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Full text of "Allgemeines Handbuch der Freimaurerei"

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Ostpreussen  .  .  . 
Westpreussen  .  .  . 
Brandenburg  .  .  . 
Pommern  .... 

Posen   

Schlesien    .   .   .  . 

Sachsen   

Schleswig-Holstein  . 
Hannover  .  .  .  . 
Westfalen  .  .  .  . 
Hessen-Nassau  .  . 
Rheinprovinz  .   .  . 


Preussen  .  . 
Bayern  .  . 
Sachsen  .  . 
Württemberg 
Baden  .  . 
Hessen   .  . 


Mecklenburg-Schwerin 
Sachsen- Weimar  .... 
Meeklenburg-Strelitz  .  . 

Oldenburg  

Braunschweig  

Sachsen-Meiningen  .  .  . 
SachBen-Altenburg  .  .  . 
Sachsen-Coburg  und  Gotha 

Anhalt  

Schwarzburg-Sondershausen 
Schwarzburg-Rudolstadt  . 

Waldeck  

Reuss  ä.  L  

Reuss  j.  L  

Schaumburg-Lippe  .   .  . 

Lippe  

Lübeck   

Bremen  

Hamburg  

Elsass-Lothringen   .   .  . 


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8 


Allgemeines  Handbuch 
der  Freimaurerei:  Bd.  M-Z 


Argentinien 
Insgesamt  , 


134 


118 


67 


41 


33 


23 


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From  the  Income  of  a  Fund 
Established  in  Memory  of 

John  Burtis  Saxe  23 


f  HARVARD  COLLEGE  LIBRARY 


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From  the  Income  of  a  Fund 
Established  in  Memory  of 

John  Burtis  Saxe  23 


|  HARVARD  COLLEGE  LIBRARY^ 


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Allgemeines 

Handbuch  der  Freimaurerei, 


Zweiter  Band 
H-Z. 

Nachträge  und  Berichtigungen.  Verzeichnis  der  Namen  sämtlicher  (eingegangenen  und 
noch  thätigen)  deutschen  Groaslogen,  Logen,  Kapitel  und  Kränzchen.  Register. 


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Allgemeines 

Handbuch  der  Freimaurerei. 


Dritte, 

völlig  umgearbeitete  und  mit  den  neuen  wissenschaftlichen 
Forschungen  in  Einklang  gebrachte  Auflage 


Lamings 

Encyklöpädie  der  Freimaurerei. 


Herausgegeben  vom  Verein  deutscher  Freimaurer. 


Zweiter  Band. 


Nachträge  und  Berichtigungen.  Verzeichnis  der  Namen  sämtlicher  (eingegangenen  und 
noch  thätigen)  deutschen  Grosslogen,  Logen,  Kapitel  und  Kranichen.  Register. 


Leipzig. 

Max  Hesse's  Verlag. 
1901. 


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HARVARD 
UNIVhRSlTY' 
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Abkürzungen. 


1)  Zeitschriften. 

A.  =  Astraa.  Taschenbuch  für  Freimaurer. 
30  Bde.  1824—1870  (nach  Banden  ange- 
geben). Neue  Folge  von  1882  an  (mit 
Jahreszahlen  angegeben). 

A.  J.  =  (Altenburger)  Journal  für  Frei- 
maurerei, 1804  u.  1805;  fortgesetzt  als: 
Neues  J.  f.  Fr.,  4  Hefte.  1812,  1819,  1820. 

AQC.  =  Ars  Quatuor  Coronatorum.  Zeit- 
schrift der  Loge  Quatuor  Coronati  in 
London,  von  1888  an. 

A.  Z.  «=  (Altenburger)  Zeitschrift  für  Frei- 
maurerei, 1823—1827;  fortgesetzt  als: 
Neue  Z.  f.  Fr.,  1832/33,  1833/34,  1834, 
1835,  1836  und  Neueste  Z.  f.  Fr.  1888, 
1839/40,  1841. 

Bbl.  =  Bundesblatt.  Organ  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln in  Berlin,  von  1887  an. 

Bh.  =  Die  Bauhütte.  Zeitung  für  Frei- 
maurer, von  1858  an. 

Bat.  F.  =  Bausteine.  Mittheilungen  der 
Grossen  Freimaurer-Loge  von  Preussen, 
genannt  Kaiser  Friedrich  zur  Bundes- 
treue in  Berlin,  von  1892  an. 

Bst.  R.  =  Bausteine,  gesammelt  von  Brü- 
dern des  Logen-Bunds  Royal  York  zur 
Freundschaft  in  Berlin,  1881—1884. 

Br.  L.  =  Braunschweiger  Logen-Correspon- 
denz,  herausgegeben  von  der  Loge  Carl 
zur  gekrönten  Säule  in  Braunschweig,  seit 
1899  von  Fr.  Holtschmidtdaa.,  von  1882  an. 

BZC.  =  (Berliner)  Zirkelcorrespondenz 
unter  den  St.  Johannis-Logenmeistern  der 
Grossen  Landesloge  der  Freimaurer  von 
Deutschland,  seit  1901  Zirkelcorrespon- 
denz der  Grossen  Landesloge  der  Frei- 
maurer von  Deutschland,  von  1872  an. 

Dr.L.=Dresdener  Logenblatt.  Handschrift 
für  dieBrüder-Mitglieder  der  Freimaurer- 
logen in  Dresden,  von  1871  an. 

FZ.  <=  Freimaurer -Zeitung,  von  1847  an. 

H.  L.  =  (Hamburger)  Logenblatt.  Hand« 
schrift  für  die  Brüder -Mitglieder  der 
unter  Constitution  der  Grossen  Loge 
von  Hamburg  arbeitenden  fünf  ver- 
einigten Logen,  von  1868  an. 


HMW.  —  (Hamburger  Medaillenwerk).  Ab- 
bildungen freimaurerischer  Denkmünzen 
und  Medaillen.    Hamburg  1898,  1899. 

HZC.  «=  Hamburgische  Zirkel-Correspon- 
denz.  Maurerische  Arbeiten  aus  dem 
Kreise  der  Grossen  Loge  von  Hamburg. 
Bis  1867  nur  nach  Nummern  (147);  dann 
in  Jahrgängen  von  1896  an. 

L.  =  Latomia.  Freimaurerische  Viertel- 
jahrs-Schrift (von  1868  an  als  Jahrbuch). 
29  Bde.  1842—73  (nach  Banden  ange- 
geben). Neue  Folge  von  1878  an  (nach 
Jahreszahlen  angegeben). 

Mb.  =  Die  Maurerhalle.  Zeitschrift  für 
Freimaurerei.  1842—1845. 

M.L.=  Mecklenburgisches  Logenblatt,  von 
1871  an. 

O.  =  Orient.  Amtliches  Organ  der  Jo- 
bannnis- Grossloge  von  Ungarn,  von 
1873  an. 

R.=  Am  Reissbrete.  Handschriftliche  Mit- 
theilungen aus  den  fünf  unabhängigen 
Logen,  von  1875  an. 

Sl.  =  Signale  für  die  deutsche  Maurerwelt, 
herausgegeben  von  J.  G.  Findel,  vou 
1895  an. 

S.  L.  =  Schlesisches  Logenblatt,  von 
1881  an. 

W.  J.  =  (Wiener)  Journal  für  Freymaurer. 
1784—1786. 

Z.  =  Der  Zirkel.  Eigentum  und  Organ  der 
Humanitas  in  Wien,  von  1871  an. 

Zd.  =  Der  Ziegeidecker  im  Osten  von  Alten- 
burg. 1837—1854. 


2)  Ortsnamen. 

Altbg.  =  Altenburg. 
Brl.  =  Berlin. 
Brei.  =  Breslau. 
Dresd.  =  Dresden. 
Frkf.  =  Frankfurt. 
Hmbg.  =  Hamburg. 
Hann.  =  Hannover. 
Lpz.  =  Leipzig. 
Nürnb.  =  Nürnberg. 
Stuttg.  =  Stuttgart. 


Die  übrigen  Abkürzungen  bedürfen  keiner  weitern  Erklärung  (MS.  =  Manuskript). 


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Maas»,  Johann  Gebhard  Ehrenreich, 
Psycholog,  geb.  26.  Febr.  1766  in  Krot- 
torf bei  Halberstadt,  gest.  23.  Dez.  1828, 
wurde  1791  ausserordentlicher  und  1798 
ordentlicher  Professor  der  Philosophie  in 
Halle.  —  Aufgenommen  in  den  Freimaurer- 
bund in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in 
Halle  8.  Nov.  1814,  trat  M.  1817  der  Schot- 
tenloge bei,  deren  Obermeister  er  im  Mai 
1823  wurde.  Er  hat  sich  besonders  als 
Redner  ausgezeichnet.  Gedruckt  sind  von 
ihm:  »Rede  in  der  Loge  Zu  den  drei  De- 
gen zu  Halle  am  Jahrestage  der  Völker- 
schlacht, den  18.  Okt.  1817«  und  «Drei 
Reden  in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in 
Halle*  (1818). 

Mabeignac.  So  soll  sich,  nach  der  von 
Starck  (s.  d.)  dem  Heermeister  v.  Hund  (s.  d.) 
übergebnen  »neuen  Geschichte  des  Tem- 
pelordens«, Aumont  (der  nachher  zum 
Grossmeister  erwählt  sein  soll)  1310  bei 
seiner  Flucht  nach  Irland  genannt  haben. 

Hacbenac,  s.  Makbenac. 

Macdonald,  Etienne  Jacq.  Jos.  Alex., 
Herzog  von  Tarent,  einer  der  berühm- 
testen Marschälle  Napoleons  I.,  geb.  17. 
Nov.  1765  in  Sancerre  (Cher),  gest.  24. 
Sept.  1840  auf  Beinern  Schlosse  Courcelles 
bei  Guise,  war  noch  1814  Mitglied  des 
Grossorients  von  Frankreich  als  Grand 
Administrateur  der  Grande  Loge  sym- 
bolique. 

Mächtig  (puissant)  und  die  Verstärkun- 
gen sehr  mächtig,  dreifach  mächtig  (tres- 
puissant,  trois  fois  puissant)  sind  die  Ehren- 
beiwörter der  Vorsitzenden  in  manchen 
Hochgraden  des  schottischen  Ritus. 

Maekey,  Albert  G.,  Doktor  der  Arznei- 
wissenachaft  zu  Charleston  in  Südcarolina 
(Nordamerika),  Grossschriftführer  und 
GroBsredner  der  Grossloge  von  Südcarolina 
u.s.w.,  gest.  20.  Juni  1881.  ist  der  Verfasser 
mehrerer  Schriften  über  Freimaurerei,  wo- 
von die  eine:  »A  Lexicon  of  Freemasonry : 
containing  a  definition  of  all  its  communi- 
cable  terms,  notices  of  ite  history,  tradi- 
tions  and  antiquities«  (Lexikon  der  Frei- 
maurerei, enthaltend  eine  Erklärung  aller 
ihrer  mitteilbaren  Ausdrücke  und  Be- 
merkungen Ober  ihre  Geschichte,  Über- 
lieferungen und  Altertümer),  bereits  1860 
in  fünfter  Auflage  erschienen  war  und  in 
England  mit  Ergänzungen  von  Donald 
Campbell,  Herausgeber  des  schottischen 
maurerischen  Kalenders,  versehen,  nachge- 
druckt wurde.  Das  Buch  strotzt  von  den 
gröbsten  Verstössen  gegen  die  wahre  mau- 
rerische Geschichte  und  ist  insofern  gänz- 
lich unbrauchbar,  immerhin  aber  interessant 
dadurch,  dasa  man  manches  daraus  erfährt 
über  die  in  Amerika  üblichen  Hochgrade 

Allgemein»«  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


mit  ihren  Gebräuchen;  denn  der  Verfasser 
nimmt  in  diesen  eine  hervorragende  Stelle 
ein.  Angehängt  ist  ein  Verzeichnis  der 
unter  den  Grosslogen  von  England,  Schott- 
land und  Irland  arbeitenden  Logen.  Die 
englische  Ausgabe  versucht,  dieses  ameri- 
kanische trübe  Gebräu  ihren  Lesern  mund- 
gerecht zu  machen,  was  ihr  aber  nur  sehr 
teilweise  gelungen  ist.  Von  M.'s  übrigen 
Werken  mögen  erwähnt  werden:  »A 
Manual  of  the  Lodge« ;  »The  Book  of  the 
Chapter«;  »A  Text -Book  of  Masonic 
Jurisprudence«  (7.  Aufl.  New  York  1889); 
»Cryptic  Masonry«:  »Masonic  Ritualist«; 
»The  Öymbolic  of  Freemasonry«  und  »Ma- 
sonic ^arliamentary  Law«. 

MacKlnley,  William,  Präsident  der 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika, 
geb.  28.  Juni  1844  in  Niles  (Ohio),  Hess 
Bich  1867  in  Canton  (Ohio)  als  Rechtsan- 
walt nieder,  wurde  1877  in  den  Kongress 
gewählt,  1891  Gouverneur  von  Ohio  und 
1896  Präsident  der  Union.  Er  gehört  dem 
Freimaurerbunde  Beit  1.  Mai  1865  an,  wo 
er  in  einer  Loge  in  Winchester  in  Vir- 
ginien  aufgenommen  worden  ist.  Er  hat 
an  der  Förderung  der  Freimaurerei  stets 
sehr  regen  Anteil  genommen.  [Vgl.  Bbl, 
1899,  S.  67.] 

Maeon,  s.  Freimaurer  und  Mason. 

Ma^-onia,  s.  Masonia. 

Maronnerle,  s.  Freimaurerei. 

Maconnieke  Societeiten  (Maurerische 
Gesellschaften)  war  in  den  Niederlanden  der 
Name  von  maurerischen  Klubs  zu  geselli- 
gen und  Bildungszwecken,  deren  zahlreiche 
teils  in  Verbindung  mit  den  Logen,  teils, 
obwohl  seltner,  auch  an  Orten  bestehen, 
wo  keine  Logen  sind.  Seit  1894  sind 
sie  beseitigt  und  an  ihre  Stelle  sog.  Minder- 
logen (s.  a.)  eingeführt. 

Madagaskar  (Insel  an  der  Ostküste 
Afrikas  unter  franz.  Protektorat).  Hier  be- 
steht unterm  Supreme  Conseil  von  Frank- 
reich eine  Loge  in  Antananarivo. 

Madai,  David  Samuel,  Arzt,  geb.  4. 
Jan.  1709  in  Schemnitz  in  Ungarn,  gest. 
2.  Juli  1780  in  Benkendorf  bei  Halle, 
wurde  1739  Arzt  des  Halleschen  Waisen- 
hauses und  Vorsteher  seiner  höchst  ein- 
träglichen Medikamentenexpedition.  — 
Aufgenommen  am  24.  Aug.  1744  in  der 
Loge  Zu  den  drei  goldnen  Schlüsseln  in 
Halle,  wurde  er  bald  Aufseher  und  am  12. 
Jan.  1746  Vorsitzender  Meister.  Das  blieb 
er  bis  ins  Jahr  1749,  wo  diese  Loge  ein- 
geschlafen zu  sein  scheint.  Auch  an  der 
Errichtung  der  Schottenloge  Concordia 
das.  hat  er  hervorragenden  Anteil  genom- 
men und  ihr  als  Beamter  gedient.  Der 
aus  der  zweiten  Halleschen  Loge  hervor- 

1 


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2 


Madeira  —  Magdeburg. 


gegangnen  Loge  Zu  den  drei  Degen  hat 
er  sich  nicht  angeschlossen,  obgleich  er 
deren  erste  Blüteperiode  noch  erlebt  hat. 
Das  Hamburger  Medaillcnwerk  zeigt  unter 
Nr.    81    sein    Brustbild.     Sein  Freund 
v.  Ponickau  in  Dresden  liess  1773  eine 
Denkmünze  auf  ihn  schlagen,  die  auf  dem 
Titelblatt  des  »Verzeichnisses  der  v.  M.- 
achen  Thalersammlung«  (Hmbg.  1 788 1  ab- 
gebildet und  daselbst  unter  Nr.  C815  be- 
schrieben ist.   Dieses  Verzeichnis  ist  nicht 
minder  wertvoll  für  Numismatiker,  wie 
sein  1765 — 74  in  drei  Bänden  und  drei 
Fortsetzungen  herausgegebnes  »Vollstän- 
diges Thalercabinet«.  Seine  grosse  Samm- 
lung seltner  Thaler  wurde  1788  in  Ham- 
burg versteigert.    [Vgl.  FZ.  1886,  S.  209.] 
Madeira  (portug.  Insel  im  Atlantischen 
Ozean).    Hier  bestanden  in  den  siebziger 
Jahren  des  19.  Jahrhunderts  drei  Tochter- 
logen des  Grande  Oriente  Lusitano  Unido, 
von    denen   1884  nur  noch  die  älteste 
(Liberdade)  thätig  war.   Über  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Freimaurerei  auf  M. 
hat  sich  nichts  ermitteln  lassen. 
Madras,  s.  Ostindien. 
Magdeburg  (Hauptst.  der  preuss.  Pro- 
vinz Sachsen,  214424  E.).   Nachdem  schon 
1760  von  den  zahlreich  in  M.  anwesenden 
französischen  und  andern  kriegsgefangnen 
Offizieren  maurerische  Zusammenkünfte 
gehalten  worden  waren,  vereinigten  sich 
Anfang  1761    eine  Anzahl  dortiger  zur 
französischen  Kolonie  gehöriger  Kaufleute 
und  einige  andre  Deutsche  zur  Gründung 
1)  einer  Loge,  die  von  der  Loge  La  Con- 
corde in  Berlin  unter  dem  Namen  La 
felicite"  23.  Febr.  1761  gestiftet  und  deren 
Gründung  4.  Mai  1761  von  der  Berliner 
Mutterloge  (Zu  den  drei  Weltkugeln)  ge- 
nehmigt wurde.   Infolge  bald  entstandner 
Irrungen  zwischen  den  französischen  und 
den  deutschen  Mitgliedern  spaltete  sich 
diese  Loge  in  zwei,  von  denen  die  eine 
jenen  Namen  beibehielt,  die  andre  aber 
sich  den  Namen  Zur  Beständigkeit 
(La  constance)  erwählte,  unter  dem  sie 
28.  Dez.  1761  zum  erstenmal  arbeitete;  ihre 
Stiftungsurkunde  ist  vom  28.  Febr.  1762. 
Gleichzeitig  mit  der  erstgenannten  war 
übrigens  auch  3)  eine  schottische  Loge 
von  der  Berliner  Schottenloge  L'harmonie 
25.  Febr.  1761   und  ebenso  4)  bei  der 
Loge  Zur  Beständigkeit  eine  solche  von 
der  Mutterloge  gestiftet  worden.  Neben 
diesen  Logen  entstanden   bald  nachher 
noch  infolge  ähnlicher  Veranlassung  meh- 
rere andre,  die  jedoch  nur  ein  kurzes  Da- 
sein hatten,  so  5)  1762  eine  Loge  Par- 
faite  union,    die  aus  österreichschen, 
württembergschen  und  schwedischen  Offi- 
zieren bestand,   5.  März   1762  von  der 
Grossen  National-Mutterloge  gegründet  und 
von  den  erstgenannten  im  Oktober  1762 
nach  Königsberg  verlegt  wurde,  und  6) 
eine  Winkelloge  Zur  unverfälschten 
Weisheit,  von  der  aus  dem  Mai  1762 


Nachrichten  vorliegen.     Von   der  Loge 
unter  1  sind  nur  noch  vereinzelte  Spuren 
ihrer  Thätigkeit  bis  1766  vorhanden,  und 
erst  1778  wurde  sie  erneuert.    Die  bei- 
den andern  Johannislogen  unter  2  und  5 
nahmen  1762  das  sogenannte  Clermontsche 
System  {s.  d.)  an,  und  die  Errichtung  eines 
Kapitelsder  höhern  Grade  unter  dem  Namen 
Capitulum   Stuttgardianum  durch  Rosa 
(s.  d.)  hing  hiermit  zusammen.    Nach  Be- 
endigung des  Siebenjährigen  Kriegs  wurde 
von  den  zurückkehrenden  Offizieren  des 
» Altbraunschweigschen    Regiments  <  7) 
eine  Militärloge  Les  trois  colonnes 
28.  Okt.   1763  in  M.  gegründet,  womit 
die  Errichtung  8)  einer  Schottenloge  He- 
bron 29.  Okt.   desselben  Jahres  durch 
Schubart   (s.  d.)  verbunden  war.  Beide 
Logen  standen  in  guten  Beziehungen  neben- 
einander, doch  erlischt  mit  dem  Übertritt 
der  Loge  Zur  Beständigkeit  zur  strikten 
Observanz  17.  Jan.  1767  jede  Spur  ihrer 
Thätigkeit,  und  auch  von  der  Loge  Zu  den 
drei  Säulen,  die  dieses  System  ablehnte,  sind 
über  jenes  Jahr  hinaus  keine  Nachrichten 
mehr  vorhanden.  —  Infolge  der  Gründung 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  wurde 
die  maurerische  Thätigkeit  in  M.  wieder 
erweckt  und  24.  Dez.  1777  9)  die  Loge 
Zu  den  drei  Kleeblättern  von  ersterer 
gestiftet,  die  aber  nur  wenige  Jahre  in  M. 
blieb  und  mit  der  Versetzung  ihres  Meisters 
!  vom  Stuhl  nach  Aschersleben  (s.  d.)  ver- 
;  legt  wurde.  Dies  führte  zur  Erneuerung  der 
LogeZur  Glückseligkeit  (unter  1)  durch 
1  die  Grosse  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
!  Weltkugeln  28.  Sept.  1778.    Sie  nahm  im 
Dezember  1778  zu  Ehren  des  Herzogs  Ferdi- 
nand von  Braunschweig  (s.d.),  der  sie  später 
auch  häufig  besuchte,  den  Namen  Fer- 
i  dinand  zur  Glückseligkeit  an  und 
kräftigte  sich  bald  durch  Organisation  und 
Verbesserung  ihrer  Gesetze.     Auch  die 
altschottische  Loge  Friedrich  zur  grü- 
nenden Linde  wurde  5.  März  1783  wieder 
eingesetzt.     1791   erwarb  die  Loge  ihr 
jetziges  Grundbesitztum  Neueweg  6  und  7. 
Die  politischen  Verhältnisse  brachten  1794 
eine  ganz  kurze  Unterbrechung.  Man  ver- 
besserte in  den  letzten  Jahren  des  18. 
Jahrb.  die  Gesetze  und  Rituale  der  Jo- 
hannisloge und  1800  die  der  Schottenloge. 
Während    der    französischen  Besetzung 
arbeitete  1807  in  M.  auch  eine  französische 
Militärloge  Les  enfants  de  Napoleon. 
Nach  dem  Tilsiter  Frieden  liess  sich,  um 
ihre  Selbständigkeit  zu  retten,  die  bei  der 
Loge  Ferdinand  zur  Glückseligkeit  seit 
23.  Okt.  1763  bestehende  altschottische 
Loge    Zur    grünenden    Linde  von 
der  Grossen  National-Mutterloge  zu  Ber- 
lin   10)  zur  Provinzialloge  der  letztern 
für  Westfalen  und  Niedersachsen  1.  Sept. 
1807  erheben  und  wurde  als  solche  von 
dem   König   von    Westfalen  anerkannt, 
j  Grossmeister  war  der  bisherige  Meister  der 
I  Loge  Ferdinand  zur  Gl  ückseligkeit,  Kloster- 


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Magie. 


3 


prokurator  Schewe  (s.  d.),  der  von  1784 
Dia  1811  an  der  Spitze  dieser  Loge  stand 
und  sich  die  bedeutendsten  Verdienste  um 
diese  erwarb.  Ihm  folgte  der  bisherige 
zugeordnete  Grossmeister  Präfekt  Graf 
v.  d.  Schulenburg.  Doch  wurde  diese  Pro- 
rinzialloge  von  der  Berliner  Mutterloge 
8.  Febr.  1811  wieder  aufgelöst  und  die  in 
M.  bestehende  Johannis-  und  Schottenloge 
für  isoliert  erklärt,  worauf  sich  11)  ein 
»Direktorium  der  Grossen  Mutterloge 
Friedrich  zur  grünenden  Linde«  in  M. 
gründete.  Nach  der  Wiederherstellung 
der  preussischen  Oberherrschaft  erfolgte 
8.  Okt.  1814  die  Wiedereinsetzung  der 
IvOge  Ferdinand  zur  Glückseligkeit  (oben 
unter  1)  und  deren  Wiederaufnahme  in  den 
Bund  der  Grossen  National-Mutterloge,  dem 
die  des  delegierten  Innern  Orients,  28.  April 
1815  und  der  altschottischen  Loge  29.  Mai 
1815  folgte.  —  Vorübergehend  war  übri- 
gens hier  auch  12)  eine  französische  Loge 
Laresolution  (Reglements  vom  26.  Dez. 
1818]  thätig.  —  Am  22.  Nov.  1858  besuchte 
der  Protektor  Kaiser  Wilhelm  I.  als  Prinz 
von  Preussen  eine  Arbeit  in  der  Loge 
Ferdinand  zur  Glückseligkeit.  Wahl- 
spruch: Felix  nos  tenet  copula.  Mit- 
gliederzahl (1899):  545.  Vers.  Freitags. 
Ferien:  Juli  und  August.  Klub:  täglich. 
21  milde  Stiftungen  mit  214000  M.  Ge- 
samtkapital. Hausgesetze  vom  6.  Juni 
1888.  —  Denkmünze  zur  Säkularfeier  1861. 
(HMW.  Nr.  125.)  [Vgl.  Geschichte  der 
Loge  von  Lincke  (1824)  und  Funk  (1845 
und  1861);  Funk,  Vortrag  über  die  älteste 
Geschichte  der  Loge  (1845).]  Bücherver- 
zeichnis der  Loge  von  1878  mit  Nach- 
trag von  1884.  —  18)  Unter  der  Grossen 
Loge  Royal  York  wurde  unter  dem  Na- 
men Harpokrates  8.  Febr.  1826  eine 
weitere  Loge  gestiftet  und  5.  Juni  1826 
eingeweiht.  Mitgliederzahl  (1899):  159. 
Vers.  Dienstags.  Klub:  Sonnabends.  Eig- 
nes Logenhaus  Gr.  Münzstrasse  10. — Neben 
ihr  besteht  14)  ein  Innerer  Orient.  — 
15)  Auch  die  Grosse  Landesloge  in  Berlin 
eröffnete  80.  Okt.  1898  da«,  eine  Loge  unter 
dem  Namen  Hohenzollern,  treu  und 
beständig.  Mitgliederzahl  (1899):  81. 
Logen  lokal:  Cafe*  Hohenzollern. 

Magie.  Mit  diesem  Worte  werden  allerlei 
Vorstellungen  verbunden,  die  zum  grossen 
Teil  weit  auseinanderfallen  und  sich 
über  das  ganze  Nachtgebiet  der  Natur- 
und  Geistererscheinungen  erstrecken.  Im 
wesentlichen  ist  die  M.  eine  Tochter  des 
Heidentums  und  gründete  sich  auf  den 
Satz,  dass  der  Mensch  mit  Hilfe  und  im 
engen  Verein  mit  seinem  höhern  und  gött- 
lichen Ursprung  in  sich  und  ausser  sich 
einer  höhern  Wirksamkeit  fähig  werde,  die 
ihn  zum  Herrscher  über  seine  eigne  und 
die  äussere  Natur  mache.  Das  Gebet  und 
die  Kraft  des  lebendigen  Wortes  sind  es. 
durch  die  der  Mensch  mit  zwingender  una 
lösender  Gewalt  auf  die  Gesamtregion  der 


höhern  und    niedern  Natur  zu  wirken 
vermag.    Dies  ist  die  bessere,  höhere  M. 
Dass  sich,  da  bei  den  ältesten  bekann- 
ten Völkern  der  ausschliessliche  Besitz 
aller  Kenntnisse  in  den  Händen  der  Priester 
befand,  diese  in  den  Vordergrund  zu  stellen 
wussten,  ist  ebenso  erklärlich,  als  dass  sie 
ihre  Kenntnisse  in  tiefes  Dunkel  und  ver- 
wickelte Rätsel  hüllten,  um  dadurch  Einfluss 
auszuüben  und  sich  als  so  mächtig  dar- 
zustellen, dass  es  rätiieh  erschien,  ihrem 
Willen  zu  gehorchen.    Neben  dieser  M. 
bildete  sich  eine  andre  aus,  die  auf  die 
Lehre  von  den  Dämonen  fussend,  darauf 
ausging,  Bich  diese  dienstbar  und  unter- 
würfig zu  machen.    Neben  dieser  Dämono- 
magie  entfaltete  sich  die  Geisterseherei, 
die  zunächst  darin  besteht,  dass  einer  die 
Geister  in   den  Sinnen  wahrnehmbarer 
Weise  sich  darzustellen  und  sie  andern 
erscheinen  zu  lassen  vermag.  Damit  hängt 
die  Lehre  vom  Magnetismus  und  Od  zu- 
sammen, Dinge,  deren  Dasein  nicht  ge- 
leugnet werden  kann,  wenngleich  der  Be- 
trug,  der  damit  getrieben  wurde,  den 
Glauben  an  das  Dasein  dieses  Schatten- 
lebens der  menschlichen  Seele  erschütterte. 
Schelling  findet  in  der  M.  eine  Entartung 
einer  höhern,  frühem  Disziplin.   So  gut 
wie  die  Astrologie,  die  Alchemie,  die  Amu- 
lette, die  Geisterseherei,  die  Gnosis  in  dieses 
Gebiet  gehören,  so  ebenfalls  GoStie,  Theur- 
gie,  Deuteroskopie,  Schatzgräberei,  Traum- 
deuterei  u.  s.  w.,  und  in  gewisser  Weise  die 
Fetischdiener,  Schamanen,  die  wahrsagen- 
den Zigeuner  und  indianischen  Medizin- 
männer.  Wahres  und  Falsches  liegt  hier 
so  nahe  beieinander,  dass  die  Grenzen  kaum 
zu  erkennen,  der  Gegenstand  selbst  aber 
wohl   einer  tiefem   eingehenden  Unter- 
suchung würdig  ist.  Denn  neben  Betrügern, 
wie  Cagliostro  und  Schrepfer,  die  durch 
ihre  Geistererscheinungen,  denen  sie  ein 
freimaurerisches  Mäntelchen  umhingen,  der 
wahren  Freimaurerei  nicht  wenig  schade- 
ten, finden  wir  auch  die  edelsten  Männer 
wie  Kleuker,  v.  Meyer,  Passavant  und 
Ragon,  die  der  M.  im  edeln  Sinne  des 
Wortes  huldigten.  —  Wie  bekannt,  hat  der 
Freimaurerbund  das  nicht  zu  beneidende 
Schicksal  gehabt,  verschiednen  geheimen 
Gesellschaften    mit  verschiedenartigsten 
Zwecken  als  Unterschlupf  und  Deckmantel 
dienen  zu  müssen,  und  so,  wie  er  mit  den 
Rosenkreuzern  (s.  d.)  zusammengeworfen 
wurde,  konnte  er  auch  nicht  dem  Verdacht 
entgehen,  der  M.  zu  dienen,  einem  Ver- 
dacht, den  gewissenlose  Betrüger  auf  das 
schamloseste  auszubeuten  verstanden.  Die 
I  freimaurerische   Presse    betrachtete  die 
|  M.  der  alten  Perser  zwar  meist  objektiv 
und  kam  selbst,  wie  das  Archiv  für  Frei- 
maurer und  Rosenkreuzer,  H,  83,  wo 
I  die  M.  abgehandelt  wird,  zu  dem  vernünf- 
tigen Schluss:  »die  Freimaurerei  hat  mit 
der  M.  nichts  zu  schaffen«,  aber  die  Stelle 
in  Andersons  (s.  d.)  Konstitutionenbuch 

1* 


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4  Magier 

(London  1783),  S.  23,  in  der  ea  heisst,  dass 
die  Schüler  desZoroaster,  des  Großmeisters 
der  Magier,  die  Erfinder  der  Geometrie  ge- 
wesen und  in  jenen  Gegenden  noch  viele  der 
alten  Gebräuche  der  Freimaurer  beibehalten 
wären,  scheint  die  unschuldige,  missver- 
standnc  Ursache  gewesen  zu  sein,  M.  und 
Freimaurerei  zu  verschmelzen.  Anderson 
nennt  die  Magier  ihrer  Bauten  halber  Frei- 
maurer, wie  er  es  auch  mit  andern  Gesell- 
schaften und  Männern  des  Heidentums  und 
der  christlichen  Kirche  gemacht  hat.  Dies 
und  manche  andre  Behauptungen  haben 
dazu  beigetragen,  die  Begriffe  zu  ver- 
wirren, und  sind  Ursache  gewesen,  dass 
neben  dem  Rosenkreuzerwesen  sich  auch 
vermeintliche  Freimaurer,  die  nebenbei 
sogar  mit  höherer  Kenntnis  prunkten,  wie 
Cagliostro  (s.  d.)  und  Schrepfer  (s.  d.),  als 
Geisterseher  auftraten  und  auf  diese  Weise 
die  Welt  betrogen  und  die  Freimaurer  in 
Übeln  Ruf  brachten.  Neben  diesen  beiden 
Männern,  denen  sich  andre  anreihten,  gab 
es  aber  auch  einzelne  mystische  Systeme,  wie 
das  hermetische  (s.  d.)  und  die  harmonische 
Gesellschaft  (s.  d.),  die  sich  mit  solchen  Aben- 
teuerlichkeiten abgaben.  Ja  von  den  jetzt 
noch  bestehenden  Systemen  giebt  es  ein- 
zelne, die  in  ihren  höhern  Graden  hart  an 
der  Grenze  dieser  Schwärmerei  hinschwei- 
fen, und  selbst  in  der  neuern  Zeit  waren 
einzelne  Freimaurer,  wie  Krebs  (s.  d.), 
nicht  ganz  frei  von  einem  mystisch- 
magischen Anflug  und  versuchten  ihre 
Ansichten  dem  maurerischen  Unterricht 
einzupflanzen. 

Magier  hi essen  die  Priester  der  alten 
Perser  und  Meder,  die  Zoroaster  in  der 
letzten  Hälfte  de«  7.  Jahrh.  v.  Chr.  einer 
Reform  unterwarf,  der  zufolge  sie  in  drei 
Ordnungen  geteilt  oder  wohl  die  drei  schon 
bestehenden  Klassen  nur  abgegrenzt  und 
organisiert  wurden.  Sie  waren  ihrer 
Kenntnisse  wegen,  namentlich  wegen  ihrer 
(angeblichen)  Prophetengabe  und  wegen 
ihrer  übernatürlichen  Wissenschaften  ge- 
priesen. Später  verflachte  sich  der  Begriff 
immer  mehr  und  ward  auf  alle  Personen 
übertragen,  denen  die  Kenntnis  tieferer 
Weisheit  und  Ausübung  höherer  Natur- 
kräftc  zugeschrieben  wurde.  Sogar  ein 
Orden  derM.  wird  erwähnt,  der  im  17.  Jahrh. 
in  Florenz  entstanden  und  später  eine 
Unterabteilung  der  Brüder  des  Rosen- 
kreuzes gebildet  haben  soll. 

Magistri.  Summi  M.  (Supermagistri) 
ordinis  Templariorum  heissen  die  Tempel- 
meister; sie  werden  von  der  Stiftung  des 
Ordens  bis  zu  Molays  Hinrichtung  in  dem 
1766  von  Hund  seinen  Anhängern  mitge- 
teilten, auch  im  roten  Ordensbuch  (s.  d.) 
enthaltnen  Auszug  aus  der  Geschichte  des 
Ordens,  zum  Teil  mit  ganz  andern  Namen, 
auch  weniger  (statt  22  nur  19)  aufgeführt, 
als  jetzt  geschichtlich  erwiesen.  Ihre  Namen 
finden  sich  in  der  vorigen  Auflage  n, 
S.  268. 


—  Maier. 

Magnan,  Bern.  Pierre,  Marschall  von 
Frankreich,  geb.  7.  Dez.  1791  in  Paris, 
gest.  das.  29.  Mai  1865,  ausgezeichneter 
Soldat,  ein  eifriger  Anhänger  NapoleonsIII., 
wurde  durch  kaiserlichen  Erlaas  vom 
11.  Jan.  1862  dem  Grossorient  von  Frank- 
reich als  Grossmeister  zugewiesen,  wiewohl 
er  nicht  Maurer  war  und  erst  dazu  auf- 
genommen werden  musste,  und  als- 
dann 8.  Febr.  1862  eingesetzt.  Wie  man 
auch  über  diesen  kaiserlichen  Eingriff 
denken  mag,  so  hat  M.  doch  bewiesen, 
dass  es  ihm  aufrichtig  um  Hebung  der 
französischen  Maurerei  und  Beseitigung 
aller  ihrer  Übelstände  zu  thun  war.  Nach 
Ablauf  der  bestimmten  Zeit  seiner  Gross- 
meisterschaft legte  er  sein  Amt  nieder  und 
veranlasste  im  Mai  1864  durch  seine  Bitte 
den  Kaiser,  den  Logen  das  Recht  der 
Grossmeisterwahl  zurückzugeben.  Hierauf 
wurde  er  am  9.  Juni  1864  wiedergewählt, 
starb  aber  schon  im  folgenden  Frühjahr. 
[Vgl.  Bh.  1865,  S.  191.  FZ.  1861,  S.  270.] 
Mahlmann,  Siegfried  Aug.,  Dichter, 
geb.  18.  März  1771  in  Leipzig,  gest.  das. 
16.  Dez.  1826,  studierte  die  Rechte  und 
leitete  seit  1805  die  »Zeitung  für  die  ele- 
gante Welt«  und  1810—18  auch  die  »Leip- 
ziger Zeitung.«  Von  ihm  erschienen  »Sämt- 
liche Gedichte«  (Halle  1825;  5.  Auflage, 
Lpz.  18631;  »Sämtliche  Werke«  (8  Bde., 
Lpz.  1839—40).  —  M.  trat  5.  April  1796  in 
den  Freimaurerbund  als  Mitglied  der  Loge 
Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig 
und  war  1808—11  Redner  und  von  1818 
bis  zu  seinem  Tode  Meister  vom  Stuhl 
dieser  Loge,  wo  er  durch  männliche  Würde, 
Adel  der  Gesinnung  und  begeisternde  Be- 
redsamkeit Grosses  und  Unvergcssliches 
geleistet  hat.  Er  gab  heraus  »Liederbuch 
Her  Loge  Minerva«  (Lpz.  1822).  Mehrere 
Beiner  in  der  Loge  gehaltnen  Reden  finden 
sich  in  der  Freiraaurerzeitung,  1859,  Nr.  8, 
31,  82,  84,  35,  87,  41.  Die  bekanntesten 
!  von  M.'s  Freimaurerlicdern  sind:  »Freude, 
i  holdes  Götterkind«,  »Tiefe  Trauer  eint  uns 
hier«  und  »Was  ist's,  das  unsterbliche 
Geister  entzückt«.  [Vgl.  Wendt,  Trauer- 
,  rede  und  Nekrolog  am  Sarge  M.'s  (Altbg. 
1827).  Zwei  Arbeiten  in  der  Loge  Minerva 
zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig  (1896). 
R.  Fischer,  Deutsche  Geistesheroen  (Lpz. 
1881),  S.  71.  FZ.  1863,  S.  153;  1871,  S.  209; 
1879,  S.  273;  1896,  S.  131.  L.  1896,  S.  68. 
R.  1887,  S.  70.] 

Maier,  Gustav,  Kaufmann,  geb.  6.  Sept. 
1844,  aufgenommen  in  den  Freimaurerbund 
13.  Mai  1875  in  der  Loge  Karl  zu  den  drei 
Ulmen  in  Ulm,  schloss  sich  später  der 
Loge  Friedrich  zur  ernsten  Arbeit  in  Jena 
an  und  lebt  als  Rentner  in  Zürich.  Er 
schrieb  »Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Ulm«  (Ulm  1877);  »Mehr  Licht!  Ein  Wort 
zur  Judenfrage  an  unsre  christlichen  Mit- 
bürger« (Ulm  1881);  »Weltliche  Freimau- 
rerei, ein  Beitrag  zur  humanistischen  Be- 
wegung innerhalb  der  deutschen  Freimau- 


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Maifeste  —  Mainz. 


5 


rerei«  (1888);  »Beiträge  zur  Humanitäts- 
lchre.  (1889). 

Mal  feste,  s.  Frühlingsfeste. 

Mailand  (St.  im  Königr.  Italien,  [1898] 
426500  E.).  Hier  hat  unter  dem  Grossorient 
von  Italien  eine  deutsche  freimaurerische 
Vereinigung  Zur  Verbrüderung  bestan- 
den, gegr.  28.  Dez.  1871,  die  aber  nach 
1885  wieder  eingegangen  ist. 

Maine,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  Geschichte  der  Frei- 
maurerlogen das.  bis  1820  fällt  mit  der  des 
Staates  Massachusetts  zusammen.  Die  erste 
Loge  wurde  durch  die  Provinzialgrossloge 
von  Massachusetts  (Modern  Masons)  1762 
in  Falmouth,  Casco  Bay,  errichtet.  Die 
Grossloge  von  M.  wurde  24.  Juni  1820  durch 
24  Logen  gebildet  [vgl.  Amer.  Freemason 
(1858),  I,  298]  und  zugleich  durch  die 
Staatsbehörden  mit  Körperschaftsrechten 
versehen.  Der  Staat  wurde  in  sechs  Distrikte 
mit  Distriktsdeputierten  Grossmeistern  ein- 
geteilt, die  Einsetzung  durch  den  Gross- 
meister von  New  Hampshire  vollzogen. 
Schon  1822  bestanden  40  Tochterlogen, 
1829  deren  58.   Von  da  an  nahm  die  Zahl 
infolge  der  Maurerverfolgung  mit  grosser 
Schnelligkeit    ab;    nur    einige  wenige 
haben   sich   aufrecht  zu   erhalten  ver- 
mocht.    Die   Grossloge   blieb  den  An- 
griffen gegenüber  zurückhaltend,  empfahl 
ihren  Tochterlogen,  durch  gute  Thaten 
die  Verleumdungen  zu  widerlegen,  und  sah 
sich,  als  die  Grossloge  von  Südcarolina 
wegen  Brandschadens  um  eine  Geldunter- 
stützung nachsuchte,  genötigt,  ihr  1839  zu 
erwidern,  dass  fast  alle  Logen  vollständig 
ruhten,  dass  infolge  davon  die  Geldmittel 
sehr  spärlich  zuflössen  und  die  geringen 
noch  vorhandnen  Fond»  nur  das  Nötigste 
zur   Deckung   der    laufenden  Ausgaben 
brächten.    Am  4.  Juli  1832  hatte  eine  anti- 
maurerische  Staatskonvention  in  Augusta 
stattgefunden;  der  Behörde  wurde  1834 
eine  Denkschrift  wegen  außergerichtlicher 
Eide  vorgelegt,  die  jedoch  unter  dem  Vor- 
wande,  dass  solche  Eide  eine  Verletzung 
des  Common  law  wären  und  keines  be- 
sondern Gesetzes  bedürften,  von  einem 
maurerischen   Ausschuss  zurückgewiesen 
wurde.  Der  Bund  erholte  sich  bald  wieder 
von  den  erlittnen  Nachteilen.    Weil  die 
Union  Lodge  Nr.  866  in  St.  Stephens  (Neu- 
braunschweig),  die  zur  Grossloge  von  Eng- 
land gehörte,  Suchende,  die  im  Bezirk  , 
der  St.  Croix  Lodge  in  Calais,  M.,  wohnten,  [ 
aufgenommen  hatte,  entspann  sich  zwischen 
England  und  M.  eine  mehrere  Jahre  sich 
hinziehende    Verhandlung    wegen  des 
Sprengelrechts,  das  von  der  amerikanischen  J 
Grossloge  in  Schutz  genommen,  von  Eng- 
land aus  bestritten  wurde;  das  drohende  j 
Zerwürfnis  wurde  durch  Auflösung  der  ; 
Union  Lodge  abgewendet.    Am  24.  Juni  j 
1862  wurde  die  hundertjährige  Einführung 
der  Freimaurerei  nach  M.  in  Portland  auf 
glänzende  Weise  gefeiert.   Die  Grossloge  I 


zählte  1898  193  Logen  mit21 953  Mitgliedern. 
Sie  hat  ihren  Sitz  in  Portland.  [Zeitschrift: 
The  Masonic  Token  (Portland).] 

Mains   (St.   im   G rossherzogt.  Hessen, 
76946  E.).    1)  Von  einer  Feldloge  La 
vertu,  die  hier  im  Siebenjährigen  Krieg 
bestanden  haben  soll,  sind  keine  verbürgten 
Nachrichten  vorhanden.  2)  Dagegen  wurde 
nachweislich  23.  Sept.  1765  mit  Vorwissen 
j  des  eifrigen  Sendboten  der  strikten  Ob- 
servanz, Schubart  (s.  d.),  eine  Loge  errichtet, 
die  aber  erst  am  28.  Dez.  1766  ordnungs- 
mässig  eingerichtet  wurde  und  eine  Urkunde 
empfing.    Sie  erhielt  den  Namen  Zu  den 
drei  Disteln  und  als  Ordenshaus  Fritzlar. 
Durch  die  Bemühungen  Schubarts  traten 
bald  viele  angesehene  Männer  der  Loge 
bei,  unter  ihnen  auch  hochgestellte  katho- 
lische Geistliche.  Als  aber  das  Domkapitel, 
veranlasst  durch  den  Verrat  des  Logen- 
kopisten, von  sämtlichen  Domherren  das 
eidliche  Versprechen  verlangte,  »sich  mit 
der  Maurerei  nicht  weiter  abgeben  zu 
wollen«,  und  sich  die  Loge  vor  den  Ver- 
folgungen nicht  mehr  helfen  konnte,  ver- 
legte Schubart  schon  1767  ihren  Sitz  nach 
Frankfurt  a.  M.    Mit  dieser  Bauhütte  war 
eine  Schottenloge  Wilhelm  zu  den  drei 
Rosen  verbunden.    3)   Im  Anfang  des 
Jahres  1789  traten  mehrere  Freimaurer  auf 
Veranlassung  von  Georg  Beständig  zu- 
sammen, der  von  der  Grossloge  von  Eng- 
land eine  Urkunde  vom  24.  Aug.  1786  er- 
halten hatte,  die  ihn  ermächtigte,Mitglieder 
aufzunehmen  und  Logen  zu  gründen,  und 
stifteten  mit  dem  Grafen  a  Ponte  Leon 
an  der  Spitze  die  Loge  Zum  goldnen 
Rad,  die  2.  Mai  1789  von  dem  Vertreter 
der  Grossloge  von  England  in  Deutsch- 
land, v.  Gräfe  (s.  d.),  eingeweiht  wurde,  weil 
die  Frankfurter  englische  Provinzialgross- 
loge die  Einweihung  wegen  des  fremd- 
ländischen Vorsitzenden  abgelehnt  hatte, 
obwohl  sie  die  Loge  als  rechtmässig  an- 
erkannte und  eine  Abordnung  zur  Ein- 
sotzungsfeier  entsandte,  sie  auch  in  das 
Register  von  1781  unter  Nr.  547  eintrug. 
Die  Loge  schloss  ihren  Tempel  wieder 
gegen  Ende  Nov.  1792,  als  Custine  die  Stadt 
besetzte,  und  lebte  am  25.  Juli  1806  unter 
dem  Namen  Friedrich  Karl  Joseph 
zumgoldnenRad  in  Aschaffenburg  unter 
Ladrone  als  StuhlmeiBter  wieder  auf,  der 
mit  den  meisten  von  den  70  Mitgliedern 
dem  Kurfürsten  von  M.  gefolgt  war.  4) 
Um  diese  Zeit  soll  noch  eine  andre  Loge 
in  M.  aufgetaucht  sein,  die  von  einem 
Arzte  Marchand  geleitet  gewesen  sein  soll. 
[Vgl.  Kloss,  Annalen,  8.  241.]    Diese  Mit- 
teilung erscheint  sehr  unwahrscheinlich, 
weil    nur    nach    Überwindung  grosser 
Schwierigkeiten  die  Loge  Zum  goldnen 
Rad  mit  »höchster  Genehmigung  seiner 
regierenden   kurfürstlichen   Gnaden«  in 
Arbeit  gesetzt  werden  konnte.     5)  Mit 
Gewissheit  lässt  sich  aber  annehmen,  dass 
während  der  Kriegszeit  eine  Loge  Zur 


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Makbenac  —  Maleac. 


Wunderrose  (rose  myste'rieuBe)  in  M. 
bestanden  hat,  weil  v.  Liebler  und  Fz. 
Jos.  Molitor  (s.  d.)  bei  ihrem  Anschluss  an 
die  6)  26.  April  1603  vom  Grossorient  von 
Frankreich  gestiftete  Loge  Les  amis 
rlunis  sich  als  Mitglieder  jener  »alten« 
Loge  auswiesen.  Diese  Loge  weihte  12.  Juni 
1808  mit  Genehmigung  des  Grossorients 
von  Frankreich  die  Loge  Zur  aufgehen- 
den Morgenröte  in  Frankfurt  a.  M.  ein, 
wählte  am  23.  Mai  1808  Jean-Bon  St.  Andrej 
Präfekt  des  Departements  vom  Donners- 
berge, zum  Meister  vom  Stuhl  und  nahm 
1. Mai  1809  den  Namen  Napoleon  Josö- 
phine  des  amis  r^unis  an.  Nach  dem 
Friedensschluss  suchte  die  Loge,  wie  ihre 
Frankfurter  Schwester,  beim  Landgrafen 
Karl  von  Hessen  (s.d.)  um  eine  altschottische 
Urkunde  nach,  die  ihr  2.  Okt.  1815  mit 
dem  Namen  Die  vereinigten  Freunde 
erteilt  wurde;  zugleich  wurde  ein  alt- 
schottisches Direktorium  Karl  zum  Licht 
und  eine  Mutterloge  19.  Febr.  1819  ein- 
gerichtet, der  als  Provinz  das  linke  Rhein- 
und  Mainufer  vom  Ursprung  bis  zur 
Mündung  beider  Flüsse  angewiesen  wurde. 

7)  Eine  Fcldloge  Wilhelm  zum  eisernen 
Kreuz,  am  30.  Juni  1815  von  der  Grossen 
Loge  Royal  York  gestiftet,  hatte  sich  am 
6.  Juni  1816  zu  einer  ständigen  Loge  in 
M.  erklärt  und  arbeitete  als  solche  bis  1822. 

8)  Am  19.  Juni  1818  erhielten  16  Freimaurer 
von  dem  Eklektischen  Bund  eine  Stiftungs- 
urkunde unter  dem  Namen  Ludwig  zur 
Eintracht.  Diese  Loge  wurde  21.  März 
1819  eingeweiht,  nahm  21.  April  1822  die 
Loge  Zum  eisernen  Kreuz  in  sich  auf, 
behielt  ihren  bisherigen  Namen  bei  und 
trat  zugleich  zur  Grossen  Loge  Royal  York 
über.  Nach  dem  Tode  des  Landgrafen 
Karl  von  Hessen  verband  sich  diese  ver- 
einigt« Loge  28.  Okt.  1837  mit  der  Loge 
Die  vereinigten  Freunde  (unter  6)  unter 
dem  Schutz  des  Grossherzogs  Ludwig  U. 
von  Hessen  und  dem  von  diesem  ge- 
nehmigten Namen  9)  Die  Freunde  zur 
Eintracht  und  trat  10.  Juni  1838  dem 
Eklektischen  Bunde  bei.  Infolge  der  Streitig- 
keiten innerhalb  dieser  Grossloge  wegen 
der  Entlassung  der  Loge  Carl  zum  auf- 

Sehenden  Licht  schied  sie  aber  1844  aus 
iesem  Verband  und  gründete  mit  dieser 
und  der  Loge  Johannes  der  Evangelist  zur 
Eintracht  in  Darmstadt  die  Grossloge  zur 
Eintracht  (1846).  Mitgliederzahl  (1899):  161. 
Vers,  letzten  Dienstag  im  Monat.  Eignes 
Logenhaus,  Emmeransstr.  48,  das  28.  April 
1877  vom  Feuer  zerstört  und  nach  der 
Wiedererbauung  26.  Jan.  1879  neu  einge- 
weiht wurde.  Müde  Stiftungen  vier.  Neueste 
Haus-  und  Ortsgesetze  von  1895.  [Vgl.  Nies, 
Der  Freimaurerbund  zur  Eintracht  (M 1896), 
8.  12.  Flohr,  Geschichte  der  Grossen  Loge 
Royal  York,  H,  S.  145.  Bh.  1894,  S. 
308\] 

Makbenac  (Mac  Benäh,  Macbena,  Maha- 
bone),  ein  im,  Meistergrad  bedeutsames 


Wort,  das  wahrscheinlich  aus  dem  Hebrä- 
ischen abzuleiten  ist  und  nach  gewöhn- 
licher Annahme  bedeutet:  »Er  lebt  im 
Sohne.«  Die  verschiedensten  Versuche  zur 
richtigen  Ableitung  dieses  Wortes  sind 
gemacht  worden.  [Vgl.  R.  1898,  S.  96; 
1900,  S.  31.  BZC.  1874,  8.  166;  1892,  S.  250. 
Bh.  1884,  S.  401;  1885,  8.  7,  39,  55.  Bst.  R. 
1884,  S.  67.] 

Malachias,  ein  jüdischer  Prophet,  der 
nach  Vollendung  des  zweiten  Tempeln  zur 
Zeit  Nehemias  seine  Weissagungen  bekannt 
machte.  Wie  so  mancher  Name  des  Alten 
Testaments  wurde  er  in  die  französischen 
höhern  Grade  gezogen  und  dient  in 
mehrern  derselben  als  Passwort  oder 
heiliges  Wort. 

Malakka,  s.  Straits  Settlements. 

Malczorich,  Ladislaus  A.  v..  Sekretär 
im  kgl.  ungarischen  Ministerium  des  Innern, 
geb.  8.  Nov.  1860,  betreibt  in  seinen  Muse- 
stunden kulturhistorische,  heraldisch- 
genealogische  und  okkultische  Studien.  Am 
18.  Mai  1887  in  der  Budapester  Loge  Szt. 
Istvän  (St.  Stefan)  aufgenommen,  war  er 
1888—94  Schriftführer  und  trat  nach  Auf- 
lösung der  Loge  1894  der  Loge  Corvin 
Mätyäs  bei.  Inzwischen  wurde  er  1890 
zum  Mitglied  des  »Correspondence  Circle« 
der  Londoner  Loge  Quatuor  Coronati  er- 
wählt und  ist  seitdem  als  Mitarbeiter  der 
Zeitschrift  dieser  Loge  thätig.  1891  be- 
suchte er  England,  um  die  dortige  Frei- 
maurerei an  Ort  und  Stelle  zu  studieren. 
Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  er  8.  Sept. 
1891  in  den  Royal  Arch-Grad  und  30.  Sept. 
zum  Professritter  des  englischen  Tempel- 
herren- und  Johanniterordens  geweiht. 
Kurz  vorher,  19.  Sept.,  wurde  M.  in  die 
»Societas  RoBicruciana  in  Anglia«  auf- 
genommen und  81.  Aug.  1892  ihm  der 
9.  (höchste)  Grad  des  Magus  honoris  causa 
erteilt  Am  31.  Okt.  1891  durch  das  »Grand 
Encampment«  des  Ordens  der  Templer 
und  von  Malta  in  Schottland  zum  Ritter 
des  Grosskreuzes  und  Ehrenprior  gewählt, 
wurde  er  8.  März  1892  zum  Vertreter  der 
Grossloge  von  Irland  bei  der  Grossloge 
von  Ungarn  ernannt.  Am  5.  Jan.  1894 
wurde  er  als  vollberechtiges  Mitglied  der 
Loge  Quatuor  Coronati  angenommen  und 
erhielt  den  Meisterbrief  der  Grossloge  von 
England.  Alle  diese  Auszeichnungen  ver- 
dankt er  seiner  litterarischen  Thätigkeit. 
Ausser  zahlreichen  kleinen  Aufsätzen  in 
ungarscher,  deutscher  und  englischer 
Sprache  sind  besonders  hervorzuheben. 
»A  Sketch  of  the  Earlier  History  of 
Masonry  in  Austria  and  Hungary«  und 
die  Artikelreihe  »Templaria«  in  der  Zeit- 
schrift »Ars1  Quatuor  Coronatum«,  sowie 
eine  ausführliche  Arbeit  »Templaria 
Britannica«,  Mitteilungen  über  den  bri- 
tischen Tempelherrenordeu,  in  der  Latomia 
1897—99. 

Maleac,  ein,  wie  es  den  meisten  ergangen 
ist,   offenbar   verstümmeltes  hebräisches 


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Malerbruderschaft  des  Mittelalters,  italienische  —  Mandellu. 


7 


Wort,  wird  in  verschiednen  französischen 
höhern  Graden  als  Passwort  gebraucht. 

Malerbruderschaft  des  Hittelalters, 
Italienische,  eine  Zwillingsschwester  der 
Maurerbrüderecbaft,  besonders  der  Stein- 
metzbrüderschaft, hatte  ihren  Sitz  in  Siena 
und  Florenz.  Ihre  Statuten  sind  von  1885 
und  1389;  ausserdem  besteht  noch  ein 
Statut  von  Padua  von  1441.  Eine  nähere 
Darlegung  der  Gesetze  und  Einrichtungen 
dieser  Brüderschaft  bat  Fensen  (s.  d.)  in 
der  FZ.  1885,  S.  2  gegeben,  worauf  hier 
verwiesen  werden  soll. 

Malschitzky,  Christian  Ernst  v.,  der 
bekannte    schlafende    Leibpage  Fried- 
richs II.,  geb.  23.  Sept.  1750  in  Vargow 
bei  Lupow  in  Hinterpommern,  gest.  19. 
Febr.  1835  in  Berlin,  trat  9.  Okt.  1769  in 
der  gedachten  Eigenschaft  in  die  Dienste 
des  Königs  und  gewann  dessen  Gnade 
bald  so  sehr,  dass  er  zeitweise  die  Stelle 
eines  Vorlesers  bei  ihm  vertreten  musste. 
Ein  ansehnliches  Geldgeschenk  nebst  einer 
auserlesnen  kleinen  Bibliothek  belohnte 
schon  früh  seinen  Eifer;  ja  der  König 
setzte  um  des  Sohnes  willen  der  Mutter 
eine  Pension  aus,  und  diese  Gnade  des 
Königs    ist    es,    die    dem  berühmten 
Engel  Stoff  für  das  treffliche  kleine  Lust-  j 
spiel  »Der  Edelknabe«  gegeben  hat.  Er 
wurde  von  der  Loge  Minerva  in  Potsdam  | 
21.  Nov.   1772   zum   Freimaurer  aufge- 
nommen.   1774  ernannte  ihn  der  König 
zum  Offizier  eines  Infanterieregiments  in 
Herlin.   Infolgedessen  schloss  er  sich  1775 
der  Loge  Pegase_  in  Berlin  an,  in  der 
er  bald  mehrere  Ämter  bekleidete.  König 
Friedrich  Wilhelm  IL  ernannte  ihn  1788  | 
zum  Gouverneur  des  Prinzen  Ludwig  von  I 
Preussen,  des  ältesten  Bruders  des  folgenden  j 
Königs  Friedrich  Wilhelm  III.  1793  wurde  | 
er  Major  von  der  Armee  und  in  demselben  I 
Jahre   Direktor   der   Geheimen  Kriegs-  , 
kanzlei,    1801   Oberstleutnant  und  1804 
Oberst.    Inzwischen  hatte  er  1798  das 
Amt  eines  zugeordneten  Meisters  in  jener 
Loge  übernommen  und  wurde  1806  deren 
Meister   vom   Stuhl;    1808  pensioniert, 
konnte  er  ganz  der  Loge  leben.  Er  nahm 
eine  der  wichtigsten  Stellen  ein  und  hatte 
das  Glück,  bei  voller  Gesundheit  und  Kraft 
das  Fest  eines  halben  Jahrhunderts  als  1 
Freimaurer  und  eines  Vierteljahrhunderts 
als  Führer  der  Loge  zu  feiern.  Den  Vor- 
sitz in  der  Loge  Pegase  führte  er  bis  zum 
4.  Sent.  1826. 

Malta  (brit.  Insel  im  Mittelländischen 
Meere).    1740  Hess  der  Grossmeister  des 
Malteserordens,  dem  damals  M.  gehörte, 
die  Bulle  Clemens'  XII.  gegen  die  Frei- 
maurer veröffentlichen  und  verbot  frei- 
maurerische Zusammenkünfte.    1741  ver- 
folgte die  Inquisition  die  Freimaurer  auf  I 
der  Insel,  und  6  Malteserritter  wurden  t 
lebenslänglich  von   der  Insel  verbannt.  . 
Es  wird  aber  Bchon  1771  eine  Loge  Le 
Beeret  et  l'harmonie  erwähnt,  die  damals  j 


einging  und  1788  ihre  Arbeiten  als  Tochter- 
loge der  Grossloge  von  England  wieder 
aufnahm.  Ihre  Beamten  waren  Malteser- 
ritter. Nachdem  M.  englisch  geworden 
war,  wurde  1815  ein  Provinzialgrossmeister 
für  das  ganze  Mittelländitche  Meer  von 
der  Grossloge  von  England  ernannt  und 
eine  Anzahl  von  Tochterlogen  auf  M.  ge- 
gründet. Später  wurde  Gibraltar  (s.  d.)  ab- 
getrennt und  eine  eigne  Distriktsgrossloge, 
dagegen  1869  Tunis  fs.  d.)  unter  die  Dis- 
triktsgrossloge von  M.  mitgestellt.  Jetzt 
bestehen  in  M.  7  Logen,  sämtlich  in  La 
Valetta,  davon  6  unter  der  Grossloge  von 
England,  die  in  den  Jahren  1815,  1831, 
1845,  1881  (2)  und  1899  gestiftet  worden 
sind,  und  1  unter  der  Grossloge  von  Irland, 
gest.  1851.  [Vgl.  Broadley,  The  History 
of  Freemasonry  in  M.  (1880).  Thory,  Acta 
Lat.,  S.  47.  Kapp,  Freimaurer  in  Tirol 
(Innsbruck  1867),  S.  134.] 

Maltas  Söhne  gehören  zu  den  unzähligen 
Brüderschaften,  Bünden  und  Orden  Nord- 
amerikas. Dieser  Orden  hat  sich  in  New 
York  und  einigen  andern  amerikanischen 
Städten  in  der  Mitte  des  19.  Jahrh.  ge- 
bildet und  seiner  Zeit  die  wundersamsten 
Gerüchte  hervorgerufen,  ja  man  hatte 
selbst  die  Ansicht,  dass  »man  in  den  Ge- 
bräuchen der  S.  M.  die  geheiligten  Mys- 
terien des  mosaischen  Tempels  vor  sich 
habe,  die,  wie  vielbekannt  von  den  Glie- 
dern dieser  Brüderschaft  als  für  immer 
verloren  gegangen  betrauert  würden«. 
Trotz  der  damaligen  ungemeinen  Verbrei- 
tung des  Ordens  hat  sich  alsbald  heraus- 
gestellt, dass  das  Ganze  ein  ungeheurer 
Humbug,  die  Brüderschaft  statt  eines  an- 
geblich wohlthätigen  Vereins  eine  Narren- 
zunft, ihr  Ritual  ein  Gemisch  von  schlech- 
tem Witz  sei.  Das  hat  damals  Leslie's 
Illustrated  Newspaper  enthüllt  und  zahl- 
reiche bildliche  Darstellungen  dazu  ge- 
geben. Die  Übersetzung  findet  sich  in 
L.  XVHI,  156.  Nicht  zu  verkennen  ist, 
dass  der  Orden  eine  Profanation  der  Frei- 
maurerei ist  und  die  Karrikatur  dieser 
offenbar  vorgeschwebt  hat. 

Maltisholm  (Ort  in  Schweden),  wo  im 
Juni  1778  eine  Konferenz  zwischen  dem 
Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  und 
dem  Herzog  von  Södermanland  stattfand. 
S.  Konferenzen  in  (oben  I,  S.  557). 

Mamornitza  (St.  in  der  Bukowina).  Hier 
ist  17.  April  1884  unter  dem  Grossorient 
von  Italien  eine  deutsche  Loge  Zur  Bru- 
derkette gegründet  worden  (eingew.  27. 
Juli  1884),  die  nur  kurze  Zeit  bestanden 
bat.  Damit  verbunden  war  ein  freimaure- 
risches Kränzchen  in  Czernowitz. 

Mandello,  Karl,  Schriftsteller,  geb.  22. 
Juni  1829  in  Raab,  Leiter  des  national- 
ökonomischen Teils  des  Pester  Lloyd, 
wurde  4.  Jan.  1872  in  der  Loge  Einigkeit 
im  Vaterlande  zu  Budapest  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen,  war  von  1873 
bis  1875  Meister  vom  Stuhl  der  von  ihm 


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8 


Mangourit  —  Mannheim. 


gegründeten  Loge  Kazinczy  in  Budapest 
[Einweihungsvortrag  im  O.  1873,  S.  138], 
schloss  sich  1877  der  Loge  Galilei  das. 
an  und  ist  permanenter  Obmann  des  litte- 
rarischen Komites  und  Mitglied  des  Bun- 
desrats der  Symbolischen  Grossloge  von 
Ungarn.  Durch  seine  geistvollen  Vor- 
träge gab  er  in  seiner  Loge  manche  An- 
regung; es  seien  hier  nur  genannt:  'Ar- 
beitsstoff für  alle  Logen  ohne  Unterlans, 
oder  Relation  zwischen  profanen  Beschäf- 
tigungen und  Freimaurerei«  (1888),  »Uner- 
ledigt« (1896),  »Das  alte  Hüttengeheimnis 
und  die  neuzeitliche  Freimaurerei«  (1898), 
sowie  seine  hochinteressanten  »Freimaure- 
rischen Instruktionsvorträge  mit  gesell- 
schaftswissenschaftlicher Deutung «  (7 
Hefte,  1898—96).  Auch  in  der  freimaureri- 
schen Presse  that  sich  M.  durch  gediegne 
Arbeiten  hervor,  so  z.  B.:  »Die  zweite 
Epoche  der  Freimaurerei«  (Bh.  1876)  mit 
dem  Nachweis,  dass  diese  Epoche  mit  der 
Verbreitung  der  richtigen  Gesellschafts- 
lehre zusammenfällt;  eoenda  (1878)  ver- 
wahrt sich  M.  gegen  die  Praeventivzensur 
freimaurerischer  Veröffentlichungen;  »Zu- 
sammenhang der  Mathematik  mit  der 
Freimaurerei«  (Z.  1888).  Auch  verfasste 
er  mit  J.  Stielly  die  »Fünfundzwanzig- 
jährige Geschichte  der  Loge  Galilei« 
(Budap.  1897).  Ausserdem  leitete  er  1873 
den  «Orient«,  das  amtliche  Organ  der 
Johannis-Grossloge  von  Ungarn,  seit  Ende 
1898  aber  leitet  er  in  Gemeinschaft  mit 
Dr.  Sgalitzer  im  Auftrag  seiner  Loge  die 
Zeitschrift  »Galilei«. 

Mangourit,  Michel-Ange  Bernard 
de,  Beamter  am  Präsidialhof  in  liennes, 
Stifter  der  philosophischen  Soci6te\  geb. 
21.  Aug.  1752  in  Renne*  (Ille-et-Vilaine), 
gest.  17.  Febr.  1829,  hat  vielerlei  ge- 
schrieben. Als  eifriger  Freimaurer  iBt  er 
mit  verschiednen  Schriften  herausgetreten 
und  hinterliess  nach  der  Aussage  von 
Lerouge  noch  handschriftlich  einen  »Cours 
de  philosophie  niacoimique«  in  30  Heften, 
im  Umfange  von  520  S.  Er  war  Stifter 
der  Loge  St. -Jean  d'Ecosse  des  Comman- 
deurs  du  Mont-Thabor  in  Paris  und  Gross- 
beamter des  Rite  ecossais  philosophique 
und  suchte  durch  die  Stiftung  des  Ordens 
der  Dam  es  dcossaises  de  l'hospice  du 
Mont-Thabor  die  Adoptionsmaurerei  (s.  d.) 
zu  veredeln. 

Manitoba  (Prov.  der  brit.-nordamerikan. 
Kolonie  Kanada).  Hier  errichtete  die 
Grossloge  von  Kanada  3  Logen  (die  erste 
1870),  die  12.  Mai  1875  in  Winnipeg 
eine  Grossloge  von  M.  stifteten.  1877 
bildete  sich  eine  zweite  Grossloge,  die 
sich  aber  1879  mit  der  älter n  Grossloge 
verschmolz.  Diese  zählt  jetzt  54  Logen 
mit  2413  Mitgliedern. 

Maeonel,  J  oh.  Alb.  Rudolf  .Gymnasial- 
professor, geb.  13.  Aug.  1846  in  Weissen- 
tels.  In  den  Freimaurerbund  aufgenommen 
in  der  Loge  Archimedes  zum  ewigen  Bunde 


in  Gera 21.  Dez.  1871,  wurde  er  1873  zum  Red- 
ner bestimmt,  siedelte  aber  schon  Ostern  1873 
nach  Halle  über,  wo  er  sich  1880  der  Loge 
Zu  den  drei  Degen  anschloBs.  1884  wurde 
er  Oberredner  und  bekleidet  seitdem 
Amter  in  allen  drei  Abteilungen  der  Loge. 
Mehrere  seiner,  meist  historischen  Arbeiten 
erschienen  in  der  freimaurerischen  Presse, 
aberauch  in  Sonderabdrücken,  z.B.  »Samuel 
v.  Bruckenthal,  der  Gubernator  von  Sieben- 
bürgen und  erste  Meister  vom  Stuhl  der 
ältesten  Loge  in  Halle«  (1884);  » Vor  hun- 
dertunddreiundvierzig  Jahren.  Ein  Beitrag 
zur  Hallischen  Logengeschichte«  (1887); 
»Die  Anfänge  der  schottischen  Maurerei  in 
Halle.  (1898).  —  Die  vergleichende  Be- 
schreibung einiger  Teppiche  des  Lehrlings- 
grads  (H.  L.  1882)  hat  Em.  Galani  ins  Neu- 
griechische Übersetzt  und  im  »Pythagoras« 
veröffentlicht.  [Vgl.  Hertzbergs  Geschichte 
der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in  Halle 
(1898),  8.  56,  93,  94.] 

Mannheim  (St.  im  Grossherzogt.  Baden, 
97780  E.).  I.  Sichere  Spuren  freimaure- 
rischer Bewegungen  in  M.  finden  sich  be- 
reits 1737;  damals  verbot  Kurfürst  Karl 
Philipp  21.  Okt.  1737  den  in  seinen 
Diensten  stehenden  Zivil-  und  Militär- 
beamten die  Mitgliedschaft  zur  •  Brüder- 
vereinigung des  Francs  macons«  bei  Ver- 
lust ihrer  Ämter.  1756  gründeten  Fran- 
zosen, die  der  Kurfürst  Karl  Theodor  an 
seinen  Hof  berufen  hatte,  in  M.  eine 
französisch-schottische  Loge,  die  mit  Rück- 
sicht auf  den  schottischen  Prinzen  Karl 
Eduard  (geb.  20.  Dez.  1720  in  Rom,  gest. 
30.  Jan.  1788  in  Florenz)  den  Namen  St- 
Charles  de  l'uuion  empfing.  Sie  stand 
mehrere  Jahre  unter  dem  Schutz  des 
katholischen  Pfalzgrafen  Friedrich  Michael 
von  Zweibrücken  (geb.  17.  Febr.  1724, 
gest.  15.  Aug.  1767  in  Schwetzingen),  des 
Vaters  des  ersten  Bayern königs  Maxi- 
milian Joseph.  Infolge  des  Todes  dieses 
Pfalzgrafen,  sowie  des  Einflusses  partei- 
süchtiger Bestrebungen  und  der  verwirren- 
den Bewegungen  auf  freimaurerischem 
Gebiet  löste  sie  sich  1774  auf.  Eine  An- 
zahl ihrer  Mitglieder  hatte  sich  bereits 
vorher  zu  einem  Freundschaftsbund  zu- 
sammengeschlossen, der  4.  März  1770  unter 
dem  Namen  L'Ordrc  De  L' Amitie'  und 
unter  der  Devise  Siucere  Et  Sans  Dissi- 
mulation ins  Leben  trat.  Auf  der  Rück- 
seite der  bis  jetzt  nur  in  einem  Exemplar 
vorhandnen  Denkmünze  dieses  Freund- 
schaftsbunds traten  zum  erstenmal  die 
verbundneu  Hände  auf,  die  als  das  Symbol 
treuer  Freundschaft  von  nun  an  in  die 
Siegel  der  M.er  Logen  aufgenommen  wur- 
den. Besonders  eifrig  wirkende  Mitglieder 
der  aufgelösten  Loge  waren :  der  Zahnarzt 
Jacques  Drouin  aus  Turin  und  der  lang- 
jährige Stuhlmeister  Le  Bauld-de-Nans 
(s.  d.).  Die  Loge  St. -Charles  de  l'union 
lebte  28.  Jan.  1778  von  neuem  auf,  welcher 
I  Tag  ab  Tag  der  G  ründung  der  gegen  w  ärtigen 


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Mannheim. 


9 


Loge  Karl  zur  Eintracht  betrachtet 
wird.  Sie  stand  unter  der  Loge  Royal 
York  in  Berlin.  Ihre  Einweihung  er- 
folgte 14.  März  1778.  Der  Wegzug  des 
Kurfürsten  Karl  Theodor  nach  München 
1778  hatte  zugleich  die  Übersiedlung  des 
grössten  Teils  ihrer  Mitglieder  nach 
München  im  Gefolge.  Ihnen  verdankt 
die  dortige  Loge  St.-The'odore  du  bon 
conseil  ihre  Entstehung.  Aus  dem  Kapitel 
der  Loge  St. -Charles  de  l'union  bildete 
sich  auf  Grund  eines  Vertrags  mit  dem 
Conseil  der  Loge  Royal  York  1.  April 
1782  ein  Pfalzdirektorium,  dem  das  Recht 
zustand,  in  der  Pfalz,  den  Herzogtümern 
Zweibrücken,  Berg,  Jülich,  den  Kurfürsten- 
tümern Mainz  und  Trier  Affiliations-  oder 
Deputationslogen  zu  gründen.  Eine  solche 
wurde  1.  Okt.  1782  in  Kaiserslautern 
(Pfalz)  unter  dem  Namen  Karl  August 
zu  den  drei  flammenden  Herzen  errichtet. 
Als  der  Eklektische  Bund  im  März  1788 
sein  bekanntes  Zirkular  erliess,  sagte  sich 
die  Loge  St. -Charles  de  l'union  von 
Royal  York  los  und  trat  17.  Mai  1788  zur 
Provinzialloge  in  Frankfurt  a.  M.  über. 
Am  10.  Nov.  1784  musste  sie  infolge 
landesherrlicher  Verordnung  des  Kur- 
fürsten Karl  Theodor  vom  22.  Juni  1784 
ihre  Thätigkeit  einstellen.  Die  Loge  ist 
auch  die  Mutterloge  der  18.  Juli  1785 
gegründeten  eklektischen  Loge  Karl  zur 
Einigkeit  in  Karlsruhe.  Am  24.  Juli  1806 
wurde  sie,  nun  aber  in  deutschem  Ge- 
wand, als  Karl  zur  Einigkeit  durch 
die  Bemühungen  des  Forstmeisters  Frei- 
herrn  Kmieh  Karl  von  Dalberg  (s.  d.)  aus 
Essingen  {Rheinpfalz)  und  des  Advokaten 
Nikolaus  Müller  aus  dem  französischen 
Dorfe  Bonnegarde  bei  Amou,  Dep.  Landes, 
Arr.  St.-Sever,  zum  drittenmal  ins  Leben 
gerufen.  Die  ersten  erfolgreichen  Schritte 
zur  Wiederbelebung  geschahen  bereits 
14.  Okt.  1805.  Am  24.  Dez.  1806  erklärte 
sich  das  Kapitel  dieser  Loge  zum  Gross- 
orient von  Baden,  und  26.  Jan.  1807  nahm 
die  Loge  den  Namen  St.  Karl  zur  Ein- 
tracht an.  1807  bildete  sich  der  Gross- 
orient von  Baden  nach  voraufgegangnem  ; 
Annchluss  an  den  Grossorient  von  Frank- 
reich zu  einer  eignen  unabhängigen  Werk- 
statt« aus,  die  ihrerseits  das  Kapitel  Karl 
zurEiutracht  wieder  zu  einer  selbständigen 
Bauhütte  erhob  (s.  Baden,  I,  S.  64).  Neben 
der  Loge  St.  Karl  zur  Eintracht  entstanden 
um  diese  Zeit  in  M.  folgende  Logen: 
1)  Karl  und  Stephanie  zur  Harmonie, 
gegr.  vom  Grossorient  von  Baden  17.  März 
1809.  [Sie  vereinigte  sich  6.  Juli  1810 
wieder  mit  der  Loge  Karl  zur  Eintracht, 
und  die  vereinigten  Logen  führten  von 
nun  an  den  Namen  Vereinigte  Loge 
zur  Eintracht  und  Karl  undStepha- 
nie  zur  Harmonie.  Ihre  abermalige 
Trennung  wurde  9.  Jan.  1813  beantragt 
und  bald  darauf  genehmigt] ;  2)  die  Loge 
Zu  den  drei  Ringen,  gegr.  10.  März  | 


1810  und  bereits  18.  Sept.  dess.  J.  wieder 
mit  ihrer  Mutterloge  Karl  zur  Eintracht 
vereinigt;  3)  die  Loge  Minerva,  3.  April 
1810  errichtet,  unterstand  der  Hamburger 
Provinzialloge;  4)  die  Regimentsloge 
Mars  und  Minerva  zur  Treue  (ur- 
sprünglich Mars,  Minerva  und  Karl  zur 
Treue),  17.  Febr.  1812  vom  Grossorient  von 
Baden  eingesetzt;  5)  die  Loge  Herkules, 

?;egr.  im  Dezember  1812,  erbat  sich  von  der 
'rovinzial-  und  Direktorialloge  des  Eklek- 
tischen Bundes  zu  Frankfurt  a.  M.  die 
Stiftungsurkunde.  Diesem  regen  Logen- 
leben in  M.  machte  ein  Erlass  des  Gross- 
herzogs Karl  (1811—18)  16.  Febr.  1818  ein 
Ende,  indem  dieser  die  Auflösung  sämt- 
licher Logen  im  badischen  Lande  ver- 
fügte (s.  I,  S.  64).  Eine  Anzahl  der  nun 
hüttenlos  gewordnen  Mitglieder  schlössen 
sich  zunächst  der  Frankenthaler  Loge 
Freimütigkeit  am  Rhein  an,  und  als  auch 
hier  1816  die  Arbeiten  auf  polizeiliche  An- 
ordnung unterbleiben  mussten,  eröffneten 
die  für  freimaurerisches  Arbeiten  be- 
geisterten Freimaurer  19.  Sept.  1817  eine 
neue  Loge  unter  der  Benennung  Zum 
Tempel  der  Isis  im  nahen  hessischen 
Dorfe  Viernheim  (s.  d.).  Die  Arbeiten  dieser 
Loge  wurden  jedoch  nicht  in  Viernheim, 
sondern  ganz  geheim  in  M.  vollzogen. 
Nach  Auflösung  dieser  Loge  11.  Juni 
1818gewannen  die M.er Freimaurer  teils  An- 
schluss  an  die  Alzeyer  Loge,  teils  wandten 
sie  sich  wieder  der  Frankenthaler  Loge 
zu,  die  seit  Januar  1818  ihre  Arbeiten 
von  neuem  ungehindert  aufnehmen  durfte. 
Seit  dieser  Zeit  bildete  die  Frankenthaler 
Loge  den  Sammelpunkt  der  durch  das 
Vorgehen  des  Grossherzogs  Karl  gleich- 
sam zerstreuten  Freimaurer  im  gesamten 
nördlichen  Teile  des  badischen  Landes, 
bis  hellere  Tage  unter  dem  wohlwollenden 
und  human  gebildeten  Landesfürsten  Leo- 
pold (1880—1852)  anbrachen.  So  konnte 
die  über  30  Jahre  ruhende  Johannisloge 
St.  Karl  zur  Eintracht  mit  Weglassung 
der  Bezeichnung  »St.«  unter  Mitwissen 
der  Staatsbehörde  19.  Aug.  1845  wieder 
I  eröffnet  werden.  Sie  wurde  9.  Jan.  1846 
von  der  Grossloge  Zur  Sonne  als  Tochter- 
loge anerkannt  und  23.  Aug.  1846  ein- 
geweiht. Die  Stiftungsurkunde  ist  vom 
6.  Aug.  1846.  Die  wiedererstandne  Loge 
arbeitete  bis  1875  nach  dem  Fesslcrschen 
Ritual,  von  da  an  nach  dem  Ritual  von 
Blunschli.  Die  ersten  Ortsgesetze  stam- 
men von  1846;  sie  sind  1858  und  1870 
neu  abgefasst  worden.  Von  der  Loge 
Karl  zur  Eintracht  ging  die  Anregung 
aus,  Juden  die  Aufnahme  in  die  Logen  des 
Sonnenbunds  zu  gestatten,  eine  An- 
regung, die  bei  der  81.  Aug.  1847  erfolgten 
Abstimmung  der  Grossloge  Zur  Sonne 
mit  Erfolg  gekrönt  wurde.  Während  des 
Revolutionsjahres  1849  blieb  die  Loge  vom 
14.  März  biB  12.  Sept.  geschlossen.  Die 
Wahl  der  Beamten  wurde  ursprünglich 


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10 


Manniugham  —  Marbach. 


nur  durch  die  Meister  vollzogen,  vom  I 
14.  Nov.  1849  an  durch  sämtliche  Mit-  I 
glieder  der  Loge.  Am  15.  Jan.  1858  i 
gründete  die  Loge  einen  Witwen-  und 
Waisen  Unterstützung»  verein  unter  dem 
Namen  Stärke  durch  Eintracht.  Sein  Zweck 
ist,  den  hilfsbedürftigen  Witwen  und  Waisen 
der  Mitglieder  Unterstützung  zu  gewähren 
nach  dem  Grade  der  Hitfsbedürftigkeit  und 
Würdigkeit.  Die  Statuten  sind  1898  um- 
geändert worden.  Die  Loge  war  unter 
allen  Logen  Deutschlands  die  erste,  die 
im  grossen  Jahre  1870  einen  Hilferuf  zur 
kräftigen  Unterstützung  der  Kämpfenden 
an  alle  Freimaurerlogen  ins  Land  sandte 
(23.  Juli).  Am  19.  April  1876  bildete 
sich  die  Aktiengesellschaft  Karl  zur 
Eintracht,  deren  Zweck  ist:  Pflege  der 
Geselligkeit  unter  ihren  Mitgliedern,  Er- 
werb und  Unterhaltung  der  hierfür  nötigen 
Räumlichkeiten  und  die  Vertretung  der  Loge 
in  allen  vermögensrechtlichen  Beziehungen. 
Der  Grundstein  eines  eignen  Logen- 
gebäudes (L.  Nr.  8)  wurde  22.  März  1884 
gelegt;  die  Einweihung  erfolgte  11.  Juni 
1885.  Neben  dem  Verein  »Stärke  durch 
Eintracht*  besteht  seit  23.  Febr.  1888  ein 
Hilfsverein  der  Loge  zur  Erfüllung  der  Auf- 
gaben, die  ihr  im  Kriege  zufallen.  Mit- 
gliederzahl (1900):  89.  Versammlung:  Don- 
nerstags. [Vgl.  Schwarz,  Geschichte  der 
Loge  (Mannheim  1896).  HZC.  1896/97,  S.54.] 
—  IL  Am  14.  Mai  1897  bildete  sich  dahier 
eine  zweite  Loge  unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  unter  dem  Namen 
Wilhelm  zur  Dankbarkeit,  eröffnet 
24.  Okt.  1897.  Die  Stiftungsurkunde  ist 
vom  gleichen  Tage.  Mitgliederzahl  (1900): 
60.  Klub:  Dienstags  und  Sonnabends. 
Eignes  Logenhaus,  Am  Friedrichsring, 
eingew.  20.  Mai  1900. 

Manningham,  Thomas,  Doktor  der  Me- 
dizin in  London,  wurde  unter  dem  Gross- 
meister Baron  v.  Carysfort  1752  zum  zu- 
geordneten Grossmeister  ernannt  und  be- 
kleidete dies  Amt  fünf  Jahre  lang.  Er  war 
ein  Arzt  von  ausgezeichnetem  Ruf,  dem 
es  hauptsächlich  zuzuschreiben  ist,  dass  die 
Maurcrei  in  England,  die  seit  1741  durch 
die  Vernachlässigung  der  Grossmeister, 
namentlich  des  Grossmeisters  Byron  sehr 
gelitten  hatte?  an  Zahl  und  Ansehen  wieder 
ausserordentlich  gewann  (vgl.  England,  I, 
S.  243).  Der  phantasiereiche  maurerische 
Schriftsteller  Dr.  Oliver  (s.d.)  bezeichnet  ihn 
wiederholt  mit  als  einen  derjenigen,  die 
zu  verschiednen  Zeiten  die  Rituale  im  Auf- 
trag der  Grossloge  verbessert  und  erwei- 
tert hätten;  die  verbürgte  Geschichte  weiss 
nichts  von  einer  derartigen  Thätigkeit  des 
verdienten  Mannes.  [Vgl.  AQC.  V,  93. 
Bh.  1868,  Nr.  21.  L.  XXVH,  228.  Mit- 
theilungen aus  dem  Verein  deutscher  Frei- 
maurer, H,  170;  IV,  l.J 

MantenfTel,  Ernst  Christoph  Graf 
v.,  geb.  22.  Juli  1676  auf  dem  Gute  seines 
Vaters  in  Pommern,  gest.  30.  Jan.  1749  in 


Leipzig,  wurde  1711 — 16  kursächsischer 
Gesandter  in  Berlin,  1716—80  Kabinetts- 
minister, 1709  Freiherr  und  1719  Graf. 
Er  war  ein  Verehrer  der  Wolfschen  Philo- 
sophie und  stiftete  die  Gesellschaft  der 
Alethophilen  [s.  d.  und  Oeuvres  de  Fr£- 
derie  le  grand  (neue  Ausgabe),  XXV,  460, 
Note  b.  Förster,  Friedrich  Wilhelm  I.,  II, 
356.  Weber,  Aus  vier  Jahrb.,  N.  F.,  II., 
160],  auf  welche  auch  eine  Denkmünze 
geschlagen  wurde  [Merzdorf,  Denkmünzen, 
S.  43,  Nr.  96),  sowie  er  mit  mehrern  Män- 
nern zu  Berlin  in  eine  Art  von  Freimaurer- 
verbindung zusammentrat,  in  deren  Ver- 
sammlungen man  sich  mit  grösster  Offen- 
heit aussprach  und  gegenseitig  geheime 
Mitteilungen  austauschte.  Alle  Mittwoch 
fand  man  sich  zusammen  zur  gemein- 
schaftlichen Tafel,  geschmückt  mit  dein 
Ordenszeichen,  einer  an  einem  ziegelfar- 
bigen Bande  hängenden  Maurerkelle,  die 
auf  der  einen  Seite  die  Worte:  »La  con- 
fre>ie  des  franemacons«,  auf  der  andern 
Senecas Spruch  trug:  »Coagulum  amicitiae 
est  cum  bonis  convivium« ,  den  M.  so 
übersetzte:  »Redlicher  Leute  Freundschaft 
wird  dadurch  befestigt,  wenn  sie  öfters 
beieinander  essen*.  Ausser  dem  Ordens- 
zeichen hatte  jedes  Mitglied  noch  ein  be- 
sonderes »insigne«.  M.  führte  ein  Richt- 
scheit. Der  König  Friedrich  Wilhelm  I. 
|  selbst,  der  von  den  Versammlungen  gehört 
hatte  und  eine  ungezwungne  Unterhaltung 
liebte,  war  nicht  abgeneigt,  teilzunehmen, 
doch  scheint  M.  durch  die  Erklärung,  dass 
bis  zum  Frühjahr  keine  Sitzungen  ge- 
halten würden,  1739  ein  Ende  der  Ver- 
bindung herbeigeführt  zu  haben.  [Weber, 
Aus  vier  Jahrhunderten,  Neue  Folge  (Lpz. 
1861),  I,  108—109.] 

Marat,  Jean  Paul,  einer  der  Führer 
der  französischen  Revolution,  geb.  24.  Mai 
1744  in  Boudry  bei  Neuchatel,  gest.  13.  Juli 
1793,  studierte  Medizin,  ging  dann  auf 
Reisen  und  Hess  sich  schliesslich  in  Paris 
als  Arzt  nieder.  Nach  Ausbruch  der  Re- 
volution wurde  er  einer  der  extremsten 
Demagogen,  der  selbst  dem  Wohlfahrts- 
ausschuss  lästig  wurde.  Er  wurde  von 
Charlotte  Corday  im  Bad  erstochen.  M. 
wurde  während  seines  Aufenthalts  in  Lon- 
don Freimaurer  und  war  später  Mitglied 
der  Loge  La  bien  aimee  in  Amsterdam. 

Marbach,  Gotthard  Oswald,  Dichter 
und  Schriftsteller,  geb.  18.  April  1810  zu 
Jauer  in  Schlesien,  gest.  28.  Juli  1890  in 
Leipzig,  war  seit  1831  Lehrer  am  Gymna- 
sium in  Liegnitz,  wendete  sich  aber  bald 
der  akademischen  Thätigkeit  zu,  indem  er 
sich  1832  In  Leipzig  habilitierte,  wo  er 
1846  zum  Professor  der  Philosophie  er- 
nannt und  später  mit  dem  Lehrfach  der 
Technologie  und  Mathematik  betraut,  so- 
wie zum  Direktor  des  physikalisch-tech- 
nologischen Kabinetts  ernannt  wurde.  1852 
hat  M.  hier  auf  neue,  bis  dahin  noch  nicht 
angewandte  Grundzüge  die  »Allgemeine 


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Marbach. 


11 


Renten-,  Kapital- und I-iebensversicherungs- 
bank  Teutonia«  gegründet,  deren  Vor- 
sitzender Direktor  er  bis  1885  war,  und 
1853  eine  andre  zur  segensreichen  Wirk- 
samkeit berufene  Anstalt,  die  »Leipziger 
Hypothekenbank*  auf  einer  von  andern 
Hypothekenbanken  verschiednen  Grund- 
lage- Auch  bei  dieser  Anstalt  war  er  Vor- 
sitzender. —  So  einfach  sein  äusseres  Le- 
ben, ho  vielseitig  sein  inneres.  Durch  Nei- 
gung zum  Studium  der  Alten,  insbeson- 
dere der  griechischen  Philosophen  und 
Dichter  gezogen,  durch  Beruf  zur  Mathe- 
matik und  Physik  geführt,  widmete  er  sich 
frühzeitig  in  akademischer,  wie  littera- 
rischer Thätigkeit  zwei  an  sich  sehr  ver- 
schiednen Gebieten  des  Wissens;  da- 
neben oder  vielmehr  vor  allem  voll  hoher 
dichterischer  Begabung  wusste  er  der  Fülle 
seiner  poetischen  Thätigkeit  das  Mass  zu 
verleihen,  das  ihm  sein  Einblick  in  die 
Tiefen  des  klassischen  Altertums,  wie  in 
die  der  Naturwissenschaft  an  die  Hand 

Sab.  So  abwechselnd  von  dem  einen  oder 
em  andern  angezogen,  legte  er  die  Er- 
zeugnisse seines  fruchtbaren  Geistes  in 
einer  Reihe  unter  sich  sehr  verschiedner 
Litteraturwerke  nieder,  die  aber  bei  aller 
dieser  Verschiedenheit  den  Grundcharakter 
eines  einheitlich  und  tief  durchbildeten 
Geistes  und  einer  edeln,  klassischen  Form 
tragen.  Aus  seinen  frühern  Jahren  sei 
hier  nur  aus  dem  Bereich  der  strengen 
Wissenschaft  einerseits  sein  »Lehrbuch  der 
Geschichte  der  Philosophie«  (2  Bde.,  Lpz. 
1838  fg.),  andrerseits  sein  »Populäres  physi- 
kalisches Lexikon«  (2.  Aufl.,  Lpz.  1858  fg., 
6  Bde.)  erwähnt.  Aus  gleicher  Zeit  stammen 
ästhetisch-kritische  Arbeiten,  die  gesam- 
melten Aufsätze  in  den  drei  Bänden  »Über 
moderne  Litteratur«  (Lpz.  1836  fg.),  die 
»Wöchentlichen  Litteratur-  und  Kunstbe- 
richte« (1844),  ferner  eigne  Dichtungen, 
anfangs  pseudonym  als  »Silesius  minor« 
(Gedichte,  2.  Aufl.,  Lpz.  1838;  Buch  der 
Liebe,  das.  1839  u.  s.  w.).  Aber  auch  der 
ältern  deutschen  Poesie  widmete  er  um- 
fassendere Bemühungen,  wie  seine  Er- 
neuerung der  »Altdeutschen  Volksbücher« 
in  44  Belehn.  (Lpz.  1838  fg.)  und  seine  bei 
Gelegenheit  des  Buchdruckeriubiläums  1840 
in  einer  Prachtausgabe  erschienene  Über- 
setzung des  »Nibelungenlieds«  (eine  Aus- 
gabe mit  einer  Abhandlung:  Das  Nibe- 
lungenlied und  die  altgermanische  Volks- 
«age,  1860)  zeigen.  Selbst  der  Politik  blieb 
sein  reges  geistiges  Streben  nicht  fremd; 
1848 — 52  war  er  von  der  sächsischen  Re- 
gierung mit  der  Leitung  der  »Leipziger 
Zeitung«  beauftragt,  die  er  in  diesen 
schwierigen  Zeitläufen  mit  edelm  Freisinn 
und  klarer  Besonnenheit  führte.  Seit  jener 
Zeit  wendete  sich  seine  Thätigkeit  mit 
l>eBonderer  Vorliebe  Bestrebungen  für  Ver- 
edlung und  Neubelebung  der  Schaubühne 
zu.  Er  ging  zunächst  zu  den  antiken 
Meistern  des  Drama  zurück,  die  er  in 


geistvoller  Nachdichtung  den  Zeitgenossen 
näher  zu  fuhren  sich  angelegen  sein  liess. 
So  z.  B.  Sophokles  (dessen  Übersetzung 
und  Erklärung  von  M.  1854  in  2.  Auflage 
erschien),  ferner  einzelne  Werke  des 
Äschylus  (Agamemnon  1860),  Euripides 
(Hippolyt  1858)  und  Aristophanes  (Der 
Reichtum  1844  u.  a.),  auch  gesammelt  in 
»Meisterwerke  dramatischer  Poesie«.  Glei- 
ches Streben  wendete  er  Shakespeare  zu. 
dessen  Othello  (1864)  und  Romeo  und 
Julia  (1866)  er  gleichfalls  nachdichtete. 
Weiter  gestaltete  er  antike  Stotie  zu  selbst- 
ständigen Dramen,  iu  denen  er  zugleich 
bewegenden  Gedanken  der  Zeit  Aus- 
druck verlieh.  So  in  der  Medeia  (Lpz. 
1858),  vor  allem  in  derTrilogie  »Ein  Welt- 
untergang« (Julius  Cäsar,  Brutus  und  Cas- 
sius,  Antonius  und  Kleopatra,  Lpz.  1860), 
worin  er  den  Untergang  des  klassischen 
Altertums  in  seiner  geschichtlichen  Er- 
scheinung zu  schildern  sich  vorsetzte.  Als 
Satyrspiel   fügte  er  noch  ein  Lustspiel 

I  »Herodes«  (1867)  hinzu,  nachdem  er  schon 
vorher  einSatyrspiel  »Proteus«  geschrieben ; 
in  beiden  legte  er  eine  Fülle  der  geist- 
reichsten Komik  in  reizender  Sprach- 
gewandung dar,  während  er  in  den  vor- 
genannten Dramen  —  denen  sich  noch 
»Coriolanus«  (1866)  anreiht  —  den  tiefsten 
Ernst  des  Pathos  zum  erhabnen,  ergreifen- 
den Ausdruck  bringt.  Sein  letztes  Werk 
in  dieser  Richtung  ist  die  »Oresteia  des 
Äschylos,  übersetzt  und  ausführlich  er- 
läutert« fLpz.  1873).  Ein  interessantes 
Litteraturbild  entwarf  er  endlich  in  dem, 
Auftrags  der  sächsischen  Regierung  ge- 
schriebnen  »Bericht  über  die  litterarischen 
Leistungen  im  Königreich  Sachsen  leben- 
der Schriftsteller  während  der  J.  1847—67« 
(Lpz.  1867).  —  Dem  Freimaurerbund  trat 
M.  12.  Okt.  1844  in  der  Loge  Balduin  zur 
Linde  in  Leipzig  bei  und  wurde  schon 
nach  wenigen  Jahren,  11.  April  1848,  zu 
dem  durch  einen  plötzlichen  Todesfall  er- 
ledigten Amt  eines  Meisters  vom  Stuhl 
dieser  Loge  berufen.  Er  bekleidete  es  14 
Jahre  lang  bis  1862,  wo  er  sich  in  lang 
ersehnte  grössere  Müsse  zurückzog,  folgte 
aber  1867  von  neueui  dem  Ruf  der  Loge 
zum  Vorsitz,  den  er  auf  Drängen  der 
Loge  auch  bis  7.  Febr.  1885  behielt,  ob- 
gleich ihm  in  den  letzten  Jahren  die 
schwindenden  Körperkräfte  nur  noch  selten 
gestatteten,  zu  den  Arbeiten  zu  erscheinen. 
M.'s  freimaurerische  Bedeutung  ist  weithin 
bekannt  und  gewürdigt.  Sein  Strebziel  ist 
durchgehend  die  Erfassung  des  idealen 
Inhalts  der  Freimaurerei,  den  er  in  Rede, 
Gedicht,  Ritual  abzuspiegeln  sich  angelegen 
sein  läßst.  Um  der  Eintönigkeit  des  letz- 
tern zu  begegnen,  stellte  er  eine  Reihe  geist- 
voller Abwechslungen  der  rituellen  Gegen- 
stände in  seinen,  nach  den  drei  Graden  ab- 
gestuften »Agenden« :  Agenda  J.  (4.  Aufl., 
Lpz.  1877),  Agenda  B.  (3.  Aufl.,  das.  1899) 

|  und  Agenda  MB.  (2.  Aufl.,  das.  1874),  auf; 


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12 


Marburg  —  Marezoll. 


um  die  Ideen  der  Freimaurerei  nach  ihrer 
Vielgestaltigkeit,  ja  in  ihrer  Unerschöpf- 
lichkeit  vorzuführen,  hielt  er  eine  Reihe 
der  zugleich  formvollendetsten  Vortrage, 
teils  üher  frei  gewählte  maurerische  Gegen- 
ständen, teils  üher  die  einzelnen  Teile  des 
Katechismus  »Katechismusredeu«  (4.  Aufl., 
Lpz.  1892),  «Arbeiten  am  rohen  Steine« 
(2.  Aufl.,  das.  1877);  jene  erstem  und  diese 
letztem  seiner  maurerischen  Schriftwerke 
sind  aber  durchwoben  von  zahlreichen 
Poesien  verschiedenster  Form,  und  durch- 
weht  von  einem  ebenso  hochpoetischen, 
als  tief- sittlichen  Geist,  der,  in  Verbin- 
dung mit  der  wahrhaft  klassischen  Meister- 
schaft der  Form,  den  Schöpfungen  M.'s 
ihr  eigentümlich  Wertvolles  verleiht.  Den 
vorgedachten  Werken,  die  streng  maure- 
risch  gehalten  sind,  schliessen  sich  an :  die 
»Sylvester- Reden«  (Lpz.  1862),  »In  tiefer 
Mitternacht«  (das.  1870),  »Quartal  der 
freien  Maurer«  (das.  1872),  »Die  Geschichte 
von  Vater  Noah  und  seinem  Kasten«  (das. 
1878),  »An  der  Säule  der  Weisheit«  (das. 
1876),  »Lenz  und  Liebe«  (2.  Aufl.,  das. 
1892),  »Das  Freimaurer- Gelübde«  (das. 
1878),  .Freisteine«  (das.  1879),  »Licht  und 
Leben«  (das.  1883).  Endlich  erschien  von 
ihm:  »Faust,  I.  und  II.  Teil«  (Stuttg.  1881), 
ein  auch  für  weitere  Kreise  bestimmter 
Kommentar  zu  dem  »Hohen  Liede  der 
Freimaurerei«,  in  welchem  Werk  er  sein 
maurerisches  Testament  niedergelegt  hat. 
Diese  ganze  Schriftenfolge  in  ihrer  Ge- 
samtheit bietet  eine  Fülle  des  Geistes 
der  Freimaurerei,  wie  wir  sie  aus  keiner 
andern  Feder  besitzen.  M.  weist  darin  im 
tiefsten  Grund  auf  die  Quelle  hin,  aus 
der  alle  Symbole  der  Freimaurerei  hervor- 
gegangen sind,  auf  die  angewandte  Mathe- 
matik, und  er  briugt  so  —  was  viele  nicht 
für  möglich  gehalten  haben  —  die  sitt- 
lichen Ideen  in  Zusammenhang  mit  Natur- 
wissenschaften und  Mathematik.  Um  aber 
den  vollendeten  Eindruck  des  in  diesen 
Schriften  niedergelegten  Schatzes  zu  er- 
langen, bedarf  es  zugleich  eines  so  bedeut- 
samen und  geistig  durchleuchteten  Vor- 
trags, wie  der  M.'s  war.  Von  1874 — 85 
gab  er  auch  die  bekannte  Zeitschrift  »Am 
Reissbrette.  Handschriftliche  Mittheilun- 
aus  den  unabhängigen  Logen.  Für/ 


gen 
Frei 


reimaurermeister«  heraus,  die  er  selbst 
begründet  hatte.  Das  Blatt  enthält  na- 
mentlich Arbeiten  aus  dem  Gesellen-  und 
Meistergrad  und  aus  der  maurerischen 
Geschichte.  M.  war  einer  der  frucht- 
barsten Maurer,  die  jemals  in  der  Kette 
gestanden  haben.  Voll  reicher,  erhabner 
Gedanken  als  Prosaiker  und  Interpret,  voll 
edlen  Schwungs  als  Dichter,  voll  Feuers 
und  Darstellungskraft  als  Redner,  hat  er 
nicht  nur  der  Loge,  die  sich  seiner  be- 
sondern Mitgliedschaft  und  seines  Vorsitzes 
erfreuen  durfte,  sondern  auch  der  gesamten 
deutschen  Freimaurerei  einen  reichen 
Schatz  maurerischer  Weisheit   uud  ein 


weites  maurerisches  Arbeitsfeld  erschlossen, 
deren  fleissige  Verwertung  und  Bebauung 
ebenso  innerlich  anregen  und  erheben,  wie 
auf  dem  rechten  Wege  nach  dem  einzig 
grossen  Ziel  der  Freimaurerei  erhalten 
werden.  [Vgl.  Fuchs,  Osw.  Marbach.  Ein 
freimaurerisches  Lebensbild  (Lpz.  1890). 
Pilz,  Geist  der  Freimaurerei  (Lpz.  1882), 
S.  69.  R.  1890,  S.  57,  81.  Aipina  1890, 
S.  241;  1891,  S.  38,  53,  70.) 

Marburg  (St.  in  der  preuss.  Prov. Hessen- 
Nassau,  16037  E.).  Die  älteste  Loge  hier 
und  im  ehemaligen  Kurhessen  überhaupt 
ist  die  18.  April  1748  von  der  Loge  Zur 
Einigkeit  in  h  rankfurt  a.  M.  gestiftete  Loge 
Zu  den  drei  Löwen,  die  1767  in  die 
Matrikel  der  Grossloge  von  England  ein- 
getragen wurde.  Zur  Zeit  der  strikten 
Observanz  am  22.  Sept.  1772  schloss  sich 
die  Loge  an  diese  unter  dem  Namen 
Zum  gekrönten  Löwen  an  und  erhielt 
1775  eine  altschottische  Loge  Sionitin 
zum  gekrönten  Löwen.  Inzwischen 
war  am  1.  April  1766  von  Rosa  eine  Schotten- 
loge Bethlehem  und  am  14.  Sept.  1769 
durch  die  Provinzialloge  Zur  Standhaftig- 
keit  in  Maastricht  eine  Loge  Zu  den 
drei  Rosen  gegründet  worden,  die  indes 
keinen  langen  Bestand  hatten.  Seit  29. 
Juni  1784  ruhten  auch  die  Arbeiten  der 
Loge  Zum  gekrönten  Löwen,  und  1794 
teilte  die  Loge  mit  allen  Bauhütten  des 
Landes  das  Schicksal,  auf  Befehl  der  Re- 
gierung decken  zu  müssen.  Erst  18.  April 
1812  that  sie  sich  wieder  auf  als  Marc 
Aurel  zum  flammenden  Stern  unter 
dem  Grossorient  von  Westfalen.  1816  wurde 
sie  von  der  Grossen  Loge  Royal  York  neu 
gegründet  und  durch  den  Schutz  des 
Landesherrn  privilegiert,  bis  19.  Juli  1824 
der  Freimaurerbund  im  Kurfürstentum 
Hessen  abermals  aufgehoben  wurde.  Am 
3.  Aug.  1824  erklärte  sich  die  Loge  ausser 
Thätigkeit.  Bald  nach  der  Einverleibung 
Hessens  in  Preussen  bildete  sich  im  Sept. 
1869  ein  maurerisches  Kränzchen,  das  sich 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  in  eine  Loge  unter 
dem  alten  Namen  Marc  Aurel  zum 
flammenden  Stern  umwandelte,  gegr. 
20.  Sept.  1871,  eingew.  8.  Okt.  1871.  Wahl- 
spruch: Lucet  in  aeternum.  Mitgliederzahl 
(1900):  61.  Vers,  am  ersten  Montag  im  Monat. 
Klub:  Montags  u.  Donnerstags.  Ferien:  Juli 
bis  1 5.  Sept.  Eignes  Logenhaus :  N  ikolaistr.  8. 
[Vgl.  Klipp,  Geschichte  der  Loge  (1896).) 

Marconnay,  Leblanc  de,  s.  Leblano 
de  Marconnay. 

M aresoll,  Johann  Gottlob,  Theolog, 
geb.  29.  Dez.  1761  in  Plauen  im  Voigt- 
land, gest.  15.  Jan.  1828  als  Konsistorial- 
rat  in  Jena,  war  einer  der  ausgezeichnet- 
sten Kanzelredner;  viele  seiner  Predigten 
sind  gedruckt  erschienen.  In  den  von 
Schott  1829  (Neustadt)  herausgegebnen 
Homilien  finden  sich  auch  Nachrichten 
über  das  Leben  und  Wirken  M/s.   In  der 


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Marggraff  — 


Marienwerder. 


13 


1807  von  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  gestifteten  Loge 
Augusta  zur  gekrönten  Hoffnung  in  Jena, 
die  1808  schon  wieder  erlosch,  führte  M. 
den  ersten  Hammer. 

Marggraff,  Hermann,  Dichter  und 
Litterarhistoriker,  geb.  14.  Sept.  1809  in 
Zülüchau,  gest.  11.  Febr.  1864  in  Leipzig, 
insbesondere  als  Kritiker  und  langjähriger 
Leiter,  zuletzt  der  »Blätter  für  Titterari- 
sche  Unterhaltung«,  rühmlichst  bekannt, 
wurde  in  den  Freimaurerbund  18.  Juni  1842 
in  der  Loge  Balduin  zur  Linde  in  Leip- 
zig aufgenommen,  jedoch  1850  aus  der 
Liste  weggelassen.  Die  freimaurerische 
Litteratur  verdankt  ihm  eine  Übersetzung 
der  bekannten  Halliwellschen  Urkunde 
(Lpz.  1842).  Er  war  auch  Mitarbeiter  an 
der  vorigen  Auflage  dieses  Handbuchs,  zu 
dem  er  die  Artikel  Fichte,  Goethe  und 
Herder  lieferte.    [Vgl.  Bh.  1864,  S.  63.] 

Margiotta,  Domenico,  Verfasser  anti- 
freimaurerischer  Broschüren :  Souvenirs 
d'un  Trente-Troisieme,  Adriano  Lemini, 
Chef  aupreme  des  Franc -Macons  (Paris 
1894);  Le  Palladisme,  Culte  de  Satan; 
Lucifer  dans  les  Triangles  Maconniques 
(Grenoble  1895),  hat  selbst  zugestanden, 
dass  er  mit  Leo  Taxil  (s.  d.)  geschwindelt 
habe,  und  suchte  die  Schuld  auf  diesen 
abzuwälzen.  Er  schreibt:  «Taxil  und  ich 
waren  alles  in  allen  nur  eine  Einheit, 
wenn  wir  mit  dem  Munde,  dem  Geist  oder 
der  Feder  des  Erfinders  von  der  Diana 
Vaughan  sprachen  und  dachten.  Ein  bar- 
barischer Vertrag  kettete  mich  an  diesen 
Mann.  Dieser  Vertrag  verpflichtete  mich, 
ohne  Prüfung  alle  Beweisstücke  anzuneh- 
men, die  in  das  Werk  Aufnahme  finden 
sollten.  Unter  dieser  Bedingung  musste 
ich  die  Phasen  der  angeblichen  Bekehrung 
seiner  Diana  darstellen.  Ich  musste  sogar 
versichern,  dass  ich  mit  eignen  Augen 
diese  zu  Gott  zurückgekehrte  schöne  Seele 
zu  Neapel  gesehen  hätte,  obwohl  ich  sie 
thatsächlich  nie  gesehen  hatte  und  sie  nur 
aus  der  Behauptung  Taxils  kannte.  Ich 
muss  gestehen,  dass  ich  von  Anfang  an 
dieser  Diana  und  ihrer  Bekehrung  et- 
was  skeptisch  gegenüber  stand.  Ich 
gestattete  mir,  zu  meinem  Associe"  und 
Herrn  zu  geben,  um  ihm  meine  Zweifel 
mitzuteilen.  Taxil  war  abwesend.  Seine 
Frau  sagte  mir  gleich  nach  den  ersten 
Worten:  ,Sie  wollen  ohne  Bedenken  ver- 
sichern, dass  Sie  Diana  gesehen  haben. 
Ich  gebe  Ihnen  mein  Ehrenwort,  dass  wir 
sie  wiederholt  gesehen  haben.'  Heute  sehe 
ich  klar.  Ich  hatte  die  Miss  in  der  That 
gesehen:  es  war  niemand  anders,  als  Frau 
Jogand,  Frau  Taxil  selbst.«  [Vgl.  auch 
Taxil.] 

Marie-Galante  (eine  der  franz.  Antillen). 
Zwei  vom  Grossorient  von  Frankreich  hier 
1768  und  1829  gestiftete  Logen  sind  längst 
wieder  eingegangen. 

Marlenbad  (St.  in  Böhmen,  2119  E.). 


Hier  besteht  während  der  Kurzeit  ein  frei- 
maurerisches Kränzchen.  Lokal:  Hotel 
Casino. 

Marienberg  (St.  im  Königr.  Sachsen, 
6574  E.).  Hier  ist  angeblich  1777  eine 
der  strikten  Observanz  zugethane  Bergloge 
gegründet  worden,  über  deren  Bestand  und 
Dauer  jedoch  nichts  bekannt  ist.  Im  üb- 
rigen s.  Flöhathal. 

Marienburg  (St.  in  der  preuas.  Prov.  West- 
preussen,  10738  E.).  I.  Hier  bestand  die 
1760  von  russischen  Offizieren  während 
der  Winterquartiere  mit  Genehmigung  der 
Petersburger  Loge  errichtete  Felaloge 
Loge  Volante.  U.  1)  Im  Winter  1764 
bis  1765  wurde  von  russischen  Offizieren 
in  Gemeinschaft  mit  M.er  Freimaurern  die 
Loge  Zu  den  drei  Türmen  gegründet, 
zu  der  auch  der  Fürst  von  Dolgorukow, 
ausgezeichnet  durch  seine  Freigiebigkeit, 
gehörte.  2)  1772  brachte  Justizbürger- 
meister John  aus  Warschau  eine  Stiftungs- 
urkunde der  Warschauer  Grossloge  Au 
vertueux  Sarmate  in  französischer  Sprache 
vom  20.  Sept.  1772  mit,  wonach  die  Loge 
ihren  Namen  behielt  und  als  Tochterloge 
dieser  Grossloge  angesehen  wurde.  Nach 
der  ersten  Teilung  Polens  musste  die  Loge 
ihr  Verhältnis  zur  Warschauer  Grossloge 
lösen  und  wurde  1773  3)  eine  Deputations- 
loge der  Loge  Zu  den  drei  Kronen  in 
Königsberg  i.Pr.  Als  solche  hat  sie  ihre  Ar- 
beiten am  7.  Novbr.  1778  begonnen.  4)  Am 
8.  Mai  1776  erklärte  sie  die  Loge  Zu  den 
drei  Kronen  für  eine  selbständige  Tochter- 
loge unter  dem  Namen  Victoria  zu  den 
drei  gekrönten  Türmen  und  setzte 
über  jeden  der  drei  Türme  im  Wappen 
eine  Krone.  5)  Laut  Stiftungsurkunde 
vom  6.  Mai  1799  wurde  die  Loge  dann 
als  Tochterloge  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  er- 
klärt. Eignes  Logenhaus:  Schulstrasse  7. 
Vers.  Mittwochs  und  Sonnabends.  Ferien : 
24.  Juni  bis  20.  Sept.  ohne  Aufhebung 
der  Sonnabendklubs.  Mitgliederzahl  (1900): 
99.  Milde  Stiftungen:  a)  Victoria-Stiftung 
zur  Unterstützung  bedürftiger  Mitglieder 
und  deren  Familien  (1872);  b)  Rauch-Stif- 
tung zu  Stipendien  auf  Hochschulen  (1879), 
Kapital:  3000  M.  [Vgl.  Rauch,  Geschichte 
der  Loge  (1872).]  6)  Mit  der  Loge  ver- 
bunden ist  die  delegierte  altschottische 
Loge  Ferdinand  zur  goldnen  Ein- 
tracht, gegr.  12.  April  1787. 

Marlenwerder  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Westpreussen,  9214  E.).  Zwei  ältere  Lo- 
gen: 1)  die  Johannisloge  Zur  goldnen 
Leier,  von  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin,  21.  März  1777  (1.  Febr.  1777) 
gest.  und  24.  Okt.  1777  eingew.,  und  2) 
die  altschottische  Loge  Zum  goldnen 
Löwen,  sind  eingegangen  (vermutlich  seit 
1788).  Dagegen  arbeiten  hier  jetzt  unter 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  3)  die  Johannisloge  Zur 
goldnen  Harfe,   gest.  11.  Mai  1803, 


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14 


Markesa«in*eln  —  Marot. 


eingew.  28.  Jan.  1804.  Mitgliederzahl 
(1900):  86.  Logenlokal:  Gorkener Chaussee, 
eingew.  Joh.  1825.  [Vgl.  E.  Carl,  die 
Gründung  und  das  erste*  Vierteljahrhun- 
dert der  Loge  (1870).]  Vers.  Mittwochs 
und  Sonnabend».  Ferien:  von  Johannis 
bis  Anfang  September.  Ortsgesetz  vom 
18.  Nov.  1885.  Milde  Stiftung:  Weihnachts- 
stiftung (Statut  vom  10.  Nov.  1886),  zur 
Ansammlung  eines  Kapitals,  das  die  Mittel 
gewähren  soll,  den  Witwen  verstorbner 
Mitglieder  eine  Weihnachtsfreude  zu  be- 
reiten, Kapital:  7600  M.  4)  Die  dele- 
gierte altschottische  Loge  Adrastäa  zur 
Wahrheit  und  Gerechtigkeit,  gest. 
14.  Juni  1805. 

Markesasinseln  (franz.  Kolonie  im  Stillen 
Ozean).  Auf  Nukahiwa  (Madisonsinsel) 
errichtete  1850  der  Grossorient  von  Frank- 
reich eine  Loge  L'amitie\  die  nicht  von 
langem  Bestand  war. 

Harklrch  (Sainte-Marie  aux  Mines,  St. 
im  Oberelsass,  11584  E  ).  I.  Hier  bestand 
unter  dem  Grossorient  von  Frankreich  eine 
Loge  Les  vrais  amis  Alsaciens,  gegr. 
Januar  1880,  später  eingegangen.  II.  1871 
bestand  die  Loge  Le  progres,  die  sich 
bei  Vereinigung  der  Reichslande  mit  dem 
Deutschen  Reich  auflöste.  III.  Am  16. 
Jan.  1890  bildete  sich  unter  der  Loge  in 
Kolmar  ein  Kränzchen  Zum  Fortschritt, 
das  21.  Mai  1890  von  der  Grossen  Loge 
Royal  York  genehmigt  wurde.  Es  löste 
sich  aber  17.  Febr.  1891  wieder  auf. 

Markmaurer,  s.  Englische  Lehrart 
(oben  I,  259). 

Markneukircben  (St.  im Königr. Sachsen, 
7270  E.).  Hier  besteht  unter  der  Loge 
in  Plauen  ein  maurerischer  Klub,  gegr. 
Himmelfahrt  1877.  Mitgliederzahl  (1900): 
24.  Vers.  2.  Sonntag  im  Monat.  Ferien: 
Mai  bis  September. 

Markt-  Ke  nt  weinsdorf ,  a.Rentweinsdorf. 

Marktsteft  (Marktflecken  im  bayr.  Kreise 
Unterfranken,  1066  E.).  Eine  Loge  Karo- 
line zu  den  drei  Kellen  wurde  hier 
von  der  Loge  zu  Regensburg  (s.  d.)  1778 
gestiftet,  trat  30.  Juli  1778  zur  strikten 
Observanz  über  und  wurde  unter  die  Di- 
rektorialloge in  Ansbach  (s.  d.)  gestellt. 
Sie  war  1798,  wo  am  9.  März  ein  Bruder 
von  Schuderoff  (s.  d.)  in  ihr  aufgenommen 
wurde,  noch  thätig,  ist  aber  nachher  ein- 
gegangen.   [Vgl.  L.  XX VH,  S.  253.1 

Marne  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schles- 
wig-Holstein, 8003  E.).  Hier  bestand  1) 
ein  Maurerkränzchen  unter  der  Loge  in 
Glückstadt,  gegr.  28.  Nov.  1874,  das  sich 
2)  zu  einer  Loge  Ditmarsia  unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  umwandelte, 
gest.  17.  Febr.  1881.  Mitgliederzahl  (1899): 
100.  Vers.  Dienstags.  Logenlokal:  Rosen- 
und  Thalstrassenecke. 

Marokko  (Sultanat  in  Afrika).  Die  erste 
Loge  errichtete  hier  1867  das  Supreme  Con- 
seil  von  Frankreich:  L'union  du  Maroc  in 
Tanger.  Alsdann  stiftete  der  Gran  Oriente 


de    Espana    Logen    in    Ceuta,  Tanger, 
Tetuan,  Rabat,  Fez,  Kebir  und  Melilla, 
1884  die  Gran  LogialndependienteEspanola 
in  Sevilla  eine  Loge  in  Tanger,  seit  1887 
der  Grande  Oriente  Nacional  de  Espana 
und    1889    die    Grau    Logia  Simbolica 
|  Espanola  Logen  in  Tanger,  und  1891  der 
|  Grossorient  von  Frankreich  eine  Loge 
|  ebenda».    Endlich  hatte  1882  sogar  die 
i  Grossloge  von  Manitoba  hier  eine  Loge 
ins  Leben  gerufen.  Ob  gegenwärtig  noch 
spanische  Logen  in  M.  bestehen,  ist  nicht 
.  zu  ermitteln  gewesen,  die  kanadische  und 
:  die  französischen  Logen  sind  erloschen. 
[Vgl.  L.  1900,  8.  109.] 

Marot,  1)  Samuel,  Dr.  theol.,  Prediger 
und  Oberkonsistorialrat,  geb.  11.  Dez.  1770 
i  in  Magdeburg,  gest.  16.  Okt.  1865  in  Berlin, 
wurde  1798  Prediger  am  grossen  Friedrichs- 
Waisenhause  in  Berlin  und  1808  zum  , 
Prediger  an  der  Jerusalems-  und  Neuen- 
kirche das.  erwählt,  welche  Stelle  er  bis 
zu  seinem  Tod  inne  hatte.  In  das  Kon- 
sistorium der  Provinz  Brandenburg  1833 
berufen,  wirkte  er  auch  in  dieser  Stelle 
segensreich.  —  Schon  1790  trat  M.  in 
Frankfurt  a.  d.  O.  in  den  Freimaurerbund 
und  gehörte  ihm  75  Jahre  an.  Aber  nicht 
das»  er  bloss  Maurer  hiess,  sondern  dass 
er  sein  ganzes  langes  Leben  mit  dem 
segensreichsten  Erfolge  der  grossen  Sache 
widmete,  begründete  die  allgemeine  Ehr- 
furcht und  Liebe,  die  er  genoss.  1798 
schloss  er  sich  der  Loge  Zur  V  erschwiegen- 
heit  in  Berlin  an  und  wurde  1805  zugeord- 
neter und  wenige  Jahre  darauf  Meister 
vom  Stuhl  dieser  Loge.  Nachdem  er  be- 
reits 1840  sein  50jähriges  Maurerjubiläuni 
geleiert  hatte,  beging  er  das  als  hammer- 
führender Meister  1855,  das  60jährige 
Maurerjubiläum  1860,  das  50jährige  als 
altschottischer  Obermeister  1862,  sowie 
1865  das  seltne  Jubiläum  der  60jährigen 
Hammerführung.  Ihm  zu  Ehren  wurde 
eine  Marot-Stiftung  zur  Unterstützung  wür- 
diger Maurerwitwen  gegründet.  Bei  seinem 
50  jährigen  Stuhlmeisterjubiläum  6.  Juli 
1855  erschien  der  Protektor,  der  Prinz  von 
Preussen,  nachmals  Wilhelm  I.  —  Die 
Schilderung  der  maurerischen  Wirksamkeit 
M.'s  würde  die  Grenzen  dieses  Artikel« 
überschreiten.  Nur  soviel  sei  hier  noch 
gesagt:  dass  sie  sich  fast  bis  an  sein  95. 
Lebensjahr  erhielt.  Immer  wusste  sein 
belehrendes,  erhebendes  Wort  alle  zu  er- 
bauen, immer  erheiterte  die  ihm  eigen- 
tümliche, mit  wahrhaft  attischem  Salz 
I  gewürzte  Laune  und  ein  unendlich  wohl- 
thätiger  Humor  die  maurerischen  Zu- 
sammenkünfte. Ein  Büste  in  Erz  von  ihm 
ist  im  Garten  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  aufgestellt. 
[Vgl.  A.  XVIH,  320.  Bh.  1865,  S.  848. 
FZ.  1865,  S.  353.  >  \[V,  90.  S.  L.  1890, 
Nr.  11.  Geschichte  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl. 
1890),  S.  429.} 


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Marschall 

2)  August,  Sohn  des  Vorigen,  Finanz- 
beamter, geb.  1.  Jan.  1811  in  Berlin,  gest. 
5.  Febr.  1888  das.,  studierte  die  Rechte 
und  trat  dann  zur  Verwaltung  über.  Zu- 
erst bei  den  Regierungen  in  Potsdam  und 
Düsseldorf  beschäftigt,  ging  er  in  das  Finanz  - 
ministerium  über,  wo  er  zuletzt  Wirklicher 
Geheimer  Oberfinanzrat  und  vortragender 
Rat  war.  —  Am  19.  Nov.  1841  wurde  er 
von  seinem  Vater  in  die  Loge  zur  Ver- 
schwiegenheit in  Berlin  aufgenommen.  In 
Potsdam  gehörte  er  seit  1853  der  Loge 
Teutonia,  in  Düsseldorf  der  Loge  Zu  den 
drei  Verbündeten  an.  Er  war  Vorsitzender 
Meister  der  letztern  von  1856—1861.  Bei 
seiner  Rückkehr  nach  Berlin  schloss  er 
sich  wieder  der  Loge  Zur  Verschwiegenheit 
an.  Am  12.  Sept.  1872  trat  er  in  die 
Grosse  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  und  7.  Dez.  1875  in  daa  Bundes- 
direktorium ein.  [Vgl.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  429.] 

Marschall,  1)  Heinrich  Wilhelm  v., 
Erbmarschall  von  Thüringen,  war  in  Lon- 
don zum  Freimaurer  aufgenommen  und 
erhielt  nach  Ausweis  des  englischen  Kon- 
stitutionenbuchs 1737  vom  Grossmeister 
Graf  v.  Darnley  eine  Bestallung  als  Provin- 
zial grossmeister  des  obersächsischen  Kreises, 
ohne  dass  er  je  davon  Gebrauch  gemacht 
hätte.  Die  Absicht,  im  selben  Jahre  eine 
Loge  in  Weimar  zu  gründen,  kam  nicht 
zur  Ausführung.  1742  war  er  als  Be- 
suchender in  der  Loge  Absalom  in  Ham- 
burg, wurde  31.  Mai  ihr  Mitglied  und  für  die 
kurze  Zeit  Beines  Aufenthalts  das.  (27.  Juni 
bis  Ende  August)  zum  ersten  Aufseher 
ernannt.  [Schröder,  der  dies  im  ersten 
Teil  seiner  Geschichte  der  Freimaurerei 
erzählt,  schreibt  den  Namen  Marschaich: 
so  muss  M.  ihn  wohl  ins  Präsenzbuch  ein- 
getragen haben.]  Dieser  wurde  häufig  mit 
C.  G.  M.  (s.  unter  2)  verwechselt;  nach 
dem  eben  Erzählten  kann  er  wohl  nicht 
zum  Clermontschen  System  übergegangen 
gewesen  sein,  da  er  sich  als  Provinzial- 
grossmeister  in  die  Liste  einschrieb.  [Vgl. 
Freiberger  Taschenbuch  III,  161.  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  49 
Anm.] 

2)  C.  G.  [andre,  z.  B.  v.  Lindt,  haben 
L.  G.  gelesen;  im  roten  Ordensbuche  der 
Präfektur  Brunopolis  (a.  Ordensbuoh)  ist 
seine  Unterschrift  S.  125  mit  deutschen 
Buchstaben,  den  Zunamen  ausgenommen,  so 

§ eschrieben:  C.G.M.,  ritter  vom  reissbrede 
.  Z.  Heermeister  an  der  E.  und  Oder], 
ohne  Zweifel  ein  M.  v.  Bieberstein  auf 
Herrengrosserstädt  in  Thüringen,  ist  der- 
jenige, den  v.  Hund  (s.  d.)  seinen  Herrn  Ante- 
cessor  nannte  und  den  Zeitgenossen  (auch 
Htarck  in  einem  Briefe  an  v.  Raven,  vgl. 
Signatatern  III,  161)  und  Nachkommen 
(auch  Lenning,  Encvklopädie,  U,  390  fg.) 
mit  Heinr.  Wilh.  v.  M.  verwechselt  haben. 


—  Martin.  15 

v.  Hund  suchte  seine  Bekanntschaft,  kam 
mit  ihm  1751  in  Naumburg  zusammen 
und  will  von  ihm  einiges,  auch  die  Ma- 
trikel der  VII.  Provinz  (s.  Matricula)  zum 
Abschreiben  erhalten  haben.  Als  er  seinen 
j  Tod  erfahren  und  von  seinen  Erben  dessen 
Papiere  gefordert  habe,  seien  sie  nicht  ge- 
funden, wahrscheinlich  von  ihm  vor  seinem 
Tode  verbrannt  worden.  Er  zog  Bich  1752 
gänzlich  von  der  Freimaurerei  zurück  und 
ist  etwa  1753  gestorben.  [Vgl.  Schiffmann, 
Die  Entstehung  der  Rittergrade  (Lpz.  1882), 
S.  39  fg.1/  —  Ein  Baron  M.  v.  Bieberstein 
wurde  um  1747  in  der  Breslauer  Loge  Zu 
den  drei  Totengerippen  aufgenommen ;  ob 
es  der  hier  in  Frage  stehende  ist,  war 
nicht  festzustellen. 

Marschall  t.  Bieberstein,  Christian 
Adam,  Militär,  geb.  25.  Juli  1782  in  Kol- 
berg, gest.  6.  Febr.  1786  in  Berlin,  wid- 
mete sich  der  militärischen  Laufbahn,  focht 
im  Siebenjährigen  Krieg  mit  und  erhielt 
eine  Prälatur  des  Stifts  Kammin.  —  Auf- 
genommen in  den  Freimaurerbund  wurde 
M.  3.  Mai  1765  in  der  Loge  Zur  Eintracht 
in  Berlin  und  1770  Vorsitzender  Meister 
der  neugestifteten  Loge  Zum  dämmenden 
Stern  daselbst.  1780  stiftete  er  in  Kammin 
die  Loge  Zum  heiligen  Johannes,  die  bis 
1815  bestand.  Er  gehörte  auch  seit  1767 
der  strikten  Observanz  an.  Im  Logen- 
garten der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  ist  ihm 
ein  Denkmal  gesetzt.  [Vgl.  Geschichte 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  409.] 

Martens,  Georg  Friedrich  v.,  geb. 
22.  Febr.  1 756  in  Hamburg,  gest.  21 .  Febr.  1821 
in  Frankfurt  a.  M.,  bekannter  Völkerrechts- 
lehrer, Begründer  der  grossen,  noch  jetzt 
bestehenden  Recueil  des  principaux  traites 
etc.,  wurde  in  der  Loge  Zum  goldnen  Zirkel 
in  Göttingen  4.  Juni  1777  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen,  versah  1779  im 
Fall  einer  Abwesenheit  die  Stelle  des 
ersten  Aufsehers,  war  1782  zweiter  Auf- 
seher und  1783  zugeordneter  Meister. 

Martin,  Louis  Claude,  Marquis  de 
St.-,  französischer  Theosoph,  Offizier  im 
französischen  Regiment  de  Foix,  geb.  18. 
Jan.  1743  in  Amboise,  gest.  14.  Okt.  1808 
in  Aurai  bei  Chätillon,  war  ein  Schüler 
des  Mystikers  Martinez  Paschal  (s.  Pas- 
qualis)  und  grosser  Verehrer  Jakob  Böhmes. 
Er  war  von  gefälligen  Umgangsformen, 
besass  ausgebreitete  Kenntnisse  nebst  der 
Gabe  der  lockenden  Darstellung  und  machte 
durch  seine  zwar  in  dunkelm,  aber  vor- 
trefflichem Stil  geschriebnen  Bücher  Auf- 
sehen, das  auch  durch  seinen  persönlichen 
Verkehr  und  den  ausgebreiteten  Brief- 
wechsel mit  gleichgestimmten  Seelen  er- 
höht wurde.  Er  wusste  die  verschiednen 
Richtungen  des  Mystizismus  und  der  Theo- 
sophie zu  vereinigen  und  bei  seinem  Geiste 
gegenseitig  in  Berührung  zu  setzen,  und 
suchte  sich  einer  Spiritualistik  hinzugeben, 


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16 


Martinez  —  Martinique. 


die  etwas  Staunenerregendes  und  Ehrwür- 
diges hat.  Unter  seinen  Schriften  (s.  unten) 
machten  »DeB  Erreure  et  de  la  Vörite*« 
(Lyon  1775),  die  bezeichnet  waren  als  her- 
ausgegeben »Par  un  Phüosophe  inconnu«, 
besonderes  Aufsehen  und  wurden  durch 
die  »weisen  unsichtbaren  Väter  der  Ritter 
und  Brüder  Eingeweihten  aus  Asien  c  den 
Freimaurern  nicht  nur  Frankreichs,  sondern 
auch  Deutschlands  empfohlen  als  die  wahre 
Fundgrube  echter  maurerischer  Wissen- 
schaft. Thory  in  seiner  Histoire,  S.  4,  er- 
klart zwar,  dass  St.-M.,  der  1769  auf- 
genommen war,  ein  eifriger  Anhänger  der 
Freimaurerei  gewesen  sei  und  dass  er 
diese  für  einen  Ausfluss  der  Gottheit  ge- 
halten habe,  die  zugleich  mit  der  Welt 
entstanden  sei;  aber  so  gläubig  sind  wir 
nicht,  trotz  der  ehrenden  Erinnerung,  die 
der  Grossorient  9.  Sept.  1805  über  St.- 
M.  aussprechen  liess.  St.-M.  ward  durch 
Martin  Paschal  den  Adepten  und  dem 
8ystem  der  Coens  zugeführt,  das  Martin 
Paschal  gestiftet  hatte.  St.-M.  wurde  so- 
trar  Freimaurer,  betrachtete  aber  das  Logen- 
wesen nur  als  etwas  Äusserliches,  dem  ein 
tieferer  Gehalt  gegeben  werden  müsste; 
denn  die  meisten  Logenmitglieder,  so  z.  ß. 
die  in  Versailles,  erkannte  er  nur  als 
•initiös  parles  formes«  an.  Deshalb  benutzte 
er  die  Freimaurerbrüderschaft,  um  seiner 
theosophischen  Lehre  in  ihrem  Innern  ein 
eignes  tempiarisches  System  zu  stiften,  das 
sich  an  die  Coens  anlehnte  und  als  das 
der  Martinisten  (später  Rit  rectifte)  be- 
kannt ist.  Dieses  Svstem  vereinigte  sich 
auf  dem  Convent  des  Gaules  1778  mit 
dem  französischen  Zweig  der  strikten 
Observanz  unter  dem  Namen  der  »wohl- 
thätigen  Ritter  der  heiligen  Stadt«  (Vordre 
des  cnevaliers  de  la  Cito"  sainte).  Zu  dem 
1785  abgehaltnen  Pariser  Konvent  ward 
St.-M.  auch  eingeladen,  schlug  je- 
doch seine  Teilnahme  aus.  Seine  Lehre 
blieb  trotz  der  Einführung  in  die  Frei- 
maurerei nur  Eigentum  weniger,  die  zer- 
streut lebend  doch  zusammenhingen,  der 
Formen  nicht  bedurften  und  das  System 
der  Martinisten  aufstellte.  Das  Formen- 
wesen war  für  diese  innern  Forschungen, 
die  auf  geistiger  Erregtheit  beruhten,  nicht 
nässend  und  muss  als  eine  verfehlte  Idee 
betrachtet  werden.  Obgleich  Thory  [Acta 
Latom.,  I,  2231  sagt,  dass  St.-M.  eine  Hand- 
schrift über  Freimaurerei  in  zwei  Quart- 
bänden u.  d.  T.:  •L'e'cosaisme  reTormö« 
hinterlassen  habe,  so  muss  die  Richtigkeit 
dieser  Notiz  bezweifelt  werden,  da  Matter 
in  seiner  eingehenden  Schrift:  »Saint- 
Martin,  le  philosophe  inconnu«  (2.  Aufl., 
Paris  1864),  nichts  davon  weiss,  nicht  zu 
gedenken  der  Schrift:  »Leiden  und  Schick- 
sale des  unbekannten  Philosophen  Saint- 
Martin  etc.«  (Erfurt  1805).  Ein  Verzeich- 
nis Tourlets  über  die  Schriften  St.-M.'s 
findet  sich  in  Archives  litlraires,  1804, 
Nr.  8,  und  daraus  im  Intelligenzblatt  der 


Halleschen  Allgemeinen  Litteratur-Zeitung, 
1804,  Nr.  121  und  122,  sowie  Kloss,  Bibl., 
Nr.  3893  fg.  und  bei  Matter,  a.  a.  O.  In 
vorgeblichem  Bezug  auf  Freimaurerei  ist 
nur  folgendes  zu  nennen:  Des  Erreurs  et 
de  la  Verite\  ou  les  hommes  rappelös  au 
principe  universel  de  la  science,  par  un 

Phil  inc  Edinbourg  1775,  2  Bde. 

!  (verschiedne  neue  Auflagen.  Salomonopolis 
178J.  Edinburg  1782.  Salomonopolis  1784. 
—  Übersetzung  von  Claudius.  Brsl.  1782. 
Halberstadt  1795).  Von  diesem  Werke,  das 
in  der  Maurerei  soviel  Aufsehen  erregte, 
hat  Kreil  im  W.  J.,  1784,  4,  S.  55-164, 
einen  schätzbaren  Auszug  geliefert,  worin 
er  »die  Grund-  und  Hauptsätze  heraushebt 
und  ihre  Geschichte  bis  in  die  ältesten 
Zeiten  verfolgt,  damit  man  einsehe,  durch 
welche  Systeme  die  Lehrb'egriffe  des  Ver- 
fassers durchgewandert  sind,  welche  Rolle 
sie  darin  gespielt  und  welche  Modifi- 
kationen sie  erhalten  haben,  ehe  sie  bis  zu 
ihm  gekommen  sind«,  mit  gelehrten  An- 
merkungen, in  dem  Kreil  »ihren  Wert 
oder  Unwert  in  Absicht  auf  unsre  Erkennt- 
:  nisse  zeigte,  wohin  sie  führen  und  ob  das 
;  allgemeine  Prinzip  der  Wissenschaft  das 
1  St.-M.  aufstellt,  uns  in  der  Untersuchung 
j  der  Wahrheit  ein  besserer  Leitstern  ist, 
als  das  Prinzip  derjenigen  Beobachter,  die 
er  bekämpft,«  Den  Einfluss  auf  die  Frei- 
maurerei stellt  Matter  ganz  in  Abrede, 
namentlich  will  er  nichts  davon  wissen, 
dass  die  Bogenannten  Martinisten  (s.  d.)  in 
Russland  in  unmittelbarem  Zusammenhang 
I  mit  St.-M.  gewesen  seien.  Von  der  Schrift 
»Des  Erreurs  et  de  la  Ve*rit6«  erschien 
eine  »Suite«  etc.  1784  unter  dem  Vor- 
geben, als  sei  sie  von  St.-M.,  der  aber 
aufs  lebhafteste  ihr  widersprochen  hat  [vgl. 
Oeuvres  de  Jacques  Capelle  (Paris  lol6), 
I,  XIX  etc.].  Matter  schreibt  die  Suite 
einem  Antagonisten  St.-M.'s  zu  und  meint, 
dass  die  Entgegnungen  von  »Des  Erreurs«, 
nämlich  «Le  Diademe  des  Sages«  (von 
Om*simc  Henry  de  Loos,  Paris  1781)  und 
»Clef  des  Erreurs  1789«  (von  Chevalier  de 
Suze)  nicht  der  Widerlegung  wert  seien. 
(Bodes)  Examen  impartial  du  Livre  inti- 
tulö:  Des  Erreurs  etc.  1782,  scheint  Matter 
gar  nicht  gekannt  zu  haben.  Die  Akten 
über  St.-M.'s  Bedeutung  sind  noch  nicht 
geschlossen;  denn  er  gehörte  jedenfalls  zu 
den  tiefer  angelegten  Menschen,  die  sich 
in  das  Gemütsleben  versenken  und  aus 
diesem  seelischen  Zustand  heraus  alles 
betrachten  und  umändern  wollen.  [Vgl. 
Varnhagen,  Angelus  Silesiua  und  St.-Sl. 
(Brl.  1834).  Ciaassen,  L.  v.  St.-M.  (Stuttg. 
1891).] 

Martinez,  s.  Mart.  Pasqualis. 

Martinezisten,  s.  Auserwählte  Coens 
und  Martinisten. 

Martinique  (franz.-westind.  Insel,  eine 
der  kleinen  Antillen).  1738-86  sind  nicht 
weniger  als  acht  französische  Logen  hier 
errichtet  worden.   Während  der  Besetzung 


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Martinisten. 


17 


durch  die  Engländer  stifteten  die  Grosaloge 
von  Irland  1801  und  die  englische  Gross- 
loge der  Ancients  181S  je  eine  Tochterloge. 
1803 — 21  wurden  wieder  vom  Grossorient 
von  Frankreich  vier  Logen  gegründet  und 
1848  eine  Tochterloge  des  Supremc  Conseil 
von  Frankreich,  die  allein  noch  thätig  ist. 

Martinisteil.  Unter  diesem  Namen  wer- 
den zwei  verechiedne  Systeme  als  eins 
aufgeführt,  die  man  jedoch  besser  aus- 
einanderhält und  teils  mit  Martinezisten, 
die  auch  unter  dem  Namen  Coens  bekannt 
sind,  teils  mit  M.  bezeichnet.  Ein  inner- 
licher Zusammenhang  lässt  sich  nicht  ab- 
leugnen, aber  dennoch  sind  sie  verschieden 

<fd 


und  das  System  der  erstem  nach  den  Aus- 
sprüchen des  gründlichen  Kenners  frei- 
riiaurerischer  Geschichte  des  Dr.  Kloss, 
bis  heute  noch  nicht  völlig  bekannt  I 
Martine/.  Pasqualis  (s  d.i  gründetete  1754 
in  Lyon  auf  theosophisehen  Grundsätzen 
ein  mystisches  System,  das  er  das  der  Coens 
(8.  Au8erwählteCoenB)  nannte  und  das  sich 
in  einigen  Logen  Frankreichs,  z.  H,  zu 
Marseille  Toulouse,  Bordeaux  und  endlich 
17t>7  auch  in  Paris  auabreitete,  aber  nur 
wenige  Jahre  bestand.  Es  war  aus  zwei 
Klassen  in  neun  Graden  zusammengesetzt, 
nämlich  Klasse  I.:  1  Lehrling.  2)  Geselle, 


!S)  .Meister,  4)  GroBserwählter  (GrancT 
diu  i ,  5)  Priesterlehrling  (Apprenti  Coen); 
Klasse  IL:  (>j  Priestergeselle  (Compagnon 
Coen),  7)  Priestermeister  (Mahre  Coen^ 
8)  Grossarchitekt  (Grand  -architecte),  9) 
Kitterkommandeur  (Chevalier  comman 
deur.i  Der  Inhalt  dieses  Systems  umfasste 
die  Erschaffung  des  Menschen,  seine  Strafe 


unu   tue  naauren 
Körpers,  der  Seele 

newirKien   i-eioen  ues 
und  des  Geistes.  Der 

Zweck   der  Weihe 

ist   die  Wiedergeburt 

des  Menschen,  d.  Ii. 

die  Wiederherstellung 

des  Zustands  seiner  ersten  Unschuld,  die 

durch  die  Erbsünde 

verloren  gegangen  war. 

Das  System  ist  in  zwei  Klassen  geschieden: 

in  der  ersten  ist  der 

A  u  (zunehmende  nichts 

als  Koth  und  Erde;  er  kann  nur  das  Leben 
erhalten  unter  der  Bedingung  der  Kriy 
sagung  von  den  Früchten  der  Erkenntnis. 
Der  Aufzunehmende  g;iebt  das  Versprechen, 
bricht  es  verletzt  seine  Zusagen,  wird  btp 
straft  und  den  Flammen  übergeben.  Durch 
nützliche  Arbeiten,  durch  ein  frommes  Ke- 
rnigen und  Heispiel  macht  er  seinen  Fehler 
wieder  gut  und  wird  zu  einem  neuen 
Lehen  geboren.  In  der  zweiten  Abteilung 
ist   der  Aufzunehmende   von  göttlichein 


Atem  belebt  und  lernt  die  verborgenstell 
Geheimnisse  der  Natur  kennen;  die  hohe 
Chemie  (Alchemie).  die  Kabbala,  die  Weis- 
sagekunst,  die  Wissenschaft  der  Geister 
werden  ihm  geläufig.  [Vgl  Clavel,  Histoire, 
S.  197  fg.;  Kauffmann  et  Cherpin,  Histoire, 
S.  4-52  fg  ;  Kagon,  Orthodoxie  mac.onnique"^ 
S.  149  fg]  Ein  solches  System  konnte  uatür^ 
lieh  nur  wenig  Anhänger  zählen,  daher  auch 
noch  das  Dunkel  über  dasselbe.  Als  eif- 
rigste Schüler  werden  der  Philosoph  Hol- 

AllgemoinM  Harjribnch  der  Freimaurerei  II. 


bach,  der  Verfasser  des  Systeme  de  la 
nature,  Duchauteau,  dessen  mystische  Ge- 
mälde gesucht  sind,  und  endlich  Saint- 
Martin  geuannt.  Dieser  nun  II.  (s.  Martin), 
der  weniger  kabbalistisch  war,  suchte 
das  System  umzuändern,  indem  er  einen 
neuen  Ritus  errichtete,  der  unter  dem 
Namen  des  Martinismus  bekannt  ist.  Dieses 
System  wurde  in  zwei  Abteilungen,  Tempel 
genannt,  und  zehn  Graden  gegeben,  deren 
Namen  folgende  waren.  Der  erste  Tempel 
enthielt  die  Grade  1 1  Lehrling,  H>  Geselle, 
3)  Meister,  4)  Altmeister  (ancien  tnaitreT, 
M  Auserwählter  Elu),  6  Grossarehitekt 
und  7i  Maurer  des  Geheimnisses  (Macön 
du  Secreti,  der  zweite  Tempel  die  Grade 
K)  Prinz  von  Jerusalem  (prinee.de  Jerusa- 
lem), 9  Kitter  von  Palästina  (Chevalier  de 
la  Palest  ine),   10;  Kadosch  oder  Heiliger 


(Kadoseh   ou   homme   saint).     Haid  aber 


schrumpfte  es  unter  dem  Namen :  Ecossisme 
reTornu"  de  Saint-Martin  auf  sieben  Grade 

zusammen  und  verschwand  endlich  nach 

dem  Konvent  zu  Lyon  ganz,  indem  es  sich 
auf  Villermoz  (s.  d.'t  und  Martins  Anraten 
mit  der  französischen  strikten  Observanz 
unter  dein  Namen  der  Wohlthätigen 
Kitter  der  heiligen  Stadt  vereinigte.  Das 
System  verbreitete  sich  in  einigen  Städten 
Frankreichs  und  wird  von  Mercier  in  seinem 
Tableau  de  Paris,  VI,  130,  Dicht  gerade 
vorteilhaft  geschildert.  Saint-Martin  hatte 
in  dem  ungläubigen  Frankreich  kein  Glück, 
wenngleich  er  die  Logen  für  sich  zu  ge- 
winnen und  ihnen  eine  religiöse  Kiclitun 


zu  geben  suchte;  ein  Pole,  der  Urt 
Hrabianka  (s.  d.),  und  ein  Kusse,  der 
Admiral  Plestcheyff.  führten  diese  Ideen 
nach  Kussland  und  in  die  dortigen  Logen 
ein,  die  dadurch  einen  religiösen  Halt  be- 
kamen Aber  man  lies«  ea  dabei  nicht 
bewenden,  dass  man  sich  nur  der  mystischen 
Spekulation  hingab,  man  warf  sich  darauf, 
die  Vorschriften  des  Christentums  prak- 
tisch auszuführen,  übte  Werke  der  VYohl- 
thätigkeit  aus  und  gab  sich  mit  Erziehung 
und  Litteratur  ab.  Der  Hauptsitz  dieser 
Vereinigung  war  in  Moskau,  und  von  hier 
aus  suchte  man  auch  Bildungsstoff  in  die 
grosse  Menge  zu  bringen,  indem  man  eine 
grosse  Huclidruckerei  errichtete,  an  deren 
Spitze  der  bekannte  Nowikow  (s.  d.  j  staiuT, 
der  beeifert  war,  allerlei  Schriften,  nanient- 
lich  populärwissenschaftliche  und  religiöse 


ms  Volk  zu  bringen;  ein  grossartige» 
Hücherleihinstitut  stand  der  Sache  zur 
Seite.  Man  unterstützte  dürftige  Knaben, 
die  vermöge  ihrer  Anlagen  gute  Hoff- 
nungen für  die  Zukunft  gaben;  zu  diesen 
gehörte  Karanisin,  der  später  berühmte" 
Geschichtsschreiber  Russlands.  Diese  glück- 
liche Epoche  dauerte  nicht  lange;  auf- 
tauchender Verdacht  machte  diesen  Ein- 
richtungen  ein  Ende,  und  Nowikow, Lapukin, 
Fürst  Nikol.  Trubetzky  u.  a.  wurden  ver- 
bannt und  erst  unter  Paul  wieder  zurück- 
gerufen.   Obgleich  man  weder  jetzt  noch 

2 


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18 


Martiuovicz  —  Maryland. 


unter  Alexander  die  ersten  Arbeiten  wieder 
aufnehmen  konnte,  so  pflanzte  sich  doch 
der  Martinismus  in  andrer  Form  und  in 
einzelnen  Personen,  wie  der  Frau  v.  Krü- 
dener,  den  Fürsten  von  Galizin  fort,  ohne 
in  weiterer  Berührung  mit  der  Freimaurerei 
zu  stehen.  Es  wurden  religiös  Erweckte, 
und  diese  warfen  sich  auf  Verbreitung 
biblischer  und  theologischer  Schriften.  |Vgl. 
Zirkelkorrespondenz  Nr.  XVII  vom  22.  Juni 
1804.  L.  XIII,  154  fg.;  Krasinski,  Histoire 
religieuse  des  pleupes  Slaves  (Paris  1858), 
8.  276—281.]  —  In  Frankreich  hatte  man 
seit  mehreren  Jahrzehnten  von  den  M. 
nichts  mehr  gehört.  Erst  unterm  zweiten 
Kaiserreich,  als  Spiritismus,  Magnetismus 
u.  s.  w.  wiederum  in  Schwung  kamen,  regten 
sie  sich  wieder,  haben  sich  in  den  letzten 
Jahren  eine  neue  Ordnung  gegeben  und 
sich  auf  Anwerbung  neuer  Mitglieder  ver- 
legt. Manche  der  übrigen  Okkultisten  sind 
zu  ihnen  übergetreten  und  haben  ihnen 
Vorschub  geleistet.  Jetzt  verspricht  einer 
der  Pariser  Grossmagier,  Papus  (Dr.  En 
causse),  ein  grösseres  Werk  über  Sain- 
Martin  auszuarbeiten,  das  eine  genaue  Dar- 
stellung seiner  Lehre  enthalten  soll.  Die 
Alchemie  und  Ahnliches  haben  die  M. 
längst  aufgegeben  und  sich  mehr  und  mehr 
mit  der  Lehre  Saint-Martins  durchdrungen. 
Sie  erscheinen  als  eine  theosophische  Ver- 
einigung, die  sogar  in  ganz  Europa,  sowie 
in  Nord-  und  Südamerika  Zweigvereine 
haben  soll.    [Vgl.  Bbl.  1896,  S.  659.] 

Martinovicz,  Ignaz,  Franziskanermönch 
im  Kloster  St.  Paul  (Lepoglava  in  Kroa- 
tien), 1780  Professor  der  Phvsik  an  der 
Lemberger  Universität,  1787  Abt  von  Szaz- 
var,  wegen  Teilnahme  an  einer  Verschwö- 
rung unzufriedner  Magnaten,  die  den  Pala- 
tinus  Alexander  Leopold  (Bruder  Franz'  II.) 
auf  den  ungarschen  Thron  erheben  wollten, 
20.  Mai  1795  enthauptet.  Dieser  hoch- 
begabte, mit  seltnem  vielseitigen  Wissen 
ausgerüstete  Mann,  der  leider  auf  unheil- 
volle Abwege  geriet  und  ein  Leben  voll 
wilder  Leidenschaften  und  zahlloser  Ver- 
irrungen  führte,  wurde  1788  in  der  Loge 
Zur  Grossmut  in  Pest  zum  Freimaurer 
aufgenommen.  Fessler  (s.  d.),  der  ihn  in 
Lemberg  1784  kennen  lernte!  schildert  M. 
als  einen  »Mann  von  ungezähmtem  Geld- 
und  Ehrgeiz,  als  entschiednen  Atheisten 
und  politischen  Fanatiker«,  mit  dem  er 
sich  grundsätzlich  in  keinerlei  nähere  Be- 
ziehungen einlassen  wollte,  wiewohl  beide 
der  Loge  Phönix  zur  runden  Tafel  das.  als 
Mitglieder  angehörten  und  dadurch  viel- 
fach in  Berührung  kamen.  [Vgl.  Taute, 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  S.  62.    L.  XXV,  35.1 

Martins,  Ernst  Wilhelm,  Hof-  und 
Universitätsapotheker  und  Professor  zu 
Erlangen,  geb.  10.  Sept.  1756  in  Weissen- 
stadt  im  Fürstentum  Bayreuth,  gest.  12. 
Dez.  1849  in  Erlangen,  einer  der  tüchtigsten 
Apotheker  und  Chemiker  seiner  Zeit,  durch 


vielerlei  Schriften  und  chemische  Unter- 
suchungen unter  seinen  Fachgenossen,  durch 
seine  »Erinnerungen  aus  meinem  neunzig- 
jährigen Leben«  auch  in  weitern  Kreisen 
bekannt,  Vater  des  berühmten  Reisenden 
Karl  Friedrich  Philipp  v.  M.,  wurde  1798 
in  der  Loge  Libanon  zu  den  drei  Gedern 
in  Erlangen  zum  Freimaurer  aufgenommen, 
verwaltete  1818 — 15  das  Amt  des  Stuhl- 
meisters und  wurde  als  Senior  Ehrenmit- 
glied der  Loge.  [Vgl.  FZ.  1847,  S.  406.] 
Maryland,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  erste  Loge  wurde 
hier  durch  die  ProvinzialgrossToge  von 
Massachusetts  in  Annapolis  1750  errichtet, 
der  drei  weitere  folgten.  Von  1766  an 
gründete  auch  die  Provinzialgrossloge  von 
Pennsylvanien  in  M.  eine  Anzahl  Logen. 
Fünf  Logen,  Töchter  der  Provinzialgross- 
loge von  Pennsylvanien,  traten  schon  1783 
zusammen  und*  errichteten  unter  Voreitz 
des  Grosssekretärs  von  Pennsvlvanien, 
William  Smith,  eine  besondere  örossloge 
(31.  Juli).  Da  aber  die  Grossloge  von  Penn- 
sylvanien ihre  Einwilligung  zu  diesem 
Schritt  versagte,  zog  sich  die  Ausfüh- 
rung bis  1787  hin;  am  17.  April  ver- 
sammelten sich  dieselben  fünf  Logen  und 
erneuerten  ihren  frühern  Beschluss,  und 
als  am  18.  Sept.  der  neuen  Grossloge  an- 
gezeigt ward,  daas  die  von  Pennsylvanien 
sich  von  England  losgesagt  und  unab- 
hängig erklärt  habe,  zog  erstere  alle  nach 
M.  gegebnen  Freibriefe  ein  und  setzte  andre 
an  deren  Stelle.  Die  Grossloge  von  Penn- 
sylvanien erkannte  1789  die  jüngere  Schwe- 
ster an,  die  bald  darauf  ein  eignes  Gesetz- 
buch veröffentlichte.  [The  Maryland  Ahiman 
Rezon  of  F.  a.  A.  M.,  containing  the  History 
of  Masonry  from  the  establishment  of  the 
Gr.  Lodge"  to  the  present  time;  with  their 
Ancient  Charges,  Addresses,  Prayers,  Lec- 
tures,  Prologues,  Epilogues,  Songs  etc. 
collected  from  the  old  Records,  faithful 
Tradition»  and  Lodge  Book«,  by  G.  Keating. 
Compiled  by  Order  of  the  Gr.  Lodge  of 
Maryland(Baltimorel797).  Später  erschien: 
The  Freemasons'  Library  and  General 
Ahiman  Rezon:  containing  a  delineation 
of  the  true  principles  of  Freemasonry, 
Speculative  and  Operative,  ReligiouB  and 
Moral.  Compiled  from  the  writings  of  the 
most  approved  Authors,  with  noteB  and 
occasional  Remarks.  By  Samuel  Cole 
(Baltimore  1817;  neue  Ausgabe:  Baltimore 
1857,  und  eine  Übersetzung  ins  Spanische 
von  Barry  (Philadelphia  1822).  In  Washing- 
ton bestand  damals  noch  keine  maurerische 
Oberbehörde;  die  Grossloge  von  M.  be- 
schloss  1806  ihre  Sitzungen  halbjährlich 
und  abwechselnd  in  Washington,  Easton 
und  Baltimore  abzuhalten.  Die  Behörde 
gestattete  1812  eine  Lotterie  zum  Zweck 
der  Erbauung  einer  Halle,  die  1822  einge- 
weiht wurde;  in  demselben  Jahre  gründete 
die  Grossloge  Logen  in  Neu-Barcelona  und 
Cumana  in  Venezuela.    Durch  die  Frei- 


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Masius  —  Masonia. 


19 


maurerverfolgung  litt  sie  sehr  wenig;  die 
Grossinspektoren  berichteten  im  Mai  1831, 
dass  die  Arbeiten  in  Eintracht  und  Ge- 
horsam gegen  die  alten  Landmarken  fort- 
geführt würden,  und  die  Grossloge  beschloss, 
durch  den  Grosskaplan  in  der  Halle  drei 
Vorlesungen  über  die  religiösen,  sittlichen 
und  geselligen  Pflichten  eines  «alten  York- 
maurers«  halten  zu  lassen.  Schon  damals 
wurde  der  Grund  zu  einer  Bibliothek  ge- 
legt. Zur  Ausarbeitung  eines  allgemeinen 
Rituals  trat,  von  der  1842  in  Washington 
abgehaltnen  Konvention  berufen,  1843  in 
Baltimore  eine  »maurerische  National- 
konvention« zusammen,  zu  der  16  Gross- 
logen 25  Abgeordnete  sandten;  beschlossen 
wurde,  ein  ritualistisches  Handbuch  »The 
Trestle  Board«  zu  veröffentlichen;  die  Ver- 
sammlung gab  eine  Erklärung  zu  Gunsten 
einer  dreijährlich  abzuhaltenden  »Grossen  j 
Nationalkonvention«,  ein  Plan,  der  nicht 
zur  Ausführung  gelangte;  das  Ritual  wurde 
von  einzelnen  Grosslogen  angenommen  und 
festgehalten.  Durch  deu  Krieg  hat  das 
Maurerleben  in  M.  schwer  gelitten.  Die 
Grossloge  von  M.,  die  ihren  Sitz  in  Balti- 
more hat,  zählte  1898  100  Logen  mit  7062 
Mitgliedern,  darunter  zwei  deutsche  Logen 
in  Baltimore  (s.  d.).  Zwei  Grosslogen  der 
Farbigen,  gest.  1853  und  1867,  haben  sich 

4.  Juli  1876  vereinigt;  diese  Grossloge  um- 
fasst  22  Logen  mit  556  Mitgliedern.  [Vgl. 
Schultz,  History  of  Freemasonry  in  M., 
of  All  the  Rites  introduced  into  M.  from 
the  earliest  times  to  the  present;  embracing 
the  complete  proceedings  of  the  Grand 
Lodge  from  its  first  formation  in  the  year 
1783  (4  Bde.;  Baltimore  1884-88). 

Maslus.KarlWilh.He  r mann,Pädagog,  ! 
geb.  7.  Jan.  1818  in  Trebnitz  a.  S.,  gest.  I 
22.  Mai  1893  in  Leipzig,  studierte  Theologie, 
wandte  sich  aber  der  Pädagogik  und  den 
Naturwissenschaften  zu,  bekleidete  eine  . 
Zeit  lang  Lehrerstellen  in  Halle,  Annaberg, 
Salzwedel,  Stralsund,  Halberstadt,  Dresden,  ' 
und  wurde  1862  als  Professor  der  Pädagogik 
an  die  Universität  Leipzig  berufen,  wo  er  i 
später  den  Titel  Geh.  Hofrat  erhielt  und 
bis  zu  seinem  Tode  blieb.   M.  war  eiu  , 
fruchtbarer    pädagogischer  Schriftsteller 
von  bedeutendem  Ruf  Von  seinen  Schriften 
seien  nur  erwähnt:  »Naturstudien«  (9.  Aufl. 
1880),   »Die  gesamte  Naturwissenschaft« 
(3.  Aufl.  1873/77).    Auch  war  er  Mitheraus- 
geber der  »Neuen  Jahrbücher  für  Philo- 
logie und  Pädagogik.«  —  Aufgenommen 
in  den  Freimaurerbund  wurde  M.  in  der 
Loge  Zum  Wohle  der  Menschheit  in  Salz- 
wedel 6.  Mai  1847,  wo  er  auch  die  Stelle 
eines  Meisters  vom  Stuhl  bekleidete.  Am 
8.  Juni  1861  schloss  er  sich  der  Loge  Zu 
den    drei   Schwertern    und   Aaträa  zur 
grünenden  Raute  in  Dresden  an,  der  er 
auch  nach  seiner  Versetzung  nach  Leipzig 
im  Herzen  treu  blieb.    [Vgl.  FZ.  1894, 

5.  137.J 

Mason  und  Masonel.  Diese  Namen  sind 


von  einigen  Schriftstellern  eine  Zeitlang 
für  die  üblichen  »Maurer«  und  »Maurerei« 
gebraucht  worden,  haben  sich  aber  nicht 
einbürgern  können,  weil  sie  der  Über- 
lieferung widersprachen  und  geschichtlich 
nicht  zu  rechtfertigen  sind.  Das  englische 
»Mason«  ist  zweifellos  aus  dem  französi- 
schen »Ma^on«  hervorgegangen,  beide  be- 
zeichnen eigentlich  einen  »Stein-Metzen« 
oder  »Stein-Hauer«,  so  dass  »Maurer«  frei- 
lich nicht  die  eigentlich  richtige  Über- 
setzung ist;  da  sich  die  deutschen  Frei- 
maurer aber,  so  lange  die  Sache  bei  uns 
bekannt  ist,  nie  anders  genannt  haben,  so 
soll  man  die  Namen  lassen,  wie  sie  Bind, 
zumal  »Mason«  und  »Masonei«  (Lessing 
in  »Ernst  und  Falk«  bringt  schon  »Mas- 
sonev«  und  »Masoney«  aus  einem  erdachten 
englischen  »Masony«)  nur  höchst  mangel- 
harten Ersatz  bieten  würden.  [Vgl.  AQC. 
1897,  X,  2,  S.  158.] 

Mason ia.  I.  In  Leipzig.  Nach  dem  Vor- 
gang des  Redeklubs  Eos  in  Nürnberg  traten 
20.  Mai  1848  drei  Mitglieder  der  Loge  Apollo 
in  Leipzig  und  ein  Mitglied  der  Loge  Archi- 
medes  zu  den  drei  Reissbrettern  in  Alten- 
burg zur  Begründung  eines  Klubs  zusam- 
men, als  dessen  Zweck  zunächst  »gegen- 
seitige Fortbildung  in  maurerischer,  wie 
uligemein  wissenschaftlicher  Hinsicht  durch 
Vorträge  mit  daran  sich  schliessender  Aus- 
sprache« festgestellt  wurde.  Er  sollte  Mit- 
glieder aller  Logen  und  Grade  aufnehmen, 
sich  aber  aller  maurerischen  Formen  und 
Gebräuche  enthalten.    Am  23.  Mai  184Ö 
wurde  die  erste  Sitzung  gehalten  und  der 
Name  Maconia,  später  in  Masonia  umge- 
ändert, angenommen.    Der  Klub  machte 
erfreuliche  Fortschritte  und  stellte  sich 
unter  den  Schutz  der  Loge  Apollo  in 
Leipzig,  von  der  er  24.  Juni  1855  eine 
besondere  Urkunde  erhielt.   Am  30.  Mai 
1898  feierte  er  sein  50  jähr.  Bestehen.  [Vgl. 
FZ.  1898,  S.  222.)   Mitgliederzahl  (1899): 
68.  Vers.  Montags.  Milde  Stiftung:  Waisen- 
fürsorgegenossenschaft.  [Vgl.  J.  G.  Findel, 
Mittheilungen  über  den  maurerischen  Clubb 
Maconia  zur  Feier  seines  lOjähr.  Bestehens 
(Lpz.  1858).]  —  II.  In  New  York.  Am  24. 
Okt.  1855  wurde  hier  ein  Verein  M.  gegrün- 
det, bei  dem  nur  Meister  Mitglieder  werden 
konnten.   Nur  aus  Mitgliedern  besonders 
deutsch-amerikanischer  Logen  bestehend, 
stellte  er  sich  gewissermassen  als  Gegner 
der  bei  den  deutschen  Logen  New  Yorks 
(wir  bezeichnen  so  der  Kürze  wegen  die 
unter  der  Grossen  Loge  von  Hamburg 
stehenden  Logen)  bestehenden  Engbünde 
hin,  wenngleich  er  unter  seinen  Mitglie- 
dern selbst  frühere  Engbundsbrüder  zählte. 
Gerade  diese  Rivalität  und  die  spätere 
(seit  1861)  gegen  den  Verein  deutsch- 
amerikanischer Freimaurer  (s.  d.)  kenn- 
zeichnen den  Standpunkt.    Der  Verein 
hat  in  kurzer  Zeit  wandelnde  Geschicke 
gehabt.    In  den  ersten  Jahren  findet  sich 
grosse  geistige   Regsamkeit,  im  dritten 

2* 


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20 


Miis.<achuM.-tts. 


und  vierten  Vereinsjahre  wirft  er  sich 
mehr  auf  die  praktische  Maurerei;  so 
gründete  er  im  Notjahre  1857  ein  Untcr- 
stützu  ngs-  und  Nach  weisungsbureau .  Dan  n 
folgte  Erschlaffung,  die  bis  1865  andauerte, 
wo  durch  die  Gründung  des  Vereins 
deutsch  -  amerikanischer  Freimaurer  (7. 
Aug.  1865)  die  leitenden  Mitglieder  der 
schlafenden  M.  veranlasst  wurden,  die 
noch  übrigen  Mitglieder  zu  einer  Versamm- 
lung zusammenzurufen  behufs  einer  zeit- 
gemassen  Umbildung.  Diese  Versammlung 
nahm  am  18.  8ept.  Bestimmungen  an,  die 
mit  denen  des  genannten  Vereins  grösste 
Ähnlichkeit  haben.  Der  Zweck  des  Vereins 
wurde  dahin  festgestellt:  «durch  eine  in- 
nigere Verbindung  der  deutschen  Maurer 
New  Yorks  unter  sich  und  mit  den  übrigen 
deutschen  Brüdern  und  Logen  Amerikas 
ein  wirksames  maurerisches  Leben  anzu- 
streben, geläuterte  Ansichten  und  Kennt- 
nisse über  Zweck,  Wesen  und  Geschichte 
der  Freimaurerei  zu  verbreiten,  eine  zeit- 
gemässe,  den  Verhältnissen  Rechnung  tra- 
gende Reform  im  Logenwesen  anzubahnen 
und  durch  geselligen  Verkehr  das  Leben 
zu  erheitern.«  Leider  wurde  von  ver- 
schiednen  Mitgliedern  der  M.  nicht  bloss 
gegen  den  Verein  deutsch-amerikanischer 
Maurer,  sondern  auch  gegen  die  deutschen 
Logen  in  New  York  gewirkt.  Immerhin 
brachte  die  M.  in  die  amerikanischen  Logen 
viel  Bewegung.  Als  Organ  der  M.  konnte 
man  den  »Triangel*  ansehen,  wenigstens 
war  dessen  Leiter,  der  verdienstvolle  Röhr 
(s.  d.),  ein  eifriges  Mitglied  der  M.  Er- 
schienen ist:  Jahresbericht  des  Maurer- 
vereins  M.  zu  New  York,  enthaltend  zu- 
gleich einen  Abriss  der  Geschichte  des 
Vereins  von  1855—66  (Williamsburgh,  39 
Seiten).  Nach  längerer  Unthätigkeit  ging 
der  Verein  1870  wieder  ein.  |  Vgl.  Bh.  1867, 
8.  102.] 

Massachusetts,  einer  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika.  I.  Die  alte 
St.  Johns-Grossloge.  Dieser  Staat  galt 
früher  als  der  Ausgangspunkt  der  Maurerei 
von  Nordamerika,  indem  man  annahm, 
dass  in  Boston  nicht  nur  die  erste  Gross- 
loge, sondern  überhaupt  die  erste  Loge 
in  den  Vereinigten  Staaten  gegründet 
worden  sei,  die  daher  auch  den  Namen 
The  first  Lodge  in  Boston  erhielt  und 
noch  jetzt  unter  dem  Namen  St.  Johns 
Lodge  besteht.  Dies  geschah  30.  April 
1733,  nachdem  auf  Ansuchen  mehrerer  in 
Neuengland  wohnender  Freimaurer  der 
Grossmeister  der  Grossloge  von  England 
Henry  Price  zum  Provinzialgrossmeister 
von  Neuengland  ernannt  hatte.  Es  ist 
indes  jetzt  erwiesen,  dass  vordem  schon 
in  Philadelphia  1780  oder  1781  eine  Loge 
gegründet  wurde,  die  als  die  erste  nord- 
amerikanische anzusehen  ist.  Price  erhielt 
1784  den  Auftrag,  die  Freimaurerei  in 
ganz  Nordamerika  zu  verbreiten,  und  die- 
ser Auftrag  ging  auf  seinen  Nachfolger 


über.  Infolgedessen  entstand  in  den 
nächsten  Jahren  eine  Anzahl  Logen  in  den 
andern  Staaten  Nordamerikas.  Zunächst 
wurden  dergleichen  in  Portsmouth  (New 
Hampshire)  und  Charleston(Südearolina)  ge- 
gründet. Dann  trug  der  Nachfolger  Prices, 
der  Grossmeister  Tomlinson,  1737  die  Mau- 
rerei nach  Antigua  in  Westindien  über 
und  1740  nach  Neuschottland.  Der  nächst- 
folgende Grossmeister,  Oxnard,  verpflanzte 
sie  1749  nach  Neuengland,  und  in  den 
darauf  folgenden  Jahren  reihte  sich  eine 
grosse  Anzahl  Logen  in  andern  Staaten  an. 
Der  Provinzialgrossmeister  Jac.  Gridley 
ward  1755  von  der  Grossloge  zu  London 
zum  «Provinzialgrossmeister  über  Nord- 
amerika, wo  noch  kein  Grossmeister  er- 
nannt sei«,  und  in  gleichem  Masse  1768 
der  Provinzialgrossmeister  J.  Rowe  be- 
stätigt. Während  des  Unabhängigkeits- 
kriegs ruhte  die  maurerische  Thätigkeit 
von  Boston  von  1775  an,  und  erst  im  Febr. 
1787  fand  wieder  eine  ausserordentliche 
Versammlung  der  Grossloge  statt.  — 
H.  Die  Massachusetts-Grossloge. 
Neben  jener  Körperschaft  hatte  sich  schon 
1752  eine  andre  maurerische  Vereinigung 
in  Boston  gebildet,  die  ihren  Ursprung  von 
der  Grossloge  von  Schottland  ableitete 
und  aus  der  zunächst  1755  die  St.  Andrew's 
Lodge  Nr.  81  hervorging.  Man  kam  auf 
den  Gedanken,  eine » Ancient  Grand  Lodge« 
für  die  amerikanischen  Provinzen  zu  bil- 
den, worin  die  St.  Andrew's  Lodge  durch 
drei,  bei  den  in  Boston  damals  garniso- 
nierenden  britischen  Regimentern  beste- 
hende Feldlogen  unterstützt  wurde.  Der 
Großmeister  von  Schottland,  Earl  of  Dal- 
housie,  ernannte  auch  1769  Jos.  Warren 
zum  •  Grossmeister  der  Maurer  in  Boston 
und  im  Umkreise  von  100  Meilen«,  unter 
dem  sich  bald  mehrere  neue  Logen  bil- 
deten. Der  Nachfolger  des  erstem,  Earl  of 
Dumfries,  erhöhte  dessen  Gewalt  noch  durch 
dessen  Ernennung  zum  «Grossmeister  über 
den  Kontinent  von  Amerika« ;  aber  Warren 
fiel  schon  in  der  Schlacht  bei  Charlestown 
17.  Juni  1775  als  Verteidiger  der  Unab- 
hängigkeit Amerikas.  Sein  Nachfolger 
Jos.  Webb  breitete  die  Maurerei  uud 
den  Umfang  seiner  Grossloge  noch  mehr 
aus.  Nach  seiner  Abdankung  1782  trat 
eine  Spaltung  in  dieser  Körperschaft  ein. 
Die  Mehrzahl  erklärte  1788  die  Grossloge 
für  unabhängig  von  der  Grossloge  von 
Schottland  und  gründete  eine  Massachu- 
setts Grand  Lodge,  die  erste  unabhängige 
Grossloge  Nordamerikas;  eine  Anzahl  Mit- 
glieder aber  wollte  die  alte  Verbindung 
beibehalten.  Nach  jahrelangen  Verhand- 
lungen kam  es  endlich  zwischen  den  ver- 
schiednen  Parteien  der  Körperschaft  zu 
einer  Vereinigung,  die  dahin  ausging,  dass 
unter  dem  Grossmeister  Moses  M.  Hays 
5.  Mai  1792  die  letztgenannte  und  die 
oben  unter  Nr.  I.  aufgeführte,  von  Eng- 
land aus  gestiftete  Grossloge  *ich  mitein- 


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Maasen»  —  Materialismus. 


21 


ander  verschmolzen  zu  der  noch  jetzt  be- 
stehenden: III.  Grossloge  des  Staats 
Massachusetts.  Diese  Grossloge  mit 
dem  Sitz  in  Boston  hat  sich,  nachdem  sie 
die  antimaurerische  Verfolgung  überwun- 
den hatte  (vgl.  näheres  in  der  vorigen  Auf  läge 
dieses  Handbuchs  III,  597),  so  erweitert, 
dass  sie  1898  235  Logen  (darunter  vier 
in  Chile  und  eine  in  Shanghai,  und  eine 
deutsche  in  Boston,  mit  38016  Mitgliedern 
zählte.  IV.  Hier  besteht  auch  die  Pri nee 
Hall  Grand  Lodge  der  Farbigen  (s.d.), 
gest.  6.  März  1775,  mit  zehn  Logen  (eine  in 
Accra,  Westafrika)  und  360  Mitgliedern. 
[Litteratur:  The  Constitution  of  the  ancient 
and  honorable  fraternity  of  free  and  ac- 
cepted  Masons  ...  in  which  are  added 
the  history  of  masonry  in  the  Common- 
wealth of  Massachusetts  etc.  (Worchester, 
Mass.,  1792)  und  Röhr,  Amerikanisch- 
deutsche Jahrbücher,  1.  Jahrg.  (Williams- 
burg 1856),  S.  156.  Zeitschriften:  The 
Freemasons  Monthly  Magazine  (Boston); 
The  Masonic  Monthly  (das.  1863  fg.);  The 
Liberal  Freemason  (das.  1877  fg.);  The 
Masonic  Truth  (das.  1883  fg.).] 

Massen»,  Andrö,  Herzog  von  Rivoli, 
Fürst  von  Essling,  Marschall  des  ersten 
französischen  Kaiserreichs,  geb.  6.  Mai  1758 
in  Letten  bei  Nizza,  gest.  4.  April  1817, 
war  Mitglied  des  Grossorients  von  Frank- 
reich und  1814  einer  der  beiden  Grand 
Conservateurs  g£n<?raux. 

Massenbach,  Karl  Wilhelm  v.,  preuss. 
Generalleutnant,  geb.  7.  März  1752  in 
Rodmannshausen  bei  Königsberg  i.  Pr., 
wurde  Offizier  im  Heer  Friedrichs  d.  Gr., 
machte  die  Feldzüge  von  1806  und  1807 
und  die  Befreiungskriege  1813 — 15  mit  und 
wurde  zuletzt  Generalleutnant.  —  In  den 
Freimaurerbund  wurde  er  in  der  Loge  Zum 

S reusaischen  Adler  in  Insterburg  kurz  nach 
eren  Stiftung  (1785)  aufgenommen  (das 
Jahr  der  Aufnahme  ist  nicht  zu  ermitteln). 
1799  war  er  Meister  vom  Stuhl  in  Tilsit, 
1802  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  in  Inster- 
burg. In  Berlin  schloss  er  sich  1811  der 
Loge  Zu  den  drei  Seraphim  an  und  wurde 
1812  Mitglied  des  Altschottischen  (Bundes-) 
Direktoriums  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln.  1818  legte 
er  sein  Amt  nieder.  [Vgl.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  430.] 

Massol,  Maria  Alexandre,  französi- 
scher Politiker  und  Gelehrter,  geb.  16.  März 
1805  in  Beziers,  gest.  21.  April  1875,  in 
allen  Kämpfen  seines  Vaterlandes  eifriger 
Demokrat,  war  eine  Zeit  lang  Anhänger 
der  Schule  St.-Simons,  von  der  er  sich 
aber  lossagte,  als  diese  religiös -mystische 
Bestrebungen  annahm,  war  Mitglied  und 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Renaissance  in 
Paris  und  schuf  mit  Brisson  die  Wochen- 
schrift «La  Moral e  inde'pendante«. 

Massstab  oder  Zollstab  (engl,  the  gauge, 
franz.  la  jauge).  Der  M.  gehört  zu  den  Werk- 


zeugen der  Lehrlinge.  Nach  dem  alteng- 
lischen  Lehrfragestück  bezeichnen  die  24 
Zoll  des  M.  die  24  Stunden  des  Tages, 
die  so  eingeteilt  sein  sollen:  «sechs 
Stunden  zur  Arbeit,  sechs  um  Gott  zu  die- 
nen, sechs  um  einem  Freund  oder  Bruder 
zu  dienen  und  sechs  zum  Schlaf.«  Im 
allgemeinen  wird  der  Maurer  durch  den 
M.  an  eine  vorurteilslose  und  gerechte 
Beurteilung  seiner  selbst  und  der  ihn 
umgebenden  Welt,  sowie  an  eine  weise 
Einteilung  und  Benutzung  der  Zeit  er- 
innert, die  nötig  ist,  den  Zweck  des  Le- 
bens zu  erfüllen,  im  besondern  an  die 
Pflichten  der  Arbeit,  des  Gottvertrauens, 
der  Nächsten-  und  Bruderliebe,  nach  de- 
ren Erfüllung  auch  die  Erholung  zu  ihrem 
Rechte  kommen  darf  und  soll.  [VgL 
Fischer,  Robert,  Lehrlingskatechismus  (29. 
Aufl.,  Lpz.  1900),  8.  104.  Derselbe,  Ritual 
und  Symbol  (Lpz.  1878),  S.  148.  Schau- 
berg, Symbolik  der  Freimaurerei  (Schaffh. 
1861),  I.,  S.  126.  A.  1891,  S.  28.  Bh.  1866, 
S.  210.] 

Materialismus  ist  diejenige  Weltan- 
schauung, nach  der  alles,  was  besteht, 
Stoff  ist  und  es  ausser  dem  Stoff  im 
ganzen  Weltall  nichts  weiter  giebt.  Aus 
den  Urbestandteilen  setzt  sich  alles  zu- 
sammen, und  in  sie  löst  sich  alles  wieder 
auf.  Die  Verschiedenheit  der  Zusammen- 
setzung erzeugt  die  Verschiedenheit  der 
Dinge.  Zusammensetzung  und  Auf- 
lösung in  ewigem  Wechsel  bildet  das  Ent- 
stehen und  Vergehen  in  der  Welt.  Dem 
M.  ist  mithin  die  Gottes-  und  die  Geistes- 
leugnung  wesentlich.  Höchstens  nimmt  er 
das  All  für  die  Gottheit  und  erachtet 
Gott  und  Welt  für  gleich,  wie  Toland  in 
seinem  Pantheistikon  (s.  d.);  aber  dieser 
Pantheismus  ist  doch  nichts  weiter,  als 
verschleierter  Atheismus.  Die  Freimaurerei 
nimmt  dem  gegenüber  in  dem  Grossen 
Baumeister  aller  Welten  eine  welt- 
bauende höchste  geistige  Kraft  an, 
die  von  der  Welt  wie  der  Werkmeister 
I  von  seinem  Werk  verschieden  und  über 
der  Welt  erhaben  ist,  aber,  wie  die  Ge- 
danken des  Meisters  in  seinem  Werke  ver- 
wirklicht und  wirksam  sind,  zugleich  in 
der  Welt  innerwirksam  ist  und  ihr  inne 
wohnt.  Darum  teilt  sie  auch  nicht  die 
Gottesanschauung,  durch  die  sich  der  M. 
zuweilen  mit  dem  religiösen  Glauben 
abzufinden  gesucht  hat  und  nach  der 
Gott  zwar  die  Welt  geschaffen  und  in  sie 
Gesetz  und  Kraft  hineingelegt,  dann  aber 
sich  fern  von  ihr  zurückgezogen  und  sie 
ihrem  weitern  Bestand  kraft  der  ihr  an- 
erschaffnen  Gesetze  überlassen  hat.  Dies 
ißt  der  theologische  Schulbegriff  des  Deis- 
mus. Mit  ihm  hat  die  Freimaurerei  ihrem 
theistischen  Gottesbegriff  zufolge  nichts 
gemein.  Was  die  Kirchen-  und  Philoso- 
phiegeschichte unter  Deismus  versteht,  ist 
etwas  anderes  und  begreift  die  verschieden- 
artigsten Zwecke  und  Gestaltungen  des 


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22 


MntWua  —  Mathies. 


britischen  Geisteslebens  um  die  Wende 
des  17.  und  18.  Jahrh.  unter  sich,  Geistes- 
strömungen, die  ftur  durch  ein  Gemein- 
sames zusammengehalten  wurden:  durch 
den  Kampf  um  Denk-  und  Gewissensfrei- 
heit und  Duldung.  Für  diese  Menschheits- 
güter waren  sicherlich  auch  die  Stifter  der 
ersten  englischen  Grossloge  eingenommen 
und  tritt  noch  heute  die  Freimaurerei  ein. 
Ein  weiteres  aber  hat  die  Freimaurerei  im 
besondern  mit  dem  Deismus  der  britischen 
Freidenker  nicht  gemein,  und  es  ist  un- 
richtig, wenn  ihre  Gegner,  z.  B.  der  Kopen- 
hagner  Prof.  Fr.  Nielsen  (s.  d.)  in  seinem 
litterarischen  Streit  mit  G.  A.  8chiff- 
mann  (s.  d.),  behaupten,  die  Freimaurerei 
sei  ein  Kind  des  britischen  Deismus 
und  noch  heute  dessen  Kultusstätte. 
Der  Geistesleugnung  des  M.  gegenüber 
nimmt  die  Freimaurerei  den  Standpunkt 
des  Spiritualismus  ein.    Der  Menscben- 

5 eist  ist  nicht  bloss  eine  Thätigkeit  des 
[enschenleibes,  wie  etwa  das  Phosphores- 
zieren am  Phosphor,  sondern  ein  von 
dem  Stoff  des  Leibes  verschiedner  Kern, 
der  an  den  Leib  als  an  ihr  Werkzeug 
und  Äusserungsmittel  gebunden  ist  und, 
wie  im  Haushalt  des  Weltalls  nicht«  ver- 
loren gehen  kann,  nicht  untergeht,  wenn 
diese  Verbindung  durch  den  Tod  gelöst 
wird.  Die  freimaurerische  Weltanschauung 
führt  mit  ihren  Folgerungen  auf  den  Ge- 
danken der  Unsterblichkeit  der  Menschen- 
seele. Wäre  diese  nicht«  weiter  als  eine 
Äusserung  am  Stoff  des  Leibes,  so  unter- 
läge öi e  auch  in  allen  ihren  Betäti- 
gungen dem  unbedingt  zwingenden  Natur- 
gesetz, der  Naturnotwendigkeit,  die  im 
Reich  des  Stoffs  die  allbeherrschende 
Macht  ist.  Die  Freimaurerei  vermag  sich 
die  vorliegenden  Thatsachen  des  sittlichen 
Verantwortlichkeitsgefühls  und  der  An- 
klagen, der  Vorwürfe,  der  Reue  im  mensch- 
lichen Gewissen  ausreichend  nur  dadurch 
zu  erklären,  dass  der  menschliche  Wille 
nicht  in  die  den  Stoff  beherrschende  Na- 
turnotwendigkeit verstrickt  ist  und  dass 
der  Mensch  sittliche  Freiheit  besitzt.  Eine 
höchste  geistige  Kraft  über  dem  Menschen, 
sittliches  Vermögen  im  Menschen,  auf- 
lösender Wohlklang  über  allem  Zwiespalt 
des  irdischen  Daseins:  dies  Dreifache  in 
der  Weltanschauung  der  Freimaurerei  ent- 
spricht den  drei  Säulen,  auf  denen  ihr  Bau 
ruht:  Weisheit,  Stärke  und  Schönheit  Die 
Grundpfeiler  ihrer  Weltanschauung  heissen: 
Gott,  Freiheit  und  Unsterblichkeit.  [Vgl. 
Smitt,  Einschau  und  Ausschau  (Lpz.  1895), 
S.  86.  Bh.  1862,  S.  233;  1867,  S.  346; 
1877,  S.  53;  1882,  S.  185.  BZC.  1892,  8. 
191.   FZ.  1853.  S.  153;  1864,  S.  281.] 

Malheus,  Johann,  Kaufmann  in  Rouen, 
erhielt  1.  Mai  1786  von  der  sogenannten 
Grande  Loge  Royale  de  Her6dom  de  Kil- 
winning  in  fidinourg  die  Provinzialgross- 
ineisterbestallung  über  ganz  Frankreich. 
Er  ernannte  Louis  Clavel  zu  seinem  zu- 


geordneten  Provinzialgrossmeister  und  über- 
ess  der  neuen  Provinzialloge  die  Ernen- 
nung der  übrigen  Grossbeamten. 

Kathies,  Karl  Friedrich  Ludwig, 
geb.  13.  Sept.  1820  in  Visselhövede  in  der 
Prov.  Hannover,  gest.  13.  März  1895  in  Gotha, 
übernahm,  nachdem  er  von  1847  an  im 
Dienste  der  hannoverschen  Staatsbahn  ge- 
standen hatte,  1856  die  Generalvertretung 
der  Feuerversicherungsbank  für  Deutsch- 
land zu  Gotha  für  das  Königreich  Han- 
nover, wurde  1863  als  Bankbuchhalter 
nach  Gotha  zur  Zentralverwaltung  der 
Bank  berufen,  1881  stellvertretender  Be- 
vollmächtigter, dann  Generaldirektor  der- 
selben und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  zu 
seinem  am  Ende  des  Jahres  1888  erfolgten 
Übertritt  in  den  Ruhestand.  Von  1868 
bis  1882  war  er  zum  Gothaischen  Mitglied 
bei  der  Direktion  der  Thüringer  Eisen- 
bahngesellschaft gewählt,  auch  bekleidete 
er  jahrelang  das  Amt  eines  Brasili- 
schen Konsuls.  —  M.  war  ein  eifriger 
und  bedeutender  Maurer,  in  weiten  Krei- 
sen bekannt  und  hochgeschätzt.  Am  10. 
April  1856  wurde  er  in  Hannover  in  der 
Loge  Zur  Ceder  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen  und  bekleidete  in  dieser 
von  1859  —  68  das  Amt  eines  stellver- 
tretenden Ordners.  Nachdem  er  1863 
nach  Gotha  übergesiedelt  war,  schloss 
er  sich  der  dortigen  Loge  Ernst  zum 
Compass  an.  Von  1868—68  war  er  ihr 
Redner,  von  1868—72  erster  Aufseher, 
von  1872 — 77  deputierter  Meister  und  von 
1877—86  zugeordneter  Meister  vom  Stuhl, 
als  Vertreter  des  Meisters  vom  Stuhl,  des 
Herzogs  Ernst  II.  (s.  d.).  Seine  tiefgreifende 
Thätigkeit  für  die  Loge  fand  stets  die 
Billigung  des  Herzogs,  dem  er  fortwährend 
schriftlich  oder  mündlich  über  die  Ange- 
legenheiten der  Loge  Bericht  erstattete, 
ebenso  wie  er  der  geeignetste.  Mann  war, 
die  Anordnungen  und  Anregungen  des 
Herzogs  in  dessen  Sinne  auszuführen  und 
zu  vollenden.  Hervorragend  war  seine  auf 
die  Regelung  der  Finanzen  der  Loge 
gerichtete  Wirksamkeit,  und  hauptsächlich 
seiner  Anregung  verdankt  die  Loge  ihr 
neues  1882  eingeweihtes  Haus,  das  eine 
Zierde  der  Stadt  Gotha  ist.  M.  versuchte 
auch  einen  Allgemeinen  Thüringschen 
Sterbekassen  verein  (s.  d.)  1865  zu  gründen, 
der  kaum  ins  Leben  getreten,  sofort  wieder 
sich  auflöste,  da  er  viele  Widersacher  fand. 
Die  Loge  Ernst  zum  Compass  erkannte 
seine  Verdienste  dadurch  an,  dass  sie  ihn 
1886  zum  Ehrenmeister  ernannte  und  ihm 
eine  am  28.  Sept.  1886  enthüllte  marmorne 
Gedenktafel  im  Treppenhaus  des  neuen 
Logenhauses  widmete.  Von  M.  ist  ge- 
druckt: Latomia- Blätter.  Sammlung  frei- 
maurerischer Reden  und  Vorträge  (Gotha 
1866).  [Vgl.  Demuth,  Geschichte  der  Loge 
Ernst  zum  Compass  in  Gotha  (Gotha  1882). 
Bbl.  1895,  S.  198.  FZ.  1895,  S.  113.  L. 
1895,  S  54,  57.] 


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Matrikel  —  MaurergrusB. 


23 


Matrikel,  8.  Verzeichnis.  Über  die  M. 
der  strikten  Observanz  sehe  man  die 
vorige  Auflage  dieses  Handbuchs,  II,  S. 
290. 

Matthisson,  Friedrich  v.,  lyrischer 
Dichter,  geb.  23.  Jan.  1761  in  Hohendode- 
leben  bei  Magdeburg,  gest.  12.  Mär»  1831 
in  Wörlitz  bei  Dessau,  wurde  1781  Lehrer 
am  Philanthropin  in  Dessau  und  nachher 
Hofmeister  des  Grafen  Sievers.  Zuletzt 
trat  er  1812  in  die  Dienste  des  Königs 
von  Württemberg,  der  ihn  zum  Geh. 
Legationsrat,  Mitglied  der  Hoftheaterober- 
intendanz und  Oberbibliothekar  ernannte. 
1829  zog  er  sich  nach  Wörlitz  zurück. 
M.  wurde  in  den  Freimaurerbund  6.  Mai 
1778  in  der  Loge  Zu  den  drei  Kleeblättern 
(damals  noch  in  Magdeburg,  später  in 
Aschersleben)  aufgenommen.  Am  20.  Mai 
1778  hielt  er  eine  Abschiedsrede,  1779 
schickte  er  einen  Vortrag  und  ein  Lied 
ein.  Über  spätere  Beteiligung  am  Logen- 
leben verlautet  nichts.  [Vgl.  L.  1882, 
S.  158.] 

Mutzdorff,  Karl  August,  geb.  30.  Juni 
1771  in  Berlin,  gest.  das.  15.  April  1829, 
studierte  Theologie  und  Philosophie,  führte 
indes  seine  Studien  nicht  zum  Abschluss, 
sondern  wurde  Buchhändler.  Er  erhielt 
1798  den  Titel  Kommerzienrat.  1823  wurde 
er  Oberlotteriekollekteur.  —  Zum  Frei- 
maurer wurde  er  5.  Sept.  1788  in  der  Loge 
Zu  den  drei  Degen  in  Halle  aufgenommen. 
In  Berlin  schloss  er  sich  1791  der  Loge 
Zu  den  drei  Seraphim  an,  trat  1797  in 
die  Grosse  National  -  Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  und  wurde  1829  Mitglied 
des  altschottischen  (Bundes-)Direktoriuins. 
Durch  Mitarbeit  an  der  Durchsicht  der 
Grund  Verfassung  1838  hat  er  sich  sehr 
verdient  gemacht.  Von  Bedeutung  sind 
seine  «Erläuterungen  zu  den  Instruktionen 
des  Lehrlings-,  Gesellen-  und  Meister- 
grades«, die  er  von  1829 — 34  verfasste.  Sie 
wurden  zum  Gebrauch  der  Logen  metallo- 
graphiert.  [Vgl.  Geschichte  der  Grossen 
National -Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1890),  S.  431] 

Mätzner,  Eduard  Adolf  Ferdinand, 
namhafter  Philolog,  geb.  25.  Mai  1805  in 
Rostock,  gest.  13.  Juli  1892  in  Steglitz  bei 
Berlin,  unterrichtete  1830  am  französischen 
Gymnasium  in  Berlin,  wurde  1831  am 
Gymnasium  in  Bromberg  angestellt,  1838 
zum  Direktor  der  städtischen  höhern 
Töchterschule  (jetzt  Luisenschule)  in  Berlin 
gewählt  und  hat  diese  Anstalt  50  Jahre 
lang  geleitet.  1888  trat  er  in  den  Ruhe- 
stand. Obwohl  er  anfanglich  der  klassischen 
Philosophie  seine  Arbeit  gewidmet  und 
insbesondere  Ausgaben  griechischer  Redner 
veröffentlicht  hatte,  ging  er  später  zum 
Studium  der  englischen  und  französischen 
Sprache  über.  Auf  beiden  Gebieten  hat 
er  Erhebliches  geleistet;  seine  französische 
und  englische  Grammatik  sind  streng 
wissenschaftliche  Werke.  Hervorragend  ist 


sein  Altenglisches  Wörterbuch,  das  er 
aber  nicht  zu  Ende  führen  konnte.  —  Erst 
im  Alter  von  49  Jahren,  9.  Juni  1854,  trat 
er  in  die  Loge  Zum  goldnen  Pflug  in 
Berlin,  die  er  1866  verlies»,  um  sich  der 
Loge  Zur  Verschwiegenheit  das.  anzu- 
schliessen,  deren  Vorsitzender  Meister  er 
von  1870 — 91  gewesen  ist.  In  die  Grosse 
National- Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln trat  er  1870,  und  1886  wurde  er 
zum  Mitglied  des  Bundesdirektoriums  ge- 
wählt, dem  er  bis  zu  seinem  Tode  ange- 
hörte.   [Vgl.  Bbl.  1892,  S.  309,  405.1 

Maurerei,  s.  Freimaurerei,  Adoptions- 
maurereL 

Maurergruss.  Die  in  älterer  Zeit  in 
der  Freimaurerei  vorkommende,  jetzt  durch 
Einführung  der  Logenpässe  (s.  d.)  zurück- 
gedrängte Sitte,  wonach  Freimaurer,  die 
eine,  fremde  Loge  besuchten,  beim  Eintritt 
einen  Gruss  von  den  Mitgliedern  der  Loge, 
der  sie  angehörten,  in  bestimmten  Formeln 
bringen  mussten,  ist  deutschen  Hand- 
werksgebräuchen entlehnt.  Zum  Ausweis 
der  Wandergesellen  war  der  Reisegrusa 
eingeführt,  der  auch  heute  auf  den  Ge- 
sellenherbergen noch  nicht  ausgestorben 
ist  und  dazu  dient,  sich  auf  der  Reise 
als  zünftigeu  und  ehrlichen  Gesellen  aus- 

I  zuweisen  und  somit  gegen  jeden  fremden 
Meister  und  Gesellen  das  Recht  geltend 
zu  machen,  von  ihm  Zunftfreundlichkeit, 
Gastfreundschaft  und  Unterstützung  zu 
verlangen.  Der  Zusammenhang  zwischen 
diesen  Handwerksgrüssen  und  jenem  frei- 
maurerischen Gebrauch  ist  schon  früher 
erkannt  und  dabei  zugleich  auf  den  Unter- 
schied hingewiesen  worden,  der  insbesondere 
bei  den  Maurern  zwischen  Gruss-  oder 
Wort-  und  Schriftmaurern  oder  Briefträgern 
bestand,  von  denen  sich  jene  einander  bloss 
durch  gewisse  Worte,  Zeichen  und  Ge- 
bräuche zu  erkennen  gaben,  diese  aber 
sich  durch  Zeugnisse,  Kundschaften  u.  8.  w. 
auswiesen.  [Vgl.  die  Schrift:  Aufklärung 
über  wichtige  Gegenstände  der  Freymau- 
rerey  u.  s.  w.  Aus  der  Loge  Puritas  (1787), 
S.  21,  und  besonders  Schneider  im 
Alteuburger  Constitutionsbuch  vom  J. 
1803,  S.  153.  i  Diese  Förmlichkeiten  wurden 
in  älterer  Zeit  mit  einer  übertriebnen 
Strenge  festgehalten.  Dies  gab  Veran- 
lassung, dass  in  Deutschland  allgemein 
durch  einen  kaiserlichen  ErlaBB  vom  16. 
Aug.  1731  diese  Handwerksgrüsse  unter- 
sagt und  zugleich  »der  Unterschied  zwischen 
Grüssern  und  Briefträgern  völlig  aufge- 
hoben, abgeschafft  und  verboten«  wurde. 
Der  Erfolg  dieses  Verbots  entsprach  nicht 
der  Anordnung.  Man  behielt  bei  den  Hand- 
werkern die  alte  Sitte  bei,  nur  dass  man 

j  sich  kürzer  fasste  und  nicht  mehr  so  streng 
auf  den  Buchstaben  der  alten  Form  hielt. 
Die  inmittels  eingeführten  Kundschaften, 
Pässe  und  Wanderbücher  betrachteten  die 
Handwerker  unter  sich  nur  als  Nebensache, 

|  während  bei  den  Freimaurern  die  schrift- 


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24 


Maurerhalle,  Die  —  Maurertag,  Deutscher. 


liehen  Nachweise  in  den  Vordergrund  ge- 
treten sind. 

Maurerhalle,  Die,  nannte  »ich  eine  Zeit- 
schrift für  Freimaurerei,  herausgegeben 
von  R.  R.  Fischer,  4  Bande,  Altenburg 
1842 — 45.  Sie  ist  die  Fortsetzung  der  Al- 
tenburger  «Zeitschrift  für  Freimaurerei«. 

Maurerjahr  (Logenjahr)  nennt  man  das 
Jahr  von  Johanni  bis  Johanni,  weil  das 
Johannisfest  als  das  allgemeine  Bundesfest 
gilt.    [Vgl.  übrigens  Zeit.] 

Maurerquallt&t  wird  als  untilgbar  be- 
zeichnet, wenn  sie  einmal  durch  die  Auf- 
nahmein regelrechter  Form  gegeben  ist.  Man 
kann  daher  aus  der  Loge  und  dem  Maurer- 
bund austreten  oder  ausgeschlossen  werden, 
das  übernommne  Gelübde  der  Verpflichtung 
zum  Geheimnis  verbleibt,  und  damit  ist 
gewissermassen  der  Charakter  als  Frei- 
maurer unlöslich.  Deshalb  heisst  es  in 
der  II.  der  Alten  Pflichten  (s.  d.)  am 
Schlüsse  »sein  Verhältnis  zur  Loge  bleibt 
unverbrüchlich«,  ein  Zusatz,  der  in  der 
Fassung  von  1738  weggefallen  ist.  [Vgl. 
FZ.  1883,  S.  156.] 

Maurertag,  Deutscher.  Wie  in  dem 
Artikel  über  die  Einheitsbestrebungen  der 
deutschen  Freimaurer  bemerkt  wurde,  geht 
der  Gedanke  allgemeiner  deutscher  Maurer- 
versammlungen zurück  bis  in  die  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts.  Unter  dem  11. 
April  1849  erschien  ein  Rundschreiben 
der  Loge  in  Glauchau,  das  einen  •allge- 
meinen deutschen  Maurertag«  empfahl. 
[Vgl.  FZ.  1849,  S.  137.]  Jedoch  erst  1863 
beginnt  die  eigentliche  Strömung  für  solche 
Versammlungen.  [Vgl.  Bh.  1863,  S.  193, 
217.]  Der  Verein  deutscher  Freimaurer 
stellte  ein  Statut  dazu  auf.  [Vgl.  Bh.  1864, 
S.  48.]  Die  Stimmen  dagegen  blieben 
nicht  aus.  [Vgl.  FZ.  1864,  S.  58.]  Nach  dem 
Scheitern  der  Idee  einer  deutschen  National- 
grossloge  nahm  der  Verein  deutscher  Frei- 
maurer die  Sache  wieder  auf,  und  zwar 
auf  der  Versammlung  in  Nürnberg  1886. 
[Vgl.  Mittheilungen  a.  d.  Verein  deutscher 
Freimaurer  1886  87.]  In  dem  damaligen 
Bericht  von  R.  Fischer  in  Gera  (s.  d.) 
sind  die  Gründe  dafür  und  dagegen 
ausführlich  dargelegt.  Mau  wollte,  dass 
diese  M.  zu  dem  Deutschen  Grosslogen- 
bund, dessen  Einrichtung  unverändert 
fortbestehen  sollte,  in  das  Verhältnis  einer 
vorberatenden  Körperschaft  treten  sollte. 
Die  Idee  wurde  weiterbehandelt  in  den 
folgenden  Versammlungen  und  in  Königs- 
berg 1889  eine  förmliche  Erschliessung 
in  obigem  Sinne  gefasst,  zugleich  aber 
darauf  hingewiesen,  dass  zunächst  die  Gau- 
verbände (s.  d.)  weiter  zu  pflegen  und  zu 
allgemeinen  M.  nach  und  nach  auszubauen 
seien.  Der  rheinisch-westfälische  Logen- 
verband (s.d.)  nahm  jene  Entsehli essung  auf 
und  brachte  sie  mittelst  Rundschreiben 
vom  15.  Mai  1890  durch  die  Loge  Eos  in 
Krefeld  an  den  Deutschen  Grosslogen  tag, 
wo  sie  1890  auf  der  Tagesordnung  erschien. 


Die  Einbringung  des  Antrags  war  formell 
nicht  ganz  einwandfrei  erfolgt;  gleichwohl 
wurde  ein  Ausschuss  zu  dessen  Beratung 
eingesetzt  [vgl.  Maurertägliche  Rand- 
bemerkungen (Frkf.  a.  M.  1891),  S.  51.  Der 
Ausschuss  war  damals  mit  dem  Gedanken 
eines  M.  in  Verbindung  mit  dem  Deutschen 
Grosslogentag  so  einverstanden,  dass  in 
den  Übergangsbestimmungen  zu  dem  von 
ihm  aufgestellten  Entwurf  schon  für  den 
18.  Okt.  1891  der  erstmalige  Zusammentritt 
in  Aussicht  genommen  war.  Der  Ent- 
wurf wurde  aber  von  Frankfurt  aus  lebhaft 
bekämpft  [vgl.  Maurertägliche  Randbe- 
merkungen (1891)].  Es  waren  112  Abge- 
ordnet« vorgesehen,  die  in  allgemeiner, 
unmittelbarer  und  geheimer  Abstimmung 
in  den  Johannislogen,  nach  Grosslogen 
getrennt,  im  Meistergrad  auf  drei  Jahre 
gewählt  werden  sollten.  Der  Deutsche 
Grosslogenbund  blieb  unberührt  und  sollte 
als  Bundesrat  wirken,  die  Abgeordneten 
sollten  das  Parlament  bilden.  Der  Schwer- 
punkt des  Gegensatzes  lag  in  der  Mehrheit, 
welche  die  altpreussischen  Grosslogen  durch 
ihr  Stimmenverhältnis  erhalten  haben  wor- 
den, wie  das  offen  ausgesprochen  wurde 
in  einer  Denkschrift  der  Loge  in  Freiberg 
vom  23.  März  1891.  Die  Loge  in  Chemnitz 
schloss  sich  dagegen  unter  dem  14.  April 
1891  rückhaltlos  dem  Plan  an,  ebenso  die 
Loge  Wilhelm  zur  aufgehenden  Sonne  in 
Stuttgart  in  einem  Bericht  vom  17.  Dez.  1 892. 
Eine  Abänderungdes Entwurfs  wurde  nun  in 
einer  weitern  Versammlung  des  Ausschusses 
in  Leipzig  am  7.  Dez.  1891  beraten,  in  der 
die  Abgeordnetenzahl  auf  58  zurückgeführt 
wurde.  Der  Entwurf  blieb  auf  dem  Deut- 
schen Grosslogentag  in  der  Minderheit.  Die 
Sache  wurde  1896  abermals  aufgenommen, 
und  zwar  von  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln.  Der  neue 
Entwurf  verminderte  die  Stimmenzahl  der 
Abgeordneten  auf  32,  bez.  84,  und  zwar  so, 
dass  die  Hälfte  der  Stimmen  auf  die  drei 
altpreussischen  Grosslogen  fiel.  Aber  auch 
dieser  Entwurf  wurde  abgelehnt.  Damit 
schien  der  M.  auf  unabsehbare  Zeit  erledigt. 
In  der  freimaurerischen  Presse  ist  viel  da- 
für und  dagegen  geschrieben  worden.  [Vgl. 
Bh.  1888,  S.  169;  1891,  S.  121.  Br.  L.  1886  7, 
S.  13.    FZ.  1890,  S.  362;   1891,  S.  17,  19, 

26.  44,  92,  137,  145,  153,  169,  300,  332. 
L.  1891,  S.  43.  M.  L.  1890  91,  S.  195.  Mit- 
theilungen a.d.  Verein  deutscher  Freimaurer 
1891/2,  S.  43.]  Die  Sache  ruhte  indes  nicht. 
Nachdem  überhaupt  alle  Einigkeitsbe- 
strebungen vom  Deutschen  Grosslogenbund 
1898  abgelehnt  worden  waren,  ging  hei  dem 
rheinisch-westfälischen  Logenverband  vom 

27.  Mai  1899  in  Köln  abermals  ein  Antrag 
auf  Einberufung  eines  allgemeinen  deut- 
schen M.  ein,  der  in  Berlin  Pfingsten  1900 
tagen  sollte.  Er  war  von  der  Loge  Vor- 
wärts in  M. -Gladbach -Rheydt  gestellt 
und  wurde  angenommen,  verlief  aber  er- 
folglos, da  der  Deutsche  Gros9logentag 


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Maurerwort  —  Mecklenburg.  25 


darauf  nicht  einging.  (S.  Einigungsbe- 
•trebungen  oben  I,  S.  221.) 

Maarerwort.  Das  M.  gilt  unter  Freimau- 
rern in  Bezug  auf  Zusagen  und  Beteuerungen 
als  ein  Eid  (s.  d.)  und  wird  von  allen  Frei- 
maurern streng  und  gewissenhaft  gehalten. 
Er  steht  in  dem  Ansehen  zweifelloser 
Glaubwürdigkeit  [s.  Wort.  Bh.  1883,  S. 
8891. 

Mauritius  (Isle  de  France,  br it. -afri- 
kanische Insel  im  Indischen  Ozean.)  In 
Port-Louis  errichtete  der  Grossorient  von 
Frankreich  1778—90  vier  Logen  und  1806 
in  La  Riviere  Noire  eine  fünfte,  von  denen 
nur  noch  die  älteste  besteht.  Als  die  Insel 
1810  englisch  wurde,  wurde  für  sie  1811 
ein  Provinzialgrossmeister  von  der  eng- 
lischen Grossloge  ernannt  und  wurden  1816, 
1858,  1860,  1875  und  1877  fünf  Logen  von 
dieser  Grossloge,  1858,  1878  und  1887  drei 
von  der  Grossloge  von  Irland  und  1864 
eine  von  der  Grossloge  von  Schottland 

Sestiftet.  1878  und  1881  gründeten  auch 
as  Supreme  Conseil  und  der  Grossorient 
von  Frankreich  Logen  in  Port -Louis. 
Gegenwärtig  bestehen  in  Port- Louis  fünf 
Logen,  und  zwar  zwei  unterm  Grossorient 
von  Frankreich  und  je  eine  unter  den 
Grosslogen  von  England,  Schottland  und 
Irland.   [Vgl.  L.  1900,  S.  125.] 

Mauvillon,  1)  Eleazar,  geb.  1712  zu 
Terrascon  in  der  Provence,  gest.  1777,  er- 
richtete in  Leipzig  ein  Knabeninstitut, 
wurde  1756  Professor  der  französischen 
Sprache  am  Collcgium  Carolinuni  in  Braun- 
schweig und  Lehrer  des  Erbprinzen.  —  1765 
in  der  Loge  St. -Charles  de  l'indissoluble 
fraternite'  Freimaurer  geworden,  war  er  von 
1766  an  Schriftführer,  dann  Redner  und 
bei  Stiftung  der  Loge  St.-Charles  de  la 
Concorde  erster  Aufseher.  Zum  Zutritt  zu 
der  1773  gestifteten  Loge  Zur  gekrönten 
Säule  wurde  er  nicht  aufgefordert.  Von 
den  von  ihm  gehaltnen  Reden  sind  mehrere 
gedruckt;  Kloss,  Bibl.  Nr.  874-878  führt 
einige  an. 

2)  Jakob,  deutscher  Schriftsteller,  Sohn 
des  Vorigen,  geb.  8.  März  1748  in  Leipzig, 

fest.  11.  Jan.  1794  in  Braunschweig,  wurde 
766  Kollaborator  in  Ilfeld,  dann  Weg- 
und  Brückenbau-Ingenieur,  1771  Lehrer 
der  Kriegsbaukunst  in  Kassel  und  bei  Er- 
richtung eines  Kadettenkorps  Hauptmann 
und  Lehrer  der  Kriegswissenschaften.  1785 
wurde  er  Major,  nachher  Oberstleutnant  im 
Ingeuieurkorps,  Lehrer  der  Kriegswissen- 
schaften für  die  jungen  Offiziere  am  Col- 
legiuin  Carolinum  in  Braunschweig.  Er  istals 
Übersetzer,  als  militärischer  Schriftsteller 
und  Anhänger  des  Physiokratismus  bekannt. 
Freimaurer  wurde  er  wahrscheinlich  in 
Kassel  in  der  Loge  Friedrich  zur  Freund- 
schaft, in  der  er  1782  Redner  war.  1783 
übersetzte  er  das  Umlaufschreiben  zur  Er- 
richtung des  Eklektischen  Bundes  ins  Fran- 
zösische und  hielt  1784  bei  Einweihung 
der  eklektischen  Loge  Zum  Tempel  der 


wahren  Eintracht  in  Kassel  die  Festrede; 
in  dieser  Loge  war  er  nachher  zugeord- 
neter Meister;  als  vormaliger  Ordensmeister 
ist  er  noch  1793  im  (letzten  vor  der 
Schliessung^  Mitgliederverzcichnis  aufge- 
führt. [Vgl.  HZC.  1899/1900,  S.  140.) 
Mayer,  I  i  Johann  Tobias,  der  Jüngere, 

I  Mathematiker  und  Physiker,  geb.  5.  Mai 
1752  in  Göttingen,  gest.  das.  1830,  war 
Magister  der  Philosophie  und  Privatdozent 
in  Göttingen,  folgte  1780  einem  Rufe  als 
Professor  nach  Altdorf,  wirkte  von  1786 
bis  1799  in  Erlangen  und  alsdann  bis  zu 
seinem  Tode  wieder  in  Göttingen.  Er  war 
Stifter  der  Loge  Zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen,  deren  Schriftführer  und  dann 
zugeordneter  Meister.  [Vgl.  Heyne,  Mit- 
teilungen zur  Vorgeschichte  der  Loge 
Augusta  zum  goldenen  Zirkel  in  Güttingen 
(Göttingen  1896),  S.  15.] 

2)  Johann  Andreas  Eduard  v.,  Rats- 
herr und  Rentmeister,  geb.  1794,  gest. 
2.  Sept.  1874  in  Dortmund,  wurde  in  den 

[  Freimaurerbund  aufgenommen  in  der  Loge 
Zum  hellen  Licht  in  Hamm  9.  Nov.  1825 
und  war,  nachdem  er  1827 — 28  das  Amt 
eines  zugeordneten  Meisters  bekleidet 
hatte,  von  1828  bis  Ende  der  fünfziger  Jahre 
der  Vorsitzende  der  Loge.  Es  sind  ver- 
schiedne  dichterische  Arbeiten  von  ihm  vor- 
handen. Aus  Anlass  seiner  25jährigen 
Logenleitung  wurde  1853  eine  Denkmünze 
geprägt.    [Vgl.  BMW.  Nr.  108.    Bh.  1874, 

Mazzonl,  Giuseppe,  Grossmeister  der 
ital.  Freimaurerei,  geb.  1808  zu  Prato 
in  Toscana,  gest.  11.  Mai  1880  in  Pisa, 
wurde  Advokat  in  Florenz,  war  1849 
Justizminister,  nach  der  Flucht  des  Gross- 
herzogs  mit  Guerrazzi  und  Montanelli 
Triumvir,  wurde  nach  der  Reaktion  zu 
lebenslänglichem  Gefängnis  verurteilt, 
floh  aber  nach  Paris,  wo  er  Sprachunter- 
richt gab.  1859  heimgekehrt,  lebte  er 
zurückgezogen  und  trat  erst  1872  in  das 
Parlament,  wo  er  zur  Linken  gehörte. 
Grossmeister  war  er  seit  1871.  Der  jetzige 
Grossmeister  Nathan,  bei  dessen  Mutter, 
I  Sara  Nathan,  in  Pisa  M.  lauge  Zeit  ver- 
steckt lebte,  bewahrt  die  Meisterschürze 
M.'s  auf.  [Vgl.  Alpina  1881,  S.  142.  Bh. 
1880,  S.  298.    O.  1S81,  S.  41.] 

M.  B.  bedeutet:  Makbenac  (s.  d.);  in  der 
strikten  Observanz  war  es  die  Bezeichnung 
des  letzten  Ordensmeisteis  Molay  (Molay 
Burgundicus),  den  Philipp  13.  März  1314 
verbrennen  Hess. 

Mecklenburg  (Grossherzogtümerl.  I. 
Geschichte.  In  den  beiden  Grossherzog- 
tümern M.  fand  die  Freimaurerei  zwar 
schon  1754  Eingang,  allein  erst  1799 
festen  Boden.  Der  Stifter  der  ersten  Loge 
in  M.  war  der  Geheimrat  Bransich  Edler 
von  Bruu  in  Schwerin,  der  dort  die  Loge 
St.  Michael  mit  einer  Stiftungsurkunde 
der  englischen  Provinzialgrossloge  von 
Hamburg  15.  Mai  1754  (eingeweiht  27.  Mai 


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Mecklenburg. 


1754)  gründete.  Sie  ging  jedoch  schon 
1756  wieder  ein.  Erst  mehrere  Jahre 
später  schlug  die  Freimaurerei  von  neuem 
Wurzel.  Hofrat  v.  Handtwig,  der  auf 
einer  Heise  in  Preussen  das  damals  von 
der  Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
bearbeitete  sogenannte  Clermontsche  Sys- 
tem (s.  d.)  kennen  gelernt  hatte,  betrieb  die 
Errichtung  einer  nouen  Loge  nach  diesem 
System  unterm  Namen  Zu  den  drei 
Sternen  in  Roatock,  wozu  die  genannte 
Mutterloge  10.  Juni  1760  Urkunde  er- 
teilte; in  demselben  Jahre  wurde  auch  die 
Schottenloge  Zur  Sonne  daselbst  ge- 
gründet und  4.  Dez.  eröffnet.  Von  dieser 
Loge,  die  damals  auch  der  strikten  Ob- 
servanz beitrat,  wurde  1767  die  Loge  Zu' 
den  drei  Löwen  in  Wismar  (s.  d.)  in  Ver- 
bindung mit  einer  schottischen  Loge 
Gustav  zum  goldnen  Hammer,  und  1774 
die  Loge  Zum  gekrönten  goldnen  Greif 
in  Neubrandenburg  (s.  d.)  gegründet,  wozu 
die  1772  erfolgte  Aufnahme  des  regieren- 
den Herzogs  Adolf  Friedrich  von  M.- 
Strelitz  (s.  d.)  in  den  Freimaurerbund  An- 
lass  gab.  Die  strikte  Observanz  fand 
um  jene  Zeit  fruchtbaren  Boden  in  M., 
auch  das  klerikale  System  unter  Starck  1 
(s.  d.),  der  damals  in  Wismar  lebte,  wurde 
daselbst  verbreitet  und  bis  gegen  1780  j 
gepflegt.  Insbesondere  waren  dafür  v. 
Raven  (s.  d.),  v.  Röpert  (s.  d.)  und  v. 
Schröder  (s.  d.)  thätig.  |Vgl.  hierüber 
M.  Provinzialkalender,  1825,  S.  45]  Bald 
nach  seinem  Auftreten  fand  auch  die 
Zinnendorfsche  Lehrart  in  M.  Eingang. 
In  Neustrelitz  (s.  d.)  wurde  1777  von  der 
Grossen  Landesloge  zu  Berlin  eine  Loge 
Zur  wahren  Treue  errichtet  und  ein 
gleiches  in  Güstrow  (s.  d.)  ohne  Erfolg 
versucht  Allein  alle  diese  Logen  hatten 
nur  einen  verhältnismässig  kurzen  Be- 
stand, und  ihre  Thätigkeit  endigte  mit  dem 
Untergang  der  strikten  Observanz,  späte- 
stens 1783,  bei  einigen  wohl  noch  einige 
Jahre  früher.  Auch  die  Bemühungen  des 
Provinzialgrossmeisters  der  englischen 
Provinzialgrosslogc  von  Hamburg,  v.  Gräfe 
(s.  d.),  die  Rostocker  Loge  wieder  ins  Leben 
zu  rufen,  blieben  erfolglos.  Erst  gegen 
Ende  des  18.  Jahrh.  erwachte  die  freimau- 
rerische Thätigkeit  in  M.  von  neuem.  Zu- 
erst war  es  die  Loge  Zu  den  drei  Sternen 
in  Rostock  (s.  d.),  die  1799  unter  dem 
damaligen  englischen  Provinzialgrossmeis- 
ter  der  Kurhannöverschen  und  Mecklen- 
burgschen  Lande,  Herzog  Karl  von  M.- 
Strelitz  (s.  d.),  wieder  aufgerichtet  wurde. 
Schon  1800  trat  aber  in  dieser  Loge  eine 
Spaltung  ein,  welche  die  Errichtung  einer 
neuen  Loge  in  Rostock  unterm  Namen 
Tempel  der  Wahrheit  unter  der  Grossen 
Lanaesloge  in  Berlin  veranlasste.  Die  dritte 
Loge,  die  1805  in  Güstrow  (s.  d.)  errichtet 
wurde,  brachte  auch  eine  dritte  maure- 
rische Lehrart  nach  M.,  die  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 


kugeln. Im  weitern  Verlauf  gewann  aber 
die  schwedische  Lehrart  (&.  d.)  immer  mehr 
Boden ;  zu  ihr  gehörte  die  nächstgegründete 
(1809)  Loge,  Harpokrates  zur  Morgenröte 
in  Schwerin  (s.  d.).  Von  Rostock  aus  wurde 
1815  unter  dem  Provinzialgrossmeister 
Herzog  Karl  eine  Loge  englischer  Lehrart 
in  Neubrandenburg  (s.  d.)  errichtet,  die 
noch  jetzt  bestehende  Loge  Zum  Friedens- 
bunde. Aber  auch  von  der  andern  Ro- 
stocker Loge,  Tempel  der  Wahrheit,  bei 
der  1812  übrigens  auch  eine  Andreasloge 
Lucens  errichtet  worden  war  und  die  sich 
unter  den  Gebrüdern  v.  Nettelbladt  (s.  d)  sehr 
gehoben  hatte,  wurde  infolge  der  Ver- 
setzung des  jüngern  v.  Nettelbladt  nach 
Parchim  hier  die  Loge  Friederica  Ludo- 
vica  zur  Treue  1818  gegründet  (s.  Parcbim), 
und  schon  1819  folgte  ihr  die  Loge  Zur 
Vaterlandsliebe  in  Wismar  (s.  d.),  die 
von  der  Grossloge  von  Hamburg,  zu  der 
in  demselben  Jahre  die  Loge  Zu  den  drei 
Sternen  in  Rostock  getreten  war,  gestiftet 
wurde.  Die  Lehrart  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  fand  bald  darauf  in 
Bützow  (s.  d.),  wo  1821  die  Loge  Zur 
Eintracht  errichtet  ward,  sowie  in  Rostock 
selbst  durch  Errichtung  der  Loge  Prome- 
theus in  demselben  Jahre,  nicht  minder 
in  Boizenburg  (s.  d.),  wo  1822  die  Loge 
Vesta  zu  den  drei  Türmen  entstand,  neue 
Stätten.  1823  führte  eine  Spaltung  der 
Loge  Zu  den  drei  Sternen  in  Rostock  zur 
Gründung  einer  neuen  Loge  Irene  zu  den 
drei  Sternen,  die  gleichfalls  von  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  mit  Urkunde  ver- 
schen wurde  (s.  Rostock).  Auch  die 
drei  nächsten  Logen,  die  1834  gegründete 
Loge  Friedrich  Franz  zur  Wahrheit  in 
Waren  (s.  d.),  die  jedoch  bald  wieder 
einging,  1880  aber  wieder  aufgerichtet 
wurde,  ferner  die  1846  errichtete  Loge 
Georg  zur  wahren  Treue  in  Neustrelitz 
(s.  d.)  und  die  1850  errichtete  Loge  Atha- 
nasia zu  den  drei  Löwen  in  Wismar  (s.  d.), 
gehören  demselben  Verband  an,  wogegen 
die  jüngste  Loge,  die  1881  gestiftete  Loge 
Zum  Friedenstempel  in  Friedland  (s.  d.), 
der  Grossen  National-Mutterloge  „Zu  den 
drei  Weltkugeln  angehört.  —  Übrigens 
wurde  schon  1819  eine  Provinzialloge  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  und  in 
demselben  Jahre  auch  eine  Provinzial- 
loge der  Grossloge  von  Hamburg,  beide 
in  Rostock,  errichtet,  von  denen  diese 
1881  wieder  einging.  1820  errichtete  die 
Grosse  Landesloge  in  Rostock  auch  das 
Provinzialkapitel  Inseparabilis.  —  Nach- 
dem sich  schon  seit  mehreren  Jahren  die 
Logenmeister  der  zur  Grossen  Landesloge 
gehörigen  Logen  jährlich  versammelt 
haben,  ist  1896  daneben  ein  allgemeiner 
Mecklenburgscher  Gauverband  (s.  d )  ins 
Leben  gerufen  worden,  der  jährlich  eine 
Versammlung  abhält  Chr.  0.  Fr.  W. 
v.  Nettelbladt  (s.  d.)  gründete  und  leitete 
den  »Kalender  für  die  Provinzialloge  von 


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Mecklenburg-Schwerin  — 


Meck  lenburg- 8t  rcl  itz. 


27 


M.u.s.w.«(Parchiml821 — 46),  der  sich  durch 
wichtige  geschichtliche  Abhandlungen 
auszeichnet;  ferner  gab  F.  A.  Polick  eine 
sehr  gute  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
M.  unter  dem  Titel  »Beitrage  zur  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  den  beiden 
Grosgherzogthümern  M.«  (3  Hefte,  Ro- 
stock 1854)  heraus.  Seit  1872  erscheint  das 
•Mecklenburgische  Logenblatt«  (s.  d.),  das 
die  Lehrart  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  vertritt  und  manche  wertvolle 
rituelle  und  geschichtliche  Arbeiten  ent- 
hält. —  IL  Statistik.  Es  bestehen  in 
M-Schwerin:  A.  Unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin:  a)  das  Provinzial- 
kapitel  von  M.  und  Neuvorpommern 
Inseparabilis  in  Rostock;  b)  die  Pro- 
vinzialloge  von  M.  und  Neuvorpommeru 
in  Rostock;  c)  2  Andreaslogen  in  Ro- 
stock und  in  Schwerin;  d)  7  Johannis- 
logen in  Rostock,  Schwerin,  Parchim, 
Bützow,  Boizenburg,  Waren  und  Wismar. 
B.  Unter  der  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg: 2  Johannislogen  in  Rostock  und 
Wismar.  C.  Unter  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  a)  die 
delegierte  altschottische  Loge  in  Güstrow; 
b)  nie  Johannisloge  das.  Insgesamt  10 
Johannislogen.  —  In  M.-Strelitz  be- 
stehen insgesamt  8  Johannislogen,  und 
zwar  je  eine  unter  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  (in  Neustrelitz),  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg  (in  Neubrandenburg) 
und  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  (in  Friedland). 

M  ec  k  1  en  burg-Sch  werln  (Fürstenhaus). 
Nur  ein  Mitglied  dieses  Fürstenhauses  war 
Freimaurer:  Friedrich  Ludwig,  Erb- 
grossherzog  von  M.-S.,  Sohn  des  Grossher- 
zogs Friedrich  Franz  L,  geb.  18.  Juni  1778, 
gest.  29.  Nov.  1819,  der  16.  Sept.  1818  in 
der  Loge  Zur  Eintracht  in  Berlin  aufge- 
nommen und  zum  Ehrenmitglied  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  ernannt  wurde.  [Polick,  Bei- 
träge zur  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
M.,  Heft  3  (1855),  S.  78  und  84.J 

Mecklenbnrg-Streliti  (Fürstenhaus). 
Vier  Söhne  des  Herzogs  Karl  Ludwig 
Friedrich  sind  dem  Freimaurerbunde  bei- 
getreten: 1)  Adolf  Friedrich  IV.,  Her- 
zog von  M.-S.,  geb.  5  Mai  1738,  gest.  2. 
Juni  1794,  Hess  sich  als  regierender  Her- 
zog 20.  Dez.  1772  von  einer  Abordnung 
der  Rostocker  Loge  Zu  den  drei  Sternen  in 
Mirow  in  den  Freimaurerbund  aufnehmen 
[vgl.  Polick,  Beiträge  zur  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  M.  (1854),  Heft  1,  S.  32. 
Die  Vorbereitungsrede  von  G.  F. 
Schröder  s.  ebend.  S.  82—92}  und  schloss 
sich  1774  der  Loge  Zum  gekrönten  gold- 
nen  Greif  in  Neubrandenburg  an,  deren 
Mitglied  er  bis  zu  seinem  Tode  war.  Am 
23.  März  1774  trat  er  dem  Tempelherren- 
system zu  und  wurde  zum  Praefectus  ad 
honores  in  Ratzeburg  (Mecklenburg)  er- 
nannt.   Die  Schottenloge  in  Neubranden- 


burg nahm  ihm  zu  Ehren  den  Namen 
Adolf  zum  Ritteringe  an. 

2)  Karl  Ludwig  Friedrich,  Herzog  und 
seit  1815  Grossherzog  von  M.-S.,  geb. 
10.  Okt.  1741,  gest.  6.  Nov.  1816,  wurde 

27.  Okt.  1766  in  Celle  in  der  Wohnung 
des  Oberappelationsrats  v.  Uffel  (s.  d.) 
durch  eine  Abordnung  der  Loge  Friedrich 
in  Hannover  aufgenommen.  Er  trat  1767 
dem  Tempelherrensystem  zu  und  wurde 
1772  auf  dem  Konvent  zu  Kohlo  zum 
Protektor  des  Orden«  in  Hannover  und  M. 
ernannt.  1773  versuchte  er  gemeinschaft- 
lich mit  dem  Prinzen  Ludwig  von  Hessen- 
Darmstadt  (s.  d.)  die  Zwistigkeiten  zwischen 
der  Berliner  Grossen  I^andesloge  und  der 
strikten  Observanz  zu  schlichten  und  ver- 
anlasste deshalb  den  Zusammentritt  einer 
Konferenz  14.  Okt.  in  Berlin  unterm  Vor- 
sitz des  Prinzen  Friedrich  August  von 

,  Braunschweig  (s.  d.),  wozu  er  v.  Raven  ib.  d.) 
I  sandte.    Mit  Falcke  (s.  d.)  und  einigen 
,  andern  stiftete  er  eine  engere  vertraute 
Verbindung  in  Hannover  unterm  Namen 
»die  sieben  Verbündeten«  [vgl.  Die  Frei- 
maurerei im  Oriente  von  Hannover  (1859), 
S.  18.J  Um  Starcks  klerkales  System  kennen 
zu  lernen,  liess  er  sich  von  ihm  1778  in 
Hannover  in  dieses  einweihen  und  trat  auch 
dem  1778  geschaffnen  Lyoner  System  der 
Chevaliers  bienfaisants  de  la  Sainte  Cite* 
(s.  d.)  zu.   Schon  vor  dem  Konventzu  Wil- 
helmsbad (s.  d.)  befreiten  sich  durch  seine 
und  Falcks  Bemühungen  1780  die  Logen 
Hannovers  vom  tempiarischen  System  und 
verwandelten   das  Kapitel    in  eine  alt- 
schottische Loge,  die  ihm  zu  Ehren  den 
\  Namen  Karl  zum  Purpurmantel  annahm 
und  die  höhern  Grade   nur  historisch 
mitteilte.     In    ihrem    Grundgesetz  von 
\  1780  wurde  Herzog  Karl  als  Protektor 
.  aller  vereinigten  Logen  in  den  kurbraun- 
.  schweigschen ,    herzoglich  mecklenburg- 
•  sehen,  fürstlich  münster-,  waldeck-  und 
hildesheimschen  Landen  anerkannt.  Seine 
Verdienste  um  den  Bund,  namentlich  um 
die  Loge  zum  weissen  Pferde  in  Hannover, 
wurden  von  dieser  dankbar  anerkannt.  Am 
5.  Juli  1786  erhielt  er  von  der  Grossen  Loge 
von  England  eine  Bestallung  als  Proviu- 
zialgrossmeister  im  Kurfürstentum  und 
den  übrigen  Staaten  des  Königs  von  Eng- 
land. Er  eröffnete  die  Provinzialgrossloge 

28.  Nov.  1786;  auch  veranlasste  er  die 
Errichtung  eines  Royal  Arch-Kapitels  bei 
der  Loge  Zum  schwarzen  Bär  in  Hanno- 
ver, das  aber  bald  wieder  einschlief.  Selbst 
nach  seinem  Regierungsantritt  (1794)  nahm 
er  als  Provinzialgrossmcister  thätigen  An- 
teil an  den  seiner  Obhut  anvertrauten  Lo- 
gen. So  bestätigte  er  1801  die  Annahme 
des  Schröderschen  Rituals,  auch  ge- 
hörte er  zu  Schröders  »Vertrauten  Brü- 
dern« (s.  d.i.  Die  mecklenburgschen  Lo- 
gen Zu  den  drei  Sternen  und  Tempel 
der  Wahrheit  in  Rostock,  Phöbus  Apollo 
in  Güstrow,  Harpokrates  zur  Morgenröte 


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23 


Mecklenlmrgscher  Gauverbaud 


—  Mehmet  v<m  Köniptreu. 


in  Schwerin  und  Zum  Friedensbunde  in 
Neubrandenburg;  widmeten  seinem  An- 
denken 1817  eine  Denkmünze  [vgl.  HMW. 
Nr.  158].  Auch  die  Loge  Zum  Rauten- 
kranz in  Hildburghausen  erwählte  ihn  von 
ihrer  Stiftung  an  bis  zu  seinem  Tode  be- 
ständig zu  ihrem  Meister  vom  Stuhl.  [Vgl. 
Die  Freimaurerei  in  Haunover  (1859), 
Polick,  Beiträge  etc.,  3  Hefte  (1854—55) 
an  mehrern  Stellen  u.  Wanner,  Geschichte 
der  Loge  Zum  weissen  Pferde  in  Hanno- 
ver (1896),  S.  58.] 

3)  Ernst  Gottlob  Albert,  Prinz  von 
M.-S.,  grossbritannischer  Generalmajor  und 
Gouverneur  in  Celle,  geb.  27.  Aug.  1742, 
gest.  17.  Mai  1814,  soll  von  1773  an  Mit- 
glied der  Loge  Zu  den  drei  Sternen  in 
Rostock  gewesen  sein.  Er  trat  auch  (wahr- 
scheinlich 1770)  als  Socius  et  Amicus  emi- 
nens  Ordinis  der  strikten  Observanz  zu. 
Wahrscheinlich  war  es  dieser  Prinz  von 
M. ,  der  1777  mit  Gugomos  (s.  d.),  der 
nach  dem  Konvent  in  Wiesbaden  (s  d.) 
im  Verborgnen  lebte,  im  Schriftwechsel 
stand. 

4)  Georg  August,  Prinz  von  M.-S.,  geb. 
16.  Aug.  1748  in  Mirow,  gest.  6.  Nov.  1785 
in  Prag,  wurde  1.  März  1768  in  der  da- 
mals in  Neapel  arbeitenden  Loge  della 
Vittoria  in  die  drei  Johannisgrade  aufge- 
nommen; noch  1775  steht  sein  Name  im 
Mitgliederverzeichnis  einer  der  neapoli- 
tanischen Logen.  Nachdem  er  den  Schotten- 
grad in  der  Loge  Friedrich  zum  weissen 
Pferde  in  Hannover  erhalten  hatte,  trat  er 
am  G.Juli  1709  als  Socius  et  Amicus  eminens 
dem  Tempelherren.Hystem  zu  und  war  auch 
auf  der  Konferenz  in  Berlin  gegenwärtig. 
1773  soll  er  sich  der  Loge  Zu  den  drei 
Sternen  in  Rostock  angeschlossen  haben. 
Nachdem  er  nach  Österreich  gekommen 
war,  schloss  er  sich  8.  September  1774  der 
Wiener  Loge  Zu  den  drei  Adlern  an  und 
wurde  1775  ihr  zugeordneter  Meiäter.  Als 
2.  März  1776  die  Grosskomturei  St.  Polten 
(Schottenloge  Albert  zum  goldnen  Helm 
in  Wien)  geschaffen  wurde,  wurde  er  deren 
Grossmeister  (schottischer  Obermeister). 
Nach  Prag  versetzt,  trat  er  1782  der  dor- 
tigen Loge  Zu  den  drei  gekrönten  Sternen 
bei  und  wurde  noch  in  demselben  Jahre 
Grossmeistcr  der  Provinzialloge  von  Böh- 
men, legte  jedoch  diese  Würde  1783  nieder. 
In  der  am  18.  Aug.  1778  von  Losa  (s.  d.) 
dem  Konvent  in  Wolfenbüttel  («*.  d.)  vorge- 
tragnen abenteuerlichen  Geschichte  wurde 
sein  Name  genannt;  er  war  zugegen,  als 
Prinz  Ludwig  von  Hessen -Darmstadt  (s.  d.) 
in  die  nach  Vorschrift  bereitete  magische 
Bouteille  sah  und  daraus  wahrsagte.  [Vgl. 
Auf  den  Tod  des  Herzogs  Georg  August 
von  M.-S.,  k.  k.  Generalmajor.  Von  keinem 
Maurer,  aber  einem  Verehrer  der  Maurer 
(17*5).  W.  J.  1785,  S.  247.  A_bafi,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Österreich- 
Ungarn,  V,  43,  45,  64.1 

5)  Der  gegenwärtige  Grossherzog  Fried- 


rich Wilhelm  ist  zwar  nicht  Freimaurer, 
aber  Protektor  der  Logen  in  Neubranden- 
burg und  Neustrelitz. 

Mecklenburgscher    Ganrerband  oder 
»Vereinigung  der  Johannislogen  beider 
Mecklenburg«   wurde  2.   Febr.   1896  in 
i  Rostock  (Vereinte  Loge)  gegründet.  Die 
.  erste  Versammlung   fand   in  Neustrelitz 
j  31.  Mai  1896  statt   [M.  L.  1895,6  S.  213. 
!  L.  1896  S.  110.],  die  zweite  am  23.  Mai 
1897  in  Güstrow  [L.  1897,  S.  182],  die 
1  dritte  in  Rostock  18./19  Mai  1898  [M.  L. 
I  1897/98,  S.  208J,  die  vierte  in  Rostock 
|  10-/11.  Mai  1899  [M.  L.  1898/99,  S.  197], 
die  fünfte  in   Schwerin  20.   Mai  1900. 
M.  L.  1899, 1900,  S.  201].    Der  Verband 
besteht  aus  13  Logen:  Rostock  (2),  Boizen- 
burg, Bützow,  Friedland,  Güstrow,  Neu- 
brandenburg, Neustrelitz,  Parchim,  Schwe- 
rin, Waren  und  Wismar  (2). 
Medaillen,  s.  Denkmünien. 
Meding,  Oskar,  beliebter  Romanschrift- 
steller (Pseudonym:  Greg.  Samarow),  geb. 
11.  April  1828  in  Königsberg  i.  Pr.,  stu- 
dierte Rechtswissenschaft  und  war  zur  Re- 
gierungübergegangen, zunächst  in  Preussen, 
dann  iu  Hannover,  woer  vonKönigGcorgV. 
mehrfach  mit  diplomatischen  Sendungen 
betraut  wurde.  Bei  dem  Übergang  Hanno- 
vers anPreussen  blieb  M.  beim  König  Georg 
und  ging  als  dessen  Vertreter  nach  Paris,  wo 
er  drei  Jahre  blieb.    Beim  Ausbruch  dea 
Kriegs  mit  Frankreich  kehrte  M.  nach 
Berlin  zurück,  lehnte  aber  die  Aufforde- 
rung zum  Eintritt  in  den  preussischen 
Staatsdienst  ab  und  widmete  sich  von  da 
an   lediglich  litterarischen  Arbeiten.  — 
Für  die  Freimaurerei  hat  M.  stets  grosses 
Interesse  gehabt,  ist  in  den  Bund  ein- 
getreten 21.  Febr.  1897  in  der  Loge  Eleusia 
zur  Verschwiegenheit  in  Bayreuth  und 
wurde  erster  Meister  der  4.  April  1897  ge- 
gründeten Loge  Galilei  zur  ewigen  Wahr- 
heit in  Berlin. 

Meerane  (St.  im  Königr.  Sachsen,  23074 
E.).  Maurerischer  Klub:  Bruderverein 
unter  der  Loge  in  Glauchau,  gegr.  1.  März 
1868.  Mitgliederzahl  (1899):  27.  Vera, 
jeden  Donnerstag  im  Gambrinus.  Ferien: 
Mitte  Juli  bis  Ende  August. 

Mehmet  tob  Königtren,  auch  Königs- 
treu, 1)  Johann  Ludwig,  geb.  12.  Nov. 
1709,  gest.  4.  Mai  1775  in  Döhren  bei 
Hanuover,  war  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Zirkeln  in  Leipzig  fi.  Mai  1743  aufgenom- 
men, als  Sekretär  bei  der  Stiftung  der 
Loge  Jonathan  in  Braunnchweig  thätig, 
nahm  1746  an  der  Errichtung  der  Lo^e 
Friedrich  in  Hannover  teil  und  trat  1769 
in  Hannover  der  strikten  Observanz  zu. 
[Vgl.  Wanner,  Geschichte  der  Loge  Zum 
weissen  Pferde  iu  Hannover  (1895),  S.  8.] 
2)  Georg  Ludwig,  Bruder  dea  Vori- 
gen, geb.  1720,  gest.  im  April  1752 
m  Belum,  Kapitänleutnant,  nachher 
Rittmeister  bei  der  Grenadiergarde  zu 
Pferde    in    Hannover,    wurde    19.  Jan. 


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Meiningen  —  Meissner. 


29 


1744  in  der  Loge  Absalom  in  Hamburg 
Maurer,  war  Stifter  und  erster  MeiBter 
vom  Stuhl  der  Loge  Friedrich  in  Han- 
nover 1746,  in  demselben  Jahre  auch  Gross- 
meister des  schottischen  Kapitels  Judica  in 
Hamburg,  sowie  Mitglied  der  1.  Jan.  1747 
errichteten  Schlüssel-Loge  Gideon  und  der 
9.  Febr.  desselben  Jahres  errichteten  afri- 
kanischen Loge  in  Hamburg.  fVgl.  Die 
Familie  v.  Königtreu  von  Friear.  Voigts 
im  Vaterländischen  Archiv,  1845,  S.  844; 
Wanner,  Geschichte  der  Loge  Friedrich 
z.  w.  Pf.  in  Hannover  (1896),  S.  8;  vgl. 
auch  Vaterländisches  Archiv,  1824,  I,  und 
Voigts,  Die  Freimaurer-Logen  im  König- 
reiche Hannover  (2.  Aufl.,  Hann.  1855),  S.2.] 

Meiningen  (Herzogtum),  s.  Sachsen- 
Meiningen. 

Meiningen  (Hauptst.  des  Herzogtums 
Sachsen  -  Meiningen ,  12869  £.).  Sehr 
frühzeitig,  bereits  7.  Sept  1741  wurde 
hier  1)  von  der  Loge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln in  Berlin  eine  Loge  Aux  trois 
boussoles  gegründet,  die  jedoch  schon 
im  Nov.  1743  ihre  Arbeiten  einstellte.  2) 
Die  strikte  Observanz  stiftete  hier  (Ordens- 
name «Rothenberg«)  16.  April  1774  die 
noch  jetzt  bestehende  Loge  Charlotte 
zu  den  drei  Nelken,  eingew.  31.  Aug. 
1774.  Zugleich  wurde  in  diesem  Jahre 
8)  eine  altschottische  Loge  Charlotte 
zu  den  drei  Nelken  gegründet,  die  1787 
einging.  Für  die  Freimaurei  interessierten 
sich  besonders  die  Herzogin  Charlotte 
Amaliageb.  Prinzessin  von  Hessen-Philipps- 
thal und  ihre  beiden  Söhne,  die  Prinzen 
Karl  und  Georg.  Nach  der  ersten  führt 
die  Loge  ihren  Namen  Charlotte;  die  bei- 
den Prinzen,  später  Herzöge,  führten  nach- 
einander den  ersten  Hammer.  Freiherr 
v.  Hund  (s.  d.)  beschloss  hier  seine  Tage, 
wurde  jedoch  in  Mellrichstadt  in  der  Staat- 
kirche beerdigt  in  tempelritterlicher  Klei- 
dung und  mit  einem  goldnen  Ring  am 
Finger  mit  der  Inschrift:  N.  V.  I.  0. 
(nulla  vi  invertitur  ordo);  ein  gleicher 
King  erbt  in  der  Loge  von  Meister  zu 
Meister.  Das  Logenarchiv  enthält  auch 
die  Beschreibung  der  Beerdigungefeierlich- 
keiten, bei  denen  der  Herzog  mit  seinem 
Minister  zugegen  war,  und  eine  Ab- 
schrift des  v.  Hundschen  Testaments,  so- 
wie den  Schlüssel  zu  dessen  Metallsarg. 
In  Mellrichstadt  ist  seit  der  Erneuerung 
der  Kirche  in  der  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderta  der  Grabstein  nicht  mehr  vor- 
handen. 1776  errichtete  die  Loge  eine 
Armenschule  und  ein  Schullehrerseminar 

trgl.  Bode,  Almanach  für  1778J.  Auch 
esteht  bei  der  Loge  seit  1846  die  »Bern- 
hardshülfe«  (zu  Ehren  des  Herzogs  Bern- 
hard so  genannt  und  an  dessen  Regierungs- 
jubiläum  gestiftet),  eine  Witwen-  und 
Waisenstiftung.  [Eine  von  der  Loge  aus- 
gegangne  Denkmünze  s.  HMW.  Nr.  126.] 
Von  1787  bis  8.  Aug.  1816  ruhten  die  Ar- 
beiten. 1819  schloss  sich  die  Loge  der  Grossen 


Landesloge  von  Sachsen  an,  der  sie  noch 
heute  angehört.  Die  beiden  Logen  inM.  und 
Hildburghausen  vereinigten  sich.1827,  hoben 
aber  1834  diese  Verbindung  wieder  auf. 
Seit  1838  hält  die  Loge  in  M.  wieder 
regelmässige  Versammlungen.  [Vgl.  L.  I, 
147.1  Seit  1874  besitzt  die  Loge  ein  eig- 
nes Haus,  Bismarckstrasse  47.  Die  Licht- 
einbringung erfolgte  am  31.  Aug.  1874, 
dem  100jährigen  Stiftungstag  der  Loge. 
Vers,  den  1 .  Montag  jeden  Monats.  Ferien : 
Juli  und  August.  Mitgliederzahl  (1899): 
137.  Gesetzbuch  und  Statuten  vom  24. 
Nov.  1890.  Die  Loge  besitzt  eine  Sterbe- 
kasse.   Bücherverzeichnis  von  1892. 

Meissel  (engl,  chisel;  franz.  ciseau),  ein 
Werkzeug,  das  zur  Bearbeitung  des  rohen 
Steins  von  den  Steinmetzen  benutzt  wird. 
In  Prestons  Illustrations  (1812)  S.  86,  heisst 
es:  »Der  M.  zeigt  die  Vorteile  guter  Zucht 
und  Erziehung.  Das  Gemüt  i9t  gleich  dem 
Diamanten  in  seinem  ursprünglichen  Zu- 
stande ungeschliffen;  sowie  aber  der  Ge- 
brauch des  M.'s  bei  der  Bearbeitung  der 
Aussenseite  des  rohen  Diamanten  seine 
verborgnen  Schönheiten  sehr  bald  zum 
Vorschein  bringt,  so  macht  die  Erziehung 
die  verborgnen  Tugenden  des  Gemüts 
sichtbar  und  zieht  sie  hervor  auf  das  weite 
Feld  der  Materie  und  des  Raums,  um  den 
Gipfel  der  menschlichen  Erkenntnis,  unsre 
Verpflichtungen  gegen  Gott  und  die  Men- 
schen zu  entfalten.« 

Meissen  (St.  im  Königr.  Sachsen,  18820 
E.).  1)  Hier  wurde  schon  1768  eine  Loge 
St.  Karl  zu  den  drei  Totenköpfen 
gegründet.  Sie  war  eine  Winkelloge  und 
hat  kaum  über  das  Jahr  ihrer  Stiftung 
hinaus  bestanden  [vgl.  FZ.  1883  S.  179  fg.J. 
2)  Am  12.  Nov.  1836  wurde  ein  Frei- 
maurerklub  gegründet,  der  bis  Ende 
1838  thätig  war.  3)  Ein  neuer  Klub  wurde 
12.  Okt.  1846  unterm  Namen  Akazien- 
verein in  Cölln  bei  M.  ins  Leben  ge- 
rufen. Aus  ihm  ging  4)  die  Loge  Zur 
Akazie  hervor,  gest.  von  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  3.  Febr.,  eingew. 
9.  April  1847.  Sie  arbeitete  bis  Johanni 
1855  im  Rittergute  Cölln  und  wurde  6. 
Nov.  1855  nach  M.  verlegt.  Seit  14.  Sept. 
1890  besitzt  sie  ein  eignes  Haus,  Leip- 
zigerstr.  20.  Mitgliederzahl  (1899):  148. 
Vers,  den  1.  Dienstag.  Klub  Sonnabends. 
Ferien:  Juli  und  Aug.  Bücherverzeichnis 
1899.  [Vgl.  Viertel  und  Schaufuss,  Ge- 
schichte der  Loge  (1897).] 

Meissner,  1)  Joh.  Karl,  geb.  1783  in 
Nürnberg,gest.  das.  24.  Okt.  1861,  wendete 
sich  dem  Kaufmannsstande  zu  und  wurde 
Wechselsensal.  Besondere  verdient  machte 
er  sich  als  Beförderer  gemeinnütziger  An- 
stalten, z.  B.  der  Blindenanstalt,  sowie  als 
Direktor  der  1792  gegründeten  Leih-  und 
Unterstützungskasse.  Dem  Freimaurer- 
bunde gehörte  er  als  Mitglied  der  Loge 
Zu  den  drei  Pfeilen  in  Nürnberg  an  und 
war  22  Jahre  1838—60  deren  Meister  vom 


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30 


Meister. 


Stuhl.  Er  war  ein  wissenschaftlich  streb- 
samer, ein  geist-  und  gemütvoller  und 
in  heiterer  Gesellschaft  gern  gesehener 
Mann,  dabei  schlicht  und  eiufach,  aller 
eitlen  Ehre  abhold,  offen  und  bieder 
—  das  wahre  Musterbild  eines  Frei- 
maurers, der,  wie  er  sprach  und  schrieb, 
auch  handelte.  Von  ihm  erschienen 
»Vorträge  auf  dem  Gebiete  der  Humanität 
und  Lebensphilosophie«  (Nürnb.  1858  u. 

1861)  ,  zwei  Sammlungen  von  ihm  in  der 
Loge  gehaltner  Vortrage.  Nach  seinem 
Tode  erschienen  seine  »Gedichte«  (Nürnb. 

1862)  . 

2)  Friedrich  Ludwig,  Arzt,  geb.  25. 
Aug.  1796  in  Leipzig,  gest.  4.  Dez.  1860 
in  Dresden,  studierte  in  Leipzig  und  wurde 
darnach  daselbst  Arzt.  Er  war  auch  als 
Schriftsteller  thätig  und  wirkte  daneben 
gemeinnützig  für  seine  Vaterstadt.  —  Am 
5.  Mai  1820  in  der  Loge  Apollo  dem 
Maurerbunde^zugeführt,  bekleidete  er  dort 
verschiedne  Ämter  und  war  1835 — 51  ihr 
Meister  vom  Stuhl.  1841  wurde  M.  zum 
zugeordneten  Landesgrossmeister  von 
Saehsen  erwählt  und  11.  März  1857  zum 
Landesgrossmeister,  was  er  bis  zu  seinem 
Tode  blieb.  Infolge  dieser  W ahl  siedelte 
er  nach  Dresden  über  und  schloss  sich  1857 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  u.  s.  w. 
das.  an.  Hier  führte  er,  1859  dazu  ge- 
wählt, den  ersten  Hammer  bis  zu  seinem 
Tode.  Im  Begriff,  eine  Arbeit  in  der 
Schwerter-Loge  zu  beginnen,  sank  er  am 
Eingang  zum  Tempel,  von  einem  Schlag- 
anfall getroffen,  am  4.  Dez.  1860  tot  nieder. 
Seiner  taktvollen  Hammerführung  gelang 
es,  lange  schwebende  Zwistigkeiten  in  seiner 
Loge  beizulegen.  Er  stand  auch  an  der 
Spitze  des  Dresdner  Engbunds,  und  be- 
deutungsvoll war  seine  Wirksamkeit  als 
Grossmeister.  In  der  maurerischen  Litte- 
ratur  ist  er  bekannt  als  Begründer  und 
langjähriger  Herausgeber  der  Zeitschrift 
»Latomia*  (s.  d.),  in  der  er  reiche  maure- 
rische Erfahrung,  unermüdlichen  Eifer  und 
Fülle  eines  vielseitig  gebildeten  Geistes 
niederlegte.  [Vgl.  Festschrift  zum  Jubi- 
läum des  150 jährigen  Bestehens  der  Loge 
Zu  den  drei  Schwertern  u.  s.  w.  (Dresd. 
1890),  wo  auch  sein  Bild.    L.  XIX,  200.  j 

3)  Edmund  Paul,  Sohn  des  Vorigen, 
Arzt,  geb.  6.  Sept.  1830  in  Leipzig,  gest.  das. 
1.  Aug.  1896,  ward  1857  Assistenzarzt  H. 
Kl.,  1864  Stabsarzt,  1870  Oberstabsarzt, 
1875  Divisionsarzt  zu  Leipzig  und  bei 
seinein  Austritt  aus  der  aktiven  Armee 
Generalarzt  II.  Klasse.  —  In  den  Frei- 
maurerbund wurde  M.  aufgenommen  in 
der  Loge  Apollo  in  Leipzig  14.  Okt.  1850 
durch  seinen  Vater  (s.  oben  2),  war 
1888  Verkehrsschriftführer  bis  1890  und 
von  da  bis  zu  seinem  Tod  zugeordneter 
Meister  vom  Stuhl.  Er  bearbeitete  die 
Matrikel  seiner  Loge  und  deren  Geschichte 
von  1799  bis  1864.  Viele  seiner  lehr- 
reichen Vorträge  sind  in  der  Freimaurer- 


zeitung abgedruckt.    [Vgl.  FZ.  1896,  S. 

297.] 

Meister  (engl,  master,  franz.  maitre). 
Der  Name  des  3.  Grads  (s.  Grade),  des 
höchsten  der  Johannismaurerei  (s.d.).  I.  Die 
Entstehung  des  Meistergrads  stammt  nach 
der  früher  ziemlich  allgemein  verbreiteten 
Annahme,  die  sich  auf  die  Behauptungen 
von  Fessler  (s.  d.)  und  Krause  (s.  d.) 
stützt,  aus  der  Mitte  des  17.  Jahrh.  und 
soll  aus  der  Absicht  hervorgegangen  sein, 
den  Einzuweihenden  das  Andenken  an  den 
Tod  König  Karls  I.  von  England  ein- 
dringlich zu  machen  und  sie  in  den  Plan, 
König  Karl  II.  auf  den  Thron  zu  setzen, 
einzuweihen.  Man  habe,  nahm  man  an, 
die  Maurerlogen  damals  seiten  der  könig- 
lich Gesinnten  in  Englaud  dazu  benutzt, 
die  Einsetzung  des  Sohnes  König  Karls  L 
auf  den  Thron  zu  betreiben ;  da  aber  hierzu 
grosse  Vorsicht  notwendig  gewesen  sei,  so 
habe  man  diejenigen  Maurer,  die  man  zu 
dieser  Verschwörung  für  befähigt  gehalten, 
in  einen  geheimen  Grad,  gleichsam  als 
engern  Auschuss,  vereinigt  und  hier  unter 
der  Mythe  des  erschlagnen  und  wieder  zu 
erweckenden  Hiram  (s.  d  ),  den  König 
Karl  I.  vorstelle,  den  politschen  Plan  ver- 
hüllt. Obwohl  dieser  Zweck  nach  der 
Thronbesteigung  Karls  II.  weggefallen  sei, 
habe  man  doch  den  einmal  eingeführten 
Meistergrad  beibehalten  und  jener  Hiram- 
sage  eine  symbolisch-moralische  Deutung 
verliehen.  —  Diese  Behauptung  stellt  sich 
durch  neuere  Forschungen  als  völlig 
unbegründet  dar.    Die  Geschichte  weiss 

|  nichts  von  dergleichen  politischen  Um- 
trieben im  Schosse  der  Freimaurerei.  Die 
wahre  Geschichte  der  Entstehung  dieses 
Grads  ist  vielmehr  folgende:  Ursprüng- 
lich bildeten  die  Masons  nur  eine  Ge- 
nossenschaft mit  gleichen  Rechten  und 
Pflichten,  ohne  besondere  Grade,  d.  h.  Be- 
förderungsstufen, mit  deren  Erlangung  ein 
weihevoller  Akt  verbunden  war.  Lehrlinge, 
Gesellen  und  M.  gab  es  nur  im  Sinne  der 
Werkmaurerei.    M.  konnte  nur  der  wer- 

!  den,  der  7  Jahre  als  Lehrling  gelernt  und 
die  M.-Prüfung  bestanden  hatte,  voraus- 
gesetzt, dass  er  auch  die  Mittel  dazu  besass, 
sich  als  M.  an  einem  Orte  niederzulassen. 
In  der  Genossenschaft  galt  er  jedoch  nicht 
mehr  und  nicht  weniger,  als  der,  der 
ebenfalls  die  M.-Prüfung  mit  Erfolg  ab- 
gelegt hatte,  aber  nicht  Werkmeister  war. 
Beide  hiessen  fellows  oder  fellow-crafts, 
was  nichts  andres  bedeutet,  als  Genossen, 
Gesellen  oder  Brüder.  Die  vorherige  Ab- 
legung der  M.-Prüfung  scheint  daner  die 
Bedingung  zur  Aufnahme  in  die  Genossen- 
schaft gewesen  zu  sein;  nirgends  findet 
man,  dass  man  auch  dem  Lehrling  den 
Namen  fellow  gegeben  oder  ihm  ein  Amt 
übertragen  hat,  obwohl  er,  wenigstens  ist 
es  mit  Sicherheit  in  Schottland  der  Fall 
gewesen,  bei  allen  Versammlungen  und  auch 
Aufnahmen  zugegen  sein  durfte.  Auch  in 


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Meister,  deputierter  —  MeiBter  aller  Grade. 


31 


der  spekulativen  Maurerei  im  17.  und  zu  { 
Anfang  des  18.  Jahrh.  hat  man  wohl  nur 
einen  Grad,  nur  einen  Akt  feierlicher  Auf- 
nahme gekannt.  Der  M.-Grad  ist  daher 
ebenso,  wie  vermutlich  die  Unterscheidung 
in  Lehrlings-  und  Gesellengrad,  ein  Produkt 
der  Humanitätsmaurerei  nach  der  Grün- 
dung der  Grossloge  von  England.  Sein  ) 
wesentlicher  Inhalt  ist  die  Hiramlegende,  j 
die  bis  zu  Anfang  des  18.  Jahrh.  in  der 
Maurerei  noch  nicht  bekannt  war  und  | 
erst  mit  der  Einfuhrung  des  3.  Grads  , 
durch  Anderson  oder  Desaguliers  in  diese 
eingeführt  ward.  Auf  die  Quellen  zu  I 
dieser  Legende  weist  Anderson  selbst  hin  | 
in  der  von  ihm  verfassten  Schrift  »Ver-  j 
teidigung  der  Maurerei«,  einer  Entgegnung 
zu  Prichards  Verräterschrift  «Zergliederte 
Freimaurerei*  (London  1730).  Es  sind  ! 
Stellen  aus  Virgil  und  Ovid,  denen  die 
Hiramlegende  nachgebildet  ist.  Durch  die 
Aufnahme  gebildeter  und  den  höhern 
Kreisen  angehörender  Personen  in  die 
Brüderschaft  war  doch  wohl  allmählich 
eine  gewisse  Sichtung  unter  den  Mitgliedern 
Bedürfnis  geworden.  So  wurde  den  bei- 
den ersten  Graden  der  dritte  hinzugefügt, 
indem  man  die  Versinnbildlichung  des 
Unsterblichkeitsgedankens  in  einer  drama- 
tischen Form  zur  Darstellung  brachte. 
Um  eine  solche  Neuerung  auch  den  Werk- 
maurern, die  zähe  an  ihren  alten  Ge- 
bräuchen und  Verfassungen  festhielten, 
möglichst  annehmbar  zu  machen,  wurde 
an  den  Salomonischen  Tempelbau  ange- 
knüpft. Zeichen,  Wort  und  Griff  des  M. 
—  in  dem  Sinne  von  Werkmeister  oder 
Stuhl  meister  — ,  die  im  alten  Ritual  schon 
vorhanden  waren,  wurden  auf  geschickte 
Weise  mit  der  neuen  Erfindung  in  Ein- 
klang gebracht.  Als  Zeitpunkt  der  Ein- 
führung des  3.  Grads  lassen  sich  jetzt  mit 
ziemlicher  Sicherheit  die  Jahre  1723—25 
anführen.  Zur  Zeit  der  Abfassung  und 
Veröffentlichung  des  Konstitutionenbuchs 
von  1723  war  er  sicherlich  noch  nicht 
eingeführt;  denn  nach  den  Alten  Pflichten 
und  Verordnungen  werden  die  Beamten- 
stellen bis  hinauf  zum  Grossmeister  von 
Gesellen  verwaltet,  während  sie  nach  der 
Einführung  des  M.- Grads  nur  den  M. 
offen  standen.  W.  J.  Uughan  weist  in 
seiner  Schrift  •Origin  of  the  English  Rite 
of  Freemasonry«  (London  1884)  auf  S.  20 
tiurauf  hin,  daas  der  M.-Grad  schon  im 
Jahre  1724  erteilt  wurde,  und  aus  dem 
Protokoll  der  Grossloge  von  England  vom 
27.  Nov.  1725  geht  hervor,  dass  um  diese 
Zeit  der  M.-Grad  allgemeine  Anerkennung 
gefunden  haben  muss.  —  Findel  (s.  d.)  da- 
gegen meint:  Bei  Begründung  der  Grossloge 
von  England  geschah  einer  Einteilung 
der  Brüderschaft  in  drei  Grade  keine  Er- 
wähnung und  von  Vorrechten  der  M.  war 
auch  in  den  nachfolgenden  Jahren  keine 
Rede.  Da  1720  einige  wichtige  Hand- 
schriften verbrannt  wurden,  die  »Geheim-  I 


nisse  und  Gebräuche«  (also  Katechismen) 
enthielten,  lasst  sich  auf  innere  Verände- 
rungen im  Schosse  der  Brüderschaft 
schliessen.  Diese  ergaben  sich  von  selbst 
aus  dem  Bedürfnis  nach  Sichtung  und 
Auswahl  der  Brüder  infolge  des  Wachs- 
tums der  Logen.  Da  nach  Anderson  im 
J.  1721  «Gesellen  und  Meister«  (im  Sinne 
symbolischer  Grade)  «nur  in  der  Gross- 
loge« befördert  und  erhoben  wurden,  liegt 
der  positive  Beweis  der  Neuheit  der  Ein- 
richtung vor,  der  dann  auch  durch  gesetz- 
liche Bestimmungen  im  Konstitutionen- 
buch von  1723  bekräftigt  wird.  Der  Stoff 
für  den  dritten  Grad  war  schon  teilweise 
in  den  alten  Katechismen  gegeben,  teil- 
weise entnahm  man  es  Ovid,  Virgil  und 
andern  Quellen,  zu  denen  H.  Olivier  die 
1715  in  London  erschienenen  jüdischen 
Targums  rechnet.  [Vgl.  Schwalbacb,  »Stu- 
dien über  den  M.-Grad«  (Brl.  1884),  auch 
abgedruckt  Bst.  R.  2.-4.  Jahrg.  Schauer- 
hammer, »Der M.-Grad«:  R.  1899,  Nr.  1—3. 
BZC.  1889,  S.  86.  Bh.  1868,  S.  257,  287; 
1874,  S.  30.  L.  1886,  S.  51.  S.  auch  oben 
I,  256.  Findel,  Entstehung  des  M.-Grades 
in  Venn.  Schriften,  S.  79.  D.  M.  Lyon, 
History  of  the  Lodge  of  Edinburgh 
(Mary's  Chapel)  Nr.  1  (Edinburgh  and 
London  1873).] 

Meister,  deputierter,  s.  Zugeordneter 
Meister. 

Meister,    Königliche    und  Erlesene 

[Royal  and  Select  Masters].  Diese  erst 
etwa  Anfang  der  70er  Jahre  des  19.  Jahrh. 
entstandne  Vereinigung  von  Hochgraden 
verdankt  ihren  Ursprung  Nordamerika. 
Sie  umfasst  die  vier  Grade  des  Most 
Excellent  Master,  des  Royal  Master,  des 
Select  Master  und  des  Super-Excellent 
Master,  die  auch  mit  dem  umfassenden 
Namen  Cryptic  Masonry  bezeichnet  wer- 
den. Die  Grade  werden  in  Räten  (Coun- 
cils) erteilt,  die  unter  einem  Grossrat 
(Grand  Council)  stehen.  In  den  Ver- 
einigten Staaten  bestehen  34  Grossräte 
mit  etwa  400  Räten  und  25000  Mitgliedern. 
Von  ihnen  sind  12  unabhängig,  während 
die  übrigen  22  das  1880  gründete  General 
Grand  Council  der  Vereinigten  Staaten 
bilden,  das  aller  drei  Jahre  zusammen  zu 
treten  pflegt.  Von  hier  sind  die  Grade 
auch  nach  Kanada  und  Grossbritannien 
gedrungen.  In  Kanada  besteht  ein  eigner 
Grossrat.  Der  Grossrat  von  England  ist 
29.  Juli  1873  und  der  von  Schottland 
1880  gegründet;  jener  zählt  24,  dieser 
2  Räte. 

Meister,  schottischer,  s.  Schottischer 
Meister. 

Meister  ad  vitam,  s.  Lebenslänglich  und 
Grossmeister. 

Meister  aller  Grade  (Maltre  a  tous  les 
grades),  eigentlich  der  Name  der  12.  Klasse 
des  Rites  der  Philalethen  (s.  d.),  häufig 
auch  eine  Bezeichnung,  welche  diejenigen, 
die  alle  Grade  eines  Systems  besitzen,  in 


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32 


Möisterberatungen  —  Meister  vom  Stuhl,  Logenmeister,  Stuhlmeister. 


maurerischen  Schriften  ihre  Unterschritt 
beifügen. 

Meisterberatungen  (Meisterkonferen- 
zen, Meisterrersammlungen)  sind  entweder 
hausgesetzliche  Beratungsversammlungen 
der  Meisterschaft,  rücksichtlich  deren 
alles  gilt,  wie  sonst  für  die  Beamtenver- 
sammlungen;  ausserdem  werden  hier  und 
da  die  Meißter  zu  den  letztern  nur  mit 
beratender  Stimme  zugezogen,  um  sie  in 
die  Verwaltung  der  Loge  einzuweihen  und 
für  Beamtenstellen  heranzuziehen. 

MeisterschlUssel  kommt  in  der  Zinnen- 
dorfschen  Lehrart  vor,  ist  von  Elfenbein 
und  bedeutet  die  Berechtigung,  in  die  Logen 
der  Lehrlinge,  Gesellen  und  Meister  zu 
gehen.  Einige  wenige  altere  deutsche 
Logen  haben  diesen  Schlüssel  als  Meister- 
zeichen beibehalten.  [Vgl.  BZC.  1880, 
S.  281.) 

Meistervereinteung  der  Johannislogen 
von  Berlin  und  der  Provinz  Brandenburg, 
gegr.  1888.  (S.  Stuhlmeieterversamm- 
lungen.) 

Meister  vom  Seheine  des  Lichts  hiessen 
bei  den  Rosenkreuzern  des  18.  Jahrh.  die 
Freioiaurermeister,  weil  man  die  ersten 
drei  Freimaurergrade  nur  als  Vorschule 
de«  eigentlichen  Wissens  betrachtete. 

Meister  vom  Stahl,  Logenmeister, 
Stuhlmeister  (franz.  Maftre  en  chaire,  ; 
auch  Ve*ne*rable,  engl,  master  in  the  chair 
oder  of  a  lodge,  auch  worshipful  master  . 
Fwortführ  ender  —  ein  Ausdruck,  der  bei  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  für  den  Vor- 
sitzenden höherer  Grade  üblich  ist]),  der 
Name  des  Vorsitzenden  einer  Johannis- 
Freimaurerloge.  Er  wird  —  mit  wenigen 
Ausnahmen,  z.  B.  in  den  Logen  schwe- 
discher Lehrart  auf  3  Jahre  (s.  Lebens- 
länglich) —  stet«  auf  ein  Jahr,  und  zwar  1 
in  der  Regel  von  sämtlichen  Mitgliedern  I 
einer  Loge,  oft  auch  nur  von  denen,  die 
den  MeiBtergrad  besitzen,  aus  deren  Mitte 
erwählt.  Bei  seiner  erstmaligen  Wahl 
findet  eine  feierliche  Einsetzung  entweder 
durch  seinen  Vorgänger  im  Amte  oder 
durch  einen  Abgeordneten  der  Grossloge, 
womöglich  den  Grossmeister,  statt.  Nach 
den  Gesetzen  der  Grossloge  von  London 
darf  kein  Meister  vom  Stuhl  mehr,  als 
zweimal  hintereinander  zu  diesem  Amte 
berufen  werden.  Ebenso  soll  nach  den  I 
Alten  Pflichten  niemand  Meister  werden,  I 
der  nicht  mindestens  vorher  ein  Jahr  als 
Aufseher  Dienste  geleistet  hat,  Vor- 
schriften, die  heutzutage  nicht  mehr  be- 
achtet werden,  und  mit  Recht.  Von 
ihm  geht  die  Leitung  der  Logcnthätigkeit 
und  die  oberste  Führung  aller  Angelegen- 
heiten der  Loge  aus;  er  ist  dafür  teils  der 
Loge  selbst,  teils  der  ihr  vorgesetzten 
Grossloge  verantwortlich.  Er  hat  für  die 
Aufrechthaltung  der  Gesetze  der  Loge 
und  die  Befolgung  der  freimaurerischen 
Grundsätze  zu  sorgen  und  die  Thätigkeit 
der  übrigen  Beamten  zu  überwachen.   Er  | 


beruft,  eröffnet  und  schliesst  die  Logeu- 
veräammlungen.  —  Die  Pflichten  und 
Rechte  des  M.  v.  S.  sind  in  den  ver- 
sehiednen  Gesetzbüchern  der  einzelnen 
Grosslogen  und  Logen  naher  und  zum 
Teil  abweichend  voneinander  be- 
stimmt. Das  Amt  hat  bei  seiner  eigen- 
artigen Stellung  seine  besondere  Schwierig- 
keit. Einerseits  muss  der  Meister  im  Ein- 
klang mit  den  Mitgliedern  handeln  und 
darf  sich  am  allerwenigsten  zu  ihnen  in 
einen  Gegensatz  stellen,  andrerseits  soll  er 
in  geistiger  Beziehung  ihr  Führer  und 
Berater  sein.  Ihm  liegt  es  ob,  die  geistige 
Förderung  der  Mitglieder  im  Auge  zu  be- 
halten, er  soll  die  Einigkeit  unter  ihnen, 
den  Frieden  zwischen  ihnen  bewahren, 
er  muss  aber  auch  bereit  sein,  jedem 
Mitglied  mit  seinem  Rat  zur  Seite  zu  stehen. 
Vor  allem  soll  er  auch  als  Freimaurer  ein 
Vorbild  für  die  Mitglieder  sein  und  mit  Be- 
geisterung die  maurerischen  Lehren  pflegen 
und  bethätigen.  Dazu  hat  er  die  Loge 
nach  aussen  zu  vertreten.  Djm  liegt  vor 
allem  ob,  die  Beziehungen  zu  den 
Schwesterlogen  und  Nachbarlogen  freund- 
schaftlich und  würdig  zu  gestalten,  den 
Verkehr  mit  der  Grossloge_zu  unterhalten, 
dabei  die  Pflege  der  Ökonomie  und 
innern  Verwaltung  nicht  aus  dem  Auge 
zu  lassen.  Da  er  (in  Deutschland)  bei 
Streitigkeiten  unter  den  Mitgliedern  nach 
dem  für  alle  deutschen  Logen  gelten- 
den Gesetz,  betr.  das  Verfahren  bei  Ver- 
letzung maurerischen  Pflichten  (vom  1. 
Mai  1889),  erste  Instanz  ist,  so  muss  er 
möglichst  allen  Streitigkeiten  der  Mitglie- 
der untereinander  vorzubeugen  und  sie 
in  der  Stille,  ehe  es  zur  Klage  kommt, 
auszugleichen  suchen.  Darum  sei  ihm 
das  oft  gebrauchte  Wort  »Liebe«  nicht 
Phrase,  sondern  er  übe  sie  zu  jeder  Zeit, 
—  soweit  er  kann.  Wenn  er  wirklich 
Meister  sein  will,  so  folge  er  dem  höchsten 
Vorbild  der  Meisterschaft  nach  und  suche 
den  Mitgliedern  zu  dienen  in  Liebe  und 
Demut.  Eine  vortreffliche  Beschreibung 
des  Stands  eines  M.  v.  S.  giebt  Krause  in 
Lennings  Encvklopädie  II,  448;  dazu 
Köthener  Taschenbuch  1805,  S.  184.  Der 
Meister  soll  thunlichst  keine  auffallenden 
körperlichen  Gebrechen  an  sich  haben,  um 
schon  in  der  äussern  Erscheinung  tadellos 
zu  sein.  Er  darf  weder  zu  jung,  noch  zu  alt 
sein ;  soll  möglichst  eine  bessere  gesellschaft- 
liche Stellung  einnehmen,  die  zwar  reprä- 
sentiert, zu  der  aber  selbstverständlich  der 
moralische  Wert  zu  treten  hat.  Auch 
eine  unabhängige  Stellung  im  Beruf  und 
Leben  trägt  viel  zu  erleichterter  Thätig- 
keit bei.  Geordnete  finanzielle  Verhält- 
nisse und  eine  gewisse  Wohlhabenheit 
sind  nur  willkommen,  extreme  politische 
oder  kirchliche  Parteirichtung  zu  ver- 
meiden. Allseitige  Bildung  wird  voraus- 
gesetzt. Der  Meister  soll  geistig  hoch- 
stehen und  einen  freien  Blick  haben;  aber 


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Mclchi*edckslogen  —  Melesino. 


auch  Gemüt  muss  ihm  innewohnen,  von  Be- 
geisterung für  die  Sache  der  Maurerei  muss 
er  getragen  werden.  Er  muss  cinigermasscn 
der  Rede  mächtig  sein;  Pünktlichkeit  und 
Ordnungsliebe  seien  ihm  eigen;  heiteres,  ge- 
selliges Temperament  halt  die  Mitglieder 
zusammen,  [vgl.  Näheres  über  die  Eigen- 
schaften eines  Stuhlmeisters  in  R.  Fischer, 
Entwurf  zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
tätigkeit der  Logenmeister  (Lpz.  l£91), 
S.  8.  Findel,  Geist  und  Form  der  Frei- 
maurerei (6.  Aufl.,  Lpz.  1898),  S.  81.)  — 
Im  18.  Jahrhundert  wurde  der  Vor- 
sitzende Meister  vielfach  GroBsmeister  ge- 
nannt, was  zu  manchen  Irrtümern  im 
Laufe  der  Zeit  geführt  hat  Verdiente 
abtretende  Meister  werden  oft  mit  dem  Titel 
Ehrenmeister  (s.  d.),  auch  Altmeister  (s.  d.), 
Alt-  und  Ehrenmeister  ausgezeichnet  und 
erhalten  ein  besonderes  Ehrenzeichen  In 
England  heisst  der  abgetretne  M.  v.  S. 
Pastmaster  (s.  d.).  —  Der  Logen- 
meister ist  für  die  Zeit  seiner  Amtsdauer 
Mitglied  seiner  Grossloge.  [Vgl.  Bh.  1886, 
S.  347;  1888,  S.  197.  L.  1880,  S.  1.  FZ. 
1864,  S.  145.  —  Eine  statistische  Übersicht 
der  Berufsklassen,  die  beim  Stuhlmeister- 
amt beteiligt  sind,  aus  d.  J.  1884  s.  L. 
1885,  S.  14J 

Melchlsedekslogen  wurden  solche  Logen 
genannt,  die  nur  aus  Israeliten  bestanden. 
Eine  solche  war  1787  in  Hamburg,  musste 
aber  in  demselben  Jahre  wieder  eingehen. 
Auch  unterm  Namen  Toleranzlogen  (s.  d.) 
waren  dergleichen  bekannt,  wie  zu  An- 
fang der  neunziger  Jahre  des  18.  Jabrh. 
in  Berlin  eine  solche  bestand. 

.Meldorf  (St.  in  der  preuas.  Provinz 
Schleswig-Holstein,  3671  E.).  Hier  finden 
Freimaurerversammlungen  unter  der  Loge 
in  Marne  statt.  Vers.  1.  Mittwoch  im 
Monat.   Lokal:  Hotel  Hinrich  Hotje. 

Melek,  Melech,  ein  Wort  das  in  ver- 
schiednen  französischen  höhern  Graden  als 
Passwort  und  heiliges  Wort  gilt. 

Melesino  (auch  Mellssino),  Graf,  zu- 
letzt russischer  Generalleutnant,  Grieche 
von  Geburt,  gest.  um  1808,  stiftete  um  1765 
in  Rußland  als  erster  Grossaufseher  der 
damaligen  Provinzialloge  (s.  Russland)  eine 
eigentumliche  Lehrart  höherer  Grade  in 
der  von  ihm  geleiteen  Loge  Zur  Ver- 
schwiegenheit in  Petersburg,  das  aber  über 
die  Grenzen  Russlands  wenig  hinausge- 
kommen ist.  Es  ist  eine  der  seltsamsten 
Hochgradlehrarten ,  die  ein  Aufsatz  von 
(Hofrat)  Fischer  in  der  A.  Z.  1828,  Heft 
1,  S.  20,  gut  kennzeichnet.  Wir  be- 
schränken uns  hier  auf  folgende  Mit- 
teilungen: Die  vier  von  M  gestifteten 
höhern,  an  die  gewöhnlichen  drei  symbo- 
lischen anschliessenden  Grade  sind:  4)  das 
dunkle  Gewölbe,  5)  der  schottische  Meister- 
und  Rittergrad,  6)  der  Philosophengrad, 
7)  das  Klerikat.  Der  vierte  Grad  behandelt 
in  der  Hauptsache  die  Begräbnisgeschichte 
Hirams  (s.d.).  Die  Mitglieder  heissen  auser- 

Allgemeinee  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


wählte  Meister.  Im  Gebrauchtum  ist  hier, 
wie  auch  im  folgenden  fünften  Grad,  die 
Zahl  vier  vorherrschend.  Auch  der  fünfte 
Grad  stimmt  mit  dem  des  schottischen 
Meisters  (a.  d.)  in  der  Hauptsache  überein. 
Die  Offenbarung  Johannis  ist  an  die  Stelle 
des  Evangeliums  Johannis  getreten;  Patron 
ist  der  Apostel  Andreas.  Ganz  abweichend 
ist  der  Charakter  des  sechsten  oder  Philo- 
sophengrads. Über  diesen  heisst  es  n.  a.  O 
S.  23:  »Dieser  Grad  ist  eine  so  arge  und 
leere  Frömmelei,  ein  solches  Spiel  mit 
Gebeten  und  Eiden  ohne  Mass,  wie  ohne 
Bedeutung  und  Ziel,  dass  man  nicht  weiss, 
wie  einem  zu  Mute  wird,  und  man  geneigt 
sein  möchte,  diese  , Kammer  der  Weisheit' 
(wie  die  Loge  hier  heisst)  eher  für  eine 
Kammer  der  Tollheit  zu  halten.  Es  wird 
hier  als  die  Absicht  der  Freimaurerei  be- 
zeichnet, die  goldne  Zeit  wieder  herzu- 
stell en  vermittelst  einer  ungeheuchcltcn 
Furcht  Gottes,  vermittelst  genauer  Be- 
obachtung der  vorgeschriebnen  Pflichten 
und  durch  Demut.«  Der  siebente  Grad 
hat' einen  geistlichen  Charakter;  die  in  der 
Versammlung,  die  Konklave  heisst,  An- 

:  wesenden  tragen  ein  Chorhemd  und  über 
diesem  den  Mantel  der  Tempelherren  mit 
gewissen  besondern  Abzeichen.  Als  das 
Geheimnis  der  Konklave  wird  Weisheit, 
d.  i.  die  Erkenntnis  Gottes  und  der  ganzen 
Natur  bezeichnet.  Die  ganze  Lehrart  hatte 
keinen  rechten  innern  Zusammenhang,  und 
insbesondere  scheint  der  sechste,  Philoso- 
phengrad gar  nicht  zu  den  übrigen  zu  ge- 
hören, die  auf  dieser  Stufe  vielmehr  einen 
weltlichen  Rittergrad  voraussetzen  lassen. 
Nettelbladt  [im  Provinzialkalender  für 
Mecklenburg,  1837,  S.  41]  bestritt  die  An- 
nahme Fischers,  dass  Starck  (s.  d.)  aus  dem 
siebenten  M. 'sehen  Grad  das  Klerikat 
gebildet  habe,  da  dies  vielmehr  älter,  als 
jener  Grad  sei.  M.  vermochte  jedenfalls 
durch  Beine  Persönlichkeit,  die  als 
höchst  einnehmend  geschildert  wird  — 
•er  hielt  mit  gleicher  Vollkommenheit 
Loge  in  vier  Sprachen  und  hatte  dabei 
einen  herrlichen  Anstand  und  eine  siegende 
Beredsamkeit«,  sagt  Fischer  von  ihm  a.a.O., 

I  S.  20  —  diese  Lehrart  in  Ansehen  und 
Geltung  zu  erhalten.  Aber  plötzlich,  bald 
nach  Eröffnung  der  Provinzialloge  durch 
Kurakin  (s.  Busaland),  fand  er  sich  ver- 
anlasst, auf  Grund  einer  Polizei  Verordnung 
vom  April  1782,  die  geheime  Gesellschaften 
verbot,  seine  Loge  zu  Bchliessen  und  sich 
ganz  von  der  Maurerei  zurückzuziehen. 
Mit  ihm  fiel  auch  seine  Lehrart.  Den  wahren 
Grund  findet  v.  Nettelbladt  wohl  nicht 
mit  Unrecht  in  einer  ganz  audern  Er- 
wägung. In  Mitte  eines  solchen  Gewirrs, 
wie  damals  in  der  russischen  Freimaurerei 
geherrscht,  habe  eine  Lehrart,  wie  die  M.'s, 
sich  wohl  erhalten,  selbst  sich  durch  Ord- 
nung und  Regelmässigkeit,  auf  die  er  in 
seiner  Loge  durchaus  hielt,  Achtung  er- 
werben und  diese  zum  Mittelpunkt  der 

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34 


Memel  —  Memphis,  Rite  de. 


Besten  und  Gebildetsten  machen  können. 
Aber  M.,  ein  talentvoller  Mann,  in  seinen 
bürgerlichen  Verhältnissen  hochstehend, 
mochte  den  maurerischen  Namen,  den  er 
sich  erworben,  nicht  Preis  geben  Als 
daher  die  festere  Gestaltung  der  Provinzial- 
loge  und  die  von  einzelnen  Maurern  er- 
worbnen  bessern  Kenntnisse  auf  eine  andre 
Ordnung  der  Dinge  im  Innern  und  Austern 
hinwiesen,  besondereaber  das  Unzusammen- 
hängend» und  Unbefriedigende  der  Grade 
des  M  offenbar  zu  machen  aufingen,  fand 
er  es  der  Klugheit  angemessen,  seine 
Wirksamkeit  einzustellen  [Xettelbladt, 
a.  a.  O.,  S.  44.  Taute,  Maurerische  Bücher- 
künde  (Lpz.  18S6),  zu  Nr.  1412.1 

Memel  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Ost- 
preussen,  19195  E.).  I.  Hier  bestand  früher 
eine  1780  in  Li  bau,  von  dem  Grossmeister 
der  Grossen  Loge  von  England,  Herzog 
Montagu,  durch  den  Grafen  v.  Kettler  ge- 
gründete und  wahrscheinlich  1789  nach  M. 
verlegte  Loge  Irene,  die  24.  Jan.  1799 
von  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
Stiftungsurkunde  erhielt  und,  als  1805 
in  Russland  die  Freimaurerei  verboten 
wurde,  decken  musste.  Sie  verlegte 
1824  ihren  Sitz  nach  Tilsit  (s.  d  ). 
II.  Gegenwartig  bestehen  hier  unter  der 
Grossen  National-MutteTloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln :  1 )  die  Johannisloge  Memphis, 
von  der  Provinzialloge  Zu  den  drei  Kronen 
zu  Königsberg  23.  Febr.  1776  zunächst  als 
Deputationsloge  gestiftet,  1781  zur  selb- 
ständigen Tocnterloge  Memphis  zum  Obe- 
lisk erhoben,  bei  der  Grossen  National- 
Mutterloge  angenommen  16.  Juli  1799. 
Vers,  den  2.  und  letzten  Mittwoch  jeden 
Monats.  Ferien:  vom  Johannisfest  bis 
Mit  te  September.  Eignes  Logen  haus,  ein- 
geweiht 5.  Aug.  1876.  Mitgliederzahl 
(1899):  60.  Milde  Stiftungen:  a)  Schlägers 
Unterstützungskasse.  Kapital:  105i*0  M.,  für 
notleidende  Mitglieder  und  deren  Ange- 
hörige; b)  Schläger-Carosus-Fond«,  Kapital : 
10000  M.;  c)  Schläger- Begräbnisfonds, 
Kapital:  3500  M.;  d)  Brzoska  -  Stiftung, 
eveut.  für  arme  Seeleute,  Kapital:  1000  M. 
nom;  e)  Loll-Stiftung.  [Vgl.  Ed.  Hermes, 
Geschichte  der  Loge  beim  60jährigen  Be- 
stehen. Gerdion,  Geschichte  der  Loge  beim 
100jährigen  Bestehen]  2)  Die  delegierte 
altschottische  Loge  Auroraz  umTempel 
der  Weisheit,  gegr.  14.  Sept.  1803. 

Memmingen  (St.  im  Königr.  Bavern, 
9972  E.).  Hier  bestand  gegen  das  Ende 
des  18.  Jahrhunderts  die  Loge  Zur 
Morgenröte,  die  19.  Okt.  1792  von  der 
Unionsloge  in  Frankfurt  a.  M.  eine  Stif- 
tungsurkunde erhielt  und  20.  Mai  1793 
eingeweiht  wurde. 

Memphis,  Rite  de,  oder,  wie  er  sich 
selbst  vollständig  nannte,  »der  orientalische 
Freimaurerorden  von  M.«  (der  alten 
ägyptischen  Königsstadt)  soll  nach  der 
Ordenssage  von  einem  46  n.  Chr.  durch 
den  hl.  Markus  zum  Christentum  bekehrten 


Ormus(Ormuzd  hiess  der  gute  Gott  der  alten 
Perser)  und  einer  unter  ihm  vereinigten 
Essenerschule  herrühren.  Die  Ritter  von 
Palästina  sollen  1 150  die  maurerische  Weis- 
heit nach  Edinburg  gebracht  und  dort 
eine  Grossloge  gegründet  haben.  Hier 
müsse  der  Ursprung  der  neuem  Maurerei 
gesucht  werden.  Die  wahre  Geschichte 
dieses  Ritus  |  vgl.  Bulletin  du  Gr.  Or 
de  France,  1862,  S.  4I9J  weiss  von  einer 
Verbindung  mit  solchen  frühern  Ereig- 
nissen nichts,  sondern  erst  1«14  brachte 
ihn  ein  gewisser  Sam.  Honis,  der  aus  Kairo 
gebürtig  war,  nach  Frankreich  und  be- 
:  gründete  hier  1815  die  erste  Loge:  Les 
i  disciples  de  M.  zu  Montauban.  Gross- 
meister  dieser  Loge  (Grand  Hierophante) 
wurde  1816  Marconis  der  Ältere.  Aber 
schon  in  demselben  Jahre  musste  sie  sich 
»en  sommeil«  erklären.  Erst  1*38  nahmen 
Les  disciples  de  M.  ihre  Arbeit  in  Paris 
wieder  auf,  und  in  demselben  Jahre  ent- 
stand dort  eine  zweite  Loge  Osiris. 
Marconis  der  Jüngere  wurde  Grosshiero- 
phant  [vgl.  L.  XX,  20].  Nach  Ausweis 
der  damals  ans  Licht  getretnen  Statuten 
war  das  ganze  System  mit  viel  orientalisch- 
mystischem  Pomp  ausgestattet;  doch  trat 
es  mit  Forderungen  auf,  die  wohl  geeignet 
waren,    dafür    einzunehmen:  seine  Mit- 

Slieder  sollten  sich  mit  den  Angehörigen 
er  verschiedensten  Maurerarten  in  Ein- 
vernehmen halten;  die  Beförderung  in  einen 
höhern  Grad  sollte  nicht  bezahlt,  sondern 
lediglich  dem  Verdienst  gewährt  werden 
und  nur  erfolgen,  nachdem  der  zu  Be- 
fördernde einen  Aufsatz  über  den  vorigen 
Grad  verfasst  hatte.  Es  entstanden  neue 
Logen:  eine  dritte  in  Paris,  andre  in 
[  Brüssel,  Marseille,  London, Amerika,  Smyrna 
und  Buenos  Aires.  In  Paris  wurden  drei 
Supreme  Conseils  und  solche  auch  ausser- 
halb Frankreichs  nebst  Provinziallogen 
errichtet.  Aber  die  Polizei  löste  1843  den 
Orden  auf.  1848  wurde  er  in  Paris  wieder 
aufgeweckt  und  erhielt  eine  neue  Einrich- 
tung von  MO  »Graden  des  Wissens«,  die 
in  drei  Reihen  zu  je  30  Graden  eingeteilt 
wurden.  Der  oberste  Grad  (das  Sanctuaire) 
sollte  auf  die  Verwaltung  keinen  Einfluss 
haben  und  sich  ausschliesslich  dem  Eso- 
tcrismus  widmen,  woran  eine  unbeschränkte 
Zahl  aus  dem  ganzen  Orden  ausgewählter 
Mitglieder  teilnehmen  sollte,  ohne  dadurch 
besondere  Vorrechte  zu  erhalten.  Als  ihm 
1851  durch  den  politischen  Umschwung  in 
Frankreich  ein  vorläufiges  Ende  bereitet 
wurde,  verlegte  er  seinen  Sitz  nach  London, 
von  wo  aus  er  bessere  Fortschritte  machte 
und  sich  über  Grossbritannien  nach  Brüssel, 
Genf,  New  York  und  selbst  nach  Australien 
ausbreitete.  Durch  eine  neue  Einrichtung 
wurden  die  90  Grade  1860  auf  80  einge- 
schränkt, augenscheinlich  in  der  Absicht, 
den  Orden  in  dieser  neuen  Form  sozusagen 
besser  auf  den  maurerischen  Markt  zu 
bringen.     In   Berlin  wurde   1861  einem 


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Meuachem  —  Merck. 


3> 


seiner  Agenten  durch  die  dortigen 
Grogslogen  »ein  Treiben  bald  gelegt.  [FZ. 
1861,  Nr.  10.  L.  XX,  176.]  In  den  sech- 
ziger Jahren  mit  dem  Grossorient  von 
Frankreich  angeknüpfte  Verhandlungen 
führten  zur  Anerkennung  durch  diesen 
und  zu  weitgehenden  Zugeständnissen. 
[Bulletin  du  Gr.  Or.,  Nov.  1862,  S.  418; 
März  1^64,  8  8.]  Wir  können  in  diesem 
höchst  pomphaft,  für  einen  gereinigten 
Geschmack  unwürdig  aufgeputzten  Ritus 
nur  einen  der  bestechendsten  Versuche  er- 
blicken, die  Freimaurerei  auf  einem  neuen, 
pikanten  Wege,  dem  eines  symbolischen 
Spaziergangs  durch  die  verschiedensten 
Kulturepocheu  hindurch,  zu  der  Theo- 
sophie mancher  längst  überwunduen  Hoch- 
gradsysteme einer  frühern  Zeit  zurück- 
zuführen. [Vgl.  Marconis  de  Negre,  Le 
•Soleil  mystique,  Journal  de  la  maconnerie 
universelle (1853),  S.  193.  L'Hie>ophante,  d<?- 
veloppement  complet  des  mysteres  macon- 
niques  par  J.  E.  Marconis  et  E.  N.  Alotter 
(Paris  1840).  L.  XXII,  16.  FZ.  1861,8.341; 
1863,  8.  115.  Lachmann,  Geschichte  und 
Gebräuche  der  Hochgrade  (ßraunschweig 
1866h  S.  181.  Vorige  Auflage  dieses  Hand- 
buchs U,  308.]  Am  6.  November  1868  be- 
achloss  die  Loge  Les  Disciples  de  M.,  den 
Ritus  von  M.  aufzugeben  und  zum  franzö- 
sischen Ritus  überzutreten,  wobei  sie  den 
Namen  Les  Disciples  du  Progres  annahm. 
Ihr  folgte  die  Pariser  Loge  Les  Phila- 
delphes.  Seitdem  ist  in  Frankreich  dieser 
Ritus  erloschen,  steht  aber  anderwärts 
noch  in  Blüte;  wenigstens  führt  das  An- 
nuaire  du  Gr.  Or.  de  France  für  1898, 
8.  250,  für  folgende  Länder  Souveräne 
Sanktuarien  des  Ordens  von  M.  und  Mis- 
raim  <s.  d.)  auf:  England  und  Irland, 
Schottland,  Italien,  Spanien,  Rumänien 
i  vereinigt  mit  dem  Obersten  Rat),  Ägypten, 
Ostindien,  Kanada,  die  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  und  Australien  (in  Mel- 
bourne). Aus  der  Zusammenstellung  des 
M.  mit  dem  Misraim-Ritus  (s  d.)  ist  zu 
schliessen,  dass  sich  in  diesen  Ländern 
diese  beiden  Riten  verschmolzen  haben.- 

Jfenachem,  ein  Tröster,  i»t  ein  in  ver- 
schiednen  französischen  höhern  Graden 
als  Pass-  und  heiliges  Wort  gebrauchter 
Ausdruck.  [ Vgl. Manuel maconnique, 8. 204.] 

Mendelssohn,  Moses,  Philosoph,  geb. 
6.  Sept.  1729  in  Dessau,  gest.  4.  Jan.  1786 
in  Berlin,  war  mit  Lessing  sehr  vertraut 
und  ein  freidenkender  Mann,  der  seinem 
Glauben  treu  anhing,  ohne  eine  andre 
Religion  zu  verachten.  Die  deutsche 
Sprache  verdankt  ihm  einen  Teil  ihrer 
Bildung  und  Würde,  und  die  philosophischen 
Untersuchungen  erhielten  durch  ihn  ein 
gefälliges  Gewand.  Noch  1777  unterhielt 
sich  M.  mit  Lessing  in  Wolfenbüttel  über 
Freimaurerei,  nachdem  ihm  dieser  seinen 
•Ernst  und  Falk«  zugeschickt  hatte.  [Vgl. 
Bh.  1879,  Nr.  48.    Z.  1886,  S.  13  ] 

Menge,  Georg  Friedrich,  geb  11. 


Febr.  1818  in  Heinde,  gest.  5.  Mai  1879 
in  Hildesheim,  war  Sekretär  an  der  Justiz- 
kanzlet, später  Obergerichtssekretär  in 
Hildesheim.  Am  16.  Aug.  1844  in  die  Loge 
Pforte  zum  Tempel  des  Lichts  aufgenom- 
men, wurde  er  deren  zweiter  Aufseher. 
1849  zugeordneter  Meister  vom  Stuhl  und 
1851  Meister  vom  Stuhl,  welches  Amt  er 
ohne  Unterbrechung  2-5  Jahre  lang  bis 
zu  seinem  Tode  verwaltete.  Seinem  em- 
sigen Fleiss  verdankt  die  Loge  die  Neu- 
ordnung ihrer  reichen  Bibliothek  und  ihres 
i  Archivs,  ein  treffliches  Gesetzbuch,  die 
neuen  Statuten  ihrer  Witwenkasse,  ein  vor- 
zügliches Gesangbuch,  neue,  von  der  Grossen 
Loge  Royal  York  genehmigte  Rituale  aller 
drei  Grade,  sowie  eine  Geschichte  der 
ersten  100  Jahre  der  Maurerei  in  Hildes- 
heim (bis  1862).  Von  seinen  übrigen  zahl- 
reichen maurerischen  Arbeiten,  Vor- 
trägen, Ansprachen  u.  dgl.  hat  er  be- 
dauerlicherweise fast  nichts  drucken  lassen, 
noch  zu  drucken  gestattet.  Welches  An- 
seheus  er  sich  in  der  maurerischen 
Welt  erfreute,  zeigte  sich  besonders  bei 
den  schwierigen  und  ausgedehnten  Ver- 
handlungen, welche  die  Auflösung  der 
Grossloge  des  Königreichs  Hanuover  und 
den  Anschluss  der  meisten  hannöverschen 
Logen  an  Royal  York  begleiteten.  Von 
Georg  V.  zuletzt  zum  Grossmeister  ge- 
macht, von  Royal  York  nachher  zum  ersten 
Grossaufseher  erwählt,  hat  er  hauptsäch- 
lich (1867)  den  Übergang  unter  boiderseit* 
befriedigenden  Bedingungen  vermittelt  und 
den  Entwurf  der  neuen  Grosslogengesetze 
entsprechend  ausgearbeitet. 

Meitacuheltsbund.  Üher  die  ideale  Auf- 
fassung des  Freimaurerbunds  als  eines 
solchen  s.  Freimaurerei. 

.Mentor  ist  die  Bezeichnung  eines  in 
Vorschlag  gekommuen  neueu  Beamten 
der  Loge,  der,  wie  bei  den  Evergeten  (s.d.1!, 
die  Aufgabe  haben  sollte,  die  Einfügung 
des  neuen  Glieds  in  die  Kette  zu  befes- 
tigen, indem  er  bemüht  sein  sollte,  da'* 
Verständnis  der  Persönlichkeiten,  der  Na- 
tur der  menschlichen  Gesellschaft  und  der 
gesellschaftlichen  Pflichten  und  Aufgaben 
zu  wecken  und  zu  nähren.  In  Deutsch- 
land ist  es  zur  Zeit  bei  dem  Vorschlag 
geblieben;  in  Ungarn  hat  man  den  M.  ein- 
geführt. Über  seine  Pflichten  verbreitet 
sich  des  nähern  O.  1*95,  8.  141.  [Vgl.  L. 
1885,  S.  9.    ML.  1884/85,  8.  171.1 

Merck,  Heinrich  Johann,  Kaufmann 
und  Senator  in  Hamburg,  geb.  27.  Febr. 
1770  in  Schweinfurt,  gest.  23.  Okt.  185:i 
in  Hamburg,  wurde  5.  Juni  1800  in  die 
Loge  Absalom  das.  aufgenommen,  war 
Schatzmeister,  dann  erster  Aufseher  in 
der  Loge  Etnanuel  das.,  1838  —50  Ver- 
treter der  Grossen  Loge  von  England  bei 
I  der  Grossen  Loge  von  Hamburg,  seit  1820 
verdienstvoller  Vorsteher,  später  Patron 
des  Krankenhauses.  Bei  seinem  50jähr. 
Maurerjubiläum  1850  wurde  er  zum  Ehren- 

8* 


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86  Merkel  — 

grossmeistcr  ernannt.  Auf  M.  wurde  1844 
eine  Denkmünze  geprägt  [HMW.  Nr.  98]. 

Merkel,  1)  Paul  Wolfgang,  Kaufmann 
in  Nürnberg,  geb.  1.  April  1756  in  Nürn- 
berg, gest.  das.  16.  Jan.  1820,  war  1789  Mit- 
Btifter  der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilen  das.  I 
und  20  Jahre  lang  thätig  bei  allen  Vor- 
kommnissen in  ihr.  Eine  grosse  Anzahl 
Reden  von  ihm  sind  erhalten,  auch  Ent- 
würfe für  die  innere  Einrichtung  der  Loge. 
1794  errichtete  er  das  Archiv.  1796  zum  Vor- 
sitzenden Meister  erwählt,  lehnte  er  dieses 
Amt  ab,  blieb  aber  andauernd  in  andern 
Ämtern  für  die  Loge  thätig  und  machte 
noch  1805  Vorschläge  für  Verbesserung 
des  Logenvermögens.  Er  hatte  den  grössten 
Einfluss  auf  die  Entwicklung  der  Loge  und 
namentlich  in  der  Bewegung  zu  Gunsten 
der  Gothaer  Bestrebungen  zur  Errichtung  | 
eines  deutscheu  Logenbunds.  Er  bahnte  i 
auch  die  Verbindung  mit  Fr.  L.  Schröder 
(s.  d.)  an.  Auf  ihn  wurde  1820  eine  Denk- 
münze geschlagen  [HMW.  Nr.  138]. 

2)  Johann,  Kaufmann  und  zweiter  | 
Bürgermeister  von  Nürnberg,  geb.  18.  Nov. 
1785,  gest.  25.  Jan.  1838,  war  Mitglied  der 
Loge  Zu  den  drei  Pfeilen  in  Nürnberg 
und  sieben  Jahre  deren  Meister  vom  Stuhl, 
in  welcher  Eigenschaft  er  Bedeutendes  ge- 
schaffen hat.   [Vgl.  Zd.  1838,  S.  139.] 

Merseburg  (St.  in  der  prcuss.  Provinz  I 
Sachsen,    18827  E).     1)   Hier  besteht 
unter  der  Grossen  National-Mutterlose  Zu 
den  drei  Weltkugeln  eine  Johannisloge 
Zum  goldnen   Kreuz,   gegr.  12.  Mai 
1805,  eingew.  22.  Okt.  1805.    Sie  war  zum 
sächsischen  Logenbund  getreten,  sc  bloss 
sich  aber  1815  wieder  an  die  vorgenannte 
Grossloge  an.   Mitgliederzahl  (1899):  126. 
Vers.:  Donnerstags.    Klub:  täglich.  Fe- 
rien: Juli  und  August.    Eignes  Logen- 
haus: Domplatz  3,  eingew.  18.  Juli  1825. 
Hausgesetz  vom  9.  Dez.  1886,  bestätigt  5. 
Jan.  1887.    Milde  Stiftungen  (vier)  mit  . 
einem  Gesamtkapital  von  ca.  29200  M. 
[Vgl.  Seffner,  Geschichte  der  Loge  (1855).]  i 
2)  Die  24.  Okt.  1810  gegründete  delegierte  | 
altschottiscbe  Loge  Ernst  zur  Dank- 
barkeit ist  seit  30.  April  1849  wieder  ge- 
schlossen. 

Merzdorf,  Johann  Friedrich  Lud- 
wig Theodor,  Dr.  phil.,  Grossherzogl. 
Oberbibliothekarin  Oldenburg, geb.  25.  Aug. 
1812  in  Leipzig,  gest.  21.  März  1877  in  Olden- 
burg, übernahm  1839  eine  Privatlehranstalt 
in  Elsfleth  und  wurde  1841  an  die  öffent- 
liche Bibliothek  in  Oldenburg  berufen, 
deren  Neukatalogisierung,  Übersiedlung 
und  Aufstellung  in  dem  prächtigen  Neu- 
bau er  besorgte.  —  Er  wurde  30.  April  1884 
in  der  Loge  Apollo  in  Leipzig  aufgenommen, 
erhielt  schnell  die  folgenden  Stufen  und 
war  eine  Zeit  lang  Bücherwart  dieser 
Loge,  die  ihm,  wie  die  Loge  Minerva  da- 
selbst, die  neuen  Verzeichnisse  ihrer  Bü- 
chereien verdankt.  Nach  seiner  Übersied- 
lung nach  Oldenburg   bewirkte  er  die 


Merzdorf. 

Wiedereröffnung  der  Loge  Zum  goldnen 
Hirsch  das.  1842,  als  deren  langjähriger 
zugeordneter  Meister  er  zur  geistigen  Er- 
weckung der  Mitglieder  viel  beitrug.  An 
der  Wiedereröffnung  der  Loge  in  Aurich 
(Emden)  und  der  Stiftung  der  Loge  von 
Bremerhaven  hatte  er  regen  Anteil,  sowie  auf 
seine  und  Krügers  (s.  d.)  in  Hannover  Ver- 
anlassung die  Maifeste  im  nordwestlichen 
Deutschland  ins  Leben  gerufen  wurden. 
Neben  seinen  verschiednen  nichtmaure- 
rischen  schriftstellerischen  Arbeiten,  die 
meist  mit  seinen  Berufsgeschäften,  der 
Bücherkunde  und  der  Münzkunde  zu- 
sammenhängen, trat  er  als  maurerischer 
Schriftsteller  und  Geschichteforscher  auf, 
und  zwar  teils  in  verschiednen  zahlreichen 
Reden,  Gedichten  und  Aufsätzen,  die  sich 
in  den  maurerischen  Zeitschriften  (FZ., 
Bh.,  namentlich  L.  von  ihrem  Anbeginn) 
finden,  teils  in  einzelnen  selbständigen 
Werken:  1)  Die  Symbole,  die  Gesetze,  die 
Geschichte,  derZweck  derMasonei  schliessen 
keine  Religion  von  derselben  aus  (Lpz.  1836), 
wodurch  er  mit  unter  den  Ersten  die 
Sache  der  Humanität  im  Bunde  in  Bezug 
auf  die  Aufnahme  der  Israeliten  verfocht. 

2)  Verzeichniss  sämmtlicher  innern  Ordens- 
brüder  der    strikten    Observanz  (1846). 

3)  Die  Denkmünzen  der  Freimaurerbrüder- 
schaft  (Oldenb.  1851).  4)  Geschichte  der 
Freimaurerlogen  im  Herzogthum  Olden- 
burg (Oldenb.  1852).  5)  Leasings  Ernst 
und  Falk,  historisch -kritisch  beleuchtet 
(Hann.  1855).  6)  Geschichte  der  Freimaurer- 
brüderschaft in  Schottland  (2.  Ausg.,  Kassel 
1879).  7)  Die  Mutter  Kilwinning  (1868). 
8)  Die  Münzen  der  Freiraaurerbrüderschaft 
Schwedens  (Lpz.1866).  9)  Die  Freimaurer- 
Logen  und  die  Annexion  (Oldenb.  1867/. 
10)  Zwischen  Zirkel  und  Winkel.  Freimau- 
rerische Vorträge  (Hann.  1875).  11)  Bei- 
träge zur  älteren  Logengeschicbte  Bremens 
(Bremen  1877).  Die  Sammlung  des  Lieder- 
buchs der  Loge  Zum  goldnen  Hirsch  und 
die  Zusammenstellung  des  Ortsgesetzbuchs 
dieser  Loge  sind  grösstenteils  sein  Werk; 
auch  übernahm  er  mit  Schleuer  von  1861 
an  die  Leitung  der  von  ihm  mit  ins  Leben 
gerufnen  Latomia  (s.  d.)  und  hat  an  der 
vorigen  Auflage  dieses  Handbuchs  wesent- 
lichen Anteil.  Ein  eifriger,  grundsätzlicher 
Bekämpfer  jeglicher  Hochgrade,  hat  er 
Veranlassung  gegeben,  dass  die  Grosse 
National  -  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln die  vorgebliche  Unterschrift  Fried- 
richs II.  unter  den  Statuten  des  schotti- 
schen Ritus  als  eine  Fälschung  bezeichnete 
[L.  XX,  289;  XXI,  42],  und  hat  allen 
Grosslogen  Deutschlands  Einigungspunkte 
zur  Prüfung  vorgelegt,  um  dadurch  das 
deutsche  Logenwesen  mehr  zu  vereinigen. 
[L.  XXI,  48;  97;  298.]  Die  maurerische  Münz- 
kunde hat  er  begründet.  Das  Erscheineu 
einer  ebenso  wichtigen,  als  lehrreichen 
Arbeit,  die  sich  im  Druck  befand,  als  er 
starb,  »Die  Geheimstatuten  des  Ordens 


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Meseritz  —  Messerschmidt. 


37 


der  Tempelherren  nach  der  Abschrift 
eines  vorgeblich  im  Vatikanischen  Ar- 
chive befindlichen  Manuskriptes  zum 
ersten  Male  herausgegeben«,  sollte  er  nicht 
mehr  erleben  (sie  erschienen  Halle  1877), 
ebensowenig  die  zweite,  völlig  umgearbei- 
tete Auflage  seiner  maurerischen  Münz- 
kunde, die  ungedruckt  blieb.  Das»  M.  von 
den  Finsterlingen,  Form-  und  Geheimnis- 
krämern in  der  Freimaurerei  gehabt  wurde, 
ist  selbstverständlich;  diejenigen  aber,  die 
dem  freien  Geist  der  unbeschränkten 
Forschung,  der  Wahrheit  um  jeden  Preis, 
der  ernsten  Kritik  huldigen,  haben  ihn 
hoch  verehrt  und  werdeu  sein  Andenken 
treu  bewahren.  [Vgl.  Bh.  1877,  S.  130.  FZ. 
1  -77,  S.  143.]  Der  Prinz  Wilhelm  Fried- 
rich Karl  der  Niederlande  (s.d.)  widmete  aus 
Anlasa  seiner  50 jähr.  Grossmeisterschaft  M. 
eine  silberne  Denkmünze  mit  des  Prinzen 
Bild  und  der  Inschrift:  »Zur  Erinnerung 
in  wohlgeneigter  Gesinnung  dem  Br.  Dr. 
J.  F.  L.  Theod.  M.  1866.«  Das  Stück  ist 
jetzt  im  Besitz  der  Grossen  Loge  von 
Hamburg.  [Vgl.  HM W.  Nr.  237.  Bh.  1883, 
S.  92.] 

Meserltz  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Posen, 
5366  E.).  Unter  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  be- 
steht hier  die  Johannisloge  Louise  zur 
Unsterblichkeit,  gest.  5.  März  1818, 
eingew.  17.  Juli  1818,  geschlossen  13. 
Aug.  1831,  erneuert  17.  Sept.  und  wieder 
eingew.  18. Okt.  1836.  Mitgliederzahl  (1899): 
57.  Vers.:  Freitags.  Eignes  Logenhaus: 
Posener  Vorstadt,  eingew.  18.  Okt.  1888. 

Mesmer,  Anton  Friedrich  (nach  an- 
dern Franz),  Begründer  der  Lehre  vom 
tierischen  Magnetismus,  geb.  23.  Mai  1733 
in  Iznang,  gest.  5.  März  1815  in  Meers- 
burg, studierte  erst  Mathematik  und  Phy- 
sik, dann  Jurisprudenz  und  schliesslich 
Medizin  und  schrieb  1764  seine  Inaugural- 
dissertation »De  influxu  planetarum  in 
corpus  humanuni«,  worin  die  ersten  Keime 
seiner  später  weiter  entwickelten  und  aus- 
gebildeten Lehre  des  tierischen  Magnetis- 
mus zu  finden  sind.  1775  begründete  er 
seine  Theorie  systematisch  und  legte  seine 
Lehre  den  Akademien  zur  Begutachtung 
vor;  die  meisten  Akademien  antworteten 
nicht,  nur  die  Berliner  bezeichnete  seine 
Beobachtungen  als  Täuschungen,  dagegen 
fand  er  im  Publikum  Gläubige  und  Kranke, 
die  sich  seiner  Kur  unterzogen.  Längere 
Zeit  hielt  er  sich_in  Wien  auf,  doch  die 
Feindschaft  der  Ärzte  machte  ihm  den 
Aufenthalt  unerträglich.  Nachdem  er  meh- 
rere Jahre  iu  der  Schweiz  gelebt  hatte, 
fasste  er  endlich  festen  Fuss  in  Paris.  Hier 
gründete  er  unter  seinen  Anhängern  die 
Harmonische  Gesellschaft,  die  manche 
Formen  dem  Freimaurerbunde,  zu  dem 
M.  auch  gehörte,  entlehnte.  Um  aufge- 
nommen zu  werden,  musste  man  sich  einem 
Noviziat  unterziehen;  es  bedurfte  einer 
Vorbereitung,  ehe  über  die  Thürschwelle  zu 


treten  vergönnt  war.  Wer  der  Aufnahme 
würdig  befunden  war,  wurde  alsdann 
mit  vielfachen  Pomp  eingeweiht.  Dieser 
Geheimbund  verbreitete  sich  in  weiterm 
Umfang  in  andern  Städten  Frankreichs  und 
gewann  dem  Mesmerianismus  zahlreiche 
Anhänger.  Es  entstanden  etwa  30  solcher 
harmonischen  (magnetischen)  Gesellschaf- 
ten, wie  in  Lyon,  Strassburg,  Bordeaux,  Gre- 
noble,  Metz,  Nancy  u.  s.  w.,  die  in  wechsel- 
seitiger Verbindung  stehend,  der  Pariser 
Muttergeaellschaft  als  Filialvereine  unter- 
geordnet waren.  Der  Zweck  war:  man  wollte 
Kranke  heilen  und  suchte  der  Harmonie 
der  ganzen  Natur  nachzuforschen  und 
physisch  und  moralisch  auf  die  Menschheit 
einzuwirken.  Besonderes  Aufsehen  erregte 
M.  durch  Einführung  der  magnetischen 
Baquets,  d.  h.  grosser  mit  inaguetischem 
Wasser  gefüllter  Kübel,  aus  dem  eiserne 
Stäbe  als  Konduktoren  herausgingen,  die 
mit  dem  erkrankten  Teil  des  Patienten  in 
Verbindung  gebracht  wurden.  Der  Zulauf 
war  so  gross,  dass  er  in  kurzer  Zeit  aus 
dieser  Heilart  eine  Einnahme  von  400000 
Franken  erzielt  haben  soll.  Während  der 
Revolutionszeit  gingen  sämtliche  magne- 
tische Gesellschaften  unter;  M.  selbst  ver- 
lor den  grössten  Teil  seines  Vermögens, 
entging  nur  durch  die  Flucht  der  Guillo- 
tine und  lebte  in  Fraueufeld  im  Thurgau 
in  stiller  Zurückgezogenheit.  In  den  letzten 
Jahren  seines  Lebens  wohnte  er  in  Meers- 
burg am  Bodensee.  Man  thut  unrecht, 
M.  für  einen  Betrflger  zu  halten;  er  war 
ein  Schwärmer,  der  von  der  Wahrheit  sei- 
ner Sache  erfüllt,  sich  den  gröbsten  Selbst- 
täuschungen hingab  und  für  mystische  An- 
schauungen empfängliche  Gemüter  an  sich 
zu  fesseln  suchte.  Für  die  Windbeutelei, 
die  sich  an  seine  Lehre  knüpfte,  und  für 
die  Betrügereien,  durch  die  manche  Magne- 
tiseurc  das  Publikum  ausbeuteten,  ist  er 
nicht  verantwortlich.  [Vgl.  Wurm,  Dar- 
stellung der  Mesmerischen  Heilmethode 
(München  1857).  Sierke,  Schwärmer  und 
Schwindler  (Lpz.  1874).  Kiesewetter,  F. 
A.  M.'s  Leben  und  Lehre  (Lpz.  1893).] 

Messcrgchmidt,  Karl  Fricdr.  v.,  preuss. 
Militärbeamter,  geb.  12.  Nov.  1795  zu  Bär- 
walde in  Pommern,  gest.  29.  Jan.  1876  in 
Berlin,  trat  1813  in  das  preußische  Heer 
bis  1819  und  begann  1823  das  Studium  der 
Rechte  in  Berlin.  1830  wurde  er  Inten- 
danturassessor in  Koblenz,  1834  Geheimer 
Kriegsrat  und  1851  Chef  der  zweiten  Ab- 
teilung des  Kriegsministeriums  und  General- 
proviantmeister. Als  er  1867  in  den  Ruhe- 
stand trat,  wurde  er  geadelt.  —  Als  Frei- 
maurer wurde  er  81.  Mai  1816  in  der  Loge 
La  double  union  in  Tbionville  (Dieden- 
hofen),  wo  er  in  Garnison  stand,  aufge- 
nommen. 1821  schloss  er  sich  der  Loge 
Friedrich  zur  Vaterlandsliebe  in  Koblenz 
und  1823  der  Loge  Zu  den  drei  Seraphim 
in  Berlin  an.  In  die  Grosse  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  wurde  er  30. 


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38  Metall  — 

Mai  1838  gewählt,  und  dem  Bundesdirek- 
torium  gehörte  er  seit  23.  Aug  1848  an. 
1848  wurde  er  Nationalgrossmeister.   1873  t 
legte  er  dies  Amt  nieder,  das  er  25  Jahre  1 
verwaltet  hatte.    Bei  seinem  Ausscheiden 
wurde  er  Ehrennationalgrossmeister.    Eine  ' 
Wohlthätigkeitsatittung  trögt  Keinen  Na-  ' 
meu.    (Vgl.  Der  Freimaurer  1877,  Nr.  10. 
Geschichte  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890., 
S.  431.] 

.Metall.  Bei  der  Aufnahme  wird  der 
Suchende  darauf  aufmerksam  gemacht, 
das»  er  alles  Metalls,  des  Schmückt«  und 
des  Geldes  sich  müsse  entsagen  können. 
Schmucklos  und  arm,  wie  der  Mensch  zur 
Welt  gekommen  ist  ,  tritt  er  in  die  Loge 
ein.  Es  soll  ihm  damit  dargethan  werden, 
Tiass  nicht  Bang  und  Stand  und  Reichtum, 
überhaupt  nichts,  was  äussern  Glanz  ver- 
leiht, sondern  einzig  edle  Denkungsart, 
der  innere  Wert  des  Menschen  in  der  Loge 
Geltung  hat.  Er  Boll  aber  auch  zu  dem 
Streben  ermahnt  werden,  sich  der  Macht 
des  Geldes,  der  gegenüber  die  ethi-  1 
sehen  Güter,  Religion,  Vaterland,  Familie,  1 
Treue  und  Glauben  tief  im  Werte  sinken, 
mehr  und  mehr  zu  entziehen.  Wenn  i 
draussen  im  Leben  der  harte,  notwendige 
Kampf  um  die  Existeuz  die  Gedanken  oft 
allzusehr  an  das  Irdische  fesselt:  in 
der  Loge  soll  man  sich  erheben  über 
das  Alltägliche,  hier  soll  man  Schätze 
sammeln,  denen  die  Diebe  nicht  nach- 
graben, hier  soll  mau  den  ewig  leuchten- 
den Idealen  nachstreben,  damit  deren 
Strahlen  auch  das  Ringen  und  Kämpfen 
des  Alltaglebens  verklärend  und  wärmend 
umleuchten.  Man  soll  sich  aber  auch 
bewusst  werden,  dass  es  Pflicht  ist,  dem 
Darbenden  und  Notleidenden  zu  helfen, 
da>B  man  Geld  und  Reichtum  besitze,  um 
wohlthätig  zu  sein,  davon  andern  zu-  j 
kommen  zu  lassen,  die  in  Not  und  Elend  I 
sind.  [Vgl.  Fischer,  Robert,  Lehrlings- 
katechismus  (2».  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  21. 
Marbach,  O.,  Katechismusreden  (4.  Aufl., 
Lpz.  18921,  S.  89.] 

Met«  (St.  in  Lothringen,  59794  E.). 
I.  1)  Hier  bestand  eine  Loge  La  can- 
deur,  gegr.  16.  Mai  1762.  Es  ist  un- 
streitig dieselbe,  die  17b2  auf  dem  Wilhelms- 
bader Konvent  (s.  d.)  zur  Präfektur  der 
fünften  Provinz  erhoben  wurde  und  bei  der 

iKloss,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Frankreich,  I,  »4]  ein  Chapitre  fondateur 
Sr.- Theodore  für  den  Schottengrad  be- 
stand. Sie  ist  später  eingegangen,  und 
zwar  nach  1810  (wo  sie,  als  einstige  Loge  J 
St. -Jean  sous  le  directoire  dcossais  im 
Calendrier  du  Grand  Orient  de  France 
aufgeführt  wird),  ebenso  wie  die  Logen 
2»  Vrais  amis,  eingew.  17.  Nov.  17fc7, 
und  8)  La  constance.  Dagegen  be- 
standen damals  4)  die  Loge  St.-Louis 
du  triple  aecord,  gest.  16.  Juni  1785, 
mit  Kapitel  [Neue  Statuten  von  1805]  und 


Mexiko. 

5)  L'<?eole  de  la  sagesse,  gest.  21.  April 
1M'4;  beide  vereinigten  sich  1812  zu  einer 
einzigen  Loge  (Jetons  de  pr£sence  inHMW. 
Nr.  127—28),  wurden  1823  dem  Supreme 
Conseil  angeschlossen  [Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  II,  1 57 J, 
sind  aber  nachmals  eingegangen.  Das 
gleiche  Schicksal  traf  die  Loge  6)  Lea 
inslparables  [Gesetze  vom  4.  Sept.  18201. 
7)  Die  Loge  Les  amis  de  la  ve>it£,  nach, 
beiden  Riten,  gegr.  12.  Okt.  1829  [Gesetze 
von  1830  und  1831 ),  die  früher  sogar  ein  Kon- 
sistorium de»  §0.  Grads  hatte  und  10.  Juni 
1863  mit  Urkunde  versehen  wurde,  musste 
sich  infolge  Verfügung  des  Reichskanzler- 
amts vom  11.  Juni  1871  auflösen.  II. 
Dagegen  wurde  von  deutschen  Maurern 
unter  der  Grossen  Loge  Royal  York  4.  März 
1872  gegr.  und  3.  April  1872  eingew.  die 
Loge  Zum  Tempel  de»  Friedens.  Mit- 
gliederzahl (1900):  101.  Vers.  Montags  und 
Samstags.  Ferien  von  Johannis  bis  Anfang 
Oktober.  Eignes  Logenhaus,  Judengasse  15. 
Milde  Stiftungen:  a)  Sterbe-  und  Witwen- 
kasse, b)  Reiner -Stiftung  (Statuten  von 
1877).  [Vgl.  Albers,  Geschichte  der  Loge 
(1897).  Bh.  1877,  S.  198;  1892,  S.  17.  FZ. 
1877,  S.  195;  1883,  S.  113  (Kongress  der 
Logen  des  Ostens  vom  29.  Juli  bis  1.  Aug. 
1883).  L.  1897,  S.  158.  Brandenburg,  Be- 
such des  Kaisers  Wilhelm  1.  in  M.  vom 
5.-9.  Mai  18".] 

Metzingen  (St.  im  Königr.  Württemberg, 
5401  E.).  Hier  bestand  ein  maurerisches 
Kränzchen  Am  Fusse  der  Alb,  gest.  2. 
März  1873;  aus  ihm  ging  1886  die  Loge 
Glocke  am  Fusse  der  Alb  in  Reutlingen 
(s.  d.)  hervor. 

Mexiko  (Republik  iu  Nordamerika).  Der 
erste,  wirklich  thatsäch liehe  Beweis  für 
die  Einführung  der  Freimaurerei  in  M.  ist 
auf  1806  zurückzuführen,  wo  die  erste  Loge 
in  M.,  von  der  man  überhaupt  Kenntnis 
hat,  errichtet  wurde.  Sie  war  von  Enrico 
Muni  eingesetzt  worden  und  zählte  unter 
ihren  Mitgliedern  viele  angesehene  Personen 
der  Kirche,  des  Heeres  und  des  Forums.  In 
ihr  wurde  auch  der  Pfarrer  Don  Michael 
Hidalgo  y  Castilla,  der  die  mexikanische 
Unabhängigkeit  erklärte,  aufgenommen. 
Sie  arbeitete  nach  schottischem  Ritus.  Von 
1808  hörten  ihre  Arbeiten  auf;  die  meisten 
Mitglieder  wurden  verbannt  oder  einge- 
kerkert. Bis  1813  hörte  man  von  der  Frei- 
maurerei in  M.  nicht  mehr  sprechen.  1818 
kam  das  Expeditionsheer  nach  M.,  um  die 
Rebellion  zu  unterdrücken,  mit  ihm  eine 
Anzahl  Offiziere,  du«  Freimaurer  waren. 
Sie  veranlassten  die  Wiederauf  lebung  der 
schottischen  Logen  und  die  Bildung  einer 
Grossloge.  Doch  waren  die  Mitglieder 
meist  Spanier.  1824  trennten  sich  86  Mit- 
glieder und  gründeten  den  Yorker  Ritus 
unter  einer  amerikanischen  Grossloge.  Die 
Yorker  Logen  wurden  bald  der  Haupt- 
sammelpiatz  der  liberalen  und  republika- 
nischen Bestrebungen  und  breiteten  sich 


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Mexiko. 


39 


in  kurzer  Zeit  über  da«  ganze  Land  aus, 
im  Gegensatz  zu  den  schottischen  Logen, 
die  das  Hauptquartier  der  Monarchisten 
und  Spanier  waren.  Die  Gegensätze 
zwischen  beiden  Logenverbänden  verschärf- 
ten sieb,  und  die  Freimaurerei  hatte  sieb  in 
ein  Feld  politischer  Umtriebe  umgewandelt. 
Das  führte  22.  Aug.  1825  zur  Gründung 
der  neuen  Grossen  Loge  mit  dem  Rito 
Xacional  Mexicano  unter  dem  Namen  La 
Luz  (Zum  Licht)  Nr.  1,  die  .'»9  Jahre  be- 
standen hat.  Ihr  traten  fünf  Logen  sofort 
zu ,  die  meisten  Yorker  Logen  schlössen 
sich  ihr  an,  so  das«  1830  keine  schottische 
«»der  Yorker  Loge  mehr  im  Lande  in  Thä- 
tigkeit  war.  Dieser  Nationalritus  bestand 
aus  neun  Graden.  Er  war  bis  1865  die 
einzige  freimaurerische  Behörde,  wo  der 
schottische  Ritus  wieder  erstand.  Die 
Freimaurerei  hatte  aber  unendlich  zu  leiden: 
Verbannung,  Todesurteil,  Sequestration, 
Entsetzungen  wurden  gegen  die  Freimaurer 
angewandt,  und  der  Klerus  hetzte  von  der 
Kanzel  herab  das  unwissende  Volk  auf. 
1859  gründete  die  Grossloge  von  Louisiana 
eine  Loge  Fraternidad  Nr.  1  in  Veracruz, 
die  indes  nicht  anerkannt  wurde.  In  dem- 
selben Jahre  entstand  daselbst  ein  Supreme 
Conseil  des  Rite  Ecossais  ancien  et 
acceptl,  das  aber  während  seines  kurzen 
Daseins  nie  gearbeitet  hat.  Zu  gleicher 
Zeit  war  die  Loge  Union  fraternal  als 
erste  schottische,  gesetzmässige  Loge  ent- 
standen. Sie  wurde  aber  18b5  aufgelöst 
in  drei  neue  Logen,  und  man  bildete  die 
grosse  Staatsloge  des  schottischen  Ritus. 
Zugleich  entstand  nach  dem  Yorkritus  die 
Grossloge  Valle  de  M.  Nr.  1.  Das  Sup- 
reme Conseil  reorganisierte  sich  1868  durch 
Vereinigung  mit  dem  1859  gestifteten  von 
Veracruz.  Am  11  Juli  1868  vereinigten 
sich  die  Behörden  des  Nationalritus  und 
des  alten  und  angenommenen  schottischen 
Ritus  zu  einem  höchsten  Grossorient  von 
M.  auf  Grundlage  der  Unabhängigkeit 
beider  Riten  als  solcher  und  der  Vereini- 
gung in  allen  der  Maurerei  gemeinsamen 
Dingen.  Leider  lösten  die  beiden  Riten 
schon  1872  ihren  Freundschaftsbund  wieder 
auf.  Inzwischen  hatte  sich  in  Veracruz 
eine  schottische  Grossloge  für  diesen  Staat 
gebildet,  und  die  Grossloge  Valle  de  M. 
Nr.  1  hatte  sich  unter  Leitung  desLitteraten 
Altamarino  als  unabhängige  symbolische 
Grossloge  unter  das  Supreme  Conseil  ge- 
stellt. Inmittelst  hatte  auch  die  Grosse 
Loge  von  Hamburg  28.  Okt.  1877  eine  Loge 
Ordnung  Nr.  1  in  M.  (1868  vom  schotti- 
schen Grossorient  von  M.  gegründet)  an- 
genommen, die  von  dem  Supreme  Conseil 
als  Winkelloge  erklärt  wurde.  Ihr  folgte 
1879  die  Loge  Arbeiter  Hirams  Nr.  2  in 
Veracruz  unter  der  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg, die  aber  i5.  Sept.  1894,  wie  die 
Loge  Ordnung  in  M.  am  12.  Febr.  1898, 
wieder  gestrichen  wurde.  Am  11.  Jan. 
1879  verwandelte   sich   die  symbolische 


Grossloge  Valle  de  M.  in  einen  Suprcmo 
Gran  Oriente.  Zwei  Logen  in  Veracruz 
schieden  daraus  1880  aus,  stellten  sich 
unter  die  Grossloge  von  Cuba  und  Colon 
und  stifteten  nach  Errichtung  einer  dritten 
Loge  in  Veracruz  eine  Gran  Logia  inde- 
pendente  mexicana,  dem  der  Supremo 
Gran  Oriente  und  die  Veraeruzer  schot- 
tische Grossloge  widersprachen.  Die  beiden 
Veraeruzer  Grosslogen  vereinigten  sich 
jedoch  1886  zu  einer  Gran  Logia  unida. 
Schon  1883  hatte  das  Supreme  Conseil 
seine  Gerichtsbarkeit  über  die  symbolischen 
Logen  aufgegeben,  und  durch  Vertrag  vom 
28.  Dez.  1889  wurde  zwischen  ihm  und  dem 
Supremo  Gran  Oriente  vereinbart,  diesen 
in  Gran  Dieta  Simbolica  de  los  Estados 
Unitlos  Mexicanos  umzutaufen.  Der  Rito 
National  war  ganz  eingegangen.  Bald 
darauf  beschloss  aber  das  Supreme  Conseil, 
eine  eigne  symbolische  DistrikU»grossloge 
zu  gründen.  Es  bildeten  sich  jedoch  zwei 
Parteien,  von  denen  jede  eine  Gran  Logia 
independente  del  Distrito  Federal  stiftete. 
Die  eine  wurde  vom  Supreme  Conseil,  die 
andre  von  der  Veraeruzer  Grossloge  an- 
erkannt. Die  Gran  Dieta  hatte  sich  vom 
Boden  der  reinen  Freimaurerei  entfernt, 
indem  sie  die  Bibel  und  das  Gelübde  des 
Geheimnisses  entfernt,  ja  selbst  Frauen  auf- 
genommen hatte.  Jedoch  hat  sie  1**95  alle 
Stiftungsurkunden  der  Frauenlogen  zurück- 
gezogen und  beschlossen,  künftig  Frauen 
nicht  mehr  aufzunehmen  und  der  Bibel 
wieder  ihren  alten  Platz  einzuräumen, 
wenigstensden  Tochterlogen  hier  freie  Hand 
zu  lassen.  Dagegen  hat  die  Gran  Logia 
del  distrito  Federal  einen  Orden  Estrella 
Nacional  (nationalen  Sternorden)  für  Frauen 
und  Jungfrauen  eingerichtet,  um  diesen 
das  Recht  zu  gewähren,  der  Freimaurerei 
beizutreten.  Dieser  Orden  hat  sieben  Grade 
und  bezweckt  die  Emanzipation  der  Frauen. 
Es  ist  aber  ausdrücklich  bestimmt,  dass 
keine  Männer  aufgenommen  werden  dürfen, 
wie  umgekehrt  die  Aufnahme  von  Frauen 
in  Mannerlogen  ausgeschlossen  ist.  Die 
Gran  Dieta  arbeitet  übrigens  nach  dem 
schottischen  Ritus,  lässt  aber  auch  andre 
Riten  zu  und  beschränkt  hieb  auf  die 
Johannisgrade;  die  höhern  Grade  werden 
unabhängig  von  ihr  bearbeitet.  Sie  uni- 
fasst  jetzt  22b  Logen  mit  22000  Mitgliedern, 
darunter  die  deutsche  Loge  Germania  Nr. 
219  in  M.,  während  die  Gran  Logia  del 
Distrito  Federal  zwölf  Logen  hat.  Ausser- 
dem besteht  in  M.  eine  1886  gegründete 
Tochterloge  des  Grossorient»  von  Frank- 
reich. Die  mexikanischen  Logen  führen 
sonderbare  Namen,  z.  B.  Ewiger  Hass 
dem  Tyrannen,  Krieg  dem  Unterjocher, 
Schrecken  dem  Tyrannen.  1898  hat  eine  An- 
zahl früherer  Mitglieder  des  Supreme  Con- 
seil einen  »Reformierten  SchottischenRitu-»* 
gegründet,  den  aber  der  Supreme  Conseil 
nicht  anerkennt.  [Vgl.Bh.  1HH4.S.  153.  Bbl. 
1 896,  S.  223 ;  1897,  S.  220.  HZC.  1 896/ 7,  S.  1 2  7 


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40 


Mexiko  —  Michaeler. 


H.  L.  1899,  S.  2826.  AQC.  VIII,  219.  K. 
Oppel,  Zielbewusst  und  mit  vereinter  Kraft 
(Frkf.  a.  M.  1883). 

Mexiko  (Hauptst.  der  Republik  Mexiko, 
[18941  575747  E  ).  I.  Hier  gründete  der 
schottische  Grossorient  von  M.  1808  die 
deutsche  Loge  Ordnung  Nr.  1,  die  28. 
Okt.  1877  unter  die  Grosse  Loge  von  Ham- 
burg trat,  aber  vom  Supreme  Conseil  nicht 
anerkaunt  wurde  und  12.  Febr.  1898  wieder 
einging.  II.  Dagegen  besteht  jetzt  hier  eine 
deutsche  Loge  Germania  Nr.  219,  gest. 
Aug.  1894,  uuter  der  Grossloge  Valle  de 
M.  Nr.  1  und  der  Gran  Dieta  Simbolica. 

Meyer,  1)  Johann  Heinrich  Chris- 
toph, Dichter,  geb.  1741  in  Hannover, 
gest.  16.  Nov.  1783,  Fähndrich,  spater 
Leutnant  beim  Infanterie-Regiment  Sach- 
sen-Gotha, wurde  6.  Nov.  1773  in  die  Loge 
Zum  goldnen  Zirkel  in  Göttingen  aufge- 
nommen. [Vgl.  Goedeke,  Grundriss  zur 
Geschichte  der  deutschen  Dichtung,  2. 
Aufl.,  8  416.  Heyne,  Mitteilungen  zur 
Vorgeschichte  der  Loge  Augusta  zum 
goldenen  Zirkel  (1896),  8.  17.) 

2)  Friedrich  Ludwig  Wilhelm, 
geb.  28.  Jan.   1759  in   Hamburg,  gest. 

I.  Sept.  1840  in  Grossbramstedt  im  Hol- 
steinschen,  war  Professor  der  Philosophie 
in  Göttingen,  deutscher  Lehrer  der  eng- 
lischen Prinzen  von  Cumberland,  Sussex 
und  Cambridge  bis  1789,  Gutsbesitzer  in 
Bramstedt  in  Holstein.  —  Er  wurde  1776  in 
die  Loge  Augusta  zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen  aufgenommen,  wurde  1788  Mit- 
glied der  Pilger-Loge  in  London  und  8.  Mai 
1806  der  Loge  Emanuel  in  Hamburg  an- 
geschlossen. Als  Freund  und  Mitarbeiter 
Schröders  gab  er  dessen  Biographie  heraus 
(Hmbg.  1819,  2  Bde.,  2.  Ausg.  1823).  Sein 
Leben  und  Briefwechsel  erschien  in  zwei 
Teilen  1847  in  Braunschweig  von  einer 
Ungenannten  (Frau  Campe,  geb. Hoflfmann). 
[Vgl.  HZC.  Nr.  141,  S.  66;  143,  8.  61; 
144,  S.  48.] 

3)  Friedrich  Joh.  Lorenz,  Doktor 
beider  Rechte,  geb.  22.  Jan.  1760  in  Ham- 
burg, gest.  das.  21.  Okt.  1844,  Domherr, 
PrAses  und  letztes  Mitglied  des  Hamburg- 
sehen Domkapitels.  Er  war  in  Göttingen 
aufgenommen  und  wurde  7.  März  1801  der 
Loge  Absalom  in  Hamburg  angeschlossen, 
in  der  er  später  mehrere  Jahre  den  Vorsitz 
führte.  Aus  Anlass  der  Feier  seiner 
goldnen  Hochzeit  wurde  eine  Denkmünze 
1*35  geprägt  rHMW.  Nr.  94). 

4)  von  Waldeck,  Friedrich,  Uni- 
versitätsprofessor, geb.  15.  Mai  1824  in 
Arolsen,  gest.  16.  Mai  1899  in  Heidelberg, 
leitete  22  Jahre  die  deutsche  St.  Peters- 
burger Zeitung,  siedelte  1874  nach  Heidel- 
berg über,  wo  er  1880  Dozent  für 
germanistische  Wissenschaft  wurde  und 
1882  den  Charakter  als  ausserordentlicher 
Professor  erhielt.  M.  war  früher  Meister 
vom  Stuhl  der  Loge  Rupprecht  zu  den 
fünf  Rosen  in  Heidelberg  und  hat  sich 


|  durch  schriftstellerische  Thätigkeit  auf 
|  maurerischem  Gebiete  weithin  bekannt 
1  gemacht.  Nach  längerer  maurerischer  Ruhe 
griff  er  die  Idee  der  Gründung  einer  neuen 
Loge  nach  eklektischer  Lehrart  in  Heidel- 
berg 1898  auf  und  wurde  Mitstifter  und 
Ehrenmeister  der  Loge  Zur  Wahrheit  und 
Treue  daselbst. 

5)  Gerhard,  Grossindustrieller,  geb.  12. 
Febr.  1835,  gest.  24.  Sept.  1898  in  Stadt- 
hagen, trat  1860  dem  Freiniaurerbunde  bei 
und  führte  seit  der  Gründung  der  Loge 
Albrecht  Wolfgang  in  Stadt hagen  13.  Okt. 
1877  in  dieser  den  ersten  Hammer  bis  zu 
seinem  Tode.  Von  ihm  erschienen  »Kleine 
1  Reiselieder.  (Hmbg    1878).    [Vgl.  HZC. 

1898  9,  S  89,  wo  auch  sein  Bildnis.  1  Auf 
i  seinen  Tod  wurde  1899  eine  Denkmünze 
I  geprägt.    [Vgl.  HMW.  Nr.  287.) 

Meyern,     Wilhelm     Friedrich  v., 
,  Schriftsteller,  geb.  1762  in  Ansbach,  gest 
.  13.  Mai  1829  in   Frankfurt  a.  M.,  war 
Hofrat  bei  der  vereinigten  böhniisch-öster- 
reichschen  Hofkanzlei  in  Wien  und  1787 
bis  1790  Mitglied  der  Prager  Loge  Wahr- 
i  heit  und  Einigkeit  zu  den  drei  gekrönten 
1  Säulen.  Er  verfasste  einen  freimaurerischen 
Roman:  »Dya-Na-Sore  oder  die  Wanderer. 
Eine  Geschiehte,  aus  dem  Sanskrit  über- 
I  setzt.«    (Wien  1789  -91,  3  Teile;  umge- 
I  arbeitet:   Lpz.   1800,   5  Bde.;   3.  vollst. 
!  Originalauflage:  Wien  1841,  5  Bde.)  Hier- 
I  aus  besonders:  »Die  Ruinen  am  Bergsee. 
!  Gerettete  Bruchstücke  aus  der  Geschichte 
!  des  Hundes  für  Wahrheit  und  Würde. 

Nach  dem  Englischen«   (Züllichau  1795}. 
j  [Vgl.  Taute,    Maurer ische  Bücherkunde 
(Lpz.  1886),  Nr.  2662.] 

Michaeler,  Karl  Joseph,  geb.  6.  Dez. 
1735  in  Innsbruck,  gest.  22.  Jan.  1804  in 
Wien,  trat  in  den  Jesuitenorden,  wurde 
nach  dessen  Aufhebung  1777  Professor 
der  Weltgeschichte  an  der  Universität 
Innsbruck  und  1782  Rector  magnificus  da- 
selbst, später  Custos  der  Universitäts- 
bibliothek in  Wien.  1777  in  der  Inns- 
brucker Loge  Zu  den  drei  Bergen  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen,  trat  er  1783 
der  Wiener  Loge  Zur  Eintracht  bei.  Auf  den 
Vorwurf,  dass  er  als  Geistlicher  trotz  päpst- 
lichen Bannes  Freimaurer  sei,  antwortete  er 
mit  der  Schrift:  »Beruhigung  eines  Katho- 
liken über  die  päpstlicheu  Bullen  wider 
die  Freimaurerei,  von  Bruder  M*'*«  (Kos- 
mopolis  1782),  worauf  der  Geistliche  H. 
Sautier  (s.d.)  antwortete  mit » Verteidigung 
zwoer  päpstlicher  Bullen  wider  den  Frey- 
maurer M***«  (Osbor-Augsburg  1783).  M. 
veröffentlichte  darauf  »Unbedeutendes 
Nötchen«,  worauf  sein  Gegner  in  der 
Broschüre  »Wider  den  Freymaurer  M*** 
und  sein  Nötchen  von  36  Seiten«  (Osbor 
1784)  noch  dicker  auftrug.  M.  schrieb 
noch:  »Über  den  natürlichen  Mechanismus 
der  Wunder»  (lateinisch  1784.  deutsch  1787) 
uud  »Historisch-kritische  Abhandlung  über 
die  phönizischen  Mysterien«  (Wien  1796), 


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Michel-ta.lt 


—  Militärlogen. 


41 


welch  letztere  zuerst  im  »Journal  für  Frey- 
maurer« erschien.  [Vgl.  Rapp,  Freimaurer 
in  Tirol  (Innsbruck  1867),  8.  78.  Taute, 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die 
Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  63] 

Michf  Utadt  (St.  im  Groasherzogt.  Heesen, 
3112  E.).  Freimaurerkränzchen  Zum 
Brudersinn  unter  der  Loge  in  Darmstadt, 
gegr.  3.  Febr.  1878,  seit  1888  wieder  ein- 
gegangen. 

Michigan,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  erste  Loge  wurde 
1764  von  England  aus  in  Detroit  gestiftet. 
Die  Grossloge  von  M  mit  dem  .Sitz  in 
Ooldwater  ist  17.  Sept.  1844  gegründet  und 
zählt  386  Logen  mit  41917  Mitgliedern, 
darunter  zwei  deutsche  Logen  in  Detroit 
(».  d.)  und  Saginaw  (s.  d.i.  Die  Grossloge 
der  Farbigen  ist  am  25.  April  1S65  ge- 
gründet, umfasst  14  Logen  mit  268  Mit- 
gliedern. 

Middeldorpf,  Heinrich,  geb.  1.  Aug. 
1788  in  Hamburg,  gest  21.  Jan.  1861  in 
Breslau  als  Professor  und  Dr.  der  Theologie, 
wurde  8.  Febr.  1814  in  der  Loge  Horus 
zu  Breslau  zum  Freimaurer  aufgenommen 
und  1816  ihr  Redner,  1817  Aufseher, 
IS  18 —24  zugeordneter  Meister  vom  Stuhl, 
und  1824 — 47  Meister  vom  Stuhl.  Am 
30.  Nov.  1816  wurde  er  in  Schweidnitz  in 
den  Innern  Orient  eingeführt,  den  er  18i6 
auch  seiner  Loge  Horus  verschaffte.  In 
der  Provinzialloge  war  er  1817—31  Gross- 
redner, 1831—37  erster  Grossaufseher, 
1837 — 48  zugeordneter  Provinzialgross- 
meister,  ein  Amt,  das  er  nach  Kräftigung 
seiner  Gesundheit  1856  wieder  übernahm 
und  bis  zu  seinem  Tode  beibehielt.  Er 
war  ein  für  Menschenwohl  unermüdlich 
thätiger,  warmfühlender  Mensch.  [Vgl. 
L.  XXI,  8.  47.] 

Militärlogen  (Feldlogen,  Armeelogen, 
Seelogen,  ambulante  Logen).  Diese  Art  von 
Logen  findet  sich  gewöhnlich  bei  Militär- 
korps,  ist  an  keinen  festen  Ort  gebunden  und 
verändert  gewöhnlich  mit  dem  Regiments- 
atab  ihren  Sitz.  Sie  geniesst  ganz  dieselben 
Rechte,  wie  jede  andre  Loge.  Unter  den 
oben  angeführten  Benennungen  könnte 
man  noch  einige  Unterschiede  machen,  in- 
dem unter  »ambulanten  Logen«  alle  diese 
Logen  verstanden  werden,  unter  Militär- 
logen  solche,  die  bei  Regimentern  (auch 
in  Friedenszeit  in  Festungen;  sich  be- 
finden, und  unter  Feldlogen  (Armeelogen) 
solche,  die  nur  im  Kriege  bestehen  und 
nach  dessen  Beendigung  entweder  sich 
auflösen  oder  zu  einer  feststehenden  Loge 
werden.  Eine  der  ersten  Spuren  solcher 
ambulanten  Logen  auf  dem  europäischen 
Festland  finden  wir  in  den  Logen  der 
französischen  Kriegsgefangnen  im  Anfang 
der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  denen 
Deutschland  zum  Teil  seine  Hochgrade 
zu  verdanken  hat,  z.  B.  die  1761  in 
Magdeburg  thätige  Loge  Parfaite 
union,  ferner  die  1768  gestiftete  Loge 


Minerva  zu  Potsdam,  die  anfangs  nur  aus 
Offizieren  bestand,  die  Loge  Zum  flammen- 
den Stern  in  Berlin  1770  u.  s.  w.  Aber 
noch  früher  bestand  diese  Einrichtung 
unter  den  Offizieren  der  englischen  Armee. 
Es  sind  1732— »5  schon  29  Militurlogen 
von  den  drei  britischen  Grosslogen  gestiftet 
worden.  Nach  Deutschland  kam  «1  ie  erste 
wirkliche  Feldloge  als  eine  schwedische  im 
Siebenjährigen  Krieg,  die  sogar  zwei  jetzt 
sehr  seltene  Denkmünzen  |HMW.  Nr.  176, 
177)  schlagen  liess  und  mit  der  die  Denk- 
müuzc  von  Stralsund  [HMW.  Nr.  l.">6|  zu- 
.  sammenhängt.  Aua  dieser  Loge  ging  die 
;  Loge  Karl  zu  den  drei  Greifen  in  Greifswalde 
j  hervor.  Auch  zweier  russischer  Feldlogeu 
I  wird  damals  gedacht,  die  sich  1761  und 
1  1764  innerhalb  der  russischen  Armee  ge- 
i  bildet  hatten,  während  sie  in  Westpreussen 
ihre  Winterquartiere  und  in  Marienburg  ihr 
Hauptquartier  hatte.  Unter  der  Grossen 
Lannesloge  in  Rerlin  bestanden  3  Feld- 
'  logen  während  des  Bayersehen  Erbfolge- 
kriegs: die  Loge  Zum  goldnen  Becher 
Mai  1778  bis  13.  Nov.  1779),  die  Armee- 
loge Nr.  I  (23  Nov.  1778  bis  23.  März 
1779),  die  Loge  Zum  Wegweiser,  Armee- 
loge Nr.  II  (27.  Okt.  1778),  und  später  die 
Feldloge  von  1797.  In  den  Freiheits- 
kriegen bestanden  drei  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  und  drei  unter  der 
Grossen  Landesloge  zu  Herlin.  Von  den 
erstem  hiess  die  eine  Friedrich  zur  Vater- 
landsliebe, die  sich  später  1817  zu  einer 
stehenden  Loge  in  Koblenz  (s.  d.)  um- 
wandelte; die  zweite  entstand  14.  Mai  1820 
(  in  Luxemburg  und  wurde  1867  nach 
Charlottenburg  (s.  d.)  verlegt;  die  dritte 
bildete  sich  in  Bar-le-Duc  in  Frankreich. 
Die  drei  unter  der  Grossen  Landesloge 
errichteten  Feldlogen  führten  die  Namen 
Feldloge  Nr.  I,  II  und  III.  Die  erste,  gest. 
1811,  zählte  Blücher  is.d.)  zum  Mitglied  und 
löste  sich  3.  Dez.  1814  auf,  die  zweite 
ward  unter  Graf  Henckel  von  Donners- 
marck  (s.  d )  31.  Jan.  1813  in  Bar-le-Duc 
eröffnet  und  in  Erfurt  (s.  d.)  1816  in 
eine  stehende  Loge  Friedrich  Wilhelm 
zum  eisernen  Kreuz  umgewandelt.  Die 
dritte  Loge  wurde  2.  Nov.  1815  in  Rouen 
eröffnet  und  8.  März  1816  geschlossen. 
Bei  der  Mobilmachung  1850  wurde  (21. 
Nov.)  eine  Feldloge  Zum  siegenden  Adler 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  gestiftet  und  1859 
erneuert.  Auch  die  1861 — 66  unter  der- 
selben Grossloge  in  Rastatt  (s.  d.)  thätige 
Loge  ist  als  eiue  Militärloge  anzusehen. 
Die  Hannoverschen  Truppen  besassen  1816 
eine  Feldlogc,  Adolphus  zur  deutschen 
Einigkeit  und  Treue,  die  in  Conde"  gegrün- 
det wurde  und,  unter  dem  Namen  Adolphus 
zur  gekrönten  Tugend  nach  Stade  (s.  d.) 
verlegt,  1824  einging.  —  Bei  der  russischen 
Armee  bestanden  die  Feldlogen  Alexander 
zur  Treue  (1814)  und  George  le  victorieux 
]  (gest.  12.  März  1817),  die  zuletzt  in  Mau- 


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42  Miller  — 

beuge  war,  aber  mit  dem  Verbot  der  Frei- 
maurerei in  Russland  erlosch.  —  Als  nie- 
derländische Feldlogen  werden  aus  dem 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  erwähnt:  De 
opgaande  Oranje/.on  und  L'union  militaire 
[vgl.  Jaarboekje  1895,  S  75].  —  Die  üb- 
rigen Länder  haben  keine  Feldlogen  in 
dieser  Hinsicht,  aber  wohl  Armee-  oder  M.. 
die  zum  Teil  bei  den  Regimentern,  auch 
im  Frieden,  fortbestehen  und  die  Namen 
der  Regimenter  führen.  Auch  bei  den 
englischen  ist  der  Gebrauch,  den  Namen 
des  Regiment*  oder  des  Regimentsinhnbcrs 
zu  führen.  Auf  gleiche  Weise  werden 
iu  England  für  Kriegsschiffe  .Stiftungs- 
urkunden ausgegeben.  1813  bestanden  352, 
nämlich  190  irische,  116  Ancients,  25  Mo- 
dems, 21  schottische.  Nach  1813  werden 
nur  noch  fortgeführt  219.  Diese  Zahl  hat 
sich  1H86  bis  auf  15  und  jetzt  bis  auf 
8  gemindert:  6  irische  und  2  englische. 
—  In  Nordamerika  kennt  man  gleichfalls 
Wanderlogen  (Travclling  lodges)  bei  der 
Armee.  Hie  haben  sogenannte  travelling 
Warrants  (Wanderstiftungsurkundcn),  die 
ihre  Mitglieder  ermächtigen,  die  Loge  nach 
Gefallen  zu  verlegen  und  sie  an  einem 
andern  Orte  zu  eröffnen  und  zu  halten. 
So  erhielt  1779  General  Patterson  eine 
solche  Wanderurkunde  von  der  Gross- 
loge von  Massachusetts;  aber  schon  1756 
wurde  Richard  Gridley  ermächtigt,  alle 
Freimaurer  in  dem  gegen  Crown  Point 
gerichteten  Feldzug  zu  vereinigen  und 
eine  oder  mehrere  Logen  aus  ihnen  zu 
bilden,  und  1783  verlieh  die  Grossloge  St. 
John  in  Boston  eine  Wanderurkunde 
zu  einer  Loge  in  Sr.  Majestät  28.  Regi- 
ment, das  damals  in  Louisburg  stand. 
Auch  in  dem  amerikanischen  Bürgerkriege 
und  neuerdings  im  spanisch -amerikani- 
schen Krieg  sind  Militärlogen  errichtet 
worden.  Eine  solche  besteht  noch  in  Ma- 
nila unter  der  Grossloge  von  Nordda- 
kota. Eine  ausführliche  Zusammenstellung 
aller  Militärlogen  hndet  sich  in  Gould, 
Historv  of  the  Freemasonry ,  VI,  396  fg., 
und  MUitary  Lodges  (London  1899).  Ver- 
zeichnisse französischer  M.  enthalten  W.  J. 
II,  4  (1785),  S  188;  Bodes  Taschenbuch 
für  1779  und  Ohaine  d'union  1877,  S  281, 
487;  1878,  S.  279.  [Vgl.  BZC.  18*0,  8.  324; 
1882.  S.  171.  FZ.  1877,  S.  113.  1IZC.  1900, 
S  85.  Mittheilungen  aus  dem  Verein 
deutscher  Freimaurer,  I,  S.  109.  L.  XVII, 
254;  1900,  S.  142.) 

Miller,  Job.  Martin,  ein  im  Fache 
des  Romans,  wie  als  Liederdichter  be- 
kannter Schriftsteller,  geb.  3.  Dez.  1750 
in  Lim,  gest.  21.  Juni  1814  das.,  studierte 
in  Göttingen  Theologie,  gehörte  zum  sog. 
Hainbund,  wurde  1725  Vikar  am  Gymna- 
sium zu  Ulm  und  1781  Professor  das.,  wo  er 
als  Dekan  und  geistlicher  Rat  lebte.  — 
In  den  Freimaurerbund  wurde  M.  13.  Okt. 
1774  in  der  Loge  Zum  goldnen  Zirkel  in 
GöttingenJ  aufgenommen  und  im  Früh- 


Minnesota, 

jähr  1775  in  der  Loge  Zur  goldnen  Kugel 
in  Hamburg  befördert.  Bei  der  Eröffnung 
der  Loge  Asträa  in  Ulm  1789  übernahm 
er  das  Redneramt.  [Vgl.  Bh.  1889,  S.  888.1 
Miltenberg  (St.  im  Königr.  Bavern,  3528 
E  ).  Hierher  wurde  die  1809  in  Wörth  fs.  d.) 
bei  Aschaffenburg  gegründete  Loge  Napo- 
leon und  Luise  zur  glücklichen 
Vereinigung  verlegt,  die  indes  keine 
Stiftungsurkunde  erhielt.  [Vgl.  Schwarz, 
Geschichte  der  Loge  in  Mannheim  (1896), 
S.  75.J 

Mibvankee  (St.  im  noramerikan.  Staat 
Wisconsin,  [1890]  204468  E.).  Hier  be- 
steht unter  der  einheimischen  Grossloge 
eine  deutsche  Loge  Aurora  Nr.  80,  gegr. 
16  April  1850.  Eine  zweite  deutsche  Loge 
Harmonie  Nr.  142  ist  wieder  eingegangen. 

Minden  (St.  in  der  preuss.  Prov.  West- 
falen, 222*9  Ea  I.  Hier  bestand  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  1)  eine  Johannislogc  Witte- 
ki  n d  zu r west fäl  ischen Pforte, gegr.  10. 
Nov.  1780,  eingeweiht  5.  Mai  1781 ;  sie  wurde 
13.  Juni  1849  geschlossen.  Auf  die  Anregung 
von  28  Maurern  wurde  von  derselben 
Grossloge  2)  die  Johannisloge  Wittekind, 
gegr.  I.Juni  lH55und  eingew.  15.  Juni  1855. 
Bei  der  Hundertjahrfeier  10.  Nov.  1880 
nahm  sie  den  alten  Namen  Wittekind  zur 
westfälischen  Pforte  wieder  an.  Mit- 
I  gliederzahl  (1899):  100.  Vers.  Mittwochs, 
Klub:  Sonnabends.  Ferien  von  Johannis 
bis  Ende  September.  Eignes  Logenhaus 
in  der  Brüderstrasse.  Milde  Stiftungen  (8) 
mit  Gesamtkapital  von  6400  M.  Ortsgesetz 
von  1886.  (Vgl.  Schröder,  Geschichte  der 
Loge  während  des  ersten  Jahrhunderts 
(1886)].  Ausserdem  besteht  hier  3)  eine 
delegierte  altachottischc  Loge  West fali a 
unter  derselben  Grossloge,  gegr.  5.  Juni 
1783,  eingew.  28.  Okt.  17^3;  sie  schloss 
I  sich  nach  dem  Aufhören  der  Johannisloge 
unter  1  ebenfalls  und  that  sich  erst  27. 
März  1858  wieder  auf.  II.  Unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  besteht  hier 
die  Loge  Aurora,  gegr.  21.  Dez.  1780, 
eingew.  24.  Jan.  1781.  Sie  wurde  1793  bis 
1800  nach  Bielefeld  (s.  d.)  verlegt,  ruhte 
seit  12.  Febr.  1809  und  wurde  21.  Nov. 
1*85  hier  wieder  eröffnet.  Mitgliedcrzahl 
(1899):  44.  Klub:  Sonnabends.  (Vgl.  auch 
Oeynhausen.) 

Minderlogen  (Logen  mit  beschränktem 
Arbeitskreis  [beperkten  werkkring]}  nennt 
man  in  den  Niederlanden  (s  d.)  Logen, 
die  nicht  die  vollen  Rechte  einer  solchen 
besitzen,  namentlich  keine  Aufnahmen  und 
Beförderungen  vornehmen  dürfen.  Sie 
sind  durch  die  neuen  Gesetze  1894  an 
Stelle  der  Maurerkränzchen  getreten. 

Mi  nervenlogen,  s.  Esperancelogen,  Stu- 
dentenlogen. 

Minnesota,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  23.  Febr.  1853  ge- 
stiftete Grossloge  dieses  Staats  mit  dem 
Sitz  in  St.  Paul  zählte  Ende  1899  210  Logen 


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Miraheau  —  MisraYm,  Rite  de. 


43 


mit  16401  Mitgliederrn.  Die  älteste  Loge 
in  diesem  Staat  ist  die  St.  John's  Lodge 
in  Stillwater,  die  von  der  Grossloge  von 
Wisconsin  1852  gegründet  wurde.  Eine 
Loge  in  St.  Paul  hatte  zwar  1849  bereits 
von  der  Grossloge  von  Ohio  Dispensation, 
aber  erst  1858  einen  Freibrief  (Charter) 
erhallen.  Von  diesen  beiden  und  einer 
dritten  Loge,  die  unter  dem  Namen  Cataract 
Lodge  in  St.  Anthony  unter  Dispensation 
de«  Grossmeisters  von  Illinois  1852  er- 
richtet worden  war,  wurde  1853  die  Gross- 
loge gestiftet.  [Zeitschrift:  The  Master- 
Mason  (Minneapolis).] 

Mirabeaii,  Honore"  Gabriel  Victor 
Riquetti  Graf  v.,  geb  9.  Mär/.  1749  in 
Bignon,  gest.  2.  April  1791  in  Paris,  ein 
Gewaltmensch,  wie  seine  Vorfahren,  wurde 
auf  Bitten  seines  Vaters  durch  Lettre  de 
rächet  in  Haft  gehalten,  entfloh  mit  seiner 
Geliebten  nach  der  Schweiz  und  dann  nach 
Holland  und  wurde  wahrscheinlich  in 
Amsterdam  1776  in  den  Freimaurer bund 
aufgenommen.  In  seinem  Nachlas»  fand 
»ich  von  ihm  ein  Aufsatz  Ober  Reform  des 
Freimaurerbunds,  in  dem  er  den  Glauben 
vieler  seiner  Zeitgenossen  teilte,  dass  die 
Freimaurerei  das  meiste  zum  Sturz 
des  herrschenden  Systems  der  Gesetz- 
gebung beitragen  könne.  Auch  hoffte  er, 
die  Maurer  anspornen  zu  können,  auf  Be- 
seitigung von  Frohnde,  Erbunterthänigkeit, 
Zünften,  geistlicher  Gerichtsbarkeit,  Zen- 
sur, Durchführung  religiöser  Toleranz  und 
Begründung  eines  gesunden  Volksunter- 
richts u.  s.  w.  hinzuwirken.  Dann  stürzte 
er  sich  in  den  Strudel  des  Lebens  und 
wird  schwerlich  sehr  an  Logenarbeiten 
Teil  genommen  haben.  [Vgl.  A.  Stern, 
Da«  Leben  Mirabeaus  (Brl.  1889).  Basler 
Logenbüchlein  tl890).] 

Mischclian,  Mtschpliereth,  Mischt ar  (das 
Tabernakel,  die  höchste  Macht,  der  Brun- 
nen) sind  verstümmelte  hebräische  Worte, 
die  in  verschiednen  französischen  Hoch- 
graden als  Paas-  oder  heilige  Worte  ge- 
brauchtwerden. [Vgl.  Manuel  maconnique, 
S.  162  und  207.] 

Misdroj  (Seebad  auf  der  Insel  Wollin, 
preuss.  Prov.  Pommern).  Hier  besteht 
unter  der  Loge  in  Swinemünde  ein  Mau- 
rerkränzchen Zum  Kompass,  gegr.  20. 
Aug.  1859,  zeitweise  unthätig,  neu  begr. 
21.  Juli,4.  Aug.  1882.    Lokal:  Seeblick. 

MUrftYm,  Rite  de,  auch  MiBphraTm  (Rite 
Egyptien),  wurde  im  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts durch  den  aus  Avignon  gebür- 
tigen jüdischen  Kaufmann  Michel  Bedar- 
ride,  Inspektor  der  Armee-Lieferungen  in 
Italien,  nach  Frankreich  gebracht  und  von 
ihm  in  Gemeinschaft  mit  seinen  beiden 
Brüdern  Marc  und  Joseph  weiter  ausge- 
staltet und  verbreitet.  [Vgl.  Globe  1840, 
S.  263.  Clavel,  Hist.  pitt.  Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  II,  32,  58. 
Annale«  maconnique»  des  Pays-Bas  III, 
258.    Marconnis  de  Negre's  Zeitschrift  Le 


8oleil  Mystique  1858,  S.  180.  Lettre  d'un 
Francmacon  in  den  Ann.  mac.  des  Pavs- 
;  Bas  III,  308.  Rcbold,  Hist.  d.  3  Gr.  Loge« 
(1864),  S.  578  Thory,  Acta  Lat.  I,  327.  Bazot, 
Manuel  du  Francmacon  (4.  eMit.,  1819),  S. 
845.  Marc  B£darride,  De  Tordre  maconnique 
de  MisraTm  depuis  sa  crlation  jusqu'ä  nos 
jours,  de  son  antiquite,  de  ses  lüttes  et  de 
I  ses  progres  (2  Voll.,  Paris  1845)  Bh.  1865, 
,  S.  20.  Lachmann,  Geschichte  und  Ge- 
bräuche der  Hochgrade  (Braunschw.  1866), 
S.  172.]  Die  Ordenssage  behauptet, 
Misra'im,  ein  Sohn  Harns  (1.  Mose  10,  6), 
sei  nach  Ägypten  gezogen,  habe  dasselbe 
in  Besitz  genommen  und  es  nach  seinem 
Namen  benannt  (Misralm,  d.  i.  Ägypten). 
Von  ihm  habe  »ich  eine  uralte  Geheim- 
lehre  über  alle  Länder  und  Zeiten  ver- 
breitet und  sei  von  allen  Philosophen- 
schulen  und  mystischen  Geheimbünden, 
von  den  verschiedensten  Religionen  und 
,  Maurervereinigungen,  wennschon  mit  man- 
\  cherlei  Änderungen,  angeeignet  worden: 
i  die  Lehre  von  der  Isis  und  dem  Osiris, 
der  Natur  und  dem  Schöpfer,  von  dem 
Osiris  und  dem  Typhon,  dem  guten  und 
dem  bösen,  mörderischen  Gott,  dem  Licht 
und  der  Finsternis,  dem  Tag  und  der 
Nacht,  dem  Sommer  und  dem  Winter, 
worunter  sich  Naturgesetze  verbergen.  Das 
System  des  «Orientalischen  Ordens  von 
MisraTm«  ist  in  vier  Serien  abgeteilt,  von 
denen  die  erste  die  symbolische,  die  zweite 
I  die  philosophische,  die  dritte  die  mystische 
und  die  vierte  die  hermetisch-kabbalistische 
benannt  ist.  Diese  Serien  sind  in  17  Klassen 
von  90  Graden  zerlegt,  aber  beide  vielfach 
ungleich  verteilt,  auch  im  einzelnen  mehr- 
fach verschieden  benannt.  [Vgl.  die  vo- 
rige Auflage  dieses  Hundbuchs  II,  322] 
Die  Inhaber  des  87—89.  sind  mit  der 
Verwaltung  der  drei  ersten,  bis  zum  77. 
Grade  reichenden  Serien  betraut.  Der 
Souverain  Prince  des  78.  Grads  ist  der 
Chef  der  vierten  Serie,  und  den  90.  Grad 
nimmt  der  unbekannte  Souverain  Grand- 
maltre  absolu  puissant  supreme  de  l'ordre 
ein.  Die  Grade  der  beiden  letzten  Serien 
(67 — 90)  enthalten  das  eigentlich  Neue  des 
Systems.  Nach  seiner  Einführung  inFrauk- 
reich  durch  Begründung  der  Loge  L'arc- 
en-ciel  in  Paris  suchte  man  die  Anerken- 
nung beim  Grossorient  von  Frankreich 
nach,  die  jedoch  durch  Erlass  vom  27. 
Dez.  1817  (s.  vorige  Auflage  dieses  Hand- 
buchs II,  H24]  verweigert  wurde.  Deunoch 
gewann  dieser  Orden  an  Boden  auch  in 
den  Provinzen,  erhob  die  Loge  L'arc-en- 
ciel  zur  Mutterloge  und  schien  auch  einen 
gewissen  Zusammenhang  mit  dem  Supreme 
Conseil  gewonnen  zu  haben.  Selbst  der 
Bankerott  seines  Oberhauptes  Jos.  Betlarride 
erschütterte  seinen  Bestand  nicht;  vielmehr 
fand  es,  wiewohl  der  Grossorient  seinen 
Erlass  gegen  den  MisraTsmus  10.  Okt.  1821 
erneuerte  und  Prinz  Friedrich  der  Nieder- 
|  lande  (s.d.)  ihn  schon  1818  für  illegal  erklärt 


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44 


Misffiporua  —  Mitglied,  Mitgliedschaft. 


hatte,  auch  ausserhalb  Frankreichs,  na- 
mentlich in  der  Schweiz  und  in  Belgien, 
Aufnahme.  In  dem  hierbei  entbrannten 
Schriftenstreit  [Ann.  mac.  des  Pays-Bas, 
Teil  IIIj  wurden  auch  »eine  Generalstatuten 
für  Belgien  (Brüssel,  5.  April  1818,  Ann. 
III,  204)  in  '270  Paragraphen  bekannt. 
Nicht  weniger  als  20  Paragraphen  sind 
darin  enthalten  über  die  den  Grosswürden- 
trägern schuldigen  Ehrenbezeugungen, 
während  nur  sehr  beiläufig  von  den  übri- 
gen Verhältnissen  im  Orden  die  Hede  ist. 
Dagegen  inuss  anerkannt  werden,  dass  das 
Wohlthütigkeitswesen  und  die  Fürsorge 
für  die  Kranken  sehr  sorgsam  eingerichtet 
ist.  Seitens  der  Loge  Les  sectateurs  de 
Zoroaatre  in  Paris  wurde  Hl  9  leb- 
hafte Beschwerde  über  die  Willkür  der 
Brüder  Bldarride  geführt.  Der  Grand 
Orient  Helvdtique  Roman  erklärte  1821 
die  in  Genf  und  Lausanne  von  ihnen  be- 
gründeten Logen  für  ungesetzlich;  aber 
sein  Grossmeister  liess  «ich  selbst  in 
den  Orden  Misralm  einreihen,  indem  er 
den  Grand  Orient  Helvltique  auflöste. 
Diese  Missstände  wurden  erst  durch  die 
Gründung  der  Grossen  Landesloge  der 
Schweiz  1822  beseitigt  [L.V,  178.  |  In  Frank- 
reich trat  1836  eine  neue  Loge  in  Lyon  (La 
bienveillance)  hervor,  und  in  Paris  erneuerte 
sich  die  Loge  Memphis.  In  demselben 
Jahre  erschienen  neue  Gesetze.  Der 
Grossorient  von  Frankreich  erkennt  den 
heute  noch  in  Frankreich  bestehenden 
MisraTmorden  nicht  an.  Kloss  urteilt  über 
den  MisraTmismus  (Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Frankreich,  II,  154):  «Dies 
ganze,  so  pomphaft  aufgebaute  System  be- 
ruht auf  unhaltbaren  Grundsätzen  und, 
ohne  Aufschlüsse  zu  geben  über  die  in 
seinen  Graden  angedeuteten  wichtigsten 
Fragen  über  die  Gesetze  der  Natur,  so- 
wohl vermittelst  ihrer  grossen  Agentien, 
als  der  ihr  untergeordneten  Mächte,  auf  — 
Geldschneiderei.«  Die  jetzt  bestehenden 
souveränen  Sanktuarien  des  Ritus  von 
Memphis  und  M.  s.  unter  Memphis  a.  E. 
Uber  den  jetzigen  Bestand  des  M.-Ordens 
in  Frankreich  s.  oben  I,  313. 

Misslporus,  Jannes  Jambres,  ange- 
nommener Name  für  Prof.  G.  M.  Redslob 
(s.  d.)  in  Hamburg. 

Mississippi,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  Grossloge  dieses 
Staats  mit  dem  Sitz  in  Jackson  wurde  27. 
Juli  1818  gegründet  und  zählt  264  Logen 
mit  9010  Mitgliedern.  Es  besteht  hier 
auch  eine  Grossloge  der  Farbigen,  gest. 
22.  Okt.  1875  mit  153  Logen  und  1718 
Mitgliedern.  Fast  alle  Logen  haben  eigne 
Tempel,  aber  keine  Bücherei.  {Zeit- 
schrift: The  Masonic  Jewel  (Memphis 
1S70  fg.).] 

Missouri,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  Grossloge  dieses 
Staats  wurde  4.  Mai  1821  gegründet,  hat 
ihren  Sitz  in  St.  Louis,  und  zählte  1898 


561  Logen  mit  30616  Mitgliedern,  darunter 
eine  deutsche  Loge  in  St.  Louis  (s.  d.). 
Auch  eine  Grossloge  der  Farbigen  besteht 
hier,  gest.  24.  Juni  1865  mit  93  Logen 
und  2864  Mitgliedern.  Ebenso  hat  sich 
eine  chinesische  Grossloge  das.  gebildet,  die 
21.  Okt.  1899  um  die  Körperschaftsrechte 
nachgesucht  hat.  —  Die  erste  Loge  in  die- 
sem Staat  wurde  von  der  Groasloge  von 
Pennsylvanien  bereits  1807,  und  zwar  iu 
dem  Town  von  St.  Genevieve  gegründet, 
war  jedoch  nur  bis  1816  oder  1817  thätig. 
Gleiches  Schicksal  hatte  eine  ebendas.  1826 
gestiftete  Loge,  die  nur  bis  1831  arbeitete. 
Die  Errichtung  einer  Grossloge  giug  von 
der  Missouri  Lodge  Nr.  12  in  St.  Louis 
aus,  die  1816  von  der  Grossloge  von  Ten- 
nessee gestiftet  worden  war.  Die  Gross- 
loge hatte  anfangs  mit  vielen  Schwierig- 
keiten zu  kämpfen;  1831  drohte  sogar  ihre 
völlige  Auflösung,  allein  seit  1840  hat  sie 
sich  wesentlich  befestigt  und  ihre  Macht 
ausgedehnt.  Besonders  verdienstlich  ist 
die  1842  unternommene  Gründung  eines 
Masonic  College  für  die  Pflege  und  Er- 
ziehung von  bedürftigen  Kindern  von 
Maurern,  das  seit  1848  in  Lcxington  (La- 
fayette  County)  besteht,  nachdem  die  Bür- 
ger dieser  Stadt  83000  Dollars  dazu  ge- 
geben hatten.  [Zeitschrift:  The  Freemason 
(St.  Louis  1867  fg.).J 

Mistery,  s.  Myatery. 

Mltbrnder,  nach  schwedischer  Lehrart 
gleichbedeutend  mit  Gesell. 

Mitglied,  Mitgliedschaft  einer  Loge. 
In  Deutschland  wird  jeder  in  den  Bund 
Aufgenommene  durch  die  Aufnahme  zu- 
gleich M.  der  ihn  aufnehmenden  Loge 
oder  derjenigen,  in  deren  Auftrag  er  auf- 
genommen wird.  Er  bleibt  deren  aktives 
M.,  solange  er  den  desfallsigen  gesetzlichen 
Verpflichtungen  nachkommt,  wohin  ins- 
besondere die  regelmässige  Zahlung  der 
Beiträge  gehört.  Verliert  er  diese  Mit- 
gliedsrechte, ohne  in  eine  andre  Loge  als 
M.  einzutreten,  so  erlischt  seine  Aktivität, 
und  er  gilt  infolgedessen  in  der  Regel 
überhaupt  nicht  mehr  als  mit  den  Rechten 
eines  Freimaurers  ausgestattet.  Anders 
war  dies  früher  und  ist  es  zum  Teil  noch 
jetzt  in  Frankreich  und  England.  Man 
konnte  und  kann  dort  noch  jetzt  vollbe- 
rechtigt sein,  sich  als  Freimaurer  zu  ge- 
rieren.  ohne  aktives  M.  einer  Loge  zu  sein. 
Die  Gesetze  des  Grossorients  von  Frank- 
reich unterscheiden  (Art.  326  fg.)  zwischen 
einem  Macon  regulier,  der  einer  recht- 
mässigen Loge  angehören  und  sich  durch 
einen  Logenpass  ausweisen  kann,  und 
Macon  actif,  der  zahlendes  M.  einer  recht- 
mässigen Loge  sein,  an  deren  Sitz  oder  in 
deren  Nähe  wohnen  und  mindestens  den 
Meisterpass  besitzen  muss.  Nur  die  aktiven 
Maurer  sind,  wie  auch  in  Deutschland, 
befähigt  zu  Beamtungen  in  der  Loge;  die 
nicht  aktiven  M.  einer  regelmässigen  Loge 
dürfen  in  ihr  zwar  mitstimmen,  aber  nicht 


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Mitgliederbuch,  Mitgliederverzeichnis  —  Mittweida. 


45 


gewählt  werden.  —  In  England  ist  in  der 
Verfassung  der  Grossen  Loge  (Ausgabe 
von  1855,  8.  60,  Nr.  13)  ausdrücklich  vor- 
geschrieben, dass  jede  Loge  den,  den  sie 
«elbst  in  den  Bund  aufgenommen  hat 
(initiated),  auch  ohne  weitere  Kugelung 
als  M.  aufnehmen  (reeeive)  muss,  wenn  er 
dies  ausdrücklich  am  Tage  seiner  Auf- 
nahme in  den  Bund  wünscht.  Man  unter- 
scheidet daher  auch  hier  subBcribing  und 
non-subscribing  members,  was  unserm: 
aktive  (wirkliche)  und  inaktive  (ruhende) 
Mitglieder  entspricht,  und  es  wird  je- 
mand durch  die  Aufnahme  in  den  Bund 
nicht  zugleich  Mitglied  der  Loge.  —  Die 
Rechte  der  M.  sind  in  den  Gesetzen  der 
einzelnen  Logen  und  Logenverbände  sehr 
verschieden  bestimmt.  Nach  manchen  Ge- 
setzen kommt  allen,  nach  andern  nur 
denen,  die  den  Meistergrad  besitzen,  die 
Befugnis  zu,  über  Angelegenheiten  der 
Logen  Verwaltung  mitzustimmen,  und  diese 
Befugnis  ist  wiederum  häufig  dadurch  be- 
schränkt, dass  den  maurerischen  Oberbe- 
hörden gewisse  Beschlussfassungen  vor- 
behalten sind.  Man  unterscheidet  wirk- 
liche (aktive)  M.  von  ruhenden  (inaktiven). 
Jene  nennt  man  solche,  die  einer  aner- 
kannten Loge  noch  angehören;  oft  auch 
bezeichnet  man  unter  diesem  Ausdruck 
die  ordentlichen  Mitglieder  zum  Unter- 
schied von  den  Ehrenmitgliedern.  Ferner 
spricht  man  von  einheimischen  und  aus- 
wärtigen M.  [vgl.  Findel ,  Geist  und  Form 
der  Freimaurerei  (6.  Aufl..  Lpz.  1898),  S. 
57];  als  jene  gelten  mitunter  auch,  die  in 
einem  bestimmten  Umkreis  der  Loge  woh- 
nen; die  Unterscheidung  hat  Bedeutung 
wegen  der  Wahlen,  der  Beiträge,  der  Ein- 
ladungen. Unter  ordentlichen  M.  versteht 
man  in  der  Grossen  Loge  Royal  York  die, 
die  volle  Beiträge  zahlen,  unter  ausserordent- 
lichen die.  die  auswärts  und  so  entfernt 
wohnen,  dass  sie  nicht  in  der  Lage  sind, 
bei  den  Verhandlungen  regelmässig  zu  er- 
scheinen, auch  den  Antrag  gestellt  haben, 
als  solche  geführt  zu  werden,  infolgedessen 
sie  ennässigte  Beiträge  zahlen.  Wegen 
der  besuchenden  Brüder  s.  diese.  Ob  je- 
mand Mitglied  mehrerer  Logen  sein  kann, 
ist  nach  deutschem  Logenrecht  zu  be- 
streiten. Doch  hat  der  Deutsche  Gross- 
logenbund 1893  den  deutschen  Grosslogen 
freigestellt,  ihren  M.,  die  in  ausserdeut- 
schen  Ländern  wohnen,  zu  erlauben,  dem 
am  betreffenden  Ort  herrschenden  Gebrauch 
entsprechend,  auch  andern,  nicht  unter 
deutschen  Grosslogen  stehenden  Logen  als 
M.  anzugehören.  (Vgl.  R.  Fischer,  Ent- 
wurf zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
tätigkeit der  Logenmeister  (Lpz  1891), 
8.  36.  Bh.  1880,  8.  147.  Verfassung  der 
Hamburger  Grossloge  §  367.] 

Mitgliederbuch,  Mitgliederverzetchiilg, 
s.  Verzeichnis 

Mitgliedszeichen  (Logenzeichen)  [franz. 
bijou  de  löge,  engl,  badge,  jewel)  ist  die 


gewöhnlich  in  einem  Schaustück,  einem 
Kreuz  oder  kleinen  maureriechen  Werk- 
zeug bestehende  Auszeichnung  der  wirk- 
lichen Mitglieder  einer  Loge,  die  es  an 
einem  Band  oder  einer  Kette  um  den 
Hals  oder  im  Knopfloch  tragen.  Es 
ist  von  den  sogenannten  Bijoux  de 
l'ordre  und  Bijoux  des  grades  zu  unter- 
scheiden. In  England  sind  die  M.  we- 
niger in  Gebrauch;  in  Deutschland  wur- 
den sie  erst  um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts eingeführt.  Obgleich  es  über  das 
Tragen  keine  bestimmten  Vorschriften 
giebt,  herrschte  im  allgemeinen  der  Ge- 
brauch, dass  die  Zeichen  der  Grosslogen 
um  den  Hals,  die  der  Johannislogen  im 
Knopfloch  getragen  werden.  Es  ist  aber 
nicht  durchgängig  mehr  der  Fall,  wie  auch 
die  Farbe  der  Bänder  eine  verschieden- 
artige ist  und  sich  nicht  auf  blau  allein 
erstreckt.  Die  Bänder  der  höhern  Grade 
haben  verschiedne  Farben.  Nur  einige 
wenige  Logen  begnügen  sich  noch  mit 
dem  alten  Zeichen  der  Kelle.  Nach  dem 
Tode  ist  das  Mitgliedszeichen  zurückzu- 
geben. Die  altpreussischen  Gro&dogen 
haben  ein  Verzeichnis  der  Mitgliedszeichen 
ihrer  Tochterlogen  anfertigen  lassen,  das 
in  den  betreffenden  Bauhütten  auszuhängen 
pflegt.  Ein  reiches  Verzeichnis  von  Mit- 
gliedszeichen  eingegangner  und  noch  be- 
stehender Logen  enthalten  die  sogenannten 
Münstersehen  Bijouxtafeln  (2.  Aufl.  1897;. 
Einzelne  Logen  haben  Sammlungen  solcher 
Mitgliedszeichen  angelegt  (Münster  —  850 
Stück  — ,  Frankfurt  a.  M.  (Zur  Einigkeit)  — . 
Königsberg  i.  Pr.).  [Vgl.  R.  Fischer,  Ent- 
wurf zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
thätigkeit  der  Logenmeister  (Lpz.  1891), 
8.  24.] 

Mithra,  in  der  altindischen  und  der 
Zend-Religion  die  Gottheit  des  Lichts. 
Auch  in  manchen  maurerischen  Lehrarten 
bedient  man  sich  dieses  Symbols. 

Mittelamerika,  s.  Zentralamerika. 

Miltheilungen.  Unter  diesem  Titel  sind  zu 
verzeichnen:  1)  M.  ausdemVereindeut- 
scher  Freimaurer  seit  1862,  anfänglich 
in  Bänden  (4  und  18  Hefte)  bis  1871,  dann 
in  jährlichen  Heften,  ursprünglich  heraus- 
gegeben von  J.  G.  Findel  bis  1878,  dann 
von  B.  Cramer  bis  1894,  von  da  durch  R. 
Fischer,  im  Auftrag  des  Vereinsvorstands. 
— 2)M.aus  dem  Verein  deutsch -ameri- 
kanischer Freimaurer,  New  York  1866. 
Die  Fortsetzung  erschien  unter  dem  Titel 
«Reform«  als  Monatsschrift.  —  8)  M.  aus 
dem  Bunde  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
in  Berlin  seit  1869.  Seit  1887  erscheinen 
sie  als  »Bundesblatt«  (s.  d.)  mit  amtlichem 
und  nichtamtlichem  Text  Während  die 
M.  von  der  Grossloge  selbst  ausgingen, 
ist  nach  der  Umwandlung  eine  Schriftlei- 
tung eingeführt. 

Mittwelda  (St.  im  Königreich  Sachsen, 
13458  E.).    Hier  besteht  unter  der  Loge 


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40 


Modern  Masons  —  Molitor. 


in  Chemnitz  ein  Frei  mau  rcrklub,  gegr. 
10.  März  1868  als  maurerisches  Kränzchen, 
umgestaltet  in  den  Freimaurerklub  10.  Dez. 
1874.  Er  wurde  1886  aufgelöst,  die  Ver- 
sammlungen fanden  aber  weiter  statt,  und 
erat  1890  trat  der  Klub  wieder  förmlich 
ins  Leben.  Mitgliederzahl  (1899):  29.  Vera.: 
Montags.   Lokal:  Herberge  zur  Heimat. 

Modern  Masons,  s.  Ancient  Maßons, 
England. 

Mohabone  [auch  Mahaboue  und  ähnlich 
gesprochen j,  ist  ein  in  den  französischen 
Logen  des  Rite  ccossais  im  3.  und  auch 
in  höhern  Graden  vorkommendes  Wort,  das 
im  3.  Grad  die  Stelle  des  sonst  gebräuch- 
lichen Makbenac  (s.  d  l  vertritt.  Es  ist 
auch  der  Name  des  Grossaufsehers  im 
Grade  des  Grand  £eossais  de  la  voüte  sa- 
cree  de  Jacques  VI.  —  Über  die  Bedeu- 
tung und  Ableitung  dieses  Wortes  s. 
Makbenac. 

Moira,  Franz,  Graf  v.,  früher  Lord 
Rawdon,  später  Marquis  v.  Hastings,  geb. 
V.Dez.  1754,  gest.  28.  Nov.  1826  in  Malta,  ein 
ausgezeichneter  Feldherr  und  Staatsmann, 
wurde  im  Mai  1790  vom  damaligen  Gross- 
meister Herzog  vonCumberland  als  »Acting 
Grand  Master«  eingesetzt  und  behielt  das 
Amt  unter  dem  nachfolgenden  Gross- 
meistef  Prinzen  von  Wales,  der  nach  dem 
Tode  des  Herzogs  am  24.  Nov.  1790  ge- 
wählt wurde,  bis  1813,  wo  er  als  General- 
statthalter nach  Indien  gehen  musste. 
Unter  seinem  Vorsitz  erliess  die  Gross- 
loge 6.  Febr.  1793  in  Anbetracht  der  Zu- 
stände Frankreichs  eine  Adresse  an  König 
Georg,  den  sie  ihrer  Ergebenheit  ver- 
sicherte. M.  bemühte  sich  eifrig,  bei  den 
vielfachen  Angriffen,  denen  die  Freimau- 
rerei nach  Ausbruch  der  französischen 
Staatsumwälzung  ausgesetzt  war  und  die 
durch  eine  Menge  von  Schriften  geschürt 
wurden,  sie  zu  verteidigen  und  ihre  Grund- 
sätze als  ungefährlich  darzulegen,  er  be- 
zeichnete sogar  in  einer  Ansprache  in  der 
Grossloge  als  den  Grundstein  der  Logen 
die  Worte:  _»Fürchte  Gott  und  ehre  den 
König!«  Über  seine  erfolgreichen  Be- 
mühungen für  die  Freimaurerlogen  gegen- 
über der  Parlaments  Verfügung  vom  12.  Juli 
1799  vgl.  England  (I,  250)  Am  2.  Dez.  1805 
wählte  die  Grossloge  von  Schottland  den 
Prinzen  von  Wales  auch  zum  Grossmeister 
und  M.  zum  »Acting  Gr.  M.«,  so  dass  nun 
beide  Grosslogen  in  ein  freundschaftliches 
Verhältnis  traten;  der  Graf  war  damals 
als  Oberbefehlshaber  in  Schottland  und 
wirkte  persönlich  ein.  Auch  an  der  Her- 
beiführung des  Friedens  zwischen  den  bei- 
den Londoner  Grosslogen  hat  M.  einen 
wesentlichen  Anteil  gehabt.  Am  27.  Jan. 
1813  wurde  ihm  vor  »einem  Abgang  nach 
Indien  ein  Abschiedsfest  gegeben,  das  der 
zugeordnete  Grossmeister  Herzog  von  Sus- 
aex  leitete,  in  Gegenwart  der  Herzöge  von 
York,  Clarence,  Kent,  Cumberland  und 
Gloucester,  sowie  von  500  Maurern.  Der 


Herzog  von  Sussex  rühmte  M.,  der  ihm 
zur  Rechten  sass,  als  den  Retter  der  Ge- 
sellschaft von  gänzlicher  Vernichtung  (mit 
Bezug  auf  das  Gesetz  von  1799).  Als  M. 
starb,  war  er  Statthalter  von  Malta. 

Molar,  Jakob  Bernhard  v.,  der  letzte 
Grossmeister  der  Tempelherren,  wurde 
sehr  jung,  um  1265  in  den  Orden  der 
Templer  aufgenommen  und  12*8  seiner 
Tapferkeit,  die  er  iu  den  Kämpfen  gegen 
die  Ungläubigen  bewiesen,  Rechtschalfen- 
heit  und  Klugheit  wegen  einstimmig  1297 
zum  Grosskomtur  und  dann  zum  Gross- 
meister erwählt.  1306,  als  er  in  Cypern 
beschäftigt  war,  eine  neue  Ausrüstung 
gegen  die  Sarazenen  zu  betreiben,  traf 
ihn  die  Einladung  des  Papstes  Clemens  V. 
und  des  Königs  Philipp  des  Schönen  von 
Frankreich,  nach  diesem  Lande  zu  kommen. 
Er  folgte  ihr  und  sah  sich  dadurch  mit 
in  das  Schicksal  seines  Ordens  hinein- 
gerissen. Anfangs  von  Philipp  dem  Schönen 
mit  der  grössten  Freundlichkeit  aufge- 
nommen, wurde  er  13.  Okt.  13o7  mit  alleu 
in  Frankreich  lebenden  Rittern  plötzlich 
verhaftet,  vor  ein  gedungnes  Gericht  ge- 
stellt und  nach  jahrelangen  Leiden  im 
Kerker  am  18.  März  1313  in  Paris  bei 
langsamem  Feuer  verbrannt.  (S.  Tempel- 
herren.) 

MoIitor,F  ranz  Joseph,  phil  osophischer 
Schriftsteller,  geb.  8.  Juni  177*  in  Ober- 
ursel am  Taunus,  gest.  23.  März  1860  als 
Privatgelehrter  in  Frankfurt  a.  M.  Nach 
Abschluss  seiner  akademischen  Bildungs- 
zeit ergriff  er  als  Lebensberuf  das  Lehrfach 
in  Frankfurt  und  fand  1806  in  dem  Philan- 
tbropin  (israelitische  höhere  Bürgerschule) 
als  Oberlehrer  seine  erste  Anstellung.  In 
Verbindung  mit  dieser  Stelle  wirkte  er 
von  1808  an  als  Lehrer  in  verschiedneu 
Fächern  an  dein  damaligen  katholischen 
Gymnasium  Fridericianum  und,  als  dieais 
1812  von  dem  Grossherzog  von  Frankfurt 
aufgehoben  und  an  dessen  Stelle  dasLvceum 
Carolinum  errichtet  wurde,  wunie  M. 
als  Professor  der  Philosophie  an  dieses 
berufen,  welche  Stelle  er  bis  zum  Aul- 
hören aer  primatischen  Herrschaft  beklei- 
dete, wo  diese  Anstalt  selbst  einging.  Ob- 
gleich ihm  das  für  diese  Stelle  ausgewor- 
fene Gehalt  lebenslänglich  verbleiben 
musste,  wollte  er  doch  nicht  unthätig  sein, 

I  sondern  wirkte  als  Lehrer  an  den  obem 
Klassen  des  «Englischen  Fräuleiniustituts« 
und  an  der  jetzigen  »Selektcnschule«  von 
1814—27  fort.  Zu  dieser  Zeit  nötigte  ihn 
jedoch  fortwährende  Kränklichkeit,  diese 
Stellen  nacheinander  niederzulegen,  und 
er  widmete  von  da  an  seine  Zeit 
ausschliesslich  der  Herausgabe  seines 
Werkes:  »Philosophie  der  Geschichte,  oder 
über  die  Tradition  in  dem  alten  Bunde 
und  ihre  Beziehungen  zu  der  Kirche  des 
neuen  Bundes.  Mit  besonderer  Rücksicht 
auf  die   Kabbalah*  (Frkf.  und  Münster 

[  1827—53,  4  Bde.),  das  in  fünf  Teilen  er- 


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Möller. 


47 


scheinen  sollte,  von  denen  jedoch  der 
letzte  Teil  durch  seinen  Tod  unvollendet 
blieb.  —  In  der  in  Frankfurt  unter  dem 
Grossorient  von.  Frankreich  errichteten 
neuen  Loge  Zur  aufgehenden  Morgenröte 
ll'Aurore  naigsante)  fand  M.  19.  Mai  1808 
Aufnahme  und  bekleidete  bis  1816  ver- 
schied ne  Logenämter,  unter  denen  auch 
das  des  Meisters  vom  Stuhl.  Nach  der 
Befreiung  Deutachlands  von  der  französi- 
schen Fremdherrschaft  wandte  sich  die 
Loge  um  eine  Stiftungsurkunde  an  den 
Landgrafen  Karl  von  Hessen  <b.  d.)  und 
erhielt  von  diesem  eine  solche  Febr.  1815, 
Die  in  den  Ritualen  überall  hervortretende 
positiv  christliche  Tendenz,  sowie  die  Be- 
stimmung, dass  der  Meister  vom  Stuhl 
und  der  Redner  aus  der  Zahl  der  christ- 
lichen Mitglieder  gewählt  werden  müsse, 
erregte  bei  den  israelitischen  Mitgliedern 
dieser  Loge  Anstoss.  Als  die  Loge,  deu 
vereinbarten  Bestimmungen  entgegen,  einen 
Israeliten  zum  Meister  vom  Stuhl  wählte, 
liess  Landgraf  Karl  die  Loge  schliessen, 
was  durch  M.  in  der  Weise  zur  Ausführung 
gebracht  wurde,  dass  er  die  Sehliessungs- 
urkunde  an  die  Pforte  des  Tempels  an- 
heften liess.  Bemerkenswert  ist,  dass  die 
Loge  Zur  aufgehenden  Morgenröte  auch 
vom  Landgrafen  Karl  ein  Altschottisches 
Direktorium  besass,  das  aus  Mitgliedern 
beider  Konfessionen  zusammengesetzt  war 
und  sich  1817  auflöste,  nachdem  die  christ- 
lichen Mitglieder  auf  Wunsch  des  Land- 
grafen vorher  ausgeschieden  waren.  Letz- 
tere erhielten  le>16  auf  ihr  Ansuchen  von 
ihm  in  seiner  Eigenschaft  als  General- 
grossmeister aller  Logen  der  strikten  Ob- 
servanz der  durch  die  Wilhelmsbader  Be- 
schlüsse rektifizierten  Lehrart  für  deu  Frank- 
furter Orient  die  Ermächtigung  zur  Grün- 
dung eines  Altschottischen  Direktoriums 
Carl  zur  aufgehenden  Sonne  und  einer  ihr 
unterstellten  Johannisloge,  der  M.  den  Na- 
men Carl  zum  aufgehenden  Lichte  beilegte. 
Diese  Loge  hatte  M.  als  altschottischen 
Obermeister  an  ihrer  Spitze.  Sein  Streben 
war  darauf  gerichtet,  jedes  Dunkel  zu  er- 
hellen, Verstand  und  Gemüt  miteinander 
zu  versöhnen,  die  einander  entgegen- 
streitenden Ansichten  in  Liebe  auszu- 
bleichen und  die  Quelle  des  allein  wahren 
Friedens  zu  eröffnen.  M.  pflanzte  in  seine 
Loge  eine  christliche  Weltanschauung,  die 
die  ganze  Menschheit  umfasst  und  in  der 
die  Liebe  alle  Gegensätze  ausgleichen 
hilft.  Am  26.  Sept.  1840  löste  sich  das 
Altschottische  Direktorium  auf  infolge  des 
Anschlusses  der  Loge  Carl  zum  aufgehen- 
den Lichte  an  den  Eklektischen  Frei- 
maurerbund.  M.  blieb  der  Vater,  Lehrer 
und  Freund  seiner  Brüder  und  wirkte  in- 
nerhalb und  ausserhalb  seiner  Loge  in 
grossem  Segen.  Einer  seiner  begabtesten 
Freunde  sagt  von  M. :  «Solch  aufopfernde 
Liebe  und  dieses  kindlich-fromme  Gemüt, 
wie  er  es  besass,  wird  selten  gefunden 


werden,  übertroffen  wohl  nie.«  Diese 
Charakteristik  hindert  aber  nicht,  hier 
auszusprechen,  dass  M.  durch  zwar  sehr 
eifrige,  aber  einseitige  Studien  zu  einer 
Überzeugung  gelangt  war,  die  mit  jener 
nicht  wohl  zu  vereinigen  ist,  die  er,  der 
christliche  Lehrer  an  einem  israelitischen 
Bildungsinstitute,  früher  in  sich  trujr. 
[Vgl.  W.  Keller,  Geschichte  des  Eklekti- 
schen Freimaurerbundes,  2.  Aufl.,  S.  14u. 
L.  XIX,  71.  Dr.  E.  Wenz,  Geschichte  der 
Loge  Carl  zum  aufgehenden  Licht  181«» 
bis  1891  iFrkf.  a.  M.  1891).] 

Möller,  1)  Gustav  v.,  geb.  27.  März  1770 
in  Greifswald,  gest.  das.  als  Hofgerichts- 
präsident, 21.  Jan.  1847,  war  ein  eifriger, 
Freimaurer  und  thätiges  Mitglied  der  Loge 
Karl  zu  den  drei  Greifen  in  Greifswald. 
Er  wurde  7.  Dez.  1789  dem  Bunde  zuge- 
führt und  war  1792  —  93  stellvertretender 
Schriftführer,  1793—1809  Zeremonien- 
meister, 1809— 16  zweiter  Aufseher,  1817 
bis  zu  seinem  Tode  Meister  vom  Stuhl 
Als  er  29.  Sept.  1842  sein  25 jähriges  Jubi- 
läum der  Hammerführung  feierte,  wurde 
von  der  Loge  die  Gründung  einer  Stiftung 
für  arme  Witwen  und  Kinder  verstorbner 
Mitglieder  beschlossen  und  ihr  die  Be- 
nennung: »v.  M.'sche  Stiftung«  gegeben. 
M.  hat  für  das  Wohl  seiner  Loge  mit 
grossem  Eifer  und  vieler  Liebe  gewirkt, 
wie  ihm  auch  die  Achtung  seiner  Mit- 
bürger und  Vorgesetzten  in  reichem  Masse 
zu  teil  ward.  Ausser  den  vielen  (zum 
grossen  Teil  ungedruckten)  Reden,  hat  er 
auch  eine  Geschichte  der  Loge  Karl  zu 
den  drei  Greifen  geliefert,  die,  nachdem 
sie  1H23  im  Einzeldruck  erschienen  war, 
im  Kalender  für  die  Provinzial-Loge 
von  Mecklenburg,  1831,  S.  11— 133  wieder 
abgedruckt  worden  ist  und  die  Grundlage 
der  Treptow-Looseschen  1863  erschienenen 
Geschichte  bildet. 

2)  Joh.  Friedr. ,  Generalsuperintendent 
in  Magdeburg,  Nachfolger  Dräsekes  (s.  d.). 
wurde  infolge  der  Anfeindungen  und  Ver- 
dächtigungen der  Freimaurerei  durch  den 
Professor  Dr.  theol.  Hengstenberg  (s.  d.) 
in  Kerlin  in  dessen  »Evangelischer  Kirchen- 
zeitung« und  drei  besondern  Schriften 
»Die  treimaurerei  und  das  Evangelische 
Pfarramt«,  3  Tie.  (Brl.  1854..55),  veranlasst 
und  angeregt,  die  Pfarrer  und  Lehrer  der 
Provinz  Sachsen,  die  dem  Freimaurerbunde 
;  angehörten,  in  einem  Hirtenbriefe  18o'> 
zu  ermahnen,  diesen  zu  verlassen.  Als- 
bald erfolgte  von  acht  Geistlichen  Magde- 
burgs eine  entschiedne  und  zugleich  für 
die  Amtsgenossen  der  Provinz  entscheidende 
Erwiderung,  so  dass  der  Mahnruf  des  Ober- 
hirten völlig  verhallte  uud  kaum  ein  oder 
der  andre  Geistliche  der  Provinz  sich  be- 
wogen fühlte,  den  Wünschen  des  General- 
superintendenten zu  entsprechen.  Der 
Wortlaut  beider  Schriftstücke,  die  be- 
|  zeichnende  Denkmäler  ihrer  Zeit  sind, 
I  finden  sich  abgedruckt  in  der  vorigen  Auf- 


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48 


Molsdorf  —  Monitor,  Secret. 


läge  II,  331  fg.  FZ.  1856,  S.  225,  377,  sind 
auch  besonders  erschienen  (Magdeburg 
1856).  Der  Hirtenbrief  datiert  vom  Sonn- 
tag Miseric.  Domini  1856  und  ist  unter- 
zeichnet vom  Generalsuperinteudenten  der 
Provinz  Sachsen  Dr.  M.  und  die  Antwort 
•Magdeburg,  den  23.  Mai  1^56«  von: 
Klusemann,  Pastor  an  der  heiligen  Geist- 
kirche, Meyer,  Pastor  an  St.  Petri,  Dr. 
Liebscher,  Prediger  an  St.  Johannis, 
Mangelsdorf,  Pastor  an  St.  Catherinen,  Dr. 
Preiss,  Prediger  in  der  Friedrichsstadt. 
Paasche,  Prediger  in  der  Neustadt,  Walther, 
Prediger  an  St.  Jacobi,  Hildebrandt,  Pre- 
diger an  St.  Jacobi.  M.  erhielt  vom  Ober- 
kirchenrat eine  amtliche  Rüge,  und  es 
wurde  sämtlichen  Generalsuperintendenten 
untersagt,  Ähnliche  Kundgebungen  zu  er- 
lassen. [Vgl.  Protokoll  der  Grossen  Landes- 
loge in  Herlin  vom  15.  Sept.  1856.  FZ. 
1856,  S.  289,  297,  334,  877,  392,  405.  Bh. 
1858,  S.  76.] 

3)  Heinrich,  Prof.  Dr.,  geb.  5.  Juni 
1841  in  Milte,  Kreis  Warendorf,  war  1865 
bis  1869  Militärtierarzt,  wurde  1873  als 
Lehrer  für  Tierarzneikunde  an  die  land- 
wirtschaftliche Schule  in  Proskau  berufen, 
wo  er  mit  Settegast  (s.  d.)  in  nähere  Be- 
rühung  kam.  kam  er  an  die  tier- 

arztliche Hochschule  in  Berlin.  In  seinem 
Fach  veröffentlichte  M.  mehrere  Schriften, 
inusste  aber  wegen  eines  Augenleidens 
sein  Iyehrarot  aufgeben  und  ist  zur  Zeit 
als  Lehrer  für  Pferdekenntniw  an  der 
Vereinigten  Artillerie-  und  Ingenieur- 
schule in  Charlottenburg  tbätig.  —  M.  wurde 
1879  in  der  Loge  Wilhelm  zur  gekrönten 
Gerechtigkeit  in  Berlin  in  den  Freimaurcr- 
bund  aufgenommen,  wo  er  von  1881  ab 
als  Redner  und  spater  als  zugeordneter 
Meister  vom  Stuhl  thätig  war.  1893  schied 
er  aus  und  trat  in  die  zur  Grossloge 
Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue  in  Ber- 
lin gehörigen  Loge  Victoria  über,  wo  er 
das  Amt  des  Redners  und  später  des 
Meisters  vom  Stuhl  versah.  1899  wurde 
er  zum  Grossmeister  der  vorgedachten 
Grossloge  gewählt. 

Molsdorf  (Dorf  im  Herzogtum  Saehsen- 
Koburg-Gotha,  Amtsgerichtsbezirk  Gotha, 
mit  schönem  Schloss,  das  der  Graf 
v.  Gotter  angelegt  hatte.)  Hier  wurde  15. 
Sept.  1741  durch  Graf  v.  Gotter  (s.  d.) 
unter  Beistand  der  von  Berlin  entsen- 
deten von  Eickstädt  (oder  Eichstädt),  Sarry 
(s.  d.)  und  Kircheisen  der  Herzog  Karl 
Friedrich  von  Sachsen-Meiuingen  (s.  d.) 
zum  Freimaurer  aufgenommen  und  damit 
der  Grund  zur  ersten  Tochterloge  der 
drei  Weltkugeln,  Aux  trois  boussoles  (Zu 
den  drei  Kompassen)  in  Meiningen,  gelegt. 
Hier  soll  Gotter  auch  eine  Loge  gegründet 
haben,  wie  in  der  Geschichte  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1890),  8.  12  bemerkt  wird;  es 
lässt  sich  das  aber  nicht  erweisen.  [Vgl. 
»Jubelfest  am  27.  Sept.  1841.  Gefeiert  von 


der  Loge  Ernst  zum  Compass  im  Orient  von 
Gotha  zur  Erinnerung  an  den  ersten  Maure- 
rischen Hammerscblng  in  Thüringen  im 
September  1741«  (Gotha  »1841).  Demuth, 
Geschichte  der  St.  Johannis-Freimaurerloge 
Emst  zum  Compaqs  in  Gotha  u.  s.  w. 
(Gotha  1882),  S.  42,  auch  Beschreibung 
des  75jähr.  Jubelfest*,  S.  12.1 

Monaco  (Fürstentum).  Hier  hat  vor- 
übergehend eine  23.  Sept.  1808  gegründete 
Loge  unter  französischer  Herrschaft  be- 
standen. Seitdem  verlautet  über  Frei- 
maurerei in  diesem  Lande  nichts. 

Mond.  Der  M.  ist,  wie  die  Sonne,  eins  der 
drei  kleineu  Lichter  der  Freimaurerei,  und 
durch  seine  Einwirkung,  sowie  die  Kraft 
der  Sonne,  in  die  Entfaltung  alles  Leben- 
digen auf  Erden  verkettet.  Wenn  die 
Sonne  von  unserm  Horizont  scheidet, 
lässt  sie  uns  ein  freundlich  tröstendes 
Licht  zurück  und  mildert  das  Grauen  und 
das  öde  Schweigen  der  Nacht.  Ist  das 
helle  Licht  der  Freude  versunken,  so  wirkt 
wohlthätig  das  milde  Licht  der  Duldung 
und  Ergebung  in  den  uncrforschlichen 
Ratsehl uss  de»  Herrn,  was  zugleich  die 
Bürgschaft  ist  für  das  Aufgehen  eines 
schönen  Morgens.  In  der  Bildersprache 
der  Freimaurerei  wird  der  Mond  mit  der 
Stärke  in  Verbindung  gebracht.  »Die 
Stärke  der  Maurerei  ist  gleich  der  Stärke 
de*  Mondes:  in  nächtlicher,  geheimnis- 
voller Stille  vollbringt  sie  ihre  segensvollen 
Werke.  In  stiller,  geräuschloser  Wirksam- 
keit findet  die  Freimaurerei  ihre  Freude 
und  ihren  Lohn.«  »Möge  der  Mond  oft 
den  Menschen  wachend  für  Menschenwohl 
finden!  Möge  er  ihn»  nur  auf  den  Wegen 
der  Tugend  und  der  Menschlichkeit  leuch- 
ten!« (Vgl.  Krause,  Vorträge  in  der 
gerechten  und  vollkommenen  Loge  zu  den 
drei  Schwerdtern  und  wahren  Freunden  in 
Dresden  gehalten  (Dresd.  1809).  Fischer, 
Robert,  Lehrlingskatechismus  (29.  Aufl., 
Lpz.  1900),  S.  53.  Derselbe,  Ritual  und 
Symbol  (Lpz.  1878),  S.  141.  FZ.  1858, 
S.  82.] 

Monitor,  Secret  (geheimer  Warner).  Der 
»Order  of  the  Secret  Monitor,  or  the 
Brotherhood  of  David  and  Jonathan«  ist 
ein  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika sehr  gangbarer  Nebengrad  (side 
degree).  der  der  Verstärkung  der  brüder- 
lichen Bande  unter  allen  Maurern  gewid- 
met ist.  In  den  80er  Jahren  des  19.  Jahrh. 
ist  der  Orden  auch  nach  Großbritannien 
und  seinen  Kolonien  verpflanzt  worden. 
Er  umfasst  drei  Grade:  1)  Member  of  the 
Order,  2)  Prince  of  the  Order,  8)  Supreme 
Ruler  in  the  Order.  Das  Ritual  wird 
als  sehr  einfach  geschildert;  es  wird 
die  erhebende  Erzählung  von  der  Freund- 
schaft zwischen  David  und  Jonathan  (im 
1.  Buch  Samuel)  vorgetragen.  An  der 
Spitze  des  britischen  Zweigs  steht  ein 
Grand  Council  für  Grossbritannien  und 
Irland,  das  von  einem  Grand  Supreme 


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Monsberger  —  Montagu. 


49 


Raier  geleitet  wird  und  20  Konklaven  um- 
fasst. 

Monsberger,  Jos.  Julian,  Exjesuit  und 
Weltpriester  im  Jesuitenorden  tertiae  pro- 
fessionis,  geb.  17.  Febr.  1724  in  Wiener- 
Neustadt,  gest.  1788  als  Professor  der  he- 
bräischen und  orientalischen  Sprachen 
an  der  Wiener  Universität,  war  der  in- 
tellektuelle Urheber  der  Aufhebung  des 
Jesuitenordens  in  Österreich  und  wurde 
1785  zum  Ehrenmitglied  der  Loge  Zu  den 
drei  Feuern  in  Wien  ernannt.  [Vgl.  Taute, 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  S.  65.] 

Montagu,  John  Herzog  von,  wurde 
als  der  erste  adlige  Grossmeister  am  24. 
Juni  1721  eingesetzt.  Was  Anderson  1738 
darüber  erzählt,  enthält  unverbürgte  und 
unwahrscheinliche  Ausschmückungen;  die 
schlichte  Tagebuchdarstellung  des  Dr. 
Stukeley,  der  als  Augenzeuge  dabei  war, 
weiss  von  alledem  nichts  (vgl.  oben  I,  234). 
Die  drei  Versammlungen,  die  der  neue 
Grossmeister  am  29.  Sept.  1721,  am  27. 
Dez.  1721  und  am  25.  März  1722  mit  16, 
20  und  24  Logen  abgehalten  haben  soll, 
sind  verdächtig,  und  was  über  die  Behand- 
lung des  Konstitutionenbuchs  dabei  aus- 
gesagt wird,  stimmt  nicht  zu  dem,  was 
die  »Genehmigung«  von  1722  enthält.  Am 
29.  Sept.  1721  soll  der  Grossmeister  An- 
derson befohlen  haben,  die  »alten  Gotischen 
Konstitutionen«  in  eine  »neue  und  bessere 
Fassung«  zu  bringen.  Dies  könnte  man 
gelten  lassen;  denn  dasselbe  sagt  auch  die 
•Genehmigung*  von  1722;  aber  unterm 
27.  Dez.  1721  heisst  es:  »Grossmeister 
Montagu  ernannte  auf  den  Wunsch  der 
Loge  14  gelehrte  Brüder,  um  Andersons 
Handschrift  zu  prüfen  und  Bericht  zu  er- 
statten«, und  unterm  25.  März  1722  steht: 
»Der  genannte  Ausschuss  der  14  berichtete, 
dass  sie  A.'s  Handschrift,  nämlich  die  Ge- 
schichte, Pflichten,  Verordnungen  und  des 
Meisters  Lied  durchgesehen  und  nach  ei- 
nigen Änderungen  genehmigt  hätten;  wo- 
rauf die  Loge  den  Grossmeister  M.  er- 
suchte, sie  nun  drucken  zu  lassen « (S.  1 13  fg.). 
Die  »Genehmigung«  von  1722  sagt:  »Und 
nachdem  der  Verfasser  das  Ganze  (d.  i. 
seine  Ausarbeitung)  der  Durchsicht  und 
Verbesserung  des  vorigen  und  des  jetzigen 
zugeordneten  Grossmeisters  und  andrer  ge- 
lehrter Brüder,  auch  der  Meister  und  Auf- 
seher der  einzelnen  Logen  bei  ihrer  Quar- 
talversammlung unterworfen  hatte,  über- 
gab er  sie  (die  Konstitutionen)  dem  vorigen 
Grossmeister  selbst,  dem  genannten  Herzog 
von  M.,  zu  seiner  Prüfung,  Verbesserung 
und  Genehmigung;  und  8eine  Gnaden  be- 
fahlen, nach  dem  Bat  mehrerer  Brüder, 
dieselben  handlich  drucken  zu  lassen  für 
den  Gebrauch  der  Logen,  obgleich  sie 
während  seiner  Meisterschaft  für  den  Druck 
nicht  ganz  fertig  waren«  fConst.  1728,  S.  78). 
Dass  die  Grossloge  am  27.  Dez.  1721  schon 
»14  gelehrte  Brüder«  zur  Verfügung  ge- 

A Uff e meine«  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


habt  haben  sollte,  die  einer  derartigen 
Nachprüfung  gewachsen  gewesen  wären, 
ist  wenig  wahrscheinlich,  und  1722  weiss 
auch  Anderson  selbst  nichts  von  solchen, 
sondern  erwähnt  nur  die  beiden  zugeord- 
neten Grossmeister  und  »andre  gelehrte 
Brüder«  ohne  bestimmte  Zahl;  gleich 
nachher  spricht  er  noch  deutlicher  vom 
Rat  »einiger  Brüder«,  mit  denen  eben  nur 
die  sachverständigen  gemeint  sein  können; 
die  »14  gelehrten  Brüder«  von  1788  sind 
also  eine  nachträgliche  Ausschmückung; 
denn  die  Aussagen  von  1722  sind  selbst- 
verständlich glaubwürdiger.  In  der  Viertel- 
jahrsversammlung von  1721  oder  1722,  in 
der  der  Entwurf  don  Meistern  und  Auf- 
sehern der  Logen  vorgelegt  wurde,  war 
anscheinend  der  Grossmeister  M.  gar  nicht 
zugegen,  da  diesem  die  Handschrift  nachher 
überreicht  wurde.  Nach  der  Aussage  von 
1722  war  das  Werk  während  seiner  Meister- 
schaft noch  nicht  ganz  druckfertig,  nach 
der  von  1738  fordert  die  Grossloge  den 
Grossmeister  auf,  den  Druck  zu  befehlen, 
weil  die  Arbeit  nach  Durchsicht  und  Bil- 
ligung des  Ausschusses  am  25.  März  1722 
druckfertig  war.  Nach  der  Darstellung 
von  1722  befahl  der  Grossmeister  den 
Druck  auf  den  Rat  mehrerer  Brüder,  nach 
der  von  1788  ersuchte  die  Grossloge,  also 
die  ganze  Brüderschaft,  den  Grossmeister, 
nunmehr  den  Druck  zu  befehlen.  Das 
sind  lauter  Widersprüche,  die  den  höchsten 
Verdacht  erregen  müssen,  und  da  die  1738 

Sleich  sich  anschliessende  Darstellung  von 
em  Auftreten  und  der  Einsetzung  Whartons 
in  fast  allen  Punkten  von  der  geschicht- 
lichen Wahrheit  abweicht  (vgl.  oben  I,  235), 
so  steigert  sich  dadurch  der  Verdacht  noch 
und  lässt  die  ganze  Erzählung  von  1738  als 
unglaubwürdig  erscheinen.  Wie  Anderson 
bei  der  zweiten  Ausgabe  sich  zur  Herstellung 
anbot  (vgl.  Anderson  I,  33),  so  hat  er  dem 
Grossmeister  M.  vermutlich  auch  seiner- 
seits den  ersten  Vorschlag  gemacht,  der 
diesem  vielleicht  ganz  willkommen  war. 
Persönlich  durchgesehen  und  gebilligt  hat 
er  die  Handschrift  jedenfalls,  das  bestätigt 
auch  die  Widmung  von  Desaguliers,  in 
der  es  heisst:  »Jeder  Bruder  wird  mit  der 
Ausführung  zufrieden  sein,  welcher  weiss, 
dass  es  (das  Buch)  Eurer  Gnaden  Durch- 
sicht und  Genehmigung  erfuhr  und  dass 
es  nun  für  den  Gebrauch  der  Logen  ge- 
druckt ist,  nachdem  es  von  der  Grossloge 
genehmigt  war,  als  Eure  Gnaden  Gross- 
meister waren.«  Der  Druck  ist  also  be- 
reits unter  M.  genehmigt  worden,  das  hat 
man  nach  den  Äusserungen  von  1722/23 
als  feststehend  zu  betrachten,  aber 
der  Verfasser  selbst  scheint  nicht  mit 
allem  fertig  gewesen  zu  sein  (es  war  je- 
denfalls eine  mühsame  Arbeit!),  und  darum 
musste  unter  dem  nachfolgenden  Gross- 
meister die  Genehmigung  noch  einmal 
nachgesucht  werden.  Weil  aber  die  Haupt- 
vorbereitung des  Buchs  unter  M.  erfolgt 

4 


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50  MonUleau  — 

war.  so  lies«  der  neue  Grossmeister  Wharton 
es  durch  seinen  abgeordneten  Grossraeister 
seinem  Vorgänger  widmen,  «zum  Zeugnis 
Ihrer  ehrenvollen,  klugen  und  umsichtigen 
Verwaltung  des  Amts  unsers  Grossmeis- 
ters im  vergangnen  Jahre«  (Worte  der 
Widmung). 

M ontaleau,  s.  Roettiers. 

Montana,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  Grossloge  von  M., 
mit  dem  Sitz  in  Helena,  gest.  24.  Jan. 
1866,  hat  42  Logen  mit  2706  Mitgliedern. 

Monteflore,  Sir  Moses,  jüdischer  Phi- 
lanthrop, geb.  24.  Okt.  1784  in  Livorno, 
gest.  28.  Juli  1885  in  Ramsgate,  trat  durch 
Heirat  in  verwandtschaftliche  Beziehungen 
zu  den  Rothschilds,  wurde  1837  Sheriff 
von  London  und  Middlesex  und  zum 
Ritter  und  1846  zum  Baronet  ernannt. 
Er  reiste  wiederholt  nach  Palästina,  um 
den  durch  Erdbeben,  Hungersnot,  Cholera 
u.  e.  w.  heimgesuchten  Juden  Hilfe  zu 
bringen,  und  studierte  1845  die  Lage 
seiner  Glaubensgenossen  in  Polen,  um 
Vorschläge  zu  ihrer  Hebung  zu  machen. 
1863  riefen  ihn  die  Judenverfolgungen 
nach  Marokko  und  1867  nach  Rumänien, 
wo  beidemal  seine  Thätigkeit  mit  Erfolg 
gekrönt  war.  Das  Andenken  seiner  1862 
verstorbnen  Gattin  ehrte  er  durch  mehrere 
bedeutende  Stiftungen.  —  Er  wurde  13. 
April  1812  in  der  Londoner  Mount  Moriah- 
Loge  Nr.  84  zum  Freimaurer  aufgenommen. 
Nach  ihm  nannte  sich  eine  1864  in  Lon- 
don gestiftete  Loge  (Nr.  1017).  [Vgl.  The 
diaries  of  Sir  Moses  M.  and  Lady  M., 
1812-83  {London  1889  ,  2  Bde.).  Levin, 
Moses  M.  (Brl.  1884).  Sir  Moses  M.,  cen- 
tennial  biography  (London  1885).  Sir 
Moses  M.,  ein  Lebensbild  (Frkf.  a.  M. 
1884).  Bh.  1864,  S.  165;  1885,  S.  78.  FZ. 
1864,  S.  171.    Z.  1885,  S.  67  ] 

Montenegro  (Fürstentum).  In  diesem 
Lande  hat  die  Freimaurerei  keinen  Ein- 
gang gefunden. 

Montmorencjr,  Anne  Charles  Sigis- 
mond  de,  Ducde  Luxembourg,  wurde 
1771  vom  Herzog  von  Chartres  als  Grosa- 
meister  der  Grossen  Loge  von  Frankreich 
zum  Substitut  oder  Administrateur  gen6- 
ral  ernannt  und  nahm  in  dieser  Eigen- 
schaft 1771—78  an  den  Streitigkeiten 
zwischen  der  Grossen  Loge  und  dem  Gross- 
orient von  Frankreich  lebhaften  Anteil.  (S. 
Frankreich  I,  309.)  Übrigens  erhielt  er  auch 
1784  die  Würde  eines  Grossmeisters  und 
Protektors  des  Rite  £gyptien  von  Cag- 
liostro  (s.  d.). 

Montserrat  (brit-westind.  Insel,  eine 
der  kleinen  Antillen).  Seit  1787  wurden 
für  diese  Insel  englische  Provinzialgross- 
meister  ernaunt  und  1767  von  der  An- 
cientsgrossloge  eine  Provinzialgrossloge 
für  M.  und  Nevis  (a.  d.)  errichtet.  Gleich- 
wohl erhielt  M.  erat  1777  eine  Loge,  als  die 
Evangelist»' Lodge  von  Antigua  hierher  ver- 
legt wurde.  Sie  ist  längst  ausser  Thätigkeit. 


Mopsorden. 

Mopsorden  (Mopsloge,  ordre  des  Mopses, 
lodge  of  the  Mopse).  Dieser  androgene 
Orden,  dessen  läppische  Gebräuche  in  dem 
»L'ordre  de  Fraucs-Macons  trahi«  (Amster- 
dam 1745)  mitgeteilt  werden,  ist  hinsicht- 
lich seiner  Entstehung  noch  unenthüllt. 
Die  gewöhnlichste  Annahme  ist,  dass 
nach  der  Bannbulle  Clemens  XH.  viele 
(deutsche?)  Katholiken  sich  gescheut  hätten, 
ferner  dem  Freimaurerbundc  anzugehören 
oder  ihm  beizutreten,  dass  diese  aber  nun, 
um  das  Vergnügen  zu  haben,  irgend  einer 
Verbindung  anzugehören,  unbeschadet  der 
Bannbulle  die  Verbindung  der  Möpse  er- 
richtet hätten.  Unter  ihnen  habe  sich 
auch  der  geistliche  Kurfürst  von  Köln, 
Clemens  August  Herzog  von  Bayern  (s.  d.), 
befunden,  der  vor  dem  Erscheinen  der 
Bannbulle  Freimaurer  gewesen  sei  und  die 
Stiftung  des  Ordens  der  Möpse  vorzüglich 
deshalb  mit  begünstigt  habe,  weil  durch 
ihn  der  Umgang  mit  Damen,  den  er  sehr 
liebte,  erleichtert  würde.  Ob  bei  diesem 
Orden,  der  keinen  Eid,  nur  das  Ehrenwort 
verlangte,  die  Durchführung  der  Verord- 
nung, dass  alle  Mitglieder  römisch-katho- 
lisch sein  müssen,  genau  genommen  wurde, 
steht  sehr  dahin.  Wo  der  Orden  wirklich 
bestand,  selbst  das  ist  fraglich,  wenigstens 
hinsichtlich  des  Entstehens.  Die  Franzosen 
schieben  ihn  den  Deutschen  zu  und  diese 
jenen.  Er  soll  in  Frankfurt  a.  M.  bestan- 
den haben,  was  in  Abrede  gestellt  wird. 
Er  soll  in  Holland  verbreitet  gewesen  sein, 
auch  das  wird  in  Abrede  gestellt.  In 
Deutschland  ist  er  mit  Sicherheit  nicht 
nachzuweisen,  trotz  Thorvs  Histoire  du 
Grand  Orient  de  France*,  S.  347  —  349. 
Sicher  ist  nur  die  hannoversche  Verord- 
nung vom  8.  Febr.  1748,  der  zufolge  der 
M.  auf  der  Universität  zu  Göttingen  ein- 
geführt gewesen  war  und  als  akademischer 
Orden  behandelt  und  streng  untersagt 
wurde.  Auf  Frankreich  als  Entstehungs- 
ort weist  der  gemeine  Ausdruck  »mopse« 
für  die  Gattin  eines  Freimaurers  hin,  we- 
niger die  Inschrift:  »Asscz«  auf  der  im 
HMW.  Nr.  129  erwähnten  Denkmünze, 
eher  noch  die  im  Abschnitt  befindliche 
Legende  L.  C.  D.  M.  F.  A.  N.  ce  10.  Jan. 
1745,  die  zu  erklären  ist  mit:  Loge  cen- 
trale des  Mopses  fondee  ä  Nancy.  Frei- 
lich stammt  eins  der  wenigen  bekannten 
Stücke  dieser  kleinen  Denkmünze  aus 
Nürnberg,  was  wieder  zu  allerlei  Zweifeln 
Veranlassung  bietet  und  gedeutet  wird: 
Le  chapitre  des  Mopses  fonde"  ä  Nurem- 
berg.  In  dem  Zacharias'schen  Nachlasse 
(Verzeichnis  etc.  1849,  S.  123,  Nr.  96)  fand 
sich  ein  Bijou  dieser  Gesellschaft,  be- 
stehend aus  einem  messingnen  ver- 
goldeten Bilderrahmen,  in  diesem  unter 
Glas  ein  Gemälde,  einen  Mops  vor- 
stellend, der  auf  musivischem  Boden  sitzt. 
Nachdem  die  Adoptionsmaurerei  (s.  d.)  auf- 
kam, verschwanden  die  Möpse.  [Vgl.  Kloss, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frankreich, 


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Moraht  —  Moralische  Regeln  und  Vorschriften  der  FreimaurerbrUderschaft. 


51 


I,  40;  Kloss,  Bibl.,  Nr.  1860.  Bh.  1878,  S. 
258.    L.  XX VII,  42;  XXVIII,  102.] 

Moraht  (auch  Moratb),  Jakob  Daniel 
Matthias,  Kaufmann  in  Hamburg,  geb. 
21.  Jan.  1781,  gest.  18.  Febr.  183*,  war 
1810—1825  Meister  vom  Stuhl  der  Loge 
Ferdinande  Caroline  in  Hamburg,  1825 
bis  1834  zugeordneter  Grossmeister,  dann 
Grossmeister  der  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg von  1834 — 38,  auch  Vorsitzender  des 
Mutterbunds  daselbst.  Unter  seiner  Amts- 
führung trat  1835  die  Loge  Zur  gekrönten 
Säule  in  Braunachweig  der  Grossen  Loge 
von  Hamburg  bei,  wurde  1837  die  Loge 
Zur  Pflichttreue  in  Birkenfeld  gegründet 
und  6.  Dezember  1837  das  Säkularfest  der 
Einführung  der  Freimaurerei  in  Deutsch- 
land gefeiert.  [Vgl.  Brandt,  Geschichte  des 
Alten  Logenhauses  fHmbg.  1891),  8.  117.] 

Moralische  Regeln  und  Vorschriften 
der  FreimaorerbrUderHchaft.  Unter  diesem 
Namen  bestehen  eine  Reihe  von  Sätzen, 
die  zuerBt  1752  von  dem  Meister  vom  Stuhl 
der  (frühern)  Loge  in  Kaumburg  (s.  d.), 
Ernst  Joh.GeorgSchmidt  (s.d.),  verfaast,  für 
die  strikte  Observanz  von  Bode  (s.  d.)  um- 
geändert und  später  von  F.  L.  Schröder 
(s.  d.)  umgearbeitet  und  in  letzterer  Gestalt 
in  das  Konstitutionenbuch  der  Grossen 
Provinzialloge  von  Hamburg  und  Nieder- 
aachsen  aufgenommen  wurden.  Sie  lauten: 
I.  Ȇber  die  verechiedncn  Begriffe  an- 
gehender Freimaurer  von  der  Brüderschaft. 
Die  würdigsten  unter  ihnen  denken:  die 
Freimaurerei  habe  wichtige  Geheimnisse; 
ihr  Wunsch  ist  aber  nicht  blos  diese  Ge- 
heimnisse zu  erfahren,  sondern  sie  setzen 
nach  einer  richtigen  Denkungsweise  vor- 
aus: die  Geheimnisse  einer  so  alten  und 
ausgebreiteten  Gesellschaft  können  nur 
mit  edeln  Endzwecken  verbunden  sein,  an 
denen  sie  teilzunehmen  wünschen.  Wohl 
ihnen,  die  so  denken,  und  uns!  Andre 
lassen  es  unausgemacht,  ob  die  Freimau- 
rerei Geheimnisse  habe  und  mit  ihnen 
ihr  eigentümliche  Zwecke  verbinde.  Sie 
sehen  in  dieser  Gesellschaft  hochachtungs- 
würdige Männer,  mit  denen  sie  in  ein 
enges  Freundschaftsband  zu  treten 
wünschen.  Auch  sie  sind  uns  willkommen, 
suchten  sie  auch  diese  Freundschaft  mehr 
in  Absicht  auf  sich  selbst,  als  auf  uns; 
denn  es  ist  einem  jeden  erlaubt,  den  Zirkel 
seiner  Glückseligkeit  zu  erweitern.  Eine 
dritte  Art  wird  aus  Vorwitz  oder  Neu- 
gierde Freimaurer;  sie  möchten  gern  wissen, 
wie  es  in  einer  Loge  aussieht.  Diese  aus 
so  kindischen  und  lächerlichen  Beweg- 
gründen gewordnen  Freimaurer  verdienen 
die  Strafe,  die  ihnen  aus  der  innern  Ein- 
richtung zuwächst:  sie  sehen  ihre  kleinen 
Absichten  vereitelt.  II.  Von  der  allge- 
meinen Denkungsart  eines  Freimaurers. 
Temperament  und  Erziehung  haben  den 
mächtigsten  Einfluss  sowohl  auf  die 
Denkungsart  eines  Menschen,  als  auf  seine 
Tugenden.  Freimaurer  müssen  sich  daher 


bestreben,  ihren  Verstand  und  ihr  Herz 
zu  bilden,  damit  sie  untereinander,  wo 
nicht  völlig  gleich  —  was  unmöglich  ist 
—  doch  ziemlich  ähnlich  denken  mögen. 
Dies  wird  ihr  Freundschaftsband  dauer- 
haft, ihre  Freuden  edel  und  ihre  Tage 
heiter  machen.  Die  Freimaurerei  hat  ge- 
wisse Worte  zu  Sinnbildern  gewählt,  als 
Weisheit,  Stärke,  Schönheit,  Freiheit  u.  s.  w., 
Worte,  deren  jedes  einen  ganzen  Gedanken 
malt.  Ein  wahrer  Bruder  muss  nicht  nur 
suchen,  ein  jedes  in  seiner  wahren  Bedeu- 
tung verstehen  zu  lernen,  sondern  sie  auch 
in  seine  ganze  Denkungsart  zu  verweben. 
Wer  sich  von  Vorurteilen  frei  gemacht 
hat,  der  ist  frei,  dessen  Geist  ist  stark, 
dessen  Gesinnungen  sind  sich  immer  gleich, 
und  dessen  Seele  kann  durch  kein  Un- 
glück, selbst  durch  kein  unerwartetes 
Glück,  von  ihrer  wahren  Grösse  verlieren. 
III.  Von  den  notwendigen  Eigenschaften 
eines  Freimaurers.  Die  Uneigennützigkeit 
ist  jedem  Mitglied  einer  Gesellschaft,  die 
an  dem  Wohl  aller  arbeitet,  wesentlich 
notwendig.  Sie  gründet  sich  auf  ein  gutes, 
menschenfreundliche«  und  gefälliges  Herz. 
Dire  Wirkungen  sind  Gerechtigkeit,  Billig- 
keit gegen  andre  sowohl,  als  gegen  sich 
selbst,  und  ein  thätiger  Eifer,  nach  Ver- 
mögen nützlich  zu  werden.  Der  Ver- 
schwiegenheit vertraut  die  Freimaurerei 
ihre  innre  Einrichtung  an.  Zwar  kann 
nur  ein  vollkommner  Bösewicht,  seines 
Wortes,  seiner  Verpflichtung  uneingedenk, 
mit  Vorsatz  Dinge  verraten,  die  er  ver- 
schweigen sollte.  Aber  es  giebt  Menschen, 
denen  es  schwer  wird,  ein  Geheimnis  zu 
wissen;  selbst  neugierig,  setzen  sie  Neu- 
gierde bei  allen  Menschen  voraus  und 
werden  ängstlich,  wenn  man  sie  in  ein 
Gespräch  verwickelt,  in  dem  sie  ver- 
fängliche Absichten  mutmaasen.  Beides 
sind  nahe  Veranlassungen  zu  unfreiwilligen, 
aber  immer  nachteiligen  Entdeckungen. 
Wer  diese  Schwachheiten  an  sich  merkt, 
der  suche,  sich  von  ihnen  loszumachen  und 
befleissige  sich  der  Behutsamkeit.  Ohne 
diese  Tugend  kann  ein  Mann  nie  völlig 
verschwiegen  sein.  Man  gewöhne  sich  bei 
allen  Reden  und  Handlungen  au  eine  be- 
ständige Gegenwart  des  Geistes;  man 
spreche  in  vermischten  Gesellschaften  nie 
von  der  Freimaurerei,  oder  wird  man  wider 
Willen  in  ein  solches  Gespräch  geführt, 
so  antworte  man  immer  in  kurzen  und 
allgemeinen  Ausdrücken;  man  sei  nicht 
neugierig,  andrer  Geheimnisse  zu  erfahren, 
so  kann  man  sein  eignes  desto  sicherer 
bewahren;  man  entferne  sich  von  der  kin- 
dischen Eitelkeit,  sich  merken  zu  lassen, 
duss  man  etwas  Geheimes  wisse,  so  kann 
man  vor  verdriesslicheu  Ausforschungen 
sicher  sein.  Die  Behutsamkeit  ist  also  das 
Erleichterungsmittel  der  Verschwiegenheit, 
I  aber  die  Unerschrockenheit  ist  ihr  Siegel. 
I  Jeder  Bruder  denke  seiner  Aufnahme  nach, 
i  so  wird  er  finden,  dass  diese  Eigenschaft 

4* 


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52 


Moralische  Regeln  und  Vorschriften  der  Freimaurerbrüderschaft. 


stillschweigend  sei  von  ihm  gefordert  wor- 
den. —  Die  Beständigkeit,  welche  die 
Brüderschaft  von  ihren  neuen  Mitgliedern 
fordert,  ist  die  Folge  eines  richtigen  Ver- 
standes und  einer  gesetzten  Art  zu  denken. 
Ein  Mann,  der  einen  unüberlegten  Ent- 
schluss  ausführt,  ist  nur  eigensinnig,  und 
wer  seineMeinung,  trotz  aller  Überzeugung, 
nicht  ändern  will,  besorgt  aus  Hochmut, 
man  möchte  ihn  für  menschlich  und  fehl- 
bar halten.  Zwar  kann  ein  Mann  auch 
nach  dem  reiflichsten  Entschluss,  der  die 
redlichsten  Absichten  zum  Grunde  hat, 
durch  Umstände  genötigt  werden,  seine 
Wahl  in  Ansehung  der  Mittel  zu  ändern, 
aber  seinem  Zweck  wird  er  doch  bestän- 
dig treu  bleiben.  In  einer  solchen  Be- 
ständigkeit liegt  der  Eifer  für  die  Brüder- 
schaft, eine  Eigenschaft,  die  durch  fleissige 
Zusammenkünfte  unterhalten  und  durch 
den  Umgang  mit  rechtschaffnen  Brüdern 
ermahnt  wird.  Was  für  Rechnung  kann 
man  auf  einen  Mann  machen,  der  ohne 
Gründe  wählt  und  ebenso  leichtsinnig  ver- 
wirft! —  Feine  anständige  Sitten  und  Ge- 
fälligkeit setzen  gegenseitigen  Nutzen  vor- 
aus, uud  die  Freimaurerei  zeigt,  indem  sie 
alle  ihre  Glieder  Brüder  nennt,  dass  sie 
sich  auf  die  genaueste  brüderliche  Freund- 
schaft gründe.  Die  Gelegenheit,  unsre 
Freunde  durch  thätige  Dienste  zu  verbin- 
den, ist  seltner  als  die,  wo  wir  uns  durch 
ein  gefälliges  angenehmes  Betragen  Ge- 
wogenheit und  Liebe  erwerben  können. 
Der  wichtigste  Dienst  kann  durch  die 
rauhe  Art,  mit  der  er  geleistet  wird,  seinen 
ganzen  Wert  verlieren.  —  IV.  Von  der 
Aufführung  der  Brüder  gegen  Nichtmaurer. 
Die  Freimaurerei  will  durch  ihre  Pflichten 
keine  andre,  noch  weniger  die  heiligen 
Gesetze  der  Freundschaft  aufheben;  es  ist 
vielmehr  ihr  Wunsch,  dass  er  eine  Ver- 
anlassung zu  edeln,  tugendhaften,  herz- 
lichen Freundschaften,  dem  grössten  Glück 
auf  Erden,  geben  möge.  Man  muss  aber 
bei  diesem  Wunsche  auch  gehörig  für 
ihre  Ehre  sorgen.  Ein  Lasterhafter  muss  — 
in  welchem  Ansehen  und  welchen  Glücks- 
umständen  er  auch  leben  möge  —  abge- 
wiesen werden.  Dagegen  muss  man  Per- 
sonen von  edelm  Gemüt,  von  guten  Sitten, 
wenn  auch  ihre  Glücksumstände  nicht  die 
vorzüglichsten  wären,  durch  ein  würdiges 
Betragen,  ja  unter  gewissen  Umständen 
durch  beigebrachte  richtige  Ideen  der 
Brüderschaft  zu  gewinnen  suchen.  Doch 
muss  man  sich  sehr  in  Acht  nehmen,  in 
der  Kenntnis  eines  Mannes  nicht  zu  irren, 
damit  man  weder  eine  unangenehme  ab- 
schlägige Antwort  erhalte,  noch  der  Brü- 
derschaft einen  verlarvten,  schlechten 
Menschen  zuführe.  Bei  der  Wahl  neuer 
Mitglieder  muss  man  die  Ehre  und  den 
Nutzen  der  Brüderschaft  mit  der  Glück- 
seligkeit des  Aufzunehmenden  genau  ver- 
binden können.  —  V.  Von  der  wahren  Ehre 
eines  Freimaurers.    Das  Wort  Ehre  in  der 


freimaurerischen  Bedeutung  drückt  zu- 
gleich die  Hochachtung,  die  Liebe  und 
Bewunderung  aus,  welche  sich  nützliche 
und  ungemeine  Verdienste  erwerben; 
in  diesem  Verstände  ist  es  die  Pflicht 
eines  Bruders,  nach  Ehre  zu  streben;  sie 
ist  der  Lohn  für  nützliche  Bemühungen. 
Wer  aber  Ehre  verlangt,  ohne  genützt  zu 
haben,  sucht  sich  widerrechtlich  eines 
fremden  Eigentums  zu  bemächtigen.  Da 
also  die  wahre  Ehre  eine  Folge  und  der 
Lohn  gemeinnütziger  Bemühungen  ist,  da 
es  die  Pflicht  erfordert,  so  nützlich  als 
möglich  zu  werden,  da  das  Bewusstsein, 
unsre  Pflicht  erfüllt  zu  haben,  ein  gutes 
Gewissen  genannt  wird,  so  kann  man 
kürzlich  sagen:  die  wahre  Ehre  eines 
Freimaurers  ist  ein  gutes  Gewissen.  Da- 
mit versehen,  wird  er  seinen  Pflichten  be- 
ständig treu  sein  und  nie  Gefallen  an 
einem  Lobe  finden,  dem  sein  Bewusstsein  wi- 
derspricht. —  VI.  Von  den  Beschäftigungen 
eines  Freimaurers.  Die  allgemeine  Er- 
fahrung lehrt,  dass  ein  langer  Müssiggang 
eine  völlige  Ungeschicktheit  in  Geschäften 
nach  sich  zieht  und  von  der  verdriess- 
lichsten  Langeweile  begleitet  wird,  der 
ein  Müssiggänger  durch  schädlichen  oder 
wenigstens  unnützen  Zeitvertreib  zu  ent- 
gehen sucht.  Unthätigkeit  schlicsst  folg- 
lich alle  Ehre  aus;  daher  ermahnt  die 
Freimaurerei  jeden  Bruder:  1)  seine  Be- 
rufsgeschäfte auf  das  sorgfaltigste  wahr- 
zunehmen, 2)  an  der  Bildung  seines  Herzens 
und  an  der  Vermehrung  seiner  Kenntnisse 
I  zu  arbeiten.  Er  wird  alsdann,  als  ein 
I  kluger  Haushalter  mit  seiner  Zeit,  noch 
i  immer  Müsse  genug  finden,  seinen  Teil 
Geschäfte  zum  Besten  seiner  Loge  auszu- 
richten, und  seine  Vorgesetzten  werden 
ihm  niemals  mehr  zuteilen,  als  seine  Fähig- 
keiten und  seine  Müsse  erlauben.  —  Aus 
diesen  Vorschriften  erhellt,  dass  der  Frei- 
!  maurer  ein  redliches,  treues,  menschen- 
liebendes, sanftes  und  gefühlvolles  Herz 
haben  muss.  Er  soll  mitleidig  gegen  das 
Unglück  andrer,  nachgebend,  frei  von  Has» 
und  Rache  und  bescheiden  sein.  Er  soll 
grossmütig  sein  und  freigebig  ohne  Ver- 
schwendung ein  öffentlicher  Feind  des 
I  Lasters,  ein  Verehrer  und  Verteidiger  der 
Weisheit,  Tugend  und  Unschuld,  standhaft 
im  Unglück  und  in  Gefahr,  im  Glück 
nicht  übermütig.  Er  soll  sittlich  und 
mässigsein,  auch  sogar  in  seinen  Wünschen. 
Er  soll  sich  von  allen  schädlichen  Leiden- 
schaften befreien  und  alle  Arten  von  Aus- 
schweifungen fliehen,  die  den  Geist  und 
den  Körper  entehren.  Er  soll  ein  guter 
Bürger,  Ehemann,  Vater,  Sohn  und  Bru- 
1  der  sein,  jede  Pflicht,  die  ihm  Tugend 
und  Geselligkeit  auflegen,  mit  treuem 
Eifer  erfüllen.  Er  soll  sich  von  den  Fesseln 
der  Vorurteile  befreien  und  auf  dem  ge- 
raden Wege  der  Vernunft  ins  Innere  der 
Wahrheit  dringen;  doch  soll  er  solche 
Vorurteile  mit  Schonung  behandeln,  auf 


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Moreau 

die  andre  Menschen  ihre  Ruhe  bauen. 
Er  soll  den  Müssiggang  fliehen  und  in 
seinen  Berufsgeschäften  mit  Ordnung. 
Fleiss  und  Pünktlichkeit  handeln.  Er  soll 
ohne  vorwitzige  Neugierde  alles  zu  er- 
forschen suchen,  wodurch  er  klüger  und 
besser  werden  kann.  Er  soll  nach  allen 
Kräften  jede  gute  Anstalt  zum  Besten  der 
Menschheit  unterstützen.  Er  soll,  heim- 
lich oder  öffentlich,  jedes  verkannte  Ta- 
lent, jedes  unterdrückte  Genie  ermuntern. 
Er  soll  verschwiegen  Bein  und  sich  daher 
an  Gegenwart  des  Geistes,  Wachsamkeit 
auf  sich  selbst,  Mut  und  Unerschrocken- 
heit  gewöhnen,  nicht  Ansehen,  Stand, 
noch  Gefahr  achten,  wo  es  Pflicht  gilt.« 
(S.  Freimaurer  regeln.) 

Moreau,  Cäsar,  ein  französischer  mau- 
rerischer Schriftsteller,  verdient  als  Heraus- 
geber und  Begründer  der  Zeitschrift  L' Uni- 
vers maconmaue  (Paris  1837),  geb.  22. 
Nov.  1791  in  Marseille,  gest.  im  November 
1860. 

Morgan,  William.  Der  unglückliche 
Name  deckt  ein  rätselhaft  dunkles  Blatt 
in  der  Geschichte  des  Freimaurerbundes 
in  Nordamerika.  M.  war  geboren  7.  Aug. 
1774  in  Culpepper  (Virginia).  Nach  man- 
cherlei Schicksalen  in  Krieg  und  Frieden 
kehrte  er  schliesslich  zu  seiner  ursprüng- 
lichen Beschäftigung,  der  Werkmaurerei, 
zurück,  als  ihn  eine  Augenentzünduug 
arbeitsunfähig  machte  und  dem  grössten 
Elend  preisgab.  Dies  mag  den  Entschluss 
in  ihm  gereift  haben,  zu  dessen  Ausführung 
er  von  Rochester  (im  Staate  New  York) 
nach  dem  benachbarten  Batavia  übersie- 
delte. Hier  verbreitete  sich  im  Sommer 
1826  das  Gerücht,  M.  arbeite  an  einem 
Werke  über  die  Geheimlehren,  Zeichen 
und  Gebräuche  der  Freimaurer  und  habe 
bereits  einen  Maler,  Namens  David  C.  Miller, 
für  die  Illustration  des  Werkes  gewonnen. 
Das  Gerücht  erregte  unter  den  zahlreichen 
Mitgliedern  des  Freimaurerbunds  eine 
grosse  Aufregung;  zahlreiche  Versamm- 
lungen wurden  abgehalten,  wie  das  Unter- 
nehmen zu  verhindern  sei.  Nachdem  ein 
gewaltsamer  Angriff  auf  Miller  miaBlungen 
war,  glückte  schliesslich  gegen  M.  allein 
ein  Entführungsplan.  Man  erwirkte  10. 
Sept.  1826  in  Canandacgua  einen  Ver- 
haftsbefehl  gegen  M.  wegen  einer  Privat- 
schuld, auf  Grund  dessen  er  in  Batavia 
verhaftet  und,  ehe  sein  Freund  Miller  ihn 
auslösen  konnte,  nach  Canandacgua  geführt 
wurde.  Ein  andrer  lÖBte  ihn  hier  aus,  bemäch- 
tigte sich  seiner  beim  Austritt  aus  dem  Ge- 
fängnis, und  man  brachte  ihn  in  einem  bereit- 
gehalten Wagen  mittels  mehrerer  Relais 
in  die  entlegne  Grafschaft  Niagara.  Hier 
hatte  der  Sheriff  Eli  Bruce  bereits  für  ein 
sicheres  Gefängnis  im  Fort  Niagara  auf 
der  kanadischen  Seite  des  Flusses  gesorgt, 
dessen  Kommandant  ebenfalls  Freimaurer 
war.  Die  Absicht  ging  nach  allen  An- 
zeichen nicht  weiter,  als  M.  in  sicherm 


-  Morgan.  53 

Gewahrsam  zu  halten,  um  ihn  an  der  Ver- 
öffentlichung seines  Werks  zu  verhindern. 
Die  Entführung  blieb  natürlich  nicht  un- 
entdeckt.  Am  1.  Jan.  1827  sprach  der 
Gerichtshof  zu  Canandacgua  (Grafschaft 
Ontario,  New  York)  Loton  Lawson,  Nicho- 
lasG.Chusbro,  Magistratsinitglied  (coroner), 
und  den  Oberst  Edward  Sawyer  des  Com- 
plota  zur  Entführung  eines  Menschen  schul- 
dig und  verurteilte  zwei  zu  je  zwei,  den  dritten 
zu  ein  Jahr  drei  Monaten  Gefängnis.  Nicht 
so  glücklich  war  man  in  der  Auffin- 
dung des  unglücklichen  M.  selbst.  Sämt- 
liche Beteiligte  bis  auf  die  Wirte  und 
Kutscher  herab  waren  Freimaurer  ge- 
wesen; ausserdem  befand  sich  M.  ausser 
dem  Bereich  der  amerikanischen  Behör- 
den auf  kanadischem  Boden.  Trotz  viel- 
facherNachforschungen  blieb  er  verschollen. 
Nach  einer  Angabe  soll  er  von  Freimaurern 
I  in  den  Niagara  gestürzt  worden  sein.  Für 
die  Freimaurerei  in  den  Vereinigten  Staaten 
war  diese  Handlung  vermeintlicher  Justiz 
ein  schwerer  Schlag.  Viele  Mitglieder 
traten  aus  dem  Bunde  aus,  ganze  Logen 
mussten  sich  auflösen,  und  die  Freimaurerei 
wurde  auf  Jahrzehnte  zurückgeworfen.  Die 
Angriffe  gegen  den  Bund  erhielten  neue 
Nahrung.  Unter  dem  Vorantritt  der  bap- 
tistischeo  Kirche  wurden  unzählige  Protest- 
versammlungen  veranstaltet  und  die  Unter- 
drückung der  Freimaurerei  von  den  Be- 
hörden gefordert.  Überall  wurde  M.  als 
Märtyrer  und  als  Opfer  einer  verbreche- 
rischen Gesellschaft  hingestellt.  Bis  zum 
Jahre  1833  dauerte  die  Aufregung  über 
das  Verschwinden  M.'s,  und  noch  1882 
wurde  in  Batavia  ein  M. -Monument,  eine 
Kolossalstatue,  mit  der  Inschrift  enthüllt: 
»Dem  Andenken  von  William  M.,  Bürger 
von  Virginia,  Kapitän  des  Kriegs  von 
1812;  er  war  ein  ehrbarer  Einwohner  von 
Batavia  und  ein  Märtvrer  der  Wahrheit 
in  Wort  und  Schrift,  fir  wurde  nahe  die- 
ser Stelle  im  Jahre  1816  von  Freimaurern 
entführt  und  gemordet,  weil  er  die  Geheim- 
nisse ihres  Ordens  enthüllte.«  Nach  einer 
Nachricht  im  Triangel  (1859,  S.  165)  ist 
die  Sache  aufgeklärt  durch  einen  gewissen 
Bloom,  der  in  der  amerikanischen  Zeit- 
schrift Mirror  and  Keystone  erklärt  hat, 
dass  er  eine  geraume  Zeit  in  Smyrna  ge- 
wohnt habe  und  1831  mit  einem  Amerikaner 
mohamedanischen  Glaubens,  Namens 
Mustapha,  bekannt  geworden  sei,  der  sich 
ihm  als  William  M.  zu  erkennen  ge- 
geben habe.  Diese  Nachricht  wurde  noch 
weiter  durch  einen  gewissen  Goodall 
bestätigt,  der  während  seines  Aufent- 
halts in  Konstantinopel  von  zwei  Herren 
die  Versicherung  erhalten  habe,  sie  seien 
persönlich  mit  M.  bekannt  gewesen,  und 
das  von  diesem  ihnen  gemachte  Geständ- 
nis lasse  keinen  Zweifel  übrig,  dass  er 
wirklich  M.  gewesen  sei,  der,  während 
man  in  Amerika  an  seine  Ermordung 
glaubte,  ein  ruhiges  und  beschauliches 


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54  Morgen 

Leben  in  der  Türkei  führte.  Er  habe  er- 
klärt, direkt  von  den  Vereinigten  Staaten 
nach  Smyrna  gesegelt  zu  sein,  dort  tür- 
kische Kleidung  angenommen  und  sich 
den  Namen  Mustapha  beigelegt  zu  haben. 
M.  soll  dann  noch  bis  1848  in  Smyrna 
gelebt  haben.  [Vgl.  Bh.  1892,  S.  244.  A.  Z. 
1888,  S.  135.  A.  1890,  S.  151.  L.  XVIII, 
S.  266.  Confessions  of  Henrv  L  Valance 
(Cincinnati  1850).  Ritual  und*  Aufdeckung 
der  amerikanischen  Freimaurerei,  ...  so 
wie  auch  einer  Darstellung  deB  an  William 
M.,  wegen  Enthüllung  der  Geheimnisse 
der  Maurerei,  begangenen  Menschenraubes 
und  Mordes  (Lp*.  1838).] 
Morgen,  s.  Osten. 

Morl  ja,  Berg  von  Jerusalem,  auch  das 
nach  ihm  benannte  Land  (1.  Mos.  22,  2), 
die  Statte,  wo  Abraham  seinen  Sohn  Isaak 
Gott  zum  Brandopfer  darbringen  sollte  [von 
Abraham  selber:  »Jahwe  siehet«  genannt, 
•daher  man  heutiges  Tages  sagt :  auf  dem 
Berge,  wo  Jahwe  erscheint«  1.  Mos.  22,  4 
(so  wörtlich  übersetzt)],  wird  2.  Chron.  8, 
1  als  der  Berg  bezeichnet,  wo  Salomo  zu 
Jerusalem  den  Tempel  erbaute  an  dem 
Platze,  den  David  von  dem  Jebusiter 
Arawna  gekauft  und  wo  er  bereits,  dem 
Befehle  Gottes  folgend,  zur  Abwehr  der 
Pest  dem  Jahwe  einen  Altar  errichtet,  sowie 
Brand-  und  Heilsopfer  dargebracht  hatte 
12.  Sam.  24,  16,  25].  Sonst  führt  der 
Tempelberg  bei  den  Dichtern  und  Pro- 
pheten des  Alten  Testaments  den  Namen 
Zion.  Vielfach  wird  behauptet:  beide 
Hügel,  Zion  und  M.,  seien  nur  ver- 
schiedne  Teile  eine«  und  desselben  Berges. 
Wegen  der  Beziehung  zum  Salomonischen 
Tempel  wird  in  verschiednen  Lehrarten 
der  Berg  M.  erwähnt,  so  im  schwedi- 
schen Ritual  bereits  im  Lehrlingsgrad. 
Auch  im  neuenglischen  Lehrlingsfragstück 
nach  Browne  [Krause,  Kunsturkunden,  1, 2,  S. 
188]  wird  M.  als  Tempelberg  ohne  mystische 
Deutung  genannt.  Nach  dem  Ordre  royal 
de  Heredom  de  Kilwinning  (Instruction 
du  lw  degr£)  wurde  das  erste  Ordenskapitel 
von  Hlredom  auf  dem  heiligen  Gipfel  des 
Berges  M.  abgehalten.  Comenius  [Opera 
didactica  (Amsterdam  1657),  S.  4781  deutet 
M.  allegorisch:  »Der  Tempel  Salomos 
wurde  auf  Gottes  Geheiss  gegründet  auf 
dem  Berge  M.,  welches  «Anschauen 
Gottes*  bedeutet.  So  wird  auch  Anschauen 
des  Herrn  die  Grundlage  der  Weisheit 
sein,  d.  h.  alle  werden  dahin  eingehen, 
damit  durch  alles  Sichtbare  der  unsicht- 
bare Ordner  des  Weltalls  selbst  mit  seiner 
durch  alles  erlogenen  Macht,  Weisheit 
und  Güte  im  Geist  geschaut  werden  kann.« 

Moxin,  Stephan,  ein  Pariser  Jude,  hat 
in  Amerika  die  französischen  Hochgrade 
eingeführt;  denn  als  er  1761  dahin  reiste, 
erhielt  er  vom  Conseil  des  Empereurs 
d'Orient  et  Occident  (s.  Kaiser  vom  Osten) 
in  Paris  eine  Bestallung  (Lettre»  patentes 
pour  constitutions)  vom  27.  Aug.  1761, 


—  Moritz. 

]  worin  ihm  als  Grand  llu  parfait  et  ancien 
maStre  sublime,  Prince  Macon,  Chevalier 
'  et  Prince  sublime  de  tous  les  ordres  de  la 
I  Maconnerie  de  perfection,  membre  de  la 
I  Trinite"  etc.  die  Würde  eines  D^pute"  Grand- 
I  Inspecteur   dans   toutes   les  parties  du 
:  Nouveau-Monde  und  die  Vollmacht  erteilt 
;  wurde,  jenseits  des  Ozeans  die  Freimaurerei 
durch  die  Mitteilung  aller  von  diesem 
'  Conseil  anerkannten  25  höhern  Grade  zu 
j  verbreiten.  M.  ging  erst  nach  St.  Domingo, 
dann  nach  Jamaica  und  Charleston  und  ver- 
breitete Überall  den  Rite  de  perfection,  der 
damals  (und  biB  1801)  nur  25  Grade  hatte, 
j  später  aber  (1803i  mit  Tilly  de  Grassy  (s.  d.) 
nach  Frankreich  als  etwas  neues  zurück- 
kam und  sich  noch  einige  Grade  zugelegt 
hatte,  sodass  der  Rite  nun  aus  83  Graden 
bestand.    Wann  und  wo  M.  gestorben,  ist 
nicht  ersichtlich,  in  den  neunziger  Jahren 
des  18.  Jahrh.  war  er  noch  am  Leben. 
[Vgl.  Thory,  Histoire  de  Grand  Orient  de 
France,  S.  121—127.   (Vaasal)  Essai  histo- 
I  rique.     Ragon,   Orthodoxie  maconnique, 
I  S.   181.     Kloss,    Geschichte   der  Frei- 
maurerei in  Frankreich,  I,  89.    L.  XX. 
I  289.   Folger,  The  ancient  and  aeeeptea 
scottish  rite  (New  York  1862),  vorzüglich 
Kap.  2  und  3  (S.  20—75)  und  Dokument 
4.  6.  6.  (S.  29-39).] 

Morison,  Charles,  geb.  1.  Jan.  1780 
in  Greenfield  bei  Alloa,  gest.  1848  in  Paris, 
i  war  Arzt  und  lebte  lange  Zeit  auf  Halb- 
j  sold    in    der  Schweiz    und  Frankreich. 
|  Er  besass  eine  der  grössten  maurerischen 
Büchersammlungen    sowohl    an  Hand- 
■  schriften,  als  Drucksachen,  an  Wert  wohl 
20000  Fr.,  die  er  durch  letztwillige  Verfü- 
gung der  Grossen  Loge  von  Schottland 
vermachte,  die  das  Geschenk  annahm  und 
dem  Gebrauch  ihrer  Mitglieder  zugänglich 
machte.    [Laurie,  Histoire  of  Freemasonry 
(ed.  2),  8.  274,  275,  813.]    Die  Bücher- 
sammlung M.'s   Boll  aus  dem  Nachlasa 
Thorys  (s.  d.)  stammen,  in  dessen  Ver- 
wahrung  die   ganzen   Sammlungen  des 
Rite  ecossais  philosophique  nach  dessen 
Auflösung  übergegangen  waren. 

Moritz,  Karl  Philipp,  preuss.  Hofrat, 
Professor  und  Mitglied  aer  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Berlin,  geb.  15.  Sept. 
1757  in  Hameln,  gest.  26.  Juli  1798  in 
Berlin,  war  ein  edler  Mensch,  dessen  Ver- 
irrungen  und  Wunderlichkeiten  in  der  Er- 
ziehung begründet  waren,  die  alle  Keime 
höherer  Entwicklung  so  zerdrückt  und  ge- 
knickt hatte,  dass  sie  notwendig  schief  in 
die  Höhe  kommen  mussten.  Goethe,  der 
ihn  sehr  auszeichnete,  fand  das  Anziehende 
in  M.  heraus,  und  zwar  weniger  das,  was 
es  geworden,  als  was  es  hätte  werden 
können.  Die  Wärme  und  Wahrheit,  die 
Ursprünglichkeit  seiner  Empfindungen 
zeichneten  ihn  vor  vielen  aus,  und  sein 
Leben,  wie  er  es  selbst  in  dem  philoso- 
phischen Roman  »Anton  Reiser«  (Brl.  1785 
bis  1794)  in  fünf  Bänden  niedergelegt  hat, 


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Mörlin  — 

f;iebt  eine  so  wahre  und  getreue  Darstel- 
ung  eines  Menschenleben»  bis  auf  seine 
kleinsten  Nuancen,  ah)  es  vielleicht  nur 
eine  geben  kann*,  und  führt  uns  durch 
seine  verworrnen  Lebenspfade,  die  ihn 
vom  (Hutmacher  zur  Universität  und  so 
weiter  brachten.  Über  50  Schriften  tragen 
seinen  Namen,  und  wie  seine  Sprachlehre 
lange  Zeit  geschätzt  war,  sein  Stil  selbst 
sich  an  Goethe  durch  die  Klarheit  an- 
schliesst,  so  hat  seine  Götterlehre  den  Sinn 
für  das  klaasische  Altertum  geweckt  und 
genährt.  Auch  als  Freimaurer  war  er 
thätig,  und  Beine  Reden  wurden  gern  ge- 
hört; die  er  —  ein  Mitglied  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin  —  später  u.  d.  T. : 
Die  grosse  Loge  oder  der  Freimaurer 
mit  Wage  und  Senkblei  (Brl.  1793), 
und  die  C.  F.  Klischnig  vermehrt  u.  d.  T. : 
C.  Ph.  M.'s  Launen  und  Phantasien  (Brl. 
1796)  herausgab.  Ausserdem  erschien  auch 
von  ihm:  Beiträge  zur  Philosophie  des 
Lebens  aus  dem  Tagebuche  eines  Frei- 
maurers (Brl.  1780);  Fragmente  aus  dem 
Tagebuche  eines  Geistersehers  (Brl.  1787); 
Dreimal  drei  Worte  zur  Lehre  und  War- 
nung (Brl.  1796).  Wie  man  über  ihn  und 
seine  Bedeutung  dachte,  geht  auch  daraus 
hervor,  daas  Ragotzkys  Freidenker  in  der 
Maurerei  (Brl.  1798)  ihm  zugeschrieben 
wurde.  In  der  Schrift:  »Andreas  Hart- 
knopf. Eine  Allegorie«  (Brl.  1786)  sollen 
unter  dem  Schleier  eines  Romans  wichtige 
Aufschlüsse  über  die  Freimaurerei  gegeben 
werden.  Neben  dem  Leben,  wie  es  im 
Anton  Reiser  erscheint,  ist  aber  noch  die 
ausführliche  Biographie  zu  beachten,  wie 
sich  diese  in  Schlichtegrolls  Nekrolog  auf 
das  J.  1793  (Gotha  1795),  II,  169-276 
findet,  und  der  Aufsatz  von  W.  Alexis 
•Anton  Reiser«  im  Literarhistorischen 
Taschenbuch  von  Prutz,  5.  Jahrg.  (1847), 
S.  1—73,  der  mit  grosser  Wärme  und  vie- 
lem Verständnis  des  bedeutend  angelegten, 
aber  nicht  zur  vollständigen  Entwicklung 
gekommenen  M.  geschrieben  ist.  [Vgl.  Z. 
1883,  Nr.  5—8.] 

Mörlin,  Friedr.  Aug.  Christian,  Pro- 
fessor am  Gymnasium  in  Altenburg,  geb. 
4.  Jan.  1775,  gest.  4.  Sept.  1806,  ein  als 
Lehrer,  Mensen  und  Maurer  ausgezeich- 
neter Mann,  wurde  22.  April  1802  in  Al- 
tenburg in  die  Loge  Archimedes  zu  den 
drei  Reissbrettern  aufgenommen,  war  1803 
deren  Verkehrs -Schrift  rubrer  und  Vor- 
steher der  Bibliothek  und  1805  —  6 
zweiter  Aufseher.  Er  hatte  grossen  An- 
teil an  dem  Altenburger  »Constitutione 
buch«,  das  1808  erschien,  sowie  an  den  in 
diese  Zeit  fallenden  Reformen  der  Loge, 
und  lieferte  mehrere  wertvolle  Beiträge 
zu  dem  1804  -  5  herausgegebenen  »Journal 
für  Freimaurerei«.  Er  dichtete  Kants 
Totenfeier  und  war  überhaupt  litterarisch 
und  dichterisch  überaus  fruchtbar.  Eine 
Anzahl  seiner  freimaurerischen  Lieder  fin- 
den sich  jetzt  noch  in  den  meisten  Logen- 


Mormonen.  55 

gesangbüchern.  Seine  im  Gymnasium 
1802—6  gehaltnen  »Erbauungareden«  er- 
schienen nach  seinem  Tode  in  einer  be- 
sondern Sammlung  (Altbg.  1820).  Näheres 
über  ihn  und  sein  Leben  findet  sich  in: 
Matthiä  und  Demme,  »Mörlin's  Gedächt- 
nisfeyer«  (Altbg.  1&07);  hier  heisst  es  von 
ihm  unter  anderm:  »Er  war  ein  tugend- 
hafter und  wahrhaft  frommer  Mensch. 
Wohlthun  war  seinem  von  Menschenliebe 
beseelten  Herzen  hoher  Genuas.  Daher 
seine  beispiellose  Dienstfertigkeit,  diekeine 
Mühe,  keine  Arbeit,  keine  Anstrengung 
scheute,  um  andern  Freude  zu  machen.« 
[Vgl.  Dietrich,  Aus  vergangenen  Tagen 
(Altenbg.  1889),  S.  85-125.] 

Mormonen.  Die  Sekte  der  M.  wurde 
1830  von  Joseph  Smith,  der  sich  besonderer 
Offenbarungen  rühmte,  gegründet.  Aus 
dem  8taate  New  York  vertrieben,  siedelte 
er  1883  nach  dem  Westen  von  Missouri 
über.  Auch  hier  ausgewiesen,  legte  er 
1840  die  Stadt  Nauvoo  im  Staate  Illinois 
an  und  baute  einen  grossartigen  Tempel. 
Hier  traten  die  Mormonen  auch  mit  der 
Freimaurerei  in  nähere  Beziehung.  Der 
Grossmeister  der  neu  gegründeten  Gross- 
loge von  Illinois,  Jonas,  bewilligte  1841 
eine  Dispensation  für  die  Nauvoo- Loge,  die 
1842  zu  arbeiten  anfing  und  binnen  eines 
kurzen  Zeitraums  eine  grosse  Anzahl  Mor- 
monen zu  Freimaurern  aufnahm.  In  der 
folgenden  Versammlung  der  Groasloge 
wurde  eine  Anfrage  um  einen  Freibrief 
nicht  bewilligt,  aber  beschlossen,  aus  der 
ursprünglichen  Loge  noch  zwei  andre  zu 
gründen.  Dies  geschah,  die  Helm-  und 
die  Nye-Loge  entstanden,  und  um  ihrer 
ältern  Schwester  nicht  nachzustehen,  ar- 
beiteten diese  ebenso,  wie  jene.  Da  die 
Grossloge  nie  einen  Bericht  erhalten 
konnte,  wurde  ein  Ausschuss  ernannt,  um 
die  Sache  an  Ort  und  Stelle  zu  untersuchen, 
und  dieser  Ausschuss  beantragte  in  der 
nächsten  Versammlung,  die  Logen  aufzu- 
heben. Dies  erfolgte,  aber  nur  wenig 
kehrten  sich  die  Mitglieder  daran  und  ar- 
beiteten fort  bis  1844,  wo  die  Groasloge 
,  die  drei  Logen  in  Nauvoo  für  Winkellogen 
erklärte  und  alle  übrigen  Grosslogen  in 
den  Vereinigten  Staaten  ersuchte,  davon 
Kenntnis  zu  nehmen,  und  die  maurerischen 
Presse  bat,  dies  zu  veröffentlichen.  Der 
Tod  Joseph  SmithB,  der  in  den  Kämpfen 
mit  den  übrigen  Einwohnern  der  Stadt 
1844  fiel,  und  die  Vertreibung  der  M.  von 
Nauvoo  machte  dem  Maurerwesen  unter 
den  M.  ein  Ende.  Unter  dem  Nachfolger 
Smiths,  Brigham  Young  (s.  d.},  zogen  die 
M.  nach  dem  fernen  Westen  und  gründeten 
am  grossen  Salzsee  den  Staat  Utah,  der 
sich  bald  Dank  der  günstigen  Lage  seiner 
Hauptstadt,  Salt  Lake  City,  zu  einem  blü- 
henden Gemeinwesen  erhob.  Brigham  Young 
wurde  von  der  Unionsregierung  zum  Gou- 
verneur des  Territoriums  ernannt  und  re- 
gierte bis  zu  seinem  Tode  1877  seine  Gläu- 


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56  Morphy  ■ 

bigen  mit  eiserner  Strenge.  1852  verkün- 
dete er  die  Vielweiberei,  die  schon  früher 
vorkam,  auf  Grund  einer  besondern  Offen- 
barung als  Gesetz.  Ohne  Vielweiberei  sei 
keine  Erhöhung  oder  Erlösung  des  Men- 
schen möglich.  Die  Zahl  der  Frauen  hängt 
vom  Einkommen  und  der  Stellung  des 
Mannes  ab.  Die  Verfassung  de»  Mormo- 
nentums  stellt  eine  irdische  Theokratie 
dar  mit  Anpassung  an  die  demokratischen 
Verhältnisse  Amerikas.  Die  Einweihungs- 
gebräuche, die  jeder  Aufzunehmende 
durchzumachen  hat,  sind  der  Freimaurerei 
nachgebildet.  Es  giebt  drei  Grade,  von 
denen  jeder  einzelne  seine  eigne  Eides- 
formel, Griff,  Zeichen  und  Passwort  hat. 
Daher  ist  es  in  Utah  nichts  Seltenes,  dass 
Frauen  Maurerzeichen  geben.  Obgleich 
viele,  ehe  sie  M.  wurden,  in  gesetzmäßigen 
Logen  zu  Freimaurern  gemacht  worden 
sind,  so  sind  doch  diesen  selbstverständ- 
lich die  Logen  verschlossen.  Die  Gross- 
loge  von  Utah  gestattet  keinem  M.  den 
Zutritt.  Eine  unter  der  Grossloge  von 
Nevada  in  der  grossen  Salzseestadt  arbei- 
tende Loge,  der  von  ersterer  untersagt 
war,  M.  aufzunehmen,  wandte  sich  1868 
an  die  Grossloge  von  Colorado  um  einen 
neuen  Freibrief,  um  hierdurch  von  jenem 
Verbote  befreit  zu  werden;  dieser  wurde 
ihr  jedoch  verweigert.  Obgleich  die  Regie- 
rung der  Vereinigten  Staaten  energische 
Schritte  gethan  hat,  um  die  Vielweiberei 
abzuschaffen,  ist  die  Gemeinde  noch  nicht 
erschüttert.  In  Gegenwart  von  50  000  Gläu- 
bigen wurde  1893  ihr  grosser  Tempel  in 
Salt  Lake  City  eingeweiht.  [Vgl.  Schlagint- 
weit,  Die  M.  von  ihrer  Entstehung  bis  zur 
Gegenwart  (2.  Ausg.,  Lpz.  1878).  FZ  1878, 
S.  245.] 

Morphy.  Der  Name  eines  der  neun  von 
Salomon  zur  Aufsuchung  des  vermissten 
Baumeisters  Hiram  (a.  d.)  nach  der  Sage 
auserwählten  Meister. 

Mörs  (St.  in  der  preusg.  Rheinprovinz, 
5839  E.).  Hier  besteht  ein  Kränzchen 
Ernst  und  Falk,  gest.  23.  Nov.  1892, 
der  Loge  in  Krefeld  unterstellt  9.  Jan. 
1895.  Mitgliederzahl  (1899):  15.  Vers.: 
dritten  Dienstag  im  Monat. 

Mosaisches  Pflaster  (Mosaic  pavement), 
richtiger:  Musivisches  Pflaster,  s.  Pflaster. 

Mosambik  (Mozambique,  Freistaat  in 
Ostafrika  unter  portugiesischer  Oberhoheit). 
1845  bestand  in  M.  eine  Tochterloge  des 
Grande  Oriente  Lusitano,  die  jedenfalls 
später  wieder  eingegangen  ist.  1876  be- 
standen in  M.  zwei  und  Lorenzo  Marques 
eine  Tochterloge  des  Grande  Oriente  Lu- 
sitano Unido,  die  aber  1882  schon  wieder 
erloschen  waren. 

Mosellanerorden,  s.  Amicisten. 

Mosen,  Julius,  Dichter,  geb.  8.  Juli 
1803  zu  Marienei  im  sächsischen  Vogt- 
land, gest.  10.  Okt.  1867  in  Oldenburg, 
studierte  die  Rechte  in  Jena,  unternahm 
1824 — 27  eine  Reise  nach  Italien,  ward 


—  Musadorf. 

1831  Aktuar  in  Kohren,  1834  Advokat  in 
Dresden,  wo  er  sich  jedoch  mehr  seinen 
dichterischen  Neigungen,  als  den  juristi- 
schen Studien  hingab.  In  Betracht  seiner 
dramatischen  Werke,  durch  die  er  die 
deutsche  Bühne  zu  heben  suchte,  wurde 
er  1844  vom  Grossherzog  von  Oldenburg 
als  Theaterdichter  nach  Oldenburg  berufen, 
wo  damals  unter  der  Leitung  des  Barons 
v.  Gall  als  Theaterintendanten  der  Versuch 
gemacht  wurde,  eine  Musterbübne  zu  er- 
richten. Seine  Thätigkeit  war  aber  nicht 
von  langer  Dauer,  da  ein  hartnäckiges 
Nervenleiden  ihn  bald  auf  das  Kranken- 
lager warf,  von  dem  er  nicht  wieder  er- 
stehen sollte.  Eine  Gesamtausgabe  seiner 
]  Werke  wurde  auf  Veranlassung  seiner 
Freunde  veranstaltet,  um  ihm  den  Beweis 

•  zu  liefern,  dass  das  deutsche  Publikum 
i  seiner  Dichter  gedenke.  —  M.  wurde  2.  Febr. 

•  1843  in  der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern 
u.  a.  w.  in  Dresden  zum  Freimaurer  aufge- 
nommen, hat  aber  in  Oldenburg,  durch 
sein  Körperleiden,  das  schon  1846  begann, 
verhindert,  nie  Teil  an  den  Arbeiten  ge- 
nominen ,  obgleich  er  sich  gern  davon 
unterhalten  lies»  und  die  humanistische 
Seite  des  Bundes  als  dessen  Hauptaufgabe 
ansah.  [Vgl.  A.  1897,  S.  118  fg.  Bh.  1867, 
S.  343,  868.    FZ.  1867,  S.  371.] 

Moser,  Gustav  v.,  Lustapieldichter, 
geb.  11.  Mai  1825  in  Spandau,  wurde  für  die 
MilitärlaUfbahn  erzogen,  gab  aber  1856 
den  Militärdienst  auf  und  wurde  Land- 
wirt. Da  er  als  solcher  keine  Be- 
friedigung fand,  widmete  er  sich  aus- 
schliesslich der  Schriftstellerei.  Von  seinen 
Lustspielen  sind  am  bekanntesten:  «Ein 
moderner  Barbar«  (1861),  »Ultimo«  (1874s, 
»Der  Veilchenfresser«  (1876),  »Krieg  im 
Frieden«  (1881),  »Unsere  Frauen«  (1882).  — 
v.  M.  wurde  25.  April  1861  in  der  Loge 
i  Isis  in  Lauban  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen  und  lebt  jetzt  in  Görlitz. 

Moses.  Die  Maurerei  kommt  in  einzel- 
nen Lehrarten  (namentlich  französischem 
mit  M.  in  Berührung.  Durch  ihn  sollen 
die  ägyptischen  Mysterien  zu  den  Israe- 
liten gekommen  sein,  ja  man  spricht  sogar 
von  einer  durch  M.  entstandnen  jüdi- 
schen Freimaurerei (!).  [Vgl.  Oliver,  History 
Landmarks  I,  65.  Stade,  Geschichte  des 
Volkes  Israel.  Sagen  und  Legenden  der 
spätem  Zeit  von  Weil  (1845).] 

Mossdorf,  Friedrich,  Hof- und  Justiz- 
kanzleisekretär in  Dresden,  geb.  2.  März 
1757  in  Eckartsberga,  gest.  16.  März  1843 
in  Dresden,  wurde  1784  als  Kanzleisekretär 
in  Dresden  angestellt.  M.  gehört  zu  den 
bedeutendsten  Maurern  Deutschlands,  na- 
mentlich nach  reformatorischer  Seite  hin, 
und  sein  Name  steht  würdig  neben  denen 
von  Krause,  Fessler,  Schröder  und  Schnei- 
der. Dem  Freimaurerbunde  trat  er  15. 
Okt.  1777  in  der  Loge  Minerva  zu  den 
drei  Palmen  in  Leipzig  bei.  Am  28.  Nov. 
1789  wurde  er  bei  der  Loge  Zu  den  drei 


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Mowdorf. 


57 


Schwertern  und  wahren  Freunden  ange- 
nommen. In  seiner  Loge  bekleidete  er, 
nachdem  er  bereite  früher  zweiter  Schrift- 
führer gewesen  war,  unter  v.  Broizem 
(s.  d.)  1798—1808  und  1805—10  das  Amt 
des  Schriftführers.  Ihn  kennzeichnete  vor 
allem  unermüdlicher  Forschergeist,  der 
durch  Fesslera  Schriften  in  feste  Bahnen 
gelenkt  wurde.  Für  die  Freimaurerei 
wissenschaftliche  Grundlagen  zu  schaffen, 
war  sein  Hauptbestreben;  dies  führte 
ihn  mit  den  obengenannten  hervorragen- 
den Freimaurern  zusammen,  mussto  ihn 
auf  die  Seite  der  reformatorischen  Thätig- 
keit  hinleiten  und  ihn  zu  besonderer 
litterarischer  Wirksamkeit  veranlassen. 
Wenn  ersieh  auch  den  in  den  ersten  dreizehn 
Jahren  seiner  Zugehörigkeit  zur  Freimau- 
rerei sich  noch  breit  machenden  Sonder- 
beatrebungen  nicht  hingab  und  in  Hoch- 
grade nicht  eingeweiht  war,  so  lernte  er 
diese  doch  genau  kennen  und  war  eine 
tüchtige  Kraft,  die  für  deren  Abschaffung 
eintrat  und  v.  Räcknitz  (s.  d.)  bei  sei- 
ner Reformierung  der  Loge  unterstützte. 
Seine  Anschauungen  über  die  Zustände 
und  die  Verfassung  der  Freimaurerei  legte 
er  in  dem  Rundschreiben  dar,  das  im 
•Maurerischen  Taschenbuch  auf  das  Jahr 
5805—6.  (Brl.  1806),  S.  169  und  im 
»Neuen  Freym.  Taschenbuch  auf  die  J. 
1806  und  1807»  (Freiberg  1806),  S.  172 
enthalten  ist.  Mit  Fessler  (s.  d.)  stand  er 
in  freundschaftlichen  Verhältnissen,  lernte 
ihn  auch  persönlich  kennen  und  brachte 
im  Freiberger  »Taschenbuch  auf  das  J. 
1802«  eine  Ankündigung  der  von  Fessler 
ausgearbeiteten  »kritischen  Geschichte«. 
M.  gehörte  auch  den  von  Fessler  gestif- 
teten höhern  Erkenntnisstufen  bis  1805  an. 
Dem  von  Fessler  gegründeten  Bunde  scien- 
tifischcr  Freimaurer  (s.  d.)  gehörte  er  gleich- 
falls als  Archivar  des  Archivs  zu  Dresden 
an.  Ferner  gabM.  heraus:  »Fessler's  Rück- 
blicke auf  die  letzten  sechs  Jahre  seiner 
Logenthätigkeit«  (Dresd.  1804),  den  ersten 
Band  von  dessen:  «Sämmtlichen  Schriften 
über  Freymaurerey«  (Freiberg  1805)  und 
dessen:  »Actenmässige  Aufschlüsse  über 
den  Bund  der  Evergeten  in  Schlesien« 
(Freiberg  1804).  Ebenso  stand  er  mit 
Schröder  (s.  d.)  in  Hamburg  in  innigster 
Verbindung  und  war  deshalb  auch  bei  der 
Gründung  des  geschichtlichen  Engbunds 
in  Dresden  1806  mit  thätig.  Er  war  dessen 
Archivar  und  Protokollführer,  nachdem  er 
(weil  die  Schwerter- Loge  nicht  zur  Schrö- 
derschen  Lehrart  gehörte)  zuvor  zum  Ehren- 
mitglied der  Loge  Zum  goldnen  Apfel 
das.  ernannt  worden  war.  Allein  Meinungs- 
verschiedenheiten betreffs  maurerischer 
Öffentlichkeit  und  die  Verbindung  mit 
Krause  (s  d.)  brachten  ihn  mit  den 
Mitgliedern  des  Dresdner  Engbunds  und 
mit  den  andern  Engbünden  in  Zwiespalt, 
so  daas  er  17.  Febr.  1810  aus  jenem 
ausschied  und   19.  April  1810   auf  die 


Ehrenraitgliedschaft  bei  der  Loge  Zum 
goldnen  Apfel  verzichtete.  [Vgl.  Stuvens 
Abhandlung  über  den  Ein  flugs  geheimer 
Gesellschaften  u.  s.  w.  Neu  herausgegeben 
von  M.  (Freiberg  1811).)  M.  suchte,  wie 
Krause,  nach  Wahrheit  und  Klarheit.  Sie 
begannen  an  den  Überlieferungen  zu  rütteln 
und  traten  damit  als  Gegner  derer  auf, 
die  noch  mit  einem  Fusse  im  Alten  stan- 
den und  vom  Vorurteil  befangen  waren. 
Die  aus  M.'s  geradem  Wesen  geborne  Ab- 
neigung gegen  die  herrschende  Unwissenheit 
und  den  blinden  Autoritätsglauben  waren 

|  für  diese  Zeit  noch  verfrüht,  und  seine 
hohen  Gedanken  über  die  Maurerei  als 
einen  Menschheitsbund  Hessen  ihn  für 
Krauses  Ideen  an  die  Öffentlichkeit  treten. 
Dadurch  wurde  M.'s  Name  in  der  gesamten 
Maurerwelt  bekannt.  1805  war  der  Philo- 
soph Krause  (s.  d.)  nach  Dresden  über- 
gesiedelt und  bei  der  Ix>ge  Zu  den  drei 
Schwertern  angenommen  worden.  Von  1808 
an  bis  zu  seiner  Ausschliessung  nahm  er 
in  der  Loge  das  wichtige  Amt  des  Redners 
ein,  in  dem  er  durch  seine  zahlreichen 
Vorträge  aufklärend  zu  wirken  Gelegen- 
heit fand.  Die  Gleichheit  ihrer  Gesin- 
nungen schuf  zwischen  beiden  die  innigste 
Verbindung.  1808  übergab  M.  seinem 
Freund  eine  Abschrift  der  altenglischen 
Aufnahmeakte,  und  dies  wurde  die  erste 
Anregung  zu  Krauses  eingehenden  ge- 
schichtlichen Studien  über  die  Freimaurerei, 
zu  seinem  brief  liehen  Verkehr  mit  Schneider 
(s.  d.)  in  Altenburg  und  zur  Herausgabe 
seiner  bekannten  Schrift:  »Die  drei  ältesten 
Kunsturkunden  der  Freimaurerbrüder- 
schaft.« l809erlie8sdieSchwerter-Loge  eine 
Erklärung,  in  der  sie  auf  die  Vorzüglich- 
keit der  gedruckt  erschienenen  Krauseschen 
Vorträge  aufmerksam  machte  und  zugleich 
auf  die  dem  Rundschreiben  beigegebene 
Ankündigung  des  Erscheinens  eines  mau- 
rerischen Handbuchs  aus  desselben  Ver- 
fassers Feder  hinwies.  Diese  Ankündigung 
war  unter  voller  Kenntnis  und  Zustimmung 
Krauses  von  M.  verfasst  und  nur  von  ihm, 

1  nicht  von  der  Loge  unterzeichnet.  Sie 
entfachte  den  Sturm  der  Entrüstung  gegen 
die  beiden  und  auch  gegen  die  Loge.  Man 
befürchtete  von  der  Schrift  Krauses  Verrat 
und  Treulosigkeit  an  der  Freimaurerei. 
Es  gingen  Beschwerden  an  die  Loge  ein, 
die  sich  gegen  die  Herausgabe  des  Werks 
wendeten.  Am  stärksten  traten  die 
drei  altpreussischen  Grosslogen  auf, 
die  sich  in  einem  Schriftstück  sogar  er- 
laubten, der  völlig  unabhängig  dastehendeu 
Loge  zu  drohen,  das«  sie,  falls  das  Werk 
nicht  unterdrückt  werde,  auf  die  Aus- 
schliessung der  beiden  Freimaurer  dringen 
würden,  und  wenn  die  Loge  darauf  nicht 
eingehe,  sie  ihr  eine  Rüge  erteilen  und 
ihren  Mitgliedern  den  Besuch  der  unter  den 
drei  Grosslogen  stehenden  Logen  verbieten 
würden.  Auf  diese  Zuschrift  erfolgte 
von  der  Loge  aus,  die  über  solches  Vor- 


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58  Mothes  — 

gehen  entrüstet  war,  eine  brüderliche,  aber 
entschiedne  Antwort  h  Berlin.  Die 
Anfeindungen  hörten  aber  nicht  auf,  auch 
die  Grossloge  von  Hamburg  und  die  Loge 
Zum  goldnen  Apfel  in  Dresden  er  klarten 
sich  in  massvoller  Weise  gegen  die  Ver- 
öffentlichung. Verechiedne  Meisterbera- 
tungen fanden  statt  Als  dann,  hervorge- 
rufen durch  eine  Erklärung  von  sechs  Mit- 

? gliedern  der  Loge,  die  sich,  uneingedenk  der  [ 
ortschrittlichen  Überlieferung  ihrer  Loge, 
sowie  deren  voller  Unabhängigkeit,  dem 
Vorgehen  der  Berliner  Grosslogen  an- 
schlössen, die  Stimmung  unter  den  Mit- 
gliedern der  Loge  zu  Ungunsten  von 
Krause  und  M.  änderte,  hielt  M.  treu  zu 
seiuem  Freunde.  Am  6.  Juni  1810  erschien 
der  erete  Band  der  Kunsturkunden  und 
wurde  an  die  Subskribenten  versandt.  Neue,  j 
heftigere  Anklagen  gingen  an  die  Loge  ein, 
und  diese  beschloss,  nachdem  sie  bereits 
vorher  an  ihre  Mitglieder  ein  Rundschrei- 
ben gerichtet  hatte,  in  dem  sie  sämtliche 
Mitglieder  um  Erklärung  ersuchte,  was  mit 
Krause  und  M.  geschehen  solle,  am  17. 
Dez.  1810  mit  40  Stimmen  gegen  4  die 
Ausschliessung  Krauses  auf  unbestimmte 
Zeit  und  mit  26  gegen  18  auch  die  von 
M.,  weil  er  als  Ankündiger  der  ihm  wohl-  i 
bekannten  Schrift  Krauses  Meinungen  vor-  ' 
treten  habe  Während  Krause  die  Aus-  ' 
Schliessung  ruhig  hinnahm,  deckte  M.  die 
Loge  am  20.  Dez.  1810.  Beide  blieben 
nach  wie  vor  in  ihrem  Herzen  der  Mau- 
rerei treu  bis  zum  Tode.  M.  veröffent- 
lichte dann  noch:  «Mittheilungen  an  den- 
kende Freimaurer«  (Freiberg  18l8>  und 
arbeitete  mit  an  der  von  R.  R.  Fischer 
herausgegebnen  Zeitschrift:  »Die  Maurer- 
halle«. Sein  Hauptwerk  aber  ist:  »Ency- 
klopädie  der  Freimaurerei  nebst  Nach- 
richten über  die  damit  in  wirklicher  oder 
vorgeblicher  Beziehung  stehenden  geheimen 
Verbindungen,  in  alphabetischer  Ordnung 
von  C.  Lenning,  durchgesehen  und  mit 
Zusätzen  vermehrt,  herausgegeben  von 
einem  Sachkundigen«  (Fr.  M.]  (8  Bde., 
Lpz.);  Band  I  erschien  1822,  Band  II  ! 
Ib24  und  Band  III  1828.  Dieses  Werk, 
die  erste  Auflage  dieses  Handbuchs,  wurde 
1812 — 19  von  dem  deutschen  Buchhänd- 
ler Hesse  (Pseudonym  Lenning),  einem 
kenntnisreichen  Freimaurer,  in  Paris 
handschriftlich  vollendet.  Brockhaus  in 
Leipzig  als  Verleger  übertrug  die 
weitere  Ausführung  des  Werks  auf 
Empfehlung  Krauses  M.,  der,  wie  wohl 
kaum  ein  andrer  Maurer,  befähigt  war, 
ein  solches  Riesenwerk  zu  bewältigen; 
er  hatte  von  seinem  Eintritt  in  den 
Bund  an  geforscht  und  gesammelt,  stand 
mit  den  hervorragendsten  Forschern  auf 
freimaurerischem  Gebiete  in  Verbindung, 
ihn  beseelte  Wahrheitsdrang  und  tiefste  , 
maurerische  Gesinnung,  und  er  huldigte  j 
dem  fortschrittlichen  Geiste.  M.  über-  j 
trug  dem  Werk   die  Krause-  und   die  ! 


Mounier. 

Fesslerschen  Errungenschaften  und  schuf 
ein  umfangreiches  Quellenwerk,  das  auf 
der  Höhe  der  Zeit  stand.  M.'s  Loge  hatte 
wohl  gefühlt,  dass  ihr  Urteil  gegen  ihre 
zwei  verdienten  Mitglieder  kein  richtiges 
gewesen  war;  aber  es  war  nach  den  da- 
maligen Verhältnissen  kaum  eine  andre 
Gestaltung  der  Verhältnisse  möglich.  Im 
Stillen  wurde  man  in  der  Loge  nach  dem 
Tode  beider  ihrem  Andenken  gerecht,  und 
man  suchte  ihnen  Genugtnuung  und 
Rechtfertigung  zu  geben,  indem  man  in 
der  Loge  die  Büste  Krauses  aufstellte, 
einem  Enkel  M.'s,  Mitglied  der  Loge, 
1872  die  Rechte  eines  Luftons  zuerkannte 
und  1881  durch  allgemeinen  Beschluss 
beide  vollständig  in  ihre  Rechte  wieder 
einsetzte  und  ihre  leuchtenden  Namen  in 
der  Loge  »Goldnes  Buch  der  Erinnerung« 
eintragen  Hess.  [Vgl.  Klötzer,  Die  Aus- 
schliessung der  Br.  M.  und  Krause  aus 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  u.  s.  w. 
Auf  Grund  aktenmässiger  Nachweise  dar- 
gestellt (Lpz.  18S1).  Peuckert,  Geschichte 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  u.  s.  w. 
(Lpz.  1888),  S.  105.   Zd.  1843,  S.  11.1 

Mothes,  Oskar,  Architekt  und  Kunst- 
schriftsteller, geb.  27.  Dez.  1828  in  Leipzig, 
war  1849  Leutnant  der  Artillerie,  nahm 
krankheitshalber  seinen  Abschied  und  Hess 
sich  als  Architekt  in  Leipzig  nieder,  wo 
er  alsbald  seine  umfassende  Thätigkeit  auf 
dem  Gebiet  der  Kunst  und  Kunstgeschichte 
begann.  Hierher  gehören:  »Geschieht« 
der  Baukunst  und  Bildhauerei  Venedigs«, 
»Allgemeines  deutsches  Bauwörterbuch* 
(Lpz.  1858—60,  2  Bde.),  »Illustriertes  Bau- 
lexikon« (4.  Aufl.,  Lpz.  1881—88,  4  Bde.), 
•Die  Baukunst  des  Mittelalters  in  Italien« 
(Jena  1882 — 88,  5  Tie.).  Er  war  auch  prak- 
tisch thätig  als  Architekt.  Zahlreiche 
Kirchen,  Schlösser  und  Burgen  verdanken 
ihm  stilgerechten  Umbau.  Nachdem  er 
1870  zum  sächsischen  Baurat  ernannt  wor- 
den war,  siedelte  er  1884  nach  Zwickau 
über,  wo  er  noch  lebt.  —  In  den  Frei- 
maurerbund  wurde  M.  aufgenommen  in 
der  Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in 
Leipzig  5._Dez.  1848  und  hat  in  dieser  ver- 
schiedne  Amter  bekleidet.  Bei  seiner  Über- 
siedlung nach  Zwickau  trat  er  17.  April  1887 
der  dortigen  Loge  Bruderkette  zu  den  drei 
Schwänen  bei.  Auf  freimaurerischem  Ge- 
biet hat  er  sich  vielfach  mit  den  Stein- 
metzsprüchen und  Hüttenbrüderschaften 
beschäftigt  und  Forschungen  angestellt, 
die  in  den  freimaurerischen  Zeitschriften 
veröffentlicht  sind. 

Mounier,  Jean  Joseph,  französischer 
Politiker,  geb.  12.  Nov.  1758  in  Grenoble, 
gest.  25.  Jan.  1806,  wurde  1783  Richter  in 
Grenoble  und  1789  zum  Deputierten  für 
die  Generalstuaten  erwählt.  Auf  seinen 
Antrag  erklärte  sich  der  dritte  Stand  als 
die  Nationalversammlung,  deren  Präsident 
er  wurde.  Bei  deren  Übersiedlung  nach 
Paris  reichte  er  jedoch  seine  Entlassung 


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Mozart. 


59 


ein  und  begab  Bich  1790  nach  Savoyen 
nnd  der  Schweiz.  1793  lies»  er  sich  in 
Weimar  nieder,  wo  er  1795  eine  Unterrichte- 
anstalt für  junge  Englander  auf  Schloss 
Belvedere  errichtete.  1801  kehrte  er  nach 
Frankreich  zurück,  wurde  Departements- 
präfekt  und  1805  in  den  Staaterat  berufen. 
Während  seines  Aufenthalte  im  Schlosse 
Belvedere  bei  Weimar  Hess  er  seine  Schrift: 
»De  l'influence  attribuee  aux  Philosophen, 
aux  Francs-Macons  et  aux  Illumines  sur 
la  r£volution  de  France«  (Tübingen  1801, 
neue  Aufl.  Paris  1821)  erscheinen,  von  der  zu 
gleicher  Zeit  eine  deutsche  Übersetzung 
•  Über  den  vorgeblichen  Einfluss  der  Philo- 
sophen, Freymäurer  und  Illuminaten  auf 
die  französische  Revolution«  (Tübingen 
1801)  herausgegeben  wurde.  Von  diesem 
Werke  erschien  auch  eine  englische  und 
eine  holländische  Übersetzung.  Die  Schrift 
M/s  enthält  eine  gründliche  Widerlegung 
der  Verdächtigungen  von  Barruel  und  Ro- 
binson (s.  d.),  welche  die  französische  Re- 
volution von  den  Freimaurern  und  Illumi- 
naten ableiteten.  [Vgl.  Taschenbuch  für 
Freimaurer  (Röthen  1«08),  S.  151—218.] 

Mozart,  Joh.  Chrysostomus  Wolfg. 
Amadeus,  einer  der  berühmtesten,  geist- 
und  gemütvollsten  Tondichter,  geb.  27.  Jan. 
17.S6  in  Salzburg,  gest.  5.  Dez.  1791  in 
Wien,  legte  schon  in  Beiner  frühesten 
Kindheit  Proben  von  einer  ausserordent- 
lichen musikalischen  Begabung  an  den 
Tag,  so  dass  er  als  ein  Wunderkind  be- 
trachtet werden  konnte.  1769  erhielt  er 
den  Titel  eines  Salzburgschen  Konzert- 
meisters, ging  1781  nach  Wien  und  er- 
hielt später  1787  den  Titel  eines  k.  k. 
Hofkomponisten,  womit  1788  ein  Jahr- 
gehalt verbunden  wurde.  Frühzeitige  und 
osse  Anstrengungen  führten  seinen  Tod 
jungen  Jahren  herbei.  Als  Künstler 
zeichnete  er  sich  durch  eine  überaus  zarte 
und  reiche  Geistigkeit,  sowie  durch  Liebe 
zu  natürlicher  Schönheit  aus,  als  Mensch 
durch  Kindlichkeit,  Milde  und  Herzens- 
güte: er  war  als  Künstler  ganz  Musik,  als 
Mensch  ganz  Liebe.  Er  bedurfte  daher 
einer  ernstern  geistigen  Unterhaltung  und 
sodann  eines  Kreises  von  frei-  und  edel- 
gesinnten Männern,  denen  er  sich  rück- 
haltlos anschli essen  konnte.  Glücklicher- 
weise bildeten  die  Freimaurer  zu  damaliger 
Zeit  in  Wien  eine  Gesellschaft,  der  die 
bedeutendsten  und  gebildetsten  Männer 
Wiens  angehörten.  M.  trat  dem  Freimaurer- 
bunde bei  und  wurde  Mitglied  der  dortigen 
Loge  Zur  gekrönten  Hoffnung.  Hier  lernte 
er  unter  andern  Schikaneder  kennen.  Wie 
ernst  und  eifrig  es  M.  mit  der  Maurerei 
nahm,  erhellt  daraus,  dass  er  auch  seinen 
Vater  1785  bewog,  dem  Bunde  beizutreten. 
Kurz  vor  dem  Tode  des  Vaters  (28.  Mai 
1787)  schrieb  er  4.  April  1787  an  diesen 
unter  anderm:  »Da  der  Tod  (genau  zu 
nehmen)  der  wahre  Endzweck  unsers  Le- 
bens ist,  so  habe  ich  mich  seit  ein  paar 


Jahren  mit  diesem  wahren,  besten  Freunde 
des  Menschen  so  bekannt  gemacht,  dass 
sein  Bild  nicht  allein  nichts  Schreckendes 
mehr  für  mich  hat,  sondern  recht  viel  Be- 
ruhigendes und  Tröstendes!  Und  ich 
danke  meinem  Gott,  dass  er  mir  das  Glück 
gegönnt  hat,  mir  die  Gelegenheit  (Sie  ver- 
stehen mich)  zu  verschaffen,  ihn  als  den 
Schlüssel  zu  unsrer  wahren  Glückseligkeit 
kennen  zu  lernen.«  Hierzu  bemerkt  Jahn 
a.  a.  O.,  8.  270:  »Diese  Äusserungen  sind 
ein  Beweis  von  dem  sittlichen  Ernst,  mit 
welchem  M.  in  der  Beschäftigung  mit  der 
Freimaurerei  Aufklärung  über  die  höchsten 
Fragen  erstrebte.«  Die  Brüderschaft  ver- 
dankt M.  mehrere  vorzügliche  Komposi- 
tionen, von  denen  manche  noch  öfters  in 
maurerischen  Kreisen  aufgeführt  werden: 
1)  Die  Gesellenreise,  komponiert  26.  März 
1785  [vgl.  R  1900,  S.  38].  2)  Zum  Schluss 
der  Loge.  8)  Maurerfreude,  eine  Kantate, 
komponiert  20.  April  1785,  gesungen  24. 
April  zu  Ehren  Borns  (s.  d.)  in  Gegenwart 
des  Vaters  M.'s.  4)  Die  kleine  Frei- 
maurerkantate, komponiert  15.  Nov.  1791 
|  zur  Einrichtung  der  Loge  Zur  neugekrönten 
i  Hoffnung,  die  letzte  Arbeit,  die  er  voll- 
endete  und  leitete.  Diese  Kantate 
wurde  von  seiner  Loge  zum  Vorteil  seiner 
hilfsbedürftigen  Witwe  und  Waisen  heraus- 
gegeben. Die  Partitur  mit  dem  Original- 
text erschien  zu  Wien  bei  Hraschansky: 
»M.'s  letztes  Meisterstück,  ein  Kantet«, 
gegeben  vor  seinem  Tode  im  Kreise  ver- 
trauter Freunde.«  5)  Die  Kantate:  »Die 
I  ihr  des  unermesslichen  Weltalls  Schöpfer 
|  ehrt!«  6)  Eine  Tondichtung  von  ausser- 
I  ordentlicher  Schönheit  und  eigentümlicher 
Kraft  und  Wirkung  ist  die  im  Juli  1785 
komponierte  »Maurerische  Trauermusik  bei 
dem  Todesfalle  der  Brüder  Meklenburg 
und  EBterhazy«  für  Orchester.  Das  grösste 
und  umfangreichste  maurerische  Musik- 
werk M.'s  endlich  ist  7)  die  »Zauberflöte« 
(s.  d.),  welche  die  Freimaurerei  auf  der 
Bühne  verherrlicht.  Diese  Oper,  deren 
Text  Schikaneder  lieferte,  wurde  zum 
erstenmal  30.  Sept.  1791  aufgeführt  und 
im  darauf  folgenden  Oktober  24  mal  wieder- 
holt; 28.  Nov.  1792  fand  die  hundertste 
und  22.  Okt.  1795  die  zweihundertste 
Vorstellung  statt.  Nachdem  M.  in  der 
»  Kleinen  Frei  maurerkan  täte  «  seinen 
Schwanengesang  in  der  Loge  zwei  Tage 
vor  seiner  letzten  tödlichen  Erkrankung 
aufgeführt  hatte,  schied  er  plötzlich  aus 
dem  Leben.  Ihm  zu  Ehren  wurde  bei 
einer  Meisteraufnahme  in  seiner  Loge  Zur 
gekrönten  Hoffnung  eine  Gedächtnisrede 
gehalten,  die  gedruckt  erschien  (Wien 
1792)  und  sich  auch  in  der  Allgemeinen 
österreichschen  Freimaurerzeitung  1875, 
S.  68  wiederfindet.  Die  M.schen  Kompo- 
sitionen für  die  Logen  sind  im  Klavier- 
auazug  1891  in  Leipzig  erschienen;  auch 
neue  Texte  dazu  schuf  teilweise  R.  Fischer 
I  in  Gera  in  L.  1897,  S.  16,  208.    Zur  Er- 


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60 


MUchler  —  Müller. 


innerung  an  den  lOOjähr.  Todestag  M.'s 
1891  brachten  fast  alle  freimaurerischen 
Zeitschriften  mehr  oder  weniger  eingehende 
Artikel.    [Vgl.  Jahn,  W.  A.  M.  (4  Bde., 
Lpz.   1856-59;  2.  Aufl.   1867,  2  Bde.). 
Schubert,  M.  und  die  Freimaurerei  (Brl. 
1891).    Über  M.  im  allgemeinen:  Smitt, 
Ein-  und  Ausschau  (Lpz.  1895),  S.  52. 
R.  Fischer,    Deutsche  Geistesheroen  in 
ihrer  Wirksamkeit  auf  dem  Gebiete  der 
Freimaurerei  (Lpz.  1881),  S.  81.    Bh.  1878, 
8.  63,  328.    FZ.  1856,  S.  71;  1X85,  8.  90; 
1889,  S.  392;   1891,  S.  409;   1893,  S.  49. 
L.  XVII,  S.  142;  1892,  S.  47.  Br.  L.  1891/92, 
S.  43,  65.    Boos,  Geschichte  der  Freimau-  ' 
rerei  (Aarau  1894),  S.  246.  —  Über  die  , 
Zauberflöte  insbesondere:  Zille,  Die  Zau-  ! 
berflöte  (Lpz.  18661    Wasserburg,  Frei- 
maurerei und  Bühne  (Frkf.  1880).  Gruel, 
Aufschlüsse  über  die  Bedeutung  des  an- 
geblich Schikanederschen  Textes  zu  M.'s 
Zauberflöte  (Magdcb.  1868).    Dr.  L.  1890,  j 
S.  2713.    FZ.  1865,  S.  42;   1871,  S.  330;  ! 
1892,  S.  193.    M.  L.  1890  91,  S.  53.    Alpina  j 
1891,  S.  311.    Z.  1891,  S.  89.1 

MUchler,  Karl  Friedrich,  geb.  1763 
in  Stargard,  lebte  als  Kriegsrat  in  Berlin 
und  war  ein  vielseitiger  Schriftsteller.  Er 
schrieb  verschiedne  (unbedeutende)  Ro- 
mane und  Bühnenstücke,  gab  lange  Jahre 
hindurch  einen  Anekdotenalmanach  heraus, 
erhob  sich  aber  nie  über  das  Niveau  der  I 
Mittelmäßigkeit.  Er  gehört«  einer  der 
Berliner  Logen  an  und  schrieb  für  diese 
einzelne  leichte  Lieder,  die  sich  noch  heute 
des  Beifalls  erfreuen. 

Mühl  bannen  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Sachsen,  30115  E.).  Logen  das.  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln:  1)  Hermann  zur  deut- 
schen Treue,  gegr.  28.  Dez.  1817,  eingew. 
18.  Aug  1818.  Mitglicderzahl  (1900):  152. 
Vers.  Mittwochs.  —  2)  Delegierte  altschot-  I 
tische  Loge  Wilhelm  zur  deutschen  | 
Treue,  gegr.  9.  April  1862.  [Vgl.  Knauth, 
Geschichte  der  Loge  (1893).] 

Mülhausen  (St.  im  Ober-Elsass,  82986 
E.).  I.  Zur  französischen  Zeit  bestanden 
hier  unterm  Grossorient  von  Frankreich  das 
Kapitel  und  die  Loge  La  parfaite  har- 
monie,  gegr.  6.  Jan.  1809,  iGeschichte 
der  U  >ge  von  Aug.  Klenck  (1867)],  sowie 
die  Loge  L'espcrance,  die  sich  aber 
1872  auflösen  mussten.  Erstere  Loge  grün- 
dete 181 2  die  jetzt  weltbekannte  Industrielle 
Gesellschaft  Mülhausen,  1826  die  städtische 
Sparkasse,  1829  eine  Kinderbewahranstalt. 
[Vgl.  Berliner  Herold  1899,  Nr.  10,  11.] 
II.  Dagegen  wurde  im  März  1873  das 
Kränzchen  Zur  Säule  an  den  Vogesen 
gestiftet,  das  am  5.  März  1877  unter  dem 
gleichen  Namen  von  der  Grossen  Loge 
Royal  York  in  eine  Loge  umgewandelt  und 
am  13.  Mai  1877  eingeweiht  wurde.  Vers. 
Donnerstags.  Mitgliederzahl  (1899):  66. 
Lokal:  Elsässer  Strasse  14. 

Mülheim  a.  d.  Bohr  (St.  in  der  preuss. 


Rheinprovinz,  31429  E.).  Hier  besteht 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  eine  Logo  Broich 
zur  verklärten  Luise,  gegr.  10  März 
1839;  sie  trat  16.  Mai  1850  ausser  Thätigkeit, 
wurde  5.  Dez.  1850  geschlossen  und  8.  Aug. 
1854  wieder  eröffnet.  Mitgliederzahl  (1899): 
64.  Vers.  Donnerstags.  Ferien:  Juli  und 
August.  Eignes  Logenhaus:  Eppinghoferstr. 
72.  [Vgl.  Hesse,  Geschichte  der  Loge 
(1889).] 

Müller,  1) Friedrich  v.,wcimar. Kanzler, 
geb.  13.  April  1779  in  Kunreuth  bei  Forch- 
heim, gest.  21.  Okt.  1849  in  Weimar.  Auf 
einer  Lustreise  nach  Pyrmont  wurde  er  Karl 
August  (s.  d.)  vorgestellt,  machte  auf  ihn 
einen  sehr  günstigen  Eindruck  und  fand 
infolgedessen  um  1800  eine  Anstellung  bei 
der  Landesregierung  in  Weimar.  Nach 
der  Schlacht  bei  Jena  wurde  ihm  der  Auf- 
trag, Napoleon  in  das  Hauptquartier  zu  fol- 
gen. Unter  mancherlei  Beschwerden  gelangte 
er  nach  Berlin  und  Posen,  wo  er  im  De- 
zember 1806  den  Friedensvertrag  und  die 
Aufnahme  Weimars  in  den  Rheinbund 
unterzeichnete.  1815  wurde  M.  zum  Kanzler 
der  Landesregierung  in  Weimar  ernannt, 
wobei  er  vorzugsweise  an  der  Gesetz- 
gebung Anteil  nahm,  auch  auf  dem  Land- 
tag eine  lange  Reihe  von  Jahren  hinter- 
einander als  Abgeordneter  wirkte.  Die 
wenigen  Stunden,  die  seine  Berufsarbeiten 
ihm  übrig  Hessen,  widmete  er  den  Musen. 
Seine  nahen  persönlichen  Beziehungen  zu 
Goethe  (s.  d.)  befähigten  ihn  ganz  vor- 
züglich zu  den  beiden  treulichen  Denk- 
schriften: »Goethe  in  seiner  praktischen 
Wirksamkeit«  (Weimar  1832)  und  »Goethe 
in  seiner  ethischen  Eigentümlichkeit« 
(Weimar  1832).  —  Am  7.  März  1809  wurde 
M.  in  die  Loge  Amalia  in  Weimar  aufge- 
nommen. Er  bekleidete  in  ihr  verschiedne 
Logenämter;  nach  Bettuchs  (s.d.)Tode  (dem 
er  die  Grabrede  hielt)  war  er  bis  zu  seinem 
eignen  Tode  zugeordneter  Meister.  Als 
Redner  und  Dichter  wirkte  er  vielfach  an- 
regend und  belebend.  So  gab  er  zu  Wie- 
lands Totenfeier  ein  schwungvolles  Ge- 
dicht, 1821  hielt  er  die  Gedächtnisrede 
auf  Ridel,  1825  feierte  er  in  der  Festloge 
zum  50jährigen  Regierungsjubiläum  des 
Grossherzogs  Karl  August  diesen  Fürsten 
als  Beschützer  der  Künste  und  Wissen- 
schaften in  den  vielfachen  Verzweigungen 
seines  thatenreichen  Lebens,  hielt  ihm 
auch  die  Gedächtnisrede  in  der  Trauer- 
loge und  gab  zu  der  dem  Andenken  Goethes 
gewidmeten  Trauerloge  zwei  Gesänge  und 
die  Gedächtnisrede.  In  dem  Liederbuch 
der  Loge  Amalia  befinden  sich  fünf  seiner 
Lieder.  [Vgl.  Freim.  Analekten,  Heft  II, 
HI,  IV,  V,  VIH.  FZ.  1852,  S.  356.  Wei- 
marische Zeitung  1849,  Nr.  86,  87  uud  88.) 

2)  Wilhelm,  herzoglicher  Bibliothekar 
in  Dessau,  der  bekannte  Dichter  der  Schu- 
bertschen  Müllerlieder,  geb.  7.  Okt.  1794 
in  Dessau,  gest.  das.  30.  Sept.  1827,  wurde 


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Müller. 


61 


in  den  Freimaurerbund  durch  Mahl  mann 
(s.  d.)  eingeführt,  der  ihn  6.  Juni  1820  in  die 
Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig 
aufnahm.  Ein  Freimaurerlied  von  ihm: 
»Zur  Einweihung  eines  Brudertempels« 
ist  in  der  vorigen  Auflage  dieses  Hand- 
buchs, II,  362  abgedruckt. 

3)  Christian  Gottlieb,  Komponist, 
geb.  6.  Febr.  1800  in  Niederoderwitz  bei 
Zittau,  gest.  29.  Juli  1863  in*  Alten  bürg, 
Sohn  eines  musikliebenden  Leinwebers, 
mit  dem  er  als  Knabe  in  Dorfschenken 
zum  Tanz  aufspielte,  lernte  in  Zittau  in 
einem  Zeitraum  von  sechs  Jahren  alle 
Orchesterinstrumente  spielen  und  erhielt 
später  nach  langen  Wanderungen  als 
Violinist  in  Leipzig  eine  feste  Stellung. 
1838  wurde  er  Staatmusikdirektor  in  Alten- 
burg. Er  komponierte  drei  Symphonien, 
Ouvertüren,  Konzerte,  Lieder  und  die  Oper 
»Rübezahl«.  —  Dem  Freimaurerbunde  ge- 
hörte er  seit  10.  Jan.  1829  als  Mitglied 
der  Loge  Balduin  zur  Linde  in  Leipzig 
an,  der  er  auch  nach  seiner  Übersiedlung 
nach  Altenburg  treu  blieb.  Er  ist  Ver- 
fasser mehrerer  Melodien  zu  den  Gesängen 
des  Altcnburger  freimaurerischen  Lieder- 
buchs. Diese  Liederkompositionen  sind 
voll  männlicher  Kraft  und  Würde,  in  ihrer 
Art  wahrhaft  mustergültig. 

4)  Samuel  August  Wilhelm,  Kirchen- 
rat und  Superintendent  in  Meiningen,  geb. 
das.  11.  Juli  1809,  gest.  das.  26.  Jan.  1876, 
verliess  zu  Pfingsten  1882  die  Universität, 
bestand  die  Kandidaten  prüf  ung  und  grün- 
dete in  Meiningen  eine  Anstalt  für  Knaben- 
erziehung. Hier  wurde  er  in  der  Loge  (Jhar- 
lotte  zu  den  drei  Nelken  17.  Dez.  1835 
aufgenommen.  Zwei  Jahre  nachher  folgte 
er  der  Berufung  als  Diakonus  an  der 
Stadtkirche  zu  Meiningen,  zwar  mit  Freu- 
digkeit, aber  doch  nicht  ohne  ein  gewisses 
schmerzliches  Gefühl  darüber,  dass  er  die 
ihm  liebgewordne  pädagogische  Thätig- 
keit  aufgeben  muaste.  Doch  bot  sich  ihm 
schon  1888  die  erwünschte  Gelegenheit, 
diese  wieder  fortzusetzen,  indem  er  unter 
Beibehaltung  seiner  geistlichen  Stelle  zum 
Lehrer  an  der  neuerrichteten  herzoglichen 
Realschule  ernannt  wurde.  Indessen  war 
er  schon  1836  in  der  Loge  zum  Gesellen 
und  Meister  befördert  worden  und  wirkte  zu- 
erst als  erster  Schaffner  und  Vorbereitender, 
dann  als  Schriftführer  und  später  als  erster 
Aufseher.  Johannis  1844  wurde  M.  zum 
Meister  vom  Stuhl  erwählt  und  bekleidete 
dieses  Amt  bis  wenige  Tage  vor  seinem 
Tod.  1845  gründete  M.  zur  Erinnerung 
an  den  17.  Dez.  1846,  als  am  Tage  der 
25  jährigen  Regierungsjubelfeier  des  Her- 
zogs Bernhard  Erich  Freund  von  Sachsen- 
Meiningen,  die  Bernhardshilfe  zur  Unter- 
stützung dürftiger  Witwen  und  Waisen  der 
Freimaurer.  Als  treuer  Genosse  stand  ihm 
Bechstein  (s.  d.)  zur  Seite.  Neben  sehr 
vielen  Abhandlungen  in  theologischen 
und    sonstigen    wissenschaftlichen  Zeit- 


schriften und  vielen  Biographien  im  Ne- 
krolog der  Deutschen  hat  er  auch  mehrere 
selbständige  Werke  erscheinen  lassen,  von 
denen  eine  Biographie  der  Herzogin  Ida 

I  von  Sachsen-Weimar  (Weimar  1852);  »Das 
deutsche  Ordenskreuz,  Festrede  zur  Feier 
des  18.  Oktober  1861«  (Meiningen  1861); 
»Aus  des  Liederkomponisten  Andreas  Zöll- 
ner Leben  und  Streben«  (Magdeburg  1862); 
»Luther  und  sein  Stammort  Möhra«  (Mei- 

1  ningen  1862);  »Die  Stammmütter  des 
Hauses  Sachsen  Ernestinischer  Linie«  — 
der  Vorläufer  seines  grössern  geschicht- 

l  liehen  Werkes  —  (Meiningen  1863)  und 

I  »Die  erste  Jubelfeier  der  herzoglichen 
Realschule  in  Meiningen«  (Meiningen 
1863)  am  meisten  Anklang  gefunden  haben. 

j  Thätiger  noch  ist  er  auf  dem  Schriftge- 
biet des  Maurertums  gewesen.  1846  über- 
nahm er  mit  Bechstein  die  Herauegabe 
der  von  v.  Sydow  begründeten  Asträa(s.d.), 
die  er  bis  1870  fortführte.  1852  erschien 
von  ihm  »Der  Bischof  Dräscke  als  Frei- 
maurer« (2.  Aufl.,  Magdebg.  1865),  1859 

i  »Die  Feier  des  goldnen  Maurerjubelfeates 
des  Herzogs  Bernhard  von  Sachsen- 
Weimar  im  Bade  Liebenstein«  und  »Die 
Fürsten  Deutschlands  in  ihrem  Verhältnis 
zum  Maurerbunde«,  Separatabdrücke  von 
Aufsätzen  in  der  A.  (1864). 

5)  Karl  Otto,  Professor  des  römischen 
und  des  sächsischen  Privatrechts  an 
der  Universität  zu  Leipzig,  geb.  25.  Mai 
1819  in  Wittenberg,  gest.  13.  Dez.  1898 
in  Leipzig,  war  Senior  bei  der  juristischen 
Fakultät  daselbst,  an  der  er  46  Jahre  ge- 
wirkt hat.  —  Aufgenommen  in  den  Frei- 
maurerbund in  der  Loge  Minerva  zu  den 
drei  Palmen  in  Leipzig  8.  Juni  1852,  war 

I  er  1854—1855  stellvertretender  erster  Red- 
ner, 1855—1856  erster  Redner,  1856— 1861 
zugeordneter  Meister  und  1862  —  1874 
Meister  vom  Stuhl.  In  allen  diesen  Stel- 
lungen hat  er  Hervorragendes,  namentlich 
durch  seine  glänzende  Beredsamkeit, 
für  die  Loge  gewirkt.  [Vgl.  FZ.  1900, 
S.  78.) 

6)  Friedrich  Eduard,  bekannter  Lie- 
derdichter unterm  Namen  M.  von  der 
Werra,  geb.  14.  Nov.  1828  in  Ummer- 
■tedt,  gest.  26.  April  1881,  wurde  22.  Aug. 
1855  in  der  Logo  Zu  den  drei  Hammern 
in  Naumburg  a.  8.  aufgenommen.  [Vgl. 
Bh.  1859,  S.  136;  1865,  S.  160,  828.  FZ. 
1874,  S.  47;  1878,  S.  232.  L.  1882,  S.  119.] 

7)  Bernhard,  herzogl.  Sachsen -mei- 
ningenscher  Kammervirtuos,  geb.  24.  Febr. 
1825  in  Braunschweig,  gest.  4.  Sept.  1895 
in  Rostock,  wurde  26.  April  1865  in  der 
Vereinigten  Loge  in  Rostock  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen,  wo  er  seit  1871 
ununterbrochen  das  Amt  des  Redners  und 
des  Vorbereitenden  bekleidete,  in  der  Pro- 
vinzial- Grossloge  1880 — 1882  das  des  zweiten 
Grossaufsehers  und  seitdem  das  des  Gross- 
redners. Daneben  war  er  Grossbibliothekar 
seit  1891.    Er  leitete  auch  lange  Zeit  das 


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62  Müllner 

Mecklenburgische  Logenblatt  (s.  d.).  [Vgl. 
M.  L.  1895/96,  S.  11.] 

Müllner,  Amadeus  Gottfried  Adolf, 
Kritiker  und  dramatischer  Dichter,  ein 
Neffe  Bürgere,  geb.  18.  Okt.  1774  in  Langen- 
dorf bei  Weissenfeis,  gest.  11.  Juni  1829 
in  Weissenfeis,  wurde  1798  in  Weisseu- 
fels  Advokat,  gab  1816  seine  Praxis 
auf  und  erhielt  1817  den  Titel  eines 
königl.  preussischen  Hofrats.  Als  Bühnen- 
dichter (.Die  Schuld-,  »Der  29.  Februar« 
u.  s.  w.)  und  Kritiker  hat  er  einen  ver- 
dienten Namen  erworben.  Er  war  ein 
eifriger  und  reger  Widersacher  der  Frei- 
maurerei, die  er  in  einer  grossen  Menge 
(meist  anonymer)  Pressartikel,  Rezen- 
sionen und  Gedichten  anzugreifen  und  zu 
bekämpfen  bemüht  gewesen  ist.  [Über 
seine  Streitigkeiten  mit  der  Loge  vgl.  FZ. 
1862,  S.  186;  Schütz,  M.'s  Leben,  Cha- 
rakter und  Geist  (Meissen  1830).] 

Mummsen,  Jakob,  Mediziner  in  Ham- 
burg, gest.  1821,  wurde  7.  Dez.  1771  in 
der  Loge  Zu  den  drei  Rosen  in  Hamburg 
in  den  Freimaurerbund  aufgenommen. 
1778 — 1790  war  er  deren  Logenmeister  und 
1777—80  Landesgrossmeister  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin.  1802  stand  er  mit 
SchrOder  in  einem  interessanten  Brief- 
wechsel, worin  er  sich  über  das  System 
seiner  Grossloge  freimütig  ausspricht. 

Müncheberg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Brandenburg,  3630  E.).  Hier  hat  ein  1881 
gegründetes  maurerisches  Kränzchen  be- 
standen, das  aber  bald  wieder  einging. 

München  (Hauptst.  des  Königr.  Bavern, 
407307  E.).  1)  Hier  bestand  eine  Loge 
Behutsamkeit  nach  der  strikten  Obser- 
vanz, in  der  M.  Halsberg  hiess.  Die  Loge 
begann  ihre  Arbeiten  5.  April  1775  und 
errichtete  17.  März  1776  eine  Schotten- 
loge, hat  aber  jedenfalls  keinen  langen 
Bestand  gehabt.  In  ihr  wurde  Weishaupt 
(s.  d.)  aufgenommen.  2)  Am  9.  April  1779 
errichtete  hier  die  Loge  Royal  York,  die 
hierzu  eigentlich  gar  nicht  berechtigt  war, 
die  Loge  St.  Theodor  zum  guten  Rat, 
die,  zweifelnd  an  der  Rechtmässigkeit  ihrer 
Einsetzung,  eich  durch  Costanzo,  den 
Sendling  der  Illuminaten,  nach  Frankfurt 
a.  M.  1780  wandte  und  dort  um  Auskunft 
bat.  Nachdem  sie  sich  vergebens  bemüht 
hatte,  durch  Frankfurt  von  England  eine 
Urkunde  als  Provinzialloge  für  aen  bayer- 
schen  und  schwäbischen  Kreis  zu  erhalten, 
wurde  sie  durch  die  Mutterloge  Royal 
York  unter  dem  20.  Aug.  1781  zu  einem 
»Direktorium  für  Bayern  und  Italien  un- 
mittelbar und  zum  Codirektorium  für  die 
Schweiz,  Schwaben  und  Franken*  erhoben. 
Ihr  Meister  vom  Stuhl  war  Professor 
Baader.  Sie  hatte  ein  eignes  System,  das 
der  in  Lyon  errichteten  Chevaliers  bien- 
faisants.  [Vgl.  Beleuchtung  der  Trugge- 
stalten (1808),  S.  246;  Signatstern,  V,  246.] 
Nach  Errichtung  des  Eklektischen  Bun- 
des schloss  sie  sich  an  diesen  3.  Juli  1788 


-  Münden. 

an,  wurde  aber  schon  22.  Juni  1784  unter- 
drückt. [Vgl.Flohr,  Geschichte  der  Grossen 
Loge  Royal  York  (1898),  I,  91.  Schwarz, 
Geschichte  der  Loge  Carl  zur  Eintracht 
in  Mannheim  (1896),  S.  38  —  wo 
wesentlich  andre  Zeitangaben.]  3)  Zwei- 
felhaft bleibt,  ob,  wie  Zacharias  [Numo- 
theca  etc.,  Heft  8,  Nr  4]  angiebt,  1775  eine 
Loge  Maximilianische  Eintracht, 
von  der  Loge  Zu  den  drei  Schlüsseln 
in  Regensburg  errichtet,  in  M.  bestan- 
den hat.  [Vgl  L.  XXU,  825.]  4)  1870 
bildete  sich  in  M.  ein  maurerisches  Kränz- 
chen Zur  Kette,  das  18.  März  1871  von 
der  Grossen  Mutterloge  des  Eklektischen 
Bundes  in  ihren  Verband  aufgenommen 
wurde.  Daraus  entstand  unter  der  Gross- 
loge Zur  Sonne  die  Loge  Zur  Kette, 
I  gest.  12.  Febr.  1873,  eingew.  27.  Juli  1873. 

Mitgliederzahl  (1899):  133.  Vers.  1.  Sonn- 
|  abend  im  Monat.   Klub:  Donnerstags  und 
i  Sonnabends.  EigneB  Logenhaus:  Pranner- 
Strasse  16.  5)  Unter  der  Grossen  Landesloge 
f  in  Berlin  entstand   unter  Aufsicht  der 
'  Loge  Zur  Beständigkeit  in  Berlin  7.  Febr. 
1896  ein  maurerisches  Kränzchen,  das  sich 
in  die  Johannisloge  In  Treue  fest  um- 
wandelte, eingew.  17.  Mai  1896.  Mitglie- 
derzahl (1899):  76.    Vers.  Dienstags  und 
Freitags.     Lokal:    Gabelsberge  rstr.  77. 

6)  Unter  der  Aufsicht  der  Loge  Libanon 
zu  den  drei  Gedern  in  Erlangen  hat  sich 
um  1890  eine  freie  Vereinigung  gebildet. 

7)  Endlich  besteht  hier  seit  1897  eine 
Tochterloge  der  Grossen  Loge  Kaiser 
Friedrich  zur  Bundestreue  unterm  Na- 

|  men:  Zur  Bruderkette  an  der  Isar. 

Müm-henbernsdorf  (Marktfl.  im  Gross- 
herzogtum Sachsen- Weimar,  1954  E.).  Unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  bestehen 
das.  1)  die  Johannisloge  Viktoria  zum 
flammenden  Stern,  gest.  28.  Aug.  1864 
und  eingew.  14.  Okt.  1864.  Mitgliederzahl 
(1899):  30.  Vera.  Montags.  2)  Die  An- 
dreasloge Intrepida,  gest.  29.  Okt.  1876. 

München-Gladbach,  s.  Gladbach. 

Mund,  Johann  Samuel,  Maler  und 
Zeichenlehrer,  geb.  19.  Mai  1724  in  Frank- 
furt a.  M.,  gest.  Sept.  1794,  war  Meister 
vom  Stuhl  der  1755  gegründeten  Winkel- 
loge Bund  der  Wahrheit  und  Treue  zu 
den  drei  Rosen  Weiss,  Rot  und  Gold  von 
1761  bis  zu  seinem  Tode.  Obschon  Mit- 
glied einer  Winkellogc,  verkehrte  er  öfters 
in  der  Loge  Zur  Einigkeit,  die  in 
ihrem  Museum  Zeichnungen,  Schürzen 
und  Schriften,  auch  das  fechwert  seiner 
Loge  besitzt.  Er  war  ein  grosser  Schwärmer 
und  vertiefte  sich  in  die  mysteriösesten 
Dinge,  wie  aus  den  hinterlassnen  Schriften 
hervorgeht.  Auch  eine  Geheimschrift  hat 
er  eingeführt  und  nannte  sie  «Alphabet 
der  Engel«.    [Vgl.  Kloss,  Annalen,  §44.] 

MUnd<>n  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Hanno- 
ver, 8016  E).  Die  Loge  Pythagoras  zu 
den  drei  Strömen  hier  wurde  4.  Juni 
1799  von  der  englischen  Provinzialgrossloge 


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Münster  —  MUuter. 


63 


zu  Hannover  gegründet,  war  von  1805—1807 
ausser  Thätigkeit,  trat  19.  Febr.  1808  zur 
Grossloge  Hieronymus  zur  Treue  von 
Westfalen  über  und  kehrte  4.  Febr.  1814 
zur  Provinzialgroasloge  in  Hannover  zurück. 
Mit  der  Errichtung  der  Grossloge  von 
Hannover,  1828,  arbeitete  sie  unter  dieser 
und  schloss  sich  18.  Dez.  1868  der  Grossen 
Loge  Royal  York  in  Berlin  an.  Seit  1815 
arbeitet  sie  nach  dem  Hamburger  Ritual. 
Eignes  Logenhaus  an  der  Kassler  Schlagd, 
2.  Dez.  1872  eingew.  Mit  den  Logen  in 
Güttingen  und  Kassel  besitzt  sie  gemein- 
schaftlich eine  Witwen-  und  Waisenkasse. 
Vers.  2.  Mittwoch,  gesellige  Zusammen- 
künfte Mittwochs.  Ferien  vom  Juni  bis 
August.    Mitgliederzahl  (1899):  26. 

Münster,  aus  dem  lat.  Monasterium, 
d.  i.  Kloster,  sodann  gleichbedeutend  mit 
Kathedrale,  endlich  jede  grössere  Haupt- 
kirche. Für  die  Freimaurerei  bedeutsam 
ist  besonders  der  Strassburger  M.,  weil 
sich  dort  die  Haupthütte  der  Steinmetzen 
(s.d.)  befand,  deren  gesellschaftliches  Leben 
und  Zunftgesetze  als  die  Quelle  der  Frei- 
maurerei betrachtet  wird.  Die  älteste  Ord- 
nung der  Steinmetzen  zu  Strassburg  stammt 
aus  dem  J.  1459,  diese  erhielt  1498  die 
kaiserliche  Bestätigung.  Der  Bau  des  M. 
gab  zu  der  Verbrüderung  der  Steinmetzen 
Veranlassung;  demnach  ist  dieses  erhabne 
Meisterwerk  der  altdeutschen  Baukunst 
für  die  Freimaurer  ein  Heiligtum,  das  sie 
als  ihre  Wiege  betrachten  können.  [Vgl. 
FZ.  1864,  S.  34.] 

Münster  I.  W.  (Hauptst.  der  preuss.  Prov. 
Westfalen,  57135  E.).  I)  Am  12.  Okt.  1778 
wurde  hier  die  Loge  Friedrich  zu  den 
drei  Balken  dureb  die  zur  strikten  Ob- 
servanz gehörige  Grosse  schottische  Direk- 
torialloge Joseph  zum  Reichsadler  in 
Wetzlar  errichtet.  Ihre  Begründer  ge- 
hörten teils  zum  Hofstaat  des  regieren- 
den Bischofs  Maximilian  Friedrich,  teils 
standen  sie  durch  ihre  amtliche  Stellung 
in  enger  Verbindung  mit  dem  bischöf- 
lichen Stuhl.  Infolge  des  Regierungs- 
wechsels, zum  Teil  auch  des  Erlöschens 
der  strikten  Observanz,  ruhten  die  Arbeiten  , 
der  Loge  vom  Marz  1785  bis  16.  Okt.  1788. 
An  diesem  Tage  wurde  »ein  Leseklub« 
errichtet,  der  am  26.  Jan.  1789  die  Direk- 
torialloge in  Wetzlar,  die  inzwischen  zum 
Eklektischen  Bund  übergetreten  war,  unter 
Nachweis  des  Zusammenhangs  mit  der 
frühem  Loge  um  Aufnahme  in  den  Eklek- 
tischen Bund  bat.  Die  Loge  nannte  sich 
nun  2)  Zu  den  drei  Balken  des  neuen 
Tempels.  Sie  gelangte  erst  im  Herbst 
1802  mit  Übernahme  des  ersten  Hammers 
durch  den  neuen  Gouverneur  von  M.,  den 
damaligen  Generalleutnant  Leberecht  v. 
Blücher  (s.  d.)  und  nach  Anschluss  an  die 
Grosse  National  -  Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  9.  Sept.  1802  zu  neuer  Blüte. 
Als  Andenken  an  Blücher  besitzt  die  Loge 
sein  von  ihm  geschenktes  in  Öl  gemaltes 


Bildnis.  Als  Logenschwert  hat  er  dabei 
seinen  krummen  S&bel  gezogen.  3)  Am 
1.  Nov.  1818  wurde  von  französischen 
Offizieren  und  Beamten  die  Loge  Pharo 
du  Nord  (Leuchtturm  des  Nordens)  ein- 
geweiht; der  Tag  der  Eröffnung  scheint 
jedoch  der  einzige  Arbeitstag  gewesen  zu 
sein,  denn  bald  darauf  zogen  die  sieg- 
reichen preussischen  Truppen  in  M.  wieder 
ein.  4)  Eine  der  deutschen  Loge  gleich- 
namige delegierte  altschottische  Loge  unter 
derselben  Grossloge  wurde  17.  Mai  1803 
gegründet.  Sie  führt  noch  jetzt  diesen 
Namen,  während  sich  die  Johannisloge 
seit  1H81  Zu  den  drei  Balken  nennt. 
5)  Auch  ein  Innerer  Orient  ist  mit  der 
Loge  verbunden.  —  Im  J.  1857  nahm  Kaiser 
Wilhelm  I.  an  einer  Arbeit  der  Loge  Teil 
und  machte  ihr  ein  Logenschwert  in  blauer 
Sammetscheide  zum  Geschenk.  Zur  Er- 
innerung an  diesen  Besuch  wurde  im 
Logengarten  eine  Eiche  gepflanzt.  Die 
Loge  besitzt  seit  dem  21.  Nov.  1816  ihr 
eignes  Haus  (Lütke  Gasse  6)  und  hat 
(1900)  94  Mitglieder.  Vers.  Sonnabends  und 
Montags.  Beim  50 j.  Jubiläum  Buchs  22. 
März  1859  wurde  die  Buch-v.  Olfers- 
Stiftung  zur  Unterstützung  von  Witwen 
und  Waisen  gegründet,  die  über  ein  Ka- 
pital von  ca.  13000  M.  verfügt.  Die  Loge 
ist  im  Besitz  einer  wertvollen  Sammlung 
von  Bijoux,  freimaurerischen  Denkmünzen, 
Schürzen,  Kragen  und  Schärpen,  die  zur 
leichtern  Besichtigung  in  Glasschränken 
und  unter  Glasrahmen  aufbewahrt  werden. 
1894  hat  die  Loge  die  erste  und  1897  die 
zweite  Auflage  der  »M.'achcn  Bijoux- 
Tafcln,  Lichtdruck  von  930  Logen-Ab- 
zeichen und  Freimaurerischen  Denkmün- 
zen« erscheinen  lassen.  Darin  sind  die 
Bijoux  der  M.schen  Loge  unter  I,  20—22 
abgebildet. 

Müuter,  Friedr.  Christian  Karl 
Heinr.,  Theolog  und  Altertumsforscher, 
geb.  14.  Okt.  1761  in  Gotha,  gest.  9.  April 
1830  inKopenhagen,  trat  1784  eine  Reise  naeh 
Rom  an,  wo  er  in  der  Corsinischen  Biblio- 
thek die  Statuten  der  Tempelherren  ent- 
deckte, und  wurde  1788  Professor  der  Theo- 
logie in  Kopenhagen  und  1807  Bischof  von 
Seeland.  Ergab  u.a.  heraus:  »Statutenbuch 
des  Ordens  der  Tempelherren.  Aus  einer 
alten  französischen  Handschrift  erläutert« 
(Brl.  1794).  In  Eggers  Deutschem  Maga- 
zin, Mai  1792,  III,  543—576,  erschien  von 
ihm:  »Aufnahme  der  Tempelherren  nach 
dem  alten  Ritual.  Ein  Auszug  aus  der 
in  Rom  entdeckten  grossen  Regel  dieses 
Ordens« ;  in  Henkes  Magazin  für  Religions- 
philosophie, Exegese  und  Kirchenge- 
schichte, Bd.  XI,  St.  3:  Ȇber  die  haupt- 
sächlichsten gegen  den  Tempelorden  er- 
hobenen Beschuldigungen«;  ferner:  »Re- 
cherches  sur  l'Ongine  des  Ordres  de 
Chevalerie  du  rovaume  de  Dänemark« 
(Kopenhagen  1822);  Ȇber  die  Kleriker 
des  Tempelordens«  (in  Henkes  Magazin 


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64 


Münzen  —  Musik. 


für  Religionsphilosophie,  1795,  Bd.  1,  Heft  j 
1,  S.  92—125);  »Versuch  über  die  kirch- 
lichen Altertümer  der  Gnostiker«  (Anspach 
1790);  »Erklärung  einer  griechischen  In- 
schrift, welche  auf  die  Samothrakischen 
Mysterien  Bezug  hat«  (Kopenhagen  1810); 
»Sinnbilder  und  Kunstvorstellungen  der 
alten  Christen-  (Altona  1825)  —  Zum  Frei- 
maurer aufgenommen  wurde  M.  vor  1784 
und  schloss  sich  17.  Okt.  1787  der  Loge  ;■ 
Friedrich  zur  gekrönten  Hoffnung  in  Ko-  i 
penhagen  an.  Am  22.  Okt.  1794  wurde 
er  als  Nachfolger  Abrahamsons  (s.  d.)  zu 
deren  Meister  vom  Stuhl  erwählt,  was  er 
bis  zu  seiner  Ernennung  zum  Bischof  am 
23.  Dez.  1807  verblieb.  Nachdem  behielt 
er  noch  die  Verwaltung  der  Logenbiblio- 
thek, deren  Verzeichnis  er  herausgab 
(Kopenhagen  1801)  nebst  1.  und  2.  Nach- 
trag und  einem  Vorbericht.  Sein  Bild 
hängt  im  Ordensgebäude  in  Kopenhagen. 
Seine  Biographie  lieferte  Mynstcr  (Kopen- 
hagen 1834);  vgl.  ferner  FZ.  1874,  S.  45. 

Münzen,  s.  Denkmünzen. 

Mnrat,  1)  Joachim,  Napoleonsl.  Schwa- 
ger, 1806  Grossherzog  von  Berg,  1808  König 
von  Neapel,  geb.  25.  März  1771  in  La 
Bastide  bei  Cahors,  13.  Okt.  1815  in  Pizzo 
erschossen.  Wann  und  wo  er  Freimaurer 
geworden,  ist  unbekannt.  Er  wurde  30. 
Sept.  1803  zum  ersten  Grossaufseher  im 
Grossorient  von  Frankreich  vorgeschlagen 
[Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Frankreich  I,  4841  und  9.  Nov.  1804  dazu 
ernannt  [ebenda  S.  424]  Früher  soll  ihn 
Napoleon  I.  zum  Adjoint (Zugeordneten)  des 
Grossmeisters  Joseph  Napoleon  (s.  d.)  be- 
stimmt haben.  In  dem  1805  errichteten 
Grossorient  von  Italien  war  er  Gross- 
kanzler. Als  König  nahm  er  die  Stelle 
des  Grossmeisters  der  Grossen  Loge  von 
Neapel  an. 

2)  Lucien  Napoleon  Charles,  Sohn 
des  Vorigen,  geb.  6.  Mai  1803  in  Mailand, 
gest.  10.  April  1878  in  Paris,  wurde  1853 
vom  Kaiser  Napoleon  III.  zum  kaiserlichen 
Prinzen  ernannt.  Mit  Genehmigung  Beines 
Vetters,  des  damaligen  Prinzpräsidenten 
der  französischen  Republik,  wurde  er  26. 
Febr.  1852  zum  Grossmeister  des  Gross- 
orients von  Frankreich  eingesetzt,  berief 
den  universellen  Kongress  in  Paris  im 
Juni  1855,  trat  aber  24.  Okt.  1861  zurück. 
Uber  die  Geschichte  seiner  Grossmeister- 
schaft S.Frankreich  (oben  I,  311).  [Vgl. 
L.  XUI,  1,  wo  auch  sein  Bildnis.  FZ. 
1861,  S.  325.J 

Muratori,  Lodovico  Antonio,  ein 
gelehrter  und  aufgeklärter  Italiener,  geb. 
21.  Okt.  1672  in  Vignola  im  Modenesi- 
schen,  gest.  23.  Jan.  1750  in  Modena,  trat 
1688  in  den  geistlichen  Stand  und  wurde 
1695  Konservator  der  Ambrosianischen 
Bibliothek  in  Mailand  und  1700  herzog- 
licher Bibliothekar  und  Archivar  in  Mo- 
dena. Er  gab  unter  andern)  heraus:  »Re- 
rum  Italicarum  scriptorcs«  (25  Bde.,  Mai- 


land 1725  —  51);  »Antiquitates  Italicae 
medii  aevi«  (6  Bde.,  Mailand  1738—42); 
»Annali  dTtalia«  (12  Bde.,  Mailand  1744 
bis  1749);  »Novus  Thesaurus  veterum  in- 
scriptionum«  (4  Bde.,  Mailand  1739—42). 
1740  wurde  M.  wegen  seines  Namens  von 
der  italienischen  Geistlichkeit  für  den 
Stifter  der  Freimaurer  (ital.:  Franchi  Mu- 
ratori)  gehalten  und  deshalb  verfolgt.  Auch 
in  Salzburg  wurde  gegen  ihn  von  der 
Kanzel  geeifert.  (Vgl.  Freymäurer-Biblio- 
thek,  I,  67—70;  Henke,  Kirchengeschichte, 
V,  314.]  Bei  dem  Papst  Benedikt  XIV. 
fand  die  lächerliche  Verleumdung  keinen 
Eingang,  er  beruhigte  ihn  vielmehr  in 
einem  eigenhändigen  Schreiben. 

Murr,  Christoph  Gottlieb  v.,  nam- 
hafter Historiker  und  Archäolog  in  Nüru- 
Nürnberg,  geb.  1733,  gest.  8.  April  1811, 
schrieb  unter  anderm:  »Briefe  eines  Pro- 
testanten über  die  Aufhebung  des  Jesuiten- 
Ordens«  (Stuttg.  1773);  »Über  den  wahren 
Ursprung  der  Rosenkreuzer  und  des  Frey- 
maurerordens. Nebst  einem  Anhange  zur 
Geschichte  der  Tempelherren«  (Sulzbach 
1803).  [Vgl.  hierüber  Murrs  Neues  Journal 
zur  Literatur-  und  Kunstgeschichte  (Lpz. 
1798),  I,  155.  A.  J.  1804,  S.  589-626.] 
Er  versetzt  den  Ursprung  der  Freimaurerei 
in  die  Zeit  Oliver  Cromwells,  indem  er 
behauptet,  dass  anfangs  Rosenkreuzerei 
und  Freimaurerei  eins  gewesen  und  erst 
um  1650  getrennt  worden  seien.  Das  J. 
1633  bezeichnet  er  als  das,  »in  welches 
der  Keim  der  Entstehung  der  Freimaurer 
zu  setzen  sei.«  In  betreff  deB  Endzwecks 
der  Freimaurerei  sagt  er  a.  a.  O.,  S.  69  fg.: 
»Der  Endzweck  des  Freimaurerordens  war 
und  ist  noch,  trotz  der  vielen  Auswüchse, 
Philanthropie  und  religiöse  Freiheit  zu 
befördern.«  M.,  obwohl  nie  als  Freimaurer 
aufgenommen,  hatte  doch  ein  reges  In- 
teresse für  den  Bund.  Sein,  auf  die  Frei- 
maurerei bezüglicher  Nachlass  wurde  von 
der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilern  in  Nürn- 
berg erworben.  [Vgl.  Birkner,  Geschichte 
der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilern  in  Nürn- 
berg (1889),  S.  36.] 

Musäug,  Johann  Karl  August, Schrift- 
steller, geb.  29.  März  1735  in  Jena,  gest. 
28.  Okt.  1787  in  Weimar,  studierte  Theolo- 
gie, sollte  Landpfarrer  werden,  doch  die 
Bauern  widersetzten  sich  seiner  Einführung, 
weil  er  einmal  getanzt  hatte.  Darauf  ward 
er  1763  Pagenhofmeister  in  Weimar  und 
1770  Professor  am  dortigen  Gymnasium. 
Seine  Schriften  haben  fast  alle  eine  saty- 
rische Beimischung,  die  jedoch  stets  mit 
der  grössten  Gutmütigkeit  verbunden  ist 
Am  bekanntesten  von  seinen  Schriften 
sind:  »Die  Volksmärchen  der  Deutschen« 
(5  Bde.,  Gotha  1782  fg.  und  öfter).  —  M. 
wurde  Johanni  1776  in  der  Loge  Amalia 
in  Weimar  in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen.   [Vgl.  L.  1888,  8.  7.] 

Musik.  Dem  gegenwärtigen  Sprach- 
gebrauch gemäss  bezeichnet  M.  die  Kunst, 


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Musik. 


65 


da«  Kunstideal  durch  die  Töne  darzu- 
stellen, und  fällt  mit  dem  Begriff  Ton- 
kunst zusammen;  zugleich  nennen  wir 
auch  die  durch  diese  Kunst  hervorgeru- 
fenen Schöpfungen  M.  Je  nach  den  Werk- 
zeugen, durch  welche  die  Töne  hervor- 
gebracht werden,  unterscheiden  wir  Vokal- 
musik, deren  Werkzeug  die  menschliche 
Stimme  ist,  und  Instrumentalmusik,  die 
»ich  der  musikalischen  Instrumente  aller 
Art  bedient.  In  der  Verbindung  beider 
Arten  erreicht  die  M.  erst  ihre  Höhe.  Die 
Vokalmusik  als  die  ursprüngliche,  natür- 
liche, ist  mit  dem  Wort  verbunden,  da- 
rum ausserordentlich  geeignet,  Gedanken 
und  Empfindungen  auszudrücken,  das  in- 
nere Leben,  das  Wogen  und  Wellenschlägen 
der  Seele  zu  offenbaren  und  eine  Macht 
über  die  Gemüter  auszuüben.  Die  In- 
strumentalmusik ist  in  ihrem  Ausdruck 
vielseitiger  und  umfassender  und  durch 
das  Zusammenwirken  der  verschiednen  In- 
strumente mannigfaltiger  in  ihrem  Aus- 
druck, aber  unbestimmter  alB  die  Vokal- 
musik. Wie  jede  andre  schöne  Kunst, 
tritt  auch  die  M.  in  den  Dienst  der  Frei- 
maurerei und  unterstützt  sie  in  der  Er- 
reichung ihrer  Zwecke.  Sie  ist  wohl  im 
stände,  durch  feierlich  ernste,  erhabne 
Klänge  das  Gemüt  zur  Andacht  zu  stim- 
men und  die  Gedanken  auf  das  Ewige  hin- 
zulenken, durch  ernste  Würde  uns  von 
dem  Alltäglichen  abzulenken  und  uns  zur 
innern  Sammlung  zu  führen,  durch  lieb- 
lich einschmeichelnde  Harmonien  und  Me- 
lodien uns  für  die  sanftem  Regungen  der 
Freundschaft  und  Bruderliebe  zugänglich 
zu  machen,  durch  rasche,  feurige  Rythmen 
die  Begeisterung  zu  erzeugen,  die  sich  in 
Thaten  umsetzt.  Zu  diesem  Dienst  eignet 
sich  nur  solche  M.,  die  dem  Charakter 
der  Freimaurerei  entspricht.  Für  die 
Kennzeichen  einer  maurerischen  M.  hat 
die  Ästhetik  noch  keine  Formel  gefunden ; 
im  allgemeinen  wird  man  von  dieser  Würde 
und  ruhige  Heiterkeit  fordern  müssen, 
und  auch  die  Tafelmusik  darf  nicht  ins 
Lärmende,  Ausgelassene  Platte  oder  gar 
Frivole  verfallen.  Da  die  Maurerei  das 
allgemein  Menschliche  darstellt,  kann  sie 
auch  aus  dem  weiten  Gebiet  der  M.  das 
für  sich  herausnehmen,  was  allgemein 
menschliche  Gefühle  ausdrückt.  Bei  un- 
gern grossen  Tonmeistern  sucht  man  nicht 
vergebens  nach  Musikstücken,  die  durch 
die  Grösse  und  Erhabenheit  ihres  Stils 
uns  zu  ernster  Andacht  stimmen  oder  durch 
die  Heiterkeit  ihrer  Melodien  uns  des 
Lebens  Arbeit  und  Leid  vergessen  lassen 
und  uns  in  die  Stimmung  versetzen,  die 
uns  zur  Aufnahme  des  gesprochnen  Wortes 
empfänglich  machen  oder  die  Saiten  unsere 
Gemüts,  die  durch  die  Rede  angeregt 
worden  ist,  durch  die  Macht  der  Töne  nach- 
klingen lassen.  Leider  besitzen  wir  nur 
wenige  für  die  Loge  verfasste  Instrumental- 
stücke, der  Gesänge  sind  verhältnismäßig 

AüffemeiAM  Handbach  der  Freimaurerei.  II. 


viel  mehr.  Einzig  in  seiner  Art  ist  Mo- 
zarts »Maurerische  Trauermusik  bei  dem 
Todesfalle  der  Brüder  Meklenburg  und 
Esterhazy«  für  Orchester  (ausser  den  Streieh- 

|  instrumenten  mit  1  Klarinette,  3  Basset- 
hörnern,  2  Hoboen,  2  Hörnern  und  Kontra- 
fagott besetzt),  im  Juli  1786  komponiert. 
Ob  diese  Trauermusik  damals  bei  der  an- 
gegebnen Gelegenheit  oder  sonstwo  in 
offner  Loge  aufgeführt  worden  ist,  kann 
nicht  mit  Sicherheit  behauptet  werden; 

1  gewiss  aber  ist,  dass  diese  herrliche  M. 
bei  jedem,  der  sie  einmal  gehört  hat,  den  er- 
hebendsten, feierlichsten  Eindruck  hinter- 
lässt.  Als  aus  freimaurerischen  Anschau- 
ungen hervorgegangen  darf  auch  seine 
Oper:  »Die  Zaubernöte«  bezeichnet  wer- 
den.  Neuere  zu  Logenzwccken  besonders 
komponierte  Musikstücke  treten  nur  in  der 
Form  der  Kantate  und  des  Gesangs  (s.  d.) 
auf.  Die  alte  Grossloge  in  London  pflegte 
schon  die  M.  bei  ihren  Festarbeiten.  Bei 
der  alljährlichen  Wahl  des  Grossmeisters 
am  Johannistag  wurde  ein  feierlicher  Um- 
zug innerhalb  der  Logenräume  abgehalten, 
der  sich  unter  den  Klängen  eines  Marsches 
dreimal  in  der  Loge  herumbewegte  (»Music 
playing  before«).  Auch  bei  den  feierlichen 
Umzügen  zur  Kirche  zur  Abhaltung  eines 
maurerischen  Gottesdienstes  führte  ein 
Musikchor  den  Zug  an.  Dieser  Gebrauch, 
Umzüge  mit  Musikbegleitung  aufzuführen, 
ist  auch  nach  Frankreich  verpflanzt  worden, 
und  ein  ige  solcher  Märsche  in  ihrerOriginal- 

■  besetzung  mit  Hörnern,  Flöten  und  Oboen 

'  haben  sich  noch  erhalten.  [Vgl.  »Marche 
religieuse«  in  «Manuel  Anacräontique  des 
Francs-macons«  (Paris  chez  Pierre  Gaveaux. 
An  5806)  und  »Mar che  des  Francs-Macons« 
in  Chansons  Not^es  de  la  Tres  v£n6rable 
Confrerie  des  Fr.  Macons  par  Fr.  Naudot 
(Chez  Fromery  ä  Berlin).]  Auch  in  der 
ersten  Trauerloge  von  Royal  York  \7b2 
wurden  drei  feierliche  Umzüge  um  den 
Sarkophag  gemacht;  von  1792  an  geschah 
dies  unter  dem  Klang  von  Vokal-  und 
Instrumentalmusik.  1794  wurde  eine  eigens 
zu  diesem  Zweck  angefertigte  Kantate 
unter  Begleitung  vortrefflicher  Trauermusik 
aufgeführt.  Mit  dem  Aufhören  der  Um- 
züge hörte  auch  die  Verwendung  von  Bläser- 
chören auf ;  aber  der  Einzug  der  Mitglieder 
in  die  Loge  an  grössern  Festen  geschieht 
heute  noch  unter  entsprechender  M.,  ge- 
wöhnlich unter  den  Klängen  der  Orgel 
oder  des  Harmoniums.  Die  Verwendung 
der  Instrumentalmusik  in  Verbindung  mit 
Gesang  findet  ebenfalls  noch  häufig  statt, 
wenn  eine  Loge  besondere  Veranlassung 
hat,  ein  Fest  musikalisch  auszuschmücken. 
Aber  auch  Eröffnung  und  Schluss  der 
Loge  werden  häufig  durch  M.  verschönt; 
besonders  giebt  die  M.  den  Aufnahmen 
und  Beförderungen  Eindringlichkeit  und 
höhere  Weihe.  Die  Tafelloge  würde  ohne 
M.  ihre  Aufgabe,  Pflege  des  innigen  brü- 
derlichen Verkehrs,  nicht  wohl  erfüllen 

5 


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6ß 


Musikalische  Brüder  —  Musikmeister  (Musikdirektor). 


können.  Für  die  Tafel  eignen  sich  mehr 
Solovortrage  leichterer  und  heiterer  Art; 
sie  sollen  hier  froh  belebend  und  ermun- 
ternd wirken.  Aber  dabei  sind  zwei  Ab- 
wege zu  meiden:  nie  dürfen  die  musika- 
lischen Vorträge  um  ihrer  selbst  willen  oder 
gar  um  die  Kunstfertigkeit  des  Ausfüh- 
renden zu  zeigen  und  dafür  billigen  Bei- 
fall zu  ernten,  ausgeführt  werden.  An  die 
Tafel  gehört  keine  Konzertmusik  und  kein 
Virtuosentum,  sondern  hier  tritt  die  Pflege 
der  Geselligkeit  und  des  ungezwungnen 
brüderlichen  Verkehrs,  nur  eingeschränkt 
durch  die  Tafelordnung,  ins  Recht.  Ebenso- 
wenig darf  bei  aller  Fröhlichkeit  und  Hei- 
terkeit der  sittliche  Ernst  beiseite  gesetzt 
werden;  denn  wir  halten  kein  Gelage, 
sondern  eine  Tafelloge.  Abgesehen  von 
diesen  beiden  Einschränkungen  gilt  hier 
das  Wort:  Alles  ist  euer!  —  Nach  allem 
diesen  hat  die  Loge  die  Pflicht,  die  M. 
zu  pflegen  und  sich  ihrer  als  Helferin  und 
Dienerin  aufs  fleissigste  zu  bedienen. 
Wirkliche  Kunstleistungen  können  nur  an 
solchen  Orten  hervorgebracht  werden,  wo 
ausübende  Künstler  in  genügender  Zahl 
zu  Gebote  stehen.  Aber  auch  kleinere 
Logen  werden  einen  oder  einige  Mitglieder 
haben,  die  entweder  im  Gesang  oder  im 
Klavierspiel  so  viel  leisten,  um  die  M.  in 
Pflege  nehmen  zu  können,  und  der  Chor- 
gesang, wenn  auch  nur  der  einstimmige, 
wird  wohl  in  keiner  Log^e  fehlen.  In  vielen 
Logen  haben  sich  die  sangeskundigen 
Mitglieder  zu  Quartettvereinen  zusammen- 
geschlossen. Auch  veranstalten  die  musi- 
kalischen Brüder(s.d.)  Konzerte  zum  Besten 
der  milden  Stiftungen  ihrer  Loge  und  ver- 
einigen die  Mitglieder  ihrer  Bauhütten  mit 
ihren  Angehörigen  zu  besondern  Fest-  und 
Gastabenden.  Oogleich  viele  hervorragende 
Musiker  dem  Freimaurerbunde  angehören, 
ist  doch  die  Zahl  der  für  Logenzwecke 
komponierten  Musikstücke  recht  gering, 
und  diejenigen,  die  für  eine  grössere  Feier 
einer  einzelnen  Loge  geschrieben  wurden, 
sind  selten  über  den  Kreis  dieser  Loge 
hinaus  bekannt  geworden.  Von  älterer 
M.  sind  nur  einige  Kompositionen  von 
Mozart  vorhanden,  und  zwar,  ausser  der 
schon  angeführten  Trauermusik,  zwei  Ge- 
sänge: »Des  Todes  Werk,  der  Fäulnis 
Grauen«,  und:  »Vollbracht  ist  die  Arbeit 
der  Meister«  (um  1786),  ferner:  »Zwei 
Wechselgesängc  bey  der  ersten  feyerlichen 
Eröffnung  der  Loge  Zur  neugekrönten 
Hoffnung  in  Wien  am  14.  Jan.  1786.«  Mo- 
zartsche  Melodien  sind  zu  maurerischen 
Chorgesängen  vielfach  verwandt:  »Brüder, 
reicht  die  Hand  zum  Bunde«;  »In  diesen 
heiigen  Hallen«;  »O  Isis  und  Osiris«  u.  a. 
Auch  hat  neuerdings  O.  Urban  Mozart- 
sehe  Musik  zu  drei  Kantaten  mit  Be- 
gleitung von  Klavier  oder  Harmonium 
und  zwei  Streichinstrumenten  bearbeitet. 
Es  sind  dies  Kantaten  l)  zum  Stiftungsfest, 
2)  zum  Johannisfest,  3)  zum  Schwestern- 


fest  (Dessau).  Die  wunderschönen  Kom- 
positionen von  O.  H.  Lange  sind  leider 
nur  handschriftlich  vorhanden  und  im  Be- 
sitz der  Loge  Zum  schwarzen  Bär  in 
Hannover.  Ähnliche  handschriftliche  Kom- 
positionen befinden  sich  in  noch  vielen 
Logen.  Kürzlich  ist  bei  Max  Brockhaus 
in  Leipzig  erschienen:  »Volkstümliche 
Chorwerke  mit  Deklamation  und  Klavier- 
begleitung«, unter  Nr.  7  »Das  Gebet  des 
Herrn«  von  S.  A.  Mahlmann,  Musik  von 
Emil  Paul,  eine  sehr  ansprechende  Kom- 
position, die  sich  für  ernste  musikalische 
Feiern  vortrefflich  eignet.  (Vgl.  A.  XIV, 
S.  170  (der  Stil  der  M.  in  der  Loge). 
Bbl.  1889,  S.  91  (die  Harmonie  der  Töne). 
Bh.  1879,  S.  211;  1896,  S.  302.  Br.  L. 
1892/93,  S.  26.  BZC  1880,  S.  143.  FZ. 
1873,  S.  274;  1898,  8.  321;  1898,  8.  137. 
H.  L.  1884,  S.  1327.  L.  1897  ,  8.  209.  O. 
1890  S.  153.  R.  1892,  S.  57;  1894,  S.  36. 
Findel,  Geist  und  Form  der  Freimaurerei 
(6.  Aufl.,  Lpz.  1898),  S.  78.  R.  Fischer, 
Entwurf  zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
tätigkeit der  Logenmeister  (Lpz.  1891, 
S.  67.]  —  Die  M.  gehört  auch  zu  den  sog. 
sieben  Wissenschaften  (s.  d.). 

Musikalische  Brüder  sind  die  Mitglieder 
der  Loge,  denen  die  Ausführung  der  Ton- 
werke bei  den  Versammlungen  nach  An- 
ordnung des  Musikmeisters  obliegt.  »Sie 

I  werden  zumeist  unter  gewissen  Vergünsti- 
gungen, mit  gänzlichem  oder  teilweisem 

;  Erl  aas  der  Aufnahme-  und  Beförderungs- 
gebühren, sowie  der  regelmässigen  Geld- 
beiträge, aufgenommen,  erhalten  auch  bei 
Tafellogen  freies  Gedeck  und  verpflichten 
sich  dafür,  bei  den  stattfindenden  musi- 
kalischen Vorträgen  durch  Gesang  oder 
Instrumentspiel  sich  zu  beteiligen.  Selbst- 
verständlich steht  die  Rücksicht  auf  ihre 
Leistungen  bei  ihrer  Aufnahme  in  zweiter 
Linie,  und  sie  unterliegen  vor  ihrem  Ein- 
tritt ganz  der  nämlichen  Prüfung  in  Be- 

I  zug  auf  Lebensanschauung  und  Lebens- 
wandel, wie  jeder  andre  Suchende.  Sie 
haben  alle  Rechte  der  ordentlichen  Mit- 
glieder. »Es  wäre  freilich  besser,  wenn 
die  m.  B.  als  solche  mehr  auf  den  Aus- 
sterbeetat kämen  und  man  sich  lieber  dar- 
auf verlassen  könnte,  dass  diejenigen  Mit- 
glieder, die  musikalisch  sind,  die  Loge 
mit  ihren  Talenten  freiwillig  erfreuen 
würden,«  wie  es  in  früherer  Zeit  mehrfach 
auch  in  Deutschland  der  Fall  war.  —  In 
Holland  kommen  die  m.  B.  unter  dem 
Namen  broeders  van  talenten  vor,  in  Frank- 
reich, in  ihrer  Gesamtheit  für  die  einzelnen 
Logen  aufgefasst,  als  colonne  d'harmonie. 
In  England  scheint  diese  Einrichtung  un- 
bekannt zu  sein.  [Vgl.  R.  Fischer,  Ent- 
wurf zu  einem  Handbuch  der  Amtsthätig- 
keit  der  Logenmeister  (Lpz.  1891),  8.  86. 
Über  die  m.  B.  der  Loge  Balduin  zur 
Linde  in  Leipzig  R.  189S,  Nr.  10—12.] 

Musikmeister  (Musikdirektor)  ist  ein 
Beamter  der  Loge,  dem  die  Leitung  und 


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Musivischer  Fussboden,  musiviscbe»  Pflaster 


—  Mystagog. 


67 


Anordnung  dessen,  was  zur  musikalischen 
Ausstattung  der  Logen  Versammlungen  ge- 
hört, anvertraut  ist  Er  wird  sein  Amt 
um  so  besser  zu  verwalten  vermögen,  je 
mehr  er  selbst  gebildeter  Musiker  und  in 
der  Ausübung  seiner  Kunst  wohl  erfahren 
ist  Seine  Obliegenheiten  sind  zahlreicher 
Art.  Ausser  den  allgemeinen  Pflichten,  die 
er  als  Beamter  zu  erfüllen  hat,  liegt  ihm  na- 
mentlich die  Aufgabe  ob,  im  Einverständnis 
mit  dem  Meister  vom  Stuhl  die  vorzutra- 
genden Gesänge  und  sonstigen  Tonstucke 
auszuwählen,  mit  den  musikalischen  Brü- 
dern einzuüben,  ihre  Ausführung  zu  leiten 
u.  dgl.  m.  Da  er  zu  gedeihlicher  Ver- 
waltung seines  Amtes  selten  auf  seine 
eignen  Leistungen  beschränkt  bleibt,  son- 
dern meistenteils  auf  die  Mitwirkung  einer 

Srössern  oder  geringem  Anzahl  Ausführen- 
er,  die  er  je  nach  Bedarf  und  Ermessen 
aus  den  ihm  zu  Gebote  stehenden  Kräften 
auswählt,  angewiesen  ist,  so  hat  er  oft  mit 
Zufälligkeiten  zu  kämpfen,  die  seine  Stel- 
lung schwierig  machen.  Sein  Amt  wird 
um  so  undankbarer,  wenn  die  ihm  verfüg- 
baren Kräfte  den  Anforderungen,  die  die 
Mitglieder  in  Bezug  auf  die  musikalischen 
Vorträge  stellen,  nicht  ausreichend  ent- 
sprechen. Dann  müssen  die  Mitglieder  Nach- 
sicht walten  lassen,  namentlich  in  kleinen 
Logen,  wo  der  gute  Wille  oft  mehr  an- 
erkannt werden  muss,  als  die  wirkliche 
Leistung.  Ausserhalb  Deutschland  findet 
sich  das  Amt  nur  in  den  holländischen, 
dänischen  und  schwedischen  Logen,  ferner 
in  England  als  Organist,  was  auf  Beglei- 
tung des  Gesangs  hinweist.  In  Frankreich 
ist  es  kein  Logenamt. 

Motivischer  Fassboden,  musirisehes 
Pflaster,  s.  Pflaster. 

Muskau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schle- 
sien, 3452  E.).  Hier  besteht  unter  der 
Loge  Zur  gekrönten  Schlange  in  Görlitz 
ein  maurerisches  Kränzchen  Zur  Her- 
mannseiche, gest.  3.  Juni  1893.  Vers: 
1.  Sonnabend  Abend  im  Monat.  Lokal: 
Kölkes  Hötel.  Milde  Stiftung:  500  M. 
Kapital  zur  Unterstützung  bedürftiger  Orts- 
armer.   Ortsgesetze  vom  17.  Juni  1898. 

Muth,  Placidus,  Prälat  und  Abt  des 
Petersklosters  in  Erfurt,  war  18U6— 14  Mit- 
glied der  Loge  Carl  zu  den  drei  Rädern 
in  Erfurt  und  bekleidete  das  Amt  des  Vor- 
bereitenden. Er  hatte  schon  1803,  als  er 
noch  nicht  Freimaurer  war,  der  Loge  seine 
Klosterwohnung  zu  ihrer  Eröftnungsver- 
sammlung  zur  Verfügung  gestellt.  In  der 
Loge  zu  Gotha  hat  er  von  1808  ab  viel- 
fach verkehrt  und  mit  deren  Vorsitzendem 
Meister  Graf  Salisch  im  Briefwechsel  ge- 
standen. Er  soll  selbst  einen  Katholiken 
der  Loge  zugeführt  haben.  [Vgl.  Taute, 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  S.  66.J 

Mutterloge  wird  diejenige  Loge  ge- 
nannt, die  andre  einzelne  Logen  (Tochter- 
logen) gegründet  hat.    In  allen  Ländern 


fällt  diese  Benennung  jetzt  mit  Grossloge, 
Grossorient  zusammen,  indem  diese  allein 
nur  noch  das  Recht  haben,  Logen  zu 
gründen.    In  frühern  Zeiten  kam  es  öfter 
vor,  dass  eine  einfache  Loge  entweder 
durch  Trennung  mehrerer  ihrer  Mitglieder 
oder  durch  vollständige  Stiftung  eine  neue 
Loge  errichtete,  so  z.  B.  die  Loge  Minerva 
in  Leipzig,  die  u.  a.  die  Loge  Archimedes 
zu  den  drei  Reissbrettern  in  Altenburg 
errichtete,  auch  sich  1816  in  ihrer  Logen- 
liste als  Stamm-  und  Mutterloge  bezeich- 
nete, dadurch  aber  in  Zwiespalt  mit  einigen 
Grosslogen  geriet.  Auch  die  Loge  Zu  den 
drei   Schlüsseln    in   Regensburg  gehört 
hierher.   Die  meisten  dieser  Mutterlogen 
bildeten  sich  später  zu  Grossen  Logen 
I  aus,  wie  die  Loge  Absalom  in  Hamburg, 
|  Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin,  Zu  den 
drei  Schwertern  in  Dresden,  Einigkeit  in 
Frankfurt  a.  M.    In  Schottland  ist  als 
■  Mutterloge  vorzüglich  die  Loge  in  Kil- 
winning  zu  beachten,  die  sich  gleichfalls 
I  später  —  wenn  auch  nur  auf  kurze  Zeit 
I  —  zu  einer  Grossloge  erhob.  —  Die  Loge, 
'  in  der  man  aufgenommen  ist,  pflegt  man 
auch  wohl  seine  Mutterloge  zu  nennen. 

Mylius,  Johann  Wilhelm,  kurf.  sächs. 
Ingenieurleutnant,  geb.  24.  Jan.  1723  in 
Clöden  in  Sachsen,  gest.  3.  Okt.  1791, 
wurde  1756  bei  Pirna  gefangen  und  lebte  seit- 
dem bei  seinen  Freunden  v.Hund  (s.d  )  und 
v.  Kiesenwetter  (s.d.),  zuletzt  bei  des  letztern 
Witwe.  Er  war  Mitglied  der  Loge  Zu 
den  drei  Hammern  in  Naumburg.  Dem 
Tempelherrensystem  trat  er  zu.  Er  war 
eins  der  ersten  und  aufrichtigsten  Mitglie- 
der des  Provinzialkapitels.  1763  ernannte 
ihn  v.  Hund  zum  Procurator  Provincialis; 
als  solcher  begleitete  er  den  Heermeister 
auf  den  Konvent  zu  Altenberge  (s.  d.).  1765 
wurde  er  Kanzler  der  Provinz  und  ging 
als  solcher  nach  Görlitz,  um  die  Geschäfte 
der  Ordenskanzlei  zu  leiten.  Er  war  einer 
der  vier  Maurer,  die  den  1766  bekannt 
gemachten  ökonomischen  Plan  (s.d.)  garan- 
tierten, und  trennte  sich  von  v.  Hund, 
nachdem  dieser  Plan  gescheitert  war.  Auf 
dem  Konvent  zu  Kohlo  (s.  d.)  1772  ver- 
zichtete er  deshalb  auf  sein  Ordensamt 
und  lebte  seitdem  zurückgezogen  bei 
v.  Kiesenwetter  auf  dessen  Gütern.  Er 
stand  im  Ruf  eines  Biedermanns. 

Mvstagog  nennt  man  den,  der  in  den 
Mysterien,  vorzüglich  den  eleusinischen, 
das  Amt  der  Einführung  hatte.  Mit  Un- 
recht bezeichnet  man  einen  Geheimnis- 
krämer und  Geheimnisforscher  mit  die- 
sem Ausdruck.  Der  M.  bei  den  Eleusi- 
nien  musste  attischer  Bürger  und  voll- 
ständig Eingeweihter  sein,  so  dass  er  andre, 
die  von  ihm  eingeführt  worden  waren, 
vollständig  im  Gebrauchtum  unterweisen 
konnte.  Dieser  M.  hatte  keineswegs 
priesterlichen  Charakter,  sondern  war 
gleichsam  Pathe  oder  Beistand  und  Be 
I  gleiter  des  Einzuweihenden.  [Vgl.  die  Be- 

5* 


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PS 


Mysterien. 


legstellen  bei  Hermann,  Lehrbuch  der 
griechischen  Antiquitäten  (2.  Aufl.,  Heidel- 
berg 1858),  Bd.  2.  Gottesdienstliche  Alter- 
tümer, §  32,  Anra.  23,  wo  u.  a.  auf  die 
ausdrückliche  Scheidung  von  »Priestern*, 
»Mystagogcn«  und  «Einzuweihenden«  hin- 
gewiesen wird.  Vgl.  Plutarch,  Alcibiades 
C.  24.  Lobeck,  Aglaophamus,  S.  29  fg.] 
Von  den  Schriften,  die  den  Titel  »Mystagog« 
führen,  kommt  für  die  Freimaurerei  nur 
in  Betracht  das  Buch  von  J.  Gottlieb  Her- 
mann (auch  Pallini,  Paillefini,  Freiherr 
von  Mortczinni  genannt) :  »Der  M.  oder  vom 
Ursprung  und  Entstehung  aller  Mysterien 
und  Hieroglyphen  der  Alten,  welche  auf 
die  Freimaurerei  Bezug  haben,  aus  den 
ältesten  Quellen  hergeleitet  und  aufgesucht 
von  einem  ächten  Freymaurer«  (Osnabrück 
und  Hamm  1789).  Der  Inhalt  dieses 
Buches  ist  durch  neuere,  gründlichere 
Forschung  weit  überholt  und  widerlegt 
worden,  so  dass  durch  dieses  Werk,  wenn 
es  überhaupt  je  Einfluss  gehabt  hat,  in 
die  Geschichte  der  Entwicklung  der  Frei- 
maurerei eher  Irrtum  und  Vorurteil  ge- 
tragen wurde. 

Mysterien  bezeichnet  die  geheimen 
Gottesdienste,  Priesterlehren  und  Feier- 
lichkeiten der  Alten.  Die  Schwierigkeit 
und  Wichtigkeit  des  Gegenstands  hat 
von  jeher  viele  veranlasst,  sich  in  Ver- 
mutungen darüber  zu  ergehen,  und  die 
Dunkelheit  des  Gegenstands  liess  der 
Phantasie  den  freisten  Spielraum,  um 
eigne  Anschauungen  und  Meinungen  zur 
Geltung  zu  bringen.  Es  sind  vorzugsweise 
aus  zwei  Ländern  M.  bekannt,  was  ihren 
Bestand,  weniger  aber  was  ihren  Inhalt 
betrifft,  auB  Ägypten  und  Griechenland.  — 
Über  die  ägyptischen  M.  haben  wir 
keine  andern  Nachrichten,  als  die  der 
griechischen  Weisen,  die  das  Nilland  be- 
suchten, deren  Angaben  aber  wenig  zuver- 
lässig sind.  Die  dortigen  Geheimlehren 
waren  Eigentum  der  Priesterkaste  und 
des  von  ihr  eingeweihten  Pharao,  wurden 
aber  bisweilen  jenen  reisenden  griechi- 
schen Gelehrten  mitgeteilt,  soweit  es  die 
Priester  für  gut  fanden,  wobei  gewiss 
mancher  Schwindel  mit  unterlief.  Diese 
Einweihungen  waren  mit  Graden  und 
Proben  verbunden.  Ihren  Inhalt  bildete 
wahrscheinlich  eine  religiöse  Anschauung,  ' 
die  über  dem  Volksglauben  erhaben  war,  i 
und  manchen  Andeutungen  ist  zu  entneh- 
men, dass  es  sich  dabei  um  den  Glauben 
an  einen  einzigen  Gott  und  um  die  Ver- 
werfung der  Vielgötterei,  des  Tierdienstes 
und  der  krass  materiellen  Vorstellungen 
vom  Jenseits  handelte.  Die  ägyptischen 
Mythen  wurden,  wie  Plutarch  durchblicken 
lässt,  als  personifizierte  Naturvorgänge  aus- 
gelegt; Sinnbilder  der  in  dieser  Lehre 
verborgnen  Rätsel  sah  jener  griechische 
Schriftsteller  in  den  vor  den  Tempeln  auf- 
gestellten Sphingen  und  in  dem  verschleier- 
ten Bild  der  Göttin  Neit  zu  Sals.  -  In 


starkem  Unterschied  von  den  ägyptischen 
waren  die  hellenischen  M.  nicht  Eigen- 
tum einer  Priesterkaste,  die  es  in  Hellas 
nicht  gab,  sondern  weiterer  Kreise  der 
Gebildeten.  Die  Volksreligion  und  die 
M.  unterschieden  sich  hier  darin,  dass 
jene  die  Götterwelt  vom  ästhetischen, 
diese  aber  vom  ethischen  Standpunkt  aus 
betrachteten.  Nach  allem,  was  darüber 
mitgeteilt  ist,  war  der  Grundgedanke  der 
griechischen  M.  der,  dass  die  höher  Ge- 
bildeten sich  den  dem  Menschen  ähnlich 
gedachten  Göttern  entfremdeten  und  den 
Drang  in  sich  fühlten,  die  verlorne  Gott- 
heit zu  suchen.  Diese  mystische  Richtung 
stand  zwar  ethisch  über  der  Volksreligion, 
intellektuell  aber  unter  der  griechischen 
Philosophie  und  sonstigen  Wissenschaft, 
und  ästhetisch  unter  der  hei  lenischen  Kunst. 
Die  Philosophie  und  die  Kunst  der  Griechen 
ignorierten  die  M.;  nur  die  Historiker  und 
die  dramatische  Dichtung  berücksichtigten 
sie,  und  zwar  gedachte  ihrer  die  Tragödie 
mit  Ehrfurcht,  die  Komödie  aber  nicht 
ohne  Ironie.  Es  war,  im  Gegensatz  zu 
den  heitern  und  lebensvollen  öffentlichen 
Gottesdiensten,  ein  düsterer,  phantastischer, 
frömmelnder  Zug,  der  die  M.  kennzeich- 
nete; sie  waren  dem  griechischen  Geiste 
fremd  und  wie  eine  Vorahnung  dessen, 
was  nach  dem  Sturz  der  olympischen 
Götterwelt  kommen  sollte.  Dieser  Unter- 
schied zwischen  zwei  Gedankenwelten 
störte  aber  die  gebildeten  Griechen  nicht; 
sie  suchten  beide  zu  verbinden  oder  je 
nach  Bedürfnis  abwechseln  zu  lassen. 
Denn  die  M.  hatten  noch  den  weitern 
Zug,  dass  sie  die  rohen  Sitten  milderten 
und  höher  geartete  menschlichere  Charak- 
tere heranzogen.  Sie  waren  indessen  keine 
gemeinsame  oder  einheitliche  Anstalt,  son- 
dern zerfielen  in  eine  Menge  verschiedner 
örtlicher  geheimer  Gottesdienste  zu  Ehren 
verschiedner  Gottheiten.  Von  ihnen  aus- 
geschlossen war  kein  Stand,  Beruf  und 
Geschlecht,  ausgenommen  waren  nur  die 
Barbaren  und  die  notorisch  sittenlosen 
Menschen.  Alle  Eingeweihten  aber  waren 
zum  tiefsten  Stillschweigen  über  das  Ge- 
hörte und  Gesehene  verpflichtet.  Ent- 
standen sind  die  M.  aus  den  Gebräuchen 
bei  Reinigungen  und  Sühnungen,  die  bei 
religiösen  Handlungen  vorgeschrieben 
waren  und  von  der  physischen  auf  die 
moralische  Bedeutung  übergetragen  wur- 
den, und  diese  blieb  auch  in  den  M.  eine 
Hauptsache.  1)  Die  berühmtesten,  ältesten 
und  alle  übrigen  an  Bedeutung  und  An- 
hang übertreffenden  M.  der  Griechen  waren 
die,  die  man  in  Eleusis  im  Gebiete  von 
Athen  (Attika)  feierte,  die  Eleusinien,  zu 
Ehren  der  Göttin  Demeter,  ihrer  Tochter 
Persephoneia  und  eines  diesen  M.  eigen- 
tümlichen Gottes:  Jakchos.  wahrschein- 
lich eines  Herbstgottes.  Alle  diese  Gott- 
heiten beziehen  sich  auf  die  Fruchtbar- 
keit der  Erde,  auf  die  Pflanzenwelt,  deren 


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Mysterien. 


69 


Verwelken  und  Verdorren,  dem  aber  im 
Frühling  die  Wiederbelebung  folgt  und  zum 
Symbol  der  Auferstehung  und  Unsterb- 
lichkeit des  Menschen  erhoben  wurde. 
Es  handelte  sich  mithin  nicht  etwa  um 
eine  Art  von  Aufklärung,  sondern  um 
eine  symbolisch  -mystisch  -ethische  Auf- 
fassung von  Naturvorgängen.  Gefeiert 
wurden  die  eleusinischen  M.  im  Tempel 
der  Demeter  in  Eleusis  oder  im  «mysti- 
schen Hause«,  das  mit  Athen  durch  die 
mit  Heiligtümern  reich  besetzte  «heilige 
Strasse«  verbunden  war.  Auch  in  Athen 
stand  ein  eleusinisches  Gebäude.  Beide 
und  andre  sind  in  der  Völkerwanderung 
zerstört  worden.  Die  Eleusinien  waren 
eine  attische  Staatsanstalt  und  standen 
unter  der  Leitung  des  die  religiösen  An- 
gelegenheiten besorgenden  Archonten,  des 
Basileus  (König)  und  vier  ihm  beigegebner 
Räte  (Epimeleten).  Oberpriester  der  An- 
stalt war  der  Hierophant,  dem  eine  Hiero- 
phantin  zur  Seite  stand  und  der  mit  weitern 
Priestern  den  heiligen  Rat  bildete.  Der 
in  Eleusis  und  teilweise  in  Athen  ge- 
feierten Feste  waren  zwei,  die  kleinen 
Eleusinien  im  Frühling  und  die  grossen 
im  Herbst.  Diese,  die  wichtigern,  zer- 
fielen in  eine  Vorfeier  in  Athen  und  die 
Hauptfeier  in  Eleusis,  deren  jede  mehrere 
Tage  dauerte.  Die  Teilnehmer  kamen  aus 
ganz  Griechenland  zusammen,  ergingen 
sich  in  geräuschvollen  Umzügen,  badeten 
im  Meere  und  hielten  Opferachmäuse  ab. 
Am  sechsten  Tage  zog  die  »Jakchos-Pro- 
zession«  auf  der  »heiligen  Strasse«  nach 
Eleusis,  Tauseude  stark,  sowohl  Männer, 
als  Frauen,  die  vielfach  Scherz  und  Unter- 
haltung trieben,  unter  Tänzen,  Flötenspiel 
und  dem  Gesang  des  Jakchoslieds,  und 
dauerte  bis  zum  Abend.  In  Eleusis  wurde 
zuerst  der  heilige  Trank  des  Kykeon  ein- 
genommen und  dann  begannen  drei 
Nächte  hindurch  die  mystischen  Ge- 
bräuche und  Einweihungen  mit  Fakel- 
zügen,  während  am  Tage  gefastet  wurde. 
Die  Einweihungen  umfassten  zwei  Grade, 
den  der  kleinen  und  den  der  grossen  M. 
Die  Eingeweihten  jener  biessen  Mysten, 
dieser  aber  Epopten  (Anschauende).  Nur 
letztere  wurden  in  das  heilige  Haus  der 
Weihe  in  Eleusis  eingelassen.  Sie  trugen 
als  Kennzeichen  einen  Faden  um  den 
rechten  Arm  und  linken  Fuss.  Die  Ein- 
weihungen vollzog  der  vom  Staate  hierzu 
erwählte  Mystagog.  Die  zur  Epoptie  em- 
porsteigenden Mysten  Hess  man  Irrgänge 
durchwandern  und  durch  mancherlei 
schrecken  volle  Proben  zum  Licht  empor- 
steigen. Es  Hessen  sich  himmlische  Stimmen 
und  Töne  hören,  es  zeigten  sich  liebliche 
Tänze,  dem  Auge  und  Ohr  wurde  mit 
Kunstwerken  geschmeichelt,  und  endlich 
öffnete  der  Hierophant  die  Propyläen  oder 
das  Allerheiligste  des  Tempels,  liess  die 
Epopten  eintreten  und  zog  die  Hüllen  von 
den  Götterbildern.  Daher  ist  anzunehmen, 


das  «mystische  Haus«  sei  mit  allerlei 
kunstreichen  Maschinerien  versehen  ge- 
wesen. Damit  stimmt  auch  die  Beobach- 
tung, dass  diese  M.  nach  und  nach  zum 
blossen  Formen-  und  Zeremonieudienste 
herabsanken.  Nach  fünf  Tagen  waren  die 
grossen  Eleusinien  vollendet,  und  es  be- 
gab sich  die  Prozession  nach  Athen  zu- 
rück. *)  2)  Auf  der  Insel  Samothrakc  wur- 
den die  M.  der  Kabeiren  gefeiert,  einer 
Art  Halbgötter,  über  deren  Wesen  und 
Bedeutung  nichts  Näheres  bekannt  ist,  die 
aber  nach  Herodot  auch  in  Ägypten  unter 
Zwerggestalt  verehrt  wurden.  Es  handelte 
sich  dabei  wahrscheinlich  um  einen  Ge- 
stirndienst, vielleicht  auch  um  eine  Feier 
der  zeugenden  Naturkraft.  Der  Einweihung 
ging  eine  Reinigung  durch  Feuer  und 
Räucheruugen  und  eine  Beichte  voran. 
Die  Eingeweihten  trugen  eine  purpurne 
Binde  um  den  Leib.  König  Philipp  von 
Makedonien  und  seine  Gattin  Olympias, 
die  Eltern  Alexanders  des  Grossen,  ge- 
hörten zu  den  Eingeweihten.  3)  M.  des 
Göttervaters  Zeus  wurden  auf  Kreta  ge- 
feiert, wo  dieser  nach  der  Sage  als  Kind 
aufgezogen  wurde.  Sie  fanden  am  Tage 
unter  freiem  Himmel  im  Frühling  statt, 
zum  Teil  aber  in  einer  Grotte,  die  als 
Aufenthalt  des  Gottes  galt.  4)  Einen  wild 
leidenschaftlichen  Charakter  trugen  die 
geheimen  Feste  des  Weingottes  Bakchos 
oder  Dionysos.  Unter  dem  Namen  »Or- 
gien« wurden  sie  ausschliesslich  von 
Frauen,  den  «Mänaden«  begangen,  und 
zwar  in  einsamen  Gebirgsgegenden  Nachts 
bei  Fackelschein.  Sie  dauerten,  im  Winter, 
mehrere  Nächte,  unter  Opfern,  die  mit 
Trunk,  Tanz,  Musik  und  wildem  Lärm  ab- 
wechselten, bis  die  Teilnehmerinnen  alle 
Besinnung  verloren.  Der  hauptsächlichste 
Schauplatz  dieses  Unfugs  war  auf  dem 
Berge  Parnassos  bei  Delphi.  Ähnliche 
Feste  wurden  später  auch  in  Städten  von 
geheimen  Gesellschaften  beider  Geschlech- 
ter gefeiert,  die  denselben  Namen  trugen 
(iHaooi),  wie  die  sagenhaften  Züge  und 
I  Gefolge  der  Götter.  Diese  Orgien  ent- 
|  arteten  immer  mehr,  und  in  Rom,  wohin 
I  sie  aus  Hellas  drangen,  sanken  sie  vollends 
I  zu  einem  geheimen  verbrecherischen  Trei- 
ben herab,  das  unter  allen  möglichen 
;  Lastern  und  Unthaten  bei  Nacht  an  ver- 
!  borgnen  Orten  stattfand  und  186  v.  Chr. 
zu  einem  Skandalprozess  führte,  in  den 
auch  vornehmste  Leute  verwickelt  wur- 
den [Livius  89,  8].  5)  Die  M.  des 
■  Dionysos  waren  namentlich  dort  fana- 
.  tisch  und  phantastisch,  wo  sie  mit  den  M. 

der  Kybele  vereint  begangen  wurden.  Da 
|  Rhea  Kybele  die  Bergmutter  ist,  so  geht 
.  die  ganze  Szenerie  des  Gebirgs  mit  W  ald, 


*)  Vgl.  Preller  in  Pauly»  Bealencyklopikdie  III, 
BS— 109;  Ottfr.  Mttllor  in  Brach  u.  Orubert  Allg. 
Encyklop.  Abteil.  I,  Bd.  38,  S.  868  —  898;  Anton, 
Die  M.  Ton  Elenai«  (Xaumbg.  1899). 


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70 


Mystery. 


Jagd,  wilden  Tiereu  u.  s.  w.  durch  die  Sym- 
bolik ihres  Dienste«,  der  eine  Feier  des 
in  sich  selbst  verzehrenden,  aber  auch 
wieder  gebärenden  Naturlebens  ist.  Ihre 
M.  fanden  unter  betäubender  Musik  und 
wahnsinnigen  Tänzen  statt,  wobei  sich  die 
Priester  selbst  verwundeten,  ja  sogar  ent- 
mannten. Erst  in  Rom  wurde  dieser  Dienst 
zu  einer  eigentlichen  geheimen  Religions- 
gesellschaft und  vermehrte  die  dabei  üb- 
lichen Ungebühren.  6)  M.  der  Hekate 
kannte  man  auf  Ägina  und  sonst,  sowie 
sich  auch  7)  M.  der  Aphrodite  fanden, 
die  einer  mystischen  Natursymbolik  hul- 
digten, aber  doch  im  direkten  Gegensatz 
zu  den  M.  der  Kybele  standen,  da  in  diesen 
die  Verstümmlung  der  Geschlechtsteile, 
in  jener  der  Geschlechtsgenues  bis  zur 
Prostitution  heiliges  Gesetz  war.  8)  M. 
der  Isis  —  auch  einfach  ägyptische  M. 
genannt  —  waren  die  verbreitetstcn  und 
jeglicher  Deutung  fähigsten  (s.  Isis),  denen 
sich  höchstens  die  einer  spätem  Zeit  an- 
gehörenden 9)  M.  des  Mithrasdienstes 
an  die  Seite  stellen  können.  Dieser  Dienst, 
eigentlich  altpersisch,  aber  hier  ohne  M., 
war  mit  allerlei  orientalischer  Symbolik 
versetzt  und  trat  im  Abendlande  kurz  vor 
der  Verbreitung  des  Christentums,  dem 
er  selbst  einiges  entlehnte,  namentlich 
in  Rom  auf  und  stellte  den  Kampf 
des  Guten  (des  Lichtes)  gegen  das  Böse 
(das  Finstere),  also  den  Kampf  Ormuzds 
gegen  Ahriman  dar.  Hier  erfand  man  auch 
eine  Göttin  Mithra,  und  der  Dienst  beider 
Gottheiten  verbreitete  sich  über  das  ganze 
römische  Reich ;  wurden  ja  auch  in  Deutsch- 
land Denkmäler  des  Mithra»  mit  symbo- 
lischen Bildern  in  Grotten  aufgefunden, 
in  den  jene  M.  gefeiert  worden  sind. 
Die  Einzuweihenden  mussten  sich  in  sieben 
Graden  angeblich  80  Prüfungen  unter- 
werfen, die  immer  schwieriger  wurden  und 
mit  Fasten  und  Kasteiungen  verbunden 
waren.  Es  fanden  dabei  sogar  Menschen- 
opfer statt.  Das  Christentum  verdrängte 
zuletzt  diesen  Dienst  und  verlegte  auf 
den  angeblichen  Geburtstag  des  M  ithras 
(natales  solis  invidi)  den  des  Heilands. 
10)  Die  orphischen  M.  —  auf  den 
thrakischen  Dionysosdienst  aufgebaut  — 
unterscheiden  sich  von  andern  durch  das 
gemeinsame  Verhalten  der  Eingeweihten, 
das  einesteils  in  dem  vorgeschriebnen 
Studium  der  orphischen  Schriften, 
andernteils  in  dem  asketischen  Ver- 
halten der  Eingeweihten  nach  gewissen 
allgemeinen,  durch  jene  mystische  Theo- 
logie der  orphischen  Schriften  gestützten 
Ordensregeln  bestand.  Diese  Orphiker 
hatten  einen  grossen  Einfluss,  namentlich 
bei  den  Neuplatonikern,  griffen  wohl  selbst 
in  die  christliche  Anschauungsweise  hinein 
und  fanden  bei  den  Gnostikern  (s.  Onosis) 
ein  geeignetes  Feld.  (Vgl.  Henne -Am 
Rhyn,  Buch  der  M.  (8.  Aufl.,  Lpz.  1890), 
S.  47  —  75  u.  89.)     Wenn  auch  die  M. 


|  ihren  eigentlichen  Ilaltpunkt  in  der  Hei- 
denwelt fanden,  so  ist  doch  nicht  abzu- 
leugnen, dass  schon  früh  und  zeitweilig 
sich  auch  in  der  christlichen  Kirche  eine 
j  Art  M.-Dienst  zeigte.  Diese  M.  erschienen 
'  teils  als  Lehr-M.,  teils  als  Gemeinschafts- 
■  M.  und  fanden  in  der  ältern  Kirche  in 
'  der  Disciplina  arcani  (s.  d.)  ihren  Aus- 
druck, die  jedoch,  als  das  Christentum 
!  sich  zur  Weltreligion  erhob,  allmählich 
!  erlosch.  —  Die  vorgefassten   und  ver- 
.  worrnen  Begriffe,  die  man  in  gewissen 
'  Maurerschriften  und  Systemen  vorgefun- 
I  den  hat,  haben  Anlass  gegeben,  die  Frei- 
!  maurerei  mit  den  verschiednen  Arten  der 
alten  M.,  sowie  ihren  verschiednen  Zu- 
ständen in  eine  künstliche  Verbindung  zu 
bringen,  für  deren  Berechtigung  aber  nicht 
die  mindesten  Gründe  sprechen.  (Über 
die    reichhaltige   Litteratur   vgl.  Kloss, 
Bibliographie,  S.  281-291,  Taute,  Maur. 
Bücherkunde,  S.  240—244,  ausser  den  in 
diesem  Artikel  angezognen  Schriften  A.  Z. 
1825,  S.  157;  1826,  S.  253;  1838,  S.  270.  L. 
I,  271;  V,  1  fg.] 

Mystery.  Dieses  englische  Wort  bedeutet: 
1)  das  Geheimnis,  Rätsel  (besonders  das 
Religionsgeheimnis);  2)  Mysterium  (Art  des 
mittelalterlichen  geistlichen  Schauspiels); 
3)  (als  veraltete  Schreibung  für  Mistery) 
Handwerk,  Geschäft,  Kunst.  Dass  in  der 
zu  London  1725  erschienenen  Schrift: 
The  Grand  M.  of  the  Freemasons  u.  s.  w. 
der  Ausdruck  M.  nur  als  »Geheimnis«  ge- 
fasst  werden  muss,  hätte  niemals  bestritten 
werden  sollen,  da  der  gleich  folgende  Zu- 
satz »discovered«  enthüllt  oder  entdeckt 
lautet.  Nichtsdestoweniger  schrieb  der  Ver- 
fasser der  Schrift  »Aufklärung  über  wich- 
tige Gegenstände  in  der  Frevmaurerey«*) 
(1787),  S.  180—31:  »Unseres  Erachtens  ist 
es  ein  blosser  Missverstand,  dass  man  das 
englische  Wort  M.  für  Geheimnis  genom- 
men, da  es  doch  nichts  mehr  als  Zunft 
heisst.  M.  of  the  Freemasons  heisst  also 
nicht  das  Geheimnis  der  Freimaurer,  son- 
dern die  Zunft  der  Freimaurer.  Wenn  in 
England  einer  aufgenommen  wird,  so  wird 
!  er  nicht  in  die  Geheimnisse  eingeweiht, 
j  sondern  er  wird  in  die  Zunft  aufgenommen. 
I  Die  falsche  Übersetzung  des  Wortes  M. 
in  andern  Sprachen  ist  also  als  der  eigent- 
liche Gruna  und  als  die  Mutter  der  Ge- 
heimnissucht anzusehen«.  [Vgl.  auch  das. 
S.  30  Anm.:  »Und  in  Deutschland  die 
falsche  Übersetzung  des  M.  in  Geheimnis.«] 
Noorthoucks  Ausgabe  des  englischen  Kon- 
stitutionenbuchs 1784  im  ersten  Kapitel 
des  ersten  Teils,  S.  2 — 4,  spricht  von  der 
Ausbildung  (der  Maurerei)  durch  Wissen- 


•)  Dar  Yollitftndige  Titel  die»«»  Buche«  iit  „Auf- 
klärung Uber  wichtig«  QegenaUnde  in  der  Frey- 
maurerey,  besonder»  Uber  die  Entstehung  derselben 
ohne  »11c  Schwärmerei ,  eigentlich  nur  für  Frei- 
maurer, doch  wird  auch  der,  der  Menschenkenntnis 
achtUt ,  viel  Interessante«  darin  finden.  Aui  der 
Loge  Puxitas  1787."    [Klo«»,  Btbl.,  Nr.  Ml.] 


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Mystery. 


71 


schaft  und  Sittenlehre,  die  aus  dem  M. 
entsprang  u.  8.  w.,  wodurch  offenbar  auf 
Mysterien  angespielt  werden  soll ;  darüber 
lagst  sich  Albrecht  in  seinen  Materialien 
zu  einer  critischen  Geschichte  der  Frey- 
maurerei  (1792),  8. 76  fg.  mit  vollem  Kechte 
so  aus:  »Man  wundert  sich,  wie  die  Mau- 
rerei, und  zwar  die  Handwerksmaurerei 
(denn  der  Geschichtschreiber  [Noorthouckj 
macht  hier  keine  Distinction  zwischen 
operative  und  spekulative  masonry;  wie 
er  sonst  thut),  in  dieser  Erzählung  zu 
einer  Verbindung  mit  den  Mysterien 
und  Initiationen  komme.  Und  zu  einer 
so  genauen!  Wirklich  bat  Warburton, 
dessen  .Göttliche  Sendung  Mosis'  auch 
in  einer  Anmerkung  angeführt  wird, 
dem  Herrn  Noorthouck  diese  Verbin- 
dung nachgewiesen.  Zwar  weiss  Warburton 
nichts  von  Maurerei  oder  Freimaurerei 
und  konnte  deswegen  nicht  citiert  werden: 
aber,  er  weiss  so  vieles  von  den  Mysterien, 
von  Einweihungen  und  von  der  doppelten 
Lehrart.«  —  Diese  Hinweisung  auf  Myste- 
rien und  auf  Warburton  bedarf  einer  etwas 
nähern  Erörterung;  denn  sie  kann  als  ein 
Beispiel  für  alle  dienen,  wie  es  die  Frei- 
maurerei gemacht  hat,  ihre  geheime  Ge- 
schichte in  den  öffentlichen  Werken  pro- 
faner Schrifsteller  zu  finden.  In  der  ersten 
Ausgabe  dieses  Buches,  die  Anderson  be- 
sorgte, ist  diese  Vorstellung  von  der  Frei- 
maurerei als  einer  Art  von  Mysterien  gar 
nicht.  Hier  fängt  die  Geschichte  unmittel- 
bar von  Gott  selbst  an,  der  der  erste 
Maurermeister  ist,  indem  er  die  Welt,  wie 
es  da  heisst,  «nach  der  Geometrie  erschaf- 
fen hat.«  So  leicht  diese  Verschiedenheit 
zu  erklären  ist,  wenn  man  sich  des  Um- 
Stands erinnert,  dass  damals  Warburton 
sein  Werk  noch  nicht  geschrieben  hatte*), 
so  auffallend  führt  sie  von  selbst  den  Be- 
weis, dass  in  den  geheimen  Nachrichten, 
die  Anderson,  seiner  eignen  Behauptung 
nach,  gebraucht  hat,  von  diesem  Punkte 
der  Mysterien  nichts  vorgekommen  sein 
muss.  Noorthouck  kennt  jene  geheimen 
Nachrichten  gar  nicht;  er  weiss  ihr  Vorhan- 
densein nur  aus  Andersons  Vorrede  und 
aus  Deaaguliers  Empfehlung  der  Arbeit 
Andersons,  wie  er  selbst  gegen  das  Ende 
seiner  Introductory  observations  (einleiten- 
den Bemerkungen)  sagt:  »Er  entschuldigt 
(sein  Verfahren)  den  Anfang  der  Maurer- 
geschichte von  Adam  an  (herzuleiten)  mit 
den  gewöhnlichen  Gründen,  die  in  der 
Geschichte  gar  nicht  gehört  werden  sollten 
und  mit  denen  sich  gutmütige  Leser  doch 
noch  immer  gerade  da  bestechen  lassen, 
wo  die  Fabeln  anfangen.  Er  hätte  diese 
dunkle,  unhistorische  Andeutung  noch  viel 
mehr  zu  entschuldigen  gehabt,  denn,  wo 


*)  Andenont  Bneh  and  der  erete  Teil  tou  der 
„Dirtae  l»g»tion  of  Hoiei1  sind  f»*t  in  Einer  Zelt 
•atgetrbeltet  worden.  Er  konnte  Warbarton  alio 
nicht  bennUen. 


i  bleibt  seine  Autorität  für  diese  Herbei- 
j  zerrung  der  Mysterien?  —  In  der  leeren 
|  Ähnlichkeit  von  einzelnen  Umständen  oder 
Worten  ist  kein  geschichtlicher  Beweis  zu 
finden.  In  Warburtons  seltsamem  Buche 
und  in  der  ganzen  Menge  seiner  Kollek- 
taneen  noch  viel  weniger.  Dieser  Bischof 
konnte  sich  von  dem  Gebrauch  seines 
Katechismus  nicht  genug  frei  machen,  um 
zu  einer  Vorstellung  der  Art,  wie  man  in 
den  Mysterien  katechisierte,  zu  gelangen. 
Überhaupt  ist  seine  »Göttliche  Sendung 
Mosis«  ein  vortreffliches  Buch  für  solche 
Leser,  die  eine  Menge  Gelehrsamkeit  kennen 
lernen  wollen,  um  selbst  unwissend  zu  wer- 
den. —  «Ich  muss  bekennen,  dass  es  mir 
scheint,  als  ob  Warburton  durch  sein  Werk 
|  viel  dazu  beigetragen  hat,  dies  Suchen 
i  nach  etwas,  das  man  doch  zu  finden  sich 
.  nur  einbilden  kann,  unter  den  Gelehrten 
weiter  zu  verbreiten  und  ihm  das  Ansehen 
des  Lächerlichen  zu  benehmen,  das  eine 
jede  Arbeit  hat,  bei  der  Anfang  und  Ende 
einerlei  ist.  Da  man  nun  gar  anfing,  seine 
Bemühungen  für  die  Freimaurerei  zu  be- 
nutzen, so  muaste  sehr  natürlich  das  We- 
nige, das  wir  von  den  Mysterien  wissen, 
noch  mehr  verwirrt  werden,  indem  es  nur 
vermehrt  zu  werden  schien;  denn  für  so 
,  viele  Leute  war  das  alles  neu.«  —  F.  L. 
Schröder  in  der  Abhandlung  «Über  alte 
und  neue  Freimaurerei«  [abgedruckt  in 
Georg  v.  Wedekinds  Baustücken,  Samm- 
lung 2,  S.  301—691  erklärt  «mystery«  fol- 
genderweise: «Soll  die  Maurerei  ihren 
Zweck  erreicht  haben,  so  muss  der  Meister 
im  dritten  Grade  frei  sagen  können:  ,Ich 
bin  Meister,  ich  habe  das  mystery  meiner 
Gesellschaft;  ausser  ihm  giebt  es  kein  an- 
deres und  dieses  mystery  ist:  Gehorsam 
am  rohen  Steine  —  fröhlicher  Kunst  fleisa 
als  Mitarbeiter  —  Verstand,  Festigkeit 
|  bis  zum  Tode  des  Meisters.*«  —  Herder  sagt 
in  der  Adrastea,  Bd.  4,  St.  2,  in  dem  Ge- 
spräch: Salomons  Siegelring  (Fortsetzung 
des  Gesprächs  »Freimaurer«,  S.  294:  H. 
•Also,  siehst  Du,  ist  noch  etwas  andres  da- 
,  hinter,  worauf  Ihr  bei  Eurem  edlen  Eifer 
1  fürs  Höchste  und  Beste  der  Menschheit 
nicht  träfet,  wozu  sich  aber  die  Brüder- 
schaft selbst  bekennet.«  F.:  »Und  dies 
i  wäre?«  H.:  »A  mystery,  ein  Kunstgeheim- 
nis.« Vgl.  ferner  8.  297:  (F.)  »Ich  glaube  an 
kein  maurerisches  Kunstgeheimnis,  als  so- 
fern (d.  h.  insofern)  jede  Zunft,  die  eine 
Kunst  treibt,  jeden  Handwerk  sogar  a 
:  mystery  hat.«  —  Krause  in  seinen  Kunst- 
urkunden (2.  Aufl.,  1819)  führt  an  ver- 
schiednen  Stellen  das  Wort  »mystery«  auf, 
und  zwar  in  den  verschiednen  Bedeutungen, 
so  Bd.  1,  Abt.  2,  S.  130,  Nr.  42  und  Note  48: 
»Um  diese  maurerische Mysterie  aufzulösen, 
aus  welcher  Art  von  Metall  besteht  dieser 
Schlüssel?«,  woraus  ersichtlich,  dass  M. 
eine  geheime  Versinnbildung  irgend  einer 
die  Maurcrei  angehenden  Wahrheit  heisst. 
:  Vgl.  S.  160  (161)  und  8.  350,  wo  es  Kunst- 


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72 


Mystik. 


geheimnis  bedeutet,  sowie  Abt.  2,  Bd.  2, 
8.  359,  wo  nachgewiesen  wird,  wie  auf  die 
Masons  die  Benennung  «craft«,  d.  h.  eines 
Gewerks,  eines  mistery  oder  M.,  eines 
Ministeriums,  d.  i.  eines  Kunstgeschäfts, 
einer  Brüderschaft  passe.  —  Die  Erklärung 
Kunstgeheim  nis  erhellt  vor  allem  aus 
Charge  IV  des  Konstitutionenbuchs  von 
1738,  wo  es  heisst,  dass  einer  sein  soll: 
»Capable  of  learniug  the  niysteries  of  the 
art«.  Demgegenüber  steht  der  einfache, 
ursprüngliche  Ausdruck  des  Konstitutionen- 
buchs von  1723  »uncapable  of  learning 
the  art«. 

Mystik.  1)  Name  und  Wesen.  Der 
Name  ist  vom  Griechischen  abzuleiten 
und  bedeutet  das  sich  verschliessende 
Geheimnis.  Die  M.  sucht  Gott  ohne 
Vermittlung  von  Begriffen  und  Schlüssen 
zu  erkennen;  sie  erhebt  sich  zu  Gott  in 
überschwenglichem  Gefühl  und  will  ihn 
herniederziehen  ins  eigne  Herz.  Alle 
mystischen  Schriftsteller  wollen  klar 
machen,  wie  sich  der  Geist  losmacht  von 
der  Natur  und  allein  in  der  Liebe  zum 
Schöpfer  seine  Befriedigung  findet.  Die 
innerliche  Lebendigkeit  der  Religion  ist 
allezeit  M.  Die  krankhafte  Seite  der  M. 
ist  der  Mystizismus  (s.  d.).  2)  D i e  M.  in  der 
Geschichte.  Ein  hervorragender  Mystiker 
des  Mittelalters  ist  Bernhard  v.  Clairvaux 
(gest.  1153).  Er  war  Anhänger  der  prak- 
tisch-kontemplativen M.  mit  inniger  Hin- 
gabe an  die  kirchlichen  Dogmen.  Die 
Heiligung  ist  ihm  ein  Lichtquell  des 
Glaubens.  »So  viel  erkennt  man  Gott,  als 
man  ihn  liebt.«  Vertreter  der  pantheisti- 
schen  M.  ist  Meister  Eckardt  (gest.  1327), 
der  Vertreter  einer  spezifisch  deutschen 
Theologie,  an  den  sich  Tauler  (gest.  1361) 
anschloss.  Seine  Predigten  waren  weit 
verbreitet.  Luther  bekannte,  er  habe  mehr 
Wahrheit  bei  ihm  gefunden,  als  in  den 
Büchern  aller  Scholastiker.  Diese  deutsche 
M.  zeigt  eine  Hinneigung  zum  Pantheis- 
mus, während  in  der  niederländischen  M., 
auf  dem  Stillleben  der  Kartäuser  be- 
ruhend, durch  Gerhard  Groot,  die  Brüder 
des  gemeinsamen  Lebens  und  Thomas  von 
Kempis,  eine  mehr  populär- ascetiache 
Schule  sich  bildete,  als  deren  Ausdruck 
das  berühmte  Werk  »De  imitatione  Christi* 
anzusehen  ist.  Eine  kirchlich -praktische 
Strömung  findet  sich  bei  den  Augustinern 
und  namentlich  bei  Luthers  Freunde,  Jo- 
hann v.  Staupitz.  Auch  die  Reformation 
ruht  auf  mystischem  Grund.  Da  aber 
diese  sich  in  starren  ßuchstabenglauben 
festzusetzen  schien,  verfiel  der  mystische 
Trieb  häufig  in  Separatismus.  So  sehen 
wir  Schwenckfeld,  Weigel,  Böhme,  Arndt 
u.  a.  nacheinander  auftreten.  Von  neuern 
Mystikern  seien  hier  nurFenelon  und  Sailer 
erwähnt.  War  man  früher  in  Gefahr  die 
M.  zu  überschätzen,  so  ist  heutzutage 
vielfach  das  Gegenteil  der  Fall.  Dass  die 
M.  ein  gewisses  Recht  in  der  Religion 


• 


und  Theologie  hat,  geht  schon  aus  ihrem 
Wesen  hervor,  denn  die  wahre  M.  besteht 
in  der  Anerkennung  der  Schranken  des 
endlichen  Verstandes  und  in  einer  gläu- 
bigen Hingebung  an  die  höchste  Weis- 
heit und  Güte  Gottes.  3)  M.  und  Frei- 
maurerei. In  den  Freimaurerbund  ist 
der,  unmittelbar  zur  Schwärmerei  und 
zum  Aberglauben  führende,  jede  Ver- 
kehrtheit des  Geistes  und  Herzens  be- 
günstigende, falsche  Mystizismus,  dessen 
Anhänger  ihre  verworrnen  Gefühle  und 
Begriffe  an  unverständliche  Formeln 
knüpfen,  eingedrungen.  Auch  unter  den 
Freimaurern  traten  mystische  Weisen  auf, 
die  in  der  gänzlichen  Lossagung  von  der 
höchsten  Gottesgabe,  Vernunft,  die  wahre 
Menschenwürde  zu  finden  glaubten,  — 
die,  in  stolzer  Demut  als  die  allein  Reinen 
und  über  die  sogenannten  Weltmcnschen 
erhaben  sich  dünkten,  —  Herrschsüchtige, 
die  den  Hang  der  Menschen  zum  Uber- 
sinnlichen, dessen  Ahnung  unvertilgbar  in 
allen  Gemütern  liegt  und  selbst  bei  den 
rohesten  Völkern  wahrgenommen  wird, 
zu  ihren  Absichten  missbrauchten  und 
aus  ihm  Nacht  und  Nebel  verbreiteten.  — 
Dergleichen  Strömungen  sind  in  den 
Büchern:  »Truggestalten  unter  maureri- 
scher Hülle«  und  H.  Raus  Mysterien  eines 
Freimaurers  geschildert  und,  wenn  man 
diese  Bücher  —  als  in  der  Romanform 
geschrieben  —  nicht  wollte  gelten  lassen, 
im  Ritual  der  Ritter  vom  dreifachen 
Kreuze  (s.  diesen  Art.  bei  Lenning,  II, 
229—237)  niedergelegt.  Zu  diesem  Ritual 
bietet  das  von  Bode  u.  d.  T. :  Mac onnerie 
mystique.  Trois  Grades  o.  J.  u.  O.  in  seiner 
Handdruckerei  auf  52  S.  in  8  abgedruckte 
den  würdigsten  Gegensatz.  Auf  dem  Titel- 
blatte ist  ein  stehendes  Dromedar  abge- 
bildet, auf  dessen  Rücken  ein  Hermelin- 
mantel, auf  diesem  aber  eine  Bischofsmütze, 
ein  Bischofsstab,  ein  Kreuz  und  die  päpst- 
liche Tiara  liegen.  Die  Überschrift  dieser 
Vignette,  in  einer  Einfassung,  besteht  in 
deu  Worten:  »Semper  satis«.  [Vgl.  die 
vorige  Auflage  dieses  Handbuchs,  II, 
S.  388,  wo  sich  die  Grade  in  französi- 
scher Sprache  abgedruckt  finden.]  Wenn 
auch  zugegeben  werden  mag,  dass  diese 
Grade  veraltet  sind,  ebensogut  als 
die  »Fromme  Erklärung  der  Freimau- 
rerei von  einem  deutschen  Meister«,  d.  i. 
von  Haugwitz,  die  sich  der  Lehrart 
Zinnendorfs  anschloss,  so  ist  die  Gefahr 
der  mystischen  Richtung  vom  Bunde  heute 
noch  nicht  vollständig  beseitigt,  so  lange 
die  Hochgrade  —  nicht  die  französischen, 
die  zur  wirklichen  Spielerei  ausgeartet 
sind,  —  sondern  die  Hochgrade,  die  sich 
des  alleinigen  Besitzes  der  maurerischen 
Kenntnis  rühmen,  Einfluss  auf  die  Jo- 
hannislogen haben,  durch  dunkle  Andeu- 
tungen und  geschickte  Mischung  und 
Verbindung  wahrer  Daten  und  vorgeb- 
lichen Zusammenhangs  mit  Urchristentum 


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Mystizismus. 


73 


die  Gemüter  der  Mitglieder  verwirren  und 
der  reinen  einfachen  Maurerei  entfrem- 
den. Diese  Verwirrung  sucht  man  durch 
allegorisch-tropologische  Erklärungen  her- 
beizufuhren, indem  man  einer  Zahlensym- 
bolik huldigt,  die  bis  in  die  exegetische 
M.,  bis  in  die  Scholastik  zurückgreift.  In  der 
schwedischen  Lehrart  finden  wir  in  der 
Tafel  der  Gesellen  auf  die  Frage:  »Was 
bedeuten  diese  sieben  Stufen?«  folgende 
Antwort:  «Sie  bedeuten  I.  die  symboli- 
schen Grade  des  Ordens,  welche  die  Grund- 
kenntnisse unserer  Wissenschaft  enthalten, 
1)  den  St.- Johannislehrling,  2)  den  St.- 
Johannisgeaellen ,  3)  den  St.- Johannis- 
meister, 4)  den  St. -Andreaslehrling,  5)  den 
St.-Andreasgesellen ,  6)  den  St. -Andreas- 
meister, 7)  den  Stuartsbrudergrad;  II.  die 
sieben  Hauptpunkte  des  menschlichen  Le- 
bens: 1)  die  Geburt,  2)  die  Kindheit,  3)  die 
Jugend,  4)  das  männliche  Alter,  5)  das 
Alter  der  Erfahrung,  6)  das  Greisenalter, 
7)  den  Tod;  III.  weisen  sie  auf  die  sieben 
Haupttugenden  hin,  deren  Ausübung  ein 
Maurerbruder  sich  eifrig  befleiasigen  muss: 

1)  Massigkeit ,  2)  Sündhaftigkeit,  3)  Ar- 
beitsamkeit, 4)  Redlichkeit,  5)  Verschwie- 
genheit, 6)  Vorsichtigkeit,  7)  Barmherzig- 
keit und  Liebe  gegen  unere  Neben- 
menschen; IV.  die  sieben  Wissenschaften, 
deren  Kenntnis  und  Ausübung  dem  Maurer- 
bunde nötig  ist,  nämlich:  1)  Zeichenkunst, 

2)  Dichtkunst,  3)  Musik,  4)  Baukunst, 
5)  Messkunst  oder  Geometrie,  6)  Rechen- 
kunst, 7)  Astronomie;  V.  die  sieben  Haupt- 
fehler des  Menschen,  welche  ein  Frei- 
maurer unterdrücken  muss:  1)  Leichtsinn, 
2)  Eigensinn,  3)  Furchtsamkeit,  4)  Träg- 
heit, 5)  Vermessenheit,  6)  Eigenliebe, 
7)  Argwohn;  VI.  die  sieben  Hauptlaster, 
die  ein  rechtschaffner  Freimaurerbruder 
fliehen  und  verabscheuen  muss:  1)  Hoch- 
mut, 2)  Geiz,  8)  Unmässigkeit,  4)  Neid, 
5)  Falschheit,  6)  Wollust,  7)  Rachgier; 
VH.  die  sieben  Gaben  des  heiligen  Geistes, 
die  ein  rechter  Freimaurer  sich  von  Gott 
erbitten  soll  und  in  deren  Erlangung  die 
endliche  Belohnung  der  winkelrechten  Ar- 
beit beruht:  1)  Geist  der  Weisheit,  2)  des 
Verstandes,  3)  des  Rats,  4)  der  Stärke. 
5)  der  Erkenntnis,  6)  der  Gottesfurcht  una 
7)  der  Liebe«.  Diese  mystische  Richtung 
wird  gefördert,  wenn  Männer  der  Wissen- 
schaft, wie  Redslob  (s.  d.)  —  der  unter 
dem  Pseudonym  Missiporus  in  dem  Streit 
gegen  Hengstenberg  (s.  d.)  für  die  Lehre  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  eintrat  und 
auf  die  reine  Maurerei  schmähte  —  in  die 
Logen  die  mystische  Theologie  hinein- 
ziehen und  mit  einer  gewissen  Art  Ge- 
lehrsamkeit mysteriösen  Sinn  einzelner 
Stellen  des  Neuen  Testaments  heraus- 
klauben und  auf  die  höchsten  Grade  ihres 
Systems  deuten,  wie  in  der  Schrift:  »Das 
Mysterium  in  II.  Cor.  12,  1 — 10«,  und  in 
der  «Apocalypsis«.  Damit  wird  der  Sinn 
der  Mitglieder  getrübt  und  zum  geistigen 


|  Hochmut  verleitet,  der  sie  glauben  macht, 
|  dass  sie  besser  als  andre  sind,  dass  sie  das 
j  wahre  Christentum  besitzen,  während  das 
der  Aussenwelt  nur  eine  Hülle  sei,  in  der 
das  maurerische  Christentum  verborgen 
liege.  Aber  nicht  bloss  dieser  Lehrart 
wohnt  die  mystische  Färbung  bei,  auch 
das  des  Prinzen  Karl  von  Hessen  hatte  eine 
solche,  wie  auch  das  Siegel  der  einge- 
gangnen  Schottenluge  Karl  zur  aufgehen- 
den Sonne  in  Frankfurt  a.  M.,  das  Lamm 
Gottes  mit  der  Kreuzesfahne  führte,  und 
selbst  die  Fesslerschen  Hochgrade  konnten 
sich  dieser  Färbung  —  die  als  höhere 
Gnosis  auftrat  —  nicht  ganz  entschlagen. 
Und  war  nicht  in  der  neueren  Zeit  Krebs 
(s.  d.)  auch  in  der  mystischen  Auffassung 
des  Bundes  befangen  und  suchte  diese 
weiter  zu  verbreiten?  Haben  die 
meisten  deutschen  Logen  —  namentlich 
in  den  Johannisgraden  —  jenem  verwerf- 
lichen Mystizismus  den  Eingang  versperrt, 
so  ist  das  ein  gutes  Zeichen  und  ein  hoff- 
nungsreicher Strahl,  dass  es  nach  und 
nach  völlig  Licht  in  der  Maurerei  werde. 
Dringt  nach  und  nach  die  Ansicht 
durch,  dass  sich  die  Brüderschaft  mysti- 
scher Färbungen  und  Richtungen  zu  eut- 
schlagen  habe,  wenn  sie  ferner  Anspruch 
.auf  allgemeine  Anerkennung  beanspruchen 
wolle,  so  liegt  doch  die  Gefahr  nahe  ge- 
nug, dass  so  lange  die  Formeln  der  Hoch- 
grade bestehen,  in  ihnen  immer  sich  leicht 
wieder  ein  Geist  des  trüben  Mystizismus 
festsetzen  könnte,  der  seine  Einflüsse  auf 
die  Johannisgrade  zur  Geltung  zu  bringen 
sucht.  Wer  es  daher  mit  der  Fortdauer 
der  Brüderschaft  gut  meint,  der  muss  sein 
Streben  darauf  gerichtet  sein  lassen,  alles, 
was  Hochgrad  heisst,  unter  welcher  Form 
er  auch  erscheinen  mag,  zu  beseitigen 
i  und  als  ein  Hemmnis  der  reinen  Maurerei 
j  zu  betrachten.  Nichts  ist  verführerischer, 
als  das  Spiel  mit  unverstandnen  Andeu- 
tungen auf  tiefe  Geheimnisse,  und  nichts 
schadet  der  Freimaurerei  in  den  Augen 
der  Gebildeten  mehr,  als  diese  vorgeb- 
lichen höhern  Geheimlehren,  die  mit  der 
Geschichte,  den  Wissenschaften,  der  ge- 
sunden Vernunft  im  Widerspruch  stehen. 
[Vgl.  Reischle,  Ein  Wort  zur  Kontroverse 
über  die  M.  in  der  Theologie  (Freiberg 
1886).  Preger,  Geschichte  der  deutschen 
M.  (3  Bde.,  Lpz.  1874-93).  BZC.  1894, 
S.  1;  1897,  S.  281.  L.  1894,  S.  58.  M.  L. 
1899/1900,  S.  195 j 

Mystizismus.  Unter  diesem  Ausdruck 
versteht  man  die  krankhaften  Auswüchse 
der  Mystik  (s.d.),  wie  sie  sich  im  Quietismus 
und  i*n  der  spekulativen  Mystik  zeigen. 
Bei  dem  erstem  ist  die  Seele  wesentlich 
passiv,  giebt  sich  vollständig  Gott  hin 
und  will  nichts,  als  dass  Gottes  Wille  an 
ihr  geschehe.  Die  zweite  Art  verirrt  sich 
häufig  in  Phantasterei,  weil  der  M.  den 
Erkenntnistrieb  über  alle  Schranken 
I  menschlichen  Erkennens   hinaus  befrie- 


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74 


Xachuus,  maurerischer  —  Name  der  Logen. 


digen  möchte.  Dabei  fällt  der  M.  leicht  in 
allegorische  Geheimniskrämerei.  Praktisch 
angesehen  äussert  sich  der  M.  in  Verach- 
tung des  Predigtamts,  des  Schriftworts  j 


und  des  kirchlichen  Bekenntnisses.  [Vgl. 
Heppe,  Geschichte  der  quietistischen 
Mvstik  in  der  katholischen  Kirche  (Brl. 
1875).] 


N. 


Nachlas»,  maureriseber.  Über  diesen,  I 
bestehend  in  maurerischen  Büchern,  Schrif- 
ten, Briefen  und  sonstigen,  auf  die  Mau- 
rerei bezüglichenGegenständen(Bekleidung, 
Logenzeichen  u.  s.  w.)  pflegt  im  voraus 
zu  Gunsten  der  Heimatloge  (s.  d. )  letztwillig 
verfügt  zu  werden.  Viele  Logen  haben 
darüber  besondere  Bestimmungen.  [Vgl.  R. 
Fischer,  Entwurf  zu  einem  Handbuch  für 
die  Amtstätigkeit  der  Logenmeister  (Lpz. 
18al),  S.  24.  Bh.  1858,  S.  181.  Zd.  1839, 
S.  43.] 

Name  der  Logen.  Die  Sitte,  den  ein- 
zelnen Logen  besondere  Namen  beizulegen, 
findet  sich  schon  bei  Beginn  der  jetzigen 
Freimaurerei,  und  die  Unterscheidung  der 
Logen  nach  ihrer  Matrikelnummer  ist  da- 
rüber so  zurückgetreten,  dass  sie  nur  ganz 
vereinzelt  in  einigen  ausserdeutscben  Län- 
dern, namentlich  in  Irland,  vorkommt; 
nur  in  Nordamerika  und  England  wird 
gewöhnlich  beides,  Name  und  Matrikel- 
nummer, verbunden  (z.  B.  Pythagoras  Nr.  86 
in  New  York).  —  Die  Ableitung  der  Na- 
men ist  eine  überaus  mannigfaltige.  Die 
geschichtlich  ältesten  Benennungen  der 
Bauhütten  wurden  von  den  Kirchen  u.  s.  w. 
entlehnt,  bei  deren  Aufbau  sie  sich  ge- 
bildet hatten  und  bei  denen  sie  dann  auch 
ferner  bestanden.  Dies  kommt  noch  jetzt 
in  England,  noch  häufiger  in  Schottland 
vor,  wo  wir  Namen  wie  St.  Andrew's,  St. 
George's,  St.  John's  u.a.  vielfach  begegnen. 
Die  geschichtlich  nächstfolgende  Bezeich- 
nung der  einzelnen  Bauhütten  ist  die  von 
den  Wirtshäusern,  in  denen  sich  die  Bau- 
genossen zu  versammeln  pflegten,  als  sie 
sich  schon  von  der  Werkmaurerei  getrennt 
und  Logen  in  dem  Sinne  der  jetzigen  Frei- 
maurerei gebildet  hatten.  So  hiessen  die 
ältesten  Londoner  Logen,  die  sich  1717 
zur  Gründung  der  Grossloge  vereinigten, 
«Zum  Rost«,  *Zur  Gans«  u.  s.  w.  Auch 
diese  Sitte  schwand  jedoch  bald  und  fand 
auf  dem  Festland  wenig  Verbreitung  (Zur 
goldnen  Traube  in  Lüneburg).  Andre 
Logennamen  ähnlicher  Art  sind  wohl  aus 
andern  Quellen  abzuleiten,  wie  z.  B.  Zur 
goldnen  Krone  in  Stendal.  Vielmehr  ent- 
lehnte man  mit  der  Weiterausbreitung  der 
Freimaurerei  die  Logennamen  von  zufäl- 
ligen bei  der  Gründung  hervortretenden 
Umständen,  die  sich  auf  die  die  Gründung 
veranlassenden  Personen  oder  auf  Beson- 
derheiten des  Orts,  wo  die  Loge  gegründet 
ward,  bezogen,  teils  ging  man  dabei  auf 
die  allgemeinern  Bundesideen  oder  Bundes- 


sinnbilder oder  wohl  gar  bloss  auf  allge- 
meine Bezeichnungen  engerer  Vereinigung 
zurück.  Darnach  unterscheidet  man  fol- 
gende Klassen  von  Logennamen  zunächst 
in  Deutschland:  1)  Namen,  die  bloss  eine 
engere  gesellige  Gemeinschaft  ausdrücken, 
wie  z.  B.  Biedere  Vereinigung  (Glogau), 
Vereinigte  Freunde  an  der  Nahe  (Kreuz- 
nach), Freunde  zur  Eintracht  (Mainz), 
Tempel  der  Freundschaft  (Heiligenstadt), 
Drei  Verbündete  (Düsseldorf).  2)  Namen, 
die  eine  allgemeine  sittliche  Idee  aus- 
drücken, z.  B.  Eintracht  oder  Harmonie, 
welcher  Name  in  der  That  auch  bei  zahl- 
reichen Logen  (in  Berlin,  Posen,  Treptow 
a.  d.  R.,  Schweidnitz,  Chemnitz  u.  s.  w.) 
vorkommt ;  ebenso  EinigkeiuTrankf  urt  O.M., 
Danzig  u.  s.  w.)  und  ähnliche.  Nahe  liegt 
hier  der  Übergang  auf  Benennungen,  die 
auf  das  Licht  hinweisen,  als  auf  eine  nä- 
here Beziehung  zur  maurerischen  Symbolik, 
so  Zum  hellen  Licht  (Hamm),  Zur  auf- 
gehenden Sonne  (Brieg),  Zur  aufgehenden 
Morgenröte  (Frankfurt  a.M.),  Eos  (Krefeld), 
Morgenröte  des  höhern  Lichts  (Stolp). 
Ganz  allgemeiner  Art  sind  Namen  wie 
Vorwärts  (Gladbach),  Pflichttreue  (Birken- 
feld), Tempel  der  Tugend  (Schwedt),  Hoff- 
nung (Cleve),  Beständigkeit  (Berlin)  und 
ähnliche.  3)  Ein  grosser  Bereich  von  Logen- 
namen  ist  aus  den  verschiednen  Sinnbildern 
der  Freimaurerei  entlehnt,  sowohl  aus 
den  allgemeiner  gebräuchlichen,  wie  Ham- 
mer (Halberstadt,  Naumburg),  Kompass 
(Gotha),  Zirkel  (Stettin),  Kubus  (Gnesen), 
Rauher  Stein  (Fürstenwalde),  Waage  (Qued- 
linburg), Akazie  (Meissen),  als  aus  den 
nur  in  einzelnen  Lehrarten  vorkommenden, 
wie  Lilien,  Schwert  (Wesel),  Flammender 
Stern  (Goslar  und  Berlin),  Hellleuchtender 
Stern  (Celle),  Kette  (Bunzlau).  Die  Zeit, 
zu  der  das  Ritterwesen  mit  seinen  viel- 
fachen Abzweigungen  und  Verirrungen  an 
der  Tagesordnung  im  Freimaurerbunde 
war,  hat  auch  hier  manche  Seltsamkeiten 
unter  den  Logennaraen  hervorgebracht, 
wie  z.  B.  Gekrönter  I-öwe  (Danzig),  Leo- 
pard (Lübben),  Gekrönte  Schlange  (Görlitz), 
und  so  mögen  manche  absonderliche  Be- 
nennungen, wie  z.  B.  Goldne  Harfe,  Goldne 
Leier,  Goldnes  Schiff,  Goldner  Schlüssel 
u.  s.  w.  wohl  teils  hieraus,  teils  aber  auch 
aus  sonstigen  besondern  Umständen  (s. 
unter  Nr.  5)  ihre  Erklärung  finden.  Auch 
der  Ordensname  des  Präfekten  wurde  in 
jener  Zeit  häufig  zum  Logennamen  gemacht. 
I  So  z.  B.  Carl  zum  Purpurmantel,  Friedrich 


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Name  der  Logen. 


75 


zum  weissen  Pferd.  4)  Eine  andre  Gruppe 
von  Logenbenennungen  ist  von  Eigen- 
namen entlehnt.  Teils  sind  dies  Namen 
mythologischer  Personen,  wobei  häufig 
eine  besondere  Beziehung  ihrer  Bedeutung 
zu  den  Zwecken  oder  Formen  der  Frei- 
maurerei vorkommt,  z.  B.  Apollo  (Leipzig, 
Güstrow),  Minerva  (Leipzig,  Potsdam), 
Janus  (Bromberg),  Psyche  (Oppeln),  Asträa 
(Wolmirstedt),  Harpokrates  (Magdeburg, 
Schwerin),  Herkules  (Schweidnitz),  Prome- 
theus (Rostock)  u.  s.  w ,  teils,  obwohl  in 
Deutschland  seltner,  Namen,  die  auf  die 
ägyptischen  Mysterien,  wie  Memphis  (Me- 
mel),  Isis  (Lauban),  Horns  (Breslau),  oder 
auf  die  biblischen  Altertümer,  wie  Stern 
St.  Johannis  (Zielenzig),  St.  Johannes 
zum  schwarzen  Adler  (Landsberg)  hin- 
weisen, ferner  die  (für  Schottenlogen  vor- 
kommenden) Namen  Esra  (Schneidemühl), 
Bundeslade  (Zerbst),  Absalom  (Hamburg), 
Josua  (Hadersk'ben)  und  Boanerges  (Ham- 
burg). An  die  Namen  der  Bibel  reihen  sich 
die  der  Weisen  der  alten  Welt,  eines 
Pythagoras  (Berlin),  Sokrates  (Frankfurt), 
Archimedes  (Gera),  Marc  Aurel  (Marburg). 
Ferner  finden  sich  sehr  häufig  Namen,  die 
von  denen  der  Landesfürsten  und  der 
fürstlichen  Familie  entlehnt  sind  und  die 
sich  aus  Patriotismus  erklären  lassen,  wie 
bei  den  vielen  Logen  in  Preussen,  die  die 
Namen  Friedrich  Wilhelm,  Luise,  Viktoria 
führen.  Wieder  andre  haben  ihre  Namen 
von  den  bei  der  Gründung  thätigen  Män- 
nern, wie  die  Loge  Georg  in  Hamburg 
nach  dem  Vorfahren  des  jetzigen  Gross- 
herzogs von  Oldenburg,  die  Loge  Ferdi- 
nande Caroline  das.,  die  nach  dem  Herzog 
Ferdinand  von  Braunschweig  und  Prinz 
Kurl  von  Hessen  benannt  ward.  Diese 
letztere  Klasse  von  Logennamen  kommt 
jedoch  seltner  allein,  wie  z.  B.  Amalia 
(Weimar),  meistenteils  in  Zusammen- 
setzungen, bei  Doppelnamen  (s.  unter  Nr.  7) 
vor.  Auch  wurden  die  Namen  von  Män- 
nern entlehnt,  die  längere  Zeit  an  dem 
Orte  lebten  und  wirkten,  wie  z.  B.  Imma- 
nuel (Königsberg),  Reuchlin  (Pforzheim), 
Comenius  (Lissa),  Matthias  Claudius(  Wands- 
beck). Endlich  ohne  diese  Beziehung  wählte 
man  die  Namen  berühmter  Männer,  z.  B. 
Lessing  (Barmen).  5)  Sehr  gebräuchlich 
ist,  in  älterer,  wie  neuerer  Zeit,  bei  der 
Wahl  der  Logennamen  die  Bücksicht  auf 
besondere,  in  der  Loge  oder  dem  Namen 
der  Stadt  oder  dem  Wappen  des  Landes 
der  zu  gründenden  Loge  hervortretende 
Umstände.  Daraus  erklären  sich  Namen 
wie  Deutsche  Burg  (Duisburg),  Zum  Elver 
Felde  (Schottenloge  in  Elberfeld),  Zu  den 
drei  Helmen  (Helmstedt),  Zur  festen  Burg 
an  der  Saale  (Kalbe),  Zur  Rose  am  Teuto- 
burger Walde  (Detmold),  Zur  heissen 
Quelle  (Hirschberg),  Zu  den  drei  weissen 
Felsen  (Weissenfels),  Zum  preussischen 
Adler  (Insterburg),  Borussia  (Schneide- 
mühl), Rugia  (Putbus),  Selene  zu  den  drei 


Thürmen  (Lüneburg),  Gustav  Adolf  zu 
den  drei  Strahlen  (Stralsund),  Zu  den  drei 
Schlüsseln  (Bremen),  Karl  zu  den  drei 
Greifen  (Greifswald),  Zur  alten  Linde 
(Dortmund),  Alma  an  der  Ostsee  (Kiel), 
Karl  zu  den  drei  Ulmen  (Ulm),  Zur  auf- 
gehenden Sonne  (Sonneberg),  Zur  festen 
Burg  am  Alsensund  (Sonderburg),  Zur 
Perle  am  Berge  (Perleberg),  Stein  an  der 
Alle  (Allenstcin).  Oft  schlagen  hierbei 
Besonderheiten  noch  andrer  Art  ein,  wie 
z.  B.  bei  der  Benennung  der  Loge  zu  Ol- 
denburg Zum  goldnen  Hirsch  [Merzdorf 
in  der  Bh.  1860,  8.  818],  wie  denn  über- 
haupt für  diese  Klassen  eine  genauere 
Grenze  nicht  füglich  gezogen  werden  kann. 
6)  Eine  Anzahl  von  Logennamen  sind 
ohne  weitere  besondere  Bedeutung,  insofern 
sie  von  gangbaren  Pflanzen-,  namentlich 
Blumennamen  entnommen  sind.  Insbe- 
sondre dienen  hierfür  die  Rose  (Bochum, 
Heidelberg,  Hamburg,  Sorau),  die  Linde 
(Leipzig),  die  Palme  (Leipzig  [Minerva], 
Pasewalk).  Auch  Tiernamen  waren  beliebt: 
Bär  (Hannover),  Pelikan  (Hamburg),  Adler 
(Hamburg),  Leopard  (Luckau),  Widder 
(Berlin).  Mit  manchem  dieser  Namen  ver- 
bindet sich  auch  ein  tieferer  Sinn,  wie  mit 
Einhorn  (Nienburg),  das  auf  Sittenreinheit 
hindeutet.  Eigentümlich  sind  7)  die  Doppel- 
namen, die  meist  in  der  Weise  vorkommen, 
daas  ein  Eigenname  (oben  Nr.  4)  mit  dem 
Ausdruck  einer  moralischen  Idee  (oben 
Nr.  2),  oder  der  Bezeichnung  eines  Sinn- 
bilds (Nr.  3),  oder  einer  örtlichen  Besonder- 
heit (Nr.  5)  verbunden  wird.  So  z.  B. 
Friedrich  Wilhelm  zur  gekrönten  Gerech- 
tigkeit (Berlin),  Friedrich  zu  den  drei 
Zirkeln  (Zittau),  Hermann  zum  Lande 
der  Berge  (Elberfeld).  Hierher  gehören 
ferner:  Ernst  August  (König  von  Hanno- 
ver) zum  goldnen  Anker  in  Harburg, 
Georg  (König  von  Hannover)  zur  deut- 
schen Eiche  in  Ülzen,  Friederike  (Königin 
von  Hannover)  zur  Unsterblichkeit  in  Stade, 
Hedwig  (Fürstin)  zum  Licht  in  Neustettin, 
Barnim  (Herzog  von  Pommern)  zur  gold- 
nen Aue  in  Gollnow,  Ernst  zum  Kompass 
in  Gotha,  Günther  zur  Eintracht  in  Ru- 
dolstadt und  viele  andre.  Doch  finden 
sich  auch  Verbindungen  von  Nr.  5  und  1, 
so  dass  statt  des  Eigennamens  ein  allge- 
meiner Ausdruck  steht,  z.  B.  Bruderkette 
zu  den  drei  Schwanen  (Zwickau),  oder  von 
Nr.  1  und  2,  z.  B.  Wahrheit  und  Einigkeit 
zu  den  sieben  vereinigten  Brüdern  (Jülich). 
Dahin  würden  auch  Bezeichnungen,  wie 
Teutonia  zur  Weisheit  (Potsdam)  gehören. 
Logennamen,  wie  Euthanasia  zur  Unsterb- 
lichkeit (Beeskow),  stellen  sich  als  ver- 
bundner Ausdruck  zweier  verwandter  mo- 
ralischer Ideen,  gewissennassen  als  Ver- 
bindung von  Nr.  2  dar.  Dass  überhaupt 
auf  diesem  Gebiet  eine  grosse  Freiheit  der 
Auswahl  und  ihr  entsprechende  Mannig- 
faltigkeit herrscht,  ist  sehr  erklärlich,  da 
die  verschiednen  Verbindungen  häufig  das 


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76 


Napoleons-Maurerei  —  Nassau. 


Ergebnis  verschiedner,  die  Loge  nach  und 
nach  betreffender  Wechsel  fälle  sind;  es 
ist  auch  vollständig  anzuerkennen,  dass, 
neben  manchem  minder  Passenden,  gerade 
hierin  vieles  sehr  Sinnige  vorkommt,  und 
es  mag  als  eine  rühmenswerte  Eigenschaft 
der  deutschen  Freimaurerei  erscheinen, 
dass  sie  in  dieser  Erfindung  von  Logen- 
namen alle  übrigen  Länder  übertrifft. 
Die  neuere  Zeit  scheint  diese  Übung 
wieder  mit  besonderer  Vorliebe  zu  pflegen, 
wie  denn  viele  Namen  der  jüngern  Logen 
sehr  beziehungsreich  und  sinnig  gewählt 
sind.  Wir  führen  nur  beispielsweise  an: 
Viktoria  vom  Fels  zum  Meere  (Sagan), 
Karl  zu  den  sieben  Burgen  (Hall  in 
Schwaben),  Hohenzollern  treu  und  be- 
ständig (Magdeburg).  —  Der  Vollständig- 
keit wegen  möge  noch  bemerkt  werden, 
dass  lateinische  Logennamen  nur  selten 
(ausschliesslich  jedoch  bei  den  Andreas- 
logen und  den  Kapiteln  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin)  vorkommen  oder  in  andern 
Lehrarten  in  der  Form  von  Wahlsprüchen 
u.  dgl.  So  z.  B.  Pax  inimica  mafis  (Em- 
merich). Die  letztere  Sitte  kann  als  eine 
mehrfach  vorkommende  Eigentümlichkeit 
der  niederländischen  Logennamen  ange- 
sehen werden  (z.  B.  Vincit  vim  virtus 
[Haarlem],  Concordia  vincit  an i mos  [Am- 
sterdam], oder  auch  bloss:  Silentium  jDclft], 
Fides  mutua  [Zwoll]),  während  im  übrigen 
von  den  dortigen  Logennamen  dasselbe, 
wie  in  Deutschland  gilt.  Doch  sind  die 
Doppelnamen  dort  selten  oder  gar  nicht 
vorhanden,  die  dagegen  in  Schweden  uns 
häufig  begegnen,  wie  überhaupt  die  Be- 
zeichnungen der  Logen  hier  vielfach  auf 
frühere  Verhältnisse,  namentlich  auf  die 
Zeiten  der  strikten  Observanz  zurückver- 
weisen. —  In  Grossbritannien  sind  die 
Logen namen  gewöhnlich  sehr  kurz  und 
allgemein,  die  Union-,  Uuity-,  Concord- 
und  ähnliche  Lodges  kommen  fast  unzäh- 
lige Male  vor-,  daneben  auch  lokale  Be- 
ziehungen oder  Erinnerungen  an  vater- 
ländische Männer,  wie  Nelson,  Shakespeare 
u.  s.  w.,  vor  allem  aus  dem  Regentenhause. 
—  In  Frankreich  finden  sich  die  persön- 
lichen Beziehungen  (ausgenommen  die  zu 
Ehren  Napoleons  I.  im  ersten  Kaiserreich 
vielfach  benannten  Bauhütten)  fast  ganz 
zurücktretend,  dagegen  meist  nur  eine 
sehr  allgemeine  moralische  Idee,  nament- 
lich die  der  Freundschaft,  Einigkeit,  Wohl- 
thätigkeit,  in  Ijogennameti  ausgedrückt, 
bisweilen  biblische  und  andre  geschicht- 
liche Namen.  —  In  den  italienischen  Logen 
liebt  man  Hindeutungen  auf  die  in  dem 
Orte  der  Loge  gebornen  oder  sonst  nam- 
haften grossen  Männer;  bisweilen  geht 
man  auch  auf  den  historischen  ältern 
Namen  des  Orts  zurück.  [Vgl.  Bh.  1860. 
S.  817.  Merzdorf,  Zwischen  Zirkel  und 
Winkel  (Hann.  1875),  S.  86—42.] 

Napoleons-Maurerei  (Maconnerie  Napo- 
leonienne),  eine  Gesellschaft,  die  ausser 


,  der  Form  nichts  Maurerisches  hatte,  ge- 
stiftet 1816  zu  Paris  von  treuen  Anhängern 
;  des  auf  St.  Helena  mit  dem  General  Ber- 
|  trand  u.  a.  in  der  Gefangenschaft  leben- 
den Kaisers  Napoleon  I.    Sie  bestand  aus 
drei  Graden:  1)  Chevalier,  2) Commandeur, 
j  3)  Grand  Elu  in  drei  Stufen:    a)  Juge 
I  secret,  b)  Parfait  initte,  c)  Chevalier  de 
la  couronne  de  chene.    Alles  in  dieser 
Gesellschaft,  insbesondere  ihren  Frage- 
stücken, bezog  sich  auf  Napoleon.  Zum 
Grossmeister  hatte  man  denGeneral  Bertrand 
ohne  sein  Wissen  gewählt,  und  in  seiner 
Abwesenheit  wurde  die  Gesellschaft  von 
einem  Supreme-commandeur  et  dein  lieute- 
nants  geleitet.    [Vgl.  Kagon,  Orthodoxie 
maconnique,  S.  198.    Dieses  Handbuch, 
I  vorige  Aufl.,  H,  400.] 

Narbonne,  Rite  de,  Rite  primitif  ou 
Philadelphes  de  Narbonne.  Die  Loge  des 
Philadelphes  in  Narbonne  wurde  19.  April 
1780  unter  der  Bezeichnung:  Premiere 
löge  de  Saint-Jean  retunie  au  rite  primitif, 
au  pays  de  France  von  einem  Ritter  Pen, 
|  Grandofficier  de  l'Orient  des  Free  and 
i  accepted  Masons  im  Namen  der  Superieurs 
glneraux  majeure  et  mineurs  de  l'Ordre 
des  Free  and  accepted  Masons  (mit  einer 
zurückdatierten  Urkunde  vom  27.  Dez.  1779) 
gegründet.  Sie  schloss  mit  den  Phila- 
lethen  in  Paris  1784  einen  Vertrag,  worin 
ausgesprochen  war,  dass  beide  Logen  nach 
demselben  Zweck  strebten  und  sich  nur 
durch  die  mehr  oder  weniger  umfassenden 
Unterrichtsstufen  unterschieden.  1790 
gab  die  Loge,  die  in  keinem  Verzeich- 
nis steht,  eine  amtliche  Erklärung  [Kloss, 
Bibl.,  Nr.  4429],  worin  ein  allgemeiner 
Bericht  über  Charakter  und  Zweck  des 
Rite  primitif  enthalten  war  und  über  das 
innerste  Wesen  ausgesprochen  wurde.  Das 
System  bestand  aus  zehn  Graden  (ihre 
N  amen  s.  iii  der  vorigen  Auf  läge  dieses  Hand- 
buchs II,  400)  wohl  in  den  hohen  Stufeu, 
war  alchemistischer  Tendenz  und  wurde 
in  drei  Klassen  eingeteilt.  1806  schloss  sich 
der  Rite  dem  Grossorient  von  Frankreich 
|  an  und  wird  nicht  mehr  bearbeitet.  [Vgl. 
Clavel,  HiBtoire,  8.  171.  Thory,  Histoire 
de  la  fondation  du  Grand  Orient  de  France, 
S.  194.  Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  Frankreich,  I,  270—71.  Ragon,  Ortho- 
doxie maconnique,  S.  164  —66.  Lach  manu, 
Geschichte  und  Gebräuche  der  Hochgrade 
(Braunschw.  1866),  S.  105.] 

Nashville  (Hauptst.  des  nordamerikan. 
Staata  Tenuessee,  [1895J  90000  E).  Hier 
besteht  unter  der  einheimischen  Grossloge 
eine  deutsche  Loge  Germania  Nr.  355, 
gegr.  5.  Okt.  1867.    Vers.  2.  Montag. 

Nassau  (ehemaliges  deutsches  Herzog- 
tum, seit  1866  preuss.  Provinz).  Hier  be- 
standen während  der  letzten  Hälfte  des 
18.  Jahrh.  die  Logen  zu  Biberich  (s.  d.), 
Wiesbaden  (s.  d.)  und  Dietz  (s.  d.),  indem 
die  Freimaurerei  von  dem  regierenden 
Fürsten    selbst    begünstigt    und  geübt 


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Nassau  —  Naturalismus. 


77 


wurde.  Nachdem  während  der  ersten  Hälfte 
des  18.  Jahrhundert«  die  Freimaure- 
rei in  diesem  Lande  völlig  geruht  hatte, 
wurde  1858  wieder  eine  Loge  unter  dem 
Namen  Plato  zur  beständigen  Einigkeit 
in  Wiesbaden  gegründet,  die  noch  besteht. 
Das  Weitere  s.  unter  Preussen. 

Nassau  (Fürsten haus).  Aus  diesem 
Fürstenhaus  hat  sich  1)  Karl  Wilhelm, 
seit  1775  Fürst  zu  N.-Uainge»,  geb.  9.  Nov. 
1735,  gest.  17.  Mai  1803,  dem  Freimaurer- 
bunde in  der  Loge  L'union  royale  im 
Haag  4.  Febr.  1757  angeschlossen.  Wahr- 
scheinlich 1771  trat  er  alsSociua  et  Amicus 
eminens  den»  v.  Hundschen  Tempelherren- 
system zu;  als  sein  und  der  hessen-darm- 
städtischen  Prinzen  Abgesandter  erschien 
Loss  (s.d.)  1775  auf  dem  Konvent  zu  Braun- 
schweig (s.  d.).  1776  gestattete  er  Gugomos 
(s.  d.)  die  Berufung  des  Konvents  in  Wies- 
baden (s.  d.),  wie  er  an  den  General  von 
Rhetz  in  Braunschweig  auf  dessen  Anfrage 
schrieb,  nicht  weil  er  gläubig  gewesen 
wäre,  sondern  um  seinen  Wiesbadnern  die 
Einnahme  von  den  Fremden  zu  gönnen. 
Er  war  selbst  auf  dem  Konvent,  gehörte 
aber  von  Anfang  an  zu  den  Ungläubigen, 
weshalb  er  auch  verreiste,  als  es  zur  Auf- 
nahme kam,  und  war  durch  sein  ganzes 
Benehmen  wenigstens  mit  Veranlasser 
von  Gugomos'  früher  Entlarvung.  1778 
war  er  auch  auf  dem  nur  einen  Tag 
dauernden  Konvent  zu  Heilbronn  (s.  d.), 
der  mit  der  Gefangennahme  des  Anstifters 
schlose.  Am  25.  Juli  1778  erhielt  er  eine 
Urkunde  zur  Gründung  einer  Loge  Zur  be- 
ständigen Einigkeit  in  Biebrich  (s.  d  )  und 
13.  Aug.  1778  eine  solche  zur  Errichtung 
eines  Präpositurkapitels  das.  Beide  leitete 
er  als  Meister  vom  Stuhl  und  Präpositus. 
'Vgl.  Roth,  Rückblick  auf  die  Thätigkeit 
der  Loge  Plato  zur  beständigen  Einigkeit 
iu  Wiesbaden  (1883),  8.  1] 

2)  Friedrich  August,  Bruder  des  Vo- 
rigen, seit  1803  Fürst  und  seit  1806  erster 
Herzog  von  N.,  geb.  23.  April  1738,  gest. 
24.  März  1816,  war  ebenfalls  Mitglied  der 
Biebricher  Loge.   [Vgl.  Roth  a.  a.  O.] 

3)  JohannAdolf,  Prinz  von  N.-Usingen, 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  19.  Juli  1740, 
soll  auch  Mitglied  der  Biebricher  Loge 
gewesen  sein. 

Nasse,  Christ.  Friedr.,  Geheimer  Me- 
dizinalrat und  medizinischer  Schriftsteller 
in  Bonn,  geb.  18.  April  1778  in  Bielefeld, 
gest.  April  1851  in  Marburg,  wurde  8.  Sept. 
1798  in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in 
Hülle  aufgenommen. 

Natal  (brit.  Kolonie  an  der  Ostküste 
von  Südafrika).  Hier  gründete  die  Gross- 
loge von  England  die  erste  Loge  1858  in 
Durban,  der  eine  Anzahl  weitere  folgten. 
Die  Grossloge  von  Schottland  errichtete 
die  erste  Tochterloge  1884  in  Pietermaritz- 
burg.  Seit  1895  besteht  fürN.  eine  englische 
Distriktsgrossloge.  1899  bestanden  hier 
21  Logen,  davon  18  unter  der  Grossloge 


von  England  und  3  unter  der  von  Schott- 
land. 

Nathan,  Ernesto,  Stadtrat  von  Rom, 
Sohn  der  Sara  Nathan,  die  lange  Jahre 
in  London  Mazzini  (s.  d.)  beherbergte,  wurde 
1896  als  Grossmeister  der  italienischen 
Freimaurerei  an  Lemmis  (s.  d.)  Stelle  ge- 
wählt. Er  widmete  seine  ganze  Zeit  der 
Freimaurerei  und  lebt  als  Rentner  in 
Rom,  sitzt  in  der  Stadtverwaltung  und 
bekleidet  mehrere  Ehrenämter. 

Nationalität  kann  von  Einfluss  auf  die 
Freimaurerei  sein  und  umgekehrt.  Schon 
die  Alten  Pflichten  schreiben  Gehorsam 
gegen  die  Obrigkeit  vor,  und  unter  den 
pflichtmässigen  Trinksprüchen  steht  der 
auf  diese,  bezw.  auf  das  Staatsoberhaupt 
und  das  Heimatland  obenan.  Der  Frei- 
maurer kann  sich  der  N.  nicht  ent- 
kleiden, deshalb  wird  diese  auch  auf 
die  Freimaurerei  einwirken.  Man  spricht 
von  einer  deutschen  Freimaurerei  und 
rühmt  ihr  den  idealen  Charakter  nach, 
I  während  man  bei  der  französischen  das 
eitle  äussere  Gepränge,  bei  der  englischen 
den  Formendienst,  bei  der  amerikanischen 
den  geschäftlichen  Beigeschmack  hervor- 
hebt. Aber  die  Freimaurerei  soll  auch 
einen  veredelnden  Einfluss  auf  das  natia- 
nale  Bewusstsein  ausüben,  und  hierin 
zeigt  sich  zugleich  der  kosmopolitische 
Charakter  der  Freimaurerei;  denn  diese 
lehrt,  dass  sich  die  Völker  in  friedlichem 
Wettkampf  mit  andern  Nationen  um  die 
Wahrung  und  Förderung  der  höchsten 
Güter  der  Menschheit  bemühen  sollen, 
um  ihr  die  freiheitlich -sittliche  Entwick- 
lung zu  erringen.  [Vgl.  Bbl.  1887,  S.  167. 
FZ.  1851 ,  8.  17.  L.  1887,  S.  123.]  —  Mit 
der  N.  hängt  auch  die  nationale  Gross- 
loge und  das  Sprengelrecht  (s,  d.)  zusam- 
men. Dadurch  erklären  sich  auch  die 
nationalen  Bewegungen  innerhalb  der 
deutschen  Freimaurerei  und  deren  eigen- 
tümliche organische  Gestaltung,  .die  mit 
der  der  deutschen  Bundesstaaten  Ähnlich- 
keit hat.    [Vgl.  L.  1890,  S.  169.] 

Natter,  Jonann  Lorenz,  Steinschnei- 
der und  Medailleur,  geb.  1705  zu  Biberach 
in  Schwaben,  gest.  27.  Okt.  1763  in  Peters- 
burg. Von  ihm  rührt  die  erste  bekannte 
freimaurerische  Denkmünze  auf  den  Lord 
Sackville,  Herzog  von  Middlesex,  den 
Meister  der  Loge  in  Florenz,  vom  J.  1788 
her.  [Merzdorf,  Denkmünzen,  Nr.  1,  S. 
116.]  N.  soll  die  Florenzer  freimaureri- 
schen (namentlich  klerikalen)  Geheim- 
nisse nach  Stockholm  und  Petersburg  ge- 
bracht und  dort  hinterlassen  haben,  von 
wo  sie  nachher  nach  Deutschland  durch 
Eckleff  (s.  d.)  und  Zinnendorf  (s.  d.)  über- 
gesiedelt und  fortgepflanzt  sind.  Das  ist 
aber  sehr  unwahrscheinlich. 

Naturalismus.  Der  N.  ist  der  Ansicht,  dass 
der  Mensch,  so  gut  wie  jedes  andre  Lebe- 
wesen, durch  die  ungehinderte  und  unge- 
hemmte Entwicklung  Beines  urwüchsigen 


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78 


Xaudot  —  Naumburg  a.  d.  Saale. 


Wesens  zur  Verwirklichung  seiner  Be- 
stimmung und  zur  Erreichung  seines  Ziels 
gelange.    Nach  seiner  Auffassung  ist  die 
menschliche  Natur  gut,  und  weil  es  nur 
eines    Gewährenlassens    ihrer  gesunden 
Triebe  bedürfe,  um  einen  guten  Menschen 
entstehen  zu  lassen,  liess  J.  J.  Rousseau 
um    die   Mitte    des    18.  Jahrhunderts 
seinen  »Emil«,  abgesperrt  von  den  ledig- 
lich   als   verderblich    betrachteten  Ein- 
wirkungen der  Kultur,  ausschliesslich  als 
Pflegling  und  Zögling  der  reinen,  un- 
verfälschten   Natur    aufwachsen.  Dem 
N.  steht  innerhalb  der  christlichen  Kirche 
die  Lehre  von  der  gänzlichen  Verderbt- 
heit   der    menschlichen    Natur  gegen- 
über, der  nur  durch  die  göttliche  Ein- 
impfung einer  neuen,  heilen  Natur  ge- 
holfen werden  könne.    Gilt  dem  N.  auf 
sittlichem  Gebiet  die  Natur  als  an  sich 
gut,  so  betrachtet  er  auf  dem  Gebiet  der 
Kunst  die  Natur  gleichfalls  au  sich,  wie 
sie    int,    als  Gegenstand    und  Aufgabe 
künstlerischer  Darstellung  und  deren  mög- 
lichst naturgetreue,  täuschende  Wieder- 
gabe als  die  höchste  Aufgabe  der  Kunst. 
In  beiderlei  Hinsicht  hegt  die  Freimau- 
rerei andre  Anschauungen.   Wie  Kant  am 
Ende    des    18.   Jahrhunderts    in  seiner 
»Religion  innerhalb  der  Grenzen  der  reinen 
Vernunft«  von  der  Einwohnung  des  bösen 
Prinzips  neben  dem  guten  oder  vom  radi- 
kalen Bösen  in  der  menschlichen  Natur 
redete,  so  nimmt  die  Freimaurerei  auf 
Grund  der  psychologisch -ethischen  For- 
schung und  der  geschichtlichen  und  all- 
täglichen   Erfahrung    an,    daas    in  der 
menschlichen  Natur  zwei  miteinander  im 
Widerstreit  liegende  Prinzipe  liegen,  das 
böse  neben  dem  guten.    Beide  je  in  ver- 
schiednem  Grade  können  durch  Lebens- 
bethätigung  und  Gewohnheit  sich  zum 
Hang  und  zur  Neigung  gestalten,  und 
hinsichtlich    des   bösen   Prinzips  findet 
jedenfalls  durch  leibliche  und  seelische 
Fortpflanzung  und  Übertragung  eine  keim- 
artige, die  Neigung  schaffende  erbliche 
Belastung  statt.  Aber  auch  das  gute  Prin- 
zip ist  da,  und  je  mehr  alles  geschieht, 
seine    Thatkraft    zu    stärken    und  zu 
festigen,  ihrer  Wirkung  freie  Bahn  zu 
schaffen,    desto  mehr    muss   die  Wirk- 
samkeit   des    andern    Prinzips    in  der 
menschlichen    Natur   gelähmt    und  auf 
den  toten  Punkt  zurückgedrängt  werden. 
Dies  betrachtet  die  Freimaurerei  als  eine 
ihrer  wesentlichsten  Aufgaben.  Ihr  Idealis- 
mus steckt  den  guten  Trieben  der  mensch- 
lichen Natur  hohe,  heilige  Ziele,  so  dass 
unter  der  magnetischen  Anziehungskraft 
dieser  Ideale  das  Gute  durch  allen  Schutt 
und  alle  Trümmer  verfehlter  und  miss- 
lungner  Strebungen,  durch  alles  Unkraut 
des  Bösen  hindurch  im  Menschen  zum 
Licht  und  zur  Vollendung  emporstrebt. 
In  gleichem  Sinne  verlangt  sie  auch  von 
der  Kunst  nicht  einen  Abklatsch  der  Na- 


tur mit  allen  ihren  Banalitäten,  nicht  eine 
Verdopplung  der  Natur  mit  ihren  Häß- 
lichkeiten und  Widersprüchen,  ihren  Nacht- 
seiten und  Schmerzen,  sondern  vielmehr 
eine  ideale  Verklärung  der  Natur,  die 
versöhnend  auf  das  menschliche  Gemüt 
wirkt  und  den  Menschen  aus  der  Alltäg- 
lichkeit heraushebt,  ihn  mit  Weihe  erfüllt 
und  das  gute  Prinzip  in  seiner  Natur  be- 
lebt und  befruchtet,  stärkt  und  entflammt. 

Naudot,  Jean  Jacq.,  ein  französischer 
Musiker,  der  in  der  ersten  Hälfte  des  18. 
Jahrhunderts  in  Paris  lebte,  war  einer 
der  ersten  Künstler  Frankreichs,  die 
sich  durch  ihr  Spiel  auf  der  Querflöte 
auszeichneten.  Von  ihm  erschien  eine 
Sammlung  freimaurerischer  Gesänge  1737. 

>auen  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 8434  E).  Loge  Wilhelm  zur 
Palme  des  Friedens  das.  unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin,  gegr.  1. 
März,  eingew.  15.  März  1885.  Mitglieder- 
zahl (1899):  52.  Vers.  Montags,  Klub: 
Montags. 

Nauheim,  Bad  (St.  im  Grossherz.  Hessen, 
3480  E  ).  Hier  bestand  ein  Kränzchen 
unter  der  Loge  in  Friedberg,  das  vor  1885 
wieder  eingegangen  ist.  Am  8.  Mai  1881 
fand  hier  ein  freimaurerisches  Frühlings- 
fest statt. 

Naumann,  1)  Johann  Gottlieb  oder 
Amadeus,  Komponist,  geb.  17.  April 
1741  in  Blasewitz  bei  Dresden,  gest.  als 
Oberkapellmeister  der  sächsischen  Kapelle 
21.  Okt.  1801  in  Dresden,  war  einer  der 
bedeutendsten  Komponisten  seiner  Zeit  und 
ungemein  thätig  für  Kirchenmusik  (nament- 
lich Messen  für  die  katholische  Kirche  in 
Dresden).  Diese  hat  seinen  Namen  in  der 
Musikwelt  lebendig  erhalten.  Auch  die 
Freimaurerei  verdankt  ihm  noch  heute 
gern  gesungne  Lieder.  [Über  sein  Leben: 
A.  G.  Meissner,  Bruchstücke  zu  Naumann's 
Biographie  (Prag  1803—1808,  2  Bde).] 

2)  Emil  Wilhelm  Robert,  Religions- 
lehrer,  geb.  3.  Dez.  1809  iu  Leipzig,  gest. 

I  das.  80.  Aug.  1880,  studierte  Theologie, 
ward  Katechet,  dann  Religionslehrer  an 
der  Nikolaischule  in  Leipzig,  zugleich 
Bibliothekar  an  der  Ratsbibliothek,  zu- 
letzt Professor  und  Hofrat.  N.  leitete  die 
Zeitschrift    für    das  Bibliothekenwesen 

I  Serapeum  bis  1870  und  gab  mehrere 
Schriften  heraus,  unter  denen  besonders 
»Die  Völkerschlacht  bei  Leipzig«  zu 
nennen  ist.  —  Aufgenommen  in  den  Frci- 
maurerbund  wurde  N.  in  der  Loge  Bal- 
duin zur  Linde  in  Leipzig  9.  Mai  1840 
und  bekleidete  bei  dieser  verschiedne 
Ämter,  auch  sechs  Jahre  das  des  zugeord- 
neten Meisters  vom  Stuhl.  Was  er  war, 
war  er  ganz,  und  erfüllte  seine  Aufgabe 
mit  Hingebung  und  Begeisterung.  [Vgl. 
FZ.  1880,  S.  847.  Pilz,  Der  Geist  der 
Freimaurerei  (Lp*.  1882),  8.  43.1 
Naumburg  a.  d.  Saale  (St.  in  der  preuss. 

;  Prov.  Sachsen,  21202  E.).  1)  Hier  stifteten 


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Naunyn  —  Neander  von  Petersheiden. 


79 


Karl  Albert  Gottlob  Baron  v.  Tanner. 
Leutnant  Konrad  Jakob  Schmid  (b.  d.)  una 
Job.  Wilhelm  Mylius  (s.  d.),  auf  eine  Ur- 
kunde des  Grossmeisters,  wahrscheinlich  C. 
G.  v.  Marschall  (s.  d.),  vom  8.  Juli  1749, 
die  Loge  Aux  trois  marteaux(Zu  den 
drei  Hammern),  in  der  alle  Mitglieder 
schon     im     Lehrlingsgrad  französische 
Ritternamen  erhielten.  Diese  Loge  schloss 
sich  1751  an  die  von  v.  Hund  (s.  d.)  in 
Unwürde  gestiftete  Loge  Zu   den  drei 
Säulen  an,  ihre  bedeutendsten  Mitglie- 
der traten  dem  Tempelherrensystem  zu 
und  waren  nun  seine  eifrigsten  Anhänger 
und     Mitglieder     seines  Grosskapitels. 
Gleichzeitig  wurde  eine  Schottenloge  Zu 
den  drei  Hammern  errichtet  In  dieser 
Loge  hatte  schon  immer  grosser  Fleiss 
geherrscht,  und  man  hatte  manche  tüch- 
tige maurerische  Arbeiten,  sogar  einen 
Ordensplan  (s.  ökonomischer  Plan)  aus- 
gefertigt.   Aus  Mangel  an  Teilnehmern 
ruhte  die  Loge  von  1755—1772,  obgleich 
ihr  v.  Hund  schon  1763  eine  neue  Urkunde 
erteilt  und  sie  1766  ihre  Thätigkeit  wie- 
der aufzunehmen  ersucht  hatte.   Am  23. 
März  1772  wurde  die  Loge  wieder  eröffnet, 
und  zwar  von  Friedr.  Gotthilf  Freitag  als 
Meister  vom  Stuhl;  sie  stellte  aber  schon 
im  folgenden  Jahre  ihre  Thätigkeit  aber- 
mals ein.   2)  Am  12.  Febr.  1805  traten  in 
N.  wieder  mehrere  Freimaurer  zusammen, 
um  eine  Loge  zu  gründen.   Sie  wendeten 
sich  an  die  Provinzialgrossloge  in  Ham- 
burg, bez.  an  F.  L.  Schröder  (s.  d.)  das.,  um 
möglichst  eine  unabhängige  Loge  zu  bilden 
una  die  altenglische  Lehrart  anzunehmen. 
Der  Plan  scheiterte,  obgleich  in  Hamburg 
Geneigtheit  vorhanden  war.    Als  1815  N. 
unter    preussische    Herrschaft  kommen 
sollte,  wandte  man  sich  nochmals,  diesmal 
unmittelbar,  an  die  Grossloge  von  London 
und  erhielt  von  dort  unter  dem  29.  April 
1815  eine  Stiftungsur  künde.    Die  feier- 
liche Eröffnung  erfolgte  9.  Okt.  1815.  Auf 
Grund  des  Edikts  von  1798  löste  die  Loge, 
nachdem  N.  preussisch  geworden  war,  ihr 
Verhältnis  zur  Grossloge  von  London  und 
schloss  25.  Sept.  1819  ihre  Arbeiten.  Sie 
hatte  sich  vorher  an  die  Grosse  Loge 
Royal  York  gewandt,  um  sich  ihr  anzu- 
schliessen,  jedoch  unter  der  Bedingung, 
ihr  Ritual  beibehalten  zu  dürfen;  das 
wurde    indes    abgelehnt.      8)    Die  17. 
März  1786  von  der  Dresdner  Loge  Zu  den 
drei  Schwertern  und  wahren  Freunden  in 
Weissenfeis  gegründete  Loge  Zum  Zirkel 
der  Eintracht,  die  5.  Sept.  1817  von  der 
Grossen  Loge  Royal  York  angenommen 
worden  war,   hatte  sich  Ende   1819  in 
zwei  Logen  geteilt:  die  Loge  Zu  den  drei 
weisseu  Felsen,  die  von  der  Grossen  Na- 
tional-Mutterloge  zu  den  drei  Weltkugeln 
eine  Urkunde  erhielt  und  noch  in  Weissen- 
fels  (s.  d.)  besteht,  und  die  Loge  Zum 
Zirkel  der  Eintracht,  die  6.  August  1825 
Sitz  nach  N.  verlegte,  jedoch  mit 


Erlaubnis  der  Grossen  Loge  Royal  York 
sich  Loge  »Zum  Zirkel  der  Eintracht  in 
N.  mit  Weissenfeis«  nannte.  Die  Loge 
stellte  1827  ihre  Arbeiten  ein;  ihre  Mit- 
glieder schlössen  sich  4)  der  31.  Okt.  1826 
gestifteten  Loge  Zu  den  drei  grossen 
Lichtern  an,  die  unter  dem  9.  März  1827 
von  der  Grossen  Loge  Royal  York  Ur- 
kunde erhielt  und  1.  Juli "  1827  eröffnet 
wurde.  Aber  auch  diese  Loge  trat  1.  Okt. 
1881  ausser  Thätigkeit,  obwohl  sich  die 
Verhandlungen  mit  der  Grossloge  noch 
Jahre  lang  hinzogen.  Die  endgültige 
Schliessung  erfolgte  12.  Okt.  1833.  5)  Am 
18.  Nov.  1848  wurde  von  der  Grossen  Na- 
tional-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
die  alte  Loge  Zu  den  drei  Hammern 
neu  gegründet  und  28.  Dez.  1848  einge- 
weiht. Mitgliederzahl  (1899):  144.  Vers. 
Mittwochs.  Klub:  täglich.  Ferien:  Juli 
und  August.  Eignes  Logenhaus:  Neue 
Strasse  14,  eingew.  8.  Sept.  1876,  teilweise 
abgebrannt  22./23.  Aug.  1886,  neu  aufge- 
baut 1887.  Milde  Stiftungen:  a)  Konfir- 
mandeu-  oder  Stahlberg-Stiftung,  Kapital 
3000  M.;  b)  Krause -Stiftung,  zur  Unter- 
stützung von  Witwen  der  Loge,  Kapital 
1200  M.;  c)  Jung-Stiftung,  Kapital  1500  M., 
zu  gleichem  Zweck;  d)  Rothe- Stiftung, 
Kapital  3000_M.,  zur  Förderung  von  Bil- 
dung und  Übung   von  Wohlthätigkeit; 

e)  Rudolf  Mahr-Stiftung,  Kapital  900  M., 
für  dienende  Brüder  und  deren  Witwen; 

f)  Volksbibliothek  seit  1.  Jan.  1896.  Die 
Loge  hat  einen  geselligen  Verein  »Der 
Zirkel«  seit  1872,  zu  dem  auch  Nicht- 
maurer  Zutritt  als  Mitglieder  erhalten. 
6)  Mit  der  Loge  unter  5  verbunden  ist 
eine  deputierte  altschottische  Loge  Zur 
neuen  Burg  an  der  Saale,  gest.  2.  Juni 
1888.  [Vgl.  Rieh.  Schröder,  Geschichte 
der  Freimaurerei  i.  O.  v.  N.  a.  d.  S.  (Naumb. 
1896).] 

Naunyn,  Franz  Christian,  geb.  29. 
Sept.  1799  in  Drengfurth  bei  Rastenburg, 
gest.  30.  April  1860  in  Berlin  als  zweiter 
Bürgermeister  und  Geheimer  Rcgierung!»- 
rat,  wurde  zum  Freimaurer  in  der  Loge 
Zur  goldnen  Leyer  in  Gumbinnen  aufge- 
nommen und  30.  April  1845  in  der  Loge 
Zum  goldnen  Schiff  in  Berlin  angenommen. 
Von  1847-49  verwaltete  er  dort  das  Amt 
eines  Logenmeisters,  zog  sich  aber  wegen 
überhäufter  Geschäfte  zurück,  bis  er  1857 
bis  1860  das  Amt  von  neuem  übernahm. 

Neander  von  Petersheiden,  Joachim 
Friedrich,  preussischer  General  der  Ar- 
tillerie, geb.  27.  April  1748  in  Labes  in 
Hinterpommeru ,  gest.  26.  Okt.  1817  in 
Berlin,  trat  als  Artillerist  in  preussische 
Dienste,  stieg  in  die  höhern  Stellungen 
empor  und  wurde  durch  König  Friedrich 
Wilhelm  III.  1801  mit  seinen  Brüdern 
unter  obigem  Namen  in  den  Adelsstand 
erhoben.  —  Schon  1769  in  einer  Loge 
der  Afrikanischen  Bauherren  (s.  d.)  zum 
Freimaurer  aufgenommen,  trat  er  1774 


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80 


Neapel 


Nettelbladt. 


der  Loge  Zum  goldnen  Schiff  in  Berlin 
bei,  in  der  er  33  Jahre,  teils  als  zugeord- 
neter, teil«  als  wirklicher  Logenmeister, 
den  Vorsitz  führte.  Bald  erlangte  er  auch 
die  höhern  Grade  dieser  Lehrart  (Grosse 
Landesloge),  verwaltete  von  1786  an  mehrere 
höhere  Logenämter,  1806 — 14  das  des  zu- 
geordneten Landesgrossmeisters,  seit  1814 
das  des  Landesgrossmeisters  und  seit  1815 
bis  zu  seinem  Tode  das  des  Ordensmeisters. 
Er  rief  während  seiner  kurzen,  bald  durch 
den  Tod  beendeten  Leitung  die  Andreas- 
loge in  Breslau  ins  Leben,  bewirkte  die 
Vereinigung  der  Logen  in  Greifswald  und 
Stralsund  mit  der  Grossen  Landesloge  und 
knüpfte  die  engere  Verbindung  dieser 
Grossloge  mit  der  Grossen  Landesloge  von 
Schweden  wieder  an.  [Vgl.  v.  Nettelbladt 
im  Provinzialkalender  für  Mecklenburg, 
1823,  S.  60.    L.  VIII,  291.) 

Neapel  (St.  im  Königreich  Italien,  [18941 
539400  E.).  Hier  wurde  16.  Juni  1873 
eine  in  deutscher  Sprache  arbeitende  Loge 
Pestalozzi  unterm  Grossorient  von  Ita- 
lien gegründet,  die  aber  schon  1884  ein- 
gegangen war. 

Nebraska,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Drei  Logen  in  Ne- 
braska, Jiddings  und  die  Capital-Lodge 
gründeten  23.  Sept.  1857  die  Grossloge 
von  N.,  unter  der  1898  220  Logen  mit 
11763  Mitgliedern  standen.  [Zeitschrift: 
Acacia  (Lincoln  1899).] 

Nedermeijer  van  Kosenthal,  Jan  The o- 
door  Hendrik,  niederländischer  Justiz- 
minister, geb.  1793,  gest.  11.  Jan.  1857, 
war  ein  warmer  Freimaurer  und  1827—1856 
Grossalmosenpfleger  des  Grossostens  der 
Niederlande. 

Negerlogen,  s.  Farbige. 

Nehemiah  (Trost  Gottes).  In  der  Ency- 
clopödie  maconnique  par  Chemin-Dupon- 
tes,  I,  289,  wird  angeführt,  dass  N.  von 
einigen  für  den  Gründer  der  Freimaurer- 
brüderschaft gehalten  werde,  weil  er,  in 
einer  Hand  das  Schwert,  in  der  andern 
Hand  die  Kelle,  die  Bewohner  Jerusalems 
ermuntert  habe,  ihre  Feinde  zurückzu- 
schlagen und  den  Tempel  wieder  aufzu- 
bauen. [Vgl.  auch  Oliver,  Histor.  Land- 
marks, II,  451  fg.]  Im  schwedischen  Ri- 
tual kommt  N.  im  Gesellengrade  vor.  In 
den  Royal  Arch-Graden  spielt  N.  vorzüg- 
lich eine  Rolle  und  führt  einer  der  Sekre- 
täre im  Kapitel  diesen  Namen. 

Neidenbarg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Ostpreussen,  4588  E.).  Die  hier  von  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  12.  April  1812  gegr.,  1.  Jan. 
1813  eingew.  Loge  Zur  festen  Burg  an 
der  Neide  ist  seit  24.  Mai  1829  ge- 
schlossen. 

Neisse  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schle- 
sien, 24358  E.).  Hier  bestehen:  I.  Unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin:  1)  die 
Johannisloge  Zur  weissen  Taube,  gest. 
24.  Nov.  1773,  eingegangen  1795,  erneuert 


I  21.  Aug.  1804.  Vers,  in  der  Regel  den  2. 
und  4.  Montag  jeden  Monats.  Mitglieder- 
zahl (1898):  85.  Zur  50jähr.  Jubelfeier  1823 
wurde  eine  Denkmünze  geprägt.  [Vgl.  Mor- 
gen, Geschichte  der  Loge  während  des  ersten 
Jahrhunderts  ihres  Bestehens  (Neisse  1873). 
HMW.  Nr.  130].  2)  Die  Andreasloge 
Spes,  gest.  8.  Febr.  1891.  II.  Unter  der 
Grossen  Loge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
1)  die  Johannisloge  Zu  den  sechs  Li- 
lien, gest.  17.  Nov.  1841.  Vers.  Montags, 
Klub:  Sonntags.  Mitgliederzahl  (1899): 
81.  2)  Die  delegierte  altschottische  Loge 
Franz  zu  den  sechs  Lilien,  gest.  18. 
Jan.  1870. 

Nekam-Nekah ,  eigentlich  Nekam-Netar 
oder  Nekam-Nator,  bedeutet:  »Die  Rache 
ist  vollbracht,  die  Strafe  hat  getroffen«. 
Es  ist  ein  in  den  höhern  Graden  ge- 
brauchtes Wort,  so  im  Elu  des  neuf  [Ar- 
chiv de  la  Franc -Maconn.,  S.  146 — 161], 
im  30.  Grade  (Grossinquisitor)  u.  s.  w. 

Nelson,  Horatio  Viscount,  brit.  Ad- 
miral,  geb.  29.  Sept.  1758  in  Burnham- 
Thorpe  (Norfolk),  gest.  22.  Okt.  1805  in 
der  Schlacht  bei  Trafalgar,  war  Freimaurer 
und  Mitglied  der  frühern  Loge  Union 
Nr.  331,  jetzt  York-Loge  Nr.  286  in  York. 

Nenndorf  (Badeort  in  der  preuss.  Prov. 
Hessen-Nassau,  859  E.).  Hier  besteht  seit 
1888  unter  der  Loge  in  Stadthagen  ein 
maurerisches  Kränzchen,  das  während  der 
Kurzeit  im  Hotel  Kassel  Versammlungen 
hält. 

Nentershausen  (Dorf  in  der  preuss.  Prov. 
Hessen-Nassau,  Kreis  Rotenburg,  800  E.). 
Hier  ward  19.  Mai  1821  von  der  Grossen 
Mutterloge  von  Kurhessen  eine  Loge 
Tempel  der  wahren  Eintracht  er- 
richtet und  15.  Nov.  1821  eingeweiht,  die 
bis  21.  Juli  1824  thätig  blieb. 

Neophyt  (der  Neuling),  Neuaufge- 
nommener, aus  dem  christlichen  Altertum 
herstammender  und  bisweilen  auch  auf 
die  Freimaurerei  übertragner  Ausdruck. 

Nettelbladt,  1)  Daniel,  Rcchtslehrer, 
geb.  14.  Jan.  1719  in  Rostock,  gest.  4.  Sept. 
1791  in  Halle,  wollte  Theologie  studieren, 
wandte  sich  aber  1735  der  Rechtswissen- 
schaft zu;  nebenbei  beschäftigte  er  sich 
mit  Mathematik  und  besonders  mit  der 
Philosophie  Christian  Wolfs.  Der  Um- 
stand, dass  N.  mit  ihm  verwandt  war,  und 
die  Begeisterung  für  Wolfs  System  führten 
N.  1740  nach  Marburg.  Durch  Fried- 
rich U.  nach  seiner  Thronbesteigung  nach 
Halle  zurückberufen,  lud  Wolf  N.  ein, 
ihm  dahin  zu  folgen,  was  Johannis  1741 
geschah.  Am  17.  März  1744  wurde  er  zum 
Doktor  beider  Rechte  ernannt.  Durch 
den  stud.  juris  v.  Bruckenthal  (s.  d.) 
wurde  er  dem  Bunde  zugeführt  und  »ohne 
Entgelt«  19.  Aug.  1744  aufgenommen, 
wurde  Redner  und  musste  bald  auch  das 
Amt  des  »Depute"  Maitre«  übernehmen.  Im 
Herbst  1745  wurde  er  »ad  interim  zum 
Grossmeister  konstituiert«.   Seine  am  Jo- 


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Netto. 


81 


haunisfeste  1745  gehaltne  Rede  erschien 
1746  in  Halle  im  Druck.  Sie  behandelt 
daa  Thema:  »Dass  der  Entschiusa  ein 
Freymäurer  zu  werden  vernünftig  und 
weise  sein  könne«.  Der  zweiten  Halle- 
schen Loge  ist  er  nicht  beigetreten,  wohl 
aber  wurde  er  ein  hochverehrtes  und  ein- 
fluftsreiches  Mitglied  der  aus  jener  hervor- 
gegangnen  Loge  Zu  den  drei  Degen.  Er 
war  1746  durch  Wolfs  Vermittlung  ordent- 
licher Professor  der  Rechte  mit  dem  Titel 
eines  Hofrats  geworden,  jedoch  zunächst 
ohne  Gehalt.  Ende  1765  wurde  er  »Ge- 
hcimderath«  und  1776  Direktor  der  Fried- 
richs-Universität und  Pracses  der  Juristeu- 
fakultät. Von  seinem  Ruhme  zeugt  der 
Umstand,  dass  kein  Fremder  von  irgend 
welcher  Bedeutung  nach  Halle  kam,  ohne 
ihn  aufzusuchen.  Die  seinem  Andenken 
gewidmete  Trauerloge  musste  wegen  einer 
schweren  Erkrankung  seines  Schwieger- 
sohns, des  Kapitäns  beim  Thaddenschen 
Regiment  v.  Deutecom,  des  2.  Aufsehers 
der  Loge,  verschoben  werden  und  gestal- 
tete sich  27.  April  1792  zu  einer  erheben- 
den Trauerfeier  für  beide.  Dabei  war 
auch  N.'s  Nachfolger  im  Amte,  der  Geh. 
Justizrat  Klein,  als  besuchender  Bruder 
anwesend.  [Vgl.  Weidlich,  Biographische 
Nachrichten,  II,  132^150.] 

2)  Karl  Friedr.  Wilhelm  Freih.  v., 
mecklenburgscher  Justizkauzleidircktor  in 
Rostock,  geb.  4.  Mai  1747  in  Wetzlar,  gest. 
3.  Juli  1818,  wurde  8.  Aug.  1766  in  der 
Loge  Zu  den  drei  Löwen  in  Marburg  zum 
Freimaurer  aufgenommen,  trat  4.  Okt.  1772 
der  strikten  Observanz  zu  und  wurde  11. 
Sept.  1773  zum  Commendator  Equit.  Ma- 
gistrai, und  Aufseher  Über  das  Archiv  er- 
nannt. Bei  dem  Braunschweiger  Konvent 
(«.  d.)  war  er  der  Abgeordnete  des  Sub- 
priorats  Ratzeburg  (Rostock),  zog  sich  aber, 
nachdem  die  Loge  Zu  den  drei  Sternen 
in  Rostock  ihre  Arbeiten  eingestellt 
hatte,  von  aller  freimaurcrischen  Thätig- 
keit  zurück.  Die  Loge  Tempel  der  Wahr- 
heit in  Rostock,  die  er  noch  später  einige 
Male  besuchte,  feierte  8.  Aug.  1816  sein 

f;oldnes  Maurerjubiläum.  [Provinzial-Ka- 
ender  für  Mecklenburg,  1823,  S.  54.1 

8)  Christian  Karl  Friedrich  Wil- 
helm Freiherr  v. ,  Oberappellationsrat 
in  Parchim,  der  älteste  Sohn  des  Vorigen, 
geb.  15.  Febr.  1779  in  Rostock,  gest.  9.  Juni 
1843  in  Parchim,  ist  als  Herausgeber  des 
Archivs  für  die  Rechtsgelahrtheit  in  den 
mecklenburgschcn  Landen  (1803  fg.),  be- 
sonders aber  der  Rechtssprüche  des  Ober- 
appellationsgerichts (1821  fg.),  verdienstlich 
bekannt.  —  Er  wurde  5.  März  1808  in  der 
Loge  Tempel  der  Wahrheit  in  Rostock  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen,  be- 
kleidete verschiedne  Ämter,  zuletzt  das 
eines  Logenmeisters  181 1  —  15  und  1817—19. 
Nach  seiner  Übersiedlung  nach  Parchim, 
wohin  er  als  Oberappellationsrat  1818  be- 
rufen wurde,  rief  er  alsbald  daselbst  die 

Allgemeine«  Handbuch  der  Freimaurerei.  11. 


Loge  Friderica  Ludovica  ins  Loben,  in 
der  er  vom  25.  Nov.  1818  22  Jahre 
lang  den  Vorsitz  führte,  bis  er  1840  mit 
der  Verlegung  des  Oberappellationsgerichts 
wieder  nach  Rostock  zurückkehrte.  Die 
Errichtung  der  Andreasloge  Lucens  1812, 
der  er  seit  9.  Juni  d.  J.  bis  1829  vorstand, 
war  hauptsächlich  sein  Werk,  sowie  es 
ihm  auch  gelang,  die  1821  begonnene  Er- 
richtung eines  Kapitels  in  Rostock  1835 
vollendet  zu  sehen.  Am  17.  Sept.  1819 
trat  er  an  die  Spitze  der  neu  errichteten 
Provinzialloge  für  Mecklenburg  (s.  d.)  als 
Provinzialgrossmeister,  welches  Amt  er 
gleichfalls  Ms  an  seinen  Tod  bekleidete.  Ihm 
verdankt  die  Freimaurerei  in  Mecklenburg, 
wie  die  Grosse  Landesloge  in  Berlin  über- 
haupt wesentliche  Förderung,  insbesondere 
die  VereinigungderpommerschenLogenmit 
der  Grossen  Landesloge  zu  Berlin  1817, 
die  Wiederanknüpfung  der  freundschaft- 
lichen Verhältnisse  der  letztern  mit  der 
Grossen  Landesloge  von  Schweden  1819, 
die  Ausarbeitung  der  Instruktionen  für 
die  Logenmeister  über  die  gesamten  Akten 
der  drei  ersten  Grade,  die  Neubearbeitung 
der  Akten  sämtlicher  Grade  und  die  »Ge- 
Bchichte  freimaurerischer  Systeme  in  Eng- 
land, Frankreich  und  Deutschland«  (Brl. 
1879).  [Provinzialkalender  für  Mecklen- 
burg, 1845,  S.  58.  Horstmann  u.  Straus, 
Archiv  II,  4,  S.  72.  Polick,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Mecklenburg,  Heft  3, 
S.  97.  L  VII t  169.]  Auf  seinen  Tod 
wurde  1843  eine  Denkmünze  geprägt 
[HMW.  Nr.  147]. 

4)  Christian  Erhard  Freih.  v.,  Uni- 
versitätsbibliothekar in  Rostock,  der  jüngere 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  1791,  gest.  20. 
März  1863  aufgenommen  in  den  Frei- 
maurerbund 21.  Jan.  1812,  seit  18.  Juli 
1829  Logenmeister  der  Loge  Tempel  der 
Wahrheit  in  Rostock,  seit  18.  Nov.  1843 
bis  1862  Provinzialgrossmeister  von  Meck- 
lenburg und  Vorsitzender  verschiedner 
höherer  Abteilungen  des  Ordens.  Er  wirkte 
wesentlich  mit  zur  Errichtung  der  Provin- 
zialloge für  Mecklenburg  (s.  d.)  und  Neu- 
vorpommern und  führte  1819  in  Verbin- 
dung mit  Wehber-Schuldt  und  v.  Stein  den 
Allianzvertrag  zwischen  den  beiden  Grossen 
Landeslogen  Stockholm  und  Berlin  herbei. 

SVgl.  L.  XXI,  77.   Provinzialkalender  für 
Teklenburg  1845,   S.  103.     Bh.  1868, 
S.  36.] 

Netto,  Emst  Friedr.  Christ.  Aug., 
Lehrer  am  Waisenhaus  in  Halle,  geb. 
1795  in  Oberweimar,  wurde  4.  April  1823 
in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  iu  Halle 
aufgenommen,  verwaltete  mehrere  Logen- 
ämter und  gab  bei  der  Hundertjahrfeier  der 
Loge  das  vortrefflich  gearbeitete  »Ver- 
zeichnissder  Bibliothek«  (Hallel848)herau8. 
Er  trat  1858  in  Ruhestand  und  schied  aus 
der  Loge  aus.  Später  ist  er  in  Berlin 
wieder  einer  Loge  beigetreten  und  hoch 
betagt  (mehr  als  90  Jahr  alt)  gestorben. 

6 


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82  Neubrandenburg  — 

Neubrandenhurg  (St.  im  Grosshcrzogt. 
Mecklenburg- Strelitz,  9720  E.).  I.  Hier 
wurde  infolge  der  Aufnahme  des  regieren- 
den Herzogs  Adolf  Friedrieh  IV.  von 
Mecklenburg-Strelitz  (a.  d.)  in  den  Frei- 
maurerbund 1)  die  Loge  Zum  gekrönten 
goldnen  Greif  22.  März  1774,  und  zwar 
mittel»  Stiftungsurkundc  des  Freiherrn  v. 
Hund  (s.  d.)  gegründet  und  von  dem  Sub- 
priorat  Ratzeburg  (Rostock)  eingeweiht.  Im 
Innern  Orden  heisst  sie  Hauskommende 
Boizenburg.  Bald  nach  ihrer  Gründung 
ward  hier  auch  2)  eine  Sehotteulogc  Adolf 
zum  Ritt  er  ring  errichtet.  Beide  Logen 
stellten  wahrscheinlich  schon  Anfang  der 
achtziger  Jahre  ihre  Thätigkeit  ein.  — 

II.  Am  81.  Okt.  1815  wurde  dann  unter 
«lern  Grossherzog  Karl  von  Mecklenburg- 
Strelitz  (s.  «1.)  als  damaligem  englischen 
Provinzialgrossmeister  von  Hannover  und 
Mecklenburg  eine  Loge  Zum  Friedens- 
bunde errichtet,  die  1829  zum  Logenver- 
band der  Grossen  Loge  von  Hamburg 
übertrat.  Vers,  den  1.  Montag  jeden  Monats. 
Lokal:  Beguinenstr.  7.  Mitgliederzahl 
(1900):  45.  MildcStiftung:  Witwenpensions- 
kasse,  Kapital:  13000  M.  Neue  Haus- 
gesetze von  1900.  [Vgl.  Polick,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Mecklenburg,  I,  53; 

III,  35.] 

Nenbraungchwelg  (Provinz  der  brit.- 
nordamerikanischen  Kolonie  Kanada).  Die 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  diesem 
Lande  hängt  eng  mit  der  in  Ncuschott- 
land  (s.  d.)  und  der  Prinz  Edward- Insel 
zusammen,  die  man  auch  sonst  unter  dem 
Namen  der  untern  Provinzen  (lower  pro- 
vinces)  in  Kanada  (s.  d.)  zusammenfasse 
Nach  den  Angaben  amerikanischer  Schrift- 
steller ist  die  Freimaurerei  von  Boston 
aus  gegen  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts 
dahin  gebracht  worden.  1767  scheint 
Philipps  von  dem  Earl  of  Blessington  eine 
Bestallung  als  Provinzialgrossmeister  von 
Ncuschottland  erhalten  zu  haben.  InN. wurde 
die  erste  Loge  in  St.  John  erst  nach  der 
politischen  Lostrennung  dieses  Landes  von 
Neuschottland  (1784)  gegründet,  nämlich 
17t*5.  Sie  arbeitete  aber  höchstens  bis 
1797.  Doch  wurden  zu  Ende  des  18. 
und  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  mehrere 
Logen  in  N.  von  der  Provinzialgrossloge 
von  Neuschottlaud  und  eine  Loge  178!) 
unmittelbar  durch  die  Grossloge  von  Eng- 
land, gestiftet.  Später,  nach  Errichtung  der 
» VereinigtenG  rossloge  von  England« ,  t  raten 
daselbst  lange  dauernde  Sprengel rechts- 
streitigkeiten  ein,  die  1827  zur  Gründung 
einer  unabhängigen  Grossdoge  von  N.  in 
St.  John  unterm  Grossmeister  Gray  führten. 
Erst  1828  wurde  die  Provinzialgrossloge 
von  Neuschottland  von  der  englischen 
Grossloge  anerkannt,  und  nun  erwachte 
auch  in  N.  wieder  ein  reges  maurerisches 
Leben.  Bis  1865  entstanden  22  englische, 
6  irische  und  3  schottische  Logen  in  N. 
16  davon  errichteten  am  10.  Okt.  1867  eine 


Neuenglische  Lehrart. 

unabhängige  Orossloge  von  N.  in  St.  John, 
die  jetzt  31  Logen  mit  1781  Mitgliedern 
aufweist. 

Nenchätel  [Neuenbürg]  (Hau  pst.  des 
Schweiz.  Kantons  Neuenburg,  [1888]  16504 
E.).  I.  Hier  wurde  schon  6.  Juni  1743  von  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  in  Berlin  eine  Loge  Aux  trois 
ötoiles  flamboy  antes  gestiftet,  von  der 
nur  wenig  bekannt  ist.  Sie  muss  aber 
1750  noch  bestanden  haben.  II.  Während 
beim  Beginn  der  französischen  Revolution 
in  der  damaligen  Schweiz  sämtliche  Logen 
ihre  Arbeiten  einstellten,  wurde  hier,  in 
dem  preussischen  Fürstentume,  1791  von 
derselben  Grossloge  die  Loge  Fr<?de*ric 
Guillaume  1a  Lonne  Harmonie  ge- 

,  gründet.  Sie  war  aber  bald,  während  der 
Kriegsjahre,  genötigt  ihre  Arbeiten  ein- 
zustellen.   Nachdem  N.  1806  unter  franzö- 

:  sische  Botmässigkeit  gekommen  war,  wurde 
die  Bauhütte  1808  wieder  eröffnet,  nun 
aber  unter  dem  französischen  Grossorient. 
1820  unterstellte  sie  sich  dem  Direktorium 
der  rektifizierten  schottischen  Maurerei  in 
der  Schweiz  (s.  d.). 

Neu  du  mm  (St,  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  7409  E.).  Hier  hat  sich  am 
27.  Juni  1899  unter  dem  Schutz  der  Loge 
Friedrich  Wilhelm  zum  goldnen  Sceptcr 
in  Küstrin  ein  freimaurerischer  Verein 
gebildet. 

Neudörfl  (Dorf  bei  Pressburg  im  Königr. 
Ungarn).  1)  Hier  wurde  durch  Schnee- 
berger  (s.  d.)  9.  März  1871  eine  Loge  ge- 
stiftet unter  dem  Namen  Humanitas, 
die  sich  der  Grossloge  von  Ungarn  unter- 
stellte und  von  dieser  30.  Juli  1871  bestätigt 
und  25.  Febr.  1872  eingeweiht  wurde.  Am 
27.  Febr/6.  März  1889  vereinigte  sich  mit 
ihr  die  8.  Mai  1883  in  N.  gegründete  Loge 
Concordia.  1897  wurde  der  Sitz  nach 
Pressburg  (s.d.)  verlegt.  Von  ihr  wurde  das 
erste  österreichische  Kinderasyl  in  Kahlen- 
bergerdorf 28.  Febr.  1875  gegründet  und 
eröffnet.  Sie  hat  eine  Filiale  als  nicht- 
politischer Verein  in  Wien.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  Loge  und  des  nichtpolitischen 
Vereins  Humanitas  (Wien  1896)].  2)  Eine 
zweite  Loge  entstand  hier  24.  Juli  1875 
unter  dem  Namen  Eintracht,  eingeweiht 
30.  Juli  1876.  Der  Sitz  wurde  später  eben- 
falls nach  Pressburg  verlegt. 

Neuenahr  (Bad  in  der  preuss.  Rhein- 
provinz, 2596  E.).  Hier  besteht  eine 
freie  maurerische  Vereinigung  während  der 
Kurzeit  im  Rheinischen  Hof. 

Neuenglische  Lehrart.  Die  Verwirrung, 
die  durch  die  Ancient  Masons(s.d.),  nament- 
lich durch  ihren  begabten  Vorkämpfer  Der- 
mott(s.d.)  in  die  freimaurerische  Geschichte 
des  letztern  Landes  gebracht  worden  war, 
verleitete  die  achtbarsten  Schriftsteller  der 
deutschen  Maurerei  zu  Fehlgriffen  und 
irrigen  Annahmen.  Jetzt  ist  diu  Verhältnis 
der  sogenannten  Alten  Muurer  zu  der  eng- 
lischen Grossloge,  wie  zu  der  angeblichen 


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Neufundland  —  Neuschloß. 


83 


Grossloge  von  York,  die  nie  bestanden 
hat  und  wovon  man  jenen  auch  den  Namen 
Yorkmauer  beilegte,  vollkommen  aufge- 
hellt. Hiermit  ist  denn  auch  klar  ge- 
worden, dass  die  von  Krause  (s.  d  )  und 
andern  sogenannte  N.  L. ,  worunter  sie 
die  Einrichtungen  und  Gebräuche  der 
ersten  englischen  Grossloge  verstanden 
wissen  wollen,  die  wirklich  alten,  aus  den 
überlieferten  Konstitutionen  der  Maurer 
sorgfältig  zusammengetragnen  Einrich- 
tungen, Gesetze  und  Gebräuche  pflegt  und 
solche  nur  zeitgemäss  abänderte,  als  man 
zur  Errichtung  der  ersten  Grossloge  schritt. 
Das  Wort  »Neuenglisch«  hat  somit  keinen 
Sinn  und  keine  Berechtigung  und  kann 
nur  noch  im  Gegensatz  zu  der  sogenannten 
«altenglischen«  Lehrart  in  der  Geschichte 
der  Freimaurerei  Erwähnung  finden. 

Neufundland  (brit.  Insel  an  der  Nord- 
ostküste Amerikas).  Die  Grossloge  von 
Massachusetts  in  Boston  errichtete  hier 
die  beiden  ersten  Logen.  Danach  stiftete 
die  englische  Grossloge  der  Ancients  fünf 
Logen  in  der  Zeit  1774—88  und  die  der 
Modems  zwei  Logen  1784  und  1785.  Nach 
deren  Vereinigung  wurden  neun  weitere 
Tochterlogen  hier  gegründet  und  ebenso 
von  der  Grossloge  von  Schottland  zwei.  Die 
Grossloge  von  England  errichtete  1870  für 
ihre  Logen  eine  Distriktsgrossloge,  die 
jetzt  sieben  Logen  unter  sich  hat,  die  von 
Schottland  eine  i'rovinzialgrosslogc,  die 
zwei  Logen  zählt.  —  Auf  der  vor  N.  liegen- 
den französischen  Insel  Miquelon  stiftete 
der  Grossorient  von  Frankreich  1867  eine 
Loge,  die  wieder  eingegangen  ist. 

Neugranada,  s.  Kolumbien. 

Neuhaidensleben  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  9615  E.).  Hier  bestand  ein  mau- 
rerisches Kränzchen,  gegr.  2.  April  1876, 
das  sich  1897  aufgelöst  hat 

Neubau«  bei  Linz,  s.  Linz. 

Neukaledonlen  (franz.  Kolonie  im  öst- 
lichen Stillen  Ozean).  Hier  besteht  in 
Numea  eine  Loge  L'union  Calddonienne, 
gest.  1868  vom  Grossorient  von  Frankreich. 
1880—88  war  das.  auch  eine  Tochterloge 
der  Grossloge  von  England  thätig. 

Neuland,  Fedor  Rudolf  Alexander, 
Militär,  geb.  18.  Sept.  1808  in  Bres- 
lau, gest.  17.  Febr.  1891  in  Berlin,  trat 
1820  als  Offizieraspirant  in  das  Ingenieur- 
korps, wurde  1825  zum  Offizier  er- 
nannt und  nahm  1863  als  Oberst  seinen  | 
Abschied.  —  In  den  Freimaurerbund  wurde 
N.  7.  Dez.  1842  in  der  Loge  Zur  biedern  Ver- 
einigung in  (Gross)Glogau  aufgenommen, 
wo  er  eine  Zeit  lang  in  Garnison  stand,  j 
1851  nach  Schweidnitz  versetzt,  schloss  er  j 
sich  dort  der  Loge  Herkules  an  und  wurde 
1854  deren  Vorsitzender  Meister.  Nachdem 
er  1867  seinen  Wohnsitz  in  Berlin  ge- 
nommen hatte,  trat  er  der  Loge  Zur  Be- 
ständigkeit bei.  1870  wurde  er  zweiter 
zugeordneter  Landesgrossmeister,  1874  Mit- 
glied des  Ordensrats,  1882  Ordens-Ober-  | 


architekt  und  1883  Landesgrossmeister  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin,  in  welcher 
Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  verblieb. 
[Vgl.  Bbl.  1891,  8.  129,  168.  BZC.  1891, 
8.  1  (mit  Bildnis).  FZ.  1891,  8.  77,  129. 
M.  L.  1890/91,  S.  141  (mit  Bildnis).] 

Neumarkt  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schlesien,  5658  EJ.  Hier  besteht  unter 
der  Vereinigten  Loge  in  Breslau  eine 
Freimaurervereinigung,  gest.  23.  März 
1895.   Mitgliederzahl  21. 

Neumttnster  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schleswig -Holstein,  22492  E.).  Hier  be- 
steht unter  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  eine  Loge  Zur  Brudertreue  an 
der  Schwale,  gest.  29.  Nov.  1879.  Mit- 
gliederzahl (1899):  83. 

Neun,  s.  Zahlen. 

Neuruppin  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  15521  E.).  1)  In  der  Nähe 
des  Schlosses  Rheinsberg,  wo  Friedrich  II. 
als  Kronprinz  1739  die  Loge  Premiere 

gründete,  wurde  in  N.  11.  Dez.  1811  unter 
er  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  eine  Johannisloge  Fer- 
dinand (so  benannt  nach  ihrem  ersten 
Meister  vom  Stuhl,  Graf  v.  Königsmark, 
Erbhofmeister  der  Provinz  Brandenburg) 
zum  roten  Adler  gegründet  und  13. 
März  1812  eingeweiht.  Vers.  Mittwochs. 
Mitgliederzahl  (1899):  92.  Eignes  Logen- 
haus, Heinrichstr.  16.  Ferien:  Juli  und 
August.  Milde  Stiftungen :  a)  Institut  zur 
Unterstützung  armer  Brüder  und  deren 
Familien  (Statut  vom  13.  März  1837);  b) 
Stiftung  zur  Weihnachtsbescherung  armer 
Kinder  (1848);  c)  Oster  -  Stiftung  zur  Ein- 
kleidung armer  Konfirmanden  (1852);  d) 
Stiftung  zur  Belohnung  fleissiger  Gym- 
nasiasten (1865):  e)  Buss-Stiftung  (1«75) 
und  f)  Arndt -Stiftung  (1886)  für  arme 
Kinder;  g)  Sterbe-,  Witwen-  und  Waisen- 
kasse  (Statut  vom  9.  Dez.  1880).  [Vgl. 
F.  A.  Becker,  Geschichte  der  Loge  (Neu- 
ruppin  18b2)J.  2)  Mit  ihr  verbunden  ist 
eine  delegierte  altschottische  Loge  Fried- 
rich Wilhelm  zur  höhern  Vereini- 
gung, gest.  17.  Okt.  1835. 

Neusatz  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schle- 
sien, 4400  E.).  Hier  bestand  unter  der 
Grossen  Landcsloge  zu  Berlin  die  Jo- 
hannisloge Zur  Wahrheit  und  Tu- 
gend, gest.  27.  Sept.  1847.  Sie  wurde 
8.  April  1863  geschlossen  und  1874  in 
Glogau  (s.  d.)  wieder  erneuert. 

Neuschlosz,  Marcel,  geb.  1853  in  Buda- 
pest, erwarb  sich  als  Bauindustrieller, 
namentlich  zur  Zeit  der  Budapester  Aus- 
stellungen grosse  Verdienste.  In  der  Loge 
der  Alten  Getreuen  in  Budapest  10.  März 
1884  in  den  Freimaurerbund  aufgenommen, 
bekleidete  er  in  dieser  hervorragende  Stel- 
len und  war  vom  26.  März  1893  bis  1. 
April  1900  zugeordneter  Grossmeister  der 
Symbolischen  Grossloge  von  Ungarn.  In 
dieser  Stellung  hat  er  sich  durch  seine 
bedeutende  Rednergabe,  insbesondere  aber 

6* 


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84 


Neuschottland  —  Neusüdwales. 


durch  die  energische  Betreibung  des  Baues  I 
des  Budapester  Logenhauses  unvergäng- 
liche Verdienste  erworben.  Nach  seinem 
Rücktritt  wurde  er  zum  Ehrengrossmeister 
ernannt.  [Vgl.  Bh.  1900,  S.  188.  0.  1900, 
Beil.  z.  Nr.  6.] 

NeuHchottland  (Prov.  der  brit-nordam. 
Kolonie  Kanada).  Die  ersten  Logen  sind 
hier  in  Annapolis  und  Halifax  von  der 
Grossloge  von  Massachusetts  (s.  d.)  in 
Boston  1738  und  1750  gegründet  worden. 
Philipps  wurde  darauf  zum  englischen 
Provinzialgrossmeister  ernannt,  und  1757 
wurden  zwei  Logen  von  der  Grossloge  der 
Ancients  in  Halifax  gestiftet,  der  weitere 
folgten.  1784  wurde  eine  Provinzialgrossloge 
eingesetzt.  1827  errichtete  die  Grossloge 
von  Schottland  und  1845  die  von  Irland 
die  ersten  Tochterlogen  in  N.  Die  schot- 
tischen Logen  gründeten  21.  Juni  1866 
eine  unabhängige  Grossloge,  die  sich  24. 
Juni  1869  mit  der  englischen  Provinzial- 
grossloge  zu  einer  unabhängigen  Körper- 
schaft vereinigte.  Diese  zählt  jetzt  98 
Logen  mit  3409  Mitgliedern.  Eine  Toch- 
terloge der  Grossloge  von  England  in  Ha- 
lifax, die  sich  damals  der  neuen  Grossloge 
von  N.  nicht  mit  angeschlossen  hat,  steht 
auch  noch  heute  unter  ihrer  Muttergross- 
loge. 

Neuseeland  (brit.-austral.  Inselgruppe). 
Die  erste  Loge  in  dieser  Kolonie  war  die 
Loge  Franchise  primitive  antipodienne  in 
Akaroa,  gest.  1843  vom  Supremc  Conseil 
von  Frankreich.  1844  gründete  die  Gross- 
loge von  Irland  die  erste  Tochterloge  in 
Auckland,  1845  die  von  England  eine  Loge 
in  Wellington  und  1861  die  von  Schott- 
land eine  solche  in  Dunedin.  Diese  drei 
Grosslogen  errichteten  auch  Distrikts- 
und Provinzialgrosslogen,  und  zwar  Eng- 
land fünf,  Schottland  drei  und  Irland  eine. 
Die  Zahl  der  Logen  wuchs  beträchtlich 
an,  und  29.  April  1890  wurde  eine  selbst- 
ständige  Grossloge  von  Neuseeland  ge- 
gründet, die  sich  erst  1898  die  Anerken- 
nung der  Grossloge  von  England  erringen 
konute.  Sie  zählte  1898  III  Tochtcrlogcn 
mit  4916  Mitgliedern.  Daneben  bestanden 
1898  64  Logen  unter  der  Grossloge  von 
England,  und  zwar  neun  unter  der  Distrikts- 
grossloge von  Cauterbury  (Südinsel,  gest. 
1859),  16  unter  der  von  Otago  und  South- 
land  (Südinsel,  gest.  1864),  7  unter  der 
von  Westland  (Südinsel,  gest.  1870),  19 
unter  der  von  Auckland  (Nordinsel,  gest. 
1877)  und  7  unter  der  von  Wellington 
(Nordinsel,  gest.  1875),  während  6  Logen 
auf  der  Südinsel  unmittelbar  unter  der 
englischen  Grossloge  stehen.  Davon  sind 
nach  der  Anerkennung  20  zur  Gross- 
loge von  N.  übergetreten.  Unter  der 
Grossloge  von  Schottland  arbeiteten  1898 
31  und  unter  der  von  Irland  6  Logen. 
Ausserdem  besteht  eiu  selbständiges  Royal 
Arch-Grosskapitel  mit  14  Kapiteln.  End- 
lich ist  in  Wellington  eine  1889  gegrün-  I 


dete  Tochterloge  des  Grossorients  von 
Frankreich  L'amour  de  la  vCrite'  thätig. 
An  Zeitschriften  erschienen  1887  »New 
Zealand  Masonic  Journal«  und  1890  »New 
Zealand  Craftsman«  (in  Dunedin).  [Vgl. 
HZC.  1900-1,  S.  19.] 

Neustadt  a.  d.  Hardt  (St  in  der  bayr.  Pfalz, 
15994  E.).  1)  Der  Grossorient  von  Frank- 
reich stiftete  hier  am  1.  Febr.  1810  eine 
Loge  Les  trois  Hammes  vivifiantes, 
die  noch  1812  bestanden  hat,  aber  längst 
ruht.  iVgl.  Chalne  d'uniou  1877,  S.  508.] 
2)  Ein  maurerisches  Kränzchen  wurde  am 
25.  Juli  1871  gestiftet,  ging  aber  wieder 
ein.  3)  Am  25.  Juni  1897  wurde  die  Loge 
Zur  Freundschaft  an  der  Hardt  von 
der  Grossloge  zur  Sonne  gestiftet  und  am 
16.  Okt.  1897  eingeweiht.  Mitgliederzahl 
(1899):  87.    Vers.:  Donnerstags. 

Neustadt  a.  d.  Orla  (St.  im  Grossherzogt. 
Sachsen -Weimar,  6030  E.).  Hier  wurde 
1)  am  27.  Nov.  1882  ein  Kränzchen  Johan- 
nes am  Orlastrande  gegründet,  das  2) 
am  28.  April  1895  in  eine  Loge  Johannes 
im  Orlagau  von  der  Grossen  Landesloge 
von  Sachsen  umgewandelt  und  am  30.  Juni 
1895  eingeweiht  wurde.  Mitgliederzahl 
(1899):  44. 

Neustadt-Enerswalde,  s.  Eberswalde. 

Neustadt i.  S. (St.  im Königr. Sachsen,  4365 
E.).  Hier  besteht  seit  11.  Nov.  1874  eine 
freie  maurerische  Vereinigung.  Sie  pflegt 
Unterstützung  armer  Freimaurer  und  Kon- 
firmandenbekleidung. Mitglieder(1899):  12. 
Vers.:  Montags.  [Vgl.  Dr. L.  1900,  8.2771. 
L.  1900,  S.  117.1 

Neustettln  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Pommern,  9226  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  eine 
Johannisloge  Hedwig  zum  Licht,  gest. 
15.  März  1852.  Vers.:  den  2.  Donnerstag 
im  Monat.  Mitgliederzahl  (1899):  84.  Eig- 
nes Logenhaus  an  den  Anlagen  desStreitzig- 
sees  seit  1882.  Milde  Stiftungen:  1)  Pfeffer- 
korn-Stiftung zur  Unterstützung  einheimi- 
scher Armer;  2)  v.  Glasenapp- Stiftung 
zur  Unterstützung  von  Witwen  und  Waisen 
der  Logenmitglieder. 

Neustrelitz  (Hauptst.  des  Grossherzogt. 
Mecklenburg-Strelitz,  10343  E.).  1)  Bereits 
im  18.  Jahrh.  wurde  hier  eine  I/Oge  Zur 
wahren  Treue  von  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  27.  Febr.  1777  gegr.,  20.  März 
desselben  Jahres  eingew.,  sie  ging  jedoch 
1779  bereits  wieder  ein.  [Polick,  Beiträge 
zur  Geschichte  der  Freimaurerei  in  Meck- 
lenburg, Heft  1,  S.  56.1  2)  Gegenwärtig 
besteht  hier  unter  derselben  Grossloge  eine 
Johaunisloge  Georg  zur  wahren  Treue, 
gest.  26.  Mai,  eröffnet  30.  Sept.  1846. 
Vers,  den  l.und  3.  Montag  jeden  Monats  im 
Mietshause  Strelitzerstr.  35.  Mitglieder- 
zahl (1899):  55.  fPolick,  ebendas.,  Heft 3, 
S.  74. |  Alljährlich  findet  zu  Weihnachten 
Bescherung  armer  Kinder  statt. 

NeusUdwales  (brit.  Kolonie  in  Austra- 
lien).   Die  ersten  Versuche,  die  Freimau- 


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Neuteropler. 


rerei  in  Australien  zu  begründen,  sind  in 
N.  gemacht  worden,  aber  mit  Geheimnis 
umhüllt.  1803  »oll  versucht  worden  sein, 
in  Sydney  eine  Loge  zu  gründen,  die  aber 
an  dem  Verbot  des  Clouverneurs  scheiterte. 
Die  erste  regelmässige  Loge  war  die  Militär- 
loge des  46.  Regiments,  die  1814  als  Social 
and  Military  virtues  Nr.  227  eröffnet 
wurde.  Das  46.  Regiment  wurde  durch 
das  48.  ersetzt,  das  auch  eine  Militärloge 
in  Sydney  hatte.  Beide  Logen  standen 
unter  der  Grossloge  von  Irland.  Die  erste 
bürgerliche  Loge  wurde  1820  von  dieser 
GroRsloge  in  Sydney  als  Australian  Social 
Lodge  Nr.  260  (jetzt  Australian  Social 
MotherNr.  1  N.S.W.)  begründet.  Eine  vierte 
Loge  war  wieder  Militärloge.  Bald  darauf 
entstanden  noch  mehr  Logen.  Die  Gross- 
loge von  England  gründete  die  erste  Loge 
1828  in  Sydney,  die  aber  erst  1883  zu  ar- 
beiten begann,  und  dio  Grosslogc  von 
Schottland  1851  ebenfalls  in  Sydney.  Aus 
diesen  Logen  bildeten  sich  1839  die  Pro- 
vinzialgrossloge  von  England,  1855  die 
Provinzialgrossloge  von  Schottland,  1858 
die  Provinzialgrossloge  von  Irland.  1806 
wurde  die  englische  Provinzialgrossloge  in 
eine  Distriktsgrossloge  umgewandelt.  Am 
3.  Dez.  1877  gründeten  13  Logen  eine 
Grossloge  von  N.,  die  aber  von  England 
und  Schottland  nicht  anerkannt  wurde. 
Damals  bestanden  86  Tochterlogen  der 
britischen  Grosslogen  in  N.  Am  16.  Aug. 
1888  fand  in  Sydney  eine  Versammlung 
von  Vertretern  der  Grosaloge  und  der 
englischen  Distrikts-  und  der  schottischen 
Provinzialgrossloge  statt  behufs  Vereini- 
gung aller  Logen.  Das  geschah  auch  1. 
Sept.  1888  unter  dem  Namen  Vereinigte 
Grossloge  von  N.  Daran  nahmen  80  Logen 
unter  der  Grossloge  von  England,  55  unter 
der  Grossloge  von  Schottland  und  51  unter 
der  Grosslogc  von  N.  teil  mit  6000  Mit- 
gliedern. Nur  eine  Loge  in  Sydney  blieb 
ihrer  Mutterloge  von  England  treu,  die 
noch  jetzt  bestehende  Cambrian  of  Aus- 
tralia  Nr.  656  E.  C.  1898  zählte  die 
Grossloge  192  Logen  mit  8112  Mitgliedern. 
[Vgl.  Bh.  1895,  S.  111.  Bbl.  1888;  S.  551. 
HZC.  1898, 9,  8.41.]  Ausserdem  besteht  in  N. 
eine  Markgrossloge.  Daneben  ist  in  Sydney 
eine  1890  gestiftete  Tochterloge  des  Gross- 
orients von  Frankreich  Liberte,  thätig. 
In  Sydney  erscheinen  drei  Zeitschriften: 
»The  Australian  Frecmason«  (seit  1867), 
»The  Freemason«  (seit  1877)  und  »The 
Gavel«  (seit  1897). 

Neutempler  (Chevaliers  de  l'Ordre  du 
Temple)  zu  Paris,  eine  Genossenschaft 
des  18.  Jahrhunderts,  die  sich  der  unmittel- 
baren Abstammung  von  den  Tempelherren 
rühmte  und  aus  der  Freimaurerbrüder- 
schaft ausgegangen  war  oder  wenigstens 
mit  dieser  in  Verbindung  gestanden  hat, 
sich  später  von  ihr  gänzlich  trennte  und 
zu  einer  religiösen  Gesellschaft  umwan- 
delte, jedoch  gegen  Mitte  des  18.  Jahrhun- 


hunderts  erloschen  zu  sein  scheint.  Diese 
Gesellschaft  schloss  sich  älteren  Verbin- 
dungen an.  I.  Vorgeschichte.  Schon 
um  1682  entstand  am  Hofe  Ludwig»  XTV. 
eine  geheime  Gesellschaft,  die  eine  aus 
Italien  herübergekommene  Liederlichkeit 
betrieb  und  dafür  vom  Könige  aufgelöst 
wurde.  Der  Herzog  von  Orleans  vereinigte 
später  die  Trümmer  dieaer  Gesellschaft, 
die  ihren  ersten  Zweck  aufgegeben  hatte 
und  sich  jetzt  mit  Politik  zu  befassen 
anfing.  1705  wurden  Statuten  verfasst, 
ein  Protokollbuch  eröffnet,  und  der  ge- 
lehrte italienische  Jesuit  Pater  Bonani 
verfertigte  die  spater  berühmt  gewordne 
Urkunde*)  des  Larmenius,  der  zufolge 
Molay  (s.d.),  seines  Märtyrertums  gewärtig, 
Jobann  Marcus  Larmenius  von  Jerusalem  — 
einen  ganz  unbekannten  Namen  in  der 
Templergeschichte  —  zu  seinem  Nachfolger 
bezeichnete.  Nachdem  larmenius  seine 
Würde  einem  ebenso  unbekannten  Manne, 
Thomas  Theobaldus  Alexandrinus ,  über- 
tragen, folgen  die  angeblichen  Unter- 
schriften aller  spätem  Grossmeistcr  (da- 
runter der  berühmte  du  Guesclin,  der 
nachweislich  nicht  schreiben  konnte).  An 
19.  Stelle  ist  der  Name  des  Herzogs  von 
Orleans  zu  sehen,  dann  folgen  drei  audre 
Prinzen  aus  dem  Hause  Bourbon  und  end- 
lich der  Herzog  von  Coss^-Brissac  1776. 
Diese  Gesellschaft  ist  wohl  identisch  mit 
jener,  die  unter  dem  scherzhaften  Namen 
»SocieHe"  d'Aloyau«  bekannt  war.  Man  er- 
öffnete auch  Verhandlungen  mit  dem  por- 
tugiesischen Christusorden,  um  von  diesem 
als  wahre  Nachfolger  der  alten  Templer 
anerkannt  zu  werden,  doch  führten  diese 
zu  keinem  Erfolg.  Diese  Gesellschaft 
ging  in  der  Revolution  zu  Grunde,  als 
deren  Opfer  der  Herzog  von  Cosse*-Brissac 
1792  fiel.  Ledru,  Arzt  des  Herzogs,  soll 
in  dessen  Möbeln,  die  er  angekauft 
hatte,  die  Larmeuianische  Urkunde,  die 
Statuten  von  1705  und  das  Protokollbuch 
gefunden  haben  und  beschloss,  diese  Ge- 
sellschaft wieder  zu  beleben.  Er  that  dies 
mit  Hilfe  mehrerer  Freunde,  unter  denen 
sich  der  Arzt  Raymund  Fabrö-Palaprat 
befand.  Es  ist  durchaus  unklar,  ob  Ledru 
oder  Fabr€-Palaprat  überhaupt  Mitglieder 
der  frühern  Gesellschaft  gewesen  und  be- 
fugt waren,  diese  wieder  zu  beleben.  Sie 
thateu  dies  vorläufig  im  Schosse  der  Loge 
-Chevaliers  de  la  Croix»  insgeheim,  bis 
der  Orden  1806,  1810  und  1811  vor  die 
Öffentlichkeit  trat.  Von  dem  Grossorient 
zur  Verantwortung  gezogen,  erklärten  sie,  • 
dass  der  Orden  der  Templer  mit  der  Frei- 
maurerei in  keinerlei  Verbindung  stehe. 
Hiermit  trennten  sich  die  N.  völlig  vom 
Freimaurerbunde,  und  es  beginnt  nunmehr 
die  eigentliche  Geschichte  der  N.  als  eines 
selbständigen  Ordens.  —  II.  Geschichte. 

•)  Vgl.  vorig«  Auflage  II,  413,  wo  die  Urkunde 
wörtlich  abgedruckt  ist. 


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86 


Neuterapler. 


Um  die  Verbindung  mit  dem  Orden  des 
18.  Jahrb.  herzustellen,  behauptete  man, 
dass  Cossö-Brissac  1792  in  Vorahnung  sei- 
nes Todes  seine  Machtvollkommenheit  auf 
Claude  Matth.  Radix  deChevillon  übertragen 
habe.  Auch  er  vermochte  wahrend  der 
Revolution  nichts  zu  unternehmen,  und 
erst  10.  Juni  1804  gelang  es,  mehrere  Mit- 
glieder zu  gewinnen  und  zu  vereinen,  die 
4.  Nov.  eine  Versammlung  abhielten  und 
nach  den  Statuten  von  1705  Bern.  Raym. 
Fabr^-Palaprat  zum  Grossmeister  erwählten, 
der  auch  die  Beamtenstcllen  besetzte  und 
die  Zahl  der  Mitglieder  erhöhte,  bald  aber 
mit  dem  Plan  hervortrat,  sich  den  grössten 
Einfluss  zu  sichern.  Die  meisten  Mitglie- 
der widersprachen  dieser  Neuerung  und 
setzten  den  Grossmeister  sogar  in  An- 
klagezustand,  der  sich  jedoch  immer 
wieder  der  Herrschaft  zu  bemächtigen 
wusste,  auch  als  seine  Gegner  1813 
den  Grafen  Charles  Louis  Lc  Peletier 
d'Aulnay  zu  ihrem  Grossmeister  wählten. 
Als  dieser  aus  Liebe  zum  Frieden  und 
zu  Gunsten  des  Ordens  seine  Würde 
niederlegte,  wurde  Palaprat  ohne  Wider- 
spruch und  neue  Wahl  vom  27.  März  1827 
an  wieder  als  alleiniger  Grossmeister  an- 
erkannt. Palaprat  versuchte,  sich  neue 
Macht  und  dem  Orden  eine  hierarchische 
Verfassung  zu  geben,  indem  er  den  Rit- 
tern ein  griechisches  Manuskript  (vorgeb- 
lich aus  dem  Ende  des  13.  Jahrb.  stam- 
mend) vorlegte,  das  eine  Art  Johannis- 
evangelium enthielt,  in  dem  alles  fehlte, 
was  auf  die  Göttlichkeit  Jesu  und  die 
Auferstehung  Bezug  hatte.  Diese  Hand- 
Bchrift,  bestehend  aus  dem  verstümmelten 
Johannisevangelium  und  dem  die  Geheim- 
lehre und  die  Liturgie  enthaltenden  Levi- 
tikon,  ist  angeblich  das  Werk  des  grie- 
chischen Mönchs  Nikephoros,  der  die  Lehre 
der  Suffiten  durch  diese  Schrift  ins  Chris- 
tentum einführen  wollte,  jedoch  zur  Ab- 
schwörung bewogen  wurde.  Palaprat  selbst 
legte  sich  nach  Ernennung  von  Diakonen, 
Priestern  und  Oberpriestern  den  Titel 
Souverain  pontife  et  patriarche  (S.  P.  E.  P.) 
bei  und  suchte  nun  die  Templer  zu  der 
von  ihm  erfundnen  —  oder  wenigstens  auf- 
gestutzten —  Lehre  der  »haute  initiation 
de  sainte  e^lise  du  Christ,  d'6glise  des 
Chrötiens  primitifs,  d'dglise  ou  de  culte 
Johannite,  de  Johannisme«  zu  bekehren, 
weshalb  auch  in  verschiednen  Kirchen 
feierlicher  Gottesdienst  abgehalten  wurde. 
Hier  fand  aber  Palaprat  den  heftigsten 
Widerstand,  so  dass  die  Sache  über  die 
Einführung  dieses  Johanneischen  Glaubens 
in  der  Schwebe  blieb,  vorzüglich  als  der 
Grossmeister  seit  mehreren  Jahren  kränk- 
lich in  den  Süden  gegangen  war  und  1836 
eine  Exekutivkommission  die  Leitung  des 
Ordens  bis  zu  einer  demnächstigen  General- 
versammlung übernahm.  Die  Exekutivkom- 
mission beschäftigte  sich  mit  der  Wiederher- 
stellung der  alten  Verfassung  und  Ord- 


I  nung  und  bereitete  eine  Durchsicht  der 
Gesetze  vor.  Sie  legte  ihre  Vollmacht 
in  die  Hände  der  Generalversammlung 
nieder,  der  bis  zur  gesetzmässigen  Wahl 
eines  neuen  Grossmeisters  {Palaprat  war 
18.  Febr.  1838  zu  Pau  gestorben)  die  Or- 
densleitung einem  besoudern  Ausschuss 
übergab.  Palaprat  hatte  testamentarisch 
a  la  Molay  Sir  William  Sidney  Smith  zum 
Grossmeister  ernannt,  während  die  General- 
versammlung Charles  Fortune"  Jules  Guignes 
de  Moreton  et  de  Chabrillan  zum  Re- 
genten des  Tempels  erwählt  hatte.  Die 
grossmeisterliche  Würde  wurde  durch  eine 
Generalversammlung  an  Sidney  Smith  über- 
tragen, der  sie  jedoch  nicht  lange  besass, 
da  er  —  ohne  seine  Reformen  durchge- 
führt zu  haben  —  schon  26.  Mai  1840  zu 
Paris  starb.  Ihm  folgte  als  Regent  Jean 
Marie  Raoul,  dem  es  gelang,  die  meisten 
der  Zwiespalt  igen  Mitglieder  zu  vereinen 
bis  auf  den  Teil,  der  Bich  ganz  vom  Orden 
losgesagt  hatte  und  seine  Versammlungen 
den  Profanen  in  einer  Kirche,  die  man 
Eglise  catholique  primitive  nannte,  eröff- 
nete. 1841  geht  aber  jeder  Faden  der 
Kenntnis  des  Ordens  so  ziemlich  verloren, 
der  1848  den  Stürmen  der  neuen  Ordnung 
erlegen  zu  sein  scheint  und  nur  in  einzelnen 
Mitgliedern  [vgl.  L.  XXIII,  251]  sein  Le- 
ben fristete.  (Trotzdem  scheint  der  Orden 
noch  eine  Zeit  lang  fortgelebt  zu  haben,  da 
das  Freemasons  Magazine  Januar  1862  ihn 
in  einer  vergleichenden  Übersicht  der  ver- 
schiednen neuen  templerischcn  Gesell- 
schaften mit  aufzählt.)  Palaprat,  dem  zu 
Ehren  zwei  Denkmünzen  geschlagen  wur- 
den (vgl.  Merzdorf,  Denkmünzen,  S.  92, 
Nr.  160,  161],  war  die  Seele  des  Ganzen, 
der  immer  wieder  zum  Vorschein  und  zur 
Geltung  kam,  wenn  die  hochadeligen 
Herren  nicht  weiter  konnten.  —  III.  In- 
nere Einrichtung.  Die  Gesetze,  die 
wie  auch  die  Lehre  Wandlungen  unter- 
worfen gewesen,  zerfallen  in  43  Abschnitte, 
von  denen  der  31.  auch  die  Eidesformel 
enthält,  die  mit  Blut  unterzeichnet  wird 
und  sich  auf  die  sechs  Punkte,  Gehorsam, 
Keuschheit,  Armut,  Brüderlichkeit,  Hos- 
pitalität,  Kriegsdienst  bezieht.  Die  Neu- 
tcmpler  behaupteten,  das  ursprüngliche  oder 
Johanneische  Christentum  sei  die  Religion 
der  alten  Templergewesen  und  auch  heutzu- 
tage die  der  modernen  Templer  geblieben. 
Der  76.  Nachfolger  des  Apostels  Johannes, 
nämlich  der  (wohl  erfundene)  Patriarch 
Theoklct  hätte  die  Lehren  des  Ur- 
christentums dem  Gründer  des  Tempel- 
ordens, Hugo  de  Payens,  übertragen,  von 
wo  ab  sie  von  allen  Grossmeistern  des  Tem- 
pels nebst  den  genannten  heiligen  Büchern 
auf  das  Sorgfältigste  und  Treueste  bewahrt 
und  befolgt  wurden.  Die  ganze  Lehre 
geht  auf  Spinozistischcn  Pantheismus, 
Lockeschen  Empirismus,  den  Materialis- 
mus de  la  Metries  und  Leibnitzeus  Mo- 
nadenlehre hinaus  und  ist  daher  im  besten 


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Neutralität 


—  Neuwied. 


87 


Falle  ein  Machwerk  dea  17.  oder  18.,  wenn 
nicht  dea  19.  Jahrh.   1839,  nach  mancher- 
lei Zwiespalt,  wurde  so  ziemlich  auf  die 
ursprüngliche  Grundlage  zurückgegangen 
und  durch  die  Generalversammlung  unter 
andenn  festgestellt:  1)  Der  Orden  desTem- 
j>els  ist  eine  christliche,  religiöse,  hospitali- 
terische  Einrichtung.     Seine  Moral  ist 
die  der  heiligen  Evangelien,  der  Basis 
aller  Wahrheit.    Grossmeister  und  Primas 
müssen  sich  zur  katholisch -apostolisch- 
römischen  Kirche  bekennen.  2)  Der  Tem- 
pelorden ist  kosmopolitisch  und  bleibt  der 
Politik  der  Regierungen,  in  deren  Ländern 
er  sich  niedergelassen,  völlig  fremd.  Er 
ist  von  jeder  andern  Genossenschaft  un- 
abhängig und  unterschieden,  wie  auch 
deren  Zweck,  Form  und  Benennung  sein 
möge.    31  Die  Erhebung  zur  Ehre  des 
Rittertums  ist  die  Vervollständigung  der 
von    dem  Orden  gegebnen  Einweihung. 
4)  Um  Tempelritter  zu  werden,  muBs  man 
frei  und  von  tadellosen  Sitten  sein,  muss 
mit  Zustimmung  der  Brüder  gewählt  sein 
und  sich  den  Gesetzen  des  Ordens  voll- 
kommen unterwerfen.  5)  Zweck  des  Tem- 
pelordcns  ist,  die  Civilisation,  den  Unter- 
richt, die  Aufklärung  und  die  heiligen 
Lehren  zu  verbreiten,  indem  er  den  ehren- 
haften Männern  aller  Lande,  wo  man  sich 
zum  Christentum  bekennt,  ein  Band  der 
Vermittlung  und  Vereinigung  bietet.  Ne- 
benzweck ist  die  Erhaltung  der  Erinnerung 
an  die  alte  Ritterschaft  und  deren  edle 
Grundsätze.   6)  Da  die  Ritterschaft  den 
Adel  voraussetzt,  so  erkennt  der  Orden 
jeden  für  einen  Adligen,  der  eine  gute 
Erziehung  genossen  hat,  ehrenhaft  lebt 
oder  eine  freie  Kunst  übt.    Diese  ganze 
Pariser  Ncutemplerei  ist  dem  obigen  zu- 
folge ein  Machwerk  neuerer  Zeit  und  hat 
mit  dem  alten  Tempelorden  nichts  zu  thun, 
ausser  dass  man  dessen  Kleidung  und  Or- 
densschmuck nachgeäfft  hat,    sich  aber 
noch  darin  überbot,  dass  mau  auch  Frauen 
den  Zutritt  gestattete.  —  IV.  Litteratur. 
Diese  ist  sehr  reichhaltig  [Kloss,  Bibl., 
Nr.  2342— 2404 J,  aber  sie  beschäftigt  sich 
meist  mit  den  unter  Palaprat  hereinge- 
brochenen   Zwistigkeiten    und  Zerwürf- 
nissen.    Um    das  Ganze    übersehen  zu 
können,  reichen  folgende  Schriften  voll- 
kommen aus:  Manuel  des  Chevaliers  de 
l'ordre  du  Temple  (Paris  699  [1817],  neue 
Ausgabe,  Paris  707  [1825])  und  Leviticon, 
ou  expose"  des  principes  fondamentaux  de 
la   doctrine    des  Chrötiens-Catholiques- 
Primitifs  (Paris  1831).   Maillard  de  Cham- 
bure,  Regle  et  Statuts  secrets  des  Templiers 
(Paris  1840),  sowie  El.  de  Montagnac,  llis- 
toire  des  Chevaliers  Templiers  et  de  leurs 
prötendus  successeurs  (Paris  1864),  geben 
sehr  gute  Überblicke  über  das  Treiben 
dieser  Gesellschaft,  über  die  ausser  in 
Thory,  Acta  Lat.  II,  139,  noch  gelungene 
Zusammenstellungen  zu  finden  sind  in:  Gr<5- 
goire,  Histoire  des  sectes  religieuses  etc. 


(Paris  1828),  II,  392;  Minerva  von  Bran 
(1841),  CIIC,  111;  (Hamburger)  Archiv  für 
Freimaurerei  (1841),  Bd.  1,  Heft  3,  S.  13  fg.; 
Olavel,  Histoire  pittoresque  de  la  Franc- 
Maconnerie  (Paris  1843),  8.  218-20,  276; 
L.  XII,  139;  XIII.  127-49;  XIX,  1-32; 
XXIII,  249-52;  XXVI,  271;  Wilcke,  Ge- 
schichte des  Ordens  der  Tempelherren  (2. 
Aufl.,  Halle  1860),  II,  363-403,  503-6, 
woraus  Findel  in  seiner  Geschichte  der 
Freimaurerei (1.  Aufl.),  8.416—21.  einensehr 
les-  und  brauchbaren  Auszug  geliefert  hat. 

Neutralität  des  Freimaurerbunds  ist 
schon  durch  die  Alten  Pflichten  festgelegt 
und,  wenigstens  von  der  deutschen  Frei- 
maurerei, stets  festgehalten  und  gewahrt 
worden.  Der  Politik  und  Religion  in  dem 
Sinne  der  öffentlichen  Verhandlung  hat 
man  sich  in  Deutschland  stets  fern  ge- 
halten, weil  solche  »noch  nie  der  Wohl- 
fahrt der  Loge  förderlich  gewesen  ist,  noch 
je  sein  wird«.  (Siehe  Politik,  Kirche, 
öffentliche  Angelegenheiten.)  Wenn  in 
andern  Staaten  hier  und  da  der  neutrale 
Boden  verlassen  worden  ist,  haben  die 
deutschen  Logen  sich  stets  dagegen  feier- 
lich als  gegen  eine  offenbare  Verirrung 
verwahrt  und  teilweise  jede  Verbindung 
abgebrochen. 

Neuwied  (Hauptst.  in  der  preuss.  Rhein- 
provinz, 10596  E.).  1)  Friedrich  Alexan- 
der Graf  zu  Wied  erteilte  28.  Nov.  1752 
den  Freimaurern  in  seiner  Residenzstadt 
ein  Privilegium.  Darauf  wurde  1753  eine 
Loge  Carolina  zu  den  drei  Pfauen 
errichtet,  die  während  des  Siebenjährigen 
Kriegs  1759-1763  ausser  Thätigkeit  trat, 
sich  an  die  Loge  zu  Wetzlar  (s.  d.)  an- 
schloss  und  7.  April  1783  zum  Eklekti- 
schen Bunde  trat.  [Kloss,  Annalen  der 
Loge  Zur  Einigkeit,  S.  196.]  1787  gab  sie 
durch  ihren  Schriftführer,  fürstl.  wiedeschen 
Regierungsassessor  Dietrich  Wilhelm  An- 
drean,  eine  Freimaurerzeitung  heraus.  Sie 
erlosch  1792  wegen  der  Kriegswirren.  2)  De- 
zember 1779  stiftete  J.  W.  v.  Assum  (s.  d.) 
eine  Schottenloge,  genannt  Land-  und 
Mutterloge  Zur  wahren  Hoffnung, 
deren  Protektor  Graf  Friedrich  Alexander 
von  Wied  wurde.  Sie  machte  durch  eine 
Witwenkasse  und  Glücksbank  auf  dem 
Schlosse  Friedrichhtein  bei  Fahr  viel  von 
sich  reden,  trat  in  Beziehungen  zum  Gross- 
orient von  Paris,  arbeitete  in  einem  von 
Assum  erfunduen,  dem  Grünstädtischen  (s.d.) 
ähnlichen  System  und  ging  1781  ein.  [Vgl. 
Liersch,  Die  Freimaurerei  in  Neuwied  in 
der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts 
(1899),  S.  30-32,  41-44.]  3)  Ein  maure- 
risches Kränzchen  Zur  wahren  Hoff- 
nung bildete  sich  18.  Nov.  1875;  aus 
diesem  erwuchs  4)  die  Loge  Zur  Wahr- 
heit und  Treue  uuter  der  Grossen  Loge 
Roval  York  in  Berlin,  eingew.  21.  Okt. 
1883.  Mitgliederzahl  (1899):  36.  Vers. 
Donnerstags;  Klub:  Montags.  Eignes 
Logenhaus  Pfarrstrasse-  und  Rheinufer- 


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88 


Nevada  —  New  Jersey. 


ecke,  eingew.  1892.  Bei  der  Loge  besteht 
die  von  Mittelstädt-Stiftung  zum  Besten 
der  wissenschaftlichen  und  künstlerischen 
Ausbildung  hilfsbedürftiger  Söhne  und 
der  Unterstützung  unverheiratet  gebliebner 
hilfsbedürftiger  Töchter  von  Mitgliedern 
der  Loge. 

Nevada,  einer  der  Verein.  Staaten  von 
Nordamerika.  Die  in  Virginia-Citv  sitzende, 
16.  Jan.  1865  gestiftete  Grossloge  hat  20 
Logen  mit  832  Mitgliedern  unter  sich. 

Ne  Yarietur  (um  Fälschung  zu  ver- 
hüten) heisst  die  Unterschrift,  die  — 
wie  bei  der  auf  Passen  —  der  Em- 
pfänger eines  Logenpasses  (s.  d.)  auf  diesen, 
gewöhnlich  am  Rande,  setzen  muss,  um 
die  Identität  seiner  Person  darzuthun  und 
den  Missbrauch  des  Passes  zu  verhüten. 
Die  Kontrole  ist  dadurch  gegeben,  dass 
jeder  besuchende  Bruder  seinen  Namen 
in  eine  Liste  selbst  eintragen  muss.  Diese 
Bemerkung  kommt  wohl  nur  noch  selten  vor. 

Nevls  (brit.-westind.  Insel).  1767  wurde 
für  Montserrat  (s.  d.)  und  N.  von  der  eng- 
lischen Grossloge  der  Ancients  eine  Pro- 
vinzialgrossloge  errichtet,  ohne  dass  es 
aber  zu  der  Stiftung  einer  Tochterloge 
gekommen  wäre.  Eine  1776  von  der  eng- 
lischen Grossloge  der  Moden»  gestiftete 
Loge  ist  bald  wieder  eingegangen. 

Newark  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
New  Jersey,  [1895]  220000  E.).  Hier  be- 
stehen unter  der  einheimischen  Grossloge 
drei  deutsche  Logen:  1)  Diogenes  Nr.  22, 
gegr.  14.  Jan.  1H52.    Vers.  Donnerstags. 

2)  Schiller  Nr.  66,  gegr.  19.  Jan.  1805. 
Vers.  2.  und  4.  Donnerstag.  768  Broadstr. 

3)  Germania  Nr.  128,  gegr.  18.  Jan.  1872. 
Vers.  1.  und  3.  Mittwoch.  Ferien:  Juli 
und  August. 

New  Hampshire,  einer  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika.  Durch  die 
Grosse  Loge  in  Boston  wurde  1735  The 
holy  and  exquisite  Lodge  of  St.  John  in 
Portsmouth  gegründet.  Eine  selbständige 
Grossloge  bildete  sich  8.  Juli  1789.  Als  Gene- 
ral Lafayette  (s.d.)  1824  zum  Besuch  nach 
Amerika  gekommen  war,  ernannte  ihn  die 
Grossloge  1825  zu  ihrem  Ehrenmitglied 
mit  den  Rechten  eines  Past  Grand  Master 
und  vereinigte  sich  mit  der  Grossen  I.<oge 
von  Massachusetts  zur  Grundsteinlegung 
des  Bunker-Hill- Denkmals,  der  Lafayette 
beiwohnte.  Die  Maurerverfolgung  trat  in 
New  London  auf,  stieg  aber  nicht  zu  der 
verderblichen  Höhe,  wie  in  manchen  andern 
Staaten;  1833  fand  eine  antimaurcrische 
Zusammenkunft  inConcord  statt;  die  Gross- 
loge erklärte  sich  1832  mit  den  in  der 
Adresse  der  Grossloge  von  Rhode  Island 
(s.  d.)  ausgesprochnen  Gesinnungen  ein- 
verstanden; die  Tochterlogen  suchten  fest 
an  den  alten  Landmarken  zu  halten  und 
vennieden,  während  der  Aufregung  Auf- 
nahmen zu  begünstigen.  Die  Grossloge 
zählte  1899  77  Logen  mit  9111  Mitgliedern. 

Newhaven  (St.  im  nordamerikan.  Staat 


Connecticut,  11895]  94500  E.).  Hier  be- 
steht eine  in  deutscher  Sprache  arbeitende 
Loge  Connecticut  Rock  Nr.  92,  gegr. 
18.  Mai  1864,  unter  der  einheimischen 
Grossloge.  Vers,  am  2.  und  4.  Montag  im 
Monat. 

New  Jersey,  einer  der  Verein  igten  Staaten 
von  Nordamerika.  Schon  1730  wurde  vom 
Herzog  von   Norfolk,   Grossmeister  der 
Grossloge  von  England,  an  Daniel  Cox  Voll- 
macht gegeben,  in  den  Provinzen  N.  J., 
New  York  und  Pennsylvanien  Logen  zu 
errichten  [abgedruckt  in  Transactions  of 
the  Gr.  Lodge  of  New  York  (1864),  S.  201]; 
ob  von  dieser  Vollmacht  Gebrauch  gemacht 
worden  ist,  ist  bis  jetzt  nicht  bekannt. 
Ohne  Zweifel  ist  vor  1761,  wo  vom  Pro- 
vinzialgrossmeister  von  New  York,  George 
Harrison,  ein  Freibrief  an  die  St.  John's 
Lodge  nach  Newark  gegeben  wurde,  in 
N.  nach  Maurerbrauch  gearbeitet  worden. 
Diesem  New  Yorker  Freibrief  folgten  rasch 
andre:    durch  die  Grossloge   in  Boston 
(Modern  Masons)  1762  an  eine  Bauhütte 
(Temple  Lodge  Nr.  1)  in  Elisabeth  und 
1764  an  die  St.  John's  Lodge  in  Princeton; 
die  Grossloge  von  Pennsylvanien  erteilte 
solche  1767  mit  der  Nr.  10  nach  Baskinridge, 
1779  mit  Nr.  23  nach  Middletown,  1781  mit 
der  Nr.  32  nach  Burlington,  1782  eine  an 
die  New  Jersey-Brigade  und  1784  eine  au 
die  New  Jersey- Linie  der  Armee.  Von 
1772 — 81  ruhte  die  St.  John's  Loge  von 
Newark;  ihre  Gerätschaften  wurden  nach 
Morristown  gebracht,  wo  sie  von  den  in  der 
Armee  befindlichen  Maurern,  während  diese 
dort  ihr  Standquartier  hatte  (Winter  1777/8), 
benutzt  wurden ;  Lafayette  (s.  d.)  soll  daselbst 
unter  Vorsitz  Washingtons  dem  Bunde  zu- 
geführt worden  sein.    [Triangel  IX,  111.] 
Die  Maurer  von  N.J.  bildeten  18.  Dez.  1786 
eine  selbständige  Grossloge.    Die  anti- 
maurcrische Bewegung  hatte  für  sie  sehr 
verderbliche  Folgen;  1830  wurde  eine  anti- 
maurerische  Zusammenkunft  in  New  Bruus- 
wick  abgehalten.  Die  Grosslogc  zählt  jetzt 
168  Logen  mit  16094  Mitgliedern,  daninter 
11  deutsche  Logen  in  Camden,  Elisabeth, 
Hoboken,   Jersey  City  (2),   Newark  (3), 
Patterson  (2)  und  Union  Hill  (s.  alle  diese). 
Die  älteste  deutsche  Loge  ist  die  Dio- 
genes-Loge Nr.  22  in  Newark,  gegr.  14.  Jan. 
1852,  die  noch  beute  unter  deu  dort  be- 
stehenden 11  deutschen  Logen  die  stärkste 
ist.    Die  jüngste  deutsche  Loge  ist  die 
1883  in  Patterson  gegründete  Beethoven- 
Loge  Nr.  154.    Diese  11  deutscheu  Logen 
mit  etwa  900  Mitgliedern  bilden  zusammen 
den  11.  Distrikt  der  Grossloge  von  N.  J. 
und  gemessen  grosse  Vorrechte.  Diese 
Grossloge  hat  auch  zuerst  das  erfolgreiche 
Wirken  der  deutschen  Logen  anerkannt 
und  auf  Kosten  der  Grossloge  die  sogen, 
deutschen      maurerischen  Handbücher 
drucken  lassen.    Um  enge  Fühlung  mit- 
einander zu  behalten,  ist  ein  deutscher 
Altmeisterzirkel  gegründet  worden,  der  im 


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New  Mexico  —  New  York. 


S9 


Jahre  fünf  Versammlungen  abhält.  Am 
24.  Juni  1898  ist  das  Freimaurcrheini  von 
N.J.  in  Burlington  eingeweiht  worden.  — 
Es  besteht  hier  auch  eine  Grossloge  der 
Farbigen,  gest.  11.  März  1848,  mit  29  Logen 
und  410  Mitgliedern. 

New  Mexico  (Territorium  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika).  Die  in  Albu- 
querque  bestehende,  6.  Sept.  1877  gestif- 
tete Grossloge  zählt  20  Logen  mit  922 
Mitgliedern. 

New  Orleans  (Hauptst.  des  nordamerik. 
Staats  Louisiana,  [1895]  255000  E.).  Iiier 
bestehen  unter  der  einheimischen  Gross- 
loge zwei  deutsche  Logen:  1)  Germania 
Nr.  46,  gegr.  18.  April  1844.  Vers.:  2. 
und  4.  Mittwoch.  Lokal:  St.  Louisstr.  118. 
2)  Kosmos  Nr.  171,  gegr.  9.  Febr.  1864. 
Vers.:  2.  und  4.  Montag. 

New  Tork,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.    Über  die  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  diesem  Staate  sind 
bis  1782  wenig  zuverlässige  Nachrichten 
vorhanden.    Einer  im  Konstitutionsbuch 
der  Grossloge  von  Massachusetts  enthal- 
tenen Angabe  zufolge  wurde  bereits  vom 
Earl  of  Darnley,  der  vom  April  1737  bis 
April  1738  Grossmeister  der  Grossloge  von 
England  war,  ein  Freibrief  zur  Errich- 
tung einer  Loge  in  N.  Y.  ausgestellt;  spä- 
ter erteilten  sowohl  diese,  als  auch  die 
Grosslogen  von  Schottland,   von  Irland 
und    von   Massachusetts    Freibriefe  zur 
Errichtung  von  Logen  in  diesem  Staate. 
Doch  waren,  wie  es  scheint,  die  meisten 
der  damals  hier  bestehenden  Logen  Militär- 
oder Feldlogen.    Auf  Ansuchen  mehrerer 
Maurer  bei  der  Grossloge  von  England  — 
wahrscheinlich  der  sogen.  Ancient  masons 
—  wurde  ein  Freibrief  zur  Errichtung 
einer  Grossloge  erteilt,  der  unterm  5.  Sept. 
1781  ausgestellt  ist.    [Die  Echtheit  die- 
ses Freibriefs,  dessen  Original  noch  vor- 
handen ist,  wird  stark  in  Zweifel  gezogen. 
[Vgl.  The  early  history  of  the  Original 
Charter  of  the  Grand  Lodge  of  New  York; 
critically  examined  by  Bro.  F.  G.  Fincke 
(New  York  1856),  und  Röhr,  Amerikanisch- 
deutsche  Jahrb.   für  Freimaurer,  Jahrg.  j 
1856,   S.  I92.J    Kraft  dieses  Freibriefs 
versammelten  sie  sich  5.  Dez.  1782  zur 
Bildung  einer  Provinzialgrossloge,  die  bald 
nach  der  Anerkennung  der  Unabhängigkeit 
der  Vereinigten  Staaten  aus  ihrem  Ab- 
hängigkeitsverhältnis von  der  Grossen  Loge 
von  England  heraustrat  und  sich  für  selb- 
ständig erklärte.   Von  da  bis  1820  breitete 
sich  die  Maurerei  in  dem  Staate  N.Y.  ziem- 
lich rasch  aus,  und  ihre  Mitglieder  er- 
langten hier,  wie  in  den  angrenzenden 
Staaten,  einen  solchen  Aufschwung,  dass 
sie  zu  grosser  politischer  Macht  kamen. 
Dies  gab  zu  Gegensätzen  Veranlassung, 
die  namentlich  in  der  Bewegung  der  Anti- 
maurer  (s.  d.)  Ausdruck    und  Nahrung 
fanden.  Diese  Anfechtungen  führten  aber 
andrerseits  dazu,  dass  sich  die  beiden  zu 


Anfang  der  20  er  Jahre  in  N.  Y.  vorhandnen 
Grosslogen,  von  denen  die  eine  von  der 
Stadt,  die  andre  von  den  Land  logen  ge- 
bildet wurde  und  die  in  gutem  Einver- 
nehmen standen,  7.  Jan.  1827  zu  einer 
Körperschaft,  der  Vereinigten  Grossloge 
des  Staats  N.  Y.,  verbanden.  Leider  ent- 
standen aber  bald  nach  dieser  Verschmel- 
zung zwischen  den  Vertretern  der  Stadt- 
und  der  Landlogen  eine  Menge  Eifersüchte- 
leien und  Zwistigkeiten,  die  von  Jahr  zu 
Jahr  umfangreicher  und  feindseliger  wur- 
den. Diese  hatten  ihren  Grund  darin,  dass 
bei  den  Verhandlungen  der  Grossloge  die 
Pastmaster  sämtlich  Stimmrecht  übten;  da 
nun  aber  für  jede  Landloge  nur  ein  Ver- 
treter Meilen-  und  Tagegeld  erhielt  und 
folglich  die  Pastmaster  der  Landlogen, 
weil  sie  die  Unkosten  selbst  hätten  tragen 
müssen,  nur  selten  in  der  Grossloge  gegen- 
wärtig waren,  so  bildeten  die  Vertreter 
der  Stadtlogen,  weil  ihre  Pastmaster  stets 
am  Platze  sein  und  ihre  Stimmen  abgeben 
konnten,  gegenüber  den  Landlogen  eine 
sehr  bedeutende  Macht,  die  zu  brechen 
die  letztern  sich  mit  allen  Kräften  be- 
strebten.  Dies  gab  Veranlassung  zu  einem 

1848  vorgelegten  Abänderungsvorschlag, 
demzufolge  zwar  alle  Pastmaster  das  Hecht, 
an  der  Beratung  Teil  zu  nehmen,  aber  nur 
der  jedesmalige  letzte  Pastmaster  das  Recht 
haben  sollte,  sich  an  der  Abstimmung 
zu  beteiligen.  Bei  der  Beratung  dieser 
Vorschläge  in  der  Johannisversaramlung 

1849  kam  es  zu  einer  Spaltung  in  der 
Grossloge.  Der  bisherige  Grossmeister  Wil- 
lard suchte  jene  Vorschläge,  die  schon  von 
der  Mehrzahl  der  Logen  angewendet  worden 
waren,  aufrecht  zu  erhalten,  während  sio 
in  einer  vorhergehenden  Quartalversamm- 
lung, in  der  überwiegend  nur  Stadtlogen 
vertreten  waren,  abgelehnt  worden  waren. 
Hierauf  schied  der  Führer  der  entgegen- 
gesetzten Seite,  Grosssekretär  Herring,  mit 
einer  Anzahl  Mitglieder  aus  der  Grossloge 
aus.  So  standen  sich,  und  zwar  lange 
Zeit,  zwei  Parteien,  die  sogenannte  Wil- 
lardsche  und  die  Herring- Philippssche 
Grossloge  (diese  nach  ihrem  ersten  Gross- 
meister Philipps  so  genannt),  gegenüber; 
doch  war  die  erstere  von  der  Mehr- 
zahl der  Logen  von  N.  Y.  anerkannt  und 
fand  die  gleiche  Anerkennung  auch  bei 
den  meisten  deutschen  Grosslogen,  nur 
denen  von  Sachsen  und  Hamburg  nicht. 
Erst  7.  Juni  1858,  bei  Gelegenheit  der  ge- 
wöhnlichen Jahresversammlung,  kam  es 
nach  langen  vergeblichen  Versuchen,  auf 
Grund  der  Annahme  der  Beschlüsse  des 
ehemaligen  Grossmeisters  der  Willardscheu 
Grosslogo,  Evans,  zu  einer  Verständigung 
zwischen  beiden  Grosslogen,  die  nunmehr 
als  die  eine  Grossloge  des  Staats  N.Y.  be- 
stehen. [Über  den  ganzen  unerquicklichen 
Streit  s.  Röhr,  Jahrbücher  1856,  S.  206; 
1857,  S.  86.  FZ.  1851,  Nr.  8,  25;  1852, 
Nr.  15.)  —  Unter  der  Grossloge  des  Staats 


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New  York. 


N.  Y.  arbeiteten  1900  748  Logen  (dar- 
unter 33  deutsche)  mit  101548  Mitgliedern. 
Sie  sind  in  40  Distrikte  verteilt.  Unter 
samtlichen  Distrikten  nimmt  der  deutsche 
(28.)  eine  hervorragende  Stelle  ein  und  ist 
wiederholt  als  nachahmungswertes  Beispiel 
den  übrigen  Distrikten  empfohlen  worden. 
[Uber  die  deutschen  distriktsdeputierten 
Grossmeister  s.  L.  1896,  S.  82.J   Die  33 
deutschen  Logen  befinden  »ich  in  Albanv, 
Brooklyn  (6),  Buffalo  (3),  New  YorkCitv(21), 
Rochester  und  Stapleton  (s.  alle  diese). 
Die  Grossloge  besitzt  seit  1893  in  Utika 
ein  Freimaureraltenheim,  mit  dem  seit 
1896  ein  Waisenhaus  verbunden  ist.  1896 
hat  die  Grossloge  auch  eine  neue,  wenig 
veränderte  Verfassung  angenommen.  Sie 
lehnt  grundsätzlich  die  Anerkennung  und 
Verbreitung   jeder    Grossloge    ab,  die 
nicht    die    symbolische   iMaurerei  gänz- 
lich   unabhängig    von    irgend  welchen 
höhern  Graden  bearbeitet.    Die  deutschen 
Logen  der  Stadt  X.  Y.  (s.  d.)  haben  eine 
German  Masonic  Temple  Association  ge- 
bildet und  1880  einen  deutschen  Frei- 
maurertempel und  1888  ein  deutsches  Alten- 
heim in  Tappan  errichtet.  —  Die  Neger- 
grossloge ist  15.  Jan.  1869  gestiftet  und 
zählt  17  Logen  mit  433  Mitgliedern.  [Vgl. 
Mc  Clenachan,  Ilistorv  of  the  Fraternitv 
ofMasonsinN.Y.(4Bde.>"ewYorkl888— 94). 
Zeitschriften:  Der  Triangel  (Williamsburgh 
1855—79);    American    Quarterlv  Review 
(New  York  1858  fg.);  The  Mason'ic  Eclectic 
(das.  1860  fg.);  The  National  Freemason 
(das.  1863  fg.);    The  Corner  Stoue  (das. 
1867  fg.);  Die  Reform  (das.  1867  fg.);  The 
New  York  Square   (das.  1874  fg.);  The 
Masonic  Newspaper  (das.  1878  fg.);  Die 
New  Yorker  Bundespresse  (das.  1878—82). 
Masonia  (das.  1882—94);  Der  Führer  (das. 
1872 fg.);  Freemasons  Journal  (das.);  Maso- 
nic Chrouicle  (das.);  MasonicStandard  (das.).] 
New  York  (St.  im  gleichnamigen  nord- 
amerikan.  Staat,  [1896J  1906438  £.).  Hier 
bestehen  unter  der  einheimischen  Gross- 
loge folgende  deutsche  Logen :  1)  Trinitv 
Nr.  12,  gegr.  23.  März  1795,  seit  9.  März  1841 
mit  deutscher  Sprache.    Bei  ihrer  Hun- 
dertjahrfeier 1895  hat  sie  eine  Denkmünze 
geprägt  uud  ihre  Geschichte  als  Festschrift 
herausgegeben.    Vers.  2.  und  4.  Montag. 
Mitgliederzahl  (1899):  171.    2)  Ger  mau 
Union  Nr.  54,  gegr.  14.  April  1819.  Zu 
ihrem  75jähr.  Stiftungsfest  1874  hat  Bic 
in  einem  »Gedenkblatt«  ihre  Geschichte 
dargestellt.  Mitglicderzahl  (1899):  86.  Vers. 
1.  und  3.  Montag.  3)  Pvthagoras  Nr.  86, 
gegr.  2.  April  1841.  Mitgliederzahl  (1899): 
64.    Vers.:  1.  und  3.  Mittwoch.    4)  Ger- 
man l'ilgrim  Nr.  179,  gegr.  27.  März  1850. 
Mitgliederzahl  (1899):  83.    Vers.:  2.  und 
4.  Donnerstag.    5)  Germania  Nr.  182, 
gegr.  23.  Juni  1852.   Mitgliederzahl  (1899): 
132.    Vers.:  2.  und  4.  Mittwoch.    6)  Har- 
mony  Nr.  199,  gegr.  12.  Okt.  1849.  Mit- 
gliederzahl (1899):  88.    Vers.:  2.  und  4. 


Dienstag.    7)  Zschokke  Nr.  202,  gegr. 
15.  Aug.  1851.   Mitgliederzahl  (1899):  122. 
Vera.:  1.  und  3.  Donneretag.  8)  Naviga- 
tor Nr.  232,  gegr.  7.  Juli  1851.  Mitglieder- 
zahl (1899):  122.    Vera.:  1.  und  3.  Don- 
nerstag.   9)  Hermann  Nr.  268,  gegr.  23. 
Juni   1852.     Mitgliederzahl  (1899):  232. 
Vera. :  1.  uud  8.  Mittwoch.  Lokal :  Mas. Hall 
Ecke  13.  Str.  und  6.  Ave.    10)  King  Sa- 
lomon  Nr.  279,  gegr.  31.  Okt.  1852.  Mit- 
gliederzahl (1899):  288.    Vera.:  2.  und  4. 
Mittwoch.     Lokal:  Lexington  Assemblv 
Rooms  155  E.  58  Str.    11)  United  Bro'- 
thers  Nr.  356,  gegr.  14.  Juni  1850.  Mit- 
gliederzahl (1899):  187.    Vers.:  2.  und  4. 
Mittwoch.    Lokal  wie  Nr.  9.    12)  Hum- 
boldt Nr.  512,  gegr.  3.  Juni  1861.  Mit- 
gliederzahl (1899):  170.    Vers.:  1.  und  8. 
Mittwoch.    13)  Fessler  Nr.  576,  gegr.  14. 
März  1865.     Mitgliederzahl  (1899):  125. 
Vers.:  1.  und  3.  Dienstag.    14)  Sokrates 
Nr.  595,  gegr.  7.  Nov.  1865.  Mitglieder- 
zahl (1899):  137.    Vera.:  2.  und  4.  Mitt- 
woch.   15)  Teutonia  Nr.  617,  gegr.  3. 
Aug.  1866,  eingew.  21.  Juni  1867.  Mit- 
gliederzahl (1899):  165.    Vers.:  2.  und  4. 
Dienstag.    16)  Goethe  Nr.  629,  gegr.  23. 
Nov.  1866,  eingew.  13.  Juni  1867.  Mit- 
gliederzahl (1899):  98.    Vera.:  2.  und  4. 
Donnerstag.     17)  Beethoven  Nr.  661, 
gegr.  14.  Juni  1867.  Mitgliederzahl  (1899): 
89.    Vers.:  1.  und  3.  Dienstag.    18)  Wie- 
land Nr.  714,  gegr.  20.  Sept.  1871,  eingew. 
14.  Juni  1872.  Zum  25 jähr.  Jubiläum  1896 
gab  sie  ihre  Geschichte  (verfasst  von  J. 
H.  Hittorf)  heraus.  Mitgliederzahl  (1899): 
123.    Vers.:  2.  uud  4.  Mittwoch  in  Löff- 
lere Hall,  510—512  E.,  148.  Str.,  nahe 
Willis  Ave.    19)  Uhland  Nr.  735,  gegr. 
19.  Juni  1873.    Mitgliederzahl  (1899):  119. 
Vers.:  2.  und  4.  Montag  300  W.,  58.  Str., 
Ecke  8.  Ave.    20)  Lincoln  Nr.  748,  gegr. 
12.  Febr.  1874.  Mitgliederzahl  (1899):  156. 
Vers.:    1.    und    3.  Freitag.  Lexington 
Opcrahouse  155  E.,  58.  Str.,  nahe  3.  Ave. 
21)  So  Ion  Nr.  771,  gegr.  20.  Jan.  1876. 
Mitgliederzahl  (1899):  163.    Vers.:  1.  und 
3.  Montag,  4.  Stock  Mas.  Temple,  23.  Str. 
nahe  6.  Ave.  —  Die  Logen  Nr.  1—8, 12—17 
arbeiten  im  deutschen  Freimaurertempel 
220  East,  15.  Str.   Der  Tempel  gehört  der 
German  Masonic  Temple  Association,  die  am 
7.  Okt.  1877  von  den  Logen  Nr.  2-4,  6—8, 
13  und  15  gegründet  wurde  und  der  jetzt  25 
deutsche  Logen  angehören.    Die  Gesell- 
schaft bezweckte  in  erster  Linie  den  Bau 
dieses  Tempels,  der  schon  15.  März  1880 
eingeweiht  werden  konnte.  Aus  den  Über- 
schüssen ist  das  deutsche  Freimaureralten- 
heim in  Tappan  (Rockland  Countv)  am 
24.  Okt.  1888  errichtet  worden.  Tempel 
und  Heiin  sind  jetzt  schuldenfrei  und  haben 
einen  Wert  von  über  90000  Dollare.  Schon 
1875  haben  11  deutsche  Logen  einen  Be- 
gräbnisplatz für  fremde  alleinstehende  oder 
durchUnglück  verarmteFreimaurer(cingew. 
30.  Sept.  1878).  Seit  1885  besteht  ferner  hier 


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Nicaragua 

ein  deutscher  Freimaurer-Sängerbund.  — 
Am  7.  Mai  1853  stiftete  die  Grosse  Loge 
von  Hamburg  hier  eine  Tochterloge 
Franklin  Nr.  2,  die  aber  von  der  Gross- 
loge von  N.  Y.  nicht  anerkannt  wurde  und 
später  wieder  einging.  —  Am  24.  Okt. 
1855  bildete  sich  das.  der  Verein  Masonia 
{».  d.),  der  sich  als  Gegner  der  bei  den 
deutschen  Logen  N.  Y.'s  bestehenden  Eng- 
bünde hinstellte.  Er  hat  sehr  wandelnde 
Geschicke  gehabt  und  nahm  nur  Mitglie- 
der der  von  der  Grossloge  von  N.  Y.  an- 
erkannten Logen  auf.  1870  ist  er  wieder 
eingegangen.  [Vgl.  Jahresbericht  des 
Voreins  Masonia  zu  N.  Y.,  enthaltend 
zugleich  einen  Abrias  der  Geschichte  und 
Thätigkeit  des  Vereins  von  der  Zeit  seiner 
Gründung  an  bis  zur  Feier  seines  elfjäh- 
rigen Stiftungsfestes,  Oktober  1855  bis 
Oktober  1866.j 

Nicaragua  (Republik  in  Zentralamerika). 
1763  gründete  die  Grosslogc  von  England 
eine  Loge  ohne  längern  Bestand  an  der 
Mosquitoküste.  Jetzt  bestehen  hier  drei 
Grosslogen  der  Grossloge  von  Schottland, 
davon  eine  in  Grevtown  (gest.  1851)  und 
zwei  in  Bluenelds '(gest.  1882  und  1898). 
Ob  und  wieviel  Logen  hier  unterm  Gross- 
orient von  Zentralamerika  (s.  d.)  arbeiten, 
ist  nicht  bekannt. 

Nicolai,  Christoph  Friedrich,  einer 
der  hervorragendsten  Männer  der  Auf- 
klärungspcriode,  geb.  18.  März  1738  in 
Berlin,  gest.  16.  Jan.  1811  das.,  trat  als 
Lehrling  in  eine  Buchhandlung  zu  Frank- 
furt a.  O.  ein.  Hier  benutzte  er  aufs 
eifrigste  seine  Musscstunden  zur  Vervoll- 
kommnung in  den  Wissenschaften.  Nach 
Berlin  zurückgekehrt  (1752),  trat  er  ins 
Geschäft  seines  Vaters  ein  und  erregte 
hier  durch  eine  Schrift:  Briefe  über  den 
itzigen  Zustand  der  schönen  Wissenschaften 
in  Deutschland  (Brl.  1755),  die  Aufmerk- 
samkeit Leasings,  mit  dem  er  bald  ein 
inniges  Freundschaftsbündnis  schloss.  1759 
übernahm  er  selbständig  das  Geschäft,  das 
durch  ihn  einen  solchen  Aufschwung 
nahm,  dass  die  Buchhandlung  zu  den 
ersten  im  preussischen  Staat  zählte.  Von 
Lessing  und  Mendelssohn  angeregt,  gab 
er  1759  ein  neues  kritisches  Blatt  heraus, 
die  berühmten  »Briefe  über  die  neueste 
Litteratur«  in  24  Bänden,  ferner  die  »All- 
gemeine deutsche  Bibliothek«,  die  später 
durch  Wöllner (s.d.)  verboten  wurde,  es  aber 
doch  auf  153  Bände  brachte.  Als  Freund 
der  Aufklärung  und  Feind  jeder  Schein- 
frömmigkeit erwies  er  sich  besonders  in 
dem  Roman  »Leben  und  Meinungen  des 
Magisters  Sebaldus  Nothanker«  (1778),  von 
dem  in  kurzer  Zeit  drei  Auflagen  erschienen 
und  12000  Exemplare  abgesetzt  wurden. 
Mit  diesem  Roman  hatte  N.  den  Höhe- 
punkt seines  Glücks  erreicht.  Die  Er- 
folge bestärkten  ihn  im  Gefühl  seiner  Un- 
fehlbarkeit und  verleiteten  ihn,  an  den 
Erscheinungen  auf  dem  Gebiet  der  Philo- 


-  Nicolai.  91 

sophie  und  Poesie  einen  beschränkten 
Massstab  zu  legen,  so  dass  er  mit  den 
Vertretern  der  jungen  Litteratur  zerfiel. 
So  überwarf  er  sich  mit  Herder  und  Bür- 
ger, am  meisten  aber  schadete  er  sich 
durch  seine  Parodie  auf  Werther.  Sein 
Werk:  »Beschreibung  einer  Reise  durch 
Deutschland  und  die  Schweiz«  (12  Bde., 
1783)  erregte  durch  seine  Angriffe  auf  die 
Kantsche  Philosophie  und  die  ideale  Welt- 
anschauung den  Zorn  und  Widerspruch 
Schillere,  Fichtes  und  der  Anhänger  der 
romantischen  Schule,  die  seinen  litterari- 
schen Ruhm  vernichteten.  Fortan  galt  er 
als  Vertreter  der  Philisterwelt  und  als 
Meister  der  wissenschaftlichen  Plattheit  und 
Flachheit,  und  seine  grossen  Verdienste 
um  die  Freiheit  und  Aufklärung,  um  die 
Bekämpfung  gefährlicher  Vorurteile,  seine 
Humanität  und  religiöse  Duldung  wurden 
vergessen.  N.  nahm  auch  auf  dem  Gebiet 
der  Freimaurerei  eine  bedeutende  Stellung 
ein.  Er  schrieb:  1)  »Versuch  über  die  Be- 
schuldigungen, welche  dem  Tempelherren- 
orden  gemacht  werden,  und  Über  (Jessen  Ge- 
heimniss.  Nebst  einem  Anhange  über  das 
Entstehen  der  Frcvmaurergesellschaft«  (Brl. 
und  Stettin,  2.  Aufl.,  1782).  Eine  französi- 
sche Übersetzung  in  Amsterdam  1783.  Von 
dieser  Übersetzung  sind  S.  159 — 224  wieder 
abgedruckt  in  Thory,  Acta  Lat.,  II,  239 
bis  274,  jedoch  Beyerle  (s.  d.)  als  Ver- 
fasser zugeschrieben,  was  Thory  später  be- 
richtigte. Im  Deutschen  Merkur  1782 
(März,  April  und  Juni)  erschienen  dagegen 
»Historische  Zweifel«  von  Herder  (s. Werke 
zur  Philosophie  und  Geschichte,  Teil  13]. 

2)  »Einige  Bemerkungen  über  den  Ur- 
sprung und  die  Geschichte  der  Rosen- 
kreuzer und  Freimaurer,  veranlasst  durch 
die  sogenannte  historisch-kritische  Unter- 
suchung des  Herrn  Hofrat  Buhle  über 
diesen  Gegenstand«  (Brl.  und  Stettin  1806). 

3)  »Öffentliche  Erklärung  über  seine  ge- 
heimo  Verbindung  mit  dem  Illuminaten- 
orden. Nebst  beyläufigen  Digressionen, 
betreffend  Hrn.  Joh.  Aug.  Starck  und  Hrn. 
Joh.  Kasp.  Lavater«  (Brl.  und  Stettin  1788). 

4)  »Nachricht  von  der  wahren  Beschaffen- 
heit des  Instituts  der  Jesuiten«  (Brl.  und 
Stettin  1785).  5)  »Letzte  Erklärung  über 
einige  neue  Unbilligkeiten  und  Zunöti- 
gungen  in  dem  deu  Herrn  O.  H.  P.  Starck 
betreffenden  Streite«  (Brl  und  Stettin  1790). 
Wie  überall  so  war  es  ihm  auch  im  frei- 
maurerischen Kreise,  dem  er  als  Mitglied 
der  Grossloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
in  Berlin  angehörte,  hauptsächlich  um 
Klarheit  der  Begriffe,  um  Aufklärung  zu 
thun;  daher  war  er  ein  Feind  aller  Mystik 
und  aller  im  Verborgnen  schleichenden 
Herrschsucht.  Zu  dem  Illuminateuordcn 
(s.  d.)  gehörte  N.  gleichfalls.  Nach  Auf- 
hebung dieses  Ordens  gab  er  die  unter  3 
aufgeführte  »Öffentliche  Erklärung«  heraus. 
Besonders  machte  sich  N.  in  Gemeinschaft 
mit  Biester  (s.  d.)  und  Gedicke  (s.  d.)  um 


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92 


Niederlande. 


die  Freimaurerei  dadurch  verdient,  das»  er 
den  Jcsuitismus  bekämpfte,  der  »ich  durch 
J.  A.  Stnrck  (s.  d.)  in  die  Freimaurerei  ein- 
zuschleichen drohte.  Mit  Starck  geriet  er 
dadurch  in  heftigen  Streit.  Unter  andern 
erschienen  gegen  N.:  Chr.  N.,  Buchführers 
zu  Bebenhausen  in  Schwaben,  wichtige 
Entdeckungen  auf  einer  gelehrten  Heise 
durch  Deutschland  und  aus  Eifer  für  die 
christliche,vornehmlichevangelischeKirche 
durch  den  Druck  bekannt  gemacht  (von 
J.  A.  Starck,  1788),  ferner:  Die  jesuiti- 
Hchen  Wanderungen  den  theuern  Kittens 
Wunibald  (N.).  —  Nachdem  N.  in  dem 
Anhang  zum  ersten  Teil  de»  »Versuchs« 
Leasings  Annahme  über  den  Ursprung  der 
Freimaurerei  widerlegt  hatte,  stellte  er  in 
der  Schrift:  »Einige  Bemerkungen  über 
den  Ursprung  und  die  Geschichte  der 
Rosenkreuzer  und  Freimaurer«  eine  Mei- 
nung auf,  die  sich  als  ebenso  unhaltbar 
erwiesen  hat.  Kr  meinte  nämlich,  »das« 
die  Freimaurerbrüderschaft  von  einer  Ge- 
sellschaft britischer  Gelehrten  abzuleiten 
sei,  die  sich  1646  in  London  vereinigt  hatte, 
um  die  von  Baco  von  Verulam  in  seiner 
»Neuen  Atlantis«  (s.  Bacon)  vorgetragnen 
Ideen  von  Beförderung  der  Erkenntnis  zu 
verbreiten  und  im  eigentlichsten  Verstände 
das  in  jenem  Kornau  beschriebene  Salomo- 
nische Haus  zu  bauen.  [Vgl.  hierüber  A.  J. 
1805,  Bd.  II,  Heft  4,  S.  5S1-605.  Krause, 
Kunsturkunden,  Bd.  I,  Abt.  1,  S.  b0— 8. 
Göckingk,  N.'s  Leben  und  litterarischer 
Nachla»s  (Brl.  1820).  Briefwechsel  mit  Her- 
der [im).  L.  1*87,  S.  125;  1894,  S.  93  ] 
Niederlande  (Königreich).  I.  Ge- 
schichte. A.  Zeit  der  Republik. 
Sehen  wir  von  den  unerwiesen  gebliebenen 
Angaben  über  das  Vorkommen  einer  Loge 
Vreedendall  (=  Friedensthal)  aus  dem  16. 
und  17.  Jahrh.  ab,  so  reichen  die  ersten 
Spuren  der  Freimaurerei  in  der  Kepublik 
der  Vereinigten  Niederlande  bis  in  den 
Anfang  des  4.  Jahrzehnts  des  18.  Jahrh. 
zurück.  1731  wurde  im  Haag  der  nach- 
malige deutsche  Kaiser  Franz  I.  als 
Grossherzog  von  Toseana  in  einer  zu  die- 
sem Zweck  gehaltneu  Loge  in  den  Frei- 
maurerbund  aufgenommen.  Fast  drei  Jahre 
später,  19.  Nov.  (nach  andern  Angaben 
30.  Sept.)  1734,  finden  wir  unter  dem  Vor- 
sitz des  Grafen  Vincent  de  la  Chapelle 
eine  regelmässige  Loge  im  Haag  unter 
dem  Namen  »Loge  du  Grandmaitre  des 
provinces  rdunies  et  du  ressort  de  la  ge- 
neralis« erwähnt,  die  am  genannten 
Tage  eine  Versammlung  im  Hotel  Zum 
goldnen  Löwen  hielt.  Doch  scheinen  um 
jene  Zeit  schon  mehrere  Logen  in  den 
N.,  wo  die  Freimaurerei  von  England  aus 
bekannt  geworden  war,  bestanden  zu  haben. 
[Vgl.  l'rovinzialkalender  für  Mecklenburg, 
1831,  S.  47.]  Aus  dem  Jahre  1735  liegt 
ein  bestimmter  Nachweis  vor,  dass  damals 
die  später  unter  dem  Namen  Le  ve>i- 
table  zele  bestehende  Loge  im  Haag  er- 


richtet worden  sei.  Im  Amsterdamsche 
Courant  vom  3.  Nov.  1735  wird  nämlich 
aus  Haag  unterm  3.  Nov.  berichtet:  Am 
24.  vorigen  Monats  sei  im  Haag  im  Hotel 
Nicuwc  Doelen  eine  holländische  l^oge  der 
altberühmten  Freimaurerbrüderschaft  mit 
allen  erforderlichen  Zeremonien  in  Gegen- 
wart des  Grossmeisters  Joh.  Com.  Kade- 
maker  (s.  d.),  des  Generalschatzmeisters  des 
Prinzen  von  Oranien,  und  des  zugeordneten 
Grossmeisters  Jean  Kuenen  (s.  d. ),  —  der  das 
Andersonsche  Konstitutionenbuch  ins  Fran- 
zösische übersetzte  (La  Have  1736  und  1741), 
—  und  andrer  Beamten  und  angesehener  M  it- 
glieder  errichtet  und  seien  mehrere  neue  Mit- 
glieder aufgenommen  worden.  Dieser  Be- 
richt erregte  die  Aufmerksamkeit  der  Re- 
gierung; Rademaker  wurde  zwischen  dem 
9.  und  12.  Dez.  vor  den  Hof  von  Holland 
geladen  und  musste  auf  Ehrenwort  geloben, 
keiner  Versammlung  von  Freimaurern  mehr 
beizuwohnen.  Kurz  vorher  hatte  in  Amster- 
dam bereits  ein  andrer  Vorfall  Aufsehen 
verursacht.  Dort  hatte  »ich  eine  meist 
aus  Engländern  bestehende  Loge  unter 
dem  Vorsitz  von  Jean  Rousset  de  Missy 
gebildet,  die  sich  in  einem  Gebäude  am 
Stilstecg  (auf  der  Südseite  von  Amsterdam) 
versammelte;  kurz  nach  ihrer  Errichtung 
wurde  sie  am  16.  Okt.  1735  von  einer 
Rotte  überfallen,  die  das  Gebäude  plün- 
derte und  alles,  was  Bie  vorfand,  zerstörte 
und  vernichtete.  Dies  beides  gab  Veran- 
lassung, dass  den  30.  Nov.  die  Staaten  von 
Holland  und  Westfriesland  einen  Ausachuss 
zur  Untersuchung  der  Sache  einsetzten  und 
hierauf  unterm  30.  Nov.  eine  Verordnung 
gegen  die  Freimaurer  erliessen.  (Vgl.  die 
vorige  Aufl.  11, 431,  wo  auch  der  holländische 
Text.]  Infolgedessen  crliess  der  Magistrat 
von  Amsterdam  den  2.  Dez.  d.  J.  ebenfalls 
eine  Verordnung,  in  der  alle  geheimen 
Zusammenkünfte  verboten  und  die  Teil- 
nehmer mit  der  Strafe  der  Ruhestörer  be- 
droht wurden.  [Vgl.  v.  d.  Vijver,  Be- 
schreibung von  Amsterdam,  11,263.]  Gleiches 
geschah  von  der  Behörde  von  Rotterdam, 
wo  man  wahrscheinlich  ebenso  maure- 
rische Zusammenkünfte  zu  halten  begann, 
am  10.  d.  M.  Gleichwohl  fuhr  in  Amster- 
dam eine  Loge,  deren  Mitglieder  als  recht- 
schaffene Männer  bekannt  waren,  fort,  sich 
zu  versammeln.  Als  der  Magistrat  hier- 
von Nachricht  erhielt,  Hess  er  die  Mit- 
glieder sämtlich  verhaften  und  den  Tag 
darauf  den  Logenmeister  und  die  beiden 
■  Aufseher  vor  den  versammelten  Rat  führen, 
j  wo  sie  eidlich  eine  befriedigende  Erklä- 
rung abgaben.  Auf  diese  hin  soll  der 
i  Staatssekretär  zur  Aufnahme  abgeordnet 
und  auf  den  von  ihm  nach  seiner  Auf- 
nahme erstatteten  günstigen  Bericht  nicht 
nur  die  Untersuchung  selbst  eingestellt, 
sondern  auch  fast  der  ganze  Magistrat 
bewogen  worden  sein,  sich  aufnehmen 
zu  lassen.  [Vgl.  Freytn.-Bibl.  I,  29.  Samm- 
lung für  freie  und  angenommene  Maurer 


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Niederlande. 


93 


in  Deutschland  (1776),  S.  14.  Lawrie, 
Geschichte  der  Freimaurerei  (Freib.  1810), 
S.  109  und  nach  letzterm  Acta  L.  I,  34.] 
Allein  der  gründliche  Geschichtskenner 
v.  Nettelbladt  [Provinzialkalender  für 
Mecklenburg  (1831),  S.  52]  zieht  die  Wahr- 
heit des  letztern  Teils  der  Erzählung  in 
Zweifel  und  vermutet,  dasa  der  an  sich 
günstige  Bericht  des  Ausschusses  in  Ver- 
bindung mit  dem  Umstände,  dass  eine 
hohe  Magistratsperson  an  der  Spitze  der 
Loge  stand,  die  Veranlassung  zu  der  Er- 
zählung gegeben  habe.  Jedenfalls  hatte 
das  Verbot  keine  nachhaltige  Wirkung; 
denn  schon  1740  nahm  die  Regierung  die 
Freimaurer  gegen  die  Geistlichkeit  in 
Schutz,  die  innen  die  Absolution  verwei- 
gerte; es  wurde  dem  Gewissenszwange 
ernstlich  gesteuert,  und  alle  Fragen  über 
die  Freimaurerei  an  die  Beichtkinder 
wurden  verboten.  [Sammlung,  a.  a.  O., 
Acta  L.  I,  46.  Nettelbladt,  a.  a.  O] 
Indes  war  die  Lage  der  Sache,  obschon 
die  Regierungsänderuog  vom  J.  1747  der 
Freimaurerei  günstig  war,  noch  immer 
nicht  der  Art,  dass  nicht  noch,  wie  das 
im  Nederl.  Jaarboekje  von  1860,  S.  175, 
mitgeteilte  Logenschreiben  vom  J.  1757 
zeigt,  die  Freimaurer  alles  öffentliche  Auf- 
sehen zu  vermeiden  suchen  mussten.  Bald 
nachher  (1749)  nahm  die  schon  erwähnte 
Loge  du  Grand  maitre  im  Haag  den  Titel 
Mere-Loge  de  l'union  royale  an.  Von 
dieser  Loge  ging  8.  Nov.  1756  die  Auf- 
forderung zur  Errichtung  einer  Grossen 
Loge  der  Niederlande  aus,  woraufhin  sich 
am  25.  Dez.  1756  14  Logen  der  Nieder- 
lande unter  dem  Vorsitz  üagrans  im  Haag 
versammelten,  am  27.  Dez.  die  Grosse 
Loge  der  Niederlande  gründeten 
und  den  Baron  A.  N.  van  Aerssen-Beyeren 
van  Hoogerheiden,  Oberstleutnant  der  In- 
fanterie und  Kapitän  der  holländischen 
Garden  zu  Fuss,  zum  NationalgrossmeiBtcr 
und  den  Baron  van  Boetselaer,  damals  in 
gleicher  militärischer  Stellung,  später  Ge- 
neralmajor, zum  zugeordneten  Grossmeister 
erwählten.  [Vgl.  Nederl.  Jaarb.  von  1842, 
S.  30;  1860,  S.  173.]  Schon  am  6.  Aug. 
1758  wurde  Graf  Christian  Friedrich  Anton 
v.  Bentinck  zu  Varel  und  Kuiphausen 
(geb.  15.  Aug.  1734,  gest.  1.  April  1768, 
aufgenommen  4.  Febr.  1757  in  der  Loge 
L'union  royale  im  Haag)  2.  Nationalgross- 
meister,  unter  dem  das  englische  Kon- 
stitutionenbuch nachgedruckt  und  der  Er- 
lös unter  die  Armen  verteilt  wurde.  Ihm 
folgte  als  3.  Grossmeister  24.  Juni  1759 
der  schon  genannte  Baron  Karl  van  Boetse- 
laer, der  dieses  Amt  bis  1794  bekleidete. 
Unter  ibm  kam  nicht  bloss  ein  neues  Ge- 
setzbuch zur  Beratung  und  am  27.  Juli 
1760  zur  Annahme  [vgl.  dessen  Ausgaben 
bei  Kloss,  Bibl.,  Nr.  201;  L.  II,  182],  wo- 
durch das  Bestehen  der  Grossen  Loge 
nach  innen  gesichert  ward,  sondern  es 
trat  auch  diese  mit  andern  Grosslogen 


in  Verbindung.  Zunächst  übersendete 
sie  das  1762  gedruckte  Gesetzbuch 
1770  der  Grossen  Loge  von  England  und 
suchte  um  dessen  Bestätigung  und  um  Un- 
abhängigkeitserklärung nach,  worauf  ihr 
auch  am  2.  März  1770  diese  erteilt,  am 
16.  Mai  desselben  Jahres  der  Vertrag  durch 
den  englischen  Provinzialgrossmeister  ge- 
nehmigt und  auf  diese  Weise  eine  nähere 
Verbindung  mit  der  Grossen  Loge  von 
England  herbeigeführt  wurde,  unter  dem 
Vorbehalt,  dass  die  niederländische  Gross- 
loge keine  Loge  in  England  und  Ost- 
indien stifte.  [Vgl.  Konstitutionenbuch, 
herausgegeben  von  Noorthouck  (London 
1784),  S.  297.)  Mit  der  Grossen  Loge  von 
Frankreich  trat  sie  durch  Vertrag  vom 
15.  Nov.  1777  in  ein  gegenseitiges  Ver- 
hältnis. Aber  auch  mit  der  strikten  Ob- 
servanz setzte  sie  sich  in  Verbindung. 
Prinz  Georg  von  Hessen-Darmstadt  (s.  d.) 
machte  1778  den  Herzog  Ferdinand 
von  Braunschweig  (s.  d.)  darauf  aufmerk- 
sam, dass  es  wünschenswert  sei,  dem  Tem- 
pelherrenorden auch  in  Holland  Eingang 
zu  verschaffen.  Dies  gelang  den  Be- 
mühungen des  Prinzen  Friedrich  von 
Hessen-Kassel  (s.  d.),  so  dass  im  März  und 
April  1779  eine  Unionsakte  zwischen  dem 
Direktorium  in  Braunschweig  und  den  im 
Haag  befindlichen,  teils  in  Deutschland 
schon  früher  dem  System  zugetretnen 
Maurern,  zum  Teil  Mitgliedern  des  diplo- 
matischen Corps  zu  stände  kam  und  am 
18.  März  1780  ein  Nationalkapitel  von 
Holland  eingesetzt  wurde.  Sein  Protek- 
tor und  Superior  wurde  Prinz  Friedrich 
von  Hessen-Kassel,  sein  Präfekt  der  Na- 
tionalgrossmeister  van  Boetselaer.  Die 
Aufnahmen  wurden  jedoch  durch  den 
Empfang  des  Ilmlaufschreibens  vom  19. 
Sept.  1779  unterbrochen,  worin  Herzog 
Ferdinand  den  Tempelherrenorden  ganz 
in  Frage  stellte.  Man  hatte  schon  etwa 
1780  auf  die  Vereinigung  des  holländischen 
Direktoriums  mit  dem  deutschen  eine 
Denkmünze  schlagen  lassen  [HMW.  Nr. 
206].  Die  Grosse  Nationalloge  bestand 
neben  diesem  Kapitel,  obgleich  ihr  Chef 
und  einige  Grossbeainte  im  Orden  waren. 
Auf  dem  Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.) 
wurde  das  Kapitel  durch Schwartz  (s.d.)  ver- 
treten und  als  holländisches  Grosspriorat 
der  unter  dem  Landgrafen  Karl  von  Hessen 
stehenden  achten,  nun  sechsten  Provinz 
zugeteilt.  —  Eins  der  letzten  Werke  van 
Boetselaers,  dessen  25  jähriges  Jubiläum  als 
Grossmeistcr  13.  Nov.  1784  feierlich  be- 
gangen wurde,  war  die  Neubearbeitung 
des  Gesetzbuchs,  dessen  Bekanntmachung 
am  28.  Mai  1798  erfolgte.  Nach  seinem  bald 
darauf  eingetretnen  Tode  folgte  ihm  als 
4.  Grossmeistcr  sein  Zugeordneter,  Isaak 
van  Teylingeu,  am  24.  Juni  1798.  Aus  der 
Zeit  seiner  Amtsführung  stammt  die  Aus- 
setzung eines  Preises  für  die  beste  Wider- 
legungaschrift  gegen  die  um  jene  Zeit  von 


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94 


Niederlande. 


Barruel,  Robison  (s.  d.)  u.  a.  erhobnen  i 
Anklagen  und  Verdächtigungen  der  Frei- 
maurerei [vgl.  die  betreffenden  Schriften 
L.  II,  187]  26.  Juni  1801.  Der  Preis 
bestand  in  einer  Denkmünze  im  Wert  von 
50  holländischen  Dukaten,  der  Termin  der 
Bewerbung  war  auf  den  1.  Mai  1802  fest- 
gesetzt. Doch  hatte  schon  früher  der 
Staatsrat  Mounier  (s.  d.)  seine  Gegenschrift 

fegen  die  Genannten  erscheinen  lassen, 
fnter  den  beiden  folgenden  Grossmeistern, 
dem  am  29.  Mai  1805  zum  5.  erwählten 
C.  G.  Bijleveld  und  dem  6.  am  24.  Juni 
1810  eingetretnen  Grossmeister  Isaak 
Bousquet,  Advokat  in  Leiden,  wendete 
die  Grosse  Loge  bedeutende  Unterstüt- 
zungen den  durch  die  damaligen  Kriegs- 
zustände und  andre  Unglücksfälle  Be- 
drängten zu.  Auch  wurde  in  dieser  Periode 
das  grossartige  BHndeninstitut  in  Amster- 
dam gestiftet,  hauptsächlich  durch  die  Be- 
mühungen des  dortigen  Buchhändlers  Wilh. 
Holtrop  (s.  d.).  Dagegen  Hess  die  Grosse 
Loge  gegen  das  aus  Frankreich  eingeführte 
Unwesen  der  Adoptionslogen,  deren  eine 
schon  am  27.  März  1801  in  der  Loge  La 
bien  aim6e  in  Amsterdam  gehalten  worden 
war,  am  10.  Juni  1810  ein  Verbot  ergehen. 
Auch  feierte  die  Grossloge  den  5.  Juni 
1808  ihr  50  jähriges  Bestehen.  [Denkmünze 
darauf  HMW.  Nr.  209  ]  —  Unter  dem  am 
24.  Juni  1812  erwählten  7.  Grossmeister, 
W.  Phil.  Barnaart,  Maire  von  Huarlem, 
geriet  die  Grosse  Loge  in  einen  Streit 
mit  dem  Grossorient  von  Frankreich.  Nach 
Einverleibung  der  N.  in  das  französische 
Kaiserreich  nahm  der  letztere  die  alleinige 
maurerische  Oberherrschaft  über  die  nie- 
derländischen Logen  in  Anspruch  und  ver- 
langte die  Unterwerfung  der  Grossen  Loge 
der  N.  Diese  behauptete  fest  ihre  Unab- 
hängigkeit, und  der  Grossorient  von  Frank- 
reich schlug,  als  er  sah,  dass  er  auf  diesem 
Wege  nicht  zum  Ziel  gelangte,  einen 
andern  ein,  indem  er  nach  und  nach  eine 
Anzahl  neuer  Logen  in  verschiednen  Städten 
der  N.  gründete,  ohne  die  Rechte  der 
Grossen  Loge  zu  achten.  Diese  Logen 
schmolzen  jedoch  bei  dem  Aufhören  der 
französischen  Herrschaft  sehr  zusammen. 
—  Hatten,  abgesehen  von  diesen  Vor- 
gängen, die  politischen  Ereignisse,  so  be- 
deutend sie  auch  sonst  die  N.  beröhr- 
ten, doch  auf  den  Fortbestand  der  Mau- 
rerei keinen  wesentlichen  Einffuss  geübt, 
so  war  dies  um  so  mehr  in  der  folgenden 
Periode  der  Fall.  —  B.  Das  Königreich 
der  N.  1814  bis  1833;  Vereinigung  mit 
Belgien.  Schon  3.  Jan.  1814  beglück- 
wünschte, kurz  nach  Beendigung  der  fran- 
zösischen Herrschaft,  eine  Abordnung  der 
Grossloge  der  N.  den  nachmaligen  König 
Wilhelm  I.  zu  seiner  Rückkehr,  wobei 
sich  dieser  sehr  geneigt  gegen  die  Frei- 
maurerei aussprach.  Bei  der  ersten  Zu- 
sammenkunft der  Grossloge  am  29.  Mai 
1814  wurde  hierauf  beschlossen,  alle  Logen,  | 


auch  die  französischen,  aufzufordern,  ihre 
Stiftungsurkunden  genehmigen  zu  lassen. 
Eine  weitere  Wendung  erfuhr  aber  die  Sache 
der  Freimaurerei,  als  am  30.  März  1815 
der  König  seinen  Einzug  in  Brüssel  hielt 
und  Belgien  mit  dem  Königreich  der  N. 
vereinigt  wurde.  Der  König  hatte  sich 
daselbBt  von  seinem  (nicht  dem  Bunde  an- 
gehörigen)  Justizminister  Graf  v.  Triennes 
einen  Bericht  vorlegen  lassen,  der  von 
einem  Memoire  des  Staatssekretärs  A.  R. 
Falck  (s.  d.)  begleitet  war,  infolgedessen  er  die 
Vereinigung  sämtlicher  Logen  seiner  Lande 
zu  einem  Körper  verlangte  und  zugleich 
dem  Bunde  seinen  Schutz  verhiess.  Diese 
Anordnung  kam  den  Maurern  der  nörd- 
lichen Provinzen  erst  ein  Jahr  später  (den 
der  südlichen  erst  nach  zwei  Jahren)  zu. 
Inzwischen  wurde  in  der  Jahresversamm- 
lung der  Grossloge  der  N.  vom  30.  und 
81.  Mai  1815  M.  W.  Reepmaker  zum  (8.) 
Grossmeister  erwählt.  In  derselben  Ver- 
sammlung kam  auch  die  Frage  wegen  der 
Vereinigung  mit  den  südlichen  Provinzen 
zum  ersten  Mal  zur  Sprache,  jedoch  war 
man  der  Meinung,  diese  Frage  noch  auf- 
schieben zu  müssen,  und  es  mag  vielleicht 
der  Lauheit,  womit  man  damals  diese  An- 

Selegenheit  behandelte,  zuzuschreiben  sein, 
ass  es  nachmals  nie  zu  einer  wirklichen 
Vereinigung  der  südlichen  und  nördlichen 
Logen  gekommen  ist.  In  der  nächsten 
Jahressitzung  am  2.  Juni  1816  suchte  die 
kurz  vorher  errichtete  Loge  L'union  Fr6- 
deric  im  Haag,  der  der  unlängst  erst  in 
Berlin  aufgenommene  Prinz  Friedrich  der 
N.  (s.d.)  angehörte,  um  eine  Stiftungsurkunde 
nach,  die  sie  auch  am  18.  Okt.  desselben 
Jahres  erhielt.  In  derselben  Versammlung 
wurde  dieser  Prinz  einstimmig  zum  (9.) 
Nationalgrossmeister  erwählt,  in  der  Sitzung 
vom  4.  Juni  als  solcher  ausgerufen  und 
in  der  vom  13.  Okt.  desselben  Jahres  ein- 
gesetzt. In  der  Versammlung  vom  2.  Juni 
kam  auch  die  Vereinigung  mit  den  süd- 
lichen Provinzen  zur  Sprache,  und  es  wurde 
beschlossen,  den  südlichen  Logen  wissen 
zu  lassen,  dass  man  allgemein  einer  Ver- 
einigung geneigt  sei,  und  der  Grossmeister 
zu  weitern  Verhandlungen  ermächtigt. 
Allein  die  desfalls  ergangneu  Vorschläge 
hatten  weniger  günstigen  Erfolg,  als  dies 
früher  der  Fall  gewesen  sein  würde;  die 
Anforderungen  der  südlichen  Logen  stellten 
sich  höher,  und  es  ist  hieraus  auch  er- 
klärlich, wie  es  kam,  dass  der  Grossmeister 
in  seinem  Rundschreiben  vom  5.  Mai  1817 
sich  absichtlich  auf  den  Vorschlag  einer  ge- 
meinschaftlichen Oberbehörde  mit  zwei 
Abteilungen  für  die  nördlichen  und  die 
südlichen  Provinzen,  beschränkte.  Trug 
man  sich  doch  in  Belgien  selbst  mit  dem 
Gedanken,  den  damaligen  Prinzen  von 
Oranien  zum  Grossmeister  der  südlichen 
Provinzen  zu  ernennen,  was  jedoch  dieser 
Prinz  durch  eine  Zuschrift  vom  7.  Mai 
I  desselben  Jahres  an  die  Loge  L'espcrance 


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95 


in  Brüssel,  deren  Mitglied  er  war,  verhin- 
derte. Unterdes  hatte  ein  belgischer 
Ausschuss  einen  Verfassungsentwurf  aus- 
gearbeitet, infolgedessen  auf  den  24.  Juni 
1817  eine  Grosse  Loge  für  die  südlichen 
Provinzen  einberufen  wurde.  Diese 
bildete  sich  auch  an  diesem  Tage  und 
erwählte  Prinz  Friedrich  der  N.  zum 
lebenslänglichen  Grossmeister  für  die  süd- 
lichen Provinzen,  wodurch  er  die  oberste 
Leitung  der  ganzen  niederländischen  Mau- 
re r»*c  hu  ft  in  seiner  Hand  vereinigte.  Sein 
erstes  war  der  Erlass  eines  Kundschreibens 
vom  30.  Aug.  1817,  in  dem  er  einen  Aus- 
schuss zur  Entwerfung  einer  Verfassung 
ernannte,  nach  der  die  beiden  Grosslogen 
des  Reichs  zu  einer  Gesamtbehorde  ver- 
einigt werden  sollten.  Der  Ausschuss  be- 
endigte sein  Werk  in  vier  Sitzungen,  so  dass 
die  vielfältigen  Bestrebungen  der  soge- 
nannten Schottischen  Logen,  die  diese  Ver- 
einigung zu  hintertreiben  suchten,  vereitelt 
waren.  Dieser  Verfassungsentwurf  vom 
20.  Sept.  1817  wurde  in  Belgien  beinahe 
von  allen  Logen,  in  der  nordniederlän- 
dischen Grossloge  aber  mit  77  gegen  20 
Stimmen  angenommen.  Die  Vereinigung 
erfolgte  am  11.  Dez.  1817.  In  dieser  Ver- 
fassung war  bestimmt,  dass  die  Brüderschaft, 
geleitet  durch  die  nördlichen  und  süd- 
lichen Grossbeamtenlogen  (Groote  Loge 
van  Bestuur,  Grande  Loge  d'adrainistra- 
tion),  eine  gemeinschaftliche  Oberbehörde 
in  dem  Grossosten  haben  sollte,  bestehend 
aus  den  Grosswürdenträgern  der  beiden 
Grossbeamtenlogen  und  aus  28  Meistern 
vom  Stuhl,  halb  der  nördlichen,  halb  der 
südlichen  Logen.  Den  Vorsitz  sollte  der 
Nationalgrosameister  führen.  Dieser  Gross- 
osten sollte  sich  abwechselnd  im  Haag 
und  in  Brüssel  versammeln.  (Die  Zu- 
sammenkunft hat  aber  nie  stattgehabt.) 
Aus  dem  Grossosten  sollte  ein  hoher  Rat  ge- 
bildet werden,  bestehend  aus  dem  National- 
grossmeister,  zwei  Grossaufsehern,  einem 
Urossredner,  einem  GrossschriftfÜhrer, 
einem  Grossschatzmeister,  einem  Gross- 
siegelbewahrer und  vier  Grossuntersuchern. 
Die  Gewalt  der  nördlichen  Grossbeamten- 
loge sollte  sich  über  Nordbrabant,  Gelder- 
land, Holland,  Zeeland,  Utrecht,  Fries- 
land, Overysel,  Groningen,  Drenthe  und 
Ostindien  erstrecken,  die  südliche  sollte 
die  übrigen  Provinzen  (auch  das  Gross- 
herzogtum Luxemburg)  und  Westindien 
unter  sich  haben.  Doch  haben  sich  die 
westindischen  Logen  niemals  dieser  An- 
ordnung fügen  wollen  und  sind  unter  dem 
alten  Grossorient  geblieben.  Nachdem 
diese  Verfassung  angenommen  war,  wurde 
die  südliche  Grossbeamtenloge  (Grande 
Loge  d'administration  des  provinces  me>i- 
dionales)  den  11.  April  1818  in  der  Loge 
L'espe'rance  zu  Brüssel  eingeweiht  Ts.  eine 
darauf  geschlagne  Denkmünze  in  HMW. 
Nr.211],  während  der  niederländische  Gross- 
orient in  dessen  Gefolge  in  der  Sitzung 


vom  10.  Mai  1818  den  Namen  einer  Gross- 
beamtenloge für  die  nördlichen  Provinzen 
(Groote  Loge  van  Bestuur  voor  de  noor- 
delijke  provineißn)  annahm.  Beide  er- 
hielten Sonderbestimmungen.  [Vgl.  Anna- 
les des  Pays-Bas  IU,  S.  129,  725;  IV, 
S.  58.]  Was  die  Sprache  der  Logen- 
arbeiten anlangt,  so  wurden  in  Belgien 
sämtliche  Logen  in  französischer  Sprache 
gehalten,  ausgenommen  dass  einige  Male 
in  Gent  1823  Aufnahmen  in  der  Landes- 
sprache vollzogen  wurden,  was  jedoch  ohne 
Nachfolge  blieb.  —  C.  Neueste  Zeit. 
Die  Lostrennung  der  südlichen  Provinzen 
und  die  Gründung  des  Königreichs  Bel- 
gien führte  zunächst  nur  zu  selbständigen 
Neugestaltungen  des  Freimaurerbundes  in 
diesem  Lande  (s.  Belgien).  In  dem  nun- 
mehrigen Königreich  der  N.  dauerte  es 
noch  bis  1887,  bevor  die  maurerische  Ober- 
behörde den  bisherigen  Namen  einer  Gross- 
beamtenloge  für  die  nördlichen  Provinzen 
mit  dem  alten  Namen  eines  Grossostens 
(Groot  Oosten)  vertauschte  und  so  auch 
den  letzten  Schein  einer  geteilten  und 
beschränkten  Obergewalt  ablegte,  während 
sie  zur  Zeit  der  Vereinigung  bloss  ein 
Teil  eines  Gesaratkörpers  und  dem  allge- 
meinen Grossosten  und  Hohen  Rat  (ob- 
wohl dieser  nur  dem  Namen  nach  bestand) 
unterworfen  war.  Eine  Angelegenheit,  die 
lange  Zeit  in  der  niederländischen  Mau- 
rerei eine  Spannung  erregt  und  selbst  die 
Leidenschaften  wach  gerufen  hatte,  wurde 
nunmehr  einem  friedlichen  Atmchluss 
entgegengeführt:  das  Verhältnis  der  Hoch- 
graae  zu  den  sogenannten  Abteilungen 
des  Meistergrades.  Die  Hochgrade  fass- 
ten  1807  festen  Fuss  in  den  N.,  und 
zwar  durch  Annahme  ihres  18.  Mai  1807 
veröffentlichten  Gesetzbuchs  [in  franzö- 
sischer Übersetzung  in  den  Annales  des 
Pays-Bas,  IV,  40).  Hiernach  bestehen 
allerdings  nur  vier,  wie  in  Frankreich 
nach  dem  Rite  moderne,  nämlich:  der  Flu 
leossais,  Maftre  ecossais,  Chevalier  de 
l'orient  und  RoBecroix  (Schotsch  Elu, 
Schotsch  Meestcr,  Ridder  van  het  Oosten, 
Rosenkruis\  Die  Oberbehörde  der  schotti- 
schen Maurerei  ist  und  war  stets  getrennt 
von  der  eigentlichen  Freimaurerei  und 
hielt  ihre  Versammlungen  stets  an  dem 
folgenden  Tag  nach  der  Grossen  Loge. 
In  der  Sitzung  des  Kapitels  vom  30.  Mai 
1814  wollte  man  Neuerungen  in  diesen 
Hochgraden  einführen,  was  Veranlassung 
zu  Streitigkeiten  gab  und  dazu  bei- 
getragen haben  mag,  dass  der  damalige 
Grossmeister  für  die  Hochgrade,  Bijleveld, 
nicht  wieder  für  das  folgende  Jahr  gewählt 
wurde.  In  der  Sitzung  vom  5.  Juni  1816 
wurde  Prinz  Friedrich  der  N.  zum  Na- 
tionalgrossmeister  auch  für  die  Hochgrade 
erwählt  und  bekleidete  dieses  Amt  bis 
zum  31.  Mai  1819,  wo  er  es  niederlegte 
und  erklärte,  nicht  mehr  in  den  Hoch- 
graden arbeitea  zu  wollen.    Es  hing  dies 


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Niederlande. 


mit  der  von  ihm  in  Vorschlag  gebrachten 
Errichtung  der  Abteilungen  des  Meis- 
tergrads zusammen  (s.  Abteilungen), 
die  gewissermassen  an  die  Stelle  der  Hoch- 
grade treten  sollten.  Er  beantragte  die 
Niedersetzung  eines  Ausschusses,  der  über 
sswei  von  ihm  zur  Frage  gestellte  Punkte 
berichten  sollte,  und  als  die  Beantwortung, 
die  dieser  Ausschuss  gab.  gegen  seine 
Ansicht  und  zu  Gunsten  der  Hocbgrade 
ausfiel,  Hess  er  ein  Memoire  zur  Wider- 
legung verteilen  und  sandte  seine  end- 
gültige Nicderlegung  der  grossmeister- 
liclieu  Würde  ein.  [Diese  und  andre 
hierher  gehörige  Schriftstücke  s.  in  den 
Ann.  des  Pays-Bas,  III,  579;  814;  IV, 
60.J  Es  wurde  hierauf  22.  Mai  1820 
eine  Zwischenregierung  ernannt,  ein 
Ausschuss  von  fünf  Mitgliedern.  Dieser 
machte  den  Vorschlag  einer  Revision  der 
vier  Hochgrade;  man  nahm  diesen  Vor- 
schlag zwar  an,  ging  aber  andrerseits  in 
blindem  Eifer  in  dieser  Versammlung 
sogar  so  weit,  auf  jede  Weise  die  Ent- 
fernung der  Anhänger  der  Abteilungen 
für  den  Meistergrad  aus  dem  Bund  an- 
zustreben. Zwar  wurden  die  dabin  gehen- 
den Anträge  verworfen,  allein  gleichwohl 
machte  man  unterm  7.  Jan.  1821  den  Ver- 
such, sich  mit  den  südlichen  Provinzen 
gegen  die  vorgeschlagne  neue  Einrichtung 
zu  verbinden.  Allerdings  blieb  dieser  Ver- 
such ohne  Erfolg  [vgl.  hierüber  Annales 
des  Pays-Bas,  V,  2),  und  der  obgedachte 
Ausschuss  erstattete  in  der  Verhandlung 
vom  11.  Juni  1821  einen  sehr  versöhn- 
lichen Bericht  über  die  Revision  der  Hocb- 
grade, worin  man  diese  in  einer  etwas 
philosophischen  Weise  gestaltet  und  mit 
dem  Geist  der  Neuzeit  und  der  Wissen- 
schaft mehr  in  Einklang  zu  bringen  ver- 
sucht hatte.  Allein  dieser  Vorschlag 
wurde  erst  acht  Jahre  später  angenommen. 
Mittlerweile  beschloss  am  19.  Mai  1823 
das  Kapitel,  die  noch  offne  Grossmeister- 
würde  dem  Prinzen  von  Oranien,  naeh- 
herigem  König  Wilhelm  II.  (s.  d.),  anzu- 
bieten, der  den  alten  Hochgraden  treu  ge- 
blieben war,  und  als  dieser  deren  Über- 
nahme ablehnte,  wählte  man  am  11.  Juli 
1824  Nuhout  van  der  Veen  zum  (10.)  Gross- 
meister, der  dieses  Amt  auch  bis  1834  be- 
kleidete. Mehrere  Vorschläge,  die  1824 
von  der  Loge  Le  profond  silence  in  Käm- 
pen und  1827  von  der  Loge  La  vertu  in 
Leiden  ausgingen,  auf  Niedersetzung  eines 
Ausschusses,  der  auf  eine  Vereinigung 
zwischen  Hochgraden  und  Abteilungen 
hinwirken  sollte,  blieben  erfolglos.  End- 
lich kam  eine  Vereinigung  zu  stände  durch 
die  Hochherzigkeit  des  Nationalgross- 
meisters,  der  in  der  Versammlung  der 
Grossen  Loge  1833  einen  Ausschuss  er- 
nannte, der  über  die  Mittel  zur  Herbei- 
führung einer  Eintracht  in  der  niederlän- 
dischen Maurerschaft  an  ihn  berichten 
aollte.     Dieser  Ausschuss  brachte  1884 


seinen  Bericht  ein,  und  man  ernannte  nun 
einen  gemischten  Definitivausschuss  aus 
Mitgliedern  der  Grossen  Loge,  des  Kapitels 
und  der  Abteilungen,  die  1835  einen  Ver- 
trag vorlegte,  der  auch  10.  Mai  desselben 
Jahres  in  der  Grossloge  und  dann  auch 
in  den  beiden  andern  Körperschaften  An- 
nahme fand.  Seit  dieser  Zeit  stand  Prinz 
Friedrich  der  N.  wieder  als  (11.)  National- 
grossmeister  an  der  Spitze  des  ganzen  Bun- 
des, unddieUochgrade  und  die  Abteilungen 
arbeiteten  friedlich  nebeneinander.  Nach 
diesem  Vertrag  sollen  in  den  N.  keine 
andern  Rite  (Systeme),  als  die  damals  be- 
stehenden, zugelassen  werden,  nämlich:  die 
symbolischen  Grade  nach  dem  Gesetzbuch 
von  1798,  die  Hochgrade  nach  ihrem  Ge- 
setzbuch von  1807  und  die  Abteilungen 
des  Meistergrads  nach  ihrem  Verwaltungs- 
grundgesetz von  1819;  den  gemeinsamen 
Mittelpunkt  aber  soll  der  Bund  in  dem 
Meistergrad  im  Grossosten  haben.  Für 
jede  der  drei  Körperschaften  soll  der  Na- 
tionalgrossmeister  einen  zugeordneten 
Grossmeister  ernennen.  Infolge  dieser 
Vorgänge  wurde  sowohl  das  Gesetzbuch 
der  Hochgrade,  als  auch  das  des  Gross- 
ostens der  N.  einer  Revision  unterzogen 
und  jenes  am  25.  Dez.  1885,  dieses  am  13. 
Mai  1837  veröffentlicht.  —  Am  6.  Juni 
1841  wurde  das  25  jährige  Jubelfest  des 
Grossmeisters  Prinzen  Friedrich  feierlich 
von  allen  Logen  begangen  [L.  II.  110; 
Denkmünze  im  HMW.  Nr.  221  und  222]. 
Der  Prinz  selbst  übergab  dem  Grossosten 
ein  Kapital  von  9000  fl.,  dessen  Zinsen  für 
wohlthätige  Zwecke  bestimmt  sind.  Eine 
Reihe  von  Wohlthätigkeitsakten  der  Gross- 
loge und  einzelner  Logen  kennzeichnen 
die  folgenden  Jahre  in  der  Geschichte  der 
niederländischen  Maurerei,  wie  sich  diese 
überhaupt  auf  diesem  Gebiete  rühmlich  her- 
vorthut.  Am  19.  Mai  1856  beging  der  Gross- 
osten sein  Hundert  jahrfest  zugleich  mit 
dem  40jährigen  Grossmeisterjubiläum  des 
Grossmeisters  Prinzen  Friedrich,  der  dem 
Grossosten  zur  Erinnerung  an  diese  Feier 
das  Gebäude  Fluweeleu  Burgwal  Nr.  22  im 
Haag  schenkte,  worin  noch  heute  die 
Jahresversammlungen  abgehalten  werden 
und  das  Grossbeamtenkollegium  seinen 
Sitz  hat  [L.  XIV,  3J.  1866  feierte  Prinz 
Friedrich  sein  50jähriges  Maurerjubiläum, 
wobei  er  den  Grossosten  mit  der  von  ihm 
für  3000  Karolin  (etwa  60000  M.)  erwor- 
benen berühmten  maurerischen  Bibliothek 
des  Dr.  med.  Kloss  (s.  d.)  beschenkte.  An- 
drerseits wurde  aus  diesem  Anlass  von 
den  niederländischen  Freimaurern  eine 
namhafte  Summe  zur  Errichtung  einer 
Waisenanst^lt  für  Kinder  von  Freimaurern 
ohne  Unterschied  des  Glaubens  gesammelt; 
sie  wurde  am  24.  Mai  1869  als  Luisen- 
Stiftung  (Louisa-Stichting,  benannt  nach 
der  Gemahlin  des  Prinzen  Friedrich)  ein- 
geweiht, nachdem  Prinz  Friedrich  ihr  ein 
|  ihm  gehöriges  Haus  nebst  Zubehör  im 


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Niederlande. 


97 


Haag  geschenkt  hatte,  und  bezog  am  28. 
Äug.  1888  ihr  neues  Gebäude.  In  den 
ersten  25  Jahren  ihres  Bestehens  haben 
95  Kinder  dort  Aufnahme  gefunden.  1876 
wurde  die  60jährige  Grossmeisterschaft 
des  greisen  Grossmeisters  in  Gegenwart  des 
Kronprinzen  Friedrich  Wilhelm  von 
Preussen  (nachmals  Kaiser  Friedrich  HL) 
feierlich  begangen  und  ihm  dabei  ein  mit 
Diamanten  besetzter  goldner  Hammer  ge- 
widmet. Auf  dieses,  wie  auf  die  40-  und  die 
50iährige  Grossmeisterschaft  und  auf  die 
silberne  Hochzeit  des  Prinzen  Friedrich 
wurden  Denkmünzen  geprägt.  fVgl.  HMW. 
Nr.  240,  228,  236,  226.)  Nachdem  der  Prinz 
am  19.  Juni  1881  auf  eine  65  jährige  Mau- 
rerlaufbahn hatte  zurückblicken  können, 
starb  der  hochverdiente  Grossmeister  am 
8.  Sept.  1881,  und  es  ging  am  18.  Juni 
1882  das  Amt  des  Nationalgrossmeisters 
auf  (10.)  Prinz  Alexander  der  N.  über,  der 
indes  schon  am  21.  Juni  1884  verstarb. 
Thm  folgte  1885  (11.)  Dr.  P.  J.  G.  van  Digge- 
len  und  1892  (12.)  Bankier  G.  Vas  Visser 
in  Amsterdam  (geb.  18.  Juni  1838).  Nach 
dem  Tode  des  Prinzen  Friedrich  ernannten 
die  Hochgrade  selbst  einen  Grossmeister 
(gegenwärtig  S.M.Hugo  van  Gijn  in  Dord- 
recht)  und  die  Abteilungen  des  Meister- 
grades einen  Vorsitzenden  der  Verwaltungs- 
kammcr  (Kamer  van  administratie)  — 
seit  1899  J.  H.  de  Groot  im  Haag.  1889 
begannen  beide  Körperschaften  einen 
Prozess  gegen  den  Grossosten,  um  sich 
das  Miteigentum  der  Ecksteen-Cort  Hey- 
ligers-Stiftung  (Betrag  des  Kapitals  [1895] 
287 100  fl.)  zu  sichern,  die  als  Legat  der 
»niederländischen  Freimaurerei«  vermacht 
worden  war.  Der  Streit  endete  am  7.  Okt. 
1893  mit  Abscbluss  einer  Übereinkunft, 
wonach  die  Verwaltung  der  Stiftung  einem 
gemischten  Ausschuss  von  Mitgliedern  der 
drei  Körperschaften  übertragen  wurde 
[vgl.  Bulletin  van  het  Nederl.  Groot-Oosten 
IX,  117;  X,  365;  XIV,  188;  XV,  28, 124, 182; 
XVII,149, 167].  Auf  den  Versammlungen  vom 
1.  April  und  16.  Juni  1894  wurde  die  neue 
Verfassung  und  zu  ihrer  Ausführung  im  fol- 

f enden  Jahre  ein  Reglement  angenommen. 
>arin  wurden  u.  a.  die  bisher  bestehenden 
Kränzchen  (maconnieke  socißteiten)  be- 
seitigt und  dafQr  Minderlogen  (s.  d.)  mit 
beschränkter  Arbeit  (met  beperkten  werk- 
kring)  eingeführt,  die  zwar  Ritualarbeit 
verrichten,  aber  keine  Aufnahmen  oder 
Beförderungen  vornehmen  dürfen.  [Vgl. 
Bulletin  van  het  Nederl.  Groot-Oosten 
XVHI,  227;  XLX,  151.  L.  1894,  S.  173, 
190;  1895,  S.  137.]  Die  Verfassung  ist 
1897  und  1898  in  einigen  Punkten  abge- 
ändert worden.  Ausser  der  Luisen-Stiftung 
besitzt  der  Grossosten  noch  den  Gosselin- 
Fonds,  der  ihm  1868  mit  einem  Kapital 
von  10000  fl.  unter  der  Bedingung  ver- 
macht worden  war,  dass  die  Zinsen  50 
Jahre  lang  zum  Kapital  geschlagen  wer- 
den, und  den  1863  gegründeten  Allge- 

Allgemeines  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


meinen  niederländischen  Freimaurer- Wit- 
wen- und  Waisenfonds  (Kapital  [1897] 
210700  fl).  Weiterbesteht  eine  Vereinigung 
zur  Erziehung  von  halbverwaisten,  ver- 
wahrlosten oder  verlassnen  Kindern,  die 
durch  die  Amsterdamer  Loge  La  charite" 
ins  Leben  gerufen  und  1894  staatlich  be- 
stätigt worden  ist.  1895  hat  die  Utrechter 
Loge  Ultrajectina  eine  allgemeine  Frei- 
maurersterbekaase  (Vereeniging  van  Vrij- 
metselaren  tot  onderlinge  ondersteuning 
in  geval  van  overlijden)  gegründet,  der 
1898  555  Mitglieder  angehörten.  Ver- 
einigungen, ähnlich  den  deutschen  Gau- 
verbänden, bestehen  1)  der  Zeeuwsche 
Logenbuna,  2)  seit  1894  der  Bund  der  bel- 
gischen und  holländischen  Grenzlogen  und 
3)  der  Verband  der  Logen  Nordhollands 
(Geaffilieerde  Norderloges),  die  alljährlich 
Versammlungen  abhalten.  Für  die  aus- 
ländischen Besitzungen  sind  zugeordnete 
Grossmeister  ernannt,  und  zwar  für  Ost- 
indien, Paramaribo  (Surinam),  Curacao  und 
Südafrika.  Ausserdem  sind  für  Südafrika 
und  seit  1899  für  Niederländisch -Indien 
Provinzialgrosslogen  eingerichtet.  [Litte- 
ratur:  für  die  älteste  Geschichte  Schel- 
tema,  Iets  voor  of  over  de  openbare  Ge- 
schiedenis  van  de  Orde  de  V.  M.  in  Oud- 
Nederland  ('s  Gravenhage  1837).  Für  die 
Zeit  von  1814 — 29:  Annales  maconniques 
des  Pays-Bas  (Brüssel  1815  fg.),  T.  I— VT; 
zahlreiche  einzelne  Aufsätze  in  Neder- 
landsch  Jaarboekje;  ausserdem:  L.  II, 
179;  XXHI,  144;  Polak,  Die  Loge 
Post  Nubila  Lux  und  die  Grossloge  der 
N.  (Lpz.  1854);  Leutbecher,  Die  Grande 
Besogne  der  N.  und  die  Loge  Post  Nubila 
Lux  in  Amsterdam  (Erlangen  1855).  Eine 
ZusammenstellungsämtlicherGrossbeamten 
seit  Gründung  der  Grossloge  findet  Bich 
im  Jaarboekje  1900,  S.  V.  -  H.  Sta- 
tistik. A.  Unter  dem  Grossosten  der 
N.  arbeiteten  1899  93  Logen  mit  rund 
4600  Mitgliedern  und  zwar  a)  in  den  N. 
53  Logen  mit  2806  Mitgliedern  in  44 
Städten:  Alkmaar,  Amersfoort,  Amster- 
dam (7),  Apeldoorn,  Arnhem,  Assen,  Bergen 
op  Zoom,  Breda,  Brielle,  Delft,  Delfzijl, 
Deventer,  Doesburg,  Dokkum,  Dord- 
recht,  Gorinchem,  Gouda,  Groningen, 
Haag  (2),  Haarlem,  Harlingen,  Helder, 
Hengeloo,  Herzogenbusch,  Hoorn,  Kampen, 
Leeuwarden,  Leiden,  Maastricht,  Middel- 
burg, Ncuzen,  Nim  wegen,  Rotterdam  (3), 
Sliedrecht,  Sneek,  Tiel,  Utrecht,  Veendam, 
Vlissingen,  IJmuiden,  Zaandam,  Zierikzee, 
Zutphen,  Zwolle;  b)  in  Ostindien  15  Logen 
mit  728  Mitgliedern  in  Bandung,  Batavia, 
Buitenzorg,  Dschokdschokarta,  Kotta- 
Radscha,  Magelang,  Makassar,  Medan,  Pa- 
dang,  Probolingo.Salatiga,  Samarang,  Sura- 
baja, Surakarta,  Tegal;  c)  in  Westindien  zwei 
Logen  mit  84  Mitgliedern  in  Curacao  und 
Paramaribo;  d)  in  Südafrika  28  Logen  mit 
900  Mitgliedern  in  Barberton,  Bulawayo, 
Harrismith,  Jagersf ontein ,  Johannesburg 

7 


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98 


Niederlande  —  Niederländisch-Indien. 


(4),  Kapstadt  (3),  Kimberloy,  Klerksdorp, 
Krugersdorp,Malmesburv,DePaarl, Pretoria, 
Riversdale,  Rouxville,  Rustenburg,  Vrede, 
Willowmoore,  Winburg.  B.  Unter  den 
Hochgraden  bestanden  1899  15  Kapitel, 
und  zwar  9  in  den  N.  (Amsterdam  [4], 
Arnhem,  Deventer,  Dordrecht,  Haag,  Ut- 
recht), 2  in  Ostindien  (Batavia,  Samarang), 
1  in  Westindieu  (Curacao)  und  3  in  Süd- 
afrika (Barberton,  Bloemfontain,  Kap- 
stadt). C.  Abteilungen  vom  Meister- 
grad waren  1899  vorhanden  7,  5  in  den 
N.  (Amsterdam.  Gouda,  Haag,  Haar  lern, 
Helder,  Rotterdam  und  1  in  De  Paarl).  — 
III.  Litteratur.  Es  genüge  hier  darauf 
hinzuweisen,  dasa  die  gefeiertsten  maureri- 
schen Schriftsteller  der  Philosoph,  Sprach- 
forscher  und  Dichter  Joh.Kinker  (s.d.)  und 
Jan  Schouten  (gest.  1852,  Meister  vom  Stuhl 
der  Dordrechtcr  Loge  La  namboyante  und 
1840 — 1851  zugeordneterGrossmeister)  sind, 
dessen  Gedicht  Vrijmetselarij  (1817)  in  18 
Monaten  zwei  Auflagen  erlebte  und  bei 
dessen  25jährigem  Maurerjubilaum  1836 
eineDenkmünze  [HMW.  Nr.  220]  geschlagen 
und  ein  den  Namen  Broedertrouw  tragen- 
des Schiff  vom  Stapel  gelassen  wurde,  was 
auch  nach  seinem  Tode  zu  seinem  Ge- 
dächtnis mit  einem  andern  Schiff  geschah. 
Um  die  maurerische  Spezialgeschichte 
machten  sich  W.  J.  C.  van  Hasselt  (1860 
bis  1863  erster  Grossaufseher)  und  Joh. 
Peter  Vaillant  (geb.  29.  Juli  1822  in 
Amsterdam,  gest.  13.  April  1896  im  Haag, 
aufgenommen  9.  Dez.  1857  in  der  dortigen 
Loge  L'union  royale,  1885—1896  Gross- 
schriftführer) verdient.  Jenem  ist  nament- 
lich das  Jaarboekje  voor  Nederlandsche 
Vrijmetselaren  zu  danken,  das  seit  1842 
in  Amsterdam  erscheint.  Das  offizielle 
Organ  des  GrossoBtens  ist  das  Bulletin 
van  het  Nederlandsch  Groot-Oosten  (seit 
1876).  Die  periodische  Presse  wird  ver- 
treten durch  das  Maconniek  Weekblad  in 
Amsterdam  (seit  1851),  L'Union  fraternelle 
in  Nimwegen  (seit  1882)  und  die  Indisch 
Maconniek  Tijdschrift  in  Samarang  (seit 
1894).  —  IV.  Denkmünzen  wurden  ge- 

{>rägt  bei  vielen  Gelegenheiten  der  nieder- 
anaischen  Freimaurerei.    Wir  verweisen 
im  allgemeinen  auf  HMW.  Nr.  206—243. 

Niederlande  (Königshaus).  Aus  diesem 
Herrscherhaus  waren  drei  Mitglieder  Frei- 
maurer. 1)  Wilhelm  U.  Friedrich  Georg 
Ludwig,  Sohn  König  Wilhelms  I.  der  N., 
seit  7.  Okt.  1840  König  der  N.,  geb.  6.  Dez. 
1792,  gest.  17.  Marz  1849,  wurde  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen  als  Prinz 
von  Oranien  14.  März  1817  in  der  Loge 
L'esperance  in  Brüssel  unter  Leitung  des 
Meisters  vom  Stuhl  Honnorez  in  Gegen- 
wart seines  Bruders,  des  Prinzen  Friedrich 
(s.  Nr.  2),  und  mit  ihm  in  die  Hochgrade 
eingeweiht  [Beschreibung  der  Feierlichkeit 
in  den  Ann.  maconn.  des  Pays-Bas,  n, 
233J.  Einige  Zeit  später  wurde  er  Ehren- 
meister dieser  Loge  und  hat  vielfach  an 


ihren  Arbeiten  teilgenommen.  Über  die 
beabsichtigte  Übertragung  der  Würde  eines 
Grossmeisters  der  Hochgrade  in  den  N.  s. 
oben  S.  96.  [Vgl.  Ann.  maconn.  des  Pays- 
Bas,  V,  543.] 

2)  Friedrich  Wilhelm  Karl,  Prinz  der 
N.,  Bruder  des  Vorigen,  geb.  28.  Febr. 
1797  in  Berlin,  gest.  8.  Sept.  18ol  auf  Schloss 
Pauw  bei  Haag,  wurde  zum  Freimaurer 
27.  Juli  1816  in  Berlin  unter  Vermittlung 
des  niederländischen  Gesandten  v.  Per- 
ponchcr  durch  eine  Abordnung  der  Grossen 
Matterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  in 
Berlin,  an  deren  Spitze  deren  Grossmeister 
v.  Guionneau  stand,  aufgenommen  [vgl. 
Geschichte  der  Grossen  National-Mutter- 
logc  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890), 
S.  304],  14.  März  des  folgenden  Jahres 
im  Kapitel  der  Loge  L'esperance  in 
Brüssel  gleichzeitig  mit  seinem  Bruder, 
dem  damaligen  Prinzen  von  Oranien  (s. 
vorst.  Nr.  1),  in  die  Hochgrade  ein- 
geführt und  erhielt  die  übrigen  Kennt- 
nisse in  einer  Sitzung  der  Kapitel  von 
vier  Amsterdamer  Logen  28.  März  (nach 
van  Hasselt  in  Nederl.  Jaarboekje  1860, 
S.  90,  erst  16.  Okt.)  1817.  Über  seine  Wahl 
zum  Nationalgrossmeistcr,  als  welcher  er 
am  13.  Okt.  1816  eingesetzt  wurde,  und 
seine  sonstige  Wirksamkeit  s.  oben  S.  96. 
Auf  seine  Vermählung  1825  wurden  zwei 
Denkmünzen,  ebenso  auf  sein  25 jähriges 
Grossmeisterjubiläum  1841,  seine  silberne 
Hochzeit  1850,  sein  40-,  50-  und  60jähriges 
Grossmeisterjubiläum  solche  geprägt.  [Vgl. 
HMW.  Nr.  215,  216,  221,  222,  226,  228, 
236.  240;  De  Bas,  Prins  Frederik  der  Ne- 
derlanden  en  zijn  tijd  (Schiedam  1887  fg.); 
FZ.  1881,  S.  382.   L.  1881,  S.  207.] 

8)  Wilhelm  Alexander  Karl  Heinrich 
Friedrich,  Prinz  der  N.,  Sohn  König  Wil- 
helms III,  der  N.,  Enkel  von  Nr.  1,  geb. 

25.  Aug.  1851,  gest.  21.  Juni  1884,  wurde 

26.  Juli  1876  in  der  Loge  L'union  royale 
im  Haag  aufgenommen  und  18.  Juni  1882 
zum  Nationalgrossmeister  der  N.  als  Nach- 
folger des  Prinzen  Friedrich  (Nr.  2)  ge- 
wählt. Er  behielt  dieses  Amt  bis  zu  seinem 
Tode. 

Niederländlsch-Indlen.  Die  erste  Loge 
auf  Sumatra  wurde  von  der  Grossloge 
von  England  in  Benkulen  1765  gegründet. 
Ihr  folgten  zwei  weitere  Tochterlogen  im 
Fort  Marlborough  1772  und  1796.  Von 
ihnen  ist  keine  mehr  vorhanden.  1793 
wurde  Sumatra  eine  englische  Distrikts- 
grossloge; doch  wurde  1862  die  letzte 
englische  Loge  aus  der  Matrikel  gestrichen. 
Die  englischen  Logen  wurden  durch  nie- 
derländische ersetzt,  indem  der  Grossosten 
der  Niederlande  1858  in  Padang,  1880  in 
Kotta  Radscha  und  1888  in  Modau  Logen 

Sründete.  —  Früher  als  auf  Sumatra  fand 
ie  Freimaurerei  Eingang  auf  Java,  wo 
1763  in  Batavia  die  erste  Loge  durch  den 
Holländer  Rademacher  (s.  d.)gestiftet  wurde. 
Sie  ging  aber  schon  1767  wieder  ein.  In 


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Niederschlesisch-Lausitzer-Logenvereiu  —  Nienieyer. 


99 


diesem  Jahre  entstand  eine  neue  Loge 
daselbst,  die  1771  von  dem  Grossosten 
der  Niederlande  einen  Freibrief  erhielt, 
und  1769  eine  weitere.  Beide  vereinigten 
sich  1837  zu  der  noch  heute  bestehenden 
Loge  De  ster  in  het  Oosten,  auf  die  bei 
dem  75jährigen  Jubiläum  1844  eine  Denk- 
münze genragt  wurde  [vgl.  HMW.  Nr.  225]. 
Die  niederländische  Grossloge  stiftete 
dann  weitere  Logen  1801  in  Samarang, 
1809  in  Surabaja,  1870  in  Dschokdscho- 
karta,  1871  in  Rembang  (jetzt  ausser 
Thätigkeit),  1872  in  Surakarta,  1882 
in  Probolingo,  1891  in  Buitenzorg,  1896 
in  Magelang,  Salatiga  und  Bandung,  1898 
in  Tegal.  —  Auf  Celebes  besteht  nur 
eine  Loge  in  Makassar,  gegründet  1888, 
unter  dem  Grossosten  der  Niederlande. 
Diese  14  Logen  auf  diesen  drei  grossen 
Sundainseln  stehen  unter  einem  beson- 
dern zugeordneten  Grossmeister  des 
Grossostens  der  Niederlande  und  haben 
1899  eine  Provinzialgrossloge  errichtet. 
Seit  1894  erscheint  in  Samarang  eine 
freimaurerische  Monatsschrift  »Indisch 
maconniek  Tijdschrift«.  —  Auf  Borneo 
wurde  1885  eine  englische  Loge  in  Elo- 
pura  gestiftet,  die  aber  nie  gearbeitet  hat. 
Eine  zweite  Loge  gründete  die  Grossloge 
von  England  1891  in  Sandakan,  die  jetzt 
noch  thätig  ist.    [Vgl.  L.  1898,  S.  139.] 

Niederschlesisch  -  Lausitzer  -  Logenver- 
ein. Die  erste  Versammlung  hat  in  Sorau 
stattgefunden,  wo  die  Ausarbeitung  der 
Statuten  von  Hoven  übertragen  wurde. 
Diese,  datiert  vom  J.  1862  und  angenommen 
von  den  vier  Logen  in  Sorau,  Glogau  (Zur 
biedern  Vereinigung),  Sagau  und  Sorot  tau, 
bezeichnen  als  Zweck,  »das  Verhaften  der 
Logen  nach  aussen,  soweit  das  angemessen 
und  nötig  erscheint,  prinzipiell  zu  regeln, 
die  Lebensthätigkeit  der  Logen  im  Innern 
zu  einer  grössern  Entwicklung  zu  bringen, 
das  soziale  Leben  der  vier  Logen  genuss- 
reicher zu  machen«.  1887  trat  die  Loge 
Wilhelm  zur  Wahrheit  in  Glogau  bei. 
1894  wurde  beschlossen,  die  Versamm- 
lungen nur  alle  zwei  Jahre  abzuhalten. 
1893  wurde  ein  neues  Statut  entworfen, 
das  aber  von  dem  alten  wenig  abweicht. 
[Vgl.  L.  1895,  S.  36.] 

Niederzaucha  (in  Schlesien).  Hier  be- 
stand während  einiger  Jahrzehnte  des  18. 
Jahrhunderts  eine  Loge  Zum  glänzen- 
den Siebengestirn.    (S.  Glogau.) 

Nielsen,  Friedr.,  dänischer  Kirchen- 
historiker, geb.  1846  in  Aalborg,  studierte 
Theologie,  bereiste  Deutschland  und  die 
Schweiz  und  wurde  1873  Prediger  an  der 
Erlöserkirche  in  Kopenhagen  und  1877 
Professor  an  der  dortigen  Universität. 
Ausser  einer  Reihe  kirchengeschichtlicher 
Schriften  veröffentlichte  er  mehrere  Schrif- 
ten gegen  die  Freimaurerei,  insbesondere 
der  schwedischen  Lehrart.  Die  erste  Schrift: 
»Frimureriet  i  Norden«  (Kopenhagen  1882, 
auch  deutsch  von  Michelsen:  »Freimaurer- 


:  tum  und  Christentum«,  Lpz.  1882)  rief 
eine  Anzahl  dänischer  Gegenschriften 
hervor:  »En  Frimurers  Svar  paa  Fr.  N.'s: 
Frimureriet  i  Norden«  (1882);  »Professor 
Fr.  N.  og  Frimurere-Gjen  Svar  til  Prof. 
Fr.  N.  fra  en  gammel  Frimurer«;  »Hvad 
er  det  Centrale  i  Prof.  Fr.  N.'s  Strids- 
skrift  etc.«  (Kopenhagen  1882);  Cbristiani, 
»Indläg  i  Sagen  om  Frimureriet  i  Norden« 
Nvkjöbing  1882);  Rob.  Stricker,  »Et  Par 
Bemerkinger  angaaende  den  verserende 
Strid  om  Frimureriet  i  Norden«  (Aalborg 

1882)  ;  »Svar  paa  Hyrdebrev  fra  General- 
Superintendenten  Dr.  Möller  i  Magdeburg. 
I  Anledning  af  Prof.  N.'s  Skrift  etc.«  (Aar- 
hus  1882);  »Det  svenske  System.  Et  Brev 
til  en  tysk  Frimurer  fra  en  Svensk  Br.« 

I  (Kopenhagen  1882).  N.  antwortete  darauf 
in  seiner  weitern  Schrift:  »Det  nordiske 
Frimureri  og  Historien«  (Kopenhagen  1882). 
Auch  Archidiakonus  Schiffmann  (s.  d.)  in 
Stettin  trat  in  seinem  »Offenen  Brief« 
(Lpz.  1883)  N.  entgegen,  dem  dieser  die 
Schrift:  »Logen  og  Kirken«  (Kopenhagen 
1883,  auch  deutsch :  »Die  schwedische  Loge 
und  die  christliche  Kirche«,  Lpz.  1888) 
entgegensetzte.  Auf  die  Verteidigungs- 
schrift des  Missionärs  L.  O.  Skrefsrud: 
»Basis  er  vor  Kristentro«  (Kopenhagen 

1883)  schrieb  N.  »Frimureriet«  Basis«  (das. 
1883).  Endlich  veröffentlichte  noch  Dr.  L. 
Fensch  (s.d.)  »Freimaurertum  und  Christen- 
tum. Eine  Beleuchtung  der  gleichnamigen 
Schrift  des  Prof.  Dr.  N.  in  Kopenhagen 
und  ein  Beitrag  zur  Reform  von  einem 
deutschen  Freimaurer«  (2.  Aufl.,  Forst  1886). 

Niemeyer,  August  Hermann,  rationa- 
listischer Theolog  und  Pädagog,  berühmter 
und  einflussreicher  Schriftsteller  und  als 
Erzieher  ein  Mann  von  europäischem  Ruf, 
geb.  in  Halle  1.  Sept.  1754,  gest.  das.  7. 
Juli  1828.  Dem  Freimaurerbunde  gehörte 
er  zwar  äusserlich  nicht  an,  aber  er  ist 
tief  in  dessen  Wesen  eingedrungen  und, 
von  seinem  Geiste  erfüllt,  hat  er  gelehrt 
und  gelebt  Sein  Ideal  als  Erzieher  war 
•die  auf  Religion  begründete  Bildung  zur 
Humanität«,  und  um  die  städtische  Armen- 
pflege erwarb  er  sich  grosse  und  dauernde 
Verdienste.  [Vgl.  Hertzberg,  Geschichte 
der  Stadt  Halle,  in.  Bd.,  1893.]  N.  war 
mütterlicherseits  ein  Urenkel  Aug.  Herrn. 
Franckes,  dessen  Stiftungen  er  so  gehoben 
und  deren  Bestand  er  besonders  mit  Hilfe 
des  ihm  stets  wohlgewognen  Königs 
Friedrich  Wilhelm  HI.  so  gesichert  hat, 
dass  er  mit  vollstem  Recht  als  der  zweite 
Gründer  des  Halleschen  Waisenhauses  be- 
zeichnet werden  kann.  [Vgl.  Fries,  Die 
Franck-Stiftungen  in  ihrem  zweiten  Jahr- 
hundert. Mit  einem  Bilde  A.  H.  N.'s, 
Halle  1898.]  N.  wurde  1777  Dr.  phil.  und 
begann  gleichzeitig  seine  akademische 
Thätigkeit  mit  philologischen  Vorlesungen. 
1779  wurde  er  ausserordentlicher,  1784 
ordentlicher  Professor  der  Theologie,  so- 
wie Inspektor  am  königl.  Pädagogium, 

7* 


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100 


Nienburg  a.  d.  Weser  —  Noachite. 


1785  Mitdirektor  der  Franckeschen  Stif- 
tungen, 1799  deren  Direktor,  1804 
Wirklicher  Oberkonsistorialrat  und  Mit- 
glied des  Berliner  Oberschulkollegiums. 
Auf  Befehl  Napoleons,  der  20.  Okt. 
1806  die  Universität  Halle  aufgehoben 
hatte,  wurde  N.  Pfingsten  1807  plötzlich 
und  unerwartet  gleich  vier  andern  ange- 
sehenen Hallensern  verhaftet,  um  als  Geisel 
nach  Pont-ä-Mousaon  in  Lothringen  ge- 
führt zu  werden.  Seine  Schicksalsgenossen 
waren:  1)  der  Postdirektor  Geheimrat  v. 
Madeweis,  der  20  Jahre  Meister  vom  Stuhl 
der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in  Halle  ge- 
wesen war;  2)  der  Polizeiratsmeister  Dr. 
jur.  Keferstein,  damals  zugeordneter  Meister, 
nachmals  Meister  vom  Stuhl  der  genannten 
Loge;  3)  der  Landrat  des  Saalkreises  v. 
Wedell-Piessdorf,  ein  Mitglied  der  ge- 
nannten Loge,  und  4)  der  Major  v.  Heyden. 
Für  die  ersten  drei  schrieb  N.  in  Pont-ä- 
Mousson  am  24.  Juni  1807  die  »Rede  am 
Johannistage  von  einem  Uneingeweihten«, 
über  die  er  in  seinen  •Beobachtungen  auf 
Reisen«  [Bd.  IV,  Teil  1,  Seite  188  u.  189 
(Halle  1824)1  berichtet  und  die  er  Beinen 
»Akademischen  Predigten  und  Reden« 
(Halle  1819)  als  Anhang  beigefügt  hat. 
Er  widmete  sie  seinem  Freunde  Klügel 
(s.  d.).  [Das  Begleitschreiben  an  diesen, 
wie  die  Rede  selbst  sind  abgedruckt  im 
M  L.  1880,  Nr.  2.1  Infolge  des  Tilsiter 
Friedensschlusses  in  die  Heimat  zurück- 
gekehrt, erhielt  N.  einen  ehrenvollen  Ruf 
nach  Berlin,  blieb  aber  in  seiner  Vater- 
stadt. Jerdme  ernannte  ihn  1808  zum 
Kanzler  der  wiederhergestellten  Universi- 
tät und  zu  deren  beständigem  Rektor. 
Nach  Auflösung  dea  Königreichs  West- 
falen blieb  er  Kanzler,  begab  sich  aber 
1816  des  bleibenden  Rektorats.  Bei  der 
glänzenden  Feier  seines  goldnen  Doktor- 
jubiläums ehrte  ihn  Friedrich  Wilhelm  III. 
auch  durch  ein  Geschenk  von  40000  Tha- 
lern zum  Zweck  der  Errichtung  eines  Uni- 
versitätsgebäudes, als  eines  Lieblings- 
wunsches N.'s.  N.  hat  nicht  nur  eine  grosse 
Zahl  wiederholt  aufgelegter  pädagogischer 
Schriften  verfasst,  er  war  auch  als  Dichter 
von  Oratorien  und  geistlichen  Liedern  ge- 
schätzt. Mit  allen  irgend  bedeutenden 
Männern  und  Frauen  seiner  Zeit  stand  er 
im  Verkehr. 

Nienburg  a.  d.  Weser  (St.  in  der  preuss. 
Prov.  Hannover,  9111  E.).  Loge  das.: 
Georg  zum  silbernen  Einhorn.  Am 
25.  Jan.  1815  beschlossen  einige  in  N. 
lebende  Freimaurer,  sich  wegen  Gründung 
einer  Loge  an  den  Provinzialgrossmeister 
Herzog  Karl  von  Mecklenburg  (s.  d.)  zu 
wenden.  Die  Urkunde  traf  am  24.  Juni 
ein,  nachdem  schon  am  21.  Juni  die  Loge 
eröffnet  worden  war.  Der  1816  gegrün- 
deten Feldloge  Adolphus  zur  deutschen 
Einigkeit  und  Treue  in  Conde*  gehörten 
auch  mehrere  Mitglieder  der  Loge  Zum 
silbernen  Einhorn  an.    Nach  der  Auf- 


losung dieser  Feldloge  siedelte  der  Stuhl- 
j  meister  jener,  Oberstabsarzt  Thomas,  zu- 
erst nach  Stade  über,  wo  er  Stuhlmeister 
der  Loge  Adolphus  zur  gekrönten  Tugend 
war,  und  zog  1825  nach  N.,  wo  er  von 
1832—1846  den  Vorsitz  der  Loge  hatte. 
Zu  seinem  Gedächtnis  wurde  Weihnachten 
1848  eine  Thomas-Stiftung  ins  Leben  ge- 
rufen, deren  Zweck  ist:  Hilfsbedürftige 
unter  den  Schutz  der  Loge  zu  stellen  und 
sie  durch  moralischen  Einfluss  und  durch 
materielle  Hilfe  thatkräftig  zu  unterstutzen. 
Neue  Satzungen  1863.  1826  gründete  die 
Loge  einen  Verein  zur  Unterstützung  von 
Freimaurer-Witwen  und  Waisen,  der  sich 
über  das  ganze  Königreich  ausdehnte. 
1856  ging  er  in  die  hannoversche  Frei- 
maurersterbekasse auf.  Die  kalten  Winter 
von  1838  und  1839  führten  zur  Gründung 
eines  Torfmagazins,  aus  dem  armen  Leuten 
billige  Feuerung  gereicht  wurde.  Ein  1886 
gegründeter  Engbund  arbeitete  bis  1867. 
Seit  1854  stand  die  Loge  mit  ihren 
Schwestern  in  Oldenburg  und  Bremen 
(Ölzweig)  in  näherer  Verbindung,  die  in 
Mai  festen  ihren  Ausdruck  fand.  Später 
traten  noch  die  Logen  von  Hannover, 
Hildesheim,  Einbeck,  Klausthal  und  Celle 
hinzu,  die  bis  1866  abwechselnd  in  ver- 
schieden Orten  die  Frühlingsfeste  be- 
gingen. Das  glänzendste  wurde  am  24. 
und  25.  Mai  1862  in  N.  gefeiert,  wobei 
König  Georg  V.  zugegen  war.  Ein  neues 
Logengebäude  (Hafenstr.  3)  wurde  28.  Sept. 
1864  eingeweiht.  Mit  Urkunde  vom  8.  Juni 
1868  wurde  die  Loge  der  Grossen  Loge  Royal 
York  angeschlossen.  Mitgliederzahl  (1899): 
72.  Vers.  Mittwochs  nächst  dem  Vollmond. 
Ferien :  Juli  und  August.  Ortsgesetze  vom 
1.  Sept.  1893.  Die  Thomas-Stiftung  besitzt 
ein  Kapital  von  rund  8000  M.  [Vgl.  Jör- 
dens,  Versuch  einer  Geschichte  der  Loge 
(Hann.  1846).] 

Ninas.  So  nennt  Anderson  1788  (S.  16) 
den  sagenhaften  Meister,  der  beim  Tempel- 
bau Salomos  beteiligt  gewesen,  später 
nach  Frankreich  gekommen  sein  und  Karl 
Martell  in  der  Maurerei  unterrichtet  haben 
soll;  an  einer  Bpätern  Stelle  (S.  61)  nennt 
er  ihn  »Mimus  Graecus*.  In  den  alten 
Handschriften  erscheint  der  Name  in  den 
mannigfaltigsten  Gestalten,  aber  erst  in 
der  jüngsten  Fassung  von  etwa  1520 — 80 
(vgl.  England  1, 228).  Der  anlautende  Buch- 
stabe muss  nach  kritischen  Ermittlungen 
ein  M  gewesen  sein,  so  dasa  der  erste 
Name  etwa  Maymon  oder  Maymus  oder 
Marcus  war,  der  Zuname  anscheinend 
Grecus.  In  der  1.  Ausgabe  (1723)  hat  An- 
derson diesen  Sohn  der  Sage  gar  nicht 
!  erwähnt. 

Nlstits,  s.  Glogau. 

Noachite  [oder   Preussischer  Ritter] 

(Ordre  des  Noachides,  ou  Chevaliers  Prus- 
siens).    Thory,  Acta  latom.,  II,  S.  328, 
sagt:  dieser  Grad  sei  um  1756  in  Preussen 
|  durch  Friedrich  den  Grossen  entstanden, 


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Xoah  und  Noachideii. 


101 


seine  Erfinder  hätten  ihm  ein  hohes  Alter 
beigelegt  und  sogar  mit  dem  Teutschorden 
in  Verbindung  gesetzt  Er  habe  sich 
weiter  verbreitet,  sei  aber  nicht  mehr  zur 
Anwendung  gekommen,  seitdem  seine  Ri- 
tuale gedruckt  worden  seien.  Dies  wäre 
also  wohl  seit  1766,  denn  damals  erschie- 
nen »Les  plus  secrets  mysteres  des  haute 
grades«  von  Köppen  herausgegeben,  und 
aarin  findet  sich  das  Ritual  8.  183 — 148 
(in  der  Ausgabe  von  1768);  S.  115—130 
{in  der  Übersetzung  von  1768),  sowie  später 
im  Manuel  maconnique,  S.  151 — 154,  und 
im  Recueil  de  la  Maconnerie  Adonhiram., 
II,  134 — 148.  Im  letztern  ist  bemerkt, 
dass  Mr.  de  Berage  Chevalier  de  l'Elo- 
quence  de  la  Loge  de  Mr.  de  Saint-Gillair, 
Commandeur- Lieutenant,  Inspecteur  Ge- 
neral des  loges  Prussiennes  en  France, 
selbiges  im  Jahre  des  Ordens  4658  aus 
dem  Deutschen  ins  Französische  über- 
setzt habe.  Die  Ordenssage  teilt  Oliver, 
Histor.  Landm.  I,  63,  mit;  sie  bezieht  sich 
auf  den  Turmbau  zu  Babel  und  die  Sprach- 
verwirrung u.  s.  w.  Das  Merkwürdigste 
ist  jedenfalls  Thalegs  Wanderung  nach 
Preussen,  wo  er  seine  Residenz  aufschlug 
und  einen  dreieckigen  Tempel  erbaute, 
dessen  Fundament  später  in  Salzwerken 
Preussens  gefunden  wurde  und  in  seinem 
Mittelpunkte  einen  kleinen  marmornen 
Pfeiler  enthielt  mit  der  hebräischen  In- 
schrift: »Hier  ist  die  Asche  des  Grossarchi- 
tekten des  Turms  von  Babel  niedergelegt. 
Gott  begnadigte  ihn,  weil  er  sich  gedemü- 
tigt.« [vgl.  auch  sonst  noch  Oliver,  II,  131 
und  841.1  In  dem  sogenannten  Rite  ancien  | 
accepte"  führt  der  21.  und  im  Rite  Misralm 
der  35.  Grad,  im  Rite  Memphis  der  20.  Grad 
diesen  Namen,  im  Chapitre  metropolitain 
de  France  der  46.  Grad  der  sechsten  Reihe. 
(Vgl.  Taute,  Bücherkunde  (1895),  Nr.  1357.] 
Noah  und  Noachlden.  Die  alten  Ver- 
fassungen der  englischen  Werkmaurer  er- 
wähnen nur  die  Flut  N.'s,  vor  der  die 
vier  ältesten  Kinder  Lamechs  (Jabal, 
Jubal.  Tubalkain,  Naema)  die  von  ihnen 
erfundnen  Künste  und  Wissenschaften 
auf  zwei  Pfeiler  geschrieben  haben  sollen, 
um  sie  über  die  Zerstörung  hinüber  zu 
retten  [vgl.  England  I,  228],  wobei  der  Ver- 
fasser der  Cooke-Form  eine  Verwechslung 
mit  den  Säulen  Seths  der  Sage  des  Alter- 
tums sich  hat  zu  Schulden  kommen  lassen 
|vgl.  darüber  BZC.  1894,  8.  280].  An- 
derson übertragt  die  beiden  Pfeiler  auf 
Enoch  (vollkommen  willkürlich),  mit  dem 
Zusätze:  »obgleich  manche  sie  dem  Seth 
zuschreiben«  (1723,  S.  8,  Anm.).  Was  er 
hier  sonst  sagt,  geht  offenbar  auf  Josephus 
zurück,  aber  er  springt  nach  seiner  Art  I 
beliebig  damit  um  und  behauptet,  Enoch 
habe  die  »freien  Wissenschaften«  auf  die  \ 
Pfeiler  geschrieben,  während  bei  Josephus 
sie  den  Söhnen  Seths  beigelegt  werden 
mit  einem  ganz  andern  Inhalt  (vgl.  BZC., 
a.  a.  Ü.J.   In  der  2.  Ausgabe  (1738)  nimmt 


er  die  »beiden  grossen  Pfeiler«  Enochs  in 
den  Text  und  behauptet  in  einer  Rand- 
bemerkung: »Manche  nennen  sie  Seths 
Pfeiler,  aber  die  alten  Maurer  nannten  sie 
immer  Enochs  Pfeiler  und  glaubten  fest 
an  diese  Überlieferung«  (S.  3).  Dies  ist 
geradezu  unwahr,  denn  in  den  alten  Hand- 
schriften werden  stets  die  vier  obigen 
Kinder  Lamechs  als  die  Hersteller  der 
Pfeiler  bezeichnet.  Auf  der  nächsten  Seite 
stellt  Anderson  die  ebenso  irrtümliche 
Behauptung  auf,  »Noachidae  oder  Söhne 
N.'s«  sei  »nach  einigen  alten  Überliefe- 
rungen« der  »erste  Name  der  Maurer«  ge- 
wesen ;  den  alten  Maurern  war  eine  solche 
Überlieferung  gänzlich  unbekannt.  Aber 
man  thut  Anderson  unrecht  mit  der  Mei- 
nung, er  habe  den  Namen  «Noachidae« 
zuerst  zu  den  Freimaurern  in  Beziehung 
gesetzt.  Wir  begegnen  ihm  schon  in  einem 
Briefe,  den  die  Grossloge  1735  an  die  Mau- 
rer in  Calcutta  geschrieben  hat,  um  sich 
für  eine  Sendung  Arrak  zu  bedanken.  Der 
4.  Abschnitt  lautet:  »Die  Vorsehung  hat 
Ihre  Loge  in  die  Nähe  jener  gelehrten 
Indier  gestellt,  die  sich  gern  Noachidae 
nennen  lassen,  wegen  der  strengen  Befolgung 
seiner  (d.  i.  N.'s)  Vorschriften,  die  in  jenen 
Gegenden  von  den  Schülern  des  grossen 
Zoroasters  mitgeteilt  wurden,  des  gelehrten 
Archimagus  von  Baktrien,  eines  Gross- 
meisters der  Magier,  dessen  Religion  in 
Indien  vielfach  erhalten  ist  (was  uns  weiter 
nicht  berührt),  ebenso  viele  der  Rituale 
der  alten  Brüderschaft,  die  zu  seiner  Zeit 
gebraucht  wurden,  vielleicht  mehr,  als  sie 
sich  selbst  bewusst  sind.  Nun,  wenn  es 
mit  Ihren  andern  Geschäften  sich  verbin- 
den lässt,  in  jenen  Gegenden  die  Über- 
bleibsel Alter  Maurerei  zu  entdecken  und 
uns  zu  übermitteln,  wollten  wir  alle  dank- 
bar sein.  [Rawlinson  MS.  C.  136,  Nr.  54, 
vgl.  AQC..XI,  35].  Es  müssen  der 
Grossloge  Äusserungen  von  den  Maurern 
in  Calcutta  zugegangen  sein,  worauf  dieser 
Teil  des  Briefs  eine  Antwort  ist,  aber  wir 
wissen  bis  jetzt  nichts  Näheres  darüber. 
Am  31.  März  1785,  als  der  Punsch  von 
dem  Arrak  getrunken  wurde,  war  Anderson 
zugegen  und  hat  die  Verhandlungen  über 
den  abzusendenden  Brief  mit  angehört, 
ja  er  muss  ihm  bei  Herstellung  seiner 
2.  Ausgabe  mit  vorgelegen  haben,  denn 
unter  Darius  Hystaspis  bespricht  er  das 
Auftreten  Zoroasters  und  benutzt  dabei 
ganz  deutlich  Ausdrucke  des  Briefs;  man 
vergleiche:  »Unter  seiner  Regierung  blühte 
Zoroasters,  der  Archimagus  oder  Gross- 
meister der  Magier  (die  die  Sonne  und 
das  von  ihr  gemachte  Feuer  verehren), 
der  überall  berühmt  wurde,  von  den 
Griechen  der  Lehrer  aller  menschlichen 
und  göttlichen  Kenntnisse  genannt;  und 
seine  Schüler  waren  grosse  Förderer  der 
Geometrie  in  den  freien  Künsten,  indem 
sie  viele  Paläste  und  Feuertempel  im 
ganzen  Reiche  errichteten  und  lange  im 


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102 


Noah  —  Nöldeke. 


östlichen  Asien  blühten,  sogar  bis  die 
Mohammedaner  die  Oberhand  gewannen. 
Doch  Nachkömmlinge  von  ihnen  sind  in 
jenen  Gegenden  bis  heute  zerstreut,  die 
viele  der  alten  Gebräuche  der  Freimaurer 
bewahren,  weshalb  sie  hier  erwähnt  wer- 
den, und  nicht  wegen  ihrer  Religions- 
gebräuche, die  nicht  der  Gegenstand  dieses 
Buches  sind;  denn  wir  überlassen  jeden 
Bruder  der  Freiheit  des  Gewissens,  aber 
verpflichten  ihn  streng,  den  Mörtel  (CementJ 
der  Loge  und  die  drei  Artikel  N.'s  auf- 
recht zu  erhaltene  (S.  23).  Man  vergleiche 
die  Bestandteile  und  wird  sich  überzeugen, 
dass  Anderson  den  Brief  benutzt  und  aus 
ihm  den  Namen  »Noachidae«  für  die 
Maurer  entnommen  haben  muss.  An  sich 
war  die  Benennung  für  die  Söhne  N.'s 
und  ihrer  Nachkommen  ganz  bekannt, 
aber  die  Übertragung  des  Namens  auf  die 
Maurer  ist  durch  diesen  Brief  mit  den 
Äusserungen  über  Überbleibsel  der  alten 
Maurerei  in  Indien  veranlasst  worden. 
Anderson  war  durch  diese  Nachrichten 
sicher  überzeugt,  dass  es  sich  um  einen 
wirklichen  geschichtlichen  Zusammenhang 
handle,  und  schaltete  daher  (»weshalb  sie 
hier  erwähnt  werden «)  die  Schüler  des 
Zoroaster  mit  ihrer  baukünstlerischen 
Thätigkeit  hier  ein.  Was  er  am  Schluss 
unter  den  »drei  Artikeln  N.'s«  versteht, 
lässt  sich  nicht  bestimmen,  da  sonst  sieben 
Gebote  der  Noachiden  angeführt  werden 
[vgl.  Krause,  Kunsturkunden ,  II,  2,  8. 
88 1J.  Vielleicht  meint  Anderson  die 
drei  einfachen  Vorschriften:  »Fürchtet 
Gott!  Ehret  den  König!  Liebet  die  Brü- 
der!« oder  nach  dem  Wortlaut  der  »Pflich- 
ten« in  den  alten  Handschriften:  »Treue 
gegen  Gott,  gegen  den  König  und  gegen 
die  Brüder!«  Eine  dritte  Möglichkeit, 
welche  die  meiste  Wahrscheinlichkeit  für 
sich  hat,  ist  die  Beziehung  auf  die  Drei- 
heit  »Bruderliebe,  Beistand  und  Treue« 
(Brotherly  Love,  Relief,  and  Truth),  die 
schon  1724  als  die  »besondern  Tunkte« 
eines  Freimaurers  bezeichnet  werden  und 
später  die  drei  »grossen  Grundsätze«  der 
Freimaurerei  heissen.  Die  »Bruderliebe« 
nennt  Anderson  selbst  1728  schon  »den 
Grundstein  und  Schlussstein,  das  Binde- 
mittel und  den  Ruhm  dieser  alten  Brü- 
derschaft« (SchluBsabsatz  der  Pflichten). 
Diese  letzte  Vermutung  lässt  sich  noch 
weiter  begründen,  doch  würde  das  hier  zu 
weit  führen.  Ohne  Beziehung  auf  die 
Freimaurerei  hat  de  la  Tierce*)  in  seiner 


•)  Der  Titel  iat :  Hiatoire ,  Obligation«  et  Statuta 
de  la  Trea  Venerable  Confreternito  de«  Franca -Ma- 
roni u.  s.  w.  A  Francfort  »ur  le  Meyn ,  chei  Fran- 
eoU  Varrentrapp  MDCCXXXXII.  In  der  Widmung 
an  Kettler  und  der  „Approbation"  wird  getagt,  dass 
die  Handschrift  bereite  173S  fertig  vorlag.  Bu- 
iii >r keilawert  tat  auch  noch,  daaa  die  am  17.  Aug. 
1733  >u  London  geatiftete  fransöaiacbe  Loge  nach 
der  Widmung  dea  Verfaaeers  dos  Bucha  au  aoiner 
Zeit  (er  verlies*  17S3  London)  nur  den  Venerable 


Bearbeitung  (es  ist  keine  blosse  Über- 
setzung) des  Konst.-  Buchs  von  1723  den 
Namen  »Noachiden«  (frz.  Noachides)  für 
die  Nachkommen  N.'s  (engl.  »Race  of  Noah«) 
verwendet;  auch  unabhängig  von  Const. 
1738,  denn  obwohl  das  Buch  erst  1742  ge- 
druckt ist,  war  es  handschriftlich  seit  1733 
vollendet  (s.  u.).  Anderson  hat  sich  aber 
nicht  darauf  beschränkt,  die  »Noachiden« 
in  die  »Geschichte«  einzuführen,  er  hat 
auch  die  erste  »Pflicht«  damit  beglückt, 
indem  er  hinter  dem  ersten  Satze:  »Der 
Maurer  ist  durch  seine  Verpflichtung  ver- 
bunden, dem  Sittengesetz  zu  gehorchen«, 
einschaltete:  »wie  ein  echter  (oder  ge- 
treuer', true)  Noachida«  und  nachher  den 
Satz  bringt:  »denn  sie  stimmen  alle  in 
den  drei  grossen  Artikeln  N.'s  überein«. 
Auch  hier  wird  eine  Erklärung  nicht  bei- 
gefügt, so  dass  wir  lediglich  auf  Ver- 
mutungen angewiesen  sind,  was  diese 
»drei  grossen  Artikel  N.'s«  sein  sollen. 
Es  ist  sehr  begreiflich,  dass  man  dieses 
Vermächtnis  Andersons  bei  der  nächsten 
Ausgabe  (1756)  wieder  beseitigte  und  den 
Wortlaut  von  1723  herstellte,  bei  dem  man 
sich  doch  etwas  denken  kann,  obwohl  die 
Ausdrucksweise  auch  durchaus  nicht  be- 
stimmt, sondern  einer  mehrfachen  Aus- 
legung fähig  ist.  —  Die  irischen  Frei- 
maurer, die  durch  Spratts  Buch  (vgl.  Ir- 
land oben  I,  488)  1751  auch  zu  »Noachi- 
den« gestempelt  wurden  und  nachher  sich 
an  den  »Ahiman  Rezon«  (s.  d.)  hielten, 
haben  seit  1899  durch  Herstellung  der 
alten  Form  der  »Pflichten«  den  Namen 
aufgegeben^  während  sie  schon  1813  nach 
der  Vereinigung  die  Ancients  darauf  ver- 
zichteten.  [Vgl.  R  1883,  Nr.  8.] 

Noah  (Orden  des  Patriarchen),  Ordre 
immortel  et  respectable  du  bon  pere  et 
patriarch e  Noe\  Dieser  Orden  soll  25.  Juni 
1732  entstanden  sein  und  war  gegen  die 
Freimaurer  gerichtet;  er  suchte  1735  und 
1742  durch  seinen  Stifter,  den  Abbe*  Pierre 
Louis  Voisin,  bei  der  Polizei  in  Paris  um 
einen  Freibrief  nach,  und  hatte  schon  ganz 
den  Zuschnitt  der  nachmaligen  Hohen 
Ritterorden  in  der  Maurerei.  [Vgl.  Klosa, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frank- 
reich, I,  42—44.] 

Nodier,  Charles,  franz.  Schriftsteller, 
geb.  29.  April  1780  in  Besancon,  gest.  27. 
Sept.  1844  in  Paris,  gab  Sainte-Palayes 
memoire*  sur  l'ancienne  Chevallerie  1826 
wieder  heraus  und  wird  auch  als  Verfasser 
der  Histoire  des  soetätes  secretes  (Paris 
1815)  genannt,  deren  wahrer  Verfasser  je- 
doch Lerouge  (s.  d.)  ist.  [Vgl.  Sainte- 
Ueuve,  Portraits  litteraires,  T.  IL] 

Nöldeke,  Herrn.  Karl  PhiL  Wilh., 
8chuldirektor  a,  D.  und  Schulrat,  geb.  21. 


Maitre,  die  Surreillans ,  sowie  die  Compagnons  und 
Apprentifa  gekannt  hat,  d.  h.  daaa  nur  «wei  Grade 
damala  gearbeitet  wurden,  der  neue  „Meiatergrad" 
also  1793  bei  dieser  Logo  noch  nicht  eingeführt  war. 


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Xolte  —  Nordamerika. 


103 


Dez.  1821  in  Bassum,  widmete  sich  dem 
höhern  Schulfach,  wurde  3.  Okt.  1848  in 
der  Loge  zu  Göttingen  aufgenommen,  1852 
von  der  Loge  Zum  schwarzen  Bär  in 
Hannover  angenommen,  1857  deren  Red- 
ner, 1859  zugeordneter  Meister,  1868Meister 
vom  Stuhl  und  siedelte  1873  als  Direktor 
der  höhern  Töchterschule  nach  Leipzig 
über.  Die  Bemühungen  um  Erhaltung  der 
Selbständigkeit  der  hannoverschen  Gross- 
loge und  die  dem  Anschluss  der  Mehr- 
zahl der  hannoverschen  Logen  an  die 
Grosse  Loge  Royal  York  vorhergehenden 
Verhandlungen  und  nach  erfolgtem  An- 
schluss die  Neuregelung  der  Verhältnisse 
der  Loge  Zum  schwarzen  Bär  sind  im 
wesentlichen  auf  seine  Anregung  und  seine 
Thatkraft  zurückzuführen.  Er  schrieb  den 
geschichtlichen  Teil  der  Schrift:  »Die  Jo- 
hannis-Freimaurerloge Zum  schwarzen  Bär 
im  Orient  von  Hannover  1774—1874«. 

Nolte,  Johann  Wilhelm  Heinrich, 
Theolog,  geb.  27.  Nov.  1767  in  Berlin,  gest. 
das.  2.  Febr.  1832,  wurde  1788  Sekretär 
des  Ministers  Grafen  Herzberg,  nach  dessen 
Rücktritt  er  1791  als  Lehrer  an  der  Real- 
schule und  später  am  Friedrich  Wilhelm- 
Gymnasium  in  Berlin  Anstellung  fand. 
1816  wurde  er  in  das  Konsistorium  zu 
Berlin  berufen  und  1826  zum  Wirklichen 
geheimen  Oberkonsistorialrat  befördert.  — 
In  der  Loge  Zu  den  drei  Seraphim  wurde 
er  1795  als  Freimaurer  aufgenommen, 
deren  zugeordneter  Meister  er  von  1812 
bis  1815  war.  Der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  ge- 
hörte er  seit  1803  an.  1812  wurde  er  Mit- 
glied des  Altschottischen  (Bundes-)Direk- 
toriums  und  war  von  1818 — 1828  zu- 
geordneter Nationalgrossmeister.  [Vgl-  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  S. 
433.] 

Nonne,  Karl  Ludw.,  Oberkonsistorial- 
rat und  Oberpfarrer,  Dr.  der  Theologie 
und  Philosophie,  geb.  6.  Dez.  1785,  gest. 
17.  Juli  1864  in  Hildburghausen,  wurde 
in  den  Freimaurerbund  7.  Febr.  1809  in 
der  Loge  Karl  zum  Rautenkranz  in  Hild- 
burghausen aufgenommen  und  war  das. 
von  1818  an  Meister  vom  Stuhl  bis  zu 
seinem  Tode.  [Vgl.  Ehrhardt,  Geschichte 
der  Loge  zu  Hildburghausen,  S.  10.J 

Soordzlek,  Jan  Jacobus  Frederik, 
geb.  7.  Okt.  1811  in  Amsterdam,  gest.  14. 
Juli  1886,  ward  im  Haag  in  die  Loge 
Eendracht  maakt  macht  aufgenommen  27. 
Jan.  1841.  45  Jahre  lang  arbeitete  er  in 
seiner  Mutterloge  und  später  in  der  Loge 
L'union  royale,  mit  der  jene  vereinigt 
wurde.  Er  ward  1855  ins  Grossbeamten- 
kollegium gewählt  und  war  dessen  zweiter 
Schriftführer,  Archivar  und  von  1869—  82 
zugeordneter  Grossmeister.  N.  ordnete  die 
Archive  des  Grossorients  und  die  bekannte 
Bibliothek  von  Kloss(s.d.),  schrieb  manches 
im   Vrijmetselaars   Jaarboekje   und  im 


I  Bulletin,  ordnete  und  beschrieb  verschiedue 
maurerische  Ausstellungen  und  starb  als 
Grossmeister  der  Hochgrade. 

Nordamerika  ^britisches).  Die  briti- 
schen Kolonien  in  N.  umfassen  die  Län- 
der: Kanada  (s.  d.)  mit  den  Provinzen  On- 

'  tario,  Quebec  (s.  d.),  Neubraunschweig 
(a.  d.),  Neuschottland  (s.  d.),  Prinz  Edward- 
Insel  (s.  d.),  Britisch-Columbia  (s.  d.)  und 
Manitoba  (s.  d.),  und  Neufundland  (s.  d  ). 
Abgesehen  von  Neufundland,  wo  eine  eng- 
lische Distrikts-  und  eine  schottische  Pro- 
vinzialgrossloge  bestehen,  giebt  es  in  jeder 
Provinz  eigne  Grosslogen,  in  On tario 
ausserdem  noch  eine  Negergrossloge.  Die 
einzelnen  Grosslogen  zählen  in  On  tario  444, 
Quebec  56,  Neuschottland  98,  Neubraun- 
schweig 31,  Prinz  Edward-Insel  12,  Britisch- 
Columbia  24  und  Manitoba  54.  zusammen 
719  Logen.  Dazu  kommen  8  Logen  in 
Quebec,  1  in  Neuschottland  und  7  in  Neu- 
fundland unter  der  Grossloge  von  England, 
2  in  Neufundland  unter  der  Grossloge  von 
Schottland  und  1  in  Quebec  unterm  Gross- 
orient von  Frankreich,  zusammen  14  Logen, 
sodass  733  Logen  der  Weissen  insgesamt  in 
B.-N.  bestehen.  Die  Negergrossloge  von 
Kanada  umfasst  6  Logen.  Ferner  giebt  es 
für  die  Royal  Arch  Maurerei  dio  3  Gross- 
kapitel von  Kanada,  Neubraunschweig  und 
Quebec,  einen  Grossrat  der  Royal  und  Se- 
lect  Masters,  einen  obersten  Rat  des  schot- 

I  tischen  Ritus  (gest.  1874)  und  ein  Gross- 
priorat  des  Tempelritterordens  (gest.  1824). 
Wegen  der  Bermudas  s.  d. 

Kordamerika  (Vereinigte  Staaten 
von).    I.  In  den  amerikanischen  Kolo- 

1  nien    Englands    fand    der  Maurerbund 

\  bald  nach  Gründung  der  Grossen  Loge 
in   London    Ausbreitung.     1730  wurde 

!  Daniel  Cox  zum  Provinzialgrossmeister 

j  von  New  York,  New  Jersey  und  Penn- 
sylvanien  vom  englischen  Grossmeister, 
dem  Herzog  von  Norfolk,  ernannt.  Ob 
er  aber  von  seiner  Befugnis,  Logen  in 
N.  zu  gründen ,  Gebrauch  gemacht  hat, 
steht  dahin.  Andrerseits  ist  erwiesen,  dasa 
schon  1731  in  Philadelphia  eine  St.  John's 

j  Lodge  bestand,  in  der  Franklin  (s.  d.)  auf- 
genommen wurde.  Sie  gestaltete  sich  als- 
bald zu  einer  Grossloge  aus,  in  der  1784/85 
Franklin  das  Amt  des  Grossmeisters  ver- 
sah. Inzwischen  hatte  die  Grosse  Loge 
von  England  1733  Henry  Price  die  Voll- 
macht eines  Provinzialgrossmeisters  für 
die  Neu -England -Staaten  verliehen,  und 
unter  seinem  Vorsitze  wurde  30.  Juli  1788 
die  Provinzialgrossloge  in  Boston  (Mas- 
sachusetts) eröffnet,  die  hinwiederum  einer 
Loge  in  Boston,  The  flrst  Lodge  oder  8t. 
John's  Lodge  genannt,  31.  August  1733 
einen  Freibrief  erteilte.  Kurz  darauf  er- 
hielt Price  die  Erlaubnis,  in  ganz  Amerika 
Bauhütten  ins  Leben  zu  rufen,  wovon  so- 
wohl er,  als  auch  sein  Nachfolger,  Robert 
Tomlinson  (1784 — 48),  wiederholt  Gebrauch 
machten.   So  ordnete  sich  1734  die  Loge 


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104 


Nordamerika. 


in  Philadelphia  der  Provinzialgrossloge 
tod  Boston  unter  und  gründete  diese  die 
Logen:  1785  The  Holy  Lodge  ofSt-John's 
in  Portamouth  (New  Hampshire)  und  eine 
Loge  in  Charleston  (Südcarolina) ,  1738 
die  Masters  Lodge  in  Boston,  eine  Loge 
in  Antigua  (Westindien)  und  in  Annapolis 
(Neuschottland).  Der  Nachfolger  Tomlin- 
sons  Thomas  Oxnard  (1743—55)  erteilte 
Stiftungsurkunden  nach  Neufundland 
(1746),  nach  Newport  (Rhode  Island)  1749, 
nach  Annapolis(Maryland),  Newhaven  (Con- 
necticut) und  an  zwei  andre  Logen  in  Boston, 
The  second  and  third  Lodge  genannt,  1750 
nach  Philadelphia  (Peunsylvanien),  New 
London  und  Middletown  (Connecticut) 
1752—54.  Unter  Jeremy  Gridleys  gross- 
meisterl icher  Amtsführung  (1755—67)  wur- 
den Logen  eröffnet  in  Providence,  Rhode 
Island  (1757),  in  Newpoit  (Rhode  Island) 
1759,  in  Marblehead  (Massachusetts)  1760, 
in  Hartford  (Connecticut)  und  Falmouth 
(Casco-Bay)  1762,  eine  Militärloge  im  28. 
englischen  Regimente  u.  s.  w.  Price  sah 
sich  1767  abermals  veranlasst,  den  Vorsitz 
in  der  Grossloge  zu  übernehmen.  Während 
dieser  Zeit  hatten  sich  in  London  die  so- 
genannten Ancient  Masons  erhoben  und 
1751  ihre  Grossloge  gebildet.  Mehreren 
in  solchen  Logen  der  Ancient  Masons  auf- 
enommenen  Maurern  gelang  es  1756,  von 
er  Grossloge  von  Schottland  einen  Frei- 
brief für  eine  in  Boston  zu  errichtende  St. 
Andrew's  Lodge  Nr.  82  zu  erhalten  und 
später  sogar,  im  Verein  mit  einigen  Logen 
der  britischen  Armee,  die  zur  Grossen  Loge 
der  Modern  Masons  gehörten,  eine  Grosse 
Loge  der  Ancient  Masons  zusammenzu- 
stellen. Die  Grossloge  von  Schottland 
ernannte  1769  Joseph  Warren  zum 
•Grossmeister  der  Maurer  in  Boston  und 
im  Umkreise  von  100  Meilen«  und  1772 
zum  »Grossmeister  für  das  Festland  von 
Amerika«.  Die  ältere.  St.  John 's  Grossloge 
in  Boston,  trat  mit  der  neuaufgetauchten 
Oberbehörde  nicht  in  Verkehr,  weil  sie  die 
Verleihung  eines  Freibriefs  von  seiten  der 
Grossen  Loge  von  Schottland  für  eine  Ver- 
letzung des  Sprengelrechts  ansah.  In  ähn- 
licher Weise,  wie  nach  Boston,  wurden  von 
den  Grossen  Logen  in  England,  Schottland 
und  Irland  sowohl,  als  auch  von  den  durch 
sie  bevollmächtigten  Provinzialgrossmei- 
stern  und  errichteten  Provinzialgrosslogen 
Tochterlogen  in  den  verschiednen  Teilen 
der  englischen  Besitzungen  auf  dem  ame- 
rikanischen Festland  ins  Leben  gerufen,  so 
dass,  da  Gesetzbücher  und  Gebräuche  der 
Modern  und  der  Ancient  Masons  vielfach 
voneinander  abwichen,  die  Tochterlogen 
der  einzelnen  Grosslogen  nicht  selten  in 
feindselige  Stellung  gerieten  und  ein  buntes 
Durcheinander  entstand.  —  Durch  den  Aus- 
bruch der  Feindseligkeiten  zwischen  Grosa- 
britanien  und  den  Kolonien  (1775)  wurden 
die  Logenarbeiten  in  diesen  grösstenteils 
unterbrochen;   insbesondere  stellten  die 


I  beiden  Grosslogen  in  Boston  ihre  Sitzungen 
ein,  da  diese  Stadt  in  demselben  Jahre  von 
englischen  Truppen  besetzt  worden  war. 
Am  17.  Juni  1775  starb  der  Grossmeister 
Warren.  Bald,  nachdem  die  Engländer 
Boston  geräumt  hatten  (1776),  traten  die 
in  der  Ancient  Grossloge  vereinigt  gewe- 
senen Maurer  wieder  zusammen  und  bil- 
deten (1777)  die  erste  unabhängige  Gross- 
loge N.'s,  die  auch  1783  den  Titel  The 
Massachusetts  Grand  Lodge  of  Ancient 
Masons  annahm,  um  sich  von  den  Modern 
Masons,  die  damals  noch  keine  Gemein- 
schaft mit  ihr  hatten,  zu  unterscheiden. 
Die  beiden  Grosslogen  traten  5.  Mai  1792 
in  eine  zusammen.  —  Dem  von  Massachu- 
setts gegebenen  Beispiele  folgten  bald  die 
übrigen  Staaten  der  Union,  indem  sie  sich 
von  den  europäischen  Grosslogen  unab- 
hängig erklärten,  so  1777  Nordcarolina, 
1778  Virginien,  1781  New  York,  1786  Penn- 
sylvanien,  Georgia  und  New  Jersey,  1787 
Maryland  und  Südcarolina,  1789  Connecti- 
cut und  New  Hampshire,  1791  Rhode  Island, 
1794  Vermont.  Zugleich  mit  diesen  Selb- 
ständigkeitserklärungen nahm  der  Maurer- 
bund im  allgemeinen  sowohl  in  den  alten 
Gebietsteilen,  als  auch  in  den  neuerwor- 
benen Länderstrecken  einen  raschen  Auf- 
schwung. Schon  1800  wurde  eine  Grosse 
Loge  in  Kentucky  gebildet,  1806  eine 
solche  in  Delaware,  1808  in  Ohio,  1811  im 
Distrikt  Columbia,  1812  in  Louisiana, 
1813  in  Tennessee,  1818  in  Indiana  und 
Mississippi,  1820  in  Maine,  1821  in  Mis- 
souri una  Alabama,  1830  in  Florida,  1844 
in  Michigan.  Durch  die  aus  der  Entführung 
und  angeblichen  Ermordung  Morgans  (s.  d.) 
hervorgegangene  Maurerverfolgung  (bis 
1886)  trat  nicht  nur  Stillstand  in  der  Thä- 
tigkeit  der  Logen  ein,  sondern  ihre  Zahl 
wurde  auch  wesentlich  verringert.  Sobald 
aber  der  Sturm  vorübergebraust  war,  er- 
wachten sie  zu  neuem  Leben,  sodass  eine 
weitere  Ausdehnung  der  Grosslogen  nötig 
wurde:  1837  wurde  die  von  Texas,  1840 
die  von  Illinois,  1843  die  von  Wisconsin, 
1844  die  von  Iowa,  1850  die  von  Kalifor- 
nien, 1851  die  von  Oregon,  1853  die  von 
Minnesota,  1856  die  von  Kansas,  1857  die 
von  Nebraska,  1858  die  von  Washington 
gebildet.  Ihnen  folgten  die  Grosslogen 
von  Colorado  1861,  Nevada  1865,  West- 
virginia 1865,  Montana  1866,  Idaho  1867, 
Utah  1872,  Indianerterritorium  1874,  Wvo- 
ming  1874,  (Süd-)Dakota  1875,  New  Mexico 
1877,  Arizona  1882,  Norddakota  1889  und 
Oklahoma  1892.  Es  bestehen  nunmehr 
in  den  Vereinigten  Staaten  folgende  Gross- 
logen (mit  Ausnahme  der  der  Farbigen  — 
s.  d.  — ): 

/,„„,..,.  Z»bl  der     Zahl  der 

OroMloge.  Logen:  Mitglieder: 

Alabama   375  11538 

Arizona   14  569 

Arkansas   445  13670 

Colorado   91  7257 


5 


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Nordamerika. 


105 


Connecticut    .  . 
Delaware       .  . 
Distrikt  Columbia 
Florida  .... 
Georgia  .... 
Idaho  .... 
Illinois  .... 
Indiana  .... 
Indianer-Territorium 
Iowa  .   .  . 
Kalifornien 
Kansas  .  . 
Kentucky  . 
Louisiana  . 
Maine    .  . 
Maryland  . 
Massachusetts 
Michigan  . 
Minnesota  . 


Missouri 
Montana 
Nebraska 
Nevada  . 
New  Hampshi 
New  Jersey 
New  Mexiko 
New  York  . 
Nord  Carolina 
Norddakota 
Ohio  .    .  . 
Oklahoma  . 
Oregon  .  . 
Pennsylvania 
Rhode  Island 
Südcarolina 
Süddakota  . 
Tennessee  . 
Texas    .  . 
Utah  .   .  . 
Vermont 
Virginien  . 
Washington 
Westvir^inien 
Wisconsin  . 
Wyoming  . 

Neben  den 


re 


109 

20 

25 
158 
420 

30 
722 
481 

80 
478 
262 
353 
469 
130 
193 
100 
235 
384 
202 
2G4 
561 

42 
220 

20 

77 
168 

20 
743 
29« 

48 
49< 


103 
429 
37 
177 
92 
425 
G02 
9 
251 
104 
101 
106 
287 
15 

G  rosslogen  der 


Zahl  dar 

Mitglieder: 

17053 

2077 
4948 
4393 
18183 
1152 
54086 
28439 
2908 
26890 
18208 
19595 
18367 
5161 
21953 
7052 
37763 
38778 
15447 
9010 
80616 
2706 
11763 
832 
9111 
16094 
894 
95480 
10500 
2702 
41713 
1340 
4874 
52500 
4993 
5725 
4243 
17766 
27662 
790 
12652 
9758 
4649 
5  8«7 
16949 
1011 
Weissen 


haben  sich  noch  82  Neger-Grosslogen  mit 
1318  Logen  und  28334  Mitgliedern  ge- 
bildet (s.  Farbige).  Sie  werden  aber  von 
jenen  nicht  anerkannt,  teils  auf  Grund  des 
Sprengelrechts,  teils  weil  man  die  Neger 
nicht  als  Freigeborene  ansieht.  Die  Gross- 
logen  der  Weissen  halten  nämlich  noch 
immer  am  Spengelrecht  (s.  d.)  fest  und 
betrachten  ihren  Staat  als  ihnen  aus- 
schliesslich zugehörig,  halten  auch  an 
den  Alten  Pflichten  (s.  d.)  in  einer  engern 
Weise  fest,  die  von  andern  Grosslogen 
längst  überwunden  ist  So  verlangen  sie 
von  den  Aufnahmesuchenden  volle  körper- 
liche Unversehrtheit,  und  es  macht  viel- 
fach schon  der  Verlust  eines  Fingerglieds 
unfähig  zur  Aufnahme.  Auch  temperenz- 
lerischc  Bestrebungen  machen  sich  in  eini- 


gen Grosslogen  geltend.  Andrerseits  haben 
eine  Anzahl  Grosslogen  zum  Teil  beträcht- 
liche Altenheime  geschaffen  uud  grosse 
Wohlthätigkeitsfonds  angesammelt.  Dem 
Bettlerunwesen  steuert  eine  Allgemeine 
Freimaurer-Unterstützungsgesellschaft,  der 
21  Grosslogen  angehören  und  die  sich  über 
die  Vereinigten  Staaten  und  Kanada  er- 
streckt; sie  giebt  Listen  über  unwürdig 
befundene  Logenbettler  heraus.  —  H.  Die 
britische  Templer  ei  ist  durch  schot- 
tische Templer,  Offiziere  schottländischer 
Regimenter,  schon  im  18.  Jahrh.  in  die 
englischen  Kolonien  in  N.  eingedrungen, 
und  zwar  mag  das  schon  um  1769  ge- 
schehen sein.  Auch  in  Kingston  in  Ka- 
nada bestand  zu  Ende  des  18.  Jahrhun- 
derts ein  templerisches  Heerlager.  Diese 
Heerlager  gingen  aber  wahrend  des  ameri- 
kanischen Freiheitskampfes  wieder  ein. 
Auf  dem  Gebiet  der  Vereinigten  Staaten 
entstanden  neue  templerische  Körperschaf- 
ten, von  denen  die  heutige  Templerei  dort 
abstammt.  Wie  sie  entstanden,  durch  wen 
sie  gegündet  und  auf  Grund  welcher  Voll- 
machten, ist  unerwiesen.  Sicher  ist,  dass 
ihr  Ritual  keinem  andern  templerischen 
gleicht  und  eigentlich  gar  keine  Temple- 
rei ist.  Sie  unterscheidet  sich  von  der 
britischen  schon  dadurch,  dass  sie  als  Teil 
der  freimaurerischen  Lehrart  gilt.  Man 
wollte  einen  eignen  militärischen  Freimau- 
rergrad schaffen,  der  unter  dem  Namen 
Tempelritter  bekanntsein  sollte.  Das  jetzige 
amerikanische  Templerritual  rührt  von 
Thomas  Smith  Webb  her,  und  zwar  vom 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts.  Es  erfuhr 
mehrfacheUmarbeitungen.  Eine  charakteris- 
tische Seite  ist  die  moderne  Uniform,  sind 
die  öffentlichen  militärischen  Übungen, 
Aufzüge  u.  s.  w.  Auch  besitzt  die  ameri- 
kanische Templerei  einen  vor  dem  eigent- 
lichen Templergrad  zu  erwerbenden  Grad, 
der  rotes  Kreuz  (Red  cross)  genannt 
wird  und  mit  den  Rose  croix  nicht  zu  ver- 
wechseln ist.  Er  ist  heidnischen  Ursprungs 
und  steht  mit  dem  ganzen  Charakter  der 
Templerei  in  Widerspruch.  Das  älteste 
Heerlager  scheint  in  Charleston  (Südcaro- 
lina) bestanden  zu  haben.  1805  erfolgte 
die  Begründung  des  ersten  Grossen  Heer- 
lagers in  Providence  (Rhode  Island),  jedoch 
ohne  untergebene  Heerlager;  erst  später 
wurde  es  von  verschiednen  Heerlagern 
als  Oberbehörde  anerkannt.  Daneben 
bestand,  aus  sich  selbst  ebenfalls  hervor- 
gegangen, das  Grosse  Heerlager  von  New 
York  und  das  vonPennsylvanien,  das  schon 
1797  gegründet  sein  wollte.  Am  22.  Juni  1816 
wurde  ein  General  Grand  Encampment 
für  die  Vereinigten  Staaten  gegründet,  und 
zwar  durch  Webb.  1856  wurde  beschlossen, 
dass  die  bisherigen  Encampments  von  nun 
an  Commanderies,  die  frühern  Encamp- 
ments der  einzelnen  Staaten  Grand  Com- 
manderies genannt  werden  sollten.  Über 
diesen  steht  das  General  Grand  Encamp- 


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106  Nordcarolina 

ment.  —  Alle  regelmässigen  Versamm- 
lungen der  (freimaurerischen)  Templer 
und  Malteser  in  N.  werden  Encamptnents 
genannt.  8ie  sollen  sich  regelmässig  we- 
nigstens einmal  in  jedem  Vierteljahr  ver- 
sammeln und  aus  folgenden  Beamten 
bestehen:  einem  Grosskomtur,  einem  Ge- 
neralissimus, einem  Generalkäpitän,  einem 
ersten,  einem  zweiten  Aufseher,  einem 
Schatzmeister,  einem  Urkundenbewahrer, 
einem  Wächter,  einem  Standartenträger, 
einem  Schwertträger  und  dem  Wachtha- 
benden. Diese  Encampments  erhalten  von 
den  G rossen campments  oder  dem  General 
Grossencampment  ihre  Freibriefe  und  er- 
teilen die  Grade  der  Ritter  vom  roten 
Kreuze,  der  Templer  und  der  Malteser. 
In  den  Encampments  befindet  sich  der 
Thron  im  Osten,  vor  diesem  sind  drei 
Banner  aufgehängt,  von  denen  das  mittel- 
ste ein  Kreuz  führt,  umgeben  von  Strahlen, 
das  linke  führt  die  Embleme  des  Ordens 
und  das  rechte  das  Lamm  Gottes.  Der 
Grosskomtur  sitzt  auf  dem  Thron,  ihm 
zur  Rechten  der  Generalissimus,  der  Prälat 
und  ein  abgegangener  (Past)  Grosskom- 
tur,  ihm  zur  Linken  der  Generalkapitän; 
der  Schatzmeister  und  Urkundenbewahrer 
sitzen,  wie  in  der  symbolischen  Loge,  der 
erste  Aufseher  an  der  südwestlichen  Spitze 
des  Dreiecks  und  auf  der  rechten  und  der 
ersten  Abteilung,  der  zweite  Aufseher  an 
der  nordwestlichen  Spitze  des  Dreiecks  und 
an  der  linken  der  dritten  Abteilung,  der 
Fahnenträger  im  Westen,  neben  ihm  rechts 
der  Schwertträger,  links  der  Wächter  und 
vor  ihm  ist  ein  Platz  für  den  Aufzuneh- 
menden. Die  Ritter  sind  zu  gleicher  Zahl 
an  den  drei  Seiten  verteilt.  —  III.  Auch  die 
in  Frankreich  und  England  ausgebildeten 
Grade  der  schottischen  Maurerei  und 
de«  Royal  Arch  fanden  bald  Eingang 
und  sorgsame  Pflege.  So  sehen  wir  dort 
Belbst  schon  kurz  nach  der  Mitte  des  18. 
Jahrb.  einzelne  mit  den  Meisterlogen  eng 
verknüpfte  Kapitel  vom  königlichen  Ge- 
wölbe. Die  Grossloge  von  Pennsylvanien 
bildete  1798  ein  Gross- Royal  Arch -Ka- 
pitel, das  erste  in  den  Vereinigten  Staa- 
ten; in  demselben  Jahre  wurde  von  den 
Staaten  New  Hampshire,  Massachusetts 
Rhode  Island,  Connecticut,  Vermont  und 
New  York  ein  General -Grosskapitel  ge- 
bildet und  bevollmächtigt,  in  Staaten, 
wo  noch  kein  Grosskapitel  bestand,  Ka- 
pitel zu  errichten.  Dem  General-Gross- 
kapitel unterstehen  jetzt  45  Grosska- 
pitel. Die  Zahl  der  Royal  Arch -Maurer 
betrug  1896  einschliesslich  Kanadas  200167. 
—  Später  reihten  sich  an  die  vier 
amerikanischen  Royal  Arch-Grade  die  des 
Royal  und  Select  Master  an,  Ableger 
des  88  gradigen  schottischen  Systems  (An- 
cient  and  Accepted  Rite).  In  34  Staaten 
bestehen  jetzt  Grand  Councils  der  Royal 
and  Select  Masters,  von  denen  31  unab- 
hängig von  dem  1880  gebildeten  General 


—  Nordhausen. 

Grand  Council  of  the  United  Staates  sind, 
das  alle  3  Jahre  zusammentritt.   Die  Ge- 
samtzahl der  Councils  beträgt  jetzt  etwa 
400  mit  25000  Mitgliedern  (nach  andrer 
Angabe  einschliesslich  Kanadas:  40596).  — 
Stephen  Morin  hatte  1761  in  Paris  die  Be- 
stallung als  »Depute*  Grand  Inspecteur«  er- 
halten und  war  mit  dieser  nach  Domingo 
gegangen,  von  wo  aus  seine  25  Grade  sich 
nach  Charleston,  New  Orleans  und  New 
York  verpflanzten  jausCharleston  wurden  sie 
1804  durch  de  Grasse-Tilly  (s.d.)  zu  33  Gra- 
den ausgedehnt  und  als  Supreme  Conseil  de 
Rite  ancien  et  accepte*  nach  Frankreich 
zurückgebracht.    Wie  dort,  so  sind  sie 
auch  in  den  Vereinigten  Staaten  eine  fort- 
dauernde Quelle  des  Haders  und  des  Zer- 
würfnisses geblieben.    Jetzt  besteht  ein 
nördliches  und  ein  südliches Supreme  Coun- 
cil, jenes  in  Boston,  dieses  in  Charleston. 
IV.  Die  Maurerei  für  Frauen  ist  stets 
nur  Gegenstand  der  Spekulation  einzelner 
reisender  Vorleser  (Lecturers)  gewesen  und 
wird  von  den  meisten  amerikanischen  Gross- 
logen  verworfen.  V.  In  New  York  ist  1859 
eine  Art  von  ägyptischer  Maurererei, 
das  «Grand  Empire  of  de  masonic  Order  of 
the  Oriental  Rite,  95  degrees«  aufgetaucht. 
VI.  Von  den  Präsidenten  der  Vereinigten 
Staaten  gehörten  dem  Freimaurerbund  an: 
Washington  (s.  d.),  Jefferson,  Madison, 
I  Monroe,  Jakson  (s.  d.),  Harrison,  Tyler, 
!  Polk,  Taylor,  Pierce,  Buchanan,  Lincoln 
'  (s.  d.),  Johnson,  Garfield,  MacKinley  (s.  d.). 
;  —  Bei  den  einzelnen  Staaten  (s.  d.)  ist  nur 
auf  die  Johannismaurerei  Bezug  genommen, 
,  von  allen  höhern  Graden  und  Auswüchsen 
der  Maurerei  abgesehen  worden. 
Nordcarolina,  s.  Carolina. 
Norddakota,  s.  Dakota. 
Norden,  der.   An  der  Mitternachtsseite 
hatte   der   Salomonische  Tempel  keine 
Fenster,  so  dass  er  von  dorther  kein  Licht 
I  empfing.   Von  der  Nordseite  einer  Loge 
soll  kein  Eingang  sein,  weil  von  Mitter- 
nacht keine  Lichtstrahlen  ausgehen.  Im 
|  N.  sitzen  die  Lehrlinge  und  Gesellen,  da- 
gegen keine  Beamten  der  Loge.  (S.  Him- 
melsgegenden.) 

Norderney  (Insel  an  der  ostfries.  Küste 
in  der  preuss.  Prov.  Hannover,  3988  E.). 
Hier  wurde  28.  Aug.  1888  ein  maurerisches 
Kränzchen  gegründet,  das  während  der 
Badezeit  (Juni  bis  September)  Versamm- 
lungen hält. 

Nordhausen  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Sachsen,  27535  E.).    1)  Hier  wurde  27. 
Febr.  1790  ein  litterarischer  Klub  gegrün- 
det, der  hauptsächlich  den  Zweck  haben 
'  sollte,  Nichtmaurer  für  das  Maurertum 
|  vorzubereiten.  2)  Dieser  beschloss  21.  April 
1790  die  Stiftung  einer  Loge  Zur  ge- 
krönten Unschuld  unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin.  Die  Stiftungsurkunde 
:  wurde  11.  Juni  1790  übersendet  und  der 
|  2.  Juni  als  Gründungstag  angegeben.  Die 
I  Einweihung  fand   25.  Juli   1790  statt 


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Nord  westdeutscher  Logenverband  —  Norwegeo. 


107 


Während  des  Kriegs  ruhten  die  Arbeiten 
vom  8.  Okt.  1806  bis  27.  Mai  1807.  Nach 
Zuteilung  der  Stadt  zum  Königreich  West- 
falen war  die  Loge  gezwungen,  sich  dem 
in  Kassel  neu  errichteten  Grossorient  für 
Westfalen  zu  unterwerfen,  doch  arbeitete 
sie  nach  wie  vor  nach  dem  Ritual  der 
Grossen  Landesloge,  zu  der  sie  1814  nach 
dem  Rückfall  N/s  in  den  Verband  des 
preussischen  Staats  zurückkehrte.  Mit- 

fliederzahl(1899):  139.  Vers.:  Mittwochs, 
erien:  Juli  und  August.  Eignes  Logen- 
haus, südwestlich  vom  Dom,  eingew.  24. 
Juni  1815.  [Vgl.  Bürgel  und  Arnold, 
Festschrift  zur  Jubelfeier  des  lOOjähr.  Be- 
stehens der  Loge  1.  Juni  1890.]  Zur  Feier 
des  100  jähr.  Jubiläums  wurde  eine  Denk- 
münze geprägt  [HMW.  Nr.  181].  3)  Am 
30.  Nov.  1870  wurde  die  St.  Andreasloge 
Crescens  und  4)  am  7.  Okt.  1876  das  Pro- 
vinzialkapitel,  gen.  Crescens,  für  Sachsen 
und  Thüringen  gestiftet,  beide  ebenfalls 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin. 

NordwestdeutscherLogen  verband.  Nach- 
dem schon  1894  die  Loge  in  Bremerhaven 
die  Gründung  eines  Logenverbands  zwischen 
der  untern  Weser  und  der  Ems  angeregt 
hatte,  wurde  der  Verband  auf  Einladung 
der  Loge  in  Oldenburg  31.  Mai  1896  das.  ge- 
gründet, wobei  ein  Statut  aufgestellt  wurde. 
[L.  1896,  S.  101.]  Er  besteht  aus  9  Logen: 
Bremen  (Friedrich  Wilhelm  zur  Eintracht), 
Bremerhaven,  Emden,  Leer,  Nienburg,  Ol- 
denburg, Vegesack,  Verden,  Wilhelmshaven. 
Er  tagte  zuletzt  9.  April  1899  in  Bremen. 

Northeim  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Han- 
nover, 7184  E.).  Hier  besteht  Beit  15.  Aug. 
1876  ein  freimaurerisches  Kränzchen  Otto 
zu  den  fünf  Türmen  unter  der  Loge 
Friedrich  zum  weissen  Pferd  in  Hannover, 
eingew.  15.  Aug.  1880.  Mitgliederzahl  (1899): 
25.    Vers.:  1.  Sonnabend  im  Monat. 

Norwegen  (Königreich).  I.  Ge- 
schichte. Die  erste  Loge,  St.  Olaus  til 
den  hvide  leopard  (zum  weissen  Leoparden) 
in  Christiania,  mag  schon  um  1740  ent- 
standen sein.  Eine  Stiftungsurkunde  er- 
hielt sie  erst  9.  Okt.  1749  vom  englischen 
Provinzialgrossmeister  für  Dänemark  und 
Norwegen,  Grafen  Christian  Konrad 
Danneskjold-Laurvig.  Zwischen  1749  und 
1767  ruhte  die  Loge  auf  einige  Zeit.  Sie 
nahm  aber,  nachdem  sie  18.  Jan.  1757 
unterm  General  Brokkenhuus  wiederbelebt 
worden  war,  einen  neuen  Aufschwung. 
1780  wurde  ihr  durch  königlichen  Erl  aas 
befohlen,  da  sie  einer  Verbindung  mit  der 
Grossloge  von  Schweden  verdächtig  war, 
sich  der  Schottenloge  Christian  zum  Pal- 
menbaum in  Kopenhagen  unterzuordnen. 
Sie  erklärte  sich  zwar  dazu  bereit,  fuhr 
aber  in  Wirklichkeit  fort,  selbständig  zu 
arbeiten.  1779  gründete  Karl  Jakob  Wol- 
de mar  Graf  Schmettau  die  zweite  Loge: 
Christian  til  den  srrte  hjelm  (zum  schwar- 
zen Helm)  in  Drontheim,  die  21.  Okt.  1780 
von  der  Schottenloge  in  Kopenhagen  eine 


Stiftungsurkunde  erhielt,  aber  schon  1785 
ihre  Thätigkeit  wieder  einstellte.  Dieselbe 
Schottenloge  stiftete  24.  Juni  1786  die 
Loge  Carl  til  den  norske  löve  (zum  nor- 
wegischen Löwen)  in  Bergen  [vgl.  AQC. 
XII,  166],  die  aber  ebenfalls  von  nur  kur- 
zem Bestand  war.  Diese  beiden  Logen 
bekannten  sich  zur  strikten  Observanz. 
Mit  neun  Mitgliedern  der  Bergener  Loge 
bildeten  1808  15  Offiziere  eines  hollän- 
dischen Ostindien fahrers,  der  durch  den 
Sturm  nach  Bergen  verschlagen  worden 
war,  eine  «reisende«  Loge  De  toevellige 
vereeniging  (Die  zufällige  Vereinigung) 
unterm  Grossosten  der  Niederlande.  Um 
dieselbe  Zeit  bestand  in  Kongsberg  eine 
Loge,  deren  Mitglieder  eingewanderte  Berg- 
werksleute und  Kriegsgefangene  waren 
[vgl.  Bh.  1882,  S.  299].  1810  nahm  die 
Loge  in  Christiania,  die  seit  1792  kein 
Lebenszeichen  mehr  von  sich  gegeben 
hatte,  ihre  Thätigkeit  auf  Veranlassung 
des  Statthalters  Prinzen  Karl  von  Hessen- 
Kassel  (s.  d.)  wieder  auf;  es  fanden  aber 
nur  wenige  Versammlungen  statt.  Nach- 
dem N.  durch  Personalunion  mit  Schweden 
vereinigt  worden  war,  trat  die  Loge  16. 
Aug.  1818  mit  der  Grossen  Landesloge 
von  Schweden  in  Verbindung  und  wurde 
23.  April  1819  in  deren  Verband  aufge- 
nommen. Die  Folge  war  die  Einführung 
der  schwedischen  Lehrart  (s.  d.)  und  die 
Gründung  weiterer  Logen  durch  die 
j  Grosse  Landesloge  von  Schweden  in  N. 
1  So  wurde  80.  Nov.  1825  die  Loge  Oscar 
;  til  den  flammende  stjerne  (zum  flammen- 
den Stern)  in  Drammen  errichtet.  Sie 
wurde  1836  wegen  Unregelmässigkeiten 
ihres  Logenmeisters  und  andrer  Mitglieder 
geschlossen  und  1841  in  Christiania  wieder 
als  Andreasloge  eröffnet.  Hier  hatte  man 
4.  April  1889  ein  neues  Logenhaus  einge- 
weiht Der  Bau  dieses  Hauses  hatte 
140000  Kronen  gekostet,  und  wegen  der 
Bezahlung  der  auf  haftenden  Schulden  ent- 
standen Schwierigkeiten.  Daher  übernahm 
1862  die  Stadtgemeinde  das  Gebäude  für 
60000  Kronen,  wobei  der  Loge  das  Miet- 
recht auf  25  Jahre  zugestanden  wurde. 
Inzwischen  war  26.  Jan.  1857  in  Christia- 
nia eine  sog.  Stuartsloge  für  die  Kapitel- 
grade (7.-9.  Grad)  gegründet  worden,  die 
im  Febr.  1870  in  eine  Provinzialloge  der 
Grossen  Landesloge  von  Schweden  umge- 
wandelt wurde.  Es  entstanden  nunmehr 
auch  ausserhalb  Christiania»  wieder  Logen, 
so  1875  in  Bergen,  1877  in  Drammen  und. 
1881  in  Drontheim.  Die  Drontheimer 
Loge  war  zunächst  nur  als  Filialloge  von 
Christiania  gegründet  worden  und  wurde 
erst  1883  in  eine  selbständige  Loge  um- 

Sewandelt.  Die  Veranlassung  dazu  war, 
ass  mehrere  Freimaurer,  die  in  Drontheim 
eine  Loge  errichten  wollten,  aber  die  Be- 
dingungen der  Grossen  Landesloge  von 
Schweden  nicht  unterschreiben  zu  können 
glaubten,  die  Grosse  Loge  von  Hamburg 


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108  Korwegen 

und  als  diese  Bedenken  trug,  die  Grossloge 
Zur  Sonne  in  Bayreuth  um  eine  Stiftungs- 
urkunde angingen,  die  ihnen  von  dieser 
auch  gewährt  wurde;  24.  Juni  1882  weihte 
der  Grossmeister  Feustel  (s.  d.)  die  erste 
norwegische  Tochterloge  der  Grossloge 
Zur  Sonne  in  Drontheim  (s.  d.)  ein.  Ihr 
folgten  bald  weitere  in  Christiania  (s.  d.) 
18t*5  und  in  Lillehammer  (s.  d.)  1891.  Diese 
Logen  wurden  freilich  von  der  Grossen 
Landesloge  von  Schweden  nicht  anerkannt; 
dies  geschah  erst  1893,  wo  Bestimmungen 
für  den  gegenseitigen  Besuch  festgestellt 
wurden.  Inzwischen  war  10.  Mai  1891  die 
Provinzialgrossloge  zu  einer  selbständigen 
Grossen  Landesloge  von  N.  (Norske  Store 
Landsloge)  erhoben  worden,  wobei  N.  zur 
X.  Provinz  (nach  der  schwedischen  Lehr- 
art) erklärt  wurde.  Am  7.  Mai  1893  er- 
richtete die  Grossloge  Zur  Sonne,  die  18. 
Jan.  1893  eine  vierte  Loge  in  Hamar  (s.  d.) 
gestiftet  hatte,  für  ihre  norwegischen  Logen 
die  Provinzialgrossloge  Polarstjernen.  Am 
22.  Sept.  1894  fand  in  Christiania  die  Ein- 
weihung des  neuen  prachtvollen  Logen- 
hauses der  Grossen  Landesloge  von  N. 
durch  den  Ordensmeister  König  Oskar  II. 
statt  [vgl.  L.  1894,  S.  183;  1900,  S.  87]. 
Die  Grosse  Landesloge  stiftete  ferner  Jo- 
hannislogen in  Stavanger  1895,  in  Chris- 
tianssana 1899,  in  Larvik  1900  und  eine 
Andreasloge  in  Bergen  1897,  während  die 
Grossloge  Zur  Sonne  nur  noch  eine  Loge 
in  Skien  (s.  d.)  1900  gründete.  Jene  zählt 
daher  1900  2  Andreas-  und  7  Johannislogen 
mit  insgesamt  2750  Mitgliedern;  unter  der 
Grossloge  Zur  Sonne  stehen  5  Logen  mit 
300  Mitgliedern.  Ordensmeister  der  Grossen 
Landesloge  ist  König  Oskar  II.,  sein  Stell- 
vertreter Kronprinz  Gustav  Adolf;  Landes- 
grossmeister: 1891 — 97  GeneralleutnantOtto 
Richard  Kierulf  (geb.  29.Jan.l825,gest.7.Jan. 
1897)  und  seitdem  Universitätsprofessor  Cato 
Maximilian  Guldberg.  Pro  vinziul  gross - 
meisterderProvinzialgrosslogePolarstjerne: 
1893—98  Arzt  Chr.  Kielland  und  seitdem 
Expeditionschef  Peter  Elias  Björnson.  [Vgl. 
AQC.  XIII,  35.  Findel,  Geschichte  der 
Grossloge  Zur  Sonne  in  Bayreuth  (Lpz. 
1897),  S.  187.]  —  H.  Litteratur.  Da  die 
Freimaurerei  in  N.  erst  in  den  letzten 
Jahrzehnten  einen  Aufschwung  genommen 
hat  und  die  schwedische  Lehrart  den  Ver- 
öffentlichungen nicht  gerade  günstig  ge- 
sinnt ist,  so  kann  es  nicht  Wunder  nehmen, 
dass  die  frei  maurerische  Litteratur  N.'s 
nicht  zahlreich  ist.  1870 — 73  erschienen 
drei  Sammlungen  »Maureriske  Foredrog« 
von  Dr.  J.  G.  de  Besehe.  1878  gab  der 
norwegisch-amerikanische  Pfarrer  J.  H. 
S  i  monsen  ein  Schriftchen  •  Logen  og  Kirken  • 
heraus,  worin  er  behauptete,  seine  Eigen- 
schaft als  Freimaurer  sei  daran  schuld, 
dass  er  kein  Pfarramt  erhalten  könne. 
Eine  antimaurerische  Schrift  »Foredrog 
mod  det  humanistiske  og  soskaldte  chris- 
telige Frimureric  von  Prof.  H.  G.  Stub 


—  Notflagge. 

|  erschien  1882  in  Christiania.  1883  gab 
Albert  J.  Lange  die  erste  freimaurerische 
Zeitung  »Tapis«  heraus,  die  jedoch  im 
zweiten  Jahrgang  ihr  Erscheinen  wieder 
einstellte.  Seit  1887  erscheint  unter  der 
Leitung  Langes  wieder  eine  Zeitung,  die 
»Nordisk  Frimurer-Tidende«.  Die  Grün- 
dung der  ersten  Tochterloge  der  Grossloge 
Zur  Sonne  in  N.  rief  sechs  Streitschriften 
von  Jakob  A.  Lindboe  in  Drontheim  her- 
vor. 1894  übersetzte  C.  v.  Gedde  die  Er- 
läuterung des  LehrlingskatechiBmus  von 
Rob.  Fischer  (s.  d.),  1899  Chr.  Kielland 
die  Erläuterung  des  Gesellen-  und  des 
Meisterkatechismus  von  demselben  Ver- 
fasser und  Findels  (s.  d.)  Geschichte  der  Frei- 
maurerei ins  Norwegische.  Die  Provinzial- 
grossloge Polarstjernen  giebt  «Mureriske 
Meddelelser«  heraus.  [Vgl.  L.  1879,  8. 172.  J 
Norwegen  (Königshaus),  s.  Schweden 
(Königshaus). 

Nossen  (St.  im  Königr.  Sachsen,  43dl  E.). 
Hier  hat  im  18.  Jahrhundert  kurze 
Zeit  eine  1744  vom  Grafen  Rutowsky  als 
Obermeister  von  Sachsen  (s.  d.)  gestiftete 
Loge  Zu  den  drei  Winkelmassen 
(Aux  trois  dquerres)  bestanden,  die  am 
13.  Sept.  1744  eingeweiht  worden  ist  und 
bis  16.  Juli  1760  gearbeitet  hat.  [Vgl. 
FZ.  1883,  S.  162.1 

Nortis    und   Jäuekendorf ,  Gottlob 
Adolf  Ernst  v.,  geb.  21.  April  1765  zu 
See  in  der  Oberlausitz,  gest.  15.  Okt.  1886 
'  in  Oppach,  wurde  1800  Landesältester, 
1804  Ooeramtshauptmann  in  Bautzen,  13. 
April  1809  Konferenzminister  und  Wirk- 
!  licher  Geheimerrat  in  Dresden,  1817  Se- 
nior des  Hochstifts  zu  Meissen  und  1829 
Ordenskanzler.   Als  Dichter  ist  er  bekannt 
unter  dem  Namen  Arthur  v.  Nordstern; 
i  seine  hinterlassenen  geistlichen  Gedichte 
;  gab  v.  Ammon  heraus  (Lpz.  1840).  —  In 
den  Bund  der  Freimaurer  wurde  er  durch 
1  die  Loge  Zur  goldnen  Mauer  in  Bautzen 
|  8.  Juni  1808  aufgenommen,  war  von  1818 
;  an  zugeordneter  Grossmeister  der  Grossen 
Landealoge  von  Sachsen  und  seit  1830 
Landesgrossmeister.    Von  ihm  erschien: 
•Liederkreis  für  Freimaurer«,  l.Teil(Dresd. 
1815),  2.  Teil  (Dresd.  1828),  3.  Teil  (Dresd. 
1885).    [Vgl.  R.  1891,  S.  62.] 

Notflagge.  Die  N.  besteht  in  der  Maurer- 
flagge,  der  eine  verkehrte  oder  mit  einem 
Knoten  versehene  Nationalflagge  beigefügt 
ist.  Die  Maurerflagge  ist  von  blauer  Farbe 
mit  Zirkel  und  Winkelmass  von  weisser 
Farbe.  L.H,  171  wird  sie  anders  geschildert, 
nämlich  nach  französischem  Gebrauch. 
Heutzutage  findet  man  diese  Flaggen  we- 
niger, weil  die  Dampfer  meist  Gesellschaften 
I  angehören  und  bei  diesen  das  persönliche 
Verhältnis  des  Rheders  zum  Schiff  nicht 
Ausdruck  finden  kann.  Als  Kaiser  Wil- 
helm I.  Hamburg  besuchte,  war  ihm  zu 
Ehren  im  Hafen  ebenfalls  eine  Maurer- 
flagge gehisst.  ("Vgl.  H.  L.  1892,  S.  1971.  L. 
1879,  8. 101.   FZ.  1861,  S.  94, 111  (woselbst 


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Not-  und  Hilfszeichen  —  Nürnberg. 


109 


eine  Abbildung).  Le  mondc  mac.  186S, 
8.  694.  Chatae  d'union  1878,  S.  562.] 
1862  war  die  Frage  der  N.  von  der  Gross- 
loge von  Hannover  angeregt  worden, 
und  zwar  war  vorgeschlagen  worden  eine 
dreieckige  blaue  Flagge,  worauf  Winkel- 
mass  und  Zirkel  in  bekannter  Lage  weiss 
eingewebt  oder  aufgenäht  ist.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterlose 
in  den  Preussischen  Staaten,  genannt  Zu 
den  drei  Weltkugeln  (1890),  3.  221.  Bh. 
1860,  S.  103,  128;  1879,  S.  837;  1880,  8. 
210.  HZC.  Nr.  125,  8.  106;  Nr.  126,  S.  5.] 
Not-  und  Ililfszeichen.  Das  N.  ist  ein  nur 
dem  Freimaurer  bekanntes  Zeichen,  dessen 
er  sich  in  grosser  und  dringender  Lebens- 
gefahr bedient,  um  durch  brüderliche  Hilfe 
Rettung  zu  finden.  Dieses  Zeichen  hat 
besonders  in  Kriegszeiten  wohlthfitig 
gewirkt  und  oft  die  erbittertaten  Feinde 
entwaffnet,  so  dass  sie  der  Stimme  der 
Menschlichkeit  Gehör  gaben  und  sich  ge- 
genseitig Schutz  gewährten,  anstatt  sich 
zu  töten.  {Vgl.  Bh.  1895,  8.  16.  FZ.  1850, 
8.  135,  201;  1858,  S.  349;  1860,  S.  398; 
1864,  S.  142,  151,  189,  197;  1870,  S.  81, 
349;  1877,  S.  345.  A.  Z.  1834,  S.  441. 
L.  I,  155,  327;  XIII,  358;  XVHI,  263;  1895, 
8.  77.  BZC.  1880,  8.  9;  1881,  8.  38.  Kloss, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frankreich, 
I,  8.  549.  Le  Franc-Macon  1860,  S.  251. 
Le  monde  mac.  1865,  8.  495.  Bulletin  du 
Grand  Orient  de  France  1867,  8.  501. 
AnnaleB  des  Pays-Bas  H,  52,  54.  Jaar- 
boekje  voor  Ned.  Vrijmetselaren  1878,  8. 
78.1 

Notunia.  Dieses  Wort  ist  mit  versetzten 
Buchstaben  aus  Aumont  (s.  d.)  gebildet 
und  der  Name  des  schottischen  Meisters, 
sowie  das  Passwort  des  4.  (schottischen) 
Grades. 

Norfs,  Noviziat  (Novitius)  hiess  im 
v.  Hundschen  Tempelherrensystem,  auch 
im  Schwedischen  der  5.  Grad,  den  nur  die- 
jenigen erhielten,  die  für  den  Rittergrad 
bestimmt  waren.  Ein  Komtur  bei  jeder 
Präfektur  hiess  Commendator  oder  Magister 
Novitiorum.  Im  Lyoner  (s.  Konvent  zu 
Lyon)  System  der  Chevaliers  de  la  Ste.-Cite* 
und  in  dem  danach  gebildeten  System  des 
Konvents  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.)  hiessen 
sie  Ecuyers;  in  der  1777  von  den  schwe- 
dischen Abgeordneten  in  Hamburg  an  die 
braunschweigschen  übergebnen  Liste  des 
Stockholmer  Kapitels  heissen  sie  Chevaliers 
d'Orient  ou  Novices. 

Nowlkow,  Nikolaj  Iwanowitsch, 
russischer  Schriftsteller,  Begründer  der  rus- 
sischen Journalistik,  geb.  8.  Mai  (27.  April) 
1744  auf  dem  Gut  Awdotjino  bei  Moskau, 
gest.  das.  12.  Aug.  (31.  Juli)  1818,  war 
erst  Militär,  dann  Buchdrucker  und  wid- 
mete sich  ganz  der  Litteratur.  N.  war  ein 
eifriger  Freimaurer  und  Anhänger  St.- 
Martins  (s.  Martinitten)  und  Grossmeister 
eines  maurerischen  Systems  in  Moskau, 
das  sich  die  Verbreitung  der  Aufklärung 


!  und  Hebung  der  niedern  Volks k lasse  zum 
Ziel  genommen  hatte.  Er  errichtete  des- 
halb eine  grosse  Buchdruckerei  und  trieb 
einen  Buchhandel,  indem  er  billige 
populäre  Schriften  für  die  Volkswohlfahrt 
verbreitete.  N.  stand  an  der  Spitze  dieses 
grossartigen  Unternehmens,  das  jedoch 
Anläse  zur  Verfolgung  gab  und  vernichtet 
wurde,  und  N.  kam  selbst  nach  Schlüssel- 
burg, bis  ihn  Kaiser  Paul  wieder  freiliess. 
Auch  die  errichteten  Volksschulen,  die 
grosse  Leihbibliothek  und  andre  damit 
zusammenhängende  Unternehmungen  wur- 
den aufgelöst,  und  selbst  nach  der  Frei- 
lassung N.'s  u.  a.  war  es  nicht  möglich, 
sie  wieder  herzustellen.  [Krasinski,  Hist. 
rel.  d.  peupl.  Slaves,  S.  277.  Verslag  van 
;  het  vernandelde  in  de  Bijeenkomsten  .  . 
bij  de  L  l'Union  royale  1861— 62  (Graven- 
hage  1862),  8.  25.] 

Numismatik,  .s.  Denkmünzen. 
Nürnberg  (8t  im  Königr.  Bayern,  162386 
E).  Schon  in  den  vierziger  Jahren  des 
18.  Jahrh.  sollen  sich  Spuren  der  Frei- 
maurerei in  N.  gefunden  haben.  Die  Nach- 
richten hierüber  f s.  vorige  Auflage  II,  455 ; 
L.  1881,  Nr.  21 J  sind  aber  so  unsicher, 
dass  darauf  kein  grosses  Gewicht  zu 
legen  ist.  Jetzt  bestehen  hier  unter  dem 
Eklektischen  Freimaurerbund  zwei  Logen. 
1)  Die  älteste  ist  die  Loge  Zur  Einig- 
keit (L'union),  12.  Mai  1761  mittelst 
einer  von  der  englischen  Provinzialgross- 
loge  zu  Frankfurt  a.  M.  ausgestellten 
Stiftungsurkunde  gegründet  und  24.  Juni 
1761  eröffnet.  Sie  schloss  sich  der  strikten 
Observanz  an,  und  13.  Okt.  1765  wurde  dar- 
nach die  erste  Loge  gehalten;  doch  fand 
die  Arbeitsweise  wenig  Anklang,  so  dass 
bereits  6.  Febr.  1769  die  letzte  Loge  nach 
ihr  abgehalten  wurde.  Am  6.  Juli  1774 
begannen  die  Arbeiten  wieder,  und  8.  Jan. 
1778  begab  sie  sich  unter  die  Leitung  der 
altschottischen  Direktorialloge  Charlotte 
zu  den  drei  Nelken  in  Meiningen,  indem 
sie  zugleich  zur  Ehre  Josephs  U.  den 
Namen  Joseph  zur  Einigkeit  an- 
nahm. Nach  Ausscheidung  der  Loge 
!  Zu  den  drei  Pfeilen  1789  (s.  u.)  behielt 
'  sie  die  Arbeitsweise  der  strikten  Obser- 
j  vanz  bei.  Am  6.  Juli  1803  wurde  sie  durch 
ein  Schreiben  von  dem  Prinzen  Karl  von 
Hessen  (s.  d.)  zu  einer  altschottischen  Di- 
rektorialloge von  Franken  erklärt  und 
18.  Dez.  1804  unter  dem  Namen1  Karl  zur 
Einigkeit  eingeweiht.  Am  12.  Juli  1806 
wurde  N.  an  Bayern  übergeben,  und  die 
Direktorialloge  hatte  ihr  Ende  erreicht.  Am 
26.  Febr.  1807  sagte  man  sich  vom  Prinzen 
Karl  los.  Am  20.  Febr.  1808  erging  der 
königliche  Befehl,  der  verlangte,  dass  die 
Staatsdiener  von  den  Logen  ausscheiden 
sollten;  87  Mitglieder  mussten  deshalb  die 
Loge  verlassen.  Am  30.  April  1808  er- 
klärte die  Loge,  dass  sie  sich  von  dem 
Generalgrossmeister  der  vereinigten  Logen 
von  Deutschland,  Dänemark  und  Schwe- 


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110 


Nürnberg. 


den  abgesondert  habe  und  sich  vorläufig 
als  eine  freie,  selbständige,  von  keiner 
maurerischen  Behörde  mehr  abhängige 
Loge  betrachte.  Am  11.  April  1811  wurde 
der  Anschluss  an  den  Eklektischen  Bund 
beschlossen  und  am  50jährigen  Stiftungs- 
fest 24.  Juni  1811  das  eklektische  Ritual 
eingeführt.  [Vgl.  FZ.  1861,  Beil.  zu  Nr. 
83  und  84.  In  Bezug  auf  die  Geschichte 
der  Loge:  Kloss,  Annaleu  der  Loge  Zur 
Einigkeit  in  Frankfurt  a.  M.,  S.  200, 
346.  L.  Geist,  Kurzgefasste  Geschichte 
der  Loge  Joseph  zur  Einigkeit  während 
des  ersten  Jahrhunderts  ihres  Bestehens 
1761  —  1861.]  Unter  der  verdienstvollen 
Wirksamkeit  des  Vorsitzenden  Meisters 
Moritz  Schmidt,  der  1862  sein  Amt  nie- 
derlegte, sowie  des  Dr.  Adam  Barthelmess 
gedieh  die  Loge,  die  von  diesem  über  ein 
Viertcljahrhundert  geleitet  wurde.  Das 
maurerische  Beeidungswesen  wurde  zeit- 
gemäss  abgeändert,  alles  Fremdländische 
aus  der  Logensprache  (s.  d.)  entfernt,  ein 
neues  Ritual  und  Gesetzbuch  geschaffen. 
Seit  1842  verleiht  die  Loge  eine  Denk- 
münze für  25jährige  Mitgliedschaft  ver- 
dienter Mitglieder,  die  zum  Tragen  einge- 
richtet ist;  sie  wurde  1866  erneuert [HMW. 
Nr.  134,  135].  Verzeichnis  der  reichhaltigen 
Bücherei  1868.  Mitgliederzahl  (1899):  174. 
Vera,  letzten  Freitag  im  Monat;  Klub: 
Freitags.  Ferien:  Juli  und  August.  Logen- 
lokal s.  unter  8.  Milde  Stiftungen :  a)  Sti- 
pendien-Stiftung, Kapital  :  3600  M.;  b)  Wit- 
wen-und  Waisen-Stiftung,  Kapital:  3200  M. ; 
c)  Job.  und  Maria  Bückingsche  Stiftung, 
Kapital:  5100 M.;  d)  Joseph  Hopfsche  Wit- 
wen-Stiftung, Kapital:  4000  M.;  e)  Weih- 
nachts- Stiftung,  Kapital:  25600  M.  — 
2)  Nachdem  8.  Jan.  1778  die  Loge  L'union 
unter  dem  Namen  Joseph  zur  Einigkeit  der 
strikten  Observanz  beigetreten  war,  machte 
sich  vielfach  Unzufriedenheit  geltend  und 
führte  Ende  1788  zu  dem  Beschluss: 
»Neun  Brüder,  wenn  darunter  drei  Meister 
sind,  können  eine  neue  Loge  gründen.« 
Zwölf  Brüder  beschlossen  hierauf  in  zwei 
Versammlungen  27.  Febr.  und  18.  März  1789 
eine  neue  Loge  zu  gründen  und  sich  die 
Vollmacht  hierzu  von  der  Groasloge  von 
England  geben  zu  lassen.  Am  12.  März 
1790  wurde  die  neue  Loge  von  Frank- 
furt a.  M.  aus  als  englische  und  eklektische 
Loge  eingeweiht  und  ist  in  die  Matrikel 
der  Grossloge  von  London  unter  Nr.  564 
von  1781  und  Nr.  473  von  1792  eingetragen. 
Sie  erhielt  den  Namen  Zu  den  drei 
Pfeilen  nach  den  drei  Pfeilen,  die  «im 
niederländischen  Wappen  befindlich,  auf 
Einigkeit  deutend,  zugleich  Freiheit  und 
Gleichheit  versinnbildlichen«.  Unter  den 
Stiftern  befand  sich  der  als  freimaureri- 
acher  Schriftsteller  verdiente  Geheime 
Kirchenrat  Dr.  Vogel  (s.  <L).  Eine  beson- 
dere Thätigkeit  entwickelte  die  neue  Loge 
in  betreff  des  von  Bode  (s.  d.)  in  Gotha 
vorgeschlagnen    Deutschen  Freimaurer- 


bundes (s.  d.).  In  einem  13.  März  1792 
nach  Frankfurt  erlassenen  Schreiben  er- 
klärte die  Loge  ihren  Beitritt  zu  die- 

i  sem  Bund.  Nach  dem  Tode  Bodes  und 
nachdem  die  Loge  in  Gotha  ihre  Arbeiten 
auf  höhern  Befehl  eingestellt  hatte,  löste 
sich    auch    der    Deutsche    Bund  auf; 

I  doch  führte  dafür  die  Loge  Zu  den  drei 
Pfeilen  einen  Briefwechsel,  eine  »Zirkel- 
korrespondenz«, unter  den  deutschen  Logen 
ein  zu  gegenseitiger  Mitteilung  von  Nach- 
richten und  Gedanken  über  maurerische 
Angelegenheiten.  Eifrig  beteiligte  sich 
hierbei  Fr.  L.  Schröder  (s.  d.)  in  Hamburg. 
Am  23.  April  1802  ward  die  Annahme  des 
von  Schröder  entworfnen  Rituals  erklärt 
und  18.  März  1803  zum  ersten  Mal  dar- 
nach gearbeitet.  Die  Zirkclkorrespondenz, 
die  allmählich  weniger  eifrig  betrieben 
worden  war,  wurde  1804  völlig  eingestellt. 

;  Statt  dessen  hatte  man  auf  Schröders  An- 
raten einen  »Geschichtlichen  Engbund« 
errichtet,  der  fortwährend  zu  wissenschaft- 
lichen Forschungen  antrieb  und  mit  Schrö- 
der Verbindung  erhielt.  Trotz  des  leb- 
haften Verkehrs  mit  Schröder  hielt  man 
an  der  Verbindung  mit  Frankfurt  fest. 
Doch  bewahrte  man  sich  stets  eine  ge- 
wisse Selbständigkeit  und  war  zunächst 
dem  Eklektischen  Bund  nicht  beigetreten. 
Erst  1860  erfolgte  der  thatsächliche  An- 
schluss,  nachdem  die  Mutterloge  zu  Frank- 
furt a.  M.  erklärt  hatte,  gegen  die  Beibe- 
haltung des  Schröderschen  Rituals  und 
der  eignen  Verfassung  nichts  mehr  ein- 
zuwenden. Das  Edikt  vom  2.  Jan.  1808 
(s.  o.)  kostete  der  Loge  26  Mitglieder,  die 
in  einer  besonders  zu  diesem  Zweck  ge- 
haltnen  Trauerloge  von  ihren  Brüdern  Ab- 
schied nahmen.  1846  erschien  als  »Ma- 
nuskript für  die  Mitglieder  der  Loge«  die 
»Constitution  der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilen 
in  N.«.  1848  gründete  die  Loge  ein  Kränz- 
chen Eos  zur  Übung  in  der  Rede,  das 
nach  21  jährigem  Bestehen  wieder  einging, 
dessen  litterarischer  Nachlass  über  als  eine 
schätzenswerte  Bereicherung  dem  Archiv 
zufiel.  1866  kam  eine  Unterbrechung  der 
Arbeiten,  indem  das  Logenhaus  zu  einem 
Asyl  für  Verwundete  umgewandelt  wurde. 
1879  nahm  die  Loge  die  Verfassungsrevi- 
sion  des  Eklektischen  Bundes  an,  lehnte 
aber  die  Beteiligung  an  dem  Gesetzbuch 
ab.  Unter  Birkners  Leitung  hat  die  Loge 
einen  bedeutenden  Aufschwung  genommen. 
Die  Loge  hat  jederzeit  auch  praktische 
Werkthätigkeit  geübt.  Gleich  nach  der 
Gründung  schuf  -sie  die  Gesellschaft  zur 
Förderung  vaterländischer  Industrie  und 
die  damit  verbundne  Leih-  und  Unter- 
stützungskasse für  arme  Gewerbtreibende, 
die  noch  heute  nur  von  Freimaurern  ge- 
leitet wird.  Der  Verein  ging  1845  in  den 
Gewerbeverein  und  von  diesem  in  das 
jetzige  bayersche  Gewerbemuseum  über. 
1819  wurde  ein  Armenausschuss  gebildet, 

|  der  an  Unterstützungen  bis  heute  ca.  50000 


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O  —  Obere,  unbekannte. 


111 


M.  ausgegeben  hat.  Mitgliederzahl  (1899): 
129.  Vers,  ersten  Freitag  im  Monat; 
Klub:  Freitags.  Zur  Hundertjahrfeier  der 
Loge  wurde  1889  eine  Denkmünze  geprägt 
[HMW.  Nr.  136).  Milde  Stiftungen:  a)  Ad- 
loff-Stiftung  zur  Unterstützung  von  zwei 
armen  Studierenden  der  Theologie  (1848); 
b)  Meissner -Stiftung  zur  Unterstützung 
alter  gebrechlicher  Dienstboten,  Kapital 
ca.  15O0O  M.  (1858);  c)  Schmidt -Stiftung 
zu  wohlthätigen  Zwecken,  Kapital:  100011. 
(1871);  d)  Pröbster-Stiftung  (1875),  Kapi- 
tal ca.  9000  M.;  e)  Birkner- Stiftung  für 
Freimaurer- Witwen  und  Waisen  und  deren 
Angehörige,  Kapital  ca.  10000  M.  [Vgl. 
Dr.  Merkel,  Die  Loge  zu  den  drei  Pfeilen 
in  N.  während  der  ersten  75  Jahre  ihres 
Bestehens  in  L.  XXHI,  97—144.  (Auch 
als  Separatabdruck  erschienen.)  Dr.  Birkner, 
Geschichte  der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilen 
von  1789  —  1889  (Nürnb.  1889).  Z.  1875, 
Nr.  1  fg.  FZ.  1889,  S.  115.]  8)  Die  beiden 
Logen  besitzen  ein  eignes  Logenhaus  ge- 


meinschaftlich. Die  ersten  Anfänge  zu 
dessen  Schaffung  reichen  bis  1861  zurück, 
nahmen  aber  erst  1878,  bez.  1881  greifbare 
Gestalt  an,  indem  ein  Verein  für  Erwer- 
bung eines  Logenhauses  gegründet  wurde. 
Dasselbe  wurde  auf  den  Hallerwiesen  er- 
baut und  21.  März  1886  eingeweiht.  [Vgl. 
A.  1888,  S.  173.]    Auch  sonst  leben  die 

|  beiden  Logen  in  Eintracht.  Sie  feiern 
das  Johannisfest  gemeinschaftlich,  unter 

|  wechselndem  Vorsitz,  die  ständig  be- 
suchenden Brüder  stehen  unter  gleichen 
Bestimmungen,  die  Klub  Verhandlungen 
und  die  Klubvorträge  unter  einheitlicher 

i  Leitung,  das  Inventar  ist  gemeinschaft- 
lich. 4)  Am  27.  Okt.  1899  hat  die  Loge 
in  Bayreuth  hier  ein  Kränzchen,  genannt 

,  Albrecht  Dürer,  errichtet,  das  sich 
unter  der  Grossloge  Zur  Sonne  in  eine 
Loge  Albrecht  Dürer  umgewandelt  hat, 
eingew.  1.  Juli  1900.  Mitgliederzahl  (1900): 
23.   Lokal:  Burgstr.  13.    [Vgl.  Über  die 

|  Loge  Albrecht  Dürer  in  N.  (1900).] 


0. 


0.,  Orden;  h.  O.,  hoher  Orden;  h.  O.  Br., 
hoher  Ordens  Bruder;  so  nannte  man  in 
der  strikten  Observanz  (s.  d.)  den  Tempel- 
herrenorden und  gebrauchte  die  genann- 
ten Abkürzungen  in  allen  Schreiben.  Der 
Rittergrad,  als  der  Leiter  des  Ganzen,  hiess 
auch  L  O.,  innerer  Orden. 

Obedienzakte,  in  der  strikten  Observanz 
(s.  d.)  gebräuchlicher  Ausdruck,  s.  TJnter- 
werfungsakte. 

Obelisken  (griech.,  d.  i.  kleine  Spiesse) 
beisst  eine  besondere  Gattung  ägyptischer 
Denkmäler,  die  aus  einem  langgestreckten 
viereckigen,  aus  nur  einem  FelsBtück  ge- 
arbeiteten Pfeiler  bestehen,  der  oben  in 
eine  pyramidale  Spitze,  Pyramidion 
genannt,  ausläuft.  In  dem  neuern  ägyp- 
tischen Reiche  war  es  gebräuchlich,  zwei 
O.  an  dem  Eingang  grosser  Tempel  zu 
errichten.  [Vgl.  Schauberg,  Vergleichen- 
des Handbuch  der  Symbolik  der  Freimau- 
rerei (Schaffhausen  1861),  I,  205.J  Eine 
Nachbildung  dieser  Tempel-O.  sind  die 
beiden  Säulen  Jakin  und  Boas  im  Vor- 
hof des  Salomonischen  Tempels,  woraus 
im  Mittelalter  die  zwei  Türme  der  Dome 
und  der  Kirchen  hervorgegangen  sind. 
Demgemäss  findet  man  die  0.  auch  unter 
den  Sinnbildern  der  Freimaurer.  [Vgl. 
Schauberg,  a.a.O.,  I,  254;  H,  537.  Bh. 
1881,  Nr.  44.] 

Oberbeamte.  In  den  sogenannten  Schot- 
tischen Logen  (a.  d.)  werden  die  Beamten 
gewöhnlich  O.  genannt,  so  dass  ihren  Amts- 
bezeichnungen »Obere  vorgesetzt  wird, 
z.  B.  der  Meister  vom  Stuhl  Obermeister 
heisst  u.  s.  w. 


Obere,  unbekannte,  die  den  Bund  lei- 
ten; von  solchen  war  in  keinem  Maurer- 
system die  Rede,  bevor  Johnson  (s.  d.) 
auftrat.  Dieser  erst  deutete  solche  an; 
v.  Hund  hatte  den  englischen  Prätenden- 
ten für  den  Grossmeister  gehalten,  später 
sollte  es  ein  Lord  gewesen  sein,  den  er 
nie  nannte.  Nach  Urkunden  im  Heermeis- 
terlichen Archiv,  die  Schröder  [Geschichte 
der  Freimaurerei,  I,  194—216]  mitteilt, 
war  1751—54  der  Grossmeister  und  das 
Grosskapitel  in  London;  nachher  war 
v.  Huna  mit  beiden  ausser  Verbindung 
gekommen  und  wusste  nicht,  ob  und  wo 
sie  waren.  Auch  der  Grossprior  war 
unbekannt.  Dieses  Nichtwissen  veranlasste 
manche  Gläubige  zu  Nachforschungen. 
Noch  1777  erklärte  der  Herzog  Ferdinand 
von  Braunschweig,  die  etwa  auf  ihn  fallende 
Wahl  zum  Grossmeister  nur  unter  der  Be- 
dingung annehmen  zu  wollen,  dass  er,  so- 
bald der  eigentliche  Grossmeister  sich 
ausweisen  sollte,  zurücktreten  wolle,  Auch 
Schrepfer  (s.  d.),  Gugomos  (s.  d.)  und  die 
Rosenkreuzer  (s.  d.)  hatten  keine  unbe- 
kannten O.,  denn  die  etwa  angegebnen 
Namen  waren  erdacht.  Über  den  Nach- 
teil des  Glaubens  an  u.  O.  spricht  sich 
v.  Kessler  im  ersten  Teil  des  Anti- 
Saint-Nicaise,  S.  121  —  129,  unumwun- 
den aus.  —  Übrigens  wurde  durch  das 
von  König  Friedrich  Wilhelm  HI.  von 
Preussen  erlassene  Edikt  vom  20.  Okt. 
1798,  das  den  preussischen  Freimaurer- 
logen Duldung  zusichert  (s.  Preussen), 
ausdrücklich  jede  Gesellschaft  verboten, 
in  der  »u.  O.  . . .  Gehorsam  versprochen 


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112 


Obereit  —  ObservaDtia  stricta. 


wird«.  —  Es  ist  nach  alledem  eine  Sage, 
wenn  noch  gegenwärtig  als  Angriffspunkt 
gegen  den  Freimaurerhund  von  u.  O.  ge- 
sprochen wird,  denen  unbedingter  Gehor- 
sam zu  leisten  sei.  Sie  hat  es  nie  im 
eigentlichen  Freimaurerbund  gegeben,  der 
dem  einzelnen  die  vollkommene  persön- 
liche Freiheit  gewährleistet. 

Obereit,  Jakob  Hermann,  geb.  1725 
zu  Arbon  in  der  Schweiz,  gest.  2.  Febr. 
1798  in  Jena,  ein  Schwärmer,  bald  Chi- 
rurg, bald  Chemiker,  führte  ein  aben- 
teuerliches Leben,  widmete  sich  zuletzt 
der  Philosophie,  hatte  aber  nirgends 
Ruhe.  So  war  er  am  Ende  der  siebziger 
Jahre  in  Zürich,  wo  er  bei  Lavatere  Bru- 
der alchemistische  Arbeiten  trieb,  1786 
in  Meiningen,  wo  er  einen  öffentlichen 
arkadischen  Damenorden  errichten  wollte 
u.  s.  w.  Von  seinen  vielen  (zum  Teil  un- 
klaren) Schriften  gehören  ins  Gebiet  frei- 
maurerischer Anschauungen  seine  »Schwei- 
zererklärung«  (Brl.  1786)  und  «Einsamkeit 
der  Weltüberwinder«  (Lpz.  1781).  [Über 
sein  Leben:  Schlichtegroll,  Nekrolog  auf 
1798,  II,  1—100;  Hirsching,  Bd.  VI,  Abt.  1, 
S.  812—337.] 

Oberfläche  der  Erde.  Die  Freimaurerei 
als  eine  weltbürgerliche  Gesellschaft,  wel- 
che die  Scheidewände  der  Religionen, 
Völkerschaften,  Länder,  Stände  und  Rang- 
ordnungen in  ihrem  Kreis  nicht  beachtet,  ist 
über  die  ganze  O.  d.  E.  verbreitet  und  will 
demgemäss  dazu  beitragen,  dass  sich  die 
ganze  Menschheit  vermöge  ihrer  sittlichen 
Bestimmung  als  eine  einige  Familie  von 
Brüdern  und  Schwestern,  von  Kindern 
Gottes  betrachtet  und  behandelt.  Keine 
feierliche  Tafelloge  wird  geschlossen,  ehe 
aller  Brüder,  die  auf  der  ganzen  O.  d.  E. 
zerstreut  sind,  gedacht  worden  ist;  daher 
Bagt  man  auch,  dass  die  Loge  reiche  von 
der  O.  d.  E.  bis  zu  deren  Mittelpunkt 

Oberg,  Baron  v.,  amtierte  bei  der  Grün- 
dung der  ersten  Loge  in  Hamburg  6.  Dez. 

1737  als  erster  Aufseher,  war  Meister  vom 
Stuhl  dieser  Loge  vom  14.  Dez.  1737  bis 
21.  Febr.  1738,  dann  wieder  vom  29.  März 
bis  10.  Sept.  1738.    Er  reiste  am  10.  Aug. 

1738  mit  einer  Abordnung  nach  Braun- 
schweig und  nahm  dort  als  Obermeister 
den  preussischen  Kronprinzen  Friedrich 
(später  König  Friedrich  II.)  zum  Maurer 
in  alle  drei  Grade  auf.  A1b  gegen  seine  10. 
Sept.  1738  vorgelegte  RechnungWiderepruch 
erhoben  wurde,  trat  er  aus  der  Loge  aus 
und  strich  eigenhändig  seinen  Namen  aus 
dem  Mitgliederbuch.  1789  war  er  bei  dem 
Kronprinzen  Friedrich  in  Rheinsberg  und 
hat  dort  auch  Loge  gehalten.  Später  kam 
er  wieder  nach  Hamburg.  Auf  die  Be- 
schwerde, dass  er  ohne  Erlaubnis  Loge 
halte,  berief  er  sich  1744  auf  den  König 
von  Preussen  und  die  Loge  Zu  den  drei 
Weltkugeln.  Noch  in  demselben  Jahre 
am  7.  Nov.  wurde  er  von  dem  Grossschrift- 
führer der  Hamburger  Provinzialgrosaloge, 


Manneke,  benachrichtigt,  dass  er  zum 
Obermeister  der  neuerrichteten  Schotten- 
loge gewählt  sei,  die  1746  den  Namen 
Schmettow  erhielt. 

Oberhansen  (St  in  der  preuss.  Rhein- 
prov.,  80154  E.).  Hier  bestand  seit  1875 
ein  maurerisches  Kränzchen,  das  längst 
eingegangen  ist 

0  ber  lausitzer  •  Logen  -  Assoziation  set  zt 
sich  aus  den  Logen  Bautzen,  Görlitz 
(Zur  gekrönten  Schlange),  Lauban  und 
Zittau  zusammen.  Der  (seit  1856)  damit 
verbundne  Wohlthätigkeitsverein  bietet 
einen  besonderen  Zusammenhalt.  Der  Ver- 
band besteht  seit  8.  Sept.  1847,  nament- 
lich auf  Grund  des  Vertrags  vom  21.  Okt. 
1849,  zu  dem  Zwecke,  »um  seine  Mitglieder 
durch  das  Band  der  Traulichkeit  innig 
miteinander  zu  vereinigen,  den  Verkehr 
zwischen  diesenLogen  und  derenMitgliedern 
zu  erleichtern  und  freundlich  zu  gestalten, 
auch,  Boweit  dies  unbeschadet  der  Verschie- 
denheit des  Ritus  und  der  Lehrart,  nach 
denen  diese  Logen  arbeiten,  geschehen  kann, 
nach  und  nach  die  auf  den  Verkehr  Bezug 
habenden  Einrichtungen  und  Formen  grund- 
sätzlich  gleichmässig  zu  regeln«.  Die  Logen 
sammeln  ein  Vermögen  an  bis  zu  50000  M. 
Die  Zinsen  werden  jährlich  teilweise  zu 
wohlthätigen  Zwecken  verwendet  für  wür- 
dige, bedürftige,  mindestens  30  Jahr  alte, 
unverheiratete  oder  verwitwete  Töchter 
solcher  verstorbner  Maurer,  die  bis  zu 
ihrem  Ableben  Mitglieder  des  Verbands 
gewesen  sind.  Die  Versammlungen  fanden 
Btatt,  die  1.  8./9.  Sept.  1848  in  Zittau, 
die  2.  21./22.  Mai  1850  in  Görlitz  [vgl. 
Bericht  (1850)],  die  3.  31.  Aug./l.  Sept. 
1851  in  Löbau,  die  4.  25.  Juli  1852  in 
Löbau,  die  5.  18.  Juni  1854  in  Zittau,  die 
6.  18.  Mai  1856  in  Görlitz,  die  7.  7.  Juni 
1857  in  Bautzen,  die  8.  9.  Sept.  1860  in 
Lauban,  die  9.  4.  Sept.  1864  in  Görlitz, 
die  10.  22.  Sept.  1867  in  Löbau,  die  11. 
5.  Sept.  1869  in  Lauban,  die  12.  3.  Sept. 
1870  in  Bautzen,  die  13.  19.  Okt.  1873  in 
Görlitz,  die  14.  8.  Okt.  1876  in  Zittau,  die 
15.  14.  Sept.  1879  in  Bautzen,  die  16. 
11.  Sept.  1881  in  Görlitz,  die  17.  28.  Okt. 
1888  in  Zittau,  die  18.  19.  Sept.  1886  in 
Bautzen,  die  19.  30.  Mai  1889  in  Lauban, 
die  20.  16.  Okt.  1892  in  Görlitz,  die  21. 
11.  Okt.  1896  in  Bautzen,  die  22.  18.  Sept. 
1898  in  Lauban.  1877  wurde  ein  neues 
Statut  angenommen  und  trat  die  Loge 
in  Lauban  aus,  um  1887  wieder  sich  an- 
zuschließen. [Vgl.L.  1895,8.85;  1898,  S.126.] 

Oberstein  (St  im  Herzogt.  Oldenburg, 
6958  E).  1)  Seit  1.  Juni  1866  bestand  hier 
ein  maurerisches  Kränzchen,  das  sich  2) 
unter  der  Grossloge  von  Hamburg  zu 
einer  Loge  Zum  Felsentempel  umwan- 
delte, gegr.  22.  Febr.,  eingew.  27.  Mai  1869. 
Mitgliederzahl  (1899):  28.  Vers.  8.  Mitt- 
woch.  Klub:  Mittwochs. 

Observantla  stricta  (strikte  Observanz). 
Diesen  Ausdruck  brauchte  Johnson  (s.  d.) 


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Occident  — 


Odd  Fellows. 


113 


zuerst;  v.  Hund  uahtn  ihn  für  sein  System  > 
an,  um  dadurch  die  darin  geltende  mili- 
tärische Strenge  anzudeuten,  und  man 
nannte  dagegen  die  englische  und  die 
Zinnendorfsche  Lehrart  Observantia  lata, 
laxe  Observanz.  Weil  diese  Benennungen 
gehässig  waren,  wurde  auf  dem  Konvent 
zu  KohJo  (s.  d.)  verabredet,  sie  nicht  mehr 
zu  brauchen;  da  es  aber,  wenn  auch  nicht 
mehr  offiziell,  doch  noch  immer  geschah, 
ist  die  Abbreviatur:  str.  Obs.  der  Kürze 
wegen  vielfach  beibehalten,  und  versteht 
man  darunter  das  v.  Hundsche  Tempel- 
herrensystem.  [8.  Hund,  Tempelherren.] 

Occident  (Westen),  ein  in  Hochgrad  lehr- 
arten mehrfach  gebräuchlicher  Ausdruck. 
[S.  übrigens  Himmelsgegenden.] 

O'Connell,  Daniel,  berühmter  irischer 
Agitator,  geb.  6.  Aug.  1775  in  Carhen 
(irische  Grafschaft  Kerry),  gest.  15.  Mai 
1847  in  Genua,  gehörte  früher  dem  Mau- 
rerbunde an,  in  den  er  1799  in  Dublin  in 
der  Loge  Nr.  189  aufgenommen  (nach  an- 
dern Angaben  in  Frankreich  aufgenommen 
und  in  Dublin  nur  angenommen)  wurde; 
schon  im  folgenden  Jahre  wurde  er  Meis- 
ter vom  Stuhl  dieser  Loge  und  war  ein 
sehr  eifriger  Freimaurer.  Aber  1838  wurde 
er  durch  die  Einwirkung  katholischer  Geist- 
lichen bestimmt,  sich  vom  Bunde  zurück- 
zuziehen, was  er  selbst  später  öffentlich 
bekannt  machte.  [Freem.  Quart.  Review, 
Juni  1847;  L.  X,  S.  156.] 

Odd  Fellows  (the  independent  order 
of),  auch  the  order  of  independent  Odd 
Fellows  genannt;  der  »unabhängige  Orden 
der  seltsamen  Gesellen«.  I.  Geschichte. 
O.  F.  ist  der  Name  einer  nach  dem  Mus- 
ter der  Freimaurerbrüderschaft  gebildeten 
allgemeinen  Unterstützungsgesellschaft,  wie 
aus  der  Devise:  »Freundschaft,  Liebe, 
Wahrheit«  erheilt.  Nach  der  Angabe  der  O. 
F.  wäre  der  Orden  zwischen  1725 — 50  in 
England  entstanden;  er  ist  aber  erst 
1788—90  in  Liverpool  oder  Manchester 
ins  Leben  getreten.  Über  den  Ursprung 
des  Namens  sind  viele  Vermutungen  aus- 
gesprochen worden.  Am  wahrscheinlich- 
sten ist  die  in  der  O.  F.- Zeitung  enthal- 
tene Mitteilung,  dass  Schauspieler  am 
Abend  nach  dem  Theater  in  ihrem  Kostüm 
an  einein  Erfrischungsplatz  zusammenge- 
kommen wären.  Das  hätten  diese  Leute 
selbst  sehr  »odd«,  sehr  sonderbar  gefunden. 
Aus  diesen  anfangs  der  Unterhaltung  ge- 
widmeten Zusammenkünften  entwickelte 
sich  allmählich  ein  Unterstützungsverein 
und  daraus  nach  und  nach  ein  Orden  mit 
Zeichen,  Passwörtern  und  Graden,  der  sich 
sehr  rasch  in  England  verbreitete  [Bh.  1895, 
S.  48].  Dieser  Orden  nannte  sich:  Verei- 
nigter Orden  der  O.  F.  Mehr  und  mehr 
wurde  erkannt,  dass  der  Orden  seine  Thä- 
tigkeit  auch  der  geistigen  und  sittlichen 
Hebung  seiner  Mitglieder  zuwenden  müsse. 
Die  den  Reformbestrebuugen  zuneigenden 
Logen  trennten  sich  von  dem  Vereinigten 

Allgemein««  Handbuch  der  Kr«iui»ur*r*i.  II. 


Orden  der  0.  F.  und  bildeten  1813  den 
Unabhängigen  Orden  der  O.  F.  (I.  O.  0.  F.). 
Auch  in  der  Folge  zweigten  sich  in  Eng- 
land noch  verschiedne  Logen  ab,  zwischen 
denen  kein  Zusammenhang  besteht,  so  dass 
bis  heute  noch  keine  einheitliche  Orga- 
nisation in  England  vorhanden  ist.  Über- 
haupt geniesst  er  dort  nur  wenig  Ansehen, 
da  er  sich  vorwiegend  aus  den  niedrigen 
Ständen  zusammensetzt.  Dagegen  ist  der 
Orden  vorzüglich  in  Nordamerika  verbreitet. 
Der  Schöpfer  und  Gründer  des  Ordens  in 
den  Vereinigten  Staaten  war  Thomas  Wil- 
dey,  der  in  Baltimore  26.  April  1819  die 
erste  O.  F.-Loge  unter  dem  Namen  »Was- 
hington-Loge« ins  Leben  rief.  Dieser  Tag 
wird  heute  noch  in  allen  O.  F.-Logen  fest- 
lich begangen.  Seiner  Thätigkeit  gelang 
es,  überall  neue  Logen  zu  gründen  und 
diejenigen,  die  ohne  ihn  gestiftet  wurden, 
zu  festem  Anschluss  zu  veranlassen.  So 
konnte  er  schon  1825  eine  Nationalgross- 
loge  der  Vereinigten  Staaten  gründen, 
deren  Grossmeister  er  längere  Zeit  war. 
Durch  eine  Reise  nach  England  erreichte 
er  von  der  Manchester  Unity,  die  als  Haupt 
der  englischen  O.  F.  angesehen  wird  und 
um  1840in  Grossbritannien  3600 Lugen  hatte, 
das  Recht,  dass  die  Grossloge  der  Verei- 
nigten Staaten  in  diesem  Lande  die  allei- 
nige Gerichtsbarkeit  ausüben  könne.  Seit 
1842  ist  die  Trennung  von  England  eine 
vollständige.  Staat  auf  Staat  verleibte  nun 
Wildcy  dem  Orden  ein.  Auch  auf  die  geis- 
tige Hebung  seiner  Mitglieder  nahm  er 
Bedacht.  Während  bei  der  Gründung  des 
Ordens  der  Hauptzweck  war,  Kranke  zu 
besuchen,  Tote  zu  begraben,  die  Witwen 
und  Waisen  zu  unterstützen,  sorgte  er  auch 
dafür,  dass  der  Charakter  des  Menschen 
veredelt  würde:  »Der  Orden  sollte  ein  Kreis 
guter,  pflichttreuer  Männer  sein,  die  sich 
im  Gefühl  gleichen  Strebens  brüderlich 
die  Hand  reichten  und  in  allen  Lagen  des 
Lebens  sich  getreulich  zur  Seite  ständen«. 
Bei  seinein  Tode  (1861)  konnte  er  auf  ein 
reicligesegnetes  Arbeitsfeld  zurückblicken. 
Etwa  eine  halbe  Million  Mitglieder  waren 
bis  dahin  aufgenommen  und  über  20  Mil- 
lionen Dollar  (von  1829—1862)  eingenom- 
men worden,  von  denen  fast  9  Millionen 
Dollar  zur  Unterstützung  der  Kranken, 
Beerdigung  der  Toten  und  Erziehung  der 
Waisen  verwandt  worden  waren.  Von 
1830—1890  hat  der  Orden  für  Unterstütz- 
ungen u.  s.  w.  über  54  Millionen  Dollar 
ausgegeben.  Überhaupt  steht  das  O.  F.- 
tum  in  Nordamerika  in  höchster  Blüte; 
die  Brüderschaft  verfügt  über  grosse  Ka- 
pitalien, sie  besitzt  eine  reiche  Anzahl  von 
Waisen-  und  Erziehungsanstalten,  Hospi- 
tälern, Schulen,  AlterversorgungsanBtalten, 
Ribliotheken,  Friedhöfen  und  palastähn- 
lichen  grossen  Hulleu  für  ihre  Zusammen- 
künfte. Von  Nordamerika  verbreitete  sich 
der  Orden  nach  allen  übrigen  Ländern: 
nach  Mittelanieriku,  Südamerika,  wo  er 

8 


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IM 


Odd  Fellows. 


besonders  in  Chile  (1871)  festen  Fuss  fasste, 
nach  den  Sandwichsinseln  (1877)  und  Au- 
stralien (1867).  1871  wurde  die  erste  Loge 
in  der  Schweiz,  1878  die  erste  in  Dane- 
mark, 1895  die  erste  in  Italien  errichtet. 
Uns  interessiert  besonders  die  Verbreitung 
in  Deutschland.  Die  Idee,  den  Orden 
nach  Deutachland  zu  verpflanzen,  erregte 
in  Amerika  grosse  Begeisterung.  Man  ging 
sofort  (1869)  ans  Werk  und  spendete  grosse 
Suramen  dazu.  Durch  den  deutsch-franzö- 
sischen Krieg  wurde  die  Ausführung  der 
Sache  verzögert.  Nach  Überwindung  man- 
cher Hindernisse  und  der  Genehmigung  der 
Landesregierung  konnte  Morse  in  Stutt- 
gart 1 .  Dez.  1870  die  erste  O.  F.-Loge  (Würt- 
temberg-Loge No.  1)  errichten,  1871  folgte 
in  Berlin  die  Germania -Loge,  und  bald 
wurden  in  andern  Städten  unter  Mörses 
Leitung  neue  Logen  errichtet.  Schon  1872 
konnte  in  Frankfurt  a.  M.  die  Grossloge 
des  Deutschen  Reichs  gegründet  werden. 
Damit  die  Brüder  in  persönlichem  Verkehr 
über  strittige  Fragen  ihre  Meinungen  aus- 
tauschen konnten,  wurde  1881  ein  (). 
F. -Tag,  der  aller  zwei  Jahre  zusammentritt, 
ins  Leben  gerufen,  seit  1877  erscheint 
das  Vereinsorgan  »Odd-Fellow«  in  Leip- 
zig. II.  Organisation  und  Zweck. 
Der  Orden  besteht  aus  5  Graden,  die  nach 
den  Farben  benannt  werden:  1.  weiss, 
2.  fleischfarben,  8.  blau,  4.  grün,  5.  schar- 
lachrot. Darüber  sind  noch  die  sogenann- 
ten Lagergrade,  die  den  freimaurorischen 
Kapiteln  gleichen,  geschaffen.  Sie  heissen 
6.  Patriarchengrad,  7.  der  goldne  Gesetzes- 
grad und  8.  der  königliche  Purpurgrad. 
Die  Schurze  werden  in  den  Logen  von 
weisser  Farbe  getragen,  im  Lager  dagegen 
ist  die  Farbe  schwarz.  Aufnahmefähig 
ist  jeder  zwischen  dem  21.  und  40.  Jahre, 
der  vollkommene  Gesundheit  des  Geistes 
und  Körpers,  einen  guten  moralischen  Cha- 
rakter besitzt  und  fähig  ist,  durch  ein  ehr- 
bares Geschäft  sich  und  seine  Familie  an- 
ständig zu  ernähren.  Die  eigentlichen 
Arbeitsstätten  des  Ordens  sind  die  Logen. 
Fünf  Brüder  vom  dritten  Grad  in  gutem 
Stande  (d.  h.  wenn  sie  mit  ihren  Zahlungen 
nicht  im  Rückstand  sind)  sind  berechtigt, 
um  einen  Freibrief  zur  Gründung  einer 
Unterloge  zu  bitten.  Alle  Logenbeamten 
müssen  den  fünften  Grad,  den  Purpurgrad, 
besitzen.  Kein  Beamter  kann  sogleich 
wiedergewählt  werden,  solange  noch  gleich- 
berechtigte Genossen  als  ungewählt  vor- 
handen sind;  es  soll  jeder  zur  Mitarbeit 
herangezogen  werden.  Zu  den  erwählten  Be- 
amten gehören  der  Obermeister,  der  Unter- 
meister, der  Schriftführer  und  der  Schatz- 
meister. Nach  seinem  Amtsjahr  wird  der 
Obermeister  zum  Exmeister.  7  Exmeister 
dürfen  um  Errichtung  einer  Distrikts-Gross- 
loge  einkommen,  an  deren  Spitze  ein  Gross- 
meister steht.  Jeder  Grosslogenbeamte  muss 
im  Besitz  des  achten  Grads  sein.  Über 
den  Distrikts-G rosslogen  steht  die  Grosse 


Loge  des  betreffenden  Staats,  und  über 
allen  thront  die  Souveräne  Grossloge  mit 
dem  Gross-Sire  an  der  Spitze,  die  allein 
das  sogenannte  »geheime  Werk«  behandelt. 
Als  geheimes  Werk  bezeichnet  man  die 
Veränderung  der  Erkennungszeichen,  der 
Passwörter  und  der  Rituale.  Der  Zweck 
des  Ordens  wird  am  besten  in  der  Erklä- 
rung ausgesprochen,  die  der  Obermeister 
dem  Suchenden  bei  der  Aufnahme  giebt: 
•  Die  O.  F.  sind  eine  Genossenschaft,  die 
sich  durch  ein  heiliges  und  unverletzliches 
Band  vereint  hat,  als  treue  Freunde  und 
Brüder  sich  in  allen  Verhältnissen  des 
Lebens  zu  erkennen  und  als  solche  zu 
zeigen,  und  die  sich  verbunden  haben,  so- 
lang Ehre,  Pflicht  und  Gewissen  es  erlau- 
ben, im  Glück  und  Unglück  einander  bei- 
zustehen, die  Notleidenden  zu  fördern,  den 
Kranken  zu  Hilfe  zu  eilen,  die  Witwen 
und  Waisen  ihrer  verstorbenen  Brüder  zu 
unterstützen  und  denselben  nach  Kräften 
ihren  Rat  und  Schutz  angedeihen  zu  lassen. 
Wohlthun  mag  mithin  als  einziger  Zweck 
der  O.  F.  betrachtet  werden«.  Der  Frei- 
maurerbund und  die  O.  F.  haben  das  ge- 
meinsam, dass  sie  über  die  Schranken  der 
Religion  und  Nationalität  hinweg  die  Men- 
schen als  Brüder  ansehen.  Während  aber 
das  Freimaurertum  die  innere  Veredlung 
des  Menschen  als  Hauptzweck  ansieht  und 
die  praktische  Werkthätigkeit  erst  in  zwei- 
ter Linie  übt,  ist  es  bei  den  O.  F.  umge- 
kehrt. Sie  legen  den  Hauptwert  auf  diese 
Seite.  Einen  hervorragenden  Wert  legt 
man  auf  die  gute  Pflege  und  Erziehung  der 
Kinder.  Schwache  und  kränkliche  Kinder 
schickt  man  in  die  Bäder  oder  Sommer- 
frischen. Ist  ein  Mitglied  gestorben,  erhält 
die  Witwe  eine  Unterstützung,  wie  denn 
ausser  den  Beamten  noch  eine  Anzahl  Aus- 
schüsse bestehen,  die  bestimmte  Obliegen- 
heiten zu  erfüllen  haben.  So  hat  der 
Krankenausschuss  die  Pflicht,  wenigstens 
einmal  in  der  Woche  die  kranken  Mitglie- 
der, der  Witwen-  und  Waisenausschuss 
von  Zeit  zu  Zeit  die  Witwen  und  Waisen 
zu  besuchen.  Immer  aber  erstreckt  sich 
im  Gegensatz  zu  den  Freimaurern  ihre 

I  werkthätige  Liebe  nur  auf  ihre  Mitglieder. 
Der  Deutsche  Grosslogenbund  hat  1874  er- 
klärt: »Da  die  O.  F.  von  den  Staatsregie- 
rungen nicht  als  geheime  Gesellschaften 
ungesehen  werden,  auch,  so  viel  bekannt, 
nur  humane  Zwecke  verfolgen,  hat  die 
Loge  sich  bis  auf  weiteres  nicht  feindlich 
gegen  dieselben  zu  verhalten  und  keinen 
Suchenden,  der  ihnen  angehört,  aus  diesem 

I  Grunde  abzuweisen.  Ebensowenig  ist  einem 
Bruder  der  Zutritt  zu  ihnen  zu  versagen. 
Verbindungen  mit  denselben  seitens  der 
Loge  finden  aber  keinenfalls  statt.«  [Vgl. 
Bh.  1874,  S.  298.]  Auch  gegen  die  O.  F. 
sind  die  Ultramontanen  aufgetreten  und 
verfolgen  sie.  [Vgl.  Hildebrand  Gerber, 
Der  O.-F.-  Orden  und  das  Dekret  der 
Congregation  der  Inquisition  vom  20.  Aug. 


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Ödenburg  —  Oelrichs.  115 


1894  (Brl.  1896).]  —  Natürlich  entging  es 
dem  Orden  nicht,  dass  gerade  die  Frau 
besonders  berufen  ist,  Werke  barmherziger 
Liebe  zu  üben.  Diese  Erwägungen  führten 
1852  zur  Einführung  des  Re ibekkagrads, 
der  Frauen,  Töchtern,  Schwestern  und 
Müttern  von  Mitgliedern  verliehen  wird.  In 
Deutschland  haben  aber  bisher  die  Re- 
bekka-Gradenlogen wenig  Anklang  gefun- 
den. Der  Orden  verdankt  seine  grossen 
Erfolge  seinen  reichen  Geldmitteln,  die 
durch  Beitrage  und  besonders  durch  zahl- 
reiche Strafgelder  zusammengebracht  wer- 
den. [Vgl.  Weiss,  Der  O.-F.-Orden  (8.  Aufl. 
Lpz.  1892);  A.  B.  Grosh,  Des  sonderbaren 
Bruders  verbessertes  Handbuch  (ins  Deut- 
sche Obertragen  von  John  G.  Brunner,  New 
York  1874);  Schüler,  Über  Freimaurerei  und 
O.-F.-tum  (Brl.  1895);  Dr.  Andraeas,  Der 
Orden  der  O.-F.,  dessen  Geschichte,  Orga- 
nisation und  Wesen  (Lpz.  1882);  Pniower, 
Siegbert,  Der  O.-F.,  ein  Verwandter  des 
Freimaurers,  Geschichte,  Prinzipien  und 
Organisation  des  O.-F. -Ordens  (Spandau 
1874).  A.  1884,  S.  102.  Bbl.  1898,  S.  259; 
1898,  S.  461.  Bh.  1861,  S.  214;  1871,  S. 
256;  1878,  S.  118;  1874,  S.  108,  297;  1880, 
S.  21,  80.  FZ.  1868,  8.  79;  1872,  S.  140; 
1873,  S.  19,  26,  44;  1876,  S.  272;  1888,  S. 
189;  1890,  8.  153,  298;  1896,  8.  147.  L. 
1892,  8.  193;  1895,  S.  202.)  HI.  Sta- 
tistik. A.  Der  amerikanische  Zweig 
des  Ordens.  Über  sein  Wachstum  giebt 
folgendes  Auskunft:  er  zahlte  1829  1005 
Mitglieder,  1839  9981,  1849  189242, 
1859  177711,  1869  268008,  1879  440783 
und  1889  603537  Mitglieder.  Ende  1898 
unterstanden  der  SouveränenGrossloge 
5  unabhängige  Grosslogen  (Deutschland, 
Schweiz,  Dänemark,  Schweden  und  Au- 
stralien), 55  untergeordnete  Grosslager, 
65  untergeordnete  Grosslogen,  2656  unter- 
geordnete Lager  mit  128267  Mitgliedern, 
11796  untergeordnete  Logen  mit  859929 
Mitgliedern  und  5071  Rebekkalogen  mit 
312839  Mitgliedern.  Die  Gesamteinnahmen 
betrugen  1894  81/«  Million  und  die  Aus- 
gaben für  Unterstützungszwecke  3l/i  Mil- 
lion Dollar.  1830—94  wurden  insgesamt 
64 »/»  Million  Dollar  für  Unterstützungen 
verausgabt.  In  Europa  war  der  Orden 
1897  an  86  Plätzen  mit  121  Logen  und 
19  Lagern  vertreten.  Die  Grossloge  des 
Deutschen  Reichs  zählte  1899  90  Logen 
und  15  Lager;  davon  unterstanden  71  Lo- 
gen den  7  Distriktsgrosslogen  von  Schle- 
sien-Posen, Brandenburg,  Schleswig- Hol- 
stein-Hamburg,  Hannover,  Württemberg, 
Hessen  und  Sachsen.  Die  Mitglieder- 
zahl belief  sich  auf  4849.  Die  Ein- 
nahmen betrugen  in  den  letzten  vier 
Jahren  409324  M.,  für  Unterstützungen 
wurden  60880  M.  verausgabt.  Die  Gross- 
loge der  Schweiz  umfasst  (1898)  6  Lo- 
gen und  1  Lager  mit  zusammen  398  Mit- 
liedern; in  den  Niederlanden  bestehen 
Logen  mit  424  Mitgliedern;  die  Gross- 


I  löge  von  Dänemark  zählt  22  Logen, 
2  Lager  und  1  Rebekkaloge  mit  2314  Mit- 
gliedern, die  Grossloge  von  Schweden 
17  Logen  und  2  Lager  mit  1505  Mitglie- 
dern, in  Frankreich  bestehen  2  und  in 
Italien  und  Island  je  1  Loge.  Die 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
wiesen  1896  11119  Logen  mit  804557  Mit- 

§ Hedem,  2625  Lager  mit  129882  Mitglie- 
ern  und  4567  Rebekkalogen  mit  281041 
Mitgliedern  auf.  In  Australien  gab  es 
1898  268  Logen  mit  20852  ,  17  Rebekka- 
logen mit  755,  6  Lager  mit  142  und  23 
Jugendlogen  mit  621  Mitgliedern.  In 
Alaska  bestehen  2  Logen  und  1  Lager, 
in  Cuba  4,  in  Mexiko  3  und  in  Hono- 
lulu 2  Logen.  Zeitschriften  erscheinen 

f;egen  50,  davon  je  eine  in  Deutsch- 
and,  der  Schweiz,  den  Niederlanden,  Däne- 
mark und  Schweden.  B.  Von  den  eng- 
lischen Zweigen  wiesen  die  Manchester 
Unity  1900  961500  und  der  Grand  United  « 
Order  1898  79458  Mitglieder  auf. 

ödenburg  (Sopron,  St.  in  Ungarn,  [1890] 
27213  E.).  Die  hier  arbeitende  Loge  Zur 
Verbrüderung  wurde  30.  Mai  1869  ge- 
gründet und  bewarb  sich  alsbald  um  einen 
Stiftungsbrief  der  Grossloge  von  Hamburg, 
unter  deren  Schutz  sie  12.  Febr.  1870 
sich  begab.  Inzwischen  beteiligte  sie  sich 
zwar  an  der  Gründung  der  Grossloge  von 
Ungarn,  zog  sich  jedoch  wieder  zurück 
und  trat  dieser  erst  17.  Sept.  1875  bei. 
Unter  ihrem  langjährigen  Meister  vom 
Stuhl  Kurt  Thiering  entfaltete  die  Loge 
eine  erspriessliche  Thätigkeit.  Sie  grün- 
dete einen  Kindergarten,  eine  Volksbiblio- 
thek und  eine  Hausindustrieschule,  die 
sämtlich  zu  gedeihlicher  Entwicklung  ge- 
langt sind.  Die  Loge  gab  ferner  eine 
Preisschrift  zur  Aufklärung  der  Profanen 
(Wesen  und  Aufgabe  der  Freimaurerei. 
Von  G.  Poszv^k.  Hmbg.  1882)  heraus  und 
stiftete  Kränzchen  in  Wien,  Klageufurt, 
Raab  und  Gr.-Kanizsa  (Kelle),  aus  welch 
letzterem  nachmals  eine  Loge  hervorging. 
Die  Loge  verfügt  über  einen  Hausbau- 
fonds (4380  fl.),  einen  Kindergartenfonds 
(578  fl.)  und  einen  Volksbibliothcksfonds 
(379  fl.).  Mitgliederzahl  (1899):  59.  Vers.: 
Freitags. 

Odense  (Hauptst.  der  dän.  Insel  Füncu, 
14000  E.).  Neben  der  hier  bestehenden 
dänischen  Loge  wird  in  einem  Verzeicbnis 
der  Grossen  I.K)ge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
in  Berlin  von  1826  auch  eine  Loge 
Sophie  Friederike  zu  den  neun  ver- 
einigten Herzen  erwähnt,  von  der  je- 
doch nichts  bekannt  ist. 

Oelrichs,  Ernst  Heinrich,  Rechtsge- 
lehrtcr,  geb.  29.  Juni  1768  in  Hanno- 
ver, gest.  6.  März  1836  in  Berlin,  wurde 
1788  Referendar  beim  Kammergericht  in 
Berliu,  1794  Regierungsrat  in  Marienwerder 
und  1812  Präsident  des  Oberlandesgericlits 
das.,  1833  nach  Berlin  versetzt  und  Mit- 
,  glied  des  Staatsrats.  —  Am  5.  Dez.  1788 

8* 


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116 


O'Eteel  —  Öffentliche  Meinung. 


trat  er  in  die  Loge  Zu  den  drei  Degen 
in  Halle  und  schloss  sich  später  der 
Loge  Zum  flammenden  Stern  in  Berlin  an. 
Nach  »einer  Versetzung  nach  Marienwer- 
der stiftete  er  hier  mit  andern  Maurern 
1803  die  Loge  Zur  goldnen  Harfe,  deren 
erster  Meister  vom  Stuhl  1803—1815, 
1816-1825,  1828-1831  er  war.  Nach 
seiner  Rückkehr  nach  Berlin  trat  er  1833  zur 
Loge  Zur  Eintracht  über  und  wurde  1834 
Mitglied  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  und  des  Bundes- 
Direktoriums.  [Vgl.  Bbl.  1893,  S.  420. 
Geschichte  der  Grossen  National-Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin 
(1890),  8.  434.] 

O'Elsel,  Franz  Aug.  v.,  s.  Etzel. 

Oeynhausen  (früher  nehme,  St.  in  der 
preuss.  Prov.  Westfalen,  2897  E.).  1)  Hier 
wurde  im  Juni  1879  ein  Klub  gegründet, 
der  sich  in  die  Logo  Wilhelm  zur  Ei- 
nigkeit unter  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  umwandelte,  gest  12.  Dez.  1883, 
eingew.  23.  Febr.  1884;  die  Loge  stellte 
aber  schon  18.  Nov.  1885  ihre  Thätigkeit 
wieder  ein.  2)  Jetzt  besteht  hier  unter 
der  Loge  in  Bielefeld  ein  maurerisches 
Kränzchen  ZurheilbringendenQuelle, 

5 est.  8.  Aug.  1894,  das  Mittwochs  während 
er  Kurzeit  in  der  Concordia  Versamm- 
lungen hält.  3)  Hier  werden  seit  ca.  20 
Jahren  Versammlungen  westfälischer  Logen 
jährlich  am  1.  oder  2.  Sonntag  im  Oktober 
abgehalten.  Der  Vorsitz  wechselt  unter 
den  beigetretnen  Logen  von  Bielefeld, 
Bückeburg,  Detmold,  Hameln,  Münden, 
Osnabrück  und  Stadthagen.  Zweck  der 
Versammlungen  ist,  »näheres  Bekannt- 
werden der  Brüder  unter  sich  und  Be- 
sprechung der  näher  liegenden  Interessen 
der  einzelnen  Logeu,  um  in  gemeinsamer 
Übereinstimmung  ihre  passend  erscheinen- 
den Wünsche  bei  grössern  Verbänden  zum 
Vortrag  bringen  zu  können.« 

Offen l> ach  (St.  im  Grossherzogt.  Hessen, 
40310  E).  1)  Eine  am  10.  Juni  1760  hier  von 
der  Grossen  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln gestiftete  Loge  Zum  Palm  bäum 
ist  eingegangen.  2)  Die  jetzt  hier  beste- 
hende Loge  Karl  und  Charlotte  zur 
Treue  wurde  5.  Sept.  1812  vom  Eklek- 
tischen Bunde  gegründet  und  4.  April  1813 
eingeweiht,  wobei  Fürst  Karl  von  Isen- 
burg (s  d.)  den  Hammer  führte.  Sie  war  von 
1827—43  geschlossen  und  trat  4.  Dez.  1859 
zurGrossloge  Zur  Eintracht.  Mitgliederzahl 
(1900):  95.  Vers.:  4.Sonnab.ini Monat.  Klub: 
Dienstags  und  Freitags.  Eignes  Logen- 
haus, Louisenstr.  4,  erbaut  1856,  vergrößert 
1890.  Milde  Stiftungen:  Kapital  ca.  3400  M. 
Ortsgesetz  von  1891.  [Vgl.  Jean  Hunibert, 
Geschichte  der  Loge  1812-82  (1883).] 

Offenburg  (St.  im  Grossherzogt.  Baden, 
9741  E.).  1)  Unter  Aufsicht  der  Loge  zu 
Freiburg  bestand  hier  seit  29.  Juli  1866 
ein  maurerisches  Kränzchen  Zur  offeuen 
Burg,  das  seinen  Sitz  nach  Lahr  (s.  d.) 


verlegte.  2)  Ein  neues  Kränzchen  unter 
gleichem  Namen  und  unter  derselben  Loge 
bildete  sich  11.  Juni  1876.  Es  hat  sich 
unter  der  Grossloge  Zur  Sonne  15.  April 
1877  zu  einer  Loge  Offene  Burg  zur 
Erkenntnis  umgewandelt.  Die  Loge  hat 
aber  1888  ihre  Arbeiten  wieder  eingestellt, 
öffentliche  Angelegenheiten  und  die 
Auslegung  dieses  Begriffs  sind  sehr  weit- 
gehend. Trotzdem  kann  man  behaupten 
und  bleibt  es  wahr,  dass  die  Logen  nicht 
zu  den  Vereinen  gehören,  deren  Zweck 
sich  auf  öffentliche  Angelegenheiten,  am 
wenigsten  auf  Verhandlung  und  Be- 
schlussfassung über  solche  bezieht.  Denn 
wenn  auch  der  Zweck  der  Freimaurerei 
Veredlung  der  Menschheit,  Verbreitung 
von  Humanität,  Unterstützung  der  Not- 
leidenden ist  und  dabei  öffentliche  An- 
gelegenheiten gestreift  werden,  so  sind 
doch  schon  nach  den  Alten  Pflichten  (s.d.) 
Verhandlungen  und  Streitigkeiten  über 
politische,  soziale  oder  kirchliche,  bez.  re- 
ligiöse Dinge  verpönt  und  ausgeschlossen. 
Die  Freimaurerei  will  bestehende  Gegen- 
sätze ausgleichen,  mildern,  Missverständ- 
nisse  aufklären,  deu  guten  Kern  auch  im 
politischen  und  kirchlichen  Gegner  leuch- 
ten sehen.  Deshalb  erzieht  sie  ihre  An- 
gehörigen als  Apostel  des  Friedens  auch 
in  allen  öffentlichen  Angelegenheiten,  ohne 
je  selbst  als  Gegner  oder  durch  die  Logen 
dabei  zu  wirken  und  aufzutreten.  Deshalb 
gehören  die  Logen  nicht  zu  den  Vereinen, 
die  einer  polizeilichen  Aufsicht  zu  unter- 
stehen hätten  oder  gegen  die  seitens  • 
der  Verwaltungsbehörden  bezüglich  ihrer 
Eintragung  in  das  Vereinsregister  Ein- 
spruch erhoben  werden  könnte.  [Vgl.  Bh. 
18*0,  S.  291.] 

Öffentliche  Meinung  ist  die  öffentliche 
oder  allgemein  anerkannte  Ansicht,  Über- 
zeugung und  Absicht  der  Staatsgesell- 
schaft oder  des  Volks  über  ihre  gemein- 
schaftlichen oder  öffentlichen  Verhältnisse. 

i  Rechte  und   Pflichten,  Bedürfnisse  uuu 

I  Interessen.  Die  Freiheit  der  ö.  M.  be- 
steht in  dem  Rechte,  sie  auf  allen 
an  sich  gesetzlichen  Wegen  aussprechen 
und  zur  Geltung  bringen  zu  dürfen. 
Sie  tritt  seit  einem  Jahrhundert  immer 
kräftiger  auf  und  ist  zu  einer  Gross- 
macht geworden,  die  kein  Staatsmann  un- 
berücksichtigt lassen  darf.  Sie  ist  vor- 
nemlich  die  Meinung  der  gebildeten 
Mittelklasse    und    setzt   ein    freies  Ur- 

i  teil  voraus,  das  aber  nicht  herrschen, 
sondern  nur  prüfen  will.  Eine  solche 
ö.  M.  ist  auch  für  den  Freimaurerbund 
von  hohem  Nutzen  und  spricht  sich  zum 

!  Teil  in  der  Presse,  zum  Teil  in  Versamm- 
lungen aus.  Freilich  ist  sie  noch  sehr 
schwach.  Die  alte  Geheimniskrämerei  ist 
im  Logenleben  noch  nicht  ganz  gebrochen, 
und  die  Hochgrade  mit  ihren  immer  mehr 
abschli  essenden  Kreisen  hindern  die  grössere 
geistige   Machtentfaltung.     Aber  gerade 


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Öffentlichkeit  —  Ohlan. 


117 


diu*  Selbstdenken  und  die  Selbsttätigkeit 
müssen  in  der  Loge  gepflegt  werden. 
Die  ö.  M.  als  da«  Aussengewissen  wird 
auf  der  Bahn  der  Pflicht  erhalten.  Daher 
muss  auf  sie  mehr  Gewicht  gelegt  wer- 
den. Sie  findet  sich  in  den  freimaure- 
rischen Gauverbänden,  vornehmlich  im  Ver- 
ein deutscher  Freimaurer  (s.  d.),  und  was  ain 
fortschrittlicher  Entwicklung  im  19.  .Tahrh. 
zu  verzeichnen  ist,  muss  auf  diese  zurück- 
geführt werden,  wenn  es  sich  auch  nicht 
immer  im  einzelnen  nachweisen  lässt.  Die 
ö.  M.  ist  gewissermassen  die  Atmosphäre, 
in  der  ein  Gemeinkörper  lebt  und  sich 
entfaltet.  [Vgl.  Bh.  1867,  S.  401.  L.  1891, 
Ö.  51.] 

Öffentlichkeit  bezeichnet  in  betreff  der 
Freimaurerei  entweder  die  Ö.  mau- 
rerischer Versammlungen  oder  die  Ver- 
öffentlichung maurerischer  Schriften.  1)  Da 
die  Freimaurerei  eine  geschlossene  Ge- 
sellschaft bildet,  so  widerspricht  die  v  . 
maureriBcher  Versammlungen  durchaus 
dem  Wesen  der  Freimaurerei.  Die  mau- 
rerischen  Versammlungen  geschehen  unter 
Anwendung  sinnbildlicher  Formen  und 
Gebräuche,  deren  Verständnis  allein  den 
Mitgliedern  des  Bundes  gegeben  ist; 
nichtmaurerische  Zuschauer  würden  dabei 
nur  eine  müssige  Neugierde  befriedigen 
uud  keinen  Gewinn  für  Geist  und  Gemüt 
davontragen;  zugleich  würde  eine  fremde 
Zuschauermenge  den  maurerischen  Ver- 
sammlungen nicht  nur  die  Traulichkeit, 
sondern  auch  die  Wurde  und  den  Ernst 
rauben  und  somit  die  ganze  sinnbildliche 
Baukunst,  d.  i.  die  ganze  Freimaurerei 
zu  einem  zweck-  und  bedeutungslosen 
Gaukelspiel  herabwürdigen.  Man  hat 
zwar  hier  und  da  der  grössern  ü.  das 
Wort  geredet  und  selbst,  wie  neuerdings 
wieder  in  den  Niederlanden,  Nichtmaurer 
zu  nichtrituellen  Versammlungen  der  Lo- 
gen zugelassen.  Die  Erfahrungen  haben 
jedoch  getäuscht  und  die  Richtigkeit 
der  obigen  Ansicht  nur  bestätigt.  Des- 
halb ist  die  Loge  keine  geheime  Gesell- 
schaft, Bondern  bleibt  nur  eine  geschlos- 
sene, wie  unzählige  andre,  die  auch  Nicht- 
mitglieder grundsätzlich  zu  ihrenZusammen- 
künften  nicht  zulassen.  2)  Anders  verhält  es 
sich  mit  der  Veröffentlichung  freimaure- 
rischer Schriften.  Hier  ist  zunächst  die 
beschränkte  oder  maurerische  0.  von 
der  allgemeinen  oder  unbeschränkten  zu 
unterscheiden  Freimaurerische  Schriften, 
die  als  «Manuskript  oder  Handschrift 
für  Brüder«  erscheinen,  werden  nur  in 
den  Kreisen  der  Bundesglieder  verbreitet, 
und  der  Deutsche  Grosslogenbund  hat  1900 
beschlossen,  dass  solche  Schriften  nur  an 
diejenigen  Sortimentsbuchhändler  abzuge- 
ben seien,  die  sich  als  Mitglieder  einer 
anerkannten  Freimaurerloge  auszuweisen 
vermögen.  Da  jedoch  diese  Schriften 
trotz  aller  Vorsicht  früher  oder  später 
doch  in  nichtmaurerische  Hände  gelangen 


können,  so  hat  der  maurerische  Schrift- 
steller alles  zu  vermeiden,  was  die  sinn- 
bildlichen Gebräuche  und  Formen  der 
Freimaurer  dem  missverständlichen  Auf- 
saugen der  Gegner  aussetzen  würde.  Da- 
gegen ist  es  unbeschränkt  gestattet,  das 
Wesen  und  den  Zweck,  die  Verfassungs- 
formen und  die  allgemeine  Geschiente 
der  Freimaurerei,  sowie  den  Bestand 
der  Logen  in  Büchern  und  Zeitschriften 
darzulegen,  die  der  allgemeinsten  Ö. 
j  übergeben  werden.  Die  Freimaurerei 
scheut  daher  in  keiner  Weise  das 
Licht  der  Ö.,  und  mit  grossem  Unrecht 
machen  ihr  die  Gegner  ihr  Geheimnis 
(s.  d.)  zum  Vorwurf.  Unbekannt  werden 
der  nichtmaurerischen  Welt  nur,  neben 
den  Erkennungsmerkmalen,  die  Sinnbilder 
bleiben,  unter  denen  die  Freimaurer  unter 
und  für  sich  zu  grösserer  Deutlichkeit  und 
tieferm  Eindruck  den  Geistesgehalt  und 
das  Wesen  der  Freimaurerei  darstellen;  der 
Geistesgehalt  und  das  Wesen  der  Frei- 
maurerei selbst  sind  aber  der  nichtmaure- 
rischen Welt  vollkommen  bekannt.  [Vgl. 
Bh.  1863,  Nr.  »,  47.  FZ.  1847,  S.  361; 
1848,  S.  318;  1865,  8.  307;  1857,  S.  57. 
A.  1,86;  IL  107;  VI,  108;  VIII,  9;  IX,  81; 
XV,  129;  XVII,  139;  XX,  159.  Mb.  I, 
138;  II,  1.  A.Z.  1841,  S.  117;  1842,  S.  138. 
Bh.  1863,  S.  65;  1881,  S.  249,  393.  L.  1881, 
S.  211;  1882,  S.  76. 

Offiziere  der  Loge,  s.  Beamte. 

Öffnung  der  Loge,  eine  nach  bestimmtem 
Ritual  vor  sich  gehende  symbolische  Hand- 
lung, die  bei  Beginn  jeder  rituell  gehaltnen 
Logenversammlung  vorgenommen  wird. 
Dasselbe  geschieht  beim  Schluss  der  Loge. 
In  beiden  Fällen  wird  ein  Gebet  gesprochen. 

Oheb-Eloah  (einer,  der  Gott  liebt)  und 
Oheb-Kerobo  (einer,  der  seinen  Nächsten 
liebt)  sind  sogenannte  heilige  Worte  in 
verschiednen  höheru  Graden.  Im  Kadosch 
(30.  Grad  des  Rite  ancien  et  aeeeptö)  hat 
die  mystische  Leiter  mit  den  sieben  Staf- 
feln auf  der  rechten  Seite  jenen  und  auf 
der  linken  diesen  Namen.  [Vgl.  Manuel 
Mac.,  8.  204.| 

Ohio,  einer  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika.  Die  Grossloge  dieses  Staats 
ist  7.  Jan.  1808  gestiftet  und  zählte  1897 
498  Logen  mit  41713  Mitgliedern,  darunter 
vier  deutsche  Logen  in  Cincinnati,  Cleve- 
land, Columbia  und  Hamilton  (s.  alle  diese). 
Ausserdem  besteht  hier  eine  Grossloge  der 
Farbigen,  gest.  3.  März  1849,  mit  60  Logen 
und  1196  Mitgliedern.  Jene  Grossloge  hat 
eins  der  grössten  Altersheime  mit  150 
Zimmern.  Zeitschriften:  The  American 
Freemason  (Cincinnati  1868/70),  Masonic 
Review  (das.);  Masonic  Chronicle  (Colum- 
bus).l 

Ohlan  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schlesien, 
9181  E.).  Loge  das.  unter  der  Grossen 
Natioual-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln: Wilhelm  zur  deutschen  Eiche, 
gegr.  20.  Sept.  1877,  eingew.  28.  Okt.  1877. 


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118 


Ohlig«  —  Ökonomischer  Plan. 


Mitgliederzahl  (1900):  45.  Vera.:  Dienstags. 
Ferien:  Juli  und  August.  Lokal:  Hötel 
Zum  preussischen  Hör.  Milde  Stiftungen 
(vier)  mit  einem  Gesamtkapital  von  4500 
Mark. 

Ohligs  (St.  in  der  preuss.  Rheinprovinz, 
17048  EX  Hier  besteht  seit  1892  ein 
maurerisenes  Kränzchen,  das  sich  Freitags 
im  Hütel-Restaurant  0.  Eckel  versammelt 
Mitgliederzahl  (1899):  8. 

Ohr.  Ein  aufmerksames  O.  ist  erfor- 
derlich, um  auf  die  Belebrungen  der  Er- 
fahrneren und  auf  den  Hilferuf  eines  wür- 
digen unglücklichen  Bruders  zu  hören. 

Ohrdruf  (St.  im  Herzogt.  Sachsen-Gotha, 
6164  E.).  Freimaurervereinigung  Sophro- 
syne  unter  der  Loge  in  Gotha,  gest.  10. 
Jan.  1870.  Vers.:  Freitag  Abend  im  Gam- 
brinus.    Mitgliederzahl  (1900):  9. 

Oklahoma,  Territorium  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika.  Hier  besteht 
eine  Grossloge,  gest.  11.  Nov.  1892,  mit 
34  Logen  und  1436  Mitgliedern. 

Ök  onom  (Wirtschaftsbeamter).  Die  wirt- 
schaftlichen Angelegenheiten  einer  Loge 
werden  in  der  Regel  von  Beamten,  den  Ste- 
wards (b.  d.)  oder  Schaffnern  (s.  d.),  geleitet, 
teilweise  auch  in  den  franzosischen  Logen 
vom  Architekt  (s.  d.)  oder  Maitre  des  ban- 
nuetfl.  Viele  deutsche  Logen  haben  einen  O., 
der  mitunter  solbst  zu  den  dienenden 
Brüdern  zählt  und  dessen  Funktionen 
dann  zugleich  die  eines  Kastellans  (s.  d.) 
mit  zu  begreifen  pflegen,  viele  aber  auch 
einen  besondern  ordentlichen  Beamten. 
Sein  Thätigkcitskreis  erstreckt  sich  auf 
die  Verwaltung  der  Hausangelegenheiten 
und  der  Wirtschaft,  Heizung  und  Beleuch- 
tung, Speisen  und  Getränke,  wie  Aufsicht 
des  Hausmanns.  Hier  und  da  ist  der  O. 
identisch  mit  dem  Intendant,  Hausver- 
walter. 

Ökonomischer  Plan  oder  Operations- 
plan. Schon  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Hammern  in  Naumburg  war,  vor  deren 
Vereinigung  mit  v.  Hund,  ein  Operations- 
plan ausgearbeitet,  dessen  Text  nicht  auf 
uns  gekommen  ist.  Vielleicht  entstand  aus 
ihm  der  erste,  wahrscheinlich  von  Mylius 
(s.  d.)  ausgearbeitete  und  1755  vom  Pro- 
vinxialkapitcl  der  strikten  Observanz  in 
Unwürde  ausgegebene  Operationsplan  [vgl. 
Schröder,  Geschichte  der  Freimaurerei,  II, 
225 — 239],  in  dem  als  Aufgabe  des  Ordens 
erklärt  wurde:  »gewisse  Wege  zu  finden, 
wodurch  die  Oommenden  des  Heermeister- 
tums  auf  gewisse  Revenuen  gesetzt  werden« ; 
dazu  sollten  die  Novizen  und  Ritter  bei- 
tragen. Um  Wohlhabende,  Hochgestellte, 
möglichst  auch  Fürsten  heranzuziehen, 
sollte  eine  bedeutende  Stiftung,  etwa  eine 
Kriegsschule,  angelegt  werden,  um  dem- 
nächst aller  Augen  auf  sich  und  den  Orden 
zu  leiten.  1764  arbeiteten  v.  Kiesenwetter 
(s.  d.)  und  v.  Prangen  (s.  d.)  einen  Plan 
aus,  der  nie  benutzt  wurde  (  vgl.  Schröder, 
Geschichte,  II,  271].    1766  gab  das  Pro- 


vinzialkapitel   einen    dritten  speziellem 
•  Ökonomischen  Plane  von  Schubarts  Ar- 
beit aus  [abgedruckt  in  der  Schrift:  Scala 
algebraica   oder  des  Anti- Saint- Nicaise 
dritter  und  letzter  Theil  (Lpz.  1787)]  und 
hoffte,  dass  alle  Kapitel  gemeinschaftlich 
darnach  arbeiten  sollten.  Es  wurde  ange- 
nommen, dass  jede  zum  System  gehörende 
Loge  (man  rechnete  auf  25)  jährlich  sechs 
Lehrlinge  aufnähme,  von  denen  jeder  35 
Thlr.  an  die  Ordenskasse  zahlte,  sechs 
Gesellen  machte  zu  je  85  Thlr.,  sechs 
Meister  zu  40  Thlr.  ,  sechs  Schotten  zu 
55  Thlr.,  sechs  zu  Rittern  bestimmte  No- 
vizen zu  85  Thlr.  und  je  einen  siebenten 
zum  Socius  bestimmten,  der  mit  gleichen 
Einlagen  in  1—3  für  den  Schotten-  und 
Novizgrad  in  eins  120  Thlr.  zahlte,  aber 
auf  künftige  Revenuen  verzichtete.  So 
wurde  berechnet,  dass  (drei  Prozent  auf 
Sterbefälle  gerechnet),  obgleich  von  1773 
an  100  Kommenden  in  mit  den  Jahren 
steigender  Progression,  von  25  bis  zuletzt 
500  Thlr.  jährlich,  aus  den  Zinsen  besol- 
det werden  sollten,  doch  von  1766—87, 
bei  einer  Zahl  von  dann  2300  Rittern,  ein 
Kapital  von  1229476  Thlr.  gesammelt  sein 
würde,  von  dessen  Zinsen  die  Überlebenden 
(denn  1787  sollten  Aufnahmen  von  Novizen 
und  Rittern  aufhören)   eine  anständige 
Pension  zu  erwarten  haben  würden.  Diesen 
Plan  garantierte  das  Provinzialkapitcl,  na- 
mentlich aber  v.  Kiesen wetter  als  Prior 
und  v.  Gersdorf  als  Schatzmeister  mit  ihrem 
Vermögen,  und  Mylius  als  Kanzler  und 
Schubart  als  Visitat.  Gen.  et  Pro  vis.  Domor. 
Nur  einigo  wenige  Kapitel  nahmen  ihn 
aber  an,  und  die  es  thaten,  wollten  lieber 
für  die  eigne  Kasse  sammeln,  als  für  die 
entfernte  Provinzialkasse.  Nebenbei  waren 
aber  auch  die  Voraussetzungen  und  damit 
die  ganze  Rechnung  unzutreffend.  Deshalb 
wurde  der  Plan  1772  auf  dem  Konvent 
zu  Kohlo  (s.  d.)  für  aufgegeben  erklärt 
und  jedem  Kapitel  Überlassen,  danach  zu 
arbeiten  oder  nicht.   Schon  1767  hatten 
die  Kleriker  (s.  d.)  einen  »ohnmasgeblichen 
Vorschlag  zu  Erhebung  des  hohen  OrdenB, 
besonders  dieser  Provinz«  eingesandt,  unter- 
schrieben von  Starck  und  v.  Böhnen  [ab- 
gedruckt in  Scala  algebraica  oder  des  Anti- 
Saint- Nicaise  dritter  Theil,  8.  119-64]. 
Nach  ihm  sollten  nur  die  Obern  bis  zu  den 
Logenmeistern  etwas  erhalten;  auch  war 
nicht  daran  gedacht,  den  Mitgliedern  je- 
mals Rechnung  abzulcgon.   Einzelne  Ka- 
pitel sandten    gelegentlich  Arbeitspläne 
ein,  von  denen  ein  Paar  vorliegen,  die 
nur  bei  den  Erfindern  einige  Anwendung 
fanden.    Statt  des  eigentlich  niemals  von 
ihm  selbst  gebilligten  Ö.  P.  trat  v.  Hund 
1767  mit  einem  Plan  hervor,  dem  Orden 
seine  eignen  Güter  teils  zu  verkaufen, 
teils  zu  schenken  oder  zu  vermachen.  — 
v.  Hund,  v.  Heynitz  und  Schubart,  die 
vorzüglichsten   Beförderer   dieser  Pläne, 
hatten  aber  nie  bloss  die  Absicht,  für  die 


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Öl  —  Oldershausen. 


119 


Mitglieder  des  Ordens  allein  zu  sorgen, 
sondern  Fabriken  und  andre  grosse  Eta- 
blissements sollten  möglichst  viele  Men- 
schen auf  den  Gütern  des  Ordens  anständig 
ernähren.    (S.  v.  Heynitz,  Pforten.) 

öl.  Die  Salbung  der  Könige  und  Pro- 
pheten war  bei  den  Hebräern  gewöhnlich 
und  hat  sich  bis  in  die  neueste  Zeit  bei 
Thronbesteigungen  erhalten. _  Auch  in  der 
Freimaurerbrüderschaft  ist  0.  im  Gefolge 
von  Wein  und  Weizen,  namentlich  in  Eng- 
land, in  Gebrauch  geblieben,  nach  dem 
Vorgang  der  Israeliten,  welche  die  heiligen 
Gebäude  und  Gefässe  durch  Salbung  mit  Ö. 
zum  heiligen  Gebrauch  weihten.  Bei  jeder 
Einweihung  einer  neuen  Loge  in  England 
werden  Wem,  Weizen  undO.  gebraucht,  wie 
Harris  in  seinen  Discourses  IV,  81  sagt, 
zur  Erinnerung,  dass  wir  in  unserm  irdi- 
schen Pilgerlauf  einen  Teil  unsere  Brots 
für  den  Hungrigen  haben  sollen,  einen 
Becher  Weins,  um  den  Sorgenvollen  zu 
erquicken,  und  für  den  Armen  das  Ö.,  um 
den  Schmerz  seiner  körperlichen  Wunden 
zu  stillen  oder  die  Niedergeschlagenheit 
seines  Herzens  zu  erfrischen.  Bei  den 
feierlichen  Umzögen  wird  der  Weizen 
in  goldner  Schale,  Wein  und  Ö.  in  sil- 
bernen Gefässen  von  dazu  bestellten  Be- 
amten getragen. 

Old  Charge»  (the),  s.  die  Art.  Pflichten 
(alte),  Gesetzbuch  und  Landmarken. 

Oldenburg  (Grossherzogtum).  Das- 
selbe zerfällt  in  drei  von  einander  liegende 
Landesteile,  das  Herzogtum  O.,  das 
Fürstentum  Lübeck  und  das  Fürstentum 
Birkenfeld.  Es  bestanden  im  ganzen  O  ross- 
herzogtum  Logen  in  Birkenfeld,  Eutin, 
O.,  Jever,  Kniphausen,  Varel  (s.  alle  d.), 
gegenwärtig  sind  solche  nur  in  O.,  Birken- 
feld und  Oberstein,  sämtlich  unter  der 
Grossen  Lojje  von  Hamburg.  [Vgl.  Merz- 
dorf, Geschichte  der  Freimaurerlogen  im 
Grossherzogthum  ().  (Oldenburg  1852).] 

Oldenburg  (Haupt  st.  des  glciehn. 
Grossherzogtums,  25472  Einw.).  Schon 
1748  wurde  von  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  dem 
Baron  v.  Witzleben  die  Erlaubnis  zur  Er- 
richtung einer  Loge  gegeben;  diese  Loge 
trat  aber  nicht  ins  Leben,  dafür  26.  Dez. 
1752  die  Loge  Abel,  die  von  der  dama- 
ligen Provinzialloge  (der  jetzigen  Grossen 
Loge)  in  Hamburg  unterm  6.  Dez.  gestiftet 
und  von  dem  Satyriker  J.  M.  Dreyer  ein- 
geweiht wurde.  Die  Loge  arbeitete  nur 
bis  1762  (wenigstens  ist  keine  spätere  Nach- 
richt über  sie  erhalten),  und  es  finden  sich 
in  der  spätem  Loge  nur  einige  ihrer  Mit- 
glieder, so  dass  anzunehmen  ist,  die  übrigen 
seien  nicht  mehr  in  O.  gewesen  oder  ge- 
storben. Am  27.  März  1776  erteilte  die 
Grosse  Landesloge  in  Berlin  Wrede,  v. 
Linstow  u.  a.  Urkunde  für  eine  zu  errich- 
tende Loge,  deren  Name  der  jetzt  noch 
gebräuchliche  Zum  goldnen  Hirsch 
ist  und  die  10.  Aug.  ihre  erste  Versamm- 


lung abhielt.  Verschiedne  Zerwürfnisse, 
namentlich  der  innere  Zwiespalt,  der 
sich  gegenüber  den  Ansichten  der  Grossen 
Landesloge  erhob,  Hess  die  Frage  eines 
Wechsels  schon  1787  auftauchen  und 
an  den  Übertritt  zum  Eklektischen  Bund 
denken.  Doch  augenblicklich  kam  diese 
Angelegenheit  in  den  Hintergrund.  Sie 
wurde  erst  1791  wieder  in  Anregung  ge- 
bracht, als  von  Gotha  (und  von  der  Bremer 
Loge  Zum  silbernen  Schlüssel)  aus  die 
Aufforderung  zur  Teilnahme  an  dem  Deut- 
schen Freimaurerbund  (s.d.)  erging.  1794  trat 
man  der  von  der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilen 
in  Nürnberg  vorgeschlagnen  Zirkelkorres- 
pondenz bei,  und  es  wurde  durch  diese 
langsam  aber  sicher  der  Entschluss  der 
Trennung  von  Berlin  zur  Reife  gebracht, 
die  4.  Nov.  1801  erfolgte.  Schon  seit 
lange  mit  der  Hamburger  (englischen) 
Provinzialloge  befreundet,  schloss  man 
sich  dieser  am  15.  Sept.  1801  an,  erhielt 
(6.  Okt.)  die  Urkunde  und  arbeitete  zum 
erstenmal  nach  der  neuen  Form  5.  Dez. 
1801.  v.  Halem  (s.d.)  war  Meister  der  neuen 
Loge  bis  zu  ihrer  Einschläferung  1888. 
Er  selbst  starb  trauernd  über  die  Auf- 
lösung der  Loge  1839,  nachdem  er  40  Jahre 
den  ersten  Hammer  geführt  hatte,  ohne  zu 
ahnen,  dass  schon  1842  durch  den  1841 
nach  O.  gekommnen  Merzdorf  (s.  d.),  seinen 
Nachfolger  im  Bibliothekariat,  die  Loge 
zum  neuen  Leben  erwachen  sollte.  Dies 
geschah  81.  Jan.  1842.  Ebenso  wurde  30. 
April  1842  ein  Vereinigungsvertrag  mit  der 
Loge  Wilhelm  zum  silbernen  Kreuz  in 
Varel  (s.  d.)  geschlossen,  infolgedessen  sich 
24.  Juni  1842  die  noch  übrigen  Mitglieder 
dieser  Loge  der  Loge  in  O.  anschlössen. 
Die  Loge  zählt  jetzt  (1900)  85  Mitglieder. 
Vera,  zweiten  Freitag  im  Monat.  Ferien: 
Juli  und  August.  Eignes  Logenhaus  seit 
1895,  Huntestr.  15.  Hausgesetze  von  1894. 
Liederbuch  von  1848.  Milde  Stiftungen: 
1)  Weihnachtsbescheerung  für  arme  Kinder 
unter  dem  Namen  Rennenkampf-Schulz- 
Stiftung ;  2)  UnterstützungsfondBf  ür  Witwen 
und  Waisen  von  Mitgliedern.  [Vgl.  Merzdorf, 
Geschichte  der  Freimaurerlogen  im  Gross- 
herzogthum O.  (Oldenburg  1852),  S.  1—99. 
Säkularfeier  der  Loge  (1852).  Löbering, 
Kurze  Mittheilungen  über  die  Loge  aus 
den  letzten  50  Jahren  1842  —  1892.]  Die 
Loge  besitzt  eine  nicht  unwichtige  Biblio- 
thek, zu  der  ein  gedrucktes  Verzeichnis 
1900  veröffentlicht  ist. 

Oldershausen,  Franz  Johann  Fried- 
rich Jobst  v.,  grossbrit.  und  hannöv. 
Kammerjunker,  nachher  Drost,  war  in  der 
Loge  Zu  den  drei  Rosen  in  Jena  Maurer 
geworden  und  trat  1764  in  Altenberge 
der  strikten  Observanz  zu,  wurde  hier  zum 
Ritter  bestimmt,  half  1766  Schubart  bei 
Einführung  des  grossen  Ordensplans  in 
Hannover  und  führte  1765  die  Reforma- 
tion in  der  Loge  Jonathan  zum  Pfeiler  in 
Braunschweig  aus.    Bei  der  Aufnahme 


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120  Oldmarks 

des  Prinzen  Karl  von  Meckleuburg-Stre-  I 
litz  (».  d.)  in  Celle  besorgte  er  die  Vor- 
bereitung. 

Oldmarks.  Diener  seit  Fessler  erst  auf- 
gekoinmne  Ausdruck  ist  unrichtig  und 
nicht  im  englischen  Konstitutionenbuch 
zu  finden;  dort  steht  Old  Landmarks  (s. 
Landmarken),  auch  wohl  Old  Charge», 
womit  bezeichnet  werden  soll,  wie  weit  die 
Freimaurerei  ihr  Gebiet  zu  erstrecken  hat. 
Durch  den  Begriff  mark  (Grenze)  wird  das 
negativ  ausgedrückt,  was  die  Charge»  po- 
sitiv verlangen.    [Vgl.  L.  XVIII,  S.  136.] 

Olfen,  Ignaz  Franz  Maria  v.,  geb. 
1798  in  Münster  in  Westfalen,  gest.  24. 
April  1872  in  Berlin,  Hess  sich  1816  als 
praktischer  Arzt  in  Münster  nieder.  1820 
wurde  er  Legationssekretär  beim  preussi- 
schen  Gesandten  Grafen  Flemming,  den 
er  nach  Brasilien  und  Neapel  begleitete. 
1829  ging  er  als  preussischer  Minister- 
resident  nach  der  Schweiz  und  wurde  1833 
in  das  Unterrichtsministerium  nach  Berlin 
berufen.  1840  wurde  er  zum  General- 
direktor der  königlichen  Museen  ernannt 
und  hatte  diese  Stellung  bis  186H  inne.  — 
In  den  Freimaurerbund  wurde  O.  2.  Aug. 
1813  in  der  Loge  Zu  den  drei  Balken  in 
Münster  aufgenommen.  Am  23.  Okt.  1840 
schloss  er  sich  in  Berlin  der  Loge  Zum 
Mummenden  Stern  an,  wurde  U.April  1842 
in  die  Grosse  National-Mutterloge  Zu  den  | 
drei  Weltkugeln  und  1.  Dez.  1842  zum 
Mitglied  des  Bundesdirektoriums  gewählt. 
Seit  18.  März  1848  war  er  zugeordneter 
Nutionalgrossmeister.  Am  4.  Juni  1861 
deckte  er  jedoch  —  er  war  katholisch  — 
die  Loge  auf  Andringen  der  katholischen 
Geistlichkeit,  die  auch  seine  drei  Brüder 
zum  Austritt  veranlasste.  [Geschichte  der  l 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  434.J 

Oliver,  Georg,  Dr.  theol.,  geb.  1782, 
gest.  1867,  aufgenommen  1801,  gewesener 
zugeordneter  Grossmeister  von  Massachu- 
setts in  Nordamerika  und  zugeordneter 
Provinzialgrossmeister  von  Lincolnshire 
in  Englandu.s  w.,  war  einer  der  fleissigsteu 
maurerischen  Schriftsteller  Englands,  der 
in  seinen  sehr  zahlreichen  Schriften  fast 
alle  Gebiete  der  Freimaurerei  bearbeitet 
hat,  namentlich  aber  die  der  Geschichte, 
Gesetzkunde,  Dogmatik  und  Kitualistik. 
Man  muss  anerkennen,  dass  in  seinen 
Schriften  eine  Fülle  von  Belehrung  ent- 
halten ist,  aber  sich  auch  wundern,  dass 
er  sich  so  mangelhaft  unterrichtet  zeigt 
über  die  Geschichte  der  englischen  Gross- 
loge. Besonders  reich  an  irrigen  Behaup- 
tungen sind  seine  »Revelutions  of  a 
Square«,  in  denen  er  Desaguliers,  Ander- 
son, Cläre,  Manningham,  Calcott,  Hutchin- 
son ,  Duuckerley,  Preston  u.  a.  m.  als  be- 
auftragte Verbesserer  und  Erweiterer  der 
Rituale  der  Reihe  nach  darstellt,  überall 
ohne  quellenmässige  Unterlage,  also  gänz- 
lich unverbürgt,  oft  in  offnem  Widerspruch 


—  Öl*. 

mit  feststehenden  geschichtlichen  That- 
sachen.    Die  neuere  Forschung  hat  diese 
Behauptungen  (weiter  sind  sie  nichts)  als 
»apokrvph«  [vgl.  z.  B.  Gould,  AQC.  IV, 
8.  33;  'Sadler,  Dunckerley,  8.  114]  längst 
aufgegeben.     Die    Hauptschriften  sind: 
The  Antiquities  of  Freemasonry  (sein  erstes 
Werk,  erschien  1823);  Tho  Star  in  the 
East;  Signa  and  Symbols;  History  of  Ini- 
tiation (handelt  von  allen  möglichen  Mys- 
terien);  The  Historical  Landmarks  (2  Bde., 
51  Vorträge  über  das  englische  System 
seit  1813);  The  Book  of  the  Lodge  and 
Officer's  Manual  (war  s.  Z.  ein  nützliches 
Handbuch);  The  Revelationg  of  a  Square 
(sollen  sein:  Worte  und  Thaten  hervor- 
ragender Freimaurer  von  1717—1813);  The 
Freemason's  Treasury  (52  Vorträge  über 
alle  möglichen  Punkte  der  Freimaurerei, 
trotz  vieler  Irrtümer  ein  lehrreiches  und 
anregendes  Buch);  A  Dictionary  of  Sym- 
bolical  Masonry  including  the  Royal  Arch 
Oegree  (bereits  1855  in  New  York  er- 
schienen, aber  noch  brauchbar).  Nach 
seinem  Tode  kamen  noch  heraus:  The  Py- 
thagorean  Triangle,  or:  The  Science  of 
Numbers  (London  1875)  und  The  Discre- 
pancies  of  Freemasonry  (London  1875).  Das 
erstereBuch  setzt  die  Beziehungen  zwischen 
Zahlen  und  freimaurerischen  Sinnbildern 
auseinander  ;  das  zweite  sucht  die  ursprüng- 
liche Christlichkeit  der  Freimaurerei  nach- 
zuweisen und  behandelt  in  einer  Reihe  von 
Gesprächen   alle  möglichen  Fragen  des 
Rituals,  besonders  Erklärungen  der  mau- 
rerischen  Katechismen,  wobei  die  Märchen 
von  Desaguliers,  Anderson,  Cläre  u.  s.  w. 
wieder  vorkommen,  ohne  die  Darstellung 
weiter  zu  stören.    Beide  Bücher  haben 
ihren  bleibenden  Wert,  wenn  man  auch 
nicht  immer  dem  Phantasieflug  des  Ver- 
fassers folgen  kann.  Ausserdem  hat  sich  O. 
noch  verdient  gemacht  durch  eine  Sammel- 
ausgabe von  alten  maurerischen  Vorträgen 
und  Schriften:  The  Uolden  Remains  of 
the  Early  Masonic  Writers  (5  Bde.,  eine 
sehr  wertvolle  Sammlung,  die  jede  Logen- 
bibliothek besitzen  sollte).    Endlich  hat 
er  Prestons  (s.  d.)  Illustration«  of  Masonry 
neu  herausgegeben  mit  Fortsetzung  der 
Geschichte  von  1820  an,  desgl.  Hutchinsons 
(s.  d.)  Spirit  of  Masonry  mit  manchen  nütz- 
lichen Zuthaten. 

Öls  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schlesien, 
10029  E.l  Die  hier  bestehende  Johannis- 
loge Wilhelm  zur  gekrönten  Säule 
wurde  von  der  Grossen  National-Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  24.  Juni 
1824  gegr.  und  21.  Juli  1H24  eingew.  Mit- 
gliederzahl (1899):  R8.  Vers.  Donnerstags, 
14 tagig.  Ferien:  Juli  und  August.  Eig- 
nes Logenhaus.  Milde  Stiftungen :  a)  Hilfs- 
verein, aus  der  beim  Ableben  eines  Mit- 
gliedes an  dessen  Hinterbliebene  150  M. 
gezahlt  werden  (Statut  v.  17.  Nov.  1841, 
bez.  4.  Sept.  1852),  Kapital:  8483  M.;  b) 
Unterstützungsfonds  für  bedürftige  Wit- 


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Ölten  —  Oppel. 


121 


wen  und  Waisen  verstorbener  Mitglieder 
der  Loge,  Kapital:  3316  M. 

Ölten  (St.  im  Schweiz.  Kanton  Solothurn, 
[1889]  4936  E.).  Maurerische  Konferenz 
(Kränzchen)  unter  der  Loge  in  Aarau,  gest. 
im  Mai  1860,  später  eingegangen  und 
15.  Nov.  1899  wieder  aufgenommen  unter 
dem  Namen  Für  Recht  und  Licht.  Auch 
findet  hier  jährlich  am  Autfahrtstage  (Him- 
melfahrt) eine  von  der  Loge  in  Aarau  ver- 
anstaltete Zusammenkunft  schweizerischer 
und  benachbarter  Freimaurer  statt. 

Olympique,  Soclelä,  war  eine  Gesell- 
schaft, die  sich  mit  der  Loge  Parfaite  estime 
in  Verbindung  setzte  und  auf  diese  Weise 
ein  Zwitterleben  führte.  Merzdorf,  Denk- 
münzen, S.  58,  N.  37  erwähnt  eine  Denk- 
münze v.  1782,  die  in  der  Umschrift  die 
Doppelbezeichuung  Loge  de  la  parfaite 
estime  und  Socie^te*  Olympique  trägt.  Die 
Verbindung  muss  aber  die  Aufmerksam- 
keit der  Polizei  erregt  haben,  da  im  Au- 
gust 1787  der  Polizeileutnant  die  Schlies- 
sung der  Loge  <).  S.  und  ähnlicher 
Gesellschaften  anordnete,  und  erst  im  Ok- 
tober 1787  die  Versammlungen  wieder  ge- 
Btattete,  als  die  Gesellschaft  nachzuweinen 
im  Stande  war,  das«  sie  nur  Freimaurerei 
treibe.  In  der  Bibliographie  von  Klos* 
Nr.  2143  und  2144  werden  Listen  und  Re- 
glements der  Mitglieder  und  der  Amazonen 
—  so  hiessen  die  weiblichen  Mitglieder  — 
verzeichnet    [Vgl.  L.  XXVIII,  103.] 

Oncken,  Wilhelm,  Geschichtsforscher, 
geb.  19.  Dez.  1838  in  Heidelberg,  habili- 
tierte sich  1862  als  Privatdozent  in  Heidel- 
berg und  wurde  1866  ausserord.  Professor 
das.  und  1870  ord.  Professor  der  Geschichte 
an  der  Universität  Giessen.  —  Er  wurde 
in  den  Frrimaurerbund  aufgenommen  21. 
Juni  1868  in  der  Loge  Ruprecht  zu  deu 
fünf  Rosen  in  Heidelberg,  schloss  sich 
30.  Dez.  1872  der  Loge  Ludewig  zur  Treue 
in  Giessen  an  und  war  das.  Meister  vom 
Stuhl  1877-1879, 1884-1*86, 1897  bis  jetzt. 
Von  seinen  Werken  sind  für  die  Freimau- 
rerei bemerkenswert »  Vorlesungen  Häussers 
über  die  Französische  Revolution  «(1807)  und 
»  Über  das  Zeitalter  der  Reformation « ( 1 868), 
die  «Allgemeine  Geschichte  in  Einzeldar- 
stellungen. (45  Bde.  1878—1890),  »Unser 
Heldenkaiser,  Festschrift  zum  100  jähr.  Ge- 
burtstag Wilhelms  des  Grossen«  (Brl.  1897). 

Opfergeld  wird  mitunter  der  Armen- 
kassenbeitrag, namentlich  der  Mitglieder, 
die  zur  Arbeit  nicht  erscheinen,  genannt. 

Oppel,  Karl,  Schriftsteller,  geb.  9.  Aug. 
1816  in  Frankfurt  a.  M.,  war  Lehrer  an 
der  dortigen  ■  Musterschule«  (Realgymna- 
sium), trat  1879  iu  Ruhestand  und  lebt 
seitdem  nur  seinen  wissenschaftlichen  und 
philanthropischen  Bestrebungen  als  Privat- 
gelehrter.  Von  ihm  sind  viele  Schriften 
erschienen,  die  von  seinen  pädagogischen 
und  schriftstellerischen  Kenntnissen  ein 
rühmliches  Zeugnis  ablegen.  Es  sei  hier 
nur  auf  sein  weitverbreitetes  »Buch  der 


Eltern,  Praktische  Anleitung  zur  häus- 
lichen Erziehung  der  Kinder  beiderlei 
Geschlechts  vom  frühesten  Alter  bis  zur 
Selbständigkeit«  (Frkf.  a.  M.  1877),  auch 
sein  »Wunderland  der  Pyramiden«.  »Pes- 
talozzis Leben« ,  »Briefe  über  Knaben- 
erziehung«, »  Altägyptiache  Glaubenslehre«, 
»Tondichter- Album«,  »Das  Ende  des  18. 
Jahrh.in  der  Reichsfreien  StadtSchweinfurt 
a.  M.«  und  seine  zahlreichen  .Tugendschrif- 
ten im  Spamcrschen  Verlag  hingewiesen. 
In  den  Freimaurerbund  trat  O.  20.  Juni 
1846  in  der  Loge  Sokrates  zur  Stand- 
haftigkeit  in  Frankfurt  a.  M.  Nach- 
dem er  verschiedne  wichtige  Logen- 
ämter bekleidet  hatte,  war  er  von 
1868  —  1874  MeiBter  vom  Stuhl  dieser 
Loge  und  1874—1880  Grossmeister  des 
Eklektischen  Freimaurerbundes.  Unter 
seiner  Hammerführung  und  eingehendster 
Mitwirkung  wurde  die  Verfassung  dieses 
Bundes  abgeändert;  auch  verdankt  ihm 
der  Eklektische  Bund  die  auf  ursprüng- 
liche Anregung  der  Nürnberger  Bundes- 
logen erfolgte  Einführung  der  »Jahresver- 
sammlungen« der  Grosson  Muttcrloge,  an 
denen  sämtliche  Eklektische  Stuhlmeister 
teilnehmen.  O.  vereinigt  mit  einer  um- 
fassenden Kenntnis  der  maurerischen  Ver- 
hältnisse eine  grosse  Rednergabe.  Sein 
für  die  Ziele  der  Freimaurerei  warmem- 

f »fängliches  Gemüt  Hess  ihn  keine  Ge- 
egenheit  versäumen,  über  das  Wesen  der 
Maurerei  zu  belehren  und  für  den  Bund 
zu  begeistern.  Ganz  besonders  lag  ihm 
die  Pflege  eines  möglichst  brüderlichen 
Verkehrs  zwischen  der  Grossen  Mutter- 
loge und  ihren  Bundestagen  am  Herzen; 
er  suchte  die  Verbindung  der  Frankfurter 
Logen  immer  inniger  zu  gestalten  und  da- 
mit auch  die  letzte  Spur  jener  Missstim- 
mung  zu  verwischen,  die  sich  in  frühern 
Jahren  gebildet  hatte.  Obgleich  sich  O.  im 
letzten  Jahrzehnt  durch  sein  hohes  Alter 
vom  aktiven  Logenleben  zurückgezogen 
hat,  bewahrt  er  sich  seine  geistige  Frische 
und  bekundet  solche  heute  noch  im  hohen 
Masse  durch  seine  Wandervorträge  in  den 
verschiednen  Logen  Süddeutschlands,  wo- 
bei ihm  seine  persönliche  Liebenswürdig- 
keit und  sein  umfassendes  Wissen  zu 
Statten  kommen.  Über  die  Feier  seines 
50jährigen  Jubiläums  s.  Bh.  1896 ,  S.  2U6. 
Von  O.  sind,  neben  den  in  der  Grossen 
Mutterloge,  in  seiner  und  andern  Logen 
äusserst  zahlreich  gehaltnen  Vorträgen 
im  Druck  erschienen:  »Neues  Vademecum 
latomorum.  Dem  Br.  Karl  Paul  zu  seinem 
25 jährigen  Maurerjubiläum,  den  10.  Juni 
5872  dargebracht.  (Frkf.  a.  M.  1872):  »Py- 
thagoras  und  die  Freimaurerei«  (Frkf.  a.  M. 
1861,  2.  Aufl.  1862);  »Freimaurerei  und 
ägyptisches  Priesterthum.  Rede,  gehalten 
beim  Jahresschlüsse  in  der  Loge  Sokrates 
zur  Standhaftigkeit  in  Frankfurt  a  M.« 
I  (Frkf.  a.  M.  1860);  »Zielbewusst  und  mit 
|  vereinter  Kraft   Der  Grossen  Mutterloge 


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122 


Oppeln  —  Orangenicn. 


zum  Feste  100  jährigem  Bestehens  des  Eklek- 
tischen Bundes«  (Frkf.  a.  M.  1883). 

Oppeln  (St.  in  der  preuss.  Provinz  Schle- 
sien, 23017  E.).  Unter  der  Grossen  Na- 
tional •  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugclu  bestehen  das.:  1)  die  Johannis- 
loge Psyche,  gegr.  16.  Febr.  1817,  ein- 
geweiht 24.  Jan.  1818.  Vera.  Mittwochs. 
Klub:  Mittwochs  und  Sonntags.  Mitglie- 
derzahl (1899):  105.  Milde  Stiftungen: 
a)  Sterbekassen  -Verein  (Statut  v.  22.  Juli 
1885);  b)  Maron-Stiftung  (Statut  v.  24.  Juni 
1864),  für  ein  hilfsbedürftiges  Mitglied 
oder  eines  solchen  Witwe  oder  Waise;  c) 
Witte -Stiftung  (Statut  v.  24.  Juni  1871), 
wie  zu  b;  d)  v.  Skopnik- Stiftung  (Statut 
v.  28.  Apr.  1875),  wie  zu  b;  e)  Finke- 
Hcntschel  -Stiftung  (Statut  v.  24.  Jan. 
1879)  für  verschämte  Arme;  f)  Sammel- 
fonds zu  helfeuder  Liebe  (1887).  2)  Die 
delegierte  altschottiscbe  Loge  Zum  wah- 
ren Glauben,  gest.  9.  Juli  1836. 

Oppenheim  (St.  im  Grossherzogtum 
Hessen,  3550  E.).  Hier  wurde  ein 
maurerisches  Kränzchen  13.  Juni  1856 
gebildet,  28.  Juni  1856  eröffnet,  seit 
15.  Sept.  1861  der  Loge  zu  Mainz,  seit 
4.  Okt.  1868  aber,  da  deren  »christliches 
Prinzip«  missfiel,  der  zu  Worms  unterstellt 
und  am  28.  Febr.  1869  unter  der  I/eitung 
dieser  Concordia  zur  Landskrone  ge- 
nannt. Es  entwickelte  eine  bedeutende 
Thätigkeit  auf  gesellschaftlichem  und  Werk- 
tätigem Gebiete,  wurde  aber  16.  Dez. 
1888  aufgelöst. 

Optimismus.  Der  ().  betrachtet  die  wirk- 
liche Welt  als  die  beste  von  allen,  die  im 
Bereich  der  Möglichkeit  liegen,  und  trifft 
auf  dem  praktischen  Lebensgebiete  mit 
dem  sanguinischen  Temperament  darin  zu- 
sammen, dass  beide  mit  der  Voraussetzung 
und  dem  Vorurteil  wesentlicher  Güte  und 
Vortrefflichkeit  den  Menschen  und  Dingen, 
den  Verhältnissen  und  Umständen  gegen- 
überstehen. Der  Nachweis  von  der  Rich- 
tigkeit dieser  Weltanschauung,  wie  dies 
der  Philosoph  Leibnitz  in  seiner  Theodicee 
gethan  hat,  soll  den  Urheber  der  Welt 
gegen  die  Vorwürfe  des  Pessimismus 
rechtfertigen.  Diese  Weltanschauung  er- 
klärt im  Gegensatz  zum  O.  die  wirkliche 
Welt  für  die  schlechteste  unter  allen  mög- 
lichen Welten,  die  Verursachung  der  Welt 
mit  ihren  unermesslichen  Welträumen,  un- 
zähligen Weltkörpern  und  trotz  ihrer  zu 
Tage  liegenden  Gesetzmässigkeit  und  Har- 
monie für  einen  einzigen  ungeheuren  Fehl- 
griff des  Welturhebers  und  steht  den  Men- 
schen und  Dingen  mit  dem  grundsätzlichen 
Vorurteil  gegenüber,  dass  sie  wesentlich 
böse  und  schlecht  seien,  hierin  mit  dem 
melancholischen  Temperament  zusammen- 
treffend. Die  Freimaurerei  verwirft  die 
Voraussetzung  und  das  Vorurteil  eines 
einseitigen  O.  in  theoretischer  Beziehung 
als  unrichtig  und  muss  in  praktischer  Be- 
ziehung davor  als  vor  etwas  Gefährlichem 


warnen ;  denn  sie  verkennt  nicht  das  Vor- 
handensein des  physischen  und  des  mora- 
lischen Übels,  des  Leidens  und  der  Sünde 
in  der  wirklichen  Welt  und  die  ungeheure 
Macht  dieser  beiden.  Aber  sie  tritt  im 
Punkt  der  Voraussetzung  und  des  Vorurteils 
auf  das  Entschiedenste  dem  Pessimismus 
entgegen,  der  in  theoretischer  Beziehung 
dadurch  von  der  Wahrheit  abirrt,  dass  er 
die  Zweckmässigkeit  und  Harmonie  der 
physischen  Welt  und  die  Notwendigkeit 
des  Leidens,  die  Bedeutung  des  physischen 
Übels  für  das  Kulturstreben  des  Menschen, 
sein  Dasein  zu  schützen  und  zu  verbessern, 
und  für  das  moralische  Streben  des  Men- 
schen, sich  innerlich  gegen  äussere  Mächte 
zu  behaupten  und  durch  Mitleid  und  thä- 
tige  Menschenliebe  die  Wirkungen  des 
physischen  Übels  zu  mildern  oder  aufzu- 
heben, vollständig  verkennt  und  missach- 
tet. In  praktischer  Beziehung  muss  die 
Freimaurerei  den  Pessimismus  um  des- 
willen für  etwas  Grundverderbliches  er- 
achten, weil  er  mit  seinem  sophokleischen 
Wunsche,  »nie  geboren  zu  sein«,  mit  sei- 
nem buddhistischen  Begehren  des  Nirwana, 
•nicht  zu  sein«,  zum  moralischen  Quietis- 
mus  führt,  die  Lebensfreudigkeit  zerstört 
und  damit  alles  sittliche  Streben  mit  Ver- 
nichtung bedroht.  Der  Pessimismus  macht 
aus  den  Menschen  Egoisten,  Einspänner 
und  Menschenfeinde,  wie  sein  grosser  Theo- 
retiker Schopenhauer  dies  war,  und  nur 
aus  Egoismus  wird  bei  ihm  das  Mitleid 
zum  Prinzip  der  Sittlichkeit.  Auf  dem 
Gebiet  der  Lyrik  hat  er,  wie  bei  dem  ge- 
nialen Lord  Byron  und  seiner  Schule,  zur 
Koketterie  und  zur  Selbstbespiegelung 
eines  cynisch- satyrischen  Weltschmerzes 
geführt,  und  auf  dem  Gebiet  der  »mora- 
lischen Volksbildungsanstalt«,  wofür  unsre 
grössten  und  besten  Deutschen,  wie  Schiller 
und  Platen,  die  Bühne  gehalten  haben, 
bleibt  es  zweifelhaft,  ob  die  einseitige  Her- 
vorkehrung der  Nachtseiten  des  physischen 
und  moralischen  Daseins,  wie  in  der  Dra- 
matik eines  Ibsen,  als  eine  öffentliche  Buss- 
predigt zur  moralischen  Besserung,  zur 
geistigen  Erhebung  und  Befreiung  hin- 
wirkt oder  nicht  vielmehr  zur  vollständig- 
sten llerabdrückung  auf  den  nihilistischen 
Standpunkt:  »Alles,  was  besteht,  ist  wert, 
dass  es  zu  Grunde  geht!«  [Vgl.  Staats- 
lexikon von  Rotteck  und  Welcker  (1848), 
S.  118.  R.  Fischer,  Der  Pessimismus  in 
der  Freimaurerei  (1892).  Bh.  1882,  S.  345; 
1894,  S.  155;  1899,  S.  313.  A.  1889,  S. 
76.  FZ.  1880,  S.  329.  Br.  L.  1890/91,  S.  57. 
L.  1881,  S.  18;  1887,  S.  35.  M.  L.  1882/83, 
S.  81.] 

Orangemen.  Dieser  (politische)  Orden 
ist  1794  errichtet,  erhielt  1795  die  Logen- 
einrichtung durch  Thomas  Wilson,  der 
heimlich  Maurer  war,  in  Dyon,  einer  County 
von  Tyrone.  Er  bestand  erst  nur  aus  einem 
Grad,  Orangeman;  später  (1796)  wurde 
der  Purpurgrad  (Purple  degree)  durch  John 


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Oranienburg  — 


Teinpleton  bei  Longhall  oder  Portadaon 
hinzugesetzt,  dem  später  noch  der  Mark- 
man's  Grad  und  die  Heroine  von  Jericho 
zugefügt  wurden.  Das  Rituelle  dieser  Ver- 
bindung ist  maurerisch  gehalten  [vgl.  Ri- 
tual and  Illustration«  of  Freemasonry  (Lon- 
don 1851),  8.  252—55;  auch  in  Roden- 
berg, Insel  der  Heiligen,  II,  229—31,  fin- 
det sich  ein  Ritual.  Über  die  Verbindung 
selbst  vgl.  Collier,  Staats-  und  Kirchen- 
gesehichte  Irlands,  S.  203,  216,  221. 
Irish  Traits,  I,  59  (Dublin,  M.  Glashan). 
Hall  the  North  andGiantsCauseway  (Hand- 
book for  Ireland),  8.  151—59.  —  Einen 
Auszug  aus  den  Akten  des  vom  Parlament 
in  betreff  des  Organismus  niedergesetzten 
Ausschusses  s.  L.  I,  68  fg.]  —  Als  Zwecke 
des  Bundes  der  Orangemänner  wurden  in 
den  1828  errichteten  Gesetzen  die  Er- 
haltung der  wahren  durch  den  Staat 
geschützten  Religion,  die  Erhaltung  der 
protestantischen  Thronfolge  und  die  Ver- 
teidigung aller  Orangemänner  und  ihres 
Eigentums  aufgeführt.  Dabei  erklärten 
sie  sich  für  ausschliesslich  protestan- 
tisch, aber  auch  für  höchst  duldsam 
—  was  sie  indes,  wie  sich  später  zeigte, 
keineswegs  waren.  Es  bestand  eine  be- 
sondere Grossloge  mit  einer  Anzahl 
Grosswürdenträger,  die  sich  jährlich  zwei- 
mal versammelte;  ein  dazu  gehöriger  Qross- 
orient  führte  die  Geschäfte  in  der  Zwischen- 
zeit. Unter  diesem  bestanden  Provinzial- 
grosslogen  in  den  meisten  Grafschaften, 
unter  ihnen  viele  besondere  Bezirksgross- 
logen und  unter  diesen  erst  die  zahlreichen 
Privatlogen.  Jeder  reine  Protestant  über 
18  Jahre  alt  konnte  aufgenommen  werden. 
Die  Beamten  der  Distriktslogen  wurden  von 
den  Vorsitzenden  der  Privatlogen,  die  der 
Provinziallogen  von  den  erstem  gewählt. 
Man  zählte  in  Irland  20  Provinzialgross- 
logen,  80  Distriktslogen,  1510  Privatlogen. 
Die  Mitgliederzahl  wurde  abwechselnd  auf 
200000  geschätzt.  —  Während  der  Orga- 
nismus in  Irland  die  behauptete  Duldung 
gegen  die  Katholiken  keineswegs  stets  be- 
wahrte und  vielmehr  öfters  zu  sehr  groben 
Ausschweifungen,  Unruhen  und  Verbrechen 
kam,  hatte  er  in  England  mehr  die  Maske 
der  Bigotterie,  hinter  der  sich  ein  politi- 
scher Parteigeist  aussprach.  Die  Verfas- 
sung war  der  irischen  gleich,  aber  die 
Macht  des  Grossmeisters  unbegrenzter.  In 
London  allein  zählte  man  an  50000  Mit- 
glieder. Zwischen  englischen  und  irischen 
Orangisten  bestand  eine  innige  Verbin- 
dung. Auch  in  Kanada  suchte  man  dem 
Bund  Eingang  zu  verschaffen,  1834  sollen 
dort  über  12000  Orangemänner  gewesen 
sein.  Die  Ergebnisse  der  obgedachten  Par- 
lamentserhebung fielen,  wie  bemerkt,  sehr 
zu  Ungunsten  der  O.  aus.  So  viel  steht 
aber  fest,  dass  der  Orangismus  mit  dem 
Freimaurerbunde  auch  selbst  in  England 
nicht  im  mindesten  Zusammenhang  ge- 
standen, sondern  nur  dessen  Einrichtung 


Orden.  123 

nachgebildet  hat.  [Vgl.  L.  I,  63.  Staate- 
lexikon von  Rotteck  und  Welcker  (1848), 
S.  119.] 

Oranienburg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Brandenburg,  6912  E.).  Hier  besteht  seit 
1.  Nov.  1896  ein  Freimaurerverein  Luise 
Henriette  zur  Weisheit  und  Schön- 
heit unter  der  Loge  in  Nauen.  Mitglie- 
derzahl (1899):  19.  Vers.  2.  und  4.  Sonn- 
abend im  Hotel  Eilers. 

Oranje- Freistaat  (in  Südafrika).  Die 
ersten  Logen  im  Gebiet  des  heutigen 
O.  gründete  die  Grossloge  von  England 
1851  in  Sovereignty  und  1864  in  B  loem- 
fontein.  In  dieser  Stadt  hatte  1863  schon 
der  Grossosten  der  Niederlande  eine  Toch- 
terloge errichtet.  Nachdem  diese  beiden 
Grosslogen  weitere  Logen  im  O.  gestiftet 
hatten,  besitzt  seit  1896  auch  die  Grossloge 
von  Schottland  eine  Tochterloge  in  Kroon- 
stad.  1899  bestanden  hier  11  Logen,  da- 
von 6  unterm  Grossosten  der  Niederlande. 
4  unter  der  Grossloge  von  England  und 
1  unter  der  von  Schottland.  (Vgl.  L.  1900, 
S.  123.J 

Orden  ist  ursprünglich  jeder  Verein, 
der  durch  gewisse  Regeln  und  Ord- 
nungen verbunden  ist.  Sodann  wurden 
vorzüglich  geistliche  Vereine  so  genannt, 
die  sich  durch  feierliche  Gelübde  ver- 
pflichtet hatten,  nach  bestimmten  Regeln 
zu  leben;  aus  ihnen  bildeten  sich  die 
geistlichen  Ritterorden,  als  deren  Nach- 
ahmung die  weltlichen  Ritterorden  anzu- 
sehen sind,  die  gewöhnlich  ohne  alle  geist- 
liche Gelübde  waren  und  daher  auch 
anfänglich  Brüderschaften,  Gesellschaften, 
Bünde  (fraternitates,  sodalitates,  foedera) 
genannt  wurden.  —  Die  Freimaurerbrüder- 
schaft (s.  d.)  wird  vielfach  auch  mit  der 
Bezeichnung  O.  belegt,  aber  in  der  Be- 
deutung eines  Ritterordens  irrtümlich; 
denn  wenn  die  Freimaurer  der  auf  äussere 
Auszeichnung  hindeutenden  Benennung 
keinen  Wert  Deilegen,  sondern  sich  nur  an 
die  allgemeine  Bedeutung  halten  will,  so 
ist  die  Benennung  wenigstens  missdeutend. 
Klarheit  des  Ausdrucks  und  Bestimmtheit 
fordern,  dass  man  sich  einer  Benennung 
enthalte,  die  eine  Menge  der  Sache  nicht 
angemessne  Vorstellungen  erweckt.  Nichts 
hat  der  Freimaurerbrüderschaft  so  sehr  zu 
äusserm  Glänze  verholfen  und  sie  für  sehr 
viele  so  begehrlich  gemacht,  als  das  Vor- 
geben, sie  sei  ein  Orden,  der  zu  den  alten 
Ritterorden  und  namentlich  dem  der  Tem- 
pelherren in  genauester  Beziehung  stehe. 
Das  Irrige  dieser  Annahme  ist  zwar  schon, 
seitdem  man  die  wahre  Geschichte  der  Frei- 
maurerei näher  erforscht  hat,  an  den  Tag 
gelegt  worden;  allein  teils  Gewohnheit, 
teils  Anhänglichkeit  an  das  Hergebrachte, 
teils  noch  wirkliche  Befangenheit  lässt 
den  Namen  O.  nicht  ganz  verschwinden, 
und  so  ist  trotz  aller  Bemühungen  anzu- 
nehmen, es  werde  dieser  für  die  Freimau- 
rerei so  unselig  gewordne  Name  noch  lange 


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124  Ordenubuch,  rotes 

in  ihrer  Geschichte  fortbestehen,  zumal  da 
ihn  einzelne  Lehrarten  mit  ritterlichen  An- 
hängseln gesetzlich  festgelegt  haben  und 
selbst  in  England  die  Bezeichnung  seit 
den  ersten  Zeiten  der  Grossloge  bis  heute 
in  Gebrauch  ist,  wie  in  Schottland  und 
Irland.  Bei  Plot  findet  sich  der  Ausdruck 
wohl  zum  ersten  Mal  1686;  dann  kommt 
er  in  der  Schrift  The  Grand  Mystery  of 
Freemasons  discovered  (1724)  und  in 
dem  Konstitutionenbuch  von  1723,  S.  82, 
Anni.,  (jedoch  nur  in  einer  Anmerkung  zu 
einem  Gedicht  und  neben  zweimaligem 
»Company«,  sowie  in  Verbindung  mit  »So- 
cietiesand  Orders  of  Men«,  während  auf  dem 
Titelblatt  und  sonst  »Fraternity«  gebraucht 
wird),  sowie  in  der  Vorrede  zur  Ausgabe 
von  1784  vor.  [Vgl.  oben  I,  230  und  231 
(Anin.).]  —  So  verworren  im  18.  Jahr- 
hundert die  Ansichten  Qber  Zweck  und 
Wesen  der  Freimaurerei  durch  Herein- 
ziehen von  ritterlichen  Gebräuchen  gewor- 
den waren,  ein  Blick  auf  das  alte  eng- 
lische Konstitutionenbuch,  auch  wenn  man 
es  nicht  für  durchaus  glaubwürdig  er- 
achtete, genügte,  um  auf  den  rechten  Weg 
zu  leiten.  Daher  vereinigten  Bich  Kessler, 
Schröder  und  Schneider,  so  verschieden 
sonst  die  Wege  waren,  die  sie  betraten, 
dazu,  dass  sie  anerkannten,  die  damalige 
Freimaurerei  sei  nicht  aus  irgend  einem 
Kitterorden  entstanden,  sondern  ihr  Ur- 
sprung liege  in  den  Baugenossenschaften 
des  Mittelaltere;  daher  se»  sie  aueh  keine 
Ordensverbindung  und  könne  nicht  O. 
genannt  werden,  sondern  sie  sei  eine  Brü- 
derschaft. Krause  stellte  in  seinen  «drei 
Kunsturkunden«  zahlreiche  Beweise  dafür 
zusammen,  dass  das  Ordenswesen  erst  in 
die  Freimaurerei  in  der  zweiten  Hälfte  des 
18.  Jahrh.  hineingetragen  worden  ist  und 
ursprünglich  gar  nichts  damit  zu  thun  hatte. 
Durch  Grandidier,  Heldmann,  Stieglitz, 
HeidelofF  und  neuere  Forscher,  wie  Keller, 
Findel,  Gould,  Boos,  erhielt  die  Geschichte 
der  deutschen  Sieinmetzen  und  die  der 
Hrüderschaft  in  England  ihre  Aufhellung, 
sodass  jeder  Zweifel  an  ihrem  wahren 
Ursprung  niedergeschlagen  und  damit 
der  Gebrauch  der  Bezeichnung  O.  von 
selbst  fallen  musste.  Allein  merkwürdiger 
Weise  halten  selbst  Freimaurer,  die  fest 
au  dem  geschilderten  Ursprung  der  Frei- 
maurerei glauben  und  ihn  vertheidigen,  die 
Ordensbezeichnung  aufrecht,  weil  sie  nun 
einmal  mit  den  betreffenden  Lehrarten 
(wo  man  zum  »Freimaurer-Ritter  und  Lehr- 
ling« aufgenommen  wird)  zusammenhängt. 
In  der  G  rossen  National-Mutterloge  Zu  den  | 
drei  Weltkugeln  war  18ti8  der  Autrag  ge- 
stellt worden,  statt  O.  in  den  Statuten  ! 
überall  Bund  zu  setzen.  Der  Antrag  wurde  i 
abgelehnt  und  hervorgehoben,  dass  in  den  • 
»Bundes'-Statuten  das  Wort  O.  nur  in  dem  : 
Falle  gebraucht  sei,  wo  es  sich  um  die  ' 
gesamte  Freimaurer  hrüderschaft  handle,  j 
das  Wort  Bund  dagegen  in  allen  Fällen,  j 


—  Ordenssagen. 

wenn  der  Mitglieder  de»  Systems  der  Grossen 
National-Mutterloge  gedacht  werde«.  [Vgl. 
Geschichte  des  Gr.  Nat.-M.-L.  (Brl.  1890), 
S.  235.]  Dagegen  ist  der  Ausdruck  0. 
in  der  Grundverfassung  und  den  Bundes- 
statuten der  gedachten  Grossloge  von  1878 
ganz  vermieden.  Einzelne  deutsche  Logen- 
verbände bemühen  sich,  die  reine  alte 
Maurerei  von  ihren  Auswüchsen  zu  be- 
freien, und  damit  sinkt  die  Bezeichnung 
des  Ordenswesens,  die  so  nachteilig  auf 
die  alte  Brüderschaft  eingewirkt  hat,  immer 
mehr  dahin.  [Vgl.  Findel,  Anti-Schiffmann 
oder  Freimaurerbund  und  Ritterorden 
(Lpz.  1870);  R.  Fischer,  Ritual  und  Symbol 
(Lpz.  1878),  8.  193;  L.  1891,  S.  15;  Zd. 
1846,  S.  182,  187.] 

Ordensbuch,  rotes.  Ein  solches,  im 
grössten  Folio,  wurde  1766  oder  1767  in 
einigen  Kapiteln  der  strikten  Observanz 
auf  Schubart«  (s.  d.)  Anraten  angelegt 
und  sollte  nach  und  nach  alles  für  Ge- 
schichte, Ritual  und  Gesetzgebung  Wichtige 
aufnehmen,  wurde  aber  nicht  fortgesetzt. 
Es  enthält  alles,  was  1766  vom  heermeister- 
lichen Kapitel,  mit  Schubarta  Beglaubi- 
gung verschen,  heftweise  eingesandt  war, 
aber  in  sehr  wenig  logischer  Anordnung. 

Ordensntatrlkel,  s.  Matrikel. 

Ordensnamen  (nom  de  guerre).  Schon 
vor  dem  Aufkommen  der  strikten  Obser- 
vanz war  es  in  einigen  Logen,  namentlich 
in  Dresden  um  1740  und  in  Naum- 
burg —  vielleicht  der  Sicherheit  halber  — 
üblich,  sich  einen  Namen  beizulegen, 
den  man  in  Angelegenheiten  der  Brüder- 
schaft führte.  Ob  dieser  Gebrauch  aus 
frühern  Gesellschaften  entstanden,  ist  nicht 
nachweisbar;  doch  führten  litternrische 
Gesellschaften,  wie  die  kaiserlich  Leopol - 
dinische  Akademie,  solche  charakteristische 
Namen.  Selbst  Goethe  in  seinem  zu 
Wetzlar  betriebnen  Ritterorden  hatte  den 
Gebrauch  eingeführt.  Vonausgebreitetstem 
Umfang  ward  aber  erst  in  der  strikten 
Observanz  von  diesen  Namen  Gebrauch 
gemacht,  sowie  bei  den  Illuminaten  und 
in  dem  Systeme  H-d-m  von  Kilwinning(s.d.). 
Die  Namen  sollten  den  Charakter,  die 
Qualität  und  die  Würdigkeit  eines  jeden 
bezeichnen,  weshalb  sie  auch  »caracteristi- 
ques«  genannt  wurden.  Noch  jetzt  sind 
solche  Namen  in  Spanien  in  Gebrauch. 

Ordensaagen  (Historiae  Ordinis).  Fast 
alle  maurerischen  Lehrarten,  die  sich  nicht 
mit  den  drei  Johannisgradenls.d.)  begnügten, 
sondern  den  Bund  für  einen  Orden  ansahen 
und  höhere  Grade  besaasen,  hatten  (und 
haben)  für  die  ganze  Lehrart  oder  für 
einzelne  oder  mehrere  Grade  eigne 
Geschichten,  die  man  nur  O.  nennen 
kann,  indem  sie  entweder  ganz  erdichtet 
oder  wenigstens  unhistorisch  bearbeitet 
worden  sind,  auf  jeden  Fall  aber  auf  einen 
Bund  bezogen  werden,  der  seine  Entstehung 
einer  um  Jahrhunderte  spätem  Zeit  ver- 
dankt. Die  meisten  kann  man  1)  in  solche 


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Orduer  (Zeremonienmeüter)  —  Ordnungen  der  Steinmetzen. 


einteilen,  die  sich  auf  einen  der  drei  Tempel- 
baue in  Jerusalem  beziehen,  und  2)  in 
solche,  die  einen  Kitterorden  zum  Gegen- 
stand haben  oder  sich  auf  Rosenkreuzerei 
beziehen;  in  manchen  Lehrarten  ist  beides 
miteinander  verbunden.  Die  einzelnen 
Sagen  oder  Legenden  finden  sich  teilweise 
bei  den  betreffenden  Lehrarten  angegeben 
und  können  hier  übergangen  werden,  zu- 
mal da  sie  keinerlei  historische  Bedeutung 
haben.  Im  übrigen  sei  auf  die  vorige 
Auflage  II,  S.  472  verwiesen,  wo  sie  naher 
aufgeführt  sind. 

Ordner  (Zeremouienmelster)  heisst  der 
Logenbeamte,  der  bei  Logenversainmlungen 
die  Besuchenden  zu  empfangen  oder  zu 
prüfen,  sodann  rituell  einzuführen,  über- 
haupt für  die  äussere  Ordnung  bei  allen 
Versammlungen  zu  sorgen  hat.  Das  Amt 
ist  neuem  Ursprungs  und  kam  wahrschein- 
lich zuerst  in  der  französischen  Maurerei 
im  Clermontschen  System  (s.  Clermont) 
auf.  In  der  Lehrart  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  hat  das  Amt  von  vornherein 
bestanden,  während  die  Schaffner  fehlen. 
In  den  nach  der  Lehrart  der  Hamburger 
Grossloge  arbeitenden  deutschen  Logen 
besteht  es  eigentlich  nicht,  die  Verrich- 
tungen werden  von  dem  ersten  und  dem 
zweiten  Schaffner  mit  besorgt. 

Ordnung.  Die  O.  wird  im  Freimaurer- 
bund sehr  geachtet  und  zu  ihr  jedes  Mit- 
glied erzogen.  Dem  Ruf  des  Hammers  zur 
O.  haben  alle  zu  folgen.  Selten  wird  man 
eine  Gesellschaft  finden,  in  der  alles  so 
geordnet  erscheint,  wie  in  einer  Freimau- 
rerloge. Seihst  bei  Tafel  herrscht  die  pein- 
lichste O.  Es  ist  das  ein  grosses  Erzie- 
hungsmittel, das  sich  nach  aussen  wesent- 
lich wirksam  Äussert.  [Vgl.  Marbach,  Am 
rohen  Stein  (2.  Aufl.,  Lpz.  1877),  S.  238. 
A.  1857,  S.  181.] 

Ordnungen  der  Steinmetzen.  Eine  der 
traurigen  Folgen  des  Hereinziehens  frem- 
der Zwecke  in  die  Freimaurerei  seit  der 
Mitte  des  18.  Jahrh.  war  die  Missachtung 
aller  wahren  Quellen  maurerischer  Ge- 
schichte und  der  Irrtum  über  die  Entste- 
hung und  Weiterbildung  des  Freimaurer- 
bundes.  Dass  die  Maurerei  aus  den  Ge- 
nossenschaften der  Werkmaurer  sollte  her- 
vorgegangen sein  und  dass  diese  Genossen- 
schaften in  ursprünglichem  Zusammenhang 
mit  den  deutschen  Steinmetzen  sollten  ge- 
standen haben,  erschien  undenkbar,  und 
so  konnte  seihst  Lessing*)  noch  behaupten, 
dass  der  Name  »Freimaurer«  vor  dem  An- 
fang des  18.  Jahrh.  nicht  gehört  worden, 
ebensowenig  wie  der  englische  Name 
•Free-Mason«,  und  dass  der  Orden  sich 
der  Symbole  des  Maurerhandwerks  bediene, 
beweise  nicht,  dass  das  Geheimnis  des 
erstem  sich  von  Alters  her  vornehmlich  in 
diesem  erhalten,  sondern  einen  ganz  andern 
Grund  habe.    Zu  verwundern  ist  es  da- 

*>  Kriut  und  Hiük,  ü««pr*clio  für  Freimaurer. 


her  nicht,  dass  ein  Nichtmaurer,  der  Abbe" 
Grandidier  (s.  d.),  der  erste  war,  der  auf 
den  ehemaligen  Zusammenhang  der  Frei- 
maurer mit  der  Steinmetzbrüderschaft  (s.  d.) 
aufmerksam  machte.  Diesem  nämlich  wa- 
ren zum  Zweck  der  Herausgabe  einer  ge- 
schichtlichen und  topographischen  Ab- 
handlung über  die  Strassburger  Kathedrale 
(Strassburg  1782)  die  Archivo  des  hohen 
Stiftes  Unserer  lieben  Frauen  in  Strass- 
burg geöffuet  worden,  wo  er  Gelegenheit 
hatte,  das  alte  Bruderbuch  der  Steinmetzen 
einzusehen.  Seine  Vermutung  über  einen 
Zusammenhang  dieser  mit  den  Freimaurern 
sprach  er  zuerst  im  Journal  de  Nancy  1779 
und  im  Journal  de  Monsieur  1779,  sodanu 
in  seinem  Essai  und  im  10.  Bande  des 
Werkes  aus:  Histoire  des  cultes  et  c6x£- 
monies  religieuses.  Mit  Lebhaftigkeit 
wurde  diese  Vermutung  von  Vogel  (s.  d.) 
in  seinen  Briefen,  die  Freimaurerei  be- 
treffend, [3.  Sammlung  {Nürnb.  1783)]  auf- 
gegriffen und  in  Verbindung  gebracht  mit 
eiucr  von  Christoph  Wren  herrührenden 
Überlieferung.  Allein  da  die  Urkunde,  auf 
die  sich  die  Vermutung  gründete,  nicht  zur 
Veröffentlichung  gelangte,  blieb  die  gege- 
bene Anregung  ohue  adle  Folgen.  Nur 
Albrecht  [Materialien  zu  einer  kritischen 
Geschichte  der  Freimaurerei  (8.  Sammlung 
Hmbg.  1792)]  machte  noch  einmal  auf- 
merksam auf  Grandidiers  Vermutung.  Die 
Verdächtigungen  und  Verfolgungen,  denen 
die  Freimaurerei  gegen  Ende  des  18. 
Jahrhunderts  wegen  ihres  vermeintlichen 
Zusammenhangs  mit  den  Illuminaten  und 
den  Führern  der  französischen  Staats- 
umwälzung ausgesetzt  gewesen,  dienten  ihr 
auf  der  andern  Seite  wieder  zur  I^äuterung 
und  Ernüchterung.  Tüchtige  Männer  suchten 
nach  ältern  und  neuern  Unterlagen  in 
Deutschland  und  England,  um  eine  wahre 
Geschichte  der  Brüderschaft  zu  begründen, 
und  die  Resultate  ihrer  Forschungen  liegen 
in  den  Werken  und  Abhandlungen  von 
Fessler  (a.  d  ),  Schröder  (s.  d.),  Schneider 
(s.  d.)  und  Krause  (s.  d.)  vor.  Ohschon 
diese  Forscher  sich  hohe  Verdienste  um 
die  freimaurerische  Geschichte  erworben 
haben,  war  es  doch  einem  andern,  Held- 
mann (s.  d.),  vorbehalten,  den  urkundlichen 
Belag  zu  Grandidiers  Vermutung  eines 
Zusammenhangs  zwischen  den  deutscheu 
Steinmetzen  und  den  Freimaurern  zu  lie- 
fern in  seiner  Schrift:  »Die  drey  ältesten 
geschichtlichen  Denkmale  der  teutechen 
Freymaurerbrüderschaft«  (Aarau  1819),  die 
als  ältestes  Denkmal  die  »Ordenunge  der 
Steinmetzen  zu  Strassburg«  von  1459  mit- 
teilt. I.  Der  Abdruck  der  Strassburger 
Ordnung  nach  Heldmann  mit  Angabe  der 
wichtigsten  Abweichungen  bei  Stieglitz 
und  den  nötigsten  Erläuterungen  dunkler 
Stellen,  samt  Vergleichung  mit  einzelnen 
englischen  Konstitutionen,  namentlich  der 
von  Halliwell  herausgegebenen  ältesten 
Urkunde,  die  1815 im  Gentleman'sMagaziue 


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126 


Oregon  —  Orient,  Osten  (Morgen). 


in  London  veröffentlicht  wurde,  und  den 
sogenannten  Alten  Pflichten  findet  sich  in 
der  vorigen  Auflage  dieses  Handbuchs 
II,  481.  Die  Urkunde  zahlt  die  Gesellen 
auf,  die  am  Tage  in  Regensburg  und  später 
die  Ordenunge  gelobten  zu  halten;  sie 
sind  unwichtig,  wahrend  die  Aufzählung 
der  Meister  um  so  mehr  von  Wert  ist,  da 
hieraus  zu  ersehen  ist,  wie  weit  die  Verbin- 
dung damals  reichte  und  welche  Männer 
sie  umfasste.  Es  geht  aus  dem  Verzeichnis 
hervor,  dass  die  eigentlichen  Baumeister 
sich  nicht  zur  Brüderschaft  gehalten  haben. 
Von  Sachsen  und  Thüringen  finden  sich 
nur  die  beiden  Mehiter  von  Erfurt.  Dass 
aber  die  «Ordenunge«  auch  dort  Eingang 
efunden,  dafür  haben  wir  den  Beweis  in 
er  »Ordenunge  der  Steinmetzen,  abgefasst 
zu  Torgau  auf  Bartholomäi  und  Michaeli 
1462«,  die  abschriftlich  in  der  Hütte  in 
Rochlitz  1480  niedergelegt  wurde  und  von 
der  sich  ein  beglaubigter  Abdruck  in  der 
Schrift  von  Stieglitz:  Ȇber  die  Kirche 
der  heiligen  Kunigunde  zu  Rochlitz  und 
die  Steinmetzhütte  daselbst«  (Lpz.  1829) 
befindet,  den  Heideloff  in  seinem  Werk: 
•Die  Bauhütte  des  Mittelalters  in  Deutsch- 
land« (Nürnb.  1844)  wieder  abdruckte. 
Später  hat  Findel  in  den  •  Mittheilungen  au* 
dem  Verein  deutscher  Freimaurer«,  Bd.  I, 
2.  Heft,  dieselbe  Ordnung  veröffentlicht, 
die  er  abschriftlich  aus  der  Lade  der  Stein- 
metzen in  Rochlitz  erhielt.  Sie  enthält 
ausser  dem  Eingang  112  Artikel,  die  für 
ihre  Zunft  verwandten  gewissermassen  als 
ergänzende  innere  Hüttenpolizeiordnung 
zu  betrachten  sind.  (Vgl.  den  Abdruck  in 
der  vorigen  Auflage  II,  488;  R.  1887,  S.  7.] 
Die  Strassburger  Ordenunge,  oder  vielmehr 
ein  Auszug  daraus,  war  dem  Kaiser  Maxi- 
milian zur  Bestätigung  vorgelegt  worden 
und  erhielt  solche  3.  Okt.  1498;  Kaiser 
Ferdinand  I  bestätigte  sie  ebenfalls  15. 
März  1568,  wenige  Zeit  vor  der  Heraus- 
gabe der  zweiten  allgemeinen  Ordnung  der 
Steinmetzen,  ebenso  Kaiser  Maximilian  II. 
18.  April  1570,  Kaiser  Rudolf  3.  März 
1578,  Kaiser  Mathias  1613,  Kaiser  Ferdi- 
nand II.  16.  Sept.  1621.  Auch  gedenkt 
Heideloff  noch  drei  dahin  einschlagender 
Briefe  von  Papst  Alexander  VI.,  16.  Sept. 
1502,  Papst  Leo  X.,  81.  Dez.  1516,  und 
Kaiser  Karl  V,  15.  April  1538,  über  die 
Näheres  nicht  bekannt  geworden  ist.  Hie 
Bestätigungen  der  Kaiser  wiederholen  alle 
die  Worte  Maximilians  I.  und  sind  darum 
zweifellos  nur  der  Ordenunge  von  1459 
gegeben  worden.  —  II.  Die  zweite  allge- 
meine Ordnung  der  Steinmetzen,  die  eine 
kaiserliche  Bestätigung  nicht  erhalten  hat, 
das  sog.  Bruderbuch,  war  am  Bartholomäi- 
tage  (24.  Aug.)  in  Basel  auf  einer  Ver- 
sammlung vorbereitet  worden  und  ist  als 
Geheimbuch  der  Steinmetzen  mit  der 
Jahrzahl  1563  in  Folio  im  Druck  erschie- 
nen. Es  führt  den  Titel:  »Der  Steinmetzen 
Brüderschaft  Ordnungen  vnd  Articul,  Er- 


newert  auff  dem  tag  zu  Straasburg  auff 
der  Haupthütten  auff  Michaelis  Anno 
M.D.LXIII.«  (Den  Abdruck  sehe  man  in 
der  vorigen  Auflage,  II,  494  fg.)  Es  geht 
aus  dieser  Urkunde  hervor,  dass  die  Brüder- 
schaft während  der  100  Jahre  sich  nicht 
nur  nicht  verschlechtert,  sondern  vielmehr 
imGeist  ihrer  Verbindung  weiter  fortgebildet 
hat.  Dasa  sie  dennoch  in  der  spätem  Zeit 
ganz  in  das  hemmende  Handwerk  begraben 
wurde  und  nicht,  wie  in  England,  zu  einer 
Neugestaltung  gelangte,  lag  mehr  in  be- 
schränkenden äussern  Verhältnissen,  die 
jedem  Streben  danach  nicht  zu  bewälti- 
gende Hindernisse  entgegentürmten.  Die 
deutsche  Steinmetzenbrüderschaft  hat  sich 
am  längsten  in  Norddeutschland,  nament- 
lich in  den  Hansestädten,  erhalten,  und 
es  ist  wahrscheinlich,  dass  sie  in  sehr  be- 
schränktem Masse  als  Grussmaurer  noch 
in  späterer  Zeit  bestanden  hat.  (S.  die 
Art.  England,  Gebräuche,  Steinmetz- 
brüderschaften.) [Vgl.  Gould,  History  of 
Freeinasonry  I,  117.] 

Oregon,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Hier  besteht  eine  15. 
Sept.  1851  gestiftete  Groasloge  mit  103 
Logen  und  4874  Mitgliedern. 

Orient,  Osten  (Morgen).  Die  Himmels- 
gegend, in  der  die  Sonne  scheinbar  auf- 
geht, ist  in  der  freimaurerischen  Symbolik 
von  mehrfacher  Bedeutung.  Der  O.  der 
Loge  ist  deren  vornehmster  Platz,  und 
mehrere  bedeutsame  Punkte  der  Rituale 
beziehen  sich  auf  diese  Auffassung,  der- 
zufolge  die  Loge  in  ihrer  Längenausdeh- 
nung von  O.  nach  W.  reicht:  eine  Auf- 
fassung, die  mit  der  bekannten  Sitte  der 
meisten  Völker  des  Morgenlandes  und 
nach  ihnen  auch  andrer,  beim  Gebet  ihr 
Antlitz  nach  O.  zu  wenden,  sowie  mit  der 
Bauart  des  Salomonischen  Tempels  und 
der  meisten  christlichen  Kirchen  zusammen- 
hängt und  auf  das  Morgenland  als  die 
Quelle  aller  Kultur  und  Religion  hinweist. 
Hiernach  wird  auch  die  Maurerei  als  von 
O.  kommend  gedeutet.  [Preston,  Illustra- 
tion etc.  (1812),  S.  119.]  -  In  einer 
übertragnen  Bedeutung  heisst  die  Loge 
selbst,  auch  der  Ort,  wo  sie  errichtet  ist, 
der  O.  (Morgen),  so  dass  man  z.  B.  von 
einer  Loge  im  O.  von  Hamburg  u.  s.  w. 
spricht,  eine  Bezeichnung,  die  Krause 
[Kunsturkuuden,  Bd.  L  Abt.  2,  S.  289] 
missbilligt,  weil  nach  der  Lehre  der  äl- 
testen Kunsturkunden  die  Maurerei  selbst 
von  O.  gekommen,  die  Loge  daher  »morgen- 
gestellt« (orientiert),  nicht  aber  selbst  der 
O.  sei.  —  Qroaaorient  (Grand  Orient)  ist 
der  im  Ausland  vorherrschend  übliche 
Name  für  Grossloge  (s.  d.).  —  Über  die 
Bedeutung  der  Ausdrücke:  Innerer,  In- 
nerster Orient  (s.  d.).  [Vgl.  Schauberg, 
Vergleichendes  Handbuch  der  Symbolik 
der  Freimaurerei  (Schaffhausen  1861),  1,392; 
Dorr,  Freimaurerische  Festreden  (Danzig 
1883),  S.6;  Der  Bischof  Dräaeke  als  Frei- 


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Orient  —  üsIriB. 


127 


maurer  (Magdeb.  1865),  S.  251;  R.Fischer, 
Ritual  und  Symbol  (Lpz.  1878),  8.  103; 
A.  1898,  8.  62;  Bh.  1872,  S.  298;  BZC. 
1899,8.325;  FZ.1871,S.  125;  Holtschmidt, 
Neue  Offenbarungen  (Lpz.  1895),  8.  125 j 
Findel,  Geist  und  Form  der  Freimaurerei 
(6.  Aufl.  1898),  8.  207.) 

Orient  Unter  diesem  Namen  erschienen 
zuerst  •  Freimaurerische  Blätter  der  St. 
Johannislogen  in  Ungarn«  1878  fPest),  ein 
amtliches  Organ,  geleitet  von  Dr.  Karl  Man- 
dello  (8.  d.);  die  ungarische  Ausgabe  hies» 
»Kelet«.  Von  1879  ab  wurden  diese  »Mit- 
theilungen des  Beamtenkollegiums  der 
Grossloge  von  Ungarn  für  die  drei  St. 
Johannisgrade«  als  regelmässige  Monats- 
schriftin ungarischer  und  deutscher  Sprache 
ausgegeben.  Von  1880  ab  erschien  wieder, 
wie  früher,  eine  besondere  deutsche  Aus- 
gabe, geleitet  zunächst  von  Alex.  Uhl, 
seit  1882  von  Joseph  Hausdorfer,  seit  1887 
mit  neuer  Zählung  der  Jahrgänge  geleitet 
von  Ludwig  Abafi  (a.  d.)  und  Moritz  Gell^ri 
(8.  d.),  seit  1889  von  letzterm  allein,  seit 
1897  von  Eduard  Pay'r.  Der  amtliche  Teil 
wird  aus  dem  ungarischen  Amtsblatt  «Ke- 
let« übersetzt.  Die  Oberleitung  für  das 
Ganze  hat  noch  Gellen. 

Orlflamme  (auriflamma).  So  hiess  ehe- 
mals die  französische,  in  Religionskriegen 
gebrauchte  Reichsfahne,  die  dem  Heere 
vorgetragen  wurde;  die  O.  der  Kreuz- 
fahrer war  weiss  mit  einem  roten  Kreuz 
durchschnitten.  In  verschiednen  Hoch- 
graden wird  die  Ordensstandarte  mit  dem 
Namen  O.  bezeichnet. 

Orleans  (Herzog  von),  s.  Frankreich 
(Herrscherhaus),  I,  Nr.  1. 

Orphelinat.  Darunter  versteht  man  in 
Frankreich,  namentlich  in  Paris,  die  Auf- 
nahme von  Kindern  beiderlei  Geschlechts 
in  den  Logen.  Es  besteht  dafür  ein  be- 
sonderes Ritual  von  Foussier:  Ritual  aux 
trois  voles.  [Vgl.  Bbl.  1889,  S.  31.J  Das 
O.  gehört  unter  die  Adoptionsmaurerei 
(s.d.). 

Orsted,  HansChristian,  Naturforscher, 
geb.  14.  Aug.  1777  in  Rudkjöbing,  gest.  9. 
März  1851  in  Kopenhagen,  wurde  1806 
Professor  der  Physik  in  Kopenhagen  und 
1829  Direktor  der  Polytechnischen  Lehr- 
anstalt das.  Er  entdeckte  den  Elektro- 
magnetismus. —  Zum  Freimaurer  wurde  er 
29.  Jan.  1812  aufgenommen  in  der  Loge 
Friedrich  zur  gekrönten  Hoffnung  in 
Kopenhagen.  An  seinem  Hochzeitstag  er- 
nannten ihn  die  Kopenhagner  Logen  zum 
Ehrenmitglied.  [Vgl.  FZ.  1851,  8.89,  166; 
1874,  8.  164.] 

Oschersleben  (8t.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  12465  E.).  Hier  bestand  ein 
maurerisches  Kränzchen  Oscar  ia  zur 
Brudertreue,  gest.  16.  März  1852,  das 
jetzt  eingegangen  ist. 

öser,  Adam  Friedrich,  Maler,  Bild- 
hauer und  Radierer,  geb.  17.  Febr.  1717 
in  Pressburg,  gest.  18.  März  1799  in  Leipzig, 


wurde  in  Wien  und  Dresden  gebildet  und 
1764  als  Direktor  der  Zeichen-,  Malerei- 
und  Architekturakademie  in  Leipzig  an- 
gestellt —  Er  war  Mitglied  der  Loge  Zu 
den  drei  Rosen  in  8achsenfeld  (s.  d.),  trat 
1776  der  Loge  Balduin  zur  Linde  in  Leip- 
zig bei,  der  er  bis  zum  Tode  treu  blieb. 
Während  seines  Aufenthalts  in  Leipzig 
1765—68  war  Goethe  Ö.'s  Schüler.  Dieser 
I  gedenkt  seines  Lehrers  im  Zeichnen  in 
»Wahrheit  und  Dichtung«,  Teil  H,  Buch  8. 

Osirls,  in  der  ägyptischen  Mythologie 
der  älteste  Sohn  des  Erdgottes  Keb  (Kro- 
nos),  Gemahl  seiner  Schwester  Isis,  Vater 
des  Horas,  wurde  von  den  Ägyptern  als 
Sonnengott  verehrt.  Die  Sage  _von  O. 
ist  die  bedeutendste,  die  sich  in  Ägypten 
seit  alter  Zeit  ausgebildet  hat  und  die 
auch  zu  den  Griechen  gekommen  ist. 
Plutarch  erzählt  die  Sage  folgender- 
massen:  Als  O.  zur  Regierung  kam,_  führte 
er  den  Ackerbau  ein  und  lehrte  die  Ägypter 
Götter  verehren.  Sein  Bruder  Typhon  ver- 
band sich  gegen  ihn  mit 72  Gesellen  und  ver- 
anlasste ihn,  nach  einem  Gastmahle  sich  in 
einen  prächtigen  Mumiensarg  zu  legen, 
worauf  die  Verschwornen  den  Deckel  zu- 
schlugen und  den  Sarg  in  den  Nil  warfen. 
Isis  suchte  den  Sarg,  fand  ihn  bei  Byblus 
und  verbarg  ihn.  Doch  fand  ihn  Typhon 
und  zerstückte  den  Leichnam  in  14  Teile. 
In  der  Unterwelt  gewann  O.  seinen  Sohn 
Horas,  der  den  Typhon  besiegte.  So  die 
Sage.  Plutarch  deutet  sie  teils  durch  das 
Verbergen  und  Verschwinden  des  Nil- 
wassers, teils  allgemein,  indem  er  in  O. 
den  Geber  des  Guten  überhaupt,  in  Ty- 
phon die  feindliche  zerstörende  Nuturkraft 
findet.  Wenn  Isis,  nach  Plutarch,  im  all- 
gemeinen die  Erde  als  Mutter,  als  em- 
pfangende Naturkraft  bezeichnet,  so  stellt 
0.  die  der  Erde  einverleibte  Zeugungs- 
kraft der  Sonne  dar.  Alles  Bestehende  ist 
ein  Ausnuss  seiner  Macht,  daher  ist  er 
Sonnen-  und  Nilgott  zugleich.  Als  solcher 
ist  er  auch  Begründer  des  Ackerbaus,  des 
Staats  und  aller  guten  Einrichtungen. 
Hieraus  erklärt  sich  aas  Wesen  der  O.-Snge 
am  besten.  Der  Kampf  des  Typhon  mit 
O.  ist  daher  ein  Kampf  gegen  die  der  Erde 
innewohnende  Schöpfungskraft  der  Sonne. 
Die  Sonne  ist  in  die  Schranken  des  Natur- 
lebens herabgezogen,  und  so  ist  der  Natur- 
verlauf zugleich  der  Lebenslauf  des  Gottes. 
O.  stirbt  und  geht  unter,  wird  aber  ewig 
wiedergeboren  und  wiedergefunden.  In 
religiöser  Beziehung  ist  die  wichtigste  Seite 
des  O.  die  Vorstellung  seiner  Herrschaft 
in  der  Unterwelt,  wo  er  Herr  des  Toten- 
reichs und  alles  Natürliche  und_Böse  über- 
wunden ist.  So  feierten  die  Ägypter  im 
Tode  die  Versöhnung  mit  dem  Leben, 
dessen  Natürlichkeit  ihnen  ein  Rätsel  war; 
denn  kein  Sterblicher  vermochte  hienieden 
den  Schleier  der  grossen  Göttin  zu  lüften. 
Die  gewöhnliche  Abbildung  des  O.  war  die 
[  eines  Mannes  mit  aufgerichtetem  männ- 


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128  Osman  Pascha 

liehen  Glied.  Die  Griechen  verglichen  ihn 
mit  ihrem  Gotte  Dionysos.  Die  Annahme  der 
Zusammengehörigkeit  der  ägyptischen  Wei- 
sen und  Mysterien  mit  der  Freimaurerei 
hat  Veranlassung  gegeben,  auch  die 
O.-Sage  heranzuziehen.  Namentlich  fin- 
det sich  dies  in  Frankreich,  wo  man 
dem  Meistergrade  Deutungen  und  An- 
spielungen beilegte,  die  mit  dem  geschicht- 
lichen Entwicklungsgang  und  dem  ganzen 
Wesen  der  Freimaurerei  durchaus  nichts 
gemein  haben.  Deshalb  hatten  schon  Re- 
bold  (Histoire  g£n£ral  de  la  Franc-Macon- 
nerie  und  Histoire  des  3  Grandes  Loges  en 
France  (1864,  S.  695),  sowie  F.  Moreau, 
Herausgeber  des  Univers  maconnique,  sich 
ernsthaft  gegen  solche  Annahmen  ausge- 
sprochen. In  Deutachland  haben  diese 
nur  vorübergehend  Anklang  gefunden. 
fVgl.  Schauberg,  Handbuch  der  Sym- 
bolik der  Freimaurerei  (Schaffhausen 
1861  und  1863),  Teil  I,  S.  15,  20,  48,  50, 
82,  85,  88,  91,  125,  13(5,  142,  222,  225,  256, 
526,  542;  Teil  II,  S.  203,  222,  547,  678. 
Die  erste  Auflage  dieses  Handbuchs,  Teil 
Hl,  S.  57;  vorige  Auflage  U,  S.  504.] 

Osman  Pascha,  der  berühmte  türkische 
General,  geb.  1837,  gest.  April  1900,  war 
Freimaurer  und  hat  am  13.  Okt.  1890  die 
Loge  Demokratia  in  Budapest  besucht. 
[Vgl.  ü.  1*90,  S.  228.    Bbl.  1890,  S.  530.J 

Osnabrück  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Hannover,  45137  E.).  Schon  1801  beab- 
sichtigte man,  in  Ü.  eine  Logo  zu  grün- 
den, in  der  Blücher  (s.  d.)  den  ersten 
Hammer  übernehmen  wollte.  Die  Verle- 
gung der  Demarkationsarmee  verhinderte 
die  Ausführung.  Erst  am  15.  Aug.  1806 
beschloss  man,  eine  Loge  unter  dem  Na- 
men Zum  goldnen  Rade  zu  errichten 
und  die  Natiunal-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  um  eine  Stiftungsurkunde  zu 
bitten.  Am  30.  Nov.  1807  wurde  die  Loge 
eingeweiht,  musste  aber  schon  1808  zur 
Provinzialloge  von  Niedersachscn  und 
Westfalen,  Ferdinand  zur  Glückseligkeit 
in  Magdeburg,  übertreten,  von  wo  sie  1811 
wieder  zu  ihrer  Mutterloge  kam.  1813 
war  sie  gezwungen,  sich  vom  Grossorient 
von  Frankreich  als  Lu  roue  d'or  eine  Ur- 
kunde geben  zu  lassen*),  konnte  aber  in 
demselben  Jahre  zu  den  drei  Weltkugeln 
zurückkehren.  Nach  langern  Verhand- 
lungen schloss  sie  sich  22.  Febr.  1857  der 
Grossloge  von  Hannoveran.  KönigGeorg  V. 
besuchte  die  Loge  am  6.  Sept.  1862  und 
gab  ihr  die  Erlaubnis,  nach  dem  Ritual 
der  Weltkugeln  weiter  zu  arbeiten.  Am 
18.  Dez.  1867  trat  die  Loge  abermals  in 
den  Schutz  der  drei  Weltkugeln,  worunter 
sie  sich  noch  jetzt  befindet.  1875  erwarb 
sich  die  Loge  ein  eignes  Haus,  Rolands- 
mauer 6  c,  eingeweiht  20.  Okt.  1875.  Die 


•)  Nach  der  Cbatne  d'unlon  1*77,  8.  553,  stiftet« 
der  Groaaorient  von  Frankreich  1.  Juli  1812  in  O. 
•ine  Loge  I/etuile  anoeatique. 


—  Osterode. 

Witwenkasse  besitzt  ein  Vermögen  von 
ca.  200OU  M.  Auf  Anregung  des  jetzigen 
Stuhlmeisters,  Pastor  pr.  Weidner,  wurde 
im  Winter  1893/94  ein  Gemeinnütziger 
Bauverein  gegründet  und  11.  März  1894  zu 
einer  Gesellschaft  mit  beschränkter  Haftung 
ausgebildet.  Er  besitzt  ein  Stammkapital 
von  105000  M.  und  hat  bis  jetzt  76  Ein- 
familienhäuser für  Arbeiter  und  kleine 
Beamte  u.  s.  w.  gebaut,  die  nach  und 
nach  in  das  Eigentum  der  Mieter  über- 
gehen.. Mitgliederzahl  (1899):  107.  Vers, 
am  2.  Donnerstag.  Ferien:  Juli  und  August. 
Ihre  Veröffentlichungen:  1)  Müller,  R.  M., 
Geschichtliche  Nachrichten  über  das  Ent- 
stehen der  Loge  und  deren  Verhältnisse 
von  1807—57  (Hann.  1858).  2)  L.  Thöle, 
Geschichtliche  Nachrichten  über  die  Loge 
(Osnabrück  1882).  3)  Lieder  für  die  Loge, 
von  Fr.  Dunker  (Osnabrück  1898).  4) 
Dunker,  Die  Witwenkasse  der  L.  z.  g.  R., 
ihr  Zweck  und  ihre  Organisation,  ihr 
Wachstum,  ihre  Leistungen  und  ihre  Zu- 
kunft (Osnabrück  1896). 

Ost-Dlevenow  (Seebad  in  der  preuss. 
Prov.  Pommern).  Hier  besteht  seit  1898 
ein  maurerisches  Kränzchen. 

Osten,  s.  Orient 

Osten,  der  ewige,  wird  in  der  Frei- 
maurerei das  Land  der  Seligen,  die  ewige 
Heimat  genannt.  [Vgl.  A.  XII,  S.  115; 
XIX,  S.  277.] 

Osteu  (Gross*),  Ort  bei  Glogau  in  Schle- 
sien. Hierher  wurde  die  vom  Freiherrn 
v.  Hund  in  Nistitz  (s.  d.)  1764  errichtete 
Mutterloge  Zur  goldnen  Himmelskugel 
1774  verlegt,  die  1779  nach  Glogau  (s.  d.) 
kam. 

Osten,  Ritter  von  [auch  Ritter  vom 
Degen J  (Chevalier  d'Orient  ou  de  l'£p6e; 
Knight  of  the  East)  ist  der  Name  eines 
Hochgrads  in  verschiednen  I^ehrarten.  Er 
ist  auch  der  1.  Kapitelgrad  (6.  bez.  7.  Grad) 
der  Schwedischen  Lehrart.  [Vgl.  Findel, 
Schiffmaun  und  die  Grosse  Landesloge  (Lpz. 
1877),  S.  186.  Schiffinann,  Die  Entstehung 
der  Rittergrade  (Lpz.  1882),  S.  121.] 

Osten -Sacken,  Fabian  Gottlieb, 
Fürst  von  der,  russischer  Feldmarschall, 
geb.  1752  in  Kurland,  gest.  19.  April  1887 
in  Kiew,  focht  gegen  die  Türken,  Polen 
und  gegen  Napoleon  I.,  wurde  1814  General- 
gouverueur  von  Paris  und  1826  General- 
feldmarschall. Die  Loge  Minerva  zu  den 
drei  Palmen  in  Leipzig  zählte  diesen  aus- 
gezeichneten Feldherrn  zu  ihren  Mitglie- 
dern. 

Osterholz-Schar  tu  bock  (Flecken  in  der 

[»reuss.  Prov.  Hannover,  1699  E.).  Hier 
icstand  unter  der  Loge  Friedrich  Wilhelm 
zur  Eintracht  in  Bremen  ein  Kränzchen 
Im  Zirkel  zur  Eintracht,  da«  seit  1898 
eingegangen  ist. 

Osterode  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Han- 
nover, 6928  E.).  Am  10.  Juli  1792  stiftete 
hier  die  Grosse  Landesloge  in  Berlin 
eine  Loge   unter  dem  Namen  Tempel 


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Osterode  —  Österreich. 


der  Eintracht,  die  2.  Aug.  1792  durch 
die  O  rosse  Pmvinzialloge  von  Hamburg 
und  Niederaachsen  eingeweiht  wurde  and 
ihre  erste  Arbeitsloge  am  15.  8ept.  abhielt. 
Von  1802—8  ruhte  die  Loge  infolge  der 
Kriege  und  erhielt  am  80.  Nov.  1806  eine 
neue  Stiftung^urkunde  von  der  Mutterlogc 
c*  s-  Königreichs  Westfalen  in  Kassel  im.  d.j. 
Oie  Einweihung  erfolgte  Johanni«  18U1*. 
Nach  4er  Auflösung  de«  Königreich* 
Wen:  Tabu  stellte  sie  sieh  unter  die 
l'rovinxiallogc  Friedrich  zn  Hannover  und 
erhöh  «  ine  Urkunde  vom  1.  Juni  1814; 
zugleich  nahm  sie  da«  Schrödersche  Ritual 
an  Am  J*.  Sept.  1828  »teilte  aie  ihre  Ar- 
beiten we^en  Zwistigkeiten  unter  den  Mit- 
gliedern ein,  wurde  aber  8.  Juui  1876 
durch  dietin>*s€  Logt*  Royal  York  wieder 
hergestellt  und  22.  Juli  1876  eingeweiht, 
nachdem  achon  1872  mehrere  Maurer  r.u 
einem  Kranzchen  zusammengetreten  waren. 
Vera,  im  »Englischen  Hof«.  Logeuubend: 
Mittwoch.  Ferieu:  Juli  und  Auguat.  Neue 
llaus;;esetze  von  1876.  Milgliederzubl 
(1900):  58. 
Osterode  (8t.  in  der  »reu»».  Prov.  Ost- 

Srcussen,  11278  K.).  Hier  beateht  unter 
er  Grotaen  National-Motterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  «ue  Loge  Auf  dem 
Wege  nach  Osten,  gest.  8.  Juui  1*28, 
eingew.  24.  Sept.  1898.  Sie  iat  hervor- 
gegangen aus  einem  20.  Sept.  1888  ge- 
gründeten Kränzchen  gleichen  Namens, 
da»  unter  der  Loge  Zu  den  drei  Kronen 
in  Königsberg  stand. 

Österreich  (Kaisertum).  I.  Von 
England  aus  fand  die  Freimaurerei  schon 
1721  iu  den  österreichischen  Nieder- 
landen in  solcher  Ausdehnung  Kingang, 
das*  die  Regierung  durch  die  Geistlichkeit 
und  die  Stande  Iniwogeu  wurde,  sie  tu 
verbieten  (a.  I,  8.  82).  In  dem  übrigen 
Teile  der  Monarchie  war  dagegen  der  Ein- 
rlusa  des  1731  dem  Bunde  beigetretnen 
Kaisers  Frans  I.  (a.  d.)  soweit  wirksam, 
das*  kein  Verbot  gegen  sie  erging  und 
selbst  die  BanubuUe  des  Papstes  Cle- 
mens XII.  (178*)  in  Österreich  nicht  öffent- 
lich bekannt  gemacht,  auch  die  Freimau- 
rerei trotz  der  Abneigung  der  Kaiserin 
Maria  Theresia  und  obgleich  1764  eine 
Verordnung  erschien,  die  die  Freimau- 
rerei in  allen  öeterreichschcii  Htauten  ver- 
bot, geduldet  wurde.  In  Wien  (s.d.)  ent- 
stand die  erste  Loge  Zn  den  drei  Kano- 
nen 1742,  dieser  folgt«  1754  die  Loge  Zu 
den  <Ir»i  Herren.  Diese  beiden,  sowie  die 
l.<ogc  der  Krcigehiiren  mit  dem  Clermont- 
schrn  Hochkapirel  Ht.  Pölten  (1708)  sind 
bald  erloschen.  1772  wurde  die  lvoge  Zu 
den  drei  Schwertern  errichtet,  die  sich 
ganz  unabhängig  hielt:  1771  fae*te  in  Wien 
die  strikt«'  *  >bt  ervanz  Kuas  durch  die  Loge 
Zu  den  drei  Adlern,  aus  der  1776  die  Loge 
Zum  Palmbaum  hervorging.  Aus  diesen 
beiden  Lugen  bildete  eich  1776  die  Grosa- 
komturei  St.  Polten  mit  der  schottiachen 

^».in-  H*n«Jt«.h  4m.  rM«Mr«it:.  II. 


|  liOge  Albert  zum  goldneu  Helm,  die  jedoch 
nicht  von  langer  Dauer  war.  Bessern  Erlolg 
hatte  d  ic  Berliner  Oroaee  I«andesloge,  welche 
die  1771  in  Wien  entstanduen  flogen  Zur 

j  Hoffnung  und  Zum  heiligen  Joseph  nebst 
ihren  Tochterlogen  iu  Eberau  (s.  d.)  und 
Warasdin  (s.d.)  annahmen.  1776  bildete  sich 
die  Provinzialloge  von  O.,  der  sich  alsbald 
die  Innsbrucker  l^ogc  (s.  d.)  anschloss.  — 
In  BObmen  (a.  d.)  wurde  die  Freimaurerei 
viel  früher  eingebürgert.  Ansden  l'rager(s  d.) 
Logen  Zu  den  drei  Sternen«  1726)  und  Zu 
den  drei  gekrönten  Säulen  (1748),  sowie  der 
Leitmeritaer  (<oge  Sinceritc  (1745)  ging 
1764  die  Prafektur  Rodomskoy  hervor  (s 
Prag),  zu  der  anfänglich  auch  die  Wiener 
Uwe  Zu  den  drei  Adlern  gehörte  und  der 
sieh  diu  in  den  siebziger  Jahren  des  18.' 
Jahrb.  gegründeten  Logen  in  Gsiizien(s.d ) 
an»  blossen.  Auch  gründete  diese  Logen 
in  Teachcn  (s.  Schlesien)  und  in  Trieat 
(a.  d.).  —  In  Siebenbürgen  (s.  d.)  war  in- 
xwiKi  heu  1750  die  I<oge  Zu  den  drei  Sftu- 
len  in  Kronstadt  gegründet  worden,  die 
sich  spater  vonderHermannstädterI>>ge8t. 
Andreas  (seit  1777  mit  einem  Kapitel 
strikter  <  Htservanz)  neu  einrichten  lies», 
fu  Ungarn  (*.  d.)  wtinle  die  Freimaurerei 
aus  drei  Kichtuttgvu  ausgebreitet.  In 
Preaeburg  (a.  d.)  entstaud  bald  nach  dor 

i  ersten  Wiener  eine  Loge,  der  1774  die 
Loge  Zur  Verschwiegenheit  und  1777  die 
Loge  Zur  Sicherheit  folgten.  Ana  Polen 
wurde  sodann  1769  die  Loge  Zum  tugend- 
haften Reisenden  in  Eperies  (s.d.)  gegründet. 

I  die  Logen  in  Schemnitz,  Neusohl  und 

!  (Jeorgenberg  stiftet«.  Aus  einigen  kroa- 
tischen I/ogen  bildete  sich  endlich  1774 
das  System  der  Draskovichobaervans  (s.  d.J, 
das  »ich  bald  über  ganz  Ungarn  erst  reckte. ~- 
In  der  Bukowina  (s.  d.)  entstand  1772  in 
Sadagora  und  in  der  Lombardei  (*.  d.) 
1778  in  Orcinona  je  eine  Loge.  —  II.  Unter 
der  Regierung  Josephs  U.  (s.  d.)  breitete 
sich  das  Logenweaeit  anfänglich  schnell 
aus,  um  später  um  so  mehr  beschrankt  zu 
werden.  1776  beauftragte  die  Berliner 
Grosse  I^tndesloge  SmU hausen  (s.  d.),  ihre 
schriftliche  Bitte  um  l'iiterstütxuug  tlem 
Kaiser  zu  überreichen,  der  aber  abschlägig 
antwortete,  ebenso  wie  auf  die  Bitte  der 
Prager  Freimaurer,  dem  Bunde  beizu- 
treten (*.  Ftag).  Zugleich  setzte  Sunt- 
hausen die  obgenannten  Logen  ein  und 
erriehtete  1776  die  Provinzialloge  von 
Ö.,  die  infolge  der  Verordnung  Josephs  11. 
(26.  März  1781),  wodurch  allen  geistlichen 
und  weltlichen  Orden  verboten  wurde, 
ausIludischeOberoanzuerkennen  und  Geld- 
abgaben an  diese  zu  leisten,  die  I<ostren- 
uung  von  Berlin  und  die  Bildung  einer 
selbständigen  Landesloge  von  Ö.  anstrebte 
Zu  diesem  Zwecke  forderte  sie  1781  die 
Logen  in  den  Kronlftndern  auf,  sich  zu 
Provinz iallogen  zu  vereinigen.  Dem  wurde 
jedoch  nur  In  Böhmen,  Ungarn  und  Sieben- 
bünren  entsprochen.    Die  Her  Provinzial- 


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130 


» Hterroich. 


logen  verhandelten  einige. Jahre,  errichteten 
aber  endlich  17M  die  tandesloge  von  O. 
mit  dem  Grafen  iJietrichsteiu  (*  d  j  als 
Lande««ro^ineiftor  Diese  umfaMte  fol- 
gende Provintiallogon :  I;  O  .Inntr-Ö, 
Görs,  Tirol  and  Vorarlberg)  mit  den  teil- 
weise neu  entstand  nen  17  Logen:  Zur-  ^e 
krönten  Hoffnung.  Zum  heiligen  Jot^nh,  Zu 
den  drei  Adlern,  Zum  PAlmbaum.  Zui  Be- 
ständigkeit 'gcgr  i7?fl?i,  Zur  wahren  L  n 
traeht  igegr.  17*1 1,  Zur  Wohlthatigkci 
(gegr.  178;j)  und  Zu  den  drei  Feuern  ige«r. 
1793)  in  Wien,  Zur  edlen  Aussicht  in 
Freiburg  i.  Br.,  Zur  Freimütigkeit  in  Gurr: 
Zu  den  vereinigten  Herzen  in  Gr:iz,  Zur 
wohltnätigen  Marianne  in  Klagenfurt  (s.d. \ 
Zn  den  drei  Bergen  und  Zum  symbolim-hcn 
Ovlindcr  in  Innsbruck  (s.  d.),  Zu  den  *>eb« n 
Weiften  in  Linzi*.  d.V  Zu  den  drei  vereinigten 
Wassern  in  l*as*au  und  Zur  Harmonie 
und  allgemeinen  Kintrscht  m  Triebt  <i  \: 
2}  Böhmen  (nebst  Mähren  und  Schlesien) 
mit  ai«l>en  Logen  »s.  Pr»?):  3)  Ungarn 
tinit  Kroatien,  Slavonien  und  Dalmatien 
mit  awölf  liegen  (s.  flrnraru.;  4,  Siel»*n- 
bfirgen  inehat  der  Bukowina)  mit.  drei 
Logen  [%.  Siebenbürger..;  b)  Gllizien 
(s.d.)  ff-it  vier  Lng»-n:  ♦><  Lombard»'!  (*.  d 
mit  r.wei  l,ugen  und  7)  Niederlande  (s  d.) 
mit  l*i  L<>cen  Dia  n«'ue  Proyio/.iailoge 
von  Ö.  (Gro^üu  ia?er  l.»b  Kio«»l)  umfasste 
ausser  de.n  Wiener  l.ogon  di«  Logen  in 
lio*eu,  Freiburg.  Gort,  Graz.  I  nnsbt  u«.  l\ 
Klagenfuri,  Ltn/..  f'a**aü  un<t  Trie»t  termr 
•lie. Militä^loiro  zu  Bät'.as^k  in  Ungarn  (s.d.) 
Au«  diesen  Lo^en  bildeten  »ich  vier  Pis- 
trikisloge»»:  l)  /.um  neuen  Bunde  (Gross- 
m-ixtv-r  Job  Gelder)  mit  r|#n  Wiener  Logen 
Zu  den  drei  Adlern,  Zur  l>esu.itd»gkeit. 
Zur  gekrönten  Hoffnung,  Zorn  Palmbaoin 
und  der  Loire  in  G rar;  2)  OroMwusitr 
Sonnfcnfcltud  ).  milden  Wiener  Logen  Zur 
wahren  Eintracht  und  Zur  Wortlinn* igk«ii 
io.d  den  Lojjti  in  Linz.,  Klagenfurt  und 
Biliare* .  ?.)  Groa^meistcr  Holm« -dikus 
Ott .  mit  der  Wienerl  .»»jr«-  Zum  hei  ligen. loieph 
und  einigen  Pro*i:izlogen;-  4)0ros.-imeister 
Gouverneur  Graf  Heister,  mit  den  Lo./vn 
in  Jntmbruek,  Bozen  und  Frejhurg.  '  '«'n 
nicht  wei  ebneten  Logen  -tand  •  *  fr»  i, 
«ich  einer  dieser  Diatrik'*lo«en  anzu- 
echlicaeen.  Neben  dein  tauben  Aufhlohen 
der  Freimaurerei,  das  sich  seit  1780  aller- 
wRrts  zeigte,  regten  aich  gewaltig  auch  die 
Roeeokreuzer  (a.  d.),  die  Asiatischen  Brüder 
(s.  d.)  und  andre  geheime  GeselUehaften, 
die  ihre  selbstsüchtigen.  Absiebten  mit 
freimaurerisehen  Formen  tu  bemänteln 
sachten  und  die  Freimaurerei  in  Verruf 
zu  bringen  drohten.  Andrerseits  driingicn 
»ich  die  Mitglieder  jener  Gesellschaften 
in  die  Freimaurerlogen,  in  die  sie  ihre, 
der  Freimaurerei  fremden  Grundsätze  etn- 
nuschtnuggeln  trachteten;  es  stand  somit 
ru  befürchten,  dass  sie  die  Freimaurerei 
auf  Abwege  leiten,  sogar  völlig  unter- 
graben könnten.  Dem  ein  Ende  zu  machen, 


veranlasste  Dieti :ch*ioin  den  Kaiser,  gegen 
die  geheimen  Verbindungen  energisch  ein- 
zuschreiten. Allein  der  Kaiser  ging  r.u 
weit:  er  vernetzte  den  geheimen  Orden 
iwar  den  Tnde^at*»**,  legte  aber  noch  der 
Freimaurerei  unter  «lern  eVhein  eine*«  staat- 
lichen Schutzes  tlie  Zwangsjacke  an.  Am 
11.  Dez   178S  erlie**  er  nämlich  eine  Ver- 

I  ordoung  [vgl.  den  Wortlaut  in  der  vorigen 
Auflage  H.  80| .  durcJt  die  die  Frei- 
maurcrei  ejogcf<oh::inkt  wimle.  L«  wdlte 
nnmlich  in  jeden-  I^tn«le  in  der  Haupt- 
stadt, wo  «he  Landesregierung  ist,  nur  eine 
L*g-  bestehen  und  abgebalten  werden, 
aollts  in  einer  .^roesen  Hauptstadt  eine 
l-og«  ntch»  nlle  Verbrüderte  in  sieh  fassen 
k"»iineu.  höchstens  uoch  eine  iweite  ode« 
dritte.  d»e  abrr  von  dem  Chef  der  Haupt- 
loge «anz  abzuh-iiigcu  hätten.  Alle  übrigen 
Logen  waren  \erb-jten;  die  Abhaltung  der 
Versammlungen  mu^ste  iederzeit  angemei- 
det  werden,  eben«H»  «nrde  di»  Finretchung 
derNameu  5fimti  ieberMitglieder  angeordnet . 
Nur  unter  diesen  Vorntissetfungen  nollten 
die  Logen  von  aller  wei'ern  Untersuchung 
und  AoMtra.'fuug  r<;frei*  sein  und  frei  und 
ui)ü"»vu ugen  ihr»'  Versammhimren abhalten 

j  können.  Sofort  nach  VerAuVotlichung 
dieser  Verordnung  verj'figte  der  tiriMs- 
meistcr.  dass  die  Wiener  l*ogc  n  ihre  Ar- 
beiten einrustellen  und  >ieh  erst  lieh  in* 
dre;.  dunn  gar  nur  in  zwei  Logen  tn  ver- 
einigen bitten,  deren  jede  hAchMen«  180 
Mitgliedi-r  /«hlei,  dürfe  und  deren  Stuhl- 
«rieis^er  und  Beanne  der  Grossmeister  er- 
nenne Infolge  diese»  Vorgeheu»  lösten 
>i'-h  zwei  Logen  (Zum  heiligen  .To*»ph  und 
Zur  Beniimiigkeit)  auf.  aus  den  übriguu 
aerhs  Logen  aber  bildeten  sieh  «ije  beiden 
Unsen  Zur  Wubrheit  und  Zur  nenaekrouK  n 
HorTnnng.  Infolge  srger  ZenvQrfniase  in 
den  Lo<»en  und  ui:«.-dos*r  Angriffe  in  einer 
Fiel  vonHchrilXen  sahen  sich  einerKeiisbier- 
ricb.^tein,  B«im  i^.d.i  und  Matolav,  andrer- 
*»irs  Kr^fisl  und  «tonst  hervorragend.«  Fn:i- 
rfe-irer  veranlagst,  «»ich  zurück  zuziehen, 
orirt  »he  Lstn.N  -loge,  sowie  di**  Provintial- 
b»ge  von  <•.  lösten  aien  noch  1786  auf. 
i'-.'-tiieh  sebioss  sieh  l>iet  riehst  ein  mit 
seinen  Getreuen  den  i>>ch:-n  Brüdern 

*n  d»e  ihre  Wirksamkeit  im  «tiüeir  wieder 
ai  fg'nomn.en  nai'er.,  und  rrrümlete  ein 
Absch'ttt-sehes  Direktorium  und  in  dessen 
G«tolge*i3.  Aug  1W  die  seho  ti^he  L«.g.- 
Zur  Verschwiegenheit,  bald  darnach  auch 
eine  L»»s-e  Zur  ITjMehuld,  di«%  »bei  benie 
1^.  .lan.  «789  aufi_chob«"n  »»unlen.  Die 
»eho»ti<c!te  Loge  versuchte  178*  U'iU'r  dem 
Titel  einer  Provinz iatloge  die  Togen  in 
der  Provinz  heranzuziehen  und  sn  zur 
Zeitlfvli  ebuide  zu  weroi»n,  was  iedoch 
nicht  Ur.g  trotydeni  dir  l'rnyin«aBogcn 
vor  l'r.iii.ien  Tin  1  i  njaru  ru>.ten,  die  v«»n 
Si»ber.h»iig"n  n^er  :.nr  n«»ch  «»•rinves  LeWu 
-ei^'e  K'.-i  1790  /.n  b  lühen  «uf'.iörte, 
wnhrete!  sieh  die  iilirn^n  gar  nicht  ge- 
bildet hatten    Unabhängig  arbeittven  jene 


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önt •  rr  t  k  h-  V  n  ca  t  n . 


131 


wenigen  L»<ren.  welche  die  Freimaurer 
ventrdniui^  überlebten,  nämlich  in  Wim 
die  Lwgco  Zur  uengckrönu-i:  Hoffnung  und 
Zur  Wahrhe't  (diese  ging  17t*6  ein),  und 
je  eine  la.gc  Iii  Linz,  tifaz.  Innsbruck, 
Freifmrg,  Triea!  und  Battaszek:  in  Höhinen 
und  Mähren  vser,  in  l'ngarn  idoben,  in 
Siebenbürgen  eine,  in  der  Lombardei  aber 
wei  Logen,  unter  diesen  auch  einige  ueuc 
md  wieder  erstandne.  -  JII.  Unter  der 
Regierung  (sCopc'd*  II  (s  unten  »S.  I8i>), 
der  »«eh  anfänglich  der  Freiuu.uren  i  ge- 
neigt xeie;te.  um  »paier  deren  Feinden  um- 
sotnchi  Spielraum  zu  gewahreu,  konnte  cur 
eine,  neue  Loge  Zur  Liebe  und  Wahrheit) 

ferrründet  und  die  *ier  Jahre  nnthnti^e 
<oge  Zum  heiligen  Jo&eph  erneuert  werden; 
auch  in  Illbach  (s.d.)  trat  eine  neue  I«ogo 
/,u»ftinnt.  n,  kaut  aber  zu  keiner  rechten 
Wirks.imk  rit.  In  Pr-garn  dagegen,  wo  das 
konwtituthmcih  Leben  neu  erwacht  war, 
fauste  «in  »teuf  Schopf uue  da.«  »System  de»- 
atriVteu  Obaervauz  mit  rwci  Logen  Fuae, 
auch  minien  meb.ore  ruhende  Loger  wieder 
erweckt,  wogen  u  in  lieber bürgen  dir  l»e- 
•lcMtcmi  te  L"g<'  cincitiz,  ein»"  crwM-hte 
und  eino  neue  geattftet  weide  JV.  Vach 
der  kurzen  Regierung  Leopolds  II.  folgte 
1  /H2  Ft*«uziL  (».  S.  »83),  der  »ich  nach  meiner 
Throiibeneijt'Jng  für  die  Freimaurerei 
günstig  kusserlc,  bald  aber  »ehr  feind*eJig 
gegen  sie  vorging  and  auf  dem  Kcichsiai. 
zu  K»>;»<  nahnrg  so«4,r  ein  Verhol  iiit  ds« 
tranzt -Peuia.  he  IW.'  h  durghatUHiUen  snehte, 
Fis  war  ein  Verbot  in  »>  voraus/.  :M-hen. 
IKmu  kämet»  di.;  Wieum  In.gt-u  Zür  neu- 
gekrönten  HolTnung  und  Zum  heiligen 
Joacph  zuvor,  indem  aie  tj  ><:?..  IT'JH1:  jgv 
nieiuschaf'Jich  die  Arbeiten  einstellten  und 
dies«  dem  Kaiser  zur  Kenntnis  brachten. 
Ihrem  Beispick  bdirten  die  l'iitger  la»gen: 
beidea  wurde  vom  Kaiaet  mit  Zufrieden- 
heit zur  Kenn  um  ^eunmmen.  1794  erlief- 
et eine  Verordnung,  derzufoig?  ȟmtliche 
l.ogtm  geschlossen  werden  uius-.ti.ri.  151. »je. 
«••ue  Loge,  die  /.i  Budapest,  kennte  -  ich 
auch  ein  weiterei'  Jahr,  halten.  Dann 
ruhten  »He  Hritr.wcr  in  D.-TL  —  V.  Nach 
8<  MieftHnng  der  Logen  iu  Wien  hielten 
die  Frei  man  rer  n>  <  h  jahrelang  treo  zu- 
samme.n  in  der  Iluflnong  auf  bcaacre  Zeiten. 
I»irn.»  Hoffnung  wurde  zunichte  durch  die 
Verordnung  von  1801.  wonach  künftig 
nicht  einem'  geschlossene  Gcsellacbaftcn 
KU  didden  waren  und  »He  iStautsdiener 
verpflichtet  wurden,  aich  von  jeder  geheimen 
Verbindung  fern  IV  halten  Unter  ihm 
SchnU  d«-r  fr«iif»*i*ehfcD  Waffen  aber 
etau>ndf  n  1809  in  Wien  zwei,  im  Königreich 
Myrten  (a.  d.»  eine  ganze  Au-.ahl  von  Lo- 
gen. Auch  nachdem  Abzug  der  Pranzoecu 
wurden  in  Wien  insgeheim  neue  Lugen 
errichtet,  an  1810,  1612,  uud  nach  langer 
Pause  1811  Ebensolehe  Besungen  zeig- 
ten sich  in  Ungarn.  Der  Volkerfrühling 
1848  Schien  auch  für  die  Freimaurerei  in 
Ö  ein  neuer  Frühling  zu  werden:  die  Loge 


Zum  heiligen  .Lveph  in  Wien  erwachte  zu 
neuem  Irenen,  und  in  Lngain.  Böhmen, 
pH'.hlruien  entatanden  neue  l-oge«  oder 
wurden  solche  geplant.  d«T  Bclitgeruiigi»- 
/uatuutl  »her  machte  alledem  ein  Fuuo. 
I^rat  1^7  wogte  man  den  vergeblichen 
Verbuch,  die  Wiener  Loge  wieder  zu  er- 
ö flnen  Dagegen  wurden  lu  Ungnrn  be- 
reite 1861  Auzeicbeu  bemerkbar,  die  den 
Anbruch  einer  neuen  Zeit  zu  verheizen 
schienen.  —  VI.  Neuzeit  Nachdem  Pro- 
>i  — ir  L  i.fwiH  (s.  d  i  die  ataatlirhe  Ge- 
nehmigung der  VerfaaKung  einer  Loge  in 
|tu<tape!*l  (*.  d.)  erwirkt,  kam  er  iut 
lietb«.:  Isöm  bei  der  niedurösterreichineben 
Statt  hi iterei  um  die  Genehmigung  der 
Wieden rfttlbung  dar  1^48  gestatteten  Loge 
Zum  heilig»*»  Joseph  in  Wiea  ein,  wurde 
:«h..r  mit  jlinweis  auf  daa  Vereinagcaetz 
von  1H67  ubgewieaen.  Mit  deraelben  Ue- 
grundong  wurden  auch  alle  gpRtem  Ver- 
suche die  Freimaurerei  in  ö.  wieder  iua 
Leben  zu  rufen,  ai>achlAgig  l>eacbieden. 
Pie  Wiener  Freimaurer,  mci»t  Mitglieder 
der  F'reatburgtf .,L«»ge  Zur  Wahrheit  und 
der  Loge  in  üdeuhurg,  gingen  daran, 
auf  'lern  IUhLh  Ln/  irna  in  >eudorfl  (a.  d.) 
und  l'reiiaburg  (a.  •!.!,  wo  die*  culäaaig  war, 
Logen  (in  wehdien  nie  iährlich  3-  4  rituelle 
Arbeiten  abhielten)  und  gleichzeitig  in  Wien 
nicht'  olitiache  Vereine  zu  gründen,  indonen 
nur  l'rcin<Rurer  zugeliu«.>en  werden  und  mit 
H^MUti^uug  allen  Oebrauchtuma  dio  Ver- 
waitangaangeiegeubeiten  erledigt,  gemuin- 
nn  xige  Ideen  heapruchen,  humanitäre  Ver- 
eine und  Anataben  angeregt  uod  Werke 
der  WohlthAtigkeit  ausgeübt  wenlen.  Der 
ertM  uiehipolititu'he  Verein  Humauita* 
wurde  durch  F.  J.  Schncebergcr  [M.  d.) 
23.  Juni  \Pi;9  in»  Leben  gerufen  uud  durch 
dienen  1871  i.ueh  die  gK-ichuaniif^e  Loge 
in  I'reri8t>urg  »nie  hl  et.  Die  iluinanita» 
jrrflwlete  in  alten  Lünderu  jenaeita  der 
Leiihu  Zweig vereiue  (8  unlef»)  und  ordnete 
aich  tief  Grossloge  von  Ung/rn  im  d.)  unter. 
In  d  rselnen  Weise  erfolgte  auch  die 
Grüuii'ii'g  der  übrigen  Wiener  nichtpulit.- 
achen  Voreiue  durch  die  l.o^en:  Zukunft 
(1874-,  ,*okratea  .1874),  »Schiller  \\X',b), 
Freundachaft  iI877),  Coliunbui 
Concordia  <18&8i,  Treue  (1?88),  Goethe 
(1892).  Leasing  (1897J  und  Pionier  1898), 
sowie  der  Zweigvereiu  der  Humanität:  in 
Wiener-Neuetadt  durch  die  Loge  Eintracht 
(1875}  —  Gegenwartig  bestehen  in  O.  Tot- 

fnde  niaureriache  nichtpolitimihe  Vereine: 
rauzunsbad,  Karlsbad  (Mnnirtea)fitia).  Ms 
rieubad,  Pi'.aen  (llarmouiel.  Frag  (Amieitia 
und  rJarmonie).Tro|>pnu,Wien(Ht!iuatiii;is  I, 
blnigkeii,  Bildung,  Litteraxiacher  G&aatl- 
schnrtsklub.Kiuigkeitanderl^iiiau^Veuud 
schaff,  Treue,  Lewing  /.u  den  drei  Hingen, 
Pionier..    8.  alle  d<e*e  1  hie. 

Osten  eich  !' ii fraru  \H  e r r ■  c ^ h  e  r h  a u  s). 
1)  Franz  1.  Stephnn,  aeit  1745  römisch- 
deuL«cher  Kaiser,  geh.  ^.  Dez.  I7i>8.  gest 
18.  Aug  176h  in  luuabruek,  der  eheste 

9» 


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\$2  Ö*Urrmi< 

Sohn  de«  Herzog*  von  Lothringen,  folgte 
1729  seinem  Vater  in  der  Regierung  des 
Herzogtum*,  vermählt*  sich  1786  mit  Ma- 
ria  Theresia  und  wurde  ReichsgeneraJfeld- 
marschall  und  Generalissimus  der  kaiser- 
lichen Heere.  1787  nahm  er  Besitz  von 
lern  Groesherr.ogtum  Toskana,  zu  dem  er 
1785  durch  Abtretung  des  Herzogtums 
Lothringen  die  Anarartschaft  erhalten  hatte; 
1740  wurde  er  von  Maria  Theresia  zum  Mit- 
regenten aller  österreichischen  Erblaude 
erklärt  und  1745  vom  Deutschen  Reich 
zum  Kaiser  erwählt.  Indem  er  sich  von 
jeder  staatlichen  Wirksamkeit  fern  hielt, 
war  er  besonders  durch  Pacht  von  Zollen 
und  durch  Handelsuntcrnehmungen  auf 
Vermehrung  seine»  Vermögens  bedacht, 
sndernteils  aber  nm  Kunst,  Wissenschaft, 
Handel  und  Gewerbe  verdient  und  durch 
Leutseligkeit  allgemein  geliebt.  —  Von 
besonderer  Bedeutung  ist  F.  für  die  Frei- 
maurerei, da  er  bald  nach  der  Stiftung  des 
Bundes  ihm  beitrat!  dadurch  dessen  Ver- 
breitung auf  dem  Featlande  beförderte  und 
durch  seine  Mitgliedschaft  zu  dessen  Er- 
haltung  machtig  beitrug.  Zwischen  H.Mai 
und  24.  Juni  1781  wurde  er  im  Haag  durch 
eine  von  England  herübergekommene  Ab- 
ordnung der  dortigen  Grossloge  unter  Füh- 
rung Desaguliera'  (s.  d.)  in  die  beiden  ersten 
Grade  aufgenommen  und  in  demselben 
Jahre  in  England  zum  Meistergrad  beior- 
dert. Gar  bald  fand  F.  Gelegenheit,  dem 
Bunde  Schutz  zu  gewahren.  Nach  dem  Er- 
scheinen der  Bulle  von  1788  wurde  in 
Florenz  19.  Mai  17;<9  Dr.  Crudeli  alz  Frei- 
maurer verhaltet,  jedoch  bewirkte  F.  die 
Freilassung  des  Gefangenen,  nachdem  auch 
die  Grosaloge  von  England  sich  dafür 
verwendet  hatte.  Seinem  Ansehen  und  sei- 
ner Verwendung  ist  es  zuzuschreiben,  daaa 
diese  Bulle  in  Wien  nicht  öffentlich  be- 
kannt gemacht  wurde;  ebenso  vertrat  er 
fortwährend  seiner  Gemahlin,  der  Kaiserin 
Maria  Theresia,  gegenober  die  Sache  der 
Freimaurerei,  so  dass  sie  während  der  vier- 
zigjährigen Regierung  dieser  Fürstin  in 
Österreich  geduldet  war.  Er  war  Mitglied 
der  ersten  bekauuten  Wiener  Loge  Zu  den 
drei  Kanonen,  die  17.  Sept.  174/i  gestiftet 
wurde.  Eine  Versammlung  ditwer  I/Oge 
wurde  7.  Mar/.  1748  von  100  Grenadieren 
ülx'.rl'alten,  die'  IS  Freimaurer  gefangen 
nahmen  F.  soll  sich  unter  den  Versam- 
melten befunden  haben  und  nur  mit  Mühe 
den  verfolgenden  Soldaten  auf  einer  Hinter- 
treppe  entkommen  »ein.  Seiner  Verwen- 
dung gelang  es,  die  Gefangenen  nach  12 
TagiMi  zu  befreien.  Seine  Kaiserwahl  1745 
leierte  die  Loge  Absah un  r.u  Hamburg 
durch  eine  besondere  Festlichkeit.  l>as 
von  dem  Schriftführer  der  Loge  bei  dieser 
Gelegenheit  verfaaste  Gedicht*»  erschien 

*)  I**«  Gedioht  «rnnbi«ii  unter  f-.Uvnd»"  >  iVel 
füi  fraimaurcrlaeh«  Krene-  Iii«  höch-t  t>ei|l •. f  lit* 
Wiihl  4m  Kalten  n?nl  H  im,  H.-rm  •  -»ti«t»n:  l, 


h-Uagarn. 

auch  in  Öffentlichen  Blättern.  Heine  Liebe 
zur  Freimaurerei  pflanzte  sich  fort  in  sei- 
nen Kindern,  dem  nachmaligen  Kaiser  Jo- 

Iaeph  II.  und  der  spätem  Königin  von 
Neapel,  Karoline,  (s.  unten  2  und  4)  die 
I  beide  dem  Bunde  Schutz  und  Gunst  ge- 
währten. I  Vgl.  Lewis,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Österreich  (Wien  1861),  &  7 
bin  17;  Abafi,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  Österreich,  I,  56  und  71;  Der  Frei- 
maurer, 1877,  8.  68  (mit  Bild).] 

2)  Joseph  IL,  seit  1745  römisch-deut- 
scher Kaiser.  Sohn  des  Kaisers  Franz  I. 
und  der  Kaiserin  Maria  Theresia,  geb. 
13.  März  1741,  gest.  20.  Febr.  1790  in 
Wien,  war  nicht  Maurer.  1778  Überreichte 
ihm  der  dänische  Rittmeister  v.  Sudtbau- 
sen  (s.d.),  damals  in  Wien  als  Abgesandter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin,  ein  Schrei- 
ben dieser,  in  dem  der  Kaiser  gebeten  wurde, 
dem  Bunde  seinen  Schutz  au  gewähren. 
Unterm  26.  Mai  1776  antworte««  er  ab- 
lehnend: er  erkenne  den  Vorsatz  der  Ge- 
aellscbaft  als  loben  »würdig,  christliche  Tu- 
genden zu  befördern  und  der  Menschheit 
zu  nützen,  könne  aber  einer  ihm  ganz  un- 
bekannten Verfassung  seinen  Sch Uta  nicht 
erteilen,  versichere  indea,  dass  Menschen 
und  Gesellschaften,  die  nach  diesen Grund- 
eätzen  handeln,  wegen  dea  dabei  beobach- 
teten Geheimnisses,  wenn  sie  nur  nichts 
Böses,  sondern  lauter  Gutes  thun,  weder 
von  seiner  Besorgnis,  noch  von  seinem 
Vorwitz  Jemals  etwas  zu  besorgen  haben 
würden.  Diese  Antwort  des  Kaisers  und  der 
gegen  Sudthausen  anfänglich  geäusserte 
Wunsch,  Freimaurer  zu  werden,  und  son- 
stige dem  Bunde  geneigte  Äusserungen 
J.'a  veranlassten  die  Mitglieder  der  strik- 
ten Observanz  in  Prag,  durch  die  Grafen 
Kinigl  (s.d.)  und  Thun  (s.d.)  und  den  Baron 
Helly  eine  Schrift  zu  übersenden,  in  der  sie 
unter  Darlegung  ihrer  Grundsätze  und  mit 
Hinweisung  auf  ihre  Schöpfung  (Prager 
Waisenhaus)  ihn  baten,  dem  Bunde  selbst 
beizutreten.  Dieser  Eingabe  war  ein  Schrei- 
ben des  Herzogs  Ferdinand  von  Braun- 
schweig (s.  d.)  beigelegt,  in  dem  auch  dieser 
ihn  aulforderte,  dem  Bunde  beizutreten  und 
sich  an  dessen  Spitze  zu  stellen.  Unterm 
12.  Juli  1776  schickte  er  ihnen  seine  Ant- 
wort an  die  Zinuendorfer  Logen  (nebst 
seinem  Antwortschreiben  an  den  Herzog 
Ferdinand  zur  Besorgung)  und  erklärte:  so 
habe  er  einer  Gesellschaft  fremder  Mau- 
rer geantwortet;  mit  seiner  Mutter  Unter- 
thanen  müsse  er  eigentlich  von  Amts  we- 
gen anders  reden,  aber  ihr  ihm  bewiesene« 
'Vertrauen  verdiene  seine  Dankbarkeit,  des- 
halb wolle  er  sie  als  Menschen  und  ge- 

b«Minfi*u  Auf  Befehl  «Irr  8.  K.  (»roMtu  Loj(o  in  Hern- 
Dürft  und  Xie«ler<'»et.»{'U  hei  eiarr  feierlich«!!  Ver- 
|  ••rnmliiiKj  dut  Ki«ii»u»u''»*r  •  •>!>  Matth.  An«4r.  Aj»T<ia* 
((Wodkrth],  »'i"h  AriJjl  j;«n*unt(.  MekretAr  nnd 
«••trier  t.ei  .Irr  1...«.  AI.  .!..'■  .let»  t  fhrl.tni  174» 
(Hsniburgt. 


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liebte  Mitbürger  beraten;  die  Oeeetse  I 
und  wiederholten  Verordnungen  gegen  die  I 
Freimaürerveraammlungen  bestünden  noch;  j 
wider  er,  noch  sie  hatten  zu  fragen,  wa- 
rum; er  könne  also  für  jetzt  ihnen  nur 
die  strengste  Behutsamkeit  in  Handlungen 
anraten,  die,  so  anschuldig  und  recht- 
schaffen er  sie  halte,  doch  den  Verord- 
nungen der  Kaiserin  entgegenlaufen.  Er 
werde  von  dem  ganten  Vorfall  keinen  Ge- 
brauch machen  und  schicke  zum  Beweis 
ihnen  beide  Anbringen  zurück.  Was  seine 
Person  betreffe,  konnten  sie  die  sicherste 
Rohe  gemessen;  sie  würden  allein  nach 
ihren  Handlungen  beurteilt  und  behandelt 
werden.  Dem  Fürsten  schrieb  der  Kaiser 
unter  Anerkennung  de«  Verwandten  und 
des  Mannes,  der  sich  durch  alle  seine  Hand- 
lungen, vormal«  als  kommandierender  Ge- 
neral und  jetzt  als  Weltweiser  so  ruhmvoll 
auszeichne,  lehnte  aber  den  Beitritt  zum 
Bunde  ab,  weil  dies  den  Landesgesctzcn 
»u  wider  sei,  such  «einer  Matter  nicht  an- 
genehm wäre.  [Vgl.  L.  XXII.  18Ä,  wo  diese 
Briefe  abgedruckt  sind.]  Mit  dienen  Antwor- 
ten war  man  in  Prag  im  Ganzen  zufrieden. 
Nachdem  man  aber  daraus  ersah , dass  dcrKai- 
aer  wohl  beitreten  wurde,  wenn  seihe  Mutter 
dem  Bande  ihren  8chutz  verliehe,  plante 
man,  auch  an  diese  ein  Gesuch  zu  leiten, 
allein  es  unterblieb.  Der  Kaiser  bezeigte 
sich  in  der  Folge  bei  verschiednen '  Ge-  | 
legenheiten  dem  Bunde  geneigt  und  er» 
Hess,  um  dem  Unwesen  der  Rosenkreuzer 
(s.d.)  and  der  Asiatischen  Brüder  (s.d.)  zu 
steuern,  auf  Ansuchen  des  Iumdesgross- 
meistere  Graf  Dietrichstein  (s.  d.)  11.  Dez. 

1785  eine  Verordnung  (abgedruckt  in  der 
vorigen  Auflage,  II.  8. 80K  durch  die  er  den 
Bund  unter  staatlichen  Schutz,  aber  auch 
unter  staatliche  Aufsicht  stellte  uud  die 
Ijogen  auf  die  Landes-  uud  Provtitzhaupt- 
stadte  beschrankte  (s.  oben  8  180)  Auch 
im  Jahre  darnach  sprach  er  sich  günstig 
Über  den  Bund.  aus.  Um  trotz  obener- 
wähnter Verordnung  den  Fortbestand  der 
Hochgrad  werk  statten  strikter  Observanz 
in  Prag  zu  sichern,  gründeten  diese  1780 
eine  Taul>stunimenan«talt  and  bewilligten 
•lafür  18000  d.  Nun  hofften  sie  den  Schutz 
des  Kaisers  zu  erlangen.    Am  16.  Sept. 

1786  begab  sich  eine  Gesandtschaft  unter 
Führung  des  Grafen  Klnigl  zum  Kaiser, 
der  akh  gelegentlich  der  Manöver  zu  Hlou- 
petin  (in  Böhmen)  befand.  Graf  Kicigl 
trug  vor,  in  welcher  Weise  die  alt- 
schottischen  Brüder  künftig  arbeiten  woll- 
ten. Der  Kaiser  hörte  aufmerksam  zu  und 
entgegnete:  er  wisse,  dass  die  Schotten 
vor  andern  mehr  Kenntnisse  im  Orden 
hätten,  und  es  sei  ihm  gleieb,  in  welchen 
Graden  man  arbeite,  »nur  verbitte  ich  mir 
alle  Einmengung  in«  Politische,  Geister- 
beschwörungen und  närrische«  Goldma- 
chen«. Ala  aber  Graf  Kioigl  auch  den 
Zweck  der  Arbeiten  (die  neue  Anstalt) 
vortrug,  sprach  der  Kaiser:  »J»ehcu  Sie,  so 


Uuaarn.  1 33 

verdient  die  Maurerei  den  Schutz  und 
die  Achtung  des  Staats I  Ich  genehmige 
Ihren  ganzen  Plan  und  versichere  Sie  mei- 
nes Schutzes  uud  meiner  Achtung!«  Die- 
sen Schutz  Hess  er  dum  Bunde  auch  bis 
an  sein  Ende  angedeiheu.  (Vgl.  R.  1895, 
9.  7;  FZ.  18x3,  S  3.    Z  18H0,  S.  81.| 

8)  Leopold  II.,  seit  1790  deutscher 
Kaiser,  dritter  Sohn  des  Kaisers  Franz  I. 
und  der  Maria  Theresia,  geb.  6.  Mai  1747 
in  Wien,  gest.  1.  Marz  1792,  beschwichtigte 
die  durch  Joseph«  II.  Reformen  hervnrge- 
rufnen  Uuruhen  im  Lande  und  stiftete  Frie- 
den mit  der  Türkei  und  Preussen.  Der  Ruf 
eines  weisen  und  gerechten  Regenten  war 
ihm  vorangegangen;  allein  seine  Volker 
tauschten  «ich  in  ihren  Erwartungen.  Aus 
Furcht,  die  Greuetazencn  in  Frankreich 
möchten  *ich  in  seinen  Landen  wieder- 
holen, beschrankte  er  die  von  Juseph  II. 
gewahrte  Preshfreiheit.  überzog  das  Reich 
mit  einem  engen  Netz  geheimer  Polizei- 
ageuten  und  liess  durch  Teile  Litteraten, 
insbesondere  L.  A.  Hoffmann  (s.  d  ),  alle 
freien  Einrichtungen  bhmstellcn  und  ver- 
dächtigen, unter  andern  auch  die  Frei- 
maurerei, der  er  —  wahrscheinlich  unter 
freiem  Himmel  aufgenommen  —  selbst 
angehörte,  obgleich  es  ihm  mehr  um  die 
Alchemie  zu  thun  war,  au«  welchem  Grunde 
er  sich  denn  auch  in  das  System  der  Ro- 
senkreuzer (s  d.)  einweihen  liess.  (Vgl. 
Allg.  Österr  Freien. -Zt*  1875,  S.  101.  | 

4)  Karoline,  Tochter  de«  Kaisers 
Franz  I  uud  der  Maria  Theresia,  geb. 
18.  Aug.  1753,  Gemahlin  des  König« 
Ferdinand  IV.  von  Neapel,  gest.  8.  Sept 
1814  in  Wien,  rettete  durch  ihre  Fürsprache 
bei  ihrem  Gemahl  und  durch  ihren  Schutz, 
den  sie  auf  Bitten  mehrerer  deutschen 
Fürsten  den  Freimaurern  schenkte,  nicht 
allein  1775  die  hart  verfolgten  und  zum 
Teil  lange  eingekerkerten  Mitglieder  einer 
Loge  in  Neapel,  sondern  trug  auch  dazu 
bei,  dass  17W>  alle  gegen  die  Freimaurerei 
erlassnen  Verfügungen  widerrufen  wur- 
den. Ihr  wurde  der  wanne,  auch  schrift- 
lich auMgesprochno  Dank  des  Herzogs 
Ferdinand  von  Braunschweig  und  mehre- 
rer Logen.  [Vgl  Geschichte  des  Schik- 
sals  der  Freymaurer  zu  Neapel  (Frkf.  u. 
Lpz.  1779);'  Histoire  de  la  persecution 
intentee  eu  177.S  aux  Franc« -mscons  d» 
Naples  (lxmdon  1780)] 

.*>)  Franz  II.,  als  Kaiser  von  O.  Franz  L, 
römisch-deutscher  Kaiser  1792—  1806,  Kuhn 
Kaiser  Leopolds  II,  geh  12. Febr.  176«  in 
Florefix.  gest.  2.  Marz  188S  in  Wien,  nahm, 
wiewohl  ef  seit  1784  in  Wien  unter  den 
Augen  Josephs  11.  erzogen  wurde,  doch 
Stnätsgrundsütze  an,  die  denen  seines 
grossen  Oheims  entgegengesetzt  waren. 
Vorzüglich  war  er  gegen  die  Freimaurerei 
eingenommen,  wozu  ihn  ausser  priester- 
licheu  Einflüsterungen  die  staatlichen  Ver- 
hältnisse bewogen,  indem  er  ihr  einen 
verderblichen  Einfluß  zuschrieb.  1794  lies» 


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13» 


Osu-waid  —  Ostindien. 


er  auf  d»inttei'*hNtag  xu rV  »er.;- bürg  dm  An 
trag  auf  Unterdrückung  aller  gebeiuvn  Ge- 
sellschaften, al«  die  de»  Freimaurer,  <h  r  Uo- 
t>enk  r^iser  nnd  derl  1 1  u  m  i  na  i  »i. ,  f-te!  1  ui ;  d  och 
fand  dar  Band  in  den  Geaaudten  Preuvicri« 
Hannover»  und  Braunsen  *e>g*  eifriee  Ver- 
leidiger,  so  das«  *\:h  die  Reichfmtande 
g«:gen  die  Annahme  dt-*  Antrag  erklarU-u 
und  ee  dem  Kaiser  ÖUerlieMn?n,  in  «einen 
eignen  Staaten  die  Log*  o  au  unteraageii 
I  >«»•»>  j:eachah  denn  auch  sogleich,  indem 
nf>ch  in  deim-elbeu  .lehn-  «Iii»  Freimaurer- 
logen in  den  faderreieuschen  Htoaieu  Ter 
♦»••jen  wurden.   Am  28.  April  1801  eiachieu 
eine   Verfügung    des   Klüften,  vermöge 
w«*!\'her  all?  Htauifwliener  eidlich  verpflich- 
tet wurden,  keiner  #;*Nem»»'n  Vebindung 
anzugehören.    Fron/  l»ss  immer  streng 
diese  Verordnung  »wlreciil  baUen,  aelbst 
Mit  Zeit,  all*  die  Fraiuiwei»  auch  über  O. 
ihr-?   Mai'ht   trelteud   machten   und  »ich 
im         imen  wieder  IjOgen  bildeten,  im 
Vertrauen  auf  die  veränderte«;  Zeit Verhält- 
nisse und  auf  den  Schutz  von  Frankreich.  * 
So  ere&hlr  Thory  |Acta  Lat.  I   2'»;'.,  da** 
eine  freunaurerische  Vccumimlutig 
von  der  Behörde  «  ntdeekt  werde.  Alle 
Mitglieder  der  Loge,  die  man  esgreifen 
konnte,  wurden  ins  Gefsagnn-  g.  worfeu, 
die  öffentlichen   Beamten  abgesetzt ,  ein 
Kammerherr  mu'.-to  «einen  Kammerbcnen 
-••Mibvel  »urückgtben.    i'Vgl.  Allg  Osten 
Frefm.-Ztg.  1*1*.  8.  26,  ßO.j 

0*terw*M,  Wilh.,  Dichter  und  Hchrift- 
steller,  geh.  2,1.  Febr.  1R20  in  Brtdscb  in 
der  Altmark.  ce  t  25.  Marx  IB*J7  in  Mflhl- 
hjc*<n  in  Thür.,  wurde  lt<45  lA'bnr  am 
lT»dagogiufii  in  »alle  a.  S  .  l?r>0  Konrektor 
an*  l  nongv  mntiaium  in  Wernburg  und  1M65 
Gyuiuaüiaidircktor  in  Mühlhau>en  i.  Th 
Von  ihm  erschient n  Gedieht«  •  (Halle 
184;%  3.  Antl.  Lp«.  i373),  Naturbilder  und 
Märchen  »Im  drünen«  (BrL  1S63),  »Er-  , 
Zählungen  aus  «W  alten  deul-clnn  Welt« 
(Halle  187»,  8  IhIc.)  und  »Griechische 
Sagen»  Aufl.  Halle  1882,  8  Bde.).  -  Zum 
Freimaurer  aufgenommen  wurde  er  29. 
Mira  1867  in  d<  r  l*»ge  Zum  gnldnen 
Kreuz  in  Merr.ei.ur;,  in  der  er  von  1869 
bii  tu  seiner  Verxei/.ung  nach  Muhlhausen 
dna  Amt  de*  K»diinr*  vernnriL  Maurerihebe 
fl«'d.*n  and  Diehtungeu  von  ihm  erschienen 
uii*«r  dem  Titel  •  fohnnni  «krame«  ^Lpx. 
1860).  [Vgl.  Bb.  1837,  S.  194.  1  Z.  1887. 
ä.  2J1.1 

Ostindien  (indobriri  «ch Reich). 
].  Allgemeines.  Die  Kingebormii  ludien*. 
hamu  erat  npiU  Aufnahme  in  die  Logen  ge- 
funden. Bi»  l«7 1  gehörte  da/.u  di*>  Genehmi 
guntrik'«  Lii^liHehei.Provinaialgrowmciatera, 
und  lf»>')  glaubte  man  ailgemeiu,  daa« 
»<!n  Hindu  nicht  aufgenommen  werdeu 
k^nne.  1844  bmte  freilieb  achon  der 
Rritorttcrhc  1'rovin/iulgrofMmeiHtcr  in  Itow- 
i«u.r  fine  Loge  fvir  Kji*geliorne  unter  dem 
Nani<  n  r.l  i;»g  tur  gegründet,  und  e»  wurde 
ebendteelbüt  187ö  eine  Loge  für  Muhanie- 


danrr  eiriehtet.      Ir»  O.  c  »id  meJjM  re  frei 
roauren»vh»»  Z**t«eh( il%en  cl'«*!;!»  neß .  in 
KelknMa    1866   Tin*   lodiar,  Fre«'uuiaom» 
Friend.  1892  Th»1  T-i  Iidr.  MasonJ.  Kevn-v. 
und  seit  lb*9*1  ^ha  h<d'an  I  re»-n»»$cr ,  :n 
B«»mlvay  !»*it  I8fi4  The  minonic  K.e<  o.-U  of 
WefiiTu  Indin  um<  The   ii<die»t»  Journal 
o(  FreenuHonrv ;  in  Madras  «*mv  Mm 
dr:i«  Maroni«  Review,  18*??  und  1$78  ihu>> 
•ich  noch  '[he  5I»3onic  H^tald    fV;*I  * 
D'  Cm>,  Frcem.ui  »niy  in  Ibn^nl  (18b!  »: 
0.  H  M.ilden,  A  Hi-'ory  of  Free ma»on»y 
on  the  Coart  of  <%»roin:.nde!  (Madra.t  1896) 
Oould,  The  hiarory  of  Fi-Tuiaronry ,  VI 
326:   L.  1SM8,  b.  116.1  -    IJ  Kengak«n 
mit  Birma  und  Pxnd-iChAb.   »1*^  %urüe 
t'omfrn  von  der  Gr>i«»loge  von  Fng  *nd 
crni4ehti^i,  eine  1/Oge  iti  Bengalen  w  er- 
richten, und  1?29  Kuptttn  Ruiph  Fa^winLe«- 
/um  Provituialgro>#>n«i>ter  von  Indien  e<- 
UMitut.    Kine  Lc;:e  wurde  jedo^n  erst  17?0 
in  KalknrvM  «*»,öl!n«,t.    Über  eine  Atitce 
zwischen  1780 und  l?4()dii!»  ge^runde1«  i-wgt 
i«<  nbdiu  Nähere»  bekunt*v     Üa^egeo  tt&4 
«•ich  1740  eme  di Ute  Lo^»*  d.t>  .wf  (r>iir 
in  the  F-asit.  die  noch  b*;.-if fn .  während 
die  andern  buioen  eingegangen  sine  Ihr 
folgten  tuulre  Lu^en  in  Tacnandarna^ar. 
Kalkutta,    l'utna,  Burdwan.    Dacca  und 
MurM'bidabud.    8ie  sind  at>«»r  bis  auf  eine 
auaiM-r  Thatip>,keit-    Da»  gleiche  Schicx^il 
hatt«*  eine  1767  von  der  A'hol!  Cro.-4.»nc 
gtgründetc  Loge  in  Kalk  Ulla.  lui-wiHthen 
hatte  d»e  Or..i*d««tfe  der  Nied^rtand«  1T59 
bia  177.1  drei  1  cgen  ge^lifi'  t.  die  i  tue 
Gr^miloge  Salome   in  Cbiiiburu  büileun. 
feie  .-»ind  aber    wahr«c.lie:ti!>r.h   auch  Vuiir 
bald  wieder  eingefahren     Am  rj.udr  des 
18.  Jahrb.  en  tut  and  eine  Trennung  unitr 
den    bengsili.icb^n   Lo^en,  in'wlgenetsen 
die    eug'imdie    Proviii£iblgro««<vg*-  ein- 
achüet'.     ^:l^l    Ifclä  heginm   wieder  eine 
he^reZuil.  alerter  neiietieneratgo'iverneur 
Graf  von  M«ura'5 .d  •  von  der  Grovi>lo^e  v»«n 
Kugland  zum  Gr"*8meiM<  r  lüi  Indien  er- 
nannt aorde.i  wnr.    Kr  er.it! uete  die  J're- 
vinzialaro»«loge  wie<lir  und  von  181S — 2fi 
wurd'  U  iiielit  weniger  als  15  !  n^i  ge 
atiftet.    V>»n  1»26  an  trat  w.edsr  ein  Rück- 
gang ein.     Kr*i   al;«   1840  die  englische 
niatriktagroiMilog<    von  Bengalen  2l*>-,,run- 
det  wurde,  beKanu  abe'reaK  neues  Kebe.t 
18J0  -5U  wurdeu  1?     Ifbu    T»0  e^enfitl» 
12,  l«ßu--7ö  19  und  1870    P5  38  Logen 
gegründet.     iKnH   wunlen   die  [».Mriki»- 
irroeslogen  von  Birma  um1  rte<-  1'anOsch  vbs 
al>uetreunt.    |H',>s  war  die  Zahl  der  tag 
liaehen  Logen  IS  in  BengaJen.  12  in  Firma, 
20  in  P»ud-;ch;ib.    183?  war  ^iicn  von  dei 
Grotiidoge    VOM    Irland    in    Kurnani  «ine 
Iaige  errieb 'et  w  onb-u.   ii«*  kann»  «»o  Jafif 
bestanden  bai  >j/  v<m  tvt> Un- 

land Ktifteie  1849  die  er*;e  Tocbi^rloj.«  in 
Kalkülen  und  Jks.-u*«  neimn  13at>  deren  1» 
in  B4.ugaleu.    fVgl.  I    18^3.  Ö.  Un.j  - 
III.  Madrai»,    liier  wurde  die  ereU  lo|t 
von  der  Groaaiogv  von  England  1752  in 


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OstuxJiyher  Archipel   --  Overbeck. 


Madras  ge^tifr«  ',  l?(la  Uatun  3  weitere  hin- 
zu und  17'Wl»  ine  fün;t< .  In  duiiM-lben  Jahre 
erhielt  Ma-lia-«  meinen  ersten  Provin/ial- 
&r"&»ineistcr.  1 708  errichtete  die  Athol) 
Oroailoc«  eit»e  Logo  im  Fori  S*  George 
und  1773  die  (iroasloirc  von  Holland  eine 
sol'-hfi  iu  Negapatam,  die  »bor  b>dd  wie- 
Uct  einging.  1 7715  wurde  der  Sohn  den 
Nubobs  von  Karnatik,  Omdit-ul-Otnrah  Ba- 
hau  der.  und  darauf  nein  Bruder  in  Trisehi- 
napalli  aufgenommen.  |Vgl  L.  VII,  146. j 
1 7-Sl  errichtete  die  Atholl-Grosalige  eine 
Proviuzialgrossloge  im  Fort  St.  George, 
wogegen  die  Logen  d.-r  alten  englischen 
GroMloce  wieder  eingegangen  m  *ciu  schei* 
neu.  1786  wurde  jedoch  von  der  altern 
englischen  Groaaloge  ein  neuer  Provinzial- 
grn&suieister  für  die  Koromaudelküste, 
die  Präsidentschaft  Madras  und  die  au- 
grenzendeuTeilecrnaont,  und  ea  entstanden 
bald  w  ieder  Tochteringen  dieser  Grossinge, 
deren  Zahl  »ich  lf*98  auf  27  »teilt*.  17*d 
und  !?90  s'iücte  auch  d.T  Grossorient  von 
Frankreich  /.wei  Losen  in  Ponditscherri, 
die  aber  langst  wieder  eingegangen  sind. 
1875  wurden  in  Madta*  auch  2  Logen  von 
der  Groasloge  von  Schottland  errichtet. 
(Vgl.  L.  1*98,  S.  l'J...j  IV.  Bombay.  Ii» 
dieser  Prasidentflchaf'  gab  es  tm  H  Jahrh. 
nur  2  Logen,  eine  in  Bombay,  1758,  um) 
eine  iu  turnte,  I79S  Kcgrfmdet.  unter  der 
altern  englischen  Grossdnge.  1801  erteilte 
die  YthoFl-Groadogc  dein  78.  fufanterie- 
IvCKimeiit  einen  Fi eibrief  Krst  1822  unruY 
dann  wieder  eine  Loge  iu  Bomhav  »v- 
Miftet,  der  182'.,  1*25  uml  1*28  "andre 
folgten.  Als  1*3?*  Dr.  James  Burncs  /.um 
Provbixialgrtvwmiifter  für  das  westliche 
Indien  von  der  Gri>aslo:;w  von  Schottland 
ernannt  wurde,  änderte  sieh  «lau  Verhält- 
nis Pieeer  gründete  eine  Kcihe  aeuer 
Logen  und  l>*H8  eine  schottische  f'ruvm- 
/  i  al  gross!«  »gv  für  dss  westliche  und  hald 
darauf  aueh  eine  für  das  östliche  Indien. 
•  Ii.  1846  vereinigt  wurden  l*9ü  >»hhe 
dies«  45  Ia»;j»>n.  -  -  Die  englische  Fr»M. 
nniurerei  blieb  hin  1*18  erloschen.  In 
dienern  Jahre  wurde  erst  wieder  ein*«  »<<ig- 
Lache  Logo  in  Bombay  gestiftet.  Abel- 
en« lv-r»h>  folgten  ihr  2  weitere  iu  Uomhay 
und  Karatschi,  und  18r>9  erstand  die  altere 
Loge  in  Puna  wieder.  1*61  wurde  eine 
englische  l'rovinzial  jetzt  PistriktsJ-Grnss- 
loge  geschaffen,  die  1S98  27  Logen  hesass. 
[Vgl  L.  1898,  8.  12*.J 

Ostlndlscher  Archipel,  v  Andamanen, 
"N  iederländiach>Iitctteru  Philippinen. 

Ostprenatdfteher  LogeiurativtrbaiKl  Kr 
wurde  9.  Mai  1897  in  Konig-bt-rg  i.  Pr. 
gegründet  und  besteht  aus  d.m  drei  Kft- 
nigsberger  Logen  und  den  {/.gen  iu  Alleu- 
»tein,  Bartenstein,  Brau  naher*.*,  Uumbinneu, 
\u»terbuig,  Memel,  Ostorude,  Kanten  bürg 
und  Tilaiv  (Vgl.  L  1897,  R  ftH.i  Die 
er*te  Veraauiinluiig  fand  in  Künigabeig 
I  Pr.  8.  Mai  1898  Ivgl.  L  1898.  §.  84'. 
die  aweite  in  Tiiait  28.  Mai  lb99  >vCl.  M 


I  L.  l«l^;99,  fr  2Jn)  i.nd  die  dritte  in 
Königsberg  i.  Pr.  am  «.  Mai  1900  [vgl.  M.  L. 
189U  JWO,  Ö.  598]  statt 

Oslrowe  (8t  »u  der  nreua«.  Prov.  Po*en, 
10^27  E  ).  Hier  hesteht  unter  der  tiroBnen 
National- Mutterlose  Zu  deu  drei  Weltku- 
geln eine  Loge  Zum  Tom \>k\  ,\ er  Treue 
un  Orften,  gent.  6.  Marz,  eingew.  2.  Juni 
1879.  Mitgliedern»!»)  (1899^:  50.  Vera. 
Dicnatatr*.  Lo^eulokal:  KanchkowerHtraaae. 
Milde  Stiftung:  Geniel -Ötiftnng  (Statut 
vom  b.  Juli  1SK2)  7\>r  (Jutemüty.ung  armer 
Witwen  \ou  Mitgliedern. 

Oteifut.  Nach  der  Legende  d*r  InMieru 
;fran//.f»ischen)  Ur.mle  ik«  *J  der  Name  eines 
der  drei  Gene) Ion.  die  den  Vfeisu  i  Hirain 
(a.  d  )  ermordeUa».  t>  veraei/te  ihm  an  dem 
westlichen  Thore  den  « r.-<teji  Schlag  mil 
einem  MaaastocK.  i'ö.  au.  h  den  Art. 
Sterkin.» 

Ott,  1)  Han»  Kaspar ,  Kegierungnrui 
iu  Zürich  und  tinnwnieister  d««  rektifizier- 
ten hoitiaeheii  J^yati  ma  in  der  Schwei*, 
geb.  20.  Okt.  1764  in  Zürich,  geat  da* 
II)  J.;li  1820,  trat  in  d'.u  franV>»ii*chen 
MilitOrdienM.  Schon  in  Zürich  hatte  er 
<l«n  Lehrlin^sgrad  erhaliffi.  in  Frankreich 
lernte  er  die  hohem  Grade  kenneu.  In- 
fo'gv  der  Kevolutiun  uuitt irrte  er  den 
Iran/  Milinrd:eii^t  un«l  kehrte  177.T  M.ieh 
Zürielt  'urück,  wo  er  in  die  hühern  Stellen 
aufn"  !,  «c.  An  ier  Arbeit  der  Zürcher 
Loge  und  du*  iimf  o  Ordens  nahm  er  leb- 
haft Auteil  und  Auide  1*17  zum  Oro*a- 
meiaier  gewählt,  erkrankte abc«  bald  darauf. 

2i  H an»  Kaspar,  Kataherr  und  eidge- 
növn-  her  Oberst,  atellvertretender  Groas- 
meieter  dea  achoiti.xchen  Direktorium«, 
g«'b.  21.  Der..  17^0  in  Zürich.  gej»t. 
H  Si-  i.  (Sab  in  Baden,  widmete,  »ab  -ler 
milii*''<chei>  Laufbahn  und  erhielt  lolft 
eine  wichtige  diplon»alif«ehe  Seudung  von 
dt-r  IWiiide^hehürde  in  da»  Hauptquio tier 
de«  I  « idiiiat.^challa  Fürsten  v«<n  Scliaar- 
zeulx  rp  in  Heidelberg.  1818  winde  er  in 
den  K! einen  Rat  des  Kanton»  Zürich  ge- 
waiilt  and  zum  eidgenöaai-cheu  Oberst  er- 
nannt. —  18«'9  wurde  er  in  der  Loge  Mn- 
destia  cum  Übertäte  in  Zürich  aln  Mitglied 
den  Direktoriums  der  rektifizierten  rchoi- 
t  lachen  Maurerei  und  «1»  Stell  Vertreter 
deaftroartmeizten, zugeordneter Meiater,  w:n* 
er  viele  Jahre  blieb.  Als  19  Juli  1820 
der  Groaameiater  geatorben  war,  versah  ei 
vorübergehend  dessen  Stelle  wahrend  zweier 
Jahre,  bis  1.  Dez.  1822  ein  neuer  Gm«»h- 
metttet  ee wählt  wurde.  Infolge  \ou  Ver- 
atiiumungen  bli'ib  er  später  der  Loge  fern 
und  dickte  1844. 

Ottawa  (St.  im  nordamerikan.  Staat  Illi- 
nois. (1890|  998o  E.V  liier  besteht  eine  in 
deutscher  Sprache  arbeitende  Loge  Hum- 
boldt Nr  b'^b,  ..^gr.  ft.  Okt.  1887,  unter 
der  einheimischen  Mroziloge.  Vers.  2.  uud 
4.  Freitag. 

Overbeck,  Christian  Adolf,  lyrischer 
Dichter,  geb.  21.  Aug.  1755  in  Lübeck, 


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Oxeustieraa  —  t'allacjiMiiu». 


feilt,  das.  2.  Mir»  1821,  wurde  1779  Ober- 
gcrichteprokurator,  denn  Syndikus  de« 
iHnnkapitelt?.  Senator  und  endlich  Bürger- 
meister und  Präsident  den  Oltergeriehts 
in  Lübeck.  —  Er  trat  als  Student  16.  Okt. 
1776  dem  Freimaurerbunde  bei  in  der 
Ixtsre  Zum  goldnen  Zirkel  in  Görtingen 
und  achloas  sieh  nach  seinem  Abgang  Ton 
der  Universität  Hl.  Man  1777  der  I<oge 
Zum  Füllhorn  in  LQbeck  an,  wo  er  auch  in 
den  beiden  höhern  Graden  befördert  wurde. 
Von  ihm  stammen  viele  sinnige  und  zarte 
Lieder,  s.  B.  «Komm,  lieber  Mai,  nnd 
mache  die  Bäume  wieder  grün».  [Vgl. 
H.  L.  1889,  8.  1772.] 


(Keustieraa,  Johann  Gabriel  Gral 
von,  »chwed.  Dichter,  treb.  4.  Juli  1750, 
gesl.  29.  Juli  1818  in  Stockholm,  betrat 
diu  diplomatische  Laufbahn,  war  längere 
Zeit  bei  der  Gesandtschaft  iu  Wien  und 
wurde  li8f»  He  ich  »rat  und  Katizlcipriiai- 
dent,   später  ruiohamarachall.     Kr  war 
1776-  78  als  Geaandter  des  schwedischen 
:  Hochkapitel*  in   Deutschland   uud  auf 
allen  Konventen,  um  die  Wahl  des  Her- 
i  zog»  von  Södermanland  tum  Heenneiater 
«  der  siebenten  Provinz  (strikte  Observanz) 
j  xu  vermitteln.  Im  schwedischen  Hochka- 
I  pitel  war  er  Gross*«  hriftftthrer. 


P. 


Pabst,  Dr.  phiL.  Julius  Adolf,  sächsi- 
scher Hof  rat,  geb.  18.  Nov.  1817  in-  Kitorf 
bei  Siegborg  (Rheinprovinz),  geat.  22.  Okt. 
1881  in  Dresden,  studierte  Theologie  und 
Philosophie,  wurde  Erzieher  und  kam  als 
solcher  1848  in  daa  Haus  dea  Wirklichen 
Geheim  rat*  und  Generaldirektors  der  Kgl. 
musikalischen  Kapelle  und  dea  lloftheatera, 
von  Lflttichau,  nach  Dresden.  Hier  war 
ihm  fielegenheit  geboten,  seiner  Neigung  für 
Kunst  und  Theater  zu  leben.  1852—56 
war  er  an  der  Zentralstelle  für  Ptess- 
angulegcnheiten  beim  preussischen  Staats- 
mini«teriuni  angestellt,  1856  wurde  er  als 
Sekretär  der  Generaldircktion  dea  Hof- 
theaters nach  Dresden  berufen,  gleich- 
zeitig aber  auch  mit  der  dramaturgischen 
Leitung  betraut.  In  dieser  Stellung  war 
er  von  förderndem  und  anregendem  Em- 
il um  auf  dm  Dresdner  Theater.  Auch 
ausserhalb  seines  Beruf«  war  er  reger  För- 
derer aller  humanistischen  Bestrebungen, 
seine  Kraft  als  Mensch,  Redner  und  Dich- 
ter einsetzend ,  um  für  Hohe«  und  Edles 
au  begeistern«  Zahlreiche  litterarische  Ar- 
beiten liegen  von  ihm  vor.  eine  Sammlung 
seiner  bedeutendsten  poetlachen  Schöpfun- 

Sm  erschien  unter  dem  Titel:  »Festliche 
locken*  (in  mehreren  Auflagen). —P.  wurde 
5.  Nov.  1859  in  der  Loge  Zum  goldnen 
Apfel  in  Dresden  als  Freimaurer  aufge- 
nommen, war  spater  Vorbereitender,  zu- 
geordneter Meister  vom  Stuhl  und  von 
1870— 80  Meister  vom  Stuhl  seiner  tage. 
Unter  seiner  Hanitnerführung  bleibte  regstes 
geistiges  Leben.  Ihm  zu  Ehren  grün- 
dete die  Loge  die  »Pabst- Stiftung«  (für 
Kounrniandeubekleidung)  und  ernannte 
ihn  rum  Ehrenmeister.  (Vgl.  Dr.  L.  1881, 
Nr.  92.) 

Paderborn  (St.  in  der  preua*.  Provinz 
Weatfaleu,  19980  E.).  1)  Hier  bestand 
unter  der  Groden  National-Mutterlose  Zu 
deu  drei  Weltkugeln  eine  Johannisloge 
Zum  hellflammenden  Schwert,  jregr. 
1.  Okt.,  eingew.  8.  Not.  1808,  die  seit  1807 


unthätig,  den  2.  Juli  1B30  wieder  einge- 
setzt ward,  aber  80.  Mai  1854  wiederum 
ausser  Tbätigkeit  trat.  2)  Da*  gleiche 
Schicksal  hatte  die  daaelhat  gegründete 
delegierte  altachottische  Loge  Zum  hel- 
len Tempel,  die  21.  Sept.  1*04  gegr., 
1807  geschlossen,  aber  16.  Dez.  1*87  er- 
neuert worden  war.   8)  Unter  dem  allen 


Nninen    Zum    flam  men  d  e  i 


n  wert 


wurde  27.  Jan.  1877  unter  der  Aufsicht 
der  Loge  Zur  Eintracht  und  Sündhaftig- 
keit in  Kassel  ein  Freimaurerkriinzchen 
gebildet,  das  aber  1884  auch  wieder  ein- 
gi  pn ngen  ist. 

Palx,  U.  J.  de,  Domherr  an  der  Kathe- 
drale zu  I.ütticb,  war  Mitglied,  der  1775 
umer  der  Duldung  des  Krzbischofa  da«, 
gegründeten  Loge  Parfuite  intelligente. 
Kr  war  ein  eifriger  Freimaurer  und  schrieb 
eiu  kleines  Gedicht  von  litterariachem 
Wert:  «Eloge  de  la  Franc-Maconuerie«. 
[Vgl.  Taute,  Die  katholische  Geistliehkeil 
und  die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  S.  67.1 
Pälffjr,  Karl  Graf,  geh.  80.  Sept.  17HT. 
in  Wien,  geat.  25.  Mai  1816  trat  iu  Staats- 
dienste, war  1762  Hofrat  der  Hofkammer 
und  1774  deren  Vizepräsident,  wurde  1776 
Vizekanzler  der  ungarschen  Hofkanztei. 
1782  Ritter  des  Goldnen  Vlieases  und  1787 
Hofkanzler  der  vereinigten  Hofkanzlei 
von  Ungarn  und  Siebenbürgen,  1807  ge- 
fürstet.  —  .Wahrscheinlich  in  Wien  in  neu 
Freimaurerbund  aufgenonmen ,  wurdo  er 
17*1  zum  Grossmeister  der  Proviuziulh»ge 
von  Ungarn  gewählt  und  als  solcher  nach 
Errichtung  der  öaterreichschen  Landealoge 
1784  definitiv  eingesetzt  und  zugleich  zum 
zugeordneten  I>aruiesgroa»meist«-r  gewählt. 
Seit  1782  war  er  Mitglied  der  Wiener  Loge 
Zur  gekrönten  Hoflbuug,  scheint  sich  aber 
1786  gänzlich  zurückgezogen  zu  haben, 
nachdem  er  bia  dahin  dem  Bunde  einen 
ausserordentlichen  Eifer  zugewandt.  {Vgl. 
Ahaft,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Österreich- Ungarn,  1,  S.  150.J 
Mit 


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Palladium,  Orden  vom  —  Päpste. 


13? 


zeichnet  I-^o  Taxil  (s.  d.)  seinen  Roman, 
womit  er  den  katholischen  Klerus  in 
schwindclhnfter  \V>  ise  getauscht  hat. 

Palladium,  Orden  vom  (Societe  du  Palla- 
dium). Der  Ursprung  dieser  geheimen  Ver- 
bindung, die  vorzüglich  iu  Douav  bestand 
und  deren  Satzungen  und  Ritual  Frinölon 
zugeachriebeu  wird,  deren  Mitglieder  aus 
Männern  und  Frauen  bestanden  und  deren 
Zweck  Moral  i  tat  und  Geistesbildung  war, 
soll,  wie  die  Akten  vorgeben,  bei  deu 
alten  Ägyptern  zu  suchen  sein.  Natürlich 
ist  da«  "nur  eine  Ordcnasage.  (Thnry, 
Histoire  de  la  fondatiou  du  Grund  Orient 
de  France,  8.  209--14.  L.  XXVIII,  108.] 
Dinanx  Ii,  8.  104  sagt,  das«  bei  Lerougc 
Nr.  250  ein  mit  Zeichnungen  geschmücktes 
Manuskript  aufgeführt  werde,  das  eine 
sog.  Geschichte  dieser  androgynen  Gesell- 
schaft giebt,  eine  Instruktion  und  das 
Ritual  der  beiden  Grade,  der  Adepten 
und  der  Gefährten  des  Ulvsses,  denen  eich 
die  Genossinnen  und  (Gefährtinnen  der 
Pcnelope  als  weibliche  Mitglieder  an- 
ftchln**en.  Der  bekannte  Guulaume  soll 
diesen  Orden  eiuer  Reform  unterworfen 
haben. 

Palmle,  1)  Johann  Michael,  Kon- 
sistorialrat  und  Prediger  in  Berlin,  geb.  4. 
Okt.  1767  in  Berlin,  gesl  8.  Juni  1841 
das.,  aufgenommen  in  den  Freimaurerbund 
durch  seinen  Vater  Anton  Thomas  P.  in 
der  von  diesem  gestifteten  Loge  Zum 
Widder  in  Berlin  21.  Jan.  1790,  wurde 
1797  deren  abgeordneter  Meister  und  1811 
Meister  vom  Stuhl,  welches  Amt  er  bis  1*21 
leitete.  Dann  wurde  ihm  das  höchste  Amt 
des  Ordeusmeisters  der  (irosseu  l.amle*- 
loge  in  Berlin  ubertragen,  das  er  bis 
zu  *cinem  Tode  inue  hatte.  DeukmÜn/.e 
zu  »einem  50jähr.  Maurorjubilauui  1840 
(HMW.  Nr.  16).  Ihm  zu  Ehren  beeteht 
bei  der  Grossen  Landealnge  in  Berlin  eine 
P.-Stiftung.    [Vgl.  Zd.  1840,  S.  54.J 

2)  Johann  lt.,  gehörte  der  Loge  Zum 
Widder  in  Berlin  an,  die  er  auch  1875 — 76 
geleitet  hat.  Er  war  Prediger  an  der 
französischen  Kirche  in  Berlin.  Denk- 
münze auf  ihu  von  1877  (HMW.  Nr.  22). 

Palmsonntag -Stiftung,  gegr.  15.  Aug. 
ISkm  von  ihrn  Gutsbesitzer  Wilhelm  Al- 
brecht au.«  Rothenburg  n.  d.  Tauber, 
dient  zur  I'nlerstützung  armer  Jüng- 
litige  von  14  — 16  Jahren  zur  Erler- 
nung eines  Gewerbes,  einer  Kunst  oder 
Wi-weuscbiift.  Die  lTnterxtützuij^  nird  nl? 
nnverziiisli«  he*  f>arlehu  auf  unbestimmte 
Zeil  gewahrt.  (Timm  Angliche*  StiftunK*- 
Upitul  war  40000  fl.  Privatpersonen,  die 
Ä000  M.  »»der  mehr  «'inlegen,  werden  Stifts- 
genosten  und  erwerben  das  Recht  einer 
beratenden  .Stimme  im  Vevwnltung>rat. 
Dieser  bezieht  aus  dem  Magistrat  der 
Madt  Frankfurt  a.  M  ,  der  Administration 
der  Seticleubergschen  Stiftung  und  den 
StAdeUcben  KunstinstituU,  dem  Vorstand 
des  Freien  deutschen  Uochstifts  und  der 


Freimaurerloge  Zur  Einigkeit  in  Frank- 
furt a.  M.  Aufsicht  der  Stiftung  führt 
,  die  Regierung  in  Wiesbaden.  DieSatzungeu 
vom  29.  April  1871  sind  unterm  12.  Febr. 
1872  geuehmigt.  [Vgl.  Bbl.  1899,  S.  215. 
Bh  1894,  S.  29;  1899,  S.  82  ] 

Pandaenab,  s.  Ostindien. 

Pnntheiatlkon,  s  Toland. 

rnnUelstltebe  BrOdersehaft  (panthü- 
«jtae,  Socratica  sociotas).  Toland  (s.  d.)  giebt 
in  seiner  berühmten  oder  berüchtigten 
Schrift  »Pantheistikon«  das  Abbild  einer 
Genossenschaft,  deren  Ritual  sowohl,  als 
die  Huuptzflge  Ähnlichkeit  mit  dem  Frei* 
maurerbunde  haben.  Diese,  Gesellschaft 
gewinnt  dadurch  an  Bedeutung,  das»  ihre 
vorgebliche  Existenz  mit  der  Errichtung 
der  Grossen  Loge  in  Ixmdon  1717  der 
Zeit  nach  ziemlich  zusammen  fällt  (Vgl. 
L.  VII,  195;  Oliver,  Hiator.  Landmarks  II, 
80,  Note  72.1 

Papiergeld.  Nach  dem  Frcemaaon  Nr. 
1200  vom  5.  Marz  18»2  bestand  im  Staat 
Nordcarolina  P.  mit  freimaurerischen 
Zeichen,  und  zwar  8-,  4-  und  5- Dollar- 
noten, die  am  21.  Aug.  1775  vom  Provin- 
zialkongress  zu  Hillsbor  ough  ausgegeben 
worden  sind.   [Vgl.  Bbl.  1?92,  &  241.] 

Pappenbelm  (St.  im  Königr.  Bayern, 
1624  E.).  ITier  war  von  der  Grossen 
National-Multcrloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln 22.  Jan.  1804  eine  Johannis! oge 
Karl  zur  Treue  und  gleichzeitig  eine 
delegierte  ait«chottisehe  Loge  Theodor 
cur  festen  Burg  iu  Altmühlthal  gegründet 
worden,  die,  wie  die  andern  fränkischen 
Logen  iu  Ausbach,  Erlangen,  Heidelberg 
und  Markt- Reutweinsdorf,  IM0  zur  Gros*» 
löge  Zur  Sonne  übertrat,  aber  28.  Mai 
1*58  geschlossen  wurde. 

Päpste.  Obwohl  bekannt  int,  du**  «1er 
Freimaurerbund  den  Glauben  an  Gott, 
eine  sittliche  Weltordnung  und  die  Un- 
sterblichkeit der  Seele  nicht  verleugnet, 
hat  ihn  doch  eine  Anzahl  l\  durel 
Bullen,  in  Enzykliken  und  bei  All«>- 
kutionen  verdammt.  Der  erste  dieser 
P.  war  Clemens  XII.  (1780  40».  der  am 
28.  April  1738  in  der  Bulle  -In  eminenti« 
(abgedruckt  Notumn  I,  47.  Zd.  1*8«,  S. 
181  und  in  der  vor.  Aufl.  dienen  Hand- 
buchs I,  146]  seinen  Bumistrahl  gegen  die 
Freimaurerei  schleuderte,  die  damaU  noeh 
nicht  21  Jahre  bestand  und  wenige  Jahre 
zuvor  in  Italien  Fuss  getaut  hatte.  Auf 
Grund  dieser  Bulle  verbot  Karl  VI  17::* 
die  Freimaurerei  in  seinen  Niederlanden 
und  erli«»  Kardinal  Firnu»  14.  Jan.  1781» 
für  den  Kirchenstaat  eine.  Verordnung, 
wonach  die  Teilnahme  und  Ausübung  der 
Freimaurerei  bei  Todesstrafe  und  Erzie- 
hung der  Güter  verboten  wurde  Die  Bulle 
wurde  1789  in  Posen  und  1741  auf  Male 
[  und  iu  Spanien  \ erkundigt,  in  Frankreich 
aber  vom  Parlament  nicht  angenommen. 
Eine  Folge  dieser  Bulle  war  die  Gründung 
des  Mopsordens  {*>.  d.).    Der  Nachfolger 


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138 


PfcpMe. 


Clemens  KU..  P  Bruedtkt  XI V.  (1740  -58), 
W.Htruijiti-  18.  Mai  )7M  dewn  hall«  durch 
die  CuTle  »ProvMiW«  : abgedruckt  Notuma 
1.  .'.8;  /.d.  1838,  S.  1:11  i.ntl  v..r.  Aufl.  d. 
tluudb  I.I4SJ,  obwohl  dieser!'.  Ain  gelehrter 
und  di  ii  Knusten  und  Wissenschaften  er- 
gehnvr  Mann  war  und  man  ihn  als.  der 
Freimaurerei  günstig  gesinnt  hielt;  mJun 
erzählt  sogar,  du**  er  die  Bulle  nur  xur 
Befriedigung  der  Kurie  erlassen  und  später 
selbst  dem  Bunde  angehört  habe  fvgl. 
Taute,  Oit-  katholische  Qeisttichkeit  urd 
die  Freimaurerei  (l.pz.  1895t,  8.  2S,  wo  alle 
Qmdleu  angegeben;  Notuma  I,  81;  Zweites 
und  dritte«  Schreiben  eine*  Profanen  (Je- 
rusalem Merlin}  1708).]  Daraufhin  verbot 
K..i  Ferdinand  VF.  von  Spanien  2.  Juli 
1751  die  Freimaurerei  hei  Todesstrafe,  in 
Frankreich  wurde  aber  auch  dieee  Bulle 
nicht  angenommen.  I  >•>  durch  beide  Müllen 
hervorg.rüfnen  Schriften  Michaelcr*  und 
Sautier«  B.  bei  Klos*,  Bibliogr.  Nr  140—42. 
Die  niehsie  Verordnung  gegen  die  Frei- 
maurer erging  unter  P.  Pius  VII.  i  1800-  28), 
nachdem  dieser  7  Aug  1814  den  Jesuiten- 
orden wiederbergcittllt  hatte,  am  13.  Aug. 
1814.  Diese  Verordnung  des  Kardinals 
Coi.salvi  (abgedruckt  Thory,  Acta  Lat.  II, 
220;  Kalender  für  dir  Provinziullogc 
r«n  M«  < 'Uetiburg  18iü,  S  47;  vorige 
Auflage  diesem  Handbuchs  I,  150]  war  au- 
uleicl»  g.gen  die  Carbonari  (s.d.!  gerichtet, 
die  sie  nur  als  ein»'  neue  Bezeichnung  der 
Freimaurerei  ansieht.  Infolgedessen  er- 
gingen in  Ma'land  uud  Venedig  '-'6  Aug. 
und  14.  Sept  1814  ähnliche  Verfügungen, 
und  in  Spanien  wurde  in  demselben  Jahre 
von  neuen»  di»*  Todesstrafe  für  die  Tri  1- 
Dfthuie  an  freimaurcririchen  Verbindungen 
Ht-vdr-dit.,  fin  Verbot,  da»-  1H1S  noch  ver- 
schärft wurde.  Die  durch  diese  Verord- 
nung berrorgerufnen  Schriften  s.  bei 
Kloi.8,  Biblinp.  Nr.  8680-  .»4.  Am  13.  Sept. 
1821  erliebs  Pius  VII.  ein  neue*  Verbot 
gegen  die  Carbonari  m  der  Bulle  »Eccle- 
siam«.  Sein  Nachfolger  Leo  XII.  (1823 
bis  1829),  der  die  Seligsprechung  des  Mi- 
noriten  Julianus  vollzog,  auf  dessen  Ge- 
beins ^ebratne  Vögel  davongeflogen  waren, 
bestätigte  die  Bannflüche  seiner  Vorginger 
13.  Mar.-  1825  in  der  Bulle  »CJuo  graviore 
mala-,  P.  Pius  VIIL  (1829-  flu)  24.  Mai 
1829  in  einer  Enzyklika  und  P.  Gregor  X  VI. 
(1831  —  46  in  einer  solchen  »Mirari  vos« 
vom  15.  Aug.  1882.  Mit  der  wachsenden 
Verbreitung  des  Bunde»  häuften  sieh  die 
Äusserungen  der  >'.,  insbesondere  unter  den 
beiden  letzten  Inhabern  des  Stuhle»  Petri. 
P.  PinalX.  (1846—78),  von  dem  mau  irr- 
tümlich behauptet  hat,  er  sei  in  seinen 
jünger*  Jahren  selbst  Freimaurer  ge- 
weaen  [vgi.  Taute,  a  a.  O.  S.  69,  wo 
die  bezügliche  Luttcratur],  verdammte 
den  Bund  in  seiner  Antrittsenzyklika 
•gui  pluribus«  vom  t.  Nov.  1846,  in 
der  Allokntion  »Quibus  quantisque« 
rou  20.  April  1846,  in  der  Enzyklika 


»Noscitis  et  nobiacum«  vom  8.  Der  1849. 
in  der  Allokulion  •Singular!  juadant«  vom 
9.  Der..  1854,  in  der  Enzyklika  »Qnanto 
conticiamur  uoerore«  vom  10.  Aug.  18''>3. 
in  der  Syllabujenzyklika  vom  ö.  Dez.  1.^64. 
gegen  die  Bluntachli  ü».  d )  das  meisterhafte 
Rundschreiben  der  Heidelberger  Loge  vom 
14.  Okt.  18155  vertWe  (abgedruckt  ßfi. 

1865,  8.  34C:  FZ.  1*65,  S.  S«7].  in  dei 
Allokntion  «Multiplex  inter«  vom  25.  Sept. 
1865  (abgedruckt  Bh.  1865,  S.  336;  FZ. 

1866,  8.  27j,  in  der  Enzyklika  vom  21.  Nov. 
1878,  auf  die  Rittershaus  (Freimaurer. 
Dichtungen,  2.  Aull ,  S.  105)  mit  einen-  treif- 
lichen Gedicht  antwortete,  und  im  Brev  -  vom 
7.  Jan.  1875.  I  »er  gegenwärtige  P.  Leo  XIII. 
(seit  1878)  folgte  den  Spuren  seiner  Vor- 
gänger in  den  Enzykliken  -(in  nuin 
genus«  vom  20.  April  1884  [abgedruckt  FZ. 
1884,  8. 156;  —  hiergegen  erschienen  Ver- 
teidigungsschriften von  Dr.  Baumgarten 
(Koburg  1864),  Conrad  (Der  Freimaurer! 
Lpa.  1885),  Gramer  (Die  Ziele  und  Auf- 
gaben des  Freiniaurerhuinlee.  Lp«.  1^5i 
und  Findel  (DU  Papslkirehe  und  die  Frei- 

j  maurerei,  3.  Aufl.,  Lp/..  1884)),  vom  8.  Dez. 
1892  1 1  vgl.  Bhl.  1B93.  S.  4],  *Praeclsra  gratu- 
latioma.  vom  20.  Juni  1S94  [vgl.  ¥'/..  1^94, 
S.  247;  L.  1894,  8.  1071,  im  Breve  vom  2. 
Sept.  1896,  worin  er  dem  Vorsitzenden  des 
Tnenter  Antifreim  lurerkongrcbsesundsllen 
Teilnehmern  feinen  Segen  spendet  (vgl 
Bhl.  1896,  8.  522]  und  in  einem  Gedieht 
aue  dem  Jahte  18'.«8,  das  er  uach  Durch- 
leaon  des  Buchs  I.e  »eeret  de  la  Franc- 
inaeonncrie  vom  <i  renobler  Bischof  Fava 
verfaast  hat  [vgl.  L.  1898,  8.  126,  134). 
Endlich  ist  noch  II.  Aug.  1898  in  der 
Form  eines  feierlichen  Dekret»»  ein  Ab- 
laasgebet  von  Leo  XIII  erschienen,  das 
von  dem  Jesuiten  O.  J.  de  Renaze  ver- 
fall ist  und  einen  Ahlaas  von  100 
Tat'en  bewilligt.  |  Vgl.  Alpina  1«99,S.  39  |  — 
Wie  ein  roter  Faden  zieht,  sich  durch  alle 
Erlasse  det  Grundgedanke,  daas  e*  uui  die 
Toleranz  ist,  die  die  P.  für  die  katholische 
Kirche  befürchten  IfleMt :  denn  sie  beschul- 
digen die  Freimaurer,  dass  sie  au*  i  iner 
Vereinigung  von  Munnorii  aller  Religionen 
und  Sekten  beständen,  die  daa  Schlimmste 
für  die  Religion  befürchten  lam»c.  tla  die 
Versammlungen  geheim  *eien.  Leo  XIII. 
bezeichnet  geradezu  die  Toleranz  als  einen 
Betrug,  durch  den  die  Glaubensgenossen 
überredet  werden  sollten,  dass  Menschen 
jeden  Glaubens  die  ewige  Seligkeit  erlangen 
konnten.  Die  Freimaurer  werden  als  eine 
verruchte  Sekte  verdammt,  und  es  wird 
die  Exkommunikation  angedroht.  Zugleich 
werden  die  katholischen  Herrscher  ermahnt, 
alle  ihre  Macht  and  Fürsorge  auf  die  Unter- 
drückung dieser  sehr  unsittlichen  Sekte 
und  auf  die  Verteidigung  der  Gesellschaft 
gegen  die  gemeinschaftliche  Gefahr  zu  ver- 
wenden Leo  XIU  verbot  sogar  alle 
Schriften,  die  über  die  Freimaurerei  und 
ähnliche  Sekten  bandeln   und  di«  vom 


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P«rair>ay  —  Parlament  von  Kugland. 


i:?9 


ApoauoliacheASinhi  verdsmmteu  Irrlehren 
aufrecht  erhaben  Dabei  riehtet  sich  die 
\>i<li<'nrnur»tr  iinfner'auf  alle  »•  »nötigen  ge- 
Jii  imen  C«6«)l3chifU*:i  i.üt'  Dei Jceuiten- 
Onltn  iat  natürlich  nicht  nur  ausgenommen, 
sonder»  gieic!i/.eilig  wild  de*neu  Wiederein- 
«uhriiupm  Deutschland  betrieben.  Alledieac 
Aussprachen  haben  ihre»  Zweek  verfehlt. 
1  »h«  1  i.foran*.  hat ob  immer  mehr  Bihu  ge- 
brochen, und  »o»che  a nleriiniiige  Anfein- 
dungen und  uneb  reiche  N^rrhiehengen 
Wonnen  nicht  verfange»,  t»ie  wenden  »ieh 
tedifflx-ri  g»gen  den  hei'ipeu  Vater  in  Rom 
S*!bM.  der  oeh  vergeblich     eiftrt  und  au- 

*  t.'fig'.  die  Weil  in  ihrem  Laut' zu  hemmen. 
Dtr*naib  haben  sielt  auch  *n*i*l  die  Frei- 
maurer pe.;»n  *»"t:  rolche  Hullen  u  k.  w. 
r'jhij»  v»rhivli"ü;  «ie  haben  von  ihnen  nichts 
xu  Oetäirhten.  Ihr  einlief  <if»w»**«n  schützt 
-ie  *m  !>«-<><.ri,  i  Vgl.  Der  Pupat  und  die 
modene»  Ideen.  IV.  Heft:  Der  heilige 
J?t.ibl  und  die  Freimaurer.  Enthaltend 
die  gegi-u  die  Freimaurer  crla*5eut  u  Ver- 
dammunfMir«  heile  de*  heiligen  Stuhls  von 
Ckn.uis  XII.  hU  Pius  IX.' (Wien  18C0j; 
Bh  1««U,  S.  IM  ;  VA  ISH  S.  0J4,  Caepaji, 
Wasi»tFreimaur«rt;iui?  Lp/..188J»»8  !5;Die 
Gelump  der  pap-tlichen  Bnllcr  gegen  die 
l**r«-imau.-er  (Heüigeiiioadt  l^t>4 (irebe, 
l»ie  A in» riii'«  der  Katholischen  Gei^iliebkeit 
ge^en   die   Freimaurerei  in  D"»t«rh!nnd 

Loz.  186*';  -iniu,  Katechirmu»  der  Frei- 
•iilUirerr;  (2-  Aufl..  Lp*.  lr>J).  S.  ; 

Paragua)  (Bepei'lik  in  SOuamerika  . 
Die  Freue  «turerei  ibi  erst-  ip  jilngtfter  Zeit 

•  n  P.  rtug.  lubrl  worden.  Aufent:  der  m-lu- 
ziper  J:.ht»?  den  IS*.  Jahrhundert*  wird  ci"« 
L«>pe  unterm  D rwMorieni  von  JJra*tlien  er- 
Afihnt.  Am  1.  Juli  18iM  wurde  (.-in  Orf**- 
.«rien.  von  P.  in  Asuncion  eiriehtet.  zu 
dein  21  Febr  IS9H  der  Oberau-  Knt  von 
Uruguay  einen  Suprenu»  t 'oii'H-jo  geseilte. 
189p  ,;.'hlU  der  firo.ieorient  8  Legen  (da- 
von 6  in  Abolition»  mit  etwa  <VX)  Miiglic- 
r.ern.  Ausserdem  besteht  in  Asumion  eine 
Tocb»erloge  des  GroatiorienU  von  Italien 

Parallel  liuieti.  In  den  aruerikani»e.heii 
Logen  gehört  nach  altcngliiic.he.ir»  Vorgange 
iwic  Piifharih»  Ms*»ury  disaected  beweist» 
«in  Krei*  n  de^en  Mitte  ein  l'unkl  und 
dei  v<n  zwei  j » rpendikularen  Parallel- 
\im?M  umg«l>en  i-t,  /.ur  notwendigen  Ver- 
/teninf;  des  Teppich*.  Der  Punkt  im  K reine 
bedeute-  den  einzelnen  Maurer,  der  Kreis 
den  U»nr-rei5  »»ein-r  Pllieliteu.  Die  beiden 
P3i;.;ietlinien  «•teilen  .lohanne«  den  Täu- 
fer iind  Johsuuei»  deu  Kvangelinten  dar, 
die  zwei  gn>^en  Patrone  den  R'indea,  denen 
d:e  IjOifen  geweiht  «ind  und  die  als  die 
vnllkoiomeueu  Parallelen  de»  Christentums 
sowuhi,  alt»  der  Maurerei  pellen.  In  Fng- 
taud  deuten  die«*«  Parall^Miuien  auf  Mose» 
und  Sa'omon.  jedi»ch  erat  Heit  IftlÄ.  ;Vgl. 
6cJiwalhsch,  Geschichte  dos  freiruaur.  Gc- 
brauthtuma,  S.  50  /u  Pricharda  aUsonry 
diaimcteJ  Aum.  15.) 

Farehlm  (St.  im  GroMher  ^ogtum  MeckJen- 


burg  -  .S-hweriM.  t0  279  E.)  Di«  Loy« 
Fridcriea  I.'nlovica  atur  Ti  Mie  untn 
der  firosüfii  I>arj  lci«li>ge  in  Berlin  i*t  gepi 
25.  Nov.  161&,  erörTnet  8©.  Jan.  18  J»  Mit- 
gliederrosld  'lf')0>47:  Vuruaiiimlupueu  wer- 
U«'u  dnreh  da*  Meekleribnrgec  l^pcnlilatt 
bekannt  gegeben;  Ferien:  Juli  b\t  Anfang 
S>pL  F.igueb  I  <»g«  nhaue,  eingow.  *£T\.  Nov. 
1H19.  Wilde  8tlftunfon:  a)  Mrdigsoht 
Witwen-  und  Waisonstiftung  von  187H, 
Kapital  ea.  1800  M.;  b\  Rvera-fitiftunp  vom 
25  Nov.  189S,  Knpital  1000  M.  1822  wurde 
:iuf  die  1H'.''  von  der  Loge  gegründete  uud 
bt*  184D  in  dereu  Verwnilung  g'b'ifbeue 
So<>nt:.)£^K-bule  eine  Denkmünze  gtsprägi, 
iHMW  Nr.  16K)  Der  Pramienverleilung 
folgte,  «itets  ein  Krudermahl,  zu  dem  der 
Superintendent,  der  Sr.tdtsprechor  und  d je 
f. ehrer  du  Schule  «relatten  wurden.  tVgl. 
JJr>icWer,  UenehiehU  der  Lope   1883). t 

ParU  (llj.upt.it  der  frenjtö*.  lUpnbiik). 
Hier  wurde  7.  Aug.  18r?7  eine  «fetitschc 
l^>ge  Coueordi.«  gegründet  unter  dem 
Vorsitz  de»  Di.  int(r  £.  Meyer  :P,oulevard 
de  la  oLtdeieiue  1»:.  die  aber  187«>  tuf(>e- 
IdMt  wurde.    (Vgl  l.  XX  VII,  22:;.: 

Parlament  von  England.  Die  Gesetz- 
gebung de*  englischen  Parlamente  bet^ia? 
»ieh  seit  >ler  Mitte  d.u  1 1.  Jahrh  .-ehr  «Mt 
und  eingehend  mit  dem  Verhalten  rier 
Handwerker  »itid  Arbeiter,  indem  «»ie  die 
Lohn«  b^tiinint  und  pepen  widerstreuerde 
Vereinbarungen  und  Überiretniigeu  utreii^e 
St)-at'besiimmung*u  e'lim^t.  Man  h«ii  <lie 
lkiigntc  Zeit  irrtitmlieh  angenonnoen,  d>L*«a 
di»»se  Oenetze  am  h  getreu  die  C/ihlen  uud 
l»rftder<»chafteii  pt  riebtet  gewebt  <i  seien 
und  die*«  verboUm  i.ätten,  heut«  aeisa 
man,  i|:;aa  die  t'nedlieheu  V'erbäude  der 
Handwerker  in  ihrem  Pestunde  nieniiils 
gestört  worden  sind  tui.i  uuRdrüeklieh  an- 
erkannt wurden,  so  lauge  nie  in  ihren 
Satzungen  «ich  deu  Staa  tag  ersetzen  un- 
pa.H*tcn.  8<*Jiou  1389  verlaugxc  eine  Far- 
liimentaverfuguug  von  den  Gilden  Ab- 
>thriften  und  Verzeichnisse  Ihrer  Ord- 
nungen, (iebrauohe,  Besitzungen  u  *.  w.  Von 
d«  n  eingereichten  SchriftatOeken  sind  »ehr 
viele  in  deu  amtlichen  Archiven  England» 
erhalten  uud  aum  Teil  von  Toulntin  Smitb 
in  »ei neu  »Kuglish  tjihl*«  (London  1870, 
Early  Fugli>h  Text  Society  Nr.  40)  ver- 
öffentlicht worden,  ao  daaa  man  sieb  Ober 
da«  We^cii  der  alten  (.Süden  nnterrichtuft 
kann  lu  spfttern  ParlHmenUxevfnpungen 
wird  den  Gilden  wiederholt  etr.^t-Mrhürft, 
(Dr  neue  Ordnungen,  die  ate  etwa  verein- 
baren wAnleu,  die  BesbUiguiig  einzuholen, 
bei  Strafe  «ler  AufbVung.  Darnach  waren 
auch  dt«  Verbindungen  der  allen  Werk- 
maurer  iu  ihren  Logen  oder  BuuhQtten  in 
keiner  We.ia«  ge«-etzlicb  gebindert,  so  lat>?e 
sie  den  Staat»pe««!t^en  gehoream  waren, 
und  darum  «verlangt  auch  »ine  der  ernten 
•  Pfliehb-u«  von  jedem  Maurer,  da**  er 
•»in  treuer  Lebn«maitn  des  Königs  sein 
soll,  ohne  Verrat  oder  aom-tige  Untreue«, 


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140 


•I.  h.  das*  vr  ein  treuer  Bco bat- fiter  der  I 
Gesetze  nein  muw     Die  beiühmte  Vei-  } 
fü^umt  von  142ö  rieht«  t  sieb  auch  in  keinet  j 
\\  i  i*e    gegen   die  gesetzlich  * est* treten  | 
Gilden  oder  Brüderschaften,  sondern  ledig-  i 
lieh    gegen  gesetzwidrige  Abmachungen 
und  Verabredungen  zum  Zweck  der  Steige- 
rung der  Löhne  über  die  vom  Parlament 
festgesetzten   Beträge  hinaus.     Für  die 
Vorgeschichte  der  Freimaurerei  haben  da 
her  die  ParlMmenta\(TtUguugen  ihre  Be- 
deutung verloren.  Wer  sich  darüber  unter» 
richten  will,  Gndet  da«  Meiste  bei  KIom 
(Die  Freimaurerei  In  ihrer  wahren  Bedeu- 
tung, 8.  :?70  —  30rt),  Wo  aber  mauehe  Einzel« 
Leiten  anrichtig  gedeutet  werden  und  nicht 
alle»  mitgeteilt   ist.     Vollständiger  und 
roin  heutigen  .Staudpunkt  aus  richtiger  ge- 
würdigt Miid  die  Gesetze  bei  Gould  (II, 
3vW— 87»i)    Vgl.  auch  England  I  und  die 
vorige  Auflag«  dieses  Handbuchs  II,  H.  534. 

Parole,  s.  Jahrwort. 

Partei  nennt  man  die  Gesamtheit  derer, 
die  sieb  zu  irgend  eiuer  gemeinachaft» 
lirhen  Ansieht,  Moiuung  und  Lehre  in 
Wisaeusc  h  arten,  Kirche  und  Staat  bekennen. 
In  diesem  Sinne  bi Uli  t  der  Freimaurer-  i 
bum>  keiue  P.  Er  will  vielmehr  die  ver- 
schiedenen P.  in  kirchlicher  und  poli- 
tischer Hinsicht  versöhnen,  ohne  sie  auf- 
heben ku  wollen,  wa*  gegen  alle  freie  Be- 
wegung im  Reiche  des  Geiste«  wäre.  Er 
will  vor  P. -Leidenschaft  warnen,  die  nie 
zu  Gutem  führt,  und  tadelt,  allea  durch 
die  Paii.ibrille  anzusehen,  4a  hierdurch 
die  Reinheit  de*  Urteils  getrübt  wird.  Ein 
ruhiger  Verkehr  unter  den  P.  zeitigt  allein 
den  »klic.rn  Frieden  und  endlichen  Sieg  des 
Wahren  und  Rechten.  In  dem  Freimaurer- 
buiid  kann  eaawarauchP. geben,  solcheaber 
nicht  im  gewöhnlichen  Sinne  des  "Wortes; 
niemals  sollen  I».  in  den  Logen  eintreten, 
da  sie  Wie  notwendige  Eintracht  und  den 
Frieden  *'öreu  und  nie  rum  Heil  des  Bun- 
de« gedient  haben.  [Vgl.  O.  Marbach,  Die 
Freimaurerei  und  der  Streit  der  Parteien 
um  Tagesfragen  Lp/  1878);  Der-  ,  An 
der  Säule  der  Wei-beit  (Lp*  1876).  8. 157; 
Zille,  Sandkörner  (Lpz.  1854),  8.  16.  FZ. 
im,  8.  M7.J  | 

Parteilichkeit.  ife  ist  vielfach  die  Mei-  | 
nutig  eintreten,  data,  sobald  ein  Richter 
Freimaurer  sei,  niemand  einem  andern 
Fr<  i-fiaurcr  gegenüber  Gerechtigkeit  er- 
halten kenne,  überhaupt  Beatute  als  Frei- 
maurer nicht  einwandfrei,  sondern  partei- 
isch seien.  Diese  Meinung  ist  ganz  ver- 
kehrt. Da  der  Freimaurer  zur  größten 
uud  «•  «-engten  iMlichterf üllnng  berufen  ist, 
mu*.«  gerade  im  öffentlichen  Dienst  ihn 
die  groaslc  Tu  parteilich  keil  auszeichnen, 
und  es  ist  eim  Verleumdung,  wenn  mau 
ohne  Heiteres  solchen  Vorwurf  erhebt. 
Die  Falk-  stehen  nicht  Vereinzelt  da,  wo 
Freimaurer  in  ihrer  öffentlichen  Stellung  \ 
schärfer  gegen  Freimaurer  vorgegangen 
sind,  als  gvgen  andre,  weil  gerade  sie  sich  ! 


durch  pflietitgvmaasea  Betragen  auszuzeich- 
nen Indien  Demselben  Irrtum  und  Vor- 
urteil unterliegen  die  staatlichen  Verbote, 
dnas  Beamte  nicht  Freimaurer  s«  in  dürfen 
Paschel,  Paschaita,  Martiner,  f.  Paa- 
qualla. 

Paaewalk  (8t.  in  der  preuastHcl.en  Pro 
vinz  Pommern,  9788  E).  M  r  besteht 
unter  der  Grossen  National-Multcrloge  Zo 
den  drei  Weltkugeln  die  Loge  Zur  Palme, 
gest.  1«  April  1845.  Mitgliederznhl  (1900): 
54.  Vers.  2.  und  4.  Dienstag.  Ferien: 
Juli  und  Attguat.  Logenloknl:  Am  tah- 
teich.  Milde  Stiftung;  LAwe-Stiftung  vom 
Iti.  April  1878,  zur  Unterstützung  hilfs- 
bedürftiger Maurerwitwea. 

Pasquill«,  Martinez,  aüch  M.  Paachal 
oder  Paschalis,  Chef  der  Iltumines,  auch 
Martiueaiaten  (ffir  gewöhnlich  Martinisten) 
genannt,  geb.  um  1715  in  Portugal,  gest. 
1779  in  Port-au-Prince  auf  Haiti,  wohin 
er  eich  1778,  nach  andern  1772,  begeben 
hätte.  Von  Geburt  ein  Jude,  machte  er 
sich  um  1754  durch  die  Errichtung  eines 
kabbalistischen  Kltua  der  Elm»,  Cohen«, 
d.  i.  Prieeter,  liekannt,  der  ans  neun  Gra- 
den bestand  und  sieh  in  einigen  Logen 
Frankreichs(Marscille,  Toulouse,  Bordeaux) 
einbürgerte.  (8.  Anaerwählt*  Coöna.)  In 
Bordeaux  nahm  er  in  seinen  theurgisehen 
Operationen  den  bekannten  Louis  Claude 
dcSaint-Martinfs.d.)  auf,  mit  dem  er  des  fast 
gleichen  Namens  halber  häufig  verwechselt 
wird.  Martinea,  der  seine  Lehre  ala  eine 
geheime  biblische  Oberlieferung  darstellte, 
trat  1768  in  Paris  auf,  wo  er  eine  grosse 
Auzahl  Adepten  gewann,  die  sieh  1775  den 
Namen  Martinisten  (a.  d.)  beilegten.  Bei 
ihren  Veraammlungen  beschäftigten  sie 
sich  mit  verachiednea  Übungen,  die  sie 
•vertus  actirea«  nannten.  Durch  »la  voie 
sensible*  erhielt  man  die  Offenbarungen 
»d  un  ordre  intellectuel« ,  die  aicb  wie 
8chwedeuborgache  Visionen  enthüllten, 
und  durch  einen  »ordre  sentimental«  ent- 
hüllte sich  die  »scienee  dea  ämea*.  Das 
Ganze  erscheint  als  ein  Btück  Kabbais, 
darauf  gerichtet,  die  obern  Mächte  auf 
diese  Welt  einwirken  au  laaseti  und  da- 
durch übernatürliche  Thaten  oder  Wunder 
zu  verrichten.  Daa  (ungedruckte)  Haupt- 
werk von  P.  ist:  •Tratte'  sur  la  Reintegration 
dea  et  res  dans  lenra  premieres  proprietes, 
vertus  et  puhnances  spirituelles  et  dirines«, 
worin  er  seine  Ideen  niedergelegt  hat.  Er 
behandelt  nicht  nur  den  gegenwärtigen 
Zustand  der  Dinge,  sondern  deren  Wieder- 
herstellung in  ihren  ersten  ursprünglichen 
Stand.  Seine  eifrigsten  Schüler  waren 
St  -Martin,  Baron  Holbach  und  Duchau- 
teau.  [Vgl.  Matter  in  seiner  gehaltvollen 
Schrift:  Saint-Martin  le  nhilosophe  inconnu 
(Paria  1862);  Gartenlaube  18«*,  8.  201  und 
die  Art  Aaserwahl ta  Coena,  Martin, 
Martinisten.) 

Pasaaa  (St.  im  Konigr.  Bevern  17516  E.). 
1)  Hier  soll  schon  1762  eine  Loge  Zur 


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Puwav»itt  —  Paßwort. 


141 


Beständigkeit  bestanden  haben.  2)  Die  j 
Log«  Zn  den  drei  Wässern,  gest.  1776  j 
von  dar  Loge  zu  Regensburg  Die  Wach-  [ 
sende  xu  den  drei  Schlüsseln  (s.  Zacharias, 
Numotheea,  VII C,  4),  schJoss  sich  später 
der   Provinxialloge    von   Österreich  an, 
von  der  sie  15.  Febr.  1786  neu  gegrün- 
det wurde.    Diu  W.  J.  1786,  Heft  1, 
8.  197  führt  die  Loge  «Ja  cur  Provinaial- 
löge  von  Österreich  gehörig  an  aater  dem 
Namen  Zu  den  drei  rereinigten  Wit- 
te rn.  Im  J.  1787  kehrte  die  Loge  su  der 
Verbindung  mit  Regensburg  zurück;  hier- 
über berichtet  Stachelhausen,  »Abriss  einer 
Geschichte  der  Loge  Karl  cu  den  drei 
SchlÜMeln«  (Regensburg  1846),  fl.  68:  »Die 
Loge  ru  Regensburg  be*ehloes  24.  Juni  1787,  j 
der  Loge  Zu  den  drei  Wässern  in  P.  eine  < 
Konstitution  zu  erteilen;  wegen  Ikibehai- 
(ung   ihres  Rituals  aber  «olle  dasselbe  j 
untersucht,  und  wenn  nicht  zu  entfernt  » 
von  dem  unsrigen,  es  ihnen  zugestünden  i 
werden,  bei  demselben  zu  Meinen.    Km  ! 
geschah  die»  mit  der  Bemerkung,  das»  nur  ! 
in  dem  ernten  Grad  ein  Unterschied  statt-  ; 
fljide.«    L.  XXII,  8.  825  bezeichnet  das  I 
J.  1787  ala  Jahr  der  Stiftung,  wahrend  sie 
nur   in   diesem  Jahr    erneuert  wurde; 
Stäche  Ihausen  sagt  daher  a.  a.  ().,  8.  78: 
•Im  Jahr  1787  wurde  der  Tochterlogo  Zu 
den  drei  Wässern  in  P.  ihr  neuer  Kon- 
itilntionsakt  erteilt.«     Derbelbe  erzählt 
3.  7*»:  »Im  Jahr  1798  wurde  dem  Meister 
vom  Stuhl  (in  Regensburg)  von  Rats  wegen 
eröffnet,  dasa  kaiserliche  Majestät  auf  das 
Schärfste  die  Abstellung  .aUer  geheimen 
Zusammenkünfte  gebiete,  worauf  die  Loge 
geschloMseu  werden  musste.«     rn  dieser 
Zeit  stellte  die  Loge  in  P.  wahrscheinlich 
ebenfalls  ihre  Ari*Uen  ein,  ohne  sie  später  I 
wieder  zu  erüflben,  was  die  Ixige  iu  Regeos- 
burg 1798  that.    S)  Jetzt  besteht  daselbst 
ein  Kränzchen  unter  dem  Namen  Zu  den 
vereinigten  drei  Flüssen  unter  der  j 
Loge  Joseph  aur  Einigkeit  in  Nürnberg  i 
seit  26.  Fabr./«.  Juni  1879.    Mitglieder-  j 
aahl:  8.  Vers.  Mittwochs. 

Passarant,  Peter  Friedrich,  Kauf- 
mann, geb.  in  Frankfurt  a.  M.  17;18.  gest 
das.  21  Juni  1786,  wurde  10.  April  1763 
in  der  dortigen  Loge  Zur  Einigkeit  auf- 
genommen, war  vom  Okt.  1766  an  Mitglied 
der  Provinzialloge  und  vom  Deabr.  1778 
bis  dabin  1777  Meister  vom  Stuhl  der 
Einigkeit*loge  und  wurde  7.  Ja».  1778  als 
Armiger  in  diestrikteObservan/.  eingeführt. 
Vach  dem  Ableben  Gogels  {.*.  d.)  wurde  er 
18.  Mira  1782  zum  Provinzialgros-mieisti-r 
erwählt  und  ein  andres  Mitglied,  Pascha, 
beauftragt,  mit  der  Londoner  Grosslogo 
cur  Beilegung  der  Zwistigkeiten  in  nähere 
Unterhandlung  su  treten,  die  zwischen 
Frankfurt  und  London  wegen  des  Ver- 
trags der  Londoner  Ur>>ssloge  mit  der  I 
ganz  neu  gebildeten  Berliner  Groasloge  I 
entstanden  waren.  (8.  Frankfurt  a.  M.) 
Pascha  sollte  die  Bestätigung  von  I»  in  | 


liondon  betreiben  und  begehr^  >.  1h  man 
die  Urkunde  nicht  auf  tlie  Permn  des  Pro- 
vin/ialgrosemeiatera,  sondern  uif  die  Loge 
selbut  ausstelle,  «nach  dem  Beispiel,  wio  * 
es  der  Grossen  Landesloge  iu  Berliu  *uf 
&huIicho  Art  erteilt.  worden  sei.*  Sollte 
dies  nicht  geling'  n,  so  mochte  er  womög- 
lich bedingen,   dum  im  Fali  einer  Er- 
ledigung der  Stelle  der  von  der  Provinrial- 
loge  vorgesrblugne  (Jrossmeister  gegen  die 
GebOhr  ohne  Schwierigkeil  bestätigt  werde. 
Für  die  Urkunde  wurden  ihm  8*»  Karoliu 
aur  Verfügung  gestellt;  für  die  Eiriigkeits- 
loge  sollteer  in  die  allgemeine  Almosenkasse 
6— lOGuineen  einzahlen.  Auf  einen  wieder- 
kehrenden Beitrag,  wie  die  Grosse  Landes- 
löge  in  Berlin  —  allerdings  nicht  lange  — 
ihn  entrichte,   dürfe  er  schlechterdings 
nicht  eingehen,  «weil  wir  als  freie  Leute 
niemand  zinsbar  sein  wollen  und  uns  frei- 
willige Beitrüge  zur  Almosen La>*e  vnrl»e- 
bslten.t  Die  T?ntcrhandluugeu  führten  zu 
keinem  gün»tigen  Auagang;  die  Proviuzial- 
löge  in  Frankfurt  erklärte  sieh  für  un- 
nlihängig,  und  es  wurde  beschlossen:  «das* 
das  Amt  eiues  Provinzialgrossmeixters  nicht 
immerwährend  sein,  sondern  wie  dasjenige 
dos  Meisters  vom  Stuhl,  spätestens  alle 
zwei  Jahre  abwechseln  solle.«     Unter  P. 
fand  nicht  allein  die  Vereinigung  der  bei- 
den  Frankfurter  Logen  (Drei  Disteln  und 
Einigkeit)  statt,  sondern  es  wurde  aiut' 
der  Eklektische  Rund  gegründet,  nhn. 
das*  ea  P.  jedoch  gestattet  war,  ihn  seinem 
völligen  Abschlüsse  zuführen  zu  können ; 
denn  er  stellte,  von  einem  Schlaganfall 
heimgesucht,  27.  März  1786  das  Verlan iren 
um  Enthebung  vou  seinem  Amte,  worauf 
die  Provinzialloge  zwar  aus  Achtung  für 
seine  Verdienste  nicht  einging,  aber  kurre 
Zeit  darauf  verschied  er.  P.  war  eiu  sehr 
thätiger,  einsichtsvoller  und  unbefangener 
Mann,  allseitig  hochgeschätzt  und  ent- 
schiedner  Gegner  aller  sogenannten  höhern 
Grade,  weshalb  er  auch  dem  Illuminaten- 
bünde nicht  beitrat.    Zu  seiner  Ehre  er- 
schien eine  Trauerrede:  »Klagen  der  Brü 
der  au  dem  Monumente  des  P.  G.  M  Pas- 
savant den  1.  Julius  1786  t    [Vgl.  Paul, 
A  nnalen  des  Eklektischen  Bundes*  Frkf.  a.  M . 
18c8)  S.  284.1 

PassgrllT,  ein  im  Gesellengrad  früher 
gebräuchlicher  Händedruck,  der  die  Frage 
andeutete,  ob  der  als  Freimaurer  und  I^hr 
liug  erkaunte  Broder  auch  ein  Geselle  sei 
Der  Passgriff  wird  daher  auch  als  /.um 
fjeselleugriff  gehörig  betrachtet  und  in 
mehrereu  Logen  noch  mitgeteilt.  (8. 
Griff:) 

Pas* vt ort  (mot  d'ordre,  mot  de  passe) 
ist  der  Name,  den  sich  ein  in  die  Loge 
Eintretender  auf  Befragung  beiznlegeu  hat, 
so  daas  er  nicht  seinen  bürgerlichen  Namen 
nennt.  Jeder  der  drei  Grade  hat  sein  lie» 
sondere*  Passwort.  Gegenwärtig  sind  die 
Logeupärfne  (s.  d.)  als  Ausweisungazeugniase 
auerkanut  und  haben  die  Paßwort  e  ausser 


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14'J 


ra.*:r.nuu>*  —  l'nlr»»nf  dir  Maurer. 


Genrauch  gebracht;  doch  werden  »io  bei 
Aufnahmen  und  Beförderungen  für  e'wa 
petV.rdenc  Ausweisungen  mitgeteilt,  l'rei- 
lieh  haben  si\*  wenig  Wer!,  da  so-  ta*t 
iiL>-r;ili  verschieden  find,  t "V tri  8emor*er- 
vvori,  im  übrigen  PI«  ,s'."4,  S.  29;  I..  l>$b. 
S  Vl'l:  *.  auch  Un*laml  oben  1.  S.  «4»i.' 

Paslm*«!  er  ie  :iglisch)  ist  cigcoü-.'h  'Mo 
Benennung  der  abgegangncN  Loernmeisrer , 
ipiüw  wurde  ein  kbren^rad  daraus  jre- 
uiiirM  .  dir  auch  solchen  Maurere  «.rteilt 
wnrj«»,  die  roaii  besonder*  «insAe.ic.hcn  \vollti/ 
■  <id  der  erleii' h  nach  dem  Markni»:iaT-»r 
udpi«  und  in  ei  im  4*1  Hoyel  An  h-Kap  irel  er 
fitlt  wurde.  Über  dessen  Stellung  ist  viel 
gev  ritten  wurden,  und  man  unterschied- 
IV  die  «irklich  banimcrführcidc  Weimer 
cuvwi:  wann,  nud  Quasi -P,  die  nur 
ehienhdber  so  genannt  wurden  Der 
Hauptzweck  de»  Grade>  »iu  naen  Ool. 
«tone  littcra,  H  39;  »die  Wichtigkeit 
der  I.«»gcnrcgierung  den  Brüdern  zur 
Anschauung  zu  bringen«.  Vorzüglich 
in  Nordamerika  i*t  dieser  Grud  in  An- 
sehen, weniger  in  Engend:  in  Sehottland 
ist  er  \on  der  Grossen  Loge  yar  nicht  an- 
erkannt werden  und  gehört  dort  sunt  $up- 
reme  Grand  Royal  Areh-Kapitel.  'Vgl. 
Mackev.  S  240;  Oliver  f liator  Landmarks, 
!i.  1^8*  Note  4;  Bb.  l««8,  8  404.i 

Petent,  v  Diplom.  l*>genpnx*  und  Stlf- 
tonesurkunrtu. 

Pulersoa  i8t.  im  nordioicrikau.  Staat 
New  .lersey.  flSM>]  7**47  K).  Hier  be- 
gehen unter  de'  eitdi»  iii'iwhen  Grosalngc 
zwei  deutsche  la>gen ;  T  B  u  m  b o I  d  tNr.  1 14. 
gegr.  1!»  .lan.  1871.  Vers  1.  und  3.  Dient- 
tag  GledhfW  Ha»,  Washington  Ötr.  2 .) 
Beethoven  Nr.  154.  Vera.  I.  und  8. 
Mittwoch    Odd  Fellows  Hall,  Ellison  8<r. 

Patn*  (der)  Bezeichnung  für  den  Bilr- 
{*.  d.1,  die  mit  Recht  immer  mehr 
ai;*»er  Gebrauch  gnkor.men  ist,  da  sie  an 
die  Tnufc  der  JCirelie  und  die  bot  dieser 
gebräuchlich;.-;  Taufzeugen  oder  Fathen 
erinnert.  Die  Vf  rgleichung  di?r  kirchlichen 
l'a'beu  tu*t  den  ruaurensehon  Bargen  int 
ausserdem  nicht  zutreffend,  da  beide  ver- 
sebifdne  V»-  rpfliebtongeii  zu  erfüMen  ha- 
ben; beiden  gemeinsam  ist  nur  die  Mit- 
wirkung bei  den  beiden,  übrigen«  ganz, 
verachiednon  Anfushurefeicrlichkeitcn.  In 
der  Schwedischen  lx:b<\»rt  (s.  d.y  wird  die 
lJe/t»ichn'U7fr  P.  gebraucht  in  Aulehnung 
an  ritler  Ii  öie  Gebr-tuchc,  wonach  bei  der 
F.rtePung  dos  Bitter»ea!ag*  ciu  I'.  zugegen 
sein  tnu^'r  fvgl  M.  i..  1899  1P«X>,  H.  .fa) 

Patriareh.  In  dem  ältesten  LeLrlingsfrag- 
fftiicVe  ;pt  der  Orm.d  für  die  Zibi  elf,  »weil 
elf  Patriarchc»!  gab,  »1»  .Tc*e»h  n>A.*h 
Ägyptt-ti  verkauft  uud  fhr  \««rloren  ireach- 
*<et  wurde*.  In  dar  Kölner  Urkunde  wird 
ein  unbekunntcr  P.,  auch  «ununu«  electus 
ujagiKter,  erwähnt,  wie  aue>>  in  verschied* 
nen  höberu  GrHdeu  uud  bei  den  Odd- 
feUowa  diese?  Am>dru«-k  get>riiuehlicb  irt, 
■o  t.  B.  beatebt  auch  ein  patrarehe  de 


la  grnude  :umi^re.   Per  20.  C?rad  deOJoii- 
fcil  dch  F'.mpercun»  d'Orient  et  d'Occ'dent 
in  Tan?-  führte  ih-n  Namen  eine*  Gron* 
pctriiirohen  ^Grand-I'atriarehc). 

Patrioten  (dii  «ahrml  laneh  die  wah' 
f  ren  Mencche'ifienude!  wurde  eine  17Ä7 
en*HlaiMlnc  <»e-eI1s<  haft  p-nau«:* ,  die  a«>- 
1  K"r  '**  Nov  «Jien-)»  Jahre»«  tn  N»-  ISO  des 
1  Prunk  turter  ^taatsristretti»  eiuei-  Auf-uf  er- 
I  ir*»hen  '»es!  Die  Satznngcp  d  «»«es  0:*l«  w 
)  erschienen  u.  d.  T.:  »Eildeilynjf  zu  einem 
i  f*!Rhe  «Vnen  Grossen  die«e/  r?r<ie.  sowie 
I  ;>lleii  8'andrn  der  Menrchheir  gewidmet 
j  1?m7«  |.»'  |  IUi^.i.  In  diesen  Sar/nngen.  die 
Eurojois  \  t>r/.up  in  der  Verbindung  rechj- 
I  schafiner  Menschen  »teilt  durch  da.*  Rand 
der  Gelehrten,  teil*  durch  die  Kreimfture- 
;  rei  und  andre  tug  verhundne  Genell- 
"ehaften«  linden,  ist  bestimmt,  »dass  der 
ganre  rechtachattne  Teil  der  Menschheit 
in  ein  Ih'iudni.«  trete,  und  dass  dam  dieser 
neue  Orden  dienen  soll.  Kr  «dlte  einen 
Monarchen  als  Großmeister  hüben,  doch 
bleibt  die  cigenUic.be  volle  Geriehtabttrv 
kei'  den»  GeneraJv»>r*teber,  dem  /.ur  fieite 
die  ytetf  geheimen«  Zensoren  »telien.  Der 
Orden  enthielt  auch  verschiedne  Grade, 
deren  jMer  seine  Kasse  hatte,  aus  der  die 
Obern  des  Ordens  und  ihre  Dienerschaft 
Besoldungen  beziehen  sollten  [  Berliner  Mo- 
natsschrift, I7X&.  XII ,  S.  oft8  -:>7«1  Kr 
hst  «ich  I -.lagere  Zeit  gehalten;  denn 
eine  vorliegende  untersiegelte  Hand- 
schrift von  ib'nf  nennt  einen  »Gotthard 
liauf  Christoph  von  8cböniog  Major  und 
Commentünt  (sic.i  von  Hadamar«  als  den 
•gegenwärtig  auftretenden  General  Vorste- 
her dos  heiligen  Hundes«  uud  ist  gegen- 
gezeichnet von  l.udw.  v.  Schaler.  Im  Gat- 
zen scheint  diese  Verbindung  mit  dem  Je- 
russlemorden  <s.  d.;  einen  innern  Zusam- 
menhang zu  hsben.  {Vgl.  Merr.dorf  In  P. 
XXT11,  fg.| 
PatrinUsmtis,  «.  Vaterlandsliebe. 
Palrone  der  Maurer.  Ober  die  P 
uder  SchuLzhcrren  der  Maurer  bringt 
IjenninK»  Kncvklopadie  einen  Artikel, 
der  erwiihnt.  dass  sch*»n  die  romischen 
Bankoperationen  rie»gleichen  gebal»t  hat- 
ten, wai?  dabin  acs;eMt  bleiben  darf,  da  die 
spätere  r'n  imajrerbrndersehnft  mit  diesen 
in  keinem  Zusxnimenhnnp  steht,  wie  matt 
früher  glaubte;  auch  teslt  <ler  Artikel  noch 
weiter  mit,  ds-*  Krall^••  au»  der  Yorke»- 
Konstitution  habe  nachweisen  wol'en,  das*« 
zu  den  Zvten  der  K.mije  l'.dred  und 
Heinrich  V 1 1 1 .  von  KngWmd  alle  rechtmä3- 
ts'gen  Bruderschaften  nntei  P.  geatau- 
den  hatten.  Duuh  alle  die  «ngefuhr- 
ten  Hmzungen  teilen  das  Schh  ksai  der 
Yorker  Urkunde  sclbM.  Auch  in  spaterer 
Zeit  kommen  wsni^»t{:ua  in  Knglano  keine 
P.  d  M.  #or.  --  Anders  dagegen  war  es  iu 
Kcl.otiland  Zwei  IVlmiden  aus  dem  An- 
fang des  17.  .Inbrh  ;*pl  Roaltn.  St.  CleJr 
of  j  belebren  un«,  d?»ss  durt  P.  d.  M.  üblich 
waren,  welch«  die  Gerichtsbarkeit  über  die 


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Paul. 


148 


Verbindung  besaascn.  (Vgl.  Johann**  der 
Taufer.j 

Paul.  Job.  Karl  y,eh  17.  Sept.  1821 
in  Frankfurt  a.  M.,  g<-*i.  da^.  2.  Juni  IKV9, 
war  weu  J«s40  an  verschiedn«.«»  Lehranstal- 
ten Frankfurt«,  namentlich  al*  l,«hrer  cb:r 
Mathematik  und  der  Na»ur*  i-sej.-ehaften 
:hstig  und  wurde  18-11»  ah  Lehrer  für 
k:iiii'tiiünni«<  h<'0  Rechnen,  Ma;  hemaiik,  Na- 
turgeschichte und  Tumtn  tu  Tie  Mustcr- 
SehuU  fjstzt  R^algyrouasiiir'i  »»«rufen  Sei- 
ne Rechenbücher  für  Bürget  Kcal-  und 
l'iaf»dr!f«<'b«ilrn  iiiHj  in  last  »iten  Frank- 
furter mittlem  und  btrern  Schulen  und 
aucH  vielfach  iu  andern  Städten  einge- 
führt  und  hat>au  dauernd  Anerkennung 
geiundnn.  Nach  4Q  jähriger  treuer  ÜirufV 
thatigkeit    trat    er   1889   in   den  Kuhe- 

and  Ober  und  widme'«  sieh  von  da  au 
ganz  »«iiien   l'ri'.atarhcitcn.        P.  trat 
in  den  Frcimaurerbnr.d  10.  Juni  1847  tu 
der  Loge  Our!  zum  »ufgehcmlen  Lieh«  in 
Frankfurt  a.  M.    Bereite  \«»n  1851  ab  be- 
sleblev  er   v-rsebiedne  Lngenaintcr  und 
wurde  iK.'»9  /.um  Meint«*  vom  BtuM  er- 
w3fdt;  uach  ff;nf  Jahren  trat  er  von  die- 
sem AniU«  /iiTöck    übernahm  er«  artet  in- 
folge einstimmiger  Wahl  HÖ!I  wieder  bit> 
1580.    8eh«»n  au  Beginn  meiner  liamn.ei- 
funrung  strcbie  er  die  völlig«  GJeiehstel 
bing  seiner  Loge  mit  den  andern  Ftank- 
furtet  Eklektischen  Logen  an,  in  betreff 
der  gleichmäßigen  VeirtViiung  der  Ver- 
treter' auswärtiger  Bundesloge.n  und  der 
Wahl  de*  Großmeisters,  der  hi*  dahin 
nicht  au*  seiner  Loge  gewählt  werden 
jcouni«.    Mit  der  gewährten  Gleichstel- 
lung Keiner  L«»ge  ttn«l  der  deshalb  erfnlg- 
ten  Neueinrichtung  der  Giossett  Multcr- 
loge  1860)  trat  P.  iu  diene  als  Vertreter  der 
itiiin(e>>loif<'.  Joseph  zur  Einigkeit  eüi  und 
w  urde  zugleich  zum  GroNMchriftfühier-gu- 
wählt,  ein  Amt,  dai  er  82  Jahre  law/  bis  zu 
weiter  VVnhi  zum  Gro*«tncistf  r  innoVhielt, 
w*-ich  l«*i/t*»re  Würde  er  v«»n  I892--18Ö7 
in  reichem  Segen  bekleidete.   Seinen  He- 
rn j  Hungen  gelang  es  vornehmlich,  eine 
innigere  Verbindung  unter  den  Frankfur- 
ter Cngen  durch  mancherlei  gemeinsehait- 
liehe  Linrichtungen  im  Logen-  und  Kluh- 
w«jten  herzustellen.  Kr  führte  zuerst  in  den 
FrjnUfurter  Logen  die  eng.  Klub\ortrhg« 
allgemein  wissenschaftlichen  InhalU  ein, 
die  gegenwärtig  eine  »ehr  beliebte  Einrieb 
tung  bilden    Durch  Au«-  bez.  Umarbei- 
tung gedruckter  »Mitteilungen  an  Suchen- 
de*  und  Einführung  der  bis  dahin  in 
Frank  fürt  nicht  vorhuudii*vu  Einrichtung  der 
•staudig  besuchenden  Biüder»  hat  sieb  P. 
venlieut  gemacht,  nb'ht  minder  um  die 
ökonomischen  und  Klnbvcrha'lniase  durch 
Neubearbeitung  der  Satzungen  de»  Verwal- 
tungiirats    Ale  die  laute  durch  sehr  gün- 
stigen Verkauf  ihre;*  Liegenschaft  in  die 
glückliche  Lage   kam,   am  Mozartplat/ 
einen  gros*irtigen,  allein  zu  ihren  Zwecken 
bestimmten  Neubau  aufzuführen,  gelang 


e*  ihm,  «einer  L»»^e  l^Tti  ilie  k'fr'fierfchaJ'ts- 
reebte  zu  verachaffeu.  Sein  Ann  als  Urnse» 
achriftführer  brachte  ir  n  In  lebhafte  Be- 
ziehungen zu  üeu  BuncV«ic»§;en  und  den 
befreundeten  Grosshigvn.    !li"idnrjb  uud 
durch  beinc  frühere  Thaiiskc;t  aN  luMio- 
tbekar  und  Archivar  et wann  ei  nach  und 
nuch  «sine  reich«   Erfahrung  und  un. fas- 
sende Kenntnis  in  frciutau'eri$et"*n  Ver- 
hältm<>S<  n,  und  dn«  Studium  der  G «schichte 
dir  JMmirerei  wurde  ibnt  rnr  gern  -« pfleg- 
ten Beschaf^Kunp.  in  der  er  nach  und 
nebe«»   «ine«   aiwnrtugscp  lierufsthatig- 
k#it  wülkommenc  Krböling  suciite  ut»«l 
»and.  Iii  Verbindung  mit  Weidmann  's.  >l.) 
iu  Frankfurt  a.  M.  «unl  Rt  kni «in  ih  d  '  u 
l^eiprig  «erfuaate  er  die  bei nn uteri  10  ;  Ham- 
burger; maurcrin.'hen  Grundsatz»,  iu  deren 
h  esteiellung  er  im  Auftrag  de*  Drodncr 
GroH.imeistertag.-    ISoV   eine  umfa<»»tende 
Vorlage  ans7pa<,beitet  hatte.     Von  sei- 
nen  L*ig(*uY«»rtrigen   sind   viele  teil*  in 
uiHureriftchcu  Zeitschriften,  teil«)  im  b "son- 
dern Abilruok  erscbietii'n:  sein  b<  «h-utend 
«ttea  Werk    ist  wohl  «lio   Abfassung  der 
•  Annalen  dea  EkleWii*e)i.-n  Fr.imaurcr- 
bundca  1766  —  lMM».    Auel;  war  c  vüh 
1^2  Bearbeiter  de<  (C.  van  Pah.*«.*;  »ei- 
matirert-alendeni  und   Mitarbeiter  dh>t* 
llandbu«*.h-i    Seine  «biukbare  Loge  ehrte 
ihn  «lurch  Ernennung  zum  F.hraunu  i^ier; 
reicheFhrungen  wurden  ihm  von  »einer  Loge, 
der  Grossen  Mutterloge  und  den  Bundes- 
tagen bei  seinem  25 j ihr.  Maurer inbilAum 
sowie«  bei  >n'inem  2&j;lhr.  Jubiläum  ub 
Grotuschriltfühnr.   anlüsfllch  seines  70. 
OebtirtstAgi«  uml  bei  seiner  silberuen  und 
golduen  Ilochz.eitsfeier  erwiesen.  Nach- 
dem er  durch  anhaltende«  ernstes  Unwohl- 
sein uof  Wunsch  seines  Arztes  sieb  1897 
zur  Niedcrlcgttifg  des  groasmetsterlicheu 
Amtes  et«  («ch  Ii  essen  musste,  stellte  er  nai'h 
über.Uandner  Krankheit  <«eine  Kraft ain  »Alt- 
groHsnodMer»  wieder  völlig  dem  Btitidc  zur 
VerfQgung  und  war  vornehmlich  auf  litte- 
rarischem  Gebiete  nach  ver*cbiedncn  rVi- 
ten  hin  weiter  thatig    Ein  früheres  l  uter- 
leibsleiden  nia.  hte  sich  wiadernm  gelicud 
undnaohkurzeiti  Krankenlager  verschied  er. 
nur  44  Tage  nach  der  Bestattung  -einer 
(tattin.    Tief  betrauet:  >on  der  gesamten 
Brüdcrrrhaft  und  von  Keinen  dankbaren 
Schülern   und  Kollegen,  gestaltete  stob 
»ein«  Betrdigungrfcier  am  o  Juni  /» 
einer  «ior  bedeutendsten,  die  die  Frank 
furter  Bürgerschaft  in  den  letzten  Jahren 
erlebte.      2«?    Abgeordnete    legt  .n  dem 
heimgegangnen  Mt-hvci  als  letzten  Lit  bea- 
grnsa  Blument<|»enden  aof  seinen  Grabhü- 
gel nieder.    Er  schrieb:  A}»riis  de»  44e- 
schichte   des    Ekleki.  Kreimaumbnitdcs 
1766-1S38   Frkft.  a.  M.  1P74).  Annatin 
de«  Eklekt.  Fr»Mmsur*-rbundc-<*  au  Frank- 
furt a.  M.  17t!o  -1^.    Festschrift  zur 
Sakulart'eier  am  lt*.  Marz  l8t<8.  {Frkft. 
*.  M.  I>f88);  Die  erate  SAkqlarfeicr  des 
Ekleki.  KrnimaarerbnnrfcH  *.  Or.  Fraokhirt 


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144  Paurskirche  in  i 

i.  M.  Nach  <1eo  Akten  zusammengestellt. 
Frkft.  a.  M.  178»).  Festschrift  cum  bO. 
lahrestag  der  Fnabhiiigigkeitserklarung 
•ler  Eklektischen  Grossloge.  MaurertAg- 
liche  Randbemerkungen  (Frkft.  a.  M. 
1891).  I>aa  Johannisfest,  ein  Fest  der 
Einigkeit,  der  Standhaftigkeit  und  des 
Lichtes  (Frkf.  a.  M.  1862).  [8.  auch 
Emil  Wunz,  Geschieht»*  der  fxtge  Carl  z. 
»ufg.  Liebt  (1*91).  Hb.  1897,  8.  26*.  FZ. 
189»,  8.  805.  Traue;  löge  di  r  Loge  Carl 
/.um  aufgehenden  Lieht  in  Frankfurt  a.  M. 
am  5.  Not.  1899,  (Frkf.  a.  iL  1900),  8.  IL] 

Paulskirrbe  In  Lnadon  Diethe  ist  die 
Hauplkirchc  der  eigentlichen  tinnernjStH.lt 
Ijondou  DQil  Hie  drittgrösste  Kirche  der 
Chrisleiiheit.  Sie  wurde  uaeh  dem  grossen 
Urämie,  der  London  IHM  verheerte,  sejt 
11575  vi  n  drin  ausgezeichneten  Baumeister 
Christoph» r  Wren  (s.  d.)  erl.su t  und  i*t 
der  .S'clz  der  modern  -englischen  Arehi 
tektur  oder,  wie  Anderson  sie  nennt,  dci 
von  Iuipo  Jones  fs.  d.»  in  England  einge- 
^führten  Augustiscl.cn  Bauart,  l'cr  Hau 
wurde  nach  Ander-». »u  1708,  nach  andern  I*.  10 
vollendet.  •  -  Für  die  Geschichte  der  Frei- 
uiHurerci  ist  dicserRau  insofern  von  Interesse, 
als  sich  in  seiner  Nabe  eine  der  alten  Bau- 
logen  erhalten  hätte,  die  durch  diesen  bau 
jeden  falls  sehr  gehoben  worden  war,  und 
«lieae  war  eine  der  vier,  die  zur  Bildung 
der  ersten  Urosaloge  im  J.  1717  zusammen- 
traten.   (H.  oben  I.  S.  284.) 

Paulnt,  Heinrich  Eberh.  Gottlob, 
Theolog,  geb.  1.  Sept.  1761  zu  Lconberg 
in  Württemberg,  gest.  als  Dr.  theol  Pro- 
fessor, Geheimer  Kirchenrat  u.  s.  w., 
1U.  Aug.  1S51  in  Heidelberg,  einer  der  be- 
deutendsten Theologen  seiner  Zeit,  frucht- 
harer  Schriftsteller  und  gefeierter  Lehrer 
[vgl.  Ileichlin-Meldegg,  H.  E.  G.  Paulus 
und  seine  Zeit  (2  Bde.,  8tutlg.  18bS)].  Er 
war  der  letzte  bedeutende  Vertn.-tcr  der 
rational i  »lisch  nn  Riehluug.  Wegen  seiner 
zablreieheii  Veröffent Hebungen  zog  er  sich 
heftitre  Angriffe  zu,  namentlich  weil  er 
sämtliche  Wunder  der  Hibel  umdeutete 
und  hv-rnu-crklärte.  ■—  Hierher  gehört  er 
wegen  des  Vorworts  zur  Sehrift  des  Gra- 
fen Motttluficr  I  Kloas,  Bibl.,  Nr.  3o5.SJ,  wo- 
rin  dieser  gege*i  die  Freitunurer  auftrat, 
die  P.  in  Schutz  nahm.  Ob  und  wo 
P.  dem  Freimaurerbumic  angehörte,  wissen 
wir  nicht,  doch  lii^t  die  Uc<.>>:  l'berein- 
Stimmung  iler  freimaurcrisef-  U*u\._  reine 
mit  den  U ranstalten  des  i.deu  t'hristou- 
tums'  |A.  Z.  IWi,  S.  1  fg.j  wohl  vermuten, 
das*  er  dein  Bunde  -•' vielleicht  in  der 
Loge,  die  nur  kurze  Zeit  in  Jena  bestand 
und  der  auch  Mar  er«  dl  1h.  d.)  angehörte  — 
beigcln-teu  war. 

Payne.  f*eorg,  Es.juiro,  wurde  /.weiter 
fim^nir ister  der  londoner  Growloge  am 
24.  Juni  1718  und  24.  Juni  1720  wiederum 
mit  dem  Amte  betraut.  Während  seiner 
zweiten  Grossrnc isterschaft  bat  er  im  west- 
lichen England  eine  alte  Handschrift  der 


•»ndon  —  !'wyn* 

|  Werkmjoin  r\<  rl'.i*song  ausfindig  gemacht, 
j  die  als  t'ooke-MS.  uoch  heute  bekannt 
|  Ist  [vgl.  I,  22«»,  und  zeigte  sie  in  der 
i  Grossloge  vor  am  24.  Juni  1721,  als  er 
I  vom  Amt«*  zunVktrat  und  der  ersehnte 
j  adlige  Gro-  -inri-ter  Herzog  von  Moutagu 
is.  d.)  eingesetzt  wurde.    Wo»  Anderson 
1788  von  dieser  Sitzung  erzählt,  ist  mehr 
Phantaai* stuck  (vgl.  I,  283,  'auch  An- 
dernon   und  Konstitut lonenbuch);  der 
Augenzeue«-  I»r.  Slukeley  (s.  d.)  b.-ru  litet 
in  seinem  Tagebuch:  «Her  Grossun  Itter 
■  Herr  Pain  zeigte  eine  alte  Handschrift  der 
|  Verfassung  {Con*titutions)  vor,  die  er  im 
Westen  England«  erwarb,  M'O  Jahre  alt. 
!  Er  las  eine  neue  Reibe  \on  Artikeln  vor, 
die  stt  beobachten  waren«  [AQG.  VI,  ISO; 
auch  Oould  IV.  284;  «ZG.  1891.  S.  278 
u.  28o].    In  der  rbertehriti  der  «Allge- 
\  meinen  Verordnungen»,  wie  sie  lr_M  ge- 
druckt b.  i  Anderson  erscheinen,  wird  be- 
merkt, nie  seien  1720  ton  P.  entworfen 
•  und   »nm  JobannigsUige   1721    von  der 
|  Grossloge  genehmigt«  worden;  der  Ver- 
fasser des  Ruches  (Andersou)  habe  sie  auf 
Befehl  des  neuen  GroatineiHters  Moutagu 
mit  den  alten  Schriften  und  Gebrauchen 
verglichen  und  in  Einklang,  sowie  »in  iliese 
neue.  Fassung«  (this  oew  Atethod)  gebracht, 
•mit  einigen  passenden  Erklärungen«  (with 
several  proner  Explicatious)  für  den  Ge- 
brauch der  I<ogen  in  und  um  London  ond 
Westminster  (H.  r,8).     Am  8chluss  der 
89  Verordnungen  behauptet  er  dann  noch 
einmal,  «diese  Verordnungen*  seien  am 
Johannistage  1721  »von  derOroasloge  etwa 
150  Hrüderu  vorgeschlagen«  und  von  ihnen 
genehmigt  worden  (8.  70).  Diese  Aussagen 
eind  mit  Sinkelays  schlichter  Erzähl uug 
|  nicht  zu  vereinigen,  die  jedenfalls  gleich 
nach  dem  Ereignis  selbst  niedergesehrloben 
I  ist.    Anderson  war  damals  jedenfalls  gar 
i  nicht  zugegen   und   berichtet  nur  nach 
spÄterm  Hörensagen  oder  auch  aus  freier 
|  Phantasie.    Stukeley  nennt  als  anwesend 
i  den  lk-r/.og  von  Moutagu,  den  ljord  Hei- 
I  bert,  den  l^ord  Stuuhope  (diesen  lüsst  An- 
'  derxon  1 17 MM]  sogar  erst  au  dem  Tage  :iut 
nehmen! ), Sir  AmT.  Fountaiou  s  w.,  Amlcr»  ü 
j  nennt  er  .nicht,  an-serdem  alier  I»esagu1ier> 
und  tteal    H^ite  Anderson  damals  *  hon 
'  die  IN.Ile  in  der  Grossloge  gespielt,  du* 
i  ihm  von  G»»chichts«.-hrefbero  Zugewinn 
!  wird,  und  t.-nrc  er  zugegen  gewesen,  so 
hätte  ihn  Sti'keby  ohne  Zweifel  genannt, 
,  sein  Sehweigc»  ist  dnber  ein  Reweis,  tlass 
Anderson  nicht  anwi^cnd  war.    Meiir  als 
j  die  drei  aufgeführtem  Kdeltnanner  gab  es 
damals  vielleicht  noch  nicht  unter  den 
I  Fr«  iuiaurem,  sonst  wiren  nie  wohl  bei  der 
.  Kinsetzune  ihn»«  .^tatideagenossen  zugegen 
i  gewesen.  iVas  stukeley  «eine  neue  Reihe 
von  Artikeln«  nennt  (a  new  set  of  artich  <•), 
I  die  P.  vorlaa,  war  sicher  nicht  die  ganze 
;  Zahl  der  HU  Veroidn untren,  die  Anderson 
j  in  seinem  Ruche  darbietet,  sondern  ver- 
mutlich nur  ein  kleine»  Teil.    Bei  Stuke- 


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Pedell  —  Penavaire. 


145 


ley  steht  auch  nichts  von  einer  Genehmi- 
gung durch  die  Brüderschaft  oder  davon, 
dass  die  Grossloge  »diese  Verordnungent 
am  24.  Juni  1721  etwa  150  Maurern  vor- 
geschlagen h&tte.  Die  Zahl  ist  jedenfalls 
zu  hoch  gegriffen,  auch  kann  es  an  diesem 
Tage  noch  keine  12  Logen  gegeben  haben, 
wie  Anderson  1788  behauptet  (S.  112).  Nach 
Stukeleys  schlichten  Worten  muss  auch 
die  Förmlichkeit  der  Einsetzung  viel  ein- 
facher gewesen  sein,  als  sie  Anderson  1788 
beschreibt.  Wieviele  und  welche  der 
39  Verordnungen  wirklich  von  P.  her- 
rühren, ist  natürlich  nicht  mehr  zu  er- 
mitteln.   Wann  und  wo  P.  Freimaurer 

S geworden  ist,  weiss  man  nicht;  ohne  Zwei- 
fel war  er  am  24.  Juni  1717  noch  nicht 
dabei,  sonst  hätte  man  ihn  gleich  zum 
Grossmeister  gemacht  und  nicht  den  un- 
bedeutenden Bayer.  Nachdem  man  adlige 
Herren  für  das  erste  Amt  gewonnen  hatte, 
begnügte  sich  P.  1724—25  mit  der  Stellung 
des  Jungern  Grossauf  sehere  (Anderson 
1738  giebt  ihm  irrtümlich  die  des  Altern 
Grossaufsehers).  Am  2.  September  1725 
besuchte  er  eine  Versammlung  der  »Philo- 
Musicae  et  Architecturae  Societas«  [vgl. 
Engl.  Lehrart]  und  überreichte  ihr  8. 
Dez.  d.  J.  ein  Schreiben  des  Grossmeisters 
Herzogs  von  Richmond  wegen  der  un- 
regelmässigen Arbeiten,  da«  aber  gering- 
schätzig beiseite  gelegt  wurde  und  keinen 
Erfolg  hatte,  ebenso  wenig  wie  P.'s  eignes 
Begleitschreiben.  Die  »Genehmigung*  des 
ersten  Konstitutionenbuchs  hat  P.  1722  als 
Meister  der  alten  Nr.  4  unterschrieben,  die 
1717  in  der  Schenke  »Römer  und  Trauben« 
ihren  Sitz  hatte  und  vor  1723  nach  der 
»Hornschenke«  übersiedelte  [vgl.  Lane, 
Mas.  Ree,  S.  35].  1723  war  P.  in  derselben 
Loge  zugeordneter  Meister  neben  dem 
Herzog  von  Richmond  als  Meister,  und 
im  September  1751  wurde  die  Loge,  nach- 
dem sie  im  April  1747  von  der  Grossloge 
wegen  Nichtbesuchs  der  Vierteljahrsver- 
sammlungen gestrichen  worden  war,  »mit 
Rücksicht  auf  P.,  frühern  Grossmeister«, 
mit  ihrem  frühern  Rang  und  Platz  auf  der 
Liste  wiederhergestellt.  P.  hat  bis  1754 
die  Grossloge  besucht  und  wurde  in  diesem 
Jahre  mit  in  den  Ausschuss  gewählt,  der 
die  3.  Ausgabe  des  Konstitutionenbuchs 
vorbereiten  sollte  (Const.  1756,  S.  262). 
Nach  den  Protokollen  war  er  am  29.  Nov. 
1754  zum  letztenmal  anwesend,  vielleicht 
infolge  von  Krankheit,  am  8.  Dez.  1755 
hat  er  sein  Testament  gemacht  und  ist  am 
23.  Februar  1757  gestorben.  Von  seinem 
Privatleben  weiss  man  sehr  wenig.  Er 
wird  wohl  als  »gelehrter  Altertumsforscher« 
bezeichnet,  aber  ohne  ausreichende  Unter- 
lage, wohl  nur  nach  dem,  was  Anderson 
1788  über  ihn  sagt;  Mitglied  der  Gesell- 
schaft der  Altertumsforscher  war  er  nicht. 
Als  er  starb,  war  er  Sekretär  beim  Steuer- 
amt. Er  war  sehr  geachtet  in  der  Brüder- 
schaft und  muss  ganz  wohlhabend  gewesen 


sein,  denn  sein  Testament  verzeichnet  meh- 
rere Vermächtnisse,  z.  B.  von  je  200  £  für 
zwei  Nichten.  [Vgl.  GouldIV,  279  und  847.] 

Pedell  (bedeau)  wurde  früher  in  den 
französischen  Logen  der  Thürhüter  genannt ; 
jetzt  ist  dafür  der  Name  tuilieur,  d.  i. 
Ziegeidecker  (s.  d.),  gebräuchlich. 

Pedestre,  so  viel  als  Fusszeichen.  [Vgl. 
Erkennungszeichen.] 

Pegau  (St.  im  Königr.  Sachsen.  5084  E.). 
Hier  bestand  1817  ein  maurerischer  Klub, 
der  nachmals  einging. 

Peine  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Hannover, 
12595  E.).  Hier  besteht  ein  maurerischea 
Kränzchen  Zur  grünen  Eiche  unter  der 
Loge  Zum  stillen  Tempel  in  Hildesheim, 
gest.  30.  Okt.  1878.  Mitgliederzahl  (1899): 
30.   Vers.  Freitags  im  Schützenhaus. 

Peiper,  Rudolf,  Professor  am  Gym- 
nasium zu  St.  Maria  in  Breslau,  geb. 
16.  Jan.  1834  in  Hirschberg  i.  Schi.,  gest. 
9.  Okt.  1898  in  Breslau,  wurde  in  den 
Freimaurerbund  in  der  Vereinigten  Loge 
in  Breslau  27.  Febr.  1878  aufgenommen 
und  war  Vorsitzender  Meister  der  Andreas- 
loge Montana  das.  Er  hat  in  der  Berliner 
Zirkelcorreapondenz(s.  d.)  viele  maurerische 
Arbeiten  veröffentlicht.  [Vgl.  S.  L.  1898, 
S.  150.] 

Pelikan.  Der  seine  Jungen  mit  dem 
Blute  seiner  Brust  nährende  P.  ist  eins 
der  Sinnbilder  des  Rosenkreuzergrads  und 
soll  eine  Anspielung  auf  Christus  sein,  der 
sein  Blut  für  die  Menschen  vergossen  hat. 
Ragon  [Cours  d'initiation,  S.  320]  sagt,  in 
den  hieroglyphischen  Darstellungen  be- 
|  deute  der  Adler  einen  weisen  Mann,  der 
Pelikan  einen  wohlwollenden,  und  daraus 
schliesst  er,  dass  der  Adler  und  der  Peli- 
kan des  Rosecroix  vollkommene  Weis- 
heit und  vollkommene  Liebe  darstellen 
sollen.  [Vgl.  Oliver,  Hist.  Landmarks  I, 
75;  H,  104,  134.] 

Pelkmann,  Friedrich  Samuel,  Geist- 
licher, geb.  30.  Juni  1772  in  Königshorst, 
gest.  17.  Juli  1848  in  Berlin,  wurde  1800 
Feldprediger  und  1806  Pfarrer  an  der 
Petrikirche  in  Berlin.  Später  wurde  er 
Superintendent.  —  In  den  Freimaurerbund 
wurde  er  3.  Juni  1814  in  Berlin  in  der 
Loge  Zur  Eintracht  aufgenommen,  deren 
Vorsitzender  Meister  er  wurde.  1827  trat 
i  er  in  die  Grosse  National-Mutterloge  Zu 
:  den  drei  Weltkugeln  und  wurde  1833  Mit- 
glied des  Bundesdirektoriums.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  (1890),  8.  435.] 

Pellegrinl,  Marquis  de,  s.  Cagliostro. 

Pen  (Ritter)  war  Stifter  des  Rite  de 
Narbonne,  s.  Narbonne  (Rite  de). 

Penavaire,  Anton  Karl  v.,  Hofmar- 
schall  des  Prinzen  Friedrich  August  von 
Braunschweig,  nachher  Direktor  bei  der 
Tabaksadministration,  geb.  1732,  trat  1771 
der  strikten  Observanz  zu  und  stiftete 
1774  die  in  französischer  Sprache  arbei- 
tende Loge  Friedrich  zu  den  drei  Sera- 

10 


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146 


Penig  —  Perau. 


ghim  zu  Berlin,  deren  erster  Meister  vom 
tuhl  er  war.  [Vgl.  Geschieht«  der  G  rossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (1890),  S.  62.1 

Penig  (St.  im  Königr.  Sachsen,  6582  E ). 
Eier  bildete  sich  unter  der  Loge  Zur  Har- 
monie in  Chemnitz  1876  ein  maurerischer 
Klub,  der  sich  1879  wieder  auflöste.  [Vgl. 
Geschichte  der  Loge  Zur  Harmonie  in 
Chemnitz  (1899),  S.  152,  159. j 

Peansylranlen,  einer  der  Vereinigten 
Staaten   von    Nordamerika.     Die  Frei- 
maurerei datiert  in  diesem  Staate  schon 
aus  sehr  früher  Zeit.  1730  oder  1731  wurde 
als  erste  nordamerikanische  eine  St.John's- 
Lodge   in  Philadelphia  gegründet,  die 
jedenfalls  1738  noch  bestanden  hat;  die 
gegenwartig  älteste  Loge  ist  die  Loge  Nr.  2, 
die  1758  gegründet  wurde.  Eine  Grossloge 
von  P.  wurde  zwar  schon  1764  von  Will. 
Ball,  der  dazu  von  England  aus  ermächtigt 
war,  errichtet  und  arbeitete  bis  1786,  aber 
erst  26.  Sept.  1786  wurde  von  13  Logen  die 
Errichtung  der  noch  jetzt  besteheudeu 
selbständigen  Grossloge  vou  P.  beschlossen. 
Sie  hatte  1899  433  Logen  mit  über  53000 
Mitgliedern,  darunter  7  deutsche  Logen  in 
Alleghany,  Philadelphia  (2),  Pittsburg  (2), 
Reading  und  Scranton  (b.  alle  diese).  Sie 
besitzt  ein  Altenheim  mit  67  Insassen. 
1876  versagte  die  Grossloge  den  deutschen 
Logen  ihre  Anerkennung,  weil  deren  Gross- 
logen durch  Beitritt  zum  Deutschen  Gross- 
logenbund einen  Teil  ihrer  Selbständigkeit 
aufgegeben  hätten.   Sie  ist  eine  der  kon- 
servativsten Grosslogen   in   der  ganzen 
Union,  hält  sich  auch  sehr  zurückgezogen 
von   den   andern  Grosslogen    und  war 
die  einzige,  die  die  sogenannten  Hoch- 
grade (Royal  Arch- Maurer,  Tempelritter 
u.  s.  w.)  in  den  Bereich  ihrer  Gerichtsbar- 
keit zog,  sodass  diese  mit  denen  der  übrigen 
Staaten  nicht  in  Verbindung  standen.  Ihr 
gehörten  Washington  (s.  d.)  und  Franklin 
(s.  d.)  an.    Grosslogen  der  Farbigen  ent- 
standen zwei  1815  und  1837,  die  sich  19. 
Juni  1848  zu  einer  vereinigten.   Sie  zählt 
54  Logen  und  1500  Mitglieder.   [Vgl.  The 
Grand  Lodge  of  . . .  P.    Its  early  history 
and  Constitution  etc.  (4  Bde.;  Philadel- 
phia 1877—84);  —  Zeitschrift:  The  Key- 
stone (Philadelphia).] 

Pentagramm  oder  Pentalpha,  eine  aus 
dem  Fünfeck  (Pentagon)  in  ähnlicher 
Weise  wie  das  Hexagramm  (s.  d.)  aus  dem 
Sechseck  (Hexagon)  abge- 
leitete Figur,  deren  Name 
daher  kommt,  daas  sie  aus 
fünf  Linien,  fünf  Buch- 
staben, fünf  A  (Alpha)  be- 
steht. Es  ist  eine  Figur, 
die  durch  die  Diagonalen  eines  Fünfecks 
gebildet  wird  oder  die  entsteht,  wenn  man 
die  Seiten  eines  Fünfecks  verlängert,  bis 
sie  sich  schneiden.  Das  P.  ist  Gruss-  und 
Erkennungszeichen  der  Pythagoreer  und 
«genieset  bis  auf  den  heutigen  Tag  die 


Ehre,  als  unverständlichesSymbol  derGast- 
freundschaft  die  Wirtsschilder  zu.  zieren«. 


oder 


Als  Erkennungszeichen  an  die  Spitze  eines 
Briefs  gestellt,  konnte  es  den  üblichen 
Gruss  der  Pythagoreer:  üyutiveiv  ersetzen; 
erst  als  Zeichen  des  Grusses  erhielt  dann 
die  Figur  die  ihr  beigelegte  symbolische 
Bedeutung:  vyiatvtiv,  vyt'fia,  »Wohlsein!« 
»Gruss!«  [Vgl.  Röth,  Geschichte  unsrer 
abendländischen  Philosophie,  II.  Bd.,  1. 
Abt.,  S.  554;  2.  Abt.  Not  S.  140.]  — 
Das  Pentalpha  wird  auch  als  Salomonisches 
Siegel  bezeichnet;  es  gebt  die  Sage,  dass 
König  Salomo  dieses  Zeichen  auf  dem 
Grundstein  des  Tempels  angebracht  habe. 
Der  nordische  Drudenfuss  (s.  d.)  kommt 
nach  Grimm,  Deutsches  Wörterbuch  (Lpz. 
1860),  II,  1455  auch  als  sechseckiger  Stern 
vor.  [Über  dieses  Fünfeck  oder,  wie  Goethe 
es  nennt,  Fünfwinkelzeichen  vgl.  Stieglitz, 
Erkenntnis«  der  Svmbole  der  Freimaurerei 
in  A.  Z.  1825,  S.  853;  Derselbe,  Von 
altdeutscher  Baukunst,  S.  208,  Not.  85; 
Schauberg,  Handbuch  der  Symbolik,  II, 
346;  Krause,  Kunsturkunden,  I,  2,  S. 
456  n.  b.;  Widmann,  BZC.  1872.  M.  L. 
1882/83,  S.  49.] 

Peorla  (St.  im  nordamerik.  Staate  Hli- 
nois,  [1890]  41 024  E.).  Hier  bestand  eine 
deutsche  Loge  unter  der  dortigen  Gross- 
loge Schiller  Nr.  335. 

Pepper,  Peter  Otto  Heinrich,  Lehrer 
an  der  St.  Nikolaikirchenschule  in  Ham- 
burg, geb.  das.  29.  Okt.  1796,  gest.  das. 
25.  Sept.  1873,  wurde  2.  Mai  1822  in  die 
dortige  Loge  Ferdinand  zum  Felsen  auf- 
genommen, war  1834  —61  und  1868 — 71 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  St.  Georg, 
1861  Grossredner,  dann  Grossaufseher, 
Grossarchivar  und  Bibliothekar  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg.  Er  war  eines  der 
beliebtesten  Mitglieder,  der  durch  gediegne 
Vorträge  in  der  Loge  anregend  wirkte  und 
durch  seine  geselligen  Talente  die  Tafel- 
loge belebte. 

Perau,  Gabriel  Louis  Calabre, 
französischer  Schriftsteller  und  Prior  des 
Hauses  der  Sorbonne,  geb.  1700  in  Paris, 
starb  erblindet  31.  März  1767.  Von  seinen 
verschiednen  Schriften  [vgl.  Nouvelle  Bio- 
graphie generale  (Paris  1862),  XXXIX,  554] 
hat  nur  hier  sein  Secret  des  Francs-Ma- 
cons  (Genf  1742)  Interesse,  weil  es  nebst 
Travenols  Schriften  und  Larudans  Franc- 
Macon  eerase1  (s.  die  Art.  Larudan  und 
Travenol)  den  Reigen  der  Verräterschrif- 
ten, die  nun  nicht  abliessen,  eröffnete. 
Man  hat  mit  Unrecht  den  Franc -Macon 
ecrasl,  worin  der  Versuch  gemacht  wurde, 
die  Freimaurerei  in  den  Ruf  politischer 


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Perfectibiliüten  —  Peru. 


147 


Zwecke  zu  bringen,  P.  zugeschrieben;  der 
Stil  verrät  aber  offenbar  Larudan.  [Vgl. 
Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Frankreich,  I,  49.] 

Perfecti  hülsten  (die).  Diese  Benennung 
gab  Weishaupt  (s.d.)  anfangs  seinem  Orden, 
vertauschte  sie  aber  bald  gegen  den  der 
Hluminaten.    (S.  Illuminaten.) 

Perfection  (Rite  de).  Ein  aus  25  Gru- 
den bestehendes  französisches  System,  das 
auf  Templerei  gegründet  war  und  jeden 
Freimaurer  zum  Tempelherrn  machte.  Der 
bekannte  Morin  (s.  d.)  verpflanzte  es  — 
das  in  Frankreich  abstarb  —  nach  Nord- 
amerika, von  wo  aus  es  dann  mit  einigen 
Graden  vermehrt  als  eine  Neuigkeit  nach 
Frankreich  unter  dem  Namen  des  alten 
und  angenommnen  schottischen  Ritus  (an- 
cien  et  accepte*  rite  Icossais)  oder  des  Rite 
d'HeVodom  zurückkam.  [Vgl.  diese ;  Kloss, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frank- 
reich, I,  88,  186,  266;  Folger,  The  ancient 
and  accepted  scottish  rite  (New  York 
1862);  Ragon,  Orthodoxie  maconnique,  S. 
801  fg.] 

Perleberg  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  8178  E.).  Hier  besteht  eine 
Jobannisloge  Zur  Perle  am  Berge  unter 
der  Grossen  National -Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln,  gegr.  3.  März  1829, 
eingew.  10.  Nov.  1829,  ruhte  seit  30.  Mai 
1846,  erneuert  4.  Okt.  1866  und  wieder 
eröffnet  9.  Dez.  1866.  Logenlokal:  Hötel 
Stadt  Berlin.  Mitgliederzahl  (1900):  73. 
Vers.  1.  und  8.  Sonnabend  des  Monats; 
Klubabend:  Donnerstags.  Ferien:  Juli 
und  August.  Milde  Stiftung:  Perle-Stif- 
tung (Satzungen  vom  21.  März  1874)  zur  Un- 
terstützung der  geistigen  Ausbildung  von 
Kindern  der  Mitglieder;  Kapital  6000  M. 
{Vgl.  Werner,  Geschichtlicher  Abriss  der 
Loge  (1891).   L.  1900,  S.  51.] 

Pernetjr,  Dom.  Ant.  Joseph  de,  ein 
Benediktiner,  Abt  zu  Burgel,  geb.  1716  in 
Roanne,  gest.  1801  in  Valence  (Dauphinö), 
Verfasser  eines  Dictionnaire  mytho-nermä- 
tique  (Paris  1753)  und  der  Schrift:  Les 
fablea  Egyptiennes  et  Grecques  dlvoilees 
(Paris  1751),  war  ein  eifriger  Alchemist 
und  Mystiker  und  führte  zum  Teil  ein 
Wanderleben,  wie  er  denn  auch  eine  Zeit 
lang  Bibliothekar  in  Berlin  war.  In  der 
Absicht  des  Goldmachens  stiftete  er  in 
den  sechziger  Jahren  des  18.  Jahrh.  in 
Avignon  unterm  Namen  Acade*mie  des 
Vrais-Macons  eine  Gesellschaft  mit  mau- 
rerischen Formen,  die  später  auch  weiter, 
namentlich  nach  Montpellier,  verpflanzt 
wurde.  Später  schloss  sich  (1787)  ihr  in 
Avignon  der  polnische  Starost  Hrabianka 
(s.  a.)  an,  und  sie  trat  nunmehr  in  der 
Form  eines  maurerischen  Systems  auf,  das 
den  Namen  der  Illumines  d'Avignon  (s. 
Avignon)  annahm  und  ausser  den  drei 
Johannisgraden  noch  einen  hohem,  auf 
■die  Lehren  St.-Martins  (s.  d.)  und  Sweden- 
borgs (s.  d.)  gegründeten  Grad  Le  vrai 


macon  bearbeitete.   Auch  für  die  Alche- 
I  misten  in  Montpellier  war  P.  thätig.  Dieser 
'  ganzen  hermetischen  Richtung  (s.  Herme- 
1  tische  Maurerei)  schlössen  sich  andre  Ge- 
nossenschaften an.    Die  Illumines  d'Avig- 
non verbreiteten  sich  auch  nach  Paris, 
Lyon  und  Bordeaux  und  verbanden  mit 
den  Swedenborgschen  Ideen  eine  fana- 
tische Verehrung  der  Jungfrau  Maria,  wie 
sowohl  Hrabiankas  Sendbriefe  beweisen, 
als  auch  die  Schriften  P.'s:  Les  vertus, 
le  pouvoir,  la  clemence  et  la  gloire  de 
Marie,  Mere  et  Dieu  (Paris  1790)  und 
Epurgat  Deus  (1802).    Wäre  die  franzö- 
sische Staatsumwälzung  nicht  dazwischen 
getreten,  so  hätte  dieses  System  der  ge- 
samten Maurerei  sehr  schädlich  werden 
können,  und  doch  war  diese  aus  Männern 
;  und  Frauen  bestehende  Verbindung,  wie 
es  scheint,  auch  1812  noch  nicht  ganz  er- 
loschen. [Vgl.  Kloss,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Frankreich,  I,  317;  Ragon, 
i  Orthodoxie  maconnique,  S.  150;  Clavel, 
!  Histoire  pittoresquo  des  Franc-Macons,  8. 
168.] 

Persien  (asiatische  Despotie).  Seit  An- 
fang des  19.  Jahrh.  sind  wiederholt  vor- 
nehme Perser  in  europäischen  Logen  auf- 
genommen worden,  so  24.  Nov.  1808  der 
persische  Gesandle  in  Paris,  Askeri  Chan 
in  der  dortigen  Mcre-Loge  des  Rite  äcossais 
philosophique,  1810  der  persische  Gesandte 
in  London  Mirza  Abul  Hassan  Chan,  2. 
Sept.  1857  der  persische  Gesandte  am  fran- 
zösischen Hofe  Farrokh  Chan  mit  der  Mehr- 
zahl Beines  Gesandtschaftspersonals  in  der 
Loge  La  sincere  amitie-,  1881  der  Prinz 
Oveis  Mirza  in  der  Berliner  Loge  Urania 
zur  Unsterblichkeit.  Auch  sollen  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  in  Ispahan  und  an- 
dern Städten  P.'s  Logen  eröffnet  worden, 
aber  auf  den  Widerstand  der  orthodoxen 
Perser  und  der  christlichen  Missionäre  ge- 
stossen  sein  [vgl.  L.  XUI,  S.  329].  Nach 
dem  Annuaire  des  Grossorients  von  Frank- 
reich für  1898  soll  auch  1879  eine  Gross- 
loge  von  P.  gegröndet  worden  sein,  die  vier 
Tochterlogen  zählte,  die  aber  sämtlich  ruhen. 
Das»  gegenwärtig  Logen  in  P.  bestehen,  ist 
nicht  bekannt.    [Vgl.  FZ.  1860,  8.  U0) 

Persisch- philosophischer  Ritus  (Rite 
persan  philosophique)  ist  ein  in  den  zwan- 
ziger Jahren  des  19.  Jahrh.  in  Paris  auf- 
getauchtes neues  System,  das  aus  sieben 
Stufen  bestand,  nur  einige  Mitglieder 
zählte  und  längst  erloschen  ist.  [Vgl.  Ra- 
gon, Orthodoxie  maconnique,  S.  195 — 97.] 

Peru  (Republik  in  Südamerika).  Logen 
sind  in  P.  seit  1421  entstanden.  Am  2. 
Nov.  1830  setzte  ein  katholischer  Kaplan, 
Jose  Maria  Monson,  einen  Obersten  Rat 
des  schottischen  Ritus  in  Lima  ein,  und 
23.  Juni  H3I  errichtete  dieser  mit  Ver- 
tretern der  Logen  einen  Grossorient  von  P. 
Bald  darauf  musste  aber  infolge  der  poli- 
tischen Wirren  jede  Logenthätigkeit  ruhen. 
Erst  1850  begann  der  Grossorient  sich 

10* 


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148  Pessimismus 

wieder  zu  versammeln  und  wurde  13.  Juli  I 
1852  als  Nationaler  Grossorient  neu  herge- 
stellt Als  aber  5.  Mai  1856  eine  neue 
Verfassung  veröffentlicht  wurde,  die  alle 
Macht  in  die  Hände  des  Obersten  Rats 
legte,  trennten  sich  drei  Logen  und  er- 
klärten sich  für  unabhängig.  12  weitere 
folgten  diesem  Beispiel  und  gründeten  mit 
jenen  8  Logen  20.  Nov.  1859  eine  neue 
Grossloge  in  Lima.  1860  trennten  Bich 
abermals  Logen  vom  Grossorient  und 
bildeten  einen  neuen  Grossorient  und 
Obersten  Rat;  beide  gingen  jedoch 
schon  1868  wieder  ein.  Im  März  1882 
gründeten  wiederum  5  Logen  eine  Gross- 
loge von  P.  in  Lima.  Diese  beschlose 
unterm  Grossmeister  Dam  18.  Juni  1897 
die  Bibel  durchs  Konstitutionsbuch  zu  er- 
setzen; dies  hatte  zur  Folge,  dass  eine 
grosse  Anzahl  Grosslogen  den  Verkehr  mit 
ihr  abbrachen.  Infolgedessen  wurde  der 
Beschluss  im  Mai  1898  unter  dem  neuen 
Grossmeister  Ego  Aguirre  wieder  aufge- 
hoben. Jetzt  oestenen  augenscheinlich 
nur  noch  zwei  Grossbchörden  in  P. 
der  Oberste  Rat  (Supremo  Consejo)  und 
die  ebengenannte  Grossloge,  von  denen 
jener  18  und  diese  (1900)  16  Logen  (da- 
von eine  in  Chile  und  2  in  Ecuador) 
zählt.  Im  Laufe  der  Zeit  haben  auch 
auswärtige  Grosslogen  hier  Logen  errichtet, 
so  1861  und  1863  die  Grossloge  von  Irland 
2  Logen  in  Lima,  1865 — 76  die  Grossloge 
von  Schottland  11  Logen  in  Lima  (8), 
Callao  (2)  und  Mollendo,  1869  die  Grosse 
Loge  von  Hamburg  die  Loge  Zur  Eintracht 
in  Lima  (s.  d.)  und  der  Grossorient  von 
Italien  ebenfalls  eine  Loge  das.  Von  ihnen 
bestehen  nur  noch  4  schottische  und  die 
italienische,  zusammen  5  Logen  unter 
fremden  Grosslogen. 

Pessimismus,  s.  Optimismus. 

Pestalozzi,  Joh.  Heinrich,  Pädagog, 
geb.  12.  Jan.  1746  in  Zürich,  gest.  17.  Febr. 
1827  in  Brugg  (Aargau).  Die  Frage,  ob 
P.  Freimaurer  gewesen  sei,  ist  entschieden 
zu  verneinen.  Dagegen  hat  es  sich  ergeben, 
dass  er  dem  Illuminatenorden  angehört  hat. 
Übrigens  war  P.  seiner  ganzen  Gesinnung 
nach  Freimaurer.  [Vgl.  Bh.  1880,  8.  12; 
1896,  S.  89.   FZ.  1896,  8.  180.] 

Petran,  Franz,  Weltpriester  in  Böhmen,  , 
Mitglied  der  Loge  Zur  gekrönten  Hoffnung 
in  Wien,  Dichter  maurerischer  Lieder. 
Seine  Freimaurerkantate:  »Sehen  wir  dem 
starren  Forscherauge«,  wurde  von  Mozart 
in  Musik  gesetzt.  [Vgl.  Taute,  Die  katho- 
lische Geistlichkeit  und  die  Freimaurerei 
(Lpz.  1895),  8.  68.] 

Petre,  Robert  Eduard  Lord,  war 
Grossmeister  der  Grossloge  von  England 
vom  4.  Mai  1772  bis  1.  Mai  1777.  Bei  der 
Einsetzung  von  P.  war  der  Provinzial- 
grossmeisterGogel  (s  d.)  von  Frankfurt  a.M. 
anwesend.  Preston  (s.  d.)  erhielt  von  P. 
und  den  Grossbeamten  die  Genehmigung 
zu  den  beiden  ersten  Ausgaben  (1772  und 


—  Peucer. 

1775)  seines  berühmten  Buchs:  Illustra- 
tions  of  Masonry.  P.  war  einer  der  eif- 
rigsten Grossmeister  und  hat  sein  Amt  mit 
grossem  Erfolg  verwaltet.  Während  seiner 
Amtsführung  erfolgte  auch  der  Bau  einer 
»Freimaurerhalle«,  damit  die  Grossloge  ihr 
eignes  Heim  bekäme,  was  freilich  zu 
grossen  Ausgaben  führte  und  allerlei  Mass- 
regeln zur  Aufbringung  von  Mitteln  ver- 
anlasste, die  einerseits  das  Streichen  vieler 
Logen  und  andrerseits  Zugeständnisse  an 
die  Eitelkeit  der  Mitglieder  zur  Folge 
hatten.   [Vgl.  oben  I,  248.1 

Petronl,   Giuseppe,   Advokat,  geb. 

25.  Febr.  1825  in  Bologna,  gest.  8.  Mai 
1888,  war  in  jungen  Jahren  Carbonaro 
und  schloss  sich  der  von  Mazzini  gegrün- 
deten Verbindung  »Jung-Italien«  au.  1840 
wurde  er  Advokat  und  bei  Errichtung  der 
Republik  in  Rom  1849  Sekretär  des  Tri- 
umvirats. In  die  Gefangenschaft  des  Pap- 
stes geraten,  schmachtete  er  bis  zur  Ein- 
nahme Roms  20.  Sept.  1870  im  Gefängnis. 
Darauf  wurde  er  Präsident  der  italienischen 
Advokaten.  Nach  dem  Tode  Mazzonis 
(s.  d.)  1880  wurde  er  zum  Grossmeister  des 
Grossorients  von  Italien  gewählt.  [Vgl. 
Rivista  della  Massoneria  Ital  1890,  8.  245.) 

Petzholdt,  Dr.  Julius,  Bibliograph, 
geb.  25.  Nov.  1812  in  Dresden,  gest.  das. 
17.  Jan.  1891,  studierte  Philologie  und 
wurde  1839  Bibliothekar  des  Prinzen  (spä- 
tem Königs)  Johann  und  1854  auch  des 
Kronprinzen  Albert.  1858  erhielt  er  den 
Titel  Hofrat.  Er  gab  1840—86  den  »An- 
zeiger für  Litteratur  und  Bibliothekwissen- 
schaft«, das  »Adressbuch  der  Bibliotheken 
Deutschlands  mit  Einschluss  von  Öster- 
reich und  der  Schweiz«  (Dresd.  1844, 
5.  Ausg.  1875)  und  die  »Bibliotheca  Biblio- 
graphica«  (Lpz.  1866)  und  viele  andre 
bibliographische  Werke  heraus.  —  P. 
gehörte  der  Dresdner  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern  und  Asträa  zur  grünenden 
Raute  seit  1842  als  Mitglied  an.  In  dem 
•Neuen  Anzeiger  für  Bibliographie  und 
Bibliothek  Wissenschaft«  (Jahrg. 1859,  Heft  7, 
Dresd.  1859,  S.  208—15)  findet  sich  von 
P.  eine  kritische  Übersicht  des  Wichtigern 
aus  der  Freimaurerbücherkunde.  [Vgl. 
Taute,  Maurerische  Bücherkunde  (Lpz. 
1886),  Nr.  58.] 

Peucer,  Heinrich  Karl  Friedrich, 
weimar.  Oberkonsistorial- Präsident,  geb. 

26.  Sept.  1779  in  Buttstädt  bei  Weimar, 
gest.  29.  Jan.  1849,  wurde  1805  Hofadvokat 
in  Weimar,  1806  Secretaire  Interprete  bei 
dem  französischen  Kommandatur-Bureau 
in  Weimar,  besorgte  1807—1809  die  Ge- 
sandtschaftsgeschäfte in  Paris,  wurde  nach 
der  Rückkehr  Geheimer  Regierungsrat. 
1815  Direktor  des  Oberkonsistoriums  una 
später  Oberkonsistorial  -  Präsident.  Als 
Herausgeber  des  klassischen  Theaters  der 
Franzosen  (4  Bde.,  Lpz.  1819—28),  als  Be- 
arbeiter von  Viktor  Hugos  Hernani  für 
die  deutsche  Bühne  (Lpz.  1834)  und  als 


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Peuckert  —  Pfarr. 


149 


Herausgeber  der  Weimarischen  Blätter 
(Lpz.  1834)  hat  er  sich  in  weitem  Kreisen 
Achtung  und  Anerkennung  erworben.  —  Der 
Loge  Amalia  in  Weimar  gehörte  er  seit 
1826  an  und  nahm  bis  zu  seinem  Ende 
an  allen  ihren  Angelegenheiten  wärmsten 
Anteil.  Er  ist  Verfasser  vieler  trefflicher 
Maurerlieder  und  der  unter  dem  Titel 
»Mosaiksteine«  (Weimar  1836)  gesammelten 
Logenvorträge. 

Peuckert,  Friedrich  Adolph,  geb.  18. 
Nov.  1845  in  Rosswein,  Oberlehrer  an  der 
Forwegschen  höhern  Töchterschule  in 
Dresden,  wurde  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern  und  Asträa  zur  grünenden  Raute 
in  Dresden  22.  April  1876,  war  das.  lang- 
jähriger Schriftführer,  dann  Archivar,  zu- 
geordneter Meister  vom  Stuhl  und  seit 
1894  Alt-  und  Ehrenmeister,  sowie  noch 
Archivar.  P.  verfasste  die  Geschichte  der 
Loge  Zu  den  drei  Schwertern  und  Asträa 
zur  grünenden  Raute  in  Dresdeu  (Lpz.  1883) 
und  Biographien  hervorragender  Meister 
vom  Stuhl  seiner  Loge  in  der  Festschrift  zur 
Feier  des  150jfihrigen  Bestehens  der  Loge 
u.  a.  Gegenwärtig  arbeitet  er  an  einer  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Sachsen. 

Peuvret,  Jean  Eustache,  erster  Huis- 
sier  des  ehemaligen  Pariser  Parlaments, 
gest.  8.  Sept.  1800,  war  früher  Meister  vom 
Stuhl  der  Loge  St.- Pierre  in  Martinique, 
dann  Grosswürdenträger  des  Grossorients 
von  Frankreich.  Er  war  ein  eifriger  An- 
hänger der  hermetischen  Maurerei  (s.  d.) 
und  hinterliess  bei  seinem  Tode,  ausser 
einer  höchst  ansehnlichen  Bibliothek  my- 
stischer, alchemistischer  und  maurerischer 
Bücher,  eine  Handschrift  in  sechs  Quart- 
bänden, welche  21  hermetische  Grade  mit 
mehr  als  800  darauf  bezüglichen  Zeich- 
nungen enthalten.  [Vgl.  Thorv,  Acta 
Lat.,  L  205.] 

Pezzl,  Franz  Martin,  Professor  der 
böhmischen  Litteratur  in  Prag,  geb.  11.  Nov. 
1734  in  Reichenau  in  Böhmen,  gest.  24. 
Febr.  1801  in  Prag,  Verfasser  einer 
grossen  Reihe  noch  heut  geschätzter  ge- 
schichtlichen Arbeiten  [vgl.  Meusel,  Ge- 
lehrt. Teutschland,  VI,  48  ;  XV,  17J,  lieferte 
auch  »Beiträge  zur  Geschichte  der  Tempel- 
herren in  Böhmen  und  Mähren«  in  den 
neuen  Abhandlungen  der  k.  böhmischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  (1798, 
B.  3,  Abt.  2,  S.  209)  und  schrieb  anonym 
»Schatten  und  Licht.  Epilog  zu  den 
wienerschen  Maurerschriften«  (Wien  1786), 
eine  wohlgelungene  Verteidigung  der  Frei-  . 
maurerei  mit  unparteiischer  Beleuchtung 
ihrer  schwachen  und  guten  Seiten.  [Vgl. 
Taute,  Maurerische  Bücherkunde,  Nr.  1725.] 

Pfaltz,  Adolf,  Oberpostmeister  des 
Grossherzogt.  Hessen,  geb.  16.  Aug.  1808 
in  Offenbach,  gest.  22.  Aug.  1888  in  Darm- 
stadt, trat  1829  in  den  Postdienst.  Auf-  j 
genommen  in  den  Freimaurerbund  wurde 
F.  18.  Jan.  1844  in  der  Loge  Karl  und  | 


Charlotte  zur  Treue  in  Offenbach.  Nach- 
dem er  verechiedne  Ämter  inne  gehabt 
hatte,  wurde  er  1848  zum  zugeordneten 
Meister  und  1856  zum  Vorsitzenden  Meister 
gewählt,  was  er  bis  zu  seiner  Versetzung 
nach  Darmstadt  1863  verblieb.  Hier 
fand  er  Gelegenheit,  seine  maurerische 
Thätigkeit  noch  vielseitiger  zu  gestalten. 
Am  29.  März  1868  wurde  er  zum  Gross- 
meister der  Grossloge  Zur  Eintracht  ge- 
wählt, welches  Amt  er  bis  1884  verwaltete. 
In  der  Grossloge  entwickelte  er  beim  Ein- 
tritt der  eklektischen  Logen  in  diese,  wie 
in  der  Beziehung  seiner  Grossloge  zu  den 
übrigen  deutschen  Grosslogen  und  bei 
Einrichtung  des  Deutschen  Grosslogen- 
bundes eine  einflussreiche  Thätigkeit.  viele 
seiner  vorzüglichen  maurerischen  Arbeiten 
sind  in  die  maurerische  Presse,  namentlich 
die  Freimaurer- Zeitung,  übergegangen. 
[Vgl.  Bh.  1888,  S.  298.  FZ.  1888,  S.  401. 
L.  1888,  S.  190.1 

Pfali,  Ant.  Mor.,  Dr.  phil.  und  Ober- 
lehrer, geb.  13.  Juni  1842  in  Borsdorf  bei 
Leipzig,  gest.  15.  Febr.  1888  in  Chemnitz, 
wurde  Ostern  1871  am  königl.  Gymnasium  in 
Chemnitz  angestellt  und  später  zum  Ober- 
lehrer ernannt.  Er  wurde  12.  Sept.  1871  in 
der  Loge  Zur  Harmonie  in  Chemnitz  auf- 
genommen und  war  dort  1877 — 81  Redner, 
1881 — 83  zweiter  zugeordneter  Meister  und 
1883—86  Meister  vom  Stuhl.  Als  er  1886 
wegen  Kränklichkeit  dies  Amt  niederlegte, 
wurde  er  in  Anerkennung  seiner  Ver- 
dienste um  die  Loge  zum  Ehrenaltmeister 
ernannt.  Vorträge  von  ihm  finden  sich  in 
der  FZ.  1874,  1875,  1879. 

Pfalz-Zwei  brik'ken  (Fürstenhaus),  s. 
Bayern. 

Pfarr,  Johann  Wilhelm  Joseph, 
Appellationsgerichtsrat  in  Frankfurt  a.  M., 
geb.  das.  15.  Mai  1806,  gest.  16.  Jan.  1864 
das.,  wurde  4.  Febr.  1837  in  der  dortigen 
Loge  Zur  Einigkeit  aufgenommen,  1849 
zum  Vorsitzenden  seiner  Loge  ernannt  und 
von  diesem  Amt  berufen,  das  Gross- 
meisteramt des  Eklektischen  Bundes  zu 
übernehmen,  was  ihm  von  1850 — 53  und 
wiederum  von  1856—59  übertragen  blieb. 
Seine  zunehmende  Krankheit  verhinderte, 
dass  ihm  dieses  Amt,  das  er  mit  grossem 
Eifer  und  seltener  Geschäftskeuntnis  ver- 
waltet hatte,  1863  wieder  übertragen  wurde, 
P.  war  ein  Maurer  im  vollen  Wortsinn, 
ein  Helfer  und  Rater  in  allen  Vorkomm- 
nissen des  Lebens,  ein  liebenswürdiger, 
edler,  milder  Mann,  der  schon  in  seiner 
frühern  Stellung  als  Stadtamtmann  unend- 
lich viel  Gutes  gewirkt  hat  und  sich  allge- 
meiner Anerkennung  erfreute,  was  sich 
namentlich  durch  wiederholte  Wahl  in  den 
gesetzgebenden  Körper  kundgab.  Wo  er 
nur  hinkam,  gewann  seine  mit  uner- 
schütterlichem Streben  nach  Geltung  des 
Rechts  gepaarte  Milde  ihm  aller  Herzen. 
Die  Abfassung  der  Reorganisationsakte 
1849  war  vorzüglich  sein  Werk.  Beim 


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150 


Pfeiffer  —  Pflichten,  die  Alten. 


25  jährigen  Maurerjubiläum  wurde  er  zum 
Ehrenmeister  ernannt,  [Vgl.  Paul.  Annalen 
des  Eklektischen  Freimaurerbundes  (Frkf. 
1883\  S.  256.    L.  XXIV  253.1 

Pfeiffer,  Friedrich  Wilhelm,  geb.  27. 
April  1827  inBreslau,gest.3.Nov.l893inFrei- 
burg  i.Br,  habilitierte  eich  als  Privatdozent 
an  der  Universität  in  Breslau,  wurde  1861 
Stadtbibliothekar  und  siedelte  1876  nach 
Kiel  als  Professor  über.  Er  konnte  aber 
das  Klima  nicht  vertragen,  zog  nach  Frei- 
burg i.  Br.  und  lebte  meist  im  8ommer 
und  Winter  in  Meran.  —  Aufgenommen 
in  den  Freimaurerbund  wurde  r.  19.  Juni 
1854  in  der  Vereinigten  Loge  in  Breslau, 
trat  21.  Nov.  1856  in  die  Andreasloge 
Montana  und  erlangte  den  9.  Grad  23. 
Dez.  1866.  In  allen  Abteilungen  hat  er 
als  Redner  amtiert.  1867—73  war  er  Vor- 
sitzender Meister  in  der  Vereinigten  Loge, 
1872—76  wortführender  Meister  in  der 
Montana,  1872 — 75  Provinzialgrossmeister 
von  Schlesien.    [Vgl.  8.  L.  1894,  S.  2.] 

Pfeiler,  s.  Säulen. 

Pflaster,  muslTlsches  (mosaic  pavement, 
pave*  mosalque),  auch  musivischer  Fuss- 
boden oder  Estrich,  fälschlich  mosaisches 
P.  genannt,  ist  eine  Zierat  der  Logen,  die  den 
mosaikartig  ausgelegten  Fussboden  im  Vor- 
hof des  Salomonischen  Tempels  (1.  Kön. 
Kap.  6)  nachahmen  soll.  Sie  erinnert  an  | 
den  Reichtum  und  an  die  Mannigfaltigkeit 
der  gottlichen  Gaben,  aber  auch  an  die 
Wandelbarkeit  des  menschlichen  GlQcks 
und  will  uns  gemahnen,  im  Glücke  demütig 
und  im  Unglück  stark,  allzeit  aber  hilf- 
bereit zu  sein  gegenüber  der  Not  unsrer 
Brüder.  [Vgl.  Krause,  Kunsturkunden 
(2.  Ausgabe),  I,  2,  8.  296.  W.  J.  1784, 
Qu.  1,  S.  107.  Fischer,  R.,  Lehrlings- 
katechismus (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  1*24.] 

Pflicht.  Nirgends,  wie  in  der  Freimau- 
rerei, wird  die  P.  obenan  gesetzt,  und  der 
Zuruf:  Jeder  sei  seiner  P.  eingedenk!  ist 
ein  goldner  Spruch  im  Maurerbund.  Die 
P.  fasst  alle  P.  in  sich  und  wurzelt  in  dem 
P.-Gefühl,  das  den  Menschen  zur  andern 
Natur  werden  muss.  Es  ist  der  kategorische 
Imperativ  Kants:  Du  sollst!  Er  scheint 
ein  rauher  Herrscher  zu  sein,  und  doch 
ist  es  ein  unbeschreibliches  süsses  Wohl- 
gefühl, wenn  man  an  die  P.  sein  ganzes 
Vermögen  gesetzt  und  für  sie  Opfer  ge- 
bracht hat.  Da  empfindet  man  unmittel- 
bar, dass  mau  mit  der  Unterwerfung  unter 
seine  eigne  höhere  Natur  das  vollbracht 
hat,  was  uns  Menschen  mit  uns  selbst  in 
Einklang  setzt  und  unser  Wesen  und  Leben 
auf  den  Wohlklang  wahrer  Menschen- 
würde stimmt.  [Vgl.  Bh.  1898,  S.  33.  FZ. 
1890,  S.  329.    M.  L.  1891/92,  S.  154.] 

Pflichten  der  Lehrlinge  sind  (nach  der 
schwedischen  Lehrart):  Schweigen,  Ge- 
horchen, Arbeiten. 

Pflichten,  die  Alten  [the  Charge»,  land- 
marksl.  I.  Allgemeines.  Die  Pflichten 
und  Gesetze  der  alten  Freimaurerbrüder- 


■  schaft  in  England  sowohl,  wie  der  mit  ihr 
ursprünglich  gleichbedeutenden  Steinmetz- 
brüderschaft in  Deutschland  waren  so  gut 
in  den  Truhen  der  Genossen  verwahrt,  dass 
nur  sehr  weniges  davon  bekannt  geworden 
ist,  ehe  und  bevor  Anderson  in  dem  Kon- 
stitutionenbuch 1723  das  in  neuer  Form 
bekannt  machte,  was  man  aus  den  schrift- 
lichen und  mündlichen  Überlieferungen 
der  alten  Maurer  geschöpft  hatte,  Seit 
jener  Zeit  ist  ein  grosser  Teil  der  Ur- 
kunden aufgefunden  und  bekannt  gemacht 
worden,  die  Anderson  benutzte,  und  auch 
in  Deutschland  ist  das  »Bruderbuch*  der 
Steinmetzen  (s.  Ordnungen  der  Stein- 
metzen) im  Original  und  in  mehrfachen 
Abschriften  abgedruckt  worden.  —  Hier 
haben  wir  es  mit  der  Abfassung  der  Ge- 
'■  setze  und  Pflichten  der  Brüderschaft  zu 
thun,  die  Anderson  im  Konstitutionenbuch 
von  1723  mitteilt;  denn  nur  diese  allein 
'  gilt  als  die  A.  P.  und  liegt  in  der  Haupt- 
sache aller  Maurcrei,  mit  Ausnahme  der 
schwedischen,  zu  Grunde  (s.  auch  IV.).  — 
II.  Text.  Diese  P.,  die  das  Konstiutioncn- 
buch  von  1723  enthält,  lauten  in  der  Über- 
setzung: 

Die  Pflichten  eines  Freimaurers, 

ausgezogen  aus  den  alten  Archiven  von 
Logen  über  dem  Meer  und  denen  in 
England,  Schottland  und  Irland,  zum  Ge- 
brauch der  Logen  in  London,  um  gelesen 
zu  werden  bei  der  Aufnahme  neuer  Brüder 
oder  wenn  der  Meister  es  befehlen  wird. 

Die  Hauptpunkte  sind: 
I.  Von  Gott  und  der  Religion. 
II.  Von  der  bürgerlichen  Obrigkeit,  der 
höchsten  und  der  untergeordneten. 

III.  Von  den  Logen. 

IV.  Von  den  Meistern,  Aufsehern,  Ge- 
sellen und  Lehrlingen. 

V.  Von  der  Regierung  der  Zunft  bei  der 
Arbeit. 

VI.  Von  dem  Betragen,  nämlich: 

1)  In  geöffneter  Loge. 

2)  Nach  Schluss  der  Loge,  wenn  die 
Brüder  noch  beisammen  sind. 

3)  Wenn  die  Brüder  unter  sich  zu- 
sammenkommen, ohne  in  der  Loge 
zu  sein. 

4)  In  Gegenwart  von  Fremden,  die 
Nichtmaurer  sind. 

5)  Zu  Hause  und  in  der  Nachbarschaft. 

6)  Gegen  einen  fremden  Bruder. 

I.  Gott  und  Religion  betreffend. 

Ein  Maurer  ist  durch  seinen  Beruf  ver-  • 
bunden,  dem  Sittengesetz  zu  gehorchen; 
und  wenn  er  die  Kunst  recht  versteht, 
wird  er  weder  ein  stumpfsinniger  Gottes- 
leugner, noch  ein  irreligiöser  Wüstling*) 

*)  Wh  der  Antdruck  „irreligioae  Libertine*  n»cb 
der  d»m»ligcn  Meinung  bedeuten  tollte,  iit  unsicher. 
Woodford  (Matonic  Cycloptedi»,  London  1*78)  gUnbt, 
»ei  ein«  „irreligiöse,  weil  nomoraliiche  Penon", 


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Pflichten,  die  Alten. 


151 


sein.    Obwohl  nun  die  Maurer  in  alten  1 
Zeiten  in  jedem  Lande  verpflichtet  wurden,  ! 
von  der  Religion  dieses  Landes  oder  dieses 
Volkes  zu  sein,  welche  es  immer  sein 
mochte,  so  wird  es  doch  jetzt  für  dien- 
licher erachtet,  sie  allein  zu  der  Religion 
zu  verpflichten,  worin  alle  Menschen  überein- 
stimmen, ihre  besondern  Meinungen  aber 
ihnen  selbst  zu  überlassen,  das  ist,  gute 
und  treue  Männer  zu  sein,  oder  Männer 
von  Ehre  und  Rechtschaffenheit,  durch  1 
was  immer  für  Benennungen  oder  Über-  l 
zeugungen  sie  unterschieden  sein  mögen. 
Hierdurch  ist  die  Maurerei  der  Mittelpunkt  I 
der  Vereinigung  und  die  Ursache  treuer  ! 
Freundschaft  unter  Menschen,  die  ausser- 
dem sich  nie  näher  getreten  wären. 

U.  Von  der  bürgerlichen  Obrigkeit,  der 
höchsten  und  der  untergeordneten. 

Ein  Maurer  ist  ein  friedfertiger  Unter- 
than  der  bürgerlichen  Gewalten,  wo  immer 
er  auch  wohnt  und  arbeitet,  und  lässt  sich 
nicht  ein  in  Zusammenrottungen  und  Ver- 
schwörungen gegen  den  Frieden  und  die  ( 
Wohlfahrt  des  Volkes,  noch  beträgt  er  sich 
pflichtwidrig  gegen  die  Unterobrigkeiten. 
Denn  gleichwie  Krieg,  Blutvergiessen  und 
Unruhen  der  Maurerei  immer  nachteilig 
gewesen,  also  waren  auch  von  Alters  her 
Könige  und  Fürsten  sehr  geneigt,  die 
Zunftmitglieder  wegen  ihrer  Friedfertigkeit 
und  BQrgertreue  aufzumuntern,  so  den 
Spitzfindigkeiten  ihrer  Gegner  thatsächlich 
begegnend  und  die  Ehre  der  Brüderschaft 
befördernd,  die  immer  in  Friedenszeiten 
blühte.  Sollte  daher  ein  Bruder  ein  Em- 
pörer gegen  den  Staat  sein,  so  ist  er  in 
seiner  Empörung  nicht  zu  bestärken;  doch 
soll  man  ihn,  als  einen  unglücklichen 
Mann,  bemitleiden.  Ja,  wenn  er  keines 
andern  Verbrechens  überwiesen  ist  und 
obgleich  die  treue  Brüderschaft  seine  Em- 
pörung missbilligen  soll  und  muss,  noch 
auch  der  bestehenden  Regierung  irgend 
einen  Verdacht  oder  Grund  zu  staatlicher 
Eifersucht  geben  darf,  so  können  sie  ihn 
dennoch  nicht  aus  der  Loge  stossen,  und 
sein  Verhältnis  zu  dieser  bleibt  unver- 
brüchlich. 

III.  Von  den  Logen. 

Eine  Loge  ist  ein  Ort,  wo  Maurer  sich 
versammeln  und  arbeiten ;  daher  wird  eine 

wonach  o«  »1»  „irreligiöser  Wüstling"  gellen  kann; 
aber  Mackey  (Lexicon  of  Freemasonrjr ,  7.  Aufl., 
London  1884)  erklärt  mit  Toller  Bestimmtheit,  es  «ei 
ein  „Freidenker  oder  Ungläubiger-1  gemeint,  in  der 
RTosiern  amerikanischen  Aufgabe  (Flnla<U'li>hia  1874 
und  1887)  steht  „Freidenker  oder  Deist*.  Dieselbe 
Ansicht  Tertritt  der  durch  grosse  Sachkenntnis  aus- 
geicichnete  Dr.  Chetwode  Crawley  (s.  d.).  Bei  Das- 
signy  (s.  d.)  wird  diese  8telle  derartig  umschrieben, 
dass  nach  seiner  Auffassung  mit  „Ltbertine"  ohne 
Zweifel  jemand  beieichnet  wurde,  der  im  Glauben 
Schi  IT  brach  gelitten  hat.  An  sich  sind  iprachge- 
gchirhtlich  beide  Krkl&runst'n  möglich,  ilrnn  „Liber- 
tine"  beaeichnete  damals  sowohl  einen  „Freigeist", 
als  einen  „Wüstling«. 


solche  Versammlung  oder  gehörig  einge- 
richtete Gesellschaft  von  Maurern  eine 
Loge  genannt,  und  jeder  Bruder  muss  zu 
einer  gehören  und  sich  den  besondern 
Gesetzen  derselben,  sowie  den  allgemeinen 
Verordnungen  unterwerfen.  Eine  Loge 
ist  entweder  eine  einzelne  oder  eine  all- 
gemeine, und  man  wird  von  ihr  die  beste 
Vorstellung  erlangen  durch  deren  Be- 
such und  durch  die  unten  beigefügten 
Verordnungen  der  Allgemeinen  oder 
Grossen  Loge.  In  alten  Zeiten  durfte  kein 
Meister  oder  Mitglied  von  der  Loge  ab- 
wesend sein,  besonders  wenn  ihm  darin  zu 
erscheinen  angesagt  worden  war,  ohne  in 
eine  strenge  Ahndung  zu  verfallen;  es 
leuchtete  denn  dem  Meister  und  den  Auf- 
sehern ein,  dass  eine  Notwendigkeit  ihn 
hinderte. 

Die  Personen,  die  als  Mitglieder  der 
Loge  zugelassen  werden,  müssen  gute  und 
treue  Männer  sein,  frei  geboren,  von  rei- 
fem und  versandigem  Alter,  keine  Leib- 
eigne, keine  Weiber,  keine  unsittlichen 
oder  anrüchigen  Menschen,  sondern  von 
gutem  Ruf. 

IV.  Von  den  Meistern,  Aufsehern,  Ge- 
nossen und  Lehrlingen. 

Aller  Vorzug  unter  den  Maurern  grün- 
det sich  einzig  auf  wahren  Wert  und 
selbsteignes  Verdienst,  auf  dass  die  Bau- 
herrn wohl  bedient  werden,  die  Brüder 
sich  nicht  schämen  müssen,  noch  die  kö- 
nigliche Kunst  in  Verachtung  falle.  Des- 
halb wird  kein  Meister  oder  Aufseher  nach 
dem  Alter,  sondern  wegen  seines  Ver- 
dienstes erwählt.  Es  ist  unmöglich,  diese 
Dinge  schriftlich  darzulegen;  jeder  Bruder 
muss  auf  seinem  Posten  erscheinen  und 
sie  auf  einem  dieser  Brüderschaft  eigen- 
tümlichen Wege  erlernen.  Nur  das  mögen 
Ansuchende  wissen,  dass  kein  Meister  einen 
Lehrling  annehmen  soll,  wenn  er  nicht 
hinlängliche  Beschäftigung  für  ihn  hat 
und  derselbe  nicht  ein  tadelfreier  Jüngling 
ist,  ohne  Verstümmlung  oder  Leibesge- 
brechen, die  ihn  unfähig  machen  könn- 
ten, die  Kunst  zu  erlernen,  seines  Meisters 
Bauherrn  zu  dienen,  zum  Bruder  und  zu 
gehöriger  Zeit  zum  Mitglied  der  Zunft  ge- 
macht zu  werden,  sobald  er  die  Anzahl 
Jahre  gedient  hat,  welche  die  Gewohnheit 
des  Landes  vorschreibt.  Auch  soll  er  von 
ehrbaren  Eltern  abstammen,  auf  dass  er, 
wenn  sonst  gecigenschaftet,  zur  Ehre  ge- 
langen möge,  Aufseher  zu  werden,  sodann 
Meister  der  Loge,  Grossaufseher,  endlich 
auch  Grossmeister  von  allen  Logen,  seinen 
Verdiensten  gemäss. 

Kein  Bruder  kann  Aufseher  werden,  be- 
vor er  nicht  Mitglied  der  Zunft  geworden 
ist,  noch  Meister  (vom  Stuhl),  bevor  er 
nicht  das  Amt  eines  Aufsehers  verwaltet 
hat,  noch  Grossaufseher,  bevor  er  Meister 
einer  Loge  gewesen,  noch  Grossmeistcr, 
wenn  er  nicht  vor  seiner  Erwählung  Zunft- 


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152 


Pflichten,  die  Alten. 


genösse  geworden.  Der  Grossmeister  soll 
auch  von  adeliger  Geburt  oder  ein  Mann 
Ton  Stand  und  Bildung  oder  ein  ausge- 
zeichneter Gelehrter  oder  ein  geschickter 
Baumeister  oder  ein  aus  ehrbarer  Familie 
entsprossner  Künstler  und  dabei  nach 
der  Meinung  der  Logen  von  ganz  beson- 
derm  grossen  Verdienst  sein.  Und  da- 
mit er  sein  Amt  desto  besser,  leichter  und 
ehrenvoller  verwalten  könne,  hat  der  Gross- 
meister die  Macht,  sich  einen  eignen  zu- 
geordneten Grossmeister  zu  wählen,  der 
Meister  einer  besondern  Loge  sein  oder 
gewesen  sein  muss  und  das  Vorrecht  hat, 
jede  Handlung,  die  dem  Grossmeister, 
seinem  Vorgesetzten,  zusteht,  zu  vollziehen, 
wenn  anders  erwähnter  Vorgesetzter  nicht 
selbst  gegenwärtig  ist  oder  sein  Oberan- 
sehen schriftlich  geltend  macht. 

Diesen  höchsten  und  untergeordneten 
Vorsitzenden  und  Regierern  der  alten  Loge 
soll  in  ihren  verschiednen  Amtern  von 
allen  Brüdern,  den  alten  Gesetzen  und 
Verordnungen  gemäss,  mit  aller  Beschei- 
denheit, Ehrfurcht,  Liebe  und  Bereitwillig- 
keit Gehorsam  geleistet  werden. 

V.  Von  der  Leitung  der  Zunft  bei  der 
Arbeit. 

Alle  Maurer  sollen  an  den  Werktagen 
redlich  arbeiten,  damit  sie  an  Festtagen 
anständig  leben  können;  und  die  Zeit, 
die  durch  das  Landesgesetz  angesetzt  ist 
oder  die  das  Herkommen  bestätigt,  soll 
beobachtet  werden. 

Der  Erfahrenste  von  den  Genossen  der 
Zunft  soll  zum  Meister  oder  Aufseher  über 
des  Bauherrn  Werk  erwählt  oder  angesetzt, 
und  soll  dann  von  denen,  die  unter  ihm 
arbeiten,  Meister  genannt  werden.  Die 
Zunftgenossen  sollen  alle  üble  Reden  ver- 
meiden, auch  einander  nicht  mit  unhöf- 
lichen Namen,  sondern  nur  Bruder  oder 
Genosse  nennen  und  sich  in  und  ausser- 
halb der  Loge  höflich  betragen. 

Der  Meister,  der  sich  seiner  Kunst- 
geschicklichkeit bewusst  ist,  soll  des  Bau- 
herrn Werk  so  billig  als  möglich  über- 
nehmen und  dessen  Gut  so  treulich  an- 
wenden, als  wenn  es  sein  eignes  wäre; 
auch  soll  er  keinem  Bruder  oder  Lehrling 
mehr  Lohn  geben,  als  dieser  wirklich 
verdient. 

Beide,  der  Meister  und  die  Maurer,  die 
ihren  Lohn  richtig  erhalten,  sollen  dem 
Bauherrn  treu  sein,  und  ihr  Werk  redlich 
vollenden,  es  mag  stückweise  oder  nach 
Tagelohn  verdungen  sein;  noch  sollen  sie 
dasjenige  auf  Stück  arbeiten,  was  gewöhn- 
lich auf  Tagelohn  verdungen  wird. 

Niemand  soll  Bich  über  das  Wohlergehen 
eines  Bruders  neidisch  zeigen,  noch 
ihn  verdrängen  oder  ihn  von  einem  Bau- 
werk zu  vertreiben  suchen,  wenn  er  tähig 
ist,  et»  zu  vollenden;  denn  keiner  kann 
eines  andern  Werk  so  zum  Vorteil  des 
Bauherrn  vollenden,  wenn  er  nicht  durch- 


gängig mit  den  Entwürfen  und  Grund- 
rissen dessen  bekannt  ist,  der  es  begann. 

Wenn  ein  Zunftgenosse  zum  Aufseher 
über  das  Werk  unter  dem  Meister  er- 
wählt worden  ist,  soll  er  beiden  Teilen, 
dem  Meister  und  den  Gesellen,  treu  sein, 
soll  in  Abwesenheit  des  Meisters  zum  Vor- 
teil des  Bauherrn  über  das  Werk  sorg- 
fältige Aufsicht  halten,  und  seine  Brüder 
sollen  ihm  gehorchen. 

Alle  angestellten  Maurer  sollen  ihren 
Lohn  mit  Freundlichkeit  empfangen,  ohne 
Murren  oder  Meuterei,  und  den  Meister 
nicht  verlassen,  bevor  das  Werk  vollen- 
det ist. 

Ein  junger  Bruder  soll  in  der  Arbeit 
unterrichtet  werden,  um  zu  verhüten,  dass 
er  nicht  aus  Mangel  an  Urteil  die  Bau- 
stofTe  verderbe,  und  damit  brüderliche  Liebe 
zunehmen  und  fortwähren  möge. 

Alle  Werkzeuge,  die  zur  Arbeit  ge- 
braucht werden,  sollen  von  der  Grossloge 
gebilligt  sein. 

Kein  Tagelöhner  soll  an  dem  eigentlichen 
Werk  der  Maurerei  angestellt  werden; 
noch  sollen  Freimaurer  mit  solchen,  die 
keine  Zunftgenossen  sind,  ohne  eine  drin- 
gende Not  arbeiten;  noch  sollen  sie  Tage- 
löhner und  nicht  angenommene  Maurer  so 
unterweisen,  wie  sie  einen  Bruder  oder 
Genossen  zu  unterweisen  haben. 

VI.  Von  dem  Betragen,  nämlich 

1)  in  arbeitender  Loge. 

Ihr  sollt  nicht  besondere  Ausschüsse 
bilden,  noch  abgesonderte  Verhandlungen 
pflegen,  ohne  vom  Meister  Erlaubnis  zu 
haben ,  noch  von  etwas  Ungehörigem  oder 
Ungebührlichem  reden,  noch  auch  den 
Meister  oder  die  Aufscher  unterbrechen 
oder  sonst  einen  Bruder,  mit  dem  der 
Meister  spricht;  noch  sollt  ihr  Possen  oder 
Scherz  treiben,  während  die  Loge  mit 
ernsthaften  und  feierlichen  Dingen  be- 
schäftigt ist,  noch  euch  unter  irgend  einem 
Vorwaude  einer  ungebührlichen  Sprache 
bedienen,  sondern  ihr  habt  euerm  Meister, 
euern  Aufsehern  und  Genossen  die  schul- 
dige Achtung  zu  erweisen  und  sie  in  Ehren 
zu  halten. 

Wenn  irgend  eine  Beschwerde  angebracht 
worden  ist,  so  soll  der  schuldig  befundne 
Bruder  dem  Urteil  und  der  Entscheidung 
der  Loge  untergeben  sein,  welche  der 
eigentliche  uud  rechtmässige  Richter  aller 
solcher  Streitigkeiten  ist  (es  sei  denn, 
er  brächte  sie  durch  Berufung  bei  der 
Grossloge  an),  und  wo  sie  anhängig  ge- 
macht werden  müssen,  doch  so,  dass  des 
Bauherrn  Werk  nicht  mittlerweile  ver- 
zögert werde,  in  welchem  Falle  ein  be- 
sonderer Ausspruch  gethan  werden  mag. 
Allein  vor  Gericht  sollt  ihr  niemals  gehen 
in  Sachen,  welche  die  Maurerei  betreffen, 
ohne  dass  der  Loge  die  unumgängliche 
Notwendigkeit  einleuchtet. 


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Pflichten,  die  Alteu. 


153 


2)  Nachdem  die  Loge  vorüber  ist, 
die  Brüder  aber  noch  nicht  ausein- 
andergegangen sind. 

Ihr  mögt  euch  in  unschuldiger  Lust  er- 
götzen, einander  nach  Vermögen  bewirten, 
aber  ihr  niüsst  alle  Unmässigkeit  ver- 
meiden und  keinen  Bruder  nötigen,  über 
seine  Neigung  zu  essen  oder  zu  trinken, 
noch  ihn  am  Weggehen  hindern,  wenn 
seine  Geschäfte  ihn  abrufen,  oder  irgend 
etwas  Beleidigendes  sagen  oder  thun  oder 
etwas,  was  eine  freie,  ungezwungene  Unter- 
haltung hindern  könnte;  denn  dies  würde 
unsre  Eintracht  zerrütten  und  unsre  löb- 
lichen Absichten  vereiteln.  Darum  sollen 
keine  persönlichen  Streitigkeiten  oder 
Zänkereien  zur  Thür  der  Loge  herein- 
gebracht werden,  vielweniger  noch  Zänke- 
reien über  Religion  oder  Völker  oder 
Staaten  Verfassung,  da  wir,  als  Maurer, 
bloss  von  der  obeu  erwähnten  allgemeinen 
Religion  sind;  ebenso  sind  wir  von  allen 
Völkern,  Zungen,  Verwandtschaften  und 
Sprachen  und  sind  entschieden  gegen  alle 
Einmischungen  in  Politik,  die  noch  nie 
der  Wohlfahrt  der  Loge  förderlich  ge- 
wesen ist,  noch  es  je  sein  wird. 

Diese  Pflicht  ist  jederzeit  streng  einge- 
schärft und  beobachtet  worden,  besonders  ) 
aber  stets  seit  der  Kirchenverbesserung  in 
Britannien  oder  der  Abweichung  und  der 
Trennung  dieser  Völker  von  der  Gemein- 
schaft mit  Rom. 

3)  Wenn  sich  Brüder  treffen,  ohne 
dass  Fremde   zugegen  sind,  doch 

nicht  in  einer  förmlichen  Loge. 

Ihr  sollt  euch  einander  in  höflicher 
Weise  grüssen,  nach  der  Anweisung,  die 
ihr  erhalten  werdet,  euch  untereinander 
Bruder  nennen,  euch  freigebig  wechsel- 
seitigen Unterricht  erteilen,  soweit  es 
dienlich  befunden  wird,  ohne  beobachtet 
oder  behorcht  zu  werden,  und  ohne  dass 
sich  einer  des  andern  überhebt  oder  etwas 
von  der  Achtung  entzieht,  die  einem 
jeden  Bruder  gebührte,  wenn  er  nicht 
Maurer  wäre.  Denn  obgleich  alle  Maurer, 
als  Brüder,  miteinander  auf  gleicher  Linie  [ 
stehen,  so  entzieht  doch  Maurerei  nie- 
mandem irgend  etwas  von  der  Ehre,  die 
er  zuvor  hatte,  sondern  sie  vermehrt  im 
Gegenteil  seine  Ehre  noch,  besonders 
wenn  er  sich  um  die  Brüderschaft  wohl 
verdient  gemacht  hat,  die  Ehre  geben  I 
muss,  dem  Ehre  gebührt,  und  schlechte  ! 
8itten  vermeiden. 

4)  In  Gegenwart  Fremder,  die  nicht  | 

Maurer  sind. 

Ihr  sollt  vorsichtig  in  euern  Worten  j 
und  Betragen  sein,  damit  auch  der  scharf- 
sichtigste Fremde  nicht  im  stände  sei,  das  J 
zu  entdecken  oder  ausfindig  zu  machen,  i 
was  nicht  geeignet  ist,  ihm  eröffnet  zu  wer- 
den; und  zuweilen  sollt  ihr  ein  Gespräch  J 


ablenken  und  es  klüglich  zur  Ehre  der 
ehrwürdigen  Brüderschaft  leiten. 

5)  Zu  Hause  und  in  eurer  Nachbar- 
schaft. 

Ihr  sollt  handeln,  wie  es  einem  sittli- 
chen und  weisen  Manne  geziemt,  beson- 
ders aber  eure  Familie,  Freunde  und  Nach- 
barn die  Angelegenheiten  der  Loge  u.  s.  w. 
nicht  wissen  lassen,  sondern  weislich  eure 
eigne  und  die  Ehre  der  alten  Brüderschaft 
erwägen,  aus  Gründen,  die  hier  nicht  an- 
geführt werden  können.  Ihr  niüsst  auf 
euer  eignes  Wohl  Bedacht  nehmen,  indem 
ihr  nicht  zu  lange  versammelt  oder  zu 
lange  vom  Hause  entfernt  bleibt,  nach- 
dem die  Logenstunden  verflossen  sind, 
auch  alle  Schwelgerei  und  Trunkenheit 
vermeiden,  damit  eure  Familien  nicht  ver- 
nachlässigt oder  an  ihren  Rechten  gekränkt, 
ihr  selbst  aber  nicht  zur  Arbeit  unfähig 
werdet. 

6)  Gegen  einen  fremden  Bruder. 

Ihr  habt  ihn  vorsichtig  auszuforschen, 
auf  eine  solche  Weise,  als  euch  die  Klug- 
heit vorschreibt,  damit  ihr  nicht  von  einem 
Unwissenden,  der  fälschlich  Ansprüche 
macht,  betrogen  werdet,  den  ihr  mit 
Verachtung  und  Hohn  von  euch  stossen, 
und  wohl  auf  euch  Acht  haben  sollt,  dass 
ihr  ihm  nicht  irgend  einen  Wink  der  Er- 
kenntnis gebet.  Aber  wenn  ihr  entdeckt, 
dass  er  ein  treuer  und  echter  Bruder  ist, 
so  habt  ihr  ihn  demgemäss  zu  behandeln; 
und  wenn  er  in  Not  ist,  so  müsst  ihr  ihm 
helfen,  wenn  ihr  könnt,  oder  ihm  sonst 
Anleitung  geben,  wie  ihm  geholfeu  werden 
möge.  Ihr  müsst  ihn  einige  Tage  unter- 
bringen oder  ihm  zu  einer  Unterkunft  be- 
hilflich sein.  Doch  seid  ihr  nicht  verbun- 
den, über  euer  Vermögen  zu  thun-,  nur 
sollt  ihr  einen  armen  Bruder,  der  ein  gu- 
ter und  treuer  Mann  ist,  jedem  andern 
armen  Menschen,  unter  gleichen  Umstän- 
den, vorziehen. 

Schliesslich:  Alle  diese  Vorschriften  habt 
ihr  zu  befolgen,  sowie  auch  alle  jene,  die 
euch  auf  einem  andern  Wege  sollen  mit- 
geteilt werden;  ihr  sollt  brüderliche  Liebe 
üben,  den  Grund-  und  Schlussstein,  den 
Kitt  und  den  Kuhin  dieser  alten  Brüder- 
schaft, und  allen  Hader  und  Zwietracht, 
alles  Verleumden  und  Afterreden  vermei- 
den, noch  andern  gestatten,  irgend  einen 
würdigen  Bruder  zu  verleumden,  sondern 
dessen  Charakter  verteidigen  und  ihm 
alle  gute  Dienste  erzeigen,  soweit  es  mit 
eurer  Ehre  und  Wohlfahrt  besteht,  und 
nicht  weiter.  Und  wenn  einer  von  ihnen 
euch  Unrecht  thut,  so  müsst  ihr  euch  an 
eure  oder  an  seine  eigne  Loge  wenden, 
und  von  da  mögt  ihr  an  die  Grossloge  auf 
der  Vierteliahrversammlung  euch  wenden, 
und  von  da  an  die  jährliche  Grossloge, 
wie  es  das  alte  löbliche  Verfahren  unsrer 
Vorväter  unter  jedem  Volke  gewesen,  nie- 


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154 


Pflichten,  die  Alten. 


mals  einen  Rechtshandel  beginnend,  ausser 
wenn  der  Fall  nicht  ander»  entschieden 
werden  kann,  und  geduldig  dem  achtbaren 
und  freundlichen  Rat  des  Meisters  und 
der  Genossen  Gehör  geben,  wenn  sie  dem 
zuvorkommen  wollen,  das*  ihr  mit  Frem- 
den vor  Gericht  geht,  oder  euch  bewegen, 
den  Rechtsgang  zu  beschleunigen  und  ab- 
zukürzen, damit  ihr  die  Angelegenheit  der 
Maurerei  mit  destomehr  Eifer  und  Erfolg  ■ 
betreiben  mögt.  Was  aber  Bruder  oder 
Genossen  betrifft,  die  miteinander  im  Rechts- 
streit liegen,  so  sollen  der  Meister  und 
die  Brüder  in  freundlicher  Weise  ihre  Ver- 
mittlung autragen,  die  die  streitenden 
Brüder  dankend  annehmen  sollen;  sollte 
sich  indessen  die  Vermittlung  unthunlich 
erweisen,  so  müssen  sie  doch  ihren  Prozess 
oder  Rechtsstreit  weiterführen  ohne  Groll 
und  Erbitterung  (nicht  in  der  gewöhnlichen 
Weise),  und  nichts  sagen  oder  thun,  was 
brüderliche  Liebe  und  die  Erneuerung  und 
Fortsetzung  guterDienste  verhindern  könn- 
te, damit  alle  den  heilsamen  Einfluss  der 
Maurerei  sehen  mögen,  sowie  alle  treuen 
Maurer  gethan  haben  von  Anbeginn  der 
Welt  und  thun  werden  bis  ans  Ende  der 
Zeiten. 

Amen,  so  muss  es  sein! 

III.  Erläuterung.  Vergleicht  man  mit 
dieser  Urkunde  die  alten  Konstitionen,  so 
ergiebt  sich  unverkennbar,  dass  jene  bei 
der  Bearbeitung  dieser  Pflichten  zu  Grunde 
gelegt  worden  sind.  Die  zweite  Ausgabe 
des  Konstitutionenbuchs  (1738),  enthält 
namentlich  in  der  ersten,  zweiten  und 
sechsten  Pflicht  einige  Abweichungen  (Be- 
zugnahme auf  die  grossen  Artikel  Noahs, 
Erwähnung  »christlicher«  Maurer  in  alten 
Zeiten,  Weglassung  der  Stelle  betr.  der  Kir- 
chenverbesserung und  der  Trennung  von 
Rom),  Abweichungen,  auf  die  hier  nicht 
näher  eingegangen  zu  werden  braucht,  da  die 
Grossloge  später  (1756)  die  Fassung  von  1723 
wieder  herstellte.  [Vgl.  R.  Fischer,  I).  A. 
P.  in  Text  und  Erläuterungen  (2.  Aufl.,  Lpz. 
1897).  Begemann,  BZC.  1892,  8.  157  bis 
190.]  Nach  der  Vereinigung  der  beiden 
Londoner  Grosslogen  im  Jahre  1813  wurde 
in  der  neuen  Ausgabe  des  Konstitutionen- 
buchs von  1815  der  Wortlaut  mehrfach 
geändert,  und  diese  Fassung  gilt  in  Eng- 
land bis  heute.  Die  1.  Pflicht  lautet 
jetzt:  »Ein  Maurer  ist  durch  Beine  Berufs- 

E flicht  gehalten,  dem  Sittengesetz  zu  ge- 
orchen;  und  wenn  er  die  Kunst  recht  ver- 
steht, wird  er  nie  ein  thörichter  Gottesleug- 
ner oder  ein  ungläubiger  Freigeist  (resp. 
Wüstling)sein.  Er  sollte  von  allen  Menschen 
am  besten  verstehen,  dass  Gott  nicht  sieht, 
wie  der  Mensch  sieht;  denn  der  Mensch 
schaut  auf  den  äussern  Schein,  aber  Gott 
schaut  ins  Herz.  Ein  Maurer  ist  deshalb 
besonders  gebunden,  niemals  gegen  die 
Vorschriften  seines  Gewissens  zu  handeln. 
Möge  eines  Menschen  Religion  oder  Weise 
der  Gottesverehrung  sein,  welche  sie  wolle, 


er  wird  nicht  vom  Orden  ausgeschlossen, 
vorausgesetzt,  dass  er  an  den  erhabnen 
Baumeister  des  Himmels  und  der  Erde 
glaubt  und  die  geheiligten  Pflichten  der 
Sittlichkeit  Übt.    Maurer  vereinigen  sich 
mit  den  Tugendhaften  jeder  Überzeugung 
in  dem  festen  und  angenehmen  Bande 
brüderlicher   Liebe:  sie  werden  gelehrt, 
die  Verirrungen  des  Menschengeschlechts 
mitleidig  zu  betrachten  und  durch  die  Rein- 
heit ihres  eignen  Verhaltens  den  höhern 
Vorzug  des  Glaubens,  den  sie  bekennen 
mögen,  zu  beweisen  zu  streben.    So  ist 
die  Maurerei    der  Einigungspunkt  zwi- 
schen guten  und  zuverlässigen  Männern 
(good  inen  and  truc)  und  das  glückliche 
■  Mittel,  Freundschaft  zu  knüpfen  zwischen 
j  denen,  die  sonst  in  beständiger  Entfernung 
hätten  bleiben  müssen.«  —  In  der  2.  Pflicht 
wird  die  Aufgabe  des  Maurers,  für  Auf- 
rechterhaltung der  gesetzlichen  Ordnung 
und  die  Förderung  des  Wohls  seines  Lan- 
des jederzeit  einzutreten,  durch  eine  ent- 
sprechende Einschaltung  stärker  betont; 
die  zweite  Hälfte  von  der  Nichtausschlies- 
sung eines  Aufrührers  aus  der  Loge  ist 
ganz  weggelassen  und  dafür  die  Verpflich- 
tung des  Maurers  zu  Frieden,  Harmonie, 
J  Eintracht  und  brüderlicher  Liebe  hervor- 
|  gehoben.  —  Im  2.  Punkt  der  6.  Pflicht  ist 
]  der  Schlusssatz  vou  der  Reformation  und 
I  der  Lossagung  Englands  von  Rom  gestri- 
chen. Ausserdem  sind  hier  und  da  kleine 
Änderungen  und  Zusätze  gemacht,  die 
nicht  angemerkt  zu  werden  brauchen.  An 
den  Abschnitten,  die  aus  den  alten  Kon- 
stitutionen  herübergenommen    sind  und 
sich  auf  Werkmaurerei  beziehen,  ist  spä- 
ter nichts  geändert,  wodurch  die  Grossloge 
i  ihre  Abstammung  von  den  Werkmaurern 
i  dauernd  anerkannte  und  bestätigte,  so  dass 
dieser  Ursprung  über  jeden  Zweifel  erha- 
ben ist.    Die  Unterschiebung  geheimnis- 
voller Andeutungen  verbietet  sich  darnach 
von  selbst. 

IV.  Geltungsbereich.  Dass  die  eng- 
lische Grossloge  die  A.  P.  anerkennt,  ist 
natürlich.  Man  thut  es  aber  jetzt  nach  der 
Fassung  von  1815.  Die  schwedische  Lehr- 
art verwirft  sie,  weil  die  Umstände,  die 
sie  in  England  veranlasst  hatten,  angeblich 
\  nirgends  anders  obwalteten  und  weil  der 
Idee,  dass  die  Freimaurerei  aus  der  Ge- 
werksmaurerei  oder  den  Baukorporationen 
entstanden  sei,  als  den  Urkunden  des  Bun- 
des und  dessen  Geschichte  widersprechend 
habe  entgegen  gewirkt  werden  müssen. 
[Vgl.  Ncttelbladt,  Geschichte  Freimaureri- 
scher Systeme  (Brl.  1879),  S.  31;  BZC.  1874, 
S.  171.1  Ebensowenig  gelten  sie  in  den 
Niederlanden  und  in  Frankreich.  In  Schott- 
land sind  sie  erst  in  neuererZeit  als  »Appen- 
dix IL«  dem  Verfassungsbuch  der  Gro98- 
loge  angehängt  worden,  in  der  Fassung 
von  1815.  In  Irland  ist  1899  die  von  Pen- 
neil 1730  hergestellte  Fassung,  die  sich 
auf  die  von  1723  gründet,  wieder  einge- 


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Pforte  —  Pförtcu 


155 


führt  worden,  nachdem  seit  1751  die  von 
Spratt  nach  der  von  1738  gestalteten  ge- 
golten hatte.  In  Nordamerika  sind  sie  nur 
von  zwei  Grosslogen  (Iowa  und  Texas) 
ausdrücklich  anerkannt.    In  Deutschland 
hat  der  deutsche  Grossmeistertag  (s.d.)  1870 
in  den  «Allgemeinen  Grundsätzen«  erklärt: 
»Die  A.  P.  vom  J.  1723  werden  als  ge- 
schichtliches Denkmal  der  in  England  i. 
J.  1717  umgestalteten  Freimaurerbrüder- 
schaft anerkannt  und  die  darin  enthalte- 
nen Grundsätze  als  massgebend  betrachtet, 
soweit  dieselben  nicht  durch  die  nachfol- 
genden Bestimmungen  abgeändert  werden*. 
Dieser  Beschluss  ist  von  fünf  deutschen 
Groselogen  angenommen  worden.  DieGrosse 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltku- 
geln nahm  diese  »Allg.  Gründsätze«  mit 
Ausnahme  der  auf  die  Religion  bezüglichen 
Bestimmung  ebenfalls  an,  die  Grosse  Loge 
Royal  York  ohne  die  Beziehung  auf  die 
A.  P.,    während   die  Grosse  Landesloge 
in  Berlin,  die  auf  dem  betreffenden  Gross- 
meistertag nicht  vertreten  war,  dem  ganzen 
Beschluss  sich  ablehnend  gegenüberstellte. 
In  das  Statut  des  Deutschen  Grosslogen- 
bundes (s.  d.)  ist  eine  ähnliche  Bestimmung 
später  nicht  aufgenommen  worden.  Aus- 
drücklich anerkannt  in  ihrer  Gesetzgebung 
haben  die  A.  P.  die  Grosso  Loge  von  Ham- 
burg, die  Grosse  Mutterloge  des  Eklekti- 
schen Freimaurerbundes  und  die  Grosse 
Freimaurerloge  Zur  Eintracht.  In  den  Ver- 
fassungen vieler  Logen,  z.  B.  von  Hamburg 
(Brudertreue  an  der  Elbe),  Leipzig(Apollo\ 
Wolfenbüttel  und  Zwickau,  sind  die  A.  P. 
wörtlich  als  Anhang  abgedruckt.  —V.  Über 
die  Bedeutung  der  A.  P.  für  die  Gegen- 
wart gehen  die  Ansichten  auseinander. 
Im  allgemeinen  darf  man  sagen,  dass  die 
A.  P.  als  älteste  Grundlage  der  symbo- 
lischen Freimaurerei  auch  jetzt  noch  von 
hoher  geschichtlicher  Bedeutung  und  für 
sie  deren  Grundsätze  soweit  massgebend 
geblieben  sind,  als  sie  in  der  Gesetzgebung 
der  einzelnen  Logen  organisch  aufgenom- 
men erscheinen.   Im  Geist  wird  man  sich 
immer  auf  sie  zurückbeziehen,  soweit  er 
mit  den  Anschauungen  der  fortgeschrittnen 
Zeit  vereinbar  ist,  und  deshalb  ist  ihre 
Kenntnis  noch  heute  von  Wichtigkeit.  [Vgl. 
Bbl.  1887,  8.  45.    Mittheilungen  aus  dem 
Verein    deutscher    Freimaurer    1887  88, 
S.  22.]  Den  einzigen  Streitpunkt,  um  den 
sich  die  ganze  Frage  der  Anerkennung 
dreht,  bildet  die  1.  Pflicht  von  der  Re- 
ligion, die  die  noch  immer  bestehende 
Trennung  zwischen  der  s.  g.  christlichen 
und  Human iiätsmaurererei  begründet,  in- 
sofern die  Worte  in  der  6.  Pflicht,  wo  von 
der  allgemeinen  (catholic)  Religion  die 
Rede  ist  in  Verbindung  mit  der  veränder- 
ten Fassung  der  ersten  Pflicht  v.  J.  1738, 
wo  davon  gesprochen  wird,  dass  in  »alten 
Zeiten  die  christlichen  Maurer  die  Pflicht 
hatten,  nach  den  christlichen  Gebräuchen 
jedes  Landes  sich  zu  richten,  wenn  sie 


reisten  oder  wanderten«,  auf  den  christ- 
lichen Charakter  der  Freimaurerei  gedeu- 
tet werden.  [Weiteres  hierüber  s.  unter 
Humanitätsprinzip  und  Religion.  Im 
übrigen  vgl.  Bh.  1874,  S.  370  (Rückkehr 
zu  den  A.  P.K  Geidel,  Die  A.  P.  in  12 
Sinnsprüchen  (1885).]  —  VI.  Uberset- 
zungen der  A.  P.  ins  Deutsche  sind  er- 
schienen: zuerst  1741  von  J.  Kuenen  (s.  d.) 
in  der  Übersetzung  der  2.  Ausg.  des  Konsti- 
tutionenbuchs (1738)  unterm  Titel:  »Neues 
Constitutionen-Buch  der  Alten  und  Ehrw. 
Brüderschaft  der  Frev- Maurer  u.  s.  w.« 
(Frkf.  a.  M.,  2.-4.  Aufl.  1743,  1762  uud 
1784),  ferner  nach  der  Ausgabe  von  1723 
in  Hamburg  1806  von  F.  K.  J.  Prätorius 
unter  Mitwirkung  von  F.  L.  Schröder 
und  F.  L.  W.  Meyer  in  der  Schrift:  »Die 
Constitutionen  der  Frci-Maurer,  welche  die 
Geschichte,  Vorschriften,  Anordnungen 
u.  s.  w.  dieser  sehr  alten  und  ehrw.  Brüder- 
schaft enthalten«;  von  Wilh.  Keller  (Lpzg. 
1871)  in  »Geschichte,  Pflichten  und  Ver- 
ordnungen der  ältesten  Grosslogc  auf  Be- 
fehl und  mit  Genehmigung  derselben  her- 
ausgegeben von  Jacob  Anderson  1723« 
(auch  abgedruckt  in  L.  XXVIII,  als  An- 
hang; und  Triangel  1872,  S.  60).  Eine 
Übersetzung  nach  dem  Konstitutionenbuch 
von  1756  ist  in  Zd.  1849,  S.  133  zu  fin- 
den. Ein  Antrag  auf  eine  gleichmässige 
Übersetzung  der  A.  P.  für  alle  deutschen 
Logen  durch  den  Deutschen  Grosslogen- 
bund wurde  Bh.  1878,  S.  Iii  gestellt,  doch 
ohne  Erfolg.  [Vgl.  auch  Konstitutionen- 
buch, oben  I,  562.  Bh.  1878,  S.  111,  139. 
FZ.  1880,  Nr.  13.] 

Pforte,  Joh.  Christ.  Aug.  von  der, 
Hauptmann  in  zerbstseben  Diensten,  geb. 
9.  Sept.  1787  in  Thüringen,  gest.  im  Winter 
1781/82,  wurde  18.  Sept.  1760  bei  der  Mili- 
lärloge  Parfaite  union  in  Magdeburg  auf- 
genommen, 19.  Febr.  1761  Maitre  parfait 
ou  eeossais  de  Berlin  et  Chevalier  de  St.- 
Andrt5,  kam  1763  nach  Ludwigsburg,  ging 
als  Abgeordneter  seines  Rosaschen  Kapi- 
tels im  März  1764  nach  Jena  und  Alten- 
berge, erlangte  die  Rittergrade  Johnsons 
und  war  Augenzeuge  der  dortigen  Kata- 
strophe, wurde  vom  Baron  v.  Hund  als 
Heermeister  zum  Ritter  20.,  31.  Mai  1764  ge- 
schlagen, war  1775  Mitglied  einer  (sonst 
unbekannten)  Loge  Zur  goldnen  Kelle  in 
Kelbra  und  stiftete  11.  Dez.  1779  aus  eigner 
Macht  die  Loge  Minerva  zu  den  drei  Pfei- 
lern in  Jever,  die  er  1780  in  die  vom 
Bremer  Kapitel  Neumond  abhängige  De- 
putationsloge Zum  silbernen  fccnlüssel 
verwandelte.  Er  war  deren  Meister  bis  zu 
seinem  Tode.  Er  hinterliess  einen  authen- 
tischen Bericht  über  den  Vorgang  in  Alten- 
berge, der  in  Merzdorf,  Geschichte  der 
Freimaurerlogen  im  Herzogthum  Olden- 
burg (Oldenburg  1852)  abgedruckt  ist. 
[Vgl.  auch  ebenda».,  S.  108-114.  HZC. 
Nr.  129,  8.  79.] 

Pforten  (Dorf  in  der  Niederlausitz,  nahe 


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156 


Pforzheim  —  Philalethen. 


dem  Rittergut  Kohlo,  da«  dem  Grafen  ! 
Aloys  v.  Brühl  gehörte).   Hier  wurde  von 
schottischen  Meistern  der  strikten  Obser-  j 
vanz  1772  eine  Tabakmanufaktur  errichtet. 
Zur  Besprechung  eines  geplanten  Kon- 
vents der  strikten  Observanz,  hatten  sich 
1771  in  Kohlo  Berliner  und  sächsische 
Abgeordnete  des  Ordens  versammelt.  Um 
nicht  aufzufallen,  wurde  zunächst  vor- 
gegeben, die  vielen  Personen  seien  er- 
schienen, um  Anstalten  zu  treffen,  den  in 
1\  betriebnen  Tabak-  und  Seidenbau  zu 
heben.    Das  Dresdner  Direktorium  des 
Ordens  nahm  die  Sache  wirklich  in  die 
Hand,  um  einesteils  der  Regierung,  die 
den  Tabakbau    in  Sachsen   zu  fördern 
eifrig  bestrebt  war,  entgegen  zu  kommen, 
andern  teils  aber,  umw  durch  das  Unter- 
nehmen den  sogen.  Ökonomischen  Plan 
(s.  d.)  zu  fördern,  d.  h.  den  Obern  Pfrün- 
den zu  schaffen.    Es  wurden  Versuche  an- 
gestellt,  und  alsdann  gelangten  Anteil- 
scheine zu  50  Thalern  zur  Ausgabe,  die 
von    den    schottischen   Mitgliedern  der 
Logen  Zu  den  drei  Schwertern  in  Dres- 
den, Minerva  in  Leipzig,  der  Görlitzer  j 
und  einer  Berliner  Loge  entnommen  wur- 
den.   Als  Leiter  des  Unternehmens  wurde 
ein  Hamburger  Kaufmann,  Brüning,  an- 
gestellt.   So  entstand   1772  die  Rauch- 
tabakfabrik in  P.    Die  Fabrik  kam  nicht 
vorwärts,  der  Leiter  war  ein  Betrüger,  und  I 
nachdem  2066  Thaler  verbraucht  waren, 
musste  1773  eine  Änderung  eintreten.  Man 
kaufte  in  Dresden  die  sogen.  Mahlersche  i 
Tabakstampfe,  stellte  einen  neuen  Faktor 
an  und  fertigte  Schnupftabak.    Auch  die- 
ses Unternehmen  brachte  nichts,  und  so 
sehlief  es  1775  ein,  nachdem  die  Mitglie- 
der bedeutende  weitere  Zuschüsse  hatten 
leisten  müssen.     Mit  der  Seidenraupen- 
zucht wurden  ebenfalls  Versuche  gemacht; 
die  Erfolge  fielen  aber  völlig  ungünstig 
aus.    An  der  Spitze  der  Tabakgeaellschaft 
standen  v.  Heynitz  (s.  d.),  v.  Brüggen,  v. 
Ferber      d.),  v.  Schleinitz,  v.  Gersdorf 
(s.d.),  Jahn,  Thilo,  Hess;  der  Sekretär 
des  Grafen  v.  Brühl,  Licht,  führte  den 
Briefwechsel.   [Vgl.  FZ.  1883,  S.  193.] 

Pforzheim  (Stadt  im  Grossherzogtum 
Baden,  33345  E.).  Hier  besteht  unter  der 
Gros*loge  Zur  Sonne  eine  Loge  Reuen - 
lin,  gegr.  5.  April  1864,  eingew.  15.  Okt. 
1S65,  als  »Aktiengesellschaft  Reuchlin« 
1893  in  das  Handelsregister  eingetragen. 
Mitgliederzahl  (1899):  70.  Vers.  Diens- 
tags, Ferien:  August  und  September. 
Eignes  Logenhaus:  Werderstr.  23,  eingew. 
29.  Nov.  1897.  Hausgesetze  vom  J.  1894. 
Milde  Stiftungen:  a)  Unterstützungskasse, 
gegr.  Sept.  1898,  zur  Unterstützung  in  Not 
geratner  Mitglieder  der  Loge  und  deren 
Angehörigen;  b)  Schwesternkranz  Reuchlin 
zur  Unterstützung  Armer  mit  selbstgefer- 
tigten Kleidungsstücken.  Auf  die  Ein- 
weihung des  Logenhauses  ist  1897  eino 
Denkmünze  geprägt  worden  (HMW.  Nr.  144). 


[Vgl.  Bh.  1865,  S.  353.  HZC.  1898  99» 
S.  5.] 

Pfuscher  (engl,  cowans)  werden  bei  den 
Handwerkern  und  Künstlern  diejenigen 
genannt,  die  ohne  regelrechte  und  gründ- 
liche Erlernung  ein  Handwerk  oder  eine 
Kunst  betreiben,  daher  auch  höchst  un- 
vollständige und  mangelhafte  Werke  zu 
stände  bringen.  Von  dem  Maurerhandwerk 
ist  dieser  Ausdruck  auch  in  das  englische 
Konstitutionenbuch  (s.  d.)  übergegangen, 
indem  man  mit  diesem  Namen  diejenigen 
bezeichnete,  die  fälschlich  vorgeben,  Frei- 
maurer zu  sein.  Die  neuesten  Ausgaben 
des  englischen  Konstitutionenbuchs  wie- 
derholen wörtlich  das  in  der  ersten  Aus- 
gabe von  1723  enthaltne  Grundgesetz, 
über  das  Krause  [Kunsturkunden,  Bd. 
2',  Abt.  1,  S.  214J  bemerkt:  »Eine  Vor- 
schrift, welche  das  reinmenschliche  Ge- 
fühl im  Innersten  beleidigt«.  In  der  Aus- 
gabe von  1738  heisst  es  sodann  am  Schluss 
des  5.  Grundgesetzes:  »Freie  und  ange- 
nommne  Maurer  sollen  P.  nicht  gestatten, 
mit  ihnen  zu  arbeiten;  noch  sollen  sie 
sich  ohne  dringende  Not  von  P.  brauchen 
lassen;  und  selbst  in  diesem  Falle  dürfen 
sie  P.  nicht  unterweisen,  sondern  müssen 
eine  abgesonderte  Zusammenkunft  halten.« 

Phainotelete  (Socield)  nannte  sich  eine 
1840  in  Paris  entstandne  Gesellschaft,  zu- 
sammengesetzt aus  den  Mitgliedern  aller 
verschiednen  freimaurerischen  Lehrarten, 
die  ohne  jegliche  Einweihung  Kenntnis 
der  verschiednen  Mysterien  verbreiten 
wollte.    [Vgl.  Globe,  1840,  S.  333.] 

Philadelphia.  I.  So  wurde  eine  zu  Nar- 
bonne  errichtete  Loge  genannt,  in  der  der 
Rite  de  Narbonne  (s.  Narbonne),  auch  Rite 
primitif  (s.  d.),  seinen  Sitz  hatte.  Dieser 
Ritus  beruhte  auf  dem  wissenschaftlichen 
Studium  der  Maurerei,  und  daher  sind 
die  Klassen  dieser  Lehrart  nicht  als  höhere 
Grade,  sondern  als  Erkenntnisstufen  zu 
betrachten.  [Vgl.  Thorv,  Histoire  du  Grand 
Orient,  S.  194—196;  *Ragon,  Orthodoxie 
maconnique,  S.  154;  Clavel,  Histoire  pit- 
toresque,  S.  171;  Kloss,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  270.]  — 
II.  Eine  andre  Gesellschaft  dieses  Namens 
wird  in  der  von  Charl.  Nodier  (s.  d.)  oder 
vielmehr  von  Lerouge  (s.  d.)  heraus- 
gegebnen Histoire  des  sociltes  secretes  de 
Parm6e  etc.  (Paris  1815)  erwähnt.  Die 
ganze  Sache  wird  aber  als  Erfindung  ge- 
kennzeichnet. [Vgl. L. XXVIII,  105.  Taute, 
Maurerische  Bücherkunde  (Lpz.  1886),  Nr. 
893.1 

Philadelphia  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
Pennsylvanien,  [1896]  1350000  E.).  Hier 
bestehen  unter  der  einheimischen  Gross- 
loge zwei  deutsche  Logen:  1)  Hermann 
Nr.  125,  gegr.  27.  Dez.  1810.  Vers.  2. 
Mittwoch  im  Masonic  Temple.  2)  Hum- 
boldt Nr.  359,  gegr.  27.  Dez.  1865.  Vers, 
i  4.  Donnerstag  im  Maurertempel. 

Fhilaletheo.  Les  philalethes  oder  Cher- 


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Philanthropen  —  Philippin» 


157 


cheurs  de  la  verite"  nannte  sich  das 
1773  im  Schosse  der  23.  April  1771  ge- 
gründeten Pariser  Loge  Lea  amis  rlunis 
entBtandne  eigentümliche  System.  Die  12 
Klassen  begannen  mit  denen  des  Lehr- 
lings, Gesellen  und  Meisters  und  gipfelten 
in  dem  des  P.  oder  Meisters  aller  Grade, 
es  wurde  im  Ganzen  als  Ordre  divin  be- 
zeichnet. Der  Zweck  war  ein  mystisch- 
moralischer, wodurch  es  sich  den  Martinisten 
(s.d.)  näherte,  und  ein  wissenschaftlicher, 
wodurch  es  mit  den  deutschen  Erkennt- 
nisstufen grosse  Ähnlichkeit  hatte.  Nach 
dem  Almanac  maconnique  de  la  Loge  des 
amis  reunia  1782  hingen  damals  20  Logen 
in  Frankreich  und  auswärts  diesem  System 
an,  das  dadurch  das  meiste  Aufsehen  er- 
regte, dass  ea  zwei  Konvente  ausschrieb. 
(W.  J.  II  (1785),  8.  195—217.)  Um  sich 
die  Kenntnisse  der  Maurer  aller  Länder 
und  aller  Systeme  anzueignen  und  zu  er- 
gründen, worin  die  maurerische  Wissen- 
schaft bestehe,  luden  die  P.  im  August 

1784  zu  einem  Konvent  auf  den  15.  Febr. 

1785  nach  Paris  ein  und  legten  10  Fragen 
zur  Beantwortung  vor.  Unter  den  128 
Eingeladnen  befanden  sich  nur  28  P.  Her- 
zog Ferdinand  v.  Braunschweig  («.  d.),  St.- 
Martin  fs.  d.)  und  Mesmer  (s.  df.)  versagten 
ihre  Teilnahme.  Cagliostro  (s.  d.)  verlangte 
die  Verbrennung  des  philalethischen  Ar- 
chivs; unter  dieser  Bedingung  wollte  er 
sie  durch  die  Sinne  Gott,  den  Menschen 
und  die  zwischen  beiden  stehenden  er- 
schafften  geistigen  Wesen  kennen  lehren; 
zu  dieser  Wissenschaft  biete  die  wahre 
Maurerei  die  Symbole  dar  und  deute  den 
Weg  an.  In  der  Beratung  und  durch 
die  Abstimmung  über  die  10  Vorlagen 
wurde  zugestanden,  dass  es  eise  maure- 
rische Wissenschaft  gebe,  aber  auch  auf 
die  hermetischen  Wissenschaften  und  auf 
christliche  Theosophie  als  Urquell  des  Ge- 
suchten, ja  selbst  auf  Magie  hingewiesen. 
Der  Konvent,  der  unter  dem  Vorsitz 
von  Savalette  de  Langes,  der  Seele  des 
philaletischen  Systems,  verhandelt  hatte, 
wurde  am  26.  Mai  geschlossen.  Ein  zweiter 
Konvent  wurde  vom  8.  März  bis  26.  Mai 
1787  abgehalten.  Zu  diesem  waren  13 
neue  Vorlagen  ausgesandt  worden,  die 
bewiesen,  dass  man  damals  in  Paris  Theo- 
sophie,  Alchemie,  Kabbala  und  göttlicho 
Magie  für  wirklich  bestehende  Wissen- 
schaften hielt  und  die  Sinnbilder,  Hiero- 
glyphen, religiösen  Zeremonien  und  Ge- 
bräuche der  verschiednen  Gesellschaften, 
durch  welche  die  Geheimnisse  gewandert 
seien,  als  wesentliche  Bestandteile  und 
Hilfsmittel  bezeichnete.  Bode  (s.  d.)  hatte 
in  einer  ausführlichen  Abhandlung  »Essai 
sur  l'origine  de  la  Franche-maconnerie« 
auf  die  dahinter  steckenden  Jesuiten  auf- 
merksam gemacht,  Landgraf  Christian  von 
Hessen-Darmstadt  (s.  d.)  einen  lichtvollen 
Plan  zu  einer  Reform  der  Maurerei  und 
v.  Ditfurth  (s.  d.)  eine  energische  Antwort 


gesandt.  Alles  vergebens.  Was  man  früher 
hätte  thun  sollen,  das  that  man  jetzt,  aber 
zu  spät:  man  richtete  seine  Augen  auf 
England.  Damit  hatte  sich  die  Kraft  der 
Loge  Les  amis  reunis  erschöpft  [Avis  & 
tous  les  Freres  de  la  R.  L.  des  Amis 
Reunis.  Extrait  du  dernier  bureau  d'ad- 
ministration  et  de  l'assemblec  generale  du 
11.  Juillet  1797J,  und  im  Sturme  der  Re- 
volution ging  sie  völlig  zu  Grunde.  Von 
ihren  zerstreuten  Büchern,  Handschriften 
und  Konventsakten  wurden  1806  die  selt- 
nen mystischen  Bücher  wieder  entdeckt 
und  für  die  Mere-Loge  ecossaise  du  Rite 
philosophique  angekauft.  [Vgl.  Thory, 
Histoire  du  Grand  Orient  de  France,  S. 
191—194;  Clavel,  Histoire  pittoresque,  S. 
170;  Ragon,  Orthodoxie  maconnique,  S. 
153,  154—159;  Kloss,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Frankreich,  I,  263 — 265,  312 
bis  315;  Rebold,  Histoire  des  trois  grandes 
loges  (1864),  S.  74,  79;  Findel,  Geschichte 
der  Freimaurerei,  II,  89;  Lachmann, 
Geschichte  und  Gebräuche  der  Hochgrade 
(Braunschweig  1866),  S.  104;  L.  XXVIII, 
105.  Die  von  den  P.  ausgegangnen  Schrif- 
ten s.  in  Kloss,  Bibl.  Nr.  4380  -4392.] 

Philanthropen.  Diese  von  Dinaux,  II, 
137,  erwähnte  Gesellschaft  hat  mit  der  in 
Deutschland  bestandnen  der  wahren  Men- 
schenfreunde und  wahren  Patrioten  nichts 
zu  thun.  Sie  war  selbständig  und  den 
noch  vorhandnen  Satzungen  nach  1782  er- 
richtet. Darnach  war  die  Philanthropie  eine 
Familie  aufgeklärter,  tugendhafter  Bürger, 
die  sich  zur  Menschenliebe  vereinigt  hatten. 
Sie  suchte  sich  praktisch  nützlich  zu  machen. 
Deshalb  bildete  das  Woblthun  die  Grund- 
lage der  Ph.,  und  alle  menschlichen  Wissen- 
schaften und  Kenntnisse,  die  den  Menschen 
trösten  und  aufrichten  können,  gehörten  in 
ihr  Bereich.  Die  schönen  Künste  und 
Wissenschaften  dienten  zur  Erreichung  und 
zum  Schmuck  der  Arbeiten  und  zur  Ver- 
mehrung des  Interesses.  Die  Gesetze  um- 
fassen 80  Artikel  und  sind  abgedruckt  L. 
XXVIII,  105. 

Phllippia,  Jules,  Staatsrat  von  Neu- 
chätel,  geb.  1818  in  Locle,  gest.  15.  Dez. 
1882,  war  eines  der  einHussreichsten  Mit- 
glieder des  Grossen  Rats  der  Schweiz,  in 
dem  er  wiederholt  die  Stelle  des  Präsi- 
denten bekleidete.  Daneben  errichtete  er 
ein  Advokatur -Büreau,  wurde  1855  Ge- 
neralsekretär der  Franco-Suisse-Eisenbahn- 
gesellschaft  und  endlich  1865  Direktor  der 
Suisse-Occidentale.  1875  legte  er  diese 
Stelle  nieder  und  trat  in  den  Staatsrat  von 
Neuch&tel,  dessen  mehrmaliger  Präsident 
er  war.  1856  kam  er  in  die  Bundesver- 
sammlung als  Mitglied  des  Ständerats. 
1860  in  den  Nationalrat,  der  ihn  1866  und 
1868  zu  seinem  Präsidenten  ernannte.  Auch 
als  Militär  leistete  er  der  Eidgenossen- 
schaft hervorragende  Dienste.  —  P.  war 
Mitglied  der  Loge  La  bonne  harmonie  in 
Neuch&tel  und  hat  in  den  Versammlungen 


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158 


Philippinen  —  Philosophie  der  Freimaurerei. 


der  Grossloge  Alpina  namentlich  für  Ab- 
schaffung des  Kriegs  gesprocheu.  [Vgl. 
Bh.  1883,  S.  26.  Taute,  Maurcrische Bucher- 
kunde (Lpz.  1886),  Nr.  1612.] 

Philippinen  (nordamerikanische  Insel- 
gruppe im  Indischen  Archipel).  Hier 
stiftete  der  Grande  Oriente  Nacional  de 
Espana  zwei  Logen  in  Manila  1870  und 
in  Cavite  1894.  Ferner  errichtete  der 
Grande  Oriente  de  Espana  vier  Logen  in  ' 
Manila  (Nr.  25,  144,  203,  204).  Ob  sie  die 
neuerlichen  Kriegswirren  überstanden 
haben,  ist  nicht  bekannt.  Unter  der  spa- 
nischen Herrschaft  konnten  diese  Logen 
nur  insgeheim  Versammlungen  abhalten, 
da  ein  philippinisches  Gesetz  keinen  Frei- 
maurer auf  dem  ganzen  Archipel  duldete 
und  der  Gouverneur  Alaminos  ein  Aus- 
weisungsdekret gegen  die  Freimaurer  er- 
lassen hatte.  Die  Logen  hatten  auch  Ein- 
geborene (Tagalen)  aufgenommen,  was 
diese  jedoch  dazu  benutzten ,  um  eigne 
Logen  zu  gründen  und-  darin  politische 
Zwecke  zu  verfolgen.  [Vgl.  Alpina  1900, 
8. 109.  L.  1898,  8.  175;  1899,  S.  80;  1900, 
8.  160.] 

PailochorSlten  (L'ordre  des  Philo- 
chor&tes  ou  Amants  du  plaisir).  Diese 
geheime  Verbindung  von  Männern  und 
Frauen  wurde  Ende  1808  von  einigen 
jungen  französischen  Offizieren  im  Lager 
vor  Orense,  der  Hauptstadt  in  der  spani- 
schen Provinz  Galizien,  gegründet  und 
nachher  in  Frankreich  eingeführt  und  mit 
der  spanischen  Armee  auch  nach  andern 
Teilen  Europas  verbreitet.  Seit  1814  ist 
diese  Genossenschaft  erloschen.  Sie  war 
eine  Art  Adoptiousmaurerei  (s.  d.)  mit  Ini- 
tiationen und  Mysterien.  Die  Logen  führ- 
ten den  Namen  Zirkel.  Jeder  Ritter  hatte 
einen  besonderu  Namen.  Die  Aufnahme- 
gebräuche ähnelten  denen  der  sogenannten 
Liebeshöfe  (Cours  d'amour)  und  den  Ge- 
bräuchen der  Chevalierie.  [Vgl.  Thory, 
Histoire  du  Grand  Orient,  8.  385— 389; 
Clavel,  Histoire  pittoresque  de  la  Franc- 
Macon,  8.  116;  Kloas,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  529.  L. 
XXVHI,  110.]  Nach  neuern  Forschungen 
ist  es  kein  androgvner  Orden  gewesen, 
sondern  war  eine  einfache  Tanzgesellschaft. 
(Vgl.  L.  XXVHI,  106.] 

Philosophen,  Unbekannte  (Ordre  des 
philosophes  inconnus  en  deux  grades  oder 
Ordre  des  juges  philosophes  inconnus)  war 
eine  maurerische  Sekte,  die  zu  dem  tem- 
piarisch -jesuitischen  System  gehörte;  es 
ist  aber  dem  Zwecke  nach  vollständig  un- 
maurerisch,  wenngleich  sich  das  Ritual 
in  maurerischen  Formen  bewegt.  Das 
Bijou  ist  ein  Dolch,  die  Arbeit  die  Rache. 
[Vgl.  darüber  Ragon,  Orthodoxie  macon- 
nique,  S.  378—441,  der  sich  ausführlich 
über  diese  Sekte  auslädst.] 

Philosophengrad,  ».  Melesino. 

Philosophie  der  Freimaurerei.  Die  Frei- 
maurerei als  eine  in  der  Bildungsgeschichte 


derMenschhcit  hervortretende  und  in  ihr  sich 
fortbewegende  Idee  kann  zum  Gegenstand 
rein  philosophischer  Untersuchung  ihrer 
Grunagedanken  gemacht  werden.  Diese 
Seite  der  Freimaurerei  ist  nicht  immer 
mit  der  nötigen  Rücksicht  auf  ihren  posi- 
tiven Inhalt  behandelt  worden.    Man  hat, 
am  häufigsten  unter  dem  Einfluss  von 
Zeitströmungen,  philosophische  Ansichten 
Über  das  Wesen  der  Freimaurerei  aufge- 
stellt, die  in  deren  Formen  einen  teilweise 
wesentlich  andern  Inhalt  hineinlegten  oder 
als  in  ihnen  liegend  annahmen,  als  wirk- 
lich der  Fall  ist.  Ja  es  führte  dies  selbst 
zu  positiven  Gestaltungen,   die  in  den 
Formen  der  Freimaurerei  auftraten  und 
sich  praktisch  geltend  machten,  somit  zu  be- 
soudern  sogenannten  freimaurerischen  Lehr- 
arten, die  aber  von  der  wahren  Freimaurerei 
in  demselben  Grade  verschieden  waren,  in 
dem  sie  sich  von  den  positiven  Grund- 
sätzen entfernten.  In  der  neuern  Zeit  sind 
dergleichen  Erscheinungen  nur,  soviel  be- 
kannt geworden  ist,  in  Italien  und  in 
Frankreich  hervorgetreten;  namentlich  in 
erste  rem  Lande  verquickte  man  die  Freimau- 
rerei mit  politischen  Zwecken.  —  I.  Eigent- 
lich philosophische  Erörterungen  findet 
man  nur  bei  deutschen  Schriftstellern.  Der 
erste  ist  Lessing  (s.d.).  Seine  Äusserungen 
über  das  Wesen  der  Freimaurerei  haben 
indes  mehr  den  Zweck,,  die  soziale  Be- 
rechtigung des  Frei  mau  rerb  und  es  darzu- 
thun,  und  gehen  nicht  darauf  hinaus,  das 
Ganze  der  Freimaurerei  selbst  unter  be- 
stimmten philosophischen  Gesichtspunkten 
zu  erfassen.     Das  Charakteristische  der 
Lessingschen  Auffassung  ist,  dass  er  die 
praktische  Bedeutung  der  Freimaurerei  zum 
Ausgangspunkt  nahm  und  von   ihr  auf 
den  sittlich  idealen  Gedanken  zurückging. 
Indem  er  unterliess,  auf  die  bestimmte 
Abgrenzung  dieses  Gedankenkreises  gegen 
die  Kreise   andrer  sittlicher  Ideen  der 
Menschheit  einzugehen,  vermied  er  zu- 
gleich Klippen,  die  manchen  spätem  For- 
schern gefährlich  wurden.  Inq.es  ist  seine 
Ansicht  von  der  Freimaurerei,  wenngleich 
in  klassisch -schöner  Weise,  in  den  be- 
rühmten «Gesprächen  zwischen  Ernst  und 
Falk«  dargelegt,  doch  nur  mehr  in  Um- 
rissen augedeutet,  als  eingehend  entfaltet. 
—  Bestimmter,  in  geschlossner  philoso- 
phischer Entwicklung  geschah  dies  von 
Fichte  (s.  d ).    Auch  er  nimmt  die  prak- 
tische Bedeutung  der  Freimaurerei  zum 
Ausgangspunkt  und  setzt  diesen  unmittel- 
bar  mit   dem  höchsten  Endzweck  der 
Menschheit  in  Beziehung.    Auf  diesem 
Wege  gelangt  er  zu  der  Aufgabe  der  Frei- 
maurerei, die  er  in  einer  auf  bestimmte 
kleinere  Kreise  notwendig  beschränkten 
Förderung  jenes  Endzwecks  zusammenfaßt  . 
Man  darf  es  als  das  Hauptverdienst  Fichtes 
bezeichnen,  sowohl  den  allgemeinen  An- 
knüpfungspunkt zwischen  der  Freimaurerei 
und  andern  Erscheinungen  der  sittlichen 


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Philosophie  der  Freimaurerei. 


159 


Kultur  der  Menschheit  mit  innerer  Be- 
stimmtheit festgestellt,  als  auch  zuerst  es 
unternommen   zu  haben,   die  sittlichen 
Ideen  der  letztern  in  ein  gewisses  inneres, 
und  zwar  gleichfalls  genau  begrenztes 
Verhältnis  zur  Idee  der  Freimaurerei  zu 
bringen.  Seine  scharfsinnige,  aber  freilich 
immerhin  etwas  künstlich  zugespitzte  Dar- 
legung, dass  der  Freimaurerbund  die  Auf- 
gabe habe,  die  einseitige  Standesbildung 
in   eine  allgemein  menschliche  zu  ver- 
wandeln, fand  in  Fessler  (s.  d.)  den  näch- 
sten Widerspruch.    Dieser,  der  die  Unter- 
scheidung zwischen  Freimaurerei  und  Frci- 
maurerbrüderschaft  vorerst  betonte,  er- 
blickte in  jener  »eine  Schule  der  Ver- 
nunft und  der  Sittlichkeit,  in  welcher  sich 
die  Geweihten  zum  Zweck  der  Menschheit 
uud  der  Menschlichkeit,  d.  i.  zur  reinen 
sittlichen  Güte  und  Glückseligkeit  bilden«. 
Er  gelangte  auf  diesem  Wege  zu  einer 
Verallgemeinerung   der   Idee   der  Frei- 
maurerei, die  eine  der  praktischen  Auf- 
gaben des  Bundes  nicht  ganz  entsprechende, 
zu  ideale  Auffassung  bot.  —  Das  letztere 
war  allerdings  nicht  minder  der  Fall  bei 
Krause  (s.d.),  nur  dass  dieser  sein  Ideal 
des  Freimaurerbundes,  den  von  ihm  so- 
genannten Menschheitsbund,  mit  seinem 
ganzen  wissenschaftlich  streng  durchge- 
führten philosophischen  System  in  innern 
Einklang  setzte..  Indem  er  den  Freimaurer- 
bund als  einen  wesentlichen  Bestandteil 
des  von  ihm  entwickelten  Organismus  des 
Menschheitlebens  hiustellte,  verlieh  er  da- 
mit  dieser   Idealisierung   zugleich  den 
schärfsten,  nicht  leicht  zu  überbietenden 
Ausdruck.  —  In  der  That  finden  wir  auch 
seitdem  bis  auf  unsre  Zeit  herab  keine 
erneuten  Versuche  einer  tiefern  philoso- 
phischen Begründung  der  Idee  der  Frei- 
maurerei.  So  bedeutende  Fortschritte  die 
wissenschaftliche   Auffassung    der  Frei- 
maurerei nach  der  geschichtlichen  Seite 
hin  in  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts gemacht  hat,  so  sehr  haben  alle 
andern  für  diese  thätig  gewesnen  geistigen 
Kräfte  sich  nur  der  Charakterisierung  und 
mannigfaltigsten  Ausgestaltung  ihrer  prak- 
tischen sittlichen  Seite  zugewendet.  Erst 
ein  Jüngerer  Philosoph,  Seydel  (s.  d.), 
hat  in  seinen  »Beden  über  Freimaurerei 
an  denkende  Nicht-Maurer*  wiederum  es 
unternommen,  die  Idee  des  Bundes  mit 
der  allgemeinen  Aufgabe  der  Menschheit 
in  eine  ethisch-soziale  innere  Verbindung 
zu  setzen,  die  er  in  eingehender  Weise 
psychologisch  darlegt.    Auch  er  gelangt 
zu  einer  Auffassung  des  Freimaurerbundes 
als  »Bundes  der  Bünde«   und  stellt  als 
Grundgedanken  den  der  Erziehung  von 
innen  heraus,  eines  auf  »die  innerste  Inner- 
lichkeit (den  Urtrieb)«  gerichteten  Stre- 
bens hin.    (Beden,  S.  209.)  —  II.  Dass 
die  Idee  der  Freimaurerei  an  sich  mit  dem 
sittlichen  Endzweck  der  Menschheit  zu- 
sammenfalle, ist  eine  Wahrheit,  die,  wenn 


auch  in  verschiedner  Weise  ausgesprochen, 
doch  allen  obgedachten  Darlegungen  zu 
Grunde  liegt.    Es  ist  dies  auch  in  der 
That  kein  Resultat  philosophischer  Ent- 
wicklung, sondern  das  Ergebnis  einer  ganz 
einfachen,  unbefangnen  Prüfung  der  mau- 
rerischen Grundgesetze.    Die  Aufgabe  für 
j  eine  philosophische  Untersuchung  beginnt 
i  erst  mit  der  Frage :  inwiefern  kann  es  der 
i  Zweck  eines  besonderu  Bundes  sein,  den 
sittlichen  Endzweck  der  Menschheit  su 
erstreben?    Es  liegt  nahe,  dass  man  mit 
dieser  Frage  sofort  an  die  andre  über 
das  Verhältnis  der  Freimaurerei  zur  Reli- 
gion kommt,  dass  es  niemandem  zweifel- 
haft sein  wird,  dass  die  Religion  (wenig- 
stens die  aller  Kulturvölker)  jenen  End- 
zweck in  sich  begreift.    Man  wird  daher 
prüfen  müssen,  wenn  beider  Endzwecke 
1  dieselben  sind,  ob  nicht  die  Existenz  des 
Freimaurerbundes  sich  selbst  widerspricht 
oder  ob  sie  gerechtfertigt  sei.  Ersteres 
würde  nur  der  Fall  sein,  wenn  der  Frei- 
maurerbuod   eine  eigne  Religionsgesell- 
schaft sein  wollte.    Eine  solche  Behaup- 
tung ist  wohl  hier  und  da  gewagt  worden, 
steht  aber  mit  dem  Grundgedanken  der 
Freimaurerei  im  unverkennbarsten  Wider- 
spruch.   Wäre  es  der  Zweck  der  Frei- 
maurerei, für  eine  besondere  Religion,  die 
Absicht  des  Freimaurerbundes,  für  eine 
besondere  Religionsgemeinschaft  gelten  zu 
wollen,  so  müsste  die  Freimaurerei  nicht 
bloss  einen  ganz  andern  Inhalt  darbieten, 
als  das,  was  man  unter  der  freimaurerischen 
Lehre  (s.  d.)  begreift,  sondern  der  Frei- 
maurerbund müsste  vor  allem,  da  doch 
vernünftigerweise  niemand  zwei  Religionen 
zugleich  bekennen  kann,  von  jedem  in  ihn 
Eintretenden  verlangen,  dass  er  aus  seiner 
bisherigen  Religionsgemeinschaft  austreten 
solle.    Wenn  mithin  der  Freimaurerbund 
|  auf  keinen  Fall  eine  neben  die  bestehen- 
i  den  Religionsgemeinschaften  tretende  neue 
j  sein  Boll,  so  kaun  er,  ohne  sich  in  sich 
I  Belbst  zu  widersprechen,  den  Grundge- 
j  danken  der  Freimaurerei  (sittliche  Ver- 
vollkommnung) nur  in  einer  solchen  Art 
verwirklichen  wollen,  die  mit  der  Religion 
der  ihm  Angehörigen  nicht  in  Widerspruch 
steht.   Damit  ist  die  sichere  Basis  für  die 
Beantwortung    der    oben  aufgeworfnen 
Frage  gewonnen:  inwiefern  es  Zweck  eines 
besondern  Bundes  (innerhalb  der  bestehen- 
den Religionsgemeinschaften)  sein  könne, 
den  sittlichen  Endzweck  der  Menschheit 
zu  erstreben.    Abstrakt  gefasst  wird  sich 
diese   Frage   leicht   dahin  beantworten 
lassen:  insofern  als  dies  mit  dem  Streben 
der  Religionsgemeinschaft  nach  demselben 
Ziele  verträglich  ist.    Was  hingegen  das 
I  Konkrete  dieser  Frage  anlangt,  so  würde  man 
zum  Behuf  einer  tnatsächlich  erschöpfen- 
den Beantwortung  die  Grundsätze  der  vor- 
schiednen  Religionen  aller  Völker,  wenig- 
stens aller  Kulturvölker  in  Betracht  ziehen 
müssen,  um  hiernach  die  bemerkte  Grenze 


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160 


Philosophie  der  Freimaurerei. 


für  die  Wirksamkeit  des  Bundes  zu  be- 
messen. Was  dagegen  den  Bund  selbst 
betrifft,  so  ist  von  der  geschichtlichen  That- 
sache auszugehen,  dass  er  eine  Folge  der 
Kulturentwicklung  der  Neuzeit  inmitten 
der  bedeutendsten  Nationen  europäischer 
Zivilisation  ist.  Es  ergiebt  sich  hieraus 
weiter,  dass  er  auf  dem  Boden  des  durch 
die  Kirchen  reformation  geläuterten  Chri- 
stentums erwachsen  ist:  ein  Moment,  das 
hier  selbstverständlich  nicht  im  besondern 
kirchlich-konfessionellen,  sondern  im  all- 
gemeinen kulturhistorischen  Sinne  zur  Er- 
wähnung kommt.  Es  ergiebt  sich  ferner, 
dass  er  unter  dem  Einfluss  der  neu  er- 
wachenden philosophischen  Richtung, 
welche  die  ganze  damalige  Zeit  mächtig 
durchzog,  ins  Leben  gerufen  ward.  Fasst 
man  diese  einzelnen  5lomente  zusammen, 
so  wird  es  nicht  nur  erklärlich,  sondern 
eht  mit  gewisser  innerer  Notwendigkeit 
araus  hervor,  dass  der  Freimaurerbund 
seine  Aufgabe  nur  darein  setzen  konnte, 
die  Wahrheiten  der  christlichen  und  damit 
(nach  der  fibereinstimmenden  philosophi- 
schen Überzeugung  der  Neuzeit)  zugleich 
der  allgemein  menschlichen  Moral  in  einem 
engern  Kreise  zum  Zweck  der  Vervoll- 
kommnung zur  Verwirklichung  zu  bringen. 
Hiernach  beantwortet  sich  die  obige  Frage 
im  Konkreten  dahin,  dass  die  Freimaurerei 
eine  Aufgabe  verfolge,  die  mit  der  der 
christlichen  Religion  vollkommen  vereinbar 
ist  und  mit  jeder  andern  Religion  in  dem- 
selben Masse,  in  dem  die  Moralgrundsätze 
dieser  mit  denen  des  Christentums  über- 
einstimmen. —  Noch  ist  aber  hiermit  der 
Punkt  nicht  erledigt:  wie  kommt  ein  be- 
sonderer Bund  Oberhaupt  dazu,  sich  diese 
Aufgabe  zu  stellen?  und  wie  insbesondere 
auf  dem  jetzigen  Standpunkt  christlich- 
europäischer  Kultur?  Und  gerade  dieser 
Punkt  ist  der  Mittelpunkt  des  ganzen 
Gedankenkreises.  Handelte  es  sich  hier- 
bei bloss  um  eine  einzelne  geschichtliche 
Thatsache,  so  würde  auch  die  Erklärung 
dieser  Erseheinung  nur  einer  pragmati- 
schen Geschichtedarstellung  anheimfallen. 
Allein  ihr  verwandte  Erscheinungen  wieder- 
holen sich  in  alter  und  neuerer  Zeit 
unter  ähnlichen  Gestaltungen  des  Mensch- 
heitlebens, und  es  ist  in  deren  Gesamt- 
reihe zugleich  ein  Gegenstand  für  geschichts- 
philosophische  Betrachtung  gegeben.  Im 
Altertum  die  Mysterien,  der  pythagorä- 
ische  Bund,  die  Sekte  der  Essener,  im 
Mittelalter  der  Orden  der  Tempelherren, 
die  geistlichen  Brüderschaften,  die  Brüder- 
schaften der  Bauhandwerker,  in  neuerer 
Zeit  die  Bestrebungen  der  ethischen  Be- 
wegung, —  sie  alle  sind  engere  Männer- 
bünde, die  gewisse  höhere  Lehren  und 
Bestrebungen  unter  sich  fortpflanzten.  Be- 
trachten wir  die  Zeitverhältnisse  und 
die  Zwecke  näher,  in  denen  sie  dies 
thaten,  so  ergiebt  sich  bei  aller  Ver- 
schiedenheit doch  das  Gemeinsame,  dass 


I  sie  dann  auftraten,  wenn  die  geistigen  und 
sittlichen  Mächte,  die  bis  dahin  ein  Zeit- 
alter oder  ein  Volk  vorwiegend  beherrscht 
und  geleitet  hatten,  ihre  belebende  Kraft 
zu  verlieren  begannen  und  die  durch  sie 
geschaffne  oder  doch  beseelte  Kultur  in 
Verfall  geriet;  dass  ihr  Auftreten  den 
Zweck  hatte,  neuen  Elementen  geistig- 
sittlicher Bildung  eine  Pflanzstätte  zu  be- 
reiten, und  dass  dieser  Zweck  hauptsäch- 
lich um  deswillen  im  stillen  gepflegt  ward, 
weil  der  zur  Zeit  noch  herrschende  Geist 
diesen  Gedanken  einer  neuen  Zeit  abhold 
und  daher  ihrer  Entwicklung  zuwider  war. 
So  treten  in  der  Ebbe  und  Flut  des 
Geisteslebens  der  Menschheit  von  Zeit  zu 
Zeit  nach  einer  Ausdehnung,  die  zur  Er- 
schöpfung und  Erschlaffung  der  Völker 
und  Zeiten  geführt  hat,  wieder  Konzen- 
trationen ein,  die  »die  stärkste  Kraft  im 
kleinsten  Punkte«  sammelnd  mit  neuer 
Stärke  in  veränderter  Richtung  vorwärts 
führen  und  dem  Eintritt  weltbewegender 
Ereignisse  vorherzugehen  pflegen,  die 
dann  mit  der  Schnelligkeit  und  Kraft 
eines  elektrischen  Funkens  die  Geister  und 
Herzen  entzünden.  —  Entstehung,  Zweck 

1  und  Form  des  Freimaurerbundes  reihen 
ihn  den  vorstehend  gedachten  Erschei- 
nungen an,  und  ohne  seine  Wirkungen  zu 
überschätzen,  ohne  insbesondere  zu  ver- 
kennen, dass  die  wohlthätige  Wirksamkeit, 
die  ihm  in  seiner  ursprünglichen  Aufgabe 
vorgezeichnet  war,  durch  die  Verirrungen, 
denen  er  im  18.  Jahrhundert  vielfach 
verfiel,  nicht  unbeträchtlich  geschmälert 
ward,  ist  doch  anzuerkennen,  dass  er  ein 
wesentliches  Glied  in  der  Reihe  der  Träger 
des  geistigen  Aufschwungs  des  18.  Jahr- 
hunderts war.  Nicht  minder  aber  hat  er 
das  mit  den  vorerwähnten  Erscheinungen 
gemein,  dass  seinem  Auftreten  und  seiner 
Verbreitung  in  der  zweiten  Hälfte  des  18. 
Jahrhunderts  der  geistige  Umschwung 
folgte,  dessen  Bedeutung  als  Grundlage 
einer  neuern  Zeit  über  allen  Zweifel  er- 
haben ist.  —  Ist  hiermit  der  Bestand  des 
Freimaurerbundes  für  jene  Zeitperiode  er- 

!  klärt,  so  ist  dadurch  allerdings  sein  Fort- 
bestehen in  der  Gegenwart  noch  nicht 
gerechtfertigt,  und  insoweit  die  letzt  auf- 
geworfne Frage  noch  nicht  beantwortet. 
Zwar  könnte  man  sageK.  die  Thatsache 
seines  Bestands,  und  zwar  »eines  lebens- 
frischen, blühenden  in  der  Gegenwart, 
reiche  allein  hin,  um  ihn  zu  rechtfertigen 
[vgl.  Scbletter  im  Staatslexikon,  V,  68 1J. 
Wohl  ist  anzuerkennen,  dass  die  Aufgabe 
der  Freimaurerei  (Verwirklichung  der 
Grundwahrheiten  der  allgemein  mensch- 
lichen Moral  zum  Zweck  der  sittlichen 
Vervollkommnung)  jetzt  nicht  mehr  unter 
gleichen  Verhältnissen  zu  verfolgen  sei, 
wie  im  18.  Jahrhundert.  Die  auf  die 
höhern  Klassen  der  Gesellschaft  damals 
fast  allein  beschränkte  geistige  Bildung 
ist  mehr  und  mehr  zum  Gemeingut  ge- 


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Philosophische  Grade  —  Picart. 


worden;  der  damals  scharf  trennende  Un- 
terschied der  Stande  ist  gewichen,  und  an 
seine  Stelle  sind  mannigfache  Parteiunter- 
scheidungen getreten;  das  spekulative 
Streben  der  frühern  Zeit  hat  vorwiegend 
praktischen  Zwecken  der  Neuzeit  Platz  ge- 
macht; die  Herrscherrolle  im  Reiche  des 
Gemeingeistes,  die  einst  die  philosophisch- 
ästhetische Litteratur  behauptete,  ist  jetzt 
auf  die  Naturwissenschaften  Obergegangen, 
und  der  ideale  Kosmopolitismus  des  18. 
Jahrhunderts  ist  durch  die  reale  Richtung 
auf  internationale  Verbindungen  in  allen 
Gebieten  des  geistigen,  sozialen  und  poli- 
tischen Lebens  ersetzt  worden.  Unter 
diesen  veränderten  Verhältnissen  kann  die 
Freimaurerei  ihre  Aufgabe  nicht  mehr  mit 
Erfolg  in  dem  Masse  erfüllen,  das«  sie 
vorwiegend  lehrend  auftritt  und  aas  Wissen, 
die  Einsicht  zu  fördern,  dadurch  aber  auf 
die  praktisch -sozialen  Zustände  hebend 
einzuwirken  sucht.  Denn  die  Kluft,  die  in 
dieser  Hinsicht  früher  bestand,  ist  mit  der 
fortschreitenden  Entwicklung  des  Men- 
schen- und  Völkerlebens  ausgefüllt,  und 
die  einzelnen,  wie  die  Nationen  vermögen 
jetzt  jene  Lehren  und  Einsichten  an 
den  Quellen  des  Wissens,  ohne  dass  es 
dieser  Vermittlung  bedarf,  selbst  zu  schöp- 
fen. Wohl  aber  liegen  in  einer  andern 
Richtung  Hemmnisse  vor,  die  dem  Fort- 
schreiten unser»  Geschlechts  auf  dem  Wege 
der  sittlichen  Vervollkommnung  sich  ent- 
gegenstellen, und  Gefahren,  die  dem  ein- 
zelnen auf  diesem  Wege  drohen.  Die  vor- 
wiegend auf  das  Reale  gehende  Richtung 
der  Zeit  lässt  die  Bedeutung  des  Idealen 
leicht  unterschätzen  oder  ganz  verkennen, 
die  in  fortwährender  Kraftsteigerung  be- 
griffnen Mächte  des  äussern  Lebens  drohen 
der  geistig -sittlichen  Macht  des  innern 
Lebens  ihr  Herrscherrecht  zu  verkümmern, 
und  die  immer  höhere  Spannung  des 
Egoismus,  die  durch  die  Wucht,  wie  die 
Reize  jener  Mächte  herbeigeführt  wird, 
hat  die  Lockerung  des  Gesamtbcwusstseins 
und  die  Schwächung  des  Gemeingefühls 
in  jedem  einzelnen  zur  notwendigen  Folge. 
Wohl  ist  hier  das  sozial -sittliche  Bedürf- 
nis vorhanden,  jener  Verkennung,  Ver- 
kümmerung, Abspannung  entgegenzuwir- 
ken, und  wer  die  Aufgabe,  die  Mittel  und 
die  Formen  der  Freimaurerei  kennt,  wird 
nicht  im  Zweifel  darüber  sein,  sowohl  dass 
sie  in  dieser  Richtung  vorzuschrciten  be- 
rufen, als  dass  sie  vollständig  dazu  ver- 
mögend sei.  Nur  wird  sie,  wenn  sie  in 
dieser  Zeit  kräftig  und  erfolgreich  wirken 
will,  anders  als  in  jener  frühem  Zeit  auf- 
zutreten haben.  Nicht  ein  Wissen  und 
eine  Einsicht,  die  von  aussen  kommt,  hat 
sie  zu  bringen,  sondern  ein  Wollen  und 
ein  Gefühl,  das  von  innen  kommt,  hat  sie 
zu  entwickeln,  den  Funken  des  innern 
LebenB  in  der  Menschenbrust  hat  sie  zur 
Geistesflamme  und  Herzensglut  anzufachen 
und  zu  nähren,  und  wie  sie  der  Praxis 
Allgemeine!  Handbuch  der  Freimaurerei,  n. 


des  Egoismus  und  der  gemeinen  Gesinnung 
entgegenzuwirken  hat,  so  hat  sie  die  Praxis 
der  Menschenliebe,  das  Edle  in  Gedanken 
und  That  zu  hegen  und  zu  pflegen.  Oder 
mit  kürzern  Worten:  Selbststreben  und 
Heranbilden  der  Genossen  zur  Erkenntnis 
und  Übung  des  höhern,  allein  wahren 
Lebens  in  der  Vernunft  und  dem  Gött- 
lichen, —  das  ist  ihre  besondere  Aufgabe 
in  der  Jetztzeit,  durch  deren  Lösung  Bie 
ihre  mehrfach  ausgesprochne  Idee  gerade 
in  diesem  Zeitalter  zu  verwirklichen  hat. 
—  Daraus  folgt,  dass  die  Freimaurerei  die 
Pflegerin  der  wahren  Humanität  ist,  die 
sich  bemüht,  die  sozialen,  religiösen  und 
nationalen  Gegensätze  der  Gegenwart  zu 
überbrücken  und  zu  mildern. 

Philosophische  (ärade  werden  in  Frank- 
reich die  höhern  Grade  genannt,  die 
zwischen  den  Grades  chapituJaires  (s.  Ka- 
pitelgrade) und  den  Grades  administratifs 
(s.  Verwaltungsgrade)  stehen  und  den 
19.  bis  30.  Grad  des  Rite  leossais  bilden, 
während  der  Rite  francais  sie  in  drei  auf 
einmal  erteilbare  Grade  zusammengezogen 
hat.  Wie  die  Kapitelgrade,  zerfallen  sie 
auch  im  Rite  ecossais  in  drei  Reihen,  deren 
jede  nach  dem  sie  abschliessenden  letzten 
und  höchsten  Grad  benannt  wird.  Die 
Serien  sind:  I.  Chevalier  Royal  Hache  oder 
Prinz  vom  Libanon  mit  vier  Graden  (19 
i  bis  22).  II.  Chev.  du  Soleil  oder  Prince 
I  adepte  mit  sieben  Graden  (23  bis  29). 
III.  Grand  Chevalier  Grand  Elu  Kadosch 
oder  Ritter  des  weissen  und  schwarzen 
Adlers,  der  30.  Grad,  der  die  moralischen 
und  philosophischen  Lehren  der  vorher- 
gehenden Grade  zusammenfasst  und  dabei 
die  Pflicht,  den  Aberglauben  zu  bekämpfen, 
festhält  (s.  Kadosch).  Diesen  drei  Reihen 
entsprechen  im  Rite  francais  die  drei  p.  G.: 
der  Prinz  vom  Libanon,  der  Ritter  der 
Sonne  und  der  Ritter  Kadosch.  Die  Be- 
nennung »P.  G.«  kann  man  auch  einer 
Anzahl  andrer  einzelner  Hochgrade  ver- 
schiedner  Lehrarten  beilegen,  die  alle  den 
Namen  Philosoph,  mit  mannigfachen  Zu- 
sätzen, tragen.  (Vgl.  die  vorige  Auflage 
dieses  Handbuch»  II,  584.1 

Phönix.  Ein  P.,  der  verbrannt  wird,  mit 
der  Unterschrift:  Perit  ut  vivat  (das  auf 
Molay  sich  beziehen  soll),  soll  als  Ordens- 
siegel des  Tempclordens  augenommen 
worden  sein,  nacb  v.  Hunds  Erzählung: 
von  Harris,  dem  zweiten  Grossmeister  nach 
Molay  (1813—80),  nach  Starcks  Erzählung: 
von  Aumont,  Molays  Nachfolger  (1812 — 16). 

Picart,  Bernh.,  Kupferstecher,  geb.  11. 
Juni  1673  zu  Paris,  gest.  8.  Mai  1733. 
Ausser  vielen  Kupferstichen,  die  zu  ver- 
schiednen  Werken  wie  Boileau,  Palladius 
gehörten,  stach  er  wohl  1300  Blätter.  In 
seinem  Werke:  Cer^monies  et  coutumes 
religieuses  de  tous  les  peuples  du  monde 
(Amsterdam  1723—48,  10  Tie.  in  11  Bdn.; 
auch  Paris  1741,  7  Bde.;  Paris  1783,  4 Bde.; 
Paris  1807-10,  12  Bde.),  dessen  Erläute- 

11 


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162 


Pickenhahn  —  Pilz. 


rungeu  von  J.  F.  Bernard  u.  a.  sind  und 
das  über  260  schöne  Kupfertafeln  enthält, 
findet  Bich  auch  im  10.  Bande  das  franzö- 
sische Ritual  von  7  Qraden  nebst  maucher- 
lei  erläuternden  Kupfern  desselben. 

Pickenhahn,  Fried r.  Leop.,  hervor- 
ragender Industrieller,  geb.  15.  Nov.  1813 
in  Chemnitz,  gest.  das.  27.  8ept.  1870,  trat 
1840  als  Teilhaber  in  das  Buchdruckerei- 
geschaft seines  Vaters  ein,  das  nun  unter 
der  neuen  und  noch  jetzt  bestehenden 
Firma  J.  C.  F.  P.  &  Sohn  in  Chemnitz 
immer  mehr  sich  vergrösserte.  Durch 
Krankheit  veranlasst,  schied  er  1864  aus 
diesem  Geschäft.  —  In  die  Loge  Zur  Har- 
monie in  Chemnitz  wurde  er  23.  Jan.  1842 
aufgenommen,  trat  bereits  1844  in  den 
ßeamtenrat  ein,  verwaltete  1867—70  das 
Amt  des  Meisters  vom  Stuhl  und  wurde 
1870  zum  Ehrenaltmeister  ernannt.  Er  zeich- 
nete sich  durch  sehr  erspriessliche  Dienste, 
besonders  aber  durch  seine  Wohlthätig- 
keitspnege  in  und  ausser  der  Loge  so 
ehrenvoll  aus,  dass  bei  seinem  silbernen 
Maurerjubiläum  23.  Jan.  1867  in  seiner 
Loge  eine  P. -Stiftung  gegründet  wurde, 
deren  Zinsen  für  arme  befähigte  Schul- 
kinder zu  besserm  Schulunterricht  veraus- 
gabt werden  (s.  Chemnitz.) 

Pierer,  Joh.  Friedr. ,  Arzt  und  medi- 
zinischer Schriftsteller,  geb.  22.  Jan.  1767 
in  Altenburg,  gest.  21.  Dez.  1832  das.  als 
Obermcdizinalrat,  wurde  28.  Sept.  1787  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen  und 
war  15  Jahre  lang  (1801-1806,  1807-12, 
1824—29)  Meister  vom  Stuhl  der  Loge 
Archimedes  Zu  den  drei  Reissbrettern  in 
Altenburg,  nächst  Schneider  (s.  d.)  der 
thätigst«  Mitarbeiter  an  deren  »Constitu- 
tionsbuch«  (s.  Altenburg)  und  fahrte  seit 
dem  31.  Jan.  1801  die  Loge  in  besonnener 
und  doch  energischer  Weise  auf  die  Bahn 
notwendiger  und  segensreicher  Reformen. 
Bei  seiner  Aufbahrung  sagte  der  Meister 
vom  Stuhl  Waitz  (s.  d.)  von  ihm:  »Ihm 
verdankt  die  Loge  die  Freiheit  der  Selb- 
ständigkeit, den  Ruhm,  den  sie  in  der 
Logenwelt  genoss,  sowie  überhaupt  grossen- 
teils  ihre  jetzige  Existenz.«  [Vgl.  Dietrich, 
Aus  vergangnen  Tagen  (Altbg.  1889),  S. 
28-50.] 

Pletscher,  Joh.  Friedrich  August, 
Jurist,  geb.  10.  Aug.  1824  in  Bernburg, 
gest.  25.  Sept.  1887  in  Dessau,  seit  1873 
Kreisgerichtsdirektor,  seit  1879  Land- 
gerichte! irektor  in  Dessau,  wurde  in  den 
Freimaurerbund  10.  Juni  1853  in  der  Loge 
Alexius  zur  Beständigkeit  in  Bernburg  auf- 
genommen undschloss  sich,  nach  Zerbat  ver- 
setzt, 31.  Dez.  1868  der  dortigen  Loge  Fried- 
rich zur  Beständigkeit  an,  wo  er  1869—87 
das  Amt  eines  Meisters  vom  Stuhl  übernahm. 
Viele  seiner  hervorragenden  Arbeiten  sind 
in  der  freimaurerischen  Presse,  namentlich 
in  der  Freimaurer-Zeitung  veröffentlicht 
[Vgl.  Bbl.  1887,  S.  239;  L.  1887,  S.  193]. 

Pike,  Albert,  nordamerikan.  General, 


geb.  29.  Dez.  1809  in  Boston,  gest.  2.  April 
1891  in  Washington,  war  Generalanwalt  des 
Staat«  Arkansas,  dann  Rechtsanwalt  des 
höchsten  Gerichts  in  den  Vereinigten 
Staaten,  entsagte  später  diesem  Beruf  und 
wurde  Soldat.  Im  amerikanischen  Bürger- 
krieg bewies  er  als  Divisionsgeneral  grosse 
Tapferkeit  und  Umsicht  bei  verechiednen 
Gelegenheiten.  Er  war  ein  hervorragender 
Dichter  und  maurerischer  Schriftsteller, 
Übersetzer  aus  dem  Sanskrit  und  Alter- 
tumsforscher, Verfasser  der  «History  of  the 
A.  A.  Scotch  Ritus«  und  vieler  andrer 
maurerischer  Bücher.  Er  wurde  1850  in 
Little  Rock  (Arkansas)  zum  Freimaurer 
aufgenommen  und  hat  sich  durch  seine 
Forschungen  über  dessen  Geschichte  einen 

Brossen  Namen  erworben.  Er  war  seit  1859 
rrosskommandeur  des  südlichen  Supreme 
Council  in  Charleston,  das  ihm,  wie  der 
schottische  Ritus  in  Nordamerika  über- 
haupt, seine  Blüte  verdankt.  [Vgl.  AQC. 
IV,  116;  Revue  may.  1900,  S.  148;  Triangel 
1867,  S.  169.] 

Pillan  (St.  in  der  Prov.  Ostpreussen, 
3189  E.).  Hier  besteht  seit  24.  Mai  1897 
eine  freimaurerische  Vereinigung  Pilot 
unter  der  Loge  Zum  Totenkopf  und 
Phönix  in  Königsberg  i.  Pr.  Mitglieder- 
zahl (1899):  14.  Vers.  Dienstags  nach  dem 
ersten  des  Monats.    Vers.:  British  Hötel. 

Pilsen  (St.  in  Böhmen,  mit  Vorstädten 
[1880]  50221  E.).  1)  Eine  Loge  der  strikten 
Observanz:  Sinceritas,  wird  hier  als  unter 
der  Provinzialloge  von  Böhmen  stehond, 
in  den  achtziger  Jahren  des  18.  Jahrh.  auf- 
geführt. 2;  Seit  1879  besteht  hier  ein  Kränz- 
chen Harmonie;  Lokal:  Hötel  Wal  deck. 

Pilz,  Karl  Gottlieb,  Lehrer,  geb.  4.  Aug. 
1821  in  Reichenau  bei  Zittau,  widmete  sich 
frühzeitig  dem  Lehrerstand,  bekleidete, 
nachdem  er  sich  auch  mit  dem  Studium  der 
Musik  eine  Zeit  lang  erfolgreich  beschäftigt 
hatte,  mehrere  Lehrerstellen  in  der  Ober- 
lausitz und  bezog  noch  1849  die  Universität 
Leipzig,  wo  er  Theologie  und  Philosophie 
studierte  und  die  philosophische  Doktor- 
würde erlangte.  Er  wurde  hierauf  an  der 
Bürgerschule  und  dem  Modernen  Gesamt- 
gymnasium daselbst  angestellt  und  lebt  jetzt 
im  Ruhestand.  Als  pädagogischer  Schrift- 
stellerhatersich  durch  verschiedne  Schriften 
•Zukunft  der  Volksschule«,  »Bilder  aus 
dem  Mutterleben«,  »Pädagogische  Blüthen«, 
»Briefe  der  Schule  an  das  Haus«,  auch 
Jugend-  und  Volksschriften,  z.  B.  Die  kleinen 
Tierfreunde  u.  a.  namhaft  gemacht;  er 
gründete  1860  die  Pädagogische  Gesell- 
schaft und  1864  eine  vielverbreitete  Zeit- 
schrift für  häusliche  Erziehung  unter  dem 
Namen  »Cornelia«  und  erwarb  sich  über- 
haupt durch  vielseitige  Anregung  wesent- 
liche Verdienste  um  die  Pädagogik.  Auch 
der  Verein  zur  Unterstützung  unbemittelter 
talentvoller  Knaben  hat  ihn  zum  Stifter.  —  In 
den  Maurerbund  trat  er  Johanni  1855  in  der 
Loge  Apollo  in  Leipzig  ein.   Hier  wirkte 


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Piücemaille  —  Plauen. 


er  als  Musikdirektor,  Vorbereiteuder  uud 
Redner.  Ausser  zahlreichen  Vorträgen,  die  in 
der  Freimaurer-Zeitung  erschienen,  schrieb 
er:  «Das  Heiligthum  der  Maurerei  (Lpz. 
1860),  •  Maurerische  Blüthen«  (Lpz.,2.  Aufl. 
1888),  die  'Säulen  der  Maurerei«  (2.  Aufl.f 
Lpz.  1887),  der  «Geist  der  Freimaurerei 
in  Erzählungen,  Biographien  u.  s.  w.«  (Lpz. 
1882),  »Glockenschläge«  (2  Bde.,  Zittau 
1890  und  1896),  die  «Hindernisse  der  Frei- 
maurerei«. Auch  mehrere  historische  frei- 
maurerische Novellen  sind  von  ihm  in  der 
FZ.  abgedruckt  (1860,  Nr.  12-16;  1861, 
Nr.  5,  7,  9,  11,  13;  1864,  Nr.  4  u.  6).  Von 
1878  an  übernahm  P.  die  Leitung  der  Frei- 
maurer-Zeitung (s.  d.),  die  noch  jetzt  in 
seiner  Hand  liegt. 

Place  mall  le,  Friseur,  Meister  der  Loge 
La  Candeur  in  Metz,  gab  1763  die  Kate- 
chismen unter  dem  Namen :  »Conversations 
allegoriques  sur  la  Franc- Maconnerie« 
heraus,  und  es  soll  ihm  der  Grossorient 
300  Fr.  bewilligt  haben,  unter  der  Voraus- 
setzung, dass  die  noch  vorhandnen  Exem- 
plare verbrannt  würden.  Er  soll  das  Geld 
genommen,  in  der  Herausgabe  sich  aber 
nicht  haben  stören  lassen.  [Querard,  France 
litte>.,T.  VII,  S.  176.]  Dieser  kennt  auch  nur 
3  Teile  von  1763,  während  Thory,  Nr.  76, 
behauptet,  die  Herausgabe  sei  bis  1766 
fortgesetzt.  Kloss  besass  13  Hefte.  Er  hat 
in  Hamburg  (s.  d.)  die  Winkelloge  La 
candeur  errichtet. 

Piper,  Fr iedr.,  geb.  1786,  gest.  als  Ge- 
heimer Hofrat  in  Schwerin  7.  März  1859, 
aufgenommen  in  den  Freimaurerbund  1815, 
hat  sich  um  die  Freimaurerei  in  seinem 
engern  Vaterlande  Mecklenburg  grosse  Ver- 
dienste erworben  und  war  insbesondere 
auch  1831—48  Meister  vom  Stuhl  der  Loge 
Phöbus  Apollo  zu  Güstrow.  Er  schrieb 
•  Freimaurerische  Gelegenheitsreden«  (1. 
Sammlung,  Güstrow  1837;  neue  Auflage, 
Quedlinburg  und  Lpz.  1840).  [Vgl.  Dar- 
stellung der  von  der  Loge  Phöbus  Apollo 
injGüstrow  ihrem  Ehrenmeister  P.  am  l.Dec. 
1855  gewidmeten  Festloge  (Bötzow  1856). 
C.  C.  H.  Raspe,  Zum  Gedächtnisse  des 
Br.  P.'s  (Güstrow  1860).  Bh.  1862,  S. 
229.1 

Pirmasens  (St  in  der  bayr.  Rheinpfalz, 
24547  E.).  Hier  wurde  vom  Landgrafen 
Ludwig  IX.  von  Hessen -Darmstadt  (s.  d.) 
eine  Loge  Zur  brennenden  Granate 
gestiftet  [L.  XXVIII,  228],  die  aber  nicht 
lange  bestanden  hat  und  vermutlich  nichts 
mit  der  Freimaurerei  zu  thun  hatte. 

Pirna  (St.  im  Königr.  Sachsen,  15672  E.). 
Hier  besteht  eine  freimaurerische  Ver- 
einigung, gegr.  31.  Juli  1846,  nach  Ein- 

fang  als  «Bruder verein«  neu  eröffnet  2. 
ept  1863,  bestätigt  24.  Mai  1864,  wieder 
aufgelöst  1880  und  nochmals  erneuert 
28.  Okt.  1887.  Mitgliederzahl  (1900):  56. 
Vers,  jeden  Mittwoch.  Lokal:  Kaiserhof. 
Satzungen  vom  19.  Jan.  1898.  [Vgl.  Ban- 
niger, Geschichte  der  Freimaurervereine  in 


P.  Festschrift  zur  50jährigen  Jubelfeier 
10.  Okt.  1896]. 

Pittsburg  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
Pennsylvanien,  [1895]  275000  E.).  Hier  be- 
stehen unter  der  einheimischen  Grossloge 
zwei  deutsche  Logen :  l)Salomon  Nr.  281, 
gegr.  6.  März  1848.  Vers.  3.  Freitag.  2) 
Germania  Nr.  509.   Vers.  2.  Freitag. 

Pius  IX.,  seit  1846  Papst  (Giovanni  Maria 
Graf  von  Maitai-Ferretti),  geb.  13.  Mai 
1792  zu  Sinigaglia,  gest.  7.  Febr.  1878. 
Es  ist  vielfach  in  freimaurerischen  Blättern 
behauptet  worden,  P.  sei  in  seinen  jun- 
gem Jahren  Freimaurer  gewesen;  allein 
keine  der  nach  Zeit  und  Ort  sehr  ver- 
achiednen  Angaben  ist  erwiesen  worden. 
P.  hat  die  Freimaurerei  und  alle  andern 

Seheimen  Gesellschafton  wiederholt  ver- 
ammt  (s.  unter  Päpste).  In  der  Allo- 
kution  vom  20.  April  1849,  in  der  dies 
zum  zweitem  Mal  geschah,  berührte  er 
auch  die  Verleumdung,  dass  er  selbst  Frei- 
maurer gewesen  sei,  ohne  jedoch  ihren 
Inhalt  ausdrücklich  zu  bezeichnen,  und 
glaubte  sie  dadurch  zu  widerlegen,  dass  er 
von  Erdichtungen  und  schändlichen  Lügen 
sprach  und  das  Wort  Jesu  auf  Bich  an- 
wendete: »Ich  habe  öffentlich  vor  der  Welt 
geredet ....  und  ich  habe  nichts  im  Ver- 
borgnen geredet.«  fVgl.  FZ.  1860,  S.  863; 
1876,  S.  76,  95;  1878,  S.  58;  1882,  S.  281. 
Bh.  1860,  S.  352;  1866,  S.  843;  1868,  8.  246. 
Bbl.  1891,  S.  533;  1892,  S.  27,  47.  L.  1892, 
S.  24.  O.  1889,  8.  202.  Taute,  Die  katho- 
;  lische  Geistlichkeit  uud  die  Freimaurerei 
j  (Lpz.  1895),  8.  69.] 

Pisa,  J  o  s  e  p  h ,  einer  alten  portugiesischen 
Familie  entstammend,  geb.  28.  Febr.  1824 
in  Altona,  gest.  26.  Sept.  1879  in  Hamburg, 
war  Kulturbeamter  und  Litterat  und  vom 
12.  Jan.  1867  bis  zu  seinem  Tode  Mitglied 
der  Loge  Ferdinande  Caroline  in  Hamburg. 
Er  war  ein  bedeutender  Redner.  Auf  ihn 
wurde  1879  eine  Denkmünze  geprägt(HM\V. 
Nr.  103).  Er  verfasste  den  »Katalog  der 
Bibliothek  der  fünf  vereinigten  Logen  in 
Hamburg«  (Hmbg.  1876)  und  war  kurze 
Zeit  Leiter  des  Hamburgschen  Logen- 
blatts (s.  d.) 

Plauen  (St.  im  Königr.  Sachsen,  55191 E.). 
Hier  wurde  14.  Dez.  1789  von  der  Loge 
Zu  den  drei  Rosen  in  Rüsdorf  (Stiftungsur- 
kunde vom  12.  Dez.  d.  J.,  unterzeichnet  vom 
Meister  vom  Stuhl  Friedrich  Magnus  Graf  zu 
Solms)  die  Loge  Zu  den  drei  Flammen 
eingeweiht,  die  sich  nach  dem  Erlöschen 
der  Mutterloge  am  15.  Juni  1800  der 
Grossen  Loge  Royal  York  anschloss,  aber 
nach  Gründung  der  Grossen  Landesloge 
von  Sachsen  (28.  Sept.  1811),  woran  sie 
sich  beteiligt  hatte,  zu  dieser  übertrat 
Infolge  ungünstiger  Zeitverhältnisse  stellte 
sie  4.  April  1816  ihre  Arbeiten  ein  (Erlaus 
der  Grossen  Landesloge  vom  1.  Dez.  1815), 
wurde  jedoch  von  Mitgliedern  der  drei 
Flammen  und  namentlich  auf  Betreiben 
J.  J.  Frischs  am  15.  Dez.  1819  unter  dem 


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164 


Pliening«  —  Plot. 


Namen  Zur  Pyramide  ins  Leben  zurück- 
gerufen und  auf  erfolgten  Antrag 
(durch  Stiftungsbrief  vom  12.  Juni 
1820)  am  27.  Aug.  1820  neu  eröffnet. 
8ie  zählt  (1900)  268  Mitglieder.  Drei 
milde  Stiftungen  mit  80000  M.  Kapital. 
Vers,  am  ersten  Sonntag.  Ferien :  Juli  bis 
August.  Klub:  Mittwochs,  Sonn-  und 
Feiertags.  Logenhaus  (eingeweiht  31.  Okt. 
1877)  Windmühlenstr.  19.  Gesetzbuch  von 
1889.  Liederbuch  von  1870.  [Höckner, 
K.  F.,  Geschichte  der  Freimaurerei  in  P. 
(1876).  Günther,  Georg,  Geschichte  des 
Orients  P.  (1889).]  Katalog  der  Bibliothek 
1884  und  1887.  Festschrift  zum  50jähr. 
Bestehen  (1889). 

Plieninger,  W.  H.  Th.  v.,  Schulmann, 
geb.  17.  Nov.  1795  in  Stuttgart,  gest.  26. 
April  1879  das.,  war  1828—38  Professor 
am  Katharinenstift  und  gleichzeitig  1826 
bis  1832  städtischer  Schulinspektor.  Seine 
Hauptthätigkeit  entfaltete  er  im  Gewerbe- 
wesen und  in  der  Fürsorge  für  landwirt- 
schaftlichen Fortschritt.  —  Aufgenommen 
in  den  Freimaurerbund  wurde  P.  in  der 
Loge  Zu  den  drei  Cedern  in  Stuttgart 
3.  Mai  1845  und  in  dieser  1848  Meister 
vom  Stuhl,  welches  Amt  er  bis  Frühjahr 
1864  bekleidete.  Er  bildete  den  geistigen 
Mittelpunkt  der  Freimaurerei  in  Württem- 
berg. Von  ihm  sind  viele  Artikel  in  der 
freimaurerischen  Presse,  namentlich  in  A., 
Bh.  und  FZ.  veröffentlicht,  auch  zwei  Reden 
besonders  gedruckt;  ausserdem  gab  er 
»Metabiosis.  Dämmerungslichter  des  ewigen 
Tages  im  Gesichtskreis  der  empirischen 
Forschung.  Zur  Abwehr  materialistischer 
Kreisbewegungen  unserer  Tage«  (Stuttg. 
1866)  heraus,  die  aus  verschiednen  Logen- 
vorträgen erwachsen  sind.  [Vgl.  Bh.  1880, 
Nr.  10.] 

Plonimenfeldt,  Karl  Andr.,  geb.  7.  Aug. 
1750  in  Stockholm,  war  schwedischer  Zere- 
monienmeister, der  1782  des  Hochverrats 
angeklagt  und  »wegen  vieler  Abscheulich- 
keiten und  besonders  wegen  einer  Schmäh- 
schrift auf  die  königlich  schwedische  Fa- 
milie« zum  Tode  verurteilt  wurde;  jedoch 
entkam  er  unter  dem  Namen  eines  Ma- 
trosen Karl  Anderson,  und  das  P.sche  Ge- 
schlecht wurde  für  erloschen  erklärt.  — 
Er  war  im  Stockholmer  Kapitel  der  strikten 
Observanz  Kleriker.  1777  kamen  er  und 
der  Graf  Oxcnstierna  (s.d.)  als  Abgeordnete 
ihres  Hochkapitels  und  des  Herzogs  von 
Södermanland  nach  Deutschland,  um  eine 
Vereinigung  des  deutschen  Provinzial- 
kapitels  mit  dem  schwedischen  und  die 
deutsche  Heermeisterwürde  für  den  Herzog 
zu  ermöglichen.  (S.  Konvente  zu  Leip- 
zig und  Wolfenbüttel.)  Zwischen  den 
Konferenzen  besuchten  sie  die  hervor- 
ragendsten Führer  der  strikten  Observanz, 
so  z.  B.  den  Heizog  Friedrich  August  von 
Braunschweig  in  Berlin,  um  alle  für  ihre 
Absichlen  günstig  zu  stimmen.  P.  zeigte 
sich  bei  vielen  Gelegenheiten  —  wie  der 


Minister  v.  Wurmb  (s.  d.)  sich  in  seinem 
handschriftlichen  Cours  de  Maconnerie 
[Auszug  inLenningsEncyklopftdie,  III,  627} 
sehr  richtig  ausdrückt  —  als  »ein  abge- 
feimter Abenteurer«,  dem  es  auf  eine  Un- 
wahrheit mehr  nicht  ankam.  Er  behaup- 
tete, in  Florenz  ins  Klerikat  aufgenommen 
zu  sein  (1766,  wo  bis  zur  Einführung  der 
strikten  Observanz  durch  v.  Weiler  1775 
nichts  dergleichen  zu  finden  war);  der 
unter  dem  Namen  Graf  von  Albanien  dort 
lebende  letzte  Prätendent  habe  sich  ihm 
zu  erkennen  gegeben,  ja  er  besitze  von 
ihm  einen  Brief,  in  dem  er  sich  selbst  für 
den  Grossmeister  erkläre.  (Und  der  Graf 
erklärte,  nie  an  v.  P.  geschrieben  zu  haben, 
ja  er  schrieb  1780  selbst  an  den  Herzog 
von  Södermanland,  er  sei  gar  nicht  Maurer.) 
—  Nach  vollendeter  Heermeisterwahl  auf 
dem  Konvent  zu  Wolfenbüttel  1778  er- 
klärte v.  P.,  der  Groasmeister  (also  der 
Prätendent)  stehe  mit  dem  Eques  a  Fal- 
cone  II  in  Unterhandlung,  diesem  seine 
Würde  abzutreten:  ins  Ohr  sagte  er  nachher 
einigen,  dieser  Ritter  vom  Falken  sei  der 
Kaiser  Joseph  II.  —  Nach  einem  Schrei- 
ben des  Herzogs  Karl  von  Södermanland 
wurde  er  ausgeschlossen,  wahrscheinlich 
infolge  des  oben  erwähnten  Todesurteils. 
[Vgl.  Bh.  1877,  S.  194.1 

Plot,  Robert,  Professor  der  Chemie 
in  Oxford,  geb.  1640  in  Sutton  Baron  in 
Kent,  gest.  SO.  April  1696  in  Bürden  (Kent), 
wurde  1677  Mitglied  der  Royal  Society  und 
1682  einer  der  Sekretäre  dieser  Gesell- 
schaft, 1683  von  Ashmole  (s.  d.)  zum  ersten 
Kustos  seines  Museums  und  um  dieselbe 
Zeit  zum  Professor  der  Chemie  an  der 
Oxforder  Universität,  1687  zum  Sekretär 
am  Court  of  Chivaliy  und  1688  von 
James  II.  zum  Historiographien  ernannt. 
Seine  Stellung  als  Chemieprofessor  und 
Kustos  des  Ashmole-Museums  gab  er  1790 
auf.  Von  ihm  erschien  in  Oxford  1777 
»The  Natural  History  of  Oxfordshire» 
(Naturgeschichte  von  Oxfordshire)  und 
1786  »The  Natural  History  of  Stafford- 
shire«,  in  der  sich  auf  S.  816—18  die 
ersten  bestimmten  Nachrichten  über  die 
Maurer  befinden.  Vogel  (s.  d.)  hat  sich 
in  seinen  »Briefen,  die  Freimaurerei  be- 
treffend« [3.  Teil  (Nürnb.  1785),  S.  40—56) 
das  Verdienst  erworben,  jener  Schrift  zu- 
erst gedacht  zu  haben,  auf  die  er  wahr- 
scheinlich gekommen  ist  durch  eine  Nach- 
richt darüber,  die  sich  in  Ashmoles  (a.  d.) 
Leben  in  der  Sammlung  von  merkwürdigen 
Lebensbeschreibungen  findet.  P.  berichtet 
nämlich  über  die  Gebräuche  in  jener  Graf- 
schaft und  bringt  über  die  Freimaurer 
folgende  Nachricht,  die  im  wesentlichen, 
mit  dem  stimmt,  was  die  alten  Konstitu- 
tionen und  Anderson  (s.d.)  darüber  enthalten  i 
»Unter  den  Gebräuchen  in  der  Grafschaft 
haben  sie  auch  einen,  Leute  in  die  Ge- 
sellschaft der  Freimaurer  aufzunehmen,, 
welches  in  den  Marschländern  dieser  Graf- 


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Schaft  stärker  gesucht  zu  werden  scheint, 
als  irgendwo  sonst,  wiewohl  ich  diesen 
Gebrauch  Aber  die  ganze  Nation  mehr 
oder  weniger  verbreitet  sehe;  denn  ich 
fand  Personen  von  dem  vornehmsten 
Stande,  welche  es  nicht  verschmähten, 
von  dieser  Brüderschaft  zu  sein.  Auch 
hatten  sie  es  in  der  That  nicht  Ursache, 
wenn  dieselbe  von  dem  Alter  und  An- 
sehen wäre,  das  ihr  in  einem  grossen  Per- 
gamentbande beigelegt  wird,  den  sie  unter 
sich  haben  und  der  die  Geschichte  und 
Regeln  des  Maurerhandwerks  enthält.  Diese 
ist  hier  nicht  allein  aus  der  Heiligen 
Schrift  hergeleitet,  sondern  auch  aus  der 
Profanhistorie,  besonders  dass  sie  nach 
England  durch  den  heiligen  Amphibalus 
gebracht  und  zuerst  dem  heiligen  Alban 
mitgeteilt  worden  ist,  welcher  die  Gesetze 
der  Maurerei  festsetzte  und  zum  Zahl- 
meister und  Aufseher  über  die  königlichen 
Gebäude  gemacht  wurde  und  ihnen  Charges 
(Gesetze)  und  Gebräuche  gab,  wie  es  ihn 
St.  Amphibal  gelehrt  hatte.  Diese  wurden 
nachgehends  von  König  Athelstan  bestätigt, 
dessen  jüngster  Sohn  Edwin  die  Maurerei 
sehr  liebte,  die  Gesetze  selbst  annahm 
und  die  Gebräuche  lernte  und  von  seinem 
Vater  einen  Freiheitsbrief  erhielt.  Darauf 
veranstaltete  er,  dass  sie  sich  zu  York 
versammelten  und  alle  alten  Bücher  von 
ihrem  Handwerk  mitbrachten;  und  aus 
diesen  ordnete  er  Gesetze  und  Gebräuche 
an,  so  wie  sie  ihnen  damals  angemessen 
schienen;  welche  Gesetze  in  der  besagten 
Rolle  oder  Pergamentband  zum  Teil  be- 
schrieben sind,  und  so  ward  das  Maurer- 
handwerk in  England  gegründet  und  be- 
stätigt. Hier  wird  auch  erzählt,  dass  diese 
Gesetze  und  Gebräuche  nachgehends  von 
König  Heinrich  VI.  und  seinem  Conseil 
gelesen  und  gebilligt  worden  seien,  beiden 
für*  die  Meister  und  Genossen  dieses  sehr 
ehrwürdigen  Handwerks«.  —  »Wenn  je- 
mand in  diese  Gesellschaft  aufgenommen 
wird,  so  berufen  sie  eine  Versammlung 
(oder  Loge,  wie  sie  es  auf  manchen  Plätzen 
nennen),  welche  wenigstens  aus  fünf  oder 
sechs  Alten  vom  Bunde  bestehen  muss, 
die  von  den  Kandidaten  mit  Handschuhen 
beschenkt  werden,  und  so  auch  ihre  Wei- 
ber, und  mit  einer  Kollation  unterhalten, 
der  Gewohnheit  des  Platzes  gemäss.  Wenn 
diese  geendet  ist,  schreitet  man  zu  ihrer 
Aufnahme,  welche  hauptsächlich  in  der 
Mittheilung  gewisser,  geheimer  Zeichen 
besteht,  woran  sie  einander  unter  der  gan- 
zen Nation  erkennen,  wodurch  sie  überall 
Unterstützung  finden,  wohin  sie  reisen; 
denn  wenn  einer  erscheint,  der  zwar  übri- 
gens gänzlich  unbekannt  ist,  aber  einige 
von  diesen  Zeichen  einem  Glied  der  Ge- 
sellschaft geben  kann,  welches  sie  sonst 
einen  aufgenommenen  Maurer  nennen,  so 
ist  derselbe  verbunden,  sogleich  zu  ihm  zu 
kommen,  in  welcher  Gesellschaft  oder  auf 
welchem  Platz  er  auch  sein  mag,  ja  wenn 


lot.  165 

es  auch  von  einer  Kirchturmspitze  herab 
wäre  (in  welchen  Schaden  und  Nachteil 
er  sich  auch  dadurch  stürzen  möchte)  zu 
erforschen,  was  sein  Verlangen  sei,  und 
ihm  beizustehen;  nämlich,  wenn  er  Arbeit 
braucht,  ist  er  verpflichtet,  welche  für  ihn 
aufzufinden;  oder  wenn  er  das  nicht  kann, 
ihm  Geld  zu  geben,  oder  auf  andre  Art 
zu  unterstutzen,  bis  Arbeit  aufgetrieben 
werden  kann.  Dieses  ist  einer  von  ihren 
Artikeln,  und  ein  andrer  ist  der,  dass  sie 
den  Meistern  nach  ihrem  besten  Wissen 
raten  und  sie  mit  der  Güte  oder  Untaug- 
lichkeit  ihrer  Materialien  bekannt  machen, 
und  wenn  dieselben  einige  Fehler  bei  der 
Ausführung  ihrer  Bauentwürfe  machen,  sie 
mit  Bescheidenheit  zurechte  weisen  sollen, 
damit  die  Maurerei  nicht  verunehret  werde; 
und  mehr  solche,  die  allgemein  bekannt 
sind.  Aber  einige  andre  haben  sie  (auf 
die  sie  nach  ihrer  Art  geschworen  haben), 
die  niemand  als  ihnen  selbst  bekannt  sind, 
welche  ich  Ursache  habe,  für  viel  schlech- 
ter als  diese  zu  halten,  vielleicht  so  schlecht, 
als  diese  Geschichte  des  Handwerks  selbst 
ist ;  denn  ich  kenne  keine,  die  falscher  oder 
unzusammenhängender  wäre.«  —  «Denn 
nicht  zu  erwähnen,  dass  St.  Amphibalus 
von  vernünftigen  Leuten  eher  für  den 
Mantel,  als  den  Lehrer  des  heiligen  Albans 
gehalten  wird;  oder,  wie  unwahrscheinlich 
es  sei,  dass  St.  Alban  selbst  in  einem  so 
barbarischen  Zeitalter  und  in  Zeiten  der 
Verfolgung  Oberaufseher  über  einige  Ge- 
bäude habe  sein  sollen;  ist  es  klar,  dass 
König  Athelstan  niemals  verheiratet  ge- 
wesen ist,  noch  je  einige  natürliche  Nach- 
kommenschaft gehabt  hat  (wenn  wir  nicht 
der  fabelhaften  Historie  von  Guy  Grafen 
von  Warwick  Glauben  schenken  wollen, 
von  dessen  ältestem  Sohne  Reynburn  in 
J  der  That  gesagt  wird,  er  sei  mit  Leoneat, 
der  angeblichen  Tochter  Athelstans,  ver- 
heiratet gewesen,  welche  keineswegs  die 
Probe  hält);  noch  viel  weniger  hatte  er 
einen  rechtmässigen  Sohn  Edwin,  von  dem 
ich  nicht  die  geringste  Spur  in  der  Ge- 
schichte finde.  Er  hatte  in  der  That  nur 
einen  Bruder  dieses  Namens,  über  den  er 
so  eifersüchtig  war,  da  er  zur  Krone  kam, 
dass  er  ihn  in  einer  Pinasse  auf  das  Meer 
setzte,  ohne  Tau  und  Ruder,  bloss  in  Ge- 
sellschaft eines  Pagen,  damit  sein  Tod  den 
Wellen  und  nicht  ihm  zugeschrieben  werden 
möchte.  Daher  sich  auch  der  junge  Prinz, 
nicht  fähig,  seine  Leidenschaften  zu  be- 
zwingen, selbst  über  Kopf  in  die  See 
stürzte  und  daselbst  umkam.  Wie  un- 
wahrscheinlich es  nun  aber  sei,  dass 
dieser  ihre  Gebräuche  gelernt,  ihnen  einen 
Freiheitsbrief  ausgewirkt  oder  sie  nach 
York  zusammenberufen  habe,  mag  der 
Leser  beurteilen.«  —  »Doch  ist  es  immer 
noch  unglaublicher,  dass  Heinrich  VI.  und 
sein  Conseil  ihre  Gesetze  und  Gebräuche 
jemals  gelesen  oder  gebilligt  und  also  diese 
sehr  ehrw.  Meister  und  Genossen,  wie  sie 


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166 


Ploik  —  Polen. 


in  der  Rolle  genannt  werden,  bestätigt 
haben  sollte;  denn  in  dem  dritten  Jahre 
seiner  Regierung  (da  er  nicht  vier  Jahre 
alt  sein  konnte)  finde  ich  eine  Parlaments- 
akte, die  diese  Gesellschaft  ganz  aufhebt.*) 
Indem  darin  befohlen  ist,  das*  keine  Zu- 
aammenkfinfte  und  Konföderationen  von 
Maurern  gehalten  werden  sollen,  in  ihren 
Generalkapiteln  und  Versammlungen,  wo- 
durch der  gute  Fortgang  und  Nutzen  der 
Statute  für  Arbeiter  den  Gesetzen  zuwider 
verletzet  und  gebrochen  würde;  und  dass 
diejenigen,  welche  dergleichen  Kapitel 
oder  Kongregationen  veranlassen  würden, 
der  Felonie  (des  Treubruchs)  schuldig  er- 
kannt, die  Maurer  aber,  die  dazu  gekom- 
men, mit  Gefängnisstrafe  belegt  werden, 
und  nach  des  Königs  Gutbefinden  Geld- 
strafe und  Lösegeld  zahlen  sollten.  So 
sehr  irrte  der  Compilator  dieser  Geschichte 
des  Maurerhandwerks,  und  so  geringe 
Kenntnis  hatte  er  von  unsern  Chroniken 
und  Gesetzen.  Obgleich  diese  Verordnung 
durch  eine  im  fünften  Jahr  der  Regierung 
der  Elisabeth  nachfolgende  Akte  wieder- 
holt wurde,  durch  welche  Bediente  und 
Arbeiter  angehalten  werden  können,  zu 
dienen,  und  ihr  Lohn  eingeschränkt  wird, 
und  alle  Meister  für  sträflich  erklärt  werden, 
wenn  sie  mehr  Lohn  geben,  als  ihnen  von 
den  Gerichten  vorgeschrieben  ist,  und  die 
Diener,  wenn  sie  es  annehmen;  so  ist  doch, 
da  auch  diese  Akte  wenig  mehr  befolgt 
wird,  immer  noch  zu  fürchten,  diese  Ka- 
pitel der  Freimaurer  dürften  so  viel  Unheil 
anstiften,  als  chehin,  welches,  nach  der 
Geldstrafe  zu  urteilen,  ehemals  so  gross 
war,  dasa  es  vielleicht  nützlich  sein  dürfte, 
jetzt  eine  Untersuchung  über  sie  anzu- 
stellen.« —  P.  hat  ausser  den  alten  Kon- 
Mitutionen  eine  Handschrift  über  die  Ge- 
bräuche benützt,  die  Findel  im  British 
Museum  unter  »Sundry  Papers  on  Natural 
History»  nebst  einem  Katalog  von  P. 
fand,  bekannt  als  Sloane-MS.  Nr.  8329. 
[Keller,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Deutschland,  S.  51;  Findel,  Geschichte  der 
Freimaurerei,  6.  Aufl.,  S.  113;  Gould,  His- 
tory  of  Freemasonry  III,  168;  AQC.  VI, 
120,  wo  auch  sein  Bild;  BZC.  1898,  S.  16.] 
Plozk  (Ploek,  Hauptst.des  gleichnamigen 
mss.  Gouvernements,  [1892]  24388  E.).  Hier 
wurde  von  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  1)  eine  Jo- 
hannisloge Albertine  zur  Vollkom- 
menheit 2.  April  1808  gegründet,  die 
später  zum  Grossen  Orient  von  Polen 
überging;  ebenso  2)  eine  altschottische 
Loge  Zum  Frieden  am  12.  Jan.  1806 
und  3)  eine  Provinzialloge  1811.  Sie 
mussten  1821  auf  Anordnung  der  Staats- 
regierung geschlossen  werden.   [Vgl.  Ge- 


•)  Vgl.  Klon,  „Die  Freimaurerei  in  ihror  wahren 
Bedeutung",  8.  877,  wo  dieee  ParlamenUakte  faat 
mit  den  gleichen  Worten,  wie  hier  bei  Plot,  Abge- 
druckt rtebt. 


schichte  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  8. 
123,  133.]  4)  Auch  von  der  Grossen  Loge 
Royal  York  wurde  hier  4.  Okt.  1804  eine 
Loge  Leopoldine  zur  Abendsonne 
gestiftet,  über  die  indes  nichts  Näheres 
bekannt  ist. 

Poekau-Marlenberg,  s.  Flöhathal. 

Poesie  (Dichtkunst).  Wie  die  Musik, 
so  ist  die  P.  eng  mit  der  Freimaurerei 
verwachsen.  Schon  die  Sprache  der  Sym- 
bole und  Bilder,  die  die  Freimaurerei 
pflegt,  erinnert  an  einen  solchen  Zusammen- 
hang, mehr  noch  die  Pflege  des  Schönen, 
die  bei  ihr  herrscht.  Vieles  ist  daher  in 
der  Freimaurerei  in  das  Kleid  der  P.  ge- 
hüllt, und  diese  ist  gewissermassen  ihre 
freundliche  Dienerin.  Die  meisten  Gebete 
in  den  Logen  werden  in  Verse  gekleidet, 
und  Lieder  zum  Preis  der  hohen  Güter 
der  Menschheit,  zum  Lobe  Gottes  erklingen 
bei  ihren  Arbeiten.  Viele  Vorträge 
schliessen  mit  Gedichten,  die  einen  Wieder- 
hall des  Inhalts  jener  geben.  Zählt  ja 
auch  der  Freimaurerbund  eine  Menge  von 
berühmten  Dichtern  zu  seinen  Mit- 
gliedern, so  in  der  Vergangenheit,  wie  in 
der  Gegenwart.  Die  Freimaurerei  würde 
ohne  die  P.  verlieren  an  ihrem  erhabnen 
Eindruck.  [Vgl.  L  XIII,  S.  173.  FZ. 
1871,  S.  335;  1881,  S.  137.] 

Polen  (ehemaliges  Königreich).  Als  frei- 
maurerische Sage  muss  die  Annahme 
bezeichnet  werden,  dass  schon  wäh- 
rend der  Regierungszeit  Sigismunds  I. 
(1506—1548)  durch  Brancacio,  den  Hof- 
mann der  Königin  Bona,  die  Freimaurerei 
am  polnischen  Hofe  eingeführt  sei ;  ebenso 
dass  Sigismund  II.  August  (1548—1572) 
dem  Bunde  angehört  haben  soll.  Erst 
1739  finden  sich  wirklich  nachweisbare 
Spuren  der  Freimaurerei  in  P.,  in  welchem 
Jahre  die  von  einigen  vornehmen  Per- 
sonen, die  am  Hofe  des  Königs  Augusts  III. 
lebten,  in  Warschau  gestifteten  Gesell- 
schaften, deren  Zusammenkünfte  Logen 
genannt  wurden,  auf  Veranlassung  der 
päpstlichen  Bulle  Clemens'  XII.,  eingestellt 
werden  mussten.  Nichtsdestoweniger  er- 
öffneten schon  1742  der  Graf  Stanislaus 
Mniszek  (Grossfahnenträger  von  Litauen), 
Andreas  Mokronowski  und  Konstantin 
Jablonowski  in  Wischnowitz  (Wolhynien) 
eine  altschottische  Loge,  in  welche  die 
ersten,  durch  ihre  Tugenden  und  ihre 
Vaterlandsliebe  ausgezeichneten  Staats- 
männer P.'s  aufgenommen  wurden  (Wisch- 
nowitz war  Eigentum  der  Familie  Mnis- 
zek). In  demselben  Jahre  (1739)  eröffnete 
Graf  Jan  Mniszek  im  Verein  mit  General 
Le  Fort,  Graf  August  Muszinski,  Fürst 
Andreas  Oginski,  Graf  Wielhorski  und 
zwei  Grafen  Potocki  eine  Loge  in  Dukla, 
Eigentum  des  Grafen  Mniszek.  1744 
errichtete  Andreas  Mokronowski  in  seinem 
Hause  in  Warschau  gemeinsam  mit  dem 
Fürsten  Stanislaus  Lubomirski,  Grafen» 


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Polen. 


1C7 


Rozrazewski,  Grafen  Wall  und  Francis 
Longchamps  die  Loge  Lea  trois  freres. 
1777    stiftete  Franko is   Longchamps  in 
Lemberg  die  Loge  Lee  trois  Dresses,  die 
indes  bald  wieder  einging,  weil  deren 
Sekretär   bei    seinem  Tode   in  Sambor 
die  Logenakten  dort  hinterließ«,  die  in 
die  Hände  der  Geistlichkeit  fielen  und 
dem  Erzbischof  von  Lemberg  Obersendet 
wurden.    Dieser  Hess  die  Loge  schliessen 
und  ihre  Mitglieder  verfolgen.    1749  er- 
schien in  P.  der  Colonel  Jean  de  Thons 
de  la  Salvcrte,  leitete  1750  die  Arbeiten  der 
soeben  gestifteten  Warschauer  Loge  Zum 
guten  Hirten  und  erhöhte  ihr  Ansehen  in 
solchem  Maspe,  dass  er,  gleichsam  als  ihr 
Bevollmächtigter,  in  ihrem  Namen  an  den 
von  ihm  besuchten  Orten,  wo  noch  keine 
Loge,  wohl  aber  einige  Maurer  vorhanden 
waren,  maurerische  Arbeiten  unter  seiner 
Leitung  veranstaltete.    1755  stiftete  der 
General  Le  Fort  in  Dukla  bei  dem  Hof- 
marschall der  Krone  Mniszek  eine  Loge 
nach  dem  Ritual  der  strikten  Observanz. 
In  Warschau  war  zu  jener  Zeit  die  Loge 
Zu  den  drei  Brüdern  in  einem  blühenden 
Zustand  und  trat  1763  mit  der  Loge  Zu 
den  drei  Kronen  in  Königsberg  in  engere 
Verbindung,  geriet  indessen  später  in  Ver- 
fall.   Erst  unter  der  Regierung  des  Königs 
Stanislaus  August  Poniatowski  bemühte 
man  sich  ernstlich,  sie  wieder  herzustellen. 
Im  August  1766  wurde  sie  aufs  neue  er- 
öffnet. Der  Krongrossfähnrich  Graf  August 
Muszinski   stand  an    ihrer   Spitze  und 
übergab  im  Oktober  dem  Grafen  Friedrich 
AJoys  Brühl  (s.  d.)  bei  dessen  Ankunft  aus 
Dresden   den   ersten   Hammer.  Dieser 
sebl 088,   um  neue  Gesetze  einzuführen, 
die  Loge  und  eröffnete  11.  Jan.  1767  eine 
neue  unter  dem  Namen  Der  tugendhafte 
Sarmate  als  schottische  Loge,  der  er  ein 
Kapitel  der  höhern  Grade  unter  der  Be- 
nennung Die  fünf  vollkommen  vereinigten 
Nationen  beigab.    Nach  der  Abreise  des 
Grafen  Brühl  zu  Ende  des  J.  1768  nach 
Dresden  übernahm  Muszinski  wieder  die 
Leitung  der  Loge  und  wurde,  als  sich 
diese  24.  Juni  1769  zu  einer  Grossen  Loge 
erklärte,  zu  ihrem  Grossmeister  erwählt. 
Jean  de  Thoux  de  la  Salverte  wurde  abge- 
ordneter Grossmeister.    Diese  neue  Gross- 
loge  fertigte  damals  für  Bernhard  eine 
Urkunde  zur  Errichtung  einer  Loge  inPresa- 
burg  unterm  Namen  Der  tugendhafte  Rei- 
sende (bestand  bis  1782)  aus  und  stiftete 
einige  Monate  später  zwei  neue  Logen  in 
Warschau:  eine  unter  dem  frühern  Namen 
Die  drei  Brüder  für  die  deutschen,  und 
die  andre  Zur  Einigkeit  für  die  Arbeiten 
in  französischer  Sprache.    Nachdem  sie 
den  auswärtigen  Grosslogen  von  ihrer  Ein- 
setzung Kunde  gegeben  hatte,  erhielt  sie 
von  de  Vignoles  (s.d.)  im  Haag,  englischem 
Provinzialgrossmeister  für  auswärtige  Logen 
und  Abgeordneten  des  damaligen  Londoner 
Grossmeisters,  Herzogs  von  Beaufort,  ein 


Schreiben,  worin  Muszinski  als  Provinzial- 
grossmeister von  P.  anerkannt  wurde. 
Dieser  nahm  aber  die  Ernennung  nicht 
an,  sondern  erklärte  P.  und  Litauen  von 
England  unabhängig.  Noch  1769  stiftete 
die  Warschauer  Grossloge  die  Logen  Die 
Freundschaft  in  Bialystock,  Die  drei  weissen 
Adler  in  Lemberg,  Die  drei  Türme  in 
Marienburg  und  1770  Die  drei  Sterne  in 
Danzig.  —  Am  24.  Juni  1770  kündigte  sich 
Muszinski  wieder  als  Grossmeister  an  und 
feierte  das  Johannisfest  in  Anwesenheit 
des  Erzbischofs  Primas  Podoski,  der 
dazu  sein  Silbergeschirr  der  Grossloge  lieh, 
in  deren  eignem  Hause  in  Bielanv  bei 
Warschau.  Zum  Kauf  dieses  rfausea 
hatte  der  König  Stanislaus  August  Ponia- 
towski beigesteuert,  was  der  Nuntius  Durini 
getreulich  nach  Rom  berichtete.  Als  der 
Graf  Brühl  1773  nach  Warschau  zurück- 
kehrte, führte  er  das  Ritual  der  strikteu 
Observanz  in  den  Logen  Die  drei  Brüder 
und  Zur  Einigkeit  von  neuem  ein  und 
stiftete  29.  Jan.  1774  die  Loge  Karl  zu 
den  drei  Helmen,  die  1778  eine  Loge 
I  ebenfalls  Zu  den  drei  Helmen  auf  den 
I  Namen  des  königlich  polnischen  Oberstleut- 
nants Karl  Bousquet  de  Laurans  in  Krakau 
gründete.  Diese  Logen  erkannten  die 
Obern  der  vereinigten  Logen  in  Deutsch- 
land und  den  Grafen  Brühl  als  den  Be- 
vollmächtigten an.  Am  30.  April  1774 
errichteten  Karl  Armand  Baron  v. 
Hayking,  Georg  Wielhorski,  Joseph  Graf 
v.  Hülsen,  Joseph  Zajaczek,  General 
Dzinsky,  Starost  Fürst  Nikolaus  Radzi- 
will  und  der  oben  genannte  Mystiker  de 
Thoux  de  la  Salverte  eine  Gesellschaft,  der 
sie  den  Namen  Chevaliers  de  St.-Charles, 
amis  ä  l'öprcuvc  (Ritter  des  heiligen  Karl, 
erprobte  Freunde)  beilegten.  Diese  dauerte 
als  Loge  unter  der  Benennung  Der  gute 
Hirte  fort.  An  ihrer  Spitze  stand 
I  Graf  Hülsen;  aus  ihren  Mitgliedern  bil- 
dete sich  ein  altschottischcs  Direktorium, 
das  unter  Beitritt  sämtlicher  von  ver- 
schiednen  ausländischen  Mutterlogen  ge- 
gründeten Logen  im  Königreich  und  im 
Grossherzogtum  Litauen,  mittelbar  durch 
die  Loge  Royal  York,  bei  der  Grossloge 
von  London  um  das  Vorrecht  einer  Gros- 
sen Provinzial-Mutterloge  für  P.  ansuchte. 
Zu  Ende  des  J.  1776  hatte  der  Kauf- 
mann Jean  Mioche  in  Warschau  eine 
französische  Loge  Das  vollkommene  Still- 
schweigen gestiftet,  die  von  dem  Gross- 
orient von  Frankreich  15.  Nov.  1778  eine 
Stiftungsurkunde  erhielt.  (Nach  andrer 
Überlieferung  von  einem  katholischen  Geist- 
lichen, Namens  Karrons,  gestiftet.)  1779 
wurde  die  Loge  Katharina  zum  Nordstern 
von  dem  Fürsten  Johann  NepomucenuB 
Poninski,  der  sich  für  einen  bevollmäch- 
tigten Kommissar  des  altschottischen  Direk- 
toriums von  Strassburg  für  P.,  unter  der 
Autorität  des  Herzogs  Ferdinand  von 
Braunschweig,  ausgab  und  den  Logen  die 


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168 


Polen. 


grossen  Vorteile  vorspiegelte,  die  sie  durch 
die  Reform,  wenn  sie  wieder  zur  strikten 
Observanz  überträten  und  deren  Ritual 
annähmen,  erhalten  würden,  gegründet, 
kehrte  aber  anfangs  1780  zu  ihrem  engli- 
schen Ritual  zurück.  Mehrere  Mitglie- 
der blieben  jedoch  der  strikten  Observanz 
unterm  Vorsitz  des  Fürsten  Poninski 
treu  und  arbeiteten  abgesondert  unter  dem 
Namen  Der  Nordstern.  Mit  dieser  letz- 
tern Loge  vereinigte  sich  in  der  Folge 
die  Loge  Zu  den  drei  Helmen,  unter  dem 
Vorsitz  Kaspar  Rogalinskis.  Diese  Ver- 
schiedenheit der  Gebräuche  und  Vor- 
gesetzten konnte  nicht  lange  bestehen. 
Graf  Ignaz  Potocki,  Grossmarschall  der 
Krone  für  Litauen  (geb.  1751,  gest.  1809), 
und  andre  von  Eifer  beseelte  Freimaurer 
beschlossen,  diesem  Mangel  an  Eintracht 
durch  übereinstimmende  Gesetze  und  Ge- 
bräuche abzuhelfen.  Als  daher  27.  Dez. 
1779  Graf  Hülsen  dem  Grafen  Potocki 
den  ersten  Hammer  abtrat,  legte  dieser 
ernstlich  Hand  ans  Werk,  um  sich  mit 
den  Berliner  Grosslogen  sowohl,  als  mit 
der  Petersburger  näher  zu  verbinden.  Ein 
damals  von  der  Loge  Royal  York  mitge- 
teiltes Umlaufschreiben  der  Grossen  Loge 
von  London  an  alle  Logen  auf  dem  festen 
Lande  enthielt  die  Aufforderung,  sich  zu 
einem  allgemeinen  Maurerbunu  zu  ver- 
einigen. Diesem  war  ein  Vertrag  bei- 
gefügt, nach  dessen  sechstem  Artikel  die 
Errichtung  einer  polnischen  Provinzial- 
Mutterloge  gestattet  sein  sollte,  sobald  die 
gehörige  Zahl  von  Logen  vorhanden  sein 
würde.  Den  Bemühungen  des  Grafen  Po- 
tocki gelang  es,  dass  dieser  Vertrag  im 
April  1780  von  allen  Logen  des  König- 
reichs und  des  Grossherzogtums  Litauen 
unterzeichnet  wurde.  Um  einen  ähnlichen 
Vertrag  mit  den  Grossen  Logen  von 
Frankreich  und  Holland,  sowie  mit  denen  ; 
in  Berlin,  die  nicht  zu  dem  Braunschweig- 
schen  System  gehörten,  abzuschliessen, 
wurde  der  Baron  von  Hayking,  kais.  russ. 
Major  und  königl.  poln.  Kammerherr,  in 
der  Eigenschaft  eines  Vertreters  der 
Logen  in  P.  abgesendet,  und  zu  gleichem 
Zwecke  für  Petersburg  Le  Doules  aus  der 
Loge  La  discr^tion  zum  Vertreter  der 
Grossen  Loge  von  P.  ernannt.  Diesem 
Vorhaben  arbeiteten  diejenigen  Freimaurer 
entgegen,  die  sich  zum  Braunschweigschen 
Ritual  bekannten,  indem  sie,  vermöge  einer 
von  dem  General  Grafen  von  Brühl  erhalt- 
enen Vollmacht,  die  Loge  Karl  zu  den  drei 
Helmen  unter  eben  demselben  Namen  in 
eine  schottische  Muttcrloge  verwandelten. 
Zu  ihnen  traten  sowohl  die  Mitglieder  der 
zweiten  Abteilung  von  der  Loge  Zum  Nord- 
stern, als  auch  die  übrigen  Mitglieder  der  i 
Drei  Helme.  Diese  vereinten  Mitglieder  i 
gründeten  drei  neue  Logen,  August  zum 
tugendhaften  Sarmaten,  Alois  zum  flam- 
menden Schwert  und  Johann  zum  Polarstern. 
In  eben  diesem  Jahre  erschien  der  bekannte  i 


Cagliostro  (s.  d.)  in  Warschau  und  wollte 
eine  Loge  unter  ägyptischen  Gebräuchen 
gründen.  Er  machte  hierzu  Vorbereitungen; 
da  er  aber  durch  seine  chemischen  Versuche 
nicht«  darthat,  so  scheiterte  sein  Unter- 
nehmen.*) 1781  machte  auch  die  unter 
dem  Schutz  des  französischen  Orients 
arbeitende  Loge  Zum  vollkommenen  Still- 
schweigen einen  neuen  Versuch,  die  Ver- 
einigung aller  polnischen  Logen  in  ein 
Ganzes  zu  hindern,  indem  sie  durch  eine 
vom  14.  Mai  datierte  Urkunde  des  Grossen 
Orients  zur  Grossen  Mutterloge  französi- 
schen Systems  erhoben  wurde.  Nunmehr 
teilte  die  Grosse  Loge  Katharina  zum 
Nordstern,  die  mehrere  Stiftungsurkunden 
von  der  Mutterloge  Royal  York  für  einige 
im  Lande  bereits  bestehende,  sowie  für 
andre  erst  noch  zu  stiftende  Logen  erhal- 
ten hatte,  1.  Juni  ihre  Mitglieder  und 
bildete  aus  diesen  drei  neue  Logen:  Den 
Tempel  der  Isis  in  Warschau  13.  Okt. 
1780,  Das  Nordschild  und  Die  cleusinische 
Göttin  in  Warschau  15.  Okt.  1780;  sie 
selbst  aber  bearbeitete  bloss  den  dogmati- 
schen Teil.  Im  August  1781  traf  für  diese 
von  der  Grossen  Loge  von  London  der 
Freibrief  vom  4.  Aug.  1780,  unterzeichnet 
vom  Herzog  Montagu,  Grafen  von  Man- 
chester, ein,  enthaltend  die  gewöhnlichen 
Vorrechte  einer  obersten  maurerischen  Be- 
hörde über  alle  im  Lande  befindlichen 
Logen.  Dieser  Freibrief  war  indessen  auf 
den  Namen  des  Grafen  Hülsen  ausgestellt, 
dessen  grossmeisterliche  Würde  also  er- 
neuert wurde.  Bis  zur  nächsten  Wahl  über- 
nahm zwar  dieser  den  Hammer ;  allein  27.Dez. 
1781  wurde  Ignaz  Potocki  einstimmig  zum 
Grossmeister  aller  Logen,  sowohl  des  Kö- 
nigreichs, als  des  Grossherzogtums  Litauen 
ernannt,  nachdem  man  zuvor  alle  Logen 
von  diesem  erfreulichen  Ereignis,  das 
die  völlige  Einigkeit  herbeiführen  sollte, 
benachrichtigt  hatte,  mit  der  Bemerkung, 
dass  diese  Vereinigung  vorzüglich  den 
Bemühungen  des  gedachten,  um  die 
Maurerei  in  P.  so  verdienten  Grafen 
Potocki  zu  verdanken  sei.  Nach  Auf- 
stellung einer  solchen  echt  maurcrischen 
Obergewalt  in  P.  hörten  die  Arbeiten 
der  schottischen  Mutterloge  Zu  den 
drei  Helmen  und  die  der  zu  ihr  ge- 
hörigen Logen  August  zum  tugendhaften 
Sarmaten,  Alois  zum  flammenden  Schwert 
und  ebenso  Johann  zum  Polarstern, 
gänzlich  auf.  Dieses  günstige  Ereignis 
der  Eröffnung  der  Grossen  Mutterlogc  von 
P.  wurde  sofort  allen  fremden  Grosslogen, 
namentlich  in  Frankreich  und  Holland, 


*)  Vgl.  hierüber  die  Schrift:  „Cagliostro  In  War- 
schau. Oder  Nachricht  und  Tagebach  Uber  desselben 
magiiche  and  alchymische  Operationen  in  Warschau 
im  J.  1780,  geführt  von  einem  Augenzeugen.  Aus 
dem  französischen  Manuskripte  überweist,  und  mit 
Anmerkungen  erläutert,  1780*  Ton  J.  Fr.  üertueh,  44 
«.  in  8.  —  oder  das  Original :  «Cagliostro  ddmMquA 
a  Varsovle".  —  „Par  un  Wmoin  oculaire,  17S6.» 


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Polen. 


169 


sowie  der  Mutterloge  Royal  York  zu 
Berlin  bekannt  gemacht.  Die  sodann  ent- 
worfnen  Gesetze,  die  ganz  mit  dem 
Anderson  sehen  Konstitutionenbuch  über- 
-einstimmten ,  wurden  zwar  7.  Jan.  1783 
zur  Genehmigung  vorgelegt,  jedoch  nicht 
als  bindend  angenommen  und  öffent- 
lich bekannt  gemacht;  man  ernannte  viel- 
mehr zuvörderst  einige  Ausschüsse,  um 
noch  manches  zu  berücksichtigen.  Die 
-schnelle  Abreise  des  Grafen  Ignaz  Potocki 
ins  Ausland  war  die  Ursache,  dass  dieses 
angefangne  Werk  abermals  nicht  vollendet 
werden  konnte ;  obschon  George  Wielhoreki, 
<ler  zugeordnete  Grossmeister,  die  Stelle 
des  Grafen  Potocki  mit  Eifer  vertrat.  Leider 
verliess  auch  dieser  bald  Warschau,  und 
-die  Leitung  der  Grossloge  fiel  dem  da/u 
wenig  befähigten  I.  Grossaufseher  Kasimir 
Rzewuski  zu.  Die  endliche  Ausführung 
des  begonnenen  Baues  Übernahmen  nun 
<lie  um  das  Wohl  der  Maurerei  von  P.  so 
eifrig  besorgten  Vertreter  der  13 damals  vor- 
handnen  regelmässigen  arbeitenden  Logen: 
1)  Katharina  zum  Nordschild,  2)  der  Tem- 
pel der  Isis,  3)  der  Nordschild  und4)dieeleu- 
sinische  Göttin,  in  Warschau;  5)  die  voll- 
kommene Einigkeit,  6)  der  eifrige  Litauer, 
7)  der  gute  Hirte  und  8)  der  Tempel  der 
Weisheit  in  Wilna;  9)  die  gekrönte  Stand- 
haftigkeit,  10)  der  weisse  Adler  und  11) 
-die  Schule  der  Weisheit,  in  Posen,  12)  das 
vollkommene  Geheimnis  in  Dubno  und 
13)  die  glückliche  Befreiung  in  Grodno. 
In  Erwägung  des  durch  den  Baron  von 
Hayking  abgeschlossnen  und  bestätigten 
Vertrags  und  insbesondere  des  VI.  Ar- 
tikels, sowie  des  Umlaufschreibens  des 
Grossorients  von  Frankreich  vom  17.  Nov. 
1781,  worin  der  Grundsatz  ausgesprochen 
war:  «von  nun  an  keine  Logen  weiter  in 
solchen  Ländern  zu  stiften,  wo  schon  mau- 
rerische Behörden  bestehen«,  mit  der  be- 
sondern Bemerkung:  »dass  man  die  Loge 
Das  vollkommene  Stillschweigen  nur  des- 
halb zu  einer  maurerischen  Behörde  er- 
hoben habe,  um  desto  eher  einen  Grossen 
Orient  von  P.  errichten  zu  können,  so- 
bald die  Zahl  der  Logen  vollkommen  sein 
würde»,  traten  die  Vertreter  der  obgedachten 
Logen  26.  Febr.  1784  zusammen,  um  die  Er- 
richtung eines  Grossen  Orients  von  P.  vor- 
zubereiten, und  machten  solchen,  »da  sie 
schon  vollzählig  waren«,  allen  Logen  be- 
kannt, worauf  4.  März  die  Einweihung  des 
Grossen  Orients  wirklich  erfolgte.  Die 
Verbrüderung  wurde  unterzeichnet  und 
der  zum  Grossmeister  gewählte  Andreas 
Mokronowski,  Wojwode  von  Mazovien,  am 
18.  eingesetzt,  auch  19.  April  von  dieser 
Erhebung  der  Provinzial-Mutterloge  von 
P.  und  Litauen  den  auswärtigen  Grossen 
Orienten,  insbesondere  dem  englischen  und 
französischen,  amtliche  Nachrichten  erteilt. 
Noch  in  diesem  Jahre  wurden  vom  Grossen 
Orient  die  Logen  Die  Morgenröte  von  Za- 
rugrad  in  Konstantinopel,  Die  Unsterblich- 


keit, eine  Militärloge  inNemirow  oder  Kiew, 
und  Mars  in  Poton  beim  Regiment  der 
polnischen  Garde  des  Fürsten  Calixtus  Po- 
ninski  (früher  schon  durch  die  Grosse  Loge 
Katharina  zum  Nordschild  eingesetzt),  mit 
der  Stiftungsurkunde  versehen,  ebenso  die 
der  Logen  Die  gekrönte  Standhaftigkeit  in 
Posen,  Die  vollkommene  Einigkeit  in  Wilna, 
Das  vollkommene  Geheimnis  in  Dubno,  die 
zugleich  die  Bestallung  einer  Provinzial- 
Mutterloge  erhielt,  und  endlich  die  Auf- 
richtige Freundschaft  in  Lemberg  bestätigt. 
Leider  aber  starb  am  14.  Juni  1784  der 
Grossmeister  Mokronowski.  Der  eine  zu- 
geordnete Grossmeister,  der  zugleich  die 
Provinz  Grosspolen  vertrat,  Franz  Woyna, 
kam  an  seine  Stelle;  den  26.  Nov.  1784  war 
die  Trauerfeierlichkeit  für  den  verstorbnen 
Grossmeister,  wobei  sein  Bildnis  in  der 
Loge  aufgestellt  wurde,  das  der  König  von 
P.,  Stanislaus  August  us,  dem  Grossen  Orient 
geschenkt  hatte.  Zu  eben  dieser  Zeit  er- 
hielt der  Grosse  Orient  einUmlaufschreiben 
von  der  philalet bischen  Maurergesellschaft 
in  Paris  (s.  Phiialethen),  worin  sie  zu  ei- 
ner allgemeinen  Zusammenkunft  15.  Febr. 
1785  aufforderte,  und  es  wurden  hierzu 
Baron  de  Hayking  und  Jean  de  Thoux  de 
la  Salverte  ernannt.  Am  27.  Dez.  schritt 
man  zur  Wahl  der  Grossbeamten;  die  Wahl 
zum  Grossmeister  fiel  auf  den  Grafen  Sta- 
nislaus Felix  Potocki  (geb.  1745,  gest. 
1805),  der  diese  Würde  auch  2.  Febr. 
1785  übernahm.  Damals  bildete  sich 
eine  Adoptionsloge,  deren  Gesetze  ünter 
dem  19.  Febr.  durch  den  Grossen  Orient 
genehmigt  wurden.  Diese  Frauenloge  be- 
stand bereits  seit  1783  unter  dem  "Vorsitz 
der/Theresa  Tysk  i  e  wi  cz ;  hervorragen  de  M  i  t- 

flieder  waren  Fürstin  Lubomirska  und 
'ürstin  Rzewoaska.  Diese  Loge  wurde  erst 
jetzt  von  dem  Grossen  Orient  genehmigt. 
An  eben  demselben  Tage  machte  das 
souveraine  Kapitel,  als  die  oberste  Behörde 
des  innern  Grossen  Orients  der  höhern  Grade, 
bekannt,  dass  von  nun  an  die  Kapitel  von 
denProvinzial-  und  symbolischen  Logen  ge- 
trennt sein  sollten.  Am  11.  Mai  erlaubte  man 
der  Provinzialloge  von  Posen  Zur  gekrön- 
ten Standhaftigkeit  und  12.  Okt.  der  Pro- 
vinzialloge von  Dubno  Zum  vollkommenen 
Geheimnisse,  Adoptionslogen  zu  stiften. 
Am  22.  Juni  wurde  die  Loge  Zur  aufrich- 
tigen Freundschaft  in  Lemberg,  bestätigt 
und  26.  Juni/22.  Dez.  Der  preussische  Adler 
in  Insterburg  neu  gegründet.  Am  17.  Dez. 
wurde  bei  der  Grossbeamtenmahl  Felix 
Potocki  wieder  als  Grossmeister  gewählt. 
Am  25.  Febr.  1786  erhielt  die  in  deut- 
scher Sprache  arbeitende  Loge  Die  eleu- 
sinische  Göttin  in  Warschau  Erlaubnis, 
eine  Adoptionsloge  zu  stiften.  Zu  dersel- 
ben Zeit  veranstaltete  der  Grosse  Orient 
eine  allgemeine  Sitzung  der  Adoptionslo- 
gen, die  der  Trauer  um  den  menschen- 
I  freundlichen  Herzog  Maximilian  Julius 
|  Leopold  von  Braunschweig  (s.  d.)  gewid- 


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170 


Polen. 


met  war.  In  der  Nacht  vom  24.  zum 
25.  April  brannte  das  Logenlokal  ab.  Da 
von  den  Geräten  nur  äusserst  Weniges  ge- 
rettet werden  konnte,  so  war  der  Verlust 
sehr  bedeutend.  Sofort  wurde  ein  Aus- 
schuss  gebildet,  der  da»  Haus  des  Barons 
Mariwil  für  die  Grossloge  mietete.  Der 
Grosse  Orient  von  Neapel  ersuchte  den 
Orient  von  P.  nicht  nur  mit  ihm  in  brü- 
derliche Verhältnisse  zu  treten,  sondern 
auch  um  die  Mitteilung  der  soeben  aus- 
gearbeiteten Gesetze,  was  23.  Juni  ge- 
schah. In  der  Sitzung  des  Grossen  Orients 
28.  Juni  wurde  der  Freibrief  zu  einer 
in  Dubno  unter  dem  Namen  Der  wohl- 
t  hat  ige  Pole  neu  zu  errichtenden  Loge 
ausgefertigt.  Auch  zeigten  die  noch  übri- 
gen Mitglieder  der  französierten  Loge  Zum 
vollkommenen  Stillschweigen  an,  dass  sie 
sich  der  französischen  Loge  Der  Nord- 
schild (Bouclier  du  Nord)  einverleibt  hät- 
ten, und  übergaben  dem  Grossen  Orient 
von  P.  den  Freibrief,  den  sie  früher  vom 
französischen  Grossorient  erhalten  hatten. 
Am  13.  Dez.  wurde  die  Loge  Zum  nber- 
wundnen  Vorurteil  in  Krakau  bestätigt; 
zwei  andre  aber,  Die  vollkommene  Treue 
in  Kaminiez  und  Der  wahre  Patriotismus  in 
Tulczyn,  die  um  Freibriefe  anhielten, 
wurden  mit  ihrem  Gesuch  vorerst  an  ihre 
Provinzialloge  gewiesen.  Am  4.  Jan.  1787 
wurde  Felix  Potocki,  obsehon  er  den  Ar- 
beiten selten  beiwohnte,  als  Grossmeister 
(zu  seinem  Stellvertreter  wurde  Fürst  Ka- 
simir Sapieha  bestellt)  bestätigt  und  22. 
März  Stanislaus  Kostka  Potocki  bevoll- 
mächtigt, mit  den  auswärtigen  Grosslogeu 
und  insbesondere  mit  der  englischen  und 
französischen,  in  Verbindung  zu  treten. 
Die  Arbeiten  der  Loge  Zum  Tempel  der 
Weisheit  in  Wilna,  die  gedeckt  hatte, 
wurden  19.  April  aufs  neue  eröffnet;  ihr 
Vertreter  erhielt  seinen  Platz  wieder  in 
dem  Grossen  Orient  von  P.  Am  11.  Okt. 
wurde  die  Loge  Katharina  zum  Nordstern 
zur  Provinzial -Mutterloge  und  zugleich 
zur  allgemeinen  ökonomischen  ernannt, 
auch  die  Loge  Die  zerstreute  Finsternis 
in  Zitomir,  die  31.  Mai  von  der  Provin- 
zial-Mutterloge  Das  vollkommene  Geheim- 
nis in  Dubno  gegründet  worden  war,  be- 
stätigt. Am  24.  Jan.  1788  wurde  Felix 
Potocki,  obsehon  nicht  gegenwärtig,  wie- 
der als  Grossmeister  bestätigt;  er  fand  in- 
des nunmehr  für  gut,  den  Hammer  nie- 
derzulegen, worauf  11.  Jan.  1789  der  Fürst 
Kasimir  Sapieha,  zu  jener  Zeit  Marschall 
der  litauischen  Konföderation,  zum  Gross- 
meister gewählt  und  eingesetzt  wurde.  (Auf 
Antrag  des  Grafen  Alexander  Szembek 
wurde  in  diesem  Jahre  der  Name  der 
Warschauer  Mutterloge  Katharina  zum 
Nordstern  in  «Stanislaus  August«  abge- 
ändert) Da  aber  der  vierjährige  Reichs- 
tag den  Grossmeister  abhielt,  an  den  mau- 
rerischen Arbeiten  Anteil  zu  nehmen,  wie 
auch  mehrere  eifrige  Maurer  verhindert 


wurden,  die  Ordnung  zu  erhalten,  endlich 
aber  die  Mitglieder  verschiedner  Logen, 
durch  die  letzten  Schicksale  des  König- 
reichs 1792  niedergeschlagen,  in  ihrem  Ei- 
fer zu  erkalten  anfingen,  so  wurde  1794, 
wo  die  völlige  Teilung  von  P.  erfolgte,, 
auch  die  Auflösung  des  grossen  Maurer- 
bundes von  P.  herbeigeführt  und  der  Grosse 
Orient  auf  unbestimmte  Zeit  gedeckt. 
Nunmehr  wurden  von  den  Grosslogen  Ber- 
lins folgende  Logen  gegründet:  4.  Juni 
1793  Zum  Bienenkorb  in  Thorn,  von 
der  Grossen  Landesloge;  27.  Aug.  1795 
Sokrates  zu  den  drei  Flammen  in  Kaiisch, 
von  der  Mutterloge  Royal  York;  6.  April 
1797  Zum  goldnen  Leuchter  in  Warschau, 
von  der  Grossen  Landesloge,  13.  Mai  1801 
die  Loge  Hesperus  in  Kaiisch,  von  derGross- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln,  19.  Febr.  1802 
Friedrich  Wilhelm  zur  Säule  (später  zum 
Samariter)  in  Warschau;  27.  Okt.  1804 
Zum  goldnen  Ring  in  Bialystock;  25.  Mai 
1805  Tempel  der  Weisheit  in  Warschau, 
die  in  polnischer  Sprache  arbeitete  (die 
drei  letztern  von  der  Grossen  Landesloge); 
4.  April  1802  Johannes  zum  Felsen  in 
Kaiisch  (Schottenloge),  von  der  Grossen 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln ;  2.  April 
1803  Albertine  zur  Vollkommenheit  in 
Plozk;  1.  Jan.  1804  Zum  gekrönten 
Kubus  und  12.  Jan.  1806  Andreas  zum 
Frieden  in  Gnesen;  24.  April  1806  Fried- 

-  rieh  Wilhelm  zur  beglückenden  Eintracht, 
in  Posen;  24.  Juni  1811  Zum  aufgehen- 
den Morgenstern  in  Lomza  und  Zur  wah- 
ren Brüderschaft  in  Lencziz  (s.  alle  diese). 
Die  sechs  letztern  wurden  ebenfalls  von 
der  Grossen  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln gegründet,  die  auch  in  Plozk  eine 
Provinzialloge  und  ein  altschottisches  Direk- 
torium für  das  Grossherzogtum  Warschau 
errichtete.    Endlich  wurde  1812  von  der- 

!  selben  Grossloge  in  Posen  die  Loge 
Piast  zu  den  drei  sarmati sehen  Säulen 

■  gestiftet.  Mit  den  Umwandlungen  der 
politischen  Ereignisse  änderte  sich  in  dem 

i  ehemaligen  P.,  nunmehrigen  Herzogtum 

!  Warschau,  auch  wieder  die  maurerische 
Oberbehörde.  Vorerst  wurde  23.  Dez.  1807 
in  Posen  eine  Loge  unter  dem  Namen 
Die  vereinigten  Brüder  Franzosen  und 
Polen  gestiftet,  die  von  dem  französi- 
schen Grossorieut  1.  Jan.  1808  einge- 
setzt wurde.  Am  30.  Sept.  1808  waren  die 
beiden  Logen  Zum  goldnen  Leuchter  und 
Friedrich  Wilhelm  zur  Säule,  welche  letz- 
tere sich  jetzt  Zum  Samariter  nannte,  ge- 
nötigt, auf  unbestimmte  Zeit  zu  decken, 
was  auch  von  der  dritten  Warschauer 
Loge  Zum  Tempel  der  Weisheit  geschah, 
nachdem  sie  ihre  Entlassung  von  der 
Grossen  Landesloge  zu  Berlin  bewirkt  hatte. 
Nunmehr  fing  die  ehemalige  polnische  Loge 
Zum  Tempel  der  Isis  9.  Jan.  1809  ihre  Arbei- 
ten von  neuem  an,  und  die  Mitglieder  des 
Tempels  der  Weisheit  wurden  ihr  einver- 
leibt.    Gleich  darauf,   nachdem  einige 


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Polen. 


171 


alte  Mitglieder  der  ehemaligen  Loge  Zur 
eleusinischen  Göttin  sich  versammelt  hat- 
ten, wurde  auch  diese  Loge  wieder  geöff- 
net und  somit  22.  März  1810  vorerst  die 
Provinzial-Mutterloge Katharina  zum  Nord- 
stern und  sodann  spater  der  Grosse  Orient 
vonP.,  durch  den  letzten  zugeordnetenGross- 
meister,  Ludwig  von  Guttakowski,  unter 
seinem  Vorsitz  als  obere  Behörden  der 
Maurerei  in  P.  und  Litauen  feierlich 
ernannt,  auch  von  diesem  wichtigen  Er- 
eignis dem  Grossen  Orient  von  Frank- 
reich Nachricht  erteilt.  Von  den  beiden 
vorher  genannten  Logen,  die  von  der  Gros- 
sen Landesloge  in  Berlin  gegründet  waren, 
blieb  Der  Samariter  gedeckt,  die  Loge  Zum 
goldnen  Leuchter  aber  eröffnete  sich  aufs 
neue  und  trat  unter  die  Aufsicht  des  Gros- 
sen Orients  von  P.  Sie  erhielt  den  Na- 
men Die  Halle  der  Beständigkeit  und 
wurde  22.  Mai  anderweit  eingesetzt.  Am 
29.  Mai  wurde  auch  die  Adoptionsloge 
wieder  eröffnet,  unter  der  Aufsicht  der 
GrossmeiBterin  Anna  Potocka,  gebornen 
Fürstin  Sapieha,  hiemachst  27.  Juni  die 
ehemalige  französische  Loge  Zum  Nord- 
schild und  S.  Juli  die  Loge  Das  flber- 
wundne  Vorurteil  in  Krakau,  10.  Juli  aber 
eine  neue  Loge  in  Thorn  unter  dem  Na- 
men Der  Totenkopf,  ferner  4.  Sept.  eine 
Loge  in  Nieawicz  unter  dem  Namen,  den 
sonst  die  Loge  in  Grodno  führte,  Die 
glückliche  Befreiung,  gegründet.  Am  29. 
Jan.  1811  sandte  auch  die  in  Warschau 
vom  französischen  Grossorient  gegründete 
Loge  Die  vereinigten  Brüder  Polen  einen 
Vertreter  zum  Grossen  Orient  von  P., 
sowie  die  Loge  Janus  in  Bromberg  und 
Das  gekrönte  Sechseck  in  Gnesen.  Den 
Tag  darauf  war  Grossbeamtenwahl,  wobei 
der  zugeordnete  Grossmeister  des  ehe- 
maligen und  nun  neu  eröffneten  Grossen 
Orients  von  P.,  Ludwig  Guttakowski,  zum 
Grossmeister  gewählt  und  eingesetzt  wur- 
de. Bei  der  Posener  Loge  wurde  17.  Juni, 
vermöge  einer  Urkunde  des  Grossorients 
von  Frankreich  vom  4.  Marz,  ein  Kapitel 
der  höhern  Grade  eröffnet.  Damals  be- 
gann die  Provinzialloge  von  Wilna  Die 
vollkommene  Einigkeit  und  12.  März  die 
vom  Grossen  Orient  von  P.  gegründete 
Loge  Die  errungne  Freiheit  in  Lublin 
ihre  Arbeiten.  Am  24.  März  schloss  der 
Grosse  Orient  von  P.  mit  dem  Gross- 
orient von  Frankreich  einen  gegenseitigen 
Annahme  vertrag.  Am  5.  Nov.  wurden 
die  noch  von  fremden  Grosslogen  ab- 
hängenden Logen  zum  letzten  Mal  auf- 
gefordert, sich  unter  die  Aufsicht  des  Gros- 
sen Orients  von  P.  zu  begeben.  Während 
dieser  Verhandlungen  wurden  die  Logen 
in  Plozk  und  Thorn  24.  Dez.  1811  ge- 
schlossen; die  Loge  Janus  in  Bromberg 
hingegen  that  sich  unter  dem  Namen  Das 
Ritterkreuz  27.  Februar  1812  von  neuem 
auf.  Am  1.  Dezember  1811  erlitt  der 
Grosse  Orient  durch  den  Tod  des  Gross- 


meisters Guttakowski  einen  grossen  Ver- 
lust, weshalb  am  17.  Jan.  1812  eine  Trauer- 
feierlichkeit begangen  wurde.  Der  zuge- 
ordnete Grossmeister,  Alexander  Koznicki, 
stand  nunmehr  an  der  Spitze  des  Grossen 
Orients  bis  zur  Grossbeamtenwahl ,  die 
1.  März  1812  erfolgte.  Bei  dieser  wurde 
Stanislaus  Kostka  Potocki,  Präses  des  Rats 
der  Minister  (geb.  1752,  gest.  14.  Sept.  1821), 
einstimmig  zum  Grossmeister  und  sein 
Bruder,  Johann  Potocki,  zum  zugeordneten 
Grossmeister  gewählt  und  16.  März  ein- 
gesetzt. Aui  24.  März  wurden  in  Za- 
mosc  unter  dem  Namen  Die  Einigkeit, 
und  31.  in  Radom  unter  dem  Namen 
Die  Morgenröte  Logen  gegründet.  Der 
Grossmeister,  um  mehr  Einheit  zu  be- 
wirken, bemühte  sich,  das  Kapitel  bei  dem 
Grossen  Orient,  das  statt  des  Namens 
Katharina  zum  Nordstern  den  Zum  Mor- 
genstern angenommen  hatte,  mit  dem  Ka- 
pitel Der  vereinigten  Brüder  Polen  in  eins 
zu  verschmelzen;  dies  geschah  unter  dem 
Namen  Die  vereinigten  Brüder  Polen 
zum  Morgenstern.  Nach  diesem  Erfolg 
wurde  in  einer  feierlichen  und  nun  voll- 
zähligen Versammlung  24.  Juli  der  Grosse 
Orient  von  P.  beschlossen.  Am  12.  Nov. 
wurde  durch  diesen  und  die  Warschauer 
Logen  ein  Ausschluss  eingesetzt,  um 
den  Gefangenen  in  den  Lazarethen  hilf- 
reiche Hand  zu  bieten;  19.  desalb.  Mon. 
fing  in  Wilna  die  Loge  Der  aufrichtige 
Litauer  ihre  Arbeiten  von  neuem  an. 
Die  politischen  Ereignisse  veranlassten, 
dass  80.  Jan.  1813  der  Beachluss  gefasst 
wurde,  die  Arbeiten  des  Grossen  Orient» 
sowohl,  als  der  Logen  einstweilen  als  ge- 
schlossen zu  betrachten.  Nichtsdesto- 
weniger arbeitete  die  Loge  Das  besiegte 
Vorurteil  in  Krakau  noch  einige  Zeit  fort. 
Auch  hörten  die  Logenarbeiten  der  War- 
schauer Logen  nicht  eigentlich  auf,  waren 
vielmehr  schon  im  Okt.  wieder  völlig  im 
Gang,  indem  das  souveräne  Kapitel  in 
Abwesenheit  der  Grossbeamten  sich  mit 
der  Oberaufsicht  über  die  Logen  befasste. 
Erst  nach  der  Rückkehr  mehrerer  Beamten 
und  Mitglieder  des  Grossen  Orients  über- 
lieas  das  souveräne  Kapitel  dem  Grossen 
Orient  wieder  seine  Vorrechte;  11.  März 
1814  war  alles  im  vorigen  Geleis.  Den 
Tag  darauf  wurde  vom  Grossen  Orient 
eine  feierliche  Trauerloge  zu  Ehren  des 
19.  Okt.  1818  im  Streit  fürs  Vaterland 
in  der  Elster  bei  Leipzig  ertrunknen 
Fürsten  Joseph  Anton  Poniatowski  (s.  d.) 
gehalten.  Das  für  die  Armen  dabei  ge- 
sammelte Geld  betrug  4000  Fl.,  die  durch 
den  obengenannten  Ausschuss  an  die 
in  den  Lazarethen  befindlichen  Kranken 
verteilt  wurden.  Am  80.  Aug.  wurde 
der  Hammer  des  obersten  Beamten  den 
Händen  des  soeben  zurückgekehrten  Gross- 
meisters von  dem  höchsten  Kapitel  wieder 
überliefert.  Am  22.  April  1815  Hess  der 
Grossmeister  die  Grossbeamtenwahl  vor- 


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172 


Polick. 


nehmen,  wobei  er  sowohl,  als  auch  sein 
Zugeordneter,  einstimmig  bestätigt  wur- 
den. Am  9.  Aug.  erhielt  die  Loge  Die  ver- 
einigten Brüder  P.'s  und  Frankreichs,  die 
den  Namen  Zur  Standhaftigkeit  angenom- 
men hatte,  ihre  Entlassung  vom  Verband 
und  schloss  sich  der  Grossen  Loge  Royal 
York  in  Berlin  an.    An  demselben  Tage 
wurde  in  Siedlec  eine  neue  Loge  Der 
wiedergegebene  weisse  Adler  und  20.  Sept. 
in  Warschau  die  Logo  Minerva,  die  von 
der  Loge  Zur  Halle  der  Beständigkeit 
gestiftet   war,   vom  Grossen  Orient  ge- 
gründet, auch  an  dem  zuletzt  gedachten 
Tage  endlich  mit  der  Provinzialloge  von 
Plozk   und   den   von    ihr  abhängenden 
Logen  ein  Vertrag  abgeschlossen,  ver- 
möge dessen  sie  den  Grossen  Orient  von 
P.  und  das  souveräne  Kapitel  als  ihre 
oberste  Behörde  anerkannten.    Am  12., 
18.  und  14.  Nov.  war  zu  Ehren  der  An- 
wesenheit des  Kaisers  Alexander  in  War- 
schau das  Äussere  des  Lokals  prachtvoll 
erleuchtet.    Uuter  der  Chiffre  A.  las  man 
die  Worte:    »Recepto   Caesare  felices«. 
Am  11.  Mai  wurde  in  Warschau  eine  Loge 
Casimir  der  Grosse,  die  von  der  Loge 
Zum  Tempel  der  Isis  gestiftet  worden 
war,  und  8.  Juni  eine  neue  Loge  Tempel 
der  Gleichheit  in  Lublin  gegründet.  Um 
diese  Zeit  begannen  freundschaftliche  Ver- 
hältnisse und  ein  Briefwechsel  mit  der 
Petersburger  Grossen  Loge  Astraea.  Am 
10.  Aug.  gründete  der  Grosse  Orient  eine 
neue  Loge  in  Minsk  Die  mitternächtliche 
Fackel,  desgleichen  am  24.  in  Warschau 
eine  andre  Astraea,  die  von  der  Loge 
Zur  eleusinischen  Göttin  gestiftet  worden 
war,   ferner  neue  Logen  am  22.  März 
1817  in  Nowogrod  Das  Band  der  Einig- 
keit, am  20.  Mai  in  Grodno  Die  Freunde 
der  Menschheit,  am  3.  Okt.  in  Rossin 
Palaemon,  am  6.  Febr.  1818  in  Konin 
Pallas   und   am   26.  in  Warschau  Die 
slawische  Einigkeit  (entstanden  aus  der 
Loge  Die  vereinigten  Brüder  P.),  dann  I 
in  Dubno  Die  Morgendämmerung  und 
in    Rafalcow     Die     gekrönte  Tugend 
(ehedem  in  Dubno),  infolgedessen  aber 
die  ehemalige  Provinzialloge  in  Dubno 
Das    vollkommene     Geheimnis  wieder 
hergestellt  wurde.   Der  Zustand  der  Mau-  . 
rerei  in  P.  war  mithin  zu  Anfange  des 
J.  1818   folgender.     Grossmeister:  Sta- 
nislaus Kostka  Potocki,  Minister  der  Auf- 
klärung, Präsident  des  Senats  u.  s.  w.,  der 
auch  bei  der  letzten  Grossbeamtenwahl 
am  27.  Mai  1817  in  seiner  Würde  bestätigt 
worden  war.    I.  Grosser  Orient.  II.  Inne- 
rer Orient.    (Das  souveräne  Kapitel  be- 
stand aus  27  Mitgliedern  auf  Lebenszeit.)  I 
III.  Hohes  Kapitel  in  Warschau:  Die  ver- 
einigten Brüder  zum  Morgenstern.  IV.  in 
Wilna:  Die  gekrönte  Standhaftigkeit.  — 
V.  Niederes  Kapitel  in  Warschau:  Die 
Ritter  des  Sterns  und  VI.  Der  Tempel 
der  Themis;  VU.  in  Wilna:  Die  Bewun- 


derer der  Tugend;  Vin.  in  Plozk:  Die 
aufrichtige  Vereinigung;  IX.  in  Krakau: 
Der  Berg  Wawel;  X.  in  Nieswicz:  Der 
Tempel  des  Friedens;  XI.  in  Kaiisch:  Die 
geprüfte   Standhaftigkeit    und   XII.  in 
Lublin:  Die  wahre  Einigkeit.  Äusserer 
Orient.    Logen:   Der  Tempel  der  Isis, 
Der  Nordschild,  Die  eleusinische  Göttin, 
Die  Halle  der  Beständigkeit,  Die  ver- 
einigten Brüder  P.'s,  Casimir  der  Grosse, 
Astraea,  Die  slawische  Einigkeit,  sämt- 
lich in  Warschau;  Das  überwundene  Vor- 
urteil in  Krakau;  Hesperus  in  Kaiisch; 
Die  errungene  Freiheit  und  Der  Tempel 
der  Gleichheit  in  Lublin ;  Die  Morgenröte 
in  Radom;   Die  Einigkeit    in  Zamosc; 
Der  zurückgegebene  weisse  Adler  in  Sied- 
lec; Pallas  in  Konin;   Die  vollkommene 
Vereinigung    in  Wroclaweck.     Die  Li- 
tauische   Provinzialloge:    Die  vollkom- 
mene Einigkeit   in  Wilna.     Logen:  Die 
eifrigen   Litauer    in  Wilna;    Der  gute 
Hirte  in  Wilna;  Die  glückliche  Befreiung 
in  Nieswicz;  Die  mitternächtliche  Fackel 
in  Minsk;    Das  Band  der  Einigkeit  in 
Nowogrod;  Die  Freunde  der  Menschheit 
in  Grodno;  Palaemon  in  Rossin.  Die 
Provinzialloge:  Die  aufrichtige  Vereinig- 
ung in  Plozk.   Logen:  Die  Vollkommen- 
heit   in  Plozk;  Das  Dreieck   in  Plozk; 
Die  Verschwiegenheit  in  Plozk;  Die  auf- 
gehende Sonne  in  Lomza.  Die  Provinzial- 
loge von  Wolhynien.    Logen:  Das  voll- 
kommene   Geheimnis    in   Dubno;  Die 
Morgendämmerung  in  Dubno  und  Die 
gekrönte  Tugend  in  Rafalcow.  —  Vier 
Jahre   später  veränderte  plötzlich,  un- 
streitig infolge  des  Missbrauchs  der  Logen 
zu   revolutionären    Zwecken    [s.  Monde 
Maconn.,  1865,  Avril,  S.  732,  und  den  Art. 
Bussland]  der  Erlaas  des  KaisersAlexander 
an  den  Minister  des  Innern  vom  6.  Aug. 
1822  und  infolgedessen  die  Verordnung 
des  königlichen  Statthalters  in  Warschau 
vom  6.  Nov.  1822  die  ganze  Lage  der 
Freimaurerei  in  P.,  und  sämtliche  Logen 
wurden  geschlossen.  —  [Quellen  ausser 
dem  Artikel  P.  in  den  frühern  Auflagen 
dieses  Handbuchs:  Rudimente  einer  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  P.  von  Gold- 
baum im  O.,  1897,  S.  186,  223,  266,  801,  334, 
abgedruckt  Bh.  1 897,  S.  249  fg. ;  1898, 8. 29  fg., 
auch  als  Sonderabdruck  erschienen;  ferner: 
Geschichte  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890); 
Geschichte  der  Grossen  Loge  von  Preussen 
gen.  Royal  York  zur  Freundschaft  von 
A.  Flohr  (Brl.  1898);  Mayer,  E.,  Chronik 
der  Logen  in  Posen  (Brl.  1870).   Bh.  1862, 
S.  111,  141;  1878,  S.  18,  26;  1880,  Nr.  21; 
1892,  S.  397.   FZ.  1848,  8.  352;  1849,  S. 
33.    L.  1879,  Nr.  28.] 

Polick,  Aug.  Fr.,  Privatlehrcr  in  Ro- 
stock, geb.  24.  Juni  1795  in  Stettin,  gest. 
22.  Juli  1880,  studierte  in  Rostock,  wurde 
daselbst  Lehrer  und  trat  nach  öOjähriger 
Lehrthätigkeit  in  den  Ruhestand,  um  sich 


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Politik  —  Porto  Alegre. 


173 


ganz  der  Freimaurerei  zu  widmen.  —  1824 
wurde  P.  iu  der  Loge  Zu  den  drei  Sternen 
in  Rostock  zum  Freimaurer  aufgenommen. 
Er  bekleidete  mehrere  Logenämter,  bis 
ihm  1852  der  erste  Hammer  der  Loge  an- 
vertraut wurde,  den  er  bis  Johannis  1877 
behielt.    P.  war  zu  einer  Zeit,  da  die 
maur.  Geschichtaschreibung  noch  in  den 
Anfängen  lag,  auf  diesem  Gebiete  bahn- 
brechend thätig;  er  forechte  in  den  Quellen 
und  veröffentlichte  die  Ergebnisse  seiner 
Studien.  Sein  bekanntestes  Werk  sind  die 
•Beiträge  zur  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  den  beiden  Grossherzoghtümern  Meck- 
lenburg«.  (3  Hefte,  Rostock  1854  u.  1855). 
Ausserdem  schrieb  er:  Säcularfeier  der 
Einführung  der  Freimaurerei  in  Mecklen- 
burg am  15.  Mai  1854  (Rostock  1855); 
Verzeichniss  sämmtlicher  in  Deutschland 
seit  dem  Jahre  1737  gegründeten,  erlosche- 
nen und  noch  bestehenden  Gross-  und 
Provinzial-,    Johannis-    und  Schotten- 
logen und  Capitel,  sowie  der  bekannten 
Winkellogen  (Lpz.  1859);  Hiram  und  das  | 
Meisterwort  (Rostock  1871).  [Vgl.  Erinne-  I 
rungsblätter  an  die  Feier  des  50jährigen  | 
Maurer- Jubeltags  des  Br.  A.  F.  Polick  in 
der  Loge  Zu  den  drei  Sternen  in  Rostock 
am  31.  März  1874.] 

Politik.    In  den  Alten  Pflichten  (s.  d.) 
heisst  es  VI,  2,  das»  »keine  persönlichen 
Streitigkeiten  und  Zänkereien  zur  Thür  I 
der  Loge  hereingebracht  werden  sollen, 
viel  weniger  noch  Zänkereien  über  Reli- 
gion oder  Völker  oder  Staaten  Verfassung«. 
Das  ist  in  dem  Abschnitt  «nachdem  die 
Loge  vorüber  ist,  die  Brüder  aber  noch 
nicht  auseinander  gegangen  sind«,  ent- 
halten.   Die  Fassung  von  1738  verweist 
solche  Dinge  in  die  »arbeitende  Loge«.  1 
An  diesem  Grundsatz  hat  die  deutsche  I 
Freimaurerei    in     richtiger    Auffassung  | 
immer  festgehalten  und  unterscheidet  sich  I 
dadurch  von  der  mancher  andrer  Länder.  I 
Nicht  ausgeschlossen  ist  damit,  dass  den-  | 
noch  Gegenstände  der  Politik  oder  Staats- 
und  Sozialwissenschaft  vom  allgemeinen 
Standpunkt  aus  und  namentlich  vom  Geiste 
der  maurerischen  Versöhnung  getragen 
innerhalb  der  Logenarbeiten  besprochen 
werden.    Es  ist  das  gar  nicht  vollständig 
zu  vermeiden,  da  wir  mitten  im  Leben 
stehen  und  allerlei  Dinge  daran  streifen; 
allein  die  maurerischen  Formen  verhindern 
den  Ausbruch   jeder   Leidenschaft  und 
allen  Streits,  und  jene  Besprechung  darf 
nur  im  engsten  Sinne  genommen  werden. 
Dann  heisst  es  in  den  Alten  Pflichten 
weiter:  »wir  sind  entschieden  gegen  alle 
Einmischung  in  Politik,  welche  noch  nie 
der  Wohlfahrt  der  Loge  förderlich  gewesen 
ist,  noch  je  sein  wird.«  Darum  ist  es  eine 
grosse  Gefahr,  Fragen   der  Politik  als 
solche  in  irgend  einer  Form  in  die  Logen 
hineinzutragen.     Es    widerspricht  dem 
Geiste  des  Bundes,  der  alle  Richtungen, 
alle    Glaubens-    und  Religionsgemein- 


schaften, alle  religiösen  und  politischen 
Parteiungen,  alle  Völker  und  Menschen 
durchaus  in  Liebe  einen  will.  Die  Tole- 
ranz muas  in  den  Logen  hochgehalten 
werden,  und  diese  verbietet  von  selbst 
irgend  welche  Verhandlung  über  politische 
Dinge.  Damit  ist  nicht  zu  verwechseln, 
dass  der  einzelne  Freimaurer  ausserhalb 
der  Loge  sich  nicht  mit  Politik  beschäft- 
tigen  kann.  Aber  auch  hier  muas  es 
sein  Grundsatz  sein,  im  Geiste  der  Ver- 
söhnung allenthalben  aufzutreten  und  alles 
Extreme  zu  meiden.  (Vgl.  Bh.  1878, 
S.  18;  1889,  S.  10,  148,  286,  275,  289. 
FZ.  1889,  S.  130;  1894,  S.  41.  Z.  1895, 
8.  89.  BZC.  1882,  S.  119.  O.  Marbach, 
An  der  Säule  der  Weisheit  (Lpz.  1876), 
8.  212.] 

Pollard,  J.  A.  v.,  Domscholastiker  des 
fürstbischöflichen  Domkapitels  in  Lüttich, 
war  eifriger  Freimaurer  und  leistete  der 
hartbedrängten  Loge  in  Aachen,  deren 
Mitglieder  1779  heftig  verfolgt  wurden, 
durch  seine  einflussreiche  Verwendung 
wichtige  Dienste.  [Vgl.  Taute,  Die  katho- 
lische Geistlichkeit  und  die  Freimaurerei 
(Lpz.  1895),  S.  69.1 

Poniatowski,  1)8  tan  islausll.  August, 
geb.  17.  Jan.  1732,  gest.  12.  Febr.  1798,  1764 
Kö-nig  von  Polen,  1771  entführt  und  ge- 
fangen, musste  1772  in  die  Teilung  Polens 
einwilligen,  gab  aber  1791  Polen  die  Ver- 
fassung wieder.  Bald  aber  erschlaffte  er, 
unterschrieb  die  Konföderation  von  Targo- 
witz  gegen  die  Verfassung,  wodurch  1793  die 
zweite  Teilung  Polens  erfolgte.  Nach  dem 
Aufstand  gegen  diese  und  der  dritten  Tei- 
lung 1795  entsagte  er  dem  Throne.  —  1777 
schrieb  er  sich  in  der  Warschauer  Loge 
Karl  zu  den  drei  Helmen  ein  und  wurde 
als  deutscher  Rosenkreuzer  aufgenommen. 
[Vgl.  Bh.  1897,  8.  405J 

2)  Joseph  Anton  Fürst,  geb.  7.  Mai 
1762  in  Warschau,  wurde  1807  Kriegs- 
minister im  neugeschaffnen  Herzogtum 
Warschau  und  1812  Führer  der  pol- 
nischen HilfBtruppen  im  Napoleonischen 
Kriege  gegen  Russland;  beim  Rückzug 
der  französischen  Truppen  aus  Leipzig 
19.  Okt.  1813  ertrank  er  in  der  Elster 
daselbst.  Er  war  Ehrenmitglied  der  Loge 
Die  vereinigten  Brüder  Polens  in  War- 
schau ;  im  Protokoll  dieser  Loge  steht  die 
Bemerkung  »wurde  ausnahmsweise  in  der 
15.  Session  aufgenommen«.  Über  die  ihm 
zu  Ehren  in  Warschau  (12.  März  1814) 
veranstaltete  Trauerloge  vgl.  oben  8.  171. 
[Vgl.  Bh.  1898,  8.  29,  80,  37.] 

Porto  Alfgre  (Hauptstadt  des  brasil. 
Staats  Rio  Grande  do  Sul  in  Südbrasilien, 
50000  E.).  Loge  das.  Zur  Eintracht, 
gest.  24.  Nov.  1875,  unterm  Vereinigten 
Grossorient  (dos  Benedictinos),  arbeitet  in 
deutscher  Sprache  nach  der  Schröderschen 
Lehrart.  Der  Meister  vom  Stuhl,  Karl 
von  Koseritz,  gab  eine  Freimanrerzeitung 
»Akazie«  heraus.    Die  feierliche  Grund- 


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174  Portorico 

8teinlegung  des  Logenhauses  fand  18.  Febr. 
1876  statt.  1877  schenkt«  die  Loge  armen 
Schullehrern  die  Aufnahmegebühren,  was 
der  Grossorient  allen  Logen  zur  Nach- 
achtung empfahl.  Sie  ging  bald  ein, 
wurde  aber,  nachdem  sie  20.  Dez.  1894 
wieder  zu  arbeiten  begonnen  hatte,  1895 
neu  aufgerichtet.  [Vgl.  Bbl.  1895,  S.  213; 
1899,  S.  462.] 

Portorico,  s.  Puerto  Bico. 

Portugal  (Königreich).  Der  Freimau- 
rerbund hat  in  diesem  Lande  sehr  wech- 
selnde Schicksale  gehabt.  Frühzeitig  da- 
selbst eingeführt,  aber  auch  frühzeitig 
unterdrückt  und  selbst  auf  das  Härteste 
verfolgt,  errang  er  vorübergehend  zu  ver- 
schiednen  spätem  Zeiten  wieder  Boden 
und  selbst  Gedeihen,  um  nur  zu  bald  immer 
wieder  von  neuem  heftigen  Widerstand  zu 
finden.  —  Nach  einer  nicht  zuverlässi- 
gen Angabe  bei  Clavel  [Histoire  pittoresque 
de  la  Franc-Maconnerie]  sollen  schon  1727 
von  Pariser  Abgeordneten  verachiedne 
Logen  in  P.  errichtet  worden  »ein.  Am 
17.  April  1735  stiftete  die  Grosse  Loge 
von  England  die  erste  Loge  in  Lissabon, 
wozu  der  Mathematiker  Georg  Gordon 
beauftragt  wurde.  Sehr  bald  aber,  da  die 
Freimaurerei  vielen  Anklang  fand,  erhob 
sich  der  Klerus  gegen  sie,  der  hauptsäch- 
lich Veranlassung  zu  der  bekannten  Bulle 
Clemens'  XII.  gegen  die  Freimaurer  1738 
gewesen  »ein  soll.  Die  Inquisition  trat  mit 
der  grössten  Strenge  gegen  sie  auf,  und 
ihre  Macht  erreichte  den  höchsten  Grad, 
als  König  Johann  V.,  überredet,  dass  die 
Freimaurer  zugleich  Ketzer  und  Verschwö- 
rer seien,  Todesurteile  über  sie  verhing, 
dem  nur  die  Ausländer  unter  ihnen,  wenn- 
gleich nach  schweren  Martern,  entgingen. 
Als  die  hervorragendsten  Opfer  unter  sol- 
chen werden  drei  französische  Edelstein- 
schneider, Jean  Coustos,  Alex.  Jacques 
Mouton  und  Thom.  Brasil  genannt,  die, 
durch  die  Frau  eines  andern  Steinschnei- 
ders als  Freimaurer  verraten,  nach  entsetz- 
lichen Torturen,  durch  die  man  ihnen  die 
Geheimnisse  der  Freimaurerei  abzupressen 
sich  bemühte,  21.  Juni  1743  bei  einem  feier- 
lichen Auto  da  Fe"  in  der  Kirche  des  heiligen 
Dominicus  in  Lissabon,  und  zwar  Coustos 
als  Protestant  zu  vierjähriger  Galeeren- 
strafe verurteilt  und  mit  dem  Kirchenbann 
belegt  wurde,  »weil  er  die  Sekte  der  Frei- 
maurer eingeführt  habe«,  die  beiden  an- 
dern aber  als  derselben  Sekte  angehörige 
Katholiken  zu  fünf  Jahr  Verbannung  ver- 
urteilt wurden.  Brasil  starb  bald  darauf 
an  den  Folgen  der  erlittnen  Martern, 
Coustos  und  Mouton  hingegen  gelang  es, 
nach  England  zu  entkommen.  (S.  den 
Art.  Coustos  und  die  bei  Kloss,  Bibl., 
Nr.  3175 — 79  aufgeführten  Schriften,  wovon 
Auszüge  im  W.  J.  1785,  II,  56,  in  der 
Freymäurer- Bibliothek,  St.  8,  S.  88, 
und  im  Kalender  für  die  Provinzial-Loge 
von  Mecklenburg,  Jahrg.  1831,  S.  58.] 


—  Portugal. 

1  Noch  zwei  andre  Auto  da  Fes  fanden  am 
1.  Juni  und  1.  Juli  d.  J.  statt,  bei  denen 
J.  B.  Richard  und  J.  B.  Xiver,  als  der 
Freimaurerei  überwiesen,  die  protestan- 

i  tische  Religion  abschwören  mussten.  — 
Unter  der  27  jähr,  aufgeklärtem  Regierung 
des  Königs  Joseph  I.  (1750—77)  vermochte 
die  Inquisition  nur  einmal  gegen  die  Frei- 
maurer einzuschreiten;  1776  wurde  der 
Major  d'Alincourt   und   ein  Portugiese, 

I  Dom  Ayres  de  Orvellas  Perac&o  in  ünter- 

|  suchung  gezogen  und  erst  nach  vierzehn- 
monatlicher Haft  wieder  entlassen.  [Thory, 
Acta  Lat.,  I,  128.]  Dagegen  begann  mit 
dem  Regierungsantritt  der  Königin  Maria  I. 
(13.  Mai  1777)  wieder  eine  traurige  Periode 
für  die  portugiesische  Maurerei.  Die  aus- 
gezeichnetsten Männer,  die  ihr  angehörten, 

S  entgingen  nur  durch  die  Flucht  ins  Aus- 
land den  Händen  der  Inquisition:  so  Frc. 
Man.  do  Nascimento,  der  nach  Frankreich 
flüchtete  und  dem  Lamartine  unter  dem 
Titel:  »Gloire  d'un  poete  exilä«  einige 
seiner  schönsten  Gedichte  gewidmet  hat; 
ferner  die  Doktoren  Ribeiro  Sanches  und 
d'Avelar  Brotero  und  der  Abt  Correa  da 
Serra,  wogegen  der  berühmte  Mathematiker 
da  Cunha  1778—80  in  den  Kerkern  der 
Inquisition  schmachtete.  Die  in  Frank- 
reich ausgebrochne  Revolution  lieferte 
einen  Vorwand  zu  Verfolgungen.  Ein  Fran- 
zose, d'Origny,  wurde  1791  als  Freimaurer 
aus  P.  verbannt,  und  1792  gab  die 
Königin  dem  Gouverneur  von  Madeira 
den  Befehl,  alle  Freimaurer,  deren  er  sich 
bemächtigen  könne,  als  »Urheber  der  Re- 
volution« der  Inquisition  auszuliefern. 
Dieser  Verfolgung  konnten  sich  nur  we- 
nige durch  die  Flucht  entziehen.  Das 
Schin",  das  sie  nach  Amerika  führte,  trug 
bei  seinem  Einlaufen  in  den  Hafen  von 
New  York  eine  weisse  Flagge  mit  der  In- 
schrift: »Asylum  quaerimus«  (eine  Frei- 
stätte suchen  wir),  und  die  Flüchtigen 
fanden  willkommene  Aufnahme.  Gleich- 
wohl wurde  durch  alle  diese  Verfolgungen 
die  Freimaurerei  nicht  ganz  aus  r.  ver- 
drängt; es  bestand  1793  und  1794  eine 
Loge  zu  Colmbra  unter  dem  Vorsitz  eines 
Deutschen,  Matheus,  und  1795  eine  solche 
zu  Oporto.  Hier  sowohl  als  im  Mai  1796 
zu  Lissabon  wurden  von  den  Stadtrichtern 
Untersuchungen  ÜberFreimaurer  verhangen. 
Ebenso  pflegten  und  hegten  die  Offiziere 
der  ausländischen,  in  portugiesischen  Hä- 
fen vor  Anker  liegenden  Schiffe  die  Frei- 
maurerei, hielten  auf  diesen  Schiffen  Ver- 
sammlungen, Aufnahmelogen  u.  s.  w.  Ins- 
besondere wird  hier  aus  dem  J.  1797  die 
Fregatte  Phönix  genannt,  aus  deren  Loge 
dann  die  Loge  Regeneration  in  Lissaboa 
hervorging,  die  wiederum  die  Stammluge 
für  fünf  andre  Logen  wurde,  und  es  wird 
berichtet,  dass  unter  ihren  140  Mitgliedern 
sich  die  durch  Talent  und  bürgerliche 
Stellung  ausgezeichnetsten  Portugiesen  be- 
funden haben.    Es  bestand  eine  »Commis- 


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Portugal. 


175 


säo  do  expediente«  von  sechs  Maurern, 
welche  die  Arbeiten  der  portugiesischen 
Logen  zu  leiten  und  vor  etwaigen  Ver- 
folgungen zu  schützen  hatte.  Unter  ihr 
verbreitete  sich  die  Freimaurerei  im  gan- 
zen Königreich.  Ausser  den  schon  ge- 
nannten bildeten  sich  in  Lissabon  noch 
drei  andre  Logen.  Als  hauptsächlich  thä- 
tig  wird  eine  Loge  Die  Tugend  genannt, 
der  namentlich  Schiffskapitäne  und  Offi- 
ziere, so  wohl  portugiesische,  als  französische, 
<les  Regiments  der  ausgewanderten  Roya- 
listen  angehörten.  Fortdauernd  aber  waren 
die  Freimaurer  den  Verfolgungen  der  Po- 
lizei ausgesetzt,  an  deren  Spitze  damals 
als  Generalintendant  Marrique  stand,  der 
selbst  die  schmachvollsten  Verdächtigungen 
der  Freimaurer  dem  Prinzregenten  vorzu- 
bringen sich  nicht  scheute  und  beinahe 
auch  durch  Verrat  eines  von  den  Frei- 
maurern unterstützten,  hilflos  nach  Lissa- 
bon gekommenen  Brasilianers  Passos,  zu 
seinem  Ziele  gelangt  wäre.  Nur  durch  die 
geschicktesten  Täuschungen  konnten  die 
Freimaurer  ihre  Versammlungen  vor  den 
polizeilichen  Nachstellungen  verbergen. 
Man  wechselte  beständig  die  Lokale  oder 
spielte  und  tanzte  in  dem  einen  Teile, 
während  in  dem  andern  maurerisch  gear- 
beitet wurde  u.  s.  w.  Zum  Unglück  drohte 
auch  noch  eine  innere  Spaltung  zwischen 
den  Logen  von  Lissabon  und  Oporto,  die 
nur  durch  das  mutige  und  zugleich  ver- 
söhnende Dazwischentreten  Monteiros  de 
Carvalho  e  Oliveira  und  einiger  andern 
ausgeglichen  ward.  Eine  Unterredung,  die 
der  Genaunte  und  mehrere  hervorragende 
Freimaurer  mit  dem  Finanzminister  Mar- 
quis v.  Linhares  hatte,  brachte  wenigstens 
vorübergehend  einige  Ruhe  für  die  Frei- 
maurer. Doch  wurden  1802  mehrere,  bei 
denen  man  maurerischc  Papiere  gefunden 
hatte,  in  Untersuchung  und  Haft  genom- 
men, aus  der  sie  zum  Teil  nur  durch  die 
Flucht  sich  befreiten.  [Interessante  Details 
über  diese  ganze  Schreckenszeit  der  por- 
tugiesischen Maurerei  im  Almanac  do  rito 
«scosez  em  P.  vom  J.  1845,  übersetzt 
in  L.  VIII,  72,  dem  hier  hauptsächlich 
gefolgt  ist.]  Öbwohl  diese  Verfolgungen 
sich  bis  1806  immer  noch  steigerten,  wurde 
doch  der  Fortbestand  der  Freimaurerei  so 
wenig  dadurch  verhindert,  dass  sogar  in 
diese  Zeit  die  Einsetzung  des  ersten  Gross- 
raeisters  Sebast  Jose"  de  Sampajo  e  Mcllo 
de  Castro  e  Luziguano,  Rats  des  hohen 
Gerichtshofs,  fällt,  nachdem  schon  vorher 
mit  der  Grossen  Loge  von  London  wegen 
Aufnahme  der  portugiesischen  Logen 
unter  deren  Gerichtsbarkeit  verhandelt  und 
ein  günstiger  Beschluss  derselben  unterm 
9.  Mai  1802  erwirkt  worden  war.  Das 
Einrücken  der  Franzosen  unter  General 
Junot  1807  Hess  vorübergehend  wieder  für 
die  Freimaurerei  eine  günstigere  Zeit  an- 
brechen. Bald  jedoch,  1808,  hielt  es  die 
Grossloge  für  geraten,  die  Arbeiten  ein- 


zustellen, weil  der  Plan  hervortrat,  die 
Leitung  der  portugiesischen  Maurerei  ganz 
in  die  Hände  der  Franzosen  zu  bringen. 
Bei  der  zweiten  Invasion  der  Franzosen 
nach  P.  unter  General  Soult  1809  konnten 
sie  sich  nur  kurze  Zeit  halten.  Kurz  nach 
ihrem  Abzug  wurden  neue  Verfolgungen 
durch  ein  vorwitziges  Benehmen  der  Eng- 
länder hervorgerufen,  die  einen  öffentlichen 
Aufzug  mit  Fahnen  hielten,  so  dass  die 
Garden,  es  für  eine  kirchliche  Prozession 
haltend,  die  militärischen  Ehrenbezeigungen 
machten,  nach  dem  Erkeunen  der  Frei- 
maurer aber  Volk  und  Soldaten  gemeinsam 
über  sie  herfielen  und  sie  misshandelten, 
das  Inquisitionsgericht  aber  von  neuem 
gegen  mehrere  Personen  als  Ketzer  ein- 
schritt. Einer  der  Verhasstesten,  Doktor 
Abrantes  de  Castro,  entkam  durch  die 
Flucht  nach  London,  wo  er  1810  seine 
Verteidigung  veröffentlichte.  Ebenso  folgte 
der  dritten  Invasion  der  Armee  unter 
Massena  eine  neue  Verfolgung  der  Mau- 
rerei; 1810  wurden  30  der  angesehensten 
Freimaurer  Lissabons  gefangen  nach  den 
Azorischeu  Inseln  geführt.  Ungeachtet 
aller  dieser  Verfolgungen  ging  doch  die 
Freimaurerei  in  P.  nicht  unter.  Im  Gegen- 
teil, Hess  sich  ein  grosser  Teil  der  por- 
tugiesischen Offiziere  in  die  Logen  auf- 
nehmen, und  es  bestanden,  nach  den  An- 
gaben des  P.  Macedo,  1812  nicht  weniger 
als  13  Logen  in  Lissabon.  Grossmeister 
war  seit  1809  Fern.  Romäo  d'Alaide  Teive, 
Sohn  des  Gouverneurs  der  Provinz  Alem- 
tejo.  Sein  Nachfolger,  der  1816  zum  Gross- 
meister ernannte  General  Gomes  Freire 
d'Andradc,  war  allerdings  unglücklicher. 
Verräterische  Anklage  eines  Kapitäns  der 
I  Armee,  Jose"  d'Andrade  Corvo,  der  sich 
als  ein  sehr  eifriges  Mitglied  der  Logen 
gezeigt  hatte,  überlieferte  ihn  den  Hän- 
den des  damaligen  Gewalthabers  in  P., 
des  englischen  Marschalls  Beresford,  mit 
dem  er  in  Feindschaft  lebte  und  der  ihn 
nebst  17  andern,  die  sich  gegen  die  eng- 
lische Botmässigkeit  erhoben  hatten,  15. 
Okt.  1807  zum  Tode  verurteilte.  Eine 
Verordnung  vom  30.  März  1818,  die  König 
Johann  VI.  von  Rio  Janeiro  aus  gegen 
alle  geheime  Gesellschaften  erliess  [abge- 
druckt in  Chr.  Dan.  Voss  Zeiten,  Bd.  57 
St.  1,  S.  139—149]  drohte  Todesstrafe  und 
Vermögensentziehung  allen  Mitgliedern 
geheimer  Gesellschaften,  auch  den  Frei- 
maurern, sowie  Verbannung  auf4 — 10  Jahre 
allen,  die  ihnen  Gerätschaften  liefern  wür- 
den. Diese  Verordnung  hatte  freilich  zur 
Folge,  dass  man  in  Elvas  die  Loge  Die 
Freigebigkeit  errichtete,  in  der  der  Oberst- 
leutnant und  Platzmajor  der  Stadt,  Fer- 
reira Passos,  den  Vorsitz  führte  und  dem 
der  Bischof  von  Elvas  und  andre  der  an- 
gesehensten Männer  angehörten.  Mit  der 
Einführungder konstitutionellen  Monarchie 
1820  atmetedieFreimaurerei  wieder  frei  auf, 
und  während  27.  Sept.  1822  Kaiser  Dom 


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176 


Portugal. 


Pedro  in  Brasilien  zum  Grossmeister  der 
brasilianischen  Maurerei  erwählt  wurde, 
bekleidete  in  P.,  wo  in  Lissabon  allein 
acht  Logen  waren,  diese  Würde  der  Staats- 
rat Isäo  da  Cunba  Souto  Major.  Als  aber 
infolge  der  Gegenrevolution  1828  JohannVI. 
die  Königsgewalt  in  vollem  Umfange  wieder 
erhielt,  erliess  er  den  20.  Juni  d.  J.  ein 
neues  Verbot  der  Freimaurerei,  das  die 
früher  angedrohte  Todesstrafe  wenigstens 
in  fünfjährige  Verbannung  nach  Afrika 
und  eine  Geldbusse  von  mindestens  100000 
ReYs  (ungefähr  480  M.)  für  jedes  Mitglied 
milderte.  [A.  Z.,  Bd.  1,  S.  484.1  Von 
jetzt  an  war  die  Freimaurerei  wieder  den 
heftigsten  Verfolgungen  ausgesetzt,  und 
vor  allem  wütete  Dom  Miguel  gegen 
sie,  der  30.  April  1824  eine  Verordnung 
ergehen  Hess,  die  mit  den  Worten 
schloss:  »Es  lebe  der  König!  Es  lebe  die 
römisch-katholische  Religion!  Tod  und 
Verderben  den  ruchlosen  Freimaurern!«. 
In  derselben  Nacht  wurde  eine  Bekannt- 
machung des  Kardinals  Souza,  Erzbischofs 
von  Lissabon,  gedruckt,  die  den  Pöbel 
gegen  die  Freimaurer  aufhetzte,  so  dass 
mehrere  nur  auf  den  Verdacht  hin,  sie 
seien  Maurer,  ermordet  wurden.  [Inter- 
essante Einzelheiten  auch  hier  wieder  in 
L.,  u.  a.  O.,  S.  85.]  So  ging  es  von  der 
Berufung  Dom  Miguels  zum  König  1828 
bis  zur  Kapitulation  von  Evora  (26.  Mai  1834). 
Die  portugiesischen  Freimaurer  bestanden 
damals  nur  auf  der  Azoreninsel  Terceira 
noch  fort  oder  waren  nach  Brasilien,  nach 
England,  Frankreich,  Belgien  gefluchtet; 
die  einen  blieben  ihrem  bisherigen  Gross- 
meister, da  Silva  Carvalho,  treu,  die  an- 
dern hatten  den  nachmaligen  Marquis  von 
Saldanha  dazu  erwählt.  Als  sich  nach  der 
Rückkehr  der  Emanzipierten  1834  wieder 
mehrere  Logen  in  den  grössern  Städten 
des  Königreichs  bildeten,  trat  leider  ein 
Zwiespalt  ein.  Die  Logen  von  Lissabon 
erkannten  die  beiden  Vorgenannten  als 
Grossmeister  an,  während  die  von  Oporto 
einen  dritten,  Man.  da  Silva  Passos,  dazu 
ernannten.  Carvalho  verliess  1836  P.,  und 
die  unter  ihm  arbeitenden  Logen  stellten, 
ausser  denen  auf  den  Azoren,  ihre  Thätig- 
keit  ein.  Eine  Versammlung  sämtlicher 
» Roseukreuzer  •  aller  portugiesischen 
Oriente  1837  führte  zu  keinem  Erfolg. 
Unterdes  fehlte  es  auch  trotz  der  kon- 
stitutionellen Regierung  nicht  an  Angriffen 
auf  die  Freimaurerei.  Freilich  waren  auch 
noch  Zerwürfnisse  innerhalb  des  Bundes 
ausgebrochen,  denen  die  Politik  nicht  ganz 
fremd  war.  Der  Grossmeister  Saldanha 
wurde  seiner  Würde  1887  enthoben  und 
an  seine  Stelle  1839  Baron  Viaila  Nova 
de  Foz-Cöa  erwählt,  der  19.  Jan.  1840  ein- 
gesetzt wurde.  Die  zweite  Grossloge,  von 
Oporto,  wählte  1841  zu  ihrem  Grossmeister 
da  Costa  Cabal;  der  dritte  Grossorient  in 
Lissabon,  dem  früher  Carvalho  vorstand, 
ernannte  in  demselben  Jahre  den  Staatsrat 


I  Man.  Goncalves  de  Miranda  zu  dessen  Nach- 
folger. Alle  diese  Logen  arbeiteten  nach 
dem  sogen.  Rite  francais  oder  moderne. 
Der  Rite  ecossais  wurde  erst  1837  in  P.  ein- 
geführt, und  zwar  durch  einen  spanischen 
Kaufmann,  Juan  Coelho,  der  in  Lissabon  eine 
Loge  unter  dem  Grosskapitel  der  Prince- 
Masons  von  Irland  gründete;  für  diese  und 
mehrere  andre  von  ihr  ausgegangne  Logen 
bildete  sich  ein  besonderer  Grossorient. 
Hiernächst  war  aber  hauptsächlich  für 
Ausbreitung  dieses  Ritus  thätig  der  schon 
genannte  Jos£  da  Silva  Carvalho,  der  24. 
Juni  1840  unter  dem  Schutz  des  Obersten 
Rats  von  Brasilien  eine  Loge  in  Lissabon, 
Die  kleine  Festung,  einsetzte,  auch  ein 
»Konsistorium«  gründete,  an  dessen  Stelle 
aber  laut  Urkunde  vom  Grossen  Rat  von 
Brasilien  am  28.  Juni  1841  ein  unabhän- 
giger Oberster  Rat  in  P.  27.  Dez.  1841 
eingesetzt  wurde,  der  den  Namen  Gross- 
orient von  Lusitanien  annahm.  —  So  be- 
standen damals  folgende  vier  Grosslogen 
in  P.:  1)  der  (zuletzt  gedachte)  Grossorient 
von  Lusitanien,  eigentlich  eine  von  dem 
Grossorient  von  Brasilien  abhängige  Pro- 
vinzialgrossloge;  2)  der  irländische  Gross- 
t  Orient  unter  der  Grossloge  von  Irland; 
|  3)  der  Grossorient  von  Passos-Manuel ; 
'  4)  der  Grossorient  von  Costa-Cabral,  diese 
'  beiden  ganz  unabhängig.  Sie  arbeiteten 
.  teils  nach  dem  modernen  (französischen) 
Ritus,  teils  nach  dem  alten  schottischen, 
teils  nach  dem  englischen.  [L'Orient 
1844-45,  S.  247,  und  hieraus  L.  VI,  111; 
X.  141;  Hamburger  Archiv  für  Freimaurer 
IV,  215.]  1848  finden  wir,  daBs  ein  neu 
begründeter  Grossorient  von  Lusitanien 
bei  dem  Grossorient  von  Frankreich  nm 
gegenseitige  Verbindung  nachsucht,  die  er 
aber  nicht  erhalten  zu  haben  scheint.  [L. 
I  XIII,  305 ;  Bull,  du  Grand  Orient  de  France 
;  IV,  164.]  1849  wurde  durch  Verschmel- 
zung dieser  Grossbehörden  (mit  Ausnahme 
des  irländischen  Grossorients)  der  Gross- 
orient von  P.  unter  dem  Grossmeister 
d'Oliveira  gegründet,  dessen  Nachfolger 
|  aber,  Alves  de  Mauro  Contucho,  durch 
sein  despotisches  Verfahren  bewirkte,  dass 
am  81.  Jan.  1859  der  frühere  Grossorient 
von  Lusitanien  unter  dem  Grossmeister 
GrafParaty  wieder  auflebte.  1870  wurde 
zwischen  den  beiden  Grossorienten  von 
P.  und  Lusitanien  ein  Vertrag  abge- 
schlossen, durch  den  sie  sich  unter  dem 
Namen  Grande  Oriente  Lusitano  Unido 
vereinigten  und  den  Conde  de  Paraty  zum 
Grossmeister  wählten.  Auch  die  in  P.  be- 
stehenden Logen  unter  der  Grossloge  von 
Irland  schlössen  sich  1872  dem  lusita- 
nischen  Groasorient,  indem  sie  sich  zur 
Loge  Kegeneracäo  Irlandeza  verschmolzen, 
an,  der  von  da  an  die  einzige  maurerische 
Oberbehörde  in  P.  war.  1869  war  die 
Zeitschrift  Boletim  Oficial  do  Gr.  Or.  Lus. 
Un.  gegründet  worden,  die  15  Jahre  pünkt- 
lich erschien,  dann  aber  ihr  Erscheinen 


Poselger  —  Posen. 


177 


einstellte.  Die  Verbindung  der  Logen  mit 
Politik  und  Religion  brachten  nach  dem 
Tode  Paratys  (22.  April  1884)  wieder  einen 
Niedergang  herbei.  Die  Loge  Regeneracäo 
Irlandeza  sagte  sich  1892  vom  Grossorient 
los,  andre,  darunter  sämtliche  Logen  in 
Oporto,  folgten.  Die  Loge  Reg.  Irl.  errich- 
tete unter  Zuziehung  von  drei  andern 
Logen  die  selbständige  Grande  Loja  de 
Portugal.  Aber  auch  hier  trat  infolge  der 
in  P.  nie  schlummernden  Jesuitenfrage 
eine  Scheidung  in  zwei  Lager  ein.  Die- 
jenigen, die  mit  Politik  und  Religion  sich 
nicht  beschäftigen  wollten,  schlössen  sich 
der  Loge  Reg.  Irl.  an  und  baten  die 
GrOBsloge  von  Hamburg  um  Aufnahme  in 
ihren  Verband,  die  ihnen  25.  April  1895 
unterm  Namen  F rader nidade  äs  tres  luzes 
gewährt  wurde.  Der  Grande  Orient  Lusi- 
tano  Unido  weigerte  sich,  diese  Hamburger 
Tochterloge  anzuerkennen,  ging  aber  selbst 
immer  mehr  dem  Verfall  entgegen.  1897 
bildete  sich  eine  neue  Grossbehörde  unter 
dem  Namen  Grossorient  von  P.,  der  auch 
die  unabhängige  Loge  Obreiros  do  trabalho 
in  Lissabon  beigetreten  ist,  nachdem  sie 
schon  1893  aus  dem  Lusitanischen  Gross- 
orient ausgeschieden  war  und  dann  die 
bald  wieder  entschlummerte  Grande  Loja 
de  P.  mit  gegründet  hatte.  Der  Vereinigte 
Grossorient  von  Lusitanien  in  Lissabon  zählt 
jetzt  etwa  25  Ixjgen.  Die  oberste  Leitung 
führt  ein  Ordensrat  von  15  Mitgliedern. 
[Vgl.  Alpina  1875,  S.  126;  FZ.  1853,  8. 148; 
L.  VIII,  72;  1894,  S.  200;  1895,  S.  119; 
Z.  1874,  S.  44;  1875,  8.  124;  Boletim  ofic. 
do  Gr.  Or.  Lus.  Unido  1876/77,  8.  159; 
1879/80,  8.  93;  A.  M.  da  Cunha-Bellem, 
Le  Grand  Orient  Lusitanien.  Son  origine  etc. 
(Lisbon  1869);  L.  XXVIII,  155.] 

Poselger,  Friedrich  Theodor,  geb. 
27.  Mai  1771  in  Elbing,  gest.  9.  Febr.  1838 
in  Berlin,  wurde  1794  Stadtrat  und  Asses- 
sor beim  Stadtgericht  in  Elbing.  1808 
begab  er  sich  nach  Berlin  und  widmete 
sich  vornehmlich  dem  Studium  der  Mathe- 
matik. Er  erlangte  die  Würde  eines 
Dr.  phil.  und  wurde  zum  Professor  und  Mit- 
Direktor  an  der  Kriegsschule  ernannt. 
1825  wurde  er  Mitglied  der  Akademie  der 
Wissenschaften.  —  P.  wurde  zum  Frei- 
maurer 20.  Apr.  1808  in  Elbing  in  der 
Loge  Constantia  zur  gekrönten  Eintracht 
aufgenommen,  schloss  sich  in  Berlin  1810 
der  Loge  Zur  Eintracht  an  und  trat  1816 
in  die  Grosse  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln.  1831  wurde  er  Mitglied 
des  Altachottischen  (Bundes-)Direktoriums 
und  1832  Nationalgrossmeister.  Von  ihm 
rührt  das  Gesetz  über  das  maurerische 
Strafverfahren  vom  Jahre  1802  grossentcils 
her;  ebenso  beteiligte  er  sich  an  der  Neu- 
bearbeitung des  Rituals  für  den  Lehrlings- 
grad im  Jahre  1833.  Im  Januar  1838  legte 
er  den  Hammer  nieder  und  ward  zum 
Ehrengrossmeister  ernannt.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 

Allgemeine*  Handbuch  der  Freimaurerei  II. 


Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  8. 
436.] 

Posen  (Hauptst.  der  preuss.  Provinz  gl. 
Namens,  73239  E.).  Bereits  zu  Anfang  der 
achtziger  Jahre  des  18.  Jahrhunderts 
war  hier  1)  eine  Loge  thätig,  die  der  strik- 
ten Observanz  angehörte  und  auch  den 
Konvent  zu  Wilhelmsbad  1782  beschickte. 
Die  Alteste  Loge  von  längerm  Bestand 
war  2)  die  Loge  Zur  gekrönten  Be- 
ständigkeit (la  constance  couronnee), 
die  von  der  Loge  Royal  York  5.  Okt. 
1780  gegründet  wurde.  Sie  stiftete  den 
Grossorient  von  Polen  mit  und  erhielt 
11.  Mai  1785  von  diesem  die  Erlaubnis, 
Adoptionslogen  zu  errichten,  stellte  aber 
1794  ihre  Arbeiten  ein.  Neben  ihr  be- 
standen, ungewissen  Datums  ihrer  Grün- 
dung, die  Logen  3)  Zum  weissen  Adler 
(arbeitete  in  polnischer  Sprache),  4)  Zur 
Schuleder  Weisheit  (arbeitete  deutsch); 
sie  waren  um  1783  thätig,  scheinen  aber 
Nr.  3  1794  und  Nr.  4  schon  1792  einge- 
gangen zu  sein.  Im  Laufe  des  19.  Jahrh. 
errichtete  5)  die  Grosse  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  24.  April  1806 
die  Loge  Friedrich  Wilhelm  zur 
beglückenden  Eintracht,  die  1807 
einging,  aber  6)  von  der  Provinzialloge  zu 
Plozk  24.  Jan.  1812  unter  dem  Namen 
Piast  zu  den  drei  sarmatischen 
Säulen  erneuert  wurde.  Noch  nicht  er- 
öffnet, wurde  sie  bereits  am  13.  Februar 
1812  auf  Betreiben  des  Grossorients  von 
Polen  polizeilich  verboten ;  doch  wurden  die 
Beamten  der  Loge  am  28.  April  1813  in 
aller  Stille  wiedergewählt,  und  in  dem 
Verzeichnis  der  Grossen  National-Mutter- 
loge für  1813  ist  Piast  zu  den  drei  sar- 
matischen  Säulen  als  bestehende  Tochter- 
loge genannt,  obwohl  erst  am  24.  Jan. 
1816  eingeweiht.  Unterdes  war  7)  vom 
Grossorient  von  Frankreich  1.  Jan.  1808 
eine  Loge  Les  Francais  et  Polonais 
rdunis  das.  gestiftet  worden,  die  8.  Nov. 
1810  eine  Adoptiousloge  Zum  Garten  Eden 
gründete,  12.  März  1811  zum  Grossorient 
von  Polen  übertrat  und  noch  in  demselben 
Jahre  ein  Kapitel  errichtete.  Nach  dem 
Sturz  des  französischen  Kaiserreichs  ein- 
gegangen, nahm  sie  ihre  Thätigkeit  wieder 
auf  8)  unter  dem  Namen  Zur  Stand- 
haft i  g  k  e  i  t ,  unter  dem  sie  bei  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln 9.  Dez.  1815  angenommen  wurde. 
Endlich  vereinigte  sich  diese  polnische 
Loge  mit  der  unter  Nr.  6  genannten 
deutschen  9)  zu  der,  noch  jetzt  unter  der 
letztgenannten  Grossloge  arbeitenden  Loge 
Zum  Tempel  der  Eintracht  (poln. 
Swiatyni  Jednoäci)  24.  April  1820,  gest. 
29.  Mai  1820.  Mitgliederzahl  (1899):  151. 
Vers.  Mittwochs.  Logenlokal:  Graben- 
strasse 25.  Katalog  der  Bibliothek  (P.  1874, 
1900).  Milde  Stiftungen:  a)  Sterbekassen- 
verein (Statut  v.  1.  Sept.  1875);  b)  Wit- 
wen- und  Waisenfonds;    c)  Allgemeiner 

12 


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178 


Posener  Logengauverband  —  Potsdam. 


Armenfonds ;  d)  Grätz-Unterstützungsfonds ; 

e)  Bauer- Jubel -Stiftung  (Statut  v.  18.  Okt. 
1872)  zu  Stipendien  für  höhere  Schulen; 

f)  Seligo-Stiftung  (Statut  v.  27.  Febr.  1878) 
für  Witwen  von  Logenmitgliedern ;  g)  Rie- 
mann-Stiftung (Statut  v.  13.  Apr.  1877), 
wie  zu  f;  h)  Günther-Stiftung,  wie  zu  f. 
[Vgl.  E.  Mayer,  Chronik  der  Logen  in  P. 
und  Stiftungsgeschichte  der  Loge  Zum 
Tempel  der  Eintracht  (P.  1870);  ders., 
Kurzer  Abriss  der  Geschichte  der  Loge 
bis  1870  (Brl.  1870);  FZ.  1871,  S.  81.]  10) 
Eine  delegierte  altschottische  Loge  Zur 
Liebe  und  Treue  unter  derselben  Gross- 
loge wurde  18.  Sept.  1820  gegründet. 
11)  Endlich  besteht  hier  noch  ein  dele- 
gierter Innerer  Orient,  gegr.  2.  Juli 
1821.   [Vgl.  Bh.  1893,  S.  349.] 

Posener  Logengauverband,  gegründet 
13.  Dez.  1896  unter  den  Logen  in  Posen, 
Gneaen,  Krotoschin,  Meseritz,  Ostrowo, 
Ra witsch  und  Schneidemühl,  tagte  24.  Apr. 
1897  in  Posen  und  16.  April  1898  in  Gne- 
sen.   [Vgl.  L.  1897,  S.  8;  1898,  S.  93.] 

Pössneck  (St.  im  Herzogt.  Sachsen- 
Meiningen,  10940  E.).  1)  Freimaurer  kl  ub 
unter  der  Loge  Archimedes  zum  ewigen 
Bunde  in  Gera,  gest.  1857.  Daraus  ent- 
stand  2)  die  Loge  Goethe  unter  der 
Grossen  Landesloge  von  Sachsen,  gegr.  u. 
eingew.  23.  Juni  1880.  Eignes  Logenhaus 
am  Bahnhof,  eingeweiht  29.  Okt.  1893. 
Mitgliederzahl  (1900):  84.  Ferien:  Aug. 
und  Sept.  Staatliche  Anerkennung  vom 
3.  Nov.  1884.  Logenstatut  bestätigt  durch 
Grosslogenbeschluss  vom  26.  Sept.  1886. 

Potockl  (poln.  Grafenfamilie).  Vier  Mit- 
glieder dieser  Familie  haben  sich  in  der 
Geschichte  der  polnischen  Freimaurerei 
namhaft  gemacht:  1)  Stanislaus  Felix, 
Graf,  geb.  1745,  unter  Katharina  II.  Ober- 
feldherr, gest.  1805.  Er  war  vom  2.  Febr. 
1785  bis  Jan.  1789  Grossmeister  von  Polen. 

2)Ignaz,  Graf,  Vetter  des  Vorigen, 
geb.  1751,  Grossmeister  von  Litauen,  gest. 
20.  Aug.  1809  als  Abgeordneter  des  Herzog- 
tums Warschau  in  Wien.  Er  trat  Ende 
1779  an  die  Spitze  der  damaligen  Mutter- 
logc  Katharina  zum  Nordstern  in  Warschau, 
die  sich  uuter  ihm  zur  Grossloge  von  Polen 
erweiterte,  und  wurde  27.  Dez.  1781  zu 
deren  Grossmeister  ernannt,  was  er  aber 
nur  bis  1788  blieb,  wo  er  sich  ins  Aus- 
land begab. 

8)  Stanislaus  Kostka,  Graf,  geb. 
1757,  General  der  Artillerie,  unter  Kaiser 
Alexander  I.  1815  fg.  Kultusminister, 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  1752,  gest.  14. 
Sept.  1821.  Als  Präses  des  Ministerrats 
ward  er  1.  März  1812  Grossmeister  und 
blieb  es  bis  zur  Auflösung  des  Freimaurer- 
bunds in  Polen.   (8.  Polen.) 

4)  Stas,  Graf,  geb.  1778,  erschossen 
29.  Nov.  1830,  focht  schon  als  16  jähr. 
Jüngling  unter  Kosciusko,  war  spater  Ad- 
jutant Joseph  Anton  Poniatowskis(s.  d.)  und 
dann  des  Königs  von  Sachsen  als  Herzog 


von  Warschau.  .Er  zeichnete  sich  1809  im 
Kriege  gegen  Österreich  aus  und  wurde 
verwundet.  Nach  Errichtung  des  König- 
reichs wurde  er  General  und  Adjutant  des 
Kaisers.  —  P.  errichtete  1807  die  Loge 
Bracia  polacy  zjednoczeni  und  war  1808  ihr 
Meister  vom  Stuhl;  bis  1825  erscheint  er 
als  Beamter  der  Grossloge.  [Vgl.  Bh.  1898, 
S.  36.] 

Potschappel,  s.  Deuben. 

Potsdam  (St.  in  der  preussischen  Provinz 
Brandenburg,  58455  E.).  1)  Hier  errichte- 
ten Gardeofnziere,  die  in  Breslau  zur  strik- 
ten Observanz  getreten  waren,  1768  eine 
Loge  Zum  Diamant,  die  wohl  nur  kurze 
Zeit  bestanden  hat  [vgl.  BZC.  1893,  S.  98]. 
2)  Demnächst  wurde  von  Zinnendorf  (s.  d.) 
13.  Mai  1768  die  Johannisloge  Minerva 
gestiftet  und  24.  Juni  1770  bei  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  angenommen 
(vgl.  BZC.  1893,  S.  106].  Mitgliederzahl 
(1899):  165.  Dar  wurde  15.  Okt.  1869  die 
Andreasloge  Veritas  beigegeben.  8)  Am 
5.  Juni  1770  stiftete  die  Grosse  Landes- 
loge in  Berlin  hier  eine  zweite  Loge 
Herkules,  die  8.  März  1773  nach  Reichen- 
bach (s.  d.)  und  28.  Sept.  1775  von  da  nach 
Schweidnitz  (s.  d.)  verlegt  wurde,  wo  sie 
noch  besteht  [vgl.  BZC.  1898,  S.  105). 
4)  Die  Weisheit  (la  sagesse),  von  Mit- 
gliedern der  Loge  Royal  York  de  l'amitie" 
in  Berlin  1777  als  Deputationsloge  ohne 
besondern  Namen  errichtet  und  29.  Okt. 
1777  eingeweiht,  erhielt  durch  Urkunde  vom 

29.  Apr.  1779  die  Erlaubnis,  unter  diesem 
Namen  als  Loge  zu  arbeiten.  Sie  ging 
noch  vor  1790  ein.  5)  Von  Mitgliedern 
dieser  Loge  wurde  1780  die  Loge  Zur 
Standhaftigkeit  gestiftet,  die  sich 
11.  Juni  1798  der  Grossen  Loge  Royal  York 
anschloss  und  20.  Juni  1798  eingesetzt 
wurde.  1802  wurde  bei  ihr  ein  Innerer 
Orient  eingerichtet.  Am  6.  Dez.  1852  trat 
sie  ausser  Tliätigkeit.  Dabei  schlössen  sich 
22  Mitglieder  der  Loge  Teutonia  (unter  7) 
an.  6)  Eine  Loge  Zu  den  drei  Rosen, 
gleichfalls  unter  der  Grossen  Landesloge 
von  Deutschland  gegründet,  ging  später 
ein.  7)  Von  der  Grossen  National-Mutter- 
loge   Zu   den   drei   Weltkugeln  wurde 

30.  Nov.  1809  die  Loge  Teutonia  zur 
Weisheit  gestiftet  und  16.  Dez.  einge- 
weiht. Am  19.  Mai  1861  wurde  in  ihren 
Räumen  der  Verein  deutscher  Freimaurer 
(s.  d.)  gegründet.  Unter  Beteiligung  des 
damaligen  Kronprinzen,  spätem  Kaisers 
Friedrich  III.,  beging  sie  19.  Juni  1881  die 
dreifache  Feier  des  Johannisfests,  der 
Einweihung  des  neuerbauten  Logenhauses 
(Nauener  Kommunikation  48)  und  der 
50  jährigen  Hammerführung  ihres  Meisters 
vom  Stuhl  Puhlmann  (s.d.)  [Denkmünze  auf 
dieses  Jubiläum  HMW.Nr.145J.  Vers.  Don- 
nerstags, Juli  und  August  Ferien.  Vier 
milde  Stiftungen  mit  50500  M.  Geaamt- 
kapital.  Mitgliederzahl  (1899):  208.  Bücher- 
verzeichnis von  1876.    8)  Eine  altschot- 


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Pracht  —  Prag. 


179 


tische  Loge  desselben  Logenbands  Her-  I 
mann  zum  Diamant  wurde  80.  Aug. 
1819  errichtet.  Endlich  bestand  vorüber- 
gehend hier  9)  eine  Feldloge  Zum  sie- 
genden Adler,  die,  21.  Nov.  1850  von 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  gestiftet,  mit  5.  Juni  1851 
bereits  wieder  ausser  Thätigkeit  trat,  1859 
aber  nochmals  auf  kurze  Zeit  arbeitete. 
[Vgl.  Flohr,  Geschichte  der  Grossen  Loge 
von  Preussen,  gen.  Royal  York  zur  Freund- 
schaft in  Berlin,  I,  8.  89.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1850),  8.  28,  55,  182,  188, 
142,  190,  266.] 

Pracht,  Leopold  v.,  geb.  im  Zwei- 
brückschen  1712,  k.  k.  Oberstleutnant,  nach- 
her Oberstkommandant  von  Ybs,  Krems 
und  Gflnzenburg,  ging  1768  als  Abgeord- 
neter der  Loge  in  Prag  nach  Jena  und 
liess  sich  von  Johnson  (s.d.)  einweihen.  Als 
v.  Hund  nach  Altenberge  reiste,  schickte 
Johnson  ihm  v.  P.  und  v.  Prangen  (s.  d.) 
entgegen  und  v.  Kessler  meint  in  der 
Trauerrede  auf  v.  Hunds  Tod  (1776),  v.  P. 
möge  wohl  den  Heenneister  etwas  näher 
mit  Johnson  bekannt  gemacht  haben,  so 
ilass  er  schon  mit  der  Überzeugung  in 
Altenberge  angekommen  sei,  er  habe  einen 
Betrüger  vor  sich.  P.  wurde  in  Altenberge 
Ritter,  1764  Kapitularkomtur  von 
Soltau  und  1765  Subprior  von  Droysig 
(Böhmen);  1767  verzichtete  er  auf  diese 
Ämter. 

Pr&fekt,  hohe  Würde  im  v.  Hundschcn 
Tempelherrensystem.  Der  P.  war  gebornes 
Mitglied  des  rrovinzialkapitels,  hatte  die 
Aufsicht  über  mehrere  Komtureien  und 
das  Recht,  den  Ritterschlag  zu  erteilen, 
musste  aber  vorher,  auch  bei  Aufnahme 
im  Noviziat,  dem  Subprior  oder,  wenn 
ihm  diese  Würde  selbst  verliehen  war,  dem 
Heermeister  Anzeige  machen  und  dessen 
Genehmigung  erwarten. 

Präfektur.   Nach  der  angeblich  alten  I 
Matrikel  (s.  d.)  sollten  die   neun  Pro-  1 
vinzen,  in  die  Europa  in  der  strikten  \ 
Observanz  geteilt  wurde,  jede  wieder  in 
eine  bestimmte  Anzahl  von  Präfekturen 
zerfallen  (s.  Tempelherrensystem  III). 

Prag  (Hauptst.  des  österr.  Kronlandes 
Böhmen,  [1890J  182530  E.).  1)  Graf  Spork, 
in  England  Freimaurer  geworden,  grün- 
dete hier  die  Loge  Zu  den  drei  Sternen, 
die  1726  durch  den  Grossmeister  der  eng- 
lischen Grossloge  A.  Sayer  persönlich  ein- 
geweiht worden  sein  und  von  der  Mutter- 
loge zu  Berlin  die  Stiftungsurkunde  er- 
beten und  1742  erhalten,  nach  der  Rück- 
eroberung Prags  sich  aber  aufgelöst  haben 
soll.  2)  Die  Mehrheit  der  Mitglieder  spal- 
tete sich  in  neutrale  und  österreichische, 
die  1741  je  eine  Loge  gründeten;  die  öster- 
reichsche  leitete  Graf  Kinigl  (s.d.).  Als  Lohn 
der  Treue  wurde  diese  Loge  öffentlich  au- 
erkannt.  8)  Nun  vereinigte  Kinigl  1748 
die  drei  Logen  zu  einer,  die  den  Namen 


Zu  den  drei  gekrönten  Sternen  an- 
nahm.   4)  Ein  Teil  der  Mitglieder  aber 
stiftete  1743  die  Loge  Zu    den  drei 
Säulen.   1763  erteilte  die  Dresdner  Loge 
Zu  den  drei  Granaten  der  Loge  Zu  den 
drei  gekrönten  Sternen  einen  Stiftungs- 
brief und  die  Erlaubnis  zur  Errichtung 
eines  Kapitels  Zu  den  vier  Evange- 
listen für  ganz  Böhmen.    Bald  darnach 
sandte  die  Loge  auf  die  Aufforderung 
Johnsons  (s.  d.)  Vertreter  nach  Altenberge, 
die  dem  Heermeister  Freiherrn  v.  Hund 
(s.  d.)  huldigten  und  auch  die  Loge  für 
die  strikte  Observanz  gewannen,  die  nun 
unter  dem  Namen  Rodomskoy  den  Rang 
einer  exemten  Präfektur  erhielt.    Am  28. 
Jan.  1765  zum  Subprior  von  Droysig  er- 
nannt, stellte  von  Pracht  (s.d.)  16.  Jan.  1765 
in  der  Loge  den  Antrag,  die  Erziehung 
von  vorläufig  vier  Waisenkindern  zu  über- 
nehmen   die  Anstalt  aber  allmählich  zu 
einem  Waisenhaus  zu  erweitern.  Einige  Mo- 
nate darnach  wurden  einige  Mitglieder  der 
Loge  verhaftet,  weil  sie  in  eine  Verschwö- 
rung verwickelt  sein  sollten.  Demzufolge 
legte  Pracht  27.  Nov.  1765  seine  Steile 
nieder  und  stellte  die  Arbeit  des  Kapitels 
und  der  Logen  ein,  die  aber  26.  April  1766 
wieder  aufgenommen  wurde.  Nun  wurden 
wieder   einige  Rosenkreuzer  eingezogen 
und  infolgedessen  8.  Okt.  1766  ein  neues 
Verbot  gegen  die  Freimaurer  und  Rosen- 
kreuzer erlassen,  worauf  man  alle  Arbeiten 
einstellte.    Erat  17.  März  1772  nahm  die 
Loge    diese  wieder  auf.     Nachdem  im 
Konvent  zu  Kohlo  (s.  d.)  nur  die  aktiven 
Präfekturen  anerkannt  wurden,  so  wurde  P., 
weil  inaktiv,  als  Präpositur  Rodomskoy 
der  Präfektur  Gommern  (Dresden)  unter- 
geordnet und  10.  Okt.  1772  Graf  Kinigl  sen. 
zum  Praefectus  ad  honores  und  Präpositus, 
sein  Sohn  aber  zum  Kommissar  der  Prä- 
fektur Gommern  —  und  bald  darnach 
jener  auch  zum  Stuhlmeister,  dieser  aber 
zum  zugeordneten  Meister  der  15.  Dez.  1772 
eröffneten    schottischen    Loge  ernannt. 
Mittlerweile    hatte   nach    langer  Pause 
Born  (s.  d.)  1770  die  Schwesterloge  auf 
Grund  eines  aus  London  erlangten  Freibriefs 
wieder  ins  Leben  gerufen;  die  Loge  nahm 
den  Namen  Zu  den  drei  gekrönten 
Säulen  an.  Born  gründete  mit  Beiziehung 
der  Mitglieder  eine  gelehrte  Privatgesell- 
schaft, die  sehr  wertvolle  Arbeiten  heraus- 
gab, deckte  aber,  als  die  Loge  sich  18.  März 
1773  für  die  strikte  Observanz  erklärte  und 
sich  der  schottischen  Loge  unterordnete, 
die  sich  nunmehr  als  schottische  Loge 
Zu  den  drei  gekrönten  Sternen  und 
den  drei  gekrönten  Säulen  nannte. 
Hier  entfaltete  Graf  Kinigl  eine  ausser- 
ordentlich  rege  Thätigkeit,    der   es  zu 
danken  war,  dass  das  1765  gegründete, 
aber  mit  der  P.er  Freimaurerei  in  Verfall 
geratne  Waisenhaus  bei  der  Hungersnot 
in  den  Jahren  1771  und  1772  neu  eröffnet 
wurde.     Es  wurde  nun  auf  25  Waisen 

12* 


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180  F 

auagedehnt,  und  die  Unterstützung  aller 
Mitglieder  der  profanen  Kreise  und  selbst 
der  Kaiserin  Maria  Theresia,    die  erst 
4000,  dann  13000  fl.  spendete,  bewirkte, 
dass  man  für  die  1.  Sept.  1773  eröffnete 
Anstalt  ein  eignes  Haus  erwerben  und 
die  Anzahl  der  verpflegten  Waisen  er- 
höhen konnte.     Durch  den  Beitritt  der 
Wiener  Loge  war  es  gelungen,  auch  den 
Herzog  AlbertKasimir  von  Sachsen-Teschen 
(s.  d.)  für  das  Templersystem  und  zum 
Protektor  der  österreichschen  Freimaurerei 
zu  gewinnen,  der  es  gestattete,  dass  die 
schottische  Loge   seinen   zweiten  Tauf- 
namen in  ihren  Namen  aufnehme;  diese 
nannte    sich    fortan    Schottische  Loge 
Kasimir    zu    den    drei  gekrönten 
Sternen  und  drei  gekrönten  Säulen. 
Auf  dem  Konvent  zu  Braunschweig  1775 
(s.  d.)  erhielt  P.  die  Würde  einer  Präfektur 
wieder,  und  Graf  Kinigl  jun.  wurde  zum 
Präfekt,    sein   Vater  zum   Subprior  ad 
honores  ernannt.    Das  Präfekturkapitel, 
22.  Dez.  1775  eröffnet,  nannte  sich  den 
Johannislogen  gegenüber  grossschottische 
Loge  Kasimir  zu  den  neun  Sternen. 
Durch  die  Lostrennung  und  Erhebung  der 
Wiener   Loge   zur   Grosskomturei  1776 
erlitt   die   Präfektur   eine  empfindliche 
Einbusse,  für  die  sie  darin  Ersatz  fand, 
dass  M.  Clemens  in  Lemberg  eine  neue 
Loge  erbaute  und  eine   dort  beatandne 
an  sich  zog,  auch  die  Triester  Loge  und 
die  des  Likaner  Grenzregiments  sich  an- 
schlössen, die  Loge  Siucerite"  aber  zu  neuer 
Thätigkeit  erwachte.  Zu  dieser  Zeit  über- 
reichte man  Joseph  II.  eine  Zuschrift  der 
Berliner  Grossen  Landeslogc  mit  der  Bitte, 
ihr  seinen  Schutz  zu  verleihen.  Bei  dieser 
Veranlassung   äusserte   Joseph  II.  den 
Wunsch,  Freimaurer  zu  werden,  kam  je- 
doch nicht  mehr  darauf  zurück,  beant- 
wortete aber  den  Brief  und  begründete  die 
Zurückweisung  des  Ansuchens.    Dies  er- 
mutigte die  P.  Freimaurer  an  den  Kaiser 
eine  Denkschrift  zu  richten  und  seinen 
Schutz  zu  erbitten.  Diese  wurde  mit  einem 
eigenhändigen  Begleitschreiben  des  Herzogs 
Ferdinand  von  Braunschweig  (s.  d.)  dem 
Kaiser  durch  die  Post  zugesandt,  weil  nie- 
mand wagte,  es  persönlich  zu  überreichen. 
Der  Kaiser  beantwortete  die  Denkschrift 
12.  Juli  1776  in  recht  gnädiger  Weise, 
dem  Herzog  aber  geradezu  liebenswürdig, 
ohne  jedoch  irgend  eine  Zusage  zu  machen. 
Dagegen  zeigte  er  sich  dem  P.er  Waisen- 
hause geneigt.    Dessen  Vorsteher,  Graf 
Kinigl,  entfaltete  auch  in  dieser  Hinsicht 
einen  unermüdlichen  Eifer.  Ihm  ist  es  zu 
danken,  dass  Herzog  Ferdinand  von  Braun- 
schweig einen  ansehnlichen  Betrag  spen- 
dete; die  Kaiserin  schenkte  der  Anstalt 
1780  das  vormals  Bredausche  Palais,  das 
8.  Juli  1781  bezogen  wurde;  Kaiser  Joseph 
stiftete    sieben    Plätze;  Theaterdirektor 
Wahr  gab  jährlich  eine  Vorstellung  zu 
Gunsten  des  Waisenhauses  u.  s.  w.  5)  In- 


zwischen gründete  Graf  Barbo  Neujahr 
1780  die  Loge  Zum  grünen  Löwen,  die 
sich  bei  der  Berliner  Grossen  Landesloge 
um  eine  Stiftungsurkunde  bewarb,  die  zu- 
gesagt wurde  für  den  Fall,  dass  Graf 
Barbo  den  Hammer  führe  oder  ein  P.er, 
der  bereit  sei,  nach  Berlin  zu  kommen, 
um  gehörig  eingeweiht  zu  werden  und  für 
die  Schriften  100  Thlr.  Taxen  zu  bezahlen. 
Dem  konnte  nicht  ensprochen  werden, 
weshalb  sich  die  Loge  1781  auflöste.  — 
6)  Der  Bestrebung  zur  Gründung  einer 
österreichschen  Landesloge  stimmte  die 
P.er  Präfektur  bei,    die   sich  Anfangs 

1782  mit  ihren  Vorstehern  Graf  Kinigl 
und  Graf  Thun  als  Provinzial-Grossmeister 
und  zugeordnetem  Grossmeister  zur  Pro- 
vinzialloge  von  Böhmen  umwandelte. 
Bald  jedoch  entstanden  Uneinigkeiten,  in 
deren  Folge  Graf  Kinigl  gesprächsweise 
äusserte,  dass  er  zurücktreten  werde.  Diese 
Äusserung  wurde  von  seinen  Gegnern 
in  einer  Rumpfversammlung  der  Proviuzial- 
loge  30.  Aug.  1782  als  förmlicher  Rücktritt 
betrachtet,  angenommen  und  Herzog  Georg 
von  Mecklenburg  (s.  d.)  zum  Grossmeister, 
Graf  Salm  und  Graf  Stampach  aber  zum 
zugeordneten,  bezw.  stellvertretenden  zu- 
geordneten Grossmeister  erwählt.  Die 
Zurücksetzung  des  Grafen  Kinigl  führte 
zu  Zerwürfnissen,  die  1783  die  Grün- 
dung neuer  Logen  veranlassten  und  erst 
aufhörten,  als  die  Grossmeister  im  Aug. 

1783  zurücktraten  und  an  ihre  Stelle  Graf 
Stampach  und  Graf  Kinigl  gewählt  wur- 
den, die  diese  Würde  beibehielten,  als 

1784  die  österreichische  Landesloge  er- 
richtet wurde  und  die  Provinzialloge  von 
Böhmen  (mit  Mähren  und  Schlesien)  ins 
Leben  trat.  Die  erwähnten  neugegrün- 
deten Logen  waren:  a)  Zur  Wahrheit 
und  Einigkeit,  die  30.  Nov.  1783  er- 
öffnet wurde;  b)  die  Loge  Union  14.  Dez. 
1783  eröffnet,  aber  1785  interimistisch  ge- 
schlossen. Diese  Loge  sollte  die  Grund- 
lage abgeben  für  die  Hochgrade,  die  — 
nach  längerer  Pause  —  1784  wieder  zu 
arbeiten  begannen.  Die  Freimaurervcrord- 
nung  (Dez.  1786)  verursachte  neue  Zer- 
würfnisse und  Umwälzungen.  Nach  ihr 
konnten  vom  1.  Febr.  1786  an  in  P.  nur 
drei  Logen  bestehen.  Nachträglich  wurde 
jedoch  verfügt,  dass  die  Verordnung  schon 
mit  1.  Jan.  in  Kraft  treten  und  in  P. 
bloss  zwei  Logen  bestehen  sollten.  In 
einer  rasch  einberufnen  Versammlung 
wurde  81.  Dez.  1785  Graf  Lazansky  zum 
Grossmeister  und  Domherr  Ungar  zum 
zugeordneten  Grossmeister  der  Provinzial- 
loge gewählt.  Infolge  Widerspruchs  des 
Grafen  Kinigl  und  der  Loge  Zu  den  drei 
gekrönten  Sternen  gegen  diese  Wahl  wurde 
Graf  Lazansky  von  der  Landesloge  zwar 
bestätigt,  Ungar  aber  nicht,  worauf  dann 
auch  ersterer  15.  Febr.  1786  zurücktrat. 
Unter  den  Mitgliedern  herrschte  eine  so 
hochgradige  Gährung,  dass  die  Landea- 


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181 


löge  im  März  1786  die  Provinzialloge  von 
Böhmen  für  aufgelöst  erklärte  und  die 
böhmisch -mährischen  Logen  an  die  Pro- 
vinzialloge von  Österreich  verwies.  Hier- 
gegen wurde  zwar  kräftig  Widerspruch 
erhoben;  nachdem  aber  kurz  darauf  auch 
die  Landesloge  einging,  trat  die  Provinzial- 
loge von  Böhmen  nicht  wieder  in  Thfitig- 
keit.    Inzwischen  erfolgte  die  neue  Grup- 

Sierung  der  Logen.  Die  Loge  Zu  den 
rei  gekrönten  Sternen  zog  die  Mitglieder 
der  Loge  Sincörite"  an  sich  und  führte  nun 
den  Namen  Zu  den  drei  gekrönten 
Sternen  und  Redlichkeit,  in  der  an- 
fangs Graf  Kinigl  den  Hammer  führte. 
Die  Loge  Zu  den  drei  gekrönten  Säulen 
ging  in  der  Loge  Wahrheit  und  Einig- 
keit auf,  die  nunmehr  den  Namen  Wahr- 
heit und  Einigkeit  zu  den  drei  ge- 
krönten Säulen  annahm.  1788  ar- 
beitete Cornova  ein  neues  Ritual  und  1790 
ein  neues  Gesetzbuch  aus.  Gleichzeitig 
stellte  Dr.  med.  O'Reillv  die  Geschichte 
der  Loge  zusammen.  [Vgl.  System  der 
Freimaurerloge  Wahrheit  und  Einigkeit 
zu  drev  gekrönten  Säulen  in  P%*  (Phila- 
delphia 1794).]  Um  die  Ungefährlichkeit 
ihrer  Grundsätze  darzuthun,  hatte  die  Loge 
ihr  Gesetzbuch  und  ihr  Ritual  den  Kai- 
sern Leopold  II.  und  Franz  II.  überreicht; 
allein  das  reichte  nicht  aus,  den  Wider- 
stand zu  brechen.  Die  zeitweilig  in  Ruhe 
getretne  Loge  Union  versuchte  Ende 
Mai  1786  ihre  Rechte  geltend  zu  machen 
und  Erlaubnis  zu  ihrer  Wiedereröffnung 
zu  erlangen,  was  jedoch  nicht  gelang. 
Nun  schritt  Graf  Kinigl  daran,  ein  all- 
gemeines Ordens-Direktorium  zu  errichten, 
in  dem  alle  Hochgradsysteme  des  Landes 
(Templerorden,  Chevalier  de  la  bien- 
faisance,  Rosenkreuzer  und  Asiatische 
Brüder  —  der  Illuminaten  wird  nicht  ge- 
dacht) vertreten  sein  sollten.  Nachdem 
Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  (s.  d.), 
sowie  Landgraf  Karl  von  Hessen  (s.  d.)  den 
Plan  genehmigt,  eröffnete  Graf  Kinigl 
24.  August  1786  das  Präfekturkapitel 
wieder,  das,  um  der  Regierung  gegenüber 
einen  Zweck  für  das  Direktorium  angeben 
zu  können,  die  Gründung  einer  Taub- 
stummen-Anstalt aussprach  (s.  oben  S.  132). 
Nachdem  die  Freimaurerverordnung  für 
P.  eigentlich  drei  Logen  zulicss,  die  Pro- 
vinzialloge als  dritte  aber  erloschen  war 
und  Graf  Kinigl  die  Erlaubnis,  in  den 
höhern  Graden  zu  arbeiten,  vom  Kaiser 
erlangt  hatte,  hielt  er  es  im  Herbst  1787 
an  der  Zeit,  jene  Erlaubnis  auch  auf  die 
symbolischen  Grade  auszudehnen  und 
unter  dem  Namen  der  altschottischen  Loge, 
d.  i.  Kasimir  zu  neun  Sternen,  eine  neue 
Loge  zu  eröffnen,  die  jedoch,  um  Ver- 
wechslungen mit  der  altschottischen  Loge 
zu  vermeiden,  sich  einfach  Zu  neun 
Sternen  nannte.  Graf  Kinigl,  die  Seele 
des  Ganzen,  wurde  zum  Kreishauptmann 
ernannt  und  verliess  im  Nov.  1791  F., 


nachdem  er  den  Freiherrn  Schmidburg  zum 
stellvertretenden  Präfekten  ernannt  hatte. 
Damit  ging  das  Maurerwesen  P.  mit 
Riesenschritten  bergab,  mit  veranlasst 
durch  die  politischen  Wirren.  Infolge  der 
französischen  Revolution  befürchtete  man 
auch  in  Österreich  den  Ausbruch  einer  Re- 
volution, und  es  wurde  namentlich  auf  ge- 
schlossne  Gesellschaften  ein  scharfes  Auge 
gerichtet.  Das  Denunziatiouswesen  blühte, 
namentlich  trieb  Hoffmann  (s.  d.)  die  Ver- 
dächtigung der  Freimaurerei  ganz  syste- 
matisch und  bezeichnete  1792  P.  als 
»durch  geheime  Verbindungen  aller  Art 
merkwürdig  geworden«.  Diesem  Vorwurf 
traten  die  Freimaurer  in  einer  «Erklärung« 
entgegen,  indem  sie  den  Verleumder  auf- 
forderten, seine  Beschuldigung  zu  beweisen 
oder  zurückzuziehen,  was  Hoff  mann  je- 
doch unterliess.  Nachdem  sich  Franz  IL, 
1792  in  P.,  nach  den  Freimaurer-Anstalten 
angelegentlich  erkundigt,  die  Kaiserin  aber 
beide  besucht  und  sich  höchst  lobend 
darüber  ausgesprochen  hatte,  atmete  man 
wieder  auf,  allein  nur  für  kurze  Zeit. 
Man  wusste  den  Grafen  Kinigl  zu  ver- 
anlassen, die  schottische  und  altschottische 
Loge  im  Juli  1793  zu  schliessen.  Diesem 
Beispiel  folgten  die  Logen  Wahrheit  und 
Einigkeit  20.  Dez.  1793,  die  beiden  andern 
anfangs  1794.  Dies  wurde  vom  Kaiser 
9.  Febr.  1794  damit  beschieden,  dass  er 
den  »freiwillig  gefassten  Beschluss  zur  an- 
genehmen Kenntnis  nehme  und  den  drei 
Logen  P.'s  hiefür  seine  allerhöchste  Zu- 
friedenheit bekannt  gebe«.  Bei  ihrer 
Schliessung  erbat  die  Loge  Zu  den  neun 
Sternen  die  Erlaubnis,  eine  Anstalt  für 
Witwen  und  Waisen  errichten  zu  dürfen; 
es  wurde  ihr  1.  Mai  1794  erklärt,  dass  dem 
nichts  im  Wege  stehe,  die  Mitglieder  sich 
indessen  verpflichten  müssten,  der  Frei- 
maurerverbindung   nie    beizutreten.  — 

8)  1811  versuchte  Jos.  Graf  Auersberg, 
wirkl.  Geh.  Rat  und  Oberstlandrichter. 
bis  1794  Mitglied  der  Loge  Wahrheit  und 
Einigkeit,  diese  Loge  zu  erneuern  unter 
dem  Namen  Vereinigte  Freunde  zur 
Wahrheit  und  Einigkeit,  die  keine 
Protokolle  und  keinen  Briefwechsel  führen 
und  auch  sonst  höchst  geheim  gehalten 
werden  sollte.  Bereits  im  Besitz  der 
Stiftungsurkunde  des  Grossorients  von 
Baden,  wurde  die  Absicht  Auersbergs  aus 
erbrochnen  Briefen  bekannt  und  er  nach 
Brünn  versetzt.  Die  übrigen  Freimaurer 
errichteten  die  Loge  dennoch,  die  1814  von 
der  Berliner  Grossloge  Royal  York  mit 
Stiftungsurkunde  versehen  wurde.  1818 
wurde  die  Loge  entdeckt  und  aufgehoben. 
Die  Mitglieder  gingen  straflos  aus.  — 

9)  1849  geschah  abermals  der  Versuch 
eine  Loge  zu  gründen,  und  zwar  von  zwei 
Gruppen,  deren  eine  die  Loge  Zur  Wahr- 
heit und  Einigkeit  zu  erneuern  gedachte, 
was  jedoch  unterblieb,  weil  die  behörd- 
liche Genehmigung  nicht  zu  erlangen  war. 


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182  Prandstetter 

Auch  1870  wurde  von  Chr.  F.  A.  Jahn  (s.  d.) 
versucht,  die  genannte  Loge  wieder  zu 
erwecken,  das  Gesuch  aber  von  der  Be- 
hörde abgewiesen.  [Vgl.Bh.  1870, 8.278.]  - 
Derzeit  bestehen  hier:  a)  der  Bruderkreis 
Amicitia,  meist  aus  Mitgliedern  be- 
stehend, die  sächsischen  Logen  angehören, 
gegr.  1872;  Vers,  im  Englischen  Hof;  b)  der 
deutsche  Verein  Harmonie,  eine  Filiale  der 
Humanitas  in  Wien,  gegr.  24.  Jan.  1870; 
Vers,  im  Deutschen  Haus  am  Graben. 
[Vgl.  Feier  des  25  jährigen  Bestandes  des 
Br.-Kreises  Harmonie  in  P.  Abgehalten 
am  24.  März  1895.1 

Prandstetter,  Martin  Joseph,  geb. 
5.  Okt  1760  in  Wien,  wurde,  weil  er  von 
den  Umsturzbestrebungen  Riedels  und 
Martinovics  Kenntnis  hatte,  ohne  der  Re- 
gierung Anzeige  zu  machen,  des  Hoch- 
verrats angeklagt  und  zu  schwerem  Kerker 
22.  Juli  1795  verurteilt.  In  Vollstreckung 
dieses  Urteils  ist  er  verkommen  und  ver- 
schollen. —  P.  wurde  21.  Mai  1782  in  der 
Wiener  Loge  Zum  heiligen  Joseph  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen  und  bereits 
7.  März  1783  nach  Bödeker  (s.  d.)  zum 
Redner  gewählt.  Von  ihm  ist  ein  hand- 
schriftlicher Band  freimaurerischer  Reden 
und  Gedichte  bis  zum  Jahre  1785  auf- 
bewahrt geblieben.  Nach  Auflösung  der 
genannten  Loge  schloss  Bich  P.  keiner 
andern  an;  um  so  eifriger  dürfte  er  dem 
Illuminatenbund  gehuldigt  haben.  [Vgl. 
L.  1892,  S.  81.] 

Prange,  Christ.  Friedr.,  geb.  20.  April 
1756  in  Halle,  gest.  das.  12.  Okt.  1886,  hatte 
die  Rechte  studiert,  daneben  aber  Zeichen- 
unterricht erteilt.  Er  begründete  1785  eine 
Kunstschule  und  begann  Vorlesungen  über 
bildende  Künste  zu  halten.  1778  wurde 
er  Dr.  phil.  und  1787  ausserordentlicher 
Prof.  für  das  Fach  der  bildenden  Künste. 
(Vgl.  Nekrolog  der  Deutschen,  XIV, 
612-617.]  —  Er  wurde  24.  Juni  1779  in  der 
Loge  Zu  den  drei  Degen  in  Halle  aufge- 
nommen, deekte  aber  bald  und  trat  erst 
1807  der  Loge  wieder  bei.  Sie  feierte  1829 
sein  fünfzigjähriges  Maurerjubiläum  und 
ernannte  ihn  zum  Jubilarmeister. 

Prangen,  Franz  v.,  geb.  1787  in  Kiel, 
soll  auch  in  Holstein  gestorben  sein;  war 
1762  als  württembergscher  Rittmeister 
Kriegsgefangner  in  Magdeburg  und  zwei- 
ter Aufseher  der  daselbst  von  den  gefang- 
nen württembergBchen  und  österreich- 
schen  Offizieren  1762  gestifteten  Loge  Zur 
vollkommenen  Einigkeit  und  wurde  22. 
März  1762  in  der  soeben  von  Rosa  gegrün- 
teten  Schottenloge  Jerusalem  zum  schot- 
tischen Altermeister  und  Ritter  des  hei- 
ligen Andreas  geweiht;  von  da  an  war  er 
in  ihr  erster  Aufseher.  Im  folgenden 
Jahre  mit  Leucht  (Johnson  [s.  d.])  in  Ber- 
lin, ging  er  mit  ihm  nach  Jena  und  half 
ihm  sein  System  ausbilden.  Er  will  dem 
Herzog  von  Württemberg  aus  Patriotismus 
25  Kavalleristen  gestellt  haben;  nachher 


—  Priltoriti*. 

klagte  er  v.  Reden  (s.d.)  und  v.  Heynitz  (s.d.), 
Johnson  habe  ihn  um  den  grössten  Teil  seines 
Vermögens  gebracht.  Anfang  1764  mit  v. 
Uffel  (s.  d.)  zu  v.  Hund  nach  Unwürde  ge- 
sandt, wurde  v.  F.,  den  Johnson  zum  Ritter 
geschlagen  hatte,  im  Kapitel  zu  Unwürde 
zum  Präfekt  von  Rittersfelde  (Mainz)  er- 
nannt. Auf  dem  Konvent  zu  Altenberge 
(s.d.)  wegen  seiner  Anhänglichkeit  an  John- 
son mit  dem  kleinen  Bann  belegt,  wurde 
er  1766  wieder  als  Praefectus  ad  honorea 
eingesetzt  und  lebte  nun  beim  Heermeister 
v.  Hund.  Dieser  sandte  ihn  (weil  Schu- 
bart [s.  d.],  der  dem  Starck  [s.  d.]  nicht 
traute,  sich  mitzugehen  weigerte)  allein 
nach  Wismar,  um  die  Kleriker  und  ihr 
System  zu  prüfen.  Starck  legte  ihm  Ri- 
tuale und  anderes  in  lateinischer  Sprache 
vor,  die  v.  P.  schwerlich  verstand.  Bei 
Nacht  wurde  er  feierlich  zum  Kleriker  ge- 
wählt und  erhielt  den  Auftrag,  beim  Sub- 

Eriorat  Droysig  (Böhmen)  ein  klerikales 
[apitel  zu  errichten.  Er  sandte  dem 
Heermeister  von  Wismar  aus  alle  kleri- 
kalen Rituale  und  Akten,  die  leider 
mit  dem  Schiffe  verloren  gingen;  dass  er 
nur  über  Generalia,  durch  Schubart,  wie 
ihm  aufgegeben  war,  aber  über  Particula- 
ria  unmittelbar  mit  dem  Heermeister  in 
Verbindung  trat,  war  die  Hauptveranlas- 
sung zu  Schubarto  Rücktritt.  Noch  in 
Wismar  erhielt  v.  P.  Aussicht,  in  russische 
Dienste  zu  treten,  und  wurde  in  dem- 
selben Jahre  Rittmeister  im  Regiment 
Moskau  Carabiniers.  In  Petersburg  war 
er  dem  eben  dort  anwesenden  Starck  sehr 
im  Wege,  weil  er  zu  viel  Particularia  von 
seinem  dortigen  Kapitel  erfuhr,  nament- 
lich, dass  dessen  Oberer  ein  Uhrmacher 
Namens  Schürger  war,  von  dem  Starck  an- 
zeigte, er  sei  noch  vor  seiner  Rückkehr 
nach  Petersburg  unmaurerischer  Hand- 
lungen wegen  auageschlossen.  [Vgl.  L. 
XXIX,  65.] 
Praparateur,  s.  Vorbereitender, 
l'rttpositnr- Kapitel  Ein  P.-K.  wurde 
nach  dem  Tempelherrensystem  bei  einer 
Ivoge  errichtet,  die  noch  von  einer  Prä- 
fektur  abhängig  bleiben  sollte, 
l'räsenzbucb,  s.  Einsohreibebuch. 
Prltorlns,  Friedrich  Konrad  Ju- 
lius, geb.  1760  in  Aurich,  gest.  1810  in 
Braunschweig  als  Militär- Hospital  Ver- 
walter, wurde  als  Zahlmeister  Lei  den 
braunschweigschen  Truppen  in  holländi- 
schem Solde  1788  Freimaurer  in  der  Loge 
Constance  in  Maastricht,  trat  als  landschaft- 
licher Kommissar  1801  der  Loge  Karl  zur 
gekrönten  Säule  in  Braunschweig  zu  und 
war  von  1802—6  ihr  Meister  vom  Stuhl; 
mit  seinem  Amtsantritt  wurde  zugleich  die 
Hamburgsche  (sogenannte  Schrödersche) 
Arbeitsweise  eingeführt.  Eine  grosse  Menge 
in  dieser  Zeit  von  ihm  gehaltner  Reden, 
viele  Aufsätze  in  den  Akten  des  Engern 
historischen  Bundes,  dessen  Vorsitzender 
er  ebenfalls  war,  und  eine  aus  den  Akten 


ized  by 


Prötzel  —  Preisaufgaben. 


183 


sorgfältig  ausgezogne  Geschichte  der 
Logen  und  Schottenlogen  in  Braunschweig, 
die  das  Archiv  enthält,  bezeugen  seinen 
Fleiss  und  seine  besonders  historischen 
Kenntnisse.  Er  fertigte  auch  mit  Schrö- 
der (s.  d.)  und  Meyer  (s.  d.)  eine  Über- 
setzung des  Konstitutionenbuchs  (s.  d.)  von 
1723,  die  1806  in  Hamburg  erschien  [vgl. 
Taute,  Maurerische  Bücherkunde,  Nr.  10011. 

Prätzel,  Karl  Gottlieb,  geb.  2.  April 
1786  in  Haibau  in  der  Oberlausitz,  stu- 
dierte Theologie,  kam  als  Hauslehrer  1S07 
nach  Hamburg,  woselbst  er  blieb  und  als 
Privatgelchrter  bis  zu  seinem  13.  Juni 
1861  erfolgten  Tode  lebte.  Die  deutsche 
Litteratur  verdankt  ihm  eine  ziemliche 
Reihe  poetischer  und  prosaischer  Werke, 
die  von  Geschick  und  Geschmack  zeugen. 
—  Dem  Maurerbunde  gehörte  er  als  Mit- 
glied der  Loge  St.  Georg  in  Hamburg 
seit  7.  Juni  1810  an  und  bekleidete  ver- 
schiedne  Logenämter;  er  war  auch  Gross- 
redner der  Grossen  Loge.  Die  maurerische 
Litteratur  verdankt  ihm: » Maurer-Gedich  te  « 
(Hmbg.  1829,  neue  Ausgabe  das.  1832), 
»Neue  Maurer-Gedichte t  (Hmbg.  1842)  und 
•Maurerische  Vorträge«  (Hmbg.  1829),  die 
sich  noch,  namentlich  die  komischen,  ihrer 
Liebhaber  erfreuen. 

Preen,  Claus  Joachim  v.,  geb.  1737 
in  Donnersdorf  im  Meckleuburgschen,  war 
braunschweigscher  Kammerherr  und  Ober- 
hofmeister der  regierenden  Herzogin,  die 
er  1806  in  die  Verbannung  begleitete;  ein 
liebenswürdiger,  kenntnisreicher  Mann. 
1765  der  Loge  Jonathan  zum  Pfeiler  in 
Braunschweig  zugetreten,  war  er  Mitglied 
der  dort  nachher  aufeinander  folgenden  Lo- 
gen und  trat  1768  der  strikten  Observanz  zu. 

Preetz  (St.  in  der  preusa.  Prov.  Schles- 
wig-Holstein, 4748  E.).  Hier  besteht  eine 
freimaurerische  Vereinigung  unter  der  Kie- 
ler Loge,  gegr.  10.  Mai  1898.  Vers,  alle 
14  Tage  Sonnabends  in  Drillers  Hotel. 
Mitgliederzahl  (1899):  16. 

Preisaufgaben.  Es  war  in  verschieduen 
französischen  Logen  des  18.  Jahrhunderts 
nach  und  nach  der  Gebrauch  aufgekom- 
men, Preisaufgaben  zu  stellen.  Doch  blieb 
dieser  Gebrauch  eigentlich  nur  innerhalb 
des  Logengebiets  und  erstreckte  sich  meist 
auf  dichterische  Aufgaben,  wie  noch  1807 
die  Loge  Lea  Neuf  Soeurs  zu  Paris  zwei 
Preise  für  die  beste  maurerische  Ode  aus- 
setzte. Erst  als  die  Angriffe  Barruels,  Pro- 
yarts  und  Kobisons  (s.  d.)  nach  der  Re- 
volution den  Logen  Stoff  boten,  wurden 
Preisaufgaben  zur  Widerlegung  dieser 
Schriften  ausgesetzt.  Die  erfolgreichste  Ab- 
handlung lieferte  Mounier  (s.  d.)  1801 :  »De 
l'influence  attribuee  aux  Philosophen,  aux 
Francs-Masons  et  aux  Illuminös  sur  la  Re- 
volution de  France«.  Von  dieser  Zeit  an  ist 
dieser  Gebrauch  stehend  geblieben,  wenn 
auch  nicht  mehr  in  dieser  Ausdehnung.  So 
erteilte  die  Loge  Parfaite  Union  in  Douai 
1802  eine  Preisfrage:   Welchen  Nutzen 


kann  die  Regierung  und  der  gesamte  Staat 
aus  dem  Institut  der  Maurerei  ziehen? 
Die  Loge  Saint-Louis  des  amis  räunis  in 
Calais  schrieb  zwischen  1804  und  1809  aller- 
lei Preisfragen  aus  [vgl.  Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  404  bis 
405],  die  meist  gedruckt  wurden.  Die  er- 
wähnte Loge  in  Douai  erteilte  noch  1842  Ch. 
Aug.  Vervier  (s.  d.)  in  Gent  eine  Ehrendenk- 
münze als  Preis  [vgl.  Memoire  en  reponse 
ä  la  question  maconnique  philosopnique 
et  litte'raire  (Douai  1843);  Nederland. 
Jaarb.,  1852,  S.  44],  auch  1848  wurden  von 
derselben  Loge  verschiedne  Preise  aus- 
geschrieben. [L.  XI,  249].  1820  gründete 
die  Loge  Les  triomphes,  ebenso  Ende  1822 
die  Loge  Les  coeurs  unis  in  Paris  ein 
Institut  für  Preisfragen  über  maurerische 
Fragen,  welchem  Beispiel  noch  andre 
Logen  um  jene  Zeit  folgten  [Kloss,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Frankreich, 
II,  94];  auch  schrieb  1830  die  Loge  La 
trinke  indivisible  eine  Preisbewerbung 
aus  [Kloss,  a.  a.  O.,  S.  324.].  Andrer 
Art  waren  die  von  manchen  Logen  in 
Frankreich  zur  Belohnung  edelmütiger 
Handlungen  ausgesetzten  Tugendpreise, 
so  von  der  Loge  Les  rigides  ecossais 
unter  Dupontes  1827,  worin  ihr  die 
Loge  Les  freres  unis  intimes  folgte 
[Kloss,  a.  a.  O.,  S.  198,  824,  835]. 
Auch  in  die  Niederlande  und  Belgien  sie- 
delte der  Gebrauch  über,  und  zwar  wurde 
26.  Juli  1801  von  der  Grossen  Loge  von 
Holland  eine  PrciBdenkmünze,  50  Dukaten 
schwer,  für  die  beste  Widerlegung  Barruels 
und  Cadet  de  Gassicourts  ausgesetzt.  [Vgl. 
Taschenbuch  für  Freimaurer  auf  das  J. 
1801,  S.  372;  A.  Z.,  1826,  8.  416;  Vrymet- 
selaars  almanak,  1839,  S.  39.]  Die  Loge 
Les  trois  niveaux  in  Ostende  stellte  1819 
drei  Preisfragen,  und  andre  Logen  folgten 
diesem  Beispiel,  wie  z.  B.  die  Loge  L'es- 
plrancein  Brüssel,  die  sogar  satzungsgemäss 
die  jährliche  Aufgabe  dreier  Preisfragen 
festgestellt  hat.  Die  Loge  Fr6deric  Royal  im 
Haag  hat  1827,  1828,  1829  darüber  verhan- 
delt, ist  aber  nicht  zum  Schluss  gekom- 
men. 1869  wurde  in  Italien  ein  Preis  aus- 
setzt für  die  beste  Schrift  gegen  die 
Jesuiten.  Neuerdings  (1889)  hat  F.  Pce- 
ters-Baertsoen  einen  Preis  von  7000  Fr. 
ausgesetzt,  dessen  Zinsen  alle  10  Jahre  für 
das  verdienstvollste  Werk  von  maureri- 
schem Standpunkt  aus,  das  in  Belgien 
oder  im  Ausland  von  einem  Freimaurer 
veröffentlicht  ist,  vom  Grossorieut  von 
Belgien  vergeben  werden.  [Vgl.  Bh.  1890, 
S.  284;  L.  1890,  S.  135.]  In  Deutsch- 
land ist  von  der  Loge  Zur  Einigkeit  in 
Frankfurt  a.  M.  1802  eine  Preisdenkmünze 
in  Gold  zu  25  Dukaten  und  in  Silber  für 
die  gekrönte  Preisschrift  über  die  Er- 
ziehung des  Menschengeschlechts  aus- 
gegeben worden.  [Vgl.  Kloss,  Annalen 
der  Loge  Zur  Einigkeit  in  Frankfurt 
a.  M.,  5802—4  und  Erklärung  des  in  doppel- 


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184  Prciwlau  — 

ter  Hinsicht  auf  Veranlassung  der  Loge 
Zur  Einigkeit  geprägten  Denkmünze,  o. 
J.  u.  O.]  Die  Loge  Humboldt  in  Bu- 
dapest schrieb  1876  einen  Preis  aus  auf 
die  beste  Schrift  über  die  Zwecke  des 
Freimaurerbunds  für  das  minder  gebildete 
Publikum  nebst  Widerlegung  der  Vorur- 
teile und  Beschuldigungen  gegen  den 
Bund.  Am  30.  April  1878  setzte  die  Loge 
Zur  Arbeit  ebendaselbst  einen  Preis  aus 
für  eine  freimaurerische  Gocthe-Chrcsto- 
mathie  mit  Einleitung  und  Kommentar. 
Auch  von  der  Grossen  Loge  von  Hainburg 
sind  wiederholt  Preisaufgaben  ausgegangen. 
Ausserdem  hat  der  Verein  deutscher  Frei- 
maurer wiederholt  Preisaufgaben  gestellt, 
so  zu  der  besten  Arbeit  1)  über  die  den 
Ideen  der  Maurerei  am  meisten  entspre- 
chende Art  maurerischer  Werkthätigkeit, 
70  Thlr.  und  für  die  nächstbeste  Arbeit 
30  Thlr.  (1868),  2)  über  kurze  Mitteilungen 
an  Nicht-Freimaurer  über  die  Zwecke  und 
Aufgaben  des  Freimaurerbundes,  300  M. 
(1883"),  3)  über  einen  Entwurf  zu  einem 
Handbuch  für  die  Amtstätigkeit  derLogen- 
meistcr  300  M.  (1889),  und  4)  1900  über  die 
Entstehung  des  Freimaurerbunds  in  Eng- 
land und  über  seine  Verbreitung  in 
Deutschland  (1000  M.).  Der  Rheinisch- 
westfäliBche  Logenverband  hat  eine  Stif- 
tuug  errichtet  zu  jahrlichen  Preisen  für 
die  besten  Arbeiten  von  Studenten  über 
ein  Thema  aus  dem  Gebiet  der  Huma- 
nität (s.  Lessingpreis). 

Prenzlau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 19694  E.).  1)  Die  hier  bestehende 
Johannisloge  Zur  Wahrheit  wurde  von 
der  Grossen  National -Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  20.  Jan.  1795  gegr.,  7.  März 
1796  eingew.  Mitgliederzahl  (1899):  64. 
Vers.  Donnerstags.  Ferien:  Juli  und 
August.  Eignes  Logenhaus,  Klosterstrasse 
29/30,  eingew.  5.  Juni  1854.  Ortsge- 
setze  vom  4.  Nov.  1894,  best.  9.  Jan.  1895. 
Milde  Stiftungen:  a)  Stülpnagel -Dargitz- 
Stiftung,  Kapital  150  M.,  b)  Knospe-Stif- 
tung, Kapital  600  M.,  c)  Boerner-Stiftung, 
Kapital  1500  M.,  d)  Reclam-StiftuDg,  Ka- 
pital 3000  M.,  e)  Sterbekassen-Verein,  Ka- 
pital bOOO  M.  [Vgl.  Kluge,  Festschrift  zur 
Feier  des  lOOjähr.  Jubiläums  der  Loge 
(1896)1.  2)  Eine  delegierte  altschottische 
Loge  derselben  Grossloge:  Zur  Wahrheit 
ist  13.  Dez.  1800  gest.  und  5.  Mai  1801  ein- 
geweiht 

Pressburg  (St.  im  gleichnam.  Komitat 
Ungarns,  [1890]  52411  E.).  I.  Achtzehn- 
tes Jahrhundert.  Hier  hat  die  Frei- 
maurerei unstreitig  früh  Wurzel  gefasst, 
es  fehlen  aber  sichere  Daten  über  die  erste 
Zeit.  Schon  1763  wurden  Massregcln  ge- 
gen die  Freimaurer  getroffen,  die  jedoch 
wirkungslos  blieben,  weil  der  Fallit  in  sich 
dieser  annahm.  Ausser  andern  Logen 
dürfte  somit  auch  1)  die  Loge  Zur  Ver- 
schwiegenheit schon  damals  bestanden 
haben,  die  1774  zuerst  erwähnt,  sich  1776 


Pressburg. 

der  Draskovich-Observanz  (s.  d.)  anschloss, 
nachdem  der  Grossmeister  dieses  Systems, 
Draskovich  (s.  d.),  derzeit  dort  auf  h ältlich, 
ihr  beitrat.    Sie  arbeitete  noch  22.  Juli 
1784,  wurde  dann  aber  nach  der  neuen 
Landeshauptstadt  Ofen  verlegt,  weil  mit 
den  höchsten  Landesstcllen  auch  der  grösste 
Teil  der  Mitglieder  dahin  versetzt  wurde 
(s.Budapest).  2)  Inzwischen  wurde  1777  die 
Loge  Zur  Sicherheit  gestiftet  und  auf 
Grund  der  interimistischen  Verfassung  durch 
die  Wiener  Loge  Zum  heiligen  Joseph  20.  Juli 
1778  eingeweint.  Die  definitive  Errichtung 
wurde  von  der  Berliner  Grossen  Landes- 
loge .erbeten  und  durch  die  Provinzialloge 
von  Österreich  einigemal  erinnert,  bis  die 
Grosse  Landesloge  schliesslich  erklärte, 
dass  sie  erst  den  Meister  der  Loge  kennen 
lernen  wolle.    Dem  willfahrte  die  Loge 
nicht.    Nach  Zustandekommen  der  öster- 
reichschen  Landesloge  wandte  sie  sich 
abermals  nach  Berlin  und  erbat  Stiftungs- 
urkunde für  »alle  7  Grade«,  was  jedoch 
20.  Jan.  1785  verweigert  wurde,  weil  die 
Landesloge  nur  für    die  Johannisgrade 
stifte.  _  Nun  ging  man  die  Provinzialloge 
von    Österreich    an,    welche   die  Loge 
jedoch  10.  März  1785  an  die  Provinzial- 
loge von  Ungarn  verwies,  die  das  Ansuchen 
der  Loge  indessen  unbeantwortet  Hess. 
Demzufolge  arbeitete  die  Loge  ohne  Ver- 
fassung fort,  bis  sie  sich  infolge  der  Frei- 
maurerverordnung  anfangs  1786  auflösen 
musste  [vgl.  O.  1880,  S.  82].    8)  Aus  Mit- 
gliedern der  vorgenannten  beiden  Logen 
bildete  sich  1782  die  Loge  Zur  Ver- 
einigung, die  1785  einen  Stiftungsbrief 
von  der  Provinzialloge  von  Ungarn  er- 
wirkte.   Ende  1785  kam  vom  Provinzial- 
grossmeister  Graf  Pälffy  (s.d.)  die  Weisung, 
die  Arbeiten  der  Loge  einzustellen.  Nach 
Aufhebung  der  Josephinischen  Verordnung 
1790  wurde  die  Loge  erneuert  oder  eine  neue, 
nicht  benannte  Loge  errichtet,  die  1792  noch 
bestand.  —  II.  Neunzehntes  Jahrhun- 
.  dert.  Die  neue  Ära  der  Freimaurerei  wurde 
durch  die  Loge  Zur  Wahrheit  eingeleitet, 
die  19.  Dez.  1869  errichtet,  infolge  einer 
Trennung  seit  1872  eingeschläfert  und  1877 
aufgelöst  wurde.    Aus  ihr  ging  24.  Febr. 
1872  die  Loge  Zur  Verschwiegenheit 
hervor,  die  unter  ihrem  Meister  vom  Stuhl 
Dr.  Georg  Koväts  gedieh.    Sie  gründete 
eine  Krippe  (jährlich  über  11 000 Pfleglinge), 
einen  Kindergarten,  ein  Kinderasyl  und 
eine  Kinderordinationsanstalt,  in  der  arme 
Kinder  unentgeltlich  behandelt  und  mit 
Arzneien  versehen  werden;  dabei  stehen 
mehrere  humanitäre  Anstalten,  wie  Volks- 
küche u.  a.  unter  dem  Einfluss  der  Loge. 
Die  Loge  verfügt  über  folgende  Fonds: 
Kindergartenfonds  4605  fl.,  PensionsfondB 
10916  fl,  zwei  kleinere  Fonds  307  fl.  Die 
Wiener  Freimaurer,  denen  es  in  Wien  ver- 
wehrt ist,  Loge  zu  halten,  ersahen  hierfür 
schon  1870  P.  aus,  wo  dies  in  gesetzlicher 
Form  geschehen  konnte.    In  der  Loge 


Presse. 


185 


Zur  Wahrheit  erfolgten  denn  auch  die 
ersten  Aufnahmen  für  die  Loge  Humani- 
ta», die  »ich  jedoch  in  Ncudörfl  (s.  d.) 
niederlieft».  Bald  gründeten  die  Wiener 
Freimaurer  mehrere  Logen  (s.  g.  Grenz- 
logen), die  ihre  Arbeiten  in  P.  abhalten. 
—  Ausser  der  Loge  Zur  Verschwiegenheit 
(60  Mitgl.,  Vers,  jeden  Freitag),  arbeiten 
hier  gegenwärtig  folgende  Grenzlogen: 
1)  Humanita»,  gegr.  19.  März  1871,  240 
Mitgl.  (».  Neudörfl);  2)  Zukunft,  gegr. 
4.  Juni  1874,  114  Mitgl.;  8)  Sokrates, 
gegr.  6.  Sept.  1874,  79  Mitgl.,  [vgl.  Die 
Loge  Sokrate»  in  P.  1874—1899  (Wien 
1899)];  4)  Schiller,  gegr.  24.  Sept.  1875, 
80  Mitgl.;  5)  Eintracht,  gegr.  24.  Juli 
1875,  eingew.  30.  Juli  1876,  49  Mitgl.; 
6)  Freundschaft,  gegr.  28.  Jan.  1877, 
eingew.  29.  Juni  1878,  73  Mitgl.;  7)  Treue, 
gegr.  21.  Okt.  1888,  67  Mitgl.;  8)  Goethe, 
gegr.  12.  April  1892,  89  Mitgl.;  9)  Les- 
sing zu  den  drei  Ringen,  gegr.  18.  März 
1897,  28  Mitgl.;  und  10)  Pionier,  gegr. 
20.  Jan.  1898,  17  Mitgl.,  wogegen  die 
Loge  Columbus  zum  Weltmeer  (gegr. 
März  1877)  22.  März  1896  eingeschläfert 
wurde.  Über  da»  Wirken  dieser  Logen 
8.  Wien. 

Presse.  Das  maurerische  Zeitschriften- 
we*en,  da»  sich  erat  gegen  Ende  de»  acht- 
zehnten Jahrhundert»  zu  entfalten  begann, 
ist  gegenwärtig  sehr  ausgebildet,  geht  aber 
nur  in  Deutschland  in  die  Tiefe  und  auf 
wissenschaftliche  Haltung  aus.  I. Freimau- 
rerische Presse.  Die  erste  Zeitschrift,  die 
in  Deutschland  unter  dem  Titel  »Der  Frei- 
maurer, eine  moralische  Wochenschrift 
(von  Prof.  J.  J.  Schwabe)«  1788  in  Leipzig 
erschien,  enthält  ausser  dem  Titel  nicht» 
von  Freimaurerei.  Die  erste  gediegne 
Zeitschrift  war  das  von  den  Brüdern  der 
Loge  Zur  wahren  Eintracht  in  Wien  hcraus- 
gegebne  «Journal  für  Freymaurer«  1784 
bis  1786.  Ihm  zur  Seite  steht  da»  Alten- 
burger  »Journal  für  Freimaurerei«  1804 
und  1805,  da»  vom  3.  Bande  ab  mit  den 
drei  folgenden  zusammen  1820  unter  dem 
Titel  »Neues  Journal  für  Freimaurerei« 
erschien.  Ebendaselbst  kam  1823—1827 
die  »Zeitschrift  für  Freimaurerei«  heraus, 
die  als  »Neue  Zeitschrift  für  Freimau- 
rerei« von  R.  R.  Fischer  in  Altenburg 
1832—1836  und  als  »Neueste  Zeitschrift 
für  Freimaurerei«  1838  —  1841  erschien, 
»ich  in  » Maurerhalle«  (s.d.)  unter  demselben 
Leiter  von  1842 — 1845  umwandelte  und  von 
1847  an  als  wöchentliche  Zeitschrift 
»Freimaurer -Zeitung«  (s.  d.)  herausgege- 
ben wurde.  Daneben  sind  die  viertefjänr- 
lich  und  jährlich  erschienenen  Schriften 
zu  erwähnen,  die  unter  den  Titeln  AI- 
man  ach, Archiv, Jahrbuch,  Taschen- 
buch, Kalender  (s.  d.)  bekannt  sind. 
Hierher  zählen:  »Almanach  oder  Taschen- 
buch für  die  Brüder  Freymäurer  der  ver- 
einigten deutschen  Logen«  1776 — 79  (von 
Bode  —  s.d.),  die  »Ephemeriden«  1785  und 


1786(vonüden),da»Köthener»Ta»chenbuch« 
1798—1805,  da»  Freiberger  »Neue  Taschen- 
buch« 1801—17,  da»  Berliner  »Taschen- 
buch« 1802—05  (von  Cosmann),  der  Ber- 
liner »Almanach«  1803/4—1805/6,  »Frei- 
maurer-Kalender« von  Horst  Bretschneider 
(».  d.)  in  Gotha  (1852,  1855/56,  1860),  u.  a. 
J.  K.  Horstmann  (s.  d.)  und  K.  Straus  gaben 
1841—1846  ein  »Archiv  für  Freimaurerei« 
in  Hamburg  herau»,  von  dem  4  Bände  er- 
schienen. 1824  folgte  die  noch  heute  be- 
stehende »Asträa«  (».  d.).  Unter  dem 
Titel  »Minerva«  kam  1828  in  Berlin  ein 
Taschenbuch  heraus.  Von  Bedeutung  ist 
der  »Kalender  für  Freimaurer«  begründet 
von  C.  van  Dalen  (b.  d.)  1861,  fortgesetzt 
nach  dessen  Tode  »von  Bruderhand«  (Karl 
Paul  (s.  d.)  in  Frankfurt  a.  M.,  seit  1900 
von  A.Gündel  in  Leipzig),  der  das  Verzeich- 
nis aller  Grosslogen  und  aller  deutschen 
Logen  nebst  einer  jährlichen  Chronik  ent- 
hält. Als  Vierteljahrsschrift  ragt  die  »La- 
tomia«(s.d.)  hervor,  begründet  von  Dr.Fricdr. 
Ludw.  Meissner  (s.  d.)  1842  und  nach  dessen 
Tode  von  Dr.  H.  Th.  Schleuer  (s.d.)  und  Dr. 
Th.  Merzdorf  (s.  d.)  fortgesetzt,  bis  sie  nach 
29  Bänden  1873  einging.  Hierher  rechnen 
auch  die  »Bausteine,  gesammelt  von  Brü- 
dern des  Logen-Bundes  Royal  York  zur 
Freund»chaft  zu  Berlin«,  von  denen  nur 
4  Bände  1881—1884  erschienen  sind.  Unter 
den  Monatsblättern  waren  wohl  die  ersten 
bedeutenden  der»  Ziegeidecker  im  Osten  von 
Altenburg«  (s.d.),  von  Bemh.  Lützelberger. 
1837—1847,  fortgesetzt  unter  dem  Titel 
»Bruderblätter«,  zugleich  mit  Emil  Wag- 
ner; das  Weitererscheinen  wurde  1854  durch 
das  Pressgesetz  verhindert.  Von  1881  bis 
1885  erschien  in  Hamburg  da»  Nieder- 
schlesische  Logenblatt.  Gegenwärtig  er- 
scheinen monatlich  in  Deutschland,  bez. 
in  deutscher  Sprache:  1)  Braunschweiger 
Logen-Correspondenz.  Herausgegeben  von 
der  Loge  in  Braunschweig  (seit  1882); 
2)  Die  Bruderkette.  Organ  der  Loge  Zur 
Bruderkette  in  Hamburg  (seit  1882);  3) 
Dresdener  Ix)genblatt.  Handschrift  für  die 
Mitglieder  der  Logen  in  Dresden  (seit  1871) 
(s.  Logenblatt) ;  4)  Hamburger  Logenblatt. 
Handschrift  für  die  Mitgl  ieder  der  unterKon- 
stitutiou  der  Grossen  Loge  von  Hamburg 
arbeitenden  vereinigten  5  Logen  (seit  1868) 
(s.  Iiogenblatt) ;  5)  Orient.  Amtliches  Organ 
der  Symbolischen  Grossloge  von  Ungarn 
(seit  1873)  (s.  d  );  6)  Am  Reissbrette.  Hand- 
schriftliche Mittheilungen  aus  den  5  un- 
abhängigen Logen  (seit  1 875)  (s.d.) ;  7)  Signale 
für  die  deutsche  Maurerwelt.  Heraus- 
gegeben von  J.  G.  Findel  (seit  1894,  ur- 
sprünglich in  zwanglosen  Heften);  8)  Der 
Zirkel  in  Wien  (seit  1871  —  s.  d.);  9) 
Zirkelcorrespondenz  unter  den  Johannis- 
Logenmeistern  der  Grossen  Landesloge  der 
Freimaurer  von  Deutschland  (seit  1872),  ur- 
sprünglich nur  4  Hefte  (s.d.);  10)  Bayreuther 
Bundesblatt.  Freimaureri&che  Zeitschrift 
der  Gross-Loge  »Zur  Sonne«  (seit  1900). 


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186 


Presse. 


Dazu  kommen  II)  Bausteine.  Mittheilungen 
der  GroBBen  Freimaurerloge  von  Preussen, 
genannt  Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue, 

S?itl892j  und  12) die  nur  5mal  erscheinende 
amburgische  Zirkel-Corrcspondenz  (seit 
1896,  als  Fortsetzung  der  frühern  Zirkel- 
Correspondenz  des  Engbunds)  (s.  Zirkel- 
Correspondenz).  Vierzehntägig  er- 
scheinen 13)  Bundesblatt.  Organ  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  in  Berlin  (seit  1887  —  s  d.  — ); 
14)  Latomia,  begründet  von  B.  Cramer  1878 
(s.  d.);  15)  Mecklenburgisches  Logenblatt 
(seit  1 87 1\ früher  monatlich (b. Logenblatt) ; 
16)  Schlesischea  Logenblatt  (seit  1881) 
(b.  Logenblatt);  17)  Alpina.  Central- 
Organ  des  Schweizerischen  Logen-Bundes 
(halb  französisch,  seit  1875)  (s.  d.): 
18)  Berliner  Herold.  Allgemeines  An- 
zeige- und  Unterhaltungsblatt  (seit  1890). 
Wöchentlich  erscheinen  19)  Die  Bau- 
hütte, begründet  von  J.  G.  Findel  (seit 
1858)  (s.  d.);  20)  Freimaurer -Zeitung,  be- 
gründet von  R.  R.  Fischer  (seit  1847)  (s.  d.); 
21)  Wöchentlicher  Anzeiger  der  Arbeiten  in 
den  St.  Johannis- Logen  zu  Berlin  und  dessen 
nächster  Umgebung  (seit  1869).  Was  das 
Ausland  betrifft,  so  ist  des  Schweizer  Or- 
gans oben  Nr.  17  gedacht,  des  ungarschen 
Nr.  5.  Dieses  erscheint  auch  in  ungar- 
scher Sprache  unter  dem  Titel  »Kelct«. 
In  Österreich  erschienen,  sind  aber  bald 
wieder  eingegangen:  Der  Freimaurer,  von 
Beigel  (1876  und  1877),  All  gemeine  Öster- 
reichische Freimaurer-Zeitung  (1874— 1880) 
und  Union,  ungarisch-österreichische  Frei- 
maurerzeitung (1871).  In  Nordamerika  er- 
schien früher  der  »Triangel «(s.d.),  der  jetzt 
durch  den  »Führer«  ersetzt  erscheint  (s. 
unten).  In  Frankreich  erscheint  als  Organ 
des  Grossorients  das  »Bulletin  Macon- 
nique«  und  die  »Revue  maconnique«  (seit 
1879).  Früher  erschienen,  gut  redigiert 
und  mit  trefflichem  Inhalt:  »Monde  Mac.« 
von  Favre  und  »Chatnc  d'Union«  von  Eug. 
Hubert  (s.d.).  —  In  England  ist  die  freimaure- 
rische Presse  im  Verhältnis  zur  Zahl  der 
Logen  auffallend  zurückgeblieben,  es  er- 
scheinen ausser  dem  geistig  dürftigen  »The 
Freeraason«  zu  London  nur  noch  die  her- 
vorragende Zeitschrift  »Ars  Quatuor  Co- 
ronatorum«  (Margate,  seit  1887),  »The 
Freemason's  Chronicle«  (London),  »The 
Craftsman«  (CardifF,  Wales,  seit  1894),  »The 
Masonic  Journal«  (Liverpool,  seit  1897) 
und  »The  Masonic  Illustrated«  (London, 
seit  1900).  —  In  den  Niederlanden  er- 
scheinen ausser  dem  amtlichen  Bulletin 
des  Grossostens  das  »Jaarboekje  voor  Ne- 
derlandsch  Vrijmetsclaren«  im  Haag  (seit 
1757),  »Maconniek  Weekblad«  in  Amster- 
dam (seit  1852)  und  »L'Union  Fraternelle« 
in  Nimwegen  (seit  1891);  in  Norwegen 
»Nordisk  Frimurer-Tidcndc«  in  Christiania 
(seit  1892);  in  Belgien  »Bulletin  du  Grand 
Orient  de  Belgique«  und  »Bulletin  des 
travaux   du   Supr.   Conseil«,   beide  in 


Brüssel;  in  Italien  »Rivista  della  Massone- 
ria  Italiana«  von  Civelli  (seit  1870)  und 
ein  offizielles  Bulletin  von  Ulisse  Bacci  zu 
Rom;  in  Spanien  erschienen  ausser  dem 
»Boletfn  oncial  del  Grande  Oriente«  zu 
Madrid  noch  einige  weitere  dürftige  Blätt- 
chen, die  jetzt  wohl  eingegangen  sind;  in 
Griechenland  erscheint  »Pythagoras«  in 
Athen  (seit  1882)  und  in  Rumänien  »Ro- 
mänia  Masonicä«  in  Bukarest  (seit  1900). 
Die  weiteste  Verbreitung  fand  die  jour- 
nalistische Litteratur  in  Nordamerika, 
aber  freilich  haben  dort  die  meisten 
Zeitschriften  kein  langes  Leben  und 
zweifelhaften  Inhalt.  Von  besonderer  Be- 
deutung war  der  in  deutscher  Sprache  von 
Röhr  von  1855  bis  1872  herausgegebene 
»Triangel«,  der  jetzt  durch  den  »Führer« 
in  freilich  untergeordneter  Haltung  ersetzt 
wird  und  zugleich  für  die  Odd-Fellows 
dient.  Die  älteste  Zeitschrift  ist  die 
»Masonic  Review«  (Cincinnati),  die  1900 
in  den  90.  Jahrgang  tritt.  Wir  führen 
die  jetzt  bestehenden  amerikanischen  Zeit- 
schriften in  englischer  Sprache  nach  dem 
»Quarterlv  Bulletin«  der  Grossloge  von 
Iowa  (Cea'ar  Rapids)  auf:  »Acacia«  (Lin- 
coln in  Nebraska);  »American  Tyler«  (De- 
troit); »Ashlar«  (das.);  »Canadian  Crafts- 
man« (Toronto);  »Fife  Points  of  Fellow- 
ship«  (Cincinnati);  »Freemason«  (Los  Ange- 
les in  Kalif.);  »Freemason  of  New  Eng- 
land« (Boston);  »Freemason  and  Fez«  (Ma- 
rion in  Iowa);  »Keystone«  (Philadelphia); 
»Loomis'  Musical  and  Masonic  Journal« 
(New  Häven  in  Conn.);  »Masonic  Advo- 
cate«  (Indianapolis);  »Masonic  Chronicle« 
(Columbus  in  Ohio);  »Masonic  ConstcUa- 
tion«  (St.  Louis);  »Masonic  Herald«  (Rome, 
Georgia);  »Masonic  Home  Journal«  (Louis- 
ville);  »Masonic  Journal«  (Portland);  »Ma- 
sonic Review  and  Waahingtonian«  (Ta- 
coma  in  Wash.);  »Masonic  Standard«  (New 
York);  »Masonic  Sun«  (Toronto);  »Masonic 
Tidings«  (Milwaukee);  »Masonic  Token« 
(Portland);  »Masonic  Trowel«  (Little  Rock); 
»Masonic  Voice  and  Review«  (Cincinnati, 
Chicago);  »Missouri  Freemason« (St. Louis); 
»Orient  and  Sheaf«  (Kansas  City);  »Pacific 
Mason«  (Seattle);  »Palestine  Bulletin« 
(Detroit);  »Royal  Craftsman«  (Somerville); 
»Signet«  (Hot  Springs  in  Südcarolina) ; 
»Square  and  Compass«  (Denver  und  New 
Orleans);  »Tennessee  Mason«  (Nashville); 
»Texas  Freemason«  (San  Antonio);  »Trestle 
Board«  (San  Francisco).  Endlich  sind 
noch  zu  erwähnen:  »Bolctim  do  Gr.  Or. 
de  Brazil«  (Rio  de  Janeiro);  »Revista  Ma- 
söniea«  (Buenos  Aires);  »Lautaro«  (das.); 
»Boletin  Masonico«  (Mexiko);  »Indian 
Freemason«  (Kalkutta,  Indien);  »Indisch 
Maconniek  Tijdschrift«  (Samarang,  Java); 
»L'Egitto  Masonico«  (Alexandria);  »New 
Zealand  Craftsman«  (Wellington,  Neusee- 
land); »Australasian  Keystonc«  (Melbourne, 
Australien).  —  Es  wird  der  freimaureri- 
scheu  Presse  manchmal  vorgeworfen,  sie  be- 


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Prt-Bton. 


187 


achte  das  Versprechen  der  Geheimhaltung 
nicht  genug  und  veröffentliche  Dinge, 
deren  Kenntnisnahme  in  weiten  Kreisen 
besser  unterbliebe.  Das  mag  mit  Ein- 
schränkung zugegeben  werden;  aber  der 
Vorteil,  den  die  freimaurerische  Presse 
bringt,  ist  viel  höher  anzuschlagen,  da 
jedenfalls  viele  Maurer,  die  sich  sonst  nicht 
um  Litteratur  und  Lektüre  kümmern  wür- 
den, doch  auf  diese  Weise  in  der  frei- 
maurerischen Kenntnis  weiter  schreiten 
und  sich  auch  ohne  Logenunterricht  fort- 
bilden. Man  mag  nur  die  Presse  besser 
unterstützen,  öffentliche  Kritik  vertragen 
lernen  und  freimaurerische  Fragen  unbe- 
fangen erörtern.  Wenn  dabei  der  not- 
wendige anständige  Ton  und  Takt  bewahrt 
wird,  kann  die  Presse  auch  auf  freimaure- 
rischem Gebiete  als  eine  Macht  angesehen 
werden,  die  dem  Fortschritt  dient.  [Vgl. 
Bh.  1860,  S.  181 ;  1882,  S.  409;  1885,  8.  896. 
Bbl.  1888,  8.  289.  FZ.  1864,  8.  177;  1886, 
8.  394.  L.  1879,  8.  121;  1888  ,  8.  204.] 
II.  Noch  ehe  die  maurerische  periodische 
Presse  die  jetzige  Ausdehnung  in  Deutsch- 
land gewann,  wurde  1885  beim  Deutschen 
Grosslogenbund  der  Antrag  auf  Schaffung 
eines  deutschen  maurerischen  Zentral- 
blattes, das  zugleich  Bundesblatt  sein 
sollte,  gestellt  und  von  Prof.  Schillbach 
(s.  d.)  in  Jena  in  einer  Denkschrift,  die 
allgemeine  Bundeszeitung  betreffend,  vom 
l.Mai  1885  befürwortet.  Die  hierüber 
eingeholten  und  sonst  eingegangnen  Gut- 
achten sprechen  sich  zum  Teil  für  ein 
solches  Organ  aus  (Frederichs  in  Berlin, 
Sartori  in  Lübeck,  Nies  in  Darmstadt); 
gleichwohl  lehnte  der  Deutsche  Grosslogen- 
tag den  Antrag  ab.  (Vgl.  FZ.  1885,  8.  284. 
Br.  L.  1883/84,  8. 65.  L.  1884,  8. 181;  1886, 
8.90;  Viertes  Rundschreiben  des  Deutschen 
Grosslogenbundes  v.  5.  Mai  1886].  III.  Als 
eine  Zeitschrift  für  »Freimaurer- 
Schwestern«  erschien  im  Anschluss  an 
den  »Ziegeidecker«  in  zwangloser  Folge 
»Handschuh  und  Rose«  (14  Gaben,  Cahla 
und  Altenburg  1838-54  — s.d.— ).  Seit  1899 
erscheint  wieder  ein  solches  Blatt  »Loge 
und  Haus«  als  »Familienblatt  für  die 
Brüder  der  Grossen  Landesloge  der  Frei- 
maurer von  Deutschland«  in  wöchentlicher 
Ausgabe.  IV.  Ein  freimaurerisches 
Organ  für  das  nicht  maurerische 
Publikum  war  zeitweise  ins  Auge  gefasst 
worden,  um  über  Zweck  und  Wesen  des 
Bundes  Aufklärung  zu  geben  und  Angriffe 
abzuweisen,  zumal  da  die  Tagespresse 
für  derartige  Mitteilungen  meist  unzu- 
gänglich ist.  Einen  dahingehenden  Antrag 
hat  Gust.  Rietz  in  Bukarest  1881  beim  Ver- 
ein deutscher  Freimaurer  gestellt,  er  wurde 
aber  nicht  angenommen  [vgl.  Mittheilungen 
aus  dem  Verein  deutscher  Freimaurer 
1881/82,  8.  30;  1882/83,  S.  35.  L.  1886, 
S.  149].  Neuerdings  war  geplant,  vom 
Jahre  1897  an  ein  Blatt  »Für  und  wider 
die  Freimaurerei«  in  Bamberg  erscheinen 


zu  lassen,  jedoch  auch  ohne  Erfolg.  Da- 
gegen ist  ein  solches  Blatt  »Galilei.  Frei- 
maurerische Monatsschrift  für  gebildete 
Leser«,  unterm  Schutz  der  Loge  »Galilei«, 
erschienen,  herausgegeben  von  Dr.  Karl 
Mandello  (s.  d.)  und  Dr.  Julius  Sgalitzer 
(Budapest  1899),  ursprünglich  in  ungarscher 
und  deutscher  Sprache,  seit  Nr.  4  v.  1900 
nur  noch  in  deutscher  Sprache.  Man  hat 
sich  aber  ebenfalls  dagegen  ausgesprochen 
unter  der  Spitzmarke:  »Die  Freimaurerei 
den  Freimaurern«.  [Vgl.  Z.  1899,  S.  17.] 
V.  Die  nichtmaurerische  Presse* wid- 
met der  Sache  der  Freimaurerei  nur  aus- 
nahmsweise bei  wichtigen  oder  Aufsehen 
erregenden  Anlassen  Beachtung,  wie  z.  B. 
während  des  Vaughan-Schwindels.  Eine 
Ausnahme  macht  die  ultramontane  Presse, 
die  durch  Kampf  und  Verdächtigungs- 
artikel den  Bund,  wenn  auch  ohne  Erfolg, 
zu  schädigen  sucht.  Die  Freimaurer  be- 
nutzen nur  selten  die  öffentliche  Presse 
und  verhalten  sich  im  allgemeinen  auch 
hier  neutral.  [Vgl.  A.  XXV,  8. 127.  H.  L. 
1885,  Nr.  171.  L.  1895  ,  8.  44.]  Nur 
der  Verein  deutscher  Freimaurer  hat 
1898  beschlossen,  den  Gedanken  einer 
fortgesetzten  Abwehr  der  antifreimaure- 
rischen  Strömung  in  zweckentsprechende 
Wege  zu  leiten.  [Vgl.  Mittheilungen  aus 
dem  Verein  deutscher  Freimauerr  1898/99, 
8.  46.]  Damit  ist  auch  1899  begonnen 
worden,  jedoch  ebenfalls  ohne  Erfolg,  da 
sich  die  Tagespresse  vollständig  gleich- 
gültig verhielt,  so  daas  es  bei  dem  Versuch 
verblieb.  VI.  Lesehallen  für  freimaure- 
rische Zeitschriften  sind  von  grossem  In- 
teresse für  Verbreitung  maurerischer  Kennt- 
nis. Die  Loge  St.  Lodewijk  in  Nimwegen 
hat  eine  solche  am  1.  Juni  1899  eröffnet. 

Preston,  William,  geb.  28.  Juli  1742 
in  Edinburg,  gest.  1.  April  1818  in 
London,  ist,  von  der  neuern  Schule  ab- 
gesehen, einer  der  besten  Schriftsteller 
über  Freimaurerei  in  England.  Er  trat 
bei  dem  Buchdrucker  Ruddiman  in  die 
Lehre  und  kam  1760  als  Setzer  zu  dem 
Buchdrucker  William  Strahan  in  London, 
bei  dem  er  wie  bei  dessen  Sohn  als  Kor- 
rektor, später  als  Miteigentümer  der 
Druckerei  80  Jahre  lang  verblieb.  P.  war 
ein  äusserst  begabter,  neissiger,  nüchterner, 
echt  schottischer  Charakter  von  zäher 
Ausdauer,  und  dem  hatte  er  auch  zu  ver- 
danken, dass  er  sich  in  seiner  Stellung 
vieler  Auszeichnungen  zu  erfreuen  hatte 
und  grossen  Einnuss  unter  den  Freimau- 
rern gewann.  Sein  Biograph  Stephan 
Jones  oerichtet:  »Bald  nach  P.'s  Ankunft 
in  London  beschlossen  eine  Anzahl  Brüder, 
die  auB  Edinburg  nach  London  gekommen 
waren,  in  letzterer  Stadt  eine  Loge  zu 
errichten,  und  wandten  sich  zu  diesem 
Zweck  an  die  schottische  Grossloge,  die 
sie  aber  an  die  Grossloge  der  Ancient 
Macons  (s.  d.)  wies,  die  auch  die  begehrte 
Stift  ungs Urkunde  gewährte.   P.   war  die 


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188 


Preaton. 


zweite  Person,  die  dort  aufgenommen 
wurde.«  Später  ging  P.  zur  Grossloge 
der  sogen.  Modems  über.  Er  gab  sich 
grosse  Mühe,  die  Geschichte  der  Frei- 
maurerei zu  erforschen,  was  um  jene  Zeit 
sehon  sehr  schwierig  war,  da  sich  bereits 
eine  Menge  von  Verirrungen  eingeschlichen 
hatten.  Die  Frucht  seiner  Studien  war 
sein  berühmtes  Werk:  »lllustrations  of 
Masonry«  (London  1772),  das  in  mehr 
als  zwanzig  Auflagen  erschienen  ist  und 
in  der  englischen  Litteratur  unüber- 
troffen dasteht.  Es  wurde  unter  dorn 
Titel:  »Erläuterung  der  Freimaurerei«, 
von  J.  H.  C.  Mever  übersetzt  und  er- 
schien in  Stendal  1776  und  1780.  — 
Die  Veranlassung  zur  Herausgabe  dieses 
Buchs  scheint  die  Grossloge  selbst  gegeben 
zu  haben.  P.  hatte  in  verschiednen  Logen 
Vorträge  über  das  Wesen  der  Freimaurerei 
gehalten,  was  veranlasste,  dass  man  ihn 
in  einer  Anzahl  Logen  als  Mitglied  ein- 
trug (so  viel  wie  jetzt  Ehrenmitglied;  die 
älteste  aller  Londoner  Logen,  die  »Lodge 
of  Antiquity«  [s.  d.],  ernannte  ihn  sogar 
gleich  beim  erHten  Besuch  zum  Meister 
vom  Stuhl).  In  der  Loge  Zur  Krone  und 
Anker  am  Strande,  die  ihn  zum  Vorsitzen- 
den erwählte,  fand  er,  wie  sein  Buch  be- 
weist, einige  Maurer,  die  sein  Streben 
unterstützten,  und  dies  veranlasste  ihn, 
eine  feierliche  Loge  anzusetzen,  zu  der  der 
Grossmeister  und  die  Grossloge  eingeladen 
wurden.  Die  dabei  von  Gliddon  und  P. 
gehaltnen  Vorträge,  die  vorgetragnen 
Lieder  u.  s.  w.  machten  solchen  Eindruck, 
dass  P.  zu  deren  Herausgabe  veranlasst 
wurde.  Dieses  Buch  ist  ausser  dem  Kon- 
stitutionenbuche das  erste,  das  die  Gut- 
heissung der  Grossloge  erhielt.  Man  muss 
wissen,  wie  tief  das  geistige  Element  in 
den  englischen  Logen  gesunken  war,  um 
zu  begreifen,  wie  die  schlichten  Worte 
jener  beiden  Redner  so  zünden  konnten. 
Man  war  im  Gebrauchtum  verfallen, 
kümmerte  sich  kaum  um  das  Konstitutio- 
nenbuch. Auch  waren  bereits  einzelne 
Mitglieder  für  einen  höhern  (Royal  Arch-) 
Grad  gewonnen  worden.  Der  grosse 
Beifall,  dessen  sich  P.  mit  seinen  Vor- 
trägen erfreute,  rührte  daher,  dass  er  es 
verstand,  der  Brüderschaft  die  Pflichten 
und  Gesetze  des  Konstitutionenbuchs  zu 
erläutern,  die  nun  um  so  tiefern  Eindruck 
machten,  als  deren  schlichten  Worte  mit 
der  anspruchslosen  Darstellung  durch  P. 
in  seltner  Weise  in  Übereinstimmung 
standen.  Von  seinem  Freunde  Smith,  In- 
spektor der  Militärakademie,  erhielt  er 
viele  schätzbare  Bemerkungen.  Der  Er- 
folg, den  er  als  Meister  vom  Stuhl  und 
als  Vorleser  hatte,  ermutigte  ihn,  wie 
er  selbst  gesteht,  die  Würde  der  Gesell- 
schaft aufrecht  zu  erhalten  und  treu- 
lich die  Pflichten  seines  Amts  zu  erfül- 
len. Um  die  Verdienste  P.'s  würdigen 
zu  können,  darf  man  nicht  ausser  Acht 


lassen,  dass  in  England  damals  nicht  allein 
die  Alten  Pflichten  und  Verordnungen  in 
Vergessenheit  geraten  waren,  sondern  du.*s 
es  noch  besonderer  Anstrengungen  be- 
durfte, zur  alten  Arbeitsweise  zurückzu- 
kehren und  dazu  die  Genehmigung  der 
Grossloge  zu  erlangen,  die  selber  weder 
die  Geschichte  der  Maurerei,  noch  die 
maurerischen  Verhältnisse  kannte.  Neben 
der  Belehrung  über  die  Gesetze  und  die 
Geschichte  unterzog  er  sich  der  Reinigung 
der  rituellen  Gebräuche,  freilich,  wie 
Steinbrenner  meint  (Mittheil,  aus  dem  Ver- 
ein deutscher  Freimaurer  I,  2)  nicht  ganz 
unbeeinflußt  von  dem  Gebrauchtum  der 
Ancients,  wovon  er  wahrscheinlich  einiges 
verwertete.  Das  von  ihm  gelehrte  Ritual 
ist  in  J.  Browns  »Master-Key  through  all 
the  Degrees«  (London  1794)  enthalten. 
P.  war  im  Süden  Englands  thätig,  wie 
Hutchinson  (s.  d.)  im  Norden.  Die  spätem 
Auflagen  seiner  »Erläuterungen«  sind  mit 
vielen  Zusätzen  vermehrt,  die  Vorlesungen 
in  Abschnitte  geteilt  worden,  und  es  sind 
auch  manche  sogenannte  Verbesserungen 
von  sehr  zweifelhaftem  Werte  mit  unter- 
gelaufen. Was  aber  P.'s  Werke  in  den 
neuern  Auflagen  einen  dauernden  Wert 
giebt,  ist  der  sehr  umfangreiche  geschicht- 
liche Abschnitt,  namentlich  aus  jener  Zeit, 
wo  uns  das  Konstitutionenbuch  keine 
Aufschlüsse  mehr  erteilt.  Das  »Magazin 
für  Freimaurer«  und  nach  ihm  Fessler 
berichten,  dass  P.  unter  »dem  Grossmeister 
Herzog  von  Beaufort  und  dem  Gross- 
sekretär Thomas  French  im  J.  1768—69 
thätiger  Mitarbeiter  bei  der  neuen  Ab- 
fassung der  Satzungen  und  bei  der  »Er- 
neuerung des  in-  und  ausländischen 
Briefwechsels«  gewesen  sei«.  Sonderbarer- 
weise geben  über  die  spätem  Schicksale 
und  das  Ableben  dieses  ausgezeichneten 
I  Mannes  die  neuern  Auflagen  seines  Werks 
nicht  die  geringste  Auskunft.  Einem 
Exemplar  der  New  York  Evening  Post 
vom  26.  Aug.  1818  entnehmen  daher  die 
FZ.  1864,  S.  69,  260  und  die  Bh.  1864, 
S.  248  Folgendes:  »Gestorben  in  Dean 
Street,  London,  am  1.  April  (1818)  Wil- 
helm Preston,  Esq.,  ein  Mann,  der  mit 
Grund  als  ein  Pionier  der  Litteratur  be- 
zeichnet werden  kann.  P.  hinterliess 
1800  Pfd.  St.  in  Staatspapieren,  die  er 
folgendermassen  verteilte:  500  Pfd.  St. 
erhielt  der  Wohlthätigkeitsfonds  der  Gross- 
loge, 500  Pfd.  St.  die  Freischule  für  Mäd- 
chen, und  die  Interessen  von  500  Pfd.  St. 
sollten  jährlich  einem  gut  unterrichteten 
Maurer  gezahlt  werden,  'der  iedea  Jahr 
einen  Vortrag  über  den  1.,  2.  oder  3.  Grad 
der  Maurerei  halten  sollte,  in  Gemässheit 
mit  der  Arbeitsweise,  wie  diese  gebräuch- 
lich war  während  meiner  Meisterschaft  in 
der  Altertumsloge.'«  —  P.  lag  vier  Jahr  und 
neun  Monate  krank  darnieder  und  befand 
sich  zur  Zeit  seines  Todes  im  sechsund- 
siebzigsten Lebensjahre.    [Vgl.  Bh.  1864, 


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189 


S.  29.  Triangel  1863,  S.  164;  1864,  S.  89; 
The  monthly  Review,  Vol.  47  (1772),  8.  488; 
L.  XXII,  142;  Findel,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei (4.  Aufl.),  S.  26,  706.] 

Preussen  (Königreich).  I.  Geschichte. 
Durch  Friedrich  den  Grossen  (s.  d.)  wurde 
die  Freimaurerei  in  P.  eingeführt  und 
verbreitet.  Er  hatte  schon  in  Rheinsberg 
eine  Loge  errichtet  und  führte  diese  nach 
seiner  Thronbesteigung  1740  in  Charlotten- 
burg weiter.  In  demselben  Jahre  wurde 
in  Berlin  eine  besondere  Loge  unter  dem 
Namen  Aux  trois  globes  errichtet,  die  in 
französischer  Sprache  arbeitet«  und  sich 
1744  den  Namen  Grosse  Königl.  Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  beilegte. 
Von  Berlin  aus  wurden  in  verschiednen 
Städten,  wie  in  Halle,  Breslau,  Frankfurt 
a.  O.,  Tochterlogen  gegründet.  Alle  diese 
Logen  kannten  anfangs  nur  die  drei  Jo- 
hannisgrade und  legten  das  Konstitutionen- 
buch (s.  d.)  der  Grossloge  von  England  ihren 
Arbeiten  zu  Grunde;  auch  beteiligten  sich 
am  Logenleben  vorwiegend  Personen 
höhern  Standes.  Als  1754  in  Berlin  die 
Logen  La  concorde  und  L'amitie'  gegrün- 
det wurden,  entstanden  Spaltungen  und 
Misshelligkeiten  und,  um diesezu schlichten 
und  zugleich  die  drei  Logen  näher  zu  ver- 
binden, schlössen  sich  diese  unter  dem  Vor- 
sitzenden der  Grossen  Mutterloge,v.Printzen 
(s.  d),  1760  zu  einer  Vereinigung  zusam- 
men. Auf  seinen  Vorschlag  wurde  ein 
oberstes  maurerisches  Tribunal,  bestehend 
aus  einem  Grossmeister  und  zwei  Gross- 
aufsehern errichtet.  Leider  hatte  diese 
Vereinigung  nicht  lange  Bestand;  schon 
1763  löste  sich  das  Tribunal  infolge  von 
Streitigkeiten  wieder  auf.  Die  Loge 
L'amitie-  trennte  sich  von  den  Drei  Welt- 
kugeln, während  La  concorde  mit  ihr 
verbunden  blieb.  In  der  Mutterloge  wurde 
(1766)  ein  verändertes  Ritual  eingeführt, 
in  dem  zum  ersten  Mal  die  Vorschrift 
erteilt  wird,  dass  nur  ein  Christ  in  den 
Bund  aufgenommen  werden  könne.  Zur 
selben  Zeit  begann  in  Berlin  und  an 
andern  Orten  jene  traurige  Periode  der 
deutschen  Freimaurerei,  in  der  das  Ein- 
dringen der  französischen  Hochgrade  und 
das  Auftreten  verschiedner  andrer  Lehr- 
arten ein  Gewirr  von  Missständen  im 
Bunde  hervorriefen,  wodurch  dieser  seinem 
ursprünglichen  Zweck  vielfach  entfremdet 
wurde.  Es  war  die  Sturm-  und  Drang- 
periode der  Freimaurerei.  Das  Unbefrie- 
digtsein mit  den  politischen  und  sozialen 
Zuständen  Hess  selbst  wohlmeinende 
Männer  in  der  reinen  Freimaurerei  nicht 
ihre  Befriedigung  finden  und  trieb  sie  in  die 
Geheimbünde  hinein.  Daher  herrschte  in 
den  Logen  das  Templertum,  die  strikte 
Observanz,  das  Starcksche  Klerikat  (s.  d.). 
So  trat  1766  die  Grosse  Mutterloge  unter 
dem  Grossmeister  Zinnendorf  (s.  d.)  zur 
strikten  Observanz  über,  nicht  aber  die 
dritte  Berliner  Loge  L'amitie\    Diese  er- 


hielt, nachdem  sie  den  Herzog  von  York 
1765  zum  Freimaurer  aufgenommen  und 
ihm  zu  Ehren  den  Beinamen  Royal  York 
angenommen  hatte,  eine  Stiftungsurkunde 
von  der  Grossen  Loge  in  England.  Aberauch 
Zinnendorf  legte  1766  die  Leitung  der 
erstgenannten  Loge  nieder,  zog  sich  ganz 
von  der  strikten  Observanz  zurück  und 
führte  von  Schweden  eine  neue  Lehrart 
(schwedische  oder  Zinnendorfsche  Lehrart) 
ein.  Diese  verbreitete  sich  schnell  in 
Deutschland,  und  schon  1770  arbeiteten 
zwölf  Logen  nach  ihr.  Um  eine  Ober- 
behörde zu  haben  und  allen  Abweichun- 
gen in  der  Lehrart  zu  steuern,  schlös- 
sen sich  diese  Logen  zusammen  und  er- 
richteten unter  Zinnendorfs  Einfluss  die 
Grosse  Landesloge  der  Freimaurer  von 
Deutschland  (1770).  Es  gelang  Zinnen- 
dorf sowohl  von  der  Grossloge  von  Eng- 
land eine  Stiftungsurkunde,  als  auch  von 
Friedrich  dem  Grossen  einen  königlichen 
Schutzbrief  (1774)  zu  erlangen.  So  hatte 
P.  zwei  Grosslogen.  Der  letztgenannten 
Grossloge  unterwarf  sich  auch  die  Loge 
Royal  York,  trennte  sich  aber  schon 
nach  vier  Jahren  (1778)  von  ihr.  Die 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  be- 
mühte sich,  in  ihrer  Ausbreitung  mit  der 
zweiten  Grossloge  gleichen  Schritt  zu 
halten,  wählte  den  Herzog  Friedrich  August 
von  Braunschweig  (s.  d.)  zum  National- 
grossmeister  und  nahm  1772  den  Namen 
GrosseNational-MutterlogederPreussischen 
Staaten  an.  Doch  erst  als  Wöllner  (s.  d.), 
der  ein  grosses  Organisationstalent  besass, 
an  ihre  Spitze  trat,  gelangte  sie  zu  grösserer 
Blüte.  1783  sagte  sie  sich  wieder  von  der 
strikten  Observanz  los.  Die  dritte  Ber- 
liner Loge  Royal  York  blieb  in  diesem 
Jahrzehnt  noch  als  unabhängige  Johannis- 
loge bestehen,  gab  sich  aber  1798 
eine  neue  Grund  Verfassung  und  teilte 
sich  in  die  noch  jetzt  bestehenden  vier 
vereinigten  Logen,  an  deren  Spitze  im 
nächsten  Jahre  die  Grosse  Loge  von 
P.,  genannt  Royal  York  zur  Freund- 
schaft trat,  die  allerdings  zunächst  nicht 
von  der  Grossen  Landesloge  anerkannt 
wurde,  auch  diesen  Namen  erst  1845  an- 
nahm. Auch  sie  erhielt,  wie  die  beiden 
andern  Grosslogen,  1798  einen  königlichen 
Schutzbrief.  Überhaupt  war  das  letzte 
Jahrzehnt  des  18.  Jahrhunderts  für  die 
Entwicklung  der  Freimaurerei  in  P. 
nach  innen  und  nach  aussen  von  grosser 
Bedeutung.  Im  Innern  gaben  sich  die 
beiden  Grosslogen  Zu  den  drei  Weltkugeln 
und  Royal  York  neue  Einrichtungen  und 
zeitgemässe  Reformen  (s.  oben  I,  8.  88 
und  95);  nur  die  Grosse  Landesloge  ver- 
harrte auf  ihrem  Standpunkt  und  schloss 
sich  zeitweilig  gegen  die  beiden  andern 
ab.  Nach  aussen  hin  gab  das  Edikt  (s.  d.) 
vom  20.Okt.  1798  den  altpreussischen  Gross- 
logen eine  feste  und  sichere  Stellung. 
Es   verhinderte   das  Einbrechen  andrer 


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Lehrarten  in  P.  und  gab  ihnen  das  Vorrecht, 
allein  auf  preußischem  Gebiet  Tochter- 
logen zu  gründen;  dagegen  blieb  ihnen 
unbenommen,  auch  in  andern  deutschen 
Staaten  Logen  zu  stiften.  So  konnte 
sich  die  Freimaurerei  in  P.  ruhig  ent- 
wickeln; auch  die  politisch -reaktionäre 
Strömung  nach  den  Freiheitskriegen  konnte 
ihr  keinen  Abbruch  thun.  Es  war  natür- 
lich, dass  die  Qrosslogen  darauf  bedacht 
waren,  sich  einander  zu  nabern  und  das 
innere  Verhältnis  unter  sich  fester  zu 
stellen.  Daher  regte  schon  1810  der  Gross- 
meister Klein  (s.  d.^  von  Royal  York  die 
Gründung  eines  Freimaurervereins  der  drei 
Grosslogen  an.  Auf  seinen  Vorschlag 
versammelten  sich  monatlich  12  Abgeord- 
nete, von  jeder  Grossloge  vier,  um  sich 
über  maurerische  Gegenstande  zu  beraten. 
Infolge  von  Streitigkeiten  die  wegen  der 
Loge  in  Rostock  entstanden,  hörten  diese 
Versammlungen  1823  auf  und  wurden  erst 
durch  den  1839  gegründeten  Grossmeister- 
verein (s.  d.)  in  andrer  Form  wieder  auf- 
genommen. Dessen  Zweck  war:  Vorberei- 
tung aller  für  das  gemeinsame  Interesse 
der  Feimaurerei  in  den  preussischen 
Staaten  erspriosslichen  Beschlagnahmen. 
Durch  die  Aufnahme  des  Prinzen  Wilhelm, 
spätem  Kaisers,  (1840)  erhielten  die  Ein- 
heitsbestrebungen neuen  Aufschwung.  Er 
wurde  Protektor  der  drei  altpreussischen 
Grosslogen  und  konnte  schon  1842  mit 
Befriedigung  aussprechen,  dass  die  höhern 
Grade  auch  für  Mitglieder  andrer  Lehrarten 
ihre  Pforten  öffneten.  Es  hatte  nämlich 
bereits  1840  die  Grosse  National -Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  die  Besuchs- 
berechtigung für  schottische  Brüder  and- 
rer Lehrarten  auf  ihre  Schottenlogen 
ausgedehnt,  ebenso  (1842)  die  Grosse  Loge 
Royal  York  ihren  Innern  Orient  dem  vierten 
Grad  der  Grossen  Landesloge  zugänglich 
gemacht.  So  war  eine  Verbindung  zwischen 
dem  Schottengrad  der  drei  Weltkugeln, 
dem  Andreasmeistergrad  der  Grossen 
Landesloge  und  dem  Innern  Orient  von 
Royal  York  geschaffen.  Bald  traten  auch 
die  höhern  und  höchsten  Grade  der  Gross- 
logen miteinander  in  Verbindung.  Die  Mit- 
glieder des  Höchsten  Innern  Orients  der  Drei 
Weltkugeln,  die  Mitglieder  des  Innersten 
Orientsder  Grossen  Loge  Royal  York  und  die 
Mitglieder  der  höchsten  Ordensabteilung 
der  Grossen  Landesloge  wurden  gegenseitig 
zu  Ehrenmitgliedern  ernannt  und  erhielten 
damit  die  Berechtigung  zum  Besuch  aller 
Hochgrade.  Auch  die  Aufnahme  von 
Juden  wurde  in  diesen  Jahren  wiederholt 
angeregt,  aber  von  den  Grosslogen  ver- 
neinend entschieden.  Erst  das  Jahr  1848 
schien  den  Juden  den  ersehnten  Eintritt 
zu  bringen.  In  Köln  nahmen  zwei  Logen, 
Minerva  zum  vaterländischen  Verein  und 
Agrippina  Juden  auf.  Aber  da  die  Mutter- 
logen diese  Aufnahmen  nicht  billigten, 
80  lösten  jene  beiden  Logen  ihre  Ver- 


bindung mit  den  Mutterlogen,  jene  mit  den 
drei  Weltkugeln,  diese  mit  Royal  York, 
und  schlössen  sich  der  Eklektischen  Gross- 
loge in  Frankfurt  a.  M.  an.  Durch  das 
Edikt  von  1793  wurden  sie  aber  zur  Rück- 
kehr nach  Berlin  gezwungen;  1851  wurde 
die  Gültigkeit  des  Edikts  von  neuem  be- 
stätigt. In  den  Zeiten  der  Reaktion  (1850 
bis  1854)  hatte  der  Freimaurerbund  heftige 
Angriffe  von  klerikaler  und  von  protestan- 
tischer Seite  durch  Professor  Hengstenberg 
(s.d.)  indessen  EvangelischerKirchenreitung 
zu  erdulden.  Diese  Angriffe  wurden  durch 
Wort  und  Schrift  entschieden  zurückgewie- 
sen, auch  Prinz  Wilhelm  trat  wiederholt 
für  den  Bund  ein  und  führte  zur  Betä- 
tigung seines  Interesses  und  seines  Ein- 
verständnisses seinen  Sohn,  den  Prinzen 
Friedrich  Wilhelm,  dem  Bunde  zu  (1853). 
Eine  Aufforderung  des  Berliner  Polizei- 
präsidiums, die  Satzungen  einzureichen, 
wiesen  die  Grosslogen  mit  Erfolg  zurück 
(1857).  Dem  Prinzen  Wilhelm  gegenüber 
zeigten  sie  ihre  dankbare  Gesinnung,  in- 
dem sie  zu  seiner  silbernen  Hochzeit  eine 
Augustenstiftung  (1854)  gründeten.  In 
demselben  Jahre  wurde  auch  die  Juden- 
frage insofern  weiter  gefördert,  als  auf 
Anregung  der  Loge  Hermann  zum  Berge 
in  Elberfeld  Israeliten  als  besuchende 
Brüder  zugelassen  wurden;  erst  seit  1872 
wurden  sie  in  den  Tochterlogen  von  Royal 
York  auch  als  Mitglieder  aufgenommen. 
1860  erliessen  die  drei  Grosslogen  ein  ge- 
meinsames Schreiben,  die  allgemeinen  frei- 
maurerischen Grundsätze  enthaltend,  an 
ihre  Tochterlogen.  1861  übernahm  Kron- 
prinz Friedrich  Wilhelm  das  Protektorat 
über  die  preussischen  Grosslogen.  Durch 
den  Krieg  von  1866  erhielten  die  preussi- 
schen Logen  einen  grossen  Zuwachs,  denn 
die  Logen  in  den  annektierten  Landesteilen 
mussten  sich  einer  preussischen  Grossloge 
anschliessen.  Doch  ging  die  preussische  Re- 
gierung hierin  nicht  gleichmu8*igvor.  Wäh- 
rend die  Grosse  Mutterloge  des  eklektischen 
Freimaurerbundes  in  Frankfurt  a.  M.  (s.  d.) 
ruhig  bestehen  blieb  und  weiter  arbeitete, 
nur  keine  neuen  Logen  auf  preussischem 
Gebiet  gründen  durfte,  wurde  für  Han- 
nover das  Edikt  von  1798  geltend  gemacht 
und  die  Grossloge  von  Hannover  (s.  d.) 
aufgehoben.  In  Schleswig- Holstein  ent- 
standen viele  neue  Logen,  die  sich  sämt- 
lich der  Grossen  Landesloge  anschlössen. 
Die  Wiederaufrichtung  des  Deutschen 
Reichs  wirkte  auch  belebend  auf  die  Logen. 
Ein  heftiger  Kampf,  der  auch  die  Aufmerk- 
samkeit nichtmaurerischer  Kreise  erregte, 
entstand  1873  und  1874  in  der  Grossen 
Landesloge.  Sie  war  von  J.  G.  Findel  (s.d.) 
in  einer  Broschüre:  «Die  Schule  der  Hie- 
rarchie und  des  Absolutismus«  angegriffen 
worden.  Durch  diese  Angriffe,  die  sich 
besonders  auf  die  Entstehung  der  Gross- 
loge bezogen,  veranlasst,  ersuchte  der 
Ordensmeister,  Kronprinz  Friedrich  Wil- 


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191 


heim,  den  Archidiakonus  Schiffmann  (s.  d.) 
in  Stettin,  das  Dunkel  Ober  den  Ursprung 
der  Grossloge  zu  liebten  und  in  den 
Akten  Nachforschungen  anzustellen.  Damit 
war  aber  die  Regierung  der  Grossloge 
nicht  einverstanden;  sie  bereitete  Schiff- 
mann bei  seinen  Studien  allerhand 
Schwierigkeiten;  der  Kronprinz  legte  1874 
sein  ordensmeisterliches  Amt,  das  er  14 
Jahr  bekleidet  hatte,  nieder.  Und  da 
Schiffmann  infolge  der  Veröffentlichung 
seiner  Forschungen  von  der  Grossen  Lan- 
deslog^e  ausgeschlossen  wurde  (1876),  die 
Mitglieder  seiner  Loge  sich  ihres  Meisters 
vom  Stuhl  aber  kräftig  annahmen,  lösten 
»eine  Loge,  die  Loge  Drei  goldne  Anker 
zur  Liebe  und  Treue  in  Stettin,  und  die 
Loge  Gustav  Adolph  zu  den  drei  Strahlen 
in  Stralsund  ihr  Verhältnis  zur  Grossen 
Landesloge  und  traten  zum  Verband  von 
Royal  York  über.  1888  zerstörte  der  Tod  das 
Band,  das  die  Logen  mit  den  Königl.  Pro- 
tektoren eng  verbunden  hatte.  In  nähere 
Verbindung  mit  dem  Königshause  traten 
die  preußischen  Logen  wieder,  als  1889  Prinz 
Friedrich  Leopold  vonP.(s.  d.)  in  den  Bund 
aufgenommen  wurde.  Nachdem  er  in  die 
höchste  Ordensstufe  der  Grossen  Landes- 
loge eingeweiht  war,  wurde  er  von  den 
beiden  andern  zum  Ehrenmitglied  ernannt 
und  übernahm  2.  Febr.  1894  das  Protek- 
torat über  die  drei  altpreussischen  Gross- 
logen. Eine  Bewegung,  die  noch  nicht 
abgeschlossen  ist,  entstand  durch  die  Wahl 
des  Geheimen RegicrungsratsSettegast(s.d.) 
zum  Grossmeister  der  Grossen  Loge  Royal 
York  1889.  Nach  kurzer  Zeit  seiner  Amts- 
führung geriet  er  wegen  Organisation  des 
Innern  Orients  und  der  sogenannten  Juden- 
frage mit  seinen  Beamten  in  Streit,  legte  sein 
Amtnieder(1889),  trat  aus  dem  Verband  von 
Royal  York  (1891)  aus  und  Bchloss  sich 
einer  Hamburger  Loge  an.  Die  Hamburger 
Grossloge  wollte  nun  in  Berlin  (1892)  eine 
Tochterloge  gründen,  trat  aber  von  dem 
Vorhaben  zurück,  als  die  drei  altpreussi- 
schen Grosslogen  gemäss  dem  Statut  des 
Deutschen  Grosslogenbundcs  den  Nachweis 
(den  sie  eigentlich  selbst  zu  führen  hatten) 
verlangten,  dass  diese  Gründung  nicht  den 
preussischen  Gesetzen  widerspreche.  In- 
folgedessen schlug  Settegast  einen  andern 
Weg  ein.  Er  gründete  am  1.  Aug.  1892 
die  Grosse  Freimaurerloge  von  Preussen, 
genannt  Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue. 
Das  Polizeipräsidium  hatte  zwar  gegen  die 
Gründung  eines  neuen  Vereins  nichts  ein- 
zuwenden, erachtete  aber  die  Bezeichnung 
»Grosse  Freimaurerloge«  für  unzulässig 
und  verbot  diese.  Gegen  diese  Ent- 
scheidung klagte  Settegast  und  erstritt 
sowohl  beim  Bezirksausschuss,  wie  beim 
Oberverwaltungsgericht  ein  siegreiches 
Erkenntnis  (22.  April  1893).  [Vgl.  oben  I, 
S.  99.]  Durch  dieselbe  Entscheidung  des 
Oberverwaltungsgerichts  ist  dem  Edikt 
von  1798  die  weitere  Gültigkeit  aberkannt 


worden  und  damit  zugleich  das  Sprengel- 
recht der  altpreussischen  Grosslogen  dc- 
seitigt.  Es  können  von  ausserpreussischen 
Grosslogen  Tochterlogen  errichtet  werden, 
und  umgekehrt  können  preußsische  Tochter- 
logen sich  einer  andern  Grosslogc  an- 
scnlieasen.  Nach  beiden  Seiten  hin  ist 
bereits  von  dem  neuen  Rechte  Gebrauch 
gemacht.  So  ist  die  Loge  Georg  zur  ge- 
krönten Säule  in  Klausthal  aus  dem  Ver- 
band der  Grossen  Loge  Royal  York  1896 
zum  Eklektischen  Bund  übergetreten,  und 
die  Grosslogen  von  Hamburg,  t  rankfurta.M. 
und  Bayreuth  haben  in  Berlin  und  andern 
Orten  Tochterlogen  gegründet,  bez.  sich  an- 
gegliedert. [Vgl.  Rosenthal,  Die  öffentlich- 
rechtliche  Stellung  der  Freimaurerlogen  in 
P.  (Brsl.  1878);  Bbl.  1892,  S.  511;  FZ. 
1893,  8.  158;  BZC.  1879,  S.  79;  Dr.  Hugo 
Alexander  -  Katz,  Die  Freimaurerei  in 
P.  und  das  Edikt  vom  20.  Okt.  1798  (Brl. 
1893U  — ILStatistik.  Die  Zahl  der  Logen 
und  Freimaurer  ist  im  ständigen  Wachsen 
begriffen.  1840  arbeiteten  unter  den 
drei  altpreussischen  Grosslogen  164  Tochter- 
logen mit  12815  Mitgliedern,  von  denen 
allerdings  etwa  der  grösstc  Teil  nicht 
dem  preussischen  Staat  angehörte.  1865 
gehörten  zum  Verband  der  Drei  Welt- 
kugeln 102  Logen,  davon  95  in  P.  (dazu 
kommen  noch  58  Schottenlogen,  von  denen 
vier  ausserhalb  P.'s  lagen),  zum  Verband 
der  Grossen  Landesloge  73,  davon  56  in  P. 
(dazu  noch  neun  Andreaslogen,  von  denen 
zwei  ausserhalb  P.'s  lagen),  und  zum 
Verband  der  Grossen  Loge  Royal  York  30, 
davon  29  in  P.  Demnach  betrug  1865  die 
Gesamtzahl  der  Johannislogen  unter  den 
drei  Grosslogen  205;  von  diesen  lagen  180 
im  preussischen  Staat;  die  Zahl  der 
Logen  war  also  in  25  Jahren  um  41 
gestiegen.  Ihre  Mitgliederzahl  darf  auf 
21 000  eingeschätzt  werden.  1878  arbeiteten 
unter  den  Drei  Weltkugeln  113  Logen, 
davon  104  in  P.,  unter  der  Grossen  Lan- 
desloge 83,  davon  64  in  P.,  unter  Royal 
York  55,  davon  51  in  P.,  im  ganzen  dem- 
nach unter  dienen  drei  Grosslogen  246, 
wiederum  21  mehr,  als  1865.  Die  Zahl 
der  Logen  in  P.  war  während  dieses  Zeit- 
raums durch  die  Annexionen  beträchtlich 
gestiegen.  Sie  betrug  einschliesslich  sie- 
ben eklektischer  Logen  und  einer  zur 
Grosslogc  Hamburg  gehörigen  Loge  227, 
ihre  Mitgliederzahl:  28000.  1898  gehörten 
1)  zur  Grossen  National -Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  134  Johanuislogen, 
davon  118  in  P. ;  69  Schottenlogen,  davon 
61  in  P.,  (1899)  14086  Mitglieder  und 
354  milde  Stiftungen;  2)  zur  Grossen  Lan- 
desloge: 7  Kapitel,  8  Provinziallogen,  112 
Johannislogen,  davon  85  in  P.,  28  Andreas- 
logen, davon  22  in  F.,  (1899)  11613  Mit- 
glieder und  164  milde  Stiftungen;  3)  zur 
Grossen  Ix»ge  Royal  York:  1  Proviuzial- 
loge,  12  Innere  Oriente,  67  Johannislogen, 
davon  59  in  P.,  (1899)  6410  Mitglieder 


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Preussen. 


und  89  milde  Stiftungen;  4)  zur  Grossen 
Mutterloge  des  Eklektischen  Freimaurer- 
buudes  in  Frankfurt  a.  M. :  20  Logen,  davon 
12  in  P.,  (1899)  2806  Mitglieder  und  54  milde 
Stiftungen.  Es  arbeiten  demnach  unter 
diesen  vier  Grosslogen,  die  ihren  Sitz  in 
P.  haben,  833  Johannislogen  mit  ca.  34900 
Mitgliedern.  Sie  verfügen  über  661  milde 
Stiftungen.  Die  Zahl  der  Logen  in  P. 
betrug  einschliesslich  3  unter  der  Ham- 
burger Grossloge  und  2  unter  der  Gross- 
loge Zur  Sonne  in  Bayreuth  arbeitenden 
279.  ist  also  in  20  Jahren  um  52  gestiegen. 
Aul  die  einzelnen  Provinzen  verteilen  sich 
die  Logen  folgendermassen,  wobei  die  ein- 
geklammerte Zahl  die  Zahl  der  Logen  im 
Jahr  1878  angiebt  und  der  Stern  zugleich 
die  Schotten-  und  Andreaslogen  und  In- 
nern Oriente  anzeigt.  1)  Provinz  O st- 
ur eussen:  12  (9)  Logen:  a)  Zu  den  drei 
vVeltkugeln  6  (5):  Braunsberg,  ♦Insterburg, 
♦Königsberg,  ♦Memel,  Osterode,  Rasten- 
burg; d)  zur  Landesloge  5(3):  Allenstein, 
Bartenstein,  ♦Gumbinnen,  'Königsberg, 
♦Tilsit;  c)  zu  Royal  York  1  (1):  ♦Königs- 
berg. 2)  Provinz  Westpreussen:  12(11) 
Logen:  a)  Zu  den  drei  Weltkugeln  5  (5): 
♦Danzig,  ♦Elbing,  ♦Könitz,  ♦Marienburg, 
♦Marienwerder;  d)  zur  Landesloge  2  (2): 
♦Danzig,  ♦Thorn;  c)  zu  Royal  York  5(4): 
♦Danzig,  Dirschau,  ♦Graudenz,  Kulm- 
Schwetz,  Stargard.  3}Prov. Posen  10  (8)  Lo- 
gen: a)  Zu  den  drei  Weltkugeln  8(6):  ♦Brom- 
berg,  ♦Gnesen,  Inowrazlaw,  Krotoschin, 
Meseritz,  Ostrowo,  ♦Posen,  ♦Schneidemühl; 

b)  zur  Grossen  Landcsloge  1  (1):  Rawitsch; 

c)  zu  Royal  York  1  (1):  Lissa.  4)  Provinz 
Schlesien  40(37)  Logen:  a)  Zu  den  drei 
Weltkugeln  12  (12):  ♦Breslau,  ♦Brieg, 
♦Glatz,  ♦Glogau,  ♦Hirschberg,  ♦Liegnitz, 
♦Neisse,  Ohlau,  Öls,  ♦Oppeln,  ♦Ratibor, 
Sagau;  b)  zur  Grossen  Landeslogc  15(14): 
♦Breslau,  Bunzlau,  Freiburg,  Glogau,  Gör- 
litz, Haynau,  Jauer.  Kattowitz,  Löwenberg, 
♦Neisse,"  Schmiedeberg,  ♦Schweidnitz, 
Striegau,  ♦Tarnowitz,  Waldenburg;  c)  zu 
Roval  York  12  (11):  ♦Breslau,  ♦Gleiwitz, 
Goldberg,  ♦Görlitz,  Grünberg,  Kreuzburg, 
Landeshut,  Lauban,  Leobschütz,  Reichen- 
bach, ♦Schweidnitz,  Sprottau;  d)  zum 
Eklektischen  Bunde  1  (0):  Breslau.  5)  ♦Ber- 
lin 23  (17)  Logen:  a)  Zu  den  drei  Weltku- 
geln 5  (5);  b)  zur  Grossen  Landesloge  9  (8); 
c)  zu  Royal  York  4  (4);  d)  zur  Grossloge 
von  Hamburg  8  (0);  e)  zum  Eklektischen 
Bund  1(0);  f)  Zur  Sonne  1(0).  6)  Provinz 
Braudenburg  37  (28)  Logen:  a)  Zu 
den  drei  Weltkugeln  22  (18):  Arnswalde, 
♦Brandenburg,  ♦Charlottenburg,  Dahme, 
Eberswalde,  Finsterwalde,  »Frankfurt  a.  O., 
♦Gr.-Lichterfelde,  Guben,  Krossen,#Küstrin, 
♦Landsberg  a.  W.,  Lübben,  Luckau,  ♦Neu- 
Ruppin,  Perleberg,  ♦Potsdam,  ♦Prenzlau, 
Soldin,  ♦Sorau,  ♦Steglitz,  Zielenzig; 
b)  zur  Landesloge  12  (9):  Beeskow, 
Fürstenwalde,  Havelberg,  Königsberg, 
♦Kottbus,  Nauen,  ♦Potsdam,  Rathenow, 


Schwedt,  Spandau,  Spremberg,  Wriezen; 
c)  zu  Royal  York  8  (1):  Forst,  Kyritz, 
Wittstock.  7)  Provinz  Pommern  22  (20) 
Logen:  a)  Zu  den  drei  Weltkugeln  10  (10): 
♦Anklam.Gollnow,  Greifenhagen, ♦Kolberg, 
♦K  öslin,  Päse  walk  ,+Stargard/Stettin,^Stol  p, 
Ückermünde;  b)  zur  Grossen  Landesloge 
10  (8):  Demmin,  Greifswald,  Lauenburg, 
Neustettin,  Putbus,  Pyritz,  ♦Stettin,  ♦Stral- 
sund, Swinemünde,  Treptow  a.  d.  R. ;  c)  zu 
Royal  York  2  (2):  ♦Stettin,  Stralsund. 
8)  Provinz  Schleswig-Holstein  14  (6) 
Logen,  sämtlich  zur  Grossen  Landesloge: 
♦Altona  2,  Apenrade,  Eckernförde,  ♦Flens- 
burg, Haderslebeu,  Itzehoe,  ♦Kiel,  Marne, 
Neumünster,  Rendsburg,  Schleswig,  Son- 
derburg, Waudsbeck.  9)  Provinz  Han- 
nover 24  (22)  Logen:  a)  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln 4  (3):  ♦Goslar,  Hannover,  Osnabrück, 
Ülzen;  b)  zur  Grossen  Landesloge  1  (1): 
♦Hannover;  c)  zu  Royal  York  18(18):  Celle, 
Einbeck,  Emden,  Göttingen,  Hameln, Han- 
nover 2,  ♦Harburg,  Hildesheim 2,  Leer, Lüne- 
burg, Münden,  Nienburg,  Osterode,  Stade, 
Verden,  Wilhelmshaven;  d)  zum  Eklek- 
tischen Bund  1  (0):  Klausthal-Zellerfeld. 

10)  Provinz  Sachsen  29  (26)  Logen:  a)  Zu 
den  drei  Weltkugeln  17  (16):  ♦Burg,  De- 
litzsch, ♦Erfurt,  ♦Halberstadt,  ♦Halle,  Hei- 
ligcnstadt,  Kalbe,  Langensalza,  ♦Magde- 
burg, Merseburg,  ♦Mühlhausen,  ♦Naumburg, 
Salzwedel,  Stendal,  ♦Torgau,  Weissenfeis, 
Wolmirstedt ;  b) zur  Grossen  Landesloge  7(6) : 
♦Aschersleben ,  ♦Eisleben ,  Magdeburg, 
♦Nordhausen,  Quedlinburg,  Quer furt, Zeitz; 
c)  zu  Royal  York  5  (4):  Eilenburg,  Halle, 
♦Magdeburg,   Saugerhausen,  Wittenberg. 

11)  ProvinzH essen  -Nassau  18(10) Logen: 
a)  Zu  den  drei  Weltkugeln  5  (1):  Esch- 
wege, Kassel,  Limburg,  Marburg,  Wies- 
baden; b)  zur  Landesloge  1  (0):  Frank- 
furt a.  M.;  c)  Royal  York  3  (2):  Kassel, 
Hersfeld,  Schmalkalden;  d)  zum  Eklek- 
tischen Bund  9  (7):  Frankfurt  a.  M.  6, 
Hanau,  Kassel,  Wiesbaden.  12)  Provinz 
Westfalen  15 (11) Logen:  a)  Zu  den  drei 
Weltkugeln  10  (9):  ♦Bielefeld,  ♦Bochum, 
♦Dortmund,  ♦Hamm,  ♦Iserlohn,  ♦Minden, 
♦Münster,  Siegen,  Soest,  Witten;  b)  zur 
Grossen  Landesloge  4  (2):  Hagen,  Lüden- 
scheid, Minden,  Schwelm;  c)  zu  Royal 
York  1  (0):  Herford.  13)  Rheinpro- 
vinz 23  (21)  Logen:  a)  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln 14  (14):  ♦Aachen,  Barmen,  Duis- 
burg^Düsseldorf,  ♦Elberfeld,  Essen,  ♦Jülich, 
♦Koblenz,  ♦Köln,  Kreuznach,  Mülheim, 
♦M.-Gladbach,  ♦Wesel,  Wetzlar;  b)  zur 
Grossen  Landesloge  4  (4):  Bonn,  Düssel- 
dorf, ♦Krefeld,  Solingen;  c)  zu  Royal 
York  4  (3):  Emmerich,  Neuwied,  Saar- 
brücken, Trier;  d)  Zur  Sonne  1  (OY.  Düssel- 
dorf. Summa279  Logen,  und  zwar :  Drei  Welt- 
kugeln 118,  Grosse  Landesloge  85,  Royal 
York  59,  Eklektischer  Bund  12,  die  Gross- 
loge von  Hamburg  3  und  die  von  Bayreuth 
2.  Ausserhalb  P.'s  haben  die  vier  preussi- 
schen  Grosslogeu  folgende  Verbreitung: 


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1)  Grosslope  Zu  den  drei  Weltkugeln 
zählt  16  (8)  ausserpreuaniache  Logen,  näm- 
lich 3  in  Anhalt  (♦Bernburg,  *hf.^Mi. 
♦Zerbst),  und  je  eine  in  MeeHenburg- 
Sehwt  riii  («Güstrow),  Mecklpnburg-Strelitz 
(Friedlaad),  Baden  (Frciburg),  Hamburg, 
Saehscn -Auburg- Gotha  (*Gothu),  König- 
reich Hachsen  (*Bautzen),  Sachsen- Wei- 
mar (Jena),  Braunschweig  ("Helmstedt), 
Linjw  (Detmold),  Waldeck  (Arolsen4, 
Schwarzburg  -  Sundcrshauncn  [Arnstadt), 
China  (Schanghai)  und  Brasilien  (Säo 
Paulo).  2)  Die  Grosse  l^andesluge 
27  (I9j:  7  im  Hamburgscht-n  Staat 
(♦Hamburg  6,  Cuxhaven),  7  in  Mecklen- 
burg-Schwerin (Boizenburg,  Bötzow, 
J'archim,  'Rostock,  *Schwcrin,  Waren, 
Wismar),  5  in  Sachsen-Weimar  (Eiaenach, 
Ilmenau,  *Münchcnl>er'i<«d«>rf ,  Triptis, 
Weuigeujuna)  und  je  eine  in  Mccklcnburg- 
StreliU  (Ncustrelitz),  »Bremen,  »Lübeck, 
Schwarabui^-RndnUinduKudot*tadt),Reuss 
j.  L.  (Gera),  Königreich  Sachccu  (Dreadeu), 
Baden    (Mannheim),    Bayern  (München. 

3)  Die  Grosse  Loge  Koyal  York  l  ugen: 
4  in  Elsas» -Lothringen  (Kol  mar,  Met/., 
Mülhausen,  »Strasaburg),  2  im  Bre- 
miacheu  Staat  («Bremen,  Vegesack)  und 
je  eine  in  Hamburg  und  Anhalt  (Kothen). 

4)  Die  Grosse  Mutterloge  den  Eklektischen 
Freimaurerbundes  8  Logen:  8  in  Bayern 
(Nürnberg  2,  Erlaugen),  2  in  Hamburg  und 

I'e  eine  in  Elfcasa- Lothringen  (Strasshurg). 
laden  ^Heidelberg)  und  SacbNen- Coburg- 
Gotha  (Coburg).  Summa  838  Johannislogen. 
Wegen  der  Grossen  Loge  von  PreusKcn,  gen. 
Kaiser  Friedrich  zur  Bundcstreue,  g.I,  S.  100. 

Preusscn  {Königshaus  Aua  dem 
Hause  Hohenzollern  sind  mehrere  Mitglie- 
der dem  Freimaurerhunde  beigetreten  und 
haben  zuni  Teil  hohe  Würden  in  ihm  be- 
kleidet, auch  da-,  Protektorat  Ober  ihn  ge- 
führt. Au  dieser  Stelle  werden  nur  die 
Mitglieder  der  Brandenbur;>««rheo  Liuie 
des  Hpum*.*  llohin 'ollern  nebst  denen  der 
Nebenlinie  Brnndenhurg-Bchwet/  aufge- 
führt, wahrend  im  übrigen  auf  die  Artikel 
Brandenburg- Ansbach ,  Brandenburg- lUiy 
rcu'h  (Kulmbach)  und  Uohenzoüern  He- 
chingen verwieg']  wird. 

1)  Friedrich  II  (der  Giotse),  seit  1740 
König  viin  Brenden,  geb.  21.  .lan.  IT  Ii' in 
Beiliu,  gest.  17.  Aug  1786  in  Sanssouci, 
Tarnte  den  Entscblu«»  /um  Eintritt  in  den 
Freimaurerhuud  im  Sommer  17Mb.  in 
Minden  (vgl   Bbl  .Nr.  19]  kam  bei 

Tisch  da*  Gespiiiob  auf  die  Freimaurerei, 
ütar  die  sieh  s*in  Vaier  Friedrieh  Wil- 
helm I.  sehr  «t'^uerfaud  äusserte.  Der 
ebenfalls  anwesende  Graf  Albrecnt  Wolf- 
gang  von  Lippe  's.  d  )  nahm  aber  die  an- 
gegriffne Verbindung  in  seinen  Sehnt/., 
verteidigte  sie  mit  großer  Freimütigkeit 
und  erklärte  sich  *ell»st  für  einen  Maurer. 
Nach  aufgehobner  Tafel  nahm  ihn  der 
Kronprinz  beiseite  uud  entdeckte  ihm 
seinen  Wunsch,  Freimaurer  zu  werden 


Er  fügte  hinzu,  dass  dies,  ohne  Aufsehen 
zu  erregen,  nur  in  Braunschweig  geschehen 
könne,  wohin  der  Hof  in  etwa  vier  Wochen 
zum  Besuch  reise  und  wo  w&hrend  der 
Messe  immer  eine  Anaahl  Fremder  ver- 
sammelt sei.   Da  der  Graf  von  Lippe  in 
England  aufgenommen  und  mit  den  deut- 
schen Verhältnissen  nicht  recht  vertraut 
war,  schrieb  er  an  von  Albedyll  in  Han- 
nover am  19.  Juli  1738.  meldet«  ihm,  daaa 
jemand   zum    Freimaurer  aufgenommeu 
zu  werden  wüusche,  und  fügte  die  Bitte 
hinzu,  das  Weitere  zu  veranlassen.  Dieser 
wandte  sich  an  seine  Loge  Absalom  in 
Hamburg,  und  diese  bescbToa»  am  29.  Juli 
unter  dem  Vorsitz  des  hammerfübrenden 
Meisters  v.  Obergfs.  d.),  falladcr Suchende  ein 
regierender  Herr  sei,  eine  Abordnung  nach 
I  Braunschweig  zu  senden.  Unter  der  Hand 
hatte  man  in  Erfahrung  gebracht,  das* 
sich  «ler  Kronprinz  von  IV  iu  den  Grden 
aufnehmen  lassen  wolle.  Jn  diese  Abord- 
nung wurde  von  Oberg  als  Meister  vom 
Stuhl,  v.  Löwen  als  erster  Aufseher,  v. 
Slövcn  als  /.weiter  Aufseher,  der  jedoch 
wegen  Krankheit   zurückbleiben  musste, 
und  v.  Bielfeld  (s  d.)  als  Schriftführer  ge- 
wählt.   Am  II.  Aug.  langte  die  Hambur- 
ger Abordnung  vor  den  Thoren  Braun- 
sclr.veigs  an   M  it  der  Hamburger  A  hordnuug 
fast  zu  gleicher  Zeit  waren  die  Grafen  von 
Lippe  u  id  von  Kielmanusegge  (s.  d.),  sowie 
v.  AlbeJyll  in  Braunschweig  eingetroffen, 
um  an  der  Aufnabniefcierliehkeit  teilzu- 
nehmen.   Alle  waren  tu  dem  Koruschen 
Gasthof,  der  in  der  Breiten  Strasse  lag, 
'  abgestiegen.   Am  Vi.  Aug.  traf  der  König 
j  mit  seinem  Gefolge  ein.    Der  Kronprinz 
bestimmte  die  Nacht  /.wisch eu  dem  14.  und 
IV  Aug  zur  Aufnahme  und  wählte  den 
|  RoruM-heo  Gasthof  zum  Logenlokal,  der 
j  wirb  gut  zur  Aufnahme  eignete.   I >c»  gan 
ze  14.  Aug.  ward  mit  Vorbereitung  zur 
j  Loge  zu/ebracht.  Gleich  nach  Mitternacht 
:  erschien  d»r  Krouprinz  in  Begleitung  des 
i  lteiehsgrafen  v.  Wartensleben  (s.d .),  Haupt- 
I  imiuns  in  Potsdam,  dessen  Aufnahme  der 
'  Prinz  nach  setner  eignen  vollzoger»  zu  «eben 
!  wünschte.   Die.  beiden  Aufnahmen  fanden 
iu  der  hergebrachten  Form  statt  (vd  HZC. 
1  «96:97,  Nr.  148:  Aktenmässige*  übet  die 
Aufnahme  Friedrichs  de»  G reiben. j  F.s 
|  Aufnahm«  war  für  den  Bund  von  hoher 
j  Bedeutung;  er  hat  ihm  »einen  milcht  igen 
!  Schutz  ungedeihcn  lassen  cuil  ist  ihm  bis 
!  an  sein  Lebensende  gewogen  geblieben, 
j  Aus  Furcht  vor  seinem  Vater  hielt  er  sei- 
■  ne  Aufnahme  geheim,  fand  aber  doch  Ge- 
|  legenheit,  sich  mit  Freimaurerei  7u  beschiif- 
!  tigen     Schon  im  nächsten  Jahre  lud  er 
v.  Oberg  und  v.  Bielfeld   zu   deh  nach 
Rheinshi-rtr  ein,  sie  blieben  Monate  dort, 
und    viele    maureriachc  Versamndungen 
wurdeu  abgehalten.     Am  ;J.l    Mai  1740 
starb  König   Friedrich  Wilhelm,   F.  be- 
stieg den  Thron  und  bekannte  sieb  nun 
öffentlich  als  Freimaurer     Am  20.  Juni 


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hielt  er  eine  feierliche  1<Ogo  :m  Schloss  zu 
Charlottenhurg  und  vo'lzog  die  Aufnehme 
«ei  ne*  Bruder«  (*.  u iiier  2)  und  mehrerer  hoher 
Würden  trüber.  Noch  in  demselben  Jahre 
wurden  mehrere  Logen  unter  seinem  Vor- 
sitz abgehalten.  Die  Loge,  in  der  er  den 
Vortritt  führte,  hatte  keinen  besondern 
•Namen,  später  wird  sie  gewöhnlich  als 
I^oge  premitTe,  Loge  du  roi  oder  alt  Noble 
Loge  bezeichnet.  Um  den  Audrang  zu 
dieaer  Loge  abzulenken,  wurde  auf  seine 
Veranlassung  die  Loge  Aux  trois  globes 
1 3  Sept.  1740  gestiftet,  und  er  übernahm.  als 
»ich  diese  Loge  1744  zur  Grossloge  ent- 
wickelte, das  Grossmeisterauit  Die  Jlof- 
loge  verlor  durch  den  ach  lettischen  Krieg 
und  die  Abwesenheit  de*  Königs  so  viele 
Mitglieder,  daassie  im  l>cz.  1740 einging.  Die 
Mitglieder,  die  übrig  geblieben  waren, 
schlössen  sich  der  Loge  Aux  troia  globea 
an;  auch  die  Logengenitaehaften  wunlen 
von  dieaer  erworben,  und  die  Grosse  Na- 
tional-Mutterloge  Zu  den  8  Weltkugeln  be- 
wahrt noch  heute  Friedrich  dea  Grossen 
Hammer  und  Maurerschurr  alt  Heiligtum. 
Bs  war  natürlich,  daas  F.  der  Grosse  bei 
seinen  zahlreichen  Regierungsgesebäften 
und  grossen  Sorgen  keine  Zeit  hatte, 
sich  um  die  Freimaurerei  viel  tu  küm- 
mern. Obgleich  er  noch  Grossmeister  blieb, 
überliest  er  doch  vom  Jahre  1747  an  die 
maurerischen  Geschäfte  gana  einem  ange- 
ordneten Großmeister  o.nd  trat  das  Amt 
eines  Grostmeistert  1764  an  den  Raron  von 
Bielfeld  gänzlich  ab.  Seit  1744  hat  er 
keiner  Versammlung  mehr  beigewohnt.  Aus 
diesen  Umstanden  nnd  aus  gelegentlichen 
halbverstandnen  spöttischen  Bemerkungen 
hat  man  geschlossen,  daas  der  König 
der  Freimaurerei  den  Rücken  gekehrt  und 
aus  dem  Bunde  getreten  sei.  Aber  wenn 
auch  sein  heller  verstand  nicht  alles  bil- 
ligen konnte,  was  sich  damals  für  Frei- 
maurerei ausgab,  so  hat  er  doch  bis  an 
das  Ende  seines  glorreichen  Lebens  dem 
Bunde  seine  volle  Achtung  bewahrt.  Hier- 
von geben  die  tahlreichen  Logenstiftungen 
durch  die  gante  Zeit  seiner  Regierung  das 
sprechendste  Zeugnis.  Insbesondere  aber 
sprechen  dafür  das  Protektoriuin ,  das  er 
der  Grossen  Landesloge  16.  Juli  1774  ver- 
lieh, und  vertchiedne  Handschreiben,  die 
bei  maurerischen  Veranlassungen  von  ihm 
ergingen.  In  dem  Kabinettaach  reiben,  das 
dem  Protektorium  voranging,  heisst  es: 
»8r.  Majestät  wird  sich  immer  zum  beson- 
dern Vergnügen  gereichen  lassen,  durch 
Ihre  mächtige  Protektion  mittuwirken  für 
den  Zweck  aller  wahren  Freimaurerei,  näm- 
lich :  die  Menschen  als  Glieder  der  Ge- 
sdllschaft  höher  tu  bilden,  sie  tugendhafter 
und  wohlthätiger  tu  machen«.  Ebenso  be- 
weisen die  verschiednen  Handschreiben, 
daas  der  König  seine  ursprüngliche  An- 
sicht vom  Bund  nicht  geändert  hat  1777 
antwortete  er  auf  die  Bitte  dea  National- 
gro*smei*t<r*  Print  Friedrieh  von  Bräun* 


[  schweig  la  d.),  sein  Bild  in  der  Loge  auf- 
stellen zu  dürfen,  bejshend,  überschickte 
sein  noeb  vorhaudnei  Porträt  ubd  fügte 
wörtlich  hinzu:  »Ich  kann  nur  dem  Gei- 
ste, welcher  alle  ihre  Mitgtieder  beseelt ; 
!  gute  Patrioten  und  getreue  Unterthanen 
!  zu  bilden  Meiuen  grössten  Beifall  zu  er- 
{  kennen  geben«.  Dieselbe  freundlirheGeaiu- 
|  nung  zeigen  auch  zwei  Kabinettssehreiben 
au  die  Loge  Royal  York  de  l'aroiti*.  lu  dein 
ersten  Sehreiben  vom  14.  Febr.  1777  heisst 
es  u.  a.:  «Eine  Gesellschaft,  *  eiche  nur 
I  dahin  trachtet,  in  Meinen  Staaten  alle  Tu- 
!  genden  keimen  und  Frucht  bringen  zu 
!  lassen,  kann  immer  auf  Meinen  Schutt 
zahlen.    Dies  ist  die  rühmliche  Pflicht 
eines  jeden  guten  Fürsten,  und  loh  werde 
nie  auf  hören,  sie  zu  erfüllen.«  Ähnlich 
süsser t  er  sich  in  einem  zweiten  Schreiben 
aus  Potsdam  vom  7.  Febr.  1778.  Auch 
ein  ungnädiges  Schreiben  an  die  Maurer 
son  Royal  York  unterm  13.  Nov.  1783  er- 
liest der  König,  indem  er  die  Würde  des 
Hundes  gegen  die  Absichten  der  Loge  zu 
schützen  suchte.  Die  Loge  Royal  York  hatte 
nämlich  um  die  königl.  Genehmigung  und 
Unterstützung  eines  Konzerts  gebeten,  das 
sie  zu  wohlthätigen  Zwecken  veranstalten 
wollte.   Das  verdross  den  König,  und  er 
versagte  mit  scharfen  Worten  die  Bitte: 
•Aus  der  Eingabe  der  Loge  Royal  York 
zur  Freundschaft  hat  der  König  missfällig 
ersehen,  dass  dieselbe  sich  von  den  ersten 
Grundsätzen  der  wahren  Freimaurerei  ent- 
fernt und  anstatt .  sich  mit  dem  ersten 
ehrenhaften  Endzweck  dieser  Verbrüderung 
zu  beschäftigen,  sich  damit  abgiebt,  ein 
kostspieliges  Konzert  zu  arrangieren,  was 
wenig  dazu  beitragen  möchte,  ihre  Mittel 
zu  wohlthätigen  Zwecken  tu  vermehren, 
lu  der  That  heisst  dies  mit  einem  sonst  so 
ehrwürdigeu  Orden  spielen  und  Sr.  Ma- 
jestät kann  sieb  nicht  bewogen  linden, 
Ihre  Autorisation  und  besondern  Schutz 
solchen  Frivolitäten   zu  gewähren  (vgl. 
Flohr,  Geschichte  der  Groden  Loge  von  P. 
gen.   Royal   York    zur  Freundschaft  I, 
S.  51  ].    Was  wollen  gegen  diese  Schreiben 
die  gelegentlichen    Äusserungen  des  Kö- 
nigs bedeuten,  aus  denen  eine  geringere 
Hochachtung  der  Brüderschaft  gefolgert 
werden  soll.    Ihre  Richtigkeit  vorausge- 
setzt, würden  sie  als  Erzeugnisse  zufälliger 
Stimmungen  und  Umstände  jenen  That- 
!  sachen  gegenüber  beweisunfähig  sein.  Dem 
'  geistreichen  König  war  es  ein  Bedürfnis 
KU  spotten.   Laasen  wir  nun  diese  Äusse- 
rungen folgen.    Als  er  den  Astronomen 
Maupertuis  um  eine  populäre  Erklärung 
der  Differentialrechnung  ersucht«,  ant- 
wortete dieser:  »Sire.  das  geht  nicht;  die 
;  höhere  Mathematik  ist.  wie  das  Geheimnis 
j  der  Freimaurer:  durch  Erzählen  erfahrt  tn&n 
'  es  nicht,  man  tnuss  sich  einweihen  lassen, 
'  um  es  Völlig  zu  begreifen».    Oer  Köuig 
.  erwideito  lächelnd:  «Dann  mag  ich  die  bö- 
.  bei      Thematik  liebet  nicht  Fernen,  denn 


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Preu»s«n. 


19.S 


icli  merke  an  mir.  dass  da«  Km  weihen 
nicht  jedermann  hilft«.    Mit  diesen  Wor- 
ten sagt  *r  nichts  gogen  den  Wert  der  Frei- 
maurerei, sondern  »rieht  höchaten*  zu.  <ui.hu  1 
er  ihr  Geheimnis  nicht  begtilfen  halte..  Am  | 
18.  Mai  1782  schrieb  er  an  d'Alembert:  1 
•Vernehmen  Sie,  daM  die  Freimaurer  in 
ihren  Logen  eine  Rcligiotissckte  stiften, 
welche  —  und  des  i*i  viel  gesagt  —  noch 
abgeschmackter  ist ,  llfl  die  andern  schon 
bekennten  Sekten*,   l/nd  kurz  vor  wn« 
Tode  i2.  Juli  1786)  iiuaserte  er  zu  »einem 
Arzte  Zimmermann:  tAlehemie  und  Chi- 
rurgie haben  ihren  Ursprung  in  der  Frei- 
maurerei; ich  verlache  alle  dieae  Thorbei- 
ten.«  Wer  die  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  d<T)  Jahrzehnten  von  1760    1780  kenut, 
wird  die  Äusserung  des  Könige  gerecht- 
fertigt rinden.    Man  denke  nur  an  den 
abenteuerlichen  Teuiplerorden  des  Baron 
von  Hund,  an  daa  kntholiaierende  Kleri- 
kal  von  Starok,   an  daa  Clerniontaehe 
Pyatcro,    an    den    Uneinn    der    Rosen - 
kreuter.    Auch  die  angebliche  Äusserung 
dca  Köiiigx  *la  maconniere  cat  un  graud 
rien«    würde   hierher  gehören;  übrigem* 
steht  dieae  Äusserung  nicht   geschieh  1- 
licb  fest,  wenn  sie  auch  inhaltlich  vom 
Könige  Hammen  könnte.     Vgl   oben  I, 
8.  891.]  Auffallend  ist  allerdings,  daas  er 
in  seinen  <  besprächen  mit  de  Cate,  dem  er 
»eine  innersten  Her/.ensgeheimuisee  auf- 
deckte, uie  die  Freimaurerei  erwähnte.  Ka 
mochte  ihm  ähnlieh,  wie  Leaaing  gehen, 
der  aich  auch  nicht  in  dem  Frcimaiirer- 
hui>d  befriedigt  fühlte.     Auch   F.  hat 
nicht  in  ihm  gefunden,  was  er  suchte, 
dnrum  Aich  innerlich  von  ihm  abgewandt, 
wenn  er  aich  auch  innerlich  nicht  von 
ihm  trennte  und  ihm  »einen  Schutz _ange- 
deiht-n  lieae.    WTäbrend  die  obigeu  Ausse- 
ntngen  mit  Ausnahme  der  letztem  auf  ge- 
schichtlicher ürcndlage  beruhen,  hat  die 
8ag«  geachäftig gearbeitet, um  ihn  entweder 
dem  Hunde  untreu  werden  zu  lassen  oder  ihn 
mit  einem  Kranz  freimaureristher  Legenden 
zu  umgeben.    In  einer  anonymen  Bro- 
schüre »Fragmente  für  und  wider  die  Frei- 
maurerei« (Brl.  1782)  und  darnach  in  der 
t&hrift  •¥  -  II.  Ausscheiden  aua  dem  Frei- 
maurerbund« (2.  Aufl.,  Brl.  1883)  wurde  be- 
hauptet, daM  er  aus  dem  Bunde  ausgetreten 
aei,  weil  der  General  Wallrawe  die  Pläne 
der  Festung  Netase  den  Österreichern  ver- 
raten habe.  Dieaer  aei  Mitglied  der  Hof- 
löge  gewesen.  Ausführlich  erzählt  ist  diene 
Ingeln  der  A.  VII,  106;  1886,  S.  96,  wieder- 
holt aufgefriacht,  zuletzt  iu  8.  U  1898,  8. 
164  Hh.  1898,  S.  X\\  qnri  aehon  endgültig 
widerlegt  in  der  •  Beschreibung  der  Kälular- 
Feier  der  Aufnahme  Friedrichs  des  Grossen 
in  den  Freimatrer-Bund.  (Brl.  1888).  Wall- 
rawe iat  niemals  Freimaurer  gewesen.  [Vgl. 

H.  L  1*98  S  2*63.    Bbl.  188»,  S.  292.  1* 

I.  ^'.i.d  14  Bulletin  van  het  Nederl. Groob- 
üaten  J881,  8.  211.  Taute,  Maurerische 
BOchertrunde  fLpz.  1886)  zu  Nr.  2647.] 


Ebenso  ist  es  lächerlich,  wenn  Friedrich 
der  Gros«*-*  von  freimaurerisoher  Seite 
als  Anhänger  oder  gar  Begründer  der 
Hochgrade  hingestellt  wird.  Die  Ver- 
fassungen, die  dem  schottischen  System  in 
Amerika,  Frankreich  und  auch  England 
zur  Grundlage  dienen,  soll  Friedrich  ge- 
nehmigt und  unterzeichnet  haben,  und 
zwar  in  Berlin  im  Jahre  1762  und  1786. 
Auch  das  iat  auaführlich  widerlegt  durch 
daa  Protokoll  der  '  Nationai-Mutterloga 
Zu  den  drei  Weltkugeln  vom  1».  Dez. 
1861,  Nr.  13  (abgedruckt  in  der  vorigen 
Auflag«,  I,  8. 455).  Rodlich  iat  die  Annah- 
me irrig,  das*  Friedrich  «dch  der  von  Jesui- 
ten  verfolgten  Freimaurer  in  Aaehen  ange- 
nommen <*.  Aachen)  und  zu  deren  Gunsten 
era  anonym  veröffentlichtes  8cbreib*tt  ver- 
faast  habe.  (FZ.  1860,  Nr.  28.)  [Vgl.  Aber 
die  Versiilassung  zur  Aufnahme  F.'s  Lett- 
re« familiäres  et  au t res  de  Mr.  le  Baron 
de  Bielfeld  (Haag  1763),  T.  I,  Lett.  III,  8. 
28;  Preuss,  Friedrich  der  Grosse  (4  Bde., 
Brl.  1834  -36),  I,  110;  W.  Keller,  Ge- 
schiente der  Freimaurerei  in  Deutachland 
(iiifKjM  ii  1859),  8.  82;  Ober  die  Aufnahme 
«elbet  (ausführlich)  Bielfeld  I.  c,  Lett.  IV, 
8.  24,  ferner  denselben,  Leu.  XIII,  8. 
127,  sowie  die  im  Text  angeführten  Quel- 
len, und  danach  L.  I,  96;  IV,  159;  Ober- 
haupt aber  Ober  Friedrich  den  Grossen 
als  Freimaurer  die  Schrift  von  O'Etzel: 
Beschreibung  der  8äkular-Feier  der  Auf- 
nahme Friedrichs  dee  Grossen  (Brl.  1888). 
Freuds,  Friedrich  der  Grosse  mit  seinen 
Verwandten  und  Freunden  (Brl.  1838), 
Abschn.  7,  und  dessen  Friedrichs  des  Bros- 
sen Jugend  und  Thronbesteigung  (Brl. 
1840j,  8.  280-289.  Knorr,  Emil,  Fried- 
rich der  Grosse  als  Freimaurer  (llohen- 
zollern -Jahrbuch  1899).  A.  1886.  8.  r-4.  Bh. 
1880,  Nr.  6.  FZ.  1872,  S.  121;  1881,  Nr.  42; 

1888,  8.  172.  K  1881,  8.  160;  1890,  8.  41. 
M.  L.  1886  7,  8.  55.  8.  L.  1889.  8.  28. 
Z.  1889,  8.  20.]  Ober  ein  Bild,  das  eine 
Aufnahme  durch  F.  IL  darstellt,  vgl.  BZC. 

1889,  8.  294.  Zur  Hundertjahrfeier  seiner 
Aufnahme  wurden  1888  zwei  Denkmünzen 
geschlagen,  auch  schmückt  sein  Bild  die 
Denkmünte  auf  die  Hundertjahrfeier  der 
Grossen  Nationät-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  1840  (vgl.  HMW.  Nr.  14,  15, 
18-,  vgl.  adeh  Nr.  81 

2)  August  Wilhelm,  Prinz  von  P., 
Bruder  des  Vorigen  und  Vater  des  Königs 
Friedrich  Wilhelm  IL,  geb.  9.  Aug.  1722 
in  Berlin,  gest.  22.  Juni  1758  in  Oranien- 
burg, 'wurde  zusammen  mit  dem  Mark- 
grafen Karl  von  Schwedt  (s  unten  Nr.  5) 
und  dem  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von 
Holstein -Beck  (s.  Schleswig-  Holstein* 
durch  Friedrich  IL  in  den  Tagen  vom 
13  -19.  Juni  1740  im  Charlottenburger 
Schlosse  in  den  Freimaurerbund  anfg 
nomn.en  [vgl.  BZC.  1889.  8  306 
8)  August  Ferdinand,  Prinz  von  P, 
{  jüngster  Bruder  des  Vorige*,  geb.  23.  Mai 

13* 

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1% 


T,r0TJ"M*D. 


1730.  gest.  9  Mai  1818  in  Merlin,  wohnt«»  | 

24.  Jan.  1755  der  Feier  des  Geburtstags  • 
des  Königs  Friedrich  II.  in  der  Groden 
Matterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  bei 

(  vgl.  deren  Geschichte  (Brl.  1890),  S.  90!. 
Wann  und  wo  er  aufgenommen  wurden 
igt,  int  unbekannt 

4)  Hein  rieh  Friedrich.  Markgraf  von  i 
Brandenburg-Schwedt,  Sohn  von  Philipp 
Wilhelm,  dem  zweiten  Sohn  des  Grossen 
Kurfürsten,  geh.  21.  Aug.  1709,  gest.  1*2. 
Des.  1788,  wurde  21.  Dez.  1740  in  der 
Loge  Aux  trois  globe*  iu  Berlin  zusammen 
mit  dem  Prinzen  Ferdinand  von  Braun- 
wmweig  (a,  d.)  auf  Vorschlag  des  Prinzen 
August  Wilhelm  von  P.  (s.  oben  Nr.  2) 
aufgenommen. 

5)  Karl  Friedrich  Albrecht,  Markgraf 
von  Brandenburg-Schwedt,  Sohn  von  Al- 
brecht,  dem  vierteu  .vohn  de*  grossen  ! 
Kurfürsten,  Vetter  de»  Vorigen,  geb.  10.  ! 
Juni  1705,  gest.  22.  Juni  1762  in  Breslau,  I 
wurde  iu  der  Zeit  vom  18.— 19.  Juni  1740  ; 
von  Friedrich  II.  zusammen    mit  dem 
Prinzen  August  Wilhel  m  von  P.  (s.  oben  Nr.  2) 
im  Charlottenburger  Schlosse  aufgenom- 
men, war  1742  Obermeister  der  Berliner 
Schottenloge  L'union   und   1761  Groas- 
meisler  der  schottischen  Ix>ge  L'hannontc 
das.  [vgl.  BZC.  1889,  8.  308,  313j. 

6)  Friedrich  Wilhelm  II.,  seit  178«  \ 
König  von  P.,  Neffe  Friedrichs  II.,  geb. 

25.  Sept.  1744,  gest.  16  Nov.  1797,  hatte 
seinem  Charakter  lach  eineu  Hang  zum 
f'bersinulichen  und  Mystischen.  Es  gelang 
da;  er  meinen  Günstlingen  Mischoffwerder 
|s.d  )  und  Wöllner  (s.d.),  ihn  vollständig  zu 
umstricken  und  für  die  Geheimnisse  der 
Hosenkrcuzcrei  einzunehmen.    Der  Orden 
hatte  ihm  langes!  .eben/  *  eld  und  Verkehr  mit  | 
( «eistern  vureprochen.  Zu  seinem  Schrecken  I 
hatten  die  Geisterbanner  ihm  in  Charlotten-  j 
bürg  den  Geist  Mark  Aurel*,  des  Philo- 
sophen Leihnitz  und  des  grossen  Kurfürsten 
herv.rgt/jiubert.   Mim  hatte  ihm  gestattet. 
Fragen  an  die  Abgeschiednen  zu  richteu; 
doch  er  war  vor  Ai  g*t  dazu  nicht  im 
stände,  dagegen  \  ernahm  er  von  den  herauf- 
beschworucn  Geistern  strenge  Worte,  .Straf-  j 
reden  und  die  Ermahnung,  an»'  den  Pfad  j 
dcrTugend/urückzukehrcn  G;m/.  erschöpft  ' 
wurde  er  zu  seinem  Wagen  geführt  tii.d  ' 
nach  Potsdam  gebracht,  wo  die  gestrenge 
Ordenshrflderschiift  versammelt  war  und 
so  inständig  in  ihn  drang,  das*  er  den  j 
Umganjr  mit  seiner  Maitfess«  abschwor. 
Auch  noch  als  König  hiug  er  dem  <  »rden  I 
mit  aller  Hingebung  an.    Durch  Vew.itt-  ' 
lung  von   Cathenius,  der  tiei»crabu<l»s-  j 
mediku*  und  Leibarzt  Friedrich*  dc*G>os.-cn 
war,  fibernahm  er  ►chon  aK  Kmuiin,,/ 
(1770)  die  Protektion  Ober  r'm-  Lope  ii  r 
strikten  Ohserva  iz  in  Merlin.   Am  I.  Okt. 
1772  wurde  »r  I  i  der  Log«  Zu  d«'n  dt«-i 
goldnen  Schlösse  in  in  Berlin  uU  Lhr.»ioiit- 
glied  angenommen  und  hu-  /u  seiner  Thron 
oeptpigung  in  den  l.»»ten  dieser  I  .;)L-fe  lVt 


geführt.  Dane  er  vorher  in  der  I^oge  Zu 
den  drei  hegen  in  Halle  zum  Freimaurer, 
aufgenommen  worden  sei,  bestreitet  Eck- 
stein [Geschichte  de.  Freimaurer- Loge  im 
Orient  von  Halle,  S.  I0nj,  weil  sich  im 
Archiv  keine  Kaehrie.Lt  darüber  finde,  und 
vermute4.,  das»  der  1709  in  die  Suite  des 
Prinzen  versetzt«,  v.  Viotinghutf  vielleicht 
in  Verbindung  mit  dem  gleichfalls  in  Halle 
aufgenommenen  v.  BischoffVf rder  diese 
Aufnahme  im  Namen  der  Ijogc  Zu  den 
drei  Degen,  die  damals  gar  nicht  mehr 
tb&tig  war.  (wahrscheinlich  in  seinem 
Palais  in  einem  kleinen  Kreis  von  Mau- 
rern) vollzogen  habe.  Am  15.  Aug. 
17*0  besuchte  er  die  Lr<?e  Zu  den  drei 
Krönet'  in  Königsberg  in  Pr.  und  wohnte 
einer  Aufnahme  hei.  Als  König  nahm  er 
keinen  thatigen  Anteil  an  den  Logen- 
arbeiten, bentäligle  aber  unterni  9.  Febr. 
17i?n  da«  von  seinem  Vorgänger  der  Grossen 
National -Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln verliehene  Protcktoriutu.  Ebenso 
wurde  ihm  der  Grund  vertrag  der  Frei- 
maurerloge Royal  York  mitgeteilt,  worüber 
er  seine  Anerkennung  aussprach  (14.  Sept. 
1797).  Auch  sollte  er  das  Protektorat 
über  diese  Loge  Übernehmen,  starb  aber 
wahrend  der  Verhandinngen.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  National- MutUrloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  i  Brl.  1890),  S.  98.  Flohr, 
Geschichte  der  Grossen  Loge  Royal  York, 
gen.  Zur  Freundschaft,  I,  8.  59,  69.J 

7}  Friedrich  Wilhelm  III.,  seit  1797 
König  von  P.,  Sohn  dm  Vorigen,  geb.  3. 
Aug.  1770,  gest.  7.  Juni  1840,  wurde  1814 
14  Tage  nach  Ostern  zu  Pari«  in  einer 
russischen  Feldloge  unter  dem  Vorsitz  des 
Kaisera  Alexander  I.  zum  Freimaurer  auf- 
genommen. Wer  dabei  als  Aufseher 
fungierte,  ist  ungewiß.  Keller  in  seiner 
Geschichte  der  Freimaurerei  (Gicssen  1859) 
führt  als  ersten  Aufseher  den  General- 
leutnant Graf  Cottuin  und  als  zweiten 
v.  Brehmer  an.  wahrend  Geheimrat  Borek 
1  'first  Metternich  und  den  Feldinarschal I 
Blücher  (s.d.)  nennt.  Jedenfalls  wurden  alle 
bei  der  Aufnahme  Anwesenden  angewiesen, 
wahrend  seiner  Lebensdauer  ein  unver- 
brüchliches  Stillschweigen  über  seine  Auf- 
nahme, insbesondere  gegen  die  prcus*iscbt>n 
Unten  hauen,  zu  beobachten.  Erst  nach 
des  Königs  Tode  i«t  Näheres  bekannt  ge- 
worden. Seine  Gewogenheit  dem  Frci- 
roaurerhund  gegenüber  hatte  er  gleich 
heim  Anfang  seiner  Regierung  zu  erkennen 
gegeben,  indem  er  der  Loge  Royal  York 
denselben  Schutz  bewilligte.,  wie  den  übrigen 
Mutu-rlogen  {Kabinettsschreiben  vom  29. 
Dez.  17ti<  und  4.  Jan.  1798».  [Beide  Kr- 
la«se  in  der  Schrift:  Die  gute  Sache  der 
Freymauivrcy  .Zülliehau  17PS),  8.  48,  und 
in  Kessler  V  «ämmtl  teilen  Schriften  übcrFrev- 
Qisurcr  >,  IM.  2.  Abt.  2,  S.  316;  französisch 
in  Acta  i.at.  II,  70.';  In  demselben  Jahre 
•.•mich' ;i»  ?t  n-  ch  d* ü  dem  Kreimaurerhuud 
von  -ein.  n  Vorgängern  vcliehencn  Schul/ 

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197 


in  dem  Edikt  (*  d.)  wegen  Verhütung  und 
Bestrafung  geheimer  Verbindungen,  die 
der  allgemeinen  Sicherheit  nachteilig  wer- 
den könnten,  vnm  20.  Okt  1798.    In  §  3 
de*  KdilriH  heis*;  e<:  »Von  den  Freimaurer- 
orden sind  folgende  drei  Mutterlogen:  die 
Mu»' erlöse  Zu  den  drei  Weltkugeln,  die 
Giosw  Umdesloge,  die  Loge  RovaJ  York 
de  ('amml  nnd  die  von  ihnen  gestifteten 
Tochtenogen    toleriert.«  (Vollständiger 
Abdruck  die*e<t  Edikt«  im  Kotheuer  Taschen- 
bach  für  Freimaurer,  1800,  S.  16*,  und 
französisch  in  Acta  Lat.  II,  72.    Im  Aus- 
zug in  der  vorigen  Aufl.  diese«  Handbuch* 
I,  41!».   Das  Edikt  wurde  wiederholt  durch 
das  l'ublikaii  luiu  gegen  geheime  Gesell- 
schaften uml  Verbindungen  vom  16,  Dez. 
im-1,  vgl.  oben  I.  S.  216.1   Im  Jahre  1800 
(31.  Julil  genehmigte  er  den  Grundvertrag 
der  Grossen  l^oge  1  loyal  York  (vgl  Flohr, 
Geschichte  der  Grossen  I*oge  Royal  York, 
geo.  zur   Frctinds.-haft,    I,   S.   14 1  und 
hatte    auch    nicht*   dagegen,   da*s  dei 
Kamincrgcrichts-  und  Geheime  Ju*tizrnt 
Kleiu  (s.  d  )  da*  Amt.  ein«**  Groftsmcister*  | 
dieser  Grosstogc   verwaltete  (Kabinetts- 
schreiben  vom  29.  Aug.  1801).    Die  Folge 
seiner  Aufnahme  in  den  Hund  war  wohl. 
da»s  nach  dem  Kdikt  vom  6.  Jan.  1816. 
durch    da*    sämtliche    geheime  f«v*cll- 
schaftrn  verbot' u  wurden,  nur  der  Frei- 
maurerorden geduldet  wurde.  So  erfreute  ! 
sich  dieser  uuter  seiner  Regierung  der  t 
vollkommensten  Ruhe,  während  in  einigen  j 
andern  deutschen  Staaten  heftigeStörungen 
eiutraten.  Noch  wenige  Wochen  vor  seinem  I 
Tode  geblattet*  er  (Mai  1840)  seinem  '.weiten 
Sohn,  dem  Prinzen  Wilhelm,  nachmaligem 
König  und  Kaiser,  in  den  Bund  zu  treten 
unter  der  Bedingung,  daas  er  nicht  einer 
hesonderii  Loge,  sondern  allen  drei  Gross-  I 
logen  gemei uschaftl ich  angehöre  und  das  I 
Protektorat  übernehme.  Am  20.  Juni  1840  [ 
hielten  die  drei  altpreusaischcn  Grosslogen  '■ 
eine  gemeinsame  Trauerfeier  für  ihn  ab.  —  ! 
In  neuerer  Zeit  wird  angezweifelt,  ob  Fr.  j 
Wilhelm  III.  Freimaurer  gewesen  sei  Im 
Archiv  der  Grossen  National- Mutterloge  ! 
Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  soll  ; 
sich  kein  Aktenstück  findeu,  das  die  Kunde 
vom  Eintritt  des  Königs  absolut  richtig  • 
darthut.    |Vgl.   Flohr.    Geschichte   der  | 
Grossen  Loge  Royal  York  (1898J.  A.  Z  1826,  j 
S.448.  FZ.  1860,  8.815;  1880,8.382.  Bh.  ! 
1*88,  8.  250:  1894,  8.  26.    H.  L.  1899,  Nr.  ! 
323.)  I 
8)    Wilhelm    L   Friedrich    Ludwig,  j 
seit  1461  König  von  1\  und  seit  187)  , 
Deutacher    Kaiser,   Sohn   des   Vorigeu,  j 
geb.  22.  Marz  1797  in  Berlin,  gest.  das.  j 
9.  Ml»  1888.   Sein  politische*  und  mili-  i 
täusche*  Leben  ist  bekannt ;  wirbeschränken  j 
uns  hier  nuf  seine  Eigenschaft  als  Frei-  I 
maurer,  indem  wiralsbiiupts&chliche  Quelle  | 
das  Buch  von  Fitzuer,  »Kaix-r  Wilhelm  I  . 
als  Freimaurer  in  Wort  und  That«  '2.  Aufl.,  j 
Brsl.  1H76),  benutzen.  Nachdem  der  König  , 


Friedrich  Wilhelm  III  die  Erlaubnis  '.ur 
Aufnahme  in  den  Freimaurcrbuuo  unter 
der  liedin^uug  gegeben  halle,  »das»  der 
Prinz  nicht  einer  n.-sombTo  Loge  'n  deu 

EreusaiKchen  Staatt-n,  sondern  :dieu,  olin«: 
ück*iclit  auf  deren  Lchrai'ttm,  angehöre 
und  da*  Protektorat  über  sie  übernebmea, 
fand  die  Aufnahme  .2.  Mai  1*10  statt,  und 
zwar  im  Hau^e  der  Grusen  Landeslogc 
in  Berlin  durch  deren  ( irt»!>-nici*ter,  Grafen 
Henckel  v.  Donnersmar  k  :'.s.d.j.  mAnn-uMU- 
heit  der  Grossmeister  der  Gro**c u  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Welt  kugeln  und 
der  Grosseu  Ix»ge  Roval  York,  t/F.Lze) 
(s.d.)  und  Link  (s.d.).  Nach  der  Aufnahme 
in  die  drei  Johannisgrade  wurden  dem 
Prin/eu  von  den  drei  Grossm«  istem  in 
feierlicher  Anrede  die  Mitgliedzeichen  der 
drei  Grosslogen  und  das  \N  lukeuuai* 
überreicht.  Der  Prinz  Hess  hieb  mit  dienen 
Zeichen  der  Wirde  des  Protektors  4iut- 
licher  Freimaurerlogen  in  den  preußischen 
Staaten  bekleiden  und  empfing  hierauf  in 
dieser  Eigenschaft  von  den  drei  Gross* 
meistern  namens  gedachter  Logen  das 
Gelübde  der  Treue.  (Denkmünze  auf  die 
Aufnahme  s.  HMW.  Nr.  17].  Vielfältig 
uahm  der  Prinz-Protektor  in  den  nächst- 
folgenden Jahren  an  dem  maurerischen 
Wirken  aller  drei  Grosslogen  thatigen 
Anteil  und  lies*  es  sich  warm  angelegen 
seiu,  auf  das  Leben  und  Wirken  der  Mit- 
glieder des  Bundes  einzuwirken.  Beine 
Thfttigkeit  und  Wirksamkeit  in  und  für 
den  Buud  erstreckte  sich  vorzüglich  auf 
Schutz  des  Bundes  gegenüber  den  Anfein- 
dungen und  Anschw&reungen  der  kleri- 
kalen Partei  am  Königshufe,  die  immer 
ruaY htiger  ihr  Haupt  erhob.  Der  Prinz  ergriff 
gern  jede  Gelegenheit,  seine  Zugehörig- 
keit zum  Bunde  zu  bezeugen  und  ofieu 
Pari  ei  für  ihn  zu  nehmen.  So  besuchte 
er  16.  Juni  1853  Solingen  und  liess  gleich 
zum  Logen  ha  us  fahren.  Feierlich  em- 
pfangen und  in  den  Tempel  geleitet,  sagte 
er:  »Ks  gewährt  Mir  Freude,  Mich  im  mau- 
reritchen  Kreise  zu  befinden,  zumal  in 
dieser  Loge,  die  Ich  im  hesondeno  Sinue 
als  die  Meine  betrachte.  Ich  habe  mit 
Bedauern  vernommen,  daas  dieselbe  schon 
bei  ihrer  Begründung  manche  Heblo*e 
Urteile  vom  profanen  Publikum  hat  er- 
fahren müssen  und  dass  sie  auch  bis  zur 
gegenwärtigen  Zeit  mit  mehrfachen  Wider- 
wärtigkeiten und  Anfeindungen  zu  kämpfen 
hat.  Deshalb  trete  Ich  hei  Meiner  Ankunft 
in  dieser  8t ad*  absichtlich  zuerst  und  gern 
in  den  Bruderkreis,  um  dadurch  vor  der 
Aussen  weit  zu  dokumentieren,  welche 
Liebe  und  Achtung  leb  für  die  Maurer«! 
hege.  Jedenfalls  finden  diese,  an  sich 
sehr  bedauerlichen  Anfeindungen  nur  in 
der  völligen  rnkenntui*  des  Zwecks  uud 
der  Bestimmung  der  Freimaurerei  ihre 
Erklärung.  Ich  hoffe  aber  durch  Meine 
heutige  Anwesenheit  in  dieser  Loge  speziell 
für  das  nähere  Publikum,  sowie  überbau 


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198  Pre 

durch  Meine  warme  Teilnahme  mii  der 
hiesigen  Ordensantfelegenheit  immer  mehr 
dazu  beizutragen,  die  etwa  noch  vorhamlne 
schiefe  Auffawungswei**  vom  Maurcr- 
hunde  zu  berichtigen  und  nach  und  n*ch 
xu  zerstreuen.  Ich  habe  bei  frühern  Ge- 
legenheiten schon  öfter  Meine  Ansichten 
über  Maurerei  ausgesprochen,  und  will  es 
auch  hier  thun.«  Ganz  beaondern  Einfluss 
Abte  er  durch  die  Sitzungen  de«  Groß- 
meister verein»,  in  dem  er  bis  /um  Jahre 
1861  den  Vorsitz  führte  und  alle  Be- 
strebungen, die  auf  Vereinigung  der  Frei- 
maurerei oder  auf  die  engere  Verbindung 
der  drei  altpreussischeu  Gro»slogcu  ab- 
zielten, nach  Kräften  beförderte.  Am  11. 
Juni  1854  feierte  der  Protektor  sein  25  jähr. 
Ehejubiläum.  Zu  Khren  diese«  Tages  grün- 
deten die  drei  Grosslogcn  die  August  en- 
Stiftung  (e.  d.).  Unter  dem  25.  Okt. 
1854  erhielt  diene  Stiftung  vom  König 
Bestätigung  mit  Verleihung  der  Körper- 
schaftsrechte. Am  24.  Juni  1855  besuchte 
der  Protektor  eine  feierliche  Logenver- 
sammlung in  Breslau,  am  13.  Okt.  1H.S5 
mit  seinem  8ohn  die  l^oge  in  Mainz. 
Nachdem  er  1861  als  König  Wilhelm  I. 
den  Thron  bestiegen  hatte,  nahmen  die 
Regierungsgeschäfte  seine  volle  Thatkraft 
ununterbrochen  in  Anspruch,  ho  dass  er 
nur  selten  noch  im  Bruderkreis  erscheinen 
konnte,  nichtsdestoweniger  behielt  er  das 
Protektorat  bei  und  widmete  dem  Bunde 
seine  wahrhaft  brüderliche,  erbt  maure- 
rische Aufmerksamkeit.  Damit  je« loch  die 
laufenden  Geschäfte  des  Protektorat*  nicht 
irgendwie  durch  die  wachsenden  Begie- 
rungssorgen verzögert  und  beeinträchtigt 
werden  könnten,  ernannte  der  König  den 
Kronprinzen  Friedrich  Wilhelm  zum  stell- 
v  ertretenden  Protektor.  Zu  sei  ne  i  n  2f>  j  fth  r . 
Maurerjubiläum,  Tl.  Mai  1865,  Überreichten 
die  Grosameirter  der  drei  eltpreusaiscben 
Grosslogen  eine  Glückwunschadresse,  w  obei 
der  Protektor  nach  Vorlesung  und  Über- 
reichung der  Adresse  erwiderte:  «Ich  freue 
Mich,  dass  Sie  des  heutigen  Tages  in  so 
herzlicher  Weise  gedacht  haben.  Ich  selbst 
habe  kaum  geglaubt,  dass  seit  Meinem  Ein- 
tritt iu  den  Orden  schon  so  lange  Zeit 
verflossen  ist  Den  Dank,  den  Sie  aus- 
sprechen, nehme  Ich  an,  da  Tch  Mir  be- 
wuast  bin,  dass  Ich  den  Orden  nach  allen 
Meinen  Kräften  gegen  seine  Feinde  und 
Gegner  verteidigt  habe,  weil  Ich  von  dem 
Ernst  und  der  Lauterkeit  seiner  Zwecke 
überzeugt  bin.  Die«  war  besonder*  in 
jener  Zeit  der  Fall,  wo  es  unsern  Wider- 
sachern gelungen  war,  Meinem  bnchscligen 
Bruder  eine  ganz  falsohe  Meinung  von 
dem  Orden  beizubringen.  Solchen  An- 
griffen hatte  ich  oft  entgegenzutreten. 
Auch  fttr  die  innere  Vereinigung  der  drei 
Systeme  habe  Ich  nach  Kräften  gewirkt, 
^ber  Sie  sind  Mir  darin  auch  mit  grosser 
Bereitwilligkeit  entgegengekommen  Rech« 
nen  Sie  darauf,  dass  Ich  aneb  fernerhin 


i  dem  Orden  ein  lebhaftes  Interesse  be- 
I  wahren  werde,  da  leb  glaube,  da»* 
er  das  Gute  will.-  Auch  ah  Rainer  int 
W.  I.  an  der  Spitze  des  Bunden  ge- 
blieben und  versäumte  ea  nie,  wohin  ihn 
auch  H*»ine  Schritte  leiteten,  seiner  Eigen- 
schaft als  Freimaurer  huldvoll  zu  gedenken 
und  Abordnungen,  die  ihm  die  Gefühle 
der  Maurer  übermittelten,  freundlich  zu 
empfangen.  Er  »erfüllte  die  Pflichten  gegen 
die  Brüder  mit  einer  fast  religiösen  Treue«, 
sagt  Fürst  Bismarck  in  seinen  »Gedanken 
und  Erinnerungen«  (1,  S.  204 >.  Sein  Bildnis 
schmückt  neben  dem  seiner  Gemahlin  die 
Denkmünzen  der  Auguren-Stiftung  [vgl. 
HMW.  Nr.  20,  21,  16«>;  ferner  Nr.  61,  104.) 
Am  2?.  März  1888  fatul  in  dem  Bunde». 
hause  der  vier  vereiuigten  Logen  von 
Royal  York  eine  gemeinsame  Trauerfeier 
der  verbündeten  deutschen  Grosslogen 
unterm  Vorsitz  de*  Grossrneiaters  des 
Eklektischen  Bundes,  Knoblauch  («.  •!.). 
statt.  Besondere  Trauerlogcn  hielten  fast 
alle  deutschen  Logon  ab  uud  ehrten  so 
den  Kaiser  auch  als  Mensch  und  Maurer, 
dem  sie  anch  als  Regent  mit  unerschütter- 
licher Treue  anhingen.  Er  war  ihuen  ein 
Munter  echt  freimaurerischer  Tugenden 
und  wird  e*  alle  Zeit  bleiben.  Wie  im 
politischen,  so  im  maurerischen  K reine 
wird  sein  Andenken  unauslöschlich  in  Liebe 
verbunden.  [Vgl.  noch  Uraluschek,  Kaiaer 
Wilhelm'*  Verdienste  um  die  Einiguug  der 
deutschen  Freimaurerei  (Lpz.  1878).  F.  M.; 
Kaiser  Wilhelm  l.  und  die  Freimaurerei 
(Königsberg  1R88).  Rothfels,  Kaicer  Wil- 
helm I.  uud  Kaiser  Friedrich  (Kassel) 
Brandenburg.  G.,  Besuch  des  Kaisers  Wil- 
helm I  in  Metz  in  der  Zeit  vom  5.  bi* 
!».  Mai  1*77.  A.  XVII,  S.  212  (Aufnahme 
des  Prinzen  Friedrich  Wilhelm  von  P.). 
FZ.  1877,  S.  69,  81,  195.  Bh.  1*77,  S.  198. 
I  Über  die  allgemeine  Traucrloge  in  Berlin: 
I  Mitteilungen  der  Grossen  Loge  Royal 
j  York  1887/88,  V;  FZ.  1888,  S.  106.  Kaiaer 
[  Wilhelm  als  Protektor  der  deutschen  Frei- 
maurerei: Bbl.  1888,  S.  157.  Un vergeb- 
liche Worte  de*  Kaiser»  Wilhelm:  FZ. 
1 S88  S  298  ] 

V  Friedrich  m.  Wilhelm  Nikolaus 
Karl,  Deutscher  Kaiser,  König  von  P., 
Sohn  des  Vorigen,  geb.  18.  Okt.  1881,  kam 
zur  Regierung  9.  März  1888,  gest.  IT».  Juni 
1888.  Er  wurde  5.  Nov.  1858  in  den  Bund 
aufgenommen,  zu  einer  Zeit,  in  der  die 
Freimaurerei  vielfache  Angriffe  erfuhr,  be- 
sonders von  Hengstenberg  (s.  d.)  und  Eckert 
(s.  d.).  Die  Aufnahme  wurde  im  Palais 
des  damaligen  Priuzen  von  P.  unter  An- 
wesenheit der  Grossbeamten  der  drei  alt- 

Sreussischen  Grosslogen  vollzogen,  indem 
er  Prinz  als  Mitglied  der  Grossen  Ijandes- 
I  löge  von  Deutschland  aufgenommen  und 
i  zugleich  an  einem  Abend  in  die  drei  ersten 
;  Grade  befördert  wurde.  Von  den  beiden 
•  andern  preussischen  Grosslogen  wurde  er 
cum  Ehrcumitglied  ernannt    Nachdem  er 


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199 


in  ••den  nächsten  Jahren  ia  die  höhern  J 
Grade  befördert  war,  fibernahm  er  J-S.  Juni  ' 
I S(»0  .das  Amt  des  Ördensgrossuieisters  in  | 
der  Grossen  Landesloge.   Zugleich  über-  j 
trog  ihm  .sein  Vater  kurz  nach  dem  Tode 
Friedrich  Wilhelms  IV.  die  Würde  als 
stellvertretender  Protektor  der  preusaiseben 
lieimaurerlogen  und  den  Vorsitz  hei  den 
Versammlungen  des  Berliner  Grossmeister- 
vereins.    Der  junge  Ordensmeister  war 
eifrig  bemüht,  steh  Klarheit  und  Wahrheit 
über  den  Ursprung  der  Lehrart  der  Grossen 
Lamletdoge  eu  verschaffen.    Das  war  nicht 
leicht.  Es  fehlte  vielfach  au  klarer,  siehe-' 
rer  Kenutnis.    Namentlich  bot  die  be- 
schichte des  Orden«  msnehe  Uberliefe- 
rungen,  die  dorn  Wohlunterrichteten  bei 
eruster  nüchterner  Prüfung  mehr  als  zwei- 
felhaft erscheinen  mussten.    Der  Kron- 
prinz Hess  deshalb,  zunächst  für  seine 
personliche  Belehrung,  die  in  den  Archiven 
der  Grossen  Landesloge  vorhaudnen  Do- 
kumente und  Akten  untersuchen.  Ab  sich 
ergab,  dass  diese  mit  Sicherheit  nicht 
weiter  zurückreichten,  als  bis  zur  Mitte 
de«  18.  Jahrhunderts,  wurde  eine  neue 
Abordnung  nach  Schweden  gesandt,  um 
mit  Bewilligung  des  Königs  von  Schweden 
darüber  sichere  Botschaft  zu  bringen,  ob 
noch  Ältere  probehaltige  Urkunden  und 
Beweismittel  vorhanden  seien.   Erst  nach- 
dem sich  der  Kronprinz  so  gründlich  über 
alles  Vorhandne  unterrichtet  hatte,  trat 
er  mit  seinen  Überzeugungen  und  Forde- 
rungen öffentlich  hervor.   Dies  geschah 
bei  Gelegenheit  der  Jubelfeier  der  Grossen 
Ijuidesloge  am  24.  Juni  1870.    Die  da- 
mals gehakne  Rede  wurde  von  den  drei 
altpreuasischen  Grosslogen  allen  zu  ihnen 
gehörenden  Logen  Öberaandt  und  ist  wört- 
lich  abgedruckt  FZ.  1871,  8.  2  [vgl. 
auch  Geschichte  der  Grossen  National- 
Mutterloge    Zu    den    drei  Weltkugeln 
(Brl.  1890).  8.  2ölj.    Sie  war  in  dem 
Munde  dieses  Ordensmeisters  mehr  als 
eine  Rede,  sie  war  eine  historische  That 
und   durchströmte   die   ganze  Freimau- 
rerei wie  ein  FrOhlingsbanch.  Wir  heben 
ans  dieser  Rede  die  Stelle  hervor,  die 
»ich  auf  die  freimaurerische  Geschichte 
bezieht.    «Wahrend  frühere  Zeiten  sich 
bei  der  Autorität  der  Überlieferung  be- 
ruhigten, sind  in  unsern  Tagen  die  For- 
schungen der  historischen  Kritik  zu  einer 
Macht  geworden,  der  auch  die  heiligsten 
Überlieferungen  sich  uicht  mehr  entziehen 
können.  Diese  Macht  stellt  auch  an  unsern 
Orden  Forderungen,  die  sich  auf  die  Lange 
bin  ungestraft  nir.ht  abweisen  lassen.  Mag  , 
immerhin  eine  Anzahl  von  Brüdern  noch 
heute  auf  Autorität  und  Überlieferung  i 
«iah  berufen  und  sieh  damit  begnügen. 
Ks  giebt  eine  Zahl  andrer  Brüder,  die, 
dem  Stande  der  gegenwartigen  Geschichts- 
forschung entsprechend,  über  alles  histo- 
risch Ülierlieferte  gründlichen   und  ge-  i 
nügeuden  Nachweb  verlangen.  Und  diese  t 


haben  in  unserin  Orden  nicht  weniger 
recht,  als  die  andern,    ich  nehme  nun 
keinen  Anstand,  hier  öffentlich  einzuge- 
stehen, was  uns  für  diese  uuabweisliche 
Forderung  der  Gegenwart  noch  mangelt. 
Ehrlichkeit  bt  nie  eine  Schmach,  ich 
spreche  es  deshalb  nn verhohlen  aus:  in 
dieser  Beziehung  ist  bei  uns  noch  nicht 
alles  so  sicher  und  klar,  dass  wir  jeden 
Zweifel   mit  ausreichenden  historischen 
Nachweisungen   niederschlagen  könnten. 
Es  ist  deshalb  seit  lauger  Zeit  mein  Be- 
streben darauf  gerichtet,  die  historischen 
Dokumente  redlich  uud  gründlich  unter- 
suchen und  pünktlich  ordnen  zulassen.« . . 
•Aber  trotzdem  sind  wir  mit  unsern  For- 
schungen noch  nicht  bis  zu  einem  völlig 
genügenden  Ziele  gelangt,  wie  et*  «ich  für 
einen  Orden  ziemt,  der  das  Symbol  des 
Lichts  so  hoch  stellt,  dass  bei  ihm  selbst 
alles  liebt  und  klar  sein  soll.  Daruui  vor- 
wärts in  diesen  Forschungen!«  .   .  »Ge- 
schichtliche Wahrheiten  könueu  nur  durch 
geschieh iliche  Forschungen  sichergestellt 
werden.    Darum  sind  solche  Studien  in 
unsrer  Zeit  eine  ernste  Pflicht  gegen  den 
Orden.«  .  .  .    •  Bestätigen  sie  die  Über- 
lieferung, so  werden  die  hemmenden  Zwei- 
fel schwinden;  zeigen  sie  manche«  als 
unhaltbar,  so  wird  die  Liebe  zur  Wahrheit 
uns  den  Mannesmut  geben,  das  Unhalt- 
bare tu  opfern;  aber  wir  werden  dann 
das  Sichere  mit  um  so  grösserer  Hinge- 
bung zur  Geltung  bringen.«    Dass  so  vor 
den  Vertrittern  verschiedner  Grosslogen 
die  Einheit  der  gesamten  Freimaurerei 
gegenüber  dein  Anspruch  des  alleinigen 
Besitzes  der  Wahrheit  mit  fester  Hand 
hochgehalten,  dafls  für  die  Geschichts- 
forschung voller  wissenschaftlicher  Emst, 
für  die  auerkannte  Wahrheit  unbedingte 
Geltung  gefordert  ward,  das  gab  der  Kode 
in  dem  Munde  des  Ordensmoisters  ein  so 
gewaltiges  Gewicht.   Die  Folge  war,  dass 
zum  ersten  Mal  die  Bahn  freier  Geschichts- 
forschung eröffnet  uud  betreten  wurde. 
Es  konnte  nicht  ausbleiben,   dass  die 
Geister  aufeinander   platzten    und  ver- 
schiedue  Meinungen  laut  wurden,  nament- 
lich zeigte  sich  das  konservative  Eleuieul 
in  der  Grossen  Landesloge  stark  \  ertreten, 
und  die   Forschungen    nahmen  keinen 
rechten  Fortgang.    Deswegen  legte  der 
Kronprinz,  damit  diese  nicht  durch  persön- 
liche Rücksichten  auf  ihn  beeinflußt  oder 
beeinträchtigt  würden  oder  sein  Name  dazu 
dienen  mochte,  Unhaltbares  nur  mit  seinem 
Schilde  zu  decken,  aeiu  Amt' ata  Ordens- 
meister ?.  Marz  1874  nieder  und  blieb  nur 
noch  stellvertretender  Protektor  der  alt- 
preußischen  Grosslogen.    Bei  seinen  25- 
jährigem  Maurerjubilluni  («V  Nov.  lH?b) 
wurde  auf  seinen  Wunsch  von  einer  be- 
sondern Foier  diesen  Gedenktage  abge- 
sehen, dagegen  eine  Stiftung  unter  dem 
Nainot)    Kronprinz    Friedrich  Wilhelm- 
Stiftung  zur  Unterstützung  von  bedürf- 


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200  Vr'w\'  — 

tigen  Freimaurern  oder  denn  Witwen 
und  W'iti.Hfn  in»  Ia-Wh  gerufen.  Ebcns'. 
wurde  zur  Feier  der  silbernen  Hoch/.cit 
dei»  Krunprinzenpaares  1883  von  d.  n  deut- 
schen I/Ogeu  eine  .Sammlung  vcrnnsultet, 
deren  erstes  Ergebnis  106800  M.  betrug. 
Sie  erhielt  den  Namen  Vikloriit- Stiftung 
(a.  d.)  und  dient  teilweise  zur  Unter- 
stützung von  Witwen  deutscher  Frei- 
maurer, teil*  eise  zum  Bau  eines  Schwes- 
ternhauses. Auch  wurde  aus  diesem  An- 
las« eine  Denkmünze  geschlagen.  'Vgl. 
HMW.  Nr.  281.]  1886  besucht",  der  Kron- 
prinz die  Loge  An  Erwins  Dom  in  Stras- 
burg i.  E.,  wo  er  in  einer  Rede  Gewissens- 
freiheit und  Duldung  als  den  Grundpfeiler 
der  Maurerei  bezeichnete.  Bald  darauf 
traten  die  Vorboten  jener  schrecklichen 
Krankheit  auf,  die  schon  nach  Jahresfrist 
zum  Tode  führten.  Als  die  preussischen 
GrosHlogen  ihm  zu  seinem  56.  Geburtstag 
(18  Okt.l887),deneriuBavenozubrachte,  be- 

SlückwÜnacbten,  antworte  er  ihnen,  nach- 
ein er  seinen  Dank  ausgesprochen  harte, 
unter  andern:  »Mit  dem  Danke  hierl'Or  ver- 
binde ich  den  Wunach.  dass  die  Maurerei 
ihre  wohlthuende  Wirksamkeit  iu  immer 
weitere  Kreise  tragen  möge  Für  mich  war 
Kie  mit  eine  Quelle,  das  mir  auferlegte 
Leid  in  Ergebenheitgegen  den  Willen  Gottes 
zu  tragen«.  Sein  letztes  Schreiben  an  die 
Grosslogen  war  vom  10.  April  1888.  Von 
ihm  sind  gedruckt:  ,  Ansprachen al* Ordens- 
meister, 1870—1874«.  Diese  in  eugerm 
Kreise  gehaltnen  Reden  sind  aber  nieht 
zugänglich.  Zum  Gedächtnis  de»  edlen 
Kaisers  wurden  allenthalben  Trauerlogen 
abgehalten  und  solche  vielfach  duich  den 
Druck  veröffentlicht.  Mehrere  Logen,  wie  die 
Berliner  und  die  Hamburger,  veranstalteten 
■solche  gemeinsam.  Mit  Kaiser  Friedrich 
III.  ist  neben  Kaiser  Wilhelm  I.  der  edel- 
ste Fürst  und  Freimaurer  dahin  gegangen, 
mit  ihm  hat  die  deutsche  Freimaurerei 
ihre  Einheitagcdanken  begraben,  für  den 
er  eine  feste  Stütze  gewesen  und  der  rechte 
Begründer  geworden  wäre,  wenn  er  länger 
hätte  leben  und  wirken  -können.  [Vgl. 
Geidel,  Kaiser  Friedrich  als  Freimaurer 
t2.  Aufl.,  Lpz.  1888).  FZ.  1888,  S.  113, 
230;  Otto  Hesse,  Kaiser  Friedrich,  ein 
Vorbild  für  deutsche  Freimaurer  (Lp*. 
IMV.  M.  Rothfels,  Kaiser  Wilhelm  I.  und 
Kaiser  Friedrich  (Lpz.  18881 ;  F.  Possart, 
Kronprinz  Friedrich  Wilhelm  als  Frei- 
maurer (ßrl.  1888).] 

10;  Joachim  Karl  Wilhelm  Fried- 
rich Leopold,  Prinz  von  P. ,  Sohn 
des  berühmten  Feldmarachalls  Prinz 
Friedrich  Karl,  geb.  14.  Nov.  1863  iu  Ber- 
liu,  wurde  zum  Freimaurer  aufgenommen 
13.  Febr.  1889  in  der  zur  Grossen  Laudes- 
loge gehörigen  Loge  Friedrieb  Wilhelm 
zur  Morgenröte  in  Berlin  iu  Gegenwart 
der  Vertreter  der  beiden  andern  altpreus- 
sisehen  Berliner  Grosslogen  und  nach 
einem  abgekürzten  Ritual  hintereinander 


j  durch  die  drei  Grade,  gelührt.  Nachdem 
I  er  16.  Dez.  lSi*3  in  die  Grosse  National- 
I  Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  und 
12  Jan.  1804  in  dir  Grosse  Loge  Royal 
York  eingeführt  und  zum  Ehrenmitglied 
ernannt  worden  war.  übernahm  er  2  Febr. 
j  18V4  das  Protektorat  über  die  die!  nlr 
j  preussischen  Grosslogen.    Seil   15.  De/.. 
1895  bekleidet  er  als  Orden^meister  das 
höchste  Amt  in  der  Grossen  L'inde>lo£c 
in  Berlin  und    trägt   das  Protektor»' 
Kreuz  {».  Protektor)    Sein  Bild  schmückt 
die  Denkmünze,  die  die  Loge  Zu  den  drei 
Kronen  iu  Königsberg  i.Pr.  l8'J6zur  150  jähr. 
Jubelfeier  der  Einführung  dor  Freimaure- 
rei das.  schlagen  liesa  {vgl.  HMW.  Nr. 
118). 

Prlec,  Henry,  »der  Vater  der  Frei 
maorerei  iu  Amerika«,  geh.  1697  in  Lon- 
don, gest  20  Mai  1780  iu  Townaend,  kam 
um  172:!  nach  Amerika  und  lies»  sich  in 
Boston  als  Schneider  nieder.  1733  wurde 
er  ausserdem  »Cornet  in  the  üovernor'B 
troup  of  Guards,  with  the  rgrk  of  Major«, 
/.u  irgend  einer  Zeit  scheint  er  auch 
Zahlmeister  in  Königin  Annas 
meut  gewesen  zu  sein.  Er  erhielt  1733 
durch  Lord  Montagu,  Großmeister  von 
England,  die  Würde  eines  Provinzial- 
grossmeisters  von  Neu -England  und  den 
dazu  gehörenden  Gebieten;  wahrscheinlich 
war  ej  vor  seiner  Obersiedlung  in  einer 
der  vier  alten  langen  London.*  aufgenom- 
men worden.  Am  30.  Juli  1733  rief  er  die 
Manrer  in  der  »Bnne.h  of  Grapes  Tavem« 
zusammen,  legte  ihnen  die  erbaltne 
Würde  vor  und  ernannte  die  übrigen 
Beamten.  Noch  an  demselben  Abend  Inf 
ein  Gesuch  von  Maurern  in  Boston,  die 
ohne  Zweifel  schon  zuvor  *on  the  Autho- 
rity  of  immemorial  right»  gearbeitet  hatten, 
um  einen  Freibrief  ein,  der  sofort  ge- 
währt wurde;  P.  selbst  gehörte  dieeer 
•ersten  Loge«  als  Mitglied  an.  Sciue 
Vollmacht  wurde  1735  auf  gauz  Nord- 
amerika ausgedehnt,'  so  dass  er  bald  darauf 
eine  Abordnung  nach  Charleaton,  Süd- 
carolina, verlieh.  Nach  Th.  Oxners  Tode 
(Grossmeister  1744-54)  führt«?  P.,  als  der 
älteste  gewesne  Großmeister,  einstweilen 
den  grossmeistcrlichen  Hammer  (26.  Juui 
1754  bis  I.  Okt.  1756);  ebenso  nach  Grid- 
leys  Ableben  Sept.  1767  bis  25.  Nov.  1768. 
j  Der  1738  in  Boston  gegründeten  »Masters' 
Lodgc«,  die  von  der  Grossen  I^oge  daa 
Recht  überkam,  Gesellen  und  Meister  zu 
machen,  stard  er  bis  1744  als  Meister  vom 
Stuhl  vor,  ebenso  1749.  {Vgl.  FZ.  1368, 
S.  339.    Triangel  1868,  S.  73.1 

Prichard,  Samuel,  war  Verfasser  der 
in  vielen  Auflagen,  zuerst  I^ondon  1730, 
erschienenen,    in    verschiedne  Sprachen 
übertragnen  Schrift:  »Masonry  Diesected« 
(Zergliederte  Maurerei;.   Es  war  die  erste 
j  ausführliche   Schrift   über   die  Formen 
I  der  Freimaurerei,  wie  sie  sich  seit  1722 
I  entwickelt  hatte,  und  erregte  besonders 


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Pri.stewits  -    IVin.itif,  Rite. 


dadurch  Aufsehen,  das«  der  Herausgeber 
auf  der  Kuckscite  des  TiteJhlstt«  eine  eid- 
liche, gerichtlich  beglaubigte  Erklärung 
Rhgab,  daas  <<cin  Buch  in  allen  Einzel- 
heitcn  zuverlässig  und  echt  sei.  Nn«h  An- 
zeigen der  Tagesblatt  er  erschien  die  erste 
Aukube  am  20  Okt.  1780,  die  beiden 
nächsten  am  21.  und  81.  Okt.,  die  vierte 
am  18.  Not.  Die  spatem  Ausgaben 
haben  ein  längeres  Vorwort  und  eine  An- 
zahl Fragen  mehr,  als  die  erste.  Das  Buch 
weist  die  drei  Jokaunisgrsdo  auf,  aber 
eine  8tetle  im  ljehrling«grad  bat  die  Er- 
innerung so  die  frühern  zwei  Grade  bn- 
wahrt,  indem  auf  die  Frage,  welche  sieben 
Maurer  eine  gerechte  und  vollkommene 
Loge  bilden,  die  Antwort  folgt:  »Ein 
Meister,  zwei  Aufseher,  zwei  Genossen 
und  zwei  Lehrlinge»;  hier  fehlt  der 
Meistergrad  noch.  Ein  H.  P.  erscheint 
am  25.  Snpt.  1728  al*  Besuchender 
in  einer  172«  gestifteten  I  «oge;  die* 
ist  wahrscheinlich  Jer  Herausgeber  des 
Buches  von  1730,  obwohl  es  sich  mit  Gt- 
wisaheit  nicht  sagen  läast  (vgl.  AQU  X, 
184).  Er  war  offenbar  gut  unterrichtet, 
aber  kein  Freund  der  neuen  Grosslogen- 
maurerei.  weil  sie  nach  seiner  Meinung 
den  Mitgliedern  ru  viel  Kosten  verursachte; 
der  Zweck  seiner  Veröffentlichung  war, 
wie  er  in  der  »Rechtfertigung«  am  Schlüsse 
der  Schrift  sagt,  loichtgSAubige  Personen 
vom  Eintritt  in  »eine  so  verderbliche  Ge- 
sellschaft« abzuhalten.  Im  Vorwort  giebt 
er  kurz  einige  Zöge  der  Zuuftsagc,  deo 
Turm  zu  Babel,  Euklid,  die  Ägypter, 
Hiram,  8alomoe  Tempel,  den  rätselhaften 
Mnuon  drecus  (vgl.  Ninua),  Kart  Martcll, 
Athelstone,  die  Versammlung  in  York. 
Der  Ausdruck  »Freie  und  Angenommene 
Maurerei*  sei  erst  in  den  letzten  Jahren 
mt -standen,  d.  h.  seit  Bestehen  der  Gross- 
loge: »konstituierte  Logen«  habe  man 
früher  nicht  gekannt,  sondern  erst  seit 
1691,  »als  Lords  und  Herzöge,  Advokaten 
und  Krämer  und  andre  niedrigere  Ge- 
schäftsleute, Pförtner  nicht  ausgenommen, 
zu  diesen  Geheirnuiteuu  oder  Nicfctgehcim- 
nissen  zugelassen  wurden« ,  die  erstem 
zu  hohen  Kosten .  die  letztem  für  *i  oder 
7  Schillinge,  wofür  sie  jenes  Ehreuab- 
zeicheu  'Uudge  of  iiononr)  erhalten,  wel- 
ches nach  ihrer  Ausdruckweise  Ȋlter  und 
ehrenvoller  ist,  als  der  Hosenbandorden«, 
da  die  Kegeln  der  Muurcrei  von  Adam 
her  durch  Überliefern fortgepflanzt  seiu 
sollen.  Die  folgenden  Ausgaben  erweitern 
das  Vorwort  durch  einige  Einschaltuugcu, 
namentlich  Bemerkungen  über  die  Gor» 
mogonen  (s.  d.).  die  noch  idter  a*in  wollen, 
als  Adam,  und  über  die  Gesellschaft  des 
Gross-Kaihebar*),  die  aus  einer  gewählten 


•)  Voa  4i«Mr  Om»U*c)w>(I  <•«  »oait  nicht»  h«k»nni 
•tot  siMr  171«  iu  I«m.l«B  entcfci.iuiim  .Od«  ao 


(ieuosscusebaft  von  Leuten  besteht,  deren 
Hauptge^prüch  Handel  und  Geschäft  be- 
trifft, auf  Grund  gegenseitiger  Freund- 
schaft, ohne  irgendwelchen  Zwang.  -  l>ie 
Kragxstucke  der  drei  Grade  sind  auch  iu 
iVcnulc  Sprachen  übersetzt.  Deutsch  nach 
der  fünften  Ausgabe  erschien  1736  »Die 
Zuufft  der  Freren  -  Maurer,  oder  idl- 
gemeiiM'  und  aufrichtige  Beschreibung 
aller  derselben  Gattungen  u.  s.  w.  Ans 
\  Licht  gegeben  durch  8.  I\,  vormahl i gern 
Glied  einer  Zunfft- Kammer-  (ohne  i  »rt). 
Diese  l'bersetzung  ist  aber  ganz  sicher 
nicht  unmittelbar  aus  dem  Englischen, 
sondern  au«  einer  französischen  Über- 
tragung hervorgegangen,  derselben,  die 
abgedruckt  ist  unter  dem  Titel  »La  Ile- 
cention  Myslcricuse  des  Meinbres  d"  la 
celchie  So'eiete*  des  Francs- Marlons 
(London  1  Es  muss  also  1736  oder 

frf'her  eine  französische  Ausgabe  erschienen 
sein,  die  vou  beiden  benutzt  wurde,  denn 
beide   hsbeu  statt    des   »Kaihebar«  die 
wunderbare  Lesart  »Sealhcbcr«  und  &»tm- 
men  auch  in  andern  seltsamen  Ausdrücken 
derartig  Obircin,  dass  nur  eine  geniein- 
schaftliche    slbere    französische  Vorlage 
möglich   ist.     Zwei   Beispiele  genügen. 
Gleich  die  erste  Antwort  lautet  nach  dem 
Englischen  richtig:  »Ausd^r  heiligen  Loge 
de«  heiligen  Johannes«;  dafür  liest  die 
französische  Ausgabe:    »Du  College  ou 
Society  de  saiot  Jean«,   die  deutsehe: 
»Vom  Collegio  oder  Zuufft  von  $t.  ,lo- 
haunis«.    Die  Frage  nach  der  Gestalt  der 
Loge  lautet  richtig:  »Von  welcher  Gestalt 
ist  die  Loge?«   Die  französische  Ausgabe 
hat:  »De  «pielle  forme  est  lu  chambre  du 
College?«  und  die  deutsche:  «Wie  ist  die 
Kotlegienkamtncr  gestaltet?«   In  der  deut- 
schen Ausgabe  des  Neuen  C.uistUutioiicn- 
Hucbs  (Frkf.  1741)  steht   eine  Fherset- 
zung  vou  P.s  Buch      '.»23 -»46}  wirklich 
nach  dem  englischen  Original,    in  den 
spätem  Auflagen  wiederholt  und  in  >er- 
sebiednen  Hammelschriften  nachgedruckt, 
j  —  Gegeudie  »Masonrv  Diwected«  erschien 
Ende  17:50  »A  Defcnce  of  Masonrv;  occa- 
t  sion'd  bv  a  Pamphlet,  call'd,  ilasonry 
Diasccteti*  (vgl.  unter  Cläre),  die  Anderson 
1738  wieder  mit  abdruckte  und  mit  einem 
|  Brief  des  Euklid  begleitete;  beide  Stücke 
|  sind  gleichfalls  iu  der  genannten  deut- 
schen Aufgabe  zu  fiuden 
Priestewitz,  s.  Groasenhain. 
Frlmitif,  RHe    1.  Rite  P.  ecossais, 
!  ein  aus  dem  sogenannten  Rite  de  per- 
;  fectioii     ht-rvorgogangries    .System  vou 
!  33    Graden    [vgl    ihre    N«m«n    in  der 
,  vor.  Aull,  dieses    Handbuchs  II,  623|, 
das  I81S  eiu  Advokat  aus  Nivellea,  Mar- 


darilber.  1  ..romli  war  d<rr  .Graud  Kuaibar"  «in« 
I   Varclniirattfr ,  iu  d«r  hart* Im«  «ro-i  i*raut(lcM  <>•• 

••Ulf  Kail  trptlgt  vrurd«-:  dl«  MittfHVdei   »«nUii  tu 
,   dar  M«  „KU»ih«rilanb  uenitntit.    Sie  »t  ab^dru.  t 
j  Im  I.  Bande  d«r  Masoaio  Bejnnu  'MargaW  l8v 


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Prirw-Hall-Grosslog«  —  Profan. 


chut,  in  Naraur  gründete  und  du  «ich 
auch  über  Belgien  hinaus  nicht  vorbreitete, 
«einen  feit 7  aber  in  der  Loge  Bonne  amiüö 
in  Namur  hatte.  Ober  dein  splteree  Fort- 
bestehen  ist  nichts  bekannt.  Seine  zu 
Anfang  1819  versandten  Uinlaufachreiben 
u.  a.  w.  sind  in  den  Annale»  des  Pays- 
Ita*.  III,  487  abgedruckt,  ebenda«,  auch 
S.  503  ein  Verzeichnis  der  Mitglieder.  Die 
Leitung  des  Garnen  ging  von  dem  ein- 
zigen, für  das  ganze  Königreich  einge- 
setzten Cbapitre  de  Pintlricur  du  temple 
suh,  das  seinen  Sitz  zu  Kamur  Latte  und 
au»  deu  Mitgliedern  des  80.— 83.  Grade* 
beetand.  ritoll  vertretender  Grossmeister 
leinen  wirklichen  gab  es  mein  war  der 
ftrossinarschul)  am  Hofe  des  Königs  der 
Nierlerlande,  Ch.  Alex.  Regis  Nicolas 
Priuce  de  Gavre;  al»  (\immandeur  d'Aut. 
zeichnete  der  genannte  Advokat  P.  C.  Mar- 
chs*. Die  M  itglieder  waren  meist  BeamU  und 
Offuiere.  Nach  der  in  dienen  lTmlaufschret- 
ben  mitgeteilten  Geschichte  soll  dieses 
schott  ische  System  von  einem  schottischen 
Kdelmann.  J.  Cunninghaui,  der  dumals  in 
Kamm  in  Gurnisnn  war,  1770  eingeführt 
und  einige  Jahre  später  von  den»  »Archi« 
camp  royal«  von  Schottland  das  Grund 
ChSpitre  de  Pintenenr  du  tcmple  zn  Namur 
gegründet  worden  sein.  1777  habe  die 
I*oge  Lu  bonne  «mituS  sich  unter  die 
Groasloge  der  österreichschen  Niederlande 
•reHtellt,  nach  dem  Wiederaufleben  der 
Maurerei  daselhft  aber  flic'i  1808  von  dem 
Grossorient  von  Frankreich  als  8ouveraiu 
Cbapitre  de  Kusecroix  anerkennen  lassen, 
wahrend  dieser  ganzen  Zeit  aber  das.  Sy- 
stem im  stillen  gepflegt,  mit  dem  sie  erst 
5.  Jan.  1818  an  die  Öffentlichkeit  getreten 
■ei.  II.  Ititc  P  ,  auch  Rite  de  Kar- 
bonne, s.  Nar bonne. 

Priuce  llaH-tJroMslsge,  s.  Farbige. 

PrlaclpAls  Die  Beamten  des  Royal 
Areb-Kapitels,  die  in  Amerika  Hoher 
Priester,  König  und  Schreiber  genauut 
werden,  führen  in  den  englischen  Kapiteln 
die  Bezeichnung  des  ersten,  xweitcu  und 
dritten  Prinzipals.  —  P.  sojourner  ist  im 
Uoyal  Arch-Grad  ein  dem  ersten  Schatnier 
(s.  d.)  oder  senior  deacon  s.  Diakonen; 
ähnliches  Amt,  dessen  Kamen  (wörtlich: 
erster  Fremder  uder  Reisender)  von  dem 
Aufenthalt  der  Israeliten  iu  Babylon  ab- 
geleitet wird. 

Prlnlneu,  Friedrich  Wilhelm  Freih. 
v.,  geb.  1718  in  Karow  bei  Genthin,  gest. 
25.  Sept.  1778  das.,  wurde  Offizier  und  von 
Friedrich  dem  Grossen  zum  Gebeimen 
Kriegsrat  ernannt.  In  den  Freimauretbund 
trat  P.  18.  Min  1748  bei  de«  Uge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  ein  und 
war  1750  und  1751,  und  1757  bis  4.  Mai 
1761  Meister  vom  Stuhl  dieser  MuUorioge, 
am  4.  Mai  leitete  er  noeh  die  Vereinigung 
der  Logen  in  Berlin  ein  und  wurde 
20.  Mal  zum  Grossmeister  des  eben  ge- 
bildeten Tribunals  erwählt,  das  «ich  lf  ,8 


1  wieder  auflöste.    1758  hatte  er  mit  Ler- 
•  nais  (s.  d.)  ein  Grosskapitel  der  französi- 
|  sehen  Hochgrade  gestiftet,  deren  Ober- 
'  meister  er  war.    Ob  er  1787  der  strikten 
Observanz  zugetreten  ist  ist  nicht  bekannt. 
[Vgl.  Geschichte  der  Grossen  Natiooal- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  Örl 
1890).  8.  438.] 

Piiaa  (Prinee),  der  Name  mehrerer  Hoch- 
grade, namentlich  den  sogenannten  schot- 
tischen Ritas  d.). 

Prtaa  E4w*rd Insel  (Insel  und  Provinz 
der  brit-nordamerikauischen  Kolouie  Ka- 
nada). Die  ersten  Logen  wurden  hier 
als  Militarlogcn  1781  und  1797  von  Neu- 
schottland aus  gegründet.  Die  Loge  von 
1797  wurde  standig  und  1828  in  die  Ma- 
trikel der  Grossloge  vno  England  einge- 
tragen. Diese  Grosslog >  gründete  hier 
noch  sechs  und  die  von  Schottland  eine 
Loge  1858,  die  zusammen  am  24.  Febr.  und 
23.  Juni  lo75  in  Oharlottetown  eine  un- 
abhängige Grossloge  errichteten,  die  jetzt 
7  wülf  Logen  mit  520  Mitgliedern  auf» eist. 

Prior.  Der  nächste  nach  dem  llecr- 
mointer  (im  v.  Hundschen  Tempelherren- 
■ystem)  war  der  Prior,  der,  solange  die 
Kleriker  mit  dem  Orden  verbunden  waren. 
Prior  equitum  hiees,  zum  Unterschied 
vom  Prior  dericorum, 

Prltzwalk  [St.  in  der  preuss.  Provins 
Brandenburg,  8816  E.).  Hier  bestund  früher 
eine  von  der  Grossen  Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  10.  Juni  1760  gegründete 
Loge  Zum  Thal  Josaphat,  die  aber 
schon  lange  geschlossen  nt. 

Proben,  s.  Prüfungen. 

Proeurator  generalis,  eiue  Würde  im 
Provinzialkapitel  des  v.  Hundschen  Tum- 
pelherrcnsystems.  Er  hatte  die  Aufsicht 
über  die  i'rovinzialkasse  und  erhielt  drei- 
monatlich Berichte  über  die  untergebnen 
Kaisen  bis  rn  deu  Logen  herunter,  nahm 
die  Einkünfte  des  Provinzialkapitols  in 
Empfang  und  lieferte  sie  dem  Thesau  ra- 
rius  generalis  ab,  prüfte  etwaige  Vor- 
schlage über  Unternehmungen  und  Speku- 
lationen und  wachte  über  die  Polizei  im 
Innern. 

Profan  (vom  Lateinischen  profauus,  s. 
v.  a.  uro  tan o,  wörtlich :  vor  dem  Teni } *  1 , 
nus*erhalh  desselben,  nicht  eingeweiht, 
dabo*  weiter  gleichbedeutend  mit  unheilig), 
ein  klerikaler  Ausdruck,  der  in  den  altern 
Ritualen  nur  von  solchen  Gesprächen  a.s.  w., 
die  in  der  Loge  alt  ungeziemend  verboten 
waren,  spater  erat  auch  von  Personen  in 
dem  Sinne  gebraucht  wird,  dass  darunter 
Nicht m  aurer  verstanden  werden  Die  letz- 
tere Bezeichnung  ist,  als  Mittsdcutungen 
und  Anstoss  erregend,  in  der  neuem  Zeit 
vielfach  verworfen  worden,  nachdom  schon 
1859  Prof.  Dr.  Heidemann  in  Berlin  und 

Stcr  der  Verein  deutscher  Freimaurer 
iieutsprechend   mit   einem  Vorschlag 
hervorgetreten  waren.   [Vgl.  L.  1884,  S.  7; 
!  A.  III,  8.  106;  Br.  L.  1888/4,  8.  60]  Bh. 


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Prupseands  Protestantismus. 


203 


187b.  8.  403  412;  1879,  5.  21  wird  eine  I 
Lanze  für  fernem  Gebrauch  du  Wortes  f 
gebrochen. 

Propaganda  für  den  Bund  »oll  an  sich 
nicht  getrieben  werden.  Der  Bin  tritt  hat 
freiwillig,  aus  innen»  Drang  au  geschehen. 
Es  ist  das  ein  alter,  bewährter  Grundsatz, 
an  dem  im  allgemeinen  festzuhalten  ist. 
Gleichwohl  hat  man  in  neuerer  Zeit 
wiederholt  Versuche  gemacht,  für  grossere 
Verbreitung  dea  Bundes,  namentlich  für 
Heranziehung  intelligenter  Kräfte  su  sor- 
gen, and  zwar  durch  Zulassung  von  Nicht- 
maurern  zu  freimaurerischen  Veraammlun- 
gen. Das  geschah  in  den  Niederlanden 
[L.  1897,  8.  III,  209;  1898,  8.  71],  und  in 
Ungarn  ist  ein  besonderer  Erlass  darüber 
von  der  Symbolischen  Grossloge  1898  er- 
gangen [0.  1898,8.5].  Auch  in  Deutsch- 
land hat  man  in  einzelnen  Logen  zu 
Weihnaehtsbescherungen  und  Konfirman- 
denbekleidungen, SchwesterufcHten  und 
Ahenduuterhaltungen  Nichtmaurcr  zuge- 
lassen, um  ihnen  einen  Einblick  in  frei- 
msurerische  Verhältnisse  zu  gewähren.  Die 
Erfolge  hatten  den  Erwartungen  nicht  ent- 
sprochen, und  die  Versuche  sind  vielfach 
wieder  aufgegeben  worden.  Man  hat  den 
alten  Grundsatz  für  richtig  erkannt.  [Vgl. 
Mittheilungen  aus  dem  Verein  deutscher 
Freimaurer  1898/99,  8.  56.J 

Propooent,  s.  Bürge. 

Proportion,  s.  Vorschlag. 

Prelekter.  Wie  in  Deutsehland  Gesell- 
schaften  und  Vereine  ihr  Bestehen  und 
Gedeihen  dadurch  zu  fordern  suchen,  dass 
sie  FQrsten  und  Fürstinnen  an  ihre  Spitze  | 
stellen,  damit  sie  unter  deren  Schutz  ruhig 
walten  können,  so  war  es  von  frühster 
Zeit  in  Großbritannien  Sitte  der  Zünfte, 
hohe  Adlige  und  Fürsten  zu  ihren  Be- 
schützern xu  wählen.  Dieser  Sitte  folgten 
auch  die  Werkmaurer  und  Steinmetzen, 
indem  sie  Fürsten  oder  Mitglieder  fürst- 
licher Familien  zu  Protektoren  und  Patronen 
erwählten.  In  Deutschland  übernahm  Fried- 
rich der  Grosse  (s.  d.)  das  Protektorat  über 
die  Logen  in  seinen  Staaten,  was  von  be- 
sonderer Wichtigkeit  war.  da  zwei  päpst- 
liche Bullen  den  Bann  über  die  Freimau- 
rerei ausgesprochen  hatten.  Friedrich 
Wilhelm  III.  (*.  d.)  erteilte  dea  preussi- 
sehen  Logen  20.  Okt.  1798  eine  öffent- 
liche Staateurkunde  oder  Protektorium, 
worin  die  Bedingungen  enthalten  sind, 
unter  denen  er  den  Logen  seiner  Staaten 
Schutz  angedeihen  lassen  wolle.  We- 
nige Wochen  vor  seinem  Tode,  22.  Mai 
1840,  gestattete  er  den  Beitritt  seines 
zweiten  Sohns,  des  Prinzen  Wilhelm  (s.  d.). 
nachmaligen  Königs  von  Preussen  und 
Deutschen  Kaisers,  der  das  Protektorat 
sämtlicher  I*»gen  tn  Preussen  übernahm. 
Nach  Aufnahme  de*  Kronprinzen  Friedrich 
Wilhelm  von  Preussen  (s.  d.)  wurde  dieser 
stellvertretender  P,  und  nach  dem  Tode 
beider  ist  jetzt  Prinz  Friedrieb  Leopold 


von  Preussen  (s.  d.)  Protektor  der  drei  alt- 
preuesischvn  Grosslogen.  Auch  in  andern 
Landern,  I lessen- Darmstadt.  Mecklenburg, 
Coburg-Gut  ha,  Keuss  j.L.,  Dänemark  u.s.w. 
waren  und  sind  P.  Ebenso  ist  der  Prinz 
von  Wales  (s.  d.)  P.  der  Grosslogen  von 
Schottland  und  Irlaud  und  australischer 
GruHslogeo  neben  seiner  grosauieister- 
lichen  Würde  in  England.  Da*  freimau- 
rerit-che  Abzeichen  des  P.'s  der  drei  r.lt- 
prettssischen  Grosslogen  besteht  seit  lh94 
in  einem  Kreuz  in  roter  Emaille  und  in 
Form  des  Kreuzes  des  JohanniU-rordens, 
jedoch  statt  des  Adlers  in  den  Ecke:;  das 
Hexagramm  mit  dem  Auge  Gotter,  und 
wird  am  roten  Bande  um  den  Hals  auch 
ausserhalb  der  Logt  getragen.  Eine  Ab- 
bildung befindet  sich  BZC.  1894,  S.  217. 
[Vgl.  über  fürstliehe  Protektorate  Bh  1*69, 
8.  145;  1890.  8.  851. ] 

Protestant  assoclatlen,  der  Name 
einer  geheimen  Gesellschaft,  die  in  Nord- 
amerika, als  eine  Abart  des  Freimaurer- 
bundes, wie  die  Gdd  fellows  (s.  d.)  und 
andre,  liesteht  Sie  hat  jedoch  nur  in 
äussern  Formen  Ähnlichkeit  mit  ihm 
und  beansprucht  auch  selbst  nicht,  mit 
der  Freimaurerei  zusammenzuhängen.  Ge- 
gründet ist  sie  in  Pittsburg  (Peniisylvaoicn) 
1849;  sie  verbreitete  sich  bald  weiter  und 
bildete  1851  in  New  York  eine  Gross- 
loge. Ihr  auagesprochner  Zweck  ist  Unter- 
stützung in  Krankheit**-  und  andern  Not- 
fällen; der  Beitritt  ist  aber  sireng  auf 
Protestanten  beschrankt.  Von  politischen 
Zwecken  ist  die  P.  a.  nicht  ganz  frei  ge- 
blieben, wie  sie  auch  in  feindlichem  Gegen- 
satz zu  den  Kümisch -Katholischen  steht. 
|VKl.  Bh.  1861,  8.  65;  L.  lf-97,  8.  160.| 

Protestant isui us.  Die  ou  endenden  An- 
griffe der  ultramoulanen  Partei  der  katho- 
lischen Kirche  gegen  die  Freimaurerei 
richten  sich  im  Grunde  genommen  mir 

f;egen  den  P.,  als  dessen  Frucht,  nameut- 
ich  der  Reformation,  man  den  Freimaurer- 
bund  ansieht.  Diesen  schlägt  man,  und 
den  P.  meint  man.  [Vgl.  L.  1899,  8.  1K| 
Diesen  Zusammenhang  weist  allerdings 
auch  die  Geschichte  der  Freimaurerei 
nach.  In  einem  protestantischen  Lande  wurde 
sie  geboren,  und  die  meisten  Logen  finden 
sich  in  protestantischen  Ländern.  Protestan- 
tischer Geist  zeigt  sich  in  der  Freimaurerei 
nicht  nur  bei  protestantischen,  sondern  auch 
bei  andern  \öikern.  Er  durchdringt  das 
Kulturleben  aller  Staaten.  Die  Bibel  ist 
die  einzige  Erkenntnisquellc  der  Protes- 
tanten iu  religiösen  Dingen,  sie  liegt  auch 
auf  in  den  frounaurerischen  Tempeln.  Dass 
auch  von  protestantischen  Geistlichen  der 
Freimaurerhund  angefeiLoet  wird,  liegt 
nur  in  deren  teilweise  orthodoxen  Rich- 
tung, die  sich  der  des  katholischen  Klerus 
nfihert,  wahrend  der  von  echt  christliehem 
Liebesgeist  und  allem  (unchr ist)  ichen) Fana- 
tismus sich  fernhaltende  Teil  der  protes- 
tantischen Kirche  »ich  durchaus  freundlich 


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201 


Protokoll  —  rri»viiiy»Hlßroi«*uici«tfr. 


zur  Freimaurerei  atellt.  [Vgl.  FZ.  1806,  S. 
410.] 

Protokoll  (engl,  min ute«,  franz.  proces- 
vrhap.  Die  Fuhrung  eine»  P.'s  über  da* 
in  der  Logen  Versammlung  Vorgegangene  iet 
schon  iu  dem  Konstitutiouenbuch  (s.d.)  von 
1 723  von  der  Oroaaea  Loge  in  London  an- 
geordnet und  allenthalbeu  üblich,  die  liegt 
dem  Schriftführer  ob.  Die  Verlesung 
pflegt  um  Sehl ua«  der  Versammlung,  bis- 
weilen auch  bei  Eröffnung  der  nächsten 
zu  erfolgen.  Die  P.  werden  in  einem  be- 
Aondcrn  Buch  aufbewahrt  und  die«  für 
die  einzelnen  Grade  besonder»  geführt. 
Näheres  über  1*. -Führung  s.  in  Fischer, 
Entwurf  zu  einem  Handbuch  für  die 
Amtstätigkeit  der  Logenmeister  (Lpz. 
1891),  6.  68. 

Prouuhou,  Pierre  Jos.,  französischer 
Sozialist,  geb.  15.  Juli  180«  in  Besaueon, 
gest.  ly.lnn.  1863  in  Passy,  von  dem  da»  Wort 

•  Eigentum  ist  Diebstahl«  (1840)  stammt, 
wurde  8.  Jau.  1847  in  Bewuicon  Freimaurer. 

•  V.r  veranchte  auf  eigentümliche.,  nicht  un- 
interessante Weise  da»  Gesetz,  der  Gerech- 
tigkeit ali*  die  Haupt-  und  Grundidee  d-s 
Freimaurcrbunds  hinzustellen.  Sein  Werk, 

•  Die  Gerechtigkeit  in  d"r  Revolution  und 
in  der  Kirche«  erschien  in  deutscher  Über- 
setzung von  Pfau  (Hmbg.  1866..  !  Vgl.  Bh. 
1660,  S.  f>4,  358,  391;  FZ.  18R.S,  S.  6T>:  L. 
XXI,  26;  Triangel  1861,  S.  28;  Taute, 
Msureri*ehe  Bücherkunde  (Lp«.  18o>*\  zu 
Nr.  1740.] 

Prot  laxlalg  rossloge ,     Protlnzlaüogf . 

Bine  P.  ist  die  von  dem  Sit«  einer 
Grossen  I*ogc  entfernte,  ihr  unterge- 
ordnete Grosse  Log«',  die,  mit  der  Macht- 
vollkommenheit der  erstem,  die  un- 
mittelbare oberste  Behörde  der  einzelnen 
zu  ihrer  Gerichtsbarkeit  g«  hörenden  Lo- 
gen ausmacht.  Nachdem  die  englische 
Grossloge  Veranlassung  genommen,  Pro- 
\inaialgroa.Hineinter  an  ernennen  und  es 
diesen  geluugeu  war,  I^igcn  ins  Leben  zu 
rufen,  folgte  von  selbst,  da?«  für  solche 
abgesonderte  Teile  des  Bundes  eine  ge- 
setzliche Ordnunggeschaffen«  erden  musste. 
Die  Vorschriften,  welche  die  englische 
Grossloge  dafür  entwarf  und  in  deu  Aus- 
gaben des  Koitatitutionenbuchs  (s.  d.)  von 
I7.*>ü,  1767  und  1784  veröffentlichte,  haben  in 
den  neuem  Auflagen  bedeutende  Abän- 
derungen erlitten.  Neuerdings  hat  man  in 
der  englischen  Grossloge  die  Bezeichnung 
P  auf  diese  Zwischenbehörden  in  England 
selbst  beschränkt,  während  man  in  den 
Kolonien  und  im  Ausland*  von  Distrikt*- 
tfro*«logcn(a.d.^pricht.  DieenglischenP.in 
Deutschland  (Hamburg,  Frankfurt  a.  M., 
Hannover)  haben  stete  eine  audn  Stellung 
eingenommen,  als  die  eigentli.  heu  eng- 
lischen der  Provinzen.  Sie  sind  einge- 
gangen. —  Dasselbe  ist  der  Fall  mit  der 
F.,  die  unter  der  GrossJoge  von  Hamburg  (in 
Rostock)  bestanden  hat.  —  Die  Grosse  l<ogc 
Royal  York  iu  Berlin  hat  nur  eine  P.  für 


I  die  Provinz  Schlesien  iu  Breslau  (*.  d.\ 

■  ebenso  besitzt  die  Oroasloge  Zur  Sonne  in 
Bayreuth  nur  cineP.  von  Norweger ,  »Polar 
stjernen«,  in  Christi:nii:.  ^s  d.  ;.  -  DtcGro*«e 

!  Landesloge  in  Berlin  hat  deren  drei,  für 
Schlesien  in  Breslau  (s.d.),  fflr  Nied«  rsaehseu 
in  Hamburg  (*.  d.)  und  für  Mecklenburg  in 
Rostock  (s.  d.).  Sic  sind  niuurcrische  Behör- 
den, die  in  ihren  Sprengcln  zwischen  den 
dort  bestehenden  Andreas-  und  Johannis- 
tagen einerseits  und  der  G rossen  Landes- 
loge  andrerseits  eine  Zwischenbehörde 
bilden  und  daher  für  die  Logen  ihre«  Be- 
zirks die  nächsten  aufsichtführenden  Be- 

'  hörden  sind.  Sie  sind  ebenso  ?.i>':ininieii- 
gesetzt,  wie  die  Grosse  l.ande»loge  selbst. 
An  der  Spitze  steht  der  Provin/ialgross- 
meiater  mit  den  Provinz  in  Ig  rossbeamteii. 
Die  Mitglieder  der  P.  zerfallen  in  zwei 
Abteiiongen.  für  die  Angelegenheiten  der 
Andrea«-  und  die  der  JohauiiisloL'eu.  Jede 
P.  hat  bei  der  Grossen  lj»ndeslog>  :hren 

|  Vertreter;  desgleichen  haben  eiie  zum 
Sprengel  gehörigen  Andren*  und  Johannis- 

J  logeu  ihre  Vertreter  bei  der  )'  Sie  kom- 
men in  s'gcn.  Quartalversamudungen  zu- 
sammen. 

ProviazIalgroMttwelater.  Der  Titel  und 
die  Würde  eines  P.  kommt  zuerst  1726  bei 
der  Oheaterloge  in  England  vor  i  vgl.  oben  I, 
S.  2o^\  Die  ersten  Bestellungen  solcher 
waren  eigentlich  nichts  mehr  als  ein  Titel; 
man  über)  ess  es  dem  also  Bestellten,  durch 
Gründung  von  Logen,  zu  der  er  damit  be- 
rechtigt sein  sollte,  dem  Titel  praktische 
Geltung  zu  verschaffen.  Die  Maurerei  als 
eins  gedacht  unter  eiuer  einzigen  Gross» 
Ingo,  musste  unumgänglich  dazu  führen, 

j  Stellvertreter  des  Grossmeisters  für  ent- 
legne Provinzen  und  fremde  überseeische 

|  Lander  zu  ernennen,  und  der  Name  P. 

'  war  dann  ah  geeignet  zu  betrachten.  Seine 
Befugnisse  konnten  aber,  sollte  die  mau- 
rerische Gleichheit,  die  Selbstbestimmung 
der  Logen  erhalten  bleiben,  nur  beschränkt 
sein,  etwa  auf  den  Vorsitz  in  den  viertel- 
jährlichen Veraammlungen  der  Vertreter 
der  Logen,  das  Ausschlaggehen  bei  zweifel- 
haften Besch  hissen  u.  a.  w.,  und  die  Er- 
nennung konnte  uud  durfte  nicht  willkür- 
lich von  der  englischen  Groasloge  oder 
gar  nur  von  ihrem  Grossme ister  ausgehen, 
sondern  musste,  wie  in  England  anfänglich 
selbst,  vom  Logenverband  geschehen, 
etwa  in  der  Art,  daas  mun  einen  so  Ge- 
wählten der  Grossloge  zur  Bestätigung 
vorschlug,  da  die  G  rossloge  oder  der  timss- 
meister  gewisa  nur  sehr  selten  in  der  Lage 
waren,  die  passende  Persönlichkeit  heraus- 
zufinden, abgesehen  davon,  dass  man  l^ogen 
in  überseeischen  Ländern  am  bebten  ihrer 
eignen  Hegieruug  Oberhees  und  sie  nur 
für  genaue  Aufrechthaltung  der  'Alten 
Pflichten  verantwortlich  machte.  Beson- 
dere Bestimmungen  finden  sich  zuerst  im 
Konstitutionenbuch  (a.  d )  von  1756.  Hie 
wurden  im  taufe  der  Zeit,  als  sich  das 


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PruviimalkapiteJ  —  Puhlmsnn. 


205 


Amt  «1er  P.  ausdehnte,  weiter  ausgebildet. 
J)eahalh  enthalt  das  Konstituti'»nenbueh 
von  I8.V1  veränderte  Vorschriften.  Neuer- 
dings hat  man  in  England  far  die  Kolo- 
nteu  und  da*  Ausland  den  Titel  DiHtrikts- 
grossmeister  eingeführt  und  den  Titel  P. 
auf  die  Provinzen  im  Mutterlandc  l»e- 
s»bränkt.  —  Ganz  ähnliche  Vorschriften 
für  dieses  Amt  wie  «lie  oben  angeführten 
hat  auch  «lie  Grotwloge  von  Schottland 
erlassen;  auch  die  Grossloge  von  Irland 
und  der  Qronsonten  der  Niederlande  kennt 
dieselbe  Einrichtung.  In  l)eut«chlaud  sind 
nur  die  Grosse  f^og«  von  Hund>urg,  die  es 
Grosse  l«indeslojre  in  Berlin,  die  Grosse 
I«oge  Koyal  York  und  »Iii»  Grossloge  Zur 
Sonne,  die  eine  1'.  schaft  angenommen 
hahen.  In  der  erstem  i»t  es  wieder  ge- 
fallen. Bei  der  Groden  l>andesloge  muss 
dem  P.,  wenn  er  eine  L»ge  meines»  Spr«  ngel* 
besucht,  der  Hummer  vom  Logenmeister 
augeboten  werden,  und  er  erhält,  giebt  er 
ihn  r.u rück,  den  Ehrenplatz  <ur  Rechten 
des  Logenmcistcrs. 

Proriiixislkapitel  kommen  in  l>eut<ch- 
taud  nur  hei  der  Grossen  Landcsloge  in 
Berlin  vor.  Sie  haben  die  Aufgabe,  die  den 
vier  höchsten  Ordensstufen  vorbehaltnc  Or- 
dcnalehre  in  genetzmäseiger  Art  und  Form 
an  die  Mitglieder  der  L;»gen  ihren  iW.irks 
zu  übermitteln,  sind  aber  kerne  Aufsicht  9- 
behörden  über  die  Logen  ihres  Sprengel*. 
Jedes  P.  hat  bei  der  Höchsten  Ordens- 
abteilung  einen  Vertreter.  (S.  oben  I,  S.  94.) 

Proii  axial  luge,  s  Proviuzialgro«»lo«e. 

Provisor  Domoriim,  eine  Würde  im 
Grosekapitei  des  v.  ffundschen  Tcmpel- 
herren^yatetDb,  die  immer  mit  der  des  V  i-i- 
tstor  generalis  verbunden  war.  Nitch  der 
Matricula  generalis  ordinis  war  diese  Stelle 
immer  mit  der  Heeraieister-itcllc  der  sie 
beuten  Pro v in*  verbunden.  Im  Proviuzial- 
kapitel  beklenlete  diese  Stelle  Schubart 
(*.  d.),  1772  wurde  Graf  Aloysius  Brühl  (s.d.) 
dazu  ernannt  und  1775  Schwarz  \*.  d.)  zum 
Vicarius  Visitator  Generali»  et  P.  I) ,  eine 
Stelle,  die  er  nachher  selbständig  erhielt. 

Prnyart.  Silvain  Bonaventura,  Ab- 
be, Geschieht*«  -hreiher,  Litterat  und  Fil- 
ter direkt  or  aui  f'ollege  Louis  le  Grand 
"U\.  j:oij  um  1743  in  Artois.  ge*r  22.  Marz 
•8«^  iu  Afra-.,  war  einer  der  heftigsten 
Geguer  der  Freimaurer  und  eifrigster  An- 
hänger der  Bourbmien.  Seine  beiden  Seil  rit- 
ten: l.onia  XVI.  (London  1800  uud  Pari« 
1803'.  -Mo  verschiedne  Auflagen  erlebt  ha- 
ben vgl.  La  France  litteraire,  VII,  360, 
36lj  und  die  er  sogar  umarbeiten  niusstc, 
um  die  Erlaubnis  zur  KOckkchr  nach 
Frankreich  zu  erlangen,  die  ihm  aber  Bi- 
c«*tre  »•iulrugen,  sind  angefüllt  mit  den 
grübaten  Ausfallen  auf  Philosophen,  lllu- 
nituaten  und  Freimaurer. 

Prozessionen,  s.  Aufzüge. 

Prüfungen,  Proben  (F.preu\(  i  t>ei  der 
Aufnahme  iu  dee  Freimanrerbuii'1  I  J"  <  •  - 
bei  den  Mvstenen   der  Altei.      '  r«-n    r  'n 


j  der  Einweihung  gewisse  Prüfungen  ver- 
j  bunden,  ebenso  finden  «ich  dergleiehen 
j  unter  den  Zuuftgebrauchen  de»  denueheo 
Mittelalter»  ib.  tnshe*.  Fnllou,  Materien  der 
j  Freimaurerei,  S.  60).    Es  waten  dies  zum 
Teil  seltsame,  oft  mitkörperlichcm  Seh  mens 
,  und   Gefahr   verbuudne  Feierlichkeiten, 
'  durch  die  man  teil»  den  Mut  uud  Eifer 
,  des  Ai  fzunvhuiendcu  und  die  Fettigkeit 
seines  i-aitschlusse*  prüfen,  teils  den  l'n 
'  taugliehen   zurückschrecken   wollte.  Sie 
|  gingen  \ou  der  Zunftmaurerei  in  die  Frei- 
maurerei über,  wo  «ie  jedoch  einen  ver- 
|  edelten  Charakter  annahmen  uml  sowohl 
j  den  Zweck  haben,  die  moralische  Kraft 
I  des  Aufzunehmenden  zu  prüfeu,  als  auch 
!  durch  ihre  symbolische  Bedeutung  winen 
tiefem  Eiudruek  zurück/ Juasen.  Daher 
die    rnterscheidung    r.  Tischen  epreuvss 
moralee  et  physiques  bei  den  Franzosen, 
wo  die  letztern  jedoch  noch  immer  nein 
in  den  Vordergiund  treten.    Man  nennt 
sie  ,»uch  Element  arprubeu,  weil  sie 
mit  den  Elementen  Feuer,  Wasser,  Krde 
zusammenhängen.  —  M.  Sehr  richtig  hat 
man  in  neuerer  Z-  it  dn*  Wichtigkeit  einer 
genauen  Prüfung  des  Leben**  andtls  und 
t  Charakters  eines  Suehenden  erkanui,  die 
!  vor  der  Zulassung  zur  Aufnahme  vor/u 

•  nehmen  ist  und  wofür  in  mehreren  deut- 
schen Logen   besondere  P.-.V  tiaach  üssc 

j  bestehen.  In  der  Grossen  Landcsloge  zu 
Berlin  müssen  die  Narrwn  der  mit  der  P. 

j  beauftragten  Mitglieder  verschwiegen  ge- 
halten werden  (S.  Aufnahme.) 
Prüfiii.gsanssebnsh,  3.  Prüfuugen  II 
Prüm  (St.  in  der  preuss.  Uheiuprov., 
2742  E  1  Hier  bestand,  als  uie  Stadt  noch 
i'ranz.'Hisch  war,  die  Loge  Le  triomphe 
de  Napoleon  unterm  Grossorient  von 
Frankreich,  gest.  10.  Juni  1^08,  die  spflter 

'  einging. 

Publizität,  s.  Öffentlichkeit. 
Poerte  Montt  (St.  in  Chile,  3000  E.). 
Hier  besteht  seit  kurzem  "in  deuUches 
Frei  mau  rer  krün  /eben. 

Puerto  Kle«  (eine  der  grossen  Antillen 
in  Westiudien).  liier  wurden  von  Cuha, 
Spanien  und  Frankreich  ius  L«»gen  ge- 
gründet. Am  20.  Sept.  1^.*.  wunle  auch 
eine  eigne  Gross!  errichtet  und  am 
8.  Oki.  unterm  Namen  Gr»n  Logia  Sobe- 
rnna  de  P.  B   mit  dein  Sit/,  in  Mayaguez 

j  eingeweiht,  die  bi?  zu  16  Logen  mit  SOO 
Mitgliedern  anwuchs  Wohrenddcr  jüngsten 
Wirr\  n  musste  sie  ihre  Arb«  it«  n  einstellen, 
hat  sie  aber  1890  wieder  Mitgenommen. 

Putolmann,Friedr.  Wilb.  Antont!  ott- 
lieb Albert.   Arzt,  geh    2.  April  17»7 

I  in  Potsdam,  gest.  2.  Juli  18?<J  das..  studierte 

i  Arzneiwis^enschsft,     wurde  Kompagnie- 

I  Chirurg,  1^28  Kegim<>ntsnrzt  des  (iarde- 
lltisarcn  -  Regiments  uud  '/ulet/.t  General- 

1  ar/t.       IV  wurde  m  den  Freimaurer; ^und 

il>    der    I  eje  '•?'.i:l    /t.  •     ^'  'ishei!  in 

|'..t-'  'im  l'J   \:>  ■:.  rtiifsei.'.iinn<  n.  war 

•  *r«t.-r    \nfM-ber.  dritter.  1^.31 


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206 


T'utaiitr  —  PursuiTint. 


zweiter  und  seit  1832  erster  Moitter  vom 
Sltihl.  Die*.*  letzte  Stellung  behielt  er 
mit  Ausnahme  von  lP&>/6  bi*  zu  seinem 
Tode.  Am  19.  Juni  1**1  feierte  1».  du 
50  jlbrige  Jubiläum  »einer  Hamtnerführung. 
Osrauf  wurde  eine  Denkmünze  geprägt  (Tgl. 
HMW.  Hr.  14.V.  Zugleich  war  P.  leit  1837 
Obermeister  derSchottcnloge  Hermann  zum 
Pinman  t  und  bek  leidet e  vorübergehend  1850 
und  l85fJda»Amtdeft8tuhlraeifften  dcrFeld- 
1  oge  Zum  «legenden  Adler.  P.  beteiligte  sich 
eueb  an  der  Gründung  des  Verein*  deut- 
scher Freimaurer  1891.  Gleichzeitig  staud 
er  stots  an  der  Spitze  aller  Vereine  »einer 
Vaterstadt,  die  »ich  die  Förderung  von 
Kunst  und  Wissenschaft  oder  die  Pflege 
der  Wohlthatigkeit  zur  Aufgabe  gemacht 
haben.  Im  Garten  «einer  Loge  ift  2.  Apr. 
1884  eine  Bronzebflste  P.'»  aufgestellt 
worden.  Am  1.  April  1897  begiug  die 
Loge  deu  100.  Geburt  «tag  P.Y  ■  Vgl.  Eber- 
liard»  Bericht  darüber  (Potsdam  1 891 . •  Auch 
eine  P.-6tiftuug  dient  »einem  Andenken, 
frber  die  Jubelfeier  der  2.V  und  .'«Ojiihr. 
Hammerführung  sind  gedruckte  Berichte 
erschienen.  [Vgl.  Lieht.  Rede  in  der 
Trauerl  oft«  zum  Gedächtniss  I1.  s  am  7.8spt 
1882  (Potsdam   I88ii;    L.  1882,  S  J8. 

PalMlte  St.  im  Ronigr.  Sachsen,  Ä483  K.). 
II i>T  bestand  uutei  der  Loge  /.um  goldnen 
Apfel  in  Dresden  ein  ßru<lervt rein,  gegr. 
26.  Dez.  1872.  bestätigt  1«.  Febr.  1878,  der 
aber  nachmals  eingegangen  wt 

Puhzkj,  Kranz  Aurel,  Edler  von  Le- 
bte/, und  Cselfalva,  geb  17.  cjept.  1814  in 
Kperiea,  geat  9.  Hept.  1897  in  Budapest, 
war  als  hochbegabter  junger  Mann 
1835  (Tnterootar  im  Komitate  Haros,  das 
er  von  1889  au  als  Abgeoiduetcr  im  Land- 
tag vertrat.  Seit  dieser  /.eit  entfaltete 
er  eine  ausserordentlich  rege  liieramche 
Thitigkeit,  die  ihm  die  Mitgliedschaft 
der  unpurschen  Akademie  eintrug.  Allein 
der  F. reiheitskampf  1848/49  brachte  ihm 
höhere  Pflichten.  P.  wurde  mit  den  wich- 
tigateu  Amtern  betraut.  Zuerst  als  Steats- 
aekretär  im  Finanzministerium,  dann  als 
llandelsmin ister  entwickelte  er  eine  ausser- 
ordentlich« Rührigkeit,  unternahm  spater 
auf  Veranlassung  Kosimth*  (s.  d.)  eine 
Rundreis«,  um  die  Regierungen  der  \er- 
sehiednen  Linder  au  oeatimtnen,  gegen 
den  Fiumsrach  der  Piusen  zu  wirken, 
wurde  in  Gali/.un  verhaftet,  eutfloh  je- 
doch, wahrend  sein  Bild  an  deu  Gaigeu 
genagelt  wurde;  dafür  war  er  in  Pari* 
und  I^ondon  um  »o  eifriger  für  die  Bache 
Unguruo  thätig,  tiegleitete  Koesuth,  nach- 
dem der  Freiheitskampf  mit  Hilfe  Ruaa- 
lands  niedergeworfen  war,  durch  Eng- 
land und  Amerika,  um  »ich  schliesslich  in 
Italien  auf  längere  Zeit  niederzulassen. 
Hier  erhielt  er  im  September  1866  auf 
Verwendung  seiner  Freunde  die  Erlaubnis 
zum  Besuch  «einer  in  Budapest  au  der 
Cholera  erkrankten  Frau  und  Tochter 


■  (Später  erfolgte  die  glnzTiche  Begnadigung 
I  P.'e,   und    Ungarn  gewann   einen  jei- 
j  ner  kenntnisreichsten  Söhne  wieder,  der 
nachmals,  eine  Zierde  der  Wissenschaft, 
ale  Direktor  des  Nationalmuseums  und 
Generalinspektor    aamtlicher  ungarschor 
Museen,  sowie  aU  Sekticnftprä&e*  der  un- 
garschen  Akademie  der  Wissenschaften 
eine  vielseitige  Thätigkeit  entf-kete.  Hei- 
ne zahlreichen  Worke  sind  zumeist  histo- 
rischen, politischen  ethnographischen  und 
archäologischen  Inhalte.  —  Im  April  1863 
I  wurde  P.  in  der  Loge  Figti  d«  Campidng- 
|  lio  (nach  andrer  Augabo  in  der  Loge  Dante 
j  Alighieri)  in  Turin  aufgenomnien,  nahm 
an  der  Gründung  des  Supremu  Gonsiglio 
von  Italien  teil  und  wurde,  nachdem  die 
Errichtung  von  Logen  io  Ungarn  gestaltet 
und  die  lx»ge  Einigkeit  im  Vaterlande  in 
Budapest  entstanden  war,  der  er  im  Früh- 
|  jähr  1869  sich  anscbloss,  mit  deren  Harn- 
:  incrführung  betraut  Bei  der  Gründung  der 
I  Johannis-fr ro^l oge  von  Ungarn  (30.  Jan. 
i  1870}  wurde  P.  zum  Grossmeister  gewählt, 
{  eine  Würde,  die  er  mit  einer  einjährigen 
;  Unterbrechung  bis  zur  Vereinigung  der  bei« 
'  den  Rite  (18861  und  in  der  hierdurch  eut- 
>  diandnen  Symbolischen  Grossloge  vou  Un- 
,  garn  in  der  1  reisin  nigateu  Richtung  führte,  bis 
ihn  seiu  hohes  Alter  veranlasste,  dieaer 
Ward»  1888  zu  entsagen.  [Vgl.  FZ.  l»94. 8. 
849.  Z  1887,  8.  91.   O.  IM*7,  S.  2H4.» 

Punkt.  1)  Ein  P.  innerhalb  d.-s 
Zirkels  (Point  within  a  circle),  ein  iu  den 
l/Ogco  Nordamerikas  gebräuchliches  Sym- 
bol, das  #o  erklärt  wird,  das*  der  P.  den 
einzelnen  Freimaurer,  der  Zirkel  das  Gebiet 
seiner  Pflichten  bezeichnen  soll.  2)  l>rei 
P.  im  Dreieck,  ein  Abzeichen  für  Frei- 
maurer, daher  die  Bezeichnung  Drcipuukte- 
brüder  (bei  den  t'ltramontanen).  [Vgl. 
Kchauberg,  Symbolik  der  Freimaurerei 
(ftchaffh.  18611  I.  8.  92. j 

Purparbaade  (Ritter  vom),  s.  Vertraute 
Brüder  St.  Andreas. 

Purpurfarbe.  Einer  der  Vorhänge  de» 
Tabernakels  hat  diese  Farbe,  die  auch 
die  Symbolische  Färbt  der  drei  Zwischen- 
grade zwischen  dem  Meistergrad  und  Ro- 
yal Arch  ist.  Purpur  ist  im  Royal  Arcb 
das  (Symbol  der  Einigkeit,  weil  es  aus  blau, 
der  Farbe  der  symbolimheo  Grade,  und 
ans  rot,  der  Farbe  des  Royal  Arch,  ent- 
standen ist.  8o  soll  diene  Farbe  den  Trä- 
ger erinnern  uud  ermahnen,  dass  zwineneu 
den  verschiednen  Gliedern  der  maureii- 
schen  Familie  der  Ociat  der  Eintracht  und 
Harmonie  herrschen  soll. 

Parsal  vant,  Her  edd.  ein  in  den  Groas- 
logen  von  England  und  Irland  vorkommen- 
den Amt,  ds«  wenigstens  früher  nicht  einen 
maurerischen  Rsng  gewährte,  sondern  nur 
eine  bezahlte  Dienstleistung  war.  Erst 
1840  wurde  in  England  ein  r-hren-Gros*- 
herold  (honorary  Grand  Purauivant)  er- 
t  nannt.  Ihm  kommt  insbesondere  die  Auf- 
!  eicht  über  daa  Skrutinium  bei  den  Ver- 


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Patba»  -  Pythagoras 


Sammlungen  der  Grossen  Loce  /u  [Freem 
Mag,  18o4,  Nr.  -J77  u.  885.J 

Kattens  (Flecken  auf  der  Insel  Rü^en, 
2080  E.)    Hier  besteht  unter  der  Grossen 
La  n  desl  og  n  in  Berlin  ein«  Loge  Rüg  in 
zur  Hoffnung,  gegr.  30.  Aug.  1847.  Mit-  ' 
gliederzahl  (1*99):  4«.    Vera.  Donnerstag  ' 
nach  Vollmond.  Lokal:  Am  Zirkus.  V«l 
Zur  Geschichte  der  Loge  BZC.  1897,  S.':*G8 

Putache,  Karl  Eduard,  Gymnasial-  \ 
Professor,  geb.  24.  Febr.  1805  in  Wenigen-  i 
jena,  gest.  1H.  U..r,  1882  in  Jena,  studierte  I 
Theologie  und  Philologie  und  erOOnete  j 
seine  Lehrthatigkeit  als  Privatdozeni  in  j 
I*ipzig.    1833  folgte  er  einem  Kufe  hl»  , 
Professor  an  das  Gymnasium  in  Weimar. 
Aua  Gesundheitsrücksichten  trat  er  l.Juli 
1866  in  den  Ruhestand.     Beine  Aufnahme 
in  den  Freimaurerhumi  erfolgte  in  der  I«ogc 
Ainalia  in  Weimar,  der  aueh  sein  Vater 
angehört  hatte,  2.  Okt.  1355.  Er  verwaltete 
zuuaehet  da*  Schriftführer-  und  »on  1Ö59 
bisl*66  das  Jledneramt.    Als  zweiter  und 
erater  zugeordneter  Meihtcr   hat  er  im 
Laufe  der  Jahre  viele  I/ipeuarbeiten  ge- 
leitet.    Im  Sept.  1873  zum  Meister  \om 
Stuhl   erwahli ,   hat   er  di«ses  bis  zu  | 
seinem  Tode  bekleidet.  [Vgl.  Freimaurer- 
Analekten  der  Loge  Amalin,  Heft  XIII,  I 
Ö.  46.]  —  P..  ein  kenntnisreicher,  fein-  j 

Sbildetcr,    hochgeachteter    Mann,   ent-  ■ 
Itete  eine  fruchtbare  litterariache  Thilig-  | 
keit;  er  schrieb  Erinuernngen  an  namhafte  j 
deutsche  Dichter,  eine  groase  Zahl  Gele-  ] 
»«Mi hei  1^,-hriften,  Abhandlungen  nnd  Re- 
zensionen, war  ein  fleissiger  Mitarbeiter  j 
des  Gustav  Adolf- Veieinaboten  für  Thü-  j 
ringen  und  bereicherte  die  treiinaureriachen  i 
Zcit*ehrifteu  durch  zahlreiche  wertvolle 
Beitrage,  auch  in  poetischer  Form.  [Vgl. 
Bh  Jahr»;.  VII-  KXU.i  -  Infolge  letzte  \ 
williger  Verfügung  warn  vou  ihm  daa  Ver- 
mögen der  Ha*renbrueh-8tiftung  der  Loge 
Amalia  durch  ein  ansehnliches  Kapital 
vermehrt. 

Pylados.    Po  sollte  der  geistliche  Or-  . 
densobere  in  Petersburg  heisaen,  vun  dem  ■ 
Starek  (a.  d    17R7  eine  1766  geschriebene  \ 
Urkunde  vorzeigt«,  die  ihn  bevollmächtige, 
aufzunehmen .  wen  er  für  gut  halte.  Abi 
v.  Prangen  (s.d.1 1768  nach  Petersburg  kam, 
erfuhr  er,  *a  sei  der  Uhrmacher  Schflrger. 
Von  Königsberg  schrieb  Starek  später  an 
v.  Raven  (s.d.)  [Signatstern,  Iii,  142]  P.  sei 
eines  Streieha  wegen,  der  auch  Orden«<pa- 
piere  betraf,  ausgestorben  gewesen.  el>en 
als  er  ebenfalls  1768  in  Petersburg  ankam.  . 
(S.  Starek.)    Gelebt  hat  er  wirklich:  v. 
Bohnen  in  Wismar  hatte  noch  eiuen  vom 
9.  Marz  1768  und  einen  Tom  28.  Dez.  a. 
St.  64,  d.  h.  1768,  datierten  Brief  erkalten; 
er  unterschrieb  sich  Piladea  ab  arc*. 

Pypla,  Ateiander  Ntkolajewitsch, 
rusa.  Literaturhistoriker  und  Kritiker,  geb.  j 
183:t  in  Saratow,  1860  -62  Professor  an 
der  Petersburger  Uni  versitlt,  bat  sieh  durch  • 
seine  Forschungen  gro*«e  Verdienste  um  ' 


die  russische  Litterat  urgeschi  *b<e  erwor- 
ben. Von  ihm  erschienen  in  deutschet 
ÜherseUung:  Quellen  und  Beitrage  zur 
Geschichte  der  Freimaurerlogen  llusfclands 
(Riga  1896) 

Pyramiden  hassen  die  von  einer  vier 
eckigen GrnudfUche  vierseitig  sufiehauten. 
spitz  zulaufenden  Grabgebeude  der  alt- 
agyptrschen  Könige  Anderson  |9  d.)  in 
seiner  dem  KoriMitutionenbuch  (s  d.)  bei 
gegebnen  •Geschichte  der  Freimaurerei« 
erwähnt  die  P.  und  setzt  sie  in  Beziehung 
zur  Maurerei,  die  iu  Ägypten  durch  Errieh- 
tung  vieler  Logon  emporgekommen  wäre 

Pyrit*  ;St.  in  der  pieuas.  Prov  Pommern, 
8488  K ).  Loge  das.  unter  der  Grossen 
Laude*! oge .  in  Berlin  Otto  v.um  auf- 
nähenden Licht,  gegr.  15.  Juni  1*30 
Mitfliederzahl  {1^)9.:  25, 

Pyrmont  (St.  im  Fürstentum  Waldeek, 
1479  K.).  1)  Früher  bestand  hier,  von 
Hannover  aus  errichtet,  eine  jetzt  unthä- 
tige  laige  Friedrich  zu  den  drei 
Quellen,  gest.  1767,  nach  andern  1776 
[Vgl.  L.  XX VIII,  224.]  Ebeuso  2)  mit 
gleichen  Namen  unter  der  Loge  in  Hameln 
ein  maurerisehe»  Kränzchen,  gest.  30.  S«pt, 
1889,  das  aoit  I8«i8  ruht.  [Vgl.  L.  1900, 
8.  126.] 

Pyron,  Jean  Bapt  Iste  Pierre  Julien, 
ehemaliger  Iniendaut  der  Domänen  des 
Grafen  vou  Artois,  gest.  28.  8ept.  1818  in 
Paria,  war  der  thafigste  Mitarbeiter  des 
Grafen  Grasee-Tüly  (s.  d.)  und  als  *o'.ener 
Grand -Inspecteur- General  und  öcer«*taire 
du  8aint-Empire  dans  le  Supreme  fonse.il 
du  33*  degrd*.  Diesen  beiden  Männern 
wrdankte  Frankreich  daa  Schisma,  da*  die 
Vor«  inignng  aller  französischen  Maurer 
unmöglich  machte.  [Vgl.  Thorv,  Acta  La- 
tour, I,  221,  228,  292  Kloas/Ueachichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreii-h.  t.  459, 
451,  456—466  Exclusionj,  533  .eine 
Rehabilitierung!,  II,  59  (sein  Versuch  das 
Supreme  Conseil  wieder  herzustellen),  85, 
86  die  Trauerloge  über  ihn).]  Besuchet 
spricht  «ich  über  ihn  folgender  weise  aus: 
»Die  Vorfalle,  durch  die  aich  daa  Leben 
dieses  Bruders  als  Maurer  auszeichnet 
nnd  die  allein  ihm  einige  Berühmtheit  zu 
erwerben  vermochten,  knüpfen  sich  an  die 
unterachiedliehen  Streitigkeiten,  die  der 
Grossorieut  ^egen  das  Institut  der  Schot- 
ten, tu  bestehen  hatte.  Es  werden  ihm  l»t- 
dcualiehe  Handlungen  vorgeworfen,  doch 
besitzen  wir  nicht  Beweise  genug,  tun  uns 
zu.  erlauben,  deren  Inhalt  vorzulegen.* 
(Vgl.  Bagon,  Orthodoxie  mae.,  S.  3*5  bi< 
845.] 

_  Pytbagora»  I.  Leben  und  Lehre 
IJbeV  seine  I/ebensgaeehichte  aind  wir  voll- 
atändig  im  lhinkeln,  da  seine  nouplato- 
nischen  Biographen,  Porphyrinsund  Jambli- 
chus  sein  Leben  als  hinorisch-pbiloMiphi 
sehen  Rouuh .behandelt  haben.  Wir  wissen 
nur  so  viel,  dass  er  zwischen  580  und  570  vor 
Chr.  auf  der  Insel  Samos  geboren  ist,  dann 


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208 


Pyllutgora». 


in  späterer  Zeit  zu  Kroton  in  Unteritalien 
lebte.  Hier  stiftete  er  seine  Schule,  in 
der  ancti  seine  Lehre  ihre  Ausbildung  er- 
hielt. Doch  ist  ungewias,  wie  gross  sein 
Anteil  daran  selbst  ist.  In  hohem  Lebens- 
alter wurde  er  von  der  Demokratie  aus 
Kroton  vertrieben  und  wanderte  nach  Me- 
taponto*,  wo  er  sein  Leben  beschloss. 
Erst  hundert  Jahr  nach  seinem  Tode  seilen 
die  Nachrichten  über  seine  Schule  einige 
Sicherheit;  denn  wir  habeu  seine  Lehre 
nur  in  der  Gestalt  überliefert  erhalten,  wie 
nie  die'Zi'itgenoawu  des  Plato,  namentlich 
Phihdau*  und  Archytaa,  uns  hinterlassen 
haben.  Von  allem  Phantastischen  abgesehen 
stellt  sich  der  prthagoräische  Verein  iu- 
nachst  «1»  eine  Form  de?  damaligen  My- 
sterienwesen* dar.  Bei  der  Aufnahme 
wurde  sehr  sorgfaltig  verfuhren.  Hin  Haupt 
dogma  war  die  Lehre  von  der  Seelen- 
wauderung.  Wenn  der  Tod  die  reine 
Seele  wieder  vom  Körper  trennt,  so  durch- 
schwebt  <ie  die  Luft  und  kommt  in  diu 
Keich  de*  Lichts  und  der  Ordnung  L,t 
»ie  aber  noch  unrein,  so  wird  sie  von  den 
Schick*ah>got-theilen  in  neue,  unlösbar*: 
Hände  gefesselt.  Von  den  Geweihten  wurde 
Reinheit  des  Lebens  verlangt,  jedoch  im 
allgemeinen  ihnen  nur  leichte  Bedingungen 
auferlegt;  sie  muteten  Ehrfurcht  vor  den 
Göltein  haben,  der  Obrigkeit  und  der  (Je- 
setzen  «»  horchen,  ihr  Vaterland  lieben  und 
tretie  Freundschaft  üben.  Der  Fortschritt, 
der  diesen  Verein  auszeichnete,  bestand 
darin  dass  er  seine  Mitglieder  in  Anschlug 
an  dorische  Sitte  /.ur  leiblichen  uud  geisti- 
gen Gesundheit,  zur  Sittlichkeit  und  Selbst- 
beherrschung er/.og.  »Bei  der  Geburt,  s*» 
heisvt  es,  ist  der  Mensch  höchst  unvoll- 
kommen und  von  Natur  /.um  Übermut 
geneigt;  durch  eine  während  des  ganzen 
Lebens  fortdauernde,  ununicrbrochnt  Er- 
ziehung oiiiss  er  von  den  angebornen  Feh- 
lern befreit  und  zur  Reinigkeil  des  Herzens 
und  Gemüts  emporgehoben  werden*.  Die 
Weisheit  hat  keinen  andern  Zweck  im 
Auge,  Min  durch  ihre  Beleb  rmgen  den 
menschlichen  Geist  von  dem  Skinvcnjoch 
der  Begierden  und  der  Sinnlichkeit  zu  be 
freien,  ihn  zur  (bn  (Ähnlichkeit  zu  führen 
und  würdig  zu  machen,  dereinst  in  die 
Versammlung  de:  <  rötter  einzutreten.  Wie 
für  ullc«-,  so  is*  auch  für  die  Menschen 
Harmonie  da*  Ziel  des  Lebens.  Mit  diesem 
Bestreben  steht  nicht  bloss  die  Pflege 
mancher  Künste  und  Fertigkeiten,  der 
Gvinnastik,  der  Musik,  der  Heilkunde, 
•»oudrm  auch  die  wissenschaftliche  Thiltig- 
kei»  in  Verbindung,  die  innerhalb  des 
Bundes  nach  dem  Vorgang  des  Stiftern 
peitbt  wurde.  IW  Grundgedanke  des 
IVtb.  goreitiinus  wur  die  Idee  der  Masses 
und  der  Harmonie  «de  ist  ihm  wie  das 
Piiiuin  des  praktischen  Lebens,  so  auch 
das  oberste  destt/.  «b*  rn^e-suins  Daher 
spielt  die  Musik,  die  sich  auch  in  der 
Harmonie  dei  Sphären  /.*  igt,  bei  den  Py- 


thagoreern  die  Hauptrolle.  Ihre  Ansichten 
hierüber  halten  wahrend  des  Altertums 
und  des  ganzen  Mittelalters  Gültigkeit. 
Danebenhalten  die  mathematischen  Winsen  - 
sehaften  ihren  Hauptsitz  in  ihrer  Schule; 
denn  die  Zahlen  sind  der  erste  und  not- 
wendigste Gegenstand  allerwahrenStudien. 
durch  sie  hat  alles  Enahaffhe  seine  Fo-m, 
zugleich  sind  sie  die  Symbole  <ur  die  Ge- 
danken und  das  Wesen  der  Dinge  selbst 
Nach  griechischer  Anschauung  war  eine 
ethische  Reform  ohne  Besserung  der  po- 
litischen Zustande  unmöglich.  Die  Py- 
thagorecr  bef aasten  sich  daher  mit  Politik 
untl  waren  Verteidiger  der.  dorisch-anslo- 
I  kratiseben  Einrichtungen,  beherrschten  in 
diesem  Sinne  einen  Teil  der  grossgrievhi- 
sehen  Städte,  gerieten  jedoch  in  der  Folge 
mit  den  demokratischen  Auachauungen  der 
Kürger  in  Konflikt  und  wurden  etwa  480 
v.  l.'hr.  y.ersprei>yt.  Bald  darauf  erlosch 
die  pythagr>riLis':hc  Witreenschaft,  wahrend 
die  pythagoreischen  Mysterien  an  Ver- 
breitung gewannen.  H.  Litteratur. 
Ausser  den  oben  zu  Anfang  dicae-j  Auf- 
satzes erwähnten  Schriften  fuhren  wir  ans 
i  der  bundereichen  Litteratur  nur  folgende 
als  die  vorzüglichsten  an:  Fabricii  Bibl. 
'  Graeca,  I,  446;  I,  750  (der  Harlesa'achen 
i  Vusgabe»:  Brucker,  Hist.crit.phil.,  1,089, 
|  vgl.  II,  85;  A.  Meiners  Geschichte  des 
l'r Sprungs.  Forts,  und  Verf.  der  Wissen- 
schaft, 1,  das  ii.  Buch,  S.  178  -602  (dieser 
'  Au  Isaf/,  im  Auszug  im  Archiv  für  Frei- 
!  nuiurer  und  Rosenkreuzer,  11,  222—  269 
{  und  daraus,  von  S.  281  Zeil.  11,  Epbeme- 
riden  der  ges.  Freimaurerei  in  Deutsch- 
land iiuf  das  Jahr  5786,  S.  99-  -188};  Tiede- 
mann,  Geist  der  spekulativen  Philosophie 
von  Thaies  und  Sokiates,  I,  67-  138;  der- 
selbe, Griechenlands  erste  Philosophen, 
S.  187—550;  Tennemann,  Geschiebte  der 
Philosophie,  I,  75-150:  Buhle,  Geschichte 
der  Philosophie,  I,  221—277;  Brandis.  Ge- 
schichte der  Entwicklung  der  grieeh i»chen 
Philosophie,  I,  156-167:  Zeller,  Philo- 
sophie der  Griechen.  J.  96—182  und  der- 
J  selbe  in  Paulvs  Kealencvklopadie,  Bd.  VI 
|  Abt.  1,  S  820;  Gerlaeh,  Zalrukus,  Oha- 
rondas,  Pytbagoras  (Basel  185*5).  Neben- 
her sind  zu  erwähnen:  I  ber  geheime 
Wissenschaften.  Initiationen  und  neuere 
Verbindungen.  H,  155  178:  «Entwicklung 
einiger  Grundsätze  nach  den  geheimen 
Lein  begriffen  desP.  und  aller  echten  I  ieb- 
|  haber  der  Weisheit  des  Altertums,  nebst 
Nachricht  von  einer  analytischen  geheimen 
liesellschaft«  nnd  S.  289.310:  .Etwas 
über  den  P.  und  dessen  Lehren  uacb 
Jamblieh  und  andern«;  v.  Hslem.  Je»us 
der  Stifter  den  Gottesreiches,  1.  267 
(•«amtliche  Schriften,  Bd.  8»,  sowie  Freih. 
Georg  v.  Wedckind«  Der  pythigoriiische 
Orden,  die  Obskuranten  vereine  in  dei 
Christenheit  und  die  Freimaurerei  in  gegen- 
seitigen Verhältnissen  (Lpz.  1820)  (he 
aprochen  von  Krause  in  Hermes,  1820, 


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Pythugoras. 


^tilck  4,  S.  1-22  und  A.  Z.  I,  496-502); 
Oliver,  History  of  initiations,  S.  128.  Das 
Leben  des  P.  ist  von  vielen  geschrieben 
worden,  von  dem  Griechen  Jamblichus 
an  in  ununterbrochner  Reihe;  wir  nen- 
nen hier  nur  Hamberger  (1678),  Maver 
(1700),  üacier  (1706),  Eilstock  (1756), 
Voyage  de  Pythagore  en  Egypte,  dans  la 
Chaldee,  dans  l'Inde,  en  Crfcte,  ä  Marseille, 
et  dans  lea  Gaules  suivi  de  aes  lois  poli- 
tiques  et  morales  (Paris  an  7,  in  6  Bdn.; 
besprochen  Göttinger  gel.  Anzeig.  1799, 
St.  156,  S.  1553, 1560),  wovon  eine  deutsche 
Übersetzung  1800  zu  Chemnitz  erschien: 
»P.  und  seine  Zeitgenossen«.  Ausserdem 
vgl.  man  noch  Kloss,  Bibl.,  Nr.  3782b, 
8782  c,  3785,  3786;  Krause,  Kunsturkunden, 
I,  24,  70,810;  III,  69,  a.  78;  IV,  72,86—94, 
95;  Schauberg,  Svmbolik,  1, 19, 106, 170,448, 
502;  11,  77,  227,  331,  350,  392, 527,  583,  540, 
542,  543,  544,  562,  566,  570;  UI,  15,  22, 
871,  873,  378;  Bh.  1883,  S.  59.  —  III.  Py- 
thagoreischer Bund.  Es  besteht  man- 
che Meinung  über  einen  Zusammenhang 
des  Pythagoreischen  Bundes  mit  dem  der 
Essäer  (s.  d.)  Kreil  im  W.  J.1785,  Quart.  I, 
S.  8—28  (abgedruckt  in  Freymäurer-Bibl. 
VHT,  62—82),  leugnet  Bolchen  Zusammen- 
hang, da  manche  Dinge  schon  durch  die 
Natur  der  Sache  einander  ähnlich  werden. 
Ebenso  D.  Bellermann  in  Geschichtlichen 
Nachrichten  aus  dem  Altertum  über  Essäer 
und  Therapeuten  (Brl.  1822),  Abscbn.  3, 
§  2,  [vgl.  auch  Seydel  in  Bh.  1859,  8.  99, 
106,  115;  Findel,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei,!, 35  fg. ;  die  vorige  Auflage  dieses 
Handbuchs,  II,  634-644].  —  IV.  P.  und 
die  Freimaurer.  Die  Verfasser  und  Her- 
auageber des  englischen  Konstitutionen- 
bucha, Andereon,  wie  Noorthouck,  konnten 
natürlich  nicht  umhin,  da  P.  mit  der  Geo- 
metrie in  die  genaueste  Verbindung  gebracht 
wird,  ihm  auch  einen  Platz  in  der  Kunst- 
geschichte einzuräumen.  Damit  ma?  man 
in  Verbindung  setzen  —  weil  auch  nur 
von  Werkmaurerei  sprechend,  und  wenn 
in  der  Form  nicht  echt,  doch  offenbar 
zu  einer  Zunftsage  gehörend  — ,  was 
das  sogenannte  Freimaurerverhör  sagt  auf 
die  Frage  4:  Wie  kam  es  nach  England? 
»Peter  Gower  (d.  i.  offenbar  P.  gemeint), 
ein  Grieche,  reiste  nach  Kenntnissen  in 
Ägypten,  in  Syrien  und  in  jedes  Land, 
wonin  die  Venetianer  (Phönizier)  die 
Maurerei  verpflanzt  hatten,  und  nachdem 
er  Zutritt  in  alle  Logen  der  Maurer  er- 
langt hatte,  lernte  er  viel  und  reiste  heim, 
und  wohnte  in  Grossgriechenland,  wuchs 
allda  und  wurde  ein  sehr  weiser  Mann 
und  sehr  berühmt,  und  hier  stiftete  er  eine 
grosse  Loge  in  Groton  (Kroton)  und 
machte  viele  Maurer.  Einige  derselben 
reisten  nach  Frankreich  und  machten  viele 
Maurer:  von  wannen  in  der  Folge  der 
Zeit  die  Kunst  nach  England  herüber 
kam«.  —  Auf  diese  Zunftsagen  und  die 
Ähnlichkeit   einiger   Formen    und  des 

Allgemein«*  Handbuch  dar  FrtSmAttrtrei,  II. 


!  Zwecks  fussend,  hat  sich  die  Ansicht  ge- 
1  bildet  [vgl.  Laurie,  HiHtory,  II,  22,  deut- 
sche Übersetzung  der  ersten  Auflage,  S.  7] 
und  ist  von  M.  Clinch  (inder  Anthol.  hibern. 
for  Jan.,  March,  April,  June  1794)  mit  aus- 
gezeichnetem Scharfsinn  und  grosser  Ge- 
lehrsamkeit ausgeführt  worden,  Claas  der  Ur- 
sprung der  Freimaurerei  von  den  P.  abzu- 
I  leiten  sei  [vgl.  auch  Encyclop.  Britann.,  S. 
640,  647,  §  31 — 34].  Gegen  aiese  auch  von 
Laurie  nicht  ganz  abgewiesne  Annahme  hat 
sich  Krause  in  den  Anmerkungen  zur  Laurie- 
schen  Übersetzung,  S.  849,  folgenderweise 
erklärt:  »P.  erkannte  allerdings  jene  all- 
gemein-menschlichen Wahrheiten,  welche 
das  Wesen  der  Lehre  der  Freimaurerei 
ausmachen;  ja  er  ist  der  einzige  Mann, 
den  dieGeschichte  aufführt,  derdengrossen 
Gedanken  fasste,  einen  Bund  zu  gleich- 
förmiger und  harmonischer  Ausbildung 
der  ganzen  Menschennatur  zu  stiften. 
Selbst  aus  den  auf  uns  gekommenen  Bruch- 
stücken seiner  Lehre  und  seiner  Einrich- 
tung können  Freimaurer,  als  solche,  viel 
lernen.  Allein,  gleichwohl  ist  die  Frei- 
maurerbrüderschaft keine  stetige  Fort- 
setzung oder  stetig  angeknüpfte  Umbildung 
des  Pythagoräischen  Bundes.  Da  aber  die 
christlichen  Geistlichen  und  Cönobiten  der 
ersten  Jahrhunderte  den  P.  und  seinen 
Bund  beinahe  als  christlich  betrachteten, 
wozu  sie  der,  von  ihm  abstammende  [vgL 
jedoch  oben  Bellermanns  Ansicht]  Essener- 
bund veranlasste,  den  Eusebius  und  andre 
christliche  Schriftsteller  sogar  zu  einer 
Gesellschaft  der  ersten  Christen  machen, 
so  war  es  natürlich,  dass  auch  die  in  der 
alten  Geschichte  nicht  unbewanderten 
Geistlichen  in  England,  welche  den  Frei- 
maurerbrüdern höhere  Lehre,  Liturgie  und 
Verfassung  gaben,  ebensogut  die  Pytha- 
goräischen Lehren  und  Verfassungen,  als 
die  easenischen,  vitruvischen  und  stoischen 
!  berücksichtigten.«  —  Obgleich  man  w_eder 
1  in  England,  noch  in  Deutschland  die  Ähn- 
,  lichkeiten  zwischen  den  Pythagoreern  und 
den  Freimaurern  übersah,  so  fand  die 
Annahme  der  Abstammung  letzterer  von 
l  erstem  nur  wenig  Anhänger  bei  ihnen; 
i  diese  Annahme  mit  dem  Schimmer  alter- 
tümlicher Weisheit  sagte  mehr  den  Fran- 
zosen zu,  und  so  finden  wir  fast  bei  allen 
französischen  freimaurerischen  Schrift- 
stellern und  namentlich  in  ihren  höhern 
Graden  der  verschiednen  Systeme  An- 
klänge und  Andeutungen  der  Pythago- 
reischen Weisheit,  der  man  nebenbei  noch 
einen  ultra-ägyptischen  Beigeschmack  bei- 
zugesellen gewusst  hat.  Der  einzige  Schrift- 
steller, der  sich  völlig  frei  davon  zu  halten 
bestrebt  gewesen  ist,  ist  Rebold,  der 
ganz  den  Anschauungen  Krauses  und 
denen  der  ersten  Auflage  dieses  Hand- 
buchs ergeben  ist.  Sind  diese  Anschau- 
ungen neuern  Forschungen,  wie  denen 
!  eines  Kloss  gegenüber,  in  ihren  Konse- 
|  quenzen  nicht  mehr  haltbar,  so  ruhen  sie 

14 


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210  Pythagoreischer  Bund  —  Quatuor  Coronati-Loge,  No.  2076,  in  London. 


doch  auf  einem  bessern  Grunde,  als  die- 
jenigen, die  alle  möglichen  Mysterien 
und  Philosophenschulen  mit  der  Brüder- 
schaft in  stetig  fortlaufenden  geschicht- 
lichen Zusammenhang  zu  bringen  geneigt 
sind.  [Vgl.  A.  1883,  8.  78.  Bh.  1859,  8.  99; 
1883,  S.  59;  1892  ,  8.  881.  Dr.  L.  1898, 
8.  2585.  FZ.  1877,  8.  118.  M.  L.  1885/6 
8. 198;  Oppel,  K  ,  P.  und  die  Freimaurerei 
(Frkf.  a.  M.  1861);  Wedekind,  Der  pytha- 
goreische Orden,  die  Obscurantenvereine 
in  der  Christenheit  und  die  Feimaurerei 
in  gegenseitigen  Verhaltnissen  (Lpz.  1820).] 

Pythagoreischer  Bund,  s.  Pythagoras. 

Pythagoreisches  Zeichen,  s.  Penta- 
gramm. 

Pythiasritter,  ein  geheimer  Orden  in 
Amerika  zur  Unterstützung  von  kranken 
Mitgliedern  und  deren  Hinterbliebnen. 
Er  wurde  1864  in  Washington  D.  C.  von 
einem  gewissen  Rathbonc  gegründet  und 
verbreitete  sich  mit  grosser  Schnelligkeit 
über  die  ganzen  Vereinigten  Staaten.  Sei- 
nem Ritual  und  den  Zwecken  liegt  Schil- 
lers Gedicht  »Die  Bürgschaft«  zu  Grunde. 


Er  hatte  ursprünglich  drei  Grade:  Page, 
Knappe  und  Ritter,  zu  denen  aber  auch 
noch  ein  Hochgrad  geschaffen  wurde.  Die 
erste  Supremeloge  wurde  in  Washington 
11.  Aug.  1868  gegründet,  ein  Name,  der 
jedoch  in  demselben  Jahre  in  den  neuen: 
Supreme  Authority  of  the  Knights  of  Py- 
thias  of  the  World  umgewandelt  wurde. 
Der  Vorsitzende  führt  den  Titel  Kanzler, 
wahrend  die  Titel  der  andern  Beamten 
denen  andrer  ähnlicher  Verbindungen 
gleichkommen.  1896  zahlte  der  Orden 
6504  Logen  mit  464389  Mitgliedern,  ist 
aber  in  den  letzten  Jahren  zurückgegan- 
gen. Die  nativistischen  Bestrebungen  in 
diesem  Orden  haben  1898  zu  einem  Mas- 
senaustritt der  deutschen  Mitglieder  ge- 
führt, die  einen  »Verbesserten  Orden  der 
P.«  ins  Leben  gerufen  haben.  Nur  wenige 
deutsche  Logen  blieben  wegen  der  Ver- 
sicherungsgelder beim  alten  Orden  und 
nahmen  das  englische  Ritual  an.  Das  hat 
den  Plan  gezeitigt,  das  deutsche  Ritual 
wieder  zuzulassen.  [Vgl.  L.  1898,  8.  200. 
Triangel  1871,  8.  164.] 


Quaderstein  (s.  auch  Kubus)  kommt  j 
zuerst  als  freimaurerisches  Sinnbild  in  Pri-  ; 
chards  Katechismus  der  Zergliederten 
Freimaurerei  um  1780  vor.  Spater  erhielt 
der  Lehrline  den  rohen  Stein  und  der  Ge- 
sell den  kubischen  Stein.  (S.  auch  den 
Art.  Stein.) 

Quadrat,  s.  Viereck. 

Quadratchlffer,  s.  Geheimschrift. 

Quadrivlum,  ein  Teil  der  s.  g.  sieben  Wis- 
senschaften (Arithmetik,  Geometrie,  Musik 
und  Astronomie),  während  die  andern  drei 
(Grammatik,  Rhetorik,  Logik) Trivium (s.d.) 
genannt  wurden.  Sie  umfassten  im  Mittel- 
alter den  ganzen  Kreis  der  Wissenschaften 
und  kommen  in  der  schwedischen  Lehr- 
art (s.  d.)  vor. 

Quaken  brück  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Hannover,  2961  E.).  Hier  besteht  seit 
29.  Febr.  (8.  Sept.)  1880  ein  maurerisches 
Kränzchen  Zur  treuen  Wacht  unter 
der  Loge  in  Oldenburg.  Mitgliederzahl 
(1899):  16.  Vers.:  der  zweite  und  letzte 
Sonnabend  im  Monat. 

Quantin,  Joseph,  französischer  frucht- 
barer Schriftsteller,  dessen  Romane  wie 
Napoleon  Torre"  (1821),  Vieux  Matelot 
(1824)  gern  gelesen  wurden,  hat  als  Frei- 
maurer geschrieben:  Dictionnaire  macon- 
nique  (Paris  1825)  und  gab  die  Zeitschrift 
L'Abeille  maconnique  (1829—82)  herauB. 

Quaste,  zackige,  kommt  in  der  Zerglie- 
derten Freimaurerei  (Prichard)  vor  und 
bezeichnet  den  Ort,  der  alle  Freimaurer 
vereinigt,  dass  sie  nur  eine  Familie  aus- 


j  machen.  [Vgl.  Fischer,  R.,  Lehrlings-Kate- 
chismus (29.  Aufl.,  Lpz.  1900)^  8.  124.] 

Quatuor  Coronatl-Loge,  No.  2076,  In 
London.  1884  reichten  9  Mitglieder  ver- 
schiedner  Logen  ein  Gesuch  bei  der  eng- 
lischen Grossloge  ein,  ihnen  zur  Stiftung 
einer  neuen  Loge  mit  dem  Namen  »Qua- 
tuor Coronati«  eine  Vollmacht  (Warrant 
of  Constitution)  zu  gewähren.  Unterm 
28.  Nov.  1884  wurde  diese  vom  Grossmei- 
ster Prinzen  von  Wales  bewilligt;  da  aber 
der  zum  ersten  Meister  der  Loge  bestimmte 
Sir  Charles  Warren  dienstlich  als  Oberst 
nach  Südafrika  gehen  musste  und  erst 
Ende  1885  zurückkehrte,  konnte  die  Grün- 
dung der  Loge  nicht  eher  als  12.  Jan.  1886  er- 
folgen. Zweck  der  Stifter  war  die  Förde- 
rung freimaurerischer  Wissenschaft  und 
Forschung;  die  Loge  widmete  sich  sofort 
dieser  Aufgabe  mit  grossem  Eifer.  Die  Auf- 
nahme wurde  an  die  Bedingung  geknüpft, 
dass  der  Bewerber  irgendwie,  sei  es  in 
der  Kunst  oder  in  der  Wissenschaft,  sich 
litterarisch  bethätigt  habe,  und  seine  Leis- 
tungen sollten  einer  gründlichen  Prüfung 
unterzogen  werden.  Auf  Antrag  von  Speth 
(s.  d.)t  der  zum  ständigen  Schriftführer 
ernannt  war,  beschloss  man  2.  Dez.  1886, 
eine  »litterarische  Gesellschaft  unter  der 
Führung  und  dem  Schutz  der  Loge«  zu  bil- 
den, und  3.  März  1887  lag  ein  Rundschrei- 
ben vor,  durch  das  die  Loge  die  Bildung  eines 
»Correspondence  Circle«  ankündigte  und 
zum  Beitritt  einlud ;  zugleich  wurde  ange- 
zeigt, dass  bereits  87  Anmeldungen  einge- 


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Quatuor  Coronati-Loge,  No.  2076,  in  London. 


211 


gangen  waren.  Die  Loge  stellte  den  Grund- 
satz auf,  daas  in  jeder  Sitzung  ein  Vortrag 
über  irgend  eine  Frage  der  Freimaurerei 
gehalten  und  gleich  nachher  besprochen 
werden  soll;  die  Vorträge  und  sämtliche 
Verhandlungen  sollten  gedruckt  und  allen 
Mitgliedern  zugestellt  werden;  seltne  und 
wertvolle  Werke  Aber  Freimaurerei  sollten 
neugedruckt,  Handschriften  veröffentlicht 
werden ;  Nachrichten  über  die  Fortschritte 
der  Freimaurerei  der  ganzen  Welt  sollten 
den  Verhandlungen  beigefügt  werden.  Im 
Juli  1887  wurde  das  erste  Heft  der  Ver- 
handlungen ausgegeben  unter  dem  Titel: 
•Ars  Quatuor  Coronatorum,  being  the 
Transactions  of  the  Lodge  Quatuor  Coro- 
nati  of  A.  F.  &  A.  M.f  London,  No.  2076«, 
in  Lexikon-Format.  Der  Titel  ist  herge- 
nommen von  der  Überschrift  des  Abschnitts 
des  Halliwell-Gedichts,  der  von  den  »Vier 
Gekrönten«  (s.d.)  handelt,  wie  denn  dieser 
Teil  des  Gedichts  überhaupt  Anlass  gegeben 
hat  zur  Wahl  des  Namens  der  Loge.  Ein 
2.  Heft  folgte  im  Dezember  1887,  denen 
sich  1888  noch  ein  3.  und  4.  anschlössen, 
womit  der  erste  Band  vollendet  war,  217 
Seiten  umfassend.  Seitdem  folgte  jähr- 
lich ein  Band,  anfangs  in  vier,  in  den 
letzten  Jahren  in  drei  Heften.  Der  letzte 
volle  Band  für  1899  ist  der  zwölfte.  Diese 
Bände  der  »AQC.«  sind  das  Grossar- 
tigste, was  je  von  eiuer  Loge  geleistet 
worden  ist.  Natürlich  ist  nicht  alles  gleich 
wertvoll,  aber  wer  über  die  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  England  ein  mass- 
gebendes Wort  mitsprechen  will,  muss 
diese  Bände  durchgearbeitet  haben. 
Sie  sind  auch  reich  an  Tafeln  mit 
Abbildungen  und  Faksimiles  und  lei- 
sten in  dieser  Beziehung  das  Höchste, 
was  man  billiger  Weise  beanspruchen 
kann;  dabei  steht  der  jährliche  Band  den 
korrespondierenden  Mitgliedern  für  den 
massigen  Jahresbeitrag  von  10  sh.  6  d.  zur 
Verfügung.  Alljährlich  zu  Weihnachten 
erhalten  die  Mitglieder  eine  Zugabe  in 
Gestalt  einer  »St.  Johns  Card«,  die  eine 
Titelzeichnung,  einen  Festgruss  des  Mei- 
sters und  ein  Verzeichnis  aller  Mitglieder 
enthält.  Die  erste  Festkarte  zum  27.  Dez. 
1887  zählte  bereits  177  korrespondierende 
Mitglieder  auf,  die  zum  27.  Dez.  1899 
hatte  schon  2836,  ein  Wachstum  ohne- 
gleichen, das  am  besten  für  den  Wert  des 
Gebotnen  spricht.  Deutschland  ist  bisher 
nur  mit  18  Mitgliedern  beteiligt.  Ein 
näheres  Eingehen  auf  den  Inhalt  der 
12  (18)  Bände  gestattet  der  Raum  nicht; 
bemerkt  sei  nur,  dass  die  bekanntesten 
und  besten  Namen  auf  diesem  Gebiete 
Beiträge  geliefert  haben  und  fortdauernd 
liefern,  so  Crawley  fs.  d.),  Gould  (s.  d.), 
Hughan  (s.  d.),  Rylands  (s.  d.),  Speth  (s.  d.), 
Woodford  (s.  d.).  Eine  besondere,  ganz 
einzigartige  Leistung  der  Loge  sind  ferner 
die  nebenhergehenden  Neudrucke  und  Ver- 
öffentlichungen, unter  dem  Titel:  «Qua- 


tuor Coronatorum  Antigrapha.  Masouic 
Reprint«  of  the  Lodge  Q.  C,  No.  2076,  Lon- 
don«, von  denen  bisher  acht  Bände  vor- 
liegen und  ein  neunter  demnächst  erscheinen 
wird.  Der  I.  Band  kam  1889  heraus;  er 
enthält  ein  Faksimile  der  Handschrift  des 
Halliwell-Gedichts  [vgl.  oben  I,  S.  226]  mit 
Übertragung  in  gewöhnliche  Schrift,  dazu 
ein  paar  Stücke  andrer  Gedichte,  die  der 
Verfasser  benutzt  hat,  gleichfalls  in  Fak- 
simile, sodann  Neudrucke  des  » Piain 
Dealer«  von  1724  über  die  Gormogonen, 
einer  Ode  an  den  Gross-Khaibar  von  1726, 
der  »Defence  of  Masonry«  von  1780  nebst 
dem  Briefe  des  Brs.  Euklid  von  1788,  end- 
lich einen  sehr  umfangreichen  Kommentar 
von  Gould  zum  Halliwell-Gedicht.  Der  II. 
Band  folgte  1890;  er  enthält  ein  Faksimile 

j  der  Cooke-Handschrift  [vgl.  oben  I,  S.  226] 
mit  Übertragung  und  ausführlichem  Kom- 
mentar von  Speth,  sodann  Faksimile  des 
Lansdowne-M.  S.  nebst  Übertragung,  so- 
wie Faksimile  des  Harley-M.  S.  No.  1942 
nebst  Übertragung.  Die  Bände  III  (1891), 
rV  (1892),  V  (1894)  und  VI  (1895)  bringen 
weitere  17  Handschriften  der  Werkmaurer- 
verfassungen, davon  12  in  vollem  Faksi- 
mile, die  andern  mit  Faksimileproben;  in  HI 
befindet  sich  das  wichtige  William  Watson- 
M.  S.  [vgl.  oben  I,  S.  227],  in  IV  das 
Grosslogen  -M.  S.  von  1583  (vgl.  a.  a.  O.j; 
alle  sind  mit  einleitenden  Bemerkungen 
über  die  Handschriften  versehen.  Die 
sechs  Bände  gewähren  dem  Forscher 
eine  ganz  sichere  Unterlage,  woran  es 
früher  fehlte;  denn  die  bis  dahin  veran- 
stalteten Drucke  waren  fast  alle  unzuver- 
lässig. Derartig  mustergültige  Hilfsmittel 
werden  kaum  auf  einem  andern  wissen- 
schaftlichen Gebiete  zu  finden  sein,  und 
dabei  wird  jeder  dieser  kostbaren  Bände 
den  korrespondierenden  Mitgliedern  der 
Loge  nur  mit  10  sh.  6  d.  angerechnet.  Der 
VII.  Band  (1890)  ist  ein  Faksimileneudruck 
der  zweiten  Ausgabe  des  Konstitutionen- 
buchs von  1738  mit  einer  Einleitung  von 
Hughan.  Der  VIII.  Band  (1895)  bringt  Zerti- 
fikate unter  dem  Titel:  »Masonic  Certifi- 
cates;  being  Notes  and  lllustrations  de- 
scriptive  of  those  engraved  Documents 
of  the  Grand  Lodge  &  Grand  Chapter  of 
England,  from  the  earliest  to  the  present 
Time.  By  Ramsden  Riley«  (Published  for 
the  Author  by  Q.  C.  Lodge).  Rams- 
den Riley  besitzt  selbst  eine  wohlbe- 
kannte Sammlung  und  hat  zur  Ergänzung 
die  im  Besitz  der  Grossloge  befindlichen 
Zertifikate  benutzen  können,  18  Tafeln 
mit  Abbildungen  sind  den  Beschreibungen 
beigefügt.  Auch  dies  ist  ein  wertvoller 
Band.  Der  in  Vorbereitung  befindliche 
neunte  Band  wird  die  überaus  wichtigen 
Protokolle  der  •  Philo -Musicae  et  Archi- 
tecturae  Societas«  (Additional  M.  S.  No. 
23202  im  British  Museum)  von  1724  bis 
1727  in  Faksimiledruck  darbieten  (vgL 

I  oben  I,  S.  256).  —  Man  kann  den  deutschen 

14* 


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212  Quebec  — 

Logen  dringend  den  AnschluBs  an  diese  ! 
wissenschaftliche  Loge  empfehlen,  da  so- 
wohl einzelne  Freimaurer,  wie  Lugen  und 
Büchereien  als  Mitglieder  des  »Correspon- 
dence  Circle«  angenommen  werden.  Der 
im  Dezember  für  das  folgende  Jahr  fällige 
Jahresbeitrag  ist  eine  halbe  Guinee  (10  »h. 
6  d.),  wofür  die  AQC.  portofrei  ge- 
liefert wird;  die  einzelnen  Bfinde  der 
»Antigrapha«  sind  gleichfalls  für  je  10  sh. 
6  d.  zu  haben,  die  Abnahme  ist  aber 
eine  freiwillige.  Man  wende  sich  an 
George  William  Speth,  Esq.,  (La  Tuya, 
Edward  Road,  Bromley,  Kent,  England), 
der  als  ständiger  Schriftführer  das  Weitere 
vermittelt. 

Quebec  (Prov.  der  brit.-amerikan.  Ko- 
lonie Kanada).  Bald  nach  der  Neuorgani- 
sation des  Dominion  of  Canada,  wobei 
Q.  eine  besondere  Provinz  wurde,  regte 
sich  der  Gedanke  der  Gründung  einer  be- 
sondern unabhängigen  Grossloge,  wie  dies 
schon  in  Neuschottland  und  Neubraun- 
schweig  geschehen  war.  Am  20.  Okt.  1869 
wurde  die  Grossloge  von  Q.  in  Montreal 
gegründet.  Sie  zählt  jetzt  56  Logen  mit 
8530  Mitgliedern.  Drei  Tochterlogen  der 
Grossloge  von  England  in  Montreal  haben 
sich  s.Z.  derGrossloge  von  Q.  nicht  mit  an- 
geschlossen und  stehen  noch  heute  unter 
ihrer  alten  Grossloge.  Ausserdem  besteht 
seit  1896  in  Montreal  eine  Tochterloge  des 
Grossorients  von  Frankreich.  [Vgl.  Gra- 
ham, The  Outlines  of  the  History  of  Free- 
masonry  in  the  Province  of  Q  ] 

Quedlinburg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  21971  E.).  Von  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin  ist  hier  6.  Juni  1846 
die  Johannisloge  Zur  goldnen  Waage 
gestiftet  und  19.  Juli  1846  eingeweint 
worden.  Mitgliederzahl  (1900):  104.  Vers.: 
Donnerstags.  Klub:  Sonnabends.  Logen- 
haus: Heilige  Geiststrasse  Nr.  4.  Haus- 
gesetze v.  1895.  Milde  Stiftung:  Witwen- 
und  Sterbekasse. 

Queensland  fbrit.  Kolonien  in  Austra- 
lien). Hier  bildete  sich  die  erste  Loge 
1859  in  Brisbane  unter  der  englischen 


Räcknitz. 

Grossloge,  die  dort  1862  eine  Distrikts- 
grossloge errichtete.  1864  entstanden  die 
ersten  Tochterlogen  der  Grosslogen  von 
Schottland  und  Irland  ebenfalls  in  Bris- 
bane. Auch  diese  Grosslogen  bildeten 
in  der  Folge  Provinzialgrosslogen  für  Q, 
1898  bestanden  unter  der  englischen  Groas- 
loge  52  Logen  mit  etwa  2000  Mitgliedern, 
unter  der  von  Schottland  50  und  unter 
der  von  Irland  19  Logen.  Verschiedne 
Versuche  wurden  gemacht,  eine  Grossloge 
für  Q.  zu  schaffen,  scheiterten  aber  immer 
an  der  Haltung  der  englischen  Logen.  1*98 
fanden  abermals  Versammlungen  statt,  wo- 
bei die  Errichtung  einer  eignen  Grossloge 
beschlossen  wurde.  Zeitschriften  erschienen 
»Queensland  Freemasons'  Magazine«  (seit 
1889)  und  »Keystone«  (seit  1892). 

Quelle,  s.  Auserwählter. 

Querfurt  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  5207  E.).  1)  Hier  bestand  früher 
eine  19.  Dez.  1777  durch  das  altschottische 
Direktorium  (Karl  zu  den  drei  Palmen) 
der  Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in 
Leipzig  gestiftete  Loge  Minerva  zu  den 
drei  Lichtern,  die  aber  1817  ihre  Thä- 
tigkeit  einstellte.  2)  Im  Nov.  1876  bildete 
sich  ein  maurerisches  Kränzchen,  das  3) 
sich  21.  April  1877  zu  der  Loge  Minerva 
zu  den  drei  Lichtern  unter  der  Gros- 
sen Landesloge  in  Berlin  umwandelte.  Mit- 
gliederzahl (1899):  87.  Vers.:  Donners- 
tags. Eignes  Logenhaus:  Merseburger 
Strasse  Nr.  271. 

Qulncy  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
Illinois,  [18901  81494  E.).  Hier  besteht 
eine  in  deutscher  Sprache  arbeitende  Loge 
Hermann  Nr.  89,  gegr.  8.  Okt.  1846, 
unter  der  einheimischen  Grossloge.  Vers.: 
2.  und  4.  Mittwoch. 

Qutttalnen  (Gutsbezirk  bei  Schlobitten 
in  der  preuss.  Prov.  Ostpreussen).  Hier 
bestand  1785 — 87  eine  Deputationsloge  der 
Loge  Zu  den  drei  Kronen  in  Königsberg 
i.  Pr.  [Vgl.  Kienast,  Quellenkritische  Bei- 
träge zur  Geschichte  dieser  Loge  (1896), 
8.  63.] 


Baabe,  Abraham  Gottlieb,  Professor  | 

der  Philologie  in  Halle,  geb.  1.  Aug.  1763  > 

in  Bernstadt  bei  Herrnhut  in  der  Ober-  | 
lausitz,  gest  26.  Juli  1845  in  Halle,  ward 

1794  ausserordentlicher  Professor  in  Leip-  i 

zig,  ging  1805  als  Professor  der  griechi-  i 

sehen  Sprache  nach  Wittenberg  und  mit  | 

der  dortigen  Universität  nach  Halle.  —  Dem  ; 

Freimaurerbunde  trat  er  14.  April  1804  zu  ; 
Leipzig  in  der  Loge  Apollo  (zu  den  drei 
Akazien)  bei  und  blieb  bis  zu  seinem  Tode 
deren  Mitglied.    Von  der  Loge  Zu  den 

drei  Degen  in  Halle  wurde  er  1817  seiner  | 


• 

gründlichen  maurerischen  Kenntnisse  we- 
gen, die  er  in  sorgfältigen  Vorträgen  in 
der  Loge  mitteilte,  zum  Ehrenmitglied 
ernannt.  Er  war  Stifter  der  historischen 
Kenntnisstufe  in  Leipzig  und  zugeordneter 
Meister  bis  1806. 

Kacknlti,  Joseph  Friedrich  Frei- 
herr v.,  geb.  10.  Jan.  1745  in  Dresden, 
gest.  das.  9.  April  1818,  widmete  sich  dem 
Militärstande,  verliess  1769  den  Kriegs- 
dienst, wurde  Kurfürstl.  Kammerherr  und 
erster  Hofmarschall,  als  welcher  er  sich  der 
Kunst  und  Wissenschaft  zu  widmen  reich- 


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Radeberg  —  Ragon. 


213 


lieh  Gelegenheit  fand.  Sein  Haus  stand 
Gelehrten  und  Künstlern  offen,  aufkeimen- 
de Talente  unterstützte  er  in  jeder  Weise. 
Sein  Name  war  nach  dieser  Richtung  hin 
in  Dresden  allbekannt  und  ist  mit  der 
Geschichte  der  künstlerischen  Entwicklung 
Dresdens  eng  verknüpft.  [Vgl.  Klübe, 
Gelehrte  Dresdens,  S.123;  Haymann,  Dresd- 
ner Schriftsteller,  S.  116.]  —  v.  R.  war  einer 
der  hervorragendsten  Maurer  und  verdien-' 
testen  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zu 
den  drei  Schwertern  in  Dresden.  1765 
als  Mitglied  der  Loge  Zu  den  drei  Granat- 
äpfeln das.  aufgenommen  und  von  1766  an 
der  Schwerter-Loge  eingereiht,  machte  er 
die  Rosaschen  und  v.  Hundschen  Ver- 
irrungen  in  der  Maurerei  mit  durch.  Sei- 
nem klaren  Blick  aber  gelang  es.  das 
Echte  zu  scheiden,  und  so  entwickelte  er 
ein  für  seine  Loge  reformatorisches  Wir- 
ken. 1775  zugeordneter  Meister  vom  Stuhl, 
wurde  er  1780  zum  Meister  vom  Stuhl  be- 
rufen, welches  Amt  er  bis  1797  inne 
hatte.  Er  schuf  freisinnigere  Logenge- 
setze,  schaffte  die  rituelle  Erteilung  des 
V.  und  VI.  Grads  ab,  schliesslich  auch 
den  IV.  Grad,  und  durch  die  Schöpfung 
eines  neuen  Rituals  zunächst  für  den  1. 
Grad,  das  auch  an  Stelle  des  Eides  das 
Gelöbnis  setzte,  wurde  1785  der  Zusammen- 
hang mit  der  strikten  Observanz  völlig  ge- 
löst und  die  Loge  der  alt -englischen 
Lehrart  wieder  zugeführt.  Um  seiner  Ver- 
dienste willen  wählten  ihn  die  Bundeslo- 
gen, die  1811  zur  Gründung  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  zusammentraten, 
zum  Landesgrossmeister  und,  nachdem  er 
dies  Amt  niederlegte,  zum  Gross-Senior.  1815 
beging  er  das  goldne  Maurerjubiläum,  wobei 
ihm  seine  Loge  einen  goldnen  Eichenkranz 
überreichte,  der  ihm  später  mit  ins  Grab 
gegeben  wurde,  v.  R.  war  einer  der  ersten, 
die  1772  zur  Linderung  des  Elends  in 
Sachsen  thatkräftig  eingriffen.  Er  war 
Mitstifter,  Freund  und  Wohlthäter  des 
Freimaurerinstituts  (s.  d.)  in  Dresden.  [Vgl. 
Festschrift  zum  Jubiläum  des  150jähr.  Be- 
stehens der  Loge  zu  den  drei  Schwertern 
(Dresd.  1890),  wo  auch  sein  Bild.] 

Radeberg  (St.  im  Köuigr.  Sachsen,  10294 
E.).  Hier  bestand  ein  freimaurerischer 
Verein,  der  Anfang  1900  eingegangen  ist. 

Rüdebeul  (Dorf  im  Königr.  Sachsen, 
4189  E.).  Hier  besteht  eine  freie  Vereini- 
gung der  Freimaurer  in  R.  und  Umgegend, 
gegr.  3.  Juni  1897.  Vers.:  vom  Sept.  bis 
Mai  an  jeder  letzten  Mittwoch.  Lokal: 
Hotel  Lechla  am  Bahnhof  R.  Mitglieder 
(1900):  46. 

Kademacher  [auch  Badcniaker  geschrie- 
ben], Johann  Cornelius,  Generalschatz- 
meister des  Prinzen  Wilhelm  Friso  von 
Oranien,  errichtete  24.  Okt.  1785  im  Haag 
im  Gasthof  Nieuwe  Doelen  eine  hollän- 
dische Loge,  die  wohl  später  den  Namen 
Le  veritable  zele  erhielt  und  mit  der  fran- 
zösischen Loge  du  Grand  Maltre  des  Pro- 


|  vinces  unies  et  du  ressort  de  la  ge*n£ralite* 
in  gutem  Einvernehmen  stand.  R.  war  ihr 
Vorsitzender  und  Kuenen  (s.d.)  sein  Zugeord- 
neter. Zwischen  dem  9.  und  12.  Dez. 
wurde  R.  vor  den  Hof  von  Holland  ge- 
laden und  musstc  auf  sein  Ehrenwort  ge- 
loben, keiner  Versammlung  von  Frei- 
maurern ferner  beizuwohnen.  Er  verfasste 
auch  eine  Gegenschrift  gegen:  L'ordre  des 
Francs-Macons  trahi  unterm  Titel:  »Lettre 
critique  d'un  Franc -Macon  sur  un  livre 
nouvellemeot  paru  sous  ie  titre  etc.*  (La 
Haye  1745,  Übersetzung  Frkf.  1745). 

Rademaker,  s.  Bademacher. 

Ragon,  J.  M.,  geb.  25.  Febr.  1781  in 
Bray-sur-Seine,  gest.  1862  in  Paris,  war 
früher  Kassierer  Dei  der  Generaleinnahme 
des  Departements  des  Lys,  dann  seit  1814 
Bureauchef  im  Ministerium  des  Innern. 
Er  war  ein  sehr  eifriger  Maurer  und  auf- 
genommen 1803  in  Brügge.  Als  er  später 
nach  Paris  ging,  gründete  er  1816  die 
durch  ihre  Mitglieder  und  Arbeiten  aus- 
gezeichnete Loge  Lea  Trinosophes  und 
war  bis  zu  seiner  Abreise  nach  Ame- 
rika (1819)  deren  Meister.  Er  trat  als 
maurerischer  Schriftsteller  auf,  indem 
er  ein  Hauptarbeiter  an  dem  vom  Pariser 
Buchhändler  Bailleul  gegründeten  Journal 
»Hermes«  1808 — 18  war.  Viele  seiner  Ar- 
beiten, wie  z.  B.  sein  »Cours  philosophique 
et  interpretatif  des  initiations  anciennes 
et  modernes«  (Paris  1841,  zweite  Ausgabe 
Nancy  1843),  verkündigen  die  Ansichten 
der  Loge  Lea  Trinosophes.  Von  seinen 
Arbeiten  sind  vorzüglich  zu  nennen:  »La 
messe  dans  ses  rapports  avec  les  mysteres 
de  l'antiquitl«  (Nancy  1842,  zweite  Aus- 
gabe Paris  1846),  »La  messe  et  ses  my- 
steres compares  aux  mysteres  anciens« 
(Paris  1844;  neue  Ausgabe  1882);  »L'ortho- 
doxie  maconnique  suivie  de  la  Maconnerie 
occulte  et  de  l'initiation  herm^tique«  (Paris 
1853);  »Maconnerie  occulte  suivie  de  l'ini- 
tiation herm^tique«  (Paris  1853);  »Liturgie 
maconnique«  (Paris  1861),  3  Hefte,  deren 
erstes  L  adoption  des  jeunes  Louvetons, 
deren  zweites  die  Reconnaissances  conju- 
gales  und  deren  drittes  die  Pompe  funebre 
maconnique  behandelt.  Sie  bilden  das 
3. — 5.  Heft  des  aus  16  Heften  bestehenden 
Werkes  »Rituels  maconniques«  (1860—62), 
deren  letztes  (16)  einen  Tuileur  general 
enthält,  worin  die  Bezeichnungeu  von 
75  verschiednen  Maurereien,  48  Riten, 
30  sogenannten  freimaurerischen  Orden, 
24  androgynen  Gesellschaften,  6  Aka- 
demien und  mehr  als  1400  Graden  ent- 
halten sind.  [Vgl,  Taute,  Maurerische 
Bücherkunde  (Lpz.  1886),  Nr.  1384,  wo 
der  gesamte  Inhalt  genau  angegeben 
ist.]  R.  hatte  im  Sinn,  eine  allgemeine 
maurerische  Instruktion  unter  dem  Namen 
•Les  Fastes  initiatiques«  herauszugeben, 
ist  aber  vom  Tode  daran  verhindert  wor- 
den, doch  erhellt  aus  dem  Prospekt  des 
Werks,  das  auf  sieben  Bände  angelegt 


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214  Ragotzky 

war,  wie  die  Rituals  maconniques  gewisser- 
massen  nur  ein  Auazug  des  nicht  erschie- 
nenen Werks  sind.  Alle  Schriften  R.'s 
sind  geistreich  und  heiehrend,  wenngleich 
man  häufig  die  geübte  Kritik  vermissen 
wird  und  auf  ein  eigentümliches  System  — 
was  sogar  die  französischen  Kritiker  zu- 
geben —  stösst,  dem  wir  Deutsche  keine 
Anerkennung  zollen  können.  Mit  It.  ist  dem 
französischen  Maurerbunde  eine  grosse 
Kraft  verloren  gegangen,  die  bemüht  war, 
die  Maurer  zum  Studium  der  Geschichte 
anzuspornen,  weil  es  nur  auf  diesem  Wege 
möglich  ist,  sich  von  den  Vorurteilen  der 
verschiednen  Lehrarten  zu  befreien.  [Vgl. 
Bh.  1862,  S.  197.  L.  XXI,  881.] 

Kagotzky,  Karl  Aug.,  früher  Prediger 
in  Nahrstedt,  dann  in  Stendal,  zuletzt  Su- 
perindentent  und  Oberprediger  in  Calbe 
an  der  Milde,  woselbst  er  5.  Jan.  1823 
starb,  war  zuerst  Redner  und  nachher 
viele  Jahre  hindurch  Meister  vom  Stuhl 
der  Loge  Zur  goldnen  Krone  in  Stendal 
und  gehörte  zu  den  ausgezeichnetsten 
Logenmeistern  des  Bundes  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin.  Er  war  als  frei- 
maurcrischer  Schriftsteller  rühmlichst  be- 
kannt und  erwarb  sich  als  solcher,  nament- 
lich durch  seinen  »Freidenker«,  grosse 
Verdienste.  Denn  wenn  man  gleich  in 
diesem  Bunde  beim  Erscheinen  des  Buchs 
die  freisinnigen  Äusserungen  darin  von 
der  obersten  Behörde  nicht  ganz  zu 
billigen  schien,  so  widmete  man  ihnen 
doch  alle  Aufmerksamkeit  und  benutzte 
in  der  Folge  die  dort  gegebnen  Winke, 
wie  mehrere  der  getroffnen  Einrichtungen 
beweisen.  Seine  maurerischen  Schritten 
sind:  1)  Unterhaltungen  für  denkende 
Freimaurer  {Brl.  1792);  2)  Über  maurerische 
Freiheit  (Brl.  1792);  8)  Der  Freidenker  in 
der  Maurerei  (Brl.  1793).  Dieses  Buch  er- 
schien anonvm,  und  es  wurde  eine  Zeit 
lang  K.  Pb*  Moritz  (s.  d.)  für  den  Ver- 
lasser gehalten.  Ein  gedrängter  Auszug 
des  »Freidenkers«  steht  in  der  Frevmäu- 
xer-Bibliothek,  St.  7,  S.  137—164.  4)  Franz 
Hell  oder  die  Irrwege  (Köthen  1803),  wo- 
von Bruchstücke  schon  im  zweiten  bis 
sechsten  Band  des  Köthener  Taschen- 
buchs standen.  Zum  (Köthener)  Taschen- 
buch für  Freimaurer  1798  —  1805  lieferte 
er  als  Nachtrag  des  »Freidenkers«  »Briefe 
über  interessante  Gegenstände  in  der 
Maurerei«,  sowie  die  Bruchstücke  zu 
Franz  Hell  u.  s.  w.  Den  ersten  Band  des 
Taschenbuchs  schmückt  das  Porträt  R.'s. 

Rahbek,  Knud  Lvne,  dftn.  Dichter 
und  Schriftsteller,  geb.  18.  Dez.  1760  in 
Kopenhagen,  gest.  das.  22.  April.  1830, 
gab  seit  1785  mit  Pram  die  Monatsschrift 
Minerva  heraus.  1790  wurde  er  zum  Pro- 
fessor der  Ästhetik  ernannt  und  gründete 
1791  das  Wochenblatt  Den  danske  Til- 
skuer.  1799  legte  er  seine  Professur  nieder 
und  wurde  Geschichtslehrer  an  einer 
PrivatanBtalt,  übernahm  jedoch  1816  seine 


—  Rahmen. 

[  frühere  Professur  wieder,  mit  der  er  später 
1  auch  den  Lehrstuhl  der  dänischen  Sprache 
]  und  Litteratur  verband.    Er  gab  lyrische 
|  Gedichte,  treffliche  Erzählungen,  Dramen 
und  ästhetische  Schriften  heraus  und  übte 
als  Kritiker  grossen  Einfluss.  —  Zum  Frei- 
maurer wurde  er  3.  April  1782  in  der 
Kopenhagner  Loge  Zorobabel  zum  Nord- 
stern aufgenommen  und  erhielt  die  beiden 
andern  Grade  1783  in  der  Kieler  Loge 
Luise  zur  gekrönten  Freundschaft.  Frei- 
maurerische Schriften  sind  von  ihm  be- 
kannt:  Neujahrsgaben  unter  den  Titeln 
Theano,   Eos,   Metis,  St.  Johannes  und 
\  Eleusis  (Kiöbenhavn  1821—24,  1880)  und 
Frimurertaler   (das.    1816).     [Vgl.  seine 
Selbstbiographie:  Erindringer  af  mit  Liv 
(1824—29,  5  Bde.)  und  FZ.  1874,  S.  60.] 

Rahlenbeck,  Karl  Friedrich  August, 
hervorragender  Industrieller,  geb.  2.  Okt. 
1775  in  Schwelm,  gest.  10.  Mai  1843  in 
Hohenstein,  trat  1797  oder  1798  in  ein 
kaufmännisches  Geschäft  in  Hohenstein 
bei  Chemnitz  (Firma:  ölsner  &  Rahlen- 
beck), das  er  später  allein  übernahm.  —  Als 
Freimaurer^ward  er  von  zwei  schottischen 
Meistern  (Ölsner  und  Dienemann)  noch 
vor  1804  aufgenommen  und  schloss  sich 
16.  Febr.  1804  der  Loge  Zur  Harmonie  in 
Hohenstein  an.  Dann  war  er  1807—10 
Schriftführer,  1810—1816  zugeordneter 
Meister  und  1816—43  Meister  vom  Stuhl 
dieser  Loge,  die  aber  seit  1824  von  Ho- 
henstein nach  Chemnitz  (s.d.)  verlegt  worden 
war.  Da  R.  in  Hohenstein  wohnen  blieb, 
so  verursachte  ihm  das  Stuhlmeisteramt 
bedeutende  Schwierigkeiten  (s.  Hohen- 
stein), die  er  stets  mit  kräftigem  Geist 
zu  überwinden  wusste,  so  dass  er  selbst 
nach  25jähriger  Jubelfeier  als  Meister 
vom  Stuhl  immer  wieder  das  ihm  oft  so 
schwer,  aber  auch  so  lieb  gewordne  Amt 
annahm  und  unter  seiner  27  jährigen 
Amtierung  als  Meister  vom  Stuhl  die  Loge 
sich  zu  bedeutender  Blüte  erhob.  Seine 
maurerischen  Reden  gehören  zu  den  besten, 
,  doch  sind  nur  wenige  davon  im  Druck 
1  erschienen  (vgl.  FZ.  1872,  S.  265).  Auch 
war  er  Herausgeber  der  unter  C.  R.  erschie- 
nenen »Freimaurergesänge  zum  Gebrauch 
I  der  Loge  Harmonie  in  Hohenstein«.  [Vgl. 
1  FZ.  1862,  S.  180.] 

Kahmel,  Aug.  Wilh.  Leopold  v., 
geb.  12.  März  1749  in  Rheinfeld  in  Pom- 
mern, gest.  10.  Febr.  1808,  war  erst  Militär, 
dann  von  1780  Zivilbeamter  und  zuletzt 
Postmeister  zu  Schmiedeberg  in  Schlesien. 
[Vgl.  Biographie,  8.  Bd.,  S.  220.]  Er  hat 
allerlei  geschrieben;  als  freimaurerischer 
i  Schriftsteller  gab  er  1780  »Freymaurer-Re- 
den und  Gedichte«  (Brei.  undLpz.)  heraus. 

Rahmen,  verzierter  oder  zackiger  [la 
houppe  dentelee,  intented  tassell,  fasst  die 
Lehrlingstafel  (s.  d.)  ein  und  drängt  alle 
Geheimnisse  auf  eine  Stelle  zusammen, 
wie  in  dem  Herzen  eines  rechtschaffnen 
Freimaurers. 


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Kakovssky  —  Rauisay. 


Rakorszky,  Stefan  v.,  geb.  26.  Sept. 
1847  in  Kosöcz  im  Komitat  Trencsen, 
war  anfanglich  Publizist,  dann  1877  Vor- 
stand der  ungarschen  Landeskommission 
der  Pariser  Weltauastellung,  seit  1878 
Reichstagsabgeordneter,  in  welcher  Eigen- 
schaft er  sich  so  hervorthat,  dass  er  zum 
Präsidenten  des  obersten  Staats-Rechnungs- 
hofs  und  1897  zum  Wirkl.  Geh.  Rat  er- 
nannt wurde.  —  Am  11.  Juli  1873  in  der 
Budapester  Loge  Corvin  Miltyas  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen,  wurde  er 
bald  deren  zugeordneter  Meister,  später 
Meister  vom  Stuhl  und  Mitglied,  dann 
Vizepräsident  des  Bundesrats  des  Gross- 
orients von  Ungarn.  1886  wurde  er  zu 
dessen  zugeordnetem  Grossmeister  und 
nach  der  Vereinigung  1889  zum  Gross- 
meister der  Symbolischen  Grossloge  von 
Ungarn  ernannt.  In  allen  diesen  Stellungen 
hat  er  durch  sein  gewinnendes,  taktvolles 
Benehmen,  sowie  durch  zahlreiche  Reden 
und  grossmeisterliche  Rundschreiben  zu 
einer  gedeihlichen  Entwicklung  der  Frei- 
maurerei in  Ungarn  viel  beigetragen.  Zum 
Leidwesen  aller  hat  er  seine  Würde  1893 
niedergelegt,  worauf  er  zum  Ehrengross- 
meister  ernannt  wurde.  [Vgl.  Bbl.  1899, 
S.  22.] 

Ramme,  Adolf,  Schulmann,  geb.  8.  Juli 
1822  in  Suderode,  gest.  20.  Juli  1900  in 
Berlin,  kam  als  Hilfslehrer  zuerst  an  eine 
Privatschule   nach  Berlin,   wurde  dann  1 
Lehrer  an  der  Französischen  Schule  und  , 
hiernach  Lehrer  und  Erzieher  an  dem  | 
Rummelsburger  Waisenhaus,  wo  er  sechs 
Jahre  thätig  war.    In  dieser  Stellung  zum  . 
Leiter  der  69.  und  später  der  27.  Ge-  j 
meindeschule  als  Rektor  berufen,  hat  er  : 
bis  zu  seinem  75.  I^bensjahre  gewirkt.  —  j 
Aufgenommen    in    den  Freimaurerbund 
wurde  R.  17.  April  1857  in  der  Loge  Zur 
Eintracht,  in  Berlin  und  bekleidete  darin  , 
mehrere  Ämter.    Seit  11.  April  1872  war 
er  auf  Lebennzeit  gewähltes,  stimmberech-  | 
tigtes  Mitglied  und  zweiter  Grossaufseher 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln.    [Vgl.  Berliner  Herold, 
1900,  Nr.  16,  wo  sein  Bildnis.] 

Ramgay,  Andreas  Michael,  geb.  1686 
in  Ayr  in  Schottland,  gest.  6.  Mai  1743 
in  St.-Gcrmain  -  en -Laye,  wurde  früher 
beschuldigt,  durch  seine  Ableitung  des 
Freimaurerordens  aus  einem  Ritterorden 
der  Kreuzzüge  dem  Eindringen  der  Ritter- 
grade und  andrer  Hochgrade  in  die  Frei- 
maurerei Thor  und  Riegel  geöffnet  und 
damit  alle  Übel  verursacht  zu  haben,  die 
durch  das  HochgTadwesen  über  die  Frei- 
maurerei gekommen  sind.  [Vgl.  die  vorige 
Aufl.  dieses  Handbuchs  in,  5;  Thorv,  Acta 
latomor.  I,  75,804,381 ;  11,368;  Clavel,  Hist. 
pitt.,  S.  165  fg.;  Laurie,  History  (ed.  2),  S. 
426;  Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  England,  8.  119;  Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich  I,  44; 
Mackey,  Lexicon  of  Freemasonry  (Lon- 


don 1860),  S.  282;  Schröder,  Materialien 
(1806)  I,  94.]  Er  war  ein  schottischer 
Edelmann  und  stand  im  spanischen  Erb- 
folgekrieg in  den  Niederlanden  bei  den 
englischen  Hilfstruppen  unter  Marl  bor  ough, 
während  der  Stuart  Jakob  HL  in  dem 
gegnerischen  Heer  der  Franzosen  in  Flan- 
dern kämpfte.  Ein  Mensch  von  tiefem 
religiösen  Gemüt  und  von  unerledigten 
Fragen  und  Zweifeln  beunruhigt,  begab 
er  sich  nach  Cambray,  woselbst  der  von 
seinem  jesuitischen  Gegner  Bossuet  vom 
Hofe  verdrängte  Fenelon  Erzbischof  war. 
Dieser  hatte  gerade  während  dieses  Kriegs 
sein  Christentum  praktisch  in  so  edler 
Weise  bethätigt,  dass  er  bei  Freund  und 
Feind  in  der  höchsten  Achtung  stand, 
und  es  darf  nicht  Wunder  nehmen,  dass 
der  junge  R.  von  dieser  hochbedeutsamen, 
edlen  Persönlichkeit  ganz  hingenommen 
und  von  dem  Erzbischof  für  die  katho- 
lische Kirche  gewonnen  wurde.  R.  er- 
scheint in  seinem  ganzen  spätem  Leben 
als  ein  unentwegt  treuer  Schüler  dieses 
weisen  Prinzenerziehers  und  toleranten 
Kirchenfürsten.  Nach  F6n£lons  Tode  1715 
begab  sich  R.  nach  Paris,  wo  er  als  gräf- 
licher Erzieher  in  voller  Freiheit  und 
Ruhe  seinen  Studien  und  litterarischen 
Arbeiten  lebte.  Vom  Regenten  Philipp 
von  Orleans,  der  Grossmeister  des  Ordens 
vom  heiligen  Lazarus  war,  wurde  er  ver- 
anlasst, sich  in  diesen  Orden  aufnehmen 
zu  lassen.  Auf  Zureden  französischer 
Prinzen  übernahm  er  1724  bei  Jakob  IH., 
den  er  erst  bei  dieser  Gelegenheit  kennen 
lernte,  in  Rom  die  Stelle  eines  Erziehers 
des  nachmaligen,  damals  vier  Jahre  alten 
Prätendenten  Karl  Eduard,  für  den  er 
sein  bekanntes  Buch  »Les  voyages  de 
Cyrus«  (Paris  1727)  geschrieben  haben 
soll,  wurde  jedoch  durch  die  dortigen  un- 
glücklichen häuslichen  Verhältnisse  ver- 
anlasst, schon  1725  nach  Paris  zurückzu- 
kehren. Da  er  im  Dienste  des  Präten- 
denten gestanden,  so  traf  ihn  durch  das 
Gesetz  die  Verbannung  aus  seinem  Vater- 
land; doch  wurde  ihm  vom  Londoner 
Hof  der  Antrag  gemacht,  die  Erziehung 
des  dritten  Sohnes  von  König  Georg  III. 
zu  übernehmen.  Dies  lehnte  er  ab.  1730 
machte  er  mit  einem  Geleitsbrief  König 
Georgs  behufs  seiner  Doktorbeförderung 
in  Oxford  eine  Reise  nach  England  und 
wurde  bei  dieser  Gelegenheit  in  London 
zum  Mitglied  der  Königlichen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  erwählt.  Zuletzt  be- 
kleidete er  die  Hofmeisterstelle  bei  dem 
Prinzen  von  Turenne,  dem  Sohne  des  Her- 
zogs von  Bouillon.  Herr  von  Geusau, 
Reisebegleiter  des  Prinzen  von  Reuss,  ein 
gebildeter,  streng  sittlicher  Mann  und  sehr 
entschiedner  Protestant,  lernte  ihn  kennen 
und  verkehrte  mit  ihm  bis  zu  seiner  Ab- 
reise von  Paris  im  Juni  1741.  In  seinem 
von  Büsching  benutzten  Tagebuch  spricht 
er  mit  grosser  Achtung  und  Anerkennung 


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216 


Itamsay. 


von  R.'s  gelehrten  Kenntnissen,  seiner  auf- 
richtigen und  zuverlässigen  Gesinnung, 
seinem  sittlichen  Ernst  und  seiner  innigen 
Anhänglichkeit  an  seine  religiöse  Über- 
zeugung, die  doch  fern  sei  von  aller  Sek- 
tiererei  und  Proselytenmacherei.  Zuge- 
schrieben wurde  R.  die  Verfasserschaft  der 
in  französischer  Sprache  1738  in  Dublin 
erschienenen  Schrift  »Relation  apologique 
et  historique  de  la  Socitfte"  des  Franc- 
Macons  par  J.  O.  I).  M.  F.  M.«,  die  1739 
in  Rom  von  Henkershand  öffentlich  ver- 
brannt wurde.  Gentleman's  Magazine  Vol. 
IX,  S.  139  hat  diese  Angabe  gemacht. 
Aber  alles  spricht  gegen  die  Abfassung 
durch  R.  Schon  Kloss  deutet  die  Buch- 
staben des  Titels,:  J.  G.  Medicinae  Doctor 
Franc- Macou.  Über  den  Ursprung  des 
Ordens  bringt  die  Relation  ganz  andre 
Angaben,  als  der  nachher  zu  erwähnende 
Discours  von  R.  Sie  war  gegen  die  Schrift 
gerichtet,  in  der  der  Geueralleutuant  der 
Pariser  Polizei,  Herault,  Prichards  Zer- 
gliederte Freimaurerei  veröffentlicht  hatte, 
und  erweist  sich  als  ein  Versuch,  die 
Hölle  der  alten  Freimaurerei  mit  anders- 
woher entlehntem  Inhalt  zu  füllen,  mit 
dem  materialistischen  Pantheismus  des 
Pantheistikon  des  John  Toland  (s.  d.) 
von  1721.  Dies  beweisen  fast  wörtliche 
Üb  ereinstimmungen  mit  diesem.  Sie  be- 
zeichnet den  Bund  nicht  als  Freimaurer- 
brüderschaft, wie  der  Discours,  sondern 
als  Sozietät,  wie  das  Pantheistikon.  R. 
war  entschiedner  Katholik,  die  Relation 
ist  pantheistisch.  R.  erklärte  im  Discours 
und  gegen  Geusau,  dass  Religion  und 
Politik  von  den  Verhandlungen  der  Frei- 
maurer ausgeschlossen  seien;  die  Relation 
dagegen  behauptet,  dass  dort  besonders 
die  Politik  zur  Geltung  komme.  Endlich 
ist  auch  die  Orthographie  beider  Schriften 
eine  gänzlich  verschiedne.  Aus  dem 
Gesagten  ergiebt  sich,  dass  R.  die  Frei- 
maurerei zu  politischen  Zwecken,  zur 
Wiedereinsetzung  der  Stuarts  nicht  hat 
benutzen  wollen  und  dass  ihm  ein  Miss- 
brauch der  Loge  zu  Zwecken  der  Jesuiten 
gänzlich  fern  gelegen  haben  muss.  Dass 
er  kein  jakobitischer  Parteigänger  und 
kein  Helfershelfer  der  Jesuiten  gewesen, 
dafür  spricht  alles,  was  von  seinem 
Lebenslauf  und  von  seinem  Charakter 
bekannt  ist,  aufs  entschiedenste.  Der  «Dis- 
cours d'un  Gr.  Maitre  dans  la  Gr.  Loge 
assemblee  solcnnement  a  Paris  en  1740« 
(zum  ersten  Mal  gedruckt  in  den  »Lettres 
de  M.  de  V  .  . .  (Voltaire)  avec  plusieurs 
pieees  de  differens  auteurs«  (Hang  1738), 
S.  47 — 74,  unter  der  Überschrift  »Discours 
prononce"  ä  la  Reception  de  Free-Macons 
par  M.  de  Ramsay,  Grand  Orateur  de 
I'Ordre«,  dann  im  Almanach  desCocus  1741, 
in  de  la  Ticrces  Übersetzung  des  Kon- 
stitutionenbucha 1742  und  in  Hist.  des  Fr. 
M.  s.  1745)  rührt  unbestritten  von  R ,  der 
Grossredner  war,  her  und  ist  jedenfalls  schon 


21. März  1737  gehalten  [vgl.  Gould,  History, 
V,  83]  und  wahrscheinlich  zur  Verlesung 
durch  den  Grossmeister  bei  der  Aufnahme 
vornehmer  Herren  von  ihm  verfasst  wor- 
den. Hier  zeigt  sich  R.  von  dem  Ge- 
danken an  Hochgrade  so  weit  entfernt, 
dass  er  ausdrücklich  erklärt,  das  ganze 
Wesen  der  Freimaurerei  sei  in  den  drei 
Graden  abgeschlossen,  die  er  allein  aner- 
kennt und  für  völlig  ausreichend  hält. 
Auch  ergiebt  sich  aus  dem  Discours  die 
Nichtigkeit  des  Vorwurfs,  dass  er  die 
einfache  Brüderschaft  der  Maurerei  in 
einen  Ritterorden  verwandelt  hätte.  Die 
Bezeichnung  der  Maurerei  als  Orden  (s.  d.) 
war  lange  vor  R.  üblich  (einmal  schon  in 
Andersons  Konstitutionenbuch).  R.  nennt 
'  sie  einen  sittlichen  Orden.  Wer  das  un- 
würdige Treiben  in  den  damaligen  Logen 
Frankreichs  bedenkt,  wird  sich  nicht  wun- 
dern, dass  ein  Mann  wie  R.  nach  einer 
Erneuerung  des  Ordens  verlangte  und 
dazu  das  Seinige  that.  Darauf  deuten  im 
Discours  die  Worte,  dass  »man  angefangen 
habe,  dazu  geeignete  Mittel  anzuwenden«. 
Wir  haben  also  gleichfalls  in  dieser 
Logenrede,  wie  in  der  erwähnten  Relation 
einen  Versuch  vor  uns,  die  entartete 
Maurerei  mit  einem  gediegnem  Inhalt 
zu  erfüllen;  aber  dieser  Versuch  hat 
einen  andern  Geist,  als  die  Relation.  Aus 
seinen  Unterredungen  mit  Geusau  wissen 
wir,  dass  er  die  Tempelherren  in  der  Loge 
nur  einmal  und  zwar  als  abschreckendes 
Beispiel  erwähnt  habe;  denn  solange  sie 
bei  ihrer  Stiftungsregel  geblieben,  seien 
I  sie  von  jedermann  geliebt  und  gelobt,  aber 
j  nach  ihrem  Abfall  ein  Gegenstand  der 
Verfolgung  geworden.  In  seiner  Logen- 
rede leitete  er,  das  Mitglied  des  Lazarus- 
ordens, dem  gewiss  das  1714 — 1719  er- 
schienene grosse  Werk  von  Helyot  über 
die  geistlichen  Orden  bekannt  war,  den 
Maurerorden,  als  einen  sittlichen  Orden,  in 
dem  alle  Stände  gleich  berechtigt  sein 
sollten,  von  den  Hospitalitern  des  heiligen 
Lazarus  her,  die  sich  in  der  Zeit  der 
Kreuzzüge  in  Jerusalem  niederliessen, 
unter  einem  gemeinsamen  Hospitalmeister 
mit  den  Hospitalitern  des  heiligen  Johan- 
nes, des  Bischofs  von  Jerusalem,  in  enge 
Gemeinschaft  traten  und  sich  erst  von 
ihnen  wieder  trennten,  als  diese  Johannes 
den  Täufer  zu  ihrem  Schutzheiligen  und 
das  Mönchsgelübde  der  Keuschheit  an- 
nahmen und  dann  in  der  Folgezeit  zum 
Johanniterritterorden  nach  Art  des  Tempel- 
herrnordens wurden.  Von  jener  Verbin- 
dung her,  meint  R.,  führten  alle  Logen 
den  Namen  St.  Johannislogen.  Die  heilige, 
dienende,  selbstverleugnende  Liebe,  deren 
Verkörperung  und  Bethätigung  er  an 
seinem  Meister,  dem  edlen  Föneion,  kennen 
gelernt  hatte,  war  seine  Idee  von  der 
Freimaurerei.  Hat  er  auch  in  seiner  Er- 
klärung von  dem  Ursprung  der  Freimau- 
rerei geirrt,  so  ist  er  doch  von  dem  Vor- 


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Kapin-Thoyras  —  Rasoeuhas«. 


217 


wurf  völlig  freizusprechen,  das«  er  die 
Entstehung  der  Hochgrade  veranlasst  und 
die  einfache  Brüderschaft  in  einen  Ritter- 
orden verwandelt  habe.  [Vgl.  G.  A.  Schiff- 
mann,  Andr.  Mich.  R.  Eine  Studie  zur 
Geschichte  der  Freimaurerei  (Lpz.  1878); 
Relation  und  Discour»  übersetzt  im  Aus- 
zug in  der  vorigen  Auflage  dieses  Hand- 
buchs III,  7;  Streit  zwischen  Findel  und 
Schiffmann  über  R.:  Bh.  1878,  S.  351 ;  1879, 
S.  4;  1883,  S.  337;  1894,  S.  57;  L.  XXIV, 
289;  1878,  S.  181;  1879,  8.  3;  Büsching, 
Beitrage  zur  Lebensgeschichte  denkwür- 
diger Personen  (Halle  1783),  11,245;  111,826; 
KIobs,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Frankreich,  1, 44;  ders.,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  England  102,  119;  Nemeitz, 
Vernünftige  Gedanken  über  allerhand  his- 
torische, kritische  und  moralische  Materien 
(Frkf.  1739—48),  Bd.  IV;  (Hiller),  Anek- 
doten zur  Lebensgeschichte  berühmter  Ge- 
lehrter (Lpz.,  1762-64),  Teil  VII.] 

Ilaptn-Thoyras.  1)  Der  Verfasser  eines 
bis  jetzt  noch  nicht  wieder  aufgefundnen 
Buchs  «Von  der  Ankunft  und  Wachstum 
einer  Sekte  in  Paris,  welche  anjetzo  viel 
Aufsehen  erregt  hat;  aus  dem  Französischen 
übersetzt«  (Hmbg.  1789),  dasSchneider  (s.d.) 
in  dem  Altenburger  Constitutionsbuch 
(S.  126)  erwähnt.  [Vgl.  Schiffmann,  Die 
Freimaurerei  in  Frankreich  (Lpz.  1881), 
S.  218;  ders.,  Entstehung  der  Rittergrade 
(Lpz.  1882),  S.  36.] 

2)  Gabriel  Philipp  v.,  geb.  1.  Mai 
1746,  gest.  19.  Okt.  1807  in  Rummers- 
hagen,  wurde  Offizier,  1783  Hauptmann, 
1796  Major  und  1805  Oberstleutnant.  1806 
□ahm  er  den  Abschied  und  zog  nach 
Rummershagen  in  Mecklenburg.  —  Zum 
Freimaurer  wurde  er  21.  Sept.  1771  in  der 
Loge  Zum  flammenden  Stern  in  Berlin 
aufgenommen,  deren  Vorsitzender  Meister 
er  von  1786 — 1807  war.  1790  trat  er  in  die 
Grosse  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  und  wurde  1797  Mitglied  des 
Altschottischen  (Bundes-)  Direktoriums. 
[Vgl.  Geschichte  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl. 
1890),  S.  438.] 

Rappard,  Franz  Alexander  Ridder 
van,  gest.  19.  Febr.  1867,  war  1852-66  zu- 
geordneter Grossmeister  des  Grossostens 
der  Niederlande  und  hat  sich  um  die  nieder- 
ländische Freimaurerei  sehr  verdient  ge- 
macht. Er  war  8.  Jan.  1815  in  der  Loge 
L'union  royale  im  Haag  aufgenommen  und 
feierte  im  Jan.  1865  sein  fünfzigjähriges 
Maurerjubiläum,  worauf  eine  Denkmünze 
geprägt  wurde.  [Vgl.  Bh.  1867,  S.  81;  L. 
XXIV,  189.] 

Ranch  au,  Friedrich  Albert  August 
v.,  gothaischer  Kammerjunker,  nachher 
Hauptmann,  war  einer  der  ersten  Anhänger 
von  Johnson;  nachher  trat  er  in  Alten- 
berge (1764)  dem  v.  Hundschen  System  zu. 

Raak,  Rasmus  Christian,  berühmter 
dän.  Sprachforscher,  geb.  22.  Nov.  1787 


in  Brändekilde  auf  Fünen,  gest.  14.  Nov. 
1832  in  Kopenhagen,  widmete  sich  früh 
dem  Studium  der  isländischen  und  andrer 
germanischer  Sprachen.  1816  trat  er  eine 
Reise  nach  Indien  an,  wobei  er  durch 
Schweden,  Finnland,  Russland  und  Persien 
kam  und  Sprachstudien  machte.  1823 
kehrte  er  nach  Kopenhagen  zurück  und 
wurde  1831  Professor  der  morgenländischen 
Sprachen.  Seine  Forschungen  hat  er  in 
einer  Menge  von  Abhandlungen  und  Wer- 
ken niedergelegt.  —  Zum  Freimaurer  auf- 
genommen wurde  er  in  Ceylon,  wo  er  auch 
den  Grad  des  Grand  Pontitf  and  Sublime 
Ecossais  of  the  beavenly  Jerusalem  erhielt. 
[VgL  seine  Biographie  in  Petersen,  Samm- 
lede  Afhandlinger  (1.  Bd.,  Kopenhagen 
1870);  Rönning,  Rasmus  Kristian  R.  (das. 
1887);  Wimmer,  Rasmus  Kristian  R.  (das. 
1887);  FZ.  1874,  8.  164.] 

Raspati,  Fr  an  9.  Vincent,  geb.  29.  Jan. 
1794  in  Carpentras,  gest.  8.  Jan.  1878  in  Ar- 
cueil,  beteiligte  sich  an  allen  politischen  Be- 
wegungen in  radikalem  Sinn,  brachte  von 
1863—1869  in  der  Verbannung  zu,  kam  1869 
<  in  die  Gesetzgebende  Versammlung  und 
1876  in  die  Deputiertenkammer.  Er  schrieb 
naturwissenschaftliche  Werke.  —  In  den 
Freimaurerbund  wurde  er  1821  in  der  Loge 
Amis  bienfaisants  zu  Paris  aufgenommen 
und  machte  sich  schon  1822  als  Stellver- 
treter des  Redners  durch  eine  Rede  be- 
kannt, die  als  Einleitung  die  Worte  hatte: 
•  Heilige  Freiheit,  dein  Name  ist  keine 
Blasphemie«.  Von  Seiten  vieler  Logen 
wurden  seiner  Familie  grossartige  Beweise 
der  Teilnahme  bei  Anlass  seines  Todes 
gesandt.    [Vgl.  Alpina  1878,  S.  58.] 

KassenhuHK  ist  die  Verfolgung  andrer 
Menschenrassen  wegen  ihrer  abweichen- 
den Eigentümlichkeiten.  Der  Rassenunter- 
schied beschränkt  sich  aber  nicht  auf  die 
grössern  Gebiete,  wie  romanische,  germa- 
nische u.  s.  w.,  sondern  schliesst  auch 
engere  Kreise  oft  genug  in  sich  ein  und 
drängt  nach  grösserer  Geltendmachung  der 
eignen  Rechte  und  weiterer  Verbreitung. 
Der  R.  ist  auch  noch  am  Ende  des  19. 
Jahrhunderts  im  Gang  und  spricht  dem 
Fortschritt  der  Menschheit  auf  dem  Ge- 
biet der  kulturellen  Entwicklung  Hohn. 
Man  erinnere  sich  nur  an  die  Verfolgung 
des  deutschen  Elements  durch  das  slavi- 
sche  und  tschechische  in  Österreich,  an 
die  Bedrängung  des  Deutschtums  in  den 
russischen  Grenzländern.  Ein  gewisses 
nationales  Selbstgefühl  ist  nicht  nur  nicht 
zu  tadeln,  sondern  selbst  notwendig;  aber 
es  darf  nicht  in  Hass  und  Verfolgung  aus- 
|  arten.  Die  Völker  sind  aufeinander  an- 
'  gewiesen  und  müssen  miteinander  wett- 
|  eifern  um  den  Bestand  der  höchsten  Güter 
!  der  Menschheit.  Das  sind  echt  freimaure- 
rische Gedanken,  und  indem  der  Frei- 
maurerbund sich  um  den  ganzen  Erdhall 
schliesst,  bekennt  er  sich  zum  Kosmo- 
|  politismus  (s.  d.),  der  die  wahre  Vaterlands- 


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218 


Rastatt  —  Riitioimlisriius. 


liebe  (s.  d.)  nicht  ausschliesst.  Die  Frei- 
maurerei ist  dem  R.  Feind.  —  Die  Rasse 
bildet  deshalb  auch  im  Freimaurerbund 
nach  seiner  wahren  Bedeutung  kein  Hin- 
dernis bei  der  Aufnahme.  Leider  ist  das 
indes  noch  in  Nordamerika  der  Fall,  wo 
die  Negerlogen  der  Anerkennung  ent- 
behren.   [Vgl.  FZ.  1871,  S.  263.] 

Rastalt  (St.  im  Grossherz.  Baden,  18276 
E  )  I.  Hier  wurde  12.  Jan.  1861  eine 
Militärloge  Wilhelm  zum  Schwarz- 
wald von  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  gestiftet  und  am 
26.  Febr.  1861  eingeweiht  [vgl.  Bh.  1861, 
S.  107],  aber  am  13.  Juli  1866  schon  wieder 
geschlossen.  H.  Seit  8.  Mai  1881  besteht 
ein  maurerisches  Kränzchen  Zur  treuen 
Feste  an  der  Murg  unter  der  Loge  in 
Karlsruhe.  Mitgliederzahl  (1900):  12.  Vers, 
am  ersten  uud  dritten  Donnerstag. 

Rastenburg  (St.  in  d.  Prov.  Ostpreussen, 
8066  E.).  Logen  das.  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln: 1)  Die  Johannisloge  Zu  den  drei 
Thoren  des  Tempels,  gegr.  9.  Okt. 
1818;  Mitgliederzahl  (1900):  78.  Vera. 
Sonnabends;  Klub  Mittwochs;  Ferien:  Juli 
und  August.  Eignes  LogenhauB  eingew. 
1864.  Milde  Stiftungen:  5  mit  ca.  5300  M. 
Kapital.  2)  Die  delegierte  altschottische 
Loge  Aurora,  gegr.  9.  März  1812  in 
Johaunisburg,  seit  28.  Mai  1853  nach  R. 
verlegt,  seit  14.  März  1894  geschlossen. 

Rath  (Dorf  bei  Dösseldorf  in  der  preuss. 
Rheinprovinz,  4119  E.).  Hier  wurde  von 
der  Grossloge  zur  Sonne  in  Bayreuth  die 
Loge  Theodor  zum  bergischen  Löwen 
23.  Okt.  1896  gegründet  und  1898  nach 
Düsseldorf  (s.  d.)  verlegt. 

Rathenow  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  18418  E.).  1)  Hier  wurde 
von  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  18.  Jan.  1*17  die 
Johannisloge  Zur  Treue  und  Stärke 
gestiftet  und  21.  März  desselben  Jahres 
eingeweiht;  sie  wurde  16.  Dez.  1829  ge- 
schlossen, nachdem  sie  schon  1827  ausser 
Thätigkeit  getreten  war.  2)  Von  der 
Grossen  Landesloge  zu  Berlin  wurde  28. 
Juli  1862  die  Loge  Friedrich  Wilhelm 
zur  Wahrheit  und  Treue  gestiftet. 
Mitgliederzahl  (1899):  69.  Klub:  täglich. 
Logenlokal:  Kabrikeustrasse  Nr.  12. 

Katibor  (St  in  der  preuss.  Provinz 
Schlesien,  21  680  E.).  I.  Schon  9.  Okt. 
1810  wurde  hier  ein  freimaurerische» 
Kränzchen  gebildet,  zu  dessen  erster  Ein- 
richtung 18.  Okt.  1810  nach  einem  neuer- 
dings aufgefundnen  Schriftstück  Vor- 
schläge gemacht  wurden.  Über  die  weitere 
Thätigkeit  dieses  Kränzchens  ist  Näheres 
nicht  bekannt.  [Vgl.  S.  L.  1900,  S.  83.] 
II.  Unter  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  bestehen  hier: 
1)  die  Johannisloge  Fr  ied rieh  Wilhelm 
zur  Gerechtigkeit,  gegr.  23.  Dez.  1834, 
eingew.  23.  April  1835.  Mitgliederzahl 


j  (1899):  115.  Vers.:  Sonnabends.  Ferien: 
Juli  bis  Mitte  Sept.  Eignes  Logengebäude 
Zwingerstrasse  3,  eingew.  12.  Jan.  1862, 
1889  erweitert.  Drei  milde  Stiftungen  (Hilfs- 
verein, Kuh -Stiftung,  Filehne  Stiftung): 
Gesamtkapital:  35000 M.  Hausgesetze  vom 
30.  Dez.  1876.  [Vgl.  Filehne,  A.  E.,  Chro- 
nik der  Loge  1885—1885  (1885).]  2)  Die 
delegierte  altschottische  Loge  Friedrich 
Wilhelm  zur  Gerechtigkeit,  gest. 
19.  März  1836. 

Rationalismus.    Die  Offenbarung  war 
nach  Anschauung  des  alten  christlichen 
Supernaturalismus  die  übernatürliche  Mit- 
teilung der  gottlichen  Wahrheit  an  den 
Menschengeist  von  aussen  her.  Unbe- 
dingte Unterordnung  der  Menschenvernunft 
unter    das    vom  Gottesgeist  eingegebne 
Bibelwort  wurde  verlangt  und  ihr  nur 
eine  formale  Wirksamkeit  bei  der  wissen- 
schaftlichen  Darstellung   der  Glaubens- 
satzungen eingeräumt.   Da  unterzogen  um 
die  Wende  des  17.  und  18.  Jahrb.  die 
englischen  Freidenker  (Deisten)  nicht  nur 
einzelne  christliche  Dogmen,  sondern  auch 
den  Begriff  der  Offenbarung  einer  scharfen 
Kritik,  und  die  französischen  Freigeister 
(Voltaire  und  die  Encyklopädisten)  im 
18.  Jahrhundert   vollzogen   zu  Gunsten 
|  eines  platten  Naturalismus  den  völligen 
I  Abfall  von  der  tiefen  und  reichen  Ge- 
dankenwelt des  christlichen  Idealismus. 
Anders  gestaltete  sich  die  Geistesentwick- 
I  lung  in  Deutschland  im  Zeitalter  der  Auf- 
klärung.   Hier  stand  diese  Entwicklung 
'.  unter  dem  höchst  wirksamen  Ein  Aus«  eines 
|  lebhaft  und  mit  Begeisterung  sich  be- 
j  mühenden  Kulturlebens,  das,  mehr  als 
I  empfänglich  und  offen  für  das  Fremde, 
mit  kosmopolitischer  Weitherzigkeit  sich 
zu  bereichern  strebte,  und  zwar  unter  den 
schwungvollen  Einwirkungen   der  einer 
neuen  Blüte  zustrebenden  Dichtung,  einer 
ungemein  rührigen  und  tüchtigen  littera- 
rischen Thätigkeit,  wieder  eines  Lessing  und 
Herder.  Der  grosse  Philosoph  Kant  nahm  in 
Sachen  der  religiösen  Wahrheit  das  Recht 
auch  eines  materiellen  Vernunftgebrauchs 
in  Anspruch  und  stellte   »die  Religion 
innerhalb  der  Grenzen  der  reinen  Ver- 
nunft«.   Gott,  Freiheit  und  Unsterblieh- 
1  keit  sind   Forderungen  der  praktischen 
Vernunft.    Religion  ist  moralischer  Ver- 
j  nunftglaube.    Je  mehr  dieser  6ich  unter 
|  den  Menschen  verwirklicht,  desto  mehr 
nähern  sie  sich  dem  Reiche  Gottes  auf 
Erden  an;  aber  freilich  kann  die  Mensch- 
heit ihm  nur  in  unendlichem  Prozesse 
näher   kommen.    Ein  Herabsinken  von 
der  Höhe  dieses  Vernunftglaubens  stellt 
der  gewöhnliche  R.  dar,  der  aus  dem 
18.  Jahrhundert  bis  in  das  19.  hinüber- 
wirkte.   Er  verwechselte  Vernunft  und 
|  Verstand  und  verwarf  alles  als  vernunft- 
widrig, was  der  hausbackne,  alltägliche 
!  Menschenverstand  nicht  zu   fassen  ver- 
|  mochte.  Der  Verstand  ist  das  Vermögen, 


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Ratachky  —  Raven. 


219 


die  Sinneswahrnehmungen  zu  sondern,  zu 
ordnen  und  in  die  Form  des  Begriffs  zu 
erheben.  Die  Vernunft  aber  ist  das  Ver- 
mögen der  Ideen,  der  theoretischen  Idee 
des  Wahren,  der  praktischen  Idee  des 
Guten  und  der  ästhetischen  Idee  des  Schö- 
nen. Mittelst  dieses  höhern  Geistesver- 
mögens erhebt  sich  der  Mensch  über  die 
Sinnenwelt  in  das  Reich  der  Ideen.  Nach 
freimaurerischer  Anschauung  ist  dies  der 
richtige  Vernunftgebrauch,  der  echte  R. 
Mit  ihm  steht  der  Idealismus  im  innigsten 
Bunde.  Die  menschliche  Vernunft  ist 
eine  geborne  Idealistin.  Wie  jede  neue 
Naturerkenntnis,  jede  Erforschung  und 
Entdeckung  im  Bereich  der  Natur  ein 
neues  Stück  der  Gottesgeheimnisse  ent- 
hüllt und  somit  eine  Offenbarung  an  den 
Menschengeist  ist,  bo  bedeutet  auch  jedes 
Aufgehen  einer  neuen  Erkenntnis  im 
Ideenreich  eine  solche  Offenbarung.  Seit- 
dem Schleiermacher  18S0  in  seiner  Glau- 
benslehre den  Begriff  der  Religion  tiefer 
ergründet  und  erfasst  hat  als  «das  Gefühl 
der  schlechthinigen  Abhängigkeit  von 
Gott«,  ist  der  Gegensatz  zwischen  Super- 
naturalismus  und  R.  überwunden.  Im 
Gefühl  ist  die  Menschenvernunft  mit 
der  höchsten  Vernunft  lebensmässig  ver- 
bunden. Axiome  und  Ahnungen,  Postu- 
late  und  Konjekturen  sind  Vernunftoffen- 
barungen, die  dem  Menschen  nicht  von 
aussen  kommen,  sondern  von  innen  in 
seinem  Gefühl  keimen,  von  seiner  Ver- 
nunft ergriffen,  auf  ihre  Rationalität  ge- 
prüft und,  wenn  sie  diese  Kritik  bestanden 
haben,  vernunftgemäss  ausgeprägt  und  in 
der  Ideenwelt  der  menschlichen  Vernunft 
verwertet  werden. 

Ratsch ky,  Joseph  Franz,  geb.  24.  Aug. 
1757  in  Wien,  gest.  das.  31.  Mai  1810, 
wurde  1783  Konzipist  der  böhm.  -  österr. 
Hofkanzlei,  dann  Präsidialsekretär  beim 
Regierungspräsidenten  in  Linz,  1796  Hof- 
sekretär, 1804  Regierungsrat  und  Direktor 
des  Kamerallottogefälls  und  1807  Staats- 
und Konferenzrat.  —  Er  war  Mitglied  der 
Loge  Zur  wahren  Eintracht  in  Wien,  wo 
er  schon  1783  aufgeführt  wird,  und  ein 
geschätzter  Dichter  und  eifriges  Mitglied 
des  Maurerbundes.  Ausser  seiner  Teil- 
nahme am  (Wiener)  Journal  für  Frey- 
maurer trat  er  in  seinen  Gedichten  (Wien 
1791)  und  1785  mit  der  Schrift  auf:  »Auf 
die  dem  Freimaurerorden  vom  Kaiser  Jo- 
seph II.  öffentlich  bewilligte  Duldung«. 
Von  ihm  stammt  die  Dichtung  zu  Mozarts 
(s.  d.)  Gesellenlied  »Die  ihr  in  einem  neuen 
Grade«  [vgl.  R.  1900,  S.  33L 

Kauscbenbnseh,  Ernst  Friedrich  Al- 
brecht, Lehrer,  geb.  29.  Juni  1787  in 
Bückeburg,  gest.  28.  Febr.  1861  in  Kassel, 
studierte  Mathematik  und  Bauwissenschaft, 
war  Lehrer  der  Mathematik  am  Gymna- 
sium, dann  an  der  Realschule  in  Kassel 
mit  dem  Titel  als  Kollaborator.  —  Aufge- 
nommen in  den  Freimaurerbund  wurde  R. 


i  15.  Nov.  1822  in  der  Loge  Zur  vollkomm- 
nen  Eintracht  und  Freundschaft  in  Kassel. 
Nach  dem  Verbot  der  Freimaurerei  in 
Kurhessen  1824  erschien  R.  erst  wieder 
als  Mitglied  der  Loge  Zur  Eintracht  und 

i  Standhaftigkeit  in  Kassel  1850.  Nach  dem 

j  anderweiten  Verbot  der  Maurerei  gründete 
er  26.  März  1851  das  Kränzchen  in  Kassel. 

!  Während  des  Verbots  bediente  R.  Bich 
bei  seiner  Unterschrift  der  Buchstaben 

I  F.  F.  F.  H.  (=  floreat  foedus  fratrum 
Hassiae).  Von  ihm  erschienen  ■Maure- 
rische Gedichte«  (2  Sammlungen,  Kassel 
1854  und  55)  und  in  Gemeinschaft  mit 
Voigts  »Latoiniabluinen.  Für  die  Schwestern 
aller  Freimaurer«  (2.  Aufl.,  Kassel  1859). 

Raren,  Ernst  Werner  v.,  Herr  auf 
Nossentin  und  Sparow,  später  auf  Rahnen- 
felde  im  Mecklenburgschen,  geb.  1727  in 
Bottin,  gest.  1787,  war  Mitglied  und  (1764 
bis  1765)  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zu 
den  drei  Sternen  in  Rostock,  auch  1776 
schottischer  Obermeister  und  wurde  1762 
Mitglied  des  Rosaschen  Kapitels  das.  R. 
war  ein  redlicher,  achtungswerter,  aber 
geistig  nicht  sehr  begabter  Mann  und  da- 
her ein  sehr  gesuchtes  Werkzeug  in  den 

I  Händen  der  Schwindler,  die  zu  seiner  Zeit 
in  so  reicher  Zahl  unter  der  Maske  von 
Freimaurern  auftraten.    Er  war  1764  mit 

I  v.  Schröder  (s.d.)  nach  Jena  und  Altenberge 
gereist,  hatte  dort  den  Baron  v.  Hund  und 
die  strikte  Observanz  kennen  gelernt, 
wurde  zum  Ritter  geschlagen  und  als  ein 
in  seiner  Heimat  sehr  angesehener  Mann 
zum  Präfekt  von  Eckhorst  und  Kommissar 
des  Kapitels  Ratzeburg  ernannt.  R.  war 
zwar  >dem  Orden  ganz  ergeben  und  sehr 
thätig,  zur  Leitung  grosser  Verhältnisse 
aber  nicht  geeignet,  indem  er  nicht  sowohl 

■  die  Gestaltung  der  neuen  Ordnung  der 

1  Dinge  zum  Augenmerk  nahm,  als  vielmehr 
durch  die  im  Hintergrund  angedeutete 
Hoffnung,  zu  geheimer  Erkenntnis  zu  ge- 
langen, angezogen  wurde.  Bim  war  die 
Form  nur  das  Mittel,  diese  fortzupflanzen, 
und  die  äussere  Verfassung  nur  insoweit 
von  Wert,  als  dadurch  etwas  Höheres  und 
Geistiges  erstrebt  werden  sollte.«  Starek 
(s.  d.)  hatte  in  Erfahrung  gebracht,  dass 
R.  eines  der  geachtetsten  Mitglieder  der 
strikten  Observanz  sei,  mit  der  er  sein 
System  in  Verbindung  bringen  wollte,  und 
wandte  sich  deshalb  an  diesen,  den  er 
so  für  Bich  zu  gewinnen  wusste,  dass  er 

,  dem  Orden  keinen  geringen  Dienst  zu 

i  leisten  vermeinte,  wenn  er  ihn  mit  den 
sogenannten  Klerikern  in  Verbindung 
brächte,  die  es  an  den  glänzendsten  Ver- 
sprechungen nicht  fehlen  Hessen.  R.  selbst 

|  trat  den  Klerikern  bei,  wurde  1770  nach 
der  Abreise  des  v.  Vegesack  (s.d.)  zum  Prior 

I  clericorum  erwählt  und  Bchloss  in  dieser 
Eigenschaft  auf  dem  Konvent  zu  Kohlo 

|  (s.  d.)  mit  den  Mitgliedern  der  strikten 
Observanz  das  sogenannte  Pactum  funda- 
mentale ab.   Ganz  ungewöhnliches  Auf- 


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220 


Ravensberg  —  Realismus. 


sehen  erregte  er  bei  dieser  Versammlung  I 
durch  sein  öffentliches  Erscheinen  in  der 
angeblichen  geistlichen  und  Haustracht 
der  Kleriker.    Auch  hatte  ihm  Starck  ein 
Gebrauchtuni  mitgeteilt,  nach  dem  in  den 
frühem  heiligen  Kriegen   die  von  den 
Rittern  gebrauchten  Fahnen  angeblich  ge- 
weiht worden  sein  sollten,  und  da  nun  ! 
v.  Hund  angeordnet  hatte,  dass  bei  jeder  i 
Kapitelversammlung  besondere  Standarten  | 
aufgestellt  werden  sollten  und  deren  einige  | 
mit  zur  Stelle  gebracht  worden  waren,  so  : 
gab  das  eine  schone  Gelegenheit,  das  Ge-  I 
brauchtum  in  Anwendung  zu  bringen,  was, 
wie  Jacobi  [vgl.  Mh.  1844,  S.  422]  schreibt, 
von  den  zahlreich  anwesenden  Protestanten 
als  eine  Lächerlichkeit  beurteilt  und  bitter 
gerügt  wurde.  —  R.  erschien  auch  als  Ab- 
geordneter des  Prinzen  und  nachherigen 
Grossherzogs  Karl  von  Mecklenburg-Stre- 
litz  (s.  d.)   1773  bei    den  Konferenzen, 
die  in  Berlin  vom  13. — 16.  Okt.  zwischen 
den  Abgeordneten  der  vereinigten  Logen 
und  denen  der  Grossen  Landesloge  in  j 
Berlin  gepflogen  wurden,  die  aber  bei  I 
der    grossen    Verschiedenheit    der  An- 
sichten und  dem  wenig  aufrichtigen  Willen 
zu  einem  weitern  Zugeständnis  von  seiten 
der  letztgenannten  neuen  Grossloge  zu 
weiter  nichts  führten,  als  zu  einem  Überein- 
kommen wegen  gegenseitigen  Besuchs  der 
Logen  und  freundlichem  Einvernehmen 
der  Mitglieder,  was  indessen  schon  als  ein 
grosser  Gewinn  zu  betrachten  gewesen 
wäre,  wenn  es  Früchte  getragen  hätte.  —  j 
R.  besuchte  ferner  1775  den  Konvent  in 
Braunschweig  (s.  d.)  und  ebenso  die  von 
Gugomos(s.d.)  in  Wiesbaden  1776  veranstal- 
tete Versammlung.  Wie  fest  R.  übrigens  an 
das  klerikale  System  glaubte,  bewies  er  da- 
durch, daas  er  1778  auf  dem  Konvent  von 
Wolfenbüttel  (s.  d.)  erschien  und  namens 
der  Kleriker  deren  Trennung   von  der  \ 
strikten  Observanz  erklärte,  weil  man  ihnen 
nur  Misstrauen  gezeigt  und  Bie  sogar  offen 
angefeindet  habe.    Von  da  an  lebte  R. 
ziemlich  zurückgezogen  und  widmete  seine 
Zeit  der  Alchemie  und  ähnlichen  unfrucht- 
baren Bestrebungen,  gehörte  auch,  nach 
Nettelbladt  [vgl.  Parchimer  Kalender  1824 
bis  25]  von  1782—85  einer  hermetischen 
Gesellschaft  an.  [Vgl.  Signatatern  3.  und 
4.  Bd.  (Brl.  1804,  1806).] 

Ravensberg,  s.  Bielefeld. 

RawitHch  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Posen, 
12360  E.).  Von  der  Grossen  Landesloge 
zu  Berlin  wurde  hier  1)  12.  April  1796  eine 
Loge  Castor  und  Pollux  gestiftet,  die 
im  J.  1835  eingegangen  ist,  2)  29.  Mai  1862 
die  Loge  Tempel  der  Bruderliebe  gegr. 
und  19.  Okt.  1862  eingew.  Mitgliederzahl 
(1900):  91.    Vers.:  Mittwochs. 

Razen,  Franz  Joseph,  gest.  5.  Mai 
1851  im  Alter  von  70  Jahren,  war  22  Jahre 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zur  Frei- 
mütigkeit am  Rhein  in  Frankenthal.  Er 
gab  heraus:  Maurerischer  Bluetbenkranz 


aus  den  Archiven  deutscher  Logen  (3  Bde., 
Mannheim  1822-30;  2.  Aufl.  das.  1841). 
Vorträge  (in  gebundner  Rede)  bei  der 
Trauer-I<oge  in  der  Loge  zurFreimüthigkeit 
am  Rhein  (Frankenthal  1829);  Die  Blume 
der  Eintracht  im  Kranze  des  Sommer- 
Johannisfestes  (Frankenthal  1835);  Vorträge 
bei  der  Trauerloge  (Frankenthal  1889). 

Reading  (St.  im  nordamerikan.  Staate 
Pennsylvanien,  [18951  80000  E.).  Hier  be- 
steht unter  der  einheimischen  Grossloge 
eine  deutsche  Loge  Teutonia  Nr.  367, 
gegr.  25.  April  1866.  Vers.:  3.  Donners- 
tag. 

Reaktiviernng,  a.  Inaktivierung. 

Realismus.  Während  der  Idealismus  (s.d.) 
seine  Welt-  und  Lebensauffassung  durch 
Ideen  aufbaut,  die  er  aus  den  von  der 
Welt  der  Wirklichkeit  abgezognen  Be- 
griffen gebildet  hat,  will  der  R.  sich 
die  seinige  lediglich  nach  Massgabe 
der  Wirklichkeit  der  Dinare  schaffen.  Er 
bemüht  Bich,  die  Erkenntnis  der  Welt  und 
das  Verständnis  des  I^ebens  dadurch  zu 
erschliessen,  daas  er  den  ursächlichen  Zu- 
sammenhang der  Dinge  aufdeckt  und  in 
ihnen  Ursache  und  Wirkung  nachweist. 
Es  ist  klar,  dass  er  mit  seiner  Betonung 
der  Wirklichkeit  der  Dinge  im  Rechte  ist 
gegenüber  einem  einseitigen  Idealismus, 
der  diese  Wirklichkeit  nicht  berücksichtigt 
und  seine  Traumwelt  als  ein  »Wolken- 
kuckucksheim* in  die  Lüfte  baut.  Aber 
ebenso  klar  ist  auch,  dass  der  R.  einer 
bedenklichen  Einseitigkeit  verfällt,  wenn 
er  sich  der  ursächlichen  Einpflanzung 
der  Ideen  in  die  Welt  der  Wirklichkeit 
weigern  und  deren  treibende,  schaffende, 
bildende  Macht  in  Abrede  stellen  wollt«. 
Das  Richtige  liegt  auch  hier  in  der  Mitte 
der  Einseitigkeiten.  Aus  der  richtigen 
Verbindung  beider  ergiebt  sich  ein  Real- 
idealismus, der  die  Wirklichkeit  der  Dinge 
vollständig  berücksichtigt  und  daher 
den  positiven  und  exakten  Wissenschaften 
ihr  uneingeschränktes  Recht  lässt,  dabei 
aber  doch  ein  höheres  Reich  der  Ideen 
anerkennt,  aus  dem  der  Welt  der  wirk- 
lichen Dinge  Licht  und  Lebenstrieb, 
Schwungkraft  und  Befruchtung  zufällt. 
Die  Ideen  sind  Realitäten  höchster  Art. 
Ohne  Ideale  müsste  die  Menschheit  der 
Begeisterung  für  ihre  eigne  Bestimmung 
und  der  Leitsterne  ihres  sittlich-kulturellen 
Emporstrebens  und  Fortschreitens  ent- 
behren. Ideen  und  Ideale  kommen  mit 
umbildender  Macht  über  den  ursächlichen 
Zusammenhang  der  Dinge  und  erweisen 
eich  als  schöpferische  Mittel  in  der 
wirklichen  Welt.  Nach  ihrem  Wesen  und 
ihrem  Zweck  muss  die  Freimaurerei  sich 
den  Übertreibungen  und  Unwahrheiten 
sowohl  eines  einseitigen  Idealismus,  als 
auch  eines  extremen  R.  auf  das  Ent- 
schiedenste widersetzen  und  kann  ihren 
Standpunkt  nur  innerhalb  eines  gesunden 
Realidealismus  nehmen.    [Vgl.  A.  1897, 


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S.  9;  Br.  «891/92,  S.  27;  Günther,  Rose 
und  AkaziT (Plauen  1887),  S.  58.] 

Recht  (maurerischeB),  Rechtspflege 
(maurerische).    A.   Wie  jeder  Verein 
über  die  Gestaltung  seiner  innern  Verhält- 
nisse,  über  die  Mittel  zur  Erreichung 
seiner  Zwecke  und  über  deren  Anwendung 
Bestimmungen  besitzt,  so  hat  auch  der 
Freimaurerbund  solche,  deren  Inhalt  man  i 
als  Maurerrecht  bezeichnen  kann.     Die  | 
Quellen  sind  die  maurerischen  Grundge- 
setze (s.  d.)  und  Gesetzbücher  (s.  d.),  teils 
allgemeine,  von  den  meisten  Logenbünden 
anerkannte,  von  manchen  wenigstens  ihrem 
wesentlichen  Inhalt  und  Geiste  nach  ihren 
eignen  Gesetzbüchern  zu  Grunde  gelegte, 
welche  die  allgemeinen  Grundsätze  der 
Freimaurerei  und  Regeln  der  Freimaurer- 
brüderschaft aufstellen  —  insbesondere  die 
sogen.  Alten  Pflichten  (s.  d.)  und  Verord- 
nungen (s.  d.)  — ,  teils  besondere,  in  ein- 
zelnen Logenvereinen  oder  Logen  für  ihre 
besondern  Bundeskreise  aufgestellte.  Den 
Inhalt  des  Maurerrechts  kann  man  unter 
folgenden  Rubriken  zusammenfassen :  I.  A 1 1- 
ge mein  es.   Aufgabe  und  Zweck  des  Frei- 
maurerbundes (s.  d.);  Mittel  zur  Erreichung 
des  Bundeszwecks;  allgemeine  Aufnahmebe- 
dingungen   (s.    Aufnahme);  allgemeine 
Pflichten  der  Bundesglieder  (s.  Mitglieder). 
II.  Körperschaften  des  Bundes.  1) 
Grosslogen:  Personalversammlungen  und 
Arbeiten;  Rechte  und  Pflichten  der  Gross- 
logen und  ihrer  Verwaltungsbehörden;  Ver- 
hältnis der  Grosslogen  zu  andern ;  besondere 
Anstalten  der  Grosslogen  (s.  Grossloge).  2) 
Die  Einzelogcn :  a)  Verhältnis  zur  Grossloge : 
Gründung,  Annahme  (s.  Loge),  Anteil  an 
der  Gesetzgebung  der  Grossloge,  Vertre- 
tung bei  der  Grossloge  (s.  Vertreter),  In- 
aktivierung  (s.  d.),  Auflösung,  Reaktivie- 
rung  (s.  d.),  Entlassung.  —  Unabhängige 
Logen  (s  d);  b)  Rechte  der  Logen;  c)  Mit- 
glieder der  Logen :  Arten  (s.Mitglieder),  Auf- 
nahme (s.  d.),  Annahme  (s.  d.),  Beförderung 
(s.  d.),  Ausscheiden  (s.d.),  Pflichten,  Rechte; 
d)  Beamten  (s.  d.)  der  Loge;  e)  Versamm- 
lungen und  Arbeiten  (s.d.);  f)  Ritual  (s.d.); 

g)  Verwaltung  und  deren  Organe :  Beamten- 
rat (s.  d.),  Ausschüsse,  Meisterversamm- 
hingen  (s.  d.);  Anstalten  der  Loge:  Archiv 
(s.d.),  Bücherei  (s.d.),  Armenpflege  (s.  d.); 

h)  Strafrecht  der  Loge.  —  Fessler  ($.  d.)  und 
Bobrik  (s.  d.)  haben  geistvolle  Versuche 
einer  Darstellung  der  Grundzüge  des  mau- 
rerischen Verfassungsrechts,  freilich  mehr 
von  einem  idealen  Standpunkt  aus  gege- 
ben, jener  in  seinem  »Versuch  eines  all- 
gemeinen Maurer-  und  Logenrechtes« 
[Sä ramtliche  Schriften,  I,  1],  dieser  in  seiner 
Schrift:  Geschichte,  Grundidee  und  Ver- 
fassung der  Freimaurerei  (Zürich  1838). 
Auf  Veranlassung  und  Kosten  des  Vereins 
deutscher  Freimaurer^. d.)  haben  zum  ersten- 
mal v.  Groddeck  und  Henne-Am  Rhyn 
den  'Versuch  einer  Darstellung  des  Posi- 
tiven, inneren  Freimaurer-Rechts,  mit  einer 


.t.  221 

■ 

historischen  Einleitung  von  Dr.  Merzdorf« 
herausgegeben  (Lpz.  1877),  das  vollstän- 
digste Werk  dieser  Art  in  Deutschland. 
In  England  hat  Oliver  (s.  d.)  einen  Treatise 
on  masonic  law,  in  Nordamerika  Alb. 
Mackey  (s.d.)  einTextbook  of  masonic  juris- 
prudence  herausgegeben,  die  jedoch  nur  die 
Rechte  und  Recntsquellen  ihrer  Heimats- 
länder berücksichtigen.  —  B.  Von  einer 
maurerischen  (St  raf-)Recht  bd  f  lege  kann 
nur  in  dem  Sinne  die  Rede  sein,  dass  darunter 
die  Auferlegung  von  Ordnungsstrafen  und 
die  Handhabung  eines  geordneten  Ver- 
fahrens wegen  Übertretung  der  mit  solchen 
bedrohten  Vorschriften  innerhalb  des  Frei- 
maurerbundes verstanden  wird.  Hierbei 
ist  zu  unterscheiden  zwischen  denjenigen 
Übertretungen,  die  sich  auf  maurerische 
Verhältnisse  beziehen  und  nur  infolge  der 
besondern  Einrichtungen  des  Bundes  vor- 
kommen können,  ferner  den  Übertretungen 
der  allgemeinen  Moralgesetze  und  endlich 
den  Übertretungen  der  staatlichen  Straf- 
gesetze. Die  ersten  beiden  bilden  den 
eigentlichen  Gegenstand  der  maurerischen 
Kt'chtspflege;  doch  kann  auch  an  eine 
Übertretung  der  letztern  Art,  beziehentlich 
deren  Bestrafung  von  den  Gerichten,  sich 
noch  eine  maurerische  Rechtspflege  an- 
schliessen.  In  allen  diesen  Beziehungen 
hat  die  letztere  nur  den  Charakter  eines 
Disziplinarverfahrens,  wie  solches  in  jedem 
Verein  festgesetzt  werden  kann.  Der 
Umfang,  in  dem  dies  gesetzlich  geordnet 
ist  und  überhaupt  zur  Anwendung  kommt, 
ist  in  den  verschiednen  Logenbünden  sehr 
verschieden.  In  Deutschland  hat  der  Deut- 
sche Grosslogenbund  (s.d.)  1887  ein  Gesetz, 
das  Verfahren  bei  Verletzung  maurerischer 
Pflichten  betr.,  erlassen,  das  im  allgemeinen 
von  allen  acht  deutschen  Grosslogen  und 
den  unabhängigen  Logen  angenommen 
worden  ist  und  die  Richtschnur  bei  der 
maurerischen  Rechtspflege  bildet.  [Abge- 
druckt: A.  1888,  S.  292;  L.  1889,  S.  122.J 
Hiernach  liegt  dem  Meister  vom  Stuhl  bei 
Misshelligkeiten  unter  Mitgliedern  der  Ver- 
such derSühne  ob.  BeiEhrverletzungen  unter 
Maurern  ist  vor  Anrufung  des  staatlichen 
Gerichts  solche  Sühne  anzuwenden.  Der 
Vorsitzende  Meister  hat  bei  geringem  Ver- 
stössen ein  Rügerecht,  wogegen  ein  Wider- 
spruch in  geöffneter  Loge  nicht  statthaft 
ist.  Im  Übrigen  kann  jede  Loge  das  Wider- 
spruchsrecht und  das  Verfahren  bei  Ahn- 
dung erheblicher  Verstösse  selbst  regeln. 
Nur  wo  auf  Entlassung  oder  Ausschliessung 
zu  erkennen  sein  wird,  tritt  das  besondere 
allgemeine  Verfahren  ein.  Es  erfolgt 
vor  einem  Ehrenrat  (s.  d.),  der  von  jeder 
Loge  zu  bilden  ist.  Für  die  Berufungs- 
inatanz (s.  Berufung  im  Nachtrag)  wird 
von  jeder  Grossloge  ein  besonderer 
Ehrenrat  gebildet.  Das  Verfahren  ist  in 
grossen  Zügen  dem  vor  den  staatlichen 
Gerichten  nachgebildet  Bemerkenswert 
ist  nur,  dass  allenthalben  auf  einen  Sühne- 


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222  Recke  - 

versuch  hingewirkt  werden  soll.  Die  mau- 
rerischen Strafen  sind:  Verweis  durch  den 
Torsitzenden  Meister,  Entlassung  aus  der 
Loge,  Ausschliessung  aus  dem  Freimaurer- 
bund. Das  die  Strafe  aussprechende  l'rteil 
ist  mit  Gründen  zu  versehen.  Dagegen  ist 
Berufung  zulässig,  die  an  die  Gross- 
loge, bez.  bei  den  unabhängigen  Logen  an 
deren  Freie  Vereinigung  geht.  Auch  ein 
Wiederaufnahmeverfahren  ist  vorgesehen. 
Wenn  ein  Mitglied  von  einem  deutschen 
Gericht  wegen  eines  Verbrechens  oder 
wegen  eines  solchen  Vergehens  rechts- 
kräftig verurteilt  worden  ist,  das  den  Ver- 
lust der  bürgerlichen  Ehrenrechte  zur 
Folge  hat,  wird  ohne  weiteres  die  Aus- 
schliessung aus  dem  Freimaurerbund  ver- 
fügt. Sobald  das  maurerische  Verfahren 
vor  dem  Ehrenrat  eingeleitet  ist,  hört  das 
Kecht  zur  Deckung  (s.  d.)  auf.  Dasselbe 
ist  der  Fall,  wenn  gegen  ein  Mitglied  ein 
staatliches  Strafverfahren  wegen  eines  Ver- 
brechens oder  wegen  eines  solchen  Ver- 
gehens, wegen  dessen  auf  Verlust  der 
bürgerlichen  Ehrenrechte  erkannt  werden 
kann,  eingeleitet,  oder  wenn  über  das  Ver- 
mögen eines  Mitglieds  der  Konkurs  eröffnet 
oder  der  Offenbarungseid  im  Falle  der 
Zahlungsunfähigkeit  geleistet  worden  ist. 
Wegen  der  Wirkung  auf  Ehrenmitglied- 
schaften s.  diese.  In  einzelnen  Logen 
wird  im  Falle  des  Konkurses  die  Wieder- 
zulassung, abgesehen  von  andern  Fällen, 
nur  dann  ausgesprochen,  wenn  die  sämt- 
lichen Gläubiger  nachträglich  voll  be- 
friedigt worden  sind.  Mit  dem  Vorste- 
henden ist  in  vielen  Logen  das  Gebiet 
der  maurerischen  Rechtspflege  noch  nicht 
erschöpft.  Vielmehr  ist,  der  Vorschrift  in 
den  »Alten  Pflichten«  gemäss,  die  Anord- 
nung getroffen,  dass  auf  gütliche  Bei- 
legung der  zwischen  Maurern  entstehenden 
Streitigkeiten  im  allgemeinen  hingewirkt 
werden  soll.  Bei  Zivilprozessen  bestehen 
z.  B.  in  einigen  Logen  Vorschriften,  dass 
sich  die  zwistigen  Mitglieder  der  Loge 
zuvörderst  an  den  Meister  wenden  und 
dieser  brüderlichen  Vergleich  zu  erwirken 
suchen  soll.  Ähnliche  Vorschriften  finden 
sich  auch  in  der  Gesetzgebung  andrer 
Länder,  namentlich  in  Frankreich. 

Recke,  Charlotte  Elisabeth  Con- 
stantia  von  der,  geb.  Reichsgräfin  von 
Medem,  geb.  20.  Mai  1751  in  Kurland  auf 
dem  Gute  Schönburg,  gest.  13.  April  1833 
in  Dresden,  erhielt  eine  sorgfältige  Er- 
ziehung und  widmete  sich  vorzüglich,  nach- 
dem ihre  Ehe  getrennt  war,  der  Schrift- 
stellerei,  reiste  viel  und  hielt  sich  zuletzt 
abwechselnd  in  Berlin,  Leipzig,  Löbichau 
und  Dresden  bei  ihrer  Schwester,  der  Her- 
zogin von  Kurland,  auf.  In  ihres  Freun- 
des Tiedge  Begleitung  bereiste  sie  1804 — 6 
Italien.  Sie  trat  gegen  Cagliostro  (s.  d.), 
der  ihren  Namen  gemissbraucht  hatte,  auf 
und  erhob  einen  Warnungsruf  gegen  alle 
Mystik,  was  ihr  denn  auch  den  Krypto-  | 


—  Kode. 

kathol  iken  Starck  (s.  d.)  zum  Gegner  machte. 
rÜber  ihr  L  eben  vgl.  Zeitgenossen,  IX,  III, 
3.  Neuer  Nekrolog,  1833,  I,  275.]  Sie 
schrieb  »Nachricht  von  des  berüchtigten 
Cagliostro  Aufenthalte  in  Mltau,  im  Jahre 
1779,  und  von  dessen  dortigen  magischen 
Operationen«  (Brl.  u.  Stettin  1787),  welche 
Schrift  auch  in  das  Russische  und  Schwe- 
dische Übersetzt  wurde;  ferner  »Etwas  über 
des  O.  H.  P.  J.  A.  Starck  Verteidigungs- 
schrift, nebst  einigen  andern  nöthigen  Er- 
läuterungen« (Brl.  u.  Stettin  1788). 

Reclam,  Anton  Philipp,  Verlagsbuch- 
händler, geb.  29.  Juli  1807  in  Leipzig, 
gest.  das.  5.  Jan.  1896,  errichtete  1828  ein 
»Litterarisches  Museum«  (Leihbibliothek) 
und  gründete  nebenbei  ein  Verlagsgeschäft 
mit  Druckerei,  in  der  er  seit  1867  die  be- 
kannte »rniversalbibliothek«  herausgab. 
Er  wurde  7.  Febr.  1832  in  der  Loge  Mi- 
nerva zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig  zum 
Freimaurer  aufgenommen  und  trat  1892 
dort  aus,  um  die  Loge  Phönix  das.  mit 
zu  gründen,  der  er  bei  seinem  Tode  ein 
grösseres  Kapital  zu  einer  seinen  Namen 
tragenden  Stiftung  vermachte. 

Rede.  Die  Logenversammlungen  (sog. 
Arbeiten)  werden  abgehalten,  um  die  Mit- 
glieder des  Bundes  mit  dem  Zweck  und 
Inhalt  seiner  Lehre  bekannt  zu  machen. 
Der  Zweck  und  Inhalt  der  Freimaurerei 
ist  Bruderliebe,  allgemeine  Menschenliebe, 
Gottesliebe,  die  erreicht  wird  durch  Selbst- 
veredlung. Der  Weg,  um  dies  Ziel  zu  er- 
reichen, wird  durch  Sinnbilder  und  sinn- 
bildliche Gebräuche  dargestellt,  die  im 
einzelnen  durch  die  R.  erläutert  werden. 
Die  freimaurerische  R.  hat  demnach  die 
Aufgabe,  den  Mitgliedern  die  eigentümliche 
Methode  der  Freimaurerei  zu  erklären  und 
zu  begründen,  damit  sie  diese  verstehen 
und  erfassen  lernen,  sodann  die  Herzen 
für  diese  Lehre  zu  erwärmen  und  zu  be- 
geistern. Da  bei  der  Aufnahme  zum  Frei- 
maurer eine  gewisse  Bildung(s.  d.  im  Nach- 
trag) vorausgesetzt  wird,  so  hat  der  freimaure- 
rische Redner  nicht  nötig,  allzu  volkstümlich 
zu  sprechen.  Ihm  stehen  die  gesamten  litte- 
rarischen Erzeugnisse  der  Denker  und 
Dichter  aller  Zeiten  zur  Verfügung,  und 
je  mehr  Geistesschätze  er  sich  selbst 
erworben  hat,  desto  mehr  wird  er  den  Hö- 
rern spenden  können.  Die  Anforderungen, 
die  an  einen  freimaurerischen  Redner  ge- 
stellt werden,  sind  daher  —  ganz  abge- 
sehen von  der  Kenntnis  der  freimaurerischen 
Geschichte  —  keineswegs  gering.  Denn 
alle  Zeitströmungen  der  Gegenwart  finden 
auch  in  der  Loge  ihr  Echo,  und  wenn 
auch  die  Behandlung  speziell  religiös- 
dogmatischer  und  politischer  Fragen  von 
den  Verhandlungen  ausgeschlossen  sind, 
so  sind  doch  die  geistigen  Bewegungen  der 
Gegenwart  auch  in  der  Loge  heranzuziehen, 
und  noch  immer  ist  die  Freimaurerei  be- 
fähigt gewesen,  gerade  auf  Grund  ihrer 
I  sinnbildlichen  Lehrweise,   die  geistigen 


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Rede. 


223 


Strömungen  ihrer  Zeit  zu  verarbeiten  und 
zu  benutzen.  Man  unterscheidet  An- 
sprachen, Vorträge  (auch  Instruktionen, 
Zeichnungen  oder  Bausteine  genannt)  und 
eigentliche  R.  Die  erstem  werden  an 
Aufgenommene,  an  besuchende  Gäste,  an 
Jubilare,  an  Tischgenossen  gerichtet.  Hier- 
her gehören  also  auch  die  besonders  ge- 
pflegten Trinksprüche  (s.  d.).  Die  Vortrüge 
behandeln  die  Sinnbilder  und  sinnbild- 
lichen Gebräuche,  sowie  die  Geschichte 
der  Freimaurerei.  Sie  werden  besonders 
in  den  sog.  Instruktions-  oder  Unterrichts- 
logen(s.d.)  gehalten.  Die  R.  endlich  dienen 
zur  Entwicklung  der  Pflichten  und  Auf- 

Saben  der  Freimaurer  gegeneinander  und 
ie  Loge,  gegen  die  Aussenwelt  im  Amt 
und  Beruf,  gegen  sich  selbst  und  gegen 
Gott  und  werden  besonders  an  Festen  ge- 
halten. Die  freimaurerische  Beredsamkeit  ist 
seit  Stiftung  des  Bundes  eifrig  gepflegt 
worden,  und  es  finden  sich  in  den  ge- 
druckten Reden  hervorragende  Geistes- 
erzeugnisse. Anderson  in  seiner  Geschichte 
der  Freimaurerei  (T.  8,  Kap.  IV)  erwähnt, 
dass  Desaguliers  (s.  d.)  am  24.  Juni  1721 
bei  Einsetzung  des  Herzogs  von  Montagu 
zum  Grossmeister  eine  wohlgesetzte  R. 
über  die  Freimaurerei  gehalten  habe. 
Kloss  erwähnt  in  seiner  Bibliographie 
(Nr.  791):  J.  Theophil  Desaguliers,  An 
eloquent  oration  about  Masons  and  Ma- 
sonry  delivered  24.  Juny  1721.  Doch  ist 
ein  Exemplar  dieser  ältesten  angezeigten 
und  deshalb  gewiss  hochinteressanten  R. 
noch  nicht  aufgefunden.  Von  filtern  R. 
sind  teils  ihres  Stoffs,  teils  der  Redner 
wegen  besonders  folgende  hervorzuheben. 
Als  die  ältesten  in  Deutschland  bekannt 
gewordenen  R.:  Steinheil  (s.  d.),  Die 
ersten  Ideen  und  Kenntnisse  von  der  Kunst 
der  Freimaurerei  im  Juni  1742  und  S. 
Uriot  (s.  d.)  am  11.  Juni  1742  in  der  Loge 
Zur  Einigkeit  in  Frankfurt  a.  M.  gehalten. 
Letztere,  wie  die  berühmte  R.  von  Andr. 
Mich.  Ramsay  (s.  d.)  1737  in  Paris  gehal- 
tene Discours  prononce*  ä  la  reeeption  des 
Free-Macons  findet  sich  im  Anhang  zum 
Constitutionen-Buch  (Frkf.  1762).  Ferner: 
William  Dodd,  An  oration  delivered  at 
the  Dedication  of  Free  Masons'  Hall  (bei 
der  Einweihung  der  Freimaurerhalle  in 
London)  28.  Mai  1776.  Wieland,  Betrach- 
tungen über  den  Zweck  und  Geist  der 
Freimaurerei  am  24.  Okt.  1809  (Analekten 
der  Loge  Amalia,  Weimar  1810)  Goethe, 
Gedächtnisrede  auf  Wieland,  Weimar  1813 
(in  den  ges.  Werken).  Folger,  Zum  Ge- 
dächtnis G.  Washingtons,  gehalten  in  der 
Benevolent  Lodge  Nr.  192,  New  York  4. 
Nov.  1852.  StichJing,  Über  die  Bedeutung 
der  Freimaurerei  in  der  Kulturgeschichte 
der  Menschheit.  Zur  Säkularfeier  Karl 
Augusts,  Weimar,  1.  Sept.  1857.  Von 
Sammlungen  freimaurerischer  Reden  be- 
deutender Maurer  sind  hervorzuheben: 
Hippel,  Freimäurerreden  (Königsb.  1768); 


Abrahamson,  Declamationen  über  einige 
Maurer-Pflichten  (drei  Sammlungen,  Kopen- 
hagen 1776, 1779, 1785);  Le  Bauld-de-Nans, 
Recueil  de  discours  maconniques  prononces 
en  diffe'rentes  Ipoques  soleinnclles  dans  la 
v6n.  et  tres-ancienne  Loge  Francaise  la 
Royale  York  de  l'Amiti<5  (Brl.  1781);  Vogel, 
Reden  über  den  Zweck,  die  Beschaffenheit 
und  den  Ursprung  der  Freimaurerei,  gehal- 
ten in  Nürnberg  ( Brl.  1791);  Krause,  Höhere 
VergeiBtigung  der  Freimaurerei  (Dresd. 
1811);  Weudt,  Über  Zweck  und  Mittel, 
Gegenwart  und  Zukunft  der  Freimaurerei. 
Ein  Cyclus  von  Maurerreden  (Lpz.  1828); 
Salomon,  Stimmen  aus  Osten.  Eine  Samm- 
lung R.  und  Betrachtungen  maurerischen 
Inhalts  (Hmbg.  1845);  Friederich,  Maure- 
rische Tempelbilder  (Lpz.  1847);  Dräseke, 
eine  Sammlung  seiner  Vorträge  und  Fest- 

j  reden  in  der  Loge  (2.  Aufl.,  Magdeb,  1865); 

j  Marbach,  Katechismusreden  I.  (3.  Aufl.,  Lpz. 

1  1874);  ders  Arbeiten  am  rohen  Stein 
(Lpz.  1862);  ders.,  An  der  Säule  der  Weis- 

j  heit  (Lpz.  1876).    Aus  neuerer  Zeit  mögen 

■  nur  folgende  aufgeführt  werden:  Carus, 
Logen-Arbeiten  (Lpz.  1882);  Fischer,  R., 
Ritual  und  Symbol.  Instruktions- Vorträge 
(Lpz.  1878);  ders.,  Licht,  Liebe,  Leben. 
Bauzeichnungen  (Lpz.  1880);  Glass,  Bru- 
derworte an  Bruderherzen  (Altbg.  1865); 
Holtschmidt,  Aus  dem  verfehmten  Tempel. 
Logen-Vorträge  (Lpz.  1884);  ders.,  Neue 
Offenbarungen  aus  dem  verfehmten  Tempel 

;  (Lpz.  1895);  Löwe,  Feodor,  Baustücke 
(Stuttg.  1878);    ders.,  Zwischen  den  drei 

j  Säulen  (Stuttg.  1884);  Merzdorf,  Zwischen 

I  Zirkel  und  Winkel  (Hann.  1875);  Osterwald, 
Johanniskränze  (Lpz.  1860);  Pilz,  Glockcn- 

i  schläge  (Zittau  1890  u.  1896);  Rosenberg, 
Maurerische  Fest-Klänge  (Hirschberg  1888 
u.  1893,  2  Bde.);  Rumpelt  (Walther),  Aus 
meiner  Werkstätte  (Dresd.  1873);  ders., 
Bruchsteine  zum  Bau  (Dresd.  1882);  Schlet- 
ter,  Maurerische  Lebensanschauungen  (Lpz. 
1863);  Scholz,  Sursum  corda  (Bremen  1898); 

I  Smitt,  Erkenne  dich  selbst  (Lpz.  1880); 

j  ders.,  Einschau  und  Ausschau  (Lpz.  1895); 

!  ders.,  Tempel  wacht  (Lpz.  1888);  Waldow, 

|  Bausteine  zum  Tempel  der  Humanität 
(Dresd.  1874) ;  Zille,  Sandkörner  (Lpz.  1834); 

l  ders..  Spitzhammer  und  Kelle  (Lpz.  1872) 
(s.  alle  diese  Verfasser).  In  der  Gegenwart 
bieten  alle  deutschen  freimaurcrischen 
Zeitschriften  (s.  Presse)  Logenreden,  -An- 
sprachen, -Vorträge  in  reicher  Zahl  und  Aus- 
wahl. Die  Vorträge  erfordern  ein  gewisses 
Talent,  eine  Rednergabe;  der  Erfolg  liegt 
in  der  Ausarbeitung,  die  möglichst  form- 
vollendet sein  soll,  wie  im  Vortrag. 
Dieser  ist  sogar  eine  Kunst.  Wer  in  der 
Loge  vorzutragen  berufen  ist,  sollte  sich 
bemühen,  die  nötigen  Eigenschaften  zu 
erwerben.  Das  Äussere  des  Vortrags  wirkt 
oft  tiefer,  alB  der  beste  Inhalt  in  schlechter 
Wiedergabe.  Durch  die  Vorträge  wird  der 
grösste  Einfluss  auf  die  Brüderschaft  aus- 
geübt Die  Vorträge  dürfen  nicht  zu  lang 


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224  Reden  — 

sein,  damit  sie  nicht  ermüden.    Ihr  Stoff  | 
sei  möglichst  abwechselnd.    Die  Vortrage 
sollen  dem  Redner  aus  der  Seele  kommen, 
seine   Lebenserfahrungen  widerspiegeln. 
Einfach  und  schlicht  giebt  den  besten 
Erfolg;  keine  Künstelei  und  Schwärmerei. 
Die  Vortrage  werden  in  der  Regel  nicht  | 
memoriert,  das  ist  nicht  jedermanns  Sache ;  I 
auch  freie  Vorträge  können  nicht  verlangt 
werden,  dazu  sind  nur  wenige  berufen. 
Sie  müssen  aber  gut  und  ausdrucksvoll 
vorgelesen  werden.    Stoffe  zu  Vorträgen 
finden  sich  aufgeführt  in  reicher  Zahl: 
FZ.  1872,  S.  187,  205,  212,  345,  389;  1873, 
S.  68,  196.   [Vgl.  R  Fischer,  Entwurf  zu 
einem  Handbuch  für  die  Amtstätigkeit  ; 
der  Logenmeister  (Lpz.  1891),  S.  64 ;  Findel,  | 
Geist  und  Form  der  Freimaurerei  (6.  Aufl. 
1898),  S.  66;  Bh.  1^83,  S.281;  A.II,  S.66;  j 
H.  L.  Nr.  158;  Uorstmann,  Archiv  für 
Freimaurer  UI,  S.  5.1 

Reden,  1)  Klaus  Friedrich  v.,  ßerg- 
hauptmann  in  Klausthal,  geb.  8.  April 
1736,  wurde  15.  Febr.  1762  in  der  Loge 
Jonathan  in  Braunschweig  Maurer,  suchte 
zu  Anfang  1764  auf  einer  bergmännischen 
Instruktionsreise  mit  v.  Heynitz  (s.  d.)  in  Jena 
Johnson  (s.  d.)  au f, schloss sich  ihm  an,  musste 
ihm  einige  tausend  Thaler  vorschiessen 
und  wurde  einer  seiner  Lieblinge.  In 
Altenberge  19.  Mai  1764  der  strikten  Ob- 
servanz  zugetreten,  wurde  er  27.  Mai  zum 
Fräfekt  in  Callenberg  (Hannover)  und  17. 
Nov.  1772  zum  Subprior  ad  honores  er- 
nannt, bekümmerte  sich  aber  wenig  um 
den  Orden,  war  jedoch  auf  dem  Konvent 
in  Braunschweig  (s.  d.)  1775,  auch  10.  Juni 
1778  auf  dem  in  Heilbronn  (s.  d.)  und 
amtierte  bei  der  Einsetzung  des  Heer- 
meisters (Herzogs  von  Södermanland  per 
Prokurat.)  als  Prior  Capituli  11.  Dez.  1779 
in  Braunschweig. 

2)  Friedr.  Wilh.  Otto  Ludw.  Frei- 
herr v.,  Statistiker,  geb.  11.  Febr.  1804  in 
Wedlinghauscn  (Lippe),  gest.  12.  Dez.  1857 
in  Wien,  trat  in  hannoverschen  und  1837 
in  preussischen  Staatsdienst  und  war  1848 
Mitglied  des  Frankfurter  Parlaments,  wo 
er  sich  zur  Linken  hielt  und  deshalb  auf 
Wartegeld  gesetzt  wurde.    Er  hat  zahl-  | 
reiche  statistische  Arbeiten  veröffentlicht,  j 
R.  gehörte  dem  Freimaurerbunde  an.  [Vgl.  1 
Bh.  1898,  S.  298.] 

Redner  (franz.  Orateur),  ein  zwar  nicht 
von  Alters  her,  aber  jetzt  in  den  meisten 
Logen  —  die  englischen  und  amerikanischen  i 
ausgenommen  —  bestehendes,  in  Frank- 
reich sogar  sehr  bedeutendes  Logenamt 
Die  nächste  Aufgabe  des  R.  ist,  ritual- 
mässig  geeignete  Vorträge  zu  halten.  Wo 
der  Vorsitzende  dies  selbst  zu  übernehmen 
pflegt,  wie  dies  ursprünglich  seine  Pflicht 
war.  tritt  die  Wirksamkeit  des  R.  zumeist 
nur  bei  besondern  festlichen  Veranlassungen 
hervor.  —  In  Frankreich,  wo  dieses  Amt 
zuerst  eingeführt  ward,  bekleidet  der  R. 
einen  hohen  Rang  unter  den  Beamten  der 


Itcdslob. 

Loge,  nämlich  nach  den  beiden  Aufsehern. 
Ihm  liegt  nicht  bloss  die  Haltung  der 
rituellen  Festvorträge  ob,  sondern  auch  die 
Überwachung  der  Gesetze  und  Statuten, 
sowie  die  Auslegung  der  Symbole  an  die 
Neuaufgenommenen.  Bei  allen  Beratungen 
in  Logenangelegenheiten  hat  er  nach  Be- 
lieben und  dann  zum  Schluss  stets  das 
Wort  zu  ergreifen  und  seine  Anträge  zu 
stellen.  Er  bildet  mithin  eine  Art  Gegen- 
gewicht gegenüber  dem  Vorsitzenden.  — 
In  England  ist  das  Amt  eines  R.  unbe- 
kannt, doch  kommen  bei  festlichen  Gelegen- 
heiten Reden  (orations)  schon  frühzeitig 
vor,  z.  B.  von  Desaguliers  1721,  von  \\  . 
Dodd  1776.  Seit  1775  besteht  dagegen, 
obwohl  auch  nicht  ununterbrochen,  bei 
der  englischen  Grossloge  und,  ihr  nach- 
gebildet, auch  bei  den  Provinzialgrosslogen 
u.  s.  w.,  das  Amt  eines  Grosskaplans 
(Grand  Chaplain,  s.  oben  I,  242),  das  fast 
stets  von  einem  Geistlichen  bekleidet  wird, 
dessen  Thätigkeit  nur  in  dem  Sprechen 
eines  Gebets  bei  den  feierlichen  Versamm- 
lungen und  ausnahmsweise  bei  ganz  be- 
sondern Feierlichkeiten,  wo  ein  Festzug 
in  die  Kirche  stattfindet,  in  dem  Halten 
einer  Predigt  bestehen.  —  In  Nordamerika 
kennt  man  auch  nicht  einmal  das  letztere 
Logenamt.  Doch  giebt  es  hier  und  in 
England  Lecturers,  denen  die  Ausdeutung 
des  Rituals  anheimgegeben  ist.  —  In  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  ist  der  R. 
zugleich  vorbereitender  (s.  d.)  und  ein- 
führender Bruder.  [Vgl.  über  das  Amt  eines 
R.  Vogels  Reden  über  den  Zweck  der 
Freimaurerei  (Brl.  1791),  S.  12,  und  die 
Instruktion  im  »Maurerischen  Taschen- 
buch für  1804.,  S.  88.  FZ.  1891,  8.  345; 
1893,  S.  162.  L.  1882,  S.  105;  1887,  8.  52, 
103.   8.  auch  Bede.] 

Redslob,  Gustav  Moritz,  Professor 
der  Philosophie  und  der  orientalischen 
Sprachen  am  Hamburger  akademischen 
Gymnasium,  geb.  21.  Mai  1804  in  Quer- 
furt, gest.  28.  Juli  1882  in  Hamburg,  wurde 
15.  Juni  1853  in  die  Loge  Zum  Pelikan 
aufgenommen,  war  abgeordneter  Logen- 
meister seiner  Loge,  Provinzialgrossbiblio- 
thekar  und  Aufseher  der  Provinziallogen- 
Münzen-  und  Medaillensammlung,  abge- 
ordneter wortführender  Meister  der  Andreas- 
loge Fidelis  1855 — 62.  Seine  pseudonyme 
Schrift:  Über  Alter  und  sittlich-religiösen 
Charakter  der  altera  und  eigentlichen 
Freimaurerei  von  Jannes  Jambres  Missi- 
porus  (Bremen  1855)  erregte  viel  Auf- 
gehen im  Freimaurerbunde  und  erfuhr 
namentlich  in  der  FZ.  (1855,  S.  318)  eine 
Entgegnung  von  Keller  (a.  a.  O.  8.  853), 
eine  solche  von  Lucius  (s.  d.),  später  von 
Findel  (s.  d.)  in  Bh.  1865,  Nr.  11—18. 
In  zwei  theolog.  Schriften  »Apokalypsis« 
(Hmbg.  1859)  und  »Das  Mysterium« 
(Hmbg.  1860)  machte  er  den  misslungnen 
Versuch,  die  Geheimlehre  der  schwedischen 
Lehrart,  die  Annahme  eines  christlichen 


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Reform. 


225 


Mysteriums,  die  disciplina  arcani,  zu 
rechtfertigen. 

Reform.  Bald  nach  ihrer  Gründung  in 
England  1717  gewann  die  Freimaurerei 
eine  weite  Verbreitung.  Je  mehr  sie  sich 
von  ihrem  Mutterland  entfernte,  verlor 
sie  an  Einheitlichkeit  in  ihrem  Wesen 
und  ihren  Gebräuchen,  ja  selbst  in  England 
traten  bald  genug  Änderungen  ein,  die 
zur  bekannten  Trennung  in  die  Alten  und 
die  Modernen  Maurer  führten.  Es  ent- 
standen eine  Menge  von  Lehrarten,  von 
denen  jede  sich  als  die  rechte  geltend  zu 
machen  suchte.  Es  lag  nahe,  dass  der 
Gedanke  an  R.  im  Bund  auftauchte  und 
Anhänger  fand.  Die  verschiednen  Kon- 
vente (8.  d.)  des  18.  Jahrhunderts  sind  ein 
deutlicher  Beweis  hierfür.  Denn  sie  suchten 
aus  den  entstandnen  Wirren  die  Frei- 
maurerei herauszuführen.  Die  R.  hat  eine 
doppelte  Richtung:  einmal  will  sie  auf 
den  ursprünglichen  Zustand  des  Bundes 
zurückgelangen,  sodann  fortbilden  durch 
folgerichtige  Anwendung  der  Grundge- 
danken des  Bundes.  Jede  R.  muss  mit 
geschichtlichen  Forschungen  beginnen ; 
daher  finden  wir,  dass  solche  immer  mit 
ihr  Hand  in  Hand  gegangen  sind.  Schon 
der  Eklektische  Bund  1783  ging  auf 
die  ursprünglichen  drei  Grade  zurück 
und  betonte,  dass  vor  allen  Dingen  die 
wahre  Maurerei  auf  denjenigen  «echten 
und  simpeln  Fuss«  wieder  gebracht  werden 
müsse,  worin  sie  sich  vor  Entstehung  aller 
Lehrarten  befand.  Der  Eklektische  Bund 
wollte  aber  zunächst  eine  Übergangszeit. 
In  dieser  sollte  der  Geist  der  brüderlichen 
Liebe  und  der  Duldsamkeit  wieder  be- 
festigt werden,  der  gewaltig  gelockert  war. 
Sodann  galt  es,  der  sinnbildlichen  Bau- 
kunst entsprechend,  Einfachheit  und  Würde 
in  die  Gebräuche  hineinzubringen  und  Un- 
angemessnes  und  Zweckwidriges  zu  ent- 
fernen. Endlich  war  es  notwendig,  der 
Verfassung  Freiheit  und  Gemeinschaft 
einzuatmeu.  Als  einer  der  glücklichsten 
und  folgerichtigsten  Reformatoren  ist  Fr. 
L.  Schröder  (s.d.)  in  Hamburg  zu  bezeichnen, 
der  das  englische  Konstitutionenbuch  (s.  d.) 
und  das  altenglische  Ritual  als  die  Haupt- 
urkunden der  Freimaurerei  erkannte.  Ihm 
zur  Seite  standen  in  reformatorischem  Geiste 
Lessing  (s.  d.)  in  seinem  »Ernst  und  Falk« 
und  Herder  (s.d.).  Während  jener  das  welt- 
bürgerliche Wesen  der  Freimaurerei  kenn- 
zeichnete, war  dieser  bemüht,  dem  kirch- 
lichenGlauben  gegenüber,  ohne  diesen  anzu  • 
tasten,  die  allgemeine  Menschenbildung  und 
Menschenfreundlichkeit  i  Humanität)  als 
höchste  Aufgabe  der  Menschheit  über- 
haupt und  der  Freimaurerei  insbesondere 
zu  verkünden.  Das  musBte  gegenüber 
England,  wo  die  brüderliche  Liebe  vor- 
nehmlich als  Wohlthätigkeit  aufgefasst 
wurde,  als  erste  Fort-  und  Ausbildung  des 
ursprünglichenGrundgedankenserscheinen. 
Diesen  beiden  Reformatoren  pflichteten 

Allgemein'»*  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


j  Fichte  (s.  d.)  und  Krause  (s.  d.)  bei,  welch' 

I  letzterer  die  weltbörgerliche  Gesinnung 
der  Freimaurerei  zu  einem  Menschheits- 
bund auszubilden  sich  bestrebte.  Schröders 
Verdienst  besteht  hauptsächlich  in  der 
Herstellung  einer  einfachen  und  würdigen 
Arbeitsweise,  die  grundsätzlich  alle  Hoch- 
grade ausschlieast  und  sich  ebenso  fern  hält 
von  dem  Prunk  der  Thorheit  früherer 
Zeiten,  als  von  dem  Prunk  der  Weisheit, 
von  dem  sich  Fessler  (s.  d.)  nicht  ganz 
frei  zu  halten  gewusst  hat.  Schröder  hat 
glücklich  die  Ergebnisse  der  reforma- 
torischen Bestrebungen  seiner  Zeit  in  sich 
aufgenommen.  Die  Ausschliessung  religiös- 
kirchlicher  Beschränkung  auf  Grund  ihres 
allgemein  menschlichen  Standpunkts,  den 

I  die  englische  Grossloge  von  Anfang  an 
eingenommen  hat,  blieb  der  Hauptvorzug 
der  Schrödersehen  Arbeitsweise,  durch  den 
sie  sich  besonders  vor  den  altpreussischen 
Grosslogen  auszeichnet,  die  in  dieser  Be- 

<  ziehung  noch  einer  durchgreifenden  R.  be- 

I  dürfen.  Dass  Fessler  auf  dem  Gebiet  der 
R.  ebenfalls  Bedeutendes  geleistet  hat,  ist 
nicht  zu  leugnen,  wenn  er  auch  nicht  so 
weit  ging,  wie  Schröder.  In  Rücksicht  auf 
den  Geist  der  Zusammengehörigkeit  dürfen 
die  Bestrebungen  Bodes  (s.  d.)  nicht  über- 
sehen werden,  der  im  Anfang  der  neun- 
ziger Jahre  des  18.  Jahrhunderts  zu  einer 
engern  Vereinigung  der  deutschen  Logen 
anregte.  Es  folgten  Mossdorf  (s.  d.). 
Schneider  (s.  d.),  Heldmann  (s.  d.)  und 
andre,  die  alle  der  Ansicht  waren,  dass 
die  Hochgrade  etwas  der  alten  Frei- 
maurerei Fremdes  seien.  Dafür  wollten 
allerdings  Schröder  und  Fessler  eine  Ab- 
teilung des  Meistergrads  bilden,  wo  solche 
Kenntnisse  von  der  Entwicklung  deB  Logen- 
wesens und  der  Freimaurerei  ausgeteilt 
würden.  Das  preussische  Edikt  von  1 798  (s.d.) 
war  zwar  auf  der  einen  Seite  erfreulich, 

!  insofern  es  dem  Freimaurerbund  in  Nord- 
deutschland eine  feste  Stütze  wurde,  auf 

;  der  andern  Seite  aber  gefährlich,  weil  es 
zu  einem  gewissen  Stillstand  zu  führen 
schien  und  die  R.  im  Bureaukratismus  mit 
der  Zeit  zu  ersticken  drohte,  wozu  die 
langandauernde  politische  Reaktion  das 
ihre  redlich  beitrug.  Vom  Jahre  1840  an 
beginnt  ein  andrer  Geist  einzuziehen. 
Logen  bildeten  Vereine  zur  Besprechung 
maurerischer  Angelegenheiten,  die  Kon- 
gresse zu  Strassburg  (1846),  Stuttgart  (1847) 
und  Basel  (1848)  suchten  den  Gang  der  R. 
festzustellen,  die  Loge  in  Glauchau  trat 
bei  ihrer  Gründung  1846  mit  weitsichtigen 
R.  hervor  und  betonte  die  Notwendigkeit 
einer  R.-Bildung,  indem  sie  Fortbildung 
nach  dem  Geist  der  Freimaurerei  ver- 
langte. Die  Frage  der  Einigung  der  deut- 
schen Logen  und  Maurer  begann  von 
neuem  zu  erwachen.  Doch  eine  neue 
Epoche  politischer  Reaktion  hatte  1850 
bis  1860  wieder  das  öffentliche  Leben  in 

I  Banden  geschlagen,  und  damit  auch  auf 

15 


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226 


Reform,  Die  —  Regelmässig. 


freimaurerischem  Gebiet  den  R.- Bestre- 
bungen eine  Schranke  gesetzt.  Von  Frei- 
barg in  Br.  aus  kam  1862  ein  neuer  An- 
stoss  durch  v.  TrentowBki  (s.  d.),  der  aber 
über  das  Ziel  hinausschoss,  indem  er  bei 
seinen  R. -Ideen  sich  in  die  unbegrenzten 
Gebiete  der  Philosophie,  Theosophie  und 
der  Wissenschaft  überhaupt  verlor,  während 
der  ihm  dabei  1864  entgegengetretne  Henne- 
Am  Rbyn  (s.  d.)  wiener  ins  Ungemessene 
kam,  indem  er  sich  nicht  mehr  mit  den 

Sewöhnlichen  drei  Graden  begnügen,  son- 
ern  diesen  noch  vier  hinzufügen  wollte. 
Um  die  Fortbildung  der  Freimaurerei  in 
Bezug  auf  das  Gebrauch  tum  bei  den  Logen- 
versammlungen hat  sich  besonders  Mar- 
bach (s.  d.)  durch  seine  »Agenden«  und 
R.  Fischer  (s.  d.)  durch  seine  »Maurer- 
weihe«, beide  durch  ihre  Rituale  in  der 
Zeitschrift  »Am  Reissbrette«  (s.  d.)  seit 
Anfang  der  sechziger  Jahre  verdient  ge- 
macht, insofern  sie  von  den  toten  Buch- 
staben befreiten  und  grössere  geistige 
Bewegung  in  die  Ritual  istik  und  Sym- 
bolik einführten;  ihnen  zur  Seite  stand 
Findel  (s.  d.),  der  Grundsatze  für  die  Um- 
gestaltung der  Formen  freimaurerischer 
Zusammenkünfte  aufstellte.  So  machte 
sich  auch  auf  dem  gebrauchtümlicheu 
Gebiet  der  fortbildende  Geist  geltend, 
der  sich  nicht  begnügt,  allein  auf  das 
ursprünglich  Alte  zurückzugehen,  son- 
dern auch  dieses  prüft  und  zu  Neugestal- 
tungen fortschreitet,  immer  unter  der  Be- 
dingung, daas  sie  den  Grundanschauungen 
und  Grundsätzen  des  Bundes,  sowie  dem 
Wesen  der  Freimaurerei  entsprechen.  Die 
alten  Formen  bedürfen  vielfach  einer  Aus- 
scheidung und  einer  weitem  Ausbildung. 
Inmittelst  war  1861  der  Verein  deutscher 
Freimaurer  (s.d.)  entstanden,  der  sich  an  die 
Spitze  der  R.-Bestrebungcn  stellte.  Seinen 
Einflüssen  und  Verhandlungen  hat  die 
Weiterbildung  der  Freimaurerei  in  Lehre, 
Ritual  und  Verfassung  seit  den  letzten 
vierzig  Jahren  das  Meiste  zu  verdanken. 
Selbst  der  Deutsche  Grosslogenbund  (s.  d.) 
kann  als  eine  stille  Frucht  dieses  Vereins 
angesehen  worden.  Es  ist  in  dieser  Zeit 
auf  dem  Gebiet  des  Verfassungalebens 
mancherlei  geschehen,  was  den  Geist  der 
Zusammengehörigkeit  und  der  Gemein- 
schaft befestigt;  die  jährlichen  allgemeinen 
Zusammenkünfte  der  Grosslogen  sind  nicht 
das  Geringste:  die  Frage  der  Zusammen- 
fassung aller  deutschen  Grosslogen  in  eine 
einzige  Nationalgrossloge,  die  Einrichtung 
allgemeiner  Mauertage,  die  Schaffung  von 
Logengauverbänden  hängen  damit  zusam- 
men, wenn  auch  uichtalles  schon  erreicht  ist, 
sondern  zur  Zeit  nur  Gegenstand  der  Be- 
sprechung und  frommer  Wunsch  geblieben 
ist.  In  der  Gesetzgebung  ist  eine  grossere 
Einheitlichkeit  in  Deutschland  einge- 
treten, von  den  Gebräuchen  ist  Unzeit- 
gemässes  gefallen  und  die  Ritualistik  ist 
geläutert.    Die  freimaurerische  Freizügig- 


keit hat  positiven  Ausdruck  erhalten  durch 
das  Gesetz  über  die  Annahme  und  die 
ständig  besuchenden  Brüder,  —  kurz,  man 
kann  getrost  sagen,  dass  die  Freimaurerei 
in  den  letzten  Jahrzehnten  wesentlich 
fortgebildet  worden  und  nicht  stehen  ge- 
I  blieben  ist.  Die  deutsche  Freimaurerei 
!  ist  damit  vorbildlich  für  andre  Länder 
:  geworden  und  hat  sich  den  Ruhm  tieferer 
Erfassung  der  Sache  bewahrt.  Noch  sind 
wir  aber  nicht  am  Ende  angelangt,  noch 
bedarf  es  weiterer  Anstrengungen,  um  das 
Gewonnene  zu  erhalten  und  weiter  aus- 
zubilden. [Vgl.  L.  XXIV,  S.  198—225. 
ßh.  1865,  S.  205  (die  R.-Bestrebungen  der 
Neuzeit).  B.  Cramer,  Der  Verein  deut- 
|  scher  Freimaurer  und  seine  Bestrebungen 
zur  R.  des  Logenwesens  (Lpz.  1886). 
Mittheilungen  aus  dem  Verein  deutscher 
Freimaurer,  I,  Heft  2.  S.  77;  1887/88,  8.  38, 
47;  1893  94,  8.  45;  1894/95,  S.  28.  Caspari, 
Was  ist  Freimaurerthum?  (Lpz.  1889), 
S.41;  FZ.  1848,  S.  198,  249;  1850,  S.  88, 
52,  54.) 

Reform,  Die.  Unter  diesem  Namen  er- 
schien als  Organ  des  Vereins  deutsch- 
amerikanischer  Freimaurer  eine  Monats- 

!  schrift  in  fünf  Jahrgängen  von  1866—1870 
in  New  York.  Sie  enthält  viele  geschicht- 
liche Mitteilungen  und  trat  gegen  die  in 

|  der  Maurerei  eingerissnen  Missbräuche 
in  die  Schranken.  [Vgl.  Taute,  Maure- 
rische Bücherkunde  (Lpz.  1866).  zu  Nr.  209. 

I  Bb.  1866,  S.  109.   L.  XXV,  80.] 

Reformierte  Johannislogen  nennt  sieh 

j  eine  Anzahl  Logen,  die  aus  der  Allge- 
meinen Bürgerloge  (s.  d.)  1898  ausgetreten 
sind,  weil  sie  mit  der  Haltung  ihres  Gross- 

l  meisters,  des  Buchhändlers  O.  Hemfler  in 
Berlin,  nicht  einverstanden  waren.  Die 
Logen  in  Zittau,  Braunschweig,  Kattowitz, 
Rudolstadt,  Arnstadt,  Hamburg  und  Köln 
schlössen  sich  unterm  Vorort  der  Loge 
Zu  den  drei  Palmen  in  Hamburg  zu  einer 
»Vereinigung  reformierter  Johannislogen« 
zusammen,  deren  Satzungen  auf  einer  Ver- 
sammlung in  Hamburg  am  20.  und  21.  Nov. 
1H98  genehmigt  wurden.  Das  Ritual,  nach 
dem  man  arbeitet,  ist  das  im  Sarsena  (s.  d.) 

'  abgedruckte.  Diese  R.  J.  sind  nicht  aner- 
kannt vom  Deutschen  Grosslogenbund 
und  stehen  ausserhalb  der  eigentlichen 
Freimaurerei.   [Vgl.  L.  1900,  S.  56.] 

Reformiertes  System,  s.  Rektifiziertes 
System. 

Regelmässig  (regulier)  heisst  eine  Loge, 
;  die  den  maureriseben  Gesetzen  gemäss  be- 
gründet und  daher  als  zu  Recht  bestehend 
anerkannt  ist  (s.  Gerecht),  sowie  ein  Frei- 
maurer, der  den  maurerischen  Gesetzen 
gemäss  in  einer  solchen  Loge  aufgenommen 
oder  angeschlossen  worden  ist.  Die  Hand- 
lung, durch  die  eine  unregelmässige  Loge 
oder  ein  unregelmässiger  Maurer  zu  einem 
regelmässigen  aufgenommen  wird,  heisst 
Rektifizieren  (s.  d.)  oder  Regularisieren.  — 
Bei  manchen  Grosslogen  wird  die  Regu- 


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Regeln  —  Reges. 


227 


larität  in  sehr  enge  Grenzen  geschlossen. 
So  wird  in  Frankreich  eine  Loge  schon 
dann  irregulär,  wenn  sie  aus  dem  Verband 
des  Grossorienta  austritt,  und  ein  Maurer, 
wenn  er  nicht  mehr  thätige*  (aktives), 
Beitrag  zahlendes  Mitglied  einer  regel- 
mässigen Loge  ist.  Die  Gesetze  des  Gross- 
orienta  von  Frankreich  von  1859  gehen 
noch  weiter  und  erklären  für  unregelmässig 
nicht  bloss  alle  vorbezeichneten  oder  in 
nicht  anerkannten  Logen  aufgenommnen 
Maurer,  sowie  die  ausdrücklieh  ausge- 
achlossnen,  sondern  auch  solche,  die  eigen- 
mächtige Aufnahmen  oder  Beförderungen 
vollzogen  oder  die  Geheimnisse  der  Frei- 
maurerei verraten  haben.  Ebenso  erklären 
dieselben  Gesetze  jede  Loge  für  unregel- 
mäßig, die  unregelmäasigc  Freimaurer 
wissentlich  in  ihrer  Mitte  hat.  [Vgl  Kloss, 
Geachichte  der  Freimaurerei  in  Frankreich, 
I,  125,  181,  192.J 

Regeln,  s.  Freimaurerregeln  und  Mo- 
ralische Regeln. 

Regensburg  (8t.  im  Königreich  Bayern, 
41474  E.).  Bereits  1765  wurde  hier  vom 
Fürsten  von  Thurn  und  Taxis  (s.  d.)  eine  Loge 
St.-Charles  de  la  constance  gegründet, 
die  indes  1774  von  ihm  wieder  aufgehoben 
ward.  Aua  ihr  ging  1767  eine  deutsche 
Loge  Die  Wachsende  zu  den  drei 
Schlüsseln  hervor,  gestiftet  1.  Mai  des- 
selben Jahres.  Sic  erhielt  auf  Ansuchen 
des  ersten  Meisters  vom  Stuhl,  v.  Schkler, 
der  in  Amsterdam  aufgenommen  worden 
war,  unterm  1.  Juli  1768  eine  StiftungB- 
urkunde  vom  Nationalgrossmeister  der 
Niederlande  im  Haag,  Baron  von  Boetse- 
laer,  ohne  jedoch  nach  deren  Lehrart  zu 
arbeiten.  Vielmehr  hatte  die  Loge  von 
Anfang  an  die  damals  in  Frankreich  üb- 
liche schottische  Maurerei  angenommen,  die 
sie  aber  später  sowohl  in  Wesen,  als  Form 
mehrfach  abänderte..  Insbesondere  sprach 
eie  sehr  bald  die  Beziehungslosigkeit  der 
drei  symbolischen  Grade  zu  den  höhern 
aus,  in  denen  sie  nur  bis  in  das  erste 
Jahrzehnt  des  19.  Jahrhunderts  arbeitete, 
während  das  1770  gegründete  Kapitel 
bereits  1784  ausser  Thätigkeit  trat.  Ebenso 
erklärte  sie  sich  gegen  die  Annahme  der 
strikten  Observanz.  Wohl  aber  nahm 
sie  sofort  die  Stellung  einer  Muttcrloge 
ein  und  gründete  bereits  1771  die  Loge 
Zur  Hoffnung  in  Wien,  der  in  den  nik-h- 
sten  20  Jahren  noch  11  weitere  Tochter- 
logen in  Marktsteft  am  Main,  München, 
Parsau,  Ulm.  Baitsch,  Neusohl  in  Ungarn, 
Hermannstadt  in  Siebenbürgen,  Wien, 
ferner  in  Görlitz,  Dresden  und  Hannover 
(b.  d.  Art.)  folgten.  Ja  sie  errichtete  ein 
eignes  Grossmeistertuun:  v.  Schkler  wurde 
1771  erster  Grossmeister,  legte  jedoch  1777 
diese  Stelle  nieder,  und  erst  1799  wurde 
Karl  Alexander  Fürst  von  Thum  und 
Taxis  (s.  d.)  zum  zweiten  (irossmeister  er- 
wählt. Dieses  neue  Grossmeistertum  wurde 
IHoÖ  von  der  Grossloge  von  England  be- 


'  stätigt.   So  blieb  sie  in  einer  weithin  ge- 
!  achteten   selbständigen   Stellung ^  ohne 
Unterordnung  unter  eine  höhere  maure- 
risebe  Behörde  oder  Eintritt  in  ein  an- 
dres Logenbündnis,  und  obwohl  sie  1793 
bis  1799   durch   die  Zeitereignisse  ge- 
schlossen war,  nahm  sie  doch  alsdann  ihre 
Thätigkeit  mit  Errichtung  des  erwähnten 
zweiten  Grossmeistertums  wieder  auf,  in- 
dem sie  gleichzeitig  ihren  Namen  in:  Karl 
zu  den  drei  Schlüsseln  veränderte, 
und  gründete  auch  noch  mehrere  Logen 
(in  Leipzig  und  Heidelberg).    Mit  der 
schwedischen  Grossloge  trat  sie  1801  in 
näheres  Bündnis,  das  bis  zum  J.  1823 
dauerte  [FZ.  1868,  Nr.  19],  und  erfreute 
sich  auch  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  19. 
Jahrhunderts  einer  sehr  geachteten  Stellung 
in  Deutachland,  obwohl  ihre  Tochterlogen 
im  Laufe  der  Zeit  teils  eingegangen,  teils 
in  andre  Logenbünde  übergetreten  waren. 
Freilich  wurde  dem  Wirt  der  Loge  unter- 
sagt, die  Versammlung  der  Freimaurer  in 
seinem  Hause  zu  gestatten,  und  es  blieb 
diese  ohnehin  nicht  sehr  thätige  Loge  ge- 
schlossen, obgleich  ihr  Meister  vom  Stuhl, 
Graf  v.  Westerholt,  deshalb  Beschwerde 
führte.    Allein  bald  darauf  erging  eine 
königliche  Verordnung  vom  15.  Jan.  1815 
aus  Wien,  nach  der  die  Freimaurerlogen, 
gleich    allen    geheimen  Gesellschaften, 
verboten  wurden.    [Vgl.  oben  I,  S.  74.] 
Ihren  letzten  Aufschwung  nahm  sie  unter 
dem  Vorsitz  v.  Stachelhausens,  mit  dessen 
Wegzug  aus  K.  sie  jedoch  seit  den  vier- 
ziger Jahren  ihre  Thätigkeit  eingestellt  hat. 
[v.  Stachelhausen,  Abriss  einer  Geschichte 
der  Loge  Karl  zu  den  drei  Schlüsseln 
(1845),  und  daraus  Auszug  in  L.  XXH, 
322;  XXVII,  253;  FZ.  1850,  S.  197.  Vgl. 
HMW.  Nr.  146.)  Freimaurerlieder  mitneuen 
Melodien  (unter  Automation  der  I»oge). 
(1772).   Zwölf  Freimaurerlieder  (Regensb. 
1784).  Gesangbuch  der  Loge  Zu  den  drei 
Schlüsseln  in  R.  (1800). 

Reges,  Benjamin,  geb.  19.  Apr.  1880 
in  Frankfurt  a.  M.?  wurde  das.  in  der  Loge 
Zur  Einigkeit  autgenommen  4.  Apr.  1854, 
der  schon  seiu  Vater  und  Grossvater  an- 
gehörte. R.  bekleidete  verschiedne  Ämter 
in  der  Loge  und  ist  jetzt  Redner  in  seiner 
Loge,  wie  in  der  Grosslüge  des  Eklektischen 
Rundes.  Er  schrieb  die  Geschichte  der  Loge 
Zur  Eiuigkeit  von  1742—1792  ;  Frkf.  a.  M. 
1892)  und  ausserdem  eine  nicht  gedruckte 
innere  Geschichte  der  Loge,  desgleichen  die 
»Jubiläumsfeier  des  Dr.  Georg  Wilhelm 
Martini  «(1S76).  Seine  Vorträge  sind  meist 
geschichtlichen  Inhalts.  Bei  der  Einweihung 
des  Logenneubaus  1896  gründete  er  das 
»Allgemeine  Freimaurermuseum  der  Loge 
Zur  Einigkeit»,  indem  er  eine  Menge 
Logenzeiehen ,  Logenpässe,  Denkmünzen 
u.  s.  w.  systematisch  ordnete  und  zur  Auf- 
stellung brachte,  auch  für  dereu  Vermeh- 
rung sorgte.  Die  Sammlung  gehört  zu 
einer  der  reichhaltigsten  iu  Deutschland. 

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228 


Reghellini  de  Schio  —  Reichenbach. 


Reghellln!  de  (tahlo,  M.,  einer  der 
hauptsächlichsten  Vertheidiger  der  An- 
nahme, dassjdie  Freimaurerei  mit  den  My- 
sterien der  Ägypter  zusammenhange ,  was 
er  auch  durch  seine  Schriften  »La  Macon- 
nerie  consideree  comme  le  resultat  des 
religions  egyptienne,  juive  et  chreHienne« 
(Paris  1833,  deutsch  von  Rössler  fs.  d.] 
unter  dem  Pseudonym  Acerrellos,  Lpzg. 
1834  —  86)  und  «Examen  du  MosaTstne  et 
du  Christianisme«  (Paris  1834)  zu  erweisen 
suchte.  Wichtig  für  die  Geschichte  der 
Freimaurerbrüderschaft  in  den  Niederlan- 
den ist  sein  Werk  »Annales  chronologiques 
litte>aires  et  historiques  de  la  Maconnerie 
des  Pays-Bas  ä  dater  du  1.  Janvier  1^14« 
(6  Bde.,  Bruxelles  1822—29),  worin  über 
225  Aktenstücke  abgedruckt  sind. 

Kettinie  reetlfle  heisst  jetzt  das  1778  auf 
dem  Konvent  zu  Lyon  (s.d.)  in  die  Chevaliers 
bienfaisanta  de  la  Sainte  Cite"  umgewan- 
delte v.  Ilundsche  Tempelherrensystem, 
auch  Rite  rectific\ 

Regnen.  Durch  den  Ausdruck  »es  regnet« 
(U  pleut,  it  rains)  wird  angedeutet,  dass 
sich  unter  den  versammelten  Maurern  ein 
Uneingeweihter  befinde.  Dieser  Ausdruck 
kommt  schon  vor  im  gedruckten  Ritual 
von  1737.  Seine  Entstehung  ist  wohl 
darauf  zurückzuführen,  dass  nach  Prichard 
(s.  d.)  Fr.  63,  64  der  Pfuscher  oder  Horcher 
Cowan  or  Listner),  auch  Traufe  Dtropfer 
(Evesdropper)  genannt,  bei  seiner  Gefangen- 
nahme bestraft  werden  sollte:  »Er  ist  unter 
die  Traufen  des  Hauses  (bei  regnerischem 
Wetter)  zu  stellen,  bis  das  Waaser  an  seinen 
Schultern  hinein  und  aus  seinen  Schuhen 
herauslauft«.  [Vgl.  Schwalbach,  Geschichte 
des  älteren  maurerischen  Gebrauchstums 
(Brl.  1889),  S.41;  BZC.  18K9,  S.  29  Anm.*.] 
Der  Ausdruck  »es  schneit«  (il  neige,  it 
snows)  als  Warnungsrufe  gegen  Frauen  ist 
ungebräuchlicher.  (S.  auch  Einachleichen.) 

Regnier,  Claude  Ambroise,  Herzog 
von  Massa,  Justizminister  des  Kaisers 
Napoleon  I.,  geb.  6.  April  1736  in  ßlamont, 
gest.  24.  Juni  1814,  war  Grand  Conservateur 
im  Grossorient  von  Frankreich. 

Regularlsleren,  soviel  als  Rektifizieren 
(s.  d.  und  Regelmässig). 

Rehabilitieren  wird  von  Maurern  ge- 
braucht, die  wieder  in  die  Rechte,  deren 
sie  verlustig  gegangen  waren,  eingesetzt 
werden.  Bei  ganzen  Logen  spricht  man 
auch  von  deren  Rehabilitation,  wenn  sie 
nach  längerer  Ruhe  die  Arbeiten  wieder 
aufnehmen.    (S.  auch  Wiedereinsetzen.) 

Rehme,  s.  Oeynhausen. 

Kelchard,  Heinr.  Aug.  Ottokar,  geb. 
8.  März  1751  in  Gotha,  gest.  das.  als  Kriegs- 
direktor 17.  Okt.  1828,  war  längere  Zeit 
Direktor  des  Theaters  das.  und  Leiter 
des  bekannten  Gothaischen  Hofkalenders, 
Verfasser  zahlreicher  Schriften  über  das 
Theater  u.  s.  w.  Er  trat  1775  in  der 
Gothaer  Loge  Zum  Rautenkranz  in  den 
Maurerbund  und  war  ein  eifriges  Mitglied 


dieser,  später  Zum  Compass  genannten  Loge, 
auch  zeitweise  Zeremonienmeister,  2.  und 
1.  Aufseher,  und  genoss  das  besondere 
Vertrauen  Herzog  Ernst«  II.  von  Sachsen- 
Gotha  und  Altenburg  (s.  d.).  Er  war 
auch  Illuminat.  Von  Neugründung  der 
Loge  Ernst  zum  Compass,  80.  Januar  1806, 
an  bis  zu  seinem  Tode  war  er  deren  zu- 
geordneter Meister.  Er  gab  u.  a.  heraus: 
Sammlung  für  freye  und  angenommene 
Maurer  in  Deutschland  (Gotha  1776)  und 
schrieb:  Versuch  einer  Geschichte  der 
Loge  Ernst  zum  Kompaas  und  ihrer  älteren 
Schwestern  im  Orient  von  Gotha  (1824).  Bei 
seinem  50  jähr.  Dienstjubiläum  1824  Hess  er 
eine  Denkmünze  auf  die  drei  letztverstor- 
benen Herzöge  von  Sachsen-Gotha  und 
Altenburg  prägen.  Sein  50  jährigen  Maurer- 
jubiläum wurde  24.  Oktober  1825  begangen. 
R.  hatte  eine  Selbstbiographie  handschrift- 
lich hinterlassen,  die  unterm  Titel  erschien: 
»H.  O.  Reichard.  (1751-1828.)  Seine 
Selbstbiographie  überarbeitet  und  heraus- 
gegeben von  Hermann  Uhde«  (Stuttg. 
1877.)  In  dieser  sind  besonders  R.'s  An- 
sichten über  den  Illuminatenorden,  Weis- 
haupt und  Bode  S.  165,  sowie  über  die 
Freimaurerei  S.  367  enthalten;  auch  sonst 
finden  sich  darin  viele  sachliche  und  per- 
sönliche Bemerkungen  über  den  Bund 
I  und  seine  Mitglieder.  [II MW.  Nr.  73.  — 
Beck,  Ernst  der  Zweite,  Herzog  zu  Sachsen- 
i  Gotha  und  Altenbnrg  etc.  (Gotha  1854), 
•  an  vielen  Stellen,  so  auch  S.  137;  Ders. 
Gesch.  d.  gothaischen  Landes,  Bd.  I.  Gesch. 
der  Regenten  etc.  (Gotha  1868),  S.  427. 
(Cramer  in)  Zeitgenossen,  8  R.  2  Bd.  (Lpz. 
1830),  S.3  fg.  Neuer  Nekrolog  d.  D.,  Jahrg. 
1828,  2.  f.,  S.  749  fg.  (Schumann  in) 
Allg.  Dsch.  Biogr.  27.  Bd.,  8.  625  fg. 
Demuth,  Geschiente  der  Loge  Ernst  zum 
Compass  in  Gotha  etc.  (Gotha  1882),  ins- 
bes.  S.  19  und  Anlagen  S.  XX.  u.  XXI. 
FZ.  1877,  S.  169.] 

Reichardt,  Joh.  Friedr.,  Komponist 
und  Musikschriftsteller,  geb.  25.  Nov.  1752 
in  Königsberg  i.  Pr.,  gest.  17.  Juni  1»14 
in  Giebichenstein  bei  Halle,  hat  zur 
»Sammlung  für  freye  und  angenommene 
Maurer  in  Deutschland«  (Gotha  1776)  einen 
Anhang  »Frevmäurer- Lieder«  herausge- 
geben, der  1780  in  Gotha  in  3.  Aufl.  nebst 
einem  Nachtrag  erschien.  Ob  er  selbst 
dem  Bunde  angehört  hat,  war  bis  jetzt 
nicht  zu  ermitteln. 

Keicticnbach  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schlesien,  14047  E.).  I)  Eine  1768  von  der 
Grossen  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln hier  gestiftete  Loge  ist  später  wie- 
der eingegangen  [vgl.  Gesch.  der  Grossen 
National -Mutterloge  (Berl.  1890),  S.  46, 
Anm.l.  2)  Hierher  wurde  3.  März  1773  die 
von  der  Grossen  Landesloge  5.  Juni  1770 
in  Potsdam  (s.  d.)  gestiftete  Loge  Her- 
kules verlegt.  8chon  23.  Sept.  1775  wurde 
sie  nach  Schweidnitz  (s.  d.)  weiter  verlegt, 
wo  sie  noch  thätig  ist.    3)  Jetzt  besteht 


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Reichenberg  —  Reinhold. 


229 


hier  eine  von  der  Grosgen  Loge  Royal 
York  18.  Nov.  1815  gestiftete  Johannis- 
loge Aurora  zur  ehernen  Kette,  er- 
öffnet 24.  Apr.  1816.  Vers,  den  1.  Sonn- 
abend jeden  Monats  Mitgliederzahl  Ü899): 
71.  [Vgl.  Fathe,  Eine  kurze  Schilderung 
von  der  Loge  bei  der  Feier  ihres  50  jähr. 
Jubiläums.   Am  29.  Apr.  1866.] 

Reichenberg  (St.  in  Böhmen,  [18901 
80890  E.).  Hier  besteht  ein  nichtpoliti- 
scher Verein  Latomia,  gegr.  1897.  Mit- 
gliederzahl (1899):  9. 

Reichenhall  (St.  im  Königr.  Bayern, 
4208  E.).  Hier  besteht  seit  19.  Juli  1885 
während  der  Badezeit  eine  Versammlung 
von  Freimaurern. 

Reichsfechtschule,  der  Name  eines  18. 
Okt.  1880  gegründeten,  über  ganz  Deutsch- 
land verbreiteten  Vereins,  der  durch  Samm- 
lung freiwilliger  Beiträge  allerorts  Mittel 
zur  Errichtung  und  Unterhaltung  von 
Waisenhäusern  im  Deutschen  Reich  be- 
schaffen will.  Der  Plan  ist  von  einem 
Freimaurer,  Versicherungsbeamter  Nader- 
mann in  Magdeburg,  ausgearbeitet  worden. 
Zur  Zeit  bestehen  schon  3  Waisenhäuser. 
Als  eine  besondere  Abteilung  ist  der  sog. 
•  Bruderbund«  anzusehen,  der  Samm- 
lungen unter  Freimaurern  zur  Beschaffung 
von  Freistellen  für  Freimaurerwaisen  vor- 
nimmt. Bis  jetzt  ist  eine  solche  Freistelle 
vorhanden.  Auch  diese  Abteilung  unter- 
steht dem  genannten  Nadermann,  die  Ver- 

febung  der  Stellen  dem  Verein  deutscher 
'reimaurer  (s.  d.).  Die  Sammlungen  haben 
bis  Juli  1900  8764  M.  ergeben,  womit  die 
Gründung  der  zweiten  Waisenstelle  be- 
gonnen hat.    [Vgl.  L.  1900,  S.  128.] 

Reil,  Joh.  Christian,  Mediziner,  geb. 
28.  Febr.  1759  zu  Rhaude  in  Ostfriesland, 
gest.  22.  Nov.  1813  in  Halle,  wirkte  zu- 
nächst als  prakt.  Arzt  in  seiner  Heimat, 
wurde  1787  als  Professor  der  Medizin  nach 
Halle  berufen  und  1789  zum  Stadtphyaikus 
ernannt.  Als  die  neue  Universität  in  Ber- 
lin errichtet  wurde,  folgte  er  einem  Rufe 
dorthin.  Nach  der  Schlacht  bei  Leipzig 
übernahm  er  die  oberste  Leitung  der 
Kriegshospitäler  auf  dem  linken  Elbufer, 
wo  er  als  ein  Opfer  dieser  Wirksamkeit 
starb.  Er  war  einer  der  bedeutendsten 
deutschen  Ärzte  und  medizinischen  Schrift- 
steller. Seine  Untersuchungen  über  den 
Bau  des  Gehirns  und  der  Nerven  sind 
bahnbrechend  gewesen.  Auch  deckte  er 
die  Schäden  der  bisherigen  Irrenanstalten 
auf  und  gründete  das  erste  psychiatrische 
Internat,  wodurch  er  sich  den  Namen  »Ur- 
heber der  psychischen  Medizin  in  Deutsch- 
land« erwarb.  —  Am  1.  März  1782  wurde  er 
in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in  Halle 
aufgenommen  und  blieb  bis  zu  seinem 
Tode  ein  eifriger  Freimaurer.  Der  halli- 
schen Loge  hat  er  —  seit  1788  —  als 
Redner  vortreffliche  Dienste  geleistet.  Auf 
seine  Anregung  hin  beschloss  die  Loge, 
als  ihre  bisherigen  Mietsräume  sich  zu 


eng  erwiesen,  ein  eignes  Haus  zu  kaufen, 
und  so  wurde  8.  März  1792  zu  seiner 
Freude  der  sog.  Jägerberg  erworben,  in 
dessen  Besitz  die  Loge  noch  heute  ist 

Reims  (St.  im  franz.  Departement  Marne, 
[1896]  107017  E).  Im  April  1765  suchte 
die  Loge  La  triple  union  um  Annahme 
bei  der  Grossen  Loge  Royal  York  in  Berlin 
nach.  Dem  wurde  stattgegeben  und  in  der 
Urkunde  darüber  die  Loge  La  parfaite 
Union  genannt.  Der  Verkehr  mit  der 
Loge  hörte  sehr  bald  auf.  [Vgl.  Flohr,  Ge- 
|  schichte  der  Grossen  Loge  Royal  York 
(Brl.  1898),  I,  S.  86.] 

Reinhardt,  1)  Sebastian  Karl  Chri- 
stian, Landschaftsmaler,  geb.  1738  zu 
Osterburg  in  Bayern,  gest.  1827,  lebte  in 
Hamburg,  Berlin,  Leipzig,  Regensburg 
und  liess  sich  endlich  in  Hirschberg 
in  Schlesien  nieder.  Unter  seinen  Ar- 
beiten werden  vorzüglich  die  Ansichten 
des  Riesengebirges  gelobt.  —  Dem  Maurer- 
bunde trat  er  in  Hamburg  in  der  Loge 
Absalom  bei,  später  schloss  er  sich  der 
strikten  Observanz  an.  Für  das  Archiv 
der  Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in 
Leipzig  war  er  sehr  thätig  und  lieferte 
1774  den  Entwurf  für  das  Lo^enzeichen, 
das  noch  jetzt  von  den  Mitgliedern  der 
Loge  Minerva  getragen  wird. 

2)  August  von,  Generalmajor  a.  D.  in 
Kannstatt,  geb.  7.  Okt.  1827,  wurde  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen  in  der  Loge 
Johannes  zum  wiedererbauten  Tempel  in 
Ludwigsburg  17.  Okt.  1857,  versah  daselbst 
das  Amt  eines  Redners,  trat  5.  Dez.  1876 
aus  dieser  Loge  aus,  um  das  Stuhlmeister- 
amt in  der  Loge  Karl  zu  den  drei  Ulmen 
in  Ulm  zu  übernehmen.  Im  Jahre  1889 
nach  Stuttgart  übersiedelt,  übernahm  er 
den  ersten  Hammer  der  Loge  Wilhelm 
zur  aufgehenden  Sonne  und  wurde  im  Jahre 
1896  zum  Grossmeister  der  Grossloge 
Zur  Sonne  in  Bayreuth  gewählt.  R.  hat 
viele  treffliche  Aufsätze,  Vorträge  und 
Abhandlungen  in  der  freimaurerischen 
Presse  veröffentlicht,  gab  einen  kleinen 
Band  Gedichte  •Johannisblüthen«  (Ulm 
1895)  und  einen  kleinen  Band  »Auf 
den  Lebensweg,  Apophthegmen  für 
I  Jünger  der  K.  K.«  (Stuttg.  1881)  her- 
I  aus,  ebenso  zwei  kleine  Schriftchen  zur 
|  Belehrung  für  Nichtmaurer:  »Die  Juden- 
I  frage  und  der  Freimaurerbund«  (Ulm 
1893)  und  »Offener  Brief  über  die  Ziele 
der  Freimaurerei  an  solche,  welche  sich 
für  den  Freimaurerbund  interessieren« 
(8.  Aufl.,  Ulm,  1899).  v.  R.  ist  eines  der 
ersten  Mitglieder  des  Vereins  deutscher 
.  Freimaurer  und  gehört  seit  1898  zu  dessen 
Vorstand.  Er  ist  der  Gründer  des  seit 
1.  Juli  1900  erscheinenden  »Bayreuther 
Bundesblattes«. 

Reinhold,  Karl  Leonhard,  Philosoph, 
geb.  26.  Okt.  1758  in  Wien,  gest.  10.  April 
1828  in  Kiel,  war  Novize  bei  den  Jesuiten, 
nach  deren  Auflösung  er  1774  in  das  Bar- 


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280 


Reinstallieren  —  Rekouatituireu,  Rckoiistitution. 


nabitenkollegium  trat;  er  ward  1780  als 
Lehrer  der  Logik,  Metaphysik,  Ethik  und 
geistlichen  Beredsamkeit  angestellt,  entfloh 
aber  1788  nach  Leipzig,  vorzüglich  unter- 
stützt durch  Rat  und  Geldspenden  seiner 
Loge,  die  ihn,  so  lange  er  noch  kein 
festes  Unterkommen  hatte,  vor  Mangel 
schützte.  Von  da  ging  er  1784  nach  Weimar, 
wo  er  unter  Wielands  (s.  d.)  Schutz  lebte, 
Protestant  wurde  und  1785  dessen  Tochter 
heiratete.  1787  wurde  er  Professor  der 
Philosophie  in  Jena  und  1794  in  Kiel. 
Er  war  schon  1782  von  Ignaz  Freiherrn 
von  Born  (s.  d.)  in  Wien  in  der  Loge  Zur 
wahren  Eintracht  das.  zum  Freimaurer  auf- 
genommen worden.  1809  wurde  er  Mit- 
glied der  Loge  Amalia  zu  Weimar  (Rede 
am  Feste  Johannis  des  Täufers,  in  den 
Weimarer  Freimaurer-Analekten  v.  J.  1809) 
und  nahm  1820  an  der  Wiedereröffnung 
der  Kieler  Loge  Luise  zur  gekrönten 
Freundschaft  lebhaft  Teil,  die  er  bis  zu 
Beinern  Tode  als  Meister  vom  Stuhl  leitete. 
Als  maurerischer  Schriftsteller  beteiligte 
er  sich  beim  (Wiener)  Journal  für  Frey- 
maurer. 1788  gab  er  unter  dem  Namen 
Decius  »Die  hebräischen  Mysterien«  her- 
aus, die  zuerst,  nicht  so  ausführlich,  im 
Wiener  Journal  1786  erschienen  waren. 
Er  entwarf  einen  Plan  einer  maurerischen 
Reform,  die  er  »den  moralischen  Bund 
der  Einverstandenen«  nannte  [abgedr. 
Lat.,  XX,  1,  132  und  Zirkelkorre- 
spondenz XV.  v.  J.  1804].  Ausser  seinen 
freimaurerischen  Schriften  sind  seine  rein- 
philosophischen, der  Verbreitung  von 
Kants  Anschauungen  gewidmet,  auch  heute 
noch  von  grossem  Wert.  [Vgl.  Neuer 
Nekrolog,  1823,  II,  80;  E.  Reinhold,  K. 
L.  R.'s  Leben  und  literarisches  Wirken 
(Jena  1825);  Rob.  Keil,  Wiener  Freunde 
(Wien  1884);  den».,  Wieland  und  R.  (Lpz. 
1885);  A.  Z.  1824,  S.  100;  Bh.  1884,  S.  122; 
A.  1891,  S.  99;  L.  1892,  S.  107.  Anhang 
zur  Festschrift:  Zur  Erinnerung  an  die 
vor  100  Jahren  in  Kiel  gestiftete  Loge 
Luise  zur  gekrönten  Freundschaft  in  Kiel 
(1878),  nebst  Bildnis.]  » 

Reinstallieren,  s.  Wiedereinsetzen. 

Reisen  (Wandern).  Schon  bei  den  alten 
Bauhandwerkern  kam  bei  der  Aufnahme 
in  die  Bauhütte  eine  feierliche  Umführung 
vor.  [Fallou,  Mysterien  u.  s.  w.,  S.  242.J 
Dieser  ist  ein  Teil  der  Prüfungen  (s.  d.) 
des  Aufzunehmenden  nachgebildet;  auch 
findet  sich  der  Ausdruck  R.  erst  in  der 
französischen,  nicht  schon  in  der  alteng- 
lischen Maurerei.  Doch  erwähnt  die  Füh- 
rung schon  Prichard,  Masonry  dissected, 
Fr.  20  u.  21  (vgl.  Schwalbach,  Gesch.  des 
älteren  freimaurerischen  Gebrauchtums,  S. 
86).  Die  Gebräuche  der  verschiednen  Lchr- 
arten  weichen  hierin  aber  so  von  einander 
ab,  als  deren  Ausdeutung  verschieden  ist. 
F.  L.  Schröder  <s.  d.)  vermutet,  dass  den  R. 
die  Idee,  alle  Weisheit  komme  von  Osten 
her  und  führe  von  der  Finsternis  zum 


Licht,  daher  von  Norden  über  Westen  und 
Süden  nach  Osten,  zu  Grunde  liege.  Be- 
kanntlich fanden  übrigens  ähnliche  Ge- 
bräuche sowohl  in  den  ägyptischen  Myste- 
rien, als  auch  bei  gewissen  Gebräuchen 
der  ältern  christlichen  Kirche  statt.  fVgL 
Bh.  1893,  8.36t.  BZC.  1874,  8.  129;  18*8, 
S.  59.  FZ.  1851,  S.  209;  1872,  8.  341.  L. 
VI,  S.  265.  W.  J.  I,  S.  157.  Rothe,  M., 
Maurerische  Reisestimmen  (3.  Aufl.,  Bremen 
1896).  Marbach,  Katechismusreden  (4.  Aufl., 
Lpz.  1892),  S.  170  ] 

Reissbrett  (tracing-board,  planche  a 
tracer)  eines  der  drei  unbeweglichen 
Kleinodien,  ist  das  Sinnbild  des  Meister- 
grads. An  ihm  machen  die  Meister  mit 
dem  Massstab  der  Wahrheit,  mit  dem 
Winkelmass  des  Rechts  und  mit  dem 
Zirkel  der  Pflicht  ihre  Entwürfe,  die  sich 
auf  den  Teil  des  Baues  beziehen,  den 
jeder  an  seinem  Platze  auszuführen  sich 
bemühen  soll  (R.  der  Meister),  während 
der  allmächtige  Weltenmeister  den  grossen 
Bauplan  für  das  gesamte  Werk  der  Mau- 
rerei entworfen  hat,  den  natürlich  jeder 
I  kennen  und  zu  begreifen  streben  muss, 
I  um  im  Sinne  seines  Schöpfers  zu  ar- 
beiten (R.  des  Meisters).  So  gemahnt 
das  R.  zu  weisem  Überdenken  der  Arbeit 
und  zu  planmässigem  Schaffen  am  Maurer- 
werk. Die  Lehrart  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  kennt  noch  das  göttliche 
R.,  d.  i.  den  feststehenden  Plan,  nach  dem 
alle  geistige  Entwicklung  und  Veredlung 
sich  vollziehen  soll  und  muss  [Vgl. 
Krause,  Kunsturkunden,  Bd.  1,  Abt.  2, 
S.  216;  Fischer,  Meisterkatechismus  (15. 
Aufl.,  Lpz.  1899),  8.  88;  Marbach,  O., 
Agenda  MB.  (2.  Aufl.,  Lpz.  1874),  S.  83; 
BZC.  1875,  S.  223;  18öl,  S.  110.  A.  1826, 
S.  14.  A.  Z.  1824,  S.  407.  M.  L.  1897/98, 
S.  116.] 

Reissbrette,  Am,  betitelt  sich  eine  frei- 
maurerische  Zeitschrift,  als  handschrift- 
liche Mittheilungen  aus  den  fünf  unab- 
hängigen deutschen  Logen  für  Freimaurer- 
meister, begründet  und  herausgegeben  von 
I  Oswald  Marbach  in  Leipzig  (s.  d.)  1874, 
fortgeführt  von  F.  Fuchs  (s.  d.)  seit  1884 
und  nach  dessen  Tode  seit  1896  (Nr.  2)  von 
A.  Gündel  das.  Die  Zeitschrift  erscheint 
monatlich  und  wird  den,  der  Geschäfts- 
stelle zum  Austausch  der  Logenlisten(  s.  d.) 
beigetretnen  Logen  unentgeltlich  geliefert. 

Reissiger,  Karl  Gottlieb,  Komponist, 
geb.  31.  Jan.  1798  in  Beizig  bei  Witten- 
berg, gest.  7.  Nov.  1859  als  erster  Hof- 
kapellmeister in  Dresden.  Er  wurde  1821 
in  der  Loge  Balduin  zur  Linde  in  Leipzig 
aufgenommen,  1845  trat  er  der  Loge  Zu 
den  drei  Schwertern  in  Dresden  bei. 

Rekognitionsgebühren  sind  die  Bei- 
träge der  Tochterlogen  an  die  Grossloge. 
[8.  Beitrage  unter  2.1 

Rekonstruieren,  Bekonstltution,  die 
Handlung,  durch  die  eine  bereits  gegrün- 
dete Loge  von  einer  andern  maurerischen 


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Rektifizieren  —  Religion. 


231 


Oberbehörde  in  ihren  Verband  aufgenom- 
men und  von  dieser  mit  einer  neuen 
Stiftungsurkunde  (Konstitution)  versehen 
wird. 

Rektifizieren,  d.  h.  zu  einen  regel- 
mässigen (s.  d.)  Freimaurer  oder  einer 
gerechten  (s.  d.)  Loge  machen,  ist  die 
Handlung,  durch  die  ein  in  einer  Winkel- 
loge (s.  d.)  oder  in  einer  sonst  nicht  aner- 
kannten, insbesondere  von  einer  selbst 
nicht  regelmässigen  maurerischen  Ober- 
behörde gegründeten  Loge  aufgenommener 
Maurer  in  eine  regelmassige  und  aner- 
kannte Loge  aufgenommen,  oder  eine  Loge 
obiger  Art  von  einer  anerkannten  maure- 
rischen Oberbehörde  in  ihren  Verband 
aufgenommen  wird  (s.  Gerecht),  ein  Ver- 
hältnis, das  namentlich  früher  bei  dem 
Widerstreit  der  Lehrarten  und  den  vielen 
Afterbildungen  in  der  Maurerei  häufig 
vorkam  und  jetzt  nur  noch  in  Bezug  auf 
sogenannte  Winkellogen  und  die  in  ihnen 
Aufgenommenen  in  Anwendung  zu  kommen 
pflegt,  wogegen  man  bei  Logen,  die  von 
einer  nicht  anerkannten  Behörde  gestiftet 
sind,  nur  von  Rekonstitution  |s  d.)  spricht. 
Der  zu  rektifizierende  Maurer  ist  jeden- 
falls einer  Kugelung  (s.  d.)  zu  unterziehen. 
—  In  Frankreich  heisst  dieses  Verfahren: 
Regularisieren. 

Rektifiziertes  System.  (Rite  ou  Regime 
rectifiä)  heisst  jetzt  in  Frankreich  das  1778 
auf  dem  Konvent  des  Gaules  in  Lyon  (s.  d.) 
zum  Chevalier  bienfaisant  de  la  Sainte- 
Cite*  (wohlthätige  Ritter  der  heiligen 
Stadt)  umgeänderte  Tempelherrensystem 
v.  Hunds.  Da  in  Frankreich  der  Tempel- 
herrenorden vernichtet  wurde,  so  schaffte 
man  1778  den  ältesten  Namen  der  Temp- 
liers ab,  um  durch  ihn  der  Regierung 
nicht  verdächtig  zu  werden.  Auf  dem 
Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.)  wurde  das 
System  und  der  Name  der  Ritter  der 
Wohlthätigkeit  mit  einigen  Abänderungen 
angenommen.  Nach  dem  System  arbeitet 
jetzt  noch  in  Genf  das  Directoire  du  Re- 
gime ecossais  et  rectifie  en  Helvetie.  Es 
besteht  aus  fünf  Graden:  1)  Lehrling, 
2)  Geselle,  3)  Meister,  4)  Schotte,  5)  Ritter 
der  heiligen  Stadt  oder  Wohlthätigkeit. 
Letzterer  teilt  sich  in  drei  Sektionen: 
Noviz,  Ritter  und  Profess.  (Vgl.  Kloss, 
Gesch.  der  Freim.  in  Frankr.  I,  584,  553; 
Lachmann,  Geschichte  und  Gebräuche 
der  Hochgrade  (Braunschweig  1866),  S.  87. 
Rituel  pour  la  reeeption  au  grade  d'Ecuyer 
de  l'ordre  des  Chevaliers  bientaisans  (Ru- 
dolstadt, c.  1805).) 

Religion.  I.  R.  ist  kein  Wissen.  Es 
giebt  wohl  ein  Wissen  von  der  R. : 
man  kann  über  sie  nachdenken,  sich  mit- 
telst seiner  Vernunft  und  Erfahrung  über 
ihr  Wesen,  ihr  Sein  und  ihre  Wirkungs- 
weise eine  Ansicht  bilden;  auch  giebt  es 
ein  Wissen  von  ihrem  geschichtlichen 
Dasein  auf  Erden;  aber  dieses  Wissen 
ist  nicht  die  R.  selbst.    R.  ist  auch  kein 


Handeln.  Es  giebt  wohl  Handlungen,  in 
denen  die  R.  zum  Ausdruck  kommt:  dies 
sind  die  Kultushandlungen,  oder  es  sind 
sittliche  Handlungen,  die  unter  dem 
Einfluss  der  R.  stehen;  aber  dieses 
Handeln  ist  nicht  die  R.  selbst.  Diese 
ist  vielmehr  eine  Gemütsverfassung,  eine 
Gefühlsstimmung.  Mit  dem  Erwachen  des 
menschlichen  Selbst-  und  Weltbewusst- 
seins  stellt  sich  das  Gefühl  von  der  ver- 
schwindenden Kleinheit  des  Menschen 
mitten  in  der  Unermesslichkeit  des  Raumes 
und  der  Zeit  gegenüber  den  überlegnen 
Mächten  des  Weltlaufs  ein:  das  ist  die 
Demut,  die  wir  Gottesfurcht  nennen. 
Jenes  Gefühl  hat  aber  noch  eine  andre 
Seite:  es  zeigt  sich  daneben  auch  die  un- 
mittelbare, nicht  aus  einem  verstandes- 
mässigen  Krkenuen  entsprungne,  sondern 
auf  dem  Willen  und  Hoffen  beruhende 
Gewissheit,  dass  alles  Wirkliche  aus 
dem  Guten  stamme  und  alles,  was  ge- 
schieht, zum  Besten  dienen  müsse.  Das 
ist  die  Zuversicht,  die  wir  Gottvertrauen 
nennen.  Dies  beides  ist  das  Wesent- 
liche und  Gemeinsame  in  allen  verschied- 
nen  geschichtlichen  Erscheinungen  der 
R.  und  darf  füglich  wohl  in  gewissem 
Sinne  als  die  allgemeine  und  universale 
R.  (the  catholick  religion,  the  uni- 
versal religion)  aufgefasst  werden.  Aber 
hiermit  ist  nur  die  Naturanlage  des 
Menschen  zur  R.  in  eine  Begriflsform  ge- 
bracht. Thatsächlich  besteht  die  R.  in 
dieser  abstrakten  Form  nirgends.  Sie 
tritt  nur  auf  in  geschichtlichen  Verkör- 
perungen, behaftet  mit  den  Schranken,  die 
Ort  und  Zeit  ihrer  Entstehung  ihr  auf- 
erlegen. Sie  wird  erst  fasslich  durch  die 
anschaulichen  Vorstellungen  und  Symbole, 
welche  die  menschliche  Phantasie  für  sie 
bildet,  wird  erst  so  überlieferbar  und  erst 
so  der  Kunst,  insbesondere  der  Dicht- 
kunst, zugänglich.  Aus  einer  Naturau- 
lage  des  Menschen  hervorgehend  und  auf 
Erden  geschichtlich  auftretend  und  sich 
entwickelnd,  muss  die  R.  auch  ihre  Natur- 
geschichte haben.  Diese  zeigt,  wie  die 
Naturgeschichte  der  Lebewesen,  eine  zum 
Höhern  aufsteigende  Entwicklung  und 
auch  das  gleichzeitige  Nebeneinandersein 
niederer  und  höherer  Bildungen.  Diese 
aufsteigende  Linie  geht  parallel  mit  der 
aufsteigenden  Linie  der  menschlichen 
Kulturentwicklung,  und  es  ist  an  Bich 
denkbar,  wie  es  geschichtlich  nachweisbar 
ist,  dass  zwischen  R.  und  Kultur  eine  be- 
ständige Wechselwirkung  stattfindet.  Die 
Religionsentwicklung  steigt  auf  vom  Ani- 
mismus,  der  einen  beliebigen  Naturgegen- 
stand, einen  Stein,  ein  Stück  Holz,  für 
ein  beseeltes,  gottheitliches  Wesen  achtet, 
durch  den  Polytheismus,  der  die  Kräfte 
der  Natur  für  seine  Götter  nimmt,  zum 
Monotheismus,  der  gemäss  der  mensch- 
lichen Vernunftforderung,  zur  Wirkung 
die  Ursache,  zur  Vielheit  die  Einheit,  zur 


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232 


Religion. 


Erscheinung  das  Wesen,  zum  Realen  das 
Ideale  zu  suchen,  nur  an  Ein  Gotteswesen 
glaubt.  Alle  Phasen  dieser  Entwicklung 
zeigen,  dass  die  menschliche  Phantasie 
ihr  Gottesbild  nach  der  Ähnlichkeit  des 
Menschen  bildet,  nur  grösser,  mächtiger 
und  freier,  aber  nicht  immer  frei  von 
allen  Schranken  und  menschlichen  Leiden- 
schaften. Je  freier  und  reiner  das  Gottes- 
bild vorgestellt  wird,  desto  höher  muss 
eine  Religionsbildung  auf  den  Stufen  der 
Entwicklung  stehen,  und  es  ist  ersichtlich, 
dass  diejenige  R.  am  höchsten  stehen  muss, 
die  das  Gottesbild  nicht  aus  einer  Steige- 
rung des  Menschenwesens  entstehen  lässt, 
sondern  die  aus  der  Ahnung,  dass  das 
Menschenwesen  ein  kleines,  schwaches, 
beschränktes  Abbild  des  göttlichen  Ur- 
bilds sei,  ihr  Gottesbild  gewinnt.  Einst- 
weilen trat  in  der  Religionsanschauung 
der  Gott  noch  nicht  als  Allgott  und  Welt- 
gott, sondern  als  Nationalgott  auf.  80 
im  ältesten  Judentum;  andre  Nationen 
haben  auch  ihre  Götter;  aber  der  jadische 
Nationalgott  ist  mächtiger,  als  sie  alle, 
wird  sie  alle  fiberwinden  und  ihre  Schütz- 
linge durch  Israels  siegreiches  Schwert 
ausrotten.  Erst  allmählich  machten  sich 
hier  höhere  Religionsvorstellungen  geltend, 
bis  durch  das  jüdische  Prophetentum  eine 
Moralisierung,  eine  Denaturicrung  und 
eine  Denationalisierung  des  alten,  natio- 
nalen Naturgottes  stattfand.  Die  Reli- 
gionsanschauung, die  in  der  Einheit  des 
Alls  die  Gottheit  findet,  der  Pantheismus, 
entspricht  wohl  der  einen  Seite  der  reli- 
giösen Grundstimmung  des  menschlichen 
Gemüts,  der  Demut,  lässt  aber  die  andre 
unbefriedigt,  das  Verlangen,  sich  mit  ge- 
troster Zuversicht  dem  höchsten  Wesen 
anvertrauen  und  glauben  zu  dürfen,  dass 
die  Wirklichkeit  für  die  höchsten  Güter 
der  Menschheit  nicht  nur  Raum  hat,  son- 
dern auch  auf  Bic  angelegt  ist,  dass  in  der 
Welt  nicht  eine  blinde  und  äussere,  sondern 
eine  innere,  zielstrebige  Notwendigkeit 
herrsche,  dass  die  natürliche  Weltordnung 
im  Grunde  eine  sittliche  Weltordnung 
ist.  Diejenige  R.,  die  nicht  nur  jener 
einen,  sondern  auch  dieser  andern  Seite 
der  religiösen  Grundanlage  entspricht, 
der  Theismus,  fasst  die  Gottheit  als  eine 
die  Welt  bauende  und  regierende  Intelli- 
genz auf,  die  aber,  mit  Goethe  zu  reden, 
nicht  von  aussen  stösst,  sondern  die  Welt 
im  Innern  bewegt,  Natur  in  sieh  und 
Bich  in  Natur  hegt.  Dies  Sein  aller 
Dinge  in  Gott  hat  K.  Chr.  Fr.  Krause  (s.  d.) 
PanentheismuB  genannt.  Da  es  in  der  R. 
auch  um  die  Befriedigung  der  zweiten 
Seite  der  religiösen  Naturanlage  des  Men- 
schen ankommt,  so  ist  in  der  R  die  Haupt- 
frage: wie  wird  der  mit  dem  physischen 
und  mit  dem  moralischen  Übel  behaftete 
Mensch  von  diesem  Übel  erlöst?,  und  die- 
jenige R.  muss  am  höchsten  stehen,  die 
diese  Frage  am  besten  löst.  Der  Buddhis- 


i  mus  will  diese  Erlösung  dadurch  bieten, 
dass  er  den  Menschen  zur  Verneinung 
der  Befriedigung  am  Dasein  und  des  Da- 
seins selbst,  zur  Entsagung  und  Askese 
anleitet  und  das  Nichtsein,  das  Nirvana, 
als  das  Erstrebenswerteste,  als  die  wahre 
Erlösung  vom  Übel  bezeichnet.  Dies  ist 
aber  keine  Erlösung  des  menschlichen 
Daseins,  sondern  eine  Auflösung  und  Auf- 
hebung desselben,  und  nicht  zum  that- 
kräftigen,  handelnden  Wirken  führt  eine 
solche  R. ,  sondern  zum  leidentlichen 
Übersichergehenlassen  des  Daseins  und 
alles  dessen,  was  es  mit  sich  bringt.  Nicht 
die  positiv  aufbauende,  arbeitende,  opfernde 
und  kämpfende  Liebe  ist  das  Prinzip,  das 
eine  solche  R.  dem  menschlichen  Handeln 
darbietet,  sondern  lediglich  das  mit  dem 
menschlichen  Egoismuszusammenhängende 
Mitleid  mitden  (gleichen Übeln  ausgesetzten) 
Geschöpfen  derselben  Art.  Das  Christen- 
tum wird  durch  seinen  Theismus  über 
den  Pantheismus  des  Buddhismus  erhoben 
und  löste  die  Hauptfrage  der  R.  nicht, 
wie  dieser,  auf  negative,  sondern  auf  posi- 

!  tive  Weise.  In  der  Gottinnigkeit  des 
Menschen  ist  nach  dem  Christentum  Prin- 
zip und  Kraft  zur  Überwindung  des 
moralischen  und  im  Gottvertrauen,  in  dem 
Vertrauen,  dass  alle  Dinge  zum  Besten 
dienen  und  sittliche  und  natürliche  Welt- 
ordnung aufeinander  angelegt  sein  müssen, 
Prinzip  und  Kraft  zur  Überwindung  des 
physischen  Übels  gegeben.  Das  Christen- 
tum wirkt  auf  den  Erweis  der  Gottesliebe 
durch  die  Menschenliebe  hin  und  bleibt 
nicht  bei  der  blossen  Enthaltung  und 
Entsagung  stehen,  sondern  bietet  mit  der 
Gottes-  und  Menschenliebe  das  Prinzip 
und  die  Kraft  zu  einem  Leben  in  aller 
sittlichen  Tüchtigkeit,  zu  einem  Wandel 
in  positiv  bauender,  schaffender,  leisten- 
der Thätigkeit  und  Tugend.  Unabhängig 
voneinander  entstanden,  mussten  doch 
beide    R. ,    die    buddhistische   und  die 

'  christliche,  in  manchen  Vorstellungen  und 
Lehren,  Symbolen,  Kultushandlungen  und 
Einrichtungen  unwillkürlich  miteinander 
zusammentreffen,  da  sie  beide  sich  um 
die  Befriedigung  der  Erfordernisse  der 
religiösen  Naturanlage  des  Menschen  und 
insbesondere  um  die  Lösung  der  religiösen 
Hauptfrage  nach  der  Erlösung  des  Men- 
schen bemühen.  Aber  augenscheinlich 
hat  zwischen  beiden  in  den  ersten  Jahr- 
hunderten der  christlichen  Zeitrechnung 
in  einigem  Masse  auch  eine  wechsel- 
seitige Einwirkung  stattgefunden.  Hier- 
aus sind  Ähnlichkeiten  und  Übereinstim- 
mungen zwischen  beiden  zur  Genüge  er- 
klärt, und  man  hat  nicht  nötig,  behufs 
dieser  Erklärung  zu  der  unsinnigen  und 
ungeschichtlichen  Annahme  zu  greifen, 
dass  das  Christentum  nichts  Originales, 
dass  es  vielmehr  aus  dem  Buddhismus  ent- 

1  standen  sei.    Die  beiden  Grundzüge  aller 

I  R.,  Demut  und  Zuversicht,  Gottesfurcht 


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Religion. 


233 


und  Gottvertrauen,  finden  sich  im  Christen- 
tum ausgeprägt  einerseits  zur  Untertänig- 
keit und  zum  Gehorsam  des  Menschen 
gegen  Gott  und  andrerseits  zum  Glauben 
an  die  Möglichkeit  des  Guten  und  zur 
Hoffnung  auf  eine  vollendete  Ausgestaltung 
des  Guten  in  einer  fibersinnlichen  Welt. 
Hier  also  tritt  die  allgemeine  und  univer- 
sale R.  als  Glaube  an  Gott,  Tugend  und 
Unsterblichkeit  auf.  Insofern  dieser  Grund- 
bestandteil der  christlichen  R.  schon  in 
der  religiösen  Naturanlage  des  Menschen 
liegt,  hat  der  Kirchenvater  recht,  von 
der  menschlichen  Seele  zu  sagen,  sie  sei 
von  Natur  Christin,  und  Tindal  recht  zu 
der  Behauptung,  das  Christentum  sei  so 
alt,  wie  die  Welt.  Aber  als  geschichtliche 
R.,  als  ursprüngliches  Christentum  Christi 
ist  es  mit  den  Schranken  der  Individuali- 
tät seines  Stifters,  des  Orts  und  der  Zeit 
behaftet  und  hat  durch  Aufnahme  judai- 
sierender  und  bellenisierender  Elemente, 
dann  durch  die  Dogmatisierung  späterer 
Zeiten  den  Charakter  angenommen,  unter 
dem  die  Welt  jetzt  das  Christentum  be- 
sitzt. Inmitten  dieses  spätgebornen  Chri- 
stentums ist  die  Freimaurerei  in  England 
1717  entstanden.  Wenn  die  Freimaurerei 
den  Zweck  hat,  den  Menschen  zur  Selbst- 
erziehung behufs  Ausbildung  und  Aus- 
wirkung seiner  Gaben  und  AnTagen  zu  be- 
fähigen, so  ist  Lessing  (s.  d.)  wohlbcrechtigt 
zu  erklären:  Die  Freimaurerei  ist  ein  im 
Menschenwesen  notwendig  Begründetes, 
und  sie  war  immer,  so  lange  es  eine  auf- 
wärts strebende  Menschheit  gegeben  hat. 
Heftige  religiöse  und  politische  Kämpfe, 
die  viel  Blut  und  Opfer  menschlichen 
Glücks  gefordert  hatten,  waren  zur  Zeit  der 
Entstehung  der  Freimaurerei  durchlebt,  und 
noch  immer  beunruhigten  pol  itische  und  reli  • 
giöse  Parteileidenschaften  die  menschlichen 
Gemüter  im  grossen  Inselreiche  jenseits 
des  Kanals.  Das  seefahrende  und  handel- 
treibende Volk  der  christlichen  Briten  war 
mit  andern  Nationen  und  Religionen,  wie 
mit  der  muhamedanischen ,  in  Berührung 
gekommen  und  hatte  mit  dem  Ablauf  des 
17.  Jahrh.  in  der  Heimat  des  Buddhismus 
die  indische  Handelsgesellschaft  gegründet. 
In  derselben  Zeit  war  die  Königl.  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  in  London  ge- 
stiftet worden,  von  der  der  Mathematiker 
Wallis  in  einer  Schrift  vom  J.  1696  sagt: 
»Unser  Geschäft  war,  mit  Ausschluss  der 
theologischen  und  politischen  Angelegen- 
heiten, philosophische  Forschungen  und, 
was  dahin  gehört,  zu  besprechen,  nämlich 
Physik,  Anatomie,  Geometrie  u.  s.  w.« 
(Zitiert  bei  Huxley,  Reden  und  Aufsätze, 
deutsch  von  Fr.  Schulze,  S.  3.)  Etwas 
Ähnliches,  aber  auf  breiterer  Grundlage, 
suchte  das  allgemeine  Ruhe-  und  Friedens- 
bedürfnis  des  bereits  an  einen  weltweiten 
Gesichtskreis  gewöhnten  Volkes,  und  so 
entstand  jene  Gesellschaft  für  menschliche, 
insbesondere  ethische  Kultur,  zu  der  auch 


Nichtgelehrte  Zutritt  haben,  jene  Toleranz- 
gesellschaft, die  alle  «persönlichen  Streitig- 
keiten oder  Zänkereien«  von  ihrer  Schwelle 
abweist  und  »alle  Zänkereien  über  R. 
und  Politik  •  von  sich  ausschlieft,  da 
solche  »noch  nie  der  Wohlfahrt  der  Log© 
förderlich  gewesen,  noch  je  sein  werden« 
(VI,  2  der  Alten  Pflichten  von  1723),  die 
Maurerei,  die  so  »der  Mittelpunkt  der  Ver- 
einigung und  die  Ursache  treuer  Freund- 
schaft unter  Menschen  ist,  die  ausserdem 
sich  nie  näher  getreten  wären.«  (Alte 
Pflichten  I.)  Diese  Volksgesellschaft  zu  hu- 
manitären und  ethischen  Zwecken  bediente 
sich  bei  ihrer  Entstehung  bekanntlich  der 
Reste  der  alten  Werkmaurerei  und  über- 
nahm mit  gewissen  Änderungen  von  ihr 
Einrichtungen,  Symbole  und  Rituale.  Die 
alten  Zunftordnungen,  auch  die  des  Fest- 
landes, begannen  fast  alle  mit  dem  spezifisch- 
christlichen  Bekenntnis  zur  heiligen  Drei- 
einigkeit. Anderson  (s.  d.)  hat  bei  der  Fas- 
sung des  Konstitutionenbuchs  (s.d.)  von  1723 
in  den  darin  enthaltenen  »Alfen  Pflichten* 
(s.  d.)  dies  spezifisch  Christliche  beseitigt.  Die 
Alten  Pflichten,  wie  die  alten  Rituale  reden 
nur  allgemein  von  Gott  und  nirgends  vom 
Christentum.  Kap.  I  der  Alten  Pflichten 
lautet:  »Ein  Maurer  ist  durch  seinen  Be- 
ruf verbunden,  dem  Sittengesetz  zu  ge- 
horchen, und  wenn  er  die  Kunst  recht 
versteht,  wird  er  weder  ein  stumpfsinniger 
Gottesleugner,  noch  ein  irreligiöser  Wüst- 
ling sein.  Obwohl  nun  die  Maurer  in 
alten  Zeiten  in  jedem  Lande  verpflichtet 
wurden,  von  der  Religion  dieses  Landes 
oder  dieses  Volkes  zu  sein,  so  wird  ea 
doch  jetzt  für  dienlicher  erachtet,  sie  allein 
zu  der  R.  zu  verpflichten,  worin  alle 
Menschen  übereinstimmen,  ihre  besondern 
Meinungen  aber  ihnen  selbst  zu  über- 
lassen, d.  i.  gute  und  treue  Männer  zu 
sein  oder  Männer  von  Ehre  und  Recht- 
.  schaffenheit,  durch  was  immer  für  Benen- 
!  nungen  oder  Überzeugungen  sie  unter- 
schieden sein  mögen.«  Und  in  Art.  VI,  2 
wird  das  Verbot  religiöser  und  politischer 
,  Streitigkeiten  mit  den  Worten  begründet: 
»Da  wir  als  Maurer  bloss  von  der  oben 
erwähnten  allgemeinen  R.  (catholick 
Religion)  sind;  ebenso  sind  wir  von 
allen  Völkern,  Zungen,  Verwandtschaften 
l  und  Sprachen.«  Dass  mit  dieser  allge- 
,  meinen  R.  nur  der  allgemeine  Grundsatz 
|  aller  monotheistischen  Religionen,  der 
i  Glaube  an  Gott  als  den  Inbegriff  und 
Urquell  alles  Guten  und  der  Glaube 
an  die  Möglichkeit  des  Guten  innerhalb 
der  sittlichen  ßethätigung  des  Menschen 
und  seiner  kulturellen  Entwicklung,  ge- 
meint sein  kann  und  nicht  die  R.  des 
Christentums,  wie  es  damals  vorlag  und 
noch  heute  vorliegt,  ist  jedem  klar,  der 
sich  an  den  einfachen  Wortlaut  ohne  so- 
phistische Deuteleien  hält.  Es  steht  hier- 
nach fest,  dass  die  Freimaurergesellschaft 
i  von  Hause  aus  keine  konfessiouell-christ- 


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234 


Religion. 


liehe,  sondern  eine  rein  humanitäre  war. 
Dementsprechend  wurden  in  sie  auch 
Juden  und  später  Buddhisten  aufgenommen. 
Die  ersten  Spuren  von  Juden  nndeu  sich 
in  ihr  schon  im  Jahre  1725;  im  Verzeich- 
nis von  1730—32  finden  sich  sechs  jüdische 
Namen,  ja,  vom  22.  Sept.  1732  wird  aus- 
drücklich in  der  Daily  Post  berichtet, 
dass  in  Gegenwart  von  Juden  sowohl  als 
Christen  au  diesem  Tage  durch  den  jüdi- 
schen Daniel  Delvalle  eine  Aufnahme  in 
die  Freimaurerbrüderschaft  vorgenommen 
wurde  [vgl.  Juden,  oben  I,  S.  513]. 
Es  regten  sich  aber  um  1732  antisemi- 
tische Strömungen ,  und  es  kam  sogar 
unter  ihrem  Einfluss  zu  einer  maurerischen 
Sezession  von  Barbican  nach  Cheapside. 
Auf  diese  Weise  drang  eine  orthodox- 
christliche Richtung  in  die  Logen  ein.  In 
Grossbritannien  wurde  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrh.  diese  Richtung  durch  die  iri- 
schen Logen  in  London  (s.  Ancient  Ma- 
sonsj  und  durch  Dermott  (s.  d.)  verstärkt, 
und  ein  Jahrzehnt  später  entstand  in 
Schweden  die  sogenannte  christliche  Frei- 
maurerei. Die  zweite  Ausgabe  des  Kon- 
stitutionenbuchs vom  J.  1738  brachte  eine 
Abänderung  des  Art.  I  der  Alten  Pflichten, 
indem  hier  gesagt  war,  dass  ein  Freimaurer 
verpflichtet  sei,  dem  Sittengesetz  «als  ein 
wahrer  Noachide«  zu  gehorchen.  In  Art.  VI 
war  der  Schlusssatz,  der  den  Katholiken 
sehr  anstösaig  sein  musste,  weggelassen: 
»Diese  Pflicht  (betr.  die  Streitigkeiten 
über  Politik  und  R.)  ist  jederzeit  streng 
eingeschärft  und  beobachtet  worden;  be- 
sonders aber  stets  seit  der  Kirchenverbes- 
serung in  Britannien  oder  der  Abweichung 
und  Trennung  dieser  Völker  von  der  Ge- 
meinschaft mit  Rom.«  In  der  neuen  Fas- 
sung dieses  Artikels  heisst  es:  »Die  Maurer 
sina  von  obgedachter  ältesten  allgemeinen 
(catholick)  R.  und  aus  allen  Völkern, 
was  das  Quadrat,  die  Richtschnur  und  das 
Senkblei  betrifft.«  Es  ist  ersichtlich,  da** 
durch  diese  Fassung  der  Alten  Pflichten 
die  Versicherung  gegeben  werden  sollte, 
dass  im  Wesen  der  Freimaurerei  nicht« 
liege,  was  sie  mit  irgend  einer  Konfession 
oder  R.  in  Widerspruch  bringen  könnte. 
Durch  die  Einführung  der  Noachiden  (s.  d  ) 
aber  und  durch  die  Hindeutung  auf  die 
Noachidischen  Gesetze  sollte  augenschein- 
lich die  Gewähr  gegeben  werden ,  dass  die 
Grossloge  von  den  konfessionellen  Strei- 
tigkeiten unberührt  geblieben  und  dass 
sie  an  dem  vom  WeBen  der  Freimaurerei 
gegebnen  und  geschichtlich  ursprünglichen 
Humanitütsprinzip  ib.  d.)  festhalten  werde. 
Dies  erhellt  aufs  Deutlichste  aus  dem  der 
Ausgabe  von  1738  beigegebnen,  von  An- 
derson herrührenden  »Schreiben  Eucli- 
des'  an  den  Verfasser  gegen  unbefugte 
Lästerungen«,  worin  es  heisst:  »Andre  ver- 
wundern sich,  dass  die  Freimaurer  Männer 
von  allen  Bekenntnissen,  R.  und  Benen- 
nungen zulassen ;  sie  bedenken  aber  nicht, 


dass  die  Maurer  wahre  Noachiden  sind 
und  keine  andern  Benennungen  (weil  aller 
andre  Unterschied  nur  von  gestern  her 
ist)  erfordern,  wenn  der  neue  Bruder  nur  ein 
guter,  ehrlicher  Mann  ist«.  Da  der  Geistlich- 
keit und  der  Papstkirche  gegenüber  durch 
diese  Abänderungen  nicht  erreicht  wurde, 
was  man  erhofft  hatte,  nämlich  dass  sie 
die  Humanitätsgesellschaft  der  Freimaurer 
fortan  unbehelligt  lassen  würden,  so  wur- 
de iu  der  dritten  Ausgabe  des  Konstitu- 
tionenbuchs von  1756  die  Fassung  der 
Alten  Pflichten  von  1723  wiederhergestellt. 
Wäre  im  dritten  Jahrzehnt  und  weiter  bis 
zur  Mitte  des  18.  Jahrh.  die  Aufnah- 
me von  Nichtchristen  unstatthaft  und  un- 
gesetzlich gewesen,  so  hätte  die  Londoner 
Grossloge  sie  nicht  dulden  dürfen  und 
sich  amtlich  um  die  konfessionelle  Streit- 
frage kümmern  müssen.  Dies  hat  sie  aber 
nachweislich  nicht  gethan;  denn  in  ihren 
Protokollen  ist  nirgends  die  Rede  davon, 
und    hieraus   ergiebt   sich  mit  vollster 
Klarheit,  dass  die  erste  Grossloge,  von  der 
alle  Maurerei  in  der  Welt  ausgegangen 
ist,  auf  dem  Boden  des  Humanitätsge- 
dankens, des  konfessionslosen  Men- 
schentums gestanden  hat.    Die  spätem 
Ausgaben  des  englischen  Konstitutionen- 
buchs umschreiben  den  Inhalt  der  sechs 
Artikel  der  Alten  Pflichten  von  1723  und 
bezeichnen  in  No.  2  des  Art.  VI,  was  dort 
catholick  religion  genannt  wird,  als  uni- 
versal religion.  —  Wenn  wir  nun  schliess- 
lich fragen,  wie  sich  Freimaurerei  und  R. 
!  zu  einander  verhalten,  so  muss  zunächst 
betont  werden,  dass  erstere  einen  weitern 
Umfang  hat,  als  letztere.    R.  an  sich  ist 
i  eine  Gemütsverfassung  und  Gefühlsstim- 
mung; Maurerei  aber  bezweckt  Menschen- 
!  erziehung,  Ausbildung  und  Vollendung 
aller  menschlichen  Anlagen  und  Gabeu. 
Zu  diesen  Anlagen  gehört  auch  die  reli- 
giöse.  Darum  ist  weiter  von  dem  Verhält- 
nis beider  zu  sagen,  dass  die  Maurerei 
.  nicht  gleichgültig  gegen  die  R.  sein  kann. 
I  Die  R.  ist  eine  Anlage,  ein  Trieb  der 
|  menschlichen  Natur.    Diese  Anlage  muss 
|  ausgebildet  und  zu  möglichster  Vollkom- 
I  menheit  gefördert  werden.  Diesem  Triebe 
muss  stattgegeben  und  darf  keinerlei  Hemm- 
|  nis  oder  Hindernis  bereitet  werden.  Der 
i  Maurer  muss  R.  haben  und  wird  sich  nur 
dann  auf  seine  Kunst  recht  verstehen, 
wenn  er  weder  ein  stumpfsinniger  Gottes- 
leugner, noch  ein  irreligiöser  »Libertin« 
j  ist.    Die  R.  verbindet  den  Menschen  mit 
Gott,  dem  höchsten  Inbegriff  und  Urquell 
!  alles  Guten,  dem  höchsten  Gesetzgeber 
j  und  Richter,  und  trägt  sonach  durch  ihre 
Wirkungen  wesentlich  dazu  bei,  dass  der 
Maurer  dem  Sittengesetz  gehorcht  und 
sich  damit  der  Gottheit  unterthänig  und 
.  ebenbildlich  macht.     Aber  wiewohl  die 
>  Maurerei  nicht  gleichgültig  gegen  die  R. 

ist,  so  ist  sie  doch  auch  nicht  uuduldsam 
|  in  Religionssachen.    Der  Mensch  kann 


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Religion. 


285 


über  seine  religiöse  Gemütsstimmung  nach- 
denken und  »ich  religiöse  Vorstellungen 
bilden,  deren  sich  die  symbolisierende 
Schöpferkraft  seiner  Phantasie  bemächtigt. 
Der  Mensch  bringt  sein  Erleben  und  Er- 
fahren mit  seinen  religiösen  Vorstellungen 
und  Anschauungen  in  Verbindung,  und 
was  aus  dieser  geistigen  Verarbeitung  der 
religiösen  Gefühle  hervorgeht,  kann  so 
mannigfach  und  verschieden  sein,  wie  die 
menschlichen  Individualitäten  mannigfach 
und  verschieden  sind.  Die  verschiednen 
Religionsansichten  haben  zu  den  grausam- 
sten Verfolgungen  und  zu  den  entsetzlich- 
sten Kämpfen  geführt,  und  nur  religiöse 
Duldsamkeit  kann  die  Menschheit  vor  Bol- 
chen ihren  Namen  schändenden  Greueln 
schützen.  Religionsansichten  müssen  der 
freien  Überzeugung  überlassen  werden. 
Aber  trotz  der  daher  entstehenden  Mannig- 
faltigkeit und  Verschiedenheit  sehen  sich 
die  Menschen  an  tausend  Punkten  des  so- 
zialen uud  ökonomischen,deskünstlerischen, 
wissenschaftlichen  und  sittlichen  Lebens 
auf  eine  gemeinsame  Arbeit,  auf  ein  men- 
schenbrüderliches Zusammenwirken  und 
Streben  hingewiesen.  Oeshalb  überlässt 
die  Maurerei  ihren  Angehörigen  ihre  be- 
sondern Meinungen  in  Religionssachen 
und  verpflichtet  sie  allein  zu  der  R., 
in  der  alle  Menschen  übereinstimmen,  zu 
der  ältesten  und  allgemeinen  R.  (catholick, 
universal  religion),  das  heisst:  »gute,  treue 
Männer  zu  sein  oder  Männer  von  Ehre 
und  Rechtschaffenheit«.  Was  kann  diese 
allgemeine  R,  in  der  alle  Menschen  einig 
sind  und  die  den  Menschen  gut  und  treu, 
ehrenhaft  und  rechtschaffen  macht,  anders 
sein,  als  die  in  der  religiösen  Grundanlage 
des  Menschen  vorliegende  und  im  Theis- 
mus zur  Vollendung  gebrachte  R.  der  De- 
mut und  der  Gottesfurcht,  der  Zuversicht 
und  des  Gottvertrauens?  Diese  R.,  weil 
in  der  religiösen  Naturanlage  des  Men- 
schen ursprünglich  gegeben  und  über- 
all im  religiösen  Eutwicklungsleben  der 
Menschheit  wirksam,  ist  in  der  That  die 
älteste  R.  und  auch  die  allgemeine  R.,  da 
sie  auf  Vereittlicbung  der  Menschheit  und 
zum  Gehorsam  gegen  das  Sittengesetz  hin- 
wirkt, —  gegen  das  Sittengesetz,  welches 
das  wesentlich  Allgemeine  und  Gemein- 
same in  der  Menschheit  ist.  Das  Sit- 
tengesetz hat,  wie  selbst  der  Kirchen- 
vater Augustinus  zugesteht,  niemals  seit 
Beginn  der  Welt  gefehlt;  es  hat  sich  mit 
dem  Steigen  der  Kultur  der  Menschheit 
nur  immer  reiner  und  klarer  offenbart; 
es  ist  in  der  sittlichen  Natur  des  Menschen 
und  der  menschlichen  Gesellschaft  von 
jeher  begründet  und  vorhanden  gewesen 
und  darf  als  dasjenige  in  der  Menschheit 
gelten,  worüber  trotz  aller  Verschie- 
denheiten die  grösste  Übereinstimmung 
herrscht.  Darüber,  was  sittlich  und  recht  und 
gut  ist,  waltet  unter  Angehörigen  der  Kultur- 
völker eine  wesentliche  Meinungsverschie- 


\  denheit  nicht  ob.  Es  ist  der  Niederschlag 
des  Besten  der  Kulturvölker  aller  Zeiten. 
Sonach  hat  die  Maurerei  als  ihren  Zweck 
und  ihre  Aufgabe  von  Anfang  an  hinge- 
stellt, das  gottgewollte  Reinmenschliche, 
das  Menschentum  nach  Beiner  Anlage  und 
Idee  im  einzelnen  Menschen  und  in  der 
Menschheit  auszubilden  und  in  ihr  die 
Vernunft,  das  Gewiseen  und  das  Gefühl 
für  alles  Wahre,  Gute  und  Schöne  zu  im- 
mer grösserer  Vervollkommnung  zu  för- 
dern. Ein  vollkommner  Jünger  dieser 
(Maurerei  genannten)  Lebenskunst  wird 
weise  denken,  recht  und  richtig  handeln 
und  menschlich  schön  fühlen.  Der  reli- 
giöse Glaube  muss  vom  theoretischen 
Wissen  losgelöst  bleiben.  Nicht  auf  den 
geschriebnen  Buchstaben,   nicht  auf  be- 

i  zeugt«  geschichtliche  Thatsachen  muss  er 
gestellt  sein,  sondern  auf  diejenige  Grund- 
lage, die  in  den  Thatsachen  der  sittlichen 
Welt  zu  finden  ist.  Der  Glaube  muss  ge- 
gründet sein  auf  eine  ewig  lebendige  und 
gegenwärtige  Thatsache,  und  das  ist  das 
sittliche  Bewusstsein.  Nicht  philosophi- 
sche und  historische  Beweisführung  aus 
kanonischen  Büchern,  nicht  physische  und 
metaphysische  Spekulation,  auch  nicht 
eine  äussere  Macht  ist  der  Grund  des 
Glaubens.  8ein  Wesen  ruht  in  der  eigent- 
sten,  freiesten  Überzeugung  und  Zuver- 
sicht. Er  Bteht  auf  sich  selber.  Der 
Wille  zum  Guten  ist  der  Grund  des  Glau- 
bens an  das  Gute,  seine  Notwendigkeit 
und  Möglichkeit,  da»  heisst  an  Gott,  sitt- 
liche Freiheit  und  Unsterblichkeit.  Ein- 
zig und  allein  das  sittliche  Bewusstsein, 
d.  h.  das  Vertrauen  zu  dem  Urheber  aller 
Ordnung  in  der  Natur  und  in  der  sitt- 
lichen Welt,  führt  uns  über  die  Naturord- 
nung hinaus.  Diese  Erhebung  über  die 
Natururdnuug  geschieht  nicht  durch  Wis- 
sen und  Beweise,  wohl  aber  im  prakti- 
schen Glauben  Und  nur  auf  diesen  prak- 
tischen Glauben  darf  die  Loge,  will  sie 
nicht  vom  Wesen  der  Freimaurerei  ab- 
fallen, verpflichten;  nur  diese  allgemeine 
R.  darf  die  Loge,   will   sie  nicht  ihre 

|  Grundgesetze  verletzen,  bei  der  Auf- 
nahme in  den  Bund  als  Voraussetzung 
und  Bedingung  aufstellen.  Sie  darf  nicht 
nach  dem  Bekenntnis,  nicht  nach  dem 
Taufschein  fragen.  Die  Verschiedenheit 
der  Rassen,  Nationen  und  Völker,  der  R. 
und  Religionsansichten  entfällt  für  die 
Loge  vor  der  allgemeinen  R.  des  prakti- 
schen Glaubens,  des  Glaubens,  der  durch 
die  Liebe  thätig  ist.  Sie  lftsst  jedem  Mit- 
glied seine  besondern  Religionsmeinungeu, 
muss  aber  von  allen  ihren  Mitgliedern,  die 
gute  und  treue,  ehrenhafte  uud  recht- 
schaffne Männer  sein  sollen,  verlangen  und 

i  erwarten,  dass  sie  gut«  und  treue,  ehren- 

j  hafte  und  rechtschaffne  Anhänger  desjeni- 
gen Religionsglaubeus  und  derjenigen  Re- 
ligionagenosBenschaft  seien,  zu  denen  sie 

I  mit  Wissen  und  Willen  gehören.  Wie  in 


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236 


Religion. 


einem  akademischen  Lehrkörper  Männer 
von  den  entgegengesetztesten  Welt-  und  Le- 
bensanschauungen, Thcisten  und  Atheisten, 
Spiritualisten  und  Materialisten,  zu  dem 
gemeinsamen  Zweck  der  Wissenschaft  in 
genossenschaftlicher  Einigkeit  zusammen- 
wirken, so  können  in  der  Loge  Männer 
vom  verschiedensten  religiösen  Glauben 
sich  brüderlich  die  Hand  reichen  und  ge- 
meinsam arbeiten  an  der  sittlich-kulturel- 
len Förderung  und  Erhebung  der  Mensch- 
heit, ohne  dass  die  Verscbiedenbeit  des 
Religionsbekenntnisses  ein  Hindernis  zu 
sein  und  die  Beiseitelassung  des  beaoudern 
Religionsbekenntnisses  als  eine  Verleug- 
nung desselben  verurteilt  zu  werden 
brauchte;  denn  in  der  Loge  herrscht  Dul- 
dung und  sind  religiöse  Erörterungen 
nur  zulässig,  soweit  sie  diese  nicht  ver- 
letzen. Sonach  läge  auch  für  den  ortho- 
doxen Christen  im  Wesen  der  Freimau- 
rerei kein  Hindernis  gegen  seineu  An- 
schluss  an  die  Loge  vor,  ebensowenig  in 
seinem  religiösen  Glauben.  Für  die  Loge 
lässt  sieb  kein  Grund  erdenken,  irgend 
einem,  welchen  Religionsnamen  er  auch 
tragen,  welchem  Religionsbekenntnis  er 
auch  huldigen  mag,  die  Aufnahme  zu 
verweigern,  wenn  er  die  Voraussetzung 
und  Bedingung  jener  allgemeinen  R.,  wo- 
rin alle  Mensehen  übereinstimmen,  aner- 
kennt. Das  Prinzip  der  Maurerei  ist  das 
humanitäre;  ein  christliches  giebt  es  für 
sie  nicht.  Es  ist  wohl  zuzugeben,  dass 
auf  ihren  allgemeinen  religiösen  Grund- 
lagen sich  naturgemäss  und  ganz  entspre- 
chend der  Naturgeschichte  der  Religions- 
entwicklung in  der  Menschheit  am  besten 
die  R.  der  Erlösung  durch  Gottes- 
und  Menschenliebe  wird  aufbauen  lassen 
und  darum  in  der  Loge  der  sittliche  Ge- 
danke und  der  christliche  Geist  sich  am 
Ehesten  verschwistern  werden.  Es  ist  des- 
halb auch  nicht  zu  verkennen,  dass  der 
Geist  der  Loge,  ohne  dass  sie  sich  dieser 
Richtung  widmen  dürfte  oder  wollte,  un- 
willkürlich für  den  Geist  des  reinen  Chri- 
stentums Mission  treibt  und  Propaganda 
macht.  Aber  die  Loge  würde  ihr  Wesen 
und  ihre  Geschichte  verleugnen,  wenn  sie 
die  Aufnahme  von  dem  Bekenntnis  zum 
Christentum,  zu  irgend  einer  Lehre  seines 
Stifters  oder  zu  den  Grundsätzen  des  Chri- 
stentums abhängig  machen  wollte.  Was 
die  heutige  Mensehheit  unter  dem  Namen 
Christentum  besitzt  und  begreift,  ist  kei- 
neswegs mit  dem  ursprünglichen,  reinen 
Christentum,  mit  dem  Christentum  Chri- 
Bti,  identisch,  und  jedem  von  seinem  Stif- 
ter entlehnten  Namen  oder  Schlagwort 
haftet  infolgedessen  die  Bedeutung  eines 
dogmatischen  Schibboleths  und  eines  kon- 
fessionellen Symbolums  an.  Eine  christ- 
liche Maurerei  ist  nach  alledem  ein  mau- 
rerisches Unding.  Die  drei  Johannisgrade 
der  nach  dem  sogenannten  christlichen 
Prinzip  arbeitenden  Lehrarten  sind  zwar  so 


1  gestaltet,  dass  die  nach  dem  humanitären 
!  Prinzip  arbeitenden  Logen  sich  mit  ihnen 
j  wohl  noch  vernehmen  können.    Sie  sind 
I  aber  ausdrücklich  als  Vorstufen  bezeichnet, 
da  die  Maurerei  sich  erst  in  den  Hoch- 
graden vollende,  und  das  System  dieser 
Hochgrade  ist  kein  freimaureriBches,  son- 
i  dem  ein  mystisch-theosophisches,  ein  kab- 
;  balistisch-rosenkreuzerisches. 

II.*)  Die  lebendige  Empfindung  eines 
<  grossen  Weltgeheimnisses,  die  Ahnung,  dass 
aas  Natürliche  »übernatürlich«  sei,  ist 
'  allen  Menschen  gemeinsam.  Daraus  ent- 
,  steht  die  Überzeugung,  dass  sich  ein  gros- 
;  ses,  schaffendes,  ordnendes  und  leitendes 
!  Wesen  gleichsam  hinter  der  Natur  ver« 
;  berge,  um  sich  uns  fasslich  zu  machen, 
und  aus  dieser  Überzeugung  entspringt 
das  Verlangen,  die  Kluft  zu  überbrücken, 
die  sich  zwischen  dem  Ewigen  und  Zeit- 
lichen, zwischen  Gott  und  Mensch  auf- 
thut.  »Einen  Gott  erkennen,  sich  die 
würdigsten  Begriffe  von  ihm  zu  machen 
suchen,  auf  diese  würdigsten  Begriffe  bei 
allen  unsern  Handlungen  und  Gedanken 
Rücksicht  nehmen,  ist  der  vollständigste 
Inbegriff  aller  natürlichen  R.«  sagt  Les- 
sing. Er  stellt  dabei  der  natürlichen  R., 
zu  der  »ein  jeder  Mensch  nach  dem  Masse 
seiner  Kräfte  aufgelegt  und  verbunden 
ist«,  der  »geoffenbarten  oder  positiven«  R. 
gegenüber,  die  »ihre  Sanktion  durch  das 
Ansehen  ihres  Stifters«  hat.  Die  R.  hat 
ihren  Ursprung  in  dem  metaphysischen 
Bedürfnis  des  Menschen,  dem  natürlichen 
Verlangen  der  menschlichen  Vernunft  nach 
einer  Lösung  der  Rätsel  des  Daseins. 
Nicht  mit  Unrecht  bezeichnet  daher  Scho- 
penhauer die  R.  als  Volksmetaphysik. 
Dieses  metaphysische  Bedürfnis  des  Men- 
I  sehen  erkennt  auch  die  Freimaurerei  an. 
I  Sie  bezeichnet  es  als  den  »göttlichen  Fun- 
ken«, der  in  des  Menschen  Brust  gelegt 
ist,  und  sieht  die  Aufgabe  ihrer  Jünger 
darin,  diesen  Funken  zu  einer  hellleuch- 
tenden  Flamme  anzufachen,  in  deren 
Lichte  sie  die  Lösung  der  Lebensrätsel 
finden  können.  Das  Wesen  der  R.  sieht 
die  Freimaurerei  in  der  durch  eine  ideale 
i  Weltanschauung  und  Lebensauffassung  be- 
wirkten innerlichen  Umwandlung  des  Men- 
schen, die  sich  äusserlich  kund  thut  in 
seiner  Gesinnung,  in  seiner  ganzen  Art  zu 
denken,  zu  fühlen  und  zu  handeln.  Weit 
entfernt  davon,  religionslos  oder  gar  eine 
Feindin  der  R.  zu  sein,  wie  ihre  Gegner 
behaupten,  verlangt  die  Freimaurerei  viel- 


*)  Wir  bringen,  um  auch  dem  von  uni  nicht  ver- 
tretnen  gegenteiligen  Standpunkt  mm  Wort  kommen 
«u  lassen,  hier  noch  einen  andern  Artikel,  in  dem 
der  Kernpunkt  der  ganten  Sache  vollständig  unbe- 
rührt bleibt,  warum  diejenigen,  die  da«  Christentum 
immer  aU  Aushangeschild  gebrauchen,  Nichtohristen, 
wenn  auch  von  echt  christlichem  Sinne  durchdrungen, 
nur  weil  sie  nicht  getaufte  Christen  aind ,  ron  der 

»chlleasen. 


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Religion. 


237 


mehr  tiefste  Religiosität  von  ihren  Jün- 
gern. »Ein  Olaube  ohne  Irrwahn  und  Aber- 
glauben, eine  Frömmigkeit  ohne  Frömmelei, 
ein  Sueben  der  über  Welt  und  Mensch- 
heit mit  Vaterliebe  waltenden  Gottheit  in 
allen  ibren  Segensspuren ,  eine  Gemein- 
schaft mit  ihr  in  stetem  Bewußtsein  ihrer 
unmittelbaren  Nähe,  ein  Geheiligtsein 
durch  den  Gedanken  an  sie« ,  das  ist  des 
Freimaurers  Religiosität,  und  darum  wird 
von  ihm  gefordert:  »Reine  Ehrfurcht 
gegen  das  höchste  Wesen!«  Wie  ganz 
ungerechtfertigt  es  ist,  die  Freimaurerei 
der  Religionslosigkeit  oder  gar  der  Reli- 
gionsfeindschaft ku  beschuldigen,  geht 
auch  aus  den  sogenannten  »Alten  Pflich- 
ten« des  englischen  Konstitutionenbuchs 
der  Freimaurer  von  1723  hervor.  Die  er- 
ste Pflicht,  »Gott  und  die  Religion  betref- 
fend«, beginnt  nämlich  mit  folgenden  Wor- 
ten: »Der  Maurer  ist  als  solcher  verbunden, 
dem  Sittengesetz  zu  gehorchen,  und 
wenn  er  die  Kunst  recht  versteht,  wird 
er  weder  ein  dummer  Gottesleugner,  noch 
ein  religionsloser  Freigeist  [vgl.  oben 
II,  8.  150  Anm.]  sein«.  Die  »Alten 
Pflichten«  geben  zugleich  auch  Antwort 
auf  die  vielerörterte  Frage,  in  welchem 
Verhältnis  die  Freimaurerei  zu  den  posi- 
tiven R.,  insbesondere  zum  Christentum 
steht.  Unter  den  Freimaurern  selbst  giebt 
es  bekanntlich  solche,  die  unter  Berufung 
auf  die  »Alten  Pflichten«  behaupten,  dass 
das  reine  Humanitätsprinzip  ursprünglich 
in  der  Freimaurerei  allein  herrschend  ge- 
wesen sei,  und  die  Art,  wie  sie  diese  Be- 
hauptung vertreten,  könnte  den  8chein 
erwecken,  als  ob  das  Christentum  im  Ver- 
gleich zum  Freimaurertum  ein  überwund- 
ner  Standpunkt  und  die  freimaurerische 
Welt-  und  Lebensanschauung  höher  zu 
stellen  sei,  als  die  geistliche.  Eine  sol- 
che Auffassung  wäre  jedoch  mit  dem  kla- 
ren Wortlaut  der  »Alten  Pflichten«  eben- 
sowenig vereinbar,  wie  der  Vorwurf  der 
Feindschaft  gegen  das  Christentum,  den 
kirchliche  Strenggl&ubigkeit  der  Freimau- 
rerei macht.  Wie  irrig  es  ist,  sich  gegen 
den  christlichen  Ursprung  und  Charakter 
der  Freimaurerei  auf  das  Zeugnis  der 
»Alten  Pflichten«  des  englischen  Konsti- 
tutionenbuchs von  1723  berufen  zu  wol- 
len, hat  schon  Krause  (s.  d.)  in  seinem  Werke 
über  »Die  drei  ältesten  Kunsturkunden 
der  Freimaurerbrüderschaft«  nachgewiesen, 
und  ein  Blick  in  die  hier  in  Betracht 
kommenden  beiden  »Alten  Pflichten«  I 
und  VI  dürfte  genügen,  um  zu  erkennen, 
dass  die  Verfasser  des  englischen  Konsti- 
tutionenbuchs unter  »der  R.,  in  der  alle 
Menschen  übereinstimmen«  oder  der  »ca- 
tholick  Religion«  die  christliche  R.  verstan- 
den haben.  Im  Anscbluss  an  die  bereits 
erwähnten  Eingangsworte  in  der  ersten 
Pflicht,  »Gott  und  die  R.  betreffend«, 
heisst  es  nämlich:  »Aber  obgleich  in  alten 
Zeiten  den  Maurern  vorgeschrieben  war, 


sich  in  jedem  Lande  zur  R.  dieses  Landes 
oder  dieser  Nation  zu  bekennen,  welche 
immer  es  war,  so  hält,  man  es  doch  immer 
für  ratsamer,  sie  bloss  zu  der  R.  zu  ver- 
pflichten, in  der  alle  Menschen  überein- 
stimmen, und  jedem  seine  besondere 
Meinung  zu  belassen.«  In  Pflicht  VI,  2 
j  heisst  es  dann:  »Denn  wir  bekennen  uns 
i  als  Maurer  einzig  zu  der  oben  erwähnten 
allgemeinen  (catnolick)  R.,  wir  gehören 
auch  allen  Nationen,  Zungen,  Verwandt- 
schaften und  Sprachen  an  und  sind  ent- 
schieden gegen  iede  Politik,  die  bisher 
noch  nie  zur  Wohlfahrt  der  Loge  gereicht 
hat  und  nie  gereichen  wird.  Diese  Pflicht 
ist  jederzeit  streng  eingeschärft  worden, 
aber  besonders  seit  der  Reformation  in 
Britannien  oder  seit  der  Abweichung  und 
I  Trennung  dieser  Nation  von  der  Gemein- 
schaft mit  Rom«.  Die  letzte  Bemerkung 
stellt  es  ausser  jedem  Zweifel,  dass  die 
»catholick  R.,  in  which  all  Men 
agree«  der  »Alten  Pflichten»  die  reine  Je- 
suslehre, die  »Religion  Jesu«  ist.  Dass 
die  englische  Grossloge  von  Anfang  an 
das  Christentum  als  die  R.  der  Freimau- 
rer betrachtet  hat,  ergiebt  sich  aber  auch 
aus  den  Aufnahmegebräuchen  und  den 
Lehrfragestücken,  die  bis  zum  Jahre  1813 
in  allen  nach  dem  Ritual  der  englischen 
Grossloge  in  London  arbeitenden  Logen  im 
Gebrauch  waren.  Hier  erscheint  die  Bibel 
nicht  bloss  alsSymbol  der  Religiosität  über- 
haupt, sondern  als  positive  Urkunde  des 
Christentums,  und  der  Glaube  an  die  darin 
offenbarte  Wahrheit  der  R.  wird  geradezu 
als  Glaube  an  Christus  und  als  echt 
christlicher  Glaube  bezeichnet.  In  der 
Lobrede  auf  die  »allgemeine  Liebe«  heisst 
es:  »Lasset  uns  bedenken,  dass  wir  Chri- 
sten und  Maurer  sind«,  und  im  Gebet 
bei  der  Aufnahme  kommen  Stellen  vor, 
wie:  »Sei  mit  uns,  o  Herr,  wie  Du  ver- 
sprochen hast,  wenn  zwei  oder  drei  in 
Deinem  Namen  versammelt  sind,  wollest 
Du  mitten  unter  ihnen  sein«;  —  »Lass 
Gnade  und  Friede  an  ihm  vielfältig  wer- 
den durch  die  Erkenntnis  unsere  Herrn  Jesu 
Christi«;  —  »Verleihe,  dass  wir  alle  vereint 
sein  mögen  wie  Einer  durch  unsern  Herrn 
Jesum  Christum,  der  da  lebet  und  regieret 
von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit«.  Damit  ist, 
wie  schon  Krause  erkannt  hat,  deutlich 
'  genug  bekundet,  dass  die  englische  Gross- 
loge von  Ix)ndon  von  Anfang  an  das  Chri- 
I  stentum  als  die  R.  der  Freimaurerei  fest- 
gehalten hat.  Wenn  sie  trotzdem  schon 
früh  NichtChristen  zur  Aufnahme  zuge- 
lassen hat,  so  mögen  dafür  vielleicht  zu- 
i  nächst  Interessen  des  Handels  und  der 
i  Kolonialpolitik  bestimmend  gewesen  sein, 
I  indem  man  im  Logentum  ein  Mittel  zur 
Förderung  und  Stärkung  englischen  Ein- 
flusses und  englischer  Herrschaft  in  nicht- 
christlichen Ländern  erblickte.  Somit 
geben  die  »Alten  Pflichten«  denen  Recht, 
die  behaupten,  da»s  das  Christentum  die 


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288 


Religion. 


eigentliche  Richtschnur  für  alles  freimau-  I 
maurerische  Streben  bilden  muss,  dass 
unter  Christentum  aber  nicht  die  Zusam- 
menfassung   bestimmter  Glaubensartikel 
und  Satzungen  zu  verstehen  ist,  wie  sol- 
che im  Laufe  der  Zeiten  von  den  einzel- 
nen Konfessionskirchen  aufgestellt  sind, 
sondern  nur  die  reine  unverfälschte  Lehre 
Jesu  Christi.    Denn  durch  die  kirchenge- 
schichtliche Entwicklung  des  Christentums 
ist  wie  die  Person,  so  auch  die  Lehre  j 
Jesu  unBrer  Anschauung  viel  mehr  verdun-  ; 
kelt  und  ferngerückt,  als  enthüllt  und  j 
von    den    entstellenden    Zuthaten    der  > 
Überlieferung    gereinigt    worden.      Auf  ■ 
diese  Thatsache  uat  zuerst  Leasing  hinge- 
wiesen, als  er  1780  den  Unterschied  fest- 
stellte, der  zwischen  der  «Religion  Chri- 
sti«, der  R. ,  die  Christus  «als  Mensch 
selbst  erkanute  und  übte«,  und  der  •christ- 
lichen Religion«  besteht,  der  R.,  die  es 
für  wahr  annimmt,  dass  Christus  mehr  . 
als  Mensch  gewesen  ist  und  die  ihn  selbst  j 
als  solchen  zum  Gegenstand   ihrer  Ver- 
ehrung macht«.  Wie  diese  beiden  R.,  die 
R.  Christi  sowohl,  als  die  christliche,  in  j 
Christo  als  in  einer  und  eben  derselben 
Person  bestehen  können,  sei  unbegreiflich ; 
kaum  Hessen  sich  die  Lehren  und  Grund- 
sätze   beider    in    ein    und  demselben 
Buche  finden;  wenigstens  sei  augenschein-  | 
lieh,  dass  jene,  nämlich  die  K.  Christi,  ! 
ganz  anders  in  den  Evangelisten  enthalten 
ist,  als  die  christliche;  die  R.  Christi  sei 
mit  den  klarsten  und  deutlichsten  Worten 
darin  enthalten,  die  christliche  hingegen 
so  ungewiss  und  vieldeutig,  dass  es  schwer- 
lich eine  einzige  Stelle  giebt,  mit  der  zwei 
Menschen,  solange  als  die  Welt  steht,  den 
nämlichen  Gedanken  verbunden  haben. 
Die  Auffassung  Lessings  ist  durch  die  . 
sichern  Ergebnisse  der  wissenschaftlichen  ! 
Forschungen  des  19.  Jahrhunderts  vollauf  j 
bestätigt  worden.  Dass  Christus  als  Mensch 
gelebt  hat,  ist  geschichtlich  ebenso  sicher 
nachgewiesen,  wie  die  Thattache,  dass  die 
Überlieferungen,  die  von  ihm  berichten, 
wieviel  sie  auch  des  Erdichteten,  Schwan- 
kenden, Unklaren  und  Widersprechenden 
enthalten  mögen,  die  Hauptzüge  seines 
Lebens  und  seiner  Lehre  getreu  wieder- 
geben.   So  überaus  dürftig  und  lücken- 
haft die  geschichtliche  Überlieferung  ist, 
die  sittliche  und  geistige  Persönlichkeit 
des  Zimmermannssohnes  Jesu  von  Naza- 
reth,  wie  seine  Zeitgenossen  und  seine 
Jünger  ihn  nennen,  steht  heute  so  leuchtend 
klar  vor  unsern  Augen,  dass  wir  erkennen 
und   bekennen   müssen,  die  Entstehung 
der  christlichen  R.  ist  in  ihrem  letzten 
Grunde  auf  den  schier  unvergleichlichen 
Eindruck  zurückzuführen,  den  diese  eine 
Persönlichkeit  auf  ihre  Umgebung  gemacht 
und  hinterlassen  hatte.    Jesus  und  seine 
Lehre  sind  Quelle  und  Mittelpunkt  alles 
Christentums,  und  wenn  wir  das  eigentliche  ■ 
Wesen  und  den  innersten  Kern  des  Chri-  ; 


stentums  erkennen  wollen,  so  müssen  wir 
die  Erscheinung  Christi  von  allem  geschicht- 
lichen Christentum  sorgfältig  trennen  und 
uns  lediglich  an  die  Geschichtsurkunden 
halten,  in  denen  wir  erwiesenermasseu 
sichere  Grundlagen  für  die  Beurteilung 
der  Persönlichkeit  und  der  Lehre  Jesu 
von  Nazareth  haben.  Diese  Geschicht«- 
urkunden  sind,  wie  die  historisch-kritische 
Bibelforschung  unumstösslich  festgestellt 
hat,  die  drei  synoptischen  Evangelien  nach 
Matthäus,Markua  und  Lukas,  zu  denen  das 
vierte  Evangelium  nach  Johannes  wert- 
volle Ergänzungen  liefert,  besonders  in 
den  sogenannten  Abschiedsreden  Jesu  (Ev. 
Job.  14 — 17).  Die  übrigen  Schriften  des 
Neuen  Testaments,  auch  die  Briefe  des 
Apostels  Paulus,  enthalten  Betrachtungen 
über  Christus  und  das  Christentum,  per- 
sönliche Auffassungen  und  Beweisführun- 
gen zu  Gunsten  des  Christentums,  verbun- 
den mit  dem  Zweck,  für  Christus  zu  ge- 
winnen. —  Wie  alle  R.  so  hat  auch  die 
R.  Jesu  ihre  Grundlage  in  der  Auffassung 
des  Verhältnisses  zwischen  dem  Zeitlichen 
und  Ewigen,  zwischen  Mensch  und  Gott. 
Jesus  hat  aus  sich  selbst  heraus  eine  ganz 
neue  Auffassung  dieses  Verhältnisses  ge- 
wonnen. Sie  knüpft  an  alttestamentliche 
Vorstellungen  an,  namentlich  an  die,  das« 
der  Mensen  nach  dem  Bilde  Gottes  ge- 
schaffen sei,  sowie  an  solche  des  Prophe- 
ten Jesaias;  aber  diese  Vorstellungen  hat 
Jesus  zu  einer  ganz  neuen  Art  von  Gottes- 
anschauung vertieft  und  geläutert.  Die 
alten  R.  sind  Stammesreligionen  und  stel- 
len Gott  als  unendlich  erhaben  über  dem 
Menschen  dar.  Jesus  dagegen  betont  die 
Zusammengehörigkeit  aller  Menschen  durch 
ihre  Gottesverwandtschaft  und  bringt  dies 
in  der  frohen  Botschaft  von  der  Gottos- 
kindschaft  aller  Menschen  zum  Ausdruck. 
Wie  das  Verhältnis  der  Kinder  zum  Va- 
ter und  der  Kinder  eines  Vater»  zu  einan- 
der ist,  so  soll  sich  das  Verhältnis  der 
Menschen  zu  Gott  und  zu  einander  gestal- 
ten. Die  Menschen  sollen  Gott  nacheifern 
in  seiner  Vaterliebe,  die  so  gross  ist,  dass 
Bie,  wie  Jesus  in  der  Bergpredigt  darthut, 
sogar  die  Undankbaren  umfasst;  denn  der 
Gott,  den  Jesus  der  Welt  verkündet,  ist 
nicht  der  zürnende  und  strafende  Gott 
Israels,  sondern  der  Gott  der  Liebe  und 
Barmherzigkeit,  der  »lässt  seine  Sonne 
aufgehen  über  die  Bösen  und  über  die 
Guten  und  lässt  regnen  über  Gerechte 
und  Ungerechte«.  In  der  Liebe  zu  den 
Mitmenschen  bethütigt  sich  die  Liebe  zu 
Gott.  Die  R.  Jesu  ist  die  R.  der  Liebe, 
der  Liebe  zu  Gott  und  den  Menschen. 
Menschenliebe  und  Gottesliebe  stehen  in 
engster  Beziehung  zu  einander;  diese  be- 
währt »ich  durch  jene,  und  alle  Äusserun- 
gen der  Gottesliebe,  das  heisst,  des  eigent- 
lichen religiösen  Verhältnisses  zu  Gott, 
haben  keinen  Wert  ohne  die  praktische 
Übung  der  Menschenliebe.    Der  Schwer- 


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ReligioD. 


T.i9 


punkt  der  R.  Jesu  liegt  also  im  Sittlichen. 
Die  religiöse  Gesinnung  bethätigt  sich  im 
sittlichen  Handeln,  wie  es  da«  Gesetz  der 
Menschenliebe  vorschreibt.  Die  R.  Jesu 
ist  darum  die  wahre  Humanität;  denn 
durch  Bie  hat  die  Menschheit  erst  die 
Möglichkeit  einer  sittlichen  Kultur  ge- 
wonnen, indem  der  einzelne  Mensch  in 
ihr  zum  Bewusstsein  seines  sittlichen  Be- 
rufs erwacht  und  sich  als  ein  sittliches 
Wesen  erkennt.  Das  ist  ausgesprochen  in 
der  Idee  vom  Reiche  Gottes,  deren  Ver- 
wirklichung Jesu  als  das  Ziel  aller  Ge- 
schichte und  aller  Entwicklung  vorschwebte 
und  die  er  der  Menschheit  als  die  Grund- 
lage eine«  neuen  Geistesbaues  verkündet 
hat.  Diese  Idee  ist  so  tief,  dass  sie  die 
Christenheit  noch  lange  nicht  völlig  er- 
faset  und  zu  ihrem  Eigentum  gemacht  hat, 
obwohl  Jesus  selbst  das,  was  er  unter  dem 
Reiche  Gottes  dachte,  und  wie  es  im  Leben 
der  Menschheit  verwirklicht  werden  sollte, 
ganz  klar  und  unzweideutig  dargethan 
hat.  »Das  Reich  Gottes  —  sagt  er  — 
kommt  nicht  mit  äusserlichen  Gebärden; 
man  wird  auch  nicht  sagen:  Siehe,  hier 
oder  da  ist  es;  denn  sehot,  das  Reich 
Gottes  ist  inwendig  in  euch*.  Er  selbst 
nennt  es  «das  Geheimnis«,  weil  es  sich 
nicht  in  Worte  fassen,  nicht  begrifflich 
darthun  lässt,  aber  er  selbst  hat  in  den 
Gleichnissen  vom  Sämann,  vom  still  und 
verborgen  wachsenden  Samen,  vom  Sauer- 
teig, von  dem  im  Acker  verborgnen 
Schatz  und  vom  Kaufmann,  der  schöne 
Perlen  suchte,  den  Weg  gezeigt,  zu  diesem 
Geheimnis  hindurch  zu  dringen.  Das 
•Reich  Gottes«  oder,  wie  es  JesuB  auch 
nennt,  das  »Himmelreich«  ist  ein  Reich 
des  Geistes,  aufgerichtet  auf  dem  Grund 
der  Anschauung,  dass  die  Menschen  alle 
Kinder  Gottes  und  Brüder  sind.  Es  ist 
eine  Gemeinschaft  der  Gesinnung,  eine  die 
ganze  Menschheit  umfassende,  alle  ihre 
Lebensverhältnisse  durchdringende  und 
gestaltende,  aber  wesentlich  auf  Freiheit 
und  Freiwilligkeit  beruhende,  jeden  Zwang 
anschliessende  Liebesgemeinschaft  unter 
der  Verantwortlichkeit  aller  vor  allen. 
Diese  Auffassung  Jesu  vom  Reiche  Gottes 
ist  aber  in  der  dogmatisch-kirchlichen  Ent- 
wicklung des  Christentums  nicht  als  das 
Wesentliche  festgehalten  worden.  Man 
legte  das  Schwergewicht  nicht  auf  die 
Lehre  Jesu,  sondern  auf  die  Auffassung 
der  Person  Jesu  als  die  in  Menschengestalt 
erschienene  Gottheit.  Nicht  die  Berg- 
predigt, nicht  die  neue  Gottesanschauung, 
nicht  die  sittlichen  Grundsätze,  nicht  die 
neue  Auffassung  von  dem  Verhältnis  der 
Menschen  zu  Gott  und  zu  einander,  auch 
nicht  die  Aussagen  Jesu  über  sich  selbst 
wurden  und  werden  noch  immer  nicht  als 
massgebend  für  das  Christentum  angesehen, 
sondern  die  Vorschriften  und  Bekenntnisse 
der  Kirchen,  die  doch  nur  als  Zeugnisse 
von  der  Art,  wie  die  priesterliche  Mehr- 


heit einer  bestimmten  Zeit  das  Christen- 
|  tum  auf fasste,  geschichtlichen  Wert  haben, 
aber  niemals  auf  unbedingte  Wahrheit  und 
allgemeine  dauernde  Gültigkeit  Anspruch 
erheben  können.  So  hat  das  Dogma  immer 
mehr  den  geschichtlichen  Christus  und 
sein  Christentum  verdrängt.  An  Stelle  des 
geschichtlichen  Jesuschristentums,  dessen 
innere  Wahrheit  in  der  lebendigen,  den 
Forderungen  von  Vernunft  und  Wissen- 
schaft in  keiner  Weise  widerstreitenden 
Einheit  von  R.  und  Sittlichkeit  jedem 
überzeugend  entgegentritt,  ist  für  die  kirch- 
liche Rechtgläubigkeit   das  Bekenntnis- 
Christentum    massgebend    geworden,  an 
dessen  innerer  Wahrheit,  ganz  abgesehen 
von  der  Unglaublichkeit  gewisser  grund- 
legender Dogmen,  allein  schon  aus  seiner 
Vielspältigkeit  und  Vielgestaltigkeit  be- 
rechtigte Zweifel  entstehen  müssen.  Einen 
I  Glauben  an  seine  Person,  wie  ihn  die 
I  kirchlichen  Bekenntnisse  zum  eigentlichen 
Kern  und  Kennzeichen  des  Christentums 
;  machen,  hat  Jesus  nie  und  nirgends  ge- 
fordert. Seine  Selbstbezeichnung  als  Sohn 
Gottes  soll  sein  Verhältnis  zu  Gott  keines- 
wegs in  einem  andern  und  höhern  Lichte 
I  erscheinen  lassen,  als  das  der  Menschen, 
und  für  die  kirchlich -dogmatische  Lehre 
von  der  »wahren  Gottheit  Christi«  bietet 
sie  daher  keinen  Anhalt.  Von  der  »Gott- 
,  heit  Christi«  in  einem  andern  Sinne  zu 
reden,  als  um  dadurch  die  einzigartige 
religiöse    und  sittliche  Vollkommenheit 
Jesu  zu  bezeichnen,  hat  nach  der  in  den 
drei  synoptischen  Evangelien  enthaltnen 
reinen   Jesuslehre    keine  Berechtigung. 
Nicht  den   Glauben  an  die  »Gottheit« 
seiner  Person  hat  Jesus  zum  Mittelpunkt 
i  seiner  Lehre  gemacht,  sondern  den  Glau- 
ben an  seine  frohe  Botschaft  von  der  Auf- 
richtung eines  Gottesreiches  auf  Erden 
nach  dem  Gesetz  der  Liebe.  Die  religiös- 
sittlichen  Grundsätze,  die  sich  ihm  aus 
■  seiner  neuen  Auffassung  vom  Verhältnis 
!  zwischen  Gott  und  Meusch  ergaben,  ihre 
Aneignung  als  Gesinnung  und  ihre  prak- 
j  tische  Bestätigung  im  Leben,  das  war  für 
|  Jesus  die  Hauptsache,  und  es  ist  eine  der 
I  verhängnisvollsten    Wendungen    in  der 
j  kirchengeschichtlichen   Entwicklung  des 
I  Christentums,  dass  man  dies  so  früh  ver- 
!  kannt  und  statt  dessen  die  Aufstellung 
;  von  Lehren  über  die  Person  Jesu  und 
deren  gläubige  Annahme  zur  Hauptsache 
I  gemacht  hat.    Dieser  dogmatische  Irrtum 
hat  es  zum  guten  Teil  verschuldet,  dass 
;  das  Christentum  neunzehnhundert  Jahre 
;  nach  dem  Tode  seines  Stifters  die  unvoll- 
kommenem Religionen  noch  nicht  über- 
wunden hat,  dass  sich  ihm  vielmehr  immer 
weitere  Kreise  und  gerade  die  Besten  und 
Redlichsten  entfremden.   Aber  es  ist  auch 
ein  Beweis  für  die  unverwüstliche  Kraft 
der  Jesulehre,  dass  sie  trotz  aller  dogma- 
tischen Entstellungen  noch  nicht  verloren 
gegangen  ist,  ihre  sittlichen  Grundsätze 


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240 


Religion. 


för  das  Kulturleben  der  Menschheit  viel- 
mehr in  immer  höherm  Grade  massgebend 
geworden  sind.  Diese  Lebenskraft  der 
Jesuslehre  beruht  nicht  bloss  darin,  dass 
sie  das  höchste  Sittengesetz  enthält,  die 
interkonfessionelle  uud  internationale  Mo- 
ral, die  so  viele  immer  noch  glicht  finden 
können,  obwohl  sie  so  nahe  liegt,  sondern 
ebenso  sehr  darin,  dass  Jesus  durch  sein 
eignes  Beispiel  gezeigt  hat,  wie  der  Mensch 
seinen  sittlichen  Beruf  zu  erfüllen  vermag. 
Die  Erscheinung  Jesu  ist  für  die  Mensch- 
heit der  Ausgangspunkt  einer  neuen  Ent- 
wicklung. Die  Auffassung  von  der  sitt- 
lichen Bedeutung  des  Menschen,  die 
gesamte  »moralische  Weltanschauung«  hat 
durch  ihn  eine  völlige  Umwandlung  er- 
fahren. Der  einzelne  erscheint  im  Ver- 
hältnis zu  sich  selbst  und  zu  andern,  so- 
wie zur  umgebenden  Natur  in  einem  ganz 
neuen,  früher  nie  geahnten  Lichte,  so  dass 
alle  Beweggründe  des  Handelns,  alle  Ideale, 
alle  Uerzensbegehr  und  Hoffnung  von 
Grund  aus  umzugestalten  sind.  Die  Kette, 
die  den  Menschen  an  das  Tier  fesselte, 
dem  er  entstammt  ist,  hat  Jesus  zerbrochen. 
Diese  Kette  war  in  der  vorchristlichen 
Welt  und  ist  bis  heute  noch  der  Egois- 
mus, die  schrankenlose  Selbstsucht,  die 
Quelle  alles  Unfriedens  und  aller  Feind- 
schaft unter  den  Menschen.  Mit  Jesus 
beginnt  die  Herrschaft  der  Menschenliebe, 
und  in  ihrem  Zeichen  richtet  sich  allmäh- 
lich auf  den  Trümmern  der  alten  Welt 
eine  neue  Kultur  auf,  die  aber  heute  noch 
weit  davon  entfernt  ist,  den  Namen  «christ- 
lich« zu  verdienen.  Jesus  selbst  hat  über 
die  äussern  Formen,  in  denen  sich  das 
von  ihm  geschaute  und  verkündete  Gottes- 
reich aufbauen  und  verwirklichen  sollte, 
keine  Vorschriften  gegeben.  Wie  er  selbst 
seine  Aufgabe  lediglich  darin  sah,  die  ihm 
gewordne  neue  Gottesanschauung  und 
Lebensauffassung  der  Menschheit  zu  ver- 
künden und  ihr  die  Möglichkeit  der  Er- 
füllung des  neuen  Sittengesetzes  durch 
sein  eignes  Beispiel  zu  beweisen,  so  hat 
er  auch  seinen  Jüngern  nur  die  allgemeine 
Aufgabe  gestellt,  seinem  Beispiel  zu  fol- 
gen uud  den  Völkern  das  Evangelium  zu 
predigen.  Dass  die  Menschheit  erfüllt 
werde  von  dem  Gedanken  des  Reiches 
Gottes  und  dass  jeder  einzelne  Mensch 
seine  ganze  Lebensführung  diesem  Ge- 
danken gemäss  gestalte,  war  ihm  die  Haupt- 
sache. Ist  dies  erst  geschehen,  dann  wird 
die  ganze  Menschheit  eine  einzige  Liebes- 
gemeinschaft sein,  und  die  neue  Gesell- 
schaftsordnung wird  sich  von  selbst  bilden. 
Denn  das  Reich  Gottes  kann  nicht  durch 
äussern  Zwang  entstehen,  es  kann  vielmehr 
nur  aus  der  freiwilligen  Vereinigung  von 
Persönlichkeiten  hervorgehen,  die  in  freier 
Überzeugungsbildung  die  Wahrheit  der 
reinen  JeBuslehre  ergriffen  haben  und  da- 
nach handeln.  Jesu  Ansicht  war  es,  dass 
alle  bürgerliche  und  gesellschaftliche  Frei- 


1  heit  ohne  Wert  und  Halt  ist,  wenn  sie 
,  nicht  ruht  auf  der  innern  sittlichen  Frei- 
heit der  nur  in  ihrem  Gotte  gebundnen 
,  geistig  selbständigen  Persönlichkeit.  Und 
darum  hat  er  auch  weder  ein  politisches, 
noch  ein  soziale«,  noch  ein  kirchliches 
Programm  aufgestellt.    Er  erwartete  alles 
]  nur  von  der  auf  Freiheit  und  Freiwillig- 
keit beruhenden  Sammlung  aller  Menschen 
und  Völker  unter  seinen  religiös-sittlichen 
Grundsätzen  und  deren  Bethätigung  durch 
die   einzelnen    im    Leben.     Die  ersten 
Christengemeinden  stellten  solche  Samm- 
J  lungen  im  Kleinen  dar;  denn  sie  waren 
I  Gemeinden  freier  durch  die  Liebe  ver- 
einigter Menschen,  in  denen  es  weder  Be- 
vorzugte, noch  Rechtlose,  weder  Herren, 
noch  Sklaven,  weder  Reiche,  noch  Arme 
[  gab.    Das  wurde  anders  mit  dem  fort- 
i  schreitenden  Sieg  des  Christentums  in  der 
I  römischen  Welt  und  mit  der  Ausbildung 
der  kirchlichen  Hierarchie  unter  der  Herr- 
schaft der  Bischöfe,  namentlich  aber  nach- 
dem  das   Christentum   im  Anfang  des 
i  vierten  Jahrhunderts  aus  rein  politischen 
!  Gründen  zur  römischen  Staatereligion  er- 
klärt worden  war.  Dies  hat  zu  einer  Ent- 
wicklung   geführt,    die   durch  ununter- 
brochne,  bis  auf  den  heutigen  Tag  währende 
!  und    sich    immer    mehr  verschärfende 
Gegensätze    gekennzeichnet    ist,  deren 
falsche  Richtung  sich  aber  überaus  deut- 
lich darin  offenbart,  dass  es  gegenwärtig 
mehrere  •christliche«  Kirchen  giebt,  von 
denen  jede  im  Alleinbesitz  der  «christ- 
lichen Wahrheit«  zu  sein  behauptet.  Man 
wird  auch  nicht  sagen:  »Siehe,  hier  oder 
da  ist  es;  denn  sehet,  das  Reich  Gottes 
ist  inwendig  in  euch.«  Es  hat  aber  immer 
einzelne  gegeben,  die  in  der  kirchenge- 
schichtlichen Entwicklung  des  Christen- 
tums eine  Abirrung  von  der  reinen  Jesus- 
lehre sahen  und  die  sich  vielfach  mit 
Gleichgesinnten  zusammenthaten,  um  diese 
Lehre  festzuhalten.  Die  Ergebnisse  wissen- 
schaftlicher  Geschichteforschung  haben 
;  dies  ausser  allen  Zweifel  gestellt,  indem 
sie  Aufschluss  geben  über  das  Wesen  der 
»altevangelischen  Gemeinden«  des  Mittel- 
alters, zugleich  haben  sie  aber  auch  die 
,  Vermutung  nahe  gelegt  und  fast  zur  Ge- 
:  wissheit  erhoben,  dass  diese  altevangeli- 
'  sehen  Gemeinden  den  Boden  für  die  Er- 
:  scheinung  bereitet  haben,  die  mit  der 
Stiftung  der  Londoner  Grossloge  im  Jahre 
,  1717. unter  dem  Namen  »Freimaurerei«  in 
I  die  Öffentlichkeit  trat.    Jedenfalls  kann 
|  sich  die  Freimaurerei  kein  höheres  Ziel 
stecken,  als  die  Aufgabe  fortzuführen,  die 
Jesus,  der  Meister  von  Nazareth,  sich  selbst 
und  seinen  Jüngern  in  der  Verkündigung 
der  frohen  Botschaft  vom  Reiche  Gottes 
gestellt  hatte,  und  ihre  Logen  zu  Sammel- 
stätten derer  zu  machen,  die  fähig  und 
gewillt  sind,  an  der  Erfüllung  dieser  Auf- 
gabe im  Sinne  Jesu  zu  arbeiten.  In  einem 
Bolchen  Ziele  können  alle  freimaurerischen 


ized  by 


Reliquie  —  Reiuienkampff. 


241 


Lehrarten,  ohne  ihre  Eigenart  aufgeben  zu  | 
müssen,  jene  Einigung  im  Geiste  finden, 
die  auf  andern  Wegen  vergeblich  gesucht 
wird,  zugleich  ist  darin  die  unangreifbarste 
Rechtfertigung  des  Freimaurertums  gegen- 
über allen  Einwendungen  gegeben,  die 
von  kirchlicher  und  andrer  Seite  gegen 
seinen  Bestand  geltend  gemacht  werden. 
Man  nennt  unsre  Zeit  zwar  unreligiös, 
aber  noch  nie  ist  seit  den  ersten  christ- 
lichen Jahrhunderten  der  Person  Jesu  und 
seiner  Lehre  ein  so  allgemeine«  und  leb- 
haftes Interesse  entgegengebracht  worden, 
wie  gerade  in  unsrer  Zeit.  Das  zeigt  sich 
in   dem   grossen   Verlangen    nach  den 
Schriften,   die  Jesus   und   seine  Lehre 
zum  Gegenstand  freier  wissenschaftlicher 
Forschung  machen.  Unkirchlich  ist  unsre 
Zeit  allerdings,  aber  nicht  weil  sie  un- 
religiös ist,  sondern  gerade  deshalb,  weil 
ihr  tieferes  religiöses  Bedürfnis  in  den 
christlichen  Bekenntniskirchen  nicht  die 
Befriedigung  findet,  wonach  sie  so  sehn- 
süchtig  verlangt.     Diese  Befriedigung 
kann  aber  die  Freimaurerei  gewähren,  ohne  l 
die  Kirchen  für  überflüssig  zu  erklären, 
wenn  ihre  Logen  ihre  Aufgabe  recht  ver- 
stehen, um  Sammelstellen  aller  derer  zu 
werden,  die  Gott  im  Geist  und  in  der 
Wahrheit  anbeten.    [Vgl.  Begriff  der  R.: 
A.  1882,  S.  88.   R.  und  Freimaurerei :  A. 
1897,  S.  1.    Bh.  1880,  Nr.  21;  1882,  S. 
201;  1885,  S.  89;  1887,  S.  86;  1889,  S.  64; 
1890,  S.  170;  1896,  8.  125.   FZ.  1866,  S. 
321;  1893,  S.  273.   L.  XXVIII,  6;  1879, 
8.  42.   M.  L.  1884/85,  S.  161;  1890/91,  8. 
94.   Br.  L.  1885/6,  S.  78.   Die  Pflege  des 
Religiösen  in  der  Loge:  Br.  L.  1892/93, 
S.  57.    Die  religiöse  Bedeutung  der  Frei- 
maurerei :  Marbach,  An  der  Säule  der  Weis- 
heit (Lpz.  1876),  S.  178.    Religiosität:  FZ. 
1892,  S.  73;  1898,  S.  20.  Freimaurerei 
und   Christentum:    Fensen,  Freimaurer- 
thum und  Christenthum  (1886);  Döring, 
Jerusalem.    Ein  Beitrag  zur  Frage  über 
das  Verhältniss  des  Christenthums  zur  Frei- 
maurerei (Kattowitz  1881);  Der  Bischof 
Dräseke  als  Freimaurer  (Magdeb.  1865),  S. 
158.    Br.  L.  1883/84,  S.  20;  1888/89,  S.  84; 
1897/98,  S.  34.   FZ.  1885,  S.  141,  318. 

Reliquie.  Obgleich  man  vermuten  sollte, 
das»  die  Freimaurerbrüderschaft  sich  nicht 
mit  R.  abgeben  würde,  so  findet  sich 
doch  in  der  schwedischen  Lehrart  im 
Grade  Magister  Tempil  (Purpur band)  eine 
solche,  nämlich  der  Zeigefinger  der  rechten 
Hand  des  heiligen  Johannes  des  Täufers, 
den  Molay  testamentarisch  Beaujeu  ver- 
machte. 

Remscheid  (St.  in  der  Rbein- 
provinz,  47285  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Loge  in  Barmen  eine  Maurerver- 
einigung, gest.  1878,  nachmals  neugegr. 
11.  Mai  1885,  bestätigt  19.  Okt.  1892.  Mit- 
gliederzahl (1900)  44.  Vers.  2.  Sonnabend 
im  Juni,  Oktober,  Dezember,  Febr.  und 
April. 

Allgemeine«  Handbuch  der  Freimaureroi.  II. 


Rendsburg  (St  in  der  preues.  Provinz 
Schleswig-Holstein,  18728  E.).  1)  Hierher 
wurde  10. Sept.  1771  die  in  Kolding  (s.d.)  ge- 
gründete una  dann  nach  Schleswig^,  d.)  ver- 
legte Loge  Josua  unterm  Namen  Zum 
Korallenbaum  verlegt.  In  ihr  wurde 
Prinz  Karl  von  Hessen-Kassel  (s.  d.)  auf- 
genommen und  F.  L.  Schröder  (s.  d.)  6. 
Jan.  1775  in  den  dritten  Grad  erhoben. 
1776  erhielt  die  Loge,  die  der  strikten  Obser- 
vanz angehörte,  eine  neue  8tiftungsurkunde 
unterm  Namen  Josua  zum  Korallen- 
baum, wurde  aber  1781  unthätig.  2)  Am 
31.  Jan.  1819  wurde  die  Loge  Karl  zum 
roten  Löwen  errichtet,  in  der  1823 
Prinz  Friedrich  von  Hessen-Kassel  (s,  d.) 
Meister  vom  Stuhl  war.  Auch  sie  ist 
später  eingegangen.  8)  Eine  neue  Loge 
Zum  Nordstern  wurde  27.  März  1865 
unter  der  Grossen  Loge  Royal  York  ge- 
gründet und  6.  Juni  1865  eingeweiht, 
trat  aber  21.  März  1868  zur  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  über.  Mitgliederzahl  (1900): 
72.  Vers.  Montags.  Klub:  Donnerstags. 
Ferien:  Juli  und  August. 

Rennenkampff,  Karl  Jakob  Alex,  v., 
Oldenburg.  Kammerherr,  geb.  29.  Jan.  (9. 
Febr.)  1788  auf  seinem  Stammschloss 
Heimet  in  Livland,  nach  reichem  vielbe- 
wegten Leben  gest.  9.  April  1854  in  Olden- 
burg. Er  war  26.  April  1802  in  der  Loge 
Pythagoras  zum  flammenden  Stern  in 
Berlin  aufgenommen  und  erhielt  1810  in 
Petersburg  durch  Fessler  (s.  d.),  in  dessen 
Erziehungsanstalt  zu  Berlin  er  früher  ge- 
wesen war,  den  Meistergrad  und  den  Auf- 
trag, zur  Aufnahme  des  russischen  Geheim- 
rats Speransky  in  den  Freimaurerbund  die 
Rituale  ins  Französische  zu  übersetzen. 
Der  Aufnahme  selbst  —  von  der  man  sich 
für  die  Maurerei  in  Russland  viel  ver- 
sprach —  wohnten  ausser  Fessler  und  R. 
noch  bei  Geheimrat  v.  Rosenkampff,  Staats- 
rat Derebin,  Professor  v.  Hauenschüd, 
Professor  Lodi,  ein  Maurer,  dessen  Name 
R.  vergessen  hatte,  und  ein  alter  dienender 
Bruder.  Am  1.  März  1817  trat  R.  der 
Loge  Zum  goldnen  Hirsch  in  Oldenburg 
bei  und  übernahm  verschiedne  Logen- 
ämter. Als  1842  die  Loge  wieder  erwachte, 
übernahm  er  den  erBten  Hammer  und 
sorgte  mit  grosser  Umsicht  für  die  an- 
vertraute Loge,  wobei  er  durch  Merzdorf 
j  (s.  d.)  und  Strackerjan  (s.  d.)  kräftig  unter- 
I  stützt  wurde.  Als  eigentlicher,  maurerischer 
Schriftsteller  (ausser  in  einigen  in  Zeit- 
schriften veröffentlichten  Reden  und  Auf- 
sätzen) ist  er  nicht  aufgetreten,  doch  sind 
seine  »Umrisse  aus  meinem  Skizzenbuche« 
durchdrungen  von  maurerischem  Geist 
und  den  feinsten  Beobachtungen.  Am 
26.  April  1852  feierte  er  sein  50 jähriges 
Maureriubiläum,  wobei  sein  einziger  Sohn, 
Peter  Friedrich  Ludwig,  der  am  1.  Juni 
1861  auf  dem  Stammgute  Heimet  plötz- 
lich starb,  aufgenommen  wurde.  [Ein  aus- 
führlicher Nekrolog  in  FZ.  1854,  S.  193.] 

16 


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242 


Tteiitweinsdorf  —  Rcu*s. 


Rentwelnsdorf  (Marktflecken  im  bavr.  I 
Kreise  Unterfranken,  600  E.).  Eine  Jo- 
hannisloge Aristides  zur  Wahrheit 
und  Gerechtigkeit  wurde  hier  24.  Juni 
1805  und  eine  schottische  Loge  Wahr- 
heit und  Gerechtigkeit  9.  April  1810, 
beide  von  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  auf  dem  Schlosse 
des  Freiherrn  v.  Kotenhan  (s.  d.)  ge- 
gründet, gingen  nach  der  Abtretung  von 
Ansbach  und  Bayreuth  sehen  Preußens  an 
Bayern  zum  fränkischen  Logenbund  über 
und  sind  seit  1815  geschlossen. 

Repräsentanten,  s.  Vertreter. 

Reudnitz -Nenschönefeld  (früher  selb- 
ständige Orte,  jetzt  mit  Leipzig  ver- 
einigt). Hier  war  8.  Juli  1879  ein  Bruder- 
verein im  Osten  von  Leipzig  gegründet 
worden,  der  aber  nachmals  eingegangen  ist. 

Rlunlon  (früher  Bourbon,  franz.-afrika- 
nische  Insel  im  Indischen  Ozean).  Hier 
gründete  1775  oder  1777  der  Grossorient 
von  Frankreich  eine  Loge  in  St. -Denis, 
der  alsbald  eine  weitere  Loge  das.  und 
eine  dritte  in  St. -Pierre  folgten.  1781 
wurde  hier  auch  eine  französische  Pro- 
vinzialgrossloge  errichtet.  Alle  diese  Logen 
sind  später  wieder  eingegangen.  Dasgleiche 
Schicksal  hatten  drei  weitere  Tochterlogeu 
des  genannteu  Grossorients.  Gegenwärtig 
besteht  eine  Loge  unterm  Grossorient  von 
Frankreich  in  St.-Denis  (gest.  1816).  [Vgl. 
L.  1900,  S.  124.] 

Reusa  (Fürstentümer.)  1)  R.  ältere 
Linie.  Das  Land  hat  für  Freimaurerei 
im  allgemeinen  nie  Entgegenkommen  ge- 
zeigt. Den  Staatsdieuern  ist  es  auch 
jetzt  nicht  gestattet,  ihr  beizutreten.  Den- 
noch hat  sich  in  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrb.  die  Maurerei  hier  Boden  ver- 
schafft, indem  sich  zunächst  in  der  Haupt- 
stadt Greiz  (s.  d.)  ein  maurerisches  Kränz-  | 
chen  bildete,  aus  dem  später  eine  Loge 
unter  der  Grossloge  von  Sachsen  entstand. 
2)  R.  jüngere  Linie  pflegte  die  Frei- 
maurerei schon  von  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts und  fand  bis  in  die  zweite  Hälfte 
desselben  (1866)  Unterstützung  in  den  t 
souveränen  Fürstenhäusern,  die  dem  Bunde 
angehörten  und  teilweise  Protektoren  der 
altera  Loge  in  Gera  waren.  Es  besteben 
in  Gera  (s.  d.)  zwei  Logen,  die  eine  seit 
1804,  unabhängig,  die  andre  unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  seit  1874. 

Renas   (Fürstenhaus).    Aus  diesem 
Fürstenhause  sind  neun  Mitglieder  dem 
Freimaurerbunde  beigetreten.  I.  R.  ältere 
Linie.    1)  Heinrich  XIV.,  Graf,  dann 
Prinz,  Sohn  des  Fürsten  Heinrich  XL,  * 
geb.  6.  Nov.  1749,  gest.  12.  April  1799,  : 
trat  in  österr.  Militärdienste,  war  1785  | 
bereits  Oberst   und    zugleich    bis  1791 
Gesandter    am    preussischen    Hofe  und 
ward,  zurückgekehrt,  Generalmajor.  Am 
6.  Sept.  1774  in  der  Loge  L'union  et 
l'amitie'  in  Aachen  aufgenommen,  schloss  ; 
er  sich  5.  Febr.  1777  der  Prager  Loge  ; 


Zu  den  drei  gekrönten  Säulen  an,  trat 
1782  zur  Prager  Loge  Zu  den  drei  ge- 
krönten Sternen  über  und  1784  zur  Wiener 
Loge  Zu  den  drei  Adlern,  nachdem  er  im 
Jahr  vorher  an  der  Stiftung  der  Loge  Zu 
den  sieben  Weisen  in  Linz  teilgenommen 
hatte.  [Vgl.  _Abafi,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Österreich-Ungarn,  III,  102; 
IV,  27U,  848;  V,  88,  91.  HZC.  1897,98, 
S.  55J 

2)  Heinrich  XV.,  Graf,  dann  Prinz, 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  22.  Febr.  1751 
in  Greiz,  gest.  30.  Aug.  1825.  ebenda,  war 
gleich  seinem  Bruder  österr.  Militär,  wurde 
1782  Major  und  im  türkischen  Kriege  1788 
Flügeladjutant  des  Kaisers,  1789  Oberst, 
1797  Feldmarschallleutnant  und  in  den 
Napoleonischen  Kriegen  Feldmarschall. 
Seit  1784  Mitglied  der  Prager  Loge  Zu  den 
drei  gekrönten  Sternen,  war  er  1787—88 
deren  zugeordneter  Meister  und  zugleich 
Mitglied  der  Präfektur  Rodomskoy.  (Vgl. 
Abafi,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Österreich-Ungarn,  V,  91.  HZC.  1897,98, 
S.  57J 

3)  Heinrich  XVII.,  Graf,  dann  Prinz, 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  25.  Mai  1761, 
gest.  27.  Febr.  1807,  Oberstleutnant  in 
Holland,  1797  in  portugiesischen  Diensten, 
wurde  22.  April  oder  März  1778  durch 
eine  Abordnung  der  Loge  Zum  goldnen 
Apfel  in  Zwickau  (jetzt  in  Dresden)  auf 
dem  Vorwerk  Regnitz  bei  Greiz  aufge- 
genommen.    [Vgl.  HCZ.  1897(98,  8.  56.] 

II.  R.  jüngere  Linie,  a)  R.-Loben- 
stein.  4)  Heinrich  LIV.,  Graf,  dann 
Fürst,  geb.  18.  Okt.  1767  in  Herrnhut, 
gest.  7.  Mai  1824,  wurde  2.  Okt.  1800  in 
der  Loge  Günther  zum  stehenden  Löwen 
in  Rudolstadt  aufgenommen  und  1805  zum 
Meistergrad  befördert;  er  erschien  1810 
zum  ersten  Mal  in  der  1804  errichteten 
Loge  Archimedes  zum  ewigen  Bunde  in 
Gera  und  übernahm  dann  das  Protektorat 
über  sie.    [Vgl.  HZC.  1897/98,  S.  56.1 

b)  R.-Ebersdorf.  5)Heinrich  LXXIL, 
Fürst,  geb.  27.  März  1797  in  Ebersdorf, 
gest.  17.  Febr.  1853  in  Dresden,  wurde 
31.  Okt.  1823  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Adlern  in  Erfurt  aufgenommen,  übernahm 
1828  das  Protektorat  der  Loge  Archimedes 
zum  ewigen  Bunde  in  Gera  und  erhielt 
durch  sie  1828  den  2.  und  3.  Grad  histo- 
risch.   [Vgl.  HZC  1897/98,  S.  60.] 

c)  R.-Schleiz.  6)  Heinrich  LXVII., 
Fürst,  geb.  20.  Okt.  1789,  gest.  11.  Juli 
1867  in  Gera,  trat  13.  Mai  1852  in  Gera 
dem  Bunde  zu  und  wurde  Protektor  der 
dortigen  Loge  Archimedes  zum  ewigen 
Bunde.  [Vgl.  HZC.  1897/98,  S.  62.  FZ. 
1852,  8.  184.] 

d)  R.-Köstritz.  7)Hei n rieh XXX VIIL, 
Prinz,  Sohn  des  Grafen  Heinrich  IX.,  geb. 
9.  Okt.  1748,  gest.  10.  April  1835,  wurde 
1778  in  der  Loge  Zur  Beständigkeit  in 
Berlin  aufgenommen  und  entsagte  1782  der 
Mitgliedschaft.  [Vgl.  HZC.  1897/98,  S.  56.] 


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Reutlingen  —  Rheinisch-westfälischer  Logenverband. 


243 


8)  Heinrich  XXXIX.,  Prinz,  Bruder  I 
de«  Vorigen,  geb.  24.  Jan.  1750,  gest.  15. 
Febr.  1815,  Oberamtsrat  in  Brieg,  war 
1777  Mitglied  der  Loge  Zur  Säule  in  Bres- 
lau und  deckte  1783.  [Vgl.  HZC.  1897/98, 
8.  56J 

9)  Heinrich  XLIV,  Prinz,  Bruder  des 
Vorigen,  geb.  20.  April  1753,  gest.  8.  Juli 
1832,  Referendar  bei  der  Kgl.  Kammer  in 
Breslau,  war  1777  Mitglied  der  dortigen 
Loge  Zur  Säule  und  1781  Redner  der 
Loge  Zur  Beständigkeit  in  Berlin.  Er 
entsagte  1782  mit  seinem  Bruder  unter  7 
der  Mitgliedschaft.  [Vgl.  HZC.  1897,98, 
S.  56.) 

Reutlingen  (St.  im  Königr.  Württem-  ■ 
berg,  19828  E.).  Aus  dem  am  2.  März 
1878  gestifteten  Kränzchen  Am  Fusse  der  1 
Alb  zu  Metzingen  (s.  d.)  ging  unter  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg  22.  Mai  1886 
die  Loge  Glocke  am  Fusse  der  Alb 
in  R.  hervor,  die  3.  Okt.  1886  eingeweiht 
wurde.  Mitgliederzahl  (1900):  51.  Vers.  2. 
Samstag.  Klub:  Donnerstags.  Eignes 
Logenhaus:  Oberamteistr.  29.  [Vgl.  HZC. 
1898/99,  S.  5.] 

Keval(Hauptst.  des  russischen  Gouverne- 
ments Esthland,  [1898]  53200  E.).  1)  Hier 
bestand  eine  nach  der  Lehrart  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  12.  Okt.  1773  (oder 
nach  andern,  aber  unrichtig,  22.  Febr.  1774) 
durch  Fürst  Trubetzky  und  von  Reichel 
gegründete  Loge  Isis;  sie  deckte  Oktober 
1794,  arbeitete  aber  später  unter  der 
Grossen  Loge  Asträa  in  Petersburg  nach 
dem  englischen,  von  Schröder  umgearbei- 
teten Ritual.  2)  Aus  den  Jahren  1777  und 
1780  wird  eine  Loge  Zur  Bruderliebe  er- 
wähnt, die  von  Weimar  aus  gestiftet  zu 
sein  scheint.  So  wird  wenigstens  von  Kloss, 
Bibliographie  unter  Nr.  1542  b,  ein  Lieder- 
buch aufgeführt  als  •  Freimaurerlieder  zum 
Gebrauch  der  Loge  der  Bruderliebe  in  R. 
gestiftet  von  W(eimar)  1777«. 

Revell  de  la  Nature,  Soclete  du,  nannte 
sich  eine  9.  Mai  1804  durch  Mercadier  in 
Paris  errichtete  Gesellschaft,  die  ausser 
Verbindung  mit  der  Maurerei  stehend, 
doch  lediglich  aus  Mitgliedern  des  Gross- 
orients von  Frankreich  gebildet  war.  Ihr 
Zweck  war,  durch  eine  harmlose  Festfeier 
die  Rückkehr  des  Frühlings  zu  begrQssen. 
Sie  durfte  aus  nicht  mehr  als  15  Mitgliedern 
und  18  Angenommenen  bestehen,  die  sämt- 
lich Abgeordnete  oder  Mitglieder  des  Gross- 
orients sein  mussten.  Ein  Brudermahl, 
gewürzt  durch  erheiternde  Vorträge  und 
frohe  Gesänge,  genügte  zum  Fest,  dessen 
Schilderungen  und  Gesetze  im  Druck  er- 
schienen sind.  [Kloss.  Bibliographie,  Nr. 
37 10  fg.;  Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  Frankreich,  I,  403.] 

Revers,  s.  Verpflichtungsschein. 

Revig,  Johann,  wurde  unter  dem  Gross-  | 
meister  Crawford  1734  zum  Grossschrift- 
führer der  englischen  Grossloge  ernannt 
und  bekleidete  dieses  mühselige  Amt  bis 


1759,  in  welchem  Jahre  er  durch  den  Gross- 
meister Aberdour  zum  zugeordneten  Gross- 
meister ernannt  wurde;  das  Amt  behielt 
er  bis  3.  Mai  176*.  Sein  Name  kommt 
zum  letzten  Mal  in  dem  Protokoll  der 
Grossloge  vom  23.  April  1765  vor.  R. 
wurde  1733  nach  dem  Abgang  Blakerbys 
zugleich  zum  Schatzmeister  ernannt,  er 
lehnte  aber  dieses  weitere  Amt  ab,  »weil 
beide  Amter  nicht  ein  und  derselben  Person 
übertragen  werden  könnten,  da  eins  auf 
das  andre  Achtung  zu  geben  hätte«;  er 
behielt  deshalb  auf  Ersuchen  des  Gross- 
meisters dieses  zweite  Amt  nur  so  lange, 
bis  ein  neuer  Schatzmeister  bestellt  werden 
konnte. 

Revolution.  Wie  für  vieles  andre,  hat 
man  auch  für  die  R.,  namentlich  seiten 
der  Ultramontanen,  die  Freimaurer  verant- 
wortlich machen  wollen.  Alle  R.,  die  im 
Laufe  der  letzten  beiden  Jahrhunderte 
entstanden  sind,  so  insbesondere  die  fran- 
zösische R.,  soll  von  den  Freimaurern  aus- 
gegangen und  unterstützt  worden  Bein. 
Wie  thöricht  das  ist,  ergiebt  sich  schon 
aus  den  Alten  Pflichten  (s.  d.),  die  unter  n 
•  Von  der  höchsten  und  untergeordneten 
bürgerlichen  Obrigkeit«  ausdrücklich  be- 
stimmen: »Ein  Maurer  ist  ein  friedfertiger 
Unterthan  der  bürgerlichen  Gewalt,  wo  er 
auch  wohnt  und  arbeitet,  und  muss  sich 
nie  in  Meuterei  oder  Verschwörungen 
gegen  den  Frieden  und  die  Wohlfahrt  der 
Nation  einlassen,  sich  auch  nicht  pflicht- 
widrig gegen  die  Unterobrigkeiten  be- 
tragen«. So  wie  die  Freimaurerei  Duldung 
auf  religiösem  Gebiet  predigt,  aber  Be- 
obachtung des  Sittengesetzes  und  Gottes- 
furcht vorschreibt,  so  verlangt  sie  auch 
auf  staatlichem  Gebiet  Befolgung  der 
obrigkeitlichen  Anordnungen.  Auflehnung 
gegen  diese,  in  eigner  Person,  wie  im 
Verein  mit  andern,  soll  vom  Maurer  fern 
bleiben.  Im  Gegenteil  ist  von  ihm  zu  er- 
warten, dass  er  das  Beste  der  Gesellschaft 
unterstützt  und  die  Wohlfahrt  des  Vater- 
landes eifrig  fördert.  Denn  das  Wohl  de.s 
Ganzen  wirkt  ebenso  auf  das  der  einzelnen, 
als  umgekehrt  die  Wohlfahrt  des  einzelnen 
die  des  Ganzen  zur  Folge  hat.  Glück- 
seligkeit zu  verbreiten,  ist  des  Maurers 
heilige  Aufgabe;  daher  muss  ihm  an  dem 
iunern  Frieden  des  Staatskörpers  vor  allem 
gelegen  sein.  Die  Maurerci  ist  eine  Tochter 
des  Friedens,  daher  dieser  der  Ausdruck 
ihres  Willens.  Alle  Künste  blühen  im 
Frieden,  mit  ihnen  auch  die  Maurerei. 
Vgl.  R.  Fischer,  Die  Alten  Pflichten  (2.  Aufl., 
4>z.  1897,  S.  17.  Reform  1869,  S.  39.] 
Rezeption,  s.  Aufnahme. 
Rheiufelden  (St.  im  Schweiz.  Kanton 
Aargau  [1*88],  2400  E.).  Hier  besteht  ein 
maurerisches  Kränzchen. 

Rheinisch -westfälisch er  Logen verb und. 
Dieser  Verband  ist,  nachdem*  bereite  6. 
Juni  1852  in  Bielefeld  eine  Versammlung 
stattgefunden  hatte  [FZ.  1853,  S.  393], 

16* 


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Rheiiwberg  —  Rhode. 


1876  gegründet  worden,  wo  6.  August 
in  Iserlohn  die  erste  Vereinigung  der 
betreffenden  Logen  stattfand.  Zweck  war, 
das  maurerische  Leben  in  den  Bau- 
hütten zu  fördern  durch  regern  gegen- 
seitigen Verkehr  und  gleichmassige  Be- 
handlung der  maurerischen  Aufgaben. 
(Statuten  abgedruckt  FZ.  1889,  S.  147. 
L.  1882,  8.  119.)  Ursprünglich  traten  nur 
5  Logen  bei ,  im  nächsten  Jahre  hob 
sich  die  Zahl  auf  8.  In  den  ersten 
Jahren  wurde  das  Verbandsfest  regel- 
mässig abgehalten,  nämlich  das  2.  in  Biele- 
feld 12.  Mai  1877,  das  dritte  in  Krefeld 
19.  Okt.  1879,  das  4.  in  Osnabrück  30.  Mai 
1880.  Dann  trat  ein  Stillstand  ein.  Das 
5.  Verbandsfest  fand  wieder  statt  in  Hamm 
11.  Mai  1884  [FZ.  1884,  S.  196],  das  6.  in 
Dortmund  17.  Mai  1885,  das  7.  in  Biele- 
feld 28.  Mai  1886,  das  8.  in  Dortmund 
5.  Juni  1887,  das  9.  in  Iserlohn  80.  Mai 
1888,  das  10.  wieder  das.  29.  Sept.  1889 
[M.  L.  1889/90,  S.  92],  das  11.  in  Krefeld 

4.  Mai  1890  [L.  1890,  S.  88],  das  12.  in 
Köln  31.  Mai  1891  [FZ.  1891,  S.  198],  das 
18.  in  Düsseldorf  27./28.  Mai  1898  [FZ. 
1893,  S.  2271,  das  14.  in  Bochum  22.  23. 
Sept.  1894  [FZ.  1894,  S.  338.    L.  1894, 

5.  162],  das  15.  in  Trier  24  /25.  Aug.  1895 
[FZ.  1895,  S.  292.  L.  1895,  8.  157],  das 
16.  in  Elberfeld  26./28.  Sept.  1896  IL.  1896, 
8. 180],  das  17.  in  Elberfeld  1897,  das  18.  in 
Münster  4./5.  Juni  1898  [FZ.  1898,  S.  237. 
L.  1898  ,  8.  102],  das  19.  in  Köln  27/29. 
Mai  1899  [L.  1899  8.  132],  das  20.  in  Det- 
mold 19./20.  Mai  1900.  Zum  Verband  gehören 
jetzt  41  Logen.  Der  Verband  hat  eine 
Stiftung  »Kinderfürsorge»  gegründet,  um 
kranken  und  hilfsbedürftigen  Kindern 
eine  Kur  zu  ermöglichen,  und  einen 
»Leasing-Preis»  (s.  d.)  gestiftet  für  Bear- 
beitung maurerischer  Fragen  durch  junge 
Studierende.  [Vgl.  zur  Geschichte  des  Ver- 
bands FZ.  1889,  8.  147  und  die  über  ein- 
zelne Versammlungen  erschienenen  beson- 
dern Berichte.] 

Rheinsberg  (St  und  Schloss  im  Königr. 
Preuseen,  2800  E.).  Hier  bestand  die  1738 
von  Friedrich  dem  Grossen  als  Kronprinz 
gestiftete  Loge  La  premiere.  [Vgl.  oben 
8.  189  u.  193.] 

Rbeinthal.  Freimaurerkränzchen,  gegr. 
10.  Okt.  1892  in  Rheineck  unter  der  Loge 
Concordia  in  St.  Gallen  zwischen  den 
Maurern  auf  der  Strecke  Buchs  bis  Ror- 
schach.  Versammlungen  sind  monatlich. 
Mitgliederzahl  (1899):  20. 

Rhesa,  Ludwig,  Professor,  geb.  1777 
auf  der  Kurischen  Nehrung,  gest.  80.  Aug. 
1840  in  Königsberg  i.  Pr.t  nahm  an  den 
Befreiungskriegen  Teil  und  wurde  dann 
Professor  an  der  Königsberger  Universi- 
tät, wo  er  den  akademischen  Lehrstuhl 
der  litauischen  Sprache  begründete.  Er 
stiftete  eine  Anstalt  zur  Aufnahme 
armer  Studenten,  das  Rhesianum  getauft 
und  1854  im  Bau  vollendet  wurde.  —  R. 


ist  4.  Nov.  1806  in  den  Freimaurerbund 
1  in  der  Loge  Zu  den  drei  Kronen  in  Kö- 
nigsberg i.  Pr.  aufgenommen,  war  1816  und 
1817  Redner  und  ist  der  Loge  bis  zu 
seinem  Tode  treu  geblieben. 
Rhetorik,  s.  Wissenschaften. 
Rheti,  1)  Aug.  Wilh.  v.,  geb.  1721  in 
Riddagshausen  bei  Braunschweig,  gest. 
1796  als  braunschw.  Generalmajor,  war 
Mitstifter  der  Loge  Jonathan  in  Braun- 
schweig (8.  d.)  und  bis  zu  seinem  Tode 
Mitglied  aller  daselbst  thätigen  Logen. 
1767  trat  er  der  strikten  Observanz  zu; 
v.  Hund  ernannte  ihn  zum  Commendator 
equitura  und  1770  Herzog  Ferdinand  (s.  d.) 
zu  seinem  zugeordneten  Großmeister.  Er 
vermittelte  auch  1771  den  Zutritt  der 
Herzöge  Karl  und  Ferdinand  zur  Loge 
und  zur  strikten  Observanz.  Als  Ab- 
geordneter des  Herzogs  Ferdinand  ging 
er  1777  zur  Vorkonferenz  in  Hamburg 
und  wurde  1780  zum  Präses  des  Direk- 
toriums und  Präfekt  von  Braunschweig 
I  erwählt.  Nachdem  1781  der  Herzog  von 
Södermanland  (s.  d.)  seine  Würden  nieder- 
gelegt hatte,  setzte  Herzog  Ferdinand 
aus  eigner  Machtvollkommenheit  R.  als 
i  schottischen  Obermeister  und  Präfekt  im 
|  Kapitel  ein.  Die  Mitglieder  des  Provin- 
zialkapitels  erklärten  dieses  für  ungesetz- 
lich. Damit  nun  für  die  Provinz  kein 
Unheil  hieraus  entstehen  sollte,  hob 
Herzog  Ferdinand  mit  Genehmigung  seines 
Bruders  alle  Maurerarbeiten  auf  (s.  Braun- 
sen weig).  R.  blieb  Präfekt  und  schotti- 
scher Obermeister. 

2)  Konrad  Franz  v.,  geb.  1726  in  Rid- 
dagshausen,  gest.  1788   als  braunschw. 
Landdrost,  wurde  18.  Juni  1744  in  der 
Loge  Jonathan  in  Braunschweig  Maurer; 
1755  zum  Meister  vom  Stuhl  erwählt,  war 
er  nicht  wenig  am  damaligen  Schlaf  der 
Loge  schuld,  weil  er,  auf  seinem  Gute 
I  eine  Stunde  von  der  Stadt  wohnend,  die 
Loge  nie  zusammenrief.   Er  trat  1767  der 
strikten  Observanz  zu  und  wurde  1773 
schottischer  G  rosasiege)  bewahrer,  1775Vize- 
i  Thesaurarius  Provinciae. 
Rheydt,  s.  Gladbach. 
Rhod,  s.  Essingen. 

Rhode,  Johann  Gottlieb,  geb.  1762 

I  in  Halberstadt,  gest.  23.  Aug.  1827  in 
Breslau,   lebte   als  Privatgelehrter  und 

I  kam  nach  Berlin,  wo  er  1797  mit  Jon. 

I  K.  Aug.  Fischer  (s.  d.)  und  Fessler  (s.  d.) 

1  die  Eunomia  herausgab.  1800  zog  er 
nach  Breslau  als  Professor  an  der  Kriegs- 
schule. Ausser  den  der  Kunst  gewid- 
meten Schriften  haben  nach  seinem  Tode 
die  Forschungen  über  die  Geschichte 
und  über  das  Altertum  der  Baktrer  und 
Indier  in  dem  Werke:  »Die  heilige  Sage 

j  und  das  gesamte  Religionssystem  der  alten 
Baktrer,  Meder  und  Perser,  oder  des  Zend- 
volks»  (Frkf.  1820)  seinen  Wert  als  Ge- 
lehrter erkennen  lassen.  Er  gab  auch 
»Jahrbücher   der  Grossen  Loge  Royale 


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Rhode  Island  —  Richard. 


243 


York«  heraus,  worin  die  damaligen  kriti- 
schen Verhaltnisse  dieser  Grossen  Loge, 
der  er  als  eifriger  Mitglied  angehörte, 
geschildert  werden,  von  denen  aber  nur 
ein  Jahrgang  (1798/9)  erschien. 

Rhode  Island,  einer  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika.    Die  Grossloge 
von  Boston  erteilte  1749  einen  Freibrief  an 
Maurer  in  Newport.    Eine  zweite  Loge 
wurde  1757  ebenfalls  von  Boston  aus  in 
Providence  gegründet;  sie  stellte  1769  ihre 
Arbeiten  ein,  nahm  sie  jedoch  1778  wieder 
auf.   Durch  diese  zwei  Logen  wurde  25. 
Juni  1791  die  Grossloge  von  R.  I.  gebildet, 
die  1796  ihren  ersten  Freibrief  an  die 
Washington  Lodge  Nr.  8  in  Warren  aus- 
gab, dem  1799  ein  weiterer  an  die  Mount 
Vernon  Lodge  folgte.   Die  friedliche  Ent- 
wicklung des  Logenwesens  wurde,  wie 
anderswo,   durch   die  im  Gefolge  von 
Morgans  (s.  d.)  angebliche  Entführung  auf- 
tretende Verfolgung  empfindlich  gestört. 
Am  14.  Dez.  1830  traten  67  Abgeordnete 
zu  einer  antimaurerischen  Staatskonvention 
in  Providence  zusammen  und  forderten 
von  dem  Staat  Zurücknahme  der  früher 
von  ihm  verliehenen  Körperschaftsrechte 
und  Verbot  der  maurerischen  Eide.  Die 
Grossloge  erliess  sofort  gegen  dieses  Gesuch 
eine  Adresse  an  das  Volk,  in  der  sie  sich 
erbot,   den  gesetzlichen  Behörden  eine 
Untersuchung  der  Grundsätze  des  Bundes 
zu  gestatten,  zu  diesem  Zweck  alle  Akten 
vorzulegen  u.  s.  w.  [vgl.  Amer.  Freem.,  II, 
26,  27,  84,  85,  42,  48];  die  Mitglieder  der 
Logen   würden    sich    ihre  bürgerlichen 
Recht«  nur  durch  Gewalt  rauben  lassen. 
Eine   zweite  antimaurerische  Staatskon- 
vention wurde  1881   in  Providence  ab- 
gehalten.   Dem  Staat  wurde  eine  Denk- 
schrift überreicht,   worauf  dieser  einen 
Untersuchungsausschuss  niedersetzte,  der 
zu    Gunsten    der    Maurerei  berichtete. 
Auch  im  folgenden  Jahre  wurden  von 
einem   Ausschuss  in  einer  umfassenden 
Arbeit  die  Logen  von  sämtlichen  Beschul- 
digungen freigesprochen,  jedoch  die  Auf- 
lösung empfohlen.    Die  Grossloge  leistete 
festen  Widerstand.    Endlich  erhielten  die 
Antimaurer  das  Obergewicht  im  Staats- 
körper, in  dem  ein  Gesetz  durchging,  das 
außergerichtliche  Eide  für  sVrafbar  er- 
klärte.    Ein   antimaurerischcr  Governor 
und  Senator  wurden  gewählt  (1883);  die 
Maurerfeinde  forderten,   dass  der  8taat 
die   Civilcharters    zurückziehe.  Darauf 
erliesaen  mehr  als  die  Hälfte  aller  Maurer 
R.  I.'s  eine  öffentliche  Erklärung,  in  der 
sie  abermals  ihre  Grundsätze  vertraten. 
[Amer.  Freem.,  II,  58.]    Die  Grossloge, 
vom  Staat  zu  einer  Erklärung  aufgefordert, 
erhob  sich  gegen  dieses  Verlangen.  Alle 
maurerischen  Körperschaften  wurden  vor 
die  General  Assembly  in  Providence  auf 
das  Stadthaus  geladen  und  hier  öffent- 
lich verhört.    Im  Jan.  1834  zog  der  Staat 
sechs  Civilcharters  zurück,  hess  jedoch 


16  andre  bestehen,  die  auf  immer  ver- 
liehen waren,  und  machte  ihren  Inhabern 
zur  Pflicht,  jahrlich  statistische  Berichte 
an  den  Staatssekretär  einzusenden,  die 
Formen  der  Aufnahmen  und  der  Eide,  den 
Platz  und  die  Zeit  der  Versammlungen  an- 
zuzeigen, ein  Verzeichnis  ihres  Eigentums 
vorzulegen  u.  s.  w.  Infolge  des  furcht- 
baren Drucks  der  öffentlichen  Meinung 
beschloss  (17.  März  1834)  die  Grossloge 
selbst,  ihren  Civilcharter  zurückzugeben, 
und  empfahl  ihren  Tochterlogen  denselben 
Schritt.  Dagegen  lehnte  sich  besonders 
die  St.  Johns  Lodge  Nr.  2  in  Providence 
auf  und  suchte  alle  andern  von  der  Be- 
folgung des  gegebnen  Rats  abzuhalten. 
Dieses  Beispiel  wirkte;  zwar  gaben  die 
meisten  Logen  ihre  Charters  zurück,  aber 
nicht  eine  löste  sich  auf  [Amer.  Freem., 
II,  75] ;  sie  überdauerten  die  schwere  Zeit 
der  Bedrängnis.  Die  Grossloge  mit  dem 
Sitz  in  Providence  zählte  1898  87  Logen 
mit  4993  Mitgliedern.  Auch  besteht  hier 
eine  Grossloge  der  Farbigen,  gest.  6.  Okt. 
1856,  mit  8  Logen  und  400  Mitgliedern. 
[Zeitschrift:  The  Freemasons'  Repository 
(Providence  1870—98).] 

Rhodesl«  (Matabeleland,  brit.  Schutz- 
gebiet in  Südafrika).  Hier  wurde  die 
erste  Loge  1898  in  Salisbury  von  der 
Grossloge  von  England  errichtet.  Gegen- 
wärtig bestehen  hier  sieben  Logen :  I.  unter 
der  Grossloge  von  England  vier  in  Salis- 
bury, Buluwayo  (2)  und  Umtali.  II.  unter 
der  Grossloge  von  Schottland  zwei  in 
Buluwayo  undGwelo  und  III.  unterm  Gro»a- 
osten  der  Niederlande  eine  in  Buluwayo. 

Richard,  August  Viktor,  Pastor  an 
der  reformierten  Kirche  in  Dresden,  geb. 
29.  Nov.  1807  in  Mülhausen  (Elsass), 
gest.  21.  Juli  1867,  ein  Mann  voll  Geist 
und  Kraft,  ein  Maurer  voll  Begeisterung 
für  Wahrheit  und  Fortschritt,  war  erst 
Lehrer  in  Frankfurt  a.  O. ,  dann  Prediger 
in  Lütt  ich  und  von  1842  an  Pastor  in 
Dresden.  —  Am  16.  Dez.  1837  wurde  R.  in 
der  Loge  Parfaite  intelligence  et  l'dtoile 
reunis  in  Lüttich  aufgenommen,  1842  aber 
in  der  Schwerter-Loge  in  Dresden  ange- 
nommen und  bald  mit  der  Führung  erster 
Ämter  betraut.  1844—1852  neben  Th. 
Winkler  (s.  d.)  zugeordneter  Meister  vom 
Stuhl,  führte  er  nach  dessen  Tode  1856 
bis  1859  den  ersten  Hammer.  13  Jahre 
lang  war  er  zugleich  Vorsitzender  des  Frei- 
maurererinstituts  (s.d.)  inDresden-Friedrich- 
stadt 1859  trat  er  von  seinen  Ämtern 
zurück.  Geistige  Aufregungen  und  Trüb- 
sinn verdüsterten  später  sein  Gemüt,  wes- 
halb er  sich  auch  der  Loge  mehr  ent- 
fremdete. Rumpelt  -Walther  pries  ihn 
als  einen  Feuergeist,  als  einen  Charakter, 
der,  ausgestattet  mit  allen  Vorzügen,  doch 
nicht  geboren  war,  glücklich  zu  sein. 
[Vgl.  Festschrift  zum  Jubiläum  des  150- 
j ährigen  Bestehens  der  Loge  zu  den  drei 
Schwertern  (1890),  S.  52,  wo  auch  sein  Bild.] 


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240 


Ricbmood  und  Lennox  —  Riedesel. 


Rlchmond  und  Lennox,  Karl  Lennox, 
Herzog  v.,  nachher  auch  von  Aubigny, 
wurde  zum  Grossmeister  der  Grossloge 
von  England  24.  Juni  1724  eingesetzt  und 
behielt  dies  Amt  bis  zum  27.  Dez.  1725. 
Martin  Folkes,  Esq.,  ernannte  er  zu  seinem 
Zugeordneten  und  den  vormaligen  Gross- 
meister Georg  Payne  (s.  d.)  und  den  seit- 
herigen Grossaufseher  Sorell  zu  Grossauf- 
sehern. Wilhelm  Cowper  wurde  als  Schrift- 
führer bestätigt.  Das  Konstitutionenbuch 
(b.  d.)  weiss,  entgegen  dem  Protokoll  (vgl.  I, 
S.  235),  über  die  Einsetzung  sehr  viel  zu 
erzählen.  So  wurde  K.  von  dem  seit- 
herigen Grossmeister  Dalkeith  auf  Salomos 
Stuhl  geführt,  sowie  dessen  Zugeordneter 
auf  den  Stuhl  Hiram  Abiffs.  'Die  Ver- 
sammlung wurde  höchst  anmutig  unter- 
halten durch  Reden,  MuBik  und  maurerische 
Gesänge,  bis  dass  der  Grossmeister  seinem 
Grossaufseher  Payne  befahl,  die  Loge  zu 
gerechter  Zeit  zu  schliessen.  Nunmehr 
wurde  die  Maurerei  glänzend  zu  London 
und  auswärts,  und  die  Logen  vermehrten 
sich.«  —  Unter  R.  hörten  die  einzelnen 
Maurer  nicht  auf,  nach  alter  Gewohnheit 
sich  in  Logen  zusammenzuthun  und  Auf- 
nahmen vorzunehmen,  was  der  Grossloge 
nicht  genehm  sein  konnte.  Daher  wurde 
21.  Nov.  1724  die  Neue  Verordnung  VIII 
erlassen:  «Wenn  einige  Brüder  ohne  Er- 
laubnis eine  Loge  bilden  und  auf  unregel- 
mässige Weise  neue  Brüder  aufnehmen, 
so  sollen  sie  in  keine  regelmässige  Loge, 
auch  nicht  einmal  als  Besuchende,  ein- 
gelassen werden,  bis  sie  eine  triftige  Ur- 
sache vorbringen  oder  sich  gebührlich 
unterwerfen.«  Auch  wurde  sämtlichen 
Logen  durch  die  Neue  Verordnung  III 
aufgegeben,  Veränderungen  ihres  Wohn-  j 
Bitzes  dem  Grossschriftführer  unverzüglich 
anzuzeigen.  An  demselben  Tage  beschloss 
man,  den  abgegangnen  Grossmeistern  die 
Berechtigung  zur  Abstimmung  in  der 
Grossloge  zu  gewähren  —  die  erste  Ab- 
weichung von  dem  ursprünglichen  Grund- 
satz, dass  nur  die  Vertreter  der  Logen 
selbst  neben  dem  Grossmeister  die  Gross- 
loge zu  bilden  hätten,  und  der  erste  Keim 
zu  einer  Logenaristokratie  und  zum  Meister- 
grade. Erfreulicher  ist,  dasB  an  diesem 
Tage  der  gewesne  Grossmeister  Dalkeith 
die  erste  Anregung  zur  Gründung  der 
Almosenkommission  gab  (s.  d.),  was  17. 
März  1725  zur  Bildung  eines  Ausschusses 
führte,  »um  die  beste  Methode,  den  all- 
gemeinen Almosenfonds  der  Maurer  zu 
regulieren«,  in  Erwägung  zu  ziehen.  Am 
27.  Nov.  wurde  sodann  das  Nähere  fest- 
gesetzt. R.  blieb  auch  für  die  Folge  ein 
fiejssiger  Besucher  der  Grosslogeuversamm- 
lungen  und  bekundete  damit  ein  reges 
Interesse  an  der  Maurerei. 

Richter,  Jean  Paul  Friedr.,  gewöhn- 
lich nur  Jean  Paul  genannt,  soll  in  der 
Loge  Zum  Morgenstern  in  Hof  Frei- 
maurer geworden  sein.    Im  dortigen  Ar- 


chiv ist  darüber  nicht«  zu  finden.  Es  ist 
sogar  sehr  wahrscheinlich,  dass  R.  dem 
Freimaurerbund  nie  beigetreten  ist.  [Vgl. 
A.  1896,  S.  105.  FZ.  1863,  S.  116.  Bh. 
1878,  S.  207.  Z.  1885,  S.  9.  Gedenkblatt 
zum  100jährigen  Stiftungsfeste  der  Loge 
Zum  Morgenstern  in  Hof  (Hof  1899),  S.  28.] 

Richtscheit,  s.  Wasserwage. 

Rldel,  Cornelius  Job.  Rudolf,  wei- 
marscher Kanimerdirektor,  geb.  25.  Mai 
1759  in  Hamburg,  gest.  16.  Jan.  1821, 
arbeitete  am  Reichskammergericht  zu 
Wetzlar,  wurde  Rechtsanwalt  in  Hamburg, 
kam  als  Reisebegleiter  eines  jungen  Grafen 
Taube  nach  Weimar,  blieb  daselbst  als 
Landkammerrat,  war  1787—99  Erzieher 
des  spätem  Grossherzogs  Karl  Friedrich, 
dann  Mitglied  der  Generalpolizeidirektion 
und  1817  Kammerdirektor.  AIb  Student 
in  der  Göttinger  Loge  Augusta  zu  den 
drei  Flammen  aufgenommen,  schloss  er 
sich  in  Weimar  der  lx>ge  Amalia  an,  und 
trotz  der  längern  Unterbrechung  ihrer 
Arbeiten  blieb  seine  rege  Teilnahme  für 
die  Maurerei  ungeschwächt,  besonders  in- 
folge der  langjährigen  Verbindung  mit 
Bode  (s.  d ),  dem  hellsehenden  Würdiger 
aller  Lehrarten,  und  sollte  endlich  wieder 
zur  äussern  Wirksamkeit  gelangen.  Durch 
Schröders  Vertrauen  in  alle  Erfolge  seiner 
scharfsinnigen  Forschungen  eingeweiht, 
verband  sich  R.  1808  mit  Bertuch  (s.  d.) 
und  sieben  andern  Maurern  zur  Wieder- 
erweckung der  Loge  Amalia  nach  dem 
von  Schröder  veränderten  Gebrauchtum. 
Er  wurde  alsbald  zum  ersten  Schaffner, 
ein  halbes  Jahr  später  zum  zugeordneten 
Meister  und  Johannis  1810  zum  Meister 
vom  Stuhl  erwählt,  welches  Amt  er  neun 
Jahre  bekleidete.  Seine  beiden  Söhne 
führte  er  selbst  dem  Bunde  zu,  den  er 
als  eine  höhere  Schule  des  Lebens  ansah. 
Unermüdet  widmete  er  sich  den  Logen- 
arbeiten, und  die  Loge  verdankt  ihm 
ein  sinnreich  geordnetes  Liederbuch 
und  das  Archiv  manche  schätzbare  Be- 
reicherung, darunter  seinen  »Versuch  eines 
alphabetischen  Verzeichnisses  der  wich- 
tigern Nachrichten  zur  Kenntniss  und  Ge- 
schichte der  Freimaurerei«  (Jena  1817), 
der  zugleich  ein  Inhaltsverzeichnis  der 
Engbundarbeiten  bildet,  ein  höchst  ver- 
dienstliches Werk,  von  dem  nur  zu  be- 
dauern ist,  dass  niemand  gewagt  hat,  es 
weiter  zu  führen.  [Vgl.  R.'s  und  der 
früher  heimgegangenen  Brüder  Kästner, 
Krumbholz,  Slevoigt  und  Jagemann  Tod- 
tenfeyer  in  der  Loge  Amalia  zu  Weimar, 
am  15.  Juni  1821;  A.  V,  S.  107.1 

Riedesel,  Friedr.  Adolf  Freiherr 
von  R.  zu  Eisenbach,  General,  geb.  3.  Juni 
1738  in  Lauterbach  in  Oberhessen,  gest. 
6.  Jan.  1800  in  Braunschweig,  zeichnete 
sich  im  Siebenjährigen  Krieg  wiederholt 
aus,  war  dann  in  Kauada  unter  dem  von 
Braunschweig  an  England  gelieferten  Hilfs- 
korps als  Generalmajor,  wurde  mit  einem 


ized  by 


Rieflei  —  Rinteln. 


247 


Teile  desselben  bei  Saratoga  (unter  Bour- 
goyne)  1777  gefangen  und  zuerst  in  die 
Gegend  von  Boston,  dann  von  Char- 
lotteville  in  Virginien  geführt,  wo  die 
braunschweigschen  und  hessen-hanau- 
achen  Offiziere  sich  der  beim  20.  eng- 
lischen Regiment  von  der  irländischen 
Grossloge  (unter  der  Nr.  67)  gebildeten 
Feldloge  anschlössen,  nebenbei  aber  wäh- 
rend des  J.  1780  eigne  maurerische  Zu- 
sammenkünfte unter  einem  zeitweilig 
gewählten  Meister  vom  Stuhl  mit  allen 
Gebräuchen,  aber  ohne  selbst  jemanden 
aufzunehmen,  veranstalteten.  R.  nahm 
nicht  daran  Teil,  weil  er  schon  1779  zur 
Auswechslung  nach  New  York  ging.  1780 
ausgewechselt  und  wieder  thätig  geworden, 
kehrte  er  1788  nach  dem  Frieden  nach 
Deutschland  zurück,  führte  1788  das  in 
holländischen  Sold  gegebne  braunschweig- 
sche  Hilfskorps  nach  Maastricht,  war 
aber  nicht  bei  dessen  Belagerung.  —  1763 
in  der  Loge  Jonathan  in  Braunschweig 
dem  Maurerbunde  zugetreten,  blieb  er  bis 
an  sein  Ende  Mitglied  der  Braunschweig- 
schen  Logen.  Seine  Gattin,  geborne 
Freiin  v.  Massow,  erweckte  damals  allge- 
meine Bewunderung  durch  deu  Helden- 
mut, mit  dem  sie  ihm  mit  drei  kleinen 
Kindern  nach  Kanada  folgte  und  auf 
allen  Zügen  in  Amerika  in  seiner 
Nähe  blieb.  1772  bei  einer  Hungersnot 
leitete  R.  mit  werkthätiger  Hilfe  seiner 
Gattin  einen  Teil  der  Verteilungen  von 
Armenspenden  der  Loge,  die  ihr  nach  deren 
Rückkehr  aus  Amerika  1786  ein  beson- 
deres Dankschreiben  nebst  einem  Exem- 
plar der  früher  geschlagnen  Denkmünze 
sandte.  [Vgl.  Max  v.  Eelking,  Leben 
und  Wirken  des  herzogl.  braunschw. 
Generalleutnants  Fr.  Ad.  lt.,  Freiherrn  v. 
Eisenbach  (3  Bde.,  Lpz.  1856);  Die  Berufs- 
reisc  nach  Amerika.  Briefe  der  Generalin 
von  R.  (Brl.  1800;  neue  Ausg.  Freiburg 
L  Br.  1881).] 

Rleffel,  Franz  Jos.  Friedr.  Thad- 
däus Freih.  v.,  geb.  1810,  gest.  im  Mai 
1858  als  grossherz.  hessischer  Ministerial- 
rat, in  den  Freimaurerbund  aufgenommen 
1838,  stand  längere  Zeit  (von  Juni  1850 
bis  1853)  an  der  Spitze  der  Loge  Johannes 
der  Evangelist  zur  Eintracht  in  Darm- 
stadt und  war  ein  sehr  thätiges  Mitglied 
des  neu  begründeten  Bundes  derGrossenFrei- 
m  aurer  löge  Zur  Eintracht,  zu  deren  Grün- 
dung er  wesentlich  beitrug,  f  L.  XVIII,  S.210.] 

Ries»  (St.  im  Königr.  Sachsen,  11 768  E.). 
Hier  bestand  1)  ein  maurerisches  Kränz- 
chen, gegr.  4.  Juni  1864,  wieder  eröffnet 
30.  Nov.  1878,  seit  8.  Mai  1890  unter  der 
Dresdner  Loge  Zum  goldnen  Apfel,  das 
sich  2)  18.  Febr.  1894  in  eine  Loge  Her- 
kules an  der  Elbe  unter  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  umwandelte. 
Vers.:  Mittwochs;  Ferien:  Johanni  bis 
Michaeli.  Mitgliederzahl  (1899):  50.  Haus- 
gesetz vom  12.  Dez.  1894. 


Riesser,  Dr.  jur.  Gabriel  geb.  2.  April 
1806  in  Hamburg,  gest.  das.  22.  April  1868, 
begründete  1832  die  Zeitschrift  »Der  Jude 
periodische  Blätter  für  Religions-  und 
Gewissensfreiheit«.  1836  begab  er  sich 
nach  Bockenheim  bei  Frankfurt  a.  M.  und 
wurde  später  öffentlicher  Notar  in  Ham- 
burg. Er  war  Mitglied  des  Vorparlaments 
und  des  deutscheu  Parlaments,  gehörte 
dem  Verfassungsausschuss  des  letztern  an 
und  war  zweimal  Vizepräsident  des  Par- 
laments. Hier,  wie  auch  später  im  Er- 
furter Parlament,  zählte  er  zu  den  hervor- 
ragendsten Kräften  des  Liberalismus.  1859 
wurde  er  Obergerichtsrat  in  Hamburg. 
Als  Vizepräsident  der  neuen  »Bürgerschaft« 
förderte  er  den  Ausbau  der  Verfassung.  — 
Freimaurer  wurde  R.  1.  Aug.  1832  in  der 
Loge  Zur  aufgehenden  Morgenröte  in 
Frankfurt  a.  M.,  der  er  bis  zu  seinem 
Tode  angehörte  und  die  ihn  zu  ihren  be- 
deutendsten Mitgliedern  zählte.  Auch 
als  Freimaurer  nahm  er  lebhaften  Anteil 
an  dem  Kampfe  für  die  Emanzipation 
der  Juden  überhaupt,  wie  im  besondern 
für  deren  Gleichberechtigung  innerhalb 
der  Logen.    [Vgl.  Bh.  1863,  S.  814.] 

Riga  (Hauptst.  des  russ.  Gouvernements 
Livland,[1893]:  182754  E.).  Hier  bestanden 
u.  a.  unter  der  Grossen  Landesloge  in  Ber- 
lin die  Logen  Apollo,  eingew.  14.  Aug. 
1775,  und  Castor,  gest.  6.  April  1778, 
von  denen  1814  keine  Spur  mehr  vorhan- 
den war.  [Vgl.  Rigascher  Almanach  1900, 
S.  1.   L.  1900.  S.  89.] 

Ringe,  Akademie  der  erhabnen  Meister 
vom  leuchtenden  (Academie  des  sublimes 
maitres  de  l'anneau  lumineux),  ist  ge- 
nau betrachtet  eine  scientifische  höhere 
Erkenntnisstufe,  die  in  einigen  franzö- 
sischen Logen  bestand,  namentlich  im 
philosophisch  -  schottischen  Ritus,  wo 
sie  den  achten  Grad  ausmachte.  Gestiftet 
war  sie  von  Graut,  Baron  de  Blaerfindy, 
Mitglied  der  Loge  Le  Contrat-Social  una 
Grossoffizier  des  philosophisch-schottischen 
Systems  1780.  Diese  Akademie  zerfiel  in 
drei  Ordnungen,  deren  zwei  erstem 
sich  mit  der  Geschichte  der  Frei- 
maurerei beschäftigten,  in  deren  drittem 
das  Dogma  der  ganzen  Gesellschaft  den 
Eingeweihten  und  dessen  Anwendung  auf 
die  höhern  Wissenschaften  mitgeteilt 
wurde.  1784  setzte  sich  diese  Akademie 
im  Schosse  der  Loge  Parfaite  union  in 
Douai  nieder.  [Vgl.  Annuaire  mac.  de  la 
parfaite  union  de  Douai  1814,  S.  91 ;  Thory, 
Acta  latom. ,  I,  290;  Ragon,  Orthodoxie 
maconnique,  S.  171;  Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  391.] 

Rinteln  (St.  in  der  preuBs.  Prov.  Hessen- 
Nassau,  4394  E.).  1)  Hier  bestand  eine 
Loge  Zum  Löwen,  gest.  25.  Aug.  1776 
von  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin, 
später  eingegangen.  2)  Eine  Loge  Wil- 
helm zum  Nesselblatt  hat  sicher  schon 
1787  bestanden  [vgl.  Bst.  R.  1883,  S.  167[. 


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248 


Rio  de  Janeiro  —  Ritter,  Rittertum  in  der  Freimaurerei. 


1794  nmsste  sie  in  Ausführung  des  Be- 
schlüsse* des  Reichstags  in  Regensburg 
decken.    Als  unter  Bardelebens  (s.  d.)  Lei- 
tung 1814  die  hessischen  Logen  wieder  zu 
arbeiten  begannen,  schloss  sich  ihnen  auch 
die  wiedererwachte,  am  80.  Okt.  1815  neu 
gegründete  Loge  an  und  eröffnete  ihre  | 
Arbeiten  Mai  1816.   Sie  schloss  sich  an  j 
die  Grosse  Provinzialloge  von  Kurhessen 
an  und  wurde  den  21.  Juli  1824  aufgelöst 
(s.  oben  I,  S.  447).   3)  Seit  1895  besteht 
hier   wieder   ein   Kränzchen  Wilhelm 
zum  Nesselblatt  unter  der  Loge  in  j 
Hameln,  genehmigt  10.  Okt.  1896.    Mit-  ! 
gliederzahl(1900):  12. 

Rio  de  Janeiro  (Hauptst.  der  Vereinig-  > 
ten  Staaten  von  Brasilien,  [1890]  422756  E.). 
Hier  besteht  eine  deutsche  Loge  Zur 
Eintracht,  gegr.  22.  März  1897,  unterm 
Grossorient  von  Brasilien. 

Rio  Grande  do  Sul  (Föderativstaat  von 
Brasilien),  s.  Brasilien  (oben  I,  S.  124). 

Rlpon,  George  Frederick  Samuel 
Robison,  Marquis  von  R.,  Graf  de 
Grey,  geb.  24.  Okt.  1827,  war  von  1870 
bis  1874  Grossmeister  der  Grossloge  von 
England.  27  Jahre  alt,  trat  er  als  erklärter 
Radikaler  in  das  Parlament  und  huldigte 
damals  der  Richtung  eines  spekulativen 
Sozialismus.  Nachdem  er  1859  —  63  in 
der  Eigenschaft  eines  Unterstaatssekretärs 
im  Kriegsministerium  und  im  Ministerium 
für  Indien  gedient  hatte,  wurde  er  1863 
zum  Staatssekretär  des  Kriegs  und  1866  I 
zum  Staatssekretär  für  Indien  ernannt. 
Im  Ministerium  Gladstone  bekleidete  er 
das  Amt  eines  Präsidenten  des  Geheimen 
Rata  bis  1874.  1880—84  war  er  Vizekönig 
von  Indien,  1886  erster  Lord  der  Admira- 
lität und  1892—95  Kolonialminister.  — 
Seine  Wahl  zum  Grossmeister  von  England 
iateinBeweisdergesellschaftlichenStelluiig, 
in  der  er  sich  Defand,  und  sein  grosser  i 
Reichtum  machte  ihn  zu  einem  wichtigen  j 
Glied  der  Grossloge.  Er  war  einer  der 
tonangebenden  Aristokraten  Englands 
und  wurde  zugleich  als  schätzbares  Mit- 
glied der  liberalen  Partei  betrachtet.  Kein 
Wunder,  dass  die  Jesuiten  für  gut  fanden,  I 
diesen  Mann  zu  erobern.  Er  trat  4.  Sept. 
1874  zur  römisch-katholischen  Kirche  über  , 
und  hat  als  ersten  weitern  Schritt  am  9.  j 
Sept.  1874  sein  Amt  als  Großmeister 
niedergelegt.  Er  erklärte,  »dnss  er  sich 
in  Zukunft  unfähig  fühle,  die  Pflichten 
eines  Grossmeisters  zu  erfüllen,  und  folg- 
lich sich  genötigt  sehe,  seine  Stelle  nieder- 
zulegen.. [Vgl.  FZ.  1876,  S.  96.  Z.  1874, 
8.  158,  180,  183.  Allgemeine  österrichische 
Freimaurer-Zeitung  1874,  S.  45.] 

Rlqnet,  August,  reformierter  Prediger 
in  Dresden,  war  1809  bei  der  Loge  Zu 
den  drei  Schwertern  in  Dresden  angenom- 
men worden.  Als  1810  die  Krause-Moss- 
dorf sehe  Angelegenheit  (s.  oben  I,  S.  575)  zur 
Verhandlung  in  der  Loge  kam,  trat  er 
warm  für  die  Angeklagten  ein  [vgl.  »Vor- 


trag in  einer  allgemeinen  Versammlung  etc. 
am  17.  Dec.  1810«  (Dresd.  1811)],  und 
als  seine  Verteidigung  ohne  Erfolg  blieb, 
deckte  er,  sowie  seine  Gesinnungsgenossen 
Maler  Meyer  und  Dr.  jur.  Burkhardt  die 
Loge.  [Vgl.  Peuckert,  Geschichte  der 
Loge  zu  den  drei  Schwertern  etc.  (Lpz. 
1883),  S.  110.] 

Rite,  an  sich  gleichbedeutend  mit  Ritual 
(s.  d  ),  wird  in  der  französischen  Freimau- 
rerei gleichbedeutend  mit  Lehrart  (System) 
(s.  d.)  gebraucht. 

Rite  ancien  reTorme"  heisst  die  Lehrart 
des  Grossorients  von  Frankreich  in  den 
Niederlanden. 

Rite  leossais  ancient  et  accepte\  b. 
Schottischer  Ritus. 

Rite  eeofisais  phllosophlqne,  s.  Schot- 
tischer philosophischer  Ritua. 

Rite  primitif,  s.  Primitif  Rite. 

Rite  rectiflß,  s.  Rektifiziertes  System. 

Rite  reTorme  oder  Reformiertes  System 
wurde  manchmal  das  auf  dem  Konvent  des 
Gaules  in  Lyon  (s.  d.)  1778  angenommene 
System  der  Chevaliers  de  la  Sainte  Cite" 
genannt.   (S.  Rektifiziertes  System.) 

Rittberg,  Benno  George  Albrecht 
Heinrich  Graf  von,  Landrat  des 
Kreises  Marienwerder  und  Geheimer  Re- 
gierungsrat, geb.  2.  Mai  1802  in  Stangen- 
berg, Kreis  Stuhm,  gest.  8.  Nov.  187o  in 
Marienwerder,  trat  beim  Kammergericht 
in  Berlin  in  den  Justizdienst  und  wurde 
bald  darauf  an  das  Oberlandesgericht  in 
Marienwerder  versetzt.  Nachdem  er  kurze 
Zeit  ein  Richteramt  in  Tolkemit  bekleidet 
hatte,  wurde  er  1.  Jan.  1834  Landrat  des 
Kreises  Marienwerder  und  blieb  es  fast 
32  Jahre  bis  zu  seiner  Versetzung  in  den 
Ruhestand  am  1.  Okt.  1865.  Die  Stadt 
Marien  werder  ernannte  ihn  in  Anerkennung 
seiner  Verdienste  um  den  Kreis  zum  Ehren- 
bürger. —  R.  wurde  24.  Juni  1834  in  der 
Loge  Zur  goldnen  Harfe  in  Marienwerder 
aufgenommen,  war  1842—1846  ihr  zweiter 
Aufseher,  1848—1849  zugeordneter  und 
1849—1851  delegierter  altschottischer  Ober- 
meister der  dortigen  Schottenloge. 

Ritter  (Chevalier,  Knight),  Rittertum 
In  der  Freimaurerei.  Die  gegen  die  Mitte 
des  18.  Jahrh.  von  Frankreich  aus  ver- 
breitete Auffassung  der  Freimaurerei  als 
eines  Ordens,  der  mit  den  Ritterorden  des 
Mittelalters  in  engem  geschichtlichen  Zu- 
sammenhange stehe,  ist  Veranlassung  zu 
den  unheilvollsten  Verirrungen  der  Frei- 
maurerei von  ihrem  wahren  Ziel  und 
ursprünglichen  Pfad  geworden.  Die  Un- 
richtigkeit jener  Auffassung  ist  erst  in 
neuerer  Zeit,  insbesondere  auf  Grund  der 
gründlichen  geschichtlichen  Forschungen 
deutscher  Gelehrter  dargelegt  und  die 
wahre  Entstehung  der  Freimaurerei  aus 
den  Bauhütten  der  Steinmetzen  nachge- 
wiesen worden;  gleichwohl  zählt  sie  in 
Frankreich,  England  und  besonders  Nord- 
amerika noch  viele  Anhänger,  und  auch  in 


Ritter,  schwarze  —  Ritual. 


249 


Deutschland  findet  sie  in  der  sogenannten 
schwedischen  oder  Zinnendorfscnen  Lehr- 
art (s.  d.)  noch  eine  Statte.  In  dem  letz- 
tern tritt  das  Rittertum  gleich  von  der 
untersten  Stufe  an  hervor,  indem  man  als 
Freimaurer-Ritter  und  -Lehrling  aufge- 
nommen wird.  In  andern,  ausserdeutschen 
Lehrarten,  die  Hochgrade  (a.  d.)  kennen, 
werden  verschiedne  höhere  Grade  als  die 
von  Rittern  mit  verschiednen  Beinamen 
bezeichnet.  [Vgl.  Schiffmann,  Die  Ent- 
stehung der  Rittergrade  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts.   (Leipzig  1882).] 

Ritter,  schwarze,  s.  Schwarze  Brüder. 

Ritterbund  hiess  die  Gesellschaft,  die 
sich  in  Wetzlar  bei  Goethes  (s.  d.)  Aufenthalt 
daselbst  und  durch  dessen  Vermittlung 
und  besondere  Beihülfe  Goues  (s.  d.)  1771 
gebildet  hatte.  Er  erscheint  gewisserweise 
alseine  Nachbildung  der  strikten  Observanz, 
die  Mitglieder  führten  Ritternamen  und 
sprachen  scherzweise  im  Stil  des  mittel- 
alterlichen Rittertums,  um  sich  andern 
Anwesenden  gegenüber  als  zu  einander 
gehörig  zu  erkennen.  Ausser  den  Ritter- 
namen war  auch  ein  symbolisches  Buch 
»Die  vier  Haimonskinder«  vorhanden, 
dessen  Inhalt  Goethe  behandelte,  damit 
sie  bei  Festen  und  Feierlichkeiten  vorge- 
tragen werden  sollten.  >In  dieses  Ritter- 
wesen verschlang  sich*,  wie  Goethe  [Werke, 
Bd.  18  der  30  bändigen  Ausgabe  1851,  S  77] 
in  seinem  Leben  sagt,  »noch  ein  seltsamer 
Orden,  welcher  mystisch  und  philosophisch 
sein  sollte  und  keinen  eigentlichen  Namen 
hatte.  Der  erste  Grad  hiess  der  Übergang, 
der  zweite  _des  Übergangs  Übergang^  der 
dritte  des  Übergang»  Übergang  zum  Über- 
gang,und  der  vierte  des  Übergangs  Übergang 
zu  des  Übergangs  Übergang.  Den  hohen  Sinn 
dieser  Stufenfolge  auszulegen,  war  die 
Pflicht  der  Eingeweihten,  und  dieses  ge- 
schah nach  Massgabe  eines  gedruckten 
Büchelchens,  in  dem  jene  seltsamen  Worte 
auf  eine  noch  seltsamere  Weise  erklärt 
oder  vielmehr  amplifiziert  waren.«  Ausser 
den  von  Goethe  mitgeteilten  Namen,  er- 
fahren wir  nur  noch  durch  Bretschneider 
in  seiner  Reise  nach  London  und  Paris 
(Brl.  1817)  die  Namen  von  Ganz  und 
Jerusalem  (der  sich  29.  Okt.  1772  erschoss). 
Die  Seele  des  Ganzen  war  Goue\  von  dem 
Goethe  (a.  a.  O.,  S.  76,  77]  ein  charakte- 
ristisches Bild  entwirft.  [Vgl.  auch  Blätter 
für  literar.  Unterhaltung,  1852,  Nr.  52, 
S  1226  ] 

Ritter  der  heiligen  Stadt  (Chevaliers 
bienfnisants  de  la  Sainte  Cit£)  s.  Hekttfl- 
ziörtos  System. 

Ritter  der  Wohlthiitigkeit.  Diese  Be- 
zeichnung nahmen  die  deutschen  Provinzen 
des  bisherigen  v.  Huudschen  Tempel- 
herrensystems  (s.  d.)  1782  auf  dem  Kon- 
vent zu  Wilhelmsbad  (s.  d.)  an;  man  be- 
hielt die  bisherigen  sechs  Grade  bei, 
arbeitete  aber  die  Rituale  um. 

Ritter-Koinniandeurehiesseu  früherauch 


die  Mitglieder  des  10.  Grads  der  Lehrart 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin,  die  jetzt 
Brüder  vom  roten  Kreuz  heissen. 

Ritternamen,  s.  Ordenanamen. 

Rlttershaiis,  Emil,  deutscher  Dichter, 
geb.  S.  April  1884  in  Barmen,  gest.  das. 
8.  März  1897,  widmete  sich  dem  Handel 
'  als  Lebensberuf,  während  er  seine  Muse- 
I  stunden  der  Dichtkunst  weihte.  In  den 
Freimaurerbund  wurde  er  20.  Mai  1868 
in  der  Loge  Zum  westfälischen  Löwen 
\  in  Schwelm  aufgenommen  und  beteiligte 
i  sich  an  Gründung  der  Loge  Lessing  in 
;  Barmen,  in  der  er  von  1875  zugeordneter 
I  Meister,  von  1878—1886  Meister  vom  Stuhl 
war  und  dann  zum  Ehrenmeister  ernannt 
wurde.  Seit  1879  war  er  Vorsitzen- 
der des  Vereins  deutscher  Freimaurer,  in 
welcher  Eigenschaft  er  viel  wirkte.  R. 
war  auch  im  bürgerlichen  Leben  für  hu- 
manitäre Bestrebungen  und  Einrich- 
tungen ungemein  thätig  in  seiner  Heimat. 
Er  gründete  den  Bürgerverein,  dessen  Prä- 
sident er  war  und  aus  dem  eine  Fort- 
bildungsschule hervorging.  Seine  dichte- 
rischen Erzeugnisse  haben  allgemeinen 
Anklang  gefunden,  so  »Gedichte«,  »Neue 
Gedichte«,  »Am  Rhein  und  beim  Wein«, 
•Das  Buch  der  Leidenschaften«,  »Aus  den 
|  Sommertagen«.  In  unzähligen  Zeitschrif- 
ten finden  sich  Gedichte  von  ihm.  Ein 
Denkmal  für  R.  ist  im  Stadtpark  zu  Bar- 
men errichtet  und  20.  Juni  1900  einge- 
weiht worden,  zu  dem  auch  die  Freimau- 
rerlogen namhafte  Beiträge  lieferten.  1874 
erschien  von  ihm:  »Dem  Papste!«  Ant- 
wort auf  die  Enzyklika  vom  21.  Nov.  1873, 
in  der  die  Freimaurer  verflucht  werden, 
1900  die  fünfte  Auflage  seiner  »Frei- 
maurerischen Dichtungen«  (Lpz.)  und  »In 
Bruderliebe  und  Brudertreue«  (Lpz. 
1893).  [Vgl.  Mittheilungen  aus  dem  Ver- 
ein deutscher  Freimaurer  1897/98,  S.  58. 
Bbl.  1897.  S.  181.  Bh.  1897,  S.  118;  1900, 
S.  289.  FZ.  1897,  S.  97.  L.  1893,  S.  201; 
1897,  S.  41,  57.  Andriessen,  Emil  R.  als 
Dichter  und  Mensch  (.1897).] 

Ritter  und  Brüder  St.  Johannis  des 
Evangelisten,  s.  Asiatische  Brüder. 

Ritter  vom  Osten,  der  6.  Grad  in  der 
Lehrart  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin. 

Ritter  vom  Osten  und  Westen,  s.  Kai- 
ser vom  Osten  und  Westen. 

Ritter  vom  Westen,  der  7.  Grad  in  der 
Lehrart  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin. 
[Vgl.  Schiffmann,  Entstehung  der  Ritter- 
grade (Lpz.  1882i,  S.  152. | 

Ritter  von  den  drei  Königen,  s.  Könige. 

Ritter  von  R.  S.  Y.  C.  8.  (d.  i.  Rosy- 
cross),  s.  R.  8.  Y.  C.  8-  und  Heredom. 

Ritual  (Gebrauchtum,  welcher  Ausdruck 
aber  nicht  ganz  den  Begriff  deckt)  bezeich- 
net die  bestimmte  Ordnung,  in  der  eine 
sinnbildliche  Handlung  oder  ein  Gebrauch 
vor  sich  gehen  soll.  I.  Das  Ii.  ist  vielfach 
den  alten  Handwerksgebräuchen  der  Stein- 
metzen nachgebildet  und  hat  von  da  seinen 


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250 


Ritual. 


Ursprung,  wie  mau  dies  noch  heute  deut- 
lich erkennt.  II.  Das  R.  hat  innerhalb 
der  Freimaurerei  seine  besondere  Bedeu- 
tung, weil  die  freimaurerischen  Lehren 
nicht  durch  Worte,  sondern  durch  sinn- 
bildliche Formen  und  Gebräuche  mitgeteilt 
werden,  in  diesen  als  Schatz  enthalten  und 
verborgen  sind.  Eine  kurze  Deutung  giebt 
der  Katechismus  (s.  d.);  aber  sie  ist  so 
kurz,  dass  sie  nur  als  eine  Anregung  zu 
weiterm  Nachdenken  aufgefaest  werden 
kann.  Das  K.  und  im  Zusammenhang  da- 
mit die  Sinnbilder  —  s.  d.  —  (Symbole)  sind 
der  Freimaurerei  so  wesentlich,  dass  sie 
ohne  solche  nicht  wäre,  was  sie  ist. 
III.  Beinahe  jede  maurerische  Lehrart  hat 
ihr  besonderes,  bald  mehr,  bald  weniger 
abweichendes  lt. ,  ja  selbst  innerhalb  ein 
und  derselben  Lehrart  ist  es  oft  verschie- 
den. Im  R.  spiegelt  sich  gewissermassen 
die  besondere  Lehrart  ab  und  teilt  jenem 
ihren  eignen  Charakter  mit,  wenn  auch 
in  den  Grundgedanken  eine  Einheitlich- 
keit nicht  zu  verkennen  ist.  Eine  durch- 
gehende Einheitlichkeit  erscheint  nicht 
einmal  wünschenswert  ;  die  Mannigfaltig- 
keit im  einzelnen  erfrischt  und  belebt, 
sichtet  und  läutert.  IV.  Das  R.  ist  von 
den  einzelnen  Grosslogen  ihren  Tochter- 
logen vorgeschrieben;  einzelne  gewahren 
indes  eine  gewisse  R.-Freiheit.  Diese  be- 
steht entweder  darin,  dass  die  Wahl  des 
R.  ganz  freigestellt  bleibt  und  nur  die 
Genehmigung  der  Grossloge  vorbehalten 
ist,  damit  nichts  dem  Wesen  der  Frei- 
maurerei Fremdes  sich  einschleiche,  oder 
in  der  Zulassung  gewisser  Abwechslungen, 
um  der  Eintönigkeit  vorzubeugen.  Das 
erfordert  allerdings  Geschick  und  Ver- 
ständnis. In  dieser  Beziehung  hatten  Mar- 
bach fs.  d.)  durch  seine  »Agenden«  (J , 
4.  Aufl.,  1877.  B.,  3.  Aufl.,  1*93.  MB.,  2 
Aufl.,  1874)  und  R.Fischer  (s.  d.)  durch  seine 
»Maurerweihe«  (3.  Aufl.,  1900),  insbeson- 
dere auch  die  Zeitschrift  »Am  Reissbrette« 
(s.  d.)  in  neuerer  Zeit  viel  genützt  und  ge- 
schaffen. Dadurch  ist  eine  Durchgeistigung 
des  R.  eingeführt.  Manche  Logen  wollen 
davon  nichts  wissen;  es  erfordert  für  den 
leitenden  Meister  Arbeit  und  geistige  Kraft, 
belebt  aber  die  Logenversammlungen  und 
hebt  die  Teilnahme.  Einzelne  Grosslogen 
verlangen  unbedingtes  Festhalten  am  Her- 
gebrachten, so  dass  sie  keinerlei  Ände- 
rungen selbst  am  Buchstäblichen  zulassen. 
Das  ist  keinesfalls  zu  billigen.  [Vgl. 
Mittheilungen  aus  dem  Verein  deutscher 
Freimaurer  1900/1,  Anh.  VIII.]  V.  Das 
Bedürfnis  einer  fortschreitenden  Verbesse- 
rung des  R.  (R. -Reform)  ist  schon  lange 
zu  Tuge  getreten  und  anerkannt  worden, 
weshalb  vielerlei  Änderungen  schon  von 
Grosslogen  vorgenommen  worden  sind. 
Deutschland  ist  in  dieser  Beziehung  voran, 
während  Amerika  und  teilweise  selbst  Eng- 
land noch  sehr  im  alten  Gleisesich  bewegen. 
Schröder  (s.  d.)  hat  zuerst  nebst  Fessler 


I  (s.  d.)  umfassende  Änderungen  vorgenom- 
]  men.  Die  Loge  Zur  edeln  Aussicht  in 
Freiburg  schuf  durch  ihren  Meister  vom 
Stuhl  Ficke  (s.  d.)  ein  R.  auf  ganz  neuer 
Grundlage  (I.  Gr.  1866,  1870.  U.  Gr.  1867. 
III.  Gr.  1876).  Auch  Bluntschli  (s.  d.)  ver- 
fasste  ein  R.  (1867).  Ebenso  hat  die  Gross- 
loge Zur  Sonne  ein  solches  aufgestellt, 
und  Findel  gab  für  alle  drei  Grade  einR.  her- 
aus (2.  Aufl.  1875).  Beachtenswert  ist  ferner 
das  R.  der  Loge  Concordia  in  St.  Gallen 
(1868).  Die  R.-Reform  wird  auch  nicht 
ruhen.  Denn  das  R.  hat  das  Gepräge  der 
Zeit  zu  tragen  (s.  über  die  Grundsätze  der 
R.-Reform  Gebräuche ).  Das  Ideal  einea 
R.  beruht  darin,  »dass  jede  einzelne  Ar- 
beiteloge mit  allem,  was  in  ihr  gesprochen 
wird,  ein  kunstgerechtes,  d.  h.  in  sich  ein- 
heitliches Ganze  darstellt.  Jeder  Logen- 
arbeit sollte  das  wesentlich  aus  Handlungen 
bestehende  R.  gleichsam  als  festes  Knochen- 
gerüst zu  Grunde  liegen,  um  das  sich  als 
ein  geistiger  Leib  alles,  was  gesprochen 
wird,  zur  Darstellung  einer  schönen  indi- 
viduellen Gestalt  an-  und  umlegt.  Zur 
klarsten  und  ausdrucksvollsten  Erschei- 
nung muss  der  Gedanke,  um  dessen  Dar- 
legung es  sich  handelt,  im  Lehrvortrag 
kommen,  was  sonst  an  Zurufen,  Sprüchen, 
Gebeten  u.  s.  w.  gesagt  wird,  darf  nur 
vorbereitend,  erläuternd,  zur  begeisterten 
Auffassung  hinleitend  um  den  Vortrag  sich 
stellen.»  VI.  Das  R. -Buch  enthält  das  vor- 
geschriebene R.  Ursprünglich  wurde  das 
Ii.  nicht  gedruckt,  sondern  mündlich  über- 
liefert. Die  in  England  noch  gebräuchlichen 
sog.  Unterrichtslogen  (s.  d.)  sind  eigent- 
lich nur  zurEinprägung  des  R.  vorhanden. 
Heutzutage  giebt  es,  wenigstens  in  Deutsch- 
land allenthalben,  R.-Bücher,  doch  sind 
sie  teilweise  noch  nur  geschrieben.  Ihre 
sorgfältige  Aufbewahrung  gilt  als  beson- 
dere Verpflichtung.  [Vgl.  R.,  dessen  Ein- 
übung und  was  damit  zusammenhängt  in 
I  England:  HZC.  1897  98,  S.  45.  Geschichte 
des  maurerischen  R.  in  England  und  Ame- 
|  rika:  Mittheilungen  aus  dem  Verein  deut- 
i  scher  Freimaurer  I,  Heft  2,  S.  18.  Bh. 
1863,  S.  89.  Vollständige  R.  enthält: 
Ragon,  F.  M.,  Francmaconnerie  (Rituels 
maconniques)  (Paris  1861,  16  Hefte); 
ferner  Freemasonry  illustrated.  A  complete 
Exposition  of  the"  first  seven  masonic  de- 
grees,  bv  Jacob  O.  Doesburg  (12.  Aufl., 
Chicago  "1895 1.  Wichtigkeit  und  Bedeu- 
tung des  R.:  Bbl.  1895,  S.  538.  Bh.  1885, 
8.  265.  R.-Freiheit:  Bh.  1876,  S.  175.  Re- 
form der  R.:  Bh.  1860,  S.  171;  1866,  S. 
13;  1868,  S.  250;  1885,  S.  137.  FZ.  1890, 
S.  251.  Sl.  1896,  S.  52.  Triangel  1869, 
S.  122.  Z.  1874,  S.  94.  R.-Freiheit  in 
der  Grossloge  Zur  Sonne:  Bh.  1872,  S.  11. 
Feustel,  Denkschrift  über  die  Verhand- 
lungen der  Grossloge  Zur  Sonne,  bez. 
der  R.-Frage  (1872).  R.  Fischer,  Entwurf 
zu  einem  Handbuch  für  die  Amtstätig- 
keit der  Logenmeister  (Lpz.  1891),  S.  69.] 


Ritus  —  Rocke. 


251 


Ritus,  8.  Rite.  Ritual. 

Rlroll.  Timoteo,  Grossmeister  der  ita- 
lienischen Freimaurerei,  gest.  1H95  88  Jahre 
alt  in  Turin,  hatte  als  vertrauter  Freund 
Garibaldis  (s.  d.)  desaen  sämtliche  Feldzüge 
mitgemacht  und  »ich  als  Säule  der  italieni- 
schen Freimaurerei  einen  Namen  erworben. 
[Vgl.  Bbl.  1895,  S.  272.] 

Robert,  Karl  Wilhelm,  geb.  1740  in 
Kassel,  gest.  das.  1803,  war  Oberkonsisto- 
rialrat, Generalsuperintendent  und  Professor 
der  Theologie  in  Marburg^  legte  1778  seine 
sämtlichen  theologischen  Ämter  nieder,  stu- 
dierte die  Rechte  und  wurde  1782  ordent- 
licher Professor  der  Hechte  in  Marburg  und 
später  1797  Oberappellationsrat  in  Kassel. 
—  Er  wurde  in  der  Loge  La  concorde  in 
Lyon  1768  aufgenommen  und  in  der  Loge 
La  vertu  in  Paris  befördert.  1772  war  er 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zu  den  drei 
Löwen  in  Marburg  und  blieb  in  diesem  Amte 
aueh  noch  bei  der  2.  Okt.  1772  als  Filial- 
loge gestifteten  Loge  Zum  gekrönten  Löwen 
das.  Er  trat  der  strikten  Observanz  bei. 
Das  Marburger  Archiv  enthält  viele  seiner 
Reden  und  Arbeiten. 

Rohison,  John,  geb.  in  Boghall  bei 
Stirling,  1762  Flottenoffizier,  dann  1774 
Professor  der  Naturgeschichte  und  Sekre- 
tär der  königlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Edinburg,  woselbst  er  30.  Jan. 
1805  starb,  war  neben  Barruel  einer  der  hef- 
tigsten Gegner  des  Maurerbundes  und  trat 
gegen  diesen  1797  mit  dem  Buche  auf: 
»Proofs  of  a  conspiraey  against  all  the  Reli- 
gionsand Governments  ofEurope  carried  on 
in  the  Secret  Meetings  of  the  Freemasons, 
Illuminati,  and  Reading  Societies«  (Edin- 
burg  1797),  das  verschiedne  Auflagen  und 
Übersetzungen  ins  Französische,  Deutsche 
und  Holländische  erlebte.  Aus  der  deut- 
schen Übersetzung,  in  der  der  Vorrede 
nach  alles  das  weggelassen  ist,  was  nur  dem 
Engländer  von  Belang  ist  oder  was  nicht 
gerade  zum  Zweck  führt,  steht  ein  langer 
Auszug  in  dem  (Köthener)  Taschenbuch 
für  Freimaurer  auf  das  J.  1802,  S.  892—413, 
und  in  dem  Jahrgang  1803,  S.  151-218 
ein  Aufsatz:  Ȇber  die  Beschuldigungen, 
welche  dem  Freimaurerorden  in  den  neues- 
ten Zeiten  von  den  Gegnern  desselben 
gemacht  worden  sind,  in  Beziehung  auf 
den  von  der  batavischen  Brüderschaft  des- 
halb ausgesetzten  Preis  auf  die  beste  Wi- 
derlegungsschrift.«  Die  Freimaurer  in  der 
damaligen  batavischen  Republik  hatten 
1801  dem,  der  am  besten  beweisen  würde, 
•dass  die  Schriften  Barruels,  R.'s,  des  ano- 
nymen Verfassers  des  Tombeau  de  Jac- 
ques Molay  und  so  vieler  andern,  die 
sich  erlaubten,  die  Freimaurer  zu  beschul- 
digen, dass  sie  die  Ursache  sowohl  der 
religiösen,  als  der  politischen  und  gesell- 
schaftlichen Trennungen  und  Zwistigkei- 
ten  in  Europa  wären,  nicht  einmal  einen 
Schatten  von  Wahrheit  besässen  und  folglich 
die  Verachtung  verdienten,  welche  die  Frei- 


maurer selbst  dagegen  bewiesen  hätten«, 
eine  Denkmünze  von  50  holländischen  Du- 
katen im  Werte  versprochen.  [Vgl.  Merz- 
dorf, Denkmünzen,  ö.  100,  Nr.  17,  s.  auch 
Preisaufgaben.]  Die  Antworten  sollten 
noch  vor  dem  1.  Mai  1802  an  den  General- 
sekretär P.  Brouwer  zu  Amsterdam  ein- 
gesendet werden.  Allein  noch  früher, 
als  dieser  Preis  ausgesetzt  wurde,  hatte 
i  Mounier  (s.  d.),  während  seines  Aufent- 
!  balts  im  Schlosse  Belvedere  bei  Weimar 
seine  Schrift:  »De  l'infiuence  attribuee 
aux  Philosophes,  aux  Franc-Macons  et  aux 
Illumines  sur  la  revolution  de  France« 
(Tübingen  1801)  drucken  lassen,  von 
der  eine  deutsche,  eine  englische  und 
zwei  holländische  Übersetzungen  erschie- 
nen. [Vgl.  über  das  Buch  Neuer  Teut- 
scher  Merkur,  1801,  St.  6,  S.  158  bis 
158.1  Über  R.'s  Buch  fällt  Mounier  am 
Schlüsse  der  Einleitung  in  einer  Note  fol- 
gendes Urteil:  »Es  verdient  unter  denen, 
gegen  welche  diese  Schrift  gerichtet  ist, 
eine  ehrenvolle  Ausnahme;  denn  es  ent- 
hält Thatsachen,  in  Ansehung  deren  R. 
falsch  berichtet  worden  war  und  aus  de- 
nen er  Schlüsse  zog,  die  ich  nicht  gelten 
lassen  kann;  aber  wenigstens  trägt  doch 
alles  in  demselben  das  Gepräge  von  der 
Reinheit  seiner  Absichten;  auch  findet 
man  darin  sehr  nützliche  Wahrheiten. 
Wenn  er  ein  Feind  des  Unglaubens  und 
der  Zügel losigkeit  ist,  so  ist  er  nicht  we- 
niger dem  Despotismus  und  dem  Aber- 
glauben abhold,  und  er  hält  keineswegs 
die  Mönchsgelübde,  die  Inquisition,  das 
Lehnwesen  und  die  willkürliche  Gewalt 
für  den  höchsten  Grad  der  Vollkommen- 
heit des  menschlichen  Geistes«. 

RochefouOHult-Bayers,  Marquis  de  la, 
war  von  1776—85  Grossmeister  der  soge- 
nannten Mutterloge  des  schottisch-philoso- 
phischen Ritus,  dessen  Auftreten  vor  dem 
maurerischen  Publikum  von  besonderm 
Einfluss  war  und  der  sich  namentlich  durch 
seine  Versammlungen  (Convents  philoso- 
phiques)  Achtung  erwarb,  da  deren  Zweck 
war,  über  Materien,  die  zum  Geschicht- 
lichen oder  Dogmatischen  der  Freimaurerei 
gehörten,  Belehrung  zu  erteilen. 

Rochester  (St.  im  nordatnerikan.  Staat 
New  York,  [1895)  160000  E.).  Hier  be- 
steht unter  der  einheimischen  Grossloge 
eine  deutsche  Loge  Germania  Nr.  722, 
gegr.  7.  März  1872.  Vers.:  2.  und  4.  Mitt- 
woch im  Masonic  Temple. 

Rochlltx  <8t.  im  Königr.  Sachsen,  6847 
E.).  I.  Schon  1822  bestand  hier  ein  Klub 
Der  kleine  Zirkel  des  Archimedes, 
dessen  Vorsitzender  Fallou  (s.  d.)  war. 
II.  Ein  neues  Kränzchen  wurde  am  21.  Dez. 
1*6;»  gegründet,  ist  aber  längst  wieder  ein- 
gegangen. —  Über  die  hier  bestandne  Stein- 
metzhütte s.  R.  1891,  S.  53. 

Rocke,  Gotthelf  Moritz,  geb.  1816  in 
Zschortau,  gest.  1873  als  Prediger  in  Kalbe 
a.  d.  Saale,  wurde  aufgenommen  in  den 


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262 


Rück  aer  —  lioehr. 


Freimaurerbund  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Degen  in  Holle  a.  8.  1866  und  war  1860 
bis  1864  deren  Redner.  [Vgl.  Hertzberg, 
Hallesche  Festschrift  (1898),  S.  15  J  Ver- 
öffentlicht hat  er:  »Maurergruss  in  (86) 
Liedern.  Kleine  Symbolik  des  ersten  Mau- 
rergrades« (Lpz.  1862)  und  verschiedne  j 
Reden  in  FZ.  1860. 

Röckner,  Gottlieb  Christian,  Kon- 
sistorialdirektor, geb.  5.  Mai  1766  in  Bla- 
diau  bei  Heiligenbeil,  gest.  1.  Juni  1828 
in  Marienwerder,  wurde  1788  Feldprediger 
und  machte  als  solcher  den  polnischen 
Feldzug  von  1794  mit.  Später  wurde  er 
Feld  probst,  1809  Landpfarrer  in  Pobethen 
im  Samland  und  1810  erster  Pfarrer,  Su- 
perintendent und  Konsistorialrat  in  Ma- 
rienwerder. Er  machte  sich  verdient  um 
die  Kirchenpflege  und  das  Schulwesen,  ! 
namentlich  durch  die  Einrichtung  vieler  i 
Schullehrerseminare.  —  R.  wurde  in  der  j 
Loge  Zur  goldnen  Harfe  in  Marienwerder 
27.  März  1811  aufgenommen  und  war  dort 
1814-1818  Redner,  1818—1823  zugeord- 
neter Meister  und  1828—1828  Meister  vom 
Stuhl. 

Röder  zu  Diersburg,  Karl  Freiherr 
v.,  Generalleutnant  z.  D.,  geb.  20.  März 
1828,  gest.  7.  Febr.  1899,  gehörte  seit 
2.  Febr.  1848  der  Loge  in  Worms  an,  die 
sein  treues  und  eifriges  freimaurerisches 
Wirken  durch  die  Wahl  zum  zugeordneten 
Meister  vom  Stuhl,  später  durch  die  Er- 
nennung zum  Ehrenmeister  würdigte.  Seit 
1868  war  er  Mitglied  der  Grossen  Frei- 
maurerloge Zur  Eintracht  in  Darmstadt. 

RoSttlers  de  Montaleau,  1)  Alex.  Louis, 
Direktor  der  Münze,  dann  Mitglied  der 
Finanzkammer  in  Paris,  geb.  1748  das., 
gest.  30.  Jan.  1808,  war  zuerst  Mitglied 
der  Mfcre-Loge  Ecossaise  in  Marseille  1772, 
dann  des  Grand  Orient  seit  7.  April  1780, 
schloss  2.  Febr.  1784  den  Vertrag  zur  Bil- 
dung des  Grand  Chapitre  de  France  und 
ward  beauftragt,  die  Hefte  der  Hochgrade  i 
durchzusehen  und  auf  eine  einzige  und 
übereinstimmende  Gestalt  zurückzuführen. 
Am  24.  März  1785  unterzeichnete  er  »im 
dritten  Jahre  unsers  Amtes  als  55.  Gross-  I 
meister » denVertrag,  wodurch  sich  dasGross- 
kapitel  mit  dem  Gerbierschen  Grand  Cha-  j 
pitre  de  France  vereinigte,  und  war  unter 
den  zum  Konvent  der  Philalcthen  (s.d.)  einge- 
ladnen  Mitgliedern  der  Loge  Amis  r<*uni*.  Er 
war  1792  Hammerführender  dieser  Loge, 
1793  Mitglied  der  Loge  Le  centre  des  atnis 
und  führte  1808  deren  Hammer,  wie  er 
auch  —  trotz  seiner  hohen  Stellung  im 
Grossorient  -  1804  und  1805  Vorsitzen- 
der der  Loge  L'amitie*  und  Mitglied  der 
Loge  Le  centre  des  amis  war.  Seit  7.  April 
17*U  Mitglied  des  Grossorients,  wurde  er 
1787  Präsident  der  Kammer  von  Paris, 
17«8  Präsident  des  neu  errichteten  Cha- 
pitre Metropolitain  und  dessen  fünften  (in- 
nersten) Ordre,  1789  Präsident  der  Kam- 
mer der  Grade  und,  nachdem  1793  Tassin 


unter  der  Guillotine  gefallen  war,  President 
du  Chambre  d' Administration.  Aus  Arg- 
wohn eingekerkert,  rettete  ihn  der  9.  Ther- 
midor  (28.  Juli)  1794  vor  der  Guillotine. 
Er  sammelte  die  zersprengten  Glieder  des 
Vereins,  brachte  eine  Vereinigung  der 
Grande  Loge  de  France  mit  dem  Gross- 
orient wieder  zu  stände,  bildete  eine  neue 
Oberbehörde,  sammelte  die  zerstreuten  Ur- 
kunden, knüpfte  den  Briefwechsel  wieder 
an,  suchte  alle  Streitigkeiten  zu  schlichten 
und  gab  der  französischen  Maurerei  aufs 
neue  Festigkeit.  Obgleich  1795  zum  Gross- 
meister der  Logen  von  Frankreich  ernannt, 
nahm  er  wohl  dessen  Arbeiten  auf  sich, 
nicht  aber  den  Titel  und  begnügte  sich 
mit  dem  eines  Grand  Vene>able.  Sein  Tod 
ward  allgemein  betrauert,  und  einer  seiner 
Lobredner  sagt:  »Er  schloss  sein  Leben 
als  ein  Philosoph:  er  hatte  als  Menschen- 
freund gelebt  und  das  Glück  seiner  Kin- 
der, sowie  seiner  ganzen  Umgebung  ge- 
gründet«. [Vgl.  Thory,  Histoire,  S.  75  bis 
94;  Heldmann,  Denkmäler,  S.  506.  Kloss, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frankreich, 
I,  844—346,  348,  352,  426,  466,  521-525.] 

2)  Chevalier  Alexander  Henri 
Nicolas,  Sohn  des  Vorigen,  wurde  12.  Febr. 
1808  an  die  Stelle  seines  Vaters — vorzüglich 
um  dessen  Andenken  den  verdienten  Tribut 
zu  zollen  —  zum  Repräsentant  particulier 
du  Grand -Maltre  de  l'Ordre  en  France 
ernannt.  Als  der  Grossmeister  Joseph 
Napoleon  1814  seiner  grossmeisterlichen 
Würde  für  verlustig  erklärt  und  durch 
drei  Conservateurs  ersetzt  wurde,  führte 
er  den  Titel:  Repräsentant  des  trois  Grand- 
Conservateurs  de  l'Ordre,  wurde  später, 
als  Macdonald  Grand  Maltre  adioint  war, 
wieder  Repräsentant  particulier  au  Grand- 
Mattre.  [Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  Frankreich,  I,  344,  521  und  an  ver- 
schiednen  Stellen  im  zweiten  Bande.) 

Roelir,  Eduard,  geb.  19.  Juli  1815  in 
Schleiz,  studierte  auf  der  Universität  Leip- 
zig die  Rechte,  sah  sich  aber  infolge  sei- 
ner Beteiligung  an  den  Freiheitsbestrebun- 
gen genötigt,  im  Juli  1849  nach  Amerika 
zu  gehen.  Mit  mancherlei  widerwärtigen 
Schicksalen  kämpfend,  errichtete  er  1851 
eine  deutsche  Buchhandlung  in  der  Stadt 
Williamsburg,  gegenüber  New  York.  Im 
Februar  1853  in  der  in  Williamsburg  eben 
gegründeten  deutschen  Loge  Schiller  Nr. 
3u4  aufgenommen,  entwickelte  er  bald  in- 
und  ausserhalb  der  Loge  eine  rege  maure- 
rische Thätigkcit,  gründete  1854  die  stets 
eine  eiuflussreiche  Wirksamkeit  entfaltende 
maurerische  Zeitschrift  »Der  Triangel«  (s.d.), 
die  1879  mit  dem  25.  Jahrgang  eingegan- 
gen ist,  und  gab  1856,  1857  und  1859  Mb 
1860  die  »Amerikanisch -Deutschen  Jahr- 
bücher für  Freimaurer«  heraus,  die  eben- 
falls zur  Hebung  der  deutschen  Maurerei 
in  Amerika  von  ausgezeichnetem  Nutzen 
waren  und  die  Hauptquelle  über  deutsch- 
amerikanische maurerische  Zustände  bil- 


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Rüllig  —  Roman. 


253 


deten.  Sein  »Allgemeines  maurerisches 
Liederbuch«  (Williamsburg  1856)  erschien 
1864  in  zweiter  Auflage.  Die  Ausdauer 
und  die  Verdienste  K.'s  erhielten  auch 
Ton  selten  der  deutschen  Maurer  in  Ame- 
rika sowohl,  als  seitens  der  amerikanischen 
Maurerund  der  maurerischenPresseDeutsch- 
lands  vollständige  Anerkennung.  Beschlüsse 
der  deutschen  Loge  Buffalos  nennen  ihn 
den  «Pionier  der  deutschen  Maurerei«  in 
Amerika;  die  Universität  des  Staats  Ken- 
tucky in  La  Orange  —  unter  maurerischem 
Protektorat  stehend  —  erteilte  ihm  im 
Juni  1860  das  Ehrendiplom  eines  »Dok- 
tors der  Rechte«.  Er  bekleidete  1856  und 
1857,  ferner  1859  und  1860  mit  ausgezeich- 
netem Erfolg  das  Amt  des  Meister  vom 
Stuhl  der  deutschen  Loge  Schiller  Nr.  304 
zu  Williamsburg  und  gründete  im  Dezem- 
ber 1868  die  deutsche  Loge  Copernicus  Nr. 
545  in  Brooklyn,  in  der  er  mit  Eifer  und 
Erfolg  den  Hammer  führte.  —  Den  lang- 
jährigen, unermüdlichen  Bestrebungen  R.  s 
ist  es  besonders  zu  verdanken,  dass  das 
Verständnis  der  strebenden  und  denkenden 
deutschen  Maurerei  den  deutschen  Maurern 
Amerikas  näher  geführt  und  der  wahre, 
einfache  maurerische  Geist  unter  ihnen 
angefacht,  mehr  und  mehr  verbreitet  und 
erhalten  wurde. 

RtflUg,  Karl  Ludwig  geb.  1760,  gest. 
1804  in  Wien.  Schon  als  Kind  von  be- 
deutendem musikalischen  Talent  machte 
er  mit  seiner  Glasharmonika  1780 
Reisen  durch  Deutschland  und  Frankreich 
und  spielte  1781  in  Wien  mit  ungemeinem 
Erfolg.  1782  trat  er  dem  Freimaurerbunde 
bei.  Er  erhielt  einen  Ruf  nach  Paris. 
Hier  wurde  er  mit  Mesmer  (s.  d.)  bekannt, 
bei  dessen  magnetischen  Versuchen  er  mit- 
wirkte; er  verlor  aber  an  Ansehen  und 
musste  in  kleinen  Städten  spielen.  In 
einer  dieser,  wahrscheinlich  in  Lyon,  über- 
fiel ihn  eine  Krankheit,  von  der  ihn  der 
wunderthätige  Magus  Cagliostro  (s.  d.) 
binnen  zwei  Tagen  heilte.  Nachdem  er 
hierauf  längere  Zeit  in  Berlin  und  sonstigen 
deutschen  Städten  gespielt  hatte,  kehrte 
er  1785  nach  Wien  zurück,  wo  er  sich 
lebhaft  am  Logenleben  beteiligte.  Ohne 
einer  Loge  beizutreten,  diente  er  allen 
durch  sein  meisterhaftes  Spiel.  Kränklich 
geworden,  musste  er  dieses  aufgeben.  Er 
suchte  Hilfe  bei  Cagliostro,  der  1788  in 
einem  Landhause  in  Währing  bei  Wien 
wohnte,  allein  ohne  Erfolg.  Born  (s.  d.) 
verschaffte  ihm  1790  die  Stelle  eines  Be- 
amten der  Bibliothek,  die  er  bis  zu  seinem 
Tode  bekleidete.  [Vgl.  Abafi,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Österreich- Ungarn  IV, 
276.    L.  XXVII,  257  ] 

Roman.  Neben  der  ernsten  Litteratur 
des  Freimaurerbundes  spielt  ausser  den 
Gedichten  und  Schauspielen  auch  die 
R.-Form  eine  Rolle,  indem  man  entweder 
der  Phantasie  allein  Spielraum  gewährte 
oder  in  romanhafter  Form  die  Geschichte 


einzelner  Systeme  oder  Personen  darstellte. 
Wie  jede  andre  geistige  Schöpfung  hat  in 
dieser  Beziehung  der  R.  seine  volle  Be- 
rechtigung, obgleich  für  das  wirkliche 
Freimaurertum  derselbe  ohne  erhebliche 
Wirkung  gewesen  ist.  Kloss  führt  in  seiner 
Bibliographie  unter  Abteilung  XXIH  gegen 
hundert  Stück  auf,  zu  denen  aber  noch 
diejenigen  kommen,  die  er  aus  gewichtigen 
Gründen  in  »einem  Buche  an  andern 
Stellen  aufgeführt  hat  oder  die  erst  nach 
dem  Erseheinen  der  Bibliographie  ans 
Licht  traten.  In  der  L.  XXIII,  13,  findet 
sich  eine  Aufzählung  und  Beurtei- 
lung dieser  schriftstellerischen  Gattung, 
die  eine  kundige  Hand  verrät  und  der 
wir  hier  folgen.  Man  vgl.  auch  Taute, 
Maurerische  Bücherkunde  (Lpz.  1886),  Nr. 
2638—2681.  —  Aus  den  Staatsromanen, 
die  Schilderungen  freigeschaffner  staat- 
licher Zustände  darstellen,  entwickelten 
sich  die  gesellschaftlichen  und  freimau- 
rerischen R ,  und  namentlich  sind  Morus' 
•Utopia«,  Campanellas  »Civitaa  solis«, 
J.V.  Andreaes  »Christianopolis«  und  Bacons 
•  Nova  Atlantis«  die  Ausgangspunkte  aller 
spätem  Erscheinungen  und  haben  daher 
in  den  verschiednen  Logenbibliotheken 
ihren  Platz  gefunden,  weil  der  Geist  dieser 
Schriften  freimaureriseben  Anschauungen 
huldigt,  die  sogar  in  einigen  hochgradigen 
Systemen,  freilich  in  Abschwächung,  ihren 
Wiederhall  finden.  Durch  zwei  franzö- 
sische R.,  die  Nachahmungen  des  FeneMon- 
schen  »Telemach«  sind,  Ramsays  »Voyages 
de  Cynm«  undTerrassons  »Sethos«,  wird  der 
Obergang  zu  den  wirklichen  freimau- 
rerischen R.  gebildet,  von  denen  jener 
durch  den  gewichtigen  Namen  des  Ver- 
fassers, dieser  durch  die  Hinweisung  auf 
ägyptische  Mysterien  zu  grossem  Ansehen 
gelangte ;  denn  den  Ramsavschen  R.  brachte 
man  mit  dessen  Rede  in  Verbindung,  und 

|  Terrassons  Arbeit  fand  bei  Lenoir  (s.  d.)  und 
Laurens  («.  d  ),  als  sie  die  ägyptischen  Mys- 
terien in  der  Freimaurerei  in  Szene  setzten, 
grosse  Berücksichtigung.  —  Aus  dieser 
Vorgeschichte  entwickelte  sich  der  frei- 
maurerische R.,  der  gerade  im  18.  Jahr- 
hundert einen  fruchtbaren  Boden  fand, 
weil  damals  alles  Glück  in  den  Unter- 

i  Stützungen  geheimer  Gesellschaften  gesucht 
wurde.  Von  dieser  Idee  wurden  damals  die 
meisten  Schriften  getragen,  es  ist  deshalb 
nur  an  Goethes  »Meister«,  Wielands  (s.  d.) 
»Peregrinus  Proteus«  und  andre  zu  erinnern; 
ja  Bahrdt  (s.  d.)  suchte  sogar  das  Christen- 
tum mit  geheimen  Gesellschaften  in  Be- 
rührung zu  bringen,  ein  Unternehmen, 
aus  dem  sich  ein  gewisses  System  mit  dem 
vorgeblichen  Urchristentum  und  dessen 
apokalyptischer  Auffassung  zum  Schaden 
der  wahren,  reinen  Freimaurerei  er- 
giebt.  Neben  den  geheimen  Gesellschaften 
wirkten  natürlich  Geistererscheinungen  und 
Wunder  aller  Art,  die  bald  offen,  bald 
unter  Verhüllungen  auftraten.  Es  war  eine 


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Roman. 


wunderliche  Litteratur,  die  »ich  ent- 
faltete. Graue  und  schwarze  Brüder  tauchten 
auf,  Männer  der  Finsternis  und  rätselhafte 
menschenfreundliche  Alte,  die  das  Ganze 
lenkten  und  mit  Jahrtausende  alter  Weis- 
heit leiteten,  einer  Weisheit,  die  sie  aus 
den  Katakomben  der  Pyramiden  und  den 
Felsentempeln  Indiens  auf  geheimnisvolle 
Weise  erhalten  hatten.  Die  Titel  dieser 
Machwerke  blendeten  und  verwirrten  die 
Phantasie  und  Hessen  auf  Gold  schliessen, 
das  sich  jedoch  meist  nur  als  Katzengold 
erwies.  Namentlich  verstand  man  durch 
Namenanklänge  das  Publikum  zu  locken. 
Wir  nennen  nur  z.  B.  die  «Geschichte  des 
Sonnen ritters,  eines  Bruders  Kosiclair  und 
ihrer  Nachkommenschaft«  (1781  /83),  »Adel- 
bert, der  Kreuzritter;  oder  die  schreck- 
lichen Proben  des  geheimnissvollen  Buudes 
der  Magier«  (1802),  »Marino  Falieri,  oder 
die  Bundesbrüder  zur  Loge  des  grossen 
afrikanischen  Löwen«  (1804),  »Emauuel 
oder  der  schwarze  Bund  der  Kreuzfrommen«, 
auch  mit  dem  Nebentitel:  »Zenamide  oder 
die  Ritter  der  heiligen  Stadt«  (1805).  Der- 

Sleichen  R.  waren  zumeist  voll  des  höhern 
llödsinus  und  auf  Schauerregungen  för 
ein  Leihbibliothekpublikum  angelegt. 
Die  Verfasser  hatten  es  wenigstens  nicht 
auf  eine  Täuschung  angelegt,  die  nur 
Dr.  J.  Chr.  Ehrmaun  (a.  d.),  der  Stifter 
des  Ordens  der  verrückten  Hofräte,  mit 
seinem  unter  Jean  Pauls  Namen  heraus- 

fegebnen  R.:  »Das  Buch  Glaube,  Liebe, 
loffnung,  oder  die  notgedrungene  Aus- 
wanderung des  Oberförsters  Joseph  Wolf 
im  Jahre  1807«  beabsichtigte  und  erreichte, 
da  er  denen,  die  sich  über  die  dunkeln 
Andeutungen  im  Buche  Aufschlüsse  er- 
baten, ebenso  rätselhaft  mitteilte:  »Es  sei 
damit  der  Bund  der  Brüder  des  Thaies 
gemeint,  welcher  kein  maurerischer  Grad 
sei,  aber  dessen  Geschichtliches  an  alle 
neuen  Systeme  streife.«  Die  eigentlichen 
freimaurerischen  R.  bewegen  sich  entweder 
in  allgemeinen  Anschauungen  oder  huldigen 
besondern  Richtungen  und  Neigungen. 
Unter  den  allgemeinen  —  also  solchen,  in 
denen  das  Ganze  des  Bundes  zur  An- 
schauung gebracht  werden  soll,  und 
was  man  dadurch  zu  erreichen  sucht, 
dass  man  den  Helden  durch  alle  die 
verschiednen  Systeme  und  Grade  ge- 
wöhnlich mit  Hilfe  von  Exjesuiten  hin- 
durchführt —  sind  als  die  vorzüglichsten 
zu  nennen:  v.  Goues  (s.  d.),  »Uber  das 
Ganze  der  Maurerei«  (1782)  (mit  dem 
spätem  Titel  »Notuma«)  [1788],  Göch- 
hausens  (s.  d.)  »Freymaurerische  Wande- 
rungen des  weisen  Junkers  Don  Quixote 
von  Mancha*  (1787),  Ragotzkys  (s.  d.)  vor- 
trefflicher »Franz  Hell,  oder  die  Irrwege« 
(18U3),  Herb.  Raus  »Mysterien  eines  Frei- 
maurers« (1841).  J.  G.  Kühnes  »Frei- 
maurer« (18.">.r))  sind  nicht  der  Rede  wert, 
sowie  Max  Rings  »Rosenkreuzer  und  Illu- 
minaten«  (1861)  vollständige  Unkenntnis 


I  maurerischer  Geschichte  verraten.  Oswald 
Steins  »Bundesbrüder«  (1864)  sind  ganz 
gewöhnliches  Leihbibliothekfutter  und 
könnten  ebenso  gut  jeden  andern  Titel 
führen.  Nicht  übergehen  dürfen  wir  aber 
die  Novellen  im  Feuilleton  der  FZ.  von 
Karl  Pilz  (s.  d.),  die  von  der  wärmsten 
maurerischen  Gesinnung  getragen  werden, 
Beyer  —  s.  d.  —  (O.  Byr),  Erzherzog  Karls 
|  Liebe  (Stuttg.  1888)  und  Findel  (s.  d.), 
I  Schach  Bismarck  (2.  Aufl.,  Lpz.  1896).  Von 
ausländischer  Litteratur  möge  nur  das  eine 
genannt  werden:  Arnolds  »The  sign  et  of 
King  Salomon«  (1860).  —  Man  hat  sich  aber 
nicht  begnügt,  sich  mit  der  Freimaurerei 
im  allgemeinen  zu  beschäftigen,  sondern 
man  ging  auch  den  Anschauungen  nach, 
die  nach  und  nach  den  Bund  beeinflussen, 
und  so  bildeten  sich  vier  grosse  Gruppen, 
je  nachdem  die  Mysterien,  die  Templer, 
die  Rosenkreuzer  und  Illuminaten  oder 
die  Steinmetzen  in  den  Vordergrund  ge- 
stellt und  zu  Trägern  des  freimaurerisch ea 
Gedankens  gemacht  wurden.  —  An  die 
Spitze  der  Phantasieerzeugnisse,  die  die 
Mysterien  zum  Vorwurfe  haben,  ist  von 
Mayerns  R.  »Dya-Na-Sore«  ( 1 789)  zu  stellen, 

■  der  einen  in  maurerischen  Formen  höhern 

■  Stils  arbeitenden  Bund  schildert.    Ihm  ist 
Weishaupte  »Pythagoras«    (1790)  beizu- 

1  gesellen,  worin  die  Pythagoreischen  Lehren 
mit  Illuminatismus  verquickt  werden,  sowie 
Bouterweks  »Paullus  Septimius«  (1795),  dei 
freilich  einen  stark  philosophischen  Hinter- 
i  grund  hat.  Kanne  sucht  in  seinen  »Sä- 
j  mundis  Führungen«  (1816)  die  Ansicht 
i  derer  zu  vermitteln,  die  das  Christentum 
als  einen  Geheimbund  entstehen  lassen, 
der  eigentlich  Maurerei  gewesen  sein  soll. 
—  Die  zweite  Abteilung  hatte  mit  den 
Tempelherren  zu  thun  und  darin  einen 
vortrefflichen  Tummelplatz  gewonnen,  alle 
Künste  der  Einbildung  spielen  zu  lassen. 
Hier  hätte  man  vermuten  sollen,  lauter 
I  Schriften  zu  erhalten,  die  das  Mass  der 
Mittelmässigkeit  wenigstens  überschritten. 
Dem  ist  aber  nicht  so;  denn  der  erste 
dieser  R.  Nauberts  »Walther  von  Mont- 
barry«  (1786)  beschäftigt  sich  weniger  mit 
den  Tempelherren,  als  einer  jenem  ange- 
dichteten Liebschaft.  Die  bessern  die- 
ser Klasse  sind  Spindlers  »Erschlagener 
Meister.  (1829),  worin  die  Entstehung  des 
Gebrauchs  der  Frauenhandschuhe  erzählt 
wird,  sowie  der  1888  erschienene  »Tempel- 
ritter«, in  dem  um  die  einfache  Verwick- 
lung der  Geheimlehre  des  Ordens,  das 
Ritual,  die  Dogmatik  und  Scholastik,  sowie 
das  Ritter-  und  Mönchswesen  geschickt 
gruppiert  ist.  —  Aus  der  Abteilung,  die 
sich  mit  der  Nachtseite  unsrer  Verbindung 
abgiebt,  also  der  Goldmachern,  Rosen- 
kreuzerei, Magie,  Illuminatismus,  ist  eigent- 
lich nur  Albrechts  »Geheime  Geschichte 
eines  Rosenkreuzers«  (1792)  hervorzuheben, 
die  jedoch  kein  R.  ist,  sondern  die  wirk- 
lichen Begebenheiten  Radickes  so  drastisch 


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Romberg  —  Rönnefahrt. 


schildert,  dass  für  besondere  Erfindungen 
—  wenn  sie  überraschend  sein  sollen  — 
nichts  übrig  bleibt.  Glücklicherweise  hat 
diese  ganze  Gattung  mit  den  geschilderten 
Zuständen  sich  ausgelebt.  —  Die  letzte 
Abteilung  bilden  die  R.,  in  denen  die 
Steinmetzen  als  Träger  der  maurerischen 
Ideen  erscheinen.  Diese  folgen  alle  Becks 
•Geschichte  eines  deutschen  Steinmetzen« 
(1834),  die  sich  als  eine  Originalmitteilung 
betrachtet  wissen  will  und  der  Melas' 
(Schwarz)  »Erwin  von  Steinbach«  (1884) 
auf  dem  Fusse  nachfolgte.  1840  schrieb 
Klencke  (unter  dem  Pseudonym  K.  L. 
Hencke)   »Die  Freien  Steinmetzen«  und 

Sab  denselben  K.,  erweitert  1863,  unter 
em  Namen  »Die  Bauleute  zu  Köln«  von 
neuem  heraus.  In  diesen  beiden  Schriften 
wird  Wahrheit  und  Dichtung  bunt  durch- 
einander geworfen,  sodass  es  eines  kenntnis- 
reichen Lesers  bedarf,  wenn  man  sich  nicht 
durch  falsche  Vorstellungen  auf  eine  un- 
sichere Bahn  verlocken  lassen  will.  Einen 
R.  ähnliche  Richtung  finden  wir  in  Luise 
Ottos  »Nürnberg  1859«.  —  Neben  diesen 
Hauptrubriken  laufen  auch  noch  solche 
Schriftstücke,  in  denen  einzelnen  Personen 
ein  freimaurerischer  Hintergrund  gegeben 
wird,  wie:  »Das  Haupt  der  Asiatischen 
Brüder  Boheman«  (1804),  Libers  »Theo- 
phrastus  Paracelsus«,  Klenckes  »Beireis« 
u.  a.  Auch  die  Frauen  finden  in  diesen  Phan- 
tasiegebilden ihren  Platz,  und  so  gab  1856 
Monaelet,  »Die  Freimaurerei  der  Frauen« 
heraus,  worin  die  Idee  durchgeführt  wird, 
dass  sich  die  Frauen,  wie  die  Männer  zur 
Durchführung  höherer  Zwecke  vereinigen 
sollten.  In  einer  grossen  Anzahl  R.  wird 
beiläufig  der  Freimaurerei  gedacht,  so 
wird  z.  B.  in  Müllers  Geschichte  »Selims 
des  Glücklichen«  (1792)  im  vierzigsten 
Kapitel  das  Starcksche  Klerikat  geschildert, 
in  Tiecks  •  Wundersüchtigen«  die  deut- 
schen Freimaurer  um  1770,  und  Bungener 
in  seinem  »Julien,  ou  la  An  d'un  siede« 
(1854)  gebraucht  die  Freimaurerei  als  not- 
wendige Durchgangsphase  seines  Schütz- 
lings. —  In  neuerer  Zeit  sind  wiederholt 
Versuche  gemacht  worden,  die  Freimau- 
rerei in  R.  einzuflechten  und  teilweise 
ganze  Aufnahmen  und  Rituale  dabei  zu 
benutzen.  Sie  alle  hier  aufzuzählen,  hat 
keinen  Zweck.  Zumeist  gehen  sie  von 
Leuten  aus,  die  nur  aus  sogen.  Verräter- 
schriften geschöpft  haben  und  daher  Rich- 
tiges mit  Falschem  vermengt  bieten.  Er- 
wähnt sei  nur  von  den  neuern  Schriften 
Sauers  »Loge  zur  brennenden  Fackel« 
(Görlitz  1876).  Besser  unterrichtet  ist  in 
manchen  Beziehungen  Karl  Gutzkow  in 
seinen  für  Freimaurer  höchst  lehrreichen 
»Rittern  vom  Geiste«.  Aus  dem  Bunde 
selbst  nahm  diesen  zum  Vorwurf  Schnee- 
berger  (s.  d.),  genannt  Arthur  Storch, 
in  seinem  »Freimaurer  und  Jesuit«  (Wien 
1869).  Das  Leben  Hunds  (b.  d.)  behandelt 
der   in   der  FZ.    1875    als  Feuilleton 


erschienene  R.  von  O.  Henne-Am  Rhyn: 
»Neutempler  und  Rosenkreuzer«.  —  Für 
den  Bund  sind  alle  diese  Erzeugnisse 
ohne  Wert;  denn  ein  für  Freimaurer  ge- 
schriebner  R.  müsste  den  vollen  Überblick 

1  über  den  ganzen  Freimaurerbuud  mit  all 
seinen  Abschattierungen,  Verzweigungen, 
seinem  Ringen,  Fehlen  und  Streben  ge- 
währen und  wie  in  einem  Spiegel  aas 
ganze  grosse  Gebäude  vor  Augen  stellen. 
Dazu  gehört  aber  mehr  als  eine  gewandte 
Feder,  und  wir  glauben,  auf  solch  einen 
R.  verzichten  zu  müssen. 

Homberg,  Andreas,  Violinspieler  und 
Komponist,  geb.  27.  April  1767  in  Vechta, 
gest.  10.  Nov.  1821  in  Gotha,  lebte  in 
Hamburg  und  seit  1815  als  Kapellmeister 

:  in  Gotha.  Von  seinen  Kompositionen  ist 
die  zu  Schillers  Glocke  am  bekanntesten. 
R.  war  Freimaurer  und  besuchte  in  Gotha 
die  dortige  Loge. 

Bonge,  Johannes,  Hauptstifter  der 
deutsch-katholischen  Kirche,  geb.  16.  Okt. 
1813  in  Bischofswalde,  gest.  26.  Okt.  1887 
in  Wien,  wurde  1840  Kaplan  in  Grottkau 
und  wirkte  hier  für  Bildung  und  Aufklä- 
rung. Durch  einige  öffentliche  Artikel  in 
der  Frage  der  Bestätigung  des  Fürstbi- 
schofs von  Breslau  machte  er  sich  miss- 
liebig  und  wurde  zuletzt  seines  Amts  ent- 
setzt. Er  wurde  darauf  Begründer  der 
deutsch -katholischen    Gemeinden.  1848 

I  wandte  er  sich  auch  der  Politik  zu,  ging 
1849  nach  London,  kehrte  aber  1861  infolge 

j  der  Amnestie  nach  Breslau  zurück  und 
wurde  Geistlicher  der  dortigen  Gemeinde. 
1868  gründete  er  in  Frankfurt  a.  M.  den 
Religiösen  Reformverein.  Seit  1873  lebte 
er  in  Darmstadt  und  später  in  Wien.  — 
R.  war  Freimaurer  und  hat  25.  Mai  1864 
die  Loge  Zur  edeln  Aussicht  in  Freiburg 
i.  Br.  besucht.  [Vgl.  Ficke,  Geschichte 
dieser  Loge  (Freiburg  1874),  S.  82.] 

Rönnefaürt,  Johann  Gottfried,8chul- 
mann,  geb.  16.  Febr.  1810  in  Stendal,  gest. 
1892,  widmete  sich  dem  Lehrerberuf,  ging 
1838  als  Rektor  der  höhern  Töchterschule 
nach  Neuruppin  und  übernahm  1846 
eine  ähnliche  Stellung  in  seiner  Heimat 
Stendal.  —  Aufgenommen  in  den  Freimaurer- 
bund in  der  Loge  Ferdinand  zum  roten 
Adler  in  Neuruppin  1889,  wurde  er  1848 
daselbst  zum  Redner  gewählt.  1862  schied 
er  aus  dieser  Loge,  um  der  in  diesem  Jahre 
in  Stendal  neuerrichteten  Loge  Zur  gold- 
nen  Krone  beizutreten  und  hier  das 
Redneramt  zu  übernehmen.  Er  behielt  es 
bis  1874.  wo  er  zugeordneter  Meister  vom 
Stuhl  wurde.  1884  ernannte  man  ihn  zum 
Ehrenmeister.  Seine  Reden  sind  vielfach 
abgedruckt  in  der  Asträa  und  in  der  Frei- 
maurer-Zeitung. R.  hat  aber  auch  andre 
schriftstellerische  Arbeiten  veröffentlicht, 
namentlich  aus  der  dramatischen  Littera- 
tur.  Erwähnt  seien  hiervon  nur:  1)  Goethes 
Faust  und  Schillers  Wilhelm  Teil  in  ihrer 
weltgeschichtlichen  Bedeutung  und  gegen- 


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256 


Köpert  —  Rosa. 


seitigen  Ergänzung  (1855);  2)  Leasings 
Nathan  der  Weise  (1863).  Auf  Veranlas- 
sung des  Königs  Ludwig  II.  von  Bayern 
schrieb  er  einen  Kommentar  zu  Schillers 
Don  Carlos  (1865).  Echt  freimaurerisch 
ist  auch  »Der  Tod  Ahasvers,  de»  ewigen 
Juden«  (Tangermünde  1855).  In  dieser 
Schrift  stellt  er  unter  dem  ewigen  Juden 
den  auf  geschichtlichem  Wege  oder  ob- 
jektiv dem  Ziele  des  Daseins  zustrebenden 
Menschen  dar,  der  kämpft  für  die  reli- 
giöse, geistige  und  politische  Freiheit  des 
Menschen  gegen  die  Unduldsamkeit  eines 
herrschsüchtigen  Pfaffentums  und  gegen 
die  Willkürherrschaft  eines  despotischen 
Regiments  oder  für  das  reine  Menschen- 
tum.   (Vgl.  Bbl.  1893,  S.  124.] 

Röpert,  Georg  Christoph  v.,  auf 
Trollenhagen  bei  Neubrandenburg,  wurde 
1762  in  der  Loge  Friedrich  in  Hannover 
Freimaurer,  trat  (1766?)  der  Loge  Zu  den 
drei  Sternen  in  Rostock  zu  und  stiftete  in 
deren  Auftrag  1774  die  Loge  Zum  ge- 
krönten goldnen  Greif  in  Neubrandenburg, 
deren  erster  Meister  vom  Stuhl  und  nach- 
her Obermeister  der  schottischen  Loge 
Adolf  zum  Ritterring  er  war.  Vorher 
(also  spätestens  1773)  war  er  der  strikten 
Observanz  zugetreten.  1776  war  er  für 
Neubrandenburg,  auch  als  Bevollmächtig- 
ter des  Herzogs  Karl  von  Mecklenburg- 
Strelitz  (s.d.)  und  derPräfekturen  Wismar  und 
Rostock,  auf  dem  Konvent  in  Wiesbaden 
(s.  d.)  und  einer  der  Gläubigsten;  im  Ok- 
tober desselben  Jahres  schlug  er  noch  eine 
in  der  Nähe  von  Wismar  gelegne,  von 
Morästen  und  Gräben  umgebene  Insel,  das 
Gehöft  Steinkenhoff  (s.  d\),  zum  Ankauf 
vor,  um  darauf  das  von  Gugomos  gefor- 
derte Adytum  sacrum  zu  bauen.  Im 
folgenden  Jahre  stand  er  noch  in  Verbin- 
dung mit  dem  verborgen  lebenden  Gu- 
gomos, der  ihn  in  seinen  Briefen  an  den 
Herzog  von  Mecklenburg  als  einen  seiner 
hoffnungsvollsten  Schüler  lobt.  Schon 
1774  hatte  er  auf  Unabhängigkeit  seiner 
Loge  von  ihrer  Mutter  in  Rostock  ge- 
drungen, erlangte  sie  aber  erst  1778  auf 
dem  Konvent  in  Wolfenbüttel.  In  Wies- 
baden hatte  er  Wöllner  und  v.  Bischoff- 
werder (s.  d.)  kennen  gelernt,  und  wurde 
durch  sie  in  die  Rosenkreuzerverbindung 
gezogen,  der  er  dann  von  1780  an  ange- 
hörte. Wahrscheinlich  war  diese  Verbin- 
dung Veranlassung  zu  seiner  Übersiedlung 
nach  Potsdam,  wo  er  in  hohem  Alter  starb. 
Den  Klerikern  (s.  d.)  trat  er  nicht  bei,  aber 
v.  Raven  (s.  d.)  hatte  ihm  in  einer  seiner 
öftern  Verlegenheiten  alle  von  Starck  er- 
haltnen  Papiere  aufzubewahren  gegeben, 
und  er  weigerte  sich  später,  sie  zurückzu- 
geben. Sein  Briefwechsel  darüber  mit 
Starck,  der  nach  seinem  Tode  in  Wöllners 
Besitz  kam,  ist  im  3.  und  4.  Band  des 
Siguatsterns  (Berlin  1804,  1806)  abgedruckt 
Kosa,  Philipp  Samuel,  stammte  aus 
dem  Iaenburgschen,  nach  andrer  Angabe 


aus  Bremen  und  hiess  eigentlich  Dietrich 
Schuhmacher  [vgl.  Kolbe,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Kassel  (Brl.  1883),  S.  13]. 
Er  kam  nach  Köthcn,  wo  er  20.  März 
1737  Superintendent  und  Konsistorial- 
rat  wurde  und  diese  Ämter  neben  der 
Oberpfarre  zu  St.  Jakob  bekleidete. 
Wegen  anstössigen  Umgangs  wurde  er 
1737  entlassen.  Er  begann  nun  ein 
herumziehendes  Leben,  bei  dem  er  die 
Sucht  seiner  Zeitgenossen  nach  Geheim- 
nissen schlau  zu  benutzen  und  auszubeuten 
verstand.  Nachdem  er  sich  in  Berlin  ca. 
1742  in  die  Loge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
hatte  aufnehmen  lassen,  wandte  er  sich 
nach  Halle  und  erhielt  hier  Eintritt  in 
die  Loge  Zu  den  drei  goldnen  Schlüsseln. 
Aber  sein  auffälliger  Lebenswandel,  seine 
gotteslästerlichen  Reden,  seine  lügenhaften 
Ausplaudereien  der  Logenverhandlungen, 
seine  prahlerischen  Anmassungen  erregten 
grossen  Anstoss,  und  die  Loge  wendete 
sich  deshalb  nach  Berlin,  Braunschweig 
und  Hamburg  15.  Juli  1745,  um  wegen 
des  Ausschlusses  dieses  ganz  unwürdigen 
Maurers  anzufragen.  Am  9.  Aug.  wurde 
über  die  Ausschliessung  abgestimmt  und 
■sein  Angedenken  aus  unsrer  gerechten 
Versammlung  und  bei  allen  Freimaurern 
vertilgt«.  1746  fand  er  doch  wieder  in 
Braunschweig  Eingang  und  teilte  dort 
schriftlich  viel  Nachteiliges  über  die  Hal- 
lesche Loge  mit,  wogegen  diese  sich  aus- 
führlich zu  rechtfertigen  für  nötig  erach- 
tete. Es  folgt  eine  Reihe  von  Jahren, 
aus  denen  über  seinen  Aufenthalt  wenig 
bekannt  ist.  Allgemein  wird  erzählt,  das* 
er  1754  in  Potsdam  gewesen  sei  und  den 
Geheimen  Kämmerer  Fredersdorf  für  sein 
neues  Verfahren,  Gold  aus  dem  Samen- 
Btaube  zu  machen,  gewonnen  habe.  Als 
ihm  dieser  kein  Geld  zu  seinen  abenteuer- 
lichen Versuchen  geben  wollte,  musste 
er  Schulden  halber  Potsdam  verlassen. 
Eine  neue  Erwerbsquelle  bot  sich  ihm  in 
der  Verbreitung  der  Clermontschen  Hoch- 
grade, für  die  1757  der  als  Kriegsgefangener 
in  Berlin  lebende  Marquis  de  Lernais  (s.  d.) 
mit  dem  Meister  der  Loge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  Freiherrn  von  Printzen  (a.  d.) 
ein  Grosskapitel  errichtet  hatte.  Dieser 
bevollmächtigte  ihn,  die  Städte  Nord- 
deutschlands zu  bereisen,  deren  Logen 
unterwürfig  zu  machen  und  neue  Kapitel 
der  Hochgrade  bei  ihnen  zu  errichten. 
Solche  Kapitel  hat  er  auch  an  mehrern 
Orten,  wie  in  Jena,  Leipzig,  Magdeburg, 
Bayreuth,  Braunschweig,  Hamburg,  Halle 
u.  s.  w.  errichtet.  R.  teilte  die  Grundsätze 
und  Regeln  des  hohen  Ordens  als  ein 
Heiligtum  und  streng  zu  verschweigendes 
Geheimnis  mit  in  einem  lateinisch  ab- 
gefassten  Buche  (in  lateinischer  Sprache 
sind  auch  die  Protokolle  abgefa-sst  und 
der  Briefwechsel  geführt),  das  voll- 
ständige Kenntnis  von  allen  sieben  Gra- 
den gab  und  ausserdem  »scientias  divinas 


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KosalinO    llwv 


257 


elatas«  und  allerlei  Mechanisches,  wie  Ma- 
schinenkunde, Anzieh-  und  Antreibekunst 
u.  dgl.  lehrt.      Diese  Thätigkeit  hatte 
ihn  1759  auch  nach  Halle  geführt,  wo  er 
bis  1765  seinen  festen  Wohnsitz  genommen 
zu  haben  scheint.   Am  17.  Sept.  1759  er- 
scheint er  in  der  Loge  Philadelphia  als 
besuchender  Bruder,  bereits  1.  Okt.  wird 
er  als  ordentliches  Mitglied  aufgenommen 
und  wusste  durch  sein  einnehmendes  Wesen 
die  Mitglieder  so  zu  gewinnen,  dass  er 
als  zugeordneter  Meister  die  Leitung  der 
Loge  in  die  Hand  nehmen  und  deren  Ar- 
beiten in  seinem  Hause  veranstalten  durfte. 
Auffallend  bleibt,  dass  er  in  Halle  wieder 
das  Vertrauen  erlangen  konnte,  nachdem 
er  14  Jahre  vorher  von  einer  Halleschen 
Loge  ausgeschlossen   worden  war.  Im 
Sept.  1760  wurde  er  zum  Meister  vom 
Stuhl  gewählt.    Daas  er  in  diesem  Amte 
für  Ordnung  gesorgt  hat,  darf  nicht  ver- 
kannt werden:  die  Versammlungen  wur- 
den regelmässig  gehalten,  pünktlich  be- 
gonnen  und   angemessne   Vorträge  ge- 
halten, so  dass  die  Logen  immer  zahlreich 
besucht  waren.    Aber  seine  Stellung  zu 
den  Kapiteln  der  Hochgrade  nötigte  ihn 
zu  vielfachen  Reisen.    So  war  er  1761 
öfter  in  Jena,  wo  er  unter  dem  Namen 
der  Rosenschule  eine  Realschule  zu  er- 
richten beabsichtigte,  für  die  er  an  allen 
Orten  sammelte,  ohne  je  ernstlich  an  eine 
Ausführung  des  Plans  zu  denken.  Im 
April  1762  war  er  in  Braunschweig,  wo  er 
sogar  als  Stuhlmeister  eine  Aufnahme  voll- 
zog [Lachmann,  Geschichte  der  Freimau- 
rerei in  Braunschweig,  S.  18J,  während  des 
Sommers  längere  Zeit  in  Berlin,  1763 
zweimal  in  Hamburg.   Die  Mittel  zu  sol- 
chen Reisen  musste  die  Logenkasse  tragen, 
was   endlich    so  grosse  Unzufriedenheit 
unter  den  Mitgliedern  erweckte,  dass  er 
1763  vom  Meisteramt  entfernt  wurde.  Im 
Sept.  1763  begannen  in  Jena  die  John- 
sonschen  (s.d.)  Umtriebe,  bei  denen  R.  eine 
höchst  zweideutige  Rolle  spielte.  Man  hatte 
ihn  dorthin  entboten,  um  über  das  Hiero- 
solymitanische  Grosskapitel  in  Berlin  Ge- 
naueres zu  erfuhren.    Johnson  übernahm 
selbst  seine  Prüfung,  fand  ihn  sehr  un- 
wissend und  bestritt  die  Rechtmässigkeit  j 
des  Berliner  Kapitels  ganz  entschieden. 
R.  soll  dies  auch  zugegeben  und  zugleich  , 
versichert  haben,  er  habe  schon  längst  j 
sein  Amt  als  legatus  generalis  aufzugeben 
beabsichtigt;  in  Halle  stellte  er  die  Angabe 
des    Jenaschen    Protokolls    in  Abrede. 
Natürlich  wollte  er  hier  Bein  Ansehen  er-  | 
halten,  nachdem  man  ihn  in  Jena  zurück-  | 
gewiesen   hatte.     Darum   hatte   er  die 
Halleschen  Kapitularen  11.  Okt.  vermocht, 
der  Mutterloge  treu  zu  bleiben  und  das 
neue  Jenasche  System  zu  verwerfen,  auch 
in  Hamburg  davor  gewarnt.  Insgeheim 
aber  war  er  mit  Johnson  in  Verbindung 
getreten,  um  Stiftungsurkunden  für  eine 
neue  Schotten-  und  eine  neue  Johannis- 

Allgemelnei  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


I  löge  in  Halle  zu  erlangen.    Eine  Ab- 
schrift des  Briefs  schickte  Johnson  nach 
Halle,  wo  endlich  den  Verblendeten  die 
Augen  geöffnet  wurden  über  das  eigen- 
nützige Treiben  R.'s.  Rangstreitigkeiten 
kamen  hinzu,  und  die  Loge  schloss  ihn 
abermals  aus.   Von  nun  an  lebte  er  in 
drückendster  Armut  in  Halle:  die  Loge 
bezahlte  nicht  nur  viele  Schulden  für  ihn, 
sondern  forderte  auch  befreundete  Logen 
auf,  vierteljährlich  zu  seiner  Unterstützung 
beizutragen.  Noch  im  Herbst  1765  befand 
er  sich  in  Halle,  1766  in  Harburg.  Seine 
spätem  Lebensschicksale  sind  unbekannt. 
In  Holland  (Leyden)  soll  er  gestorben  sein. 
—  R.  war  im  Umgang  liebenswürdig  und 
gewandt;  als  guter  Gesellschafter  erwarb 
er  sich  leicht  Zuneigung.    In  der  Frei- 
maurerei hat  er  seine  nach  abenteuerlichen 
Geheimnissen  suchenden  Zeitgenossen  aus- 
gebeutet und  gemiasbraucht  zur  Befrie- 
digung  seines  Eigennutzes   und  seiner 
Selbstsucht.   Ungebildet  war  er  sicherlich 
nicht,  wie  man  wohl  aus  einer  Schrift 
über  die  Rechtschreibung  vermutet  hat. 
Auch  hier  wollte  er  ein  neues  System  als 
Vorläufer  Wolkescher  Schrullen  schaffen 
und  schrieb  1753  «Der  Deudschen  Buch- 
staben und  Schreibzeichen  Rächdschrei- 
bung«  (erschien  in  Potsdam  in  8.)  und 
nannte  sich  auf  dem  Titel  »consisdorialrad, 
Superintende  und  Hof  bredicher«.  Meusel 
hat  ihn  im  9.  Bd.  seines  Lexikons  nicht 
vergessen.   [Vgl.  Eckstein,  Geschichte  der 
Freimaurerloge  in  Halle,  S.  21,  35,  48—57; 
Polick,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Mecklenburg,  I,  25;  Bh.  1881,  S.  888.  R. 
1896,  S.  12.J 

Rosallno,  Franz  de  Paula,  Welt- 
priester und  theol.  Bücherzensor,  geb.  31. 
März  1736,  gest.  20.  Febr.  1793,  war  von 
1778—1798  Mitglied  und  mehrere  Jahre 
Beamter  der  Loge  Zur  Hoffnung  in  Wien. 
Er  wirkte  im  Sinne  der  Aufklärung  und 
zog  dadurch  den  Hass  des  Klerus  auf  sich. 
Er  war  ein  Feind  der  Bigotterie  und  des 
Pharisäertums  und  wünschte  die  Rück- 
kehr zur  reinen  Christuslehre.  R.  war 
auch  schriftstellerisch  thätig  und  erwarb 
sich  namentlich  durch  die  verbesserte 
Ausgabe  der  deutschen  Bibel  wesentliche 
Verdienste.  Sein  Charakter  war  vortreff- 
lich; aufrichtig,  kaum  selbst  vor  Mangel 
gesichert,  fand  Armut  und  leidendes  Ver- 
dienst bei  ihm  nicht  nur  Vorspräche, 
sondern  auch  thätige  Hilfe.  [Vgl. Schlichte- 
groll, Nekrolog  auf  d.  J.  1793,  U,  S.  288; 
Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  S.  72.] 

Ronasches  Kapitel  wird  das  Clermont- 
sche  Kapitel  meistens  genannt,  auch  wühl 
Clermont-Rosasches,  weil  Rosa  (s.  d.)  es  in 
Deutschland  verbreitete.   (S.  Lehrarten.) 

Rose.  DieR.,  die  Königin  der  Blumen,  ist 
das  Sinnbild  der  Schönheit,  der  Jugend, 
der  Liebe,  der  Freude  und  der  Verschwie- 
genheit.  Als  Sinnbild  der  Schönheit  war 

17 


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258  Rosecroix  — 

sie  bei  den  Griechen  der  Aphrodite  ge- 
weiht, der  Göttin  der  Liebe.  Ebenso  gilt 
sie  als  Bild  der  kraftvoll  schwellenden 
Jugend.  Die  Höre  des  Frühlings  trägt 
eine  B.  in  der  Hand,  und  Homer  giebt 
der  Göttin  der  Morgenröte  rosige 
Finger.  Bei  frohen  Gelagen  bekränzten  ; 
sich  mit  R.  die  Hebräer,  daher  heisst 
es  Weish.  Saloin.  2,  8:  »Lasst  un9  Kränze 
tragen  von  jungen  Rosen,  ehe  sie  welk 
werden!«;  dasselbe  geschah  bei  Griechen 
und  Römern.  Bei  den  Römern  war  diese 
Sitte  besonders  verbreitet:  während  der 
Winterzeit  kamen  ganze  Schiffsladungen 
von  R.  aus  Alexandrien  nach  Rom.  Bei 
den  Sybariten  war  es  Sitte,  auf  Rosen- 
blättern zu  schlafen.  In  Betreff  der  Ver- 
schwiegenheit bemerkt  Schauberg,,  Sym- 
bolik der  Freimaurerei,  1, 203:  »In  Ägypten  | 
und  Griechenland  trugen  die  in  die  My- 
sterien Einzuweihenden  vorzüglich  die  R. ; 
R.  waren  der  stete  Schmuck  der  Einweih- 
ungsstätten und  der  Mysterienfeste.  Was 
die  Eingeweihten,  die  mit  der  R.  Ge- 
schmückten als  Geheimnis  (sub  rosa)  er- 
fahren hatten,  sollten  sie  unverbrüchlich 
verschweigen;  demnach  ist  die  R.,  zumal 
bei  den  Maurern,  auch  das  Symbol  der 
versprochnen,  aber  auch  treu  zu  beobach- 
tenden Verschwiegenheit.  Auch  bei  den 
Gastmahlen  der  alten  Deutschen  hing  von 
der  Decke  des  Zimmers  über  der  Tafel 
ein  Kranz  herab,  in  dessen  Mitte  eine  R. 
schimmerte,  zum  Zeichen,  dass  alles,  was 
dabei  gesprochen  wurde,  unter  den  Teil- 
nehmern der  Gesellschaft  geheim  gehalten 
werden  sollte.«  So  ist  denn  nach  viel- 
facher Beziehung  die  R.,  die  Königin  der 
Blumen,  die  Lieblingsblume  der  Freimaurer ; 
ihr  höchstes  Fest,  das  Johannisfest,  ist  reich 
mit  R.  geschmückt  und  erinnert  sie  ebenso 
an  die  Liebe,  wie  an  die  Freude  und  die 
Verschwiegenheit.  fVgl.  Hauck,  »Die  R. 
als  Sinnbild«,  im  Album  des  litterarischen 
Vereins  in  Nürnberg  (Nürnb.  1865),  8.213 
bis  228;  Die  R.,  in  Geschichte,  Sage  und 
Symbolik:  FZ.  1867,  S.  877;  1869,  S.  885; 
1874,  S.  250;  1879,  S.  293;  1893,  S.  193. 
Bh.  1861,  S.  258;  1881,  S.  241;  1891,  S, 
211;  1897,  S.  161.  Br.  L.  1888/84,  S.  9; 
1895/96,  S.  14.  BZC.  1888,  S.  186.  L. 
1891,  S.  104.] 

Rosecroix,  s.  RoBenkreuz  (Ritter  vom). 

Rosen,  P.,  Verfasser  mehrerer  Schriften 
gegen  die  Freimaurerei,  soll  in  Wirklich- 
keit Moses  L.  Nazareth  sein,  der  in  den 
Pseudo-Enthüllungen  als  der  gefährlichste 
Geheimagent  der  palladistischen  Freimau- 
rerei ausgegeben  wird. 

Rosenberg,  1)  Georg  v.,  aus  Kurland 
gebürtig,  war  Kapitän  im  Lucknerschen 
Korps  gewesen  und  hatte  den  Siebenjäh- 
rigen Krieg  mitgemacht  Früher  stand  er 
in  preussiscben  Diensten.  —  Auf  Empfeh- 
lung des  Grafen  Brühl  1752  in  Dres- 
den zum  Lehrling  und  Gesellen,  1753  in 
Torgau  zum  Meister  aufgenommen,  erhielt 


Rosenberg. 

er  in  Paris  in  der  Loge  La  candeur  die 
schottischen  Grade  und  bald  darauf  in  der 
Loge  St. -Jean  in  Metz  mehrere  höhere 
Stufen.  1765  war  er  in  Hamburg  bemüht, 
einen  Logenverein  zu  stände  zu  bringen. 
Neben  andern  Maurern  war  er  für  die 
Gründung  der  Loge  Zu  den  drei  Rosen  in 
Hamburg  sehr  thätig.  Da  er  sich  manche 
Unregelmässigkeiten  zu  schulden  kommen 
Hess,  die  von  der  Grossen  Landesloge 
in  Berlin  ernstlich  gerügt  wurden,  wurde 
er  1778  genötigt,  den  Hammer  niederzu- 
legen, und  später  musste  noch  ernsthafter 
gegen  ihn  verfahren  werden.  Gegen  Ende 
seines  Aufenthalts  in  Hamburg  fand  er 
Eingang  bei  den  Mitgliedern  der  englischen 
Provinzialloge,  denen  er  mancherlei  unrich- 
tige Angaben  über  die  Grosse  Landesloge 
machte.  1775  ging  er  nach  Russland,  wo 
er  mit  abwechselndem  Erfolg  maurerisch 
thätig  war.  Bald  stand  er  in  hohem  An- 
sehen, bald  geriet  er  mit  den  dortigen  Mau- 
rern in  Streit,  bald  zu  besondern  Abord- 
nungen bestimmt,  bald  ausgeschlossen,  bald 
wieder  zu  den  Arbeiten  zugelassen.  In  gröss- 
ter  Dürftigkeit  starb  er  1798.  [Vgl.  v.  Net- 
telbladt,  Gesch.  freim.  Systeme  (Brl.  1879), 
S.  560,  561,  567,  776.]  Im  Kalender  für 
die  Provinzialloge  von  Mecklenburg,  1836, 
S.  81/82,  heisst  es  über  ihn:  »Der  Vor- 
wurf, derunabwendlich  auf  ihm  lastete,  war 
der,  dass  er  die  Maurcrei  für  finanzielle 
Zwecke  inissbrauchte,  zu  seinem  Lebens- 
unterhalt benutzte.  Das  war  früher  in 
Hamburg  der  Fall  und  ward  mit  der  Grund 
zu  seiner  Ausschliessung,  und  eben  dies 
wiederholte  sich  in  Petersburg,  wohin  er 
gegangen  war,  um  sein  Glück  zu  machen. 
Schröder  behauptet  in  seinen  Materialien 
T.  2,  S.  208,  dass  er  bei  seinem  Weggang 
aus  Hamburg  die  Logenkasse  mitgenom- 
men habe  und  öffentlich  in  den  Zeitungen 
proklamiert  sei;  das  ist  indes  nicht  rich- 
tig. Wohl  aber  nahm  er  ohne  Auswahl 
auf,  liess  sich  rücksichtlich  der  Geldange- 
legenheiten der  Loge  mancherlei  zu  schul- 
den kommen,  liess  sich  in  unangemesane 
Verhandlungen  und  Mitteilungen  ein,  wo- 
bei er  Beine  Verpflichtungen  brach,  und 
nahm  Aktenstücke  bei  seinem  Abgange 
mit.  In  Petersburg  selbst,  wo  er  in  Hoff- 
nung auf  die  Unterstützung  seiner  Brüder 
seinen  Wohnsitz  aufschlug,  brachte  er  die 
letzten  Jahre  seines  Lebens  in  grossen  Be- 
drängnissen zu  und  lebte  von  den  Unter- 
stützungen der  wenigen  Mitglieder  der 
Loge  Apollo,  die  übrig  geblieben  waren«. 
Auch  Böber  charakterisiert  ihn  (a.  a.  O. 
S.  81)  in  ebensowenig  günstiger  Weise.  — 
[Vgl.  ferner  Schröders  Materialien  II,  181, 
146,  208;  IV,  11.] 

2)  Anton  Heinrich  Albert  v. ,  Kam- 
merherr, gest.  1818,  gehörte  der  Loge  Zur 
goldnen  Harfe  in  Marienwerder  an  und 
war  das.  1809  Redner,  1814—1817  zuge- 
ordneter Meister  vom  Stuhl. 

8)  Anton  Heinrich  Albert  Frei- 


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Rosenkreuz,  Ritter,  auch  Prinz  vom  —  Rosenkreuz. 


259 


herr  v.,  geb.  19.  Juni  1798  in  Danzig, 
wur  Leutnant  im  leichten  Garde-Kavalle- 
rie-Regiment, wurde  1818  Landrat.  des 
Kreises  Marienwerder  und  trat  1833  als 
solcher  in  den  Ruhestand,  nachdem  er 
1832  General -Landachaftedirektor  gewor- 
den war.  In  dieser  Stellung  gelang  es 
seiner  Energie  und  weisen  Sparsamkeit,  die 
infolge  der  Befreiungskriege  1813/14  er- 
schütterten finanziellen  Verhältnisse  der 
Westpreuss.  Landschaft  wieder  herzustel- 
len. —  In  den  Freimaurerbund  wurde  v. 
R.  10.  Dez.  1814  in  der  Loge  Zur  goldnen 
Harfe  in  Marienwerder  aufgenommen,  war 
1826-1832  Redner  und  1832-1841  Mei- 
ster vom  Stuhl. 

4)  Anton  Felix  Raphael  Freiherr 
v.,  Rittergutsbesitzer  in  Hochzehren,  geb. 

'8.  Okt.  1822,  gest.  9.  Nov.  1898  in  Berlin, 
war  1876—78  Vorbereitender  und  1878-80 
zugeordneter  Meister  vom  Stuhl  der  Loge 
Zur  goldnen  Harfe  in  Marienwerder. 

5)  Emil,  Prorektor,  geb.  6.  April  1849 
in  Anklam,  studierte  klassische  Philologie 
und  Germanistik,  war  Gymnasiallehrer  in 
Gotha,  Husum,  Altona,  Ratibor  und  ist 
seit  Michaelis  1876  Prorektor  in  Hirsch- 
berg i.  Schi.  R.  hat  auf  seinem  Gebiet 
grosse  litterarische  Thätigkeit  entfaltet, 
schrieb  namentlich  über  Horaz,  die  atti- 
schen Redner,  Homer,  Lateinische  Gramma- 
tik u.  s.  w.,  was  ihm  auch  1888  die  Ernen- 
nung zum  Professor  eintrug.  —  In  den 
Freimaurerbund  wurde  R.  20.  Jan.  1879  in 
der  Loge  Zur  heissen  Quelle  in  Hirsch- 
berg in  Schi,  aufgenommen.  Er  war 
lange  Jahre  Redner  und  ist  zugeordneter 
Meister  vom  Stuhl.  Viele  maurerische 
Zeitschriften  enthalten  Vorträge  von  ihm. 
Auch  veröffentlichte  er  solche  gesammelt 
in  zwei  Bänden  »Maurerische  Fest-Klänge« 
(Hirechberg  1888  und  1893). 

Rosen  k  rem,  Ritter,  auch  Prinz  vom 
(Souverain  Prince  Rosecroix,  Sovereign 
Prince  Rose  Croix),  sowie  der  Ritter 
vom  Adler  und  Pelikan  gehören  nicht 
zu  den  mystischen  Gold-  und  Rosen- 
kreuzern, sondern  sind  die  Benennungen 
für  den  am  meisten  unter  allen  höhern 
Graden  verbreiteten  Grad,  der  im  Rite 
francais  ou  moderne  der  7.  und  letzte  ist, 
im  Rite  aucien  et  accente*  der  18.  [vgl. 
Manuel  maconnique,  S.  133—141,  259,  Ta- 
fel XrH— XV],  der  3.  und  letzte  im  Orden 
von  neredom  von  Kilwinning,  der  18.  im 
Conseil  des  Empereurs  d'Orient  et  d'Occi- 
dent,  der  64.  im  Systeme  Misralm,  der  7. 
der  Philalethen  und  der  12.  der  Auser- 
wählten der  Wahrheit.  In  diesem  Grade 
wird  dos  Ritterwesen  nachgeahmt  und  die 
Erinnerung  an  den  Tod  und  das  Wieder- 
aufleben Jesu  auf  eine  katholisch-religiöse 
Weise  gefeiert.  Das  ist  der  Grundton,  der 
mit  Abänderungen  in  den  verschiednen 
Riten  durchläuft. 

Kosen  kreuz,  Christian,  ist  der  sagen- 
hafte Held  einer  angeblichen  geheimen 


Gesellschaft  des  17.  Jahrhunderts,  aus  der 
von  verschiednen  Seiten  die  Freimaurerei 
hergeleitet  worden  ist.  1614  erschien  zu 
Kassel  ein  Büchlein:  »Allgemeine  und  Ge- 
neral Reformation  der  gantzen  weiten  Welt. 
Beneben  der  Fama  Fraternitatis,  dess  Löb- 
lichen Ordens  des  Rosenkreutzes,  an  alle 
Gelehrte  und  Häupter  Europae  geschrie- 
ben: Auch  einer  kurtzen  Responsion,  von 
dem  Herrn  Haselmeyer  gestellet,  welcher 
desswegen  von  den  Jesuitern  ist  gefänglich 
eingezogen  und  auffeine  Gal leren  geschmie- 
det: Jtzo  öffentlich  in  Druck  verfertiget 
und  allen  trewen  Hertzen  communiciret  wor- 
den. Gedruckt  zu  Cassel,  durch  Wilhelm 
Wcssell,  Anno  M.DC.XIV.«  —  Das  Büch- 
lein besteht  aus  drei  Stücken.  Das  erst« 
ist  eine  Übersetzung  von  einer  Satire  des 
Italieners  Trajano  Boccalini  aus  dessen 
•Nachrichten  vom  Parnasa«,  was  aber  da- 
mals nur  vereinzelte  Leute  gemerkt  haben. 
Boccalini  erzählt,  wie  auf  Befehl  Apollos 
die  7  Weisen  Griechenlands  und  andre 
hochgelehrte  Leute  über  eine  Reformation 
der  Welt  beraten,  wie  dabei  die  abenteuer- 
lichsten und  lächerlichsten  Vorschläge  zu 
Tage  kommen  und  man  schliesslich  nach 
Besichtigung  des  kranken  Jahrhunderts 
von  dem  Vorhaben  ablässt,  dann  aber  ei- 
nige nichtssagende  Verbesserungen  anord- 
net, um  dem  grossen  Haufen  Eindruck  zu 
machen,  der  denn  auch  lautes  Beifallsge- 
schrei erhebt;  die  Klugen  aber,  schliesst 
Boccalini,  wissen,  dass  die  Welt  niemals 
frei  von  Unvollkommenheiten  sein  wird,  es 
also  das  Beste  ist,  sie  zu  lassen,  wie  man 
sie  gefunden  hat.  —  Das  zweite  Stück,  die 
»Fama  Fraternitatis,  Oder  Bruderschafft 
des  Hochlöblichen  Ordens  des  R.  C«,  be- 
richtet von  einem  Fr.  C.  R.,  d.  i.  Frater 
Christianus  Rosencreutz,  der  in  jugendli- 
chem Alter  mit  einem  ältern  Klosterbru- 
der nach  Jerusalem  geschickt  wird  und 
nach  dem  Tode  seines  Gefährten  auf  Cy- 
pern  von  dort  allein  weiter  reist,  um  über 
Damaskus  nach  Jerusalem  zu  gelangen. 
In  Damaskus  wird  er  krank,  reist  aber 
nach  seiner  Genesung  auf  den  Rat  von 
Freunden,  die  er  hier  gewonnen,  zu  den 
weisen  Arabern  in  Damcar,  wo  er  über  al- 
les Mögliche  und  Unmögliche  belehrt 
wird  und  unter  andern  Sachen  auch  den 
»Uber  M.«  (Mundi)  erhält.  Nach  drei  Jah- 
ren reist  er  über  Ägypten  nach  Fez  mit 
Empfehlungen  an  die  dortigen  arabischen 
Weisen,  bei  denen  er  wieder  andreKenntnisse 
erwirbt.  Nach  zwei  weitern  Jahren  kommt 
er  nach  Spanien  und  möchte  hier  allerlei 
reformieren,  was  man  ihm  aber  übel  nimmt; 
ebenso  ergeht  es  ihm  in  andern  Ländern, 
und  so  kehrt  er  endlich  nach  Deutschland 
j  zurück,  arbeitet  erst  fünf  Jahre  für  sich, 
dann  aber  kommt  ihm  wieder  der  Gedanke 
an  eine  Reformation,  und  er  verbindet  sich 
nun  mit  drei  Klosterbrüdern.  So  beginnt 
»die  Brüderschaft  des  R.  C«,  d.  i.  »des  Ro- 
sencreutz«, nicht  »des  Rosencreutzes«, 

17* 


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260 


Rosen  kreuz. 


wie  schon  fälschlich  auf  dem  Titel  steht 
und  nachher  irrtümlich  fast  immer  geschrie- 
ben wird.  Der  Name  kommt  von  der  Per- 
son des  Stifters,  wie  die  Fama  ganz  deut- 
lich zeigt.  Sie  errichten  ein  verborgnes 
Haus  Sancti  Spiritus  und  nehmen  noch 
vier  Genossen  an,  dann  verteilen  sie  sich 
auf  alle  Länder,  versammeln  sich  aber  einmal 
jährlich  in  ihrem  Hause,  wo  »Vatter  R. 
C.«  seinen  dauernden  Wohnsitz  behält  und 
immer  zwei  Brüder  ihm  Gesellschaft  lei- 
sten. Jeder  hatte,  ehe  er  starb,  einen 
Nachfolger  zu  stellen.  Die  Jüngern  wissen 
nichts  davon,  wann  »Vatter  K.  C.«  ge- 
storben ist;  eines  Tages  aber  finden  sie 
zufällig  sein  Grab  in  einem  kleinen  Ge- 
wölbe mit  allerlei  Zeichen  und  Inschrif- 
ten; R.  C.  war  120  Jahre  vorher  verstor- 
ben. Sie  erwarten  jetzt,  was  die  Gelehrten 
und  Ungelehrten  für  Bescheid  und  Urteil 
geben  werden,  bekennen  sich  als  Anhänger 
der  Kirchenreformation  und  der  Philoso- 
phie, wie  sie  Adam  nach  seinem  Fall  er- 
halten und  Moses  und  Salomo  geübt  ha- 
ben. Das  »verflucht  Goldmachen«  ver- 
werfen sie,  rühmen  sich  aber,  dass  es  ihnen 
selbst  nur  ein  »parergon«  (eine  Nebenar- 
beit) Bei,  »derengleichen  sie  noch  wol  an- 
dere etlich  tausend  bessere  stücklein  ha- 
ben«. Wer  sich  meldet  und  seinen  Namen 
angiebt,  soll  mündlich  oder  schriftlich  wei- 
tern Bescheid  haben,  falls  er  es  ehrlich 
meint;  den  Geldgierigen  aber  wird  das 
Gebäude  verborgen  bleiben.  Aus  dem 
Schreiben  des  Adam  Haselmayr,  das  1612 
im  Druck  erschienen  war,  erfährt  man, 
dass  er  eine  Handschrift  der  Fama  bereit« 
1610  gehabt  hat  (noch  von  andrer  Seite 
giebt  es  eine  gleiche  Nachricht)  und  sich 
nach  dem  offnen  Erscheinen  der  Brüder 
sehnt,  um  in  Gemeinschaft  mit  ihnen  die 
Bosheiten  der  Welt  zu  bekämpfen.  —  1615 
folgte  ein  zweites  Bändchen:  »Fama  Fra- 
ternitatis  R.  C.  Das  ist  Gerücht  der  Brü- 
derschaft^ des  Hochlöblichen  Ordens  R.  C. 
An  alle  Gelehrte  und  Heupter  Europae. 
Beneben  deroselben  Lateinischen  Confes- 
sion,  Welche  vorhin  in  Druck  noch  nie 
ausgangen,  nuhnmehr  aber  auff  vielfältiges 
nachfragen,  zusampt  deren  beygefügten 
Teutschen  Version  zu  freundlichen  gefal- 
len, allen  Sittsamen  guthertzigen  Gemüh- 
tern  wolgemeint  in  Druck  gegeben  und 
communiciret.  Von  einem  des  Liechts, 
Warheit,  und  Friedens  Liebhabenden  und 
begierigen  Philomago.  Gedruckt  zu  Cassel, 
durch  Wilhelm  Wessel,  Anno  M.DC.XV... 
—  In  der  Fama  sind  hier  viele  Fehler  ver- 
bessert ;  die  Confessio  verkündet  weiter  die 
Absichten  der  Brüderschaft,  nennt  das  Ge- 
burtsjahr des  Christianus,  nämlich  1378, 
und  berichtet,  dass  er  106  Jahre  alt  ge- 
worden sei;  sie  spricht  von  göttlichen  Vor- 
zeichen und  nahem  Weltuntergang,  auch 
von  der  künftigen  Reformation  und  ähn- 
lichen ernsten  Dingen.  Beiden  Schriften 
gemeinsam  sind  sehr  scharfe  Ausfalle  ge- 


gen den  Papst,  ja  seine  völlige  Vernich- 
tung wird  geradezu  auf  den  Plan  ge- 
stellt. —  Dies  sind  die  beiden  alleinigen 
Originalausgaben,  alle  andern  sind  nach- 
weislich nur  Nachdrucke.  Die  Schriften 
erregten  gewaltiges  Aufsehen  und  riefen 
eine  Litteratur  hervor,  die  sich  bis  16*24 
auf  annähernd  200  Nummern  beläuft.  Von 
verschiednen  derselben  ist  behauptet  wor- 
den, sie  seien  von  Mitgliedern  der  Gesell- 
schaft verfasst,  aber  bei  näherm  Zusehen 
erkennt  man  das  Gegenteil  [vgl.  Monats- 
hefte der  Comenius-Gesellschaft  VI,  207, 
VIH,  162];  nicht  eine  einzige  ausser  den 
beiden  Grundschriften  (Fama  und  Confes- 
sio) ist  als  wirkliche  Rosenkreuzerschrift 
zu  erweisen.  Es  ist  immer  noch  eine  off- 
ne Streitfrage,  ob  die  in  Fama  und  Con- 
fessio angekündigte  Gesellschaft  wirklich 
bestanden  hat  oder   ob  diese  Schriften 

1  nur  auf  ihre  Begründung  hinarbeiten 
wollten  oder  ob  das  Ganze  nur  ein 
Possenspiel  war,  wie  in  zeitgenössischen 
Äusserungen  oft  ausgesprochen  wird;  die 

\  meisten   heutigen  Vertreter  der  ernsten 

j  Wissenschaft  neigen  sich  der  letzten  Auf- 
fassung zu,  jedoch  ist  seit  Hossbach  kein 
Gelehrter  mit  allseitigen  Untersuchungen 
der  Frage  näher  getreten.  Die  meisten 
Zeitgenossen  und  viele  Spätere  haben  die 
Brüderschaft  als  eine  wirkliche  ange- 
sehen und  oft  genug  angefeindet,  nament- 
lich dio  eifernden  Theologen  des  17.  Jahr- 
hunderts.  Schon  bald  nach  1720  werden 

i  in  England  die  neuen  Freimaurer  mit  ihnen 
in  Verbindung  gebracht,  aber  der  erste, 
der  einen  ernstlichen  Versuch  machte,  die 
Freimaurerei  aus  der  Rosenkreuzerei  her- 
zuleiten, war  Friedrich  Nicolai  (s.  d.)  in 
seinem  »Versuch  über  die  Beschuldigun- 
gen, welche  dem  Tempelherrenorden  ge- 

I  macht  werden,  und  über  dessen  Geheimniss ; 
nebst  einem  Anhange  über  das  Entstehen 
der  Freymaurergesellschaft«  (Brl.  u.  Stet- 
tin 1782;  wiederholt  mit  der  Bezeichnung 
»Erster  Teil.  Zweyte  verbesserte  Auf- 
lage«, ebendas.  1782).  Nicolai  nimmt  als 
ausgemacht  an,  dass  Joh.  Val.  Andreä  (s. 
d.)  der  Verfasser  der  Grundschriften  ge- 
wesen, und  meint,  er  habe  »diese  Gesell- 
schaft aus  moralischen  und  politischen  Ab- 
sichten als  ein  Gedicht  ersonnen«  (S.  168), 
sein  Gedicht  sei  für  wahr  angenommen,  ob- 
wohl er  selbst  es  später  verleugnete,  und 
habe  in  England  um  1646  Anlass  zur  Stif- 
tung der  Gesellschaft  der  Freimaurer  ge- 
geben. Diese  Anschauung  bekämpfte  Her- 
der (s.d.)  gleich  nach  Erscheinen  des  Buchs 
im  »Teutschen  Merkur«  (März  1782,  S.  224 
bis  255;  Supban,  Herders  Werke.  XV,  57), 
indem  er  vielmehr  betont,  Anareä  habe 
nicht  daran  gedacht,  mit  den  Schriften 
eine  Gesellschaft  zu  gründen,  die  Sache 
sei  ihm  nur  ein  »Spiel«  gewesen,  wie 
er  sie  in  seinen  andern  Schriften  ia 
auch  oft  genug  bezeichnet.  Zur  Verteidi- 
gung seiner  Ansichten  lieas  Nicolai  zu 


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Rosenkreuzer. 


2G1 


seiner  Schrift  einen  »Zweiten  Theil«  er- 
scheinen (ebenda  1782),  worin  er  sich  wei- 
ter über  den  Gegenstand  verbreitet  und 
namentlich  die  Schriften  des  Theophilus 
Schweighardt  heranzieht.  [Vgl.  BZC.  1896, 
S.  249.]  Zwei  Jahrzehnte  später  gab 
Joh.  Gottl.  Buhle  ein  Buch  heraus: 
•Über  den  Ursprung  und  die  vornehmsten 
Schicksale  der  Orden  der  Rosenkreuzer 
und  Freymaurer«  (Güttingen  1804).  Auch 
er  hält  Andrea  für  den  Verfasser  und  legt 
ihm  die  Absicht  bei,  eine  Gesellschaft 
zur  Verbesserung  des  Zustand»  der  Mensch-  < 
heit  zu  bilden;  nachher  aber,  als  er  die  ' 
üble  Wirkung  sah,  »verlachte  und  ver-  i 
spottete  er  sein  eignes  Projekt«  (S.  168). 
Buhle  meint  weiter,  Michael  Maier  habe 
die  Rosenkreuzerei  nach  England  gebracht, 
und  daraus  sei  dann  die  Freimaurerei  ent- 
standen, besonders  unter  Mitwirkung  von 
Robert  Fludd  (s.  d.).  Der  Standpunkt 
Bühles  ist  also  im  wesentlichen  derselbe, 
wie  der  Nicolais;  aber  da  dieser  mehrfach 
angegriffen  war  und  Buhle  sich  allerlei 
Blössen  gegeben  hatte,  so  schrieb  Nicolai 
eine  Erwiderung:  »Einige  Bemerkungen 
über  den  Ursprung  und  die  Geschichte 
der  Rosenkreuzer  und  Freymaurer.  Ver- 
anlasst durch  die  sogenannte  historisch- 
kritische Untersuchung  des  Herrn  Hof- 
rats Buhle  über  diesen  Gegenstand«  (Brl. 
u.  Stettin  1806).  Ausser  manchen  wirkli- 
chen Berichtigungen  bringt  er  namentlich 
eine  Widerlegung  der  Meinung  Bühles, 
Rob.  Fludd  sei  der  Hauptbegründer  der 
Freimaurerei  gewesen,  woran  Nicolai  jeden- 
falls recht  hat.  Nicolai  und  Buhle  stimm- 
ten also  darin  überein,  dass  Andreä  die 
Grundschriften  verfasste,  sowie  dass  in 
England  durch  diese  Bewegung  die  Frei- 
maurerei entstanden  sei.  Herder  betrach- 
tete gleichfalls  Andreä  als  den  Urheber  der 
Sache,  hielt  sie  aber  für  ein  »Spiel«  und 
lehnte  die  Entstehung  der  Freimaurerei 
daraus  ab.  In  gleichem  Sinne  schrieb  Wil- 
helm Hossbach  ein  Buch  unter  dem  Titel: 
•Johann  Valentin  Andreä  und  sein  Zeit- 
alter« (Brl.  1819),  worin  die  Verfasserschaft 
Andreas  durch  Heranziehung  seiner  übri- 
gen Werke  weiter  begründet  und  die  »Fa- 
ma« als  ein  gegen  die  vielen  Schwärmer 
jener  Zeit  gerichtetes  Possenspiel  gekenn- 
zeichnet wird.  Später  hat  Guhrauer  in  I 
»Joachim  Jungius  und  sein  Zeitalter« 
(Stuttg.  u.  Tüb.  1850),  sowie  in  Niedners 
Zeitschrift  f.  d.  histor.  Theologie  (1852, 
Kritische  Bemerkungen  über  d.  Verf.  u. 
d.  urspr.  Sinn  u.  Zweck  der  Fama  Frater- 
nitatis)  in  der  gleichen  Richtung  weiter 

?;earbeitet,  wenn  auch  nicht  immer  mit 
Hück.  Was  seit  Hossbach  und  Guhrauer 
über  Andreä  und  die  Rosenkreuzer  ge- 
schrieben ist,  sind  nur  nebensächliche 
Behandlungen  der  Frage,  die  hier  nicht 
berücksichtigt  werden  können.  An  einer 
abschliessenden  Arbeit  fehlt  es  noch;  denn 
der  Versuch,  der  iu  neuester  Zeit  wieder  | 


gemacht  ist,  die  Freimaurerei  von  den 
Rosenkreuzern  abzuleiten,  ist  gänzlich 
misslungen.  Er  findet  sich  in  einem  Werke 
von  Ferdinand  Katsch  (s.  d.):  »Die  Ent- 
stehung und  der  wahre  Endzweck  der  Frei- 
maurerei« (Brl.  1897).  Das  Buch  bricht 
mit  einer  an  massenden  Geringschätzung 
über  alles  früher  Geschriebene  den  Stab, 
aber  der  Verfasser  bekundet  auf  Schritt 
und  Tritt  einen  oft  wahrhaft  verblüffenden 
•  Mangel  an  unerlässlichen  Vorkenntnissen  ■ , 
den  er  seinen  Vorgängern  vorwirft,  und 
namentlich  in  der  Rosenkreuzerfrage  eine 
so  ungenügende  Bekanntschaft  mit  den 
betreffenden  Schriften,  dass  er  die  richtige 
Losung  nicht  finden  konnte.  Er  nimmt 
Bühles  Traum  von  Fludds  bestimmendem 
Einfluss  auf  die  Entstehung  der  Freimau- 
rerei wieder  auf,  leugnet  aber,  dass  Andreä 
die  Fama  verfasst  habe.  Dabei  zieht  er 
diesen  deutschen  Theologen,  den  alle  Sach- 
verständigen als  einen  der  bedeutendsten 
Geister  des  17.  Jahrhunderts  anerkennen, 
stark  herunter,  während  er  den  phanta- 
sierenden Fludd,  der  längst  zu  den  wissen- 
schaftlichen Toten  geworfen  ist,  fast  in 
den  Himmel  hebt.    Das  Buch  verfehlt  in 

J'edcr  Beziehung  seinen—Zweck  [vgl.  die 
Besprechung  desselben  von  Begemann, 
Mon.-Hefte  der  Comen.-Ges.  VI,  204—2111. 
Professor  Kvaczala  in  Dorpat  versucht  auch 
Andreä  die  Verfasserschaft  der  »Fama« 
abzusprechen,  indem  er  Gründe  dafür  und 
dagegen  zusammenhält  [»J.  V.  Andreas  An- 
theil  an  geheimen  Gesellschaften«  (Jurjew 
1899);  aber  die  Arbeit  ist  sehr  wenig  er- 
schöpfend, und  die  Grflndo  für  Andreäs  Ver- 
fasserschaft sind  Kvaczala  gegenüber  erheb- 
lich verstärkt  durch  Begemanns  Aufsatz 
»Johann  Valentin  Andreä  und  die  Rosen- 
kreuzer« [Mon.-Hefte  der  Comen.-Ges.  VUI, 
145—168].  Die  letzte  Entscheidung  steht 
noch  aus. 

Kosen  kreuze r.  I.  So  nennt  man  zu- 
nächst die  geheime  Brüderschaft,  deren 
Bestehen  durch  die  im  vorstehenden  Ar- 
tikel besprochnen  Schriften  »Fama  Fra- 
ternitatis  R.  C.«  und  »Confessio  Fraterni- 
tatis  R.  C.«  der  Welt  verkündigt  wurde, 
gegen  deren  Wirklichkeit  aber  schon  ver- 
ständige Zeitgenossen  begründete  Zweifel 
aussprachen.  Die  in  der  »Fama«  mitge- 
teilten, von  ihnen  vereinbarten  Satzungen 
(»ihre  vergleichung«)  waren  folgende:  »1) 
keiner  solle  sich  keiner  andern  profeasion 
aussthun,  denn  krancken  zu  curiren,  und 
diss  alles  umbsonst:  2)  keiner  sol  genötigt 
sein,  von  der  Bröderschafft  wegen  ein  ge- 
wiss Kleid  zu  tragen,  soudern  sich  des 
Landes  art  gebrauchen :  3)  ein  jeder  Bruder 
soll  alle  Jahr  sich  auff  C.  Tag  bei  S.  Spi- 
ritus einstellen,  oder  seines  aussenbleibens 
ursach  schicken:  4)  ein  jeder  Bruder  sol 
sich  umb  ein  tügliche  Person  umbsehen,  die 
ihm  auf  den  fall  [des  todes]  möchte  succe- 
diren:  5)  dass  Wort  R.  C.  sol  ihr  Siegel, 
Losung  und  Charakter  sein:  6)  die  Brüder- 


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262 


Rosenkreuzer. 


schaft  boI  ein  hundert  Jahr  verschwiegen 
bleiben.«  —  Es  meldeteu  sich  viele  Be- 
werber, aber  keiner  erhielt  eine  Antwort, 
so  dass  sich  auch  Betrüger  die  Sache  zu 
nutze  machten  und  sich  als  R.  ausgaben. 
Der  Hauptlärm  spielte  sich  von  1614  bis 
1624  ab,  das  Weitere  sind  nur  noch  Nach- 

rele.  In  den  Spuk  hinein  schrieb  An- 
äs  damaliger  Freund,  der  Professor 
Christoph  Besold  in  Tübingen,  im  An- 
hange zur  2.  Ausgabe  von  Thomas  Cam- 
parellas  Schrift  »Von  der  Spanischen  Mo- 
narch}'« (o.  O.  1623)  folgende  Worte:  »dass 
auch  die  gantze  Christenheit  mit  solchen 
Köpfen  (d.  i.  Neuerern)  hin  und  wieder 
überhäuft,  gibt  übernissig  die  genandte 
Fraternitas  Koseae  Crucis  zu  erkennen. 
Dann  als  solches  Phantasma  kaum  auss- 
geschlossen, ungeacht  auch  deren  Fama 
und  Confessio  in  vielen  unterschiedlichen 
Orten  klärlich  bezeuget,  dass  dieses  allein 
ein  lusus  ingenii  nimium  laseivientis:  Weil 
jedoch  darin  ein  Hoffnung  solcher  general 
Reformation  gemacht,  und  von  vielen  selt- 
samen Künsten,  von  theils  lächerlich,  theils 
ungläublichen  Sachen,  anregung  gethon 
worden:  haben  sich  in  allen  Landen,  auch 
sehr  gelehrt  und  fromme  Leut  damit  so 
ferr  äffen  lassen,  dass  sie  ihre  Dienst  und 
guten  Willen,  etwan  mit  Benennung  ihrer 
Namen,  angebotten  u.s.w.«  (S.  48).  Dieses 
Urteil  ist  um  so  mehr  wert,  als  aus  Besolds 
Feder  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die 
Übersetzung  der  •General-Reformation« 
des  Boccalini  hervorgegangen  und  auf  den 
Schreibtisch  des  Herausgebers  der  «Fama« 
gewandert  ist;  Besold  musste  also  genau 
Bescheid  wissen.  Die  »Alten  R.«,  wie  man 
die  vorgebliche  Brüderschaft  des  17.  Jahrh. 
genannt  hat,  haben  also  in  Wirklichkeit 
als  Gesellschaft  höchst  wahrscheinlich 
niemals  bestanden.  —  II.  Während  anfangs 
in  den  sogenannten  Rosenkreuzerschriften, 
wie  man  kurz  die  ganze  hergehörige  Litte- 
rat ur  nennt,  vielfach  die  ernsten  und  from- 
men Seiten  der  »Fama«  und  »Confessio« 
weiter  verfolgt  wurden,  traten  bei  dem 
völligen  Schweigen  der  Brüderschaft  all- 
mählich mehr  die  auf  Goldmachen  ge- 
richteten Schriften  in  den  Vordergrund, 
und  nach  1680  etwa  finden  wir  die  Rosen- 
kreuzerei kaum  noch  anders  denn  als  Gold- 
macherkunst  behandelt.  In  den  englischen 
Ausgaben  der  Fama  und  Confessio  (1652 
und  1653)  werden  die  R.  nur  noch  als 
Alchymisten  angesehen,  und  »Rosicrucians« 
nannte  man  in  England  im  17.  Jahrhun- 
dert alle  Alchymisten  und  Freunde  des 
Steins  der  Weisen.  Was  der  sich  Or- 
vius  nennende  Herausgeber  der  »Occulta 
Philosophia«  (1737)  in  seiner  Vorrede  von 
einem  R.-Bund  in  Holland  erzählt,  lassen 
wir  auf  sich  beruhen ;  denn  es  macht,  wie 
Hermann  Kopp  [Die  Alchemie  in  älterer 
und  neuerer  Zeit  (Heidelberg  1886).  II.  Teil, 
S.  204]  unzweifelhaft  richtig  bemerkt, 
»den  Eindruck  einer  frechen  Erdichtung« 


(S.  205).  Dort  wird  auch  berichtet,  dass 
die  Angabe  von  Kloss  (unter  Nr.  2688), 
die  Vorrede  sei  1635  geschrieben,  nicht 
zutrifft.  Mit  diesen  Amsterdamer  R.  von 
angeblich  1622,  die  man  wohl  »mittlere« 
genannt  hat,  ist  es  also  auch  wohl  nichts 
vor  dem  Forum  der  geschichtlichen  Kritik; 
mögen  sie  in  Frieden  ruhen!  —  HI.  Im 
'  Anfange  des  18.  Jahrh.  erschienen  die 
J  »Gold-  und  R.«  oder  die  Brüder  des  »Or- 
dens des  Gülden-  und  Rosen-Creutzes«, 
welche  die  Alchymie  und  Goldmacherkunst 
der  frühern  Jahrhunderte  fortsetzten.  Das 
erste  Werk,  das  unter  ihrem  Namen  ge- 
druckt wurde,  ist  »Die  wahrhafte  und  voll- 
kommene Bereitung  des  philosophischen 
Steins  der  Brüderschaft  aus  dem  Orden 
des  Gülden-  und  Rosen-Creutzes  u.  s.  w.« 
(Brsl.  1710  und  1714)  von  S.  R.  (so  1710) 
oder  Sincerus  Renatus  (so  1714),  d.  i.  Sa- 
muel Richter  (vgl.  Missiv  an  die  Hoch- 
erleuchtete Brüderschaft  des  Ordens  des 
Goldenen  und  Rosenkreutzes  u.  s.  w.  (Lpz. 
1783,  S.  8)1.  Nach  dem,  was  Kopp  (a.  a.  O. 
II,  S.  9  und  Anm.*)  mitteilt,  scheinen  in  den 
1720  er  Jahren  damalige  Adepten  in  näherer 
Verbindung  miteinander  gestanden  zu  ha- 
ben, dass  sie  aber  einen  wirklichen  Bund 
gebildet  hätten,  ist  bisher  nicht  nachge- 
wiesen. In  der  zweiten  Hälfte  des  Jahr- 
hunderts drang  die  Gold-  und  Rosenkreu- 
zerei auch  in  die  Logen  ein  und  hat  hier 
viel  Verwirrung  und  Unheil  gestiftet,  ja 
es  war  eine  Zeitlang  die  Gefahr  vorhan- 
den, dass  der  anscheinend  bald  nach  1750 
entstandne  Orden  der  Gold-  und  R.  mit 
seinen  unbekannten  Obern,  von  denen 
die  grossartigsten  Leistungen  und  Offen- 
barungen verheissen  wurden,  die  ganze 
Freimaurerei  in  seine  Hände  bekommen 
hätte.  Eine  Schilderung  der  verderblichen 
Umtriebe  von  Zeitgenossen  haben  wir  in 
der  von  Knigge  (s.  d.)  zugeschriebenen 
und  von  Joseph  Aloisius  Maier,  einem 
ehemaligen  Jesuiten ,  herausgegebnen 
Schrift:  Ȇber  Jesuiten,  Freymaurer  und 
deutsche  Rosen creutzer«  (Lpz.  1781).  Wer 
sich  weiter  über  diese  dunkle  Zeit,  an 
der  auch  Jesuiten  einen  Anteil  gehabt 
haben  sollen,  unterrichten  will,  findet  eine 
Menge  Stoff  in  dem  2.  Teil  des  angeführ- 
ten Werks  von  Kopp  »Die  Alchemie  in 
älterer  und  neuerer  Zeit«  (S.  1—152, 
204—287),  wo  auch  auf  die  Beziehungen 
der  Gold-  und  R.  zur  Freimaurerei  einge- 
gangen wird,  mit  häufiger  Bezugnahme 
auf  freimaurerische  Litteratur.  [Vgl.  auch 
Klose,  Bibliographie  der  Freimaurerei, 
Nr.  2620—2690.  R.  1884  ,  8.  82.  Dr.  L. 
1899,  S.  2599.  Vorige  Auflage,  IH,  84.] 
IV.  Hier  Bei  nur  folgendes  geschichtlich  noch 
festgestellt.  Nach  dem  Rückgang  der  mitt- 
lem R.  unternahmen  es  einige  Männer  in 
Süddeutschland,  die  alte  Societas  roseae 
et  aureae  crucis  umzugestalten.  Sie  nann- 
ten sie  Sozietät  oder  Fraternität  der  gol- 
denen R.  So  trat  sie  1757  in  Frankfurt  a.  M. 


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Rosenorden 

auf  und  wurde  1761  nach  Prag  getragen, 
dort  aber  1764  wieder  aufgehoben.  1767 
wurde  eine  Reform  vorgenommen,  wobei 
man  die  Templerei  fallen  Hess  und  sich 
ganz  auf  biblischen  Standpunkt  stellte. 
Es  wurden  verschiedne  Zirkel  gebildet, 
deren  jeder  aus  9  Mitgliedern  bestand.  Die 
Reform  bewegte  sich  anfangs  in  ziemlich 
engem  Kreise.  1775  gelang  es,  die  wich- 
tige Stellung  Wien  einzunehmen,  das  nun 
für  Jahre  hinaus  den  Mittelpunkt  für 
Österreich,  Ungarn,  Bayern,  Württemberg 
und  Polen  bildete.  Für  Norddeutschland 
sollten  die  Mittelpunkte  in  Berlin  und 
Frankfurt  a.  M.  sein.  In  Schlesien  und 
in  der  Oberlausitz  zeigten  sich  die  R.  1773; 
der  Leipziger  Zirkel  wurde  von  Wien  aus 
geleitet.  In  Berlin  stand  an  der  Spitze 
der  nachmalige  Generalleutnant  und  Mi- 
nister von  Bischoffwerder  (s.  d.).  Er  ge- 
wann 1782  den  Kronprinzen  Friedrich 
Wilhelm  für  den  Orden,  wobei  der  nach- 
malige Staatsminister  von  Wöllner  (s.  d.) 
ihn  unterstützte.  Prinz  Friedrich  von 
Braunschweig  (s.  d.)  löste  indes  den  Zirkel 
auf.  Von  Berlin  gelangte  der  Orden  nach 
Hamburg,  wo  der  Arzt  v.  Exter  (s.  d.) 
dem  Zirkel  vorstand.  In  Wien  wurden  die 
R.  besonders  durch  den  Seidenhändler 
Biicciochi  verbreitet,  der  mit  Keller  in 
Regensburg  in  Verbindung  trat  und  be- 
sonders die  Alchemie  betrieb.  1775  wurde 
Bacciocbi  bankrott.  Die  Leitung  übernahm 
Steeb,  der  auch  den  Grafen  Brühl  auf- 
nahm und  das  goldne  Rosenkreuz  an  der 
Weichsel  aufpflanzte.  Er  bildete  mit  Brühl 
einen  besondern  geheimen  Zirkel.  Allein 
1775  wurden  alle  chemischen  Arbeiten  ver- 
boten, und  der  Zirkel  löste  sich  auf.  1777 
trat  eine  neue  Reform  ein,  wobei  einge- 
schärft wurde,  nicht  den  Mammon,  sondern 
das  Reich  Gottes  zu  suchen.  Die  Arbei- 
ten wurden  wieder  in  allen  Zirkeln  be- 
gonnen, aber  ohne  Erfolg.  1780  trat  der 
Oberstallmeister  und  Grossmeister  der 
Provinzialloge  von  Osterreich,  Graf  Diet- 
richstein  (s.  d.)  bei,  mit  dem  Steeb  aber- 
mals einen  geheimen  Zirkel  bildete.  Aber 
auch  auswärts  wurden  wieder  neue  Zirkel 
eingerichtet  in  Leipzig,  Nürnberg,  Mün- 
chen, Augsburg,  Stuttgart.  Es  gelang  selbst, 
den  König  Stanislaus  II.  für  den  Orden 
zu  gewinnen.  Graf  Dietrichstein  übernahm 
1783—1785  die  Oberhauptdirektion  inWien, 
unter  der  verschiedne  Zirkel  entstanden. 
Man  erkannte  aber  allmählich,  dass  die 
ganzen  Ideen  undurchführbar  seien.  Viele 
zogen  sich  zurück  und  stellten  sich  selbst 
dem  Orden  feindlich  gegenüber.  Zu  diesen 

fehörte  Graf  Dietrichstein  zuletzt  selbst. 
!r  veranlasste  den  Kaiser  zu  der  Frci- 
maurerverordnung  vom  Dezember  1785, 
durch  die  auch  den  R.  der  Boden  unter 
den  Füssen  weggezogen  wurde.  Man  suchte 
zwar  unter  der  neuen  Leitung  von  Mesmer 
(s.  d.)  1786—1792  Dietrichstein  wieder  zu 
gewinnen,  aber  ohne  Erfolg.  Mesmer  wurde 


—  Rosskampff.  263 

der  Sache  selbst  überdrüssig  und  stellte 
alle  Thätigkeit  ein.  Als  1790  Leopold  II. 
den  Thron  bestieg,  dessen  Neigung  zur 
Alchemie  bekannt  war,  erwachte  Mesmers 
Thätigkeit  zu  neuem  Leben.  Man  grün- 
dete die  Freimaurerloge  Zur  Liebe  und 
Wahrheit,  in  der  nur  solche  aufgenommen 
werden  sollten,  die  man  als  für  den  R.- 
Orden geeignet  hielt.  Als  jedoch  Leo- 
pold II.  starb,  löste  sich  auf  Befehl  des 
Vizegeneralata  vom  7.  April  1792  der 
ganze  Orden  auf.  Man  wollte  die  getreuen 
Mitglieder  in  religiös -moralischer  Rich- 
tung fortleiten  und  bildete  ein  geheimes 
Direktorium  unter  dem  Namen  »Die  Stillen 
im  Lande«.  Allein  auch  dieser  Zustand 
|  war  nicht  von  Dauer.  Im  März  1793  wurde 
die  Loge  aufgelöst.  Der  Orden  war  von 
da  an  für  immer  erloschen.  [Vgl.  Bh. 
1893,  S.  81.  L.  1885,  S.  153;  1892,  S.  124. 
Triangel  1863,  S.  125,  142,  148.  Geschichte 
der  Rosenkreuzer  in  Deutschland  (von 
Brand):  FZ.  1862,  S.  73  fg.  Geschichte 
der  Rosenkreuzer  in  Böhmen:  Allgemeine 
österreichische  Freimaurer- Zeitung  1878, 
S.  69  fg..  Ein  neues  Rosenkreuzer-Ritual : 
FZ.  1884,  S.  931 

Rosenorden.  Der  berüchtigte  Grossinger 
(s.  d.)  errichtete  1783  einen  R.,  auch  Rosen- 
inBtitut  genannt,  der  auf  Schwindelei  und 
Geldschneiderei  beruhte  und  deshalb  1788 
für  erloschen  erklärt  wurde  und  an  dessen 
Stelle  der  Harmonieorden  (s.  d.)  trat.  Als 
Oberhaupt  des  R.  gab  er  eine  Frau  von 
Rosenwald  aus,  während  er  als  immerwäh- 
render Sekretär  alle  Aufnahmegelder  und 
Gebühren  einschob.    [Vgl.  L.  XXVII,  50.] 

Rosenstiel,  Friedrich  Philipp,  Berg- 
mann, geb.  1754  in  Modesheim  im  Elsass, 
gest.  in  Berlin  18.  März  1832,  wurde  1777 
als  Bergassessor  in  Berlin  angestellt,  1780 
Bergrat,  1786  Oberber^rat,  1790  Mitglied 
des  Senats  der  Akademie  der  Künste,  1794 
Geheimer  Bergrat,  1802  Direktor  der  könig- 
lichen Porzellanmanufaktur  zu  Berlin  und 
1804  Geheimer  Oberfinanzrat.  —  Zum 
Freimaurer  wurde  er  10.  Febr.  1781  in  der 
Loge  Zur  Eintracht  in  Berlin  aufgenom- 
men, deren  Vorsitzender  Meister  er  1815 
bis  1825  war.  1801  trat  er  in  die  Grosse 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln, wurde  1Ö29  Mitglied  des  Alt- 
schottischen (Bundes-)  Direktoriums  und 
war  von  1829—1882  Nationalgrossmeister. 
[Vgl.  Geschichte  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl. 
1890),  S.  488.] 

Roglln,  Rosslvn,  s.  Sinclair. 

Rosskampff,  Georg  Heinr.  v.,  Sachsen - 
meiningscher  Geheim  rat  und  Bürgermeister 
in  Heilbronn,  geb.  1720,  war  Mitglied 
der  Loge  Zu  den  drei  Nelken  in  Meiningen, 
nachher  der  Loge  Zu  den  drei  Gedern  in 
Stuttgart  und  trat  der  strikten  Observanz 
zu.  1776  folgte  er  der  Einladung  des 
Gugomos  (s.  d.)  zum  Konvent  in  Wies- 
baden (s.  d.).  Ungläubig,  setzte  er  den 


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264  Rosalau 

Betrüger  wiederholt  durch  Fragen  und 
Einwürfe  in  Verlegenheit,  lies»  »ich  aber, 
um  alles  zu  erfahren,  31.  Aug.  mit 
andern  von  ihm  einweihen.  Im  folgenden 
Jahre  Hess  er  Gugomos'  frühern  Bedienten 
verhaften  und  brachte  ihn  zum  Geständnis, 
dass  alles,  was  sein  Herr  an  Freibriefen, 
Siegeln  u.  s.  w.  vorgezeigt  hatte,  von  diesem 
selbst  angefertigt  war.  1777  sandte  er  an 
Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  einen 
Aufsatz,  der  nachher  gedruckt  wurde: 
»Meine  Gedanken  über  das  Svstem  des 
R.  a  C.  T.«  [Ritters  a  Cygno  triumphante, 
d.  i.  Gugomos],  Auch  liess  er  sich  zuerst 
mit  dem  in  Heilbronn  auftretenden 
sogenannten  Grafen  v.  Tourouvres  ein, 
duldete,  obgleich  er  schon  den  ganzen 
Betrug  durchschaute,  die  Berufung  des 
sogenannten  Konvents  zu  Heilbronn  (s. 
d.)  10.  Jan.  1778,  entlarvte  den  Betrüger 
in  Gegenwart  der  Betrognen  und  liess 
ihn  festnehmen.  1782  war  er  auf  dem 
Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.) ;  auf  seinen 
Antrag  wurde  beschlossen,  sich  wieder  der 
christlichen  Zeitrechnung  zu  bedienen,  und 
die  bisher  im  System  gebräuchliche  (s. 
Zeitrechnung)  abzuschaffen;  über  den  von 
ihm  gestellten  ebenso  vernünftigen  Antrag, 
die  unverständlichen  Benennungen  der 
Präfekturen  und  Kapitel  abzuschaffen, 
wurde  stillschweigend  hinweggegangen. 

Rosslau  (St.  im  Herzogtum  Anhalt, 
8588  E.).  Hier  bestand  seit  11.  April  1883 
ein  maurerisches  Kränzchen,  das  seit  1888 
nicht  mehr  thätig  ist. 

Rftssler,  Karl  A.,  Superintendent  in 
Merseburg,  gest.  16.  Aug.  1837,  wurde  22. 
Okt.  1820  Mitglied  der  dortigen  Loge  Zum 
goldnen  Kreuz  und  war  dort  1821—22 
Redner,  1822—24  erster  Aufseher,  1824  bis 
1828  zugeordneter  Meister  und  1828  bis  zu 
seinem  Tode  Meister  vom  Stuhl.  Er  schrieb: 
Ȇber  die  Freimaurerei  und  ihre  heutigen 
Gegnerc  (Lpz.  1822),  nachdem  er  vorher 
gegen  Steffens'  »Karrikaturen  des  Heilig- 
sten* (Lpz.  1821)  zugleich  mit  L.  Wanckel, 
Chr.  Weiss  (s.  d.)  und  Grävell  (s.  d.)  auf- 
getreten war  in  der  Schrift:  »Gegen  die 
Angriffe  des  Prof.  Steffens  auf  die  Frei- 
maurerei' (Lpz.  1821);  ferner  »Zum  fünf- 
zigjährigen Jubiläum  des  Ehrenmeisters 
Dr.  Starcke«  (1830);  unterm  Namen  »Acer- 
rellos«  (Umstellung  der  Buchstaben  seines 
Namens],  »Die  Freimaurerei  in  ihrem  Zu- 
sammenhang mit  den  Religionen  der  alten 
Ägypter,  der  Juden  und  der  Christen*  (4 
Bde.,  2.  Aufl.,  Lpz.  1836).  Dieses  Werk  ist 
in  den  ersten  drei  Bänden  eine  freie  und  mit 
Anmerkungen  versehene  Bearbeitung  des 
französischen:  »La  Maconnerie  considere'e 
comme  le  resultat  des  religions  dgyptienne, 
juive  et  chrdtienne«  von  Reghellini  de 
Schio  (Paris  1833),  worin  der  Zusammen- 
hang „der  Freimaurerei  mit  den  Mysterien 
der  Ägypter  zu  erweisen  versucht  wird. 
Die  drei  ersten  Teile  sind  eine  leicht- 
fertige Arbeit,  enthalten  aber  doch  manches 


-  Rostock. 

von  kulturhistorischem  Interesse.  Von 
Wert  für  die  Geschichte  der  Freimaurerei 
ist  nur  der  4.  Band,  der  R.  zum  Verfasser 
hat.  [Vgl.  Taute,  Maurcrische  Bücher- 
j  künde  (Lpz.  1886),  zu  Nr.  834.] 

Kost,  Reinhold,  Orientalist,  geb.  2. 
Febr.  1822  in  Eisenberg  i.  Alt.,  gest.  8. 
Febr.  1896  in  Canterbury,  war  Lehrer  der 
orientalischen  Sprachen  am  St.  Augustin's 
College  in  Canterbury,  daneben  seit  1863 
Sekretär  der  Royal  Asiatic  Society  in  Lon- 
don und  seit  1869  Oberbibliothekar  des 
Indischen  Amts.  —  R.  war  als  Freimaurer 
aufgenommen  23.  Juni  1846  in  der  Loge 
Archimedes  zum  ewigen  Bunde  in  Gera 
und  ist  ihr  bis  zu  seinem  Tode  treu  ge- 
blieben.   [Vgl.  L.  1896,  S.  88.] 

Rostock  (St.  im  Grossherzogt.  Mecklen- 
burg-Schwerin, 49689  E.).  I.  Die  älteste 
der  hiesigen  Logen  wurde  unter  dem  Namen 
Zu  den  drei  Sternen,  von  der  Grossen 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  10. 
Juni  1760  gestiftet  und  arbeitete  anfangs 
nach  der  sogenannten  neuenglischen 
Lehrart.  Sie  verband  bereits  28.  März  1761 
damit  eine  schottische  Loge  unter  dem 
Namen  (Karl)  zur  Sonne  und  erhielt 
auch  1762  ein  sogenanntes  Clermontsches 
Kapitel.  (S.  Clermont.)  Vier  Jahre  später 
trat  sie  zur  strikten  Observanz  (s.  d.) 
1  und  wurde  24.  Jan.  1765  zu  einer 
|  Mutterloge  und  zum  Sitz  des  Subpriorats 
I  Ratzeburg  erhoben,  dessen  Sprengel  alle 
Logen  der  beiden  Herzogtümer  Mecklen- 
burg, des  Königreichs  Dänemark,  der 
Lande  Schwedisch  -  Pommern ,  Wismar, 
Rügen,  Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  der 
sämtlichen  preußischen  und  der  russischen 
Ostseeprovinzen  in  seinen  Präfekturen  und 
Hauskomtureien  umfassen  sollte.  Sie 
gründete  die  Loge  Zu  den  drei  Löwen  in 
Wismar  (s.  d.)  1767,  die  Loge  Zum  ge- 
krönten Greif  in  Neubrandenburg  (s.  d.) 
1774  und  setzte  ihre  Arbeiten  bis  nach 
dem  Wilhclmsbader  Konvent  (s.  d.)  fort, 
wonach  sie  ihre  förmlichen  Versammlungen 
einstellte.  Herzog  Karl  von  Mecklenburg- 
j  Strelitz  (s.  d.)  setzte  sie  aufs  neue  als 
I  englischer  Provinzialgrossmeister  29.  April 
1799  ein;  1802  nahm  sie  das  Hamburger 
(Schrödersche)  Ritual  an,  erhielt  4.  Mai 
1815  ein  Verfassungs-  und  Gesetzbuch 
nebst  Anerkennung  ihrer  Eigenschaft  als 
Mutterloge  und  wurde  1802  unter  Nr.  594  in 
der  Matrikel  der  englischen  Grossloge 
eingetragen.  1822  trat  eine  Spaltung  m 
.  ihr  ein,  in  deren  Folge  ein  Teil  ihrer  Mit- 
glieder zu  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  überging  und  von  dieser  als 
Loge  Zu  den  drei  Sternen  anerkannt  und 
29.  Jan.  1823  angenommen  wurde,  während 
der  andre  Teil  die  alte  Loge  unter  dem- 
selben Namen  fortsetzte,  sodass  beide 
Logen  den  Anspruch  auf  Namen  und  Ver- 
mögen der  alten  Loge  erhoben.  Nach 
langen  Verhandlungen  der  beiden  Grosa- 
logen  wurde  durch  einen  Vergleich  der 


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Rot  —  Rotenburg. 


265 


Rostocker  Logen  die  Angelegenheit  dahin 
ausgeglichen,  daas  die  von  der  Grossen 
Landesloge  gestiftete  jüngere  Loge  den 
Namen  Irene  zu  den  drei  Sternen 
erhielt.  Aber  schon  früher  hatten  sich 
zwei  andre  Logen  Zum  Tempel  der 
Wahrheit  1800  und  Prometheus  1821 
von  der  alten  Loge  Zu  den  drei  Sternen 
abgezweigt,  die  sich  1855  zu  einer  Loge 
mit  der  Loge  Irene  zu  den  drei  Sternen 
vereinigten.  Es  bestehen  mithin  gegen- 
wärtig folgende  Logen  in  R. :  I.  Unter  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg:  die  Loge  Zu 
den  drei  Sternen,  gest.  10.  Juni  1760. 
Mitgliederzahl  (1900):  249.  Vers.  1.  Mitt- 
woch im  Monat.  Klub :  Mittwochs.  Ferien  : 
Juli  und  August.  Eignes  Logenhaus, 
Schwaansche  Strasse  3,  eingew.  3.  Jan. 
1880.  Hausgesetze  von  1878.  —  H.  Unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin:  1)  die 
vereinigte  Johannisloge  Irene  zu  den 
drei  Sternen,  gest.  10.  Juni  1760,  angen. 
29.  Jan.  1823;  Tempel  der  Wahrheit, 
gest.  18.  Juli  1800;  Prometheus,  gest. 
19.  Dez.  1821;  vereinigt  24.  März  1855. 
Mitgliederzahl  (1900):  273.  Vers.  Sonn- 
abends. Ferien:  Juli  bis  Sept.  2)  Die 
Andreasloge  Lucens,  gest.  2.  April  1812. 
3)  Ausserdem  bestehen  hier  unter  der 
Grossen  Landesloge  zu  Berlin :  a)  das  Pro- 
vinzialkapitel  Inseparabilis  von  Meck- 
lenburg und  Neuvorpommern,  errichtet 
18.  Okt.  1820,  eingesetzt  4.  März  1821; 
b)  die  Provinzialloge  von  Mecklen- 
burg, errichtet  17.  Sept.  1819.  Die  Pro- 
vinzialgrossmeister  waren  Baron  v.  Nettel- 
bladt  1.  (s.  d.),  Vizekanzler  v.  Both,  Lan- 
dessekretär Dr.  Wiggers,  Ratssekretär  Dr. 
Giese,  Baron  v.  Nettelbladt  H.  (s.  d.), 
Dr.  med.  Lehmann,  Pries,  Simonis,  Kühl, 
Marcus,  Begemann  (s.  d.),  Gaettens.  Bei 
ihr  besteht  eine  Sterbekasse  für  die  Mit- 
glieder der  ihr  untergebnen  Logen.  [Vgl. 
M.  L.  1889/90,  S.  11.]  —  Die  von  der 
Grossloge  von  Hamburg  am  24.  Juni  1819 
gegründete,  15.  Nov.  1819  eingeweihte 
Provinzialloge  von  Mecklenburg- 
Schwerin  und  Strelitz  ist  1881  wieder 
eingegangen.  Ihre  Provinzialgrossmeister 
waren  Geheimer  Medizinalrat  Josephi, 
Geheimer  Kommemenrat  Levenhagen, 
Kammerherr  v.  Vieregge,  Landessteuer- 
direktor und  Drost  v.  Wickede,  ßank- 
direktor  Capell.  —  Denkmünzen:  Zur 
Säkularfeier  der  Einführung  der  Frei- 
maurerei in  Mecklenburg  1854  und  zum 
lOOjähr.  Bestehen  der  Loge  Zu  den  drei 
Sternen  1860  (HMW.  Nr.  148  u.  149). 

Bot.  Diese  Farbe  ist  die  kennzeich- 
nende der  höhern,  namentlich  sogenannten 
schottischen  Grade;  von  ihr,  die  bald 
blutrot,  bald  karmoisin  ist,  haben  diese 
Grade  im  Gegensatz  zu  den  Johannis- 
graden (den  blauen)  den  Namen  der  roten 
Grade  angenommen.  R.  war  zugleich  die 
Farbe  der  Stuarts.  —  In  der  ältern  Heraldik 
[vgl.  G.  A.  Seiler,  Geschichte  der  Heraldik, 


Nürnb.  1885)],  z.  B.  bei  Clement  Prinsault 
1416  nimmt  das  R.  (Tapferkeit)  in  der 
Rangordnung  der  7  Hauptfarben  die  dritte 
Stelle  ein,  und  nur  Gold  (=  Edelmut, 
Hoheit)  und  Silber  (=  Ehrenhaftigkeit, 
Reinheit)  sind  vornehmer.  Der  deutsche 
Meister  Altswert  um  1440  legt  R.  als  »Frau 
Ehre«  aus;  Gold  bedeutet  für  ihn  »Frau 
Venus«,  Weiss  «Frau  Mässigung«.  Der 
heutigen  Auffassung  näher  steht  Barthol 
Clamorin  in  Meissen  um  1590,  indem  er 
erklärt:  Weiss  bedeute  »Reinheit«,  Gelb 
»Weisheit«,  R.  »Liebe«.  —  So  wenig 
wie  über  die  Bedeutung  wurden  die  Ge- 
lehrten jemals  über  die  Rangordnung  der 
einzelnen  Farben  einig[vgl.  O.  v.  Hechingen, 
Die  Farben  unsrer  Wappen,  in  Tägl.  Rund- 
schau 1898  Nr.  268  S.  1069.]  —  In  der 
französischen  Maurerei  soll  die  rote  Farbe 
an  das  Blut  Christi  erinnern.  —  In  der 
schwedischen  Lehrart  wird  das  rote  Band 
getragen  »zum  Gedächtnis  unzähliger 
Märtyrer  und  Helden,  die  ihr  Blut  zur 
Verteidigung  der  Wahrheit  und  des  christ- 
lichen Glaubens  vergossen  haben.«  —  Im 
Royal  Arch-Grad  soll  rot  (scharlach)  den 
Eifer  andeuten,  der  die  Mitglieder  dieses 
Grads  beseelt. 

Rotae  et  aureae  enteis,  Fratres.  Ein 
dem  Rosenkreuzerorden  nachgebildetes 
System,  das  H.  H.  v.  Ecker  und  Eckhoffen 
(s.  d.),  nachdem  er  sein  Vermögen  ver- 
geudet und  ihm  die  Obern  des  Rosen- 
kreuzerordens  das  angesuchte  Darlehen 
verweigerten,  erdachte,  um  die  Mitte!  zu 
fernerm  Wohlleben  zu  erlangen.  Der 
»Hauptplan«  des  Systems  war  ein  »in  Form 
eines  Rads  gezeichnetes  Kreuz«,  d.  i.  ein 
Kreuz,  einem  Kreise  eingefügt,  dessen 
leere  Zwischenräume  den  Text  enthielten. 
Anzahl  und  Benennung  der  Grade  waren 
in  treuer  Nachäffung  des  Rosenkreuzordens 
folgende  9:  Junior,  TheoreticuB,  Practicus, 
Philosophus,  Minor,  Major,  Adeptus 
exemptus,  Magister,  Magus.  Auf  Grund 
dieses  Systems  begann  Ecker  1776  in  Burg- 
hausen Suchende  aufzunehmen,  sie  mit 
kabbalistischen  Namen  und  Wappen  zu 
versehen,  die  Aufnahmegelder  aber  zu 
eignen  Zwecken  zu  verwenden.  Seine 
Jünger  durchschauten  ihn  jedoch  und 
forderten  ihr  Geld  zurück,  wodurch  er 
gezwungen  war,  1779  zu  flüchten.  Nach 
München  gekommen,  setzte  er  das  Geschäft 
in  grösserm  Massstabe  fort,  verunglimpfte 
die  Obern  des  Rosenkreuzerorden»,  die 
ihm  mit  Ausschliessung  gedroht  hatten, 
und  gewann  zahlreiche  Anhänger,  die 
bald  unzufrieden  waren  und  ihn  wegen  Be- 
trugs verklagten.  1781  flüchtete  Ecker  — 
von  den  Obern  des  Rosenkreuzordens  in 
den  Bann  gelegt  —  nach  Wien,  wo  er 
bald  mit  einem  neuen  Orden  auftrat.  (S. 
Ritter  und  Brüder  des  Lichta.)  [Abafi, 
Geschichte  der  Rosenkreuzer,  M.  S.] 

Rotenburg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Hessen -Nassau,  3007  E.),  war  von  1783 


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266  Rotenhan  — 

bis  1790  Sitz  einer  Loge  Konstantin  zu 
den  drei  Kränzen,  diu  dem  Eklektischen 
Bunde  beitrat.  —  Im  J.  1819  wurde  da- 
selbst die  Errichtung  einer  neuen  Loge 
Constantia  zum  engern  Hunde  bei 
der  Grossloge  von  Kurhessen  angeregt,  je- 
doch erfolglos. 

Rotenhan,  1)  Sigmund  johann  Chris- 
toph Friedr.  Frhr.  v.f  kgl.  bayerscher 
Kammerherr  und  Rittergutsbesitzer  von 
Rentweinsdorf,  geb.  31.  März  1761  das., 
gest.  28.  Juli  1826,  wurde  aufgenommen 
11.  März  1782  in  der  Loge  zu  Navreuth 
und  in  den  2.  Grad  befördert  1.  Febr.  1784 
in  der  Loge  Charles  de  l'union  in  Mann- 
heim, trat  später  dem  Illuminatenorden 
bei,  sagte  sich  aber  wieder  davon  los  und 
kehrte  zum  Freimaurerbund  zurück,  bei 
dem  er  auch  bis  zu  seinem  Tode  blieb. 
In  den  3.  Grad  befördert  wurde  er  17.  Juni 
1789  in  der  Loge  zu  Bayreuth.  Von  da 
ging  er  zur  Loge  Libanon  zu  den  drei 
Cedern  in  Erlangen  über,  aus  deren  Ver- 
band er  24.  Juni  1805  trat,  um  in 
Rentweinsdorf  (s.  d.)  eine  eigne  Loge 
Anacharsis  zur  Wahrheit  und  Gerechtigkeit 
zu  gründen,  wo  er  einige  Zeit  den  ersten 
Hammer  führte.  Zugleich  war  er  zuge- 
ordneter Grossmeister  der  Grossen  Mutter- 
loge Anacharsis  zum  erhabnen  Zweck  in 
Ansbach.  Nach  Auflösung  der  Loge  in 
Rentweinsdorf  trat  er  wieder  3.  Mai 
1815  in  der  Erlanger  Loge  ein  und  wurde 
dort  zum  Meister  vom  Stuhl  gewählt.  1818 
trat  er  freiwillig  zurück  und  wurde  1821 
zum  Ehrenmeister  ernannt.  Er  war  eine 
Stütze  und  Zierde  der  Freimaurerei  in 
Bayern.  Auf  seinen  Gütern  herrschte 
Fleiss  und  Wohlhabenheit;  seine  Grund- 
holden  aller  Konfessionen  (er  gehörte  der 
protestantischen  Linie  an)  liebten  ihn  wie 
ihren  Vater  und  nannten  ihn  auch  so. 
Von  seiner  patriotischen  Gesinnung  zeugen 
auch  die  »Freimüthig-patriotischen  Bemer- 
kungen über  die  gegenwärtigen  öffent- 
lichen Angelegenheiten  in  Deutschland«, 
die  er  1818  (Leipzig)  veröffentlichte  und 
worin  er  S.  526  den  Freimaurerbund  als 
ein  Nationalbildungsmittel  höherer  Art  | 
empfiehlt.  [Vgl.  A.  VI,  221.  FZ.  1868, 
S.  125;  1864,  S.  195.  L.  1886,  S.  150.  Ge- 
schichte der  Familie  R.  älterer  Linie  (Würz- 
burg 1865)  II  416,  486.] 

2)  Gottlieb  Job.  Georg  Heinrich  v., 
Erbherr  auf  Rentweinsdorf,  preuss.  Kammer- 
herr, wird  als  Mitglied  der  Loge  Zum 
schwarzen  Bär  in  Hannover  1778—92  auf- 
geführt. 

Roth,  Eduard  Max,  geb.  12.  Okt.  1807 
in  Hanau,  gest.  7.  Juli  1858  als  Professor 
an  der  Universität  Heidelberg,  ein  gelehrter 
Kenner  des  alten  Orients,  war  Mitglied  der 
Loge  Einigkeit  zu  Frankfurt  a.  M.,  in  die 
er  9.  Okt.  1830  aufgenommen  wurde.  [Vgl. 
seine  vortreffliche  Schrift  Ȇber  den  Zweck 
der  Maurerei  aus  den  alten  Landmarken. 
Vortrag  gehalten  am  21.  Jan.  1882  in  der 


Royal  Arch. 

Loge  Zur  Einigkeit  (Frkf.  a.  M.  1832.) 
Auch  abgedruckt  in  der  A.  Z.  1833 — 34.] 

Rothenberg  hiess  Meiningen  in  der 
strikten  Observanz  als  Kapitular-Komturei- 
kapitel  der  achten  Provinz  1782.  Weil 
der  1776  gestorbene  Heermeister  der 
siebenten  Provinz  von  Hund  auch  Heer- 
meister der  achten  unter  dem  Titel  Ad- 
ministrator gewesen  war,  fand  im  Februar 
1777  in  R.  eine  Vorversammlung  von 
Kapitularen  der  süddeutschen  Hälfte  der 
achten  Provinz  statt,  um  die  Wahl  des 
neuen  Heermeisters  vorzubereiten,  bei  dem 
der  Grossmeister  Herzog  Ferdinand  von 
Braunschweig  vom  17. — 19.  zugegen  war. 

Rotmänner  (Orden  der),  besonders  im 
Westen  der  Vereinigten  Staaten  unter  den 
Deutschen  verbreitet,  hat  die  Unterstützung 
der  Kranken,  Witwen  und  Waisen  zum 
Zweck;  sein  Motto  beim  deutschen  Zweig 
ist:  »Freiheit,  Edelmut,  Bruderliebe«,  das 
beim  englischen :  Freundschaft,  Harmonie, 
Union.  In  seinen  Formen  ahmt  er,  wie  der 
Tammanyorden  unter  den  Amerikanern, 
Sprache,"  Tracht  und  sonstige  Gebräuche 
der  Indianer  nach.  Die  Logen  heiasen 
»Stämme«  (tribes),  die  Groasloge  »Grosse 
Ratsversammlung«  (Great  Council);  die 
drei  Grade :  der  tapfere  Grad,  der  Kriegers- 
grad, der  Häuptlingsgrad,  ausserdem  giebt 
es  noch  zwei  Grade  für  die  Mitglieder  der 
Staatsgrossstämme.  1857  wurden  auch 
Hochgrade  eingeführt,  die  in  Lagern  er- 
teilt werden.  [Vgl.  Triangel,  1860,  S.  78; 
1870,  8.  50,  62.  Bh.  1860,  S.  319.  FZ. 
1869,  S.225;  1874,  S.  145.  L.  1897,  S.200; 
1898,  S.  24.  R.  Clemen,  Ursprung,  Ent- 
wickelung  und  Bedeutung  der  geheimen 
Gesellschaften  (Columbus,  Ohio,  1860).] 

Rotterdam  (St.  in  der  niederl.  Provinz 
Südholland,  [1894]  234916  E.).  Hier  wurde 
19.  (nach  andern  6.)  Febr.  1764  von  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  in  Berlin  eine  Loge  Zur  Ein- 
tracht (La  concorde  prussienne)  errichtet 
und  26.  Mai  eingeweiht,  die  nachmals  (1781) 
unter  den  Grossorient  der  Niederlande 
trat. 

Röter,  Friedrich,  Professor  in  Hil- 
desheim, geb.  7.  Febr.  1844  in  Steinhude, 
trat  17.  Jan.  1874  in  den  Maurerbund 
in  der  Loge  Georg  zur  wahren  Bruder- 
treue  in  Leer,  schloss  sich  12.  April 
1878  der  Loge  Pforte  zum  Tempel  des 
Lichts  in  Hildesheim  an,  deren  Vorsitzen- 
der Meister  er  seit  1890  ist.  Bemüht,  die 
Loge  auf  der  durch  Menge  (s.  d.)  erreichten 
Höhe  zu  erhalten,  sucht  er  Begeisterung 
für  Maurerei  und  echten  Maurersinn,  als 
dessen  Grundstein  er  den  Glauben  an  Gott, 
an  Tugend  und  Ewigkeit  betrachtet,  zu 
wecken  und  zu  pflegen  durch  Beispiel, 
Wort  und  Schrift.  Arbeiten  von  ihm  er- 
schienen in  verschiednen  Zeitschriften  und 
Jahrbüchern. 

Royal  Arch,  s.  englische  Lehrart,  I, 
S.  257. 


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Royal  York 


—  Ruhende  Brüder. 


267 


Royal  York,  genannt  zur  Freundschaft, 
Grossloge  in  Berlin,  s.  Berlin,  I,  S.  95. 

Rosier,  Jos.  Bapt.  Franz,  Abb£,  Ritter 
der  Kirche  von  Lyon,  machte  sich  um  die 
französische  Freimaurerei  »ehr  verdient, 
war  Meister  vom  Stuhl  einer  Loge  in  Lyon, 
1773  Präsident  der  Chambre  des  Provinces 
des  Grossorients.  In  der  Sitzung  des  Grosa- 
orients  vom  12.  Juli  1773  schlug  er  vor,  Pro- 
vinziallogen  zu  errichten,  wogegen  Lalande 
(s.  d.)  auftrat.  Guillotin  (s.  d.)  erhielt  den 
Auftrag,  eine  Verständigung  zu  erzielen,  es 
wurde  dann  auch  der  von  diesen  dreien 
ausgearbeitete  Gesetzentwurf  vom  22.  Okt. 
1773  genehmigt.  1781  war  R.  Mitglied  der 
Loge  Les  amis  reunis  in  Paris.  In  Kloss' 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frank- 
reich erscheint  häutig  sein  Name  als  thä- 
tiger  und  einflussreicher  Freimauerer,  so  I, 
S.  168,  170,  183,  201,  238.  [Vgl.  Taute, 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  S.  72.] 

R.  S.  Y.  C.  8.,  d.  i.  Rosyeross.  Damit 
wird  die  eine  Abteilung  des  Königlichen 
Ordens  von  Schottland  bezeichnet,  wäh- 
rend die  andre  H.  R.  D.  M.  (Heredom)  als 
Bezeichnung  führt.  [Vgl.  oben  I,  S. 
259.] 

Rückert,  Friedrich,  Ivrischer  Dichter, 
geb.  16.  Mai  1788  in  ScWeiufurt,  gest. 
31.  Jan.  1866  in  Neuses  bei  Koburg,  be- 
schäftigte sich  mit  philosophischen  und 
belletristischen  Studien,  wurde  1811  Do- 
zent in  Jena,  privatisierte  an  verBchied- 
nen  Orten,  begab  Bich  1816  nach  Stutt- 
gart, wo  er  an  der  Leitung  des  »Morgen- 
blattst  Teil  nahm,  Hess  sich  in  Neuses 
nieder,  wurde  1826  Professor  der  orienta- 
lischen Sprachen  an  der  Universität  Er- 
langen, kam  1841  als  Geh.  Regierungsrat 
und  Professor  nach  Berlin  und  kehrte  1846 
nach  Neuses  zurück.  Seine  litterarische 
Thätigkeit  ist  wohl  die  bunteste  und  viel- 
fältigste, die  je  zu  deutschen  Versen  be- 
geistert hat.  —  Aufgenommen  in  den  Frei- 
maurerbund  wurde  R  in  der  Loge  Karl 
zum  Rautenkranz  in  Hildburghausen  wäh- 
rend eines  Besuch*  bei  Verwandten 
3.  Mai  1810,  welcher  Loge  er  bis  1815  an- 
gehörte. Später  scheint  er  sich  nicht  mehr 
an  maurerischen  Arbeiten  beteiligt  zu 
haben;  doch  finden  sich  in  seinen  Werken 
freimaurerisebe  Gedanken  und  Anklänge 
in  Menge.  [Vgl.  Dr.  C.  Boyer,  Fr.  R.  als 
Dichter  und  Freimaurer.  Eine  maurerische 
Studie  (Stuttg.  1879).  L.  1879,  S.  140.  O. 
1889,  S.  78.   Z.  1888,  S.  40.] 

Rudolstadt  (Hauptst.  des  Fürstentum 
Schwarzburg-Rudolstadt,  11907  E.).  l)Hier 
ward  21.  Sept.  1785  die  Loge  Günther 
zum  stehenden  Löwen  gegründet,  die 
27.  Nov.  dem  Eklektischen  Freimaurer- 
bund beitrat.  [Vgl.  Keller,  Geschichte  des 
Eklektischen  Freimaurerbundes,  S.  103.] 
Nachdem  sie  einige  Jahre  geruht  hatte,  be- 
gann sie  1793  ihre  Arbeiten  wieder.  In 
diesem  Jahre  war  nämlich  der  regierende 


Fürst  Ludwig  Friedrich  (s.  d.)  vom  Herzog 
Georg  von  Sachsen-Meiningen  (s.  d.)  auf- 
genommen worden  und  blieb  bis  zu  seinem 
Tode  1807  Mitglied  und  Protektor  der 
Loge.  1794  erschien  eine  «Auswahl  von 
Frcymaurerliedern  zum  Gebrauche  der 
Loge  Günther  zum  stehenden  Löwen«. 
Am  1.  Jan.  1801  trat  die  Loge  der  Ham- 
burger, von  Schröder  verbesserten  Arbeits- 
weise und  der  Provinzialgrosslogc  von 
Hamburg  bei,  wo  sie  unter  Nr.  {»88  in 
das  Register  der  Grossloge  von  England 
eingetragen  wurde  Unter  dem  Vorsitz 
des  Meisters  vom  Stuhl,  v.  Beulwitz  (s.  d.), 
blühte  die  Loge  besonders  empor.  1801 
errichtete  sie  eine  Sonntagsschule.  Bei 
der  Wiederherstellung  der  Loge  Amalia 
in    Weimar    machte    sie    sich  vielfach 

i  verdient;  daher  bemerkt  Ridel  (s.  d.)  in 

!  seinem  »Versuch  eines  alphabetischen 
Verzeichnisses   u.  s.  w.»,    S.  159:  »Mit 

|  tiefgefühlter  Dankbarkeit  erwähnt  die 
Loge  Amalia  in  Weimar  es  hier  gern, 

:  wie  sehr  die  brüderliche  Liebe  und  der 
thätige  Eifer  dieser  guten  Loge  und  ihres 
würdigen  Meisters  vom  Stuhl,  v.  Beulwitz, 
ihr  im  J.  1808,  als  sie  sich  dem  Verein 
anschloss,  behilflich  gewesen  sind.«  Die 
Loge  arbeitete  fort  bis  1829,  wo  v.  Beul- 
witz die  Arbeiten  schloss,  da  sich  die 
Teilnahme  sehr  verringert  hatte.  Bei  der 
Wiedererweckung  14.  Sept.  1859  wechselte 
die  Loge  den  Namen  und  die  Arbeits- 
weise. 2)  Unter  dem  Namen  Günther 
zur  Eintracht  trat  sie  zur  Grossen  Lau- 
desloge in  Berlin,  von  der  sie  14.  Sept. 
1859  gegründet  und  27.  Nov.  desselben 
Jahres  eingeweiht  wurde.  Mitgliederzahl 
(1899):  90.  Vers.  3.  Donnerstag  im  Monat; 
Klub:  Dienstags  und  Donnerstags;  Ferien: 
Juli.    Eignes  Logenhaus,  Fürstengarten  3, 

|  eingew.  4.  Sept.  1892.  Hausgesetze  v.  1899. 
Milde  Stiftung:  Hoffmann- Stiftung  für 
Maurerwitwen  und  Waisen,  Kapital  6000  M. 
[Vgl.  Bloss,  Gedenk-Blatt  zur  Feier  des 
25 jähr.  Bestehens  der  L.  (1884);  Die  Weihe 
des  neuen  Logenhauses  (1892)]. 

RUgenwalde  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Poramern,  5383  E).  Eine  Loge  Zur 
Einigkeit  an  der  Ostsee  wurde  da- 
selbst von  der  Grossen  National -Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  18.  Okt.  1809 
gegründet,  24.  Jan.  1810  eingeweiht  und 
1820  auf  ihren  Wunsch  nach  Schlawe  (s.  d.) 
verlegt,  wo  Bie  5.  Juli  1834  geschlossen 
wurde. 

Ruhende  Brüder  werden  diejenigen  Frei- 
maurer genannt,  die,  ohne  im  maurerischen 
Verfahren  entlassen  zu  sein,  einer  aner- 
kannten Loge  angehört  haben.  In  Deutsch- 
land werden  sie  in  der  Regel  gar  nicht 
mehr  zu  den  freimaurerischen  Versamm- 
lungen einer  andern  Loge,  höchstens  zum 
Johannisfest,  zugelassen.  In  Frankreich 
werden  sie  dreimal,  in  England  (s.  Be- 
suchende) wenigstens  einmal  zum  Besuch 
,  einer  Loge  zugelaseeu,  in  der  Voraus- 


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268 


Ruhende  (inaktive)  Logen  —  Rumänien. 


aetzung,  dass  sie  später  ihre  Annahme  bei 
einer  aktiven  Loge  bewirken. 

Ruhende  (Inaktive)  Logen  sind  solche, 
die  ihre  Thätigkeit  eingestellt  haben.  Die 
Verfassung  der  Symbolischen  Grossloge 
von  Ungarn  §  227  spricht  von  »Einschlä- 
ferung«  der  Logen. 

Ruhrort  (St.  in  der  preusa.  Rheinpro- 
vinz, 11712  E.).  I.  Hier  bestand  1791  eine 
Loge  Zu  den  zwei  Zahlen.  Sie  erhielt 
in  diesem  Jahre  eine  Stiftungsurkunde  von 
der  Grossen  Nationalloge  der  Niederlande, 
war  aber  schon  einige  Jahre  vorher  in 
Thätigkeit.  [Liederbuch  von  1791  bei 
Kloss,  Bibl.,  Nr.  1608.]  II.  Ein  in  den 
fünfziger  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  ge- 
gründetes Kränzchen  ist  ebenfalls  wieder 
eingegangen. 

Rulffs,  August  Friedrich,  geb.  19.  Jan. 
1736  in  Bremen,  gesf  nach  1800,  war 
Tabakfabrikant  erst  in  Bremen,  dann  in 
Lübeck,  bekam  den  Titel  eines  braun- 
achweig-lüneburgschen  Kommissars,  wurde 
Generaldirektor  der  allgemeinen  Versor- 
gungsanstalten  in  den  kurfürstlich  mainz- 
schen  Landen,  Mitglied  des  mainzschen 
General-  und  Spezial- Armendirektoriums 
und  seit  1791  Wirklicher  Hof  kammerrat 
in  Mainz.  Er  hat  sich  viel  mit  sozialen 
Fragen  beschäftigt,  namentlich  dem  Armen- 
und  Waisenwesen,  löste  auch  eine  Preis- 
frage: »Von  der  vorteilhaftesten  Einrich- 
tung der  Werk-  und  Zuchthäuser«  (1783), 
wozu  ein  (auch  französischer)  Anhang  er- 
schien, der  sich  mit  den  Arbeiten  für 
Werk-  und  Zuchthäuser  beschäftigte  und 
an  den  Freimaurerbund  gerichtet  war. 
—  R.  wurde  in  der  Loge  Jonathan  in 
Braunschweig  aufgenommen  10.  Aug. 
1763,  trat  30.  Juli  1765  daselbst  dem 
v.  Hundschen  Tempel herrensystem  als  So- 
cius  und  Amicus  Ordinis  zu  und  stiftete 
im  April  1767  die  Loge  Zum  goldnen 
Schlüssel  in  Bremen,  deren  Meister  vom 
Stuhl  er  wurde;  sie  war  Filialloge  von 
Braunschweig  und  Hannover.  Auch  war 
er  Praepositua  des  auf  dem  Konvent  zu 
Kohlo  (s.  d.)  genehmigten  Fraepositur- 
kapitels  in  Bremen. 

Rumänien  (Königreich).  Hier  fand  die 
Freimaurerei  wahrscheinlich  erst  18.59 
durch  die  Gründung  einer  Loge  L'ltoile 
Danubienne  in  Bukarest  unter  dem  fran- 
zösischen Grossorient  Eingang.  Ihr  folgten 
in  der  nächsten  Zeit  mehrere  andre,  so 
26.  Aug.  1863  die  Loge  Lea  Sagcs  d'Helio- 
polis  in  Bukarest.  1867  klagten  Besuchende 
über  dort  herrschenden  Kastengeist  (FZ. 
1867,  S.  8),  welcher  Ansicht  von  andrer 
Seite  widersprochen  wurde  (ebend.  S.  64). 
Man  begann  damals  in  einzelnen  Logen, 
z.  B.  in  Galatz,  besondere  Abende  für 
die  andere  Sprachen  sprechenden  Mit- 
glieder einzurichten,  so  auch  für  die 
Deutschen.  Schon  im  April  desselben 
Jahres  sprach  man  in  R.  davon,  sich  von 
dem  französischen  Grossorient,  dem  die 


meisten  Logen  des  Landes  untergeordnet 
waren,  zu  trennen  und  eine  eigne  Gross- 
loge von  R.  zu  gründen.  Daneben  be- 
schäftigte man  sich  aber  auch  mit  der 
Verwirklichung  humaner  Zwecke;  es  ent- 
stand in  Galatz  dasComit^  philanthropique. 
Trotzdem  wurde  von  offizieller  Seite  in 
der  Zeitung  »Romanul«  (FZ.  1867,  S.  223) 
gegen  den  Bund  als  einen  geheimen 
offnes  Übelwollen  zur  Schau  getragen, 
ja  es  wurden  die  untern  Telegraphen- 
beamten, die  dem  Bunde  angehörten,  vom 
Amte  entsetzt,  obschon  der  Fürst  Karl 
selbst  mit  der  Absicht  umging,  sich  auf- 
nehmen zu  lassen.  Doch  breitete  sich  der 
Bund  auB.  1867  wurden  neue  Logen  in 
Bakau,  Botuscbani,  Filtischeni  und  Fok- 
schani,  ferner  in  Bukarest  1868  unter  der 
Grossen  Landesloge  von  Sachsen  die  Loge 
Romania  (?)  und  1875  unter  der  Grossloge 
von  Ungarn  die  Loge  Zur  Brüderlichkeit 
und  unterm  Grossorient  von  Frankreich 
die  Loge  Egalite*  gegründet.  1880  bestan- 
den in  R.  neun  Logen  unterm  Grossorient 
von  Frankreich,  zehn  unter  dem  von  Ita- 
lien und  eine  unter  der  Grossloge  von 
Ungarn.  Am  8.  Sept.  1880  wurde  die 
Nationalgrosaloge  von  R.  errichtet,  die 
1882  19  und  1884  23  Tochterlogen  zählte. 
Am  24.  Juni  1881  folgte  ein  Supreme  Con- 
seil  des  Ritus  von  Memphis,  am  8.  Sept. 

1881  ein  Supreme  Conseil  des  schottischen 
Ritus,  die  sich  beide  1886  vereinigten. 

1882  ein  Royal  Arch- Grosskapitel  und 
j  22.  März  1883  eine  Grossloge  und  Tempel 

des  Swedenborg-Ritus.  Daneben  begann 
auch  der  LuBitanische  Grossorient  Logen  in 
Bukarest,  Turn -Severin  (3),  Ploesci  und 
Giurgewo  zu  errichten.  Zur  Zeit  bestehen 
hier:  I.  Die  Nationalgrosaloge  von  R.  mit 
25  Logen,  davon  zwei  in  Bulgarien  und 
3  in  Amerika;  II.  das  Grosskapitel  der 
Royal  Arch -Maurer  mit  zwei  Kapiteln; 
III.  das  Vereinigte  Supröme  Conseil  mit 
einem  Tribunal,  einem  Senat  und  neun 
|  Kapiteln;  IV.  die  Grossloge  und  Tempel 
des  Swedenborg-Ritus  mit  zwei  Tempeln*); 
V.  unterm  Grossorient  von  Frankreich 
|  vier  Logen  (in  Botuschani,  Braila,  Con- 
l  stantza  und  Galatz);  VI.  unterm  Gross- 
J  Orient  von  Italien  fünf  Logen  (in  Bakau, 
Botuschani,  Bukarest,  Calarasi  und  Fok- 
:  schaui);  VII.  unter  der  Grossloge  Zur 
Sonne  in  Bayreuth  ein  Kränzchen  in 
Bukarest  (s.  d.).  Ob  auch  noch  portugie- 
sische Logen  in  R.  bestehen,  war  nicht 
zu  ermitteln.  In  Bukarest  erschienen  die 
Zeitschriften  »Mistria«  (seit  1874)  und 
«Triunghiul«  (seit  1880);  seit  1900  erscheint 
die  »Romania  Masonicä*.  Uber  eine  Denk- 
münze vgl.  Bh.  1881,  S.  400;  1882,  S.  23. 


*)  So  nach  dem  Cosmopolitan  Calendar  Tür  1900. 
Nach  einer  Mitteilung  aus  Bukarest  soll  dagegen  die 
Uro«tloge  nur  1  Loge  und  da«  Supreme  Conseil  nur 
1  Areopag  nnd  1  Kapitel ,  «Amtlich  in  Bukarest,  be- 
sitzen, andre  Logen  es  aber  in  B.  nicht  geben. 


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Rumpelt  —  Russland. 


269 


Rumpelt,  gen.  Walther,  Emil  Adolf 
Ferdinand,  Hofschauspieler  in  Dresden, 
geb.  6.  Febr.  1820  in  Dresden,  gest.  das. 
30.  Aug.  1888,  studierte  1838  in  Leipzig 
Rechtswissenschaft,  siedelte  1839  nach  Ber- 
lin aber  und  entschloss  sich  hier,  Litterat 
und  Schauspieler  zu  werden.  Dadurch 
kam  er  mit  seinem  Vater  in  Zwiespalt 
und  konnte  nur  auf  geringe  Unterstützung 
von  seiner  Familie  rechnen.  Als  Mit- 
arbeiter beteiligte  er  sich  am  »Komet«,  an 
dem  von  Gutzkow  herausgegebnen  «Te- 
legraph« und  an  dem  von  rhilippi  ge- 
leiteten «Planet«.  Ein  von  ihm  erschienener 
Roman:  «Eduard  Sternthal«,  in  dessen 
Helden  er  sich  selbst  malt,  schildert  seine  ! 
Sturm-  und  Drangperiode.  Nachdem  vom 
Vater  die  Erlaubnis,  Schauspieler  zu  wer- 
den,  erlangt  war,  ging  er  nach  Weimar,  i 
um  als  Volontär  auf  der  Bahne  thätig  zu  , 
sein.  Er  kam  an  die  Theater  zu  Gotha,  ! 
Bremen,  Detmold,  Elberfeld,  Köln,  Aachen, 
ans  Königstüdtische  Theater  zu  Berlin,  j 
nach  Königsberg  und  Halle.  1847  folgte  j 
er  einem  Gastspielantrag  des  Dresdner 
Hoftheaters.  Hier  wurde  er  angestellt 
und  war  bis  zu  seinem  Tode  thätig. 
Er  gehörte  in  den  Zeiten  Gutzkows  und 
Devrients  zu  den  besten  Darstellern  in 
seinem  Fach.  —  Am  23.  Dezember  1847  in 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  in  Dres- 
den aufgenommen,  trat  er  bald  in  den 
Beamtenverein  der  Loge  ein,  war  Vorbe- 
reitender, 1863—1869  zugeordneter  Meis-  ! 
ter  und  darnach  19  Jahre  lang  1869  , 
bis  1888  hammerfahrender  Meister  vom  ; 
Stuhl,  zugleich  von  1865  bis  zum  Tode 
Mitvorsteher  des  Freimaurerinstituts  (b.  d.) 
in  Dresden.  Er  war  mit  seiner  Loge 
aufs  Innigste  verwachsen  und  wusste  ihr 
den  Stempel  seines  vornehmen  Wesens  | 
aufzuprägen,  dadurch  aber  das  Ansehen, 
das  die  Loge  in  Dresden,  Sachsen  und 
Deutschland  geniesst,  nur  noch  zu  heben. 
Seiner  Anregung  und  Thätigkeit  verdankt 
die  Loge  eine  gesunde  Vereinfachung  des 
Rituals,  die  Herausgabe  ihres  neuen  Ge- 
sang- und  des  Gesetzbuchs  von  1882,  die 
Beseitigung  der  Beförderungsgebühren,  die 
obrigkeitliche  Anerkennung  der  Loge  als 
juristische  Person,  der  ersten  in  Sachsen. 
In  der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen 
war  er  seit  1851  u.  a.  als  Grossredner 
und  1.  Grossaufseher  thätig  und  be- 
kleidete 1885  bis  1888  die  Würde  des 
zugeordneten  Grossmeisters.  Getreu  der 
Richtung  der  freiheitlich  organisierten 
sächsischen  Grossloge  wirkte  R.-W.  für 
die  selbständige  freie  Entwicklung  der 
einzelnen  Bauhütten  und  war  darum  Feind 
ungesunder  Zentral isierungs-  und  Unifor- 
mierungsbestrebungen. Auch  schriftstelle- 
risch war  er  maurerisch  th&tig.  Er  war 
Mitbegründer  (1871)  und  hauptsächlichster 
Mitarbeiter  des  »Dresdener  Logeublattes« 
(s.d.).  Von  ihm  erschienen:  «Aus  meiner 
Werkstätte«  (Dresd.  1873)  und  »Bruch- 


steine zum  Bau«  (Lpz.  1882).  Das  Beste 
seiner  dichterischen  Muse  ist  das  bei  Ge- 
legenheit der  Feier  des  50jährigen  Be- 
stehens der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen 
1861  zum  ersten  Mal  erklungne  Lied:  »Der 
Gedanke  der  Maurerei«  (abgedruckt  FZ. 
1874,  S.  407).  Ob  erfolgreicher  Hammer- 
führung von  der  Loge  vielfach  gefeiert, 
ernannte  ihn  letztere  beim  40jährigen 
Maurerjubiläum  zum  Alt-  und  Ehren- 
meister und  überreichte  ihm  die  »R. -W.- 
Stiftung«. Nach  seinem  Tode  wurde  auf 
ihn  1888  eine  Denkmünze  geprägt  (HMW. 
Nr.  59).  [Vgl.  Festschrift  zum  Jubiläum 
des  150  jährigen  Bestehens  der  Loge  zu 
den  drei  Schwertern  (1890)  S.  66,  wo  auch 
sein  Bild.  Peuckert,  Die  Loge  zu  den  drei 
Schwertern  (Lpz.  1888).  Zum  Gedächtnis 
Br.  E.  R.-W.  (1888).  Dr.  L.  1888,  Beilage 
zu  Nr.  154.    Bh.  1888,  8.  888.] 

Rupp,  Jul.  Aug.  Friedrich,  Protestant. 
Theolog,  Stifter  der  freien  evangelisch- 
katholischen Gemeinde,  geb.  13.  Aug.  1809 
in  Königsberg  i.  Pr. ,  gest.  das.  11.  Juli 
1889,  war  Hilfslehrer,  Prorektor  des  Gym- 
nasiums in  Marienwerder  und  wurde  1842 
Divisionsprediger  in  Königsberg.  Er  grün- 
dete das  »Christliche  VoUtsblatt«  und  ent- 
wickelte eine  vielseitige  wissenschaftliche 
Thätigkeit.  Da  er  infolge  seiner  freien 
Richtung,  die  er  in  Predigten  und  Schrif- 
ten verteidigte,  seines  Amts  entsetzt 
wurde,  gründete  er  16.  Jan.  1846  die  freie 
evangelisch-katholische  Gemeinde,  auf  die 
fortan  seine  Wirksamkeit  beschränkt  blieb. 
—  Die  Aufnahme  R.'s  in  den  Freimaurer- 
bund erfolgte  in  der  Vereinigten  Loge  zu 
Königsberg  i.  Pr.  16.  Juni  1845.  Wegen 
seines  Verhaltens  zur  Staatsregierung  und 
seiner  desfallsigen  Bestrafung  wurde  er 
15.  Mai  1851  zum  freiwilligen  Austritt  ver- 
anlasst und,  da  er  dem  nicht  nachkam, 
21.  Febr.  1856  die  Suspension  über  ihn 
verhängt  und  21.  März  1856  beschlossen, 
seinen  Namen  aus  der  Logenliste  wegzu- 
lassen. (Vgl.  Hieber,  Geschichte  der 
Verein.  Johannisloge  Zum  Todtenkopf  und 
Phönix  in  Königsberg  i.  Pr.  (1899), 
S.  179.    FZ.  1852,  8.  168.] 

Ruppin,  s.  Neuruppin. 

Rllssdorf  (Dorf  und  Schönburgsches 
Schloss  bei  Lichtenstein  im  Kgr.  Sachsen). 
Hierher  wurde  1781  die  in  Sachsenfeld 
(s.d.)  gestiftete  Loge  Zu  den  drei  Rosen 
verlegt,  wo  sie  noch  vor  1800  einging  (vgl. 
Schönburg). 

Rußland.  (Kaiserreich.)  »Die  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  R.  ist  eine 
der  mannigfaltigsten  und  interessant -be- 
lehrendsten aller  maurerischen  Landes- 
geschichten ;  mannigfaltig  durch  die  Viel- 
heit der  Systeme,  den  Wechsel  der  leitenden 
Kräfte  und  die  Einflüsse  provinzieller 
Verschiedenheiten;  interessant  und  be- 
lehrend zugleich,  namentlich  für  die  Ge- 
schichte der  deutschen  Maurerei  dadurch, 
dass  sie  eine  eigentümliche  Kopie  der 


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270 


Russlaixl. 


hervorragendeten  deutschen  und  auch 
andrer  freimaurerischer  Institutionen  auf- 
weist.. [L.  XXI,  112  ]  —  Die  Berichte 
Ober  die  Anfänge  des  Frciinaurertums  in 
Ii.  verlieren  »ich  weit  in  das  Sagenhafte. 
In  das  Bereich  der  Sage  gehört  die  An- 
nahme, dass  Peter  der  Grosse  während 
seines  Aufenthalts  in  Holland  (1697—1698) 
zum  Freimaurer  aufgenommen  sei,  das* 
die  Stiftung  des  russischen  Andreasordens 
(1698)  mit  der  Freimaurerei  schottischen 
Ursprungs  zusammenhänge,  endlich  dass 
bereits  damals  in  Petersburg  eine  Loge 
bestanden  habe,  deren  Meister  vom  Stuhl 
Le  Fort,  1.  Aufseher  Gordon,  2.  Aufseher 
Peter  der  Grosse  selbst  gewesen  sei.  Ebenso 
wenig  lässt  sich  beweisen,  dass  der  Czar 
von  Christoph  Wreu  aufgenommen  sei. 
Zu  dem  Jahre  1731  bemerkt  Thory,  Acta 
Latomorum  I,  25:  »Die  Freimaurerei  ist 
in  R  durch  die  Grossloge  von  England 
im  Laufe  dieses  Jahres  eingeführt  worden. 
Die  Kaiserin  Anna  Iwanowna  regierte 
damals«.  Für  die  Folgezeit  fliesst  aus  der- 
selben Quelle  die  Nachricht:  »Es  ist  wahr- 
scheinlich, dass  die  Versammlungen  sehr 
geheim  und  vielleicht  unter  dieser  Re- 
gierung beschränkt  waren,  die  bemerkens- 
wert ist  durch  die  Schwäche  der  Herr- 
scherin und  die  Grausamkeit  von  Ernst 
Johann  von  Biron,  ihrem  Günstling  .  .  .« 
Mit  dem  Anfang  der  vorstehenden  Notiz  ' 
steht  im  Einklang  die  Stelle  in  Andersons 
Konstitutionenbuch  von  1738  (deutsche 
Ausg.,  S.  536),  wonach  Kapitän  Phillips  zum 
ProvinzialgrossmeiBter  für  R.  von  der 
Grossloge  von  England  ernannt  sei.  [Vgl. 
Nettelbladt  im  Kai.  f.  d.  Provinzialloge 
von  Mecklenburg,  1835,  S.  36.]  Um  1740 
soll  nach  Xettelbladts  Darstellung  Lorenz 
Natter  (s.  d.)  aus  Florenz  nach  Petersburg  ge- 
kommen sein  (a.  a.  O.  S.  87).  Von  irgend 
einer  freimaurerischen  Thätigkeit  oder  Ein- 
wirkung seinerseits  findet  sich  keine  Spur. 
1741  wurde  der  General  James  Keith  (s.  d.) 
von  seinem  Bruder,  dem  englischen  Gross- 
meister John  Keith,  Lord  of  Kingstone, 
für  R.  als  Provinzialgrossmeister  be- 
stellt. Es  ist  anzunehmen,  dass  sowohl 
Keith,  als  Phillips  von  der  englischen 
Grossloge  einen  Freibrief  erhielten,  um  das 
Recht  zu  haben,  in  R.  da,  wo  geeignete 
Elemente  sich  fänden,  Logen  zu  er- 
richten. Doch  verlautet  nichts  über  den 
Erfolg  ihrer  Versuche.  —  Nach  zuverläs- 
sigen Nachrichten  [Kai.  f.  d.  Provinzial- 
loge von  Mecklenburg  1835,  S.  37  und 
1836,  S.  38]  arbeitete  im  April  1750  eine 
Loge  Zur  Verschwiegenheit  *)  in  Petersburg, 
und  im  selben  Jahre  wurde  in  Riga  die 
Loge  Zum  Nordstern  errichtet.  Von  da 
an  machte  die  Verbreitung  der  Freimau- 
rerei in  R.  schnelle  Fortschritte.  1762 
besass  die  Loge  Zur  Beständigkeit  in 


*)  KIom,  Geschichte  der  Freimaurerei  in  England, 
8.  146. 


Petersburg  ein  eignes  Haus  (Meister  vom 
Stuhl  war  damals  der  Konsulent  Sellye), 
und  der  Czar  Peter  III.  soll  während  seiner 
kurzen  Regierung  in  Oranienbaum  maure- 
rische Versammlungen  zugelassen  haben. 
Auch  die  Kaiserin  Katharina  IL  verhielt 
sich  wenigstens  in  den  ersten  Jahren  ihrer 
Regierung  dem  Freimaurertum  gegenüber 
nicht  feindselig.  Doch  darf  daraus  nicht 
ein  besonderer  Schutz,  den  die  Re- 
gentin den  Logen  Russlands  bewiesen 
hätte,  gefolgert  werden.*)  In  den  sech- 
ziger Jahren  des  18.  Jahrhunderts  ge- 
wann die  strikte  Observanz  weite  Ver- 
breitung; dafür  war  namentlich  der  Graf 
Mussin-Puschkin  thätig,  ebeuso  v.  Starck 
(a.  d.),  der  zuerst  1763—65  in  Petersburg 
weilte.  Letzterer  hatte  nur  an  der  Aus- 
breitung, nicht  aber  an  der  Begründung 
teil.  Zugleich  war  er  bemüht,  diese  Ver- 
einigung in  Verbindung  mit  dem  System 
Melesinos  (s.  d.)  zu  bringen.  1768  wieder 
in  Petersburg,  begründete  von  Starck 
am  23.  Juni  eine  Präfektur  der  strikten 
Observanz,  bei  der  v.  Schwerdtheim 
curator  domus  und  commis.  capit.  ward, 
sowie  eine  Loge  (Hauskomturei),  deren 
Meister  Lüder  wurde.  Schon  gegen  Ende 
des  Jahres  1769  ging  diese  Präfektur  ein. 
—  1770  ging  v.  Reichel**)  nach  Petersburg 
und  machte  seinen  Einnuss  dahin  geltend, 
dass  aut  Grund  der  Akten,  die  ihm  von 
v.  Zinnendorf  anvertraut  waren,  in  der 
Loge  Apollo  in  Petersburg  gearbeitet  wurde. 
Ob  v.  Reichel  als  Stifter  dieser  Loge  zu 
bezeichnen  ist,  bleibt  zweifelhaft.  In 
der  Folgezeit  gründete  er  nacheinander 
die  Logen  Isis  in  Reval,  Harpokrates 
in  Petersburg  und  Apollo  in  Riga, 
Auf  diese  Weise  fand  die  schwedische 
Lehrart  in  R.  Eingang.  Der  Freemasons 
Calendar  für  1777  (S.  38)  und  für  1778 
(S.  40)  enthalten  gleichlautend  folgende 
Nachricht:  »Die  erste  regelmässige  Loge, 
die  in  dem  weitausgedehnten  russischen 
Reich  errichtet  wurde,  war  die  im  Monat 
Juni  1771  gegründete  Loge  Zur  vollkom- 
menen Einigkeit  (parfaite  union)  in  Pe- 
tersburg. Der  Meister  vom  Stuhl  und  die 
meisten  Mitglieder  waren  dort  wohnende 
englische  Kaufleute,  die  diese  Anstalt  mit 
grosser  Rcgelmässigkeit  und  vielem  Eifer 
aufrecht  hielten.  Da  viele  russische  Edel- 
leute  und  Vornehme  zur  Zeit  der  Errich- 
tung dieser  Loge  Freimaurer  waren,  so 
erhielten  sie  auf  ihr  Ansuchen  im  Juhre 


*)  Der  württembergsche  Hofrat  Oeorg  Reinbeck 
hat  in  Minen  .Flüchtigen  Bemerkungen  anf  einer 
Rehe  Ton  8t.  Peterebarg  Uber  Moskwa*  (Lp*.  1806), 
II,  8.  160  über  den  Zuitand  der  Freimaurerei  in 
R.  wahrend  der  ersten  Zeit  ein«  Schilderung  ge- 
geben, die  in  der  vorigen  Auflage  III,  8.  107,  ab- 
gedruckt ist. 

••)  VormaU  Prinsenhofmeister  in  Braunschweig, 
dann  Inspektor  des  adligen  Kadettenkorps  in  Peters- 
burg, spater  Oeneralauditeur  der  Garden  und  Kon- 
sulent der  OesetxkommUsion  (gest.  1798). 


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271 


1772  von  der  Grossloge  von  England  für 
Se.Excellenz  Johann  Yelaguine,  Senator  und 
Geheimrat,  eine  von  dem  Herzog  v.  Beau- 
fort  unterzeichnete  Bestallung  als  Provin- 
zialgrosameifiter  im  russischen  Reich.  Dieser 
lieas  sich  die  Pflichten  seines  Amts  so 
angelegen  sein,  dass  verschiedne  vorzüg- 
liche Logen  in  Petersburg  und  an  andern 
Orten  errichtet  wurden.  Der  hohe  Adel 
des  Reichs  munterte  nicht  nur  die  Kunst 
durch  sein  Ansehen  auf,  sondern  übernahm 
auch  Beamtenstellen  in  der  Grossen  und 
in  den  Tochterlogen,  und  die  Provinzial- 
loge  von  R.  ist  im  Begriff,  ein  Logenhaus 
zu  erbauen,  um  darin  ihre  Versammlungen 
zu  halten.  Unter  den  Grossbeamten  wird 
Graf  Roman  Worezzow,  der  Günstling 
Katharinas,  als  zugeordneter  Grossmeister 
aufgeführt.«  —  In  der  That  entfaltete 
Yelaguine  eine  weitausgebreitete  Thätig- 
keit;  er  gründete  1773  und  1774  als  Pro- 
vinzialgrossmeister  5  Logen:  Zu  den  neun 
Musen,  Urania  und  Zum  flammenden 
Stern  in  Petersburg,  Mars  in  Jassy  und 
Klio  in  Moskau.  1775  kam  Rosenberg  (s. 
d.)  nach  Petersburg  und  eröffnete  wieder 
die  Loge  Apollo,  deren  Arbeiten  inzwischen 
geruht  hatten.  Im  Verein  mit  Reichel 
stiftete  er  die  Loge  Horus.  So  gab  es  in 
R.  Logen  der  schwedischen  und  der  eng- 
lischen Lehrart.  Die  Logen  beider  Lehrarten 
vereinigten  Bich  1776  zu  einer  Grossen 
Provinzialloge,  die  sich  auch  Grosse 
Nationalloge  nannte,  unter  Yelaguine  als 
Provinzialgrossmeister;  sein  Zugeordneter 
war  der  Graf  Peter  Iwanowitach  Panin,  Bru- 
der des  Ministers  und  Erziehers  des  Kaisers 
Pauli.;  unter  den  Grossbeamten  befanden 
sich  der  Generalleutnant  von  Melesino  (s.  d.), 
die  Generale  Leyzano  und  Nicolay,  Baron 
Ungern-Sternberg,  Butturlin  u.  a.  Zwölf 
Logen  waren  unter  der  Provinzialgrossloge 
vereinigt,  bei  den  vierteljährlichen  Ver- 
sammlungen durch  die  Stuhlmeister  und 
die  beiden  Aufseher  vertreten.  Die  Ver- 
sammlungen der  Provinzialgrossloge,  sowie 
die  Loge  Zu  den  neun  Musen,  deren  Mei- 
ster vom  Stuhl  Yelaguine  war,  wurden  in 
dessen  Hause  abgehalten.  Alsbald  aber 
entstanden  mancherlei  Mishelligkeiten, 
so  daas  die  Grossloge  wenig  gedeihen 
konnte.  Reichel  zog  sich  von  Rosen- 
berg, wie  überhaupt  vom  Logenwesen  zu- 
rück, da  er  mancherlei  Unregelmässigkeiten 
in  den  vereinigten  Logen  verschiedner 
Lehrarten  zu  bemerken  glaubte.*)  Der  mit 
ihm  verbunden  gewesne  Fürst  Trubetzkoi, 
dessen  Wünschen  die  Oberleitung  von 
Yelaguine  nicht  entsprach,  ging  nach  Mos- 
kau und  verlegte  dahin  die  von  ihm  ge- 
stiftete Loge  Osiris,  sowie  die  Logen  Isis 
und  Latona.  Diese  nach  Moskau  ver- 
pflanzten Logen  erfreuten  sich  der  Teil- 
nahme des  hohen  Adels,  z.  B.  der  Fürsten 


•)  Vgl.  K»l«nd«r  Tür  die  ProrimiftUog«  ron  ileck- 
Unburg  183«,  S.  Sb. 


Tscherbatof,  Dolgoruky,  Gagarin,  Galizin, 
Wolkonsky,  Grafen  Soltikow  u.  a.  Georg 
v.  Rosenberg  schloss  sich  mit  seiner 
Loge  Apollo  nicht  an  die  Provinzialloge 
an,  sondern  arbeitete  allein  fort,  bis 
er  eine  Gelegenheit  fand,  sich  einer  an- 
dern russischen  Grossloge  anzuschli  essen, 
die  bereits  in  der  Bildung  begriffen  war. 
Fürst  Kurakin  nämlich,  russischer  Ge- 
sandter in  Schweden,  an  dessen  Seite  sich 
Wilhelm  v.  Rosenberg,  Bruder  von  Georg 
v.  Rosenberg,  als  Gesandtschaftssekretär 
befand,  war  von  der  Grossloge  von  Schwe- 
den in  die  Geheimnisse  der  schwedischen 
Maurerei  vollständig  eingeweiht  worden, 
und  der  Herzog  Karl  von  Södermanland 
hatte  Wilhelm  v.  Rosenberg  Aussichten 
auf  die  Stiftung  einer  Grossen  Laudesloge 
und  eines  Kapitels  der  höchsten  Grade 
eröffnet,  unter  der  Bedingung,  dass  eine 
angemessne  Anzahl  von  Logen  in  R. 
sich  unter  die  Oberleitung  von  Schweden 
zu  stellen  bereit  wäre.  Zur  Förderung 
dieses  Plans  benutzte  man  die  Anwesen- 
heit des  Königs  Gustav  III.  von  Schweden 
in  Petersburg;  ihm  zu  Ehren  wurden  Ende 
Juni  1777  in  der  Loge  Apollo  auf  den 
Wunsch  des  Grafen  Steenbock  glänzende 
Versammlungen  gehalten.  In  demselben 
Jahre  kehrte  Fürst  Kurakin  nach  Peters- 
burg zurück  und  erteilte  dem  Fürsten  Ga- 
garin, dem  General  Melesino,  dem  Baron 
Ungern-Sternberg  und  dem  Kaufmann 
Jäger  die  obersten  Grade  der  schwedi- 
schen Lehrart.  Mehrere  von  den  unter 
Yelaguine  arbeitenden  Logen  wendeten 
sich  dieser  unter  Gagarin  zu,  z.  B. 
die  Petersburger  Logen  Zur  Wohlthätig- 
keit  unter  Freese,  Phönix  unter  Ga- 
garin, Zum  heiligen  Alexander  unter  Ku- 
rakin und  Schmeling,  ferner  die  Loge 
Neptun  in  Kronstadt  und  die  in  Reval 
1778  gestiftete  Loge  Zu  den  drei  Streit- 
hammern.  Nach  diesen  Vorbereitungen 
wurde  25.  Mai  1779  die  Provinzialloge 
des  russischen  Reichs  unter  dem  Fürsten 
Gabriel  Gabgarin  errichtet  mit  der  Geneh- 
migung de«  Herzogs  Karl  von  Söderman- 
land als  des  Grossmeisters  des  schwedischen 
Kapitels  und  unter  Anerkennung  der  Or- 
densobern der  russischen  Grossloge.  Diese 
Provinzialloge  des  russischen  Reichs  nannte 
sich  auch  Nationalloge  oder  Landes- 
loge von  R.  Die  Absicht  der  schwedi- 
schen Grossloge  ging  dahin,  die  russische 
Grossloge  in  Abhängigkeit  von  Schweden 
zu  erhalten ;  für  diesen  Plan  waren  beson- 
ders der  Fürst  Kurakin  und  Georg  v.  Ro- 
senberg thätig.  Die  neugebildete  Provin- 
zialloge begann  alsbald  ihre  Wirksamkeit 
damit,  daas  Bie  au  sämtliche  russische 
Logen  in  einem  Rundschreiben  die  Auf- 
forderung erliess,  sich  ihr  anzuschlieasen. 
Mit  dieser  Aufforderung  war  die  Drohung 
verbunden,  dass  man  sie  im  entgegenge- 
setzten Fall  für  unrechtmässig  erklären, 
somit  in  Acht  und  Bann  thun  würde.  Da9 


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272 


Russlainl. 


Rundschreiben  war  von  dem  National- 
grosssekretär  Bober  (s.  d.)  ausgegangen. 
Die  Logen  der  deutschen  Ostseepro- 
vinzen waren  durchaus  nicht  sofort  ge- 
neigt, der  Aufforderung  nachzukommen. 
Die  schon  lange  in  Reval  bestehende  Loge 
Isis,  an  die  das  Rundschreiben  26.  Juni 
1779  von  Böber  gesendet  wurde,  erklärte 
offen,  dass  sie  sich  der  neuen  Grossloge 
nicht  anschliessen  würde.  Hierauf  er- 
folgte 24.  Aug.  deren  Ausschliessung  in 
einer  an  die  Loge  Zu  den  drei  Streitham- 
mern  gerichteten  Urkunde,  die  von  G.  v. 
Rosenberg  und  Böber  unterzeichnet  wor- 
den war.  Wie  die  Loge  Isis,  so  weigerte 
sich  auch  die  Loge  Zum  Schwert  in  Riga, 
die  von  Braunschweig  eine  Stiftungsur- 
kunde erhalten  hatte,  der  neuen  Grossloge 
beizutreten.  Ihr  Meister  vom  Stuhl  war 
der  Kollegienassessor  Balth.  Bergmann. 
Er  hatte  den  Konvent  zu  Wolfenbüttel 
(s.  d.)  besucht  und  berief  sich  auf  die  An- 
erkennung seiner  Loge  von  den  Logen  in 
Deutschland,  Italien,  Frankreich,  England 
und  Schweden.  Von  den  Logen  der  Ost- 
seeprovinzen trat  nur  die  Loge  Zu  den  drei 
Streithämmern  in  Reval  der  Nationalloge 
bei,  dagegen  blieben  die  Rigaer  Logen 
Apollo,  Castor,  Zum  Schwert,  Isis  in  Re- 
val und  Pol  lux  in  Dorpat  bei  dem  Ver- 
band unter  Yelaguine.  Zur  Nationalloge 
unter  Fürst  Gargarin  gehörten  13  Logen: 
6  in  Petersburg:  Apollo,  Zum  Phönix, 
Zum  heiligen  Alexander,  Zum  flammenden 
Stern,  Zur  Wohlthätigkeit  und  Horus, 
8  in  Moskau:  Zu  den  drei  Degen,  Zu  den 
drei  (christlichen)  Tugenden  und  Apis, 
ferner  Zu  den  drei  Streithammern  in  Reval, 
eine  Militärloge  in  Kimburn,  Osiris  in 
Petersburg,  später  in  Moskau,  und  Neptun 
in  Kronstadt.  Im  August  1780  erhielt 
zwar  die  Nationalloge  alle  noch  fehlenden 
Regalien  des  Ordens,  dennoch  nahm  sie 
keinen  Aufschwung;  zwischen  ihren  Füh- 
rern nämlich,  besonders  zwischen  Georg 
v.  Rosenberg  und  Gagarin,  waren  Misshel- 
ligkeiten entstanden,  hauptsächlich  in  Be- 
treff der  Abhängigkeit  von  Schweden.  Da- 
zu kam  die  15.  März  1780  in  Stockholm 
erfolgte  Einsetzung  des  Herzogs  Karl  von 
Södermanland  zum  ersten  Ordensobern 
(Vicarius  Salomonis)  der  siebenten  und 
der  neunten  Provinz,  zu  deren  letztern  auch 
R.  gehörte.  Er  gründete  9.  Mai  1780  in 
Petersburg  das  Kapitel  Zum  Phönix.  Ge- 
gen diese  Abhängigkeit  legten  die  russi- 
schen Logen  unter  Yelaguine  und  Gagarin 
Verwahrung  ein,  um  so  mehr,  da  ein  der- 
artiges Verhältnis  bei  der  Kaiserin  Katha- 
rina ernste  Bedenken  erregte.  Infolge 
dieser  Lage  der  Dinge  stellte  die  Natio- 
nalloge ihre  Arbeiten  ein,  Füret  Ga- 
garin verliess  Petersburg  und  begab  sich 
10.  Nov.  1781  nach  Moskau,  nachdem  noch 
die  Nationalloge  die  Ausschliessung  der 
Brüder  Rosenberg  beschlossen  hatte.  [Vgl. 
Nettelbladt,  Provinzial-Kalender  von  1836, 


I  S.  91.]  Ohne  Beteiligung  an  diesen  Käm- 
pfen um  die  Oberleitung  der  Logen  blühte 
in  Moskau  die  Maurerei  besonders  dadurch, 
dass  man  sich  vereinigte,  um  wohlthätig 
und  bildungsförderlich  zu  wirken.  R.  war 
nämlich  auf  dem  Wilhelmsbader  Konvent 
(s.  d.)  als  8.  Provinz  anerkannt  worden, 
und  die  Moskauer  Loge  Zu  den  drei  Ban- 
nern wurde  der  Mittelpunkt  der  Verwal- 
tung. 1783  trat  Gagarin  mit  dem  grössten 
Teil  der  schwedischen  Logen  zur  8.  Pro- 
vinz über  und  wurde  leitender  Meister  der 
Mutterloge  Zum  Phönix  in  Moskau.  Nur 
ßöbers  Loge  Zum  gekrönten  Pelikan  wollte 
sich  nicht  von  Schweden  trennen.  Fischer, 
preuss.  Hofrat  und  Herausgeber  der 
Eleusinien  des  19.  Jahrhunderts,  erzählt 
in  »Die  Maurerei  im  Orient  von  R. 
unter  der  Regierung  der  Kaiserin  Katha- 
rina II.«  [A.  Z.  1823,  S.  33J:  »Eine  An- 
zahl reicher  und  für  gemeinnützige  Thä- 
tigkeit  erwärmter  Brüder  hatten  sich  zu 
einem  grossen  Institut  mannigfachen  Zwecks 
vereinigt.  Sie  kauften  zuerst  einige  an- 
sehnliche Paläste,  deren  Gärten  aneinan- 
der stiessen,  und  widmeten  diese  ihren 
!  Anstalten.  Die  erste  Idee  war,  ein  Er- 
j  ziehungsinstitut  zu  errichten,  welches  aber 
nicht  ganz  zu  stände  kam,  weil  sie  mit  den 
Jesuiten  verglichen  und  verdächtig  zu  wer- 
den fürchten  mussten.  Sodann  hatten  sie 
sich  ein  Privilegium  zu  einer  Apotheke 
verschafft,  die  sie  auf  den  vollkommensten 
Fuss  einrichteten. . . .  Bei  einer  entstehenden 
Teuerung  kauften  sie  grosse  Quantitäten 
Getreide  aus  der  Ferne  für  ungeheure 
Summen  auf,  die  sie  dann  teils  zu  wohl- 
feilen Preisen  verkauften,  teils  an  Arme 
verschenkten. . . .  [Ausserdem]  arbeiteten  sie 
für  Beförderung  der  Aufklärung.  Dies 
war  ihr  wichtigstes  Geschäfts,  welches  sie 
wahrhaft  ins  Grosse  trieben.  Zwei  Brüder 
dieses  Bundes,  der  Major  v.  Kutusow,  ein 
Russe,  und  v.  Schröder,  ein  Mecklenbur- 
ger, waren  beständig  auf  Reisen,  besonders 
in  Deutschland,  um  von  allen  merkwürdi- 
gen, gemeinnützigen  und  zweckmässigen 
Erscheinungen  Nachricht  zu  geben  und 
besonders  die  besten  neuern  Schriften  zum 
Übersetzen  ins  Russische  einzusenden. 
Diese  Übersetzungen  ausländischer,  die 
Aufklärung  befördernder  Schriften  war  das 
Hauptaugenmerk  der  Gesellschaft,  welches 
sie  freilich  nach  dem  Massstab  ihrer  eige- 
nen Bildung  verfolgte.  Da  sie  nun  selbst 
den  berühmteren  Schrifstellern  der  Fran- 
zosen und  Engländer  ihre  Aufklärung  zu 
danken  hatten,  so  sahen  sie  vorzüglich 
auch  diese  als  die  Hauptmittel  an,  die 
Aufklärung  unter  ihren  Landsleuten  durch 
Übersetzungen  zu  befördern,  daher  ihre 
erste  Wahl  auf  Voltaire,  Rousseau,  Mon- 
tesquieu, Hume  u.  a.  dgl.  fiel.  Als  Über- 
setzer und  Korrektoren  wohnten  einige 
Gelehrte  im  Institute  selbst,  teils  bedien- 
ten sie  sich  auch  mehrerer  an  den  Uni- 
versitäten zu  Petersburg,  Moskau  und  Kiew 


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Riibfclauil. 


278 


angestellter  Professoren  zu  ihren  gelehrten 
Arbeiten.  Da  die  Unternehmer  für  ihre 
Kapitalien  mit  sehr  geringen  Zinsen  zu- 
frieden waren,  so  konnten  sie  ungeheure 
Auflagen  machen  und  die  Bücher  zum 
Preis  der  gemeinen  (d.  h.  gewöhnlichen) 
Gebetbücher  verkaufen  lassen.  Die  Drucke- 
rei bestand  aus  einigen  dreissig  Pressen. 
Allein  da  diese  Anstalt,  die  grösste,  die 
je  Freimaurer  als  solche  unternahmen, 
noch  kaum  zur  Hälfte  auf  dem  Flor  stand, 
den  sie  nach  den  Absichten  der  Stifter  er- 
reichen sollte,  fand  sie  unerwartet  nebst 
ihren  edlen  Stiftern  den  Untergang.  Die 
weitgreifende  Wirksamkeit  des  moskowiti- 
schen  Adels  erregte  die  Eifersucht  und 
das  Misstrauen  des  Hofadels  in  Peters- 
burg; man  stellte  die  Verbreitung  der 
Aufklärung  als  gefährlich  für  Staat  und 
Kirche  dar  und  behauptete,  die  Freimau- 
rer in  Moskau  hätten  in  ihren  Kellern 
einen  Waffenvorrat  zur  Ausrüstung  eines 
Heeres  aufgehäuft.  Der  Polizeimeister  von 
Moskau  erhielt  den  Befehl,  das  ganze  In- 
stitut mit  Wache  zu  umzingeln,  alles  zu 
versiegeln  und  vor  allem  nach  Waffen  zu 
suchen.  Man  fand  zwar  keine  Waffen-, 
noch  Pulvervorräte,  nichtsdestoweniger 
wurde  das  Institut  aufgehoben,  und  einige 
der  Vorsteher  wurden  nach  Sibirien  ver- 
wiesen, die  erst  unter  Paul  wieder  zurück- 
kehren durften.  Die  Einkünfte  des  Majors 
v.  Kutusow  wurden  eingezogen;  er  selbst 
blieb  in  Berlin,  wo  er  sich  eben  zufällig  auf- 
hielt.« Um  diese  Zeit  fanden  die  verschie- 
densten freimaurerischen  Lehrarten  und 
Sekten  in  R.Eingang  und  Verbreitung.  1782 
wurde  der  Rosen kreuzerorden  durch  den 
Moskauer  Professor  Schwarz  eingeführt, 
der  auf  einer  Reise  nach  Deutschland  zum 
Wilhelmsbader  Konvent  (s.d.)  die  Bekannt- 
schaft von  Anhängern  dieses  neuen  Sys- 
tems gemacht  hatte.  Schwarz  und  seine 
Genossen  in  Moskau  glaubten,  dass  sie 
hier  die  in  den  verschiednen  andernSystemen 
vergebens  gesuchten  Geheimnisse  endlich 
gefunden  hätten.  Pypin,  Quellen  und 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Freimaurer- 
logen R.'s  (Riga  1896),  S.  4-  41,  giebt  einige 
wichtige  Notizen  zur  Geschichte  dieses 
Ordens  in  R.  (Von  bisher  nicht  veröffent- 
lichten Urkunden  sind  besonders  die 
drei  Briefe  Colovions  [Rosenkreuzername 
für  N.  J.  NowikowJ,  eine  Art  schriftlicher 
Beichte,  die  dem  Obern  eingereicht  wer- 
den musste,  und  ein  Rundschreiben,  in  dem 
vor  dem  Illuminatenorden  gewarnt  wurde, 
beachtenswert.)  Es  kamen  die  Zeiten  der 
französischen  Revolution  und  mit  ihr  die 
Verdächtigungen  eines  Barruel  (s.  d.)  und 
Robison  (s.  d.),  welche  die  Freimaurerei 
als  Anstifterin  dieser  Revolution  darstell- 
ten. Katharina  wurde  nicht  zum  wenig- 
sten dadurch  bewogen,  gewisse  Beschrän- 
kungen als  wünschenswert  zu  bezeichnen; 
doch  hat  sie  kein  Verbot  gegen  die  Frei- 
maurerei erlassen.   Reinbeck,  a.  a.  O.,  S. 

Allgemeine«  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


I  177.  berichtet  hierüber:  »Katharina 
fand  es  für  notwendig,  ihre  Missbilligung 
gegen  diejenigen  ihrer  Staatsdiener,  von 
welchen  sie  wusste,  dass  sie  zur  Gesell- 
schaft gehörten,  deutlicher  zu  erkennen  zu 
geben,  und  diese  rieten  den  Brüdern,  um 
allen  Missverständnissen  auszuweichen,  ihre 
Arbeiten  einstweilen  einzustellen.  Dies 
geschah  allgemein,  wenigstens  in  der  Re- 
sidenz, jedoch  in  der  Hoffnung,  dass  diese 
Massregel  nur  für  den  Augenblick  statt- 
finden würde;  denn  wer  sah  wohl  die  Wen- 
dung voraus,  welche  die  Begebenheiten 
in  Europa,  sowie  sie  jetzt  vor  unser n  er- 
staunten Blicken  liegen,  nehmen  würden? 
Wie  wenig  von  einem  öffentlichen  Verbot 
oder  von  einer  förmlichen  Aufhebung  die 
Rede  war,  zeigte  sich  beim  Absterben 
des  Generals  Yelaguine,  Provinzialgross- 
meisters  der  Gesellschaft.  Es  erging  eine 
allgemeine  Einladung  an  die  Maurer,  sich 
zur  Veranstaltung  seiner  feierlichen  Beer- 
digung als  Brüder  zu  vereinigen.  Die  An- 
stalten zum  Feste  waren  prachtvoll  ge- 
troffen; die  Trauermusik  und  die  Zeremo- 
nien waren  angeordnet;  da  aber  der  Poli- 
zei keine  Anzeige  davon  geschehen  war, 
so  nahm  diese  Notiz  davon.  —  und  die 
Feierlichkeit  unterblieb.«  Dabestieg Pauli, 
1796  den  Thron,  und  es  schien  anfangs, 
als  ob  für  die  Freimaurerei  unter  ihm 
besonders  günstige  Verhältnisse  eintreten 
sollten,  da  er  seibat  bereits  in  den  Bund  auf- 
genommen worden  war.  Doch  alsbald  wurde 
er  gegen  die  Freimaurerei  eingenommen  und 
für  den  Malteserorden  gewonnen,  so  dass  er 
Verbote  gegen  alle  geheimen  Zusammen- 
künfte erliess.  Hierdurch  wurde  dieFreimau- 
rerei  in  Unthätigkeit  versetzt,  da  sich  da- 
durch auch  die  Logen  getroffen  fühlten,  wenn 
sie  auch  nicht  mit  Namen  bezeichnet 
worden  waren.  [Vgl.  Reinbeck  a.  a.  O., 
S.  179.]  1801  war  Alexander  I.  Paul  I. 
gefolgt  und  hatte  das  Verbot  seines  Vor- 
gängers gegen  die  geheimen  Gesellschaften 
erneuert;  jedoch  bereits  1803  änderte  er 
seine  Ansichten  so  weit,  dass  er  nicht  nur 
das  Verbot  widerrief,  sondern  sogar  selbst 
dem  Bunde  beitrat.  Nun  nahmen  die 
frühern  Logen  ihre  Arbeiten  wieder  auf, 
und  neue  Logen  entstanden.  Die  Herren 
des  Hofadels  errichteten  wieder  zum  Teil 
ihre  besondern  Logen.  Schon  1802  oder 
1803  war  in  Petersburg  nach  französischem 

I  Ritus  die  Loge  Les  amis  re'unis  und  dar- 
auf die  Loge  Palestine  gegründet  worden; 
ihnen  folgte  1805  die  Loge  Pelikan,  die 
sich  1810  in  die  Logen  Alexander,  Elisa- 
beth und  Peter  teilte,  die  die  schwedische 
Lehrart  befolgten.  Daneben  bestanden  um 
jene  Zeit  die  französischen  Kapitel  Zum 
Berge  Tabor  und  von  Jerusalem  [vgl. 
Pypin  a.  a.  O.,  S.  74—76].  1811  wurde 
auf  Grund  der  alten  schwedischen  Stif- 
tungsurkunde die  Grosse  Direktorial- 
loge  Wladimir   zur   Ordnung  und 

I  1815    die     Grosse  Freimaurerloge 

18 


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274 


RiLsslaiid. 


Asträa*)  gegründet.  Ferner  schlössen 
sich  die  schwedischen  Logen  Alexander, 
Elisabeth  und  Peter,  später  die  beiden 
französischen  Logen  Les  amis  rlunis 
und  Palestine  und  1813  die  wieder  er- 
öffneten Logen  Isis  in  Reval  und  Neptun 
in  Kronstadt  an.  Die  Orossloge  Asträa 
wurde  vom  Meister  vom  Stuhl  der  Loge 
Elisabeth,  Ellisen,  ins  Leben  gerufen.  Zu 
ihr  traten  die  Logen  Peter,  Palestine, 
Isis  und  _Neptun  über.  So  gewann  sie 
bald  das  Übergewicht.  Im  September  1815 
eröffnete  sie  die  Loge  Zum  auserwählten 
Michael,  und  im  Oktober  schlug*  sich  die 
Loge  Alexander  ihr  an.  Als  Ersatz  für  diesen 
Ausfall  eröffnete  die  Direktorialloge  unter 
den  Grossmeistern  Böber  und  1814  Graf 
M usain- Puschkin -Bruce  ihrerseits  eben- 
falls neue  Logen.  Am  10.  Nov.  1815 
wurde  die  Loge  L'ötoile  flamboyante  in 
Petersburg  bestätigt,  am  26.  Nov.  die 
Wiedereröffnung  der  Loge  Zu  den  drei 
gekrönten  Schwertern  in  Mitau  genehmigt 
und  am  11.  Jan.  1816  die  Loge  Zu  den 
drei  Tugenden  in  Petersburg  eröffnet.  Am 
19.  Mai  1816  wurde  Sherebzow  zum  Gross- 
meister der  Direktorialloge  gewählt,  Wiel- 
horski  und  Nikolas  Borosdin  zum  ersten 
und  zweiten  stellvertretenden  Grossmeister. 
Da  Sherebzow  zur  Zeit  abwesend  war,  lag 
die  Leitung  in  den  Händen  Wielhorskis. 
Die  meisten  Mitglieder  der  Direktorial- 
loge waren  dem  Plane  geneigt,  dass  eine 
bruderliche  Annäherung  an  die  Asträa 
versucht  würde.  Am  19.  Sept.  wurde 
unter  Sherebzows  Vorsitz  eine  Versamm- 
lung abgehalten,  die  der  Leitende  damit 
schloss,  dass  er  den  Grossaufsehern  den 
Befehl  erteilte,  den  Mitgliedern  anzukün- 
digen, die  Direktorialloge  Wladimir  sei 
geschlossen  und  an  ihre  Stelle  trete  die 
Grosse  Provinzialloge.  Diese  wurde 
am  4.  Nov.  1816  feierlichst  eröffnet.  Zwischen 
beiden  Grosslogen  kam  am  12.  Dez.  1817 
ein  Vertrag  zu  stände,  die  die  beider- 
seitigen Rechte  und  Pflichten  abgrenzte.  Im 
Laufe  des  Okt.  1816  wurde  ein  Gesuch  um 
Eröffnung  der  Loge  Zu  den  drei  Streit- 
hämmern (Trois  masses  d'armes)  in  Reval 
unter  der  Bedingung  genehmigt,  dass  die 
Mitglieder  das  Ritual  der  Provinzial- 
loge annehmen.  (Um  die  Mitte  des  Jahres 
1817  gehörte  sie  bereits  zum  Bunde  der 
Asträa.)  Am  4.  Dez.  1816  wurde  die  Loge 
Zu  den  drei  Fackeln  in  Petersburg  ein- 
geweiht Am  11.  Dez.  1816  begannen 
Verhandlungen  wegen  des  Ausscheidens 
zweier  Logen  Les  amis  röunis  und  L'etoile 


*)  Die  von  der  Regierang  genehmigt«  Verfseeung 
der  Attrfte  beruhte  auf  den  rier  HaupJtfruuii*atzeu : 
1)  Tolera.ni  eller  maureriichen  Sytteme;  2)  voll- 
kommae  Gleichheit  der  Vertretung  jeder  ein- 
seinen Loge  in  der  Oroeeloge;  8)  Beeetxung  aller 
Logen&mter  durch  Jahrliche  freie  Wahl  und  4)  Nicht- 
einmischung der  Oroaaloge  in  die  Angelegenheiten 
der  etwa  bei  der  einen  oder  andern  Loge  bestehen- 
den höhern  Grade  und  umgekehrt. 


flamboyante,  die  im  Anfang  des  Jahres 

1817  in  den  Bund  der  Asträa  aufgenommen 
wurden.  Im  März  1817  wurde  die  Geneh- 
migung zur  Eröffnung  der  Logen  Zum 
Eichthal  und  die  Freunde  des  Nordens  in 
Petersburg  erteilt.  Am  26.  Febr.  1817 
wurde  angeregt,  eine  Loge  Zum  Polar- 
stern in  YVolagda  zu  gründen,  die  1820 

—  als  nie  eröffnet  —  für  geschlossen  er- 
klärt wurde.  Den  24.  Nov.  1817  wurde 
bekannt  gemacht,  dass  die  Eröffnung  der 
Loge  Zu  den  Manna-Suchenden  in  Moskau 
genehmigt  sei,  und  am  7.  Dez.  1817  wurde 
sie  eingeweiht.  Ende  dieses  Jahres  be- 
gannen Verhandlungen  bezüglich  der  Er- 
öffnung der  Loge  Zum  Pontus  Euxinus  in 
Odessa.  Im  Laufe  des  Jahres  1818  mussten 
die  Logen  Zu  den  Freunden  des  Nordens 
und  die  Mitauer  Loge  Zu  den  drei  ge- 
krönten Schwertern  entlassen  werden. 
Beide  schlössen  sich  der  Asträa  an.  Am 
8.  Dez.  1818  wurde  die  Loge  Orpheus  in 
Petersburg  eröffnet.  1819  wurde  beab- 
sichtigt, in  Nishni-Nowgorod  ein  Loge  Zur 
aufs  neue  entzündeten  Fackel  an  den  drei 
Säulen  zu  eröffnen.  Ob  es  dazu  kam, 
lässt  sich  nicht  feststellen.  Somit  ver- 
blieben im  Verband  der  Provinzialloge 
(1819-22):  1)  Elisabeth,  2)  Zu  den  drei 
Tugenden,  8)  Zum  Eichtbal,  4)  Zu  den 
drei  Fackeln  und  5)  Orpheus  in  Petersburg, 

6)  Zum  Pontus  Euxinus  in  Odessa  und 

7)  Die  Manna-Suchenden  ia  Moskau. 
Ausserdem  bestanden  unter  ihr  die  An- 
dreaslogen  Alexander  zum  goldnen  Löwen, 
Zur  Sphinx  und  St.  Georg  in  Petersburg 

I  und  eine  (wohl  nicht  ins  Leben  getretne) 
Andreasloge  Zu  den  drei  Reichen  der 
I  Natur  in  Odessa;  ferner  gab  es  ein  Kapitel 
I  Zum  Phönix  und  einen  Obersten  Ordens- 
rat,  der  sich  3.  April  1819  in  ein  Oberstes 
Direktorium  umwandelte.  Dagegen  wur- 
den von  der  Grossloge  Asträa  folgende 
Logen  eröffnet:  1)  den  30.  Aug.  1817 
Alexander  zum  dreifachen  Gruas  in  Mos- 
kau (arbeitete  1818  bis  1819  nach  dem 
System  des  Wilhelmsbader  Konvents,  zu- 
erst in  deutscher,  dann  aber  auch  in  rus- 
sischer und  französischer  Sprache;  Meister 
vom  Stuhl  war  der  Kaufmann  Job.  Am- 
bros.  Roseustrauch) ;  —  2)  den  12.  März  1818 
Schlüssel  zur  Tugend  in  Simbirsk  (Schwe- 
dische Lehrart;  Logensprache:  franzö- 
sisch und  russisch;  Meister  vom  Stuhl 
1818—21    Fürst  Mich.  Petr.  Barataieff); 

—  3)  den  12.  März  1818  Zum  russischen 
Adler  in  Petersburg  (Logensprache:  nur 
russisch;  Meister  vom  Stuhl  1818—19 
Fürst  Iw.  Alexej  Gagarin,  1820—21  Fürst 
Paul.  Gabr.  Gagarin);  —  4)  den  12.  März 

1818  Die  vereinten  Slaven  in  Kiew  (ar- 
beitete zuerst  nach  dem  System  des  Grossen 
Orients  von  Polen,  dann  nach  dem  schot- 
tischen Ritus;  Logensprache:  russisch  und 
französisch;  Meister  vom  Stuhl  1818/9 
Val.  Rosciszewski,  1820/21  Fr.  Charlinski); 

—  5)  den  30.  April  1818  Wahrheitsliebe 


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Russland. 


275 


in  Pultawa  (altenglische  Lehrart;  rus- 
sische Sprache;  Meister  vom  Stuhl  Mich. 
Nik.  Nowikoff.  1820  stellte  sie  die  Arbeiten 
ein);  —  6)  den  24.  Juni  1818  Zum  weissen 
Adler  in  Petersburg  (System  des  Grossen 
Orients  von  Polen;  polnische  Sprache; 
Meister  vom  Stuhl  1818/9  Graf  Ad.  Rze- 
wuski,  1820  21  Joseph  Oleskiewicz);  — 
7)  den  27.  Juli  1818  Zum  goldnen  Ring 
in  Bialystock  (wiedereröffnet;  über  ihr 
System  schwanken  die  Nachrichten;  Logen- 
sprache: polnisch  und  deutsch;  Meister 
vom  Stuhl  1818/9  J.  F.  Michelis,  1820/21 
Kas.  Downorowicz;  das  Gründungsjahr  ist 
1804  (27.  Okt.);  —  8)  den  27.  Juli  1818 
Alexander  zur  Biene  in  Jamburg  (arbei- 
tete nach  der  (Yelaguineschen)  englischen 
Lehrart  in  deutscher  Sprache;  Meister 
vom  Stuhl  S.  Fr.  Lieb);  —  9)  den  30.  Aug. 
1818  Zur  Leuchte  des  Ostens  in  Tomsk  (alt- 
englische Lehrart,  russische  Sprache;  Meis- 
ter vom  Stuhl  N.  Petr.  Gorlofl);  —  10)  den 
26.  Dez.  1818  Osiris  zum  Flammenden  Stern 
in  Kamenetz-Podolsk  (System  unbekannt; 
Logensprache:  russisch,  polnisch  und  fran- 
zösisch; Meister  vom  Stuhl  1820/21  Fr. 
Damer);  —  11)  den  20.  Jan.  1822  Ovid  in 
Kischineff.  So  war  unter  dem  Schutz 
Alexanders  I.  die  Freimaurerei  durch  das 
ganze  russische  Reich  verbreitet  und  trug 
nach  Kräften  und  mit  Fleiss  dazu  bei, 
unter  der  russischen  Bevölkerung  allge- 
meine Menschenliebe  und  Weltburgersinn 
heimisch  zu  machen.  Da  erschien  plötz- 
lich und  unerwartet  Anfang  (s.  u.)  Aug. 
1822  ein  Verbot  gegen  die  Freimaurerei. 
Die  Veranlassung  hierzu  läset  sich  nicht 
genau  feststellen.  R.  folgte  dem  Beispiel 
andrer  Länder,  in  denen  die  Verfolgungen 
geheimer  Gesellschaften  und  des  Frei- 
maurerbunds damals  begannen  und  fort- 
gesetzt wurden.  Von  Bedeutung  ist  eine 
Stelle  aus  einem  Brief  Puschkins  (1826?): 
»In  Kischineff  war  ich  mit  dem  Major  R., 
dem  General  P.  u.  s.  w.  befreundet ...  ich 
war  Freimaurer  in  der  Kischineffschen 
Loge,  d.  h.  in  der  Loge,  um  derentwillen 
alle  Logen  in  R.  geschlossen  wurden.« 
(Pypin,  a.  a.  O.,  S.  105  fg.)  Dass  die 
Freimaurer  wenigstens  in  Petersburg  so- 
fort die  Arbeiten  einstellten,  erhellt  aus 
der  noch  vorhandnen  Abschrift  eines  Be- 
richts S.  Lanskois  an  den  Minister  Kot- 
schubej  vom  16.  (oder  17.)  Aug.  1822. 
(Pypin,  a.  a.  O.,  S.  145  fg.).  In  diesem 
Bcncht  ist  übrigens  als  Datum  des  kaiser- 
lichen ükases  nicht  der  12.,  sondern  der 
6.  Aug.  angegeben;  dagegen  wird  beson- 
ders hervorgehoben,  dass  am  12.  (Aug.)  die 
hier  (in  Petersburg)  unter  der  Leitung 
der  Grossen  Provinzialloge  stehenden 
fünf  Freimaurerlogen  ohne  weiteres  ge- 
schlossen und  den  Mitgliedern  Reverse 
abgefordert  wurden.  Am  21,  April  1826 
erhess  der  Kaiser  Nikolaus  I.  an  den 
Leiter  des  Ministeriums  des  Innern  Lans- 
koi  eine  Verordnung,  in  der  anbefohlen 


wurde,  aufs  neue  Reverse  hinsichtlich  der 
Nichtangehörigkeit  zu  geheimen  Gesell- 
schaften einzufordern  und  über  solche 
Gesellschaften,  falls  sie  irgendwo  entdeckt 
werden  sollten,  Bericht  zu  erstatten.  Trotz 
alledem  beweist  das  im  Moskauer  Museum 
befindliche  Aktenstück,  Nr.  92,  überschrie- 
ben: »Der  von  den  Freimaurern  im  Sept. 
1827  gelegentlich  des  Verbots  der  Logen 
gefasste  Beschluss«  (Pypin,  a.  a.  O.,  S.  166 
bis  176)  ganz  unwiderleglich,  dass  doch 
noch  von  einzelnen  Mitgliedern  des  Bundes 
der  Grossen  Provinzialloge  weiter  gearbeitet 
ist.  Vgl.  a.  a.  O.,  S.  172:  »Die  Arbeiten 
sind  nach  den  durchgesehenen  und  mit 
dem  Original  kollationierten  Akten  aus- 
zuführen«, oder  S.  173:  »Aufnahme,  Ein- 
weihung und  Beförderung  in  allen  Graden 
dürfen  nicht  anders  als  mit  Genehmigung 
des  Obersten  des  theoretischen  Grades  vor- 
genommen werden.«  —  Dieses  Aktenstück 
vom  10.  Sept.  1827  ist  die  letzte  urkund- 
lich beglaubigte  Nachricht  über  das 
russische  Freimaurertum.  Was  in  jenem 
Kreise  weiter  vorging,  in  dem  der 
eben  angeführte  Beschluss  gefasst  wurde, 
unter  welcher  Gestalt  und  auf  welche 
Zeitdauer  die  Freimaurerei  in  der  russi- 
schen Gesellschaft  fortgelebt  haben  mag, 
unterliegt  nur  dunkeln  Andeutungen  und 
haltlosen  Vermutungen.*)  [Vgl.:  Thory, 
Nettelbladt  I,  Reinbeck,  Fischer,  Pvpin 
a.  a.  O.  L.  Xin,  149;  XXI,  112,  806; 
XXII,  225;  1887,  S.  76.  Bh.  1862,  8.  156; 
197;  1895,  S.  155.  Z.  1874,  S.  69;  1878, 
Nr.  4;  1895,  Nr.  4.  Pypin,  Chronologische 
Tabellen  zur  Geschichte  der  russischen 
Logen  1731—1824  (Petersburg  1878).  Pe- 
karsky,  Ergänzungen  zur  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  R.  im  XVIII.  Jahrhun- 
dert (Petersburg  1869).  HMW.  Nr.  203 
(bringt  eine  Denkmünze  auf  die  Vereinigung 
der  Logen  unter  Hofrat  Friedrich  Freese 
von  1780).] 

Russland  (Herrscherhaus).  1)  Ka- 
tharina II.  Alexiewna,  seit  1762  Kai- 
serin von  It.,  geb.  2.  Mai  1729  in  Stettin, 
gest.  17.  Nov.  1796,  wurde  16  Jahre  alt 
mit  Peter  III.  vermählt,  den  sie  aber 
vollständig  übersah.  »Nichts  ist  schlim- 
mer, als  ein  Kind  zum  Manne  zu  haben«, 
schreibt  sie.  Nach  dessen  Entthronung 
(1762)  ergriff  sie  mit  fester  Hand  die 
Zügel  der  Regierung,  war  unermüdlich 
thätig  und  beförderte  die  Kultur  R.'s  auf 
allen  Gebieten.  Sie  war  eine  Herrscher- 
natur, ganz  Nerv  und  Spannkraft,  reich 
an  Gemüt  und  Humor.  Ihrer  Richtung 
nach  gehörte  sie  der  Aufklärung  an,  stand 
in  Briefwechsel  mit  Voltaire  und  wollte 
»lepourquoi  du  pourquoi«  wissen.  DieReli- 


*)  Dabin  gehört  auch  dl«  Notii  in  The  Fr(«miioni 
Mag.inno  und  Maaonio  Mirror  (London  1857),  De». 
8.  109«,  wo  auf  «in  Wiederaufleben  der  Freimau- 
rerei unter  Alexander  n.  hinffewieaen  wird.  (L.  XIV, 
180  u.  131.) 

18* 


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276 


Rutowski. 


gion  war  ihr  etwas  Äusserliches.  »Die 
Priester  sind  durchaus  dieselben  von  Lis- 
sabon bis  Tobolsk«  schrieb  sie.  Ein 
dunkler  Flecken  in  ihrem  Charakter  und 
in  ihrer  Regierung  ist  die  Günstlings- 
wirtschaft. Unter  ihrer  Regierung  genoss 
die  Freimaurerbrüderschaft  allgemeine  Dul- 
dung, die  man  wohl  als  ein  Erbteil  ihres 
Vorgängers  in  der  Regierung  ansehen 
muss.  da  wenigstens  nach  einem  Schrei- 
ben des  Prinzen  Ernst  Karl  von  Kurland 
an  den  Grossmeister  der  drei  Weltkugeln, 
v.  Printzen  —  s.  d.  —  (vorgelegt  2.  Mai 
1763)  die  Loge  Glückliche  Eintracht  »mit 
Genehmigung  und  unter  dem  Schutz  Sr. 
Majestät  des  Kaisers«  eingesetzt  worden 
ist.  Von  einem  Schutz  der  Brüderschaft 
im  allgemeinen  oder  im  besondern  über 
die  Loge  Klio  in  Moskau,  wie  Thorv, 
Acta  Latom.,  I,  85  (gestützt  auf  die  Re- 
cherches  sur  lea  institutions  anciennes  et 
modernes,  S.  157),  will  oder  gar  von  einer 
auf  ihr  Verlangen  von  Schottland  aus  in 
Petersburg  1784  gestifteten  Loge  [Thory, 
Acta  Latom.,  I,  159]  «die  kaiserlich  schot- 
tische Loge«  genannt  [vgl.  darüber  Lawrie, 
History,  1S59,  S.  137;  Merzdorf,  Geschichte 
Schottlands,  S.  44,  wonach  die  Sache  ganz 
anders  sich  gestaltet],  kann  gar  nicht  die 
Rede  sein.  Sie  duldete  eben  nur  die  Ge- 
nossenschaft, der  sie  persönlich  abgeneigt 
war.  Dieses  Missfallen  mit  der  Freimaurer- 
schaft, der  Schwindel  Cagliostros  (s.  d.), 
den  sie  durch  drei  dramatische  Schriften, 
»Der  Betrüger«,  »Der  Schamane  von  Si- 
birien« und  »Der  Verblendete«  (Petersb. 
1786  u.  Berlin  1788)  geisselte,  die  durch 
die  französische  Revolution  auftauchenden 
hämischen  Beschuldigungen  gegen  die 
Freimaurerei,  sowie  endlich  und  haupt- 
sächlich die  Ausbreitung  der  schwedischen 
Maurerei  in  R.  und  die  Unterordnung 
der  russischen  Logen  unter  Schweden  ver- 
anlassten K.,  die  Logen  zu  schliessen,  aber 
mit  Vorwissen  der  Polizei  eine  Vermögens- 
verwaltung einzusetzen,  was  1794  geschah. 
Wie  viel  au  der  Sage  [vgl.  Reinbeck, 
Flüchtige  Bemerkungen  auf  einer  Reise 
von  St.  Petersburg  über  Moskwa  u.  s.  w., 
Tl.  2,  42.  Brief]  ist,  dass  mit  K.'s  Ein- 
willigung oder  gar  auf  ihr  Verlangen  ihr 
Nachfolger  Kaiser  Paul  I.  in  den  Frei- 
maurerbund eingeweiht  worden  sei  und 
sie  selbst  der  Aufnahme  verborgen  bei- 
gewohnt habe,  lässt  sich  nach  Obigem 
leicht  ermessen,  es  sei  denn,  sie  habe 
einen  politischen  Zweck  dabei  verfolgt. 
[Vgl.  Memoires  de  l'implratrice  Catharina  II, 
ecrits  par  elle-m§me  (deutsch,  Hannover 
1859.)  Brückner,  Katharina  II.  (Bri.  1883). 
Bh.  1862,  S.  156.] 

2)  Alexander  I.,  Kaiser  von  R.,  geb.  23. 
Dez.  1 777  in  Petersburg,  gest.  1 .  Dez.  1825  auf 
einer  Reise  zu  Taganrog,  neigte  schon  von 
Jugend  auf  zu  einer  mystischen  Frömmig- 
keit, die  nach  den  Befreiungskriegen  durch 
den  Einfluss  der  Frau  von  Krüdener  noch 


I  bestärkt  wurde.  Seinem  Kopfe  entsprang 
die  Idee  der  heiligen  Alliance,  die  zwar 
den  Frieden  schützen  sollte,  in  Wirk- 
lichkeit eine  Handhabe  der  Reaktion 
ward  und  die  Unzufriedenheit  der  Völker 
noch  steigerte.  Auf  den  Kongressen  zu 
Troppau,  Laibach  und  Verona  suchte  man 
die  Freiheit  der  Völker  durch  polizeiliche 
Mittel  zu  unterdrücken,  und  A.  bot  willig 
die  Hand  dazu.  In  R.  wurde  die  Zensur 
und  strenge  Überwachung  der  Bücherein- 
fuhr eingeführt,  Untersuchungen  wegen 
demagogischer  Umtriebe  eingeleitet  und 
durch  einen  Ukas  vom  12.  Aug.  1822  auch 
die  Freimaurerei  verboten,  während  A. 
seit  seinem  Regierungsantritt  sie  still- 
schweigend geduldet  hatte.  Er  selbst  soll 
der  Verbindung  angehört  haben,  und  zwar 
einer  Meinung  nach  in  Erfurt  1808  in 
Napoleons  Gegenwart,  einer  andern  nach 
in  Petersburg  [Thory,  Acta  Latom.,  I,  218], 
und  einer  dritten  zufolge  soll  er  mit  dem 
König  Friedrich  Wilhelm  DU.  von  Preussen 
1813  in  Paris  aufgenommen  worden  sein. 

3)  Konstantin  Cäsarewitsch  Paulo- 
witsch, Grossfürst  von  R.,  Bruder  des 
Vorigen,  geb.  8.  Mai  1779,  gest.  27.  Juni 
1831  in  Witebsk,  soll  zugleich  mit  Kaiser 
Alexander  I.  in  den  Bund  aufgenommen 
worden  und  zum  Grossmeister  der  Frei- 
maurer in  R.  bestimmt  gewesen  sein.  [Vgl. 
Ridel,  Versuch  u.  s.  w.,  S.  104.] 

Rutowski,  Friedr.  Aug.  Graf  v.,  Sohn 
des  Kurfürsten  von  Sachsen  und  Königs 

j  von  Polen  August  des  Starken,  geb.  1. 
Mai  (oder  17.  Juni)  1702  in  Warschau, 
gest.  16.  März  1764  in  Pillnitz,  war  Oberst 
in  sardinischen  Diensten,  trat  1727  als 
Oberst  der  Garde  du  corps  in  sächsische 
Dienste,  wurde  1735  Generalleutnant,  1738 
General  der  Infanterie,  1746  General  en 
chef  und  1749  Generalfeldmarschall.  Zu- 
gleich war  er  von  1740  an  Gouverneur  von 
Dresden.  Er  nahm  an  den  Kämpfen  gegen 
die  Franzosen  unter  Prinz  Eugen,  gegen 
die  Türken  in  Ungarn,  an  den  Schlesiechen 
Kriegen  teil,  aber  nach  Beendigung  des 
Siebenjährigen  Kriegs  legte  er  seine  Ämter 
nieder.  R  genoss  eine  gute  Erziehung, 
bildete  sich  auf  Reisen  (Paris,  Italien) 
und  erwarb  sich  den  Ruf  eines  tüchtigen 
Militärs,  zugleich  aber  auch  den  eines 
durch  Gesittung  und  feine  Lebensart  sich 
auszeichnenden  Mannes.  —  Jedenfalls  in 
Warschau  zum  Freimaurer  aufgenommen, 
trug  er  den  Ordensnamen  Chevalier 
de  l'aigle  (nach  seinem  Wappen).  Er  ist 
der  Begründer  der  Freimaurerei  in  Sachsen. 
Als  er  1788  nach  Dresden  gekommen  war, 
entstand  auf  sein  Betreiben  hin  die  erste 
sächsische  Loge  Aux  trois  aigles  blanca, 
deren  ersten  Hammer  er  führte.  1741 
wurde  er  zum  Grossmeister  der  Grossloge 
von  Obersachsen  (s.  oben  I,  S.  207)  Aux 
trois  aigles  blancs  ernannt,  zu  der  die 
Logen  in  Dresden  und  Leipzig  gehörten  und 
von  der  die  Logen  in  Altenburg,  Sachsen- 


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Rüxleben  — 


Saarbrücken. 


277 


feld  und  Nossen  gegründet  wurden.  [Vgl. 
Festschrift  zum  Jubiläum  des  150jährigen 
Bestehens  der  Loge  zu  den  drei  Schwertern 
in  Dresden  (1890),  wo  auch  sein  Bild, 
8.  7.  Peuckert,  Die  g.  u.  v.  St  J.  Loge 
zu  den  drei  Schwertern  und  Asträa  zur 
grünenden  Raute  in  Dresden  1778—1882 
(Ldz.  1883),^  S.  4.   S.  L.  1891,  S.  111.  Z. 

Küxleben,  Albrecht  Anton  v.,  fürstl. 
sächa.  Wirkl.  Geheimer  Rat,  Kanzler  und 
Minister  in  Gotha,  geb.  14.  Nov.  1705  in 
Auleben  b.  Heringen  a.  d.  Helme,  gest.  l.März 
1770  in  Gotha  Die  Zeit  »eines  Eintritts  in  den 
Freimaurerbund  ist  unbekannt,  1741  wurde 
er  in  der  Loge  Auz  trois  compas  in  Leipzig 
(jetzt  Minerva  zu  den  drei  Palmen)  in  den 
dritten  Grad  befördert  und  war  mit  seinen 
beiden  Schwägern  Johann  August  und 
Ludwig  Heinrich  Bachoff  v.  Echt  (s.  d.) 
der  Stifter  und  erste  Meister  vom  Stuhl 
der  Loge  Achimedes  zu  den  drei  Reiss- 
brettern in  Altenburg  (s.  d.) 

Rylands,  William  Harry,  geb.  20.  Dez. 
1847  zu  Warrington  in  Lancashire,  Mit- 
glied der  Gesellschaft  der  Altertumsforscher 
und  andrer  gelehrten  Gesellschaften,  seit 
1878  Sekretär  der  Gesellschaft  für  biblische 
Archäologie,  wurde  Freimaurer  1872  in 
der  Loge  Faith  and  Unanimity  Nr.  417  in 
Dorchester  und  trat  1881  zur  Lodge  of 
Antiquity  Nr.  2  in  London  über,  die  er 
als  Meister  bis  1889  leitete.  Von  1887—88 
war  er  Grossschaffner  der  Grossloge.  Dem 
Royal  Arch-Kapitel  St.  James  in  London 
ist  er  bereits  1882  beigetreten  und  war 
dessen  Zerubabel  1892—98.  Er  ist  Mit- 
stifter der  wissenschaftlichen  Loge  Quatuor 
Coronati  Nr.  2076  in  London  (s.  d.),  war 
1886  ihr  erster  Älterer  Aufseher  und  1891 
bis  1892  ihr  Meister.  Seine  erste  grössere 
Arbeit  ist  •Freemasonry  in  the  seventeenth 
Century«:  Warrington  *1646,  ehester  1650 
bis  1700  (Masonic  Magazine  IX,  S.  221 
bis  286  u.  S.  265—274,  809-819),  ausser- 
ordentlich wertvolle  Beiträge  zur  Vorge- 
schichte der  Freimaurerei.  Gleich  darauf 


folgte  eine  kleinere  Arbeit  über  das  Siegel 
der  Abtei  Arbroath  in  Schottland,  das  für 
maurerisch  ausgegeben  worden  war  (ebenda 
S.  441 — 445).  R.  weist  sicher  nach,  dass  es 
eine  Darstellung  der  Ermordung  des  Thomas 
a  Beck  et  ist,  dessen  Andenken  die  Abtei  ge- 
weihtwar.  Die  Äusserungen  von  Charles  Cor- 
diner  in  dessen  »Remarkable  Ruins  in  the 
North  of  Scotland«,  die  auch  Krause  abge- 
druckt und  übersetzt  hat  (Kunsturkunden 
II,  2,  S.  489—445),  beruhen  auf  einem  Miss- 
verstehen des  Siegelbildes.  Weiter  hat 
R.  die  alten  englischen  Chroniken  durch- 
forscht, um  Stoff  für  die  Beurteilung  der 
Zunftsage  über  Einführung  der  Maurerei 
in  England  zu  finden  (Mas.  Mag.  IX, 
S.  898—402;  Mas.  Monthly,  S.  96—109. 
270—278,  825—835).  Von  Bedeutung  sind 
zwei  Abhandlungen  über  die  französische 
Compagnonnage ,  in  denen  er  die  Erzäh- 
lungen von  Salomo,  Maltre  Jacques  und 
Pere  Soubise  untersucht  und  deren  Ent- 
stehung in  der  jetzigen  Gestalt  in  den 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  verlegt,  wo- 
für er  sehr  gewichtige  Gründe  vorträgt, 
die  Überzeugend  wirken  (AQC.  I,  116  bis 
126;  H,  52—67).  Höchst  lehrreich  ist  der 
Aufsatz  über  den  »Orden  der  Böcke« 
(AQC.  HI,  140-162),  eine  Nachahmung 
der  Freimaurerei  in  London  im  18.  Jahr- 
hundert. Unter  den  sonstigen  wertvollen 
Beiträgen  zur  AQC.  ist  noch  hervorzu- 
heben die  Abhandlung  »The  Masonic 
Apron«  (der  Maurerschurz)  mit  88  Abbil- 
dungen von  Schürzen  aus  der  Zeit  1717 
bis  1843,  meist  aus  dem  18.  Jahrhun- 
dert (V,  172—186  und  12  Tafeln).  Auch 
für  freimaurerische  Blätter  in  England 
und  Amerika  hat  R.  viele  Arbeiten  ge- 
liefert. Alles,  was  er  schreibt,  zeugt  von 
gründlichem  Wissen  und  sorgfaltiger  For- 
schung, sowie  von  besonnenem  Urteil  und 
scharfsinniger  Beweisführung,  so  dass  man 
ihm  fast  immer  zustimmen  muss,  und  selbst 
wenn  er  nicht  ganz  überzeugt,  liest  man 
seine  Sachen  nie,  ohne  etwas  Nützliches 
zu  lernen. 


S. 


Saal  feld  (St.  im  Herzogt.  Sachsen-Mei- 
ningen, 9960  E.).  Hier  besteht  eine  freie 
brüderliche  Vereinigung  Zum  hohen 
Schwärm  an  der  Saale,  gegr.  4.  Febr. 
1878.  Mitgliederzahl  (1900):  80.  Vers. 
Montags.  Ferien :  August.  Eignes  Lokal : 
Auf  der  Saalterrasse  am  Baderberg  Nr.  7. 

Saalfeld  (St.  in  der  Prov.  Ostpreussen, 
2666  E.).  Hier  bestand  seit  4.  Mai  1889 
ein  maurerisches  Kränzchen  Zur  Freund- 
schaft und  Brudertreue  unter  der  El- 
binger Loge,  das  seit  1894  eingegangen  ist. 

Saarau  (Dorf  in  der  preuss.  Prov.  Schle- 


sien, 2413  E.).  Hier  besteht  ein  maure- 
risches Kränzchen. 

Saarbrücken  (St.  in  Rheinpreussen, 
17082  E.).  1)  Früher  bestanden  hier  die 
Loge  Les  braves  macons  de  Saint- 
Louis,  die  13.  März  1780  dem  schotti- 
schen Direktorium  des  Hundschen  Tempel- 
herrensystems einverleibt  wurde,  und  die 
Loge  St.  Heinrich,  die  29.  Aug.  1779 
eingeweiht  wurde,  und  zwar  durch  das 
französische  Gouvernement  ggneral  de 
l'ordre  des  Francmacons,  jedoch  1782  wie- 
der einging.   In  dieser  Loge  war  Fürst 


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278  Saarburg 

Ludwig  zu  Nassau -8.  Meister  vom  Stuhl. 
Ebenso  wird  von  einer  Loge  St.  Ludwig 
dort  berichtet,  ohne  dass  indes  etwas  Nä- 
heres bekannt  geworden  ist.  —  2)  Jetzt 
besteht  hier  unter  der  Grossen  Loge  Royal 
York  eine  Loge  Zur  Starke  und  Schön- 
heit, gest.  2.  März  1840.  Mitgliederzahl 
(1900):  84.  Vers.  Dienstags;  Klub  Sonn- 
tags. Logenlokal :  St.  Johann  a.  S.,  Schiller- 
strasse 7.  Bei  Herstellung  der  evangeli- 
schen Kirche  1868  hat  die  Loge  ein 
Kirchenfenster  mit  ihrem  Wappen  ge- 
spendet. 

Saarbnrg  (St.  in  Lothringen,  8725  E.). 
Hier  bestand  unter  dem  schottischen  Di- 
rektorium des  Hundschen  Tempelherren- 
systems (Hochkapitel  der  fünften  Provinz 
Bourgogne)  eine  Loge  Lea  vrais  Bour- 
guignons.    [8.  vorige  Aufl.  HI,  S.  334b.) 

Saargemünd  (St. inLothringen,  18919E.). 
Eine  Loge  Les  vrais  ainis  war  hier 
schon  6.  Juli  1780  gegründet  worden  [vgl. 
W.  J.  II,  178].  Eine  Loge  gleichen  Namens 
wurde  dann  unter  dem  Grossorient  von 
Frankreich  14.  Marz  1866  errichtet.  Nach 
Einverleibung  von  Elsass-Lot bringen  in 
das  Deutsche  Reich  ist  sie  aber  ausser 
Th&tigkeit  getreten. 

Sa»rlouls  (St.  in  der  preuss.  Rheinpro- 
vinz, 7875  E).  Logen  das.  bestanden  I. 
Saint-Jean  de  la  Sarre,  gegr.  1785, 
H.  Les  amis  re*unis  de  la  Sarre,  gegr. 
27.  Dez.  1806  vom  Grossorient'von  Frank- 
reich, die,  als  1815  S.  an  Preussen  abge- 
treten wurde,  am  6.  Sept.  1816  von  der 
Grossen  Loge  Royal  York  als  Loge  Zu  d en 
vereinigten  freunden  angenommen 
wurde.  Da  nur  6  Mitglieder  am  Orte  wohn- 
ten und  viele  des  Deutschen  nicht  mächtig 
waren,  trat  sie  1822  ausser  Thätigkeit,  er- 
öffnete jedoch  1835  ihre  Arbeiten  wieder,  um 
sie  1848  abermals  einzustellen.  [Vgl.  Chaine 
d'union  1877,  S.  437;  Flohr,  Geschichte 
der  Grossen  Loge  Royal  York  (1898)  H, 
S.  147.] 

Saas  (St.  in  Böhmen,  [1890]  13234  E.). 
Hier  besteht  ein  Kranzchen  Kette  unter 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  und 
Astraa  zur  grünenden  Raute  in  Dresden, 
gegr.  1888,  genehmigt  17.  Febr.  1894  als 
•  nicht-politischer  Verein«.  Vers.  Freitags. 
•  Mitgliederzahl  (1899) :  40  in  Saaz  und  Um- 
gebung. 

Sachse,  Christian  Friedrich  Hein- 
rich, Konsistorialrat   und  Hofprediger, 

feb.  2.  Juli  1785  in  Eisenberg,  gest. 
.  Okt.  1860  in  Altenburg,  wurde  2.  Juli 
1809  in  der  Loge  Zum  goldnen  Kreuz  in 
Merseburg  aufgenommen,  schloss  sich 
31.  Jan.  1824  der  Loge  Archimedes  zu  den 
drei  Reissbrettern  in  Altenburg  an,  wo  er 
lange  das  Amt  des  Redners  und  Vor- 
stehers bekleidete.  Ein  geschätzter  Kanzel- 
redner und  Dichter  geistlicher  Lieder,  ist 
sein  Name  weit  verbreitet.  Gleich  vor- 
trefflich sind  seine  Logenreden  und  Frei- 
maurerlieder, die  sich  zum  Teil  in  der 


—  Hachsen. 

A.  Z.,  zum  Teil  in  den  «Gesängen  der  • 
Loge  Archimedes  zu  den  drei  Reiss- 
brettern« finden  und  auch  in  andre  Logen- 
•  liederbücher  übergegangen  sind.  [Vgl.  Diet- 
rich, Aus  vergangnen  Tagen  (Altbg.  1889), 
S.  126,  und  Deutsches  Logenleben  (Altbg. 
1890),  S.  1690 

Sachsen  (Königreich).  In  S.  fand  die 
Freimaurerei  bald  nach  1717,  dem  Geburts- 
jahr der  vergeistigten  Maurerei,  Eingang. 
Bereits  1788  erschien  in  Leipzig  eine  kleine 
Wochenschrift:  Der  Freymäurer,  und  in 
demselben  Jahre,  ein  Jahr  nach  der  Bildung 
der  ersten  Loge  in  Deutschland,  Absalom 
in  Hamburg,  wurde  die  erste  Loge  in  S. 
(damals   Kurfürstentum)   gegründet.  In 
dem  genannten  Jahre  erschien  die  erste 
päpstliche  Bulle  gegen  die  Freimaurerei: 
»In  eminenti  apostolatus  specula«,  und 
die  Mitglieder  der  ersten  sächsischen  Loge 
i  waren  zum  grössten  Teil  vornehme  Per- 
I  sonen,  die  dem  (katholischen)  sächsischen 
Hofe  nahe  standen.   Der  Begründer  der 
Maurerei  in  S.  war  selbst  ein  Sohn  Fried- 
rich Augusts  des  Starken,  der  Graf  v.  Ru- 
towski  (s.  d.),  und  die  erste  sächsische 
Loge  kann  in  gewissem  Sinne  eine  Hof- 
loge genannt  werden.   In  Warschau,  wo 
der  Kurfürst  August  n.  von  8.,  zugleich 
König  von  Polen,  in  der  ersten  Zeit  seiner 
Regierung  (von  1738  an)  lebte,  war  bereits 
von  hochstehenden  Personen   des  Hof- 
staats vor  1738  eine  Freimaurerloge  er- 
richtet worden,  die  jedoch  im  Geheimen 
arbeitete.  Ihre  Entstehung  war  sicherlich 
französischem  Einfluss  zu  verdanken.  Als 
I  v.  Rutowski  1738  dauernden  Aufenthalt 
[  in  Dresden  nahm,  stiftete  er  im  Verein 
mit  dem  Geh.  Kriegsrat  v.  Arnett,  dem 
Generalmajor  v.  Albedyll  (s.  dJ,  dem  Geh. 
Kriegsrat  v.  Suhm  und  dem  Sekretär  der 
französischen  Gesandtschaft  d'Ecombes  die 
;  erste  sächsische  Loge  in  Dresden:  Aus 
j  trois  aigles  —  Zu  den  drei  Adlern.  (S.  Dres- 
den I,  S.  205.)  Die  Weiterentfaltong  der 
j  Freimaurerei  machte  in  Dresden  bald  be- 
deutende Fortachritte,  und  von  da  aus 
wurden  Logen  an  andern  Orten  S.'s  ge- 
gründet.   Wenn  sich  auch  bald  in  Leip- 
zig  unter   andern   Verhältnissen  eben- 
falls eine  Bauhütte  entfaltete,  so  war  doch 
Dresden  der  Mittelpunkt  für  die  maure- 
rischen Bestrebungen  und  blieb  es  auch 
für  die  Zukunft.    S.  bot  der  Entwick- 
lung der  Freimaurerei  und  des  Logen- 
;  wesens  den  fruchtbarsten  Boden.  Wenn 
1  auch  die  Freimaurer  als  eine  geheime  Ge- 
■  sellschaft  in  S.  von  seiten  des  Staats  nicht 
als  berechtigt  anerkannt  waren,  so  haben 
die   Logen   doch    allzeit   Duldung  er- 
fahren, hat  man  sich  ihnen  nie  eigentlich 
feindlich  gegenübergestellt  und  bei  von 
privaten  Seiten  ausgehenden  Anfeindungen 
seitens  des  Staats  in  vorurteilsloser  und 
wohlwollenderWeise  Erwägungen  und  Ver- 
,  teidigungen  gern  Raum  gegönnt.  Seit  dem 
I  Jahre  1882  erlangten  die  Logen,  nachdem 


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Sachsen. 


279 


die  Schwerter-Loge  in  Dresden  zuerst  bahn- 
brechend geworden  war,  in  8.  als  Ge- 
nossenschaft ten  die  Rechte  juristischer  Per- 
sonen. Unter  solchen  Verhaltnissen  völlig 
unbeeinflusst,  war  der  Freimaurerei  im 
sächsischen  Staat  die  freieste  Entwick- 
lung möglich,  die,  zugleich  in  einem  pro- 
testantischen Lande  und  unter  einem 
geistig  regsamen,  klar  denkenden  und 
ideal  angelegten  Volke  sich  verbreitend, 
bald  zahlreiche  Mitglieder  gewinnen  una 
trotz  aller  Wirrnisse  auch  zum  Erkennen 
des  wahren  Kerns  der  Maurerei  hindurch- 
dringen musste.  Da  die  ersten  Logen  nach 
dem  Vorbild  der  französischen  geschaffen 
wurden,  so  war  bis  in  die  Mitte  der  50er 
Jahre  des  18.  Jahrhunderts  in  der  sachsi- 
schen Freimaurerei  französischer  Einfluss 
zu  bemerken.  Dann  aber  fand  in  S.  die 
strikte  Observanz  den  fruchtbarsten  Boden. 
Das  war  auch  die  Zeit,  in  der  auswärtige 
Grosslogen  (3  Weltkugeln,  Grosse  Landes- 
loge in  Berlin,  Royal  York  zur  Freund- 
schaft, Wachsende  zu  den  drei  Schlüsseln 
in  Regensburg)  im  sächsischen  Lande  Lo- 
gen stifteten,  in  der  von  Rosenkreuzern  etc. 
Logengründungen  versucht  wurden.  Be- 
reits von  1785  an  wandten  sich  aber  die 
sächsischen  Logen  (dem  Vorgehen  der 
Dresdner  Loge  Zu  den  8  Schwertern  fol- 
gend) wieder  der  altenglischen  Maurerei 
zu,  und  so  hat  die  Schrödersche  Lehr- 
art in  S.  das  Übergewicht  und  charak- 
teristische Vertretung.  Die  historische 
Bedeutung  der  Freimaurerei  in  S.  liegt 
darin,  dass  in  diesem  Lande  die  Frei- 
maurerei sich  zuerst  mit  entwickelte,  so- 
dann, dass  hier  die  v.  Hundschen  Bewe- 
gungen, die  ganz  Deutschland  berührten, 
ihren  Ausgang  nahmen  und  ihre  bedeu- 
tendsten Vertreter  und  Verfechter  hatten, 
und  endlich  darin,  dass  durch  geistig  hoch- 
stehende Mitglieder  der  Logen  die  wissen- 
schaftliche Pflege  der  Freimaurerei  in  8. 
reichste  Förderung  erfuhr.  —  I.  Ge- 
schichte. Über  die  Begründung  der 
Freimaurerei  in  S.  wurde  oben  ge- 
sprochen (vgl.  auch  Dresden,  Butowaki). 
Während  der  Zeit  des  Entstehens  der 
Dresdner  Logen  entwickelte  sich  freimau- 
rerische Thätigkeit  auch  in  S'.s  zweiter 
Hauptstadt,  in  Leipzig.  Mehrere  Frei- 
maurer, die  im  Ausland  aufgenommen 
waren,  eröffneten  auf  eigne  Machtvoll- 
kommenheit hin  20.  März  1741  die  Loge 
Aux  troix  compas  (Zu  den  drei  Zirkeln), 
und  aus  dieser  Bauhütte  ging  später 
die  Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen 
hervor.  Auch  sie  arbeitete  nach  franzö- 
sischem Vorbild  und  trat  in  demselben 
Jahre  der  von  Rutowski  geleiteten  Gross- 
loge Aux  trois  aigles  blancs  bei  (s.  oben 
I,  8.  207).  Von  Leipzig  aus  erhielten 
1742  mehrere  Freimaurer  in  Altenburg  die 
Erlaubnis,  eine  Loge  zu  errichten,  die  den 
Namen  Aux  trois  planches  a  tracer  (Zu 
den  drei  Reissbrettern)  erhielt.  Ebenso  fand 


im  Erzgebirge  die  Maurerei  Eingang,  und 
zwar  von  Dresden  aus  durch  den  Grafen 
v.  Solms  (s.  Sachsenfeld);  ferner  wurden 
1744  die  Loge  in  Nossen  und  1749  die 
Loge  Aux  trois  marteaux  (Zu  den  drei 
Hammern)  in  Naumburg  gegründet.  Wie 
erwähnt,  standen  diese  Logen  zumeist  noch 
unter  französischem  Einfluss.  Jeder  Auf- 
genommene erhielt  einen  französischen 
Ritternamen,  und  in  den  Dresdner  Logen 
war  Französisch  die  Logensprache.  Man 
kannte  ursprünglich  nur  die  8  Johannis- 
grade; häufig  kam  es  vor,  dass  einem 
Suchenden  an  einem  Tage  die  2  ersten 
Grade  gegeben  wurden.  Schon  1744  tauchte 
in  Leipzig,  von  Frankreich  her  beeinflusst, 
Hochgradwesen  auf:  man  lernte  den  Schot- 
tengrad kennen,  machte  Maftres  öcossais, 
und  1747  wurde  daselbst  eine  Schotten- 
loge mit  Namen  Apollo  begründet,  die 
von  1774  an  zu  Ehren  des  Protektors  der 
sächsischen  Logen  sich  Karl  zu  den  drei 
Palmen  nannte.  Bereits  zu  dieser  Zeit 
entstanden  auch,  namentlich  von  franzö- 
sischen Industrierittern  um  des  Geldge- 
winnes willen  gestiftete  Winkellogen  in 
Dresden  und  Leipzig.  Die  freimaureri- 
schen Versammlungen  fanden  im  Ge- 
heimen statt  und  wurden  in  gemieteten 
Räumen  abgehalten.  Die  grosse  Masse 
des  Publikums  stand  der  Freimaurerei 
gleichgültig  gegenüber  oder  vermutete 
hinter  der  Geheimthucrei  politische 
oder  unsittliche  Zwecke,  namentlich  Un- 
mässigkeit  im  Essen  und  Trinken.  An- 
nahmen, dass  die  Freimaurer  »mehr 
könnten,  als  andre  Leute«,  traten  erst 
später  auf.  Der  gebildete  Teil  der  Nicht- 
maurer  hielt  die  verschieden  auftauchen- 
den unsinnigen  Ideen  über  Freimaurerei 
für  Märchen,  vermutete  aber  auch  geheime 
Zwecke,  die  das  Licht  scheuen  müssten. 
In  der  Monatsschrift  »Alte  und  Neue 
Curiosa  Saxonica«  1742  sagt  ein  gelehrter 
Mitarbeiter:  ein  Freimaurer  sei  soviel  als 
ein  honnete  homme,  der  ohne  Zwang  und 
Gewalt  alles  thut,  was  an  sich  honnet  ist. 
Im  engern  Sinne  heisse  ein  Franc-Macon 
nur  derjenige,  der  ein  Mitglied  ihrer  Ge- 
sellschaft und  Zeremonien  sei.  Die  Ge- 
sellschaft gleiche  einem  Orden  und  habe 
ihre  Ordenszeichen  und  Statuten.  »Was 
man  aber  an  dieser  Gesellschaft  lobt,  ist 
das  Absehen  dieser  fruchtbringenden  Ge- 
sellschaft, so  sie  auf  die  Erhaltung  der 
Freiheit  im  Denken  und  Glauben,  auf  den 
Estime  der  erwiesenen  Verschwiegenheit, 
Treue.  Generosite*  und  andre  Verdienste, 
endlich  auf  die  Beihülfe  für  arme  Socie- 
tätsgenossen  gerichtet.  Was  man  aber  an 
ihnen  tadelt,  ist  die  Pedagogie  (soll  heissen 
Pedanterie,  d.  V.)  der  Zeremonien,  so  nicht 
aller  Gemüter  Werk  und  einigermaßen 
selbst  mit  der  Freiheit  streitet.«  Ferner 
sagt  der  Artikel,  dass  »die  Politici  noch 
nicht  von  einerlei  Meinung  seien,  ob  die 
hin  und  wieder  entstandenen  Freimaurer- 


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280 


Sachsen. 


logen  öffentlich  zu  dulden  seien«.  Wahrend 
de»  Siebenjährigen  Kriegs  ruhte  die  Thä- 
tigkeit  der  sächsischen  Bauhütten  fast 
gänzlich;  gehörten  ja,  namentlich  in  Dres- 
den, die  hervorragenden  Mitglieder  der 
Armee  an  und  war  8.  ein  Zentralgebiet 
der  politischen,  kriegerischen  Thätigkeit. 
Aber  von  preussischen  (militärischen)  Frei- 
maurern wurden  in  dieser  Zeit  Fcldlogen 
abgehalten,  und  die  Dresdner  Loge  Zu  den 
drei  Schwertern  begann  1759  wieder  zu  arbei- 
ten, nahm  auch  viel  Offiziere  der  kaiserlichen 
Armee  als  Freimaurer  auf  oder  beförderte 
solche,  die  in  Prag  oder  Wien  aufgenom- 
men worden  waren.  Von  grösserer  Be- 
deutung für  die  sächsische  Maurerei 
wurde  der  von  preussischen  Freimaurern 
hierher  getragne  Einfluss  hinsichtlich 
des  Hochgradwesens,  der  den  Boden 
für  die  Wirksamkeit  des  Freiherrn  v. 
Hund  nur  ebnen  konnte.  Es  handelte 
sich  um  nichts  Geringeres,  als  der  Mau- 
rerei den  wahren  Inhalt  zu  geben,  den 
sie  bis  dahin  nicht  erkannt  und  gehabt 
habo.  Neue  Anregung  kam  in  das  frei- 
maurerische Leben,  und  die  Ideen  gingen 
von  S.  aus.  Schon  1761  meinten  Dresdner 
Freimaurer,  »die  Freimaurerei  sei  in  Ver- 
fall gekommen,  und  es  gelte,  sie  von  dem 
völligen  Ruin  zu  retten.«  So  entstand  die 
Loge  Zu  den  drei  Granaten  in  Dresden, 
die  sich  1762  der  Grossloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  in  Berlin  anschloss,  1763  aber 
auch  von  den  Bestrebungen  Rosas  (s.  d.) 
berührt  wurde.  In  denselben  Jahren  ent- 
faltete v.  Hund  (s.  d.)  seine  Hauptthätig- 
keit.  Er  fand  für  seine  Darstellungen 
gläubige  Freimaurer  und  führte  Hochgrade 
ein.  Er  stiftete  schon  1751  in  dem  ihm  ge- 
hörigen Schloss  Kittlitz  (s.  d.)  eine  Loge  Zu 
den  drei  Säulen,  die  auch  in  Unwürde  (s.  d.) 
arbeitete  und  1764  unter  dem  Namen  Zur 
gekrönten  Schlange  nach  Görlitz  verlegt 
wurde,  während  der  ältere  Name  der  von 
Hund  und  einigen  Görlitzer  Freimaurern 
1764  in  Guben  begründeten  Loge  gegeben 
wurde.  1755  gründete  er  in  Dresden 
die  Loge  Zu  den  drei  Palmen,  und  von 
dieser  «ältesten  Schwester«  aus  begann  die 
Umformung  der  Logen  later  Observanz 
zur  strikten  Observanz.  Bedeutende  Unter- 
stützung zur  Weiterentwicklung  seiner 
Pläne  fand  v.  Hund  namentlich  in  seinem 
Jugendfreunde  Graf  H.  A.  v.  Schönberg 
(s.  d.),  der,  vorher  Meister  vom  Stuhl  der 
Loge  Zu  den  drei  Palmen,  1762  auch  die 
wichtigste  sächsische  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern  in  Dresden  der  strikten  Ob- 
servanz zuführte,  die  aber  erst  3  Jahre 
später  ihr  entschieden  beitrat.  Auch 
die  Loge  Minerva  in  Leipzig  schloss 
sich  an,  und  1774  musste  die  Sachsen- 
felder Filialloge  der  Schwerter-Loge  ihren 
Beitritt  erklären.  Um  seinen  »Rittern« 
gewisse  Präbenden  zu  schaffen,  richtete 
v.  Hund  eine  Ordenskasse  ein  und  ent- 
warf  Jordan,  Regimentsquartiermeister 


in  Dresden,  einen  sogen,  ökonomischen 
Plan  (s.  d.),  der  1766  vollendet  war  und 
für  die  Obern  des  Ordens  Pensionen  ge- 
währen sollte.  Trotz  der  persönlichen 
Opfer,  die  v.  Hund  brachte,  und  der  war- 
men Empfehlungen  des  Plans  durch  Schu- 
}  bart  vom  Kleeteld  (s.  d.)  fand  der  Plan 
keine  Annahme.  Damit  stand  in  Zusam- 
menhang die  Errichtung  einer  Tabak- 
manufaktur in  Pförten  in  der  Oberlausitz, 
später  in  Dresden  (s.  Pförten),  eines 
Ordensunternehmens,  das  ebenfalls  schei- 
terte. 1764  hatte  sich  die  Loge  Zu 
den  3  Granaten  der  strikten  Observanz 
zugewandt,  und  1772  erfolgte  der  Bei- 
tritt der  Loge  Aux  vrais  aiuis.  Bis  zur 
Zeit  des  Konvents  zu  Kohlo  (s.  d.)  reicht 
die  Glanzzeit  v.  Hunds  für  seine  reforma- 
torische Thätigkeit.  In  Baron  v.  Weiler 
(s.  d.)  fand  v.  Hund  einen  Ordensfreund, 
der  namentlich  für  die  Ausbreitung  des 
Systems  in  Frankreich  und  dem  rhei- 
nischen deutschen  Gebiete  thätig  war. 
Trotz  aller  Machtentfaltung  des  Systems 
und  der  Ignoranz,  mit  denen  man  die 
»nichtvereinigten«  Logen  ansah,  machten 
sich  in  S.  in  diesen  gärenden  Jahren 
noch  andre  Einflüsse  geltend.  Graf  Aloy- 
sius Friedrich  v.  Brühl  (s.  d.)  gründete, 
auf  einem  Freibrief  der  Grossen  Loge 
zu  London  fussend,  1766  die  Loge  St.- 
Jean  des  voyageurs  zu  Dresden;  später 
wurde  diese  Machtbefugnis  auf  v.  Agdollo 
(s.  d.)  von  England  übertragen.  Dem  oben- 
genannten v.  Weiler  gelang  es,  als  »Gross- 
deputiertem  der  Loge  Royale  militaire  de 
Vienne«,  dem  Grafen  A.  F.  v.  Brühl  1768  eine 
Bestallung  zu  verschaffen,  die  diesen  ermäch- 
tigte, neue  Logen  zu  gründen,  und  dies 
wurde  die  Ursache,  dass  1768  aus  der 
letztgenannten  Dresdner  Loge  die  neue 
Bauhütte  Aux  vrais  amis  hervorging.  Auch 
die  von  Starck  (s.  d.)  hervorgerufnen  Be- 
wegungen wirkten  in  S.  nach.  Mit  dem  Kon- 
vent zu  Kohlo  begann  v.  Hunds  Stern  zu 
erbleichen.  Vor  allem  war  es  der  stete 
Hinweis  v.  Hunds  auf  unbekannte  Obere, 
der  namentlich  in  Dresden  Zweifel  an  der 
Richtigkeit  der  von  ihm  gewollten  Mau- 
rerei hervorrief.  Auf  dem  Konvent  wurde 
ein  Ordensdirektorium  eingesetzt,  das  sei- 
nen Sitz  in  Dresden  hatte.  Nach  dem  Tode 
v.  Hunds  1776  und  dem  Deputationstag  zu 
Braunschweig  (s.  d.)  1779  begann  die  Be- 
deutung des  Svstems  zu  sinken  und  seinem 
Zerfall  zuzueilen.  Man  war  bestrebt,  das 
System  der  strikten  Observanz  mit  dem 
der  schwedischen  Grossloge  zu  vereinigen 
und  Karl,  Herzog  v.  Södermanland,  zum 
Oberhaupt  der  VII.  Provinz  des  Ordens 
zu  machen.  Deshalb  erschienen  1777  die 
Grafen  v.  Oxenstierna  (s.  d.)  und  v.  Plom- 
menfeldt  (s.  d.)  in  Dresden,  um  für  die 
Vereinigung  zu  wirken ;  aber  die  Dresdner 
Logen  hielten  sich  zurück.  In  diesen  be- 
wegten Zeiten  war  es,  als  die  Freimaurerei 
in  S.  öffentlich  hervortrat.    1772  wurde. 


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281 


um  der  furchtbaren  Hungersnot  im  Erz- 
gebirge zu  steuern,  in  Dresden  die  »De- 
putation der  Freimaurer  in  Chursachsen 
für  das  Armut«  und  das  »Freimaurerinsti- 
tut« zu  Dresden-Friedrichstadt  gegründet 
(s.  I,  S.  206).  1776  wurde  in  Wildenfels 
die  Loge  Zum  goldnen  Apfel  gegründet, 
die  1781  ihren  Sitz  nach  Dresden  verlegte 
(s.  I,  S.  205).  Mit  der  Wahl  des  Ober- 
hofraarechalls  v.  Räcknitz  (s.d.)  zum  Meister 
vom  Stuhl  der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern 
in  Dresden  trat  Wandlung  zum  Bessern  in 
der  Freimaurerei  in  S.  ein.  Bereits  als  er 
1780  sein  Logenamt  antrat,  war  zu 
•erkennen,  dass  er  alles  aufbieten  werde, 
die  Freimaurerei  von  ihren  Schlacken  zu 
reinigen  und  die  altenglische  Maurerei 
wieder  herzustellen,  um  Beruhigung,  Ver- 
trauen und  Zufriedenheit  zu  schaffen. 
Wenn  auch  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  die 
bis  aufs  Einzelnste  sich  erstreckenden  Vor- 
schriften der  strikten  Observanz  eine 
gewisse  scharfe  Zucht  in  den  Logen 
erzeugt  hatten,  so  war  man  doch  der 
drückenden  Fesseln  für  die  Entwicklung 
grösserer  Freiheit  und  Unabhängigkeit 
überdrüssig  geworden.  Schon  von  1780 
an  wurden  auf  v.  Räcknitz'  Veranlassung 
keine  Beförderungen  in  die  Rittergrade 
mehr  vorgenommen;  1782  wurde  der  4. 
(schottische)  Grad  nur  noch  einmal  histo- 
risch erteilt,  und  vom  August  1784  bis 
Johannis  1785  ruhte  die  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern  und  wahren  Freunden,  um  neue 
Rituale  allein  für  die  8  ersten  Grade  herzu- 
stellen. Zum  Johannisfest  1785  wurden  zwei 
Suchende  nach  diesem  neuen  Ritual  aufge- 
nommen, und  in  demselben  Jahre  wurde  auch 
der  alte  Eid  (s.d.)  abgeschafft,  der  in  einzelnen 
Stellen  als  anstössig,  unschicklich  und  zum 
Teil  sogar  »Gott  beleidigend«  befunden 
wurde.  An  seine  Stelle  trat  das  Hand- 
gelöbnis. Den  übrigen  sächsischen  Logen 
wurde  hiervon  Mitteilung  gemacht,  und 
allgemein  fand  das  Dresdner  Vorgehen 
Anklang  und  Beifall.  Das  Abschiedswort 
an  die  freimaurerischen  Wirrnisse  und 
Irrungen  sprach  v.  Räcknitz  aus:  »Den- 
jenigen Mitgliedern  (der  Logen),  welche 
ihren  Ehrgeiz,  ihre  Neugierde  oder  Nei- 
gung zu  ausserordentlichen  Dingen  hier 
nicht  befriedigt  finden  muss  es  freistehen, 
die  Befriedigung  ihrer  Wünsche  auf  eignen 
beliebigen  Wegen  zu  suchen«.  Die  Re- 
formbestrebungen des  genannten  Stuhl- 
meisters konnten  um  so  mehr  mit  Energie 
durchgeführt  werden,  als  Herzog  Karl 
v.  Kurland,  der  Protektor  der  säch- 
sischen Logen,  diesen  Änderungen  und 
Wendungen  zum  Bessern  fördernd  gegen- 
über stand.  Die  schottische  Loge  blieb 
in  Dresden  noch  fortbestehen  und  stif- 
tete 1786  in  Weissenfeis  (s.  d.)  die 
Loge  Zum  Zirkel  der  Eintracht.  Schliess- 
lich sei  noch  erwähnt,  dass  in  dieser 
Periode  der  Maurerei  in  S.  auch  die  bei- 
den Abenteurer  St.  Germain  (s.  d.)  und 


Schrepfer  (s.  d.),  die  vorgaben,  »wahre* 
Maurer  zu  sein  und  das  wahre  Geheimnis 
zu  kennen,  in  Dresden  und  Leipzig  im 
trüben  zu  fischen  suchten.  St.  Germain 
stattete  1770 — 80  Dresden  mehrere  Besuche 
ab,  und  Schrepfer  trieb  in  Leipzig,  wo  er 
mit  der  Loge  Minerva  in  Streit  kam,  und 
in  Dresden,  wo  er  in  den  höchsten  Kreisen 
Aufnahme  fand,  sein  Unwesen.  Wie  in 
Dresden,  so  entwickelte  sich  auch  in  Leip- 
zig während  dieses  Zeitraums  reges  mau- 
rerisches Leben.  1758  wurde  hier  die  neu- 
gestiftete Loge  St. -Jean  des  voyageurs 

j  aux  trois  nombres  auf  Veranlassung  v.  Ru- 
towskis  als  Winkelloge  aufgelöst,  und 
1766  ging  aus  der  Loge  Minerva  zu 
den  drei  Zirkeln,  die  sich  der  strikten 
Observanz  zuneigende  Loge  Minerva  zu 
den  drei  Palmen  hervor.  Schubart 
v.  Kleefeld  war  hier  für  v.  Hund 
thätig.  Die  Konvente  zu  Kohlo,  Braun - 
schweig  und  Wolfen  büttel  wurden  von 
Leipziger  Vertretern  beschickt,  aber  bald 
lockerte  sich  das  Band  mit  v.  Hunds  Sy- 
stem, wenn  auch  das  Ordenskapitel 
noch  fortbestand.  Von  mehreren  Leip- 
ziger Freimaurern  wurde  1776  die  Loge 
Balduin  gegründet,  die  sich  unter  die 
Grosse  Landesloge  zu  Berlin  stellte,  von 
1788  als  Loge  Zur  Linde  arbeitete,  sich 
1807  für  selbständig  erklärte,  von  1809 
an  den  Namen  Balduin  zur  Linde  annahm 
und  sich  gleichzeitig  der  Schröderschen 
Lehrart  anschloss.  Ausser  den  vorgenann- 
ten Logen  in  Dresden,  Leipzig,  Görlitz  etc. 
waren  im  Kurfürstentum  S.  noch  entstan- 
den :  in  Meissen  die  Loge  St.  Karl  zu  den 
drei  Totengerippen,  1768  errichtet,  aber 
bald  unthätig;  in  Freiberg  die  Militärloge 
Pour  la  vertu,  die  1771—72  arbeitete;  in 
Marienberg  eine  Bergloge  unter  Berghaupt- 
mann v.  Trebra;  in  Querfurt  die  Loge 
Minerva  zu  den  drei  Lichtern  1777;  in 
Magdeburg  (Aschersleben)  die  Loge  Zu  den 
drei  Kleeblättern  1778;  auch  in  Langen- 
salza 1780  eine  Loge,  deren  Namen  und 
Dauer  unbekannt  sind.  In  den  letzten  zwei 
Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  war  all- 
mählich Beruhigung  der  Gemüter  und  der 
Bauhütten  im  Innern  eingetreten,  dafür 
aber  traten  von  aussen,  hervorgerufen 
durch  die  politischen  Zeitverhaltnisse, 
mancherlei  Schwierigkeiten  an  sie  heran, 
die  sogar  ihr  Fortbestehen  in  Zweifel  stel- 
len mussten.  Die  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern  und  wahren  Freunden  in 
Dresden  unterbrach  von  1790—97  ihre 
Arbeiten  gänzlich,  sorgte  jedoch  auf- 
opfernd im  Verein  mit  den  Logen  Zum 
goldnen  Apfel,  den  Leipziger  Logen,  der 
Loge  in  Görlitz  u.  a.  für  die  Erhal- 
tung des  Friedrichstädter  Instituts.  Die 
Loge  Zum  goldnen  Apfel  hielt  ihre  Ver- 
sammlungen (wenn  auch  nur  wenige)  in 
dieser  Zeit  ab,  ja  es  entstanden  neue  Logen 
in  S. :  1789  die  Loge  Zu  den  drei  Flammen 

|  in  Plauen  i.  V.,  1797  die  Loge  Zum 


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282 


Sachsen. 


Brunnen  in  der  Wüste  in  Kottbus,  1798 
die  Loge  Zu  den  drei  Bergen  in  Freiberg 
und  1799  die  Logen  Apollo  in  Leipzig 
und  Harmonie  in  Hohenstein  (seit  1824 
in  Chemnitz).    Um  1800  trat  plötzlich 
eine  von  der  staatlichen  Behörde  aus- 
gehende schwere  Besorgnis  an  die  sächsi- 
sche Maurerwelt  heran.    Trotz  der  päpst- 
lichen Bannbullen  war  in  S.  gegen  die 
Freimaurer  mit  aller  Milde  und  Schonung 
verfahren  worden.    Da  wurde  plötzlich  in- 
folge des  preussischen Edikts  von  1798  (s.d.) 
die  sächsische  Kegierung  veranlasst,  ihre 
Aufmerksamkeit  auf  die  geheimen  Gesell- 
schaften zu  richten,  von  denen  man  Ge- 
fahren für  die  Religion,  den  Staat  und 
die  Sitten  befürchtete.    Es  erschien  1799 
ein  Erlass  der  Landesregierung  an  alle 
Behörden,  Berichte  über  geheime  Verbin- 
dungen einzusenden,  und  da  in  S.  andre 
nicht  bestanden,  erschien  18.  Juli  1801 
ein  neuer  Erlass,  über  die  Logen  (deren 
Mitglieder.  Gesetze,  Verpflichtungen,  Ab- 
zeichen, Siegel)  zu  berichten.    Man  be- 
fürchtete das  Schlimmste,  und  die  Loge 
Zum  goldnen  Apfel  stellte  deshalb  sogar 
für  kurze  Zeit  ihre  Arbeit  ein.  Von  Leipzig 
reiste  Graf  v.  Hohen thal  (s.d.)  auf  Städteln, 
Obermeister  der  Loge  Minerva,  nach  Dres- 
den und  erhielt  vom  Kurfürsten  selbst 
beruhigende  Zusicherungen;  die  Dresdner 
Loge  Zu  den  drei  Schwertern  gab  einen 
eingehenden  Bericht  an  den  Magistrat  ab, 
in  dem  sie  Beschuldigungen  zurückwies  und 
auf  die  Mitgliedschaft  zahlreicher  Herren 
hinwies,  die  dem  kurfürstlichen  Hofe  nahe- 
standen. Es  erfolgten  keine  Weiterungen. 
Mit  1805  begannen  die  Verhandlungen 
unter  den  sächsischen  Logen  zwecks  Grün- 
dung einer   sächsischen  Grossloge,  die 
1811  zur  Verwirklichung  führten  (s.  oben 
I     S.    208).     Diesem    Bunde   trat  die 
1802  von  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin 
gegründete  Loge  Zur  goldnen  Mauer  in 
Bautzen  bei;  das  Doppelverhältnis  der 
Loge,  die  nach  dem  Ritual  der  Weltkugeln 
arbeitet,  zu  den  beiden  Grosslogen  wurde 
durch  einen  Vertrag  1812  geordnet.  Ebenso 
schloss  sich  die  1809  in  Schneeberg  ge- 
stiftete Loge  Archimedes  zum  sächsischen 
Bunde  an.    Durch  die  Teilung  S.'s  1815 
verlor  das  Königreich  die  Logen  in  Kott- 
bus, Görlitz,  Lauban,  Lübben,  Merseburg 
und  Triobel;  doch  entstand  28.  Sept.  1815 
die  Loge  Friedrich  August  zu  den  drei 
Zirkeln  in  Zittau.   In  der  Folgezeit  bil- 
deten sich  in  S.  weiter  folgende  Logen: 
1820  erneuerte  sich  die  Loge  Zu  den  drei 
Flammen  in  Plauen  i.  V.,  die  1816  ihre 
Arbeiten  eingestellt  hatte,  unter  dem  Namen 
Zur  Pyramide;  1819  entstand  die  Loge 
Friedrich  August  zum  treuen  Bunde  in 
Würzen,  1846  Zur  Verschwisterung  der 
Menschheit  in  Glauchau,  1847  Zur  Akazie  in 
Meissen,  1855  Zum  treuen  Bruderherzen 
in  Annaberg,  1858  Albert  zur  Eintracht 


in  Grimma,  1863  Zu  den  ehernen  Säulen 
in  Dresden-N.  und  Zu  den  drei  Schwanen 
in  Zwickau,  1883  Zur  Wahrhaftigkeit  und 
Bruderliebe  in  Döbeln,  1892  Phoenix  in 
Leipzig,  1894  Herkules  an  der  Elbe  in 
Riesa  und  Zum  goldnen  Kreuz  in  Dresden 
(s.  diese).  —  Wie  zu  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts, so  mussten  sich  auch  in  dessen 
Mitte  die  Freimaurerlogen  gegen  Ver- 
dächtigungen verteidigen,  die  namentlich 
von  dem  Dresdner  Advokat  Eckert  (s.  d.) 
ausgingen  und  schliesslich  zu  öffentlichen 
Verhandlungen  in  den  sächsischen  Stände- 
kammern führten.    1850  erschienen  in  der 

l  »Freimüthigen  Sachsenzeitung«  (herausgeg. 
von  Eckert)  mehrere  Artikel,  welche  die 
Logen  beschuldigten,  Brutstätten  politi- 

I  scher,  sozialer  und  religiöser  Sonderinter- 
essen zu  sein;  die  Freimaurerei  sei  für  die 
Entstehung  und  die  Folgen  der  Revolutio- 
nen in  den  kurz  vorangeguugnen  Jahren 
verantwortlich  zu  machen,  und  es  sei  von 
der  Kriminaljustiz  und  dem  Landtage  die 

j  Aufhebung  des  Freimaurerbundes  zu  for- 
dern. Eckert  richtete  wie  an  verschiedne 
Staatsbehörden,  so  auch  an  die  Stände- 
versammlung das  »Gesuch  um  Aufhebung 
des  Ordens  der  Freimaurer  als  nach  Or- 
ganismus und  nach  Wirksamkeit  unver- 
träglich mit  dem  Staatswohl«.  Im  Febr. 
1852  erschien  bei  der  I.  Kammer  eine  »Be- 
schwerde des  Advokat  Eckert  wegen  Ver- 
sagung einer  genügenden  Resolution  auf 
seine  gestellte  Forderung  der  Aufhebung 
etc.»  Daraufhin  kam  am  20.  Febr.  1852 
die  Angelegenheit  vor  die  I.  Kammer. 
Der  Präsident  v.  Schönfels  erklärte  die 
Eingabe  Eckerts  als  formell  unzulässig, 
da  sie  weder  eine  Beschwerde,  noch 
eine  Petition  sei.  Auf  Antrag  des  Abge- 
ordneten Starke  und,  nachdem  auch  Prinz 
Johann  das  Wort  genommen,  wurde  zur 
weitern  Erledigung  sofort  in  eine  geheime 
Sitzung  eingetreten  und  darnach  in  öffent- 
licher Sitzung  beschlossen,  die  Eingabe 
alB  Petition  anzusehen  und  so  nach  Land- 
tagsordnung an  die  IV.  Deputation  zu 
verweisen.  Am  28.  April  wurde,  nachdem 
der  Bericht  der  letztern  gegeben,  und 
nachdem  v.  Posern,  v.  Heynitz-Heynitz, 
v.  Erdmannsdorf,  v.  Zehmen,  Gottschald, 
v.  Welck,  auch  Prinz  Jobann  in  der  rein 
formellen  Seite  der  Eingabe  das  Wort  ge- 
nommen hatten,  beschlossen,  die  Be- 
schwerde als  unzulässig  zurückzuweisen. 
So  gelangte  sie  nun  an  die  H.  Kammer  und 
wurde  dort  gleichfalls  am  30.  April  samt  dem 
Protokollauszug  der  Verhandlung  vom 
28.  April  der  IV.  Deputation  überwiesen. 
In  der  letzten  Sitzung  dieses  Landlag-, 
21.  Mai  1852,  kam  die  Angelegenheit 
öffentlich  zur  Sprache.  Der  Berichterstatter 
der  IV.  Deputation  empfahl  als  Beschluss 
das  Vorgehen  der  I.  Kammer  und  die  Ab- 
weisung der  Eingabe  als  »formell  un- 
zulässig«; Abgeordneter  von  Nostiz- 
Drzewicki  legte  dar,   wie  die  Eingabe 


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Sachsen. 


283 


«so  viele  Beleidigungen  gegen  einzelne 
Staatsdiener,  das  Ministerium,  selbst  gegen 
auswärtige  Ministerien  enthalte,  das»  sie 
masalose  und  zum  grössten  Teil  nicht  er- 
wiesne  Angriffe  auf  verschiedne  Staats- 
diener ausspreche,  dass  in  ihr  Verdächti- 
gungen und  selbst  offenbare  Lügen  zu 
finden  seien,  dass  Leute  darin  zu  Frei-  , 
maurern  gezählt  würden,  die  in  ihrem 
ganzen  Leben  auch  nicht  im  entferntesten  ' 
daran  gedacht  hätten,  dem  Orden  beizu- 
treten.« Dementsprechend  wurde  von 
der  Kammer  beschlossen  und  die  Pe- 
tition «auf  sich  beruhen  gelassen«.  Soweit 
hatte  es  sich  in  beiden  Kammern  zunächst 
nur  um  die  Beurteilung  des  Formellen  ge- 
handelt. Aber  auch  die  materielle  Seite 
gelangte  zur  Besprechung.  Bereits  in  der 
Sitzung  der  I.  Kammer  28.  April  1852  war 
von  einigen  Mitgliedern  der  IV.  Deputa- 
tion der  Antrag  in  Aussicht  gestellt  wor- 
den, es  mochte  seitens  der  Kammer  auch 
auf  die  materielle  Seite  der  Angelegen- 
heit eingegangen  werden.  Staatsminister 
v.  Zscbinsky  teilte  mit,  dass  das  Ministe- 
rium des  Innern  bereits  Erörterungen  an- 
stellen lasse,  ob  das  Vereinsgesetz  auf  den  \ 
Freimaurerbund  anwendbar  sei  etc.,  dass  ; 
die  Regierung  auch  auf  diplomatischem  | 
Wege  bei  mehreren  deutschen  Regierungen 
über  die  Stellung  des  Bundes,  sein  Ver- 
halten und  sein  Verhältnis  zur  Regierung 
sowohl,  als  zu  den  Vereinsgesetzen  ange- 
fragt habe  u.  s.  f.  In  der  Deputations- 
sitzung hatte  der  Minister  des  Innern  ferner 
Auskunft  gegeben,  dass  aus  Bayern,  wo 
sich  früher  der  Bund  am  verdächtigsten 
gemacht  habe,  auf  polizeilichem  Wege  die 
Antwort  gekommen  sei,  es  habe  sich  nach 
allergründlichsten  Erörterungen  durchaus 
etwas  Nachteiliges  nicht  finden  lassen. 
Auf  v.  Welcks  Antrag  wurde  beschlossen: 
die  Staatsregierung  zu  ersuchen,  der  Stände- 
versammlung entweder  auf  diesem  Land- 
tage noch  oder  auf  dem  nächsten  ausser- 
ordentlichen in  Bezug  auf  die  Erfolge,  die  I 
aus  den  Erörterungen  hervorgehen,  Mit- 
teilung zu  machen.  In  der  II.  Kammer 
wurde  der  Antrag  v.  Welcks  nicht  ange- 
nommen, da  nach  dem  Bericht  die  Depu- 
tation und  ferner  auch  die  Besprechung  aar- 
legte, dass  es  sich  hierbei  nur  um  Verwal- 
tungatnawefroln  handle,  die  nicht  zur  Zu- 
ständigkeit desständischen  Wirkungskreises 
gehörten.  Der  Abgeordnete  Seiler  wies 
darauf  hin,  dass  in  dem  Antrag  v.  Welcks 
Misstrauen  der  I.  Kammer  gegen  die  Frei- 
maurerei gezeigt  werde  und  dass  die 
Nichtannahme  des  Antrags  ein  Vertrauens- 
votum gegen  das  Ministerium  bilde.  Darum 
fiel  der  Antrag.  Aber  noch  nach  einer 
andern  Seite  kam  die  Maurerei  im  Land- 
tag zur  Sprache.  Infolge  der  Hetzereien 
gegen  die  Maurerei  in  ultramontanen  und 
konservativen  Blättern  begannen  bereits 
Anfang  1852  die  Regierungen,  Erörterungen 
über  die  Freimaurerei  (in  S.  namentlich  in 


Leipzig  und  Dresden)  anzustellen,  und  der 
Kriegsminister  von  Rabenhorst  erliess 
14.  April  1852  eine  Verfügung  an  die 
sächsische  Armee,  in  der  befohlen  wurde, 
dass  sämtliche  dem  Freimaurerbund  an- 
gehörige  Offiziere  binnen  kurzer  Frist  aus 
ihm  auszuscheiden  hätten,  da  nach  dem 
Gesetz  vom  22.  Nov.  1850  den  Mitgliedern 
der  Armee  untersagt  sei,  unter  anderm 
auch  an  Vereinen  und  Versammlungen 
teilzunehmen,  in  denen  religiöse,  politische 
und  überhaupt  das  öffentliche  Leben  be- 
rührende Gegenstände  beraten  würden. 
In  der  mehrfach  erwähnten  Sitzung  der 
I.  Kammer  28.  April  1852  nahm  der  Ab- 
geordnete Kölz  (nicht  Freimaurer)  das 
Wort,  um  den  Kriegsminister  um  Angabe 
der  Gründe  zu  dieser  Massregelung  zu  er- 
suchen. Nachdem  die  Interpellation  schrift- 
lich eingereicht  war,  beantwortete  sie 
Kriegsminister  v.  Rabenhorst  in  der  öffent- 
lichen Sitzung  1.  Mai  1852  dahin,  dass  der 
Freimaurerbund  eine  geheime  Gesellschaft 
sei,  von  dem  man  zum  Teil  noch  nicht 
wisse,  inwiefern  seine  Thiitigkeit  mit  der 
bestehenden  Gesetzgebung  über  Vereine 
in  Übereinstimmung  stehe.  Wenn  auch 
in  S.  bis  jetzt  etwas  Strafbares  noch 
nicht  nachzuweisen  sei,  so  sei  doch  unbe- 
kannt, ob  eine  solche  nicht  untergelegt 
werden  könnte,  obschon  er  für  seine  Per- 
son dies  nicht  behaupten  wolle.  Diese 
Gründe  hätten  das  Ministerium  geleitet, 
den  aktiven  Offizieren,  die  Mitglieder  des 
Bundes  seien,  binnen  8  Monaten  den  Aus- 
tritt aus  dem  Bund  zu  befehlen  und  die 
Kommandobehörden  aufzufordern ,  von 
jedem  Offizier  bei  seinem  Eintritt  in  die 
Armee  die  Versicherung  auf  seine  Pflicht 
zu  verlangen,  dass  er  nicht  in  den  Bund 
eintreten  werde.  Der  Abgeordnete  Kölz 
war  mit  dieser  Antwort  nicht  zu- 
frieden und  berief  sich  auf  das  Gesetz 
vom  21.  Nov.  1850,  indem  er  erklärte, 
der  Freimaurerbund  falle  nicht  unter  die 
Vereine,  die  sich  mit  öffentlichen  An- 
gelegenheiten beschäftigten.  Eine  weitere 
Aussprache  erfolgte  nicht.  Seit  1869  wer- 
den den  sächsischen  Offizieren  keine  Re- 
verse mehr  abverlangt,  dass  sie  einer  ge- 
heimen Gesellschaft  nicht  angehören. 
Endlich  reichte  4.  Mai  1852  der  Abge- 
ordnete Käferstein  an  die  II.  Kammer  eine 
Petition  ein,  die  um  fernem  Schutz  für 
die  Freimaurerei  in  S.  bat.  Sie  wurde  mit 
der  Angelegenheit  Eckert  der  IV.  Depu- 
tation übergeben  und  durch  die  obenge- 
nannten Beschlüsse  der  Sitzung  21.  Mai 
1852  als  erledigt  betrachtet.  Damit  schloss 
diese  »Verfolgung«  der  Freimaurer  in  S., 
die  in  den  Tagesblättern  auf  gegnerischer 
Seite  oft  mit  Hass  und  Erbitterung  ge- 
führt wurde.  Durch  die  Logen  S.'s  ging  nur 
ein  Zug  stillen  Wartens  und  Hoffens,  ge- 
paart mit  Wehmut,  da  sie  hochangesehne 
Mitglieder  verlieren  mussten,  die  dem  mili- 
tärischen oder  geistlichen  Stande  ange- 


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Sachsen. 


hörten,  die  hohe  Staatsämter  bekleideten,  | 
da  sich  diese  in  ihrem  Gewissen  verpflichtet 
fühlten,  der  herrschenden,  der  Freimaurerei 
im  allgemeinen  ungünstigen  Stimmung 
nachzugeben.  Die  Logen  selbst  verhielten 
sich  selbstverständlich  den  eingeleiteten 
Erörterungen  gegenüber  vollständig  ent- 
gegenkommend; sie  sprachen  sich  über 
Art  und  Zweck  der  Verbindung  unter  sich 
und  mit  andern,  sowie  über  die  Verpflich- 
tungen der  Mitglieder  mit  grösster  Offen- 
heit aus  und  legten  ihre  Gesetzbücher  vor. 
Das  grösste  Verdienst  erwarb  sich  Held 
(s.  d.),  der  in  einem  ungemeines  Auf- 
sehen erregenden,  zunächst  in  Logenkreisen 
Dresdens  gehaltnen  und  dann  gedruckt  er-  ; 
achienenen  Vortrag  die  vielfachen  schmäh-  j 
liehen  Verdächtigungen  der  Freimaurerei  j 
in  ruhiger  und  klarer  Sprache  widerlegte.  < 
Gewiss  ist,  dass  diese  auch  an  die  Staats*  ! 
regierung  abgegebene  Darlegung  bei  ihr 
wohlwollende  Berücksichtigung  erfuhr.  — 
In  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhundert« 
erfreute  sich  die  Freimaurerei  in  S.  aner- 
kannten Schutzes  und  hat  sich  auch  unter 
der  Bevölkerung  allgemeines  Ansehen  und 
grösste  Achtung  erworben.  —  II.  Sta- 
tist i  k.  In  S.  arbeiten  gegenwärtig  22  Logen : 
je  4  in  Dresden  und  Leipzig,  je  1  in  Anna- 
berg, Bautzen,  Chemnitz,  Döbeln,  Freiberg, 
Glauchau,  Grimma,  Meissen,  Plauen  i.  V., 
Riesa,  Schneeberg,  Würzen,  Zittau  und 
Zwickau,  mit  zusammen  (1899)  rund  4850 
Mitgliedern.  Von  diesen  Bauhütten  ge- 
hören 19  zum  Verband  der  Grossen  Lan- 
desloge von  S.t  eine  (Bautzen)  zugleich 
mit  zur  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  in  Berlin,  zwei  (Bai-  „ 
duin  zur  Linde  und  Minerva  zu  den  drei 
Palmen  in  Leipzig)  sind  unabhängig,  und 
eine  (Zum  goldnen  Kreuz  in  Dresden)  ge- 
hört zur  Grossen  Landesloge  in  Berlin. 

Sachsen  (Fürstenhaus.  Albertinische 
Linie).  Aus  dieser  Linie  sind  zwei  Mit- 
glieder, beides  Söhne  des  Kurfürsten  Fried- 
rich August  II.  (Königs  August  HI.  von 
Polen),  Freimaurer  geworden:  1)  Karl 
Christian  Joseph,  Herzog  von  Semgallen, 
Kgl.  Prinz  in  Polen  und  Litauen,  geb.  13. 
Juli  1738,  gest.  16.  Juli  1796,  wurde  1758 
zum  Herzog  von  Kurland  gewählt,  musste 
aber  1763  dem  Herzog  von  Biron  weichen 
und  lebte  von  da  an  in  Dresden.  Durch 
den  Verkehr  am  Hofe  kam  er  mit  zahl- 
reichen hochstehenden  Freimaurern  in  Be- 
rührung, und  dies  führte  1772  zu  seinen 
Eintritt  in  den  Freimaurerbund.  Mit  ■ 
Eifer  schloss  er  sich  den  Hundschen  Be-  < 
strebungen  an  und  wurde  17.  Sept.  1772 
zum  Socius  und  Amicus  aufgenommen, 
nachdem  er  schon  auf  dem  Konvent  zu 
Kohlo(s.  d.)  zum  Superior  und  Protector  ordi- 
nis  in  Saxonia  ernannt  worden  war  (die 
Protektion  Über  die  Dresdner  Logen  strik-  , 
ter  Observanz  hatte  er  schon  auf  Bitten  v. 
Ferbers  (s.d.)  bei  seinem  erstmaligen  Besuch 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  im  Mai 


1772  übernommen).  1774  nahm  die  Schot- 
tenloge Apollo  in  Leipzig  ihm  zu  Ehren 
den  Namen  Karl  zu  den  drei  Palmen  an. 
Nach  dem  Erbleichen  des  Hundschen  Sterns 
und  der  Abschaffung  des  Systems  der 
•unbekannten  Obern«  blieb  er  »Chef  de 
tous  les  mattres  ecossais«,  und  die  Dresd- 
ner Schottenloge  nannte  sich  nach  ihm 
Karl  zu  den  drei  Schwertern.  Unter 
seiner  Leitung  wurde  1775  der  Beschluss 
gefasst,  auf  dem  bevorstehenden  Konvent 
zu  Braunschweig  (s.  d.)  von  Hund  genaue 
Ausweise  über  seine  Machtvollkommen- 
heit zu  verlangen ;  und  als  sich  dann  nach 
Hunds  Tode  1776  und  der  Wahl  des  Her- 
zogs Karl  von  Södermanland  zum  Ober- 
haupt der  VU.  Provinz  die  Verhältnisse 
im  Innern  der  Ordensleitung  nicht  besserten 
und  klärten,  beantragte  die  Präfektur 
Gommern  (Dresden)  auf  dem  Deputat ions- 
tag  zu  Braunschweig  (s.  d.),  den  Orden  auf 
Zeit  gänzlich  zu  »abolieren«  und  nur  auf 
die  Beibehaltung  der  drei  untersten  Grade 
das  Augenmerk  zu  richten.  Sie  beteiligte 
sich  auch  nicht  an  der  Wahl  eines  neuen 
Hochmeisters,  die  dem  Herzog  von  Kur- 
land (8.  d.)  zugedacht  war,  der  sie  aber  aus- 
schlug. Als  dann  1780  v.  Räcknitz  (s.  d.) 
zur  Leitung  der  Ix>ge  Zu  den  drei  Schwer- 
tern berufen  worden  war,  gelang  es  die- 
sem unter  dem  besondern  Schutz  des 
Herzogs,  eine  Reformation  in  Dresden 
durchzuführen  und  die  Hochgrade  abzu- 
schaffen. —  K.  war  ein  eifriger  Frei- 
maurer. Er  nahm  an  den  Versammlungen 
der  Loge  den  regsten  Anteil  und  war 
mit  den  Mitgliedern  innig  verbunden. 
Er  erwarb  sich  aller  Gegenliebe,  die 
sich  auch  bei  den  verschiedensten  per- 
sönlichen Angelegenheiten  offenbarte.  Die 
von  ihm  ausgehende  Anregung  brachte 
den  Logen  in  verhängnisvoller  Zeit  neues 
Leben.  Wenn  auch  anfänglich  in  die  Or- 
densfesseln gezwängt,  beugte  er  die  Logen 
doch  nicht  unter  die  starren  Formen  der 
so  nahe  liegenden  unbeschränkten  Gewalt, 
sondern  Hess  ihnen  freie  Entwicklung. 
Der  Drang  nach  Wahrheit  liess  ihn  han- 
deln und  führte  ihn  auch  zur  Erkenntnis 
der  reinen  Humanitätsmaurerei.  ALb  Kind 
seiner  Zeit  und  beeinflusst  von  gläubigen 
Freunden,  wie  v.  Bischoffwerder  (s.  d.),  gab 
er  sich  den  übrigen  Strömungen  seiner 
Lebensperiode  hin.  Sogenannte  »höhere« 
Kenntnisse  und  Wissenschaft  zu  er- 
langen, führten  ihn  mit  dem  berüchtigten 
Schrepfer  (s.  d.)  zusammen.  Als  dieser 
gegen  die  Loge  Minerva  in  Leipzig 
eine  Schmähschrift  hatte  drucken  lassen 
und  verbreitete,  die  auch  Beleidigungen 
gegen  den  Herzog  enthielt,  liess  ihm  der 
Herzog  18.  Sept.  1773  hundert  Stockhiebe 
geben,  deren  Empfang  Schrepfer  be- 
scheinigen musste.  Dennoch  machten 
Schrepfers  Vorspiegelungen  grosses  Auf- 
sehen und  fanden  bei  hochstehenden  und 
gebildeten  Leuten  Glauben,  so  dass  Schrep- 


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Hachsen-AI  tenburg. 


fer   1774  sogar  nach   Dresden   berufen  | 
wurde,  bei  Graf  Friedrich  von  Hohenthal, 
Minister  von  Wurmb,  Oberst  von  Fröden, 
Kammerherr  von  Heynitz,  Geh.  Kriegsrat 
von   Hopfgarten   beste   Aufnahme  und 
starken  Glauben  fand   und  schliesslich 
auch  im  Palais  des  Herzogs  erscheinen 
konnte.  Schrepfers  Prahlereien  brachten  es 
dahin,  dass  er  Dresden  eiligst  verlassen  J 
musste.   Auch  nach  der  8eite  der  Wohl- 
thätigkeit  machte  sich  der  Herzog  sehr  i 
verdient,  besonders  lag  ihm  das  Frei  mau- 
rerinstitut  (s.  d.)  der  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern,  Qber  das  er  sich  regelmässig 
»Kupport«  erstatten  Hess,  sehr  am  Herzen. 

2)  Albert  Kasimir,  Herzog  von  Sach- 
sen-Teschen,  Bruder  des  Vorigen,  geb. 
11.  Juli  1788  in  Moritzburg  bei  Dresden, 
gest.  12.  Febr.  1B22  in  Wien,  kam  in  jun- 
en  Jahren  an  den  Wiener  Hof,  machte 
en  Siebenjährigen  Krieg  mit  und  wurde 
schon  1761  Feldmarschallleutnant  1766 
vermählt  mit  Christine  Marie,  der  Lieb- 
lingstochter Maria  Theresias,  kam  er  als 
Statthalter  nach  Ungarn,  dann  1781  in 
gleicher  Eigenschaft  in  die  Niederlande, 
die  er  jedoch  wegen  des  infolge  der  Joseph  i- 
nischen  Gewaltmassregeln  ausgebrochnen 
Aufstands  1787  verlassen  musste.  Als  Feld- 
marschall beteiligte  er  sich  an  dem  Krieg 
gegen  Frankreich,  zog  sich  aber  1794  ganz 
zurück  nach  Wien,  wo  er  seiner  Gattin 
1798  ein  prachtvolles  Denkmal,  das  Mei- 
sterwerk Canovas,  errichten  liess  und  zu 
ihrem  Andenken  der  Wiener  Blinden- 
anstalt 50000  fl.  spendet«.  —  Er  wurde 
17.  März  1764  in  der  Dresdner  Loge  Zu 
den  drei  Schwertern  in  die  beiden  ersten 
rade  aufgenommen,  scheint  sich  aber  in 
aterreich-Ungarn  eigentlich  keiner  Loge 
angeschlossen  zu  haben,  obgleich  er  der 
dortigen  Freimaurerei  ein  reges  Interesse 
entgegenbrachte  und  dies  bei  jeder  Gele- 
genheit bezeugte.  So  gestattete  er  1774 
und  1776,  dass  die  Prager  und  die  Wiener 
sc  hottischen  Log^n  seine  Vornamen  in  ihren 
Namen  einflochten,  und  führte  mit  ersterer 
einen  regen  Briefwechsel.  Er  wurde  in 
aller  Form  als  Protektor  der  Freimaurerei 
in  der  Monarchie  betrachtet  und  war  seit 
1774  ein  treuer  Anhänger  der  strikten  Ob- 
servanz, obgleich  er  sich  von  Sudthausen 
(s.  d.)  auch  in  die  Lehrart  der  Berliner 
Grossen  Landesloge  einweihen  Hess.  Dem 
Dresdner  Freimaurerinstitut  (s.  d.)  liess  er 
reichliche  Spenden  zu fli essen  und  seiner 
Fürsprache  ist  es  zu  danken,  dass  die 
Kaiserin  das  Prager  Waisenhaus  tbatkräftig 
unterstützte.  [Vgl.  Peuckert,  Geschichte 
der  Loge  zu  den  drei  Schwertern  etc. 
(Lpz.  1888),  S.  57,  245.  Abafi,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Österreich-Ungarn  II, 
61.  Allgem.  österr.  Freimaurer -Zeitung 
1873,  S.  20.   Z.  1882,  8.  65.] 

Sacmsen<Altenburg (Herzogtum).  Hier 
besteht  seit  1742  eine  Freimaurerloge  in 
Altenburg  (s.  d.). 


Sachsen-AlteHburg,  bis  1826  Sachsen- 
HUdburghausen  (Herzogshaus).  Aus 
dieser  Fürstenfamilie  sind  vier  Mitglieder 
dem  Bunde  beigetreten  (vgl.  auch  Sachsen- 
Gotha  und  Altenburg):  1)  Joseph  Fried- 
rich Wilhelm  HoUandinus,  Prinz  von 
S.-H.,  jüngerer  Sohn  des  Herzogs  Ernst 
(gest.  1715),  geb.  5.  Okt.  1702,  gest.  4.  Jan. 
1787,  Österreich.  General -Feldmarschall 
und  Feldzeugmeister,  trat  1727  zur  katho- 
lischen Kirche  über  und  wurde  1780  Ober- 
vormund und  Landesregent  in  S.-H.  Er 
trat  1775  dem  v.  Hundschen  Tempelherren- 
orden bei. 

2)  Friedrich,  regierender  Herzog  von 
S.-H.,  seit  1826  von  S.-A.,  geb.  29.  April 
1763  in  Hildburghausen,  gest.  29.  Sept. 
1834  in  Hummelshain,  wurde  6.  Dez.  1788 
in  die  Loge  Karl  zum  Rautenkranz  in 
Hildburghausen  aufgenommen  und  über- 
nahm das  Protektorat  über  sie.  Bei  der 
Erbteilung  der  Sachsen- Erneatinischen  Für- 
stenhäuser erhielt  er  1826  das  Fürstentum 
Altenburg,  hielt  im  Nov.  1826  seinen  Ein- 
zug in  die  Residenzstadt  Altenburg  und 
übernahm  31.  Jan.  1827  das  Protektorat 
über  die  dortige  Loge  Archimedes  zu  den 
drei  Reissbrettern.  [Vgl.  Dietrich,  Blätter 
der  Erinnerung  (Altbg.  1889),  S.  51 
bis  67J  Auf  seine  Mutter  Ernestine  Au- 
guste Sophie,  geb.  Prinzessin  von  Sachsen- 
Weimar,  geb.  5.  Jan.  1740,  liess  zur  Vor- 
feier von  deren  Geburstag  1759  die  Loge 
Ernestus  in  Hildburghausen  eine  Denk- 
münze prägen  [vgl.  HMW.  Nr.  113]. 

8)  Joseph  Friedrich  Ernst  Georg 
Karl,  1834—1848  regierender  Herzog  von 
S.-A.,  Sohn  des  Vorigen,  geb.  27.  Aug. 
1789  in  Hildburghausen,  gest.  25.  Nov. 
1868  in  Altenburg.  Auf  seine  Geburt 
wurde  von  der  Loge  Karl  zum  Rauten- 
kranz in  Hildburghausen  eine  Denkmünze 
geprägt  [vgl.  HMW.  Nr.  1141.  —  Er  wurde 
29.  Jan.  1813  in  die  Loge  Karl  zum  Rau- 
tenkranz  in  Hildburghausen  aufgenommen 
und  durch  die  Loge  Archimedes  zu  den 
drei  Reissbrettern  in  Altenburg  1827  histo- 
risch in  den  2.  und  3.  Grad  befördert. 
1848  legte  er  die  Regierung  in  die  Hände 
seines  Bruders  Georg  (s.  Nr.  4).  Trotz 
der  wohlwollendsten  Gesinnung  gegen  die 
Loge  nahm  er  .nicht  an  deren  Arbeiten 
teil.  Seine  maurerische  Hinterlassenschaft 
wurde  ihm  nach  seinem  ausdrücklichen 
Befehl  in  den  Sarg  mitgegeben.  [Vgl. 
Dietrich,  Blätter  der  Erinnerung  (Altbg. 
1889),  S.  67—70.] 

4)  Georg  Karl  Friedrich,  seit  1848 
regierender  Herzog  von  S.-A.,  Bruder  des 
Vorigen  und  Vater  des  jetzt  regierenden 
Herzogs  Ernst,  geb.  24.  Juli  1796  in  Hild- 
burghausen, gest.  8.  August  1858  in  Hum- 
melshain,  wurde  29.  Jan.  1818  in  der  Loge 
Karl  zum  Rautenkranz  in  Hildburghausen 
aufgenommen,  scheint  jedoch  bala  wieder 
dem  Bunde  entsagt  zu  haben,  da  er  in 
österreichsche  Militärdienste  trat.  [Vgl. 


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Sachsen-Coburg  und  Gotha. 


Dietrich,  Blätter  der  Erinnerung  (Altbg. 
1889),  S.  70—84.] 

Sachsen -Coburg  nnd  Gotha  (Herzog- 
tum). Hier  bestehen  Freimaurerlogen  in 
Koburg  (s.  d.)  und  Gotha  (s.  d.),  jene  un- 
ter dem  Eklektischen  Bund,  diese  unter 
der  Grossen  National  -  Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln. 

Sachsen-Coburg  und  Gotha  (Herzogs- 
haus). Aus  diesem  Herzogshaus  haben 
sich  zwei  Mitglieder  dem  Freimaurerbunde 
angeschlossen  (vgl.  auch  8achsen- Gotha 
und  Altonburg): 

1)  Leopold  I.,  seit  1881  König  der 
Belgier  (s.  Belgien,  I,  S.  86). 

2)  Ernst  II.  August  Karl  Johannes 
Leopold  Alexander  Eduard,  Herzog  von 
8.-C.  und  G.,  Neffe  des  Vorigen,  geb.  21. 
Juni  1818  in  Koburg,  gest.  22.  Aug.  1898 
in  Reinhardsbrunn.  Auf  Grund  seiner 
trefflichen  Erziehung  wendete  er  von 
Jugend  auf  besondern  Fleiss  auf  Natur- 
wissenschaft und  Tonkunst.  Auf  seine 
religiöse  Entwicklung  war  u.  a.  auch  der 
Generalsuperintendent  K.  G.  Bretschneider 
(s.  d.)  in  Gotha  nicht  ohne  Einfluss.  In 
seinem  Werke:  «Aus  meinem  Leben  und 
aus  meiner  Zeit«,  sagt  Herzog  E-  darüber 
(Bd.  I,  S.  21):  »Ein  wahres  Glück,  dass  in 
diesen  leidenschaftlichen  Zeiten  religiöser 
Kämpfe  einige  so  ernste  und  treffliche 
Männer  unsern  Umgang  bildeten,  wie 
Bretschneider.  Er  war  wie  ein  Freund 
unsrer  Familie.  Seine  ausserordentliche 
Gelehrsamkeit  und  seine  seltne  Thätigkeit, 
seine  grossen  wissenschaftlichen  Leistungen, 
sowie  seine  leichten  geselligen  Formen 
schützten  ihn  und  uns  vor  dem  Vorwurf, 
als  nähme  man  es  mit  den  Sachen  der 
Religion  und  mit  den  historischen  Rätseln 
der  Dogmati  k  zu  leicht;  aber  unser  Christen- 
tum fand  sich  an  der  Hand  Bretschneiders 
und  seiner  Gesinnungsgenossen  in  einer 
erfreulichen  Übereinstimmung  mit  den 
Begriffen  der  modernen  Menschen  und  in 
einer,  man  möchte  sagen,  behaglichen 
Sicherheit  in  Bezug  auf  die  Vereinbarkeit 
von  Vernunft  und  Glauben.«  1836  reiste 
er  mit  seinem  Bruder  Albert  nach  England 
und  Frankreich  und  sodann  nach  Belgien 
an  den  Hof  des  Oheims,  Königs  Leopold  I., 
studierte  in  Bonn  und  trat  in  sächsischen 
Militärdienst  Nachdem  er  grössere  Reisen 
gemacht  hatte,  vermählte  er  sich  1842  mit 
Alexandrine  von  Baden  und  Hess  sich  in 
Koburg  nieder.  Am  29.  Jan.  1844  über- 
nahm er  nach  dem  Tode  seines  Vaters, 
des  Herzogs  Ernst  I.,  die  Regierung  seines 
Landes.  Er  beteiligte  sich  am  Krieg  mit 
Dänemark  und  erfocht  5.  April  1849 
den  Sieg  bei  Eckernförde.  Opferwillig 
schloss  er  sich  den  deutschen  Einheits- 
bestrebungen an  und  trat  mit  Entschieden- 
heit den  röckgängigen  Bewegungen  in  der 
Kirche  entgegen.  Unter  seinem  Schutz 
entstand  der  National  verein.  Seine  Länder 
wurden  manchen,  die  wegen  ihrer  politi- 


schen oder  religiösen  Gesinnung  aus  Heimat 
oder  amtlicher  Stellung  weichen  mussten, 
eine  neue  Heimat.  Populär  wurde  Herzog 
E.  zu  Beginn  der  60er  Jahre  durch  seinen 
Einfluss  auf  die  nationale  Entwicklung 
der  Schützen-,  Turn- und  Sängervereine,  die 
in  seinem  Lande  die  ersten  Bundesfeste 
feierten  Als  einer  der  ersten  der  deut- 
schen Fürsten  hat  sich  Herzog  E.,  als  der 
Zusammenbruch  des  alten  deuten  Bundes 
unvermeidlich  wurde,  rückhaltlos  Preussen 
angeschlossen  und  stets  treu  zu  Preussen 
gestanden.  Bereits  1862  schloss  er  mit 
Preussen  eine  Militärkonvention.  Bekannt 
ist  des  Herzogs  thatkräftigea  Eingreifen 
im  Kriege  von  1866  und  die  hervorragende 
Teilnahme  der  Gothaschen  Truppen  an 
den  Ereignissen  von  Langensalza.  >V  ährend 
des  Kriegs  von  1870/71  schloss  er  sich 
dem  siegreichen  deutschen  Heere  an  und 
nahm  Teil  an  der  Kaiserernennung  zu 
Versailles  am  18.  Jan.  1871,  bei  welchem 
Ereignis  Kaiser  Wilhelm  I.  des  Herzogs 
nationales  Wirken  mit  den  Worten  an- 
erkannte, »dass  er  bei  dem  Erfolg  des 
heutigen  Tags  auch  an  seine,  des  Herzogs 
langjährige  Thätigkeit  denke.«  Nach  dem 
Friedensschluss  galt  sein  Bestreben  der 
Erhaltung  und  Bewahrung  des  Errungenen, 
wie  er  auch  sein  erwähntes  Werk  mit  der 
Mahnung  schliesst,  nie  zu  vergessen,  mit 
wie  schweren  Kämpfen  das  Errungene  er- 
worben werden  musste.  Seine  eignen 
Länder  haben  sich  unter  ihm  einer  langen, 
gesegneten  Regierung  erfreut.  Mit  inniger 
Teilnahme  des  ganzen  Landes  wurde  im 
J.  1892  die  Feier  der  goldnen  Hochzeit 
des  Herzogspaares  begangen,  und  man  ge- 
dachte schon  der  Vorbereitungen  zur  Feier 
des  50jährigen  Regierungsjubiläums  des 
Herzogs,  als  ihn,  im  76.  Jahre  seines 
Lebens,  der  Tod  ereilte.  E.  H.  war  ein 
Förderer  und  Schützer  von  Kunst  und 
Wissenschaft  und  derer,  die  sie  übten. 
Er  war  selbst  Komponist  (»Hymne«,  die 
Opern  »Tony«,  »Casilda«,  »Santa  Chiara« 
und  »Diana  von  Solanges«)  und  Schrift- 
steller (Dichtungen  »Aus  frühen  Tagen«, 
»Reise  des  Herzogs  E.  II.  von  S.-C.  und  G. 
nach  Ägypten  und  den  Ländern  der  Habab, 
Mensa  und  Bogos«,  »Aus  meinem  Leben 
und  aus  meiner  Zeit«).  Seine  Werke  haben 
von  der  Kritik  Anerkennung  gefunden. 
Sicher  ist  wohl,  dass  die  ausserordentlichen 
geistigen  und  leiblichen  Anstrengungen, 
die  ihm  die  Vorbereitung  und  Aufführung 
einer  Anzahl  von  Musteropern  bereitete, 
zu  der  er  berühmte  Sänger  und  Musiker 
im  Juli  1893  in  Gotha  um  sich  versammelte, 
den  Schlaganfall  verschuldeten,  der  ihn 
am  Tage  nach  dem  Abschluss  dieser  Vor- 
stellungen traf  und  nach  drei  Wochen 
seinen  Tod  herbeiführte.  Dass  ein  Mann 
von  der  Bedeutung  Herzog  E.'s  sowohl  bei 
Lebzeiten,  als  auch  nach  seinem  Tode  von 
Gegnern  heftig  angegriffen  wurde,  ist  wohl 
bedauerlich,  aber  auch  verständlich.  —  Am 


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Sachsen-Coburg  und  Gotha. 


287 


30.  Jan.  1857,  am  Stiftungsfest  der  Loge 
Ernst  zum  Compass  in  Gotha,  schloss  er 
sich,  um  sich  offen  und  durch  die  That 

Segen  die  Angriffe  zu  erklären,  welche 
ie  Freimaurerei  in  Deutschland  damals 
erfuhr,  als  Mitglied  dieser  Loge  an  und 
wurde  hier  mit  der  Hoffnung  begrüsst, 
dass  er  als  ein  hellleuchtender  Stern  »sein 
helles  Licht  und  seinen  voraussichtlich 
reichen  Segen  nicht  bloss  aber  seine  Bau- 
hütte ausgiessen,  sondern  auch  mit  seinen 
Strahlen  die  ganze  weite  Maurerwelt  be- 
lebend durchdringen  werde«.  Seine  Auf- 
nahme in  Gemeinschaft  mit  dem  Königl. 
Preuss.  Wirkl.  Geh.  Rat  und  Kammerherrn 
Guido  von  Usedom  und  dem  Legationsrat 
Karl  Fr.  Lucian  Samwer  erfolgte  durch 
den  Meister  vom  Stuhl  Walther.  Der 
Grossen  Loge  von  Hamburg,  die  dem 
Herzog  durch  ein  besonderes  Schreiben 
ihre  Freude  zu  erkennen  gegeben,  ant- 
wortete er  hierauf  8.  März  1857  unter 
anderm:  »Seien  Sie  versichert,  dass  ich 
meinen  Entschluss  zum  Eintritt  in  den 
grossen  maurerischen  Bund  sorgfältig  er- 
wogen hatte.  Ich  sah,  welchen  Angriffen 
derselbe  in  der  neuesten  Zeit  ausgesetzt 
war  und  von  welcher  Seite  dieselben  aus- 
gingen. Ich  hielt  mich  überzeugt,  dass 
unsre  Nation  in  ihm  eins  der  vorzüglich- 
sten Mittel  besitze,  um  den  Stand  ihrer 
schwer  errungenen  geistigen  Freiheit  gegen 
eine  Rückkehr  der  alten  Finsternis  zu  De- 
wahren und  dass  die  Menschheit  in  ihm 
eine  kräftige  Verteidigung  ihres  Werts 
und  ihrer  Rechte  gegen  Vorurteil  und 
Selbstsucht  besitze.«  Bereits  9.  Aug.  1857 
übernahm  er  als  Meister  vom  Stuhl  die 
Leitung  seiner  Loge.  Bei  seiner  feierlichen 
Einsetzung  war  die  Grosse  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  durch 
drei  Abgeordnete  vertreten.  Spater  wurde 
er  mit  seiner  Zustimmung  zum  beständigen 
Vorsitzenden  auf  Lebenszeit  gewählt  und 
hat  diese  Würde  auch  bis  zu  seinem  Tode 
bekleidet.  Die  Übernahme  des  Amts  als 
Meister  vom  Stuhl  wurde  als  ein  bedeut- 
sames Ereignis  unter  zahl  rei  eher  Beteil  igung 
von  seiten  der  Maurerwelt  Deutschlands 
festlich  gefeiert.  Zur  Erinnerung  an  diesen 
Tag  gründete  die  Gothaer  Loge  die  Ernst- 
Stiftung  zur  »Unterstützung  von  solchen 
in  rechtmässiger  Ehe  erzeugten  volljährigen 
und  unverheiratet  gebliebnen  Töchtern 
oder  Sühnen  ihrer  bis  zu  ihrem  Tode  aktiv 
gewesnen  Mitglieder,  denen  es  infolge 
des  Ablebens  der  letztern  und  ohne  eignes 
Verschulden  ganz  oder  teilweise  an  den 
Mitteln  zu  einer  angemessnen  Subsistenz 
gebricht«.  Der  Herzog  sprach  sich  bei 
dieser  Gelegenheit  über  seine  Stellung  in 
der  Loge  und  über  die  Freimaurerei  mit 
folgenden  Worten  aus:  »Mein  Herz  drängt 
mich,  schliesslich  auch  meine  persönliche 
Stellung  zu  berühren.  Im  Bunde  sind  wir 
alle  gleichgestellte  Brüder;  die  Standes- 
unterschiede verschwinden;  der  Mensch 


verkehrt  mit  dem  Menschen ;  nur  moralische 
und  geistige  Vorzüge  haben  Geltung.  Dieser 
Wahrheit  gegenüber  wird  sich  manchem 
im  Stillen  die  Frage  aufgedrängt  haben: 
warum  ich  wohl,  dem  die  Vorsehung  ohne- 
hin eine  wirkungsreiche  Stellung  ange- 
wiesen, dem  Bunde  beigetreten  bin  ?  Nicht 
obgleich,  sondern  weil  ich  ein  Fürst,  bin 
ich  Maurer  geworden.  Die  Fürsten  sind 
geborne  Maurer.  Denn  ihre  höchsten 
Pflichten  sind  nichts  mehr  und  nichts 
weniger  als  maurerische.  Allein  ausser- 
dem auch  hoffe  ich,  im  Orden  die  Mög- 
lichkeit gefunden  zu  haben,  näher  an  das 
gemeinsame  höchste  Ziel  zu  gelangen,  als 
ich  es  in  meiner  Stellung  allein  vermocht 
hätte.  Denn  die  Loge  steht  gleichsam 
über  dem  Staat,  sie  steht  auch  über  der 
Kirche.  Die  Loge  will  Menschen  erziehen, 
und  zwar  in  harmonischer  Ausbildung  von 
Natur,  Vernunft  und  Freiheit;  der  Staat 
fasst  in  sich  die  grosse  Menge  im  allge- 
meinen; die  Kirche  erzieht  nur  Glaubens- 
genossen. Nicht  der  Zauber  eurer  alt- 
ehrwürdigen Formen,  nicht  die  Erinnerung 
an  das  Edle  und  Grosse,  was  die  Frei- 
maurerei seit  Jahrhunderten  erstrebt,  nicht 
das  trauliche  Gefühl,  einem  engen  und 
doch  weiten  Buude  der  edelsten  Menschen 
zu  gemeinsamem  Zwecke  anzugehören, 
drängt  mich,  Maurer  zu  werden,  sondern 
die  feste  Überzeugung,  im  Verein  mit 
euch,  ihr  lieben  Brüder,  der  freien  Ent- 
wicklung des  Geistes  im  Volke  eine  Stütze 
zu  sein,  ein  Schutz,  wenn  auch  geheim, 
gegen  Willkür  uud  Rückschritt,  ein  An- 
trieb, offen  und  frei,  zur  Wahrheit,  Huma- 
nität und  Sittlichkeit.  In  der  gebildeten 
Welt  hat  von  Alters  her  das  jedesmalige 
Welt-  und  Selbstbewußtsein  sich  auch 
seine  sittlichen  Bildungsmittel  geschaffen. 
So  entstand  einst  das  Freimaurertum  als 
eine  Schule,  als  ein  Bildungsmittel  für 
das  seiner  Zeit  vorausgeeilte  Welt-,  Selbst- 
und  Gottesbewusstsein.  Das  Maurertum 
gab  vor  Jahrhunderten  die  Charakteristik 
des  Zeitgeists.  Mit  raschen  Flügeln  ist 
seitdem  aas  Menschengeschlecht  in  seiner 
Entwicklung  vorwärts  geeilt;  darum  zeige 
nun  auch  das  Maurertum,  dass  es  mit  ihm 
gleichen  Schritt  gehalten ;  es  repräsentiere 
auch  jetzt  die  höchsten  Ideen  des  Fort- 
schritts ;  in  ihm  spiegele  sich,  wie  damals, 
veredelt  nicht  nur  die  Zeit,  sondern  auch 
das  spezielle  Wollen  ihrer  Menschen, 
es  sei  eine  freie  Gemeinde  von  Gleich- 
gesinnten, unabhängig  von  Staat  und 
Kirche,  dem  Vorwärtsstrebenden  eine  lei- 
tende Hand,  dem  geistig  und  körperlich 
Gedrückten  ein  helfender  Bruder,  edel  im 
Wollen,  frei  im  Denken  und  freudig  zur 
That!«  Bei  seiner  Anwesenheit  in  Gotha 
erschien  der  Herzog  wiederholt  in  der 
Loge.  In  einer  von  ihm  geleiteten  Loge 
am  2.  März  1858  führte  er  bei  einer 
Rede  über  die  maurerische  Freiheit  den 
Gedanken  aus,  dass  die  wahre  Freiheit 


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288 


Sachsen-Coburg  und  Gotha. 


und  die  daraus  folgende  Brüderlichkeit 
auf  der  Vervollkommnung  deB  innern 
Menschen  beruhen  und  dass  Intelligenz 
und  Moralität  allein  vor  zügelloser  Frei- 
heit und  Brutalitat  schützen.  Bei  einer 
Loge  am  11.  April  1859  mahnte  er  die 
Mitglieder,  in  diesen  bedenklichen  und 

Solitisch  bewegten  Zeiten  die  Grundsätze 
er  Maurerei  festzuhalten;  Eintracht,  die 
stark  macht,  und  deutscher  Patriotismus 
müssten  vor  allem  gepflegt  werden.  Her- 
vorragend beteiligte  sich  der  Herzog  an 
der  75jährigen  Jubelfeier  der  Gothaer 
Loge  30.  Jan.  1881.  In  pietätvollem  An- 
gedenken an  seinen  Urgrossvater,  Herzog 
E.  n.  von  S.-G.  und  Altenburg  (s.  d.), 
ordnete  er  die  feierliche  Festloge  in  den 
Räumen  des  Schlosses  Friedenstein  an, 
dessen  Festsaal  hierzu  eingerichtet  wurde. 
Der  Herzog  äusserte  in  seiner  Ansprache 
den  W unscn,  dass  es  gelingen  möge,  die 
Mitglieder  aller  deutschen  Logen  nach 
dem  Vorbild  der  ganzen  Nation  in  eine 
einzige  Loge  zu  vereinigen,  «eine  Gross- 
loge der  Eintracht  und  des  Friedens.« 
Neben  vielen  Begrüssungen  und  Ehren- 
mitgl  iedachaften  auswärtiger  Logen  empfing 
der  Herzog  bei  diesem  Feste  auch  Glück- 
wunschschreiben von  Kaiser  Wilhelm  I. 
und  Kronprinz  Friedrich  Wilhelm.  Die 
eigne  Gotnaer  Loge  beschenkte  ihn  mit 
einer  von  Helfricht  gestochnen  und  gepräg- 
ten Jubelfestdenkmünze,  die  sein  treffend 
ähnliches  Brustbild  trägt  [vgl.  HMW. 
Nr.  751.  Am  3.  Sept.  1882  wurde  mit  der 
Feier  der  Einweihung  des  nicht  zum  ge- 
ringsten Teil  durch  die  kräftige  Anregung 
und  Unterstützung  des  Herzogs  zu  Stande 
gekommenen  Neubaus  des  Logenhauses 
die  Feier  des  25jährigen  Jubiläums  des 
Herzogs  als  hammerführenden  Meisters  vom 
Stuhl  der  Gothaer  Loge  begangen.  Nach 
der  Weihe  des  Tempels  durch  den  National- 
grossmeister  Dr.  Schaper  (s.  d.)  hielt  der 
Herzog  eine  ergreifende  Ansprache,  in  der 
er  zunächst  auf  die  vor  25  Jahren  bei  seiner 
Einsetzung  von  ihm  betonten  Grundsätze 
und  Wünsche  hinwies  und  fortfuhr:  »25 
Jahre  sind  seitdem  verflossen,  ein  neuer 
Tempel  hat  uns  von  heute  an  aufgenommen, 
eine  lange  mühsame  Arbeit  liegt  hinter 
uns.  Trotz  aller  welterschütternden  Er- 
eignissen ist  die  maurerische  Thätigkeit 
nicht  erlahmt,  der  ehrwürdige  Bund  nicht 
geschädigt.  Jedoch  regt  sich  in  den 
Brüdern  -  folgend  dem  Strom  unsrer 
Zeit  —  immer  mehr  der  Drang  zur  Ver- 
mehrung geistiger  Arbeit,  zustrebend  den 
höchsten  erreichbaren  Zielen.  Die  Form 
allein  ist  nicht  mehr  genügend,  nur  der 
Geist  macht  lebendig.  —  Nach  einem 
Vierteljahrhundert  erneuere  ich  nun  mein 
Versprechen:  auch  ferner,  so  lange  meine 
schwachen  Kräfte  es  erlauben  werden,  auf 
meinem  Posten  auszuharren,  meiner  guten 
Loge  stets  Schutz  und  Schirm  zu  gewähren, 
meinen  Brüdern  mit  Rat  und  That  zur 


Hand  zu  gehen.   Zur  Urkunde  dessen  uud 
zum  ewigen  Andenken  an  den  Tag,  an 
1  welchem  ich  einst  die  Hammerführung 
I  übernahm,  habe  ich  der  Loge  Ernst  zum 
|  Compass   mein  Protektorium  verliehen, 
1  welches  ich  hiermit  übergebe.«  Ausserdem 
schenkte  der  Herzog  der  Loge  sein  Bild 
(Ölgemälde)  »mit  der  Bitte,  ihm  in  dem 
i  neugeweihten  Tempel  einen  bescheidnen 
;  Platz  zu  gewähren«.   Endlich  dankte  er 
j  dem  Nationalgrosameister  und  den  zum 
,  Feste  erschienenen  Maurern  auswärtiger 
Logen  für   ihre  Teilnahme.    Es  folgte 
die  Überreichung  des  silbergestickten  Meis- 
terschurzes, der  Geschichte  der  Gothaer 
Loge,  wie  auch  einer  grössern  Zahl  von 
Ehrenmitgliedschaften  und  Adressen  an 
den  Herzog.    An  der  Tafelloge  nahm  der 
Herzog  nicht  teil.   Es  war  das  letzte  Mal, 
dass  der  Herzog  zur  Leitung  einer  Loge 
im  Tempel  erschien.   Aber  wenn  er  auch 
durch  sein  fühlbar  werdendes  Alter  sich 
von  der  persönlichen  Beteiligung  an  den 
Logenarbeiten  abgehalten  sah,  brachte  er 
doch   fortwährend   den  Angelegenheiten 
und  Bestrebungen  der  Gothaer  Loge  bis 
zu  seinem  Ende  das  lebendigste  Interesse 
entgegen.  Die  zugeordneten  Meister  wurden 
öfters  von  ihm  zur  Entgegennahme  von 
Berichten  empfangen,  die  ausgesprochen 
Wünsche  wurden  in  wohlwollender  Weise 
angehört,  stets  in  Berücksichtigung  ge- 
zogen und,  wenn  irgend  möglich,  auch  er- 
füllt.  Manche  Beweise  des  Wohlwollens 
und  der  Huld  des  Herzogs  hat  die  Gothaer 
Loge  in  den  letzten  11  Jahren,  und  zwar 
I  bis  zu  den  letzten  Wochen  vor  seinem 
Tode,  zu  verzeichnen.   Bei  der  Feier  der 
goldnen  Hochzeit  des  Herzogspaares  8.  Mai 

1892  übersandte  die  Loge  diesem  eine  mit 
dessen  Brustbildern  versehene,  von  Hel- 
fricht kunstreich  hergestellte  goldne  Denk- 
münze mit  einer  Adresse  (vgl.  HMW.  Nr. 
76].  Auch  die  Koburger  Loge  Ernst  für 
Wahrheit,  Freundschaft  und  Recht,  deren 
Protektorat  der  Herzog  bereits  nach  dem 

,  Tode  seines  Vaters  am  29.  Febr.  1844  über- 
|  nommen  hatte,  hat  er  1857  und  1858  be- 
sucht, wie  ihm  auch  diese  mehrfache 
Adressen  überreichte.  Sowohl  bei  der 
Überführung  der  Leiche  des  Herzogs  von 
Reinhardsbrunn  nach  Koburg,  als  auch  bei 
I  der  Beisetzung  daselbst  waren  die  Logen 
von  Gotha  undKoburg  und  viele  auswärtige 
Logen,  sowie  Grosslogen  durch  Abgesandte 
vertreten.  Am  Tage  der  Beisetzung  fand 
in  der  Koburger  Loge  eine  Trauerloge  statt, 
an  der  die  anwesenden  Abgesandten  teil- 
nahmen. Die  Gothaer  Loge  aber  hielt 
zum  ehrenden  Gedächtnis  ihres  durch- 
lauchtigsten Meisters  vom  Stuhl  10.  Sept. 

1893  eine  zahlreich  besuchte  Trauerloge. 
[Litteratur:  Dr.  August  Beck,  Geschichte 
des  Gothaischen  Landes,  Bd.  I,  Geschichte 
der  Regenten  (Gotha  1868).  Dr.  C.  Beyer, 
Der  Vorkämpfer  deutscher  Grösse,  Herzog 
E.  II.  (Brl.  1894).   Tempeltey,  Herzog  E. 


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Sachsenfeld 


—  Sachsen-Gotha  und  Altenburg. 


289 


von  Coburg  und  das  Jahr  1866  (Brl.  1898). 
Aua  meinem  Leben  und  aus  meiner  Zeit. 
Von  E  II.,  Herzog  zu  S.-C.  und  G.,  8  Bde. 
(Brl.  1889).  Bretschneider,  Freimaurerkalen- 
der 1860,  8.  241—253.  A.  1857,  S.  87.  Bh. 
1882,  Nr.  38.  FZ.  1857,  Nr.  2, 28, 34,  37;  1858, 
Nr.  2,  22;  1900, 8. 277.  L.  XIV,  86.  Demutb, 
Geschichte  der  Loge  Ernst  zum  Compass  in 
Gotha  von  1806—1881  nebst  Beschreibung 
des  75jährigen  Jubiläums  derselben  am 
30.  Jan.  1881  (Gotha  1882).  Festfeier  der 
Einweihung  des  neuerbauten  Logenhauses 
und  des  25jährigen  Jubiläums  Sr.  Hobeit 
des  Herzogs  E.  II.  von  S.-C.  und  G.  als 
hammerführenden  Meisters  vom  Stuhl 
der  Loge  Ernst  zum  Compass  im  Orient 
Gotha,  am  3.  Sept.  1882.  Bbl.  1893,  Nr.  17. 
Nekrolog,  vorgetragen  in  der  am  10.  Sept. 
1893  abgehaltenen  Trauerloge  der  Loge 
Ernst  zum  Compass  in  Gotha  zum  ehren- 
den Gedächtnis  Sr.  Hoheit  Herzog  E.  II. 
von  S.-C.  und  G.  von  Bruder  Steiner,  zu- 
geoidnetem  Meister  vom  Stuhl.  Bh.  1893, 
8.  289,  313.  Bbl.  1893,  S.  153,  439. 
L.  1893,  8.  153.  FZ.  1893  8.  87.  Leut- 
heusser,  Kurzer  Abriss  der  Geschichte 
der  Loge  Ernst  für  Wahrheit,  Freund- 
schaft und  Recht  in  Coburg  zur  Feier 
ihres  75 jähr.  Stiftungstages  am  30.  Aug. 
1891. 

Sachsen feld  (Rittergut  bei  Schwarzen- 
berg im  sächs.  Erzgebirge).  Hier  stiftete 
2.  Sept.  1741  (nach  Peuckert,  Die  Loge 
zu  den  drei  Schwertern  und  Asträa 
zur  grünenden  Raute  in  Dresden  [Lpz. 
1883],  S.  30,  1742)  Graf  Friedrich  Lud- 
wig zu  Solms,  Wirkl.  Geheimrat  und 
Landeshauptmann,  unter  dem  Grossmei- 
ster Rutowsky  die  Loge  Zu  den  drei 
Rosen,  die  der  strikten  Observanz  bei- 
trat und  1781  nach  Rüssdorf  (s.  d.)  verlegt 
wurde.  Bereits  1781  hatte  Graf  Fr.  L 
zu  Solms  seinem  Neffen,  dem  Grafen  Fried- 
rich Magnus  zu  Solms  (s.d.),  Herrn  der  Herr- 
schaft Wildenfels,  den  Vorsitz  der  Loge  über- 
geben ;  die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  damals 
86.  Die  Loge  kehrte  1785  zur  englischen 
Arbeitsweise  zurück.  Die  geschichtlichen 
Überlieferungen  dieser  Loge  sind  sehr  dürf- 
tig. 1774 — 1789  erfreute  sie  sich  einer 
grossen  Blüte.  Das  letzte  vorhandne  Mit- 
gliederverzeichnis von  1789  nennt  146.  Bald 
nachdem  sie  12.  Dez.  1789  die  Loge  Zu  den 
drei  Flammen  in  Plauen  (s.  d.)  gegründet 
hatte,  stellte  sie  ihre  Arbeiten  ein  und 
war  noch  vor  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
erloschen.  Jedenfalls  bestand  sie  1799 
nicht  mehr.  Eine  Anzahl  Mitglieder  traten 
der  neugestifteten  Loge  Harmonie  in  Chem- 
nitz (s.  d.)  bei.  Eine  Denkmünze  dieser 
Loge  von  1758  im  HMW.  Nr.  150.  [Vgl. 
R.  1898,  S.  35  fg.  Peuckert,  Die  Loge  zu 
den  drei  Schwertern  etc.  in  Dresden  (Lpz. 
1888),  S.  195.] 

Sachsen -Gotha  und  Altenburg  (Für- 
stenhaus). Von  dieser  1825  erloschenen 
Linie  sind  fünf  Fürsten  dem  Bund  bei- 

AUgeoeioe«  Htndbuch  der  Freimaurerei.  II. 


getreten  (vgl.  auch  Sachsen- Altenburg 
und  Sachsen-Coburg  und  Gotha) :  1)  Lud- 
wig Ernst,  Prinz  von  S.-G.  u.  A.,  geb. 
28.  Dez.  1707  in  Gotha  als  Sohn  des  Her- 
zogs Friedrich  H.  von  S.-G.  u.  A.,  gest. 
das.  13.  Aug.  1763,  kursächs.  und  münster- 
scher Generalleutnant,  wurde  am  9.  April 
1742  in  der  31.  Jan.  dieses  Jahres  neu  er- 
richteten Loge  Archimedes  zu  den  drei 
Reissbrettern  in  Altenburg  aufgenommen 
und  25.  Juni  zum  Meister  vom  Stuhl  er- 
wählt. Er  begleitete  dieses  Amt  bis  zu 
seinem  Tode.  Am  Vormittag  des  Freitags 
vor  Allerseelen  1750  wurde  er  durch  die 
Loge  in  Jena  als  Schottischer  Meister  auf- 
genommen und  erhielt  23.  Jan.  1751  den  vom 
Grossmeister  v.  Printzen  (s.  d.)  vollzognen 
Freibrief  zur  Errichtung  eines  schottischen 
Kapitels  unter  dem  Namen  Les  quatre 
pierres  cubes  in  Altenburg.  Doch  trat 
dieses  nicht  ins  Leben.  Obgleich  fast 
immer  von  Altenburg  abwesend  und  durch 
den  zugeordneten  Meister  vertreten,  zeigte 
er  doch  in  seinen  Briefen  stets  den  wärmsten 
Anteil  für  die  Loge  und  gab  ihr  durch 
Wort  und  That  manche  segensreiche  An- 
regung. [Vgl.  Dietrich,  Blätter  der  Er- 
innerung (Altbg.  1889),  8.  8—14.] 

2)  Moritz,  Prinz  von  S.-G.  u.  A.,  Bru- 
der de«  Vorigen,  geb.  11.  Mai  1711  in 
Gotha,  gest.  3.  Sept.  1777  in  Altenburg, 
hessischer  Generalleutnant,  wurde  28.  Juni 
1777  in  seinem  Palais  in  Altenburg  in 
Gegenwart  sämtlicher  Beamten  der  dor- 
tigen Loge  Archimedes  zu  den  drei  Reiss- 
brettern in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen. In  der  kurzen  Zeit  seiner  Zu- 
gehörigkeit zur  Loge  gab  er  ihr  ver- 
schiedne  Zeichen  seiner  wohlthätigen  Ge- 
sinnung und  seiner  Liebe  zu  ihr.  [Vgl. 
Dietrich,  Blätter  der  Erinnerung  (Altbg. 
1889),  S.  14 — 18.1 

3)  Johann  Adolf,  Prinz  von  8.-G.  u.  A., 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  18.  Mai  1721  in 
Gotha,  gest.  29.  April  1799  in  Friedrichs- 
tanneck bei  Eisenberg,  polnischer  und  kur- 
Hächsischer  Generalleutnant,  wurde  27.  Jan. 
1750  in  der  Loge  Zu  den  drei  Hammern 
in  Naumburg  angenommen  und  unterm 
Namen  Chevalier  de  la  truelle  d'or  zum 
Meister  befördert.  Er  war  noch  in  dem- 
selben Jahre  deren  zweiter  Vorsteher.  Wo 
er  in  den  Bund  aufgenommen  worden  ist, 
ist  nicht  bekannt. 

4)  Ludwig  Ernst  IL,  seit  1772  Herzog 
zu  8.-G.  u.  A.,  Sohn  des  Herzogs  Fried- 
rich HI.,  Neffe  der  Vorigen,  geb.  30.  Jan. 
1745  in  Gotha,  gest.  das.  20.  April  1804, 
wird  als  einer  der  grössten  Wohlthäter 
seines  Landes  gepriesen  und  war  lange 
Jahre  hindurch  ein  sehr  eifriger  und 
thätiger  Maurer.  Lautere  Gottesfurcht, 
zarte  Gewissenhaftigkeit,  inniger  Abscheu 

j  vor  Ungerechtigkeiten  jeder  Art,  tief  em- 
I  pfundne  Anerkennung  des  hohen  Werts 
I  der  Wissenschaften,  heller  Verstand  und 
Reichtum  an  mannigfaltigen  Kenntnissen: 

19 


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290 


Sachsen -Gotha  und  Altenburg. 


diese  herrlichen  Eigenschaften  waren  es, 
die,  verbanden  mit  einer  wahrhaft  iandes- 
väterlichen  Gesinnung,  ihm  den  Ruhm  eines 
vortrefflichen  Füreton  erwarben  und  sicher- 
ten.   Ihn  leitete  bei  seinem  rühmlichen 
Streben  hauptsächlich  der  Grundsatz,  Men- 
schen beglück  ung  durch  Menscheubildung 
zu  befordern.  [Vgl.  F.  Jakobs  Vermischte 
Schriften  (Gotha  1823),  I,  8—88;  v.  Thüm- 
mel,  Denkwürdigkeiten  aus  dem  Leben 
E.'s  II.  (Gotha  1804),  S.  69—111;  National- 
zeitung der  Deutschen,  1804,  Stück  23; 
Schulze,  Heimathskunde  f.  d.  Bewohner  des 
Herzogth.  G.,  2.  Bd.,  Geschichte  d.  Herzog- 
thums G.  (Gotha  1846),  S.  228  fg.;  Beck, 
E.  II,  Herzog  zu  S.-G.  u.  A.  als  Pfleger 
und  Beschützer  der  Wissenschaft  u.  Kunst 
(Gotha  1854);  ders.,  Geschichte  des  Goth. 
Landes,  Bd.  I,  Geschichte  der  Regenten 
(Gotha  1868),  S.  407,  412;  H.  A.  0.  Rei- 
chard (1751—1828),  Seine  Selbstbiographie, 
herausgeg.  v.  Uhde  (Stuttg    1877);  dies 
Werk  ist  für  die  Biographie  des  Herzogs 
besonders  wichtig,  da  der  Herzog  bis  zu 
seinem  Tode  im  innigsten  freundschaft- 
lichen  Verkehr     mit    Reichard  stand; 
Vehse,  Hofgeschichten  aus  den  Thüring. 
Herzogtümern    (Lpz.,    o.  J.),    S.  43; 
Allg.  deutsche  Biogr.,    Bd.  6,   S.  808.] 
Den  Grund  zur  Entwicklung  seiner  vor- 
trefflichen Eigenschaften  legte  die  sorg- 
fältige Erziehung,  die  er  hauptsächlich 
seiner   geistreichen,    durch  französische 
Litteratur  gebildeten  Mutter  Luise  Doro- 
thea, gebornen  Prinzessin  vonS.-Meiningen, 
zu    verdanken    hatte.     Tüchtige  Lehrer 
unterrichteten  ihn,  namentlich  Bause  (spä- 
ter Oberhofprediger),  Rousseau  von  Berlin 
(später  Hofrat  in  Gotha  und  Freimaurer)  und 
der  Oberhofmeister  v.  Rotberg  (später  Mi- 
nisterin Gotha).  Reisen  durch  Holland,  Eng- 
land und  Frankreich,  die  er  1767—69  unter- 
nahm, vermehrten  seine  bereits  erworbnen 
Kenntnisse.    Ganz  besonders  viel  Gutes 
geschah  unter  E.  II.  für  Wissenschaften 
und  Künste,  weil  er  selbst  ein  Freund  und 
Kenner  derselben  war.    An  allem  Neuen 
und  Wissenswerten  nahm  er  lebendig  teil, 
ehrte  die  Gelehrsamkeit,  verkehrte  viel 
mit  Gelehrten  des  Iu-  und  Auslands,  för- 
derte durch  Rat  und  Unterstützung  wissen- 
schaftliche Forschungen    und  gestattete 
einen  weisen  Gebrauch  der  Presse.  Am 
meisten  pflegte  er  die  Wissenschaften  der 
Physik  und  Astronomie.    Für  jene  legete 
er  sich  ein  kostbares  physikalisches  Ka- 
binett an,  für  diese  errichtete  er  die  Stern- 
warte Seeberg.    Ganz  vorzüglich  gedieh 
unter  ihm  das  Schulwesen.    In  Bezug  auf 
das  Kirchenwesen  ist  besonders  anzuer- 
kennen, dass  E.  U.  Denk-  und  Gewissens- 
freiheit in  hohem  Grade  begünstigte  und 
Duldsamkeit,   freimütiges  Forschen  und 
religiöse  Aufklärung   unter  ihm  immer 
herrschender  wurde.  In  seinem  Privatleben 
war  E.  IL  nicht  minder  ehrwürdig,  als  in 
seinem    öffentlichen.     Von   der  regsten 


Wissbegierde  getrieben,  widmete  er  auch 
als  Regent  den  grössten  Teil  seiner  Er- 
holungsstunden der  Erlernung  neuer  Kennt- 
nisse, worin  er  von  seinen  Freunden  unter- 
stützt wurde.  —  In  den  Freimaurerbund 
wurde  Herzog  E.  gleichzeitig  mit  seinem 
Bruder  August  (s.  Nr.  5)  kurz  nach  Er- 
richtung der  Loge  Kosmopolit  zu  Gotha 
(s.  d.)  im  Jahre  1774  daselbst  privatim 
durch  den  Psgenhofmeister  Dumpf  aufge- 
nommen, der  als  schottischer  Meister  der 
Loge  Zu  den  drei  Rosen  in  Hamburg 
dazu  berechtigt  war.    Ob  die  Aufnahme 
auf  dem  Schlosse  Friedenstein  oder  im 
Gasthof  Zur   Schrapfe    am  Neumarkt 
(später  Stadt  Altenburg,  jetzt  Struppsches 
Haus),  wo  die  Loge  ihre  Arbeiten  abhielt, 
stattfand,  lässt  sich  nicht  feststellen.  Nach 
der  Aufnahme  der  beiden  fürstlichen  Perso- 
nen vertauschte  die  Loge  ihren  zeitherigen 
Namen  Kosmopolit  gegen  den  »Zum  Rau- 
tenkranz«, als  Schmuck  und  Bild  des  alten 
sächsischen  Wappens.    Am  21.  Okt.  1774 
schrieb  sich  Herzog  E.  II.  ins  Präsenz- 
buch ein  und  seitdem  ziert  seine  schöne 
Handschrift  mit  jener  Schärfe,  Nettheit 
und    Gleichheit,    die    sie  auszeichnet, 
alle  Präsenzlisten  der  Logen,  denen  er  bis 
zur  Zeit  der  eklektischen  Maurerei  bei- 
wohnte.   Selten  versäumte  er  eine  Loge 
und  nie  eine  Aufnahme.  Nachdem  er  den 
Schottengrad  in  der  Jenaer  Loge  Zu  den 
drei  Rosen  und  im  April  1775  von  Zinnen- 
dorf (s.  d.)  und  Castillon  (s.  d.)  die  höhern 
Grade  der  schwedischen  Lehrart  in  Gotha 
erhalten  hatte,  wurde  ihm  noch  in  dem- 
selben Jahre  die  Landesgrossmeisterstelle 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  über- 
tragen, die  zeither  von  Zinnendorf  (s.  d.) 
bekleidete.    Als  solcher  setzte  er  in  der 
Provinzialloge  Zum  Rautenkranz  in  Gotha 
am  13.  Aj.ril  1776  die  Loge  Balduin  zu 
Leipzig  ein,  zu  welchem  Zwecke  du  Bosc 
(s.  d\),  Schlegel  und  Hoffmann  von  dort 
nach  Gotha  kamen.  [Vgl.  Fuchs,  Die  Frei- 
maurerloge Balduin  zur  Linde,  Festschrift 
(Lpz.  1876),  S.  2-4.  R.  1881,  S.91.]  Aus  den 
Protokollen  der  Loge  zu  Gotha  geht  her- 
vor, dass  der  Herzog  E.  II.  währendder  Ver- 
waltung dieser  hohen  Stelle  ganz  seinen  frei- 
sinnigen Grundsätzen  gemäss  dahin  strebte, 
eine  Annäherung,  womöglich  Vereinigung 
der  verschiednen  deutschen  Logenlehrarten, 
insbesondere  der  strikten  Observanz  und 
der  Grossen  Landesloge  zu  bewirken.  Am 
80.  Juni  1776  wurde  diese  Wahl  zwar  er- 
neuert, allein  des  Herzogs  edler  Duldungs- 
sinn scheiterte  an  dem  Sektengeist  und 
zog  ihm  sogar  bittere  Unannehmlichkeiten 
zu.    Zwar  hatten  die  deswegen  1777  nach 
Gotha  gekommenen  Mitglieder  der  Grossen 
Loge,  v.  Zinnendorf  und  v.  d.  Goltz  (der 
Nachfolger  E.'s  II.  in  der  Grossmeister- 
würde),  in  Gegenwart  von  v.  Helmolt  und 
Dumpf  versprochen,  schriftlich  sich  beim 
Herzog  zu  entschuldigen.  Allein  da  dieser, 
wenn  er  einmal  einen  Entschluss  gefasst 


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Sachsen-Gotha  und  Altenborg. 


291 


hatte,  fest  dabei  beharrte  und  ihm  nichts 
gehässiger  und  empfindlicher  war,  als 
wenn  er  wahrzunehmen  glaubte,  dass  man 
nur  seinen  Rang  in  der  Aussenwelt  ins 
Auge  gefasst  hätte,  um  diesen  zum  Schild 
zu  benutzen,  ao  legte  er  die  Landesgross- 
meisterstelle  nieder.  Der  Herzog  selbst 
machte  dies  der  Loge  Zum  Bautenkranz 
in  Gotha  11.  Jao.  1777  in  geöffneter 
Loge  unter  Angabe  der  Gründe  bekannt, 
die  ihn  zu  diesem  Schritt  bewogen.  Er 
erteilte  jedoch  zugleich  der  Loge  Zum 
Rautenkranz  die  Versicherung,  dass  er 
ihre  brüderliche  Liebe  und  Freundschaft 
fernerhin  erwidern  und  diese  Gesinnungen 
mit  Rat  und  That  beweisen  werde,  legte 
seine  Erklärung  auch  schriftlich  zu  den 
Akten  nieder.  Von  der  Zeit  an  erscheinen 
sein  und  seines  Bruders  Namen  auf  den 
gedruckten  Logenlisten  nur  als  Mitglieder, 
aber  mit  grösserer  Schrift.  Noch  eine 
Stelle  aus  einem  Privatbrief  des  Fürsten 
an  v.  Zinnendorf  fasst  ein  ehrenvolles 
Zeugnis  für  die  Freimaurerei  in  sich. 
»Ich  bin«,  schreibt  er,  »der  Biedermann, 
der,  selbst  in  der  gleichgültigsten  Sache, 
nie  von  der  Wahrheit  und  seiner  Über- 
zeugung abwich,  »ich  bin  bisher  Maurer 
von  ganzem  Herzen  gewesen,  und  diejenigen 
Kenntnisse  der  Freimaurerei,  welche  ich 
durch  die  verechiednen  Grade  besitze,  die 
ich  in  derselben  erlangt  habe,  haben  mich 
von  ihrer  Würde  und  Aussichten  sowohl, 
Als  von  ihren  Gerechtsamen  und  wahren 
Einrichtungen  Überzeugt;  ich  kann  daher 
diesen  Schritt  zu  meiner  Rechtfertigung 
behaupten,  und  Ihnen,  mein  lieber  Zinnen- 
dorf, ist  es  besser,  als  jemand  bekannt, 
von  wem  ich  mich  richten  lassen  darf.« 
Wie  treu  er  der  echten  Freimaurerei  blieb, 
wie  tbätig  er  auch  noch  in  der  Folge 
bei  mancher  wichtigen  Verhandlung  ein- 
trat, davon  mag  allein  schon  seine  Teil- 
nahme an  den  Konventen  zu  Wilhelms- 
bad und  zu  Wiesbaden  (s.  d.)  zeugen.  Den 
ersten  beschickte  er  durch  Bode  (s.  d.), 
den  Wiesbadner  Konvent  besuchte  er 
in  Person.  Er  war  es,  der,  nach  dem 
Zeugnis  «einer  damaligen  Begleiter  Breu- 
ning  und  Schröter  H.  nach  einer  stürmi- 
schen Konferenz  Gugomos  (s.  d.)  dahin 
brachte,  aus  Wiesbaden  um  Mitternacht 
zu  verschwinden.  [Vgl.  Reichard,  Ge- 
schichte der  Gothaer  Loge  (1824)  S.  17.] 
Ein  herrlicher  Geist  waltete  über  der 
Loge  Zum  Rautenkranz  in  Gotha  und 
.zeigte  sich  selbst  in  äussern  Dingen.  So 
wenig  Herzog  E.  U.  solche  Auszeichnungen 
liebte,  so  gestattete  er  doch,  dass  viele 
Mitglieder  in  einer  Art  Maureruniform 
öffentlich  erscheinen  durften;  ein  dunkel- 
blauer Frack  mit  rotem  Kragen  und  weissen 
Unterkleidern,  auf  den  stark  vergoldeten 
Knöpfen  war  noch  oben  ein  Rautenkranz 
Abgebildet.  Um  das  Jahr  1784  hatte  die 
von  Professor  Weishaupt  (s.  d.)  gestiftete 
Verbindung  der  TUuminaten  (s.  d.)  einen 


I  so  mächtigen  Einfluss  und  eine  solche 
Verschmelzung  mit  der  deutschen  Frei- 
maurerei, besonders  durch  Bode  (s.  d.)  und 
v.  Knigge  (s.  d.),  sich  zu  eigen  zu  machen 
gewusst,  dass  die  Freimaurerei  Hilfsmittel 
ihrer  Mysterien  wurde,  ohne  es  zu  ahnen. 
Viele  deutsche  Fürsten  waren  Hluminaten, 
wie  die  beiden  Fürsten  E.  II.  unter  dem 
Namen  »Timoleon«  und  August  unter  dem 
Namen  »Walther  Fürst«;  die  meisten  Mit- 
glieder der  Logen  Zum  Rautenkranz  und 
Zum  Kompass  gehörten  dazu  und  hielten 
ihre  Minervalogen  (erster  Illuminaten- 
grad)  in  der  Gärtnerwohnung  am  sogen, 
herzogl.  Küchengarten.  Als  aber  die  be- 
kannten aufgefundnen  Papiere  zu  Mün- 
chen im  Druck  erschienen  und  so  viele 
Grossen  sich  darin  unter  ihren  Dluminaten- 
namen  biossgestellt  fanden,  auch  Her- 
zog E.  II.  und  Prinz  August,  so  entzogen 
sich  diese  einer  Verbindung,  die  bloss  den 
Einfluss  ihres  Fürstenrangs  bei  ihrer 
Mitgliedschaft  berücksichtigt  zu  haben 
schien.  Dass  Herzog  E.  II.  Bodes  Nach- 
lass  und  Schriften  von  dessen  Erben  um 
eine  bedeutende  Summe  erkaufte,  dazu 
bewog  ihn  bloss  sein  Unwille  über  die 
damals  häufigen,  durch  den  Druck  ver- 
vielfältigten Klatschereien.  Er  wollte 
manche  unter  diesen  Papieren  befindlichen 
Briefe  vor  gleichem  Schicksal  retten. 
Nach  wie  vor  blieb  Herzog  E.  II.  Be- 
schützer der  Loge  und  Maurer  im  Herzen, 
trotz  allem,  was  um  und  neben  ihm  ge- 
schah. Davon  zeugt  ehrenvoll  die  Sorg- 
falt, mit  der  er  auf  seinem  so  schnellen 
Sterbelager  für  die  Sicherheit  seines  mau- 
rerischen Nachlasses  wachte.  »Als  er,« 
so  schreibt  Reicbard  in  seiner  Geschichte 
der  Gothaer  Loge  (S.  37),  »in  jener,  mir 
schmerzlich  unvergeßlichen  Nachmittags- 
stunde und  nur  wenige  Tage  vor  seinem 
Lebensende,  mich  mit  dem  hohen  Zutrauen 
der  Punkte  seines  Codicills  beehrte  und 
die  Rede  auf  die  Sicherstellung  seiner 
maurerischen  Papiere  und  Urkunden  kam 
und  ich  ihm  vorschlug,  sie  zu  verbrennen,  da 
entgegnete  er  mir  mit  der  ihm  so  eignen 
zärten  Gewissenhaftigkeit:  ,Sie  sind  nicht 
mein  Eigentum,  sondern  von  verstorbnen 
Brüdern  meiner  Rechtlichkeit  anvertraut; 
ich  kann  mir  nicht  anmassen,  über  ihre 
Vernichtung  zu  entscheiden'.  —  Und  so 
wählte  er  zum  Aufbewahrungsort  Stock- 
holm, wo  die  Freimaurerei  mit  dem  Staat 
in  enger  Verbindung  steht,  und  unter  den 
beiden,  zur  Sichtung  seiner  Schriften  be- 
auftragten Ehrenmännern  von  festem  Sinn 
und  Wort,  wählte  er  auch  einen  Freimau- 
rer, den  Regierungsrat  Geissler.  Dieser 
hat  das  Vorgefundne  sorgsam  gepackt, 
zugleich  mit  den  oben  erwähnten  Bode- 
schen Kisten  an  den  Herzog  von  Söderman- 
land, damaligen  Landesgrossmeister,  gegen 
dessen  Empfangschein  abgesendet.  Alles 
ruhte  bis  zum  Dez.  1880  im  Stockholmer 
Maurerarchiv.   [S.  auch  insbes.  Reichards 

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292  Sachaenhausen  — 

Selbstbiographie  S.  168—169.]  Unerwartet 
schnell  und  tief  betrauert  starb  £.  II. 
an  der  Auszehrung  in  Gotha.  Wie  er 
selbst  angeordnet  hatte,  wurden  seine  irdi- 
Überreste,  ohne  Sarg  und  nur  in  ein  lei- 
nenes Tuch  gewickelt,  auf  der  Insel  im 
Park,  seinem  Lieblingsplätzchen,  um  Mit- 
ternacht der  Erde  wiedergegeben.  Auf 
ihn  und  zugleich  auf  die  Herzöge  August, 
wie  Friedrich  IV.,  seine  beiden  Söhne 
und  letzten  Herzöge  von  S.-G.  u.  A., 
die  beide  nicht  Maurer  waren,  Hess 
der  mchrgenannte  Reichard  1825  eine 
Denkmünze  schlagen;  sein  Bild  schmückt 
ferner  die  Denkmünze  aufs  50jährige  Jubi- 
läum der  Gothaer  Loge  [vgl.  HM  W.Nr.  73  u. 
74].  AufVeranlaasungHerzogErnstsII.  von 
S.-Coburg  und  Gotha  (s.d.)  sind  die  1804  dem 
Maurerarchiv  in  Stockholm  übersandten 
Akten  nach  Gotha  zurückgeschickt  worden, 
wo  sie  5.  Jan.  1881  wieder  anlangten  und 
im  Archiv  der  Loge  Ernst  zum  Compass 
ruhen.  Ihre  Prüfung  und  Bearbeitung  ist 
bisher  wegen  der  namentlich  in  der  Fülle 
und  Eigenart  des  Materials  ruhenden 
Schwierigkeiten  noch  nicht  vollendet.  Es 
sind  die  Akten  in  drei  Teile  zu  teilen, 
Uluminatendokumente,  Maurerische  Schrif- 
ten, Bodes  hinterlassne  Schriften  und 
Briefe.  [Vgl.  Demuth,  Geschichte  der 
Loge  Ernst  zum  Compass  in  Gotha  (Gotha 
1882),  S.  1;  Bretschneider,  Freimaurer- 
kalender, 1855,  S.  38—43;  A.  1824,  S.  145; 
Maurerische  Todesfeicr  des  verewigten 
Bruders  E.,  Herzogs  zu  S.,  veranst.  v.  d.  L. 
Archimedes  z.  d.  drei  Reissbr.  in  Alten- 
burg, d.  28.  Mai  1804;  Eine  Feier  der 
Erinnerung  an  Herzog  E.  H.  von  S.-G.  u. 
A.  und  Grossmeister  im  Freimaurerbunde, 
zur  hundertsten  Wiederkehr  des  Gedenk- 
tags seiner  Geburt  begangen  in  der  Loge 
in  Altenburg  (Cahla  1845);  Herzog  E.'s 
Testament  mit  Anordn.  betr.  die  schwed. 
Akten,  s.  bei  Beck,  E.  II.  (s.  oben),  S.  414 
bis  415;  Dietrich,  Blätter  der  Erinnerung 
(Altbg.  1899),  S.  18-44;  ders.,  Die  Ver- 
bindung der  Loge  Archimedes  zu  den  drei 
Reissbretern  in  Altenburg  mit  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  (Altbg.  1900);  FZ. 
1900,  S.  277;  R.  1884,  S.  6J 

5)  August,  Prinz  v.  S.-G.  u.  A.,  Bru- 
der des  Vorigen,  geb.  14.  Aug.  1747  in 
Gotha,  gest.  28.  Sept.  1806  das.,  wurde 
Hauptmann,  zuletzt  General  des  Gotha- 
schen  Regiments  in  Holland,  gab  diesen 
Beruf  1771  auf  und  pflegte  Litteratur  und 
Musik,  in  eifrigem  Verkehr  mit  den 
Geistesheroen  und  Gebildeten  seiner  Zeit. 
In  den  Freimaurerbund  1774  mit  seinem 
Bruder,  Herzog  Ernst  (s.  Nr.  4),  zusam- 
men durch  den  Schottenmeister  Dumpf 
privatim  aufgenommen,  blieb  er  den  Go- 
thaer Logen  Kosmopolit,  Zum  Kompass 
und  Ernst  zum  Kompass  bis  an  sein  Ende 
ein  eifriges  Mitglied  Er  war  auch  IUu- 
minat  unter  dem  Namen  Walther  Fürst. 
Der  1806  neu  begründeten  Loge  Ernst 


Saehsen-Meiningeu. 

zum  Compass  in  Gotha  (s.  d.)  schloss 
er  Bich  alsbald  an.  Die  Grosse  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  über- 
sandte ihm  ihr  Mitgliedszeichen  »als  Merk- 
mal und  Pfand  tiefempfundener  Verehrung 
und  Bruderliebe*.  Die  Druckkosten  des 
1806  gedruckten  Liederbuchs  der  Loge 
wurden  von  ihm  getragen.  Noch  in  dem- 
selben Jahre  starb  er.  fv.  Thümmel,  Beitr. 
z.  Kenntnis  des  Herzogth.  Altenburg 
(Altbg.  1818);  Vehse,  Hofgeschichten  aus 
den  Thür.  Herzogthüroern  (Lpz.),  S.  89 
u.  48;  Beck,  Ernst  IL,  Herzog  zu  S.-G.  u. 
A.  (Gotha  1854)  S.  9  Anm.  10,  S.  9,  78,  79, 
330,  410;  ders.,  Geschichte  des  gothaischen 
Landes,  Bd.  I,  Geschichte  der  Regenten 
(Gotha  18681,  S.  407;  Burkhardt,  Stamm- 
tafeln der  Ernestinischen  Linien  des  Hau- 
ses S.  pp.,  Weimar  (1885),  Tafel  5  und 
Anm.  238;  Allg.  Deutsche  Biogr.  Bd.  1, 
S.  681;  Demuth,  Geschichte  der  Loge 
Ernst  zum  Compass  in  Gotha  (Gotha  1882), 
S.  4;  Reichard,  Versuch  einer  Geschichte 
der  Loge  Ernst  zum  Kompass  in  Gotha 
(Gotha  1824),  S.  11;  H.  A.  O.  Reichard 
(1751—1828).  Seine  Selbstbiographie  über- 
arbeitet und  herausgegeben  von  Hermann 
Uhde  (Stuttg.  1877),  S.  116;  Dietrich, 
Blätter  der  Erinnerung  (Altbg.  1889),  S.  44.] 

Sachsenhausen  (Vorst,  von  Frankfurt 
a.  M.).  Hier  hat  eine  Loge  Zur  Freund- 
schaft bestanden,  doch  ist  die  Zeit  ihrer 
Gründung  und  Dauer  unbekannt. 

Sachsen-Hildburghansen  (Herzogshaus), 
s.  Sachsen- Altenburg  (Herzogshaus). 

Sachsen-Melningen  (Herzogtum).  Hier 
bestehen  Freimaurerlogen  in  Meiningen 
(s.  d.),  Hildburghausen  (s.  d.)  und  Pöss- 
neck  (s,  d.),  die  erste  und  die  letzte  unter 
der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen,  wäh- 
rend die  Hildburghäuser  Loge  unabhän- 
gig ist. 

Sachsen -Heiningen  (Herzogshaus). 
Aus  dem  S.-M.'schen  Fürstenhause  sind 
drei  Mitglieder  dem  Freimaurerbunde  bei- 
getreten : 

1)  Karl  Friedrich,  Herzog  von  S.-M., 
zweiter  Sohn  des  Herzogs  Ernst  Ludwig  I., 
geb.  18.  Juli  1712,  gest.  28.  März  1743, 
wurde  15.  Sept.  1741  auf  dem  Schlosse 
Molsdorf  (s.d.)  bei  Gotha  durch  den  Grafen 
Gotter  (s.  d.)  von  einer  Abordnung  der 
Loge  Aux  trois  globes  in  Berlin  aufge- 
nommen und  stiftete  die  bald  wieder  ein- 
gegangne  Loge  Aux  trois  bouBsoles  in 
Meiningen  (s.  d.). 

2)  August  Friedrich  Karl  Wilhelm, 
seit  19.  >iov.  1775  regierender  Herzog  von 
S.-M.,  Sohn  des  Herzogs  Anton  Ulrich 
und  Vetter  des  Vorigen,  geb.  19.  Nov. 
1754  in  Frankfurt  a.  M.,  gest.  21.  Juli  1782 
in  Sonneberg,  wurde  10.  Jan.  1775  in  der 
Loge  Charlotte  zu  den  drei  Nelken  in 
Meiningen  zum  Freimaurer  und  25.  Okt. 
1776  vom  Heermeister  v.  Hund  (s.  d.), 
wenige  Tage  vor  dessen  Tode,  in  der 
Präfektur  Rothenberg  (Meiningen)  in  die 


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293 


strikte  Observanz  aufgenommen  und  zum 
Protector  Franconiae  erklärt.  Bei  den 
Verhandlungen  über  die  Heermeisterwahl 
1777  wurde  er  von  den  deutschen  Kapiteln 
der  achten  Provinz  (Süddeutschland)  zum 
Heermeister  ausersehen.  1781  war  er  Pro- 
tector VHIae  Provinciae  et  Consiliar.  ad 
honores  primae  Classis  im  Grosspriorat 
Italien  (Turin).  Auf  seiner  Vermählung 
mit  der  Prinzessin  Luise  von  Stolberg  Hess 
die  Meininger  Loge  1780  eine  Denkmünze 
prägen  [vgl.  HMW.  Nr.  1261. 

8)  Georg  I.  Friedrich  Karl,  seit  22. 
Juli  1782  regierender  Herzog  von  S.-M., 
Bruder  des  Vorigen,  Grossvater  des  gegen- 
wärtig regierenden  Herzogs  Georg  II.,  geb. 
4.  Febr.  1761  in  Frankfurt  a.  M.,  gest. 
24.  Dez.  1803,  war  einer  der  edelsten  Für- 
sten mit  klarem,  praktischem  Verstand  und 
offnem,  festem  Charakter.  Er  wurde  16. 
Febr.  1777  in  der  Loge  Charlotte  zu  den 
drei  Nelken  in  Meiningen  aufgenommen,  trat 
in  der  Präfektur  Rothenberg  (Meiningen) 
der  strikten  Observanz  zu  und  wurde  zum 
Hauskomtur,  d.  h.  Meister  vom  Stuhl, 
erklärt;  bei  der  Aufnahme  des  regierenden 
Fürsten  von  Schwarzburg-Rudolstadt  (s.  d.) 
30.  Aug.  1793  war  er  in  der  Loge  Gün- 
ther zum  stehenden  Löwen  in  Rudolstadt 
Meister  vom  Stuhl. 

Sachsen- Welmar-Eigenach  (Grossher- 
zogtum). Die  Geschichte  der  Freimau- 
rerei im  Grossherzogtum  S.  beginnt  mit 
der  Gründung  einer  Loge  Zu  den  drei  Ro- 
sen in  Jena  (s.  d.),  die  1746  als  Tochter 
der  Berliner  Loge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
erwähnt  wird.  Uber  ihre  Thätigkeit  giebt 
es  nur  spärliche  Nachrichten;  so  auch 
über  die  von  den  Freimaurern  1762  be- 
gründete Realschule  (die  Rosenschule  in 
Camsdorf  bei  Jena),  die  nicht  lange  be- 
standen zu  haben  scheint.  Die  Tempel- 
herren-Schwärmerei, durch  Rosa  (s.  d.), 
Johnson  (s.  d.)  und  v.  Hund  (s.  d.) 
veranlasst,  brachte  für  Jena  und  Um- 
gegend allerhand  aufregende  und  un- 
würdige Auftritte,  die  nach  dem  Konvent 
zu  Altenberge  (s  d.)  mit  der  Aufhebung 
der  Rosen-Loge  und  der  Verhaftung  John- 
sons (Febr.  1765)  abschlössen.  Einige  Mit- 
glieder der  Jenaer  Loge  vereinigten  sich, 
mit  Genehmigung  der  Herzogin  Anna  Ama- 
lia,  zur  Eröffnung  einer  neuen  Loge  (schot- 
tische Lehrart)  in  Weimar  (s.  d.)f  die 
unter  Hammerfübrung  des  Freiherrn  v. 
Fritsch  (s.  d.)  24.  Okt.  1764  ins  Leben  trat, 
anfaugs  aber  keine  sonderlich  rege  Thä- 
tigkeit entfaltete.  Später  erlangte  sie 
ziemliches  Ansehen;  die  noch  immer  herr- 
schenden Systemstreitigkeiten  Hessen  aber 
1782  die  Einstellung  der  Arbeiten  als  ge- 
boten erscheinen.  Um  die  Wende  des  18. 
Jahrhunderts  wurde  namentlich  durch  Her- 
der (a.  d.)  und  Bertuch  (s.  d.),  unter  Zu- 
stimmung des  Grossherzogs  Karl  August 
(s.  d.)  die  Teilnahme  für  die  Reform  der 
Freimaurerei  durch  Schröder  (s.  d.)  erweckt. 


Eine  Loge  in  Allstedt  (s.  d.)  aber,  die  1801 
I  gegründet  wurde  und  Schrödersches  Ritual 
annahm,  erwies  sich  nicht  als  lebensfähig. 
1807  wurde  in  Jena  (s.  d.)  abermals  die 
Errichtung  einer  Loge  versucht,  wofür 
sich  auch  der  französische  Stadtkomman- 
dant Pocholle  interessierte.    Sie  erhielt 
zwar  die  Genehmigung  der  Grossen  Na- 
tional-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln, 
kam  aber  zu  keiner  Thätigkeit,  teils  weil 
die  Mitglieder  sich  veruneinigten,  teils  weil 
die  Regierung,  besonders  auf  Goethes  Gut- 
achten hin,  eine  Neugründung  gerade  in 
der  Universitätsstadt  Jena  nicht  dulden 
wollte.  Dafür  wurde  1808  die  Loge  Ama- 
lia  wieder  belebt,  unter  Anschluss  an  die 
Grossloge  von  Hamburg.    Diese  blieb  50 
Jahre  lang  die  einzige  des  Landes.  Aus 
den  Freimaurerkränzchen  in  Eisenach  (s.  d.) 
und  Jena  (s.  d.),  später  auch  in  Ilmenau 
(s.  d.)  und  Neustadt  a.  d.  Orla  (s.  d.),  gingen 
Logen  hervor.  Von  der  Loge  in  Jena,  die 
mit  dem  Namen  Karl  August  den  alten 
■  Zu  den  drei  Rosen*  verbunden  und  sich 
der  Grossloge  von  Hamburg  angeschlossen 
hatte,  zweigten  sich  1889  und  1891  zwei 
andre  Logen  das.  ab;  sie  selbst  wurde 
30.  Sept.  1891  von  neuem  als  Tochterloge 
von  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  angenommen.  Zur 
Zeit  bestehen  im  Grossherzogtum  10  Lo- 
gen: 1)  unter  der  Grossloge  von  Hamburg 
2,  in  Weimar  und  Eisenach;  2)  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  1  in  Jena;  3)  unter  der  Gros- 
sen Landesloge  zu  Berlin  5,  in  Eisenach. 
Ilmenau,  Münchenbernsdorf,  Triptis  und 
Wenigenjena;  4)  unter  der  Grossen  Landes- 
loge von  Sachsen  1  in  Neustadt  a.  O.;  5) 
i  unter  der  Grossloge  Zur  Sonne  1  in  Jena. 
Saehsen- Weimar -Elsenach  (Fürsten- 
haus).   Aus  diesem  Fürstenhaus  waren 
I  zwei  Mitglieder  Freimaurer:  der  Gross- 
herzog Karl  August  und  der  Herzog  Bern- 
hard.   Bei  den  nahen  Beziehungen,  in 
denen  deren  Mutter  und  Grossmutter  zu 
der  Loge  in  Weimar  stand,  ist  es  aber  an- 
I  gezeigt,  auch  ihrer  an  dieser  Stelle  zu  ge- 
j  denken. 

1)  Anna  Amalia,  Tochter  des  Her- 
!  zogs  Karl  von  Braunschweig- Wolfenbüttel, 
J  Schwester  der  Prinzen  Ferdinand  und  Leo- 
pold von  Braunschweig,  geb.  24.  Okt.  1789, 
gest.  10.  April  1807,  wurde  mit  17  Jahren 
Gemahlin  des  Herzogs  Ernst  August  von 
S.-W.,  übernahm  nach  dessen  Tode,  von 
1758—1775,  die  Regentschaft  für  ihren  Sohn 
Karl  August  (s.  Nr.  2),  war  auf  Herstellung 
I  einer  guten  Finanzwirtschaft,  wie  auf  die 
1  geistige  Hebung  ihres  Volkes  bedacht, 
sorgte  für  sorgfältige  Erziehung  ihrer  bei- 
i  den  Söhne,  namentlich  durch  Wieland  (s.  d.), 
versammelte  an  ihrem  Hofe  einen  Kreis 
bedeutender  Männer  und  nahm  lebhaften 
Anteil  an  Kunst  und  Wissenschaft,  wie 
an  den  politischen  Ereignissen,  deren  trau- 
'  rige  Wendung  nach  der  Schlacht  bei  Jena 


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294 


Sach»en-Weimar-F.iRcnRch. 


ihren  Tod  beschleunigte.  Der  Freimaure- 
rei erwies  sie  entschiednes  Wohlwollen. 
An  ihrem  25.  Geburtstag  wurde  in  Wei- 
mar (s.  d.)  die  Loge  Anna  Amalia  tu  den 
drei  Rosen  gegründet,  die  unter  dem  Na- 
men Amalia  noch  besteht  Als  der  Be- 
trüger Johnson  (s.  d.)  von  der  Wartburg,  wo  er 
auf  Anordnung  des  Ministers  v.Fritscn  (s.d.) 
gefangen  gehalten  wurde,  ein  verleumde- 
risches Schreiben  an  sie  abgesandt  hatte, 
lehnte  sie  ab,  davon  Kenntnis  zu  nehmen, 
und  versicherte  die  Maurer  ihres  fortr 
dauernden  Vertrauens  in  so  rücksichts- 
voller Weise,  dass  man  einsah,  man  werde 
sich  ihren  Schutz  erhalten,  auch  ohne  dass 
man  sie  in  die  Logengeheimnisse  feierlich 
einweihte,  und  ausdrücklich  zur  »amica  et 
protectrix  Ordinis«  erklärte.  Dieser  von 
Dresden  ausgegangne  Vorschlag  wurde 
daher  aufgegeben.  (Vgl.  v.  Beaulieu-Mar- 
connay,  Anna  A.,  Karl  August  und  der 
Minister  v.  Fritsch  (Weimar  1874);  R. 
Springer,  Anna  A.  und  ihre  politische  Ta- 
felrunde (Brl.  1875);  Bornhak,  Anna  A. 
von  Sachsen-Weimar-Eisenach  (Brl.  1892); 
A.  1887,  S.  180.] 

2)  Karl  August,  Herzog,  seit  1815 
Grossherzog  von  S.-W. ,  geb.  8.  Sept. 
1757,  gest  14.  Juni  1828,  verlor  seinen 
Vater,  Herzog  Ernst  August  Konstantin, 
schon  28.  Mai  1758  und  stand  unter  Vor- 
mundschaft seiner  Mutter  Amalia  (s.  Nr.  1), 
wurde  von  Wieland  erzogen,  lernte  1774 
auf  der  Durchreise  durch  Frankfurt 
Goethe  (s.  d.)  kennen,  berief  ihn  1775 
nach  Weimar  und  schloss  mit  ihm  einen 
bis  zum  Tode  dauernden  Freundschafts- 
bund. Am  3.  Sept.  1775  übernahm  er  die 
Regierung  und  trat  1786  in  preussische 
Kriegsdienste,  machte  die  Feldzüge  1792 
und  1793  gegen  Frankreich  mit  und  be- 
fehligte 1806  ein  Armeekorps.  Aus  dem 
preußischen  Heer  entlassen,  trat  er  1806 
dem  Rheinbund  und  1813  dem  Bund  gegen 
Napoleon  zu  und  führte  1814  als  russi- 
scher General  ein  vereinigtes  Heer  nach 
den  Niederlanden.  Er  starb  auf  der  Rück- 
reise von  Berlin  am  Schlagfluss  in  Graditz 
bei  Torgau  und  ruht  seinem  Willen  ge- 
mäss neben  Schiller  und  Goethe.  Seine 
hohen  Verdienste  um  sein  Land  haben 
ihm  ein  ehrenvolles  Andenken  gesichert. 
—  Am  5.  Febr.  1782  wurde  er  in  die  Loge 
Amalia  in  Weimar  aufgenommen  und 
schloss  sich  nach  wenigen  Wochen  der 
strikten  Observanz  an  Auf  seine  Anregung 
wurde  die  1782  in  Ruhe  getretne  Loge 
Amalia  1808  wieder  eröffnet  und  verehrte 
ihn  bis  zu  seinem  Tode  als  Protektor. 
Auch  liess  er  3.  Aug.  1801  durch  den  da- 
maligen zugeordneten  Grossmeister  der 
Provinzialloge  von  Hamburg  und  Nieder- 
sachsen Schröder  (s.  d.)  auf  seinem  Schlosse 
in  Allstedt  (s.  d.)  eine  Loge  unter  dem 
Namen  Karl  August  einsetzen,  die  1808 
wieder  zu  arbeiten  aufhörte.  Eine  Loge 
Karl  August  zu  den  drei  Rosen  besteht 


I  seit  1880  in  Jena.  [Vgl.  Weimarische  Frei- 
maurer-Analekten.  Heft  HL  rV,  XH;  G. 
Th.  Stichling,  Über  die  Bedeutung  der 
Freimaurerei  (Weimar  1857);  Bh.  1875,  8. 
338;  FZ.  1857,  S.  876.  Briefwechsel  des 
Grossh.  Karl  August  mit  Goethe  (v.  Schöll, 
Weimar  1863).  Schöll,  Karl  August-Büch- 
lein (Weimar  1857),  v.  Beaulien-Marconnay, 
Anna  Amalia,  Karl  August  und  der  Minister 
Fritsch  (Weimar  1874).] 

3)  Karl  Bernhard,  Herzog  v.  S.-W., 
jüngster  Sohn  des  Vorigen,  geb.  30.  Mai 
1792  in  Weimar,  gest.  31.  Juli  1862  in 
Bad  Liebenstein,  focht  schon  in  der  Schlacht 
bei  Jena  unter  preussischer  Fahne,  wurde 
1807  sächsischer  Gardehauptmann,  er- 
kämpfte in  der  Schlacht  bei  Wagram  1809 
alB  Major  die  ersten  militärischen  Lor- 
beern  und  nahm  an  der  Schlacht  bei  Water- 
loo teil  als  Oberst  des  Regiments  Oranien- 
Nassau  in  holländischen  Diensten,  in  die  er 
im  Mai  desselben  Jahres  getreten  war.  Nach 

j  dem  Frieden  wurde  er  als  Generalmajor 
1819  Gouverneur  von  Ostflandern  und 
wohnte  in  Gent.  1825  unternahm  er 
eine  Reise  nach  Nordamerika,  deren  Be- 
schreibung nach  des  Herzogs  Tagebuch 
Luden  1828  herausgab.  1831  erhielt  er 
als  Generalleutnant  den  Oberbefehl  in 
Luxemburg  und  später  über  die  zweite 
Armeedivision.  Nach  der  belgischen  Re- 
volution nahm  er  seinen  Wohnsitz  im 

j  Haag  und  war  1849—1852  niederländischer 

i  Militärgouverneur  in  Java.  —  Herzog  B. 

!  wurde  9.  Sept.  1809  in  der  Loge  Amalia 

I  in  Weimar  in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen. 1816  wurde  seine  Vermählung 
mit  der  Prinzessin  Ida  von  Sachsen-Mei- 
ningen von  der  Loge  durch  ein  Schwestern- 
fest gefeiert,  dem  das  hohe  Paar  beiwohnte. 
Bei  seiner  Rückkehr  von  Nordamerika  1826 
begrüsste  ihn  die  Loge  festlich,  wozu  Goethe 
(s.  d.)  das  Lied:  »Das  Segel  steigt,  das 
Segel  schwillt«  dichtete.  Am  9.  Sept.  1859 
wurde  sein  goldnes  Maurerjubiläum  unter 

|  eigner  Teilnahme  in  Bad  Liebenstein  von 

I  den  benachbarten  Logen  feiert  ich  begangen, 
wobei  er  bekannte,  »dass  er  in  den  Bau- 

I  hotten  die  schönsten  Weihestunden  mit  ver- 
lebt habe  und  dass  ihm  die  maurerische 
Kunst  von  Jahr  zu  Jahr  lieber  geworden 
und  in  einem  schönern  Lichte  erschienen 
sei«.  [Vgl.  A.  1859/60  ,  8.  847.]  Als  ihn 
1860  die  Stuttgarter  Loge  Zu  den  drei 

;  Gedern  zum  Ehrenmitglied  ernannt  hatte, 
dankte  er  unterm  30.  Okt.  1860  mit  den 
Worten:  »Die  Maurerei  ist  eine  Kette,  zu 
welcher  zu  gehören  ich  seit  meinen  Jüng- 
lingsiahren mir  zur  Ehre  rechne  und  der 
ich  für  die  Ausbildung  meines  Geistes  und 
Herzens  zum  Dank  mich  verpflichtet  fühle*. 
[Vgl.  G.  Th.  Stichling,  H  erzog  B.  von 
S  -W.  Eine  Gedächtnisrede  (Weim.  Frei- 
maurer-Analekten,  Heft  X);  Starkloff.  Da» 
Leben  des  Herzogs  Bernhard  von  Sachsen- 
Weimar-Eisenach  (Gotha  1865-66,  2  Bde.); 

I  A.  1889,  8.  135  ] 


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Südlingen  —  Saokville-Deukmütue. 


295 


Säckingen  (St.  im  Groesherzogt.  Baden, 
3983  E.).  Hier  beateht  unter  der  Loge 
Zur  edeln  Aussicht  in  Freiburg  i.  B.  ein 
maurerisches  Kränzchen  Zur  lichten 
Pforte  d  es  Schwarzwalds,  gest.  18C9 
in  Waldshut,  erneuert  1.  Dez.  1872  in  S. 
Mitgliederzahl  (1899):  4. 

Sackreuter,  Karl  Albert  Joseph,  geb. 
1821  in  Frankfurt  a.  M.,  gest.  19.  Juni 
1899  in  New  York,  war  Advokat  in  Frank- 
furt a.  M.,  musste  wegen  Beteiligung  an 
den  Freiheitskämpfen  1848  flüchten,  be- 
gab sich  nach  London  und  von  da  nach 
Amerika,  wo  er  Approvisor  im  Zollhaus 
in  New  York  und  später  Zollhausmakler 
wurde.  —  S.  wurde  8.  Okt.  1844  in  der 
Loge  Sokrates  zur  Standhaftigkeit  in 
Frankfurt  a.  M.  aufgenommen  und  schloss 
sich  1848  der  Copernicus-Loge  Nr.  545  in 
Brooklyn  an,  deren  zweiter  Stuhlmeister 
er  wurde.  Er  legte  mit  den  Grundstein 
zu  dem  herrlichen  Aufblühen  dieser  echt 
deutschen  Loge,  in  der  die  deutsche 
Wissenschaft  eine  bleibende  Stätte  ge- 
funden hat.  1869—1872  bekleidete  er  das 
Amt  eines  deutschen  Distriktsgrossmeisters 
und  führte  lange  Zeit  den  schriftlichen 
Verkehr  mit  den  ausländischen  Logen,  wozu 
ihn  seine  grosse  Sprachkenntnis  befähigte. 
[Vgl.  Führer  1899,  Nr.  16.] 

SackvlIle-DenkmUnze.  Sir  CharlesSack- 
ville,  Earl  von  Middleaex,  geb.  6.  Febr. 
1711,  gest.  16.  Jan.  1769.  soll  1733  in  Flo- 
renz eine  Loge  gestiftet  nahen,  wovon  eine 
im  selben  Jahre  von  L.Natter  (s.d.)  gefertigte 
Denkmünze  Kunde  giebt.  Die  Nachricht 
ist  angezweifelt  und  die  Echtheit  der  Denk- 
münze bestritten  worden ,  letzteres  mit  Un- 
recht; denn  bereits  die  einige  Jahre  später 
erschienene  Schrift  •Gründliche  Nachricht 
von  den  Frey-Maurern  nebst  angehängter 
historischen  Schutz -Schritt!«  (Franckfurt 
am  Mayn.  1738;  2.  Ausgabe  1740)  bringt 
auf  dem  Titel  eine  Abbildung  beider  Sei- 
ten der  Münze  und  berichtet:  »Von  Flo- 
rentz  ward  nicht  weniger  gemeldet,  dass 
der  Lord  Carl  Sackville.  Hertzog  von 
Middlesex,  ein  Sohn  des  Englischen  Her- 
tzogs  von  Dorset,  allda  eine  Loge  und 
Gesellschaft  von  Frey -Maurern  gestifflet, 
und  eine  Müntze  auf  dieselbe  schlagen 
lassen.  Auf  der  ersten  Seite  stund  dessen 
Brust-Bild  auf  Romische  Art,  mit  der  Um- 
schrift!: CAROLUS  SACKVILLE,  MAGI- 
STER FLORENTINUS  (auf  der  Münze 
steht  nur  FL.).  Auf  der  andern  Seite  sähe 
man  den  Harpocratem,  oder  den  heydni- 
schen  GOtt  des  Stillschweigens,  als  eine 
nackende  Manns-Person,  welche  eine  Blu- 
me auf  dem  Haupt  hatte,  einen  Finger 
der  rechten  Hand  auf  die  Lippen  legte, 
und  in  der  lincken  Hand  ein  mit  Blumen 
und  Früchten  gefülltes  Horn  des  Über- 
flusses hielte.  Neben  demselben  waren 
auf  einer  Seite  allerhand  Werckzeuge  der 
Maurer;  auf  der  andern  aber  der  Geheim- 
niss- volle  Kasten  mit  der  Schlange«  (S. 


137;  2.  Ausgabe,  S.  186).  Diese  letz- 
tere Seite  trägt  die  Umschrift:  »*AB.  ORI- 
GINE*«  und  unten  die  Worte:  »L.  NAT- 
TER. F.  FLORENT:«  Auch  unter  dem 
Kopf  auf  der  andern  Seite  steht:  »L. 
NATTER  1788«.  Es  ist  keinerlei  Grund 
vorhanden,  dieser  Nachricht  von  einer  Loge 
zu  misstrauen;  wir  haben  vielmehr  eine 
Bestätigung  aus  Florenz,  abgedruckt  in 
der  »St.  James  Evening  Post«,  in  einem 
Briefe  vom  24.  Mai  1738,  die  lautet:  »Die 
Freimaurer- Logen,  die  während  des  Lebens 
des  Grossherzogs  hier  verboten  worden  wa- 
ren, werden  jetzt  wiedermit  aller  denkbaren 
Freiheit  abgehalten,  ohne  irgend  welche 
Furcht  vor  der  Inquisition,  die  kein  Recht 
hat,  eine  Gesellschaft  anzugreifen,  welcher 
der  neue  Herrscher  als  Mitglied  angehört« 
[vgl.  Mas.  Mag.  IV,  421].  Darnach  hatte 
es  also  vorher  schon  Logen  in  Florenz  ge- 
geben, die  freilich  nicht  von  London  aus, 
sondern  von  englischen  oder  irischen  Frei- 
maurern aus  eigner  Machtvollkommenheit 
gegründet  waren,  was  damals  oft  geschehen 
ist.   Die  Denkmünze  war  bereits  1786  in 

j  Köhlers  »Historischer  Münzbelustigung« 
(Bd.  3,  S.  129)  abgebildet,  und  Köhler  be- 
merkt dazu,  sie  sei  ihm  vor  zwei  Jahren 
(also  1734)  von  einem  Freunde  aus  Florenz 
gesandt  worden.  Von  andrer  Seite  wird 
ausserdem  bestätigt,  dass  Charles  Sackville 
wirklich  von  Anfang  Oktober  1782  bis  in 
den  Juni  1733  in  Florenz  gewesen  ist, 
nämlich  in  einem  erst  1820  gedruckten 
Briefwechsel  seines  Reisebegleiters  Joseph 
Spence,  der  später  Professor  der  Dicht- 
kunst in  Oxford  war,  ein  Freund  des  be- 
kannten Pope.  Von  Florenz  reiste  er  nach 
England  zurück  und  von  dort  mit  seinem 
Vater  Lionel -Cranfield  Sackville,  Herzog 
von  Dorset,  nach  Dublin,  wo  der  Vater 

I  seit  1731  seinen  Wohnsitz  hatte.    Am  22. 

'  Sept.  wohnte  er  einer  Versammlung  der 
dortigen  Grossloge  bei.  Dass  er  Freimau- 
rer war,  steht  also  fest;  aber  da  er  bereits 
im  Herbst  1780  von  Oxford  aus  seine  Reise 
antrat,  damals  also  erst  19  W,  Jahre  zählte, 
und  da  in  Irland  21,  in  England  sogar 
25  Jahre  für  die  Aufnahme  vorgeschrieben 
waren,  so  ist  er  sicher  abgereist,  ohne  Frei- 
maurer zu  sein,  und  wahrscheinlich  erst  in 
Florenz,  wo  es  nach  anderweitigen  Nach- 
richten schon  vor  seiner  Anwesenheit  eine 
Loge  gegeben  hat,  als  Freimaurer  aufge- 
nommen. Er  hat  also  keinesfalls  die  Loge 
gegründet,  der  er  angehörte,  sondern  ist 
erst  nach  seiner  Aufnahme  zum  Meister 
gewählt  worden,  was  bei  adligen  Herrn 
damals  oft  sehr  schnell  geschah.*)  Die 
Denkmünze  nennt  ihn  ja  auch  nur  »Ma- 


*)  Die««  Nachrichten  sind  den  Aushängebogen  des 
8.  Heflei  der  AQC.  Bd.  XIII  entnommen,  wo  Crawlejr 
in  den  „Note«  on  Iriah  Freemaaonry ,  Nr.  V  über 
diesen  Gegenstand  handelt.  In  einem  „Addendum" 
bespricht  Späth  die  Denkmünse  und  bringt  den  Nach- 
weis über  Köhler. 


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296 


Sadler  —  Sager. 


gister  Florentinua«.  Dass  Sackville  im  j 
Auftrag  seines  Vaters,  der  als  Freimaurer 
gar  nicht  bekannt  ist,  Akten  nach  Florenz 
geflüchtet,  sie  dort  Natter  gegeben,  das« 
dieser  sie  nach  Schweden  oder  Petersburg 
gebracht  habe,  ist  eine  spatere  Sage,  die 
keinen  Glauben  verdient.  Besondere  frei- 
maurerische Geheimnisse  waren  auch  da- 
mals in  England  wohl  nicht  vorhanden. 
Der  Bruder  von  Charles  Sackville,  Lord 
George  Sackville,  war  1751 — 53  Grossmei- 
ster von  Irland.  [In  HMW,  I,  Vorrede] 
Sadler,  Henry,  geb.  19.  Okt.  1840  in 
Essex,  ging  mit  15  Jahren  zur  See,  war 
von  1863—65  Geschäftsreisender  in  London 
und  trat  1865  in  den  Dienst  der  Grossloge  als 
Gehilfe  des  Grand  Tyler  bei  der  Aufsicht 
Ober  die  neuen  Bauten;  seit  1879  ist  er 
Grand  Tyler,  seit  1887  zugleich  Unter- 
bibliothekar; er  wohnt  in  Freemasons  Hall 
und  ist  auch  eine  Art  Kastellan  der  Gross- 
loge. Freimaurer  wurde  er  1862  in  der 
Lodge  of  Justice  in  London  und  war  1872 
deren  Meister,  1886  Mitstifter  und  erster 
Meister  der  Walsingham-Loge  Nr.  2148  in 
Wilmington.  1869  erhielt  er  im  Royal 
York-Kapitel  den  Royal  Arch-Grad,  trat 
1872  zum  Temperance-Kapitel  in  London 
über  und  war  1880  —81  dessen  Zerubabel; 
ausserdem  ist  er  Grand  Janitor  im  Gross- 
kapitel seit  1879.  Seit  1892  ist  er  Mit- 
glied einer  Markmeisterloge  und  war  1895 
bis  1896  deren  leitender  Meister;  1897—98  1 
war  er  Grand  Inner  Guard  bei  der  Groaa- 
loge  der  Markmeistermaurer.  Nachdem 
er  schon  viele  kleinere  und  grössere  Auf- 
sätze im  »Freemason«  veröffentlicht  hatte, 
gab  er  sein  erstes  Werk  heraus  unter  dem 
Titel  »Masonic  Facta  and  Fictions,  com- 
prising  a  new  Theory  of  the  Origin  of  ' 
the  ,Ancient'  Grand  Lodge.  Founded  on 
Official  Records  and  recently  discovered 
Documenta«  (London  1887).  Das  Buch 
erregte  gewaltiges  Aufsehen  und  ist  epoche- 
machend geworden  für  die  Geschichte  der 
•  Ancients«,  indem  es  die  unwiderleglichen 
Beweise  bringt,  dass  diese  keine  »Seceders« 
(Abtrünnige,  Überläufer)  waren,  sondern 
eine  ganz  selbständige  Vereinigung  von 
ursprünglich  irischen  Maurern  (vgl.  Ahiman 
Rezon,  Ancient  Maaons,  Dermott).  An- 
fangs fand  S.  vielen  Widerspruch ;  aber  heute 
wird  seine  »neue  Theorie«  von  allen  Sach- 
verständigen anerkannt.  Ein  kleineres 
Buch  »Notes  on  the  Ceremony  of  In- 
stallation« folgte  1889;  zwei  Jahre  später 
wieder  ein  bedeutendes  Werk:  »Thomas 
Dunckcrley,  his  Life,  Labours  and  Letters, 
including  some  Masonic  and  Naval  Me- 
morials of  the  18  th  Century«  (Lon- 
don 1891),  worin  eine  Masse  geschicht- 
lichen Stoffs  aufgespeichert  ist,  z.  B.  auch 
alte  Logenprotokolle,  die  bis  1731  zurück- 
reichen. Das  neuste  Werk  sind  »Masonic 
Reprints  and  Historical  Revelations,  in- 
cluding Original  Notes  and  Additions« 
(London  1898)  mit  einer  wertvollen  Ein-  | 


leitung  von  Crawley  (s.  d.  und  Irland  I). 
Das  Buch  enthält  Neudrucke  von  Swifts 
»Letter  from  the  Grand  Mistress  of  the 
Female  Freemasons«  (zuerst  gedruckt 
Dublin  1731,  die  Originalausgabe  ist  je- 
doch nicht  erhalten),  sowie  von  »A  Defence 
of  Masonry«  (London  1765),  einer  ober- 
flächlichen Schmähschrift  gegen  Dermott 
und  die  »Alten  Maurer«;  darauf  folgt  »A 
Defence  of  Laurence  Dermott  and  the 
Antients«,  bestehend  aus  einer  Wieder- 
holung von  acht  Artikeln,  mit  denen  S. 
1880  und  1889  seine  »Theorie«  gegen  An- 
griffe von  Norton  in  Boston  mit  entschei- 
dendem Erfolg  im  »Freemasons'  Chronicle* 
verteidigt  hatte.  Grosse  Verdienste  hat 
sich  S.  um  die  Archive  und  die  Bücherei 
der  Grossloge  erworben,  die  vor  seinem 
Eingreifen  ziemlich  verwahrlost  waren. 
Unzählige  wichtige  Briefe  und  Aktenstücke 
hat  er  wieder  ans  Licht  gebracht,  und  die 
Bücherei,  die  vorher  nur  aus  einigen  hun- 
dert Bänden  bestand,  zählt  jetzt  durch 
seine  andauernden  Bemühungen  mehr  als 
6000  Bände.  Eine  Sammlung  von  Münzen, 
Drucksachen  und  andern  Altertümern  ist 
von  ihm  erst  geschaffen  worden.  Er  hat 
es  auch  durchgesetzt,  dass  die  geeigneten 
Räumlichkeiten  gebaut  wurden.  S.  liefert 
nicht  nur  fortwährend  Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  Freimaurerei,  sondern  ist  auch 
unermüdlich,  andern  Forschern  die  oft  von 
ihm  erbetnen  Auskünfte  aus  den  Archiv- 
stücken der  Grossloge  in  erschöpfender 
Weise  zu  gewähren.  Er  hat  das  unbe- 
strittne  Verdienst,  die  schlummernden 
Quellenschätze  der  Grossloge  den  Forschern 
wieder  zugänglich  gemacht  zu  haben.  8eine 
Bücher  sind  wahre  Fundgruben  von  Mit- 
teilungen aus  lange  vergraben  gewesnen 
Quellen.    [Vgl.  Freemason  1900,  S.  566.] 

Sagau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schlesien, 
13 184  E.).  Hier  besteht  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln die  Loge  Victoria  vom  Fels 
zum  Meer,  gegr.  27.  Dez.  1861,  eröffnet 
2.  Febr.  1862.  Mitgliederzahl  (1900):  64. 
Vers.:  Mittwochs.  Klub:  Sonnabends. 
Ferien:  Juli  Mb  September.  Eignes  Logen- 
haus, Seminarstr.  2,  eingew.  1867,  erwei- 
tert 1892.  Milde  Stiftungen  (drei)  mit 
ca.  6000  M.  Gesamtkapital.  Ortegesetz  vom 
15.  Nov.  1893. 

Sager,  Christian  The  od.,  Postdirektor 
in  Altona,  geb.  16.  Febr.  1823  in  Lütjen- 
burg  (Holstein),  gest.  4.  Mai  1876  in  Al- 
tona, bezog  1845  die  Universität  Berlin,  um 
Rechtswissenschaft  zu  studieren,  und  ging 
1847  nach  Kiel,  wo  seine  Studien  aber 
bald  durch  den  Ausbruch  des  Kriegs  mit 
Dänemark  unterbrochen  wurden.  Am  24. 
März  1848  trat  S.  in  das  Studenten-  und 
Turnerkorps,  wurde  in  dem  Gefecht  bei 
Bau  gefangen  und  nach  Kopenhagen  ge- 
bracht, wo  er  mit  vielen  seiner  Kampf- 
genossen auf  dem  Kriegsschiff  »Dronning 
Maria«  gefangen  gehalten  wurde.  Erst 


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Sa^inaw  —  Saint-Jean. 


297 


nach  Abschluss  des  Malmöer  Waffenstill- 
stands wurde  S.  nach  Rendsburg  ausge- 
liefert, worauf  er  seine  Studien  wieder  auf- 
nahm, sich  jedoch  der  Volkswirtschaft  und 
Finanzwissenschaft  zuwandte.  Durch  un- 
glückliche Umstände  wurde  er  gezwungen, 
1850  auch  dies  Studium  aufzugeben.  S. 
trat  beim  Finanzdepartement  der  Schles- 
wig-Holsteinschen  Regierung  in  Kiel  in 
eine  bescheidne  Stellung  ein  und  siedelte 
mit  nach  Kopenhagen  Ober,  wo  er  6.  Jan. 
1854  im  Finanzministerium  definitiv  an- 

r stellt  wurde.  Am  29.  Okt.  1855  wurde 
expedierender  Sekretär  beim  Ministe- 
rium des  Innern  (Abteilung  für  Postwesen 
der  Herzogtümer)  und  29.  Mai  1859  Post- 
meister in  Altona.  Als  solcher  trat  er 
nach  Einverleibung  der  Herzogtümer  in 
den  preussischen  Staat  in  dessen  Dienst 
mit  über  und  wurde  1.  Nov.  1867  Post- 
direktor.  —  S.  wurde  in  der  Loge  Karl 
zum  Felsen  in  Altona  12.  Sept.  1860  auf- 
genommen und  erstieg  rasch  alle  Stufen 
bis  zum  neunten  Grad,  den  er  im  März 
1876  in  Berlin  erhielt.  1867  zum  ersten 
Aufseher  berufen,  wählte  man  ihn  5.  März 
1869  zum  Logenmeister,  und  auch  die 
Andreasloge  Concordia,  deren  erster  Auf- 
seher er  seit  1868  war,  übertrug  ihm  am 
20.  Okt.  1871  den  ersten  Hammer.  Beide 
Logen  leitete  er  mit  seltner  Begabung  und 
grossem  Geschick. 

Saglnaw  (St  im  nordamerikan.  Staat 
Michigan,  [1890]  46832  E.).  Hier  besteht 
unter  der  einheimischen  Grossloge  eine 
deutsche  Loge  Germania  zur  Flamme 
im  Walde  Nr.  79,  gegr.  5.  März  1854. 

Saint-Bartbllemy  (franz.- westind.  Insel, 
eine  der  kleinen  Antillen).  1797—1820 
bestand  hier  eine  Tochterloge  der  Grossen 
Landesloge  von  Schweden. 

Saint  Christopher  (St.  Kitts,  eine  der 
brit- westind.  Leewardinseln).  1789 — 68 
errichtete  hier  die  Grossloge  von  England 
vier  Logen,  ernannte  auch  1798  und  1808 
Provinzialgrossmeister  für  die  Insel,  es 
sind  aber  sämtliche  Logen  jetzt  ausser 
Thätigkeit.  Die  Grossloge  von  Schottland 
stiftete  ebenfalls  1769—1835  vier  Logen, 
von  denen  nur  noch  eine  (gest.  1835)  besteht. 
1786 — 92  war  die  Insel  der  Sitz  der  schot- 
tischen Provinzialgrossloge  für  Westindien. 
Sainte-Alousie,  «.  Santa  Lucia. 
Sainte-Crotx(dänisch-westind. Insel,  eine 
der  Jungferninseln).  Hier  wurde  von  der 
Grossloge  von  England  1756  eine  Loge 
gegründet,  die  vermutlich  1776  unter  dä- 
nische Gerichtsbarkeit  kam  und  1788  er- 
losch. 1777  ernannte  zwar  die  Grossloge 
von  England  einen  Provinzialgrossmeister 
für  die  Insel;  es  wurde  aber  keine  eng- 
lische Loge  wieder  gestiftet.  Jetzt  besteht 
hier  eine  Tochterloge  der  Grossloge  von 
Schottland  in  Christianstad,  gegr.  1877. 
Salnte-Marle  aux  mlnes,  s.  Markirch. 
Saint- Eiutache,  s.  Sankt  Eustatius. 
Saint -Germain,  Graf  v.,  berüchtigter 


Abenteurer  des  18..Tahrh.,  der  auch  als  Mar- 
quis v.  Aymar,  Marquis  v.  Betmar,  Belmare, 
Bellamarc  u.  s.  w.  auftrat  und  der  sich 
namentlich  ein  vorgebliches  hohes  Alter 
zuschrieb  und  sich  einen  Jugendgenossen 
Federico  Gualdos,  einen  Adepten  der  Gold- 
und  Rosenkreuzergesellschaft  desselben 
nannte.  Er  lebte  viel  auf  Reisen  und  be- 
wegte sich  gern  an  Höfen,  namentlich 
Frankreichs,  Italiens,  zuletzt  bei  dem  Land- 
grafen Karl  von  Hessen  (s.  d.)  in  Schles- 
wig, wo  er  zwischen  1780  und  1784,  nach 
andern  1795  starb.  Er  bahnte  mit  seinem 
Auftreten  und  Ansprüchen  Personen,  wie 
Schrepffer,  Cagliostro  (s.  diese),  den  Weg. 
Auch  in  der  Freimaurerei  behauptete  er 
die  tiefste  Weihe  zu  besitzen,  wie  er  auch 
zu  den  Kongressen  der  Franzosen  einge- 
laden war,  an  denen  Cagliostro  und  v.  Glei- 
chen teilnahmen;  es  ist  wohl  möglich,  dass 
er  für  seine  Zwecke  eine  geheime  Gesell- 
schaft errichtet  haben  mag,  die  sich  mit  Al- 
chemie  u.  dgl.  abgab.  Auf  seinen  vielen 
Reisen  kam  er  Anfang  1777  nach  Leipzig 
und  nannte  sich  Comte  de  Wethlone  oder 
Woeldonc,  Hess  aber  merken,  er  sei  eigent- 
lich ein  Prinz  Ragotzky,  und  wurde  da  dem 
Rat  du  Bosc  (s.  d.)  bekannt,  der  (in  Briefen 
an  Prinz  Friedrich  August  von  Braun- 
schweig, in  der  Wolfenbütteischen  Biblio- 
thek) zugestand,  er  verstehe  sich  auf  Fär- 
ben in  Seide  und  Wolle  (habe  in  Moskau 
I  einer  Indiennefabrik  vorgestanden),  könne 
Edelsteine  färben,  aber  nicht  Diamanten, 
auch  weder  solche,  noch  Gold  machen. 
Gegen  den  Geheimrat  von  Wurmb  (s.  d.),  der 
ihn  nach  Dresden  kommen  Hess  (wie  aus 
eben  desselben  Freimaurerbricfwechsel 
des  Herzogs  Friedrich  hervorgeht),  gestand 
er,  nicht  älter  zu  sein,  als  er  aussehe 
(zwischen  60  und  70  Jahren).  Er  erklärte, 
er  sei  Maurer,  habe  den  vierten  Grad, 
wisse  sich  aber  der  Zeichen  nicht  mehr 
zu  erinnern.  [Vgl.  über  ihn  M£moires  de 
Mad.  Duhausset  (Paris  1825).  Öttinger, 
Graf  S.  (Lpz.  1846).  Bülau,  Geheime  Ge- 
schichten, Bd.  1  (2.  Aufl.,  das.  1863).  Ersch 
und  Gruber,  I,  61,  S.  169—71.  Ragon,  Ortho- 
doxie maconnique,  S.  256.  Heselciel,  Aben- 
teuerliche Gesellen  (Brl.  1862),  Bd.  I.  In 
dem  Roman  »Tzarogy«  hat  v.  Bibra  (1865) 
und  W.Jensen  in  dem  Roman  »Die  Wun- 
der auf  Schloss  Gottorp«  (1893)  auch  das 
Treiben  S.-G.'s  geschildert.] 

Saint-Jean,  de,  Arzt,  Präsident  des  Or- 
densrats des  Grossorients  von  Frankreich, 
geb.  gegen  1809  in  Lyon,  gest.  31.  Dez. 
1882  in  Paris,  kam  früh  nach  Paris  und 
beteiligte  sich  an  der  Julirevolution  1830. 
Jung  in  den  Bund  aufgenommen,  blieb  er 
'  stets  ein  thätiger  Maurer.   Während  meh- 
rerer Jahre  war  er  Meister  vom  Stuhl  der 
Loge  St.-Picrre  des  vrais  experts  in  Paris 
!  und  bekleidete  diese  Stelle  mit  grosser 
.  Auszeichnung.    Als  Mitglied  des  Gross- 
i  Orients  nahm  er  lange  Zeit  den  Sitz  eines 
I  Präsidenten  des  Ordensrats  ein.  Dabei 


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298  Saint  Kitt« 

fiel  ihm  die  ganze  Last  der  Verwaltung 
zu,  da  sich  die  Grossmeister  nur  bei  fest- 
lichen Anlassen  bethätigten.  Nach  Ab- 
schaffung der  Grossmeisterwürde  und  Über- 
tragung ihrer  Geschäfte  an  den  Ordens- 
rat (1871)  wurde  er  von  1872  bis  zu  seinem 
Tode  jedes  Jahr  zu  dessen  Vorsitzenden 
berufen.  Er  besass  eine  ausgebreitete 
Kenntnis  der  Freimaurerei. 

Saint  Kitts,  s.  Saint  Christopher. 

Saint  Louis  (St.  im  nordaraerikanischen 
Staate  Missouri,  [1896]  600000  E  ).  Hier 
besteht  unter  der  einheimischen  Gross- 
loge eine  deutsche  Loge  Erwin  Nr.  121, 
gegr.  26.  April  1850;  Vers.:  2.  und  4.  Frei- 
tag. Nies  Hall,  Franklin  Ave.  Früher  be- 
standen noch  folgende  deutsche  Logen: 

1)  Meridian  Nr.  2  (seit  1861  deutsch); 

2)  St.  Louis  Nr.  20;  8)  Naphthali 
Nr.  25;  4)  Corner  Stone  Nr.  323; 
5)  Ilaska  Nr.  420.  Ausserdem  gab  es 
einen  maurerischen  Verein  Bruderschaft 
der  königlichen  Kunst  und  eine  Mau- 
rerische historische  Gesellschaft, 
gest.  7.  Febr.  1874. 

Saint  Lact«,  s.  Santa  Lucia, 

Saint  Martin  (eine  der  kleinen  Antillen, 
teils  franz.,  teils  holl.).  1800  stiftete  die 
Grossloge  der  Niederlande  hier  zwei  Logen, 
die  längst  wieder  eingegangen  sind. 

Saint- Martin,  1)  Louis  de,  geb.  10.  Jan. 
1758  in  Paris,  gest.  13.  Juni  1819  in  Lüt- 
tich, erwählte  den  geistlichen  Stand,  wurde 
1781  Conseiller  cleve  am  Chatelet  de 
Paris  und  am  25.  Aug.  1784  beauftragt, 
in  der  Akademie  die  Lobrede  auf  den 
heiligen  Ludwig  zu  halten.  Später  nahm 
er  die  Grundsätze  der  Revolution  an  und 
wurde  Rat  des  Obersten  Gerichtshofs  in 
Lüttich.  —  Er  war  eifriger  Freimaurer  und 
vermachte  seiner  Loge  La  parfaite  intelli- 
gence  800  Fr.  zur  Verteilung  an  Arme  und 
500  Fr.  zur  Verschönerung  des  Logen- 
anal os.  Er  verlangte  auch,  dass  sein 
Körper  im  Garten  der  Loge  begraben 
werden  solle,  weshalb  der  Klerus  die  Be- 
teiligung am  Begräbnis  verweigerte.  [Vgl. 
Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  S.  78.1 

2)  Louis  Claude  Marquis  de,  s. 
Martin. 

Salnt-Nicaise,  der  Titel  eines  bekannten 
maurerischen  Buchs,  vollständig:  »Saint- 
Nicaise  oder  eine  Sammlung  merkwürdiger 
maurerischer  Briefe,  für  Freymäurer  und 
die  es  nicht  sind  Aus  dem  Französischen« 
(1785;  2.  Aufl.,  Frkf.  a.  M.  1786),  ein 
maurerischer  Roman,  dessen  Verfasser 
Starck  (s.  d.)  ist,  als  welcher  er  sich  in 
einem  von  ihm  verschenkten  Exemplar 
eigenhändig  bezeichnet  hat.  Weil  darin 
die  strikte  Observanz,  v.  Hund  (s.  d.) 
und  Schubart  (s.  d )  geschmäht  wurden, 
schrieb  Kessler  v. Sprengseysen  (s.d.)  »Anti- 
Saint-Nicaise.  Ein  Turnier  des  XVIII. 
Jahrh.,  gehalten  von  zwey  T.  H.,  als  etwas 
für  Freymaurer  und  die  es  nicht  sind«  (Lpz. 


—  SaUseh. 

1786);  »Archidemides  oder  des  Anti-Saint- 
Nicaise  zweyter  Theil«  (Lpz.  1786);  »Scala 
algebraica  oeconomica  oder  des  Anti- 
Saint-Nicaise  dritter  und  letzter  Theil« 
(Lpz.  1787),  um  seine  Freunde  zu  vertei- 
digen. Diese  Schriften  sind  geschichtlich 
wichtig,  denn  sie  enthalten  v.  Hunds  Le- 
benslauf und  Charakter,  die  wichtigsten 
Briefe  über  den  Zutritt  der  Kleriker  zum 
v.  Hundseben  Tempelherrensystem,  den 
Ökonomischen  Plan  der  strikten  Observanz 
von  1766  und  den  von  Starck  eingesandten 
klerikalen  Plan.  [Vgl  Taute,  Maurerische 
Bücherkunde  (Lpz.  1886),  zu  Nr.  836.] 

Saint  Thomas,  s.  Sankt  Thomas  und 
Bäo  Thome. 

Saint  Vincent  (brit.-westind.  Insel,  eine 
der  kleinen  Antillen).  1806  stiftete  hier 
die  Grossloge  von  Irland,  1821,  1845  und 
1*96  die  Grossloge  von  England  Logen, 
von  denen  nur  noch  die  von  1896  thätig  ist. 

Salfl,  Francesco,  ital.  Schriftsteller, 
geb.  24.  Jan.  1759  in  Cosenza  in  Kala- 
brien,  gest.  5.  Sept.  1882  in  Passy  bei 
Paris,  bekleidete  in  Neapel  und  Mailand 
verschiedne  Amter,  wurde  1800  Professor 
der  Philosophie  und  Geschichte  an  der 
Brera  und  musste  1814  nach  Paris  fliehen. 
Er  schrieb  eine  grosse  Anzahl  wissenschaft- 
licher, namentlich  litterar- historischer 
Werke.  Von  ihm  erschien  «Deila  utilta 
della  Franca-Massoneria  sotto  il  rapporto 
filantropico  e  morale,  discorso  di  F.  Salfl, 
Coronato  della  R.  L.  Napoleone  al  O.  di 
Livorno«  (Milano  1811). 

Salis,  Johann  Gaudenz  Freih.  v. 
S.-Seewis,  Dichter,  geb.  26.  Dez.  1762 
zu  Seewis  in  Graubünden,  gest.  29.  Jan. 
1834  in  Malans,  trat  1779  in  Paris  in 
das  Schwei zerregiment,  verliess  aber  1792 
den  Dienst  und  kehrte  in  die  Heimat 
zurück.  Schon  von  Paris  aus  hatte  er 
mit  den  führenden  Geistern  Deutschlands, 
das  er  als  seine  wahre  geistige  Heimat 
ansah,  litterarische  Verbindungen  ange- 
knüpft. Er  ist  bekannt  als  gemütreicher, 
die  Natur  und  das  Naturleben  feiernder 
Dichter.  —  Als  Freimaurer  machte  er  sich 
um  die  Gründung  der  Loge  Concordia 
cum  libertate  (Freiheit  und  Eintracht)  in 
Chur  17.  Aug  1819  besonders  verdient;  er 
übernahm  in  ihr,  nachdem  er  das  Amt 
des  Meisters  vom  Stuhl  abgelehnt  hatte, 
das  Amt  des  ersten  Aufsehers  und  blieb 
ihr  eifriges  Mitglied  bis  an  seinen  Tod. 

Saliseh,  Karl  Heinrich  Julius  Graf 
v.,  aus  Dobrisehau  in  Schlesien,  geb. 
8.  Jan.  1769,  gest.  als  gothascher  Ober- 
hofmarschall  12.  Juni  1838  in  Karls- 
bad. Er  wurde  18.  Jan.  1788  als  Stu- 
dent in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in 
Halle  aufgenommen;  der  Gothaer  Loge 
Zum  Kompass  trat  er  81.  Mai  1791  bei. 
Auf  seine  Veranlassung  traten  14  ehe- 
malige Mitglieder  der  Loge  Zum  Kom- 
pass 10.  Jan.  1806  zusammen  und  be- 
schlossen die  Wiedergründung  einer  Loge 


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Salm-HooffBtraetea  —  Salomo. 


299 


in  Gotha  unter  dem  Namen  Ernst  zum 
Compass;  Graf  von  S.  war  bis  zu  seinem 
Tode  erster  Meister  vom  Stuhl  dieser  Loge. 
Sein  ÖOjähriges  Maurerjubiläum  wurde  auf 
seinen  Wunsch  mit  dem  Stiftungsfest  der 
Loge  am  30.  Januar  1838  verbunden.  Die 
Festloge  wurde  unter  Zustimmung  der 
Grossloge  geleitet  durch  den  dazu  einge- 
ladnen  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zu 
den  drei  Degen  in  Halle,  Germar  (s.d.).  [Vgl. 
Eckstein,  Geschichte  der  Freimaurerloge 
im  Orient  von  Halle,  S.  180;  Beck,  Ernst  II., 
Herzog  von  Sachsen -Gotha  und  Alten- 
burg (Gotha  1854),  S.  139;  Rcichard,  Ver- 
such einer  Geschichte  der  Loge  Ernst  zum 
Kompass  u.  s.  w.  in  Gotha  (1824)  S.  30,  39; 
Allg.  deutsche  Biographie,  Bd.  30,  S.  251 ; 
Demuth,  Geschichte  der  Loge  Ernst  zum 
Kompass  in  Gotha  u.  s.  w.  (Gotha  1882),  S. 
37  und  Anlagen  III,  VI,  XX,  XXI; 
H.  A.  O.  Reichard  (1751-1828),  seine 
Selbstbiographie,  herausgegeben  von  Uhde 
(Stuttg.  1877),  S.  865-866.] 

Salm-Uoogstraeten,  Hermann  Graf  v., 
geb.  13.  Juni  1821.  wurde  am  19.  Okt.  1852 
aufgenommen ,  eröffnete  1857  die  Loge 
Friedrich  Wilhelm  zum  eisernen  Kreuz  in 
Bonn  wieder  mit,  wurde  deren  erster  Logen- 
meister und  ist  noch  gegenwärtig  ihr  1.  ab- 
geordneter Logenmeister.  1865  rief  er  die 
König  Wilhelm-Stiftung  (s.  d.)  ins  Leben. 

Salm-Reifferscheid,  1)  Franz  Wenzel 
Graf  v.,  Kämmerer  und  Konsesaualrat  in 
Prag,  geb.  5.  März  1746  in  Prag.  Am  4.  Jan. 
1775  in  der  Prager  Loge  Zu  den  drei  ge- 
krönten Sternen  aufgenommen,  war  er 
1778—79  ihr  Meister  vom  Stuhl,  nachdem 
er  22.  Febr.  1778  den  Rittergrad  erlangt 
hatte.  1782  wurde  er  zum  zugeordneten 
Grossmeister  der  Provinzialloge  von  Böh- 
men gewählt,  trat  1784  in  die  Loge 
Wahrheit  und  Einigkeit  in  Prag  und  schloss 
sich  1787  der  Loge  Zu  den  neun  Sternen 
das.  an,  deren  Hammer  er  1791  fährte. 

2)  Karl  Anton  Graf  v.,  seit  1804  Fürst 
Kämmerer  und  Gubernialrat  in  Brünn, 
geb.  3.  April  1750,  gest.  16.  Juni  1838. 
Wahrscheinlich  in  Wien  1776  aufgenom- 
men, war  er  1779  Mitglied  der  Grosskom- 
turei  St.  Pölten  (Wien),  trat  1782  der  Loge 
Zur  gekrönten  Hoffnung  bei,  war  Vertreter 
der  Wiener  Logen  auf  dem  Konvent  zu 
Wilhelmsbad  und  schloss  sich  1784  der 
Brünner  Loge  Zur  Sonne  an,  deren  Hammer 
er  1784 — 85  fährte.  Er  deckte  dann,  um 
sich  ranz  seinem  in  Brünn  1784  errich- 
teten Rosenkreuzerzirkel  widmen  zu  können. 

3)  Karl  Anton  Joseph  Graf  v.,  Oheim 
des  Vorigen,  geb.  1697,  gest.  13.  Juli  1755, 
war  k.  k.  Wirklicher  Geheimer  Rat  und 
wurde  26.  Okt.  1742  in  der  Wiener  Loge 
Zu  den  drei  Kanonen  zum  Freimaurer  auf- 
genommen. [Vgl.  Abaß,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Österreich-Ungarn,  I,  S. 
85J 

Salomo,  Sohn  Davids  und  der  Bathseba; 
sein  Name  bezeichnet  den  kurzen  Höhe- 


punkt des  gesamt  -  israelitischen  Reichs. 
Nachdem  er  seinen  Thron  durch  die  Tötung 
seines  Bruders  Adonai  und  des  gefähr- 
lichen Joab  gesichert  hatte,  ging  er  an 
die  ihm  von  David  hinterlassnen  Auf- 
gaben, nämlich  Sicherung  des  Besitzes 
nach  aussen  hin  und  Organisation  im 
Innern  des  Reichs.  Seine  Grenzen  schützte 
er  durch  Verträge,  die  er  mit  den  benach- 
barten Fürsten  schloss;  besonders  pflegte 
er  die  Freundschaft  mit  Hiram,  dem 
König  von  Tyrus.  Wichtiger  sind  seine 
Reformen  im  Innern  des  Reichs.  Um  die 
Zerrissenheit  des  Volks  zu  beseitigen 
und  ein  Nationalheiligtum  zu  schallen, 
baute  er  den  Tempel,  der  innerhalb 
sieben  Jahren  vollendet  wurde.  An  diesen 
Bau  schlössen  sich  andre  Prachtbauten, 
wie  das  Zeughaus,  der  Palast  der  Königin, 
Gerichts-  und  Säulenhallen.  Durch  diese 
Bauthätigkeit  wurden  Handel  und  Ge- 
werbe mächtig  befördert  und  der  Volks- 
wohlstand vermehrt.  Während  der  langen 
Friedensjahre  fand  auch  Kunst  und  Wis- 
senschaft bei  den  Israeliten  Eingang.  Ihm 
selbst  wurden  3000  Sprüche  und  1005  Lie- 
der zugeschrieben.  Und  wenn  auch  manche 
ihm  fälschlich  beigelegt  wurden,  so  ist 
dieser  Umstand  doch  ein  Beweis  dafür, 
wie  sehr  sein  Name  bei  dem  Volk  in 
Ansehen  stand.  Denn  spätere  Genera- 
tionen sahen  in  seiner  Regierung  die 
Blütezeit  des  Reichs.  In  der  Erinnerung 
seines  Volks  lebte  er  als  Friedensfürst, 
als  letzter  König  des  ganzen  Reichs  und 
als  Stifter  des  Tempels,  dessen  Herrlich- 
keit begeistert  gepriesen  wurde.  Doch 
dass  diese  Blütezeit  von  so  kurzer  Dauer 
war  und  schon  nach  seinem  Tode  für 
immer  verschwand,  daran  hat  seine  Regie- 
rung die  Hauptschuld,  mag  auch  der  un- 
mittelbare Abfall  der  10  Stämme  in  dem 
unklugen  Benehmen  des  Rehabeam  seinen 
augenblicklichen  Grund  gehabt  haben. 
Über  die  Schattenseiten  seiner  Regierung 
giebt  uns  die  Bibel  Andeutungen.  Es 
war  vor  allem  der  Frohndienst,  der  den 
Unwillen  der  Bevölkerung  hervorrief.  Nach 
1.  König  5,  13—15  mussten  80000  Israe- 
liten, über  die  3300  Aufseher  gesetzt  waren, 
Frohndienst  leisten.  Dazu  mussten  wegen 
der  immer  üppiger  werdenden  Hofhaltung, 
wegen  der  Vermehrung  des  Heeres  und 
der  vielen  Bauten  grosse  Geschenke 
gegeben  werden,  die  sich  aber  durch  den 
Zusatz  »jährlich«  (1.  König  10,  25)  als 
Steuern  charakterisierten.  Am  meisten 
wurde  der  Volksunwille  dadurch  erregt, 
dass  S.  immer  mehr  die  Sitten  orien- 
talischer Fürsten  annahm,  sich  einen  zahl- 
reichen Harem  gründete  und.  weil  seine 
ausländischen  Weiber  fremden  Kulten 
huldigten,  er  auch  die  Verehrung  heid- 
nischer Gottheiten  zuliess.  Man  wird  in 
dem  Urteil  nicht  fehl  gehen,  wenn  man 
ihn  als  prachtliebenden  Fürsten,  Bau- 
meister  und  Dichter  bezeichnet,  dem  es 


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300 


Salomon  —  Salomos  Siegelring. 


in  der  letzten  Hälfte  Beiner  Regierung  an 
der  nötigen  Thatkraft  fehlte,  so  dass  sofort 
nach  seinem  Tode  die  Spaltung  zwischen 
Juda  und  Ephraim  wieder  hervorbrach.  — 
Da  dem  König  S.  ausser  der  in  der 
Bibel  erwähnten  Schriften  viele  apokry- 
phische  Schriften  zugeschrieben  werden, 
namentlich  die  sogenannte  Clavicula,  eine 
Geisterbeschwörung,  so  bildete  sich  um 
ihn  ein  grosser  Sagenkreis,  in  dem  er 
als  Beherrscher  der  Dämonen  erschien. 
Daher  spielte  er  bei  den  Geistersehern 
und  Alchemisten  eine  grosse  Rolle.  Auch 
in  der  geschichtlichen  Sage  der  Freimau- 
rerei ist  S.  als  der  Erbauer  des  grossen  Tem- 
pels eine  Hauptperson,  der  sogar  als  Gross- 
meister (nach  der  Yorker  Urkunde  —  s.  d.  — ) 
eine  würdige  Gesellschaft  der  Baukünstler 
begründete.  In  der  ersten  und  zweiten 
Ausgabe  des  Konstitutionenbuchs  von  1723 
und  1738  wird  er  erwähnt  und  als  der 
Fürst  des  Friedens  und  der  Baukunst  ver- 
herrlicht: er  sei  Grossmeister  der  Loge  zu 
Jerusalem  gewesen,  habe  viele  Logen  er- 
richtet und  sich  der  Brüderschaft  bei  der 
Ausfuhrung  seiner  Bauten  bedient.  Daher 
heisst  es  auch  in  dem  Brownschen  Kate- 
chismus auf  die  Frage,  warum  wir  dem 
König  S.  unsre  mit  Geräten  und  Klein- 
odieu  ausgestattete  Loge  widmeten,  »weil 
er  der  erste  Grossmeister  war,  der  die 
Freimaurerei  in  gehörige  Formen  brachte 
und  unter  dessen  königlichem  Schutz  viele 
unsrer  Mysterien  die  erste  öffentliche  An- 
erkennung erhielten«.  Während  er  aber 
in  den  Johannisgraden  nur  nebenbei  er- 
wähnt wird  und  in  einigen  Lehrarten 
die  Säule  der  Weisheit  darstellt,  ist 
seine  Bedeutung  für  die  Hochgrade 
hervorragender.  In  der  allegorisch-mysti- 
schen Symbolik  der  schwedischen  Lehr- 
art wird  er  Christus  gleichgestellt.  Der 
Vikarius  S.,  also  der  Stellvertreter  Christi, 
steht  an  der  Spitze  des  Ganzen  und  ist 
Bewahrer  und  Austeiler  des  dogmatischen 
und  geschichtlichen  Kenntnisschatzes. 
Einige  höhere  Grade,  die  sogenannten  un- 
ausgesprochen, die  den  Schlussstein  des 
33 gradigen  Systems  bilden,  sollen  beim 
Bau  des  Salomonischen  Tempels  entstanden 
sein.  Die  Anhänger  dieser  Grade  begrün- 
den diese  Ansicht  durch  Erzählung  eines 
Märchens,  wonach  S.  aus  besonderer  Ver- 
anlassung jene  Grade  gestiftet  habe.  (Das 
Märchen  ist  abgedruckt  in  der  vorigen 
Aufl.,  III,  8.  134.) 

Salomon,  Gotthold,  geb.  1.  Nov.  1784 
in  Sandersleben,  gest.  17.  Nov.  1862  in 
Hamburg,  widmete  sich  früh  dem  gelehrten 
Fach  und  wurde  Rabbiner.  Längere  Zeit 
war  er  als  Lehrer  an  der  Franzschulc  in 
Dessau  thätig  und  wurde  1818  Prediger 
an  dem  »Neuen  israelitischen  Tempel- 
verein in  Hamburg«,  in  welcher  Stellung 
er  bis  1857  blieb,  wo  er  sich  von  seinem 
Amte  zurückzog.  —  Er  war  Mitglied  der 
Loge  Zur   aufgehenden    Morgenröte  in 


Frankfurt  a.  M.  und  hat  u.  d.  T.:  »Stim- 
men aus  Osten«  (Hmbg.  1845)  eine  vor- 
treffliche Sammlung  Reden  und  Betrach- 
tungen maurerischen  Inhalts  herausgegeben. 
[Vgl.  Breza,  ber.  Männer,  fortges.  von 
Auerbach  (Stuttg.  1838),  S.  36,  sowie  die 
1863  zu  Leipzig  erschienene  Selbstbiogra- 
phie.] 

Salomos  Haus.  Der  gelehrte  Kanzler 
Bacon  von  Verulam  (s.  d.)  behauptete:  »die 
Wissenschaften  müasten  unter  allen  den- 
kenden Menschen  verbreitet  werden,  damit 
sie  nicht  in  ein  leeres  Gewäsch  aus- 
arteten*. Neben  seinen  andern  Schriften 
suchte  er  diese  Ideen  vorzüglich  durch 
seinen  Roman:  »Nova  Atlantis«  zu  bewerk- 
stelligen [vgl.  Baoon,  A.  J.  I,  286;  II,  581 
bis  605,  L.  XXHI,  16],  ins  Publikum  zu 
bringen.  In  diesem  Roman  dichtet  er, 
dass  ein  Schiff  an  einer  unbekannten  Insel, 
die  er  Bensalem  nennt,  landet,  auf  der 
ehemals  ein  König  Salomona  geherrscht 
und  eine  weitläufige  Anstalt  gestiftet  habe 
unter  dem  Namen:  »das  Salomonische 
Haus  oder  das  Kollegium  der  Werke  der 
sechs  Tage«,  d.  h.  der  Schöpfung.  Dieses 
Kollegium  sei  der  Beförderung  der  Er- 
kenntnis von  den  Ursachen  und  Eigen- 
schaften der  natürlichen  Dinge,  nebst  der 
Erweiterung  der  Grenzen  des  menschlichen 
Geistes  gewidmet  und  einer  grossen  Menge 
von  Gelehrten  eingeräumt  gewesen,  von 
denen  jeder  in  seinem  Fache  das,  was  ihm 
obgelegen,  besorgt  habe  u.  s.  w.  Dieser 
Roman  erregte  allgemeine  Aufmerkaam- 

I  keit,  und  König  Karl  I.  von  England  war 
gesonnen,  eine  solche  Gesellschaft  zu  er- 
richten, wurde  aber  durch  die  bürger- 
lichen Unruhen  verhindert.  Doch  traten 
um  1646  mehrere  Gelehrte  zu  ähnlichem 
Zweck  zu  einer  Gesellschaft  zusammen, 
aus  der  dann  einige  Jahre  später  die 
Königliche  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
in  London  entstand. 

Salomos  Siegel.  In  der  schwedischen 
Lehrart  wird  das  Siegel  Salomos  dem  auf- 
zunehmenden Lehrling  gegenüber  sinnbild- 
lich gebraucht.  »Wer  seinen  Mund  und  seine 
Zunge  bewahrt,  bewahrt  seine  Seele  vor 
Angst«,  sagt  Salomo  an  einer  Stelle  seiner 
Sprüche ,  und  sein  Siegelring  galt  als  ein 

,  Talisman  der  Weisheit  und  Zauberkraft. 

!  [Vgl.  M.  L.  1892/93,  S.  44.  BZC.  1873, 
S.  269;  1886,  S.  15.] 

Salomos  Siegelring.  Wie  Salomo  in 
den  Sagenkreis  hineingezogen  wurde,  so 
auch  alles,  was  mit  ihm  im  Zusammen- 
hang stand.  Der  Sage  nach  waren  Sa- 
lomo die  Geister,  namentlich  die  Elemen- 
targeister, unterthänig,  die  er  durch  seinen 
mystischen  Siegelring  —  Dschem  —  bän- 
digte. Auf  diesem  befand  sich  ein  Sechseck 

|  [vgl.  die  Abbildung  in  Bürmanns  Maure- 

!  rischem  Archiv,  Bd.  I,  Heft  1,  Taf.  III]. 
Dieser  sogenannte  Siegelring  ist  von  den 
Alchemisten  und  Rosenkreuzern  vielfach 

|  ausgenutzt  worden,  und  von  den  Talmu- 


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Salomos  Stuhl  oder  Thron  —  Salomos  Tempel. 


301 


diäten  wurde  sogar  behauptet,  die  Chiffer 
»ei  dem  Grundstein  des  Salomonischen 
Tempels  eingefügt  gewesen.  Herder  hat 
in  der  Adrastea,  Bd.  IV,  St.  2,  ein  Ge- 
spräch S.  8-,  S.  298-309,  gegeben,  in  dem 
er  über  die  Freimaurerei  spricht. 

Salomos  Stuhl  oder  Thron.  1)  Der 
Stuhl,  den  Salomo  von  dem  Gold,  das 
ihm  die  arabische  Königin  geschenkt  hatte, 
sich  machen  lies»  und  zu  uem  Stufen  hin- 
aufführten, auf  denen  je  sechs  Löwen 
angebracht  waren.  Dieser  Thron  ist  in 
mohammedanischen  Sagen  noch  weiter 
verherrlicht;  denn  die  zwölf  Löwen  brüll- 
ten, sobald  sich  ein  böser  Mensch  dem 
Throne  nahte.  Ausserdem  umgaben  ihn 
goldne  Bäume  mit  singenden  Vögeln  von 
Edelsteinen,  Weinstöcke  mit  Trauben  von 
Edelsteinen  u.  s.  w.  Christlich-typologisch 
entsprachen  die  zwölf  Löwen  den  zwölf 
Aposteln,  die  zu  Salomo  (Christus)  hin- 
führen. 2)  Ein  Ort  (Jakut  Soliman) 
im  Solimangcbirge  oberhalb  Kabul  in 
Afghanistan,  bis  wohin  Salomo,  nach- 
dem er  Tadmor  oder  Palmyra  gegrün- 
det und  sein  Reich  weit  nach  Osten  aus- 
gedehnt hatte,  gedrungen  sein  und  von 
hier  aus  in  das  ferne  Indien  hinabgeblickt 
haben  soll.  31  Kommt  diese  Benennung 
als  Stuhl  des  Grossmeisters  zuerbt  im  Kon- 
stitutionenbuch von  1738  bei  der  Grossen 
Loge  von  Irland  vor  (S.  224,  228,  280, 
257,  259,  272  u.  s.  w.).  Das  Clermontsche 
System  und  dessen  Nachfolger  wundelten 
nachher  den  Stuhl  in  einen  völligen  Thron- 
sitz um. 

Salomos  Tempel.  1)  Maurerische 
Sage.  S.  T.  wird  in  Andersons  Kon- 
stitutionenbuch, insbesondere  in  der  von 
dem  englischen  Gelehrten  Noorthouck  be- 
sorgten 5.  Aufl.  (1784)  als  der  Ausgangs- 
punkt der  Freimaurerei  angesehen.  Der 
freimaurerischen  Sage  zufolge  teilte 
König  Salomo  alle  an  dem  mächtigen 
Werk  arbeitenden  Aufseher  und  Gesellen, 
deren  Zahl  113000  betrug,  nach  ihrem  Ge- 
schick und  nach  der  Art  ihrer  Arbeit  in 
verschiedne  Klassen  und  vereinigte  sie 
in  besondere  Logen,  durch  die  «ein  fester 
Grund  zur  vollkommenen  Übereinstimmung 
in  der  Brüderschaft  gelegt  wurde.  Die 
Loge  war  stark  verkittet  durch  Liebe  und 
Freundschaft;  jeder  Bruder  erhielt  gehörige 
Anweisung  zur  Geheimhaltung  und  Klug- 
heit, zu  sittlichem  Betragen  und  guter 
Kameradschaft.«  Die  einzelnen  Logen 
wurden  von  einem  Meister  und  von  Auf- 
sehern geleitet.  Salomo  selbst  war  der 
Grossmeister  aller  Logen.  Er  bestellte  Hi- 
ram  Abif  »zum  zugeordneten  Grossmeister, 
um  in  seiner  Abwesenheit  den  Stuhl  ein- 
zunehmen, in  seiner  Gegenwart  aber  zu 
vertreten  die  Stelle  des  ältern  Grossvor- 
stehers, des  Werkmeisters  und  obersten 
Aufsehers  aller  Künstler.«  Allerdings  ent- 
behrt diese  Erzählung  jeglicher  geschicht- 
lichen Grundlage;  jedoch  ist  S.  T.  zu  allen 


Zeiten  innerhalb,  wie  ausserhalb  des  Frei- 
maurerbundes Gegenstand  der  Vergeisti- 
gung und  Versinnbildlichung  gewesen 
und  greift  durch  seinen  Baumeister  Hiram, 
durch  seine  Säulen  Jachin  und  Boas  u.  a. 
i  so  tief  in  die  maurerische  Symbolik  ein, 
dass  seine  Einrichtung,  Symbolik  und  Ge- 
|  schichte  auch  hier  behandelt  werden  muss. 
2)  Einrichtung.  Der  Tempel  war  die 
vergrösserte  und  in  Stein  aufgeführte 
Stiftshütte.  Er  bildete  ein  längliches  Vier- 
eck, dessen  schmälere  Seiten  nach  Osten, 
wo  sich  der  Haupteingang  befand,  und 
nach  Westen  gerichtet  waren,  während  die 
I  längern  nach  Nord  und  Süd  lagen.  Den 
Haupteingang  dieses  Tempelhauses,  zu  dem 
man  auf  einer  zehn  Stufen  hohen  Treppe 
i  (a)  gelangte,  bildete  ein  Portal  von  14  Ellen 
:  Weite  (b),  in  dem  zu  beiden  Seiten  zwei 
I  aus  Erz  gegossne  Säulen  (c  und  c,  Jachin 
und  Boas)  standen.  (Die  jüdische  Elle 
betrug  48,8  cm.)  Dieses  Portal  führte  zu- 
nächst in  eine  Vorhalle  (A),  die  eine  Tiefe 
von  10  Ellen  und  eine  Breite  von  20  Ellen 
und  wie  das  Hauptgebäude  eine  Höhe  von 
80  Ellen  hatte.  Die  Stärke  ihrer  Mauern 
(d  und  e)  war  ungleich  und  wurde  durch 
Fenster,  die  mit  denen  des  Tempels  in 
einer  Linie  standen,  durchbrochen.  Aus 
der  Halle  gelangte  man  durch  die  Um- 
gebungsmauer  des  Hauptgebäudes  (h)  ver- 
mittelst einer  Thür  (i)  von  10  Ellen  Weite 
in  das  Heilige  (B),  das  20  Ellen  breit, 
40  Ellen  lang  und  30  Ellen  hoch  war. 
Seine  Fenster  waren  in  der  Höhe  ange- 
bracht. In  ihm  standen  der  Schaubrot- 
tisch (1),  10  goldne  Leuchter  (m)  und  der 
Räucheraltar  (n).  Die  in  das  Allerheilig- 
ste  (C)  durch  eine  2  Ellen  starke  Scheide- 
wand (o)  führende  6  Ellen  weite  und  wahr- 
scheinlich 10  Ellen  hohe  Thür  (p)  war 
von  starkem  Ölbaumholz  und  mit  einem 
Vorhang  versehen.  Das  Allerheiligste 
(C)  bildete  einen  Kubus  von  30  Ellen  und 
hatte  keine  Fenster,  sondern  nur  Luftzüge. 
In  ihm  stand  die  Bundeslade  (r),  die 
mit  Gold  überzogne  Cherubsgestalten  be- 
deckten. Sämtliche  Wände  der  Vorhalle,  de» 
Heiligen  und  des  Allerheiligen  waren  mit 
Zedernholz  bekleidet  und  mit  basrelief- 
artigem, vergoldetem  Schnitzwerk  von 
Koloquinthen,  Blumengehäogen ,  Cherubs 
und  Palmen  geschmückt.  Der  aus  Zy- 
pressenholz gefertigte  Fussboden  war  in 
Vierecke  mit  Gold  überzogen.  Das  Heiligste 
und  das  Allerheiligste  waren  von  einem 
drei  Stockwerk  enthaltenden  Anbau  (D) 
umgeben.  Es  ging  nämlich  um  die  Mauer 
des  eigentlichen  Tempelgebäudes  (h)  an 
der  nördlichen,  westlichen  und  südlichen 
Seite  in  einer  Entfernung  von  5  Ellen 
eine  5  Ellen  starke  zweite  Mauer  (S.  S.) 
herum.  Dieser  zwischen  beiden  Mauern 
befindliche  Raum  stieg  in  erweiterten  Ver- 
hältnissen drei  Stockwerke  durch,  was 
durch  Abnahme  der  Tempelmauern  erreicht 
wurde.  Jedes  dieser  Stockwerke  war  5  Ellen 


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302 


Salomos  Tempel. 


hoch  und  enthielt  30  kleine,  untereinander 
in  Verbindung  stehende,  mit  je  einem  Fen- 
ster versehene  Gemächer  (x).  Dieser  Um- 
bau stand  durch  eine  im  Erdgeschoss  an- 
gebrachte Thür  (y)  mit  dem  Heiligen  in 
Verbindung.  Der  äussere  Zugang  zu  die- 
sem Umbau  wurde  durch  eine  Treppe  {£) 


vermittelt,  die  sich  in  der  Mitte  der  süd- 
lichen Seite  (Z)  befand.  Eine  in  der  äussern 
Mauer  angebrachte  Wendeltreppe  (o)  führte 
aus  einem  Stockwerk  tum  andern  empor. 
Die  äussere  Höhe  des  Anbaus  mochte 
im  ganzen  wohl  18  Ellen  betragen,  so  dass 
das  eigentliche  (mittlere)  Tempelhaus  dar- 


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über  noch  14  Ellen  emporragte.  An 
diesem  obern  freien  Raum  der  Tempel- 
mauern (E)  waren  die  viereckigen,  mehr 
hohen  als  breiten  überdeckten  Fenster 
des  Tempels  angebracht.  Das  ganze  Tem- 
pelgebäude stand  auf  einer  6  Ellen  hohen, 
allenthalben  5  Ellen  vorspringenden  Unter- 
lage (f  f).  Die  äussere  Lange  des  Gebäudes 
betrug  mit  Ausschluss  der  Unterlage  und 
der  Eingangstreppe  gerade  100  Ellen,  die  ] 


äussere  Breite  52  Ellen,  die  äussere  Höhe 
34  Ellen  und  demnach  die  Höhe  mit  der 
Unterlage  40  Ellen.  Der  Tempel  hatte 
zwei  Vorhöfe,  einen  innern  (seiner  erhöh- 
ten Lage  nach  obern),  der  vor  dem  öst- 
lichen Eingang  des  Tempelhauses  lag 
und  in  dem  der  Brandopferaltar,  sowie  das 
sogenannte  eherne  Meer  nebst  den  zu 
diesem  Gefäss  gehörenden  Wasserbecken 
standen,  und  einen  äussern  Vorhof,  in 


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Salomos 

dem  sich  viele  zum  Teil  mehrstöckige  Ge- 
bäude mit  Vorratskammern  aller  Art, 
Wohnungen  für  Tempeldiener,  Wirtschaf- 
ten u.  dergl.  befanden.  8)  Symbolik. 
Im  17.  Jahrhundert  wurde  der  geistige 
Bau  der  Kirche,  als  des  Reiches  Gottes, 
unter  dem  Bild  des  S.  T.  gedacht,  und  J 
in  dieses  kleidete  Comenius  auch  seine 
Idee  einer  «allgemeinen,  rein  menschlichen, 
christlichen  Gesellschaft  aller  Menschen 
für  alles  Menschliche*,  die  wohl  mit  als 
Zweck  und  Vorbild  der  Freimaurerbrüder- 
schaft gedient  haben  mag.  Schon  damit, 
dass  das  zunächst  für  das  auserwählte  Volk 
bestimmte  Heiligtum  doch  von  einem 
heidnischen  Baumeister  (Hiram  Abif)  er- 
baut wurde,  ist  nicht  undeutlich  kundge- 
geben: Nicht  nur  Israel,  sondern  alle  1 
Völker  sind  zum  Dienst  des  einen,  wahren 
Gottes  berufen.  Wie  darum  der  S.  T.  mit 
seinem  Vorhof  für  die  Heiden  ein  Bethaus 
für  alle  Völker  war,  so  ist  im  Maurerbunde 
auch  ein  Tempel  aufgerichtet,  an  dem  die 
gesammte  Menschheit  bauen,  der  die  ganze 
Welt  umfassen  und  in  sich  aufnehmen 
soll.  Auf  die  Allgemeinheit  weist  auch 
die  kubische  Gestalt  des  Allerh eiligsten, 
das  Symbol  des  Universums,  hin;  denn 
der  Kubus  ist  »das  Symbol  des  Makro-  und 
des  Mikrokosmus,  der  grossen  Welt  und 
des  kleinen  Menschen«.  Dieser  Tempel 
vermag  aber  nur  dann  alle  Menschen  zu 
umfassen,  wenn  sie  allgemein  menschlichen 
oder  weltbürgerlichen  Sinnes  sind.  «Jedes 
Stück  des  Tempels,  es  mochte  Holz,  Stein 
oder  Metall  sein,  wurde  fertig  behauen, 
zugerichtet  und  geglättet  nach  Jerusalem 
gebracht,  so  dass  man  keine  andern  Werk- 
zeuge brauchte  oder  hörte,  als  solche, 
die  unumgänglich  nötig  waren,  um  die 
verschiednen  Teile  miteinander  zu  ver- 
binden. Jedwedes  Geräusch  von  Äxten, 
Hämmern  und  Sägen  beschränkte  sich  auf 
das  Gebirge  Libanon,  sowie  auf  die  Stein- 
brüche und  die  Ebenen  von  Zeredathah, 
damit  unter  den  Masonen  in  Sion  nichts, 
als  von  Eintracht  und  Frieden  zu  hören 
wäre.  Die  verschiednen  Abteilungen  des 
S.  T.  deuten  auf  die  drei  Grade  der  Jo- 
h an nism aurerei,  sowie  darauf  hin,  dass 
noch  nicht  jeder  Freimaurer  befähigt  ist, 
in  das  San  et  um  Sanctorum  zugelassen  zu 
werden.  Wie  die  Sonne  und  die  Ent- 
wicklung der  Menschheit,  so  hält  auch  die 
Aufeinanderfolge  von  Vorhof,  Heiligem 
und  Allerheiligem  die  Richtung  von  Ost 
nach  West  inne.  Als  Bild  der  Vollkom- 
menheit stellte  er  sich  durch  das  Niehtcin- 
greifen  der  Anbauten  in  die  Tempelmauern, 
durch  die  köstlichen  Marraorquadcrn  statt 
der  Bruchsteine,  sowie  dadurch  dar,  dass 
das  Orakel  oder  Allerheiligste  ein  voll- 
kommner  Kubus  war  und  dass  seine 
Masse  beherrscht  werden  von  der  Drei  als 
der  Zahl  Gottes  und  der  Zehn  als  der  Zahl 
der  Vollkommenheit.«  «Gleichwie  ausser- 
dem die  Gestalt  des  Vierecks  beim  Bauen 


Tempel.  303 

die  festeste  ist,  so  sollte  diese  Ausdehnung 
des  Orakels  die  Beständigkeit,  die  Dauer 
und  das  Endlose  des  Himmels  bezeichnen. 
Auch  die  zwei  riesenstarken  Erzsäulen  und 
die  zwei  Riesencherube  am  Allerheil igsten 
waren  Sinnbilder  der  Beständigkeit.«  Dass 
j  das  Allerheiligste  dunkel  war,  deutete  auf 
das  Geheimnisvolle  und  Unbegreifliche 
des  göttlichen  Wesens  hin.  Die  Palmen 
sollten  die  Schöpferherrlichkeit  innerhalb 
des  Pflanzen lebens,  wie  die  Cherube  das 
seelische  Leben  auf  seinen  höchsten  Stufen 
darstellen  und  also  Spiegel  der  göttlichen 
Herrlichkeit  sein.  Der  Überzug  aus  Gold, 
dem  Himmels-  und  Sonnenmetall,  war 
nicht  nur  asiatischer  Prunk,  sondern  sollte 
den  Tempel  zur  Himmelswohnung  auf  Er- 
l  den  machen.  Die  golduen  Blumen,  Palmen 
und  Cherubs  bezeichneten  den  Tempel 
auch  als  Haus  des  Lichts  und  Lebens, 
der  Heiligkeit  und  Herrlichkeit,  des  Frie- 
dens und  der  Seligkeit.  —  Gegen  die 
Symbolik  des  S.  T.  findet  sich  ein  Ar- 
tikel in  FZ.  1874,  8.845.  4)  Geschichte. 
König  Salomo,  der  von  1015 — 975  v.  Chr. 
regierte,  begann  den  Bau  des  Tempels  im 
4.  Jahre  seiner  Regierung  und  vollendete 
ihn  nach  7'/,  Jahren.  586  v.  Chr.  wurde 
er  durch  Nebukadnezar  zerstört.  Nachdem 
die  Juden  aus  der  babylonischen  Gefangen- 
schaft zurückgekehrt  waren,  errichtete  der 
davidische  Königserbe  und  von  Cyrus  ein- 
gesetzte Statthalter  Serubabel  586—516 
v.  Chr.  an  der  Stelle  des  S.  T.  Jehova 
eine  neue  Wohnung,  die  aber  jener  an 
Grösse  und  Pracht  nachstand.  Vor  allem 
fehlte  ihr  ausser  dem  reichen  Goldschmuck 
die  586  mit  verbrannte  Bundeslade,  deren 
Stelle  ein  Stein  vertreten  musste.  Als 
dieser  Tempel  wieder  einigerm aasen  zu 
Schmuck  und  Reichtum  gelangt  war,  plün- 
derte ihn  167  v.  Chr.  der  8yrerkönig  An- 
tiochus  Epiphanes  und  entweihte  ihn  durch 
Götzendienst.  Judas  Maccabäus  schmückte 
und  befestigte  ihn  165  v.  Chr.  von  neuem. 
68  v.  Chr.  erstürmte  Pompeius  und  37  v. 
Chr.  der  Edomiter  Herodes  der  Grosse  Je- 
rusalem, wobei  mehrere  Hallen  des  Tem- 
pels zerstört  wurden.  Derselbe  Herodes 
suchte  sich  dann  durch  einen  grossartigen 
Umbau  des  ganzen  Tempels  das  Zutrauen 
der  Juden  und  salomonischen  Ruhm  zu 
erwerben.  Der  prächtige  Marmorbau  wurde 
12  v.  Chr.  eingeweiht;  an  ihm  gearbeitet 
wurde  aber  bis  64  n.  Chr.  70  n.  Chr. 
wurde  er  bei  der  Zerstörung  Jerusalems 
durch  Titus  ein  Raub  der  Flammen.  186 
n.  Chr.  stand  auf  Moriah  ein  Tempel  des 
Jupiter  Capitolinus,  und  an  der  Stelle,  wo 
einst  Jehova  im  unnahbaren  Dunkel  des 
Allerheil  igsten  gewohnt  hatte,  glänzte  das 
eherne  Reiterstandbild  des  Kaisers  Ha- 
drian. Jetzt  steht  auf  dem  Tempelplatz 
die  grosse,  achteckige  Moschee  Omars. 
Übrigens  ist  der  Grundstein  des  S.  T.  auf- 
gefunden worden,  90  Fuss  unter  der  gegen- 
wärtigen Bodenfläche.    In  seiner  Nähe 


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804  Salomos  Vicarius 

befand  sich  ein  schöner  phönizischer  Krug. 
5)  Litteratur.  Andersons  Konstitutionen- 
buch (5.  Aufl.  v.  Noorthouck  1784).  Krause, 
Kunsturkunden,  I,  2,  S.  139,  465.  Schau- 
berg, Symbolik  der  Freimaurerei,  2.  Bd., 
S.  125. "  Mittheilungen  aus  dem  Verein 
deutscher  Freimaurer,  1868,  S.  197.  A.  1882, 
S.  3;  1883,  S.  27.  S.  L.  1884,  S.  68.  AQC.  I 
XII,  S.  135;  Xni,  S.  24.  —  Bibl.  Bücher, 
1.  Könige  5—8,  2.  Chron.  2—7.  Schnaase,  , 
Geschichte  der  bildenden  Künste  (1843),  I,  : 
264.    O.  Thenius,  Das  vorexilische  Je-  j 
rusalem  und  dessen  Tempel  (1849),  S.  25.  | 
Bahr,  Symbolik  des  mosaischen  Kultus, 
(2  Bde.,  1837,  1839;  Bd.  1  in  2.  Aufl.  1874). 
Keil,  Handbuch  der  biblischen  Archäologie 
(2.  Aufl.,  1875).   Riehm,  Handwörterbuch 
der  biblischen  Altertümer  für  gebildete 
Bibelleser  (1884).  Herzog,  Pütt  und  Hnuck, 
Rcal-Encyklopädie  für  protestantische  The- 
ologie, 15.  Bd.  (1885),  S.  279.  Friedrich, 
Tempel  und  Palast  Salomos  (1887). 

Salomos  Vicarini,  B.Vicariua  Salomonis. 

Salvador  (Republik  in  Zentralamerika). 

1882,  wo  die  Freimaurerei  schon  Fuss 
hier  gefasst  hatte,  wurden  die  Logen  ge- 
schlossen.  Aber  noch  in  demselben  Jahre 

Selang  es,  in  der  Hauptstadt  San  Salva- 
or  wieder  eine  Loge  zu  eröffnen.  Etwas 
Weiteres  ist  über  die  Verbreitung  der  Frei- 
maurerei in  S.  nicht  bekannt. 

Salzbund.  Unter  diesem  Titel  wurde 
das  Bodesche  Ritual  (in  Heft  E,  Nr.  6)  im 
Göttinger  Revolutionsalmanach  für  1802, 
S.  78 — 112  und  später  in  der  Allgemeinen 
österreichischen  Freimaurer-Zeitung  1875, 
S.  24  und  in  Schaible,  »Der  8.  Ein 
Zweig  des  Freimaurer-Ordens  in  den  thü- 
ringischen Landen  im  18.  Jahrhundert* 
(London  1882)  abgedruckt  und  dadurch 
das  Misverständnis  gezeitigt,  als  habe  ein 
solcher  S.  wirklich  bestanden  [vgl.  FZ. 

1883,  S.  4].  Das  Ritual  ist  ein  Teil  des  1 
Rituals,  das  Bode  (s.  d.)  für  den  von  ihm 
geplanten  Deutschen  Freimaurerbund  (s.d.) 
entworfen  hat.  (Vgl.  Taute,  Maurerische 
Bücherkunde  (Lpz.  1885),  Nr.  1302,  1410. 
Bh.  1881,  8.  209;  1887,  S.  152.  L.  1887, 
S.  136,  152.] 

Salzbarg  (Hauptst.  des  österr.  Kronlands 
gleichen  Namens,  [1890]  27244  E.).  1740 
wurde  hier  gegen  die  Freimaurerei  gepre- 
digt, als  deren  Stifter  man  den  berühmten 
Gelehrten  Muratori  (s.  d.)  ansah,  der  1741 
in  einer  anonymen  Schrift  »Vindiciae  ad- 
versus  Sycophantas  luvavienses«  dagegen 
auftrat.  1783  erstand  hier  die  Loge  Zur 
Für  sieht,  die  8.  Okt.  1783  ihren  Beitritt 
zum  Eklektischen  Bund  in  Frankfurt  a.  M. 
meldete,  dem  sie  noch  1789  angehörte. 
Zur  selben  Zeit  bestanden  hier  die  Logen 
Apollo  und  Wissenschaft  über  die 
keine  Nachrichten  vorliegen.  Eine  davon 
dürfte  durch  die  Illuminaten  gestiftet  wor-  ' 
den  »ein,  deren  Vertreter  in  S.  Domherr 
Graf  Wolfegg  war. 

Salzmaitn,  Christian  Gotthilf,  geb.  i 


—  Samaritaner. 

I.  Juni  1744  in  Sömmerda  bei  Erfurt,  gest. 
81.  Okt.  1811  in  Schnepfenthal  bei  Gotha, 
Professor  der  Philanthropie  in  Dessau,  Mit- 
glied  desConcordienordens,  der  aber  nichts 
enthalte,  was  der  Religion,  dem  Staat  und 
der  Freimaurerei  entgegen  sei,  Stifter  der 
Erziehungsanstalt  in  Schnepfenthal,  ward 
20.  März  1783  in  der  Loge  Zum  Rauten- 
kranz in  Gotha  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen.  [Vgl.  Beck,  Ernst  der 
Zweite,  Herzog  von  Sachsen  -  Gotha  und 

(Gotha  18  54)  an  versch.  Stellen, 
auch  S.  189,  423;  Ders.,  Gesch.  des 
goth.  Landes,  Bd.  I.,  Gesch.  der  Regen- 
ten u.  s.  w.  (Gotha  1868),  8.  423,  Bd.  HL 
Geschichte  der  Landstädte  u.  s.  w.,  Teil 

II,  8.181.  Dem  u  th ,  G  esch .  d  erLogeErnst  zum 
Gompass  in  Gotha  u.  s.  w.  (Gotha  1882), 
8.  12,  wo  irrtümlich  1812  als  Todesjahr 
angegeben  ist.  Pilz,  Glockenschläge,  Neue 
Folge,  S.  57.  Ausfeld,  Erinnerungen  an 
8. 's  Leben  (Schnepfenthal  1813,  neue  Ausg. 
Lpz.  1884).  Kreyenberg,  Gotth.  S.  (2.  Aufl. 
Frkf.  1896).  FZ.  1894,  8.  177.  L.  1885, 
S.  7;  1886,  S.  123.] 

Salzungen  (St.  im  Herzogt.  Sachsen- 
Meiningen,  4391  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Loge  in  Meiningen  ein  maurerisches 
Kränzchen,  gest.  16.  Nov.  1859,  das  im 
Winter  im  Kurhaus,  im  Sommer  im  Hotel 
Appold  a.  See  sich  versammelt.  Mitglie- 
derzahl (1900):  14. 

Salzwedel  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Sach- 
sen, 9964  E.).  1)  Früher  bestand  hier  eine 
15.  Aug.  1782  von  der  Grossen  Landesloge 
in  Berlin  gestiftete  Loge  Zur  goldnen 
Harfe,  die  schon  Ende  August  1788  ihre 
Thätigkeit  einstellte;  ebenso  wird  2)  eine 
Loge  Zum  goldnen  Arm  genannt,  die 
ebenfalls  eingegangen  ist.  3)  Die  noch  jetzt 
hier  bestehende  Loge  Johannes  zum 
Wohle  der  Menschheit  wurde  29.  Sept. 
(23.  Nov )  1801  von  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  gegr. 
und  3.  Juni  1802  eingeweiht  Sie  war  vom 
24.  Mai  1839  bis  22.  April  1846  ausser  Thä- 
tigkeit. Mitgliederzahl  (1900):  92.  Vers.: 
Dienstag  nach  dem  15.  des  Monats.  Fe- 
rien: Juli  und  August.  Eignes  Logen - 
haus,  eingeweiht  8.  Juni  1894.  Hier  besteht 
das  4.  Reichswaisenhaus  der  Reichsfecht- 
schule, wozu  die  Loge  5600  M.  unter  Vor- 
behalt einer  Freistelle  gespendet  hat. 
4)  Eine  delegierte  altschottische  Loge 
Albertine  zum  erhabenen  Muster, 
war  von  derselben  Grossloge  21.  Nov.  1804 
gestiftet,  ist  seit  29.  Mai  1839  ausser  Thä- 
tigkeit. 

Samaritaner,  ein  Orden,  der  1874  in 
Hannover  gegründet  wurde  und  aus  den 
Odd-Fellows  (s.  d.)  hervorging,  alles 
Geheimnis  verwarf  und  die  Gründung 
einer  Grossloge  des  Deutschen  Reichs 
beabsichtigte..  Er  suchte  das  Wirken  der 
Odd-Fellows  und  der  Freimaurer  zu  ver- 
binden, namentlich  in  werkthätiger  Be- 
ziehung, und  bahnte  durch  Hilfe  der  Loge 


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Samariter,  der  barmherzige  —  Sankt  Petersburg. 


305 


Archimedea  zum  ewigen  Bunde  in  Gera 
eine  Verschmelzung  mit  dem  Freimaurer- 
bunde an,  die  an  den  äussern  Förmlichkeiten 
scheiterte.  Er  ist  seitdem  längst  einge- 
gangen und  überhaupt  nur  von  kurzer 
Dauer  gewesen.  [Vgl.  Bh.  1874,  S.  153. 
FZ.  1874,  8.  197.] 

Samariter,  der  barmherzige  (The  good 
ßamaritan).  Dies  ist  ein  Nebengrad  zum 
Royal  Arch  in  Nordamerika,  der  auch  an 
Frauen  verliehen  wird.  Nach  Berichten 
ist  er  von  allen  Nebengraden  der  schönste 
und  tiefste  und  gründet  sich  auf  Lucas  10, 
30 — 35.  Ein  Samariter  ist  verbunden,  so- 
bald er  den  Grad  erhalten,  einen  Neb  en- 
menschen  oder  vielmehr  Nebensaraariter 
in  Krankheit  zu  verpflegen.  Hier  sei  noch 
bemerkt,  das»  Redslob  (s.  d.)  in  einem 
Aufsatz  in  der  Zeitschrift  der  deutschen 
morgenländischen  Gesellschaft  über  das 
alte  Tempelherrensiegel,  das  zwei  Reiter 
auf  einem  Pferde  zeigt,  angenommen 
hat,  dass  in  diesen  Reitern  auf  Lucas,  Kap. 
10,  angespielt  sei  und  die  Reiter  keine  Rit- 
ter vorstellten,  sondern  den  barmherzigen 
S.  mit  seinem  kranken  Pflegling. 

Samber,  Robert,  war  Verfasser  des 
Buchs  Long  Livers,  von  dem  besonders 
die  Vorrede  von  Interesse  ist  und  vielfach 
behandelt  wurde.  Sie  ist  abgedruckt  in 
Masonic  Magazine  1876/77,  IV,  S.  161, 
sowie  Mittheilungen  aus  dem  Verein 
deutscher  Freimaurer  1884/85,  S.  68  und 
ist  am  1.  März  1721  (oder  vielleicht  rich- 
tiger 1722)  geschrieben.  S.  schrieb  unter 
dem  Namen  »Eugenius  Philalethes  jun.«. 
[Vgl.  Bh.  1886,  S.  313.  Hughan,  Origin 
of  tbe  English  Rite  of  Freemosonry,  S. 
40.  Gould,  History  of  Freemasonry,  III, 
S.  124.] 

Sander,  Georg  Heinrich,  Advokat  in 
Hildesheim,  gest.  26.  Juni  1814,  ward  24. 
Juni  1784  in  der  Loge  Pforte  zur  Ewigkeit 
das.  aufgenommen  und  später  Logenmei- 
ster; als  welcher  er  für  die  Loge  sehr  thä- 
tig  war. 

San-Doniingo,  s.  Haiti. 

Sandwichinseltt,  s.  Hawai. 

San  Francisco  (St.  im  nordamerikan. 
Staat  Kalifornien,  [1895]  850000  E.).  Hier 
besteht  eine  in  deutscher  Sprache  arbei- 
tende Loge  Hermann  Nr.  127,  gegr.  20. 
Mai  1858.   Vers.:  Mittwochs. 

Sangerhausen  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  11418  E.).  Die  Grosse  Loge 
Royal  York  stiftete  hier  7.  März  1823 
eine  Loge  Zur  Brudertreue.  Mitglie- 
derzahl (1900):  128.  Vers.:  Freitags.  Fe- 
rien: Juli  und  August.  Mit  der  Loge  ist 
eine  Gesellschaft  »Eintracht«  verbunden, 
die  ausser  den  Logen  tagen  die  Gesellschafts- 
räume und  den  Garten  mit  benutzt. 

Sanhedrin  war  das  höchste  Obergericht 
der  alten  Juden  und  bestand  aus  dem 
Hohenpriester  und  70  Beisitzern,  die  teils 
aus  den  Priestern,  teils  aus  den  Ältesten 
der  12  Stämme  Israels  gewählt  wurden. 
Allgemeines  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


Dieses  Gericht  hatte  in  einem  eignen  zum 
Tempel  gehörigen  Gebäude  seinen  Sitz 
[vgl.  Decius,  Hebräische  Mysterien,  S.  131 
bis  140,  oder  W.  J.  1786,  Quart.  I,  S. 
43 — 52].  Mit  dem  Namen  Synedrium 
wurde  bei  den  Griechen  und  Römern  der 
Versammlungsort,  besonders  einer  beraten* 
den  Behörde  verstanden,  dann  die  Ver- 
sammlung selbst  und  dann  auch  jedes 
Kollegium,  wie  auch  das  S.  mit  diesem  Aus- 
druck bezeichnet  wurde.  In  verschied nen 
höhern  französischen  Graden,  wie  auch 
bei  den  asiatischen  Brüdern  (s.  d.),  werden 
die  Versammlungen  mit  diesem  Ausdruck 
belegt.  Ebenso  nennt  man  in  Schweden 
die  höchste  Abteilung  des  Kapitels  S.  (vgl. 
Schwedische  Lehrart). 

Sankt  Eustatius  (St.-Eustache,  dänisch- 
westind.  Insel,  eine  der  kleinen  Antillen). 
Im  18.  Jahrh.  bestanden  hier  3  englische 
(gest.  1747,  1754  und  1772)  und  4  hollän- 
dische Logen,  und  1754  und  1777  wurden 
von  den  Grosslogen  beider  Länder  Pro- 
vinzialgrossmeister  für  die  Insel  ernannt. 
1813  wurde  nochmals  eine  Loge  von  der 
englischen  Grossloge  der  Ancients  hier  er- 
richtet, aber  auch  sie  war  ohne  dauern- 
den Bestand. 

Sankt  Gallen  (Hauptstadt  des  gleich- 
namigen schweizer.  Kantons,  [1888]  27842 
E.).  I.  Hier  bestand  früher  eine  Loge 
Zur  Eintracht,  gegr.  1817,  cingew.  28. 
Sept.  1818.  Sie  gehörte  zum  schweizer, 
schottischen  Direktorium  (s.  8chweiz),  trat 
aber  1828  ausser  Thätigkeit.  —  II.  Von 
der  Zürcher  Loge  ward  30.  Sept.  1860 
eine  Loge  Concordia  zur  Tanne  gegr. 
und  19.  Mai  1861  eingeweiht.  Sie  steht 
unter  der  Grossloge  Alpina.  Die  Loge 
nahm  1868  auf  der  Grundlage  ihres  von 
Zürich  überkommnen  Rituals  (nach  dem 
rektifizierten  schottischenSystem)ein  neues, 
vereinfachtes  für  die  drei  symbolischen 
Grade  an  und  schaffte  alle  Titulaturen  (s. 
Anreden)  ab.  Der  Zusatz  «Zur  Tanne  € 
wurde  weggelassen,  als  die  Loge  das  Haus 
Zur  Tanne  verliess  und  ihr  neueB  Lokal 
im  Stadthause  bezog.  Jetzt  hat  sie  ein 
eignes  Logenhaus  am  Rosenberg.  Mitglie- 
derzahl (1900):  119.    Vers.:  Donnerstags. 

Sankt  Helena  (brit.  Insel  im  Atlanti- 
schen Ozean).  Die  erste  Loge  gründete 
hier  in  Jamestown  1764  die  Atholl-Gross- 
loge.  1798  gründete  auch  die  ältere  eng- 
lische Grossloge  hier  eine  Tochterloge, 
ernannte  auch  1801  einen  Provinzialgross- 
meister  für  die  Insel.  Beide  Logen  sind 
nur  kurze  Zeit  thätig  gewesen.  1819 — 21 
lag  hier  zur  Bewachung  Napoleons  I.  das 
20.  britische  Infanterieregiment,  bei  dem 
eine  irische  Loge  bestand;  diese  hat  sich 
aber  hier  nicht  versammelt.  Gegenwärtig 
befinden  sich  in  Jamestown  zwei  Logen 
unter  der  Grossloge  von  England,  gest. 
1843  und  1862. 

Sankt  Petersburg  (Hauptst.  des  russ. 
Reichs,   [1896]  1119000  E.).    Hier  war 

20 


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Sankt  Thomas  — 


Sarsena. 


1)  2.  März  1763  unter  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  eine 
Loge  Zur  glücklichen  Eintracht  und 

2)  15.  Okt.  1771  unter  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  eine  Loge  Apollo  gegrün- 
det worden,  die  beide  nach  der  Zeit  ein- 
gegangen sind. 

Sankt  Thomas  (dänisch -westind.  Insel, 
eine  der  Jungferninseln).  1792  wurde  von 
der  Grossloge  von  Pennsylvanien  die  Er- 
laubnis erteilt,  hier  sechs  Monate  lang 
Loge  zu  halten.  1798  stiftete  die  Gross- 
loge von  Dänemark  eine  längst  wieder  er- 
lcjschne  Loge.  1818  folgte  eine  Tochter- 
loge der  Grossloge  von  England.  1855 
und  1861  entstanden  Logen  unterm  Su- 
prdme  Conseil  von  Frankreich.  Vorüber- 
gehend bestand  hier  auch  eine  1871  er- 
richtete Tochterloge  der  Grossloge  von 
Colon.  Jetzt  arbeitet  hier  nur  die  1818 
gestiftete  englische  und  die  1855  gestiftete 
französische  Loge.    8.  auch  S&o  Thome. 

SanULucla(Sainte-Alousie,brit.-westind. 
Insel,  eine  der  Windwardinseln).  1784 
gründete  der  Grossorient  von  Frankreich 
zwei  Logen  hier,  die,  ebenso  wie  die  1845 
gestiftete  Tochterloge  der  Grossloge  von 
England,  ohne  langen  Bestand  waren. 
Eine  neue  Loge  hat  die  englische  Gross- 
loge 1899  gegründet. 

Santiago  (Hauptst.  der  Republik  Chile, 
[1895]  250000  E.).  Hier  besteht  eine 
deutsche  Loge  Drei  Ringe  unter  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg,  gegr.  23. 
Sept.  1898,  eingew.  8.  Aug.  1894. 

Santo  Domingo,  s.  Haiti. 

Sho  Paolo  (Hauptst.  des  gleichnamigen 
brasilischen  Staats,  [1892]  100000  E.).  Hier 
hat  die  Grosse  National -Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  eine  Loge  Pro- 
metheus 19.  Dez.  1899  errichtet  und  am 
5.  Mai  1900  eingeweiht.  [Vgl.  Bbl.  1900, 
8.  354.] 

Säo  Thomä  (Sankt  Thomas,  portugies. 
Insel  an  der  Westküste  Afrikas).  1876 
bestand  in  der  gleichnamigen  Hauptstadt 
eine  Tochterloge  des  Grande  Oriente  Lusi- 
tano  Unido,  die  aber  schon  1877  ihre 
Thätigkeit  einstellte. 

Saraüin,  Felix,  Grossmeister  des  rek- 
tifizierten schottischen  Direktoriums  der 
Schweiz,  ein  durch  Gemeinsinn  und  Wohl- 
thätigkeit  ausgezeichneter  Bürger  seiner 
Vaterstadt,  geb.  9.  März  1771  in  Basel  als 
Sohn  des  geistig  angeregten  Basler  Band- 
fabrikanten Karl  S.,  gest.  19.  Dez.  1839 
das.,  Hess  sich  in  der  Militärloge  in 
Hüningen  1809  in  den  Freimaurerbund 
aufnehmen  und  nahm  eifrig  Teil  an  der 
Gründung  der  Basler  Loge,  deren  vortreff- 
licher Meister  er  von  1812 — 22  war:  eben- 
so stand  er  dem  Innern  Orden  als  Prä- 
fekt  vor.  Am  1.  Dez.  1822  wurde  er  in 
Brugg  zum  Grossmeister  gewählt  und 
suchte  als  solcher  eine  Reform  des  rekti- 
fizierten Systems  und  die  Einheit  der 
schweizerschen  Logen  herbeizuführen;  da 


I  er  aber  bei  den  Genfer  Ordensrittern 
auf  hartnäckigen  Widerstand  traf,  trat  er 
31.  März  1828  zurück.  [Vgl.  Boos,  Ge- 
schieht« der  Freimaurerei  in  Basel  1744 
bis  1891  (Basel  1892),  S.  60.] 

Sarg.  Bei  der  Bedeutung,  welche  die 
Lehre  von  dem  Tode  und  der  Unsterb- 
lichkeit in  der  Freimaurerei  hat,  kommt 
auch  der  Sarg  in  symbolischer  Bedeutung 
vor  und  spielt  eine  besondere  Rolle.  [Vgl. 
A.  XXX,  8.  164;  Bh.  1860,  S.  195;  1873, 
8.  389;  FZ.  1857,  S.  345;  1858,  S.  2.] 

Sarmiento,  Domingo  Faustino,  ar- 
gentinischer Staatsmann,  geb.  13.  Febr. 
1811  in  San  Juan,  gest.  12.  Sept.  1888  in 
Asuncion,  war  Journalist  in  Chile  und 
wurde  vom  dortigen  Minister  Montt  1845 
bis  1847  nach  Europa  gesandt,  um  das 
Schulwesen  zu  studieren.  1851  Hess  er 
sich  in  Buenos  Aires  nieder,  wo  er  1857 
Direktor  der  ersten  Unterrichtsbehörde, 
1860  Senator  und  1861  Minister  des  Unter- 
richts und  des  Innern  wurde.  1862  war 
er  Gouverneur  von  San  Juan,  1864  Ge- 
sandter in  Chile  und  1865  in  Washington. 
1868  wurde  er  zum  Präsidenten  der  Argen- 
tinischen Republik  gewählt  und  bekleidete 
dieses  Amt  bis  1874.  Von  da  an  wurde 
er  wieder  Senator  und  leitete  die  Zeitung 
El  Censor.  S.  war  Freimaurer.  [Vgl.  L. 
1900,  S.  175.] 

Barry,  Karl,  stiftete  als  zugeordneter 
Grossmeistor  von  Preussen  und  Branden- 
burg die  erste  deutsche  Loge  in  Hamburg 
(später  Absalom  genannt)  6.  Dez.  1737, 
leitete  während  seiner  Anwesenheit  in 
Hamburg  die  Meisterlogen  23.  Dez.  1787 
und  8.  Febr.  1738,  nahm  21.  Febr.  Ab- 
schied von  der  Loge  und  reiste  nach  Hol- 
land. [Vgl.  Schröders  Materialien.]  Am 
6.  Juni  1741  trat  S.  der  Loge  Aux  trois 
globes  in  Berlin  als  Mitglied  bei,  ward  9.  Juni 
1741  zum  ersten  Steward  und  9.  Sept.  1741 
zum  ersten  Aufseher  dieser  Loge  gewählt.  Als 
j  solcher  war  er  15.  Sept.  1741  in  Molsdorf 
;  (s.  d.)  bei  der  Deputationsloge  zur  Auf- 
nahme des  Herzogs  Karl  Friedrich  zu 
Sachsen-Meiningen  (s.d.).  Am  6.  Sept.  1742 
wurde  er  zum  Meister  vom  Stuhl  gewählt 
und  schied  7.  März  1743  freiwillig  aus 
der  Mitgliedschaft.  Am  13.  Dez.  1743 
wurde  er  von  neuem  zum  Mitglied  dieser 
Loge  erklärt.  Weitere  Mitteilungen  über 
S.  fehlen.  [Vgl.  Geschichte  der  Grossen 
National -Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1890),  S.  489.1 

Sarsena.  Unter  diesem  Namen  erschien 
1816  eine  verräterische  Schrift,  die  viel 
Aufsehen  erregte.  Der  vollständige  Titel 
lautet:  »Sarsena,  oder  der  vollkommene 
Baumeister.  Enthaltend  die  Geschichte 
und  Entstehung  des  Freimaurerordens  und 
die  verschiedenen  Meinungen  darüber,  was 
er  in  unsern  Zeiten  seyn  könnte;  was  eine 
Loge  ist,  die  Art  der  Aufnahme,  Öff- 
nung und  Schliessung  derselben;  in  dem 
ersten,  und  die  Beförderung  in  den  zweiten 


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Sartori  — 

und  dritten  der  St.  Johannisgrade;  sowie 
auch  der  höhern  Schottengrade  und  An- 
dreasritter. Treu  und  wahr  niedergeschrie- 
ben von  einem  wahren  und  vollkommnen 
Bruder  Freimaurer.  Aus  dessen  hinter- 
lassenen  Papieren  gezogen  und  unverän- 
dert zum  Druck  übergeben.  Im  Jahre 
5816.  A-«  Der  Verleger  war  F.  Kunz  in 
Bamberg.  10.  Aufl.  (Lpz.  1882).  Nach 
dem  Erscheinen  der  ersten  Auflage  wies 
v.  Nettelbladt  im  Allgemeinen  Anzeiger 
der  Deutschen  vom  4.  Aug.  1817,  Nr.  205, 
die  Quellen  nach,  aus  denen  das  ganze 
Werk  zusammengesetzt  war.  Ferner  er- 
schien eine  unentgeltliche  Flugschrift: 
»Zu  S.  oder  der  vollkommene  Bau- 
meister. Eine  Vorrede  zu  diesem  Buche 
für  Personen,  welche  es  kaufen  wollen« 
(Nürnb.  1805).  Der  Verleger  Kunz  ver- 
öffentlichte :  »Unparteiische  Ansichten  eines 
tiefeingeweihten  Freimaurers.  5817.  A  « 
Dagegen  erschien  ferner:  »Sarsena  oder 
der  vollkommene  Baumeister.  Zweiter 
Teil.  Der  beleuchtete  S..  oder  freymü- 
thige  Bemerkungen  über  die  bey  Kunz  in 
Bamberg  erschienene  Schrift  unter  dem 
Titel:  S.,  von  einem  noch  lebenden  Frei- 
maurer, dem  Buchdrucker  und  Buchhänd- 
ler Joh.  Chr.  Fr.  Gcrlach«  (Freiberg  1817); 
»Anti-S.  für  Freymaurer  und  Nicht- 
Freymaurer«  (Sonderehausen  1817);  »Rahul 
der  Freie  über  8.,  ähnliche  Schriften  und 
über  die  Freimaurerei  überhaupt  im  Occi- 
dente  und  dem  J.  5818,  nebst  einem  Vor- 
worte über  Anti-S.«  (Brei.  1817);  »Unpar- 
teiisches Urtheil  über  den  Inhalt  der  beiden 
Tractätchen  S.  und  Anti-S.«,  von  Dr.  J. 
Meyer  (Lpz.  1819);  Z.  Funk  (Fr.  Kunz), 
•Kurze  Geschichte  des  Buchs:  S.  Nebst 
einem  bisher  noch  ungedruckten  Manu- 
skripte Dr.  G.  W.  Wetzers  über  diesen 
Gegenstand«  (Bamberg  1838).  Eine  hol- 
ländische Übersetzung  erschien  in  Amster- 
dam 1840  (3.  Ausg.  Rotterdam  1865). 
Ridel,  »Versuch«  (Jena  1817),  bemerkt 
über  das  Buch:  »Am  meisten  ist  vom 
System  der  Grossen  Landesloge  in  Ber- 
lin verraten.  Der  Verfasser  nennt  sich 
auch  S.  108  ein  Mitglied  einer  Toch- 
terloge derselben.  Vieles  ist  aus  dem 
»Signatstera'  abgedruckt.  Viel  Wahres, 
viel  Falsches  steht  in  dem  Machwerk 
neben  einander,  Falsches  besonders  in 
Ansehung  der  frühern  Geschichte«.  Als 
»ruhmwürdiger  Stifter«  wird  S.  7  der  »be- 
kannte Cromwell«  in  England  angegegeben. 
Gädicke,  Freimaurer-Lexicon  (Brl.  1818), 
sagt  über  das  Werk:  »Dasselbe  wurde  in 
allen  öffentlichen  Blättern  von  dem  nicht 
genannten  Verleger  als  das  echte  Geheim- 
nis der  Freimaurerei  ausgeboten,  und 
unter  jeder  Anzeige  stand  der  Feuer- 
triangel A«  Durch  diese  mystische  An- 
kündigung erlangte  man  die  beabsichtigte 
Wirkung,  nämlich  Käufer.  Wer  der  grosse 
Baumeister  S.  gewesen  ist  (das  Vorwort 
sagt:  ,DerName  eines  schottischen  Meisters' 


Sauerlander.  307 

und  S.  231  wird  er  im  Katechismus  bei 
der  Aufnahme  eines  schottischen  Alt-  oder 
Obermeisters  und  Ritters  des  heil.  Andreas 
als  Passwort  bezeichnet),  erfährt  man 
ebensowenig  aus  dem  Buche,  als  dieser 
Name  bekannt  ist.  Ebensowenig  wird 
das  Geheimnis  des  Ordens  entdeckt,  im 
Gegenteil  bekennt  der  Verfasser  auf  vie- 
len Seiten  des  Buchs,  er  wisse  es  nicht, 
habe  es  nie  erfahren,  ob  er  gleich  43  Jahre 
Freimaurer  sei,  und  dennoch  wurde  in  den 
öffentlichen  Blättern  sein  Buch  das  Ge- 
heimnis des  Ordens  genannt.  Das  Neue, 
was  er  darin  liefert,  besonders  die  soge- 
nannte Geschichte,  enthält  sehr  wenig 
Wahrheit,  und  das  Alte  ist  seit  länger  als 
50  Jahren  bekannt  gewesen.«  Der  Ver- 
fasser des  S.  ist  nie  bekannt  geworden 
(wahrscheinlich  ist  es  der  Verleger  selbst); 
als  mutmasslichen  Verfasser  bezeichnet  von 
Selasinsky  (s.  d.)  in  seiner  Weihnaehtsgabe 
den  Musikdirektor  Karl  Friedrich  Ebers, 
geb.  1770  in  Kassel,  gest.  1836  in  Berlin, 
der  eine  Zeit  lang  Kammerponist  des  Her- 
zogs von  Mecklenburg -Schwerin,  dann 
Kapellmeister  an  verschiednen  Theatern 
war  und  später  in  Leipzig  und  von  1822 
in  Berlin  als  Privatmann  lebte.  Das  Buch 
hat  sich  aber  bis  jetzt  erhalten.  Mit  der 
5.  Auflage  ging  es  in  den  Verlag  von  F. 
A.  Brockbaus  in  Leipzig  über.  1882  er- 
schien schon  die  10.  Auflage,  ohne  irgend 
welche  Abänderungen  oder  Verbesserungen 
des  vielen  Falschen,  das  diese  Schrift  ent- 
hält, trotzdem  in  der  ebenfalls  bei  Brock- 
haus erschienenen  vorigen  Auflage  dieses 
Handbuchs  das  ausdrücklich  erklärt  wor- 
den ist.  (Vgl.  Taute,  Maurerische  Bücher- 
kunde (Lpz.  1885),  zu  Nr.  1408.] 

Sartori,  August  Heinrich  Andreas, 
Professor  am  Katharineum  zu  Lübeck, 
geb.  8.  Aug.  1827,  wurde  21.  März  1850  in 
der  Loge  Zur  Weltkugel  in  Lübeck  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen  und 
war  1879 — 98  deren  Meister  vom  Stuhl, 
in  welcher  Eigenschaft  er  viel  für  die 
Loge  gewirkt  hat.  Am  15.  März  1900 
wurde  sein  50  jähr.  Maurer jubiläum  ge- 
feiert.  [Vgl.  HZC.  1900/1,  S.  7.] 

Satzung,  s.  Gesetzbuch. 

Sauerläuder,  Heinrich  Remigius, 
schweizerischer  Buchhändler  und  Verleger, 
geb.  14.  Dez.  1776  in  Frankfurt  a.  M.,  gest. 
i  2.  Juni  1847  in  Aarau,  siedelte  frühzeitig 
nach  Basel  und  von  da  1805  nach  Aarau 
über,  wo  er  die  noch  jetzt  bestehende 
Buchhandlung  übernahm.  Eins  der  ersten 
grössern  Verlagswerke  war  ein  »Sonn- 
tagsblatt« religiösen  Inhalts,  die  später  so 
bekannt  gewordnen  »Stunden  der  Andacht«, 
deren  Verfasser  noch  lange  Jahre,  nach- 
dem das  Buch  längst  schon  seine  vielen 
Tausende  von  Verehrern,  soweit  die  deutsche 
Zunge  reicht,  gefunden  hatte,  unbekannt 
war.  Das  »Sonntagsblatt«  erschien  von 
1808  an  acht  Jahre  lang,  wurde  dann  unter 
dem  Titel:  »Stunden  der  Andacht«  als 

20* 


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Säulen. 


achtbändiges  Buch  in  etwas  veränderter 
Form  neu  gedruckt  und  durch  die  Schweiz 
und    Deutschland    nochmals  verbreitet, 
wobei  es  solchen  Anklang  fand,  dass  eine 
grosse  Anzahl  neuer  Auflagen  nötig  wurde, 
auch  jetzt  noch  häufige  Nachfrage  nach 
demselben  ist.     Erst   1842  nannte  sich 
Heinrich  Zschokke  (s.  d.)  in  seiner  »Selbst- 
schau«  öffentlich  als  den  wahren  und  ein- 
zigen Verfasser  der  «Stunden  der  Andacht«. 
Heinrich  Zschokke  und  Remigius  S.  blieben 
in  treuer  Freundschaft  verbunden  bis  an 
des   letztern   Lebensende.  —  Als  1810 
überall  in  der  Schweiz  die  Freimaurerei 
nach     den     mannigfachen  politischen 
Umgestaltungen    und    Unruhen  wieder 
thätiger  wurde,  reiste  S.  mit  zwei  andern 
Freunden,  sowie  Heldmann  (s.  d.)  und 
Zschokke  (s.d.),  nach  Freiburg  im  Breisgau, 
wo  er  in  den  Freimaurerbund  aufgenommen 
ward.    Auf  der  Rückreise  besprachen  die 
fünf  die  Gründung  einer  eignen  Loge  in 
Aarau.    Nachdem  sich  ihnen  noch  zwei 
ältere  Meister  angeschlossen  hatten,  er- 
reichten sie  auch  schon  im  folgenden  Jahre 
ihr  Ziel.    In  der  neuen  Loge  Wilhelm  Teil 
bekleidete  S.  zuerst  das  Amt  des  Redners, 
und  nachdem  er  Meister  geworden  war, 
das    des   Schriftführers,    das    er  auch 
beibehielt,  als  1815  die  Loge  unter  dem 
Namen  Brudertreue  förmlich  durch  das 
rektifizierte   schottische  Direktorium  in 
Basel  gegründet  worden  war.    S.  blieb 
immer  bis  zu  seinem  Tode  ein  sehr  thätiges 
Mitglied  der  Loge.    Er  bekleidete  unter 
mehrern  Ämtern  auch  acht  Jahre  lang 
das  eines  Redners.     Als   er    1830  zum 
Meister    vom    Stuhl    gewählt  wurde, 
lehnte  er  aus  Bescheidenheit  diese  Ehre 
beharrlich   ab.     Ein    grosses  Verdienst 
um    manche    schweizerische  Bauhütten 
erwarb  er  sich  1823  durch  einen  beredten 
Vortrag,  den  er  als  Abgeordneter  zur  Ein- 
setzung eines  neuen  schottischen  Gross- 
meisters in  Basel  hielt,  worin  er  die  Grün- 
dung einer   gemeinsamen   Witwen-  und 
Waisenkasse  empfahl.    Wenn  auch  seine 
ursprüngliche  Idee  nicht  in  dem  Umfange, 
wie  er  gewünscht,  zur  Ausführung  kam, 
so  war  sie  doch  der  Anstoss,  dass  in  vielen 
Logen  solche  gegründet  wurden,  und  8.  trug 
eine  schöne  Summe  bei,  eine  solche  in  der 
Loge  Brudertreue  ins  Leben  zu  rufen.  — 
Die  anstrengende  Leitung  der  ausgebreiteten 
weitverzweigten  Geschäfte  hielt  ihn  aber 
nicht  ab,  immer  regen  Anteil  zu  nehmen 
an  allem,  was  Gutes  und  Gemeinnütziges 
im  Lande  geschah  und  gewirkt  werden 
sollte.    Obgleich  er  nie  ein  andres  öffent- 
liches Amt  annahm,  als  das  eines  Be- 
zirksschulrats, das  er  aber  lange  Jahre 
bekleidete,  so  war  er  doch  thätiges  Mit- 
glied   mehrerer    gemeinnütziger  Gesell- 
schaften und  namentlich  der  aargauschen 
Kulturgesellschaft,  deren  Mitstifter  und 
viel  jähriger  Präsident  er  gewesen.  Durch 
Wort,  Schrift  und  Druck  wirkte  er,  wo 


I  sich  Gelegenheit  bot,  für  politische  Frei- 
heit, Religiosität,  Sittlichkeit  und  Volks- 
bildung. Manche  Bibliotheken  von  gemein- 
nützigen Unterrichtsanstalten,  Lehrerver- 
einen, Landschulen  und  Dörfern  beschenkte 
er  reichlich  mit  geeigneten  Büchern. 

Säulen.  I.  Zwei  S.  Darunter  sind  die  S. 
Jachin  (s.  d.)  und  Boas  (s.  d.)  zu  verstehen, 
die  sich  an  der  Ostseite  des  Salomonischen 
Tempels  vor  dessen  Vorhalle  erheben,  und 
zwar  Jachin  zur  Rechten,  Boas  zur  Linken. 
Sie  waren  aus  Erz.    Jede  war  18  Ellen 
(jüdische  Elle  =  48,3  cm)  hoch  und  hatte 
12  Ellen  im  Umfang,  also  im  Durchmesser 
etwa  4  Ellen.   Die  Dicke  des  Erzes  betrug 
4  Finger.    Die  aus  Erz  gegossnen  Kapi- 
tale waren  5  Ellen  hoch.    8ie  waren  rings- 
um mit  Lilien  verziert  und  diese  wieder 
mit  einem  Netzwerk  überzogen,  auf  dem 
in  zwei  Reihen,  oben  und  unten,  je  100 
Granatäpfel  standen.  Diese  S.  waren  keine 
Tragstützen,  sondern  nur  eine  symbolische 
Verzierung  des  Tempels.   Sie  sollten  ein 
Triumphzeichen  sein,  das  Salomo  nach 
Vollendung  des  Baues  errichtete,  in  Er- 
innerung an  die  Worte,   die  sein  Vater 
David  zu  ihm  gesprochen,  nachdem  er  ihn 
zum  Bau  des  Gotteshauses  ermahnt  hatte: 
»Sei  fest  und  stark  und  richte  es  aus«. 
Deshalb  sind  sie  das  Svmbol  der  ewigen 
Unwandelbarkeit  und  Macht  der  Gottheit 
und  erfahren  in  der  Freimaurerei  eine 
dementsprechende    moralische  Deutung. 
[Vgl.  Bibel,  1.  KÖn.  7,  15-21.    2  Chron. 
8,  15—17.   Jer.  52,  21—23.  Schauberg, 
Symbolik  der  Freimaurerei,  Bd.  I,  S.  64, 
II,  S.  138  fg.    Fallou,  Mysterien  der  Frei- 
maurer (2.  Aufl.  1857).    L.  1883    S.  65. 
A.Z.  1824,  S.  1  (wo  Abbildung  der  Säulen).] 
II.  DreiS.    Als  die  drei  S.  oder  Pfeiler 
des  maurerischen  Tempelbaus  werden  die 
drei  Grundbedingungen  des  Bauens  be- 
zeichnet, nämlich  Weisheit  (a.  d.),  Schön- 
heit (s.  d.)  und  Stärke  (s.  d.).    Das  sind 
die  Stützen  des  Tempels  der  Humanität. 
In  Weisheit,  die  entwirft  und  leitet,  in 
Stärke,  die  ausführt,  und  in  Schönheit,  die 
ziert,  muss  das  Denken  und  Handeln  so- 
wohl des  einzelnen,  wie  der  Gesamtheit 
I  zum  Ausdruck  kommen;  sonst  kann  kein 
gutes  Werk,  kann  auch  der  Tempelbau 
der  Menschheit,  an  dem  die  Freimaurerei 
arbeitet,  nicht  fortgeführt  und  glücklich 
vollendet  werden.   Um  auf  diese  Wahrheit 
recht  eindringlich  hinzuweisen,  werden 
Weisheit,  Stärke  und  Schönheit  nicht  nur 
durch  drei  S.  versinnbildlicht,  sondern 
auch  durch  die  drei  obersten  Beamten  der 
I  Loge  liturgisch  dargestellt:  die  Weisheit 
durch  den  Meister  vom  Stuhl,  die  Stärke 
durch  den  ersten  und  die  Schönheit  durch 
den  zweiten  Aufseher.    Hier  und  da  findet 
indes  eine  andre  Stellung  der  S.  statt. 
Auch  in  der  Anordnung  der  8.  im  Tempel 
zeigt  sich  Verschiedenheit.    [Vgl.  Fischer, 
Lehrlings -Katechismus   (29.  Aufl.  1900), 
I  Frage  24—29.  Marbach,  Katechismusreden 


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Säulenordnung,  freünaureriache  —  Schadow. 


309 


J.  (4.  Aufl.  1892).  8.  209.  Carus,  Logen-  I 
arbeiten  (Lpz.  1882),  8.  84.  A.  XVIII,  8. 
69;  XIV,  8.  90;  XVI,  8.  105.  Bh.  1860,  8. 
9;  1866,  8.846;  1868,  8.  166;  1880,  8.  89. 
FZ.  1857, 8. 145;  1858,  8.  225;  1867,  8. 129, 
845;  1878,  8.  8.  Hohlfeld,  Maurerischer 
Nachläse  (Dresd.  1851),  8.  88.]  (8.  auch 
Säulenordnung,  Schönheit,  Stärke,  Weis- 
heit) 

Säulenordnung,  frelmaurerigche.  Die 

Stellung  der  Säulen  der  Weisheit,  Starke 
und  Schönheit,  auf  denen  die  Loge  ruht, 
war  nicht  zu  allen  Zeiten  die  gleiche,  und 
ist  es  auch  jetzt  nicht.  Ursprünglich,  alB 
die  Maurerarbeit  noch  am  Tage  vollzogen 
wurde,  sassen  die  drei  obersten  Beamten 
der  Loge  (Meister  vom  Stuhl  und  Aufseher), 
da  sie  das  meiste  Licht  bedurften,  an  den 
drei  Fenstern  (s.  d.  im  Nachtrag)  im  Osten, 
Westen  und  Süden.  Als  die  Logen  auf- 
hörten, Baulogen  zu  sein,  und  die  Logen- 
Versammlungen  abends  abgehalten  wurden, 
verschwanden  die  Fenster,  und  man  gab 
jenen  drei  Beamten  das  beste  Licht  durch 
Hinstellung  dreier  Kerzen  auf  Säulen,  der 
drei  kleinen  Lichter.  Die  Beamten  selbst 
rückten  samt  den  Kerzen  von  den  Fenstern 
weg  in  die  Zeichnung  des  länglichen  Vier- 
ecks auf  dem  Fussboden,  das  die  Loge 
bedeutet.  Erst  als  man  statt  der  Zeich- 
nung von  Kreide  auf  dem  Fussboden  den 
künstlich  gemalten  Teppich  (s.d.)  anwendete, 
hatten  die  Beamten  nicht  mehr  auf  diesem 
Raum  und  erhielten  darum  ihre  Stellung 
ausserhalb  des  Teppichs  und  gleich  ihnen 
die  drei  Säulen  mit  den  Lichtern.  Auch  die 
sonstige  Stellung  der  drei  Säulen  ist  nicht 
in  allen  Logen  gleich;  jedenfalls  sollen 
sie  in  einem  rechten  Winkel  zu  einander 
stehen,  allein  diesen  bildet  man  teils  durch 
die  Stellung  der  einen  im  Osten,  der  zweiten 
im  Westen,  der  dritten  im  Süden,  teils 
durch  Stellung  der  einen  im  Osten  und 
der  beiden  andern  im  Westen.  Nicht 
minder  verschieden  ist  die  Bezeichnung 
der  Säulen.  Während  in  den  meisten  Logen 
die  Weisheit  die  erste,  die  Stärke  die 
zweite  und  die  Schönheit  die  dritte  Säule 
genannt  wird,  steht  in  andern  die  Säule  j 
der  Schönheit  an  zweiter  und  die  Säule 
der  Stärke  an  dritter  Stelle.  [Vgl.  Fischer,  { 
R.,  Lehrlingskatechismus  (29.  Aufl.,  Lpz. 
1900),  S.  79.  Marbach,  O.,  Agenda  MB.  (2. 
Aufl.,  Lpz.  1874),  S.  91.] 

Saatler,  Heinrich,  Exjesuit,  ist  der 
wahre  Name  des  Erich  Servati,  der  meh- 
rere Schriften  gegen  den  Freimaurerbund 
herausgab:  *  Verteidigung  zwoer  päpst- 
licher Bullen  wider  den  Freymaurer  M(i- 
chaeler)«  (Augsb.  1788),  »Warum  soll  ich 
.  ein  Freymäurer  werden?  (Basel  1786), 
»Bruchstücke  zur  Geschichte  der  deutschen 
Freymäurerey«  (Basel  1787),  »Apologie  der 
ersten  Frage:  Warum  soll  ich  etc.«  (Basel 
1787).    S.  auch  Michaeler. 

Sarai ette  de  Langes,  s.  Langes. 

Sayer,  Anthony,  wurde  24.  Juni  1717 


bei  Begründung  der  Londoner  Grossloge 
durch  vier  alte  Logen  der  erste  Gross- 
meister [vgl.  oben  I,  8. 284J.   Er  war  ver- 
mutlich schon  damals  Mitglied  der  Loge 
No.  8,  als  deren  Älterer  Aufseher  er  1722  die 
»Genehmigung«  der  ersten  Ausgabedes  Kon- 
stitutionenbuchs (s.  d.)  mit  unterschrieben 
hat  und  der  er  nachweislich  1728,  1725  und 
1780  gleichfalls  angehörte.    Unter  Desa- 
guliers  (s.  d.)  als  GrossmeiBter  war  er  vom 
24.  Juni  1719  bis  dahin  1720  Älterer  Gross- 
aufseher.   Nicht  die  geringste  Leistung 
wird  von  ihm  gemeldet.    Seine  Lebens- 
stellung war  keine  günstige,  vielmehr  lag 
bereits  am  21.  Nov.  1724  ein  schriftliches 
Gesuch  von  ihm  um  eine  Unterstützung 
der  Grossloge  vor,  das  der  Grossmeister 
Herzog  von  Kichmond  auch  empfahl,  von 
dessen    weiterer   Berücksichtigung  aber 
nichts  gemeldet  wird.  Wahrscheinlich  hat 
S.  damals  nichts  bekommen  können,  weil 
für  UnterstützungBzwecke  noch  kein  Geld 
vorhanden  war.  Der  Fall  hat  offenbar  den 
Anstoss  gegeben  zur  Bildung  der  Unter- 
stützungskasse; denn  unmittelbar  im  An- 
schluss  an  die  Verlesung  und  Empfehlung 
des  Gesuchs  stellte  der  vorige  Grossmeis- 
ter Graf  von  Dalkeith  einen  Antrag  auf 
Gründung  der  Kasse  [vgl.  oben  I,  S.  244]. 
Erst  21.  April  1730  konnte  ein  neues  Ge- 
such S.'s  Berücksichtigung  finden;  es  wur- 
den 20  £  für  ihn  vorgeschlagen ,  von  an- 
dern dagegen  nur  10  jt,  von  dritter  Seite 
die  Mittelsumme  von  15  £,  und  diese  wur- 
den ihm  bewilligt,  »mit  Rücksicht  darauf, 
dass  er  Grosameister  gewesen  war«.  Am 
17.  April  1741  bekam  er  noch  einmal  zwei 
Guineen,  später  erscheint  sein  Name  nicht 
mehr  in  den  Protokollen.  Inzwischen  aber 
hatten  am  28.  Aug.  1730  Meister  und  Auf- 
seher seiner  Loge  eine  Anklage  wegen 
»grosser   Unregelmässigkeiten«    bei  der 
Grossloge   gegen   ihn  eingereicht,  und 
15.  Dez.  1730  musste  er  sich  verantworten. 
Was  er  begangen  hatte,  steht  nicht  in  den 
Protokollen ;  aber  es  erhob  sich  ein  Streit 
darüber,  ob  das,  was  er  gethan  hatte, 
»clandestine  or  irregulär  only«  wäre,  d.  h. 
etwa  »gesetzwidrig  (unerlaubt)  oder  nur 
anstössig«.    Die  Menrheit  entschied,  es 
wäre  »nur  anstössig«;  er  wurde  also  frei- 
gesprochen, erhielt  aber  die  Mahnung, 
•nichts  so  Anstößiges  in  Zukunft  zu  thun«. 
Dass  er  1741  mit  nur  zwei  Guineen  be- 
dacht wurde,  Hess  schon  vermuten,  dass 
er  damals  nicht  mehr  in  besonderm  An- 
sehen stand,  sondern  noch  mehr  herunter- 
gekommen war,  und  Sadler  hat  1898  die 
Entdeckung  gemacht,  dass  S.  1741  als  »ge- 
wöhnlicher Thürhüter«  (ordinary  Tyler) 
einer  Loge  gedient  hat  und  als  solcher 
Ende  1741  oder  ganz  zu  Anfang  von  1742 
gestorben  ist.    [Freemason  1898,  S.  633. 
Vgl.  auch  Gould  TV,  342,  846,  847,  377, 
887;  Sadler,  Facta  and  Fictions,  S.  41.1 

Schadow,  Johann  Gottfried,  Bild- 
hauer, geb.  20.  Mai  1764  in  Berlin,  gest. 


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310 


Schaffcr  —  Schanz. 


das.  27.  Jan.  1850,  besuchte  1785  Italien 
und  wurde  nach  seiner  Rückkehr  nach 
Berlin  1788  Hofbildhauer,  1805  Rektor 
und  1816  Direktor  der  Akademie  der  Künste 
das.,  der  er  bis  zu  seinem  Tod  vorstand. 
Er  ist  einer  der  hervorragendsten  Bild- 
hauer, der  erste,  der  der  Antike  wieder  | 
zu  ihrem  Recht  verhalf.  Von  ihm  stam- 
men u.  a.  das  Modell  zur  Quadriga  auf 
dem  Brandenburger  Thor  in  Berlin,  die 
Marmorstatue  des  Generals  von  Ziethen  im 
Kadettenhaus  in  Lichterfelde,  das  Denk- 
mal des  Fürsten  Leopold  von  Dessau  in 
Berlin,  das  Blüchers  in  Rostock  und  die  ; 
Lutherstatue  in  Wittenberg.  Auch  eine 
grosse  Anzahl  Büsten,  namentlich  für  die  | 
Walhalla,  schuf  er,  wie  es  auch  mehrere 
Radierungen  von  ihm  giebt.  —  S.  war  Mit-  i 
glied  der  Loge  Friedrich  Wilhelm  zur  ge- 
krönten Gerechtigkeit  in  Berlin  und  Be- 
amter im  Innersten  Orient  der  Grossen 
Loge  Royal  York. 

Schaffer,  Johann  Heinrich,  Sanger, 
später  Musikdirektor  und  Männergesangs- 
komponist, geb.  26.  Febr.  1808  in  Kassel, 
gest.  28.  Nov.  1874  in  Hamburg,  war  in 
Magdeburg,  Braunschweig  und  seit  1832  in 
Hamburg  als  Tenorsäuger  am  Theater  thä- 
tig,  zog  sich  183S  von  der  Bühne  zurück 
und  widmete  sich  der  Komposition.  —  Er 
wurde  15.  Juni  1837  in  die  Loge  Ferdi- 
nande Caroline  das.  aufgenommen  und  war 
1840—44  Schaffner,  dann  erster  Aufseher 
seiner  Loge,  von  1844—69  und  1870—73 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Absalom  eben-  l 
dort.  Er  war  Komponist  vieler  (auch  mau-  I 
rerischer)  Gesänge  und  hat  in  den  fünf  I 
vereinigten  Logen  in  Hamburg  die  Musik 
auf  eine  hohe  Stufe  gebracht. 

Schaffgotsch,  Philipp  Gotthard  Graf 
von,  Fürstbischof  von  Breslau,  geb. 
3.  Juli  1716  in  Warmbrunn,  gest.  5.  Jan. 
1795  auf  Si-hloss  Johannesberg,  wurde 
6.  März  1742  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Totengerippen  in  Breslau  in  den  Frei- 
maurerbund  aufgenommen  und  gründete 
1744  eine  Loge  in  dem  Dorfe  Brockau  bei 
Breslau.  [Vgl.  Lange  u.  Krebs,  S.  als  Frei- 
maurer (Brsl.  1891).  Abaß,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Österreich-Ungarn,  I,  72, 
92.  Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit 
und  die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  S.  75.]  — 
Sein  älterer  Bruder,  Leopold  Graf  von 
8.,  preuss.  Major,  geb.  19.  Mai  1714,  war 
ebenfalls  Freimaurer,  in  der  Loge  Zu  den 
drei  Totengerippen  in  Breslau  1742  aufge- 
nommen und  1746/47  Meister  vom  Stuhl 
der  Loge  Zu  den  drei  Ankern  in  Königs- 
berg i.  Pr. 

Sehaffhausen  (Hauptst.  des  gleichna- 
migen Schweizerkantons,  [1888]  12402 
E.).  Hier  entstand  1875  unter  dem  Sup- 
röme  Conseil  des  schottischen  Ritus  in 
Lausanne  die  Loge  Freier  Rhein.  Nach- 
dem sich  diese  mit  dem  damaligen  frei- 
maurerischen Kränzchen  vereinigt  hatte, 
fand  im  Jahre  1877  die  Aufnahme  in  die 


schweizerische  Grossloge  Alpina  statt.  In- 
folge heftiger  Angriffe  in  der  Prease  so- 
wohl, als  im  grossen  Rat  wurde  die  fernere 
maurerische  Wirksamkeit  gehemmt,  und  die 
Loge  deckte  Anfang  1887.  1896  nahmen 
eine  Anzahl  Freimaurer  die  Zusammen- 
künfte wieder  auf,  und  es  erfolgte  die 
Gründung  eines  Kränzchens  am  23.  März 
1897,  das  unter  der  Loge  Akazia  in  Win- 
terthur  steht.    Mitgliederzahl  (1900):  1.'. 

Schaffner  (Schaffer).  Das  Logenamt  der 
S.  wird  in  der  Regel  von  zwei  Personen 
(erster  und  zweiter  Schaffner)  bekleidet. 
Sie  sind  die  Gehilfen  der  beiden  Auf- 
seher (s.  d.)  und  haben  mitunter  noch 
die  Stellung  eines  Ordners  (s.  d.),  wenn 
nicht  ein  besonderer  Beamter  hierfür  be- 
stellt ist,  sowie  des  Krankenpflegers  u.  s.  w. 
In  der  Regel  unterstützen  sie  den 
Ordner  bei  der  Ordnung  der  Tafellogen, 
beim  Empfang  von  besuchenden  Brüdern, 
bei  Vornahme  der  Kugelung,  Sammlung 
für  die  Armen  und  sollen  die  nötigen 
Vorbereitungen  zur  Arbeit  besorgen,  damit 
alles  im  gehörigen  Stand  sei.  Der  zweite 
Schaffner  hat  meist  die  Obliegenheit  eines 
Ziegeldeckers  (s.  d.)  —  In  England  sind 
diese  Verrichtungen  etwas  anders  verteilt 
und  werden  teils  von  den  Stewards  (s.  d.), 
teils  von  den  Deacons  —  s.  d.  —  (=  Dia- 
konen) besorgt.  Der  erstere  Ausdruck, 
der  auch  im  Dänischen  und  Schwedischen 
vorkommt,  ist  zugleich  auf  einige  deutsche 
Logenrituale  übergegangen.  —  In  Frank- 
reich stehen  die  oeiden  experta  den  S. 
am  nächsten;  doch  giebt  es  auch  hier  in 
manchen  Logen  besondere  diacres.  —  In 
den  Niederlanden  besorgen  die  beiden 
onderzoekers  zunächst  nur  die  Verrich- 
tungen der  Ordner.  —  In  Italien  rindet 
sich  in  gleicher  Stellung,  wie  die  S.,  ein 
esperto. 

Schaible,  Karl  Heinrich,  Professor, 
geb.  7.  April  1824  in  Offenburg,  gest. 
22.  Sept.  1899  in  Heidelberg,  hat  sich  als 
Student  lebhaft  an  den  politischen  Bewe- 
gungen 1848/49  beteiligt  und  musste  des- 
halb ins  Ausland  fliehen,  von  wo  er  erst 
1883  zurückkehrte.  Er  war  littcrarisch 
in  deutscher  und  englischer  Sprache  thä- 
tig.  —  Wann  und  wo  er  in  den  Freimau- 
rerbund aufgenommen  wurde,  ist  nicht 
bekannt.  Von  ihm  erschien  1882  in  Lon- 
don: »Der  Salzbund.  Ein  Zweig  des  Frei- 
maurerordens in  den  Thüringschen  Landen 
im  18.  Jahrhundert«,  ein  Abdruck  des  Ri- 
tuals von  Bode,  Heft  E,  Nr.  6.  [Vgl.  Salz- 
bund.] 

Schanghai  (St.  in  China,  etwa  400000  E.). 
Hier  besteht  eine  deutsche  Loge  Germa- 
n  i  a  unter  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln,  gegr.  10.  Juli 
1873,  ausser  Thätigkeit  7.  Okt.  1883,  er- 
neuert 29.  Mai  1895. 

Schanz,  Moritz,  geb.  24.  Dez.  1826  in 
Ölsnitz,  gest.  23.  Juli  1883  in  Chemnitz, 
wurde  Kaufmann,  etablierte  sich  1848  in 


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Schuper  —  Schatz-  und  AJmoHen-Comite. 


311 


Treuen  und  1855  in  Chemnitz.  Hier  wid- 
mete er  bald  den  gröbsten  Teil  seiner  freien 
Zeit  solchen  Anstalten  und  Unternehmun- 
gen, die  gemeinnützige  oder  wohlthätige 
Zwecke  verfolgen,  war  1866  Mitbegründer 
des  Vereins  zu  Rat  und  That,  dessen  erster 
Vorsteher  er  1867  wurde  und  beteiligte  sich 
überaus  thätig  an  den  1866  und  1870  ent- 
etandnen  Hilfsvereinen  für  die  Kriegsarmee 
und  für  Verwundete.  —  In  den  Bund  der  Frei- 
maurer trat  er  10.  April  1849  bei  der  Loge 
Zur  Pyramide  in  Plauen,  wurde  7.  April  1857 
bei  der  Loge  Zur  Harmonie  in  Chemnitz 
angenommen  und  gehörte  zu  deren  Beam- 
tenkollegium seit  1858.  Von  1870  bis  zu 
seinem  Tode  war  er  Meister  vom  Stuhl  I 
dieser  Loge.  Mit  regstem  Eifer  und  un-  i 
begrenzter  Liebe  für  die  Freimaurerei  sorgte  ; 
er  für  das  Gedeihen  dieses  Bundes  im  all-  | 
gemeinen  und  seiner  Loge  ganz  besonders.  | 
Von  seinen  zahlreichen  maurerischen  Vor-  i 
trägen  sind  viele  durch  Aufnahme  in  mau- 
rerische Zeitschriften,  namentlich  in  FZ. 
von  1875 — 1883,  bekannt  geworden.  Auch 
an  der  Abfassung  der  Gesetzbücher  seiner 
Loge  vom  Jahre  1866  und  1878  hat  er  her- 
vorragenden Anteil  genommen  und  beson- 
ders die  Loge» Verwaltung  inzeitgemässester 
Weise  eingerichtet  und  unermüdlich  ge- 
leitet. [Vgl.  Bh.  1884,  S.  18.  L.  1883,  S. 
185.    FZ.  1883,  S.  297.] 

Schaper,  Karl  Heinrich  Jul.,  Schul- 
mann, geb.  15.  März  1828  in  Elbing,  gest. 
6.  Okt.  1886  in  Berlin,  begann  seine  Lehr- 
tätigkeit am  Collegium  Fredericianum 
in  Königsberg  i.  Pr,  kam  1853  an  das  Gym- 
nasium zu  Tilsit,  1858  an  das  Altstfidtische 
Gymnasium  zu  Königsberg,  von  hier  als 
erster  Oberlehrer  au  das  städtische  Gym- 
nasium zu  Insterburg,  1864  als  Direktor  an 
das  Gymnasium  zu  Lyck,  1868  in  gleicher 
Eigenschaft  nach  Posen  und  1874  an  das 
Joachimsthaler  Gymnasium  zu  Berlin.  — 
Aufgenommen  in  den  Freimaurerbund 
wurde  S.  in  der  Loge  Irene  zu  Tilsit 
8.  Febr.  1856,  trat  15.  Marz  1862  der  Loge  ; 
Zum  Tempel  der  Eintracht  in  Posen  bei,  \ 
schloss  sich  8.  März  1874  der  Loge  Zum 
flammenden  Stern  in  Berlin  an,  war  über- 
all als  Beamter  thätig,  namentlich  als  Red- 
ner, wurde  30.  Dez.  1874  Meister  vom  8tuhl 
der  Loge  Zur  Eintracht  in  Berlin  und 
23.  Sept.  1875  zum  Mitglied  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltku-  j 
kugeln,  29.  Okt.  1876  in  das  Bundesdirekto-  i 
rium  gewählt,  18.  Sept.  1879  zum  zugeord- 
neten und  2.  Juni  1881  zum  National- 
Grossmeister  ernannt.  Ihm  wurde  auf  dem 
Friedhof  der  12  Apostelgemeindc  in  Schö- 
neberg ein  Denkmal  gesetzt.  [Vgl.  FZ. 
1886,  S.  853.  Bbl.  1888,  S.  545.  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  8. 
489.] 

Scharmbeck  Osterholz,  s.  Osterholz. 
Scharnhorst,  Gerh.  Dav.  v.,  preussi- 
scher  Feldherr,  geb.  10.  Nov.  1756  in  Hä- 


melsee in  Hannover,*)  gest.  28.  Juni  1813 
in  Prag,  trat  1801  in  preussische  Dienste, 
wurde  1804  in  den  Adelstand  erhoben,  lei- 
tete 1807 — 10  das  Kriegsdepartement,  be- 
reitete die  Bildung  der  Landwehr  vor, 
war  1813  Chef  vom  General stab  Blüchers 
und  wurde  bei  Grossgörschen  tödlich  ver- 
wundet. Unter  seinen  Schriften  zeichnen 
sich  aus:  »Handbuch  für  Offiziere«  (8  Bde., 
Hann.  1787—90;  neue  Aufl.  von  Hoyer, 
4  Bde.,  Hann.,  1817—20);  .Militärische 
Denkwürdigkeiten  (5  Bde.,  Hann.,  1797 — 
1805).  Sein  von  Rauch  gefertigtes  Stand- 
bild wurde  1822  in  Berlin  aufgestellt. 
Zum  Freimaurer  wurde  er  10.  März  1779 
in  der  Loge  Zum  goldnen  Zirkel  in  Göt- 
tingen aufgenommen  und  in  den  zweiten 
Grad  befördert  das.  8.  März  1780.  [Vgl. 
Heyne,  Mitteilungen  zur  Vorgeschichte 
der  Loge  Augusta  zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen  (1896),  S.  19.  Bh.  1895,  S.  308.] 
Schatzmeister  (treasurer,  tresoricr),  ein 
Logenamt,  dessen  Bedeutung  sich  von 
gelbst  ergiebt.  Der  erste  Schatzmeister  in 
England  wurde  24.  Juni  1727  ernannt. 
[Vgl.  England,  I,  S.  242.  (S.  auch  Armen- 
pfleger).] 

Schatz-  und  Almoxen  Comlte,  die  Finanz- 
behörde der  fünf  vereinigten  Logen  in 
Hamburg.  Sie  versammelte  sich  noch  1788 
mit  dem  Ritual  des  Andreasgrads.  Unter 
Exters  (s.  d.)  Provinzialgrossmeisterschaft 
wurde  durch  Schröder  (s.  d.)  dieser  Ge- 
brauch aufgehoben,  aber  1791  aufs  neue 
eingerichtet.  Sie  hielt  alsdann  bis  1869  ihre 
Versammlungen  im  Meistergrad,  seitdem 
ohne  maurerische  Bekleidung.  Seit  der  Re- 
vision der  Hausgesetze  im  Jahre  1898  ist 
der  Name  »Verwaltungsausschuss«  ange- 
nommen. Diesem  Verwaltungsausschuss 
untersteht  die  Verwaltung  aller  gemein- 
samen Angelegenheiten  der  5  Logen  als: 
die  Verwaltung  des  gemeinsamen  Vermö- 
gens, Beschlussfassung  über  die  Jahres- 
voranschläge, Entgegennahme  der  Jahres- 
berichte und  Rechnungslegungen  der  Fach- 
abteilungen (Bau-  und  Inventarkommis- 
sion, Wirtschaftskommission,  Freimaurer- 
krankenhaus, Stiftung  der  fünf  Logen  zur 
Unterstützung  hilfsbedürftiger  Kinder),  Er- 
nennung der  Revisoren,  Bewilligung  von 
Unterstützungen  aus  der  Armenkasse  und 
der  Generalkasse,  Aufsicht  über  die  gemein- 
samen milden  Stiftungen,  über  das  Archiv, 
die  Sammlungen  und  die  Bibliothek,  Be- 
stätigung der  Wahlen  der  Vorsteher  und 
Ärzte  des  Freimaurerkrankenhauses  u.  s.  w. 
Mitglieder  des  Verwaltungsausschusses  sind : 
der  Vorsitzende,  dessen  Vertreter,  der  Ge- 
neralschatzmeister, der  Generalschriftfüh- 
rer, der  Archivar  und  der  Bibliothekar, 
der  Vorsitzende  der  Prüfungskommission, 


*)  Im  Mitgliederverzeichnii  der  Loge  in  Göttin  gen 
vom  S.  Febr  1780  ist  alt  Geburttort  Bordenau  im  Amt 
Neustmit  angegeben  und  der  damalige  Stand:  Fahnd- 
rieh  beim  Dragonerregiment  ron  Eetorff. 


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312 


Scbauberg  —  Schauspielerverein. 


die  5  Stuhlmeister,  5  Aufseher,  5  Schaff- 
ner, die  5  Schatzmeister  und  die  5  Schrift- 
führer der  Einzellogen.  Beratende  Stimme 
haben:  die  zug.  Stuhlmeister,  der  Leiter 
des  Logenblatte  und  je  1  Vertreter 
der  gemeinsamen  milden  Stiftungen.  — 
Übersteigt  dieSumme  einer  besondern  Aus- 
gabe M.  1500,  so  muss  die  Sache  an  eine 
allgemeine  Mitgliederversammlung  zur 
Abstimmung  gebracht  werden,  der  auch 
die  Bewilligung  ausserordentlicher  Ab- 
gaben oder  die  Erhöhung  der  jährlichen 
Beiträge  vorbehalten  bleibt  (s.  Armen- 
pflege). 

Srhauberg,  Jos.,  Rechtsanwalt  in  Zürich, 
eb.  2.  März  1808  zu  Annweiler  in  der 
ayerechen  Rheinpfalz,  gest.  14.  März  1866 
in  Zürich,  studierte  in  München,  wo  er  den 
Philosophen  Krause  (s.  d.)  kennen  lernte. 
Dann  siedelte  er  nach  Zürich  über.  Hier 
trat  er  1887  der  Loge  bei.  Er  beteiligte 
sich  als  fleissiger  Mitarbeiter  an  der  »Frei- 
maurer-Zeitung«, hernach  an  der  »Bau- 
hütte«, in  der  er  unter  anderm  auch  als 
mutiger  Vorkämpfer  für  Reformen  im  Bunde 
auftrat.  1859  und  1860  gab  er  das  mau- 
rerische Jahrbuch  »Alpina«  heraus.  1860 
regte  er  im  Verein  mit  Seydel  (s.  d.)  und 
Findel  (s.  d.)  die  Gründung  eiues  wissen- 
schaftlichen Vereins  deutscher  Freimaurer 
(s.  d.)  an,  wodurch  er  sich  ein  bleibendes 
Verdienst  erwarb.  Seine  in  maurerischen 
Zeitschriften  erschienenen  Arbeiten  gab  er 
vermehrt  und  überarbeitet  in  einem  durch 
Fülle  des  Stoffs  und  erstaunliche  Be- 
lesenheit ausgezeichneten  »Vergleichenden 
Handbuch  der  Symbolik  der  Freimaurerei, 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Mytho- 
logieen  und  Mysterien  des  Alterthums« 
(Scbaflhausen  1861)  in  zwei  Bänden  heraus, 
denen  sich  in  der  Folge  als  dritter  Band 
eine  umfassende  »Allgemeine  äussere  und 
innere  Geschichte  der  Bauhütte«  (Schaff- 
hausen 1863)  anschloss.  Infolge  der  Ver- 
öffentlichung der  Symbolik  verliess  er  die 
Loge  in  Zürich  und  schloss  sich  an  die 
Loge  Amis  fideles  in  Genf  an,  deren  Eh- 
renmitglied er  seit  1859  in  Anerkennung 
seiner  entschlossnen  Haltung  in  der  Gross- 
loge zu  Lausanne  war.  —  Ausgehend  von 
der  Ansicht,  dass  zwischen  der  Geschichte 
und  Symbolik  der  Freimaurerei  und  den 
Mythologieen  und  Mysterien  der  Alten  ein 
inniger  geistiger  Zusammenhang  stattfinde, 
war  S.  als  maurerischer  Schriftsteller  vor 
allem  bestrebt,  die  Maurerei  mit  der  Wis- 
senschaft, insbesondere  mit  der  Altertums- 
kunde und  Rechtegeschichte  in  Verbindung 
zu  setzen  und  geistig  und  wisenschaftlich 
zu  heben,  sowie  den  meistens  in  den  Ge- 
bräuchen und  Symbolen  lebenden  Sinn  und 
Geist  zu  ergründen  und  wo  möglich  wie- 
derzuerwecken.    [Vgl.  Bh.  1867,  S.  76.] 

Schaubrote.  Unter  S.  versteht  man 
die  zwölf  Brotkuchen  nach  der  Zahl 
der  zwölf  Stämme  des  israelitischen 
Volks,    die   im   Heiligtum   der  Stifts- 


hütte und  des  Tempels  auf  einem  über- 
goldeten Tisch  in  zwei  Stössen  aufge- 
stellt waren.  Sie  wurden  jede  Woche  er- 
neuert und  fielen  den  Priestern  zu,  die 
sie  an  heiliger  Stätte  verzehrten.  —  Der 
Schaubrottisch  (aber  nur  mit  sieben  Bro- 
ten) hat  im  alten  Andreasrittergrad  — 
freilich  ohne  Erklärung  —  auch  Platz  ge- 
funden. In  der  Lehrart  der  Grossen  Nu- 
tional-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
werden  die  Brote  »auf  Bekämpfung  der 
Sinnenlust«  gedeutet;  auch  in  andern  fran- 
zösischen höhern  Graden  fanden  sie  Platz. 

Schauspieler.  Im  18.  Jahrh.  griffen 
hier  und  da  die  alten  Vorurteile  gegen 
diesen  Stand  in  der  bürgerlichen  Gesell- 
schaft auch  unter  den  Freimaurern  Platz 
und  verschlossen  den  S.  den  Zutritt  zu  den 
Logen.  Merkwürdig  ist  in  dieser  Hin- 
sicht ein  Beschluss  des  Grossorients  von 
Frankreich  vom  24.  Juni  1776,  in  dem  es 
heisst:  »Die  für  die  öffentlichen  Theater 
bestimmten  Profanen  werden  vom  Gross- 
orient nicht  anerkannt,  nicht  wegen  der 
Entsittlichung,  die  man  diesem  Stande  bei- 
raisst,  es  giebt  unter  ihnen  welche,  die 
hinreichend  Mut  besitzen  können,  untadel- 
hafte  Sitten  zu  bewahren  — ,  sondern  weil 
ihr  Stand  sie  in  eine  solche  Abhängigkeit 
von  den  Launen  des  Publikums  versetzt, 
dass  sie  schweren  Prüfungen  ausgesetzt 
werden  und  jenen  kostbaren  Teil  unsrer 
Verpflichtungen  nicht  ausüben  könnten, 
nämlich  unsern  Brüdern  beizustehen,  wenn 
sie  ungerechter  Weise  unterdrückt  werden. 
Man  hat  da»  Ausschliessen  nicht  auf  die 
Harmonie  [die  sogenannten  musikalischen 
Brüder  (s.  d\)J  ausgedehnt;  wie  könnte  man 
nicht  diese  einschmeichelnde  und  erhabene 
Verbindung  der  KunBt  mit  der  Natur  re- 
spektieren, welche  durch  ihren  melodischen 
und  mächtigen  Zauber  den  Mut  anregt 
und  belebt,  den  Schmerz  lindert  und  trös- 
tet und  den  Wunsch,  zu  gefallen  und  das 
Bedürfnis  zu  lieben,  die  ersten  Antriebe 
zur  Gestaltung  des  geselligen  Lebens,  un- 
terhält oder  erzeugt?«  [Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  200J. 
Von  dieser  Anschauung  hat  sich  die  Frei- 
maurerei losgerungen,  und  man  findet  S. 
allerwärts  in  den  Logen  verkehren.  Ihrer 
Aufnahme  als  solcher  steht  kein  Hinder- 
nis mehr  entgegen,  sofern  sie  sonst  den 
Bedingungen  hierzu  genügen. 

Schäuspielerverein.  Unterm  81.  Jan. 
1815  schreibt  Joh.  Merkel  (s.d.),  Meister 
vom  Stuhl  der  Loge  Zu  den  drei  Pfeilen 
in  Nürnberg,  an  F.  L.  Schröder  (s.  d.)  in 
Hamburg:  »Ein  Schauspieler  in  Stuttgart, 
Namens  Hunnius,  ein  Freimaurer,  hat  vor 
ohngefähr  zwei  Jahren  eine  Verbindung 
unter  den  Schauspielern  gestiftet  und  ihr 
den  Namen  Die  Mysterien  Thaliens  ge- 
geben. Nur  moralische  Würdigkeit  kann 
zur  Aufnahme  qualifizieren,  und  ausser 
|  einer  gewissen  Richtung  auf  die  mora- 
|  lische  Vervollkommnung  der  Mitglieder 


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Schau-  und  Lustspiele  —  Schechina. 


313 


ist  auch  noch  die  Wohlthatigkeit  ein  be- 
sonderer Zweck  dieser  Verbindung;  für  be- 
dürftige Mitglieder  werden  Reisegelder, 
Witwen  Versorgungen  und  Pensionen  ge- 
zahlt; daher  ist  der  monatliche  Beitrag 
etwas  stark  und  betragt  8  Fl.  36  Kr.  Die 
Verbindung,  in  welche  nur  Schauspieler 
treten  dürfen,  besteht  aus  drei  Graden, 
welche  Priester  des  1.,  2.  und  8.  Grads 

fenannt  werden.  Bei  den  Versammlungen 
nden  auch  eigne  Gebräuche  statt.  Vor 
Eröffnung  fragt  der  Vorsitzende:  .Wächter 
des  1.  Grads,  sehet  zu,  ob  wir  nicht  be- 
lauscht sind?'  Die  Mitglieder  nennen  sich 
Brüder  und  klatschen  bei  den  Versamm- 
lungen; sie  erkennen  sich  an  dem  Zeichen, 
dass  sie  sich  die  Hände  geben,  sie  falten 
und  sie  so  an  die  Achsel  legen  und  sich 
dann  küssen.  Der  Kuss  wird  dreimal  ge- 
geben. Ausserdem  tragen  sie  auch  noch 
Ringe;  der  1.  Grad  trägt  einen  einfachen 
goldnen  Ring  mit  grünem  Steinchen  am 
Zeigefinger,  der  2.  Grad  einen  solchen 
mit  rotem  Steinchen  am  Mittelfinger,  und 
der  8.  Grad  einen  Ring  mit  goldoer  durch- 
brochner  Krone,  mit  einem  Reichsapfel 
und  Kreuz  an  der  Spitze.  Um  sich  zu  er- 
kennen, fragt  man:  Wo  haben  Sie  diesen 
Ring  gekauft?  Antwort:  Ich  habe  ihn 
nicht  gekauft,  sondern  zum  Geschenk  be- 
kommen. In  Stuttgart  ist  das  Kapitel;  die 
Versammlungen  an  andern  Orten  heissen 
Konvente;  sie  waren  hier,  in  Regensburg 
und  München;  ob  sie  noch  bestehen, 
weiss  ich  nicht;  auch  in  Karlsruhe  und 
Frankfurt  sind  Konvente.«  Es  ist  unbe- 
kannt, ob  sich  der  Verein  erhalten  hat. 
[Vgl.  Bh.  1878,  S.  404;  1893,  S.  390.  FZ. 
1893,  8.  79.] 

Schau-  and  Lustspiele,  welche  die  Frei- 
maurerei zum  Gegenstand  haben.  Klosa 
[Bibl.,  Nr/4018— 4053]  und  Taute  [Maure- 
rische  Bücherkunde,  M.  2682—2696]  führen 
eine  Anzahl  Schauspiele  an,  die  noch  ver- 
mehrt werden  kann.  Wenn  bei  den  Romanen 
(s.  d.)  zum  grossen  Teil  ein  ernster  Zug,  der 
sie  berührt  und  durchwebt,  zu  finden  ist, 
so  treffen  wir  hier  mehr  das  Bestreben, 
die  Maurerei  von  der  lächerlichen  und  ko- 
mischen Seite  darzustellen  und  dadurch 
zu  erreichen,  dass  man  ihr  abhold  werde. 
Es  kann  daher  diesen  Erzeugnissen,  denen 
meist  selbst  die  technische,  bühnengerechte 
Behandlung  abgeht,  kein  besonderes  Ge- 
wicht beigelegt  werden,  zumal  da  die 
wenigsten  auf  anständigen  Bühnen  aufge- 
führt worden  sind,  höchstens  auf  solchen 
Plätzen,  wo  man  auch  jetzt  noch  zur  An- 
lockung des  Publikums  photographische 
Darstellungen  von  Freimaureraufnahmen 
findet.  Man  hat,  indem  man  die  Frei- 
maurerei dramatisch  darstellte,  versucht, 
ihr  zu  schaden,  und  das  ist  von  vorn- 
herein missglückt,  wie  wir  aus  der  Ge- 
schichte Frankreichs  wissen,  näm- 
lich die  polizeilichen  Veröffentlichungen 
der  Rituale  nicht  den  gehofften  Eindruck 


machten,  schrieb  Clement  de  Geneve  unter 
dem  falschen  Namen  Vincent  1787  ein 
S.:  »Les  Francs-Macons«,  das  1739  auf- 
geführt und  1740  gedruckt  wurde.  Das 
Mittel,  die  Freimaurerei  lächerlich  zu 
machen,  schlug  fehl.  Denselben  Erfolg 
'  hatte  die  Pantomime,  die  2.  Aug.  1741  im 
Kollegium  Dubois  zu  Caen  von  den  Je- 
suitenschülern nach  der  Aufführung  des 
8.  •Rhadamistus  und  Zenobia«  dargestellt 
wurde  und  die  Aufnahme  eines  Freimau- 
rers mit  allen  dabei  üblichen  Gebräuchen 
zum  Vorwurf  hatte.  Auch  im  Jeu  de 
Bienfait  und  von  den  Marionetten  des 
Gillot  wurde  1744  in  Paris  der  Polichinelle 
Franc-Macon  dem  Publikum  zur  Schau 
gestellt,  ohne  der  Maurerei  Schaden 
zu  thun.  —  Das  älteste  bekannte  S.  ist 
>The  Generous  Freemason;  or,  the  Con- 
stant  Lady.  A  tragi-comi-farcical  Bailad 
Opera  in  three  acta«  (London  1731).  Aus 
neuerer  Zeit  sind  zu  erwähnen  das  S.  von 
Kotzebue  »Die Freimaurer«;  »Himmel  und 
Hölle«,  Volksdrama  von  Arthur  Storch 
(Sch neeberger,  s.  d.,  Wien  1875),  in  Öster- 
reich verboten,  und  »Der  Turm  zu  Babel«, 
S.  in  vier  Aufzügen  von  Tubalkain  (Witt- 
stock, Lpz.  1876),  welch  letzteres  indes 
einen  ernstern  Charakter  trägt  und  nicht 
zur  Schädigung  der  Freimaurerei  dient. 
Nicht  ungewöhnlich  ist,  namentlich  in 
Schottland,  dass  eine  Loge,  um  einem 
Schauspieler  eine  Huldigung  oder  eine 
Unterstützung  zu  gewähren,  in  vollem 
Schmuck  das  Theater  besucht,  wie  es 
z.  B.  9.  Mai  1850  zum  Benefiz  von  Wynd- 
ham  geschah.  [Vgl.  Lawrie,  Historv  (ed. 
2),  S.  27.] 

Schechina,  »Wolke  der  Erscheinung«, 
die  im  Heiligtum  Israels  (der  Stiftshütte 
und  dem  Tempel)  war  und  deren  Vorstel- 
lung aus  Feuer  und  Rauch  gemischt  der 
Führung  Israels  durch  die  Wüste  und  dem 
Bundeszeichen  Abrahams  1.  Mos.  15,  17 
entspricht.  —  In  einigen  höhern  Graden, 
namentlich  im  System  Melesinos,  kommt 
dieses  Wort  »als  Schatten  Gottes,  Gottes 
heilige  Gegenwart«  vor,  und  lautet  der 
Schluss  der  Erklärung  des  mystischen 
Teppichs  im  Melesinoschen  System  so: 
•  Rabbi  Zoar  sagt:  Gott  ist  von  Ewigkeit 
her  gewesen,  und  sein  Reich  hat  weder 
Anfang,  noch  Ende,  und  er  war  in  sich 
selbst,  und  vor  der  Erschaffung  war  nichts, 
ausser  dem  Wesen  Gottes,  so  die  Propheten 
Ensoph  (unendliches  We*en)genannt  haben. 
Es  war  also  nur  ein  einziger  Abbah  Jeho- 
vah,  der  in  sich  das  Wesen  des  Sohnes 
und  des  heiligen  Geistes  enthielt,  mit 
einem  Wort,  die  vollkommene  Dreieinigkeit 
in  Wesen  und  in  Kraft.  Das  ewige  Wort: 
I  ,Es  geschehe!'  kam  aus  dem  Munde  des 
Vaters;  und  der  Geist  Gottes  schwebte 
über  den  Gewässern.  Sehen  Sie  hier  schon 
die  Dreieinigkeit  entwickelt  und  das  grosse 
Wort  der  Schöpfung  durch  das  Chaos  an- 
gefangen !  —  In  die  Schöpfung  schuf  Gott 


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S14  Scheffcr  — 

vier  Räume,  so  die  Profanen  vier  ver- 
schiedne  Himmel  nannten.  Das  erste  ist 
genannt:  Aziloh.  —  In  dem  lichtvollen 
leeren  Räume,  der  ganz  mit  der  Herrlich- 
keit des  Ewigen  erfüllt  ist,  hat  der  S. 
seinen  Sitz,  der  der  Schatten  Gottes  ist 
und  den  wir  einen  Geist  nennen,  der  von 
der  ganzen  Macht  ausgeht.«  —  Im  Mittel- 
unkt des  S.  findet  sich  der  flammende 
tern,  der  »als  ein  Gedächtnis  des  Glanzes 
der  Gottheit  über  der  Bundeslade  zu  be- 
trachten ist  und  bedeutet,  dass  wir  immer 
den  wahren  Gott  als  unsern  Führer  und 
Beschützer  vor  Augen  haben  sollen.«  [Vgl. 
Die  maurerisch-theosophische  Enthüllung 
der  vier  Grade  und  ihrer  Mysterien  in 
der  Schrift:  Der  vierte  Grad  der  Frei- 
maurerei u.  8.  w.  (1826).] 

Scheffer,  Karl  Fredrik,  Freiherr,  seit 
1766  Graf,  geb.  28.  März  1715  in  Nykö- 
ping,  gest.  27.  Aug.  1786  in  Stockholm, 
trat  in  die  König!.  Kanzlei  und  machte 
nach  1735  Reisen  ins  Ausland.  In  Paris 
wurde  er  10.  Sept.  1787  in  der  »Prinz 
Clermont-Loge«  als  Freimaurer  aufge- 
nommen, infolge  näherer  Bekanntschaft 
mit  dem  französischen  Grossmeister  Grafen 
Derwentwater  Charles  Radclyffc,  und  er- 
hielt von  diesem  unterm  25.  Nov.  1737 
eine  förmliche  Vollmacht,  in  Schweden 
Logen  zu  errichten,  Suchende  in  die  drei 
ersten  Grade  aufzunehmen,  auch  später 
einen  eignen  Grossmeister  ernennen  zu 
dürfen.  Die  Urkunde  befindet  sich  im 
Archiv  zu  Stockholm.  Auf  deren  Grund 
bestätigte  er  die  wahrscheinlich  1735 
vom  Grafen  Wredc-Sparrc  (s.  d.)  ge- 
gründete Loge  und  diesen  selbst  als  deren 
Meister,  verschaffte  ihm  auch  »Regle» 
gt'>neralcs  de  la  Maconneric«  aus  Paris,  die 
von  der  dortigen  Grossloge  beschlossen 
waren.  Er  selbst  wurde  Mitglied  dieser 
Loge.  1743  ging  er  als  schwedischer  Ge- 
sandter nach  Puris  und  erhielt,  jedenfalls 
erst  jetzt,  die  schottischen  Grade.  1746 
wurde  er  Kanzleirat  und  1751  Reichsrat. 
1756  erwählte  ihn  der  König  zum  Gou- 
verneur des  Kronprinzen  und  der  beiden 
Erbprinzen  (nachmals  Gustav  III.,  Herzog 
Karl  von  Södermanland  und  Herzog  Fredrik 
Adolf  von  Ostgotland)  und  erhob  ihn  1766 
in  den  Grafenstand.  1753  war  er  mit  dem 
Grafen  Sparrc  und  andern  Mitgliedern  von 
dessen  Loge  zu  der  1752  vom  Grafen 
Posse  gestifteten  Loge  St.-Jean  Auxiliaire 
übergetreten  und  auf  Grund  seiner  oben 
erwähnten  Vollmacht  zum  Landesgross- 
meister  von  den  Mitgliedern  dieser  Loge 
ernannt  worden.  Als  solcher  erteilte  er 
Vollmachten  zur  Gründung  der  Logen 
St.  Erik,  St.  Edward  und  L'union  in 
Stockholm,  sowie  Salomon  in  Gotenburg 
und  St.  Augustin  in  Heisingfora  (vgl. 
8ohweden).  Nachdem  1760  noch  die 
»Siebente  Johannisloge«  von  Eckleff  (s.  d.) 
gestiftet  war,  errichteten  die  sieben  Ix>gen 
zusammen  1760  die  »Schwedische  Grosse 


Schenkendorf. 

Landesloge«,  indem  S.  Landesgross- 
meister blieb.  Am  80.  Nov.  1774  gin* 
das  Amt  an  Herzog  Karl  von  Södermanland 
über,  so  dass  S.  von  1753—74  Landes- 
grossmeister von  Schweden  gewesen  ist. 
Er  starb  im  selben  Jahre,  wie  Eckleff  (gest. 
30.  Juni  1786),  zwei  Monate  nach  ihm, 
und  beiden  zu  Ehren  wurde  im  März  1788 
eine  allgemeine  Trauerloge  abgehalten. 
[Vgl.  Meddelanden  frän  Svenska  Stora 
Lnndtlogcns  arkiv  och  bibliotek;  Heft  I, 
1892;  Heft  II,  1898]. 

Scheffner,  Johann  Georg,  Kriegs-  und 
Steuerrat,  Schriftsteller,  geb.  8.  Aug.  1736 
in  Königsberg,  gest.  20.  Aug.  1820  das., 
wurde  28.  Jan.  1761  in  der  dortigen  Loge 
Zu  den  drei  Kronen  aufgenommen.  S. 
Hess  mehrere  seiner  Werke  drucken,  unter 
,  andern  »Mein  Leben«  (Selbstbiographie, 
1816).  S.'s  Bibliothek  kaufte  die  Loge 
Zu  den  drei  Kronen  7.  Juli  1788  für 
3000  Thaler.  S.  war  mit  Kant,  Hippel 
(s.  d)  und  Kraus  (s.  d  )  enge  befreundet 
und  gehörte  zu  Kants  Tafelrunde. 

Scheibe,  J.  Adolf,  Musiker,  geb.  in 
Leipzig  1708,  gest.  April  1776  als  däni- 
scher Hofkapellmeister  in  Kopenhagen, 
geschätzt  als  Komponist  und  gründlicher 
Theoretiker,  war  Mitglied  der  Loge  Zoro- 
babel  in  Kopenhagen  und  gab  1749  ver- 
schiedne  von  ihm  komponierte  Freimaurer- 
lieder heraus,  sowie  ein  vollständige«  Lieder- 
buch in  zwei  Büchern  (Kopenhagen  und 
Lpz.  1776  und  1785). 

Schelle,  Eugen  Theobald,  geb.  31. 
I  Aug.  1797  in  Weiden,  gest.  4.  Mai  1847, 
Konsistorialrat  und  Oberprediger  in  Bern- 
burg, war  Begründer  der  Anstalt  zur  Er- 
rettung aus  sittlichem  und  bürgerlichem 
Verderben  und  des  Asyls  für  die  gefähr- 
j  detc  Jugend,  um  deren  fernerer  Verwahr- 
losung vorzubeugen,  und  Mitglied  der 
Loge  Alexius  zur  Beständigkeit  in  Bern- 
burg.   [Vgl.  Zd.  1847,  S.  138.] 

Scheltema,  Jak.,  geb.  1768  in  Franeker 
in  Friesland,  gest.  1835,  ein  niederländi- 
scher Schriftsteller,  dessen  historische  Ar- 
beiten sehr  geschätzt  sind;  als  Mitglied 
der  Loge  Ultrajectina  in  Utrecht  hielt  er 
1833  einen  Vortrag  über  die  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  den  Niederlanden,  der 
1837  im  Haag  im  Druck  erschien.  [Kloaa, 
Bibl.,  Nr.  3080.] 

Schenkendorf,  l)Max  Gottlob  Ferdi- 
nand v.,  Dichter,  geb.  11.  Dez.  1783  in 
Tilsit,  gest.  11.  Dez.  1817  in  Koblenz, 
nahm  am  Freiheitskriege  1813  teil  und 
erhielt  nach  dem  Frieden  Anstellung  als 
Regierungsrat  in  Koblenz.  —  S.  ist  jeden- 
falls schon  vor  1815  (wahrscheinlich  Ende 
1813  in  der  Feldloge  Friedrich  zur  Vater- 
landsliebe) dem  Freimaurerbunde  beige- 
treten; er  findet  sich  eingetragen  am  10. 
Aug.  1817  als  erster  Steward  in  der  Loge 
Friedrich  zur  Vaterlandsliebe  in  Koblenz. 
Er  soll  vorher  der  Loge  Karl  zur  Treue 
in  Karlsruhe  angehört  haben.   [Vgl.  Bbl. 


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Scheppler  —  Schiffmann. 


315 


1890,  S.  541;  1895,  S.  S07.  M.  L.  1890/91, 
8.  75,  81.] 

2)  Emil  Gustav  Theodor  v.,  Tele- 
graphieret in  Görlitz,  geb.  21.  Mai  1837 
in  Soldin,  bekanntes  Mitglied  des  preussi- 
schen  Abgeordnetenhauses,  wurde  15.  Dez. 
1869  in  der  Loge  Zu  den  drei  Hammern 
in  Naumburg  aufgenommen,  trat  aber  1878 
aus  der  Loge  wieder  aus.  [Vgl.  Schröder, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Naumburg 
(1896),  S.  227.] 

Scheppler,  Franz  Joseph  Karl  v., 
Ritter  des  päpstlichen  Ordens  vom  goldnen 
8porn  und  Graf  v.  Lateran,  Fürstlicher  Pri- 
mat, Hof-  und  Appellationsrat  in  Aschaffen- 
burg, war  Mitglied  der  Loge  Karl  zur 
Eintracht  in  Mannheim.  Er  hatte  in 
Wörth  bei  Aschaffenburg  eine  Loge,  ge- 
nannt Napoleon  und  Alexander  zum  Tem- 
pel des  Friedens,  errichtet;  da  aber  keine 
sieben  Mitglieder  in  Wörth  wohnten,  ver- 
legte er  die  Loge  nach  Miltenberg  (s.  d.). 
Die  Stiftungsurkunde  wurde  ihm  versagt. 

Schewe,  Christian  Friedrich,  Kon- 
sistorialrat  und  Abt  zu  Kloster  Berge  bei 
Magdeburg,  geb.  1750,  gest.  1.  Jan.  1812. 
war  seit  1780  Mitglied  der  Loge  Ferdinand 
zur  Glückseligkeit  in  Magdeburg,  von 
1784  bis  24.  Juni  1808  ihr  Meister  vom 
Stuhl  und  hat  sich  um  sie  grosse  Ver- 
dienste erworben.  Von  1808  bis  zu  seinem 
Tode  war  er  Grossmeister  der  1807  errich- 
teten Grossen  Mutterloge  Friedrich  zur 
grünenden  Linde.  Die  Bildung  der  Grossen 
Mutterloge  beantragte  S.,  damit  die  Loge 
Ferdinand  zur  Glückseligkeit,  nachdem 
Magdeburg  dem  Königreich  Westfalen  zu- 
geteilt worden  war,  nicht  genötigt  werden 
könnte,  sich  der  Grossloge  des  Königreichs 
Westfalen  in  Kassel  unterzuordnen.  [Vgl. 
Funk,  Geschichte  der  Loge  Ferdinand 
zur  Glückseligkeit  (Magdeburg  1861),  S. 
49—89.] 

Schibboleth  heisst  Kornähre  oder  Wasser- 
fall. Dieses  Wort  diente  (Richter  12,  5 
und  6)  den  Gileaditern  in  dem  Kriege,  den 
sie  unter  Jephta  gegen  die  Ephraimiten 
führten,  als  Losungswort,  da  diese  das 
Sch.  (Schin)  nicht  aussprechen  konnten 
und  S  (Sin)  sagten,  also  nicht  S.,  son- 
dern Sibboleth.  Das  Wort  deutet  darauf 
hin,  dass,  wie  die  Körner  der  Ahre  sich 
innerlich  aneinander  schmiegen  und  die 
Ähren  auf  dem  Felde  mit  einander  hin- 
und  herwogen,  eine  die  andre  schützend 
und  haltend,  obgleich  die  eine  höher  auf 
dem  Stengel  sitzt  als  die  andre,  so  auch 
die  Freimaurer  in  echter,  treuer  Freund- 
schaft auf  dem  Felde  ihrer  freimaure- 
rischen  Thätigkeit,  zu  dem  das  ganze  Erden- 
wallen werden  muss,  zu  einander  Btehen 
und,  gleich  den  in  der  Höhe  wogenden 
Ähren,  sich  über  das  Alltägliche  und  Ge- 
meine erheben  und  himmelan  streben 
sollen.  Reich,  wie  die  segenapendenden 
Ähren  an  nährenden  Körnern,  soll  das 
Leben  des  Freimaurers  an  guten  Thaten 


sein.  [Vgl.  Fischer, R.,  Gesellenkatechismus 
(18.  Aufl.,  Lpz.  1897);  Schwalbach,  Ge- 
schichte des  älteren  maurerischen  Ge- 
brauchtums  (Brl.  1889),  S.  49.] 

Schldlitz  (Vorstadt  von  Danzig  in  der 
Prov.  Westpreussen ,  7153  E.).  Hier  er- 
richtete 18.  Juli  1786  die  Danziger  Loge 
Eugenia  zum  gekrönten  Löwen  eine  De- 
putationsloge Eugenia  zum  gekrönten 
Löwen  auf  dem  Stoltzen berge,  die 
1793  wieder  mit  der  Stammloge  vereinigt 
wurde. 

Schiff,  das  Mast  und  Segel  verloren  hat 
und  auf  stillem  Meere  schwebt,  mit  der 
Beischrift:  »Stillschweigen  und  Hoffen  ist 
meine  Stärke«  galt  in  der  strikten  Obser- 
vanz als  das  Sinnbild  des  Meisters.  Man 
findet  es  oft  auf  Buchtiteln. 

Schiffmann,  Gustav  Adolf,  protest. 
Geistlicher,  geb.  30.  Juli  1814  in  Stettin, 
gest.  18.  Juli  1883  in  Tabarz,  erhielt  1843 
die  Parochie  St.  Jakobi  in  Stettin,  in  der 
er  1854  Archidiakonus  wurde  und  dieses 
Amt  bis  zu  seinem  Tode  behielt.  In  kirch- 
licher Beziehung  gehörte  er  der  Richtung 
des  Protestantenvereins  an.  —  Am  22.  Mai 
1851  wurde  er  in  der  zum  Verband  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  gehörigen 
Loge  Drei  goldne  Anker  aufgenommen. 
Am  8.  März  1853  wurde  er  zu  ihrem 
Meister  vom  Stuhl  gewählt  und  bekleidete 
diese  Stellung  9  Jahre  bis  1862.  Seit 
1860  erhielt  er  die  höhern  Grade,  war 
1858—76  Provinzialgrossmeister  von  Pom- 
mern, seit  1865  Unterarchitekt  und  Über- 
nahm dann  noch  einmal  von  1867  —73  den 
ersten  Hammer  in  seiner  Loge.  Da  8.  das 
Vertrauen  des  Ordensmeisters,  des  deut- 
schen Kronprinzen  Friedrich  Wilhelm  (s.d.) 
im  hohen  Grade  genoss,  beauftragte  ihn 
dieser,  dem  Zweifel  über  den  angeblich  alten 
Ursprung  der  schwedischen  Lehrart  (s.  d.) 
gekommen  waren,  nachzuforschen,  wie  weit 
die  Überlieferungen  der  Grossen  Landes- 
loge sicher  und  fest  begründet  wären.  S. 
unterzog  sich  dieser  Aufgabe  mit  grossem 
Eifer,  studierte  die  Akten  mit  Sorgfalt 
und  trug  einen  Teil  der  Erfolge  seiner 
Forschungen  in  mehrern  im  Kapitel  des 
achten  Grads  gehaltnen  Vorträgen  im 
Laufe  des  Jahres  1873  vor.  Aus  diesen 
Vorträgen  ging  hervor,  dass  er  gewisse  in 
den  Ecklcffschon  Akten  der  schwedischen 
Grossloge  übergebne  Mitteilungen  des 
Ordens  für  irrtümlich  hielt  und  die  Lehren 
des  8.  Grads  als  kabbalistische  Träume- 
reien bezeichnete.  (Rundschreiben  an  die 
Mitglieder  der  Grossen  Landesloge,  welche 
Kapitelgrade  besitzen,  vom  11.  Dezember 
1874.)  Dadurch  erregte  er  das  Misstrauen 
des  Ordensrats,  der  ihm  nun  bei  weitem 
Studien  Hindernisse  in  den  Weg  legte. 
Auch  dem  Kronprinzen  entging  nicht, 
dass  man  seinem  Drängen  nach  geschicht- 
licher Gewissheit  Widerstand  entgegen- 
setzte; er  legte  daher  am  7.  März  1874  sein 
ordensmeisterliches  Amt  nieder.  An  seine 


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316 


Schikaiieder. 


Stelle  trat  der  Kammerherr  des  Kaisers, 
v.  Dachröden,  und  S.  rückte  nun  in  das 
Amt  de»  Oberarchitekten  gesetzlich  nach, 
stand  aber  ziemlich  einsam  im  Ordensrat 
da.  Um  zu  verhindern,  dass  nach  dem 
Abgang  v.  Dachröden«  (s.d.)  S.Ordensmeister 
würde,  wie  es  bisher  in  der  Grossen  Landes- 
loge üblich  gewesen  war,  wurde  das  Wahl- 
gesetz dahin  abgeändert,  dass  die  Ritter- 
kommandeure den  Ordensmeister  wählen 
sollten,  mit  der  Beschränkung,  dass  dieser 
in  Berlin  wohnen  müsse.  S.  war  auch 
wegen  seiner  freien»  religiösen  Richtung 
in  den  höhern  Kreisen  missliebig.  Die 
Änderung  des  Wahlgesetzes  rechtfertigte 
in  einem  Promemona  ein  Mitglied  des 
Ordensrate,  Widmann  (s.d.).  Dagegen  schrieb 
S.  »Beleuchtung  des  Promemoria  des  Br. 
Widmann,  betr.  die  Einwendung  gegen  das 
neue  Gesetz  über  die  freie  Wahl  des 
Ordensmeisters«  (Stettin  1874).  Da  beide 
Schriften  gedruckt  waren,  mussten  sie  not- 
gedrungen zur  Kenntnis  eines  weitern 
Kreises  kommen.  Weitere  Streitschriften 
S.'s  erschienen:  »Der  Ordensrat  und  die 
historisch-kritischen  Forschungen«  (Stettin 
1875)  und  »Geschichte  des  Kapitels  der 
Grossen  Landesloge  von  Deutschland« 
(1876).  Infolgedessen  wurde  S.  »eines 
Amts  als  wort  führender  Meister  des  Stet- 
tiner Kapitels  enthoben  (1.  Mai  1876).  Zu 
gleicher  Zeit  veröffentlichte  die  Bh.  (Jahr- 
gang 1876)  eine  Anzahl  darauf  bezüglicher 
Aktenstücke.  Die  ganze  Sache  erregte 
ungeheures  Aufsehen:  alle  freimaurerischen 
Blätterjener  Jahre  zeugen  davon;  ja  sie  drang 
schliesslich  sogar  in  öffentliche  Kreise.  In- 
folge dieser  Veröffentlichungen,  dicaber  der 
Bh.  nicht  von  S.(Bh.  1876,S.  322 j i zugegangen 
waren,  wurde  dieser  unter  der  Beschul- 
digung, das  Gelübde  der  Verschwiegenheit 
gebrochen  und  die  Geheimnisse  der  Hoch- 
grade preisgegeben  zu  haben,  1.  Juli  1876 
ausgeschlossen,  nachdem  er  wenige  Tage 
vorher  sein  25jähriges  Maurerjubiläuni  mit 
allen  Ehrenbezeugungen  gefeiert  hatte. 
Die  Loge  Drei  goldne  Anker  zu  Liebe  und 
Treue  in  Stettin  ersuchte  die  Grosse 
Landesloge  um  Aufhebung  des  Urteils, 
wurde  aber  infolgedessen  suspendiert.  Da 
brach  diese  die  Verhandlungen  mit  ihrer 
Mutterloge  ab,  schloss  sich  der  Grossen 
Loge  Royal  York  an,  die  auch,  wie  andre 
Grosslogen,  das  Verfahren  gegen  S.  gemiss- 
billigt  hatte  und  S.  aufnahm.  1882  hob 
die  Grosse  Landesloge  freiwillig  die  über 
S.  verhängte  Ausschliessung  auf;  Der  ab- 
geordnete Landesgrossmeister  Gartz  (vgl.  Br. 
L.  1891/92,  S.7)  sagt:  »Die  Ausschliessung 
S.'s  ist  um  so  bedauerlicher,  als  spätere  For- 
schungen ergeben  haben,  dass  die  historische 
Ansicht  S.'s  im  wesentlichen  richtig  war«, 
nur  fügt  er  hinzu:  »Aber  seine  Aus- 
schliessung war  unbedingt  notwendig,  denn 
die  Gründe,  welche  S.  für  seine  Ansicht 
vorbrachte  und  nach  dem  damaligen  Stand 
der   historischen   Forschung  vorbringen 


konnte,  waren  nicht  vollständig,  sie  hatten 
viele  Lücken,  die  S.  durch  Hvpothesen 
und  Konjekturen  ergänzte,  welche  aber 
■  den   Brüdern    der   Grossen   Land  es  löge 
die  ganze  Beweisführung  S.'s  verdächtig 
,  machten.    Diese  Brüder  hätten  müssen 
durch  ordensmeisterlichen  Befehl . . .  ver- 
gewaltigt werden,  und  dies  hätte  einen 
schweren,  vielleicht  unheilbaren  Riss  in 
I  die  Grosse  Landesloge  gebracht.«  Übrigens 
I  hatte  eine  öffentliche  Erklärung  S.'a,  dass 
!  er  an  dem  christlichen  Prinzip  auch  unter 
der  Grossen  Loge  Royal  York  festhalte  und 
dieses  nicht  beseitigt  wissen  wolle,  einen 
Rückgang  der  Sympathien  für  ihn  zur 
Folge,  die  sogar  öffentlichen  Ausdruck 
erhielt,  weil  man  allgemein  der  Meinung 
war,  S.  breche  auch  mit  diesem  Prinzip. 
(Vgl.  Bh.  1878,  S.  97.]     Von  freimau- 
rer lachen  Schriften  S.'s   sind   ferner  zu 
erwähnen:  »Das  Verhältnis  der  Freimau- 
rerei zum  Christenthum  und  zur  Kirche« 
(Stettin  1857),  »Rede  zur  Jubelfeier  der 
Loge  Drei  goldne  Anker  zu  Liebe  und 
1  Treue  in  Stettin  am  8.  März  1870  gehalten« 
(Stettin  1870),  »Andreas  Michael  Ramsay« 
I  (Lpz.  1878),  »Die  Freimaurerei  in  Frank- 
I  reich  in  der  ersten  Hälfte  desXVHI.  Jahrh.« 
j  (Lpz.  1881),  »Die  Entstehung  der  Ritter- 
;  grade  in  der  Freimaurerei  um  die  Mitte 
desX  VIII.  Jahrh.«  (Lpz.1882),  »Offener  Brief 
an  Herrn  Dr.  Nielsen  als  Antwort  auf  seine 
Schrift  Freimaurerthum  und  Christenthum« 
(Lpz.  1883).  [Vgl.  Findel,  S.  und  die  Grosse 
Landesloge  (Lpz.  1877).  S.,  Mein  Verhalten 
als  Architekt  der  Grossen  Landesloge  und 
die  Gründe  meiner  Verurtheilung  (Stettin 
1876).  S.,  Entgegnung  wider  den  Ordens- 
meister von  Dachröden  (Stettin  1876).  Rund- 
;  schreiben  der  Loge  Drei  goldne  Anker 
I  zu   Liebe   und  Treue  in   Stettin,  vom 
August  1876.    Bh.  1876,  S.  237,  266,  293, 
299,  308,  319,  322,  324,  345,  359;  1877, 
S.  17,  85,  45,  73,  85,  98,  183;  1883,  S.  248; 
1888,  8.  216,  233,  239.   A.  1886,  S.  118. 
,  L.  1888,  S.  184,  158.  Der  Freimaurer  1877, 
I  S.  1  (mit  Bildnis).] 

Schlkaneder,  Emanuel,  Schauspieler 
|  und  Theaterdirektor,  geb.  1751  in  Regens- 
burg, gest.  21.  Sept.  1812  in  Wien,  seit 
früher  Jugend  wandernder  begabter  Schau- 
j  spieler,  dann  Direktor  der  Theater  in  Pest, 
Pressburg  und  Prag,  erbaute  das  Theater 
j  an  der  Wien  in  Wien,  sowie  das  Theater 
I  in  Brünn,  schrieb  zahlreiche  Lustspiele 
.  und  Opern,  angeblich  auch  den  Text  zur 
•Zauberflöte«  (s.d.),  der  eigentlich  von  K.  L. 
Giesecke  herrührt.   Die  Oper,  die  Mozart 
(s.  d.)  in  Musik  setzte,  wurde  im  Theater 
von  S.  in  Wien  zuerst  am  30.  Sept.  1791 
I  und  schon  am  10.  Okt.  1795  zum  185.  Male 
•  aufgeführt  und  brachte  S.  reiche  Ein- 
nahmen, was  ihn  jedoch  nicht  hinderte, 
den  Komponisten  so  gut  wie  gänzlich  auszu- 
spielen, d\  i.  ihn  um  seinen  Gewinnanteil  zu 
bringen.  DassS.  dem  Freimaurerbunde ange- 
I  hörte,  ist  wahrscheinlich,  aber  nicht  erwiesen. 


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Schild  Davids 

Schild  Davids,  s.  Hexagramm. 

Schillbach,  Ernst  Ludwig,  Arzt,  geb. 
25.  Nov.  1825  in  Pfuhlborn,  gest.  29.  April 
1898  in  Jena,  war  praktischer  Arzt  in 
Stotternheim,  dann  in  Jena,  wo  er  zu- 

f gleich  erst  Privatdozent,  später  1862  ordent- 
icher  Professor  der  Medizin,  Chirurgie 
und  Augenheilkunde  wurde.  —  In  den  Frei- 
maurerbund trat  er  18.  Jan.  1858  in  der 
Loge  Amalia  in  Weimar,  beteiligte  sich 
lebhaft  an  dem  Freimaurerklub  in  Jena, 
aus  dem  17.  Okt  1880  die  Loge  Karl 
August  zu  den  drei  Rosen  hervorging, 
deren  erster  Meister  vom  Stuhl  er  war. 
Bis  zu  seinem  Tode  hat  er  fast  ununter- 
brochen dieses  Amt  bekleidet  und  da» 
Wohl  der  Maurerei,  wie  seiner  Loge  stets 
im  Auge  behalten.  Harte  Kämpfe  hatte 
er  bei  Abzweigung  der  Loge  Friedrich 
zur  ernsten  Arbeit  in  Jena(s.  d.)  zu  bestehen, 
wie  bei  der  weitern  Bildung  der  dritten  Bau- 
hütte in  Jena  Zur  Akazie  am  Saalstrande, 
und  dem  Übergangseiner  Loge  zum  Verband 
der  Grossen  National -Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  in  Berlin  unter  Austritt 
aus  dem  Verband  der  Grossloge  von 
Hamburg.  Er  war  ein  begeisterter  Ver- 
fechter der  Einigkeitsbestrebungen  auf 
dem  Gebiet  der  deutschen  Freimaurerei 
und  ist  für  sie  litterarisch  vielfach  thätig 
gewesen.  Auch  dem  Zusammenschluss  der 
Thüringer  Logen  hat  er  seine  Kraft  ge- 
widmet, und  die  Jenaer  Frühlingsfeste 
nahmen  unter  seiner  Leitung  einen  leb- 
haften Aufschwung.  Viele  seiner  Vorträge 
sind  in  maurerischen  Blättern  veröffent- 
licht; von  ihm  verfasst  erschien  auch  »Die 
deutsche  Löget  (Lpz.  1886).  [Vgl.  Bbl. 
1898,  8.  239.] 

Schüler,  1)  Friedrich  v.,  Dichter,  geb. 
10.  Nov.  1759  in  Marbach,  gest.  9.  Mai 
1805  in  Weimar,  war  kein  Freimaurer, 
obgleich  in  seinen  Anschauungen  dem 
Bunde  verwandt.  Ihm  war  in  Jena,  wie  in 
Weimar,  die  Gelegenheit;  nicht  gegeben,  1 
Freimaurer  zu  werden.  Die  Loge  in  Jena  i 
hatte  1764  ihre  Arbeiten  eingestellt,  und  I 
die  Loge  in  Weimar  war  1782  unthätig  1 
geworden  und  nahm  eret  1808  ihre  Arbeiten 
wieder  auf.  In  einem  Brief  an  Körner  (s.  d.) 
schreibt  8.,  dass  Bode  (s.d.)  ihn  habe  veran- 
lagen wollen,  dem  Freimaurerbunde  beizu-  ; 
treten.    Körner,   der  selbst  Freimaurer  ' 
war,  riet  ihm  ab,  da  Bode  ihn  nur  für  die  \ 
Illuminaten  werde  gewinnen  wollen.  Im  10. 
Brief  über  Don  Carlos  erklärt  S.:  »Bin 
weder  Illuminat,  noch  Freimaurer«.  Man 
darf  wohl  annehmen,  dass  die  unlautere 
Gestalt  der  Freimaurerei  seiner  Zeit  ihn  1 
vom  Eintritt  abgehalten  hat,  während  er 
seinen  Ideen  und  Bestrebungen  nach  die  1 
entschiedenste  Verwandtschaft  mit  dem 
Freimaurerbund  an  den  Tag  gelegt  hat. 
Dies  spricht  er  in  dem  erwähnten  Brief 
weiter  aus:  »Wenn  beide  Verbrüderungen 
den  moralischen  Zweck  mit  einander  ge- 
mein haben  und  wenn  dieser  Zweck  für 


—  Schläge.  817 

die  menschliche  Gesellschaft  der  wichtigste 
ist,  so  muss  er  mit  demjenigen,  den  Marquis 
Posa  sich  vorsetzte,  wenigstens  sehr  nahe 
verwandt  sein.  Was  man  durch  eine  ge- 
heime Verbindung  mehrerer,  durch  die 
Welt  zerstreuter  thätiger  Mitglieder  zu 
bewirken  sucht,  will  der  letztere  voll- 
ständiger und  kürzer  durch  ein  einziges 
Subjekt  ausführen«.  Deshalb  hat  sein  Don 
Carlos  viele  Anklänge  an  die  Freimaurerei 
[vgl.  A.  1888,  S.  180.  FZ.  1859,  S.  89  1; 
1860,  S.  353;  1871,  S.  407],  nicht  minder 
sein  Lied  an  die  Freude.  [Vgl.  Bh.  1869, 
S.  137.  Im  übrigen  s.  A.  1891,  8.  35 
(MaurerischeGedanken  eines  Nichtmaurers), 
1888,  8. 102  (S.  im  Lichte  der  Freimaurerei) ; 
ferner:  Bh.  1858,  S.  21,  36,  46;  1859,  S.  877 ; 
1870,  8.  361;  1877,  8.  371;  1888,  8.  345; 
L.  1895,  8. 177.  M.  L.  1890/91,  8.  14.  Alpina 
1892,8.6.  Z.  1891,  8.4.  Osterwald,  Wilh., 
Johanniskränze  (Lpz.  1860),  8.  110.] 

2)  Karl  Friedrich  Ludwig  Frei- 
herr v.,  Sohn  des  Vorigen,  geb.  14.  Sept. 
1793  in  Ludwigsburg,  gest.  21.  Juni  1857 
in  Stuttgart,  württembergscher  Oberförster 
in  Lorch,  wurde  1815  in  der  Loge  Amalia 
in  Weimar  in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen. 

Schilling  v.  Can stadt,  Karl  Friedrich 
Freiherr  v.,  badischer  Geheimrat,  war 
Meister  vom  Stuhl  der  1808  wieder  er- 
standnen  Loge  Karl  zur  Einigkeit  in 
Karlsruhe  und  Grossmeister  des  23.  Mai 
1809  gebildeten  Grossen  Landeslogen- 
vereins in  Baden.  Er  bemühte  sich  1808 
um  Vereinigung  des  Eklektischen  Bundes 
in  Karlsruhe  mit  dem  Grossorient  von 
Baden.   (S.  Baden  und  Karlsruhe.) 

Schlafende  Loge  nennt  man  eine  ausser 
Thätigkeit  getretne  Loge.  (S.  Buhende 
Iiogen.) 

Schläge,  starke,  öffnen  dem  Aufnahme 
Suchenden  die  Pforte  der  Loge.  Nicht 
ohne  sein  Zuthun  erhält  er  Einlas«  in  den 
Tempel  der  Humanität.  Das  kräftige  An- 
klopfen soll  die  Stärke  des  Willens  und 
des  Eifers  andeuten,  der  den  Eintretenden 
beseelt.  —  Ein  ähnlicher  Gebrauch  kam 
früher  in  England  bei  öffentlichen  Feier- 
lichkeiten vor,  wenn  der  Zug  an  das  Temple 
Bar  (das  grosso  Portal,  das  die  City  vom 
Westend  scheidet)  gelangte;  dieses  wurde 
erst  nach  dreimaligem  Rufen  und  Anklopfen 
mit  dem  Stab  des  Herolds  des  Königs  ge- 
öffnet. —  Schläge  des  Meisters  und  der 
beiden  Aufseher  ertönen  auch  bei  der  Eröff- 
nung und  beim  Schluss  der  Loge,  ferner 
inmitten  der  Arbeit,  verschieden  zwar  in 
ihrer  Art,  immer  aber  die  Maurer  in 
ernster  Weise  an  ihre  Pflicht  gemahnend 
und  zur  Ordnung  rufend.  [Vgl.  Fischer, 
R.,  Ritual  und  Svmbol  (Lpz.  1878),  8.  220. 
Bh.  1887,  8.  28*7.  Br.  L.  1894/95,  S.  9. 
BZC.  1886,8.195;  1887,  S.  111;  1899,  S.  148. 
FZ.  1856,  8.  89;  1860,  S.  369;  1884,  8.  49; 
1887,  8.  356.  M.  L.  1899/00,  S.  77.  Triangel 
1868,  8.  169.   Zd.  1837,  8.  6.]   Über  den 


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818  Schlange  — 

Ursprung  des  Klopfens  und  dessen  noch 
gegenwärtigen  Gebrauch  in  den  israeliti- 
schen Gemeinden  in  Polen,  Ungarn,  Ga- 
lizien,  Böhmen,  Mähren,  Schlesien  u.  s.  w. 
s.  M.  L.  1884/85,  8.  194. 

Sehlange.  Die  S.  ist  kein  eigentlich 
maurerisches  Sinnbild,  wohl  aber  ein  altes, 
wo  die  sich  ringelnde  oder  schlingende  S., 
die  mit  dem  Kopf  das  Ende  erfasst,  als  Sinn- 
bild der  Unendlichkeit,  der  Ewigkeit  dient. 
[Vgl.  Schauberg,  Symbolik  II,  64.]  So 
erscheint  die  S.  jetzt  auch  in  maurerischer 
Anwendung  als  Zeichen  der  Einigkeit. 

Schlaraffl*  heisst  eine  Gesellschaft,  die 
—  nach  den  betreffenden  Gesetzen  —  »die 
Gemeinschaft  gleichgesinnter  Männer  ist, 
deren  Zweck  die  Pflege  von  Humor  und 
Kunst  nach  bestimmten  Formen  und  unter 
Beobachtung  eines  gewissen  Zeremoniells 
und  deren  Grundprinzip  die  Freundschaft 
ist«.  Man  hat  es  hier  mit  Übertragung 
freimaurerischer  Satzungen  und  Riten  auf 
einen  reinen  Kneipkomment  zu  thun.  Es 
wird  sogar  von  einem  hervorragenden  Mit- 
glied der  Gesellschaft  zugestanden,  dass 
die  Gründer  Freimaurer  gewesen  sein 
mögen.  [Vgl.  FZ.  1877,  S.  157;  1890,  S. 
291,  308.] 

Schlawe  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Pommern,  5656  E.).  Hierher  wurde  1820 
die  in  Rügenwalde  (s.  d.)  von  der  Gross- 
loge Zu  den  drei  \Veltkugelu  gestiftete 
Loge  Zur  Einigkeit  an  der  Ostsee  verlegt. 
Sie  ist  seit  5.  Juli  1834  geschlossen. 

Schlegel,  Johann  Samuel  Benedikt, 
Kaufmann  in  Leipzig,  geb.  das.  22.  März 
1733,  wurde  in  den  Freimaurerbund  8.  Febr. 
1763  aufgenommen  in  der  Loge  Jonathan 
in  Braunschweig  und  27.  März  1765  bei 
der  Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in 
Leipzig  angenommen.  1776  wurde  er  Mit- 
stifter der  Loge  Balduin  zur  Linde  das. 
Bei  dieser  war  er  1776  2.  Aufseher,  1777 
1.  Aufseher,  1779  zugeordneter  Meister, 
1781—1796  Meister  vom  Stuhl.  —  Alters- 
schwäche und  Geldverlegenheiten  fährten 
seinen  Abgang  herbei.  [Vgl.  Fuchs,  Ge- 
schichte der  Loge  Balduin  zur  Linde 
(Lpz),  S.  11.]  Er  war  zuerst  (1773)  Schüler 
und  Anhänger  Schrepfers  (s.  d.),  zog  sich 
aber  bald  zurück,  als  er  ihn  als  gemeinen 
Betrüger  erkannt  hatte,  und  hinterliess 
ein  Tagebuch  über  Schrepfer,  das  sein 
Stiefsohn,  der  Buchhändler  Köhler,  nach 
seinem  Tode  herausgab:  »Joh.  Sam. 
Ben.  S.'s  Tagebuch  seines  mit  J.  G. 
Schrepfer  gepflogenen  Umgangs,  nebst 
Beylagen,  vielen  Briefen  und  einer  Charak- 
terschilderung Schrepfers,  zu  deutlicher 
Übersicht  seiner  Gaukeleyen  und  natür- 
lichen Magie«  (Brl.  und  Lpz.  5806). 

Schleiden,  Jakob,  Jurist,  geb.  13.  März 
1773  in  Röderiis  bei  Husum,  gest.  5.  Mai 
1852  in  Hamburg,  wurde  in  die  Loge 
Ferdinand  zum  Felsen  das.  aufgenommen 
1.  Febr.  1800  und  war  Meister  vom  Stuhl 
dieser  Loge  von  1807—20,  Grossmeister 


Schleswig. 

der  Grossen  Loge  von  Hamburg  von  1825 
bis  1834  und  wurde  1850  zum  Ehrcngross- 
roeister  ernannt.  (S.  Hamburg,  oben  I, 
S.  413.) 

Schleife,  s.  Kokarde. 

Schleiz  (St.  im  Fürstentum  Reusa  jüngerer 
Linie,  5094  E.).  Hier  besteht  ein  mau- 
rerischer Bruderverein  Ruthenia  unter 
der  Loge  Archimedes  zum  ewigen  Bunde 
in  Gera,  gegr.  28  Sept.  1872.  Mitgliedcrzahl 
(1899):  11.    Vers,  den  letzten  Sonnabend. 

Schlesien  (Österr.  Kronland).  1)  Mehrere 
Offiziere  der  Koburg-  Dragoner,  im 
bayerschen  Erbfolgekrieg  nach  S.  be- 
ordert, wandten  sich  als  Mitglieder  der 
Loge  Sine£rit£  2.  Dez.  1778  an  die  Prager 
schottische  Loge  mit  der  Bitte,  ihnen  die 
Errichtung  einer  Loge  volante  Joseph 
zu  den  drei  Trophäen  in  Teschen  zu 
gestatten.  Dem  ward  willfahrt,  und  nun 
mochte  die  Loge  auch  alsbald  eröffnet 
worden  sein.  Nach  dem  Frieden  von 
Teschen  (13.  Mai  1779)  kam  das  Regiment 
wieder  nach  Böhmen,  die  Mitglieder  lösten 
die  Loge  auf  und  traten  wieder  der  Loge 
SinceVite*  bei.  2)  In  demselben  unblutigen 
Kriege  besetzte  ein  preussisches  Armee- 
korps unter  dem  Kommando  des  National- 
grossmeisters,  Generalleutnants  Prinz  Fried- 
rich August  von  Braunschweig  (s.  d.),  im 
Herbst  1778  Troppau,  wo  eine  Feldloge  er- 
richtet wurde,  die  aber  bald  nach  ihrem 
Abgang  (Mai  1779)  einging.  3)  Aus  ihren 
Trümmern  schuf  (1784?)  Generalmajor 
Ulrich  Frh.  Hutten  eine  neue  Loge,  die 
nach  Erscheinen  der  Freimaurerverordnung 
ihren  Fortbestand  vergeblich  zu  erwirken 
suchte.  Diese  Loge  war  eine  Filiale  der 
Brünner  Loge  Zu  den  wahren  vereinigten 
Freunden  und  huldigte  gleich  dieser  dem 
Illuminatismus.  4)  Nachmals  scheint  in 
Troppau  eine  Loge  der  Asiatischen  Brüder 
bestanden  zu  haben;  darauf  deutet  ein 
Petschaft  mit  der  Jahreszahl  1726  (Ab- 
bildung in:  Der  Freimaurer  1873,  S.  79),  das 
der  Überlieferung  nach  dasjenige  der  Loge 
Pythagoras  in  Troppau  war,  die  F.  G. 
Graf  Starhemberg  als  zugeordneter  Pro- 
vinzialgrossmeister  unter  dem  Grossorient 
von  Frankreich  gestiftet  haben  soll.  (Jeden- 
falls ein  Irrtum,  veranlasst  durch  die 
französische  Aufschrift  des  Siegels).  Die 
Jahreszahl  dürfte  mit  1786  zu  deuten  sein. 
5)  1848  soll  in  Troppau  eine  Loge  ent- 
standen sein,  die  1849  auf  Befehl  dea 
Fürsten  Windischgrätz  gewaltsam  aufge- 
hoben wurde. 

Schleswig  (Hauptst.  in  der  preuss.  Prov. 
Schleswig-Holstein,  17255  E.).  I.  Hier  be- 
standen früher  unter  der  strikten  Observanz, 
in  derS.  den  Namen  Eydendorp führte,  l)die 
Loge  Salomo  zum  goldnen  Löwen, 
gest.  Juli  1768,  geschlossen  1796.  Über  ein 
von  dieser  Loge  gegründetes  Armen-Hos- 
pital, zu  dem  der  Grossmeister  Landgraf 
Karl  zu  Hessen  3.  Mai  1802  den  Grundstein 
legte,  s.  A.  Z.  I,  S.  442  ;  2)  die  altschot- 


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Schleswig-Holstein 


—  Schleswig-Uolsteinscher  Logenverband. 


319 


tische  Loge  Karl  zum  stehenden  Lö- 
wen; 3)  die  in  Kolding  gegründete  Loge 
Josua  arbeitete  1768  bis  10.Sept.1771  eben 
falls  hier,  wurde  aber  dann  nacn  Rendsburg 
(b.  d.)  verlegt.  II.  Jetzt  besteht  das.  unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  eine 
Loge  Karl  zur  Treue,  gest.  30.  Sept. 
1867.  Mitgliederzahl  (1900):  66.  Vers.: 
Mittwochs.  Klub :  Mittwochs.  Lokal:  Loll- 
fuss  7.  Quartier. 

Schleswig-Holstein  (früher  Herzogt.,jetzt 
preuss.  Prov).  Hier  bestanden  früher  Logen 
in  Schleswig  (s.  d.),  Kiel  (s.d.),  Kolding  (s.d.), 
Rendsburg  (s.  d.),  Husum  (s.  d.),  Haders- 
leben (s.  d.),  Flensburg  (s.  d.).  In  den  Jah- 
ren 1855  und  1860  wurden  Versuche  ge- 
macht, Logen  in  Kiel  und  an  andern  Or- 
ten nach  der  Lehrart  von  Royal  York  und 
der  Schröderscheu  Lehrart  zu  gründen. 
Diese  Versuche  bewirkten,  dass  die  Grosse 
Landesloge  in  Berlin  energische  Schritte 
that,  in  Kiel  und  Neumünster  Logen  ins 
Leben  zu  rufen.  Dies  ist  gelungen,  und 
so  sind,  nach  der  Stiftung  der  Loge  in 
Kiel  1866,  mehrere  Johannislogen  von  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  gegründet 
worden;  es  bestehen  zur  Zeit  solche  in 
Kiel,  Schleswig,  Hadersleben,  Eckernförde, 
Apenrade,  Itzehoe,  Rendsburg,  Flensburg, 
Altona  (2),  Marne,  Neumünster,  Sonder- 
burg, Wandsbeck.  [Vgl.  Zur  Geschichte 
der  Loge  Alma  an  der  Ostsee  in  Kiel 
(1891),  Anhang.]  Die  Freimaurer  Schles- 
wig-Holsteins halten  alljährlich  eine  Pro- 
vinzial Versammlung  ab,  die  23.  am  11.  und 
12.  Aug.  1900  in  Itzehoe. 

Schleswig  -  Holstein  (Fürstenhaus). 
Von  den  deutschen  Linien  dieses  Hauses 
(die  dänischen  s.  unter  Dänemark)  waren 
folgende  Mitglieder  Freimaurer: 

I.  Aus  der  Linie  Holstcin-Gottorp: 
Georg  Ludwig,  Prinz  von  H.-G.,  Vater 
des  Herzogs  Peter  von  Oldenburg,  geb. 
16.  März  1719,  gest.  7.  Sept.  1763.  Er 
wurde  1741  in  der  Loge  Aux  trois  glaives 
d'or  in  Dresden  aufgenommen  und  schloss 
sich  2.  Juni  1742  der  Loge  Absalom  in 
Hamburg  an. 

II.  AusderLinicSchl es w ig- Holstein- 
Sonderburg  -  Auguatenburg :  Fried- 
rich Christian  II.,  Herzog  von  Schl.- 
H.-S.-A.,  geb.  28.  Sept.  1765,  gest.  18.  Juni 
1814.  Er  wurde  als  Erbprinz  11.  Okt.  1794 
in  Hamburg  Freimaurer;  schon  früher  war 
er  dem  Illuminatenorden  zugetreten. 

HI.  Aus  der  Linie  Schleswig- Hol- 
stein - (Beck)  Sonderburg  -  Glücks- 
burg: 1)  Friedrich  Wilhelm,  Herzog 
von  Holstein-Beck,  geb.  18.  Juni  1687,  gest 
11.  Nov.  1749  in  Königsberg  i.  Pr.  Er  wurde 
zusammen  mit  dem  Prinzen  August  Wil- 
helm von  Preussen  (s.  d.)  und  dem  Mark- 
grafen Karl  von  Schwedt  durch  Friedrich 
den  Grossen  in  den  Tagen  vom  13.— 19. 
Juni  1740  im  Charlottenburger  Schloss 
aufgenommen  [BZC.  1889,  S.  308.  Hieber, 
Geschichte  der  Vereinigten  Logen  in  Kö- 


nigsberg (1897),  S.  65].  Am  11.  Aug.  1747 
wurde  er  zum  Vizegrossmeister  der  Gros- 
sen Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
gewählt. 

2)  Ein  Prinz  von  Holstein  (vielleicht 
Friedrich,  seit  1749  Herzog  von  Hol- 
stein-Beck, Sohn  des  Vorigen,  geb.  4.  Nov. 
1713,  geblieben  in  der  Schlacht  bei  Prag 
6.  Mai  1757)  ist  16.  März  1748  auf  Vorschlag 
des  Markgrafen  Heinrich  von  Schwedt  in 
der  Grossen  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln aufgenommen  worden  [vgl.  deren 
Geschichte  (1890),  8.  27]. 

3)  Friedrich  Karl  Ludwig,  Herzog 
von  Holstein-Beck,  Sohn  dea  Herzogs  Karl 
Anton  August  (gest.  1759),  geb.  20.  Aug, 
1757,  gest.  25.  März  1816,  war  seit  1775  als 
Protektor  und  1779—81  als  Meister  vom 
Stuhl  der  Loge  Augusta  zur  goldnen  Krone 
in  Stargard  i.  P.  thätig.  18 15/ 1 6  war  er  Meister 
vom  Stuhl  der  Loge  Karl  zum  Felsen  in 
Altona  und  Obermeister  der  dortigen  Alt- 
schottischen Loge  Juliane  zur  Freund- 
schaft. 

4)  Friedrich  Wilhelm  Paul  Leopold, 
Herzog  von  Sch.-S.-G.,  Sohn  des  Vorigen 
und  "Vater  des  Königs  Christian  IX.  von 
Dänemark,  geb.  4.  Jan.  1785,  gest.  17.  Febr. 
1831,  wurde  1803  Ehrenmitglied  der  Loge 
Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig. 

5)  Karl,  Herzog  von  Sch.-H.-S.-G.,  Sohn 
!  des  Vorigen,  geb.  30.  Sept.  1813,  gest.  24. 

Okt.  1878,  wurde  31.  Juli  1858  in  der  Loge 
\  Karl  zum  Felsen  in  Altona  zum  Freimau- 
rer aufgenommen.     Er  war  Mitgründer 
und  1876—78  Logenmeister  der  Loge  Karl 
zur  Treue  in  Schleswig,  die  sich  nach  ihm 
:  nennt  und  der  er  das  ihm  gehörige,  vou 
der  Loge  gemietete  Haus  schenkte.  1877 
bis  78  war  er  auch  wortführender  Meister 
der  Andreasloge  Fortunata  in  Kiel  und 
führte  9.  Sept.  1877  den  Vorsitz  in  der 
:  ersten  Jahresversammlung  des  Schleswig- 
Holsteinschen  Logenverbands  in  Neumüns- 
ter. 

6)  Johann  (Hans),  Prinz  von  Sch.-H.- 
S.-G.,  Bruder  des  Vorigen,  geb.  5.  Dez. 
1825,  dänischer  General,  trat  dem  Bunde 
22.  Febr.  1867  bei,  wurde  1870  Meister  vom 
Stuhl  der  Loge  Kosmos  in  Helsingör  und 
ist  gegenwärtig  Grossmeister  der  Grossen 
Landesloge  von  Dänemark. 

Schleswlg-Uolstelnscher  Logenverband. 
Dieser  Verband  trat  auf  Anregung  der  Loge 
in  Kiel  zum  ersten  Male  9.  Sept.  1877  un- 
term Vorsitz  des  Herzogs  Karl  von  SchleB- 
wig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg  (s.  d.) 
in  Xeumünster  zusammen,  um  »mit  den 
andern  Logen  in  der  Provinz  mehr  be- 
kannt zu  werden«.  Die  Ix>gen  sollten  Abge- 
ordneteernennen, um  allgemeine,  dieschles- 
wig-holsteinschen  Logen  berührende  Fra- 
1  gen  vor  den  eigentlichen  Jahresversamm- 
lungen zu  erörtern«.   Ein  eigentliches  Sta- 
tut wurde  1882  abgelehnt;  man  einigte  sich 
i  nur  über  einige  Hauptpunkte.  Die  Abge- 
;  ordnetenversammlungcn  haben  anfänglich 


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820  Schleuer  — 

verschiedne  praktische  maurerische  Dinge 
behandelt ;  von  1884  an  sinddieseBeratungen 
weggefallen,  und  es  haben  die  Versamm- 
lungen nur  noch  den  Zweck  bruderlicher 
Annäherung.  Die  beabsichtigte  Gründung 
einer  Sterbekaase  fand  keinen  Anklang. 
Zum  Verband  gehören  11  Logen.  [Vgl. 
L.  1895,  8.  87.]  Im  Bbl.  1899.  S.  435  wird 
die  Versammlung  »Provinziallogentag  der 
Schleswig  •  holsteinschen  Freimaurer«  ge- 
nannt. 

Schletter,  Herrn.  Theod. ,  Jurist,  geb. 
23.  April  1816  in  Dresden,  gest.  19.  Aug. 
1873  in  Leipzig,  habilitierte  sich  1839  als 
Privatdozent  der  Rechte  an  der  Universität 
Leipzig,  wo  er  1848  ausserordentlicher  Pro- 
fessor und  1865  ordentlicher  Honorarpro- 
fessor der  Juristenfakultät  für  das  neu  be- 
gründete Lehrfach  des  Verwaltungsrechts 
ward.  Daneben  Jbekleidete  er  noch  ver- 
schiedne andre  Ämter;  er  war  1837 — 48 
bei  der  Univereitätsbiblothck  angestellt, 
1851  und  1852  mit  der  Leitung  des  offi- 
ziellen Pressorgans  der  sächsischen  Regie- 
rung, des  »Dresdner  Journals«,  beauftragt, 
1853 — 57  ausserordentlicher  Beisitzer  im 
Kriminalsenat  des  Appellationsgerichts  in 
Leipzig  und  seit  1865  in  gleicher  Stel- 
lung bei  der  Kreisdirektion  das.  1862 
wurde  er  auch  von  der  Regierung  zum 
Mitglied  des  litterarischen  Sachveretän- 
digenvereins  berufen.  Seine  akademische 
Thätigkeit  war  vorzugsweise  dem  Kriminal- 
prozess  und  dem  Staats-  und  Verwaltungs- 
recht gewidmet.  Kr  veröffentlichte  1845 
bis  55  in  43  Bänden  die  «Fortgesetzten 
Hitzig'schen  Annalen  der  Criminalrechts- 
pflege«,  »Das  rheinische  Strafverfahren« 
(1847)  und  »Das  neue  sächsische  Strafpro- 
zessrecht« (2.  Aufl.  18G2).  Eine  Reihe  andrer 
seiner  wissenschaftlichen  Arbeiten  gehört 
dem  Gebiet  der  Rechtsgeschichte  an,  so  na- 
mentlich sein  Werk  über  die  Konstitutionen 
Kurfürst  Augusts  von  Sachsen  (1856)  und 
seiue  Textkritik  der  Carolina.  Seit  1855 
gab  er  die  »Jahrbücher  der  deutschen 
Rechtswissenschaft  und  Gesetzgebung«  her- 
aus, worin  er  ein  weit  verbreitetes  Zentral- 
blatt der  deutschen  Rechtswissenschaft 
schuf,  das  namentlich  auch  durch  die  bei- 
gegebnen »Berichte  über  internationales 
und  ausländisches  Recht«  den  rechtswissen- 
schaftlichen Verkehr  mit  dem  Ausland 
vermittelte.  Sehr  fruchtbar  war  auch,  na- 
mentlich in  früherer  Zeit,  S.'s  publizisti- 
sche Thätigkeit;  er  hat  nach  und  nach 
zehn  politische  Zeitschriften  (die  vorge- 
nannten juristischen  ungerechnet)  geleitet. 
—  Dem  Freimaurerbunde  trat  S.  28.  Mai 
18119  in  der  Loge  Balduin  zur  Linde  in 
Leipzig  bei,  in  der  er  1845 — 47  Schriftführer, 
1 860, 1 870  -  73 1 .  Aufseher,  1 860-78  Bücher- 
wart, 1861,  1867—69  Redner,  1865  Vor- 
bereitender, 1857—58  und  1862—66  Zu- 
geordneter Meister  vom  Stuhl  war. 
Ausserdem  war  er  noch  Leiter  des  bei 
der  Loge  bestehenden  •  Maurerischen  Kor- 


Schlichtegroll. 

respondenzbureauB«  seit  1857  und  Eng- 
bundsvorsitzender seit  1860,  beides  bis  zu 
seinem  Tode.  Bereits  1847  trat  er  in  einer 
anonymen  Schrift:  »Der  Freimaurerbund 
in  seiner  gegenwärtigen  Bedeutung«  einem 
damals  gegen  die  Freimaurerei:  »Der  Frei- 
maurerbund in  seiner  Nichtigkeit«  (Lpz. 
1847)erhobnenAngrifFentgegen.  Seine  mau- 
rerischen Grundsätze  und  Ansichten  fin- 
den sich  in  zahlreichen  Vorträgen  und  Auf- 
sätzen, die  namentlich  in  der  »Freimaurer- 
Zeitung«  veröffentlicht,  teilweise  auch  in 
seiner  Schrift:  »Maurerische  Lebensan- 
schauungen« (Lpz.  1863)  wieder  abgedruckt 
sind,  femer  in  der  seit  Meissners  (b.  d.) 
Tode  1861  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit 
Merzdorf  (s.  d.)  herausgegebnen  freimau- 
rerischen Vierteljahrschrift  »Latomia«  (s.d.) 
und  endlich  in  der  vorigen  Auflage  dieses 
Handbuchs,  dessen  Mitherausgeber  er  neben 
Zille  (s.  d.)  war  —  namentlich  in  dem 
Art.  Philosophie  der  Freimaurerei.  — 
Nach  Zilie«  Tode  1872  übernahm  er.  die 
Leitung  der  »Freimaurer -Zeitung«  (Über 
seine  Bestattung  vgl.  FZ.  1873,  8.  285  fgj. 

Schlettstadt  (St.  im  Unterelsass,  9304 
E.).    Hier  bestanden:  1)  eine  Loge  La 

1  parfaite  alliance,  gegr.  4.  Okt.  1806 
vom  Grossorient  von  Frankreich,  2)  ein 

|  Kränzchen  Zur  elsassischen  Bruder- 

1  kette  unter  der  Loge  Zum  treuen  Herzen 
in  Strassburg,  gegr.  18.  Mai  1879.  Hieraus 
entstand  3)  die  Loge  gleichen  Namens, 
unter  der  Grossen  Loge  Royal  York,  gegr. 

|  4.  Juni  1883,  cingew.  16.  Sept  1883,  seit 

'  1887  ausser  Thätigkeit. 

Schlicht,  Karl  Fricdr.  Ludwig,  Stadt- 

1  sekretär  zu  Berlin,  geb.  20.  Juli  1749, 
gest.  18.  Okt.  1799,  war  von  1795  biszu  seinem 
Tode  Vorsitzender  Meister  der  Grossen 
Loge   Royal  York    und   Verfasser  der 

I  Geschichte  dieser  Loge,  die  sich  S.  53 — 72 
findet  in:  »Die  gute  Sache  der  Freymau- 
rerey  in  ihrer  Würde  dargestellt«  (Zülli- 
chau  1798).  [Über  ihn  vgl.  Fesalers  Rück- 
blicke (Dresd.  1804),  Abt  1,  8.  6-807, 
namentlich  S.  50.J 

Schlich  tegroll,  Adolf HeinrichFried  - 
rieh  von,  geb.  8.  Dez.  1765  in  Waltershau- 
sen (Gotha),  gest.  4.  Dez.  1822  in  München, 
war  Lehrer  am  Gymnasium  in  Gotha,  Hilfs- 
arbeiter an  der  Herzogl.  Bibliothek  und 
Leiter  des  Münzkabinetts  und  ging  Ende 
Mai  1807  als  Direktor  und  Generalsekretär 
der  Akademie  der  Wissenschaften  nach 
München.  Er  verfasste  Schriften  archäolo- 
gischen, numismatischen  und  biographi- 
schen Inhalts,  gab  die  Annalen  der  ge- 
samten Numismatik  heraus  und  leitete  bis 
zu  seinem  Tode  die  Jahresberichte  der 
Münchner  Akademie.  Besonders  bekannt 
ist  er  als  Begründer  des  Nekrologs  der 
Deutschen,  über  dessen  Plan  er  sich  in 
einer  Gothaer  Logenrede  vom  14.  April 
1789  aussprach.  —  Freimaurer  wurde  8. 
10.  Okt.  1786  in  der  Loge  Zum  Kompass 
in  Gotha,  deren  letzter  Schriftführer  er 


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Schlichting  —  Schmalz.  321 


war,  ebenso  erster  Schriftführer  der  neuen 
Loge  Ernst  zum  Compass  1806.  [Vgl. 
Neuer  Nekrolog  der  Deutschen,  Erster 
Jahrg.  1823,  S.  2.  —  Beck,  Ernst  der 
Zweite,  Herzog  v.  8.-G.  u.  Altbg.,  Gotha 
1854,  S.  141.  —  Beck,  Gesch.  d.  Goth. 
Landes,  Bd.  I,  Gesch.  der  Regenten,  Gotha 
1868,  S.  420.  Bd.  II,  Gesch.  d.  Stadt 
Gotha,  S.  447.] 

Schlichting,  Julius,  Professor  an  der 
technischen  Hochschule  in  Berlin,  geb. 
23.  Jan.  1835,  gest.  18.  Nov.  1894  in  Ber- 
lin, wurde  in  den  Freimaurerbund  in  der 
Loge  Zum  goldnen  Schwerdt  in  Wesel 
16.  Sept.  1860  aufgenommen,  schloss  sich, 
nach  Berlin  als  kgl.  Wasserbauinspektor 
versetzt,  30.  April  1880  der  dortigen  Loge 
Zur  Eintracht  an  und  hat  später  dann 
mehrere  Jahre  hindurch  das  Amt  des  zu- 
geordneten Meisters  vom  Stuhl  bekleidet. 
Auf  Lebenszeit  zum  Mitglied  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltku- 
geln gewählt,  war  er  vom  17.  Sept.  1885 
bis  1889  Mitglied  des  Bundesdirektoriums. 
[Vgl.  Bbl.  1894,  S.  580.J 

Sohnemann,  Heinrich,  berühmter 
Altertumsforscher,  geb.  6.  Jan.  1822  in 
Neubuckow  in  Mecklenburg-Schwerin,  gest. 
27.  Dez.  1890  in  Neapel,  bekannt  durch 
seine  Ausgrabungen  in  Kleinasien  und 
Griechenland,  ist  in  Paris  dem  Freimau- 
rerbund beigetreten.  [Vgl.  Bbl.  1890,  S. 
52.   FZ.  1891,  S.  121.] 

Schlosser,  Joh.  Georg,  Schriftsteller, 
geb.  9.  Dez.  1789  in  Frankfurt  a.  M.,  gest. 
das.  17.  Okt.  1799,  war  ein  Jugendfreund 
Goethes  und  verheiratete  sich  als  badischer 
Oberamtmann  in  Emmendingen  1773  mit 
Goethes  Schwester  Cornelia.  1787  wurde 
er  geheimer  Archivar  in  Rastatt  und  von 
da  als  wirklicher  Geheimrat  nach  Karls- 
ruhe versetzt.  1794  nahm  er  seine  Ent- 
lassung, lebte  eine  Zeit  lang  als  Privat- 
mann, Dia  er  1798  zum  Syndikus  von  Frank- 
furt a.  M.  gewählt  wurde.  Als  Philosoph 
und  genauer  Kenner  der  Alten,  war  er  ein 
geschätzter  Schriftsteller  und  nahm  eine 
hervorragende  Stelle  unter  den  vorzüg- 
lichsten Denkern  ein.  —  S.  war  1784—  85 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zur  edlen 
Aussicht  in  Freiburg  i.  B.  und  während 
seines  Aufenthalts  in  Karlsruhe  Meister 
vom  Stuhl  der  dortigen  Loge  Karl  zur 
Einigkeit.  —  Von  seinen  Schriften  seien 
als  wahrhaft  human  erwähnt:  «Katechis- 
mus der  Sittenlehre  fürs  Landvolk«  und 
»Katechismus  der  Religion  fürs  Landvolk«, 
Nach  dem  Stil  und  der  Schreibart  zu  ur- 
teilen, sind  die  » Frey mäurerischen  Regeln« 
und  die  »Instruktionen  zum  Gebrauch  der 
Loge  Zur  edlen  Aussicht  im  Orient  Frey- 
burg« von  ihm  verfasst.  [Vgl.  Abafi,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Österreich- 
Ungarn,  V,  26.1 

Schlnsa  der  Loge,  s.  Öffnung. 

Schlüssel.  Ein  elfenbeinerner  Schlüssel 
kommt  teils  als  Sinnbild  der  Verschwie- 

Allgemeinet  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


genheit  —  (in  den  ägyptischen  Isismyste- 
rien die  Hieroglyphe  »des  Öffnens  des  Ge- 
müts oder  der  Denkart  der  im  Toten- 
reiche  zu  richtenden  Seele«,  nach  Sickler 
in  Isis  vom  J.  1822,  St.  11,  S.  1112) 
i  teils  als  Gradabzeichen,  teils  als  Abzeichen 
des  Schatzmeisters  in  der  Freimaurerei 
vor.  [Über  ersteres  vgl.  Krause,  Kunst- 
urkunden, I,  Abt.  2,  S.  38,  76,  128,  284,  und 
die  einschlagenden  Katcchismusfragen  im 
Recueil  pr£cieux,  I,  S.  101,  Lennings  Ency- 
klopädie  (erste  Aufl.  dieses  Handbuchs), 
II,  246,  Frage  16—26,  auch  abgedruckt  in 
den  Schriften :  Archiv  der  Freymäurer-Loge 
in  Livorno  (Lpz.  1803),  S.  364.  Sarsena 
(1816),  S.  151.  Ferner  System  der  Frey- 
maurerloge zu  P%*,  S.  297.  Über  den 
Schlüssel  als  Zeichen  des  Schatzmeisters 
vgl.  Krause,  Kunsturkunden,  I,  233.] 

Schmalkalden  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Hessen-Nassau,  7888  E.).  Hier  wurde  29. 
März  1876  ein  maurerisches  Kränzchen 
unter  der  Meininger  Loge  gegründet,  das 
unter  der  Grossen  Loge  Royal  York  in 
eine  Loge  Friedrich  Wilhelm  zur 
Glückseligkeit  umgewandelt  und  28. 
April  1878  eingeweiht  wurde.  Mitglieder- 
zahl (1899):  24.    Vers.:  2.  Freitag. 

Schmalz,  Theodor  Heinrich  Anton, 
geistreicher  Schriftsteller  im  Gebiet  der 
Staatswissenschaften  und  Rechtslehre,  geb. 
17.  Febr.  1760  in  Hannover,  gest.  20.  Mai 
1831  in  Berlin,  studierte  in  Güttingen 
Theologie,  wandte  sich  aber  dann  dem 
Studium  der  Rechte  zu,  folgte  1789  einem 
Ruf  als  Professor  der  Rechte  an  die  Uni- 
versität zu  Königsberg  und  wurde  dort 
1798  Konsistorialrat  und  1801  Kanzler  und 
Direktor  der  Universität.  1803  erhielt  er 
einen  Ruf  als  Direktor  der  Universität 
zu  Halle.  Als  Halle  zum  Königreich  West- 
falen geschlagen  wurde,  ging  er  nach 
Memel  und  Berlin  und  wurde  hier  bei 
Gründung  der  Universität  deren  erster 
Rektor.  —  In  den  Freimaurerbund  trat  S. 
17.  November  1779  in  der  Loge  Zum 
goldnen  Zirkel  in  Göttingen,  war  1784 
bis  1786  deren  Redner,  wurde  1789  der 
Loge  Zu  den  drei  Kronen  in  Königsberg 
angeschlossen  und  war  dort  auch  lange 
Zeit  Redner.  1803  wurde  er  in  der  Loge 
Zu  den  drei  Degen  in  Halle  angenommen 
und  1804  ihr  zugeordneter  Meister.  1808 
trat  er  in  Berlin  der  Loge  Zum  flammen- 
den Stern  bei,  wurde  1808  deren  Meister 
vom  Stuhl  und  1809  Mitglied  des  Alt- 
schottischen Direktoriums.  1814  trat  er 
vom  Verband  der  drei  Weltkugeln  zur 
Grossen  Landcsloge  in  Berlin  über,  deren 
Grossredner  er  wurde.  Zugleich  führte  er 
den  Hammer  der  Loge  Pegase  in  Berlin. 
Durch  seine  Schrift:  Ȇber  politische  Ver- 
eine« griff  er  den  Tugendbund  und  alle 
patriotischen  Bestrebungen  an,  wie  er  über- 
haupt in  den  letzten  Jahren  sich  dem 
strengsten  Absolutismus  und  der  Pietisterei 
ergab.    [Neuer  Nekrolog  der  Deutschen, 

21 


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822  Schmettau 

IX,  488—443;  Geschichte  der  Grossen 
National -Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1890),  S.  440.] 

Scbmettau,  Graf  v.,  errichtete  1744  die 
erste  schottische  Loge  Judica  in  Hamburg 
(s.d.);  früher  war  er  in  Berlin  und  stiftete 
dort  auch  eine  schottische  Loge.  [Vgl. 
Eleusinien  des  19.  Jahrhunderts,  I,  77.] 

Schmid,  1)  Konrad  Jakob,  Herr  auf 
Auerstadt  in  Thüringen,  geb.  das.  16.  Dez. 
1722,  gest.  12.  Dez.  1753  (nach  andrer  An- 
gabe 6.  Dez.  1752),  polnischer  und  säch- 
sischer Premierleutnant,  stiftete  unter  dem 
Namen  Chevalier  du  Marteau  d'or  ge- 
meinschaftlich mit  v.  Tanner,  Chevalier  de 
la  Franconie,  auf  einen  Freibrief  des  Gross- 
meisters unterm  8.  Juli  1749  die  Loge  Zu 
den  drei  Hammern  in  Naumburg,  wurde 
im  Okt.  1750  ihr  zweiter  (d.  h.  zugeord- 
neter) Meister  vom  Stuhl,  trat  (vielleicht 
1751)  der  strikten  Observanz  zu  und  war 
als  Prior  des  Provinzialkapitels  der  erste 
Helfer  des  Heermeisters  v.  Hund  (s.d.).  [Vgl. 
Schröder,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Naumburg  a.  S.  (Naumb.  1896),  S.  171.] 

2)  Ernst  Johann  Georg,  des  Vorigen 
Bruder,  geb.  13.  April  1724  in  Auerstadt, 
gest.  1.  Aug.  1757  in  Eisleben,  Prcmier- 
leutnant,  wurde  27.  Jan.  1750  in  der  Loge 
Zu  den  drei  Hammern  in  Naumburg  auf- 
genommen, war  ihr  erster  Aufseher  und 
nach  seines  Bruders  Tode  Meister  vom 
Stuhl;  er  trat  der  strikten  Observanz  zu. 
Er  war  ein  Mann  von  hervorragenden 
geistigen  Fähigkeiten.  Er  verfasste  mo- 
ralische Regeln  (s.  d.)  in  neun  Paragraphen, 
die  von  Hund  (s.  d.)  bestätigt  wurden, 
war  überhaupt  sehr  thätig.  Französisch 
schrieb  er  besser,  als  deutsch.  [Vgl. 
Schröder,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Naumburg  a.  S.  (Naumb.  1896),  S.  173.1 

Schmldburg,  1)  Friedrich  Wilhelm 
Freiherr  v.,  k.  k.  Hauptmann,  1790  Major, 
geb.  19.  Febr.  1742  zu  Tuln  in  Österreich, 
war  1763  bereits  Mitglied  der  Prager  Loge 
Zu  den  drei  gekrönten  Sternen,  wurde 
bald  darauf  Mitglied  des  Kapitels  Zu  den 
vier  Evangelisten,  als  dessen  Vertreter  er 
sich  1764  zum  Konvent  nach  Altenberge 
(s.  d.)  begab,  wo  er  dem  Freiherrn  v.  Hund 
(s.  d.)  huldigte,  von  diesem  den  Ritter- 
schlag erhielt  und  zum  Hauskomtur 
(Stuhlmeister  der  Loge),  1779  aber  zum 
Kapiteldekan  und  Praefectus  ad  honores  er- 
nannt wurde.  Nach  Wien  gekommen, 
stiftete  er  hier  1771  die  Loge  Zu  den  drei 
Adlern,  der  er  bis  1775  als  Stuhlmeister 
vorstand,  und  wurde  1776  Mitglied  der 
Grosskomturei  St.  Pölten  (Wien).  Nach 
Prag  zurückversetzt,  trat  er  der  Loge  Zu 
den  drei  gekrönten  Sternen  1782  wieder 
bei  und  führte  mehrere  Jahre  deren 
Hammer. 

2)  Karl  Friedrich  Freiherr  v.,  k.  k. 
Oberstleutnant,  dann  Oberst  und  Schloss- 
kommandant  in  Fogaras,  geb.  12.  Okt.  1722 
in  Franken,  gest.  1.  April  1780  in  Fogaras 


—  Schmidt. 

(Siebenbürgen),  war  1763  Mitglied  der 
Prager  Loge  Zu  den  drei  gekrönten  Ster- 
nen und  deren  Kapitels,  sowie  Vertreter 
des  letztern  zu  Altenberge,  wurde  vom 
Freiherrn  v.  Hund  zum  Ritter  geschlagen 
und  zum  Kapitelkommissar,  1766  aber  zum 
Praefectus  aa  interim  ernannt.  Nach  Sieben- 
bürgen gekommen,  betrieb  er  die  Erneu- 
erung der  Loge  St.  Andreas  in  Hermann- 
Stadt,  wo  er  1777  ein  Kapitel  errichtete, 
zu  dessen  Subprior  er  -ernannt  wurde,  sich 
aber  bald  zurückzog. 

Schmidt,  1)  J  o  h.  H e  i  n  r.  O  tt o  v.,  geb.  18. 
Nov.  1758  in  Wöblitz  in  Pommern,  gest.  5. 
Febr.  1841,  tratschon  1772  indiepreussische 
Armee,  wurde  1778  Offizier,  1791  dem  zur 
Reorganisation  der  türkischen  Armee  nach 
Konstantinopel  gesendeten  Obersten  von 
Götze  beigegeben  und  machte  im  türki- 
schen Heere  den  Feldzug  gegen  die  Russen 
mit,  wofür  er  bei  seiner  Rückkehr  mit 
Erhebung  in  den  Adelstand  belohnt 
wurde,  trat  dann  in  das  preussische 
Oberkriegskollegium  ein,  zeichnete  sich 
1812  als  Führer  der  Artillerie  aus,  wurde 
1815  Generalleutnant  und  trat  1824  in 
den  Ruhestand.  —  Dem  Freimaurerbund 
war  S.  30.  Aug.  1798  in  der  Loge  Zum 
goldnen  Schiff  in  Berlin  beigetreten,  stieg 
allmählich  zu  den  höhern  Stufen  empor 
und  war  von  1821—39  der  erste  Gehülfe  des 
I  Ordensmeisters  Palmie*  (s.  d.),  von  1818—37 
|  aber  Landesgrossmeister  der  Grossen  Lan- 
desloge in  Berlin.  Altersschwäche  veran- 
lasste ihn  1837,  den  Hammer  niederzulegen. 
Er  wirkte  sehr  thätig  und  verdienstlich, 
namentlich  veranlasste  er  die  Zusammen- 
stellung aller  seit  1770  erlassnen  Verord- 
nungen über  die  Arbeiten,  Verfassung  und 
allgemeinen  Beziehungen  der  Logen,  ferner 
die  Bildung  eines  Fonds  für  Unterstützung 
armer  Schulkinder  u.  s.  w.  [Mecklenbur- 
gischer Provinzialkalender  1841,  S.  62; 
Archiv  für  Freimaurer  von  Horstmann  und 
Straus,  I,  103  fgj 

2)  J oh.  Phil.  Samuel,  geb.  zu  Königs- 
berg in  Preussen  8.  Sept.  1779,  Komponist 
und  Rat  im  königl.  preussischen  Finanz- 

.  departement  bei  der  Seehandlung.  Unter 
der  grossen  Anzahl  Freimaurerlieder,  die 

[  er  komponiert  hat,  nimmt  das  Bundeslied 
von  Loest:  »In  die  Unendlichkeit  hinaus« 
eine  der  ersten  Stellen  ein. 

3)  Gustav  Philipp,  Jurist,  geb.  2. Aug. 
1797  in  Naumburg  a.  S.,  gest.  22.  Nov. 
1848  in  Berlin,  studierte  die  Rechte  und 
war  zuerst  am  Obergericht  in  Naumburg 
thätig,  wurde  dann  nach  Jülich  und 
Münster  als  Auditeur  und  1829  nach  Berlin 
als  Korpsauditeur  versetzt.  1841  wurde  er 
Justizrat  und  1844  Geheimer  Justizrat.  — 
In  den  Freimaurerbund  wurde  S.  20.  Sept. 
1817  in  der  Loge  Zu  den  drei  Hammern 
in  Naumburg  aufgenommen,  schloss  sich 
21.  März  1834  in  Berlin  der  Loge  Zur 
Verschwiegenheit  an.  1838  wurde  er  Mit- 
glied der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 


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Schmiedeberg  —  Schmitthenner. 


823 


den  drei  Weltkugeln  und  1841  Mitglied 
des  Bundesdirektoriums.  Bei  der  Revision 
der  Bundesstaaten  1840  entwickelte  er 
eindringende  Thätigkeit,  insbesondere  ist  er 
der  Verfasser  der  Allgemeinen  Grundsätze 
§§  1  —23  der  Bundesstatuten,  [Vgl.  Schröder, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Naumburg 
(1896),  S.  193.  Geschichte  der  Grossen 
National -Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1870),  S.  441.] 

4)  Friedri  ch  Julius,  Schulmann,  geb. 
27.  Jan.  1816  in  Breslau,  gest.  20.  Sept. 
1892  in  Schweidnitz,  Professor  am  Gym- 
nasium zu  Schweidnitz,  wurde  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen  am  10.  Sept. 
1847  in  der  Loge  Zur  wahren  Eintracht 
in  Schweidnitz  und  bekleidete  von  1848  an 
sechs  Jahre  lang  das  Redneramt.  Am  22. 
Jan.  1858  schloss  er  sich  der  Loge  Her- 
kules in  Schweidnitz  an  und  wurde  bald 
darauf  zum  Logenmeister  erwählt,  welches 
Amt  er  33  Jahre  verwaltete.  Im  Okt. 
1858  wurde  er  in  das  Kapitel  nach  Breslau 
berufen  und  erstieg  in  den  nächsten  Jahren 
die  höchsten  Ordensstufen.  Er  errichtete 
die  Delegation  der  altschottischen  Loge 
Montana,  die  später  als  eine  selbständige 
Andreasloge  unter  dem  Namen  Virtus  1. 
Nov.  1891  eingeweiht  und  deren  Vorsitzender 
Meister  er  wurde.  [Vgl.  S.  L.  1892,  S.  140.] 

5)  Alexis  Bravmann,  Journalist,  geb. 
5.  Juli  1818  in  Berlin,  war  Chefredakteur 
der  Spenerschen  Zeitung  und  Sekretär  der 
Berliner  Kaufmannschaft.  Am  31.  Okt. 
1854  wurde  er  in  der  Loge  Zu  den  drei 
goldnen  Schlüsseln  in  Berlin  zum  Frei- 
maurer aufgenommen,  war  von  1872—82 
ihr  Vorsitzender  Meister  und  gleichzeitig 
wortführender  Meister  _der  Andreasloge 
Indissolubilis,  welche  Ämter  er  nieder- 
legte, als  er  10.  Sept.  1882  als  Ordens- 
meister der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
gewählt  wurde.  Krankheit  veranlasste  ihn, 
15.  Dez.  1895  von  seinem  Amte  zurück- 
zutreten. S.  war  durch  seine  vielseitigen 
maurerischen  Kenntnisse  ein  gewandter 
Redner,  gleichzeitig  aber  auch  ein  frucht- 
barer maurerischer  Schriftsteller.  Für  alle 
Grade  der  Grossen  Landesloge  hat  er  In- 
struktionen verfasst  und  die  Rituale  zeit- 

§emäss  umgearbeitet.  Viele  Aufsätze  in 
er  Berliner  Zirkelcorrespondenz  und  den 
Andreasheften  zeigen  von  seinem  ausser- 
ordentlichen Fleiss  und  der  Hingabe  zur 
Maurerei.  An  maurerischen  Auszeich- 
nungen besitzt  er  u.  a.  das  Ritterkreuz 
vom   Schwedischen   Orden   Karls  XIH. 

6)  Otto  Richard  (Schmidt-Cabanis 
(spr.  Kahbannisl),  Schriftsteller,  geb.  22. 
Juni  1838  in  Berlin,  war  zunächst  im 
Bankfach,  Buchhandel  und  an  der  Schau- 
bühne thätig,  musste  das  Theater  Krank- 
heitshalber 1867  verlassen  und  wendete 
sich  allein  der  Schriftstellerei ,  nament- 
lich der  Journalistik  und  dem  Gebiet  der 
Satire  und  des  Humors  zu.  —  In  den 
Freimaurerbund  trat  er  in  der  Loge  Zur 


siegenden  Wahrheit  in  Berlin  Mai  1873, 
wo  er  seit  mehreren  Jahren  Redner  ist. 
Er  gab  maurcriBche  Dichtungen  unterm 
Titel  »In  der  Bruderkette«  (Lpz.  1891) 
heraus.  Mehrere  Arbeiten  finden  sich  in 
den  »Werkstücken  aus  den  Bauhütten  der 
Grossloge  Royal  York«  (1896). 

7)  Theodor,  Landgerichtsdirektor,  geb. 
20.  Febr.  1842,  gest.  24.  Jan.  1895  in 
Breslau,  wurde  18.  Okt.  1871  in  der  Loge 
Luise  zur  Unsterblichkeit  in  Meseritz  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen,  wurde 
24.  April  1893  Mitglied  der  Loge  Horus 
in  Breslau  und  war  zuletzt  Provinzialgross- 
meister  der  Grossen  Provinzialloge  von 
Schlesien.   [Vgl.  S.  L.  1895,  S.  49.] 

Schiniedeberg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Schlesien,  4818  E.).  Loge  das.  unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin:  Zu  den 
drei  Felsen,  gest.  31.  Mai  1776,  unthätig 
seit  15.  Mai  1807,  wieder  eröffnet  24.  Juni 
1811,  arbeitete  eine  Zeit  lang  in  Hirsch- 
berg (s.d.).  Mitgliederzahl  (1900):  60.  [Vgl. 
Mitgliederverzeichnis  der  Loge  für  1894.] 

Schmiedeberg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  2626  E.).  Hier  finden  während 
der  Kurzeit  freimaurerische  Versamm- 
lungen statt. 

Schmieder,  Karl  Christoph,  Schul- 
mann, geb.  5.  Dez.  1778  in  Eisleben,  gest. 
23.  Okt.  1850,  Professor  und  Direktor  der 
Realschule  in  Kassel,  wurde  6.  Juni  1806 
Mitglied  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in 
Halle,  schloss  sich  später  in  Kassel  der 
Loge  Zur  vollkommnen  Eintracht  und 
Freundschaft  an.  Als  maurerischer  Schrift- 
steller gab  er  unter  dem  Namen  S.  Ch.  M. 
Jeder  in  Berlin  1824  »Allotrien«  heraus, 
auch,  als  Verteidiger  der  Alchemie,  eine 
Geschichte  derselben  (1832).  Überhaupt 
war  er  ein  vielseitiger  und  thätiger  Schrift- 
steller, jedoch  ohne  besondere  Tiefe  und 
Originalität. 

Schmitthenner,  Friedrich  Jakob, 
Geheimer  Regierungsrat  und  ordentlicher 
Professor  der  Staatswissenschaften  an  der 
Universität  Glessen,  geb.  17.  März  1796 
in  Oberdreis  im  Fürstentum  Wied,  gest. 
19.  Juni  1850  in  Giessen,  wurde  zuerst 
Geistlicher  am  Taunus,  dann  Prorektor 
am  Pädagogium  in  Dillenburg,  1828  Direk- 
tor des  Schullehrerseminars  in  Idstein  und 
im  Herbst  als  Professor  der  Geschichte 
nach  Giessen  berufen,  wo  ihm  1830  auch 
die  Professur  der  Staats  Wissenschaften 
übertragen  wurde.  Die  ihm  1832  über- 
gebne  Stelle  eines  Oberetudienrats  in 
Darmstadt  legte  er  bereits  1835  nieder 
und  trat  in  sein  früheres  Amt  in  Giessen 
zurück.  8.  hat  sich  als  Schriftsteller 
schon  früh  einen  Namen  erworben,  und 
die  Zahl  seiner  Werke,  die  sich  durch 
Gedankenreichtum  auszeichnen,  ist  gross. 
—  S.  wurde  in  der  Loge  Ludewig  zur 
Treue  in  Giessen  aufgenommen  17.  Jan. 
1840.  Obschon  seine  Zeit  vielfach  in  An- 
spruch genommen  war,  beteiligte  er  sich 

21* 


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824  Schmölln  —  Schneeberger. 

4 


oft  an  den  Arbeiten  der  Loge  und  trug 
vieles  bei  zu  ihrer  Hebung  uud  Belebung. 

Schmölln  (St.  im  Herzogtum  Sachsen- 
Altenburg,  9755  E.).  Hier  besteht  ein 
Bruderverein  unter  der  Loge  in  Alten- 
burg, gegr.  11.  März  1867.  Vers,  am  1. 
Montag  im  Monat.  Mitgliederzahl  (1900): 
25.  [Vgl.  Bericht  über  die  Thätigkeit  des 
Brudervoreins  von  1862—87.]  —  Seit  1843 
fiuden  hier,  mit  einigen  Unterbrechungen, 
jährlich  Zusammenkünfte  der  Logen  Ar- 
chimedes  zu  den  drei  Reissbrettern  in 
Altenburg  und  Archimcdcs  zum  ewigen 
Bunde  in  Gera  statt.  Am  23.  Mai  1894  fand 
das  Fest  des  50  jähr.  Bestehens  dieser  Ver- 
sammlungen statt.  [Vgl.  R.  Fischer,  Der 
Schmöllner  Klub  (1894).]  —  Der  Bruder- 
verein das.  ist  bei  den  Quartal  Versamm- 
lungen in  Gössnitz  (s.  d.)  beteiligt. 

Schmttckert,  Gottlob  Heinrich,  Post- 
beamter, geb.  12.  Nov.  1790  in  Greifen- 
berg in  Pommern,  gest.  in  Berlin  3.  Febr. 
1862,  machte  den  Feldzug  von  1807  und 
die  Befreiungskriege  von  1813—15  mit, 
wurde  1815  im  Postdienst  angestellt  und 
1816  Postrat  in  Berlin.  Er  erwarb  sich 
grosse  Verdienste  um  die  Einrichtung 
und  Verwaltung  des  Postwesens.  Bei  der 
Gründung  des  Zollvereins  1830,  bei  den 
Postkonventiouen  mit  Russland  und  Däne- 
mark war  er  Bevollmächtigter.  1846  wurde 
er  Direktor  des  Gcneralpostamts  und  1849 
Mitglied  des  Staatsrats.  —  In  den  Frei- 
maurerbund wurde  er  20.  Sept.  1816  in 
Berlin  in  der  Loge  Zur  Verschwiegenheit 
aufgenommen.  Am  7.  Juni  1830  wurde  er 
Mitglied  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  und  9.  März  1839 
des  Altschottischen  (Bundes-)  Direktoriums 
und  zugeordneter  Nationalgrossmeistcr. 
[Vgl.  Geschichte  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  deu  drei  Weltkugeln  (Brl. 
1890).  S.'  441.] 

Schnukenburg,  Johann  Ferdinand, 
geb.  11.  Nov.  1807  in  Berlin,  gest.  31.  Jan. 
1873  das.,  trieb  eifrig  Sprachstudien,  kam 
als  Lehrer  an  die  Augustaschule  und  ans 
Gymnasium  zum  grauen  Kloster;  1839 
wurde  er  Professor,  dann  Lehrer  der 
Töchter  der  Prinzen  Albrecht  und  Karl; 
später  kam  er  an  die  Kriegsakademie 
und  wurde  Mitglied  der  Humanitäts- 
gesellschaft und  Präsident  der  Italieni- 
schen Gesellschaft.  Als  Mitglied  der 
Sociöte-  de  Histoire  de  France  gab  er  1840 
Tableau  des  idiomes  populaires  de  France 
heraus.  —  Der  Loge  Pythagoras  zum  flam- 
menden Stern  in  Berlin  15.  Dez.  1836  zu- 
geführt, trat  er  1839  in  den  Innern 
Orient,  war  von  1848 — 68  Meister  vom 
Stuhl  der  Loge  und  seit  1863  Gross- 
meister der  Grossen  Loge  Royal  York, 
nachdem  er  vorher  GrOBsredner  und  zu- 
geordneter Grossmeister,  sowie  Oberster 
Meister  im  Innersten  Orient  gewesen  war. 
Seine  Johannisreden  waren  von  tiefer  Re- 
ligiosität   durchdrungen     und  packten 


i  durch  poetische  Empfindung  des  Vor- 
trags. Durch  seine  freimaurerische  Arbeit 
hat  er  für  die  Erkenntnis  der  Symbolik 
und  die  Auffassung  der  Lehren  der  Frei- 

I  maurerei  viel  geleistet.  Zeugnis  davoo 
legt  eine  grosse  Reihe  von  Reden  ab,  die 
er  gehalten  hat,  und  besonders  seine  Thätig- 
keit bei  Revision  der  Rituale,  die  unter 
seiner  Leitung  unternommen  wurde.  Den 
deutschen  Grossmeistertagen  1868 — 78  wid- 
mete er  erfolgreiche  Teilnahme.  [Vgl. 
Bst.  R.  1881,  8.  114;  Flohr,  Geschichte 
der  Grossen  Loge  Royal  York  (Brl.  1898), 
U,  8.  81.] 

Schneeberg  (St.  im  Königr.  Sachsen, 
8284  E.).  Die  hier  bestehende  Johannis- 
loge Archimedes  zum  sächsischen 
Bunde  wurde  (auf  Grund  eines  Vertrags 
vom  23.  Jan.  1809)  5.  Febr.  1809  als  De- 
putationsloge von  der  Loge  in  Altenburg 
gegründet,  nachdem  seit  1805  ein  Klub 
bestanden  hatte,  und  trat  5.  Febr.  1812 
zur  Grossen  Landesloge  von  Sachsen. 
Mitgliederzahl  (1900):  125.  Vers.:  Mitt- 
wochs und  Sonntags.  Ferien:  Juli  und 
August.  Eignes  Logenhaus,  Seminarstrasse, 
eingew.  14.  Sept.  1884.  Hausgesetze  von 
1876.  Milde  Stiftungen:  a)  Witwen-  und 
Waisenkasse  mit  ca.  6500  M.  Kapital, 
b)  Almosenkasse  mit  600  M.  Kapital.  Die 
Loge  gab  für  sich  »Maurerische  Gesänge« 
heraus  (1824). 

Schneeberger,  Franz  Julius,  Schrift- 
steller, geb.  1827  in  Wien,  gest.  25.  Juli 
1892  in  Graz,  trat  1850  als  Oberbeamter 
in  den  österreichschen  Staatstelegraphen- 
dienst und  1860  als  Ingenieur  in  den 
Dienst  der  Südbahn,  den  er  1866  verliess, 
worauf  er  sich  ganz  der  Schriftstellerei 
!  hingab,  in  der  er  unter  dem  Pseudonym 
Arthur  Storch  bekannt  ist.  1868  gründete 
er  mit  Lewis  (s.  d.)  die  Loge  Einigkeit 
im  Vatcrlande  in  Budapest  und  war  von 
da  an  rastlos  thätig,  der  Freimaurerei 
eine  Heimstätte  in  Osterreich  zu  gründen. 
Hier  hat  die  Polizei  das  Recht,  zu  jeder 
Versammlung  eines  Vereins  einen  Kom- 
missar zu  entsenden.  Vergeblich  war,  als 
man  in  Wien  1869  eine  Loge  gründen 
wollte,  das  Anerbieten,  einen  Beamten,  den 
die  Regierung  zum  Berichterstatter  be- 
stimmt hatte,  als  Freimaurer  aufzunehmen. 
Minister  Giskra  wies  dies  schroff  zurück.  Es 
gelang  S.,  ein  Mittel  zu  finden,  um,  ohne 
die  Gesetze  zu  verletzen,  _  doch  der  mau- 
rerischen Thätigkeit  in  Österreich  einen 
Platz  zu  sichern.  In  Ungarn  nämlich 
konnte  sich  das  Logenwesen  ganz  frei 
entwickeln,  und  keinem  Österreicher  kann 
es  verwehrt  sein,  sich  auf  ungarischem 
Boden  in  eine  Loge  aufnehmen  zu  lassen, 
da  ein  Verbot,  Freimaurer  zu  werden, 
in  Österreich  nicht  besteht.  S.  setzte 
sjch  mit  der  Loge  Zur  Verbrüderung  in 
ÖdenburginVerbindung(1869);dort  wurden 
die  rituellen  Arbeiten  vorgenommen,  in 
Wien  aber  gründete  er  einen  nichtpoliti- 


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Schmidemühl  —  Schneider. 


325 


sehen  Verein  Humanitas,  der  die  humani- 
täre Verwaltungs-  und  wissenschaftliche 
Thätigkeit  der, Loge  durchführte.  Da  das 
Reisen  nach  Ödenburg  mit  vielem  Zeit- 
verlust verbunden  war  und  daher  viele 
Mitglieder  die  Loge  selten  oder  gar  nicht 
besuchen  konnten,  wurde  1871  in  dem  bei 
Wiener-Neustadt  gelegnen  Neudörfl  eine 
Loge  Humanitas  errichtet,  die  die  rituellen 
Arbeiten  für  die  Mitglieder  des  Wiener 
Vereins  besorgte.  S.'s  maurerische  Ar- 
beiten erschienen  im  'Zirkel*  und  andern 
freimaurerischen  Zeitschriften.  In  seinen 
nichtmaurerischen  Schriften  spielt  übrigens 
auch  die  Freimaurerei  eine  grosse  Rolle, 
so  z.  B.  in  seinen  Romanen  »Die  Geheim- 
nisvollen, oder  Freimaurer  und  Jesuit« 
(4  Bde.,  Wien  und  Lpz.  1869;  4.  Aufl.  1874), 
»Die  Katakomben  von  Wien«  u.  s.  w. 
Später  gehörte  S.  einer  zweiten  Loge  in 
Neudörfl  (Eintracht),  sowie  dem  nichtpoli- 
tischen Vereine  Pestalozzi  in  Wien  an, 
den  er  ebenfalls  gegründet  hat.  [Vgl. 
Alpina  1892,  S.  300.  ßbl.  1892,  S.  370. 
Bh.  1892,  S.  370.  Z.  1892,  S.  63.  Allge- 
meine österreichische  Freimaurer-Zeitung, 
1879,  Nr.  23.] 

Schneidemühl  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Posen,  17050  E.).  Unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln bestehen  hier :  1 )  die  Loge  Borussia, 
gegr.  20.  Febr.  1820,  eingew.  23.  Mai  1820. 
Mitgliederzahl  (1900):  114.  Vers.  Mitt- 
wochs. Eignes  Logenlokal,  eingew.  23. 
Mai  1881.  Ferien:  Juli  und  August. 
Milde  Stiftung:  Leipziger  Stiftungsfonds 
zur  Unterstützung  der  Söhne  hilfsbedürf- 
tiger Mitglieder  zu  ihrer  wissenschaftlichen 
oder  technischen  Ausbildung,  Kapital: 
4000  M.  Hausgesetze  von  1898.  [Vgl. 
Rademacher,  Geschichte  der  Loge  (1895)]. 
2)  Die  delegierte  altschottische  Loge  Esra, 
gegr.  2.  Nov.  1820,  eingew.  3.  Aug.  1821. 

Schneider,  1)  Johann  August,  herz, 
sächs.  Rat  in  Altenburg,  geb.  26.  Mai  1756 
zu  Vierzehnheiligen  im  Herzogtum  Sachsen- 
Meiningen,  gest.  13.  Aug.  1816,  ein  um 
die  freimaurerische  Geschichtsforschung 
sehr  verdienter  Gelehrter,  wurde  in  der 
Loge  Archimedes  zu  den  drei  Reissbrettern 
in  Altenburg  1788  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen  und  1806  deren  Meister  vom 
Stuhl,  erwies  sich  in  einer  Zeit,  wo  die 
Freimaurerei  in  Deutschland  noch  grössten- 
teils in  den  Fesseln  geistiger  Befangen- 
heit lag,  in  den  Bestrebungen  dieser  Loge, 
über  das  Wesen  und  den  Zweck  der  Frei- 
maurerbrüderschaft sich  zu  verständigen 
und  sich  selbst  demgemäss  neu  zu  gestalten^ 
ganz  vorzüglich  thätig  und  wurde  dabei 
besonders  von  der  Überzeugung  geleitet, 
dass  nur  ein  kritisches  Studium  der  Ge- 
schichte des  Freimaurertums  gegen  Irr- 
wege sichern  kann,  die  ohne  solches  bei 
jedem  Streben  schwerlich  zu  vermeiden 
gewesen  sein  würden.  Er  war  nicht  nur 
Anordner   und   Herausgeber   des  »Con- 


stitutionsbuchs«  der  Loge  Archimedes  in 
Altenburg  (s.  d.)  und  bearbeitete  mehrere 
Abschnitte  darin,  besonders  die  die  allge- 
meine Rechtsverhältnisse  der  Logenmit- 
glieder betreffen,  sondern  bereicherte  es 
auch  mit  einem  damals  auf  einzige 
Weise  belehrenden  Anhang,  der  (bis  auf 
die  von  S.  218  an  beigefügten  Kapitel) 
ganz  sein  Werk  ist.  In  diesem  sprach 
er  sich  über  den  geschichtlichen  Teil  des 
Freimaurertums,  hauptsächlich  über  die 
Abweichungen  vom  rechten  Pfade,  auf 
die  es  in  neuerer  Zeit  geraten  war,  mit 
einer  Freimütigkeit  aus,  die  bei  dem  Er- 
scheinen dieses  Anhangs  vielen  befrem- 
dend vorkam.  Infolgedessen  hatte  er  viel 
litterarische  Fehden,  besonders  mit  Fessler 
(s.  d.)  zu  bestehen,  die  er  furchtlos  im 
Dienste  der  Wahrheit  zu  Ende  führte. 
Ebenso  war  er  ein  fleissiger  Mitarbeiter 
an  dem  »Journal  für  Freimaurerei«,  und 
der  erste  Band  des  »Neuen  Journals«, 
sowie  die  »A.  Z.«  enthalten  mehrere»  aus 
seinem  handschriftlichen  Nachlass.  Haupt- 
sächlich wurden  die  geschichtlichen  Unter- 
suchungen über  die  Beziehung,  in  welche 
die  Culdeer  (s.  d.)  im  Mittelalter  zu  der 
Verbrüderung  der  Freimaurer  zu  bringen 
sind,  von  ihm  angeregt  in  zwei  Aufsätzen 
des  angeführten  Journals  für  Freimaurerei 
(I,  171  fg.,  368),  woran  sich  Unter- 
suchungen über  die  erste  oder  sogenannte 
Yorker  Konstitution  (s.  d.).  die  S.  von  den 
Culdeern  herrührend  annahm,  anknüpften 
[vgl.  dagegen  Anton,  Über  die  Culdeer, 
1805  (zweiter  Abdruck  1819),  und  zur 
Widerlegung  8.  im  angef.  Journal  für 
Freimaurerei,  Bd.  H],  Ein  weiteres  Ver- 
dienst erwarb  er  sich  dadurch,  dass  er  sich 
zuerst  die  erwähnte  Yorker  Urkunde  (s.  d.) 
in  Deutschland  in  einer  beglaubigten  latei- 
nischen Übersetzung  verschaffte.  Seine 
Ansichten  über  den  Wert  und  die  Bedeu- 
tung dieser  Urkunde,  die  freilich  von  der 
neuern  Kritik  für  irrig  gehalten  werden, 
sind  in  die  Schriften  Krauses  (s.  d.), 
den  er  dem  Freimaurerbunde  in  der 
Loge  Archimedes  zu  den  drei  Reiss- 
brettern am  4.  April  1805  zuführte,  nament- 
lich in  dessen  »Kunsturkunden«,  vielfach 
übergegangen.  Dr.  Schauberg  sagt  von 
ihm:  »Ohne  die  maurerischen  Verdienste 
von  Fessler  und  Schröder  irgend  schmälern 
und  übersehen  zu  wollen,  darf  behauptet 
werden,  dass  der  geistige  und  wissenschaft- 
liche Tempel  der  deutschen  Maurerei  in 
den  ersten  drei  Jahrzehnten  des  19.  Jahr- 
hunderts in  Sachsen  aufgebaut  und  durch 
S. ,  Mossdorf  und  Krause  als  den  drei 
Pfeilern  getragen  worden  ist«.  [Vgl.  Diet- 
rich, Aus  vergangnen  Tagen  (Altbg.  1889), 
S.  50.] 

2)  Johann  Christian  Friedrich, 
Komponist,  geb.  3.  Jan.  1786  in  Altwal- 
tersdorf (Lausitz),  gest.  23.  Nov.  1853  in 
Dessau,  trug  schon  1790  ein  vom  Vater 
komponiertes  Stück  auf  dem  Klavier  vor 


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326 


Schneider. 


und  galt  als  ein  Wunderkind.  Mit  zwölf 
Jahren  verfasste  er  bereits  selbst  Musik- 
stücke. Seit  1 798  besuchte  er  das  Gymnasium 
in  Zittau,  widmete  sich  hier  den  klassischen 
Studien  und  komponierte  in  den  Musestun- 
den.  Eine  Menge  Kompositionen  für  Orgel, 
Klavier,  Orchester  und  Gesang  stammen  aus 
dieser  Zeit,  und  namentlich  machten  drei 
Sonaten  Aufsehen,  die  1804  bei  Breitkopf 
und  Härtel  in  Leipzig  erschienen.  1805  ging 
er  nach  Leipzig,  wo  ihm  das  Organisten- 
amt in  der  Kirche  zu  St.  Pauli  in  Leipzig 
übertragen  wurde.  1810  bekam  er  die 
Direktorstelle  am  Operninstitut  des  Joseph 
Seconda,  und  bald  darauf  wurde  er  Organist 
an  der  Thomaskirche.  1821  siedelte  er 
nach  Dessau  über,  wo  er  zum  Hofkapell- 
meister ernannt  wurde.  Hier  gründete  er 
auch  1829  eine  Musikschule,  die  er  1846 
wegen  mangelnder  Mittel  wieder  Bchloss. 
S.  war  einer  der  berühmtesten  Musiker 
seiner  Zeit.  —  Zum  Freimaurer  wurde  S.  in 
der  Loge  Balduin  zur  Linde  in  Leipzig 
9.  Jan.  1807  aufgenommen;  in  demselben 
Jahre  wegen  innererLogenzwistigkeiten  aus- 
geschlossen, trat  er  nach  Aufhebung  seines 
Ausschlusses  19.  Nov.  1811  wieder  ein  und 
ward  Musikdirektor  dieser  Loge  1815—21. 
Seine  Anhänglichkeit  an  sie  bewies  er 
unter  anderm  dadurch,  dass  er  zu  der 
Einweihung  ihres  neuen  Hauses  1847  eine 
Festkantate  komponierte,  die  er  auch  am 
Einweihungstage  selbst  aufführte.  [Vgl. 
R.  1895,  S.  91J 

3)  Johann  Gottlob,  Bruder  des  Vor- 
genannten, Hoforganist  an  der  evang.  Hof- 
kirche in  Dresden,  geb.  28.  Okt.  1789  in 
Altgersdorf,  gest.  13.  April  1864  in  Dresden, 
erhielt  von  seinem  Vater  den  ersten  Unter- 
richt und  zeigte  bald  ein  ungewöhn- 
liches musikalisches  Talent.  S.  wandte 
sich  ganz  der  Musik  zu,  übernahm  die 
Organistenstelle  an  der  Universitätskirche 
und  wurde  Gesangslehrer  an  der  Ratsfrei- 
schule in  Leipzig,  1812  Organist  an  der 
Hauptkirche  in  Görlitz,  und  von  dieser  Zeit 
an  stammt  sein  Ruf  aU  Virtuos  des  Orgel- 
spiels. Er  gab  Orgelkonzerte,  machte 
Kunstreisen  und  bildete  sich  dabei  immer 
mehr  aus.  Da  er  seine  Studien  auch  auf 
den  Orgelbau  ausdehnte,  wusste  er  sein 
Instrument  zu  behandeln,  wie  selten  ein 
andrer  Meister.  1825  wurde  ihm  das  Amt 
des  Organisten  an  der  evang.  Hofkirche 
zu  Dresden  übertragen,  das  er  auch  bis 
zu  seinem  Tode  inne  hatte.  Er  kompo- 
nierte für  sein  Chor,  schrieb  Choralbücher, 
leitete  musikalische  Abendunterhaltungen 
am  Königl.  Hofe,  veranstaltete  Orgel- 
konzerte und  bildete  eine  grosse  Anzahl 
Schüler  aus;  auch  übernahm  er  die  Direk- 
tion der  Dreissigschen  Singakademie.  Er 
war  Freund  der  altklassischen  Musik,  ein 
Anhänger  und  Schüler  Bachs,  Mozarts, 
Händeis  u.  s.  w.  1853  war  er  in  London 
und  trat  dort  in  zwei  Konzerten  auf;  sein 
Ruf  und  Ruhm  ging  dort  in  allgemeine 


Bewunderung  über.  Von  seinem  König 
durch  Verleihung  hoher  Orden  geehrt, 
verlieh  ihm  die  Universität  Leipzig  den 
Titel  eines  Doktors  der  Philosophie.  Seine 
Schüler  gründeten  eine  »S. -Stiftung«  für 
Stipendien  an  elternlose  Lehrerssöhne,  die 
sich  dem  besondern  Studium  des  Orgel- 
spiels  widmen  wollen.  —  8.  trat  2.  Nov. 
1815  dem  Freimaurerbunde  in  der  Loge 
Zur  gekrönten  Schlange  in  Görlitz  bei, 
schloss  sich  9.  Febr.  1827  der  Loge  Zum 
goldnen  Apfel  in  Dresden  an  und  be- 
kleidete bei  ihr  jahrelang  die  Stelle  des 
Musikmeisters;  zugleich  war  er  eine  Zeit 
lang  stellvertretender  2.  Grossaufseher  bei 
der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen.  Ihn 
kennzeichneten  echte  Humanität,  Beschei- 
denheit, innige  Religiosität  und  grösste 
Liebe  zu  seiner  Kunst,  die  im  Hörer  nicht 
Bewunderung  des  Künstlers  als  solchen, 
Bondern  Andacht  erwecken  wollte. 

4)  Louis,  Schauspieler  und  Schriftstel- 
ler, geb.  29.  April  1805  in  Berlin,  gest. 
16.  Dez.  1878  in  Potsdam,  war  seit  1820 
an  der  kgl.  Bühne  in  Berlin  angestellt  und 
wirkte  dort  fast  SO  Jahre  als  Komiker. 
Seit  1845  war  er  Regisseur,  zog  sich  aber 
1848  zurück  und  wurde  Vorleser  des  Kö- 
nigs Friedrich  Wilhelm  IV.  Dieser  er- 
nannte ihn  auch  zum  Hofrat  und  nahm 
ihn  als  Begleiter  auf  seine  Reisen  mit. 
König  Wilhelm  I.  beliess  ihn  in  seiner 
Stellung,  übergab  ihm  die  Verwaltung  der 
kgl.  Privatbibliothek  und  ernannte  ihn  1865 
zum  Geh.  Hofrat.  In  den  Kriegen  gegen 
Österreich  und  Frankreich  begleitete  er 
den  König  im  Hauptquartier.  Ausser 
mehreren  Romanen,  Schauspiel ernovellen 
und  Schwänken  erschienen  von  ihm  »Die 
Galerie  der  Kostüme*,  die  »Geschichte  der 
Oper  und  des  Opernhauses  zu  Berlin«, 
»Die  preussischen  Orden«,  »Aus  dem  Le- 
ben Kaiser  Wilhelms  1849—1873«.  Auf- 
sehen erregten  die  nach  seinem  Tode  er- 
schienenen Denkwürdigkeiten  »Aus  meinem 
Leben«  (8  Bde.,  Brl.  1879—80).  —  S.  war 
Freimaurer  und  stand  auch  dem  Kron- 
prinzen, spätem  Kaiser  Friedrich  HJ.,  nahe. 
Von  ihm  wird  erzählt,  dass  letzterer  in 
Versailles  sehr  bedeutsame  freimaurerische 
Reformen  entwickelt  habe,  die  nachmals 
zu  unliebsamen  Verwicklungen  geführt, 
mit  Ausschliessung  des  Vertrauten  des 
Kronprinzen,  des  Predigers  Schiffmann 
(s.d.),  geendet  und  selbst  eine  Entfremdung 
des  Kronprinzen  zur  Folge  gehabt  hätten. 
[Vgl.  Bh.  1880,  S.  110.  L.  1880,  S.  88; 
1888,  8.  183.] 

5)  Anton,  Arzt,  geb.  1817  in  Csäkova, 
gest.  1.  Sept.  1897  in  Budapest,  war  erst 
Apotheker  und  Arzt  und  schloss  sich  1848 
der  politischen  Bewegung  an.  Seine  mili- 
tärische Laufbahn  war  eine  Reihe  von 
Heldenthaten.  Bei  dem  unglücklichen 
Ausgang  der  Bewegung  flüchtete  er  nach 
der  Türkei,  um  auch  hier  ins  Militär  ein- 
zutreten.   1859  wollte  er  einen  Aufstand 


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Schneien  —  Schünaich-Carolath. 


327 


in  Ungarn  anzetteln,  wurde  aber  gefangen 
genommen  und  ins  Gefängnis  geworfen. 
Nach  langer  Zeit  entlassen,  wandte  er 
sich  nach  Korfu,  von  da  nach  Italien. 
1869  begnadigt,  kehrte  er  ins  Vaterland 
zurück,  übernahm  ein  Amt  im  Finanz- 
ministerium und  verbrachte  die  übrige 
Zeit  seines  Lebens  in  stiller  Arbeit.  — 
Er  war  der  Nestor  der  ungarschen  Frei- 
maurerei, Grosskanzler  der  Hocbgrade, 
Mitglied  der  Loge  Hungaria  und  nahm 
an  der  Gründung  der  Grossloge  von  Ungarn 
teil.    [Vgl.  O.  1897,  S.  256.] 

Schneien,  s.  Regnen. 

Schneller,  David  Andreas,  braun- 
schweig. Oberstleutnant  im  Ingenieurkorps, 
geb.  1723  in  Strassburg,  gest.  1790,  war 
ein  gelehrter  und  aufgeklärter  Mann,  Leh- 
rer des  Prinzen  Friedrich  August  „(nach- 
her Herzog  von  Braunschweig -Öls)  in 
den  Kriegswissenschaften.  S.  wurde  4. 
Febr.  1761  in  der  Loge  Jonathan  aufge- 
nommen, am  10.  schon  Meister  und  am 
9.  Juni  zum  Redner  ernannt.  Am  14.  Aug. 
1765  der  Reform  (strikte  Observanz)  zuge- 
treten und  zweiter  Aufseher  der  Loge  Jona- 
than zum  Pfeiler,  wurde  er  1767  Ritter; 
von  1773  war  er  erster  Vorsteher  der 
Loge  Zur  gekrönten  Säule,  erster  Gross- 
vorsteher und  bis  1785  schottischer  zweiter 
Aufseher.  Im  J.  1775  wurde  er  auf  dem 
Konvent  zu  Braunschweig(s.d.)  zum  Vicarius 
des  Procurator  Generalis  Provinciae  beim 
Direktorium  mit  Rang  und  Titel  vom 
Präfekt  ernannt,  zugleich  war  er  Dekan 
des  braunschweigseben  Kapitels;  1776  ging 
er  als  Abgeordneter  des  Herzogs  Ferdinand 
zum  Konvent  nach  Wiesbaden  (s.  d.),  war 
aber  ebenso  wenig  gläubig,  als  sein  Kollege 
Schwartz;  auf  dem  Deputationstag  zu 
Braunschweig  1779  (s.  d.)  war  er  Vertreter 
des  Prior  Equitum  und  als  solcher  Prä- 
sident des  Konvents. 

Schnur  (die  geschlungne) ,  eine  in  ein- 
zelnen Lehrarten  vorkommende  Zierat, 
über  die  zu  vgl.  Krause,  Kunsturkunden, 

1.  Abt.  2,  8.  70,  206;  Nicolai,  Anmerkungen 
u.  s.  w. ,  Anhang  S.  42.  Sie  findet  sich 
auch  auf  dem  Teppich  nach  der  schwedi- 
schen Lehrart. 

Scböler,  Reinh.  O.  Fr.  Aug.  v.,  geb. 

2.  Okt.  1772  in  Wesel,  gest.  28.  Okt.  1840,  j 
trat  in  die  preußische  Armee,  stieg  bis 
zum  General  der  Infanterie,  war  bis  1835 
preussischer  Gesandter  am  russischen  Hof 
und  von  da  an  bei  der  deutschen  Bundes- 
versammlung. — In  Berlin  in  der  Loge  Zu  den 
drei  Seraphim  1816  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen,  war  er  in  Petersburg  Mit- 
glied der  Grossen  Loge  Asträa  bis  zum 
Schluss  der  Logen  1823,  trat  1827  in  die 
Loge  Zum  goldnen  Schilf  in  Berlin  und 
war  zuletzt  Mitglied  der  höchsten  Ordens- 
abteilung der  Grossen  Landesloge  das. 

Scholl,  Joh.  Paul  Friedrich,  Arzt, 
geb.  18.  Okt.  1831  in  Buschewald  in 
Schlesien,  studierte  Arznei  Wissenschaft,  war  I 


Kreisphysikus,  1868—96  Direktor  der 
Kranken- und  Irrenanstalt  in  Bremen  und  ist 
zur  Zeit  praktizierender  Arzt  das.  S.  hat 
ausser  einem  Lehrbuch  der  Irrenheilkunde 
mehrere  grössere  und  kleinere  Schriften 
herausgegeben.  —  In  den  Freimaurerbund 
trat  S.  in  der  Loge  Friedrich  Wilhelm 
zur  Eintracht  in  Bremen  12.  Mai  1880 
und  wurde  1888  zum  Meister  vom  Stuhl 
und  Obermeister  des  Innern  Orients  ge- 
wählt. Er  gab  eine  Sammlung  von  Logen- 
reden unter  dem  Titel:  »Sursum  corda« 
(Bremen  1898)  heraus. 

Scholz-Hermengdorfr,  Karl  Friedr.  v., 
JuriBt,  geb.  18.  Okt.  1788  in  Berlin,  gest. 
28.  Juli  1865  in  Arendstowo  bei  Filehne, 
studierte  die  Rechte,  war  1809  Auskultator 
beim  Stadtgericht  in  Berlin,  machte  die 
Feldzüge  von  1818—15  mit  und  wurde 
1816  Assessor  beim  Oberlandesgericht  in 
Breslau,  1818  Appellationsgerichtsrat  in 
Frankfurt  a.  O.  und  1835  Geheimer  Ober- 
tribunalsrat in  Berlin.  —  Zum  Freimaurer 
wurde  er  in  einer  Feldloge  in  Mainz  9.  Sept. 
1814  aufgenommen,  schloss  sich  1818  der 
Loge  Zum  aufrichtigen  Herzen  in  Frank- 
furt a.  O.  an  und  19.  April  1842  der  Loge 
Zur  Verschwiegenheit  in  Berlin;  1846  trat  er 
in  die  Grosse  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  und  wurde  1856  Mitglied 
des  Bundesdirektoriums.  [Vgl.  Geschichte 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  442.) 

Schömberg,  s.  Schönberg. 

Schön,  Heinrich  Theodor  v.,  Staats- 
mann, geb.  20.  Jan.  1773  in  Schreitlauken 
in  Prcussisch -Litauen,  gest.  23.  Juli  1856 
in  Arnau  bei  Königsberg,  studierte  in 
Königsberg  die  Rechte  und  war  daneben 
ein  ochüler  Kants  und  des  National- 
ökonomen Kraus,  trat  1798  in  preussische 
Staatsdienste  und  reiste  1798  nach  Eng- 
land, wurde  dann  Kriegs-  und  Domänen- 
rat in  Bialystok  und  1802  Geh.  Finanzrat 
im  Generaldirektorium  in  Berlin.  Nach 
der  Katastrophe  von  Jena  folgte  er  dem 
Hof  nach  Königsberg  und  wurde  Geh. 
Staatsrat.  Er  fasste  ein  Gutachten  über 
die  Aufhebung  der  Erbunterthänigkeit  ab 
und  den  Entwurf  von  Steins  »Politischen 
Testament  • .  Nach  Stei  ns  Tod  wurde  er  Leiter 
des  staatswissenschaftlichen  Departements 
im  Ministerium  und  Obernahm  dann  das 
Regierungspräsidium  in  Gumbinnen;  1818 
wurde  er  Generalgouverneur  des  Landes  zwi- 
schen Weichsel  und  der  russischen  Grenze, 
1816  Oberpräsident  von  Westpreussen 
und  1824  solcher  von  ganz  Preussen.  Von 
Friedrich  Wilhelm  IV.  zugleich  zum  Staats- 
minister ernannt,  schied  er  1842  aus  dem 
Staatsdienst  und  wurde  zum  Burggraf  von 
Marienburg  ernannt,  dessen  Schloss  er  zu 
erneuern  begonnen  hatte.  —  Er  trat  als 
Student  in  der  Königsberger  Loge  Zu  den 
drei  Kronen  in  den  Freimaurerbund  und 
wird  zuletzt  1802  als  Gesell  aufgeführt. 

Schönaich-Carolath,  s.  Carola th. 


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328 


Schönberg  —  Schönheyder. 


Schönberg,  1)  Wolff  Christian  v., 
Herr  auf  Arnsdorf,  Weiche  etc.,  geb.  2. 
März  1727  in  Bautzen,  gest.  1791,  war 
kurf.  sächs.  Geh.  Kriegsrat,  Kammerherr 
und  Landeshauptmann  in  der  Markgraf- 
schaft Oberlausitz.  Er  war  der  liebste 
Jugendfreund  des  Freih.  v.  Hund  (s.  d.i, 
dessen  jugendliches  Feuer  er  zu  idealen 
Zielen  begeisterte.  Am  23.  Febr.  1750  wurde 
8.  in  der  Loge  Zu  den  drei  Hammern  in 
Naumburg  dem  Maurerbunde  zugeführt, 
und  v.  Hund  nahm  ihn  noch  in  demselben 
Jahre  in  sein  System  auf.  Er  war  Mit- 
glied der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  in 
Dresden,  Subprior  von  Ratzeburg,  Prior 
und  Ordensmarschall,  auch  Komtur  von 
Skonberg  und  Trittau.  1705  trat  er  zurück, 
wurde  Socius  unter  Beibehaltung  seines 
Ranges  uud  trat  zur  religiösen  Sekte  der 
Stillen  im  Lande  über.  [Vgl.  Schröder, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Naumburg 
(Naumb.  1896),  S.  174.] 

2)  auch  Schömberg,  Heinrich  Adolf 
Graf  v.,  einem  der  ältesten,  angesehensten 
und  verbreitetsten  Adelsgeschlcchter  Sach- 
sens angehörend,  geb.  5.  Aug.  1734,  gest. 
1795,  war  kursäebs.  Konferenzminister  und 
Wirkl.  Geh.  Rat,  auch  erster  Botschafter 
bei  den  Wahlen  der  Kaiser  Leopold  II. 
und  Franz  II.  Er  trat  3.  Febr.  1754  der 
strikten  Observanz  bei,  wurde  in  dem- 
selben Jahre  Komtur  und  Hauskomtur 
von  Meissen  und  war  ein  begeisterter  An- 
hänger v.  Hunds  (s.  d.).  S.  war  in  Dresden 
Meister  vom  Stuhl  der  von  Hund  gestif- 
teten Loge  Zu  den  drei  Palmen,  Mitglied 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  und  führte 
diese  Bauhütte  1762  zur  Annahme  der 
strikten  Observanz;  auf  seinen  Namen 
war  die  Stiftungsurkunde  ausgestellt.  1764 
verzichtete  er  auf  seine  Ordensämter  und 
trat  mit  dem  Rang  eines  Komturs  unter 
die  Socios  des  Ordens. 

Schön  bürg,  Otto  Karl  Friedrich 
Fürst  von,  geb.  2.  Febr.  1758  in  Walden- 
burg, gest.  29.  Jan.  1800,  wurde  1790  in 
den  Reichsfürstenstand  erhoben.  Vor  1779 
trat  er  dem  Freimaurerbunde  in  der  Loge 
Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig 
bei  und  schloss  sich  dann  der  Loge  Zu 
den  drei  Rosen  in  Sachsenfeld  an,  der  er 
auch  1781  sein  Schloss  in  Rüssdorf  (s.  d.)  zu 
ihren  Versammlungen  einräumte  und  in 
der  er  das  Amt  eines  zweiten  Vorstehers 
versah,  bis  die  Loge  infolge  eines  Umbaus 
des  Schlosses  ihre  Thätigkeit  einstellte. 

Schönebeck  a.  d.  Elbe  (St.  in  der  preuss. 
Prov.  Sachsen,  14811  E.).  Hier  besteht 
ein  maurerisches  Kränzchen  unter  der  Loge 
in  Kalbe  a.S.,  gegr.  11.  Febr.  1874,  bestätigt 
16.  April  1890.  Mitgliederzahl  (1900):  44. 
Vers.:  Dienstags  im  Hötel  Landhaus. 

Schönertnark ,  Anton  Detlef  von, 
Chef  der  Hamburger  Dragoner,  gest.  1809, 
wurde  in  den  Freimaurerbund  in  der  Loge 
Zu  den  drei  Löwen  in  Wismar  28.  Sept. 
1769  aufgenommen,  war  Mitstifter  der  Loge 


[  Zur  goldnen  Kugel  in  Hamburg,  Stifter 
der  Logen  Zur  goldnen  Traube  in  Lüne- 
burg und  Zum  grossen  Christoph  in 
Stade,  IfOgenmeister  der  Loge  Zur  gold- 
nen Kugel  in  Hamburg  1785—1793, 
1800—1802  abgeordneter  Provinzialgross- 
meister  in  Hamburg  1789—1791  und  1791 
bis  1806  Provinzialgrossmeister  das.  [Vgl. 
BZC.  1899,  S.  337,  414.J 

Sehönfeld,  Joh.  Phil.,  geb.  1742  in 
Strasburg,  wandte  sich  der  Musik  zu  und 
war  1782  Kapellmeister  in  Strassburg,  wo 
er  zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  starb. 
Gegen  sechs  Sammlungen  seiner  Lieder 
und  Gesänge  sind  im  Druck  erschienen; 
von  besonderm  Werte  sind  seine  Freimau- 
rerlieder, die  er  als  Mitglied  der  Braun- 
schweiger Loge  1772  herausgab. 

Schönheit.  Die  S.,  eine  der  Säulen  (s.  d.) 
der  Freimaurerei,  ist  eine  Grundbedingung 
der  Vollendung  eines  Bauwerks,  das  sie 
ziert;  eine  gleiche  Bedeutung  hat  die  S. 
auch  in    dem    geistigen  Bau  der  Frei- 
maurerei.   Dienen  die  Gebäude  auch  zu- 
|  nächst  dem  Bedürfnis  und  gilt  es  zuerst, 
dieses  zu  befriedigen,  also  Nützliches  zu 
I  schaffen,  so  verbindet  sich  doch  die  S.  mit 
I  dem  Nützlichen  als  die  das  Ganze  vollen- 
j  dende  Zierde.  Die  S.  ist  zuerst  äusserlich 
I  sichtbar  in  der  ruhenden  festen  Gestalt 
Diese  ruhende  8.  besteht  in  dem  Eben- 
mass  der  einzelnen  Teile,  sodann  in  der 
|  Übereinstimmung  der  einzelnen  Teile  zu 
i  einem  vollkommnen  Ganzen.  Die  S.  ist  die 
j  wohlgefällige  Einheit  einer  Vielheit,  die 
I  sich  abschliessende  Verbindung  einer  Man- 
i  nigfaltigkeit.  Die  S.  zeigt  sich  aber  auch 
in  der  Bewegung  und  wird  als  solche  An- 
mut genannt;  die  schöne  Bewegung  oder 
Anmut  fordert  Sicherheit  und  Leichtigkeit. 
Demnach  besteht  die  geistige  8.  oder  die 
S.  der  Seele  in  der  Sicherheit  und  Leich- 
tigkeit des  geistigen,  des  sittlichen  Le- 
bens, in  der  Sicherheit  und  Leichtigkeit 
der  Erfüllung  der  sittlichen  Gebote.  Je 
lebendiger  das  Urbild  des  Schönen  in  uns 
ist,  desto  mehr  wird  die  geistige  Erechei- 
ung  des  Menschen  im  Glänze  der  S.  sich 
offenbaren,  desto  mehr  auch  die  Welt  sich 
im  Lichte  dioseB  Ideals  zeigen.    [Vgl.  A. 
1896,  S.  37.    Bh.  1870,  S.  394;  1876,  S. 
281;  1892,  8.  291.  FZ.  1861,  8.398;  1863, 
S.  10;  1893,  S.  145.  W.  J.  UI,  107.  Z.  1893, 
S.  17.  Zd.  1840,  8.  129.   Dietrich,  Aus 
vergangenen  Tagen  (Altbg.  1889),  8.  210. 
Löwe,  Zwischen  den  drei  Säulen  (Stuttg. 
1884),  S.  95.  R.  Fischer,  Lehrlingskatechis- 
mus (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  71,  75,  77, 
103,  129.   Marbach,  Katechismusreden  (8. 
Aufl.,  Lpz.  1874),  S.  245.    S.  auch  Starke 
und  Weisheit.] 

Schönheyder,  Joh.  Martin,  dän.  Kon- 
ferenzrat, geb.  4.  Febr.  1752  in  Kopenha- 
gen, gest.  das.  9.  Juli  1831,  wurde  21.  Febr. 
1781  in  der  dortigen  Loge  Zorobabel  zum 
Nordstern  zum  Freimaurer  aufgenommen, 
die  ihn  zum  Redner  und  1803—18  und 


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Schöningen  —  Schotte,  Schottischer. 


329 


1821—28  zum  Meister  vom  Stuhl  erwähl- 
te.   [Vgl.  FZ.  1874,  S.  45.1 

Schöningen  (St.  im  Herzogt.  Braun- 
schweig, 8115  E.).  Hier  besteht  unter  den 
beiden  Logen  in  Wolfenbüttel  und  Helm- 
stedt eine  freimaurerische  Vereinigung, 
gest.  25.  Aug.  1857,  nachdem  schon  seit 
1855  Zusammenkünfte  stattgefunden  hatten; 
die  Statuten  wurden  14.  Jan./21.  Aug.  1858 
genehmigt.  Von  1859  bis  Sept.  1865  wurden 
sehr  spärliche  Versammlungen  abgehalten. 
Mitgliederzahl  (1900):  20. 

Schopfheim  (St.  im  Grossherzogt.  Baden, 
8357  E.).  Hier  bestand  seit  dem  16.  Aug. 
1874  ein  maurerisches  Kränzchen  Zur 
Eintracht  im  Wiesenthal,  unter  der 
Loge  Zur  edlen  Aussicht  zu  Freiburg  i.  Br., 
das  sich  später  in  Wiesenthal  (s.  d.)  förm- 
lich aufthat. 

Schotte,  Schottischer  (Ecossais,  Scotch), 
eine  in  den  Hochgradsystemen  mit  mannig- 
fach verschiednen  Nebenbenennungen  vor- 
kommende Oradbezeichnung.  Neben  den 
Namen  merken  wir  dieSysteme  oder  Schrif- 
ten an,  in  denen  sie  sich  finden. 

1)  S.  von  Alcidony  (Ecossais  d'Alci- 
dony):  aufgeführt  in  Considdrations  philoso- 
phiquea  sur  la  Franche-Maconnerie  (Hmbg. 
1776).  2)  Der  Alt-S.  oder  der  schot- 
tische Altmeister:  Klerikales  Svstem 
(5.  Grad)  und  Martinistcn  (4.  Grad).  8)  8. 
des  hl.  Andreas  (Ec.  de  St.-Andrd 
d'Ecosse) :  von  Baron  v.  Tschoudy  gegründet, 
im  Rite  ancien  et  aeeeptd  29.  Grad,  im 
Metropolitankapitel  von  Frankreich 6. Serie 
63.  Grad,  =  der  vierfach  ehrw.  Meister 
(quatre  foiB  respectable  Maltre)  6.  Serie 
47.  Grad,  und  =  S.  des  hl.  Andreas  von 
Chardon  9.  Serie  75.  Grad,  im  Rite  Misraim 
21.  Grad  (auch  81.  Grad),  im  philosophisch- 
schottischen  System  zu  Paris  6.  Grad,  im 
System  der  Auserwählten  der  Wahrheit 
10.  Grad,  bei  den  Philalethen  5.  Grad  [vgl. 
Manuel  mac,  S.  190—194],  in  der  strikten 
Observanz  4.  Grad.  4)  S.  von  Angers 
(Ecossais  d' Angers):  aufgeführt  in  Consi- 
ddrations philosophiques  sur  la  Franche- 
Maconnerie  (Hmbg.  1776).  ö)  S.  Bau- 
meister, erhabener  (Illustre  architecte 
Ecossais):  findet  sich  in  dpr  Sammlung  von 
Viany,  vollkommner  (Ecossais architecte 
parfait)  in  der  Sammlung  von  Pyron.  6)  S. 
Alt-Bruder,  englischer  S.  (Ec.  anglais 
oder  des  Freres  aines):  Archiv  der  Mutter- 
loge des  philos.  Ritus;  S.  der  alten 
Brüder  pder  des  dreifachen  Tri- 
angels (Ecossais  des  Freres  alnds  ou  de 
triple  Triangle):  Sammlung  des  Metro- 
politankapitels von  Frankreich  5.  Serie  37. 
Grad.  7)  S.  von  Clermont  (Ec.  de  Cler- 
mont),  Metropolitankapitel  von  Frankreich 
4.  Reihe  30.  Grad,  zerfiel  in  3  Abteilungen. 

8)  S.  der  hl.  Dreieinigkeit  (Ec.  de  la 
Sainte   Trinitd):    Nomenklatur  Fustiers. 

9)  S.  von  Dunkirchen:  Nomenklatur 
Fustiers.  10)  8.,  erhabener,  der  Gross- 
loge des  Prinzen  Eduard  (Sublime 


dcossais  de  la  Gr.  L.  du  prince  Edouard): 
Sammlung  von  Pyron.  11)  S.  von  Eng- 
land (Ec.  d'Angleterre) :  Sammlung  von 
Lp  Rouge;  S.,  englischer,  erhabener 
(Ecossais  anglais,  sublime):  Metropolitan- 
kapitel von  Frankreich  5.  Serie  38.  Grad. 
12)  S.  von  Franville  (Ec.  de  Fr.):  Metro- 
politankapitel von  Frankreich  4.  Reihe 
31.  Grad.  13)  S.,  französischer:  Samm- 
lung de»  Metropolitankapitels  von  Frank- 
reich 4.  Serie  45.  Grad.  14)  S.der  kleinen 
Gemächer  (Ec.  des  petits  appartements) : 
Nomenklatur  Fustiers.  15)  S.  des  hl. 
Georg  (Ec.  de  St. -Georges):  Sammlung 
von  Le  Page.  16)  S.  Grossbaumeister 
(Grand  architecte  de):  Sammlung  des 
Metropolitankapitels  von  Frankreich  45. 
Grad;  S.  Grossbaumeister  von  Eng- 
land oder  Gross-Patriar  ch(Grand  archi- 
tecte anglais  de.  ou  Grand  Patriarche): 
Sammlung  von  Viany.  171  S.  vom  hl. 
Gewölbe  Jakobs  VI.  (Ec.  de  la  voüte 
saerde  de  Jacques  VI.),  verfertigt  vom 
Baron  v.  Tschoudy,  Sammlung  des  Metro- 

Solitankapitels  von  Frankreich  4.  Serie 
3.  Grad;  MisraYm,  20.  Grad;  Gross-S. 
von  der  hl.  Gruft  Jakobs  VI.  soll 
nach  Dictionnaire  mac.  1741  von  Englän- 
dern an  französische  Offiziere,  die  sie 
gastlich  aufgenommen,  und  vom  Präten- 
denten Jakob  an  einige  französische  Offi- 
ziere, die  ihn  auf  seinem  unglücklichen 
Zug  nach  Schottland  begleitet  hät- 
ten, erteilt  worden  sein.  [Vgl.  Manuel 
mac.,  S.  114-120,  planches  IX— XII.] 
Grossschotte  ist  der 8.  der  hohen Instruk- 
tionsgrade  des  philos.  Ritus.  Der  erhabene 
Meister  des  leuchtenden  Rings  (s.  Akade- 
mie des  erhabenen  Meisters)  wurde  auch 
Grossschotte  genannt.  Der  Grosser- 
wählte vollkommene  Altmeister 
und  erhabene  Maurer  (Grand-Llu 
ancien  maitre  parfait  et  sublime  ruacon): 
Rite  ancien  et  aeeeptd  14.  Grad  und  Rite 
Misraim  zu  Paris  20.  Grad.  Er  führte  auch 
den  Namen  Grossschotte  von  der  hl.  Gruft 
(vom  hl.  Gewölbe)  Jakobs  VI.  oder  Gross- 
schotte von  der  Vollkommenheit,  18)  8., 
grüner  (Ec.  vert):  Royal  York  in  Berlin 
ältestes  System  2.  Stufe  des  5.  Grads ;  auch 
Archiv  der  Loge  St.-Louis  des  amis  rdunis 
zu  Calais.  19)  8.  von  Hdrddom  (Ec 
de  Hdrddom):  Rite  Misraim  30.  Grad. 
20.)  8.,  erhabener,  oder  himmlisch  es 
Jerusalem,  (Sublime  de.  ou  la  Jdrusalem 
cdleste):  von  Chastannier  nach  Swedenborgs 
System  verfertigt.  21)  S.  desHiram(Ec. 
d'Hiram):  Archiv  des  philosophisch-schotti- 
schen Ritus.  22)  DerunbekannteS.  der 
drei  J.  (Inconnus):  Metropolitankapitel 
von  Frankreich  4.  Serie  82.  Grad;  Rite 
Misraim  19.  Grad  (JJJ  =  Jordan,  Jeho- 
vah,  Jachin).  [Vgl.  Manuel  mac.,  S.  283.] 
23)  Der  Jung-  oder  Klein-S.:  kleri- 
kales System  4.  Grad.  Auserwählte  der 
Wahrheit  8.  Grad.  24)  Gross-S.  von 
Kopenhagen  oder  der  Walachei  oder 


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330 


Schotte  —  Schottische  Lehrart. 


von  Kopenhagen  und  Stockholm 
oder  Grad  de»  Innern:  Nomenklatur 
Fustiers.  25)  Gros8-S.  der  Kreuzzüge 
(Grand-Ec.  des  Croisades):  Sammlung  von 
Viany.  26)  S.  Levite  und  Märtvrer 
(Ec.  levite  et  martyr):  Nomenklatur 
Fustiera.  27)  S.  von  Lille:  Nomen- 
klatur Fustiera.  28)  S.  der  Loge  des 
Prinzen  Eduard  Grossmeister  (Ec.  de 
la  Loge  du  prince  Edouard  G.  M.):  Samm- 
lung von  Pyron.  29)  S.  von  Lyon:  Ar- 
chiv der  Loge  St.-Louis  des  amis  rlunis 
zu  Calais.  30)  S.  von  Messina:  Nomen- 
klatur Fustiers.  31)  S.  der  Militärlügen, 
zerfallt  in  3  Abteilungen,  Sammlung  von 
Pyron.  32)  S.  von  Montpellier:  Samm- 
lung des  Metropolitankapitels  von  Frank- 
reich 4.  Serie  86.  Grad.  38)  S.  von 
Neapel:  gleichfalls,  5.  Serie  42  Grad. 
34)  S.  Pariser  ^Ec.  parisien) :  Rite  Misralm, 
17.  Grad,  ähnlich  dem  folgenden:  S.  von 
Paris  (Ec.  de  Paris),  Considerations  philo-  , 
sophiques  sur  la  Franche  -  Maconnerie 
(Hmbg.  1776).  35)  Gross-S.  der  Patri- 
archen: Sammlung  von  Viany.  36)  Der 
preussische  S.  (Ec.  de  Prusse):  Archiv 
der  Mutterloge  des  philosophisch  -  schotti- 
schen Ritus.  87) S.Reiniger,  erhabener, 
(sublime  Ecossais  purificateur) :  Sammlung 
Fustiera.  88)  S.  Ritter,  Lcossais  Chevalier; 
Illuminatus  dirigens):  im  Illuminatismus 
der  5.  Zwischengrad;  im  franz.  System 
der  5.  Grad,  auch  bei  den  Philalethen. 
[Vgl.  Manuel  mac.,  S.  241—247,  planches 
XXII,  IX— XII.]  39)  S.  vom  Ringe  (Ec 
de  l'Anneau) :  Nomenklatur  Fustiers.  40)  S., 
roter  (Ec.  rouge):  Royal  York  zu  Berlin, 
altes  System,  erste  Stufe  des  5.  Grads. 

41)  S.  der  alten  Schnur,  die  treuen 
(Ec.  de  la  vielle  bru),  soll  1747  durch 
den  Prätendenten  Karl  Eduard  Stuart  zum 
Dank  dafür  gegründet  sein,  dass  die  dor- 
tigen Maurer  seinen  Adjutanten  Sir  Sam. 
Lockard  aufgenommen  hatten.  (Nach 
Borel.)  I.  Kapitel:  symbolische  Maurerei 
in  4  Graden.  II.  Kapitel:  vier  Grade. 
LII.  Kapitel,  die  Geheimnisse  der  scienti- 
fischen  Maurerei:  der  9.  und  letzte  Grad. 
I,  II  und  III  vereint  Messen  Konsistorium. 
Die  Menazzechim  (hebr.  aus  I.  Kön.  5,  16  | 
=  Aufseher,  Vorsteher)  bildeten  den 
obersten  Rat,  der  das  System  regierte. 

42)  S.  von  Sizilien:  Metropolitankapitel 
von  Frankreich  5.  Reihe  42.  Grad.  43)  S. 
der  alten  Sühne  (Ec.  de  fils  aines): 
Nomenklatur  Fustiers.  44)  S.  von  Tou- 
louse: Sammlung  der  Archive  der  Mutter- 
loge des  philosophisch-schottischen  Ritus. 
45)  S.  der  Vierzig  (Ec.  des  Quarante): 
Metropolitankapitel  von  Frankreich  4.  Serie 
34.  Grad,  ähnlich  dem  S.  von  Montpellier 
und  Paris.  46)  S.,  vollkommener  engl. 
Meister-  (Parfait  maitre  anglais  ecossais): 
Sammlung  von  Pyron.  S.,  vollkommener 
(Ec.  parfait):  Archiv  der  Mutterloge  des 
philosophisch-schottischen  Ritus  und  No- 
menklatur Fustiers.  S.  derVollkommen-  | 


heit  (l£c.  de  la  Perfection):  Sammlung  des 
Metropolitankapitels  von  Frankreich  5.  Serie 
89.  Grad.  47)  S.  Trinitarier  (Ec.  Trini- 
taire) :  Metropolitankapitel  von  Frankreich, 
Nomenklatur  Fustiers.  Auch:  Globus  der 
Grossmeister -Kommandeure  des  Tempels 
(Ec.  Trin.  ou  Globe  des  Grand- Maitres 
Commandeur  du  Temple):  Sammlung  von 
He'cart;  auch:  Mächtiger  Grossmeister  des 
Ordens  der  hl.  Dreieinigkeit  (Ec.  Trin.  ou 

Suissant,  Grand-Maitre  de  l'Ordre  de  la 
t.  Trinitl):  Archiv  der  Mutterloge  des 
philosophisch-schottischen  Ritus;  auch  im 
Rite  Misralm:  14.  bis  16.  Grad,  Lehrling, 
Gesell,  Meister. 

Schotte,  der  (Ecossais,  Scotch).  Schot- 
tische Grade  und  Kapitel,  b.  den  Artikel: 
Schottische  Maurerei. 

Schottische  Lehrart.  Aus  den  Proto- 
kollen der  schottischen  Logen  vor  der 
Entstehung  der  Grossloge  von  Schott- 
land geht  hervor,  dass  es  hier  zwei 
Stufen  gab,  die  des  »eingetragnen« 
Lehrlings  und  die  des  »Genossen  oder 
Meisters« ;  aber  es  ist  bemerkenswert,  dass 
dem  »Übergang  zum  Zunftgenossen«  vor- 
schriftsmässig  auch  zwei  Lehrlinge  bei- 
wohnen mussten.  Der  Lehrling  bekam 
das  »Maurerwort«  und  »die  Geheimnisse 
des  Maurerworts«.  Dasselbe  war  ohne 
Zweifel  das  jetzige  Wort  des  IL  Grads 
auf  dem  Festland;  denn  dieses  ist  in  England 
(auch  Irland  und  Schottland)  ursprünglich 
das  Wort  des  I.  Grads  gewesen  und  ist  es 
wieder  seit  1809  (vgl.  oben  S.  246);  ver- 
mutlich wurde  bei  der  Beförderung  zum 
»Zunftgenossen«  das  zweite  Wort  leise  ge- 
geben, so  dass  die  anwesenden  Lehrlinge 
es  nicht  hören  konnten.  Es  muss  aber 
auch  eine  symbolische  Handlung  dabei 
vorgenommen  sein;  denn  es  heisst  im  Pro- 
tokoll vom  27.  Dez.  1720  der  Loge  zu  Dun- 
blane:  »er  wurde  nach  der  Prüfung  gehörig 
befördert  vom  Winkelmass  zum  Zirkel  und 
vom  eingetragnen  Lehrling  zum  Zunft- 
genossen dieser  Loge«  (Lyon,  S.  416).  Dazu 
stimmt  eine  Frage  bei  Prichard  im  III.  Grad : 
»Wie  wurden  Sie  zum  Meister  befördert?« 
Antwort:  »Vom  Winkelmass  zum  Zirkel« 
(5.  Frage).  Dass  geflüstert  wurde,  bestätigt 
ein  Protokoll  vom  22.  Dez.  1702  der  Ix>ge 
zu  Haughfoot,  wo  es  heisst:  »Dann  flüstern 
sie  das  Wort  wie  zuvor,  und  der  Meister- 
Maurer  fasst  (grips)  seine  Hand  in  der  ge- 
wöhnlichen Weise«  (Vernon,  S.  282).  Die 
Keime  zu  zwei  getrennten  Graden  waren 
jedenfalls  in  den  alten  Logen  vorhanden, 
aber  von  einer  dritten  Stufe  ist  nichts  zu 
entdecken,  sondern  die  Ausdrücke  »Zunft- 
genoss«  und  »Meister«  werden  immer  als 
gleichbedeutend  gebraucht.  Der  Unter- 
schied zwischen  Lehrlingen  und  Zunft- 
enossen  kann  nicht  gross  gewesen  sein; 
enn  die  Nichtmaurer  von  gesellschaft- 
licher Stellung,  von  denen  in  Edinburg 
in  den  Jahren  1684 — 47,  1667  und  1670 
eine  ganze  Anzahl  sich  anschloss,  wurden 


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Schottische  Lchrart. 


331 


sämtlich  gleich  als  »Zunftgenossen«  oder 
als  •  Zunftgenossen  und  Brüder«  oder  als 
»Zunftgenossen  und  Meister*  zugelassen, 
erhielten  also  das  «Maurerwort*  mit  seinen 
Geheimnissen  (d.  h.  Zeichen  und  Griff) 
und  das  zweite  Wort  gleichzeitig.  Der 
dritte  Grad  ist  erst  von  England  einge- 
führt und  hat  sich  nur  sehr  langsam  ver- 
breitet. Das  älteste  Protokoll  über  eine 
Meisterbeförderung  finden  wir  bei  der  Loge 
•Cannongate  Kilwinning«  zu  Edinburg 
unterm  31.  Marz  1735.  »Mutter  Kilwinning« 
erwähnt  den  Grad  zuerst  am  24.  Juni  1736, 
die  erste  »Erhebung«  wird  aber  erst  1741 
verzeichnet.  In  der  Loge  »Cannongate  Kil- 
winning from  Leith«  (jetzt  St.  Davids 
Loge)  in  Edinburg  wird  zuerst  am  2.  März 
1738  ein  Bruder  »zum  Grad  eines  Meister- 
Maurers  erhoben«;  in  der  alten  Loge 
•Marien-Kapelle«  zu  Edinburg  geschieht 
es  zuerst  am  1.  Nov.  1738,  am  26.  Dez. 
1738  findet  eine  Massenbeförderung  statt 
(12).  Die  alten  Logen  zu  Atcheson  Baven, 
Dunblane,  Haughfoot,  Peebles  kennen  den 
dritten  Grad  1760  noch  nicht  [vgl.  Lyon, 
S.  212;  Mackenzie,  Cannongate  Kilwinning, 
8.  29).  Der  Meistergrad  wird  auch  nicht 
verlangt  von  der  Grossloge  von  Schott- 
land, sondern  in  den  »Verordnungen«,  die 
bei  der  Gründung  1786  vereinbart  wurden, 
genügt  für  die  zu  erwählenden  Gross- 
beatnten,  »dass  sie  Zunftgenossen  oder 
Meister -Maurer  sind«  [vgl.  Lyon,  S.  168 
und  213);  erst  in  der  neuen  Fassung  der 
•Gesetze  und  Verordnungen  der  Grossloge 
von  Schottland«  von  1801  heisst  es  Kap.  1, 
§  4:  »Dass  kein  Bruder  Mitglied  der  Gross- 
loge sein  kann,  wenn  er  nicht  zum  erhab- 
nen Grad  eines  Meister-Maurers  erhoben 
worden  ist«  (Lawrie,  1804,  S.  306).  Auch 
die  Loge  »Marien -Kapelle«  wahrte  den 
»Zunftgenossen«  die  alten  Rechte  und  be- 
stimmte erst  1765,  dass  Maurer  unter  dem 
Rang  eines  Meister-Maurers  nicht  be- 
rechtigt seien,  ein  Amt  zu  bekleiden  (Lvon, 
S.213).  Nach  Lyon  (S.  214)  ist  der  dritte 
Grad  erst  nach  1760  den  Schottischen 
Logen  gemeinsam  geworden.  In  der  »St. 
Machar's  Lodge«  zu  Aberdeen  haben  von 
260  Mitgliedern,  die  bis  zum  Jahre  1775 
den  ersten  Grad  erhalten  hatten,  nur  137 
die  beiden  andern  genommen  [vgl.Hughan, 
Origin,  S.  33).  Die  Grossloge  hat  fast  alle 
weitern  Grade  bis  auf  den  heutigen  Tag 
abgelehnt,  aber  wie  in  England  und  Irland 
sind  auch  in  Schottland  viele  höhere  Grade 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrb.  bear- 
beitet worden.  Der  »Royal  Arch«  ist 
schon  1743  in  Stirling  nachgewiesen  [vgl. 
oben  I,  S.  257];  etwas  später  erscheint 
er  auch  in  andern  schottischen  Logen,  es 
finden  sich  sogar  Logen  mit  dem  Namen 
»Royal  Arch-Loge»,  so  in  Glasgow  1755, 
in  Stirling  1759,  in  Edinburg  1765  u.  a. 
[vgl.  Hughan,  Rite;  S.  83].  Neben  dem 
Royal  Arch  erscheinen  bald  »Excellent« 
und  »Super-Excellent«,  sowie  »Tempel- 


ritter« und  »Ritter  von  Malta«,  ausserdem 
•Mark  Mason«  und  »Mark  Master«  [vgl. 
oben  I,  S.  259].  Ein  »Höchstes  Gross- 
kapitel der  Royal  Arch-Maurerei«  hat  sich 
erst  1817  in  Schottland  gebildet,  aber  wie 
stark  dieser  Zweig  verbreitet  war,  zeigt 
sich  darin,  dass  damals  43  Kapitel  sich 
zuBammenthaten,  trotz  des  Widerspruchs 
der  Grossloge  (Hughan,  Origin,  S.  83; 
Lyon,  S.  290,  295).  Das  Grosskapitel 
bearbeitet  heute  die  Grade  des  Mark- 
Meisters,  des  Ausgezeichneten  Meisters, 
des  Royal  Arch,  die  Einsetzungsgrade  der 
drei  Prinzipals  Z.,  H.  und  J.  [vgl.  oben  I, 
S.  259],  den  Grad  des  eingesetzten  Meis- 
ters im  Mark-Grad,  als  Nebengrade  den 
des  Königlichen  Archenschi  fiers,  den 
»Babylonish  Pass«  oder  Grad  des  Roten 
Kreuzes,  der  aus  den  Rittern  des  Schwertes, 
des  Ostens,  sowie  des  Ostens  und  WestenB 
besteht.  Der  einzige  Grad,  den  die  Gross- 
loge anerkannt  hat  und  in  ihren  Logen 
erteilen  lässt,  ist  der  Mark-Meister-Grad. 
Nach  einer  Vereinbarung  zwischen  der 
Grossloge  und  dem  Grosskapitel  des  Royal 
Arch  ist  bestimmt,  dass  der  Grad  nur 
Meister-Maurern  gegeben  werden  soll,  auch 
haben  die  genannten  Behörden  ein  gleiches 
Ritual  angenommen;  der  Royal  Arch  soll 
als  vierter  Grad  in  der  Maurerei  gelten. 
Halb  und  halb  hat  die  Grossloge  damit 
auch  diesen  Grad  anerkannt,  und  die  volle 
Anerkennung  ist  wohl  nur  noch  eine  Frage 
der  Zeit.  Der  von  Amerika  eingeführte 
»Grossrat  der  Königlichen  und  Erlesenen 
Meister«  mit  seinen  vier  Stufen  besteht 
seit  1880;  man  nennt  diesen  Zweig  »kryp- 
tische Maurerei«,  wie  in  England.  Auch 
die  »Verbundenen  maurerischen  Grade« 
sind  in  Schottland  vertreten,  aber  nur 
mit  drei  Graden,  denn  der  »Orden  des 
Roten  Kreuzes  von  Babylon«  gehört  mit 
etwas  andrer  Benennung  zum  »Grosskapitel 
des  Royal  Arch«  (vgl.  oben).  Über  den 
»Königlichen  Orden  von  Schottland«  vgl. 
oben  I,  S.  259.  Der  »Alte  und  Ange- 
nommene Schottische  Ritus«  fehlt  auch  in 
Schottland  nicht,  obwohl  er  hiersieber  nicht 
entstanden  ist;  die  Bearbeitung  der  Grade 
ist  wie  in  England  [vgl.  oben  I,  S.  259]. 
Der  »Orden  der  Tempelritter«  ist  zweifach 
vertreten,  einmal  in  einer  von  Alexander 
Deuchar  1811  begründeten  abweichenden 
Form,  jetzt  unter  einem  sogenannten  »Gene- 
ralkapitel« mit  elf  Prioreien,  sodann  das 
»Alte  Grosslager  der  Tempelritter«  in 
einer  dem  englischen  Orden  ähnlichen 
Weise  mit  20  Lagern.  Endlich  sind  ver- 
treten die  maurerischen  und  militärischen 
Orden  der  Ritter  von  Rom  und  des  Roten 
Kreuzes  des  Konstantin,  der  Ritter  des 
Heiligen  Grabes  und  der  Ritter  des  Hei- 
ligen Johannes.  Die  » Rosen  kreuzergesell- 
schaft«  arbeitet  in  Schottland  wie  in  Eng- 
land [vgl.  oben  I,  S.  260].  Nähere  Einzel- 
I  heiten  finden  sich  in  Crowes  »The  Scottish  • 
!  Master  Mason's  Handbook«  (London  1894), 


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332 


Schottische  Logen  —  Schottische  Maurcrei. 


auch  in  den  unter  Englische  Lehrart  ge- 
nannten Encyklopädien. 

Sehottbche  Logen  werden  diejenigen 
genannt,  in  denen  solche  Grade  bearbeitet 
werden,  die  entweder  als  die  ersten  und  letz- 
ten der  sogenannten  höhern  Grade  be- 
trachtet werden,  in  denen  der  vorgebliche 
Abschluss  der  höhern  Kenntnis  erteilt  wird, 
oder  die  zwischen  die  Johannis-  und  die 
Kapitelgrade  eingeschoben  sind.  In  der 
schwedischen  Lehrart  (s.  d.)  heissen  sie 
Andreaslogen  (h.  d.),  in  der  Lehrart  der 
Grossen  National -Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  (delegierte)  altschottische 
Logen.  Mögen  sie  nun  jenen  oder  diesen 
Zweck  verfolgen,  so  haben  sie  doch  mit 
allen  übrigen  sogenannten  Hochgraden 
das  Gemeinsame,  dass  sie  mit  der  eigent-  i 
liehen  Freimaurerei  nichts  zu  thun 
haben  und  ihr  nur  aufgepfropft  sind.  Er- 
kennt man  an,  dass  die  drei  Johannis- 
grade ein  vollständiges  Ganze  bilden, 
so  erscheinen  diese  s.  L.  —  bei  dem 
reinsten,  ethischen  Inhalt  —  wenigstens 
als  etwas  Überflüssiges.  Wenn  aber  diesen 
Graden  eine  Aufsicht  über  die  Johannis- 
logen beigelegt,  wenn  ihnen  die  Kassen- 
verwaltung und  die  Leitung  administrati- 
ver Geschäfte  übertragen  wird  und 
man  die  Johannislogen  ganz  in  die 
Hände  derjenigen  legt,  die  s.  L.  ange- 
hören, und  zwar  so,  dass  die  Beamten- 
stellen der  Johannisloge,  namentlich  die 
Stelle  eines  Vorsitzenden  Meisters  in  kei- 
ner andern  Hand  sein  dürfen,  als  in  der  von 
Mitgliedern  der  höhern  Grade,  dann  ist  das 
dem  Ansehen  und  der  Würde  der  Johannis- 
logen zuwider,  und  diese  erscheinen  als 
eine  Abteilung  zweiten  Ranges.  Schneider 
(s.  d.)  S.  122  im  Anhang  des  Alteuburger 
Constitutionsbuchs  (Altbg.  1803)  sagt: 
»Die  Versammlung  eines  neben  einer  Gros-  | 
sen  Loge  bestehenden  Innern  Orients  heisst 
technisch  das  schottische  Kapitel  (bei  dem 
Wilhelmsbader  Systeme  [und  andern]  aber 
das  schottische  Direktorium),  und  die  Ver- 
sammlung eines  davon  an  einzelne  Logen 
eines  Bundes  ausgegangnen  Zweigs  ein 
Filialkapitel.  Solche  Kapitel  sind  in  An- 
sehung der  Ausspendung  der  sogenannten 
höhern  Grade  und  des  innern  Zwecks  der- 
selben eben  das,  was  die  Johannislogen 
hinsichts  der  drei  wahren  Grade  und 
des  mit  diesen  verbundnen  Zwecks  sind, 
und  deswegen  heissen  sie  auch  s.  L. 
Wir  verschweigen  mehrere  auffallende 
Dinge,  erklären  aber  zugleich  ganz  offen: 
die  Innern  Oriente  waren  und  aus  ihnen 
kamen,  unmittelbar  oder  mittelbar,  die  so- 
genannten Ordensväter,  hohen  Obern,  auch 
unbekannten  Obern,  worüber  der  Freimau- 
rerei immer  viel  Vorwürfe  gemacht  worden 
sind,  und  das  mit  vollem  Recht«.  Mau 
kann  dem  vollkommen  beistimmen;  denn 
in  diesen  Hochgraden  (s.  d.)  liegt  der 
-  Grund  des  Zwiespalts  für  den  Bund,  aus 
ihnen  heraus  ist  bis  jetzt  jedes  Übel  er- 


wachsen, das  den  Bund  getroffen  hat  und 
was  ihm  Feinde  und  Verächter  geschaffen 
hat.  Aus  diesem  Grunde  hat  man  sich 
vielfach  gegen  diese  s.  L.  erklärt.  [Vgl. 
auch  Schottische  Maurerei,  Bchottiache 
Meistor.] 

Schottische  Maurerei  (Maconnerie  e"cos- 
saise,  Scotch  Masonry).  Mit  dieser  doppel- 
sinnigen Benennung  bezeichnet  man  eine 
Reihe  von  sogenannten  höhern  Graden,  die 
sich  an  den  Meistergrad  anschliessen  und 
die  entweder  in  sich  selbst  einen  Abschluß 
haben  oder  nur  Zwischenglieder  zwischen 
den  Johannisgraden  und  der  höchsten  Or- 
densabteilung (Kapiteln)  bilden.  [S.  Lind- 
ner, Mac-Benac(1819),  S.49— 53;  Der  vierte 
Grad  der  Freimaurerei  oder  schottischer 
Ritterorden  (Lpz.  1826)  in  der  Einleitung.] 
Zweideutig  ist  diese  Benennung,  weil  man 
unter  Schottischen  Logen,  8.  M.,  an  Schott- 
land und  das  dortige  Logenwesen  denken 
kann  und  soll.  Aber  die  Grosse  Loge  von 
Schottland  hat  mehrfach  erklärt,  dass  sie 
mit  dieser  S.  M.  nichts  zu  thun  habe, 
und  die  alte  Loge  von  Kilwinning  (s.  d.), 
die  zur  Grossen  Loge  von  Schottland  ge- 
wisserweise dieselbe  Stellung,  wie  York  zur 
Grossen  Loge  von  England,  einnimmt,  hat 
versichert,  dass  sie  nie  höhere  Grade  bear- 
beitet, noch  gar  Freibriefe  dafür  ausgegeben 
habe.  In  der  kleinen,  sehr  seltnen,  in 
Berlin  1802  erschienenen  Schrift:  »Wer  ist 
unter  der  Parabel :  ,Die  Familie  der  Ami- 
citier'  zu  verstehen?«  [vgl.  Krause,  Kunst- 
urkunden, Bd.  I.,  Abt.  2,  S.  844]  erzählt 
der  Verfasser  ohne  Angabe  seiner  Quellen, 
dass  nach  der  Hinrichtung  Karls  I.  die 
alte  Maurerbrüderschaft  zu  einer  Kon- 
trerevolution  gegen  Oliver  Cromwell  und 
zur  Zurückfuhrung  Karls  H.  auf  den 
englischen  Thron  benutzt  worden  seien. 
Als  dann  später  Jakob  11.  vertrieben  wor- 
den, sei  die  Maurerei  wiederum  zu  politi- 
schen Zwecken  gebraucht  worden,  indem 
sich  Parteigänger  des  vertriebnen  Königs 
in  St.- Germain -en- Lay e  zu  maurerischen 
Gesellschaften  behufs  der  Zurückfüh- 
rung desselben  und  zur  Wiederberstel- 
lung des  schottischen  Hauses  Stuart  ver- 
bunden hätten.  Hinter  diesen  Jakobiten 
hätten  die  Jesuiten  gestanden,  denen  es 
dabei  um  Ermordung  Wilhelms  von  Ora- 
nien  und  um  die  Unterdrückung  der  pro- 
testantischen Religion  in  England  zu  thun 
gewesen  wäre.  Jakob  H.  hätte  damals  den 
schottischen  Orden  des  heiligen  Andreas 
von  der  Distel  wiederhergestellt,  um  ihn 
seinen  Getreuen  im  Exil  zur  Belohnung  zu 
geben.  Nettelbladt  (s.  d.)  erzählt  in  seinen 
(in  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
offiziell  gewesnen)  historischen  Instruk- 
tionen in  dem  Hefte,  das  seine  sehr  un- 
kritisch behandelte  Geschichte  der  Mau- 
rerci  in  Frankreich  enthält,  ein  Gleiches. 
Ähnliches  hat  auch  die  dem  Paul  Rapin 
de  Thoyras  zugeschriebne  Schrift  »Von 
der  Ankunft  und  dem  Wachstum  einer 


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Schottische  Maurerei. 


Sekte  in  Paria,  welche  anjetzo  viel  Auf- 
sehen erregt  hat«  (aus  dem  Französischen 
Hmbg.  1839)  berichtet,  und  Schneider  (s.d.) 
hat  in  den  Anmerkungen  zu  dem  alten 
Altenburger  Constitutionabuch  die  Zu- 
verlässigkeit dieser  Angaben  bestätigt,  weil 
dem  Paul  Rapin  de  Thoyras  geheime  Ar- 
chive in  Versailles  1787  zugänglich  gewesen 
seien.  Paul  Thoyras  hat  aber  als  Hugenotte 
schon  längst  vor  diesem  Jahre  Frankreich 
verlassen  und  im  Auslande  gelebt.  Über- 
dies ist  er  schon  1725  in  Wesel  verstorben. 
Sonach  ist  ausgeschlossen,  dass  er  geheime 
Archive  in  Frankreich  benutzt  und  er,  der 
Verfasser  der  Geschichte  von  England, 
jene  kleine  Schrift  über  die  Freimaurerei 
in  Frankreich  verfasst  haben  könne,  die 
von  dem  Todesjahre  Paul  Thoyras  er- 
zählt, in  ihm  hätten  die  Logen  ange- 
fangen, sich  in  Frankreich  zu  ver- 
breiten. Diese  Schrift  wird  vielmehr  von 
seinem  1763  in  Stettin  verstorbnen  Sohne 
Jacques  Benjamin  herrühren.  G.  A. 
Schift'mann  hat  in  seinen  Schriften:  »Die 
Freimaurerei  in  Frankreich  in  der  ersten 
Hälfte  des  XVDI.  Jahrh.«  (Lpz.  1881)  und 
•  Die  Entstehung  der  Kittergrade«  (das. 
1882)  nachgewiesen,  dass  alle  diese  Erzäh- 
lungen von  der  Entstehung  der  S.  M. 
gänzlich  unhaltbar  sind.  Um  das  Jahr 
1725  kam  die  Freimaurerei  völlig  unver- 
fälscht von  England  nach  Frankreich  und 
fand  hier  als  etwas  Geheimnisvolles,  Neues, 
als  Modesache,  als  etwas  der  französischen 
Eitelkeit  Schmeichelndes  und  als  eine 
Einrichtung,  die  dem  Streben  des  dritten 
Standes  nach  Gleichberechtigung  mit  den 
höhern  Ständen  entgegenzukommen  schien, 
bald  grosse  Aufnahme.  Das  unsittliche 
Leben  indessen  bei  Hofe  und  in  den  Sa- 
lons, das  Geschäft,  das  man  aus  den  Auf- 
nahmen machte,  und  das  völlig  kritiklose 
Verfahren  bei  der  Zulassung  und  Beför- 
derung brachte  es  bald  dahin,  dass 
die  Maurerei  in  Frankreich,  vorwiegend 
in  Paris,  in  einen  Zustand  unwürdiger  Ent- 
artung verfiel  und  dem  Spott  ihrer  Feinde, 
der  Polizei,  der  Geistlichkeit  und  den  über 
ihre  Ausschliessung  erhosten  Frauen  den 
reichsten  Anlass  und  zahlreiche  Handhaben 
bot.  Den  ernster  gesonnenen  Maurern 
musste  sich  immer  mehr  die  Notwendig- 
keit einer  Reform  aufdrängen,  und  so  fan- 
den sich  in  den  vierziger  Jahren  des  18. 
Jahrh.  Maurer  zusammen,  die  diese  Re- 
form durchzusetzen  strebten.  Die  Ver- 
sammlungen von  Maurern  wurden  damals 
allgemein  Logen  genannt.  War  in  ihnen 
ein  Vorsitzender  Meister  nicht  anwesend, 
so  erwählten  die  Versammelten  aus  ihrer 
Mitte  einen  Vorsitzenden.  Daher  ist  das 
Missverständnis  gekommen,  als  habe  es 
damals  schon  besondere  Logen  schottischer 
Meister  gegeben.  Die  reformfreundlichen 
Meister  wählten  zu  ihrem  Erkennungszei- 
chen den  Namen  maitre  acassais,  Akazien- 
meister,   den    sie    der    Hiramsage  des 


Meistergrads  entlehnten,  woraus  mattre 
dcossais,  Schottischer  Meister,  entstanden 
sein  soll,  sei  es  dass  ein  Missverständnis  diese 
Änderung  herbeiführte,  sei  es  dass  sich  den 
reformfreundlichen  Meistern  eine  grössere 
Vcrbergung  ihrer  Absichten  nötig  machte, 
sei  es  dass  Maurer  aus  Schottland  bei  dem 
Unternehmen,  die  Maurerei  in  Frankreich 
auf  ihre  Ursprünglichkeit  zurückzuführen, 
sich  beteiligten  (s.  übrigens  Akazienbrader). 
Natürlich  musste  diesen  Maurern  sehr  da- 
ran liegen,  in  den  vorhandnen  Logen  sich 
der  einflussreichen  Beamtenstellen  des  Vor- 
sitzenden und  der  Aufseher  zu  bemäch- 
tigen, sowie  zum  Ansehn  einer  aufsicht- 
führenden Behörde  zu  gelangen,  und  es 
erklärt  sich  aus  diesem  Umstände,  dass 
die  Grosslogen  Versammlung  vom  11.  Dez. 
1743  [A.  Z.  1836,  S.  151]  gewisse  An- 
sprüche, welche  die  sogen,  schottischen 
Meister  machten,  und  besondere  Vor- 
rechte, die  sie  begehrten,  als  unberechtigt 
bezeichnete.  [Vgl.  auch  Lo  Parfait  macon 
(1744).]  Die  beabsichtigte  Reform  drang 
nicht  durch,  und  aus  den  Überbleibseln 
des  schottischen  Maurertums  entstand  in 
der  Folgezeit  ein  Hochgradsystem,  das  Ka- 
!  pitel  von  Clermont  (s.  d.).  Es  wurden  neue 
'  Systeme  erfunden,  neue  Grade  auf  die  alten 
gepfropft,  ältere  umgemodelt  und  durch- 
einander geschoben,  so  dass  in  Frankreich 
ein  buntscheckiges  Gewirr  entstand  (s. 
schottischer  Ritus).  Auch  nach  England, 
Schottland  und  Irland  wanderte  die  S. 
M. ;  aber  während  im  letztgenannten  Lande 
die  Hochgrade  wesentliche  Teile  der  Grossen 
Loge  sind,  dürfen  sie  sich  in  den  Logen 
von  England  und  Schottland  nicht  geltend 
machen  und  ist  ihre  Bearbeitung  den  ein- 
zelnen Maurern  überlassen.  In  Deutsch- 
land wurden  die  ersten  schottischen  Logen 
(L'union  zu  Berlin  und  Judica  zu  Ham- 
burg) durch  den  Grafen  v.  Sehmettau  (s.  d.) 
begründet.  Sie  arbeiteten  mit  französi- 
schem Ritual,  und  es  ist  daher  gewiss  un- 
richtig, was  die  »Acta,  betr.  die  Säkular- 
feier der  allg.  altschottischen  Loge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  in  Berlin  30.  Nov.  1842« 
in  Beilage  E  behaupten,  das  alte  St.  An- 
dreasritual sei  von  Schottland  über  Ham- 
burg nach  Berlin  gekommen.  Verfeinerung 
des  Geselligkeitszustands  und  Wohlthfitig- 
keit  war  Gegenstand  dieser  S.  M.  Dann 
aber  kam  durch  Marquis  Gab.  Tilly  do 
Lerney  (s.  d.)  und  Baron  v.  Printzen  (s.  d.) 
1760  das  Clermontsche  System  nachDeutsch- 
land. Der  berüchtigte  Rosa  (s.  d.)  brachte 
1763  das  15.  und  letzte  Hochkapitel.  Nach- 
dem sodann  eine  Zeit  lang  die  gleichfalls 
auf  französischen  Ritualen  beruhende 
strikte  Observanz  fs.  d.)  befolgt  worden, 
wurde  5.  Aug.  1783  ein  neues  Ritual  zu 
einem  vierten  Ordensgrad  angenommen 
und  endlich  nach  schon  1797  gefassten  Be- 
schlüssen 1839  das  Ritualbuch  der  allg.  alt- 
schottischen Loge  revidiert,  vervollständigt 
|  und  erläutert.  In  dieser  Fassung  steht  es 


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334 


Schottischer  (oder  Aadreas-)Gesell 


—  Schottischer  Ritus. 


noch  heute  hei  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  in 
Kraft.  Auch  in  der  Grossen  Loge  Royal 
York  zur  Freundschaft  waren  die  schotti- 
schen Grade  französischen  Ursprungs.  Durch 
Fesslere  (s.  d.)  Reform  trat  an  ihre  Stelle 
der  Innerste  Orient,  der  in  Verbindung 
mit  dem  von  ihm  gestifteten  Innern  Orient 
seine  besondern  Statuten  und  besondere 
Initiation  hat  und  Bewahrer,  Vermehrer 
und  Austeiler  des  gesamten  Erkenntnis- 
schatzes der  Grossen  Loge,  mithin  kein 
Hochgrad,  sondern  lediglich  eine  Erkennt- 
nisstufe ist.  Noch  vor  der  strikten  Obser- 
vanz hatte  in  Schweden  die  Hochgradmau- 
rerei  sich  nach  französischen  Ritualen  die 
ihrigen  zurechtgemacht.  Diese  schwe- 
dische Lehrart  (s.  d.),  worin  die  S.  M.  die 
Zwischenstufe  zwischen  den  Johannis- 
und  den  Kapitelgraden  bildet,  wusste 
sich  Zinnendorf  (s.  d.)  zu  verschaffen  und 
in  Deutschland  einzuführen,  wo  sie  in 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  be- 
arbeitet wird.  Der  Unterschied  zwischen 
den  Schwedischen  und  den  Landeslogen- 
Schottengraden  liegt  nur  darin,  dass  dort 
Lehrlinge  und  Gesellen  als  zwei  besondere 
Stufen  behandelt  werden,  hier  aber  eine 
einzige  Stufe,  die  der  »auserwählten  Brü- 
der« oildcn.  Der  Inhalt  dieser  Grade  ist 
christlich  (L.  XXIV,  119),  was  namentlich 
bei  Erteilung  des  roten  Bandes  und  bei 
Übergabe  des  mit  dem  roten,  griechischen 
Kreuz  versehenen  Büchleins,  das  Gebete 
zum  Lamm  Gottes  enthält,  zur  Erschei- 
nung kommt,  sowie  bei  der  Ansprache,  in 
der  ausdrücklich  erklärt  wird,  dass  »dieser 
Schmuck  niemals  jemandem  erteilt  werde, 
der  nicht  als  eine  auserwählte  Person  und 
als  ein  wahrer  Christ  bekannt  sei«,  und 
wobei  gelobt  wird,  »dem  heiligen  Glauben 
bis  auf  den  letzten  Atem  getreu  zu  sein*. 
[Vgl.  Bh.  1888,  S.  100;  ferner  alle  mit  der 
S.  M.  zusammenhängenden  Artikel:  Aus- 
erwählter, Bonne ville,  Clermont,  Grade, 
Heredom,  v.  Hund,  Kilwinning,  Natter, 
Philadelphen,  Rite  primitif  de  Narbonne, 
Schottischer  Ritus,  bchottisch-philosophi- 
scher  Ritus,  Schwedische  Lehrart,  Karl 
Eduard  Stuart;  insbesondere  auch  die 
vorige  Aufl.  dieses  Handbuchs,  ni,  166; 
R.  1899,  8.  49  ] 

Schottischer  (oder  Andreas-) Gesell,  je 
nachdem  derselbe  allein  oder  mit  dem 
schottischen  Lehrling  gegeben  wird,  bil- 
det er  den  5.  oder  4.  Grad  der  schwedi- 
schen, bez.  Zinnendorfschen  Lehrart. 

Schottischer  (oder  Andreas-)  Lehrling 
ist  der  4.  Grad  der  schwedischen  Lehrart 
(s.  d.). 

Schottischer  Meister  (Maitre  Ecossais) 
ist  der  Name  des  ersten  der  deutschen 
Hochgrade,  z.B. der  6. des  schwedischen,  des 

>.  der  Zinnendorfschen  Lehrart  und  des  4. 

n  der  Lehrart  der  Drei  Weltkugeln  u.  s.  w. 

Vgl.  Recueil  precieux  etc.  (1787),  H,  87 

>is  106;  Lea  Archivcs  de  la  Franc -Maconn., 


S.  215—234;  Manuel  maconnique,  S.  278 
bis  282;  Signatstern,  I,  147—172;  H,  203 
bis  230,  257-281;  III,  3—50,  53-115;  Sar- 
sena,  S.  192—217.1  —  S.  M.  nannten 
sich  früher  solche  Mitglieder  der  Pariser 
Logen,  die  sich  bestrebten,  die  Freimau- 
rerei wieder  auf  die  frühere  einfache  Form 
der  englischen  Johannislogen  zurückzu- 
führen, um  den  Verirrungen  im  französi- 
schen Logenleben  Einhalt  zu  thun.  Wir 
hören  zum  erstenmal  von  ihnen  durch 
einen  Beschluss  der  französischen  Gross- 
loge vom  11.  Dez.  1743,  wonach  die  erst 
kurz  sich  ankündigenden  S.  M.  als  ein- 
fache Lehrlinge  und  Gesellen  zu  behandeln 
sind,  also  keine  Vorrechte  gemessen  sollen. 
Am  4.  Juli  1755  hob  die  Grossloge  von 
Paris  diesen  Beschluss  wieder  auf  und 
räumte  den  S.  M.  die  Aufsicht  über  die 
Arbeiten  der  Johannislogen  ein.  Das 
scheint  auch  die  Veranlassung  gewesen  zu 
sein,  dass  sich  die  Schotten,  deren  Namen 
mit  Schottland  ausser  allem  Zusammen- 
hang steht,  zu  einem  besondern  Grad  her- 
ausbildeten. In  Frankreich  bildete  die 
schottische  Loge  einen  in  innigem  Zusam- 
menhang mit  den  Johannisgraden  stehen- 
den besondern  Grad,  in  Deutschland  aber 
einen  von  den  Johannislogen  losgelösten 
Orden.  Graf  von  Schmettau  (s.  d.)  war 
der  Vater  der  deutschen  8.  M.  [Vgl. 
Findel,  Br.  Schi  Aman  n  und  die  Grosse 
Landesloge  von  Deutschland  (Lpz.  1877), 
S.  129.  8.  M.  und  Ritter  G.  (Rudolst. 
1805).  Schröder,  Fr.  Ludw.,  Erklärung 
des  8.  M.  oder  Ritters  des  hl.  Andreas  zur 
Distel  (Rudolst.  1805).  8.  M.  und  Ritter 
des  heiligen  Andreas  zur  Distel  (Rudolst. 
1805).  Taute,  Maurerische  Bücherkunde 
(Lpz.  1885),  zu  Nr.  1289,  1411,  1412.] 

Schottischer  Ritas  (Rite  ecossais  ancien 
et  accepte\  Ancient  and  aeeepted  scoteh 
rite),  auch  kurzweg  nach  seiner  höchsten 
Behörde  Supreme  Conscil  (Oberster  Rat) 
genannt,  ist  der  Name  eines  aus  33  Graden 
bestehenden  Systems,  das  von  Frankreich 
nach  Amerika  verpflanzt  wurde,  von  hier 
dorthin  zurückkehrte  und,  als  etwas  Neues 
aufgenommen,  sich  über  Frankreich,  Bel- 
gien, Spanien,  Portugal  und  Italien  aus- 
breitete und  auch  in  Grossbritannien  An- 
hänger gewann.  Nach  seiner  Ordenssage, 
die  von  dem  mit  dem  Grossorient  von 
Frankreich  verbundnen  Supreme  Conseil 
1832  als  unecht  bezeichnet  und  deren 
Unechtheit  von  Merzdorf  [vgl.  L.  XX,  289; 
XXI,  42]  nachgewiesen  wurde,  soll  der 
Grossmeister  der  Hohen  Maurerei,  der 
letzte  Stuart,  Prinz  Karl  Eduard,  von  Rom 
aus  Friedrich  den  Grossen  zu  seinem 
Nachfolger  ernannt  und  dieser  die  Hie- 
rarchie der  Grade  des  Rite  ecossais  ancien 
et  aeeepte"  von  25  auf  33  erhoben  haben. 
Die  höchste  Gewalt  habe  dieser  einem 
souveränen  Kapitel  aus  neun  Mitgliedern 
unter  der  Benennung  Supreme  Conseil  der 
Souverains  Grands  Inspecteurs  G^ne*raux 


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Schottischer  Ritus. 


335 


vom  höchsten  Grade  übertragen  und  durch 
eine  Verfassung  vom  1.  Mai  1786  an- 
geordnet, dass  nur  ein  einziges  Conseil  in 
einer  jeden  Nation  oder  in  einem  König- 
reich von  Europa  bestehen  solle,  in  den 
Vereinigten  Staaten  von  Amerika  dagegen 
zwei.  Entstanden  ist  dieses  Hochgrad- 
system in  Frankreich,  und  zwar  aus  den 
kleinen  Anfangen  jener  freien  Meister- 
vereinigungen, die  man  Akazienmeister 
oder  schottische  Meister  nannte.  (S.  den 
Artikel:  Schottische  Maurerei.)  Da  man 
in  England  jeden  Suchenden  gentleman 
nannte  und  dies  in  den  französischen  Lo- 
gen durch  gentil  homme  übersetzte,  so 
wurde  in  Frankreich  das  Wort  Chevalier 

gleichbedeutend  mit  fröre  gebraucht,  ohne 
ass  diese  Benennung  ursprünglich  eine 
Beziehung  auf  die  Ritterorden  des  Mittel- 
alters gehabt  hatte.  Die  Gleichheit  der 
Menschen  in  der  Loge  schien  dadurch  am 
besten  herbeigeführt,  dass  jeder  Maurer 
als  adlig  galt.  Nicht  nur  den  Stand  legte 
man  beim  Eintritt  in  die  Loge  ab,  sondern 
auch  den  Namen  und  empfang  schon  auf 
den  untersten  Stufen  einen  besondern 
Logennamen  (nom  de  guerre,  z.  B.  Chevalier 
de  l'aigle,  de  l'epee).  Auch  diese  Logen- 
namen hatten  anfänglich  keinerlei  Bezie- 
hung auf  die  mittelalterlichen  Ritterorden. 
[Schröder,  Materialien  I,  101 ;  J.  Emile  Da- 
ruty,  Recherche*  sur  leRite  Ecossai8(1859).] 
la  Wirklichkeit  war  aber  mit  jener  Über- 
brOckung  der  Kluft  zwischen  Adligen  und 
Bürgerlichen  für  die  Einheit  und  Gleich- 
heit in  den  Logen  wenig  gewonnen.  Die 
Adligen  überhoben  sich  doch  über  die 
Bürgerlichen,  und  nicht  minder  klein  war 
die  trennende  Kluft  innerhalb  des  Adel- 
Standes  selbst;  denn  der  hohe  Adel  von 
Geblüt  verachtete  den  niedern  Adel,  den 
erkauften  (noblesse  par  patente)  und  den 
Beamtenadel  (de  la  robe),  und  nur  der 
Militäradel  (de  l'e'pee)  stand  in  Ansehen. 
Diese  allgemein  geachtete  Adelsklasse  nahm 
man  für  sämtliche  Freimaurer  in  Anspruch 
und  schuf  dazu  den  Grad  des  Chevalier 
de  l'Orient,  dessen  Sage  an  die  biblische 
Geschichte  von  der  Rückkehr  der  Juden 
aus  dem  Babylonischen  Exil  und  von  dem 
Wiederaufbau  des  zerstörten  Salomonischen 
Tempels  in  Jerusalem  anknüpfte.  Der 
ursprünglichen  Form  dieses  Grads  stehen 
Alchemie,  Kabbala,  Rosenkreuzerei  und 
die  mittelalterlichen  Ritterorden  gänzlich 
fern,  fremde  Elemente,  die  sich  erst  in 
den  fünfziger  Jahren  des  18.  Jahrh.  der 
Freimaurerei  beimischten.  Unter  den  Che- 
valiers de  l'Orient  sind  nach  der  Sage 
die  unter  den  Juden  noch  vorhandnen 
Maurer  zu  verstehen,  die  Zorobabel,  ein 
Prinz  vom  Stamme  Juda,  als  Ritter  be- 
waffnete und  zur  Bewachung  der  Tempel- 
schätze an  die  Spitze  des  Zugs  setzte. 
König  Cyrus  war  es,  der  die  Juden  frei- 
liess.  Ihn  vertritt  in  diesem  Grad  der 
Vorsitzende  als  Souverain.  Alle  seine  Mit- 


glieder heissen  Prinzen.  Offenbar  ist  alles 
darauf  angelegt,  in  diesem  höhern  Grad 
einen  höhern  Adel  darzustellen.  Er  ist 
vor  1755  entstanden  und  hatte  schon  1764 
•unendliche  Unterabteilungen«.  [L'Etoile 
flamboyante  I,  201.]  Als  sich  seit  den 
fünfziger  Jahren  des  18.  Jahrh.  im  sozialen 
Leben  Frankreichs  der  Kampf  zwischen 
Adligen  und  Bürgerlichen  immer  lebhafter 
gestaltete  und  auch  innerhalb  der  Logen- 
kreise ein  Ringen  der  Adligen  und  Bür- 
gerlichen um  den  Vorrang  zu  verschiednen 
Absonderungen  führte,  schuf  man  erst  be- 
sondere Logen  nur  für  Adlige,  dann  be- 
sondere Grade  und  zuletzt  besondere  höhere 
Abteilungen  in  der  Stufenleiter  der  Grade. 
(Die  Loge  de  la  Chambre  du  Roi  wurde 
schon  am  26.  Okt.  1745  gegründet;  von 
einer  zweiten,  La  nouvelle  France,  wird 
1760  berichtet.)  Man  nahm  reichere  Aus- 
zeichnungen an,  wie  sie  bei  den  höchsten 
Orden  des  Staats  herkömmlich  waren, 
und  nannte  die  Gemeinschaften  und  Ver- 
sammlungen nicht  mehr  Logen,  sondern 
Kollegien,  Conseils  oder  Kapitel.  Die 
Sage  schloss  man  an  die  Weiterbildung 
der  Hiramsage  oder  an  die  Geschichte 
des  Tempels  und  des  Tempelbaus  oder  an 
die  Behauptung  Ramsays  (s.d )  an,  die  Frei- 
maurerei verdanke  ihren  Ursprung  der 
Verbindung  von  Kreuzfahrern  mit  den 
ilospitaliten  des  heiligen  Johann,  des 
Bischofs  von  Jerusalem,  daselbst;  aber 
nirgends  findet  sich  eine  Spur  von  der  Er- 
innerung an  die  spätem  Geschicke  des 
Templerordens.  Der  Grad  des  Chevalier 
de  l'Occident  knüpft  an  die  Kreuzzüge  an. 
In  ihr  abendländisches  Vaterland  zurück- 
gekehrte Kreuzfahrer  hätten  sich  zu  dem 
Zweck,  die  Ehre  des  Allerhöchsten  auf 
Erden  zu  verteidigen  und  zu  verbreiten, 
mit  den  Maurern  verbunden.  Ebensowenig 
wie  dieser  Grad,  hat  auch  der  Grad  des 
Chevalier  du  temple  eine  Beziehung  zu 
dem  Tempelherrenorden.  Die  Mitglieder 
dieses  Grads  heissen  Tempelritter,  weil 
sie  das  Recht  haben,  in  den  Tempel  ein- 
zugehen und  zu  beten:  in  diesem  Aller- 
heiligsten,  heisst  es,  sei  die  Ruhe  des 
Friedens  und  der  Gleichheit.  Dieser  Grad 
ist  offenbar  ein  Elu-Grad;  man  fing  eben 
an,  in  der  sich  mehrenden  Anzahl  von 
Graden,  die  man  mit  dem  Namen  System 
belegte,  die  höchsten  Gruppen  für  den 
Adel  vorzubehalten.  {Vgl.  aas  von  Eckleff 
an  v.  Zinnendorf  übersandte  handschrift- 
liche Ritual  zur  Errichtung  eines  Gross- 
kapitels.] Die  Konstitutionen  von  1762 
teilen  dem  Rite  6cossais  ancien  et  aeeepte" 
25  Grade  zu.  Aus  Amerika  kam  die  Ein- 
teilung in  88  Grade.  Da  aber  in  Amerika 
noch  12  Grade  zwischen  den  untern  und 
den  Hochgraden  eingeschoben  sind,  so  hat 
dieser  Ritus  dort  eigentlich  45  Grade. 
Unter  den  Dokumenten,  die  den  Tempel- 
herrenorden mit  der  Freimaurerei  in  Ver- 
bindung bringen,  gehört  das  älteste  den 


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J 


336  Schottischer  Ritus. 


Rosenkreuzern  (s.  d.)  an.  Es  ist  die  nach 
1744  entstandne  Deuxieme  Section:  De  la 
Maconnerie  panni  les  ehrtftiens,  die 
abschriftlich  au»  Schweden  nach  Deutsch- 
landgekommen und,  da  Kckleff  franzosische 
Quellen  zu  den  nach  ihm  benannten  Akten 
benutzte,  auf  Frankreich  zurückweist. 
[Siehe  bei  Schiffmann ,  Entstehung  der 
Rittergrade,  im  Anhang  die  Abschrift  für 
das  Strassburger  Kapitel.]  Die  Templerei 
muss,  da  vor  1760  ein  Auftreten  von 
Teniplergraden  in  der  Freimaurerei  nicht 
nachweisbar  ist,  um  dieses  Jahr  von  den 
Rosenkreuzern  her  in  die  Freimaurerei 
eingeführt  worden  sein.  Gott  soll  den  1 
ersten  Menschen  besondere  geheimnisvolle 
Erkenntnisse  anvertraut  haben,  die  auf  die 
Essäer  vererbt  und  von  Jesus,  der  ihrem 
Bunde  angehört  hätte,  weiter  an  Aus- 
erwählte der  Menschheit  überliefert  worden 
wären.  Da«  Geheimnis  sei  endlich  von 
Boethius,  Symmachus  und  Ausonius  weiter 
fortgepflanzt,  zuletzt  dem  Tcmpelherren- 
orden  überantwortet  worden  und  werde 
nach  dem  Untergang  dieses  Ordens  von 
übrig  gebliebnen,  sich  bis  zur  rechten 
Zeit  verborgen  haltenden  Templern  noch 
jetzt  aufbewahrt.  (Das  königliche  Ge- 
heimnis.) Die  Templerei  soll  die  eigent- 
liche und  die  uralte  Freimaurerei,  die  Jo- 
hannisgrade sollen  nur  eine  äussere,  die 
Schottengrade  nur  eine  innere  Hülle  der 
wahren  Freimaurerei  sein.  Nachdem  das 
mittelalterliche  Rittertum  mit  denChevalier- 
graden  in  Verbindung  gebracht  worden, 
vergrösserte  sich  die  Verwirrung,  die 
durch  beide  in  der  Freimaurerei  Frank- 
reichs hervorgerufen  worden,  noch  in  er- 
heblichem Masse.  Der  Supreme  Conseil 
de  France  ist  der  Grund  aller  Streitigkeiten 
in  Frankreich  gewesen,  und  seine  Ge- 
schichte hat  von  zahlreichen  Versuchen, 
eine  Einigung  zwischen  dem  Grossorient 
und  ihm  herbeizuführen,  zu  erzählen,  die 
aber  alle  bis  auf  den  heutigen  Tag  ver- 
geblich geblieben  sind.  Viele  Grosslogen 
sahen  sich  genötigt,  die  höhern  Grade 
auch  ihrem  System  einzuverleiben,  indem 
sie  dabei  von  der  Idee  ausgingen,  dass 
nichts,  wa«  an  Maurerei  erinnerte  oder 
deren  Farben  und  Fahnen  aufsteckte, 
bestehen  dürfte,  ohne  dass  die  Grosse 
Loge  davon  Notiz  nähme.  So  der  Gross- 
orient von  Frankreich  und  die  Grossloge 
von  Irland.  In  England  ist  es  nicht  üblich, 
in  den  vor  dem  18.  liegenden  Graden  zu 
arbeiten,  und  stehen  nur  die  höhern  Grade 
vom  18.  an  in  Übung.  Auch  wird  in  den 
britischen  und  nordamerikanischen  Logen 
noch  der  Besitz  des  Past- Master -Grads 
(s.  d.)  zur  Verleihung  der  höhern  Grade 
erfordert.  Auf  Veranlassung  des  südlichen 
Supreme  Conseil  von  Nordamerika  traten 
6.-22.  Sept.  1875  22  Suprcmes  Conseils 
in  Lausanne  zu  einer  Versammlung  zu- 
sammen und  schlössen  dort  einen  solida- 
risch verbindlichen  Vertrag  ab.  Darnach 


sollte  ein  Schiedsgericht  von  besondern 
Abgeordneten  aus  fünf  Supr&mes  Conseils 
alle  Streitigkeiten  entscheiden;  den  Gross- 
orienten wurde  nur  das  Recht  zuerkannt, 
die  Johannisgrade  zu  erteilen;  ausser  den 
33  Graden  des  S.  R.  sollte  kein  Grad  als 
regelmässig  anerkannt  werden;  jedes  Su- 
preme Conseil  sollte  in  seinem  Gebiet  das 
Sprengelrecht  ausüben;  endlich  wurden 
auch  die  Erkennungswörter  unwesentlich 
abgeändert.  [Vgl.  Näheres  in  der  vorigen 
Aufl.  dieses  Handbuchs  IV,  S.  100.  Der 
Wortlaut  des  Vertrags  ist  zu  finden  im 
Bol.  of.  do  Gr.  Or.  Lusitano  Unido  1875/76, 
8.  179,  ein  ausführlicher  Bericht  über  die 
Versammlung  das.  1882/83,  S.  21,  51.]  Es 
sollte  alle  drei  oder  vier  Jahre  eine  gleiche 
Versammlung  stattfinden.  Es  ist  indes  nicht 
dazu  gekommen,  weil  die  Beschlüsse  der 
Lausanner  Versammlung  heftige  Streitig- 
keiten zwischen  den  Suprcmes  Conseils 
und  den  Grossorienten,  aber  auch  zwischen 
den  Suprcmes  Conseils  selbst  hervorriefen, 
so  dass  die  Suprcmes  Conseils  von  Nord- 
amerika (Süden),  Schottland,  Irland  und 
Griechenland  alsbald  wieder  vom  Vertrag 
zurücktraten  und  11.  Sept.  1877  eine  eigne 
Zusammenkunft  in  Edinburg  abhielten. 
[Geschichte  und  Einrichtung,  insbesondere 
die  einzelnen  33  Grade  des  Rite  geossais 
anc.  et  acc.  s.  in  der  vorigen  Auflage  dieses 
Handbuchs  III,  S.  171  und  Lachmann, 
Geschichte  und  Gebräuche  der  mauren- 
schen  Hochgrade  (Braunschw.  1866),  S.  185. 
Ferner  vergl.  G.  A.  Schiffmann,  Die  Ent- 
stehung der  Rittergrade  in  der  Freimaurerei 
um  die  Mitte  des  18.  Jahrh.  (Lpz.  1882); 
Kloss,  Bibl.,  S.  331—50,  388—90;  die  Ge- 
schichtsbücher von  Thory,  Besuchet,  Kloss, 
Findel,  Jouaust;  Folger,  The  ancient  and 
aeeepted  scottish  rite  in  Thirtythrec  degree 
(New  York  1802);  Ragon,  Orthodoxie  ina- 
connique  (Paris  1858),  S.  315—51;  Rebold, 
Hist.  des  trois  grandes  Loges  de  Francs- 
Macons  (Paris  1864),  S.  443-  545;  L.  XIX, 
210;  XX,  289;  XXI,  42;  XXU,  200, 
248,  380;  XXIV,  801;  Bbl.  1893,  S.  9; 
FZ.  1876,  S.  113;  Bcgue-Clavel,  Histoire 
pittoresque;  Mabru,  De"cadcnce  de  la 
Franc- Maconnerie  (Paris  1865).  Die  vom 
Supreme  Conseil  de  France  ausgegang- 
nen  Denkmünzen  bei  Merzdorf,  Denk- 
münzen, S.  55,  Nr.  25;  S.  74,  Nr.  94;  S.  76, 
Nr.  100;  S.  80,  Nr.  119,  120,  wozu  noch 
die  Denkmünze  von  1862  auf  Vienne 
kommt,  worüber  Monde  maconnique  Juni 
1863,  S.  82  berichtet.]  Der  gegen- 
wärtige Bestand  des  Rite  ecossais  anc.  et 
acc.  ist  folgender:  1)  England  (The  cos- 
mopolitan  masouic  Calendar  for  1900,  Lon- 
don George  Kenning,  S.  83),  2)  Schott- 
land (S.  88),  8)  Irland  (S.  108),  4)  Frank- 
reich (S.  110),  5)  Belgien  (S.  116),  6)  Genf 
(S.  118),  7)  Spanien  (S.  124),  8)  Portugal 
(S.  132),  9)  Italien  (S.  135),  10)  Luxemburg 
(S.  138),  11)  Griechenland  (S.  142),  12) 
Rumänien  und  Bulgarien  (S.  143),  13)Türkei 


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Schottische»  (altechottisches) 


Direktorium  —  Schottland. 


337 


(S.  144),  14)  Ägypten,  15)  Kanada  (S.  159), 
16)  u.  17)  Vereinigte  Staaten  von  Nord- 
amerika, südliches  und  nördliches  Supreme 
Council  (S.  195),  18)  Brasilien  (S.  197), 
19)  Columbia  (S.  197),  20)  Uruguay  (S.  199), 
21)  Mexiko  (S.  200),  22)  Peru  (S.  200), 
28)  Santo  Domingo  (S.  202),  24)  Venezuela 
(S.  208),  25)  Cuba  (S.  206),  26)  Argentinien, 
27)  Chile.   [Vgl.  Bbl.  1893,  S.  9.] 

Schottisches  (altschottisches)  Direkto- 
rium. So  nennen  sich  noch  die  Über- 
bleibsel der  strikten  Observanz,  wie  sich 
diese  als  höhere  (Schotten-)  Grade  bei  der 
Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leip- 
zig und  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  finden. 

Schottisch-philosophischer  Ritus  (Rite 
eco88ais-philo8ophique),  s.  Contrat  social. 

Schottland  (Königreich).  An  den  Namen 
S.  knüpften  sich  im  18.  Jahrhundert  allerlei 
Sagen  überVorgeschichte  undFortpflanzung 
der  Freimaurerei,  die  heute  als  geschichtlich 
unhaltbar  aufgegeben  sind  und  nur  noch 
wenig  Gläubige  finden.  Dass  man  [mit 
diesen  Sagen  gerade  auf  S.  verfiel,  wird 
seinen  Grund  haben  in  der  Erhaltung  zahl- 
reicher Urkunden  von  Logen,  die  bis  ins 
Ende  des  16.  Jahrhunderts  zurückreichen, 
sowie  darin,  dass  die  Könige  von  S.  den 
alten  Logen  ein  besonderes  Wohlwollen 
erwiesen  haben  sollen.  Früher  machte 
man  sich  von  den  alten  Urkunden 
falsche  Vorstellungen;  heute  wissen  wir, 
dass  sie  sämtlich  werkmaurerischen  Ur- 
sprungs sind  und  für  die  Sagen  keinerlei 
Unterlage  bilden.  Namentlich  hat  die 
Loge  von  Kilwinning  eine  grosse  Rolle 
darin  gespielt,  aber  nach  Bekanntwerden 
ihrer  alten  Protokolle  ist  der  ihr  durch 
die  Sage  verliehene  Schimmer  einer  nüch- 
ternen geschichtlichen  Betrachtung  ge- 
wichen. —  I.  Vorgeschichte  der  schot- 
tischen Grossloge.  Die  ältesten  Pro- 
tokolle in  S.  besitzt  die  Loge  Marienkapelle 
in  Edinburg;  sie  reichen  bis  ins  Jahr  1599 
zurück,  aber  noch  weiter  die  ersten  soge- 
nannten Schaw-Statuten  vom  28.  Dez.  1598. 
Die  Erforschung  der  alten  Quellenstücke 
verdanken  wir  hauptsächlich  David  Murray 
Lyon  (s.  d.).  der  in  seiner  »History  of  the 
Lodge  of  Edinburgh«  (Edinburg  1873;  neue 
Ausgabe,  London  1900)  eine  grosse  Masse 
Stoff  für  die  Geschichte  der  Maurerei  in  ganz 
S.  zusammengetragen  und  verarbeitet  hat. 
Was  Anderson  (s.d.)  1728  und  1738  über  S.  er- 
zählt, ist  unbeglaubigt.  Nach  Lyon  wurden 
für  alle  Zünfte  von  Staats  wegen  Aufseher 
geschaffen,  die  sich  die  Zünfte  zwar  selbst 
wählten,  die  aber  die  Aufgabe  hatten,  »alle 
Arbeiten,  die  von  den  Zunftleuten  ihrer 
Zunft  verrichtet  wurden,  zu  leiten  und  zu 
prüfen«,  während  die  Festsetzung  der 
Löhne  für  Maurer  und  Zimmerleute  dem 
Stadtrat  überlassen  war.  Der  Leiter  einer 
Zunft  hiesa  »Deacon  or  Master-man«,  d.  i. 
etwa  Zunftmeister  oder  Innungsraeister; 
neben  ihn  kam  nachher  noch  ein  «Warden«, 

AUgemeiDes  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


I  der  die  Stadtbehörde  in  der  Lohnregelung 
vertrat,  aber  auch  von  der  Zunft  erwählt 
wurde.  Die  Barone  versahen  das  letztere 
Amt  in  ihren  Bezirken,  wie  z.  B.  1590  der 
Laird  von  Udaught  durch  königl.  Voll- 
macht zum  »Aufseherund  Richter« (Warden 
and  Justice)  über  die  Maurer  in  den  Graf- 
schaften Aberdeen,  Banff  und  Kincardine 
ernannt  wurde.  Der  »Deacon«  war  Fach- 
aufseher, der  »Warden«  war  Führungs- 
aufseher und  Richter.  »Grossmeister«, 
von  denen  Anderson  und  Laurie  (s.  d.) 
sprechen,  gab  es  in  alter  Zeit  nicht,  wohl 
aber  «Hauptaufseher  und  Obermeister  der 
Maurer«,  die  königliche  Beamte  waren 
und  das  Rechte  hatten,  alle  Versammlungen 
der  Zunftleute,  auch  ihre  Logen,  zu  be- 
suchen, um  nach  dem  Rechten  zu  sehen. 
Dieses  Amt  bekleidete  seit  1583  William 
Schaw,  »Seiner  Majestät  Werkmeister« 
(His  Majesty's  Maister  of  Wark),  wie  er 
genannt  wird  und  sich  selbst  unterschreibt 
(Lyon.  S.  9,  11,  14  54).  Er  hatte  alle 
königlichen  Bauten  des  Landes  unter  seiner 
Aufsicht,  ausserdem  war  er  »Principal 
Warden«  oder  »Warden  General«  oder 
»General  Warden«  und  »Chief  Maister« 
aller  Maurer.  Kraft  seines  Amtes  wohnte 
er  am  8.  Juni  1600  einer  Sitzung  der  Loge 
von  Edinburg  bei, _ als  der  Aufseher  der 
Loge  wegen  einer  Übertretung  mit  Strafe 
belegt  wurde.  Schaw  war  aber  selbst  nicht 
Mitglied  der  Loge,  überhaupt  nicht  Mit- 
glied der  Brüderschaft,  ebenso  wenig  wie 
die  königlichen  »Aufseher  und  Richter« 
der  einzelnen  Grafschaften.  Die  ersten  soge- 
nannten »Schaw-Statuten«  oder»Schaw- 
Verordnungen«  sind  in  zwei  Handschriften 
erhalten;  eine  ist  im  Besitz  der  Loge  Marien- 
kapelle, die  andre  im  Archiv  der  Grossloge 
von  S.  Diese  Statuten  sind  abgedruckt 
in  Lawries  History  of  Freemasonry  (8.  441 
bis  444)  und  bei  Lyon  (S.  9 — 11),  in  deut- 
scher Übersetzung  BZC.  1889  (S.  39). 
Die  Überschrift  lautet:  »Statuten  und  Ver- 
ordnungen, welche  von  allen  Meister- 
maurern im  Königreich  zu  beobachten 
sind,  festgestellt  von  William  Schaw,  Werk- 
meister Sr.  Majestät  und  Oberaufseher  der 
genannten  Zunft,  mit  Zustimmung  der 
nachher  angeführten  Meister«.  Es  sind 
22  »Item«,  die  sich  vielfach  mit  den 
»Pflichten«  der  englischen  Werkmaurer 
berühren;  sie  lauten  abgekürzt:  1)  Sie 
sollen  einander  treu  sein  und  liebe- 
voll zusammen  leben.  2)  Sie  sollen  ihren 
Aufsehern,  Vorstehern  (deacons)  und  Mei- 
stern gehorchen.  3)  Sie  sollen  redlich, 
zuverlässig  und  fleissig  sein  und  ehrlich 
ihre  Arbeit  besorgen.  4)  Keiner  soll  eine 
Arbeit  übernehmen,  die  er  nicht  ausführen 
kann.  5)  Kein  Meister  soll  einem  andern 
die  Arbeit  wegnehmen.  6)  Kein  Meister 
soll  eine  Arbeit  weiterführen,  die  andre 
begonnen  haben,  solange  diese  nicht  nach 
Gebühr  bezahlt  sind.  7)  Jedes  Jahr  soll 
ein  Aufseher  für  jede  Loge  gewählt  werden, 

22 


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338 


Schottland. 


und  zwar  von  den  Meistern  der  Loge,  mit  I 
Bestätigung  des  Generalauf aehers.  8)  Kein 
Meister  soll  mehr  als  drei  Lehrlinge  an- 
nehmen während  seiner  Lebenszeit,  ohne 
besondere  Genehmigung  der  gesamten  Auf- 
seher, Vorsteher  und  Meister  des  Bezirks, 
in  dem  der  Lehrling  wohnt.  9)  Kein 
Meister  soll  einen  Lehrling  für  weniger 
als  7  Jahre  nehmen,  und  er  soll  erst 
zum  Bruder  und  Zunftgenossen  gemacht 
werden,  nachdem  er  weitere  7  Jahre  ge- 
dient hat,  nach  richtiger  Prüfung  der 
Würdigkeit  und  Geschicklichkeit.  10)  Kein 
Meister  soll  seinen  Lehrling  einem  andern 
Meister  verkaufen  oder  des  Lehrlings  Zeit 
abkürzen  für  Geld.  11)  Kein  Meister  soll 
einen  Lehrling  annehmen,  ohne  ihn  dem 
Aufseher  der  Loge  anzumelden,  damit  sein 
Name  und  der  Tag  der  Annahme  gehörig 
gebucht  werden.  12)  Kein  Lehrling  soll 
anders  eingeführt  werden,  als  nach  der- 
selben Bestimmung,  damit  der  Tag  der 
Einführung  gebucht  werden  kann.  13) 
Kein  Meister  oder  Zunftgenosse  soll  auf- 
enommen  oder  zugelassen  werden  ohne 
ie  Zahl  von  6  Meistern  und  2  einge- 
führten Lehrlingen,  der  Aufseher  der  Loge 
soll  einer  der  6  sein;  und  der  Tag  der 
Aufnahme,  sowie  sein  Name  und  seine 
Marke  sollen  gebucht  werden  mit  den 
Namen  der  6  Zulasscr  und  2  eingeführten 
Lehrlinge,  sowie  den  Namen  der  Unter- 
weiser (intenders);  auch  soll  niemand  zu- 
gelassen werden  ohne  Probestück.  14) 
Kein  Meister  soll  eine  Arbeit  ausführen 
unter  einem  andern  Zunftmanne,  der  eine 
Maurerarbeit  übernimmt.  15)  Kein  Meister 
soll  einen  Unzünftigen  (cowan)  bei  sich 
beschäftigen  oder  einen  seiner  Diener  mit 
Unzünftigen  arbeiten  lassen.  16)  Einge- 
führte Lehrlinge  sollen  keine  selbständige 
Arbeit  über  10  Pfund  unternehmen.  17) 
Bei  Streitigkeiten  sollen  die  Parteien  die 
Sache  den  Aufsehern  oder  Vorstehern 
ihrer  Loge  vortragen,  damit  die  Streit- 
frage entschieden  und  Versöhnung  herge- 
stellt werden  kann;  wer  eigensinnig  wider- 
strebt, soll  das  Vorrecht  der  Loge  ver- 
lieren und  nicht  arbeiten  dürfen,  bis  er 
sich  fügt.  18)  Alle  Meister  sollen  ihre 
Gerüste  fest  und  sicher  bauen,  damit  nie- 
mand zu  Schaden  komme.  19)  Kein  Meister 
soll  eines  andern  Meisters  Lehrling,  der 
entlaufen  ist,  bei  sich  aufnehmen.  20)  Alle 
Leute  der  Maurerzunft  sollen  nach  vor- 
schriftsmässiger  Ladung  Zeit  und  Ort  der 
Versammlung  innehalten.  21)  Alle  Meister 
sollen  in  den  Versammlungen  eidlich  ver- 
sichern, dass  sie  keinerlei  Übertretungen 
verhehlen.  22)  Alle  Strafen  sollen  von 
den  Aufsehern,  Vorstehern  und  Meistern 
der  Logen  erhoben  und  zu  milden  Zwecken 
verteilt  werden.  Schlusssatz:  Zur  Erfüllung 
und  Beobachtung  dieser  Verordnungen 
verbinden  und  verpflichten  sich  die  ge- 
samten Meister  und  haben  deshalb  ihren 
Generalaufseher   ersucht,  Gegenwärtiges 


mit  eigner  Hand  zu  unterschreiben,  damit 
jeder  Einzelloge  im  Königreich  eine  ur- 
kundliche Abschrift  gesandt  werden  kann. 
Unterschrift:  William  Schaw,  Werkmeister. 
Die  zweite  Schaw-Urkunde  vom  28.  Dez. 
1599  enthält  besondere  Bestimmungen  für 
die  Loge  zu  Kilwinning.  Sie  ist  erst  1861 
aufgefunden  und  steht  abgedruckt  bei 
Lyon  (S.  12 — 14),  in  deutscher  Übersetzung 
BZC.  1889  (S.  44—48).  Sie  hat  13  »Item., 
die  kurz  folgenden  Inhalt  haben:  1)  Der 
Aufseher  innerhalb  des  Gebiets  von  Kil- 
winning und  der  Orte,  die  der  Loge  unter- 
stehen, soll  jährlich  von  den  Meistern  am 
20.  Dez.  gewählt  werden,  und  zwar  in  der 
Kirche  zu  Kilwinning;  dem  Generalauf- 
seher ist  Anzeige  zu  machen.  2)  Jede 
Loge  soll  ihre  alten  und  hergebrachten 
Freiheiten  haben,  insbesondere  soll  die 
Loge  von  Kilwinning,  als  zweite  Haupt- 
loge S/s,  ihren  Aufsener  bei  der  Wahl  der 
Aufseher  innerhalb  ihres  Gebiets  gegen- 
wärtig haben;  auch  sollen  Aufseher  und 
Vorsteher  von  Kilwinning  die  übrigen 
Aufseher  und  Vorsteher  nach  Bedürfnis 
versammeln  können.  3)  Edinburg  soll  in 
aller  Zukunft,  wie  früher,  die  erste  und 
oberste  Loge  in  S.  sein,  Kilwinning  die 
zweite,  wie  in  unsern  alten  Schriften  ur- 
kundlich feststeht,  und  Stirling  die  dritte, 
ihren  alten  Vorrechten  gemäss.  4)  Der 
Aufseher  einer  jeden  Loge  soll  den  Kirchen- 
ältesten für  die  Vergehungen  der  Maurer 
verantwortlich  sein;  der  dritte  Teil  der 
Strafen  soll  für  milde  Zwecke  der  Loge 
verwandt  werden.  5)  Die  Übertretungen 
sollen  jährlich  von  den  Aufsehern  und 
ältesten  Meistern  untersucht  und  bestraft 
werden.  6)  Der  Aufseher  von  Kilwinning 
soll  6  der  Vollkommensten  innerhalb  des 
Gebiets  auswählen,  um  alle  Maurer  auf 
ihre  Tüchtigkeit  zu  prüfen.  7)  Aufseher 
und  Vorsteher  von  Kilwinning  haben  Voll- 
macht, alle  Widerwilligen  auszuschliessen. 

8)  Aufseher  und  Vorsteher  zusammen  mit 
den  Bezirksmeistern  sollen  einen  aner- 
kannten Notar  zum  Schriftführer  wählen, 
der  alle  Schriftstücke  in  Sachen  der  Zunft 
anzufertigen  und  zu  unterschreiben  hat. 

9)  Alle  alten  Satzungen  sollen  treu  ge- 
halten werden;  Lehrlinge  und  Zunftleute 
sollen  nur  in  der  Kirche  von  Kilwinning 
zugelassen  und  eingeführt,  alle  Einführungs- 
schmäuse  von  Lehrlingen  und  Zunftge- 
nossen in  der  Loge  von  Kilwinning  ge- 
halten werden.  10)  Jeder  Zunftgenosse 
zahlt  bei  seiner  Einführung  an  die  Loge 
10  Pfund  und  10  sh.  für  Handschuhe;  vor 
der  Zulassung  soll  er  ein  Probestück  liefern, 
sowie  von  Aufseher,  Vorstehern  und  Bezirks- 
meister der  Loge  geprüft  werden.  11)  Alle 
Lehrlinge  zahlen  vor  der  Zulassung  6  Pfund 
zum  Schmaus.  12)  Aufseher  und  Vor- 
steher der  Loge  von  Kilwinning  haben 
allen  Meistern  und  Zunftgenossen  des  Be- 
zirks die  eidliche  Verpflichtung  abzunehmen, 
mit  Unzünftigen  nicht  zu  arbeiten  oder 


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Schottland. 


339 


Diener  und  Lehrlinge  mit  ihnen  nicht  ar- 
beiten zu  lassen.  13)  Die  Loge  von  Kil- 
winning soll  Fertigkeit  und  Wissen  jedes 
Zunftgenossen  und  Lehrlings  jährlich  prü- 
fen ;  wer  etwas  verlernt  hat,  zahlt  Strafe.  Der 
Schiusa  giebt  den  Aufsehern,  Vorstehern 
und  Bezirksmeistern  Vollmacht,  auf  die 
Erfüllung  dieser  Verordnungen  zu  halten 
und  nach  Bedürfnis  zur  Aufrechterhaltung 
der  Ordnung  neue  Bestimmungen  zu  treffen. 
Weiter  wird  der  Loge  die  baldige  Er- 
ledigung einer  schwebenden  Angelegenheit 
verheissen,  sobald  der  König  zurück  sein 
werde.  Unterschrift:  William  Schaw,  Werk- 
meister, Aufseher  der  Maurer.  —  Wichtig 
ist  hier  der  urkundliche  Nachweis,  dass 
nicht  Kilwinning,  sondern  Edinburg  seit 
alten  Zeiten  die  erste  und  oberste  Loge  in  S. 
war.  Die  n&chsten  wichtigen  Urkunden  sind 
die  sogenannten  «Freibriefe«  (Charters) 
der  schottischen  Maurer  für  «William 
Sinclair  von  Rosling«,  sich  vom  Könige 
•Freiheit  und  Gerichtsbarkeit«  über  die 
Maurer  gewähren  zu  lassen.  Beide  sind 
schon  abgedruckt  beim  ältern  Lawrie 
(History  1804,  S.  297—804),  aber  nach  einer 
ungenauen  Abschrift,  besser  nach  den 
Originalen  beim  jüngern  Laune  (History 
1859,  S.  435 — 440),  am  genausten  mit  Bei- 
gabe von  vollständigen  Faksimiles  bei 
Lyon  (S.  58 — 62).*)  Den  ersten  dieser  beiden 
•St.  Clair  Charters«,  wie  sie  auch  genannt 
werden,  setzte  man  früher  hinter  die  Ver- 
einigung von  S.  mit  England,  also  nach 
1603;  Lyon  weist  nach,  dass  er  schon  1600 
oder  1601  ausgestellt  wurde  (S.  62).  William 
Schaw,  der  ihn  unterschrieben  hat,  starb 
im  April  1602,  und  die  Vertreter  der  Edin- 
burger  Loge,  die  mit  unterschrieben, 
waren  Beamte  von  Ende  1600  bis  Ende 
1601,  in  dieser  Zeit  muss  er  also  abgefasst 
sein.  Die  Urkunde  sagt,  dass  die  Guts- 
herren von  Rosling  immer  «Schirmherren 
und  Schützer  von  uns  und  unsern  Vor- 
rechten« gewesen,  dies  sei  seit  einigen 
Jahren  versäumt,  «wodurch  nicht  nur  der 
Gutsherr  von  Rosling  sein  gutes  Recht  ein- 
gebüsst,  sondern  auch  unsre  ganze  Zunft 
eines  Schirmherrn,  Schützers  und  Beauf- 
sichtigers (patron,  protector  and  overseer) 
entbehrt  hat«;  es  seien  deshalb  manche 
Mängel  hervorgetreten  und  das  Ansehen 
der  Zunft  geschädigt  worden;  um  dem  ab- 
zuhelfen, «genehmigen  wir  für  uns  selbst 
und  im  Namen  aller  unsrer  Brüder  und 
Zunftleute  und  willigen  ein,  dass  William 
Sinclair  von  Rosling  für  sich  selbst  und 
seine  Erben  erwerbe  und  erlange  aus  den 
Händen  unsere  allerhöchsten  Herrn  Frei- 


*)  Nach  den  Originalen  »ach  tchon  »Ii  Anhinge  B. 
and  8.  in  .The  I*aws  »nd  Constitution»  of  the  Grand 
Lodge  of  ScotUnd"  ron  1848  (8.  120—127).  Als  An- 
h»ng  Q.  find  dort  »noh  die  Schaw-Statuten  ron  1598 
mitgeteilt  (8.  107—112).  Verfasser  wer  der  Jüngere 
Laurie,  der  damals  als  Grossschriftfuhrer  wirkte. 
Der  erste  Freibrief  steht  in  deutscher  Übersetzung 
ron  Begemana  in  BZC.  1SS9,  8.  62. 


heit  und  Gerichtsbarkeit  über  uns  und 
unsre  Nachfolger  für  alle  Zukunft  als 
Schirmherrn  und  Richter  für  uns  und  die 
gesamten  Ausüber  unsrer  Zunft  im  König- 
reiche«. Die  zweite  Urkunde  legte  man 
früher  infolge  eines  willkürlichen  Zusatzes 
in  der  mangelhaften  Abschrift  ins  Jahr 
1630,  das  Original  hat  kein  Datum;  aus 
den  Unterschriften  zeigte  schon  Laurie  in 
dem  Gesetzbuch  von  1848,  dass  sie  1627 
oder  1628  abgefasst  sein  müsse  (Einleitung, 
S.  XVII,  Anm.  3)  und  wiederholte  das 
1859  in  seiner  History  (S.  52,  Anm.  4). 
Lyon  zieht  noch  andre  Einzelheiten  herbei 
und  schliesst  mit  grösster  Wahrscheinlich- 
keit auf  den  April  1628  (S.  63).  Diese 
zweite  Urkunde  ist  eine  Bestätigung  der 
ersten,  deren  Vollzugsexemplar  dem  Herrn 
von  Rosling  verbrannt  war;  sie  ist  för  den 
Sohn  des  Vorigen  ausgestellt.  Verleitet 
durch  Anderson,  der  schon  1723  die  schot- 
tischen Könige  «oft  die  Grossmeister«  sein 
lässt  und  einen  ständigen  •  Grossmeister«, 
sowie  einen  »Grossaufseher«  erfindet,  1738 
aber  die  Grossmeister  zu  Dutzenden 
hernennt,  unter  ihnen  auch  William 
Sinclair,  einen  Ahnherrn  der  Roslings, 
(S.  89),  hat  der  ältere  Lawrie  diesen  selben, 
angeblich  von  Jakob  IL  eingesetzten  Gross- 
meister und  seine  Nachkommen  zu  «erb- 
lichen Grossmeistern  von  S.«  befördert 
(History,  S.  100);  er  lässt  sie  jährliche 
Hauptversammlungen  in  Kilwinning  ab- 
halten, das  er  den  «Geburtsort  der  schot- 
tischen Maurerei«  nennt  und  wegen  der 
zahlreichen  Freibriefe  für  neue  Logen 
als  deren  Mutterloge  preist.  Der  jüngere 
Laurie  wiederholt  alles  wörtlich  (History 
1859,  S.  51),  und  obwohl  beide  die  «St. 
Clair  Chartere«  vor  sich  hatten,  in  denen 
von  einem  «Grossmeister*  gar  keine  Rede 
ist,  obwohl  auch  in  der  ihnen  vorliegen- 
den Entaagungsurkunde  des  spätem  Herrn 
von  Roslin  vom  24.  Nov.  1786  dieser  aus- 
drücklich seine  Vorfahren  nicht  »Gross- 
meister«, sondern  den  altenUrkunden  gemäss 
richtig  »Schirmherren,  Schützer,  Richter 
oder  Meister«  nennt,*)  halten  sie  an  den  »erb- 
lichen Grossmeistern«  fest.  —  Alte  Logen  gab 
es  schon  im  16.  Jahrh.  in  grösserer  Zahl;  es 
waren  Logen  von  Werkmaurern,  zu  denen 
aber  auch  Leute  andrer  Berufsarten  zuge- 
lassen wurden;  noch  mehr  geschah  dies  im 
17.  und  18.  Jahrh.  —  Da  die  Edinburger 
Loge  in  der  zweiten  Schaw -Urkunde 
ausdrücklich  als  die  »erste  und  oberste  Loge 
in  S.«  bezeichnet  wird,  noch  dazu  in  einem 
Schriftstück,  das  nur  für  Kilwinning  be- 
stimmt war,  ohne  den  geringsten  Wider- 
spruch von  dieser  Seite,  so  ist  es  selbst- 

*)  Wenn  der  junge  Roslin  1786  noch  die  Be- 
nennung „Meister"  hinzufügt,  so  ist  das  ein  Zuge- 
ständnis an  die  inawisohen  reranderten  Verhaltnisse, 
da  man  damals  bereits  angefangen  hatte,  die  leiten- 
den Personen  .Meister"  tu  nennen;  darum  steht 
dieser  Käme  auch  hinter  den  drei  andern,  die  in 
den  alten  Urkunden  gebraucht  werden. 

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Schottland. 


verständlich ,  das« damals  dies  die  allgemein 
anerkannte  Überlieferung  war.  Das  älteste 
erhaltne  Protokoll  der  Edinburger  Loge 
ist  vom  31.  Juli  1599  und  handelt  von  der 
Bestrafung  eines  Maurers,  der  einen  Un- 
zQnftigen  (cowan)  beschäftigt  hat.  Am 

27.  Nov.  1599  wird  bestimmt,  dass  jährlich 
am  St.  Johannistag  (27.  Dez.)  ein  Aufseher 
gewählt  werden  soll,  der  dem  Generalauf- 
seher zu  melden  ist.  Im  selben  Protokoll 
wird  das  Wort  »ludge«  (Loge)  zweimal  so 
gebraucht,  dass  es  die  Körperschaft  der 
dazu  gehörigen  Maurer  bezeichnet;  denn 
es  ist  von  »Angelegenheiten  der  Loge«  und 
von  der  «Gerichtsbarkeit  der  Loge«  die 
Rede;  auch  die  Schaw-Urkunden  von  1598 
und  1599  lassen  den  Übergang  der  Bedeu- 
tung schon  erkennen.  In  Protokollen  vom 

28.  Dez.  1599  wird  zwischen  der  »Annah- 
me« und  »Einführung«  eines  Lehrlings 
unterschieden.  Beide  Vorgänge  wurden 
gebucht,  aber  die  »Annahme«  war  weiter 
nichts  als  der  Tag  des  Antritte  der  7  Lehr- 
jahre, während  die  »Einführung«  innerhalb 
dieser  Zeit  nur  auf  Antrag  des  Lehrmeis- 
ters und  mit  Zustimmung  der  Loge  er- 
folgen konnte.  Das  Wort  »enteret!«  be- 
deutete in  diesem  Falle  ursprünglich  jeden- 
falls »eingetragen«,  d.  h.  eingeschrieben  in 
das  Verzeichnis  der  zum  Logenverband 
gehörigen  Lehrlinge,  wie  das  Wort  »passed« 
bei  den  Meistern  und  Zunftgenossen  zu 
erklären  ist  als  »übertragen«,  d.  h.  vom 
Verzeichnis  der  Lehrlinge  übertragen  in 
das  der  Meister  und  Zunftgenossen.  Mit 
dieser  geschäftsmässigen  Buchung  verband 
•ich  aber  auch  eine  geheime  Förmlichkeit, 
durch  die  dem  Lehrling  nach  Ablegung 
eines  Eids  der  Verschwiegenheit  das  »5lau- 
rerwort«  (Mason  Word)  anvertraut  wurde, 
nämlich  das  Wort  des  Gesellcngrads  bei  uns 
(vgl.  Englische  u.  Schottische  Lehrart]. 
Wie  es  mit  dem  zweiten  Wort  gehalten 
wurde,  ist  ungewiss  •  nach  einem  Bericht  von 
etwa  1727  hiess  es  das  »Fellow  craft  word« 
(Zunftgenossenwort)  und  war  das  Wort 
unsere  Lehrlingsgrads.  Vermutlich  er- 
hielten es  die  ausgedienten  Lehrlinge,  wenn 
sie  in  den  innern  Kreis  der  »Brüder  und 
Zunftgenossen«  gelangten,  wobei  6  Meister 
und  2  eingeführte  Lehrlinge  zugegen  sein 
mussten;  der  letztern  wegen  wurde  das 
Wort  dann  wahrscheinlich  leise  mitgeteilt. 
Die  Herrenmaurer  wurden  anscheinend 
gleich  mit  beiden  Wörtern  bekannt  ge- 
macht. Das  erste  Protokoll,  das  die  Mit- 
gliedschaft eines  Nichtmaurers  bezeugt, 
ist  vom  8.  Juni  1600,  wo  der  Laird  von 
Auchinleck  zugegen  war  und  das  Protokoll 
mit  unterschrieb  (Lyon,  8.  51).  Lawrie, 
Vater  und  Sohn,  machen  ihn  zum  Aufseher 
(1804,  8.  102;  1859,  S.  52),  wovon  aber  das 
Protokoll  nichts  weiss;  dieses  nennt  viel- 
mehr ausdrücklich  John  Broune  als  Auf- 
seher der  Loge.  Auchinleck  war  natürlich 
damals  schon  Mitglied,  und  da  die  Proto- 
kolle vorher  seine  Aufnahme  nicht  melden, 


muss  er  bereits  vor  Mitte  1599  aufge- 
nommen sein.  Von  1684 — 1670  (Lyon,  S. 
79)  zeigt  eine  Reihe  von  13  Protokollen, 
dass  die  Nichtmaurer  gleich  als  »Zunft- 
genossen« oder  »Zunftgenossen  und  Brü- 
der« oder  » Zunftgenossen  und  Meister« 
aufgenommen  wurden,  wobei  die  verschied- 
nen  Ausdrücke  dasselbe  meinen ;  denn  in 
S.  ist  der  Doppelname  »Meister  und  Zunft- 
genosse« üblich  für  einen  und  denselben 
Begriff:  Zunftgenossen  heissen  sie  als  voll- 
berechtigte Mitglieder  der  Zunft,  Meister, 
weil  sie  als  solche  von  nun  an  berechtigt 
sind,  auch  als  Bauleiter  aufzutreten.  Am 
2.  März  1653  wird  ein  Meister  Schiefer- 
decker, der  in  der  Loge  zu  Linlithgow 
»eingeführt  und  übertragen«  (entered  and 
passed)  worden  war,  gleich  als  »Bruder  und 
Genoss  unsrer  Gesellschaft«  angenommen ; 
hier  ist  eine  schottische  Zweistufigkeit 
ganz  deutlich  gekennzeichnet.*)  An  der 
Spitze  der  Loge  in  Edinburg  stand  der 
»Vorsteher«  (Deacon),  der  als  solcher  an  die 
Spitze  der  Korporation  gewählt  wurde  und 
zugleich  Leiter  der  Loge  war.  Daneben 
wänlte  die  Loge  ihren  »Aufseher«,  der  die 
Kasse  verwaltete  und  in  Abwesenheit  des 
Vorstehers  die  Loge  leitete.  Bisweilen  waren 
beide  Ämter  in  einer  Hand,  dann  heisst 
der  Träger  in  den  Protokollen  »Vorsteher 
der  Maurer  und  Aufseher  der  Loge«  (Lyon, 
S.  41).  Von  1710  an  wird  der  Leiter  oft 
bezeichnet  als  »Vorsteher  der  Maurer  (von 
I  Edinburg),  zur  Zeit  Vorsitzender«  (preses), 
I  was  aber  keine  Änderung  bedeutet,  son- 
!  dem  nur  genauer  das  Verhältnis  angiebt, 
j  Als  1721  ein  Glasermeister,  Namens  Andrew 
|  Wardrope,  zum  Vorsteher  der  Maurer- 
körperschaft gewählt  war,  konnte  dieser 
nicht  ohne  weiteres  Vorsitzender  der  Loge 
werden,  sondern  man  wählte  am  Johannis- 
tage (27.  Dez.)  einen  frühern  Zunftvor- 
steher zum  »Präses«;  aber  man  machte 
jenen  zum  Mitglied  der  Loge,  und  am 
nächsten  Johannistage  wählte  ihn  die  Mehr- 
heit der  Loge  auch  zum  Präses.  Es  war 
der  erste  Fall,  dass  ein  Nichtmaurer  an 
der  Spitze  der  Loge  stand,  und  fortan 
wurde  der  Präses  alljährlich  gewählt,  wie 
der  Aufseher,  so  dass  sich  damit  die 
Loge  unabhängig  von  der  Köiperechaft 
der  Maurer  gemacht  hatte.  Ein  Teil  der 
maurerischen  Mitglieder  der  Loge  war  ge- 
gen die  Wahl  des  Nichtmaurers,  und  ob- 
wohl in  den  nächsten  Jahren  wieder  Mau- 
rer gewählt  wurden,  mag  doch  eine 
Besorgnis  für  die  Zukunft  nahe  gelegen 
haben.  Deshalb  wurden  am  27.  Dez.  1726 
verschiedne  Geschäftsleute,  obwohl  sie 
eine  Guinee  für  milde  Zwecke  der  Loge 


•)  In  DunManc  werden  1696  ,«ntrjru  und  „r«"nR~ 

getagt,  dast  niemand  hinfort  sngleich  „entered  aad 
pattL  werden  tollte,  aoater  tolohen  Herren,  die  nicht 
tu  einer   »weiten  Verna  mm  lang   kommen  können 
I   [Lyon,  8.  417]. 


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Schottland. 


341 


zahlen  wollten,  von  der  Mehrheit  der 
Mitglieder  abgewiesen,  während  bis  dahin 
Nichtmaurer  stets  anatandslos  angenom- 
men worden  waren.  Dies  führte  zu 
Reibereien,  aus  denen  die  Nichtmaurer, 
die  sich  inzwischen  durch  Aufnahmen 
nach  alter  Weise  verstärkt  hatten,  sieg- 
reich hervorgingen,  so  dass  sie  am  27.  Dez. 
1727  den  Rechtsanwalt  William  Brown 
zum  Aufseher  wählten.  Im  nächsten  Jahre 
siegten  die  Maurer,  aber  1729  vereinigten 
sich  alle  in  der  Wahl  eines  Nichtmaurers 
zum  Präses  oder  «Meister«,  wie  man  seit 
1727  den  Vorsitzenden  nannte  (vorüber- 
gehend 1731 — 38  hiess  er  sogar  »Gross- 
meister«, Lyon,  S.  160  fg.],  und  von  1781 
bis  1735  wurden  gleichfalls  Nichtmaurer 
gewählt.  Seit  1721  wählte  die  Loge  auch 
jährlich  einen  «Ältesten  eingeführten  Lehr- 
ling« ,  aber  über  seine  Verrichtungen  er- 
fahren wir  nichts.  Seit  1712  hielt  sich 
die  Loge  einen  »Diener«  (Officer),  der  später 
»Tyler«  genannt  wurde.  —  Die  zweite 
Hauptloge  S.'s,  die  zu  Kilwinning, 
reicht  mit  ihren  Protokollen  nur  bis  20. 
Dez.  1642  zurück,  ihr  Bestehen  1599  wird 
aber  durch  die  zweite  Schaw- Urkunde 
bewiesen.  Die  Loge  besitzt  auch  eine  Ab- 
schrift der  alten  Verfassung,  die  von  der- 
selben Hand  geschrieben  ist,  wie  die  Edin- 
burger  Protokolle  von  1675 — 78,  also 
jedenfalls  von  Edinburg  bezogen  wurde, 
wo  sich  demnach  damals  eine  ältere  Hand- 
schrift befunden  haben  muss  (vgl.  Lyon, 
S.  107).  Das  erste  Protokoll  berichtet, 
dass  sich  auf  einmal  26  Leute  in  die  Rolle 
der  Loge  haben  eintragen  lassen  (enrolled 
themselves).  Die  Loge  wählte  alljährlich 
einen  Aufseher  und  einen  Vorsteher  (deacon), 
die  1644  für  das  Ehrenamt  jeder  3  Pfund 
in  die  Kasse  zahlen,  mit  der  Bestimmung, 
dass  hinfort  alle,  die  eins  der  Ämter  zum 
erstenmal  erhalten,  die  gleiche  Summe 
zahlen  sollen.  Alle  Meister  und  Lehrlinge 
sollen  zur  Generalversammlung  am  20.  Dez. 
in  Kilwinning  erscheinen.  Es  werden 
immer  nur  zwei  Klassen  unterschieden,  wie 
in  Edinburg,  »eingeführte  Lehrlinge«  und 
»Meister  oder  Zunftgenossen«.  Am  19. 
Dez.  1646  werden  verschiedne  Maurer  als 
Mitbrüder  (fellow  brcthren)  »empfangen 
und  angenommen«  (received  and  accepted). 
Ein  Lehrling  war  »Diener«  (officer)  der 
Loge.  Die  Loge  hatte  auch  einen  »Schrift- 
führer« (clerk),  der  wie  in  Edinburg  ein 
Notar  sein  musste.  Man  wählte  1672  einen 
Grafen,  der  noch  Lehrling  war,  zum  Vor- 
steher; ihm  folgten  in  den  nächsten  Jah- 
ren zwei  andre  Adlige,  von  denen  der 
letzte  auch  noch  Lehrling  war,  und_1687 
wurde  ein  Edelmann  Aufseher.  Die  Ämter 
waren  aber  nur  Ehrenämter;  denn  man 
ernannte  zugleich  »Abgeordnete«  (Deputes) 
aus  der  Mitte  der  Werkmaurer.  [Vgl. 
Lyon,  S.  52,  410.]  Die  »History  of  the 
Mother  Lodge  Kilwinning«  von  Wvlie 
(Glasgow  1878)  giebt  nur  einige  unbedeu- 


tende Auszüge  aus  den  alten  Protokollen, 
ist  daher  für  das  17.  und  18.  Jahrb. 
wertlos,  wir  sind  für  diese  Zeit  ganz  auf 
Lyon  angewiesen.  —  Die  dritte  Hauptloge 
zu  Stirling  hat  zwar  die  Roslin-Urkunae 
von  1628  durch  ihre  Vertreter  mit  unter- 
schreiben lassen,  aber  Protokolle  aus  dem 
17.  und  18.  Jahrh.  vor  Gründung  der 
Grossloge  sind  nicht  erhalten,  das  älteste 
ist  vom  28.  Dez.  1741  (AQC.  VI,  S.  109). 
Die  Loge  war  1736  nicht  unter  den  Stifte- 
rinnen der  Grossloge,  sondern  hat  sich 
erst  später  angeschlossen.  Noch  ver- 
schiedne andre  Logen  reichen  bis  ins  17. 
oder  bis  zum  Beginn  des  18.  Jahrh.  zu- 
rück, unter  denen  die  zu  Aberdeen  und 
zu  Melrose  am  meisten  hervorragen.  Das 
auffallendste  Schriftstück  befindet  sich  aber 
im  Besitz  der  Loge  von  Scoon  und  Perth, 
dessen  Echtheit  lange  bezweifelt  worden 
ist,  weil  es  sowohl  durch  seinen  Inhalt 
wie  seine  Sprachformen  vielfach  verdächtig 
erschien  und  seinesgleichen  nicht  hat. 
Seit  aber  die  »History  of  the  Ancient  Ma- 
sonic  Lodge  of  Scoon  and  Perth«  von 
Crawford  Smith  (Perth  1898)  erschienen 
ist,  mit  einem  getreuen  Faksimile,  müssen 
die  Zweifel  verstummen.  Es  ist  übrigens 
nicht  eine  Stiftungsurkunde,  wie  man 
früher  meinte,  sondern  eine  gegenseitige 
Vereinbarung  der  Mitglieder  unterm  24. 
Dez.  1658,  durch  die  sie  sich  verpflich- 
ten, die  alten  Ordnungen  aufrecht  zu  er- 
halten. Eine  geschichtliche  Einleitung 
sagt,  die  Maurer  hätten  seit  dem  Bau  des 
»Tempels  der  Tempel«  eine  Gemeinschaft 
über  die  ganze  Welt,  von  jenem  Tempel 
stamme  einer  zu  Kilwinning  in  S.  und  von 
dem  viele  mehr  im  Königreich,  auch  die 
Abtei  und  die  Loge  von  Scoon,  wo  die 
Bauleute  eine  zweite  Loge  im  Lande  er- 
richteten, die  jetzt  in  Perth  sei,  vor  etwa 
465  Jahren;  später  sei  John  Mylne  ge- 
kommen, Seiner  Königl.  Majestät  Meister- 
maurer und  Meister  der  Loge  zu  Scoon, 
nach  ihm  sein  Sohn,  gleichfalls  des  Kö- 
nigs Meistermaurer  und  Meister  der  Loge; 
von  diesem  zweiten  John  Mylne  habe  sich 
König  Jakob  VI.  zum  Zunftgenossen  auf- 
nehmen lassen  und  sei  sein  Lebenlang  Mit- 
glied der  Loge  zu  Scoon  geblieben;  es 
seien  dann  noch  mehrere  Mylne  als  Meis- 
termaurer des  Königs  und  Meister  der 
Loge  gefolgt  bis  1657,  wo  der  letzte  Mylne 
gestorben  sei.  Dann  folgt  als  zweite 
Hälfte  des  Ganzen  das,  was  sie  miteinander 
vereinbart  und  unterschrieben  haben,  näm- 
lich Bestimmungen  über  die  Zugehörigkeit 
zur  Loge  und  über  die  Ausübung  des  Hand- 
werks, wobei  auch  hier  die  beiden  Stufen 
des  »entering  and  passing«  oder  des  »enter- 
ed prentice«  und  des  «passed  fellow  craft« 
bestimmt  unterschieden  werden.  Die  ge- 
schichtliche Einleitung  ist  Sage,  indem 
die  Loge  zu  Kilwinning  unmittelbar  vom 
Tempelbau  Salomos  hergeleitet  und  Scoon 
als  die  zweite  Loge  S.'s  hingestellt  wird. 


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342 


Schottland. 


Die  zweite  Schaw-Urkunde  von  1599  zeigt 
das  wirkliche  Rangverhältnis  der  schotti- 
schen Logen  und  ist  allein  massgebend 
dafür.  Dass  »ganze Geschlechter«  der  Mylne 
Meistermaurer  des  Königs  und  Meister  der 
Loge  in  Scoon  gewesen,  ist  gleichfalls  Fa- 
bel ;  denn  der  erste  John  Mylne,  der  Meister- 
maurer des  Königs  war,  wurde  1631  erst 
dazu  ernannt,  als  Jakob  VI.  schon  6  Jahre 
tot  war.     Die  Aufnahme   des  letztern 
wurde  daher  schon  1742  von  der  Schotti- 
schen Grossloge  als  »apokryphisch«  ange- 
sehen (vgl.  Smith,  S.  53)  und  muss  auch 
heute  noch  so  gelten,  trotz  der  Bemühun- 
gen Smiths,   die  Sache  wahrscheinlich 
zu   machen.    Die   erhaltnen  Protokolle 
der  Loge  beginnen  am  17.  Dez.  1725.  Die 
Loge  hat  sich  erst  1742  der  Grossloge  an- 
geschlossen und  auf  Grund  der  Urkunde 
von  1658  damals  die  No.  6  (jetzt  No.  8) 
erhalten.  —  Die  Loge  von  Aberdeen  hat 
sich  1670  neue  »Gesetze  und  Statuten*  j 
gegeben.  Der  Aufseher  ist  ständig  in  sei- 
nem Amte,  der  Meister  wird  jährlich  am 
Johannistag  (27.  Dez.)  neu  gewählt,  ebenso 
ein  Büchsenmeister  (box  master,  Kassen- 
wart) und  ein  Schlüsselmeister,  desgl.  ein 
Schriftführer  (clerk)  und  ein  Diener  (offi- 
cer).    Keine  Loge  soll  in  einem  Wohn- 
hause gehalten  werden,  sondern  in  den 
offnen  Feldern,  ausser  bei  schlechtem  Wet- 
ter, und  dann  in  einem  Hause,  wo  niemand 
sie  hören  oder  sehen  kann.  Niemand  soll 
ohne  Erlaubnis  reden  oder  flüstern.  Bei 
dem  Eide,  den  sie  beim  Empfang  »der 
Wohlthat  des  Maurerwortes«  ablegten,  ver- 
pflichteten sie  sich,  die  »Maurerbüchse  von 
Aberdeen  und  dieser  Loge«  zu  unterhalten, 
aber  nur  für  notleidende  Maurer,  besonders 
der  eignen  Loge.  Trunkenbolde  und  Niehts- 
thuer  sollen  nicht  unterstützt  werden,  wohl 
aber  Kinder  von  würdigen  verstorbnen 
Maurern  und  arme  fremde  Maurer.  Wei- 
ter werden  die  Leistungen  bei  Aufnahmen 
und  Beförderungen  festgesetzt:  die  Lehr- 
linge liefern  Schurze,  Handschuhe,  Essen 
und  Wein,  die  Genossen  nur  Essen  und 
Wein;  »Herrenmaurer«  können  auch  stär- 
ker belastet  werden.  Die  Lehrlinge  sollen 
in  der  „alten  Feldloge  draussen«  einge- 
führt werden  und  sind  von  ihrem  »Unter- 
weiser«   (Intender)  zu    unterrichten,  sie 
werden  bei  den  öffentlichen  Versammlun- 
gen geprüft.  Der  volle  Wortlaut  der  Ge- 
setze steht  bei  Lyon  (S.  423—27),  ein  Aus- 
zug bei  Gould  (II,   S.  428—80).  Die 
Namen  der  unterschreibenden  Meister  (49) 
schliessen  sich  an,  abgedruckt  bei  Gould 
(II,  S.  434).    Bei  der  Einführung  eines 
Lehrlings   sollen    jedesmal    die  ganzen 
Gesetze  des   Buchs   und  der  »Maurer- 
freibrief«   verlesen    werden.     Das  letz- 
tere Schriftstück  ist  eine  Abschrift  der 
alten  Maurer  Verfassung.    Die  Liste  der 
Meister  und  Zunftgenossen  enthält  4  Edel- 
leute,  1  Advokaten,  1  Professor  der  Mathe- 
matik, 9  Kaufleute,  2  Wundärzte,  mehrere 


andre  Herren  und  15  Gewerbsleute,  ver- 
schiedne  unsichere  und  8 — 10  Werkmau- 
rer. Unter  den  ersten  12,  also  den  ältesten 
Mitgliedern,  sind  sicher  8  Werkmaurer, 
woraus  wir  den  alten  Charakter  der  Loge 
noch  erkennen.  Die  zwei  Stufen  der  »ein- 
geführten Lehrlinge«  einerseits,  der  »Meis- 
ter« oder  »Zunftgenossen«  anderseits,  tre- 
ten auch  in  Aberdeen  ganz  bestimmt 
hervor.  Die  alte  Loge  von  Melrose,  die 
ihre  Zusammenkünfte  bis  1743  in  Newstead 
hielt,  besitzt  Protokolle  seit  1674,  eine  Ab- 
schrift der  alten  Verfassung  von  1674  und 
eine  »Gegenseitige  Vereinbarung«  (mutual 
agreement)  von  1675.  Die  Verfassung 
brachte  Hughan  (Mas.  Mag.  VII.  8.  29ö 
bis  294),  die  Protokolle  und  die  Ver- 
einbarung Vernon  (ebenda,  S.  323,  365, 
409,  453);  alles  ist  jetzt  bequem  zu- 
sammen in  Vernons  History  of  Free- 
masonry  in  the  Province  of  Roxburgh, 
Peebles"  and  Selkirkshires  (London  1893, 
S.  1 — 64).  Die  Verfassung  bezeichnet  sich 
selbst  als  eine  Abschrift  einer  Handschrift 
von  1581.  Die  Vereinbarung  sagt,  infolge 
grosser  Mängel  und  Unregelmässigkeiten 
habe  man  verabredet,  strengere  Kegeln 
aufzustellen.  Mehr  als  80  haben  unter- 
schrieben, unter  ihnen  ein  Mälzer,  ein  We- 
ber, ein  Weinhändler  und  ein  Gastwirt; 
da  die  andern  ihre  Namen  ohne  Zusatz 
geben,  haben  wir  sie  als  Maurer  anzusehen. 
Als  Beamte  werden  ein  Meistermaurer,  ein 
Aufseher  und  ein  Büchsenmeister  genannt. 
Der  Johannistag  (27.  Dez.)  ist  stets  festlich 
begangen  worden,  und  trotz  der  ungünstigen 
Jahreszeit  ziehen  die  Mitglieder  seit  1745 
noch  jetzt  alljährlich  bei  Fackelschein 
durch  die  Stadt  Melrose  nach  den  Ruinen 
der  alten  Abtei,  die  sie  mit  Buntfeuer  er- 
leuchten; nachher  speisen  sie  zusammen. 
Im  Protokoll  vom  27.  Dez.  1690  wird 
durch  Abstimmung  erklärt:  »Jeder  Maurer, 
der  in  der  Kirche  vor  seinem  ältern  Bru- 
der Platz  nimmt,  ist  ein  grosser  Esel«  (Ver- 
non, S.  20).  Wie  in  andern  Logen  werden 
auch  in  Melrose  öfter  Prüfungen  erwähnt, 
die  Unwissenden  werden  bestraft.  Mit 
grosser  Zähigkeit  haben  die  Melroser  Mau- 
rer ihre  Selbständigkeit  behauptet  und 
sich  erst  1891  der  Grossloge  von  8.  ange- 
schlossen. Aber  die  Entstehung  der  Gross- 
loge hat  ihre  Spuren  hinterlassen;  denn 
am  27.  Dez.  1745  spricht  das  Protokoll  vom 
»Grossmeister«,  den  die  Mitglieder,  mit 
reinem  Schurz  und  Handschuhen  bekleidet, 
abholen  und  im  Zug  nach  dem  Versamm- 
lungsort begleiten  sollen;  zugleich  wird 
beschlossen,  dass  Lehrlinge  und  Zunftge- 
nossen statt  der  Handschuhe,  die  sie  den 
Mitgliedern  zu  geben  hatten,  hinfort  5 
Schillinge  Sterling  in  die  Büchse  zahlen 
sollten.  Am  27.  Dez.  1749  beschloss  man  die 
Anschaffung  von  »Kleinoden  oder  Zieraten« 
(jewels  or  Ornaments)  für  die  Loge.  Schon 
1738  begegnet  ein  »Älterer  Aufseher«,  und 
1750  werden  zwei  Aufseher  ausdrücklich 


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Schottland. 


neben  dem  Grossmeister  genannt.  Bemer-  I 
kenswert  ist  das  Protokoll  vom  27.  Dez. 
1764:  »Es  wird  durch  gegenwärtige  Ver- 
sammlung vereinbart,  dass  das  Maurerwort 
auf  einfache  Art  und  Weise  erteilt  werde, 
frei  von  allem  Sündlichen  und  Abergläu- 
bischen, nur  Wort,  Zeichen  und  Griff  und 
einige  einfache  Fragen,  um  einen  Maurer 
von  einem  andern  Mann  zu  unterscheiden, 
und  alles  unter  einem  einfachen  Verspre- 
chen, es  nicht  zu  offenbaren,  bei  keiner 
geringem  Strafe,  als  Recht  und  Anspruch 
auf  alle  der  Loge  beiwohnenden  Vorteile  zu 
verwirken  und  von  jedem  Maurer  verab- 
scheut zu  werden«  (Vernon,  S.  34).  Am 
26.  Dez.  1765  werden  neue  Regeln  aufge- 
stellt in  Bezug  auf  die  moralischen  Eigen- 
schaften der  Aufzunehmenden,  wie  den 
Lebenswandel  der  Mitglieder  und  Strafen 
für  Vergehen.  Die  Loge  hatte  auch  einen 
Schriftführer   und  einen  Diener.  1787 
hatte  man  Lust,  einen  »Freibrief«  von  der 
Grossloge  zu  erlangen,  scheint  aber  wenig 
Entgegenkommen  gefunden  zu  haben,  des- 
halb unterblieb  der  Anschluss.  1796  stos- 
sen  wir  wieder  auf  »Neue  Vorordnungen« 
in  36  Artikeln,  worin  noch  immer  nur  2 
Grade,  Lehrling  und  Zunftgenoss,  unter- 
schieden werden;  der  Leiter  heisst  nun 
wieder  einfach  »Meister«,  ihm  zur  Seite 
stehen  1  Abgeordneter,  2 Aufseher,  1  Schatz- 
meister, 3  Büchsenmeister  (schon  früher), 
2  Schaffner  (Stewards),   1  Bannerträger, 
1  Schriftführer  und  1  Diener.  1812  wurde 
ein  Vorschlag  von  Edinburg,  der  Grossloge 
beizutreten,  rundweg  und  einstimmig  an-  | 
gelehnt,  da  es  sehr  unpassend  und  tadelns- 
wert sein  würde,  die  von  den  Vorfahren 
seit  vielen  Menschenaltern  bewahrte  Un- 
abhängigkeit aufzugeben.  Verhandlungen 
wegen  des  endlichen  Anschlusses  wurden 
1890  wieder  aufgenommen  und  führten 
eine  Verständigung  herbei ;  darnach  nahm 
die  Loge  einen  »Freibrief«  von  der  Gross- 
loge  und   verpflichtete  sich,    ihre  Ge- 
setze anzuerkennen,  während  die  Loge 
einen  ihrem  Alter  entsprechenden  Platz 
erhielt  unter  No.  la.    Mit  grosser  Feier- 
lichkeit fand  am  25.  Febr.  1891  die  Ein- 
verleibung statt  (vgl.  Vernon,  S.  50—54); 
es  war  die  einzige  Loge  in  8.,  die  ihre 
Unabhängigkeit   so  lange  bewahrte.  — 
Protokolle  seit  1687  hat  die  Loge  »Dum- 
fries  Kilwinning«  No.  58  (früher  »Alte 
Loge«),  seit  1696  die  Loge  »Dunblane  St. 
John«  No.  9,  seit  1701  die  Loge  zu  Kelso 
No.  58,  seit  1702  die  Loge  zu  Haughfoot, 
seit  1716  die  Loge  zu  Peebles.   Für  die 
erste  haben  wir  die  »History  of  the  Old 
Lodge  of  Dumf  ries«  von  Br.  James  Smith 
(Dumfries  1892)  und  erfahren  daraus  man- 
che bemerkenswerte  Züge.   Die  Loge  hat 
eine  alte  Lade  mit  der  Jahreszahl  1515, 
die  aber  nach  Smith  für  1575  irrtümlich 
erneuert  ist,  denn  eine  Nachricht  von  1750 
giebt  1575  als  Gründungsjahr  an.  Am 
20.  Mai  1687  haben  nach  dem  ersten  Pro- 


tokoll 7  Maurer  die  Loge  erneuert,  einen 
»Meister«  und  einen  »Aufseher«  gewählt, 
sowie  vereinbart,  dass  keiner  von  ihnen 
ohne  Zustimmung  des  Meisters,  des  Auf- 
sehers und  der  Genossen  (fellows)  inner- 
halb 12  Meilen  von  der  Loge  jemand 
»einfuhren  oder  befördern«  (enter  or  pass) 
soll.  Da  bei  ihren  Versammlungen  Miss- 
bräuche vorgekommen  sind  und  Gott  durch 
Fluchen  und  Schwören  beleidigt  ist,  soll 
fortan  niemand  fluchen  oder  schwören  oder 
den  Namen  Gottes  eitel  in  den  Mund  neh- 
men. Sie  nennen  sich  die  »Ehrwürdige 
Gesellschaft  der  Maurerei«  und  ernennen 
auch  noch  einen  geschickten  Mann  »ad 
vitam  aut  ad  culpam«  zum  Schriftführer. 
Schon  am  2.  Juni  wählen  sie  einen  neuen 
»Meistermaurer«,  weil  der  erste  »durch 
viele  gemeine  Ausdrücke  und  mehrere 
grosse  Flüche«  Anstoss  erregt  hat.  Der 
eingeführte  Lehrling  soll  1  Mark  für  seine 
Marke  zahlen  und  dem  Schriftführer  1  Mark 
für  die  Buchung;  ist  er  Handwerker  (me- 
chanic),  an  die  Loge  noch  10  Pfd.  nebst 
Handschuhen  und  Verpflegung  für  die  Mit- 
glieder; jeder  »Zunftgenoss«  zahlt  5  Pfd. 
nebst  Handschuhen  und  Verpflegung;  bei 
Nichthandwerkern  ist  die  Zahl  vor  dem 
Worte  Pfund  nicht  eingetragen,  die  Summe 
sollte  jedenfalls  höher  sein  und  noch  fest- 
gestellt werden.  Am  27.  Dez.  1687  heisst 
der  erste  Beamte  »Vorsteher«  (Deacon), 
später  aber  wieder  »Meister«.  Am  27.  Dez. 
1688  wird  bestimmt,  dass  am  ersten  Montag 
in  jedem  Vierteljahr  eine  Versammlung 
stattfinden  soll,  zu  der  jeder  erscheinen 
muss.  Nichtmaurer  wurden  gleich  als 
»freie  Genossen«  aufgenommen,  wie  wir 
am  27.  Dez.  1717  sehen  (a.  a.  O.,  S.  14) 
1696  und  1718  wird  die  alte  Verfassung 
erwähnt,  die  noch  heute  im  Besitz  der 
Loge  und  bei  Smith  abgedruckt  ist  (S. 
85).  1720  erhält  die  Loge  eine  schöne 
neue  Bibel,  die  der  Aufseher  in  der  Lade 
aufzubewahren  hat;  sie  ist  noch  vorhanden. 
Am  9.  Jan.  1724  werden  einige  neue  »Ar- 
tikel« vereinbart,  wo  plötzlich  neben  Meis- 
ter und  Aufseher  auch  ein  »Grossmeister« 
erscheint,  und  wir  sehen  in  den  nächsten 
Jahren  bis  1739,  dass  die  Loge  »Gross- 
meister, Grossaufseher,  Meister  und  Auf- 
seher« als  Beamte  hat,  gewiss  ohne  Seiten- 
stück in  der  Geschiente  der  Maurerei. 
Von  1740  an  haben  wir  1  Meister  und  2 
Aufseher,  ältern  und  jüngern.  Am  23. 
Jan.  1749  wird  zum  erstenmal  ein  Zunft- 
genoss zum  Meister  befördert  (advanced). 
1750  nahm  die  Loge  Verfassung  von  der 
Grossloge  und  schloss  sich  ihr  an,  seit  1755 
nennt  sie  sich  »Dumfries  Kilwinning«. 
Für  Dunblane  sind  wir  bisher  ganz  auf 
Lyons  (S.  415  fg.)  Auszüge  angewiesen.  Dar- 
nach waren  am  28.  Jan.  1696  13  Mitglieder 
versammelt,  darunter  5  Edelleute,  4  Mau- 
rer, 1  Gürtler,  1  Rechtsgelehrter  und  2 
ohne  Bezeichnung.  Die  2  Stufen  des  »en- 
tering« und  »passing«    sind  vorhanden, 


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8*44 


.Schottland. 


sollen  aber  nach  späterm  Beschluss  (1716) 
nur  ausnahmsweise  zu  gleicher  Zeit  erteilt 
werden.  Wichtig  ist  besonders  ein  Ausdruck 
vom  27.  Dez.  1720,  wo  jemand  »vom  Winkel- 
mass  zum  Zirkel  und  vom  Eingeführten 
Lehrling  zum  Zunftgenossen  dieser  Loge 
befördert«  wurde  [vgl.  Englische  u.  Schot- 
tische Lehrart].  Am  6.  Sept:  1723  schenkt 
ein  Mitglied  ein  Exemplar  von  .Andersons 
Konstitutionenbuch.  Die  Mitglieder  haben 
die  längste  Zeit  Schurz  und  Handschuhe 
anscheinend  nicht  getragen;  denn  erst  1730 
wird  beschlossen,  dass  alle  am  Johannis- 
tage weisse  Schürzen  und  weisse  Hand- 
schuhe anlegen  sollen.  Ein  »Intender« 
(Unterweiser)  wird  oft  erwähnt  und  1725 
gesagt,  seine  Pflicht  sei,  «die  Lehrlinge 
zu  vervollkommnen«  (Lyon,  S.  18).  1760  erst 
schloss  sich  die  Loge  der  Grossloge  an. 
Die  Loge  von  Kelso  war  früher  schon 
durch  Vernon  der  Forschung  näher  ge- 
rückt in  dessen  »History  of  the  Lodge 
of  Kelso  No.  58«  (Kelso  1878);  jetzt  liegt 
ihre  Geschichte,  bis  1891  fortgesetzt,  vor 
in  des  gleichen  Verfassers  »History  of 
Freemasonry  in  the  Pr.  of  Roxb.  Peebles 
und  Selk..  (s.  o.,  S.  83-152).  Das  erste 
Protokoll  vom  27.  Dez.  1701  zeigt,  dass 
die  Loge  längst  im  Gange  war.  Einführung 
und  Beförderung  sind  ähnlich,  wie  anders- 
wo; aber  es  heisst  hier  »entering  or  re- 
cording«  und  »regist rat  as  Master  or  fellow 
of  the  Craft«,  wodurch  bestätigt  wird, 
dass  die  Benennungen  »entered*  und 
»passed«  für  die  beiden  Stufen  von  der 
Buchung  hergenommen  sind.  In  den  Pro- 
tokollen wird  auch  von  den  Zunftgenossen 

Eesagt,  sie  seien  »entered  fellows  of  craft«. 
>ie  ersten  Beamten  sind  raeist  Edelleute 
oder  andre  »Herren«.  Am  Johannistage 
fanden  seit  1718  Prüfungen  der  Lehrlinge 
statt.  Auch  »Unterweiser«  (intenders)  wer- 
den erwähnt;  jeder  Lehrling  wählt  sich  zwei, 
27.  Dez.  1736.  Am  28.  Dez.  1741  nennt  man 
sich  die  »Gesellschaft  der  Freien  und  ange- 
nommenen Maurer  in  Kelso«  (S.  102).  Am 
21.  Dez.  1742  wird  beschlossen,  am  Johannis- 
tage von  der  Morgenversammlung  zum 
Hause,  wo  sie  speisen,  einen  Festzug  zu 
machen,  »bekleidet  mit  weissen  Schürzen 
und  Handschuhen«  (S.  103);  hier  werden 
Schürzen  zuerst  erwähnt.  1743  passte  man 
die  Beamten  der  neuen  Ordnung  an:  Meister, 
Abgeordneter,  zwei  Aufseher  und  Schrift- 
führer werden  fortan  gewählt  und  erhalten 
auch  die  üblich  gewordnen  Kleinode. 
1754  stellte  sich  die  Loge  unter  die  Gross- 
loge. Am  18.  Juni  1754  waren  einige 
besuchende  Brüder  aus  Edinburg  in  Kelso 
und  zeigten  dort  die  neue  Art  der  Be- 
förderung von  Zunftgenossen,  wie  sie  »in 
und  um  Edinburg«  geübt  wurde.  Im  Ge- 
spräch mit  den  Edinburger  Maurern  ent- 
deckten die  Kelsoer  einen  »sehr  wesent- 
lichen Mangel  ihrer  Verfassung,  nämlich, 
dass  diese  Loge  nur  die  beiden  Grade  der 
Lehrlinge  und  Zunftgenossen  erlangt  hätte 


und  nichts  vom  Meisterteil  wisse«;  dem- 
gemäss  »erhoben«  (raised)  die  Edinburger 
auch  einige  Kelsoer  »zu  dem  Rang  von 
Meistern«  (S.  120}.*)  Gleich  darauf  bezog 
man  auch  Teppiche  von  Edinburg  und 
stellte  das  lästige  Zeichnen  auf  den  Fuss- 
boden für  die  verschiednen  Grade  ein, 
auch  das  Liefern  von  Handschuhen  seitens 
der  Aufgenommenen  und  der  Beförderten 
wurde  abgeschafft,  so  dass  die  Loge  seit 
1756  ganz  auf  modernem  Boden  steht  Von 
1844—1878  hat  sie  geruht,  ist  aber  jetzt 
wieder  in  voller  Blüte.  Die  Protokolle  der 
!  Loge  zu  Haughfoot  und  Galashiels- 
,  Selkirk  von  1702—1763  hat  Sandcrson  im 
Freemasons'  Magazine  von  1869  und  1870 
(  vollständig  abgedruckt;  Vernon  in  seiner 
mehrfach  genannten  History  giebt  nur  die 
|  ersten  Jahre  vollständiger,  von  1708  an 
!  nur  Auszüge,  jedoch  mit  Hervorhebuog  der 
wesentlichsten  Sachen.  Das  erste  Pro- 
tokoll vom  22.  Dez.  1702  ist  leider  nicht 
ganz  erhalten,  aber  aus  dem  Bruchstück 
ist  zu  ersehen,  dass  man  ein  Wort  flüsterte, 
anscheinend  bei  einer  Beförderung  zum 
Genossen.  Am  14.  Jan.  1704  wird  genehmigt, 
dass  beliebige  fünf  Mitglieder  das  Recht 
haben  sollen,  Lehrlinge  und  Genossen  für 
die  Loge  aufzunehmen.  Am  27.  Dez.  1707 
wird  bestimmt,  dass  sie  hinfort  nur  unter 
besondern  Umständen  jemand  zugleich  als 
Lehrling  und  als  Genossen  zulassen  wollen, 
wenigstens  ein  Jahr  soll  dazwischen  liegen ; 
Ausnahmen  werden  aber  öfter  gemacht. 
Die  Mehrzahl  der  Mitglieder  waren  Nicht- 
i  maurer,  Grundbesitzer  und  andre  Herren, 
besonders  auch  Handwerker.  Bis  1759 
merkt  man  nichts  von  einem  Einfluss  der 
1736  gestifteten  Grossloge;  dann  aber  er- 
scheinen neben  »Präses*  und  »Büchsen- 
meister« auch  zwei  »Aufseher«,  und  am 
27.  Dez.  1763  werden  Meister,  zwei  Aufseher, 
Schatzmeister,  Schriftführerund  vier  Schaff- 
ner (Stewards)  gewählt.  Damit  schliessen 
die  Protokolle  dieser  Loge,  die  sich  der 
Grossloge  niemals  angeschlossen  hat.  Die 
Protokolle  der  Loge  zu  Peebles  von 
1716  —  1764  wurden  von  Sanderson  im 
Scottish  Freemason  (Vol.  H,  1878  und 
Vol.  III,  1879)  abgedruckt,  die  spätem 
von  1775—1804  im  Masonic  Magazine 
(Vol.  VII— IX)  und  Masonic  Monthly  (8. 
55).  Die  ersten  Protokolle  stehen  auch 
bei  Lyon  (S.  418),  Vernon  (History, 
S.  305 — 311)  giebt  nur  eine  ganz  kurze 
Skizze.  Das  erste  Protokoll  vom  18.  Okt. 
1716  sagt,  dass  eine  »hinreichende  Anzahl 
von  Maurern«  zusammengetreten  ist,  um 
eine  Loge  zu  bilden,  weil  es  keine  in  der 
Stadt  gab.    Am  27.  Dez.  1716  findet  eine 

•)  Dass  die  Kelsoer  Maarer  bli  dahin  die  alte 
Werkmaurerweise  fortgesetst  hatten,  ist  klar,  und 
das*  darnach  mwei  Orade  wirklich  unterschieden 
waren ,  ergiebt  «ich  an»  dieser  Stelle ;  folglich  gab 
es  Tor  der  Gründung  der  Grossloge  schon  »wei 
Orade.  aber  nicht  mehr,  in  S.  In  England  wird  es 
ahnlich  gewesen  sein. 


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Schottland. 


345 


Prüfung  statt,  ein  Suchender  wird  aufge- 
nommen und  wählt  sich  zwei  Unterweiser 
(Intendera);  dasselbe  wiederholt  sich  am 
27.  Dez.  1717  und  sehr  oft  in  den  folgen- 
den Jahren.  Den  Aufzunehmenden  wurden 
auch  die  »Gesetze  der  Gesellschaft«  vor- 
gelesen, die  sie  nachher  zu  unterschreiben 
hatten ;  diese  Gesetze  sind  leider  nicht  er- 
halten. Edelleute,  Grundbesitzer,  Kauf- 
leute und  andre  Herren  Hessen  sich  auf- 
nehmen und  bekleideten  Ämter,  sie  erhielten 
zugleich  die  zwei  Grade  der  Lehrlinge 
und  Genossen,  während  27.  Dez.  1721  ein 
Maurer  nur  als  eingeführter  Lehrling  an- 
genommen und  am  28.  Dez.  1724  ein  aus- 
wärtiger Maurer  als  Genosse  zugelassen 
wird.  Alle  Mitglieder  bekamen  gegen 
Zahlung  eine  Marke  (^Wertzeichen).  Am  27. 
Dez.  1725  schenkt  ein  Mitglied  der  Loge 
ein  Exemplar  von  Andersons  Konstitu- 
tionenbuch, das  in  der  Lade  aufbewahrt 
werden  soll.  Am  26.  Dez.  1726  erfahren  wir, 
dass  eine  Bibel,  das  Konstitutionenbuch, 
das  Winkelmaas  und  ein  Ende  Tau  sich 
in  der  Lade  befinden;  am  8.  Jan.  1728 
wird  daneben  noch  ein  Zirkel  erwähnt, 
ebenso  am  27.  Jan.  1729,  während  diese 
später  wieder  fehlt.  Die  Loge  wurde 
mit  Gebet  eröffnet.  An  der  Gründung  der 
Grossloge  1736  nahm  die  Loge  teil  und 
wählte  seitdem  zwei  Aufseher,  während 
der  «Meister«  oder  »Meistermaurer«  einen 
»Abgeordneten*  ernannte.  Von  1788  an 
wird  die  Beförderung  zum  Genossen  von 
der  Lehrlingsaufnahme  getrennt,  doch 
werden  auch  manchmal  beide  Grade  zu- 
gleich gegeben;  eine  Erhebung  in  den 
Meistergrad  wird  1787  zuerst  erwähnt.  — 
Von  den  Logen,  die  ferner  noch  Protokolle 
haben  aus  der  Zeit  zwischen  1717  und  1736, 
ist  nichts  Besonderes  zu  sagen.  —  II.  Bil- 
dung und  Entwicklung  der  Gross- 
loge von  8.  Während  die  Anfänge  der 
Londoner  Grossloge  in  Dunkel  gehüllt 
sind,  indem  wir  ausser  den  Namen  der 
Beamten  aus  den  Jahren  1717—23  nur  wenig 
Zuverlässiges  wissen  (vgl.  England  II), 
können  wir  die  Gründung  der  sc  hottischen 
Grossloge  aktenmässig  verfolgen.  Ohne 
Zweifel  hat  das  Beispiel  der  Haupt- 
stadt London  den  Anstoss  gegeben,  aber 
sicher  nicht  so  früh,  wie  Lyon  glauben 
machen  will.  Dieser  berichtet  über  einen 
zweimaligen  Besuch,  den  Desaguliers  (s.  d.) 
bei  Gelegenheit  seiner  Anwesenheit  in 
Edinburg  am  24.  und  25.  Aug.  1721  der 
Loge  zur  Marienkapelle  gemacht  hat  und 
wovon  die  Protokolle  der  beiden  Tage 
Zeugnis  ablegen  (S.  151).  Lyon  stellt 
die  durch  nichts  zu  begründende  Ver- 
mutung auf,  Desaguliers  habe  diese  Be- 
suche benutzt,  um  die  von  ihm  und  Ander- 
son gestaltete  neue  Arbeitsweise  den 
schottischen  Maurern  bekannt  zu  machen 
und  sie  auch  bei  ihnen  einzuführen,  ja 
er  habe  selbst  wohl  die  Arbeit  geleitet. 
Diese  Annahme  schwebt  in  der  Luft,  ist 


aber  in  Deutschland  trotzdem  kritiklos 
nachgeschrieben  worden.  Schon  Gould 
hat  die  Zulässigkeit  jener  Vermutung 
angezweifelt  (IV,  8.  286),  sie  ist  in  der 
That  willkürlich  und  unhaltbar  (vgl. 
BZC.  1889,  S.  73  M.  L.  1894/95,  S.  213. 
Bh.  1896,  S.  169).  Der  Besuch  Desaguliers 
ist  spurlos  vorübergegangen,  wohl  aber 
sehen  wir,  dass  Andersons  Konstitutionen- 
buch (s.  d.)  mehrfach  Eingang  in  schotti- 
sche Logen  gefunden  hat,  z.B. schon  1723 
in  Dunblane  (Lyon,  S.  416)  und  1725  in 
Peebles  (S.  419),  höchst  wahrscheinlich 
auch  sonst  noch.  Eine  Anzahl  schottischer 
Logen  war  im  Besitz  von  Handschriften 
der  Werkmaurerverfassung,  aber  diese 
sind  erst  von  England  nach  S.  über- 
gegangen, wie  der  Wortlaut  verschiedner 
Stellen  beweist,  vielleicht  erst  nach  der 
Vereinigung  S.'s  mit  England ;  denn  keine 
der  bisher  aufgefundnen  Abschriften 
reicht  über  1650  zurück,  während  in  Eng- 
land die  Cooke-Fassung,  die  als  die  Mutter 
aller  spätem  Fassungen  nachgewiesen  ist, 
bis  in  den  Anfang  des  15.  Jahrh.  zurück- 
reicht, in  ihrem  letzten  Bestandteil  sogar 
bis  ins  14.  Jahrh.  (vgl.  oben  I,  S.  226).  Die 
Wirkungen  des  Londoner  Konstitutionen- 
buchs zeigen  sich  seit  etwa  1725  in  8., 
zuerst  in  Edinburg  durch  die  Einführung 
des  Namens  »Free  Mason«,  der  früher  in 
S.  und  besonders  in  Edinburg  nicht  üblich 
war.*)  Am  29.  Jan.  1725  wird  die  Loge  zum 
erstenmal  als  »Society  of  Free  Masons« 
bezeichnet  (Lyon,  8.  79),  und  von  1729 
an  wird  der  Name  häufig  (ebenda);  in  Kil- 
winning  erscheint  er  zuerst  1735  (ebenda). 
Auch  dass  der  Vorsitzende  in  Edinburg  seit 
1728  »Meister«  und  von  1731-38 sogar  »Gross- 
meister« heisst,  ist  eine  Nachahmung  des 
Londoner  Brauchs,  obwohl  der  Titel 
»Meister«  oder  »Meistermaurer«  in  andern 
schottischen  Logen  schon  viel  früher 
üblich  war.  Auch  andre  schottische 
Logen  machten  von  dem  Titel  •  Gross- 
meister« Gebrauch,  der  in  alten  Zeiten 
dort  gänzlich  unbekannt  war.  Schon  Lyon 
hat  gezeigt,  dass  die  Loge  Canongate 
Kilwinning  zu  Edinburg  den  Anstoss  zur 
Einsetzung  eines  Grossmeisters  gegeben 
hat  (S.  167).  Man  erfährt  jetzt  Genaueres 
darüber  aus  Mackenzies  »History  of  the 
Lodge  Canongate  Kilwinning  No.  2«  (Edin- 
burgh 1888).  Diese  Loge  war  1677  von 
Mitgliedern  der  Loge  zu  Kilwinning,  die 
in  Edinburg  wohnten,  gebildet  worden, 
wie  ein  Kilwinninger  Protokoll  vom  20. 
Dez.  1677  zeigt  (Lyon,  S.  101 ;  Mackenzie, 
S.  12).  Da  ein  grosser  Teil  der  Mitglieder 
der  Stuartpartei  angehörte  und  durch  Be- 
teiligung an  dem  Aufstand  von  1715  Tod 
oder  Verbannung  erlitten  hatte,  scheint 


*)  Die  Protokolle  der  Edlnburger  Logen  haben 
16M  ein  gana  vereinieltee  „frie  mwonea",  das 
Lyon  gcwlae  antreffend  all  für  daa  aonat  Übliche 

(8.  79). 


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346 


Schottland. 


die  Loge  bald  nachher  eingeschlafen  zu 
sein,  wurde  aber  Ende  1734  oder  Anfang 
1735  von  zehn  Mitgliedern  wieder  ins  Leben 
gerufen,  und  zwar  gleich  mit  Annahme 
von  neuen  englischen  Formen.  Das  erste 
erhaltne  Protokoll  ist  vom  »18.  Febr.  A.D. 
1735,  A.  M.  5735«  (S.  28),  es  ist  vom  Meister 
und  zwei  Aufsehern  unterschrieben,  die 
in  den  nächsten  Protokollen  nach  eng- 
lischer Weise  als  Älterer  nnd  Jüngerer 
Aufseher  bezeichnet  werden.  Am  31.  März 

1785  (»Jahr  der  Welt  5735.)  halten  die 
Meister  der  Loge  eine  Zusammenkunft, 
machen  einen  am  27.  Febr.  aufgenommnen 
Maurer  zum  »Zunftgenossen«  und  drei 
andre  zu  »Meistermaurern«  (S.  29).  Dies 
ist  die  erste  urkundliche  Nachricht  Ober 
die  Erteilung  des  neuen  Londoner  Meister- 
grades in  S.  In  Kilwinning  wird  er  zuerst 

1786  erwähnt,  in  der  Loge  zur  Marien- 
kapelle zuerst  1738  (vgl.  Schott.  Lehrart). 
Dass  die  Loge  die  jährliche  Wahl  der 
Beamten  auf  den  Tag  Johannis  des  Täufers 
legte  und  diesen  als  Hauptfest  annahm, 
ist  gleichfalls  Nachahmung  englischen 
Brauchs.  Am  29.  Sept.  1785  ernennt  die 
Loge  einen  Ausschuss,  »um  Vorschläge 
zu  gestalten,  die  den  verschiednen  Logen 
vorgelegt  werden  sollen,  um  einen  Gross- 
meister für  S.  zu  wählen«  (S.  81).  Am 
15.  Okt.  wird  die  Angelegenheit  wieder 
betont,  und  der  Ausschuss  betreibt  sie 
mehrere  Monate  lang  mit  grossem  Eifer, 
namentlich  setzt  er  sich  mit  William  St. 
Clair  von  Roslyn,  dem  Nachkommen  der 
ehemaligen  Beschützer  und  Richter  der 
Maurer,  in  Verbindung  und  erreicht  von 
ihm,  dass  er  sich  am  18.  Mai  1736  als 
»Bruder  der  Alten  und  Ehrwürdigen 
Brüderschaft  der  Freien  und  Angenommnen 
Maurer«  aufnehmen  lässt.  Am  2.  Juni  wird 
er  »Mitglied  dieser  Loge«  und  »zum  Grad 
eines  Zunftgenossen  befördert«,  am  22. 
Nov.  »zum  Grad  eines  Meistermaurers 
erhoben«  (S.  31,  32,  84).  Inzwischen  waren 
am  29.  Sept.  einige  Mitglieder  der  Loge 
»Kilwinning  Scots  Arms«  (gestiftet  1729) 
in  der  Loge  Canongate  Kilwinning  zu 
Besuch  gewesen  und  hatten  »einige  Vor- 
schläge, betreffend  einen  Grossmeister  von 
S.«,  unterbreitet.  Am  11.  Okt.  wurden, 
nachdem  mit  drei  der  andern  Logen  »in 
und  um  Edinburg«  verhandelt  worden  war, 
die  ausgearbeiteten  Vorschläge  des  Aus- 
schusses genehmigt  und  für  den  15.  Okt. 
eine  Versammlung  von  Vertretern  der  vier 
Logen  angesetzt,  nämlich  Marienkapelle, 
Canongate  Kilwinning,  Kilwinning  Scots 
Arms  und  Leith  Kilwinning.-)  Man  ver- 
einbarte am  genannten  Tage  ein  »Ver- 


*)  Es  gab  damals  noch  swei  weitere  Logen  in 
Edinburg,  „Canongate  und  Leith  und  Leith  nnd 
Canongate"  und  die  „Journeymen  Lüdge"  ((ieiellen- 
loge);  da  sich  diese  aber  beide  von  Marienkapelle 
getrennt  hatten,  so  sollten  sie  nicht  angelassen  wer- 
den. 8pater  bei  der  wirklichen  Griiudung  der  Oross- 
loge  wurden  sie  jedoch  mit 


fahren«  für  die  Wahl  eines  Groasmeisters 
und  besondere  »Verordnungen«,  die  von 
den  vier  Logen  genehmigt  wurden  (S.  33, 
vgl.  Lyon,  S.  168—170).  Diese  gingen 
mit  einem  Begleitschreiben  an  »alle  De- 
kannten regelmässigen  Logen  in  S.«,  durch 
das  diese  aufgefordert  wurden,  bis 
zum  Martinstag  Antwort  zu  geben,  ob 
sie  einverstanden  seien;  die  Wahl  solle 
zum  erstenmal  am  Andreastag  stattfinden, 
in  Zukunft  aber  am  Tage  Johannis  des 
Täufers,  die  Meister  und  Aufseher  der 
Logen  möchten  erscheinen  und  sich  an 
der  Wahl  beteiligen.  Sie  fand  auch 
wirklich  am  30.  Nov.  1736  in  der  Loge 
Marienkapelle  statt,  wo  sich  die  Meister 
und  Aufseher  bezw.  Stellvertreter  von  33 
Logen  einfanden.  Die  Loge  Marienkapelle 
hatte  am  2ö.  Nov.  ihren  Vertretern  Auf- 
trag gegeben,  den  Grafen  von  Home  als 
Grossmeister  zu  wählen,  aber  die  Loge 
Canongate  Kilwinning  hatte  bereits  durch 
Aufnahme  und  Beförderung  des  Herrn  St. 
Clair  von  Roslyn  vorgesorgt  und  am  8. 
Nov.  diesen  als  die  »würdigste  Pereon« 
ins  Auge  gefasst.  Am  Wahltage  über- 
raschte man  die  versammelten  Vertreter 
mit  einem  Schriftstück,  in  dem  Wil- 
liam St.  Clair  mit  Bezugnahme  auf  das 
Amt  seiner  Vorfahren  auf  sein  daraus 
herzuleitendes  Vorrecht  freiwillig  ver- 
zichtete. Da  die  Maurer  von  S.  durch 
verschiedne  Urkunden  (vgl.  unter  I)  seine 
Vorfahren  und  deren  Erben  zu  ihren 
»Schutzherren,  Beschützern,  Richtern  oder 
Meistern«  ernannt  hätten  und  sein  An- 
spruch auf  »solche  Gerichtsbarkeit,  Recht 
oder  Vorrecht«  der  Zunft  der  Maurer, 
deren  Mitglied  er  sei,  Abbruch  thun  könnte, 
so  verzichte  er,  da  er  das  Gute  und  den 
Vorteil  der  Maurerei  zu  fördern  wünsche, 
für  sich  und  seine  Erben  auf  jeden  An- 
spruch, »Schutzberr,  Beschützer,  Richter 
oder  Meister  der  Maurer  von  S.«  zu  sein, 
für  jetzt  und  immer.  Zum  Zeugnis  dessen 
habe  er  Gegenwärtiges  am  24.  Nov.  1736 
unterschrieben,  vor  den  Meistern  der  Logi>n 
Canongate  Kilwinning  und  Leith  Kil- 
winning als  Zeugen.*)  Die  Verlesung 
dieses  Verzichts  machte  auf  die  Versamm- 
lung den  gewünschten  Eindruck,  der  Graf 
von  Home  war  vergessen,  und  einmütig 
stimmten  alle  Anwesenden  für  William 
St.  Clair  von  Roslyn  als  »Grossmeister- 
maurer von  S.«,  obwohl  nach  dem  Zeugnis 
eines  Briefs  vom  16.  Nov.  1736  die  Logen 
Marienkapelle,  Glasgow,  Hamilton,  Falkirk, 
Dunfermhng  und  viele  andre  den  Grafen 
von  Home  hatten  wählen  wollen.  Die 
Loge  Canongate,  von  ihrer  Tochterloge 
Leith  unterstützt,  hat  also  durch  einen 
meisterhaften  Kunstgriff  ihrem  Kandi- 
daten den  Sieg  verschafft,  indem  Bie  ihn 


*)  Das  Schriftstück  ist  rollsUndig  abgedruckt  bei 
Lawrie  (1804,  8.  litt),  Laune  (1859,  8.  99),  Lyon 
(S.  173),  Oould  (V,  8.  49)  und  Mackencie  (S.  8«). 


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Schottland 


347 


auf  eine  längst  veraltet«,  völlig  in  Ver-  | 
gessenheit  geratne  erbliche  Würde  feier-  i 
lieh  verzichten  Hess.  Nach  den  Vorschlägen  I 
des  neuen  Grossmeisters  wurden  dann  ; 
noch  ein  abgeordneter  Grossmeister,  ein  j 
älterer  Grossauf  seh  er,  ein  jüngerer  Gross- 
aufseher, ein  Grossschatzineister,  ein  Gross- 
sekretär, vier  Grossschaffner  und  ein  Gross- 
schriftführer (Grand  Clerk,  Notar)  ernannt 
und  eingesetzt.  Die  Amtszeichen  sollten 
nach  den  »Verordnungen«  (§  7)  die  be- 
treffenden Mitglieder  sich  selbst  anschaffen 
und  auf  ihre  Nachfolger  vererben;  sie 
wurden  an  einem  grünen  Band  getragen.*) 
Die  Vierteljahrsversammlungen  sollten 
immer  in  Edinburg  stattfinden  5),  bei 
Festlichkeiten  sollte  der  Grossmeister  so- 
viel Schaffner  (Stewards)  ernennen,  wie  er 
für  passend  hielte  (§  8);  der  zukünftige 
Grossmeister  sollte  immer  in  der  letzten 
Vierteljahrsversammlung  vor  dem  Johannis- 
tag genannt  werden  (§  9).  Die  erste 
Vierteljahrsversammlung  fand  am  12.  Jan. 
1737  in  der  Loge  Marienkapelle  statt;  die 
Protokolle  und  Verhandlungen  des  Aus- 
schusses der  vier  Logen,  der  die  Wahl  des 
Grossmeisters  vorbereitet  hatte,  sowie  das 
Protokoll  der  Wahl  selbst  wurden  ver- 
lesen und  genehmigt;  alle  Logen,  die  nicht 
regelrecht  gegründet  wären,  sollten  um  eine 
neue  Stiftungsurkunde  von  der  Grossen 
Loge  nachsuchen,  und  die  regelrecht  ge- 
gründeten sollten  ihre  Freibriefe  zur  Bestä- 
tigung vorlegen;  §  11  der  »Verordnungen«, 
wonach  alle  seit  dem  Wahltag  aufge- 
nommnen  und  in  Zukunft  aufzunehmenden 
Mitglieder  der  Logen  an  die  Grossloge 
2  sh.  6  d.  zahlen  sollten,  wurde  einge- 
schärft und  dazu  bestimmt,  dass  daraus 
eine  Unterstützungskasse  (Charity  Fund) 
für  bedürftige  und  notleidende  Maurer 
gebildet  werden  sollte;  ein  Antrag  von 
Kilwinning,  die  Werkmaurer  von  diesem 
Beitrage  auszuscbliessen,  wurde  abgelehnt; 
ebenso  erging  es  einigen  Anderungsvor- 
schlägen derselben  Loge  zu  den  »Verord- 
nungen« (vgl.  Laune  1859,  S.  100;  Lyon, 
S.  17D.  Am  13.  April  1737  wurde  bestimmt, 
dass  die  jährlichen  Wahlen  nicht  am  Tage 
Johannis  des  Täufers  stattfinden  sollten, 
sondern  am  30.  Nov.,  dem  Geburtstag  des 
heil.  Andreas,  des  Schutzheiligen  von  S. 
Am  30.  Nov.  1787  wurde  beschlossen,  die 
Logen  nach  dem  Alter  zu  ordnen,  je  nach-  \ 
dem  sie  urkundliche  Belege  beizubringen 
vermöchten.  Darnach  wurde  Marienkapelle 
Nr.  1,  Kilwinning  Nr.  2;  aber  die  letztere 
Loge  war  damit  nicht  zufrieden,  obwohl 
sie  sich  einige  Jahre  der  Ordnung  fügte 
und  sich  bei  den  Versammlungen  ver- 


•)  Die  „Verordnungen"  sind  abgedruckt  bei  Lyon 
(8.  168),  ihre  Mitteilung  würde  hier  tu  weit  fuhren. 
Bestimmungen,  wie  die  „Alten  Pflichten"  der  lon- 
doner Grosaloge,  hat  die  schottische  niemals  aufge- 
stellt, sondern  erst  in  nenester  Zeit  als  Anhang  ihren 
„Gesotten"  beigefugt.  Das  Protokoll  der  ersten  Wahl 
ist  abgedruckt  bei  Maokentie  (8.  40). 


treten  liess.  Im  Dez.  1743  schrieb  sie  an 
ihre  alte  Tochterloge  Canongate  und  be- 
klagte sich  über  die  Zurücksetzung,  da 
sie  doch  die  erste  und  Mutterloge  von  S. 
sei.  Der  Brief  lag  im  Febr.  1744  der 
Grossloge  vor;  die  Klage  wurde  aber  als 
unbegründet  abgelehnt,  da  die  Loge  ihren 
angeblichen  Altersvorrang  nicht  beweisen 
könne,  Marienkapelle  sei  daher  als  die 
älteste  Loge  zu  betrachten.  Infolgedessen 
Bchied  Kilwinning,  ohne  sich  auf  weitere 
Nachweise  und  Verhandlungen  einzulassen, 
aus  dem  Verband  der  Grossloge  aus  und 
behauptete  bis  1807  eine  unabhängige 
Stellung  als  » Mutterloge«,  wie  sie  auch 
schon  früher  Stiftungsbriefe  (Charters) 
ausgestellt  hatte,  woraus  sie  ein  Vor- 
recht als  »Muttorloge«  herleitete.  Als  ihre 
ältesten  Tochterlogen  gelten  Canongate 
Kilwinning  in  Edinburg  (1677)  und  »Old 
Kilwinning  St.  Johns«  in  Inverness  (1678, 
vgl.  Wylie,  S.  329),  obwohl  die  letztere 
unsicher  ist.  Auch  bei  verschiednen  andern 
Logen  aus  der  Zeit  vor  1736,  die  sich  den 
Namen  Kilwinning  beilegten,  ist  die  Ab- 
leitung nicht  nachzuweisen  und  wahr- 
scheinlich nur  spätere  Zuthat,  weil  die 
Abstammung  von  jener  alten  Loge  als 
eine  Art  Ehre  galt.  Sicher  sind  Torphichen 
Kilwinning  in  Bathgate  (erneuert  1729, 
bestätigt  1737),  Moortoun  of  Garran  (1734), 
Kilmarnock  (1734,  sogar  mit  Verordnungen, 
Wylie,  S.  335-337),  Ost-Kilbridge  (1788, 
also  schon  nach  Gründung  der  Grossloge). 
Nach  der  Lossagung  von  der  Grossloge 
(1744)  hat  die  »Mutterloge«  von  1746  bis 
1806  nicht  weniger  als  81  Tochterlogen 
gegründet.  In  den  betreffenden  Urkunden 
heisst  der  erste  Beamte  seit  1756  der  »Ehr- 
würdige Grossmeister  der  Mutterloge  von 
Kilwinning«,  daneben  wird  aber  auch  noch 
die  einfache  Benennung  »Meister«  ge- 
braucht.*) Anfangs  scheint  sich  die  Gross- 
loge aus  dem  Abfall  nicht  viel  gemacht 
zu  haben;  denn  1750  wurde  der  Graf  von 
Eglinton,  der  unmittelbar  vorher  mehrere 
Jahre  Meister  von  Kilwinning  gewesen 
war  und  als  solcher  die  ersten  fünf  Frei- 
briefe für  Tochterlogen  ausgestellt  hatte, 
zum  Grossmeister  von  S.  erwählt;  auch 
liess  die  Grossloge  ihre  Logen  ungehindert 
mit  den  Kilwinninglogen  verkehren.  Erst 
später  hat  sie  ihren  Angehörigen  den  Ver- 
kehr verboten  und  1801  in  ihre  »Gesetze« 
eine  ausdrückliche  Bestimmung  darüber 
aufgenommen  (vgl.  Lawrie  1804,  S.  324, 
Chap.  XII.  Irregulär  Lodges).  Seit  1803 
war  der  Graf  von  Moira  in  Edinburg  und 
bewirkte  eine  Annäherung  zwischen  den 
beiden  Grosslogen.  Am  2.  Dez.  1805 
wählte  die  schottische  Grossloge  den 
Prinzen  von  Wales,  der  Grossmeister  in 
London  war,  gleichfalls  zum  »Grossmeister 


*)  Eine  erschöpfende  Übersicht  mit  Abdruck  der 
8chrift*tucke  giebt  Wylie  in  seiner  „History  of  th« 
Mother  Lodge,  Kilwinning"  (8.  829—877). 


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348 


Schottland. 


und  Schutzherrn«  und  wiederholte  alljähr- 
lich diese  Wahl,  zum  letztenmal  am  30. 
Nov.  1819  (1820  wurde  der  Prinz  König). 
In  den  Jahren  1806—1808  war  der  Graf 
von  Moira  sogenannter  »Acting  Grand 
Master«,  und  wie  er  in  London  auf  die 
Vereinigung  der  beiden  feindlichen  Gross- 
logen hinarbeitete,  brachte  er  in  S.  die 
Aussöhnung  zwischen  der  Grossloge  und 
Kilwinning  zustande.  Im  Okt.  1807  kamen 
Vertreter  von  beiden  Seiten  in  Glasgow 
zusammen.  Die  Maurer  von  Kilwinning 
legten  eine  Abschrift  der  oben  besprochnen 
»Vereinbarung«  der  Loge  von  Scoon  und 
Perth  vor,  worin  Kilwinning  als  die  älteste 
Loge  in  S.  bezeichnet  wird,  und  darauf 
hin  gestand  man  ihr  den  ersten  Platz  zu. 
Die  Marienkapelle  erhob  freilich  Wider- 
spruch, aber  die  Grossloge  genehmigte 
trotzdem  die  Abmachungen  von  Glasgow, 
wonach  Kilwinning  selbst  an  die  Spitze 
kam  und  ihre  Tochterlogen  dem  Alter 
nach  in  die  Ordnung  eingeschaltet  wurden; 
der  Meister  von  Kilwinning  sollte  fortan 
zugleich  stets  Provinzialgrossmeister  von 
Ayrshire  sein.  Marienkapelle  behielt  Nr.  I, 
aber  Kilwinning  wurde  ihr  vorangestellt  und 
steht  noch  heute  an  der  Spitze  mit  Nr.  0. 
Die  zweite Schaw-Urkunde  war  damals  noch 
nicht  bekannt  (erst  seit  1861),  so  dass  man 
die  sagenhafte  Angabe  von  Scoon  und 
Perth  gelten  lies»,  obwohl  Marienkapelle 
ein  mehr  beglaubigtes  Zeugnis  verlangte. 
Heute  wissen  wir,  dass  dieser  Loge  Un- 
recht geschehen  und  sie  als  die  wirk- 
lich älteste  anzuerkennen  ist  (vgl.  dar- 
über Lyon,  S.  239— 254).  —  Am  30.  Nov. 
1737  wurde  der  Graf  von  Cromarty  Gross- 
meister. Man  beschlos»,  fortan  regelmässig 
Vierteljahrsveraammlungen  zu  halten,  und 
zwar  stete  in  der  Loge  Marienkapelle.  Am 
24.  Aug.  1738  legte  der  Grossmeister  auf 
Ersuchen  des  BauausscbusBes  den  Grund- 
stein zum  neuen  Königl.  Krankenhaus 
mit  grosser  Feierlichkeit  unter  Beteiligung 
aller  Logen  in  Edinburg  und  Umgegend 
in  maurerischer  Kleidung.  Derartige 
Grundsteinlegungen  wiederholten  sich  in 
S.  seitdem  in  sehr  grosser  Zahl,  sie  sind 
noch  heute,  wie  auch  in  England  und 
Irland,  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung. 
Am30.Nov.  1738wurde  derGraf  vonKintore 
Grossmeister;  ausser  dem  zugeordneten 
Grossmeister  wurde  seitdem  auch  noch  ein 
«substituierter«  (Substitute) Grossmeister  er- 
nannt. Im  Verlauf  des  Jahres  wurde  zuerst 
ein  Provinzialgrossmeister  für  die  Logen  in 
den  westlichen  Grafschaften  von  S.  einge- 
setzt. Am  30.  Nov.  1739  folgte  der  Graf 
von  Morton,  unter  ihm  wurden  neue 
Kleinode  für  die  Grossbeamten  und  sechs 
Exemplare  von  Smiths  Pocket  Companion 
angeschafft;  er  war  1741—1742  Gross- 
meister in  London.  Am  1.  Dez.  1740  kam  der 
Graf  von  Strathmore  und  Kinghorn,  der 
einen  Briefwechsel  mit  der  Londoner  Gross- 
loge herbeiführte.    Die  gewesnen  Gross- 


meister Cromarty  und  Morton  schenkten 
ieder  10  Guineen  für  die  Unterstützungs- 
kasse; was  von  den  abgehenden  Gross- 
meistern fortan  gleichfalls  geschah.  Weiter 
wurden  Grossmeister  die  Grafen  von  Leven 
(1741),  von  Kilmarnock  (1742),  von  Wemyss 
(1743),  von  Moray  (1744),  von  Buchau 

(1745)  .  Unter  dem  Esquire  William  Nisbet 

(1746)  wurden  sämtliche  Logen  S.'s  in 
Provinzen  geteilt  und  unter  Provinzial- 
grossmeister gestellt.  Unter  dem  Ehren- 
werten Francis  Charteris  (1747)  erhielt 
Drummond  auf  sein  Ansuchen  eine 
» Pro  vinzial  vollmacht«  (Provincial  Coin- 
mission),  in  den  Teilen  Europas  und  Asiens, 
die  ans  Mittelmeer  grenzen,  Logen  zu  er- 
richten.   Es  folgten  Hugh  Seton  (1748), 

|  Lord  Erskine  (1749),  Graf  von  Eglinton 
'  (1750),  Lord  Boyd  (1751),  George  Drum- 
I  mond  Lord  Provost  von  Edinburg  (1752); 
der  Letztere  legte  den  Grundstein  der 
neuen  Börse  mit  besonders  grosser  Feier- 
lichkeit und  der  erstmaligen  Anwendung 
von  Korn,  Wein  und  Öl  am  13.  Sept.  1753. 
Sein  Nachfolger  war  der  Advokat  Charles 
Hamilton  Gordon  (1753);  bei  der  Ein- 
setzung des  Herrn  von  Forbes  (30.  Nov. 
1754)  fand  zum  erstenmal  ein  grosser  Zug 
von  Marienkapelle  nach  der  Hochschule 
bei  Fackelschein  statt.  Unter  Lord  Aber- 
dour  (seit  1.  Dez.  1755)  wurde  beschlossen, 
dass  der  jedesmalige  Grossmeister  als  Mit- 
glied aller  Tochterlogen  geführt  werden 
sollte;  ausserdem  wird  in  diesem  Jahr 
zum  erstenmal  ein  Grosskaplan  erwähnt 
für  die  Weihe  einer  Loge.  Am  80.  Nov. 
1756  wird  Lord  Aberdour  für  ein  zweite« 
Jahr  gewählt,  was  bis  dahin  noch  nie  ge- 
schehen war,  in  Zukunft  sich  aber  häufiger 
wiederholte,  so  gleich  beim  Grafen  von 
Galloway  (1757  u.  1758),  unter  dem  der 
Grosskaplan  als  ständiges  Mitglied  der 
Grossloge  anerkannt  wurde.  Auch  der 
nächste  GrosBmeister  Graf  von  Leven  blieb 
zwei  Jahre  (1759  und  1760);  bei  seiner 
Wiederwahl  am  1.  Dez.  1760  wurde  aus- 
gemacht, dass  in  solchen  Fällen  dem 
Grossmeister  stete  ein  »Erwählter  Gross- 
meister« (Grand  Master  Elect)  zur  Seite 
gestellt  werden  sollte,  der  dann  im  nächsten 
Jahr  sein  Nachfolger  wurde,  so  dass  es 
in  solchen  Jahren  vier  Grossmeister  gab: 
den  eigentlichen,  den  »Elect«,  den 
»Deputy«  und  den  „ Substitute«  Gross- 
meister. Die  nächsten  Grossmeister  waren 
Graf  von  Elgin  (1761  und  1762),  Graf  von 
Kellin  (1763  und  1764),  Lord  Provost  James 
Stewart  (1765  und  1766),  Graf  von  Dal- 
housie  (1767  und  1768),  Generalleutnant 
James  Adolphus  Oughton  (1769  und  1770), 
Graf  von  Dumfries  (1771  und  1772),  Herzog 
von  Athole  (1778),  der  1771—74  Gross- 
meister der  »Alten  Maurer«  iu  London  war 
und  im  Nov.  1774  starb,  David  Dalrymple 
(1774  und  1775),  Baron  et  William  Jorbes 
(1776  und  1777),  der  jüngere  Herzog  von 
Athole  (1778  und  1779),  der  1779  auch 


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Schottland. 


34» 


Grossmeister  der  »Alten«  in  London  wurde, 
Graf  von  Balcarras  (1780  und  1781),  Graf 
von  Buchan  (1782  und  1783),  Lord  Haddo 
(1784  und  1785),  LordElcho  (1786  und  1787), 
Lord  N&pier  (1788  und  1789),  Graf  von 
Morton  (1790  und  1791),  Marquis  von  Huntly 
(1792  und  1793),  Graf  von  Ancrum  (1794 
und  1795),  Lord  Doune  (1796  und  1797), 
Lord  Provost  Baronet  James  Stirling  (1798 
und  1799).  Zu  bemerken  ist  aus  diesem 
Zeitabschnitt,  dass  1768  die  Ausfertigung 
von  »Diplomen«  in  lateinischer  Sprache 
eingeführt  wurde,  wofür  ein  Schema  bei 
Lawrie  abgedruckt  ist;  die  Grossloge  nennt 
sich  darin  «Summa  Societas  Architectonica 
Scotica«  (1804,  S.  808).*)  1772  wurde  auf 
Vorschlag  der  Grossloge  der  »Alten«  in 
London  ein  freundschaftlicher  Briefwechsel 
beschlossen,  indem  zugleich  der  Gross- 
meister der  »Alten«,  der  Herzog  von  Athole, 
am  30.  Nov.  1772  als  »Erwählter  Gross- 
meister« in  Edinburg  für  1772 — 73  ernannt 
wurde.  Als  1775  die  »Alten«  eine  Streit- 
frage mit  der  Grossloge  der  »Neuern«  der 
schottischen  Grossloge  zur  Entscheidung 
unterbreitete,  lehnte  diese  aus  Gründen 
des  Zartgefühls  höflich  ab.  Am  24.  Jan. 
1778  starb  der  erste  schottische  Gross- 
meister William  St.  Clair  von  Roslyn  im 
Alter  von  78  Jahren ;  ihm  zu  Ehren  wurde 
am  14.  Febr.  eine  »Grosse  Trauerloge« 
(Grand  Funeral  Lodge)  veranstaltet,  an  der 
sich  mehr  als  400  Maurer  beteiligten ;  die 
dabei  vom  Grossmeister  Forbes  gehaltne 
Gedächtnisrede  ist  abgedruckt  bei  Laurie 
(1859,  S.  131—35).  Am  80.  Nov.  1786 
gingen  die  Maurer  nach  der  Wahl  der 
Grossbeamten  im  Zuge  nach  der  St.  An- 
dreaskirche, wo  der  Prediger  Wright  eine 
Festpredigt  hielt;  dieser  veröffentlichte 
auch  eine  Schrift  »A  Recommendation  to 
Brotherly  Love  upon  the  principlca  of 
Christianity«,  die  von  der  Grossloge  amt- 
lich und  öffentlich  empfohlen  wurde  (Laurie 
1859,  S.  140,  Anm.).  Am  1.  Aug.  1791 
wurde  erklärt,  dass  Verschiedenheit  poli- 
tischer Ansichten  kein  Hindernis  für  mau- 
rerische Genossenschaft  sei,  jede  Tochter- 
loge, die  daraufhin  ein  Mitglied  aus- 
schliesse,  werde  sich  eine  Zurechtweisung 
von  der  Grossloge  zuziehen.  1797  trat  die 
Grossloge  in  brüderlichen  Briefwechsel  mit 
der  Grossloge  von  Irland.  Das  Jabr  1799 
brachte  die  Parlamentsakte  gegen  geheime 
Gesellschaften  (vgl.  oben  I,  S.  250),  wodurch 
auch  die  schottischen  Freimaurer  in  Auf- 
regung versetzt  wurden.  Die  Grossloge  gab 
am  15.  Aug.  allerlei  Vorschriften  für  das 
Verhalten  ihrer  Tochterlogen,  wodurch 
dem  Gesetze  genügt  und  die  Gefahr  ab- 


*)  In  der  lateinischen  Beglaubigung  unter  der 
sogenannten  Yorker  Konstitution  wird  die  Groseloge 
gleichfalls  „summa  societas  architectonica"  genannt 
(Krause  III,  S.  101).  Vielleicht  kannte  der  Verfaater 
ein  schottische*  Diplom  and  entlehnte  die  Beaeich- 
nung. 


I  gewendet  wurde.  Auf  eine  an  den  Lord- 
anwalt für  S.  gerichtete  Anfrage  erfolgte  der 
Bescheid,  dass  Neugründungen  von  Logen 
nicht  mehr  statthaft  seien ;  deshalb  wählte 
man  einstweilen  nach  dem  Vorgang  und 
dem  Rat  der  Londoner  Grossloge  den  Aus- 
weg, die  Freibriefe  und  Nummern  einge- 
gangner  Logen  neuen  Bewerbern  zuzu- 
weisen (vgl.  die  ausführliche  Darstellung 
|  bei  Laurie,  1859,  S.  151—62).  Am  10.  Nov. 
1800  wurden  der  Grossloge  die  Protokolle 
einer  Loge  in  Rom  vom  J.  1735  überwiesen, 
wozu  Laurie  die  Anmerkung  macht,  dies 
sei  die  Loge,  der  Prinz  Karl  Eduard  (Stuart) 
vorgestanden  habe  (1859,  S.  163).  Das 
war  der  Sohn  des  Prätendenten  Jakob 
Eduard;  aber  die  noch  jetzt  im  Archiv  er- 
haltnen  Protokolle  wissen  nichts  von  des 
Prinzen  Mitgliedschaft,  die  auch  wegen 
seiner  Religion  und  der  engen  Beziehungen 
der  Stuarts  zum  Papst  an  sich  kaum  denk- 
bar gewesen  wäre;  denn  die  Loge  wurde 
1737  von  Klemens  XII.  aufgehoben;  die 
Protokolle  reichen  von  1735-37  (vgl.Lyon, 
Freemason  1891,  I,  S.  133).*)  Am  1. 
Dez.  1800  wurde  der  Graf  von  Dalkeith 
zum  Grossmeister  gewählt  und  blieb  es  bis 
80.  Nov.  1802.  Unter  ihm  wurde  eine  neue 
Einteilung  der  Provinzen  vorgenommen 
I  und  wurden  neue  Verordnungen  für  diePro- 
'  vinzialgrossmeister  erlassen  (vgl.  bei  Lawrie 
i  1804,  6.  315;  1859,  S.  489)  dem  Lawrie 
(oder  Laurie)  die  Herausgabe  einer  »Ge- 
schichte der  Freimaurerei«  gestattet,  die 
aber  erst  1804  erschien,  und  die  erste  Aus- 
i  gäbe  der  »Gesetze  und  Verordnungen  der 
i  Grossloge  von  S.«  genehmigt,  aber  erst 
gedruckt  bei  Lawrie  (1804,  Appendix 
HI,  S.  305—27).  Bei  der  Wahl  des  Grafen 
1  von  Aboyne  zum  Grossmeister  am  30.  Nov. 

1802  fand  ein  glänzender  Zug  von  über 
1200  Maurern  vom  Parlamentshaus  (wo 
meist  die  Wahlen  vorgenommen  wurden) 

I  nach  dem  Wirtshaus  zum  Königswappen 
statt.  Bei  dessen  Wiederwahl  am  30.  Nov. 

1803  wurde  ein  grosser  Festgottesdienst 
abgehalten,  und  abends  beim  Festmahl 
war  der  Graf  von  Moira  zugegen,  der  einen 
freundschaftlichen  Verkehr  zwischen  der 
Grossloge  von  S.  und  der  Londoner  Gross- 
loge annahnte.  Die  Wahl  des  Grafen  von 
Dalhousie  am  80.  Nov.  1804  wurde  durch 
einen  grossen  Fackelzug  von  mehr  als  1500 
Maurern  verherrlicht.  Gegen  Ende  des 
Logenjahrs,  im  Nov.  1805,  schenkte  der 
Baronet  John  Stewart,  Provinzialgross- 
meister  von  Lanarkshire,  der  Grossloge  ein 
kostbares  Kleinod,  das  der  Grossmeister 
bei  allen  öffentlichen  maurerischen  Gele- 
genheiten tragen  sollte:  das  Bild  des  heil. 
Andreas  mit  dem  Kreuz  in  Schmelz  auf 


*)  Der  Prin«  war  1720  geboren,  hatte  also  im  Alter 
von  15  bis  17  Jahren  die  Loge  geleitet,  waa  an  «ich 
kaum  glaublich  i»t.  Auch  die  weitern  Ersahlungen 
Uber  seine  Stellung  in  der  Freimaurerei  sind  unver- 
bürgt und  deshalb  als  unrichtig  su  betrachten. 


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Schottland. 


blauem  Grund,  von  einem  elliptischen 
Strahlenkranz  mit  Brillanten  umgeben, 
unten  daran  Zirkel  mit  Kreisbogen  und 
Winkelmass  von  vergoldetem  Silber.  Ein 
ganz  ähnliche«  Kleinod  trägt  der  Gross- 
meister noch  heute  als  Amtszeichen  (vgl. 
die  Abbildungen  in  den  grossem  Ausgaben 
der  »Constitution  and  Laws«auf  den  Tafeln 
am  Ende).  Vom  2.  Dez.  1805  bis  30.  Nov. 
1820  war  der  Prinz  von  Wales  Grossmeister 
uud  Patron  der  schottischen  Maurer,  na- 
türlich nur  dem  Namen  nach;  denn  der 
wirkliche  Leiter  war  der  jedesmalige 
•Acting  Grand  Master«,  Graf  von  Dalhousie 
1805—6,  Graf  von  Moira  180«— 8,  der 
Ehrenwerte  William  Ramsav  Maule  1803 
bis  1810,  Graf  von  Roslyn  1810—12,  Lord 
Duncan  1812— 14,  Graf  von  Fife  1814—16, 
Baron  John  Marjoribanks  von  Lees  1816 
bis  1818,  Marquis  von  Twecddale  1818—20. 
In  diese  Jahre  fällt  ausser  der  schon  be- 
sprochnen  Vereinbarung  mit  »Mutter  Kil- 
winning«  die  Einweihung  eines  angekauften 
und  umgebauten  Hauses  als  ■Maurerhalle* 
am  21.  Nov.  1809,  bei  welcher  Gelegenheit 
ein  »Grossarchitekt«  in  die  Erscheinung 
tritt.  Die  Feierlichkeit  wird  von  Lauric 
(8.  180 — 82)  genau  beschrieben.  Wir  er- 
fahren dabei,  dass  der  gewesne  Gross- 
meister den  Zirkel  trug,  der  abgeordnete 
Grossmeister  die  Wasserwage,  der  Ältere 
Aufseher  das  Winkelmaass  und  der  Jün- 
gere Aufseher  das  Senkblei.  Wir  bemerken 
dazu  gleich,  dass  1846  die  drei  letztern 
Beamten  noch  die  gleichen  Kleinode 
trugen  (Laurie,  S.  262),  aber  in  den 
»La WS  and  Constitutions«  von  1848  erhielt 
der  zugeordnete  Grossmeister  Zirkel  und 
Winkelmass,  der  substituierte  Grossmeiater 
das  Winkelmass,  der  Ältere  Grossaufseher 
die  Wasserwage  und  der  Jüngere  Gross- 
aufseher das  Senkblei  (Kap.  XXIII,  S.  49). 
Der  Versöhnung  mit  »Mutter  Kilwinning« 
war  bereits  1808  ein  Zwiespalt  mit  einigen 
Edinburger  Logen  gefolgt,  die  aus  der 
Grossloge  austraten  und  eine  neue  Ver- 
einigung bildeten,  nämlich  »Die  ver- 
bundnen  Logen,  die  sich  von  der  gegen- 
wärtigen Grossloge  von  S.  trennen«.  Die 
Grossloge  hatte  einen  Dr.  Mitchell  von  der 
•Calcdonian  Lodge«  seiuer  maurerischen 
Vorrechte  entkleidet,  was  diese  Ix>ge  damit 
beantwortete,  dass  sie  den  Verurteilten 
drei  Tage  später  zum  Meister  wählte  und 
ihre  Verbindung  mit  der  Grossloge  löste. 
Darauf  schloss  die  Grossloge  den  Dr.  M  i  tchel  1 
aus  der  Maurerei  aus,  drohte  die  gleiche 
Strafe  deuen  an,  die  eine  Loge  unter  ihm 
besuchen  würden,  und  verfuhr  demnach 
gegen  verschiedne  Mitglieder  andrer  Lo- 
gen, namentlich  der  Marienkapelle  und 
Canongate  Kilwinning.  Infolgedessen 
schlössen  sich  diese  beiden,  sowie  die 
Davids-Loge  uad  St.  Andreas-Loge*)  der 

•)  PI«««  9t.  AndroM-Loge  ist  dut  eine  Jobannia- 
logc,  die  Tom  schottischen  Schutzheiligen  den  Namen 
entlehnt  hat. 


Caledonian-Loge  an  und  bildeten  mit  ihr 
die  genannte  Vereinigung.  Bei  der  Ma- 
rienkapelle wirkte  der  Groll  über  die  bei 
der  Versöhnung  mit  Kilwinning  ihr  ange- 
thane  Zurücksetzung  wesentlich  mit.  Der 
Vorsitz  bei  den  jährlichen  Festen  der 
»Verbundnen  Logen«  wechselte.  Erst 
1813  wurde  der  Bruch  geheilt,  nachdem 
die  Grossloge  alle  Strafen  ausser  der  Ober 
den  Dr.  Mitchell  verhängten  wieder  aufge- 
hoben hatte;  die  Verhandlungen  haben 
länger  als  ein  Jahr  gedauert,  aber  zuletzt 
musste  die  Grossloge  bis  auf  den  einen  Fall 
nachgeben.  Am  30.  Nov.  1813  fand  wieder 
ein  grosser  Fackelzug  vom  Parlamentshause 
nach  der  Maurerhalle  statt,  wo  mehr  als 
1500  Maurer  das  Andreasfest  feierten. 
Unterm  3.  Aug.  1818  wird  der  Tod  des 
ersten  »Grossbibelträgers«  gemeldet,  der 
nach  dem  Verzeichnis  im  Anhang  bei 
Laurie  seit  1813  das  Amt  verwaltet  hatte. 
Von  1820—30  war  König  Georg  IV.  Patron 
der  schottischen  Maurer,  Grossmeister  in 
der  Zeit  waren  Herzog  von  Hamilton 
(1820—22),  Herzog  von  Argyle  (1822—24), 
Viscount  Glenorcnv  (1824 — 26),  Graf  von 
Kinnoul  (1826—27),*  Lord  Elcho  (1827—30). 
Von  1830—37  war  König  Wilhelm  IV. 
Patron,  Grossmeister  waren  Lord  Kiunaird 
(1830—32),  Graf  von  Buchan  (1882—33), 
Marquis  von  Douglas  (1833 — 35),  Viscount 
Fincastle  (1835—36),  Lord  Ramsay  (1836 
bis  1888).  Am  27.  Aug.  1822  sah  Edinburg 
eine  seiner  grössten  Feierlichkeiten,  die 
Grundsteinlegung  des  Nationaldenkmals 
für  die  in  den  letzten  Kriegen  gefallnen 
Streiter,  die  von  der  Grossloge  unter  Teil- 
nahme aller  Behörden  vollzogen  wurde. 
Die  Hoffnung,  den  König  gegenwärtig  zu 
sehen,  hatte  sich  freilich  nicht  erfüllt; 
aber  ausser  den  zahlreichen  Grossbeamten 
und  Provinzialgrossbeamten  und  den  Ver- 
tretern der  Tochterlogen  gingen  im  Zuge 
mehr  als  3000  Maurer.  Nach  Erledigung 
der  üblichen  Förmlichkeiten  hielt  der 
Grossmeister  Herzog  von  Hamilton  die 
Weihrede.  Die  Beschreibung  der  Feier 
füllt  bei  Laurie  zehn  Seiten  (196—205).  Im 
März  1831  starb  Alexander  Laurie  (s.d.),  der 
20  Jahre  als  Grosssekretär  gewirkt  hatte; 
die  Grossloge  widmete  ihm  in  ihren  Proto- 
kollen einen  langen,  anerkennenden  Nach- 
ruf. Nachfolger  wurde  sein  Sohn  William 
Alexander  Laurie  (s.d.).  Der  am  3.  Aug.  1829 
eingesetzte  Ausschuss  zur  Abfassung  einer 
neuen  Ausgabe  der  »Laws  and  Constitu- 
tions« legte  am  9.  Nov.  1885  das  fertige 
Werk  der  Grossloge  vor,  das  nun  geneh- 
migt und  veröffentlicht  wurde.  Der  am 
30.  Nov.  1836  gewählte  Grossmeister  Lord 
Ramsay  konnte  mit  der  Brüderschaft  das 
100jährige  Bestehen  der  Grossloge  feiern; 
am  Abend  wurde  ein  grosser  Fackelzug 
gemacht,  und  unter  Beteiligung  von  nahezu 
1000  Maurern  fand  die  Festfeier  in  der 
Freimaurerhalle  statt;  zur  Erinnerung 
daran  wurde  eine  Denkmünze  geschlagen, 


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Schottland. 


351 


von  der  die  Grossmeister  von  England 
und  Irland  je  eine  in  Gold  erhielten.  Die 
Zahl  der  Grossheamten  hatte  sich  seit 
1786  über  die  Zahl  7  allmählich  erhoben; 
es  waren  hinzugekommen:  ein  »Substitute 
Grand  Master«  (seit  1738),  ein  «Grand 
Tyler«  (seit  1741),  ein  «Grand  Chaplain« 
(seit  1758),  ein  »Grand  Master  Elect«  (seit 
1760),  ein  »Grand  Jeweller«  (seit  1801), 
ein  «Grand  Architect«  (1809,  ständig  seit 
1823),  ein  «Grand  Bible-ßearer«  (seit  1813), 
ein  Grand  Marshai « (seit  1834),  zwei  «Grand 
Deacons«  (seit  1836),  ein  »Grand  Bard« 
(seit  1836).  Ein  »Grand  Master  Elect« 
tritt  zum  letztenmal  ein  am  30.  Nov.  1830; 
die  «Laws«  von  1848—  96  verzeichnen  an 
zweiter  Stelle  einen  »Past  Grand  Master«*), 
an  dritter  einen  »Depute  Grand  Master«  und 
an  vierter  einen  «Substitute  Grand  Master«. 
Nach  1836  finden  wir  noch  einen  »Grand 
Director  of  Ceremonies«  (seit  1842),  einen  | 
»Grand  Sword  Bearer«  (seit  1843),  einen 
»Grand  Director  of  Music«  (seit  1845). 
Die  «Constitution  and  Laws«  von  1896 
führen  noch  einen  «Grand  Organist«  und 
einen  «Grand  Inner  Guard«,  ausserdem 
zwei  «Grand  Chaplains«  auf,  wogegen  der 
•  Grand  Clerk«  verschwunden  ist.**)  Gross- 
meister  seit  1838  waren  der  Lord  Provost 
James  Forrest  von  Comiston  (1838—40), 
Graf  von  Rothe«  (1840—41),  Lord  Fitz- 
Clarence  (1841—43),  Lord  Glenlyon,  spater 
Herzog  von  Athole  (1843—64),  John  Whvte 
Melvill  le  von  Bennochy  und  Strathkinness 
(1864-67),  Graf  von  Dalhousie  (1867-70), 
Graf  von  Roslyn  (1870  —  73),  Baronet 
Michael  Robert  Shaw-Stewart  (1873—82). 
Graf  von  Mar  und  Kellie  (1882—85),  Lord 
Blythswood(l885-92),GrafvonHaddington 
(1892—94),  Baronet  Charles  Dalrymple 
(1894—97),  Lord  Saltoun  (1897—99),  der 
ehrenwerte  James  Hozier  (seit  1899).  Am  14. 
Mai  1838  wurde  beschlossen,  mit  den  Gross- 
logen von  England  und  Irland  gegenseitige 
Vertretung  zu  schaffen,  die  mit  England  aber 
erst  1847  zu  stände  kam,  mit  Irland  gar 
erst  1857;  1844  geschah  dasselbe  mit  der 
Grossen  Loge  Royal  York  in  Berlin.  Eine 
»Schottische  maurerische  Wohlthätigkeits- 
kasse«  wurde  1846  begründet,  die  »Regeln« 
stehen  bei  Laurie  (S.  257).    Am  7.  Febr. 

1848  wurde  die  dritte  Ausgabe  der  »Laws 
and  Constitutions«  genehmigt.   Im  Sept. 

1849  erbte  die  Grossloge  die  wertvolle 
maurerische  Bücher-  und  Handschriften- 
sammlung des  in  Paris  verstorbnen  Dr. 
Morison  (s.  d.),  deren  Wort  von  einem  Sach- 
verständigen auf  20000  Franken  geschätzt 
worden  war  (Laurie,  S.  275,  Anm.);  sie 


•)  Der  erste  „Put  Grsnd  Master"  w«r  Lord  FiU- 
CUrence,  der  1941—43  Grosssieister  w«r  und  1865 
•Urb. 

**)  Die  nL»ws*  ron  1866  zeigen  noch  denselben  Be- 
(itand  wie  1S48 ;  wann  D*ch  1866  die  Anderuimi'n 
vorgenommen  sind,  können  wir  nicbt  sagen ,  da  die 
Ja» wischen  liegenden 
LI  and  sind. 


bildet  noch  jetzt  den  wertvollsten  Bestand- 
teil der  Bücherei  der  Grossloge.  Gegen- 
seitige Vertretung  mit  dem  Grossosten  der 
Niederlande  und  brüderlicher  Verkehr  mit 
der  Grossloge  Alpina  in  der  Schweiz  wur- 
den 1850  vereinbart.    Maurerische  Klubs 
ausserhalb  der  Logen,  auch  zu  Zwecken 
maurerischer  Belehrung,  wurden  1851  streng 
verboten  bei  Strafe  der  Ausschliessung 
aus  dem  Bunde;  jedoch  erklärte  sich  die 
Grossloge   bereit,    zur   Abhaltung  von 
Unterrichtslogen  (Lodges  of  Instruction) 
in  den  einzelnen  Bezirken  oder  Provinzen 
unentgeltlich    Vollmachten  auszustellen. 
König  Oskar  I.  von  Schweden  (s.  d.)  und 
Prinz  Friedrich  der  Niederlande  (s.  d.) 
wurden  am  3.  Febr.   1851    zu  »Ehren- 
mitgliedern« ernannt,  der  erste  Fall  dieser 
Art;  die  Dankschreiben  beider  sind  bei 
Laurie  abgedruckt  (S.  291,  294).  Später 
ernannte  die  Grossloge  auch  Georg  V.  von 
Hannover  und  Wilhelm  I.  von  Preussen 
zu  Ehrenmitgliedern.   Am  2.  Aug.  1852 
wurde  dem  Vertreter  der  Grossloge  bei 
der  Grossloge  von  England  der  Rang  eines 
»Past  Senior  Grand  Warden«  verliehen, 
was  der  erste  Fall  dieser  Art  war.  Am 
Belben  Tage  beschloss  man  die  Einrichtung 
gegenseitiger  Vertretung  mit  den  Gross- 
logcn  von  Schweden  und  von  Hamburg. 
Später  ist  das  gleiche  Verhältnis  geschaffen 
worden  mit  der  Grossloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  und  der  Grossen  Landeslogc 
zu  Berlin,  sowie  mit  den  Groaslogen  von 
Dänemark,  Griechenland,  Spanien  und 
Ungarn,  ausserdem  mit  einer  grossen  Zahl 
überseeischer  Grosslogen,  namentlich  in 
Amerika.    Am  24.  Juni  1858  wurde  vom 
Grossmeister  Herzog  von  Athole  der  Grund- 
stein zu  einer  neuen  Maurerhalle  gelegt, 
und  am  24.  Febr.  1859  fand  die  Weihe 
des  Hauses  statt,  beides  mit  grosser  Feier- 
lichkeit und  unter  ungeheurer  Beteiligung 
(genaue  Beschreibungen  bei  Laurie,  S.  319 
bis  344,  351—59).    Mit  dein  Bericht  über 
die  Weihe  schliesst  Laurie  seine  fortlaufende 
Geschichte  der  Grossloge.    Aus  der  spä- 
tem Zeit  ist  nur  weniges  zu  bemerken. 
Am  16.  Okt.  1870  war  der  Prinz  von  Wales 
in  Edinburg  und  wurde  als  Patron  der 
schottischen   Freimaurer  eingesetzt,  zu- 
gleich alB  Mitglied  in  die  Liste  der  Marien- 
kapelle eingezeichnet;  am  folgenden  Tage 
legte  er  den  Grundstein  zum  neuen  Königl. 
Krankcuhause  mit  maurerischen  Formen. 
Schon  unter  der  langen  Regierung  des 
Herzogs  von  Athole  waren  Unregelmässig- 
keiten   und  geschäftswidrige  Verschlep- 
pungen in  der  Grossloge  üblich  geworden, 
denen   auch  die   nächsten  Grossmeister 
trotz   mehrfacher  Versuche   kein  Ende 
machen  konnten,  bis  endlich  der  Gross- 
meister Baronet  Shaw-Stewart  durch  that- 
kräftigcs  Eingreifen  Wandel  schaffte.  Der 
Grossschriftführer  John  Laurie  trat  1877  zu- 
rück und  wurde  durch  David  Murray  Lyon 
ersetzt,  der  mit  unsäglicher  Mühe  wieder 


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352 


Schottland. 


mehr  Ordnung  in  die  Geschäftsführung 
brachte;  er  legte  wegen  Kränklichkeit 
Ende  1900  sein  Amt  nieder  (vgl.  Lyon).  — 
III.  Verhalten  der  Grossloge  von  8. 
zu  hühern  Graden.  Als  1736  die  Gross- 
loge gegründet  wurde,  nach  dem  Vorbild 
der  Londoner  Grossloge,  liess  sie  die  in- 
zwischen in  England  ausgebildeten  drei 
Johannisgrade  gelten,  erkannte  aber  die 
Inhaber  der  bis  1735  ausschliesslich  in  S. 
bearbeiteten  Lehrlings-  und  Genossengrade 
als  vollberechtigte  Mitglieder  an,  die  in 
alle  Ämter  eintreten  konnten;  denn  nur 
wenige  Logen,  an  erster  Stelle  Canongate 
Kilwinning,  hatten  damals  den  neuen 
Meistergrad  bereits  angenommen.  In  der 
Folgezeit  hat  die  Grossloge  auch  an  den 
drei  Graden  festgehalten  und  weitern 
grundsätzlich  die  Anerkennung  versagt, 
obwohl  sie  1768  einer  Loge,  die  sich  von 
der  Loge  St.  Lukas  abzweigte  und  «Royal 
Arch«  nannte,  Freibrief  erteilte,  natür- 
lich nur  für  die  drei  Grade.  Am  26.  Mai 
1800  erliess  die  Grossloge  zum  erstenmal 
eine  besondere  Verfügung,  dass  sie  nur  »die 
drei  grossen  Orden  der  Maurerei,  und  diese 
allein,  die  des  Lehrlings,  des  Zunftgenossen 
und  des  Meister  -  Maurers«  anerkenne 
(sanetion),  und  da  sich  »andre  Bezeich- 
nungen von  Maurern,  unter  verschiednen 
Titeln«,  in  das  Land  eingeschlichen  hätten, 
die  »mit  der  Reinheit  und  den  wahren 
Grundsätzen  des  Ordens  unvereinbar« 
wären,  so  solle  keine  Loge,  die  einen  Frei- 
brief von  der  Grossloge  habe,  andre  Ver- 
sammlungen abhalten  als  »jene  der  drei 
oben  bezeichneten  Orden«,  bei  Strafe  der 
Entziehung  des  Freibriefs  (Laurie,  S.  162). 
Als  1817  eine  neue  Parlamentsverfügung 
gegen  aufrührerische  Vereinigungen  er- 
lassen war,  schärfte  die  Grossloge  ihren 
Tochterlogen  wieder  ein,  sich  vor  Neue- 
rungen zu  hüten,  durch  welche  die  Rein- 
heit des  Ordens  beeinträchtigt  werden 
könnte;  die  Grossloge  erkenne  nur  »die 
drei  Grade  des  Lehrlings,  des  Zunft- 
genossen  und  des  Meister-Maurers  in  der 
8t.  Johannismaurerei«  an;  keine  Tochter- 
loge dürfe  Angehörige  andrer  Grade,  ein- 
zeln oder  als  Körperschaft,  mit  andern 
Abzeichen,  als  denen  der  Johannismaurerei 
an  ihren  Zusammenkünften  oder  an  Auf- 
zügen teilnehmen  lassen,  bei  Strafe  strenger 
Massregelung;  die  Provinzialgrossmeister 
sollen  angewiesen  werden,  in  ihren  Be- 
zirken für  die  Befolgung  dieser  Vorschriften 
zu  sorgen  (vgl.  Laurie,  S.  189).  Dieses 
scharfe  Vorgehen  war  dadurch  mit  veran- 
lasst, dass  Alexander  Deuchar.  gewesner 
Meister  der  Marienkapelle,  una  mehr  als 
30  andre  Maurer  als  »Tempelritter,  Ritter 
von  Jerusalem,  Ritter  des  heil.  Kreuzes 
u.  s.  w.«  mit  Abzeichen,  die  nicht  zur 
Johannismaurerei  gehörten,  an  Versamm- 
lungen iener  Loge  und  ebenso  an  Auf- 
zügen bei  einigen  Grundsteinlegungen 
teilgenommen  hatten.    Am  3.  Nov.  1817 


wurde  sogar  mit  einer  Mehrheit  von  155 
gegen  27  Stimmen  beschlossen,  dass  vom 
27.  Dez.  1817  an  »niemand,  der  in  einer 
maurerischen  Körperschaft,  die  höhere 
Grade  als  die  der  Johannismaurerei  an- 
erkennt, eine  amtliche  Stellung  einnimmt, 
berechtigt  sein  soll,  in  der  Grossloge  von 
8.  zu  sitzen,  zu  wirken  oder  zu  stimmen« 
(Lyon,  S.  295).  Wenige  Monate  vorher, 
am  28.  August  1817,  hatten  sich  34  in  S. 
bestehende  Kapitel  vom  Royal  Arch  zu 
,  einem  »Höchsten  Grosskapitel  vom  Royal 
Arch  von  S.«  (Supreme  Grand  Royal  Arch 
Cbapter  of  Scotland)  vereinigt,  und  gegen 
diese  neue  »maurerische  Körperschaft« 
war  die  Kriegserklärung  der  Grossloge  be- 
sonders gerichtet.  Die  Bemühungen  des 
Grosskapitels,  eine  Verbindung  mit  der 
Grossloge  nach  Art  der  in  England  ein- 
gegangnen  herzustellen,  war  vergeblich, 
obwohl  zwei  gewesne  Grossmeister  das 
|  Gesuch  unterstützten,  ja  auf  Antrag 
i  des  Vertreters  von  Kilwinning  wurde 
das  betreffende  Schreiben  gar  nicht  ein- 
mal verlesen.  Ein  weiterer  Versuch 
vom  August  1820,  den  Beschluss  vom  3. 
Nov.  1817  aufzuheben,  scheiterte  gleich- 
falls; aber  nach  Lyons  Aussage  (S.  296) 
hatte  die  Grossloge,  obwohl  sie  die  Nicht- 
anerkennung höherer  Grade  aufrecht  er- 
hielt, schon  1873,  als  Lyons  Buch  erschien, 
längst  nicht  mehr  ihre  Verhinderungs- 
bestimmungen beobachtet,  sondern  es 
ruhig  geschehen  lassen,  dass  die  Abzeichen 
höherer  Grade  in  den  Johannislogen  ge- 
tragen wurden  und  die  Mitglieder  Ämter 
in  ihnen  bekleideten.  Am  14.  Mai 
1888  lag  ein  Gesuch  des  Provinzialgross- 
meisters  von  Westindien  vor,  den  Mark- 
Maurer-Grad  arbeiten  zu  dürfen,  was  die 
Grossloge  entschieden  ablehnte,  mit  er- 
neutem Hinweis  auf  die  einzig  erlaubten 
»drei  Orden  des  Lehrlings,  des  Zunft- 
genossen und  des  Meistermaurers«  (Laurie, 
8.  229),  obwohl  zwei  Markgrade  seit  1778 
in  Banff  und  einer  seit  1789  in  der 
Journeymen-I/Oge  in  Edinburg  (vermutlich 
auch  sonst  noch)  erteilt  wurden.   1858  da- 

Segen  erkannte  die  Grossloge  die  beiden 
larkgrade  als  Ergänzungen  des  Zunft- 
genossen- und  des  Meistergrads  an  (Laurie, 
8.  346  ,  428)  und  gestattete  ihre  Bear- 
beitung; darum  lautet  §  8  der  »Constitution 
and  Laws«  (1896):  »Die  Grossloge  erkennt 
I  keine  Grade  der  Maurerei  an  ausser  denen 
des  Eingeführten  Lehrlings,  des  Zunft- 
genossen (mit  Einschluss  des  Markgrads) 
und  des  Meistermaurers«.  Heute  wird 
nur  noch  der  Markmeistergrad  erteilt,  und 
zwar  infolge  eines  Vertrags  zwischen  der 
Grossloge  und  dem  Grosskapitel  nur  an 
Meistermaurer,  obwohl  er  eigentlich  nach 
Auffassung  der  Grossloge  ein  zweiter  Teil 
des  Genossengrads  ist  (vgl.  Englische 
und  Schottische  Lehrart;  Crowe,  The 
Scottish  Master  Mason's  Handbook,  8.  56). 
Nach  Laurie  wurde  auch  der  Grad  eines 


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Schottland. 


358 


»Htuhlmeif»ters«  oder  »Gewesnen  Meuten« 
in  vielen  Logen  bearbeitet,  aber  nur  »neu 
erwählten  Meistern«  mitgeteilt,  wenn  sie 
eingesetzt  werden  tollten.  Unter  Groas- 
meister  Roslyn  (1870  —  78)  wurde  diener 
Grad  ab  der  eines  *  Eingesetzten  Meisten« 
•  Installed  Master)  amtlich  anerkannt,  und 
$  4  der  »Constitution  and  Lews«  bestimmt 
Uarüber,  daas  nur  Grosameister,  Provinz!*!- 
und  Distriktsgroaameister,  suwie  Logen - 
meister  ihn  erhalten  dürfen,  ausserdem 
geweane  Meister,  wenn  sie  eine  ein- 
ährige regelrechte  Amtsführung  nach- 
weisen können,  es  müssen  aber  immer 
mindestens  drei  »Eingesetzte  Meister«  zu- 
gegen sein.  Über  die  weitem  in  S.  be- 
kannten Grade  vergleiche  man  Englische 
und  Bchottiaohe  Lehrart.  —  IV.  Wachs- 
tum und  Ausbreitung  der  Schotti- 
schen Grossloge.  Mit  88  Logen  trat 
sie  1736  ins  Leben,  und  die  Zahl  ist  zu- 
nächst nur  langsam  gestiegen;  denn  nach 
den  statistischen  Heigeben  der  beiden 
I-auric  (1804  und  1859)  ist  1745  ent  die 
Xumnier  60  erreicht  worden.  Die  Liste 
de»  filtern  Lawrie  von  1804  (Appendix  V, 
h.  H87— 40)  hat  271  Logen,  aber  ohne 
Nummern,  nach  spatern  Listen  kann  man 
jedoch  »YnUtellen,  daas  die  letzte  von  ihm 
aufgeführte  Loge  die  Nummer  278  hatte. 
Bereite  1787  wurden  die  Logen  nach  dem 
Alter  geordnet,  zunächst  anscheinend  ohne 
Nummern;  denn  die  Loge  von  Scoon  und 
l'erth,  die  erst  1742  beitrat,  hat  in  der 
ältesten  erhaltnen  Zahlung  Nr.  6  (heute 
Nr.  8);  die  Zahlen  können  also  kaum  vor 
1742  hinzugefügt  sein.  Anderseits  hatte 
Kilwinning  in  der  alten  Zahlung  Nr.  2, 
und  da  nach  1744,  ais  die  Loge  wieder 
au*ge*chiedeu  war,  diese   Nummer  frei 

Seitlichen  ist,  so  niuas  die  Beifügung  der 
nhlen  zwischen  1742  und  1744  erfolgt 
«ein.  Nach  einer  Mitteilung  Lyons  an 
Goul!  iilistory  V,  64)  war  aber  die  Be- 
zeichnung der  Logen  nach  Nummern  bin 
etwa  1790  nicht  üblich,  fing  dann  au,  Ge- 
wohnheit zu  werden,  und  wurde  amtlicher 
Brauch  seit  1802.  Die  alten  Nummern 
galten  bis  1816,  nur  Kilwinning  wurde  bei 
ihrem  Wiedereintritt  1807  mit  Nr.  0  an 
die  Hpitze  gestellt  und  hat  noch  heute 
dieselbe  Stelle  und  Bezeichnung.  Marien- 
kapelle hat  Nr.  1  behalten,  Nr.  2  wurde 
IMG  Ca  nongnte  Kilwinning,  Nr.  8  Scoon 
und  Perxh.  Die  Loge  zu  Melrose  erhielt 
bei  ihrem  Zutritt  Nr.  1",  Aberdeen  wurde 
von  Nr.  84  auf  Nr.  1*  gebracht,  so  daas 
jetzt  Nr.  8  in  Wirklichkeit  ent  die  fünfte 
ijogn  ist.  1804  verzeichnet  Lawrie  in 
Appendix  IV  (8.  829  -86)  16  Distrikte  mit 
Frovinzialgrosameistern  in  8.,  ausserdem 
l'rovinzialgrossmeister  für  die  schottischen 
Logen  in  Frankreich  und  für  die  Bermuda*- 
insrin.  Nr.  100  war  1760,  Nr.  200  1781 
erreicht  worden,  1807  vor  Zutritt  von 
«Mutter  Kilwinning«  mit  ihren  Tochter- 
logen Nr.  288.  Diese  Tochterlogen  wurden 

AUfniMM  Hu.ihi.-h  rfrr  I'rei»»urcrti.  IL 


zunächst  am  Ende  hinzugefügt,  dann  aber 
nach  ihrem  Alter  an  den  betreffenden 
Stellen  eingeschaltet  (vgl.  Gould  V,  65). 
Die  Neuzahlung  ergab  bis  Ende  1816  Nr.  0 
und  Nr.  1—262,  also  268  Logen,  während 
nach  der  alten  Zahlung  Nr.  888  die  letzte 
war,  so  daas  seit  Beginn  der  Zählung  (1742) 
70  Logen  wieder  eingegangen  oder  aus- 
geschieden waren.  Die  »Law*  and  Con- 
stitution-« von  1848  zählen  mit  Ende  1847 
bis  Nr.  851  (nach  alter  Zahlung  422),  Lauriea 
•History«  (1889)  geht  mit  Ende  1868  bis 
Nr.  889  (die  alte  Zählung  ist  über  422 
nicht  weitergeführt),  es  bestanden  aber 
1847  bezw.  1858  nur  242  besw.  278  Logen. 
Hiervon  waren  1847  217  in  8.,  4  beim 
Militär  und  21  im  Ausland,  1858  227  in 
8.,  2  beim  Militär  und  44  im  Ausland. 
Lawrie  verzeichnet  1804  noch  20  Auslands- 
logen, davon  14  in  Nordamerika  und  auf 
den  amerikanischen  Inseln,  1  in  Namur, 

1  in  Gotenburg,  1  in  Petersburg,  8  in 
Marseille;  aber  1816  sind  diese  bis  auf 

2  (Bermudas,  Barbados)  verschwunden  und 
nur  5  (Ceylon,  Turksinseln,  Spanien,  Ba- 
hamas,Trinidad)  hinzugekommen,  von  denen 
allen  nur  8  (Bermudas,  Bahamas,  Trinidad) 
noch  heute  bestehen.  Lanrie  zählt  1859 
29  Distrikte  oder  Provinzen  in  8.  mit 
Provinzialgrossmeistern  an  der  Spitze  (nur 
Edinborg  hat  keinen),  und  dieselben  Pro- 
vinzen, nur  mit  kleinen  Verechiebnngen, 
giebt  es  noch  heute;  als  80.  Provinz  ist 
1893  Sutherlandshire  mit  einer  Loge  (Nr. 
790)  neu  gebildet,  aber  einstweilen  ohne 
Provinzialgrossmeister.  Die  Gesamtzahl 
der  tagen  in  8.  Anfang  1900  betrug  407. 
Auslandsprovinzen  zählt  Laurie  (1859)  18 
mit  44  Logen.  Anfang  1900  gab  es  82  Pro- 
vinzen und  Bezirke  {mit  218  Logen),  von 
denen  6  unter  einem  Distriktagrossmeister 
und  6  unter  einem  IVovinxisJgrosameister 
stehen,  der  Leiter  der  Provinz  Indien  heisst 
•Grossmeister  der  ganzen  schottischen  Frei- 
maurerei in  Indien«,  die  andern  19  Bezirke 
stehen  unmittelbar  unter  der  Grossloge. 
Anfang  1900  war  in  der  Matrikel  die  Nr. 
906  erreicht,  es  bestanden  aber  nur  625 
Logen  im  Ganzen,  407  in  8..  218  im  Aus- 
land. Die  ersten  Aualandslogen  waren 
1756  zu  Boston  und  zu  Blandford  in  Vir- 

5 Dil  an  gestiftet;  die  liuupt  Verbreitung 
raussen  fand  die  schottische  Maurerei 
erst  nach  1836,  nachdem  die  Grosaloge  ihr 
100.  Jubelfest  begangen  hatte.  Die  Zahl 
der  Neugründungen,  sowohl  in  8.,  wie  im 
Ausland,  ist  hesonden  seit  1892  eine  recht 
bedeutende.  Das  Jahr  1891  schloss  mit 
Nr.  781,  und  Anfang  1900  war  Nr.  90C  er- 
reicht, das  macht  in  acht  Jahren  einen 
Zuwachs  von  126  Logen.  Seit  1846  be- 
sitzt die  Grossloge  eine  maurerische  Unter- 
stützungskasse, die  in  den  Monaten  Jan. 
bis  Män  1900  £  494. 10  vereinnahmte  und 
£  251. 15  an  bedürftige  Maurer  oder  Wit- 
wen von  Brüdern  verteilte.  Ausserdem 
besteht  seit  1888  bei  der  Grosaloge  eine 

28 


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?54 


Sehottmitller  —  Schreiber. 


Annuitätskasae,  die  durcti  Sammlnugen  in 
den  Logen  am  Johannistage  unterhalten 
wird,  für  1899  sind  4-485.7.0  eingeliefert 
worden;  die  Auslandsingen  beteiligen  {■ick 
daran  nur  vereinreit,  und  auch  viele  liegen 
im  Inland  halten  mit  Beiträgen  zurück. 

Schott«  u  Her,   tConrad,  Heh.  Rctrie-  j 
rungsrat  und  Vorl  rage.uder  Rat  im  Minis- 
terium für  geiatliche  Angelegenheiten  in  I 
Berlin,  geh.  28.  Sept.  1841  in  Berlin,  gest. 
16  Mai  1«98  in  Rom,  wurde  fn  den  Frei-  ) 
niaurerbund  9.  Okt.  1876  in  der  l>ogc 
Friedrich  Wilhelm  zur  Morgenröte  in  Ber- 
lin aufgenommen  und  war  das.  1883—88 
Vorsitzender  Meister.    Da  er  nach  Born 
Übersiedelte,  legte  er  diese*  Amt  nieder, 
frein  grosstes  Werk  ist:  »Dir  Untergang  \ 
des  Ti-mplerordens  mit  Urkunden  und  kri-  ! 
tischen  Beitragen»  |2  Bde.,  Brl.  1887). 
Es  gah  daau  Veranlassung,  dass  die  Groaee  i 
l  andeBloge  in  Berlin  1888  die  bis  dahin  i 
f<  stgehaltne  Ten»plerfiberlirfeniug  fnflen  | 
lies*.    [Vgl.  BZC.  1894,  8.  16.    L.  1898,  ! 
S.  95.] 

Sehoute«,  Jan,  geb.  1787,  gest.  23.  April 
1853,  war  1840 — 51  abgeordneter  Groß- 
meister des  Orosaotttens  der  Niederlande  ' 
und  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  La  natu-  j 
boy ante  in  Dord recht.  Er  ist  bekannt  durch  : 
■ein  Gedicht  »Vrijmetselarij«  (Rotterdam  I 
1817;  deutsch,  Varel  1822),  wovon  in  18  ! 
Monaten  swei  Auflagen  vergriffen  waren. 
Zur  Ehre  seiner  funfundy.wanaigjährigen  | 
maurerischen  Weihe  ward  21.  Nov.  1836 
eine  Denkmünze  geschlagen  fHMW.  Nr.  { 
220 J  und  lieas  man  ein  den  Namen  Broe- 
dertrouw  tragendes  Schiff  vom  Stapel,  wei- 
ches letztere  auch  au  »einer  Ehre  nach 
seinem  Tode  mit  einem  andern  Schiff  ge- 
schah, i 

Schräder,  l)Paul  August  herzoglich 
hraunschweigscher  Hofrat,  wurde  6.  Marz 

1769  in  der  Loge  Jonathan  in  Braun-  j 
schweig  aufgenommen  und  schon  Johan-  • 
L.is  17fc0  zum  Meister  vom  Stuhl  i^ewahlt;  j 

1770  wurde  er  Meister  vom  Stuhl  der  von 

d  *n  Herzogen  als  Tochterloge  der  französi-  ; 
»••heu  lx»ge  St. -Charles  de  la  concorde  | 
gestifteten  und  11.  Okt.  eingeweihten  Loge  < 
Jonatb  in  zu  den  drei  Säulen,  verbat  aber 
schon  gegen  Johannis  1771  die  Wieder* 
ward,  weil  er  sich  nicht  Kraft  genug 
vuiraute,  seine  Brüder  zu  regieren,  die 
aiert  nui  ungern  und  widerstrebend  in  die 
v  i»  den  Fügten  gegebnen  Gesetze  und 
oft  gar  nicht  in  die  von  ihnen  verlangte 
Abhängigkeit  von  der  Mutterloge  fugen 
tauchten;  er  besuchte  seitdem  keine  Loge 
melir  und  stiftete  dafür  den  Argouaulen- 
orden      d.).    f  Vgl.  Lach  mann,  Geschiecte  i 
tt-r   fle  v? rade  t  Kraunschweig  1866),  8. 
ü'Jb.j 

2)  Julius  Antonio,  geb.  16.  Juni  V'lö  I 
ja  Berlin,  besuchte  die  Berliner  und  die  : 
lMlsse.ld  .rfer  Akademie,  ging  1845— 47  nach 
Italien  und  lie*«  sich  dann  in  Berlin  nie- 
der.   1856  -9'?  war  er  Lehrer  an  der  Aka- 


demie d-is  und  nei.  1853  Mitglied  ihres 
Senats  tf.  ist  geschitzt  durch  seine  Ge- 
schichU'bilder  und  Porträts.  —  Er  wurde 
17.  Jan.  18i',2  in  der  Loge  Zur  Verschwie- 
genheit in  üerlin  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen.    [Vgl.  FZ.  1862,  S.  31.) 

Schreber.  Johann  Christian  Daniel 
v..  NatorfoKchei  und  Mediziner,  geb.  1739 
in  Weissen*«*,  gest.  10.  Dez.  lblO  in 
Erlangen,  bezog  19  Jahre  alt  die  Uni- 
versität Halte  und  legte  hier  bereite 
d*>n  Grund  zu  seiner  vielseitigen  Gelehr- 
äsmke  t.  Seine  Vorliebe  für  Botanik  trieb 
ihn  1760  nach  Upsala,  um  Linne*  zu  hören. 
Hier  erwarb  er  sich  die  medizinische  Dok- 
torwürde. 1761  erhielt  er  die  Stella  Hees 
Arztes  am  Pädagogium  in  Bützuw  und  die 
Berechtigung,  an  der  dort  mit  gegrün- 
deten Universität  offvnrliuhe  Vorlesungen 
zu  halten.  Zwischen  1764  und  1770  ent- 
faltet* er  von  Leipzig  und  Berlin  aus  eine 
ungernein  triebe  schriftstellerische  Thätig- 
keit,  die  ihm  die  Mitgliedschaft  vieler 
wissenschaftlichen  Körperschaften  ein- 
brach ie  und  seiue  Berufung  zutn  ordent- 
lichen Professur  der  Medizin  in  Erlangen 
zur  Folge  hatte.  Dort  hat  er  voin  Aag. 
1770  bis  an  sein  Ende  aegeusreich  ge- 
wirkt. Er  erhielt  1773  das  Direktorat 
Über  den  neuangelegten  botanischen 
Garten,  1776  die  Professur  der  Naturge- 
schichte und  rückte  1791  iu  die  erste  ordent- 
liche Professur  der  Medizin  ein,  nach- 
dem er  schon  vorher  infolge  seiner  Wshl 
zum  Präsidenten  der  Carolinisch-lcopol- 
diuischen  Akademie  der  Naturforscher 
den  Charakter  eines  kaiserl.  Rats,  lfalx- 
grafeu  und  I/eibarzts  'erhalten  hatte  und 
geadelt  worden  war.  —  Freimaurer  wurde 
er  in  Halle  IL  Dez,  1759  bei  Gelegenheit 
des  dritten  Stiftungsfests  der  Loge  Phila- 
delphia, die  an  diesem  Tage  auch  durch  Rosa 
(s.u.)  als  eine  Tochterloge  der  Berliner  Ix>ge 
Aux  trois  globes  gegrüudct  wurtle.  Ö.  er- 
hielt am  2.  Jan.  1760  den  zweiten  Grad  und 
wurde  gleichzeitig  (als  der  erste)  Bibliothe- 
kar. Am  14.  Jan.  1760  erstieg  er  die  dritte 
Stufe.  Er  verlies*  wohl  nach  Ostern  1760 
Halk,  d'tfni  sein  Logeuamt  wurde  im  Mai 
neu  b^et/t. 

Skshreckeefzeioheu  (snrne  de  detreasc). 
ein  im  Meistergrad  vorkommende»  und 
mit  der  Sage  vom  Tode  Hirama  (s.  d.»  zu- 
aamtnentiä'igendes  Zeichen,  verwandt  mit 
dem  Not-  und  Hilfreichen  b».  d.). 

Schreiber,  Aloys  Wilhelm,  geb.  \&. 
Okt.  1763  in  Kapel  unter  Windeck  in  Ba- 
den, gest.  21.  Okt.  1841  abj  badiacber  Hof- 
rat und  J  iftoriograph  in  Baden-Baden, 
war  ein  überaus  thfitiger  Schriftsteller, 
nanculitcu  war  früher  sein  Handbuch  für 
Reisende  <m  Rhein  ein  beliebtes  Buch 
Als  freimrurert^cbe»-  Schtiftateller  trat  er 
(Heidelberg  181.'i)  mit  den  »Palmb!ätt»rn 
fii>  Krcin  "trer»  auf,  wahrend  die  ihm 
auch  <.u?i-  hitebeiu-  .Schrift  »Das  Jndtu- 
thi.ut  >\  vi  "  I  r^in  aurerei«  deu  bekannt* n 


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N<  hreibweiae  —  Schräder. 


.ludenhasaer  Ehr  mann  (9.  d.)  zun  Ver- 
fasser hat. 

Schreibweise,  maureriscbe.   I.  Der  Stil 
war,  wie  sonst,  einst  schwülstig,  hat  sich 
aber  mehr  und  mehr  dem  allgemeinen  Ge- 
hrauch angeschlossen.  Es  liegt  auch  kein 
Grün«)  vor,  von  dem  gewöhnlirhen  Sprach- 
gebrauch ubz u weiche».  Selbstverständlich 
tritt,  mehr  das  brüderliche,  also  freund- 
schaftliche Verhältnis  im  Briefstil  in  den 
Vordergrund,  wobei  vou  aller  unmänn- 
lichen SÜsalicb  Weit  abzusehen  ist.  .IT.  Auch 
in  der  Form  unterscheiden  sjchvnaureri*che 
Schriitstttcke  nicht  wesentlich  von  andern. 
Bei  Zuschritten  der  Logen  und  Grosslogen 
ene  heint  obenan  der  Nalnc  oder  das  Ab- 
zeichen der  betreffenden  Loge,  oft  auch, 
namentlich  im  Aunlaud,  der  Spruch:  Z. 
K.  d  a.  B.  a.  W.  ~  Zum  Uuhro  des  all- 
mächtigen Baumeisters  (s.  d.)  aller  Welten. 
In  1  »POtKphland  bat  auch  das  fast  ganz 
aufgehört.    ITI.  Die  Anreden  (s.  d.)  waren 
früher  schwülstig  und  nahmen  eine  nach 
und  nach  einfachere  Form  an,  wie  auch 
in»  persönlichen  Logen  verkehr.  Immerhin 
wer<W  die  einmal  eingeführten  Bezeich- 
nungen, namentlich  bei  den  Gro*slogen 
gebraucht,  aurh  bei  Logen  und  Logen- 
meistern,  jedoch  nur  in  gewissermassen 
amtlicher  Stellung.     JV.  Der  Gebrauch 
der  (tc-zeichnung  »Orient«  findet  sich  noch 
vielfach  in  amtlichen  Schriftatückeu  beim 
Namen  de* Ort*,  nichr  -o  im  privaten  Brief- 
vt  rkehr.  Die  Jahreszahl  mich  manreriacher 
Arr  mit  Verwendung  eine«  liegenden  (Au- 
di •  aa-)  Kreuz tv  zu  teilen ,  kommt  ebenso 
m«-hr  und  mehr  ah,  als  der  Gebranch  der 
.»:ihrcs*.ahl  mit  dem  Zusatz  von  4000,  also 
z  B.  .'•899.  Das  sind  Spielereien,  wie  die  in 
schottischen  l^ogen  vorkommende  Art,  die 
Monate  von  Johanni  an  zu  rechnen.  Da- 
hin gehören  auch  V.  bei  Abkürzungen  die 
drei  Tunkte  im  Dreieck.  1  >ie  Abkürzungen 
an  sieb  sind  nicht  su  verwerfen  und  die- 
nen gleichzeitig  in  Wirklichkeit  zur  Kürze. 
Man  wird  «ich  in  sie  bald  einleben,  da 
sich  die  frei  maureriscbe  Presse  ihrer  viel- 
fieh  bedient.    Richtig  ist  e*  dabei,  einen 
Funkt  yn  netzen,  wenn  die  Abkürzung 
nicht  mit  dem  letzten  Buchstaben  des 
Woites  schliefst.   VI.  Die  Benutzung  einer  j 
Gehci<ie>ehrifi     d.)  ist  ganz  geschwunden, 
und  mit  Ueehl.    l>er  Charakter  des  Ge- 
heimen und  Heimlichen  gebührt  der  Frei- 
maurerei nicht.   [Vgl.  FZ.  1<SB0,  8.  277.) 

Schrein,  Orden  vom  Mystischen  (Ancient 
Arahic  Order  of  the  Nobles  of  the  Myftic 
Shrine,  alter  arabischer  Orden  der  Edlen 
das  M.  8.).  Dieser  Orden,  der  1872  in 
New  York  gegründet  ist,  benutzt  bei  seinen 
Aufnahmen  arabische  Gebrinche  und  führt 
ueinen  Frsprnng  auf  den  Kalifen  Ali,  den  | 
Schwiegersohn  Mohammeds,  zurück.  Die 
Idee  soll  von  einem  Schauspieler  William 
J.  Florence  stammen,  der  bei  seiner  Bück- 
kehr aus  dem  Orient  einem  seiner  Freunde 
«veis  gemacht  habe,  er  sei  dort  in  einer  im 


Islam  weitverbreiteten  geheimen  Gesell- 
schaft aufgenommen  worden,  und  dabei 
die  Aufnahmezeremonie  geschildert  habe. 
Diene  -  Erzählung  habe  sieh  weiter  ver- 
t  breite/,  und  die  Grundlage  /.«im  Orden  ab- 
!  gegetan.    In  Nordamerika  besieht  jetzt 
'  ein  Imperial  Council  mit  Sl  Tümpeln  und 
!  etwa  50000  Mitgliedern.    An  der  Spitz..« 
I  steht  ein  Imperial  Potentate.  |  Vgl.  L.  I8i>7, 
S.  176;  1898,  8.  I6iM 

Schreiner,  W.Theob.  Otto,  Geh.Begi« 
rungwat  und  Stadtrat,  geb.  17.  Juli  181«  in 
Frankfurt  a.  O.,  gest.  2X.  Mai  1893  in  Ber- 
lin, hat  nach  neunjährigem  Staatsdienst 
50  Jahre  hing  im  Armen-  und  Schulwesen 
als  Stadtrat  dem  Beniner  Magistrat  ge- 
dient. —  Aufrenommeu  in  den  Frohnau- 
rerbund  wurde  8.  21.  Mai  1858  iu  der 
Loge  Zum  aufrichtigen  Herren  in  Frank- 
furt a.  O.,  Hchlosa  sieh  der  Loge  Zum  gold- 
neu Schiff  in  Berlin  an  und  wurde  in  dieser 
1868  mit  dem  ersten  Hammer  betraut,  den 
er  30  Jahre  lang  führte.  1877  wurde  er 
Mitglied  des  Ordensrats  und  1882  Ordens- 
unterarchitekt der  Grossen  Landesloge 
das.,  welche' Stell uog  er  bia  1825  inne  hatte. 
(Vgl.  L  1898,  S.  108.j 

Schrepfer  (eigentlich  Schrepffer),  Jo- 
hann Georg,  ein  Hauptapostol  der  Gold- 
und  Koaenkreuzer,  geb.  1739  in  Nflro- 
herg,  gest.  8.  Okt.  1774  als  Selbstmörder 
in  Leipzig,  war  im  Anfang  des  Sieben- 
jahrigen  Kriegs  preußischer  Husar,  dann 
Kaffeewirt,  in  Leipzig.    Obgleich  er  nie 
in  einer  wirklichen  Freimaurerloge  Auf- 
nahme gefunden  hat,  behauptete  er  doch, 
im  Besitz  der  Kenntnis  der  wahren  Frei 
maurerei  zu  sein,  und  suchte  die  wirk- 
lichen Freimaurer  von  ihren  Logen  ab- 
wendig zu  machen.    Namentlich  hatte 
dio  I  .oge  Minerva  in  Leipzig  viel  von  ihm 
zu  leiden.  Er  beleidigte  deren  Mitglieder, 
drang  sogar  einmal,  mit  Degen  und  Pistole 
bewaffnet,  in  die  Logenveraammlnng  eir 
und  schmähte  den  Meister  vom  Stuhl,  Pro 
fessor  Eck  (s.  d.),  der.  da  sich  viele  Mit- 
glieder von  S.'s  angeblichen  Geheimnissen 
blenden  lieasen  und  schwankend  wurden, 
sein  Amt  niederlegte.   S.  hatte  namllch  in 
seinem  Billardzimmer  eine  Loge  errichtet, 
in  der  er  Geister  zitierte  und  allerhand 
Unfug  trieb.    Er  galt  als  Wuudcrmann, 
and  sein  Anhang  wucha.   Ais  er  mit  sei- 
nen Baachimpfungen  gegen  die  Loge  fort- 
fuhr, sogHr  Zettel  undSchmahschriften  gegen 
einzelne  Freimaurer  auf  der  Strasse  aus- 
streute und  an  die  Hausthüren  anschlug, 
ersuchte  die  Loge  Minerva  die  Obrigkeit 
um  Schutz.    Er  wurde  mit  einer  Geld- 
strafe belegt,  lie.4  sich  aber  dadurch  nicht 
von  seinen  Schmähungen  abbringen.  Da 
nahm   sich    der  Protektor   der  sächsi- 
schen Logen,   Herzog   Karl   von  Kur- 
land, der  Loge  an.    Er  schrieb  an  den 
Stadtkommandanten  von  Leipzig,  Oberst 
v.  Zanthier,  und  befahl  ihm,  dem  Kuffee- 
wirt  8.  100  Prügel  verabfolgen  zu  lassen. 

23* 


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866 


Die  Strafe  wurde  auch  (Sept.  17  7.;.  aus- 
geführt. S.  erhielt  aber  nach  dem  Pro- 
tokoll nur  10—  12  Prügel  und  bescheinigte 
die  Tollen  hundert.  Der  Brief  des  Her- 
zog« und  die  Quittung  S.'s  im  abge- 
druckt in  der  FZ.  188«,  K.  116.  Natür- 
lich schlug  8.  Linn,  eilte,  von  »einen 
Freunden  unterstützt,  auf  das  Rathaus 
und  forderte  all  Leipziger  Börger  Genug- 
tuung und  Schutz.  Aber  »Senatus,  so 
hiuss  es  in  der  Resolution,  sei  von  denn 
Vorgang  auf  keine  legale  Art  informiert 
und  finde  überhaupt  bedenklich,  sich  in 
die  Äff* ire  eines  Prinzen  vom  Haus  zu  mi- 
schen. Wenn  S.  glaube,  dass  ihm  au  viel 
geschehen,  so  werde  er  am  besteu  thun, 
wenn  er  den  Rat  aus  dem  Sidele  Hesse 
und  seine  Beschwerde  immediate  hftch- 
stcn  Orts  anbrächte».  Nach  diesem  Vor- 
gang wurde  ihm  der  Boden  in  Leipzig  doch 
zu  beiss;  er  ging  nach  Frankfurt  a,  M., 
wo  er  sein  Wesen  weiter  trieb  [vgl.  oben  I. 
S.  298;,  dann  nach  Braunschweig,  und 
hier  gelang  es  ihm,  durch  bcine  Freunde 
die;  Vermittlung  de«  Herzogs  Ferdinand 
und  des  dortigen  Kapitel*  zu  erhalten. 
Man  fürchtete  hauptsächlich,  er  werde 
etwaige  Geheim nisse  des  Ordern«  veröffent- 
lichen, und  behandelte  ihn  infolgedessen 
sehr  rücksichtsvoll  Unter  der  Bedingung, 
dass  er  in  der  Minerva-Loge  feierlich  ein- 
geführt, als  Besuchender  erscheinen  und 
man  ihn  und  seine  Anhänger  für  Ehren- 
männer und  wahre  Maurer  erklären  solle, 
versprach  er,  Frieden  zu  halten  und  der 
Loge  dieselbe  Erklärung  zu  geben.  Da« 
geschah  denn  auch  (16.  April  1774).  Dar- 
auf reiste  er  wieder  nach  Leipzig  ab.  Trotz 
aller  Vorgänge  und  trotz,  ues  Aufseheiis 
war  der  Glaube  an  «eine  geheimnisvolle 
omgivjhe  Kraft  so  gross,  das«  selbst  hoch- 
gebildete Männer  an  seinen  Arbeiten  teil-  ! 
uahnieu.  Dadurch  wurde  der  Herzog 
Karl  von  Kurland  neugierig  und  sandte  | 
.on  Bischoffwerder  (s.  d.)  nach  («eipzig,  j 


um  seine  Arbeiten  zu  prüfen 
wurde  so  sehr  davon  eingenommen,  dass 
der  l*rins  S.  su  sich  nach  Dresden  kommen 
lies«  und  bald  mit  ihm  so  vertraut  wurde, 
dass  man  den  königlichen  Prinzen  mit 
dem  Kaffeewirt  Ann  in  Ann  auf  der  Strasse 
gehen  sah;  auch  andre  hochgestellte  Per- 
M>neu gingen  offen  mit  ihm  um.  Nun  h  urdeer 
vollem!« anmessend.  Er  kehrte  n»>:li  kurzer 
Zeit  in  französischer  Uniform  nach  Leipzig 
zurnVk,  nannte  sich  Oberst  Harun  v.  Stein- 
bach und  Hess  merken,  er  »ei  Bastard  eines 
französischen  Prinzen.  Darüber  vom  fran- 
zösischen Gesandten  mQudlicL  und  schrift- 
lich zur  Kode  gesetzt  und  bedroht,  zu- 
gleich auch  in  Geldverlegenheit,  aus  der 
t«r  «ich  nicht  su  helfen  wusste,  bescbloss 
*r.  sich  das  lieben  zu  nehmen.  Nachdem 
••r  in  der  Nacht  noch  eine  sogenannte 
Loge  mit  seinen  Anhängen!  gehalten  hatte, 
ging  er  mit  vier  von  ihnen,  unter  denen  v. 
hischoflwerder  war,  «m  *.  Okt.  1774  früh 


!  8  Uhr  ins  Kosenthat  bei  Leipzig  spa- 
)  zieren,  entfernte  sieh  auf  einige  Schritte 
und  erschoss  sich  mit  einer  Pistole  —  noch 
nicht  85  Jahre  alt    Die  Akten  der  Logo 
Minerva  Ober  S.  schliessen  mit  einem  Epi- 
j  gramm: 

Oy  git  frapi>«<  d'un  coup  mortel, 
Schroepfer  nw  terminait  sa  route, 
San«  avoir  expliqoe'  le  doute, 
S'il  etait  cafetier  on  colonol. 

Über  seine  Person  und  Kunstgriffe  findet 
sich  Näheres  in  der  vorigen  Auflage,  HI, 
S.  19*.  f Vgl.  Joh.  Sani.  Schlegel V  Tagebuch 
seines  mit  J  G.  S.  geptlogenen  Umgang» 
u.  s.  w.  (Brl.  u.  Lpz.  1806);  Kleusinien  des 
neunzehnten  Jahrhundert«  (1.  Händeben, 
Brl.  1802),  S.  121;  Maurerischer  Lebenslauf 
de»  Bis.  —  t,  im  O.  a  ***  genannt,  —  eine 
Erzählung,  die  aus  dem  Gedächtnis  nieder- 
ge*chriel*en,  manehe  Verwechslungen, 
nicht  selten  ein  Uystemn  proteron  ent- 
hält. Bedenken  eines  berühmten  Gelehr» 
ten  über  de«  tamoseu  S.'s  G eiste r-Citiren 
(1776);  Sammlongen  von  Briefen  and  Auf» 
afitzeu  über  die  Gassnerischen  und  S.'i sehen 
Geisterbeschwörungen  u.  s.  w.,  herausg. 
von  Semler  (Halle  1776);  Ertappter  Brief- 
wechsel von  der  Zauberei,  S/s  Künsten, 
Nativitätstelleu  u.  s.  w.,  herausg.  von  Ent- 
stein (Lpz.  1777);  Kästner«  neue  Miscella- 
neen,  St.  2,  S.  180-202;  St.  11,  810  bi» 
818;  Hamburgische  Monatsschrift  1791, 
St.  2.  8.  4.  6.;  J.  G.  S.  und  die  Loge  Mi- 
nerva zu  den  drei  Palmen  su  Leipzig  in 
L.  XIX,  8.  146:  wichtiger  Bericht  des  v. 
W  urmb  (s.  d.)  über  ihn  an  den  Kurfürsten 
von  Sachsen  Friedrich  August  HJ.  vom 
21.  Okt.  1774  in:  Webers  Ans  4  Jahrhun- 
derten. Neue  Folge  (Lps.  1861),  I,  881 
bis  347;  Sierke,  Schwärmer  und  Schwind» 
ler  (Lpz.  1874).  A.  Z.  1841,  S.  266.  Dr.  L. 
1885,  S.  1066.  FZ.  1847.  &  210;  1874,  S. 
837;  1886.  S.  118.  K  1888,  S.  66.  S.  L. 
15*86,  S.  77.  L.  1882.  S.  166.  Z.  16*6,  S. 
S*.  S.  auch  die  Art.  Btseh o lfw  wrdor , 
Brenekenhof,  Frölich,  Sachsen  foben  II. 
a  284).l 

Hehrlfteawechsel  der  tagen.  Eine  Ver- 
bindung der  Logen  untereinander  durch 
schriftliche  oder  statt  Handschrift  ge- 
druckte Mitteilungen  findet  teils  durch 
Vermittlung  der  Grosslogen,  teik  un- 
mittelbar statt.  Abgesehen  von  den 
geschäftlichen  Veranlassungen  zum  6. 
einzelner  Logen  untereinander,  war  es 
frOber  in  Deutschland  Sitte,  alljährliche 
Runduhreiben,  die  sogenannten  Johannis» 
schreiben  (s.  Locenaehreiben),  ergehen  zu 
lassen  oder  wenigstens  die  Mitgljederver- 
zeichnisse  einander  zuzusenden.  Zur  Ver- 
mittlung dieses  Verkehrs  dient  jetzt  die 
früher  Maureri«chea  Korrespoudenzbureau 
genannte  Geschäftsstelle  für  den  Ana- 
tausch von  Logenlisten  (e.  n.,;  ein  vom 
Buchhändler  Jonas  in  Berlin  1882  unter* 
nouiuienes  Speditionsbureau  [A.  Z.  1886, 


IQIllZCQ  Dy  Vjüü^jlv. 


Schriftführer,  Sei 

8.  454 j  besteht  »ohon  langst  nicht  mehr. 
—  Die  Führung  den  geschäftlichen  S.  d. 
Lb  untereinander  und  mit  einzelnen  Mit- 

fliedcrti  ist  in  den  meinten  deutschen 
<>fr>  n  einem  be sondern  Beamten ,  dem 
Verkehrsschriftführcr  übertragen;  wo  dies 
nseht  der  Fsll  ist,  fallt  sie  dem  für  sUe 
Cvjiriftfnhrung  der  I/Ogen  überhaupt  be- 
stellten Schriftführer  (s.  d.)  zu.  [Gute  Be- 
merkuusren  über  S.  iu  der  A.  Z.  1982—88, 
III,  86.  | 

Schriftführer,  Sekretär,  Name  eines 
Logen  beamten,  dessen  Thitigkeit  in  der 
Protokollführung  und  im  Briefverkehr  be- 
steht. Bei  grossern  Logen  ist  für  jede 
dieser  beiden  Zweige  ein  besonderer  8. 
sn gestellt  und  pflegen  gewöhnlich  Stellver- 
treter (awistants)  oder  Gehilfen  (in  Euglaad 
Clerks)  beigegeben  zu  sein;  in  manchen, 
namentlich  amerikanischen  Logen  em- 
pfangen sie  aus  gleichem  Grund,  wenigstens 
die  bei  den  Grosslogeu  angestellten  Gross- 
schriftführer, ein  Gehalt.  Der  erste  Gross- 
Schriftführer  der  Grossloge  Ton  England 
wsr  WilLCowper,  Esq.,  der  am  24.  Juni  1728 
ernannt  wurde  [s.  England,  I,  242],  wäh- 
rend bis  dahiu  dies  Amt  von  den  Gross- 
aufsehern besorgt  worden  war.  [Northoucks 
Ausgabe  des  Konstitutionenbuchs,  8.  212.J 
I)cr  S.  kommt  gleich  nach  den  beiden 
Aufsehern.  Er  vertritt  mit  diesen  und  dem 
Vorsitzenden  Meister  die  Loge  nach  süssen, 
indem  er  die  Schriftstücke  mit  den  ge- 
nannten Beamten,  weniger  wichtige  Schnft- 
Btücke  mit  dem  Vorsitzenden  Meister  allein 
vollzieht.  Ihm  ist  meistens  auch  die  Ver- 
waltung dea  Archivs  anvertraut  (a.  Archi- 
var). [Vgl.  L.  1889  ,  8.  «0.  B.  Fischer, 
Entwurf  zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
tätigkeit der  Logenmeister  (Lpz.  1891), 
8.77.J  —  In  den  Royal  Arch- Kapiteln 
beisst  der  8.  Scribe. 

Schrlftmaarer  wurden  bei  den  Hand- 
werksmaurern die  Maurer  genannt,  die  im 
Gegensatz  zu  den  in  die  geheimen  Ver- 
bindungen Eingeweihten, die  mit  demGrunae 
bekannt  waren,  solchen  nicht  kannten,  son- 
dern nur  schriftliche  Zeugnisse,  sogenannte 
Kundschaften,  aufzuweisen  hatten.  (8. 
Maurergrus»  ) 

Schritte  Iu  mehreren  Graden  kommen 
8.,  die  allegorische  Bedeutung  haben, 
in  vemchiedner  Zahl  und  Weise  vor. 
[Vgl.  A.  XXII,  H.  177.  FZ.  1874,  8.  65; 
1880.  Nr.  11.  Triangel  1869,  s.  109.  B. 
Fischer,  Ritual  und  Symbol  (Lpz.  1878), 
&  29*.  Schauberg,  Symbolik  der  Frei- 
maurerei (Schaffh.  1861),  8  438.] 

Schröder,  1)  Joachim  Heinrich 
nieckUnburgscher  Justizrat,  geb.  1726  in 
Rostock,  gest  das.  1795,  ging  1767  als 
Wirklicher  Geheimer  Justizrat  und  zweiter 
Gesandter  seines  Hots  nach  Wetzlar  und 
war  zuletzt  Kanzleidirektor  in  Rostock. 
Er  war  1760  einer  «ÄftT  Stifter  der  l*»ge 
Zu  d«  ti  drei  St.-rnen  in  Rostock  und  zuerst 
ihr  erster  Vorsteher,  von  1761~64<:i  Meis- 


rretar  —  Schrtklor.  357 

ter  vom  Stuhl.  In  dem  1762  von  Rosa  «s.d.) 
eingesetzten  Clermonts«  hen  Kapitel  war  er 
Prior;  im  Januar  1704  ging  er  als  Abge- 
ordneter dieses  Kapitels  nach  Jena  und 
wurde  von  v.  Hund  (s.d.)  in  Altenberge  15.Mai 
zum  Sitter  ^schlagen,  dann  zum  Subprior 
in  Ratzehurg  t Mecklenburg)  und  I)«canu*« 
l  de«  t'roviuziaikapitela  ernannt.  1767  er- 
klärte er  vou  Wetzlar  aus  (wo  er  in  dem- 
selben Jahre  die  I<oge  Joseph  zu  den  drei 
Helmen  ntift<  n  half,  d*ren  erster  Vor- 
steher er  war),  seiner  fortwährenden 
Entfern  m  g  v>n  seinem  Kapitel  wegen  die 
Stelle  ein«»  Subpriors  nicht  ferner  heklei- 
den  zu  wollen,  wwrde  aber  1772  auf  dem 
Konvent  in  Koblo  (s.  d.)  wieder  eingesetzt 
und  zum  iH'cnnu*  des  Präfektnrkapitcls  in 
Eckhorst  (Rostock)  erklärt;  1776  war  er 
daselbat  schottischer  Obermeister  und 
unterzeichnete  1778  als  Subprior  und  Prfi- 
fekt  in  Ratzeburg.  1779  erklärte  er  sich 
als  Emeritus  und  entsagte  allen  Ordens- 
verbindungen. Er  war  ein  aufgeklärter, 
von  Vorurteilen  und  Sucht  nach  Geheim- 
nissen freier  Manu.  (Vgl.  Polick,  Beitrage 
zur  Geschichte  der  Freimaurerei  in  den 
beiden  Grossherzogthümern  Mecklenburg. 
Heft  8  (Rostock  1855). : 

2)  Christian  Nikolaus  v.,  Bruder 
des  Vorigen,  geb.  1729  (oder  1781)  in  Ro- 
stock, nreussischer  Hauptmann  und  Kava- 
lier auf  Rövershagen,  trat  1765  der  strikteu 
Observanz  zu,  weihte  1767  die  Loge  Zu 
den  drei  L6weu  in  Wismar  ein  und  wurde 
1778  Commendator  equitum  in  Kckhorst 
(Rostock).  Er  soll  auch  Rosenkreuzer  ge- 
worden sein. 

3)  Friedr.  Ludw.  Wilh.,  Doktor  und 
Professor  der  Arzneikunde  in  Marburg, 
geb.  19.  Mar/.  1783  in  Bielefeld,  gest.  27. 
Okt.  1778  in  Marburg,  war  besonders  für 

I  Verbreitung  des  Rosenkrenzerordeiis  und 
alchemiatischer  Künste  thatig.  »Allg.  D. 
Bibl..,  Anh.  v.  25.  -86.  Bd.,  Abt.  5,  S.  2927 
sagt  von  ihm:  »Er  gehört  unter  die  Ge- 
lehrten, denen  die  Alchemie  das  Gehirn 
verbraunt  und  die  Paradoxensucht  den 
Kopf  verrückt  haben.«  Freiherr  v.  Knigge 
(s.d.)  hebt  von 8.  hervor  in  der  Henri ft» Über 
Jesuiten«,  dass  er  hauptsächlich  dazu  bei- 
getragen habe,  die  Freimaurerei  mit  der 
Ronen  kreuzerei  in  Verbindung  zu  bringen. 
In  der  Anzeige  des  18.  Bds.  des  Htried er- 
sehen Werkes  «Grundlage  zu  einer  hessi- 
schen Gelehrten-  und  Schriftstellerge- 
schichte« (Kassel  1802)  in  »N.  Allg.  I>. 
Bibl.«,  Bd.  78,  St.  2  (1802),  409—413 

[  finden  sich  über  8.  und  da*  Treiben  der 

!  Ro-enkreuzer  wichtige  Mitteilungen,  die 
in  der  vorigen  Auflage  dieses  Handbuch* 
III.  109  abgedruckt  sind.  -  Unter  den 
von  Strieder  verzeichnete«  tfc.hrifteu  S 's. 
ehemisch«  n  und  alcLemi*.-heo  Inhal««),  be- 
findet »ich  such  8.  802-  »l>aas  das  We»eu 

I  der  Men«chen  in  der  Grösse  ihre«  Berzvua 
gesucht  werden  m(K-e;  «ine  Rede  au 

I  bannistsge  in  der  I^oge  Zu  den  drei  Löwen 


358 


Pohredw. 


Öffentlich  abgelesen  von  dem  Br.  Redner 
(Marburg  1766).«  Viele  Reden  und  Ar- 
beiten von  8.  befinden  eich  im  Archiv 
der  Marbnrger  Loge. 

4)  Friedr.  Ludw.,  geb.  8.  Nov.  1744 
in  Schwerin,  gest.  3.  Sept.  1816  in  Rellingen. 
Seine  Eltern   waren  Schauspieler.  Oer 
junge  8.  begleitete  sie  auf  ihren  Wander- 
tagen, wodurch  sein  Schul  unterriebt  oft 
unterbrochen  wurde  und  lückenhaft  blieb. 
Er  war  ziemlich  weh   selbst  überla>ie»i 
und  geriet  in  Ohle  Hände.  1701  übernahm 
«ein  Stiefvater,  der  berühmte  Schnuspn  l<*r 
Ackermann,  die  Leitung  des  neu  m'g run- 
deten Stadttheater»  in  Hamborg,  uud  nach 
dessen  Tode  1771  folgte  er  seinem  Va»er 
als  Direktor.    Diese   Zeit  sein,  r  ersten 
Hamburger  Leitung  von  1171  — M»  war  die 
OlanzperiodeS.'salsBnhnenl  .itcr.  DicThat- 
kraft,  die  er.  erst  30  Jahre  hU,  dabei  zeigte, 
war  bewunderungswürdig.    Erziehung  des 
Publikums    vom  Standpunkt   der  bloss 
massigen  Scbaugelüsten  Iröhnenden  Menge 
zu  höherer  Einsieht  und  die  moralische  und 
soziale  Hebuug  seines  Standes  waren  seine 
Hauptziele.    Grosses  Verdienst  erwarb  er 
»ich  auch  durch  Einführung  Shakespeare« 
in  den  Spielplan,  wozu  er  selbst  die  I  ».-amen 
des  großen  Briten  bearbeitete,  so  iIhms 
binnen  3  Monaten  Hamlet  in  Hamburg 
13 mal  gegeben  wurde,  damals  etwas  Un- 
erhörtes.   Er  selbst  verfassic  in  diesen 
Jahren  eine  Anzahl  (20)  dramaüsche  Stücke, 
die  im  Geiste  Kotzebuescher  oder  Iffland- 
scher  Lustspiele  geschrieben  waren.  Gut;* 
Bühnenwirkung  hatten  von  diesen:  Der 
Vetter  von  Lissabon,'  Das   Porträt  der 
Mutter,  Stille  \Vuss«t  sind  tief  und  Der 
Ring.  Allerhand  Zwis  i^kciten  veranlagten 
ihn,   1780  vou  der  Leitung  de«  Theaters 
zurückzutreten.  Er  f'ng  narli  Wien,  sehnte 
sieh  aber  bald  nach  Hainburg  zurück,  wo 
er  zum   zweiten  Mal   1785  die  Leitung 
des  Theaters  übernahm.  Nach  dem  Urteil 
von   Kennern    steht-    der  Spielplan  der 
zweiten  Hamburger  Leitung,  die  13  Jahre 
währte,  nicht  ganz  auf  der  Höbe  der  ernten. 
Nur  er  selbst  war  iu  der  Darstellung 
tragischer,  besonders  Shakespeare  her  Bol- 
len unübertroffen  uud  ist  bis  jetzt  noch 
nicht  erreicht  worden.    Seit  1797  lebte  S. 
auf  seinen?  Laudsitz  Rellingen  bei  Piune- 
berg.  wo  ein  behaglicher  Wohlstand  ihm 
gestattete,  ga'iz  ncinen  wissenschaftlichen 
uud  literarischen  Neigungen  zu  leben. 
Zum  dritten  Mal  übernahm  er  1811/12  die 
Leitung  des  Hamburger  Theaters;  aber 
diese  «infame  Eutrepnae« ,  wi>;  er  selbst 
nagt,  war  ein  gänzlicher  Misserfolg.  Für 
ihn  war  es  ein  Glück,  dass  die  politi- 
schen Ereignisse  des  Jahres  1818  die  all- 
gemeine  öffentliche  Aufmerksamkeit  iu 
Anspruch  nahmen.    Als  glühender  Vater- 
landsfreund  verfolgte  er  die  Ereignisse 
mit   steigender    Freude;    seine  muster- 
haft geführten  Au*g;thehüchcr  vorraien. 
welche  selbst  für  seine  Vermöj/ensverhalf  - 


nisse  ungewöhnlich  bedeutenden  Opfer  der 
nationalen  Sache  er  brachte.  Er  über- 
lebte die  Freiheitskriege  nicht  lange.  Die 
Freimaurer  ehrten  ihren  berühmten  Gross- 
meitter  durch  eine  glhn/.ende  Totenfeier 
im  Logensaal;  einen  großen  Künstler,  einen 
edlen  Menschen,  eineo  Wohlthäter  der 
Armen  hatte  man  zu  heklngeii.  Er  wuHe 
auf  dem  Pctrikirchb.».'»  begraben.  Seine 
Grabschrift  fasst  »ehr  .-<chön  die  Summ* 
sein.»*  Leiten*  zusammen:  Dem  Freundo 
der  Wahrheit  und  des  Kerbt»,  dem  För- 
derer menschlichen  Glück»,  .Itiu  uner- 
reichten Kün-tler.  —  S  wurde  Jurch  Bode 
(s.  d.)  dem  Hunde  zur»  führt ,  -cm  Zutritt 
war  der  Euc*chluss  des  damals  schon 
reifen  und  viel  in  der  Welt  geprüf- 
ten dreißigjährigen  Mannes,  Bewunderns- 
wert ist  es,  wie  ein  Mann,  dessen  Jugend 
d irch  eine  gedrückte  Lage,  vielfache  Sor- 
gen, uustate  Lebensart  und  mangelhaften 
Schulunterricht  bezeichnet  werden  uiuas, 
au*  eigner  Kraft,  im  Stande  gewesen  ist, 
sich  in  der  Kunst,  wie  im  Logenwesen  eine 
so  ehrenvolle  Kahn  zu  brechen.  Ea  ist 
merkwürdig,  das--  ein  Mann,  der  sich  selbst 
so  viel  verdankt,  der  sich  ans  dem  Schlamm 
seiner  Umgebungen  hervorarbeiten  niusste, 
sieb  so  selbständig,  so  sittlich  den  Besten 
seiner  Zeit  nicht  bloss  an/,  nach  Hessen,  ja 
sie  zu  fesseln,  zu  beherrschen  verstand. 
—  Durch  sein  ganzes  maureri&ches,  wie 
künstlerische)«  Leben  zieht  sich  der 
sittliche  Ernst,  der  allen  Autodidakten 
eigentümlich  iat.  Er  verfocht  da«  mit 
grosser  Mulm  Erreichte  hartnackig,  war 
aber,  wie  alle  Heformatoren,  streng  uud 
un«lubb>am.  Was  ihn  von  vielen  unter- 
schied, war  Milde  und  Versöhnlichkeit, 
sobald  e*  nicht,  die  Sache,  sondern  die 
Per. -r ii  betruf.  —  S.  wurde  8.  Sept.  1774 
in  «ler  Loge  Emanuel  zur  Maieublume  iu 
Hamburg  in  den  J-reimaurcruiind  aufge- 
nommen, und  miwi  hielt  ihn  der  Aufnahme 
m»  würdig,  d:n»  von  dei  Kugelunir  abge- 
sehen wurde.  Am  23.  Okt.  1774  errichtete 
ei  in  Hamburg  eine  Winkelloge  »Elise 
/ui.i  warmen  llerzcu»,  die  bis  1777  bestand. 
LrM  177ö  wurde  er  in  Schleswig  zam 
Kleister  erhoben.  Während  seines  Aufent- 
halts in  Wien  war  er  der  Freimaurerei 
fern  geblieben,  aber  kaum  zurückgekehrt, 
ward  er  28.  Juni  1787  zum  Meister  vom 
Stuhl  der  Loire  Emanuel  zur  Maienblume 
in  Hamburg  erwählt.  Kein  Wunder,  das«« 
der  kraftige  Mann  in  jener  Zeit  der  Gärung 
in  den  deutschen  Logen,  in  denen  die 
strikte  Observanz  iu  ihrer  Blüte  stand  und 
Rosenkreuzer,  Ooldmschcr,  Geisterseher 
und  Mystiker  miteinander  kämpften,  gleich 
Weishattpt  mit  seinem  Illuminatenorden 
(s.  d.),  ein  strengeres  Sittlichkeilsgefühl 
und  Un?f  rordmiug  einführen  wollte. 
In  Hamburg  arbeiteten  damals  diu  vier 
vereinigten  Logen  Absalom,  St.  Georg, 
Emanuel  uud  Ferdinande  Caroline.  Die 
altenglische  Lehnut  erkannte  zwar  nur  die 


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Schröder 


859 


drei  Johannisgrade  an;  aber  auch  hier 
halt«  Bich  'Schotten! uiu  und  Ro»enkreuzcrei 
eingeschlichen.    Schon  1783  waren  Mit- 
glieder beauftrajrt  worden,  die  Gesetze  zu 
bearbeiten  und  den  altachoUiaehen  Grad 
abzuschaffen.-   1788  wurde  8.  in  den  Aus- 
schust  gezahlt  und  ihm  die  Arbeit  über- 
trugen, die  er  18;  Dez.  1788  voltendete. 
Er  hatte  das  alten  ^tische  Konstitutionen- 
buch  zu  Grunde  gelegt;  eine  allgemeine 
Versammlung  hatte  die  Gesetze  genehmigt. 
Die  altschottische  und  die  schot tische  Loge 
sollton  aufhören.    Doch  mit  <Jer  Durcn- 
fQhrtmg  der  Gesetze  halte  es  gute  Zeit. 
Ein  Streit  war  darüber  entstanden,  dem 
S.  oin  schnelles  Ende  bereitete,  indem  er 
1791  seine  Wiederwahl  «um  Meister  vom 
ütuhl  ablehnte.    Das  wirkte.    Die  Ge- 
setze wurd.-n  veröffentlicht,  und  die  un- 
rufriedneti  Mitglieder  traten  aus  Eine 
meiner    leitenden    Ideen    war    die  Ab- 
schaffung der  llochgrade  mit  ihrem  Ein- 
fluß* auf  die.  Johflnnisgrade.    Er  war  der 
Meinung,  das*  die*«  alles  enthalten,  was 
symbolisch  als  Leitfadi  n  zur  sittlichen  Frei- 
heit und  Bruderliebe  von  der  Geburt  bis 
zum  Tode  dem  denkenden  Menschen  hel- 
fend, erinnernd  zur  Seite  stehen  könne, 
und  er  verfocht  die  Idee  des  maurerischen 
Kepubliknnismu»,  sowie  der  Wurde  des 
Meistergr&ds  als  Vollendung  der  maure- 
rischen Bildung  —  wie  dies  auch  im  Hand- 
werk  statin  udet  —  mit  Beharrlichkeit. 
Eine  andre  damit  in  Verbindung  »te- 
ilende Idee  war  die  Aufstellung  einer 
sichern,   wenigstens  glaubwürdigen  Ge- 
schichte der  Freimaurerei;   Ihm  war  es 
klar  geworden  fvtrl.  seine  »Materialien  zur 
Geschichte  der   Freimaurerei  seit  ihrer 
hntstehung  bu*  1723«],  dass  die  Freimaurer- 
brüderschaft,  von  römischen  Baukorp-ira- 
tiooen  und  der  Zunft  der  Steinmetzen  ab- 
stammend, ais  Baukunst  und  Freimaurerei 
int  Christentum  und  zwar  in  England  ent- 
standen sei  und  dass  das  alte  Ritual  und 
die  Luu.lii.nrken  (s.  d.)  das  Zengnia  ihrer 
Echtheit  in  sich  tragen.    Nach  diesem 
Masastab,  verlangte  er,  müsaten  die  alten 
l'rkunden  der  Brüderschaft  geprüft  und 
gewürdigt    werden.     Er   unternahm  es 
diibcr,    eine  sichere,    wenigstens  glaub- 
würdige Geschichte  der  Freimaurerei  von 
ihr«-r  EntMtehung  an  festzustellen.  Dazu 
war  er  durch  Lewing  und  besonders  Bode 
vorbereitet  worden.    Die  Ergebnisse  seiner 
Forschungen  legte  er  in  den  »Materialien 
zur  Geschichte  der  Freimaurerei«  (s.  unten) 
nieder,  denen  man  die  Anerkennung  sieht 
versagen  konnte  und  die  selbst  Kessler 
rückhaltl'jB  würdigte,  indem  er  gestand, 
dass  er  »darin  gründliche  Belehrung  und 
überraschende  Bestätigung  dessen  gefunden 
habe,  w.is  er  selbst  über  diesen  wichtigen 
Gegenstand  des  maurerischen  Forsch ens  ge- 
dacht und  herausgebracht  habe«.  IMe  dritte 
Idee  war  die  Aufrecht haltung  einerGcheiin- 
lehre,  -so  lange  bis  eine  vemönfü  geFreimau- 


rerei in  Deutsehland  wenigstens  allgemein 
eingeführt  werden  wird.«  Daher  «eine  Ab- 
neigung gegen  eine  a>in  andern  bean- 
spruchte Öffentlichkeit.   Daher,  der  Kampf 
Kegeu  Hieveking  (a.  d.)  in  Hamburg,  der  alle 
Formen  der  Maurerei  abschütteln  wollte, 
gegen  Krauses  (s.  d.)  Menschheitsbund, 
gegen  Kessler  (a.  d.),   der   ihm    in  »o 
vieler    Hinsicht   ähnlich    war.  Daher 
die  mannigfachen  Kämpfe,  die  er  mit 
letztern,    sowie    mit    Moeadorf  (s.  d.), 
Schneider  (s.  d.),  Heidinann  (s.  d.)  hatte, 
ohne  andrer  zu  gedenken.    Daher  end- 
lich die  Abneigung  gegen  die  Zinuen- 
dorfsche    Lehrart,   deren    innerer  Kern 
dem  seinigen  geradezu  gegenüberstand. 
8.  giug  mit  allem  Eifer  an  eine  Bearbei- 
tung des  Rituals  oder  des  Gebrauchtum*, 
in  dem  die  freimaureriacheu  Lebren  durch 
sinnbildliche  Formen  und  Gebrauche  mit- 
geteilt werden.  Wahrend  er  die  Sinnbilder 
(Symbole)  als  das  Bleibende  iu  der  Mau- 
rerei betrachtete,  sollte  das  Ritual  zu 
de»«*eu  Verständnis  fuhren.  Auf  Grund  der 
altenglischen  Fragestücke  und  eines  auf- 
gefunduen  altenglischen  Rituals  unternahm 
es  8.,  für  die  Hamburger  vereinigten  Logen 
Katechismen    und  Rituale  für  die  ver- 
schiednen  Grade  auszuarbeiten.    Er  hatte 
sich  mit  Fessier  verbunden,  der  eine  gleiche 
Arbeit  für  die  Grosse  Loge  Royal  York 
unternahm.  Beide  wollten  ihre  Arbeit  bei 
einer  Anzahl  vertrauter  Maurer  in  Umlauf 
setzen  uud  von  ihnen  verbessern  lassen, 
und,  was  die  Mehrzahl  festsetzte,  sollte 
von  beiden  Grosslogen  angenommen  werden. 
Bei  dieser  Arbeit  gingen  die  Ansichten  der 
beiden  grossen  Männer  auseinander.  Fess- 
ier, etwas  raje:  ich  angehaucht,  nahm  in 
seinen  Ritualen  und  initiationeu  (s.  d.)  »so 
manches  auf,  was  der  stets  auf  realem 
Boden  stehende  S.  nicht  billigen  konnte. 
S.  hatte  zwar  seine  Arbeit  an  Fessier  ge- 
ssrult,  um  sie  mit  üei  1 1  »-n  Bemerkungen  zu 
versehen  und  sie  zu  gleichem  Behuf  in 
der  verabredeten  Weise  weiter  zu  senden. 
Kessler  lie*»  sie  jedoch  nicht  weiter  gehen, 
behauptete  vielmehr,  dass  sich  seine  Mit- 
glieder die  von  ihm  bearbeiteten  sechs 
Stufen  nicht  nehmen  licssen,  und  sandte 
endlich  nach  mehrfachen  Mahnungen  die 
Arbeit    mit    der   Erklärung  zurück:  so 
müsste  das  Ritual  für  Berlin  bleiben,  man 
würde  sich  dort  nie  zu  der  grossen  Sim- 
plizität der  S.'schen  Entwürfe  bequemen.« 
8.  sandte  nun  seinen  Entwurf  an  die  ver- 
trauten Brüder,  der  bis  auf  einige  Kleinig- 
keiten angenommen  wurde,  und  so  eut- 
stand  nach  einigen  Verbesserungen  die 
sogen.  »Schrüdersche  Lehrart«  (s.  3  ).  Be- 
sonder« erwähnenswert  ist  noch  der  von 
ihm  für  geschichtliche  Forschungen  ge- 
bildete sog.  Engbund  (s.  d.).  —  .w.  hatte 
tüchtige  gelehrte  Mitarbeiter.  Wir  zählen 
dazu  Brokmann  (s.d.),  l*rof.  Meyer  (s.d.), 
Leonhard  Wächter  (s.  d.i  in  Hamburg, 
Trede  in  Eutin,  ferner  Herder  (s.  d  ), 


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Böttiger  (a.  d.),  Zwicker.  Hauptmann, 
nnd   den  Jurint   Hufeland.     Bode  uud 


(s.  d.)  bitten  ihn  tu  solchen 
igeu  tüchtig  vorbereitet.  Ausser 
deinen  geschichtlichen  Arbeiten  bezeugen 
unzählige  Briefe.  Abbandlungen,  Gut- 
achten und  »elb»t  geführt.  Protokolle 
des  Engbunds  seine  ungemeine  Thätig- 
keit,  Schärfe  des  Urteil«,  und  Milde  »eines 
persönlichen  Charakters.  Prof.  Meyer 
schildert  ihn  als  Mensch  und  Künstler 
zwar  mit  den  Farben  des  Freundes  und 
Verehrers,  aber  durchgängig  wahr.  Was 
bei  S.'s  Reformen  fast  am  meisten  zu  be- 
wundern ist,  möchte  seiu,  das«  er  in  eiuer 
alten  Hansastadt,  in  der  alle  Formen 
aich  so  schwer  beseitigen  lassen,  zumal 
als  Schauspieler,  welchem  Stande  damals 
noch  fast  gar  nicht  die  gute  Gesellschaft 
geöffnet  war,  nicht  nur  zum  LogenmeUter, 
ja  zum  zugeordneten  IWinzialgroMuiei*- 
tez  und  1814  zum  Groesmeister  erwählt 
wurde  und  mit  siegendem  Frfolg  die  Hoch- 
grade  bei  Seite  schob.  Zwar  trag  sein  Huf 
als  Künstler,  die  .sittliche  Streuge,  die  er 
ah  Leiter  des  Stadl  thesters  übte,  seine 
musterhafte  Häuslichkeit,  die  Aufnahme, 
die  er  an  deutschen  Höfen  gefunden  hatte, 
und  der  Umstand  wesentlich  dazu  bei,  das« 
er  seine  Zeitgenossen  abersah,  ihnen  we- 
nigsten« Achtung  einzuflösscu  verstand, 
ohne  daas  man  sich  dadurch  verletzt  fühlte. 
Auch  wäre  er  wahrscheinlich  nicht  so 
leicht  durchgedrungen,  wenn  er  nicht 
für  die  Schöpfung  des  Kngbunds  und 
die  Anschaffung  so  vieler  Aktenstücke, 
selbst  für  deren  Druck  bedeutende 
Opfer  gebracht  hätte  und  als  wohl- 
habender Mann  hätte  bringen  können. 
S.  hat  der  Maurerei  eine  neue  Bahn  ge- 
brochen: seine  l.ehmrt,  gegründet  auf  zeit- 
gemäase,  vernünftige  Anschauungen ,  be- 
steht heute  noch  und  hat  wenig  Än- 
derungen erfahren.  Er  selbst  war  weit 
entfernt,  sein  Werk  als  vollendet  anzusehen ; 
es  sollte  vielmehr  zeitgemäss  weiter  ge- 
fördert werden.  Marbach  fs.  d.)  nennt 
diese  Weiterförderung  nicht  Reform,  son- 
dern Fortbildung  und  meint,  daas  eine 
solche  zu  jeder  Zeit  bedürftig  sei.  Die 
höhere  geistige  Selbständigkeit,  au  der  die 
Menschheit  sich  entwickelt  habe,  fordere 
auch  in  deu  Logen  «individualisierende 
Mannigfaltigkeit«,  und  freie  Beweglichkeit 
des  Gedankens.  So  ist  S.  in  der  That  ein 
Förderer  der  Maurerei  geworden,  dessen 
Geist  weiter  wirkt  und  nicht  mit  ihm  ge- 
wichen ist,  weil  er  der  Geist  der  aittlichen 
Verbrüderung  auf  dem  Boden  der  Huma- 
nität, der  Geist  der  ewig  fortschreitenden 
Menschheit  ist.  S.'s  Hauptwerk  sind  die 
»Materialien  zur  Geschichte  der  Freimau- 
rerei seit  ihrer  Entstehung  bis  1728«  (1. 
Bd.  in  4.  Jena  1815)  und  die  •Materialien 
zur  Geschichte  der  Freymsurerej  seit  der 
Wiederherstellung  der  grossen  Loge  in 
1717.  4  Bde.).  Eine  Abhandli 


•  Über  alte  und  neue  Frei-Msurerei«  ist  in 
Wedekinds  Bruchstücken  [*.  Sauiml.  1821, 
S.  801  mit  Anmerkungen  von  Schneider) 

Elruckt.  Ausserdem  giebt  es  eine 
ihe  geschichtlicher  Kiiizelarbeiten  von 
ihm  in  den  Geheimdruckeu  für  den 
Engbund,  zu  denen  auch  die  beiden 
erstgenannten  grossen  Werke  gehören: 
•Materialien  au  Zinnendorfs  maurerischer 
Laufbahn  und  dessen  System«  (ca.  1808) 
, Verhandlungen  des  Vicariat»  der  streikten. 
Obs(ervans)  mit  deu  Schwedischen  Depu- 
taten des  erleuchteten  Capiuds.  vom  Sept 
1777  bis  ult.  April  1778.  (1816);  »Boten 
kreuzerey«  (ca.  1805);  »Verzeichnis  d»-r 
Ritualien  und  Ordensschriften  der  Kit»«  i 
nnd  Brüder  St.  Johann  des  Evangelisten 
ans  Aaien  in  Europa«  (nn.  1805- ;  »Die 
Constitutionen  der  Freimaurer,  welche  die 
Geschichte,  Vorschriften,  Anordnungen 
u.  s.  w.  dieser  sehr  alten  nnd  ehrwürdigen 
Brüderschaft  enthalten«  (Hmbg  1806); 
•Sammlung  von  Katechismen.  Zum  Ge- 
brauch der  verbundenen  Logen  der  alten 
englischen  Freimnureiei«  (Jena  1815);  •Er- 
klärung des  schottischen  Meisters  oder 
Kitters  des  heiligen  Andreas  zur  Distel« 
(ca.  1805).  Noch  nennen  ihn  Mo*dorf 
fl<enning-i  Eneyklopädie,  I1J,  81  Ij  und 
Kl<>*-  als  Verfasser  eines  in  Wien  1784 
aufgeführten  Lustspiels  »Die  Freimaurer«, 
was  jedoch  zweifelhaft  ist  [vgl.  Ahati. 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Osterreich- 
Ungarn,  IV,  17»].  —  Am  Jubeltage  zur 
Erinnerung  an  S.'s  Geburt  1844  ward  ein 
einseitiges  Medaillon  ausgegeben  [vgl. 
HMW.  Nr.  991.  Auch  zu  Ehren  seines 
150  jährigen  Geburtstags  veranstalteten 
Hamburger  und  viele  andre  Logen  be- 
sondere Gedächtniafeieru.  Ober  ihn  giebt 
es  viele  Biographien  aua  Freimaurer- 
kreisen, s.  B.  von  Meyer  (1819),  Wächter, 
Folick  (1844),  Brünier  (1884).  Das  beste 
Werk  aus  profanen  Kreisen  ist:  Li  ta- 
rn im  n  ,  L,  S. ,  ein  Beitrag  sur  deutschen 
Litteratur  und  Tlu  atergeachichte  (2  Bde., 
Hmbg.  1890,  94  t  Laube,  Das  Burg- 
theater (Lpa.  1868),  H,  44.  A.  1824,  8. 
170.  A.  Z.  1824,  S.  276.  Bh.  1858,  8. 
188;  1885,  &  297:  18»8,  8.  90;  1894.  6. 
403;  1895,  S.  88.  BbL  1894,  S.  590.  H.  L 
1868,  Nr.  9;  1894,  Nr.  269  (mit  Bildnis); 
189ö,  Nr.  271.  FZ.  1859,  S.  2;  1860,  8.  2 
Hajnal  1871/72,  8.  57».  L.  V,228;  XXIX. 
100.  Der  Freimaurer  1876,  8. 23  (mit  Bild- 
nis). R.  1889,  8. 51.  Marbach.  Am  rohen 
Stein  (Lpz.  1877),  8.  294.  Kumpelt- Wal- 
ther, Bruchsteine  am  Bau  (Lpa.  1882),  &  1. 
Pils,  Glockenschläge,  Neue  Folge  (Zittau 
1896),  S.  85.  Glitza,  iu  »Festversaiumlung 
der  0 rosten  Logo  von  Hamburg  und  der 
fn  n f  vereinigten  Logen,  I  >iens«  ag den  8.  Sept. 
1874  zur  Feier  des  hundertjährigen  Be- 
stehens der  Loge  Kmanuel  zur  Maienblume 
uud  der  vor  hundert  Jahren  erfolgten  Auf- 
des  Bruders  F.  L.  8.-  (Hmbg  1S74 
IT,  in  .Aua  dem  Vcriuächtn 


ung  |  Heubner, 


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SchrSdersche  Lehrart  —  Solmbarlfl»). 


Stil 


Heimgegangenen«  (Plauen  1878).  Z.  1899, 
8.  41J. 

HehrMersene  Lehrart  wird,  obwohl 
nicht  ganz  richtig,  die  englische  l^ehrart 
<a.  d.)  der  Freimaurerei  in  mr  von  F.  L. 
^hröder  (s.  d.)  unter  Herder«  Mitarbeit 
bewirkten  Umgestaltung  genannt,  in  der  es, 
ausser  in  den  Tuch  ter logen  der  G  rosa !» -pc  v  o  n 
Hamburg  (seit  29.  Juni  1801),  noch  in  einer 
grossen  Anzahl  deutacher  Logen  eingeführt 
jst,  fw  in  fast  allen  unter  der  Grossen  Lan- 
detdoge  von  Sachsen  arbeitenden  Logen, 
in  den  meinten  hannoverschen  I/Ogeu,  die 
zurGroaaeii  Ix>ge  Royal  York  in  Berlin  über- 
getreten sind,  in  den  unabhängigen  I-ogen 
in  Leipzig  (Balduin  zur  Linde),  Gera 
(Archimedea  zum  ewigen  Bunde)  und  Hild- 
burghauticn,  desgleichen  r.um  Teil  in  der 
Hymbolischen  Grossloge  von  Ungarn  und 
mehreren  deutsch  arbeitenden  Logen  der 
Schweis.  Ihre  Grundsätze  und  Rituale 
finden  sich  aber  auch  in  verachiednen 
au dern  deutschen  Jxtgen  wieder.  In  ihr 
Stalle*  hineingelegt,  was,  wiePchröder  sagt, 
•  symbolisch  als  I*eitfaden  zur  sittlichen 
Freiheit  nnd  Bruderliebe  von  der  Geburt 
bis  zum  Tode  dem  denkenden  Menschen 
helfend  und  warnend  zur  Seite  stehen 
kann.«  In  ihr  ist  »die  Idee  des  mau- 
rerischeu  RepublikanismuK«  verfochten  und 
dem  Meistergrad  die  volle  Würde  wieder- 
gegeben. Alles,  was  anderwärts  in  dun 
hohem  Graden  und  von  Feasler  in  den 
Erkenn  tniatftufen  gelehrt  wird,  ist  in  den 
sogen,  historischeu  Kugbund  (s.  et)  ver- 
wiesen. |VgL  R.  Fischer,  ILstorisch-dog- 
matische  Darstellung  der  hauntsuchlichaten 
freimaurerischen  Bvsteme  (6.  Anfl.,  Lpz. 
1896),  S.  20] 

AehrMter,  Friedr.  Leopold  Baron  v.. 
geb.  1743  in  Wahnsdorfl,  gest.  30.  Juni 
1815,  Leutnant  im  Meierachen  Dragouer- 
regiment,  war  1778  .Senior  de»  Präfektur- 
kapitel»  in  Königsberg,  1778  Hauptmann 
bei  Ponadowakys  Dragonern.  Ihn  soll 
Wöllner  (s.  d.)  nachher  (nach  einer  Be- 
hauptung im  rolit.  Journ  1804,  St.  9,  S. 
851)  nach  Rußland  geschickt  haben,  weil 
es  hiese,  daa  alte  griechische  Kirchen- 
ritual  harmoniere  sehr  mit  dem  der  Mau- 
rerei-and  unter  den  Griechen  könne  man 
da«  wahre  Geheimnis  entdeeken.  Er  en- 
dete seine  politische  Laufbahn  als  preussi- 
Bvhti  St»iu:«in  in  ister. 

Schröter,  Robert,  Krei*schulin»pektor 
und  .Schulrat,  geh.  19.  Mai  1839  in  Olta- 
schin,  Kre?s  Breslau,  gest.  15.  No*.  1894 
in  Ohlau,  wurde  19.  Juni  1881  in  der  Loge 
Wilhelm  /ur  deutschen  Eiche  in  Ohlau  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen  und 
bekleidete  darin  18H5/MJ  bis  1888/89  dar 
A  mt  des  Rednern  und  von  «la  bis  zu  seinem 
Tode  das  des  Meister«  vom  Stuhl.  [Vgl. 
Bbl.  1*94,  8.  582.   L.  1894,  F.  206.) 

Schnbartfl),  Johann  Chri«U»n,  Edler 
vom  Kleefelde,  Laadwirt,  geb.  24  Febr. 
1784  in  Zeit*  gest.  23.  April  1787,  war  im 


Siebenjährigen  Krieg  groashrita  unischer 
Kriegskommissar.  Von  1768  an  lebte  er 
fast  allein  der  Maurerei,  namentlich  dem 
Aufbau  und  der  Verbreitung  des  v.  Huud- 
schen  Tempelherrensvstems  (der  strikten 
Observanz),  1768  zog  er  sich  davon  zurück, 
bekümmerte  sich  nur  brieflich  noch  um 
das  System,  kaufte  mehrere  I«andgüter  und 
lebte  der  Landwirtschaft,  am  deren  Ver- 
besserung er  sich  grosse  Verdienste  er- 
warb. Er  erhielt  1782  von  der  Ber- 
liner Akademie  der  Wissenschaften  den 
ersten  Preis  für  eine  Schrift  über  den 
Anbau  der  Futterkrauter,  stellte  ein  neue« 
verbessertes  System  der  Landwirtschaft 
auf,  führte  Tabak-,  Krapp-  nnd  Runkel- 
rüben bau  ein  nnd  ach  rieb:  »  Ökonomisch - 
kameralirtische  Öchriftei«  (6  Bde.,  Lpz. 
1783 — 84'  und  «ökonomischer  Briefwechsel  • 
(4  Hefte,  Lpz.  1786);  dafür  wurde  er  als  Edler 
vom  Kleefelde  in  den  Adelutand  erhohen 
uud  zum  sachsen-koburg-saalfeldschen  Ge- 
heimrat ernannt.  —  8.  wurde  als  Kriegs- 
komumgar  in  Hildedieiro,  wo  damals  noch 
keine  Loge  war,  4.  Okt.  1762  in  der  Braun- 
schweiger Loge  Jonathan  in  die  beiden 
ersten  Grade  angenommen,  erhielt  den 
3.  Grad  7.  Okt.  T762  in  der  Loge  Georg 
in  Hannover,  trat  in  demselben  Jahre  in 
Brauiirfchweig  dem  Clermont-  Rosaschen 
Kapitel  an  und  erhielt  den  4.— 6.  Grad  an 
einem  Tage,  den  7.  in  Berlin  durch  v. 
Reichel  im  Auftrag  des  Kapitels  in  Braun- 
schweig. Noch  1 763  wurde  er  Mitglied  and 
zugeordneter  Meister  der  Grossen  Mutter- 
lose Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin 
und  gründete  die  Loge  Zu  den  drei 
Säulen  im  Regiment  Ferdinand  in  Magde- 
burg. Zu  Johnson  (s.  d.)  ging  er  nach 
Jena  als  Abgeordneter  für  Hannover  (weil 
ihn  Johnson  nicht  ab  Abgeordneten  für  das 
eben  von  ihm  für  ausgeaeoloseen  erklärte 
Kapitel  in  Berlin  annehmen  wollte),  trat 
in  Altenberge  (s.  Konvent  au  ▲Itenberve) 
der  strikten  Observanz  zu  and  wurde  25. 
Mai  1764  von  v.  Hand  zum  Ritter  ge- 
schlagen und  im  November  zum  Commen- 
dator  und  Officialis  Provisor  Pnmorum 
und  zum  Delegat us  vi  Gommlas,  an  allen 
Logen  latae  Obeervantiae  ernannt.  AU 
solcher  machte  er  viele  Reisen  und  brachte 
zuerst  das  Berliner  und  dann  viele  andre 
Kapitel  und  Logen  zum  Übertritt  der 
strikten  Observanz  Nebenbei  war  er  sehr 
thltig  im  Ausarbeiten  der  Instruktionen 
für  das  sich  jetzt,  besonder*  durch  seine 
Bemühungen (  immer  mehr  auabreitende 
System  (wenigstens  sind  d'e  im  Braun- 
sen weiger  Logenarchiv  befindlichen  fast 
all«  von  seiner  Hand  gesehrieben  oder 
doch  von  ihm  beglaubigt),  auch  den  grossen 
Ökonomieehen  Plan  (s.  d.)  von  1766  hat 
er  ausgearbeitet.  1765  wurde  er  zum 
Ordenarat  und  Praefect,  ad  honor.  mit  dem 
Rechte,  Novizen  zu  Rittern  zu  schlagen, 
1766  zum  Provisor  Domorum  nnd  Visltator 

Als  ihn  v.  Hund 


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Pchubin  —  flehults. 


Ende  1767  nach  Wittmar  <*<hicken  wollte, 
am  das  Stsrcksche  Klcrikat  fs.  Kleriker 
uud  Starok»  zu  prüfen,  lehnte  er  ab,  weil 
ihm  die  Kleriker  verdächtig  erschienen 
und  er  nicht*  mit  Geheimniskrämerei  zu 
thun  haben  wollte.  Mancherlei  Vcrdricss- 
lichkeiten  (ihm  wurde  Geldgier  und  Hab- 
sucht, »Stolz  und  Herrschsucht  naebgesngt) 
und  dae*  auch  v.  Hund  gegen  ihn  ein- 
genommen wurde,  veranlassten  ihn,  1768 
von  meinen  Ämtern  zurückzutreten  und 
«ich  ganz  der  Landwirtschaft  zu  widmen. 
Nur  mit  seilten  nahern  Freunden  unter- 
hielt er  noch  einige  Jahre  hindurch  einen 
Briefwechsel  über  maurerische  Sachen  and 
erteilte  ihnen  bereitwillig  Rat.   So  liegt 
ein  von  ihm  »7.  Febr.  1770  von  seinem 
Gute  Würchwitz  abgesandte»  Ritual  .zur 
Aufnahme  eines  regierenden  Fürsten  in  die 
-trikt«  Observanz  vor.    1772  wurde  ihm 
auf  dem  Konvent  zu  Kohlo  (a.  d.)  bei 
«einem  Abgang  von   der  Versammlung 
ein  chreude*  Dankschreiben  für  seine  Be- 
mühungen um  den  Bund  gewidmet.  — 
Mögen    auch    jene    ihm  vorgeworfnen 
Fehler  nicht  ganz  abzuleugnen  sein,  so 
war  er  doch  jedenfalls  ein  kluger  uud 
für  da«  einmal  liebgewonnene  System  aufs 
eifrigste  t listiger  Maun,  den  namentlich 
«riu  uud  v.  Hunds  Freund,  Kessler  v. 
Sj.rengveysen  fim  dritten  Teil  des  Anti- 
Saint-Nitaise(Lp£.  1786)]  warm  verteidigte, 
ja  jene  Charakterschwachen  selbst  in  Ab- 
rede stellt«.    [Vgl.  Job.  Christ.  $.,  Edler 
von  Kleefeld  (Dresd.  1845\.  Denkmünte 
auf  ihn  HMW.  Nr.  IM     Wanner,  Ge- 
schichte der  Loge  zum  weissen  Pferd  ju 
Hannover  (lSOd).  S.  48.] 

Hehn  bin  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Posen, 
8!.'l4  E  •.  Ein  freimsurerischer  Klub,  der 
einst  hier  bestand,  ist  eingegangen. 

Schuderoflf,  Joh.  Georg  Jonathan, 
Gebeimer  KonHistorialrat  und  Superin  ten- 
dent  in  Ronneburg,  geb.  24.  Okt.  1766  in 
Gotha,  gest.  31.  Okt.  1848  in  Renne- 
bürg,  wurde  1777  Diakonua,  1805  Archi- 
diukouus  in  Altonburg,  1806  Super- 
intendent in  Ronneburg  uud  ist  bekannt 
durch  seineu  Kampf  gegen  das  weit  über 
die  Grenzen  des  Altcnburger  Landes  Auf- 
sehen erregende  Konsistorialreskript  vom 
13.  Nov.  1838,  das  die  Einforderung  von 
Gutachten  der  theologischen  Fakultäten 
mehrerer  deutscher  Universitäten  verur- 
sachte. Als  Schriftsteller  war  S.  ausser- 
ordentlich fruchtbar  und  gehörte  zu  den 
gefeiertsten  Namen  seiner  Zeit,  besonders 
auf  dein  Gebiet  des  Kirchenrechts,  der 
Homiletik,  der  Philosophie,  Pädagogik  u.a. 
—  Er  wurde  27.  Mai  1800  in  der  Loge 
Archiuudea  zu  den  drei  Reißbrettern 
in  Altenburg  aufgenommen  and  war  als 
Redner  and  zugeordneter  Meister  tbstig. 
Er  war  einer  der  Begründer  und  Leiter 
des  Alten  burger  «Journal«  für  Freimau- 
rerei«. Jedenfalls  haben  seine  philo- 
sophischen und  kritischen  Abhandlungen, 


J  die  ebenso,  wie  seine  Reden,  nicht  immer 
frei  von  verletzender  Scharfe  waren,  viel 
dazu  beigetragen,  diu  deutsche  Maurer- 
welt aus  veralteten  Anschauungen  zu  be- 
freien und  sie  zu  einer  reineren  uud 
hühem  Auftassimg  ihres  Wesens  zc  leiten. 
Mit  besonderer  Schroffheit  trat  er  Fessler* 
|  (s.  d  j  Lehren  und  Anschauungen  entgegen 
i  Am  18.  Juni  1820  wurde  er  von  der  Tx.ge. 
auf  seiu  Gesuch  hin  entlassen  und  ver- 
öffentlichte 1824  die  Schrift:  »Über  den 
dermaligen  Zugtsnd  der  deutsehen  Frei- 
maurerei*, sowie  1820  -Ober  Freimaurerei 
und  Logenwesen«,  in  denen  er  eine  ebenso 
herbe,  als  ungerechtfertigte  Kritik  an  der 
Freimaurerei  uud  der  Loge  Archtmedcs  in 
Alten  bürg  übte.  [Vgl.  Dietrich,  Aus  ver- 
gangenen Tagen  (Altbg.  1880).  S.  64— 85; 
L  1882.  S.  170.] 

Schab,  niedergetretaer,  kommt  bei  der 
|  Aufnahme  vor  und  deutet  auf  die  Heilig- 
!  keit  des  Orts,  den  man  betritt.  [Vgl. 
!  Scbuuberg,   Symbolik   der  Freimaurerei 
(SchatfK  1861),  I,  S.  446.) 

Schulen  für  Kinder,  Knaben  und  Mäd- 
chen, die  der  Erziehung  und  des  Unter- 
richts bedürftig  sind,  zu  gründen,  erkannte 
man  frühzeitig  für  eine  angemessne  Er- 
weisung frei  meuterischer  Wohlthfltigkeit, 
weil  die  Aufgabe  der  Freimaurerei  die 
Humanität  ist,  d.  i.  ausser  Menschen- 
freundlichkeit auch  Menschenbildung,  und 
ebenso  ist  es  weit  mehr  die  Pflicht  der 
Freimaurerei,  der  geistigen,  als  der  leib- 
lichen Not  abzuhelfen.  Nachdem  in  Stock- 
holm 1753  ein  Wai  Dunaus  von  Frcimau- 
!  rern  gegründet  worden  war.  stiftete  Daries 
i  bei  Jena  1762  die  Rosenschule,  d.  i.  eine 
Realschule  zur  Ernährung  uud  Erziehung 
I  armer  Kinder  zum  Nutzen  der  wirtsebaft- 
j  liehen  Beschäftigungen.  Die  Loge.  Zu  den 
drei  Schwertern  stiftete  1773  in  Dresden  das 
,  Freimaurerinstitut  {».  d.j.  1801  gründete  die 
.  Loge  zu  Rudolstadt,  eine  Sonn  tagsschule, 
|  1811  die  xu  Gotha  und  18l6  die  L'»ge 
|  Balduin  zur  Linde   in  I<eipzig  solche, 
ebenso  wurde  1830  eine  Souutagsschule 
für  Handweikslehrlinge  in  Schwerin  ge- 
gründet.   Unter  der  Regierung  Josephs  II. 
unterhielten  die  Logen  in  Prag  ein  W  aisen- 
h:"us.    1788  wurde  eine  Schale  für  ver- 
waiste oder  arme  Freiniaurerkinder  weib- 
lichen Geschlecht?  und  1708  eine  Schule 
für  dergleichen  Kinder  mannlichen  Ge~ 
!  schlecht*  in  London  gestiftet.    1852  ward 
j  von  der  Ix>ge  Zum  goldenen  Äpfel  in 
I  Dresden  eine  Erziehungsanstalt  für  ver- 
|  waiste  Töchter  aus  gebildeten  Familien 
!  gegründet  vnd  damit  1859  eine  Anstalt- 
j  zur  Bildung  von  Lehrerinnen  verbunden. 
I  —  Zu  einer  weiter  gehenden,  menschheit- 
!  bildenden  Thitigkeit  von  selten  der  Logen 
in  dieser  Beziehung  fordett  ein  Aufruf 
auf,  der  1866  in  Nr.  2  und  4  der  FZ.  er- 
schien. 

Schultz    Joh  an  u  Ernst,  Geistlicher, 
geb.  in  Frcysen  in  Westpreusscn,  gest.  9. 


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*cLu)i  -  Kehn«.  363 


April  1806,  ward  1771  Prediger  nm  kgl. 
Wai.'euhau*  in  Königsberg  i.  Pr.,  1778 
Ob«  ■  rbo  tp  rediger ,  C  i  i:  neralsupcr  i  n  tend  ent 
und  erster  Rorudstorialrat.  Gleichzeitig 
erhielt  er  eint'  Professur  an  der  theologi- 
schen Fakultät  und  wurde  Dr.  th'.'rd.  In 
seinem  Amt  als  OberKofpredigtr  war  er  der 
tininitielhare  Nachfolger  von  Starck  d.), 
der  die  klerikalen  Grade  iu  die  Loge  Zu 
den  drei  Kronen  in  Königsberg  i.  Pr.  ei»« 
fahrte.  S.  war  seit  1773  Mitglied  der 
I/Oge  Zum  Totenkopf  in  Königfberg  i.  Pr. 
und  1774—78  das.  I  ledner,  1779  abgeord- 
ueter  Logenmeister.  [Vgl.  Hieber,  Ge- 
schichte der  vereinigten  Loge  Zum  Toten- 
kopf und  Phönix,  zu  Königsberg  i.  Pr. 
Königsberg  1897),  S.  20.] 

Hob  all.  David,  p  rötest.  Theolog,  geb. 
29.  Not.  1779  in  Pürbcn  bei  Freistadt  in 
Niedcrschlesien,  gest.  17.  Febr.  1854  in 
Breslau,  wurde  1806  Dozent  an  der  philo- 
sophischen Fakultät  der  Universität  in 
Halle,  später  ausserordentlicher  Professor 
d«<r  Theologie  und  Philosophie  das.,  lböö 
ordentlicher  Professor  der  Theologie  in 
Frankfurt  «.d.O.  uud  siedelte  1811  mit 
dieser  Universität  nach  Breslau  über.  Hier 
wurde  er  1819  auch  Mitglied  des  Kon- 
sistoriums für  Schlesien,  aber  1845  dieser 
.Stalle  wegeu  meiner  rationalistischen  Rich- 
tung wieder  enthoben.  —  8.  war  Freimaurer 
und  ist  bekannt  durch  das  Gedicht  »Mein 
Glaube«  (abgedruckt  u.  a.  Dh.  1889.  8. 136). 

Sehnlse-Delltseeh,  Ilerman  n,  deutscher 
Politiker  uud  Begründer  der  Erwerbs-  und 
Wirtschaftsgenossenschaften,  geb.  29.  Aug. 
1M)8  in  Delitzsch,  gest.  29.  April  1888  in 
Potsdam,  studierte  die  Hechte,  wurde  1830 
AmdctdtatGr  in  Naumburg,  18:Ȁ  Assessor 
am  Kammergericbt  in  Kerlin  und  1841 
rnuimonialricliter  in  Delitzsch.  1848  wurde 
er  in  die  preussisebe  Nationalversammlung 
g -wählt.  Am»  Kreisgericht  nach  Wreechen 
versetzt,  schied  er  aus  dem  Staatedienst, 
zog  sieh  nach  Delitzsch  zurück  und  grün- 
dete hier  deu  emen  Vorschussverein.  Von 
da  an  widmete  er  sich  der  Förderung  des 
Genossenschaftswesens  und  blieb  1859  bis 
y.u  -«einem  Tode  Leiter  und  Anwalt  des 
Geiiosicnschaftsvorbands.  Seit  1861  nahm 
er  mich  wieder  am  politischen  Leben  An- 
teil,  w»ir  Mitglied  des  Abgeordnetenhauses 
und  seit  1867  des  Reichstaga.  —  S.-D.  war 
Mitglied  der  Loge  Zur  Beständigkeit  in 
Berlin  ivgl.  Bh.  1865,  8.  296]. 

behauter.  Zacharias,  zuletzt  Kou- 
aisiorioldirektor  in  Bayrouth,  gest.  22.  Sept. 
18:15,  hat  sich  um  die  Muttertage  Zur 
s*onne  gronse  Verdienste  erworben,  indem 
er  sie  unter  schwierigen  Verhältnissen 
sicher  leitete  Und  etat  zur  Provinzial- 
gTossloge,  Janu  zur  Grossloge  erhob.  Er 
war  1786  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Flammen  in  Göttingen  aufgenommen  und 
»chloss  »ich  1788  der  Sonnen -Loge  in 
Bayreuth  an,  die  ihm  bald  ihren  ersten 
Hammer  anvertraute,  deu  er  Jahrzehnte 


1  lang  mit  Eifer  und  Umsicht  führte. 
1815  mnaste  er  auf  königlichen  Befehl 
decken,  doch  wirkte  *ein  reger  Geist  trotz- 
dem mit  Hingebung  für  die  Sache  fort 
bis  zu  »einem  Tode.  Nach  innen  und 
aussen  gleich  thätig,  war  ihm  diu  Erhal- 
tung der  Maurerei  iu  Franken  und  Bayern 
vorzugsweise  zu  danken.  Von  1806—1810 
bekleideto  er  das  Amt  eines  1  rovinzial- 
gro Sameisters  iu  Bayreuth,  von  1811—15 
das  eine*  Grossmeisters  des  Sonneubundn. 
[Vgl.  Findel,  Geschichte  der  Gro*sloge 
zur  Sonne  (Lp*.  1898),  S.  55.) 

Sehers,  Karl,  amerikan.  Staatsmanu, 
geb.  2.  März  1829  in  Libla  bei  Köln, 
studierte  Philologie  und  Geschichte,  be- 
teiligte sich  1849  am  Aufstand  in  Baden, 
wurde  in  Rastatt  gefuugen  genommen  uud 
entfloh  nach  der  Schweiz.  1850  befreite 
er  Kinkel  aus  dem  Gefängnis  in  Spandau. 
1852  ging  8.  nach  Amerika  und  lies»  sich 
anfangs  in  Philadelphia  und  später  in 
Watertown  in  Wiin.<>usin  nieder.  Bald 
wurde  er  einer  der  cinrlussreichsteu  Führer 
der  republikanischen  Partei  und  von  Lin- 
coln zum  Gesandten  in  Spanien  ernannt. 
1862  kehrte  er  aber  nach  Amerika  zurück 
und  trat  ab  General  ins  Unionsheer 
Später  gründete  er  in  Detroit  in  Michigan 
die  Zeitung  »Detroit  Post«  und  wurde 
dann  in  St.  Louis  Miteigentümer  und  Leiter 
der  »Westlichen  Post«.  1868  von  Missouri 
zum  Senator  gewählt,  trat  er  gegen  die 
Korruption  auf  und  wurde  unter  lisyes 
(1877—81)  Minister  des  Innern.  —  S.  ist 
in  der  deutschen  Loge  Hermann  Nr.  125 
in  Philadelphia  Freimaurer  geworden. 

Sehurz  (oder  ScfaHrse,  Schurzfell)  [engl, 
aprou,  franz.  le  »ablierj.  Der  S.  ist  ein 
Hauptteil  der  maurerischen  Bekleidung. 
Er  besteht  aus  weissem  Lammfell  und 
hat,  je  nach  dem  maurerischen  Grad 
seines  Trägers,  ein  weisses  oder  blaues 
Band  und  eine  weisse  oder  blaue  Klappe. 
Zuweilen  sind  auf  ihm  auch  maurerische 
Sinnbilder  angebracht,  die  auf  verschiedne 
Abstufungen  In  der  Freimaurerei  hin- 
deuten. Jubelschürze  siud  mit  Silber  oder 

I  Gold  verbrämt.  Gestalt  und  Form  des 
6.  lassen  erkennen,  dase  er,  obwohl 
wahrscheinlich  vou  den  Werkmaurern 
hergenommen,  doch  nicht  zur  wirk- 
lichen Arbeit  bestimmt  ist  ,  sondern  eine 
symbolische  Bedeutung  hat.  Kr  soll  den 
Maurer  daran  erinnern,  das*  dieser  ein 
Arbeiter  ist  und  in  redlicher  Arbeit  im 
Dienste  der  Menschheit  seine  höchste  Ehre 
zu  finden  hat.  Das  Lammfell  und  die 
weisse  Farbe  gemahnen  an  die  Unschuld 
des  einzelnen  und  des  Friedenshuudea, 
das  Weiss  insbesondere  auch  an  das  Lieht 
und  an  die  Wahrheit,  wonach  in  Maurer- 
tempeln gerungen  wird,  und  die  blaue 
Farbe  an  die  Treue  und  Standhaft  igke it. 
—  [Vgl.  Krause,  Kunsturkuuden,  Bd.  I, 
S.  177  fg.;  Alpina,  1860,  K  201;  Schsu- 

I  berg,  Symbolik  der  Freimaurerei,  Bd.  1, 


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•64 


8.  29  ,  76;  Bd.  II,.  8.  «09,  438;  Fischer, 
Kitual  u.  Symbol  I-pr  1878),  8.  62;  FZ. 
1858,  ß.  167;  1855,  8.  17;  1868,  8.  209; 
1875,  8.  241.  Z.  1874,  8  59.  A.  Z.  I, 
8.  48.J 

Sehaster,  Andreas  Friedrich,  Ober- 
lehrer, geb.  6.  Febr.  1819  in  Friedebarg 
im  Msnsfeldschen,  gest.  2t>.  Min  1896  in 
Leipzig,  trat  de«  Freimaurerbunde  am 
24  Juni  1847  in  der  Loge  Zu  den  drei 
weinen  Feinen  in  Weissenfeis  bei  und 
schlos*  sich  bei  seiner  Übersiedlung  nach 
Leipzig  der  dortigen  Logo  Minerva  zu  den 
drei  Palmen  1.  April  1856  an.  8ehr 
bald  wurde  er  hier  zum  Redner  (1856  bis 
1861),  1.  Vorsteher  (1861  -1862),  1.  Redner 
(1862-1872,,  Bibliothekar  (1872-1875), 
zugeordneten  Meister  vom  Stuhl  (1874  bis 
1881,  1882—1891)  und  Meister  vom  Stuhl 
11881—1882,  1893  bis  zu  seinem  Tode)  ge- 
wählt 8.  hat  sich  durch  seine  Freund- 
lichkeit und  seine  echt  maurerische  Ge- 
flinnung  hohe  Verdienste  um  die  Forde- 
rung der  Freimaurerei  in  seiner  Loge  er- 
worben. Viele  seiner  maurerischen  Vor- 
träge sind  abgedruckt,  namentlich  in  dar 
Freimaurer- Zeitung  und  iu  der  Astraa. 
rVgl.  FZ.  1896,  8.  129.  I..  1896,  S.  58. 
Zwei  Arbeiten  in  der  Loge  Minerva  zu 
den  drei  Palmen  in  Leipzig  (Lp*.  1896).] 

Sebntabrlef  oder  Protektorium  ist  die 
Urkunde,  in  der  von  seiten  der  Souveräne 
eines  Lwudes  der  ürüiler*  -halt  Schutz  und 
Duldung  zugesagt  wird.  Dergleichen  8., 
ohne  dass  die  Souveräne  selbst  Freimaurer 
sind,  bestehen  inuerhalb  Deutschlands  in 
Hessen  und  Mecklenburg-Streit tz.  Auch  in 
den  Niederlanden  genoas  die  Bruderschaft 
solchen  Schutzes,  und  iu  Grosshritannien  be- 
steht der  Gebrauch,  dose,  sobald  der  Lan- 
desherr Maurer  ist,  er  zum  Protektor  oder 
Patron  ernannt  wird.  Ea  ist  vielfach  die 
Frage  aufgeworfen  worden,  ob  dergleichen 
Protektonen  nötig  seien,  und  man  kann 
denen  recht  geben,  welebe  die  Protekto- 
rien  wenigsten*  für  eine  überflüssige  Sache 
ansehen,  da  durch  diese  häufig  dem  Logeu- 
wesen  ein  Stempel  aufgedrückt  wird,  der 
leicht  zu  Missdeutnngen  führen  kann.  Abge- 
druckt sind  solche  8.  (%  21  Juli  1877  und 
81.  Marz  1892)  in  Dr.  K.  Nie«,  Der  Frei- 
maurerbund zur  Eintracht  t  Mainz  18%), 
8.  80.   Vgl.  auch  Protektor. 

Scbwabach  (St.  im  Königreich  Bayern, 
8405  E.).  Hier  besteht  seit  1*91  ein  mau- 
rerisches K ranze ben,  deren  Mitglieder  sich 
Je  am  2.  Donnerstag  im  Monat  im  Gasthof 
zur  Rose  versammeln. 

Sehwlhtofc  vMnd,  s.  Gmünd. 

Kcnwlblseti  Halt.  s.  Hall. 

Schwalhaeh,  Fr  an/,  Schulmann,  geb. 
8.  Dez.  18JW  in  KOaigsberg  i.  d.  Neumark, 
studierte  Theologie,  erar  einige  Jahre  Haus- 
lehrer, widmete  sich  aber  dann  den  neuere 
Sprachen.  Er  kam  1864  alt  Innrer  nach 
Phnx-heu  «Provinz  Puseu),  in  demselben 
Jahr  nach  Krotoschin  ans  Gymnasium, 


i  1870  an  das  Realgymnasium  zu  Sprottau, 
!  Micbatdia  1881   ala  Rektor  nach  Marne 
und  Michaeli*  18H7  als  Direktor  an  das 
Realgymnasium  zu  Harburg  a.  d.  El  He.  8. 
hat  mehrere  fach*  issenschaftliche Schriften, 
namentlich  Grammatiken,  herausgegeben, 
auch  eine  Reihe  von  Schulausgaben  »eu- 
j  sprachlicher  Schriftsteller  besorgt.  —  In 
I  den  Freimaurerbund  trat  8.  in  der  I*»ge 
i  Tempel  zur  Pflichttreue  in  Krotoschin  12. 
I  Dez.  1866  und  versah  daselbst  das  Redner 
amt  Bei  seiner  Übersiedlung  nach  Sprottau 
trat  er  in  die  dortige  Loge  Augusts  ein. 
bekleidete  zuerst  das  Amt  des  Redners 
und  war  von  1878 — Ml  Meister  ,  vom  Stnbl. 
Di  -auf  wurde  er  auf  einige  Jahre  Miiglosd 
der  Log«  Zur  gekrönten  Schlange  in  Gör- 
litz.  In  Marne  beteiligte  er  sich  an  den 
Arbeiten  der  Loge  Dithmarsia  und  wurde 
iu  Harburg  Mitglied  und  seit  1890  Meister 
vom  Stahl  der  Loge  Ernst  August  zäun  g"kt- 
nen  Anker,  bis  er  aus  Gesundheitsrück- 
sichten veranlasst  war,  1896  diese  Würde 
niederzulegen.    Seine  Thatigkeit  bei  der 
Neugestaltung  der  Rituale  brachte  ihm 
die  Ehrenmitgliedachaft  der  Grossen  Loge 
Royal  York  und  des  Innersten  Orient* 
derselben  ein.    Von  seineu  maureriacben 
Schriften  sind  —  auaser  mehrfachen,  ins- 
besondere gegen  die  Geschichtsauffassung 
von  Katsch  gerichteten  Aufsätzen  in  der 
•Bauhütte«  —  zn  nennen:  »Studien  über 
den  Meistergrad*  (1884,  vorher  in  den  •Bau- 
steinen* erschienen);  •Kurzgefasste  Ge- 
schichte der  Freimaurerei.  Historische 
Instruktionen    für   Brüder  Freimaurer« 
(Krotoschin    1876);    «Das   Sloane  MS.« 
(Brl.    1884);    »Die    ersten    Jahre  der 
Grossloge  von  London«  (zwei  Broschüren, 
Lpz.  188:1,  llmbg.  1*84,  gegen  die  ton 
Krüger- Schwerin    in  dem  •Mecklenbur- 
gischen Logenblatt«  ausgesprochnen  An 
'  sichten  über  Anderson,  den  augusteischen 
i  Stil  u.a.  w.);  «Geschichte  des  älteren  man- 
;  rerischen  Gcbrauchtums«  ( 1.  Teil,  Brl.  1889; 
;  Da  in  letzterer  Zeit  die  Krankheit  8. 's, 
>  der  bereits  zu  einem  langern  Aufenthalt 
I  in  Italien  genötigt  worden  ist,  sich  ver- 
schlimmert hat,  lasst  sich  nicht  absehen, 
ob  er  diese  «Geschichte«  zu  Ende  führen 
kann. 

Hehwaaenerden.  1)  Ein  fabelhafter  Orden 
I  in  Kleve,  der  aas  dem  6.  Jshrh.  herrühren 
•  soll,  dessen  Zeichen  ein  sitzender  Schwan 
I  an  goldner  Kette  ist.  2)  Orden  des  Schwans 
!  oder  Pnsrer  Lieb«»  Frau  von  Branden - 
!  bürg  tSodalitas  beatae  Matiae  Virginia) 
wurde  1448  vom  Kurfürst  Friedrieh  II.  im 
j  Kloster  auf  dem  Berge  bei  Altbranden 
bürg  gestiftet  und  breitete  sich  bis  zur 
Reformation  sehr  ans:  er  erlosch  und  wurde 
I  24.  Des.  1848  von  Friedrich  Wilhelm  IV. 
wieder  erneuert,  ob  aber  wirklich  ausge- 
führt?   Der  alte  Zweck:  Bekenntnis  der 
christlichen  Wahrheit  durch  t hat kra/liges 
!  Handeln  sollte  wiedor  hervortreten.  Das 


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Schwarte  —  ScbwarzbtirgRudoUudt. 


3«o 


veränderte  sein,  denn  man  fühlte  doch, 
data  die  Jungfrau  Maria  nicht  zu  einein 
protestantischen  Orden  pemte.  [Vgl.  J. 
I>.  Kwler,  resp.  G.  E.  Fi  tick  Irr,  H»tr;i  et 
jlluntritt  sodalttas  Beatac  Marine  Virginia 
in  monte  ad  vettis  Brandeuburgum  h.  e. 
Die  OntHirJult iJnarer  Lieben  Frauen  auf 
dem  Berge  bei  Mtbrandeubnrg (Altorf  1723); 
R.  Marc  B.  Freiherr  t.  Stilifried-Rattoeitz, 
Stammbach  der  löblichen  Rittergesellschali 
IJnarer  Lieben  Frau  auf  dem  Berge  bei 
Altbraudenburg  oder  Denkmale  de«  8chwa- 
uenorden*  (IlrL  1842).]  8cbon  1767  ver- 
Michte  der  Markgraf  von  Anspach,  dicaen 
Orden  wieder  herzustellen,  um  deu  Templer- 
orden  dahinter  zu  verstecken  und  diesi-r« 
auf  diene  Weise  weltlich«  n  .Schutz  au  ver- 
schaffen, aber  der  Plan  zerschlug  Mch. 

Sehwarti,  Johann  Friedrich  v..  gvb. 
21.  Okt.  1788  in  Straaaburg,  geat.  1*07  auf 
der  Domaue  Hessen,  war  von  17ft3  an 
Kaufmann  in  Braunachweig,  von  1772  bia 
1792  Ueheiaisekretar  dea  Herzogt.  Ferdi- 
nand von  Braunschweig,  erhielt  1776  vom 
König  von  (Schweden  den  Titel  Kammerrat, 
vom  König  tob  Dünemark  den  eine«  Ktatarat* 
und  noch  in  demselben  Jahre  vom  Kaise«- 
den  Adel.  —  1761  in  der  Loge  Zur  Einigkeit 
in  Frankfurt  a.  M.  Maurer  geworden,  trat 
er  1763  der  l#oge  Jonatbar  inbrauunehwiig 
zu  und  war  177«  Schatanieiater,  von  1784 
bia  1794  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zur 
gekrönten  Säule  und  von  1796— 1M)3 
schottischer  Obermeister,  ala  Vorsitzender 
de«  achottiachen  Ordensdircktoriums,  daa 
den  Obergang  au  der  Kenntnisstufe  isplter 
Kngbund)  bildete.  Er  trat  12.  Aug.  1767 
der  strikten  Observanz  zu,  wurde  1771 
Commendator  minor  und.  nach  dem  Zu- 
tritt des  Herzuas  Ferdinand  (Anfang  1771) 
ala  Geheimer  Kämmerer  dessen  maure- 
riacher  Geheimaekretlr  ued  Katgeber,  auch 
bestand  iger  Begleiter  anfallen  maureriachen 
lio-.  ti  de«  Herzogs.  177:9  war  er  ala  Ab- 
geordneter der  Prafektiv  Braunschweig  auf 
dem  Konvent  in  Kohlo,  wurde  1773  vom 
Herzog  zum  Heernteister  v.  Hund  und 
zum  Direktorium  in  Dresden  abgesandt, 
1775  auf  dem  Konvent  au  Braunachweig 
(s.  d.)  Vicariua  für  den  Visttator  Geueralia 
et  Provisor  Domorum  beim  Direktorium 
(also  Mitglied  desselben)  in  Braunachweig, 
mit  Rang  und  Titel  ala  Prafekt,  war  1776 
mit  dem  Hersog  in  Maltiaholiu,  in  dem» 
selben  Jah-e  auf  demKonvent  in  Wiesbaden 
\».  d.  ala  Abgeordneter  der  Herzöge  Karl 
und  Ferdinand  von  Braunschweig,  des  Land- 
grafen  Karl  von  Hessen-Kassel"  des  Her- 
zog« Karl  vou  Kurland  und  der  Prafekt  ur- 
kapital  in  Braunschweig,  Kopennagen  und 
Schleswig.  Er  kannte  Gagomos  (a.  d.) 
schon  aua  Bode«  Beschreibung,  beobach- 
tete ihn  •  ut  nau  und  trug  viel  daan  bei, 
ihn  an  entlarven ,  lies«,  sich  aber,  um  alles 
kennen  au  lernen,  von  ihm  einweihen. 
1777  nahm  er  an  der  Konferenz  in  Ham- 
burg teil  und  trat  1779  dem  Lyoner  Syetem 


I  (s  d.  «d  Konvent  au  Lyon   zu.  17M) 
wurde  er  l'ränideut  de*  l'rovinz<aldirck- 
tOffinni«.  war  1782  auf  dem  Konvent  in 
I  Wilhelnmbad  (a.  d.)  als  deutscher  (»ine- 
i  raJsekrrtlr  uud  wind«  vor  dem  Sehl  «im 
dea  Konvent»    vom  (icncralgr'Nunneiater 
.  zu  in  *  ieneral»okrH4r  dea  Orden«  ernannt, 
!  endlicb   1784   zum  Vizepresidenten  des 
!  Dircktoiinm>  der  ersten  Piovin*.  I  m  dem 
>  Herzog  berichten  an  können,  lies«  <:r  h 
i  auch  mtt  den  Gebrüdern  v.  ISeker  und  t>k- 
I  hülfen  (s.  d.)  ein  und  trat  lieft  in  den 
1  Orden  der  Axiatischen  Brüder  (a.  d.).  Nach 
des  Herzogs  Tode  1 1792)  lebt*  er  meinten« 
mit  der  Dornen«  Weodhau»cn  bei  Braun- 
I  »chweig  und  bekflnuimrte  aich  nur  dann 
um  die  Maurerei,  wenn  aein  Rat  gelordeii 
wurde.  An  der  Kenntniaetufe  teilzunehmen 
;  fand  er  nicht  für  nötig,  ja  et  hielt  *v  für 
Brauubchweig  überhaupt  für  überflüssig, 
weil  er  meinte,  da«  reiche  Archiv  enthalte 
vielleicht  mehr,  als  Sehröder  bieten  könne. 
So  war  S.  Über  41)  Jahre  hindurch  mit- 
.  wirkender  7'  uge  aller  wichtigen  Begcben- 

•  heiten  in  der  Maurerwelt  Teutschlands 
.  und  vielleicht  nach  Bode  derjenige,  der 
!  die  meisten  Systeme  kannte:  Bode  hntto 

aber  vor  ihm  die  grössere,  Md'.^tcnvorbnc, 

•  gelehrte  Bildung  voraua;  ebriiBO  tleissig 
!  war  S.,  davon  enthalten  fant  alle  Akten 
;  dea  Archivs  in  Braunsrhweig  zahlreiche  Be- 
j  weiae;  auch  war  sein  Urteil  «U  ta  nüchtern 
|  und  unbefangen,  und  er  lies«  sich  niemals 

zu  Aberglauben  oder  Roseitkreuzerei  hin- 
|  reissen. 

Schwarzbarg  (K  ü  r  1 1  e  n  t  ü  m  e  r;.  I. 
Schwarz  1> urg-Rudol stadt  Hier  hatte 
dio  Freimaurerei  bereits  1785  Fuss  gefasat 
in  der  Hauptatadt  Rudolstadt  unter  dem 
i  regierenden  Fürsten  Ludwig  Friedrich,  wo 
I  eine  Loge  aich  bildete,  die  mit  Unter- 
■I  brechung  von  80  Jahren  (1829—59)  noch 
heute,  wenn  auch  unter  veränderten  Ver- 
hiltniaseo,  besteht  Weitere  Pfiegeetätteu 
der  Mauren  i  sind  iin  Lande  nicht  (s.  Ru- 
dolstadt).  Il.Sch  wuraburg-Sondcre- 
hausen.  Hier  hat  lange  Zeit  die  Frei- 
maurerei keinen  Boden  gehabt,  bis  1881 
war  es  der  -i  ringe  deutsche  Staat,  der  gar 
keine  Loge  bexaaa.  In  diesem  Jahre  that 
sich  eine  Loge  in  Arnstadt  (a.  d.)  auf. 
Sie  iat  bia  jetzt  auch  die  einzige  geblieben. 

Hehwarzbnrg-  Kudolstsdt  (Faraten- 
hii'M  Auf»  diesem  Fürstenhaua  aind  zwei 
Mitglieder  Freimaurer  geweaen:  1)  Lud- 
wig Friedrieh,  seit  18.  April  179S  Füret, 
von  S.-R.,  Sohn  dea  Fürsten  Friedrich  Karl, 
geh.  9.  Aug.  1767,  geat.  28.  April  1807, 
wurde  80.  Aug.  1798  zusammen  mit  seinem 
Bruder 

2)  Karl,  Prinz  von  &-R.,  geb.  28.  Aug. 
1771,  geat.  4.  Febr.  1825,  in  der  Loge- 
Günther  «um  atehenden  I^öwen  in  Rudol- 
stadt vom  Herzog  Georg  von  Sech*en- 
Meiningen  (a.  d.i  aufgenommen.  Beide 
blieben  bia  au  ihrem  lüde  Mitglieder  der 
Loge,  jener  augleich  ihr  Protektor  und 


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Solnr»rzbarg-Smid*r*h»u**A  —  Schwulen. 


dieser  zweiter  Aufseber:  Ein  Brief  vou 
Ludwig  Friedrich  aus  de»  Jahre  L794  ist 
FZ.  1862,  Nr.  27  abgedruckt.  Beide  be- 
teiligtun «ich  mit  ßeulwitz  (b.  d.)  leb- 
haft an  den  Reformbestrcbungen,  und  im 
Juli  1800  verkehrten  sie  deshalb  mit 
Schröder  (s.  d.),  der  sogar  am  7.  Juli  1900 
beim  Fü  rasen  als  Gast  war.  Der  Komman- 
dant dat.,  Oberstleutnant  Heuber,  der 
Stallmeister  u.  a.  dort  waren  FrefnjAurei-. 

Schwanbarg'SonderakauseafK  ür-ten- 
haus).  Aus  diesem  Fürstenhaus  sind  r.wci 
Mitglieder  dem  Freimaurerbunde  beige- 
treten: lj  August,  Prins  von  S..8.,  Bru- 
der de«  Fürsten  Christian  Günther  UI. 
igest.  1794),  geb.  8.  Des.  1788,  gest.  10. 
Febr.  1806,  Herr  auf  Otter  wisch  bei  Leipzig, 
wurde  1786  in  der  Loge  Minerva  zu  den 
drei  Palmen  in  Leipzig  aufgenommen  und 
1782  und  1793  in  die  beiden  höhern  Grade 
befördert. 

2)  Friedrich  Christian  Albrecbt,  Prinz 
*on  S.-S.,  8ohn  des  Vorigen,  geb.  14.  M»i 
1  TrtH,  geet  26.  Okt.  1791  in  Otterwisch, 
Kurf,  sachs.  Rittmeister,  studierte  in  Leiden, 
wurde  ebenfalls  1786  in  der  genannten 
liOge  aufgenommen  nndl789  in  den  zweiten 
Grad  befördert. 

Sehwarze  Brüder  fauch  der  schwarze 
Orden  oder  Harmonieordcnl  war  einer 
der  vielen  im  18.  Jahrb.  aufgetauchten 
•Studentenorden,  der  aber  ein  ideelleres 
Ziel  gehabt  haben  soll,  als  die  übrigen. 
Man  behauptet,  seine  Stiftung  falte  Ins  J. 
1777  nnd  es  sei  diu  Mutterloge  in  Erlangen 
eine  Tuchtoringe  in  Gieasen  gewesen.  Eine 
J834  erschienene  Schrift »G  esebichte  Fried- 
richs« necut  ihn  den  Urquell  der  vorzüg- 
lichsten n ''adomischen  Verbindungen,  ob- 
gleich andrerseits  dies  heftig  bestritten 
wird.  JVg«.  Friederich,  Der  geheime  Bond 
d«r  schwanen  Brüder  (Mainz  1884);  Fabri- 
«•nu,  Die  Studentenorden  (Jena  1891).j 
Man  hat  iufoleedess«  n  die  Aufmerksamkeit 
Huf  im  Frehnaurerbund  bestehende  Grade 
gelenkt,  die  auch  deu  Namen  der  schwarzen 
Bn'Kier  führen.  Dien  sind  die  *choi  tischen 
Lvhrlioge,  Oeaellen  und  Meistor  der  »••lwe- 
discbcn'l/ehrart  fvgl.  ."».  und  6.  'feil  des 
Logenbuchs,  abgedruckt  im  Signutetcm, 
III,  8-  im  die  mit  dem  1640  zu  Florenz 
vorgeblich  bestandnen  Kapitel  der  schwar- 
zen Ritter  zusaminenzu hangen  vorgeben. 
Jedenfalls  ist  aber  die  Bezeichnung 
Schaarze  Bruder  auf  die  Studentenverbin- 
buu,;  gerichtet.  (Vgl.  FZ.  1892,  8.  123. 
Reform  1870.  S.  87,  123,  189,  168.J 

Schwarte  Kam  Bier,  s.  Kammer. 

Schwarzenbach,  Andreas,  Dr.  tbeol. 
nnd  Domherr  an  der  Linzer  Kathedrale, 
k.  k.  Rat,  Beisitzer  der  geistlichen  Filiul- 
kommission.  bischöi  li.-.hf  r  Konsistorialrat 
und  KxaminationadireV'.nr  des  Priester- 
hansep,  wurde  als  Cooperator  der  Pfarrei 
St.  Florian  der  Wiener  Vorstadt  Matzlein- 
dorf in  der  Loge  Zur  Beständigkeit  in  Wien 
als  Freimaurer  aufgenommen.  Wiewohl 


r  In  jeder  Beziehung  musterhafter  Printer, 
war  ihm  der  vorgesetzte  unduldsame  Kar- 
dinal Migar.zi  von  diesem  Augenöl  ick  an 
feindlich  gesinnt  Lr  erhielt  deshalb  die 
magere,  gerade  damals  vak.vnt  gewordne 
Pfarrstelle  in  Hfltteldorf.   Als  die  Kleri- 

[  kalen  dem  verfehmten  Pmrrer  gar  zr.  arg 
zu  Leibe  gingen,  ernannte  ihn  K*fi>>  i  Jo«eph 
zum  Domherrn  zu  Linz.  Derv  «r  der 
l»ge  Zn  den  sieben  Weisen  bei  und  Über- 
nahm da»  Amt  als  zugeordneter  Meister 
vom  Stuhl.  fVgl.  Taute,  Die  katholisch« 
Geistliehkeit  und  die  Freimaurerei  ,Lpz. 
1895),  fe.  7ö;  L.  XXV,  27.) 
Schwarzenberg  (St  im  Kr..dgr.  Sachsen, 

j  8788  K.).  Hier  bestand  1}  unter  der  Log»: 
in  Chemnitz.  (Hohenstein)  seit  Juni  1811 

I  ein  ruaureriseber  Zirkel,  der  nach  1312 
einging;  2)  ein  maur^risvhes  Kranrehen, 
gegr.  16.  Jan.  1868,  das  aber  auch  wieder 
eingegangen  ist. 

Schwarzenfels,  Friedr.  Karl  Adam  v., 
Sachsen  gothascher  Hofrnt  und  Oberamti- 
hauptmann  in  Tonus,  geb.  1788  in  Gotha, 
gest.  2.  Nov.  1 789  in  Alienberge,  kam  1783 
uacb  Altenburg,  wo  er  Vizekanzler  und 
Chef  der  Ree^ezung  und  1786  Kanzler  und 
Obersteuerdirekior  wurde.  Er  war  der 
Besitzer  des  Guts  Altenberge,  auf  dem  der 
erste  Konvent  der  strikten  Observanz  ge- 
halten wurde  (a.  Konvent  zu  Altenberge), 
und  wurde  auf  ihm  als  einer  der  ersten 
zum  Ritter  gescb  lagen.  1763  sc  bloss  er 
sich  der  Loge  Archimedes  zu  den  drei 
Reissbrettern  in  Alieuburg  an. 

Schwarzl,  Karl,  Dr.  theo).,  geistlicher 
Rat  und  Professor  an  der  Universität 
Innsbruck,  geb.  19.  Febr.  1746,  gest.  4. 
Marz  1*09.  war  von  1783  üb  Professor  det 
Pastoral  tbeologie  und  FUidtpfatrer  sin 
Münster  in  Freiburg  i.  Tir»  Ein  eifriger 
Freimaurer,  war  er  1788  Stifter  und  Meis- 
ter vom  Stuhl  der  Lope  Zn  den  drei  Flara- 

I  meu  in  TnosbrueV.  dann  Mitbegründer  der 
Loge  Zur  eu.  In  Aufsicht  in  Preiburg  Br., 
1785  erster  Affiner  und  17W- «7  Meister 
vom  Stuhl.  Er  war  in'  der  Loge  sei»'' 
thätig  und  trug  besonders  zur  Hebung  des 
Gesangs  bei.  Eine  maurerisehe  Rede  von 
ihm  »Über  die  tnaurerische  Schönheit-  •». 
W.  J.  1786,  II,  8.  107.  fVgl.  Taute,  DJ- 
katholische  Geistlichkeit  und  die  Frcimai 
rerei  (Lpa.  189ni,  S.  77.] 

Schweden  (Königreich).  I.  Ge- 
schichte. Die  Anfänge  der  Freimau- 
rerei in  diesem  Land«  sind  bi»  in  die 
neueste  Zeit  in  Dunkel  gebüllt  gewesen, 
so  diuM  nur  unsichere  und  widersprechende 
Nachrichten  verbreitet  waren.  Endlich 
haben  die  schwedischen  Maurer  t»eib«t  der 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  ihrer  Hei- 
mat sich  angenommen  und  die  Ergebnisse 
der  Archivfo  rechungen  durch  den  Druck 

|  bekannt  gemacht,  nämlich  in  den  »Meddo- 
landen  Iran  Svenska  Stora  Landtlogcns 
arkiv  och  bibliotek*  (Mitteilungeu  aus 
Archiv  und  Bibliothek  der  schwedischen. 


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Schnellen. 


Grossen  Landesloge).  l»us  1.  Heft  erschien  i 
IB92,  das  Tl.  1808,  beide  zu  Stockholm,  j 
»ene*  umfahr  die  Zeit  von  1735  bis  1774, 
dieses  diefol. senden  Jshre  bis  1800.  rkrGrnt'  , 
Axel  EricHou  Wredc-iSparre  (s.  d.),  wie.  au~h  ! 
bisher  schon  angegeben  wurde,  war  nach  ; 
seiner  eigenhändigen  Aufzeichnung  vom  1 
11.  April  1753  am  4.  Mai  1781  in  Pari»  i 
als  Lehrling  aufgenommen,  am  16.  Nov. 
cum  Gesellen  und  1783  zum  MeifU-r  be- 
fordert [vgl.  Medd.  1  Oj.  Er  hat  dann  in 
Stockholm  die  erste  Loge  eingerichtet,  wie 
er  selbst  sagt,  und  nach  den  Papieren,  die 
er- 1753  beim  Übertritt  zur  Loge  fck-Jean 
auxiliaire  deren  Meister  ühcvgab  |8.  UJ*), 
scheint  die  I<oge  1735  eröffnet  worden  zu  j 
sein;  denn  unter  diesem  Jahr  sind  die  ersten 
Aufnahmen  verzeichnet.  Ihre  Thatigkeit 
ia«st  sich  bis  1746  bestimmt  verfolgen, 
hat  dann  aber  wohl  bald  aufgehört,  da 
1758  Spurre  selbst  und  8  andre  Mitglieder 
der  Loge,  vermutlich  die  noch  übrig  ge- 
blicbncn,  tu  der  genannten  jüugern  Über- 
gingen.4*} Eine  A  ollmacht  zu  Logengrün- 
dungen hat  Huarre  gewiss  nicht  gehabt, 
da  er  davon  nichts  sagt  und  die  Loge  erst 
'iiicbtrüglirh  vom  Baron  Scheffer  (s.  d.)  1787 
oder  1738  auf  Grund  einer  Vollmacht  von 
Paris  gesetzlich  gegründet  wurde  [1,  13]. 
Freiherr  Karl  Friedrich  Scheffer  (aeit  1766 
Graf»  erhielt  10.  Sept.  1737  in  der  »Prinz 
Clertuont-Loge«  zu  Paria  den  1.  Grad  und 
muso  s-br  schuell  in  den  2.  und  3.  Grad 
befördert  sein;  denn  bereits  unterm  25. Nov. 
1737  erhielt  er  von  dem  damaligen  «Grosa- 
meister  der  sehr  alten  und  sehr  erlauchten 
Gesellschaft  der  Freimaurer  im  König- 
reich Frankreich«  eine  Vollmacht,  eine 
oder  mehrere  Logen  im  Königreich  S.  zu 
errichten  und  Suchende  :n  die  8  Grade 
aufzunehmen,  auch  wortiührende  Meister 
und  Autscher  zu  ernennen.  Diese  Logen 
HoUtcti  unter  dem  franzosischen  Grossmeis- 
ter s*ehen,  bis  sie  einen  eignen  Gross- 
meister gehörig  einsetzen  würden.  Als 
Großmeister  unterschrieben  hat  der  Graf 
lierwentwater  (s.  d.),  der  nach  der  im 
•Stockholmer  Logenarchiv  no<:h  vorhand- 
nen  Urkunde  und  nach  einem  andern  <  r- 
halu.en  Schriftstück  1736  Groösnn;  «er 
von  Frankreich  g«wordeu  und  1787  »loch 
gewesen  ist.f)    Die  Gegenzeichnung  ist 

*)  Dia««  '/liste  Paaiahon  iuh  auf  dl«  vorgenannte« 
„  M  >»d  d  « lau  d  on  • . 

*•)  173*  «oU  König  Friedrt-b  I.  (11*}— 51)  Lvgen- 
f«tummlu|(u  b«4  Tod«««»raf«  «erbot«»,  'li«s««  Ver- 
bot aber  bald  wind«  aufgeholt«*  hnban.  Ol«  daranf 
dnroh/onchtan  Akten  da«  UeioheraU  tat  Reich*  arohi» 
enthalten  nicht«,  wedet  vou  d«m  Verbot,  noch  T«a 
dornen  Anfhobang.  und  d*  «In  derartig  «iebttre« 
VrrtM>t  mit  Tode»«tmfe  ahn»  vorb'.-rig«  Verhandlung 
im  Bei  ob  «rat  nioht  wohl  •rl*t»«n  vertigo  könnt«,  Ist 
e«  T«imuUlaS  nicmala  «rtjaiinea  (vgL  Medd.  1,  18]. 

t)  !><•  Nnehitnhl  TOM  LiliuJ«,  Di  n»  ontwnter  habe 
ar.hon  1725  «in«  Log*  in  P.iri«  ««gTt:..dvt(  tat  «^.»ub- 
wurdig,  d»  «t  bereits  |7I6  an»  Swgti.ud  fliehen  nteU 
und  «rat  1746  naed  Kthn.'.Jnnd  fahr.    Kr  kann  «.]«•> 


von  J.  Mooie  «Grosssekretar  und  Siegel- 
bewahrer« (Vgl  Mcdd.  I.  11— !8J.  .Schoffer 
bü  'b  Mitglied  von  Spane*  !*>ge,  bis  er 
1753  mit  zu  öl. -Jean  auxilinire.  übertrat: 
r.ovor  wai  er  von  1743  einige  Zeit  wieder 
in  Frankreich  untl  hat  wohl  warrend  die.-«?» 
<*ve",s«n  Aufenthalte  die  S^hottengrud*-  sich 
erteilen  lasi<en.  Während  «iner  Ahwes^u- 
helt,  im  Winter  1743 — 14,  stiftete  d«r  be- 
rühmte General  Keith  (c  d.)t  der  u  tun»'*- 
in  russischen  Diensten  stand  und  tu  8. 
russische  Hilfstruppen  befehligte,  ei  m?  u  .'ue 
Loge,  die  «General  Keith-Loge«,  die  aber 
ihre  Arbeiten  eingestellt  zu  haben  scheint, 
als  Keith  im  Juli  1744  8.  v*>rla.«.eu  hatte; 
doch  traten  1753  noch  2  Mitglieder  der- 
selben zu  St-Jean  auxiliaire  »tbci.  Keith 
besass  eine  Vollmacht  als  englischer  Vtu- 
vinzialgrosMutshtter  für  Bussland  [vgl.  Const . 
1756,  S.  334"|  und  errichtete  aal'  deren 
Grund  die  kurzlebige  Loi;^  in  Stook- 
holm,  der  sich  übrigen*  einige  Mitglie- 
der vou  Spurre*  Loge  anschlonscn  (J,  1-S'. 
1750  oder  1751  entstauden  zwei  weitere 
Logeu,  «iue  sogenannte  Gardeloge,  deren 
Stifter  nicht  bekannt  ist  (vielleicht  «ior 
Graf  Tessin1,  und  Sorbous  Loge,  die  <*er 
Zollkontrolleur  Sorbon  ins  Lebcu  n  »*  vrr 
mutlich  vermöge  der  <  Brechte- in.'  die  «  r 
als  Schottenmeister  erworben:  denn  er  hatte 
iu  Straanborg  sowohl  die  Johonnicgrndc, 
wie  die  Andreasgrade  erhalten  fl,  15  fc.j. 
Am  30.  Nor.  1751  traten  9  Mauror  zu- 
sammen, um  die  Loge  St -Jean  auzilhdre 
zu  gründen  und  wällten  zum  wortflih<^i»- 
den  Meister  den  Grafen  Knut  farl^on 
Posse,  der  1746  und  1747  in  Metz  die  Jo- 
hanuisgmde  erhalten,  174*  in  .Sihu*burg 


««in  and  1735  nooh  kein«  J<og«  ^ugrund«t  b»bi'ii.  <K 
di«  Vrni«MUt«r«l  bit  dahin  in  FrvjiWr«ich  auch  kc-ren 
Klagnn«  g<fund«n  bntt«.   Or««ame'«tcr  war  «r 
•r«t  rnobt  nleht.  Bs  «rgi«M  «ich  an»  deu  Su>ckh>>!tn.  r 
H«pier«n ,  dna«  1739  «ia  MacUaoe  (irutan  'W*«r  .r 
nnd  •»  ?7.  Okt.  d.  J.  „KegU*  G^norali«  Je  W  M«. 
<;onnorie"  b«<t^il^t«;  D«rw»^<iwnt«jr  unid  -  ITC»  «eir 
K»chfi>lR«r  und  «rlndftrholtc  die  F«*tktignnu  i>ut.  -in 
27.  Okt.  d.  J.     Hior  lntch   wird   dip   Ao^^|{<    d  ir 
Sohrift:  sO«r  «ioli  ■•->lb»t  «urthciaiffcnd«  ün»nr«-c- 
(Frk».  u    Lpt.  174«)  »V-  nichtig  bu.t.ttg*.    0«c  er.i« 
«.bMhniit  d«r«':tben,  .Ht«tv.ri«rl.e  Nuohriobl  vl'i  .»ein 
berflninton  Ord«a  der  Krej müartr-  (B.  6- -4S),  hai.«  .-  t 
aZmliob  Im  g  6  von  Frnnk/eiob  nnd  borichtet  .,d#.» 
«n  Kod«  de*  1788.  Jabra«  mehr  *l»  SO  OHe  lur  Ter 
«ammalt  ^ewe*ea,  ««l^b«  den  Herrn  Charle«  H«d- 
liff,  Grafen  von  Dtrwwutwater,  Pair  ton  Knulntid. 
ihrem  (>ro«snt«iiter  «rkiMctan,  nachdem  aohou  \«.>'.i-r 
Jnoqae«  Hootor  Madeau«,  ein  •rbottiaouar  )lit:tr, 
di  teer  atodiunnag  vlrt  Jabre  Toru.^tand.'ii"  (8.  -3; 
1)1«  Sohretb-  od«r  Drmckfchl.r  rRaJ^Utf"  fdr  ,K*.! 
ehfl*  (Radol^ff«)  and  ,H*deanoy   für  sMnuleauu 
dürfen  nicht  beirren.  d«r  Verfa**»  r  noigt  «ich  in  der 
Haupu*chor*cht  «ntorriebtet.  Wann  M.uleeu«  Gron»- 
ntaliver  gnworden,  bMbt  nnn  nueh  uut<ewl«j,  und  ob 
Ourwentwatar  über  1747  hinan«,  alao  lantr«r  «da  »in 
Jahr,  Gro«aoi«i«t«r  gnwMon,  Ut  gleinbialU  noch  un- 
»iehar;  ▼Ull<  icht  wurd«  1737  Lord  Karaoue  iei  *  -n 
Kaohf;lg«r  Gii«  l7SS>,  in  nach  Lalnnde  h«r*.tv  «TM  . 
g« wählt  werden  e«in  »dl.  w*j  «ich  JeUt  nla  nnriehfi« 


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schottiscber  Lehrling -Mitbruder  und  21 
Juni  17 50  in  Köln  schottischer  Meister 
geworden  war;  Much  soll  er  eine  Vollmacht 
von  französischen  Grosemeirter  Grafen 
(Heruvont-Tonnerre  bekommen  haben.  Die 
Einsetzung  der  Loge  erfolgte  18.  Jan.  1752 
(a.  St.,),  unter  den  Stiftern  befand  aicb 
auch  der  eben  genannte  Sorbon,  der  ab- 
geordneter Meiner  wurde  and  seine  Loge 
eingeben  )»<•«.  Noch  1752  traten  bei: 
6  Mitglieder  der  Gardeloge.  8  Mitglieder 
von  ausländischen  oder  andern  nicht  ge- 
nannten Logen,  80  neue  Bachende,  so  das* 
Ki.de  dea  Jahres  58  Mitglieder  da  waren. 
1 753  folgten  9  Mitglieder  von  Sparres  Loge 
(darunter  er  aelbat  und  Scheuer),  2  von 
der  Gardeloga,  2  von  Reiths  Loge,  1  von 
Yfttad,  16  von  ausländischen  oder  andern 
nicht  genannten  Logen,  56  neue  Suchende, 
im  ganaen  ein  Zuwachs  von  66.  Die  Loge 
hat  »ehr  bald  den  Altern  allen  die  Lebens- 
fähigkeit geraubt;  nur  die  Gardeloge 
K-heint  »ich  dadurch  erhalten  zu  haben, 
•Ihm  König  Adolf  Friedrich  (1751—71)  au* 
dea  übrig  gebliebnen  Mitgliedern  1753 
eiue  neue  Loge  unter  seinem  Naaaeu  stiftete ; 
das*  er  sie  selbst  geleitet  hübe,  ist  eine 
spatere,  anscheinend  unverbürgte  Nachricht 
aua  dem  Jahre  1806  jl,  20].  Am  7.  Juli 
1758  übernahm  der  König  die  «Ober- 
meiaterachaft  über  alle  Freimaurervereini- 
gungen  im  Reiche«  und  wurde  so  de» 
schwedischen  Ordens  erster  «Beschützer«. 
E»  ist  aber  zweifelhaft,  ob  er  jemals  als 
Freimaurer  richtig  aufgenommen  ist,  und 
er  hat  auch  fernerhin  anscheinend  keiner- 
lei hervortretende  Kolle  in  der  Freimaurerei 
gespielt,  war  auch  nicht  Mitglied  der 
Schottenloge  und  des  Kapitels  II,  211.  Die 
Loge  Adolf  Friedrich  zahlte  die  längste. 
Zeil  nicht  zu  den  ge»etr.rnä*»igen  Logen, 
sondern  wurde  erst  1762  als  Nr.  9  von  der 
inzwischen  errichteten  (jrotsloge  «imma- 
trikuliert. [I,  86,  52,  .»Ol.  Von  1752-54 
galt  St.-Jean  auxiliaire  als  die  einzige  ge- 
setzmäßige Loge  in  8.  und  wird  in  der 
Folw/.oit  als  »S.'a  Muttvrioge«,  »die  erste 
gcxcUinäsHige  schwedische  Loge«,  »Landes- 
gruaslogc«  oder  «schwedische  Landesloge« 
bezeichnet  [I,  17].  Bekannt  waren  in  ihr 
bereit»  7  Grade,  fix  welche  Kolumnen  in 
der  Matrikel  vorgesehen  sind :  1 — 8  =  Jo- 
h.tunisgrade,  4  und  6  Andreasgrade, 
6  ■=  St.  Johannis  vertraute  lirüder,  7  tm 
AuserwHhlte  Brüder.  Bei  der  Bildung  der 
Loge  1752  wurde  in  den  Kolumnen  für  6 
und  7  angemerkt,  das»  aicb  «für  diese 
Grude«  niemand  angemeldet  hatte,  aber 
nachgetragen  ist  nachher  von  de»  Grafen 

des  wortführenden  Meister»,  eigner  • 
Hand  (Um  er  24.  Mai  1754  in  der  «Stock-  I 
holmer  Loge  Grimseu«  zum  »au  «er  wählten  ] 
Meister«  befordert  sei  ff,  19  j.  1752  waren 
neben  den  8  Jobannixgraden  die  2  Au-  I 
dr<  asjrradc  iu  Stockholm  bereits  mehrfach  ! 
vi  (treten,  und  es  gab  1754  wenigstens  eine  > 
Loge  («Griii»»'!.«),  in  der  such  b  und  7  ' 


erteilt  wurden;  ausserdem  gab  es 
den  Vorsteher«  des  von  deu  Freimaurern 
1758  in  Stockholm  gegründeten  Waisen- 
hauses schon  5  Mitglieder  dea  6.  Grads 
[1,  28].  Die  Rituale,  nach  denen  gearbeitet 
wurde,  stammten  zweifellos  aua  französi- 
schen oder  nsch  französischer  Weise  ar- 
beitenden Logen,  wo  eiue  Anzahl  schwe- 
discher Maurer  die  Grade  1—5  erhalten 
hatte,  in  Paris,  Mr.tz  und  Stramburg,  und 
die  •Andreasloge«  iu  Köln,  in  der  Graf 
Posse  1750  Schotten nteiater  geworden,  war 
gewiss  such  französischen  Ursprungs.  175" 
erfolgte  noch  ein  weiterer  wichtiger  Fort- 
schritt, indem  die  Mitglieder  von  Su-Jeuu 
suxiliaire  den  Grafen  Schefler  ersuchten, 
auf  Grund  der  ihm  von  DerwentwaU.r  er- 
teilten Vollmacht,  er  möge  die  «Groa*- 
nieisierschaft  -V*  Landes«  übernehmen, 
was  denn  auch  18.  April  d.  J.  geschah; 
der  König  bestätigte  ihn  28.  Dezember  in 
seiner  Würde.  1754  wurde,  als  die  Ma- 
trikel 1758  mit  189 Mitgliedern  sbachlon», 
ernstlich  eiue  Teilung  der  Loge  erwogen, 
da  die  Zahl  der  »Ritter  und  Brüder«  so 
gestiegen  sei,  dos»  man  Raummangel  oder 
Unordnung  vom  Gedränge  befürchten 
müsse ;  aber  e*  wurde  nicht»  au»  der  Tei- 
lung.  Dagegen  entstand  1754  eine  neue 
Loge  Salomen  a  trois  serrurea  in  Goten- 
burg durch  Dr.  Karl  Diedrich  Engelhardt, 
der  in  der  «Prins  Clennont-Loge«  in  Pari» 
1748—44  aufgenommen  und  bei  seiner  Ah- 
reise von  Paris  mit  einer  Vollmacht  zu 
Ixigengrfindungen  versehen  war  [I,  27J.*) 
1756  wurde  die  Loge  8t.  Augustin  in  Hel- 
singfors  von  der  »Mutterloge«  gestiftet 
und  24.  Juni  d.  J.  von  ihrem  wort  führen- 
der! Meister  John  Jennings  in  Arbeit  ge- 
setzt. Zu  dieser  Zeit  bestanden  in  Stock- 
holm 5  unechte  oder  «Baatardlogen« ;  man 
ging  gegen  aie  vor,  einige  lösten  sich  auf, 
und  aus  einer  ging  die  neue  Loge  St.  Erik 
hervor,  die  uuterm  80.  Nov.  1756  einen 
Stiftungsbrief  erhielt,  unterschrieben  von 
Scheffer  als  Landeagrosameiater,  sowie  von 
dem  Meister,  den  Aufsebern  und  dem  Se- 
kretär der  »ältesten  und  Grossen  Frei- 
maurerloge in  Stockholm«  [I,  851.  In  der- 
selben Form  wurde  den  Mitgliedern  einer 
andern  jener  Logen  1757  ein  Stiftungabrief 
verabfolgt  und  diese  24.  Jnni  als  Loge 
8t  Edvard  eingesetzt;  sie  bestand  aber 
nur  bis  1781  und  vereinigte  sich  dann  mit 
St. -Jean  auxiliaire.  Am  15.  Juni  175y 
ging  au»  den  Kreisen  der  unechten  Logen 
noch  eine  französische  bervor,  unter  dem 
Namen  L'onion  gegründet  und  in  Ar- 
beit gesetzt  von  der  «Mutterlose« :  Logen - 
meister  wurde  Freiherr  Friedrich  Horn, 
der  im  Elsas»  in  einer  französischen  Fdd- 


*)  IM«  Loge  «t«IU*  «ich  t75I  unttr  Sic  1t  ut  Urloff« 
and  c rlunl t  »iura  8tifiunf»hritf,  i*r  auf  d«a  10.  X»«. 
17*4  lurucW  Utirrt  wurd», 

I,  afcsr*»* 
17*«  *«.OUeiei.  Htockholin.r  Log*  St.  En». 


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Schweden. 


369 


luge  1748  die  Johannisgrade  und  dann  in 
Frenells  Ix>ge  in  Metz  die  Andreasgrade 
erhalten  hatte  [I,  45].  Inzwischen  war 
schon  1756  von  einem  Aussen usa  unter 
Leitung  des  Grafen  Posse  eine  neue  Be- 
arbeitung des  Lehrlingsgrads  vorgenom- 
men, da  man  wünschte,  die  gebrauchten 
Übersetzungen  genau  nachzuprüfen,  sowie 
dem  Grad  einen  ernstern  und  erheben- 
dem Inhalt  zu  geben,  als  er  in  dem  bis- 
herigen Ritual  gefunden  wurde  [I,  87J. 
Ferner  war  1756  der  damalige  Kanzlist 
Karl  Friedrich  Eckleff  (s.  d.,  seit  1767  als 
Kanzleirat  verabschiedet)  in  den  Vorder- 
grund der  Stockholmer  Freimaurerei  ge- 
treten. Bis  dahin  hatte  man  weiter  nichts 
von  ihm  erfahren,  als  dass  er  8.  Dez.  1752 
vom  Kanzleirat  Carleson,  der  1757  Meister 
von  St.  Edvard  wurde,  in  der  Loge  8t.- 
Jean  auxiliaire  angemeldet  war,  »um  als 
Freimaurer  Eintritt  zu  erlangen«  [I,  39]. 
Es  hatte  sich  aber  zur  Aufnahme  nicht 
eingestellt  und  lange  nichts  von  sich  hö- 
ren lassen,  so  dass  er  von  der  Anmelde- 
liste gestrichen  wurde.  Als  jedoch  3.  Sep- 
tember 1756  31  Mitglieder  der  unechten 
Loge  des  Juweliers  (spätem  Bürgermei- 
sters) Lijdbergh  (s.  d.)  zur  •  Mutterloge« 
übergingen,  erschien  auch  Eckleff  unter 
ihnen;  er  hatte  sich  also  inzwischen  ver- 
mutlich gleich  nach  seiner  Anmeldung 
dort.  Ende  1752  oder  Anfang  1753,  der 
Lijdbergh-Loge  angeschlossen  und  dämm 
in  der  »Muttertage«  damals  vergeb- 
lich erwarten  lassen  [vgl.  I,  86,  89]. 
Alsbald  nach  seinem  jetzigen  Anschluss 
trat  er  mit  seiner  vom  AusTand  bezognen 
Vollmacht*)  hervor,  die  als  völlig  echt 
und  gesetzmassig  anerkannt  wurde,  und 
stiftete  auf  deren  Grand  30.  November 
1756  mit  6  andern  schottischen  Maurern 
die  Andreasloge  L'innocente.  Hofrat 
v.  Haren  vom  auswärtigen  Amt,  in  dem 
auch  Eckleff  und  Bierken  (s.  d.),  ein  Mit- 
stifter, als  Kanzlisten  angestellt  waren, 
wurde  zuerst  wortführender  Meister,  aber 
nur  für  kurze  Zeit  dem  Namen  nach,  dann 
trat  Eckleff  selbst  an  die  Spitze.  1757  wur- 
den nur  drei  Maurer  angenommen,  die  alle 
schon  früher  »schottische  Meister  und  er- 
leuchtete Brüder  höherer  Grade«  geworden 
waren  [I,  41],  die  ersten  Beförderungen  von 
Johannismeistern  erfolgten  erat  10.  Juni 
1758;  aber  dann  ging  die  Entwicklung  rasch 
vorwärts,  so  dass  schon  25.  Dez.  1759  das 
Grosskapitel  L'innocente  gestiftet  werden 
konnte**),  und  zwar  mit  24  Mitgliedern, 
unter  denen  sich  viele  der  angesehensten 
Maurer  befanden  [vgl.  I,  51].  Eckleff 
wurde  auf  Grand  seiner  Vollmacht  zum 
höchsten  Leiter  gewählt  und  führte  den 


")  Ober  die«©  Vollmacht  und  Ja»,  tu  damit  «u- 
sammenhangt,  Tgl.  Schwedische  Lehrart  IT,  B.  380. 

"*)  Die  bisherige  Annahme,  der  25.  De«.  1769  «ei 
der  8tiftong»Ug  der  Grossen  Landesloge,  ist  also  ein 
Irrtum,  dieee  wurde  erst  1760  gegründet. 

Allgemeines  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


Namen  »Ordensmeister«  oder  auch,  nach 
dem  Wortlaut  seiner  Dokumente,  »Vicaire 
de  Salonion«,  wofür  in  S.  seit  1780  die 
lateinische  Form  »Salomonis  Vicarius« 
üblich  geworden  ist.  Aus  dem  Ausdruck 
»Sage  des  Sages«  ist  die  Zubenennung 
•Visast«  (Weisester)  entnommen.  Mit  der 
ihm  zuerkannten  Gerechtsame  stiftete 
Eckleff,  ohne  jeden  Einspruch  des  Lan- 
desgrossmeisters Scheffer  und  der  »Mutter- 
loge«, zu  den  6  vorhandnen  Logen  (St.- 
Jean  auxiliaire,  Salonion  ä  tr.  s.  in 
Gotenburg,  St.  Augustin  in  Heisingfora, 
St.  Erik,  St.  Edvard  und  L'union)  1.  Mai 
1760  noch  eine  neue,  die  er  die  »Siebente 
St.  Joh.-Loge«  nannte  und  selbst  als  Mei- 
ster leitete.  In  dem  Stiftungsbrief  werden 
die  9  Stifter  •  Herrar  bröder«  (»Brüder 
Herren«,  nach  der  Bezeichnung  »Freres 
Seigneurs«  in  Eckleff»  Freibrief)  genannt, 
weil  sie  alle  dem  Kapitel  angehörten,  das 
seit  seiner  Gründung  weitem  Zuwachs  er- 
halten hatte.  Noch  im  selben  Jahre  ging 
man  daran,  eine  »Schwedische  Grosse 
Landesloge«  zu  errichten,  um  nach  dem 
Brauch  des  Auslands  eine  Vertreterver- 
sammlung  von  Mitgliedern  der  verschied- 
en Johannislogen  zu  schaffen,  mit  dem 
Landesgrossmeister  als  Wortführendem. 
Die  Organisation  wurde  aber  erst  1761 
vollendet  und  am  27.  Dez.  d.  J.  ein  Ver- 
zeichnis aller  Mitglieder  aufgestellt.  Die 
bisherige  »Mutterloge«  trat  als  solche  zu- 
rück und  als  Nr.  1  in  eine  Reihe  mit  den 
übrigen  sechs  Logen.  Landesgrossmeister 
blieb  der  Graf  Scheffer,  Eckleff  wurde 
sein  Zugeordneter,  Graf  Posse  erster  Gross- 
aufseher, Rittmeister  JenningszweiterGross- 
aufseher,  Banksekretär  Lundmark  Gross- 
schriftführer, Kanzleirat  Ekestubbe  Gross- 
redner, Freiherr  v.  Hegardt  Grossschatz- 
meister, Freiherr  v.  Horn  Grosszeremonien- 
meister. Sonstige  Mitglieder  der  Grossloge 
waren  die  wortführenden  und  abgeordneten 
Meister  und  Aufseher,  sowie  solche  Maurer, 
die  eins  dieser  Ämter  früher  bekleidet 
hatten.  Die  Landesloge  sollte  sich  nur 
mit  Angelegenheiten  der  Johannislogen  be- 
fassen; daher  wurden  Kapitel  und  Andreas- 
loge ohne  Nummer  in  die  Laudesloge  ein- 
getragen und  sollten  auch  keinen  Zutritt 
haben,  nur  die  »drei  höchsten  Beamten« 
des  Kapitels,  die  vorher  die  »höchsten 
Amter«  einer  Johannisloge  bekleidet  haben 
mussten,  hatten  Sitz  und  Stimme,  sollten 
aber  bei  den  Verhandlungen  ein  »gold- 
kantiges purpurfarbnes  oder  schwarzes 
Band«  tragen  [vgl.  I,  53—55].  Die  Grosse 
Landesloge  von  S.,  in  ihrer  ursprünglichen 
Gestalt  dem  englisch-französischen  Muster 
entsprechend  aus  sieben  Johannislogen 
gebildet,  mit  einem  Grossmeister  an  der 
hpitze,  der  sich  im  rechtmässigen  Besitz 
einer  unanfechtbaren  Vollmacht  des  fran- 
zösischen Grossmeisters  Grafen  Derwent- 
water  befand,  steht  auf  gesetzmässigem 
Boden  und  ist  auch  1770  von  der  Londoner 

24 


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370 


Schweden. 


Grossloge  ausdrücklich  mit  allen  ihren 
Johannislogen   als  gesetzlich  anerkannt 
worden.   Die  erste  Stiftungsurkunde  von 
der  neuen  Grossloge  erhielt  die  deutsch 
arbeitende  Loge  Karl,  unter  Nr.  8,  die 
27.  Dez.  1761  vom  zugeordneten  Landes- 
groBsxneister  Eckleff  geweiht  wurde.  1762 
wurde  die  Loge  Adolf  Friedrich  in  die 
Landesloge  aufgenommen  und  erhielt  Nr.  9; 
neu  gegründet  wurden  25.  März  d.  J.  die 
Logen  St.  Harald  (jetzt  Gustav)  in  Karls- 
krona  und  4.  Sept.  die  Schwedische  Armee- 
loge in  Stockholm,  Nr.  10  und  Nr.  11.*) 
Als  »Tochterlogen«  der  letzten  zweigten 
sich  ab  die  Logen  Zu  den  drei  Greifen  in  j 
Greifs wald  und  La  Charite*  in  Stralsund, 
die  beide  unterm  17.  Febr.  1768  vom 
Landesgrossmeister   Scheffer    als  «deta- 
chierte« Logen  der  Armeeloge  anerkannt 
wurden    und    deshalb    unter  derselben 
Matrikelnummer  arbeiten  sollten.  1763 
entstanden  noch  Sinceritas  oder  La  sin- 
ce^ite"  in  Stockholm  und  die  Eintracht  in 
Stralsund,  Nr.  12  und  Nr.  13.    In  diese 
gedeihliche   Entwicklung    der  schwedi- 
schen Logen  griff  plötzlich  1765  Char- 
les Tullmann,   Sekretär  der  englischen 
Gesandtschaft   in  Stockholm,   mit  ehr- 
geizigen Plänen  ein.   Er  war  vorher  in 
Dänemark  gewesen  und  verschaffte  sich 
für  Stockholm  von  dem  Londoner  Gross- 
meister Blaney  eine  Ernennung  zum  Pro- 
vinzialgrossmeiBter  für  S.  mit  der  Voll- 
macht, Freimaurer  aufzunehmen  und  nach 
Bedarf  Logen  zu  gründen.    Die  Urkunde 
trügt  das  Datum  des  10.  April  1765  [vgl. 
Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
England,  8.  187].**)    Der  Gesandte  Good- 
ricke  war  selbst  englischer  Freimaurer  und 
scheint   seinen  Sekretär   unterstützt  zu 
haben,  wenigstens  übernahm  er  die  Stellung 
eines  zugeordneten  Provinzialgroasmeisters 
und  des  wortführenden  Meisters  in  der 
unterm  7.  Aug.  1765  gestifteten  Loge 
Britannia.    Nach  der  in  Stockholm  befind- 
lichen Stiftungsurkunde  wurde  diese  für 
sieben  Bewerber  ausgestellt  [I,  66].  Erst 
unterm  30.  Nov.  1767  konnte  eine  zweite 
Loge  gestiftet  werden,  nachdem  Mitglieder 
aus  den  ältern  Logen  gewonnen  waren, 
namentlich  aus  der  Andreasloge  L'innocente 
unter  Führung  des  Hofmedikus  Dr.  Od- 
helius,  der  auch  wortführender  Meister 
dieser  neuen  Loge  Phönix  wurde.  Die 
Stiftungsurkunde  ist  für  zwölf  »schottische 
Ritter  und  Meister«  ausgestellt,  mit  der 


*)  Die  Anfinge  dieser  Loge  liegen  schon  im  Jahr 
17<1,  die  Stiftung  erfolgte  aber  erst  1782  [Tgl.  I, 
67—61]. 

«*)  Klose  nennt  ihn  nach  dem  englischen  Konsti- 
tutionenbnch  „Fullmenn",  nnd  so  ist  er  seitdem  stete 
genannt  worden.  Schon  Kupfersehinidt  [Tgl.  A(jC. 
I,  309;  Bh.  1889,  8.  35]  giebt  den  Namen  richtig, 
ebenso  die  schwedischen  .Mitteilungen*  von  1899, 
8.  «5.  Kloss  giebt  den  Tollen  Wortlaut  der  VoU- 
macht  deutsch,  sagt  aber  nicht,  wober  er  ihn  ent- 


Berechtigung,  »das  Licht  auszuteilen  vom 
Lehrlings-  bis  zum  schottischen  St.  Andreas- 
grad«.  Von  den  zwölf  Stiftern  hatten 
elf  vorher  zu  L'innocente  gehört,  Odhelius 
war  dort  Redner  gewesen.  Sie  waren  aus- 
geschieden »unter  dem  Vorgeben  von  mehr 
Licht  mit  geringem  Kosten«.  Die  Ur- 
kunde ist  unterschrieben  von  Tullmann 
und  zwei  Mitgliedern  der  Britannia.  Die 
Loge  hat  ausser  den  drei  Johannis- 
graden auch  einen  Schottengrad  bearbeitet. 
Dies  Zugeständnis  Tullmanns  läset  durch- 
blicken, wie  schwer  es  ihm  geworden  ist, 
in  Stockhohn  Boden  zu  gewinnen*),  auch 
hat  er  sich  dazu  verstehen  müssen,  die 
Stiftungsurkunde  in  schwedischer  Sprache 
zu  liefern  [vgl.  über  alles  dies  I,  66]. 
In  Stockholm  hat  er  eine  weitere  Loge 
nicht  zu  stände  gebracht,  sondern  nur  noch 
eine  in  Gotenburg,  St.  Georg  genannt  und 
gestiftet  im  Sept.  1768  (der  Tag  ist  nicht 
angegeben)  von  acht  Maurern;  die  Stif- 
tungsurkunde ist  von  denselben  drei  Mau- 
rern unterschrieben,  wie  die  vorige,  aber 
englisch  abgefasst.  Erster  Meister  war 
ein  bedeutender  Kaufmann  Namens  v. 
Cahman  (auch  »Ghaman«  geschrieben). 
Tullmanns  Auftreten,  das  nicht  gerade  be- 
scheiden gewesen  zu  sein  scheint,  hat  wohl 
die  schwedische  Grossloge  zu  dem  Ent- 
schluss  angeregt,  seinetwegen  in  London 
anzufragen;  wenigstens  schrieb  er  1769 
einen  Brief  nach  London,  worin  er  auf 
eine  derartige  Anfrage  vorbereitet.  Dieser 
ist  von  Kupferschmidt  aus  dem  Archiv 
der  Londoner  Grossloge  mitgeteilt  [AQC. 
1,  208.  Bh.  1889,  S.  25)  und  bewegt  sich 
in  höchst  anmassenden  Ausdrücken  gegen 


•)  Dass  er  gewühlt  haben  musa,  .eigen  der  Abfall 
der  elf  Andreasbrüder  Ton  L'innocente  und  die 
Zugeständnisse,  die  er  ihnen  machte  ;  es  wird  au»er- 
t\em  l>f  itatiKt  durch  Briefe  Eckleffs  an  Zinnendorf, 
die  sich  im  ArchiT  der  Grossen  Landenlofje  au  Berlin 
befinden.  Eckleff  beklagt  sich  darin  über  die  Zudring- 
lichkeit Tullmanni  und  namentlich  darüber,  daas  er 
aufrührerischen  Maurern  einen  BUckbalt  gebe,  d.  h. 
er  bat  Unsufriedne  bestärkt  und  su  »ich  herüber- 
gelockt.  Die  Cntufriedenheit  besog  sich  aber  nicht 
auf  das  Hinausgehen  über  die  Johaanisgrade;  denn 
die  11  Abtrünnigen  Wessen  sich  ja  gerade  die  Fort- 
setzung der  Andreasmaurerei  gewährleisten.  Bei 
Odhelius  scheint  Ehrgeis  die  Triebfeder  gewesen  sa 
sein,  worauf  auch  die  Wahl  de*  Namens  Phönix 
seb) leisen  lasst,  der  sohr  anspruchsToll  klingt.  Ober 
Eckleffs  Briefe  Tgl.  BZC.  1878,  S.  149.  Dieser  oft 
gerühmte  Vertreter  der  „reiuen  englischen  Maurerei* 
bat  sogar  auch  ein  Kapitel  gegründet,  wie  aus  dem 
Protokoll  des  schwedischen  Kapitels  vom  16.  Des. 
178&  berrorgeht.  Darnach  wurde  beschlossen,  „dass 
die  Mitglieder  der  Stuartloge,  die  in  dem  Ton  Tull- 
mann errichteten  Kapitel  aufgenommen  waren,  spater 
auch  su  diesem  Kapitel  Einlaas  gewinnen  sollten". 
Im  folgenden  Jahre  traten  auch  Mitglieder  ein,  die 
früher  cum  Tullmannsoben  Kapitel  gehört  hatten, 
und  wurden  befunden,  „wirklich  au  haben  und  su 
besitsen  die  sn  diesem  Grad  gehörenden  wichtigen 
und  TolUtnndiKon  Kenntnisse*  [II,  107].  Vermutlich 
hatten  sie  diese  Kenntnisse  Ton  solchen  Maurern,  die 
Ton  Tullmann  cum  Abfall  Terleitet  waren,  wie  Odhe- 
lius und  seine  Genossen  der  Andreealoge. 


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Schweden. 


871 


die  schwedische  Grossloge,  lässt  aber  zu- 
gleich einen  verbissnen  Arger  Qber  seine 
geringen  Erfolge  durchfühlen,  indem  er 
die  Unterstützung  der  Londoner  Gross- 
loge für  seine  Bemühungen  nachsucht: 
•aber  es  ist  dringend  nötig,  dass  alle  Logen 
unter  englischem  Schutz  angewiesen  wer- 
den, keinen  Maurer,  der  von  8.  kommt, 
ohne  einen  Pass  der  drei  englischen  Logen, 
oder  von  mir  selbst  unterschrieben,  zu 
ihren  Versammlungen  zuzulassen«.  Die 
von  den  8.  nach  seiner  Angabe  beabsich- 
tigte Anfrage  nennt  er  eine  » Unverschämt- 
heit« und  hofft,  man  werde  sie  gar  nicht 
beantworten  oder  sagen,  «sie  müssten  sich 
an  mich  wenden«.  Zugleich  werden  die 
drei  Logen  von  ihm  angemeldet,  als  Nr.  1, 
Nr.  2  und  Nr.  3  bezeichnet,  die  beiden 
letzten  aber  mit  unrichtigen  Daten.*)  Der 
Brief  Tüll  man ns  scheint  ein  Schreiben  des 
Londoner  Provinzialgrossmeisters  für  aus- 
ländische Logen,  de  Vignoles  (s.  d.),  an  die 
schwedische  Grossloge  veranlasst  zu  haben ; 
denn  das  Stockholmer  Archiv  besitzt  die 
Urschrift  eines  Schreibens  vom  Grafen 
Scheffer,  worin  dieser  die  Londoner  Gross- 
loge über  die  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  S.  aufklärt,  indem  er  von  der  dem 
Grafen  Posse  vom  Grafen  Clermont- 
Tonnerre  erteilten  Vollmacht  und  seiner 
eignen  vom  Grafen  Derwentwater  berichtet, 
auch  mitteilt,  dass  König  Adolf  Friedrich 
eich  zum  «Beschützer«  des  Ordens  erklärt 
habe.  Vorher  sagt  er,  ihm  sei  das  aus- 
schliessliche Vorrecht  der  englischen  Gross- 
loge, fremde  Grosslogen  zu  stiften,  unbe- 
kannt gewesen,  er  erkenne  die  englische 
Grossloge  als  den  Mittelpunkt  aller  Frei- 
maurergesellschaften an  und  wünsche  mit 
ihr  die  schwedische  Maurerei  unauflöslich 
zu  vereinigen.  Weiter  spricht  er  von  der 
Spaltung,  die  durch  Tullmanns  Ernennung 
hervorgerufen  sei,  indem    manche  Mit- 

Slieder  sich  von  den  ursprünglichen  schwe- 
igehen Logen  getrennt  und  mit  T ulimann 
vereinigt  hätten.  Schliesslich  begehrt  er, 
die  englische  Grossloge  möge  die  schwe- 


*)  Das  Datum  des  Briefs  teilt  Kupferschmidt  nicht 
mit.  Die  von  Tullmann  angemeldeten  Logen  er- 
schienen 1T70  In  der  Logenliste  der  englischen  Gross- 
loge  unter  Nr.  885,  Nr.  388  und  Kr.  387,  als  »Nr.  1, 
Schweden",  „Nr.  2,  Schwoden"  und  „Nr.  3,  Schwe- 
den", ohne  Namen  und  Stiftungsseit.  Die  Liste  ist 
abgi<druukt  bei  Oould  [The  four  uld  Lodges  (London 
1879),  8.  62 — 65].  Bei  den  Dmslhlungen  von  1780 
und  1781  erhielten  sie  die  Nrn.  298 — 800,  beiw.  899 
bi.  301  (die  Liste  ron  1781  bei  Gould ,  8.  68-72), 
.ebenso  beieichnet  wie  1770,  aber  unter  dem  Jahre 
1769.  1793  wurden  sie  Nr.  250—59  (Litte  bei  Oonld, 
S.  75—80),  gleichfalls  unter  dem  Jahr  1769.  Diese 
■drei  Logen  werden  bis  1S13  immer  fortgeführt ,  ob- 
wohl sie  bereit*  1770  snr  schwedischen  Grossloge 
Ubergetreten  waren,  nachdem  der  englische  Prorin- 
.cialgroesmeistor  Tullmaun  Infolge  der  Verständigung 
•wischen  Stockholm  und  London  sein  Amt  hatte  auf- 
geben müssen.  Erst  18U  nach  der  Vereinigung  de? 
beiden  Londoner  Oroeslogen  wurden  sie  gestrichen. 
{Vgl.  auch  Lane,  Masonio  Becords  (1896),  8.  169.] 


dische  Grosse  Landesloge  (1*  Gk  L-  Natio- 
nale en  Suede)  »bestätigen  und  stiften« 
(confirmer  et  constituer),  ihn  selbst  zum 
Grossmeister  und  Pfeiff  zum  Zugeordneten 
ernennen,  auch  die  unter  der  Grossen 
Landesloge  von  S.  arbeitenden  18  Logen 
neu  bestätigen  [I,  68].  Darauf  erfolgte 
von  England  unterm  7.  März  1770  eine 
förmliche  Anerkennungsurkunde,  in  der  es 
heisst:  «wir  anerkennen,  erklären  und 
stiften  die  genannten  13  Versammlungen 
als  rechtmässige  Logen  und  wollen,  dass 
alles,  was  sie  bis  heute  getban  haben,  als 
aus  einer  gesetzlichen  Vollmacht  fliessend 
anerkannt  werde«  [I,  S.  69  Anm.].  Es  wird 
ferner  erklärt,  dass  die  genannten  Logen 
die  »schwedische  Grosse  Landesloge« 
(Grande  Loge  nationale  de  Suede)  bilden 
sollen  und  dass  der  Graf  Karl  Friedrich 
Scheffer*Landesgrossmei8tcr«(GrandMaftre 
national)  werde.  Zuletzt  wird  die  für  Tull- 
mann  ausgefertigte  Bestallung  als  »Provin- 
zialgrossmeister«  (Grand  maitre  provincial) 
widerrufen  und  gewünscht,  es  möchte  eine 
»alliance  ferme,  sincere  et  inalterable« 
zwischen  der  Grossloge  von  England  und 
der  schwedischen  Grossen  Landesloge 
bestehen  fl,  S.  69],  Weder  in  dem 
Schreiben  Scheffers,  noch  in  der  Londoner 
Bestätigung  ist  von  einem  Zugeständnis 
der  »Unrechtmäasigkeit  der  von  Paris 
(also  dem  Clermontschen  Kapitel)  er- 
haltnen  Konstitutionen«  [vgl.  vorige  Auf- 
lage dieses  Handbuchs  III,  207]  die  Rede, 
vielmehr  werden  von  London  aus  die  bis- 
herigen Handlungen  der  schwedischen 
Johannislogen  ausdrücklich  als  »emanant 
d'une  autoritä  legale«  anerkannt,  die  fran- 
zösischen Vollmachten  also,  die,  wie  wir 
nunmehr  wissen,  nicht  vom  Clermontschen 
Kapitel,  sondern  von  den  rechtmässigen 
französischen  Grossmeistern  Derwentwater 
und  Clermont  herrühren,  als  rechtsgültig 
behandelt.  Die  schwedische  Grosse  Landes- 
loge war  also  als  selbständige  Grossloge 
anerkannt  und  nicht  etwa  bloss  als  eng- 
lische Provinzialloge,  die  letztere  vielmehr 
förmlich  aufgehoben.  Wie  es  bei  dieser 
offenkundigen  Sachlage  möglich  war,  dass 
der  englische  Grossschriftführer  Heseltine 
(s.  d.),  der  die  Anerkennungsurkunde  für  S. 
selbst  mit  unterschrieben  hatte,  kaum  zwei 
Jahre  später  behaupten  konnte,  der  Herzog 
von  Beaufort  habe  den  Grafen  Scheffer 
nur  zum  »Provinzialgrossmeister  für  S.« 
ernannt,  ist  unverständlich,  und  noch  un- 
begreiflicher ist  es,  dass  sogar  ein  Brief  an 
den  Grafen  Scheffer  erging,  der  diesen  als 
Provinzialgrossmeister  anredete  und  auf 
seine  Pflichten  gegen  den  englischen  Gross- 
meister hinwies  [vgl.  Briefe  Hesel tines  bei 
Kupferschmidt,  AQU  I,  204.  Bh.  1889, 
S.  27].*)   Kein  Wunder,  dass  Scheffer  sich 


•)  Nach  Hughans  Angabe  (AQC.  I,  907)  steht 
8cheffer  als  „ProTiusialgrossmeister  Ton  8."  auf 
Logenlisten  seit  1770,  wahrend  vorher  Fullmann  (so !) 

24* 


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372 


Schweden. 


zu  keiner  Antwort  bewogen  fohlte.  Übri-  j 
gens  hat  selbst  Tullmann  in  einem  Brief 
an  de  Vignoles  (s.d.)  vom  27.  Marz  1770  die 
Anerkennung  der  Schwedischen  Grossloge 
gebilligt,  wie  de  Vignoles  unterm  27.  Mai 
bemerkt  [I,  S.  71].  Die  meisten  Mitglieder 
der  Tullmannschen  Logen  gingen  zu  den 
schwedischen  Logen  über.  Die  Loge  Bri- 
tannia  schloss  sich  als  solche  an,  ging  aber 
1777  ein  [McddeL  II,  S.  26];  die  Loge  Phö- 
nix arbeitete  unter  Odhehus  als  Schotten- 
luge weiter  und  wurde  1777  nach  Heising- 
fore  verlegt  [II,  S.  25],  sie  teilte  später  das 
Schicksal  aller  finnischen  Logen;  von  St. 
Georg  in  Gotenburg  wird  nichts  Näheres 
mitgeteilt,  sie  hat  jedenfalls  1774  noch  be- 
standen [I,  S.  67],  aber  wohl  nicht  mehr 
als  englische  Loge.  In  den  letzten  Jahren 
vor  1770  hatten  die  Stockholmer  Logen 
wenig  gearbeitet,  vielleicht  infolge  der 
durch  Tullmann  hervorgcrufnen  Streitig- 
keiten, aber  sie  erwachten  1770  wieder, 
namentlich  seit  König  Gustav  III.  und 
»eine  Brüder,  Karl*)  und  Friedrich  Adolf, 
1771  dem  Orden  beigetreten  waren.  Der 
König  erklärte  sich  zum  »Beschützer*  der 
schwedischen  Freimaurerei,  nach  dem 
Beispiel  seines  Vaters,  aber  Grossmeister 
ist  er  niemals  gewesen.  Prinz  Adolf  Fried- 
rich übernahm  noch  18.  Dez.  desselben 
Jahres  den  Hammer  der  Schwedischen 
Armeeloge.  Am  4.  Mai  1773  Hess  sich 
Herzog  Karl  in  das  Grosskapitel  aufneh- 
men**), am  17.  August  folgten  ihm  König 
Gustav  und  Herzog  Friedrich  Adolf,  und 
der  König  wurde  nun  des  Ordens  »Hoher 
Beschützer«,  vermutlich  nach  der  Bezeich- 
nung «Grand  Protecteur»,  den  Salomo  in 
der  »Instruction  pour  le  Depute*  de  Salo- 
mon«  führt  [vgl.  BZC.  1878,  S.  62];  noch 
heute  ist  der  schwedische  König  »Ordens 


aufgeführt  wurde.  Im  Konstitutionenbuch  you  1767 
■teht  gleichfalls  Pullmann,  aber  1784  (8.  4t9)  wird 
Graf  Scheffer  uoeh  als  ProvinzialgrossmeUter  für  8. 
genannt,  obwohl  er  seit  1774  nicht  mehr  Landes- 
groMineister  war. 

•>  Lachmann  (Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Braunschweig  [1844],  8.  M>)  erz»hlt,  11.  Okt.  1770  sei 
Prinz  Karl  von  8.  auf  der  Durchreise  zu  Braun- 
schweig in  der  Loge  St. -Charles  de  la  conoorde  ge- 
wesen, habe  der  Aufnahme  des  Printen  Leopold  bei- 
gewohnt und  habe  auf  seinen  Wunsch  die  Mitglied- 
schaft der  Loge  erhalteu.  Prins  Karl  wurde  in  Stock- 
holm erst  im  folgenden  Jahre  aufgenommen,  ist  also 
in  Braunschweig  jedenfalls  nur,  vermutlich  auf  seinen 
Wunich,  weil  er  ein  fremder  Prin»  war,  vom  Herzog 
Ferdinand  mitgenommen  worden. 

**)  Herzog  von  Södermanland  war  er  seit  1772.  In 
seiner  Abaageschrift  an  die  strikte  Observanz  vom 
10.  April  1781  (bei  Nettelbladt,  Geschichte  Freimau- 
rerischer Systeme  [1879],  8.  404)  bezeichnet  er  1772 
als  das  Jahr  seiner  Aufnahme  in  den  „U.  O.'  (hoben 
Orden).  Ks  ist  nicht  klar,  ob  er  damit  seine  erst« 
Aufnahme  oder  seinen  Eintritt  ins  Kapitel  meint;  auf 
Jeden  Fall  ist  er  im  Irrtum ,  denn  aus  dem  Stock- 
holmer Archiv  ergiebt  sich,  da«»  er  1771  aufge- 
nommen und  177S  ins  Kapitel  gekommen  ist  [Meddel. 
I,  73,  74J.  —  Prinz  Friedrich  Adolf  war  seit  1778 
Herzog  von  Ustgotland. 


j  Höge  Beskyddare«  (des  Ordens  Hoher 
Beschützer).  Im  April  1774  stiftete  Her- 
zog Karl  auf  Grund  einer  von  der  An- 
dreasloge L'innocente  erbetnen  Urkunde 
die  neue  Andreasloge  Glindrande  Stjür- 
nan  (Flammender  Stern),  die  er  bis  1777  als 
wortführender  Meister  selbst  leitete.  Wie 
Eckleff  1766  an  die  Berliner  Maurer  Ak- 
ten und  Gerechtsame  verkauft  hatte,  da 
er  sie  als  persönliches  Eigentum  betrach- 
tete, so  trat  er  in  Stockholm  Ende  1773 
oder  Anfang  1774  Amt,  Akten  und  Ge- 
rechtsame für  Geld  an  Herzog  Karl  ab, 
worüber  Eckleff  selbst  und  Bierken  in 
Briefen  an  Zinnendorf  mehrfach  berichten 
[vgl.  BZC.  1878,  S.  143],  und  aus  den 
Stockholmer  Protokollen  erfahren  wir,  das* 
Eckleff  14.  Mai  1774  zum  letzten  Mal  ein 
Kapitel  leitete,  dann  sein  Amt  niederlegte 
und  dem  Herzog  Karl  zugleich  mit  allen 
dem  Ordenskapitel  gehörigen  Akten  auch 
das  Gerätinventar  übergab.  Am  17.  Juni 
liess  sich  der  Herzog  noch  förmlich  zum 
Leiter  (styresman)  des  schwedischen  Gross- 
kapitels wählen.  Er  vervollständigte  daun 
die  Beamten  des  Kapitels,  so  dase  ihm 
(als  Ordensmeister)  1  Oberarchitekt,  1  Un- 
terarchitekt und  9  andre  »höchste  Beamte« 
zur  Seite  standen  (I,  S.  78].  Am  80.  Nov. 
1774  legte  Graf  Scheffer  sein  Amt  nieder 
und  übcrlicss  es  dem  Herzog  Karl,  der 
nun  auch  Landesgrossmeister  wurde.  Er 
griff  alsbald  thatkräftig  ein,  um  eine 
strengere  Ordnung  im  Verhältnis  der  Toch- 
terlogen zur  Grossloge  herbeizuführen. 
Da  die  schwedische  Freimaurerei  infolge 
ihrer  Herkunft  aus  Frankreich  vorwiegend 
französisches  Gepräge  trug,  sowohl  im  Ge- 
brauchtum,  wie  in  den  Gesetzen,  ander- 
seits aber  seit  1770  Anknüpfung  an  Eng- 
land erreicht  war,  obwohl  die  Engländer 
nach  ihrer  Art  die  Beziehungen  sehr 
gleichgültig  behandelten,  wollte  Herzog 
Karl  doch  eine  gewisse  Annäherung  an 
die  englische  Weise  bewirken.  Er  befahl 
29.  März  1775  die  Anfertigung  einer  ge- 
nauen Übersetzung  der  englischen  Frei- 
maurergesetze, die  er  hatte  kommen  lassen, 
und  verkündete,  er  wolle  nach  englischem 
Muster  eine  »Stewardsloge«  stiften,  zu- 
nächst mit  12  ausgewählten  Mitgliedern 
der  höhern  Grade.  Eingesetzt  wurde  sie 
9.  Dez.  d.  J.,  in  der  Stiftungsurkunde  ist 
aber  der  29.  März  1775  als  Stiftungstag: 
angegeben;  ihre  Bestimmung  soll  sein, 
»alles  zu  bewerkstelligen  und  zu  veran- 
stalten, was  die  Grosse  Landesloge  ihr 
aufträgt  und  was  zu  des  uralten  und 
ehrwürdigen  Freimaurer- Ordens  Glanz, 
und  Ansehen  in  S.  gereichen  kann« 
[Meddel.  II,  S.  2—4].  Die  Loge  soll  da» 
Kecht  haben,  stets  12  Abgeordnete  in  die 
Grossloge  zu  senden  (wie  io  England). 
Zugleich  verbot  der  Herzog  den  Mitglie- 
dern höherer  Grade,  denen  niederer  Grade 
über  Dasein.  Arbeitszeit  und  Ort  des  Ka- 
pitels irgendwelche  Mitteilungen  zu  ma- 


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Schweden. 


373 


eben,  nur  Johannisloge,  Andreasloge  und 
Stewardsloge  sollteu  den  letztern  bekannt 
sein.  Eine  Bückkehr  zu  den  englischen 
Ritualen  beabsichtigte  aber  der  Herzog 
nicht,  vielmehr  wurde  19.  Nov.  1777  ver- 
fügt, dass  alle  Logenmeister  die  Ritual- 
akten ihrer  Logen  zur  Durchsicht  bis  zum 
21.  Dez.  einsenden  sollten.  Dann  folgten 
Bestimmungen  für  Herstellung  der  Einheit 
in  den  Ritualarbeiten,  und  dabei  haben 
die  Eckleffschen  Akten  wieder  als  Muster 
gedient  [II,  8.  29].  1776  war  v.  Castillon 
(s.  d.)  als  Abgesandter  Zinnendorfs  in 
Stockholm,  um  die  zur  Errichtung  eines  Ka- 
pitels in  Berlin  noch  fehlenden  Dinge 
zu  erlangen.  Er  wurde  freundlich  aufge- 
nommen, auch  von  Herzog  Karl  selbst, 
und  erhielt  auf  dessen  Befehl  ein  wichtiges 
Kleinod,  sowie  das  Ordenspanier  und  das 
Ordensschwert,  die  Eckleff  benutzt  hatte, 
auch  eine  in  Stockholm  angefertigte 
grosse  Ordenskette  [vgl.  BZC.  1876,  S.  2]. 
Der  H  erzog  schrieb  unterm  18.  Sept.  1776 
einen  Brief  an  Zinnendorf,  in  dem  er  seine 
hohe  Befriedigung  ausspricht,  dass  die 
Maurer  in  Berlin  nun  endlich  ein  Gross- 
kapitel bilden  können,  um  die  Wahrheit 
und  das  Licht  bei  sich  zu  befestigen  [ab- 
gedruckt bei  Nettelbladt,  Gesch.,  S.  716; 
zum  Teil  auch  BZC.  1878,  8.  151,  Anm .**]. 
Inzwischen  waren  durch  Vermittlung 
Plommenfeldts  (s.  d.),  der  Reisen  ge- 
macht hatte  und  besondere  Kundschaft 
zu  besitzen  vorgab,  Unterhandlungen  zwi- 
schen der  strikten  Observanz  in  Deutsch- 
land und  dem  Herzog  Karl  angeknüpft 
worden,  die  auf  eine  engere  Verbindung 
beider  hinzielten.  Der  deutsche  Heermeis- 
ter v.  Hund  war  gestorben,  und  man  be- 
mühte sich,  Herzog  Karl  zu  seinem  Nach- 
folger wählen  zu  Tassen.*)  Eine  der  Be- 
dingungen der  strikten  Observanz  war 
aber,  dass  die  S.  die  Stiftungsurkunde, 
die  Zinnendorf  von  Stockholm  erhalten,  für 
nichtig  erklären  und  die  Akten  zurückfor- 
dern sollten.  Der  Herzog  widerstrebte  erst 
[vgl.  Nettelbladt,  8.  384],  Hess  sich  aber 
zuletzt  doch  herumbringen  und  gab  1777 
unter  Mitwirkung  seiner  Beamten  die  Er- 
klärung ab,  die  schwedische  Grossloge  habe 
niemals  eine  Zinnendorf  von  EcklefT  ge- 
gebene Vollmacht  bestätigt,  diese  sei  also 
ungesetzmässig  und  für  ungültig  zu  erklä- 
ren. Hierzu  hatte  der  Herzog  kein  Recht, 
denn  er  selbst  hatte  seine  Gerechtsame 
ebenso  wie  Zinnendorf,  nämlich  durch 
Kauf,  von  Eckleft'  erworben,  konnte  also 


")  Ausführliche  Mitteilungen  darüber  finden  sich 
bei  Schröder,  Materialien  cur  Geschichte  der  Frei- 
maurerei, III,  64—72,  78,  82-  89,  112— 116,  124—129, 
1»+— 145  nehet  einer  Ansaht  Ton  Heilagen  und  einer 
beaondern  nachträglichen  Beilage:  „Verhandlungen 
de«  VicariaU  der  strikten  Observans  mit  den  schwe- 
dischen Deputirten  des  erleuchteten  Capitels;  vom 
8ept.  1777  bis  ult.  April  1778"  (Jena  1810)  Vgl.  ausser- 
dem Nettelbladt,  Oeschichte  Fretmaurcrischcr  Sys- 
teme, 8.  882-411. 


Zinnendorf  dessen  Gerechtsame  nicht  strei- 
tig machen  oder  gar  absprechen.  Das  Ver- 
fahren hatte  keinen  Rechteboden,  die 
Aufhebung  des  Freibriefs  war  wider- 
rechtlich und  gesetzlich  wirkungslos, 
konnte  daher  auch  keinen  Erfolg  haben; 
sie  zerstörte  aber  das  bisherige  freund- 
schaftliche Verhältnis  zwischen  Berlin 
und  Stockholm,  wenn  auch  ein  privater 
Briefwechsel  wohl  noch  eine  Zeitlang  fort- 
gesetzt wurde.  Die  langwierigen  Verhand- 
lungen führten  endlich  1778  dahin,  das* 
Herzog  Karl  zum  Heermeister  der  VII. 
Provinz  gewählt  wurde;  aber  er  hat 
keine  Freude  davon  gehabt,  sondern 
nur  Verdriesslichkeiten ,  die  ihn  veran- 
lassten, durch  ein  ausführliches  Schreiben 
vom  10.  April  1781  auf  sein  Amt  zu  ver- 
zichten.41) Inzwischen  hatten  die  8.  vou 
der  strikten  Observanz  und  dem  da- 
mit verbundnen  Klerikat,  wohl  auch  von 
Plommenfeldt,  mancherlei  angenommen, 
z.  B.  die  lateinischen  Ritternamen,  die 
templerischen  Provinzen,  verschiedne  neue 
Logenämter,  eine  stärkere  Betonung  des 
Templertums,  die  Berufung  auf  unbe- 
kannte Obere,  die  Einsetzung  geistlicher 
Würdenträger,  die  Einflechtung  alchemis- 
tischer  Dinge.  Den  Höhepunkt  templeri- 
scher Neigungen  in  Anlehnung  an  die 
strikte  Observanz  bezeichnet  die  am  15. 
März  1780  in  feierlichster  Weise  vollzogne 
Aufrichtung  der  IX.  Provinz  für  S.  König 
Gustav  HI.  begeisterte  sich  sehr  für  die 
wirkliche  Erneuerung  des  Ordens  und 
wollte  sogar  verdienten  Rittern  des  In- 
und  Auslands  einträgliche  Lehen  zu- 
kommen lassen;  er  unterschreibt  sich  Pro- 
tector  Ordinis  und  Eques  a  Corona  vindi- 
cata  [vgl.  Schröder,  III,  279—81].  Auf 
seine  Veranlassung  erfolgte  die  Aufrich- 
tung der  IX.  Provinz  und  die  Einsetzung 
des  Herzogs  Karl  zum  »Vicarius  Salomo- 
nis«  (Beschreibung  bei  Schröder,  III,  361 
bis  378);  diese  Benennung  ist  aber  nicht 
neu  und  nicht  templerisch,  sondern  aus 
den  Eckleffschen  Dokumenten  entnommen 
[vgl.  oben  S.  869],  wo  der  unbekannte 
Oberste  »Salomo*  und  sein  Vertreter 
»Vicaire«  oder  »Depute"  et  Vicaire«  heisst, 
also  »Vicaire  de  Salomon«.  Am  22.  März 
1779,  als  seine  Wahl  zum  Heermeister 
der  VII.  Provinz  gesichert  schien,  hatte 
Herzog  Karl  Beinen  Bruder  Herzog 
Friedrich  Adolf  von  Ostgotland  als  »Lan- 
desgrossmeister« eingesetzt,  dem  später 
die  Benennung  »Salomonis  Procurator« 
beigelegt  wurde  [II,  8.  66].  Schon  1777 
war  die  Zahl  der  Grossbeamten  auf  21 
vermehrt,  und  10  Unterbeamte  waren  hin- 
zugefügt [II,  29].  Ob  damals  zugleich  die 
Einrichtung  der  Landesloge  bereits  so 
umgestaltet  oder  vorbereitet  wurde,  wie 


*)  Der  Brief  ist  vollständig  abgedruckt  bei  Nettel- 
bladt (a.  a.  O.  S.  404—411),  gerichtet  an  das  Direk- 
torium der  VII.  Prorinr. 


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374 


Schweden. 


sie  später  erscheint,  ist  nicht  ersichtlich, 
lässt  »ich  aber  vermuten.  Darnach  wurde 
die  Grosse  Landesloge  mit  dem  Kapitel 
derartig  verschmolzen,  dass  beide  ein 
Ganzes  bildeten  und  die  Befugnisse  der 
ursprünglichen  Landesloge  auf  die  höchste 
Abteilung  übergingen  [I,  55].  1779  erhielt 
das  Grosskapitel  in  den  höhern  Graden 
den  Namen  »Nordisches  Priorat«  (auch 
»Schwedisches  Priorat«),  und  es  wurde 
dafür  ein  » Direktorium«  eingerichtet,  ah 
dessen  Wortführenden  der  Ordensmeister 
seinen  Bruder  am  22.  März  feierlich  ein- 
setzte. Dieses  »Direktorium  des  nordi- 
schen Priorats  von  der  IX.  Provinz«,  wie 
es  sich  nach  dem  15.  März  1780  nannte, 
»andte  einen  Bericht  über  die  Feierlichkeit 
nach  Deutschland,  da  unliebsame  Gerüchte 
sich  verbreitet  hatten,  um  die  deutschen 
Maurer  zu  beruhigen  (bei  Schröder,  III, 
361—78).  Die  Missstimmung  blieb  aber 
bestehen,  und  als  Herzog  Ferdinand  von 
Braunschwei?  (s.  d.)  zu  einem  allgemeinen 
Konvent  einlud,  ohne  dem  Heermeister 
Herzog  Karl  Kunde  zu  geben,  verbot 
dieser  die  Abhaltung  in  einem  sehr  ent- 
schieden gehaltnen  Schreiben  vom  20.  Febr. 
1781  [vgl.  Schröder,  HI,  138].  Das  Di- 
rektorium entgegnete  darauf  unterm  28. 
März  1781 ;  ehe  jedoch  diese  Antwort  den 
Herzog  erreichte,  sandte  er  seinen  Absage- 
brief vom  10.  April  1781  (s.  o.).  Von  nun 
an  richtete  er  sein  Augenmerk  um  so  eif- 
riger auf  den  Ausbau  der  schwedischen 
Lehrart.  Schon  1778  war  ein  Ausschuss 
ernannt,  um  Gesetze,  Rituale  und  Ge- 
bräuche neu  zu  bearbeiten.  Die  Andreas- 
logen erhielten  Sitz  und  Stimme  in  der 
Grossen  Landesloge,  die  fortan  dreimal 
jährlich  zusammentreten  sollte.  Zur  Er- 
gänzung der  Akten,  die  in  den  höchsten 
Graden  noch  Lücken  hatten,  bemühte  er 
sich,  neue  Erwerbungen  zu  machen,  und 
muss  auch  manches  zusammengebracht 
haben  [I,  50;  II,  71],  worüber  aber  heute 
nichts  Gewisses  mehr  gesagt  werden  kann, 
da  nach  Fertigstellung  der  neuen  Bear- 
beitungen (um  1800)  die  benutzten  Hilfs- 
mittel beseitigt  worden  sind.  Zuerst  sind 
anscheinend  die  Kapitelgrade  vervollstän- 
digt worden,  wohl  noch  in  den  80er  Jahren; 
gegen  Ende  des  Jahrhunderts  wurden  die 
Johannis-  und  Andreasgrade  neu  bearbeitet 
und  ein  sehr  umfangreiches  Grundgesetz 
zum  Abschluss  gebracht.  Während  einer 
Reise,  die  der  Herzog  1798  und  1799 
machte,  wo  er  Bich  in  Prag  und  Wien 
längere  Zeit  aufhielt,  hat  er  manches  ge- 
funden, auch  fortwährend  eigenhändig 
die  Akten  der  Grade  1 — 5  in  Arbeit  ge- 
habt und  die  fertigen  Stücke  immer  nach 
Stockhohn  gesandt  [vgl.  Meddel.  II,  S.  117 
bis  122,  vgl.  auch  Schwedische  Lehrart]. 
Inzwischen  hatte  sich  der  Bestand  der 
Logen -mehrfach  geändert.  Die  Loge  Adolf 
Friedrich  stellte  1775  ihre  Arbeiten  ein, 
Sinceritas  1777,  St.  Edvard  vereinigte  sich 


1781  mit  St.-Jean  auxiliaire,  die  Siebente 
Johannisloge  1797  mit  L'union,  diese  1799 
mit  St.-Jean  auxiliaire  unter  dem  Namen 
Nordische  Erste,  die  Schwedische  Armee- 
loge ging  1788  ein,  die  deutsche  Loge  Karl 
anscheinend  schon  früher;  die  Andreas- 
logen L'innocente  und  Flammender  Stern 
traten  1800  zusammen  als  Der  nordische 
Zirkel.  Neu  gegründet  waren  die  Johannis- 
logen St.  Christoph  in  Christianstad  1776, 
EliBabet  1787  in  Kanton  in  China  (einge- 
gangen), Gustav  Adolf  zu  den  drei  Strahlen 
1798  in  Stralsund  (gehört  jetzt  zur  Grossen 
Landesloge  in  Berlin)*),  Södermanland  1798 
in  Gustavia  auf  St.-Barthdlemy  (ging  bald 
ein),  Karl  zu  den  drei  Greifen  1800  in 
Greifswald  (s.d.),  Die  mittlere  Säule  1800  in 
Jönköping,  die  Andreaslogen  Der  kubische 
Stein  in  Christianstad  und  Die  drei  ver» 
einigten  Kronen  in  Gotenburg,  beide  1777, 
Quatuor  Elements  1800  in  Stralsund  (ge- 
hört jetzt  zur  Grossen  Landesloge  in  Berlin). 
»Kapitel-  oder  Stuartslogen«  unter  »Pro- 
vinzialmeistern«  entstanden  1778  in  Abo 
in  Finland  und  in  Christianstad,  1779  in 
Gotenburg;  ein  1779  für  Stralsund  ge- 
plantes Kapitel  scheint  nicht  zustande 
gekommen  zu  sein  [II,  47],  ebensowenig 
eins  1784  für  Strassburg  [II,  106].  In  Russ- 
land  hatte  die  schwedische  Lehrart  bereite 
1770  Eingang  gefunden  und  seit  1774  durch 
v.  Rosenberg  eine  stärkere  Verbreitung 
gewonnen,  so  dass  1776  der  bisherige  eng- 
lische Provinzialgrossmeister  Yelagin  (s.  d.) 
mit  seinen  Logen  zu  den  schwedischen  über- 
trat und  nun  schwedischer  »Provinzial- 
meister«  für  Russland  wurde.  1778  wurde 
die  Stiftung  eines  schwedischen  Provinzial- 
kapitels  in  Petersburg  vorbereitet  und  1779 
wirklich  vollzogen,  mit  dem  Fürsten  Ga- 
garin  als  Meister,  nachdem  dieser  vorher 
im  selben  Jahre,  weil  Yelagin  sich  miss- 
liebig  gemacht,  eine  neue  Provinzialloge 
gegründet  hatte  und  vom  Herzog  Karl  als 
Provinzialgrossmeister  anerkannt  worden 
war.  Diese  Provinzialloge  nannte  sich 
aber  bereits  »Nationalgrossloge«,  und  Ga- 
garin  äusserte  bald  seine  Unzufrieden- 
heit über  die  Abhängigkeit  von  S. ,  die 
bei  der  Kaiserin  Missvergnügen  erregt 
habe  [II,  82];  1783  hörte  die  Verbindung 
auf  [vgl.  oben  H,  S.  272].  1780  entstand 
in  Gotenburg  eine  Loge  St.  Magnus  mit 
Urkunde  von  der  Grossloge  von  Schott- 
land, scheint  aber  nicht  lange  gearbeitet 
zu  haben;  da  die  Stiftungsurkunde  im  Be- 
sitz der  Loge  Salomon  gefunden  ist,  sind 
die  Mitglieder  vermutlich  zu  dieser  über- 
getreten [U,  79].  1800  umfasste  also  die 
schwedische  Grossloge  neben  dem  Gross- 


*)  Die  Logen  Eintracht  und  La  Charit*  (beide  von 
176S)  waren  in  den  70er  Jahren  eingegangen,  aneb 
die  itrikte  Obierran*  hatte  «ich  sieht  halten  können ; 
da  wandten  »ich  1797  einige  pornmenche  Maurer 
wieder  uach  Stockholm  und  erhielten  1796  Ton  dort 
eine  Stiftungeurkande. 


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Schweden. 


375 


kapitel  drei  Provinzialkapitel  (Provinzial- 
logen),  vier  Andreaslogen  und  zehn  Jo- 
hannistagen. Die  finnischen  Logen  mussten 
1810  eingehen,  als  Finland  an  Russland 
kam,  die  Logen  in  Greifswald  und  Stral- 
sund mussten  1816  zur  Grossen  Landesloge 
in  Berlin  übertreten.   Es  sind  aber  nach 
1800  viele  neue  Logen  gegründet  worden, 
so  dasa  heute,  nachdem  1891  die  norweg- 
schen  zu  einer  getrennten  Grossen  Landes- 
loge sich  zusammengethan  haben,  4  Pro- 
vinziallogen,  12  Andreastagen  und  21  Jo- 
hannislogen zur  Grossen  Landestage  von 
S.    gehören    (wegen     der  Gliederung 
vgl.  Schwedische  Lehrart).  —  Die  kö- 
nigliche Familie  ist  dem  Orden  treu  ge- 
blieben.   Der  am  1.  Nov.  1778  geborne 
Kronprinz    (später   König   Gustav  IV.) 
wurde  gleich  am  folgenden  Tage  mit  des 
Königs  Zustimmung  zum  Mitglied  des 
Ordens  ernannt  und  das  rote  Kreuz  ihm 
vom  Vater  in  die  Wiege  gelegt.  Dasselbe 
geschah  im  Aug.  1782  mit  dem  am  25.  Aug. 
1782  gebornen  Prinzen  Karl  Gustav  [II, 
47,  97J.   Als  der  Kronprinz  seinem  1792 
ermordeten  Vater  gefolgt  war,  wünschte 
er  dem  Orden  förmlich  beizutreten.  Er 
wurde  am  20.  März  1793  von  Herzog  Karl 
in  einer  kleinen  Versammlung  der  vor- 
nehmsten Mitglieder  historisch  aufgenom- 
men und  mit  dem  roten  Kreuz  geschmückt 
und  erschien  am  22.  März  im  Grosskapitel 
als    »Ordensbeschützer«   [II,    111].  Am 
22.  April  1795  wurde  eine  grossartige 
Trauerloge  für  Gustav  III.  abgehalten. 
Der  junge  König  besuchte  fleissig  die  Ar- 
beiten, zeigte  grosses  Interesse  für  die 
Freimaurerei  und  begünstigte  den  Orden, 
so  lange  er  König  war  (bis  1809).  Sein 
Oheim  HerzogKarl  folgte  ihm  als  Karl  XIII. 
auf  dem  Thron,  blieb  aber  Ordensmeister 
bis  zu  seinem  Tode  (1818).  Herzog  Fried- 
rich Adolf,  sein  Bruder,  war  Landesgross- 
meister (seit  1779)  bis  zu  seinem  Tode 
(12.  Dez.  1808);  ihm  folgte  Bein  Neffe  Karl 
Gustav  (19.  März  1804),  der  aber  schon  10. 
Sept.  1805  starb.    Die  nächsten  Jahre  ver- 
waltete Herzog  Karl  wieder  selbst  (wie 
1774 — 79)  zugleich  dieses  Amt,  übertrug 
es  aber  26.  Dez.  1810,  da  er  1809  König 
geworden  war,  dem  am  5.  Nov.  1810  von  ihm 
adoptierten  Marschall  Bemadotte,  der  als 
schwedischer  Kronprinz  die  Namen  Karl 
Johann  annahm.    Karl  XIII.  verwandelte 
27.  Mai  1811  das  rote  Kreuz  in  einen  öf- 
fentlichen Staatsorden  als  Orden  Karls  XIII. 
(s.  d.),  der  aber  nur  einer  beschränkten 
Zahl  von  Maurern  verliehen  wird,  an  aus- 
ländische nur  sehr  selten,  und  dann  nur 
ganz  vereinzelt  an  nichtfürstliche.*)  Als 

*)  Nach  G.W.  v.Francken»  Matrikel  öfver  Svenska 
Stora  Landtlogen«  Grundlaggare  och  Embetaman 
(Stockholm  1880),  der  auch  die  obigen  Angaben  über 
die  schwedischen  Landesgrossmeister  (8.  22)  ent- 
nommen sind,  haben  folgende  Atislander  den  Orden 
erhalten :  Prinz  Wilhelm  Friedrich  Karl  der  Nieder- 
lande, König  Friedrich  VII.  von  Danemark,  Kaiser 


König  wurde  Karl  XIII.  auch  wie  seine 
Vorgänger  »Ordensbeschützer«,  nachdem 
GuBtav  IV.  Adolf  1811  vom  Ausland  aus 
dieses  Amt  niedergelegt  hatte.  Karl  XIV. 
Johann  übernahm  1818  nach  dem  Tode 
Karls  XIII.  das  Amt  des  Ordensmeisters 
und  Beschützers  und  ernannte  seinen  Sohn, 
den  Kronprinzen  Oskar,  zum  Landesgross- 
meister.   Dieser  wurde  als  Oskar  I.  1844 
Ordensmeister  und  Beschützer,  blieb  aber 
auch  zugleich  Landesgrossmeister,  weil 
der  Kronprinz  Karl  damals  erst  18  Jahre 
alt  war;  er  wurde  1849  als  Landesgross- 
meister eingesetzt.     1859  folgte  er  als 
Karl  XV.  seinem  Vater  als  Ordensmeister 
und  Beschützer,  sein  Bruder,  Prinz  Oskar, 
Herzog  von  Ostgotland,  wurde  Landes- 
grossmeister.*)   1872  wurde  er  König  als 
Oskar  II.,  weil  Karl  XV.  keinen  Sohn 
hatte,  und  ist  seitdem  Ordensmeister  sowie 
Beschützer,  während  er  seinen  Bruder, 
Herzog  August   von   Dalekarlien,  zum 
Landesgrossmeister  machte.    Dieser  starb 
bereits  4.  März  1873,  so  dass  der  König 
selbst  zugleich  das  Amt  übernahm  und  es 
erst  22.  März  1880  dem  Kronprinzen  Oskar 
Gustav  Adolf  übertrug.    Die  Prinzen  des 
Königl.  Hauses  werden  grundsätzlich  in 
den  Orden  aufgenommen.  —  Über  das  Ver- 
hältnis zu  England  ist  zu  bemerken,  dass 
nach  1770  bezw.  1772  der  Verkehr  aufgehört 
hatte;  ein  Versuch  der  Wiederanknüpfung 
ist  26.  Mai  1784  von  schwedischer  Seite 
gemacht  worden  mit  einem  Schreiben,  das 
Kupferschmidt  im  Archiv  der  Londoner 
Grosstage  aufgefunden  hat  [vgl.  AQC.  I, 
206;  Bh.  1889,  S.  36].    Es  wird  gesagt, 
dass  aller  Briefwechsel  aufgehört  habe, 
»seit  der  Zeit,  wo  Tullmanns  ungeziemende 
Ansprüche  die  Hauptursache  waren«,  man 
wünsche  aber  die  Beziehungen  herzustellen, 
sende  daher  ein  Verzeichnis  der  Gross- 
beamten und  erbitte  die  gleiche  Aufmerk- 
samkeit.   Dieser  Brief  ist  niemals  beant- 
wortet worden.    Erst  1799  sandte  Herzog 
Karl  wieder  einen  Brief  an  den  damaligen 
englischen  Grossmeister  Prinzen  von  Wales, 
worin  um  eine  Vereinigung  und  gegen- 
seitige   Vertretung   nachgesucht  wurde, 
worauf  man  diesmal  in  London  bereit- 
willig einging,  zumal   da  jenes  Schrei- 
ben vom  24.  Jan.  1798  von  dem  schwe- 
dischen Legationssekretär  Freiherrn  Sil- 
fverhjelm  als  besondenn  Bevollmächtigten 


Wilhelm  I.,  Kaiser  Friedrich  III.,  der  danischo  Ge- 
heime Ronferenzrat  Cosinus,  der  Prinz  von  Wales, 
der  Berliner  Ordensmeister  v.  Dachroeden,  der  Kron- 
prinz von  Dänemark  (8.  21).  Spater  erhielten  ihn 
Prinz  Hans  von  Schleswig  -Holstein  -Sonderburg- 
OlUcksburg,  Prinz  Friedrich  Leopold  von  Preussen 
nnd  der  frühere  Ordensmeister  Alexis  Schmidt. 

')  In  der  Schrift  „Einige  Aufzeichnungen  Uber  den 
Freimaurerorden  in  8.  und  Norwegen"  (Stockholm 
1884)  wird  gesagt,  er  sei  schon  1862  Landeagroes- 
moister  geworden  (8.  0),  aber  die«  ist  gewiss  ein 
Druckfehler,  denn  v.  Franckun  gisbt  1869  (a.a.O. 
|   8.  23)  als  da«  Jahr  an. 


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376 


Schweden. 


des  Herzogs  Karl  10.  April  1799  persön- 
lich überreicht  wurde.    Seitdem  hat  ein 
ungestörtes  freundschaftliches  Verhältnis 
zwischen  beiden  Grosslogen  bestanden.  — 
Eine  Verbindung  zwischen  den  Grossen 
Landeslogen  von  Berlin  und  Stockholm 
wurde  durch  deutsche  Abgesandte  1819 
wieder  hergestellt  und  ist  in  der  Folgezeit 
immer  enger  geworden.    Die  schwedische 
Lehrart  wurde  1855  in  Dänemark  einge- 
führt und  herrscht  dort  allein.  Allmählich 
sind  zwischen  8.  und  den  meisten  euro- 
päischen, sowie  vielen  aussereuropäischen 
Grosslogen  Beziehungen  angeknüpft  wor- 
den; die  neuste  »Matrikel«  (für  1900)  führt 
23  Grosslogen  auf,  mit  denen  gegenseitige 
Vertretung  gilt,  und  18  Grosslogen,  mit 
•denen  Briefwechsel  unterhalten  wird;  von 
den  deutschen  Grosslogen  gehören  drei 
(Grosse  Landesloge,  Zur  Eintracht,  Frank- 
furt a.  M.)  zur  ersten,  vier  (Drei  Welt- 
kugeln, Royal  York,  Hamburg,  Sachsen) 
zur  zweiten  Gruppe,  während  mit  der 
Grossloge  Zur  Sonne  in  Bayreuth  gar  keine 
Verbindung  besteht,   vermutlich  wegen 
des  Zwists  der  Tochterlogcn  dieser  Gross- 
loge in  Norwegen  mit  den  Logen  schwe- 
discher Lehrart.  —  II.  Über  die  Organi- 
sation der  Grossen  Landesloge  von  S. 
vgl.  Schwedische  Lehrart.  —  HI.  Sta- 
tistik.   Die  Grosse  Landesloge  von  S. 
zählt  1900  4  Provinziallogen  in  Christian- 
stad,  Gotenburg,  Linköping  und  Karlstad; 
12  Andreaslogen  in  den  nachstehend  mit 
*  versehenen  Städten  und  21  Johannislogen 
in  Stockholm  (2)*    Gotenburg*  Karls- 
krona*,  Christianstad*,  Jönköping,  Karl- 
stad*, Linköping*,  Halmstad*,  Kalmar*, 
Norrköping,   Gefle*    Malmö*  Örebro*, 
Visby,  Venersborg,  Sköfde,  Oskarshamn, 
Sundsvall,  Eskilstuna  und  Heisingborg*. 
Die  Mitgliederzahl   betrug    Ende  1899 
10985.  —  IV.  Litteratur.   Trotz  der 
grossen  Verbreitung,  der  sich  die  Frei- 
maurerei in  S.  erfreut,  ist  die  Litteratur 
nur  gering.    Das  bedeutendste  freimaure- 
rische Werk  ist  eine  Bearbeitung  dieses 
Handbuchs,  das  unterm  Titel  »Handbok 
fÖr  Frimurare«  1892  fg.  in  Stockholm  er- 
schienen ist.   Für  die  Geschichte  sind  die 
oben  erwähnten  »Meddelanden  fr&nSvenska 
Stora  Landslogens  arkiv  och  bibliotek« 
(2  Hefte,  Stockholm  1892  und  1898)  die 
wichtigste  Quelle,  der  gegenüber  Dahl- 
green,   Frimureriet   med   tillämning  p& 
Sverige  (Stockholm  1842)  und  G.  W.  v. 
Francken,  Matrikel  öfver  Svenska  Stora 
Landtlogens  Grundläggare  och  Embetsmän 
(das.  1880)  nunmehr  veraltet  sind.  Weiter 
seien   erwähnt:   Einige  Aufzeichnungen 
über  den  Freimaurerorden  in  S.  und  Nor- 
wegen während  der  Jahre  1872—82  (das. 
1884);  Füll  Middag,  Bidrag  tili  svenska 
frimureriets  historia  (das.  1885);  Frölich, 
Mina  Frimurare-Minnen  fr&n  Stockholm 
och  London  (das.  1889).    Aus  dem  Deut- 
schen wurden  übersetzt  Slarcks  Apologie 


(Stockholm  1773),  Sareena  (das.  1820), 
Hengstenbergs  Die  Freimaurerei  und  das 
Evangelische  Pfarramt  (Norrköping  1860), 
Henne-Am  Rhyns  Adhuc  stat  (Stockholm 
1864).  Die  Festreden,  die  König  Oskar  II. 
1852—68  in  der  Loge  St.  Erik  in  Stock- 
holm als  deren  hammerführender  Meister 
gehalten  hat,  erschienen  gesammelt  in 
deutscher  Übersetzung  (Oberhausen  und 
Lpz.  1882).  —  V.  In  S.  ist  eine  grössere 
Anzahl  freimaurerischer  Denkmünzen 
geprägt  worden;  wir  verweisen  auf  HMW. 
Nr.  173—202  und  Merzdorf,  Die  Münzen 
der  Freimaurerbrüderschaft  S.'s  (Lpz.  1866) 
(Abdruck  aus  L.  XXV,  51—68.  Vgl.  Bh.  1889, 
S.25.  HZC.  Nr.  139,  S.  50.  L.  1879,  S.  84.] 
Schweden  (Königshaus).  In  keinem 
andern  Lande  hat  die  Freimaurerei  eine 
so  weitgehende  Teilnahme  und  Förderung 
von  seiten  des  Herrscherhauses  erfahren, 
wie  in  S. 

1)  Die  Nachricht,  dasa  König  Fried- 
rich I.  (1720—51)  unterm  21.  Okt  1738 
die  Versammlungen  der  Freimaurer  bei 

i  Todesstrafe  verboten,  aber  bald  darauf 
diese  Verordnung  wieder  aufgehoben  habe, 
ist  unverbürgt  und  ganz  unwahrscheinlich 
[vgl.  Meddelanden  I,  18]. 

2)  Sein  Nachfolger  Adolf  Friedrich, 
seit  1751  König  von  S.,  geb.  H.Mai  1710, 
gest.  12.  Febr.  1771,  übernahm  1753  die 
»Obermeisterschaft  aller  Freimaurerver- 
einigungen im  Reiche*  und  nannte  sich 
ihren  »Beschützer«  [vgl.  Meddel.  I,  20]. 
Ob  er  förmlich  als  Mitglied  aufge- 
nommen wurde,  ist  zweifelhaft,  wir  er- 
fahren nur  aus  einem  spätem  Schrift- 
stück des  Landesgrossmeisters  Grafen 
Scheffer,  dasa  er  »geruht  hat,  den  Rang 
und  den  Namen  eines  Bruders  anzuneh- 
men« (aeeepter  la  qualite'  et  le  titre  de 
Frere).  Die  Loge  Adolf  Friedrich  in 
Stockholm,  die  seinen  Namen  erhielt,  galt 
lange  nicht  als  gesetzmässige  Loge  [vgl. 
oben  S.  370],  und  dass  der  König  ihr 
Meister  gewesen,  wird  erst  1806  behauptet. 
Von  einer  nennenswerten  Teilnahme  für 
die  Freimaurerei  ist  nichts  Sicheres  be- 
kannt, auch  war  er  nicht  Mitglied  der 
Andreasloge  und  des  Kapitels,  sondern 
sein  Name  begegnet  nur  in  den  Matrikeln 
der  Loge  Adolf  Friedrich  und  der  Schwe- 
dischen Armeeloge  (gest.  1762).  Zur  Feier 
der  Geburt  des  Kronprinzen  Gustav  (13.  Jan. 
1746  a.  St.)  und  der  Prinzessin  Sophie 
Albertine  (8.  Okt.  1753)  wurden  Denk- 
münzen gesojihigen  [vgl.  HMW.  Nr.  173 
bis  175]  und  feierlich  überreicht;  zu  Ehren 
der  letztern  schritt  man  auch  zur  Grün- 
dung eines  Waisenhauses  in  Stockholm, 
dessen  Beschützerin  sie  später  wurde  (vgl 
HWM.  Nr.  1811. 

3)  Gustav  III.,  seit  1771  König  von  S., 
Sohn  des  Vorigen,  geb.  24.  Jan.  1746,  gest. 
29.  März  1792,  wurde  alsbald  mit  seinen 
Brüdern  Karl,  seit  1772  Herzog  von  Söder- 

|  manland  (Nr.  7),  und  Friedrich  Adolf,  seit 


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»Schweden. 


377 


1772  Herzog  von  Oatgotland  (Nr.  4),  Frei- 
maurer  und  erklärte  sich  als  dessen 
•Beschützer« ,  er  hat  aber  nie  ein  Amt 
bekleidet  Am  17.  Aug.  1773  liess  er  sich 
ins  Kapitel  aufnehmen,  zugleich  mit. sei- 
nem jüngsten  Bruder  [Meddel.  I,  74].  Über 
die  Ernennung  seiner  Söhne,  des  Kron- 
prinzen Gustav  Adolf  (Nr.  5)  und  des 
Prinzen  Karl  Gustav  (Nr.  6),  zu  Freimau- 
rern gleich  nach  ihrer  Geburt  vgl.  oben 
8.  375).  Auf  seine  Geburt  und  seinen  Tod 
wurden  Denkmünzen  geprägt  [vgl.  HMW. 
Nr.  173,  184].  Er  erliess  eine  Erklärung, 
die  öffentliche  Wiederherstellung  des  Tem- 
pelherrenordens betr.,  die  abgedruckt  ist  L. 
XXVin,  19. 

4)  Friedrich  Adolf,  schwedischer  Erb- 
fürst, Herzog  von  Ostgotland,  Bruder  des 
Vorigen,  geb.  28.  Juli  1750,  geat.  12.  Dez. 
1803  in  Montpellier,  war  22.  März  1779  bis 
zu  seinem  Tode  Landesgrossmeister  der 
Grossen  Landesloge  von  8.  [Vgl.  Bh. 
1889,  S.  36.[ 

5)  Gustav  IV.  Adolf,  1792-1809  König 
von  S.,  Sohn  Gustavs  III.,  geb.  1.  Nov. 
1778  in  Stockholm,  gest.  7.  Febr.  1887 
als  Oberst  Gustafson  im  Exil  in  St.  Gallen, 
stand  zuerst  unter  der  Vormundschaft 
seines  Oheims,  des  Herzogs  Karl  von 
Südermanland,  liess  sich  von  diesem  am 
20.  März  1793  aufnehmen  und  am 
22.  März  als  » Ordensbeschützer«  den  Ka- 
pitelbrüdern vorstellen  (vgl.  oben  S.  875). 
Er  hat  auch  rege  Teilnahme  gezeigt  und 
erst  1811,  als  er  schon  zwei  Jahre  im  Aus- 
land geweilt  hatte,  auf  seine  Stellung  als 
»Beschützer«  verzichtet.  Dass  er  nach 
seinem  Regierungsantritt  alle  schwedischen 
Prinzen  für  geborne  Freimaurer  erklärt 
habe,  wird  gesagt,  ist  aber  unverbürgt, 
nach  Aussage  eines  unterrichteten  schwe- 
dischen Maurers  sogar  unrichtig.  Dagegen 
hat  der  König  kurz  vor  seiner  Entthronung 
(13.  März  1809)  von  einer  gegen  geheime 
Gesellschaften  gerichteten  Verordnung  die 
Freimaurer  ausgenommen  [vgl.  Thory,  Acta 
Lat.  H,  89]. 

6)  Karl  Gustav,  Herzog  von  Samland 
una  später  Grossfürst  von  Finnland,  Bruder 
des  Vorigen,  geb.  25.  Aug.  1782,  gest. 
10.  Sept.  1805,  war  vom  19.  März  1804 
bis  zu  Beinern  Tode  Salomos  Procurator  oder 
Landesgrossmeister. 

7)  Karl  XIII.,  seit  1809  König  von  8., 
vorher  Herzog  von  Södermanland,  Bruder 
Gustavs  IH.  (Nr.  3),  geb.  7.  Okt.  1748, 
gest.  5.  Febr.  1818,  folgte  1809  seinem  ent- 
thronten Neffen  Gustav  IV.  Er  war  mit 
schwärmerischer  Begeisterung  der  Freimau- 
rerei ergeben  und  einer  ihrer  eifrigsten  För- 
derer, die  je  gelebt  haben.  Seine  Thätig- 
keit  ist  in  den  Artikeln  «Schweden«  und 
»Schwedische  Lehrart«  dargelegt.  Von  der 
Freimaurerei  und  ihren  Zwecken  und  Zielen  I 
hatte  er  eine  hohe  ideale  Auffassung,  die 
in  den  hauptsächlich  von  ihm  bearbeiteten 
Akten  stark  ausgeprägt  ist.  Abenteuern- 


den Männern,  wie  Plommenfeldt  (s.  d.),  lieh 
er  wohl  manchmal  ein  zu  williges  und  zu 
gläubiges  Ohr.  Dass  bei  der  Bewerbung 
um  die  Führung  der  VH.  Provinz  der 
strikten  Observanz  politische  Beweggründe 
wirksam  gewesen  seien,  wird  meist  be- 
hauptet, ist  jedoch  keineswegs  sicher  zu 
erweisen.  1771  in  den  Orden  aufgenom- 
men, trat  er  am  4.  Mai  1778  ins  Kapitel, 
wurde  7.  Juni  1774  Ordensmeister  bis  zu 
seinem  Tode  und  war  zweimal  zugleich 
Landesgrossmeister,  30.  Nov.  1774  bis 
22.  März  1779  und  10.  Sept.  1805  bis 
26.  Dez.  1810.  Am  27.  Mai  1811  verwan- 
delte er  das  rote  Kreuz  in  einen  Staats- 
orden (Orden  Karls  XIII.,  s.  d.J,  zu 
dessen  Inhabern  seitdem  die  schwedischen 
Prinzen  gleich  nach  ihrer  Geburt  ernannt 
werden,  den  sie  aber  erst  später  tragen 
dürfen,  wenn  sie  Freimaurer  geworden 
sind  und  die  entsprechende  Stufe  erreicht 
haben  (nach  Mitteilung  aus  S.).  Dam  zu 
Ehren  wurden  zwei  Denkmünzen  (1787 
und  auf  seinen  Tod  1818)  geschlagen  [vgl. 
HMW.  Nr.  188,  189.    Z.  1886,  8.  61]. 

8)  Karl  XIV.  Johann,  ursprünglich 
Jean  Baptiste  Jules  Bernadette ,  seit  1818 
König  von  S.  und  Norwegen,  geb.  24.  Juni 
1763  in  Pau,  gest  8.  März  1844,  war  1810 
bis  1818  als  Kronprinz  Landesgrossmeister, 
als  König  Ordensmeister  bis  zu  seinem 
Tode.  Unter  ihm  vollzog  sich  die  Aus- 
söhnung der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  mit  der  schwedischen  Gross- 
loge, und  eine  Gesandtschaft  der  erstem, 
die  1819  in  Schweden  war,  erwirkte  die 
Mitteilung  der  umgearbeiteten  und  er- 
weiterten Akten,  so  dass  nun  auch  in 
Deutschland  eine  Umarbeitung  erfolgen 
konnte,  die  hauptsächlich  von  Christian 
K.  F.  W.  Freiherrn  von  Nettelbladt  (s.  d.) 
bewirkt  wurde.  Zu  seinem  25  jährigen 
Regierungsjubiläum  1848  wurde  eine  Denk- 
münze geschlagen  [vgl.  HMW.  Nr.  190]. 

9)  Oskar  I.  Joseph  Franz,  seit  1844 
König  von  8.  und  Norwegen,  8ohn  des 
Vorigen,  geb.  4.  Juli  1799  in  Paris,  gest. 
8.  Juli  1859,  als  Kronprinz  (1818—1844) 
Landesgrossmeister,  blieb  bei  seiner  Thron- 
besteigung noch  Landesgrossmeister  (bis 
1849)  und  wurde  Ordensmeister  (bis  1859). 
Über  die  Denkmünze  zu  seiner  Volljährig- 
keit vgl.  HMW.  Nr.  188. 

10)  Karl  XV.  Ludwig  Eugen,  seit  1859 
König  von  S.  und  Norwegen,  Sohn  des 
Vorigen,  geb.  3.  Mai  1826,  gest.  18.  Sept. 
1872  in  Malmö,  wurde  1847  in  der  Stock- 
holmer Loge  Nordiska  första  zum  Frei- 
maurer aufgenommen,  war  als  Kronprinz 
Landesgrossmeister  (1849—59),  wurde  bei 
seiner  Thronbesteigung  Ordensmeister  (bis 
1872)  und  setzte  seinen  Bruder  Oskar,  Her- 
zog von  Ostgotland  (Nr.  12),  als  Landes- 
grossmeister ein.  Auf  seine  Vermählung 
und  seinen  Tod  wurden  1850  und  1872 
Denkmünzen  geprägt  [vgl.  HMW.  Nr.  191, 
192.   Z.  1872,  S.  94], 


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378 


Schwedische  Lehrart. 


11)  Franz  Gustav  Oskar,  Herzog  von 
Uplaud,  Bruder  des  Vorigen,  geb.  1827, 
gest.  1852  in  Christiania,  war  ebenfalls 
Freimaurer  und  1849—52  wortführender 
Meister  der  Loge  St.  Erik  in  Stockholm. 

12)  Oskar  II.  Friedrich,  seit  1872  König 
von  S.  und  Norwegen,  Bruder  des  Vorigen, 
geb.  21.  Jan.  1829,  ist  7.  Dez.  1848  von 
seinem  Vater,  dem  König  Oskar  I.,  in  der 
Loge  Nordiska  första  in  Stockholm  zum 
Freimaureraufgenommen  worden  und  wurde 
nach  dem  Tode  seines  Bruders  Gustav  (Nr. 
11)  12.  Nov.  1852  wortführender  Meister 
der  Loge  St.  Erik  in  Stockholm,  was  er 
bis  1872  blieb.  Seine  hier  gehaltncn 
Reden  sind  in  deutscher  Übersetzung  er- 
schienen unterm  Titel:  »Festreden,  ge- 
halten in  der  Freimaurer  St.  Johannis- 
Loge  St.  Erik  in  Stockholm  während  der 
Jahre  1852  bis  1868*  (Oberhausen  u.  Lpz. 
1882).  Er  war  ferner  als  Erbprinz  Landes- 
grossmeister (1859—72),  übernahm  1872 
selbst  das  ordensmeisterlichc  Amt  und 
machte  seinen  Bruder  Nikolaus  August, 
Herzog  von  Dalekarlien,  zum  Landesgross- 
meister, der  aber  schon  1878  starb,  so  dass 
der  König  das  Amt  zugleich  mit  verwaltete 
bis  1880,  wo  er  es  dem  Kronprinzen 
Gustav  übertrug.  Er  war  stets  mit  regstem 
Eifer  thätig,  ist  dies  auch  im  höchsten 
Amte  geblieben.  Viele  gedruckte  Vorträge 
zeugen  von  seiner  gründlichen  Kenntnis 
der  Freimaurerei  und  von  dem  tiefen 
Ernst,  mit  dem  er  ihre  Aufgaben  erfasst 
hat.  Mit  Begründung  der  Grossen  Landes- 
loge von  Norwegen  1891  übernahm  er  das 
Amt  des  Ordensmeisters  auch  in  dieser. 
Auf  seine  silberne  Hochzeit  (1882)  und 
sein  25 jähriges  Jubiläum  als  Ordensmeister 
(1888)  liess  die  Grosse  Laudesloge  Denk- 
müuzeu  schlagen  [vgl.  HMW.  Nr.  199,  202], 
und  7.  Dez.  1898  beging  sie  sein  goldnes 
Freimaurerjubiläum  in  feierlicher  Weise 
(vgl.  BZC.  1899,  S.  35;  die  von  ihm  dabei 
gehaltne  Rede  s.  das.  S.  233].  Von  seinen 
4  Söhnen  sind  3  (Nr.  14—16)  dem  Bunde 
beigetreten. 

13)  Nikolaus  August,  Herzog  von  Dale- 
karlien, Bruder  des  Vorigen,  geb.  24.  Aug. 
1831  auf  Schloss  Drottningholm ,  gest. 
4.  März  1873  in  Stockholm,  wurde  1852 
in  der  Loge  St.  Erik  in  Stockholm  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen  und  war 
von  1859  bis  zu  seinem  Tode  wortführen- 
der Meister  der  Andreasloge  Den  nordiska 
cirkeln  das.  1860  wurde  er  zum  abgeord- 
neten Landesgrossmeister  und  1872  zum 
Landesgrossmeister  ernannt. 

14)  Oskar  Gustav  Adolf,  Kronprinz 
von  S.  und  Norwegen,  Herzog  von  \\  erm- 
land,  Sohn  de»  Königs  Oskar  H.  (Nr.  12), 
geb.  16.  Juni  1858  in  Schloss  Drottning- 
holm, wurde  13.  Jan.  1877  von  seinem 
Vater  in  der  Loge  Nordiska  första  in 
Stockholm  zum  Freimaurer  aufgenommen 
und  nach  erlangter  Grossjährigkeit  22.  März 
1880  zum  Landesgrossmeister  der  Grossen 


Landesloge  von  S.  und  nach  Errichtung 
,  der  Grossen  Landesloge  von  Norwegen 
1891  auch  zum  Landesgrossmeister  dieser 
ernannt  Seit  1882  ist  er  Vorsitzender 
des  Freimaurerwaisenhauses  in  Stockholm. 

15)  Oskar  Karl  August.  Herzog  von 
Gotland,  seit  seiner  Vermählung  mit  Ebba 
Munck  (1888)  Prinz  Bernadotte.  Bruder 
des  Vorigen,  geb.  15.  Nov.  1869  in  Schloss 
Drottningholm,  wurde  25.  Nov.  1879  in  der 
Stockholmer  Loge  St.  Erik  aufgenommen 
und  ist  seit  22.  März  1882  stellv.  abgeord- 
neter Landesgrossmeister  von  S.  1886  bis 
1888  war  er  wortführender  Meister  der  Loge 
St.  Erik,  legte  aber  das  Amt  bei  seiner 
Versetzung  nach  Karlskrona  nieder. 

16)  Oskar  Karl  Wilhelm,  Herzog  von 
Westgotland,  Bruder  des  Vorigen,  geb.  27. 
Febr.  1861  in  Stockholm,  wurde  1881  in 
der  Loge  Nordiska  första  in  Stockholm 
zum  Freimaurer  aufgenommen  und  ist 
abgeordneter  Landesgrossmeister  der 
Grossen  Landeslogen  von  S.  und  Norwegen. 
Auch  war  er  eine  kurze  Zeit  (bis  1895) 
wortführender  Meister  der  Andreasloge 
Nordiska  cirkeln  in  Stockholm. 

Schwedische  Lehrart.  Mit  diesem  Namen 
j  bezeichnet  man  dasjenige  freimaurerische 
Gebrauchtum,  das  in  Schweden,  Norwegen, 
Dänemark  und  der  Grossen  Landesloge  zn 
Berlin  geübt  wird.  Es  ist  zuerst  in  Schweden 
eingeführt  worden,  kam  dann  nach  Berlin, 
später  nach  Norwegen  und  zuletzt  nach 
I  Dänemark.  Gewöhnlich  wird  Karl  Friedrich 
i  Eckleff  (s.  d.)  für  das  ganze  Lehrgebäude 
verantwortlich  gemacht;  aber  es  ergiebt 
,  sich  aus  der  nunmehr  klarer  gelegten  Ge- 
i  Bchichte  der  Anfänge  der  Freimaurerei  in 
1  Schweden  (s.  d.),  dass  bereits  mehrere 
I  Jahre  vor  Ecklefis  Auftreten  7  Grade  in 
[  Schweden    bekannt   waren,    sowie  dass 
i  mehrere  schwedische  Freimaurer  bereits 
i  1750  und  früher  höhere  Grade  im  Aus- 
land bekommen  hatten,  und  zwar  an  ver- 
schiednen  Orten,  unter  denen  Paris,  Metz, 
Strassburg  und  Köln  besonders  genannt 
werden.   Die  Matrikel  der  Loge  St.-Jean 
auxiliaire  in  Stockholm  (gestiftet  1752) 
war  von  Anfang  an  auf  7  Grade  einge- 
richtet, 3  Johannisgrade,  2  Andreasgrade 
und  2  höhere  Grade,  und  wenn  sich  auch 
nicht  gleich  für  sämtliche  Grade  Mitglieder 
fanden,  so  doch  von  Anfang  an  für  1—5; 
bereits  1753  weist  der  Vorstand  des  Waisen- 
hauses 5  Mitglieder  vom  6.  Grade  auf, 
und  am  24.  Mai  erhielt  Graf  Posse,  der 
wortführende  Meister  der  Loge,  den  7.  Grad, 
den  Grad  eines  »Auserwählten  Meisters«, 
in   einer  Stockholmer  Loge  »Grimsen«, 
die  wahrscheinlich  nach  ihrem  Gründer 
oder  Leiter  benannt  wurde   und  keine 
gesetzmassig  gegründete  Loge  war,  wenn 
sie  nicht  etwa  auf  einer  unbekannten  aus- 
ländischen Vollmacht  beruhte.   Es  gab  in 
den  50er  Jahren  in  Stockholm  eine  Anzahl 
sogenannter  » Bastardlogen«  [vgl.  Medde- 
landen  fr&n  Svenska  Stora  Landslogens 


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Sehweilische  Lehrart. 


379 


arkiv  och  bibliotek  (Stockholm  1892), 
Heft  I,  33].  Eine  dieser  war  die  des 
Juweliere  (später  Bürgermeistern)  Andere 
Lijdbergh  (a.  d.),  aus  der  Eckleff  am  3.  Sept. 
1756  mit  80  andern  Mitgliedern  zu  St.-Jean 
auxiliaire  übertrat.  Er  war  1752  in  dieser 
letzten  Loge  zur  Aufnahme  vorgeschlagen 
[vgl.  Schweden],  hat  sich  dann  aber  Lijd- 
berghs  Loge  angeschlossen,  und  zwar  ver- 
mutlich noch  1752,  da  nach  seiner  Angabe 
in  Briefen  an  Zinnendorf  (s.  d.)  bereits 
1752  nach  seinen  Akten  in  Stockholm  ge- 
arbeitet sein  soll,  was  er  wohl  nur  von 
der  Loge  zu  sagen  vermochte,  der  er  selbst 
angehorte  und  bei  deren  Gründung  er 
vielleicht  persönlich  beteiligt  gewesen  war 
(vgl.  BZC.  1878,  S.  146].  Er  behauptet  in 
seinen  Briefen,  er  habe  bereits  1750  seine 
Akten  so  ausgearbeitet  bekommen,  wie  er 
sie  abschriftlich  1765/66  Zinnendorfs  Ab- 
gesandten Baumann  überliess  (vgl.  Zinnen- 
dorf). Für  die  Dokumente  (Freibrief,  An- 
weisung für  den  Deputierten  Salomos, 
Anweisung  zur  Einrichtung  eines  Kapitels), 
sowie  für  die  Akten  der  Johannis-  und  der 
Andreasgrade  (diese  letztern  waren  vor 
1750  in  französischen  Logen  schon  be- 
kannt) könnte  das  zutreffen,  aber  für  die 
Kapitelgrade,  wie  sie  1766  nach  Berlin 
geliefert  wurden,  sicherlich  nicht;  denn 
die  waren  damals  noch  ganz  unfertig  und 
1750  zweifellos  so  noch  nicht  vorhanden. 
Eckleff  ist  in  seinen  Aussagen  nicht  immer 
zuverlässig,  er  wollte  durch  eine  solche 
Behauptung  den  Berliner  Maurern  seine 
Sachen  nur  wertvoller  erscheinen  lassen. 
Es  ist  längst  bekannt  gegeben  [vgl.  BZC. 
1874,  S.  69],  dass  die  von  Eckleff  1766 
ausgelieferten  Akten  nur  die  Grade  1—7 
vollständig,  vom  8.  und  9.  nur  Teile  des 
Inhalts  bieten,  sowie  dass  anderseits  die 
im  Stockholmer  Archiv  noch  vorhandncn 
Eckleffschen  Akten  genau  die  gleiche  Un- 
vollständigkeit  zeigen,  überhaupt  mit  den 
alten  Berliner  Akten  ganz  gleichlautend 
sind.  Eckleff  hat  also  1766  nicht  etwa 
den  Berliner  Maurern  etwas  vorenthalten, 
sondern  er  konnte  damals  nicht  mehr 
geben,  weil  er  selbst  noch  nicht  mehr 
hatte.  Nur  sogenannte  «Architektenakten« 
hat  er  besessen  und  nicht  herausgegeben, 
aber  an  Herzog  Karl  von  Södermanland 
mit  den  übrigen  Sachen  verkauft;  sie 
waren  noch  1798  im  Besitz  des  letztern, 
sind  aber  jetzt  verschwunden  [vgl.  BZC 
1878,  S.  140—142].  Jene  Unvollständig- 
keit  der  höchsten  Grade  erklärt  sich  nur 
aus  der  Annahme,  dass  eine  begonnene 
Umarbeitung  und  Erweiterung  älterer 
Akten  nicht  vollendet  war  oder  nicht 
vollendet  werden  konnte,  weil  noch  kein 
genügendes  Material  zu  beschaffen  gewesen 
war.  Die  alten  Akten  lassen  ganz  deut- 
lich erkennen,  dass  Eckleffs  ursprünglichstes 
Gebäude  nur  aus  7  Graden  bestanden  hat, 
denen  die  Templerei  gänzlich  fremd  war; 
es  umfasste  die  jetzigen  Grade  1—6  und 


8  und  lehrte  einen  Zusammenhang  der 
Freimaurerei  mit  den  Johannitern  zur  Zeit 
der  Kreuzzüge,  von  dem  Ramsay  (s.  d.)  in 
seinem  bekannten  •  Discours«  zuerst  ge- 
sprochen hatte.*)  Daraus  darf  man  zu- 
gleich schliessen,  dass  dieser  7  stufige  Bau 
nicht  über  1740  zurückreicht;  wahrschein- 
lich ist  er  noch  jünger,  erst  im  Laufe  der 
40er  Jahre  entwickelt,  denn  das  eine 
Dokument,  die  »Instruction  pourle  Dcpute* 
de  Salomon«  (abgedruckt  BZC.  1878,  S.  62 
bis  72J  enthält  erhebliche  Stücke,  die  nur 
aus  dem  Buche  des  De  la  Tierce,  »Histoire, 
Obligations  et  Statuts  de  la  tres  vlnlrable 
Oonfrateruite*  des  Francs- Macons  etc.« 
(Frkf.  1742)  entlehnt  sein  können,  weil  die 
»Instruction«  mit  auffallenden  Über- 
setzungsfehlern und  -Freiheiten  des  De  la 
Tierce  übereinstimmt.  Andre  Eigentüm- 
lichkeiten weisen  auf  noch  spätere  Schriften 
(1746),  namentlich  eine  Eigenheit  der  ganzen 
Lehrart,  die  auch  im  »Freibrief«  hervor- 
tritt; doch  lässt  sich  hier  darauf  nicht 
eingehen.  Dass  7  Grade  bereits  1752/54 
in  Stockholm  bekannt  waren  und  erteilt 
wurden,  ist  oben  berührt,  und  die  in  der 
Matrikel  der  Loge  St.-Jean  auxiliaire  ver- 
zeichneten Namen  für  6  und  7  sind  gerade 
»St.  Johannis  vertraut«  Brüder«  und  » Aus- 
erwählte Brüder«  [Meddel.  I,  19],  wie  in 
den  alten  Eckleffschen  Akten  die  beiden 
Grade  genannt  werden,  die  mit  den  5 
vorhergehenden  zusammen  »den  Orden 
vollkommen  machen«,  womit  also  das  ur- 
sprüngliche Gebäude  geschlossen  war.  Dem- 
nach muss  Eckleffs  älterer  Bau  mit  den 
damals  in  Stockholm  offenbar  schon  be- 
arbeiteten Graden  übereingestimmt  haben, 
wenigstens  in  der  Gliederung.  Eckleff 
könnte  sich  demnach  die  Kenntnis  dieser 
Grade  auch  wohl  in  Stockholm  angeeignet 
haben,  während  er  den  Berliner  Maurern 
gegenüber  behauptet,  sie  seien  ihm  1750 
aus  Genf  zugegangen.  Die  Richtigkeit 
dessen  lässt  sich  weder  beweisen,  noch 
mit  Sicherheit  bestreiten;  aber  auffallend 
ist  jedenfalls,  dass  der  »Freibrief«,  der  von 
einer  »Confraternite*  L'IUuminle«  auf  den 
Namen  Eckleffs  ausgestellt  ist,  weder  Jahr 
und  Ort,  noch  eine  Namensunterschrift 
trägt,  wie  in  gleicher  Weise  der  für  Zinnen- 
dorf ausgestellte  Freibrief  (vgl.  Zinnen- 
dorf) ohne  jedes  Zeichen  der  Zeit  und 


*)  Daae  Biouj  der  VerfaaHcr  war,  konnte  schon 
längst  »1«  geaiohert  gölten  [vgl.  Schiffmann,  Andrea« 
Michael  Ramaar  (Lpi.  1878)].  Noch  unsweifelhafter 
•teht  e»  fe«t  durch  »wei  Briefe  Ramaaye  an  den  Kar- 
dinal Fleury,  die  ergeben,  data  die  Rede  am  21.  MAti 
1737  gehalten  »ein  muii  [vgl.  Gould,  History  V, 
83).  Darnach  ist  auch  die  Auaaage  von  Jouauat, 
«je  sei  1758  im  Haag  xuerat  gedruckt  (a.  a.  O.,  S.  83), 
wahrscheinlich ,  wenn  er  auch  Tag  und  Gelegenheit 
unrichtig  giebt.  Die  Behauptung  im  ersten  arhaltnen 
Druck  de«  „Atmanach  dea  Cocua"  von  1741,  ea  aei 
ein  „Diaouurs  prononce  a  la  Reception  de«  Prie- 
Macons.  Par  M.  de  R.  .  .  .  grand  Orateur  de  l'Urdre-1 
(nach  eigner  Abacbrift),  trifft  jeden/all«  eher  «u. 


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880 


Schwedische  Lehrart. 


des  Orts,  sowie  der  Aussteller  ist,  nur 
dass  hier  die  »Confraternite*  L'Innocente« 
(Name  des  Stockholmer  Kapitels)  die  Voll- 
macht erteilt,  wobei  freilich  die  Thatsache 
besteht,  dass  Ecklen"  sein  Kapitel  gar  nicht 
efragt  hat,  so  dass  hier  in  der  Aussage 
es  Freibriefs  eine  zweifellose  Unwahr- 
heit vorliegt  [vgl.  BZC.  1878,  8.  143].  Die 
Behauptung,  aas  Stockholmer  Kapitel  habe 
seine  Gerechtsame  von  einem  Kapitel  in 
Genf  erhalten,  wird  auch  später  in  Schweden 
wiederholt,  selbst  von  Herzog  Karl  in  seiner 
Absage  an  die  strikte  Observanz  [vgl. 
Schweden]  im  Jahre  1781  (»Das  Kapitel  zu 
Stockholm  war  von  dem  Klerikalen  Kapitel 
zu  Geneve  gegründet  worden«  [vgl.  Net- 
telbladt,  Geschichte  Freimaurerischer  Sys- 
teme (Brl.  1879),  8.  404],  aber  der  Beweis 
ist  niemals  erbracht.  Von  Herzog  Karl 
ist  anzunehmen,  dass  er  wirklich  daran 
geglaubt  hat,  vermutlich  war  er  von  Plom- 
menfeldt  (s.  d.),  der  ihm  anscheinend 
manches  vorgeredet  hat,  in  dem  Glau- 
ben bestärkt  worden;  denn  in  einem 
Brief,  den  Herzog  Karl  1780  an  den 
Stuartprätendenten  geschrieben  [vgl. Schrö- 
der, Mater.  III,  141 — 43],  erzählte  er  diesem, 
Flommenfeldt  habe  ihm  erhabne  theore- 
tische Kenntnisse  aus  Florenz  zugetragen 
und  ihm  auch  «den  Grossmeister  und  den 
ganzen  h.  O.«  bekannt  gemacht.  So  mag 
Plommenfeldt  ihm  auch  den  Glauben  an 
das  'klerikale  Kapitel«  in  Genf  beige- 
bracht haben*),  denn  dieser  Mann  war  ein 
freimaurerischer  Hochstapler,  den  auch 
später  das  Schicksal  in  Schweden  ereilte. 
—  Das  8treben,  die  Templerei  in  die 
Lehrart  hineinzubringen,  wurde  Anl.i^s 
zur  Einschiebung  eines  Templergrads 
zwischen  6  und  7  und  zur  Anfügung  eines 
9.  Grads  mit  dem  gleichen  Zweck.  Wann 
diese  Erweiterung  zuerst  beliebt  worden 
ist,  entzieht  sich  jeder  Kenntnis;  wir  haben 
nur  eine  Nachricht  von  Ungern-Sternbcrg, 
der  1777  in  Schweden  war,  dass  die  Temp- 
lerei 1760  durch  Plumenock  nach  Schweden 


•)  Den  Vertretern  der  strikten  Observanz  gegen- 
über behauptete  Plommenfeldt,  dsi  Stockholmer  Ka- 
pitel »ei  ron  dem  Kapitel  von  Oenf  gegründet  und 
etebe  in  engster  Verbindung  mit  dem  Grosskapitel 
der  Kleriker  <u  Florenz,  dleeee  aber  tei  von  dorn 
Hauptkapitel  in  Cypern  gegründet,  und  die  8.  be- 
trieben die  Wahl  dee  Herzogs  und  die  Vereinigung 
mit  der  VII.  Provinz,  nicht  ohne  die  Bewilligung  ibrer 
Obern,  deren  Daeeln  lie  verbürgen  (vgl.  Schröder, 
Verhandlungen  (Jena  1818),  S.  18—90].  Ähnliches 
hat  er  dem  Hersog  vorgeredet,  so  da**  dieser  feet 
an  die  Obern  glaubte ,  wie  er  denn  noch  in  «einem 
Absagebrief  1781  zum  Soblut*  sagt:  „und  erkennen 
Wir  *on«t  niemand  al*  den  Grossmeister  und  die 
wahren  Superioren,  die  Un»  bekannt  «ind,  für  Untere 
O.-Haupter"  INettelbladt,  a.  a  O.,  8.  411).  Die  ab- 
lehnende Antwort  de*  Prätendenten,  der  nicht«  so 
Witten  erklärte  [Schröder,  Met.  III,  143],  vom  26.  Sept. 
1780,  mag  am  10.  April  1781  noch  nicht  in  de*  Her- 
sog*  Hand  geweaen  «ein,  hat  ihn  vielleicht  auch  nie 
erreicht,  *o  das*  er  an  seinem  Glauben  festhielt,  auch 
noch  in  viel  späterer  Zelt. 


gekommen  und  von  diesem  und  EcklefT 
in  die  Lehrart  eingeführt  sei.  Dies  ist 
eine  nicht  weiter  verbürgte  Behauptung, 
die  schon  deshalb  nicht  zutreffen  kann,  weil 
Plumenoek  (v.  Ecker  und  Eckhoffen,  s.  d.) 
1760  erst  10  (bezw.  6)  Jahre  alt  war.  Selbst 
wenn  eine  Verwechslung  mit  Plommenfeldt 
vorläge,  würde  die  Sache  nicht  besser, 
denn  dieser  ist  auch  erat  1750  geboren 
[Meddel.  H,  15].  Die  oft  versicherte  Her- 
stammung aus  dem  Clermontschen  Kapitel 
kann  für  Kenner  nicht  in  Frage  kommen; 
denn  die  Anklänge  sind  ganz  gering- 
fügig und  betreffen  nur  einige  Äußerlich- 
keiten, das  innere  Wesen  ist  völlig  ver- 
schieden. Die  Herkunft  der  Ecktenschen 
Templerei  ist  also  durchaus  in  Dunkel 
gehüllt  Die  Thatsache  der  spätem  Ein- 
fügung ist  unbestreitbar,  aber  wann  ge- 
schehen und  woher  genommen,  ist  bis  jetzt 
nicht  zu  sagen.  Jedenfalls  erhielt  Zinnen- 
dorf 1766  bereits  einen  Bau  von  9  Graden, 
in  dem  aber  die  nachträgliche  Zufügung 
von  7  und  9  noch  unverkennbar  hervor- 
tritt. Die  9  Grade  bilden  noch  kein  Ganzes, 
und  dies  war  vermutlich  der  Grund,  wes- 
halb Herzog  Karl  den  Vertretern  der 
strikten  Observanz  nur  den  6.,  7.  und  9. 
Grad  verabfolgen  liess,  den  8.  aber  zurück- 
hielt, weil  er  die  Templerei  des  7.  und  9. 
Grads  störend  unterbrach.*)  Es  wird  all- 
gemein angenommen,  Eckleff  habe  vor  1750 
Reisen  gemacht  und  seinen  Stoff  mitge- 
bracht; aber  man  weiss  in  Stockholm  (nach 
Mitteilung  auf  Anfrage)  nichts  Bestimmtes 
I  über  diese  Reisen,  und  die  »Meddelanden«, 
die  bei  andern  Freimaurern  deren  Ab- 
|  Wesenheit  von  Schweden  immer  angeben, 
I  sagen  bei  Eckleff  nichts  von  Auelands- 
I  fahrten  (I,  89).**)  Das  Kapitel  L'innocente 
|  (sc.  Confraternite*)  wurde  am  25.  Dez.  1759 
i  gestiftet  von  24  Maurern,  Eckleff  einge- 
schlossen, und  dabei  erscheinen  schon,  nach 


*)  Kettelbladt  [Gesch.  S.  401]  und  andre  nach  ihm 
behaupten,  die  S.  hatten  nur  den  6.  und  7.  Grad 
verabfolgt,  aber  nach  Lachmann  [Geschichte  und  Ge- 
brauche der  maurerischen  Hochgrade  und  Hochgrad- 
Systeme  (Braunschweig  1868) ,  8.  60]  mwi  auch  ein 

8.  Grad  übergeben  sein,  der  aber  nicht  der  eigent- 
liche 8.,  sondern  eine  entsprechende  Ziututriiiig  de« 

9.  Grades  war  und  als  „Chapltre  illumlney  bezeichnet 
I   wurde.    So  wird  auch  wahrend  der  VerhatidJutitfcu 

mit  der  strikten  Observanz  das  schwedische  Kapitel 
von  beiden  Seiten  immer  genannt. 
••)  Eckleff  war  am  26.  Juni  1788  geboren,  wurde 

1743  auaeerordentlicher  Kantlist  Im  auswärtigen  Amt, 

1744  ordentlicher  Kopist  daselbst,  1768  Reglstrator 
und  Protokollführer  im  Bat,  1754  ordentlicher  Kanz- 
list, 1V60  königl.  bevollmächtigter  Sekretär  und  1767 
beim  Abschied  tum  Kantleirat  ernannt.  Man  sieht 
nicht  recht,  wo  hier  Baum  tu  grössern  Reisen  sein 
aoll,  und  wäre  er  bei  den  schwedischen  Geeandt- 
achaften  im  Aualand  etwa  beschäftigt  geweaen,  so 
wurde  dies  sicher  angemerkt  aein.  Kr  starb  178». 
Man  weis*  auch  nicht*  Uber  seine  etwaige  Aufnahme 
zum  Freimaurer  im  Ausland,  vielmehr  sieht  die  An- 
meldung bei  St. -Jesu  auxiliaire  17M  (vgl.  Schweden » 
ganz  so  aas,  als  wollte  er  dort  erst  aufgenommen 

|  werden. 


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Schwedische  Lehrart. 


331 


den  Graden  getrennt,  vier  Stufen  von 
Beamten  :Grossbeamte,Oberbeamte,Be&mte, 
Unterbeamte  (1, 52),  woraus  sich  eine  Vier- 
zahl von  Kapitelgraden  mit  Beamtenrang 
ergiebt,  zu  denen  als  Vorstufe  noch  ein 
fünfter  kommt.  Die  Grossbeamten  waren 
Brüder  mit  dem  roten  Kreuz  (10.  Grad), 
die  Oberbeamten  Mitglieder  des  9.  Grads, 
die  Beamten  Mitglieder  des  8.,  die  Unter- 
beamten Mitglieder  des  7.,  ohne  Amt 
die  Mitglieder  des  6.  Grads,  also  im 
ganzen  6  Kapitelgrade  von  6 — 10,  wie 
sie  1766  nach  Berlin  kamen  und  hier 
noch  heute  gelten.  Demnach  müssen  die 
Templergrade  schon  1 759  eingeschaltet  ge- 
wesen sein.  Es  ist  ja  auch  wenig  wahr- 
scheinlich, dass  Eckleff  1759  mit  einem 
dreigradigen  Kapitel  begonnen  haben  und 
gleich  1760  zu  einem  fünfgradigen  über- 
gegangen sein  sollte,  noch  dazu  mit  einer 
ganz  neuen  Richtung.  Wahrscheinlicher 
ist,  dass  Eckleff  schon  früher  templerische 
Grade  irgendwoher  bekommen  und  seinen 
altern  Rittergraden  beigemischt  hatte;  sind 
doch  in  Frankreich  schon  vor  1750  temp- 
lerische Grade  bearbeitet  worden.  Dass 
Eckleff  die  Grade  erfunden  hätte,  kann 
man  nicht  glauben,  weil  dann  alles 
mehr  organische  Ubereinstimmung  zeigen 
müsste,  während  offenbar  ganz  verschieden- 
artige, ursprünglich  selbständige  Baustücke 
von  ihm  zusammengeschweißt  sind,  so 
dass  ein  einheitlicher  Bau  nicht  ent- 
stehen konnte,  sondern  erst  später  all- 
mählich hergestellt  werden  musste.  Wir 
haben  demnach  anzunehmen,  dass,  nach- 
dem 1756  die  Andreasloge  L'innocente 
und  1759  das  gleichnamige  Kapitel  ge- 
stiftet waren,  ein  neunstufiger  Bau  mit 
einer  höchsten  10.  Rangstufe  (Rotes  Kreuz) 
dastand,  wenn  auch  an  dem  innern  Aus- 
bau noch  manches  fehlte.  An  diesem  hat 
Herzog  Karl  mit  unermüdlichem  Eifer 
und  Fleiss  jahrzehntelang  gearbeitet  und 
Stoff  dazu  von  verschiednen  Seiten  zu- 
sammengetragen, so  dass  erst  durch  ihn 
das  ursprünglich  fehlende  vollständige  Ge- 
füge geschaffen  wurde.  Zuerst  scheinen 
die  Kapitelgrade  ergänzt  und  durchgebildet 
zu  sein,  wohl  schon  in  den  70  er  und  80  er 
Jahren.  Gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
wurden  die  Akten  der  Johannis-  und  der  An- 
dreasgrade von  ihm  persönlich  neu  durch- 
gearbeitet, mit  Benutzung  von  «grossen 
Entdeckungen«,  die  er  während  einer  Reise 
1798  in  Prag  gemacht  haben  will,  sowie 
auf  Grund  von  mündlichen  «Mitteilungen« 
von  »sehr  erleuchteten  und  eifrigen  Ordens- 
mitgliedern«,  die  er  im  Winter  1798 — 99 
in  Wien  kennen  lernte  [Meddel.  II,  117 
bis  122].  Zugleich  wurde  eine  ungeheuer 
umfangreiche  »Fundamentalkonstitution« 
hergestellt  und  1800  gedruckt  (in  deut- 
scher Übersetzung  in  den  »Historischen 
Belehrungen  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln«  (Brl.  1871), 
S.  876—671).    Darnach  zählte  man  um 


diese  Zeit  noch  neun  eigentliche  Grade 
und  einen  zehnten  für  die  Ritterkomture 
mit  dem  roten  Kreuz  (wie  noch  heute  in 
Berlin),  nämlich  drei  Johannisgrade,  zwei 
Andreasgrade,  vier  bezw.  fünf  Kapitel- 
grade; später  hat  man  den  Andreas-Lehr- 
ling-Gesellengrad geteilt,  so  dass  man  jetzt 
drei  Andreasgrude  zählt  (vier,  fünf  und  sechs), 
die  Grade  fünf  bis  neun,  bezw.  zehn  also 
sich  um  je  eine  Zahl  erhöht  haben  und 
nun  sechs  bis  zehn,  bezw.  elf  sind.  Im 
Wesen  der  Grade  hat  sich  aber  nicht« 
geändert,  nur  die  Zählung  hat  sich  ver- 
schoben. Bedeutungsvoller  für  die  Ord- 
nung des  Gesamtbaua  sind  die  Umgestal- 
tungen in  der  Organisation,  wie  sie  von 
Herzog  Karl  schon  bald  nach  seinem 
Amtsantritt  angebahnt  und  allmählich 
weiter  durchgeführt  wurden.  Dass  dio 
Kapitel  schon  früh  (anscheinend  bereite 
1777)  auch  •  Stewardslogen«  oder  fälsch- 
lich •  Stuartelogen«  heissen,  ist  unwesent- 
lich und  lediglich  eine  Folge  der  Ein- 
setzung einer  besondern  »Stewardsloge« 
nach  englischem  Muster  im  Jahre  1775 
i  und  des  daran  angeschlossnen  Verbots, 
I  des  »Kapitels«  Erwähnung  zu  thun  [vgl. 
Medd.  11,2—4;  auch  Schweden].  Im  Ver- 
fassungsbuch von  1800  werden  demnach 
Johannislogen,  Andreaslogen  und  Ste- 
wardslogen als  die  drei  Hauptabteilungen 
aufgestellt.  Daneben  heissen  die  Mit- 
glieder des  1.  Kapitelgrads  (des  6.  bezw. 
7.  Grads)  1800  »Stewardsbrüder«,  heute 
»Stuartsbrüder»,  vermutlich  infolge  davon, 
dass  1775  die  neue  »Stewardsloge«  als  der 
nächste  Grad  über  dem  Andreasmeister- 
grad hervortrat  und  so  der  Name  •  Ste- 
wardsbrüder« für  die  Mitglieder  des  nächst 
höhern  Grads  üblich  wurde.  Der  Name 
•Grosse  Landesloge«  für  die  sichtbare  Ver- 
waltungsbehörde und  Vertretungskörper- 
schaft ging  dann  auf  das  Grosskapitel  mit 
über,  und  beide  verschmolzen  derartig 
miteinander,  dass  die  ursprünglichen  Be- 
i  fugnisse  der  Landesloge  auf  die  gemein- 
same höchste  Abteilung  mit  übergingen 
und  der  Name  »Kapitel«  ausser  Gebrauch 
kam.  Die  ursprünglichen  zwölf  Beamten 
des  Grosskapitels  (Ordensmeister,  Ordens- 
oberarchitekt, Ordensunterarchitekt,  fünf 
höchste  Bewahrcr,  zwei  höchste  Aufseher, 
höchster  Sekretär,  höchster  Schatzmeister) 
hörten  damit  auf,  ebenso  die  acht  Gross- 
beamten  der  ursprünglichen  Grossen  Landes- 
loge (Landesgrossmeister,  Abgeordneter 
Landesgrossmeister,  zwei  Grossaufseher, 
Grossschriftführer,  Grossredner,  Gross- 
schatzmeister, Grosszeremonienmeister), 
und  es  wurden  fünf  neue  Gruppen  von 
Beamten  geschaffen  mit  ganz  andern  Rang- 
ordnungen und  grossenteils  ganz  neuen 
Benennungen.  So  giebt  es  neben  dem 
»Weisesten  Salomonis  Vicarius«  zunächst 
elf  »höchste  Beamte«,  neun  weltliche  und 
zwei  geistliche  (die  letztern  ohne  Zweifel 
infolge  der  Einwirkung  des  Klerikate),  die 


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382 


Schwedische  Lehrart. 


zusammen  den  •  Höchsten  Rat«  bilden, 
1800  »Sanhedrin«  genannt.  Ihre  Rang- 
folge ist:  1)  Salomonis  Procurator,  zugleich 
Landesgrossmeister;  2)  der  Grossen  Landes- 
loge höchster  Prälat;  8)  Salomos  Tempels 
Statthalter,  zugleich  Abgeordneter  Landes- 
grossmeister; 4)  Vikarius  des  höchsten 
Prälaten  der  Grossen  Landesloge;  5)  Sa- 
lomos  Tempels  Siegelbewahrer;  6)  Salomos 
Tempels  Oberarchitekt;  7)  Salomos  Tem- 

5 eis  Administrator;  8)  Salomos  Tempels 
.ufsichtsmeister;  9)  oalomos  Tempels  Rent- 
meister; 10)  Salomos  Tempels  Grossmar- 
schall;  11)  Salomos  Tempels  Wappenfüh- 
rer.*) Diese  »höchsten  Beamten  der  IX. 
Freimaurerprovinz*  sind  zugleich  die 
Beamten  des  Grosskapitels  in  Stockholm, 
das  aber  »der IX.  Freimaurerprovinz  höchst- 
erleuchtete und  höchstwirkende  Grosse 
Landesloge«  genannt  wird  und  alle  Ka- 
pitelgrade, auch  das  Rote  Kreuz,  austeilt. 
Die  »Grosse  Landesloge«  hat  zunächst 
neben  den  zwei  Landesgrossmeistern  zwölf 
»Grossbeamte«  {Grossredner,  Kanzler,  2. 
Architekt,  G  rosshospital  ier.G  rossin  quisi  tor, 
Oberstewardsmeister,  zwei  Grossaufseher, 
Grossprovisor,  Grossintendant,  Grossintro- 
duktör,  Grosswachthabender).  Die  höch- 
sten Beamten  und  Grossbeamten  müssen 
Inhaber  des  Roten  Kreuzes  sein.  Dann 
kommen  sieben  »Oberbeamte«  (Stewards- 
meister, zwei  Oberaufseher,  Grosszeremo- 
nienmeister, Grosssekretär,  Oberkastellan, 
Oberschatzmeister),  die  den  10.  Grad  haben 
müssen.  Weiter  giebt  es  sieben  »gewöhn- 
liche Beamte«  (zwei  Zeremonienmeister, 
zwei  Grossstewards,  ObcrsekretAr,  Unter- 
kastellan, Unterschatzmeister),  die  den  9. 
Grad  haben  müssen.  Endlich  folgen  noch 
sechs  »Unterbeamte«  (zwei  Unterstewards, 
Untersekretär,  Archivar,  Registrator,  Rent- 
meister!, die  den  8.  Grad  haben  müssen. 
Ausserdem  stehen  neben  den  Oberbcamten 
und  gewöhnlichen  Beamten  noch  eine  An- 
zahl »Kleriker«  mit  dem  gleichen  Beamten- 
rang.**) Die  Mitglieder  des  7.  Grads,  die 
»Stuartsbrüder«,  können  kein  Amt  in  der 
Grossen  Landesloge  bekleiden,  haben  auch 
nur  Sitz,  aber  keine  Stimme.  Neben  und 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Stock- 
holm stehen  vier  Pro vinziallogen  (Christian- 
stad,  Gotenburg,  Linköping,  Karlstad),  die 
zugleich  Provinzialkapitel  sind,  aber  nur 
7 — 9  erteilen  dürfen.  An  der  Spitze  steht 
ein  »Provinzialmeister«,  ihm  zur  Seite  ein 
Abgeordneter  Provinzialmeister,  sechs 
•  Oberbeamte«  (Kanzler,  Redner,  Stewards- 
meister,  zwei  Oberaufseher,  Marschall), 
drei  »gewöhnliche  Beamte«  (Oberzeremo- 
nienmeister, Sekretär,  Schatzmeister),  fünf 


*)  Di«  schwedische  „Matrikel"  führt  die  beiden 
Prälaten  an  letster  Stelle  auf,  die  Rangordnung  ist 
aber  die  obige.  Einige  der  höchsten  Beamten  haben 
auch  Stellvertreter  neben  eich. 

•*)  8olche  „Kleriker*  worden  In  der  dänischen 
.Matrikel"  nicht  aufgezählt,  man  bat  dort  also  diese 
Klatee  von  Beamten  nicht  mit  eingeführt. 


»Unterbeamte «  (Unterzeremonienmeister, 
zwei  Unterstewards,  Archivar,  Rentmeister) 
vom  10.,  9.  und  8.  Grad  nebst  Klerikern 
mit  gleichem  Rang  bei  den  beiden  ersten 
Gruppen.  Die  Andreaslogen  und  die  Johan- 
nislogen stehen  teils  unmittelbar  unter  der 
Grossen  Landesloge,  teils  unter  einer  der 
vierProvinziallogen.  In  diesen  Abteilungen 

I  sind  die  Beamten  die  allgemein  üblichen, 
in  den  Andreaslogen :  wortfuhrenderMeister, 
abgeordneter  Meister,  zwei  Aufseher,  Red- 
ner, Zeremonienmeister,  Sekretär,  Schatz- 
meister, einführender  Bruder,  zwei  Ste- 
wards; in  den  Johannislogen  dieselben, 
jedoch  ohne  die  beiden  Stewards.  —  Die 
Grosse  Landesloge  von  Dänemark  ist  ganz 
ebenso  eingerichtet,  wie  die  von  Schweden, 
mit  denselben  Gliederungen  und  denselben 
verschiednen  Gruppen  von  Beamten.  Auch 
die  Grosse  Landesloge  von  Norwegen,  die 
1891  als  selbständige  Körperschaft  von 
der  schwedischen  getrennt  wurde,  hat  na- 
türlich die  gleichen  Einrichtungen,  doch 
ist  König  Oskar  II.  Ordensmeister  und 
Kronprinz  Gustav  Landesgrossmeister  von 
Norwegen.  Die  Grosse  Landesloge  in 
Berlin  hat  aber  die  ursprüngliche  Gliede- 
rung und  Einrichtung  beibehalten;  nur 
ist  1896  das  »Grosse  regierende  Ordens- 
kapitel« in  Berlin  von  der  höchsten  Ordens- 
abteilung losgelöst  und  als  selbständiges 
Kapitel  den  Provinzialkapiteln  gleich- 
gestellt worden.  An  der  Spitze  des  ganzen 
Baus  steht  der  Ordensmeister  mit  den  elf 
»höchsten  Beamten«  und  bildet  mit  ihnen 
den  •  Ordensrat«,  dem  sämtliche  Kapitel, 
auch  das  »Grosse  Ordeuskapitel«  zu  Berlin, 
wie  es  jetzt  heisst,  unterstehen*);  ausser- 
dem ist  er  die  oberste  Behörde  auch  für 
Ritual  und  Lehre  der  Andreas-  und  der 
Johannislogen.  Die  Grosse  Landesloge 
hat  zu  Mitgliedern  die  Vorsitzenden 
und    abgeordneten  Logenmeister,  sowie 

I  die  Aufseher  aller  Andreas-  und  Johan- 
nistagen ohne  Rücksicht  auf  ihren  Grad, 
ausserdem  sämtliche  Brüder  vom  7.  Grad 
an  aufwärts.  Sie  ist  zuständig  für  alle 
gemeinsamen  Verwaltungsangelegenheiten 
der  Gesamtbrüderschaft,  sowie  für  die  An- 
gelegenheiten der  Andreas-  und  der  Johan- 
nislogen ausser  Ritual  und  Lehre.  Sie  hält 
vier  Quartalversammlungen  jährlich  ab 
(Oktober,  Januar,  März  oder  April,  Mai), 
und  zu  der  dritten  müssen  sämtliche  Logen- 
meister (oder  Vertreter  derselben)  in  Berlin 
erscheinen,  um  wichtigere  Sachen  mit  zu  be- 
raten. Die  Andreas-  und  die  Johannislogen 
unterstehen  der  Grossen  Landesloge,  neu- 
gewählte oder  wiedergewählte  Logenmeister 
beider  Abteilungen  sind  vom  Landesgross- 


*)  Die  Unterscheidung  von  gesetuniansiBcn ,  ver- 
besserten und  vollkommenen  Kapiteln  hat  aufgehört, 
da  jetzt  alle  8  Kapitel  vollkommen  sind  und  den 
6.-9.  Grad  erteilen  können.  Das  rote  Krens  soU 
eigentlich  steU  in  Berlin  durch  den  Ordcnameiater 
verliehen  werden,  doch  wird  die  Verleihung  manch- 
mal auch  den  auswärtigen  Kapitelmeirtern  fibertragen. 


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Schwedt  —  Sch  weillichen. 


383 


meiste r  zu  bestätigen,  doch  kann  dieser 
die  Bestätigung  von  Wiederwahlen  auch 
den  ProvinziaTgrossmeistern  übertragen. 
Die  Kapitel  haben  einen  Kapitelmeister, 
sowie  einen  ersten  und  einen  zweiten  Ar- 
chitekten, ausserdem  je  neun  Oberbeamte 
(9.  Grad),  Beamte  (8.  Grad)  und  Unter- 
beamte (7.  Grad),  nämlich  je  fünf  Be- 
wahrer, je  zwei  Aufseher,  je  einen  Schatz- 
meister. Die  Beamten  der  Grossloge,  der 
Andreaslogen  und  der  Johannislogen  sind 
die  üblichen  (zwei  Meister,  zwei  Aufseher, 
Sekretär  und  Archivar,  Redner,  Schatz- 
meister, Zeremonienmeister).  Der  Ordens- 
meister  und  die  Kapitelmeister  (vom  Ordens- 
meister zu  bestätigen)  werden  auf  Lebens- 
zeit gewählt,  der  Landesgrossmeister  (vom 
Ordensmeister  zu  bestätigen)  und  alle 
Logen m ei ster  auf  je  drei  Jahre,  können 
aber  beliebig  oft  wiedergewählt  werden. 
Die  beiden  Aufseher  und  der  Schatzmeister 
werden  jährlich  gewählt  (auch  wiederge- 
wählt) und  bedürfen  keiner  Bestätigung, 
die  übrigen  Beamten  ernennt  der  Gross- 
meister bezw.  Logenmeister,  auch  jedesmal 
für  ein  Jahr.  Die  Neueinsetzungen  finden 
in  der  Grosslogc  und  in  den  Provinzial- 
grosslogen  am  24.  Juni,  in  den  Andreas- 
logen am  30.  Nov.,  in  den  Johannislogen 
am  Stiftungsfeste  statt.  —  Der  Grund,  auf 
dem  die  S.  L.  ruht,  ist  die  Lehre  Christi, 
wie  sie  in  den  Evangelien  dargeboten 
wird,  so  dass  die  Bibel,  die  diese  Bücher 
enthält,  ihr  nicht  ein  blosses  Symbol  der 
Religiosität  ist,  sondern  in  Wirklichkeit 
eins  der  «grossen  Lichter«,  ja  »das  grösste 
aller  Lichter«  ist.  Darum  können  Nicht- 
christen  keine  Aufnahme  finden,  denn 
wollte  man  ihnen  auch  die  Johannisgrade 
öffnen,  was  allenfalls  durchführbar  sein 
würde,  so  müssten  ihnen  doch  die  weitern 
Abteilungen  verschlossen  bleiben.  Wenn 
schon  die  Johannislehrlinge  bei  der  Auf- 
nahme als  »Freimaurerritter«  bezeichnet 
werden,  handelt  es  sich  dabei  nur  um  ein 
geistiges  Rittertum,  und  selbst  das  Tempel- 
rittertum des  Kapitels  hat  immer  nur 
symbolische  Bedeutung  gehabt,  trotz  der 
früher  behaupteten  Herstammung  vom 
Orden  der  Tempelherren.  Die  Grosse 
Landesloge  zu  Berlin  hat  diesen  Ursprung 
1888  als  geschichtlich  nicht  nachweisbar 
amtlich  aufgegeben.  Sowohl  in  Deutsch- 
land, wie  in  Schweden,  ist  wiederholt  der 
Wunsch  hervorgetreten,  den  Bau  zu  ver- 
einfachen, namentlich  in  den  Kapitel- 
graden, aber  bei  dem  jetzigen  festen  Ge- 
füge  des  Ganzen  wäre  das  ein  sehr  schwie- 
riges Unternehmen,  wobei  es  leicht  zu  Miss- 
helligkeiten und  Zerwürfnissen  kommen 
könnte;  ausserdem  würde  auch  die  Über- 
einstimmung zwischen  Deutschland,  Schwe- 
den, Dänemark  und  Norwegen  gefährdet 
werden.  [Vgl.  übrigens  auch  HZC.  Nr.  121, 
S.  63.   L.  XXIX,  1.] 

Schwedt  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 10114  E.).   Unter  der  Grossen 


Landesloge  zu  Berlin  besteht  hier  eine 
Johannisloge  Tempel  der  Tugend,  gest. 

4.  Juni  1778.  Wahlspruch:  Procul  esto  pro- 
fani.  Mitgliederzahl  (1900):  44.  Vers.:  2. 
Donnerstag  im  Monat.  Lokal:  Hotel  zum 
goldnen  Hirsch. 

Schwedt,  Markgrafen  von  S.,  s. 
Preussen  (Königshaus)  unter  Nr.  4  und  5 
(oben  S.  196). 

Schweidnitz  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schlesien,  26130  E.).  Hier  bestehen  I. 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin: 

1)  die  Johannisloge  Herkules,  gest.  als 
vierte  Loge  dieses  Verbands  5.  Juli  1770 
in  Potsdam,  1773  nach  Reichenbach  und 
28.  Sept.  1775  nach  S.  verlegt.  Mitglieder- 
zahl (1900):  75.  [Vgl.  Jul.  Schmidt,  Die 
Loge  H.  während  des  ersten  Jahrhunderts 
ihres  Bestehens  (1870);  FZ.  1871,  S.  837. 

5.  L.  1882,  Nr.  27.]  Denkmünze  zur  50- 
jährigen  Jubelfeier  1820  (HMW.  Nr.  153). 

2)  Die  Andreasloge  Virtus,  gest.  17.  Sept. 
1891.  —  II.  Unter  der  Grossen  Loge  Royal 
York:  1)  die  Loge  Zur  wahren  Ein- 
tracht, gegr.  H.Juli  1788,  seit  1816  unter 
der  Grossen  Provinzial-Loge  von  Schlesien 
stehend.  Mitgliederzahl  (1900):  96.  Vers.: 
Montags.  Ferien :  Juli  und  August.  Eignes 
Logenhaus,  Vor  dem  Kroischthor.  Lokal- 
gesetz von  1899.  Milde  Stiftungen:  4. 
Denkmünze  znr  25  jähr.  Jubelfeier  1813 
und  zur  50 jähr.  Jubelfeier  1888  (HMW. 
Nr.  152,  154).  2)  Ein  Innerer  Orient, 
gest.  1789. 

Schweigen  ist  verschieden  von  Ver- 
schwiegenheit (s.  d.),  mindestens  nicht  in 
jedem  Betracht  damit  gleichbedeutend. 
Wenn  der  Freimaurer  zur  Verschwiegenheit 
über  bekannte,  aber  nicht  nach  aussen  zu 
tragende  Dinge  erzogen  wird,  so  ist  das 
nicht  weniger  der  Fall  beim  8.,  und  das 
Sprichwort:  »Reden  ist  Silber,  S.  Gold» 
hat  hier  seine  Berechtigung.  Zum  S.  ge- 
hört noch  eine  grössere  Charakterfestigkeit, 
als  zur  Verschwiegenheit.  Die  Kunst  des 
8.  ist  eine  schwere  und  seltne  Kunst. 
Deshalb  haben  —  nach  schwedischer 
Lehrart  —  die  Lehrlinge  zunächst  zu 
schweigen,  deshalb  der  Trinkspruch  der 
alten  Freimaurer:  »Dem  Herzen,  das  ver- 
hehlt, der  Zunge,  die  niemals  erzählt.« 
[Vgl.  FZ.  1892,  S.  49;  1894,  S.  25.] 

Schweinfurt  (St.  im  Königr.  Bayern, 
13515  E.).  1)  Hier  bestand  seit  1867 
ein  maurerisches  Kränzchen  Bruder- 
treue am  Main  unter  der  Loge  in  Bay- 
reuth, das  Bich  2)  22.  Nov.  1868  in  eine 
Loge  gleichen  Namens  unter  der  Grossloge 
Zur  Sonne  umwandelte.  Mitgliederzahl 
(1900):  64.  Vers,  am  ersten  Montag  im 
Monat.  Klub:  Montags.  Eignes  Logen- 
lokal An  der  Neuthorstr.,  21.  Nov.  1875 
eingeweiht.  Milde  Stiftung  für  Witwen 
und  Waisen,  Kapital :  ca.  6000  M. 

Sehweinleben,  Herrn.  Georg  Eugen  v., 
Militär,  geb.  10.  Juni  1823,  gest.  5.  Mai 
1884  in  Berlin,  trat  in  die  Armee  ein, 


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384 


Schweitzer  —  Schweiz. 


schied  nach  der  Schlacht  bei  Königsgrätz 
seiner  Schwerhörigkeit  wegen  aus  dem 
aktiven  Dienst  and  widmete  sich  von  da 
ab  zumeist  der  Freimaurerei.  —  Er  wurde 
als  Freimaurer  aufgenommen  19.  Sept.  1849 
in  der  Loge  Ferdinand  zum  roten  Adler 
in  Neuruppin.  Am  24.  Juni  1868  schloss 
er  sich  der  Loge  Zum  flammenden  Stern 
in  Berlin  an,  wurde  9.  Sept.  1869  zum 
Mitglied  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  erwählt  und  1. 
Dez.  1869  zum  stellvertretenden  Gross- 
archivar ernannt.  Am  14.  Mai  1872  über- 
nahm er  das  Amt  des  Grossarchivars,  das 
er  bis  zu  seinem  Tode  mit  hingebender 
Treue  verwaltet  hat.  Von  1880—82  hat 
er  den  (Dalenschen)  Kalender  für  Frei- 
maurer (s.  d.)  geleitet.  [Vgl.  FZ.  1884,  S. 
263.] 

Schweitzer,  Richard  Ottomar  Va- 
lentin, Apotheker,  geb.  22.  März  1816 
in  Berlin,  gest.  7.  Jan.  1899  in  Marien- 
werder, ging  nach  beendigter  Lehrzeit  1. 
Okt.  1838  nach  Frankfurt  a.  M.  und  kehrte 
1.  Okt.  1840  nach  Berlin  zurück,  um  die 
Leitung  des  Laboratoriums  Heines  Onkels 
zu  übernehmen.  Nach  abgelegtem  Staats- 
examen kaufte  S.  die  Apotheke  zum  Eng- 
lischen Wappen  in  Danzig.  Hier  erwarb 
er  sich  durch  volkstümliche  Vortrage 
grossen  Beifall.  1854  siedelte  S.  nach 
Marien werder  über.  —  S.  war  4.  Nov.  1843 
in  der  Loge  Zur  Einigkeit  in  Danzig  auf- 
genommen, seit  1856  der  Loge  Zur  gold- 
nen  Harfe  in  Marienwerder  angeschlossen 
und  hier  1857—59  und  1861—71  zweiter 
und  erster  Schaffner,  1871/72  Vorbereiten- 
der, 1872—80  Redner,  1880—87  zugeord- 
neter Meister  und  vom  Sept.  1887—92 
Meister  vom  Stuhl.  Am  5.  Nov.  1893 
feierte  S.  sein  50jähriges  Maurerjubiläum. 
So  wie  S.  lange  Jahre  hindurch  die  Seele 
des  Logenlebens  gewesen  war,  so  übte  er 
auch  während  länger  als  einem  Viertel- 
jahrhundert einen  grossen  Einnuss  auf  die 
städtische  Verwaltung  aus.  Die  städtischen 
Körperschaften  ehrten  ihn  durch  die  Er- 
nennung zum  Ehrenbürger  und  zum  Stadt- 
ältesten. 

Schweis.  A.  Geschichte.  Auch  in 
die  S.  wurde  die  Maurerei  zuerst  von  Eng- 
ländern gebracht,  und  zwar  die  neueng- 
lische Lehrart.  Bald  aber  kamen  Schweizer- 
Offiziere,  die  in  französischen  Kriegsdiensten 
gestanden,  zurück,  und  nun  gewannen  auch 
die  in  Frankreich  herrschenden  Lehrarten 
Boden.  Indessen  sagte  die  aus  Deutsch- 
land stammende  strikte  Observanz  und 
das  daraus  entstandne  rektifizierte  schot- 
tische System  namentlich  den  deutschen 
Schweizern  besonders  zu.  Während  der 
Weltherrschaft  Frankreichs  wurden  alle 
übrigen  Rite  von  dem  in  Paris  gegründeten 
französischen  mehr  oder  weniger  zurück- 
gedrängt. Sobald  sich  die  S.  wieder  un- 
abhängiger fühlte,  neigte  sich  die  roma- 
manische S.  wieder  dem  schottischen  Ritus 


zu,  die  deutsche  dem  rektifizierten  schot- 
tischen, das  Waadtland  einem  eigentüm- 
lichen, von  einem  Mitbürger  aufgestellten. 
Bald  erkannte  man  die  Gehaltlosigkeit  der 
Hochgrade,  die  überdies  den  republika- 
nischen Ansichten  widerstrebten,  und  das 
System  der  alten  und  angenommenen 
Maurer  gewann  eine  breitere  Grundlage, 
bis  seine  Grundidee,  dass  die  wahre  Frei- 
maurerei nur  in  den  drei  Johannisgra- 
den beruhe,  allgemeine  Geltung  fand,  so 
dass  gegenwärtig,  ohne  Rücksicht  auf 
Ritus,  nur  noch  diese  anerkannt  wer- 
den, während  sich  die  Hochgrade  bloss 
noch  in  Lausanne  und  Genf  kümmerlich 
erhalten.  Genf,  diese  geistig  sehr  reg- 
same Stadt,  war  der  günstigste  Boden,  in 
dem  die  Freimaurerei  Wurzel  fassen  konnte. 
1736  gründeten  einige  Engländer  ein  mau- 
rerisches Kränzchen  unter  dem  Namen 
Socie'te'  des  Macons  libres  du  Parfait  Con- 
tentement.  Da  auch  Einheimische  bei- 
traten, trat  das  Konsistorium  dagegen  auf, 
weil  die  Gesellschaft  eine  Schule  des  Un- 
glaubens sei.  Den  5.  März  wurde  der 
Meister  der  Loge,  Georg  Hamilton,  ein 
schottischer  Edelmann,  aer  Bürger  von 
Genf  geworden  war,  vor  den  Rat  beschie- 
den und  ihm  verboten,  »Einwohner  der 
Stadt  in  die  Gesellschaft  aufzunehmen.« 
Indessen  erhielt  die  neue  Bauhütte  noch 
in  demselben  Jahr  von  der  Grossloge 
von  England  und  ihrem  damaligen  Gross- 
meister Graf  v.  Darnley  den  erbetnen 
Freibrief.  1737  wurde  dann  G.  Hamilton 
zum  englischen  ProvinzialgrossmeiBter  der 
Genfer  Logen  gemacht.  Denn  trotz  der 
Klagen  der  Geistlichkeit  vermehrte  sich  in 

j  Genf  auch  die  Zahl  der  Logen,  und  von 
hier  aus  setzte  sie  sich  im  Waadtland 
fest.  In  Lausanne  eröffnete,  mit  Frei* 
brief  vom  20.  Febr.  1739,  die  von 
Engländern   gegründete   Loge   La  par- 

1  faite  union  des  Prangere  unter  der  Lon- 
doner Grossloge  ihre  Arbeiten.  Weitere 
Logen  entstanden  im  Waadtland,  die  sich 
in  einen  Verband  zusammenthaten  unter 
dem  Namen  Directoire  national  Helvä- 
tique  Roman.  Auch  in  der  deutschen 
Schweiz  begannen  die  Maurer,  wenn  gleich 
sehr  im  Verborgnen,  sich  ihre  Tempel  zu 
gründen,  so  in  Zürich  1740;  aber  sie  ar- 
beiteten in  solcher  Stille,  dass  sie  nicht 
einmal  den  Namen  ihrer  Loge  bekannt 
wissen  wollten.  Eine  von  den  Freimaurern 
Bodmer  und  Breitinger  herausgegebne 
Wochenschrift,  betitelt:  »Der  Brachmann«, 
brachte  damals  eine  in  hoher  Begeisterung 
für  den  Bund  geschriebne  Verteidigung 
der  Freimaurerei.  Namentlich  im  Waadt- 
land fand  sie  viele  Anhänger.  Als  die 
Berner  Regierung  davon  Kunde  erhielt, 
wurde  Schultheis«  Steger  24.  Juli  1744  mit 
der  Untersuchung  beauftragt.  Allein  der 
25.  Jan.  1745  eingegangne  Bericht  des  Ge- 
heimen Rats  lautete  so  günstig,  dass  der 
Antrag  gestellt  wurde,  die  Sache  ruhen 


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385 


zu  lassen.  Inzwischen  waren  neue  Nach- 
richten über  die  Ausbreitung  der  Frei- 
maurerei im  Waadtland  eingelaufen,  wo- 
rauf 11.  Febr.  1745  der  Kleine  Rat  ein  Ver- 
bot aller  geheimen  Gesellschaften  erliess. 
Die  Mitglieder  mu&sten  ihre  Mitglied- 
schaft abschwören;  es  waren  14  Personen, 
die  meist  der  regierenden  Aristokratie  an- 
gehörten. Am  8.  März  1745  wurde  vom 
Grossen  Rat  ein  Beschluss  erlassen,  der 
durch  öffentlichen  Anschlag  und  von  den 
Kanzeln  in  deutschen  und  welschen  Lan- 
den bekannt  gemacht  werden  sollte,  wonach 
jede  Verbindung  mit  dem  Freimaurer- 
bunde bei  Strafe  von  100  Thalern  und  Ver- 
lust aller  Ehren  und  Ämter  verboten  sein 
sollte.  In  Bern  gelang  es,  die  Freimau- 
rerei zu  unterdrücken,  nicht  aber  in  Lau- 
sanne. Wiederholt  berichtete  der  dortige 
Bernische  Amtmann  Ryhiner  an  seine  Re- 
gierung darüber.  Das  gewaltthätige  Vor- 
gehen der  Berner  Regierung  erregte  in 
Europa  grosses  Aufsehen.  Zu  ihrer  Ver- 
teidigung Hessen  die  Berner  Freimaurer 
eine  in  Frankfurt  verlegte  Schrift:  Le 
Franc-Macon  dans  la  Republique  etc.  1746 
nachdrucken,  deren  Verfasser  wahrschein- 
lich der  um  die  Freimaurerei  höchst  ver- 
diente Ph.  Fried.  Steinheil  inFrankfurta.M. 
(s.  d.)  war.  Als  Antwort  darauf  erschien  das 
Buch  »Lettre  ä  l'auteur  d'un  ouvrage  in- 
titule* :  Le  F.  M.  dans  la  republique,  dans 
lequel  on  examine,  si  l'auteur  est  fonde" 
a  se  plaindre  de  l'ordonnance  de  la  Re- 
publique de  Berne  contre  le  dit  Ordre« 
(o.  0. 1747).  Alle  bekannten  und  bis  heute 
wiederholten  Gemeinplätze  und  Anklagen 
gegen  die  Freimaurerei  finden  sich  bereits 
hier  vor.  Allein  trotz  aller  Verbote  gab 
es  in  Bern  doch  Freimaurer,  meist  solche, 
die  sich  in  den  französischen  Feldlogen 
hatten  aufnehmen  lassen.  Diese  standen 
mit  den  Maurern  in  Genf  und  Neuenburg, 
wo  die  Freimaurerei  erlaubt  war,  in  reger 
Verbindung.  Am  6.  Juni  1743  erteilte 
König  Friedrich  der  Grosse  Perret  die 
Erlaubnis,  in  Neuchfttel  (s.  d.)  eine  Loge 
zu  errichten,  die  sich  Aux  trois  etoiles 
flatnbovantes  nannte.  In  Locle  wohnten 
ebenfalls  Freimaurer,  die  20.  Okt.  1747 
die  Loge  Lea  vrais  freres  unis  gründeten.  I 
Die  genannte  Loge  in  Neuchätel  ging  bald 
wieder  ein,  und  erst  5.  Juni  1791  entstand 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  die  Loge 
La  bonne  harmonie.  Zufällig  erfuhr  die 
Berner  Regierung  von  geheimen  Zusammen- 
künften der  Freimaurer  in  Bern,  die  meist 
in  Genf  aufgenommen  worden  waren.  Am 
80.  Juli  1764  mussten  sie  nach  der  Formel 
von  1745  die  Mitgliedschaft  abschwören. 
In  besonders  gefährlichem  Lichte  erschien 
die  Freimaurerei  durch  ein  Ereignis  in 
Freiburg.  Dort  plante  ein  Herr  Gotrau 
de  Bilancc,  Mitglied  des  Rats  der  Republik 
Freiburg,  den  Umsturz  der  Verfassung  mit 
Hilfe  der  Freimaurer.  Die  Regierung  ent-  I 

Allgemeines  Handbuch  der  Frelm*ur«r*l.  II. 


deckte  diese  Umtriebe  und  ging  gegen  die 
Verschwornen  streng  vor.  Aus  den  Akten 
ersieht  man,  dass  jener  Ratsherr  1761  in 
Freiburg  eine  Johannisloge  gestiftet  hatte 
und  daneben  noch  einen  phantastischen 
Orden  »Latium«.  Diese  Logen  wurden  1763 
aufgehoben.  Durch  die  eingeleitete  Unter- 
suchung gelangte  auch  die  Berner  Regie- 
rung zur  Kenntnis  der  freimaurerischen 
Verbindungen  in  ihrem  Lande;  aber  trotz 
aller  Verfolgungen  entstanden  im  Waadt- 
land immer  wieder  neue  Logen,  die 
meist  ebenso  rasch  wieder  verschwanden. 
Auch  in  Genf  kam  derselbe  rasche 
Wechsel  der  Logen  vor.  Viele  daselbst 
waren  nichts  als  Wohlthätigkeitsgesell- 
schaften  oder  gesellige  Vereine.  Nament- 
lich übte  das  benachbarte  Frankreich  einen 
verderblichen  Einfluss  auf  die  Freimaurerei 
in  Genf  aus.  Alle  Hochgradsysteme  waren 
hier  vertreten,  und  manche  neue  gingen 
von  hier  aus.  Die  geachtetste  Genfer  Loge 
war  die  7.  Febr.  1768  gestiftete  Union  des 
coeurs.  1769  traten  infolge  der  Bemühungen 
des  Alexander  Girard  zehn  Genfer  Logen 
zu  einem  Grosslogenverband  Grande  Loge 
Nationale  de  Geneve  zusammen  und  er- 
klärten die  andern  nicht  ihr  zugehörigen 
Logen  als  Winkellogen.  Infolgedessen 
traten  ihr  noch  acht  Logen  bei.  Die  1781 
ausgebrochnen  politischen  Unruhen  wirkten 
schädlich  auf  die  Freimaurerei,  und  noch 
mehr  die  französische  Revolution.  Mit 
der  Einverleibung  Genfs  in  Frankreich 
bekam  der  Grossorient  von  Frankreich 
auch  hier  die  Obergewalt.  Weit  grössere 
Schwierigkeiten  stellten  sich  der  Frei- 
maurerei in  der  deutschen  Schweiz  ent- 
gegen, da  die  aristokratischen  Regierungen 
jede  freie  Regung  mit  Misstrauen  ver- 
folgten. In  Zürich  entstand  in  aller  Stille 
1740  die  Loge  La  concorde,  deren  Mit- 
glieder meist  ehemalige  Offiziere  waren. 
Die  Loge  Union  in  Frankfurt  a.  M.,  an 
die  sie  sich  um  Übermittlung  eines 
englischen  Freibriefs  gewandt  hatte,  er- 
kannte sie  5.  Jan.  1745  als  gesetzmässige 
Loge  an.  Am  13.  Aug.  1762  gründeten 
die  Offiziere  des  in  Thionville  stehenden 
Zürcher  Standesregiments  eine  Feldloge 
»Zur  Schweizerischen  Freiheit«.  Andre 
Zürcher  stifteten  die  Loge  La  discretion, 
die  1772  von  der  Genfer  Grossloge  einen 
Freibrief  erhielt.  Die  Mitglieder  dieser 
beiden  Logen  vereinigten  sich  und  hielten 
unter  der  Hammerführung  von  Job.  Nägeli 
23.  Aug.  1771  ihre  erste  Sitzung  ab.  Sie 
arbeiteten  nach  französischen  Ritualen  und 
in  französischer  Sprache.  Inzwischen  hatte 
die  strikte  Observanz  ihren  Triumphzug 
durch  Deutschland  gehalten,  und  wer,  wie 
die  Loge  Union  in  Frankfurt,  ihr  zu  wider- 
stehen wagte,  der  war  schweren  Anfech- 
tungen ausgesetzt.  Trotz  der  Warnung 
der  Frankfurter  traten  11.  Nov.  1772  die 
Zürcher  der  strikten  Observanz  bei.  In 
Zürich  übte  Dr.  Diethelm  Lavater  (s.  d.), 

25 


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8*6 


Schweiz. 


der  in  Leipzig  tief  in  die  maurerischen 
Fragen    eingeweiht   worden  war,  einen 
massgebenden  Ein  Auas  aus.  Er  setzte  sich 
mit  Andreas  Buxtorf,  Ratsherrn  von  Basel, 
in  Verbindung,  der  in  der  Schottischen 
Loge  Zu  den  drei  Disteln  in  Frankfurt  a.  M. 
aufgenommen  worden  war.    In  Basel  be- 
stand schon  seit  1744  eine  Loge,  ausserdem 
lebten  hier  mehrere  Freimaurer,  die  teils 
der  genannten  Frankfurter  Loge,  teils  an- 
dern Logen  angehörten.    Buxtorf  einigte 
diese  1765  zu  einer  neuen  Loge,  genannt 
Libertas  (Zur  Freiheit),  für  die  er  einen 
Freibrief    von    der    Präfektur  Ritters- 
feld  (Zu    den   drei  Disteln    in  Frank- 
furt) erhielt;  er  wünschte  sich  mit  der 
Zürcher  Loge  zu  vereinigen  und  die  beiden 
Logen  möglichst  unabhiLngig  vom  Ausland 
zu  stellen,  während  Lavater  sich  tief  mit 
J.  Chr.  Schubart  (s.  d.)  einliess.  Lavater 
erhoffte  von  der  Maurerei  das  Höchste, 
die  Einweihung  in  die  innersten  Geheim- 
nisse der  Natur  und  vor  allem  das  Glück 
der  Menschen.  Schubart  bot  Lavater  seine 
Hilfe  an  und  weihte  ihn  in  die  Geschichte 
der  Entstehung  der  strikten  Observanz 
ein.    In  der  Schweiz  sollten  Präfekturen 
in  Zürich,  Basel,  Bern,  Genf  u.  s.  w.  er- 
richtet werden,  die  dem  Subpriorat  Zürich 
unterstünden;  ihn,  Schubart,  möchten  sie 
dann  zum  Heermeister  erwählen.  Er  schickte 
Lavater  das  grosse  Ordensbuch  uud  be- 
vollmächtigte ihn,  Komture  zu  ernennen 
und  Maurer  in  den  Innern  Orient  einzu- 
führen.   Zugleich  warnte  er  ihn  vor  den 
Umtrieben  v.  Zinnendorfs  (s.  d.).   Im  Nov. 
1772  vollzog  die  Schottische  Loge  Libertas 
in  Basel  mit  der  Loge  Modestia  in  Zürich 
die  Vereinigung  zu  einer  Präfektur,  und 
1.  April  1773  unterzeichneten  die  beiden 
Basler  Komture  Buxtorf  und  Peter  Burck- 
hard  (s.  d.)  ihren  Unterwerfungsvertrag, 
indem  sie  dem  Visitator  generalis  Schubart 
und   dem  Präfekten  Lavater  Gehorsam 
gelobten.   Inzwischen  war  die  V.  Provinz 
der  strikten  Observanz,  Burgund  und  ein 
Provinzialkapitel  inStrassburg  eingerichtet 
worden.    Basel  wurde  zum  Beitritt  einge- 
laden. Schubart  warnte  Lavater  vor  dieser 
Machenschaft  und  verdächtigte  die  Basler. 
Auch  die  Berliner  Maurer  von  den  drei 
Weltkugeln  suchten  die  Basler  zu  gewinnen 
(1776),  was  diese  mit  der  Bemerkung  ab- 
lehnten, sie  dürften  sich  fremden  Obern 
nicht  unterwerfen.    Nicht  minder  suchte 
sie  der  Landgraf  Ludwig  von  Hessen-Darm  - 
Btadt  (s.  d.)  zu  ködern,  indem  er  sie  1777  zu 
einem  Konvent  in  Heilbronn  (s.  d.)  einlud, 
wo  das  Geheimnis,  Gold  zu  machen,  ge- 
löst werden  sollte:  doch,  gewarnt  durch 
Merck  in  Darmstadt,  lehnten  sie  ab.  Die 
Zürcher  Loge  Modestia  arbeitete  indessen 
still  und  fruchtbar  weiter;  sie  enthielt  die 
Elite  der  Zürcher  Gesellschaft,  auch  nach- 
mals berühmte  Fremde,  wie  den  Kompo- 
nisten Chr.  Ph.  Kaiser  von  Frankfurt, 
Klinger,  den  Verfasser  von  Sturm  und 


Drang,  Chr.  K.  Körner(s.d.),  den  VaterTheo- 
dor  Körners  u.  s.  w.  Vereint  mit  den  Basler 
Maurern  machten  sie  17*0  dem  berühmten 
Weltumsegler  Forster  (s.  d.)  ein  namhaftes 
Geschenk.  In  Basel  kam  es  zu  Zwistigkeiten 
unter  den  Mitgliedern,  und  Peter Burckhard 
gründete  1778  eine  neue  Loge  Zur  voll- 
vollkommenen Freundschaft,  die  3.  Juli 
1779  durch  D.  Lavater  feierlich  eingeweiht 
wurde.    Gerade   diese  Streitigkeiten  in 
Basel  legten  Lavater  den  Wunsch  nahe, 
einen  festen  Anschluss  zu  suchen.  Denn 
die  strikte  Observanz  ging  infolge  der 
Gründung   der   Grossen  Landesloge  in 
Berlin    ihrem  gänzlichen  Verfall  entge- 
gen.   Am  13.  Febr.  1776  schlössen  die 
drei  Schottischen  Direktorien  in  Stras- 
burg,   Lyon    und   Bordeaux    mit  dem 
Grossorient  in  Paris  einen  Vertrag,  der  die 
Riten  beider  Systeme  anerkannte  und  den 
Mitgliedern  gegenseitige  Zulassung  in  die 
Loge  gewährte.    R.  Salzmann  in  Stras- 
burg, Kanzler  der  V.  Provinz,  bestürmte 
Lavater,    um  ihn  zum  Beitritt  zur  V. 
Provinz  zu  bewegen,  und  Johann  v.  Türk- 
heim (s.  d.),  Visitator  generalis,  lud  ihn 
zum  Kongress  in  Lyon  ein  (b.  d.).  Hier 
wurde  beschlossen,  den  Namen  Tempel- 
ritter fallen  zu  lassen  und  sich  Chevaliers 
Bienfaisans  de  la  Cite*  sainte  zu  nennen. 
Der  bisherige  Grossmeiater  der  strikten 
Observanz,  Herzog  Ferdinand  von  Braun- 
schweig, wurde  als  Oberer  anerkannt  und 
zugleich  die  Unabhängigkeit  des  zu  grün- 
denden schweizerschen  Priorats.  Zu  diesem 
Zweck  fand  im  Aug.  1779  in  Basel  ein 
Konvent  des  Provinzialkapitels  von  Strass- 
burg  und  der  Schweizer  Maurer  statt,  dem 
v.  Türkheim  vorstand.  Das  schweizereebe 
Priorat  wurde  hier  für  unabhängig  erklärt 
und  Bu.m:1  zur  Präfektur  erhoben.  Das 
auf  dem  Lyoner  Kongress  umgearbeitete 
Gesetzbuch  und   die  Rituale   (drei  Jo- 
hannisgrade, der  Schottengrad,  Novizen- 
grad und  Rittergrad)  auch  für  Zürich  und 
Basel  angenommen.    Die  beiden  Präfek- 
I  turen  Zürich  und  Basel  wählten  Lavater 
!  zum  Prior   und  huldigten  19.  Okt.  1779 
dem  Grossmeister,  Herzog  Ferdinand  von 
'  Braunschweig.    Mit  diesem  führte  Lavater 
einen  eifrigen  Briefwechsel  über  Wesen 
und  Zweck  der  Freimaurerei.    Ihm  zu  Ge- 
1  fallen  begab  er  sich  mit  Kaiser  1782  nach 
Wilhelmsbad,  wo  ein  vom  Herzog  aus- 
geschriebner   grosser    Konvent    (s.  d.) 
stattfand.    Anstatt  der  Wiederherstellung 
!  der  Eintracht  hatte  dieser  Konvent  den 
1  bittersten  Streit  zur  Folge,  und  Lavater 
.  wurde  in  seiner  Begeisterung  für  die  Frei- 
.  maurerei  beirrt,  und  sein  Interesse  daran 
begann  zu  erkalten.    Darum  schenkte  er 
auch  den  phantastischen  Bestrebungen  von 
Savalette  de  Langes  (s.  d.)  in  Paria,  der 
1773  die  Gesellschaft  der  Philalethen  (s.  d.) 
gestiftet  hatte,  wenig  Beachtung.  Mit  dieser 
schloss  das  Directoire  helvötique  Roman 
16.  Juli  1785  einen  Voreinigungsvertrag.  Der 


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Schweiz. 


387 


Konvent  der  Philalethen  wünschte  einen 
Freimaurerkongress  in  Lausanne  abzu- 
halten, was  indesa  das  genannt«  Direktorium 
im  Einverständnis  mit  Lavater  ablehnte. 
Denn  seit  1779  waren  die  drei  Gross- 
inapektoren  der  Logen  im  Waadtland  mit 
Lavater  in  Verbindung  getreten,  indem 
sie  um  Zulassung  in  die  strikte  Observanz 
warben.  Doch  verhinderte  die  Berner 
Regierung  1782  mit  einem  neuen  Verbot 
diese  Verbindung  derwelächen  unddeutsch- 
schweizerechen  Logen.  1786  machten  die 
Lausanner  einen  neuen  vergeblichen  Ver- 
such, denn  die  Zeitumstände  wurden  für 
die  Ausbreitung  und  Entwicklung  der 
Freimaurerei  ganz  ungünstig.  Am  1.  März 
1786  hielt  die  Zürcher  Loge  ihre  letzte 
Arbeit  im  18.  Jahrhundert,  nachdem 
die  Basler  schon  1785  eingeschlafen  war. 
Hier  in  Basel  trieb  der  berüchtigte  Cag- 
lioatro  (a.  d.)  1787  seinen  Spuk  und  brachte 
die  Freimaurerei  in  Verruf.  In  den  achtziger 
Jahren  machten  die  Illuminatenlogen  der 
Freimaurerei  viel  zu  schaffen,  doch  auch 
sie  schliefen  bald  ein.  Denn  die  revo- 
lutionäre Propaganda  suchte  sich  des 
Logenwesens  zu  bemächtigen,  und  da  fand 
es  Lavater  für  geboten,  die  Arbeiten 
gänzlich  einzustellen.  Unter  Napoleon  I. 
lebten  die  Logen  wieder  auf,  aber  sie 
mussten  sich  alle  dem  Grossorient  von 
Frankreich,  dessen  Oberhaupt  Cambadrcs 
(s.  d.)  war,  unterordnen.  Die  Verhältnisse 
lagen  in  Genf  und  im  Waadtland  sehr 
ungünstig,  wo  im  bunten  Wechsel  Logen 
entstanden  und  vergingen.  Am  29.  Juli 
1810  wurde  in  Lausanne  ein  Rosenkreuzer- 
kapitel eingesetzt.  Dieses  lud  15.  Oktober 
die  Stuhlmeister  der  Waadtländer  Logen 
und  andre  Maurer  zu  eiuer  Versammlung  in 
die  Loge  Amitie'  et  Pers£v6rance  in  Lau- 
sanne ein.  Sieben  Logen  waren  vertreten, 
die  eine  Grossloge  Grand  Orient  national 
helvi'tique  gründeten,  deren  Einsetzung 
1.  März  1811  stattfand.  Grossmeister 
wurde  Maurice  Glaire,  ehemaliger  Mi- 
nister des  Polenkönigs  Stanislaus  und 
Mitglied  des  Direktoriums  der  Helve- 
tischen Republik.  Diese  Grossloge  be- 
kannte sich  zum  rektifizierten  schottischen 
Ritus.  Nach  der  Schlacht  bei  Leipzig 
stellten  die  Waadtländer  Logen  ihre  Ar- 
beiten ein;  doch  schon  9.  Mai  1814  lud 
sie  Glaire  ein,  ihre  Tempel  wieder  zu 
eröffnen.  Die  Unordnung  im  Logenwesen 
war  jedoch  sehr  gross,  darum  suchte  der 
neue  Grossmeister  Dr.  med.  Fr.  Verdeil  durch 
eine  Verfassungsrevision  1816  den  Ubel- 
ständen  abzuhelfen.  Dem  Grand  Souverain 
Chapitre  stand  die  oberste  dogmatische 
Gewalt  zu,  während  die  vollziehende  Ge- 
walt dem  Directoire  supn>me  oblag.  Das 
Unwesen  im  Logenleben  dauerte  indes 
fort,  und  auch  dem  dritten  Grossmeister 
J.  Samuel  Bergier  d'IUens  (1819)  gelang  es 
nicht,  geordnete  Verhältnisse  zu  schaffen 
und  einen  bessern  Geist  in  die  Waadtlogen 


einzupflanzen.  Bergier,  der  alle  maure- 
rischen Lehrarten  und  Grade  kennen  ge- 
lernt hatte,  lies«  sich  1821  verleiten,  sogar 
dem  Misralm- Ritus  beizutreten.  Infolge- 
dessen kam  es  zu  Streitigkeiten,  und  der 
Grand  Orient  helv&ique  Roman  löste  sich 
auf.  Da  die  Waadtländer  Logen  schon 
längst  den  Wunsch  nach  einer  entern  Ver- 
bindung mit  den  übrigen  schweizerschen 
Freimaurern  gehegt  hatten,  fand  der  Vor- 
schlag, mit  der  Berner  Loge  einen  Ver- 
einigungsvertrag zu  schliessen,  Beifall.  Die 
französische  Herrschaft  brachte  auch  das 
Logenwesen  nach  Bern,  wo  es  bis  jetzt 
verpönt  gewesen  war.  1802  und  1803 
wurden  zwei  Militärlogen  gegründet,  von 
denen  die  eine,  Zur  Hoffnung,  lebenskräftig 
blieb.  Sie  wurde  14.  Sept.  1802  von 
Antoine  Pallandre,  Präsidenten  des  sou- 
veränen Rosenkreuzerkapitels,  eingesetzt 
und  7.  Febr.  1804  durch  Abgeordnete  des 
Grossorients  von  Frankreich  eingeweiht. 
Ihr  traten  Patrizier  und  Mitglieder  der 
fremden  Gesandtschaften  bei.  Mit  ihr 
wurde  ein  Rosenkreuzerkapitel  verbunden. 
Auch  in  Basel  bestand  ein  solches.  Foraise 
aus  Paris  wirkte  in  der  S.  für  den  Rite 
d'Orient,  dessen  Grossprior  Peter  Burck- 
hard  in  Basel  werden  sollte.  Doch  hatte  die 
Sache  keine  Folgen.  Die  Rituale  der  Berner 
Loge  waren  französisch,  wie  die  Sprache. 
Da  jedoch  mit  dem  Sturz  Napoleons  die 
Verbindung  mit  dem  Grossorient  von 
Frankreich  sich  löste,  wünschte  die  Loge 
Zur  Hoffnung  Anschluss  an  eine  andre 
Grossloge,  und  zu  diesem  Zweck  reiste 
Haller  1806  nach  London;  doch  machte 
das  Rosenkreuzerkapitel  Schwierigkeiten. 
Zugleich  verhandelte  man  mit  dem  schwei- 
zerschen Direktorium  des  rektifizierten 
schottischen  Systems  in  Zürich,  aber  Held- 
mann (s.  d.)  arbeitete  dagegen,  und  durch 
Vermittlung  dea  berühmten  Barons  v.  Stock - 
mar  erhielt  die  Berner  Loge  17.  Juli  1818 
vom  Grossmeiater  von  England,  August 
Friedrich,  Herzog  von  Sussex  (s.  d.), 
einen  Freibrief.  Peter  Ludwig  von  Tavel 
wurde  zum  Provinzialgrossmeister  der 
S.  ernannt.  Da  nach  den  englischen  Gc- 
i  setzen  die  Rituale  weder  gedruckt,  noch 
geschrieben  mitgeteilt  werden  durften,  erbat 
man  sich  von  der  Grossloge  von  Hamburg 
die  Schröderachen  ^Rituale,  die  2.  Febr. 

1820  mit  wenigen  Änderungen  eingeführt 
wurden.  Am  24.  Juni  1819  fand  unter 
grosser  Teilnahme  der  schweizerschen 
Freimaurer  die  Einweihung  der  Grossen 
Provinzialloge  in  Bern  statt.    Am  27.  Sept. 

1821  hatte  sie  die  Freude,  eine  Toehter- 
loge  Zur  Freundschaft  in  La  Chaux-de- 
Fonda  einweihen  zu  können.  1822  fanden 
sodann  Verhandlungen  mitdenWaadtländer 
Freimaurern  statt,  die  zur  Bildung  der 
Grossen  Landesloge  der  S.  führte,  die  am 
24.  Juni  eingeweiht  wurde.  Sie  zählte  1823 
elf  Logen.  Am  12.  Jan.  1808  gründeten 
neun  Ireimaurcr  in  Basel  die  Loge  Zur 

25* 


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;>>88 


Schweis. 


Freundschaft  und  Beständigkeit,  die  3.  Okt. 
eine  Stiftungsurkunde  vom  Grossorient 
von  Frankreich  erhielt,  19.  De«,  eingeweiht 
und  18.  Jan.  1809  hei  grosser  Beteiligung 
eröffnet  wurde.  Peter  Burckhard,  Präfekt 
des  Baaler  Kapitels,  arbeitete  an  der  Wieder- 
belebung der  alten  Präfektur,  und  23.  Jan. 
1809  versammelte  sich  eine  Anzahl  ehe- 
maliger Kapitulare.  Man  wandte  sich  an 
Dr.  Diethelm  Lavater  in  Zürich,  der  aber 
nichts  von  der  Sache  wissen  wollte,  schliess- 
lich doch  seine  Zustimmung  gab,  indem 
er  8.  Jan.  1810  seine  Verzichterklärung 
schickte  und  Peter  Burckhard  zum  Prior 
ernannte.  Mitglieder  des  ehemaligen  Pro- 
vinzialkapitels  zu  Strassburg  arbeiteten 
an  der  Wiederaufrichtung  der  V.  Provinz. 
Am  20.  Mai  1810  versammelte  sich  das 
Provinzialkapitel  in  Besancon,  wobei  die 
Basler  Kapitulare  vertreten  waren  und  wo 
der  1779  mit  der  V.  Provinz  geschlossne 
Vertrag  des  schweizerschen  Direktoriums 
erneuert  wurde.  Auch  in  Zürich  fanden 
sich  die  ehemaligen  Mitglieder  der  Loge 
Zur  Bescheidenheit  1811  wieder  zusammen, 
die  am  27.  März  eingeweiht  wurde;  am 
20.  Mai  unterwarf  sie  sich  dem  schottischen 
Direktorium  in  Basel.  Das  Kapitel  in 
Zürich  wurde  ebenfalls  wieder  errichtet 
und  9.  Nov.  1812  vom  Direktorium  in 
Basel  genehmigt.  So  erhielt  die  strikte 
Observanz  in  Basel  und  Zürich  wieder 
neues  Leben,  indem  sie,  wie  J.  J. 
Ilottinger  (s.  d.)  sagt,  »auf  wahres 
Christentum  gebaut  ist,  fern  von  allem 
theologischen  und  negativen  Streit,  alles 
in  sich  fasst,  wodurch  wir  unsre  Zwecke 
der  Humanität  befördern  und  erreichen 
können«.  So  lange  Napoleon  regierte,  war 
Cambace>es  auch  Grossmeister  des  rekti- 
fizierten schottischen  Systems.  Nach 
Napoleons  Sturz  wurde  das  Provinzial- 
kapitel von  Besancon  nach  Strassburg 
zurückverlegt,  das  schweizerische  Direk- 
torium erneuerte  die  alte  Freundschaft  mit 
den  Strassburger  Kapitularen  Johann  v. 
Türkheim  und  Salzmann  und  huldigte 
am  20.  Okt.  1820  dem  Heermeister  der 
deutschen  Provinzen,  dem  Landgrafen  Karl 
von  Hessen  -  Kassel  fs.  d.).  Trotz  dieser  i 
Verbindung  mit  dem  Heermeister  und  dem 
Strassburger  Provinzialkapitel  bewahrte 
das  schweizersche  Direktorium  seine  volle 
nationale  Unabhängigkeit.  1827  löste  sich 
ohnehin  das  Strassburger  Kapitel  auf, 
dessen  Akten  das  Direktorium  in  Basel 
in  Verwahrung  nahm.  An  der  Spitze  des 
schweizerschen  Direktoriums  stand  Peter 
Burckhard,  Bürgermeister  von  Basel,  1812 
Landammann  der  S.,  ein  Maurer  im  besten 
Sinne  des  Wortes,  der  es  ernst  mit  seiner 
Würde  als  Grossmeister  oder  Prior  nahm. 
Nach  seinem  Tode,  24.  März  1817,  fiel  durch 
Wahl  die  Grossmeisterstelle  Hans  Kaspar 
Ott  (s.d.),  Alt- Ratsherrn  von  Zürich,  zu, 
und  damit  wurde  der  Sitz  des  Direktoriums 
von  Basel  mich  Zürich  verlegt.    Aber  Ott 


starb  schon  16.  Juli  1820.   Infolge  der 
politischen  Gährung  war  die  Besetzung 
der  Grossmeisterstelle  schwierig,  denn  der 
einzig  befähigte  Mann,  Felix  Sarasin  (s.  d.) 
von  Basel,  war  den  konservativen  Kapi- 
tularen in  Zürich  und  Genf  (Union  des 
cocurs)  nicht  genehm,  weil  er  den  verän- 
derten Zeitverhältnissen  entgegenkommen 
wollte.    Er  wurde  endlich  1.  Dez.  1822  in 
Brugg  doch   gewählt,   nahm   zwar  das 
Amt  mit  Vorbehalt  an,  trat  jedoch,  da 
er  mit  seinen  Reformvorsch lägen  nicht 
durchdringen  konnte,  am  31.  März  1828 
zurück.    Die  Loge  Zur  Freundschaft  und 
Beständigkeit  in  Basel  und  die  Loge  Zur 
Bescheidenheit  in  Zürich  (Modestia  cum 
Libertate)  bildeten  den  Grundstock  des 
rektifizierten  schottischen  Systems  in  der 
S.  und  hielten  fest  zusammen.  Beide 
Logen  hatten  ausgezeichnete  Männer  als 
Mitglieder;  die  von  Basel  waren  indes 
eher  Neuerungen  zugeneigt,  als  die  Zürcher 
Aristokraten.    Als  dritte  Loge  trat  die 
Loge   Zur  Brudertreue   in  Aarau  dem 
Direktorium  bei.   Schon  1811  that  sich 
dort  eine  Loge  Wilhelm  Teil  auf.  Aber 
es  bedurfte  der  Überwindung  vieler  Schwie- 
rigkeiten, bis  das  Direktorium  die  Aarauer 
Loge,  die  nun  den  Namen  Zur  Brudertreue 
erhielt,  27.  Febr.  1815 einweihen  konnte.  Die 
vorzüglichste  welsche  Loge  war  unstreitig 
die  Union  des  coeurs  in  Genf,  1768  ge- 
stiftet; 1816  schloss  sie  sich  dem  schwei- 
zerschen Direktorium  an,  und  1817  wurde 
eine  Präfektur  errichtet.    Sie  war  von 
einem  strengkonservativen,  pietistischen 
Geist  beseelt  und  widersetzte  sich  allen 
Reformen.   Die  beiden  Logen  La  bonne 
harmonie   in  Neuchätel  und  Les  vrais 
freres  unis  in  Locle  schlössen  sich  1817 
dem  rektifizierten  System  an,  doch  konnte 
der  Vertreter   des  Direktoriums,  Felix 
Sarasin,  erst  21.  und  23.  Aug.  1820  ihre 
Einweihung  vornehmen.  Am  24.  Febr.  1829 
trat  jedoch  die  Loge  in  Locle  der  Grossen 
Landesloge  in  Bern  bei.    1819  entstand  in 
Chur  eine  Loge  Zur  Freiheit  und  Ein- 
tracht, die  am  2.  Nov.  vom  Direktorium 
den  Freibrief  erhielt,  aber  schon  1888  wieder 
erlosch.  Noch  kürzer  war  die  Lebensdauer 
der  Loge  Las  Agnas  in  Engadin,  die  vom 
Direktorium  2.Nov.  1816  einen  Freibrief  be- 
kam.   Am  17.  Juni  1817  stellte  das  Direk- 
torium der  Loge  Zur  Eintracht  (Concordia) 
in  St.  Galleu  einen  Freibrief  aus,  aber  schon 
2.  Dez.  1828  musste  sie  decken.  Kräftiger 
entwickelte  sich  die  jüngste  Tochter  des 
rektifizierten  Systems,  Akazie  in  Winter- 
thur,  die  16.  Juni  1821  eingeweiht  wurde. 
So  vortrefflich  auch  die  massgebenden 
Männer  des  rektifizierten  Systems  waren, 
so   krankte   es   doch   an   vielen  Übel- 
ständen.   Die  Basler  erkannten  die  Un- 
haltbnrkcit   dieses    Templersystems,  sie 
wollten    von    dem   Ritterspiel,    das  im 
5.  und  6.  Grad  getrieben  wurde,  nichts 
wissen  und  sich  nur  auf  die  vier  symbo- 


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Schweiz. 


389 


Hachen  Grade  beschränken.  F.  Sarasin 
begann  1817  mit  der  Arbeit  der  Revision 
des  Lyoner  Code  maconnique  und  legte 
1821  seinen  Entwarf  dem  Zürcher  Kapitel 
vor;  dieser  fand  jedoch  bei  den  Genfern, 
die  das  rektifizierte  System  in  seiner  Rein- 
heit erhalten  wollten,  keine  Gnade,  und 
die  Zürcher  suchten  nun  zwischen  beiden 
Parteien  zu  vermitteln,  was  nicht  gelang. 
Da  sich  die  Baaler  Präfektur  1828  auf- 
löste, trat  Sarasin  von  seinem  Posten  als 
Grossmeister  zurück.  —  Die  Loge  Zur 
Hoffnung  in  Bern  hatte  sich  1803  gleich- 
sam symbolisch  diesen  Namen  beigelegt, 
um  damit  den  Wunsch  auszudrücken,  dass 
einst  alle  maurerischen  Vereine  der  S.  sich 
in  einem  einzigen  grossen,  alle  Kantone 
umfassenden,  von  jedem  fremden  Einfluß 
unabhängigen  nationalen  Logenbund  ver- 
einigen möchten.  Die  Berner  Loge  setzte 
in  der  That  24.  Mai  1809  die  Loge  Zur 
Freundschaft  und  Beständigkeit  in  Basel 
ein  und  11.  Dez.  1809  die  Loge  Zur  Ein- 
tracht in  Solothurn.  Doch  der  Grand 
Orient  helv£tique  Roman  und  das  schot- 
tische Direktorium  durchkreuzten  das 
Streben  der  Berncr.  Ludwig  v.  Tavel  gab 
indes  den  Gedanken  einer  schweizerschen 
Grossloge  nicht  auf  und  übermittelte  1818 
den  Logen  in  Basel  und  Zürich  einen 
Verfassungsentwurf,  mit  dem  Wunsche, 
dass  unter  dem  Vorsitz  des  Peter  Burck- 
hard  ein  schweizerscher  Freimaurerkon- 
gress  abgehalten  werden  sollte.  Allein 
das  Direktorium  lehnte  mit  Hinweis  auf 
die  Verschiedenheit  der  Lehrarten  ab. 
1817  erneuerten  die  Berner  dieses  Liebes- 
werben,  worauf  das  Prioratkapitel  den 
Oberst  K.  Ott  nach  Bern  schickte,  um 
sich  vorsichtig  zu  erkundigen,  ob  die 
Berner  Brüder  geneigt  wären,  dem  rekti- 
fizierten System  beizutreten.  Die  Verhand- 
lungen zerschlugen  sich  jedoch ;  die  Berner 
unterwarfen  sich  der  englischen  Grossloge 
und  eröffneten  den  Kampf  gegen  das 
schottische  Direktorium  und  das  rekti- 
fizierte System,  unter  der  Vorgabe,  dass  es 
von  fremden  Obrigkeiten  abhängig  sei. 
Die  Verstimmung  wurde  durch  das  schöne 
Fest  der  Einweihung  der  Loge  in  Neu- 
chätel  und  Locle  21.  und  23.  Aug.  1820 
beseitigt,  woselbst  sich  Felix  Sarasin  die 
Sympathie  der  Berner  Maurer  eroberte  und 
die  Erkenntnis  kam,  dass  das  veraltete 
Gesetzbuch  des  rektifizierten  Systems  (des 
Code  maconnique  von  Lyon)  das  Haupt- 
hindernis einer  Vereinigung  bildete.  Die 
Berner  machten  nun  bestimmte,  nicht  un- 
billige Vorschläge  zu  einer  Vereinigung, 
aber  es  fehlte  den  alten  Herrn  in  Zürich 
an  Verständnis  für  die  Lage.  Am  1 1.  Dez. 
1821  wollte  auch  der  Grand  Orient  helve1- 
tique  Roman  mit  dem  Direktorium  in 
Verhandlung  wegen  einer  Vereinigung  der 
schweizerschen  Logen  treten,  ebenfalls 
ohne  Erfolg,  worauf  sich  jene  Grossloge 
mit  der  Berner  zur  Grossen  Landesloge 


in  Bern  vereinigte.  Sie  zeigte  dies  dem 
Grossmeister  F.  Sarasin  an,  mit  der  Be- 
merkung, jetzt  sei  der  Zeitpunkt  zu  einer 
Vereinigung  aller  schweizerschen  Frei- 
maurer gekommen.  Das  Direktorium  er- 
klärte jedoch  in  einem  Rundschreiben 
vom  17.  Mai  1822  an  die  ihm  untergebnen 
Logen,  einer  Vereinigung,  so  wünschens- 
wert sie  sei,  stünden  viele  Hindernisse  im 
Wege.  F.  Sarasin  unterhielt  freundlichen 
i  Verkehr  mit  Bern,  aber  zu  grösserer  An- 
näherung kam  es  nicht,  weil  das  Direk- 
torium die  Unordnungen,  die  zumal  in 
den  welschen  Logen  herrechten,  verab- 
scheute. 1830  machte  Bern  nochmals 
einen  Versuch,  Zürich  zu  sich  her- 
überzuziehen, wiederum  erfolglos,  und 
die  Verstimmung  der  Zürcher  Brüder 
war  grösser,  als  vorher.  Die  politische  Auf- 
regung seit  der  Julirevolution  1830  ver- 
pflanzte sich  auch  in  die  Logen;  weshalb 
das  Direktorium  in  einem  Rundschreiben 
die  Logen  davor  warnte,  politische  Fragen 
zu  erörtern.  Aber  da  die  leitenden  Maurer  iu 
Zürich  sich  mehr  und  mehr  in  Schweigen 
hüllten,  verlor  das  Direktorium  fast  jeden 
Einfluss  auf  die  Logen,  und  jede  ging 
ihren  eignen  Weg.  von  grosser  Bedeu- 
tung für  die  Geschichte  der  schweizerschen 
Freimaurerei  wurde  das  am  20.  und  21. 
Aug.  1836  in  Zürich  gefeierte  Jubiläums- 
fest, wozu  sich  die  Maurer  aus  den  Bundes- 
logen, sowie  aus  Bern  zahlreich  einge- 
funden hatten.  Selbstverständlich  kam  die 
Einheitsfrage  kräftig  zur  Sprache.  Es 
wurde  beschlossen,  in  Bern  wieder  zu- 
sammenzukommen, was  24.  und  25.  Juni 
1838  geschah.  Als  das  beste  Mittel  einer 
Verständigung  fand  man,  dass  eine  jede 
Loge  eine  Geschichte  ihrer  Vergangenheit 
der  Berner  Loge  einreiche,  denn  die  Ver- 
|  einigung  der  schweizerschen  Logen  müsse 
auf  einer  geschichtlichen  Grundlage  be- 
I  ruhen.  Es  ist  der  Anregung  der  Basler  Loge 
zu  verdanken,  dass  der  Wunsch  nach  einer 
Vereinigung  nun  greifbare  Gestalt  gewann, 
j  Laut  Bescnluss  der  Berner  Versamm- 
i  lung  lud  der  Meister  der  Basler  Loge,  der 
|  geniale  Professor  der  Medizin,  K.  G.  Jung 
I  (a.  d.),  die  schweizerschen  Logen  auf  da* 
Johannisfest  in  Basel  1840  ein  und  unter- 
breitete den  I/Ogen  ein  genaues  Programm 
als  Grundlage  für  eine  Vereinigung,  das 
28.  Juni  angenommen  wurde.  Zur  weitern 
Ausarbeitung  wurde  ein  Dreierausschuss 
erwählt.  In  der  Basler  Loge  war  ein 
freierer  Geist  aufgekommen,  und  sie  gab  nun 
die  Losung  aus:  »Ein  System!  Ein  Ritual!« 
Davor  schraken  die  Mitglieder  des  Direk- 
toriums zurück,  und  um  ihr  System  zu 
retten,  machten  sie  den  Vorschlag,  dass  alle 
zwei  Jahre  die  schweizerschen  Logen  zu 
einer  gemeinsamen  Feier  zusammenkommen 
sollten.  Die  Vorsteher  der  festgebenden 
Bauhütte  sollten  die  Arbeiten  leiten  und 
als  Zentralbehörde  alle  Geschäfte  besorgen, 
soweit  sie  nicht  Systemangelegenheiten 


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390 


Schweiz. 


betreffen.  Das  Direktorium  wollte  eine 
Vereinigung  der  schweizerschen  Logen 
auf  Grundlage  eines  Logenvereins  herbei- 
fuhren, Jung  auf  Grundlage  eines  Logen- 
bundes. Es  handelte  sich  hier  um  den 
Gegensatz  zweier  Weltanschauungen:  des 
Absolutismus  und  der  Volkssouveränität. 
Bei  den  Zürchern  spielte  auch  die  ge- 
schichtlich begründete  Rivalität  mit  Bern 
mit.  Basel  suchte  zu  vermitteln,  und 
es  gelang  auf  dem  stark  besuchten  Tag 
in  Locle,  24.  Juni  1842,  das  Einigungswerk 
mächtig  zu  fördern.  Die  Zürcher  Loge 
wurde  hier  mit  der  Ausarbeitung  der 
Verfassung  des  künftigen  Logenvereins 
beauftragt,  der  den  Namen  Alpina  erhielt. 
Nach  gründlicher  Beratung  wurde  dieser 
1  Entwurf  vom  Direktorium  und  der  Grossen 
Landesloge  in  Bern  18.  Sept.  1848  auge- 
iiommcn,  während  die  Genfer  Union  des 
coeurs  entgegentrat  und  fortan  ihre  eigne 
Wege  ging,  bis  Bie  sich  eines  Bessern  be- 
sann und  25.  April  1851  um  Aufnahme  in 
die  Alpina  bat.  Das  rektifizierte  System 
führte  in  Zürich  und  Genf  noch  eine  Zeit 
lang  ein  Scheinleben,  und  auch  in  Lau- 
sanne tauchte  nach  Begründung  der  Alpina 
das  1821  aufgelöste  Grand  Directoire  hel- 
v£ti<iue  Roman  als  Hochgradloge  wieder 
auf.  Noch  vor  der  Genehmigung  des 
Verfassungsentwurfs  der  Alpina  durch  die 
beiden  Grosslogen  in  Zürich  und  Bern  war 
Professor  Dr.  J.  J.  Hottinger  (s.d.)  in  Zürich 
zum  Grossmeister  der  Alpina  gewählt 
worden.  Am  22.-24.  Juni  1844  fand  in 
Zürich  das  Bundesfest  in  wahrhaft  er- 
hebender Weise  statt.  Folgende  Logen 
unterzeichneten  am  22.  Juni  den  Bundes- 
vertrag: 1)  Brudertreue  in  Aarau:  2)  La 
conBtance  in  Aubonne;  S)  Freundschaft 
und  Beständigkeit  in  Basel;  4)  Hoffnung 
in  Bern;  5)  La  rlunion  in  Bex;  6)  L'amiti£ 
in  La  Chaux-de-Fonds;  7)  L'amitie"  in  Genf; 
8)  La  prudence  in  Genf;  9)  Esperance  et 
cord  iahte"  in  Lausanne;  10)  Lea  amis  freres 
unis  in  Locle;  11)  La  bonne  harmonie  in 
Neuchätel;  12)  La  constante  in  Vevcy; 
18)  Acacia  in  Winterthur;  14)  Modestia 
cum  Libertate  in  Zürich.  Der  Verwaltungs- 
rat wurde  bestellt,  es  erfolgte  am  28.  die 
Feier  des  Johannisfesta  und  die  Ein- 
setzung des  Grossmeisters;  am  24.  Juni 
fand  die  Eröffnung  und  Einweihung  der 
Grossloge  statt,  wobei  wie  schon  an  den 
vorhergehenden  Tagen  wahrhaft  herrliche, 
geistvolle  und  gehaltreiche  Kedeu  von 
Meyer- Hoffmeister,  Tavel,  Bluntschli 
(s.  d.),  Furrer  (s.  d.),  J.  J.  Hottinger 
u.  a.  gehalten  wurden.  Diese  Gründung 
der  Alpina  hatte  in  den  darauf  ausbrechen- 
den politischen  Wirren  (Freischarenzüge 
und  Sonderbundskrieg)  die  Feuerprobe  zu 
bestehen,  aber  Hottinger  verstand  es  meister- 
haft, das  gefährdete  Schifflein  durch  alle 
Wogen  der  Parteileidenschaft  zu  steuern. 
Das  zweite  Grosslogen  fest  in  La  Chaux- 
de-fonds,   26.  Juli  1846   war   eins  der 


schönsten  freimaurerischen  Feste,  voller 
Schwung  und  Weihe.  Gemeinsam  mit 
Bluntschli  arbeitete  Hottinger  »die 
Grundsätze  des  schweizerschen  Logen- 
vereins« aus,  um  das  Publikum  über  die 
Natur  und  den  Zweck  des  Logenvereins 
zu  belehren,  die  auf  der  Grossloge  in 
Zürich  23.  Nov.  1848  angenommen  wurden 
und  auch  noch  heute  gültig  sind.  Dem 
ausserordentlichen  Organisationstalent  Hot- 
tingers gelang  es,  alle  Schwierigkeiten  zu 
beseitigen  und  den  Bau  der  Alpina  zu 
kräftigen,  so  das»  er  getrosten  Muts  am 
5.  Okt.  1H50  in  Bern  die  Zeichen  seines 
Amts  seinem  daselbst  gewählten  Nach- 
folger Jung  (s.d.)  von  Basel  abtreten  konnte. 
Die  Alpina  verdankt  ihre  Entstehung  dem 
erstarkten  schweizerschen  Nationalgefühl. 
Wie  die  Dinge  in  den  vierziger  Jahren 
lagen,  musste  man  zufrieden  sein,  dass  es 
gelang,  die  Logen  in  der  lockern  Form 
eines  Vereins  zusammenzufassen;  aber  der 
Zweck  ging  dahin,  diesen  Logen  verein 
in  einen  Logenbund  zu  verwandeln.  Schon 
der  zweite  Grossmeister  Jung  hatte  schwer 
für  den  Bestand  dieses  Logenvereins  zu 
kämpfen;  denn  naehdem  der  erste  Bausch 
der  Begeisterung  verflogen  war,  trat  die  Ver- 
'  schiedenheit  der  maurerischen  Lehrarten 
l  und  Denkweise  schroff  zu  Tage,  nament- 
I  lieh  zeigten  sich  die  welschen  Logen  oft 
unbotmässig,  politische  Umtriebe  störten 
den  Frieden,  und  die  Anhänger  der  Hoch- 
grade erhoben  ihr  Haupt  und  bestritten 
dem  Grossmeister  seine  Gewalt.  Doch 
gelanges,  die  Ordnung  und  den  Frieden  wie- 
der herzustellen.  Auf  der  VIII. Grosslogen- 
versammlung 20.  Okt.  1856  wurde  D.  A. 
Meystre,  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Espe- 
rance et  cordialitc  in  Lausannne,  gewählt, 
der  der  Anschauungsweise  der  welschen 
Logen  mehr  Rechnung  tragen  konnte,  als 
ein  Deutsehschweizer.  1860  zählte  der 
Logenverein  bereits  25  Logen;  die  Ge- 
;  schäfte  des  VcrwaltungBrats  waren  stark 
gewachsen,  und  man  empfand  das  Bedürfnis 
nach  Reformen ;  aber  die  grösste  Vorsicht 
war  bei  der  Abneigung  der  welschen 
Logen  vor  einer  Zentralisation  geboten. 
Am  16.  Nov.  1862  wurde  in  Lausanne 
Professor  Dr.  E.  Gelpke  (s.  d.)  in  Bern 
zum  vierten  Grossmeister  gewählt,  der  die 
Reformarbeit  in  die  Hand  nahm.  Am  7. 
Okt.  1866  hielt  er  in  Zürich  eine  zündende 
Reformrede.  Die  Freimaurerei  habe  die 
Aufgabe,  den  Menschen  zu  wahrer  Ideali- 
tät heranzubilden;  die  Loge  solle  eine 
Pflanzstätte  wahrer  Humanität  und  eine 
I  Heimat  brüderlich  vereinter  Herzen  sein, 
i  Durch  diese  Rede  hatte  Gelpke  die  Geister 
|  entfesselt,  und  es  folgte  nun  eine  lange 
stürmische  Zeit  für  die  Alpina.  Der  4. 
Okt.  1868  in  Aarau  gewählte  fünfte  Gross- 
meister  J.  J.  Ruegg  war  in  seiner  Thätig- 
keit  durch  die  Opposition  der  Welschen 
I  gelähmt.  Auch  warf  das  Kriegsjahr  1870 
|  dunkle  Schatten  auf  die  Alpina,  da  sich 


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Schwelm  — 

diese  durch  den  Meister  der  Neuehäteler  | 
Loge  verleiten  Hess,  ein  Manifest  zu  Gunsten  ! 
de«  Friedeus  [vgl.  Bh.  1870,  S.  305.  FZ. 
1870,  S.  3041  zu  erlassen,  wodurch  es  zum 
Bruch  mit  den  deutschen  Grosslogen  kam, 
uud  ebenso  kam  es  zum  Bruch  mit  dem 
Directoire  supreme  helvdtique  Roman  in 
Lausanne,  das  nacheinander  sechs  von  der 
Alpina  unabhängige  Logen  gründete: 
Avenir  in  Vevey,  Liberte  in  Lausanne, 
Courage  et  pers<Sve>ance  in  Payerne,  Verite"  ; 
et  progres  in  Bex,  Freier  Rhein  in  Schaff-  ' 
hausen  und  Amine"  dcossaisc  in  Genf.  In 
Bern  wurde  28.  Okt.  1871  Aim«1  Humbert 
von  Neuchätel  zum  sechsten  Grossmeister 
gewählt,  der  mit  der  höchst  schwierigen 
Aufgabe  betraut  wurde,  eine  neue  Ver- 
fassung auszuarbeiten.  Die  Zürcher  er- 
hoben gegen  diesen  Entwurf  Einspruch,  l 
aber  um  der  Eintracht  willen  stimmten 
sie  doch  für  provisorische  Annahme  dieser 
Statuten.  Unter  dem  siebenten  Gross- 
meistcr.  dem  vortrefflichen  Karl  v.  Tschar- 
ner  (s.  a.)  glätteten  sich  die  Wogen  der  Er- 
regung in  der  Alpina;  der  Streit  mit  dem 
Supreme  Conseil  in  Lausanne  wurde  güt- 
lich beigelegt,  und  1877  unterwarfen  sich 
die  vom  Supreme  Conseil  gegründeten 
Logen  der  Alpina.  Auch  gelang  es,  nach 
langen  Verhandlungen  die  neue  Verfassung 
19.  April  1879  unter  Dach  und  Fach  zu 
bringen.  Die  nächsten  zehn  Jahre  unter 
den  Grossmeistern  John  Culnoud  von  Genf 
und  E.  K.  Jung  (s.  d.)  von  Basel,  waren  reich 
an  fruchtbarer  Arbeit,  durch  keine  Zwistig- 
keiten  gestört.  Am  19.  April  1890  wurde 
der  zehnte  Grossmeister  Elie"  Ducommun 
in  Bern  gewählt,  der  sich  bemühte, 
der  schweizerschen  Freimaurerei  ein 
grösseres  Arbeitsfeld  zu  erobern,  indem  er 
der  Überzeugung  war,  dass  sich  die  Alpina 
zum  Ziel  stecken  müsse:  »die  fortschreitende 
Verwirklichung  des  humanitären  Ge- 
dankens«, und  sein  Nachfolger  (1895—1900) 
C.  F.  Hausmann  in  St.  Gallen  verfolgte 
mit  gleicher  Beharrlichkeit  dieses  Ziel. 
Nach  ihm  kam  1900  als  Grossmeister 
Ed.  Quartier  -la-  Tente  in  Neuchätel.  — 

B.  Statistik.  In  der  S.  bestehen  gegen- 
wärtig 33  Logen,  davon  I.  unter  der  Gross- 
loge Alpina  32,  mit  3287  Mitgliedern, 
nämlich  in  Aarau,  Aigle,  Aubonne,  Basel, 
Bern,  Bex,  Biel,  Chaux- de -Fonds,  Chur, 
Fleurier,  Freiburg,  Genf  (7),  Lausanne  (2), 
Locle,  Lugano,  Montreux,  Neuchätel,  Nyon, 
Pruntrut,  St.  Gallen,  St.  Immer,  Vevey, 
Winterthur,  Yverdon  und  Zürich  (daneben 
bestehen  15  Kränzchen)  und  II.  unterm 
Grossorient  von  Frankreich  1  (in  Genf). 
Neben  der  Grossloge  Alpina  besteht  in 
Lausanne  das  Supreme  Conseil  pour  la 
Suissc,  in  das  sich  22.  Juni  1873  das  frühere 
Directoire  supreme  helvdtique  Roman 
umgewandelt  hat,  und  in  Genf  das  Direc- 
toire äcossais  et  rectifie"  en  Helv^tie.  — 

C.  Litteratur.  Die  ältere  Litterat ur 
s.  bei  Kloss,  Bibliogr.,  Nr.  3150  fg.  An 


Schwerin.  391 

Zeitschriften  erschienen  »Esquisses  macon- 
niques  Suisses*  in  Lausanne  (1853 — 56, 
1868  fg.),  »La  Vcnte.  das.  (1870—78)  und 
»L'l'nion  maconnique  Suisse«  das.  (1872 
bis  1874).  Seit  1875  giebt  die  Grossloge 
Alpina  die  Zeitschrift  »Alpina*  heraus. 
An  hervorragenden  freimaurerischenSchrift- 
steilem  sind  zu  erwähnen:  Hottinger  (s.  d.), 
Schauberg  (s.  d.),  Bluntschli  (s.  d.),  Dr.  J. 
B.  G.  Galiffe,  Henne-Am  Rhyn  (s.  d.)  und 
Prof.  Boos  (s.  d.).  [Vgl.  Alpina  1900,  S.  21. 
FZ.  1861,  S.  338.    L.  XXVI,  S.  107.1 

Schwelm  (St.  in  der  preuss.  Prov.  West- 
falen, 14716  E.).  Die  hier  bestehende 
Johannisloge  Zum  westfälischen  Lö- 
wen wurde  unter  der  Grossen  Landesloge 
in  Berlin  25.  April  1792  gestiftet,  und 
zwar  unter  dem  Namen  Zum  goldnen 
Löwen.  Die  Loge  tagte  zunächst  in 
Leveringhausen  und  wurde  1795  nach  Hagen 
verlegt.  Der  Name  wurde  81.  Mai  1814 
umgewandelt  in :  Zum  westfälischen  Löwen ; 
1818  wurde  die  Loge  nach  dem  Schwelmer 
Brunnen  verlegt,  1.  Aug.  1829  endlich 
nach  der  Stadt  S.  Mitgliederzahl  (1900): 
88.  Vers.:  1.  und  3.  Dienstag  im  Monat. 
Klub:  Montags.  Logenlokal:  Märkischer 
Hof.  [Vgl.  Zur  Erinnerung  an  die  lOOjähr. 
Jubelfeier  der  Loge  am  25.  April  1892 
(Schwelm  1892).] 

Schwerin  (Hauptst.  des  Grossherzogt. 
Mecklenburg-Schwerin,  88643  E.).  1)  Hier 
wurde  1754  die  erste  mecklenburgscbe 
Freimaurerloge  errichtet.  Sie  erhielt  den 
Freibrief  von  der  damaligen  englischen 
Provinzialloge  von  Niedersachsen  in  Ham- 
burg 15.  Mai  und  wurde  27.  Mai  unter 
dem  Namen  S  t.  M  i  c  h  a  e  1  eingeweiht.  Be- 
reits unterm  15.  März  1754  war  ihr  eine  be- 
sondere herzogliche  Genehmigungsurkunde 
verliehen  worden.  Ihr  erster  Logenmeister 
war  der  überpost-  und  Münzdirektor  Ge- 
heimrat v.  Brunsich,  Freiherr  v.  Brun  ,  der 
eigentliche  Gründer  der  Freimaurerei  in 
Mecklenburg  aber  Geheimrat  Freiherr  v. 
Ditmar  (s.  d.).  Sie  stellte  bereits  30.  April 
1756  ihre  Thätigkeit  ein.  Auf  das  Jubiläum 
dieser  Loge,  als  der  ersten  Freimaurer- 
loge Mecklenburgs,  wurde  1854  eine  Denk- 
münze geschlagen  (HMW.  Nr.  148,  149).  — 
2)  Erst  1809  erwachte  die  Freimaurerei  in 
S.  von  neuem.  Unter  der  Leitung  des 
Dr.Wehber-Schuldt,  der  früher  Vorsitzender 
Meister  der  Loge  Zur  goldnen  Kugel  in 
Hamburg  gewesen  war,  wurde  21.  Juli 
1809  die  noch  jetzt  bestehende  Loge  Har- 

Sokrates  zur  Morgenröte  gegründet, 
io  ihre  Stiftungsurkunde  von  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin  erhielt  und  11.  Sept. 
in  Arbeit  trat.  Mit  Gründung  dieser  Loge 
wurde  die  schwedische  Lehrart  in  Meck- 
lenburg eingeführt.  Mitgliederzahl  (1900): 
151.  Logenlokal:  Schlachtestr.  17.  Milde 
Stiftungen :  Friedrich  Franz-Stiftung  (gest. 
1835,  aufgehoben  1878)  und  Peitzner- 
Stiftung  (gest.  1864).  [Polick,  Beiträge 
zur  Geschichte  der  Freimaurerei  in  Meck- 


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392 


Schwerin  an  der  Warthe  —  Schwestern. 


lenburg,  I,  6;  III,  30;  v.  Nettelb  ladt»  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Mecklenburg, 
im  Mecklenb.  Provinzialkalender  von  1824, 
8.  69.  ]  —  3)  Ausserdem  besteht  hier  noch 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
die  Andreasloge  Anastasis,  gest.  11.  Dez. 
1886. 

Schwerin  an  der  Warthe  (8t.  in  der 
preuss.  Prov.  Posen,  7206  E.).  Hier  be- 
stand seit  1875  ein  maurerisches  Kranzchen, 
das  1894  eingegangen  ist. 

Schwert  über  den  Gebrauch  des  S.'s 
in  den  Logen  mancher  Lehrarten  s.  Degen. 
Eigentümlich  ist  das  Vortragen  des  S.'s 
bei  den  feierlichen  Umzügen  der  Gross- 
loge von  England.  Es  wird  im  Konsti- 
tutionenbuch, freilich  im  Widerspruch 
mit  den  Protokollen  der  Grossloge  (vgl. 
oben  I,  8.  235),  zuerst  aus  dem  J.  1724 
berichtet,  dass  hier  bei  der  Einsetzung 
des  Grossmeisters  Karl  Lennox,  Herzogs 
von  Richmond,  Lennox  und  Aubigny,  ein 
8.  nebst  dem  Konstitutionenbuch  dem 
zugeordneten  Grossmeister  nachgetragen 
wurde.  Als  1731  der  damalige  Gross- 
meister Thomas  Howard.  Herzog  von 
Norfolk,  in  Venedig  das  8.  Gustav 
Adolfs,  das  auch  Herzog  Bernhard  von 
Sachsen -Wreimar  geführt  hat,  erworben 
hatte,  sendete  er  es  der  Grussloge  in  Lon- 
don mit  dem  Auftrag,  durch  den  könig- 
lichen Schwertfeger  Stroody  einen  mit 
maurerischen  Abzeichen  geschmücktenGriff 
und  eine  kostbare,  mit  Sinnbildern  und 
dem  Wappen  der  Herzöge  von  Norfolk, 
sowie  der  Grossloge  gezierte  Scheide  dazu 
zu  fertigen.  Dieses  8.  (abgebildet  in  der 
1762  veranstalteten  Übersetzung  des  eng- 
lischen Konstitutionenbuchs  von  1738) 
dient  seitdem  der  Grossloge  als  Staats-S., 
und  der  erwähnte  Stroody  war  der  erste 
Grossschwertträger.  (S.  Schwertträger.)  — 
Nach  dem  Muster  dieses  S.'s  Hess  Prinz 
August  von  Preussen  (s.  d.  )  ein  gleiches  an- 
fertigen, das  er  in  der  Schlussloge  deB  18. 
Jahrhunderts,  die  in  der  Grossen  Loge 
Royal  York  feierlich  abgehalten  wurde, 
dieser  »als  Symbol  der  vollziehenden  mau- 
rerischen Gewalt  und  der  strafenden  Ge- 
rechtigkeit zum  Geschenk  machte.  [Vgl. 
Fesslers  säramtliche  Schriften  über  Frey- 
maurerey  (Brl.  1801),  S.327;  L.  XIX,  148; 
Schauberg,  Svmbolik  der  Freimaurerei 
(8chaff hausen  1861),  I,  S.  22;  M.  L.  1899, 
S.  59;  Alpina  1887,  8.  315.1 

Schwerterhelm,  eine  wohlthätige  mau- 
rerische Stiftung  in  Dresden,  die  auf 
Anregung  von  R.  Siefert  Mitglieder 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  und 
Asträa  zur  grünenden  Raute  1893  bildeten. 
Die  Genossenschaft,  die  sich  «die  Sorge 
für  das  Wohl  der  minder  bemittelten  Be- 
wohner von  Dresden  und  Umgegend  und 
in  Verfolgung  dieses  ZielB  zunächst  die  Er- 
bauung gesunder  und  billiger  Wohnungen 
zur  Aufgabe  stellt,»  erbaute  1896  und  1900 
in  Löbtau  bei  Dresden,  einem  namentlich 


von  Arbeiterbevölkerung  dicht  bewohnten 
Vorort  Dresdens,  auf  einem  Bauland  von 
12000  qm  zwei  schmucke  Doppelhäuser, 
jedes  aus  Keller-,  Erd-,  1.  und  2.  Ober- 
geschoss,  Mansarden  und  Dachboden  be- 
stehend und  26  geräumige,  gesunde  Woh- 
nungen enthaltend,  die  für  einen  billigen 
Mietzins  an  Minderbemittelte  vermietet 
werden.  Wasserleitung,  Gasbeleuchtung, 
Waschküche  und  Badeeinrichtungen  sind 
in  jedem  der  beiden  Häuser  vorhanden; 
vor  den  Häusern  sind  Vorgärten,  und 
beide  grosse  Gebäude  werden  durch  einen 
Garten  und  einen  Kinderspielplatz  von 
200  qm  Fläche  voneinander  getrennt.  Um 
zugleich  auch  der  erziehlichen  Fürsorge 
zu  dienen,  wird  im  zweiten  Doppelhaus 
ein  Kindergarten,  eine  Bibliothek  und  ein 
grösserer  Raum  für  gemeinschaftliche  Ver- 
anstaltungen der  Bewohner  des  S.'s  ge- 
schaffen. Es  ist  geplant,  in  einigen  dieser 
Wohnungen  auch  unbemittelte  Witwen 
von  Maurern  und  bedürftige  Maurer  auf- 
zunehmen. Würdig  stellt  sich  das  S.  neben 
das  Freimaurerinstitut  (s.  d.)  zu  Dresden- 

j  Striesen,  eine  Stiftung  derselben  Loge. 
Schwertträger  (engl.  Swordbearer).  S.  ist 

I  ein  Logenamt,  das  bei  den  Tempelrittern 
und  bei  den  Rittern  vom  roten  Kreuz  Kon- 

I  stantins  vorkommt.  —  In  der  Grossen  Loge 

'  von  England  besteht  seit  1733  ein  beson- 
deres Amt  des  Gross-S.'s  (Grand  Sword- 
bearer), der  das  Staatsschwert  bei  öffent- 
lichen Aufzügen  trügt.  In  einigen  andern 
Grosslogen  heisst  es  auch  der  Gross- 
herold (Grand  Pursuivant).  (8.  Schwert 
und  England,  I,  S.  241.) 

Schwesterloge  ist  die  Bezeichnung,  die 
sich  die  zu  einem  maurerischen  Verband 
gehörigen  oder  wenigstens  von  einer  und 
derselben  Mutterloge  (s.  d.)  gegründeten 
Logen  untereinander  zu  geben  pflegen; 
meist  bezieht  man  den  Ausdruck  aber 
auch  auf  alle  andern  anerkannten  Logen. 

Schwestern  werden  in  der  Logenwelt 
die  Gattinnen,  Bräute  und  Witwen  der 
Freimaurer  genannt.  Trotz  dieses  die  nahe 
Beziehung  zu  den  Brüdern  bezeichnenden 
Namens  werden  die  Frauen  (s.  d.)  dennoch 
von  den  Versammlungen  der  Freimaurer 
fern  gehalten,  so  dass  sie  nur  bei  ausser- 
ordentlichen Gelegenheiten  die  Loge  be- 
suchen. Herder  in  •Adrastea«  in  dem 
Gespräch  zwischen  Faust  uud  Linda  über 
die  »Freimaurer«  erklärt  und  begründet 
das  Fernbleiben  der  Frauen  auf  treff liehe 
Weise.  »Linda:  Es  ist  angenehm,  sich 
eine  geschlossene,  das  Wohl  der  Mensch- 
heit beratende,  im  stillen  wirkende  Männer- 
gesellschaft zu  denken,  denen  ihr  Werk 
gewissermas8en  selbst  ein  Geheimnis  sein 
muss,  daran  sie  wie  an  einem  endlosen 
Plan  arbeiten.  Faust:  Du  siehst,  warum 
dein  Geschlecht  von  diesem  beratenden 
und  helfenden  Bunde  ausgeschlossen  sein 
darf  und  sein  muss.  Zuerst  weil  ihr  einer 
solchen  Sonderung  menschlicher  und  bür- 


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Sehwcstcrufe*te. 


393 


gerlicher,  Kirchen-  und  Staatspflichten 
nicht  bedürft.  Männer  gehören  dem  Staat; 
in  ihrem  Beruf  und  Stand,  ihrer  bürger- 
lichen Pflicht  und  Lebensart  sind  sie  mit 
so  viel  Banden  und  Rücksichten,  in  denen 
sich  Blick  und  Herz  verengt,  umflochten, 
dass  ihnen  eine  kleine  Losschüttlung 
dieser  Bande,  eine  Erweiterung  des  Ge- 
aichtskreises  Über  ihre  Berufssphäre  un- 
entbehrlich, mithin  Erholung  und  Wohl- 
that  wird.  ,Hier  sind  wir  —  mögen  sie 
sich  einander  zusingen  oder  zusprechen  — 
die  täglichen  Lebensfesseln  abgelegt, 
Menschen'.  Sie  suchen  also  ein  Paradies, 
das  dein  Geschlecht  immer  besitzt  und 
nie  verlieren  darf,  das  jede  Edle  deines 
Geschlechts  als  ihr  Kleinod  bewahrt.  In 
der  bürgerlichen  Gesellschaft  seid  ihr 
glücklicherweise  nicht«,  ihr  bedürft  immer 
eines  Vormunds.  In  der  menschlichen  hat 
euch  die  Natur  ihre  liebsten  Keime,  ihre 
schönsten  Schätze  anvertraut;  ihr  seid 
Kind,  Jungfrau,  dauu  werdet  ihr  Ehe- 
genossen, die  dem  ausser  dem  Hause  von 
Sorgen  gedrückten,  von  Geschäften  zer- 
streuten Mann  im  Hause  ein  Paradies, 
stille  Einkehr  in  sich,  Genuss  seiner  selbst 
und  der  Seinigen  erschaffen  sollen.  Dafür 
muss  er  für  sich  und  euch  die  Lasten 
des  bürgerlichen  Lebens  tragen.  Als  Er- 
zieherinnen der  Menschheit  lebt  ihr  fort- 
während im  Paradies,  indes  der  Mann 
ausser  demselben  unter  Dornen  und  Disteln 
den  Acker  baut.  Ihr  erzieht  eure  Kinder: 
Pflanzen,  Blüten,  Sprossen  für  die  Nach- 
welt; das  Geschäft  erfordert  Mühe,  geht 
lange  fort,  lohnt  Bich  aber  reichlich;  mit 
ihm  ist  euer  Beruf  schön  umgrenzt.« 
Dennoch  werden  die  S.  in  den  Logen 
hochgeehrt.  Jedem  Neuaufgenommenen 
wird  dies  bei  Überreichung  eines  Paars 
weisser  Frauenhandschuhc  ans  Herz  ge-  j 
legt.  Bei  jeder  Tafelloge  wird  in  einem  j 
Trinkspruch  der  S.  gedacht.  In  mehreren  | 
Logen  ist  es  Sitte,  dass  ein  Mitglied  im  j 
Namen  der  S.  den  Dank  dafür  ausspricht. 
Um  dieser  Verehrung  offenkundigen  Aus-  | 
druck  zu  geben,  werden  auch  besondere  | 
Schwesternfeste  (s.  d.)  und  Schwesternlogen 
(s.  d.)  gefeiert.  In  neuerer  Zeit  hat  man 
das  weibliche  Geschlecht  mehr  in  die 
Logenwelt  hereingezogen,  zum  Teil  zu  ge- 
selligen Vergnügungen,  bei  denen  auch, 
wie  in  mehreren  preussischen  Logen,  selbst 
der  Tanz  nicht  ausgeschlossen  ist,  sowie 
zu  Kränzchen  (s.  Schwesternkränzchen), 
besonders  während  der  Sommermonate, 
sodann  aber  auch  zur  Unterstützung  bei 
wohlthätigen  Werken.  In  dieser  Bezie- 
hung können  die  S.  sehr  segensreich  wir- 
ken als  wahre  Gehülfinnen  der  Brüder. 
Sie  gründen  z.  B.  einen  Verein  für  arme 
Wöchnerinnen,  Kinderbewahranstalten, 
sind  thätig  in  Krankenhäusern,  Pflege- 
häusern für  verwahrloste  Kinder,  fertigen 
teilweise  die  Anzüge  für  Konfirmanden- 
bekleidungen und  Weihnachtsbescherun-  i 


Sen.  Vgl.  Lachmann,  Wie  beteiligen  wir 
ie  S.  am  Maurerwerke?  [FZ.  1860,  Nr. 
44],  da  heisst  es:  »Dass  es  uns  in  meh- 
rerer Hinsicht  wünschenswert  sein  muss, 
auch  die  S.  an  der  Maurerarbeit  zu  be- 
teiligen, bedarf  kaum  eines  Beweises :  je  mehr 
Gehülfen,  je  besser.  Wir  werden  wohl 
alle  darin  einig  sein,  dass  es  den  denken- 
den S.  nicht  genügen  kann,  wenn  wir  sie 
einige  Mal  im  Jahre  in  unBern  Räumen 
zusammenkommen  lassen  und  sie  mit  Ge- 
sang und  Musik,  auch  wohl  mit  Tanz  und 
Essen  erfreuen,  Sehwesternfeste,  selbst 
Schwesternlogen  veranstalten,  in  denen 
wir  ihnen  Reden  halten,  um  ihnen,  so 
viel  thunlich,  mitzuteilen,  was  wir  eigent- 
lich wollen.  Der  weibliche  Charakter  ist 
mehr  fürs  Handeln,  als  fürs  Denken  ein- 
gerichtet; das  wahre  Weib  überlegt  nicht 
viel,  aber  es  handelt,  und  sein  Thun  pflegt 
praktisch,  oft  praktischer,  als  das  unsrige 
zu  sein.  Auch  wird,  wenn  wir  nicht  bloss 
reden,  sondern  sie  selbst  zum  Handeln 
veranlassen,  also  ihnen  aus  eigner  Erfah- 
rung zeigen,  was  die  Maurer  unter  dem 
Worte  Arbeit  verstehen,  das  nicht  unbe- 
deutend dazu  beitragen,  ihnen  eine  um  so 
höhere  Achtung  vor  dem  Bunde  einzu- 
flössen und  durch  sie,  da  sie  ja  doch  nicht 
Bchweigen  können,  auch,  was  sie  erfahren, 
nicht  verschweigen  sollen,  eine  bessere 
Meinung  von  unaermThun  in  diesen  Hallen 
im  Publikum  zu  verbreiten,  wo  man  so 
manche  irrige  Ansicht  vou  unsenn  Bunde 
zu  haben  scheint,  unter  denen  die  glimpf- 
lichste die  sein  möchte,  dass  wir  zusammen- 
kommen, nur  um  gut  zu  essen  und  zu 
trinken.  Dass,  wenn  wir  von  Schwestern- 
arbeit sprechen,  vorzugsweise  von  Wohl- 
thätigkeitsübungen  die  Rede  sein  kann, 
versteht  sich  von  selbst,  aber  mehrere 
solcher  Anstalten,  die  durch  sie,  und  besser 
durch  die  Frauen,  als  durch  Männer  ge- 
leitet werden,  weil  auf  Kinder  und  auf 
das  weibliche  Geschlecht  das  Weib  weit 
passender  einwirken  kann,  als  Männer  — , 
mehrere  solche  durch  S.  unter  unsrer  Ober- 
leitung zu  besorgende  Anstalten  wirken 
nicht  bloss  auf  Verbesserung  des  leiblichen 
Wohls,  sondern  unterstützen  auch  sehr 
stark  unsern  höchsten  Zweck:  Menscheu- 
bildung,  Menschen  Veredlung.«  —  Der  S. 
wird  endlich  von  den  Freimaurern  dadurch 
in  Liebe  gedacht,  dass  beinahe  bei  den 
meisten  Logen  Witwen-  und  Waisenkassen 
bestehen,  aus  denen  den  hinterlassnen 
Witwen  der  Mitglieder  Unterstützung  zuteil 
wird.  [Vgl.  Neues  Journal  für  Freimau- 
rerei I,  S.  473;  A.  1*86,  S.  186;  Bh.  1861, 
S.  121;  1870,  S.  108,  115;  1872,  S.  316; 
1875,  S.  332;  FZ.  1851,  S.  63;  1856.  S.  345; 
1857,  S.  337;  1878,  S.  337  (Maurerische 
Aufgaben  und  Pflichten  der  S.);  1894,  S. 
837;  Studien  über  die  Thätigkeit  der  S.  in 
den  schweizerischen  Logen  (1887);  H.  L. 
1899,  S.  2757.  S.  auch  Frauen] 
Sehwesternfeste  sind  festliche  Versamm- 


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394 


Schwesternhaus  —  Scientifisohcr  Bund. 


lungert  der  Freimaurer,  an  denen  sich  die  I 
Schwestern  (s.  d.)  beteiligen.    Wenn  sie  in 
irgend  ritueller  Form  stattfinden,  nament- 
lich mit  ernster  Arbeit  im  Tempel,  nennt 
man  sie  Schwesternlogen  (s.  d.). 

Schwesternhaus  in  Dahme,  s.  Vikto- 
ria-Stiftung. 

Schwesternkränzchen  sind  gesellige  Ver-  I 
Sammlungen  der  Schwestern  (s.d.)  im  Logen-  I 
lokal,  zumeist  mit  Übung  der  Wohlthätig-  | 
keit  verbunden.  Von  Hamburg  aus  ist  1899  i 
die  Mahnung  ergangen,  einen  Bund  der  . 
Schwestern  zu  gründen,  durch  den  nach 
aussen  gewirkt  werden  könne:  Verpflan-  [ 
zung  der  freimaurerischen  Grundsätze  ins  | 
Haus,  Ansporn  der  eignen  Kinder,  au  den 
Nebenmenschen  zudenken  und  mitzuhelfen 
an  der  Verbesserung  der  Lage  der  Hilfs- 
bedürftigen u.  s.  w.    [Vgl.  H  L.  1899,  S. 
2744;  Besson,  Studien  Ober  die  Thätigkeit 
der  Schwestern  in  den  schweizerischen 
Logen.  Statistische  Notizen  bis  zum  Jahre 
1885  (Beru  1887).) 

Schwesternloge  wird  die  maurerische 
ausserordentliche  Arbeit  genannt,  bei  der 
auch  Schwestern  zugegegen  sind.  Die 
Versammlung  wird  in  Formen  abgehalten, 
die  dem  gewöhnlichen  Gebrauchtum 
ähnlich  sind.  Dabei  haben  besonders 
die  Vorträge  die  Absicht,  die  Schwestern 
mit  dem  Wesen  und  Geist,  mit  den 
Grundgedanken  und  Grundsätzen  der  Frei- 
maurerei bekannt  zu  machen  und  sie  dafür 
zu  erwärmen.  Auf  die  Arbeit  folgt  dann 
gewöhnlich  ein  Festmahl ,  sodass  die  S. 
grösstenteils  auch  als  Schwesternfeste  be- 
zeichnet werden.  Die  Ansichten  über  die 
S.  sind  verschieden.  Einige  sind  ent- 
schiedne  Gegner  [vgl.  L.  1884,  S.  117], 
andre  billigen  sie.  In  der  Loge  Karl  zum 
Felsen  in  Altona  ist  schon  1797  eine  S. 
abgehalten  worden  [vgl.  deren  Geschichte 
(18971,  S.  22].  Die  Grosse  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  hat,  nachdem 
sie  noch  im  Johannisschreiben  von  1856  i 
die  Abhaltung  förmlicher  S.  verboten  hatte,  : 
erst  1889  entschieden,  dass  S.  zulässig 
seien  unter  der  Voraussetzung,  dass  weder  \ 
maurerisches  Ritual  im  engern  Sinne,  noch  : 
maurcrische  Abzeichen  zur  Verwendung  i 
kommen  und  der  Tempel  des  beweglichen 
symbolischen  Schmucks,  mit  Ausnahme 
des  Altäre,  entkleidet  werde  [vgl.  Bbl.  1889, 
S.  533].  Unter  solchen  Umständen  sind 
derartige  Logen  ebenso  unbedenklich,  als 
empfehlenswert.  Einzelne  Logen  verbinden 
sie  sogar  mit  dem  Johannisfest.  Die 
Grosse  Landesloge  in  Berlin  lässt  sie 
nicht  zu.  Stoff  zu  S.  bieten:  R.  Fischer, 
Die  S.  (Lpz.  1878);  Lierseh,  Am  Brunneu  der 
Wüste.  Ansprachen  bei  Schwesternfesten. 
[Vgl.  R.  Fischer,  Entwurf  zu  einem  Hand- 
buch für  die  Amtstätigkeit  der  Logen- 
meister (Lpz.  1891),  S.  55.  Bh.  1861,  S.  49; 
1896,  8.  95.  FZ.  1847,  S.  409;  1851,  S. 
63;  1852,  S.  273;  1857,  S.  54,  273;  1869, 
S.  871;  1880,  S.  355;  1895,  S.  44.J 


Schwetschke,  Karl  Gustav,  Buch- 
händler und  Buchdruckereibesitzer  in  Halle, 
geb.  das.  5.  April  1804,  gest.  4.  Okt.  1881 
das.,  wurde  8.  Dez.  1828  zum  Freimaurer 
in  der  dortigen  Loge  Zu  den  drei  Degen 
aufgenommen,  um  die  sich  Bcbon  sein 
Vater  grosse  Verdienste  erworben  hatte. 
Er  war  lange  zugeordneter  Meister.  In  der 
maureri*cheu  Litteratur  hat  er  sich  durch 
seine  Untersuchungen  über  die  Unecht- 
heit  der  Kölner  Urkunde  (s.  d.),  sowie  die 
Edwinsage  bekannt  gemacht.  Von  seinen 
Schriften  sind  zu  nennen:  Mag.  Eckstein 
(1842);  Paläographischer  Nachw  eis  der  Un- 
echtheit  der  Kölner  Freimaurer- Urkunde 
vom  Jahre  1535  (Halle  1843);  die  Halle- 
schen Steinmetzzeichen  (Halle  1852);  Prinz- 
Edwins-Sage  (2.  Aufl.,  Halle  1876).  Zu  S.'s 
öOjährigem  Maurerjubiläum  gab  Marbach 
18.  d.)  die  »Geschichte  von  Vater  Noah 
und  seinem  Kasten,  zu  Ehren  eines  ge- 
treuen Noachidenc  (1878)  heraus.  [Vgl. 
Bh.  1881,  S.  336.    L.  1881,  S.  187.] 

Schwefe,  s.  Kulm-Bchwetz. 

Schwiebng  (St.  in  der  preuss.  Provinz, 
Brandenburg,  8431  E  ).  Hier  besteht  ein 
Maurerkränzchen,  gest.  8.  Dez.  1875.  Mit- 
gliederzahl (1900):  18.    Vers.  Mittwochs. 

Schwitzky,  Karl  Wilhelm,  Rendant 
der  pommerseben  Haupttabakskasse  in 
Stettin,  nachher  kurmärkiacher  Tabaks- 
direktor, war,  nach  Johnsons  (s.  d.)  Angabe 
Subprior  des  Rosaschen  Kapitels  in  Stettin 
1763  und  trat  1769  der  strikten  Observanz 
zu.  Er  war  1774  in  der,  wahrscheinlich 
eben  errichteten  Loge  Zu  den  drei  Zirkeln 
in  Stettin  Archivar  und  erster  Schrift- 
führer, nachher  in  der  Loge  Zu  den  drei 
goldnen  Zirkeln  zugeordneter  Meister, 
dann  Meister  vom  Stuhl,  1796  (in  Berlin 
wohnend)  Ehrenmeister. 

Schwur,  s.  Eid, 

Scientlflscher  Bond.  Dieser  von  Fessler 
(s.  d.)  angeregte  Bund  wurde  28.  Okt. 
1802  von  Fischer,  Fessler  (s.  d.),  Darbes. 
Tidmar,  Meissner  (s.  d.),  Mossdorf  (s.  d.) 
und  Wigand  gebildet.  Die  Mitglieder 
verpflichteten  sich,  durch  gemeinschaft- 
liche Forschung  die  Geschichte  der 
Freimaurerbrüderschaft  von  ihrem  Ur- 
sprung an  im  Ganzen  und  in  allen  ihren 
Teilen,  sowie  in  allen  ihren  Lehrarten  und 
Ausartungen  in  höchst  möglicher  Voll- 
kommenheit zu  bearbeiten  und  solches 
würdig  befundnen  vertrauten  Maurern 
mitzuteilen.  Bei  den  einzelnen  Versamm- 
lungen der  wirklichen  Mitglieder,  von 
denen  vorausgesetzt  ward,  dass  sie  voll- 
ständige Kenntnis  der  sog.  acht  Erkennt- 
nisstufen hatten,  fand  weder  ein  Ritual,  noch 
irgend  welches  Gebrauchtum  statt;  ebenso- 
wenig bediente  man  sich  besonderer  Be- 
nennungen oder  einer  äussern  Kleidung. 
Nur  das  gemeinschaftliche  Interesse  und 
Achtungsgefühl  für  Wahrheit,  der  gemein- 
schaftliche Abscheu  vor  Täuschung,  Betrug 
und  Geheimniskrämerei  verband  sie  zu 


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Scott  —  Seckendorff. 


395 


ihrem  Zweck.    Infolgedessen  waren  sich 
alle  Glieder  an  Rechten  und  Pflichten 
gleich;  sie  anerkannten  weder  eine  Über-, 
noch  irgend  welche  maurerische  Unter- 
ordnung.   Jeder  Maurer,  gleichgültig  zu 
welcher  Lehrart  er  sich  bekannte,  konnte 
Mitglied  werden.    Das  Dasein  des  Bundes, 
sein  Zweck  und  seine  Beschäftigung  sollten 
den  Logen  weder  angekündigt,  noch  ge- 
heim gehalten  werden.     Er   stand  mit 
diesen  in  gar  keinem  Zusammenhang  und 
wollte  Logen  weder  gründen,  noch  leiten. 
Das  Hauptarchiv  und  das  Zentrum  des 
Bundes  sollte  Berlin  sein.    In  jeder  Stadt 
oder  Loge,  wo  wenigsten  drei  scientifische 
Maurer- Meister  lebten,  hatten  diese  das 
Recht,  ein  Archiv  zu  gründen.  Das  Werk, 
das  Kessler  hegte,  sowie  der  Organisations- 
plan fanden  nicht  allenthalben  Billigung. 
Man  fürchtete  namentlich  auch  für  den 
Bestand  der  Innersten  Oriente.  Inmittelst 
kaufte  Kessler  Kleinwall,    was    ihn  so 
abzog,  dass  jeder  Schritt  zur  Erreichung 
einer  Konzession  seiten   der  Regierung 
unterblieb.    1804  trat  Dr.  theol.  Münter 
(s.  d.)  in  Kopenhagen  bei,  ihm  folgten 
mehrere  andre  Maurer.    Leider  hatte  aber 
um  diese  Zeit  die  Sache  bereits  ihreu 
Todesstoss  erlitten.    In  dem  von  der  Loge 
zu   Altenburg  herausgegebuen  Constitu- 
tionsbuch  war  eine  r  esslers  Initiationen 
betreffende,  beleidigende  Anmerkung  ent- 
halten, infolge  deren  zwischen  den  vertrau- 
ten Brüdern  in  Dresden,  Ereiberg  und 
andern  sächsischen  Archiven  jede  weitere 
Verbindung  in  Betreff  des  s.  B.  aufhörte. 
Dazu  kam  das  Streben  nach  einem  säch- 
sischen Logenverband.    Der  dadurch  not- 
wendig gewordne  Briefwechsel,  Versamm- 
lungen   und    sonstige    Arbeiten  hatten 
Zeit  und   Kräfte   des  gebildetem  Teils 
der  Maurer  in  den  einzelnen  Logen  so  in 
Anspruch  genommen,  dass  man  den  s.  B. 
um  so  eher  vergass,  je  weniger  Kessler 
selbst  sich  um  sein  ideales  Kind  kümmerte, 
und  je  mehr  wohl  auch  die  damaligen 
Kriegszustände  die  Maurer  in  andrer  Be- 
ziehung in  Anspruch  nahmen.    Der  s.  B. 
gab  kein  Lebenszeichen  mehr  von  sich. 
Das  Gute  aber,  was  ihm  zu  Grunde  lag, 
erhob  sich  im  Historischen  Engbund  (s.  d.) 
Schröders,  obgleich  auch  dieser,  wenngleich 
nach  längerer  Zeit,  seine  Bedeutung  und 
seinen  Anhang  verlor.    [Vgl.  KZ.  1HG1 , 
S.2.  L.  XVIII,  33;  XXIX,  100.  Dietrich, 
Deutsches  Logenleben  (Altbg.  1890),  S.  63.] 
Scott,  1 )  J  o  n  a  t  h  a  n ,  Buchhändler  i  n  Lon- 
don, war  der  Herausgeber  und  Verleger 
des  Buchs:  »A  pocket  companion  and  his- 
toryofKreemasonry,  containingtheir  origin, 
progress  and  present  State  etc.«,  das  zu  Lon- 
don 1754  erschien  und  öfter  abgedruckt 
wurde  und  dessen  Verfasser  vermutlich 
Entick  (s.  d.)  ist.  Es  ist  ein  sehr  erweiterter 
Abdruck  vom  Konstitutionenbuch  (».  d.) 
und  enthält   viele  eigentümliche  Nach- 
richten, die  jedoch  mit  Vorsicht  zu  be- 


nutzen sind.  S.  wies  in  einer  Eingabe 
der  Grossloge  1754  nach,  dass  eine  neue 
Ausgabe  des  Konstitutionenbuchs  not- 
wendig geworden  sei,  und  schlug  vor,  es 
auf  Zeichnung  der  Logen  drucken  zu 
lassen  und  einen  etwaigen  Gewinn  dem 
allgemeinen  Almosenfonds  zuzuweisen.  Um 
die  nötigen  Zusätze  und  Abänderungen 
zu  machen,  möchte  ein  Ausschuss  bestellt 
werden.  Der  Beschluss  der  Grossloge  ging 
dahin,  dass  das  Konstitutionenbuch  durch- 
gesehen und  die  erforderlichen  Abände- 
rungen und  Zusätze  mit  den  Gesetzen  und 
1  Regeln  der  Maurerei  in  Übereinstimmung 
gebracht  werden  sollten.  Mit  der  Durch- 
sicht beauftragt  wurden  ausser  dem  Gross- 
meister und  den  Grossbeamten  verschiedne 
Personen.  Die  Seele  des  Ganzen  war 
Entick  (s.  d.).  S.  übernahm  den  Vertrieb 
der  erst  1756  erschienenen  neuen  Auflage, 
I  machte  aber  damit  schlechte  Geschäfte, 
I  scheint  überhaupt  immer  mehr  in  miss- 
I  liehe  Verhältnisse  geraten  zu  sein;  denn 
er  wurde  1766  bei  der  Grossloge  ange- 
klagt, gegen  geringfügige  Gebühren  Auf- 
nahmen vorgenommen  zu  haben.  Den 
Polgen  solcher  unerlaubten  Handlungs- 
weise kam  er  dadurch  zuvor,  dass  er  öffent- 
lich in  einer  Sitzung  der  Grossloge  des- 
i  halb  um  Verzeihung  bat,  und  da  er  durch 
|  Zeugnisse  nachwies,  dass  die  von  ihm  Auf- 
genommenen seitdem  in  Logen  angenommen 
worden  seien,  und  versprach,  sich  nie  wie- 
der eine  solche  Handlung  zu  Schulden 
kommen  zu  lassen,  wurde  ihm  verziehen,  und 
man  bewilligte  sogar  neue  Kristen  für  Ab- 
tragung seiner  Schuld  wegen  der  von  ihm 
käuflich  von  der  Grossloge  zu  geringem 
Preis  übernommenen  Konstitutionenbücher 
[vgl.  oben  I,  S.  254.1 

2)  Sir  Walter,  berühmter  englischer 
Dichter,  Roman-  und  Geschichtsschreiber, 
geb.  15.  Aug.  1771  in  Edinburg,  gest.  21. 
Sept.  1832  in  Abboteford,  wurde  am  2. 
März  1801  in  der  St.  Davids-Loge  zu  Kdin- 
j  bürg  als  Ereimaurer  aufgenommen,  ist  aber 
als  solcher  nicht  weiter  besonders  hervor- 
getreten.  [Vgl.  L.  IX,  318.] 

Seranton  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
Pcnnsylvanien,  [1896]  112000  E.).  Hier 
besteht  unter  der  einheimischen  Grossloge 
;  eine  deutsche  Logo  Schiller  Nr.  345, 
gegr.  7.  März  1864.    Vers.  2.  Montag. 
Sechs,  s.  Zahlen. 

Sechseckiger  Stern,  s.  Hexagramm. 
Seckendorf!*,  Adolf  Kreiherr  v.,  geb. 
9.  März  1829  in  Trier,  ge*t.  18.  Juni  1878, 

'  wurde  dem  Kreimaurerbunde  zugeführt  15. 
Mai  1854  in  der  Loge  Georg  zur  wahren 
Treue  in  Neustrelitz,  wo  er  seit  26.  Mai 
1869  Vorsitzender  Meister  war.  Seit  11. 
Mai  1877  war  er  Unterarchitekt  im  Pro- 
vinzialkapitel  für  Mecklenburg  und  Neu- 
Vorpommern.  Er  schrieb  »Iustruktions- 
vorträge  für  Johannis-Lehrlinge«  (Bützow 
1878)  und  leitete  eine  Zeit  lang  das  Meck- 

I  lenburgsche  Logenblatt  (s.  d.). 


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—  Selaxinsky. 


Seebass,  Christian  Ludwig,  geb. 
23.  Mai  1754  in  Grosshennersdorf  bei 
Zittau,  gest.  16.  Okt.  1806,  Professor  der 
Philosophie  zu  Leipzig,  trat  22.  Febr.  1801 
der  Loge  Apollo  zu  den  drei  Akazien 
das.  bei  und  wurde  1803  deren  Meister 
vom  Stuhl.  Unter  seiner  Leitung  schloss 
sich  die  Loge  13.  April  1805  unter  dem 
Namen  Apollo  der  Provinzialloge  zu  Ham- 
burg an  und  machte  zugleich  die  von 
Schröder  verbesserte  Arbeitsweise  zu  der 
ihrigen.  Lebhaft  beteiligte  er  sich  an  den 
Verhandlungen,  die  in  demselben  Jahre 
bereits  über  die  Gründung  einer  säch- 
sischen Grossloge  geführt  wurden.  S.  be- 
sorgte die  Herausgabe  des  «Magazin  für 
Freimaurer,  enthaltend  Nachrichten  über 
den  Ursprung,  Zustand  und  Fortgang  der 
Freimaurerei  im  Auslande,  und  vorzüglich 
in  Grosbritannien;  nebst  dahin  gehörigen 
Abhandlungen«  (Lpz.  1806),  vier  Stücke, 
von  denen  er  das  1.— 3.,  und  Dr.  C.  J. 
Kühn  das  vierte  herausgab.  [Vgl.  FZ. 
1855,  S.  158;  1881,  S.  207  ] 

Seedorf,  Franz,  reicher  Jesuitenpater, 
Erzieher  des  Kurfürsten  Karl  Theodor  und 
nachmals  dessen  Gewissensrat,  war  Frei- 
maurer und  Mitglied  der  Mannheimer  Loge 
St. -Charles  de  l'union.  [Vgl.  Neuwieder 
Freimaurerzeitung  Nr.  46  vom  7.  Juni  1787. 
Schwarz,  Geschichte  der  Loge  Karl  zur 
Eintracht  in  Mannheim  (1896),  S.  27.] 

Seesen  (St.  im  Herzogt.  Braunschweig, 
4462  E.).  1)  Schon  in  der  Mitte  des  19. 
Jahrh.  bestand  hier  eiu  Kränzchen,  dessen 
Mitglieder  grösstenteils  zur  Klausthaler 
Loge  gehörten.  E.s  löste  sich  in  den  sechziger 
Jahren  auf.  2)  Jetzt  besteht  hier  unter 
der  Loge  in  Braunschweig  ein  maurerisches 
Kränzchen,  gest.  15.  Juni  1878.  Mitglieder- 
zahl (1900):  16.  Vers.  1.  und  3.  Mittwoch 
im  Monat.    Lokal:  Gasthof  zur  Krone. 

Seetzen,  Ulrich  Jasper,  Reisender  und 
Naturforscher,  geb.  30.  Jan.  1767  in  Sophien- 
groden in  Jeverland,  gest.  im  Okt.  1^11  in 
Arabien,  studierte  in  Güttingen  und  ging 
1802  nach  Ägypten,  besuchte  1809  Mekka 
und  Medina  und  1810  Jemen  und  starb, 
wahrscheinlich  vergiftet,  auf  dem  Wege 
von  Mekka  nach  Sana.  Seine  reichen 
Sammlungen  befinden  Bich  in  Gotha.  —  S. 
war  Mitglied  der  Loge  Zum  silbernen 
Schlüssel  in  Jever  und  2.  März  1802  auf- 
genommen. 

SefTner,  Gabriel,  Bürgermeister  in 
Merseburg,  geb.  16.  Nov.  1805,  gest.  19. 
Jan.  1888,  wurde  in  der  dortigen  Loge 
Zum  goldnen  Kreuz  22.  Okt.  1834  zum  Frei- 
maurer aufgenommen  und  war  das.  1839—41 
Ordner,  1841—49  Meister  vom  Stuhl,  1851 
bis  1853  zugeordneter  Meister,  1853—72 
wiederum  Meister  vom  Stuhl  und  von  da 
bis  zu  seinem  Tode  Ehrenmeister.  S.  war 
mit  lebhaftestem  Eifer  der  Maurerei  er- 
geben. Zum  50jährigen  Stiftungsfest 
seiner  Loge  schrieb  er  deren  »Geschichte« 
(Merseburg  1855). 


Seger,  Joh.  Gottlieb,  Jurist,  geb.  4. 
Sept.  1785  in  Seifersbach  bei  Meissen, 
gest.  21.  April  1786  als  Professor  der 
Rechte  in  Leipzig,  wurde  in  den  Frei- 
maurerbund  in  der  Loge  Minerva  zu  den 
drei  Palmen  das.  80.  März  1772  aufge- 
nommen und  leitete  bereits  1773  als  zu- 
geordneter Meister  vom  Stuhl  die  Arbeiten 
der  Loge. 

Seil,  verschlungnes,  eine  Zierat  auf  der 
Lehrlingstafel  der  Schwedischen  Lehrart. 
(S.  Verbindungsband.) 

Seltengrade  Nebengrade]  sind  solche 
Grade,  die  eigentlich  in  keiner  Verbin- 
dung mit  dem  maurerischen  Ritual  stehen 
und  deren  Gesetzmässigkeit  durch  die 
Grosslogen  nicht  anerkannt  ist.  Gewöhn- 
lich sind  sie  Erfindung  der  sogenannten 
Vorleser  (Lecturer).  Manche  sind  von 
höchstem  Interesse  und  ausgezeichnet  in 
ihrem  moralischen  Zweck,  manche  jedoch 
sehr  nichtssagend  und  ohne  bestimmten 
Endzweck  und  irgend  einen  moralischen 
Hintergrund.  Im  ganzen  kann  man  sie 
als  unschädliche  und  harmlose  Spielereien 
betrachten,  welcher  Ansicht  auch  Hut- 
chinson in  seinem  Spirit  of  Masonry,  S. 
113,  ist. 

Sekretär,  a.  Schriftführer. 

Selasinsky,  Karl  Friedrich  v.,  preuss. 
General  der  Infanterie,  geb.  24.  Jan.  1786 
in  Vargow  bei  Lupow  in  Pommern,  gest. 
26.  April  1860,  nahm  1851  den  Abschied 
und  widmete  Bich  seitdem  vorzugsweise 
den  Angelegenheiten  des  Freimaurerbundes, 
in  dem  er  oereits  vorher  hohe  Stufen  er- 
langt hatte.  Aufgenommen  durch  Henckel 
v.  Donnersmarck  (s.  d.)  1816  in  der  da- 
mals in  Erfurt  thätigen  Loge  Friedrich 
Wilhelm  zum  eisernen  Kreuz,  angeschlossen 
der  Loge  Pegase  in  Berlin  1>*S8,  be- 
kleidete er,  bald  in  die  höhern  Grade  be- 
tordert, 1838 — 41  das  Amt  eines  zugeord- 
neten Landesgrossmeisters,  erhielt  1839 
den  8.  und  9.  Grad  in  der  Grossen  Lan- 
desloge, wurde  1840  Ritter- Komman- 
deur, 1841  in  den  Ordensrat  berufen,  war 
bis  1842  Wortführender  [^andesgrossmeister 
:  und  wurde  22.  Okt.  1849  als  Ordensmeister 
eingesetzt,  welche  höchste  Stellung  in 
der  Grossen  Landesloge  er  bis  zu  seinem 
Tode  bekleidete.  Er  hat  sich  in  dieser 
eiuflussreichen  und  wichtigen  Stellung 
höchst  verdient  gemacht  und  nament- 
lich auch  sowohl  deren  Lehre  in  zahl- 
reichen Vorträgen  und  Instruktionen  be- 
handelt, als  auch  den  Freimaurerbund  und 
dessen  Christlichkeit  gegen  die  von  zelo- 
tischen Geistlichen  erhobnen  Angriffe 
kräftig  und  wirksam  in  Schutz  genommen. 
[Biographie  S.'s  in  L.  XIX,  184.  Bb. 
1860,  S.  186.  M.  L.  IV  21.]  Seine -Vor- 
träge für  St. -Johannislehrlinge«  sind  in 
Berlin  1855  und  1858  in  zwei  Teilen  er- 
schienen. Ausserdem  sind  zu  erwähnen: 
•Zwei  Vorträge,  gehalten  im  Ordens-Kapitel 
der  Grossen  Landesloge  von  Deutschland 


ized  by 


Selbständige  Logen  —  Senfkorn,  Orden  vom. 


397 


in  Berlin«  (1849).  Nach  seinem  Tode  wurde 
9.  Juni  1860  eine  Trauerloge  abgehalten, 
worüber  ein  gedruckter  Bericht  erschien. 

Selbständige  Logen,  s.  unabhängige 
Logen. 

Selbstbeherrschung  ist  die  Starke  der 
Freimaurerei,  die  den  Geist  befähigt,  über 
alle  Unebenheiten,  die  sich  auf  dem  Wege 
derTugend  entgegenstellen,  hinwegzugehen, 
und  sich  von  ihnen  nicht  abschrecken  zu 
lassen,  das  ins  Auge  genommene  Ziel  stand- 
haft zu  verfolgen.   [Vgl.  FZ.  1858,  S.  241.] 

Selbsterkenntnis  ist  die  Frucht  der 
Weisheit,  die  das  rechte  Verständnis  dessen 
bietet,  was  dem  einzelnen  not  thut.  Die 
8.  führt  zur  Reue  und  somit  zur  Besserung 
und  Selbstvervollkommnung  in  allen  Tu- 
genden. [Vgl.  A.  1883,  S.  102;  Bh.  1860, 
8.  173;  1875,  S.  162;  FZ.  1882,  S.  289; 
1887,  S.  41;  Br.  L.  1886/87,  S.  62;  L.  1895, 
S.  89;  1896,  S.  83.] 

Selbstveredlung  gewinnt  sich  durch 
Selbsterkenntnis  und  Selbstbeherrschung 
und  ist  eine  Frucht  der  Schönheit.  [Vgl. 
Bh.  1869,  S.  198;  FZ.  1857,  S.  118.] 

Selchow,  Friedrich  Wilh.  Eugen  v., 
Geh.  Regierungsrat,  Landrat,  Landesältester 
und  Rittergutsbesitzer,  geb.  14.  Juli  1828 
in  Breslau,  gest.  12.  Nov.  1897  in  Rudnik, 
studierte  Rechtswissenschaft  und  Cameralia 
und  war  lange  Jahre  Landrat  des  Kreises 
Ratibor.  —  Aufgenommen  wurde  S.  in 
den  Freimaurerbund  21.  Juni  1855  in  der 
Loge  Friedrich  Wilhelm  zur  Gerechtigkeit 
in  Ratibor.  Nachdem  er  mehrere  Jahre  deren 
Redner  gewesen  war,  wurde  er  1864  zum  Vor- 
sitzenden Meister  gewählt  und  1868  zum 
delegierten  Obermeister  der  Altschottischen 
Loge  Friedrich  VVilhelm  zur  Eintracht  in 
Ratibor.  Beide  Ämter  hatte  er  bis  1872 
inne,  wo  er  sie  Krankheitshalber  nieder- 
legte. 1890  ward  er  nochmals  Meister 
vom  Stuhl  bis  1896.  8.  schrieb,  ausser 
vielen  Aufsätzen  und  Vorträgen  in  den 
freimaurerischen  Zeitschriften,  namentlich 
in  der  «Bauhütte«:  »Das  Endziel  der  Frei- 
maurerei, ein  Königtum,  das  die  Freiheit 
der  Beherrschten  über  alles  liebt«  (Lpz. 
1883);  »Videant  consules.  Ein  freimau- 
rerischer Reformvorschlag«  (1890).  S.  ge- 
hörte zu  den  freisinnigen  Maurern.  [Vgl. 
Bbl.  1897,  S.  598.   S.  L.  1897,  S.  185.] 

Sellentin ,  F  r.  W  i  1  h.  A  u  g.  v.;  preussischer 
Geheimrat  und  Staatssekretär  in  Berlin, 
gest.  18.  Mai  1807,  war  28.  Okt.  1798  bis 
5.  Juni  1801  Grossmeister  der  Grossen 
Loge  Royal  York,  also  zu  einer  Zeit,  in 
der  Fessler  (s.  d.)  in  Berlin  weilte  und 
gerade  für  diese  Grossloge  eine  besondere 
Thätigkeit  entwickelte.  S.'s  Bildnis  be- 
findet sich  im  »Maurerischen  Taschenbuch 
auf  das  J.  1803—4  von  X.  Y.  Z.«  Die 
Feierlichkeiten  der  Einsetzung  S.'s  in  die 
grossmeisterliche  Wörde  beschreibt  Süvern 
in  den  »Jahrbüchern  der  Grossen  Loge 
Royal  York«  auf  das  J.  1798,  S.  217-245. 
[Vgl.  Fessler's  sämmtliche  Schriften  über 


Freymaurerey,  Bd.  2,  Abt.  1,  S.  274-81 
und  369.] 

Semesterwort  [le  mot  de  semestre]  wird 
seit  3.  Juli  1777  (nicht  28.  Okt.  1773,  wie 
sonst  angegeben  wird)  in  den  französischen 
Logen  alle  sechs  Monate  von  den  beiden 
Oberbehörden,  dem  Grossorient,  wie  dem 
Supreme  Conseil,  an  die  zu  ihnen  gehörigen 
Logen  abgegeben.  Die  Kapitel  der  höhern 
Grade  erhalten  jährlich  ein  solches  Wort. 
Einzelne  andre  Grosslogen,  z.  B.  die  un- 
garsche,  geben  ein  solches  nur  jährlich 
(vgl.  Jahrwort)  aus.  Der  Zweck  der  Ein- 
führung war  der,  ein  Mittel  in  der  Hand 
zu  haben,  Mitglieder  von  nicht  aner- 
kannten Logen  zurückzuweisen  und  die 
eignen  Mitglieder  zu  lebhafterm  Logen- 
besuch anzuspornen.  [Kloss,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  398. 
Vgl.  auch  den  Art.  Passwort.] 

Senegamblen  (Land  in  Afrika).  Schon 
1735  ernannte  die  Grossloge  von  England 
einen  Provinzialgrossmeister  für  »Gambay«, 
aber  erst  1792  wurde  in  ßolama  (portu- 
giesisch Guinea)  und  1851   in  Bathurst 
eine  Loge  errichtet,  die  ohne  langen  Be- 
stand waren.  Das  gleiche  Schicksal  teilten 
I  zwei  Logen,  die  der  Grossorient  von  Frank- 
j  reich  1874  und  der  von  Italien  in  St.-Louis 
\  gründeten.  Gegenwärtig  besteht  hier  eine 
i  Loge  unterm  Grossorient  von  Frankreich : 
L'avenir  du  Senegal,  gest.  1893. 

Senfkorn,  Orden  vom.  Dieser  in  Eng- 
land, Holland,  Deutschland  verbreitete  pro- 
testantische geistliche  Ritterorden  soll 
1708  in  London  gestiftet  sein.  Der  Stifter 
ist  unbekannt,  und  die  Meinung,  dass  der 
Orden  eine  Herrnhutsche  Stiftung  sei, 
ward  sowohl  von  den  Herrnhutern,  als 
dem  Orden  selbst  in  Abrede  gestellt.  Er 
sah  sich  genötigt,  1736  zu  London  seine 
Ordensregeln  bekannt  zu  machen,  die  1740 
zu  Büdingen  verdeutscht  erschienen.  Einige 
behaupteten,  der  Orden  sei  erst  1739  im 
Schoss  der  evangelischen  Brüdergemeinde 
entstanden  und  habe  zu  Gnadenstadt  jähr- 
lich seine  feierlichen  Zusammenkünfte  in 
der  Schlosskapelle  abgehalten.  Der  Haupt- 
zweck des  Ordens  war  Religion,  und  zwar 
sollen  die  Mitglieder  dem  S.  gleich  (Marc. 
4,  80—32)  im  Geheimen  und  Verborgnen 
wirken.  Die  Mitglieder  trugen  einen  gold- 
nen  Ring  mit  der  Umschrift:  »Unser  keiner 
lebet  ihm  selber».  Das  besondere  Ordens- 
zeichen ist  ein  auf  den  Ecken  grün 
emailliertes  goldnes  Kreuz,  in  dessen  Mitte 
ein  Senfbaura  in  einem  Oval  mit  den 
Worteu  »Quod  fuit  ante  nihil«  abgebildet 
ist.  Es  ward  teils  an  goldner  Kette,  teils 
an  verschiedenfarbigem  Seidenband  getra- 
gen, je  nachdem  das  Mitglied  ein  welt- 
i  licher  oder  geistlicher  Herr  war.  Der  25. 
I  März  (Mariä  Verkündigungtund  derl6.  Aug. 
i  (der  Tag  nach  Mariä  Himmelfahrt)  waren 
die  zu  Zusammenkünften  bestimmten  Tage. 
[Berliner  Monatsschrift,  1790,  XV,  546; 
Bicdenfeld,  Geschichte  und  Verfassung 


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398 


Senior  Cupituli  —  Scssler. 


der  Ritterorden,  I,  80;  Lleusinien  des  19.  I 
Jahrhunderts,  II,  197. j  Hauptquellen  sind:  | 
Ratio  illustris  Ordinis,  cui  a  Sinape  nomen  1 
est  (Emdae  1749),  welche  Schrift  Vogel 
zu  Utrecht  übersetzte  in:  »Ursprung  und 
Fortgang  der  falschen  mystischen  Gottes- 
gclahrtheit.     Monatliches   Gesprach  von 
einer  fruchtbringenden  Gesellschaft,  YVorinu 
zum  Vorschein  kommt,  Was  von  den  Be- 
gebenheiten und  Heimlichkeiten  der  Wclt- 
beruflenen  Herrnhuthischen  Gemeiud  und 
der  Freymaurcr  Gesellschaft  von  Zeit  zu 
Zeit  durch  Briefwechsel  oder  sonst  ent- 
deckt wird,  Nebst  einer  Lebens- Beschrei- 
bung Des»  Herrn  Grafen  von  Zinzendorßs 
dissmahleu  Canonisch  erwählten  Bischoffes 
der  Mährischen  Brüderechafll  und  Stiflter 
des  Ordens  vom  S.«  [dies  fehlt  bei  Stück  'S, 
u.  s.  w.  (o.  ü.  1741),  6  Stück,  S.  127—31, 
134  ist  vom  S. -Orden  die  Rede.    Das  Ge- 
spräch dieses  Werks  steht  auch  in:  »Das 
neueste  Gespräch  In  dem  Reiche  der  Le- 
bendigen Zwischen  dem  Herrnhutischen 
Herrn  Grafen  von  Zinzcndorff,  vnd  einem 
Frevmäurcr»  etc.  (2  Teile,  Frkf.  und  Lpz. 
1741-42).  Des  S.-Ordens  wird  Erwähnung 
gethan  S.  14  und  18,  sowie  S.  9  und  13 
in  der  andern,  durch  eugern  Druck  sich 
unterscheidenden  Ausgabe. 

Senior  Capitull  war  in  der  strikten  Ob- 
servanz mehr  eine  Würde,  als  ein  Amt. 
Er  hatte  die  Aufsicht  über  die  Novizen, 
dienenden  Brüder,  Zeremonienmeister.  Im 
Fall  der  Vakanz  der  Heermeisterwürde 
war  er  einer  der  vier  Vikarien,  welche  die 
Provinz  regierten. 

Senioren  sind  Jubilare  von  50  bezw.  60 
maurerischen  Jahren;  sie  stehen  den  Ehren- 
meistern gleich. 

Henkblei  (the  plummct,  le  plomb).  Das  S. 
gehört  zu  den  drei  beweglichen  Klein- 
odien der  Freimaurerei.  Wie  es  dem  Mau- 
rer dazu  dient,  das  Bauwerk  senkrecht 
aufzuführen,  worin  schon  eine  Bürgschaft 
seines  Bestauds  liegt,  so  ermahnt  es  den 
Freimaurer  zur  Geradheit  und  Aufrichtig- 
keit gegen  sich  selbst  und  gegen  seine 
Neben  menschen,  wodurch  er  in  das  rich- 
tige Verhältnis  zu  diesen  kommt.  Das  S. 
wird  vom  zweiten  Aufseher  als  Zeichen 
seines  Amt»  getragen.  Auf  der  Beobach- 
tung der  geraden  Linie  beruht  die  Gestalt 
und  Schönheit  des  Baus.  Da  der  zweite 
Aufseher  an  der  Säule  der  Schönheit  steht, 
so  ist  das  S.  der  erschöpfendste  Ausdruck 
seiner  Würde.  Durch  dasselbe  wird  er  an 
seine  Pflicht  erinnert,  allzeit  darauf  zu 
achten,  dass  die  Mitglieder  die  Pfade  der 
Tugend  und  Ehre  wandeln;  denn  nur  dann 
kann  der  freimaurerische  Bau  in  gerader 
Richtung  sich  erheben  und  strahlen  in  der 
Schönheit  himmlischen  Lichtes.  [Vgl. 
Fischer,  Lehrlingskatechismus  (29.  Aull., 
Lpz.  1900),  S.  92,  97,  99,  103,  122;  der- 
selbe, Gesellenkatechismus  (20.  Aufl.,  Lpz., 
1900),  S.  61;  Marbach,  Katechismusreden  J 
(4.  Aufl.,    Lpz.  1892),    S.  295;    Bat.  R. 


1884,  S.  89.    FZ.  1877,  S.  217;  1876,  S. 
217.] 

Serbien  (Königreich).  Hier  bestand 
seit  1848  in  Belgrad  eine  türkische  Loge 
Alikotsch,  deren  Meister  vom  Stuhl  1854 
der  dortige  Pascha  war.  Die  Mitglieder 
dieser  Loge  gehörten  durchweg  dem  Offi- 
zier und  Beamtenstande  der  dortigen  tür- 
kischen Garnison  an.  Mit  der  Räumung 
der  Festung  Belgrad  durch  die  Türken 
verschwand  diese  Loge.  —  Am  4.  April 
1877  wurde  vom  Grossorient  von  Italien 
das.  eine  neue  Loge  Das  Licht  des  Bal- 
kans errichtet.  Das  Zustandekommen  dieser 
Loge  verdankt  man  dem  in  Belgrad  an- 
sässigen deutschen  Element,  das  inzwischen 
die  besten  geistigen  Kräfte  des  Landes  an 
sich  gezogen  hatte.  An  der  Gründung  und 
Organisation  dieser  Loge  beteiligte  sich 
persönlich  Schneeberger  (s.  d.)  aus  Wien, 
der  auch  diese  Loge  als  deren  hammer- 
führender Ehrenmeister  ad  vitara  in  ganz 
oaterreich-Ungarn  vertrat.  Die  Loge  ging 
1885  wieder  ein.  —  Am  7.  Dez.  1890  er- 

I  richtete  die  Grosslogc  von  Ungarn  in  Bel- 

I  grad  eine  neue  Loge  Pobratim  (Verbrüde- 
rung), die  noch  thätig  ist,  während  eine 
von  derselben  Grosslogc  in  Nisch  24.  April 
1892  gestiftete  Loge  Nemanya  1897  wieder 
aufgelöst  werden  musste. 

Serre,  Johann  Friedrich  Anton, 
preussischer  Major,  Rittergutsbesitzer  auf 
Maxen  bei  Dresden,  geb.  28.  Juli  1789  in 
Bromberg,  gest.  3.  März  1863  in  Dres- 
den,  studierte  die  Rechtswissenschaft, 
nahm  1813  als  freiwilliger  Jäger  an  den 
Freiheitskämpfen  teil  und  wohnte  dann  in 
Maxen  und  Dresden.  Sein  Haus  wurde 
ein  Sammelpunkt  der  hervorragendsten 
Künstler,  Gelehrten  und  Schriftsteller. 
Geistreich  und  edel  in  seim-iu  ganzen 

I  Wesen,  war  er  ein  Wohlthäter  der  Armen, 
für  die  er,  namentlich  in  Maxen,  ge- 
meinnützige Einrichtungen  schuf,  ein 
Freund  und  Gönner  der  Litteratur  und 
Kunst.    Sein  Hauptverdienst  war  die  von 

:  ihm  in  seinem  70.  Lebensjahr  begründete 

|  Schillerlotterie,  die  der  kurz  vorher  ent- 
standnen  Schillerstiftung  einen  Fond  von 
300000  Thalern  zuführte.  —  Aufgenommen 
in  der  Loge  Zum  flammenden  Stern  in 
Berlin,  wurde  er  16.  Sept.  1823  bei  der 
Loge  Asträa  zur  grünenden  Raute  in 
Dresden  angeschlossen  und  1833  bei  der 
Vereinigung  Mitglied  der  Schwerter-Loge. 
[Vgl.  Ziegler,  Zur  Geschichte  der  Schiller- 

,  lotterie  (Dresd.  1864).] 

Servati,  Erich,  s.  Sautier,  Heinrich. 
Seschellen  (Seychellen,  Mahginseln,  brit.- 
afrikanische    Inselgruppe    im  Indischen 
Ozean).    In  Mahd  errichtete  der  Gross- 

:  Orient  von  Frankreich  1869  eine  Loge,  die  • 
nicht  mehr  thätig  ist. 

Sessler,  Johann  Heinrich,  Advokat, 
geb.  28.  Jan.  1817  in  Frankfurt  a.  M., 
gest.  das.  2.  Mai  1863,  erwarb  sich  in 
seiner  Vaterstadt  eine  ausgedehnte,  erfolg- 


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Setier  — 

reiche  Wirksamkeit  als  Rechtsanwalt.  S. 
war  ein  unbeugsamer  Mann,  gemessen  im 
Denken,  langsam,  aber  entschlossen  im 
Handeln,  klar  und  bestimmt  in  der  Arbeit, 
vorsichtig  im  Behaupten  und  Verwerfen, 
aber  standhaft  in  der  Ausführung  seiuer 
wohldurchdachten  Ideen.  —  Aufgenommen 
28.  Nov.  1844  in  der  Loge  Carl  zum  auf- 
gehenden Licht  in  Frankfurt  a.  M.,  wurde 
er,  nachdem  er  die  Ämter  des  Schrift- 
führers, zweiten  Aufsehers  und  zugeord- 
neten Meisters  vom  Stuhl  bekleidet  hatte, 
1852  mit  dem  ersten  Hammer  betraut,  den 
er  bis  1858  führte.  Als  Mitglied  der 
Grossen  Mutterloge  des  Eklektischen  Bun- 
des und  als  langjähriger  Grossschriftführer 
hat  er  sich  durch  seine  organisatorische  Thä- 
tigkeit  grosse  Verdienste  erworben.  [Vgl. 
Trauerloge  der  Loge  Carl  zum  aufgehen- 
den Licht  in  Frankfurt  a.  M.  am  15.  Nov. 
1863  (Frkf.  a.  M.  1864),  worin  Nekrolog 
von  S.J 

Setier,  L.  P.,  Buchdrucker  und  Buch- 
händler des  israelitischen  Konsistoriums 
zu  Paris,  starb  das.  1835,  zeichnete  sich 
auch  ausser  in  andern  Fächern  als  mau- 
rerischer Schriftsteller  und  Redner  aus. 

Settegast,  Hermann,  Prof.,  Geh. Regie- 
rungsrat, geb.  30.  April  1819  in  Königs- 
berg i.  Pr.,  erlernte  die  Landwirtschaft 
während  neun  Jahren,  studierte  diese  so- 
dann auf  der  Universität  in  Berlin  und 
der  landwirtschaftlichen  Akademie  zu  Ho- 
henheim. 1847  wurde  er  Lehrer  der  Land- 
wirtschaft und  Administrator  der  Muster- 
Gutswirtschaft  in  Proskau  und  1858 
Direktor  der  landwirtschaftlichen  Hoch- 
schule Waldau.  1863  kehrte  er  nach  Pros- 
kau als  Landesökonomierat  zurück  und 
leitete  die  dortige  Anetalt  bis  1881,  wo 
sie  zum  Zweck  der  Gründung  der  land- 
wirtschaftlichen Hochschule  in  Berlin  auf- 
gelöst wurde.  S.  wurde  zum  Professor  an 
dieser  Hochschule  ernannt  und  blieb 
dies  bis  1889,  wo  er  in  den  Ruhestand 
trat.  S.  war  in  seiner  Thätigkeit  ein 
hervorragender  Lehrer  und  zugleich  frucht- 
barer Schriftsteller.  Erwähnt  seien  von 
seinen  Schriften:  »Anleitung  zur  Wirt- 
schaftsführung auf  grössern  Landgütern« 
(1848),  »Eine  landwirtschaftliche  Reise 
durch  England«  (1851),  »Der  Betrieb  der 
Landwirtschaft  in  Proskau«  (1856),  »Über 
die  Tierzüchtung«  (1859),  »Der  landwirt- 
schaftliche Unterricht«  (1873),  »Der  Realis- 
mus und  die  Landwirtschaft«  (1886),  »Die 
Tierzucht»  (1868),  »Die  Landwirtschaft  und 
ihr  Betrieb.  (1875).  In  der  Schrift  »Er- 
lebtes und  Erstrebtes«  (Brl.  1892)  hat  S. 
seine  Erlebnisse  in  anziehender  Weise  ge- 
schildert. —  In  den  Freimaurerbund  wurde 
S.  in  der  Loge  Psyche  in  Oppeln  11.  Dez. 
1854  aufgenommen,  schloss  sich  1859  der 
LogeZumTotenkopf  und  Phönix  in  Königs- 
berg i.  Pr.  an  und  trat  bei  seiner  Über- 
siedlung nach  Berlin  1881  in  die  Loge 
Friedrich  Wilhelm  zur  gekrönten  Gerech- 


Settegaat.  399 

tigkeit  das.  ein.  Von  1884—89  war  er  zu- 
geordneter Grossmeister  der  Grossen  Loge 
Royal  York  in  Berlin  und  wurde  nach  dem 
Tode  Herrigs  (s.  d.)  3.  Juni  1889  an  dessen 
Stelle  zum  Grossmeister  gewählt.  Ab  S. 
wahrzunehmen  glaubte,  dass  infolge  der 
Zeitströmung  jüdischen  Suchenden  nicht- 
sachliche Schwierigkeiten  von  den  Logen 
bereitet  wurden  [vgl.  Bst.  F.  1894,  S.  171, 
beantragte  er  eine  Abänderung  der  Grund- 
gesetze in  Beziehung  auf  die  beiden  Kol- 
legien der  Grossloge,  und  als  diese  abge- 
lehnt wurde  [vgl.  oben  I,  S.  96;  Flonr, 
Geschichte  der  Grossen  Loge  Royal  York, 
H,  S.  113],  legte  er  15.  Nov.  1889  sein 
Amt  nieder,  Hess  sich  auch  durch  eine  Ab- 
ordnung von  diesem  Beschluss  nicht  ab- 
bringen. Er  begründete  1892  die  Grosse 
Freimaurer-Loge  von  Preussen,  genannt 
Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue  in  Ber- 
lin (s.  oben  I,  S.  99),  nachdem  er  vorher 
der  Loge  Ferdinande  Caroline  in  Ham- 
burg beigetreten,  von  dieser  aber  wieder 
entlassen  worden  war.  [Vgl.  hierüber  des 
weitern  oben  I,  S.  414.]  In  dieser  neuen 
Grossloge  war  er  1892—94  und  1897-98 
Grossmeister  und  seit  1894  Ehrengross- 
meister. S.  vertritt  das  humanistische  Prin- 
zip. Er  verwirft  die  Hochgrade,  als  nicht 
zur  Johannistnaurerei  gehörig,  was  er  in 
verschiednen  Schriften  dargelegt  hat:  »Der 
Darwinismus  in  seinem  Verhältnis  zur 
Naturforechung,  Religion  und  Freimaure- 
rei« (1889),  »Die  deutsche  Freimaurerei, 
ihr  Wesen,  ihre  Ziele  und  Zukunft  im  Hin- 
blick auf  den  freimaurerischen  Notbstand 
in  Preussen«  (1892),  wogegen  »Zur  Abwehr« 
eine  Beleuchtung  von  O.  Hieber  (s.  d.) 
in  Königsberg  i.  Pr.  (Brl.  1892)  erschien, 
»Die  Grosse  Freimaurerloge  gen.  Kaiser 
Friedrich  zur  Bundestreue«  (1892),  »Mehr 
Licht!  Das  Geheimniss,  das  christliche 
Princip  und  die  Hochgrade  in  der  Frei- 
maurerei« (1893,  3.  Aufl.  1896),  »Woher  — 
wohin?  Eine  freimaurerische  Betrachtung« 
(1893),  »Wesen  und  Lehre  der  freimaure- 
rischen Grade«,  »Was  die  Freimaurerei 
noch  retten  kann«  (1896).  Diese  Schriften 
und  einiges  andre  ist  dann  zusamtnen- 
gefasst  in  dem  Sammelwerk  »Der  deut- 
schen Freimaurerei  Gegenwart  und  Zu- 
kunft« (Brl.  1897),  wo  auch  S.'s  Bildnis. 
S.  ist  ferner  Begründer  der  »Bausteine, 
Organ  der  Grossen  Freimaurer- Loge  von 
Preussen,  gen.  Kaiser  Friedrich  zur  Bun- 
destreue« (s.  d.).  Durch  seine  8chriften 
zieht  sich  ein  gesunder,  lebenswarmer 
Idealismus,  an  dem  er  mit  überzeugungs- 
treuer, manchmal  schroff  erscheinender 
Zähigkeit  festhält.  Von  strenger  Religiosi- 
tät, stellt  er  die  Religion  über  die  Kon- 
fession, der  Menschheitsbund  ist  das  Ziel 
seines  Idealismus.  Die  historische  Bedeu- 
tung S.'s  liegt  in  der  allgemeinen  Einfüh- 
rung der  humanistischen  Freimaurerei  in 
Preussen,  namentlich  in  Berlin,  die  er  mit 
Hintansetzung  der  eignen  Person,  durch- 


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400  Setzwage  — 

drangen  von  unbeugsamem  Rechtegefühl, 
durchsetzte.  Es  bedurfte  hierzu  eines 
Rechtsstreits  gegen  die  Verwaltungsbe- 
hörde, die  die  Neugründung,  als  gegen 
das  Edikt  von  1798  verstossend,  unter- 
sagte. Als  dieses  Edikt  durch  den 
Ausspruch  des  höchsten  Gerichtshofs  für 
nicht  mehr  rechtsgültig  erklärt  wurde, 
gründeten  drei  humanistische  Grosslogen 
Deutschlands  in  Berlin  Tochterlogen.  1896 
versuchte  S.  die  »Gründung  eines  deut- 
schen Freimaurerbundes  auf  liberaler 
Grundlage«  in  der  obengedachten  Schrift: 
«Was  die  deutsche  Freimaurerei  noch 
retten  kann«,  indem  er  darin  »Ideen  und 
Plan  zu  einer  Reform  des  deutschen 
Grosslogenbundes«  entwickelte,  auch  die 
Grundlagen  dazu  veröffentlichte.  Er  lud 
zugleich  zur  »Konstituierung  des  neuen 
Bundes«  auf  den  Ostermontag  1897  nach 
Berlin  ein.  Die  Sache  kam  aber  nicht 
zur  Verwirklichung.  Im  J.  1900  wurde 
die  Grossloge  Kaiser  Friedrich  zur  Bun- 
destreue aufgelöst,  indem  ihre  Tochter- 
logen zum  Verband  der  Grossen  Loge  von 
Hamburg  übergingen  und  diese  in  Berlin 
eine  ProvinziallgroBBloge  gründete.  S. 
wurde  hierbei  zum  Ehrenmitglied  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg  ernannt.  [Vgl. 
Berlin  im  Nachtrag.).  [Vgl.  Flohr,  Ge- 
schichte der  Grossen  Loge  Royal  York, 
II,  S.  109.  L.  1885,  S.  6.  Bh.  1895,  S.  28.] 

Setzwage,  s.  WasBerwage. 

Seydel,  G.K.Rudolf,  philosophischer 
und  theologischer  Schriftsteller,  geb.  27. 
Mai  1885  in  Dresden,  gest.  8.  Dez.  1892 
in  Leipzig,  bezog  1852  die  Universit&t 
Leipzig,  um  dem  Studium  der  Philologie, 
Theologie  und  Philosophie  obzuliegen, 
welche  letztere  er  zu  seinem  Berufs- 
zweig w&hlte  und  die  er  seit  1860  als  Pri- 
vatdozent und  seit  1867  als  ausserordent- 
licher Professor  in  ihren  verschiednen 
Zweigen  an  der  genannten  Universität 
vortrug.  Unter  den  tonangebenden  Phi- 
losophen der  Gegenwart  hat  er  sich  am 
engsten  an  Ch.  H.  Weisse  in  Leipzig  ange- 
schlossen. —  Dem  Freimaurerbunde  wurde 
er  bereits  im  18.  Lebensjahre  12.  Mai 
1858  in  der  Loge  Zum  goldnen  Apfel  in 
Dresden  durch  seinen  Vater  zugeführt. 
Er  war  ein  eifriger  Mitarbeiter  der  »Bau- 
hütte« in  den  ersten  Jahren  ihres  Bestehens 
und  gab  heraus:  »Reden  über  Freimau- 
rerei an  denkende  Nicbt^Maurer«  (2.  Aufl., 
Lpz.  1860),  ferner  »Kritik  und  Fortbildung 
des  Lessingschen  Begriffs  der  Freimaurerei 
in  Ernst  und  Falk«  (.Mittheilungen  aus  dem 
Verein  deutscher  Freimaurer  I,  S.  16) 
und  »Katholieismus  und  Freimaurerei. 
Ein  Wort  der  Entgegnung  auf  die  vom 
Freiherrn  von  KetteTer,  Bischof  von  Mainz, 
wider  den  Freimaurerbund  erhobenen  An- 
klagen» (Lpz.  1862),  die  eine  Übersetzung 
ins  Holländische  erfuhr,  vom  Bischof 
Ketteier  (s.  d.)  erwidert  wurde  fKann  ein 
gläubiger  Christ  Freimaurer  sein?  Ant- 


Siebenbürgeu. 

wort  u.  s.  w.  [Mainz  1865])  und  deshalb  mit 
einem  Nachworte  neu  ausgegeben  werden 
musste  (Lpz.  1865).  Von  1862—71  war  er 
Vorsitzender  des  Vereins  deutscher  Frei- 
maurer (s.  d.)  und  wirkte  vor  allem  für 
philosophische  Begründung  und  Reform 
des  Bundes.  Am  12.  Mai  1878  wurde  in 
seinem  Wohnort  Gohlis  vom  Leipziger 
Klub  Masonia  sein  25jähriges  Maurerjubi- 
läum gefeiert  [Bh.  1878,  S.  165.  FZ.  1878, 
S.  158.   L.  1878,  S.  73  und  oben  II,  S.  159]. 

Shaftesbury,  Anthony  Ashley  Coo- 
per,  7.  Graf  v.,  geb. 28.  April  1801,  gest. 
l.Okt.  1885,  war  Mitglied  des  Unter-  und 
des  Oberhauses  und  leitete  zahlreiche  ge- 
meinnützige Anstalten  zur  Verbesserung 
der  Lage  der  Arbeiter.  S.  war  Freimaurer, 
wenn  auch  ein  schlechter  Logenbesucher, 
dagegen  ein  werkthätiges  Glied  des  Bun- 
des in  jeder  Beziehung.  [Vgl.  Bh.  1885, 
S.  389.] 

Shakespeare,  Will.,  englischer  drama- 
tischer Dichter,  geb.  im  April  1564  in 
Stratford  am  Avon,  gest.  das.28.April  1616. 
Vielfach  ist  die  Vermutung  aufgestellt 
worden,  daas  S.  Freimaurer  gewesen  sei. 
Eine  Freimaurerei  im  heutigen  Sinn  hat 
es  bei  seinen  Lebzeiten  nicht  gegeben;  er 
kann  also  auch  Freimaurer  nicht  gewesen 
sein.  Ob  er  in  einer  der  damals  vorhand- 
nen  Baulogen  Aufnahme  gefunden  hat, 
wird  schwerlich  mit  Sicherheit  festzustellen 
sein.  [Vgl.Bh.  1891,  S.  415;  1896,  S.  837. 
FZ.  1891,  8.  407.] 

Shanghai,  s.  Schanghai. 

Sheboygan  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
Wisconsin,  [1890]  16859  E.).  Hier  besteht 
unter  der  einheimischen  Grossloge  eine 
deutsche  Loge  Sheboygan  Nr.  11. 

Sie  transit  glorta  mundi  (So  vergeht 
die  Herrlichkeit  der  Welt!),  ein  Auaruf, 
der  in  dem  Gebrauchtem  der  englischen 
Ritter  vom  Hosenbandorden  bei  der  Be- 
erdigung in  dem  Augenblick  der  Ver- 
senkung der  Waffen  in  die  Gruft  gebraucht 
wird  und  auch  bei  gewissen  feierlichen 
Gebräuchen  in  mehreren  freimaurerischen 
Logen  üblich  ist. 

Siebelis,  Karl  Gottfr.,  Schulmann, 
geb.  10.  Okt.  1769  in  Naumburg  a.  d.  S., 
gest.  7.  Aug.  1843,  war  seit  1804  Rektor  des 
Gymnasiums  in  Bautzen  und  trat  1841  in 
den  Ruhestand.  Sein  wissenschaftliches 
Hauptwerk  ist  die  Ausgabe  des  »Pausanias« 
(Lpz.  1822).  Eine  von  ihm  selbst  abge- 
fasste  Lebensbeschreibung  erschien  1843 
im  Druck;  nach  dieser  sind  von  ihm  54 
verschied ne  Schriften  und  Schulprogramme 
in  Druck  herausgegeben  worden.  Er  ge- 
I  hörte  der  Loge  Zur  goldnen  Mauer  in 
Bautzen  seit  6.  März  1816  als  thätiges 
',  Mitglied  an.   (Vgl.  FZ.  1870,  S.  10.] 

Sieben,  b.  Zahlen. 

Siebenbürgen  (ehemals  Grossfürstentum 
und  österr.  Kronland,  jetzt  zu  Ungarn  ge- 
hörend). Die  ersten  Logen  in  diesem 
Lande  wurden  175U  in  Kronstadt  unter 


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Siebengestirn  —  Siegelbewahrer. 


401 


den  Berliner  Logen  L'union  und  Aux  trois 
globes   als  Loge  Zu   den   drei  Säulen 
und  schottische  Loge  Zu  den  vier  Mon- 
den gegründet;  sie  gingen  jedoch  bald  ein, 
wurden  1777  erneuert  und  1786  abermals 
geschlossen.    1789  dürften  sie  aufs  neue 
aufgelebt  sein,  um  sich  1794  gänzlich  auf- 
zulösen. —  Eine  dritte  Loge  entstand  in 
Hermannstadt  1767  als  Loge  St.  Andreas 
zu  den  drei  Seeblättern  auf  Grund  einer 
Genehmigung  des  Heermeisters  v.  Hund 
(1764),  der  der  Loge  1768  auch  eine  Stif- 
tungsurkunde erteilte.    Die  Loge  hielt 
sich  mehrere  Jahre  höchst  geheim  und 
erlangte  1777  von  der  Wiener  Loge  Zu 
den  drei  Adlern  eine  Verfassung  strikter 
Observanz.  Inzwischen  hatte  Oberst  Frei- 
herr Schmidburg  mehrere  zu  Rittern  ge- 
weiht und  7.  Aug.  1777  im  benachbarten 
Grossau  ein  Kapitel  eröffnet.  Die  Wiener 
Grosskomturei ,  hiervon  verständigt,  ver- 
weigerte die  Anerkennung.   Darüber  be- 
schwerte  man   sich   beim  Grossmeister 
Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  und 
bat,  den  Sprengel  in  die  VIII.  Provinz 
zu  versetzen.  Der  Herzog  verwies  29.  Dez. 
1777  an  die  Vikariatsregierung,  welche  die 
Errichtung  des  Kapitels  guthiess  und  es 
ermächtigte,  in  Ungarn  und  S.  weitere  Ka- 
pitel zu  gründen.  Schmidburg  aber  erhielt 
1.  Febr.  1778  die  Würde  eines  Subpriors 
von  Ungarn,  nachdem  er  27.  Nov.  1777  die 
Filialloge  Zu  den  drei  Ankern  gegründet 
hatte.   Nun  erst  setzte  er  22.  Juni  1778 
die  Loge   ein.    Im  Konvent   zu  Wil- 
helmsbad (s.  d.)  durch  die  Wiener  Abgeord- 
neten Graten  Kolowrat  (s.  d.)  und  Salm  ver- 
treten, wirkte  das  Kapitel  lebhaft  für 
das  Zustandekommen   einer  österreich- 
schen  Landesloge  und  nahm  1781  die  Form 
einer  Pro vinzial löge  von  S.  an  mit  dem 
Subprior  Graf  BänfFy  (s.d.)  als  Grossmeister 
und  seinem  Stellvertreter  W.  Frh.  Bänffy 
als     zugeordnetem     Grossmeister,  die 
nach   Eröffnung    der    Landesloge  1784 
eingesetzt   wurden.     Die  Provinzialloge 
umfosste   die  Logen   in  Hermannstadt, 
Kronstadt,  K.-Väsarhely  und  in  St.  Phi- 
lippen in  der  Bukowina.  Das  Kapitel  trat 
nunmehr  als  schottische  Loge  auf,  die 
eine  rege  Thätigkeit  entfaltete.   Als  Jo- 
seph IL  starb,  dem  die  Loge  15.  März 
1790  eine  Trauerarbeit  widmete,  wurden 
die  Arbeiten  einstweilen  eingestellt,  blieben 
es  aber  für  immer.   Als  1792  die  strikte 
Observanz  durch  Hauptmann  Aigner  (s.  d.) 
in  Ungarn  Fuss  gefasst  hatte,  suchte  dieser 
das  Hermannstädter  Kapitel  wieder  zu  er- 
wecken, was  jedoch  nicht  gelang.  —  In 
Hermannstadt  entstand  1773  noch  die  Loge 
Zum  geheiligten  Eifer,  die  von  der  Re- 
gensburger Loge  Zu  den  drei  Schlüsseln 
Stiftungsurkunde  erhielt.    Graf  Drasko- 
vich,  Grossmeister  der  Draskovich-Obaer- 
vanz  (s.  d.),  Ende  1779  als  Oberst  zum  1. 
Szekler  Grenzregiment  hierher  versetzt, 
trat  der  Loge  bei  und  gewann  sie  für  sein 

Allgemeines  Hutdbnch  der  Freimaurerei.  II. 


System.  Nach  seinem  Abgang  (Ende  1781) 
dürfte  die  Loge  in  Verfall  geraten  sein.  — 
Graf  Draskovich  errichtete  auch  im  Be- 
reich der  beiden  Szekler  Grenzregimenter 
1780  die  Loge  Zur  wahren  Eintracht,  erst 
in  Csik-Szereda,  dann  in  Kezdi-Väsärhely, 
die  sich  der  Provinzialloge  anBchloss,  aber 
1784  auflöste.  —  Auch  in  Klausenburg 
entstand  1782  eine  Loge,  die  jedoch  nicht 
namentlich  bekannt  ist;  sie  löste  sich  an- 
fangs 1785  auf.  —  Die  Loge  in  St.  Phi- 
lippen, die  nominell  zur  Provinzialloge 
von  S.  gehörte,  stand  mit  dieser  niemals 
in  Berü!  arung  (s.  Bukowina).  Über  die 
Neuzeit  s.  Ungarn.  [Vgl.  Z.  1874,  Nr.  22 
bis  24;  v.  Zieglauer,  Geschichte  der  Frei- 
maurerloge St.  Andreas  zu  den  drei  See- 
blättern  in  Hermannstadt  (Hermannstadt 
1876);  Abafi,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  Österreich-Ungarn,  I,  HI,  V.J 

Siebengestirn.  Das  S.  findet  sich  auf 
dem  Titelkupfer  von  »Jachin  and  Boaz« 
unter  dem  Auge  Gottes  und  wird  erklärt 
als  »ein  astronomisches  Zeichen,  das  häufig 
in  von  den  Freimaurern  gebrauchten  Denk- 
münzen eingraviert  ist«.  Mossdorf  (s.d.)  in 
seinen  'Mittheilungen  für  denkende  Mau- 
rer« (Dresd.  1818),  S.246  sagt:  «Die  himm- 
lischen Wohnungen  der  Seligen,  auf  deren 
Besitznahme  alle  Menschen  hoffen,  werden 
durch  das  S.  bildlich  vorgestellt.«  Damit 
hängt  Bazots  (s.  d.)  Meinung  (in  seinem  »Ma- 
nuel«, S.  7)  zusammen,  dass  eine  von  7 
Sternen  gebildete  Krone  das  Sinnbild  der 
Unsterblichkeit  sei,  und  das  »Dictionnaire 
Matjonnique«  (Paris  1825)  lägst  diese  7 
Sterne  das  Zeichen  der  Freundschaft,  der 
Demut,  der  Treue,  der  Klugheit,  der 
Mässigung,  der  Verschwiegenheit  und  der 
Barmherzigkeit  sein.  [Vgl.  Art.  Zahlen, 
die  Bedeutung  der  Siebenzahl.] 

Siegel.  Diese  werden  zur  Gültigkeits- 
erklärung der  maurerischen  Urkunden  ge- 
braucht, und  unter  mancher  Grossloge  ist 
sogar  der  Gebrauch  eingeführt,  dass  keine 
Urkunde  und  kein  Logen  pass  Gültigkeit 
hat,  es  sei  denn,  dass  neben  dem  Siegel 
der  Johannisloge  noch  das  der  Grossloge 
stehe.  Jede  Loge  und  maurerische  Kör- 
perschaft führt  ein  S.,  das  sich  jedoch 
meist  ändert,  wenn  die  Loge  ihren  Verband 
wechselt.  In  dieser  Beziehung  sind  S.- 
Sammlungen wichtig  und  interessant,  weil 
sie  so  eine  urkundliche  Geschichte  der 
einzelnen  Logen  liefern.  Man  hat  ange- 
fangen, maurerische  S.  zu  sammeln.  Eine 
der  grössten  Sammlungen  besassen  Zacha- 
rias (s.d.)  in  Dresden  und  Merzdorf  (s.  d  ) 
in  Oldenburg;  jetzt  mögen  wohl  die  Samm- 
lungen der  vereinigten  Loggen  in  Rostock 
und  der  Loge  Zur  Einigkeit  in  Frankfurt 
a.  M.  die  bedeutendsten  sein.  Das  S.  hat 
übrigens  hier  und  da  dem  Stempel  Platz 
gemacht.  [Vgl.  Der  Freimaurer  1876,  8. 
134.   L.  XXVII,  27.) 

Siegelbewahrer,  ein  in  einigen  wenigen 
Logen  noch  vorkommendes,  nieist  mit  dem 

26 


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402 


Siegel  Salomos  —  Silva. 


des  Archivars  oder  des  Schriftführers  ver- 
bundnes  Amt. 
Siegel  Salomos,  s.  Salomos  Siegel. 

Siegen  (St.  in  der  preuss.  Prov.  West- 
falen, 19303  E.).  1)  Em  Bruderverein  bil- 
dete sich  hier  1820.  Daraus  entstand  2) 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  die  Loge  Zu  den 
drei  eisernen  Bergen,  gegr.  3.  Mai 
1822,  eingew.  4.  Dez.  1822.  Mitglieder- 
zahl (1900):  88.  Vers.:  1.  Sonnabend  im 
Monat;  Klub:  Sonnabends.  Lokal:  Im 
obern  Schloss.  Milde  Stiftungen:  Sterbe- 
kassenverein, gegr.  24.  Juli  1854,  und 
Manger -Stiftuug,  gegr.  1887,  Kapital: 
1772  M.  [Vgl.  Bausteine  zu  einer  Ge- 
schichte der  Loge  (1897).   L.  1898,  S.  2.] 

Siemen,  Joachim  Friedrich,  Arzt 
in  Hamburg,  geb.  das.  20.  April  1792,  war 
Homöopath,  beschäftigte  sich  viel  mit  Bo- 
tanik, ging  1857  nach  Oldenburg  und  starb 
daselbst  bei  seinem  Schwiegersohn  Merz- 
dorf (s.  d.)  25.  Jan.  1863.  —  Zum  Freimaurer 
wurde  er  in  der  Loge  Emanuel  in  Ham- 
burg 17.  Sept.  1811  aufgenommen,  war 
Meister  vom  Stuhl  dieser  Loge  1832—47 
und  Vorsitzender  des  Engbunds  von  1838 
bis  1848.  Seine  frühern  Reisen  brachten 
ihn  in  den  regsten  persönlichen  Verkehr 
mit  den  unterrichtetsten  Maurern  aller 
Lehrarten,  und  sein  bis  zu  seinem  Tode 
ausgebreiteter  brieflicher  Verkehr  mit 
diesen  zeigt  von  der  grossen  Meinung,  die 
man  überall  von  seinen  Einsichten  und 
seiner  maurerischen  Kenntnis  hatte.  Seine 
Stimme  im  Rat  der  Grosslogen  war  von 
grosser  Bedeutung.  Es  gab  keinen  Aus- 
schuss,  keine  wichtigere  Angelegenheit 
im  Bunde,  bei  der  er  nicht  beteiligt  ge- 
wesen wäre,  und  da  sind  vor  allen  die 
Arbeiten  in  Bezug  auf  das  Hamburgsche 
Gesetzbuch  und  die  Ritualrevision  zu 
nennen.  Durch  ihn  wurde  die  Zulassung 
der  jüdischen  Brüder  in  andern  Logen 
durchgesetzt,  wodurch  er  sich  das  grösste 
Verdienst  um  die  Bundesidee  erwarb,  wenn- 
gleich eine  augenblickliche  Störung  des 
Grosslogenverkehrs  der  Grossen  Loge  von 
Hamburg  und  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  herbeigeführt  wurde.  [Vgl.  L.  XXII, 
231.] 

Sierra  Leone  (brit-westafrikanische  Ko- 
lonie in  Oberguinea).  Hier  errictete  die 
Grossloge  von  England  in  Freetown  1820, 
1882,  1894  und  1900  4  Logen,  von  denen 
die  älteste  nicht  mehr  thätig  ist. 

Sieveking,  Georg  Heinrich,  bedeu- 
tender Kaufherr,  geb.  25.  Jan.  1751  in 
Hamburg,  gest.  25.  Jan.  1799,  wurde  1789 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  St.  Georg 
das.  Er  versuchte  den  Hamburger  Logeu 
verwirrende  Anhängsel  der  Freimaurerei 
beizubringen,  dem  Schröder  (s.  d.)  ent- 
gegentrat. Auf  S.  wurde  1799  eine  nicht- 
freimaurerische  Denkmünze  geprägt(HMW. 
Nr.  92). 

Signale  für  die  deutsche  Maurerwelt 


ist  der  Titel  einer  von  J.  G.  Findel  (s.  d.) 
in  Leipzig  1896  gegründeten  Zeitschrift 
(s.  Presse). 

Slgnatatern.  Der  »S.  oder  die  ent- 
hüllten sämmtlichen  sieben  Grade  der  mys- 
tischen Freimaurerei«  ist  der  Titel  eines 
16bändigen  1803—21  in  Berlin  (1866  teil- 
weise in  8.  Aufl.)  erschienenen  Werks, 
dessen  fünf  erste  Bände  wichtige  Akten- 
stücke enthalten,  die  jedoch  ungeordnet 
durcheinander  geworfen  sind.  Diese  Bände 
enthalten  die  nachgelassen  maurerischen 
Papiere  des  Ministers  von  WöIIner;  sie 
hat  Fr.  L.  Schröder  (s.  d.)  geordnet  und 
nachgewiesen,  wohin  jegliches  gehört  und 
woher  entnommen.  Die  spätem  Bände 
enthalten  meist  Zusammentragungen  aus 
neuern  gedruckten  Werken.  [Vgl.  Taute, 
Bücherkunde  (Lpz.  1886),  zu  Nr.  1417  ] 

Slgiiol,  Alphons,  dramatischer  Schrift- 
'  steller  in  Paris,  machte  sich  1826  im 
Freimaurerbunde  bekannt,  da  er  damals 
als  Redner  der  Loge  Sainte- Auguste 
de  la  parfaite  intelligence  angehörte.  Die 
Jesuiten  hatten  innerhalb  und  ausserhalb 
der  Kammer  die  Freimaurer  angegriffen. 
S.  hob  den  Handschuh  auf  und  erklärte 
in  einem  Vortrag  27.  Juli  1826,  dass  die 
Freimaurerei  den  Beruf  habe,  der  Theo- 
kratie  und  dem  mit  dieser  verbündeten  Ser- 
vilismus entgegenzutreten.  Die  Rede  war 
sehr  politisch  gehalten,  und  eine  Auf- 
regung folgte  ihr,  die  sogar  so  weit  zu 
greifen  schien,  dass  von  Massnahmen  der 
Regierung  gegen  den  Bund  die  Rede  war. 
Der  Grossorient  belegte  S.  mit  dem  Bann 
und  veröffentlichte  ein  Manifest,  worin 
er  erklärte,  dass  die  Maurerei  nichts  sei, 
als  eine  Verbindung  zur  Wohlthätigkeit 
und  Menschenliebe.  S.  hatte  Berufung 
eingereicht,  und  Dupin,  Mitglied  des  Su- 
preme  Conseil,  sollte  ihn  verteidigen.  Auf 
dessen  Zureden  reichte  S.  einen  schrift- 
lichen Widerruf  ein,  leistete  aber  auf 
immer  auf  die  Maurerei  Verzicht,  weil  sie 
sich  weder  mit  der  Politik,  noch  mit  der 
Religion  beschäftigen  wolle.  [Vgl.  Kloss, 
Bibl.,  Nr.  8551—3559;  den».,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Frankreich,  H,  212 
bis  214.] 

SlUcernlnm,  s.  Totenmahl. 

Silva,  Visconde  Vieira  da,  Staats- 
mann, geb.  2.  Okt.  1828  in  der  Hauptstadt 
von  Maranhar,  gest.  8.  Nov.  1889,  machte 
in  Deutschland  seine  Studien,  diente  als 
Provinzialsekrotär  in  Maranhar,  ward  Di- 
rektor der  Staatsländereien ,  widmete  sich 
der  Advokatur,  wurde  1871  Senator,  führte 
1869—70  die  Präsidentschaft  der  Provinz 
von  Bianhy  und  wurde  1888  Staatsrat.  Er 
veröffentlichte  mehrere  juristische  Werke, 
u.  a.  eine  Geschichte  des  römischen  Rechts. 
Er  war  langjähriges  Mitglied  der  Frei- 
maurerei, deren  Sache  er  verteidigte;  zu- 
letzt war  er  von  1885  bis  zu  seinem  Tode 
Grossmeister  und  Grosskommandeur  des 
Grossorients  und  Supremo  Cooaelho  von 


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Simeon  —  Sinnbilder. 


403 


Brasilien  und  hat  der  brasilischen  Mau- 
rerei ausserordentliche  Dienste  geleistet. 
[Vgl.  Bh.  1890,  S.  125.   FZ.  1890,  S.  202.] 

Simeon,  Jos.  Je"rome  Vicomte,  geb. 
80.  Sept.  1749  in  Aix  in  der  Provence, 
gest.  31.  Jan.  1842  in  Paris,  französischer 
Staatsrat  und  Pair  von  Frankreich,  war 
im  Königreich  Westfalen  Justizminister 
und  erwarb  sich  durch  sein  Benehmen 
viele  Freunde.  Er  war  Grand  Conserva- 
teur  du  Grand  Orient  und  schützte  die 
Freimaurer  in  Kassel,  so  viel  er  konnte. 

Simon,  1)  Philipp,  geb.  26.  Okt.  1714 
in  Berlin,  gest.  27.  Mai  1788  in  Breslau, 
wurde  1887  Kaufmann  in  Hamburg,  ging 
dann  nach  Berlin,  von  dort  nach  Breslau 
und  war  1742  Sekretär  bei  der  Kriegs- 
und Domänenkammer  in  Glogau.  Er  legte 
in  Breslau  eine  Färberei  an.  —  In  den 
Freimaurerbund  wurde  er  14.  Nov.  1737  in 
Hamburg  aufgenommen,  gründete  1740 
(13.  Sept.)  die  Loge  Aux  trois  globes  in 
Berlin  mit  und  ist  ihr  erster  Vorsitzender 
Meister  gewesen.  In  Breslau  stiftete  er 
18.  Mai  1741  die  Loge  Aux  trois  sque- 
lettes,  deren  erster  Vorsitzender  Meister  er 
ebenfalls  wurde.  1745  stiftete  er  in  Glogau 
die  Loge  Aux  trois  piddestaux  und  war 
auch  hier  ihr  erster  Meister  vom  Stuhl.  1774 
wird  er  zum  letztenmal  in  der  Liste  der 
abwesenden  Mitglieder  aufgeführt.  [Vgl. 
Geschichte  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890), 
S.  443.] 

2)  August  Heinrich,  Jurist,  geb.  8. 
Sept.  1780  in  Breslau,  gest.  28.  Okt.  1857 
in  Berlin,  studierte  die  Rechte,  war  1802 
Auskultator  beim  Kammergericht  in  Berlin, 
1810  Assessor,  1816  Oberlandesgerichtsrat 
in  Glogau,  wurde  1820  ins  Justizministe- 
rium berufen  und  im  Jahre  1844  Geh. 
Oberjustizrat.  Seit  1846  war  er  zugleich 
Präsident  der  Justizprüfungskommission. 
—  Zum  Freimaurer  wurde  er  9.  Okt.  1809 
in  Berlin  in  der  Loge  Zur  Eintracht  auf- 
genommen, 1829  trat  er  in  die  Grosse 
National  -  Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln und  wurde  1844  Mitglied  des  Bun- 
desdirektoriums,  aus  dem  er  1856  schied. 
Er  war  ein  sehr  eifriger  Mitarbeiter  bei 
der  Neugestaltung  des  maurerischen  Straf- 
verfahrens 1832,  bei  der  Durchsicht  der 
Grundverfassung  1840  und  bei  der  Ab- 
fassung der  Lokalstatuten  1841.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  445.] 

Sinai,  Berg  in  der  arabischen  Wüste  auf 
einer  von  zwei  Armen  des  Roten  Meeres 
gebildeten  Halbinsel.  Hier  empfingen  die 
Israeliten  durch  Moses  die  Gesetze.  In 
dem  Katechismus  des  Grads  Grand  Ar- 
chitect  wird  dieser  Berg  neben  Moriah 
und  dem  Gebirge  von  Heredom  ge- 
nannt und  hat  in  den  schottischen  Graden 
die  Bedeutung  des  Sitzes  der  Wahrheit. 
[Vgl.  auch  Oliver,  Histor.  Landmavks,  U, 
221.] 


Sinclair  (auch  St.  Clair),  s.  Schottland. 
Singleton,  William  R.,  Zivilingenieur 
und  Architekt  in  Washington,  Gross- 
Schriftführer  der  Grossloge  des  Distrikts  Co- 
lumbia und  Generalinspektor  des  33.  Grads 
vom  alten  schottischen  Ritus,  wurde  am 
25.  Nov.  1839  in  der  Naphtali-Loge  in  St. 
Louis  aufgenommen,  erhielt  die  Royal 
Arch-Grade  im  Aug.  1840  im  Royal  Arch- 
Kapitel  Nr.  1  in  St.  Louis,  Mo.,  und  1841 
die  schottischen  Grade.  S.  ist  als 
maurerischer  Schriftsteller  bekannt  und 
geachtet,  Verfasser  der  Geschichte  der 
Grossloge  des  Distrikts,  besass  eine  wert- 
volle maurerische  Bibliothek  und  sammelte 
maurerische  Altertümer. 

Sinnbilder  oder  Symbole  haben  für 
die  Freimaurerei  eine  besondere  Wichtig- 
keit, da  sie  eine  sinnbildliche  Baukunst 
ist  und  sich  daher  hauptsächlich  mit  S. 
beschäftigt.    Wie  das  ganze  Werk  der 

j  Freimaurerei  unter  dem  Bild  des  Bauens 
aufgefasst  wird,  so  wird  dieses  Bild  auch 
folgerichtig  weiter  in  einzelnen  Zügen 
ausgeführt,  so  dass  die  Hauptwahrheiten 
des  Bundes  in  Bildern  und  bildlichen 
Handlungen  dargestellt  werden.  Die  frei- 
maurerischen S.  bestehen  demgemäss  1)  in 
Lehrzeichen,  2)  in  symbolischen  Hand- 

I  lungen,  die  a)  in  sinnbildliche  Ge- 
bräuche und  b)  in  Erkennungszeichen  zer- 
fallen. Zu  den  Lehrzeichen  gehören  die 
drei  grossen  und  die  drei  kleinen  Lichter, 
ferner  der  Teppich  mit  seinen  bildlichen 
Darstellungen  u.  s.  w.;  die  sinnbildlichen 
Gebräuche  werden  bei  der  Aufnahme  und 
bei  den  Beförderungen  in  höhere  Grade 
angewendet,  und  die  Erkennungszeichen 
sind  Handbewegungen  und  Handgriffe, 
durch  die  sich  die  Mitglieder  des  Bundes 
überhaupt  oder  eines   besondern  Grads 

I  als  solche  gegenseitig  ausweisen.  Somit 
besteht  die  Freimaurerei  in  einer  fort- 
laufenden Kette  von  S.,  und  die  Logen- 
versammlungen werden  gehalten,  um  die 
sinnbildlichen  Gebräuche  auszuführen  und 
den  Sinn  der  S.  in  kurzen  Worten  anzu- 
geben oder  in  längern  Vorträgen  zu  er- 
läutern. Der  Geist  der  Freimaurerei  offen- 
bart sich  also  seinem  Wesen  nach  nicht 
zunächst  durch  Worte,  sondern  durch  Ge- 
stalten und  Handlungen.  Diese  sind  voll- 
kommnere  und  reichhaltigere  Kundge- 
bungen des  Geistes,  als  Worte ;  daher  ist  ein 
Geist,  der  in  solchen  hervortritt,  immer  höher 
zu  schätzen,  als  derjenige,  der  sich  nur  in 
Begriffen  und  Worten  offenbart.  In  der 
Gestaltung  tritt  uns  der  künstlerisch 
schaffende  Geist  entgegen  und  in  der 
Handlung  der  kräftig  zur  That  treibende 
Wille,  während  wir  in  den  Worten  nur 
die  denkende  und  erkennende  Geisteskraft 
wahrnehmen.  Die  Gestaltung  hat  sodann 
den  Vorzug  der  lebendigen  Anschaulich- 
keit; daher  wird  auch  die  Rede  des 
Sprechenden  gern  bildlich,  um  die  Ge- 
danken und  Uegriffe  nicht  nur  hören,  son- 

26* 


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404 


Sion  —  Sittlichkeit. 


dem    auch  anschauen  zu  lassen.  Wie 
ferner  die  Handlung  eine  grössere  Geistes- 
kraft voraussetzt,  als  das  Wort,  so  hat  sie 
auch  eine  grössere  Wirkung,  einen  ein-  I 
greifendem  Einfluss  auf  die  Aussenwelt,  j 
besonders  auch   auf  die  Menschenwelt. 
Andrerseits  leiden  stumme  Gestalten  und 
Handlungen  an  Undeutlichkeit  und  zum 
Teil  wohl  auch  an  Unverständlichkeit; 
das  deutliche  Verständnis  erlangen  wir 
durch  das  belehrende  Wort    Die  S.  ver- 
langen daher  nach  der  Deutung  durch  das 
Wort;  zu  der  Schönheit  der  Gestalt  und 
der  Starke  der  Handlung  muss  die  Weis- 
heit des  Wortes  treten.   Demgemäss  fehlt 
bei  den  freimaurerischen  Lehrzeichen  und 
Gebrauchen  innerhalb  der  Loge  nie  das 
deutende  und  erklärende  Wort;  aber  das 
Wort  ist  nur  der  Begleiter,  der  Diener 
der  Gestalt  und  Handlung,  die  beide  in 
der  Freimaurerei  vorherrschen.  Hiermit 
ergiebt  sich,  wie  unbegründet  der  Vorwurf 
ist,  das»  die  Freimaurerei  ein  Spiel  mit 
Bildern  sei,  das  umsomehr  auffalle,  weil 
sich  Männer  mit  ihm  befassen.    Die  frei- 
maurerische Symbolik  lehrt  uns  die  grosse 
Wahrheit:  »Was  kein  Verstand  der  Ver- 
ständigen sieht,  das  übet  in  Einfalt  ein 
kindlich  Gemüt.«    Ein  tiefer  Sinn  liegt  , 
in  der  sinnbildlichen  Auffassung  und  Dar-  [ 
Stellung  des  Geistes  innerhalb  der  Frei- 
maurerei, ein  Sinn,  dem  nachzudenken  und 
nachzutrachten  eben  nur  ernste  Männer 
fähig  sind.   Mit  den  S.  ist  das  Geheimnis 
verbunden,  aber  nur  für  die,  die  den 
Sinn    der   Bilder    nicht    kennen,    die  i 
ausserhalb  des  Bundes  stehen.   Nach  dem- 
selben Grundsatz  verfuhren  im  Altertum 
die  Mysterien,  die  ihre  Lehren  in  Bilder 
und  bildliche  Gebräuche  kleideten.  Die 
Deutung  der  S.  ist  nicht  unbedingt  fest 
und  bestimmt;  deshalb  beschäftigen  sie 
den  denkenden  Geist  und  gestatten  ihm 
eine  Freiheit  der  Betrachtung,  die  der  ge- 
bildete Mann  fordert.   Andrerseits  ist  ge- 
wiss, dass  der  minder  gebildete  Mann  gern 
sinnbildliche  Darstellungen    und  Hand- 
lungen betrachtet,  indem  er  den  Geist 
ahnt,  auf  den  das  Bild  hinweist.  Ebenso 
dienen  die  S   als  verständliches  Binde- 
mittel für  die  Genossen  verschiedner  Völker, 
die  durch  die  Sprache  voneinander  ge- 
schieden   sind;     sie    würden  einander 
völlig  fremd  sein,  das  S.  und  das  sinn- 
bildliche   Erkennungszeichen    führt  sie 
zusammen.    So   ist   die  Symbolik  eine 
Eigentümlichkeit   des  Freimaurerbundcs, 
ganz   seinem   Wesen    und    Zweck  ent- 
sprechend.   [Vgl.  Seydel,  Grundsätze  für 
jede  Umgestaltung  der  Formen  freimau- 
rerischer Zusammenkünfte  (Bh.  1861,  S.  öl, 
sowie  den  Art.  Beform).    Schauberg,  Ver- 
gleichendes Handbuch  der  Symbolik  der 
Freimaurerei  (3  Bde.,  Schaff  hausen  1861 
bis  1863);  Clavel,  Histoire  pittoresque  de 
la  Francmaconnerie  avec  25  gravures  re- 
presentant  les  röceptionH  et  ceremouies 


maconniques  däcrites  dans  le  texte  (Paris 
1843).  J.  G.  Findel,  Geist  und  Form  der 
Freimaurerei  (6.  Aufl.,  Lpz.  1898),  S.  173. 
R.  Fischer,  Entwurf  zu  einem  Handbuch 
über  die  Amtstätigkeit  der  Logenmeister 
(Lpz.  1891),  S.  72.  Krause,  Höhere  Ver- 
geistigung der  echt  überlieferten  Grund- 
symbole  der  Freimaurerei  (Dresd.  1811), 
8.  46.  Maurerischer  Blüthenkranz  aus  den 
Archiven  deutscher  Logen  (Mannh.  1822), 
8.  108.  Zille,  Sandkörner  (Lpz.  1854),  S. 
109.  A.  1883,  S.  19;  1885,  S.  25  (Wesen 
und  Wert  der  S.);  1887,  S.  16;  1891,  S.  10; 
1897,  8.  94.  A.  Z.  1824,  Heft  1,  8.  1.  Bbl. 
1888,  S.  537.  Bh.  1881,  8.  91;  1886,  S. 
297;  1888,  S.  850;  1896,  S.  66.  FZ.  1868, 
S.  241;  1886,  8.  97  (Zur  Einleitung  in  die 
maurerische  Symbolik);  1889,8.387;  1892, 
8.  44,  169,  217;  1893,  8.  140  (8.  und  frei- 
maurerische Wissenschaft) ;  1895,  265.  Dr. 
L.  1898,  S.  2607.  L.  1879,  S.  27,  35;  1886, 
Nr.  8,  10;  1889,  S.  89.  M.  L.  1890/91,  S. 
143  (Zur  Geschichte  der  S.).  Z.  1889,  S.  78. 

Sion,  Berg  im  Thale  Josaphat  bei  Jeru- 
salem, kommt  in  der  Lehrart  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  vor.  Er  besass  zwei 
Spitzen,  von  denen  eine  S.,  die  andre 
Moria(h)  hiess. 

Sittlichkeit  nennt  man  diejenige  Be- 
schaffenheit  des   geistig -geschichtlichen 
Lebens    des   einzelnen    Menschen  oder 
menschlicher    Gemeinschaftskreise,  die 
dadurch  entsteht,   dass  Gesinnung  und 
Leben  sich  durch  die  Sittengesetze  regeln 
lassen.    Die  Sitte  ist  das  Georauchtum  im 
menschlichen  Handeln,  wie  es  ursprüng- 
lich vom  sittlichen   Instinkt  gefunden, 
dann    im   geistig- geschichtlichen  Leben 
weiter  ausgebildet  wurde  und  nunmehr  in 
der  Familie,  im  Volk  und  in  der  Religions- 
gemeinde geübt  wird.   Die  Sitte  zeigt  das, 
was  gut  und  schön  ist.    Die  Unsitte  er- 
streckt sich  auf  das,  was  schlecht  und 
böse  ist.   Die  Sittengesetze  schreiben  das, 
was  sein  soll,  was  gut  ist,  vor  und  sind 
Naturgesetze  des  geistig -geschichtlichen 
Lebens  der  Menschheit  in  dem  Sinne,  dass 
gesundes  und  in  sich  befriedigtes  Leben 
nur  möglich  ist,  wo  sie  als  Gesetz  in  die 
Gesinnung  des  Menschen  aufgenommen 
werden.  Wie  den  physikalischen  Gesetzen 
gegenüber  ist  auch   den  Sittengesetzen 
gegenüber  der  Mensch  vom  Instinkt  zur 
Erkenntnis  gelangt  und  in  dieser  allmählich 
mehr  und  mehr  fortgeschritten.    In  dieser 
Entwicklung   ist  das  menschliche  Ver- 
mögen der  sittlichen  Urteilskraft,  das  Ge- 
wissen, mehr  und  mehr  ausgebildet  worden. 
Herangebildet  durch  die  Erziehung  in 
Haus  und  Schule,  Religionsgemeinde  und 
Leben,  bleibt  das  Gewissen  des  einzelneu 
Menschen  unter  dem  Einfluss  der  allge- 
meinen sittlichen  Bildung,  der  öffentlichen 
Moral    Die  S.  des  einzelnen  wird  beein- 
trächtigt  durch    die    Wirkungen  einer 
mangel-  oder  fehlerhaften  Erziehung,  durch 
die  verderblichen  Einflüsse  der  sittlichen 


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Sittlichkeit. 


405 


Umgehung,  in  der  sein  Geistesleben  atmet, 
aber  auch  durch  gewisse  Idiosynkrasieen 
Reiner  Leiblichkeit  und  gewisse  geistige 
Mängel,  sei  es  seines  Intellekts,  sei  es 
Reines  Gefühlslebens,  sei  es  seiner  Willens- 
art.  Die  Gewöhnung  im  Guten  oder  im 
Schlechten  fuhrt  am  Menschen  eine  Ge- 
staltung herbei,  die  dort  die  Freiheit  zum 
Guten  zu  seinem  Charakter  macht,  hier 
ihm  die  sittliche  Freiheit  raubt  und  ihn 
in  die  Fesseln  des  Lasters  schlagt.  Der 
Boden  der  öffentlichen  Moral  reicht  bis 
an  die  Höhe  der  geistig  durchgebildeten 
8.  nicht  heran;  es  ist  aber  Aufgabe  der 
Gesellschaft,  nach  einer  entsprechenden 
Erhöhung  dieses  Bodens,  nach  einer  Be- 
richtigung und  Verbesserung  der  öffent- 
lichen Moral  zu  streben.    Das,  was  das 
vorschreibende  Sittengesetz  gebietet,  nennt 
man  Pflicht.    Das,  was  das  beschreibende 
Sittengesetz  dem  Menschen  als  Ideal  vor- 
hält und  hierbei  seine  Phantasie  im  Bilde 
schöner,  vollkommner  Erfüllung  und  Ver- 
wirklichung ihm  vormalt,  nennt  man  das 
sittliche  Gut.  Das,  wodurch  das  vom  Sitten- 
gesetz als  Gegenstand  des  menschlichen 
Handelns  und  der  menschlichen  Tüchtig- 
keit Bezeichnete  gewirkt  und  hervorge- 
bracht  wird,    die   angewandte  sittliche 
Empfindung  und  Erkenntnis,  die  Kraft 
der  sittlichen  Gesinnung,  die  Stärke  des 
Willens,  nennt  man  Tugend.   Wir  haben 
Pflichten  gegen  uns  selbst  (Selbstpflichten, 
berechtigte  Eigenliebe)  und  Pflichten  gegen 
unsre  Mitmenschen  (gesellschaftliche  Pflich- 
ten, Nächstenliebe).     Wir   sind  unserm 
Nächsten    Gerechtigkeit   schuldig;  aber 
vollkommner  ist  unsre  S.,  wenn  die  Liebe 
die  Norm  und  Kraft  unsere  Verhaltens 
und  Handelns  in  der  menschlichen  Gesell- 
schaft ist;  am  vollkommensten,  wenn  sich 
diese  Liebe  selbst  bis  auf  unsern  Feind  er- 
streckt, d.  h.  die  Anerkennung  des  Men- 
schen und  des  Verwandtschaftlichen  in 
ihm,  das  Wohlwollen  und  die  Nachsicht, 
das  Mitgefühl  und  das  Mitleid  gegen  ihn. 
Verfehlungen  gegen  die  Sittengesetze  sind 
Unsittlichkeiten ;  sofern  aber  durch  sie  die 
heilige  Majestät  des  Urgrunds  alles  Guten 
und   Schönen   verletzt   ist,    diese  also 
wieder  versöhnt  werden  und  auf  8eite  des 
Menschen  eine  Sühne  durch  Reue  und 
Busse,  durch  Umkehr  und  Besserung  statt- 
finden muss,  nennen  wir  sie  Sünden.  In 
Trieben  und  Kegungen,  in  Gefühlen  und 
Begehrungen,  in  Phantasieen  und  Gedanken 
kommen  die  innern  Sünden  vor;  in  Ge- 
bärden und  Worten,  in  Werken,  Thaten 
und  Handlungen  ereignen  sich  die  äussern 
Sünden.    Mit  diesem  Unterschied  deckt 
sich  keineswegs  jener  andre  zwischen  feinen 
und  groben  Sünden,  bei  denen  vielmehr 
das  nackte  Hervortreten  der  Versündigung 
oder  ihre  mit  mehr  oder  weniger  Raffine- 
ment vorgenommne  Verschleierung  den 
Unterschied    macht  und  vom  sittlichen 
Urteil  die  grössere  Verschuldung  häufig 


den  feinen  zugemessen  werden  muss.  Da 
die  8.  den  innersten  Lebensnerv  des  mensch- 
lichen Kulturdaseins  bildet  und  von  ihr 
auf  alle  Sphären  des  geistig-geschichtlichen 
Menschenlebens  die  allerwichtigsten  Wir- 
kungen ausgehen,  so  betrachtet  die  Frei- 
maurerei die  S.  als  das  hauptsächlichste 
Gebiet  ihrer  Thätigkeit.    Sie  will  mit- 
arbeiten an  der  kulturell -sittlichen  Er- 
hebung des  Menschengeschlechts,  bemüht 
sich  deshalb,  beizutragen  zur  Erhöhung 
des  ZuBtands  der  öffentlichen  Moral  und 
widmet  daher   ein   lebendiges  Interesse 
allen  gemeinnützigen  Veranstaltungen,  die 
diesen  Zweck  fördern  können  (den  Wohl- 
thätigkeitsanstalten,  dem  Erziehungs-,  dem 
soziologischen  und  dem  Kunstwesen,  der 
Schaubühne,  Presse  und  Belletristik).  Der 
Tempelbau  der  Menschheit  setzt  sich  aber 
aus  den  Bausteinen  der  einzelnen  Per- 
I  sonen  zusammen.  Aus  diesem  Grunde  hält 
sie  ihre  einzelnen  Mitglieder  an,  den  rauhen 
Stein  an  sich  selbst  zu  bearbeiten  und 
zur  Einfügung  in  den  Bau  des  Ganzen 
immer  besser  herzurichten.   Sie  lehrt  die 
Weisheit  eines  sittlich -gesunden  und  in 
sich  befriedigten  Lebens  und  warnt  vor 
der  Gefahr  der  Gewöhnung  im  Schlech- 
ten und  Bösen,  vor  dem  Verlust  der  sitt- 
lichen Freiheit,   vor   der  Knechtschaft 
des   Lasters.    Sie   malt   die  Schönheit 
der  sittlichen  Ideale  vor  die  Seele.  Sie 
lässt  es  ihre  unermüdliche  Arbeit  sein, 
die   Vernunft   zu    erleuchten    und  die 
Herzen  für  die  Tugend  zu  erwärmen.  Sie 
strebt,  den  Willen  zu  stärken  und  zu 
stählen,  dass  man  das  Gute,  wie  schwer  es 
auch  immer  sein  mag,  vollbringe  und 
immer  mehr  mit  Gesinnung  und  Leben 
im  Sittengeseti  aufgehe.    Sie  leitet  zur 
Selbstprüfung   und  Selbsterkenntnis  an 
und  kommt  der  Selbstzucht  ihrer  Jünger 
durch  die  sittlich  erziehende  Einwirkung, 
die  von   ihr   ausgeht,   zur  Hilfe.  Sie 
deckt  die  Verborgenheiten  auf.   Sie  legt 
mahnend  den  Finger  auf  den  faulen  Fleck 
des  sittlichen  Lebens.   Sie  enthüllt  den 
Frevel  der  Sünde  und  zeigt  den  Weg  der 
Sühne.   Sie  erbarmt  sich  des  GefaHnen. 
Sie  hilft  dem  Schwachen  auf.   Sie  vertritt 
dem  Irrenden  den  Weg.   Sie  entreisst  den 
Augen  des  Verblendeten  die  Binde.  Sie 
ladet  mit  begeisterdem  Mahnruf  an  das  gute 
Teil  im  Menschen  ein  zum  Reich  der 
Ideale  und  weist  überzeugend  nach,  da»« 
das  wahre  Wohlsein  und  die  wahre  Glück- 
seligkeit  des   Menschen   als  eines  mo- 
ralischen Wesens  nur  in  der  S.  zu  finden 
ist.   Sie  arbeitet  so  an  ihrem  Teile  mit 
daran,  dass  sich  das  Reich  der  S.  in  der 
Menschheit  immer  mehr  ausbreite  und 
der  Tempelbau  der  Menschheit  mehr  und 
mehr  zu  seiner  Vollendung  gefördert  werde. 
[Vgl.  Ethik  von  Benedikt  von  Spinoza, 
übersetzt  und  erläutert  von  J.  H.  v.  Kirch- 
mann (Brl.  1868).   Dr.  G.  Gizycki,  Grund- 
züge der  Moral  (Lpz.  1881.)   L.  1890,  8. 


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Sit*  —  Smith. 


121.  Br.  L.  1898/94,  S.  94.  D.  Richard 
Rothe,  Theologische  Ethik  (neue  Ausgabe, 
Wittenberg  1869—1871),  Dr.  H.  Martensen, 
die  christliche  Ethik  (4.  Aufl.,  Karlsruhe 
und  Lpz.  1886).  Das  menschliche  Han- 
deln, philosophische  Ethik  von  D.  A.  Dor- 
ner (Brl.  1895).  System  der  Ethik  von  Prof. 
Dr.  Friedrich  Paulsen  (3.  Aufl.,  Brl.  1894). 
Die  Monologen  von  Friedr.  Schleiermacher 
(Lpz.  1868).  Entwurf  eines  Systems  der 
Sittenlehre  von  Friedr.  Schieiermacher 
(Brl.  1835).  Dr.  Ad.  Rothenbücher,  Hand- 
buch der  Moral  (Kottbus  1884)  (von  frei- 
maurerischer Seite).  Dr.  Ad.  Rothen- 
bücher, der  Philosoph  für  die  Welt  (Kott- 
bus 1885).  Fensch,  Zur  Arbeit  am  rauhen 
Stein  (ein  Tagebuch  zur  Beförderung  der 
Selbstprüf  ung  und  Selbsterkenntnis,  der 
Selbstüberwachung  und  Selbstzucht,  zur 
Mitgabe  bei  Antritt  der  Maurerlaufbahn 
und  zu  Geschenken  zwischen  Brüdern  ge- 
eignet) (Lpz.  1889).] 

Sita.  Der  S.  in  der  Loge  ist  für  die  Beamten 
bestimmt.  Es  wird  sogar  bei  Öffnung  der 
Versammlung  darnach  gefragt,  damit  alles 
in  Ordnung  ist.  Aber  auch  Lehrlinge, 
Gesellen  und  Meister,  Beamte  und  besu- 
chende Mitglieder  haben  bestimmte  Plätze. 

Sklen  (St.  im  norweg.  Amte  Bratsberg, 
[1891]  8959  E).  Hier  bestand  1 )  ein  Kränzchen 
Huinanitaä  til  de  to  liljer  (zu  den 
zwei  Lilien)  unter  der  Loge  Olaf  Kyrre 
in  Christi  an  ia,  gegr.  1893.  Daraus  ist  2)  eine 
Loge  erwachsen  unter  dem  gleichen  Namen, 
die  8.  Okt.  1899  gestiftet,  21.  Jan.  1900  ein- 
geweiht wordeu  ist  und  unter  der  Grossen 
Loge  Zur  Sonne  in  Bayreuth  steht.  Mit- 
gliederzahl (1900j:  27. 

Sklaverei.  Die  Bewegung  zur  Aufhe- 
bung der  Negersklaverei  in  den  Vereinigten 
Staaten  Nordamerikas,  namentlich  während 
des  dortigen  Bürgerkriegs  (1861—65),  er- 
regte auch  in  freimaurerischen  Kreisen 
die  Aufmerksamkeit.  Gegen  Ende  des 
Jahres  1866  forderte  der  GroBsorient 
von  Frankreich  den  von  Brasilien  auf, 
mit  allen  Kräften  für  Aufhebung  der 
damals  nur  noch  in  Brasilien  bestehen- 
den S.  zu  wirken;  zunächst,  wurde  in 
dieser  Aufforderung  gesagt,  müsse  jeder 
Freimaurer,  der  Sklaven  besitze,  diese  frei- 
geben, wenn  er  noch  als  Maurer  an- 
erkannt werden  wolle.  Der  Grossorient 
von  Frankreich  drohte  dem  von  Brasilien 
mit  Abbruch  der  Beziehungen,  wenn  keine 
Maßregeln  zur  Abschaffung  der  S.  ge- 
troffen würden.  Dagegen  verhielten  sich 
die  Logen  der  Weissen  in  den  Vereinigten 
Staaten  Nordamerikas  auch  nach  dortiger 
Aufhebung  der  S.  stets  schroff  gegen 
die  farbigen  Maurer,  wenige  Ausnahmen 
(s.  Farbige)  abgerechnet.  In  Brasilien 
dagegen,  wo  die  S.  fortbestand,  waren  es 
durchweg  die  Freimaurer,  die  auf  deren 
Abschaffung  hinarbeiteten  und  deren 
Bemühungen  vorzüglich  das  Gesetz  vom 
28.  Sept.  1871  zu  verdanken  ist,  nach  dem 


|  von  diesem  Tage  an  in  Brasilien  niemand 
mehr  als  Sklave  geboren  werden  konnte. 
Fast  jede  Zeitung  berichtete  damals  von 
Logen,  die  aus  ihren  Mitteln  eine  Anzahl 
von  Sklaven  loskauften,  und  am  2.  März 
1872  wurde  in  der  Grossloge  von  Lavradio 
ein  Fest  abgehalten,  an  dem  12  Sklaven- 
kinder Freiheitsurkunden  erhielten  [vgl.Bh. 
1872,  Nr.  251.  1875  wurden  die  Sklaven- 
halter und  Sklavenhändler  von  der  Auf- 
nahme in  die  Logen  des  Vereinigten  Gross- 
orients  von  Brasilien  (dos  Benedictinos) 
ausgeschlossen;  1876  schenkte  Mainede 
Amuro  Lopez  in  Bahia  60  Sklaven  die 

!  Freiheit  und  die  Mittel  zu  feruerm  Unter- 
halt, und  die  Loge  Segredo  in  Rio  de 
Janeiro  kaufte  seit  1865  55  Sklaven  aus 
eignen  Mitteln  los,  wofür  sie  vom  genannten 
Grossorient  den  Ehrentitel  »Benemerita« 
erhielt.  1877  erklärte  derselbe  Grossorient 
auch  geborne  Sklaven  für  aufnahmefähig. 

Skrodzky,  G.  E.  v.,  kam  im  Sept.  1763 
fast  zugleich  mit  Johnson  (s.  d.)  nach  Jena 
(als  Führer  des  jungen  Barons  v.  Fircks 
[h.  d.J  aus  Kurland)  und  war  Mitglied  seines 
Hochkapitels  und  einer  seiner  vertrautesten 
Freunde;  demungeachtet  hielt  Johnson  im 
Febr.  1764  Gericht  über  ihn  und  verdammte 
ihn  als  Verräter  und  Meineidigen  zur  Ker- 
keratrafc,  lediglich  um  seinen  Jüngern  und 
v.  Hund  (s.d.)  ein  Beispiel  der  Strenge  und 
ihres  Gehorsams  zu  geben.  S.  Bollte  An- 
schläge gegen  Johnsons  Leben  geschmiedet 
und  von  den  Geheimnissen  des  Ordens 

Besprochen  haben;  er  wurde  eigentlich 
es  Todes  schuldig  erkannt  und  soll  über 
vier  Monate  eingesperrt  geblieben  sein. 
Als  auf  dem  Konvent  zu  Altenberge  (s.  d.) 
Johnson  entlarvt  und  geflohen  war,  wurde 
S.  von  Prangen  und  Teichmeyer  verhört 
und  nachher  mit  Reisegeld  in  sein  Vater- 
land (Polen?)  entlassen. 

Skrutlnium  bezeichnet  im  Kirchenrecht 
die  der  Übertragung  eines  geistlichen 
Amte  vorausgehende  Untersuchung,  ob 
der  zum  Amt  Berufne  zu  dessen  Annahme 
fähie  sei  oder  nicht,  in  der  katholischen 
Kirche  die  mittelst  versiegelter  Stimmzettel 
vorgenommne  Wahl  eines  Bischofs  und 
daher  dann  im  allgemeinen  jede  Wahl 
mittelst  Stimmzettel.  In  den  Logen  wird 
demgcmäs8  die  Wahl  der  obersten  Beamten 
(s.  d.)  mittelst  geheimer  Abstimmung,  also 
mittelst  Stimmzettel,  ebenfalls  oft  S.  ge- 
nannt. Teilweise  geschieht  es  auch  durch 
Einwerfen  von  Marken  in  einen,  die  Na- 
men aller  wählbaren  Mitglieder  der  Loge 
enthaltenden  Kasten,  der  vor  der  Wahl 
verschlossen  wird  und  nur  die  Einwurf- 
stellen bei  jedem  Namen  offen  hat,  ein 
Verfahren,  das  nur  bei  ganz  kleinen  Logen 
anwendbar  erscheint  und  vor  Irrtümern 
nicht  schützt. 

Smith,  George,  Kapitän,  Provinxial- 
grossmeister  für  Kent,  wurde  von  dem 
Grossmeister  Herzog  von  Manchester  1780 
|  zum  Amt  eines  zweiten  Grossaufsehers  be- 


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Smitt  —  Solothurn. 


407 


stimmt,  eine  Anordnung,  der  Heseltine 
(a.  d.)  widersprach,  da  es  eine  Herabsetzung 
für  einen  ProvinzialgrossmeiBter  sei,  ein 
solches  Amt  zu  übernehmen.  Mit  Recht 
behauptete  S.,  dass  kein  Gesetz,  bestände, 
das  die  Vereinigung  von  zwei  Ämtern  in 
einer  Person  ausdrücklich  untersage,  und 
als  man  dies  bestritt,  erklärte  er  sich  bereit, 
seine  Provinzialgrossmeisterstelle  nieder- 
zulegen, wenn  die  behauptete  Ungehörigkeit 
erwiesen  würde.  Des  Festtags  wegen 
wurde  die  Sache  vertagt,  S.  aber  vom 
Grossmeister  kurze  Zeit  darauf  zu  dem 
ihm  bestimmten  Amte  ernannt.  Wahrschein- 
lich hatte  das  zu  Misshelligkeiten  geführt; 
denn  8.  schickte  am  1.  Nov.  1780  seine 
Entlassung  als  Grossaufseher  ein.  Dieser 
Vorfall  wirkte  noch  lange  nach;  denn  als 
S.  1783  bei  der  Grossloge  um  Genehmi- 
gung eines  von  ihm  geschriebnen  Buchs 
»Nutzen  und  Missbrauch  der  Freimaurerei« 
[Use  and  Abuse  of  Freemasonry  (London 
1783)]  einkam,  wurde  ihm  solche  nach- 
drücklich verweigert.  S.'s  Buch  ist  dem 
König  Friedrich  II.  von  Preussen  gewidmet 
und  enthält  manche  sonst  nirgends  sich 
findende  Nachricht  aus  früherer  Zeit,  ist 
jedoch  mit  grosser  Vorsicht  zu  gebrauchen, 
da  es  verdächtige  oder  ganz  unrichtige 
Angaben  enthält  und  sehr  flüchtig  gear- 
beitet ist. 

Smitt,  Willem  Karl  Claasens, 
Direktor  der  öffentlichen  Buchhänd- 
lerlehranstalt und  der  S.-(Hauschild)- 
schen  höhern  Töchterschule  in  Leipzig, 
geb.  22.  Dez.  1832  in  Altona,  wurde  in  den 
Freimaurerbund  aufgenommen  in  der  Loge 
Apollo  in  Leipzig  8.  Juni  1860,  verwaltete 
verschiedne  Ämter  in  dieser  Loge  und  ist 
seit  1874  deren  Vorsitzender  Meister. 
Wiederholt  war  er  Vertreter  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  beim  Deutschen 
Grosslogentag  und  hat  Berichte  mehrerer 
Ausschüsse  bei  diesem  in  Sachen  der 
Einigungsfrage  verfasst.  Von  ihm  er- 
erschienen: 1)  Erkenne  dich  selbst  (Lpz. 
1880),  2)  Tempclwacht  (Lpz.  1888),  3)  Ad- 
huc  »tat  et  stabit  postnac  (Lpz.  1889), 

4)  Einschau  und  Ausschau  (Lpz.  1895), 

5)  Katechismus  der  Freimaurerei  (2.  Aufl., 
Lpz.  1899).  Viele  seiner  gehaltvollen  Vor- 
träge sind,  namentlich  in  der  FZ.,  abge- 
druckt.  [Vgl.  FZ.  1899,  S.  169.] 

8.  M.  8.  0.,  Serenissimus  Magnus  Supe- 
rior  Ordinis  per  Germaniam  inferiorem; 
unter  diesem  Titel  wurde  der  Herzog  Fer- 
dinand von  Braunschweig  (s.  d.)  1772  auf 
dem  Konvent  zu  Kohlo  (s.  d.)  zum  Gross- 
meister aller  vereinigten  schottischen  und 
Freimaurerlogen  ernannt.  Der  Kürze  wegen 
schrieb  man  nur  die  Anfangsbuchstaben. 

Soeins.  Fürsten  und  andre,  die  auf 
keine  Präbende  Anspruch  machen  konnten, 
aber  dem  Orden  auf  irgend  eine  Art  nütz- 
ten, wurden  in  der  strikten  Observanz  als 
Socius  et  Amicus  Ordinis  (wörtlich:  Ge- 
nosse und  Freund  de»  Ordens)  aufgenommen. 


Sie  erhielten,  die  Fürsten  ausgenommen, 
den  förmlichen  Ritterschlag  und  hiessen 
also  auch  Eques. 

Soest  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Westfalen, 
15407  E.).  Hier  besteht  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln: 1)  die  Johannisloge  Zur  Bundes- 
kette, gegr.  24.  Juni  1808,  eingew.  2.  Nov. 
1808.  Mitgliederzahl  (1900):  80.  Vers.: 
Sonnabends.  Ferien:  Mitte  Aug.  bis  Mitte 
Sept.  Eignes  Logenhaus  am  Steingraben, 
eingew.  1874.  Milde  Stiftung:  Heim-Stif- 
tung, Kapital:  3500  M.  [Vgl.  Böse,  Ge- 
schichte der  Loge  von  180>S— 83  (1883).] 
2)  Die  24.  Juni  1808  gegründete  delegierte 
altschottische  Loge  Zur  höhern  Voll- 
kommenheit ist  7.  Sept.  1863  geschlossen 
worden. 

Sohne  der  Witwe,  s.  Kinder  der  Witwe. 
Soldin  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 6115  E.).  Hier  besteht  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  eine  Loge  Hermann  zur 
Bruderliebe,  gest.  20.  April  1861.  Mit- 
gliederzahl (1900) :  44.  Vers. :  Donnerstags. 
Logenlokal:  Mauerstr.  111. 

Solingen  (St.  in  der  preuss.  Rhein- 
provinz, 41000  E.).  Unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  besteht  hier 
eine  Loge  Prinz  von  Preussen  zu 
den  drei  Schwertern,  gest.  21.  Okt. 
1840,  eingew.  5.  Dez.  1840.  Mitgliodcrzahl 
(1900):  56.  Vers.:  1.  Mittwoch  im  Monat. 
Gesellige  Zusammenkunft:  Mittwochs. 
Ferien :  Juli  und  Aug.  Eignes  Logenhaus, 
Brüderstr.  31,  eingew.  7.  Sept.  1851.  Milde 
Stiftung:  Benninghaus- Stiftung,  Kapital 
20000  M.  [Vgl.  Messerschmidt,  Bilder  aus 
der  Geschichte  der  Loge  (1890).] 

Solms-Wildenfels,  Friedrich  Ludwig 
Graf  v.,  kursächsischer  Geheimrat  und 
Landeshauptmann,  geb.  2.  Sept.  1708,  gest. 
1789,  wurde  1 742  als  Mitglied  der  Loge  Zu  den 
drei  Schwertern  in  Dresden  aufgenommen. 
Er  war  ein  verdienter  Freimaurer,  der  zuerst 
die  maurerischen  Gedanken  nach  dem 
Süden  Sachsens  verpflanzte,  und  zwar  durch 
die  Gründung  der  Loge  Zu  den  drei  Rosen 
in  Sachsenfeld  ('s.  d.).  Er  stand  den  Be- 
strebungen der  strikten  Observanz  feind- 
lich gegenüber,  inusste  aber  als  Meister 
vom  Stuhl  seine  Loge  dieser  zuführen, 
wenn  er  ihr  auch  viele  Ausnahmen  erhielt. 
1780  legte  er  wegen  Alter  und  Kränklich- 
keit die  Hammerführung  in  die  Hände 
seines  Neffen,  Friedrich  Magnus  Grafen 
von  Solms-Wildenfels  (geb.  31.  Aug.  1743), 
ausser  dem  noch  drei  weitere  Grafen  von 
1  Solms  der  Sachsenfelder  Loge  angehörten, 
I  darunter  der  Sohn  des  Grafen  Friedrich 
Ludwig,  Otto  Wilhelm  (geb.  30.  Juli 
1744)  als  erster  Vorsteher. 

Solothurn  (Hauptst.  des  gleichnam. 
Schweiz.  Kantons,  [1888]  8460  E.).  I.  Hier 
wurde  16.  Jan.  1809  eine  Loge  La  Con- 
corde gegründet,  die  am  19.  Sept.  1809 
eröffnet  wurde  und  10.  April  1810  vom 


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408  Sommerfeld 

Grossorient  von  Frankreich  eine  Stif- 
tungsurkunde erhielt,  infolge  deren  die 
Einweihung  am  17.  Nov.  1810  stattfand.  Die 
Loge  scheint  nur  einige  Jahre  in  Thätig- 
keit  gewesen  zu  sein.  —  II.  Jetzt  besteht 
hier  seit  15.  April  1879  ein  Kränzchen, 
das  10.  Febr.  1880  mit  dem  Namen  Pro- 
metheus belegt  und  unter  die  Loge  in 
Aarau  gestellt  wurde.  1885  wurden  die 
Versammlungen  infolge  ultramontaner  An- 
feindungen eingestellt.  Am  18.  Febr.  1891 
beschloss  man,  die  Arbeiten  wieder  auf- 
zunehmen, was  auch  19.  Mai  1891  geschah. 
Mitgliederzahl  (1898):  31.  Vers.:  letzten 
Dienstag  im  Monat. 

Sommerfeld  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  11881  E.).  Hier  bestand 
seit  1883  ein  maurerisches  Kränzchen,  das 
1894  eingegangen  ist. 

Sonderburg  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schleswig-Holstein,  5247  E.).  Hier  besteht 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
eine  Loge  Zur  festen  Burg  am  Alsen- 
Bund,  gest.  13.  April  1889.  Mitglieder- 
zahl (1900):  59.  Vers.:  Dienstags,  14tägig. 
Ferien:  Juli  und  Aug.  Lokal:  Henning- 
sches  Gasthaus. 

Sondershausen  (Hauptst.  des  Fürstent. 
Schwarzburg-Sondershausen,  7018  E.).  Hier 
war  1860  der  Plan  gefasst,  eine  Loge  zu 
gründen,  wozu  auch  vom  damaligen  Fürsten 
die  Genehmigung  erteilt  worden  war.  Der 
Plan  hat  sich  indes  nach  der  Zeit  zer- 
schlagen.   [Vgl.  L.  XIH,  S.  95.] 

Sonne.  Die  S.  ist  eins  der  drei  kleinen 
Lichter  der  Freimaurerei.  Was  könnte 
der  Licht  suchenden  und  Licht  spendenden 
Freimaurerei  schöner  zur  Versinnbild- 
lichung dienen,  als  das  mächtige  Tages- 
gestirn, dessen  Strahlenglanz  unsern  Erd- 
ball erleuchtet.  Wie  die  S.  Licht  und 
Wärme  spendet,  so  soll  in  der  Loge  die 
Weisheit,  die  aus  Osten  strahlt,  den  Ver- 
stand erleuchten  und  das  Gemüt  erwärmen. 
Wie  schon  die  Alten  in  der  S.  den 
Urquell  alles  Lebens  ahnten  und  in  hei- 
ligem Schauer  zu  ihr  aufblickten,  so  sehen 
auch  wir  in  der  S.,  die  durch  die 
Kraft  der  Anziehung  die  Weltkörper  um 
sich  kreisen  lässt,  die  durch  ihr  Licht 
und  ihre  Wärme  alle  Keime  der  Natur 
zum  Leben  erweckt,  das  Urprinzip  der 
schaffenden,  erhaltenden  und  regierenden 
Macht  der  Gottheit  angedeutet,  die,  gleich 
wie  die  S.  seit  Äonen  unwandelbar  ihre 
Bahn  vollendet,  erhaben  ist  über  allen 
Wechsel  in  Raum  und  Zeit.  Wie  alles 
irdische  Leben  ersterben  würde  ohne  die 
belebenden  Sonnenstrahlen,  so  siecht  alles 
geistige  und  sittliche  Leben  im  Menschen 
dahin,  wenn  das  Licht  der  Erkenntnis 
Gottes  in  ihm  sich  verdunkelt  oder  wohl 
gar  erlischt.  Wie  aber  unser  leibliches 
Ange  das  volle  Sonnenlicht  nicht  zu  er- 
tragen vermag,  so  leuchtet  auch  unserm 
geistigen  Auge  erst  die  volle  Wahrheit, 
die  in  Gott  ist,  in  der  letzten  Stunde, 


—  Sonnenfels. 

I  wenn  beim  Eingehen  in  den  ewigen  Osten 
die  Binde  von  unsern  Augen  fällt.  (S. 
Bonne,  Mond  und  Sterne.)  [Vgl.  Schau- 
berg, Vergleichendes  Handbuch  der  Sym- 
bolik der  Freimaurerei  (Schaff  hausen  1861 ). 
I,  205;  Fischer,  R.,  Lehrlingskatechis- 
mus  (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  8. 51—61;  ders., 
Ritual  und  Symbol  (Lpz.  1878),  S.  141. 
FZ.  1858,  S.  41,  82;  1860,  8.  225.  L.  1880, 
S.  77.) 

Soane,  Grossloge  Zur,  s.  Bayreuth, 

oben  I,  S.  75. 
Sonne,  Mond  und  Sterne.  In  manchen 
I  freimaurerischen  Lehrarten  wird  der  Meister 
vom  Stuhl  mit  der  S.  verglichen;  denn 
wie  diese  den  Tag  regiert  und  die  Welt 
!  erleuchtet,  so  soll  er  die  Loge  regieren  und 
,  die  Mitglieder  erleuchten.    Der  M. ,  der 
|  seine  Strahlen  von  der  S.  erhält  und  zur 
Nachtzeit  leuchtet,  ist  das  Bild  für  die 
beiden  Aufseher  (Vorsteher),  die  unter 
Aufsicht    des    Meisters    bemüht  sind, 
|  die  Wahrheit  zu   finden.     Die  Meister 
|  und  Gesellen  werden  mit  den  8t.  ver- 
glichen.   Wie  diese  in  dunklen  Nächten 
den  Reisenden  leuchten  auf  ihren  Pfaden, 
so   unterrichten   die  Meister   und  Ge- 
sellen die  Lehrlinge  und  führen  sie  auf 
den  diesen  noch  ungewohnten  Wegen  der 
Maurerei.   Man  findet  deshalb  8.,  M.  und 
Sterne  vielfach  auf  den  Teppichen  (s.  d.) 
abgebildet. 

Sonneberg  (St.  im  Herzogt.  Sachsen- 
Meiningen,  12167  E  ).  Hier  besteht  unter 
der  Loge  in  Koburg  ein  maurerisches 
Kränzchen  Zur  aufgehenden  Sonne, 
gest.  Frühjahr  1881,  eingew.  27.  Mai  1883. 
Mitgliederzahl  (1900):  35.  Vers.:  1.  Mitt- 
woch im  Monat.  Lokal :  Erholung.  Ferien : 
Juni  bis  Sept.  Gesetze  vom  1.  Mai  1888.  Das 
Kränzchen  will  ein  Mädchenheim  gründen; 
dermaliges  Kapital  dazu  z.  Z.  2000  M. 

Sonneburg  hiess  in  der  strikten  Obser- 
vanz der  Sitz  des  Heermeisters  der  sie- 
benten Provinz,  zuerst  Unwürde,  dann 
Lipse;  als  der  Herzog  von  Södermanland 
zum  Heermeister  gewählt  war,  wurde  be- 
stimmt, dass  auch  er  alle  Erlasse  seine« 
Provinzialkapitels  aus  8.  unterzeichnen 
solle. 

Sonnenfels,  Joseph  Reichsfreiherr 
v.,  Schriftsteller,  geb.  1782  zu  Nikolsburg 
in  Mähren,  gest.  25.  April  1817  in  Wien, 
war  anfangs  Soldat,  später  aber  (1763) 
Professor  der  Staatswissenschaften  in  Wien, 
unter  Maria  Theresia  wirklicher  Hofrat 
bei  der  Geheimen  böhmischen  und  öster- 
reichschen  Hof  kanzlei,  von  Kaiser  Franz  II. 
in  den  Reichsfrei herrnstand  erhoben  und 
1811  zum  Präsidenten  der  k.  k.  Akademie 
der  bildenden  Künste  ernannt.  Von  ihm 
erschienen:  »Über  Abschaffung  der  Tortur« 
(Zürich  1 775),  Gesammelte  Schriften(18Bde., 
Wien  1783-87).  Aus  allen  seinen  Schriften 
spricht  ein  ebenso  freimütiger,  wie  Men- 
schenfreundlicher Geist grosse  Verdieuste 
|  erwarb  er  sich  um  ganz  Österreich,  indem 


|iti*e< 


er  wichtige  Verbesserungen  im  peinlichen 
Recht,  in  der  Polizei  und  dem  Finanz- 
wesen durchfuhren  half.  —  Am  6.  Juli 
1782  wurde  S.  in  der  Loge  Zur  wahren 
Eintracht  in  Wien  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen  und  war  eine  ihrer  Haupt- 
zierden. Er  bekleidete  in  ihr  die  Stelle 
des  Redners  und  war  später  zugeordneter 
Meister.  Am  80.  Jan.  1784  gründete  diese 
Loge  nach  dem  Antrag  von  S.  eine  Privat- 
gesellschaft der  Wissenschaften.  Das  Wiener 
•Journal  für  Freymaurer*  verdankt  ihm 
zum  grossen  Teil  seine  Entstehung.  Im 
1.  Heft  dieser  Zeitschrift,  1784,  befindet 
sich  von  ihm  ein  trefflicher  Vortrag:  »Von 
dem  Einflüsse  der  Maurerei  auf  die  bür- 
gerliche Gesellschaft.«  Infolge  der  Frei- 
maurerverordnung Kaiser  Josephs  II.  (Dez. 
1785)  wurden  die  früher  in  Wien  bestan- 
denen sechs  Logen  in  zwei  zusammen- 
gezogen, und  in  diesen  findet  sich  S.  nicht 
mehr  als  Mitglied  aufgeführt.  Es  scheint, 
als  wenn  er  von  da  an  dem  Illuminaten- 
orden angehört  hätte.  In  der  bekannten 
Verfolgungssache  von  Prof.  Leopold  Aloys 
Hofmann  (s.  d.)  spielt  S.  eine  grosse  Rolle. 
Die  Universität  nahm  sich  seiner  an  und 
wählte  ihn  1794  zum  Rektor,  Hess  auch 
sein  Bildnis  malen  und  im  Festsaal  an- 
bringen. [Vgl.  Z.  1887,  8.  27.  Alpina 
1887,  S.  150.1  In  dem  historischen  Lust- 
spiel «Der  Mann  ohne  Vorurteil«  von 
Sacher- Masoch  (Lpz.  1866)  ist  S.  der  ver- 
herrlichte Held  des  Stücks. 

Sonnenkalb.  Johann  Heinr.  Felix, 
Dr.  jur.,  Oberbeamter  am  Hypothekenamt 
in  Hamburg,  geb.  8.  Jan.  1855,  wurde  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen  in  der 
Loge  Boanerges  zur  Bruderliebe  in  Ham- 
burg 29.  April  1878,  ist  Provinzialgross- 
bibliuthekar  und  Aufseher  der  Münzen- 
sammlung und  hat  mehrere  geschichtliche 
Aufsätze  in  freimaurerischen  Zeitschriften, 
namentlich  der  Berliner  Zirkelcorrespon- 
denz  und  dem  Mecklenburgschen  Logen- 
blatt, veröffentlicht. 

Sonnenritter  (Knight  of  the  Sun,  Che- 
valier du  soleil  ou  prince  Adepte)  ist  einer 
der  von  Bernetti  erfundnen  hermetischen 
Grade  (s.  d.),  obgleich  Ragon,  Cours 
philosophique,  S.  861,  das  in  Abrede 
stellt  und  ihn  einen  höchsten  Grad  vom 
höchsten  Altertum  nennt,  der  die  Lehren 
der  natürlichen  Religion  enthalten  sollte, 
die  einen  wesentlichen  Teil  der  alten 
Mysterien  gebildet  haben  Bollen.  Die 
Rituale  dieses  Grads  sind  darauf  ge- 
richtet, alle  vorhergehenden  Grade  zu  er- 
klären; sein  Hauptzweck  geht  darauf  hin- 
aus, das  Gefühl  für  Wahrheit  zu  stärken. 
Die  ersten  Beamten  werden  dreifach  voll- 
kommner  Vater  Adam  und  Bruder  Wahr- 
heit genannt,  die  andern  Beamten  nach  den 
Namen  der  sieben  Engel  und  die  Mitglie- 
der Sylphen.  Das  Abzeichen  ist  eine  goldne 
Denkmünze,  mit  einer  von  Strahlen  um- 
gebnen  Sonne  auf  der  einen  Seite,  auf  der 


)  -  Sörgel.  409 

andern  die  Weltkugel.  Der  Versammlungs- 
raum wird  nur  durch  ein  Licht,  das  aus 
einer  mit  Wasser  gefüllten  Kugel  scheint, 
erhellt.  Auch  in  andre  Lehrarten  ist  dieser 
Grad  übergegangen,  und  so  bildete  er  im 
Supreme  Conseil  den  28.,  im  schottisch- 
philosophischen  den  7.  und  im  System 
Misralm  den  51.  [Vgl.  Manuel  mac.,  S. 
181—189  und  pl.  XVII.l 

Sophislenn  (Ordre  de«  8.).  Dinaux  H,  224 
erwähnt  zwei  Orden  dieses  Namens.  1)  Auf 
Veranstaltung  mehrerer  französischer  Gene- 
rale, die  den  Feldzug  nach  Ägypten  mitge- 
macht hatten,  wurde  eine  freimaurerische 
Verbindung,  die  von  H.  (Horus),  gegründet, 
die  Ordre  sacre*  des  8.  hiess  und  aus  drei 
Stufen  bestand:  1)  den  Aspiranten,  die 
nur  Ja  und  Nein  sagen  durften,  2)  den 
Eingeweihten  (Inities),  3)  den  Mitgliedern 
der  Grossen  Mysterien.  Der  Wahlspruch 
war:  »L'ltude  est  soeur  d'Horus«.  [Vgl. 
Ragon,  Orthodoxie  maconnique  (Paris 
1853),  S.  181—184;  Kloss,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Frankreich,  I,  406.1  2)  Der 
andre  soll  1801  oder  1802  von  Cuvetier, 
wahrscheinlich  dem  dramatischen  Dichter, 
gestiftet  sein,  ist  aber  sonst  unbekannt 
[Vgl.  L.  XXVHJ,  S.  HO.] 

Sorau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Branden- 
burg, 14814  E.).  Hier  bestehen  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln:  1)  Die  Loge  Zu  den  drei 
Rosen  im  Walde,  gegr.  18.  Jan.  1820, 
eingew.  29.  Mai  1820.  Mitgliederzahl  (1900): 
73.  Vers.:  Mittwochs;  Klub:  Sonnabends. 
Ferien:  Juli.  Eignes  Logenhaus  in  der 
Logenstrasae,  eingew.  1847.  Klinkemüller- 
Stiftung  für  hilfsbedürftige  Mitglieder 
und  deren  Witwen  und  Waisen,  gegr. 
25.  Jan.  1858,  Kapital:  ca.  10000  M.  Pen- 
sionskasse für  die  Witwen  und  Waisen  der 
Mitglieder,  gegr.  2.  Febr.  1899.  Haus^e- 
setze  vom  12.  Aug.  1889.  Gesangbuch  für 
Freimaurerlogen  von  1840.  Verzeichnis 
der  Bücher  der  Bibliothek  der  Loge  (1883). 
I  Geschichte  der  Loge,  sowie  der  Loge  Zu 
|  den  drei  Säulen  in  Triebel  von  Ilgen 
|  (1901).  Ein  Versuch,  schon  um  1782  hier 
eine  Loge  zu  gründen,  scheiterte.  [Vgl. 
Bbl.  1895,  S.  829.]  2)  Die  delegierte  alt- 
schottische Loge  gleichen  Namens,  gegr. 

9.  März  1830. 

Sörgel,  Ernst  August,  Pfarrer,  geb. 

10.  März  1763  in  Schmiedehausen  bei  Cam- 
burg, gest.  5.  Juli  1842  in  Rüdersdorf  bei 
Gera,  wurde  in  den  Freimaurerbund  auf- 
genommen 27.  Mai  1800  in  der  Loge  Archi- 
medes  zu  den  drei  Rcissbrettern  in  Alten- 
burg, schloss  sich  1803  der  Loge  Ar- 
chimedes  zum  ewigen  Bunde  in  Gera 
an,  nachdem  er  schon  vorher  Vorsitzen- 
der des  das.  13.  Jan.  1803  gegründeten 

!  Klubs  gewesen  war.    Er  wurde  Meister 

I  vom  Stuhl  der  neuen  Loge  bis  1807,  wo 

j  er  von  dem  nahen  Röpsen  nach  dem  ent- 

'  ferntern  Dorfe  Rüdersdorf  versetzt  wurde, 

I  übernahm  aber  nochmals  von  1816—19 


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410 


Soult  —  Sozietät  der  Freimaurer. 


den  ersten  Hammer,  während  er  inzwischen 
1810  noch  als  zugeordneter  Meister  thätig 
gewesen  war.  8.  war  ein  einflußreiches 
Mitglied  »einer  Loge,  schrieb  1804  eine 
Ȇbersicht  der  vornehmsten  Ereignisse 
der  (damaligen)  Deputationsloge  in  Gera« 
und  hat  schon  1804  die  maurerischen  Uu- 
terrichtsklubs  mit  Vorträgen  und  münd- 
licher Aussprache  eingeführt,  obgleich  sie 
nur  kurze  Zeit  währten,  um  1884  wieder 
aufzuleben  und  dann  unausgesetzt  bis  jetzt 
in  der  Loge  fortgesetzt  zu  werden.  8.  hat 
auch  eine  kurze  Zeit  die  Geraer  Zeitung 
geleitet.   [Vgl.  A.  XVII,  268J 

Soult,  Nikolas  Jean  de  Dieu,  Her- 
zog von  Dalmatien,  franz.  Marschall, 
geb.  29.  März  1769  in  St.-Amnns-la-Bastide 
(Tarn),  gest.  26.  Nov.  1851  auf  seinem  dor- 
tigen Schloss,  wurde  1794  Brigadegeneral 
und  später  Divisionsgeneral  und  focht  in 
Deutschland,  der  Schweiz  und  Italien. 
Nach  Napoleons  I.  Thronbesteigung  wurde 
er  Marschall  und  kämpfte  bei  Austcrlitz, 
Jena  und  Eylau.  Zum  Herzog  von  Dal- 
matien ernannt,  erhielt  er  den  Befehl  über 
die  Zentralarmee  in  Spanien,  l'uter  Lud- 
wig XVIII.  Kriegsminister,  wurde  er  nach 
Napoleons  Rückkehr  Generalstnbsehcf. 
Später  war  er  wiederholt  Kriegnminister 
und  Ministerpräsident  und  wurde  1847  zum 
Mardchal  g<5ne>al  ernannt.  —  S.  war  Frei- 
maurer, was  ihn  aber  nicht  abhielt,  1845 
den  Offizieren  den  Eintritt  in  den  Bund 
zu  verbieten.  fVgl.  Bh.  1882,  S.  391.  L. 
1896,  S.  95.J 

Souveraln  (Sovereign).  Mit  diesem  Bei- 
satz werden  eine  grosse  Anzahl  der  höhern 
französischen  Maurergrade  bezeichnet, 
z.  B.:  S.  Commandeur  du  Temple,  S.  Grand 
InBpecteur  u.  s.  w. 

Sozialdemokratie.  Die  S.  hat  in  neu- 
ester Zeit  die  Freimaurerei  als  gegen  die 
Öffentlichkeit  und  Rechtsgleichheit  ver- 
stossend  wiederholt  gehässig  angegriffen, 
so  u.  a.  Bernhard  Becker  in  seiner  Schrift : 
»Der  alte  und  der  neue  Jesuitismus  oder 
die  Jesuiten  und  die  Freimaurer  iBraun- 
achweig  1875,  4.  Aufl.) ,  und  Meninünger 
in  »Die  Freimaurer.  Eine  Gefängnisarbeit« 
(Nürnb.  1872).  Alle  diese  und  ähnliehe 
Machwerke,  wie  auch  die  bezüglichen 
Stellen  der  sozialdemokratischen  Presse 
zeugen  von  der  tiefsten  Unwissenheit  über 
freimaurerische  Verhältnisse  und  stehen 
den  ultramontanen  Angriffen,  welche  die 
Freimaurerei  für  die  Entstehung  der  S. 
sogar  verantwortlich  machen,  würdig  zur 
Seite.  [Vgl.  Bh.  1895,  S.  141.  Büchle, 
Die  Freimaurerei  im  Lichte  der  Zeit.  Eine 
Abwehr  der  Angriffe  der  Ultramontanen 
und  Sozialdemokraten  (2.  Aufl.,  Lpz.  1873).] 

Soziale  Bestrebungen  sind  dem  Frei- 
maurerbunde nie  fern  gewesen.  Noch  ehe 
die  sog.  soziale  Frage  gegen  das  Ende 
des  19.  Jahrh.  brennend  wurde,  haben  die 
Logen  vielfach  in  ihrem  Sinne  gewirkt 
und  gehandelt,  daa  soziale  Elend,  das 


nicht  neu,  sondern  uralt  ist  und  nur  von 
Zeit  zu  Zeit  entweder  wirklich  schroffer 
auftritt  oder  eindringlicher  behandelt  wird, 
durch  mancherlei  Einrichtungen  zu  mil- 
dern. Infolgedessen  hat  die  Erörterung 
der  sozialen  Frage  in  Maurerkreisen  in 
neuerer  Zeit  erneuten  Aufschwung  ge- 
nommen. Wenn  auch  die  Logen  als  solche 
nur  vereinzelt  thatsächlich  eingreifen  und 
durch  allgemeine  humanitäre  Einrich- 
tungen der  Not  aufzuhelfen  bestrebt  sind, 
teilweise  auch  durch  pekuniäre  Zuschüsse 
zu  den  bestehenden  Anstalten  aller  Art, 
so  erzieht  man  in  den  Logen  deren  Mit- 
glieder zum  richtigen  Verständnis  der 
Sache  und  regt  sie  an,  im  Leben  persön- 
lich mit  einzugreifen  und  zu  helfeu.  Nichts 
kann  der  Freimaurerei  näher  liegen,  als 
die  Lösung  der  sozialeu  Frage,  wenn  sie 
auch  nur  die  Kräfte  der  einzelnen  in  den 
Dienst  stellen  kann.  Die  freimaurerische 
Presse  ist  denn  auch  in  letzter  Zeit  voll 
Artikel  über  diese  Angelegenheit,  ein  Be- 
weis, welche  Beachtung  man  in  Maurer- 
kreisen den  8.  B.  schenkt.  (Vgl.  Bh.  1866, 
Nr.  20*  1878,  Nr.  32;  1888,  S.  69,  143; 
1890,  S.  105,  153,  345;  1895,  S.  203;  1898, 
S.75.  Bbl.  1887,  S.  106;  1897,  S.  126.  FZ. 
1883,  S.  345;  1890,  S.  169,  381;  1891,  S. 
1 16.  217;  1895.  S.  153.  L.  1895,  S.  67.  Mit- 
theilungen aus  dem  Verein  deutscher  Frei- 
I  maurer  1893/94,  S.  57.  Proudhon,  De  la 
justize  dans  la  revolution  et  dans  l'eglise 
(1S6Ü),  8.  71 J 

Sozietät  (Gesellschaft)  der  Freimaurer 
lautet  die  Bezeichnung,  die  neben  den 
Namen  Loge  und  »Brüderschaft  der  Frei- 
maurer« während  der  ersteu  Jahrzehnte,  etwa 
1717  bis  1750,  in  England,  Deutschland  und 
der  Schweiz  amtlich,  wie  ausscramtlich 
ganz  überwiegend  im  Gebrauch  ist.  Die 
Namen  »Orden  der  Freimaurer«  und 
!  selbst  »Bund  dor  Freimaurer«  kommen  erst 
j  später  häufiger  vor  und  sie  entstammen 
(vielleicht  abgesehen  von  Frankreich  und 
I  andern  katholischen  Ländern)  meist  den 
i  Kreisen  von  Nicbtmaurern,  denen  der 
Name  S.  weniger  geläufig  oder  bekannt 
war.  Diese  Thatsachen  sind  von  geschicht- 
licher, wie  von  sachlicher  Erwägung  aus 
bedeutungsvoll.  In  der  Bestätigungsurkunde 
des  wichtigsten  niaurcrischen  Dokuments 
der  Anfangsjahre,  des  Koustitutionenbuchs 
von  1723,  heisst  es,  dass  »dieses  Buch  in 
der  Vierteljahrsversammlung  .  .  .  von  der 
8.  bestätigt  worden  ist«.  In  demselben  J. 
1723  erschien  in  der  Zeitschrift  »The  Fly- 
ing  Post«  eine  Art  raaurerischer  Katechis- 
mus, in  dessen  Einleitung  die  »Fraternity 
of  Free  and  Accepted  Masons«  ausdrück- 
lich als  S.  bezeichnet  wird.  1725  ward  zu 
London  (bei  A.  Moore)  eine  viel  beachtete 
Schrift  gedruckt  unter  dem  Titel:  »Two 
Letters  to  a  Friend :  The  First,  concerning 
The  Society  of  Free-Masons.  The  Second, 
giving  an  Account  of  the  Most  Ancient 
Order  of  Gormogons«  etc.  Der  Inhalt  der 


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Sozietäten 

Schrift,  die  wahrscheinlich  von  einem 
Gegner  der  S.  d.  F.,  jedenfalls  aber  von 
einem  genauen  Kenner  der  Sache,  über 
die  er  schreibt,  verfasst  ist,  beweist,  dass 
die  Wahl  der  Bezeichnungen  Society  und 
Order  keine  zufällige,  sondern  eine  beab- 
sichtigte ist;  die  Gormogonen  (s.  d.)  sollen 
schon  durch  die  Bezeichnung  als  »Orden« 
sich  vorteilhaft  von  der  S.  abheben.  In  den 
30er  Jahren  erschien  in  englischer  Sprache 
—  1741  ward  eine  deutsche  Übersetzung 
veranstaltet —  ein  Sendschreiben  einesFrei- 
maurers  an  Mylord  Robert  Truell  (Mitglied 
der  »Gesellschaft  der  Plauderer«)  über  die 
Ausschliessung  des  schönen  Geschlechts 
aus  der  »Society  of  Freemasons«.  1788 
ward  von  maurerischer  Seite  zu  Dublin  eine 
später  in  London  neu  aufgelegte  Vertei- 
digungsschrift unter  dem  Titel  veröffent- 
licht: »Relation  apologique  et  historique 
de  la  SociC'tc"  des  Francs -Masous  par  F. 
G.  D.  M.  F.  M.«.  Der  gleiche  Gebrauch  ist 
in  Deutschland  und  in  der  Schweiz  nach- 
weisbar. Am  7.  März  1738  erklärt  der 
Senat  zu  Hamburg,  dass  er  »die  Gesell- 
schaft der  Freymaurer«  gänzlich  »suppri- 
miert«  wissen  wolle.  In  der  im  .1.  1738  zu 
Leipzig  erschienenen  Wochenschrift  »Der 
Freymäurer«  (Herausgeber  war  Joh. 
Joachim  Schwabe)  ist  fast  ausschliesslich 
von  der  S.  (Gesellschaft)  d.  F.  die  Rede. 
Viele  weitere  Beispiele  bei  Ludw.  Keller, 
Die  deutschen  Gesellschaften  des  18.  Jahrb. 
und  die  moralischen  Wochenschriften  (Brl. 
1900). 

Sozietäten  (Sodalitäten ,  Gesellschaften) 
nennen  sich  seit  dem  15.  und  16.  Jahrh. 
vielfach  diejenigen  Vereinigungen,  in 
deren  Verbänden  als  eine  Art  von  innern 
Ringen  die  sog.  Akademien  {».  d.)  nachweis- 
bar sind.  Seit  dem  Mittelalter  taucht  gegen 
diese  »Societates«  (ital.  auch  Compagnien) 
der  Vorwurf  auf,  dass  sie  einen  Geheim- 
bund bildeten.  Ihre  Geschichte  ist  einiger- 
massen  in  Dunkel  gehüllt,  und  wir  erfahren 
Näheres  über  die  Organisation  erst  seit 
dem  Emporkommen  der  Humanisten  des 
15.  und  16.  Jahrh.,  die  in  diesen  S.  ihre 
vornehmste  Stütze  besassen.  [Vgl.  L.  Keller, 
Die  römische  Akademie  und  die  altchristl. 
Katakomben  (Brl.  1899).] 

Sozietäteorden  der  ewigen  Freund- 
schaft, wohl  der  älteste  der  nach  dem  Vor- 
bild der  Freimaurerei  entstandnen  Stu- 
dentenorden. Er  hatte  bereits  1749  in  Leip- 
zig eine  Loge  und  ist  angeblich  von  einem 
Herrn  v.  Stettnitz  in  Brauusehweig  ge- 
stiftet worden.  [Vgl.  die  Mittheilungen 
über  die  Hallesche  Loge  auf  Grund  von 
Universitätggerichtsakten  im  Bbl.  1888, 
S.  18.1 

Sozietateorden  der  redlichen  Freund- 
schaft, eine  Gesellschaft,  die  in  Anlehnung 
an  die  Formen  und  Gebräuche  der  Frei- 
maurerei »zu  Ehren  und  Beförderung  einer 
aufrichtigen  redlichen  und  wohlmeinenden 
Freundschaft  und  zum  Geschmack  des  Ver- 


—  Spanien.  411 

I  gnügens  unter  Wohldenkcnden  verabredet 
und  17.  Mai  1759  gestiftet  wurde«.  An 
der  Spitze  stand  der  Brigademajor  v.  Hessel. 
[Vgl.  S.  L.  1889,  S.  81.  FZ.  1889,  S.  193.] 
Spandan  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  55841  E.).  Loge  das.  unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin:  Viktor 
zum  goldnen  Hammer,  in  Delitzsch 
gegr.  26.  Sept.  1823,  in  S.  erneuert  4.  Juni 
1859.  Mitgliederaahl  (1900):  108.  Eignes 
Logenhaus  Bahnhofstr.  3.  Vers.  Frei- 
tags. Ferien:  Ende  Juni  bis  Mitte 
August. 

Spangenberg,  Professor  in  Marburg, 
einer  der  Mitstifter  des  Ordens  der  Asiati- 
schen Brüder  (s.  d.)  und  ihr  oberster  Ar- 
chivbewahrer  (»Ocker  Harim«).  Von  ihm 
sollen  die  hebräischen  Worte,  mit  denen 
dieses  System  ausgeschmückt  war,  her- 
rühren und  die  meisten  Ordenspapiere  aus- 
gegangen sein,  wie  auch  seine  Unzufrie- 
denheit, als  die  dafür  zugesagte  Entschä- 
digung nicht  gewährt  ward,  das  Ende  des 
•  Ordens«  herbeiführte. 

Spanien  (Königreich).  In  keinem 
Lande  sind  die  Freimaurer  so  starken  Ver- 
folgungen ausgesetzt  gewesen,  als  in  S., 
dem  Lande  der  religiösen  Märtyrer.  Die 
erste  Loge  wurde  vom  Herzog  von  Wharton 
(s.  d.)  15.  Febr.  1728  in  Madrid  unter  dem 
Schutz  der  Grossloge  von  England  er- 
richtet; bald  darauf  entstanden  mehrere 
Logen,  so  dass  11  Jahre  später  der  Kapitän 
Commerford  zum  Proviozialgrossmeister 
für  Andalusien  ernannt  werden  konnte. 
Aber  schon  1740  verbannte  Philipp  V., 
durch  den  päpstlichen  Erlass  von  1738  be- 
wogen, alle  Freimaurer  aus  S. ,  mehrere 
Mitglieder  des  Bundes  wurden  eingekerkert 
und  zur  Galeerenstrafe  verurteilt.  Trotz- 
dem vermehrten  sich  die  Logen.  Da  wurden 
durch  den  Bannfluch  Benedikts  XIV.  und 
durch  den  Haas  des  Revisors  des  heiligen 
Officiums  der  Inquisition,  Joseph  Torrubia 
(s.  d.),  1751  die  Verfolgungen  erneuert,  alle 
maurerischen  Versammlungen  verboten  und 
ihre  Mitglieder  als  Hochverräter  verurteilt. 
Unter  Karl  III.  (1759—88)  atmete  die  Frei- 
maurerei wieder  auf.  1767  wurde  die 
Grossloge  von  S.  (Gran  Logia  Espanola) 
unter  dem  Grafen  von  Aranda  gegrün- 
det, die  1780  den  Namen  Grossorient 
von  S.  annahm.  Nach  Karls  III.  Tode 
trat  ein  Rückschlag  ein,  da  Godoy  den 
Grafen  von  Aranda  anklagte  und  verbannte. 
Sein  Nachfolger  wurde  der  Graf  von  Montijo. 
Neuen  Aufschwung  erhielt  die  Maurerei 
durch  den  Einmarsch  der  französischen 
Truppen  1807.  Binnen  kurzem  befanden 
sich  beinahe  in  allen  Städten  S.'s  Logen, 
die  unter  französischem  Schutz  und  nach 
französischem  System  arbeiteten.  Ja  die 
Franzosen  errichteten  3.  Nov.  1809  im 
Palast  der  Inquisitiou  einen  eignen  Gran 
Oriente  de  Espana  mit  Hochgraden,  der 
vom  Grossorient  von  Frankreich  abhängig 
war,  weshalb  die  Spanier  ihren  Grossorient 


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412 


Spanien. 


nun  Grande  Oriente  Nacional  de  Espana 
nannten.  Schon  vorher  war  durch  Tilly, 
einen  Vetter  des  Grafen  Grasse-Tilly  (s.  d.), 
der  schottische  Ritus  nach  S.  verpflanzt 
und  in  Aranjuez  17.  Dez.  1808  ein  Oberster 
Rat  (Supremo  Consejo)  gegründet  worden. 
Einen  zweiten  Obersten  Kat  errichtete  der 
Graf  von  Grasse-Tilly  selbst  4.  Juli  1811, 
an  dessen  Spitze,  ebenso  wie  an  der  des 
französischen  Grossorients,  der  frühere 
Minister  Azanza  stand,  so  dass  damals 
vier  Grossbehörden  in  8.  bestanden.  Selbst 
die  vorzüglichsten  Verteidiger  der  spa- 
nischen Freiheit,  Ballesteros,  Morillo,  AJava 
u.  a.  Hessen  sich  in  den  Bund  aufnehmen. 
Nach  der  Rückkehr  Ferdinands  VII.  1814 
hatte  diese  Freiheit  ein  Ende;  er  stellte 
sofort  die  Inquisition  wieder  her  und  ver- 
bot die  Freimaurerei  bei  den  härtesten 
Strafen.  Wiederum  wurde  eine  Anzahl 
Freimaurer,  darunter  der  Marquis  Tolosa, 
der  Gelehrte  Marina,  der  königliche  Leibarzt 
Dr.  Luque,  der  General  Alava,  der  sechs 
Jahre  Wellingtons  Generaladjutant  ge- 
wesen war,  verhaftet,  gefoltert  und  in  die 
Kerker  geworfen.  Aber  trotz  der  Verfol- 
gung blieb  die  Freimaurerei  derart  mächtig, 
dans  sie  sich  an  die  Spitze  jeder  fort- 
schrittlichen Bewegung  stellte  und  in 
S.  den  Boden  für  die  später  errungnen 
Freiheiten  bereitete.  1817  hatte  sich  der 
Bund  erneuert,  und  alle  Logen  und  Lehr- 
arten schlössen  sich  zusammen,  indem 
man  eine  Grosskammer  aller  Riten  (Gran 
Camera  do  todos  los  Ritos)  schuf.  1820 
trat  Riego  an  die  Spitze  des  Bundes  und 
nach  seinem  Tode  (1823)  der  Infant  Fran- 
cisco de  Paula  de  Borbön.  Auch  die  Re- 
volution von  1820  ist  durch  spanische 
Freimaurer  bewirkt  worden.  Damals  be- 
freite General  Ballesteros  unter  der 
Herrschaft  der  Corte«  alle  verhafteten 
Freimaurer.  Bekanntlich  wurde  die  Re- 
volution durch  französische  Truppen 
unterdrückt,  und  Ferdinand  VII.  stellte 
das  absolute  Regiment  wieder  her,  er- 
lieas  auch  sofort  1.  Aug.  1824  ein  erneutes 
Verbot  der  Freimaurerei,  demzufolge  die 
Mitglieder  binnen  30  Tagen  sich  selbst 
als  solche  angeben  und  ihre  Logenpässe 
abliefern  sollten,  widrigenfalls  sie  oei  spä- 
terer Entdeckung  verhaftet  und  ohne  wei- 
tern Prozess  innerhalb  24  Stunden  auf- 
gehängt werden  sollten.  Infolge  dieses 
Erlasses  wurden  1825  sieben  den  höhern 
Ständen  angehörige  Freimaurer  in  Granada 
gehängt,  die  man  zwei  Monate  vorher  bei 
einer  Aufnahme  überrascht  hatte;  der  Auf- 
zunehmende wurde  zu  acht  Jahren  Eisen- 
strafe verurteilt.  Neue  Spuren  der  Frei- 
maurerei fanden  sich  1829  in  Barcelona; 
ein  Oberst  Galvez  wurde  hingerichtet,  zwei 
andre  zu  den  Galeeren  auf  Lebenszeit  ver- 
urteilt. Nach  dem  Tode  des  Tyrannen 
(1833)  entstanden  wieder  heimlich  Logen, 
drei  in  Cadiz  und  Gibraltar,  letztere  stan- 
den unter  englischem  Schutz.   Im  allge- 


meinen machte  die  Freimaurerei  in  8.  bis 
zum  Jahre  1868  wenig  Fortschritte.  Nur 
die  gebildeten  Kreise  bekannten  sich  in 
kleiner  Anzahl  zu  ihm,  hauptsächlich  Mili- 
tärs und  Politiker,  die  in  den  Logen  Propa- 
ganda für  ihre  Ideen  zu  machen  versuchten. 
Auch  während  dieser  Zeit  fahndete  die 
Polizei  auf  die  Freimaurer,  obgleich  Hin- 
richtungen nicht  mehr  stattfanden.  Da  kam 
die  Revolution  des  Jahres  1868;  Isabella 
wurde  vertrieben  und  Amadeus  von  8avoyen, 
der  selber  Freimaurer  war,  König.  Die  Frei- 
maurerei nahm  nun  einen  kühnen  Auf- 
schwung; eine  grosse  Anzahl  Logen  wurde 
gegründet,  in  denen  das  republikanische 
Element  bei  weitem  die  Mehrheit  hatte. 
1869  bildete  sich  der  Nationale  Grossorient 
von  S.  neu,  unter  Calatrava  als  Gross- 
meister; das  Gleiche  geschah  mit  dem 
Grossorient  von  S.,  an  dessen  Spitze  der 
Ministerpräsident  Zorilla  trat.  Endlich 
wurde  von  Portugal  aus  ein  Iberischer 
Grossorient  gegründet.  Nach  dem  Rück- 
tritt Zorillas  1874  teilte  sich  der  Gross- 
orient in  zwei  Zweige,  von  denen  sich  der 
eine  im  folgenden  Jahre  mit  einem  Teil 
des  Iberischen  Grossorients  verschmolz, 
sich  aber  1876  abermals  in  zwei  Zweige 
teilte  unter  den  Grossmeistern  Sagasta  und 
Perez.  Mitte  1877  zählte  man  in  S.  fünf 
Grosslogen,  welche  sich  gegenseitig  als 
Gegner  bekämpften.  Es  waren  dies 
der  Nationale  Grossorient  unterm  Gross- 
meister Marquis  de  Seoane,  der  Grossorint 
unter  den  Grossmeistern  Magnan,  Carvajal, 
Ferrer,  Conder,  Avalos,  Oriero  und  Pan- 
zano,  die  Grossloge  unter  den  Grossmeistern 
Sagasta,  Ortiz,  Becerra,  der  Grossorient 
unterm  Grossmeistcr  Perez  und  der  Ibe- 
rische Grossorient.  Dazu  gründeten  28. 
Dez.  1879  zwei  portugiesische  Logen  in 
Malaga  ein  Grosses  maurerische«  Zentral- 
konsistorium des  82.  Grads  und  in  dem- 
selben Jahre  auf  einem  Kongress  in  Se- 
villa 18  portugiesische  Logen  eine  Ver- 
einigung (Confederaciön)  unterm  Groes- 
kommandeur  Padilla,  von  der  sich  7.  Febr. 
1881  die  Unabhängige  spanische  Gross- 
loge von  Sevilla  (Gran  Logia  Independiento 
Espaflola)  abzweigte,  die  später  ihren  Sitz 
nach  Cadiz  verlegte.  Es  war  schon  lange  das 
Bestreben  der  leitenden  freimaurerischen 
Kreise  gewesen,  die  zerrissene  spanische 
Freimaurerei  zu  vereinigen  und  einen 
neuen  Grossorient  auf  rein  demokratischer 
Grundlage,  in  der  die  übrigen  aufgehen 
sollten,  zu  gründen.  Dieser  neue  Orient 
sollte  die  geschichtliche  Überlieferung  und 
den  Fortschritt  der  Zeiten  zum  Ausdruck 
bringen,  kräftig  und  gründlich  die  Misa- 
bräuche  in  der  Verwaltung  verbessern  und 
auf  seine  Rechte  der  Besteuerung,  der 
Aufnahme  und  Annahme,  sowie  auf  die 
Erhebung  in  die  drei  symbolischen  Grade 
einschliesslich  des  Rechts  der  Diplome 
des  ersten,  zweiten  und  dritten  Grads 
zu  Gunsten  der  Logen  Verzicht  leisten. 


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Spanien. 


413 


Eine  Versammlung  von  Vertretern  ver- 
schiedner  Systeme  fand  nach  langen  Be- 
ratungen 1885  statt.  Man  einigte  sich 
auch  und  gründete  eine  neue  Körper- 
schaft, die  den  Namen  »Nationaler  Gross- 
orient von  S.«  erhielt.  Leider  hatten 
nicht  alle  Mitglieder  des  Obersten  Rats 
diese  Schwenkung  mitgemacht;  da  sie  von 
konservativen  Auffassungen  ausgingen, 
wollten  Bio  ihren  alten  Grossorient  nicht 
auflösen,  so  dass  jetzt  der  €  beistand  da- 
durch noch  grösser  war,  indem  es  zwei 
Grossoriente  mit  demselben  Namen  gab. 
Durch  die  Wahl  des  Grafen  von  Ros  zum 
Grossmeister  des  neuen  Orients  splitterte 
noch  ein  Teil  von  diesem  unter  dem  Uni- 
versitätsprofessor Miguel  Morayta  ab,  dessen 
Anhänger  24.  Febr.  1889  eine  neue  Gross- 
behörde, «Spanischer  Grossorient*  (Gran 
Oriente  Espaüol),  gründeten.  So  hatte 
man  statt  eines  einzigen  zwei  neue.  Um 
kein  Hindernis  der  Vereinigung  zu  bilden, 
legte  der  Graf  von  Ros  sein  Grossmeister- 
amt  nieder,  aber  die  übrigen  folgten  nicht 
seinem  Beispiel.  Da  erhielt  der  stellver- 
tretende Grossmeister  Rispa  y  Perpina, 
früher  Mitglied  des  Abgeordnetenhauses, 
den  Auftrag,  vor  allem  die  Vereinigung 
der  Freimaurer  zu  bewerkstelligen.  Er 
erliess  1891  einen  Aufruf  an  sämtliche 
Freimaurer  und  forderte  sie  mit  dringenden 
Worten  zur  Vereinigung  auf.  Zwei  Jahre 
kämpfte  der  Oberste  Rat  des  1885  entstand- 
nen  Grossorients  unter  Führung  Perpinas 
für  die  Vereinigungsbestrebungen  des 
Nationalen  Grossorients.  Aber  das  korpo- 
rative Interesse  war  mächtiger,  als  der  Ge- 
danke der  Vereinigung.  Dazu  war  8.  Febr. 
1887  in  Madrid  ein  Gran  Consejo  General 
Iberico  und  in  Verbindung  mit  ihm  21. 
März  1889  eine  Gran  Logia  Simbolica  Es- 
paüola  entstanden.  Um  die  Missverständ- 
nisse, die  durch  die  Gründung  des  neuen 
Nationalen  Orients  im  Jahr  1885  entstan- 
den waren,  zu  beseitigen,  taufte  dieser 
seinen  Namen  um  und  nannte  sich  von 
1893  an  »Iberischer  Grossorient«.  Im  Sept. 
desselben  Jahres  lud  dieser  Grossorient  alle 
übrigen  Grossoriente  und  Grosslogen  zu 
einer  Versammlung  ein,  auf  der  die  Bildung 
eines  einzigen  GroBsorients,  einer  einzigen 
Behörde  und  eines  einzigen  Gesetzes  be- 
ratschlagt werden  könnte.  Aber  es  ant- 
worteten ablehnend  der  Nationale  Gross- 
orient und  der  Spanische  Grossorient, 
ebenso  die  Symbolische  Grossloge  von 
Galizien  und  die  Provinzialloge  von  Ma- 
laga und  Murcia.  Dagegen  nahm  die  Sym- 
bolische Grossloge  von  Andalusien  den 
Vorschlag  an.  Nur  die  Symbolische  kata- 
lonisch-balearische  Grossloge,  deren  Sitz 
in  Barcelona  war,  begab  sich  unter  die 
Botmässigkeit  des  Iberischen  Grossorients. 
In  den  letzten  Jahren  hat  die  spanische 
Freimaurerei  unter  Verfolgungen  arg  zu 
leiden  gehabt,  indem  ihr  Schuld  gegeben 
wurde,  den  Aufstand  auf  den  Philippinen 


angezettelt  zu  haben.  Es  wurde  sogar  das 
Archiv  des  Nationalen  Grossorients  be- 
schlagnahmt und  der  Grossmeister  Pantoja 
und  der  Grossschriftführer  de  Puga  ver- 
haftet. Dasselbe  Schicksal  traf  sechs  Gross- 
beamte des  Spanischen  Grossorients,  da- 
runter den  GroBsmeister  Morayta.  Infolge- 
dessen ruhte  die  Thätigkeit  der  Logen  fast 
ganz,  und  erst  neuerdings  hat  man  ver- 
sucht, die  Thätigkeit  wieder  aufzunehmen. 
Im  Nov.  1898  that  dies  die  Gran  Logia 
Simbölica  Regional  Catalana-Balear  in 
Barcelona,  und  1900  hat  der  Spanische 
Grossorient  unterm  Grossmeister  Morayta 
seine  Beamten  wiedergewählt.  Über  die 
andern  Grosslogen  verlautet  noch  nichts. 
(Vgl.  Bbl.  1893,  S.  205;  1895,  S.  76.  Bh. 
1881,  Nr.  49;  1886,  S.  108.  FZ.  1893,  S. 
148;  1894,  S.  869;  1895,  S.  74.  L.  1895, 
S.  47;  1897,  8.  95.    Z.  1874,  S.  1;  1875,  S. 

|  121;  1894,  S.  1.  Triangel  1894,  S.  1; 
1875,  8.  121.  Alpina  1874,  Nr.  10  u.  11. 
Eybert,  Die  Märtyrer  der  Freimaurerei  S.'s 
i.  J.  1853,  mit  einer  historischen  Skizze 
der  Verfolgung  des  Maurerthums  auf  der 
iberischen  Halbinsel  seit  Philipp  V.  bis 
auf  die  Jetztzeit.  Deutsch  mit  Seiten- 
blicken auf  den  Zusammenhang  der  anti- 
maurerischen  Verfolgung  in  Frankreich, 
Deutschland  u.  s.  w.  (Weimar  1854).] 

Spanien  (Königshaus).  1)  Karl  HJ., 
seit  1759  König  von  S.,  Sohn  König  Phi- 
lipps V.,  geb.  2Q.  Jan.  1716,  gest.  14.  Dez. 
1788,  bekam  1730  vom  Kaiser  Karl  VI. 
das  Herzogtum  Parma,  eroberte  im  Kriege 
zwischen  Österreich  und  Frankreich  1734 
Neapel,  wurde  zum  König  beider  Sizilien 
ernannt  und  erhielt  dieses  Königreich 
1738  im  Wiener  Frieden  förmlich  abge- 
treten, das  er  als  Karl  IV.  mit  seinem 
Minister  Tanucci  gut  regierte.  Nach  dem 
Tode  seines  Halbbruders  Ferdinand  VI. 
(1759)  bestieg  er  den  spanischen  Thron, 
übergab  aber  zuvor  die  neapolitanische 
Krone  seinem  Sohne  Ferdinand  IV.  K. 
führte  zwei  Kriege  mit  England  und  Por- 
tugal und  erwies  sich  im  Innern  als  thä- 
tiger  und  einsichtsvoller  Regent.  Er  för- 
derte, unterstützt  von  seinen  Ministern, 
darunter  Aranda,  Handel  und  Ackerbau, 
schränkte  die  Inquisition  ein  und  vertrieb 
1767  die  Jesuiten.  K.  soll  Freimaurer  gewesen 
und  in  Neapel  aufgenommen  worden  sein. 
Zum  mindesten  war  er  der  Freimaurerei 
freundlich  gesinnt.  Denn  wenn  er  auch  als 
König  beider  Sizilien  10.  Juli  1751  infolge 
der  in  diesem  Jahre  erlassneu  Bulle  Be- 
nedikts XIV.  die  Versammlungen  der  Frei- 
maurer verbot,  so  änderte  er  doch  bald 
seine  Ansicht  und  übertrug  sogar  einem 
Freimaurer  die  Erziehung  seines  Sohnes 
und  wählte  ihnselbst  zum  Beichtvater.  Unter 
ihm  gelangte  die  Freimaurerei  in  Neapel 
zu  grosser  Blüte.  Das  Gleiche  geschah 
nach  Übernahme  der  spanischen  Krone 
durch  K.  in  S.  (s.  d.),  wo  der  Bund  vorher 

I  schweren  Verfolgungen  ausgesetzt  war. 


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414 


Spartacus  —  Sperber. 


2)  Franz  de  Paula  Anton  Maria  de  [ 
Bourbon,  Infant  von  S.,  Herzog  von  Cadiz, 
Enkel  des  Vorigen,  Sohn  de«  Königs  KarlFV., 
geb.  10.  März  1794  in  Aranjuez,  gest.  13. 
April  1805  in  Madrid,  wurde  1829  Gross- 
meister des  Nationalen  Grossorients  und 
souveräner  Kommandeur  des  Obersten  Rata 
von  8.  Unter  ihm  nahm  die  spanische 
Freimaurerei  wieder  einen  grossen  Auf- 
schwung, und  es  gelang  ihm,  die  verschied- 
nen  Lehrarten  zu  vereinigen,  bis  1848  neue 
Verfolgungen  ausbrachen  und  er,  vom 
Papst  exkommuniziert,  aus  S.  fliehen 
musste. 

3)  Franz  de  Assisi  Maria  Ferdinand, 
de  Bourbon,  Herzog  von  Cadiz,  Sohn  des 
Vorigen,  als  Gemahl  der  Königin  Isa- 
bella II.  Titularköuig  von  S.,  geb.  18.  Mai 
1822,  soll  Freimaurer  und  Meister  vom  ; 
Stuhl  einer  Loge  gewesen  sein,  die  er  in 
seinem  Palast  hielt. 

4)  Heinrich  Maria  Ferdinand  von  Bour-  j 
bon,  Infant  von  S.,  Herzog  von  Sevilla, 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  17.  April  1823 
in  Sevilla,  12.  März  1870  in  Dehesa  de 
Carabranchel  vom  Herzog  von  Montpensier 
(fünftem  Sohne  des  Königs  Ludwig  Phi- 
lipp von  Frankreich)  im  Duell  erschossen, 
wurde  14.  März  1868  in  der  Loge  Henri  rV. 
in  Paris  in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen [vgl.  L.  XXVU,  224]  und  besass 
den  33.  Grad  des  schottischen  Ritus.  Sein 
Sarkophag  trug  freimaurerische  Zeichen 
und  Wappen,  und  das  Bahrtuch  wurde  an 
den  Zipfeln  von  Würdenträgern  des  33. 
Grads  gehalten. 

5)  Amadeus  Ferdinand  Maria,  Herzog 
von  Aosta,  1870—78  König  von  8.,  Sohn 
des  Königs  Viktor  Emanuel  II.  von  Ita- 
lien, geb.  30.  Mai  1845,  gest.  18.  Jan.  1890 
in  Turin,  soll  Freimaurer  gewesen  sein. 

Spartaens,  s.  Weishaupt. 

Spaur,  1)  Friedrich  Franz  Joseph  i 
Graf  v.,  Domherr  zu  Salzburg  und  Passau, 
geb.  1.  Febr.  1756  in  Mainz,  trat  2.  März  i 
1777  dem  Tempelhcrrensystem  zu  und  grün- 
dete, wahrscheinlich  unter  persönlicher  Mit- 
wirkung des  freisinnigen  Erzbischofs  Collo- 
redo,  1783  die  Loge  Zur  Fürsicht  in  Salz- 
burg, in  der  er  das  Amt  des  Meisters  vom 
Stuhl  Übernahm. 

2}  Leopold  Maria  Jos.  Graf  v.,  ! 
Fürstbischof  von  Brixen,  geb.  10.  Mai  1696, 
gest.  31.  Dez.  1778,  war  Mitglied  der  Inns- 
brucker Loge  Zu  den  drei  Bergen,  und  es 
ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  er  in 
Brixen  um  1780  eine  Loge  stiftete.  [Vgl. 
Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  78.1 

Spekulative  Maurerei  ist  die  englische, 
namentlich  durch  Hutchinson  herbeige-  , 
führte  Benennung  für  Freimaurerei,  im 
Gegensatz  zur  Werkmaurcrei  (operative). 
Aber  man  ist  weiter  gegangen  und  hat 
diese  Bezeichnung  auf  die  höhern  Grade 
angewendet,  was  nicht  zulässig  ist.  Das,  I 
was  die  Werkmaurer  mit  Steinen  auszu-  | 


führen  gedachten  und  wozu  sie  die  Ver- 
ordnungen erhalten  hatten,  wurde  von  den 
Freimaurern  spekulativ  angewendet,  d.  h. 
vergeistigt;  und  wie  dort  mit  Steinen,  so 
wird  hier  mit  Herzen  gebaut.  Die  dort 
gebrauchten  Werkzeuge,  die  wirklich  vor- 
handen sind,  werden  hier  nur  symbolisch 
angewendet  und  alle  Gebräuche  eben  so; 
denn  die  Zirkel  und  Winkelhaken,  die 
Steine  und  Reissbretter  der  Freimaurer  sind 
nicht  zum  wirklichen  Gebrauch  vorhanden, 
sondern  nur  zur  moralischen  Anwendung. 
Insofern  ist  der  Ausdruck  sp.  M.  im  Ge- 
gensatz zur  Werkmaurerei  am  Platze. 

Speranskij,  Michael  Graf,  geb.  1.  Jan. 
1772  in  Tscherkutino  im  Gouv.  Wladi- 
mir, gest.  23.  Febr.  1839  in  Petersburg, 
Sohn  eines  niedern  Geistlichen,  wurde 
1792  Professor  der  Mathematik,  trat  1797 
in  das  Ministerium  des  Unterrichts,  war 
1801  Staatssekretär,  1808  Organisator  der 
Gesetzkommission,  1809  Geheimer  Rat 
und  Alexanders  treuester  Ratgeber,  der 
aber  1812  den  Kabalen  unterliegen  musste 
und  als  Zivilgouverneur  nach  Sibirien  ver- 
setzt wurde,  wo  er  bis  1821  blieb,  dann 
nach  Petersburg  zurückkehrte,  aber  still 
für  sich  lebte,  bis  ihn  Nikolaus  wieder  in 
Thätigkeit  setzte.  Ihm  verdankt  Russland 
sehr  viel,  namentlich  sind  seine  Reformen 
im  Schulwesen,  Münzsystem,  Gesetzgebung 
epochemachend  gewesen.  —  1810  wurde  8. 
durch  Fessler,  der  sein  Ritual  durch  v. 
Rennenkampff  (s.  d.)  ins  Französische  hatte 
übersetzen  lassen,  privatim  zum  Freimaurer 
aufgenommen.  Die  Aufnahme  geschah  in 
einem  Gartenhause,  und  es  waren  ausser 
Fessler  und  v.  Rennenkampff  noch  zugegen 
der  Geheimrat  v.  Rosenkampff.  Staatsrat 
Derebin,  Professor  v.  Hauenschild,  Pro- 
fessor Codi,  ein  Maurer,  dessen  Namen 
v.  Rennenkampff  vergessen  hatte,  und  ein 
alter  dienender  Bruder.  Fessler  hatte  sich 
von  der  Aufnahme  viel  Erfolg  versprochen, 
aber  S.'s  baldiger  Fall  Hess  die  Hoffnungen 
bald  verdorren. 

Sperber.  Der  8.  kommt  auf  dem  Teppich 
(s.  d.)  des  schottischen  Grads  der  strikten 
Observanz  vor  und  soll  die  Schnelligkeit 
bezeichnen,  mit  der  der  schottische  Maurer 
die  Befehle  der  Obern  ausführt. 

Sperber,  K  a  r  1 J  u  1  i  u  s ,  Geh.  Regierungs- 
rat in  Dresden,  geb.  21.  April  1812  in  Lucka 
(Altenburg),  gest.  12.  April  1893  in  Dresden, 
studierte  in  Leipzig  die  Recht«  und  trat 
1840  in  den  Staatsdienst  ein.  1849  kam 
er  als  Regierungsrat  nach  Zwickau  und 
von  dort  1855  in  gleicher  Eigenschaft  nach 
Dresden.  1874  wurde  er  zum  Geh.  Re- 
gierungsrat ernannt  und  trat  nach  fast 
50  jährigem  Staatsdienst  1886  in  den  Ruhe- 
stand. —  Am  8.  Febr.  1840  wurde  er  in  der 
Loge  Zum  goldnen  Apfel  in  Dresden  auf- 
genommen, und,  nach  Dresden  zurück- 
gekommen, widmete  er  seiner  Loge  und 
der  Freimaurerei  seine  volle  Kraft.  Er 
bekleidete  in  seiner  Bauhütte  verschiedne 


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Speth  —  Sphinx. 


415 


Ämter  und  wurde  1892  zum  Alt-  und  Ehren- 
meister ernannt.  Sp.  war  zugleich  Gross- 
aufseher, 1880  zugeordneter  Grossmeister 
der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen  und 
wurde  in  Anerkennung  seiner  Vordienste 
auch  zum  Ehrenmitglied  dieser  Grossloge 
ernannt.  Während  seines  Aufenthalts  in 
Zwickau  war  er  in  echt  maurerischem 
Sinne  für  die  Bekämpfung  der  Not  im 
Erzgebirge  durch  die  Stiftung  und  Leitung 
eines  Unterstützungswerks  zur  Bekleidung 
armer  erzgebirgscher  Kinder  thätig  [vgl. 
Bericht  von  sämtlichen  Freimaurerlogen 
im  Königreich  Sachsen  (Zwickau  1856)], 
und  bei  der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen 
erwarb  er  sich  besondere  Verdienste  durch 
die  Verwaltung  des  Invalidenfonds,  die 
ganz  in  seinen  Händen  ruhte.  Ferner 
widmete  er  sich  der  vom  Grossmeistertag 
1869  angeregten  Gründung  eines  »Deut- 
schen Zirkelbundes  der  Freimaurer«  (s.  d.) 
und  Hess  eine  gedruckte  Vorlage  hierzu 
ergehen  (Dresd.  1871). 

Speth,  George  William,  geb.  30.  April 
1847  in  London,  genoss  Unterricht  in  Eng- 
land, Frankreich  und  Deutschland,  wurde 
Kaufmann  und  verbrachte  5  Jahre  in 
Havannah  (1868—73),  wo  er  während  der 
ersten  Revolution  von  den  Spaniern  bei- 
nahe als  amerikanischer  Flibustier  er- 
schossen wäre,  wenn  ihn  nicht  das  recht- 
zeitige Erscheinen  eines  ihm  bekannten 
zpanischen  Obersten  gerettet  hätte.  Seit 
1878  lebt  er  als  Privatmann,  jetzt  zu  Bromley 
in  Kent,  und  hat  sich  ganz  der  maure- 
rischen  Wissenschaft  gewidmet.  Er  wurde 
1872  Freimaurer  in  der  Lodge  of  Unity 
Nr.  183  zu  London,  in  der  sein  Vater 
30  Jahre  früher  aufgenommen  war;  1876/77 
war  der  Sohn  leitender  Meister.  Er  nahm 
1888  den  Royal  Arch-Grad  in  dem  Sir 
Francis  Burdett-Kapitel,  hat  sich  aber  mit 
weitern  Hochgraden  oder  Nebengraden 
nicht  befasst.  Er  erhielt  1896  den  Rang  eines 
gewesnen  Hilfs-Grosszeremonienmeisters  in 
der  Grossloge.  Er  war  1886  Mitstifter  der 
wissenschaftlichen  Loge  Quatuor  Coronati 
in  London  und  ist  ihr  ständiger  Sekretär. 
Er  verfasste  1881  »The  Historv  of  the 
Lodge  of  Unity  No.  183«  und  schrieb  1885 
für  den  »Keystone«  in  Philadelphia  die 
»Royal  Freemaaoos«,  die  auch  als  Sonder- 
heft gedruckt  worden  sind  und  alle  Frei- 
maurer aus  fürstlichen  Häusern  von  1717 
bis  1885  aufzählen,  mit  Angaben  über  ihre 
Aufnahmen  und  ihre  Stellungen  im  Bunde; 
1893  erschienen  von  ihm  »Builders*  Rites«. 
Für  maurerische  Zeitschriften  in  England 
und  Amerika  hat  er  Beiträge  geliefert, 
seine  Hauptthätigkeit  besteht  at>er  seit 
1886  in  seinen  Arbeiten  für  die  Loge 
Quatuor  Coronati  (s.  d.)  und  deren  Ver- 
öffentlichungen, die  zahlreiche  und  wert- 
volle Aufsätze  und  Mitteilungen  aus  seiner 
Feder  enthalten.  Er  ist  die  Seele  der  Loge, 
besorgt  die  Herausgabe  der  »Are  Quatuor 
Coronatorum«,  d.  h.  der  Verhandlungen 


I  der  Loge,  mit  Beigabe  von  Bücher- 
besprechungen, Nachrichten  über  frei- 
maurerische Dinge  aller  Länder,  archäo- 
logischen und  sonstigen  Mitteilungen,  per- 
sönlichen Angelegenheiten  u. s.w.  Daneben 
besorgt  er  auch  die  Herausgabe  der  so- 
genannten »Quatuor  Coronatorum  Anti- 
|  grapha«  oder  »Masouic  Reprints  of  the 
Lodge  Quatuor  Coronati,  No.  2076,  Lon- 
don«, von  denen  bisher  9  Bände  erschienen 
sind  ( Näheres  darüber  s.  Quatuor  Coronati- 
Loge).  Die  Arbeit,  die  S.  damit  leistet,  ist  von 
bleibendem  Wert.  Auch  die  gewaltige  Aus- 
dehnung des  Kreises  korrespondierender 
Mitglieder  ist  in  erster  Linie  sein  Verdienst. 
Hervorzuheben  ist  ausserdem  noch,  das» 
er  Gould  (s.  d.)  bei  seiner  Geschichte  der 
Freimaurerei  Jahre  lang  den  uneigennützig- 
sten Beistand  geleistet  hat,  indem  er  die 
Teile  über  Deutschland,  Frankreich  und 
das  übrige  Festland  für  ihn  bearbeitete. 

Speyer  (8t.  in  der  baver.  Rheinpfalz, 
19045  E.).    Den  20.  Okt.  1802  wurde  hier 
eine  Loge   La  grande  famille  unter 
dem  Grossorient  von  Frankreich  errichtet 
und  am  16.  Juni  1805  eingeweiht,  die 
wahrscheinlich  schon  mit  dem  Ende  des 
ersten  Kaiserreichs  einging. 
Sphinx,  die,  I.  ursprünglich  ägyptisches 
|  Symbol  für  Stärke   und  Weisheit.  In 
Ägypten  war  sie  in  den  frühesten  Zeiten 
|  als  männliches  Wesen  abgebildet,  was  sich 
i  zum  Teil  noch  an  den  Überresten  der  Büste 
I  erkennen  lässt,  später  —  und  so  auch  bei 
•  den  Griechen  —  kam  zu  dem  Löwenleib, 
der  öfters  weibliche  Brüste  zeigte,  ein 
Jungfrauenkopf.     Die     ägyptischen  S. 
waren  im  Ganzen  betrachtet  das  Symbol 
der  Weisheit,  des  verborgnen  Wissens,  des 
Mysteriums,  in  den  einzelnen  Teilen,  im 
Jungfrauenkopf   sollte    aber    auch  die 
Schönheit  und  im  Löwenleib  die  Stärke 
angedeutet  werden.  fVgl.  Freemas.  Magaz., 
Vol.  IV  (1796),  S.  399—402,  den  Aufsatz 
'  über  die  den  Mysterien  der  Maurerei  auf- 
|  gedrückte  Geheimhaltung  (secrecv),  und 
j  Born  im  W.  J.  1784,  Quart.  1,  S.  116.]  Die 
griechische  Sphinx  unterscheidet  sich  sym- 
bolisch   von  _der    ägyptischen  dadurch, 
!  dass,  was  in  Ägypten  Mvsterinni  war,  in 
|  Griechenland  Rätsel  wurde.  Ihr  bekanntes 
Rätsel  von  dem  Menschen  als  Tier,  das 
I  am  Morgen  auf  vier,  am  Mittag  auf  zwei 
und  am  Abend  auf  drei  Beinen  gehe  und 
|  das  Oedipus  löste,  hat  den  Sinn,  dass  die 
Griechen  die  von  den  Göttern  und  Men- 
i  sehen  gegebne  Aufgabe  befriedigend  ge- 
I  löst  haben.  —  II.  Als  wirkliches  Symbol 
I  hat  die  S.  in  der  Freimaurerei  keinen 
I  Eingang  gefunden,  doch  wird  auf  Siegeln 
und  Denkmünzen,  sowie  am  Eingang  zu 
den  Logenhäusern  und  in  den  Tempeln 
selbst  Ott  von  ihr  Gebrauch  gemacht,  und 
soll  dann  stets  das  Geheimnisvolle,  Unauf- 
lösliche angedeutet  werden,  ohne  auf  eine 
etwaige  Abstammung  oder  einen  Zusammen- 
hang mit  dem  ägyptischen  Mysterienwesen 


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416 


Sphragistik  —  Spork. 


zu  nehmen.  (Vgl.  Bh.  1859,  S.  65; 
1863," S.  329;  1868,  S.  313.  FZ.  1865,  S.  233. 
R.  1896,  8.  46  ]  -  III.  S.  dient  als  Titel 
zu  einem  maurerischen  Taschenbuch  von 
Besetzny  —  g.  d.  —  (Wien  1878).  —  IV.  Ob 
Sphinx  oder  Sphynx  s.  FZ.  1872,  8.  302. 
Sphragistik,  s.  Siegel. 
Spiegel.  1  h  t  s  kommt  zum  erstenmal  in  der 
strikten  Observanz  vor  (1782).  Er  ist  dann 
übergegangen  als  ein  maurerisches  Symbol 
der  Selbsterkenntnis  in  einzelne  Lehrarten, 
wird  aber  als  Sinnbild  der  Eitelkeit  von 
andern  verworfen,  wie  denn  eigentlich  8. 
in  Logenhäusern  nicht  angetroffen  wer- 
den sollen.  [Vgl.  FZ.  1863,  S.  217.  R. 
1890,  S.  1.  Schauberg,  Symbolik  der  Frei- 
maurerei (8chaffh.  1861).    I,  S.  104.1 

Spiel  war  in  den  alten  Logen  nicht  er- 
laubt und  wird  auch  heute  noch  vielfach 
nicht  angetroffen,  sondern  verpönt.  Symbol 
und  Gebrauchtum.  wie  ernste  Gespräche 

Sehen  genugsam  Stoff  zur  Unterhaltung 
er  Mitglieder.  Leider  hat  das  Spiel  (mit 
Karte,  Billard,  Kegel)  mancher  Orten  die 
Bedeutung  der  Logen  herabgedrückt  zu 
gewöhnlichen  Gesellschaftsräumen. 

Spiritismus  ist  eine  neue  Erscheinungs- 
form des  uralten  Zauber-  und  Hexenwesens, 
der  Magie  und  namentlich  des  unter  dem 
Namen  Nekromantie  bekannten  Zweigs  der 
Magie,  um  die  Geister  der  Verstorbnen 
wiedererscheinen  zu  lassen.  Alle  Reli- 
gionen der  Kulturvölker  verwerfen  der- 
artiges Unwesen.  Auch  die  Freimaurerei 
stellt  sich  auf  diesen  Standpunkt;  denn 
der  8.  läuft  auf  Unwissenheit  über  das 
Wesen  des  Geistes  hinaus,  dessen  Lebens- 
element die  Freiheit  ist.  [Vgl.  FZ.  1873, 
8.  187.  L.  1879,  8.  125,  147.  Falb,  Ru- 
dolf, Das  Geheimnis  der  Freimaurerei  und 
der  S.  (Graz  1884).] 

Spittler,  Ludwig  Timotheus  Frei- 
herr v.,  Geschichtsschreiber  und  Publi- 
zist, geb.  10.  Nov.  1752  in  Stuttgart,  gest. 
14.  März  1810,  studierte  in  Tübingen  und 
Göttingen  Theologie  und  Geschichte,  wurde 
1778  Repetent  am  Theologischen  Seminar 
in  Tübingen,  1779  Professor  der  Philo- 
sophie in  Göttingen,  1797  Präsident  der 
Oberstudiendirektion  in  Stuttgart,  1806 
Kanzler  der  Universität  Tübingen  und 
württembergscher  Staatsminister.  Er  ver- 
öffentlichte eine  Anzahl  bedeutender  ge- 
schichtlicher Werke.  Eine  Gesamtausgabe 
veranstaltete  sein  Schwiegersohn  K.  v. 
Wächter  (15  Bde.,  Stuttg.  1827—37).  —  S. 
wurde  27.  Dez.  1782  in  der  Loge  Augusta 
zu  den  drei  Flammen  in  Göttingen  zum  Frei- 
maurer aufgenommen.  1784  zum  Meister 
vom  Stuhl  gewählt,  begegnete  er  An- 
feindungen, die  ihn  veranlassten,  sich 
zurückzuziehen;  am  3.  Aug.  1785  scheint 
er  die  letzte  Loge  geleitet  zu  haben.  Er 
wurde  aber  wieder  gewählt,  und  24.  März 
1789  findet  man  ihn  wieder  als  Vorsitzen- 
den Meister,  welches  Amt  er  dann  geführt 
hat  bis  zur  Unterdrückung  der  Loge  am 


24.  Juni  1798.  [Vgl.  Moritz  Heyne,  Mit- 
teilungen zur  Vorgeschichte  der  Loge 
Augusta  zum  goldenen  Zirkel  in  Göttingen 
(1896),  8. 10-14;  Planck,  S.  als  Historiker 
(Göttingen  1811)]. 

Spitzhammer  (the  small  hammer,  le 
grelet),  ein  maurerisches  Symbol,  Werk- 
zeug des  Lehrlings  zum  Behauen  des 
rohen  Steins  (s.  d.),  s.  Hammer.  (Vgl. 
Fischer,  Robert,  Erläuterung  des  Lehrlings- 
katechismus (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  104 
bis  108;  Marbach,  Katechismusreden  (4. 
Aufl.,  Lpz.  1892),  S.  312—314.  FZ.  1897, 
S.  257.] 

Spleny,  Frz.  Freiherr,  Bischof  zu 
Waitzen,  geb.  4.  Mai  1784,  zuerst  Jesuit, 
dann  Studienpräfekt  im  Pazmaneum  und 
Theresianum  in  Wien,  1768 — 73  Konvikts- 
Rektor,  nach  Aufhebung  des  Jesuiten- 
ordens Kanonikus  in  Graz  und  1787 
Bischof,  war  1778  Meister  vom  Stuhl  der 
Loge  Zur  Verschwiegenheit  in  Pressburg 
und  General- Visitator  der  freimaurerischen 
Draskovich-Observanz  (s.  d.).  [Vgl.  Taute, 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  8.  79.] 

Spohr,  Ludwig,  Violin  virtuos  und 
Komponist,  geb.  5.  April  1784  in  Braun- 
schweig —  nach  andern  in  Seesen  — ,  gest. 
22.  Okt.  1859  in  Kassel,  wurde  1805  Herzog- 
licher Konzertmeister  in  Gotha,  verliess  1812 
Gotha,  machte  weite  Kunstreisen  und  wurde 
Hofkapellmeister  in  Kassel.  Er  schrieb  Kon- 
zerte, Symphonien  u.  s.  w.,  ein  Oratorium 
•Die  letzten  Dinge«,  auch  mehrere  Opern, 
wovon  >  Jessonda«  hervorzuheben.  —  In  den 
Maurerbund  wurde  er  am  26.  Januar  1807 
in  der  Loge  Ernst  zum  Compass  in  Gotha 
aufgenommen,  das.  auch  in  den  2.  Grad 
befördert,  während  er  den  3.  Grad  später 
in  Berlin  erlangt  haben  soll.  Er  war  noch 
im  Jahre  1843/44  Mitgl.  der  Gothaer  Loge. 
[Vgl.  (Schleuer  in)  Allg.  Deutsche  Bio- 
graphie, Bd.  35,  S.  239  u.  die  das.  An- 
geführten; Beck.  Gesch.  d.  goth.  Landes 
(Gotha  1868),  Bd.  I,  Gesch.  d.  Regenten, 

8.  442 ;  Demuth,  Geschichte  der  Loge  Ernst 
zum  Compass  in  Gotha  (Gotha  1882),  8.  6. 
FZ.  1860,  S.  368.] 

Spork,  Franz  Anton  Graf,  einer  der 
begütertsten  Aristokraten  Böhmens,  geb. 

9.  März  1662  in  H-Miestccz,  gest.  30.  März 
1738,  verlor  mit  17  Jahren  seinen  Vater, 
den  berühmten  Reitereeneral,  und  trat 
1680  eine  Reise  durch  Europa  an,  um  die 
vornehmsten  Höfe  zu  besuchen.  In  den 
Niederlanden  trat  er  der  Gesellschaft  der 
Freunde  vom  Kreuz  (b.  d.)  uud  1717  auch 
dem  Freimaurerbunde  bei.  Heimgekehrt, 
suchte  er  all  das  auch  hier  ins  Leben  zu 
rufen,  was  er  in  der  Fremde  für  gut  und 
nützlich  erkannt  hatte,  und  entfaltete  in 
Förderung  von  Kuust  und  Wissenschaft., 
wie  in  Pflege  der  Humanität  eine  Wirksam- 
keit, die  seine  Zeitgenossen  mit  Bewunde- 
rung erfüllte.  Zu  nennen  sind:  Errichtung 
einer  Buchdruckerei,  Errichtung  von  Bib- 


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Spottdukaten 


—  Sprengel  recht. 


417 


liotheken,  Berufung  von  Malern,  Kupfer- 
stechern und  Bildhauern,  Erbauung  von 
Theatern,  Kirchen,  Klöstern  und  Spi- 
tälern.   1690  wurde  er  zum  Kämmerer. 

1691  zum  Statthalter  von  Böhmen  una 

1692  zum  Wirkl.  geh.  Rat  ernannt.  Auch 
die  Gesellschaft  der  Freunde  vom  Kreuze, 
derzeit  schon  Werkloge,  hatte  er  einge- 
bürgert und  sie  1726  in  eine  Frei- 
maurerloge umgestaltet.  Das  Wirken  S.'s 
war  den  Jesuiten,  mit  denen  er  stets  in 
Fehde  lag,  ein  Dorn  im  Auge.  Sie  ver- 
dächtigten ihn  bei  Hof,  dass  er  religionswid- 
rige und  aufrührerische  Schriften  drucken 
und  verbreiten  lasse.  Daraufhin  wurde 
der  Graf  1729  verhaftet  und  ihm  der  Pro- 
zess  gemacht,  aus  dem  er  nach  sieben 
Jahren  zwar  schuldlos  hervorging,  allein 
die  Kränkung  brachte  ihm  den  Tod.  [Vgl. 
Abafi,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Österreich-Ungarn,  I,  37.] 

Spottdukaten  nennt  man  eine  Münze 
aus  den  vierziger  Jahren  des  18.  Jahrhun- 
derts, die  auf  Veranlassung  des  Grafen 
von  Zinzendorf,  des  Stifters  der  Herrnhuter 
Gemeinde,  geprägt  wurde  und  eine  Ver- 
spottung der  Freimaurerei  sein  soll.  [Vgl. 
HMW.  Nr.  155.] 

Sprache,  s.  Iiogenspraohe. 

Spratt,  Eduard,  Grossschriftführer  der 
Grossloge  von  Irland,  ist  der  verdienst- 
volle Herausgeber  des  Andersonschen 
Konstitutionenbuchs  von  1738  zum  Ge- 
brauch der  Logen  in  Irland,  das  unter 
dem  Titel  erschien:  »The  new  book  of 
Constitution».  Published  in  England,  in 
the  year  1738,  by  our  worthy  Br.  James 
Anderson,  D.  I).  For  the  use  of  the 
lodges  in  Ireland,  by  Ew.  Spratt.  Secr. 
Dublin  1751.«  Das  Weitere  s.  oben  I, 
S.  489  u.  568. 

Spremberg  (St.  in  d.  preuas.  Prov.  Bran- 
denburg, 11122  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  eine  Loge 
St.  Georgspforte  zum  Frieden,  gegr. 
18.  Okt.,  eingew.  14.  Nov.  1884.  Mitglieder- 
zahl (1900):  49. 

Sprengelrecht.  Unter  S.  (richtiger 
Sprengelzwang)  versteht  man  teils  das 
ausschliessende  Recht  einer  bestimmten 
Grossloge  zur  Errichtung  von  Logen  inner- 
halb eines  gewissen  Gebiets  (Sprengeis), 
teils  das  ausscnliessende  Recht  einer  be- 
stimmten Loge  zur  Aufnahme  von  Suchen- 
den in  den  Freimaurerbund  innerhalb  eines 
gewissen  Sprengeis.  1)  Nachdem  sich 
in  der  ersten  Zeit  der  Entstehung  des 
Freimaurerbunds  in  seiner  jetzigen  Ge- 
stalt an  verschied  nen  Orten  Logen  durch 
freie  Vereinigung  von  Freimaurern  ohne 
Gründung  durch  andre  Logen  gebildet 
hatten,  eignete  sich  die  Grosse  Loge  von 
England  bald  die  ausschliessliche  Befugnis 
an,  zur  Errichtung  von  Logen  allent- 
halben einen  Freibrief  zu  verleihen. 
Gegenüber  dieser  Ausschliesslichkeit  nah- 
men alsbald  in  andern  Ländern  die  nach 

Allgemeine«  Handbuch  der  Freimaurerei,  il. 


und  nach  entstandnen  Grosslogen  die 
gleiche  Befugnis  auch  ihrerseits  in  An- 
spruch, und  es  bildete  sich  hieraus  zunächst 
der  jetet  in  ziemlicher  Allgemeinheit  gel- 
tende, nur  ausnahmsweise  und  dann  meist 
erfolglos  bestrittne  Gebrauch,  nach  dem 
eine  regelmässige  (s.  d.)  Loge  nur  durch 
Freibrief  einer  anerkannten  Grossloge 
gegründet  werden  kann.  Indem  nun  aber 
einzelne  Grosslogen  diese  Befugnis  zur 
Verleihung  einer  Stiftungsurkunde  (s.d.)  für 
die  im  Bezirk  des  Staats,  in  dem  sie  ihren 
Sitz  haben,  zu  errichtenden  Logen  aus- 
schliesslich in  Anspruch  nahmen  und  die 
Unterordnung  der  bereits  in  diesem  Staat 
bestandnen  unter  ihre  maurerische  Ober- 
hoheit beanspruchten,  bildete  sich  der  Be- 
griff des  S.'s.  Die  gegenseitige  Anerkennung 
dieses  S.  ist  von  mehreren  Grosslogen, 
z.  B.  denen  von  Frankreich,  Belgien,  den 
Niederlanden  und  den  drei  grossbritanni- 
schen, ausdrücklich  vorbehalten  oder  findet 
doch  den  eignen  Grosslogenstatuten  ge- 
mäss statt,  wie  z.  B.  in  Amerika,  wo  es 
am  stärksten  ausgebildet  ist  und  als  Grund- 
satz gilt,  dass  jede  Grossloge  die  alleinige 
und  ausschliessliche  Gerichtsbarkeit  (rieht 
of  Jurisdiction)  innerhalb  der  Grenze  des 
Staats  habe.  In  Deutschland  fand  ein 
sehr  verschiedenartiges  Verhältnis  in  dieser 
Beziehung  statt,  je  nach  der  Stellung  der 
Freimaurerei  zu  den  betreffenden  Staats- 
regierungen. In  den  kleinen  deutschen 
Staaten  ist  ein  S.  einzelner  Groselogen 
nicht  vorhanden.  Dies  gilt  auch  von 
denen,  in  welchen,  wie  in  dem  Frei- 
staat Hamburg,  dergleichen  ihren  Sitz 
haben.  Die  Logen  dieser  Staaten  gehören 
daher  den  verschiedensten  deutschen  Gross- 
logen an  oder  sind  anch  ganz  von  solchen 
unabhängig  (unabhängige  Logen,  s.  d.).  In 
andern  und  grössern,  wie  Hessen-Darmstadt, 
Sachsen,  Bayern,  bestehen  besondere  Gross- 
logen, die  jedoch  kein  S.  geltend  machen. 
In  Preussen  war  das  S.  ausdrücklich  durch 
das  Edikt  vom  20.  Okt.  1798  (s.d.)  festgestellt, 
aber  nach  1870  thatsächlich  ausser  Geltung 
gesetzt  durch  die  Anerkennung  der  Gross- 
loge des  Eklektischen  Bundes  in  Frank- 
furt a.  M.,  während  es  nach  Gründung  der 
Grossloge  Kaiser  Friedrich  durch  Sette- 
gast  (s.  d.)  durch  Erkenntnis  des  Oberver- 
waltungsgerichts vom  22.  April  1893  für 
ungültig  erklärt  wurde.  Auch  der  Beschluss 
des  Grosslogenbundes  (s.  d.),  der  das  ganze 
Reichsgebiet  als  gemeinsam  erklärt,  setzte 
es  eigentlich  vollständig  ausser  Geltung, 
wenn  man  nicht  den  Zusatz  «soweit  nicht 
die  Gesetze  des  Staats  entgegenstehen* 
auf  Preussen  als  Ausnahmestaat,  wie  es 
wirklich  geschehen  war,  bezog  und  damit 
wieder  beschränkte.  —  Über  die  Zweck- 
mässigkeit eines  S.'s.  kann  man  je  nach 
dem  Standpunkt  der  Entwicklung  der 
Freimaurerei  in  einem  Staat  und  der 
politischen  Entwicklung  des  Staats  selbst 
verschieden  urteilen.   Während  es  da,  wo 

27 


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418 


Sprengelrecht. 


die  Freimaurerei  noch  im  Entstehen  be- 
griffen, aber  das  Staataleben  selbst  noch 
unentwickelt  ist,  jedenfalls  zur  Ver- 
hütung von  Verirrungen,  wie  sie  die  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  kennt,  dienen 
wird,  wenn  eine  einheitliche  Oberbehörde 
die  Leitung  des  Freimauererbundes  in 
diesen  Staaten  ausschliesslich  unter  sich 
hat,  wird  es  in  politisch  höher  stehenden 
und  reifern  Staaten  und  bei  einer  grössern 
geistigen  Durchbildung  des  Freimaurer- 
bundes innerhalb  derselben  einer  solchen 
Ausschliesslichkeit  nicht  nur  nicht  be- 
dürfen, sondern  sie  wird  sogar  unter  Um- 
standen der  Fortbildung  der  Freimaurerei 
hinderlich  sein,  letzteres  insbesondere  dann, 
wenn  die  das  S.  behauptende  Grossloge 
einer  Lehrart  zugethan  ist,  die  jener 
freiem  Ausbildung  der  freimaurerischen 
Grundsätze  keinen  Raum  lässt.  Merk- 
würdigerweise sind  allerdings  gerade  in 
Staaten  mit  freiester  Verfassung,  wie  Eng- 
land und  Nordamerika,  die  S.  um  be- 
stimmtesten anerkannt,  wogegen  freilich 
nicht  zu  verkennen  ist,  dass  sowohl  die 
Freimaurerei  dort  keineswegs  auf  dem 
Höhepunkt  geistiger  Entfaltung  steht,  als 
auch  dass  dieses  ausschliessliche  Recht 
andrerseits  durch  die  vielen  andern  dort 
bestehenden  besonderu  maurerischen  Ober- 
behörden der  sogenannten  Hochgrad- 
syBtcme  vielfach  verändert  wird.  Leider 
führt  in  Amerika  das  strenge  Festhalten 
an  dem  S.  nicht  bloss  zu  fortdauernden 
Streitigkeiten,  sondern  auch  zu  einer  un- 
maurischen  Verfemung  der  hiernach  als 
•unregelmässig«  erachteten  Logen  und 
deren  Angehörigen.  Dies  zeigte  sich  ins- 
besondere bei  deu  von  der  Hamburger  Gross- 
loge gegründeten  Logen  in  New  York.  |  Vgl. 
Glitza,  Denkschrift  über  das  S.  (1873).  Ant- 
wort der  Grossen  Loge  von  Hamburg  auf 
die  »Letzte  Aufforderung«  der  Grossloge 
von  Virginien  (Hmbg.  1874).  liraband, 
Entgegnung  der  Grossen  Loge  des  Staates 
New  York  auf  die  Denkschrift  des  Br. 
Glitza  (Hmbg.  1874).  Bh.  1870,  8.  59; 
1874,  S.  399;  1875,  8.  145,  369;  1877,  S. 
324.  FZ.  1874,  8.  49,  73,  81,  93;  1894, 
8.  35,  44.  L.  XIX,  S.  80;  XXV,  S.  193. 
Alpina  1875,  8.  225.  Triangel  1860,  8.  58. 
Z.  1880,  S.  93.)  —  2)  In  der  zweiten 
oben  angeführten  Bedeutung  —  als  aus- 
schliessliches Recht  einer  bestimmten  Loge 
zur  Aufnahme  von  Personen,  die  inner- 
halb eines  gewissen  Gebiets,  des  Sprengeis 
dieser  Loge,  wohnen  —  ist  das  8.  in  einer 
ganz  andern  Hinsicht  von  Wichtigkeit. 
Es  handelt  sich  hier  nicht,  wie  im  ersten 
Falle,  um  Einheitlichkeit  des  freimaure- 
rischen Organismus,  sondern  um  die  Würde 
des  Freimaurerbundes  als  solchen.  Da  der 
einmal  in  einer  anerkannten  Loge  Auf- 
genommene den  Zutritt  zu  allen  andern 
Logen  hat,  so  liegt  viel  daran,  die  Wür- 
digkeit des  Aspiranten  zu  prüfen  (s.  Auf- 
nahme), und  es  könnte  dies  leicht,  absicht- 


1  lieh,  umgangen  werden,  wenn  der  letztere 
sich  bei  einer  Loge  zur  Aufnahme  vor- 
schlagen lässt,  die  seinem  gewöhnlichen 
Wohnsitze  fern  ist  und  deren  Mitglieder 
mit  seinen  Lebensverhältnissen  nicht  näher 
bekannt  sind.  Deswegen  ist  in  manchen 
Grundgesetzen  von  Grosslogen  vorgeschrie- 
ben, dass  ein  jeder  nur  in  der  Loge  seines 
Wohnorts  oder  der  dieser  zunächst  liegen- 
den Aufnahme  suchen  und  finden  könne. 
So  erfordete  Art.  11  der  Verfassung  des 
Grossorients  von  Frankreich,  dass  der  Auf- 
zunehmende mindestens  seit  sechs  Monaten 
in  dem  Departement,  wo  die  betreffende 
Loge,  in  der  er  aufgenommen  sein  will, 
sich  befindet,  oder  in  einem  Umkreis  von 
100  Kilometer  wohne;  und  es  sind  hiervon 
nur  Militärpersonen,  Seemänner  und  die- 
jenigen, die  durch  ihren  Beruf  zu  einem 
Wechsel  des  Wohnorts  genötigt  sind,  aus- 
genommen. —  In  Deutschland  hatte  sich 
unter  den  meisten  Logen  und  Logenbünden 
eine,  hier  und  da  wohl  auch  grundgesetz- 

I  lieh  oder  durch  Reverse  festgestellte  Praxis 
gebildet,  wonach  keine  Loge  einen  aus- 
wärts, an  dem  Orte  oder  in  dem  Bezirk  einer 
andern  Loge  lebenden  Suchenden  in  den 
Freimaurerbund  aufnehmen  sollte,  ohue 
vorher  diese  letztere  Loge  über  dessen 
Persönlichkeit  befragt  und  gehört  zu  haben. 
Diese  Praxis  ist  durch  das  allgemeine  deut- 
sche Aufnahmegesetz  des  Deutschen  GrOBs- 
logenbundes,  dem  sich  die  5  unabhängigen 
Logen  angeschlossen  haben,  geregelt 
worden  (s.  Aufnahme).  Für  die  Hand- 
habung des  8.  in  diesem  Sinne  wird  man  sich 
allerdings  bedingungsweise  aussprechen 
können,  da  anderwärts  Aufgenommene 
dann  in  ihrem  Wohnort  die  Rechte  eines 
Mitglieds  des  Freimauererbundes  in  An- 
spruch nehmen.  Abgesehen  von  solchen, 
immerhin  nur  Ausnahmefüllen,  hatte  dies 
in  Deutschland  noch  eine  besondere  Be- 
deutung dadurch,  dass  den  in  Preussen 
wohnenden  Israeliten  auf  keinem  andern, 
als  diesem  Wege  der  Zutritt  zu  dem  Bunde 
offen  stand,  du  die  preussischen  Gross- 
logen Nichtchristen  nicht  zur  Aufnahme 
als  Freimaurer  zuliessen,  diese  daher 
stets  sich  an  eine  andre  Loge  wenden 
mussten,  —  was  gegenwärtig  allerdings 
eine  Änderung  erlitten  hat.  Das  8. 
der  Grossloge  ist  unbedingt  verwerflich, 
da  es  den  Zwang  über  die  Freiheit,  das 
Sonderinteresse  über  das  allgemeine,  den 
Zunftgeist  über  die  Grundsätze  des  Bundes 
stellt.  Als  Maurer,  sagt  Mor.  Zille,  sind 
wir  nicht  Deutsche,  sondern  Menschen, 
nicht  Staatsbürger,  sondern  Weltbürger. 
Deshalb  ist  auch  gegenwärtig  in  Deutsch- 
land allgemein  die  volle  Freizügigkeit  an- 
erkannt und  thatsächlich  durchgeführt,  in- 
dem sich  fast  in  jeder  Loge  Mitglieder 
befinden,  die  einem  andern  Ort  oder  Staat 
angehören,  selbst  im  Ausbind  wohnen. 
Und  das  zeugt  von  dem  gesunden  Geist 
der  deutschen  Logen.    Ebenso  hat  1858 


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Spreu  gseysen  —  Staat. 


419 


der  Grossmeister  der  englischen  Grossloge 
Earl  of  Zetland  geäussert:  »Jede  Loge 
bat  das  Recht,  irgend  jemand,  den  sie 
für  passend  hält,  aufzunehmen,  ohne  Rück- 
sicht auf  seinen  Wohnsitz.  Es  ist  Sache 
dessen,  der  Aufnahme  in  den  Bund  sucht, 
die  Loge  auszuwählen,  in  der  er  aufge- 
nommen zu  werden  wünscht«  [Vgl.  Findel, 
Geist  und  Form  (6.  Aufl.,  Lpz.  1898),  8. 
151.) 

Sprengsejwen  t.,  s.  Kessler. 

Sprichwörter  sind  bei  allen  Völkern 
anzutreffen  und  erlangen  durch  die  ihnen 
zu  Grunde  liegenden  Darstellungen  eine 
volkstümliche  Allgemeinheit  und  Bedeu- 
tung. Sie  sind  im  Munde  des  Volkes  ent- 
standen uud  haben  ihren  Ursprung  im 
praktischen  Leben.  Sie  stellen  vielfach 
wertvolle  Lebensregeln  dar,  die  in  schwie- 
rigen Fällen  als  Rat  und  Hilfe,  wie  als 
Richtschnur  dienen  können.  Daher  hat 
sich  die  Weisheit  der  alten  Welt  lange  in 
solchen  einfachen  Sprüchen  auszudrücken 
beliebt;  namentlich  teilten  die  vielen 
Weisen  Griechenlands  die  Früchte  ihrer 
Erfahrung  und  ihres  Nachdenkens  in  dieser 
Weise  mit.  Auf  die  Freimaurerei  haben 
viele  S.  ihre  vollkommene  Anwendung, 
z.  B.  Ein  guter  Maurer  verwirft  keinen 
Stein,  oder:  Wenn  eine  Säule  bricht,  fällt 
der  ganze  Bau,  oder:  Weisheit,  Kunst  und 
Stärke  erbitt  von  Gott  zum  Werke,  oder: 
Die  beste  Weisheit,  die  man  findet,  ist, 
dass  sich  einer  selber  kennt,  oder:  Es 
wollen  viele  Meister,  aber  wenig  Lehrlinge  * 
sein.  [Vgl.  FZ.  1890,  S.  113.]  Beachtens- 
wert ist,  dass  auch  die  Freimaurerei  selbst 
in  solchen  kurzen  und  kernigen  Sprüchen 
ihre  Lehren  einkleidet  und  damit  erreicht, 
dass  sie  leicht  aufgefaast  und  behalten 
werden  können,  z.  B.  Jeder  sei  seiner  Pflicht 
eingedenk!  oder:  In  Ordnung!  oder:  Recht- 
winklig sei  dein  Wandel  durchs  Leben! 
oder:  Was  das  Licht  für  die  Augen,  da« 
ist  die  Wahrheit  für  den  Geist.  [Vgl.  L. 
1895,  S.  141.] 

Sprickmann,  1)  Anton  Mathias,  dra- 
matischer Dichter,  geb.  7.  Sept.  1750,  fand 
Aufnahme  in  der  I^oge  Zum  goldnen  Zirkel 
in  Göttingen  8.  Mai  1776.  Er  gestand, 
dass  er  ehemals  von  einem  Betrüger  zum 
Maurer  gemacht  worden  sei,  habe  aber, 
nachdem  er  es  gemerkt,  nie  Gebrauch  da- 
von gemacht,  sondern  ihn  gemieden.  Er 
wurde  in  den  2.  Grad  befördert  28.  Okt.  ! 
1776,  in  den  3.  1.  Nov.  1776  gleichzeitig  I 
mit  Bürger.  Man  schloss  ihn  3.  Febr.  1779 
aus,  weil  er  seiner  eignen  Aussagen  nach 
zur  strikten  Observanz  übergetreten  war. 
[Vgl.  M.  Heyne,  Mitteilungen  zur  Vor- 
geschichte der  Loge  Augusta  zum  goldenen 
Zirkel  in  Göttingen  (1886),  S.  18.J 

2)  Bernhard,  Kanonikus  und  Scho- 
lastiker an  St.  Martin  in  Münster,  trat 
21.  März  1779  im  28.  Lebensjahr  der  Loge 
Zu  den  drei  Balken  in  Münster  bei  und 
wurde  1789  Meister  vom  Stuhl  das.  In 


I  der  Mitgliederliste  von  1803  wird  er  als 
Logensekretär,  »Scholaster,  Kanonikus  und 
Domcapit.-Baumeister«  aufgeführt.  [Vgl. 
Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  79.] 

Sp  rottau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schle- 
sien, 7676  E.).  Loge  Augusta  das.,  unter 
der  Grossen  Loge  Royal  York,  gest.  4.  März 
1861,  eingew.  14.  Aug.  1861.  Mitglieder- 
zahl (1900):  42.  Vers.  1.  Montag  im  Monat; 
Klub:  Montags.  Logenlokal:  Gasthaus  zum 
weissen  Schwan. 

Staat  Die  Alten  Pflichten  (s.  d.)  be- 
sagen unter  II:  «Ein  Maurer  ist  ein  friedfer- 
tiger Unterthan  der  bürgerlichen  Gewalten, 
wo  immer  er  auch  wohnt  und  arbeitet, 
und  lässt  sich  nicht  in  Zusammenrottungen 
und  Verschwörungen  gegen  den  Frieden 
und  die  Wohlfahrt  des  Volkes  ein,  noch 
beträgt  er  sich  pflichtwidrig  gegen  die 
Unterobrigkeiten.  Denn,  gleichwie  Krieg, 
Blutvergießen  und  Unruhen  der  Maurerei 
immer  nachteilig  gewesen,  also  waren  auch 
von  Alters  her  Könige  und  Fürsten  sehr 
geneigt,  die  Zunftmitglieder  wegen  ihrer 
Friedfertigkeit  und  Börgertreue  aufzumun- 
tern, so  den  Spitzfindigkeiten  ihrer  Gegner 
thatsächlich  begegnend  und  die  Ehre  der 
Brüderschaft  befördernd,  die  immer  in 
Friedenszeiten  blühte.«  .  .  .  «Die  Zunft- 
gen ossen  sind  ganz  besonders  verpflichtet, 
den  Frieden  zu  befördern,  Eintracht  zu 
pflegen  und  der  Einigkeit  und  Bruderliebe 
gemäss  zu  leben.«  So  ist  der  Freimaurer 
'  gewissermassen  eine  Stütze  des  S.'s. 
Bei  allen  Tafellogen  (a.  d.)  wird  auch  der 
erste  pflichttnässige  Trinkspruch  auf  die 
weltliche  Obrigkeit  ausgebracht  und  ihr 
das  Gelübde  des  Gehorsams  und  der  Treue 
erneuert.  Man  sollte  deshalb  meinen,  dass 
der  S.  keinerlei  Bedenken  gegen  den  Frei- 
maurerbund haben  könne.  Denn  selten 
besitzt  ein  andrer  Verein  der  bürgerlichen 
Gesellschaft  ein  so  scharf  ausgeprägtes 
Gefühl  der  Treue  gegen  ihn,  und  mit 
Recht  hat  Kaiser  Wilhelm  I.  den  Wahl- 
spruch der  Freimaurerei  dahin  bezeichnet: 
»Treue  dem  König,  Gehorsam  dem  Gesetz, 
christliche  Bruderliebe.«  Da  nun  auch 
kein  Grund  vorliegt,  den  Freimaurerbund 
als  eine  geheime  Gesellschaft  zu  fürchten, 
die  sie  nicht  ist  und  nie  war,  vielmehr 
Geschichte,  Zweck,  Wesen  und  Mittel 
offen  vorliegen,  so  ist  es  nicht  recht  zu  er- 
j  klären,  warum  mancher  S.  ihm  feindlich 
I  gegenübersteht,  ja  ihn  teilweise  geradezu 
verbietet.  Der  S.  kann  sich  zum  Frei- 
maurerbund im  allgemeinen  in  verschiedner 
Weise  verhalten.  Entweder  er  verbietet 
dessen  Bestand  oder  er  duldet  ihn,  oder 
er  beschützt  ihn,  oder  er  behandelt  ihn 
wie  jeden  andern  Verein.  1)  Ein  Verbot 
des  Freimaurerbundes,  wie  es  gegenwärtig 
nur  noch  in  wenigen  Staaten  besteht, 
hängt  teils,  wie  in  Österreich  und  Spanien, 
mit  der  Stellung  der  katholischen  Kirche 
zum  Freimaurerbunde  und  zum  S.  zu- 

27* 


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420 


Staat. 


sammen,  teils  fliesst  es  lediglich  aus  poli- 
tischen Motiven,  wie  in  Kussland  und 
früher  in  Kurhessen.  Dass  ein  solches 
Verbot  in  dem  Wesen  der  Freimaurerei 
und  der  sittlichen  Aufgabe  des  Freimaurer- 
bundes an  sich  keine  Rechtfertigung  findet,  : 
ist  oben  ausgeführt  und  namentlich  auch 
in  dem  Art.  Freimaurerei  naher  ent- 
wickelt worden.  Der  Zweck  des  S.'s  be- 
dingt, dass  er  der  Entwicklung  der  sitt- 
lichen Ideen  der  Menschheit  keinerlei 
Hindernisse  entgegenstellt,  und  die  Art, 
wie  sich  diese  Entwicklung  vollzieht,  nur 
insoweit  überwacht,  als  dies  die  Sorge  für 
die  Abwendung  von  Gefahren  seines  eignen 
Bestands  nötig  macht.  Auch  vom  ledig- 
lich politischen  Standpunkt  aus  wird  es  j 
sich  rechtfertigen,  kein  dauerndes  Verbot  ' 
auszusprechen,  da  erweislich  dadurch  die  j 
Neigung  zu  geheimen  Vereinigungen  und 
damit  gerade  zu  staatsgefährlichen  Ver-  \ 
irrungen  eher  genährt  wird.  Eine  andre 
Frage,  die  hierbei  auftaucht,  ist  die: 
wie  sich  der  Freimaurerbund  in  denjenigen 
Staaten,  wo  er  nicht  verboten  ist,  gegen- 
über den  Staaten,  in  denen  er  verboten 
ist.  zu  verhalten  habe.  Dass  die  ihm  An- 

Sehörigen  von  allen  gesetzlich  erlaubten 
[itteln,  um  die  Aufhebung  eines  solchen 
Verbots  in  dem  andern  S.  zu  erwirken, 
Gebrauch  machen  dürfen,  ist  selbstver- 
ständlich. Der  praktische  Kernpunkt  dieser 
Frage  liegt  aber  darin:  wie  es  mit  der 
Aufnahme  von  Angehörigen  eines  S.'s, 
wo  der  Freimaurerbund  verboten  ist,  in 
letztern  seitens  einer  Freimaurerloge  in 
einem  andern  S. ,  wo  er  erlaubt  ist, 
stehe.  Hier  kommt  allerdings  eine  weitere 
Verschiedenheit  dieses  Verbots  in  Betracht. 
Entweder  bezieht  sich  dieses  bloss  auf  die 
Ausübung  der  Freimaurerei  in  Logen, 
oder  es  erstreckt  sich  auch  auf  die  An- 
gehörigkeit zum  Freimaurerbunde  über- 
haupt; mit  andern  Worten,  entweder  sind 
nur  die  Logen  verboten  (wie  z.  B.  früher 
in  Kurhessen),  oder  es  ist  verboten,  Frei- 
maurer zu  sein.  Im  erstem  Falle  ist  eine 
solche  Aufnahme  zweifellos  zulässig;  im 
letztern  Falle  aber  muss  sie,  bei  genauerer 
Betrachtung,  bedenklich  fallen.  Denn  in- 
sofern in  dem  betreffenden  S.  derjenige, 
der  dem  Freimaurerbunde  beitritt,  das 
dort  bestehende  Strafgesetz  übertritt, 
würde  die  wissentliche  Aufnahme  eines 
solchen  in  diesen  Bund  eine  Beihilfe  zu 
dieser  Gesetzesübertretung  sein,  die  in 
dem  betreffenden  S.  zweifellos  gleichfalls 
dem  Strafgesetz  verfallen  würde.  Ist  nun 
gleich  die  aufnehmende  Loge  nicht  in 
dem  Bereich  der  Strafgewalt  des  letztern 
S.'s,  so  erscheint  es  doch  vom  sittlichen 
Standpunkt  aus  bedenklich,  jemand  wis- 
sentlich in  der  Übertretung  der  Straf- 
gesetze, denen  er  unterworfen  ist,  beizu- 
stehen, und  das  Bewusstaeiu,  hierbei  le- 
diglich sittliche  Motive  der  besten  Art  zu 
haben,  wird  über  dieseu  Zwiespalt  nicht 


hinwegzuheben  vermögen,  abgesehen  davon, 
dass  auch  in  den  seltensten  Fällen  ein  in 
den  Freimaurerbund  solcher  Gestalt  Auf- 
genommener in  der  Lage  sein  wird,  von 
den  sittlichen  Vorteilen  der  Angehörigkeit 
zum  Freimaurerbunde  für  sich  Gebrauch 
zu  machen.    Mit  Rücksicht  hierauf  hat 
die  Grosse  Landesloge  von  Sachsen  be- 
schlossen, dass  von  ihren  Tochterlogen 
österreichische  Staatsbeamte  nicht  aufzu- 
nehmen seien,  welcher  Anschauung  sich 
der  Deutsche  Grosslogenbund  1889  ange- 
schlossen hat.    [Vgl.  A.  1890,  S.  252.] 
2)  In  der  grossen  Mehrzahl  der  S.,  wo  der 
Freimaurerbund  besteht,  findet  die  zweite 
Form  des  Verhältnisses  zwischen  Bund 
I  und  S.  statt,  das  der  Duldung,  jedoch  in 
1  verschiednen  Abstufungen.    Am  freieaten 
I  gestaltet  sich  dasselbe  in  den  republika- 
nischen   Staaten,    wie    den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika,  den  Republiken 
Südamerikas,  sowie  in  der  Schweiz.  Doch 
wird  auch  in  manchen  der  kleinern  mo- 
narchischen Staaten  Deutschlands,  nament- 
lich denen,  wo  keine  Grossloge  besteht 
und  der  Fürst  nicht  selbst  dem  Bunde 
angehört,  das  Verhältnis  kaum  ein  andres 
sein,  als  in  der  erstgenannten,  und  ins- 
besondere steht  der  Freimaurerbund  auch 
in  Belgien  ganz  auf  gleicher  Stufe  der  Un- 
abhängigkeit, wie  in  Amerika.  Ähnlich 
scheint  es  in  Italien  zu  sein,  soweit  sich 
über  die  dortige  Lage  des  Freimaurer- 
bundes urteilen  lässt.    Enger  sind  schon 
"die  Beziehungen  zwischen  Freimaurerbund 
und  S.  in  den  meisten  grössern  Monar- 
chien, wo  besondere  Grosslogen  bestehen. 
8)  Von  diesem  zu  der  dritten  Art  des  Ver- 
hältnisses zwischen  Bund  und  S.,  der  Be- 
schützung durch  den  letztern,  liegt  der 
Übergang  allerdings  nahe  durch  die  per- 
sönliche Stellung  mancher  Grossmeister, 
wenngleich   prinzipiell    beide  wesentlich 
verschieden  sind.  Als  ausgesprochne  Pro- 
tektoren (s.  d.)  bestehen  entweder,  wie  in 
Preusseu,  die  Regenten  oder  doch  Prinzen 
des  königlichen  Hauses,  oder  es  haben 
sich,  wie  in  Dänemark,  Schweden,  früher 
Hannover,   Gotha  und  Reuss  j.  L.,  die 
Souveräne  selbst  an  die  Spitze  des  Bundes 
gestellt.    Ein  derartiges  Schutzverhältnis 
würde  allerdings  als  das  den  Interessen 
des  Bundes  günstigste  erscheinen,  wenn 
es  der  Freiheit  seiner  iunern  und  äussern 
Entwicklung  die  gleichen  Garantien  böte, 
wie  seiner  Sicherheit  vor  Angriffen  und 
Verfolgungen.  Wie  aber  dieses  Verhältnis 
da,  wo  Fürsteu  persönlich  an  der  Spitze 
stehen,  aus  naheliegenden  Gründen  nur  zu 
leicht  zu  einer  Abhängigkeit  von  der  per- 
sönlichen Auffassuug  des  letztern  fünrt, 
so  ist  auch  ein  blosses  Protektorat  ein 
nicht  viel  anderes,  oder,  wenn  es  dies 
nicht  schon  ist,  doch  von  der  Art,  dass 
es  leicht  zu  gleicher  Abhängigkeit  sich 
umgestaltet.   Selbst  wo  ie  nach  der  Per- 
sönlichkeit der  betreffenden  Fürsten  hier- 


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Stab  - 

von  dem  Bunde  keinerlei  Gefahrdung  er- 
wachse, würde  doch  schon  das,  da&s  von 
einem  Wechsel  dieser  Persönlichkeit  leicht 
ein  Wechsel  in  der  ganzen  Stellung  des 
Bundes  herbeigeführt  werden  könnte,  dem 
letztern  bedenklich  sein.  4)  Als  das  der 
Förderung  des  Freimaurerbundes  günstigste 
und  der  Aufgabe  des  S.'s  entsprechenaste 
Verhältnis  beider  zu  einander  ist  daher 
das  der  Unterordnung  unter  diebestehenden 
Gesetze  des  S.'s  zu  betrachten.  Ohne 
Vorrecht  vor  andern  Vereinen,  aber  auch 
nicht  schlechter,  als  diese  gestellt,  wird 
der  Freimaurerbund  sich  in  den  einzelnen 
Kreisen  der  Logen  und  den  umfassendem 
der  Grosslogen  die  ihm  eigentümliche 
formelle  Gestaltung  geben  und  in  diesen 
Kreisen  wieder  seine  Aufgabe  zur  Voll- 
ziehung bringen  können,  ohne  dass  er 
dafür  weitere  Unterstützung  seitens  des 
S.'s  bedürfte.  Der  S.  aber  wird  seinerseits 
diesem  Bunde  gegenüber  keine  grössern 
Garantien  nötig  haben,  als  andern  Ver- 
einen gegenüber.  Die  Schwierigkeit  in 
letzterer  Beziehung  wird  vielfach  in  der 
Geheimnispflicht  gesucht.  Nach  dem  aber, 
was  über  die  wahre  Bedeutung  des  •mau- 
rerischen Geheimnisses»  jetzt  mehr  und 
mehr  als  die  richtige  Auffassung  erkannt 
und  in  dem  Art.  Geheimnis  dargelegt  ist, 
kann  hierin  ein  Hindernis  nicht  erblickt 
werden.  Denn  das  Oberaufflichterecht  des 
S.'b  wird  einem  Verein  zu  sittlichen  Zwecken 
gegenüber,  der  nicht  bloss  den  öffentlichen 
Angelegenheiten  sich  grundsätzlich  fern 
hält,  sondern  in  seinen  Grundgesetzen 
die  Treue  und  den  Gehorsam  gegen  die 
Obrigkeit  als  eine  der  ersten  Pflichten 
seiner  Angehörigen  hervorhebt,  seinen 
völlig  geeigneten  Abschluss  darin  finden, 
dass  die  oberste  Staatsbehörde  von  den 
Satzungen  und  den  Mitgliedern  des  Bun- 
des auf  Verlangen  jederzeit  fortlau- 
fende Kenntnis  erhalten  kann.  Wenn  der 
Freimaurerbund  nie  vergisst,  dass  seine 
Aufgabe,  wie  seine  Macht  nur  eine  sitt- 
liche ist,  die  nur  den  innern  Menschen  an- 
geht, und  dass  der  Bund,  so  gut  wie  der 
einzelne  Mensch,  im  Bereich  des  mensch- 
lichen Zusammenlebens  der  Unterordnung 
unter  die  Staatsgewalt  zur  wahrhaft  freien 
Durchführung  seiner  Aufgabe  und  Ent- 
faltung seiner  Macht  bedarf,  so  wird  diese, 
übrigens  schon  in  den  ältesten  Grund- 
gesetzen des  Bundes  vorgezeichnete  Grenz- 
linie leicht  gefunden  und  innegehalten 
werden,  welche  die  wahre  Freiheit,  die 
Freiheit  in  den  Schranken  der  sittlich- 
rechtlichen  Gesamtordnung,  von  der  ver- 
meintlichen schrankenlosen  Freiheit  trennt. 
Ks  ist  deshalb  schon  seither  von  vor- 
urteilsfreier Seite  offen  anerkannt  worden, 
dass  jede  Loge  als  eine  Privatgesellschaft 
anzusehen  ist,  die  den  Gesetzen  des  S.'s 
unterliegt.  So  lange  sie  sich  nicht  mit 
öffentlichen  Angelegenheiten  befasst,  hat 
sie  auch  nicht  eine  Einmengung  des  S.'s 


Sude.  421 

und  eine  polizeiliche  Beaufsichtigung  zu 
befürchten,  auf  die  wohl  der  S.  nirgends 
(selbst  nicht  nach  dem  preußischen  Edikt 
von  1798)  verzichtet  hat.  Einzelne  Logen 
haben  die  Rechte  der  juristischen  Persön- 
lichkeit vom  S.  erhalten,  ausnahmsweise 
(Gera,  Archimedes  zum  ewigen  Bunde) 
sogar  die  Kechte  der  milden  Stiftungen. 
Damit  haben  sie  gegenüber  den  Gerichten 
eine  leichtere  Stellung  in  Bezug  auf  die 
Legitimation  und  den  Grunderwerb.  Im 
Königreich  Sachsen  konnten  die  Logen 
infolge  des  Gesetzes  über  das  Vereins- 
wesen durch  Eintragung  in  das  Personen- 
vereinsregister ebenfalls  die  Eigenschaft 
und  die  Rechte  einer  juristischen  Person 
erlangen.  Nach  dem  Bürgerlichen  Gesetz- 
buch für  das  Deutsche  Reich,  das  1900  in 
Kraft  trat,  ist  die  rechtliche  Stellung  der 
Logen  klar  vorgezeichnet.  Soweit  sie  be- 
reite staatlich  die  Rechtefähigkeit  ver- 
liehen erhalten  haben,  hat  es  dabei  sein 
Bewenden.  Eine  solche  Verleihung  findet 
fortan  nicht  mehr  statt,  soweit  ein  Verein 
nicht  auf  einen  wirtschaftlichen  Geschäfts- 
betrieb gerichtet  ist.  Die  Logen  können 
nur  noch  als  gewöhnliche  Gesellschaften 
im  Sinne  des  Gesetzbuchs  bestehen  oder 
müssen  sich  als  Vereine  in  das  Vereins- 
register eintragen  lassen  und  den  für 
solche  bestehenden  Bestimmungen  unter- 
werfen. Darnach  haben  sie  ihre  Satzung 
dem  Gericht  vorzulegen,  das  zunächst  die 
Anmeldung  der  Verwaltungsbehörde  mit- 
zuteilen hat.  Die  Mitglieder  des  Vor- 
stands sind  jederzeit  dem  Gericht  zur 
Eintragung  anzumelden,  ebenso  alle  Än- 
derungen in  den  Satzungen.  Auch  ist  auf 
Verlangen  dem  Gericht  das  Verzeichnis 
der  Vereinsmitglieder  einzureichen.  —  Die 
Stellung  der  Logen  zum  S  erhellt  auch 
aus  dessen  Verpflichtung  zur  staatlichen 
und  kommunalen  Besteuerung  (s.  Steuern) 
in  Bezug  auf  Grundbesitz,  Wohn-  und 
Mieteteuer,  Kapital-  und  Einkommensteuer. 
[Vgl.  R.  Fischer,  Entwurf  zu  einem  Hand- 
buch für  die  Amtstätigkeit  der  Logen- 
meister (Lpz.  1891),  S.  99;  Fessler's  sämmt- 
liche  Schriften,  I,  8.  107.  A.  Z.  1827,  S. 
320;  1844,  8.  1.  L.  IV,  S.  120;  VI,  S.242; 
1892,  S.  177.  Bh.  1862,  S.  377;  1880,  S. 
289,  309;  1891,  S.  374;  1893,  S.  3.  Bbl. 
1898,  S.  522.    BZC.  1879,  S.  79.1 

Stab  ist  das  Abzeichen  der  Schaffner  in 
einer  Loge.  Die  S.  finden  sich  schon  in 
Webbs  Monitor  von  1816,  selbst  in  Pres- 
ton«  Masonic  Guide  von  1804.  Dort  wird 
bemerkt,  dass  die  Vorsteher  früher  kleine 
Säulen  trugen,  die  ihnen  bei  der  Ein- 
setzung überreicht  wurden,  die  aber  später 
in  die  Hände  der  beiden  Aufseher  über- 
gingen, wofür  die  Vorsteher  8.  erhielten. 
Auch  im  Ahiman  Rezon  (s.  d.)  waren  S. 
für  Säulen  gesetzt.  Der  S.  ist  ein  Symbol 
der  Ordnung  und  des  Friedens. 

Stade  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Hanno- 
ver, 10058  E.).   Hier  bestanden:  1)  eine 


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422 


Stadthagen  —  Starck. 


Loge  Charlotte  zur  gekrönten  Tu- 
gend unter  der  Provinzialloge  von  Han- 
nover, gegr.  16.  Dez.  1790.  Das  letzte 
Protokoll  stammt  aus  dem  Jahre  1798,  das 
letzte  Stiftungsfest  wurde  von  sechs  Mit- 
gliedern 1799  gefeiert.  2)  Adolfus  zur 
gekrönten  Tugend,  hervorgegangen  aus 
der  7.  Okt.  1816  (24.  Juni  1815)  in  Conde* 
gegründeten  Feldloge  Adolfus  zur  deut- 
schen Einigkeit,  gegr.  von  der  Provinzial- 
loge in  Hannover  28.  Jan.  1822,  eingew. 
22.  Dez.  1822.  Als  das  9.  Regiment  1825 
verlegt  wurde,  erfolgte  der  Schluss  der  Loge 
28.  Marz  1825.  8)  Zum  grossen  Chris- 
toph, gegr.  24.  Sept.  1777  von  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin.  Von  1803 — 14  ruhten 
die  Arbeiten.  Am  21.  Nov.  1856  fand  die 
letzte  Versammlung  statt.  Die  Loge  sollte 
sich  der  Grossloge  von  Hannover  an- 
schliessen,  sie  zog  es  aber  vor,  sich  lieber 
aufzulösen,  als  sich  von  ihrer  Mutterloge 
zu  trennen.  Mit  ihr  war  eine  Delegation 
der  Andreasloge  Fidelitas  in  Hamburg 
verbunden,  gegr.  1844.  4)  Gegenwärtig 
besteht  das.  die  Loge  Friederike  zur  Un- 
sterblichkeit, gegr.  von  der  Grossloge 
von  Hannover  80.  Aug.  1845,  eingew.  25. 
Sept.  1845,  angenommen  8.  Juni  1868  von 
der  Grossen  Loge  Royal  York  zur  Freund- 
schaft. Vermögen  1897:  25000  M.  Milde 
Stiftung:  Friedrich  Eichstädt-Stiftung  für 
Witwen  und  Waisen  verstorbner  Mit- 
glieder, gegründet  1897  mit  einem  Grund- 
kapital von  1000  M.  zu  Ehren  des  Apo- 
thekers Eichstädt,  der  28  Jahre  den  ersten 
Hammer  geführt  hat.    Eignes  Logenhaus, 

1.  Dez.  1870  eingew.  Logenfresetze  von 
1882.  Mitgliederzahl  (1900):  65.  Vers.: 
Freitags.  [Vgl.  Grube,  Rückblicke  aus 
dem  Logenleben  der  Loge  (1870);  Zechlin, 
Geschichte  der  Stader  Logen  (1895).] 

Stadtbagen  (8t.  im  Fürstent.  Schaumburg- 
Lippe,  5525  E.).  Hier  besteht  unter  der 
Grossloge  von  Hamburg  eine  Loge  Al- 
brecht Wolfgang,  gegr.  12.  Mai  1877, 
eingeweiht  18.  Okt.  1877.  Vers. :  Mittwochs. 
Lokal:  Hotel  Hasse.  Ferien:  Mitte  Mai 
bis  1.  Okt.   Mitgliederzahl  (1900):  27. 

Stadtsulza,  s.  Sulza. 

Stählernes  Mewolhe,  s.  Gewölbe. 

Stampach,  Franz  Wenzel  Graf,  k.  k. 
Geheimer  Rat  und  Vizepräsident  des  Ap- 
pellationsgerichts in  Prag,  war  (1783 — 85) 
Provinzialgrossmeister  von  Böhmen  und 
Mitglied  der  Loge  Zu  den  drei  gekrönten 
Sternen  in  Prag 

Standarte,  s.  Banner. 

Ständig  besuchende  Brüder,  s.  Be- 
suchende Brüder. 

Stapleton  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
New  York).  Hier  besteht  unter  der  ein- 
heimischen Grossloge  eine  deutsche  Loge 
Klops tock  Nr.  760,  gegr.  1875.  Vers.: 

2.  und  4.  Mittwoch  in  Tynan's  Building. 
Starck,  Johann  August  Freiherr  v., 

geb.  28.  Okt.  1741  in  Schwerin,  gest.  3. 
März  1816  in  Darmstadt,  war  von  1763—65 


in  Petersburg  Lehrer  der  orientalischen 
Sprachen  und  der  Altertumskunde  an  def 
Petersschule,  ging  dann  auf  kurze  Zeit 
nach  England  und  war  vom  Nov.  1765 
bis  Mitte  Aug.  1766  Interpret  der  orien- 
talischen Handschriften  an  der  königlichen 
Bibliothek  in  Paris,  darauf  bis  1768  Kon- 
rektor in  Wismar.  Anfang  Mai  1768  ging 
er  wieder  nach  Petersburg  und  war  dann 
von  1769—77  Professor  der  Theologie  und 
Hofprediger  in  Königsberg,  1776  Oberbof- 

[ »rediger  und  Generalsuperintendent.  Plötz- 
ich forderte  er  seinen  Abschied  und  ging 
im  Jan.  1777  nach  Mitau  als  Professor  der 
Philosophie  an  die  Akademie.  Schon 
gegen  Ende  1777  wandten  sich  der  Prinz 
(nachherige  Grossherzog)  Karl  von  Meck- 
lenburg-Strelitz  (s.  d.)  und  die  hessen- 
darmstädtischen  Prinzen  an  ihn  und 
erbaten  sich  Belehrung  in  den  ge- 
heimen Wissenschaften.  Er  erwiderte,  seine 
weite  Entfernung  müsse  das  verhindern, 
während  ihn  eine  Anstellung  in  Deutsch- 
land ihnen  näher  bringen  würde  [vgl. 
Signatstern,  III,  177—200];  darauf  sorgte 
der  Erbprinz  (nachherige  Grossherzog 
'  Ludwig  I.)  von  Hessen-Darmstadt  für  seine 
Berufung  nach  Darmstadt  (1781),  wo  er 
als  Oberhof prediger  und  Konsistorialrat 
1807  das  Grosskreuz  des  grossherzoglichen 
i  Verdienstordens  erhielt  und  1811  in  den 
Freiherrnstand  erhoben  wurde.  S.  war  ein 
sehr  kenntnisreicher  Mann,  in  Theologie 
und  Philosophie,  wie  in  der  Kunde  der 
orientalischen  Sprachen  gleich  bewandert 
und  gab  eine  Menge  theologische  und  an- 
dre gelehrte  Werke  heraus.  Wegen  seines 
Benehmens  im  Maurerbunde  sagte  man 
ihm  Kryptokatholizismus  und  Jesuitismus 
nach;  er  verteidigte  sich  dagegen  münd- 
:  lieh  und  schritt!  ich ;  aber  ein  Aufsatz  in 
der  Biographie  universelle  ancienne  et 
moderne  (Paris  1825,  Vol.  43,  S.  471-74, 
übersetzt  in  der  A.  Z.  1826,  6. 419-25)  giebt 
hierüber  folgenden  Auf  schluss  [vgl.  dazu 
Keller,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Deutschland  (2.  Aufl.,  1859),  S.  179]:  »S., 
der  Sohn  des  Konsistorial Präsidenten  Starck 
in  Schwerin,  also  Lutheraner,  habe  wäh- 
rend seines  ersten  Aufenthalts  in  Peters- 
burg, bei  einer  litterarischen  Arbeit  über 
die  Psalmen,  durch  die  Lektüre  von 
Luthers  Schriften  einen  Widerwillen  gegen 
die  Reformation,  das  Werk  eines  so  hef- 
tigen und  leidenschaftlichen  Mannes,  ge- 
wonnen und  sei  durch  Bossuets  »Histoire 
des  Variation«  des  eglises  protestantes« 
(Paris  1688)  darin  bestärkt  Er  habe,  als 
er,  um  seine  Studien  zu  vollenden,  seinen 
Abschied  forderte,  nach  Rom  gehen  wollen, 
wo  er  mit  dem  Kardinal  Castelli,  Präfekt 
der  Propaganda,  in  Beziehungen  getreten 
war,  aber  der  französische  Gesandte  in 
Petersburg,  Marquis  de  Bausset,  habe  ihn 
beredet,  nach  Paris  zu  gehen,  wo  er  mehr 
Unterstützung  für  seine  Studien  finden 
würde  und  ihm  Empfehlungsschreiben  an 


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Starck. 


423 


seinen  Verwandten,  M.  de  Jarente,  Bischof 
von  Orleans,  an  den  Abbe"  de  Bausset, 
nachher  Bischof  von  Frejus,  und  an  den 
Abbe*  Bartln*te"my  mitgegeben.   Im  Okt. 

1765  in  Paris  angekommen,  habe  er,  nach 
den  gehörigen  Vorbereitungen,  am  8.  Febr. 

1766  in  der  Kirche  Saint-Sulpice  seinen 
Übertritt  erklärt.  Das  beweise  ein  hand- 
schriftliches Register  der  in  Saint-Sulpice 
von  1686 — 1791  angenommnen  Abschwö- 
rungen, das  der  Verfasser  des  Aufsatzes 
(Abbe*  Picot)  selbst  eingesehen  habe.  Ausser 
S.'s  Unterschrift  trage  die  Abschwörungs- 
schrift  die  des  Abbe"  Joubert  von  Saint-Sul- 
pice, des  Abbe"  de  ßausset  und  des  Abbe"  de 
Chazal  de  la  Morandie,  Vikars.  Auch  habe 
der  Verfasser  ein  Memoire  des  Abbe"  Jou- 
bert gesehen,  das  ausdrücklich  dieser  Ab- 
schwörung erwähne.  S.  sei  die  Stelle  des  Di- 
rektors an  der  Petersschule  in  Petersburg, 
auch  eine  Professur  in  Rostock  angetragen ; 
französische  Freunde  haben  ihm  vergebens 
eine  Stelle  an  der  königlichen  Bibliothek 
in  Paris  oder  eine  Anstellung  im  Auswär- 
tigen Amte  zu  verschaffen  gesucht.  S., 
noch  wenig  fest  im  Glauben,  durch  seine 
Freunde  und  Verwandte  getrieben  (gegen 
v.  Raven  hatte  er  bei  seiner  ersten  Be- 
kanntschaft erklärt,  seinem  Vater  zu  Ge- 
fallen, der  ihn  gern  als  seinen  Trost  bei 
sich  haben  wolle),  vielleicht  durch  die 
Not  gedrängt,  sei  er  nach  Deutschland 
zurückgekehrt,  »et  reprit  l'excrcice  de  la 
religion  proteatante».  Die  Abschwörung 
sei  geheim  gewesen  und  seinen  Gegnern 
immer  verborgen  geblieben.  Seinen  plötz- 
lichen, unmotivierten  Abgang  von  Königs- 
berg nach  Mitau  erklärt  der  Verfasser  aus 
Selbstvorwürfen  über  seinen  Abfall;  auf 
einem  philosophischen  I^ehrstuhl  sei  er 
wenigstens  dem  mit  seiner  frühern  Stellung 
verbundnen  Unterricht  in  der  lutherischen 
Lehre  überhoben  gewesen.  Dennoch  habe 
er  1781  den  Titel  Oberhof  p  rediger  und  das 
Amt  des  Konsistorialpräsidenten  angenom- 
men, welches  letztere  er  nachher  nieder- 
gelegt habe,  um  sich  ganz  der  Kanzel  zu 
widmen,  wo  er  sicher  sich  damit  begnügt 
haben  werde,  allgemeine  Wahrheiten  der 
Offenbarung  und  christliche  Moral  abzu- 
handeln. Er  habe  die  Anklage  seiner 
Feinde,  geheimer  Katholik  zu  sein,  nie 
ganz  abgewiesen,  sondern  in  seinen  Schriften 
seine  Vorliebe  für  den  katholischen  Glau- 
ben ausgesprochen  und  sich  gern  mit 
katholischen  Priestern  unterhalten,  die 
verwundert  gewesen  seien,  ihn  fast  ganz 
dieselben  Grundsätze,  wie  sie  selbst,  aus- 
sprechen zu  hören.  Der  Verfasser  (der, 
wie  wir  sehen,  ebensogut  Jesuit  ist,  wie 
S.)  bedauert  ihn,  das»  zeitliche  Interessen 
ihn  in  einer  Gemeinschaft  zurückgehalten 
hätten,  die  sein  Gewissen  verwarf.  Er 
habe  vor  seinem  Tode  verlangt,  ohne 
Zeremonien,  auf  dem  heiligen  Berge  bei 
Jugenheim  begraben  zu  werden,  wo  früher 
ein  Nonnenkloster  stand  (also  in  geweihter 


Erde).  —  S.  war  1761  als  Student  in  Göt- 
tingen in  einer  französischen  Militärlogc 
Esp^rance  vom  Hofrat  Diez  in  den  Frci- 
maurerbnnd  aufgenommen  worden;  mit  v. 
Vegesack  und  v.  Böbnen  forderte  er  von 
der  zur  strikten  Observanz  gehörenden 
Loge  Zu  den  drei  Sternen  in  Rostock  die 
Stiftung  einer  Loge  in  Wismar,  die  17. 
Febr.  1767  unter  dem  Namen  Zu  den  drei 
Löwen  als  Filiallogc  eingesetzt  wurde. 
Nun  wandte  er  sich  an  den  Geheimen 
Justizrat  v.  Schröder  (s.  d.)  in  Rostock 
mit  der  Behauptung,  er  habe  von  Peters- 
burg maurerische  Kenntnisse  mitgebracht, 
die  allen  in  Deutschland  fehlten,  und  habe 
noch  bedeutenden  maurerische  Brief- 
wechsel mit  Frankreich  und  Petersburg, 
und  bitte,  sich  zu  Anknöpfung  einer  nä- 
hern Verbindung  an  den  Heermeister 
wenden  zu  dürfen,  v.  Schröder,  um  nichts 
zurückzuweisen,  was  dem  Orden  nützlich 
werden  könnte,  aber  doch  alle  Vorsicht 
anzuwenden,  wenn  man  es  etwa  mit  einem 
Betrüger  zu  thun  haben  sollte,  verheim- 
lichte ihm  den  weltlichen  Namen  des 
Heermeisters  und  Bandte  S.'s  Schreiben  an 
diesen.  In  diesem  Schreiben  (das,  wie  die 
hauptsächlichsten  Schriftstücke  aus  diesem 
Briefwechsel,  im  zweiten  Teil  des  »Anti- 
Saint-Nicaise«  abgedruckt  ist;  der  ganze 
Briefwechsel  zwischen  S.,  seinen  Kapil- 
lären, v.  Hund,  dessen  Provinzial-Kapitu- 
laren,  Schubart,  v.  Prangen,  vom  8.  April 
1767  bis  2.  Mai  1768  bildet  im  Archiv  der 
Loge  Karl  zur  gekrönten  Säule  in  Braun- 
schweig unter  dem  Titel:  Klerikale 
Korrespondenz,  einen  Folioband  von  340 
Seiten)  sagt  er.  ausserhalb  Deutschland 
(d.  h.  in  Petersburg)  bestehe  eine  Loge, 
auf  die  er  noch  Einfluss  besitze  und  die 
er  mit  der  strikten  Observanz  auf  irgend 
eine  Weise  zu  verbinden  wünsche,  weil 
ihre  Führer  die  eigentlichen  innern  Ge- 
heimnisse des  Ordens  besässen;  er  werde 
im  nächsten  Sommer  hinreisen  und  bitte, 
ihn  mit  Weisungen  zu  versehen.  Wäh- 
rend der  Heermeister  die  Frage  mit  seinem 
(entfernt  und  zerstreut  wohnenden)  Ordens- 
rat schriftlich  verhandelte,  wandte  sich  S. 
an  v.  Raven  (s.  d.\  der,  weil  v.  Schröder 
als  Gesandter  auf  lange  Zeit  nach  Wetzlar 
gegangen  war,  dessen  Stelle  im  Kapitel  in 
Rostock  versah,  wusste  ihn  mit  seinem 
Hauptstreben,  alchemistische  Kenntnisse 
zu  erlangen,  zu  ködern,  und  v.  Raven 
drängte  nun  den  Heermeister  namentlich 
mit  S.'s  Drohung,  sich  zurückzuziehen  und 
die  dem  Orden  zuzuwendenden  Kenntnisse 
und  Vorteile  für  sich  zu  behalten.  Da  er 
mitdem  Heermeister  unmittelbar  schriftlich 
verkehren  konnte,  sprach  sich  S.  deutlicher 
aus,  als  bisher:  die  eigentlichen  Geheim- 
nisse seien  nicht  Eigentum  der  Ritter  im 
Tempelorden,  sondern  der  Kleriker  (Geist- 
lichen) gewesen  und  von  diesen  bis  auf 
die  jetzigen  Zeiten  erhalten.  Von  Italien, 
wo  Graf  Sackville  (s.  8ackvÜle-Denk- 


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424  St 

münse)  noch  Heermeister  sei,  seien  sie  durch 
Natter  (s.  d.)  nach  Petersburg  gekommen; 
da  bestehe  noch  ein  Kapitel,  dessen  Mit- 
glied er  gewesen  und  noch  sei.  Er  ver- 
langte für  sich  und  seine  Kleriker  Unab- 
hängigkeit von  den  ritterlichen  Obern,  un- 
mittelbare Abhängigkeit  vom  Heermeister. 
Die  Forderungen  wurden  zugestanden,  und 
v.  Raven  erhielt  auf  sein  Andrängen  schon 
im  Mai  die  Erlaubnis,  die  drei  Kleriker 
zu  Kittern  zu  machen;  sie  selbst  sandten 
unterm  2.  Juli  an  v.  Hund  eine  in  latei- 
nischer Sprache  abgefasste  Anerkennungs- 
schrift als  Heermeister  der  siebenten  Pro- 
vinz. Der  Ordenskanzler  Mylius  (s.d.)  sollte 
nach  Wismar  gehen,  das  Ganze  zu  prüfen, 
lehnte  aber  ab.  Schubart  (damals  in  Leipzig) 
aufgefordert,  weigerte  sich  aber  auch.  Jetzt 
sandte  v.Hund  v.  Prangen  ^s.d.)  und  gab  ihm 
den  Ordenssekretär  Jacobi  (s.  d.)  mit.  Sie 
kamen  im  Febr.  1768  in  Wismar  an;  man 
legte  ihm  alle  Schriften  vor,  er  war  ent- 
zückt, zumal  als  er,  mit  Genehmigung  des 
Hcermeisters,  zum  Kleriker  geweiht  war, 
und  stattete  diesem  die  günstigsten  Be- 
richte ab.  Rituale  und  andre  Schrifton 
musste  Jacobi  abschreiben,  gingen  aber 
leider  mit  dem  Schiffe,  auf  dem  er  sie 
absandte,  im  Sturm  zu  Grunde.  S.  be- 
hauptete, beide  Zweige  des  Ordens  seien 
in  Schottland,  wo  sich  die  Originalakten 
jetzt  befänden,  und  in  Frankreich  noch 
in  Thätigkeit,  in  Schottland  sei  Sir  James 
Steward,  in  Genf  de  la  Tour  du  Pin  Heer- 
meister; er  sandte  Rituale  der  verschied- 
nen  Maurer-  und  Rittergrade  und  an- 
dre Instruktionen,  auf  deren  Titelblättern 
zu  stehen  pflegte:  »wie  sie  in  den  fi.inzö- 
sischen  Provinzen  gebräuchlich  seien« ;  ja 
er  hatte  v.  Hunds  Liste  der  Grossmeister 
seit  Molays  Tode  schön  ausgearbeitet 
und  mancherlei  angebliche  Handlungen 
und  Verordnungen  bei  einigen  hinzu- 
gefügt. Natürlich  nahm  v.  Hund  und  sein 
Provinzialkapitel  diese  Arbeiten  dankbar 
an;  als  S.  aber  im  April  1768  zu  seiner 
Reise  nach  Petersburg  vom  Heermeister 
200  Thlr.  forderte  und  dieser  sie  verwei- 
gerte, weil  die  Ordenskasse  dazu  nicht 
reich  genug  sei,  antwortete  er  auf  eine  so 
grobe  Weise,  dass  v.  Hund  den  Brief- 
wechsel abbrach,  und  von  da  an  hatten 
beide  eigentlich  mit  einander  gebrochen, 
v.  Prangens  Reise  hatte  dem  Heermeister 
500  Thlr.  gekostet  und  nichts  von  Kennt- 
nissen der  Kleriker  eingebracht,  ihm  war 
also  nicht  zu  verdenken,  dass  er  nicht 
noch  mehr  wegwerfen  wollte.  In  Peters- 
burg traf  S.  mit  v.  Prangen  zusammen, 
der  in  russische  Dienste  trat  und  er- 
fuhr, dass  der  Obere  des  dortigen  Kapitels, 
Pylades,  der  ganz  ungebildete  Uhrmacher 
Schürger  war.  S.  zeigte  nun  an,  sein 
Kapitel  wolle  sich  nicht  mit  dem  Ritter- 
zweig vereinigen,  sondern  aussterben. 
In  Königsberg,  wo  er  7.  Nov.  1769  in  die 
Loge  Zu  den  drei  Königen  eintrat,  errich- 


tete er  wieder  ein  klerikales  Kapitel ; 
aber  bei  diesen  beiden,  Wismar  und  Kö- 
nigsberg, blieb  es  auch,  und  von  den  an- 
dern Kapiteln  forderte  keins,  einen  Kle- 
riker zu  besitzen,  während  doch  das  zu  deu 
Bedingungen  gehörte,  die  sie  gestellt 
hatten.  An  v.  Raven,  den  er  mit  Erlaub- 
nis des  Heermeisters  noch  vor  seinem  Ab- 
gang von  Wismar  zum  Kleriker  geweiht 
hatte  und  der,  seit  v.  Vegeseck  und  v. 
Böhnen  nach  Schweden  gegangen  waren, 
auch  das  klerikale  Kapitel  leiten  sollte, 
sandte  S.  von  Petersburg  eine  Urkunde 
in  Chifferschrift  (die  dieser  nicht  entziffern 
konnte),  v.  Raven  trieb  eifrig  Alchemie, 
während  S.  für  sich  Theosophie  und  Magie 
zum  Studium  gewählt  hatte.  Zu  den  Kon- 
venten 1772  und  1775  kam  S.  nicht,  son- 
dern immer  der  nunmehrige  Prior  cleri- 
corum  v.  Raven.  1777  verheas  S.  Königs- 
berg. Die  bekannte  Bleitafel  mit  kleri- 
kaler Geheimschrift  [vgl.  BZC.  1896,  S  147] 
und  viele  Schriftstücke  in  den  Akten, 
sowie  eine  von  ihm  geschriebne  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Königsberg,  die  Jahre 
1746 — 60  umfassend,  geben  Zeugnis  von 
seiner  Thätigkeit  in  der  Loge.  In  Mi  tau, 
wohin  er  1777  berufen  wurde,  scheint 
er  ebenfalls  ein  Klerikat  gegründet  zu 
haben;  dort  entzweite  er  Bich  mit  dem 
Präfekt  von  Tcmpelburg  —  Baron  v. 
Fircks  (s.  d.),  der  ihn  auf  dem  Konvent 
von  Wolfenbüttol  (s.  d.)  verklagte.  1778 
erklärten  die  Kleriker  auf  diesem  Kon- 
vent ihren  Austritt  aus  dem  Verband 
mit  der  siebenten  Provinz:  sie  wollten  für 
sich  fortarbeiten.  1785  erschien  ein  mau- 
rerischer Roman  »Saint-Xicaise  (s.  d.)  oder 
eine  Sammlung  merkwürdiger  maurerischer 
I  Briefe«  u.  s.  w.  (Frkf.  a.  M.),  angeblich 
aus  dem  Französischen  übersetzt,  der 
[  mancherlei  über  die  dagewesuen  Maurer- 
|  Systeme,  aber  auch  beleidigende  Äusse- 
rungen über  v.  Hund  und  Schubart  enthielt, 
S.  war  Verfasser,  wenigstens  Herausgeber. 
Um  seine  Freunde  zu  verteidigen,  schrieb 
v.  Kessler,  genannt  Sprengsevsen  (s.  Kess- 
ler), 1786  »Anti-Saint-Nicaise.  Ein  Tour- 
nier  im  XVHI.  Jahrhundert«,  in  dessen 
erstem  Teil  er  v.  Hund  verteidigte,  im 
zweiten  (unter  dem  besondern  Titel  »Archi- 
demides«)  namentlich  S.  angriff  und  durch 
seine  eignen,  aus  dem  Provinzialarchiv  an- 
geführten Briefe  seinen  Charakter  darlegte, 
und  im  dritten  (unter  dem  besonderu  Titel 
•Scala  algebraica  oeconomica«)  zu  Schu- 
barts  Verteidigung  dessen  vielgeschmähten 
Ökonomischen  Plan  (s.  d.)  und  zur  Ver- 
gleichung,  den  von  S.  verfassten  der  Kleriker 
abdrucken  lies«.  8.,  der  zu  derselben  Zeit 
noch  von  verschiednen  Seiten,  namentlich 
vonGedike(s  d.),  Biester  (s.  d.)  und  Nicolai 
in  der  Berliner  Monatsschrift  angegriffen 
wurde,  schrieb  1787  Ȇber  Krypto-Katholi- 
cismus,  Proselytenmacherey,  Jesuitismus, 
geheime  Gesellschaften«  u.  s.  w.  in  2  Bdn., 
wogegen  v.  Kessler  1788  eine  »Abgenöthigte 


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Stargard. 


425 


Fortsetzung  de«  Anti-Saint-Nicaise«  her- 
ausgab, zur  Abwehr  der  Angriffe  auf 
ihn  selbst  und  die  strikte  Observanz, 
von  der  8.  doch  1767  sich  so  sehr  befrie- 
digt erklärt  hatte.  Die  Leiter  der  Ber- 
liner Monatsschrift  verklagte  S.  1787,  sie 
wurden  aber  in  zweiter  Instanz  freige- 
sprochen. Dieser  Prozess,  wie  überhaupt 
die  Anklage  gegen  ihn  wegen  Krypto- 
katholizismus  und  Jesuitismus,  veranlasste 
eine  Menge  Schriften,  die  in  Kloss'  Biblio- 
graphie unter  den  Nrn.  8897—8437  aufge- 
zählt sind.  Die  1825  bekannt  gewordne 
akten massige  Bestätigung  der  Anklage  war 
damals  noch  nicht  bekannt.  In  diesem 
Streit  behauptete  er,  seit  1776  sich  nicht 
mehr  um  Maurerei  bekümmert  zu  haben; 
ihm  kam  es  aber,  wie  wir  gesehen,  auf 
eine  Unwahrheit  mehr  nicht  an.  Von  seiner 
1770  zuerst  erschienenen  «Apologie  des 
Ordens  der  Frey-Mäurer«  giebt  es  eine 
»Neue,  ganz  umgearbeitete  und  einzige 
authentische«  Ausgabe  von  1778,  und,  als 
v.  Grolman  (s.  d.),  später  Regierungsdirektor, 
1782  die  Loge  in  Giessen,  deren  Meister 
vom  Stuhl  er  war,  heimlich  nach  dem 
IHuminatensystera  einrichten  wollte,  er- 
klärte S.  ihm,  er  glaube  nicht,  dass  der 
Erbprinz  (nachheriger  Grossherzog)  gern 
gehen  werde,  wenn  in  seinem  künftigen 
Lande  und  in  einer  Loge,  deren  Protektor 
er  wäre,  eine  ihm  unbekannte  Maurerei 
eingeführt  würde,  verlangte,  sie  solle  sich 
ganz  frei  machen  und  allein  um  ihren 
Protektor  bekümmern,  und  entwarf  für  sie 
ein  eignes  Ritual:  sie  sollte  eine  Pflanz- 
stätte der  wahren  Maurerei  werden.  Über 
seine  klerikalen  Rituale  hat  man  leider 
nichts  erfahren,  weil  die  für  den  Heer- 
meister abgeschriebnen  Papiere  verloren 
gegangen  sind;  man  weiss  nur,  dass  er  in 
der  Loge  in  Wismar  eine  förmliche  Kapelle 
für  seinen  klerikalen  Kultus  eingerichtet 
hatte  und  dass  v.  Prangen  mit  einem  stark 
katholischen  Ritus  eingeweiht  wurde. 
[Ausser  den  im  Text  genannten  Schriften 
vgl.  Signatstern  3.  Bd.  (1804),  S.  177.  BZC. 
1877,  S.  173.  Nettelbladt,  Geschichte 
Freimaurerischer  Systeme  (1879),  S.  292. 
Vorige  Auflage  dieses  Handbuchs  III,  303. 
A.  1824,  S.  175.  Bh.  1873,  S.  15.  FZ. 
1848,  S.  194;  1857,  S.  286,  321,  340,  343. 
L.  XXIX,  65.] 

Stargard  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Pom- 
mern, 26114  E.).  1)  Unter  dem  Namen 
Aui  trois  carreaux  war  hier  von  der 
Loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  80.  Juni 
1746  unter  Vorsitz  des  Majors  v.  Biller- 
beck eine  Loge  errichtet  worden,  die  1756 
wieder  einging.  2)  Hierauf  hatte  v.  Zin- 
nendorf  oder  vielmehr  die  Loge  Minerva  in 
Potsdam,  3.  Nov.  1770  eine  Loge  Augusta 
zur  goldnen  Krone  in  S.  gestiftet,  der 
sie  auch  die  höhern  Grade,  wenigstens 
die  beiden  Schottengrade,,  mitteilte.  (Ab- 
schrift der  Rituale  sandte  der  Prinz  Fried- 
rich August  von  Braunschweig  1775  an 


das  Direktorium  in  Braunschweig).  1774 
schloss  die  Mehrzahl  der  Mitglieder  (sie 
bestand  fast  nur  aus  Offizieren)  ihren  Mei- 
ster vom  Stuhl,  Major  v.  Manstein,  wegen 
seines  herrischen  und  betrügerischen  Ver- 
fahrens nebst  seinen  Anhängern  aus  und  ar- 
beitete fort  unter  dem  Namen  Zur  gold- 
nen Krone,  v.  Zinnendorf  liess,  ohne 
sie  zu  hören,  in  Stettin  bekannt  machen, 
er  habe  die  ganze  Loge  aufgehoben  und 
alle  ihre  Mitglieder  ausgeschlossen,  wegen 
Verführung  und  Ungehorsams.  Nun  wandten 
sie  sich  an  die  Grosse  Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  und  baten  um  Stiftungs- 
urkunde, die  13.  Jan.  1774  gewährt  wurde 
unter  dem  Namen  Augusta  zur  gold- 
nen Krone,  nachdem  am  3.  Okt.  der 
ihnen  bestimmte  Meister  vom  Stuhl, 
Premierleutnant  Ernst  Jul.  v.  Magusch, 
und  Leutnant  Franz  Otto  Heinrich  v.  d. 
Osten  der  strikten  Observanz  zugetreten 
und  als  Obere  der  neuen  Loge  eingesetzt 
worden  waren.  Sie  führte  in  ihrer 
ersten  Liste  (1775)  den  Herzog  Friedrich 
Karl  Ludwig  von  Holstein-Beck  (s.  d.), 
damals  Major  in  S.,  und  der  Prinz 
Eugen  von  Württemberg  (s.  d.)  als  ihre 
Protektoren  auf;  von  da  an  gehörten  ihr 
auch  die  Prinzen  Ludwig  und  Friedrich 
(später  König  Friedrich  I.)  v.  Württem- 
berg (s.  d.)  als  Ehrenmitglieder  und  Pro- 
tektoren an,  den  letzten  ausgenommen, 
bis  zu  ihrem  Übergang  in  die  Loge  Julius 
zur  Eintracht  1805.  Während  der  Meister 
vom  Stuhl,  v.  Magusch,  im  Felde  war, 
und  da  (in  Troppau)  den  genannten  Prinzen 
Eugen  für  seine  Loge  in  S.  zum  Maurer 
machte,  war  (1779  bis  wenigstens  1781)  der 
Herzog  v.  Holstein-Beck  in  S.  Meister 
vom  Stuhl.  3)  Unterdes  hatte  aber  auch 
bereits  15.  Okt.  1774  die  Grosse  I*andesloge 
wieder  eine  Johannisloge  Zum  Schild  in 
S.  gegründet.  4)  Am  29.  Mai  1805  ver- 
einigten sich  diese  beiden  Logen  Augusta 
zur  goldnen  Krone  und  Zum  Schild  zu 
der  noch  jetzt  arbeitenden,  von  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln 3.  April  1805  mit  Stiftungsurkunde 
versehenen  Loge  Julius  zur  Eintracht; 
erst  da  legte  der  langjährige  Meister,  v. 
Magusch,  sein  Amt  nieder.  Mitgliederzahl 
(1900):  101.  Vers.:  täglicher  Klub.  Logen- 
lokal: Königstrasse  49.  Holm-Stiftung 
(1847)  für  Arme.  5)  Eine  zu  letzterer  ge- 
hörige delegierte  altschottische  Loge  Lud- 
wig zum  roten  Löwen  wurde  2.  Dez. 
1780  gegründet. 

Stargard  [auch  Preussinch  Stargard] 
(St.  in  der  preuss.  Prov.  Westpreussen, 
7789  E.).  1)  Eine  Loge  Urania  zur 
aufgehenden  Sonne,  von  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln 20.  Okt.  1812  gegr.,  12.  Juli  1813 
eingew.,  ist  seit  1.  Mai  (nach  der  Geschichte 
der  Grossen  National-Mutterloge  [Brl.  1890], 
S.  186  —  seit  7.  Jan.)  1826  ausser  Thätig- 
keit.    2)  Unter  der  Grossen  .Loge  Royal 


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Starke  — 


Stein. 


York  wurde  2.  Dez.  1861  eine  Lope 
Augusta  zur  Unsterblichkeit  ge- 
gründet und  19.  Jan.  1862  eingeweiht 
Vers.  Sonnabends.  Mitgliederzahl (1900):  59. 

Starke,  Adolf  Traug.  Eduard,  Bür- 
germeisterin Bautzen,  geb.  das.  22.  Aug.  1793, 
gest.  das.  28.  Okt.  1858,  ward  in  der  Loge 
Zur  goldnen  Mauer  das.  27.  März  1810 
aufgenommen  und  ward  vom  20.  Mai  1840 
bis  zu  seinem  Tode  Meister  vom  Stuhl, 
in  welcher  Eigenschaft  er  sich  grosse  Ver- 
dienste um  die  Loge  und  die  Freimaurerei 
in  der  Oberlausitz  überhaupt,  namentlich 
auch  um  die  Gründung  der  Assoziation  der 
4  Oberlausitzer  Logen  (s.  d.)  1847  erwarb. 
Ihm  zu  Ehren  wurde  1845  eine  Denkmünze 
geprägt.  [Vgl.  HMW.  Nr.  7.  Bh.  1859, 
S.  44.    L.  XVI  167.] 

Starke.  Die  S.  ist  eine  der  Säulen  (s.  d.) 
der  Freimaurerei.  Was  die  Weisheit  er- 
funden, das  soll  die  S.  ausführen  und  die 
Schönheit  zieren.  Um  ein  von  der  Weis- 
heit entworfnes  Werk  auszuführen,  bedarf 
man  des  Eifers  und  der  Ausdauer;  denn 
es  gilt  nicht  nur,  ein  Werk  zu  beginnen, 
sondern  man  soll  es  auch  fortführen  bis 
zu  Ende,  so  dass  es  ganz  und  vollendet 
dasteht.  Bei  allen  Schwierigkeiten  und 
Hindernissen  darf  der  Eifer  nicht  erkalten, 
trotz  aller  Feindseligkeiten  darf  der  Mut 
nicht  sinken.  Im  Kampfe  mit  den  ent- 
gegentretenden Hindernissen  bewährt  sich 
die  mannhafte  8.;  Beharrlichkeit  führt 
zum  Ziel,  dessen  Erreichung  den  Sieger 
belohnt.  Dagegen  ist  es  ein  Zeichen  der 
Schwäche,  vieles  und  vielerlei  zu  beginnen 
und  nichts  zu  Ende  zu  bringen.  Mit  der 
Schwäche  verbindet  sich  die  Feigheit,  die 
Mühseligkeiten  flieht  und  vor  Gefahren 
zurückweicht.  [Vgl.  Zille,  Sandkörner 
(Lpz.  1866),  S.  100;  It.  Fischer,  Lehrlings- 
Katechismus  (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  71, 
74,  77,  129;  Marbach,  Katechismusreden 
(3.  Aufl.,  Lpz.  1874),  S.  234.  Br.  L.  1883/84, 
S.  57.  FZ.  1853,  S.  169;  1858,  Nr.  11.  S. 
auch  Schönheit,  Weisheit.] 

Starken bnrg  (Burgruine  bei  Heppen- 
heim im  Grossherz.  Hessen).  Hier  wurde 
5.  Juni  1853  ein  maurerisches  Frühlings- 
fest abgehalten.    [Vgl.  FZ.  1853,  S.  267.J 

Stassfart  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Sach- 
sen, 18981  E.).  Hier  besteht  ein  Maurer- 
kränzchen unter  der  Loge  in  Kalbe  a.  8.. 
gegr.  7.  Okt.  1876.  Mitgliederzahl  (1900): 
36.  Vers,  am  2.  Dienstag  jedes  Monat» 
in  dem  Steinkopffschen  Hotel. 

Statistik  des  Frelmaurerbnndee.  Wie 
überhaupt  die  S.  eine  ziemlich  neue 
Wissenschaft,  so  ist  sie  auch  auf  den  Frei- 
maurerbund noch  sehr  wenig  überein- 
Htimmend  angewendet  worden,  so  wichtig 
und  nützlich  dies  auch  in  den  verschie- 
densten Beziehungen  wäre.  Nur  wenige 
Grosslogen  geben  regelmässig  eingehende 
statistische  Aufstellungen  über  die  Verände- 
rungen des  äussern  Zustands  des  Frei- 
maurerbundes  in  ihren  Gebieten.  Neuer- 


I  lieh  haben  auch  manche  Einzellogen  in 
ihren  Jahresberichten  dergleichen  S.  durch- 

,  zuführen  angefangen  und  der  Deutsche 
Grosslogenbund  giebt  jährlich  in  seinen 
Rundschreiben  statistische  Übereichten 
über  die  deutschen  Logen.  [Vgl.  Mit- 
theilungen aus  dem  Verein  deutscher 
Freimaurer,  III,  S.  237.  Bh.  1869,  S.  305; 
1872,  8.  21,  203;  1887,  8.  228.  Bbl.  1896, 
S.  16.  L.  1886,  S.  166;  1894,  S.  195;  1895, 
S.  86,  165,  204;  1897,  S.  139.  Findel,  Geist 
und  Form  der  Freimaurerei  (6.  Aufl.,  Lpz. 
1898),  8.  83.] 

Statuten,  s.  Gesetzbuch. 
Steglitz  (Vorort  von  Berlin,  in  der  preusa. 
Prov.  Brandenburg,  16522  E.).  1)  Hier 
wurde  14.  April  1885  unter  der  Loge  Zum 
flammenden  Stern  in  Berlin  ein  Kränz- 
chen Bruderbund  am  Fichtenberg  er- 
richtet. Aus  ihm  entstand  2)  eine  Johannis- 
loge gleichen  Namens  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln, gest. 22.  März  1886,  eingew.  28.  Marz 
1886.  Mitgliederzahl  (1900):  158.  Vers. 
2.  und  4.  Donnerstag,  sonst  Klub.  Logen- 
haus :  Albrechtstrasse  112a,  eingew.  18. März 
1894.  Wölker-Stiftung  zur  Unterstützung 
von  Hinterbliebnen  verstorbner  Logenmit- 
glieder. 3)  Mit  ihr  verbunden  ist  eine  dele- 
gierte altechottischeLoge  Zur  Eintracht, 
gest.  18.  Okt.  1895. 

Stegmann,  Karl  David,  Tenorist  und 
Komponist,  geb.  1751  in  Dresden,  gest. 
1826  in  Bonn,  war  unter  Schröders  Direk- 
tion des  Hamburger  Theaters  Musikdirektor 
das.;  er  komponierte  eine  Freimaurer- 
kantate,  24  Freimaurerlieder  und  3  Frei- 
maurergesänge. 

Steiermark  (Herzogtum  und  Österreich. 
Kronland).  In  der  Hauptstadt  Graz  bestand 
1775  eine  ziemlich  starke  Loge,  über  die 
nicht«  Näheres  bekannt  ist,  sie  dürfte  auch 
nicht  von  Dauer  gewesen  sein.  1782 
wurde  in  der  Kreisstadt  Marburg  die  Loge 
Zu  den  vereinigten  Herzen  gegründet, 
aber  1783  nach  Graz  übertragen.  Durch 
die  Freimaurerverordnung  nicht  berührt, 
arbeitete  die  Loge  weiter  fort,  zerfiel  aber 
allmählich.  1792  bestand  sie  noch,  löste 
sich  jedoch  jedenfalls  1794  auf.  [Vgl.  Z. 
1885,  S.  79.) 

Stein,  der  rohe  oder  ranhe  (the 
as»hlar,  le  moellon),  und  der  kubische 
(smoth  or  perfect  ashlar,  pierre  cu- 
bique)  sind  unbewegliche  Kleinodien 
(s.  d.).  Ersterer  ist  das  Sinnbild  für 
den  Lehrling,  letzterer  für  den  Gesellen. 
Der  r.  S.,  der  auf  den  Arbeitsplatz  ge- 
bracht wird,  ist  das  8innbild  des  an  Geist 
und  Herz  unvollkommnen  Menschen,  bei 
dem  die  sinnliche  Natur  die  geistige  über- 

i  wiegt,  der  aber  mit  rechtem  Ernst  und 

,  heiligem  Eifer  seiner  geistigen  und  sitt- 
lichen Vervollkommnung  entgegenstrebt. 
In  diesem  Sinnbild  sind  die  wichtigsten 
Pflichten  des  Maurers,  die  der  Selbst- 

I  erkenntnis,  Selbstbeherrschung  und  Selbst- 


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Stein  —  Stein  der  Weisen. 


427 


Veredelung,  versinnbildlicht.  In  Erkenntnis 
der  eignen  Unvollkommenheit  wird  er  de- 
mütig gegen  Oott,  streng  gegen  sich  und 
nachsichtig  gegen  andre  sein,  wodurch  er 
zu  ihnen  in  ein  derartig  inniges  Verhältnis 
tritt,  wie  es  dem  Geist  der  Freimaurerei 
entspricht.  Er  wird  mit  Kraft  und  Energie 
alle  unedlen  Leidenschaften,  die  ihn  herab- 
zuziehen drohen  in  das  Gemeine,  be- 
kämpfen; zugleich  wird  er  dahin  streben, 
dass  er  durch  möglichste  Befreiung  des 
Verstands  von  Irrtümern  und  Vorurteilen 
zur  Klarheit  sowohl  der  Anschauung,  als 
des  Denkens,  zur  Erkenntnis  des  Wahren, 
Schönen  und  Guten  gelange,  und  dass  das 
Herz  frei  von  Egoismus,  dafür  aber  erfüllt 
werde  von  reiner,  selbstloser,  opferfreu- 
diger Nächstenliebe.  So  muss  der  Frei- 
maurer unter  Anwendung  von  Massstab 
und  Spitzhammer  den  r.  S.  bearbeiten, 
dass  er  zu  einem  kubischen  S.  werde 
mit  rechtwinklig  aufeinanderstossenden 
und  schöngearbeiteten  Flächen.  Die  r. 
S.  geben,  übereinandergeschichtet,  nur 
einen  wüsten  Haufen.  Nur  der  kubische 
S.  ist  geeignet,  mit  andern  seinesgleichen 
sich  zusammenzufügen  zum  harmonischen 
Bau,  zur  schönen  Gestaltung,  als  Baustein 
zu  dienen  beim  Aufbau  des  herrlichsten 
aller  Tempel,  des  Tempels  der  Humanität. 
Nur  der  durch  Selbsterkenntnis  zur  Selbst- 
beherrschung und  Selbstveredlung  ge- 
langte Mann  kann  mitarbeiten  an  der 
geistigen  und  sittlichen  Hebung  seiner 
Mitmenschen,  kann  ein  würdiges  Glied 
sein  des  idealen  Bundes  sittlich  freier 
Geister.  [Vgl.  über  den  rohen  8.:  Bh.  1868, 
8.  261;  1864,  S.  129;  1866.  8.  180.  BZC 
1891,  8.  49.  M.  L.  1900/1,  8.  21.  Zd.  1851, 
S.  15.  Blumenhagen.  Maurerischer  Nach- 
las» (Hann.  1840),  8.  49;  Über  den  k. 
8.:  BZC.  1892,  8.  39.  FZ.  1857,  S.  4. 
L.  1884,  8.  161.]  —  II.  8.  werden  bei  der 
Kugelung  (s.  d.)  verwendet,  und  zwar  in 
kubischer  Form.  Sie  bejahen  bei  der 
Abstimmung,  während  die  Kugeln  ver- 
neinen. 

Stein,  Heinrich  Friedrich  Karl 
Freiherr  v.  und  zum  8.,  der  berühmte 
deutsche  Staatsmann,  geb.  26.  Okt.  1757 
in  Nassau,  gest.  29.  Juni  1831  in  Kappen- 
berg, wurde  1777  oder  1778  in  der  Loge 
Joseph  zu  den  drei  Helmen  in  Wetzlar 
zum  Freimaurer  aufgenommen.  Die  noch 
vorhandne  Mitgliederliste  führt  8.  als 
Mitglied  ersten  Grads  auf.  S.  arbeitete 
nach  Beendigung  seiner  Studien  in  Göt- 
tingen (1773  -1777)  ein  Jahr  lang  am 
Reichskammergericht  in  Wetzlar  und 
wohnte  damals  im  Hause  des  Assessors 
und  nachmaligen  Anwalts  am  Reichs- 
kammergericht Kasp.  Friedr.  Hofmann, 
mit  dem  er  innig  befreundet  war;  letzterer 
war  ebenfalls  Mitglied  der  genannten  Loge. 
Während  der  nächsten  Jahre  erwarb  S. 
den  zweiten  und  dritten  Grad;  in  der  Be- 
standliste der  Wetzlarer  Loge  von  1784 


wird  er  als  Angehöriger  des  dritten  Grads 
aufgeführt.  Über  seine  weitere  maurcrische 
Laufbahn  ist  einstweilen  nichts  bekannt 
geworden. 

Steinbach  (St.  im  Grossherzogt.  Baden, 
1989  E.).  Hier  fand  die  Einweihung  des 
Denkmals  für  Erwin  v.  Steinbach  in  Ver- 
bindung mit  einer  grössern  freimaure- 
rischen Versammlung  1845  statt  (s.  Erwin 
v,  Steinbaoh).  Am  7.  Mai  1899  wurde 
abermals  das.  eine  grössere  solche  Ver- 
sammlung abgehalten. 

Steinbach,  Erwin  v.,  s.  Erwin  v.  Stein- 
baoh. 

Steinbach  zu KranichHtein, OttoTheod. 
F  r  e  i  h  e  r  r  v.,  infulierter  Prälat,  ehemals  Abt 
des  Zisterzienser-Stifts  Saco,  geb.  13.  Nov. 
1751,  gest.  19.  Febr.  1791  in  Wien,  ein  auf- 

feklärter  Mann  und  rastloser  Forscher 
er  Landesgeschichte  von  Mähren,  wurde 
1784  in  der  Loge  Zur  Wahrheit  und  Einig- 
keit in  Prag  aufgenommen  und  war  1787 
Mitglied  des  Logenausschusses.  Er  trat 
auch  der  strikten  Observanz  und  den  Asi- 
atischen Brüdern  (s.d.)  bei.  [Vgl.  Taute,  Die 
katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  8.  80.1 

Steinbeck,  Karl  Wilh.  Emilius, 
Rechtsgelehrter,  geb.  4.  Mai  1784  in 
Küstrin,  gest.  19.  Juni  1862  auf  seinem 
Gute  Muhrau,  wurde  Kreisjustizrat  in 
Schweidnitz  1813,  Justitiar  des  Oberberg- 
amts in  Brieg  1819  und  trat  1860  in  den 
Ruhestand.  8.  war  litterarisch  im  Berg- 
recht thätig.  —  Aufgenommen  wurde  8.  in 
den  Freimaurerbuna  in  der  Loge  Herkules 
zu  Schweidnitz  19.  Aug.  1805,  nahm  zwar 
nach  Verlauf  weniger  Jahre  seinen  Ab- 
schied, trat  jedoch  1810  wieder  in  die 
Loge  ein,  und  zwar  Zur  wahren  Eintracht 
in  Schweidnitz.  1814  erhielt  er  den  ersten 
Hammer,  den  er  bis  zu  seiner  Versetzung 
1819  führte,  während  er  später  nur  den 
des  Obermeisters  im  Innern  Orient  behielt. 
1824  wurde  er  zum  zugeordneten  Pro- 
vinzialgrossmeister  von  Schlesien  ernannt, 
bis  er  1831  Provinzialgrossmeister  selbst 
wurde,  welches  Amt  er  31  Jahre  lang  inne 
hatte.  Die  allgemeine  geschichtliche  Be- 
deutung der  Freimaurerei  erkannte  8.  nur 
in  den  Johannislogen  in  der  Erstrebung 
des  Zwecks,  der  in  den  alten  Grundsätzen 
der  Brüderschaft  mit  Klarheit  als  solcher 
ausgesprochen  ist.  Für  ihn  gab  es  nur 
Eine  Maurcrei  auf  dem  ganzen  Erdenrund. 
[Vgl.  Bst.  lt.  1881,  S.  23.] 

Stein  der  Weisen  ist  seit  Aristoteles, 
mehr  aber  noch  nach  der  Meinung  der 
Alchemisten  und  Kabbalisten  des  Mittel- 
alters und  der  Neuzeit,  eine  Materie,  die 
den  Urstoff  aller  Dinge  enthält,  aber  auch 
die  Kraft  hat,  alles  in  seine  Bestandteile 
aufzulösen,  die  Menschen  zu  verjüngen, 
die  unedeln  Metalle  in  Gold  zu  verwan- 
deln, alle  Krankheiten  zu  entfernen  u.  s.  w. 
Vorzüglich  führt  eine  Art  Gold  bei  den 
Alchemisten  diesen  Namen,  das  namentlich 


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428 


St«iufurt     -  SteinmetzlirÜHerschaftin. 


die  Kraft  besass,  die  unedeln  Metalle  zu 
verwandeln.  Die  Sage  von  diesem  Stein 
[vgl.  Krug,  Vorlesungen  über  den  S.  d.  W. 
in  seinen  universal-philosophischen  Vor- 
lesungen] war  weit  verbreitet,  das  Ge- 
heimnis, seiner  habhaft  zu  werden,  aber 
das  grösste,  was  es  überhaupt  gab,  auf 
dessen  Aufsuchung  und  Gewinnung  von 
vielen  Gut  und  Leben  gesetzt  wurden, 
ohne  ihn  zu  finden.  Die  Veränderung  der 
Metalle  spielte  bis  in  die  neueste  Zeit 
eine  Rolle,  und  manche  andre  Erfindung 
wurde  durch  diese  gewonnen,  wie  z.  B. 
durch  Bötticher  das  Meissner  Porzellan. 
Viele  Chemiker  und  sogenannte  Wunder- 
thäter  werden  mit  dem  S.  d.  W.  in  Zu- 
sammenhang gebracht,  und  selbst  ausser 
der  rosenkreuzerischen  Abart  der  Frei- 
maurerei war  es  die  in  Frankreich  auf- 
gekommne  hermetische  (s.  d.),  die  sich 
damit  beschäftigte. 

Steinfurt,  s.  Burgsteinfurt. 

Stein  hell,  Philipp  Friedrich,  kurf. 
sachs.  Legationssekretär  in  Frankfurt  a.  M., 
war  einer  der  Stifter  der  dortigen  Loge 
L'union,  jetzt  Zur  Einigkeit,  und  deren 
erster  Meister  vom  Stuhl  (1742).  Er  war 
in  der  Loge  des  Herzogs  von  Lothringen, 
L'union  in  London,  aufgenommen  worden, 
wo  er  sich  als  Mitglied  der  preussischen 
Gesandtschaft  1741  noch  aufhielt.  Das 
Amt  eines  Meisters  vom  Stuhl  bekleidete 
er  noch  Öfter  und  war  überhaupt  ein  sehr 
eifriger  und  wohl  unterrichteter  Maurer, 
trat  aber  wegen  angeblich  widerfahrner 
Zurücksetzung  1761  aus.  —  S.  hat  sich 
rühmlich  bekannt  gemacht  durch  einen  Vor- 
trag, den  er  in  der  Grossen  Loge  in  London 
10.  März  1741  in  Gegenwart  vieler  hoher 
englischer  und  deutscher  Herren  hielt  und 
der  unter  dem  Titel  »Discours  prononce" 
dans  la  GrandeLoge  dcLondres  ä  l'occasion 
de  Telection  d'un  Grand-Maftre«  in  dem 
von  ihm  höchst  wahrscheinlich  heraus- 
gegebnen Buch:  »Le  Franc-Macon  dans 
la  Re*publique  ou  Rdflexions  apologiques 
sur  les  persecutions  de«  F.  M.«  (Francfort 
et  Leipsic  1746)  veröffentlicht  wurde.  Die 
durch  diese  Rede  sich  bewegenden  Haupt- 
ideen hat  er  später  in  eine  Uuterricht*- 
rede  für  die  Neuaufgenommnen  in  der 
Loge  Zur  Einigkeit  meistens  wörtlich  auf- 
genommen (abgedruckt  in  dem  von  ihm 
verfassten  Werk:  »Die  Quintessenz  der 
ächten  Freyinäurerey«,  1746).  [Kloss,  Au- 
nalen  der  Loge  Zur  Einigkeit,  S.  373; 
Keller,  Geschichte  des  eklektischen  Frei- 
maurerbundes, S.  68.]  Sie  bietet  ein  treues 
Bild  der  damaligen  Grundanschauungen 
der  Bundesmitglieder  und  ist  in  jeder 
Hinsicht  wert,  erhalten  zu  bleiben. 

Steinkenhoff  (Gehöft  in  der  Nachbar- 
schaft von  Wismar),  wurde  1776  nach  dein 
Konvent  von  Wiesbaden  (s.  d.  und  Gugo- 
mos)  zum  Ankauf  vorgeschlagen,  um  das  , 
von  Gugomos  zu  seinen  höchsten  Myste-  j 
rien  geforderte  Adytum  sacruin  darauf  zu  | 


bauen;  es  stand  unter  schwedischer  Hoheit, 
was  man  gerade  deshalb  vorzog,  weil  man 
das  schwedische  Regiment  für  weniger 
veränderlich  hielt,  als  das  mecklenburg- 
sche,  wo,  bei  etwaiger  Sinnesänderung 
des  jetzigen  Herzogs,  der  Pacht  einer  her- 
zoglichen Domäne  gefährlich  werden  könne 
und  weil  man,  der  Ostsee  nahe,  im  Not- 
fall alles  leicht  in  Sicherheit  bringen 
könne.  Es  trage  300  Thlr.  Pacht  und 
werde  für  5000—6000  Thlr.  erstanden  wer- 
den können. 

Stelnmetzbrüderschaften  (Brüderschaft, 
Gilde,  Zünfte,  Ordnung  der  Steinmetzen). 
Schon  in  der  ältesten  deutschen  Geschichte 
begegnen  uns  Verbände,  die  Brüderschaften 
oder  Gilden  heissen;  sie  entwickelten  sich 
seit  dem  zehnten  Jahrhundert  nach  ver- 
schiednen  Seiten,  bald  mehr  das  religiöse, 
bald  mehr  das  weltliche  Moment  betonend. 
Die  religiösen  Brüderschaften  waren  zum 
Zweck  der  Instandhaltung  von  Kirchen, 
zur  Unterstützung  von  Geistlichen  und 
Klöstern,  von  Spitälern  und  Armenhäusern 
gestiftet.  Die  weltlichen  Brüderschaften 
oder  Gilden  umfaasten  alle  Berufszweige 
und  Stände,  gewährten  ihren  Mitgliedern 
Rechtsschutz  und  sorgten  für  das  Begräbnis 
und  Seelenheil  verstorbner  Brüder.  Bei  bei- 
den Arten  von  Brüderschaften,  geistlichen 
wie  weltlichen,  wurde  besonders  die  Gesel- 
ligkeit gepflegt  und  Bruderliebe  geübt.  Sie 
hatten  ihre  Ordnungen,  ihren  Vorstand,  häu- 
fig auch  ihreigneB  Vereinshaus  und  nannten 
sich  Brüder,  weil  sie  sich  gegenseitig  bei- 
standen und  sich  nicht  vorGericht  gegen- 
seitig verklagen  sollten.  Ähnlichen  Cha- 
rakter hatten  die  gewerblichen  Verbände, 
Zünfte,  Innungen  genannt,  die  in  Deutsch- 
land, Frankreich  und  England  von  grosser 
Bedeutung  für  das  wirtschaftliche  Leben 
gewesen  sind.  Sie  waren  gestiftet  zum 
Schutz  der  Genossen  nach  aussen,  zur 
Regelung  der  das  Handwerk  berührenden 
Fragen  und  zuletzt  zur  Befriedigung  reli- 
giöser und  geselliger  Bedürfnisse.  Das 
ganze  soziale  und  gesellschaftliche  Leben 
ihrer  Mitglieder  spielte  sich  in  den  Zünften 
ab;  sie  waren  eine  Welt  im  Kleinen,  in 
denen  die  Mitglieder  Ehre  und  Ansehen 
erlangen  konnten.  Es  bildete  sich  eine 
Reihe  von  Gebräuchen  au«,  die  das  täg- 
liche Leben  auf  den  Zunftstuben  mit 
poetischen  Formen  umkleideten  und  den 
Mitgliedern,  wohin  sie  auch  kommen 
mochten,  das  Gefühl  gaben,  in  einen  Kreis 
gleichgesinnter  Genossen  zu  treten.  Unter 
den  Brüderschaften  hat  nur  diejenige  der 
S.  eine  hervorragende  Bedeutung  sowohl 
für  die  Entwicklung  der  Baukunst,  als 
auch  für  die  symbolische  Freimaurerei. 
Es  war  naturgemäss,  dass  sich  die  Pflege 
der  Baukunst  ursprünglich  in  den  Händen 
der  Äbte  und  Mönche  befand,  die  die  Pläne 
für  ihre  Kirchen  und  Klosteranlagen  ent- 
warfen und  deren  Bau  leiteten.  Daraus 
|  entsprangen   feste  Schulüberlieferungen, 


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Steinmetxbrüderschaften . 


429 


und  Verbindungen  zwischen  den  einzelnen 
Klöstern  wurden  angeknüpft.  Als  im  Laufe 
der  Zeit  an  die  Bauunternehmer  und  Ar- 
beiter, besonders  mit  Einführung  des  Ge- 
wölbebaus, grössere  Anforderungen  ge- 
macht wurden,  ging  die  Bauführung  in 
die  Hände  von  Laien  über.  Die  Auf- 
führung der  grossen  Dome  gotischen 
Stils,  die  längere  Jahre  in  Anspruch  nahm, 
vereinigte  eine  Anzahl  Maurer  und  tech- 
nische Arbeiter,  namentlich  auch  Stein- 
metzen, deren  Kunst  gerade  ietzt  von 
hervorragender  Bedeutung  wurde.  Diese 
Leute  vereinigten  sich  zu  Brüderschaften. 
Wann  dies  geschah,  wird  sich  schwerlich 
feststellen  lassen ;  jedoch  wird  es  während 
der  Herrschaft  der  Gotik  in  Deutschland 
geschehen  sein,  wenn  auch  die  älteste 
Ordnung  der  Steinmetzen  erst  aus  dem 
Jahre  1459  stammt;  denn  sie  giebt  sich 
selbst  als  eine  Erneuerung  früherer  Ord- 
nungen und  Rechte  aus,  und  es  ist  klar, 
dass  ihre  Bestimmungen  schon  lange  vor- 
her in  Geltung  waren,  ehe  man  das  Be- 
dürfnis fühlte,  sie  schriftlich  festzulegen. 
Abgedruckt  ist  diese  Ordnung  in  der 
vorigen  Auflage  II,  S.  484.  Nach  der- 
selben traten  infolge  von  Unordnungen 
zu  Regensburg  19  Meister  aus  Süddeutsch- 
land zusammen  (1459);  diese  arbeiteten 
auf  Grundlage  alter  Satzungen  eine  neue 
aus,  die  später  noch  mehrere  Male  um- 
gearbeitet und  1498  von  Kaiser  Maxi- 
milian bestätigt  wurde.  Als  obersten 
Richter  erkannten  die  Mitglieder  die  Werk- 
meister der  Bauhütten  zu  Strassburg,  Wien, 
Köln,  Bern  an;  doch  gelang  es  diesen 
nicht,  ihre  Ansprüche  überall  durchzu- 
setzen; denn  die  niedersächsischen  Bau- 
hütten, die  zur  Versammlung  nicht  einge- 
laden waren,  stifteten  1462  zu  Torgau  eine 
neue  Ordnung.  [Vgl.  Mittheilungen  aus  dem 
Verein  deutscher  Freimaurer  I,  2,  S.  1  und 
oben  U,  S.  126.]  In  Bezug  auf  das  Wesen  und 
die  Einrichtung  der  Bauhütten  herrschten 
viele  Übertreibungen;  man  wollte  viel 
Symbolik  und  viele  Beziehungen  zur  Frei- 
maurerei in  ihnen  finden.  Doch  halten 
diese  Ansichten  vor  einer  ernstern  Kritik 
nicht  Stand.  Natürlich  hatten  die  Stein- 
metzen, wie  ^ede  andre  Zunft,  ihre  Sinn- 
bilder und  Zeichen,  die  vor  andern  geheim 
gehalten  wurden,  und  jede  Hütte  bildete 
diese  weiter  aus,  wie  jederHüttengeselle  auch 
sein  Zeichen  führte.  Auch  die  Satzungen 
heben  sich  in  nichts  von  den  übrigen 
Handwerksordnungen  ab,  sie  enthalten  im 
wesentlichen  die  Bestimmungen  über  die 
Verpflichtungen  der  Meister,  Parlierer  und 
Gesellen,  ihr  Verhältnis  zu  einander  und 
das ,  was  Handwerksbrauch  und  Hand- 
werksrecht ist.  Ähnlich  wie  auf  dem  Fest- 
land entwickelten  sich  auch  in  England 
die  Brüderschaften  und  Zünfte.  Gleich- 
stellung der  Zunftgenossen,  Sorge  für  ihre 
technische  Ausbildung  und  Überwachung 
der  Mitglieder  bezüglich  ihres  sittlichen 


Betragens  waren  die  Hauptsache.  Auch 
ihre  Gebräuche  stimmen  mit  denen  ihrer 
deutschen  Genossen  überein.  Es  scheint, 
ab  wenn  die  Steinmetzen  keine  besondere 
Zunft  gebildet  hätten,  sondern  in  den 
Baulogen  mit  inbegriffen  gewesen  wären. 
Die  Zünfte  waren  alle  gleichberechtigt; 
denn  der  Name  »Freemason«,  der  zuerst 
1396  vorkommt,  verleiht  keinen  Vorzug, 
sondern  bedeutet  Mitglied  einer  privile- 
gierten Zunft  [vgl.  Boos,  Geschichte  der 
Freimaurerei,  S.  53],  wie  denn  auch  Free- 
carpenter,  Freizimmermann,  vorkommt. 
Da  die  Mitglieder  der  Brüderschaft  sich 
in  Logen  versammelten,  welches  Wort  so- 
wohl den  Ort,  wo  Steine  behauen  werden, 
als  auch  den  Raum,  wo  die  Bauleute  zur 
Unterhaltung  zusammenkamen,  bezeichnet, 
so  entstand  schon  frühzeitig  die  Sitte, 
Leute,  die  nicht  zum  Handwerk  gehörten 
—  gewissermassen  Liebhaber  —  in  diese 
Logen  aufzunehmen.  Schon  vor  1640  ist 
diese  Sitte  beglaubigt.  Aus  der  alten 
Sloane-  Handschrift,  die  bis  zu  diesem 
Jahre  hinaufreicht,  ersehen  wir,  dass  auch 
diesen  Liebhabern  bei  der  Aufnahme  ge- 
wisse Zeichen  mitgeteilt  wurden,  woran 
sie  einander  erkannten.  An  dem  dort  mit- 
geteilten Ritual  erkennen  wir,  wie  ähnlich 
dies  dem  Ritual  der  symbolischen  Frei- 
maurerei ist.  [Vgl.  Schwalbach,  Geschichte 
des  maurerischen  Gebrauchtums(Brl.  1889).] 
Es  ist  dies  nicht  merkwürdig,  da  das  Ritual 
der  Bauhütte  die  Form  wurde,  in  die  die 
geistige  Freimaurerei  hineingegossen  wurde. 
Uberhaupt  kann  es  nicht  Wunder  nehmen, 
wenn  so  viele  Gebräuche  der  Freimaurer 
mit  den  alten  Gebräuchen  der  Zünfte,  be- 
sonders der  Steinmetzen,  übereinstimmen. 
Schon  jede  geschlossne  Gesellschaft  hat 
viele  Einrichtungen  gemeinsam,  umso  mehr 
ist  dies  der  Fall,  wenn  die  äussere  Form 
beibehalten  wird.  Die  Trennung  der 
Meister,  Gesellen  und  Lehrlinge,  die  Re- 
gierung der  Gesellschaft  durch  eiue  ge- 
wisse Zahl  Beamte,  Ausschliessung  aller 
Ungeweihten  von  ihrer  Gemeinschaft,  die 
Vorrechte  der  Meistersöhne ,  die  Be- 
dingungen der  Mitgliedschaft,  die  brüder- 
liche Gleichheit  der  Zunftgenossen,  die 
gegenseitige  Hülfeleistung  und  manche» 
andre  haben  die  heutigen  Freimaurer  mit 
den  alten  Steinmetzen  und  Baubrüder- 
schaften gemeinsam.  Und  da  die  Stein- 
metzen ähnliche  Gebräuche,  wie  alle  an- 
dern Korporationen,  hatten,  so  haben  einen 
Teil  davon  die  Freimaurer  mit  übernommen 
und  stimmen  somit  auch  mit  den  übrigen 
Innungen  uberein.  Solche  sind:  Rede  und 
Gegenrede  der  Vorsteher,  die  Meldung, 
dass  die  Versammlung  bereit  sei,  feierliche 
Eröffnung  und  Schliessung  der  Sitzung, 
Fragen  und  Antworten  nach  bestimmten 
Formen,  über  die  Zeit  der  Handlung  u.s.w. 
Nur  eine  Ähnlicheit  sei  ausgeführt:  Da 
im  Mittelalter  zwischen  10  und  11  Uhr 
Mittag  gegessen  wurde  und  die  Verhand- 


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430 


SteinmeUzeichen  —  Stephan. 


lungen  nach  dem  Mahl  begannen,  lautet 
die  Antwort  auf  die  Frage:  Welche  Zeit 
ist  es?  Nach  12  oder  Hochmittag.  [Vgl. 
Gould,  History  of  Freemasonry  I,  107; 
Boos,  Geschichte  der  Freimaurerei  (Aarau 
1894};  Hegel,  Städte  und  Gilden  der  ger- 
manischen Völker  im  Mittelalter,  2.  Bd. 
(Lpz.  1891);  Janner,  Die  Bauhütten  des 
deutschen  Mittelalters  (Lpz.  1876).  Bbl. 
1897,  S.  312  (zur  Geschichte  der  Stein- 
metzen und  ihrer  Zeichen);  1898,  S.  221. 
BZC.  1897,  S.  375.  R.  1891,  8.  53.  L. 
XVIII,  61 ;  1887,  S.  4  (die  Steinmetztheorie. 
Kritisch  beleuchtet).  HZC.  Nr.  143,  S.  5.J 
Steinmetzzeichen.  Nachdem  die  Erkennt- 
nis wieder  allgemein  geworden  war,  daas 
die  Freimaurerei  ihren  Ursprung  bei  den 
Werkmaurern  und  besonders  bei  den  Stein- 
metzen zu  suchen  habe,  wurde  die  Auf- 
merksamkeit in  doppeltem  Masse  auf  die 
Zeichen  hingelenkt,  die  sich  an  den 
meisten  alten  Bauten  finden  und  für  die 
man  vergeblich  eine  Erklärung  gesucht 
hatte.  Es  hat  seit  jener  Zeit  nicht  au 
Versuchen  gefehlt,  etwas  besonders  Ge- 
heimnisvolles hinter  den  Zeichen  zu  wittern, 
die,  manchmal  halb  versteckt,  manchmal 
offen  dastehend,  namentlich  bei  den  Domen, 
die  Aufmerksamkeit  auf  sich  lenkten. 
Wenn  auch  hie  und  da  die  alten  Bauge- 
nossen sich  in  geschichtlichen,  satyrischen, 
biblischen  und  mythischen  Darstellungen 
ergingen,  so  haben  diese  nichts  zu  schaffen 
mit  den  einfachen  Zeichen,  die  nur  die 
Zeichen  sind  für  jeden  einzelnen  Arbeiter, 
um  daran  zu  erkennen,  was  er  verfertigt 
habe.  Die  Steinmetzen  nannten  solche 
Zeichen  Ehrenzeichen,  und  jeder  musste 
ein  solches  haben.  In  neuerer  Zeit  haben  sich 
Back  |h.  d.),  Klemm  (Württembergsche  Bau- 
meister u.  s.  w.  [Stuttg.  1882J)  um  Samm- 
lung und  Mitteilung  solcher  Zeichen  ver- 
dient gemacht;  man  findet  aber  deren 
selbst  in  architektonischen  Werken  abge- 
druckt, so  in  Ütte,  Geschichte  der  deut- 
schen Baukunst,  S.  288,  solche  vom  Dome 
zu  Gurk  aus  dem  12.  Jahrb.,  und  er  er- 
wähnt, dass  an  der  Schottenkirche  in  Re- 
ensburg  u.  s.  w.  sich  deren  noch  mehr 
nden.  —  In  England  und  Schottland 
haben  diese  Zeichen  (marks)  Veranlassung 
gegeben  zur  Stiftung  eines  Hochgrads:  der 
Mark-Masonry ,  und  Laurie  giebt  iu  der 
Geschichte  der  Grossloge  von  Schottland, 
1859,_vier  Seiten  voll  Abbildungen  von  S. 
aus  Ägypten,  Ungarn,  Frankreich,  Eng- 
land, Irland,  Schottland  und  selbst  aus 
Ostindien  (Allahabad).  Die  ältesten  ausser 
den  indischen  stammen  aus  der  Kathedrale 
von  Dunkeid,  angeblich  aus  dem  J.  1127, 
also  dem  Jahrhundert,  wo  auch  in  Deutsch- 
land und  Frankreich  sich  solche  Zeichen 
finden.  —  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dnsa 
für  den  Suchenden  sich  noch  eine  reiche 
Nachlese  solcher  Zeichen  finden  wird; 
einen  weitern  Wert  als  den  vou  Ehren- 
zeichen der  alten  Steinmetzen  haben  sie 


aber  nicht  zu  beanspruchen.  [Vgl.  Rziha, 
Studien  über  S.,  (Wien  1883).  Bh.  1862, 
S.  28,  39,  80,  200;  1863,  S.  210,  393.  Bbl. 
1897,  S.  312.  FZ.  1862,  S.  408;  1868,  S. 
90,  324.  L.  XIX,  62;  XXI,  159;  XXH, 
37,  134,  316;  1881,  S.  67;  1889,  S.  88. 
Triangel  1863,  S.  143;  1864,  S.  19.] 

Stelnschönau-Haida,  s.  Haida. 

Steinway,  William,  Mitinhaber  der 
Weltfirma  S.  und  Sons  in  New  York,  ein 
unersch rockner  Förderer  des  Deutschtums 
in  Amerika,  geb.  1836,  gest.  30.  Nov.  1896 
in  New  York,  war  Freimaurer. 

Stellvertretende,  deputierte,  delegiert« 
oder  substituierte  Beamte  werden  in 
vielen  Logen  für  die  wichtigern  Beamten- 
stellen zur  Vertretung  der  wirklichen  Be- 
amten ernannt;  in  grossen  Logen  sogar 
erste  und  zweite  stellvertretende  Beamte. 
—  In  Frankreich  giebt  es  Däputes  au 
Grand  Orient,  d.  h.  Vertreter  einer  Loge 
bei  der  maurerischen  Oberbehörde  zur 
Wahrnehmung  der  Interessen  der  erstem; 
ferner  D£putes  de  löge  a  löge,  d.  h.  gegen- 
i  seitige  Vertreter  angeschlossner  Logen 
untereinander.  —  Die  s.  B.  gehören  an  sich 
zum  Beamtenrat  und  nehmen  an  dessen 
Beratungen  mit  Teil.  Abzeichen  aber 
tragen  in  der  Loge  nur  die  wirklichen 
Beamten,  die  S.  nur,  wenn  sie  in  Thfitig- 
keit  treten.  Wegen  der  S.  des  Vorsitzen- 
den Meisters  s.  Zugeordneter  Meister  vom 
Stuhl. 

Stendal  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 20666  E.).  1)  Von  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  7.  Juli  1775  gestiftet, 
bestand  hier  früher  eine  1824  eingegangne 
Loge  Zur  goldnen  Krone.  2)  Am  22. 
Febr.  1862  wurde  die  noch  bestehende 
Loge  gleichen  Namens  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln gegründet,  eingew.  9.  Mai  1862. 
Mitgliederzahl  (1900):  79.  Vers.:  Mitt- 
wochs und  Sonnabends;  Donnerstags 
Schwesternabend.  Ferien:  Juli.  Eignes 
Logenhaus,  Poststrasse  2,  eingew.  21.  Juli 
1877.  Milde  Stiftungen  (4)  mit  ca.  19000  M. 
Gesamtkapital.  Ortsgesetz  vom  13.  März 
1886. 

Stentz,  Theodor,  Bergrat,  geb.  23.  Jan. 
1819,  gest.  März  1871,  aufgenommen  in 
den  Freimaurerbund  19.  Aug.  1858,  wurde 
er  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zur 
Ankerkette  in  Ückermünde  und  schloss 
sich,  nach  Gleiwitz  versetzt,  24.  Mai  1862 
der  dortigen  Loge  Zur  siegenden  Wahr- 
heit an,  um  sofort  zum  Vorsitzenden  Meis- 
ter gewählt  zu  werden,  welche  Stellung 
er  bis  zu  seinem  Tode  einnahm.  Von  ihm 
erschien  «Die  Hirams-Sage«  (Brl.  1871). 

Stephan,  Heinrich  v..  Staatssekre- 
tär des  Deutschen  Reichs-Postamts,  geb. 
7.  Jan.  1881  in  Stolp  i.  P.,  gest.  8.  Sept. 
1897  in  Berlin,  wurde  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen  28.  Okt.  1858 
in  der  Loge  Teutonia  zur  Weisheit  in 
Potsdam.   fVgl.  BbL  1897,  S.  246.  BZC. 


I 


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Sterbe  kamen  —  Stern,  Orden  vom  östlichen. 


431 


1898,  S.  348.  L.  1898,  8.  12.  Diercks, 
Männer  der  Zeit  (Dresd.  u.  Lpz.  1897), 
I.  Bd.] 

Sterbekassen.  Obwohl  der  Freimaurer- 
bund zunächst  der  idealen  Richtung  hul- 
digt, haben  die  Logen  doch  die  Unter- 
stützung ihrer  Mitglieder  in  Sterbefallen 
nicht  vergessen.  Fast  jede  Loge  besitzt 
eine  Witwen-  und  Waisenkasse,  aus  der 
in  bescheidnem  Masse  den  Hinterblie- 
benen verstorbner  Mitglieder  eine  Auf- 
hilfe gewährt  wird.  Ebenso  bestehen  ein- 
zelne grössere  S.,  die  die  Mittel  zur 
Deckung  der  unvermeidlichen  Ausgaben 
beim  Ableben  gewähren.  Solche  Kassen 
können  in  einzeluen  Logen  keine  ge- 
nügend sichere  Grundlage  finden  und 
sind  deshalb,  wo  sie  eingerichtet  wur- 
den, meistenteils  eingegangen.  Dagegen 
haben  sich  solche  in  grösserer  Aus- 
dehnung gebildet  und  wirken  mit 
grossem  Segen.  1)  S.  für  Brüder-Frei- 
maurer vom  Jahre  1800  in  Hamburg, 
neu  geregelt  1.  Juli  1895.  Sterbegeld 
600  M.,  Einlagen  10  Jahre  lang  in  viertel- 
jährigen Raten  von  6  M.  bis  14  M.  80  Pf. 
"bei  einem  Lebensalter  von  25  bis  60 
Jahren.  Mitgliederzahl  (1899):  2145.  Ver- 
mögen (1899):  563431  M.  [Vgl.  H.  L.  Nr. 
282,  S.  2380.  BZC.  1899,  S.  412.  HZC. 
1900/1,  S.  15.1  2)  S.  in  Hannover,  gegr. 
März  1843,  1846  mit  Körperschaftsreuhten 
versehen,  Mitgliederzahl  (1898):  590  mit 
2079  Versicherungen  zu  300  M..  Neuauf- 
nahmen finden  nicht  mehr  statt.  Der  Verein 
löst  sich  durch  allmähliches  Aussterben 
seiner  Mitglieder  von  selbstauf,  wie  der  unter 
10  gedachte.  3)  S.  für  die  in  Berlin  arbei- 
tenden 5  Tochterlogen  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln,  begr. 
1.  Jan.  1847.  Vermögen  (1900):  47358  M. 
75  Pf.  Mitgliederzahl:  379.  4)  Anhal- 
tischer Freimaurer-Sterbekassenverein  in 
Kothen,  gegr.  12.  April  1864.  Sterbegeld: 
400  M.  Beiträge  zahlbar  nach  bestimmten 
Altersklassen  und  nach  je  einer  gewissen 
Anzahl  von  Sterbefällen.  Mitgliederzahl 
(1900):  2900.  Eiserner  Fonds  (1900): 
170671  M.  90  Pf.  5)  Pommerscher 
Sterbekassenverein  für  die  Logen  in  Köslin, 
Neustettin,  Treptow,  Pr.  Stargard,  Kolberg 
und  Stolp,  gegr.  3.  Aug.  1862.  [Vgl.  FZ.  1863, 
S.  185.]  6)  Allgemeiner  Thüringer  Frei- 
maurer-Sterbekassenverein, gegr.  28.  Febr. 
1865  [vgl.  Bh.  1865,  8.  63.  FZ.  1864, 
S.  236;  1865,  8.  88,  103,  150,  156,  172. 
L.  1864,  S.  367;  1865,  S.  72J,  ist  eigent- 
lich gar  nicht  ins  Leben  getreten,  weil  er 
von  Anfang  an  viele  Widersacher  fand. 
Er  war  von  Mathies  (s.  d.)  in  Gotha  an- 
geregt und  dem  Hannoverschen  nachge- 
bildet. 7)  Die  Loge  inKottbus  gründete 
1864  eine  8.  mit  den  Logen  in  Breslau, 
Guben,  Luckau  und  Sorau.  [Vgl.  L.  XXIII, 
8.  67.]  Diese  bat  sich  nur  einige  Jahre  ge- 
halten und  musste  sich  auflösen  aus  Mangel 
an  genügender  Beteiligung.    8)  Vereini- 


gung «Felsenfest«  in  Hamburg,  gegr. 
12.  Febr.  1873,  im  allgemeinen  zu  gegen- 
seitigem Beistand  durch  Rat  und  That 
bei  unerwarteten,  besonders  unverschul- 
deten widerwärtigen  und  schwer  zu  lösen- 
den Lebensverhältnissen,  in  der  Haupt- 
i  sache  beim  Todesfall,  bei  dem  den  Hinter- 
I  bliebnen  ein  Sterbegeld  von  1000  M.  ge- 
währt wird,  neben  Anordnung  des  Leichen- 
gefolges, Ordnung  der  Nachlassverhält- 
nisse,  Übernahme  der  Vormundschaft.  Den 
Mitgliedern,  die  25  Jahre  der  Vereinigung 
angehören,  wird  eine  silberne  Denkmünze 
verliehen  (HMW.  Nr.  282).  9)  Die  Logen 
Karl  zum  Rautenkranz  in  Hildburg- 
hausen und  Charlotte  zu  den  drei  Nelken 
in  Meiningen  haben  einen  Sterbekassen  - 
verein  gemeinschaftlich,  mit  zwangsweisem 
Beitritt.  Neue  Satzungen  vom  1.  April  1898. 
10)  Sterbekassen  verein  der  Freimaurerlogen 
in  Dresden,  der  indes  am  31.  Dez.  1896 
geschlossen  worden  ist  und  seiner  Auf- 
lösung entgegengeht. 

Sterkin  ist  der  Sage  nach  der  Name 
eines  der  drei  Mörder  Hirams,  der  am 
südlichen  Thore  den  Streich  mit  dem 
Winkelhaken  ausführte.  Die  beiden  andern 
Übelthäter  waren  Abiram  und  Oterfut. 

Stern,  der  flammende  [the  blazing  star, 
l'<5toile  flamboyante],  ist  eine  Zierrat  der 
Loge.  Da  er  durch  seine  Flammen  leuchtet 
und  erwärmt ,  ist  er  ein  Sinnbild  des 
geistigen  und  sittlichen  Lebens  des  Men- 
schen, das  sich  zeigt  im  Lichte  der  Er- 
kenntnis, in  der  Stärke  des  Willens  und 
in  der  warmherzigen  Bruder-  und  allge- 
meinen Menschenliebe.  Seine  fünf  Spitzen 
weisen  hin  auf  die  Tugenden  der  Klug- 
heit, der  Gerechtigkeit,  der  Stärke,  der 
Massigkeit  und  des  Fleisses.  In  vielen 
Logen  wird  er  als  Symbol  des  höchsten 
Wesens  oder  auch  als  Sinnbild  des  Lichts 
der  Wahrheit,  deren  Urquell  Gott  ist,  be- 
trachtet, der  Wahrheit,  die  der  Leitstern  sein 
soll  durch  die  Nacht  des  Erdenlebens.  — 
Seine  volle  Dentung  findet  dieses  Symbol 
im  Gesellengraü.  (8.  Sonne,  Mond  und 
Sterne.)  [Vgl.  Schauberg,  Symbolik.  I, 
105,  416,  605  u.  606.  III,  369.  Krause, 
Die  drei  ältesten  Kunsturkunden  (2.  Aufl., 
Lpz.  1819—21),  I.  Bd.,  2.  Abt.,  S.  206. 
Fischer,  R,  Lehrlingskatechismus  (29.  Aufl., 
Lpz.  1900),  S.  130.  Derselbe,  Gesellen- 
katechismus (20.  Aufl.,  Lpz.  1900),  8.  15. 
R.  1894,  8.  46.  L.  1879,  S.  185.  A.  J. 
1.  Bd.,  1.  Heft,  S.  410.  W.  J.  1784,  Quart. 
I,  8. 110.  BZC.  1877,  8.  167;  1882,  8.  108; 
1883,  S.  107.   Bh.  1861,  8.  870.] 

Stern,  Orden  vom  östlichen  (Order  of 
the  Eastern  Star)  ist  ein  Frauenordeu  in 
Nordamerika,  der  1850  von  Freimaurern 
gestiftet  wurde.  Das  Ritual  wurde  von  Rob. 
Morris  geschaffen  und  nach  manchen  Um- 
wandlungen 1868  durch  Rob.  Macoy  ver- 
bessert und  endgültig  festgestellt.  Der 
Zweck  ist  Emanzipation  der  Frauen  in 
dem  Sinne  ihrer  Teilnahme  an  der  allge- 


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432 


Stettin. 


meinen  Arbeit  der  Menschheit.  Der  Orden 
hat  5  Grade:  1)  die  Tochter  Jephthas, 
die  den  Gehorsam  gegen  Gelübde  dar- 
stellt; 2)  Ruth,  die  Anhänglichkeit  an  die 
religiösen  Grundsätze;  3)  Esther,  die  Treue 
gegen  die  Freunde;  4)  Martha,  der  Glaube 
in  der  Stunde  der  Gefahr;  5)  Electa,  die 
Geduld  uud  Unterwürfigkeit  selbst  gegen- 
über der  Ungerechtigkeit.  Die  Symbolik 
ist  durchaus  biblisch.  Die  Vereinigungen 
heissen  seit  1868  Kapitel  (vorher  con- 
stellations  oder  Familien). 

Stettin  (Hauptst.  der  preuss.  Prov.  Pom- 
mern, 140724  E.).  Die  Freimaurerei  fand 
zuerst  durch  kriegsgefangne  österreichsche 
Offiziere  1760  eine  dauernde  Stätte  in  S., 
die  1)  eine  Militärloge  L'union  gründeten. 
Diese  arbeitete  nach  einem  französischen 
System.  Aus  ihr  ging  bald  2)  die  von 
Deutschen  errichtete  Loge  La  parfaite 
union  (Zur  vollkommnen  Einigkeit) 
hervor,  die  24.  Sept.  1761  zusammentrat, 
sich  von  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  eine 
Urkunde  erwirkte  und  von  dieser  18.  März 
1762  angenommen  und  4.  April  1762  feier- 
lich eingeweiht  ward.  Die  Bewegungen, 
die  um  diese  Zeit  den  Freimaurerbund  in 
Deutschland  in  neue,  freilich  nicht  der 
Sache  förderliche  Bahnen  lenkten,  ergriffen 
auch  bald  diese  Loge.  3)  Eine  altschot- 
tische Loge  Zum  funkelnden  Morgen- 
stern wurde  von  dem  Generaldeputierten 
Meister  der  Schottenloge  Salem  zu  Halle, 
Rosa  (s.  d.),  17.  Jan.  1763  (nach  einer  an- 
dern, wohl  irrigen  Angabe,  schon  24.  März 
1762)  eröffnet;  die  Stiftungsurkunde  der 
schottischen  Mutterloge  Zur  Einigkeit  in 
Berlin  ist  vom  14.  Febr.  1763.  Als  John- 
son (s.  d.)  bald  nachher  mit  seinen  ver- 
meintlichen Enthüllungen  über  das  wahre 
Wesen  des  Freimaurerordens  auf-  und  Rosa 
entgegentrat,  wurde  Fritze,  den  von  Rosa 
selbst  der  Loge  empfohlen  hatte,  nach  Jena 
gesendet,  um  dort  die  verheissenen  Auf- 
schlüsse zu  holen.  Allein  nicht  bloss 
dass  er  diese  nicht  bringen  konnte,  zerfiel 
er  auch  mit  der  Loge,  die  sich  nun  in 
ihrer  drangvollen  Unsicherheit  nach  Berlin 
an  Schubart  (s.  d.)  wandte.  Dieser  weihte 
bereits  14.  Dez.  1764  4)  die  Johannis- 
loge Zu  den  drei  (goldneu  oder  gekrön- 
ten?) Zirkeln  in  S.  als  eine  zur  strikten 
Observanz  gehörige  Loge  ein.  Damit 
fielen  zunächst  die  bisherigen  schottischen 
Grade.  Mit  dem  Rücktritt  der  Mutterloge 
von  der  strikten  Observanz  1779  wurde 
auch  der  vormalige  und  gewöhnliche 
Schottengrad  Clormontschen  Systems  wie- 
der hergestellt,  jedoch  mit  Ausschluss  allen 
auf  das  HausStuart  Bezüglichen.  Den  diesem 
Grad  damals  noch  anhaftenden  Beige- 
schmack von  Alchemie  verlor  er  erst  durch 
die  Revision,  die  1797  von  den  höchsten 
Behörden  dieser  Lehrart  vorgenommen 
wurde.  1806  nahm  die  unter  3  aufge- 
führte Schottenloge,  die  seit  5.  Dez.  1764 


den  Namen  Zu  den  drei  Zirkeln  ge- 
führt hatte,  den  frühern  Namen  wie- 
der an  und  besteht  noch  jetzt  als  dele- 
gierte altschottische  Loge  Zum  funkeln- 
den Morgenstern,  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln. —  Die  JohanniBloge  Zu  den  drei 
Zirkeln  verfiel  jedoch  bald  nach  ihrer 
Errichtung  innern  Zerwürfnissen,  die  eine 
Spaltung  und  in  weiterer  Folge  die  Grün- 
dung einer  neuen  Loge  herbeiführten. 
5)  Am  22.  Juni  1769  vereinigten  sich  acHt 
Maurer  zur  Stiftung  der  Loge  Zu  den 
drei  goldnen  Ankern  (nach  der  Zin- 
nendorfschen  Lehrart),  die  unterm  3.  März 
1770  durch  Abgeordnete  der  Loge  Minerva 
eingeweiht  wurde.  Das  innere  und  äussere 
Leben  der  Loge  wurde  4.  Juli  1774  unter 
Kölpins  Leitung  erneuert,  der  auch  6)  ab- 
geordneter Provinzialgrossmeister  der  9. 
Okt.  1777  gestifteten  Pro vinzialloge  für 
Pommern,  Neumark  und  Uckermark  wurde, 
die  jedoch  1815  wieder  einging.  7)  Am 
12.  Dez.  1812  wurde  nach  gleicher  Lehrart 
eine  Johannisloge  Zur  Liebe  und 
Treue  errichtet,  die  sich  8)  21.  Dez.  1824 
mit  der  unter  5  genannten  zur  Johannis- 
loge Drei  goldne  Anker  zu  Liebe 
und  Treue  verband,  und  9)  13.  Sept.  1841 
wurde  von  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  auch  die  Andreasloge  Immuta- 
bilis  errichtet.  Die  Loge  Drei  goldne 
Anker  zu  Liebe  und  Treue  trat  infolge 
deB  Ausschlusses  ihres  Meisters  vom 
Stuhl,  des  Archidiakonus  Schiffmann  (s.  d.), 
aus  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
aus  diesem  Grosslogenverbande  aus  und 
schloss  sich  22.  April  1877  der  Grossen 
Loge  Royal  York  an.  Damit  erlosch  zu- 
gleich die  vorgenannte  Andreasloge.  Die 
Grosse  Landesloge  stiftete  aber  10)  am  22. 
März  1881  eine  neue  Johannisloge  Zum 
Tempel  des  Friedens  (eingew.  15.  April 
1881)  und  11)  am  11.  Nov.  1890  die  An- 
dreasloge Spes  coronata.  Ausserdem 
12)  errichtete  die  Grosse  Loge  Royal  York 
noch  einen  Innern  Orient  neben  der 
betreffenden  Johannisloge.  —  Gegenwärtig 
bestehen  ausser  diesem,  der  unter  11  ge- 
nannten Andreasloge  und  der  bei  3  und 
4  erwähnten  altschottischen  Loge  Zum 
funkelnden  Morgenstern  die  Johannislogen : 
a)  Zu  den  drei  Zirkeln,  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln.  Mitgliederzahl  (1900):  351. 
Vers.:  Mittwochs.  Logenlokal:  Gr.  Woll- 
weberstr.  29.  Alphabetisches  Bücherver- 
zeichnis von  1777.  Milde  Stiftungen: 
1)  LouiBen-Stiftung  (1804)  für  Kranke;  2) 
Stipendienfonds  (1825)  für  höhere  Schulen; 
3)  Steffen-Stiftung  (Statut  vom  24.  Juni 
1868)  für  unverheiratete  Töchter  von 
Logenmitgliedern  zur  Beschaffung  einer 
selbständigen  Existenz;  4)  Karl  Friedrich 
Weinreich-Stiftung  (Statut  vom  13.  März 
1872)  für  bedürftige  Witwen  oder  unver- 
heiratete Töchter  verstorbner  Logenmit- 


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Steuern  —  Stiftshütte  oder  Hundeshütte. 


433 


glieder;  5)  Hering-Stiftung  (1874)  zur  Aus- 
stattung von  Bräuten,  [vgl.  Geschichte 
der  Loge  bei  der  Säkularfeier  3./4.  April 
1862,  von  A.  G.  B.  Lincke  (Stettin  1862}]. 
b)  Drei  goldne  Anker  zu  Liebe  und 
Treue,  unter  der  Grossen  Loge  Roval 
York.  Mitgliederzahl  (1900):  293.  Logen- 
lokal: Passauerstr.  Nr.  2.  [Vgl.  Geschichte 
der  Loge  bei  der  50jähr.  Jubelfeier 
1820  und  zur  S&kularfeier  3.  März  1870 
von  Fillie\  Milde  Stiftung:  Palmie^  und 
Schiffmann-8tiftung,  Kapital:  6000  M.  Ge- 
drucktes Bücherverzeichnis,  c)  Tempel 
des  Friedens  unter  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin,  gegr.  22.  März  1881.  Mit- 
gliederzahl  (1900):  190.  Vers.:  Dienstag». 
Klub:  Sonnabends.  Ferien:  Juli  bis  An- 
fang Sept.  Eignes  Logenlokal:  Linden- 
Strasse  11,  eingew.  8.  Dez.  1889. 

Steuern.  Die  Freimaurerlogen  unter- 
liegen den  staatlichen  und  Gemeinde- 
steuern rücksichtlich  ihres  Einkommens 
aus  Grundbesitz,  Kapitalvermögen  und 
etwaigem  Gewerbebetrieb,  wie  Weinverkauf 
an  Nichtmitglieder,  gleich  allen  andern, 
auch  geschloBsnen  Gesellschaften.  Eine 
Befreiung  tritt  nur  ein,  wo  sie  die  Rechte 
milder  Stiftungen  besitzen  und  diesen 
unter  bestimmten  Einschränkungen  Steuer- 
freiheit vom  Kapitalvermögen  gesetzlich 
zugestanden  ist.  In  Ohio  ist  neuerdings 
ein  Staatsgesetz  angenommen  worden,  das 
das  Eigentum  der  Freimaurer-  und  der 
Odd-Fellow-Logen  von  Steuern  befreit. 

Stevens,  Jean  Pierre,  Advokat,  Vor- 
sitzender des  Supreme  Conseil  de  Belgique 
in  Brüssel,  geb.  1788  in  Brüssel,  gest.  16. 
Juni  1855  in  Grammont,  widersetzte  sich 
dem  Beschluss  des  Grossorients  von  Bel- 
gien vom  24.  Juni  1854,  infolge  dessen  der 
letztere  politische  Bestrebungen  mit  der 
Freimaurerei  für  vereinbar  erklärte,  und 
stand  an  der  Spitze  des  Supreme  Conseil. 
Auf  ihn  wurde  in  Brössei  1855  eine  Denk- 
münze geprägt.   [HMW.  Nr.  256.] 

Stewards.  Unter  dieser  Bezeichnung  wer- 
den in  England  die  Haushofmeister,  Rent- 
meister, Proviantmeister  auf  den  Schiffen, 
Verwalter  auf  den  Landgütern  und  Aufseher 
bezeichnet.  In  den  Logen  Engands  beklei- 
den sie  das  Amt  von  Helfern  des  zweiten 
Aufsehers  und  haben  die  Pflicht,  diesen  bei 
der  Einsammlung  der  Beiträge  für  gewöhn- 
liche und  milde  Ausgaben  zu  unterstützen, 
für  die  nötigen  Erfrischungen  bei  Tafel- 
logen zu  sorgen  und  den  Diakonen  (s.d.)  und 
andern  Beamten  in  Ausübung  ihrer  Ämter 
beizustehen.  In  den  deutschen  Logen 
finden  sich  Beamte  mit  ziemlich  denselben 
Verpflichtungen  unter  dem  Namen  Schaff- 
ner (s.  d.).  —  Die  Gross-S.  in  England, 
die  jetzt  einen  Teil  der  Grossloge  bil- 
den, sind  18  an  der  Zahl ;  sie  werden  jähr- 
lich ernannt  und  haben  unter  dem  Vorsitz 
des  Grossmeisters  die  Einrichtungen  für 
•  las  -  grosse  Feat*  zu  besorgen.  Ebenso  haben 
sie  Beistand  zu  leisten  für  die  nötigen 

Allgemeines  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


Einrichtungen  bei  den  vierteljährlichen 
und  sonstigen  Zusammenkünften  derGrosa- 
loge.    (S.  England  I,  S.  253.) 

Stichltng,  Gottfried  Theod.,  sachsen- 
weimar.  Staatsminister,  ein  Enkel  Herders, 
geb.  14.  Juni  1814  in  Weimar,  gest.  22. 
Juni  1891  das.,  trat  nach  bestandner  Staats- 
prüfung seine  staatamännische  Laufbahn 
an,  auf  der  er  1882  die  Stellung  eines  lei- 
tenden Staataministers  erreichte.  Die 
Früchte  seiner  Wirksamkeit  kamen  nicht 
bloss  seinem  kleinen  Staat  zu  Gute;  auch 
dem  grossen  deutschen  Vaterlande,  an 
dessen  Entwicklung  er  nicht  unbeteiligt 
geblieben  ist,  galt  seine  warme  Teilnahme. 
Im  Auftrag  seines  Landesherrn  stellte  er 
im  Dez.  1870  beim  Bundesrat  den  Antrag, 
auf  die  vom  König  von  Bayern  gegebne 
Anregung  einzugehen  und  im  Namen  der 
Fürsten  und  freien  Städte  den  König  von 
Preuasen  zur  Annahme  der  deutschen 
Kaiserwürde  aufzufordern.  Im  Sept.  1888 
feierte  er  sein  50jähr.StaatadienerjuDiläum. 
Im  Febr.  1890  wurde  ihm  die  erbetne 
Entlassung  gewährt.  Die  ihm  zu  teil  ge- 
wordne Müsse  benutzte  er  vorzugsweise 
zur  Ausarbeitung  der  kurz  vor  seinem 
Tode  erschienenen  Lebenserinnerungen. 
Als  1844  die  Loge  Amalia  in  Weimar 
Herders  lOOjähr.  Geburtstag  feierte  und 
die  erste  Anregung  zur  Errichtung  des 
Herderdenkmals  in  Weimar  gab,  wurde 
auch  am  Johannisfeste  sein  Enkel  S.  dem 
Freimaurerbund  zugeführt.  1851  übernahm 
S.  die  Führung  des  Meisterhammers  bis 
zum  Jahre  1866,  das  ihm  schweres  Herze- 
leid durch  den  Tod  seines  in  der  Schlacht 
bei  Langensalza  gefallnen  jüngsten  Sohnes 
brachte.  1853  wurde  durch  S.  das  neue 
Logengebäude  in  Weimar  eingeweiht,  unter 
ihm  1855  eine  Schwesternloge  zum  Gedächt- 
nis der  Grossherzogin  Maria Paulowna,  1857 
eine  Festloge  anlässlich  des  100.  Geburts- 
tags Karl  Augusts  abgehalten  und  1864  das 
lOOjähr.  Jubelfest  der  Loge  Amalia  be- 
gangen. Als  geschichtliche  Arbeiten  sind 
von  S.  veröffentlicht  worden:  Über  die 
Mutter  der  Ernestiner;  über  Herzog  Bern- 
hard von  Weimar;  Historische  Betrach- 
tungen über  das  Bundesgericht  u.  a.  Eine 
Anzahl  maurerischer  Abhandlungen  S.s 
sind  abgedruckt  in  Heft  VIII,  IX  bis 
I  XII  der  Freimaurer- Analekten  der  Loge 
Amalia.  [Vgl.  H.  L.  1892,  8.  1977.  8., 
Erinnerung  aus  53  Dienstjahren  (Weimar 
1891).] 

Stiftshütte  oder  Bundeshütte  (le  taber- 
nacle)  wurde  das  von  Moses  zum  Gottes- 
dienst der  Israeliten  auf  ihrem  Zug  aus 
Ägypten  eingerichtete  Zelt  genannt,  in 
dessen  Allerheiligstem  die  Bundeslade  i  l'ar- 
che  d'alliance)  stand.  Von  den  Israeliten 
wurde  sie  Zelt  der  Zusammenkunft 
oder  Zelt  des  Zeugnisses  genannt  und 
stellt  die  Stätte  vor,  wo  das  ewige  Wesen 
Gottes  waltet,  sich  offenbarend  in  seinem 
heiligen  Gesetz,  auf  dass  in  Israel  gesegnet 

28 


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484  Stiftungsfest  —  Stoeckhardt. 


werden  alle  Völker  der  Erde.  In  ihm  er- 
scheint symbolisch  das  Sakrament  des 
ewigen  Bundes.  Das  ganze  Heiligtum  war 
in  drei  Räume  geteilt,  den  Vorhof  A,  das 
Heilige  B,  das  Allerheiligste  C.  Das 
ganze  Heiligtum  umspannte  ein  vierseitiger 
Kaum  ron  100  Ellen  Lange  und  50  Ellen 
Breite,  die  an  der  schmalen  Seite  nach 
Osten  hin  zum  Eingangsthor  sich  öffnete. 


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HtifUhUtt«. 

Die  Umgrenzung  dieses  Raums  wurde  von 
60  Säulen  zu  fünf  Ellen  Höhe  und  fünf 
Ellen  Abstand  gegen  einander  getragen, 
so  dass  aich  auf  jeder  Langseite  20,  auf 
jeder  Breitseite  10  Säulen  befanden.  Diese 
Säulen  mit  künstlichen,  ägyptischen  ähneln- 
den Kapitälen  trugen  die  Teppiche,  welche 
die  Wand  bildeten.  Der  Eingang  befand 
sich  zwischen  vier  Säulen.  In  diesem  Vor- 
hof befanden  sich  der  Brandopferaltar  a 
und  das  Wasserbecken  b.  Der  Vor- 
hof umgab  einen  aus  einem  hölzernen 
Gerüst  bestehenden  Bau,  der  an  .  drei 
Seiten  aus  einzelnen  Bohlen  zu  einer  Wand 
zusammengefügt  war  und  eine  mehrfache 
Umhüllung  von  Zclttüchern  hatte.  Der 
Vorhofsthür  gegenüber  war  auch  hier  der 
Eingang  durch  mehrfache  Teppiche  ver- 
hängt. Dieser  hölzerne  Bau  war  in  zwei 
Abteilungen  getrennt,  das  Heilige  D,  in 
dem  der  Schaubrottisch  c,  der  goldne 
Leuchter  d  und  der  Rauchaltar  e  stan- 
den und  das  Allerheiligste  C,  in  dem 
die  Bundeslade  mit  den  Gesetztafeln  und 
den  Kapporeth  Platz  fand.  Die  Form  und 
Einteilung  der  S.  war  auch  beim  nach- 
herigen Tempel  massgebend   (s.  S.  802). 


Der  Sage  nach  thronte  im  Allerheiligsten 
als  Symbol  der  Bundesoffenbarung  Jeho- 
vahs  eine  Wolke,  die  mit  dem  Namen  Sche- 
china  (s.  d.)  bezeichnet  wird.  [Ausser  an- 
dern Schriften  über  die  S.  ist  vor  allen 
einzusehen  2.  Buch  Mos.  Kap.  25 — 40;  Jo- 
seph, ant.  jud.  III,  c.  3;  Hutchinson,  Geist 
der  Maurerci,  S.  75-76;  Hirt,  Tempel  Sa- 
lomonis,  S.  14—17,  Taf.  1 ;  Wilh.  Neumann, 
Die  S.  in  Bild  und  Wort,  mit  79  Abbild, 
und  5  Tafeln  in  Buntdruck  (1861).]  In 
französischen  höhern  Graden  spielt  das 
Tabernakel  eine  Rolle  und  giebt  die  Be- 
zeichnung für  verschiedne  höhere  Grade 
ab.  [Vgl.  Manuel  maconnique,  S.  163—165; 
Oliver,  Hist.  Landmarks,  l£  130.]  —  Es  be- 
steht auch  ein  Ritter  de«  heiligen  Taber- 
nakels von  Jerusalem,  auch  Aaronsorden 
genannt,  der  um  1780  in  Irland  entstanden 
ist,  1809  nach  England  kam  und  sich  an 
die  tempiarischen  Hochgrade  anlehnt. 

Stiftungsfest  wird  von  jeder  Loge  all- 
jährlich gefeiert.  Eine  Beschränkung  in 
Bezug  auf  Einladungen  dazu  an  andre 
Logen  wurde  wiederholt  angeregt  und  ist 
auch  teilweise  eingeführt.  [Vgl.  Bbl.  1889, 
S.  175,  348. J 

Stiftungsurkunde  (Konstitution,  auch 
Charte,  Charter,  Patent)  ist  diejenige  Ur- 
kunde, durch  die  einer  Loge  die  gesetz- 
massige Gründung  von  der  entsprechenden 
GrossToge  bestätigt  wird.  Bis  zur  Errich- 
tung der  Grossen  Loge  von  London  ge- 
nügte es,  wenn  sich  die  gehörige  Anzahl 
von  Freimaurern  vereinigte,  um  eine  ge- 
setzmässigeLoge  zu  gründen.  [Vgl.  Preston, 
Illustr.,  S.  36.]  Dem  von  der  Grossen 
Loge  von  England  gegebnen  Beispiel, 
dass  allenthalben  eine  S.  erfordert  wird, 
folgten  später  in  andern  Ländern  die  üb- 
rigen Grosslogen.  Doch  sind  auch  nach 
der  Zeit  noch  einzelne  Logen  ohne  gross- 
meisterliche Genehmigung  gegründet  wor- 
I  den.  [Vgl.  Bst.  F.  1898,  Nr.  7.]  Im  üb- 
rigen vgl.  den  Artikel  Loge. 

Stiller,  Karl  Christoph,  mecklen- 
burgscher Hofbuchhändler  in  Rostock, 
geb.  16.  Mai  1763  zu  Strehlen  in  Schlesien, 
gest.  80.  April  1836,  war  ein  eifriger  Frei- 
maurer, eine  Zeit  lang  Meister  vom  Stuhl 
der  Loge  Zum  Tempel  der  Wahrheit  und 
trat  auch  als  freimaurerischer  Schriftsteller 
auf:  Deutsche  Bücherkunde  der  Freimau- 
rerei u.s.w.  (Rostock  u.  Schwerin,  1830); 
Neues  Taschenbuch  für  Freimaurer  (Ros- 
tock 1801);  Auserlesene  Freimaurer-Lieder 
(Rostock  1798). 

Stoeckhardt,  1)  Gerhard  Heinrich 
Jakobjan,  geb.  28.  März  1772  in  Schwepn- 
itz, gest.  28.  Okt.  1830  in  Bautzen  als 
Pastor  secundarius,  gehörte  der  Loge  das. 
seit  1805  an  und  machte  sich  um  sie  in 
verschiednen  Logenämtern  und  als  Stuhl- 
meister von  1816 — 80,  sowie  als  thiltiger 
Beförderer  des  von  der  Loge  errichteten 
Vereins  zu  Rat  und  That  besonders  ver- 
dient. 


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Stockholm 

2)  Ernst  Theodor,  Sohn  des  Vorigen, 
Landwirt,  geb.  4.  Jan.  1816  in  Bautzen, 
gest.  27.  März  1898  das.,  errichtete  in 
Brösa  1847  eine  landwirtschaftliche  Lehr- 
anstalt, wurde  1850  Professor  der  Land- 
wirtschaft an  der  höhern  Gewerbeschule 
in  Chemnitz,  1861  Professor  und  Direktor 
der  landwirtschaftl  ichen  Lehranstalt  inJena, 
1872  Geheimer  Regierungsrat  im  gross- 
herzoglich sächsischen  Staatsministerium, 
Mitglied  des  Deutschen  Landwirtschafts- 
rats und  gleichzeitig  Immediat-Forstkom- 
missar  für  die  Universität  Jena.  —  Dem 
Bunde  der  Freimaurer  trat  er  1.  Aug.  1838 
als  Mitglied  der  Loge  Zur  goldnen  Mauer 
in  Bautzen  bei,  gründete  1864  und  leitete 
längere  Jahre  hindurch  den  Bruderklub 
Zu  den  drei  Rosen  in  Jena.  1886  nahm 
er  seinen  Abschied  und  kehrte  in  seine 
Vaterstadt  Bautzen  zurück,  wo  er  1890 
den  ersten  Hammer  übernahm  und  bis 
Johanni  1897  behielt.  S.  widmete  sich 
namentlich  archivalischen  Forschungen 
über  die  Verhaftung  und  Gefangenhaltung 
Johnsons,  die  er  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  über- 
mittelte. Verschiedne  seiner  Vorträge  sind 
in  die  freimaurerische  Presse  übergegangen, 
namentlich  in  die  Freimaurer-Zeitung. 
(Vgl.  Bbl.  1898,  S.  174,  509.  FZ.  1898, 
S.  153.J 

Stockholm  (Hauptst  des  Königr.  Schwe- 
den, [1895]  271638  E.).  Über  die  Anfänge 
der  Freimaurerei  das.  seit  1735  vgl.  Schwe- 
den. Nachdem  bereits  1759  eine  in  fran- 
zösischer Sprache  arbeitende  Loge  unter 
dem  Vorsitz  des  Freiherrn  Fredrik  Horn, 
der  früher  in  einer  Militärloge  im  Elsass 
die  Johannisgrade  und  dann  inFrenellsLoge 
in  Metz  die  Andreasgrade  erhalten  hatte, 
vom  Landesgrossmeister  Freiherrn  Scheffer 
(s.  d.)  gestiftet  worden  war,  errichtete  nach 
liingern  Vorbereitungen  der  Grosshändler 
Karl  Wilhelm  Seele,  Mitglied  der  Loge 
St.- Jean  auxiliaire,  auf  Grund  einer  Stif- 
tungsurkunde der  1760  neu  gegründeten 
schwedischen  Grossen  Landesloge  (vgl. 
Schweden)  eine  Loge  mit  Arbeiten  in 
deutscher  Sprache,  die  27.  Dez.  1761  von 
Eckleff  (s.  d.)  als  Abgeordnetem  Landes- 
rossmeister  eingeweiht  wurde,  unter  Nr.  8 
er  neuen  Matrikel  und  unter  dem  Namen 
Karl.  Sie  stellte  ihre  Thätigkeit  in  den 
80  er  Jahren  ein.  [Vgl.  Meddelanden  fr&n 
Svenska  Stora  Landslogen  arkiv  och  bib- 
liotek,  Heft  I  (1892),  S.  45,  55,  79.] 

Stolherg,  1)  Christian  Graf  zu,  Dich- 
ter, geb.  15.  Okt.  1748  in  Hamburg,  gest. 
18.  Jan.  1821  auf  Beinern  Gute  Windebye 
bei  Eckernförde,  war  Mitglied  des  Hain- 
bundes. Seine  Werke  zeichnen  sich  durch 
kraftvollen  Ausdruck  und  Lieblichkeit  aus. 
Seine  Staatsämter  legte  er  zeitig  nieder,  um 
sich  seiner  Muse  zu  widmen.  —  Freimaurer 
wurde  er  in  der  Loge  Zu  den  drei  Rosen 
in  Hamburg  11.  Mai  1774,  woselbst  er  22. 
April  1775  auch  den  Meistergrad  erhielt. 


-  Stolten.  485 

[Vgl.  Heyne,  Mitteilungen  zurVorgeschichte 
der  Loge  Augusta  zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen  aus  dem  18.  Jahrh.  (Göttingen 
1896),  S.  17;  BZC.  1899,  S.  19.]  Höhere 
Stufen  erhielt  er  in  Berlin,  doch  zog 
er  sich  zeitig  vom  Bunde  zurück,  wahr- 
scheinlich aus  denselben  Gründen,  wie 
sein  Bruder  unter  2. 

2)  Friedrich  Leopold  Graf  zu, 
Bruder  des  Vorigen,  geb.  7.  Nov.  1750  in 
Bramstedt,  gest.  5.  Dez.  1819  zu  Sonder- 
mühlen im  Osnabrückschen,  war  ein  gu- 
ter Staatsmann,  legte  aber  1800  seine  Amter 
nieder,  um  sich  den  theologischen  Studien, 
nach  seinem  Übertritt  zum  Katholizismus, 
zu  widmen.  Natur,  Freundschaft  und  Frei- 
heit waren  das  Lieblingsthema  seiner  Ge- 
dichte, die  sich  durch  grössere  Kühnheit 
der  Gedanken  von  denen  seines  Bruders 
unterscheiden.  —  Er  wurde  11.  Mai  1774  in 
der  Loge  Zu  den  drei  Rosen  in  Hamburg 
aufgenommen,  22.  April  1775  Meister  und 
erhielt  später  in  Berlin  höhere  Grade,  zog 
sich  aber  vom  Bunde  zurück,  da  dieser 
seinen  religiösen  Anschauungen  nicht  mehr 
genügte.*)  [Vgl.  wie  unter  1  Hevne  und 
BZC.J 

Stolkln  hiess  nach  der  Sage  des  Meis- 
tergrads derjenige,  der  zuerst  von  den 
neun  zur  Aufsuchung  des  vermissten  Hiram 
ausgesendeten  Meistern  dessen  Leichnam 
entdeckte. 

Stolp  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Pommern, 
24845  E.).  I.  Hier  bestanden  unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  die  Logen 
St.  Johannes  zum  Tempel  der  Tu- 
gend, Zum  roten  Löwen  (gegr.  1775, 
eingew.  9.  März  1776)  und  Zur  strahlen- 
den Sonne  an  der  Ostsee  (gegr.  12. 
Sept.  1775),  alle  drei  jetzt  eingegangen. 
II.  Gegenwärtig  bestehen  das.  unter 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln:  1)  die  Loge  Zur 
Morgenröte  des  höhern  Lichts, 
gegr.  29.  Sept.  1816,  eingew.  24.  Jan. 
1817.  Mitgliederzahl  (1009):  115.  Vers, 
werden  durch  Stadtzeitungen  bekannt 
gegeben.  Klub:  täglich.  Ferien:  Juli  und 
August.  Eignes  Logenhaus,  Blumenstr.  24. 
Milde  Stiftungen  (5)  mit  ca.  10000  M.  Kapital. 
Sterbekassenverein  vom  12.  Febr.  1861, 
neue  Satzungen  vom  1.  Nov.  1889.  Haus- 
gesetze vom  9.  April  1897.  2)  Die  dele- 
gierte altschottische  Loge  Zur  strahlen- 
den Sonne  an  der  Ostsee,  gegr.  12.  Aug. 
1840. 

Stolten,  Franz  Edm.,  Kanonikus  iu 
Hildesheim,  gest.  1812  als  Dechant,  wurde 
Nov.  oder  Dez.  1762  in  der  Loge  Pforte 
zur  Ewigkeit  in  Hildesheim  als  Freimaurer 
aufgenommen,  trat  später  zu  der  1775  das. 
gegründeten  Loge  Ferdinand  zur  gekrönten 
Säule  über,  schloss  sich  aber  1809  der  Loge 


•)  Zu  berichtigen  i»t  I,  8.  877,  daet  die  üebr.  S. 
der  Loge  Zum  goldnen  Zirkel  in  Göttingen  Ange- 
hört hatten. 

28* 


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436 


Stoltte  —  Stralsund. 


Zum  stillen  Tempel  ebenda«,  an.  [Vgl. 
Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  80.] 

Stoltie,  Johann  August,  geb.  15.  Sept. 
1802  in  Dresden,  gest.  7.  Mai  1858  das. 
als  Oberappellationsgerichtssekretär,  wurde 
aufgenommen  in  den  Freimaurerbund  28. 
Nov.  1888  in  der  Loge  Zu  den  drei  Schwer- 
tern in  Dresden,  war  deren  Schriftführer 
und  seit  1847  Vorsitzender  des  Dresdner  ge- 
schichtlichen Engbunds.  Er  bearbeitete 
das  Gesetzbuch  der  Loge  und  die  Ur- 
kundensammlung  zu  den  Hazeliusschen 
'Materialien  zur  Geschichte  des  deutschen 
Logentuma.«  [Vgl.  Bh.  1858,  S.  58.  L. 
XV,  167.] 

Stolzenberg,  s.  Schidlitz. 

Stoli,  Alban,  ultramontaner  Volks- 
schriftsteller, geb.  8.  April  1808  in  Bühl 
im  Badischen,  gest.  16.  Okt.  1888,  wurde 
1888  zum  Priester  geweiht  und  gab  seit 
1848  den  «Kalender  für  Zeit  und  Ewig- 
keit« heraus.  Seit  1848  war  er  Professor  der 
l'aütoraltheologie  und  Pädagogik  an  der 
Universität  in  Freiburg  i.  Br.  Er  schrieb 
gegen  die  Freimaurerei  »Mörtel  für  die 
Freimaurer«  (6.  Aufl.,  Freiburg  i.  Br.  1876); 
»Akazien-Zweig  für  Freimaurer«  (2.  Aufl., 
das.  1862)  und  »Naturgeschichte  der  Frei- 
maurer« (Wien  1869).  Gegen  eratere  Schrift 
erschienen  Venedeys  »Dankschreiben  eines 
Freimaurers  an  seinen  Bruder  in  Christo 
Alban  Stolz«  (Lahr  1862);  »Der  unberufne 
Mörtellieferant  für  Freimaurer«  (Frei- 
burg i.  Br.  1862)  und  Günsts  »Wijwater 
voor  Roomsch-Katholieken  (Amsterdam 
1868).  [Vgl.  FZ.  1862,  S.  310,  324,  388, 
404;  1873,  S.  885,  393,  401,  409.  Hagele, 
Alban  8.  (3.  Aufl.,  Freiburg  1889).] 

Stomachale,  8.  Bauchzeichen. 

Stone,  Nikolaus,  ein  seiner  Zeit  ge- 
schätzter Bildhauer  in  England,  der  von 
dem  berühmten  Inigo  Jones  (s.  d.)  bei  der 
Verzierung  seiner  Bauten  vielfach  beschäf- 
tigt wurde.  Das  Konstitutionenbuch  (s.  d.) 
von  1723  meldet  von  ihm,  dass  er  unter 
Jones  als  Meistermaurer  das  Bankethaus 
vollendet  habe,  das  das  schönste  Gebäude 
auf  Erden  sei.  Die  Ausgabe  von  1788 
macht  ihn  daher  auch  zum  Aufseher  unter 
Jones  und  berichtet  ferner,  dass  er  eine 
Schrift  über  Baukunst  geschrieben  habe, 
die  1720  mit  einigen  andern  schätzbaren 
Handschriften  von  einigen  zu  ängstlichen 
Maurern  verbrannt  worden  Bei,  als  der 
Grossmeister  Payne  (s.  d.)  eine  Sammlung 
der  alten  Urkunden  vornahm,  um  daraus 
die  alten  Gebräuche  kennen  zu  lernen. 
Wenn  es  auch  sehr  zu  bedauern  ist,  dass 
in  dieser  Weise  manche  vielleicht  recht 
wertvolle  Urkunden  vernichtet  worden  sind, 
so  beweist  das  Bekanntwerden  von  einer 
immer  grössern  Zahl  alter  echter  Kon- 
stitutionen, dass  etwas  Wesentliches  für  die 
Geschichte  der  alten  Brüderschaft  schwer- 
lich mit  vernichtet  worden  ist.  Über  S.'s  Le- 
bensumstände findet  sich  nichts  weiter  vor. 


Storch,  1)  Ludwig,  Schriftsteller,  geb. 
14.  April  1803  in  Ruhla  bei  Eisenach, 
gest.  5.  Febr.  18dl  in  Kreuzwertheim  am 
Main,  studierte  Theologie,  wendete  sich 
jedoch  der  schriftstellerischen  Laufbahn 
zu  und  ist  hier  namentlich  durch  sein 
»Ein  deutscher  Leinweber«  bekannt  ge- 
worden. —  S.  wurde  in  der  Loge  Charlotte 
zu  den  drei  Nelken  in  Meiningen  18.  April 
1864  in  den  Freimaurerbund  aufgenommen. 
[Vgl.  A.  XXVI,  S.  357;  XXVII,  S.  252. 
Bh.  1864,  S.  199.) 

2)  Arthur,  s.  ächneeb erger. 

Strackerjan,  Christian  Friedrich, 
Oldenburg.  Oberamtmann  und  Hofrat,  geb. 
23.  Dez.  1777  in  StoUhamm,  gest.  20.  Jan. 
1848  in  Oldenburg,  war  ein  Forscher 
in  maurerischer  Geschichte,  obgleich  nichts 
von  seinen  Forschungen  in  die  Öffent- 
lichkeit gelangte,  bis  auf  den  kleinen 
Geschichtsabriss  im  Ortsgesetzbuch  der 
Loge  Zum  goldnen  Hirsch  und  einige 
maurerische  Gesänge.  Er  war  der  erste,  der 
auf  die  Uncchtheit  der  sogenannten  Kölner 
Urkunde  (s.  d.)  hinwies  und  den  reichsten 
Stoff  dazu  zusammenbrachte.  Aufge- 
nommen in  der  Loge  Zum  goldnen  Hirsch 
in  Oldenburg  8.  Mai  1802,  stiftete  er  24. 
Juni  1810  die  Loge  Wilhelm  zum  silbernen 
Kreuz  in  Varel  (s.  d.),  deren  erster  und 
einziger  Meister  er  bis  zu  deren  Vereini- 
gung mit  der  Loge  Zum  goldnen  Hirsch 
in  Oldenburg  24.  Juni  1842  war,  wo  er 
als  Ehrenaltmeister  und  Senior  letzterer 
wieder  beitrat  und  sich  mit  Merzdorf  (s.  d.) 
und  Rennenkampff  (s.  d.)  grosse  Verdienste 
um  sie  erwarb. 

Strafen,  s.  Beoht. 

Stralts  Settlements  (brit.  Kolonie  auf 
der  Halbinsel  Malakka).  Die  erste  Loge 
in  den  S.  S.  wurde  von  der  Atholl- 
Grossloge  in  Pinang  1809  gegründet, 
die  bis  1819  thätig  war.  1822  folgte 
eine  Militärloge.  Nach  ihrem  Erlöschen 
wurde  von  der  Grossloge  von  England  die 
alte  Loge  in  Pinang  wieder  erneuert  und 
arbeitete  bis  1846.  Darauf  errichtete  die- 
selbe Grossloge  in  Pinang  1850  eine  neue 
Loge,  die  1862  aus  der  Matrikel  schied, 
sodann  1875  und  1889  zwei  Logen,  die 
noch  thätig  sind.  In  Malakka  stiftete  die 
englische  Provinzialgrossloge  von  Bengalen 
1825  eine  Loge,  die  ihre  Thätigkeit  wieder 
eingestellt  hat.  In  Singapur  gründete  die 
Grossloge  von  England  1845,  1858  und  1867 
drei  Logen,  von  denen  sich  zwei  1867  ver- 
schmolzen. Endlich  errichtete  dieselbe 
Grossloge  1887  in  Taiping  (Malaienstaat 
Perak)  eine  Loge,  die  1894  nach  Batu  ver- 
legt wurde,  und  1889  in  Kuala  Lainpur 
(Malaienstaat  Selangor)  eine  solche.  Die 
sechs  Logen  in  den  S.  S.  unterstehen  der 
englischen  Distriktsgrossloge  des  Eastern 
Archipelago. 

Stralsund  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Pommern,  80097  EX  I.  Früher  bestanden 
hier:  1)  die  von  der  Grossen  Landesloge  von 


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Strasburg  — 

Schweden  20.  Okt.  1762  gestiftete  Johannis-  j 
löge  Zur  Eintracht,  bereits  seit  1772 
eingegangen ;  2)  die  von  der  schwedischen 
Feldloge  zu  Greifswald  gestiftete  und  17. 
Febr.  1763  von  der  Grossen  Landesloge  von 
Schweden  anerkannte  Johannisloge  La 
charitl,  nachmals  gleichfalls  geschlossen. 
—  II.  Gegenwärtig  hestehen  hier:  1)  die 
von  der  Grossen  Landeslogo  von  Schweden 
8.  Febr.  1798  gestiftete,  14.  Nov.  1816  bei 
der  Grossen  Landesloge  zu  Berlin  ange- 
nommene Johannisloge  GustavAdolfzu 
dendreiStrahlen.  Mitgliederzahl ( 1 900) : 
127.  Vers.:  Dienstags  und  Sonnabends. 
fDenkmünze  derselben  HMW.  Nr.  156. 
Pütter,  Th.  Aug.  Ferd.,  Geschichte  der 
Loge,  umfassend  die  ersten  50  Jahre 
ihres  Bestehens  (Stralsund  1858).  Bst.  R. 
1882,  S.  8  (Die  ersten  Anfänge  der  Frei- 
maurerei in  Neu-Vorpommern,  Schwedisch- 
Pommern  und  besonders  in  Stralsund).] 
2)  Die  Andreasloge  Qua  tu  or  elementa, 
gest.  19.  Febr.  18C0,  gleichfalls  von  der 
Grossen  Landesloge  von  Schweden  und 
14.  Juli  1817  bei  der  Grossen  Landesloge 
zu  Berlin  angenommen.  [Vgl.  Geschicht- 
liche Notizen  über  die  Loge,  gesammelt 
zu  deren  50 jähr.  Stiftungsfeier  80.  Nov. 
1850  (Greifew.  1850).]  8)  Unter  der  Grossen 
Loge  Royal  York  die  Loge  Sundia  zur 
Wahrheit,  eingew.  23.  Sept.  1877.  Mit- 
gliederzahl  (1900):  142.  Vers.:  2.  und  4. 
Dienstag.  Klub:  Dienstags.  Freitags  und 
Sonntags.  Ferien :  Juli  una  Aug.  Logen- 
lokal:  Bielkenhagen. 

Strasburg  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Westpreussen,  6725  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Loge  in  Graudenz  ein  maurerisches 
Kränzchen  Zur  Wacht  im  Osten,  gegr. 
6.  März  1895.  Mitgliederzahl  (1900):  15. 
Gesetze  vom  28.  Aug.  1895  3.  März  1896. 

Strass,  Karl  Friedrich  Heinrich. 
Geh.  Kreigjustizrat,  Rechtsanwalt  und 
Notar  in  Berlin,  geb.  das.  18.  Jan.  1803,  I 
gest.  im  Juni  1864,  trat  1888  in  den  Frei- 
maurerbund und  bekleidete  bald  die  wich- 
tigsten Ämter  sowohl  in  seiner  Loge  Zu 
den  drei  goldnen  Schlüsseln  in  Berlin,  als 
in  der  Grossen  Landesloge  das.,  bei  der  er 
namentlich  mehrere  Jahre  als  Grossredner 
thätig  war.  Zunehmende  Kränklichkeit 
nötigte  ihn  zur  Abgabe  der  Ämter,  von 
denen  er  nur  den  Vorsitz  der  Mittwoch- 
tische oder  -Brudermahle  behielt,  eine  der 
Grossen  Landesloge  eigentümlichen  Ein- 
richtung. 

Strasburg  (Hauptst.  von  El sasa- Loth- 
ringen, 185608  E.).  I.  Hier  bestanden 
unter  der  französischen  Herrschaft  folgende 
Logen*):  1)  La  Concorde,  gest.  17.  Jan. 


*)  Nach  ictner  Angabe  hat  r.  Hand  (».  d.)  174S 
auf  seiner  Rückxeiee  ron  Pari*  in  S.  eine  Log«  Zum 
goldnen  Schwert  mit  gründen  helfen  [Tgl. 
Schröder,  Geschichte  der  Freimaurerei  in  Naumburg 
e.  d.  8.  (189«),  8.  10].  Vgl.  auch  Sohwedea  und 
8chwe4lMBM  Spte». 


Strasburg.  487 

1757,  neu  gegr.  vom  Grossorient  von 
Frankreich  27.  Aug.  1808.  2)  La  can- 
deur  wurde  nach  dem  Siebenjährigen 
Kriege  von  der  Loge  St. -Jean  des  voya- 
geurs  (die  1778  Les  vrais  amis  hiess)  ge- 
stiftet und  bearbeitete  die  gewöhnlichen 
französischen  Hochgrade,  namentlich  den 
Chevalier  de  l'orient,  Rosecroix,  als  Schluss 
den  Chevalier  du  Dragon  (worunter  man 
den  Tempelorden  versteckte).  Sie  bildete 
ein  Conseil  priv£,  das  sie  mit  dem  Namen 
eines  Grosskapitels  belegte.  Am  2.  Mai  1772 
erhielt  sie  von  der  Grossloge  von  England 
durch  den  Provinzialgrossmeister  Gogel  (s.d.) 
in  Frankfurt  a.  M.  eine  Stiftungsurkunde 
und  wurde  22.  Dez.  1777  dem  schottischen 
Direktorium  einverleibt.  8)  L'aniitie\ 
Diese  Loge  wurde  nicht  anerkannt  und 
vereinigte  sich  17.  Okt.  1764  mit  der  Loge 
unter  2.  4)  St.-Jean  d'Heredom  de 
Sainte-Ge"ne>ieve,  gest.  17.  Jan.  1757 
(identisch  mit  Nr.  1?).  5)  Le  parfait 
silence,  gest.  4.  Febr.  1767,  trat  später 
zur  strikten  Observanz  über.  6)  1775 
wurde  S.  eine  Präfektur  und  der  Sitz  des 
Hochkapitels  der  fünften  Provinz  der 
strikten  Observanz  (Bourgogne).  Unterm 
schottischen  Direktorium  in  S.  standen 
die  Logen  La  candeur  und  Le  parfait 
silence  in  S.,  Les  vrais  Bourgignons  in 
Saarburg,  L'auguste  fidelite*  in  Nancy,  La 
Concorde  in  Kofmar  und  La  bienfaisance  in 
Buchsweiler.  7)  Ferdinand  aux  neuf 
6  toi  les,  bestand  1782  unterm  schottischen 
Direktorium.  8)  Les  beaux  arts,  eine 
schottische  Loge  mit  dazu  gehörigem 
Kapitel  des  Ordre  royal  de  H-r-d-m  von 
Kilwinning,  1787.  9)  La  vraie  frater- 
nitä,  gest.  16.  Mai  1808  vom  Grossorient 
von  Frankreich.  10)  Les  freres  r£unis, 
gest.  5.  Okt.  1811  nach  dem  schot- 
tischen Ritus.  Sie  Hess  zu  Ehren  Opper- 
manns  1841  eine  Denkmünze  schlagen 
[vgl.  L.  IX,  116].  11)  Les  coeurs  f  ideles, 
bestand  in  den  zwanziger  Jahren  des 
neunzehnten  Jahrhunderts.  12)  Les  trois 
epoques  Nr.  108,  gest.  1846  vom  Supreme 
Conseil  von  Frankreich.  Bei  der  Ein- 
verleibung ElBass- Lotbringens  in  das  Deut- 
sche Reich  bestand  nur  noch  die  Loge 
unter  Nr.  10,  die  sich  auflöste,  weil  sie 
sich  nicht  einer  deutschen  Grossloge 
unterstellen  wollte.  —  H.  Seitdem  sind 
folgende  Logen  in  S.  entstanden:  18) 
Zum  treuen  Herzen,  gest.  5.  Jan.  1873 
unter  der  Grossloge  Zur  Sonne,  die  3.  Jan. 
1876  zur  Grossen  Loge  Royal  York  Über- 
trat. Mitgliederzahl  (1900):  140.  Vers.: 
Mittwochs.  Gesellige  Zusammenkünfte: 
Mittwochs,  Sonnabends  und  Sonntags. 
Kignes  Logenhaus:  Möllerstrasse  11. 
Ortsgesetz  von  1872.  Milde  Stiftung: 
Witwen-  und  Waisenstiftung,  Kapital  ca. 
10000  M.  Am  12.  Sept.  1886  hielt  Kaiser 
Friedrich  III.  in  dieser  Loge  seine  letzte 
maurerische  Arbeit.  [Vgl.  Zur  Feier  des 
25  jähr.  Bestehen»  der  Loge  (Strassb.  1898)]. 


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438 


Strassburger  Münster  —  Stuart. 


Mit  der  Loge  ist  ein  Innerer  Orient 
verbunden,  gest.  2.  Jan.  1886.  14)  Die 
Loge  An  Erwine  Dom,  hervorgegangen 
aus  einem  Kränzchen  gleichen  Namens, 
das  sich  21.  Mai  1881  bildete  und  unter 
der  Loge  Zur  Einigkeit  in  Frankfurt  a.  M. 
stand,  gest.  unter  dem  Eklektischen  Frei- 
maurerbund 23.  Jan.  1882,  eingew.  12.  Febr. 

1882.  Mitgliederzahl  (1900):  72.  Vers, 
und  gesellige  Vereinigungen:  Sonnabends. 
Lokal  Am  hohen  Steg  25.  Ferien:  Juni 
bis  15.  Sept.  Milde  Stiftungen:  a)  Wit- 
wen- und  Waisenkasee,  mit  einem  Sterbe- 
geld von  400  M.  b)  Stiftung  zur  Unter- 
stützung hilfsbedürftiger  Kranker  (in  der 
Bildung  begriffen).  [\gl.  Entstehung  und 
Einsetzung  der  jüngsten  Eklektischen 
Tochterloge  An  Erwins  Dom  12.  Febr.  1882 
(Lpz.  1882)1.  —  In  S.  wurden  16.-18.  Aug. 
1846  und  1849  maurerische  Kongresse  (s.  d.) 
abgehalten  [vgl.  L.  IX,  5]. 

Strassburger  Münster,  s.  Münster. 

Straus,  Johann  Karl  Andreas,  Schul- 
vorsteher in  Hamburg,  geb.  das.  25.  Aug. 
1793,  gest.  27.  Dez.  1852  das.,  wurde  19.  Nov. 
1828  in  die  Loge  Zum  Pelikan  aufgenom- 
men, war  Mitstifter  der  Loge  Boanerges 
zur  Bruderliebe  1832  und  Redner,  Schrift- 
führer, 2.  und  1.  Aufseher,  abgeordneter 
Logenmeister  dieser  Loge,  dann  Provin- 
zialgrossschriftführer.  Er  gab  mit  Horst- 
mann (s.  d.)  das  »Archiv  für  Freimaurer« 
(Hmbg.  1841—48)  heraus. 

(Streichung  ist  die  einfache  Weglassung 
des  Namens  eines  Logenmitglieds  in  dem 
Mitgliederverzeichnis.  Sie  erfolgt  In  der 
Regel,  wenn  ein  solches  längere  Zeit  keine 
Nachricht  von  sich  gegeben  nat  oder,  wenn 
über  See  befindlich,  als  verschollen  an- 
zusehen ist,  ausserdem  bei  Nichterfüllung 
der  pekuniären  Verbindlichkeiten  (Nicht- 
entrichtung  der  laufenden  Beitrage).  Ein 
besonderes  Verfahren  ist  dabei  meist  nicht 
vorgeschrieben. 

Strick.  Nach  dem  ältesten  englischen 
Gebrauchtem  wird  dem  Aufzunehmenden 
ein  S.  (Kabeltau genannt,  s.d.),  der  hinten 
nachschleift,  einmal  um  den  Hals  gelegt. 
In  der  neuenglischen  Lehrart  ist  der  S. 
gleich  bei  dessen  Entstehung  abgeschafft 
worden.  Denn  er  findet  sich  weder  im 
Grand  Mystery,  noch  bei  Prichard,  noch  bei 
Browne.  Vielleicht  war  er  schon  vor  1717 
nicht  mehr  gebräuchlich.  Er  kommt  aber 
noch  in  amerikanischen  Logen  vor  (im  an- 
cient  York  Rite).  Ebenso  geschah  es  im 
Französischen  Der  S.  soll  darauf  hin- 
deuten, dass  der  Geist  des  Profanen  um- 
schlungen gehalten  werde  von  allen  Vor- 
urteilen, die  ihn  verhindern,  den  Wert  der 
Andersgläubigen  oder  der  dem  äussern 
Anschein  nach  etwa  durch  andre  Geburt 
minder  gut  bedachten  Menschen  richtig  zu 
schätzen;  sodann  soll  er  hinweisen  auf  die 
Gewalt,  die  den  Menschen  hin  und  her 
treibt,  d.h.  auf  die  Leidenschaften.  [Vgl.  FZ. 

1883,  S.  882,  864.]  Frühzeitig  wurde  dieser 


Brauch  aus  dem  Lehrlings^rad  in  den 
sogenannten  schottischen  Grad  (s.  d.)  ver- 
legt und  späterhin  der  S.  Hirams  Ehren- 
band genannt  [vgl.  Krause  I»  2.  Abt.,  S.  290]. 
Ein  Seil  um  den  Hals  trugen  bei  den  alten 
Germanen  [vgl.  Jak.  Grimms  Rechtsalter- 
tümer]  sowohl  solche,  die  sich  auf  Tod 
und  Leben  ergaben,  als  an  gewissen  Orten 
die  Freibauern,  zum  Zeichen  geringerer 
Knechtschaft  oder  Hörigkeit.  Über  die 
dreifache  Schnur  der  Brahminen  —  die 
Schnur  des  Gehorsams  — ,  über  die  Korde 
der  christlichen  Einsiedler  und  Mönche, 
über  die  Bedeutung  der  Schnur  bei  Auf- 
nahme in  den  Jonannisorden  s.  Krause 
III,  S.  471  Anm.;  IV,  S.  64  Anm.  b.  [Vgl. 
Schauberg,  Symbolik  der  Freimaurerei 
(Schaffh.  1861)  I,  8.  381.] 

Striegau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Schle- 
sien, 12627  E.).  Eine  Loge  Friedrich 
zur  Treue  an  den  drei  Bergen  wurde 
hier  17.  Jan.  1860  von  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  gegründet  und  4.  Juni 
1860  eingeweiht.  Vers.  Mittwochs;  Klub: 
Dienstags  und  Sonnabends;  Ferien:  Juli 
und  August.  Mitgliederzahlf  (1900):  71. 
[Vgl.  S.  L.  1900,  S.  157.] 

Strikte  Observanz ,  s.  Observantia 
atricta:  d.  i.  (das  v.  Hundsche)  Tempel- 
herrensystem (b.  d.). 

Stuart,  Karl  Eduard,  Sohn  des  Präten- 
denten der  englischen  Krone  Jakobs  VHI. 
(als  König  von  Schottland)  oder  Jakobs  ni. 
(als  König  von  England),  geb.  31.  Dez.  1720 
in  Rom,  gest.  das.  81.  Jan.  1788,  hatte  eine 
kurze  Zeit  den  berühmten  Ramsay  (s.  d.) 
als  Erzieher,  von  dem  er  wahrscheinlich 
auch  mit  den  Haustraditionen  bekannt 
gemacht  wurde.  Wie  sein  Vater  Jakob, 
so  versuchte  auch  er  sich  mit  Waffen- 
gewalt den  Thron  Schottlands  zu  erobern 
und  unternahm  27.  Juni  1745  einen  Ein- 
fall, sich  bis  zum  April  1746  im  Königs- 
glanz behauptend.  Die  Schlacht  bei  Cullo- 
den  am  27.  April  1746  machte  aber  seiner 
Regierung  ein  Ende,  und  fünf  Monate 
lang  war  er  gezwungen,  sich  als  Flücht- 
ling im  eignen  Königreich  zu  verbergen, 
bis  es  ihm  gelang,  10.  Okt.  1746  das  feste 
Land  (Frankreich)  zu  gewinnen.  Von  1746 
an  lebte  er  erst  in  Frankreich,  dann  in 
Italien.  Durch  seine  Leiden  während 
seines  flüchtigen  Umherirrens  nach  der 
Schlacht  von  Culloden  hatte  er  die  Auf- 
merksamkeit von  Europa  auf  sich  gezogen 
und  erwarb  sich  die  Auszeichnung,  dass 
er  bald  als  einGrossmeister  der  Freimaurerei, 
bald  als  ein  unbekannter  Gro&Bmeister  der 
Templer  angesehen  wurde,  wenigstens  dass 
man  in  ihm  den  ersten  Spender  des  Rose- 
croix  in  Frankreich  sab.  Möglich,  aber  un- 
erwiesen, dass  er  den  alten  Überlieferungen 
folgend,  »ich  in  Frankreich  —  wenn 
das  überaupt  nötig  war  —  zum  Frei- 
maurer aufnehmen  liese,  und  da»s  er  oder 
seine  Anhänger  die  freimaurerischen  Hoch- 
grade zu  politischen  Zwecken  entweder 


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Stuartsbruder 


—  Studentenorden. 


439 


benutzten  oder  mit  denselben  politische 
Dienste  belohnten.  Selbst  die  unter  dem 
Text  befindliche  Note  bei  Laurie  (2.  Ausg.), 
History  of  Freemasonry,  S.  163,  bei  Ge- 
legenheit der  Erwähnung  eines  Protokoll- 
buchs einer  zu  Rom  1735  bestehenden 
Loge:  »dies  ist  die  Loge,  welcher  der  Prinz 
Karl  Eduard  vorstand«,  ist  mit  grosser 
Vorsicht  aufzunehmen;  wenigstens  kann 
er  bis  1750  nicht  dereu  Meister  gewesen 
sein,  und  es  ist  überhaupt  unwahrschein- 
lich, dass  er,  der  strenge  Katholik,  einer  . 
unter  dem  Banne  befindlichen  Gesellschaft  : 
angehört  habe,  namentlich  da  er  vom  Papst  ( 
Unterstützung  gehabt.  Was  sonst  über  die 
maurerische  Thätigkeit  des  Prinzen  gesagt 
wird,  beschränkt  sich  auf  folgende  Ordens- 
sagen: 1)  Das  Schottisch- Jakobitische  Cha- 
pitre  primordial  vom  Rosecroix  in  Arras 
will  von  ihm  seine  Stiftung  mit  ausgeschrie- 
benen Worten:  »Donnerstag  den  15.  Tag 
des  zweiten  Monats  1745«  erhalten  haben, 
zur  Anerkennung  der  von  den  Maurern  zu  : 
Arras  und  den  Offizieren  der  Garnison,  I 
während  seines  sechsmonatlichen  Aufent- 
halts daselbst,  erhaltnen  Beweise  der  Wohl- 
thätigkeit  und  Anhänglichkeit  (bienfai- 
sance  et  attachement).  2)  Das  System 
der  Ecossais  fideles  de  la  vielle  bru  in 
Toulouse  will  1747  vom  Prinz -Präten- 
denten seine  Stiftung  erhalten  haben  zur  j 
Erkenntlichkeit  der  guten  Aufnahme,  die 
Sir  Samuel  Lockard  von  den  Maurern 
zu  Toulouse  erfahren  habe.  3)  Der  Parfait 
Maitre  Anglais  soll  nach  der  Aussage 
seines  Verfertigers  Boucher  de  Lenoncourt  \ 
(1760)  vor  1740  in  Frankreich  wenig  be- 
kannt  gewesen  und  damals  erst  von  eng-  I 
lischen  Kriegsgefangneu  aus  Dankbarkeit 
für  empfangne  Höflichkeiten  mitgeteilt 
worden  sein,  wie  ihn  auch  der  Prinz- 
Prätendent  einigen  Stabsoffizieren  erteilt 
hätte,  die  ihn  nach  Schottland  begleitet 
hätten.  4)  In  den  1843  zu  Edinburg 
erschienenen  Statuten  des  Templerordens 
XVI  wird  aus  einem  Brief  des  Herzogs 
von  Perth  an  Lord  Ogilvie  vom  20.  Sept. 
1745  (der  auch  in  Freemas.  Magaz.  1862, 
Sept.  27,  S.  256  abgedruckt  ist)  erzählt: 
»Der  Prinz  sei  am  Donnerstag,  24.  Sept. 
(richtiger  23.Spt.),  in  Anwesenheit  von  zehn 
Rittern,  in  vollem  Ornat,  in  dem  allein 
noch  arbeitenden  nördlichen  Konvent  zum 
Tempelherrn  aufgenommen  worden  und 
habe  gelobt,  den  Tempel  wieder  herzu- 
stellen, höher  als  er  gewesen  zur  Zeit  Wil- 
helms des  Löwen,  worauf  Lord  Athol  seine  ' 
Würde  als  Regent  niedergelegt  habe  und  j 
Se.  königliche  Hoheit  zum  Grossmeister  , 
erwählt  worden  sei.«  Oliver  legt  sich  die 
Sache  so  zurecht,  dass  nicht  vom  Tempel- 
orden, sondern  vom  königlichen  Orden 
Robert  Bruces  die  Rede  sei  und  dass  nur 
später  als  vorgeblicher  Grossmeister  von 
Heredom  der  Prinz  zu  Arras  und  Toulouse 
diese  ungesetzmägsigen  Kapitel,  nament- 
lich das  vom  Adler  und  Pelikan  geneh-  ' 


migt  habe.  [Kloss,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Frankreich,  I,  74 — 76 ;  Oliver, 
Historical  Landmarks,  n,  40-42;  Thory, 
Hist.  du  Grand  Orient  de  France,  8.  184, 
findet  sich  die  Urkunde  für  Arras,  deren 
wir  oben  erwähnten,  die  auch  Lenning,  III, 
437  vollständig  abgedruckt  hat,  nur  frei- 
lich mit  der  falschen  Jahreszahl  5747,  statt 
5745.]  5)  Wird  die  Vermutung  ausgespro- 
chen, dass  der  v.  Hund  (s.  d.)  verborgne  als 
21.  nach  der  Wiederherstellung  desTempler- 
ordens  1743  erwählte  (unbekannte)  Gross- 
meister der  Prinz-Prätendent  gewesen  sei. 
Die  Kleriker  nannten  seinen  Namen  gerade- 
zu. Die  Sache  ist  aber  sehr  unsicher, 
selbst  wenn  man  die  verneinende  Antwort 
des  Prinzen  vom  J.  1780  auf  die  unmittel- 
bare Anfrage  des  Herzogs  von  Söderman- 
land wegen  der  Grossmeisterschaft  auch 
so  auslegen  wollte,  dass  er,  der  sich  der 
Trunkenheit  ziemlich  ergeben  hatte,  doch 
so  viel  Klugheit  noch  besass,  jede  Ver- 
bindung mit  der  Freimaurerei  und  dem 
Innern  Orden  abzulehnen,  da  er  von  der 
Unterstützung  des  Papstes  lebte.  Dass  er 
sich  in  frühern  Jahren,  als  dem  Rechte 
nach  König  von  Schottland,  zugleich  ala 
erblicher  Grossmeister  des  Maurerbundes 
betrachtet  haben  mag,  wie  auch  Reumout 
Gräfin  v.  Albany  (Brl.  1860)  I,  239,  meint, 
ist  nicht  unwahrscheinlich.  [Vgl.  L.  1875, 
S.  8.] 

Stuartsbrüder  ist  die  Benennung  des 
7.  Grads  der  schwedischen  Lehrart  (s.  d.) 
in  Skandinavien. 

Stuartsloge,  s.  Steward.  Ausserdem 
werden  S.  auch  die  Kapitel  in  der  schwe- 
dischen Lehrart  (s.  d.)  genannt. 

Studentenorden.  Die  S.  haben  eigent- 
lich nichts  mit  dem  Freimaurerbunde  zu 
thun,  es  kann  sich  hier  nur  um  das  All- 
gemeine handeln.  Auf  den  alten  Uni- 
versitäten waren  die  Nationalitäten  (Lands- 
mannschaften) oder  die  Zusammenwohnen- 
den ( Bursari  i)  gewissermassen  der  Stamm 
der  spätem  Verbindungen,  die  sich  er- 
weiterten uud  auch  den  zur  Universität 
neu  Hinzutretenden  ähnlich  mitspielten, 
wie  es  in  den  Gilden,  Innungen  und 
Zünften  geschah,  also  den  sogenannten 
Pennalismus  ausübten.  Nach  dem  Dreissig- 
jährigen  Krieg  —  in  dem  alles  verwilder- 
ter und  roher  wurde  —  war  das  Leben 
der  Studenten  meist  sehr  ungeordnet  und 
wüst  und  hob  sich  auch  nicht,  als  die 
Orden  im  18.  Jahrhundert  auftraten,  deren 
frühester  wohl  der  Inviolable  Orden  oder 
die  unverletzbare  Verbindung  ist,  denen 
sich  dann  der  Mosellanerorden ,  der  Ami- 
cisten-  und  Concordienorden  (s.  d.),  der  der 
Schwarzen  Brüder  (s.  d.),  der  Oonstantisten, 
Unitisten,  Defensionisten  u.  a.  anschlössen. 
Das  Haupt  dieser  Orden  war  der  Senior, 
daneben  ein  Sekretär,  dann  folgten  die 
Ordensbrüder,  die  Ordenszeichen  trugen 
und  sich  nach  geschriebnen  Gesetzen, 
den  Ordensregeln,  richteten.  Allen  diesea 


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440 


Stufen  —  Stukeley. 


Orden,  die  freilich  vielfach  ausarteten, 
lagen  nach  F.  Chr.  Laukhard  {Der  Mosei- 
laoer- oder  Amicistenorden  nach  Beiner 
Entstehung  (Halle  1799),  S.  39],  der  eine 
glaubwürdige  Quelle  ist,  da  er  sich  in  dem 
Ordenswesen  vielfach  herumgetrieben  hat, 
folgende  Gesetze  zu  Grunde:  1)  Niemand 
kann  aufgenommen  werden,  ehe  man  weiss, 
ob  er  Religion  hat,  verschwiegen  und  auf- 
richtig ist.  2)  Kein  Bruder  darf  jemand 
vorschlagen,  der  nicht  geeignet  erscheint. 
Der  Vorschlagende  haftet  für  den  Auf- 
genommnen.  8)  Jeder  ist  verbunden, 
seinem  Bruder  zu  helfen,  wenn  es  ohne 
seinen  merklichen  Schaden  geschehen  kann. 

4)  Duell  und  Selbstrache  ist  verboten, 
der  von  einem  Bruder  Beleidigte  hat  sich 
dem  Ausspruch  des  Ordens  zu  unterwerfen. 

5)  Die  Brüder  sind  verbunden,  einander 
auf  ihre  Pflichten  und  Fehler  freundschaft- 
lich aufmerksam  zu  machen.  6)  Drei  Tage 
ist  völlige  Gastfreundschaft  zu  üben.  Un- 
nötigerweise den  Brüdern  zur  Last  zu 
fallen,  ist  verboten.  7)  Niemand  darf  eine 
Abschrift  der  Gesetze  haben,  auch  in 
keinen  andern  Orden  treten  oder  eine  neue 
Loge  errichten,  wenn  er  nicht  vom  Ordens- 
meister dazu  bevollmächtigt  ist.  Diese 
Ordensverbindungen,  deren  einige  ihren 
Einfluss  über  das  akademische  Leben  hin- 
aus auszudehnen  versuchten,  dauerten  nur 
bis  Ende  des  18.  Jahrhunderts  und  wurden 
von  den  Landsmannschaften  und  Corps,  die 
nebenher  schon  bestanden,  abgelöst,  deren 
ursprünglicher  Zweck  ein  erheiterndes  Zu- 
sammenleben gleich  gestimmter  und  ge- 
sinnter Universitätsfreunde  war.  [Vgl.  über 
die  S.  und  namentlich  die  wunderlichen 
Gebräuche  der  Deposition  und  des  Pennal- 
wesens vgl.  Kloss,  Bibl.,  Nr.  2769—2807; 
ferner  Tholuk,  Akademisches  Leben  des 
17.  Jahrh.  (2  Bd.,  Halle  1864);  Fuchs,  Die 
S.  des  18.  Jahrhunderts:  A.  1893,  S.  74 
u.  79;  Freimaurerische  Studentenverbin- 
dungen: Bbl.  1888,  8.  343.  Bh.  1892,  S. 
184.  FZ.  1850,  S.  181.  L.  1884,  S.  132; 
Fabricius,  Die  S.  des  18.  Jahrh.  und  ihr 
Verhältnis  zu  den  gleichzeitigen  Lands- 
mannschaften (Jena  1891);  H.  L.  1896,  8. 
2417;  S.  L.  1894,  S.  139.  Pernwerth  v. 
Bärnstein,  Beiträge  zur  Geschichte  und 
Litteratur  des  deutschen  Studententums 
(Würzburg  1882).] 

Stufen,  eine  in  der  Freimaurerei  häufige 
und  in  verschiedner  Art  angewendete  Be- 
zeichnung.  (S.  Grade.) 

Stuhlmeister,  s.  Meister  vom  Stuhl. 

Htuhlmeisterrersammlungen.  Nebenden 
Logengau  verbänden  bestehen  noch  sog.  S., 
zu  denen  nur  Vorsitzende  Meister  als  Ver- 
treter zugelassen  werden.  Man  wollte  ein 
Gleiches  auch  für  die  Logengau  verbände, 
weil  diese  dadurch  mehr  » Vertrauen  «  bei 
den  Grosslogen  erhielten.  Man  hat  sich 
aber  im  allgemeinen  damit  nicht  befreun- 
den können  und  der  freien  Vereinigung 
den  Vorzug   gegeben,   wenn   auch  bei 


den  Vertreterversammlungen  der  Gauver- 
bände thatsächlich  meist  nur  Vorsitzende 
Meister  die  Vertretung  haben.  1)  Der 
älteste  Verband  der  Stuhlmeister  ist  der 
1861  in  Hannover  unter  den  Stuhl- 
meistern der  dortigen  drei  Logen  gegrün- 
dete. 2)  Die  mecklenburgsche  S.  be- 
steht aus  den  8  Mecklenburger  Tochter- 
logen der  Grossen  Landesloge  in  Berlin, 
seit  1883.  3)  Die  7  württembergschen 
Logen  in  Stuttgart  (2),  Hall,  Heilbronn, 
Luc  Iwigsburg,  Reutlingen  und  Ulm  hatten 
9.  Febr.  1890  einen  Verband  gegründet 
zum  Zweck  der  Besprechung  von  An- 
gelegenheiten, die  die  württembergschen 
Logen  gemeinsam  und  die  Freimaurerei 
im  allgemeinen  betreffen,  er  ist  aber 
nur  wenige  Jahre  thätig  gewesen,  ohne 
sich  eigentlich  aufzulösen.  [Vgl.  L.  1895, 
S.  41.]  4)  Die  Meistervercinigung  der 
Johannislogen  in  Berlin  und  der  Pro- 
vinz Brandenburg  mit  Satzungen 
vom  16.  April  1890,  zum  Zweck,  durch 
einen  regelmässigen  persönlichen  Verkehr 
die  Verständigung  über  Fragen  zu  er- 
leichtern, die  das  Leben  und  die  Entwick- 
lung der  Einzellogen,  sowie  des  gesamten 
Maurertums  berühren,  angeregt  16.  April 
1888  bei  Gelegenheit  der  Einweihung  der 
neuerbauten  Festräume  der  Grossen  Na- 
tional-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln. 
Die  Vereinigung  hat  1894  eine  »Zentral- 

;  stelle  zur  Registrierung  von  Beitritts-  und 
Entlassungsgesuchen«  ins  Leben  gerufen, 

1  die  1897  in  eine  > Auskunftsstelle«  (s.d.)  um- 
gewandelt worden  ist  und  eine  Kontrole 
darüber  bezweckt,  ob  die  Suchenden 
schon  früher  einmal  die  Aufnahme  nach- 

.  gesucht  haben,  warum  diese  nicht  erfolgt 

i  ist  und  weshalb  solche,  die  Annahme  oder 
Wiederaufnahme  wünschen,  entlassen  wor- 
den sind.  [Vgl.  L.  1894,  S.  125;  1895, 
S.  92;  1898,  S.  62.]  5)  Die  Meisterkonfe- 
renzen der  Logenmeister  von  Hamburg 
und  Umgegend.    Über  diese  beiden  Ver- 

j  Sammlungen  verlautet  nur  wenig,  selbst 
nur  selten  über  die  Zeit  der  Zusammen- 

1  künfte,  über  die  Verhandlungen  und  Be- 
schlüsse gar  nichts.  6)  Die  hammer- 
führenden Beamten  der  pom  m  er  sehen 
Logen  treten  seit  1894  alljährlich  zusam- 
men. [Vgl.  L.  1895,  8.  101;  1897,  8.  104.] 
7)  Die  hammerführenden  Meister  der  bay- 
er sehen  Logen  haben  seit  1896  begonnen, 
periodisch  wiederkehrende  Besprechungen 
zu  halten.  [Vgl.  Bayern  u.  L.  1896,  S. 
45.]  _  Seit  Nov.  1899  haben  auch  die 
Schweizer  Stuhlmeister  solche  Versamm- 

i  lungen  eingerichtet,  und  gleich  die  erste 
ist  in  die  praktische  Thätigkeit  eingetreten, 
indem  verschiedne  Angelegenheiten  be- 
hufs einheitlicher  Regelung  besprochen 
worden  sind. 

Stukeley,  William,  Rev.,  Dr.  med.,  geb. 
7.  Nov.  1687  zu  Holbach  in  Lincolnshire, 
gest.  1765  in  London,  war  Arzt  bis  1729 
und  wurde  dann  Geistlicher.    Seit  1717 


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Stuttgart. 


441 


in  London,  wurde  er  1718  Mitglied  der 
Königlichen  Gesellschaft  und  nahm  an 
der  Ern  eueruDp  der  Gesellschaft  der  Alter- 
tumsforscher teil.  Nachdem  schon  früher 
wichtige  Einzelheiten  aus  seinem  hand- 
schriftlichen Nachlas«  bekannt  geworden 
waren,  hat  W.  G.  Luids  in  den  Veröffent- 
lichungen der  »Surtee«  Society«  [Vol.  78 
(1880),  76  (1883)  und  80  (1885)]  S.  s  Tage- 
bücher und  Briefe  bekannt  gemacht,  wo- 
nach Gould  (s.  d.)  eine  Zusammenstellung 
der  die  Freimaurerei  betreffenden  Nach- 
richten geliefert  hat,  indem  er  den  Ver- 
fasser als  Nr.  5  der  »Maurerischen  Be- 
rühmtheiten« vorführt  (AQC.  VI,  127—148). 
S.  wurde  2.  Jan.  1721  mit  zwei  andern 
Herrn  als  Freimaurer  aufgenommen,  wie 
er  im  Tagebuch  erzählt,  und  in  seiner 
Lebensbeschreibung  fügt  er  hinzu,  es  sei 
damals  in  ganz  London  nur  mit  Mühe 
die  nötige  Zahl  zu  finden  gewesen,  was 
natürlich  so  zu  verstehen  ist,  dass  seine 
Standesgenossen  zu  jener  Zeit  nur  sehr 
spärlich  unter  den  Freimaurern  vertreten 
waren; denn  Maurer niedererHerkunft  wären 
wohl  leichter  aufzutreiben  gewesen.  Nach 
seiner  Aufnahme  sei  der  Beitritt  öffentliche 
Mode  gewordeu,  die  sich  nicht  allein  über 
Britannien  und  Irland,  sondern  über  ganz 
Europa  verbreitete.  Am  24.  Juni  1721 
wohnte  S.  der  Versammlung  der  Grossloge 
bei  (vgl.  oben  I,  S.  234),  27.  Dez.  wurde 
er  Mitstifter  und  erster  Meister  einer  neuen 
Loge;  25.  Mai  17*22  war  in  seiner  Loge 
eine  Versammlung  von  vornehmen  Mau- 
rern, um  das  Johannisfest  vorzubereiten, 
3.  Nov.  besuchten  der  Grossmeister  Her- 
zog v.  Wharton  (s.  d.)  und  Lord  Dalkeith 
seine  Loge.  Am  7.  Nov.  1722  stiftete  er 
den  »Orden  des  Buches  oder  der  Römi- 
schen Kitterschaft«.*)  1726  ging  er  nach 
Grantham,  um  eine  Zeitlang  auf  dem 
Lande  zu  leben;  er  gründete  dort  eine 
Loge  und  hielt  diese,  bis  er  1730  den  Ort 
verliess,  um  eine  Pfarre  in  Stamford  an- 
zutreten. Von  1748  bis  zu  seinem  Tode 
hatte  er  eine  Pfarre  in  London,  von 
Logenbesuchen  erfährt  man  aber  nichts 
mehr.  An  einer  andern  Stelle  äussert  er 
sich  ausführlich  über  Martin  Folkes,  von 
dem  er  nicht  viel  gehalten  hat;  in  Reli- 
gionssachen sei  er  ein  irrender  Ungläubiger 
und  ein  lauter  Spötter,  bekenne  sich  als 
Gevatter  aller  Affen,  glaube  nichts  von 
einem  künftigen  Zustand,  von  der  Schrift 
und  von  der  Offenbarung,  er  habe  viele 
Adlige  verführt,  glaube,  es  sei  kein  Unter- 
schied zwischen  uns  und  den  Tieren;  im 
Jahre  1720  habe  er  ihn  (S.)  zu  einem  un- 
gläubigen Klub  eingeladen,  den  er  Sonn- 
tags abends  in  seinem  Hause  abhielt,  seit 
jener  Zeit  habe  er  den  Unglauben  mit 
grosser  Beharrlichkeit  verbreitet  und  in 
der  Königl.  Gesellschaft  modisch  gemacht. 
Bemerkenswert  ist,  dass  S.  bei  allen  seinen 


*)  Über  diesen  Orden  1*1  tonst  nicht«  weiter  bekannt. 


absprechenden  Äusserungen  Über  Folkes 
niemals  dessen  Beziehungen  zur  Freimau- 
rerei erwähnt,  auch  nicht,  dass  er  seine 
ungläubige  Richtung  in  die  Logen  ge- 
tragen habe,  sondern  er  spricht  nur  von 
seinem  Einfluss  in  der  Königlichen  Ge- 
sellschaft. Es  ist  auch  zweifellos,  dass 
8.,  ein  ganz  frommer  Mann,  nicht  Jahre 
lang  ein  so  eifriger  Freimaurer  gewesen 
wäre,  wenn  er  unter  den  Maurern  jene  un- 
gläubige Richtung  hätte  herrschen  sehen. 
Eingetreten  war  er,  wie  er  selbst  erzählt, 
weil  er  Überbleibsel  der  Mysterien  der 
Alten  in  der  Maurerei  zu  finden  hoffte; 
der  gleiche  Beweggrund  mag  auch  andre 
Männer  zum  Beitritt  bewogen  haben. 

Stuttgart  (Hauptst.  des  Königr.  Würt- 
temberg, 158321  E.).  I.  Die  erste  Loge 
das.  war  die  1768  mit  der  Ludwigsburger 
Loge  Zur  vollkommnen  Einigkeit  (s.  d.) 
vereinigte  Loge  Zu  den  drei  C'edern, 
mit  der  eine  Scbottenloge  Jerusalem  und 
ein  Rosasches  Jerusalerakapitel  verbunden 
war,  über  die  aber  nur  noch  wenige  Ur- 
kunden vorhanden  sind  (Konferenz  vom 
I  18.  Okt.  1768).  [Vgl.  Festschrift  zur  Feier 
des  50 jähr.  Jubiläums  der  Loge  Wilhelm 
zur  aufgehenden  Sonne  von  J.  Ph. 
Glökler  (1885)].  Wegen  verschiednerlei 
Missständen  bei  der  Ludwigsburger  Loge 
trennte  sie  sich  von  ihr  und  liess  sich 
1774  von  der  Frankfurter  Grossloge  mit 
Einwilligung  des  Herzogs  Karl  von 
Württemberg  eine  Stiftungsurkunde  der 
strikten  Observanz  ausstellen.  In  dieser 
wurde  S.  Herrenburg  genannt.  Infolge 
herzoglichen  Befehls  vom  7.  Juli  1784 
musste  sie,  wie  die  Ludwigsburger  Loge, 
ihre  Arbeiten  einstellen,  da  die  Logen  von 
der  Regierung  mit  Misstrauen  beobachtet 
wurden.  Sie  that  es  mit  den  Worten: 
»Wir  stellen  unsre  Arbeiten  ein,  mit  dem 
Wunsche,  einer  glücklichern  Nachkom- 
menschaft zu  überlassen,  was  wir  mit 
bestem  Willen  nicht  zu  bewirken  ver- 
mögend waren.«  II.  1834  gelang  es  dem 
Opernregisseur  Krebs  (s.  d.),  durch  eine 
Eingabe  König  Wilhelm  I.  von  Württem- 
berg für  die  Freimaurerei  zu  gewinnen, 
so  dass  von  nun  an  nach  einer  Zuschrift 
des  Ministers  des  Innern  v.  Schlayer  die 
Freimaurer  »an  der  Ausübung  der  Frei- 
maurerei ferner  nicht  behindert  waren«. 
Infolgedessen  wurde  die  jetzt  noch  be- 
stehende Loge  Wilhelm  zur  aufgehen- 
den Sonne  von  der  Grossloge  Zur  Sonne 
gestiftet  und  am  26.  Sept.  1835  eingeweiht. 
Ihr  erster  Meister  vom  Stuhl  wurde  Krebs, 
der  das  Amt  bis  zu  seinem  Tode  1851 
verwaltete.  Mitgliederzahl  (1900):  154. 
Eignes  Logenhaus:  Augustenstr.  11.  Klub: 
Sonnabends.  Bücherverzeichnis  1881.  Milde 
Stiftungen:  a)  Caritas,  zur  Unterstützung 
von  Witwen  und  Waisen,  Kapital  7500  M. ; 
b)  Fraternitas,  zur  Unterstützung  bedürf- 
tiger Mitglieder,  Kapital  8500  M.;  c)  Hu- 
manitas,   für    Wohlthätigkeit,  Kapital 


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442 


Sublime  —  SüdauBtralien. 


7500  M.  [Vgl.  Glökler,  Festschrift  zur 
Feier  des  50jähr.  Jubiläums  der  Loge 
(Stuttg.  1885).]  Krebs*  theosophischen 
Lehren  veranlassten  1840  mehrere  Mit- 
glieder auszuscheiden,  die  III.  unter  der  i 
Fuhrung  v.  Kölles  (s.  d.)  unter  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg  die  Loge  Zu  den 
Cedern  gründeten,  die  13.  Aug.  1840 
eingeweiht  wurde.  Mitgliederzahl  (1900): 
150.  Vers,  in  der  Kegel  Sonnabends. 
Klub:  Donnerstags.  Eignes  Logenhaus: 
Sehlossstr.  76.  Hausgesetze  von  1841, 
Neudruck  1844,  1881,  1899.  Verzeichnis 
der  Büchersammlung  1883.  Milde  Stif- 
tungen mit  Gesamtkapital  von  80000  M. 
—  In  S.  wurde  1847  ein  Freimaurer- 
kongress  abgebalten.  [Vgl.  L.  XI,  5.]  — 
Nach  einem  in  der  Loge  Zur  Einigkeit  in 
Frankfurt  a.  M.  aufbewahrten  Logenpass 
muss  1770  —  1778  auch  eine  Loge  La  sin- 
ce>it6  oder  Sinceres  freres  gen. 
Eugen  zu  den  drei  Kanonen  bestanden 
haben,  worüber  aber  nichts  bekannt  ist. 
[Vgl.  Bh.  1895,  S.  355.] 

Sublime  in  französischen  Logen  die 
Bezeichnung  des  Meisters,  doch  wird  im 
Recueil  precieux  de  la  Maconnerie  Adon- 
hiramite  (1787),  I,  106,  oderiAvignon  1810), 
S.  101,  auch  als  Passwort  angegeben. 

Snbprtor,  Würde  im  v.  Hundschen 
Tempelherrensystem,  über  dem  Präfekten, 
für  den  er  drei  Komture  zur  Wahl  in 
Vorschlag  brachte.  Er  hing  unmittelbar 
vom  Visitator  Generalis  ab,  an  den  er  zu 
berichten  und  dessen  etwaige  Erinnerungen 
bei  Besuchen  er  abzustellen  hatte.  Ihm 
war  das  Politicum  und  Oeconomicum  an- 
vertraut. Ihm  lag  die  Rüstung  der  Ritter 
ob,  er  hatte  deshalb  nach  ihrer  Einweihung 
Namen,  Wappen  und  Devise  einzusenden. 

Succow  [Suckow],  Laurentius  Johann 
Daniel,  Sachsen  -  weimarscher  Kammerrat 
und  Professor  der  Physik  in  Jena,  geb. 
19.  Febr.  1721  in  Schwerin,  gest.  1801  in 
Jena  wurde  Freimaurer  in  der  Loge  Zu 
den  drei  Degen  in  Halle,  half  1744  die  Loge 
Zu  den  drei  Rosen  in  Jena  stiften,  deren 
Schriftführer  und  1756  zugeordneter  Meis- 
ter er  wurde,  beteiligte  sich  am  Rosaschen  | 
Kapitel  und  war  einer  der  ersten  Anhänger 
von  Johnson  (1763),  in  dessen  Hochkapitel 
er  Subprior  war.  Auf  dem  Konvent  zu  Al- 
tenberge (s.  d.)  wurde  er  v.  Hund  17.  Mai 
1764  von  neuem  zum  Kitter  geschlagen 
und  ihm  der  Rang  eines  Präfekts  und  Or- 
densrats im  Provinzialkapitel  beigelegt. 
Einer  Liste  von  1777  zufolge  war  er  Mit- 
glied der  Loge  Amalia  in  Weimar. 

Suchender  Kandidat,  Aspirant  (franz. 
reeipiendaire,  engl,  candidate)  heisst,  wer  I 
die  Aufnahme  in  den  Freimaurerbund  be-  ' 
gehrt,  bis  zu  dem  Augenblick,  wo  die  Auf- 
nahmefeierlichkeit an  ihm  vollzogen  ist. 
[Vgl.  Aufnahme.] 

Südafrikanische  Republik  (früher  Trans- 
vaal, Staat  in  Südafrika).  I>ie  ersten  Logen 
errichtete  der  Grossosten  der  Niederlande  | 


1869  in  Pretoria  und  1876  in  Potschef- 
stroom  und  Rustenburg.  1878  stiftete  die 
Grossloge  von  England  die  erste  Tochter- 
loge in  Pretoria  und  errichtete  eine  Dis- 
triktsgrossloge für  die  S.  R.  1886  folgte  die 
Grossloge  von  Schottland  mit  der  ersten 
Loge  inLijdenburg;  auch  sie  errichtete  1896 
eine  Provinzial-Grossloge.  Seit  1895hatend- 
lich  auch  die  Grossloge  von  Irland  von  der 
S.  R.  Besitz  ergriffen.  1898  bestanden  45 
Logen,  von  denen  22  zur  Grossloge  von 
England,  13  zu  der  von  Schottland,  8  zum 
GrossoBten  der  Niederlande  und  2  zur 
Grossloge  von  Irland  gehören. 

Südamerika.  In  S.  ist  die  Freimaurerei 
zuerst  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
in  Guayana  von  Holland,  England  und 
Frankreich  aus  eingeführt  worden.  Hier  ha- 
ben sich  bis  heute  noch  keine  selbständigen 
Grosslogen  gebildet,  während  sich  im  Laufe 
des  19.  Jahrh.  solche  in  Brasilien,  Kolum- 
bien, Venezuela,  Uruguay,  Argentinien, 
Chile,  Peru,  Paraguay  gründeten.  Nur  Bo- 
livia  und  Ecuador  haben  allein  von  den 
südamerikanischen  Freistaaten  noch  keine 
eignen  Grosslogen.  Daneben  haben  sich 
in  jenen  Staaten  Tochterlogen  auswärtiger 
Grosslogen  erhalten,  sind  auch  neu  ge- 
gründet worden.  Es  haben  jetzt  Tochter- 
logen in  S.  L  die  Grossloge  von  England 
12,  nämlich  7  in  Argentinien,  3  in  Britisch- 
Guayana  und  je  1  in  Chile  und  Uruguay; 
II.  die  Grossloge  von  Schottland  10,  näm- 
lich je  4  in  Chile  und  Peru  und  je  1  in 
Britisch-Guayana  und  Kolumbien;  III.  der 
Grossorient  von  Italien  21,  nämlich  15  in 
Argentinien,  3  in  Brasilien  und  je  1  in 
Peru,  Uruguay  und  Paraguay;  IV.  die 
Grosse  Loge  von  Hamburg  5,  nämlich  3 
in  Chile  und  je  1  in  Argentinien  und  Bra- 
silien; V.  der  Grossorient  von  Frankreich 
3  in  Argentinien,  Chile  und  Uruguav;  VI. 
das  Supreme  Conseil  von  Frankreich  1  in 
Französisch-Guayana;  VII.  der  Grossosten 
der  Niederlande  1  inNiederläudiseh-Guaya- 
na;  VIII.  die  spanischen  Grosslogen  mehrere 
der  Zahl  nach  nicht  näher  bekannte  Logen 
in  Argentinien;  IX.  die  Grossloge  von 
Massachusetts  8  in  Chile;  X.  die  Grossloge 
von  Peru  3  ausserhalb  ihres  Landes,  näm- 
lich 1  in  Chile  und  2  in  Ecuador.  Eine 
unabhängige  Loge  besteht  in  Joinville 
(Brasilien).  Genaue  Zahlen  über  die  Toch- 
terlogen der  einheimischen  Grosslogen  an- 
zugeben, ist  nicht  möglich.  Im  übrigen 
vgl.  die  einzelnen  Länder. 

Sttdaustrallen  (brit.  Kolonie  in  Austra- 
lien). Die  erste  Loge  in  S.  war  die  eng- 
lische South  Australian  Lodge  of  Friend- 
ship  Nr.  423  (jetzt  Nr.  1,  8.  A.),  die  1834 
in  London  gegründet  und  1838  nach  Ade- 
laide verlegt  wurde.  1844  wurde  die  erste 
Tochterloge  der  Grossloge  von  Schottland 
und  1855  die  erste  Tochterloge  der  von 
Irland  errichtet.  1846  bildete  die  Gros»- 
loge  von  Schottland,  1848  die  von  England 
und  1860  die  von  Irland  Provinzialgross- 


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Südcarolina  —  8üvern. 


443 


logen.  28  Logen  traten  16.  April  1884  zu 
einer  selbständigen  Grossloge  von  S. 
zusammen,  der  sich  alsdann  die  übri- 
gen Logen  bis  auf  eine  irische  (Nr.  368 
in  Adelaide)  anschlössen.  Die  Grossloge 
zahlte  1900  43  Logen  mit  2498  Mit- 
gliedern. Maureriscne  Zeitschriften  er- 
schienen «The  rough  Ashlar«  (seit  1880 
in  Adelaide)  und  »The  South  Australian 
Freemason«  (seit  1888). 

Südcarolina,  s.  Carolina. 

Süddakota,  Dakota. 

Süddeutsche  Logen.  Freie  Vereinigungen 
dieser  (s.  Logenguuverbände)  haben 
stattgefunden:  28.  Sept.  1890  in  Heidel- 
berg [vgl.  FZ.  1890,  S.  333] ;  6.  Sept.  1891 
in  Frankfurt  a.  M.  [vgl.  FZ.  1891,  S.  314); 
23.  Okt.  1892  in  Mainz  [vgl.  Bh.  1892,  8. 
405];  8.  Sept.  1893  in  Würzburg  [vgl.  FZ. 
1893,  S.  349];  7.  Sept.  1894  in  Wiesbaden 
[vgl.  L.  1894,  S.  172].  Seitdem  scheinen 
sie  eingegangen  zu  sein. 

Süden,  s.  Himmelsgegenden. 

Sudthausen,  Franz  Heinrich  August 
v.,  dänischer  Rittmeister  im  v.  Trumbach- 
schen  Freikorps,  gest.  1802,  wurde  nach 
seiner  Behauptung  in  die  Loge  Zu  den 
drei  goldnen  Schlüsseln  in  Halle  aufge- 
nommen, kam  1770  nach  Hamburg,  schloss 
sich  dort  als  Gegner  der  strikten  Obser- 
vanz der  Winkelloge  Zu  den  drei  gold- 
nen Kosen  an,  bemühte  sich,  diese  Loge 
durch  eine  gesetzmässige  Gründung  mit 
andern  echten  Logen  in  Verbindung  zu 
setzen,  wurde  Mitglied  der  Abordnung, 
die  am  9.  Okt.  1770  nach  Berlin  reiste 
(s.  Hamburg),  und  war  ein  vertrauter 
Freund  Zinnendorfs  (s.  d.).  Am  3.  April 
1771  trat  er  zur  Loge  Zur  goldnen  Kugel 
in  Hamburg  über,  nahm  dort  sofort  eine 
ffibrende  Stellung  ein  und  wurde  am  7. 
Okt.  1772  zum  Logenmeister  gewählt. 
Er  bekämpfte  die  strikte  Observanz, 
sandte  unter  andern  1773  eine  Abord- 
nung an  Jänisch  mit  einem  Schreiben 
Heseltines  (s.  d.),  Grosssekretära  der  Gross- 
loge von  England,  worin  Jänisch  die  Be- 
stallung als  Grosflmei8ter  abgefordert  und 
alle  fernem  Arbeiten  untersagt  wurden, 
auch  Besser  in  seiner  Loge  die  Anerkennung 
des  Herzogs  Ferdinand  von  Braunschweig 
als  Landesgrossmeister  ablehnen.  1775 
begab  sich  v.  S.  im  Auftrag  der  Berliner 
Grossen  Landesloge  nach  Wien,  setzte  dort 
den  Fürsten  von  Dietrichstein  (s.  d.)  zum 
Provinzialgrossmeiater  ein,  beförderte  den 
Herzog  Albert  von  Sachsen-Teschen  («.  d.) 
in  die  höhern  Grade  und  suchte  den  Kai- 
ser Joseph  II.  (s.  d.)  für  den  Bund  zu  ge- 
winnen. Er  kehrte  zwar  Johannis  1777 
wieder  nach  Hamburg  zurück,  legte  aber 
am  28.  Aug.  sein  Amt  als  Logenmeister 
nieder,  war  1789 — 91  noch  einmal  in 
Hamburg,  lebte  im  übrigen  auf  sei- 
nem Gute  Heidthof  in  der  Grafschaft 
Mark,  wo  er  starb.  Eine  Trauerloge 
zu  seinem  Andenken  fand  am  14.  April 


1802  statt.  (Vgl.  Graupenstein,  Geschichte 
der  Loge  zur  goldenen  Kugel  (Hambg.  1870). 
BZC.  I,  325.   L.  XXVIII,  280.   Z.  1874, 
i  S.  57.J 

Suhl  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Sachsen, 
11887  E.).  1)  Hier  gründete  1888  die 
Grosse  National -Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  eine  Loge  Friedrich  zur 
Henneberger  Treue,  die  längst  wieder 
eingegangen  ist.  2)  Jetzt  besteht  hier  un- 
ter der  Loge  in  Erfurt  ein  maurerisches 
Kränzchen  Zur  Henneberger  Bruder- 
kette, gest.  7.  Febr.  1867.  Mitglieder- 
zahl (1900):  43.  Vers,  jeden  1.  Mittwoch 
im  Monat.    Eignes  Haus,  Am  Sand  110. 

SnlÜTan,  Sir  Arthur,  engl.  Kompo- 
nist, geb.  13.  Mai  1842  in  London,  gest 
das.  22.  Nov.  1900,  besuchte  die  Londoner 
Royal  Academy  of  Music  und  das  Leip- 
ziger Konservatorium,  wurde  1861  Kom- 
positionsprofessor an  der  Akademie,  1876 
Direktor  der  National  Training  School  for 
Music  und  später  Vorstandsmitglied  des 
Royal  College  of  Music  in  London.  Von 
i  seinen  Kompositionen  machte  ihn  nament- 
lich die  Operette  Der  Mikado  weit  be- 
kannt.—8.  war  Freimaurer  und  1887  Gross- 
organist der  Grossloge  von  Englaud. 

Sulza  (Stadt-Sulza,  St.  im  Grossher- 
zogt.  Sachsen -Weimar,  2801  E).  Hier 
besteht  unter  der  Loge  in  Weimar  ein 
maurerisches  Kränzchen,  gest.  22.  Jan. 
1877.  Mitgliederzahl  (1900):  5.  Vers.: 
Montags  mit  ungeradem  Datum.  Lokal: 
Kurhaus. 

Sulzbach  (St.  im  Königr.  Bayern,  5462 
E.).  Hier  besteht  unter  der  Loge  Liba- 
non zu  den  drei  Cedern  in  Erlangen  ein 
maurerisches  Kränzchen  Zur  Bruder- 
treue  am  Rosenbach,  gest.  22.  Juni  1878, 
bestätigt  18.  April  1879.  Mitgliederzahl 
(1900):  23.    Eignes  Haus. 

Snperior  (Serenissimus  Magnus  Supe- 
rior  Ordinla)  war  der  Titel,  der  1772  auf 
dem  Konvent  zu  Kohlo  (s.  d.)  dem  Her- 
zog Ferdinand  von  Braunschweig  beigelegt 
wurde. 

Supremc  Consell,  s.  Schottischer  Ri- 
tus. 

Surinam,  s.  Guayana. 

Suspension,  s.  Ausschliessung. 

Suter,  Pfarrer  von  Laxenburg,  war 
Freimaurer,  ohne  dass  sich  hat  ermitteln 
lassen,  welcher  Loge  er  angehörte.  Er 
hatte  aber  durch  diese  Angehörigkeit  zum 
Freimaurerbund  sich  den  Hass  des  Kar- 
dinals Migazzi  zugezogen,  von  dem  ihn 
Kaiser  Joseph  befreite,  indem  er  ihn  zum 
Domherrn  ernannte  und  nach  Linz  ver- 
setzte, wo  er  1802  starb.  [Vgl.  Taute,  Die 
katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  S.  81.    L.  XXV,  28.] 

Sttveru,  Johann  Wilhelm,  Philolog 
und  einflussreicher  preuss.  Schulmann,  geb. 
3.  Jan.  1775  in  Lemgo,  gest.  2.  Okt.  1829 
I  in  Berlin,  1807  Professor  der  Philologie 
I  in  Königsberg,  1808  Hilfsarbeiter  und  1809 


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444 


Suworow  —  Swedenborgsches  System. 


»Staatsrat  im  preuss.  Ministerium  1817 
Wirklicher  Geheimer  Oberregierunggrat 
und  Mitdirektor  der  Abteilung  für  den 
öffentlichen  Unterricht  in  Berlin.  An  der 
Neugestaltung  des  preussischen  Unter- 
richtswesens hat  er  wesentlichen  Anteil.  — 
Er  wurde  7.  Okt.  1796  in  der  Loge  Zu 
den  drei  Degen  in  Halle  aufgenommen 
und  schloss  sich  später  der  Grossen  Lan- 
desloge in  Berlin  au. 

Suworow,Alexand  er  Wasilje  witsch, 
Graf  von  S.-Rimnikskij,  Fürst  Italijskij, 
russ.  Feldherr,  geb.  24.  Nov.  1729  in 
Moskau,  gest.  18.  Mai  1800  in  Petersburg, 
gehörte  der  Loge  Aux  trois  etoiles  in  Pe- 
tersburg an,  trat  dann  der  Loge  Zu  den 
drei  Kronen  in  Königsberg  i.  Pr.  bei,  als 
er  im  Siebenjährigen  Krieg  als  Gouverneur 
in  Königsberg  kommandierte,  und  Hess 
sich  am  27.  Jan.  1761  als  Mitglied  in  die, 
mit  der  Loge  Zu  den  drei  Kronen  verbun- 
dene Schottenloge  Zum  goldnen  Leuch- 
ter und  als  Kitter  des  Ordens  des  heiligen 
Andreas  zur  Distel  aufnehmen.  Es  ist 
bekannt,  dass  die  Stadt  Königsberg  dem 
Umstände,  dass  S.  der  Loge  Zu  den  drei 
Kronen  beitrat,  die  überaus  milde  Behand- 
lung verdankte,  die  er  ihr  während  der 
Besetzung  zu  teil  werden  Hess. 

Swedenborg  [eigentl.  Swedberg],  E ma- 
tt uel  v.,  schwedischer  Gelehrter  und  Theo- 
soph,  geb.  29.  Jan.  1688  in  Stockholm, 
gest.  29.  März  1772  in  London,  studierte 
in  Upsala  bis  1710,  ging  dann  ins  Ausland 
und  Desuchte  die  Universitäten  Englands, 
Frankreichs  und  Deutschlands  bis  1714, 
wo  er  ins  Vaterland  zurückkehrte,  sich  in 
Upsala  niederliess  und  dort  seine  erste 
merkwürdige  Schrift,  die  mathematische 
und  physische  Gegenstände  betraf,  heraus- 
gab. 1716wurde  er  vom  König  Karl XII. zum 
Mitglied  des  Bergkollegiums  ernannt  und 
widmete  sich  dem  Bau  der  Docks  in  Karls- 
krona,  sowie  dem  damals  schon  ins  Auge 
gefasstenTrollhätta-Kanal.  Ehe  er  sein  Amt 
wirklich  antrat,  was  erst  1722  geschah,  be- 
suchte er  noch  die  grössern  Bergwerke  in 
Sachsen  und  Ungarn  und  wurde  dann 
1724  Assessor  Ordinarius  im  Bergkollegium. 
Während  seiner  Amtstätigkeit  befasste 
er  sich  mit  mineralischen  und  philoso- 
phischen Arbeiten,  die  ihm  einen  guten 
Ruf  verschafften  und  sich  durch  Klarheit 
und  Schärfe  auszeichneten.  So  lebte  er 
bis  in  die  Mitte  des  April  1745,  wo  sich 
ihm  in  London  zum  erstenmal  die  Geis- 
terwelt  crschloss.  Auf  sein  Ansuchen 
wurde  er  seines  Amts,  mit  Beibehaltung 
eines  Gehalts,  entlassen  und  widmete  sich 
nun  völlig  der  Theologie.  Von  jetzt  an 
lebte  er  viel  auf  Reisen,  namentlich  in 
Holland  und  England.  Niemand  hat  je  es 
gewagt,  auf  S.  und  seinen  sittlichen  Cha- 
rakter irgend  einen  Schatten  zu  werfen. 
Er  ist  seinen  Regeln,  die  er  sich  für  sein 
Verhalten  im  Leben  vorgeschrieben  hatte, 
nie  untreu  geworden.  Seinen  Zeitgenossen 


j  ist  er  bekannt  geworden  durch  seinen  Ver- 
kehr mit  der  Geisterwelt,  und  diese  stritten 
schon,  ob  er  ein  Schwärmer  oder  Betrüger 
gewesen  sei.  Er  selbst  war  jedenfalls  von  der 
|  Wahrheit  seines  Verkehrs  mit  Geistern 
!  überzeugt  und  hielt  daran  fest,  daas  er 
:  mitten  in  gesellschaftlichen  Kreisen  von 
Geistern  umgeben  sei.  Es  sind  besonders 
drei  Ereignisse,  die  als  Zeugnisse  eines 
wunderbaren  Blicks  in  die  Zukunft  und  ins 
Verborgne  von  Beinen  Anhängern  ange- 
führt werden:  1)  das  Gespräch  mit  Luise 
Ulrike  wegen  ihres  verstorbnen  Bruders, 
des  branaenburgschen  Prinzen  August 
Wilhelm,  2)  die  Auffindung  der  Quittung 
Mäste  villes,  8)  die  Voraussagung  der  Feuers- 
brunst in  Stockholm  (alle  8  ausführlich 
erzählt  bei  Hase,  Kirchengeschichte  HI, 
S.  105).  Doch  liegt  in  allen  3  Erlebnissen 
nach  Hase  kein  Beweis  wahrhaftigen  jen- 
seitigen Wissens.  Sie  sind  zu  erklären 
aus  Hallucinationen  und  aus  einer 
krankhaft  religiös  aufgeregten  Phan- 
tasie. Aber  sie  wurden  die  Veran- 
lassung zur  Gründung  der  Kirche  des 
neuen  Jerusalems.  Obgleich  er  selbst  nie 
eifrig  für  seine  neue  Offenbarung  warb 
und  Dei  seinen  Lebzeiten  nur  etwa  50  An- 
hänger hatte,  zeigt  er  uns  die  seltne  Er- 
scheinung eines  sc hriftlichenReligionsgrün- 
ders.  In  seinen  Schriften  verhält  er  sich 
vielfach  ablehnend  gegen  die  Kirchenlehre, 
namentlich  verwirft  er  das  Dogma  von  der 
Trinität  und  der  Erbsünde,  betont  aber 
die  Notwendigkeit  guter  Werke.  Nach 
seinem  Tode  bildete  sich  in  London  1788 
ein  kleiner  Verein  von  Gläubigen,  die 
seine  Schriften  als  göttliche  Offenbarungen 
betrachteten.  Von  hier  breiteten  sie  sich 
über  England  und  Amerika  aus.  Zur 
Zeit  bestehen  über  100  kleine  Gemein- 
den, die  sich  auch  eine  besondere  Ver- 
fassung und  ein  besonderes  Glaubens- 
bekenntnis gegeben  haben.  Mit  den  Swe- 
denborgianern  suchten  sich  Freimaurer 
mystischer  AnBehauung  zu  vereinigen  (s. 
Swedenborgsches  System).  JVgl.  Ausser 
Hase,  Kirchengeschichte,  Bd.  IU  (Lpz. 
1892);  Sierke,  Schwärmer  und  Schwind- 
ler (Lpz.  1879);  Der  Geisterseher  S.:  L. 
1886,  S.  155]. 

Swedenborgsches  System  ist  ein  Aus- 
druck, der  eigentlich  das  nicht  umfasst, 
was  er  aussagt;  denn  von  einem  maureri- 
schen System  Swedenborgs  kann  nicht  die 
Rede  sein,  da  des  berühmten  Geistersehers 
Anhänger,  die  Swedenborgianer,  sich  wohl 
zusammenhielten  und  als  eine  kleine  stille 
Gemeinde  frommer  Männer  lebten,  sich 
aber  weder  durch  Kleidung,  noch  äussere 
I  Zeichen  von  den  Bekennern  andrer  Kir- 
chen unterschieden.  Das  System  als  mau- 
rerisches ist  nur  eine  Phantasie  französi- 
scher Schriftsteller.  Damit  ist  aber  ein 
Einfluss  Swedenborgs  auf  verschiedne  mau- 
rerische Lehrarten  nicht  ausgeschlossen. 
Die  Swedenborgsche  Idee  des  neuen  Je- 


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Swecrt»-Spork 


—  Systeme. 


44  i i 


rusalem  wurde  namentlich  von  Bened. 
Chastanier  aufgefusst,  um  die  geheime  Ge- 
sellschaft der  Illumiues  Th£osophes  zu 
verbreiten,  und  in  dieser  Gesellschaft  in 
»ieben  Stufen  bearbeitet.  In  diesem  Sinne 
kann  man  die  mystischen  Freimaurer- 
lehrarten alle  zu  den  Swedenborgschen 
rechnen,  und  doch  war  Swedenborg  selbst 
weit  davon  entfernt,  nur  irgend  wie  sich 
unmittelbar  mit  der  Freimaurerei  zu  be- 
schäftigen.   (S.  Swedenborg.) 

Sweerts-Spork,  1)  Franz  Karl  Rudolf, 
Graf,  geb.  14.  Okt.  1688,  gest.  30.  Nov. 
1757,  war  als  Freiherr  Sweerts  Kreishaupt- 
mann in  Bunzlau  und  heiratete  die  Toch- 
ter des  Grafen  Spork  (s.  d.),  der  ihn  adop- 
tierte, worauf  er  als  S.-S.  in  den  Grafen- 
stand erhoben  wurde.  Er  war  1726  Mit- 
gründer der  Prager  Loge  Zu  den  drei 
Sternen. 

2)  Philipp  Johann,  der  Enkel  des 
Vorigen,  geb.  30.  Sept.  1753  in  Lissa, 
gest.  4.  April  1810  in  Lemberg,  Kämmerer 
und  Appellationsrat,  später  Oberkriminal- 
gerichtsrat  in  Prag,  sodann  Vizepräsident 
des  Appellationagerich ts  in  Lemberg.  — 
1775  in  der  Loge  Zu  den  drei  gekrönten  Ster- 
nen in  Prag  aufgenommen,  erhielt  er  1779 
den  Ritterschlag  und  bewährte  sich  im 
Kapitel  sowohl,  wie  in  der  Loge  als  ein 
überaus  eifriger  Freimaurer.  An  der  Grün- 
dung der  Loge  Zu  den  neun  Sternen  das. 
beteiligt,  wurde  er  deren  zugeordneter 
Meister,  dann  Meister  vom  Stuhl  und  trat 
Ende  1791,  als  Kinigl  (s.  d.)Prag  (s.  d.)  ver- 
lies«, an  die  Spitze  des  Ordensdirektoriums. 

8)  Joseph  Franz,  Bruder  des  Vorigen, 
geb.  9.  Juni  1756,  gest.  21.  Mai  1821  in 
Wien,  war  Kreishauptmann,  dann  Gu- 
bernialrat  in  Prag,  Hofrat  und  zuletzt 
Vizepräsident  des  galizischen  Guberniums 
und  Geheimer  Rat.  Als  Mitglied  der  Loge 
Zu  den  drei  gekrönten  Sternen  (1777—90), 
sowie  des  Kapitels  (seit  1780)  bezeugte  er 
sich  stets  als  eifriger  Freimaurer. 

Swlnemllnde  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Pommern,  9391  E.).  Die  hier  22.  Sept. 
1851  gestiftete,  18.  Okt.  1851  eingew.,  un- 
ter der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
arbeitende  Loge  Zum  sichern  Hafen, 
hält  ihre  Versammlungen  Donnerstags, 
vierzehntägig,  vom  27.  Okt.  bis  8.  Juni. 
Eignes  Logenhaus,  Gartenstr.,  eingew.  24. 
Juni  1896.    Mitgliederzahl  (1900):  58. 

Sydow,  Christian  Friedr.  Wilh.  v., 
geb.  23.  Mai  1780  in  Langensalza,  gest. 
19.  Dez.  1845  in  Sondershausen,  Sohn  de« 
durch  manchen  geschichtlich  bekannten 
Geniestreich  bemerkbar  gewordnen  Leib- 
pagen und  Günstling«  Friedrichs  II.,  wurde 
zur  militärischen  Laufbahn  erzogen ,  der 
er  in  der  Napoleonischen  Zeit  bis  1811 
folgte;  1815  trat  er  in  preussisehc  Dienste 
als  Landwehrhauptmann.  1830  wendete 
er  sich  nach  Sondershausen,  nachdem  er 
sich  als  Schriftsteller  und  gemeinnütziger 
Menschenfreund  und  Förderer  der  Kunst, 


I  besonders  des  Gesangs  und  der  Gesang- 
vereine ausgezeichnet  hatte.  —  Am  15. 
Dez.  1810  trat  S.  in  der  Loge  Zu  den 
drei  Bergen  zu  Freiberg  dem  Freimaurer- 
bunde bei.  In  den  Kriegsjahren  1812  und 
1813  hatte  er  vielfach  Gelegenheit,  den 
Wert  der  Freimaurerei  kennen  zu  lernen ; 
er  sagt  hierüber:  »Damals  erhielt  ich  einen 
Begriff  von  der  Ausbreitung  unser»  Bundes. 
Eine  höchst  erfreuliche  Erscheinung  war 
es  mir  z.  B.,  als  mir  ein  Neger  den  Bruder- 
kuss  gab  und  mir  die  schwarze  Hand  zum 
maurerischen  Druck  bot  Er  war  in  Do- 
mingo aufgenommen  und  damals  französi- 
scher Offizier«.  1815  erschien  von  ihm 
ein  Bändchen  freimaurerischer  Gesänge: 
»Freimaurerlieder«  (Selbstverlag).  Beson- 
ders verdient  machte  er  sich  durch  die 
Begründung  des  freimaurerischen  Taschen- 
buchs »Asträa«  (s.  d.),  deren  Herausgabe  er 
von  1824—45  leitete. Wenige  Tage  vorseinem 
Tode  vollendete  er  noch  zwei  maurerisehe 
Arbeiten:  »Uber  die  immer  auflallender  her- 
vortretende Öffentlichkeit  in  Beziehung  auf 
maurerische  Gegenstände«  und  ein  Gedicht: 
»Maurerworte,  dem  Br.  v.  Ziegeler  zu  »ei- 
nem Wiegenfeste  gewidmet« ;  neide  Arbei- 
ten befinden  sich  in  »Asträa«  1846  und 
1847.    [Vgl.  A.  III,  S.  130;  XII,  S.  125. 

Sylt  (Insel  in  der  Nordsee,  zur  preuss. 
Prov.  Schleswig -Holstein  gehörig).  Hier 
besteht  in  Westerland  eine  brüderliche 
Vereinigung,  die  während  der  Kurzeit  Ver- 
sammlungen abhält.  Seit  1886  sammelt  sie 
einen  Fonds  zur  Schaffung  einer  Freistelle 
für  ein  Freimaurerkind  in  der  Kinderheil- 
stätte in  Westerland,  dessen  Verwaltung 
seit  1895  der  Grossloge  von  Hamburg  über- 
wiesen ist  [vgl.  L.  1895,  S.  38,  101.J 

Symanskl.  J.  D.,  geb.  8.  Sept.  1789  in 
Königsberg  i.  Pr.,  Geheimer  expedierender 
Sekretär  beim  medizinisch -chirurgischen 
Stab  in  Berlin,  gest.  das.  1846,  ist  be- 
i  kannt  durch  seine  grosse  Verehrung  der 
,  Blumenwelt  und  seine  poetische  Beschäf- 
tigung mit  dieser.  Auch  sonst  hat  er  sich 
I  als  Leiter  einiger  belletristischen  Jour- 
!  nale  (»Die  Leuchte«,  1818;  »Der  Freimü- 
thige  f.  Deutschland«,  1819—20;  »Der  Zu- 
schauer«, 1821—28)  und  durch  Herausgabe 
poetischer  Werke:  »Schriftproben«  (Brl. 
1816),  »Blüthen«  (Brl.  1817),  »Ernst,  Scherz 
und  Laune«  (Brl.  1839)  einen  Namen  er- 
worben. —  Dem  Bunde  der  Freimaurer  ge- 
hörte S.  als  Mitglied  der  Loge  Zum  flam- 
menden Stern  in  Berlin  an.  Er  hat  viele 
Maurerlieder,  namentlich  grössere  Kanta- 
ten gedichtet  und  zwei  Freimaurergesang- 
bücher: »Liedertafel  für  Maurer«  (Brl.  1827) 
und  »Mnemoeynon«  (Brl.  1839)  herausge- 
geben. 

Symbol,  Symbolik,  s.  Sinnbild. 

Symbolische  Grade  nennt  man  die  drei 
\  Johannisgrade  (s.  d.).  S.  Freimaurerei. 
I  S.  Grossloge  ist  die,  die  nur  diese  Grade 
behandeln  lässt. 

Systeme,  s.  Lehrarten. 


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Szapary  —  Tafelloge  oder  Banket. 


446 

Szapary,  Paul  Qraf  v. ,  königl. 
kaiserl.  Kammerherr,  erschien  1782  auf 
dem  Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.) 
als  Abgeordneter  für  Ungarn  und  wurde, 
um  zugelassen  zu  werden,  vor  Eröffnung 
des  Konvente  am  15.  Juli  vom  Landgrafen 
Karl  von  Hessen  -  Kassel  in  den  Tempel* 
herrenorden  aufgenommen. 

SzonHtagh,  Abraham  v. ,  homöopathi- 
scher Arzt  und  Sanitäterat  in  Budapest, 
geb.  1830  in  Dobsina  (Komitat  Gömör), 
gründete  den  Verein  homöopathischer  Ärzte, 
sowie  einen  Turnverein,  dem  er  fünf  Jahre 
vorstand,  und  leitete  1866—67  eine  homöo- 
pathische Zeitschrift  in  ungar.  Sprache.  — 


1872  iu  der  Loge  St.  Stephan  aufge- 
nommen, war  er  bald  Aufseher  und  zuge- 
ordneter Meister  das.,  1876  Mitglied  des 
Beamtenkollegiums  der  Johannisgrossloge 
von  Ungarn,  1878  aber  zugeordneter  Gross- 
meister  der  Johannisgrossloge,  in  welcher 
Stellung  er  auf  dem  Verwaltungsgebiet 
eine  ausserordentliche  Rührigkeit  entfal- 
tete uud  für  die  Ausgabe  guter  Volks- 
»chrifteu  wirkte.  Das  von  der  Grossloge 
herausgegebne  Schriftchen  »Die  Freimau- 
rerei, ihr  Wesen  etc.«  (in  deutscher  und 
ungar.  Sprache)  ist  seinen  Bemühungen 
zu  danken.  Für  die  Vereinigung  der  bei- 
den Riten  in  Ungarn  trat  er  mannhaft  ein. 


T. 


Tabernakel,  a._  Stiftshütte. 

Tabor,  der  Überlieferung  nach  »der 
Berg  der  Verklärung  Jesu»,  während  nach 
Matth.  17,  1  die  Verklärung  auf  irgend 
einem  hohen  Berg  in  der  Nähe  von  Cäsarea 
Philippi  vorgefallen  sein  muss,  der  Berg 
T.  aber,  der  berühmteste  Berggipfel  Pa- 
lästinas an  der  Grenze  der  Stämme  Issa- 
schar  und  Sebulon  als  ein  Grenzstein 
zwischen  dem  Jordan-Ghor  und  der  gegen- 
überliegenden Hauptebene  des  südlichen 
Galiläa  lag.  In  dem  11.  Grad  (erhabener, 
auserwähltcr  Ritter)  des  Rite  ancien  et 
aeeepte*  wird  einem  der  auserwählten 
Meister  dieser  Name  beigelegt. 

Tadpole,  Daniel,  soll  nach  glaubwür- 
digen Nachrichten  der  Verfasser  des  die 
Gebrauchtümer  der  sog.  Alten  Maurer  (s.d.) 
in  England  enthaltenden  Buches  sein:  »The 
three  distinet  Knocks,  or  the  Door  of  the 
most  Ancieut  Free-Masonry,  opening  to 
all  Men,  neither  nacked  nor  cloathd,  bare- 
foot  nor  shod.  Being  a  universal  description 
of  all  its  branches,  from  its  first  rise  to 
tbis  present  time,  as  it  is  deliver'd  in  all 
lodges  etc.  By  W-O-V-n,  Member  of  a 
lodge  in  Eugland  at  this  time.«  (Die  drei 
starken  Schläge,  oder  das  Thor  der  ältesten 
Freimaurerei,  das  sich  öffnet  für  alle  Men- 
schen, ob  nackt  oder  bekleidet,  barfuss 
oder  beschuhet.  Das  ist:  eine  vollständige 
Beschreibung  aller  ihrer  Zweige,  von  ihrem 
ersten  Ursprung  bis  auf  die  gegenwärtige 
Zeit,  wie  sie  in  allen  Logen  mitgeteilt 
wird.  Von  W-O-V-n,  gegenwärtig  Mitglied 
einer  englischen  Loge.)  Der  Verfasser  sagt 
in  dem  Buch,  das  keinen  besonders  gebil- 
deten Mann  verrät,  er  sei  unweit  Berlin 
geboren  und  habe  in  einer  englischen  Fa- 
milie etwas  von  deren  Sprache  gelernt. 
Nach  Frankreich  gekommen,  habe  er  durch 
Prichards  (s.  d.)  Buch  »Die  zergliederte 
Freimaurerei«,  das  er  auswendig  gelernt, 
Eintritt  in  eine  Loge  erhalten,  ohne  jemals 
aufgenommen  worden  zu  sein,  und  habe 


von  dieser  einen  Logenpass  erhalten,  mit 
dem  er  in  England  um  so  mehr  Einlas* 
gefunden,  als  die  Brüder  dort  sehr  neu- 
gierig gewesen,  die  Gebrauchtümer  frem- 
der Länder  kennen  zu  lernen.  Er  sei  her- 
nach Mitglied  verschiedner  Logen  gewe- 
sen, sowohl  derjenigen,  die  unter  der  Gross- 
löge  von  England  ständen,  als  iener  der 
sog.  Alten  Maurer,  auch  habe  er  den  Royal 
Arch-Grad  erhalten  und  sei  Meister  einiger 
Logen  geworden.  T.  erklärt  das,  was  im 
Prichardschen  Buche  steht,  für  unrichtig, 
und  sagt,  dass  es  alles  dasjenige  enthalte, 
was  zur  Zeit  seines  Erscheinens  üblich  ge- 
wesen; es  sei  aber  nicht  die  Hälfte  von 
dem,  was  jetzt  im  Gebrauche  wäre.  T. 
giebt  das  damalige  Gebrauchtum  der  sog. 
Alten  Maurer,  was  so  ziemlich  gleichlau- 
tend ist  mit  demjenigen,  das  in  der  Schrift 
Jachin  and  Boaz  sich  findet.  Krause 
[Kunsturkunden,  I,  220  hat  längere 
Auszüge  aus  beiden  Büchern  gegeben.  — 
Über  T.,  dessen  Name  auf  keinen  deut- 
schen Ursprung  hinweist,  erfahren  wir 
weiter  nichts,  als  dass  er,  vom  Schuldarrest 
bedroht,  in  die  Felder  entronnen  sein  soll, 
wo  er  sich  in  einer  Sand-  oder  Lehmgrube 
verborgen  habe,  und  dass  er  dort  im  Kote 
erstickt  sei.  Die  obige  Angabe  seiner 
Autorschaft  stützt  sich  vornehmlich  auf 
Dermott  (s.  d.).    [Vgl.  oben  I,  S.  32.] 

Tafel  nennt  man  hier  und  da  jedes 
maurcrische  Schriftstück,  das  zum  Vortrag 
in  der  Loge  gelangt,  als:  Protokolle, 
Schreiben  u.  s.  w.  (S.  auch  Architekto- 
nische Tafel.) 

Tafelloge  oder  Banket  unterscheidet 
sich  von  dem  Brudermahl  dadurch,  dass  bei 
ihr  ein  bestimmtes  Gebrauchtum  beobach- 
tet wird.  Die  T.  findet  regelmässig  bei 
Festen  und  oft  nach  Aufnahmen  statt.  Geis- 
tige Anregung  und  Erhebung  wird  durch 
Trinksprüche  (s.  d),  musikalische  Vorträge 
und  gemeinschaftliche  Gesänge  geboten.  Als 
oberstes  Gesetz  des  Mahles  gilt  die  Mässig- 


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Tafelinciist« 


—  Tanner. 


447 


kcit,  welche  die  Aufrechthaltung  der  ge- 
brauchtümlichen  Ordnung  bis  zum  Ende 
ermöglicht  und  die  Gemüter  auch  für  die 
ernstesten  Worte  der  8precher  offen  und 
-empfänglich  erhält.  So  geschieht  es  häufig, 
dass  gerade  bei  den  T.  die  Herzen  am  tief- 
sten ergriffen,  am  innigsten  gerührt  und 
auf  das  brüderlichste  verbunden  werden. 
»Von  reinster  Lust  durchdrungene  fühlen 
die  Versammelten  »des  Daseins  Wert«  und 
die  Weihe  der  Liebe,  die  sich  auch 
oft  durch  Sammlungen  für  wohlthätige 
Zwecke  bethätigt.  Selbst  dem  heitern 
Scherze  ist  der  Zutritt  nicht  verwehrt, 
Auch  findet  im  Gebrauchtum  die  männ- 
liche Stärke  ihren  kräftigen  Ausdruck. 
Durch  die  schöne  Mischung  von  Ernst  und 
Scherz,  von  Rede  und  Gesang,  durch  die 
Verbindung  von  leiblichen  und  geistjgen 
Genüssen  flechten  die  T.  einen  Blüten- 
kranz von  hohen  Freuden,  bilden  sie  die 
Krone  des  maurerischen,  geselligen  Froh- 
sinns und  Geben  allen  Tischgenossen 
das  freudigste  Bewusstsein  edler  Mensch- 
lichkeit. Der  hohe  Wert  der  maurerischen 
Tafelfreuden  macht  sich  daher  auch  allen 
Teilnehmern  von  selbst  fühlbar  und  lehrt 
sie  eine  Kunst  verehren  und  lieben,  die 
ebenso  ernste,  wie  heitere  Stunden  zu  be- 
reiten versteht.  Die  T.  sind  vor  1717  nicht 
gebräuchlich  gewesen.  Die  Franzosen  waren 
es  jedenfalls,  denen  wir  sie  verdanken.  Der- 
wentwater(s.d.)  soll  die T.  eingeführt  haben. 
T.  sind  rituelle  Versammlungen,  werden 
daher  Logen  genannt.  Die  Ordnung  ent- 
spricht der  rituellen  Loge,  daher  mit  inau- 
rerischer  Bekleidung  und  gewisser  Ordnung 
der  Plätze.  Über  ein  gemeinsames  Ritual  hat 
man  sich  in  Deutschland  noch  nicht 
geeinigt,  obgleich  daraufhin  Anträge  ge- 
stellt wurden.  [Vgl.  FZ.  1895,  S.  38.  j  Der 
Deutsche  Grosslogenbund  hat  einen  dahin 
gehenden  Antrag  1898  abgelehnt.  Es 
scheint  das  auch  nicht  nötig,  da  im  all- 
gemeinen Einheitlichkeit  herrscht,  Ab- 
weichung in  Nebendingen  nicht  stört. 
Von  den  alten  Gebräuchen  und  Bezeich- 
nungen bei  T.  für  die  Tischgerätschaften 
und  die  gangbarsten  Genüsse  [L.  IX,  74J 
kommt  man  in  neuerer  Zeit  mit  Recht 
immer  mehr  ab.  Das  Ritual  bei  den  T. 
anz  abzuschaffen,  ist  nicht  anzuraten ;  es 
ient  zur  Aufrechterhaltung  der  Ordnung 
und  der  edeln  Stimmung.  Es  muss  nur 
in  der  rechten  Weise  gehandhabt  werden. 
Eine  Tafelordnung  ist  notwendig  bei 
grössern  Festen;  dazu  dient  auch  ein 
Tafelmeister.  Ruhe  und  Ordnung  sind 
streng  aufrecht  zu  erhalten.  Strafen  für 
unzulässige  Handlungen  (der  sog.  gelbe 
Mann)  sind  noch  hier  und  da  gebräuch- 
lich, dienen  aber  mehr  der  Armenkasse, 
als  der  Ordnung  und  wirken  oft  das  Ge- 
genteil. Man  hat  deshalb  die  sog.  Ge- 
fängnisse in  vielen  Logen  abgeschafft  und 
bessere  Ordnung  erzielt.  Die  Dauer  der 
T.  sollte  nicht  zu  weit  ausgedehnt  werden ; 


jeder  Luxus  ist  zu  vermeiden.  T.  mit 
Schwestern  werden  unter  besonderm  Ritual 
abgehalten.  Die  Frage,  die  T.  wegen  der 
der  damit  verbundnen  Ausgaben  einzu- 
schränken, ist  in  neuerer  Zeit  mehrfach 
aufgeworfen  worden.  Ausserhalb  Deutsch- 
land sind  die  eigentlichen  nach  Ritual  ab- 
gehalten T.  nur  bei  festlichen  Gelegen- 
heiten üblich,  so  in  Frankreich  regel- 
mässig nur  am  Johannisfest.  In  England 
und  Amerika  finden  zwar  ziemlich  häufig 
nach  den  freimaurerischen  Versammlungen 
gemeinschaftliche  Mahle  statt,  aber  ohne 
Anwendung  besonderer  maurerischer  For- 
men. [Vgl.  A.  U,  S.  58;  VII,  S.  96; 
IX,  S.  68,  74;  XIII,  S.  193;  1895,  S.  51. 
Bh.  1878,  S.  56.  BZC.  1899,  S.  202  (Die 
ideale  Bedeutung  der  T.).  FZ.  1856,  S.  369; 
1862,  S.  37;  1876,  S.  134,  152,  363;  1881, 
S.  3;  1895,  S.  38.  Dr.  L.  1897,  Nr.  231, 
S.  2402.  L.  VII,  145;  IX,  68;  1887,  S.  97; 
1892,  S.  67,  85.  M.  L.  1895/96,  S.  156.  R. 
1892,  S.  84.  Gesetze  für  die  T.  (Brl.  1777); 
Besondere  Gesetze  der  Loge  Ferdinand  zum 
Felsen  in  Hamburg  für  die  T.  (1790);  R. 
Fischer,  Entwurf  zu  einem  Handbuch  für 
die  Amtstätigkeit  der  Logenmeister  (Lpz. 
1891),  S.  50;  Findel,  Geist  und  Form  der 
Freimaurerei  (6.  Aufl.,  Lpz.  1899),  S.  61 ; 
Bunge,  Instruktionen  für  den  Lehrlings- 
grad (2.  Aufl.,  1894),  S.  47.] 

Tafelmeister  (hier  und  da  Intendant 
genannt),  s.  Tafelloge. 

Tag,  Freimaurer-,  reicht  vou  Anfang 
des  Jahres  bis  zu  dessen  letztem  Tag,  um 
dadurch  zu  erkennen  zu  geben,  dass  die 
Freimaurer  Tag  für  Tag,  Woche  zu  Woche, 
Monat  zu  Monat,  und  von  einem  Jahr  bis 
zum  andern  für  das  Beste  der  Brüder,  wie 
zu  eines  jeden  Nutzen  und  Wohl  arbeiten. 

Talentbrüder  nennt  man  hier  und  da 
die  musikalischen  Brüder  (s.  d.). 

Tammany,  eine  geheime  Gesellschaft  in 
Nordamerika,  die  ähnlich  den  Rotmännern 
(s.  d.)  ihre  Sinnbilder  von  den  Indianern 
entlehnte  und  dabei  wohlthätige  Zwecke 
hatte,  gestaltete  sich  jedoch  in  der  Folge 
zu  einem  politischen  Verein  um,  der  be- 
sonders in  New  York  ein  verderbliches 
Wesen  trieb.  Durch  den  Schutz,  den  sie 
dem  berüchtigten  Tweed  und  seinen  Hel- 
fershelfern angedeihen  Hess,  ist  sie  mora- 
lisch zu  Grunde  gegangen.  [Vgl.  Reform 
1868,  S.  97.] 

Tanner,  Karl  Albert  Gottlob  Baron 
v.,  geb.  in  Nürnberg,  stiftete  auf  einen 
Freibrief  des  Grossmeisters  (Rutowski  oder 
C.  G.  v.  Marschall)  hin  am  8.  Juli  1749  ge- 
meinschaftlich mit  dem  Leutnant  Konrad 
Jak.  Schmid  (s.  d.)  die  Loge  Zu  den  drei 
Hammern  in  Naumburg  (s.  3.),  deren  erster 
MeiBter  vom  Stuhl  er  vom  8.  Juli  1749 

j  bis  14.  Okt.  1750  war.    Über  »ein  Alter 
und  seinen  Stand,  wie  seine  Schicksale  ist 

i  nichts  bekannt.    [Vgl.  R.  Schröder,  Ge- 

|  schichte  der  Freimaurerei  in  Naumburg 

|  (1896),  S.  171.] 


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448  Tanz  — 

Tanz  war  früher  in  den  Logen  nirgends  j 
bekannt,  noch  erlaubt,  hat  '»ich  in  neuerer 
Zeit,  namentlich  in  deutschen  Logen  zu 
Versammlungen  mit  den  Schwestern  viel- 
fach eingebürgert,  wird  aber  ebenso  von 
andrer  Seite  gemissbilligt  und  nicht  zu- 
gelassen. Die  Grossloge  von  Utah  hat 
freilich  entschieden,  dass  der  T.  mehr  er- 
mutigt, als  verboten  werden  sollte. 

Tapte,  s.  Teppich. 

Tarnowlti  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Schlesien,  11281  £.).  Logen  das.  unter  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin:  1)  Johannis- 
loge Zum  Silberfels,  gest. 27. Febr.  1813. 
Mitgliederzahl  (1900):  112.  Vers,  den  8. 
Sonnabend  jeden  Monats.  Eignes  Logen- 
haus, Schützenstrasse.  Milde  Stiftungen  (5) 
mit  24000  M.  Gesamtkapital.  2)  Andreas- 
loge Tarnomontana,  gest.  22.  März  1892. 

Taschenbuch,  s.  Presse. 

Tasmanien  (früher  Vandiemensland, 
brit.-auBtral.  Insel).  Die  ersten  Logen 
wurden  hier  in  Hobarttown  1828—48  von 
der  Grossloge  von  Irland  gegründet.  1846 
folgte  die  Grossloge  von  England  mit  einer 
Tochterloge  ebendaselbst  und  1876  die 
Grossloge  von  Schottland.  1856  errichtete 
die  Grossloge  von  England,  später  die  von 
Schottland  und  1884  die  von  Irland  Pro- 
vinzialgrosslogen.  Am  26.  Juni  1890  bil- 
deten die  Logen  eine  selbständige  Gross- 
loge  von  T.,  die  jetzt  24  Tochterlogen  mit 
ca.  12—1500  Mitgliedern  besitzt. 

Tan,  8.  Kabeltau. 

Tanbe  und  Taubstumme.  Die  Grosse  Lan- 
desloge von  Sachsen  hat  sich  unterm  9. 
Mai  1854  gegen  die  Aufnahme  der  T.  und 
T.  ausgesprochen.  Ungefähr  um  dieselbe 
Zeit  wurde  aber  in  Hamburg  einem  T. 
das  Licht  erteilt,  und  die  dortige  Gross- 
loge erklärte  sich  gegen  die  Ansicht  der 
Grossen  Landesloge  von  Sachsen.  (8.  im 
übrigen  Aufnahme.) 

Taucha  (  St.  im  Königr.  Sachsen,  3328  E.). 
Hier  bestand  ein  8.  Jan.  1867  gegründetes 
freimaurerisches  Kränzchen,  das  1892  wieder 
einging. 

Taufe,  manrerische  (Adoption).  Die 
Loge  hat  sich  aller  kirchlichen  Einrich- 
tungen zu  enthalten,  da  sie  mit  der  Kirche 
nichts  zu  thun  hat,  ihr  vielmehr  alle  Rechte 
und  Gebräuche  lässt ;  dennoch  hat  dieTaufe 
in  Nordamerika,  wie  in  Frankreich  Eingang 
gefunden.  In  jenem  Lande  beschränkt  sie 
sich  auf  Xamengebung  der  jungen  Mit- 
bürger im  Kreise  der  versammelten  Fa-  , 
milien  der  Loge  und  ist  dort  ein  alter 
Gebrauch  [vgl.   Bh.  1865,  Nr.  37;  1866, 
Nr.  13],  gegen  den  man  sich  doch  erklären  j 
muss,  da  solche  Handlungen  nicht  Sache  i 
der  Loge  sind.    Der  Ausdruck  ist  jeden-  | 
falls  ungenau,  da  eine  T.  nicht  stattfindet. 
Für  die  französische  Maurerei  hat  der 
Ausdruck  keine  Bedeutung,  da  keine  T.- 
Hundlung  statthat,  sondern  nur  unter  ge- 
wissen Gebräuchen  den  Lufton  (s.  d.)  unter 
den  Schutz  der  Loge  stellt  und  den  ein- 


Taxil. 

zelnen  Mitgliedern  für  die  Ausbildung  und 
Erziehung  der  verwaisten  Luftons  die 
Sorge  überträgt.  [Vgl.  Clavel,  Histoire 
pittoresque,  S.  40 — 42,  über  diese  Art  An- 
nahme, und  vorzüglich  J.  M.  Ragon,  Li- 
turgie Maconnique;  Rituel  d' Adoption  de 
jeunes  Louvetons  (Lowtons)  improprement 
appelle*  bapteme  maconnique  (Paris  1862), 
und  die  Besprechung  in  L.  XXI,  150.  FZ. 
1860,  8.  386.   R.  1897,  S.  38.J 

Tante,  Reinhold,  Oberzahlmeister,  geb. 
16.  Febr.  1851  in  Zeitz,  aufgenommen  12. 
Juni  1879  in  der  Loge  Karl  zu  den  drei 
Ulmen  in  Ulm,  in  der  er  lange  Jahre  das 
Amt  des  Bibliothekars  und  2.  Aufsehers 
bekleidete,  lebt  jetzt  in  Stuttgart,  schloss 
sich  13.  Okt.  1900  der  dortigen  Loge  Zu 
den  drei  Gedern  an  und  wurde  von  dieser 
zum  zugeordneten  Meister  vom  Stuhl  ge- 
wählt. Er  schrieb:  »Maurerische  Bücher- 
kunde. Ein  Wegweiser  durch  die  Litte- 
ratur  der  Freimaurerei  mit  litterarisch- 
kritischen  Notizen«  (Lpz.  1886);  »Gebhard 
Leberecht  v.  Blücher,  der  Held  der  Be- 
freiungskriege, als  Freimaurer« (Ulm  1882); 
•Johnson  und  die  strikte  Observanz«  (Lpz. 
1885);  »Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei«  (2.  Aufl.,  das.  1895);  »Die 
deutsche  Freimaurer- Bibliographie«  (Lpz. 
1897,  auch  in  den  Mittheilungen  aus  dem 
Verein  deutscher  Freimaurer  1896/97,  S. 
86);  »Geschichte  des  Vereins  deutscher 
Freimaurer«  (mit  R.  Fischer,  Lpz.  1895); 
»Organisation  und  Grundgesetze  der  deut- 
schen Grosslogen«  (Lpz.  1900).  Ausserdem 
veröffentlichte  er  zahlreiche  journalistische 
Artikel  über  Freimaurerei  in  den  maure- 
rischen Zeitschriften. 

Taxll,  Leo,  eigentlich  Gabriel  (nach  der 
Chaine  d'union  1889,  S.  45:  Maurice)  Jo- 
gand-Pages,  geb.  21.  März  1854  in  Mar- 
seille, in  einer  Korrektionsanstalt  von  den 
Jesuiten  erzogen,  dann  extrem  radikaler 
Agitator  und  Publizist,  gründete  zahl- 
reiche Freidenkervereine  und  trat  1881 
dem  Freimaurerbunde  bei,  aus  dem  er  aber 
bald  wegen  Streitigkeiten  wieder  aus- 
schied. T.  leistete  bis  zum  23.  April  1885 
an  Verwegenheit  der  Bekämpfung  des 
Klerikalismus  ganz  Unglaubliches  unter 
vielfacher  Hervorhebung  des  Schlüpfrigen. 
Am  genannten  Tage  vollzog  er  zur  Ver- 
wirklichung einer  Mystifikation  der  katho- 
lischen Kirche  seine  angebliche  Bekehrung, 
die  als  solche  eines  Freimaurers  (er  war 
nur  Lehrling)  von  den  Klerikalen  als 
Triumph  gefeiert  wurde  und  ihm  eine 
Audienz  beim  Papste  erwirkte,  den  er  vor- 
weg für  seinen  Plan  gewinnen  musste, 
wenn  er  gelingen  sollte.  Sich  an  die  En- 
cyklika  »Humanuni  genus«  anlehnend, 
fasste  er  die  klerikalen  Gegner  und  die 
grossgezogne  Leichtgläubigkeit  bei  ihrem 
Hasse  gegen  die  Freimaurerei  und  mit  der 
Würze  gläubigfrommer  Redensarten.  Sein 
erstes  Werk,  die  »Drei  Punkte-Brüder« 
(1885),  in  dem,  wie  in  den  spätem,  Wahres 


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Tayssen  —  Teleiosis. 


449 


mit  FalHchem  gemischt  war,  machte  un- 
geheures Aufsehen  und  warf  ihm  reich- 
lichen   buchhändlerischen    Gewinn  ab. 
Nachdem  der  Weg  gebahnt  schien,  setzte 
T.,  unterstützt  von  einer  Anzahl  Mitarbei- 
ter, wie  Dr.  Hacks,  Margiotta  (8.  d.)  u.  a.,  in 
einer  Anzahl  von  Schriften  die  unglaub- 
lichsten Dinge  in  die  Welt,  »frei  aus  dem 
Handgelenk  erfunden«,  die  wie  ein  Evan- 
gelium geglaubt  und  von  der  Jesuiten- 
presße  in  der  ganzen  Welt  weiterverbreitet 
wurden,  hinter  ihm  her  Legionen  von  An- 
hängern, Laien  und  Abbls,  Bischöfe  und 
Kardinäle.  Von  andern  Fabeln  niedrer  Art 
abgesehen,  hatte  T.  einen  ganzen  Roman 
erfunden,  in  dem  zwei  Frauen  eine  Rolle 
spielten,  —  Sophie  Walder,  ein  Ausbund 
von  Schlechtigkeit,  die  einen  Teufel  zur 
»Mutter«  hatte,  und  eine  Miss  Vaughan, 
eine  Luciferianerin  und  Grossmeisterin  der 
Palladisten.    Diese  bekehrte  Bich  nachher 
und  veröffentlichte  die  »Memoiren  einer 
Kxpalladistin«,  unter  deren  Firma  sich  die 
T.'sche  Ware,  darunter  auch  Pornographi- 
sches, in  christliche  Familien  und  Klöster 
einschlich,  auch  in  Frauenklöster,  und  die 
katholische  Welt  mit  den  saftigsten  Teufels- 
geschichten erbaute.    Diese  Miss  Diana 
Vaughan  hat  sich  angeblich  nach  ihren 
Bekenntnissen  zur  römischen  Kirche  be- 
kehrt, weil  sie  empört  war  Ober  den  von 
den  Freimaurern  (Palladisten)  getriebnen 
Satanskultus,  der  schon  in  einem  Hirten- 
brief des  Regensburger  Bischofs  spukte, 
sowie  über  die  Entweihung  von  Hostien. 
In  diesen  Memoiren  regte  T.  einen  inter- 
nationalen Kongress  zur  Zerschmetterung 
der  Freimaurerei  an,  eine  Idee,  die  mit 
Begeisterung  aufgenommen  wurde.  Zahl- 
reiche Geistliche  in  Frankreich,  voran  der 
Bischof  Fava  von  Grenoble,  in  Italien  und 
anderwärts  bildeten  Ausschüsse  zur  Vor- 
bereitung dea  Antifreimaurer- Kongresses 
(s.  d.)  1896  in  Trient,  der  ein  klägliches 
Ende  nahm.   Vorher  nämlich  hatte  Mar- 
giotta, ebenfalls  ein  angeblich  bekehrter 
Freimaurer,  ein  in  vielen  Auflagen  er- 
schienenes Buch  veröffentlicht,  von  dem 
unterm  Titel  »Die  zentrale  Leitung  der 
Freimaurerei  und  ihr  derzeitiges  Oberhaupt« 
in  Paderborn  eine  deutsche  Übersetzung 
erschien.  Dagegen  trat  Findel  (s.  d.)  in  der 
Gegenschrift    »Katholischer  Schwindel« 
(Lpz.  1896)  auf,  worin  er  die  Behauptung 
einer  Zentralleitung  des  Bundes  zurück- 
wies und  den  Palladismus-  und  Vaughan- 
schwinde!  aufdeckte,  Enthüllungen,  die  der 
Jesuitenpater  Gruber  (s.  d  ),  der  Übersetzer 
der    »Drei-Punkte-Brüder«,  weiterführte 
und  ergänzte  {vgl.  Gruber,  Leo  T.'s  Palla- 
dismus-Roman  (Brl.  1897,  STeile)].  Schliess- 
lich gestand  T.  am  19.  April  1897  in  Paris 
unter  dem  Lärm  seiner  getäuschten  Zu- 
hörer, das»  er  nur  den  Versuch  gemacht 
habe,  der  Welt  zu  zeigen,  wessen  die 
katholische   Leichtgläubigkeit    und  die 
grenzenlose   Dummheit   fähig  ist.  Die 

Allgemein«  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


I  Rolle  der  Miss  Vaughan  musste  seine 
I  Schreiberin  spielen.  Diese  Selbstenthüllung 
erfolgte  früher,  als  beabsichtigt  war,  weil 
er  nach  eignem  Geständnis  die  Mystifika- 
tion nach  dem  Erscheinen  von  Findels 
Schrift  nicht  gut  weiterführen  konnte. 
(S.  Angriffe  und  Verfolgungen.)  Man 
hatte  indess  selbst  versucht,  die  ganze 
Sache  als  eine  freimaurerische  Mystifika- 
tion darzustellen,  und  ganz  ist  der  Glaube 
an  die  Wahrheit  der  T.'schen  Schwin- 
deleien nicht  geschwunden,  wird  vielmehr 
in  klerikalen  Kreisen  noch  vielfach  auf- 
recht erhalten  und  genährt,  trotzdem  T. 
nachträglich  mit  dem  grossen  Bannfluch 
vom  Papste  belegt  worden  ist.  [Vgl.  noch 
Gaston  Mery,  Ün  complot  maeonnique 
(Paris  1897);  Abbe"  de  la  Tour  de  No<5,  La 
vlritl  sur  Miss  Diana  Vaughan  la  Sainte 
et  Taxil  le  Tartuffe  (Toulouse  1897);  Rieks, 
Dr.  J.,  Leo  XIII.  und  der  Satanskult 
(Brl.  1897);  Gruber,  Betrug  als  Ende  eines 
Betruges  (Brl.  1897).  Bräunlich,  P.,  Der 
neue  Teufelsschwindel  (Lpz.  1897).] 

Taygsen ,  Peter  Christian,  war  ein 
Adept,  den  der  Prinz  Ludwig  von  Hessen- 
Darmstadt  Anfang  1776  aus  Italien  mit- 
brachte und  mit  dem  Titel  Ökonomierat 
in  seinem  Hofstaat  Heilbronn  anstellte, 
»zur  Zeigung,  Unterrichtung  und  Erklä- 
rung des  grossen  Werks.«  Er  behauptete, 
in  Norwegen  sieben  Jahre  mit  Aufwand 
von  8000  Thlrn.  laboriert,  in  Venedig  acht 
Monate  gesucht  und  viel  gesehen  zu  haben, 
aber  in  Dresden  sei,  was  seine  Feder  weder 
könne,  noch  dürfe  beschreiben,  v.  Gem- 
mingen ^s.  d.)  und  v.  Bischoffwerder  (s.  d.) 
waren  seine  Freunde  und  fleissigen  Schüler. 
Er  besass  20  Arcana  und  bot  Wöllner 
(s.  d.)  in  Berlin  ein  Arcanum  an,  alle  Ge- 
treidearten so  zu  bereiten,  dass  sie  12  und 
mehrfache  Ernte  geben,  ebenso  das  Re- 
[  zept  eine«  Arcani  gegen  Misereremei,  wo- 
bei er  den  giftigen  Mercurius  vulgi  seines 
Gifts  und  seiner  Schwärze  beraubte  und 
nach  der  Kur  den  Merkur  wieder  aus  den 
Exkrementen  ausschied.  (Aus  dem  maure- 
rischen Briefwechsel  des  Herzogs  Friedrich 
August  von  Braunschweig  in  der  Biblio- 
thek zu  Wolfenbüttel.) 

Teichmeyer,  Aug.  Heinr.  Ludw.,  Dr. 
med.  in  Jena,  geb.  in  Jena  1731,  wurde 
1758  mit  Leucht,  dem  nachherigen  Johnson 
(s.  d.),  bekannt  und  Prior  des  von  diesem  ge- 
stifteten Hochkapitels.  Er  wurde  von  ihm 
zum  Tempelritter  geschlagen  und  war  einer 
seiner  treuesten  Anhänger.  Als  Johnson 
entlarvt  war,  wurde  T.  mit  dem  Bann  be- 
legt und  ausgeschlossen. 

Telelohls  nannte  Fessler  (s.  d.)  die  letz- 
ten Aufschlüsse,  d.  i.  die  vollständige 
Geschichte  der  maurererischen  Gnostik 
(s.  d.).  Sie  sollte  nur  auserwählten  12 
Maurern  mitgeteilt  werden,  die  den  eigent- 
lichen und  wahren  Innersten  Orient  bilden 
sollten,  dem  das  Wohl  und  Wehe  der 
Brüderschaft  anvertraut  ist.  Sie  »behandelt 

29 


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450 


Tempel  —  Tempelherren  (strikte  Observanz). 


in  ihrem  ersten  Teil  den  Ursprung  und 
das  Wesen  der  ältesten  Mysterien  bis  auf 
Christus,  die  esoterische  Lehre  von  Christus, 
der  von  den  Essäern  (s.  d.)  erzogen  war, 
den  Aposteln  und  den  Gnostikern;  im 
2.  Teil  die  Gnosis  in  den  kirchlichen  Ge- 
meinden, ihre  Verhüllung  unter  dem  Man- 
tel der  Mystik  und  ihre  Aufbewahrung  in 
den  Mönchsklöstern  des  Orients,  die  Auf- 
bewahrung der  Gnosis  des  göttlichen  Reichs 
im  4.  bis  10.  Jahrhundert  durch  die  Lehre 
des  Pelagius,  die  Aufbewahrung  und  Fort- 

Sflanzung  im  10.  bis  14.  Jahrhundert;  der 
ritte  Teil  behandelt  die  Fortpflanzung 
der  Gnosis  des  göttlichen  Reichs  durch 
die  Freien  Maurer;  vom  7.  bis  11.  Jahr- 
hundert wurde  die  höhere  Baukunst  nur 
von  Mönchen  ausgeübt  und  gelehrt;  im 
12.  bis  14.  Jahrhundert  nahmen  auch  Laien 
Teil,  es  bildeten  sich  privilegierte  Korpora- 
tionen, die  ihre  eigentümlichen  Kunstge- 
heimnisse und  ihre  höhere  Gnosis  hatten, 
die  sie  ausserordentlich  verborgen  gehalten 
haben;  im  15.  bis  16.  Jahrhundert  setzten 
sie  sich  besonders  in  England  fest;  einige 
bildeten  sich  zu  städtischen  Zünften  aus, 
andre  pflanzten  die  alte  Verbrüderung 
fort,  legten  aber  einen  andern  Zweck  unter, 
nahmen  auch  andre  Stände  unter  sich  auf, 
so  dflss  die  Brüderschaft  mehr  eine  mora- 
lische Verbrüderung  war;  im  17.  Jahr- 
hundert verfolgten  die  Logen  hauptsäch- 
lich politische  Zwecke,  wobei  sie  von  den 
Jesuiten  unterstützt  wurden,  doch  blieben 
die  meisten  Logen  in  England  von  der 
schottisch- jesui tischen  Aftermaurerei  frei, 
bis  1717  das  Grossmeistcrtum  wieder  her- 
gestellt wurde.«  [Vgl.  Flohr,  Geschichte 
der  Grossen  Loge  von  Preussen,  gen.  Royal 
York  zur  Freundschaft  II,  S.  18.] 

Tempel,  ein  in  der  Freimaurerei  üblicher 
sinnbildlicher  Ausdruck  für  das  Gebäude 
oder  Lokal  der  freimaurerischen  Versamm- 
lungen, der  daher  auch  in  den  Namen 
einzelner  Logen  (T.  der  Wahrheit,  stiller 
T.  u.  s.  w.)  vorkommt.  Dieser  Ausdruck 
steht  in  Beziehung  zu  dem  T.  Salomos 
(s.  d.).  In  neuerer  Zeit  pflegt  man  dieses 
Sinnbild  auch  von  dem  moralischen  Tem- 
pclbau,  dem  Bau  eines  T.s  Gottes  im  Her- 
zen der  Menschen  und  der  Menschheit  zu 
verstehen,  zu  welcher  Deutung  mehrere 
Stellen  des  Neuen  Testaments  (Mark.  14, 
58.  1.  Cor.  S,  16,  17)  Anlass  geben.  [Vgl. 
Bh.  1896,  S.  101.   L.  1900,  S.  57. J 

Tempelherren  (strikte  Observanz).  I. 
Allgemeines.  Um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts entstand  die  Sage,  einige  der 
Vernichtung  entgangne  Tempelritter  hätten 
1314  vom  letzten  Ordensmeister  wichtige 
Geheimnisse  des  Ordens  erhalten  und  nach 
Schottland  gerettet,  um  Bie  in  den  dorti- 
gen Bauhütten  fortzupflanzen.  Darnach 
sollte  dann  die  Freimaurerei  gestaltet, 
diese  also  auf  den  Orden  der  T.  zurück- 
zuführen sein.  Verschiedne  freitnaure- 
rischc  Lehrarten  wurden  darauf  gegründet, 


besonders  in  Frankreich,  von  wo  diese  Lieb- 
haberei auch  nach  Deutschland  kam  und  in 
der  sogen,  strikten  Observanz  (s.  unter  II) 
feste  Gestalt  zu  gewinnen  suchte,  indem 
der  alte  Orden  wieder  hergestellt  werden 
sollte.    Auch  in  England,  Irland,  Schott- 
land, Kanada  (8.  Templerorden,  britischer) 
und  Nordamerika  (s.  d.)  fand  die  Richtung 
Eingang,  und  in  diesen  Ländern  blühen  die 
Lager  der  »T.«  (Encampments  of  Knight 
Templars)  heute  mehr,  als  je  zuvor,  zeigen 
sich  in  Amerika  sogar  mit  Vorliebe  öffent- 
lich in  ihrer  vollen  Ordenstracht.  Auch  in 
der  schwedischen  Lehrart  hat  die  Templerei 
einen  breiten  Platz  erhalten  und  in  den 
nordischen  Grosslogen  (Schweden,  Däne- 
mark,  Norwegen)  bis  heute  behauptet, 
während  die  Grosse  Landesloge  in  Berlin, 
deren  Gründer  v.  Zinnendorf  (s.  d.)  die 
Akten  aus  Schweden  bezog,  den  Zusammen- 
hang der  Freimaurerei  mit  denT.  in  neuerer 
Zeit  aufgegeben  hat,  da  er  durch  ge- 
schichtliche Forschungen  keine  Bestätigung 
finden    konnte.     Manche    ältere  Maurer 
können  zwar  von  dem  Glauben  an  die 
Richtigkeit  der  alten  Überlieferung  sich 
noch    nicht   recht    losreissen;    da  aber 
quellenmässige  Beweise  dafür  niemals  zu 
erbringen  sein  werden,   so  ist  für  die 
deutsche  Freimaurerei  durch  den  förm- 
lichen Beschluss  der  gesetzgebenden  Ver- 
sammlung derGrossen  Landesloge  in  Berlin 
die  Frage  als  endgültig  erledigt  zu  betrach- 
ten.  [Vgl.  die  Artikel  Clermont,  Gugo- 
mos,  Konvent  au  Wiesbaden,  Meutern  p- 
ler,  sowie  die  vorige  Auflage  III,  S.  873.] 
—  II.  Geschichte  des  v.  Hundschen 
T.-Systems,  der  sogen,  strikten  Obser- 
vanz.   Dieses  System  wurde  wahrschein- 
lich gegen  oder  um  1742  in  Paris  gestiftet, 
um  dadurch  die  Anhänger  der  Stuarts  und 
ihre  Zwecke  zusammenzuhalten  und  zu 
verstecken.  Um  es  in  Deutschland  zu  ver- 
breiten, wurde  zuerst  C.  G.  v.  Marschall 
(s.  d.)  darin  eingeführt  und  zum  Provin- 
zialgrossmeister  (Heenneister)   der  VEL 
Provinz,  Deutschland  zwischen  Elbe  und 
Oder,  ernannt,  dann  als  sein  Nachfolger, 
13.  Okt.  1742,  v.  Hund  (s.  d.),  den  man  an 
ihn  verwies,   v.  Marschall  hatte  die  Loge 
Aux  trois  marteaux   in  Naumburg  fob 
auch  die  in  Dresden?)  errichtet,  und  aen 
Naumburger  Maurern,  schon  im  Lehrlings- 
grad, Ritternamen  gegeben,    v.  Hund  fing 
1750  oder  1751  an,  einige  Maurer  zu  Rittern 
zu  machen  und  errichtete  ein  Provinzial- 
kapitel,  beeilte  sich  aber,  der  kriegerischen 
Zeiten  wegen,  so  wenig  mit  der  Ausbrei- 
tung, dass  er  wahrscheinlich  1764  erst 
etwa  zehn  Ritter  hatte;  nun  berief  ihn 
Johnson  (s.  d.  und  Konvent  su  Alten- 
berge) im  Mai  1764  nach  Altenberge,  und 
hier  schlug  er  mehr  als  30  zu  Rittern. 
Von  jetzt  an  verbreitete  sich  das  System 
über  ganz  Deutschland  (das  Weitere  s. 
unter  Hund).    Im  J.  1776  starb  v.  Hund, 
der  neben  manchem  Verdruss  und  vielerlei 


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TemjHslherren  (strikte  Observanz). 


451 


Kränkungen  erlebte,  dass  sich  sein  Sys- 
tem auch  nach  Frankreich,  Süddeutsch- 
land und  Italien  verbreitete,  wo  die  II., 
III.,  V.  und  VIII.  Provinz  eingerichtet 
wurde.  Nach  v.  Hunds  Tode  bewarb  sich 
der  Herzog  Karl  von  Södermanland  (1809 
bis  1818  als  Karl  XIH.  König  von  Schweden) 
um  die  Heermeisterstelle  der  VH.  Provinz. 
Eine  Versammlung  fand  16.  Juli  1777 
zwischen  den  schwedischen  Abgeordneten, 
QrafOzenstierna  und  v. Plommenfeldt  (s.d.) 
und  dem  Abgeordneten  des  Herzogs  Fer- 
dinand von  Braunschweig  und  des  Direkto- 
riums, Schwartz  (s.  d.),  v.  Rhetz  (b.  d.)  und 
Graf  Marschall  statt,  wo  beide  Teile  einan- 
der die  Rituale  aller  Grade  gegenseitig  aus- 
lieferten und  vorläufige  Bedingungen  im 
Fall  der  Wahl  aufstellten;  dann  16.— 22. 
Okt.  1777  ein  Konvent  zu  Leipzig  (s.  Kon- 
vent zu  Leipzig);  vom  16.  Juli  bis  1. 
Sept.  1778  der  Wahlkonvent  zu  Wolfen- 
büttel (s.  d.)  und  endlich,  weil  der  Herzog 
von  Södermanland  die  von  ihm  verlangten 
Bedingungen  verwarf,  vom  24.  Aug.  bis 
9.  Dez.  1779  der  Deputationstag  zu  Braun- 
schweig (s.  Deputationatag),  auf  dem  der 
Vereinigungsvertrag  mit  dem  schwedischen 
Hochkapitel  endgültig  abgeschlossen  und 
zuletzt  11.  Dez.  der  Baron  v.  Leijonhufvud 
(s.  d.)  für  den  schwedischen  Herzog  als  Heer- 
meister eingesetzt  wurde.  Der  neue  Heer- 
meister fand  bald,  dass  er  sich  in  manchem 
geirrt  hatte;  dass,  während  er  in  Deutsch- 
land, wie  in  Schweden,  über  die  ganze 
Maurerwelt  zu  herrschen  und  dadurch  viel- 
leicht politische  Zwecke  zu  verfolgen  ge- 
dacht hatte  (das  gab  ihm  der  Landgraf 
Karl  von  Hessen  ohne  weiteres  Schuld), 
man  in  Deutschland  den  Herzog  Ferdi- 
nand allgemein  als  den  Höhern,  als  den 
eigentlichen  Grossmeister  betrachtete,  der 
auch,  ohne  bei  ihm  angefragt  zu  haben, 
Umlaufschreiben  erliess,  sogar  schon  19. 
Sept.  1779,  also  vor  der  Einsetzung  des  neuen 
Heermeisters,  eins,  in  dem  er  die  Frage 
aufwarf,  ob  man  wirklich  Recht  habe,  sich 
für  Nachfolger  des  Tempelordens  zu  hal- 
ten, und  auf  den  5.  Aug.  des  folgenden 
Jahres  zu  einem  Generalkonvent  einlud, 
der  erst  1782  in  Wilhelmsbad  gehalten 
wurde.  Herzog  Karl  erfuhr  bald,  dass 
man  in  Deutschland  sich  von  seinen  Ge- 
sandten für  betrogen  halten  musste,  welche 
die  Mitteilung  der  in  Schweden  vorhand- 
nen  höhern  Geheimnisse  versprochen 
hatten,  an  deren  Auslieferung  er  nicht 
dachte,  und  die  ausgesagt  hatten,  er  und 
sein  Hochkapitel  kenne  den  noch  amtieren- 
den Grossmeister,  den  man  noch  immer 
suchte.  Man  erfuhr  aber,  dass  er  dafür  den 
letzten  Prätendenten  hielt,  der  unter  dem 
Namen  Graf  v.  Albanien  in  Florenz  und 
Rom  lebte.  Nun  wurde  ihm  angezeigt, 
dass  dieser  Prinz  schon  1777  gegen  v. 
Wächter  (s.  d.)  erklärt  hatte,  er  sei  es  nicht 
allein  nicht,  sondern  sei  niemals  Frei- 
maurer gewesen;  ja  als  der  Herzog  Karl 


ihm  seine  Wahl  zum  Heermeister  mit  der 
Bitte  um  seine  grossmeisterliche  Bestä- 
tigung angezeigt  hatte,  setzte  sich  der 
Prätendent  darüber  mit  v.  Wächter  in  Ver- 
bindung, und  dieser  sandte  den  ganzen 
Briefwechsel  in  Abschrift  nach  Braun- 
schweig. In  ungnädigen  Ausdrücken  trat 
der  Herzog  Karl  von  Södermanland  zu 
Anfang  1781  zurück  und  brach  allen  Ver- 
kehr ab.  Eine  neue  Heermeisterwahl  fand 
in  der  VH.  Provinz  nicht  statt,  weil  man 
schon  längst  mit  der  Zusammenberufung 
des  Generalkonvents  umging,  der(der  letzte) 
vom  16.  Juli  bis  1.  Sept.  1782  zu  Wilhelms- 
bad in  Kurhessen  (s.  Konvent  su  Wil- 
helmsbad) gehalten  wurde.  Hier  wurde 
der  Tempelorden  verlassen  und  das  schon 
1778  von  den  französischen  Provinzen  an- 
genommne  System  mit  kleinen  Abände- 
rungen unter  dem  Namen  der  Ritter  der 
Wo  h  1 1  h  iit  i  gk  eit (s.d. )  eingeführt.  Herzog  Fer- 
dinand wurde  Generalgrossmeister  aller  ver- 
einigten Logen,  Landgraf  Karl  von  Hessen 

|  sein  Vertreter  und  bezw.  Nachfolger,  und 
die  Einteilung  von  Europa  in  neun  Pro- 
vinzen wurde  beibehalten,  aber  mit  verän- 
derter Reihenfolge,  so  dass  die  bisherige  VIL 
nun  die  erste  wurde.  Die  V.  Provinz, 
Burgundia,  deren  Provinzialkapitel  seinen 
Sitz  in  Strassburg  hatte,  wurde  in  v.  Hunds 
Auftrag  1772  vom  Major  v.  Weiler  (s.  d.) 
eingerichtet,  die  II.  Albernia  (Auvergne), 
die  von  Lyon  aus  regiert  wurde,  1774,  in 
eben  dem  Jahre  die  HI.  Occitania  (Langue- 
doc),  deren  Provinzialkapitel  zuerst  in  Bor- 
deaux war.  Alle  drei  verehrten  v.  Hund  als 
ihren  Heermeister,  nannten  ihn  aber  Gross- 
administrator; 1776,  noch  vor  seinem  Tode, 
schlössen  sie  einen  Vereinigungsvertrag 
mit  dem  Grossorient  von  Frankreich.  Die 
V.  wählte  1777  den  sachsen-meiningischen 
Geheimrat  v.  Dürkheim  zum  Heermeister; 
ob  auch  die  beiden  andern  eine  Ergän- 
zungswahl gehalten  haben,  ist  nicht  be- 
kannt geworden.  Die  U.  und  V.  hielten 
vom  25.  Nov.  bis  27.  Dez.  1778  in  Lyon 
einen  Konvent,  auf  dem  sie  den  Namen 
Tempelherr  ablegten,  weil  er  der  französi- 
schen Regierung  Verdacht  erwecken  könnte, 
und  ihren  Orden  in  den  der  Che- 
valiers bienfaisants  de  la  Sainte  Cite"  ver- 
wandelten. —  Auch  die  aus  Süddeutsch- 
land und  Italien  bestehende  VHI.  Provinz 
war  schon  1772  in  Thätigkeit  und  in  zwei 
Grossprioreien  geteilt,  auch  sie  hatte  v. 
Hund  zu  ihrem  Provinzialgrossmeister  er- 
wählt und  in  Deutschland  einige  Kapitel: 
in  Wien,  München,  Stuttgart,  Meiningen, 
in  Italien  nur  eins,  in  Turin.  1777  wählte 
sie  den  Grafen  Bcrnez  in  Turin  zum  Pro- 
vinzialgrossmeister und  errichtete  auch 
Kapitel  in  Neapel  und  Padua.  —  HI.  Ri- 
tualistik.  Das  System  bestand,  ausser 
den  drei  Maurergraden,  aus  4.  dem  Schot- 
tengrad, in  dem  alle  diejenigen  stehen 
blieben,  die  man  nicht  zu  Rittern  zu  machen 

|  beabsichtigte,  5.  dem  Novizen  und  6.  dem 

29* 


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452 


Tempelherren  (strikte  Observanz) 


Tempelritter;  etwa  1770  setzte  v.  Hund 
noch  einen  7.  den  Equea  professus,  hinzu. 
Im  Schottengrad  ist  der  Aspirant  verdäch- 
tig, einer  der  Mörder  Hirams  zu  sein,  wird 
aher  ohne  eigentliche  Verteidigung  be- 
gnadigt. Hiram  ist  nicht  tot,  sondern  er- 
wacht und  im  Begriff,  aufzustehen  als  No- 
tuma  (Anagramm  von  Aumont,  der  im 
folgenden  Grade  als  Molays  erster  Nach- 
folger angegeben  wird,  also  ist  Hiram 
Molay).  Im  Novizengrade  war  das  Ritual 
sehr  einfach:  er  sollte  die  Prüflingsstufe 
für  die  künftigen  Ritter  sein;  in  ihm 
wurde  die  ierfundne)  Geschichte  des 
Ordens  seit  Molays  Tode  mitgeteilt.  Im 
Rittergrad  war  die  Einführung  sehr 
feierlich  und  das  Ritual  ganz  lateinisch 
mit  ordentlichen  Liturgien.  Der  neue 
Ritter  wurde  mit  einer  Ritterrüstung  be- 
kleidet, erhielt  knieend  den  förmlichen 
Ritterschlag  und  dabei  einen  lateinischen 
Ritternamen  nebst  Denkspruch.  Dieser 
Grad  war  der  eigentliche  Orden,  der  das 
Ganze  regierte,  ohne  den  untern  Graden 
Rechenschaft  schuldig  zu  sein.  Das  Ritual 
des  letzten  Grads,  Eques  professus,  war 
ebenfalls  lateinisch  und,  da  sogar  die 
Regel  des  heiligen  Bernhard  beschworen 
wurde,  so  vollständig  katholisch,  dass  man 
sich  fast  wundern  möchte,  dass,  wenn  auch 
nicht  viele,  doch  manche  Protestanten, 
nebst  Fürsten,  wie  Herzog  Ferdinand  (1777), 
ihn  annahmen;  am  verbreitetsten  war  er 
freilich  in  Süddeutachland  und  Italien.  — 
IV.  Organisation.  Der  Orden  war  ein- 
geteilt in  Provinzen,  Diözesen,  Präfekturen 
und  Kommenden.  Nach  v.  Hunds  Angabe, 
und  zwar  auf  Grund  einer  von  ihm  be- 
glaubigten Abschrift  des  angeblich  in  der 
Grossloge  von  England  befindlichen  roten 
Ordensbuchs,  sollte  Europa  seit  alten  Zeiten 
in  Ordensprovinzen  eingeteilt  sein:  1)  Ar- 
ragonien,  2)  Albernia  (Auvergne),  3)  Occi- 
tania  (Languedoc),  4)  Legio  (Leon,  nicht 
Lyon;  Leon,  Königreich  im  nordwestlichen 
Spanien),  5)  Burgundica,  6)  Britanica  (Bre- 
tagne), 7)  Germania  inferior  ad  Albim  et 
Oderam  (Deutschland  an  der  Elbe  und  der 
Oder),  8)  Germania  superior  ad  Danubium, 
Padum  et  Tiberim  (Oberdeutschland  an 
der  Donau,  dem  Po  und  dem  Tiber), 
9)  Graecia  et  Archipelagus  (Griechenland 
und  den  Inseln  des  Archipels).  Jede  Pro- 
vinz hatte  einen  Provinzialgrossmeister, 
ein  bestimmtes  Wappen,  Farbe  und  Denk- 
Mpruch.  Diese,  in  die  strikte  Observanz 
eingeführte  Einteilung  wurde,  Bolange  v. 
Hund  lebte,  beibehalten.  Da  nicht  alle 
Provinzen  in  Thätigkcit  gekommen  waren, 
wurde  auf  dem  Konvent  zu  Wilhelmsbad 
(s.  d.)  eine  andre  Reihenfolge  und  der 
Sitz  des  Heermeisters  beschlossen :  1)  Nieder- 
deutschland bis  ans  Baltische  Meer  (früher 
siebente  Provinz);  Sitz  des  Heermeisters: 
Sonneburg;  2)  Auvergne  (Paris);  3)  Occi- 
tania(Bordeaux);  4)Italien  (Turin);  5)Bour- 
gogne  (Strassburg);  6)  Oberdeutschland  an 


der  Donau,  dem  Po,  dem  Tiber  und  Hol- 
land (Heidelberg);  7)  Österreich,  Ungarn, 
Böhmen  und  die  Lombardei  (Wien);  b)  und 
9)  waren  für  Russland  und  Schweden,  falls 
diese  sich  anschliessen  würden,  bestimmt. 
Bis  zur  neuen  Einteilung  (17*2)  war  die 
siebente  Provinz  die  hervorragendste  und 
thätigste;  sie  war  in  vier  Diözesen  oder 
Subpriorate,  diese  in  Präfekturen  einge- 
teilt; die  thätigsten  unterstanden  einem 
Provinzial-Kapitel.  Auf  dem  Konvent  zu 
Kohlo  (s.  d.)  wurden  die  fünf  ältern  Prä- 
fekturen: 1)  Tempelburg  (russische  Provinz 
Kurland);  2)  Gommern  (Dresden);  8)  Derla 
(Leipzig);  4)  Brunopolis  (früher  Soltwedel, 

!  Braunschweig);  5)  Kallenberg,  die  braun- 

1  schweig-lüneburgschen  Lande  (Hannover), 
für  exemt  erklärt  und  ihnen  Sitz  und 
Stimme  im  Provinzial-Kapitel  eingeräumt; 
diesen  folgten  6)  Templin (Berlin);  7)Baruth 
(Görlitz);  8)  Rittersfelde  (Frankfurt  a.  M. 
und  Mainz);  9)  Nistiz  in  Schlesien,  sonst 
Grossglogau  oder  Appelstedt;  10)  Königs- 
berg i.  Pr.  und  11)  Wismar;  später:  12) 
Ratzeburg  oder  Eckhorst  (Mecklenburg); 
13)  Ivenak  (Hamburg);  14)  Templar  (Kassel 
mit  den  Hessen  -  Kasseischen  Landen, 
Aachen.  Düsseldorf,  Hochstift  Köln  und 
den  weiter  am  Rhein,  auch  in  den  Nieder- 
landen zur  siebenten  Provinz  gehörenden 
Ländern,  mit  Ausschluss  der  preussischen 
und  den  schon  andern  Sprengein  zugewies- 
nen);  15)  Supplinburg  (Ansbach  und 
Bayreuth);  16)  Danneberg  (Weimar  und 
Thüringen) ;  17)  Binin  ( Kopenhagen) ;  Eyden- 
dorp  (Schleswig),  Bremen  und  Lübeck  ge- 
hörten zu  Ivenak;  lb)  Rodomskoy  (Prag 
mit  dem  Königreich  Böhmen  unter  Aus- 
schluss der  Grafschaft  Glatz.  Die  Verbrei- 
tung und  Erhaltung  des  Ordens,  die  beab- 
sichtigten Wohlthätigkeitsanstalten,  die  zu 
bauenden  Fabriken  und  die  den  Rittern 
und  Waffenträgern  zu  zahlenden  Präbcndeu, 
erforderten  bedeutende  Summen.  Obgleich 
v.  Hund  schon  sein  ganzes  Vermögen  ge- 
opfert hatte  und  die  Einnahmen  von  1760 
bis  1787  auf  1500000  Thaler  berechnet 
waren  (s.  rotes  Ordensbuch,  Archiv  zu 
Braunschweig),  wurden  die  Ausgaben  nicht 
gedeckt.  Wer  noch  keinen  Beitrag  zum 
Ordensfonds  gemacht  hatte,  musste  einen 
•Reconciliationsrevers«  ausstellen,  d.h.  auf 

j  die  zu  erwartende  Präbende  verzichten. 
Nach  v.  Hunds  Tode,  bis  zur  Wahl  eines 
Heermeisters  übernahm  Herzog  Ferdinand 
von  Braunschweig  die  Führung  der  sie- 
benten Provinz.  Das  Ordensdirektorium 
wurde  1786  nach  Weimar  und  später  nach 
Dresden  verlegt.  Ausser  der  siebenten 
Provinz  war  nur  noch  die  frühere  achte 
in  Thätigkeit  getreten;  zu  ihr  gehörten 

j  die  Präfekturen:  Rothenburg  (Meiningen ), 
Herrenburg  (Stuttgart),  das  Subpriorat  St. 
Pölten  (Wien),  das  Kapitel  Phönix  in 
Petersburg,  die  Diözese  Polen  (Warschau) 
und  das  Kapitel  in  Krakau.  1780  erneu- 
erte der  Herzog  von  Södermanland  (König 


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TempelherrenordeD,  der  neue 

Karl  XIII.)  ohne  Zustimmung  der  übrigen 
Provinzen  die  neunte  Provinz  (Schweden 
und  Russland)  und  ernannte  sich  zu  deren 
Heermeister.  —  V.  Litteratur.  Aus  der 
reichhaltigen  Litteratur  über  diesen  Ge- 
genstand [Lenning  III,  495—504;  Kloss, 
Bibl.,  8.  148 — 74;  Taute,  Maurerische 
Bücherkunde,  S.  806— 43;  Wilcke  Ge- 
schichte der  T.  (2.  Aufl.,  1860),  II,  506-21] 
heben  wir  nur  die  Schriften  über  die 
Fortsetzung  des  Templerordena  und  den 
Zusammenhang  mit  der  Freimaurerei 
hervor:  Fr.  Nicolai,  Versuch  über  die 
Beschuldigungen,  welche  dem  T.-Orden 
gemacht  wurden  und  über  dessen  Geheim- 
nisse (Brl.  und  Stettin  1782),  2  Bde.  K. 
G.  Anton,  Untersuchung  über  das  Geheim- 
niss  und  die  Gebräuche  der  T.  (Dessau 
1 782).  (P.  J.  S.Vogel)  Briefe,  die  Freimaurerei 
und  T.  betreffend,  1. — 3.  Sammlung  (Nürb. 
1788—85),  Gmelin,  Schuld  oder  Unschuld 
des  T.-Ordens  (Stuttg.  1893).  Schottmüller, 
Der  Untergang  des  Templerordens  (2 
Bde.,  1887)  und  alle  Schriften  über  die 
strikte  Observanz,  das  Klerikat,  Gugomos, 
die  Schwedische  Lehrart,  die  Neutempler 
zu  Paris,  Heredom  von  Kilwinning  u.  s.  w. 
(s.  die  betr.  Artikel).  A.  Z.  1824,  S.  1, 
276.  Bh.  1861,  S.  28;  1884,  S.  337;  1889, 
S.  408.  FZ.  1880,  Nr.  19.  HZC.  Nr.  138, 
S.  30;  Nr.  141,  S.  40.  L.  1879,  Nr.  22; 
1882,  S.  124;  1896,  S.  185.] 

Tempelherrenorden,  der  neue,  in  Frank- 
reich, s.  Neutempler. 

Tempelritter,  1)  britische,  s.  Templer- 
orden, britischer;  2)  in  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika,  s.  Nord- 
amerika (oben  II,  S.  105). 

Tempels,  Geweiht«  de»  Innern,  heisst 
der  6.  Grad  in  der  Lehrart  der  Grossen 
National -Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln in  Berlin. 

Temperenzbewegung.  Sie  hat  in  vielen 
nordamerikanischen  Logen  Fuss  gefasst 
und  sogar  in  der  Verfassung  und  den  Ge- 
setzen einiger  Grosslogen  Anerkennung 
gefunden. 

Templar,  Knight  Templar  (Templer, 
Tempelritter),  s.  Tempelritter. 

Templerorden,  britischer,  oder:  die 
vereinigten  geistlichen  Orden  des  Tempels 
und  des  heiligen  Johannes  von  Jerusalem, 
Palästina,  Rhodus  und  Malta  (United  Re- 
ligious  and  Military  Orders  the  Temple, 
and  of  St.  John  of  Jerusalem,  Palestme, 
Rhodes,  and  Malta).  I.  Allgemeines. 
Dazu  gehören,  wenn  auch  voneinander 
unabhängig:  1)  die  Grosspriorei  (Great 
Priory)  von  England  und  Wales;  2)  das 
Grosslager  (Early  Grand  Encampment)  von 
Schottland;  3)  das  Chapter  General  von 
Schottland ;  4)  die  Grosspriorei  von  Irland 
und  5)  die  Grosspriorei  von  Kanada. 
Der  T.  ist  ein  orthodox -christlicher  (trini- 
tarischer)  und  ritterlicher  Orden,  dessen 
Hauptzweck  die  Verteidigung  des  christ- 
lichen Glaubens  bildet.  Er  ist  von  der  Frei- 


—  Templerorden,  britischer.  453 

maurerei  verschieden  und  hat  mit  ihr  gegen- 
wärtig nichts  gemein.   Ebenso  ist  er  nicht 
zu  verwechseln  mit  der  Templerei  der  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  (s.  d. 
unter  II),  sowie  mit  andern  templerischen 
Systemen.  II.  Geschichtliches.  Bereits 
um   1686  gab  es  in  Schottland  Temp- 
ler,  ja   es   gab   schon    in   der  ersten 
Hälfte    des    18.    Jahrhunderts    in  den 
maurerischen  Logen  Templerei  an  zahl- 
reichen Orten  in  Schottland  und  England 
im  Geheimen.    Es  wurde  selbst  Temple- 
rei in  den  Logenräumen,  getrennt  von  den 
freimaurerischen  Arbeiten,  getrieben,  wie 
denn  überhaupt  in  der  damaligen  Zeit 
Templer  und  Johanniter  unter  dem  Schutz 
der  freimaurerischen  Logen  angetroffen 
werden.  Alle  diese  templerischen  Gruppen 
waren  aber  voneinander  unabhängig.  Ge- 
en  Ende  des  18.  Jahrhunderts  erging  von 
en  Grosslogen  von  England  und  Schott- 
land ein  Verbot,  andre  als  freimaurerische 
Versammlungen  in  den  Logenräumen  ab- 
zuhalten.    Infolgedessen   begannen  die 
Templer,  sich  selbständig  zu  organisieren. 
Das  geschah  1791  durch  Thomas  Duncker- 
ley  (s.  d.),  der  sämtliche  templerische  Heer- 
lager zu  einem  Grosskonklave  vereinigte, 
wobei  Prinz  Eduard,  später  Herzog  von 
Kent,  das  Protektorat  übernahm.  Nach 
der  Zeit  erscheint  die  Templerei  wieder 
mit  der  Freimaurerei  als  ein  Hochgrad 
verquickt,  namentlich  unter  der  Grossmeis- 
terschaft des  Herzogs  von  Sussex  (1812 
bis  1848).    Sein  Nachfolger  Charles  Ke- 
meys-Tynte  (1846—1860)  begann  eine  aber- 
malige Trennung  von  der  Freimaurerei 
und  andern  Zuthaten.  In  Schottland,  Irland 
und  Kanada  waren  ebenfalls  eigne  Gross- 
behörden entstanden.    Alle  diese  briti- 
schen Zweige  des  Ordens  wollte  man  1873 
unter  ein  Königliches  Haupt  vereinigen. 
Als  solches  wurde  der  Prinz  von  Wales  ge- 
wonnen, doch  blieb  Schottland  von  der 
Vereinigung  fern.   Verfassung,  Gebrauch- 
tum,  Bekleidung  u.  s.  w.  wurde  im  Geist 
der  alten  Ritterorden  durch  den  »Gene- 
ralkonvent«,  wie  sich  die  Vereinigung 
nannte,  umgeändert.     1883  schied  aber 
Kanada   wieder    aus    dem  Generalkon- 
vent aus.   Eine  neue  Generalreform  er- 
folgte 1895.    Der  Generalkonvent  wurde 
aufgelöst,  die  gemeinsamen  obersten  Or- 
denswürden wurden  abgeschafft,  die  Gross- 
pioreien  von  England  und  Irland  wurden 
unabhängig.    Nunmehr  trat  auch  das  Ge- 
neralkapitel von  Schottland   der  neuen 
Organisation  bei,  während  sich  das  dortige 
Grand  Encampment  und  die  Grosspriorei 
von  Kanada  von  ihr  fern  hielten,  und 
der  Prinz  von  Wales  vereinigte  als  Ordens- 
souverän diese  Zweige  der  drei  König- 
reiche,  ni.  Statistik.  Der  Grosspriorei 
von  England  und  Wales  unterstehen  120 
Präzeptoreien  mit  ca.  2500  Rittern  und 
ca.  100  Malteser -Prioreien.    Der  Gross- 
priorei von  Irland  sind  ca.  50  Präzeptoreien, 


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454  Tennessee  - 

dem  Generalkapitel  von  Schottland  ca.  12 
Prioreien  unterworfen.  Das  Grand  En- 
campment  von  Schottland  zählt  über  20 
Heerlager  (Encampments)  und  die  Gross- 
Priorei  von  Kanada  über  30  Präzeptoreien. 
Die  Gesamtzahl  ergiebt  ca.  282  Präzep- 
toreien  mit  ca.  0000  Rittern.  IV.  Littera- 
tur.  Sir  Patrick  Colquhoun,  A  Con- 
ciBe  History  of  the  Ordre  of  the  Temple. 
Ausserdem  bilden  eine  reiche  Fundgrube 
die  jährlichen  Ansprachen  des  Grossmeis- 
ters W.  J.  B.  MacLeod  Moore.  Ein  kur- 
zer Auszug  davon  als  «British  Templary« 
befindet  sich  in  H.  L.  Stillson  und  W.  J. 
Hughan,  »History  of  the  ancient  and  ho- 
norable  Fraternity  of  free  and  accepted 
Masons  and  Concordant  Ordres«.  [Vgl. 
auch  L.  1897,  1898  und  1899  in  den  Ar- 
tikeln: »Templaria  Britannica«  von  L.  v. 
Malczovich.j 

Tennessee,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Hier  entstand  eine 
Grossloge  am  27.  Dez.  1813  mit  dem  Sitz 
in  Nash  vi  11c.  Sie  zählte  1898  428  Logen 
mit  17221  Mitgliedern,  darunter  eine  deut- 
sche Loge  in  Nashville  (s.  d.).  Am  23. 
Juni  1894  ward  ein  Freimaurerheim  in 
Nashville  eingeweiht.  Am  29.  Jan.  1896 
hat  die  Grossloge  einen  Aufruf  für  den 
ewigen  Frieden  erlassen.  Eine  Neger- 
Grossloge  bildete  sich  31.  Aug.  1870  und 
vereinigt  in  88  Logen  1811  Mitglieder. 
[Zeitschriften:  The  Masouic  Kecord  (Nash- 
ville 1868  fg.);  The  Masonic  Jewel  (Mem- 
phis 1870  fg.).    T.  Mason  (Nashville).] 

Tepliti  (St.  in  Böhmen,  [1890]  17526  E.). 
Hier  hat  ein  Kränzchen  bestanden,  das 
1894  eingegangen  ist. 

Teppich,  der,  oder  Tapis,  auch  Lehr- 
lingstafel (namentlich  in  der  schwedischen 
Lehrart)  genannt,  befindet  sich  in  jeder 
Loge.  Er  enthält  im  Kähmen  eines  läng- 
lichen Vierecks  eine  Darstellung  der 
hauptsächlichsten  freimaurerischen  Sinn- 
bilder. Ihre  Auswahl  und  die  Art  ihrer  Zu- 
sammenstellung ist  je  nach  der  freimau- 
rerischen Lehrart  verschieden,  immer  aber 
können  aus  ihnen  alle  die  sittlichen  Leh- 
ren abgeleitet  werden,  durch  deren  Befol- 
gung der  Freimaurer  in  ein  solches  Ver- 
hältnis zu  Gott  und  zu  Beinen  Mitmenschen 
kommt,  wie  es  dem  Geist  der  Freimaurerei 
entspricht.  Der  T.  wird  darum  auch 
Umriss  und  Grundriss  des  Salamonischen 
Tempels  genannt;  war  dieser  doch  das 
erste  prachtvolle  Gebäude,  das  dem  Dienste 
des  einzigen  unsichtbaren  Gottes  gewid- 
met war,  dem  auch  die  Maurerarbeit  ge- 
weiht ist.  Um  den  T.  versammeln  sich 
die  Freimaurer,  wie  um  das  Allerheiligste, 
aus  dem  sie  Nahrung  für  Geist  und  Herz 
ziehen  und  mit  hinwegnehmen  sollen.  Irrig 
ist  die  Auffassung,  von  der  u.  a.  Polak 
ausgeht,  dass  sich  in  den  Sinnbildern  des 
T.'s  eine  uralte  Geheimlehre  fortpflanze, 
und  verfehlt  sind  darum  die  Versuche, 
den  T.  zum  Träger  eines  Systems  der 


-  Testament. 

Weltweisheit,  verborgner  Mysterien  oder 
historischer  Überlieferungen  zu  machen. 
—  Der  T.  war  ursprünglich  nicht 
im  Gebrauch.  Bei  Beginn  der  Arbeit 
wurde  mit  Kreide  oder  Kohle  nur  ein 
längliches  Viereck  auf  den  Fussboden 
gezeichnet  und  nach  Schluss  der  Arbeit 
wieder  entfernt.  Später  zeichnete  man  in 
das  längliche  Viereck  auch  andre  mau- 
rerische Sinnbilder.  Weil  Eimer  und  Kehr- 
wisch, die  zum  Wegwischen  der  Zeich- 
nungen notwendig  waren,  zum  Spott 
Veranlassung  gaben,  bediente  man  sich 
zur  Darstellung  der  sinnbildlichen  Figuren 
auch  schmalen  Bandes  und  kleiner  Nägel. 
Im  altschottischen  Grad  wurde  zuerst  ein 
T.  gebraucht  und  erklärt  nach  dem  Bei- 
spiel der  T.  der  Stiftshüttc  2.  Mos.  Kap. 
26.  Die  Berliner  Loge  teilte  der  von  ihr 
errichteten  Loge  in  Kopenhagen  1747 
einen  gezeichneten  T.  mit.  Die  gemalten 
T.  wurden  durch  die  strikte  Observanz 
seit  1765  eingeführt;  von  Deutschland 
fanden  sie  in  England  seit  dem  Anfang 
des  19.  Jahrb.  Eingang.  1815  traf  ein 
deutscher  Maurer  in  den  englischen  Logen 
einen  gemalten  T. ,  der  auf  dem  Boden 
lag  und  aus  mehreren  Brettern  bestand, 
die  zusammengelegt  werden  konnten.  [Vgl. 
Polak,  Die  T.  in  ihrer  historisch-pädago- 
gischen, wissenschaftlichen  und  morali- 
schen Bedeutung  (Amsterdam  1855).  — 
Krause,  Die  drei  ältesten  Kunsturkunden 
(2.  Aull.,  Lpz.  1819—21),  Abt.  I,  Bd.  1,  S. 
237,  260.  —  Fischer,  Ritual  und  Svmbol 
!  (Lpz.  1878),  S.  157.  —  Findel,  Geist  und 
Form  der  Freimaurerei  (6.  Aufl.,  Lpz.  1898), 
S.  195.  —  Leutbecher,  Der  T.  der  Masonen 
(Amsterdam  u.  Lpz.  1861).  Fischer,  R., 
Lehrlingskatechismus  (29.  Aufl.,  Lpz.  1900), 
8.  120,  125.  Bh.  1863,  S.  101,  109;  1871, 
S.  77.  L.  IX,  265;  1883,  S.  53;  1885,  8. 
28.  Z.  1879,  S.  9.  Bst.  R.  1881,  8.  42; 
1882,  S.  132.  R.  1891,  S,  69.  BZC.  1898, 
R.  360.] 

Tercy  ist  der  Name  eines  der  neun  aus- 
erwählten Meister,  die  Salomo  zur  Auf- 
findung des  vermissten  Hiram  aussaudte. 

Terrasson,  Jean,  Abbe"  und  Professor 
der  griechischen  Sprache  am  College  de 
France  u.  s.  w. ,  geb.  in  Lyon  1670,  gest. 
in  Paris  15.  Sept.  1750,  schrieb  antiqua- 
risch -philologisch  -philosophische  Sehn- 
ten. Durch  seinen  Roman  » Sethos«  (Pa- 
ris 1731  und  öfter,  übersetzt  ins  Deutsche 
von  Wend,  Hmbg.  1732,  und  Claudius, 
Brsl.  1777,  und  ins  Englische  von  Lediard, 
London  1732),  der  den  Stoff  zu  Mozarts 
Zauberflöte  gab,  wurde  die  Idee  des  Ur- 
sprungs der  Freimaurerei  aus  Ägypten 
verbreitet  und  fand  viele  Anhänger,  unter 
denen  vorzüglich  Lenoir  (s.  d),  Laurens 
(s.  d.)  und  Reghellini  de  Schio  (s.  d.)  zu 
nennen  sind,  und  worauf  zum  Teil  das 
System  Misralm  gegründet  ist. 

'Testament  über  den  maurerischen  Nach- 
lass,  s.  NachlasB. 


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Tetschen  —  Theurgie. 


455 


Tetschen  a.  d.  Elbe  (St.  in  Böhmen, 
[1890]  7299  E.).  Hier  besteht  ein  nichts 
politischer  Verein  Freundschaft,  1884 
gegründet.    3Iitgliederzahl  (1899):  19. 

Tewflk  Pascha,  Mehemed,  Vizekönig 
von  Ag)'pten,  geb.  1852,  gest.  7.  Jan. 
1892,  war  Grossmeister  der  Nationalgross- 
loge  von  Ägypten. 

Texas,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  In  Houston  befindet 
sich  seit  20.  Dez.  1837  eine  Grossloge 
mit  602  Logen  und  27662  Mitgliedern. 
Sie  besitzt  seit  1900  ein  Witwen-  und 
Waisenheim.  Eine  Grossloge  der  Farbigen 
bildete  sich  19.  Aug.  1S75  und  zählt  in 
42  Logen  903  Mitglieder.  Hier  erscheint 
eine  freimaurerische  Zeitschrift  Texas 
Freemason. 

Thal  (Valle"e).  I.  In  dem  Rite  ancien 
£cossais  und  den  ihm  ähnlichen  Uochgrad- 
lehrarten  ist  T.  Bezeichnung  der  Orte,  wo 
Chapitres  ihren  Sitz  haben,  entsprechend 
dem  »Orient«  für  die  Johannislogen.  II. 
Sonst  kommt  T.  auch  für  Orient  selbst 
vor,  namentlich  in  romanischen  Ländern. 

Thals,  Orden  des.  Zu  Anfang  des  19. 
Jahrb.  fasste  Dr.  med.  Joh.  Chr.  Ehrmann 
(s.  d.)  in  Frankfurt  a.  M.  den  Plan,  nach  der 
Idee  des  Kniggeschen  «Ordens  für  voll- 
kommene Freunde«  einen  O.  d.  T.  zu  stif- 
ten, der  auf  das  engste  Freundschafts- 
bündnis gegründet  sein  sollte  und  dessen 
Hilfsmittel  in  philanthropischer  Philoso- 
phie zu  suchen  waren.  Freunde  und  Be- 
kannte von  nah  und  fern  wurden  zu  die- 
ser Verbindung  eingeladen;  die  Sache  fand 
jedoch  nicht  Anklang  genug  und  blieb 
nur  eine  Idee.  Im  Sinne  dieses  Ordens 
schrieb  Ehrmann  den  Roman:  »Das 
Buch  Glaube,  Liebe,  Hoffnung,  oder  die 
nothgedrungene  Auswanderung  des  Ober- 
försters Joseph  Wolf,  im  J.  1807«,  heraus- 
geg.  von  Jean  Paul  (d.  i.  Christ.  Ehr- 
mann), Frkf.  1807.  Tl.  II,  das.  1810.  Es 
bestehen  zwei  Siegel  dieses  Ordens,  das 
kleinere  mit  der  Umschrift:  Sigillum  per- 
petuae  commissionis,  hat  unter  einer  Lilie 
vier  gekreuzte  Stäbe  #  und  ein  Kreuz; 
das  grössere  mit  der  Umschrift:  Sigillum 
secretum  a  x|  u>  lux  ex  tenebris,  zeigt  im 
auergeteilten  Feld  ein  Kreuz,  dessen  Mitte 
das  Hexagon  ziert,  in  den  Krcuzwinkeln 
stehen  die  Buchstaben  I.  H.  S.  V. 

Theden,  Johann  Christian  Anton, 
Arzt,  geb.  13.  Sept.  1714  in  Steinbeck  im 
Mecklenburgschen ,  gest.  21.  Okt.  1797  in 
Berlin,  im  Anfang  des  Siebenjährigen 
Kriegs  erster  Generalchirurgus  der  preußi- 
schen Armee.  1765  trat  er  der  strikten  Ob- 
servanz zu,  war  von  1765 — 67  Meister  vom 
Stuhl  der  Loge  Zu  den  drei  Zirkeln  in 
Stettin  und  von  1771—84  Hauskomtur 
(Meister  vom  Stuhl)  der  Loge  Zur  Ein- 
tracht in  Berlin;  von  1784—94  war  er 
Meister  vom  Stuhl  der  Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln,  dann  altschottischer 
Obermeister;  1796  legte  er  seines  Alters 


wegen  dieses  Amt  nieder.  [Denkmünze 
auf  ihn:  HMW.,  Nr.  9,  10.  Geschichte 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  8.  63,  85, 
89,  96.] 

Theosophie«  Die  Maurerei  als  solche 
in  ihrer  Reinheit  hat  eigentlich  nichts 
mit  ihr  zu  thun.  Man  bezeichnet  damit 
im  Gegenteil  von  Theologie  die  Lehren 
solcher  Begeisterter,  die  in  ihren  For- 
schungen über  Gott  die  Grenzen  der 
methodisch  denkenden  Vernunft  über- 
flogen und,  hingerissen  von  der  Kraft 
und  Innigkeit  ihrer  religiösen  Gefühle 
und  Bedürfnisse,  das  Wesen  und  die  Wir- 
kungsart Gottes  aus  höherer  Erleuchtung 

j  unmittelbar  durch  eine  mystische  Ver- 
einigung mit  Gott  erfahren  zu  haben  und 

I  andern    mitteilen    zu    können  glauben. 

i  Theosophische  Lehren  finden  sich  in  den 
ostasiatischen   Religionen,    wie   in  den 

I  philosophischen  Systemen,  die  den  Grund- 

I  gedanken  des  Pantheismus  in  das  phan- 

1  tastische  Element  einer  religiösen  Schwär- 
merei einbringen.  Dem  Ernste  wissen- 
schaftlicher Untersuchunggegenüber  hätten 
dergleichen  Träumereien  schwerlich  wieder 
einen  bedeutendem  Einfluss  gewinnen 
können,  wie  zur  Zeit  Jak.  Böhmers,  Sweden- 
borgs (s.  d.),  Saint-Martins  (s.  d.)  und  seibat 
Sendlings.  1875  hat  sich  aber  wieder  in  dem 
für  solche  Schwärmereien  alle  Zeit  geneig- 
ten Nordamerika  eine  Theosophische  Gesell- 
schaft gebildet,  die  sich  in  verhältnismässig 
kurzer  Zeit  über  den  ganzen  Erdkreis  ver- 
breitet hat.  Sie  will  den  Kern  einer  allge- 
meinen Menschenverbrüderung  bilden,  die 
keinen  Unterschied  der  Rasse,  dea  Glau- 
bens, der  Geschlechter  und  der  Farbe 
kennt,  sowie  —  und  das  ist  wohl  die 
Hauptsache  und  der  Unterschied  von  der 

.  Freimaurerei  —  die  unerklärten  Natur- 
gesetze, sowie  die  im  Menschen  schlum- 
mernden physischen  oder  Seelenkräfte 
erforschen.  Das  erstere  wird  freilich  an- 
geblich allein  als  unerlässliche  Bediugung 
zur  Aufnahme  in  die  Gesellschaft  hinge- 
stellt, um  damit  die  Annäherung  an  die 

I  Freimaurerei  zu  erreichen.    [Vgl.  L.  1896, 
S.  184.    FZ.  1896,  S.  291.] 
ThesaurarioB.  Einen  solchen  hatte  jedes 

'  Kapitel  im  v.  Hundschcn  Tempelherren- 
system, wie  jede  Hauskomturei  (Loge) 
ihren  Schatzmeister.  Der  Schatzmeister 
des  Provinzialkapitels  hiess  T.  generalis. 
Magnus  T.,  Schatzmeister  de»  ganzen  Or- 
dens, sollte  der  jedesmalige  Priovinzial- 
Grosssmeister  der  VI.  Provinz,  Burgund, 
sein. 

Theurgie,  eigentlich  göttliche  Handlung, 
Gottesthat,  dann  der  Name  der  vorgeb- 
lichen Wissenschaft,  den  Menschen  durch 
geheimnisvolle  Gebräuche  mit  der  Geister- 
welt in  unmittelbare  Verbindung  zu  setzen. 
Sie  macht  somit  einen  Teil  der  Magie  aus. 
(S.  die  Art.  Kabbala,  Magie,  Theosopbie.) 
i  In  der  Pseudofreimaurerei  mancher  Hocli- 


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456 


Thielen  —  Thory. 


grade ,  der  Gold-  und  Rosenkreuzerei, 
machte  sich  die  T.  auch  bemerklich,  una 
es  galten  Cagliostro  (s.  d.),  Schrepfer  (s.  d.) 
und  andre  als  grosse  Theurgen. 

Thielen,  Dr.  Adolph,  geb.  29.  Juni  1826 
in  Linden  vor  Hannover,  gest.  9.  Juni 
1898  in  Hildesheim,  trat  als  Militär  in 
preussische  Dienste,  wurde  zur  Landgen- 
darmerie versetzt  und  kam  1859  alsDistrikts- 
kommandant  nach  Hildesheim,  wo  er  un- 
unterbrochen verblieb.  1880  zur  Disposition 
gestellt,  widmete  er  seine  Thätigkeit  dem 
Gemeinwohl  und  mancherlei  andern 
Zwecken,  inbesondere  der  Militärdienst- 
Versicherungsanstalt  in  Hannover,  deren 
Subdirektor  er  war.  —  In  den  Freimaurer- 
bund trat  T.  in  der  Loge  Zum  stillen 
Tempel  in  Hildesheim  6.  März  1861,  wurde 
das.  Schatzmeister,  1.  Aufseher,  zugeord- 
neter Meister  vom  Stuhl  und  1876  bis  zu  , 
seinem  Tode  Meister  vom  Stuhl.  Viele 
seiner  vortrefflichen  Vorträge  sind  in  den 
maurerischen  Zeitschriften,  vornehmlilch 
der  FZ.,  veröffentlicht.  fVgl.  Bh.  1898,  | 
S.  233.    L.  1898,  S.  121.]  ' 

Thilo,  Johann  Karl,  Professor  der  | 
Theologie  und  Konsistorialrat  in  Halle,  i 
geb.  28.  Nov.  1794  in  Langensalza,  gest.  I 
17.  Mai  1853  in  Halle,  wurde  3.  Aug.  1819 
in  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in  Halle 
in  den  Freimaurerbund  aufgenommen.  Als  : 
Theolog  geschätzt,  veröffentlichte  er  einen 
»Codex  apoeryphus  novi  testamenti«,  in 
dem  das  Evangelium  der  Neutempler 
zum  ersten  Mal  erschienen  ist. 

Tblonville,  s.  Diedenhofen  im  Nach- 
trag. 

te  Thoms,  Friedrich  de,  geb.  wahrschein- 
lich 1697,  preuss.  Geheimer  Rat  und  ausser- 
ordentlicher Gesandter  des  braunschweig- 
scheu  und  dann  aachsen-gothaschen  Hofs 
bei  den  englischen  Königen  Georg  I. 
und  II.,  wurde  unter  der  Grossmeisterschaft 
des  Herzogs  von  Norfolk  (1729—30)  Pro- 
vinzialgrossmeister  von  Niedersachsen  [vgl. 
Konstitutionenbuch  von  1738,  engl.  Ausg. 
S.  194;  Schröder,  Materialien  I,  30J.  Dass 
er  sich  aber  jemals  in  Hamburg  aufge- 
halten habe,  ist  kaum  anzunehmen,  auch 
sind  Spuren  seiner  Thätigkeit  nicht  zu 
finden.  Iu  den  Listen  der  Londoner  Logen 
1723—35  ist  sein  Name  nicht  zu  finden. 
Er  wird  auch  du  Thou  (Thuanus)  genannt. 
[Vgl.  AQC.  IX,  82  und  HZC.  1896/97,  S. 
48,  105,  wo  sein  Bildnis.] 

Thore.  Die  drei  T.  entsprechen  den 
Eingängen  des  Salomonischen  Tempels 
im  Westen,  Osten  und  Süden.  Ihre  Deutung 
ist  in  den  eiuzelnen  Lehrarten  verschieden. 
In  der  Schröderschen  finden  sie  sich  auf 
dem  Teppich  iu  der  mauerartigen  Ein- 
fassung und  bezeichnen  die  Plätze  der 
drei  obersten  Beamten  der  Loge,  denen 
die  Pflicht  obliegt,  auf  die  Sicherheit  des 
Baus  zu  achten.  Die  drei  T.  geben  zu- 
gleich die  drei  Stufen  der  Maurerei 
an.    Das  westliche  T.  ist  der  Eingang  für 


die  Lehrlinge,  darum  ist  nur  dieses  ge- 
öffnet. Au  ihm  hat  der  erste  Aufseher 
seinen  Platz,  damit  er  die  Eingehenden 
Oberwache  und  nach  beendeter  Arbeit 
das  T.  wieder  schliesse.  Die  beiden  andern 
T.  sind  für  die  Mitglieder  der  höhern  Grade 
bestimmt  und  bleiben  darum  während  der 
Lehrlingsarbeit  geschlossen.  Sie  öffnen 
sich  nur  denen,  die  wegen  ihres  wahrhaft 
inaurcrischen  Strebens  zum  Einlass  für 
würdig  erachtet  werden.  Der  Eingang 
durch  sie  führt  durch  Süden  nach  Osten, 
nach  dem  Ort,  wo  das  höchste  Licht  er- 
strahlt. [Vgl.  Fischer,  R,  Ritual  und 
Symbol  (Lpz.  1878),  S.  160.] 

Thorn  (St.  in  der  preuss.  Prov.  West- 
preussen,  30306  E,).  1.  Am  10.  Juli  1810 
wurde  hier  eine  Loge  Der  Totenkopf 
vom  Grossorient  von  Polen  errichtet,  die 
24.  Dez.  1811  geschlossen  wurde.  [Vgl. 
oben  II,  S.  171.]  —  II.  Jetzt  bestehen  hier 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin: 
1)  eine  Johannisloge  Zum  Bienenkorb, 
gegr.  4.  Juni  1793,  eröffnet  5.  Okt.  1793. 
Mitgliederzahl  (1900):  152.  Vers.:  Freitag 
nach  dem  1.  im  Monat;  Ferien:  Juli,  August. 
Eignes  Logenhaus:  Baderstrasse  18,  seit 
11.  Okt.  1829,  nach  dem  Umbau  eingew. 
5.  April  1831.  [Vgl.  Kah,  Geschichte  der 
Loge  (1893)].  Milde  Stiftung  (eine)  mit 
einem  Kapital  von  780  M.  2)  Die  An- 
dreasloge  Sedula,  gegr.  5.  Nov.  1885. 

Thorwaldsen,  Bertel,  berühmter  Bild- 
hauer, geb.  19.  Nov.  1770  in  Kopenhagen, 
gest.  das.  24.  März  1844,  war  Freimaurer, 
wenn  auch  nicht  bekannt  ist,  wo  er  dem 
Bunde  beigetreten  ist.  Am  27.  Okt.  1819 
erschien  er  in  der  Kopenhagner  Loge 
Zorobabel  und  wurde  zu  dereu  Ehrenmit- 
glied ernannt,  wobei  Rahbek  (s.  d.)  eine 
Rede  hielt. 

Thory,  Claude  Antoine,  Maire  von 
Paris,  französischer  Gelehrter  und  Mitglied 
verschiedner  gelehrter  Gesellschaften,  geb. 
26.  Mai  1759,  gest.  27.  Okt.  1827  in  Paris. 
Ausser  seinen  (namentlich  naturwissen- 
schaftlichen) Schriften,  unter  denen  »Les 
Rosest  den  nächsten  Platz  einnimmt,  sind 
zu  erwähnen  die  •  Annales  originis«  (Paris 
1812)  und  die  »Acta  Latomorum*  (Paris 
1815),  in  denen  eine  grosse  Anzahl  Ur- 
kunden abgedruckt  sind  und  die  neben 
den  neuern  französischen  Geschichts- 
werken immer  noch  von  Wert  sind,  wenn- 
gleich T.  von  gewissen  vorgefassten  Mei- 
nungen nicht  ganz  frei  war.  Er  war  ein 
Hauptmitglied  des  Rite  öcossais  philoso- 
phique  und  V6neVable  der  Mutterloge  1786, 
1805,  1815,  sowie  der  lebenslängliche  Kon- 
servateur  des  livres,  manuscrits  etc.,  und 
hatte  daher  nach  Auflösung  des  Systems 
den  ganzen  Schatz  in  seinem  Gewahrsam. 
Wahrscheinlich  ist  nach  seinem  Tode  das 
Ganze  in  die  Hände  Morisons  (s.  &)  über- 
gegangen. T.  war  die  Seele  seines  Systems, 
sowie  sein  Einfluss  im  Bunde  überhaupt 
von  grosser  Bedeutung  war.    [Vgl.  Kloss, 


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Thou,  du  —  Thüringer  Logenverband. 


457 


Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frankreich, 
an  den  betreffenden  Stellen,  insbesondere 
I,  365,  423;  II,  304.] 

ThOU,  du,  s.  Thoma. 

Thoux  de  la  Salrerte,  Jean  de,  königl. 
poln.  Oberst,  stiftete  1763  in  Warschau 
unter  maurerischen  Formen  eine  Gesell- 
schaft unter  dem  Namen  Academie  des 
Soorets,  eine  Nachahmung  der  zu  Anfang 
des  16.  Jahrb.  von  Porta  in  Born  gestifteten 
Akademie  der  Alten  oder  der  Geheimnisse. 
Der  strikten  Observanz  gehörte  er  auch 
an  und  zwar  beim  Kapitel  in  Krakau. 

Thränen.  Seit  1745  erscheinen  diese 
auf  den  Meisterteppichen  in  vcrschiednen 
Lehrarten  und  wurden  im  Clermontschen 
System  auf  die  T.  über  Molays  Tod,  im 
Zinnendorfschen  auf  die  Betrübnis  über 
Hiram  gedeutet.  In  der  strikten  Obser- 
vanz haben  sich  die  T.  in  Flammen  ver- 
wandelt und  werden  ganz  natürlich  auf 
Molay  gedeutet.  Mit  der  Aufnahme  der 
T.  in  die  Reihe  der  Sinnbilder  betritt  die 
Freimaurerei  ein  ganz  neues  Gebiet,  indem 
sie  damit  aus  dein  Kreis  der  mathemati- 
schen Figuren,  Allegorien  und  Sinnbilder 
in  das  volle  Leben  einführt,  so  zwar, 
das»  sie  mit  diesem  neuen  Sinnbild  un- 
mittelbar an  die  Wurzel  des  irdischen 
Daseins  anknüpft.  [Vgl.  BZC.  1878,  S.  120.] 

Thuhalkain,  auch  Tubalkain,  nach  der 
biblischen  Erzählung  (1.  Mos.  4,  22)  der 
Sohn  Lamechs  von  der  Zilla,  der  als  Er- 
finder der  Erz-  uud  Eisenarbeiten  bezeich- 
net wird.  Das  Wort  ist  als  Passwort  in 
der  Freimaurerei  bedeutungslos  geworden, 
da  man  es  in  den  verschiednen  Lehrarten 
auch  für  verschiedne  Grade  anwendet. 
Zudem  wird  fast  allgemein  der  Zutritt  zu 
einer  fremden  Loge  von  der  Vorzeigung 
eines  Logenpasses  (s.  d.)  und  der  Kennt- 
nis der  betreffenden  Erkennungszeichen 
abhängig  gemacht.  T.  heisst  »der  Besitz 
der  Schöpfung«,  also  »der  Herr  der  Erde«. 

Pfgl.  Bh.  1873,  S.  181.    BZC.  1876,  S.  245. 
ischer,  R.,  Lehrlingskatechismus,  29.  Aufl. 
(Lpz.  1900),  S.  123.J 

Thum  (St.  im  Königr.  Sachsen,  4134  E.). 
Hier  wurde  mit  Genehmigung  der  Loge 
Zur  Harmonie  in  Chemnitz  vom  13.  März 
1861  ein  maurerisches  Kränzchen  errichtet, 
das  nachmals  wieder  einging.  [Vgl.  Ge- 
schichte der  Loge  Zur  Harmonie  in  Chem- 
nitz (1899),  S.  120.] 

Thun,  1)  Wenzel  Joseph  Graf  v., 
geb.  6.  Febr.  1737  in  Prag,  gest.  15.  Dez. 
1796,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst,  1778 
Generalmajor ,  1784  Generalfeldwacht- 
meister, war  schon  1763  Mitglied  der 
Prager  Loge  Zu  den  drei  gekrönten  Sternen, 
schloss  sich  1773  der  Loge  Zu  den  drei 
gekrönten  Säulen  das.  an,  deren  Hammer 
er  1775—79  führte,  sodann  1783  der  Loge 
Union  und  1787  der  Loge  Zu  den  neun 
Sternen  das.  In  der  schottischen  Loge  war  er 
1772  1.  Aufseher  und  wurde  1775  zugeord- 
neter  altachottischer   Obermeister,  1782 


zugeordneter  Grossmeister  der  Provinzial- 
loge  von  Böhmen.  Ausser  ihm  gehörten 
noch  folgende  Grafen  seines  Namens  dem 
Bunde  an : 

2)  Franz  Joseph,  älterer  Bruder  des 
Vorigen,  geb.  14.  Sept.  1734,  gest.  1801, 
Kämmerer,  1763  Mitglied  des  Hochkapitels 
St.  Pölten,  1784  zugeordneter  Meister  der 
Wiener  Loge  Zur  Eintracht. 

3)  Sigismund  Joseph,  Bruder  des 
i  Vorigen,  geb.  3.  Dez.  1739,  gest,  15.  März 

1779,  Malteser-Ritter,  1775  Mitglied  der 
Prager  Loge  Zu  den  drei  gekrönten  Sternen 
und  der  schottischen  Loge. 

4)  Johann  Joseph,  Bruder  des  Vori- 
gen, geb.  29.  Juli  1742,  1779  Kämmerer, 

,  1785  1.  Aufseher  der  Loge  Zu  den  sieben 
Weisen  in  Linz. 

5)  Joseph,  Kämmerer  und  Hauptmann, 
1789—93  Mitglied  der  Wiener  Loge  Zur 
ueugekrönten  Hoffnung. 

Thürhüter,  s.  Ziegeidecker. 

Thüringen.  Über  die  Entwicklung  der 
Freimaurerei  das.  s.  die  einzelnen  Länder. 
Eine  Zusammenstellung  ist  gegeben  von 
R.  Fischer  in  Gera  in  FZ.  1898,  S.  331. 

Thüringer  Logenrerband.  Nachdem 
schon  vorher  mehrere  Jahre  hindurch  von 
der  Loge  Karl  August  zu  den  drei  Rosen 
in  Jena  und  noch  früher  von  dem  dasigen 
Klub,  aus  dem  diese  Loge  hervorgegangen 
ist,  Frühlingsfeste  gefeiert  worden  waren, 
wurde  1885  von  den  Thüringer  Logen  in 
Weimar,  Rudolstadt,  Gera  (Archimedes 
zum  ewigen  Bunde),  Greiz  und  Jena  be- 
schlösset!, diese  Feste  fortzufeiern  unter 
gegenseitiger  Abwechslung  in  der  geistigen 
Leitung.  Damals  schon  tauchte  der  Ge- 
danke auf,  den  Verband  auf  ganz  Thü- 
ringen auszudehnen.  Am  24.  Aug.  1890 
wurde  sodann  in  Erfurt  von  16  Logen  der 
Thüringer  Logenverband  gegründet  zu  dem 
Zweck,  »das  freimaurerische  Leben  in  den 
einzelnen  Bauhütten  zu  fördern  durch 
gleichmässige  und  zweckmässige  Behand- 
lung wichtiger  freimaurerischer  Zeitfragen 
I  und  den  Gedanken  der  Einheit  innerhalb 
des  deutschen  Volkes  auch  auf  freimaure- 
riBchem  Gebiet  zum  Ausdruck  zu  bringen.« 
[FZ.  1890,  S.  283  ]  Satzungen  wurden  nicht 
beliebt.  Die  Sammlung  eines  Wohlthätig- 
keitsfonds  wurde  1897  aufgegeben.  Zum 
Verband  gehören  jetzt  26  Logen.  Die  Ver- 
handlungen und  Vorträge  auf  den  Ver- 
bandstagen werden  in  jährlichen  »Verhand- 
lungsschriften« gedruckt  niedergelegt.  Der- 
gleichen sind  jetzt  zehn  herausgegeben 
worden.  Der  erste  Verbandstag  fand  in 
Erfurt  statt  6.  Sept.  1891,  der  zweite  in 
Gera  11.  Mai  1893  [FZ.  1898,  8.  172],  der 
dritte  in  Weimar  9.  Sept.  1894  [L.  1894, 
S.  157],  der  vierte  in  WeiBsenfels  8.  Sept. 
1895  [L.  1895,  S.  156],  der  fünfte  in  Ru- 
dolstadt 6.  Sept.  1896  [L.  1896,  S.  149], 
der  sechste  in  Halle  a.  S.  (Zu  den  fünf 
Türmen  am  Salzquell)  5.  Sept.  1897  [L. 
1897,  S.  158],  der  siebente  in  Naumburg  25. 


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458  Thum  und  1 

Sept.  1898  [L.  1898,  S.  1651,  der  achte 
in  Neustadt  a.  O.  24.  Sept.  1899  [L.  1899, 
S.  1621,  der  neunte  in  Erfurt  16.  Sept. 
1900  fL.  1900,  S.  204;  1895,  S.  29]. 

Thum  und  Taxig,  1)  Karl  Anselm, 
seit  1783  Fürst  von  T.  u.  T.,  geb.  2.  Juni 
1733,  Kaiserl.  Erb-General-  und  Ober- 
postmeister, wurde  8.  Febr.  1762  in  der 
Bayreuther  Loge  aufgenommen  und  12.  Jan. 
1763  in  den  dritten  Grnd  befördert  [vgl. 
Findel,  Geschichte  der  Grossloge  Zur  Sonne 
in  Bayreuth  (Lpz.  1898),  S.  lfij.  1765  grün- 
dete er  in  Regensburg  die  Loge  St.-Charles 
de  la  coustance,  hob  sie  aber  1774  wie- 
der auf. 

2)  Karl  Alexander,  Fürst  von  T.  u.  T., 
Sohn  des  Vorigen,  geb.  22.  Febr.  1770, 
war  der  Neffe  des  damals  regierenden 
Herzogs  Friedrich  von  Sachsen-Hildburg- 
hausen und  eiu  Enkel  des  Herzogs  Karl 
von  Mecklenburg,  des  Stifters  der  Loge 
Karl  zum  Rautenkranz  in  Hildburghausen, 
und  wurde  in  dieser  8.  April  1789  aufge- 
nommen und  14.  Febr.  1791  in  den  zweiten 
und  wahrscheinlich  auch  in  den  dritten 
Grad  befördert.  1799  wurde  er  Gross- 
meister der  Regensburger  Loge  Die  Wach- 
sende Zu  den  drei  Schlüsseln,  die  ihm  zu 
Ehren  ihren  Namen  in:  Karl  zu  den  drei 
Schlüsseln  änderte.  Gedichte  auf  ihn  s. 
bei  Taute,  Bücherk.,  Nr.  2094,  2623-25, 
2632. 

3)  Thaddäus,  Graf  von  T.  und  T.,  war 
1777  Mitglied  der  Loge  Zu  den  drei  Ber- 
gen in  Innsbruck  und  1783  zugeordneter 
Meister  der  Loge  Zum  symbolischen  Cy- 
linder  das. 

4)  Joseph,  Graf  von  T.  u.  T.,  wurde 
1778/79  in  derselben  Loge  aufgenommen. 
[Vgl.  Abafi,  Geschichte  der  Freimaurerei 
in  Österreich-Ungarn  III,  347,  353.] 

5)  Ein  Graf  von  Taxis  war  Mitglied  der 
Loge  St.-Charles  de  l'union  in  Mannheim. 
[Vgl.  Schwarz,  Geschichte  der  Loge  Karl 
zur  Eintracht  in  Mannheim  (1896),  S.  27.] 

Tichatsehek,  Jos.  Alois,  Opernsänger, 
geb.  1  I.Juli  1807  in  Oberwekelsdorf  in  Böh- 
men, gest.  18.  Jan.  1886  in  Dresden,  wo  er 
am  lfoftheater  den  ersten  Rang  behaup- 
tete. 1870  trat  er  in  den  Ruhestand.  —  T. 
wurde  in  den  Freimaurerbund  in  der  Loge 
Zu  den  drei  Schwertern  in  Dresden  10.  Nov. 
1838  aufgenommen  und  hat  für  Belebung 
der  Arbeiten  und  Feste  durch  Reinen  Ge- 
sang viel  beigetragen.  [Vgl  Dr.  L.  1887, 
S.  1250.] 

Tieck,  Joh.  Ludw.,  deutscher  Dichter, 
geb.  31.  Mai  1778  in  Berlin,  gest.  28.  April 
1853  in  Potsdam,  war  seiner  Anschauung 
nach  Gegner  des  Bundes,  namentlich  der 
Ausschreitungen  in  ihm  und  der  Pe- 
riode, wo  sich  der  Wunderglaube  einge- 
nistet hatte.  In  diesem  Sinne  ist  auch 
die  Novelle  »Die  Wundersüchtigen«  ge- 
schrieben, die  eine  getreue  Schilderung  des 
Treibens  im  deutschen  Freimaurerbunde 
um  1770  darstellt. 


axis  —  Tilly. 

Tieree,  de  la,  ein  sehr  unterrichteter 
und  unbefangner  Maurer,  der  lange  Zeit 
in  England,  später  in  Deutschland  lebte, 
von  dessen  Lebensschicksalen  nichts  Nä- 
heres bekannt  ist,  übersetzte  das  Kon- 
stitutionenbuch von  1723  in  die  franzö- 
sische Sprache;  die  Übersetzung  erschien 
bei  Varrentrapp  in  Frankfurt  a.  M.  1742 
unter  dem  Titel:  »Histoire  Obligation»  et 
Statuts  de  la  tres  venerable  confraternite" 
des  francs-macons  tirez  de  leurs  archives 
et  couformes  aux  traditions  les  plus  an- 

■  ciennes:  approuvez  de  toutes  les  Grandes 
Loges  et  mis  au  jour  pour  l'usage  commun 
des  Loges  repandues  sur  la  surface  de  la 
terre.«  Das  Buch  ist  dem  Reichsbaron 
Gotthart  Kettler  gewidmet,  der  kaiserlich 
russischer  Kammerherr  und  von  T.  als 
»ehrwürdiger  Meister«  angeredet  wird,  also 
jedenfalls  Freimaurer  war.  T.  versichert, 
dass  sein  Werk  bereits  1733  die  Gut- 
heissung der  Londoner  Logen  erlangt  habe, 
dass  aber  dessen  damaliges  Erscheinen 

j  durch  seine  Abreise  von  London  verhindert 
worden  sei,  und  die  im  Buche  selbst  be- 

1  Endliche  Genehmigung  bezeugt,  dass  sowohl 
der  damalige  Grossmeister  Jakob  Lyon, 
Graf  v.  Strathmore  und  Kiughorn,  sowie  . 
die  Beamten  und  Mitglieder  der  I^oge,  die 
man  die  des  Herzogs  von  Lothringen  nennt, 
das  Buch  gleichlautend  mit  den  Gesetzen 

'■  und  Einrichtungen  der  Brüderschaft  ge- 
funden haben.  —  Der  geschichtliche  Teil 
von  T.'s  Werk  hat  der  zweiten  Ausgabe 
des  Konstitutionenbuchs  zum  Vorbild  ge- 
dient und  Anderson,  der  in  nahem  freund- 
schaftlichen Verhältnis  zu  T.  stand,  jeden- 
falls im  Manuskript  vorgelegen.  T.  macht 
überall  den  Eindruck  eines  unterrichteten 
und  gewissenhaften  Mannes,  der  die  rechte 
Erkenntnis  des  Wesens  der  Freimaurerei 
erfasst  hat  und  darzustellen  wusste,  und  es 

I  bleibt  daher  sein  Buch  einer  der  schätzens- 
wertesten Bausteine  zur  maurerischen  Ge- 
schichte. 

Tie!*,  Leopold  Jul.  Ludw.,  preuss. 
Schulrat  und  Schulinspektor,  geb.  IG.  Dez. 
1824  in  Königsberg  i.  Pr.,  gest.  4.  Febr. 
1891  in  Rudolstadt,  war  1854—62  Rektor 
der  Stadtschule  und  Leiter  des  Lehrerinnen- 
seminars in  Tilsit,  darauf  Lehrer  in  Ma- 
rienwerder, vier  Jahre  Leiter  der  hohem 
Mädchenschule  in  Marienburg  i.  Pr.  und 
1868  Direktor  der  höhern  Töchterschule 
in  Inajerburg,  wurde  1875  als  Kreisschul- 
inspektor nach  Braunsberg  versetzt  und 
1877  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Berlin. 
Am  1.  April  1890  trat  er  in  Ruhestand.  — 
Aufgenommen  in  den  Freimaurerbund 
wurde  T.  in  der  Loge  Irene  in  Tilsit  1 .  Mai 
1855,  war  das.  Redner,  ebenso  in  Inster- 
burg,  in  Braunsberg  zugeordneter  Meister 
und  in  Berlin,  wo  er  sich  8.  Nov.  1878 
der  Loge  Zum  flammenden  Stern  anschloss. 
neun  Jahre  Vorsitzender  Meister.  [Vgl. 
FZ.  1891,  S.  107.    Bbl.  1891,  S.  167.] 

Tllly,  s.  Graase-Tilly. 


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Tilsit  —  Tochterlogen. 


459 


Tilsit  (St.  in  der  preuss.  Provinz  Ost- 
preußen, 28217  E.).  I.  Schon  1788  wollten 
15  Mitglieder  (meist  der  Königsberger 
Logen)  hier  eine  Loge  gründen,  die  Grosse 
Landesloge  in  Berlin  lehnte  aber  ihr  Ge- 
such ab.  [Vgl.  Hieber,  Geschichte  der  Ver- 
ein. Loge  in  Königsberg  (1897),  S.  85.]  — 
II.  Später  bestanden  hier  unter  der  Grossen 
National -Mutt erlöge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln: 1)  die  Johannisloge  Luise  zum 
aufrichtigen  Herzen,  gegr.  11.  März, 
eingew.  24.  Juni  1799;  2)  die  delegierte  Alt- 
schottische Loge  Friedrich  Wilhelm 
zum  treuen  Herzen,  gegr.  12.  Mai  1803; 
beide  Beit  1.  April  1836  geschlossen.  —  III. 
Gegenwärtig  bestehen  unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Herlin:  1)  die  Johannisloge 
Irene,  in  Memel  (s.d.)  gegr.  24.  Jan.  1799 
und  nach  T.  verlegt  26.  Febr.  1824.  Mitglie- 
derzahl (1900):  100.  Vers.:  Dienstags.  Klub: 
Freitags.  Ferien:  von  Johanni  bis  zum 
1.  Dienstag  im  Sept.  Eignes  Logenhaus, 
Fabrikstrasse  42,  eingew.  16.  Nov.  1860. 
Milde  Stiftung:  Guthsche  Witwen-  und 
Waisenkasse,  Kapital:  12000  M.  Haus- 
gesetz vom  13.  Sept.  1898.  [Vgl.  Bartsch, 
Geschichte  der  ersten  fünfzig  Jahre  der 
Loge  (1874);  Dorn,  Geschichte  der  Loge 
bis  zum  Jahre  1899  (1899).]  2)  Die  Au- 
dreasloge  Strenua,  gegr.  8.  Aug.  1877. 

Tirol  (geforstete  Grafschafft  und  österr. 
Kronland).  Ausser  in  der  Landeshauptstadt 
Innsbruck  (s.  d.)  sollen  auch  in  Brixen, 
Trient  und  Roveredo  Logen  bestanden 
haben.  Ob  in  Brixen  eine  Loge  bestand,  ist 
nicht  erwiesen,  es  ist  aber  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass  Bischof  Graf  Spaur  (s.  d.), 
Mitglied  der  Innsbrucker  Loge,  hier  eine 
Loge  stiftete.  Im  Fremdenbuch  des  Bades 
Schulders  findet  sich  1781  eine  Notiz,  dass 
eine  »Freimaurercompagnie  aus  Brixen« 
das  Bad  besucht  habe.  In  Trient  und  Ro- 
veredo soll  Cagliostro  (s.  d.)  Logen  ge- 
gründet haben.  Als  er  um  1778  nach  T. 
kam,  hielt  er  sich  einige  Zeit  in  Trient 
auf,  konnte  aber  beim  Hofe  des  Bischofs, 
der  nebst  mehreren  Kavalieren  Freimaurer 
war,  keinen  Eingang  finden.  Auch  in  Ro- 
veredo weilte  Cagliostro  längere  Zeit.  Mit 
den  von  ihm  gestifteten  Logen  soll  er 
einen  regen  Briefwechsel  unterhalten  haben. 
Diese  bestanden  noch  1 783,  als  Graf  Bassus 
T.  bereiste,  um  für  die  Ausbreitung  des 
Illuminatenordens  zu  wirken.  Er  pries 
sich  glücklich  wegen  der  Freimaurerlogen, 
die  er  »in  ganz  Tirol«  vorfand.  Denn 
hier  machte  er  seine  besten  Erfolge.  In 
Bozen  wurde  1780  eine  Loge  gegründet 
und  von  Weishaupt  (s.  d.),  dem  Stifter  des 
Illuminatenordens,  persönlich  eingeweiht; 
allein  seine  Absicht,  seinem  Orden  durch 
diese  Loge  Eingang  in  ganz  T.  zu  ver- 
schaffen, scheiterte  an  dem  Umstand,  dass 
der  Stifter  der  Loge,  Bankier  Franz  D.  v. 
Gummer,  seit  1778  Rosenkreuzer  und  Di- 
rektor des  Bozener  Zirkels,  von  seinen 
Obern  über  die  angebliche  Gefährlichkeit 


I  des  Illuminatenordens  aufgeklärt,  sich  von 
diesem  zurückzog  und  ganz  der  Rosen- 
I  kreuzerei  in  die  Arme  warf.  Diese  Loge 
diente  nunmehr  rein  nur  als  Deckmantel 
für  die  alchemistischenLaborationen,  gegen 
die  der  Klerus  loszog,  so  dass  das  gemeine 
Volk  das  Logenhaus  zu  stürmen  drohte. 
Die  Loge  löste  sich  auf,  bevor  die  Frei- 
maurerverordnung (1785)  erschien,  die  ihr 
ohnehin  den  Garaus  gemacht  haben  würde. 
(S.  auch  Rosenkreuzer.)  [Vgl.  Rapp,  Frei- 
maurer in  T.  (Innsbruck  1*67).  Bh.  1867. 
S.  84.  Z.  1886,  S.  41';  1896,  S.  68.  M.  L. 
1884,85,  S.  127.] 

Titulaturen,  s.  Anreden. 

Totste,  s.  Trinksprüche. 

Tobago  (brit.-westind.  Insel).  Hier  be- 
steht eine  Tochterloge  der  Grossloge  von 
Schottland  (gest.  1868). 

Tochterlogen  (Bundeslogcn).  Die- 
jenigen Johannislogen,  die  unter  einer 
Grossen  oder  Mutter-Loge  arbeiten,  sind 
deren  T.  Als  solche  arbeiten  sie  ge- 
wöhnlich nach  der  ihnen  von  der 
Mutterloge  mitgeteilten  Lehrart,  damit 
diese  bei  allen  in  einer  solchen  Loge  vor- 
kommenden Zweifeln  entscheiden  könne. 
Die  T.  entrichten  jährlich  einen  Bei- 
trag an  die  Mutterloge  zur  Bestreitung 
der  bei  dieser  vorkommenden  Unkosten. 
Das  Altenburger  Constitutionsbuch  von 
1803  sagt  über  das  Verhältnis  der  grün- 
denden Loge  zu  der  neubegründeten,  S.225: 
J  »Wenn  eine  Anzahl  einzelner,  bei  verschied- 
nen  Logen  aufgenommner  Freimaurer 
an  einem  Orte  sich  zu  einer  Loge  recht- 
'  massig  und  zweckförmig  vereinigt  und 
etwan  das  Ritual  und  die  Gesetze  von 
I  einer  nahe  oder  fern  gelegnen  selbstän- 
!  digen  Loge  verlangt  und  erhält,  so  wird 
dadurch  kein  Verhältnis  einer  Mutter- 
oder Tochterschaft  begründet,  ob  man  es 
gleich  sonst  glaubte,  möge  auch  übrigens 
die  um  Ritual  und  Gesetze  requirierte 
Loge  ein  Konstitutionspatent,  welches 
immer  nichts  weiter,  als  die  Anerkennung 
der  neuen  Loge  für  eine  rechtmässige  und 
zweckförmige,  auch  gerechte  und  vollkom- 
mene Loge  aussprechen  kann,  ausgestellt 
haben  oder  nicht.  Es  liegt  in  dem  Be- 
griff des  freien  Maurers,  dass  er  maurerisch 
mündig  sei;  die  Gesellschaft  also,  zu  der 
sich  mehrere  Freimaurer  vereinigt  haben, 
kann  in  keinem  Verhältnis  als  maurerisch 
unmündig  betrachtet  und  behandelt  wer- 
den ;  woraus  folgt,  dass  zwischen  derMutter- 
und  T.,  als  solchen,  keine  andern  Rechte 
und  Pflichten  rechtlich  statthaben  können, 
als  welche  zwischen  Eltern  und  mündigen, 
ihrem  eignen  Hauswesen  vorstehenden 
Kindern  obwalten  und  auf  jenes  Verhält- 
nis anwendbar  sind:  Dankbarkeit,  gegen- 
seitige Achtung  und  Unterstützung,  im 
Falle  der  Notwendigkeit  und  wenn  es  die 
Kräfte  erlauben,  dass  aber  durch  Verträge 
verschiedne  Berechtigungen  unter  Mutter- 
und  T.,  als   zwischen  zwei    sich  völlig 


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460 


Tod  —  Tolaiid. 


gleichen,  freien  und  selbständigen  Logen 
eingeführt  werden  können.«  Die  filtere 
Geschichte  der  Freimaurerei  weiss  nichts 
von  T.  und  konnte  nichts  davon  wissen; 
denn  es  gab  keine  Loge,  die  ein  Ober- 
recht  über  die  andern  hatte,  und  auch  die 
Haupthütten  der  Steinmetzen  in  Deutsch- 
land setzten  sich  nur  aus  einzelnen  Ver- 
tretern zusammen;  was  diese  beschlossen, 
hatte  Gültigkeit.  Auch  die  erste  Gross- 
loge in  England  kannte  ein  Verhältnis  von 
Mutter  und  Tochter,  wie  es  sich  in  Deutsch- 
land und  anderwärts  gestaltet  hat,  nicht; 
die  Groasloge  setzte  sich  einzig  und  allein 
zusammen  aus  den  Meistern  und  Vorste- 
hern der  einzelnen  Logen;  nur  was  diese 
innerhalb  der  alten  Landmarken,  mit  Be- 
fragung selbst  des  jüngsten  Lehrlings,  be- 
schlossen, hatte  Gültigkeit.  Dies  hat  sich 
nach  und  nach  geändert,  und  die  einzelnen 
Grosslogen  weisen  teilweise  grosse  Ab- 
weichungen unter  einander  auf.  Die 
Stellung  der  T.  zu  ihren  Grosslogen  richtet 
sich  nach  der  Verfassung  dieser.  Die 
freieste  Verfassung  ist  die,  nach  der  die  T. 
die  Grossloge  bilden  und  zwar  durch  ihre 
gewählten  Vertreter  bei  dieser.  Die  Gross- 
loge  übt  die  Aufsicht  über  die  T.  aus  in 
Bezug  auf  Aufrechterhaltung  der  allge- 
meinen maurerischen  Grundsätze,  Gesetze 
und  Rituale.  Von  ihr  werden  die  Haus- 
gesetze der  T.  bestätigt,  auch  sonstige 
Verordnungen  dieser  genehmigt.  Sie  haben 
jährliche  Berichte  an  die  Grossloge  einzu- 
senden. [Vgl.  R.  Fischer,  Entwurf  zu  ei- 
nem Handbuch  für  die  Amtsthätigkeit  der 
Logenmeister  (Lpz.  1891),  S.  100.1 

Tod.    Die  Freimauererei ,  die  den  Ein- 
geweihten von  der  Geburt  bis  zum  T. 
führt  und  in  allen  Lagen  des  Lebens  be- 
gleitet, kann  natürlich  auch  des  Todes 
nicht  uneingedeuk  bleiben  und  behandelt 
ihn  vor  allem  im  Meistergrad,  auf  das 
ewige  Leben  und  die  Unsterblichkeit  hin- 
weisend.    Auch  sie  erkennt  im  Leben 
nur  die  Vorbereitung  des  Menschen  zur 
Ewigkeit  und  bezeichnet  den  T.  als  den 
Übergang  zu  dieser.  Sie  ermahnt  deshalb 
zur  grössten  Pflichterfüllung  im  irdischen 
Dasein  und  zur  Staudhaftigkeit  im  Ster- 
ben, das  zu  neuem  Leben  führt.  Sie  bittet 
deshalb    um   solche   bei    jedem    stillen  . 
Trinkspruch  ihrer  Tafellogeu  für  die,  die 
sich  beim  Übergang  in  die  Ewigkeit  be- 
finden.   Unzählig  und  erhebend  sind  die  ' 
Reden  über  den  T.  in  den  Trauerlogen. 
[Vgl.  A.  1889,  S.  253;  1891,  S.  199;  1H92,  I 
S.  161.  Bh.  1882,  S.  113;  1889,  S.  42;  1894,  \ 
S.  77.    Br.  L.  1882  83,  S.  50.    FZ.  1860, 
S.  185;   1871,  S.  287;  1872,  S.  409.  L. 
1870,  S.  189,  201;  1889,  S.  201.    81.  1900, 
S.  25.    Marbach,  An  der  Säule  der  Weis-  | 
heit  (Lpz.  1876),  S.  58,  308.    Kippenberg,  i 
Helle  Strahlen  (Lpz.  1890),  S.  179.  | 

Toland,  John,  engl.  Philosoph,  der 
sich  in  seiner  lateinischen  Schrift  »Pan-  ! 
theistikon«  nach  seiuer  Heimat,  der  iri- 


schen Halbinsel  Inis-Eogan,  auch  »Janus 
Junius  Eoganesius«  nennt,  geb.  80.  Nov. 
1699  in  Redcastle  bei  Londonderry  in  Ir- 
land, gest.  11.  März  1722  in  Putney  bei 
London.    Durch  zahlreiche,  meist  latei- 
nisch und  anonym  geschriebne  Abhand- 
lungen und  Bücher  beteiligte  er  sich  in 
hervorragender  Weise  an  dem  Kampf  der 
englischen  Freidenker  um  Duldung,  Ge- 
wissens- und  Denkfreiheit.    Keiner  unter 
ihnen  ist  im  Naturalismus  so  weit  vorge- 
schritten und  keiner  mit  seinen  Anschau- 
ungen dein  modernen  atheistischen  Ma- 
terialismus so  nahe  gekommen,  wie  er.  Die 
frühere  Mutmassung  unter  den  Freimau- 
rern (s.  vorige  Aufl.  unter  Deismus  1,  8. 
220),  dass  T.'s  Pantheistikon  unter  dem 
Eintiuss  der  Freimaurerei  entstanden  sei 
oder  diese  von  ihm  entlehnt  habe,  ist 
völlig  unhaltbar.  Die  Ähnlichkeit  ist  rein 
formeller  Natur  und  besteht  darin,  dass 
das  freimaurerische  Ritual  aus  den  alten 
Werk  maurerlogen    Wechsel  reden  besass 
und  das  Pantheistikon  für  den  Kultus 
einer  Pantheisten-Gemeinde,  die  T.  gern 
gestiftet  hätte,  liturgische  Wechselreden 
darbietet,  für  die  das  Vorbild  in  den  an- 
tiken Dialogen  und  der  reich  ausgestatte- 
ten Liturgie  der  anglikanischen  Kirche 
allen  vor  Augen  stand.   Materiell  dagegen 
ist  die  Freimaurerei  mit  ihren  theistischen 
und  spiritualistischen  Grundsätzen,  wie 
die  »Alten  Pflichten«  (s.  d.)  sie  festgelegt 
haben,  von  dem  atheistischen  und  mate- 
rialistischen Pantheistikon  so  weit,  wie 
überhaupt  denkbar,  getrennt.  Darüber, 
dass  T.    bei  Gründung   der  englischen 
Grossloge  1717  beteiligt  gewesen  sei,  fehlt 
jegliche  Spur,  besonders   in  Andersons 
Konstitutionenbuch.     Als  die  erste  Ver- 
öffentlichung   freimaurerischer  Wechsel- 
reden 1723  stattfand,  war  das  Pantheisti- 
kon, das  T.  1720  von  »Coamopolia«  da- 
tierte und  namenlos  in  wenig  Exemplaren 
ausgehen  Hess,  bereits  geschrieben.  Nur 
als  Aspirant  der  Freimaurerloge  hätte  T., 
zwar  nicht  von  deren  rituellen  Wechsel- 
reden, wohl  aber  von  den  »Alten  Pflich- 
ten« und  den  «Regulations«,  den  logen- 
polizeilichen Verordnungen,  etwaserfahren 
können.    Aber  davon,  dass  er  seine  Auf- 
nahme in  die  Loge  nachgesucht,  geschweige 
ihr  als  Mitglied  angehört  habe,  fehlt  auf 
beiden  Seiten  auch  die  allerleiseste  Andeu- 
tung.   Wenn  T.  zu  seinem  Pantheistikon 
von  einem  Vorbilde  Anregungen  empfan- 
gen hat,  so  waren  dies  die  aus  Italien 
stammenden  freien  Akademieen  der  Na- 
turphilosophen und  die  Gelehrtenklubs  in 
England.  Die  Sehnsucht  nach  einer  Stätte, 
da  der  Mensch  mit  dem  Menschen  nach 
so  viel  Wirren,  Anfeindungen  und  Ver- 
folgungen, wie  Grossbritannien  sie  erlebt 
hatte,  in  Frieden,  Freundschaft  und  freier 
Geistesbewegung  verkehren  könne,  lag  so- 
wohl der  Gründung  der  englischen  Gross- 
loge, als  auch  dem  Pantheistikon  zu  Grunde. 


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Toleranz  —  Torpadius. 


4SI 


Nach  T.'s  Tode  wurde,  anscheinend  von 
freimaurerischer  Seite,  der  Versuch  ge- 
macht, die  Hülle  der  Freimaurerei  mit 
den  aus  dem  Pantheistikon  entlehnten 
Anschauungen  zu  füllen,  aher  ohne  Erfolg. 
Dies  geschah  durch  die  1738  veröffentlichte, 
aber  nachweislich  nicht  von  Michael  Ram- 
say  (s.  d.)  verfaaste  Schrift:  Geschichtliche 
Verteidigung  der  Freimaurer -Genossen- 
schaft (Relation  apologique  et  historique 
de  la  Soctete*  des  Franc-Macons  par  J.  G. 
D.  M.  F.  M.  Dublin  1738,  Londres  1749). 
[Vgl.  Fensch,  Das  Pantheistikon  des  John 
T.,  übersetzt  und  mit  Einleitung  versehen 
(Lpz.  1897):  in  der  Einleitung  T.'s  Bio- 
graphie und  Beurteilung  der  wissenschaft- 
lichen, religiösen  und  sozialen  Beziehungen 
des  Pantheistikon,  in  den  Anmerkungen 
die  T.  -  Litteratur.  Merzdorf,  Bibliothek. 
Unterhaltungen,  neue  Sammlung,  Olden- 
burg 1850,  S.  215—233.  Bh.  1860,  S.  338 
bis  340;  1885,  S.  209.  L.  VII,  195;  1890, 
8.  187.] 

Toleranz,  s.  Duldung  und  Gewissens- 
freiheit. 

Toleranzloge,  ein  maurerisch  nicht  zu- 
treffender Ausdruck,  da  nicht  die  Duldung, 
sondern  die  Gleichberechtigung  die  Grund- 
lage des  Logenwesens  sein  soll  und  muss. 
Der  Ausdruck  T.  hat  sich  aus  dem  Kir- 
chenstaatsrecht in  die  Maurerhallen  ge- 
schlichen und  stammt  aus  dem  18.  Jahrh., 
in  dem  zuerst  die  religiöse  Duldung,  d.  h. 
die  stillschweigende  Gestattung  der  Übung 
einer  nicht  herrschenden  Religion  ausge- 
sprochen und  durch  sogenannte  Toleranz- 
edikte bezweckt  wurde,  deren  bekanntestes 
das  von  Joseph  II.  ist,  wodurch  den  nicht 
zur  katholischen  Kirche,  sondern  andern 
Kirchen  angehörigen  Glaubensgenossen 
die  öffentliche  Ausübung  ihres  religiösen 
Kultus  gestattet  wurde.  Unterm  Eindruck 
und  Vorgang  dieses  Religionsedikts  er- 
klärt sich  auch  der  Name  T.,  der  jedoch 
nicht  allgemein  für  alle  die  Logen  wurde, 
die  auch  andre  Mitglieder,  als  bloss  Chris- 
ten hatten.  Der  Ausdruck  T.  wurde  als 
Logennamen  von  einer  Anzahl  jüdischer 
Maurer  gewählt,  die  zum  Teil  mit  dem 
Orden  der  Asiatischen  Brüder  (s.  d.)  und  den 
in  den  achtziger  Jahren  des  18.  Jahrh.  in 
Hamburg  bestehenden  Judenlogen  zusam- 
mengehangen haben  mögen.  Namentlich 
waren  von  Hirschfeld  und  Catter  diejeni- 
gen ,  die  sich  in  Berlin  zu  jener  Zeit  an 
die  Spitze  stellten  und  eine  Verbindung 
oder,  wie  sie  es  nannten,  »eine  T.«  errich- 
teten, und  zwar  in  der  Absicht,  damit 
•durch  die  Maurerei  die  Juden  den  Chris- 
ten näher  gebracht  und  veraltete  Vorur- 
teile verwischt,  —  damit  die  Juden  gewisser- 
maßen menschlicher  gemacht  und  zu  einer 
höhern  Stufe  der  geistigen  Bildung  er- 
hoben würden«.  Ihre  Grundsätze  ver- 
öffentlichten sie  in  der  seltnen  Schrift: 
'BekenntnisB  der  Loge  der  Toleranz«  (Brl. 
1790),  die  sehr  viel  Schönes  enthält.  Diese 


T.  oder  Loge  Zur  Toleranz  nahm  aber 
nicht  etwa  jeden  ohne  Unterschied  auf, 
sondern  nur  Bolche,  die  sich  bereits  auf 
einer  höhern  Stufe  geistiger  Bildung  be- 
fanden und  sich  ihrer  Familienverhältnisse 
halber  nicht  öffentlich  zur  christlichen  Re- 
ligion bekennen  wollten.  Da  ihre  Arbeits- 
weise nach  dem  Ritual  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  abgebalten  wurde,  wen- 
deten sie  sich  an  diese  um  eine  Stif- 
tungsurkunde, wurden  aber  zurückge- 
wiesen, wie  auch  die  Loge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  sich  gegen  sie  erklärte, 
<  während  die  I/oge  Royal  York  zur 
Freundschaft  noch  für  sich  selbst  zu 
I  kämpfen  hatte.  Sie  erlangte  zwar  einen 
,  königlichen  Schutzbrief,  in  dem  gesagt 
i  wurde:  »das»  man  gedachte  Loge  gern  dul- 
j  den  und  schützen  werde,  insofern  es  nicht 
auf  Illuminatismus  und  sogenannte  Auf- 
klärung dabei  abgesehen  wäre«,  musste 
aber  doch  ihre  Arbeiten  einstellen.  [Vgl. 
die  oben  angezogne  Schrift  »Bekennt- 
niss«;  Maurerisches  Taschenbuch  auf  das 
Jahr  5802—5803  von  X.  Y.  Z.  (Brl  ),  worin 
Bich  S.  231—245  die  Geschichte  dieser 
Loge  befindet;  Merzdorf,  Die  Symbole, 
die  Gesetze  u.  s.  w.  (Lpz.  1836),  S.  32.] 

Tougking  (franz.  Scnutzstaat  in  Hinter- 
indien). Hier  bestehen  2  Logen  unterm 
Grossorient  von  Frankreich:  La  fraternite* 
tonkinoise  in  Hanoi,  gest.  1886,  und 
L'ltoile  du  Tookiu  in  Haiphong,  gest.  1892 
Torgan  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Sach- 
sen, 11 780  E.).  I.  Hier  bestanden  früher: 
1)  eine  Loge  Zu  den  drei  Kränzen,  von 
der  Grossen  Loge  Royal  York  18.  Juni 
1818  gest.  und  24.  Juni  1818  eingew. ;  auf- 
gelöst am  13.  Juni  1832;  2)  eine  Loge 
Friedrich  Wilhelm  zum  eisernen 
Kreuz,  10.  Juni  1816  von  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin  gest.  und  5.  Sept. 
1816  eingew.,  die  als  Feldloge  Nr.  2  mit 
i  dem  Motto  »Suum  cuique«  gegründet,  bis 
j  1819  in  Erfurt  (s.  d.)  arbeitete,  hierauf 
hierher  und,  nachdem  sie  1826—57  geruht 
hatte,  nach  Bonn  (s.  d  )  verlegt  wurde. 
[Vgl.  Flohr,  Geschiebte  der  Grossen 
Loge  Royal  York  II,  8.  148.]  —  II.  Jetzt 
bestehen  hier  unter  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln: 
1)  die  22.  Dez.  1847  gestiftete  Loge 
Friedrich  Wilhelm  zu  den  drei 
Kränzen,  die  24.  Jan.  1848  ihre  Arbei- 
ten eröffnete.  Vers. :  Mittwochs  Abend  und 
!  Sonntags  Nachmittag.  Ferienzeit:  Juli  und 
,  August.  Mitgliederzahl  (1900):  5*.  Eig- 
nes Logenhaus  seit  1868.  Hausgesetze 
vom  26.  Okt.  18H5.  Mildthätige  Stiftungen 
(5)  mit  einem  Gesamtkapital  von  9500  Mk. 
[Vgl.  Bbl.  1898,  8.  79,  wo  kurze  Geschichte 
der  Loge.]  2)  Eine  delegierte  altschotti- 
sche Loge  Wilhelm  auf  Hartenfels, 
gegr.  4.  April  1878. 

Torpadlus,  Joh.  Israel,  Senator  der 
Stadt  Stockholm,  geb.  172/,  gest.  1760,  war 
1754  Stifter  und  lange  Zeit  erster  Meister 


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462 


Torrubia  —  Trauerlogen. 


der  Loge  St.  Erik  in  Stockholm.  T.  ist 
als  Dichter  in  der  schwedischen  Literatur- 
geschichte bekannt  und  hat  durch  seine 
eifrige,  fördernde  Thätigkeit  im  Reichstag 
und  als  Senator  der  Stadt,  durch  stete 
Fürsorge  für  alle  bürgerlichen  Einrichtun- 
gen sich  hohe  Verdienste  erworben.  Nach 
seinem  Tode  wurde  auf  sein  Andenken 
1800  eine  Denkmünze  geprägt.  (HMW. 
Nr.  187.) 

Torrubia,  Joseph,  einer  der  heftigsten 
Verfolger   der   Freimaurer    in  Spanien, 
war  Prediger  und  apostolischer  Missio-  j 
nar,    Zensor    und  Revisor   der  Inquisi- 
tion,   Hess   sich    selbst   in    den    Bund  : 
aufnehmen,     um    die    Mitglieder  den 
geistlichen  Gerichten  zu  überantworten. 
Seine  Ideen  über  die  Freimaurerei  und 
das    Verfahren,    sie    zu  unterdrücken, 
werden  geschildert  in:  «Centinella  contra 
Francs-Massonee«  (Madrid  1752),  das  K.  A. 
v.  Soden  in  der  Schrift:  »T.,  Schildwache  , 
gegen  die  Freymaurer«  (Wallerstein  und  j 
Ansbach  1785)  und  J.  von  Sonnenfels  im  i 
W.  J.  I,  2.  Vierteljahr,  übersetzten.   Die-  ! 
ser  verspottete  sie  auch  in  der  Schrift: 
» Gegen  das  verabscheuungswürdige  Insti- 
tut der  Freimaurer«  (Würzburg  1786).  Auf 
die  Anklage  T.'s  hin  verbot  König  Fer- 
dinand Iv.  von  Spanien  2.  Juli  1751  die 
Freimaurerei.  (Vgl.  Taute,  Die  katholische 
Geistlichkeit  und  die  Freimaurerei  (Lpz. 
1895),  S.  83.1 

Tortola  (brit.-westiud.  Insel,  zu  den  : 
Jungferninseln  gehörig).    Hier  errichtete  I 
die  englische  Grossloge  der  Ancients  2 
Logen  1760  und  1763  und  die  der  Modems 
eine  Loge  1765,  die  sämtlich  längst  einge- 
gangen sind. 

Toseana,  Franz  Grossherzog  von,  s. 
Franz  I.,  römisch-deutscher  Kaiser,  oben 
II,  S.  131. 

Totenmahl  (Leichenmahl,  Silicernium). 
Fessler  hat  ein  solches  Mahl  nach  der 
Trauerloge  abzuhalten  f  Qr  die  Loge  Royal 
York  in  Berlin  entworfen,  dessen  Ritual 
im  Köthner  Taschenbuch  1802,  S.  248 
bis  258,  zu  finden  ist.  Auch  in  einigen 
andern  Logen,  z.  B.  in  der  Loge  Balduin 
zur  Linde  in  Leipzig  [vgl.  R.  1890,  S.  51], 
sind  von  Zeit  zu  Zeit  dergleichen  ernste 
Mahle  abgehalten  worden.  Im  allgemeinen 
hat  dieser  Gebrauch  keine  weitere  Ver- 
breitung gefunden.  [Vgl.  L.  1890,  S.  43; 
1891,  S.  80.    R.  1864,  S.  65.] 

Tourouvres,  Graf  v.,  s.  Konvent  von 
Heübronn. 

Tradition.  Die  Sagen,  auf  die  sich 
die  verschiednen  Rituale  und  Lehrarten 
gründen,  leiden  zum  grossen  Teil  an 
Willkürlichkeiten  und  Unzulässigkeiten, 
so  dass  keine  einzige  besteht,  von  der  man 
mit  Sicherheit  behaupten  kanu,  sie  ent- 
halte eineThatsache  rein  und  unverfälscht. 
Das  Höchste,  was  man  zugeben  kann,  ist, 
dass  in  einigen  Sagen  eine  Thatsache 
verborgen  liegen  mag,  die  Thatsache  mit 


Dichtung  umgeben  ist,  in  andern  etwas 
Geschichtliches  untergeschoben  ist  und 
in  noch  andern  man  für  die  Idee,  die  man 
ausdrücken  wollte,  die  sagenhafte  Ge- 
schichte erfand.  Es  ist  nicht  immer  leicht, 
diese  T.  von  der  Wahrheit  zu  unterschei- 
den und  den  Kern  herauszufinden;  aber 
es  ist  dies  doch  der  einzige  Weg,  um  den 
geschichtlichen  Wert  oder  Unwert  eines 
Rituals  oder  einer  Lehrart  zu  ergründen. 
Haben  die  Verfertiger  solcher  Din^e  ver- 
standen, Wahres  und  Falsches  zu  mischen, 
die  Kenntnis  nur  bruchstückweise  erraten 
zu  lassen,  und  hüten  sie  sich,  ihre  T.  offen 
vorzulegen,  so  ist  der  Weg  der  Unter- 
suchung schwierig,  und  es  muss  dabei 
jeder  einzelne  Punkt  berücksichtigt  wer- 
den. Auf  diese  Weise  können  ganz  un- 
schuldig aussehende  Dinge  vom  grössten 
Erfolge  sein. 

Träger,  Albert,  Rechtsanwalt  und 
Dichter,  geb.  12.  Juni  1880  in  Augsburg, 
lebt  in  Berlin  und  ist  Mitglied  des  Reichs- 
tags, sowie  des  preussischen  Abgeordneten- 
hauses. Als  lyrischer  Dichter  hat  er  sich 
mehrfach  hervorgethan.  —  In  den  Frei- 
maurerbund ist  er  in  der  Loge  Lessing  zu 
Barmen  26.  Juli  1877  aufgenommen  worden. 

Transvaal,  s.  Südafrikanische  Repu- 
blik. 

Traner  anzulegen  in  der  Loge  und 
seitens  der  Mitglieder  auf  längere  oder 
kürzere  Zeit  ist  in  manchen  Ländern  und 
Logen  verbänden  Sitte,  wenn  hochgestellte 
Beamte  (z.  B.  ein  Grossmeister)  oder  ein 
berühmtes  Mitglied  gestorben  ist.  In 
manchen  Logen  trauern  die  Mitglieder  drei 
Tage  lang  um  jedes  verstorbne  Mitglied. 
Auch  wird  vieler  Orten  die  Fahne  auf 
dem  Logenhause  halbmast  gehisst.  Bei 
dem  Tode  eines  im  Amt  verstorbnen 
Grossmeisters  pflegen  auch  wohl  die  Ar- 
beiten auf  bestimmte  Zeit  auagesetzt  zu 
werden.  (Vgl.  Constitution  der  Loge  zu 
den  drei  Pfeilen  in  Nürnberg  vom  Jahre 
1846,  §  39.    L  1879,  S.  156.] 

Trauerlogen  werden  zu  Ehren  der  ab- 
geschiednen  Mitglieder  gefeiert.  Mehrere 
Grosslogen  feiern  alljährlich  durch  eine  T. 
das  Andenken  der  verstorbnen  Mitglieder 
aller  ihrer  Logen,  so  die  drei  Berliner 
Grosslogen,  ebenso  wie  ihre  Tochterlogen, 
letztere  auch  dann,  wenn  von  der  eignen 
Loge  kein  Mitglied  verstorben  ist.  Sonst 
wird  es  den  einzelnen  Logen  überlassen, 
ihre  Toten  durch  besondere  Feiern  zu 
ehren.  Nach  dem  Tode  hervorragender 
Mitglieder,  besonders  nach  dem  Tode  Vor- 
sitzender Meister  wird  in  unmittelbarem 
Anschluss  an  das  Begräbnis,  das  vielfach 
vom  Logenhause  aus  veranstaltet  wird, 
eine  T.  veranstaltet.  Wenn  eine  Feier 
vor  dem  Begräbnis  im  Logenhause  statt- 
findet, werden  die  Verwandten  des 
Verstorbnen,  auch  wenn  sie  nicht  zum 
Bunde  gehören,  eingeladen,  während  die 
eigentlichen  T.  nur  von  den  Bundesmit- 


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Travenol  —  Trentowsky. 


463 


gliedern  begangen  werden.    Die  Ausstat- 
tung dea  Saals  pflegt  dann  schwarz  zu  sein, 
die  Beleuchtung  gedämpft;  in  der  Mitte  des 
Saals  befindet  sich  ein  schwarzer  Sarko- 
phag. Hierüber  sagt  Goethe  (s.  d.)  in  seiner 
«Rede  zum  Andenken  des  edlen  Dichters, 
Bruders  und  Freundes  Wieland  1813«  (in 
den  ges.  Werken  überall  abgedruckt):  »Ob 
es  gleich  dem  einzelnen  unter  keiner  Be- 
dingung geziemen  will,  alten  ehrwürdigen 
Gebräuchen  sich   entgegenzustellen  und 
das,  was  unsre  weisen  Vorfahren  beliebt  und 
angeordnet,  eigenwillig  zu  verändern,  bo 
würde  ich  doch,  stände  mir  der  Zauber- 
stab wirklich  zu  Gebote,  den  die  Muse 
unserm  abgeschiednen  Freunde  geistig  an- 
vertraut, ich  würde  diese  ganze  düstere 
Umgebung  augenblicklich  in  eine  heitere 
verwandeln,  —  dieses  Finstere  münste  sich 
gleich  vor  ihren  Augen  erhellen,  und  ein 
festlich   geschmückter  Saal  mit  bunten 
Teppichen  und  muntern  Kränzen,  so  froh 
und  klar,  als  das  Leben  unsere  Freundes, 
sollte  vor  ihnen  erscheinen.«  Dieser  Wunsch  i 
Goethes  mag  etwas  weit  gehen ;  immerhin 
sollte  er  mehr  in  Erfüllung  gehen,  auch 
bei  dieser  Gelegenheit  die  mittelalterliche 
Schreckgestalt  des  Todes  aus  den  lichten 
Hallen   der  Freimaurerei  zu  verbannen. 
Der  Sarkophag,  als  beredter  Zeuge  und  ] 
Mahner  des  Todes,  kann  bleiben,  man 
braucht  aber  nicht  den  ganzen  Saal  schwarz 
auszuschlagen  und  kann  an  geeigneter 
Stelle  im  Ritual  jenen  weiss  überhängen, 
um  den  Übergang  vom  Tod  zum  Leben 
anzudeuten.  —  Der  Gebrauch  der  T.  ist 
schon  alt.   Die  erste  in  Deutschland  ge- 
haltene T.,«von  der  bis  jetzt  Kenntnis  auf 
uns  gekommen  ist,  fand  28.  Nov.  1757  in 
Hamburg  statt.   Die  dabei  gehaltne  Rede 
ist  gedruckt:  »Elegie  über  das  Absterben 
der  Gemahlin  des  M.  v.  St.  der  schottischen 
Loge  Judica,  verlesen  in  der  Trauerver- 
sammlung  am  28.  Nov.  1757  vom  Br.  Secr. 
und  Redner  Matth.  Arn.  Wodarch.«  Von 
da  an  wurde  dieser  Gebrauch  in  Deutsch- 
land besonders  gepflegt.    Kloss  führt  in 
seiner  Bibliographie  bis  1848  allein  218  und 
Taute  in  seiner  Bücherkunde  S.  186—211 
Reden  und  Arbeiten  auf,  die  im  Druck 
erschienen  sind.    Darunter  sind  nicht  in- 
begriffen, die  in  maurerischen  Jahrbüchern 
und  sonst  zerstreut  sind.  —  Als  ein  bei 
Freimaurern  eigentümliches  Sinnbild  bei 
Trauerfeierlichkeiten  ist  die  Akazie  (s.  d.) 
zu  erwähnen.  [Vgl.  W.  J.  Jahrg.  1  Heft  1, 
S.  122.     L.  XIV,    142;   XVII,   S.  151. 
FZ.  1873,  S.  57.   R.  Fischer,  Entwurf  zu 
einem  Handbuch  über  die  Amtstätigkeit 
der  Logenmeister  (Lpz.  1891),  8.56.  v.  Grod- 
deck  u.  Henne-Am  Rhyn,  Versuch  einer 
Darstellung  des  Positiven,  inneren  Frei- 
maurerrechts (1876),  8.  891.    Bbl.  1897, 
S.  233.     Beschreibung  der  Trauerfeste, 
wie  sie  Fessler  in  der  Grossen  Loge  Royal 
York   1799   eingeführt  hatte:  Nöthener 
Tuschenbuch  für  Freimaurer,  1802,  S.  202. 


Schauberg,  Svmbolik  der  Freimaurerei 
(8chatfh.  1861)"  II,  S.  1.  Über  französische 
T. :  Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Frankreich,  I,  897,  407;  Bh.  1861,  S.  227; 
1867,  S.  66.  FZ.  1867,  S  318;  1873,  S.  57.] 
Travenol,  Louis,  Violon  der  Oper  zu 
Paris,  geb.  das.  um  1698,  gest.  das.  1783, 
kam  1739  zur  Oper,  bei  der  er  bis  1759 
blieb.  Er  war  in  musikalischer  Hinsicht 
in  vielfache  Händel  verwickelt  und  ver- 
schonte selbst  Voltaire  (s.d.)  nicht  mit  seinen 
Satyren.  Unter  dem  Pseudonym  Leonard 
(labanon  gab  er  heraus  »Catlchisme  des 
Francs-Macons,  deMie*  au  beau  sexe.  Je- 
rusalem et  Limoges.  P.  Mortier  5440 
depuis  le  de*luge«  (1740),  der  mehrmals 
aufgelegt  wurde  [vgl.  BZC.  1898,  S.  240], 
sowie  auch  »Lettre  critique  de  M.  le  Cheva- 
lier ***  ä  l'auteur  du  Catechisme  des 
Francs-Macons  avec  un  brevet  de  calotte 
aecorde*  en  faveur  de  tous  les  ze*le*s  mem- 
bres  de  leur  sociöte\  Tyr,  Marcel  Lou- 
veteau,  nie  de  PEchelle,  ä  l'ltoile  flam- 
boyante,  avec  privilege  du  roi  Hiram«, 
38 "S.  und  Oeuvres  meUees  du  8***. 

Trebra,  Friedrich  Wilhelm  Hein- 
rich Freih.  v. ,   Kurf,  sächs.  Berghaupt- 
mann in  Marien berg,  war  Meister  vom 
Stuhl  einer  Bergloge  das.  unter  der  strikten 
Observanz  und  wurde  von  der  Schotten- 
loge Karl  zu  den  drei  Schwertern  in  Dres- 
den beauftragt,  die  Sachsenfelder  Loge 
mit  der  strikten  Observanz  zu  vereinigen, 
j  [Vgl.  Peuckert,  Geschichte  der  Loge  zu 
den  drei  Schwertern  etc.  in  Dresden  (1883).] 
Trede,  Ludwig  Benedikt,  holstein- 
lübeckscher  Justizrat  und  Kabinettssek- 
retär, geb.  7.  Juni  1731  in  Grünhaus  in 
Holstein,  gest.  30.  Dez.  1819,  aufgenommen 
1771  in  der  Loge  Zum  goldnen  Apfel  in 
Eutin  und    letzter  Meister  dieser  Loge 
1776/77,  trat  1780  zur  Loge  Zum  goldnen 
Hirsch  in  Oldenburg.  Er  war  ein  eifriger 
Verfechter  der  Wahrheit,  und  seiner  Klar- 
heit ist  zu  verdanken,  dass  die  Oldenburger 
Loge  sich  von  den  Hochgraden  fernhielt, 
|  sich  erst  dem  eklektischen,  dann  dem 
|  deutschen  Bunde  zuneigte  und  endlich  die 
i  Schödersche  Lehrart  annahm.  Öffentlich 
i  ist  er  als  maurerischer  Schriftsteller  nicht 
!  aufgetreten,  aber  seine  vorhandnen  hand- 
I  schriftlichen  Aufsätze  zeichnen  sich  be- 
i  sonders  aus. 

Trentowsky,  Ferdinand  Bronislaus 
v.,  geb.  in  Opole  in  Russisch-Polen  21. 
Jan.  1808,  gest.  16.  Juni  1869  in  Frei- 
burg i.  Br.,  beteiligte  sich  an  der  Revo- 
lution vom  Jahre  1830,  was  ihn  nötigte, 
sein  Heimatland  zu  verlassen.  Nachdem  er 
seine  Studien  der  Philosophie  in  Heidel- 
berg fortgesetzt  und  sich  dort  die  Doktor- 
würde errungen  hatte,  siedelte  er  nach 
Freiburg  i.  Br.  über,  wo  er  zuerst  als 
Privatdozent  an  der  dortigen  Hochschule, 
später  als  Schriftsteller  für  die  polnische 
Auswanderung  bis  zu  seinem  Tode  wirkte. 
—  Als  Freimaurer  wurde  er  2.  Febr.  1840 


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464 


Treptow  a.  d.  Reg»  —  Treue. 


in  der  Loge  Parfaite  harmonie  in  Mül- 
hausen (Elsass)  aufgenommen.  Bei  der 
Erneuerung  der  Loge  Zur  edlen  Aussicht 
in  Freiburg  i.  Br.  1847  trat  er  in  diese 
über  und  war  1848,  1849  und  1850  Meister 
vom  Stuhl,  1851  und  1852,  wie  schon  vor- 
her, Redner.  Bei  Wiederherstellung  der 
Loge  1857  wurde  er  abermals  zum  Redner 
erwählt,  welches  Amt  er  mit  Ausnahme 
von  1863  und  1867,  wo  er  zugeordneter 
Meister  war,  bis  kurz  vor  »einen  Tod 
bekleidete.  T.  bekämpfte  eine  Richtung, 
die  der  Humanitätsidee  ewige  Gegnerin 
sein  wird.  Reich  und  fruchtbringend, 
zündend  und  begeisternd  wirkte  er  in  Wort 
und  Schrift  für  den  Bund  der  Bünde.  Die 
bedeutendsten  seiner  schriftlichen  Arbeiten 
in  maurerischer  Beziehung  sind  das  Bend- 
schreiben aus  der  Loge  von  1862,  die  im 
Verein  mit  August  Ficke  (s.  d.)  verfassten 
Rituale  aller  drei  Grade  der  Loge  Zur 
edlen  Aussicht  und  das  «ehr  extreme,  mit 
mancherlei  Irrtümern  erfüllte  Werk:  »Die 
Freimaurerei  in  ihrem  Wesen  und  Un- 
wesen» (Lpz.  1873),  das  zur  Ehre  seines 
Andenkens  besser  ungedruckt  geblieben 
wäre.  Eigentümlich  sind  die  historischen 
Forschungen  und  Vorträge  T.'s  über  die 
ägyptischen,  griechischen  und  andern  Mys- 
terien, deren  unmittelbaren  Zusammenhang 
mit  der  heutigen  Maurerei  er  seit  18M) 
nachzuweisen  suchte.  Es  wurden  Instruk- 
tionslogen nach  sogenanntem  ägyptischen 
Ritus  gehalten  und  Erklärungen  Über  die 
»Hermesianische  Säule«,  den  »Stein  der 
Weisen*  und  die  »Enthüllte  Wahrheit« 
gegeben.  Dass  die  Vortragsgabe  und  die 
anregende  Lebhaftigkeit  T.'s  der  Sache  Auf- 
merksamkeit abzugewinnen  wusste,  wird 
jeder  begreifen,  der  ihn  gekannt  hat.  Diese 
offenbaren  Verirrungen  eines  geistvollen, 
aber  phantastischen  Kopfes  schwanden 
dahin,  als  die  Loge  zu  Freiburg  ihre  Ar- 
beiten wieder  einstellte  (um  1853).  Bei 
ihrer  Wiedereröffnung  1857  kehrte  ein 
fortgeschrittner  Geist  ein  und  erfasste 
auch  T.,  der,  gegen  seine  Neigung  zwar, 
aber  von  Ficke  bewogen,  kräftig  am  Werke 
der  Verbesserung  des  Logenwesens  mit 
arbeitete.  [Vgl.  Bh.  1862,  8.  861;  1869, 
S.  277.] 

Treptow  a.  d.  Rega  (St.  in  der  preuss. 
Provinz  Pommern,  5997  E.).  1)  Von  der 
Grossen  Landesloge  zu  Berlin  wurde  hier 
eine  Loge  Zur  Eintracht  16.  Febr.  1775 
gegründet;  Mitgliederzahl  (1900):  28.  Vers. : 
Donnerstags  nach  dem  Vollmond.  Logen- 
lokal: Bollenburg.  2)  Unter  der  Grossen 
National-Mutterlogc  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln wurde  20.  Dez.  1785  eine  Loge 
Aurora  gestiftet,  die  aber  26.  Aug.  1840 
geschlossen  wurde.  Beide  Logen  befanden 
sich  ursprünglich  in  Belgard  (s.  d.). 

Treu,  Johann  Georg,  geb.  1832  in 
Winterhausen  bei  Würzburg,  widmete  sich 
dem  Handelsstande  und  wurde  14.  Okt. 
1856  in  der  Loge  Ruprecht  zu  den  fünf 


Rosen  in  Heidelberg  aufgenommen,  trat 
sodann,  nach  Pforzheim  übersiedelnd,  der 
Loge  Leopold  zur  Treue  in  Karlsruhe  bei 
und  war  Mitgründer  des  Pforzheimer 
Kränzchens,  aus  dem  die  Loge  Reuchlin 
hervorging.  1860  geschäftlich  nach  der 
Levante  reisend,  stiftete  T.  die  Loge  Ger- 
mania in  Konstantinopel,  in  der  er  1863 
die  8telle  eines  Meisters  vom  Stuhl  einnahm 
und  bei  seinem  Scheiden  1867  zum  Ehren- 
meister ernannt  wurde,  veranlasste  auch 
die  Gründung  der  Loge  Sphinx  in  Kairo; 
heimgekehrt,  schloss  er  sich  der  Mann- 
heimer Loge  Karl  zur  Eintracht  an.  1873 
zur  Ausstellung  nach  Wien  gekommen, 
blieb  er  als  Bureaucbef  des  Centrai-Ordners 
derselben  in  Wien,  schloss  sich  dem  Inter- 
nationalen Freimaurerkränzchen  an,  das 
den  Vereinigungspunkt  der  Ausstellungs- 
besucher bildete  und  sich  1877  zur  Loge 
Freundschaft  umgestaltete.  Ihr  Mitglied 
ist  T.  noch  jetzt  und  bekleidete  in  ihr 
die  Ämter  des  Redners,  ersten  Aufsehers 
und  zugeordneten  Meisters.  T.  ist  Mit- 
arbeiter in-  und  ausländischer  freimaure- 
rischer Zeitschriften  unter  verschiednen 
Pseudonymen,  zumeist  als  Erwin  von  Frie- 
drichsfeld, unter  welchem  Namen  er  auch 
auf  die  Hetzbroschüre  »Der  Hammer 
der  Freimaurer  am  Throne  der  Habs- 
I  burger«  eine  Entgegnung  »Vom  blau- 
,  weiss-goldnen  Banner.  Eine  österreichische 
Antwort  auf  römische  Angriffe«  (2.  Au6., 
Wien  1881)  erscheinen  Hess.  Er  schrieb 
ferner  »Zum  10.  Jahrestag  des  Vereins 
deutscher  Freimaurer«  (Mannheim  1871); 
»Ein  Beitrag  zur  Lösung  der  Frage: 
Welche  Details  im  freimaureriscBen  Logen- 
leben sind  geheim  zu  halten?«  (Wien  1880.) 
[Vgl.  O.  1896,  S.  810.    Z.  1881,  S.  74.] 

Treue.  Die  T.  ist  eine  der  drei  Hauptauf- 
gaben oder  Grundsätze  der  Freimaurerei. 
Hierbei  ist  aber  zu  bemerken,  dass  das 
deutsche  Wort  T.  zwar  mit  dem  englischen 
Truth  der  Abstammung  nach  verwandt  ist, 
aber  in  der  Bedeutung  nicht  übereinstimmt. 
True  bedeutet  nicht  treu,  sondern  wahr- 
haftig, aufrichtig,  wahr,  echt,  ehrlich,  red- 
lich; daher  ist  Truth  mit  Wahrhaftigkeit, 
Aufrichtigkeit,  Ehrlichkeit  und  Redlich- 
keit zu  übersetzen.  By  my  truth,  in  truth, 
of  a  truth  heisst  in  Wahrheit,  im  Ernst, 
wahrhaftig!  Preston  (s.  d.)  in  seinen  »Illus- 
trations  of  Masonry«,  S.  43,  sagt:  »Die 
Wahrhaftigkeit  (Truth)  ist  eine  göttliche 
Eigenschaft  und  die  Grundfeste  jeder 
Tugend.  Gut  und  wahrhaftig  zu  sein, 
ist  der  erste  Unterricht,  der  uns  in  der 
Maurerei  erteilt  wird.  Dies  ist  die  Auf- 
gabe unsers  ersten  Nachdenkens;  nach 
dieser  Vorschrift  sind  wir  unsre  Auffüh- 
rung einzurichten  bemüht.  Unter  dem 
Einfiuss  dieses  Grundsatzes  sind  Heuchelei 
und  Betrug  in  der  Loge  etwas  Unbekanntes; 
Aufrichtigkeit  und  Geradheit  im  Handeln 
zeichnen  uns  aus;  indem  Herz  und  Zunge 
zur  Beförderung  der  allgemeinen  Wohlfahrt 


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Triangel  —  Triest. 


465 


und  dahin,  dass  einer  sich  Aber  des  an- 
dern Wohlstand  freue,  sich  vereinen.« 
Unser  Wort  T.  bezeichnen  die  Englander 
mit  faithfulness,  daher  verbinden  sie  »a 
true  and  faithful  brother*,  d.  i.  ein  red- 
licher und  treuer  Bruder;  »a  true  and 
faithful  heart«,  d.  i.  ein  rechtliches  und 
treues  Herz;  hiernach  ist  auch  der  Aus- 
druck der  1.  Alten  Pflicht:  »Good  men 
and  true«  zu  übersetzen:  biedre  und  red- 
liche Manner.  [Vgl.  A.  IX,  8.  132;  X, 
S.  75.  Bh.  1893,  8.  233.  Br.  L.  1894/95, 
S.  41.] 

Triangel,  1)  s.  Dreieck.  2)  So  hiess  die 
erste  amerikanisch -deutsche  Zeitschrift, 
herausgegeben  von  Röhr  (s.  d.),  1855 — 79 
(Williamsburgh),  die  nicht  mehr  besteht.  Sie 
war  der  Verbreitung  und  Erhaltung  des 
alten  und  wahren  Geistes  der  Freimaure- 
rei gewidmet  und  machte  den  Vermittler 
zwischen  dem  deutschen  Mutterlande  und 
den  zahlreichen  deutschen  Logen  in  Ame- 
rika. Vom  1.  Jan.  1880  an  wurde  der  T. 
als  ein  Teil  des  Sonntagsblatt»  der  Brook- 
Ivner  Freien  Presse,  gen.  der  Long  Islän- 
der, herausgegeben.  3)  T.  (triangle,  trian- 
gulo)  heissen  im  Auslande  vielfach  die 
freimaurerischen  Kränzchen. 

Tribunal  des  Himmel*  (tribunale  de 
cielo)  war  nach  Histoire  de  l'assassinat  de 
Gustave  III,  roi  de  Suede  (Paris  1797),  S. 
128  und  131  eine  geheime  Verbindung  in 
Italien,  deren  Spuren  sich  vorzüglich 
1750—90  in  Rom,  Florenz  und  Venedig 
finden  und  die  fälschlicherweise  mit 
dem  Illuminatenorden  und  der  Freimau- 
rerbrüderschaft in  Verbindung  gebracht 
wurde.  Diese  Verbindung  soll  eine  Art 
moralischer  und  politischer  Inquisition  aus- 
geübt und  sich  dazu  der  Landessitte  ge- 
mäss des  Dolchs  und  Gifts  gegen  die 
Schuldigen  bedient  haben. 

Trlebel  iSt.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 1788  E.).  Die  hierher  von  Gu- 
ben (s.  d.)  übergesiedelte  Loge  Zu  den 
drei  Säulen  wurde  das.  81.  Mai  1806  von 
der  englischen  Provinzialloge  zu  Hamburg 
gegründet  und  20.  Okt.  1806,  sechs  Tage 
nach  den  Schlachten  von  Jena  uud  Auer- 
städt,  eingeweiht.  Vom  März  1810  bis  Okt. 
1811  wurden  die  Arbeiten  in  Zilmsdorf 
im  Hause  des  Meisters  vom  Stuhl  v.  Reib- 
nitz abgehalten.  1812  schloss  sich  die 
Loge  der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen 
an,  bei  der  sie  bis  1814  blieb,  wo  sie  ihre 
Arbeiten  einstellte.  Nach  einigen  Jahren 
nahm  sie  jedoch  ihre  Thätigkeit  unter  der 
Grossen  Loge  Royal  York  wieder  auf,  von 
der  sie  5.  Dez.  1817  angenommen  wurde. 
Sie  deckte  wieder  5.  Jan.  1820,  nachdem 
es  nur  zu  einer  Arbeit  gekommen  war, 
in  der  der  Beschluss  der  Deckung  der 
Loge  gefasst  wurde.  Die  Mitglieder 
schlössen  sich  meist  der  18.  Jan.  18*20  neu- 
gegründeten Loge  in  Sorau  (s.  d.)  an.  Die 
Akten  und  Protokolle  der  Loge  sind  bei 
der  Loge  in  Sorau  in  Verwahrung. 

Allgemein«!  Handbuch  dar  Freimaurerei.  II. 


Trlebel,  Joh.  Friedrich  Wilhelm, 
war  schon  1779  in  irgend  einer  auswär- 
tigen Loge  in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen worden  und  trat  nach  Wiederer- 
öffnung der  Loge  Karl  zu  den  drei  Rädern 
in  Erfurt  als  aktives  Mitglied  bei,  war 
das.  zweiter,  später  erster  Vorsteher  bia 
1811.  Alsdann  zum  zugeordneten  Meister 
gewählt,  lag  ihm  die  ganze  Leitung  der 
Loge  in  den  schweren  Jahren  nach  1814 
ob,  wo  der  erwachte  deutsche  Geist  und 
Freiheitssinn  nur  noch  mit  Widerwillen 
die  Fesseln  der  französischen  Knechtschaft 
trug.  Am  14.  Jan.  1826  wurde  eine  Trauer- 
loge für  ihn  in  Erfurt  abgehalten.  [Vgl. 
Festschrift  zur  Jubelfeier  des  100  jähr.  Be- 
stehens der  Loge  Carl  zu  den  drei  Adlern 
in  Erfurt  (1887),  S.  68.] 

Trlent,  Antifreimaurer-Kongress  das.  s. 
Antifreimaurer-Kongresa. 

Trier  (St.  in  der  preuss.  Rheinprov., 
40026  E.).  Hier  bestand:  1)  unter  dem 
Grossorient  von  Frankreich  eine  Loge 
La  rlunion  des  amis  de  l'humanite* 
(Statuten  v.  22.  März  1806),  gest.  19.  Nov. 
1804,  mit  Urkunde  vom  Ib.  März  1805, 
eingew.  11.  Apr.  1805.  Eignes  Logenhaus 
(St.  Annen-Fraucnklostcr),  Wallramsneustr. 
1,  noch  jetzt  in  Gebrauch,  cingew.  14. 
April  1808.  1813—1815  ruhten  die  Arbeiten, 
die  Versammlungen  jedoch  nicht.  Nach 
Übergang  der  Churtrierschen  Lande  an 
Preussen  wurde  die  Loge  2)  unter  die 
Grosse  Loge  Royal  York  gestellt,  31.  Jan. 
1817  neu  als  Loge  Zum  Verein  der 
Menschenfreunde  mit  Stiftungsurkunde 
versehen  und  26.  April  1817  eröffnet.  Mit- 
gliederzahl  (1900):  98.  Klub:  täglich. 
Ferien:  Juli  und  August. 

Triest  (österr.  Hafenstadt  am  Adriati- 
tischen  Meer,  [1890]  157466  EX  Seit  1765 
bestanden  hier  fortwährend  zeitweise 
Winkellogen,  die  meist  von  Offizieren 
französischer  und  englischer  Schiffe  an 
Bord  abgehalten  wurden,  doch  fehlte  es 
nicht  an  solchen,  die  mehr  auf  den  An- 
Hü.HHigen  ruhten.  Die  bedeutendste  war 
die  des  Perückenmachers  Bailly,  der  die 
Loge  förmlich  geschäftsmässig  betrieb. 
1778  kam  der  Werbeoffizier  v.  Welz  nach 
T.,  wo  er,  über  die  Verhältnisse  unterrich- 
tet, dem  Unwesen  BaillyB  ein  Ende  machte, 
indem  er  dessen  behördliche  Ausweisung 
erwirkte  und  sodann  auf  Grund  eines  von 
Freiherrn  Schmidburg  (s.  d.)  1766  erlangten 
Freibriefs  26.  Febr.  1774  die  Loge  La 
concordia  stiftete.  Die  Loge  wurde 
1775  mit  Stiftungsbrief  von  der  Prager 
Präfektur  versehen.  Bald  danach  dürfte 
unter  dem  Namen  Harmonie  eine  zweite 
Loge  entstanden  sein,  die  sich  jedoch  mit 
der  frühern  vereinigte  und  sich  nunmehr 
ZurallgemeinenHarmonic  und  Ein- 
tracht (Harmonie  et  concorde  univer- 
selle) nannte.  Diesen  Namen  führte  die 
Loge  bereits  28.  März  1784,  als  sie  den 
Anachluss   an   den   Eklektischen  Bund 

30 


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46G 


Trinidad  —  Tri  vi  um. 


suchte  und  24.  Juni  1784  erhielt.  Am 
10.  Dez.  1784  schloss  sich  die  Loge  an  die 
österreichsche  Landesloge  an  und  wurde 
der  Pro vinzial löge  von  Österreich  einver- 
leibt. Als  sich  diese  jedoch  auflöste,  trat 
sie  1789  dem  Eklektischen  Bunde  wieder 
bei.  1794  ging  sie  ein.  [Vgl.  Abafi,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Österreich- 
Ungarn,  II,  III.] 

Trinidad  (brit.-westind.  Insel,  die  süd- 
lichste und  grösste  der  Kleinen  Antillen). 
Die  erste  Loge  wurde  1798  von  der  Gross- 
loge von  Pennsylvanien  errichtet.  1S11 
wurde  eine  irische  Loge  von  Martinique 
hierher  verlegt.  1818,  1854,  1864  und 
1876  stiftete  die  Grossloge  von  Schottland 
4  Logen  und  errichtete  für  sie  eine  Pro- 
vinzialgrossloge.  1831—78  gründete  die 
Grossloge  von  England  ihrerseits  5  Logen 
und  richtete  für  sie  1860—76  eine  Pro- 
vinzialgrossloge  ein.  Jetzt  bestehen  nur 
noch  die  4  Tochterlogen  der  Grossloge 
von  Schottland  und  3  Tochterlogen  der 
Grossloge  von  England  (gest.  1831,  1850 
und  1861). 

Triiiksprflche,  Toaste.  Über  die  Ent- 
stehung der  T.  herrscht  noch  grosses 
Dunkel.  Die  erste  Ausgabe  des  Konsti- 
tutionenbuchs (s.d.)  von  1723  giebt  keine 
Auskunft  darüber,  ob  und  welche  T.  üb- 
lich waren.  Aus  den  diesem  beigedruckten 
Gesäugen,  die  jedoch  erst  nach  Errichtung 
der  Grossloge  entstanden  sind,  namentlich 
aus  dem  Meistergesang  von  Anderson,  ler- 
nen wir  indessen  mehrere  kennen:  dem 
Grossmeister;  dem  Meister  und  den  Auf- 
sehern; dein  Andenken  der  Kaiser,  Könige, 
Prinzen,  Grossen,  Adligen,  Geistlichen 
und  Gelehrten,  welche  die  Kunst  förder- 
ten; dem  Andenken  aller  Wiederher- 
steller des  Augustischen  Stils.  Die  Aus- 
gabe von  1738  berichtet,  dass  Desagu- 
liers  (s.  d.)  nach  seiner  Erwählung  zum 
Grossmeister  sich  «hätte  angelegen  sein 
hissen,  die  alten  regelmässigen  T.  oder 
Gesundheiten  der  Freimaurer  wieder  ein- 
zuführen«. Welche  diese  waren,  bezeugt 
das  Buch  bei  den  angehängten  Maurer- 
gesängen, die  in  der  deutschen  Ausgabe 
fehlen.  Sicherlich  aber  sind  die  meisten 
der  hier  nachfolgend  verzeichneten  T. 
eben  so  jungen  Alters,  wie  der  auf  den 
Prinzen  von  Wales.  Sie  bilden  folgende 
stattliche  Reihenfolge:  dem  König  und 
der  Zunft;  dem  Grossmeister;  dem  zuge- 
ordneten Grossmeister  und  den  Grossauf- 
sehern;  der  gesamten  Brüderschaft  auf 
dem  Erdenrund ;  unserm  Bruder  Friedrich, 
Prinzen  von  Wales;  unserm  Bruder  Franz, 
dem  Grossherzog  von  Toscana;  allen  edlen 
Lord*,  welche  einmal  Grossmeister  ge- 
wesen sind;  allen  wohlthätigen  Maurern; 
allen  Treuen  und  Zuverlässigen;  allen 
Meistern  und  Aufsehern  der  regelmässi- 
gen Logen;  zur  immerwährenden  Ehre 
der  Freimaurer;  den  Künsten  und  Wissen- 
schaften.   Bezeichnend  für  die  Stellung 


der  Grossloge  zur  damaligen  Zeit  zu  den 
Bauwissenschaften  ist  der  Umstand,  dass 
der  T.  auf  die  Wiederhersteller  des  Au- 
gustischen Stils,  der  nach  der  ersten  Aus- 
gabe des  Konstitutionenbuchs  üblich  war, 
sich  nicht  mehr  vorfindet  —  Wie  aus 
Prestons  (s.d.)  Illustration  hervorgeht,  war 
die  Zahl  der  üblichen  T  in  England  noch 
gegen  Ende  des  18.  Jahrh.  keine  kleinere 
geworden,  obschon  manche  der  hier  ver- 
zeichneten als  zwecklos  weggefallen  waren. 
In  den  deutschen  Logen  haben  sich  ähn- 
liche T.  eingebürgert.  Sie  sind  eigentlich 
»amtlich  vom  Vorsitzenden  Meister  zu  hal- 
ten; wo  gute  Kräfte  vorhanden  sind,  ver- 
teilt man   sie,   um   mehr  Abwechslung 
zu  schaffen.    Sie  sollen  so  verteilt  sein, 
dass  sie  die  Tafel  ausfüllen,  im  übrigen 
kurz  und  bündig  gehalten  werden.  Pflicht- 
T.  sind  in  der  Regel:  auf  den  Landes- 
herrn und  das  Vaterland,  auf  den  Protek- 
tor (wo  einer  vorhanden  ist),  auf  die  Gross- 
loge, auf  die  Stifter  (nur  bei  Stiftungs- 
festen), auf  die  besuchenden  Brüder,  auf 
die  Neuaufgenommenen,  auf  die  Schwes- 
tern, auf  sämtliche  Maurer  des  Erden- 
runds.    Daneben   kommen,    ausser  den 
Erwiderungen,  noch  vor:  auf  die  Ehren- 
mitglieder, die  Jubilare,  den  Vorsitzen- 
den Meister,  die  Beamten,  insbesondere 
die  musikalischen   Brüder,   die  dienen- 
den Brüder.    Den  ersten  und  den  letzten 
T.  hält  meist  der    Vorsitzende  Meister. 
Das    Salamanderreiben    und  Vivatrufen 
(s  Huzza)  sollte  nirgends  geduldet  wer- 
den, beides  gehört  nicht  in  die  Loge. 
Die  Gebräuche  beim  Ausbringen  der  T. 
sind  im  allgemeinen  gleich,  nur  im  ein- 
zelnen abweichend.    Bemerkenswert  ist, 
dass  hier  und  da  (England,  Nordamerika) 
die  T.  erst  am  Schluss  der  Tafel  ausge- 
bracht werden.    [Vgl.  Fiscber,  Entwurf 
zu  einem  Handbuch  für  die  Amtsthätig- 
keit  der  Logen  meister,  S.  50;  Schauberg, 
Symbolik  der  Freimaurerei  (Schaffh.  l»61l, 
S.  646.    A.  XIII,  S.  l»3;  1895,  S.  51.  Bh. 
1878,  S.  56.   FZ.  1859,  S.  33;  1867,  S.  189; 
1876,  S.  364.    L.  1892,  S.  85.    R.  1892, 
S.  84;  1893,  S.  15.    Bunge,  Instruktionen 
(2.  Aufl.  1894),  I,  S.  53.   S.  auch  Tafel- 
logen.] 

Tripolis  (türk.  Wilajet).  In  der  Haupt- 
stadt T.  gründete  1864  der  Grossorient  von 
Italien  eine  Loge  Stella  Africana,  die 
später  wieder  einging.  Jetzt  besteht  hier 
unterm  gleichen  Grossorient  die  Loge 
Cirenaica. 

Triptis  (St.  im  Grossherzogt.  Sachsen, 
2248  E.).  Loge  das.  unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  Zum  grünenden 

Zweig,  gest.  7.  Okt.,  eiugew.  20.  Dez.  1874. 
Mitgliederzahl  (l»0ü):  48.  Klub:  Mon- 
tags. 

Tripunktieren  heisst:  seinen  Namen  mit 
drei,  im  Dreieck  stehendon  Punkten  ver- 
sehen. 

Trivlum  ist  ein  Teil  der  sieben  Wissen- 


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Troddeln  —  Tagend  und  Ehre,  Orden  der.  467 


Bchaften  oder  Künste  und  umfasst  Gramma- 
tik, Rhetorik,  Logik  (s.  d.). 

Troddeln,  welche  die  vier  Ecken  der 
gesackten  Einfassung  schmücken,  deuten 
(in  der  Schwedischen  Lehrart)  auf  die 
vier  Kardinaltugenden:  Klugheit,  Stand- 
haftigheit,  Mässigkeit  und  Gerechtigkeit. 

Trondujem,  8.  Drontheim. 

Troppan  (Rauptet,  von  Österreichisch- 
Schlesien,  [1890]  22  867  E.).  Hier  bestand 
ein  Kränzchen  als  nicht  politischer  Verein 
und  Filiale  des  nicht  politischen  Vereins 
Humanitas  iu  Pressburg,  behördlich  geneh- 
migt 8.  Febr.  1874  und  eingeweiht  29.  April 
1874.  lt*96  stellte  der  Verein  seine  Thä- 
tigkeit  infolge  klerikaler  Verfolgung  ein. 
[Vgl.  Z.  19l>0,  S.  70.] 

Tscharner,  Karl  v.,  aus  einer  Patrizier- 
familie des  Kantons  Graubünden,  geb. 
1812  in  Chur,  gest  28.  Dez.  1879  in 
Bern,  wirkte  1849—1875  als  Chefredakteur 
des  bedeutendsten  schweizerschen  Blattes 
»Der  Bund«  in  Bern,  wo  er  sich  auch  1863 
in  der  Loge  Zur  Hoffnung  aufnehmen 
Hess.  In  ihr  bekleidete  er  später  die 
höhern  Ämter,  wurde  1868  Grossredner 
und  1876  bis  zu  seinem  Tode  Grossmeister 
der  Grossloge  Alpina.  Er  war  eine  ideal 
angelegte  Persönlichkeit;  allen  wusste  er 
den  Hauch  der  Begeisterung  einzuflÖBsen, 
die  er  selbst  besass.  [Vgl.  Alpina  1880, 
S.  860.    Bh.  1880,  S.  21 1J 

Tschlrcb,  Wilhelm,  Komponist,  geb. 
8.  Juni  1«18  in  Liebenau  bei  Lauban, 
gest.  6.  Jan.  1892  als  fürstl.  Kapellmeister 
in  Gera,  war  1843  städtischer  Musikdirek- 
tor und  Chordirigent  in  Lauban  und  folgte 
1.  April  1854  einem  Ruf  als  Gesanglehrer 
am  Gymnasium  und  Musiklehrer  am  Lan- 
desseminar in  Gera.  Hier  hat  er  ununter- 
brochen gelebt  und  gewirkt.  T.  hat  104 
Kompositionen  herausgegeben.  Besonders 
thätig  war  er  für  Männerchor.  —  In  den 
Freimaurerbund  trat  er  in  der  Loge 
Pythagoras  zu  den  drei  Höhen  in  Liegnitz 
7.  Dez.  1848.  Dieser  Loge  ist  er  treu  ge- 
blieben, wurde  aber  1857  zum  Ehrenmit- 

glied  der  Loge  Archimedes  zum  ewigen 
unde  in  Gera  ernannt,  bei  der  er  seit 
1852  ständig  Besuchender  war.  Er  hat  viel 
maurerische  Lieder  komponiert  und  mit 
R.  Fischer  (s.  d.)  ein  Liederbuch  für  Frei- 
maurerlogen (5.  Aufl.,  Lpz.  1898)  heraus- 
gegeben.   [Vgl.  FZ.  1892,  S.  89.1 

Tscbondy,  Baron  Thäod.  Henr.  de, 
in  der  Litteratur  unter  dem  Namen  des 
Chevalier  de  Luzy  bekannt,  geb.  um  1724 
in  Metz,  gest.  in  Paris  28.  Mai  1769, 
schrieb  als  freimaurerischer  Schriftsteller: 
»Etrcnne  au  Pape,  ou  les  Fr.  Mac.  venges« 
1752,  »Le  Vatican  vengg«  1752,  »La  muse 
Maconne»  1752,  »L'Etoile  flamboyante« 
1766,  »Ecossais  de  Saint-Andre"  d'Ecosset 
1780,  »Grand  Inquisitcurc ,  »Grand  Elu 
ou  Chevalier  Kados*  1781,  welche  bei- 
den letzteu  Schriften,  die  echten  und  voll- 
ständigen Grade  des  T.'schcn  Systems,  von 


der  Grossen  schottischen  Loge  Le  grand 
globe  francais,  der  Gegnerin,  herausgege- 
ben wurden.  In  Petersburg  war  er  1760 
Redner  einer  Loge  und  brachte  aus  Russ- 
land den  Chevalier  de  la  Palestine  et  de 
l'Aurore  als  geheimen  dirigierenden  Grad 
mit,  der  mit  dem  Starckschen  Klerikat  die 
meiste  Ähnlichkeit  hatte.  Am  Johannis- 
fest 1764  hielt  er  in  Paris  seine  erste 
Rede.  Er  errichtete  auch  einen  Grad  Des 
quatrefois,  resp.  Mattre  Ecossais  de  St.- 
Andre1  d'Ecosse  ein  und  zu  Metz  zu  diesem 
Zwecke  das  Chapitre  fondateur  Saint- 
Theodore.  Seine  Commanderie  de  la 
Ronde  ist  vom  25.  Aug.  1765.  [Vgl.  Kloss, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frank- 
reich, I,  93.1 

Tscbudi,  Rudolf  Freiherr  v.,  Militär, 
geb.  26.  März  1766  in  Dresden,  gest.  4. 
Okt.  1857  in  Pyrmont,  fürstl.  Wald  eckscher 
Major,  diente  unter  Napoleon  1806,  machte 
den  russischen  Feldzug  mit,  kam  glück- 
lich wieder  zurück,  verlor  aber  nach  der 
Völkerschlacht  bei  Leipzig  Hab  und  Gut. 
Der  Fürst  Georg  Heinrich  in  Arolsen 
machte  ihn  zum  Erzieher  seines  jüngsten 
Bruders  Hermann.  1885—45  war  er  Kom- 
mandeur in  Pyrmont.  —  Aufgenommen  in 
den  Freimaurerbund  wurde  T.  in  einer 
Feldloge  1795,  wirkte  als  Mitglied  der 
Loge  in  Alfeld  und  stiftete  6.  Jan.  1842 
die  Loge  Georg  zur  wachsenden  Palme  in 
Arolsen,  deren  Meister  vom  Stuhl  er 
wurde.    [Vgl.  FZ.  1857,  S.  365. j 

Tobalk uin,  s.  Thubalkain. 

Tübingen  (St.  im  Königr.  Württemberg, 
18989  E.).  Hier  besteht  seit  1886  eine 
freimaurerische  Vereinigung  Eberhar- 
dina, die  sich  1899  unter  die  Loge  Glocke 
am  Fusse  der  Alb  in  Reutlingen  gestellt 
hat.  Die  Einweihung  erfolgte  24.  Febr. 
1899.    Vers.  1.  und  3.  Freitag  im  Monat 

Tneh,  Joh.  Christian  Friedrich, 
Orientalist,  geb.  17.  Dez.  1806  in  Qued- 
linburg, gest.  1867  als  Kirchenrat  und 
Domherr  in  Leipzig,  habilitierte  sich  1880 
bei  der  philosophischen  Fakultät  und  ver- 
öffentlichte 18*8  in  seinem  Kommentar 
zur  Genesis  ein  Werk  ersten  Ranges.  Von 
der  litterarischen  Lohnschreiberei,  zu  der 
ihn  bisher  die  bitterste  Not  gezwungen 
hatte,  befreite  ihn  erst  1842  die  Berufung 
nach  Leipzig,  wo  er  ausserordentlicher 
und  1844  ordentlicher  Professor  der  Theo- 
logie wurde.  1857  war  er  Rektor  der  Uni- 
versität —  Er  war  24.  Juni  1>40  in  der 
Hai  leschen  Loge  Zu  den  drei  Degen  auf- 
genommen worden  und  ist  ihr  bis  ans 
Ende  treu  geblieben. 

Tugend  und  Ehre,  Orden  der  (Order 
of  virtue  and  honour),  eine  Verbindung, 
die  in  den  fünfziger  und  sechziger  Jahren 
des  18.  Jahrb.  im  nördlichen  Deutschland, 
unter  andern  in  Hamburg  (s.  d.)  bestand. 
Als  Stifter  wird  der  Herzog  Louis  von 
Newcastle  und  als  Stiftungsjahr  1748  (14. 
Jan.)  angegeben.    Das  Ordenszeichen  war 

80* 


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468 


Tugendbund  oder  Tugendverein  —  Türkische«  Reich. 


ein  Herz,  zur  Lehre,  das«  die  Brüder  ein- 
ander lieben  aollen.  Nur  Adlige,  Gelehrte 
und  Offiziere  konnten  diesen  Orden  er- 
halten. 

Tugendband  oder  Tugendrereln,  eigent- 
lich sittiich-wissenscbaftlicher  Verein  hicss 
die  Verbindung,  die  sich  18.  März  1808 
zu  Königsberg  im  Geheimen  bildete. 
Der  äussere  Zweck  ging  darauf  hinaus, 
1)  die  durch  das  allgemeine  Unglück  auf- 
geregten Gemüter  zu  beruhigen  und  zur 
Ausdauer  zu  ermahnen,  2)  die  Liebe  für 
den  König  und  sein  Haus  zu  erhalten,  die 
zum  Vaterland  zu  erwecken  und  zu  ver- 
mehren, 3)  das  Unglück  des  Staats  im 
einzelnen  kennen  zu  lernen  und  Mittel 
zu  suchen,  ihm  abzuhelfen,  4)  eine 
zweckmässige  Einrichtung  des  Militärs 
herbeizuführen,  5)  für  die  Verbesserung 
der  Erziehung  zu  sorgen,  6)  die  Not  ein- 
zelner zu  mildern,  7)  die  Polizei  zu  unter- 
stützen, 8)  die  Litteratur  zu  beleben  und 
zu  kräftigen.  Der  geheime  Zweck  war, 
das  französische  Joch  zu  brechen.  Der 
Verein  wurde  den  Franzosen  bald  ver- 
dächtig und  daher  durch  ein  königliches 
Publicandum  gegen  geheime  Gesellschaften 
und  Verbindungen,  Königsberg,  18.  Dez. 
1808  (vgl.  Allgemeine  Zeitung  von  1809, 
Nr.  2,  §.8)  und  die  Kabinettsordre  vom 
31.  Dez.  1809  aufgehoben,  worauf  er  15.  Jan. 
1810  seine  letzte  Versammlung  hielt.  Lange 
nach  dieser  Aufhebung,  als  die  Reaktion 
in  Preussen  ihr  Haupt  erhob,  erfuhr  der 
Bund  vielfache  Angriffe  [KIoss,  Bibl., 
Nr.  3608],  die  so  arg  wurden,  dass  [vgl. 
Gesetzsammlung  für  die  preußischen 
Staaten  von  1816,  S.  5J  »der  Druck 
aller  Oiskussionen  über  denselben  unter- 
sagt werden  musste.«  Mit  dem  Freimaurer- 
bunde hat  dieser  Verein  nie  etwas  zu 
thun  gehabt,  trotz  der  Ansichten  die  der 
Verfasser  der  Schrift:  »La  verite"  sur  les 
sociltes  secretesenAUemagne,  et  l'occasion 
de  l'ouvrage  ayant  pour  titre:  Des  sociltes 
Becretes  en  Allemagne  et  en  d'autres  con- 
trees  etc.«  Par  un  ancien  Mumme"  (Paris 
1819),  S.  59—116,  darüber  entwickelt  hat. 
[Vgl.  Krug,  Das  Wesen  und  Wirken  des 
sog.  T.  und  anderer  angeblicher  Bünde 
(Lpz.  1816).  Hieber,  Geschichte  der  Ver- 
ein. Loge  in  Königsberg  i.  Pr.  (1897),  S. 
60.   A.  VIH,  161.    L.  1880,  Nr.  13.) 

Tugenden.  DieT.,  deren  sich  der  Freimau- 
rer (nach  der  schwedischen  Lehrart)  befleißi- 
gen soll,  sind:  Verschwiegenheit,  Mäßig- 
keit, Vorsichtigkeit  und  Barmherzigkeit. 
Nach  der  jetzt  gebräuchlichen  englischen 
Lehrart  sind  die  drei  Tugenden  eines  neu 
eingetretnen  Mitglieds:  ein  treues  Herz, 
ein  aufmerksames  Ohr,  eine  schweigsame 
Zunge. 

Tumult  (carillou),  der  sogenannte,  auch 
»Pfähle  rammen*,  war  das  Geräusch,  das 
bei  den  Tafel  logen  mit  den  Füssen  ge- 
macht wurde,  nachdem  ein  Lied  gesungen 
war.    Seit  1814  ist  dieser  Gebrauch  —  der 


,  zum  wirklichen  Tumult  und  Spektakel 
ausartete  —  in  Deutschland  und  auch 
sonst  abgeschafft.  Hier  und  da  hat  sich 
der  Gebrauch  in  dem  gleichfalls  verwerf- 
lichen studentischen  Salamanderreiben  fort- 
gepflanzt. 

Tonis  (8chutzstaat  Frankreichs).  Hier 
errichteten  die  ereten  Logen  in  der  Haupt- 
stadt T.  der  Grossorient  von  Frankreich 
1861  (La  perseverance),  das  Suprdme 
Conseil  von  Frankreich  1862  (Segretezza) 
und  der  Grossorient  von  Italien  (Carta- 
gine  ed  Utica).  1877  und  1879  stiftete 
die  Grossloge  von  England  in  T.  und  La 
Goletta  Logen.  Von  allen  diesen  besteht 
nur  noch  die  englische  Loge  in  T.  und 
eine  1885  das.  gegründete  Tochterloge  de» 
Grossorients  von  Frankreich.  1879  wurde 
in  T.  auch  eine  eigne  Grossloge  von  T. 
ins  Leben  gerufen,  die  17.  Juli  unter  ihrem 
|  Grossmeister  Cassanello  ihre  erste  Ver- 
|  Sammlung  abhielt  und  acht  Logen  zählte. 
Sie  erhielt  2.  Mai  1881  eine  Stiftungs- 
urkunde vom  Suprcmo  Consiglio  von  Ita- 
lien. Über  ihre  Thätigkeit  ist  fast  nichts 
bekannt. 

Türckhelm,  Johann  v.,  Mitglied  des 
Magistrats  von  Strassburg,  war  Mitglied 
der  strikten  Observanz  und  Visitator  gene- 
•  ralis  der  V.  Provinz,  Bourgogne  (Strass- 
]  bürg).  Auf  dem  Konvent  in  Wilhelmsbad(s  d.) 

war  er  Grossschriftführer  für  die  franzö- 
>.  Bische  Sprache.  [Vgl.  die  ihn  betreffende 
anonyme  Schrift  »Uber  v.  Wedekinds  An- 
führungen in  seinem  Buche  über  den  Wil- 
helmsbader Konvent«  (1818)  und  Spach, 
Biograph.  Alsacienn.  Vol.  H  (1866),  S. 
459-493.] 

Türkisches  Kelch.  I.  Europäische 
Türkei.  Das  freimaurerische  Leben  in 
der  c.  T.  hat  sich  in  der  Hauptsache  auf 
Konstantinopel  (s.  d.)  und  seine  Vororte  be- 
schränkt. Die  erste  bekannte  Loge  Kon- 
stantinopels ist  die  1769  gegründete  Loge 
St. -Jean  du  Levant,  eine  Tochterloge  der 
Grossloge  von  Genf.  1784  stiftete  der 
Grossorient  von  Polen  in  Konstantinopel 
die  Loge  Die  Morgenröte  von  Carogrod 
|  (Zarugrad).  Beide  scheinen  nur  einen  kur- 
zen Bestand  gehabt  zu  haben.  Eine  leb- 
haftere Thätigkeit  erwachte  erst  nach  dem 
Krimkrieg,  der  den  Orient  mit  dem  west- 
lichen Europa  in  innigere  Berührung 
brachte.  1856  gründete  die  Grossloge  von 
England  wieder  die  erste  Loge  (Oriental)  in 
Konstantinopel,  der  sie  schon  1860  eine 
zweite  (Deutscher  Bund),  die  deutsch  ar- 
beitete, und  1861  eine  dritte  (Bulwer) 
folgen  Hess.  1861  wurde  auch  eine  englische 
Distriktsgrossloge  für  die  Türkei  errichtet, 
an  deren  Spitze  bis  1869  der  englische 
Botschafter  Sir  Henry  Bulwer  stand.  Nun 
begann  die  Blütezeit  für  die  Maurerei. 
1864  wurde  die  vierte  Tochterloge  der 
Grossloge  von  England  in  Konstantinopel 
gegründet,  die  unterm  Namen  Areti  in 
griechischer  Sprache  arbeitete  und  1865 


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Türr. 


469 


das  englische  Konstitutionenbuch  ine  Neu- 
griechische übersetzen  liesa.  Daneben  stif- 
tete der  Grossorient  von  Frankreich  in 
Konstantinopel  vier  Logen:  1858  L'ätoile 
du  Bosphore,  1862  L'union  d'Orient,  1866 
8er,  die  in  armenischer,  und  1868  Proodos, 
die  in  griechischer  Sprache  arbeitete.  1863 
errichtete  der  Grossorient  von  Turin  die 
Loge  Italia  in  Konstantinopel;  nach  ihrem 
Eingang  bildeten  sich  1868  das.  vier  Toch- 
terlogen  des  Grossorients   von  Italien: 
Italia  risorta,  Speranza,  Fenice  und  Sin- 
cerita,  von  denen  sich  die  letzten  drei 
noch  1868  verschmolzen  und  den  Namen 
La  tre  in  una  und  später  Azizieh  annah- 
men.   Zu  ihnen  kamen  die  Logen  Mace- 
donia  in  Saloniki  (1866)  und  Luce  Oriental 
in  Böjük-dere  (1873),  ebenfalls  vom  italie- 
nischen Grossorient  gestiftet.   Ferner  ent- 
stand 1865  auch  eine  irländische  und  1868 
eine  schottische  Loge,  jene  in  Konstanti- 
nopel und  diese  (Caledonian)  in  Hasköj. 
Endlich  stiftete  auch  die  Grossloge  von 
Hamburg  1862  die  Loge  Germania  am 
Goldnen  Horn,  die  1873  wieder  einging, 
und  1894  die  Leuchte  am  Goldnen  Horn, 
beide  in  Konstantinopel.    1893  hatte  der 
Grossorient  von  Frankreich  auch  eine  Loge 
(Prome*thee)  in  Janina  gegründet.  Die 
meisten  dieser  Logen  sind,  wie  die  eng- 
lische Distriktagrossloge,  nicht  mehr  thätig. 
Auch  ein  1869  errichteter  Oberster  Rat 
fQr  die  Türkei,  an  dessen  Spitze  1872  Prinz 
Halim  Pascha  trat,  scheint  keine  grosse 
Wirksamkeit  entfaltet  zu  haben.  Abge- 
sehen davon,  dass  die  Logenbildungen  von 
den  leitenden  türkischen  Kreisen  wohl  nicht 
gern  gesehen  wurden,  ist  die  Ursache  des 
schnellen  Verfalls  der  Logen  darin  zu 
suchen,  dass  die  Leitung  der  Logen  meist 
in  der  Hand  von  Fremden  lag,  die  sich 
nur  vorübergehend  hier  aufhielten.  Ein- 
heimische Mitglieder  kehren  aber  der  Loge 
bald  wieder  den  Rücken,  da  ihre  Bildung 
noch  nicht  derartig  vorgeschritten  ist,  um 
den  Kern  der  Freimaurerei  zu  erfassen. 
Auch  hat  die  Freimaurerei  durch  Aufnahme 
ungeeigneter  Elemente  stark  an  Ansehen 
eingebüsst.   Jetzt  bestehen  in  der  e.  T. 
sechs  Logen,  und  zwar  unter  der  Gross- 
loge von  England  eine  (Oriental);  unter 
der  Grossloge  von  Hamburg  eine  (Die 
Leuchte   am   Goldnen   Horn);  unterm 
Grossorient  von  Italien  eine  (Italia  risorta), 
sämtlich  in  Konstantinopel,  und  unterm 
Grossorient  von  Frankreich  drei,  nämlich 
zwei  in  Konstantinopel  (L'ltoile  de  Bos- 
jhore  und  Proodos)  und  eine  in  Janina 
Prom&hee).    [Vgl.  A.  1900,  S.  91.   A.  Z. 
827,  8.308.]  -  fi.  Asiatische  Türkei. 
Her   findet   sich   die   erste   Spur  der 
Freimaurerei  1788,   wo   von  Logen  in 
Smyrna  und  Aleppo  die  Rede  ist,  ohne 
da«»  darüber  Näheres  bekannt  ist.  Später 
wurde,  jedenfalls  von  Drummond,  Meister 
vom  Stuhl  der  Loge  in  Greenock  Kil- 
winning,  eine  Loge  in  Aleppo  gegründet, 


die  3.  Febr.  1748  eine  Stift  im  gsurkunde 
von  der  Grossloge  von  Schottland  erhielt 
1760  wurde  Drummond,  der  damals  Konsul 
dort  war,  selbst  Meister  vom  Stuhl  dieser 
Loge.   Aus  dem  18.  Jabrh.  ist  nur  noch 
bekannt,  dass  sich  eine  Loge  La  victoire 
in  Smyrna  dem  1786  entstandnen  Grand 
Orient  de  Geneve   anschloss.  Weitere 
Nachrichten  beginnen  erst  seit  Mitte  des 
19.  Jahrh.   Nach  L.  XTV  (1858),  S.  170 
fanden  in  Smyrna  während  des  Krimkrtegs 
einzelne  Versammlungen  dort  befindlicher 
Mitglieder  der  Zivil-  und  Militärbehörden 
statt,  die  aber  nach  und  nach  eine  Loge 
in  englischer,  eine  in  französischer  und 
eine  dritte  in  griechischer  Sprache  förm- 
lich einrichteten  und   schliesslich  1857 
eine  Grossloge  der  Türkei  stifteten,  über 
die  nur  wenig  bekannt  ist.    Sie  wurde 
von  der  Grossloge  von  England  nicht  an- 
erkannt und  ist  t>ald  wieder  eingegangen. 
1861  errichtete  die  Grossloge  von  England 
eine  Distriktagrossloge  für  die  Türkei,  die 
jetzt  wieder  eingezogen  ist.    Sie  hatte 
schon  25.  Jan.  1860  die  Homer-Loge  in 
Smyrna  gestiftet  und  gründete  hier  1861, 
1863,  1864  und  1870  fünf  weitere  Logen 
und  1863  eine  Loge  in  Ephesus,  die  aber 
bis  auf  die  erstgenannte  sämtlich  wieder 
eingegangen  sind.  1861  stiftete  die  Gross- 
loge von  Schottland  in  Beirut  die  Pales- 
tine-Loge,  1889  in  Mersina  die  Taurus-  und 
1890  in  Alntab  die  Eden-Loge,  die  noch 
thätig  sind,  errichtete  auch  für  Syrien  eine 
Distriktsgrossloge.   Auch  der  Grossorient 
von  Frankreich  gründete  1867  und  1869 
in  Smyrna,  1868  in  Beirut,  1869  in  Ladi- 
kieh  und  1889  in  Aleppo  Logen,  von  de- 
nen nur  noch  die  in  Beirut  (Le  Liban) 
und  in  Aleppo  (La  Syrie)  arbeiten.  Der 
Grossorient  von  Italien  stiftete  ebenfalls 
|  eine  Anzahl  Logen,  von  denen  1873  vier 
in  Smyrna  und  eine  in  Alexandrette  be- 
standen, die  später  eingingen,  wogegen 
heute  eine  Loge  Heibon  in  Aleppo  ar- 
beitet.   Endlich  hat  die  Grossloge  von 
Kanada  7.  Febr.  1873  in  Jerusalem  eine 
Loge  eingerichtet.  Royal  Solomon  Motber 
Lodge  Nr.  293,  die  heute  noch  besteht. 
[Vgl.  L.  1898,  S.  64.]   Die  türkische  Re- 
gierung war  den  Logen  feindlich  gesinnt, 
so  dass  mehrere  Logen  ihre  Arbeiten  ein- 
stellen mussten.   [Vgl.  L.  1898,  S.  107. 
H.  L.  1895,  S.  2271.   Gould,  The  history 
of  Freemaaonry  (Lond.  1882—87),  VI,  820.] 
Zur  Zeit  bestehen  in  der  asiatischen  Tür- 
kei acht  Logen,  und  zwar  eine  unter  der 
englischen,  drei  unter  der  schottischen 
Grosaloge.  zwei  unterm  Grossorient  von 
Frankreich,  eine  unterm  Grossorient  von 
Italien  und  eine  unter  der  Grossloge  von 
Kanada.   Wegen  Cypern  s.  d.    [Vgl.  A, 
1900,  S.  91.] 

Türr,  Stephan,  ungarischer  Patriot, 
geb.  10.  Aug.  1825  in  Baja  (Ungarn),  wid- 
mete sich   der  militärischen  Laufbahn, 
I  flüchtete  aber  1849  nach  Piemont,  wo  er 


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470 


Tychsen  —  Ulm. 


das  Kommando  einer  sich  bildenden  un- 
garschen Legion  übernahm.  Sodann  ging 
er  nach  Baden  und  wurde  Oberst  der  Auf- 
Btilndigen,  machte  dann  in  der  englisch- 
türkischen  Armee  den  Krimkrieg  mit,  sowie 
1856  den  Kampf  der  Tsch er k essen  gegen 
Ruasland.  185»  begab  er  sich  nach  Italien, 
focht  unter  Garibaldi  und  war  einer  der 
Tapfersten  der  tapfern  Tausend  von  Mar- 
Bala.  Nachdem  er  zur  Befreiung  Italiens 
mannhaft  beigetragen,  wurde  er  zum  Feld- 
marschallleutnant ernannt.  Spater  trat  er 
an  die  8pitze  einiger  grossen  Unterneh- 
mungen, so  1881  derjenigen,  die  die  Durch- 
stechung  der  Landenge  von  Korinth  be- 
zweckte; in  derselben  Eigenschaft  war  er 
bei  dem  Panamakanalunternehmen.  Nach- 
mals wandte  er  sich  i  mmer  mehr  der  Friedens- 
idee zu,  zu  deren  Verwirklichung  er  eine 
rege  Thätigkeit  entwickelte,  auch  den  Vor- 
sitz des  i  riedenskongresses  in  Budapest 
(1896)  führte.  —  Am  7.  Nov.  1854  in  Italien 
Freimaurer  geworden,  begründete  er  mit 
dem  Freiherrn  Nyary  die  schottische  Frei- 
maurerei in  Ungarn,  indem  er  die  Buda- 
pester Loge  Corvin  Mätyas  stiftete  und 


deren  Hammer  führte,  bis  der  Grossorient 
von  Ungarn  zu  Stande  kam.  Dem  von  der 
Loge  1870  gegründeten  Volksbildungs- 
verein Btand  er  mehrere  Jahre  vor. 

Tychsen,  Thomas  Christian,  Orien- 
talist, geb.  8.  Mai  1758  in  Horsbyll  im 
Schleswigschen,  gest.  23.  Okt.  1884  in 
Göttingen,  1784  Professor  der  Theologie 
das.  und  1777  Präsident  der  dortigen  Aka- 
demie der  Wissenschaften,  wurde  14.  Juli 
1788  in  der  Loge  Augusta  zu  den  drei 
Flammen  in  Göttingen  zum  Freimaurer 
aufgenommen. 

Tyroa,  Name  einer  Stadt  Phöniziens,  die 
angeblich  als  eine  Kolonie  von  Sidon  ge- 
gründet war,  sich  durch  ihre  grossen  Han- 
delsbeziehungen auszeichnete  und  die 
Mutterstadt  Karthagos  wurde.  In  der 
freimaurerischen  Sage  wird  sie  dadurch 
eingeführt,  dass  der  König  von  T.,  Hiram, 
dem  israelitischen  König  Salomo  (s.  d.) 
Werkmeister  und  Zedernholz  zum  Bau 
seines  Tempels  sendete,  wie  ja  auch  schon 
früher  König  David  Zedernholz  zum  Bau 
seines  Palasts  auf  Jebus  von  dorther  be- 
zogen hatte. 


Ückermünde  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Pommern,  6020  E.).  Eine  Loge  Zur 
Ankerkette  wurde  das.  von  der  Grossen 
National- Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln gest.  26.  Aug.  1860.  Vers.:  Donners- 
tags. Mitgliederzahl  (1900):  46.  Eignes 
Logenhaus,  eingeweiht  15.  Jan.  1899.  Vers. 
Donnerstags.  Ferien:  Juli  und  August. 
[Vgl.  Bh.  1861,  S.  27.J 

Uden,  Konrad  Friedrich,  nicht  mit 
dem  am  29.  Mai  1798  als  Physiker  in 
Stendal  verstorbnen  Karl  Friedrich  Uden 
zu  verwechseln,  war  früher  Arzt  in  Berlin, 
dann  Physikus  in  Spandau,  1800  Oberarzt 
in  Tschernigow  in  der  Ukraine,  1802  in 
Dorpat  Professor  der  Therapie  und  kam 
1807  nach  Petersburg,  wo  er  um  1830  starb. 
Er  war  Herauseeber  der  auch  jetzt  noch 
brauchbaren  Zeitschriften  «Archiv  für 
Freimaurer  und  Rosenkreuzer*  (2  Tie., 
Brl.  1783  und  1785)  und  der  »Ephcmeriden 
der  gesamten  Freimaurerei  in  Deutschland« 
(2  Bde.,  Altona  1785  und  1786). 

Uffel,  Adolf  Christian  Ernst  v.,  auf 
Roschitz,  geb.  im  Osterland  1737,  hannö- 
verscher Oberappellationsrat  inCelle,  wurde 
in  der  Loge  Zu  den  drei  Rosen  in  Jena  auf- 
genommen und  8.  Sept.  1763  in  der  Loge 
Archimedes  zu  den  drei  Reissbrettern  in 
Altenburg  angenommen.  Er  war  einer  der 
ersten  Anhänger  Johnsons  (s.d.)  in  Jena,  der 
ihn  zum  Ritter  schlug,  ihn  Anfang  1764 
mit  v.  Prangen  (s.  d.)  nach  Unwürde  zu  v. 
Hund  (s.  d.)  sandte  und  nebenbei  ihm  we- 
nigstens 1000  Thaler  abnahm.   In  Alten- 


berge wurde  er  19.  Mai  1764  von  v.  Hund 
zum  Ritter  geschlagen;  in  dieser  Eigen- 
schaft war  er  auf  dem  Konvent  in  Kohlo 
(s.  d.).  In  seinem  Hause  in  Celle  geschah 
1766  die  Aufnahme  des  Prinzen  (nach- 
herigen Grossherzogs)  Karl  von  Mecklen- 
burg-Strelitz  (s.  d.). 

.  Uni,  Alexander,  geb.  9.  Okt.  1836  in 
Ödenburg,  trat  1870  an  die  Spitze  dei 
ungarschen  Munizipalbank  als  leitender 
Direktor  und  1876  in  gleicher  Eigenschaft 
bei  der  ersten  ungarschen  Gewerbebank 
ein.  —  U.  trat  in  den  Freimaurerbund 
22.  Dez.  1872  in  der  Loge  Die  alten  Ge- 
treuen in  Budapest  und  wurde  1875  Gross- 
schriftführer. Der  lebhafte  Geist  und  die 
grosse  Werkthätigkeit  der  ungarschen  Logen 
sind  grösstenteils  das  Verdienst  von  U.  Er 
leitete  auch  eine  Zeit  lang  den  Kelet 
(Orient  —  s.  d.  — ). 

Ulm  (St.  im  Königreich  Württemberg, 
39303  E.).  1)  Daselbst  bestand  früher  die 
Loge  Asträa  zu  den  drei  Ulmen, 
gest.  26.  März  1789,  mit  Urkunde  vom  14. 
Juni  1790  von  der  Grossloge  von  London, 
deckte  auf  Befehl  des  Rats  von  Ulm  vom 
15.  Okt.  1794,  wurde  wieder  thätig  14.  Dez. 
1807  und  deckte  nochmals  auf  königl.  Be- 
fehl 10.  Dez.  1810.  In  diese  Periode  fallen 
maurerische  Lieder  des  Dichters  Joh. 
Martin  Miller  (s.  d.),  Predigers  am*  Münster, 
des  Redners  der  Loge.  (Abbild,  des  Siegels 
dieser  Loge  AQC.  XIH,  8.  89.)  2)  Spater 
stiftete  die  Grossloge  von  Hamburg  1.  Pibv. 
1848  die  Loge  Karl  zu  den  drei  Ulmen, 


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Fltraniontaniamus  —  Unabhängige  Logen. 


471 


eingew.  1.  Mai  1844.  Mitgliederzahl  (1900): 
58.  Vers.:  Donnerstags.  Ferien:  Juli  bis 
September.  Lokal:  Gasthof  zum  schwarzen 
Ocli  aen.  Milde  Stiftungen:  a)  Unter- 
stützungsfonds, Kapital :  7000  M.  b)  Weih- 
nachtabescherung  mit  jährlichen  Gaben 
von  ca.  1000  M.  Liederbuch  der  Loge 
(Ulm  1844].  Statuten  der  Unterstützungs« 
anstalt  (Ulm  1846).  Statuten  des  Unter- 
stützungsvereins (Ulm  1878).  Lokalgesetze 
1844  (neu  in  Bearbeitung).  Verzeichnis 
der  Bibliothek  der  Loge  (Ulm  1847).  Kata- 
log der  Bibliothek  der  Loge  von  Reinhold 
Taute  (Lpz.  1886).  Hier  fand  1.  Juli  1877 
aus  Anlass  des  500  jähr.  Jubiläums  des 
Münsters  ein  gemeinsames  Johannisfest 
der  schwäbischen  Logen  statt.  [Vgl.  Guat. 
Maier,  Geschichte  der  Freimaurerei  in  U. 
(Ulm  1877);  Das  öOjfthr.  Jubiläum  der  Loge 
am  4.  März  1894  (Ulm  1894);  Heinrich 
Kerler,  Fragmente  und  Funde  zur  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  U.  (Ulm  1897), 
zunächst  abgedruckt  HZC.  1896/97,  S.  67. 
L.  XXVII,  254.) 

Ultramontanismns  nennt  man  das  Be- 
streben, die  katholischen  Nationalkirchen 
dem  Papst  und  der  römischen  Kurie  mehr 
zu  unterwerfen,  als  landesherrliche  Rechte 
gestatten  und  die  Wirksamkeit  der  im 
Katholizismus  enthaltnen  christlichen  Ele- 
mente duldet.  Seine  Grundlage  ist  das 
Ideakystem,  das  den  weltlichen  Regenten 
nur  so  viel  Einfluss  auf  die  Kirche  des  Lan- 
des nachlässt,  als  ihnen  wegen  politi- 
scher Verhältnisse  nicht  füglich  verweigert 
werden  kann.  Als  Quelle  der  Wahrheit 
kennt  der  U.  nur  den  Papst  in  Rom  als 
unmittelbaren  Stellvertreter  Christi  auf 
Erden;  das  Ideal  des  U.  ist  die  Ausliefe- 
rung der  Menschheit  mit  Leib  und  Seele 
an  den  Papst,  unbedingte  geistige  Ab- 
hängigkeit von  ihm.  Damit  im  Gegensatz 
steht  die  Freimaurerei,  die  nach  geistiger  | 
Freiheit  ringt.  Natürlich  muss  der  U.  I 
sich  gegen  jene  wenden  und  glaubt  mit 
ihrer  Beseitigung  seinen  schlimmsten  Feind 
entfernt  zu  haben.  Im  Grunde  genommen 
geht  der  Kampf  des  U.  aber  gegen  die 
geistige  Freiheit  überhaupt,  und  nur  in 
nächster  greifbarer  Linie  gegen  die  Frei- 
maurerei als  deren  Vertreterin.  Der  U. 
irrt  daher,  wenn  er  jener  Ansicht  huldigt. 
Die  Freimaurerei  ist  nichts  anderes,  als 
eine  äussere  Form  des  ewig  nach  Frei- 
heit ringenden  Menschengeistes.  Mit  ihrer 
Beseitigung  würde  dieser  nicht  untergehen ; 
denn  er  kann  nicht  untergeben.  In  neuer 
Gestalt  und  Form  wird  er  kraftvoller  her- 
vorbrechen. Denn  er  strebt  zum  Licht. 
Der  Kampf  des  U.  mit  der  Freimaurerei 
ist  mithin  nur  der  Kampf  der  Finsternis 
mit  dem  Licht.  Dieser  wird  auf  Erden 
nicht  aufhören,  so  wenig  wie  der  Kampf 
der  Wolken  mit  der  Sonne.  So  siegreich 
diese  stets  bleiben  wird,  so  die  geistige, 
zu  Gott  strebende,  weil  von  Gott  stammende 
geistige  Freiheit.  [Vgl.  B.  R(itter),  U.  und 


Freimaurertum  (Jena  1885).  Smitt,  Wir 
und  die  Ultramontanen  (Lpz.  1873),  Bh. 
1868,  S.  116;  1873,  S.  350.  BZC.  1872, 8. 73.] 

Ültzen,  Hermann  Wilhelm  Franz, 
geb.  29.  Sept.  1759  in  Celle,  gest.  als 
Pfarrer  in  Langlingen  bei  Celle  12.  April 
1*08.  als  Dichter  und  Mitarbeiter  des  Göt- 
tingschen  Musenalmanachs  nicht  unbe- 
kannt (Gedichte,  1795—96,  2  Bde.),  auch 
Herausgeber  verschiedner  Predigten,  wurde 
im  Juli  1780  in  der  Loge  Zum  goldnen 
Zirkel  in  Göttingen  aufgenommen  und  2. 
Aug.  1783  in  der  Loge  Zum  goldnen 
Hirsch  in  Oldenburg  angenommen,  wo  er 
von  1784  —  78  das  Amt  eines  Redners  ver- 
waltete. [Vgl.  Rassmann,  Litterarisches 
Handwörterbuch  der  neuesten  deutschen 
Dij  hter,  S.  430.] 

Ulxen  (St.  in  der  preuss.  Provinz  Han- 
nover, 8196  E.).  Hier  wurde  unter  der 
Grossloge  von  Hannover  21.  Sept.  1860 
die  Loge  Georg  zur  deutschen  Eiche 
gegründet.  Nach  Auflösung  der  hannover- 
schen Grossloge  trennte  sie  sich  18«6  von 
der  Mehrheit  der  Hannoverschen  Tochter- 
logen, mit  denen  sie  bis  dahin  gemeinsam 
vorgegangen  war,  und  Bchloss  sich  4.  März 
1869  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  in  Berlin  an.  Mit- 
gliedcrzahl  (l«00j:  28.  Vera.:  3.  Donners- 
tag im  Monat.  Logenlokal :  Lüneburgerstr. 
16.  Ferien:  Juli  und  August.  Stiftung: 
Witwen-  und  Waisenkasse. 

L'mfubrung,  s.  Reisen. 

Umgang.  Der  Mensch  ist  nicht  zum 
Alleinleben  bestimmt.  Das  Gesellschafts- 
leben bildet  den  Kern  der  Menschheit, 
aus  dem  sich  das  Staats-  und  Volksleben 
entwickelt.  Der  Geist  der  Gemeinsamkeit 
muss  dabei  alles  durchwehen.  Er  wird  in 
der  Familie  begründet.  Die  Freimaurerei 
bildet  ihn  weiter.  Sie  sucht  dabei  vor 
allem  den  Geist  der  Geselligkeit,  des  edeln 
U.  mit  andern  zu  pflegen,  der  durch  die 
heutige  Gesellschaftsmasse  mehr  und  mehr 
zurückgedrängt  wird.  Statt  der  bloss 
äussern  Formen  der  Höflichkeit,  die  in 
den  gegenwärtigen  Gesellschaften  zu  er- 
kennen ist  und  die  zu  einem  leeren  Schein- 
wesen führt,  will  die  Freimaurerei  den 
Wert  der  geistigen  Anregung  und  des 
gegenseitigen  Verkehrs  ohne  Unterschied 
des  Standes  vertiefen,  den  U.  der  Menschen 
untereinander  heben.  [Vgl.  L.  1892,  S.  38 
und  den  Artikel  Geselligkeit.) 

Unabhängige  Logen  heissen  Logen,  die 
unter  keiner  (anerkannten)  Grossloge  stehen. 
Für  neue  Logen  gilt  solche  Unterordnung 

Gegenwärtig  allgemein  als  Erfordernis, 
m  18.  Jahrhundert  jedoch  bildeten  sich 
zahlreiche  Logen  selbständig,  ohne  von 
einer  Grossloge  eine  Stiftungsurkunde  zu 
erhalten  oder  sich  wenigstens  ohne  einer 
solchen  unterzuordnen.  Nur  fünf  Logen  in 
Deutschland  haben  sich  in  unabhängiger 
Stellung  bis  jetzt  erhalten  und  sind 
vom  Deutschen  Grosslogenbund  ausdrück- 


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I 


472  Unabhängiger  Freimaurer-Orden  —  Ungarn. 


lieh  als  «regelmässiger  Logen  anerkannt 
worden.  Es  sind  dies  die  Logen  Archi- 
medes  zu  den  drei  Reissbrettern  in  Alten- 
burg, Archimedes  zum  ewigen  Bunde  in 
Gera,  Karl  zum  Rautenkranz  in  Hildburg- 
hausen und  Minerva  zu  den  drei  Palmen  und 
Balduin  zur  Linde  in  Leipzig  (s.  diese).  Die 
frühere  Benennung  «Isolierte  Logen« 
haben  sie  durch  Erklärung  vom  14.  April 
1875  aufgegeben  und  dafür  die  Bezeich- 
nung »U.  L.«  angenommen,  besser  ist  viel- 
leicht noch  die  Bezeichnung  «Selbständige 
Logen«,  die  aber  nicht  gebräuchlich  ist. 
Etwas  ganz  andres  sind  die  sogenannten 
Winkellogen  (s.  d.).  Diese  fünf  deutschen 
Logen  haben  als  gemeinsames  Organ  die 
Zeitschrift  «Am Reissbrett«  (s.d.)  und  unter- 
einander 29.  Dez.  1884  eine  »Freie  Ver- 
einigung« gebildet,  deren  Statut  FZ.  1884, 
S.  44  abgedruckt  ist.  Im  Deutschen  Gross- 
logenbund haben  sie  zur  Zeit  weder  Sitz, 
noch  Stimme,  obwohl  dies  wiederholt  von 
verschiedenen  Grosslogen  beantragt  war. 
Weil  sie  eben  keine  Grosslogen  sind, 
sollen  sie  darin  keinen  Platz  haben.  Die 
Gegnerschaft  ruhte  stet»  bei  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen.  Dagegen  sind 
sie  bei  der  Viktoria-Stiftung  (s.  d.)  betei- 
ligt und  vertreten.  [Vgl.  Dr.  Karl  Back, 
Ein  selbständiger  Logen-Bund  (1867).] 

Unabhängiger  Freimaurer-Orden.  Unter 
diesem  Namen  ist  Anfang  der  neunziger 
Jahre  des  19.  Jahrb.  in  Berlin  eine  Ver- 
einigung gegründet  worden,  über  die  wenig 
bekannt  geworden  ist.  Sie  ist  aus  einer 
Odd-Fellow-Loge  des  Manchester-Zweiges 
hervorgegangen  und  arbeitete  nach  den 
Agenden  von  Marbach  (s.  d.).  Im  Aug. 
1897  wandelte  sie  sich  in  eine  Bundes- 
und Grossloge  So  k  rat  es  zur  Selbsterkennt- 
nis um,  nahm  die  von  Findel  (s.  d.)  bear- 
beiteten Rituale  an  und  bildete  ihre  Ver- 
fassung nach  der  der  Grossloge  Zur  Sonne 
in  Bayreuth,  gab  auch  1898  ein  Lieder- 
buch heraus.  Daneben  hat  sich  in  Berlin 
ein  «Internationaler  Orden  unabhängiger 
Freimaurer«  gebildet.  Beide  haben  mit 
den  anerkannten  Freimaurerlogen  nichts 
gemein.  (Vgl.  L.  1898,  S.  46,  94;  1900,  S. 
56,  95,  127,  135.    81.  1898.  S.  78.] 

Unbehagen,  Paul  Adolf,  geb.  20.  Mai 
1847  in  Hamburg,  gest.  das.  16.  Dez.  1896, 
Kaufmann,  wurde  7.  Okt.  1871  in  der  Loge 
Ferdinand  zum  Felsen  aufgenommen,  ward 
nacheinander  Schriftführer,  zweiter  Auf- 
seher und  zugeordneter  Meister  seiner  Loge. 
Befähigt  und  eifriger  Maurer  widmete  er 
einen  grossen  Teil  seiner  Zeit  den  maure- 
rischen Dingen,  so  dass  er  namentlich  als 
Grossschriftführer  in  den  Jahren  1892—96 
von  massgebendem  Einfluss  war.  Ihm  ver- 
danken hauptsächlich  die  deutschen  Logen 
die  Herstellung  der  Bettlerlisten,  die 
der  freimaurerischen  Bettelei  in  Deutsch- 
land Grenzen  gesetzt  haben.  [Vgl.L.  1897,8.7.] 

Unbekannte  Obere,  s.  Obere  (Unbe- 
kannte). 


Ungarn  (Königreich).   I.  Hier  fand  die 
Freimaurerei  aus  drei  Richtungen  Ein- 
gang: 1)  aus  Wien  in  Pressburg,  wo  sich 
frühzeitig  Freimaurer  fanden,  ho  daas  der 
Primas  von  Ungarn  schon  1763  gegen 
sie  einschritt.   Die  erste  Loge  in  Press- 
burg (s.  d.)  tritt  jedoch  erst  1774  in  die 
Erscheinung;  ihr  folgte  1777  die  Loge 
Zur  Sicherheit  und  1782  die  Loge  Zur 
Vereinigung.  Durch  Wiener  Einfluss  ent- 
stand auch  die  Loge  Zu  den  drei  weissen 
Lilien  in  Temesvär  1776,  die  erst  der 
Draskovich-,  1780  aber  der  strikten  Obser- 
vanz beitrat,  ferner  1775  die  Loge  Zu  den 
drei  Drachen,  dann  Zur  Freundschaft  in 
Warasdin  und   die  Loge  Zum  goldnen 
Hirschen,  dann  Zum  goldnen  Rad  in  Eberau. 
2)  Aus  Polen  kam  die  Freimaurerei  nach 
Eperies  (s.  d.),  wo  mit  Warschauer  Freibrief 
1770  die  Loge  Zum  tugendhaften  Reisenden 
gegründet  wurde,  die  mehrere  Logen  stif- 
tete:  1774  die  Loge  Die  tugendhaften 
Menschenfreunde  in  Schemnitz  (s.  d.),  am 
I  der  1783  die  Loge  Die  tugendhaften  Pil- 
grime  in  B.-Gyarmath  hervorging,  1776  die 
Loge  Zur  gekrönten  Hoffnung  in  Neusohl, 
1779  die  Loge  Zum  brennenden  Busch  in 
Kaschau  und  1781  die  Loge  Zum  tugend- 
haften Kosmopoliten  in  Miskolcz.    3)  Im 
Südwesten  U.'s,  in  Kroatien  (s.  d.),  tritt 
ganz  unvermittelt  eine  Logengruppe  auf: 
Zur  Kriegsfreundschaft  in  Glina  (1769, 
Zur  Klugheit  in  Agram  (1770),  L'union 
parfaite,  dann  Zur  Freiheit,  dann  Zum 
Guten  Rat  in  Warasdin  (1772),  Zur  Wach- 
samkeit in  Essek  (1778)  und  Zur  Tapfer- 
keit, dann  Zur  Kraft  in  Karlstadt  (1779). 
aus  denen  die  Draskovich-Observanz  (s.  d.  i, 
das  einzige,  selbständige  freimaurerische 
System  in  Österreich-U.,  hervorging,  dem 
sich  auch  die  1772  entstandne  Loge  Zur 
Grossmut  in  Budapest  (s.  d.),  die  obge- 
nannte  Temesvärer  Loge,  eine  Loge  in 
Csik-Szereda  und  eine  in  Hermannstadt 
anschloss.    Die  Prager  Präfektur  gründete 
1779  die  Loge  L'invincible  aux  bras  armes 
im  Likaner  Grenzregiment,    und  eben- 
daher stammte  auch  die  Regimentsloge  A 
la  belle  e*toile  in  Battaazök.  Ferner  bildete 
sich  1782  eine  Loge  strikter  Observanz 
St.  Alexander  zu  den  drei  silbernen  Ankern 
und  1784  die  Loge  Zur  ersten  Unschuld 
in  Budapest  (s.  d.)  und  1784  die  Loge  Zum 
schlafenden  Löwen  in  Eperies  (b.  d.).  — 
II.  Schon  1779  wurde  im  Schosse  der 
Draskovich -Logen,  deren  Zentralleitung 
sich  Provinzialloge  nannte,  der  Wunach 
laut,  sich  einer  grösseru  freimaurerischen 
Körperschaft  anzuschliessen,  und  nachdem 
der  Anschluss  an  Prag  nicht  gelang,  berief 
Grossmeister  Graf  Draskovich  (s.  d.)  1781 
eine    Generalversammlung,    welche  die 
Vereinigung  mit  Wien  aussprach,  worauf 
Draskovich  zurücktrat  und  an  seine  Stelle 
Graf  Palffy  (s.  d.)  zum  Provinzial-Gross- 
meister  gewählt  wurde.    Diese  Würde  be- 
hielt er  bei,  als  sich  1784  die  Landesloge 


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Ungarn. 


473 


von  Österreich  bildete.  Die  Provinzial- 
loge  von  U.  umfasstc  nunmehr  folgende 
Logen:  Zur  Klugheit  in  Agram,  Die 
tugendhaften  Pilgrime  in  B.-Gyarmath,  Zur 
Grossmut  und  Zur  ersten  Unschuld  in 
Budapest,  Zum  goldnen  Rad  in  Eberau, 
Zu  den  tugendhaften  Reisenden  in  Eperies, 
Zur  Wachsamkeit  in  Essek,  Zur  Tapferkeit 
in  Karlstadt,  Zu  den  tugendhaften  Kosmo- 
politen in  Miskolcz,  Zur  gekrönten  Hoff- 
nung in  Neusohl,  Zur  Sicherheit  und  Zur  Ver- 
schwiegenheit in  Pressburg,  Zu  den  tugend- 
haften Menschenfreunden  in  Schemnitz,  Zu 
den  drei  weissen  Linien  in  Temesvär,  sowie 
Zur  Freundschaft  und  Zum  guten  Rat  in 
Warasdin.  Die  übrigen  obengenannten 
Logen  waren  teils  eingegangen,  teils  mel- 
deten sie  ihren  Anschlusa  nicht  an,  wäh- 
rend die  Feldloge,  in  Bdttasze'k  der  Pro- 
vinzialloge  von  Österreich  beitrat.  Die 
Provinzialloge  von  U.  bekümmerte  sich 
jedoch  nicht  besonders  um  ihre  Logen, 
die  nach  wie  vor  auf  sich  selber  ange- 
wiesen fortarbeiteten,  bis  die  Verordnung 
vom  Dez.  1785  (s.  Österreich)  den  meis- 
ten ein  Ende  bereitete.  Im  Sinne  dieser 
Verordnung,  die  in  U.  am  1.  Febr.  1786 
in  Kraft  trat,  durften  künftig  bloss  in 
Budapest  (Ofen  und  Pest),  Agram,  Karl- 
stadt und  Peterwardein  Logen  bestehen; 
in  letzterm  Orte  gab  es  jedoch  keine 
Loge  und  durfte  auch  keine  gegründet 
werden.  Dagegen  bestand  die  von  der  Ver- 
ordnung nicht  berührte  Feldloge  in  Bdtta- 
sze'k fort,  und  auch  in  Budapest  arbeitete 
vorübergehend  die  Loge  Zur  heiligen  Bar- 
bara. Die  Budapester  Loge  Zur  Grossmut, 
1784  ruhend,  wurde  erneuert,  während  die 
Loge  Zur  ersten  Unschuld  sich  mit  der 
von  Pressburg  hierher  verlegten  Loge  Zur 
Verschwiegenheit  vereinigte.  Die  Karl- 
städter Loge  war  von  kurzer  Dauer,  wo- 

fegen  sich  die  Agramer  forterhielt.  — 
IL  Zur  Zeit  der  Thronbesteigung  Leo- 
polds II.  waren  in  U.  nur  zwei  Logen 
thätig:  Zur  Klugheit  in  Agram  und  Zur 
Grossmut  in  Budapest.  Der  ungeheure 
politische  Umschwung,  der  nach  Auf- 
hebung der  josephinischen  Verordnungen 
und  nach  Wiederherstellung  der  Landes- 
verfassung sich  allerorten  kundgab,  wurde 
dazu  benützt,  die  Logen  in  mehreren  Pro- 
vinzstädten zu  erneuern;  so  erwachten  die 
Logen  Zur  Vereinigung  in  Pressburg,  Zur 
Wachsamkeit  in  Essek,  Die  tugendhaften 
Pilgrime  in  B.-Gyarmath,  Zur  gekrönten 
Hoffnung  in  Neusohl  und  die  aus  Waras- 
din nach  Zala-Egerezeg  übertragne  Loge 
Zum  guten  Rat.  Auch  neue  Logen  wurden 
eröffnet,  so  die  Loge  Zur  unerschrocknen 
Tugend  in  Kaschau  und  Probitas  in 
Almosd.  Weit  wichtiger  war  die  Einfüh- 
rung des  Systems  der  strikten  Observanz 
durch  Hauptmann  Aigner  (s.  d.),  der  mit 
Genehmigung  des  Prager  Ordensdirekto- 
riumB  und  Leopolds  II.  in  Budapest  die 
altschottische  Loge  Franz  zum  wachenden 


Löwen  mit  den  Logen  Zu  den  sieben 
Sternen  und  zur  Vereinigung  gründete, 
welch  letztere  jedoch  bald  unter  dem 
Namen  Zu  den  sieben  Sternen  und  Ver- 
einigung sich  verbanden.  Mit  Gutheissung 
Franz' II.  setzte  diese  Loge  ihre  Arbeiten 
fort  auch  nach  dem  Verbot  1794  und 
stellte  diese  erst  auf  besondern  Befehl  1795 
ein.  —  IV.  Nach  Schluss  aller  Logen - 
thätigkeit  hielten  die  Freimaurer  noch 
jahrelang  zusammen  (s.  Budapest)  und 
vereinigten  sich  sogar  in  dem  Schlosse 
des  k.  k.  Kämmerers  Tersänszky  in  Fuss 
zu  einer  förmlichen  Loge,  die  jedoch  sehr 
geheim  arbeitete.  Erst  nach  den  März- 
tagen 1848  entstand  in  Budapest  eine 
eigentliche  Loge  Zur  Morgenröte  des  höhern 
Lichts,  die  im  Belagerungszustand  (Ende 
1848)  unterging.  Während  der  absolu- 
tistischen Herrschaft  nach  1849  war  an 
eine  Logenthätigkeit  nicht  zu  denken. 
1861  aber,  als  ein  kurzer  Scheinkonstitu- 
tionalismus  eintrat,  gründete  Eduard  Graf 
Karolyi  die  erste  ungarisch  arbeitende 
Loge  Szent  Istvän  (St.  Stephan),  die  nach 
einigen  Monaten  wieder  einging.  Der 
Absolutismus  griff  wieder  Platz.  Einer 
der  Gründer  dieser  Loge  stiftete  1863  in 
Genf  die  Emigranten-Loge  Ister,  die  sich 
1864  auflöste.  1863  plante  Lewis  (s.  d.) 
die  Gründung  einer  Loge  in  Budapest, 
vermochte  aber  die  obrigkeitliche  Erlaub- 
nis nicht  zu  erlangen.  Erst  nach  der 
Wiederherstellung  der  Landesverfassung 
(1867)  konnte  1868  die  Loge  Zur  Einigkeit 
im  Vaterlande  eröffnet  werden,  mit  der  eine 
neue  Zeit  der  Freimaurerei  in  U.  begann. 
I  —V.  Neuzeit  1868— 1900.  l)Johannis- 
1  grossloge.  Durch  Wiederherstellung  der 
i  Landesverfassung  und  Krönung  des  König» 

1867  bot  sich  der  Freimaurerei  die  Mög- 
lichkeit eines  gesetzlichen  Zustands.  Es 
wurden  dann  auch  alsbald  von  Prof.  Lewis 
(s.  d.)  die  entsprechenden  Schritte  zur  Er- 
richtung einer  Loge  eingeleitet,  die  25.  Mai 

1868  zusammentrat  und  den  Namen  Einig- 
I  keit  im  Vaterlande  annahm.  Nachdem 

deren  Verfassung  im  Okt.  1868  von  der 
Regierung  genehmigt  worden  war,  stand 
einer  weitern  Verbreitung  des  Bundes  nichts 
mehr  im  Wege.  Es  entstanden  1869  und* 
anfangs  1870  die  Logen  Zu  den  drei 
weissen  Lilien  in  Temesvär  (s.  d.),  Zur 
Verbrüderung  in  Ödenburg  (s.  d.j,  Zur 
Wahrheit  in  Pressburg  (s.  d.),  Honazeretet 
(Zur  Vaterlandsliebe)  in  Baja  (gegr.  19.  Dez. 

1869)  ,  Szent  Istvän  (St.  Stephan)  in  Buda- 
pest (s.  d.)  und  Szech^nyi  in  Arad  (28.  Jan. 

1870)  ,  sowie  andrerseits  der  schottische 
Ritus  Eingang  fand.  Die  genannten  7 
Logen  gründeten  30.  Jan.  1870  die  Jo- 
hannisgrossloge von  U.j  die  Pulszkj 
(s.  d.)  zum  Grossmeister  einsetzte.  Ihr 
Hauptbestreben  war,  die  Anzahl  ihrer 
Logen  möglichst  rasch  zu  vermehren.  1870 
und  1871  wurde  eine  ganze  Reihe  neuer 
Logen  eröffnet:  Die  alten  Getreuen,  Hala- 


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474 


Ungarn. 


das  (Fortschritt)  und  Galilei  in  Buda- 

Sest  (s.  d.),  Ar  päd  zur  Brüderlichkeit  in 
zegedin  (gegr.  29.  Mai  1870),  Petöfi  in 
Neu-Arad  (gegr.  7.  Febr.  1871),  Glückauf  zu 
den  drei  Schlägeln  in  Oravicza  (gegr.  21  .Febr. 
1871  eingeg.  1877),  Concordia  in  Lippa 
(gegr.  1871)  und  Zur  Nächstenliebe  in  Sissek 
(gegr.  21.  Sept.  1871),  sowie  eine  Loge  Zur 
Brüderlichkeit  in  Bukarest  (s.  d.)  in  Rumä- 
nien (gegr.  9.  April  1871).  Inzwischen 
wurden  Versuche  gemacht,  die  Anhänger 
beider  Riten  zu  vereinigen  [s.  2)  Gross- 
orient]. Dem  Aufschwung  1870/71  war 
ein  Stillstand  gefolgt,  1872/73  entstanden 
nur  wenige  Logen:  Zur  Verschwiegen- 
heit in  Pressburg  (s.  d.),  Kazinczy  in  Buda- 
pest (s.  d.)  und  Kisfaludy  Käroly  in  Raab 
(4.  April  1872),  aus  der  die  Loge  Kisfaludy 
Bandor  (21.  Sept.  1873)  hervorging;  diese 
beiden  vereinigten  sich  aber  15.  Juni  1875 
als  Loge  Kisfaludy,  die  nach  ihrer  Auf- 
lösung (1.  Aug.  i876)  unter  demselben 
Namen  als  Kränzchen  fortbestand;  an- 
drerseits gingen  einige  Logen  ein,  wogegen 
sich  die  9.  März  1871  von  Wiener  Frei- 
maurern in  Pressburg  errichtete  Loge 
Humanitas  (später  in  Neudörfl,  s.  d.) 
25.  Febr.  1872  unter  den  Schutz  der  Gross- 
loge stellte  und  ihr  1874  die  Grcnzlogen 
Zukunft  und  Sokrates  in  Pressburg  (s.  d.) 
folgten.  Auch  die  Herausgabe  eines  amt- 
lichen Blattes  veranlasste  anfangs  keine 
grössere  Rührigkeit.  Dieses  erschien  vom 
1.  Febr.  1873  an  unter  dem  Titel  »Orient« 
(später  auch  ungarisch  »Kelet«)  unter  Lei- 
tung von  Dr.  K.  Mandello  (s.  d.),  dem  Fr. 
Belänyi  (s.  d.),  J.  Elischer,  B.  v.  Majläth, 
A.  Sturm  u.  a.  folgten.  Ein  neues  Auf- 
blühen erfolgte  erst,  als  5.  Nov.  1874 
A.  Berecz  (s.  ü.)  zum  zugeordneten  Gross- 
meister gewählt  ward,  der  mit  grossem  Eifer 
die  Wiederbelebung  bewirkte,  unterstützt 
von  dem  Grossschriftführer  J.  Stielly  und 
dann  von  A.  Uhl  (s.  d.).  Die  Verwaltung  wurde 
geregelt,  ein  neues  Heim  mitten  in  der 
Stadt  bezogen,  eine  neue  Verfassung  aus- 
gearbeitet, das  amtliche  Blatt  allen  Mit- 

§ Uedem  frei  zugesandt,  die  Auflösung 
er  nur  noch  dem  Namen  nach  bestehen- 
den Logen  ausgesprochen  und  neue  Logen 
1ns  Leben  gerufen:  1875  die  Loge  Kölcsey 
Ferencz  in  Päpa  (gegr.  19.  Mai)  und  die 
Grenzloge  Eintracht  derWiener-Ncustädter 
Freimaurer  in  Neudörfl  (s.  d.),  1876 
(29.  Okt.)  die  Loge  Läazlö  kiräly  (König 
Ladislaus)  in  Grosswardein,  1877  die  Loge 
Tisza  in  M.-Sziget  (gegr.  6.  Jan.),  die  Loge 
Zu  den  drei  Säulen  in  Kronstadt  (gegr.  3. 
Sept.),  sowie  die  Grenzlogen  Freundschaft 
und  Columbus  in  Pressburg  (s.  d.),  1878 
die  Loge  Felvidäk  (Oberland)  in  Neusohl 
(gegr.  4.  Sept.),  Phönix  in  Losoncz  (8.  Febr. 
1880),  Harmonie  zu  den  drei  Seeblättern 
in  Hermannstadt  (16.  Mai  1880),  Tätra  in 
Iglö  (10.  Okt.  1880),  Concordia  in  Neu- 
dörfl (19.  Sept.  1883)  und  Philantropique 
in  Mamornitza  (8.  Juni  1885).    In  den 


meisten  dieser  Logen  herrschte  ein  reges 
geistiges  Leben  und  ein  opferwilliger  Sinn 
für  Werke  der  Wohlthätigkeit  Die  unaus- 
gesetzten Annäherungsversuche  der  schot- 
tischen Freimaurer  fanden  nachgerade 
auch  in  den  Johannislogen  Wiederhall,  und 
schon  viele  ihrer  Mitglieder  hielten  eine 
Vereinigung  für  wünschenswert,  als  die 
Loge  Tisza  in  M.-Sziget  einen  diesbezüg- 
lichen Antrag  einbrachte,  infolge  dessen  die 
Generalversammlung  der  Grossloge  1883 die 
Vereinigung  mit  dem  Grostorient  grund- 
sätzlich aussprach;  die  thatsächliche  Ver- 
|  einigung  erfolgte  jedoch  erst  nach  3  Jahren. 
—  2)  De*  schottische  Grossorient. 
Am  23.  Mai  1869  wurde  durch  einige  in 
der  Fremde  Freimaurer  gewordne  Per- 
sonen mit  Baron  A.  Nyary  und  General 
St.  Türr  (s.  d )  die  erste  ungarisch  arbei- 
tende Loge  Corvin  Mätyäs  (Matthias  Cor- 
vinus)  gegründet,  die  bald  den  Sammel- 
punkt der  besten  Elemente  bildete  und  für 
die  Freimaurer  deutscher  Sprache  5.  Dez. 

1869  die  Loge  Humboldt  errichtete,  auch 
bei  Gründung  der  Johannis -Grossloge 
(s.  oben)  mit  Verschmelzungsanträgen  heran- 
trat, aber  abgewiesen  wurde.  Nun  wurde 
eine  besondere  Verfassung  der  Regierung 
vorgelegt  und  genehmigt.  Gleichzeitig  er- 
bat man  vom  Grossorient  von  Frankreich  die 
Genehmigung  für  die  bisher  entstandnen 
Logen,  sowie  die  Anerkennung  des  zu  er- 
richtenden Grossoriente  von  IL,  welch 
letzteres  wegen  des  deutsch-französischen 
Kriegs  erst  im  Herbst  1871  erfolgte.  Bis 
dahin  traten  folgende  neue  Logen  ins 
Leben:  Zur  Arbeit  in  Budapest  (s.  d.), 
Arpäd  in  Budapest-Altofen,  Hunyady  in 
Temesv&r  (gegr.  2.  Febr.  1870,  eingeg. 
1.  Febr.  1873),  Kosmos  in  Oravicza  (gegr. 
15.  März  1870),  Haladäs  (Fortschritt)  in 
Kaschau  (gegr.  20.  März  1870,  eingeg. 
26.  Sept.  1873),  Concordia  in  Neuhäusel 
(gegr.  10.  April  1870),  Egalitas  in  Wer- 
schetz (gegr.  3.  Dez.  1870),  Fraternitas  in 
Arad  (gegr.  28.  Dez.  1870)  und  VilagoxsAg 
(Licht)  in  Beregszäsz  (gegr.  5.  Aug.  1871). 
Während  die  Logen  die  Entscheidung  aus 
Paris  abwarteten,  wurde  ein  neuer  Ver- 
schmelzungsversuch gemacht.  Durch  die 
Kaschauer  Loge  veranlasst,  traten  die 
Vertreter  aller  Logen  beider  Riten  (mit 
Ausnahme  von  3  Johannnislogen)  4.  Dez. 

1870  in  Budapest  zusammen  und  einigten 
sich  in  einer  gemeinsamen  Verwaltuug, 
mit  Wahruug  der  Riten.  Auch  dies  wurde 
von  der  Grossloge  19.  Febr.  1871  abgelehnt. 
Nun  bearbeitete  ein  Ausschuss  der  Johannis- 
tagen in  Arad,  Neu-Arad,  Baja,  Oravicza 
und  Szeged  21.  Juni  1871  in  Budapest 
einen  etwas  veränderten  Antrag,  den 
jedoch  die  ausserordentliche  Generalver- 
sammlung der  Grossloge  20.  Sept.  1871 

Sieichfalls  zurückwies.  Darauf  wurde  die 
ereits  29.  Mai  1871  ausgesprochene  Er- 
richtung des  Grossorients  von  U.  25. 
Nov.  1871  ins  Werk  gesetzt  und  Staau- 


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Ungarn. 


475 


sekretär  Georg  v.  Joannovicz  (a.  d.)  zum 
Grossmeister,  Theodor  Graf  Csäky  zum 
zugeordneten  Grossmeister  gewählt.  Mit 
Feuereifer  schritt  namentlich  letzterer 
daran,  den  Grossorient  einzurichten  und 
ein  neues  Ritual,  sowie  eine  neue  Ver- 
fügung auszuarbeiten,  durch  welche  die 
Verwaltung  in  die  Hände  eines  Bundes- 
rats (aus  den  Vertretern  der  Logen 
gewählt)  gelegt  wurde.  An  Stelle  eines 
Privatunternehmens  (Freimaurer- Beobach- 
ter von  L.  Hollös,  ungarisch-deutsch  1873) 
wurde  1874  das  amtliche  Blatt  Hajnal 
(Morgenrot)  gegründet,  das  anfangs  von 
Dr.  B.  Erödi  und  Dr.  L.  Fischer,  1875 
bis  1877  aber  von  Dr.  L.  Rosenberg  ge- 
leitet wurde.  Eine  ganze  Anzahl  von 
neuen  Logen  trat  ins  Leben  und  zwar: 
1872  die  Logen  Hungaria,  Összetartäs 
(Unitas),  die  29.  Jan.  1875  in  erstere  auf- 
ging, und  Könyves  Kälmän  (König  Kolo- 
man) in  Budapest  (s.  d.),  Remäny  (Hoff- 
nung) in  Szatmär  (5.  Jan.  1872),  B6ke 
(Frieden)  in  BökeVCsaba  (1.  April  1872), 
Phönix  in  8zamo9-Ujvär  (4.  Mai  1872), 
Egyenlöseg  (Gleichheit)  in  Ungvär  (24.  Mai 
1872),  Fels  der  Wahrheit  in  Weisskirchen 
(26.  Febr.  1873),  Egyete>t£s  (Eintracht)  in 
Kaschau,  aus  der  Loge  Haladäs  (20.  Jan. 

1874)  ;  Fraternitas  in  Sillein  (9.  Jan.  1875), 
Akäcz  (Akazie)  in  T.-Sz.-Miklös  (30.  Mai 

1875)  ;  Haladäs  (Fortschritt)  in  Debreczin 
(12.  Sept.  1875),  Thaies  in  Gross-Becskerek 
(27.  Okt.  1875),  Libertas  in  Neusatz  (15.  Jan. 

1876)  und  die  Grenzloge  Schiller  in  Press- 
burg (24.  Mai  1875);  schliesslich  trat  die 
Loge  Zur  Grossraut  in  Budapest  26.  Juli 
1872  von  der  Johannisgrossloge  zum 
Grossorient.  Trotzdem  der  Grossorient 
glänzend  gedieh,  wurden  abermals  Ver- 
handlungen zur  Verschmelzung  mit  der 
Grossloge  eingeleitet,  diesmal  mit  solchem 
Erfolge,  dass  sie  28.  Nov.  1875  zuver- 
sichtlich ausgesprochen  werden  sollte, 
im  letzten  Moment  aber  von  der  Gross- 
loge auf  ein  Jahr  vertagt  wurde.  Diese 
in  Aussicht  stehende  Vereinigung,  sowie  die 
rasche  Zunahme  der  Logen  be  wog  den  Grafen 
Csäky,  den  Grossorient  und  seine  Logen  zu 
veranlassen,  ein  entsprechend  eingerichtetes 
neues  Lokal  zu  beziehen.  Dies  erfolgte 
20.  Aug.  1876.  Allein  die  Verschmelzung 
mit  der  Grossloge  unterblieb,  weil  der 
Grossmeister  in  Angelegenheit  der  Auf- 
nahme der  Gräfin  Hadik  (s.  d.)  sehr  bloss- 
gestellt  erschien.  Nachdem  das  neue 
Lokal  des  Grossorients  sich  für  die  schot- 
tischen Logen  allein  als  zu  geräumig  und 
prunkhaft  eingerichtet  erwies,  entstanden 
in  ihrem  Schosse  Uneinigkeiten,  welche 
die  beiden  Grossmeister  Joannovicz  und 
Graf  Csäky  bewogen,  ihre  Würde  nieder- 
zulegen. Eine  ausserordentliche  General- 
versammlung (März  1877)  setzte  erstem 
neuerdings  als  Grossmeister  ein,  Hees  aber 
die  Stelle  des  zugeordneten  Grossmeisters 
unbesetzt  und  übertrug  dessen  Thätigkeit 


dem  Vizepräsidenten  des  Bundesrats  v. 
Rakovszky  (s.  d.).  Allein  die  Hadik- An- 
gelegenheit, die  zur  Schliessung  der 
Loge  in  Ungvär  führte  und  grosse  Er- 
bitterung hervorrief,  sowie  das  Vor- 
gehen gegen  den  hochverdienten  Grafen 
Csäky  einerseits  und  die  durch  das 
Lokal  verursachte  Schuldenlast  andrerseits 
veranlassten  zahlreiche  Mitglieder,  sich 
von  den  Logen  zurückzuziehen,  infolge* 
dessen  einige  Logen  die  Arbeiten  ein- 
stellten, andre  in  eine  missliche  Lage 
gerieten.  Eine  schwere  Aufgabe  harrte 
daher  des  1877  zum  zugeordneten  Gross- 
meister  gewählten  N.  Ndmeth,  der  unter 
Mithilfe  von  E.  Kapy  und  A.  v.  Rakovsz- 
ky die  verworrnen  Finanzen  regelte  und 
die  schwebende  Schuld  durch  eine  frei- 
willige Anleihe  der  Mitglieder  (12000  fl.) 
tilgte,  die  dann  durch  \  erlosung  erstattet 
wurde.  Die  Verwaltung  wurde  auch  sonst 
geordnet,  die  Leitung  des  ungarisch-deut- 
schen Blattes  Hajnal  1878  dem  Dr.  L.  v. 
Wekcrle  übertragen,  dem  1880—86  L. 
Aigner- Abafi  (s.  d.)  folgte;  sodann  wurden 
die  nur  mehr  dem  Namen  nach  bestehen- 
den Logen  eingeschläfert.  Die  hierdurch 
entstandnen  Lücken  wurden  nur  spärlich 
ausgefüllt  durch  neue  Logen;  solche  sind: 
Räkdezi  in  S.-A.-Ujhely  (23.  Dez.  1881), 
Irenea  in  Karansebes  (12.  Sept.  1882)  und 
Deäk  Ferencz  in  Budapest  (16.  Juli  1885); 
dagegen  löste  sich  die  Loge  Zur  Grossmut  in 
Budapest  1876  auf,  und  ihre  Mitglieder  er- 
richteten die  Loge  Eötvös  (5.  Jan.  1877). 
Sobald  wieder  geregelte  Zustände  herrsch- 
ten, kehrte  die  frühere  Arbeitslust  zurück, 
sowie  der  Wunsch,  durch  eine  Vereini- 
gung der  beiden  Riten  eine  einzige  und 
mächtige  freimaurerische  Körperschaft  in 
U.  zu  bilden.  Diesem  Wunsche  verliehen 
das  übrigens  unabhängige  Blatt  »Hajnal« 
in  zahlreichen  Artikeln,  sowie  namentlich 
die  beiden  Grossmeister  Joannovicz  und 
N^meth  bei  jeder  sich  bietenden  Gelegen- 
heit Ausdruck.  Die  Aussaat  fand  immer 
mehr  fruchtbaren  Boden,  und  nachgerade 
erklärte  sich  die  Grossloge  1883  zur  Ver- 
einigung bereit,  die  nunmehr,  nachdem 
man  die  Hochgrade  als  eine  von  den 
Logen  vollständig  getrennte  Einrichtung 
anerkannt  hatte,  1886  zu  Stande  kam. 
—  8)  Die  Symbolische  Grossloge 
von  U.  wurde  21.  März  1886  durch  die 
Vereinigung  von  26  Logen  der  Johannis- 
grossloge und  13  Logen  des  schottischen 
Grossorients  gebildet.  Zum  Grossmeister 
wurde  Franz  Pulszky ,  zum  zugeordneten 
Grossmeister  St.  Rakovszky  und  Dr.  A. 
Szontagh  (s.  d.)  eingesetzt,  G.  Joannovicz 
und  A.  Berccz  aber  zu  Ehrengrossmeistern 
ernannt,  während  der  schwerkranke  N.  N6- 
meth  nach  einigen  Monaten  starb.  Die 
neue  Oberbehörde  mit  ihrem  Bundesrat 
schritt  mit  Eifer  daran,  alles  nach  dem 
neuen  Fusse  einzurichten.  Die  Verfassung 
wurde  revidiert,  ein  neues  Strafverfahren, 


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47« 


Ungarn. 


sowie  ein  neues  Ritual  (durch  L.  Aigner, 
M.  Gelllri  [s.  d.]  und  G.  Spitzer)  ausge- 
arbeitet, das  zweisprachige  Blatt  Hajnal 
in  eine  ungarische  Zeitschrift  »Hajnal« 
und  eine  deutsche  «Orient«  umgewandelt, 
und  mit  der  Leitung  wurden  L.  Aigner 
und  M.  Gellen  betraut.   Seit  1889  führt 
erstere  den  Titel  »Kelet«,  geleitet  von  M. 
Gelllri,  der  auch  die  Leitung  des  deut- 
schen Blattes  neben  Dr.  J.  Sgalitzer,  dann 
Ed.  Pay'r  führt.   Eins  der  beiden  Blätter 
erhält  jedes  aktive  Mitglied  unentgeltlich. 
Als  eine  Hauptaufgabe  betrachtete  man 
die  Verbreitung  des  Bundes  und  die  Grün- 
dung neuer  Logen.    Solche  entstanden 
1886:  Unio  in  Klausenburg  (gegr.  5.  Dez ); 
1888:    Grossmut  in  Budapest  (23.  Mai), 
die   später  den   Namen   Comenius  an- 
nahm ,    Osszetartäs  (Eintracht)   in  Arad 
(28.  Juni),  Vilägossäg  (Licht)  in  Neupest 
(27.  Dez.),  sowie  die  Grenzloge  Zur  Treue 
in  Pressburg  (21.  Okt.);  1889:  Deraokratia 
in  Budapest  (17.  Okt.),  Munka  (Arbeit), 
früher  Kränzchen  Kelle,  in  Gr.-Kanizsa  (18. 
Okt.)  und  Pannoniain  Kronstadt  (28. Dez.); 
1890:  Stella  Orientalis  in  Semlin,  später 
in  Pancsova  (19.  Jan.),  Veritas  in  Neupest 
(27.  Nov.),    Pobratim  (Verbrüderung)  in 
Belgrad  (7.  Dez.);  1891:  AlfÖld  (Nieder- 
land) in  Szolnok  (18.  Okt.),  sowie  die 
Grenzlogen  der  Lemberger  Freimaurer: 
Aufrichtige  Freundschaft  in  Szolyva  (16. 
Febr.)  und  Menschenliebe  in  Lajosfalva 
(19.  Juli);  1892:  Siculia  in  S-Sz.-Gvörgy 
(27.  Febr.),  Nemanya  in  Nisch,  Serbien 
(22.  April),  Reform  in  Budapest  (24.  April), 
Hrvatska   Vila  (Kroatischer  Genius)  in 
Agram  (14.  Sept.)  und  die  Grenzloge  Goethe 
in  Pressburg  (12.  April);  1894:  Minerva  in 
Budapest  (20.  Febr.);  1897:  die  Grenzloge 
Lessing  zu  den  drei  Ringen  in  Pressburg 
(6.  Febr.);  1898:  Patria  in  Budapest  (17. 
Nov.),  sowie  die   Grenzloge  Pionier  in 
Pressburg  (20.  Jan.);  1899:  Resurrexit  in 
Kaschau  (14.  Jan.)  und  Szepes  (Zips)  in 
Sz.-Bela  (29.  April).    Inzwischen  waren 
in  der  Leitung  der  Grossloge  grosse  Ver- 
änderungen erfolgt.    1887  traten  der  zu- 
geordnete  Grossmeister    St  Rakovszky 
und  1888  der  zugeordnete  Grossmeister 
A.  Szontagh  zurück,  die  beide  zu  Ehren- 
grossmeistern ernannt  wurden.  An  ihreStelle 
traten  A.  Berecz  und  B.  Majläth.  1888 
legte  auch  Fr.  Pulszky  die  Würde  des 
Grossmeisters  nieder,  die  nun  bis  1898 
durch   St.  Rakovszky  bekleidet  wurde. 
Nach  ihm  wurde  E.  Ivänka  (s.  d.)  und  nach 
dessen  Tode  1897  G.  Joannovicz  zum  Gross- 
meister gewählt.    An  seiner  Seite  wirkten 
zur  Zeit  M.  Neuschlosz  (s.  d.)  und  Dr.  B. 
Katona,  die  1893  bezw.  1897  an  Stelle  der 
zurückgetretnen  B.  Majläth  und  A.  Berecz 
zu  zugeordneten  Grossmeistern  gewählt 
wurden.    Auch  in  dem  wichtigen  Amt 
des  Grossschriftführers  traten  Verände- 
rungen ein:  an  Stelle  von  J.  Hausdorfer  trat 
1889  M.  Gellen,  dem  1897  Dr.  A.  Fraenkel 


[  folgte.     Dieser  Personenwechsel  führte 
I  jedoch  keinen  Wechsel  in  den  Grund- 
i  Sätzen  der  Grossloge  herbei,  die  von  Be- 
ginn an  die  freisinnigsten  waren,  was 
sich  insbesondere  darin  bekundete,  das« 
die  Grossloge  die  erste  war,  die  1893  die 
neuentstandne  Berliner  Grossloge  Kaiser 
Friedrich    zur   Bundestreue  anerkannte. 
Ebenso  bedeutungsvoll  für  die  Grossloge 
war  es,  dass  die  Freimaurer  in  Serbien 
ihren  Schutz  suchten  und  unter  diesem 
I  zwei  Logen  errichteten.  Von  grosser  Wich- 
>  tigkeit  war  es  für  die  Freimaurerei  in  U., 
1  dass  es  ihr  gelang,  sich  in  den  Besitz 
|  eines  prachtvollen  Logenhauses  zu  setzen. 
I  Der  Bau  wurde  vom  zugeordneten  Grosa- 
j  meister  M.  Neuschlosz  angeregt,  auf  sein 
Betreiben  unter  Heranziehung  aller  Logen 
und  Freimaurer  ausgeführt  und  11.  Juni 
1896  feierlich  eingeweiht.  Weittragend  ist 
I  auch  die  Schöpfung  eines  Allgemeinen 
freimaurerischen  Hilfsfonds  (Ende  1898: 
14015  fl.),  sowie  die  Herausgabe  einer 
Schrift  zur  Aufklärung  der  Aussen  weit:  Die 
!  Freimaurerei,  ein  Wort  der  Aufklärung 
Ober  Wesen,  Grundsätze  etc.  derselben 
(Budapest  1888)  und  des  Werkes:  »A  sza- 
badkömüvesseg    hazänkbau«    (Die  Frei- 
maurerei in  IT.  1896),  das  ausser  einer  ge- 
schichtlichen Skizze  eine  Schilderung  der 
freimaurerischen  humanitären  Schöpfungen 
enthält.    Gegenwärtig  Btehen  unter  der 
Symbolischen  Grossloge  folgende,  43  Lo- 
gen: Hrvatska  Vila  in  Agram;  Összetar- 
tas  in  Arad;  Pobratim  in  Belgrad;  Corvin 
Mätyäs,  Humboldt,  Die  alten  Getreuen, 
Haiadas,  Galilei,  Hungaria,  Könyves  Käl- 
män,  Eötvös,  Deäk  Ferencz,  Comenius, 
Demokratia,  Reform,  Minerva  und  Patria 
in  Budapest  (s.d.);  Haladäs  in  Debreczin; 
Munka  in  Gr.-Kanizsa;  Läszlö  kiraly  in 
Grosswardein;  Resurrexit  in  Kaschau;  Unio 
in  Klausenburg;  Zu  den  drei  Säulen  und 
Pannonia  in  Kronstadt;  Vilagossag  in  Neu- 
pest; Felvidök  in  Neusohl;  Zur  Verbrü- 
derung in  Odenburg  (s.  d.);  Stella  Orientalis 
in  Pancsova;  Humanitas,  Zur  Verschwie- 
genheit, Zukunft,   Sokrates,  Eintracht, 
Schiller,  Freundschaft,  Treue,  Goethe, 
Lessing  und  Pionier  in  Pressburg  fs.  d.); 
Siculia    in    S.-Sz.-György;    Arpäd  in 
Szegedin;    Szepes  in   Käsmark;  Alföld 
in   Szolnok,    Aufrichtige  Freundschaft 
in  Szolyva  und  Losonczy  in  Temesvär; 
ferner   folgende  ruhende  Logen,  deren 
Erweckung  zu  hoffen  steht:  Honszeretet 
in  Baja;  Phoenix   in  Losoncz;  Kölcaey 
Ferencz    in   Päpa;    Räköczi    in  S.-A.- 
Ujhely;  Fraternitas  in  Sillein;  Nächsten- 
liebe  in  Sissek   und  Akäcz   in  T.-Sz.- 
Miklös.   Letztere  mitgerechnet,  zählt  die 
Grossloge  52  Logen  mit  3029  Mitgliedern. 
Mehrere  dieser  Logen  besitzen  eigne  statt- 
liche Logenhäuser,  so  z.  B.  die  in  KlauBcn- 
burg  und  Szeged;  die  allermeisten  ver- 
fügen über  mehr  oder  minder  bedeutende 
I  Fonds  mit  zusammen  über  400000  fl.  [Vgl 


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Unglaube  —  Unterricht  (Instruktion),  Unterrichte-  oder  Instruktionalogen.  477 


Bh.  1878.  8.  117;  1895,  S.  161.  Hajnal 
1871/72,  S.  546.  L.  XXIII,  334;  1895,  S. 
45.  Z.  1895,  S.  9.  Abafi,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  i  sterreich-Ungarn.] 

Unglaube  ist  der  Mangel  des  Glaubens 
(s.d.)  an  das,  was  durch  Oberlieferung  oder 
durch  Schriften  als  Offenbarung  auftritt. 
Die  Neigung  des  Menschen,  seinen  Glau- 
ben andern  aufzudrängen,  ja  selbst  auf- 
zuzwingen und  den  0.  der  andern  als 
eine  Verirrung,  ja  als  ein  Verbrechen 
zu  behandeln,  nennt  man  Glaubenshass, 
der  uns&glich  viel  Unheil  angestiftet  hat 
und  dem  gereinigte  sittliche  Begriffe 
und  die  Anerkennung  der  Rechte  wissen- 
schaftlicher Forschung  nur  sehr  langsam 
haben  entgegenwirken  können.  Dem  U. 
steuerte  die  Freimaurerei  von  Anfang  an; 
denn  schon  in  der  ersten  der  Alten  Pflichten 
heisst  es:  »Der  Maurer  ist  durch  seinen 
Beruf  verbunden,  dem  Sittengesetz  zu  ge- 
horchen, und  wenn  er  die  Kunst  recht 
versteht,  wird  er  weder  ein  stumpfsinniger 
Gottesleugner,  noch  ein  irreligiöser  Wüst- 
ling sein,«  d.  h.  wird  er  seinem  Glauben 
anhängen  und  kein  »Ungläubiger«  sein. 
Aber  er  wird  und  soll  nicht  dem  Glaubens- 
hass verfallen,  seinen  besondern  Glauben 
andern  aufdrängen  und  den  Glauben  dieser 
als  einen  Irrtum  verwerfen  oder  gar  ver- 
spotten, sondern  mit  wahrhaft  christlicher 
Liebe  und  Duldung  jedem  Andersgläubigen 
begegnen ;  denn  selbst  Gott  lässt  seine  Sonne 
scheinen  über  Gerechte  und  Ungerechte, 
und  i echtschaffen  handeln  ist  stets  mehr 
wert  gewesen,  als  «bloss  andächtig  schwär- 
men.« [Vgl.  Bh.  1878,  S.  324;  1880  ,  8. 
265.   FZ.  1851,  S.  94,  215;  1856,  S.  401.) 

Union,  Deutlich ft,  s.  Deutsche  Union. 

Union  der  deutschen  Logen  Amerikas 
zum  Zweck  einer  engern  Verbindung  der 
deutschen  maurerischen  Bauhütten  und 
Vereine  Amerikas,  Anbahnung  und  Durch- 
führung zeitgemässer,  den  Verhältnissen 
Rechnung  tragender  Reformen,  Anstrebung 
einer  edlern,  mehr  vergeistigten  Auffas- 
sung der  Freimaurerei  wurde  1866  geplant 
und  6.  Juni  1866  gegründet,  scheint  aber 
nicht  lange  bestanden  zu  haben.  [Vgl. 
Bh.  1866,  S.  285  ,  292  (Statuten);  ferner 
Zirkel  deutsch  -  amerikanischer  Frei- 
maurerlogen.] 

Union  Hill  (St.  im  nordamerikan.  Staat 
New  Jersey).  Hier  besteht  unter  der  dor- 
tigen Grossloge  eine  deutsche  Loge  Pal- 
lisade  Nr.  84,  gegr.  *3.  Jan.  1868.  Vers.: 
1.  und  3.  Donnerstag.  Ferien:  Juli  und 
August.   Masonic  Hall  421  Fulton  Str. 

Universitäten.  I.  I)  en  zur  strikten  Ob- 
servanz gehörenden  Logen  in  Universitäts- 
städten wurde  1772  auf  dem  Konvent  zu 
Kohlo  (s.d  )  das  Recht  zugestanden,  auf  der 
Universität  Studierende  zu  Maurern  auf- 
zunehmen, auch  wenn  sie  eigentlich  im 
Sprengel  einer  andern  verbündeten  Loge 
wohnhaft  waren.  —  II.  Zur  Hebung  des 
Humanitätssinnes  auf  den  U.  sind  von 


rheinisch-westfälischen  Logen  zwei  Stipen- 
dien gegründet:  die  König  Wilhelm-Stif- 
tung (s.  d.)  und  der  Lessingpreis  (s.d.). 

Unna  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Westfalen, 
12355  £.).  Hier  besteht  ein  maurerisches 
Kränzchen  Glückauf  zum  hellen 
Licht  für  Unna,  Kamen  und  Umgegend, 
gest.  7.  Febr.  1892.  Mitgliederzahl  (1900): 
25. 

Unregelmässige  Logen,  s.  Winkellogen. 
Unsterblichkeit  der  Seele  nennt  man 
die  Fortdauer  unsrer  geistigen  Persönlich- 
keit nach  dem  Tode  mit  Bewusstsein  und 
Willen.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  über 
die  U.  nähere  Erörterungen  anzustellen. 
Die  Freimaurerei  hält  an  ihr  fest  und 
giebt  ihr  auf  mannigfache  Weise  Aus- 
druck. Sie  bezeichnet  das  Jenseits  und 
die  Ewigkeit  mit  dem  ewigen  Osten,  in 
den  die  Seelen  der  verstorbnen  Maurer 
einkehren  zur  höhern  Arbeit  am  geistigen 
Bau.  [Vgl.  A.  1891,  S.  185;  1892,  S.  168; 
1894,  S.  214.  Bh.  1861,  8.  385;  1868,  8. 
126,  179;  1871,  8.877;  1872,  S.  156;  1876, 
S.  172,  3b9;  1*88,  8.  406;  1898,  S.  17. 
BZC.  1880,  8.  176;  1899,  8.  49.  FZ.  1847, 
S.  49;  1850,  8.  401;  1«58,  8.  353;  1859, 

I  8.  89;  1867,  S.  361;  1881,  8.  81;  1894,  S. 
233.  L.  1880,  S.  197.  Horstmann,  Maure- 
rische Bausteine  (Elberfeld  1892),  S.  73. 
Kippenberg,  Helle  Strahlen  (Lpz.  1890), 
8.  179.  Marbach,  Am  rohen  Stein  (2.  Aufl., 

|  Lpz.  1877),  8.  173.] 

i  Unterricht  (Instruktion),  Unterrichts 
i  oder  Inotruktlonslogen.  Hierunter  versteht 
i  man  die  in  den  Logen  erfolgende  Belehrung 
über  die  Grundsätze,  Sinnbilder,  Formen 
u.s.w.  der  Freimaurerei.  Die  Hauptsätze  hier- 
über wurden  frühzeitig  in  Frage-  und  Ant- 
wortform gekleidet  und  in  besondern  Kate- 
chismen (s.  d.)  aufgestellt;  später  erwei- 
terte man  dies  zu  umfassenden  Belehrungen, 
die  in  mehreren  Lehrarten  in  geordneter 
Reihenfolge  ausgearbeitet  und  gedruckt 
den  einzelnen  Logen  überliefert  werden, 
in  denen  sie  dann  den  Gegenstand  wei- 
terer Vorträge  des  Vorsitzenden  oder  des 
Redners  bilden.  Sie  erstrecken  sich  auf 
Erläuterungen  zum  Katechismus,  unter- 
richtende Formen  andrer  Lehrarten  und 
Geschichtliches.  Freie,  von  jenen  unab- 
hängige Ausführungen  freimaurerischer 
Lehren  sind  nicht  ausgeschlossen.  Über 
die  U.-,  Lehr-  und  Lernlogen  in 
England,  die  zur  Einübung  des  Rituals 
dienen,  s.  England  I,  8.  253.  In  Deutsch- 
land wird  der  maurerische  U.  verhältnis- 
mässig mehr,  als  in  den  Logen  andrer 
Staaten  gepflegt,  wenn  er  gleich  auch  hier 
nach  Umfang  und  Gehalt  noch  in  manchen 
Logen  und  Lehrarten  viel  zu  wünschen 
übrig  lässt.  Alle  Logenversammlungen, 
in  denen  man  sich  nicht  ausschliesslich 
mit  Aufnahmen  u.  s.  w.  beschäftigt  oder 
die  nicht  ausdrücklich  besondern  Zwecken 
gewidmet  sind,  sind  und  heissen  daher 
hier  U.-(Instruktions)logen.  Eine  grössere 


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478 


ITmentatzungsgosellschaft,  Allgemeine  Freimaurer-  —  Uriot. 


Pflege  der  maureriochen  Belehrung  er- 
scheint als  ein  dringendes  Bedürfnis.  Des- 
halb hat  man  auch  in  einzelnen  Logen  be- 
sondere »U.-(Instruktions)klubs«  neben  den 
Logenversatmnlungen  eingeführt.  Auch 
haben  Grosslogen  •  Instruktionsbücher« 
eingeführt,  die  sich  im  Besitz  der  Logen 
und  der  Vorsitzenden  Meister  befinden,  um 
diesen  Stoff*  zur  Belehrung  der  Mitglieder 
zu  bieten,  so  die  Grosse  S'ational-Muttcr- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  und  die 
Grosse  Landesloge  in  Berlin,  sowie  die 
Grosse  Loge  von  Hamburg.  Allgemeine 
•Instruktionen«  verfasste  B.Cramer  (s.d.)  in 
L.  1888  und  1*89,  die  auch  in  besonderm 
Abdruck  erschienen  sind.  Ausserdem  be- 
stehen Schriften  zur  Belehrung  für:  1)  die 
Grosse  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln:  Emil  Bunge  (s.  d.),  Instruk- 
tionen und  Erliluterungen  zur  Einführung 
in  den  Lehrlingsgrad  und  Gesellengrad 
der  Johannismaurerei  (1890,  1898);  2)  die 
Grosse  Landesloge  in  Berlin :  F.Krüger(s.d.), 
Instruktionsvorträge  zu  den  Akten  der 
Johannisgrade  (Büt/.ow  1875),  A.  v.  Secken- 
dorf^ s.d.),InstruktionsvorträgefürJohannis- 
lehrlinge  (Bützow  1878).  H.Gloede(s.  d.),  In- 
struktionen für  die  Johannisgrade  illmbg. 
1884).  Ernst  De  ecke  (s.d.),  Instruktionen  für 
Freimaurerlehrlinge  (Brl.  1887).  In  Form 
ausgewählter  Aufsätze  aus  der  Zirkel- 
korrespondenz (3  Hefte,  Brl.,  E.  S.  Mitt- 
ler &  Sohn);  für  die  Andreasgrade:  Gloede, 
Die  Aufnahme-  und  Beförderungsritualien 
der  Andreasloge;  AI.  Schraid  (s.  d.),  In- 
struktionen über  die  beiden  Andreasgrade. 
8)GrosseLoge  von  Hamburg:  Instruktionen 
für  die  Tochterlogen  der  Grossen  Loge  von 
Hamburg.  Eingeführt  1855.  Hierher  rech- 
nen noch  die  Erläuterungen  des  Katechis- 
mus (s.  d.).  [Vgl.  R.  Fischer,  Entwurf  zu 
einem  Handbuch  für  die  Amtstätigkeit 
der  Logenmeister  (Lpz.  1891),  S.  32.  R. 
Fischer,  Ritual  und  Symbol.  Instruktions- 
vorträge (Lpz.  1874).*  Bh.  1777,  S.  379. 
FZ.  1868,  S.  305.  Bischof  Dräseke  als 
Freimaurer  (Magdeb.  1865),  S.  305.  L.  1885, 
S.  129;  1888,  S.  163.  Mittheilungen  aus 
dem  Verein  deutscher  Freimaurer  1888,  89, 
ß.  50.  —  In  England  bestehen  besondere  In- 
struktionslogen (Lodges  of  Instruction),  in 
und  um  London  40  oder  50,  in  denen  das 
Ritual  und  Gebrauchtum  wortgetreu  ein- 
geübt wird.  Ausserdem  besteht  noch  seit 
1836  eine  Emulationslodge  of  Improve- 
ment,  die  sich  damit  abgiebt,  das  Ritual 
zu  ordnen  und  richtige  Kenntnis  davon  zu 
verbreiten.  In  den  letzten  Jahren,  haupt- 
sächlich seit  der  Errichtung  der  Quatuor 
Coronati-Loge  (s.d.),  wird  oft  ein  Abend  an- 
gesetzt, für  den  ein  Maurer  von  höherem 
Wissen  gebeten  wird,  einen  geschichtlichen 
oder  symbolischen  Vortrag  zu  halten. 
Damit  erst  fangen  diese  Instruktionslogen 
an,  sich  zu  heben  und  dem  deutschen  Cha- 
rakter zu  nähern.  Ausserdem  giebt  es 
sog.  Lectures  (s.  d.)  für  jeden  Grad.  [Vgl. 


HZC.  1897/98,  S.  45.    Triangel  1869,  S. 

57J 

UnterstQtznngsgesellschaft,  Allgemeine 

Freimaurer-,  (Masonic  Relief  Association) 
der  Vereinigten  Staaten  und  Kanada  be- 
steht seit  1885  und  hat  den  Zweck,  dem 
maurerischen  Uettel  zu  steuern  und  wirk- 
liche Bedürftige  zu  unterstützen.  Seit  dem 
Bestehen  der  Gesellschaft  bis  1897  sind 
2142  Fälle  betrügerischer  Hilfsgesuche  ent- 
deckt worden. 

Unterwerfungg«  und  Yereinignngsakte. 
Eine  solche  musste  jede  Loge  und  jeder 
einzelne  beim  Zutritt  zur  strikten  Obser- 
vanz ausstellen  oder  unterschreiben.  [Vgl. 
vorige  Auflage  III,  S.  397. J 

Unwttrde  war  das  bei  I.  bau  in  der 
sächsischen  Oberlausitz  gelegne  Ritter- 
gut, auf  dem  der  Freiherr  v.  Hund  (s.  d.) 
wohnte  und  wohin  er  auch  seine  erste  in 
Kittlitz  (s.d.)  gestiftete  Loge  verlegte,  bis 
er  beide  Güter  1768  verkaufte  und  nach 
Lipse  zog. 

Uriot,  Jos.,  geb.  1713  in  Nancv,  gest. 
18.  Okt.  1778  (nach  Kloss,  Annalen,  1788), 
war  erst  Schauspieler  in  Bayreuth,  dann 
1763  Professor  der  Geschichte,  Bibliothe- 
kar und  Lektor  des  Herzogs  von  Württem- 
berg in  Stuttgart,  wohin  er  1759  kam,  so- 
dann Professor  der  französischen  Sprache 
an  der  Militärakademie  (Karlschule).  Er 
wurde  11.  Juli  1742  in  der  Loge  Zur 
Einigkeit  in  Frankfurt  a.  M.  angenommen 
und  ist  der  Verfasser  der  Rede:  »Le  ven- 
table  portrait  d'un  Francmacon  £crit  par 
Mr.  Uriot  ä  un  de  ses  amis  (Mr.de  Vaux) 
(Frkf.  1742),  die  grossen  Beifall  fand  und 
französisch  uud  in  deutscher  Übersetzung 
auf  Veranlassung  der  Loge  Zur  Einigkeit 
gedruckt  wurde.  Sie  kann,  nach  Kloss, 
»als  erste  öffentliche  Erklärung  der  Frei- 
maurer in  Deutschland  betrachtet  werden.« 
Die  »Lettres  sur  la  Franche-Maconnerie« 
(Stougard  1769)  von  demselben  Verfasser 
sind  nur  eine  vermehrte  Auflage  dieser 
Rede.  Diese,  wie  Steinheils  (s.  d  )  Rede 
haben  Behr  viel  beigetragen,  der  Freimau- 
rerei den  Eingang  in  Deutschland  zu  er- 
leichtern und  die  Nichtmaurer  von  ihrer 
Reinheit  und  Gefahrlosigkeit  zu  belehren; 
denn  beide  geben  Kunde  von  deren  wah- 
rem Zweck  und  Wesen.  Die  erste  deutsche 
Übersetzung  führt  den  Titel:  »Sendschrei- 
ben eines  Freimaurers  der  hiesigen  Einig- 
keitsloge an  den  Herrn  v  Vaux,  das  Ge- 
heimnis der  Freimaurer-Gesellschaft  be- 
treffend. Aus  dem  Französischen  übersetzt 
(Frkf.  a.  M.  1742)«  und  weitere  Ausgaben 
1743  und  1744,  eine  andre  findet  sich  als 
Anhang  zu  dem  Buche:  »Schutzschrift  für 
den  Orden  der  Freimaurer,  durch  den 
Herrn  N.,  Mitglied  des  Ordens«  (Halber- 
stadt 1743);  die  bekannteste  aber  ist  die 
in  dem  Anhang  zu  der  deutschen  Ausgabe 
des  Konstitutionenbuchs  von  1738,  die  1748 
und  1762  erschien  und  S.  149  unter 
dem  Titel  steht:  »Sendschreiben  eines  Frei- 


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ürkundenwart  —  Vademecnm,  The  Freemasoiu. 


479 


maurers  an  seinen  Freund,  die  Freimaurer 
und  deren  Geheimnisse  betreffend.«  Aus 
dem  Inhalt  geht  hervor,  dass  die  Alten 
Pflichten  zur  Zeit  ihrer  Abfassung  in  un- 
geschmälerter Achtung  standen,  und  der 
Beifall,  den  es  erwarb,  spricht  dafür, 
dass  die  deutschen  Freimaurer  weit  davon 
entfernt  waren,  den  Freimaurerbund  mit 
Orden  irgend  welcher  Art  zu  verwechseln. 

Urkunden  wart(  Archivar,  franz.  archi  viste 
oder  garde  de«  archives,  engl,  registrar) 
heisst  der  Logenbeamte,  dem  die  Über- 
wachung und  Instandhaltung  des  Archivs 
(s.  d.)  obliegt,  ein  Amt,  das  häufig  mit 
dem  des  Schriftführers  (s.  d.),  oft  auch  (be- 
sonders bei  alten  Logen)  mit  dem  des 
Büchcrwarts  (s.  d.)  verbunden  ist.  Das  Amt 
muss  thunlichst  in  der  Hand  eines  sach- 
verständigen Mitglieds  sein  (juristischen 
Verwaltung*beamten).  Es  erfordert  grosse 
Ordnungsliebe  und  Sachkenntnis;  es  darf 
nichts  aufgehäuft,  sondern  alles  muss  so- 
fort eingereiht  und  eingeheftet  werden. 

IVgl.  R  Fischer,  Entwurf  zu  einem  Hand- 
>uch  für  die  Amtstätigkeit  der  Logen- 
meister (Lpz.  1891),  S.  »d.l 

Urteil  (Kritik).  Die  Mitglieder  der 
Logen  sind  aus  den  verschiedensten  Le- 
bensstellungen hervorgegangen  uud  haben 
die  mannigfachsten  Eigenschaften.  Sie  sind 
ausserdem  in  der  Loge  teils  mehr  oder 
weniger  thätig,  teils  nur  empfangend.  Da 
ist  es  sehr  notwendig,  dass  sie  gegenein- 
ander in  ihrem  U.  vorsichtig  sind.  Das 
erfordert  schon  die  Bruderliebe,  mit  der 
einer  dem  andern  begegnen  soll.  Von  den 
weniger  geistig  Begabten  soll  man  nicht 
mehr  verlangen,  als  sie  zu  leisten  ver- 
mögen, und  rücksichtlich  derer,  die  die 
meiste  Arbeit  in  den  Versammlungen  und 
in  der  Verwaltung  entwickeln,  die  vielleicht 
gar  zur  Leitung  berufen  sind,  hat  man  zu 
bedenken,  welche  Opfer  sie  der  Loge 
bringen,  ohne  dafür  sichtlichen  Vorteil  zu 
haben.  Sie  sind  sich  wohl  selbst  bewusst, 
dass  sie  nicht  über  Irrtum  erhaben,  von 
allen  Schwächen  frei  sind.  Dabei  stellen 
sie  sich  dem  U.  preis,  von  dem  man  er- 
warten muss,  dass  es  liebevoll  und  gerecht 
sei.  Gar  mancher  bedenke,  dass  er  es 
vielleicht  nicht  besser  machen  kann.  Über- 
haupt soll  das  U.  der  Maurer  über  ein- 
ander in  iedem  Betracht  mild  und  liebe- 


voll, jedenfalls  gerecht  sein.  [Vgl.  FZ.  1851, 
S.  79.] 

Uruguay  (Republik  in  Südamerika). 
Schon  1832  erteilte  die  Grossloge  von 
Pennsylvanien  einen  Stiftungsbrief  für  eine 
Loge  in  U.  1841  stiftete  der  Grossorient 
von  Frankreich  in  Montevideo  die  noch 
heute  thätige  Loge  Lea  amis  de  la  patrie. 
Weitere  Logen  wurden  von  Brasilien  aus 
gegründet,  das  auch  1855  in  Montevideo 
einen  Obersten  Rat  und  einen  Grossorient 
stiftete,  der  33  Logen  zählte.  Ausserdem 
riefen  auch  die  Grossloge  von  England 
1861,  das  Supröme  Conseit  von  Frankreich 
1865,  ferner  eine  spanische  Grossloge  je 
eine  Loge  und  der  Grossorient  von  Italien 
mehrere  Logen  ins  Leben.  Die  italienischen 
Logen  traten  bis  auf  eine  zum  Grossorient 
von  U.  über,  so  dass  jetzt  nur  noch  je 
eine  Loge  unter  der  Grossloge  von  Eng- 
land und  den  Grossorienten  von  Frank- 
reich und  Italien  in  Montevideo  besteht. 
Uslar,  Hermann  v.,  geb.  Sept.  1812, 
I  gest.  6.  Juli  18*3,  kam  frühzeitig  mit 
seinem  Vater  nach  Mexiko  und  machte 
dort  die  blutigen  Kriege  der  politischen 
,  Parteien  mit  durch,  in  die  vielfach  die 
I  Freimaurerei  verflochten  war.  1830  kehrte 
U.  nach  Deutschland  zurück,  um  Medizin 
zu  studieren.  Er  ging  nach  Güttingen  und 
wollte  sich  in  die  dasige  Loge  aufn  eh  inen 
lassen.  Er  kam  aber  nicht  dazu  aus  Mangel 
an  Mitteln.  1834  ging  er  wieder  nach 
Mexiko,  um  sich  in  Oaxaca  als  Arzt  nie- 
derzulassen. 1861  fand  er  in  der  Loge 
La  libertad  in  Tolüca  Aufnahme  als 
Freimaurer.  1865  nahm  er  von  neuem  in 
Deutschland  Wohnsitz  und  zwar  in  Wolfen- 
büttel, wo  er  sich  der  Loge  Wilhelm  zu 
den  drei  Säulen  anschloss,  und  zwar  als 
ständig  Besuchender.  1874  erschien  von 
ihm  »Die  Freimaurerei  in  unsern  Tagen*. 
Er  bekämpfte  das  Pfaftentum  und  den 
Zelotismus  in  jeder  Form  und  suchte 
auch  die  Werkthätigkeit  in  andre  Bah- 
nen zu  lenken.    [Vgl.  L.  1883,  S.  81.] 

Utah,  einer  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika.  In  der  Hauptstadt  Salt 
Lake  City  hat  die  am  17.  Jan.  1872 
stiftete  Grossloge  ihren  Sitz,  unter  der  9 
Logen  mit  790  Mitgliedern  stehen.  Am 
19  März  1896  wurde  das  neue  Grosslogen- 
gebäude eingeweiht. 


V. 


Vademecum,  The  Freemasons.  Nur  dem 

Titel  nach  aus  »The  Freemasons  Pocket 
Companion  by  W.  Smith«  kennen  wir  diese 
zuerst  1736  erschienene  Schrift,  vor  der  die 
Grosse  Loge  von  London,  als  einem  ab- 
geschmackten Nachdruck  warnte.  Wahr- 
scheinlich enthielt  die  Schrift  dasselbe, 
wie  der  Pocket  Companion  von  1736,  der 


ein  Auszug  und  teilweise  Abdruck  de» 
Konstitutionenbuchs  ist.  [Vgl.  Konstitu- 
tionenbuch von  17*8,  S.  282.]  Wenn  sich 
in  der  Genehmigung  des  Konstitutionen- 
buchs folgende  Stelle  findet:  »Sintemal 
einige  ohne  Erlaubnis  der  Grossen  Loge 
Bücher  und  Pamphlete  über  die  Frei- 
maurerei geschrieben  und  gedruckt  haben, 


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480  Vuillant 

von  denen  einige  als  Nachdrücke  und 
Dummheiten  (stupid)  von  der  Grossen  Loge 
in  vollständiger  Form  am  24.  Febr.  1784 
auf  1735  verdammt  worden  sind,  wobei 
die  Brüder  verwarnt  wurden,  deren  Ver- 
kauf zu  begünstigen«,  so  ist  damit  nur 
die  eben  bezeichnete  Schrift  gemeint.  Denn 
das  Protokoll  der  Grossloge  vom  24.  Febr. 
1734j35  nennt  nur  das  eine  Buch,  das 
kurz  vorher  erschienen  sein  muss  und  1736 
wiederholt  wurde. 

Vaillant,  Johann  Peter,  Rechtsanwalt, 
geb.  29.  Juli  1822  in  Amsterdam,  gest.  13. 
April  1896  im  Haag,  wurde  9.  Dez.  1857 
in  der  Loge  L'union  royale  das.  zum  Frei- 
maurer aufgenommen,  war  fast  40  Jahre 
lang  Mitglied  des  Beamtenkollegiums  und 
seit  1869  Meister  vom  Stuhl,  später  Ehren- 
meister  dieser  Loge.  Seit  1878  war  er 
Mitglied  des  Grossbeamtenkollegiums,  erst 
Grossschatzmeister,  seit  1885  bis  zu  seinem 
Tode  Grossschriftführer  des  Grossostens 
der  Niederlande  und  einer  der  Leiter  de« 
Nederl.  Jaarboekje  und  des  Bulletin,  in 
welchen  Zeitschriften  er  vieles  veröffent- 
lichte über  die  frühere  und  spätere  Ge- 
schichte des  Freimaurerbundes.  Als  Gross- 
schriftführer  übte  er  lange  einen  grossen 
Einfluss  aus.  [Vgl.  Jaarboekje  1897, 
B  7  1 

V.ldMa  (St.  in  der  Republik  Chile 
(1885)  5680  E.).  Hier  bestand  unter  der 
Loge  Lessing  in  Valparaiso  ein  maure- 
risches  Kränzchen  Eintracht  und  Treue, 
gegr.  4.  Febr.  1*88,  bestätigt  22.  Nov.  1888, 
eröffnet  28.  März  1889;  ruht  seit  1894. 

Valparaiso  (St.  in  der  Republik  Chile, 
[1896]  etwa  1500O0  E).  I.  Hier  bestand  seit 
16.  Juli  1861  eine  deutsche  Loge  Germa- 
nia Nr.  8  unterm  Grossorient  von  Chile,  die 
aber  später  eingegangen  ist.  II.  Jetzt  be- 
steht hier  eine  deutsche  Loge  Lessing 
unter  der  Grossloge  von  Hamburg,  gegr. 
22.  Jan.  1877,  gest.  12.  Mai  1877,  eröffnet 
10.  Nov.  1877.  [Vgl.  Chodowiecki,  A., 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Loge  (1877). 
HZC.  189*/1900,  S.  126.) 

Varel  (St.  im  Grossberzogt.  Oldenburg, 
4907  E.).  Daselbst  wurde  durch  Stracker- 
jan (s.  d.)  am  7.  Mai  1810  unter  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg  die  Loge 
Wilhelm  zum  silbernen  Kreuz  ge- 
stiftet, die  Bich  1812  genötigt  sah,  um 
allen  durch  die  Einverleibung  Oldenburgs 
ins  französische  Kaiserreich  herbeigeführten 
Unannehmlichkeiten  zu  entgehen,  einefran- 
zösische Stiftungsurkunde  anzunehmen.  Die 
Mere-loge  du  rite  leossais  phtlosophique 
gab  auf  der  Originalstiftungsurkunde 
die  Versicherung,  dass  die  Loge  Wilhelm 
zum  silbernen  Kreuz  am  21.  Sept.  1810 
von  ihr  angenommen  worden  sei,  und  auf 
diese  Weise  blieb  die  Verbindung  mit 
Hamburg  und  das  Ritual  der  Mutterloge 
in  Gebrauch.  Der  Stifter  Strackerjan 
war  der  Lebensnerv  der  Loge  und  deren 
erster  und  letzter  Meister.    Als  er  auf 


-  Vater. 

Vandammes  Befehl  erst  nach  Wesel  und 
dann  nach  Maastricht  geschafft  wurde,  nur 
durch  einen  Zufall  dem  Tode  entgehend, 
waren  die  Logenarbeiten  gelähmt.  Bei 
seiner  Rückkehr  1814  kam  neues  Leben 
in  die  Loge;  da  er  aber  1818  als  Ober- 
amtmann nach  Jever  versetzt  wurde,  so 
kränkelte  und  siechte  die  Loge,  wie  die 
in  Oldenburg,  bis  sie  1833 — 36  gänzlich 
erlosch  und  am  29.  März  1842  nach  sechs- 
jähriger Ruhe  ihre  letzte  Versammlung 
hielt,  in  der  Graf  Gustav  Adolf  v.  Bentinck 
(s.  d.)  aufgenommen  wurde.  Am  24.  Juni 
1842  trat  die  Loge  Wilhelm  zum  silbernen 
Kreuz  völlig  zur  Loge  Zum  goldnen  Hirsch 
in  Oldenburg  Ober,  und  es  erlosch  damit  die 
maurerische  Arbeit  in  V.  [Vgl.  Merzdorf, 
Geschichte  der  Freimaurerlogen  im  Her- 
zogthum Oldenburg  (Oldenburg  1852\  S. 
125—139.] 

Varn bairen  v.  Ense,  Karl  Aug.,  Schrift- 
steller, geb.  21.  Febr.  1785  in  Düsseldorf, 
;  gest.  10.  Okt.  1858  in  Berlin,  1815—19  in 
[  preussischen  diplomatischen  Diensten,  aus- 
gezeichnet als  Biograph,  Mitglied  des 
Frankfurter  Parlaments,  wurde  in  den  Frei- 
maurerbund in  der  Loge  Zur  goldnen 
Kugel  in  Hamburg  13.  Sept.  1813  auf- 
genommen und  13.  Sept.  1814  in  den 
zweiten  Grad  befördert.  Von  da  an  bat 
man  nichts  mehr  von  ihm  als  Freimaurer 
gehört. 

Vassal,  Pierre  Gerard,  Dr.  med.  in 
Paris,  geb.  14.  Okt.  1769,  gest.  um  1835 
in  Paris,  war  einer  der  unterrichtetsteu 
und  eifrigsten  Maurer  Frankreichs  und 
von  1815—19  Grossschriftführer,  von  da 
an  Präsident  im  Kollegium  der  Riten. 
Sein  »Cour»  complet  de  la  Maconnerie  ou 
Histoire  glnlrale  de  l'initiation  etc.«  (Paria 
1x82)  wird  sehr  gerühmt,  ebenso  «Essai 
historique  sur  Institution  du Rit  Ecossais« 
(Paris  1827).  Er  war  auch  praktisch  tbätig 
und  richtete  Schulen  für  gegenseitigen 
Unterricht  ein,  die  längere  Zeit  unter 
seinem  Vorsitz  standen.    Ihm,  dem  lang- 

J 'ährigen  Meister  der  Loge  Sept-Ecossais- 
llunis,  wurde  am  3.  April  1830  eine  Fest- 
loge gegeben  und  ihm  zu  Ehren  eine 
Denkmüuze  geschlagen. 

Vater,  Ludwig,  Schulmann,  geb.  30. 
Nov.  1801  in  Halle,  gest.  22.  Juni  1883 
in  Berlin,  war  1824  Lehrer  am  Joachims- 
thalschen  Gymnasium  in  Berlin,  1831  bis 
1880  an  der  Dorotheenstädtischen  Kirche 
das.  Prediger.  —  Zum  Freimaurer  wurde  er 
18.  Aug.  1826  in  der  Loge  Zur  Verschwiegen- 
heit in  Berlin  aufgenommen,  wo  er  Schrift- 
führer und  Redner  war.  Am  30.  Mai  1839 
trat  er  in  die  Grosse  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln,  später  in  das 
Bundesdirektorium,  dem  er  bis  1877  als 
wirkliches  Mitglied,  seitdem  bis  zu  seinem 
Tode  als  Ehrenmitglied  angehörte.  [Vgl. 
Geschichte  der  Grossen  National-Mutter- 
loge zu  den  drei  Weltkugeln  (BrL  1890), 
S.  446.] 


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Vaterlandsliebe  -  VclthiiBen. 


481 


Vaterlandsliebe  (Patriotismus).  Der  Ge-  I 
bore  am  gegen  die  Obrigkeit  des  Landes 
bildet  eine  hauptsächliche  Pflicht  jedes 
Freimaurers  und  ist  durch  die  Alten 
Pflichten  schon  annerkannt.  Damit  hängt 
die  Liebe  zum  Herrscher  des  Landes  und 
zum  Vaterland  notwendig  zusammen.  Im 
ersten  Trinkspruch  (s.  d.)  bei  allen  maure- 
rischen Festen  spricht  sich  das  unzwei- 
deutig aus.  Der  Geburtstag  des  Landes- 
herrn wird  in  den  meisten  deutschen  Logen 
festlich  begangen;  denn,  wie  alle  Künste 
nur  im  Frieden  gedeihen,  kann  auch  die 
freimaurerische  Kunst  nur  im  friedlichen 
Wettbewerb  des  staatlichen  Lebens  blühen, 
und  an  der  allgemeinen  Wohlf  alirt  des  Lan- 
des nimmt  der  rechtschaffne  Freimaurer 
den  lebendigsten  Anteil,  alle  seine  Kräfte 
gern  in  dessen  Dienst  stellend.  Deshalb 
konnte  auch  Friedrich  Wilhelm  III.  sagen, 
dass  die  Freimaurer  seine  besten  Unter- 
thanen  seien.  Mit  der  V.  ist  der  wahre  Kos- 
mopolitismus (s.  d.)  sehr  wohl  vereinbar,  ia 
dessen  bester  Genosse.  Es  ist  daher  falsch, 
wenn  man  die  Freimaurer  der  Vaterlands-  i 
losigkeit  anklagt.  [Vgl.  A.  1887,  S.  152.  Bh. 
1894,  8.  62;  1898,  8.  81.  Bbl.  1890,  S.  83. 
FZ.  1864,  S.  323;  1879,  8.  105;  1882,  S.  275. 
BZC.  1889,  8.  285.  L.  1899,  8. 83.  Fischer, 
Licht,  Liebe,  Leben  (Lpz.  1880),  8.  126. 
Hohlfeld,  Maurerischer  Nachlaas  (DreBd. 
1851),  8.  96.  Dietrich,  Unterm  Akazien- 
baum (Altbg.  1887),  8.  117.] 

Yaughan,  Miss  Diana,  s.  Taxil. 

Yeda,  die  allgemeine  Benennung  der 
ältesten  Sanskrit-Schriften,  ist  im  Bite  de 
Memphis  (s.  d.)  zur  Bezeichnung  eines 
Grads:  Doktor  der  Vedas,  verwendet 
worden. 

Vegesack  (St.  im  Gebiet  von  Bremen, 
3791  E.).  1)  Maurerisches  Kränzchen 
unter  der  Loge  Zum  Ölzweig  in  Bremen, 
gest.  14.  April  1878.  2)  Es  wurde  am 
30.  Jan.  1885  in  die  Loge  Zum  Anker 
der  Eintracht  unter  der  Grossen  Loge 
Royal  York  umgewandelt.  Lokal  Weser- 
str.  7.   Mitgliederzahl  (1900):  41. 

Vegesack,  Friedrich  Baron  v.,  geb.  ( 
8.  Okt.  1726  in  Kirchau  im  Mecklenburg- 
schen,  gest.  in  Stockholm,  stiftete  mit  v. 
Bühnen  und  Stare k  (s.  diese)  die  Loge  Zu 
den  drei  Lüwen  in  Wismar,  die  1767  von  der 
Loge  Zu  den  drei  Sternen  in  Rostock  ge- 
gründet wurde.  Er  behauptete,  1749  vom 
Heermeister  von  Auvergne,  Comte  de  la 
Tour  du  Pin,  in  den  Tempelherrenorden 
aufgenommen  zu  sein,  mit  dem  er  auch 
noch  1768  in  Verbindung  stand.  Mit 
den  beiden  Erstgenannten  stiftete  er  das 
klerikale  Kapitel  in  Wismar  und  war  i 
dessen  Oberer,  bis  er  1770  nach  Stockholm 
ging  und  das  klerikale  System  da  ein- 
führte; seine  Unterschrift  befindet  sich 
unter  einer  auf  dem  Konvent  zu  Wolfen- 
büttel (s.  d.)  übergebnen  Schrift  des  Königs 
Gustav  III.  von  Schweden.  —  Er  rühmte 
sich  (in  einem  Brief,  abgedruckt  in  der 

Allgemeine!  Handbuch  der  Freimaurerei.  IX. 


»Abgen.  Forts,  des  Anti-Saint-Nicaise«, 
8.  134),  das  Innere  des  Tempelherren- 
ordens so  genau  zu  kennen,  wie  sonst 
jemand,  fand  anfänglich  grosses  Vergnügen 
am  klerikalen  System  und  wurde  von 
Starck  als  das  Oberhaupt  der  Kleriker 
bezeichnet  [in  «Etwas  wider  das  Etwas  der 
Frau  v.  d.  Recke«  (Lpz.  1788),  S.  22].  In 
Wahrheit  aber  war  er  nur  eine  Puppe 
Starcks,  der  ihn  benutzte,  seiner  Erfindung 
Ansehen  zu  geben,  und  scheint  das  bald 

fenug  eingesehen  zu  haben;  denn  als  v. 
fangen  mit  Jacobi  (s.  diese),  vom  Freiherrn 
v.  Hund  geschickt,  nach  Wismar  kam,  um 
sich  mit  den  Klerikern  in  nähere  Verbin- 
dung zu  setzen,  war  er  gar  nicht  an- 
wesend, sondern  angeblich  in  Dienstge- 
schäften in  Stralsund,  liess  sich  auch 
später  nicht  sehen  und  hat  ausser  einigen 
Handschreiben  an  v.  Hund  an  der  ganzen 
8ache  sehr  wenig  Anteil  genommen,  wes- 
halb anzunehmen  ist,  dass  er  sich  in  der 
Stille  zurückgezogen  habe.  [Vgl.  Provin- 
zial-Kalender  für  Mecklenburg,  1825,  8.38. 
»Über  Krypto-Katholizismus« ,  Nachtrag, 
8.  289,  802.  Anti-Saint-Nicaise,  IU,  117 
bis  164.] 

Veitnieyer,  Ludwig  Alexander,  geb. 
12.  Okt.  1820  in  Berlin,  gest  das.  8.  Febr. 
1899,  bildete  sich  1840—44  zum  Zivilin- 
genieur aus.  1845  wurde  er  im  Staats- 
auftrag nach  Frankreich  gesendet,  um  das 
Leuchtturmwesen  zu  studieren.  Er  war  im 
Maschinen-  und  Eisenbahnbau  thätig;  die 
Wasserversorgung  und  Kanalisation  von 
Berlin  erfolgten,  indem  seine  Gutachten 
und  Entwürfe  mit  zu  Grunde  gelegt 
wurden.  V.  war  Mitglied  der  Königlichen 
Akademie  für  das  Bauwesen  und  leitete 
viele  Jahre  hindurch  als  Vorsitzender  die 
Verhandlungen  der  Polytechnischen  Ge- 
sellschaft. Bei  der  Patent-Gesetzgebung 
hat  er  eifrig  und  erfolgreich  mitgewirkt. 
Grosse  Verdienste  erwarb  er  sich  um  die 
Seebeleuchtung  der  deutschen  Meeres- 
küsten. Die  meisten  Leuchttürme  sind 
von  ihm  erbaut.  Zuletzt  war  er  Geheimer 
Baurat.  Sein  Werk  »Leuchtfeuer  und 
Leuchtapparate«  erschien  nach  seinem 
Tode  19U0.  —  In  den  Freimaurerbund 
wurde  V.  12.  Dez.  1851  in  der  Loge  Zu 
den  drei  Seraphim  zu  Berlin  aufgenommen. 
1867  trat  er  in  die  Grosse  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  und  wurde 
am  2.  Mai  1878  zum  Mitglied  des  Bundes- 
direktoriums gewählt,  dem  er  bis  zu  seinem 
Tode  angehörte.  [Vgl.  Bbl.  1899,  S.  125.] 

Veithusen,  Jon.  Kasp.,  geb.  7.  Aug. 
1740  in  Wismar,  gest.  13.  April  1814  in 
Stade,  war  Prediger  in  Hameln,  Lon- 
don, GifThorn,  Helmstedt,  Professor 
in  Kiel  und  Rostock,  zuletzt  General- 
superintendent und  Konsistorialrat  in 
8tade.  Er  war  einer  der  besten  Kanzel- 
redner seiner  Zeit  und  besass  gründliche 
Kenntnisse  der  orientalischen  Sprachen, 
die  er  vorzüglich  für  die  Exegese  zu  ver- 

31 


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482  Veuedey  — 

werten  wusste.  Er  hat  aber  90  selbständige  j 
Schriften  herausgegeben  und  auch  den 
Versuch  gemacht,  das  Verhältnis  der 
Maurerei  zum  Christentum  festzustellen 
(•Maurerei  und  Christentum«,  Lpz.  1805), 
welches  Buch  auch  in  den  drei  Abtei-  , 
lungen:  »Pokeach  Iwrim«  (Stade  1804), 
»Historisch -kritische  Nachforschungen« 
(Lpz.  1805)  und  »Befestigungen  meiner 
Brüder«  (Lpz.  1805)  erschien  und  wozu 
als  Nachträge  »Historische  Winke«  und 
»Merklicher  Einfluss«  (Lpz.  1804  u.  1807) 
gehören.  Allerdings  sind  diese  Schriften 
nur  mit  sehr  grosser  Vorsicht  zu  benutzen. 

Veuedey,  Jakob,  deutscher  Schrift- 
steller, geb.  24.  Mai  18u5  in  Köln,  gest. 
5.  Febr.  1871  in  Oberweiler  in  Baden, 
studierte  in  Bonn  und  Heidelberg,  wurde 
als  Beteiligter  am  Hambacher  Fest  ver- 
haftet, entkam  aus  dem  Gefängnis  und 
lebte  1832—48  in  Frankreich,  beteiligte 
sich  an  den  Ereignissen  von  1848  und  1849 
in  gemässigter  Weise,  war  Mitglied  des 
Frankfurter  Parlaments,  dann  als  Flücht- 
ling in  der  Schweiz,  kehrte  nachher  in 
die  Heimat  zurück  und  lebte  seit  1855  iu 
Heidelberg  und  zuletzt  in  Oberweiler. —  Er 
wurde  1853  in  Nancy  in  den  Freimaurer- 
bund aufgenommen,  schloss  sich  1858  der 
Loge  Zur  edlen  Aussicht  in  Freiburg  im 
Breisgau  an  und  schrieb  »Dankschreiben 
eines  Freimaurers  an  seinen  Bruder  in 
Christo  Alban  Stolz«  (Lahr  1862).  Seine 
übrigen  zahlreichen,  meist  historischen 
und  politischen  Schriften  berühren  die 
Freimaurerei  nicht,  doch  fühlt  man  aus 
ihnen  den  freimaurerischen  Geist  heraus.  ; 
[Vgl.  Bh.  1871,  S.  74.    FZ.  H7i,  8.  85.]  | 

Venedig  (Republik,  dann  von  1797  österr.  ' 
Provinz,  jetzt  Gouvernement  des  König-  ] 
reichsltalieu).  Bald  nachdem  Kaiser  Franzi, 
dem  Bunde  beigetreten  (1731),  entstanden  ! 
in  V.,  Padua,  Verona  und  Vicenza  Logen,  i 
welche  die  Republik  jedoch  173**  schliessen 
Hess.  Am  27.  Nov.  1778  gründete  die  Gross- 
loge von  England  die  Loge  Union  in  V., 
sowie  28.  Nov.  1778  die  Loge  La  vera  I 
luce  in  Verona.    1775  bestand  auch  in  | 
Treviso  eine  Loge,  die,  gleich  jenen  in  j 
Verona  und  Padua,  in  dem  Turiner  Gross-  • 
kapitel  eine  Commende  bildete.  Anfangs 
der  80  er  Jahre  de<j  18.  Jahrhunderts  tritt 
in  V.  die  Loge  La  fidelitä  auf,  die,  wie  die 
Logen  zu  Padua  und  Vicenza,  1785  unter 
dem  Präfekturalkapitel  von  Paduastand.  Ihr 
Meister  vom  Stuhl  war  Marcliese  Michael 
Cessa  aus  Neapel,  ihr  Schriftführer  Karl 
König  aus  Bayreuth;  sie  zählte  35  Mit- 
glieder, darunter  viele  Patrizier  und  einige 
Priester.  Nachdem  sie  mehrere  Jahre  unbe- 
helligt gearbeitet,  wurde  sie  1788  gewalt- 
sam aufgehoben.    Die  Veranlassung  war 
eine  eigentümliche.   Es  war  ein  grosses 
neues  Schiff  in  Brand  gesteckt  worden, 
und  das  Volk  murrte,  weil  man  den  Thäter 
nicht  fand.    Da  erklärte  ein  Tischler,  er 
habe  in  einem  Palast  merkwürdige  Dinge 


Venezuela. 

gesehen.  Das  kam  der  Polizei  gelegen.  Sie 
Hess  den  Palast  scharf  beobachten,  was  die 
Maurer  jedoch  bemerkten  und  die  Logen- 
schriften beseitigten.   Wenige  Tage  dar- 
nach, 7.  Mai  1785,  drangen  60  Sbirren  in 
den  Palast  und  nahmen  die  Logengeräte 
und  eine  Truhe  mit  4000  Dukaten  weg. 
Die  Schwerter  wurden  im  Hofe  des  Dogen- 
Palastes  zerbrochen,  die  übrigen  Gerät- 
schaften öffentlich  verbrannt  und  die  Asche 
in  alle  Winde  zerstreut,  der  Meister  vom 
Stuhl  und  der  Schriftführer  der  Loge  aber 
landesverwiesen.    So  gelang  es  der  In- 
quisition, die  Aufmerksamkeit  von  dem 
Brande  abzulenken  und  durch  ein  Beispiel 
von  grosser  Strenge  dem  Pöbel  die  Lust 
zu  Ausschreitungen  zu  benehmen.  [VgL 
FZ.  1892,  S.  245.    Bbl.  1892,  S.  175.] 
Die  Verfolgung  wurde  auch  auf  die  aus- 
wärtigen Logen  erstreckt,  und  schon  9.  Mai 
forderte  man  die  Behörden  auf,  den  Frei- 
maurerlogen nachzuspüren.    Nun  begann 
die  Hetze.   Aus  Verona  wurde  14.  Blai 
berichtet,  dass  man  die  dortige  Loge  La 
vera  luce  aufgehoben,  ihre  Gerätschaften 
eingezogen  und  den  Stifter  und  Meister 
vom  Stuhl,  Joh.  B.  de  Jouve,  verhaftet 
habe.    Nach  25tägigem  Kerker  ward  er 
des  Landes  verwiesen.    Auch  die  Loge 
I  veri  amici  in  Vicenza  unter  dem  Kapitel 
Padua  der  IV.  Provinz  wurde  aufgehoben. 
Bei    der    Haussuchung    fand    man  in 
einem  Erdgeschoss  eine  frisch  geschlossne 
Grube,  worin  sich  4  Knochen  befanden. 
DieserBericht  erregte  ungeheures  Aufsehen, 
bis  ein  Professor  der  Anatomie  an  der 
Universität  Padua  eidlich  erklärte,  daas 
die    Knochen    von    einem    Rind  her- 
stammten.  Dies  dürfte  veranlasst  haben, 
dass  man  weitere  Schritte  gegen  die  Frei- 
maurer unterliess.    Die  verbannten  Frei- 
maurer begaben  sich  nach  Wien.  Auf  die 
Nachricht  hin,  die  Königin  von  Neapel, 
Erzherzogin  Karoline,  habe  dem  neapoli- 
tanischen Gesandten  in  V.  aufgetragen, 
sich  für  die  verfolgten  Freimaurer  zu  ver- 
wenden und  die  Rückberufung  der  Ver- 
bannten zu  erwirken,  erliess  die  Wiener 
Loge  Zur  wahren  Eintracht  an  die  Königin 
Karoline  eine  huldigende  und  anerkennende 
Zuschrift.   Infolge  der  Verwendung  Ne- 
apels und  Österreichs  wurden  die  Logen 
wieder  hergestellt  und  die  Verbannten  Be- 
gnadigt.   1788  war  die  Loge  zu  Verona 
wieder  thätig.    Wie  lange  sie  bestanden, 
ist  nicht  nachweisbar.    Im  übrigen  vgl 
Italien. 

Venezuela  (Republik  in  Südamerika). 
Im  heutigen  Gebiet  von  V.  ist  die  Frei- 
maurerei anfang  des  19.  Jahrhunderts  von 
Spanien  aus  eingeführt  worden,  indem  der 
Grossorient  von  Spanien  hier  mehrere  Lo- 
gen stiftete.  1824  gründeten  auch  die 
Grosslogen  von  England  und  Schottland 
je  eine  Tochterloge,  und  1825  errichtete 
Jos.  Cerneau  in  Caracas  eine  Grossloge 
und  einen  Obersten  Rat  des  Schott  isoheu 


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Veracrm  —  Vereiu  deutscher  Freimaurer. 


48  3 


Ritus.  1827  verbot  jedoch  Simon  Bolivar 
alle  geheimen  Gesellschaften,  und  die  Lo- 
gen stellten,  bis  auf  eine  in  Porto  Caballo, 
ihre  Arbeiten  ein.  Erat  1838  begann  neues 
maurerisches  Leben,  die  alten  Logen  wur- 
den wieder  eröffnet  und  eine  National  - 
groasloge  von  V.  begründet.  1860  entstand 
ein  neuer  Grossorient,  der  sich  12.  Jan. 
1865  mit  der  Nationalgrossloge  zu  einem 
Nationalgrossorient  verschmolz.  Ein  neues 
Schisma  entstand  1882,  der  Bruch  wurde 
aber  schon  1884  wieder  geheilt.  Eine  neue 
Grossloge,  die  sich  Gran  Logia  Soberana 
e"  Independiente  nannte,  bildete  sich  1896. 
Ob  sie  sich  auch  wieder  mit  dem  Gross  - 
orient  vereinigt  hat,  ist  nicht  bekannt. 
Der  Nationalgrossorient  zahlt  85  Logen. 
[Vgl.  Bbl.  1895,  S.  22.] 

Veraerns  (St.  in  Mexiko,  24000  E.). 
Hier  wurde  im  Febr.  1879  unter  der  Gross- 
loge  von  Hamburg  eine  Loge  gegründet, 
Arbeiter  Hirams  (Obreros  de  Hiram) 
Nr.  2  genannt,  die  aber  15.  Okt.  1894  wie- 
der gestrichen  worden  ist. 

Verantwortlichkeit  ist  das  Bewusstsein 
der  Erfüllung  übernommner  Pflichten. 
Sie  ist  um  so  grösser,  je  mehr  sie  nach 
aussen  hin  kenntlich  wird,  insbesondere  in 
Gemeinwesen.  Auch  die  Mitglieder  des 
Freimaurerbundes  und  der  Logen  haben 
eine  V.,  deren  man  sich  mehr  und  mehr 
bewusst  werden  sollte.  Denn  die  Achtung 
der  Welt  hängt  von  der  treuen  Pflicht- 
erfüllung, auch  im  Logenwesen,  ab.  Diese 
V.  sollte  ganz  besonders  in  den  Logen  ge- 
pflegt und  geweckt  werden.  Sie  bezieht 
sich  ebenso  auf  die  Beamten  der  Loge,  als 
auf  jedes  einzelne  Mitglied;  sie  alle  sind 
verantwortlich  für  das,  was  von  dieser  aus- 
geht  [Vgl.  L.  1891,  8.  21.] 

Verblndungsbaud ,  s.  Vereinigungs- 
band. 

Yerden  (St.  in  der  preuss.  Provinz  Han- 
nover, 9586  E.).  Hier  wurde  am  27.  Mai 
1857  unter  der  Grossen  Loge  des  König- 
reichs Hannover  eine  Loge  Maria  zum 
Rautenkranz  gegründet  Mit  den  übri- 
gen hannöverschen  Logen  trat  sie  14.  Sept. 
18K8  zur  Grossen  Loge  Royal  York  über. 
Hausgesetze  von  1874.  Vers.:  1.  Donners- 
tag, gesellige  Zusammenkunft:  Mittwochs. 
Ferien:  von  Johanni  bis  Mitte  Septemb. 
Mitgliederzahl  (1900):  56.  Logenlokal :  Hotel 
Hannover. 

Verein  deutsch -amerikanischer  Frei* 
m aurer.  In  New  York  hatte  sich  schon 
1855  ein  Verein  »Masonia«  (s.  d.)  gebil- 
det, der  sich  fast  dasselbe  Ziel  setzte, 
wie  die  Engbünde  der  unter  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg  stehenden 
Logen.  Diese  Gesellschaft  jedoch  schien 
den  Anforderungen  nicht  zu  genügen, 
welche  die  Reformbewegungen  stellten, 
und  namentlich  war  wohl  der  Unterschied 
in  den  Ansichten  amerikanischer  und 
deutsch-amerikanischer  Freimaurer  so  gross, 
dass  es  ratsam  erschien,  wenn  diese  eine 


andre  Vereinigung  schlössen,  in  der  sie 
ihre  Ansichten  freier  entwickeln  könnten, 
ohne  in  die  vielleicht  mögliche  Lage  zu 
kommen,  ihre  Mitbrüder  in  vermeintlich 
wohlerworbnen  Rechten  und  altüberkom In- 
nern Herkommen  zu  kranken.  Es  traten 
daher  unterm  30.  Juni  1865  auf  Einladung 
Wiebers  aus  der  Loge  Copernicus  in  New 
York  mehrere  Freimaurer — meist  Deutsche, 
die  amerikanischen  Logen  angehörten  — 
zusammen  und  gründeten  7.  Aug.  1865  den 
Verein  deutsch-amerikanischer  Freimaurer, 
als  dessen  Zweck  hingestellt  wurde:  a)  Ver- 
breitung von  Wissen  über  Geschichte,  We- 
sen, Zweck  und  Symbolik  der  Freimaure- 
rei, b)  Verschönerung  und  Vereinfachung 
der  Formen,  c)  Wahrung  der  Rechte  der 
Einzellogen,  d)  Pflege  des  geselligen  Ver- 
kehrs. [Vgl.  FZ.  1855,  S.  86.  Triangel  1865, 
S.  149.]  Der  Verein  hatte  gleich  zu  Anfang 
harte  Angriffe  zu  erdulden,  da  die  ameri- 
kanischen G  rose  logen  das  Gefühl  hatten, 
dass  _die  Bestrebungen  des  Vereins  gegen 
ihre  Übergriffe,  gegen  ihre  Unduldsamkeit, 
gegen  ihre  Versteinerung  gerichtet  sei.  Um 
ihren  Zweck  zu  erreichen,  den  Verein  zu 
stürzen,  wurden  schon  1865  Wieber  und 
Levy,  beide  Aufseher  der  Copernicus- Loge 
in  Williamsburgh,  wegen  »maurerischen 
Verkehrs  mit  unregclmässigen  Maurern« 
von  dieser  Loge  ausgeschlossen  und  An- 
zeigen an  sämtliche  Logen  des  Staats  ge- 

1  macht.  Dieser  Schuss  traf  aber  ins  Blaue. 
Der  Verein  erstarkte  immer  mehr  und 
schritt  auf  der  Bahn  weiter  fort,  für  Re- 
formen zu  wirken;  deshalb  hat  man  auch 

i  im  August  1867  die  vom  Verein  deutscher 
Freimaurer  (s.  d.)  in  Worms  gefassten  Be- 

1  Schlüsse,  insbesondere  das  dort  angenom- 
mene Grundgesetz  des  Freimaurerbundes, 
als  bindend  anerkannt.  Als  Vereinsschrift  er- 
schienen 1866 :  »Mittheilungen  aus  dem  Ver- 
eine deutsch-amerikanischer  Freimaurer», 
die  seit  1867  ihren  Titel  in  »Die  Reform, 
Organ  des  Vereins  deutsch-amerikanischer 
Freimaurer«  umgewandelt  haben.  Der 
Verein  ist  indes  nachher  eingegangen, 
auch  die  letztgedachte  Zeitschrift  hat  auf- 
gehört. Etwas  anderes  ist  der  Zirkel 
deutsch-amerikanischer  Freimaurer  (s.  d.). 

Verein  deutscher  Freimaurer.  Der  V.  d. 
F.  ist  ein  nach  dem  Muster  der  »Morgenlän- 
dischenGesellschaf  t»  gegründeter  freier  Ver- 
ein, um  die  Freimaurerei  wissenschaftlich 
und  praktisch  weiter  zu  führen,  vornehmlich 
die  Maurer  aller  Lehrarten  auf  das  diesen 
Gemeinsame  hinzuleiten.  Der  Verein  be- 
zweckt 1)  Hebung  des  Logentums,  bez.  des 
innern  Logenwesens,  2)  Förderung  der 
maurerischen  Wissenschaft,  3)  Ausübung 
einer  angemessnen  Wohlthätigkeit.  Diesen 
Zweck  sucht  der  Verein  zu  erreichen  a) 
durch  eine  jahrliche  Generalversammlung 
in  einer  deutschen  Logenstadt  zum  Zweck 
der  Besprechung  maurerischer  Gegenstände ; 
b)  durch  Einwirkung  der  Vereinsmitglieder 
auf  ihre  Logen,  um  praktische  Verbesse- 

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484 


Verein  deutscher  Freimaurer. 


rangen  im  Logenwesen  durchzuführen;  c) 
durch  Anregung  und  Unterstützung  wissen- 
schaftlicher maurerischer  Unternehmungen 
und  Werke ;  d)  durch  Unterstützung  huma- 
nitärer Anstalten  und  bedürftiger  Maurer, 
sowie  deren  Hinterlassnen  oder  sonstiger 
strebsamer  Jünglinge  aus  maurerischen  und 
nichttnaurerischen  Kreisen.  —  Gegründet 
wurde  der  Verein  auf  Anregung  von  Dr. 
J.  Schauberg  (s.  d.)  und  Dr.  R.  Scydel  (s. 
d.)  in  Potsdam  Pfingsten  1861  (18.  und 
19.  Mai)  [vgl.  Bh.  1861,  Nr.  22].  Anfangs 
mit  Misstrauen  betrachtet  und  von  mehre- 
ren Seiten  heftig  angefeindet  [vgl.  Bh. 
1861,  S.  305,  331,  337,  369;  FZ.  1861,  S. 379], 
fand  er  in  den  ersten  Jahren  wenig  Teil- 
nahme, so  dass  mehrfach  sein  Bestehen 
gefährdet  war.  Gleichwohl  errang  er  sich 
allmählich  einen  gewissen  Eiufluss,  ein 
grösseres  Verständnis  für  seine  Absichten 
und  eine  namhaftere  Mitgliederzahl,  die 
gegenwärtig  (1900)  auf  2643  gestiegen 
ist.  Der  Gedanke  der  Einigung  der  deut- 
schen Freimaurerlogen  hat  ihn  fortdauernd 
beschäftigt,  ihn  hat  er  unausgesetzt  leben- 
dig erhalten  und  die  verschiednen  darüber 
aufgetauchten  Vorschläge  beraten.  Er  ist 
der  natürliche  Träger  dieses  Gedankens 
geworden.  Auf  dem  Gebiet  des  innern 
Logenlebens  kann  er  auf  Erfolge  binblicken 
rücksichtlich  der  Aufhebung  des  Sprengel- 
rechts, Einschränkung  der  maurerischen 
Zensur,  Einführung  grosserer  Freizügig- 
keit durch  Beseitigung  der  Annahmege- 
bühren und  angemessnerer  Stellung  der 
ständig  besuchenden  Brüder,  Regelung  der 
Beförderung  durch  anderweite  Festsetzung 
der  Gebühren  und  Zurückführung  auf  wirk- 
liches Verdienst,  Belebung  der  freimaure- 
rischen Klubs  für  die  fern  von  ihren  Logen 
lebenden  Maurer  durch  Aufstellung  eiues 
Musterstatuts,  Einführung  von  Unter- 
richtaklubs  und  Diskussionsabenden,  geis- 
tige Belebung  des  Rituals  durch  dessen 
freiere  Handhabung,  Belehrung  Suchender 
über  Ziele  und  Aufgaben  der  Freimaure- 
rei u.  s.  w.  Zu  diesem  Zweck  wurde  1884 
eine  Autographierte  Korrespondenz  heraus- 
gegeben, in  der  die  verschiedensten  prak- 
tischen Logenfragen  kurz  behandelt  wur- 
den; aus  Mangel  an  Teilnahme  ging  dieses 
Unternehmen  wieder  ein.  In  Bezug  auf 
die  Theorie  der  Freimaurerei  suchte  der 
Verein  Klärung  über  das  maurerische  Prin- 
zip zu  schaffen,  stellte  allgemeine  Grund- 
sätzeauf, die  zur  Fassung  ebensolcher  durch 
den  Deutschen  Grossmeister  tag  (s.  d.)  1&70 
führten,  behandelte  die  Stellung  der  Frei- 
maurerei gegenüber  Staat  und  Kirche,  be- 
fanste  sich  mit  dergegenwärtigen  Bedeutung 
der  sog.  Alten  Pflichten  u.  s.  w.  Selbst 
der  Frage  des  Weltfriedens  hat  er  sich 
genähert  und  solche  erörtert.  Die  Förde- 
rung der  maurerischen  Wissenschaft  an- 
langend, ist  hinzuweisen  auf  die  Studie 
über  die  Yorker  Urkunde,  die  Herausgabe 
des  Positiven  innern  Maurerrechts,  eines 


I  Entwurfs  zu  einem  Handbuch  für  die 
Amtstätigkeit  der  Logenmeister;  Abhand- 
lungen wurden  verfasst  über  die  Torgauer 
Steinmetzordnung,  die  Salomonischen  Bau- 
zünfte, die  englischen  Konstitutionen,  die 
Vorgeschichte  des  Freimaurerbundes,  den 
Royal  Arch- Grad,  die  schottische  Mutter- 
loge in  Marseille  u.  s.  w.  Nachdem  der 
Verein  schon  seither  verschiedne  Schrif- 
ten, teils  infolge  von  Preisausschreibungen, 
wie  wieder  19U0  rücksichtlich  einer  Ge- 
schichte der  Entstehung  der  Freimaurerei, 
herausgegeben  hat,  hat  er  zur  Heraus- 
gabe dieser  neuen  Auflage  des  Allgemeinen 
Handbuchs  der  Freimaurerei,  zu  dem  er 
das  Verlagsrecht  erworben,  eine  nam- 
hafte Geldunterstützung  gewährt.  Mehr 
als  15000  Mark  sind  zu  solchen  Zwecken 
verwendet  worden.  Auch  die  Wohlthatig- 
keit  hat  er  gepflegt  und  teils  bestehenden 
humanitären  Vereinen  freiwillige  Beiträge 
fortlaufend  gewährt  (bis  jetzt  6313  M.), 
teils  Logen  zu  humanitären  Zwecken  mittel- 
bar (biB  jetzt  8155  M.)  zugewendet,  teils 
bedürftigen  Maurern  und  deren  Witwen 
(bis  jetzt  10970  M.  60  Pf.),  besonders  auch 
Studierenden  (bis  jetzt  8270  M.)  Unter- 
stützungen und  Beihilfen  zukommen  lassen. 
Alsdann  hat  er  die  Frage  über  die  rechte 
Art  maurerischer  Werkthätigkeit  behandelt 
und  statistische  Erhebungen  über  die  von 
den  deutschen  Logen  thatsüehlich  geübte 
Wohlthätigkeit  angestellt.  Bis  jetzt  hat 
der  Verein  für  Wohlthätigkeitezwecke, 
ausser  einem  Beitrag  von  15000  M.  zur 
Viktoria-Stiftung,  34718  M.  verausgabt  und 
besitzt  noch  ein  Vermögen  von  650UO  M.. 
das  in  erster  Linio  zur  Gründung  einer 
der  gesamten  deutschen  Freimaurerschaft 
dienenden  Anstalt  bestimmt  iBt.  Bei  der 
Viktoria-Stiftung  (s.d.)  hat  er  das  Recht,  all 
jährlich  eine  Schwester  zur  Unterstützung 
t  vorzuschlagen,  und  in  der  Reichsfechtschule 
I  (s.  d.)  eine  Waisenstelle  zu  vergeben,  die  als 
erste  durch  die  Sammlungen  des  bei  der 
Reichsfechtschule  gebildeten  »Bruder- 
!  bunds«  erworben  worden  ist.  Aus  alledem  er- 
:  giebtsich  die  Mannigfaltigkeit  der  Wirksam- 
keit des  Vereins.  Jeder  Überstürzung  auf 
dem  Gebiet  der  Reform  ist  er  fern  geblieben, 
aber  er  hat  diese,  unter  Schonung  und 
Achtung  des  Bestehenden,  nach  den  ver- 
schiedensten Seiten  angebahnt  und  ge- 
I  fördert.  Vieles,  was  nach  dieser  Richtung 
im  Laufe  der  Zeit  geschehen  ist,  ist  viel- 
leicht nur  auf  die  von  ihm  angeregten 
Ideen  zurückzuführen.  Gerade  darin,  dass 
er  aus  allen  Grosslogenverbänden  Zuwach* 
erhalten  hat,  dass  eine  grosse  Zahl  von 
Logenbeamten  ihm  angehören,  liegt  sein 
Eiofluss  auf  die  Entwicklung  der  deutschen 
Maurerei.  Er  ist  ein  Mittel  zur  Einigung, 
vielleicht  schon  infolge  seines  langen  Be- 
stands, —  der  beste,  sicherlich  der  einzige 
wahrhaft  neutrale  geistige  Boden  für  die 
gesamte  deutsche  Maurerschaft,  der,  wenn 
er  noch  weitere  Kreise  auf  sich  vereinigt 


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Vereinigt«  Grwsloge  von  Deutschland  —  Verfolgungen. 


4«5 


am  natürlichsten  die  einheitliche  Gestal-  \ 
tung  des  deutschen  Logentums  anzubahnen  i 
vermag.    Den  Vorsitz  im  Verein  führten 
Puhlmann  (s.  d.)  in  Potsdam  1861,  ferner 
Seydel  (s.  d.)  in  Leipzig  1861—1871,  van 
Dalen  (s.  d.)  in  Berlin  1871—1879,  Ritters- 
haus  (s.  d.)  in  Barmen  1879—1897,  seitdem 
R.  Fischer  (b.  d.).    Ausser  dem  Vorsitzen-  ' 
den  hat  der  Verein  noch  zwei  ständige  Vor- 
Standsmitglieder.  Alljährlich  treten  hierzu 
noch  zwei  Mitglieder  durch  Zuwahl  aus 
dem  Orte,  wo  die  Jahresversammlung  statt- 
findet, oder  dessen  Umgebung,  während  jene 
ständigen  Mitglieder  nach  einer  dreijähri- 
gen Reihenfolge  ausscheiden,  jedoch  wieder 
wählbar  sind.  Der  Verein  giebt  jedes  Jahr 
ein  Heft  •  Mittheilungenc  heraus,  das  die  j 
Verhandlungen  der  Jahresversammlungen 
nebst   den   dabei   gehaltnen  Vorträgen, 
sowie  sonstige  wissenschaftliche  Arbeiten 
enthält  und  an  jede»  Mitglied  unentgelt- 
lich, an  Nichtmitglieder  für  1  M.  verabfolgt 
wird.  Ein  genaues  Inhaltsverzeichnis  giebt 
Taute,  Maurerische  Bücherkunde(Lpz.l886), 
S.  19—23.    Der  Jahresbeitrag  eines  Mit- 
gliedes, das  nur  ein  aktives  Mitglied  einer 
anerkannten  Freimaurerloge   sein  kann, 
beträgt  8  M.;  durch  Zahlung  von  80  M. 
wird   die   lebenslängliche  Mitgliedschaft 
erworben.  Die  Jahresversammlungen  fanden  1 
statt:  18./19.  Mai  1861  in  Potsdam,  23/24.  • 
Au£  1862  in  Wiesbaden,  22  /28.  Aug.  1863  j 
in  Glauchau,  3./4.  Sept.  1864  in  Ramm. 
12.13.  Aug.  1805  in  Eisenach,  8./9.  Juni 
1867  in  Worms,  30./31.  Mai  1868  in  Hagen,  I 
4./Ö.  Sept.  1869  in  Dresden,  22  /23.  Juli 
1871  in  Darmstadt,  27./28.  Juli  1872  in 
Hameln,  26./27.  Juli  1873  in  Karlsruhe, 
4./5.  Juli  1874  in  Altenburg,  31.  Juli/1. 
Aug.  1875  in  Berlin,  9./10.  Sept.  1876  in 
Nürnberg,  11./12.  Aug.  1877  in  Gera,  3./4. 
Aug.  1878  in  Düsseldorf,  6./7.  Sept.  1879 
in  Frankfurt  a.,'M.,  18./19.  Sept.  1880  in 
Zittau,  10./11.  Sept.  1881  in  Stuttgart, 
16./17.  Nov.  1882  in  Danzig,  25./2Ö.  Aug. 
1883  in  Rhevdt,  13./14.  Sept.  1884  in  Greiz, 
1./2.  Aug.  1885  in  Hirschberg  i.  Schi.,  : 
18./19.  Sept.  1886  in  Nürnberg,  17./18.  Sept. 
1887  in  Bremen,  15.  16.  Sept.  1888  in  Bar- 
men, 7./8.  Sept.  1889  in  Königsberg  i.  Pr., 
20./21.  Sept.  1890  in  Kassel,  19./20.  Sept. 
1891  in  Köln  a.  Rh  ,  26./27.  Nov.  1892  in 
Chemnitz,  2./3.  Sept.  1893  in  Stuttgart,  ■ 
8./9.  Sept.  1894  in  Hirschberg  i.  8chl.,  ! 
14./15.  Sept  1895  in  Bielefeld,  13./14.Sept,  1 
1896  in  Hamburg,  18./ 19.  Sept.  1897  in  I 
Koburg,  10./11.  Sept.  1898  in  Karlsruhe,  \ 
10./11.  Sept.  1899  in  Dresden,  15./ 16  Sept. 
1900  in  Wiesbaden.    Die   vom  Verein  ■ 
herausgegebnen  Schriften  sind,  ausser  den  : 
jährlichen    Mittheilungshef ten :     1)  Ver-  | 
such  einer  Darstellung  des  Positiven,  inne-  ; 
ren  Freimaurerrechts,  von  v.  Groddeck 
und  O.  Henne-Am  Rhyn  (Lpz.  1877).   2)  ; 
Freimaurerische  Dichtungen  von  Emil  Rit- 
tershau»  (5.  Aufl.,  Lpz.  1897).    3)  Zum  j 
10jährigen  Jahrestag  des  V.  d.  F.,  von  , 


G.  Treu  (Mannheim  1871).  4)  Über  die 
Ideen  der  der  Maurerei  am  meisten  ent- 
sprechende fruchtbarste  und  zweckmässig- 
ste  Art  der  maurerischen  Werkthätigkeit, 
von  B.  Gramer  (1869).  5)  Autographierte 
Korrespondenz  für  Logenmeister,  von  B. 
Cramer  (1884).  6)  Die  Ziele  und  Aufgaben 
des  Freimaurerbundes.  Kurze  Mittheilungen 
an  Nichtfreimaurer,  von  B.  Cramer  (Lpz. 
1885).  7)  Der  V.  d.  F.  und  seine  Bestre- 
bungen zur  Reform  des  Logenwesens,  von 
B.  Cramer  (Lpz.  1896).  8)  Der  Deutsche 
Grosslogenbund  und  die  deutschen  Jo- 
hannislogen, von  R.  Fischer  (1887).  9)  Die 
freimaurerische  Werk-  und  Wohlthätigkeit 
auf  Grund  statistischer  Erhebungen,  von 
R.  Fischer  (1890).  10)  Plan  zu  einem  Hand- 
buch für  die  Amtstätigkeit  der  I 
meister:  1.  Entwurf  von  R.  Fischer;  2. 
Entwurf  von  B.  Cramer;  (Lpz.  1891).  11) 
Praktische  Winke  zur  Hebung  des  Logen- 
lebens, von  R.  Fischer  (1894).  12)  Ge- 
schichte des  V.  d.  F.  1861—1894,  von  R. 
Taute  und  R.  Fischer  (Lpz.  1895).  [Vgl. 
A.  1883,  S.  226;  1895,  S.  81.  L.  1900,  S. 
201.] 

»reinigte  Grossloge  tob  Deutschland, 

s.  Deutscher  Grosslogenbund  und  Bini- 
gungsb  e  st  r  eb  ungen . 

Vereinigte  Logen  nannten  sich  nach 
dem  Konvent  von  Kohlo  (s.d.)  die  unter  der 
GroBsmeisterschaft  des  Herzogs  Ferdinand 
von  Braunschweig  arbeitenden  Freimaurer- 
logen des  v.  Hundschen  Tempelherren- 
systems. —  In  mehreren  Städten  Deutsch- 
lands, z.  B.  in  Hamburg,  Breslau,  werden 
mehrere  in  einer  gewissen  Gemeinschaft 
arbeitende  oder  aus  frühern  Einzellogen  ver- 
schmolzne  Logen  mit  diesem  Gesamtnamen, 
statt  ihrer  Einzelbencnnungen,  belegt. 

Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika, 
s.  Nordamerika. 

Vereinigungen,  freie,  s.  Freimaurer- 
vereine. 

VereintgiingsbAnd  (Verbindungsband), 
ist  das  innerhalb  des  Rahmens  auf  der 
Lehrlingstafel  (s.  d.)  im  Osten  sichtbare, 
ineinander  geschlungene  und  mit  Kränzen 
gezierte  Seil  (eine  Abbildung  von  der  im 
Tempel  Salomonis  im  Allerheiligsten  zur 
Verzierung  des  Vorhangsdienenden  Schnur), 
das  alle  Brüder  zur  Ehre  Gottes,  zur  Aus- 
übung der  Tugend  und  zur  Wohlfahrt  des 
Menschengeschlechts  vereinigt  und  zu- 
sammenhält. 

Verfassung,  s.  Gesetzbuch. 

Verfolgungen.  Unter  Hinweis  auf  Art. 
Angriffe  haben  wir  es  hier  nur  mit  den 
Massreglungen  geistlicher  und  weltlicher 
Obrigkeiten  zu  thun  und  behandeln  diese 
länderweise.  1)  Da  in  Grossbritannien 
die  Freiheit  sich  zu  versammelu  und  in 
Gesellschaften  abzuschliessen,  stets  be- 
standen hat,  so  ist  hier  auch  wenig  über 
staatliche  und  kirchliche  V.  zu  sagen. 
Kirchliche  V.  fanden  allerdings  in  Schott- 
land statt;  denn  schon  1745  eröffnete  die 


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4*Ü 


Verfolgungen. 


reformierte  Generalsynode  eine  Unter- 
suchung gegen  die  Freimaurer  und  na- 
mentlich gegen  deren  Eid,  die  6.  März 
1755  neu  aufgenommen  und  durch  einen 
ßeschluss  beendigt  wurde,  der  sich  gegen 
alle  die  Freimaurer  richtete,  die  nicht  zur 
Zunft  der  Maurer  gehörten,  denn  diese 
sollten  nicht  zu  kirchlichen  Ämtern  zu- 
gelassen und  zugleich  noch  mit  Kirchen- 
strafen belegt  werden.  [Vgl.  Scots  Maga- 
zine, 17.S7,  August.  Edinburgh  Magazine. 
1757,  Oktober.]  In  Irland  hatte  sich  von 
Anfang  an  die  katholische  Geistlichkeit 
gegen  den  Bund  erklärt  und  hat  diese  V. 
bis  in  das  19.  Jahrhundert  fortgesetzt,  wo 
der  Erzbischof  von  Dublin,  Dr.  Gullen, 
sich  wacker  an  der  V.  beteiligt  hat.  [Vgl. 
Freemasons  Magazine,  1863,  Nr.  201,  S.  877 ; 
Nr.  202,  8.  886. j  Diese  kirchlichen  V. 
waren  in  England  nicht  angebracht,  aber 
von  dem  Parlament  aus  wurde  —  gültig 
für  ganz  Grossbritannien  — ,  hervorgerufen 
durch  die  schlimmen  Zeiten  der  franzö- 
sischen Revolution,  ein  Erlass  gegeben  zur 
wirksamem  Unterdrückung  der  zu  Zwecken 
der  Empörung  und  des  Hochverrats  er- 
richteten Gesellschaften,  der  man  jedoch 
einen  Vorbehalt  zu  Gunsten  der  Freimaurer 
einfügte.  Und  doch  war  dieser  wohlge- 
meinte Vorbehalt  längere  Zeit  ein  Hemmnis 
für  weitere  Ausbreitung  der  Freimaurerei, 
bis  die  Sache  ins  Gleichgewicht  kam. 
2)  In  Frankreich  waren  die  V.  von 
kirchlicher  Seite  her  kaum  nennenswert. 
Der  Grund  mag  darin  zu  suchen  sein, 
dass  die  päpstlichen  Bullen  im  Bereich 
der  gallikamschen  Kirche  nicht  als  bin- 
dend angesehen  wurden  und  dadurch  ihren 
Wert  verloren.  Allerdings  erliessen  1742 
der  ErzbiBchof  von  Marseille,  Belsunce  de 
Castelmoron,  und  1751  der  Erzbischof  von 
Avignon,  Joseph  de  Guyon  de  Crochans, 
Verordnungen,  gaben  1748  einige  Dokto- 
ren der  Sorbonne  eine  Untersuchung  zu 
Ungunsten  der  Freimaurer,  doch  hatte 
diese  keinen  merklichen  Erfolg.  An  die 
Stelle  der  Kirche  trat  aber  die  Polizei, 
die  schon  1737  in  Paris  gegen  die  Frei- 
maurerversammlungcn  einschritt  und  die- 
ses Verfahren  1744  und  1745  wiederholte; 
aber  von  da  an  hatte  der  Freimaurer- 
bund in  Frankreich  verhältnismässige 
Buhe  vor  V.  Während  der  Revolutions- 
zeit lösten  sich  die  Logen  von  selbst  auf, 
und  als  man  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
wieder  zur  Bildung  neuer  Logen  schritt, 
wurde  das  Zusammentreten  der  Freimaurer 
sogar  unterm  28.  Sept.  1798  vom  Polizei- 
minister  Le  Chartier  bestätigt.  8)  In  Dä- 
nemark ist  der  Bund  nie  V.  ausgesetzt 
gewesen,  ebensowenig  4)  in  Schweden 
and  Norwegen;  denn  der  angebliche  Er- 
lass des  Königs  Friedrich  I.  vom  21.  Okt. 
1738,  der  die  Versammlungen  bei  Todes- 
strafe untersagte,  ist  nicht  zu  erweisen 
(vgl.  oben  S.  366),  und  der  König  Gus- 
tav IV.    sah   sich    1803   [vgl.  Köthner 


Taschenbuch  aus  dem  J.  1805,  S.  288 
;  bis  85;  Thory,  Acta  Lat  H,  89]  ge- 
nötigt, gegen  die  überhand  nehmenden  ge- 
i  heimen  Gesellschaften  eine  Verordnung 
|  ergehen  zu  lassen,  doch  nahm  er  darin  die 
'  Freimaurer,  denen  er  Schutz  gewährte,  aus. 
i  5)  In  den  slavischen  Ländern  Polen  und 
Russland  hat  die  Freimaurerei  stossweise 
Zeiten  der  Blüte  und  des  Glanzes,  aber 
ebenso  Zeiten  der  V.  gehabt.    Was  Polen 
anbelangt,  so  wurde  infolge  der  päpst- 
lichen Bulle  »In  eminenti«  vom  27.  April 
1738  durch  König  August  II.  ein  Verbot 
;  gegen  die  Versammlungen  der  Freimaurer 
[vgl.  Thory,  Acta  Lat.  I,  44]  erlassen,  dem 
jedoch  im  Ganzen  nicht  viel  Folge  ge- 
leistet wurde.    Erst  als  Polen  mit  Russ- 
land  vereinigt  worden  war  und  in  diesem 
•  Lande  durch  kaiserlichen  Ukas  vom  12. 
1  Aug.  1822  die  Logen  aufgehoben  wurden, 
;  weil  man  in  ihnen  fälschlicherweise  einen 
Herd  des  Carbonarismus  sah,  schlössen 
sich  auch  in  diesem  unglücklichen  Lande 
die  Bauhütten.   In  Russland  wurde,  trotz 
einzelner  Angriffe  der  Polizei,  die  Mau- 
rern stillschweigend  geduldet  und  war  von 
einem  Verbot  unter  Katharina  II.  nicht 
:  die  Rede,  wenngleich  diese  gegen  die  Ver- 
bindung eingenommen  war.   Erst  Paul  I. 
i  erliess  —  ohne  jedoch  die  Maurerei  mit 
j  einer  Silbe  dabei  zu  erwähnen  —  ein  Ver- 
bot gegen  alle  geheimen  Zusammenkünfte, 
das  bis  1802  mit  der  grössten  Strenge 
durchgeführt   wurde,   da  auch  Alexan- 
der I.  das  Verbot  erneuerte  und  es  erst 
1803  aufhob.   Am  12.  Aug.  1822  wurden 
alle  Logen  im  Reiche  und  dessen  Zube- 
hör  aufgehoben    und    namentlich  den 
Beamten  durch  einen  Revers  die  Ver- 
sicherung abgenommen,  dass  sie  zu  keiner 
,  geheimen  Gesellschaft  (welches  Namens 
'■  diese  auch  sei)  gehörten  oder  gehören 
wollten.   6)  Als  sich  gegen  die  Mitte  des 
18.  Jahrh.  in  der  Türkei,  namentlich  in 
1  Konstantinopel,  Freimaurerlogen  gebildet 
hatten,  wurde  1748  vom  Sultan  der  Befehl 
gegeben,    die  Versammlung  aufzuheben 
und  das  Haus  niederreissen  zu  lassen. 
:  Zugleich  wurde   allen   auswärtigen  Ge- 
sandten von  der  Pforte  eröffnet,  dass  sie 
die  Freimaurer  als  neue  Sekte  in  ihren 
Staaten  nicht  dulden  wolle.   7)  Auch  in 
Ungarn  wurden  1760  durch  den  Bischof 
von  Strigonium  (Gran)  gegen  den  Frei- 
'  maurerbund  Massregeln  ergriffen,  die  je- 
'  doch  unwirksam  blieben,  weil  der  Palatin 
i  sich  der  Maurer  annahm.  8)  Von  Italien 
i  aus  hat  sich  eine  fortwährende  Gegner- 
;  schaft  gegen  den  Frei  maurerbund  ent- 
1  wickelt,  und  es  fand,  nachdem  am  25.  Juni 
1737  der  Papst  mit  den  Kardinälen  Otto- 
boni,  Spinola,  Zadedari  und  andern  eine 
Beratung  über  die  Freimaurer  abgehalten 
I  hatte,  in  Florenz  1737  die  erste  wirkliche 
|  V.  statt,  die  sich  bis  1738  erstreckte  und 
i  manche  Mitglieder  des  Bundes  in  die  Hände 
der  Inquisition  lieferte.    Dieser  stand  die 


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Verfolgungen. 


4*7 


Bulle  des  Papstes  Clemens  XII.:  »In  erui- 
nenti«  vom  28.  April  1738  zur  Seite  und 
machte  dem  Freimaurerbunde  wenigstens 
vorläufig  rasch  ein  Ende.  Selbst  in  Malta 
wurde  die  Bulle  vom  Grossmeister  schon 
1741  veröffentlicht  und  veranlasste  die 
Entfernung  vieler  Freimaurer.  Obgleich 
man  in  Rom  so  streng  verfuhr,  hatten 
sich  doch  in  kurzer  Zeit  wieder  englische 
Freimaurer  eingefunden  und  im  Geheimen 
die  Arbeiten  aufgenommen.  Aber  schon 
18.Mai  1751  erliess  der  Papst  Benedikt  XIV. 
eine  neue,  verschärfte  Bulle  »Providas»,  die 
jedoch  nur  die  Fcrnhaltung  der  Freimau- 
rerei von  den  reinkatholischen,  romani- 
schen Landern  bezweckte,  einen  Erfolg, 
d*  n  auch  nur  die  Bulle  Pius  VII.  vom 
7.  Aug.  1814  »Sollicitudo  omnium«  hatte, 
für  die  jedoch  ein  Grund  vorlag,  da  Italien 
unter  französischer  Herrschaft  die  Frei- 
maurerei besser  kennen  gelernt  und  diese 
sich  Boden  und  Ansehen  errungen  hatte. 
Dass  aber  auch  diese  Bulle  ohne  Erfolg 
gewesen  ist,  beweisen  die  spätem  Bullen. 
Enzvkliken  und  Allokutionen  der  Päpste 
(s.  d  )  Für  Italien  waren  sie  allerdings 
wirksam,  und  namentlich  wurden  in  Neapel 
und  Sizilien  deren  Folgen  siebtbar,  da 
unterm  10.  Juli  1751,  12.  Sept.  1775  und 
1781  Verbote  gegen  die  Freimaurerei  er- 
gingen, denen  die  ausgedehntesten  ge- 
richtlichen V.  und  Einkerkerungen  auf 
dem  Fusse  folgten.  Hatte  dann  später  die 
französische  Herrschaft  diesen  V.  ein  Ziel 
gesteckt,  so  traten  sie  unter  den  zurück- 
gekehrten Bourbonen  mit  erneuter,  mass- 
loser Heftigkeit  auf.  In  Oberitalien  hatten 
sich  in  Mailand,  Turin,  Venedig  Frei- 
maurerlogen sessbaft  gemacht,  aber  die  J. 
1784  fg.,  sowie  die  Verordnungen  vom  26. 
Aug.  und  14.  Sept.  1814  griffen  die  Frei- 
maurerei so  an,  dass  diese  vorzog,  sich 
den  V.  durch  Aufgeben  ihrer  Arbeiten  zu 
entziehen.  9)  Fast  ubertroffen  wurde  Ita- 
lien von  Spanien  und  Portugal.  In 
jenem  Lande  Hess  sich  der  Grossinquisitor 
Torrubia  (s.  d.)  sogar  aufnehmen,  um  desto 
sicherer  den  Bund  verderben  zu  können. 
Die  J.  1740,  1743,  1751, 1775, 1818sind  in  der 
Geschichte  des  Freimaurerhunds  mit  bluti- 
gen Lettern  geschrieben  und  die  Foltern 
eine»  Joh.  Coustos  (s.  d.),  Alex.  Jak.  Mouton, 
Major  d'Alincourt,  Don  Oyres  de  Ornelles 
Paracao  aus  dem  18.  Jahrh.,  die  Gefangen- 
nahme versammelter  Logen  unter  Ferdi- 
nand VII.,  die  Verbannung  nach  Indien 
und  die  angedrohten  Todesstrafen  sprechen 
deutlich  genug,  mit  welchen  Mitteln  die 
römisch  gesinnten  Regierungen  den  Frei- 
maurern den  Kampf  führten.  Noch  1896 
wurden  unter  der  von  den  Ultramontanen 
ausgestreuten  Beschuldigung,  die  spani- 
schen Freimaurer  hätten  den  Aufstand 
auf  den  Philippinen  angezettelt,  eine  An- 
zahl Grossbearate  des  Grossorients  und 
des  Nationalen  Grossorients  verhaftet. 
10)  Ein  milderes  Los  fiel  im  Ganzen  der 


Freimaurerei  in  der  Schweiz.  Denn 
wenn  auch  1738  in  Genf  und  1740  in 
Zürich  Verordnungen  gegen  die  Freimaurer 
erlassen,  wenn  auch  am  3.  März  1745  in 
Bern  alle  maurerischen  Verbindungen  im 
ganzen  Gebiete  dieses  Kantons  aufgehoben 
wurden,  so  hatten  diese  Verbote  ebenso- 
wenig Erfolg,  als  die  1770  von  einigen 
Schweizer  Kantonen  ausgegangnen  Ver- 
bote. Namentlich  ist  es  der  strikten  Ob- 
servanz und  ihren  fürstlichen  Mitgliedern 
zuzuschreiben,  dass  diese  V.  nicht  die 
Ausdehnung  und  den  Erfolg  gewannen, 
den  sie  früher  oder  in  katholischen  Län- 

,  dem  errungen  hatten.  11)  In  den  Nie- 
derlanden begannen  die  Massregeln  ge- 
gen die  damals  dort  schon  ziemlich  aus- 
gebreitete Freimaurerei  schon  1785.  Die 
Zusammenkünfte  erregten,  wahrscheinlich 
auf  Anstiften  der  Geistlichkeit,  nament- 
lich in  Amsterdam  Unruhen,  weshalb  die 
städtischen  Behörden  die  Logen  verboten. 
Die  Nachricht  einer  neu  errichteten  Loge 
war  die  Veranlassung,  dass  die  Staaten 

I  von  Holland  und  Westfriesland  eine  Kom- 
mission zur  Untersuchung  der  Sache  ver- 
ordneten und  am  30.  Nov.  1735  einen  Be- 
schluss  fausten,  nach  dem  der  Freimaurer- 
bund aufhören  solle.  Das  Verbot  wurde 
strengausgeführt, und  namentlich  in  Amster- 
dam wurden  Logen  aufgehoben.  Mit  1740 
hörten  aber  die  V.  auf  und  die  Freimau- 
rerei wurde  selbst  in  den  österreichischen 
Ländern  geduldet.  12)  In  Österreich 
selbst  wurde  die  in  Wien  errichtete  Loge 
unterm  7.  März  1743  aufgehoben,  doch 
wurden  weitere  unangenehme  Folgen  jetzt, 
wie  bei  einem  erneuerten  Verbot  1764 
durch  Franz  I.  verhindert;  erst  1795  wurde 
derFreimaurerbund  in  den  österreichschen 
Staaten  vollständig  verboten,  und  1801 
noch  wurden  alle  Staatsdiener  verpflichtet, 
sich  von  jeder  geheimen  Verbindung  fem 
zu  halten.  Seit  dieser  Zeit  hat  der  Bund 
in  diesem  Staate  nie  wieder  festen  Fuss 
fassen  können,  wenn  auch  in  neuerer  Zeit 
humanitäre  Vereine  in  Wien  unter  dem 
Schutz  der  Grossloge  von  Ungarn  entstan- 
den. Noch  einmal  tauchte  1895  die  Frei- 
maurerfrage in  Osterreich  auf,  und  zwar 
bei  Gelegenheit  der  Beratung  des  neuen 
Strafgesetzbuchs.  Der  betreffende  Para- 
graph (150).  der  die  Freimaurer  treffen 
sollte,  wurde  zwar  abgelehnt,  aber  der 
Minister  Graf  Schönbora  erklärte  sich  in 
der  Verhandlung  über  das  Strafgesetz 
öffentlich  gegen  die  Freimaurerei.  [Vgl. 
Bh.  1895,  S.  129,  137.]  13)  Was  das  Ge- 
biet des  Deutschen  Reiches  anlangt, 
so  hatte  ein  Antrag  der  Zentrumspartei 
im  Reichstag  (1876),  betr.  die  rechtliche 

|  Stellung  der  Freimaurerlogen  keine 
Folgen.  In  Preussen  ist  von  V.  nie  die 
Rede  gewesen;  denn  das  Edikt  vom  20. 
Okt.  1798  (s.  d.),  das  alle  geheimen  Ver- 
bindungen und  Gesellschaften  streng  unter- 
sagte, nahm  die  damaligen  preuBsischen 


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4ss 


Verfolgungen. 


drei  Grosslogen  davon  aus;  Angriffe,  wie 
sie  durch  orthodoxe  Geistliche  unternom- 
men wurden,  hatten  keine  Folgen.  1895 
wurde  die  Freimaurerei  im  preussischen 
Abgeordnetenhause  vom  Zentrum  wieder 
angeschnitten,  wenn  auch  vergeblich.  [Vgl. 
Bbl  1895,  8.  187.  L.  1895,  8.  70  ]  Auch 
das  deutsche  Adelsblatt  rührte  die  alten 
Angriffe  von  neuem  ohne  weitern  Erfolg 
auf  [Vgl.  Bbl.  1896,  Nr.  11.]  Bayern 
hatte  schon  1784  (22.  Juni)  ein  atrenges 
Verbot  gegen  alle  «unbestätigten  und  un- 
zulässigen Communitäten«  ergehen  lassen, 
dem  2.  März  und  16.  Aug.  1785  besondere 
Verbote  gegen  die  Freimaurer  und  Illu- 
minaten  folgten.  Unterm  4.  Nov.  1799 
wurden  diese  Verbote  erneuert,  1807  (28. 
April  und  8.  Mai)  und  1808  (17.  Jan.)  die 
Logen  in  den  neuerworbnen  Besitzungen 
unter  Einhaltung  gewisser  Vorschriften 
erlaubt,  dabei  aber  von  neuein  eingeschärft, 
dass  kein  Staatsbeamter  an  der  Verbin- 
dung der  Freimaurer  Anteil  nehmen  dürfe. 
Später  wurde  auch  dieses  Verbot  hinfällig 
durch  die  Verordnung  vom  15.  März  1850. 
Doch  tauchten  die  V.  wieder  auf  in  der 
Kammer  der  Abgeordneten  1894,  wobei  der 
Abgeordnete  Hahn  freimütig  die  Freimau- 
rerei verteidigte.  [Vgl.  Bh.  1894,  8.  92. 
FZ.  1894,  S.  105.  L.  1894,  8.  60.]  In 
Sachsen  ist  von  einem  Verbot  der  Frei- 
maurerei nicht  die  Rede;  denn  der  Erlass 
vom  29.  Okt.  1799  bezog  sich  allgemein 
auf  das  Vorhandensein  geheimer  Gesell- 
schaften; nur  sind  in  Sachsen  nach  einer 
Verordnung  des  Kriegsministeriums  vom 
14.  April  1852  gemäss  dem  Gesetz  vom 
22.  Nov.  1850  die  Mitglieder  der  aktiven 
Armee  von  den  Logen  ausgeschlossen,  »da 
der  Freimaurerorden  zur  Zeit  ein  geheimer 
Verein  ist  und  unter  obiges  Gesetz  fallen 
könnte.«  In  Baden  —  unberücksichtigt 
der  früher  pfalzbayerschen  Lande  —  wurden 
unterm  16.  Febr.  1813  und  7.  März  1814 
alle  geheimen  Gesellschaften,  mit  ihnen 
auch  die  Freimaurerlogen,  verboten,  aber 
seit  1847  sind  diese  Verordnungen  ausser 
Kraft  gesetzt.  In  den  hessischen  Lan- 
den hatte  sich  die  Freimaurerei  meist  des 
Schutzes  der  Landesherren  zu  erfreuen, 
doch  machte  das  Kurfürstentum  Hessen- 
Kassel  eine  Ausnahme;  denn  ein  Befehl 
vom  19.  Juli  1824  schloss  die  dortigen 
Logen,  der  bis  zur  Einverleibung  des  Kur- 
fürstentums in  Preussen  in  Kraft  blieb, 
da  der  Kurfürst  unterm  13.  Febr.  1855  die 
Wiederzulassung  der  Freimaurerei  in  Kur- 
hessen nicht  genehmigte.  In  Hamburg 
erliess  schon  7.  März  1788  der  Senat  ein 
Verbot  gegen  die  Freimaurer.  [Vgl. 
FZ.  1877,  S.  826.]  Auch  der  Danziger 
Magistrat  erliess  unterm  3.  Okt.  1763 
ein  Verbot,  das  ziemlich  scharf  war 
und  anfänglich  allerhand  Massnahmen 
gegen  die  Freimaurer  veranlasste,  bald 
aber  so  scharfe  Beurteilungen  hervorrief, 
dass  der  Magistrat  angemessen  fand,  die 


)  Freimaurer  nicht  weiter  zu  beunruhigen, 
i  (S.  Danzig.)   Die  Hildesheimer  Logen, 
|  die  durch  ärgerliche  Streitigkeiten  unter- 
,  einander  und  durch  öffentliche  Aufzüge 
Aufsehen  erregten,  gaben  1775  den  Grund 
I  eines  Verbots  des  Fürstbischofs  von  Hil- 
j  desheim,  Friedrich  Wilhelm  von  Westfalen, 
an  seine  Geistlichen  und  Diener,  Logen 
zu  besuchen.    Es  wurde  diesen  Verlust 
der  landesherrlichen  Gnade  und  jede  Aus- 
sicht auf  Beförderung  angedroht.  Das 
letzte  Ereignis  dieser  Art  in  Deutschland 
geschah   in   der   damaligen  Reichsstadt 
Aachen  1779.    (S.  Aachen.)    Auch  in 
Reu ss  ä.  L.  ist,  und  zwar  erst  in  der 
|  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrh.,  wenn  auch 
i  nicht  durch  einen  öffentlichen  Erlass,  so 
i  doch  durch  höhere  Anordnung,  den  Staats- 
dienern der  Zutritt  zum  Freimaurerbunde 
i  verboten  worden.  —  Die  V.  in  den  ausser- 
i  europäischen   Staaten    darzustellen,  ist 
nicht  wohl  möglich,  nur  soviel  ist  anzu- 
nehmen, dass  in  allen  von  der  romanischen 
Rasse  bewohnten  Ländern,  die  dem  Papst- 
tum unterworfen  sind,  die  V.  ihren  letzten 
Grund  in  der  Geistlichkeit  haben.  Anders 
gestaltete  sich  dies  in  Nordamerika,  wo  man 
von  Anfang  an  gegen  den  Maurerbund  als 
eine  geschlossne  Gesellschaft  auftrat.  Das 
war  jedoch  an  und  für  sich  ohne  grosse 
Bedeutung.   Erst  von  1819  an  begannen, 
hervorgerufen  durch  die  Presbyterialsyno- 
den  und  begünstigt  (1826)  durch  das  rät- 
selhafte Verschwinden  Will.  Morgans  (s.  d.) 
V.  im  grossen  Stile,  indem  sich  die  Gegner 
des  Bundes  als  Antimasons  vereinigten 
|  und  ihren  politischen  Einfluss  gegen  die 
:  Maurer  geltend  machten.  Bis  1834  dauerte 
I  dieser  die  Logen  schwer  treffende  Sturm. 
(8.  Antimaurer.)  Einen  ähnlichen  Sturm, 
wie  in  Amerika,  eine  internationale  Or- 
I  ganisation  zur  V.  plante  auf  Anstiften  der 
|  mythischen  Miss  Vaughan  (Taxils)  die 
katholische    Geistlichkeit     1895  durch 
Einberufung   eines   Antifreimaurer  -  Kon- 
gresses  (s.  d.)   nach  Trient,   von  dem 
man    sich    einen    »imposanten  Erfolg« 
i  versprach  und  den,  unterstützt  von  den 
hervorragendsten    jesuitischen  Organen 
j  der  ganzen  Welt,  ein  Turiner  Ausschuss 
vorbereitete.   Der  Plan  misslang,  schlug 
]  zum  Nachteil  der  Klerisei  aus  und  en- 
•  dete  mit  einer  argen  Blossstellung  des 
Papstes,  der  Kardinäle  und  aller  mystifi- 
!  zierten  Gläubigen.  Dieser  Taxiischwindei 
ist  unter  Angriffe  (s.  d.)  des  nähern  dar- 
j  gelegt.   [Vgl.  Nettelbladt,  Geschichte  der 
Angriffe  und  V.  gegen  den  Bund  der 
\  Freimaurer  (Parchim  1881)  (abgedruckt 
I  aus  dem  Kalender  der  Provinzialloge  von 
1  Mecklenburg,  Jahrgang  1830).    FZ.  1877, 
8.  326  (die  ersten  V.  der  Freimaurer  in 
Deutschland).    M.  L.  1882/83,  8.  44.  Mit- 
theilungen des  Vereins  deutscher  Frei- 
maurer 1897/98,  S.  65.   Allgemeine  öster- 
1  reichische  Freimaurer- Zeitung  1875,  S. 
1  87.] 


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Verhaegcn  —  Verordnungen,  allgemeine. 


489 


Verhaegen,  Peter  Theodor,  Advokat,  | 
geb.  5.  Sept.  1796  in  Brüssel,  gest.  das.  ; 
8.  Dez.  1862,  war  seit  1887  Vertreter  seiner 
Vaterstadt  in  der  Abgeordnetenkammer, 
deren  Präsident  er  1847—51  und  wiederum 
1857— 59  war,  undeinerder  einflussreichsten 
öffentlichen  Männer  Belgiens,  das  Haupt 
der  liberalen  Partei  und  deren  Vorkämpfer 
gegen  die  klerikale  Richtung.  In  dieser 
Beziehung  machte  er  sich  ausser  seiner 
langjährigen  Thätigkeit  in  der  Kammer 
insbesondere  namhaft  und  verdient  durch 
die  Gründung  der  sogenannten  Univcrsite' 
libre  in  Brüssel,  die  er  mit  Hilfe  seiner 
Freunde  ins  Leben  rief,  um  der  katholi- 
schen Universität  in  Löwen  ein  Gegcn- 

fewicht  zu  bieten,  und  der  er  lange  als 
rofessor  des  praktischen  Rechts,  sowie 
bis  an  seinen  Tod  als  Oberinspektor  seine 
Kräfte  und  einen  Teil  seines  Vermögens 
widmete.  Nächstdem  bildete  er  1847  in  1 
der  Association  liberale  in  Brüssel  einen 
Mittelpunkt  der  liberalen  Partei.  —  Er 
war  seit  1842  zugeordneter  und  seit  1854 
Grossmeister  des  Grossorients  von  Belgien,  i 
Schon  1845  hatte  er  in  der  Kammer  die 
belgische  Maurerei  gegen  die  Angriffe  des 
Ministers  Nothomb  verteidigt.  1854  beim 
Johannisfeste  trat  er  mit  einer  Erklärung 
hervor,  die  der  Freimaurerei  einen  liberal- 
demokratischen  Beruf  zuwies  und  viel  Auf- 
sehen erregte,  auch  eine  Spaltung  zwischen 
dem  Supreme  Conseil  und  dem  Gross- 
orient von  Belgien  hervorrief,  die  lange 
Zeit  hindurch  fortdauerte.  —  V.  blieb 
Grossmeister  bis  an  seinen  Tod,  der  ihn 
unerwartet  ereilte  infolge  einer  Erkrankung, 
die  er  sich  durch  eine  Besuchsreise  nach 
Turin  als  Abgeordneter  der  belgischen 
Maurerei  an  den  Grossorient  der  italieni- 
schen Mauer  zugezogen  hatte.  [Vgl.  Vrij- 
metsel.  Jaarh.,  1863,  S.  282.  Bh.  1862,  S. 
405,  407;  1868,  S.  103.  FZ.  1863,  S.  8, 
28.  L.  XXII,  1,  57  ,  84.  HMW.  Nr. 
255.] 

Verlassenschaftspflege  ist  eine  Einrich- 
tung, die  sich  in  manchen  Logen  findet 
und  bezweckt,  den  nach  dem  Tode  eines 
Mitglieds  hinterlassnen  Angehörigen  mit 
Rat  und  That  an  die  Hand  zu  gehen,  da- 
mit das  Band  der  Liebe  noch  über  Sarg 
und  Grab  hinweg  sich  schlinge  um  die 
Familie  des  Verstorbnen.  In  Zürich  ist 
diese  Einrichtung  schon  1840  eingeführt 
und  hat  viel  Gutes  gewirkt.  Vor  allem 
sollte  man  sich  bestreben,  die  Vormund- 
schaft Über  hinterlassne  Kinder  verstorbner 
Logenmitglieder  zu  übernehmen.  [Vgl.  O. 
1889,  S.  199.  Alpina  1899,  S.  37.] 

Vermittlungsstelle  /.um  Ein-  und  Aus- 
tausch freimaurerischer  Bücher  u.  s.  w. 
Diese  Anstalt  ist  von  Dr.  Reinhold  in  Brieg 
1895  gegründet  worden,  um  Logen  und 
Freimaurern  Gelegenheit  zu  geben,  Bücher 
abzusetzen  oder  umzutauschen,  die  als 
Doppelstücke  da  und  dort  vorhanden  sind 
und  die  man  gern  verwerten  möchte.  Solche 


Bücher  nimmt  die  V.  in  Kommission, 
macht  die  Titel  bekannt  und  giebt  die 
Bücher  gegen  festgesetzten  Preis  durch 
Kauf  oder  Tausch  ab.  Oktober  1895 
erschien  das  erste  Bücherverzeichnis;  bis 
1900  sind  deren  5  erschienen.  Jährlich 
sind  gegen  800  Bücher  umgesetzt  worden. 
Ein  Geschäft  ist  diese  V.  nicht,  weil  von 
dem  Unternehmen  kein  Gewinn  gemacht 
wird;  nur  die  unvermeidlichen  Kosten 
sollen  durch  möglichst  gering  bemeasne 
Zuschläge  und  Abzüge  gedeckt  werden. 
Der  kaufmännisch  geordnete  Verkehr  ist 
durch  eine  Geschäftsordnung  (Brieg  1897) 
geregelt.  Die  V.  hat  schon  viel  zur  He- 
bung der  Büchereien  in  den  Logen  bei- 
getragen und  so  grossen  Nutzen  ge- 
bracht. 

Vermont,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  In  Burlington  hat  die 
am  14.  Okt.  1794  gestiftete  Grossloge  ihren 
Sitz,  unter  der  104  Logen  mit  10193  Mit- 
gliedern stehen. 

Vernb.es,  J.  F.,  französischer  Litterat  und 
Vorsitzender  Meister  der  Loge  La  parfaite 
humantte*  in  Montpellier,  schrieb  eine 
Ritualistik  Le  parfait  Macon  (Montpellier 
1820),  die  heftweise  erschien,  eine  Apo- 
logie (Montpellier  1821),  die  das  sechste 
Heft  dieses  Parfait  Macon  bildet,  einen 
Essai  sur  l'Histoire  de  la  Franche-Macon- 
nerie  (Paris  1818),  wie  er  sich  auch  als 
Verteidiger  des  Rite  Misralm :  Defense  de 
MisraTm  et  quelques  Apercus  sur  les  divers 
Rites  maconniques  en  France  (Paris  1822) 
aufwarf. 

Verordnungen,  allgemeine  [General  Re- 
gulation] der  Grossloge  zu  London.  Die 
erste  Ausgabe  des  Konstitutionenbuchs  (s.  d.) 
von  1723  teilt  von  S.  58  an  die  »Allge- 
meinen Verordnungen«  mit,  die  »von  Georg 
Payne,  als  er  1720  Grossmeister  war,  zu- 
sammengetragen worden  waren  und  die 
Genehmigung  der  Grossloge  am  Tage  Jo- 
hannis des  Täufers  1721  erhalten  hatten.« 
Anderson  verglich  sie  auf  Befehl  des  Gross- 
meisters Herzogs  von  Montagu  (s.  d.)  »mit 
den  alten  Urkunden,  brachte  sie  mit 
diesen  und  den  seit  unvordenklichen  Zei- 
ten üblichen  Gebräuchen  in  Übereinstim- 
mung« und  ordnete  sie,  indem  er  über 
manches  Erklärungen  gab,  so  dass  sie  den 
IsOgen  in  London  und  seiner  Umgebung 
als  Leitfaden  dienen  konnten.  Ihre  Zahl 
betrug  achtunddreissig;  an  demselben  Tage 
wurde  aber  noch  eine  neununddreissigste 
beschlossen,  die  besonders  dadurch  wichtig 
erscheint,  dass  sie  gegen  etwaige  Ausschrei- 
tungen der  Grosslogenbeamten  gerichtet 
ist.  [Vgl.  übrigens  auch  oben  II,  S.  145.] 
Diese  V.  lauten,  möglichst  getreu  über- 
tragen, folgendermaßen:  I.  Der  Gross- 
meister oder  sein  Zugeordneter  hat  die 
Macht  und  das  Recht,  nicht  allein  in  jeder 
regelmässigen  Ix>ge  anwesend  zu  sein, 
sondern  auch  den  Vorsitz  zu  übernehmen, 
mit  dem  Meister  der  Loge  [Master  of  tue 


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490  Verordnungen,  Allgemeine. 


Lodgej*)  zu  seiner  linken  Hand,  und  die  j 
Grossvorsteher  zu  seinem  Beistand  auf- 
zufordern, und  diese  haben  nur  dann  in  den 
Logen  als  Vorsteher  zu  handeln,  wenn  der 
GroBsmeister  gegenwärtig  ist  und  solches 
wünscht;  denn  dem  letztern  steht  es  frei, 
die  Vorsteher  der  betreffenden  Loge  oder 
jeden  andern  Bruder  nach  seinem  Belieben 
aufzufordern,  als  Vorsteher  für  die  Zeit 
seines  Vorsitzes  einzutreten.  —  II.  Der 
Meister  einer  jeden  Loge**)  hat  nicht  allein 
das  Recht  und  die  Macht,  die  Mitglieder 
seiner  Loge  nach  seinem  Ermessen  zu 
einer  Loge    zusammenzurufen,  wenn  es 
ihm  rätlich  erscheint,  sondern  auch  Zeit 
und  Ort  ihrer  gewöhnlichen  Zusammen- 
kunft zu  bestimmen.  Im  Falle  von  Krank-  > 
heit  oder  Tod  oder  zeitweiliger  Abwesen-  | 
heit  des  Meisters  soll  der  Altere  (senior)  | 
Vorsteher  seine  Stelle  vertreten,  wenn  nicht  ; 
etwa  ein  Bruder  anwesend  ist,  der  früher 
Meister  dieser  Loge  war;  denn  in  diesem 
Falle  geht  die  Macht   des  abwesenden 
Meisters  auf  den  anwesenden  frühern  Meis-  \ 
ter  über,  obschon  er  nichts  thun  kann, 
bis  der  besagte  Ältere  Vorsteher  die  Loge 
zusammenberufen  hat,  oder  in  dessen  Ab- 
wesenheit der  Jüngere  (junior  (Vorsteher.***) 

—  III.  Der  Meister  einer  jeden  Loge  oder 
einer  von  den  Vorstehern  oder  ein  andrer 
von  jenem  dazu  bestellter  Bruder  soll  ein 
Buch  führen,  das  die  Ortsgesetze  [by- 
laws|f),  die  Namen  der  Mitglieder,  sowie 
ein  Verzeichnis  aller  Logen  in  der  Stadt, 
und  Zeit  und  Ort  ihrer  Versammlung  und 
alle  jene  Verhandlungen  enthält,  die  ' 
niedergeschrieben  zu  werden  verdienen,  ff) 

—  IV.  Keine  Loge  soll  mehr  als  fünf  neue 
Brüder  auf  einmal  aufnehmen f+f),  noch 


•)  £«  «ei  hier  daran  erinnert,  da»»  bei  Abfassung 
der  V.  der  Meistergrad  noch  nicht  bestand,  daher  . 
Jede  Loge  nur  einen  Meister  besass,  nämlich  ihren  i 
VorsiUenden,  der  jeUt  Meister  tod  Stuhl  genannt 
wird.    [Vgl.  oben  I,  8.  30  und  Meister  ! 

*•)    Ober    die    Art    der   Wahl    und    auf  wie 
laufte    enthalten    die  V.  nichts.    In  Deutschland 
wurden  anfänglich  die  Logenmeister  alle  drei  Mo- 
nate neu  gewählt,  stammt«  daa  aus  England?  (Ge- 
schichte der  Grossen  National- Mutterloge  Zu  den  , 
drei  Weltkugeln  in  Berlin  (Brl.  IftOO),  8.  18;  Kloss,  , 
Antialen  der  Loge  Zur  Einigkeit,  8.  9;  Keller,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Deutschland  ] 
***)   Der  jctxt  Altmeister  genannte  frühere  Vor-  I 
sitseude  der  Loge  hatte  mitbin  swar  den  Ebrenvor- 
sita,  aber  nicht  daa  Recht  eines  amtierenden  Beamten,  | 
als  welche  ausser  dem  Meister  nur  die  beiden  Vor- 
steher galten,  konnte  daher  die  Loge  nicht  cusammen- 
berufoti. 

t)  Den  Logen  blieb  also  anbeimgestellt ,  beson- 
dere Bestimmungen  für  sich  su  treffen,  die  aber 
jedenfalls  nicht  mit  diesen  V.  in  Widerspruch  stehen 
durften,  noch  weniger  mit  den  Alten  Pflichten  (s.d.). 

tt)  Aus  dieser  Vorschrift  erst  bat  sich  das  Amt  | 
eines  Schriftfuhren  (s.  d.)  entwickelt,  was  Torher 
unbekannt  war.   (Vgl.  XIII.) 

fft)  Bei  den  häufig  nur  gelegentlichen  Zusammen- 
kunft m  der  alten  Bauhütten  wurden  nach  rerschied- 
nen  erhaltnen  Aufzeichnungen  stets  mehrere,  bis  su 
sechs  und  mehr,  auf  einmal  aufgenommen.  Das« 
man  jetst  noch  eine  Zahl  von  fünf  gestattet,  laast 


jemand  unter  25  Jahren,  der  noch  dazu 
selbständig  sein  muss;  es  sei  denn  die  Er- 
laubnis von  dem  Grossmeister  oder  dessen 
Zugeordneten  eingeholt  worden  — V.  Jeder 
Aufzunehmende  muss  einen  Monat  vorher 
in  der  betreffenden  Loge  vorgeschlagen 
werden,  damit  man  Über  seinen  Kuf  und 
seine  Fähigkeiten  die  nötigen  Erkundi- 
gungen einziehen  kann,  es  sei  denn  die 
vorgenannte  Erlaubnis  eingeholt  worden. 
—  VI.  Es  kann  aber  niemand  als  Bruder 
in  eine  Loge  eintreten  oder  als  Mitglied 
zugelassen  werden,  ohne  die  einmütige 
Zustimmung  aller  Mitglieder  der  Loge,  die 
bei  dem  Vorschlag  des  Suchenden  an- 
wesend sind,  und  der  Meister  ist  schuldig, 
sie  um  ihre  Genehmigung  ausdrücklich  zu 
befragen ;  sie  haben  ihre  Einwilligung  oder 
Nichteinwilligung  so  zu  erkennen  zu  geben, 
wie  sie  es  für  am  passendsten  halten,  ent- 
weder mündlich  oder  schriftlich,  aber 
Einstimmigkeit  ist  nötig.  Diese  jeder 
Loge  innewohnende  Gerechtsame  ist  un- 
antastbar; denn  die  Mitglieder  einer  jeden 
Loge  haben  darüber  das  beste  Urteil,  und 
wenn  man  ihnen  ein  zanksüchtiges  Mit- 
glied aufdrängen  würde,  so  könnte  ihre 
Einigkeit  zerstört  und  ihre  Willensfreiheit 
gehindert,  ja  selbst  die  Loge  gänzlich  zur 
Auflösung  gebracht  werden,  was  von  allen 
guten  und  wahren  Brüdern  vermieden  wer- 
den muss.  VII.  Jeder  neue  Bruder  hat  bei 
seiner  Aufnahme  die  Loge,  d.  i.  alle  an- 
wesenden Brüder  anständig  zu  bekleiden*) 
und  einen  Beitrag  zu  geben  zur  Unter- 
stützung bedürftiger  und  herabgekommner 
Brüder,  so  viel,  als  dem  Suchenden  recht 
dünkt,  ausser  der  geringen  Abgabe,  die 
durch  die  Ortsgesetze  seiner  Loge  be- 
stimmt ist;  dieses  Almosen  soll  der  Meister 
oder  Vorsteher,  oder  der  Schatzmeister**), 
wenn  die  Mitglieder  es  für  geraten  halten, 
einen  solchen  zu  wählen,  verwahren.  — 
Auch  Boll  der  Suchende  feierlich  ver- 
sprechen, sich  den  Gesetzen,  Gebräuchen 
und  Verordnungen  zu  unterwerfen,  Bowie 
allen  guten  Anordnungen,  die  ihm  zu  ge- 
eigneter Zeit  und  an  geeignetem  Ort 
mitgeteilt  werden  sollen.  —  VIII.  Es  soll 
auch  keine  Vereinigung  oder  Anzahl  von 
Brüdern  sich  zurückziehen  oder  trennen 
von  derjenigen  Loge,  in  der  sie  aufge- 
nommen oder  später  als  Mitglieder  zuge- 


den  Bcblusa  xu,  dass  das  Gebrauchten  bis  dabin  noch 
sehr  einfach  geblieben  war.  Redner  und  Ordner  in 
den  Logen  waren  noch  unbekannte  Dinge. 
*)  D.  i.  mit  Handschuhen  su  versehen. 
•*)  Du  Amt  eine»  Schatzmeister*  (*.  d.)  nimmt  icinrn 
Ursprung  aus  dieser  V.  Die  englischen  Werkleute 
scheinen  keine  gemeinsame  Unterstützen gnkasa«  ge- 
habt au  haben,  da  die  alten  Verfassungen  vor- 
halten können ,  man  sie  mit  Geld  bis  sur  nächsten 
Loge  unterstlltten  solle.  Die  deutschen  8teinmets«n 
hatten  Büchsen,  in  welche  die  Beiträge  gethan  und 
dann  an  die  Ordnung  anageantwortet  wurden,  um 
„damit  au  fttrdern  und  unser  Nothdurfft  der  Orde- 
nunge  xu  Teraehn". 


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Verordnungen,  allgemeine. 


491 


lassen  worden  sind,  es  Bei  denn,  dass  die 
Loge  zu  zahlreich  werde;  aber  auch  dann 
nicht  ohne  Erlaubnis  des  Grossmeisters 
oder  seines  Zugeordneten.  Wenn  sie  sich 
aber  in  dieser  Weise  getrennt  haben,  so 
müssen  sie  sich  entweder  sogleich  der- 
jenigen Loge  anschließen,  zu  der  sie  treten 
wollen,  wenn  diese  einstimmig  ihre  Auf- 
nahme beschlossen  hat  (wie  oben  verordnet 
wurde);  oder  sie  muss  die  Erlaubnis  des 
Grossmeisters  erwirken,  zu  einer  neuen 
Loge  zusammenzutreten.  —  Sollte  eine 
Anzahl  Maurer  es  auf  sich  nehmen,  eine 
Loge  ohne  des  Gross  meistere  Erlaubnis 
zu  errichten,  so  sollen  die  regelmässigen 
Logen  diese  nicht  unterstützen,  noch  sie 
anerkenneu  als  rechtmassige  Brüder  und 
gehörig  eingesetzt,  noch  ihre  Beschlüsse 
und  Handlungen  gutheissen,  sondern  sie 
müssen  als  Aufsässige  behandelt  werden, 
bis  sie  sich  demjenigen  unterwerfen,  was 
der  Grossmeister  in  seiner  Weisheit  über 
sie  beschliessen  wird  und  bis  er  sie  durch 
seine  Vollmacht  anerkennt,  welche  Aner- 
kenntnis den  andern  Logen  anzuzeigen  ist, 
wie  es  der  Gebrauch  erfordert  bei  jeder 
neuen  Loge,  die  in  das  Verzeichnis  der 
Logen  eingetragen  wird.*)  —  IX.  Wenn 
ein  Bruder  sich  so  vergeht,  dass  seine 
Loge  übel  mit  ihm  zufrieden  ist,  so  soll 
er  zweimal  in  gehöriger  Weise  ermahnt 
werden  durch  den  Meister  oder  Vorsteher 
in  geöffneter  Loge;  l&sst  er  aber  von 
seinem  Wesen  nicht  ab,  hört  er  nicht  auf 
den  Rat  seiner  Brüder,  und  kehrt  er  nicht 
auf  den  rechten  Weg  zurück,  so  soll  mit 
ihm  in  der  Weise  verfahren  werden,  wie 
es  die  Gesetze  seiner  Loge  vorschreiben, 
oder  in  der  Weise,  wie  t>ei  den  viertel- 
jährlichen Zusammenkünften  weislich  be- 
schlossen werden  wird,  und  es  kann  für 
solche  Falle  eine  neue  V.  später  erlassen 
werden.  —  X.  Die  Mehrheit  einer  jeden 
versammelten  Loge  hat  das  Recht,  ihrem 
Meister  und  ihren  Vorstehern  die  Vor- 
schriften zu  erteilen,  wie  sie  bei  der  Zu- 
sammenkunft des  Grosskapitels  oder  der 
Grossloge  an  den  drei  Vierteljahrssitzungen 
und  der  jährlichen  Grossloge  zu  stimmen 
haben;  denn  der  Meister  und  die  Vor- 
steher Bind  ihre  Vertreter  und  dazu  da, 
deren  Überzeugung  auszusprechen.**)  — 
XI.  Alle  einzelnen  Logen  sollen  so  viel 


•)  Dicte  V.  griff  tief  in  die  seitherigen  Gewohn- 
heiten ein,  wonach  es  einigen  wenigen  Maurern  frei 
stand,  eine  Loge  an  dem  Orte  für  eich  tu  errichten 
und  Aufnahmen  in  machen,  wo  sioh  gerade  la&Ki-rt* 
Arbeit  fand.  Sie  gab  daher  wohl  die  erste  Veran- 
lagung mr  Unzufriedenheit  der  eigentlichen  Werk- 
maarer ,  die  eich  in  der  Wahl  de«  Herzog«  von 
Wharton  («.  d.)  knrx  nach  der  geschehenen  Billigung 
dieser  V.  durch  die  Grosslog«  deuUieh  aussprach.  Der 
Riss  in  der  Brüderschaft  wurde  damals  durch  da* 
klage  Nachgeben  de«  Großmeisters  Montagu  (s.  d.) 
Termieilnn,  [Tgl.  auch  oben  I,  8.  889]. 

**)  Hiermit  ist  deutlich  ausgesprochen ,  dass  die 
Beechlüss«  der  Grossloge  sich  auf  die  Mehrheit  der 


als  möglich  dieselben  Gebräuche  beobach- 
ten ;  um  dies  zu  fördern  und  zugleich  unter 
den  Freimaurern  ein  gegenseitiges  gutes 
Einvernehmen  zu  unterhalten,  sollen  von 
jeder  Loge  einige  Mitglieder  bestimmt 
werden,  welche  die  andern  Logen  so  oft 
zu  besuchen  haben,  als  man  für  notwendig 
erachtet.*)  —  XII.  Die  Grossloge  besteht 
und  ist  zusammengesetzt  aus  den  Meistern 
und  Vorstehern  von  allen  regelmässigen 
eingetragnen  Logen,  mit  dem  Grossmeister 
an  ihrer  Spitze,  seinem  Zugeordneten  an 
seiner  linken  Seite  und  den  Grossvor- 
stehern an  den  ihnen  zukommenden  Plätzen 
[vgl.  oben  I,  S.  242];  sie  hat  vierteljährlich 

'  zusammenzutreten,  an  Michaeli,  Weihnach- 
ten und  Mariä  Verkündigung  an  einem 

I  geeigneten  Ort,  den  der  Grossmeister  zu 
bestimmen  hat.  [Vgl.  oben  I,  S.  244.  j 
Kein  Bruder  darf  bei  diesen  Versamm- 
lungen ohne  Erlaubnis  anwesend  sein,  der 
nicht  zur  Zeit  Mitglied  der  Grossloge  ist; 

i  aber  auch  dann  ist  ihm  nicht  erlaubt, 

I  mit  abzustimmen  oder  auch  nur  seine 
Meinung  auszusprechen,  wenn  er  nicht 

|  vorher    die    Grossloge    darum    um  Er- 

J  laubnis  angegangen  und  diese  erhalten 
hat,  oder  wenn  er  dazu  aufgefordert 
ist.  —  Alle  Angelegenheiten,  mit  denen  sich 
die  Grossloge  beschäftigt,  werden  durch 
die  Mehrheit  der  Stimmen  entschieden; 
jedes  Mitglied  hat  eine  Stimme  und  der 
Grossmeister  zwei,  es  sei  denn,  dass  sie 
irgend  einen  besondern  Gegenstand  der 
Entscheidung  des  Grossmeisters  überlässt, 
um  ihn  rascher  zu  erledigen.  —  XIII.  An 

|  den  besagten  vierteljährlichen  Zusammen- 
künften sind  alle  Gegenstände,  welche  die 
Brüderschaft  im  allgemeinen  oder  eine  be- 
sondere Loge  oder  einzelne  Brüder  be- 
treffen, ruhig,  gelassen  und  reiflich  zu  prüfen 
und  zu  verhandeln;  Lehrlinge  dürfen  nur 
hier  als  Meister  und  Zunftgenosseu**)  ange- 

I  nommen  werden,  es  sei  denn  Erlaubnis 
gegeben  worden.  [Vgl.  oben  I,  S.  245.J 
Ebenso  sind  hier  alle  Streitigkeiten,  die 
nicht  privatim  oder  durch  eine  einzelne 
Loge  abgethan  werden  konnten  ernstlich 
zu  erwägen  und  zu  entscheiden.  Wenn 
irgend  ein  Bruder  sich  durch  eine  solche 
Entscheidung  verletzt  fühlen  sollte,  so  mag 
er  sich  an  die  nächste  jährliche  Gross- 
logenversammlung wenden  und  seine  Be- 
Mitglieder stüUen  sollen;  fern  also  von  Üe- 
waltanmassung  will  die  Grossloge  nur  das  Organ  de« 
Willens  der  Mehrheit  der  Mitglieder  sein. 

*)  Eine  neue  V.  ohne  Zeitangabe  sagt:  „Einerlei 
Gebrauche  werden  wirklich  der  Hauptsache  nach  in 
jeder  Loge  beobachtet,  was  man  den  besuchenden 
Brüdern  verdankt,  indem  diese  die  Gebrauche  mit- 
einander su  vergleichen  im  Sunde  sind."  Der  Ar- 
tikel ist  nur  nuter  wenigen  O  rossmeistern  in  Aus- 
übung gekommen. 
**)  Nach  andern  soll  hier,  wie  in  diesen  V.  weiter 

|   unten  (XV  nnd  XVIII)   Fellow  indes  nicht  mit 

I   Zunftgenosse,  sondern  mit  Geselle  übersetst  werden 

I    [Vgl.  Bst.  R.  1*88,  8  5.] 


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492 


Verordnungen,  allgemeine. 


rufung  schriftlich  entweder  dem  Gross- 
meister oder  dessen  Zugeordneten  oder  den 
Grossvorstehern  überreichen.  Auch  soll 
der  Meister  oder  die  Vorsteher  einer  jeden 
Loge  ein  Verzeichnis  von  solchen  Mit- 
gliedern vorlegen,  die  seit  der  letzten  Ver- 
sammlung der  Grossloge  in  ihrer  Ix>ge 
aufgenommen  oder  selbst  nur  zugelassen 
worden  sind.*)  —  Ebenso  soll  hier  von 
dem  Grossmeister  oder  seinem  Zugeord- 
neten, oder  besser  von  einem  andern  Bruder, 
den  die  Grossloge  zum  Schriftführer  er- 
nennen wird,  ein  Buch  geführt  werden,  in 
das  alle  Logen  eingetragen  sind,  sowie 
Zeit  und  Ort  ihrer  Zusammenkunft  und 
die  Namen  aller  Mitglieder  jeder  einzelnen 
Loge,  sowie  alle  Verhandlungen  der  Gross- 
loge, deren  Niederschreibung  man  für  an- 
gemessen erachtet.**)  —  Die  Grossloge  soll 
ebenfalls  die  besten  und  ratsamsten  Mittel 
erwägen,  um  diejenigen  Gelder  zu  sammeln 
und  zu  verwenden,  die  ihr  Obergeben  und 
anvertraut  werden  zu  dem  Behuf,  damit 
treue  Brüder  zu  unterstützen,  die  in  Armut 
geraten  sind,  aber  niemand  anderes.  Jede 
einzelne  Loge  soll  über  ihren  Armenstock 
verfügen  zu  Gunsten  armer  Brüder  je 
nach  ihren  Gesetzen,  bis  etwa  durch  alle 
Logen  (in  einer  neuen  V.)  beschlossen 
wird,  die  bei  ihnen  gesammelten  Armen- 
gelder der  Grossloge  bei  der  vierteljähr- 
lich en  oder  der  jährlichen  Zusammenkunft 
zu  übergeben,  um  eine  gemeinsame  Kasse  zu 
bilden,  aus  der  arme  Brüder  desto  wirk- 
samer unterstützt  werden  können.***)  — 
Auch  soll  ein  Schatzmeister!)  ernannt 
werden,  ein  Bruder,  der  sich  in  guten  Ver- 
mögensverhältnissen befindet  und  vermöge 
Beines  Amts  Mitglied  der  Grossloge  sein 
soll;  dieser  soll  jederzeit  anwesend  sein, 
es  ist  ihm  erlaubt,  in  der  Grossloge  Ge- 
genstände zur  Sprache  zu  bringen,  vorzugs- 
weise solche,  die  mit  seinem  Amt  in  Ver- 
bindung stehen.  Ihm  sollen  alle  Gelder 
übergeben  werden,  die  zu  wohlthätigen 
Zwecken  bestimmt  oder  zum  Gebrauch  der 
Grossloge  erhoben  werden.  Die  erhaltnen 
Summen  hat  er  in  ein  Buch  einzutragen 
mit  der  beigefügten  Bemerkung,  zu  wel- 
chem Zweck  sie  bestimmt  sind,  und  er 
soll  solche  verwenden  oder  auszahlen  ge- 
mäss einer  bestimmten  Vorschrift,  über 
welche  die  Grossloge  Näheres  in  einer 
neuen  V.  noch  festsetzen  wird.  Er  hat 
das  Stimmrecht  bei  allen  Verhandlungen, 
ausgenommen  bei  der  Wahl  des  Gross- 
meisters oder  der  Grossvorsteher.  Gleicher- 
weise soll  auch  der  Schriftführer  vermöge 
seines  Amts  Mitglied  der  Grossloge  sein 


•>  Krste  Spur  von  geordneten  Mitglledcrvcrielch- 
njiieD. 

•*)  Grttudung  des  Amt«  «ine*  Scb.rifUub.rcr»  (s.  d.) 
und  der  Protokollbücher.    [Vgl.  oben  I,  8.  942.] 
***)  Gründung  tob  ArmcnkMjen  und  spater  de«  all- 
gemeinen Almosoufonds.    [Vgl.  »neb  oben  I,  8.  244-1 
t)  Grandung  de»  SchatzmeUteramts,  wen  schon  in 
VII.  erwähnt  Lt. 


j  und  das  Stimmrecht  haben,  mit  Ausnahme 
bei  der  Wahl  des  Grossmeisters  oder  der 
Grossvoreteher  *)  —  Der  Schatzmeister  und 
der  Schriftführer  sollen  auch  jeder  einen 
Schreiber  halten,  der  ein  Bruder  und  Zunft- 
I  genösse**)  sein  muss;  doch  darf  ein  solcher 
I  niemals  Mitglied  der  Grossloge  sein,  noch 
I  sprechen,  ohne  dass  es  vorher  erlaubt  oder 
gewünscht  worden.  —  Dem  Grossmeister 
oder  seinem  Zugeordneten  steht  es  frei, 
jederzeit  den  Schatzmeister  oder  den  Schrift- 
führer aufzufordern,  mit  ihren  Schreibern 
und  Büchern  zu  erscheinen,  damit  sie  sich 
nicht  nur  überzeugen  können,  wie  der 
!  Stand   der   Sache    ist,    sondern  damit 
sie  auch  die   nötigen  Anordnungen  in 
dringenden   Fällen   zu    treffen    in  der 
!  Lage  sind.  —  Ein  andrer  Bruder  [der 
!  ein  Zunftgenosse***)  sein  muss)  soll  er- 
I  nannt   werden,  um   auf  die  Thür  der 
Grossloge  zu  achten;  doch  soll  dieser  kein 
Mitglied  der  Grossloge  sein.f)  —  Alle  diese 
Ämter  mögen  weiter  erklärt  werden  in 
einer  neuen  V.,  wenn  sich  ihre  Notwendig- 
keit  und  Rätlichkeit   der  Brüderschaft 
klarer  darlegen  wird,  wie  gegenwärtig.  — 
XIV.  Wenn  bei  einer  Grosslogenversamm- 
lung, sei  sie  eine  festgesetzte  oder  ge- 
legentliche, vierteljährliche  oder  jährliche, 
|  beide,  der  Grossmeister  und  sein  Zuge- 
ordneter, abwesend  sein  sollten,  so  soll 
1  derjenige  Meister  einer  Loge,  welcher  der 
I  älteste  Freimaurer  ist,  den  Vorsitz  führen 
und  als  zeitiger  Grossmeister  handeln,  ihm 
auch  alle  Macht  und  Ehre  für  die  Zeit 
seines  Vorsitzes  zukommen,  vorausgesetzt, 
dass  kein  Bruder  anwesend  ist,  der  früher 
Grossmeister  oder  zugeordneter  Grossmeis- 
ter war;  ist  ein  solcher  zugegen,  so  soll 
er  von  Rechts  wegen  den  Platz  des  ab- 
wesenden Grossmeisters  oder  dessen  Zu- 
geordneten einnehmen.  —  XV.  In  der 
Grossluge  kann  niemand  als  Grossvorsteher 
amtiern,  als  diese  selbst,  wenn  sie  anwesend 
sind;  ist  dies  nicht  der  Fall,  so  soll  der 
Grossmeister  oder  derjenige,  der  seinen 
Platz  einnimmt,  die  Vorsteher  einer  Loge 
!  bestellen,  um  als  zeitige  Grossvorsteher  zu 
;  dienen,  deren  Plätze  wiederum  von  zwei 
Zunftgenossen  ff)  derselben  Loge  auBzu- 


*)  Wie  weiter  unten  zu  ersehen,  war  diese  eing»- 
rtumte  Mitgliedschaft  und  da«  spater  eingeräumte 
Mitwablreoht  Jahre  lang  auaaer  Beachtung  geblieben. 

**)  Kr  muss  Maurer  und  Zunftgenoiee  «ein,  d.  h. 
et  «oll  nicht  einer  aein ,  der  swar  Maurer  ist,  aber 
i   »eine  tiebenjlhrige  Lehrzeit  ala  Werkmeurer  noch 
nicht  autgehalten  hat,  londern  ein  erfahrner  Maurer. 
•••)  Da»  Konatitutiononbuch  Ton  1758  spricht  Ton 
„Moistermanrer1*. 

t)  Also  ein  deckender  Prüder,  Ziegeidecker. 
I      ft)  Fellow-Craft;  die  iweite  Ausgabe  de»  Kormi- 
|   tutionenbuchs  hat :  „zwei  Zunftgenoasen  (Meister- 
i   xnaurer)",  da  man  doch  den  neuentstandneu  Graden 
,   Vorrechte  geben  musste.    Die  Vorschrift  ist  es,  daaa 
keine  Lehrlinge,  sondern  wirkliche  Genomen  der 
Zunrt  als  Stellvertreter  eintreten  »oUen ,  wie  Ja  die 
IV.  Alte  Pflicht  vorschreibt,  dass  nur  Zunftgeco^en 
Vorsteher  werden  können;  allein  dass  diese  ftber- 


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Verordnungen,  allgemeine. 


493 


füllen  sind,  die  dazu  aufgefordert  oder  von 
dem  Meister  derselben  Loge  dahin  gesendet 
werden;  sollte  das  letztere  von  dem  be- 
treffenden Meister  unterlassen  worden  sein, 
so  sollen  diese  vom  Grossmeister  berufen 
werden,  damit  die  Grossloge  immer  voll- 
ständig sei.  —  XVI.  Der  Grossvorsteher 
oder  einige  andre  haben  vorerst  mit  dem 
Zugeordneten  Beratung  zu  pflegen  in  allen 
Dingen,  welche  die  Loge  oder  die 
Brüder  berühren,  und  sich  nicht  ohne 
Vorwissen  des  Zugeordneten  an  den  Gross- 
meister zu  wenden,  es  sei  denn,  dass  der 
Zugeordnete  seine  Mitwirkung  bei  irgend 
einer  notwendigen  Sache  verweigere,  in 
welchem  Falle  oder  im  Falle  einer  zwie- 
spaltigen Meinung  zwischen  dem  Zuge- 
ordneten und  den  Grossvorstehern  oder 
andern  Brüdern,  beide  Parteien  sich  an 
den  Grossmeister  wenden  sollen,  dem  es 
kraft  seines  Amts  nicht  schwer  fallen  wird, 
den  Zwiespalt  auszugleichen  und  die 
Meinungsverschiedenheit  zu  heben.  —  Dem 
Grossmeister  sollen  alle  Berichte  und  Ge- 
schäfte, welche  die  Freimaurerei  betreffen,  j 
nur  durch  die  Hände  des  Zugeordneten 
zukommen,  mit  Ausnahme  solcher  Fälle, 
die  er  zu  beurteilen  in  der  Lage  ist;  denn 
wenn  man  sich  unregelmässigerweise  an 
ihn  gewendet  hat,  ist  es  ihm  leicht,  die 
Grossvorsteher  oder  solche  Brüder,  die  ihn 
anriefen,  an  seinen  Zugeordneten  zu  wei- 
sen, der  die  Angelegenheit  alsbald  zu  ord- 
nen und  dem  Grossmeister  vorzulegen  hat.*) 

—  XVII.  Kein  Grossmeister,  zugeordneter 
Grossmeiwter,  Grossvorsteher,  Grossschatz- 
meister, Grossschriftführer,  oder  wer  an 
ihre  Stelle  zeitweilig  in  Thätigkeit  tritt, 
kann  zu  gleicher  Zeit  Meister  oder  Vor- 
steher einer  besondern  Loge  sein;  aber  so- 
bald er  in  Ehren  von  seinem  Grosslogen- 
amt zurückgetreten,  übernimmt  er  wieder 
diejenige  Stelle  in  seiner  Loge,  von  der 
man  ihn  zu  jenem  Amte  abgerufen  hatte.**) 

—  XVIII.  Im  Falle  von  Krankheit  oder  ; 
notwendiger  Abwesenheit  des  zugeordneten 

treten  worden  war  und  wenigstens  ein  TeU  der  Brü- 
derschaft dafür  hielt,  eich  die  alte  Gleichberech- 
tigung wahren  an  müssen,  beweift  die  dort  er- 
wähnte, nötig  gewordne  V.  XII. 

•)  Die  V.  XIV — XVI.  verdanken  ihr  Dasein  dem  i 
Inhalte  gemäss  dorn  Umstand,  dass  ein  adliger  Bruder 
als  Grossmelster  an  die  Spitxe  getreten  war.  Eine 
neue  V.  sagt  «war  xu  XVI. :  „Es  wurde  dieses  sur  | 
Bequemlichkeit  des  UroMmeisters  nnd  xu  Ehren  des  j 
Zugeordneten  für  gut  befunden-,  doch  hat  sich  ein  ^ 
dergleichen  Fall  su  unsrer  Zeit  nicht  sugetragen  und 
alle  GrosumoiaU-r  hubf<a  mehr  durch  Liebe,  als  durch 
Gewalt  regiert."    Aus  dem  Inhalt  der  V.  geht  her- 
vor, das*  man  den  Grosemeister  nur  als  eine  Art 
von  Protektor  betrachtete,  dessen  Zugeordneten  als 
die  leitende  Hand. 

**)  Eine  neue  V,  bemerkt  biersu :  „Einige  von  den 
alten  Gro«*beamten  sind  jetzt  Beamte  von  besondern 
Logen;  doch  nimmt  ihnen  dieses  nicht  ihr  Vorrecht, 
in  der  Grossloge  als  Grossbeamte  su  sitaen  und  ihre 
Stimme  sn  geben.  Nur  hat  an  seiner  Stelle  ein  andrer 
aU  Vertreter  seiner  Loge  bei  den  vierteljährlichen 


Grossmeistera  kann  sich  der  Grossmeister 
einen  Zunftgenossen*)  auswählen,  der  zeit- 
weilig als  sein  Zugeordneter  in  Thätigkeit 
tritt;  aber  weder  der  erwählte  Zugeord- 
nete, noch  die  Grossvorsteher  können  von 
ihren  Ämtern  entfernt  werden  ohne  Ein- 
willigung der  Mehrheit  in  der  Grossloge, 
der  ein  solcher  Fall  vorzulegen  ist.  Ist 
der  Grossmeister  mit  einem  dieser  Beamten 
nicht  zufrieden,  bo  steht  es  ihm  frei,  die 
Grossloge  zusammenzuberufen,  um  ihr  den 
Fall  vorzulegen  und  sie  um  ihren  Rat  und 
ihre  Mitwirkung  zu  ersuchen.    Wenn  es 
in  einem  solchen  Falle  der  Gross  löge  nicht 
gelingt,  den  Grossmeister  mit  seinem  Zu- 
geordneten oder  seinen  Vorstehern  auszu- 
söhnen, so  hat  sie  dem  Grossmeister  die 
Erlaubnis  zu  erteilen,  seinen  Zugeordneten 
oder  seine  Vorsteher  zu  entlassen  und  so- 
fort neue  zu  erwählen,  damit  Frieden  und 
Eintracht  erhalten  bleibe.**)  —  XIX.  Wenn 
der  Grossmeister  sein  Amt  missbrauchen 
und  sich  des  Gehorsams  und  der  Unter- 
würfigkeit der  Logen   unwürdig  zeigen 
sollte,  so  soll  mit  ihm  in  einer  Art  und 
Weise  verfahren  werden,  wie  sie  in  einer 
neuen  Y.  noch  festzusetzen  ist;  denn  bis- 
her hat  die  alte  Brüderschaft  noch  keinen 
Grund  zu  einer  solchen  V.  gehabt,  da  ihre 
frühern  Grossmeister  sich  alle  in  einer 
Weise  betragen  haben,  wie  es  den  Inha- 
bern eines  solchen  Ehrenamts  zukommt. 
—  XX.  Der  Grossmeister  mit  seinem  Zu- 
geordneten und  seinen  Vorstehern  soll 
(wenigstens  einmal)  während  seiner  Amts- 
dauer alle  Logen  in  der  Stadt  besuchen.  — 
XXI.  8tirbt  der  Grossmeister  während  seiner 
Amtsdauer,  oder  ist  er  durch  Krankheit, 
Reise  über  See  oder  in  andrer  Weise  an 
der  Ausübung  seines  Amts  gehindert,  so 
soll  der  Zugeordnete,  oder  in  dessen  Ab- 
wesenheit der  Ältere  Groflsvoreteher,  oder 
in  dessen  Abwesenheit  der  Jüngere,  oder 
in  dessen  Abwesenheit  sollen  irgend  welche 
drei  anwesende  Meister  von  Logen  die 
Grossloge  sofort  zusammenrufen,  um  über 
einen  solchen  Fall  zu  beraten,  und  sollen 
sie  zwei  aus  ihrer  Mitte  abordnen,  um  den 
zuletzt  abgetretnen  Grossmeister  zu  er- 
suchen, sein  Amt  wieder  zu  übernehmen, 
das  hierdurch  auf  ihn  zurückfällt;  nimmt 
er  es  nicht  an,  so  wendet  man  sich  an 
dessen  Vorgänger,  und  so  rückwärts.***) 
Findet  sich  aber  kein  früherer  Grossmeister 
zur  Übernahme  des  Amts,  so  tritt  der 
Zugeordnete  bis  zu  einer  Neuwahl  an 
dessen  Stelle,  oder  wenn  kein  Zugeord- 


•)  Das  KontUtutlonenbucli  von  1738  bat  dafür 
,.Bm  der". 

**)  Der  Grosemeister  hat  also  swar  das  Beobt  der 
Wahl  seiner  Beamten,  kann  aber  die  einmal  Er- 
nannten nur  mit  Einwilligung  der  Grossloge  wieder 
entlassen. 

*•*)  Der  V.  liegt  die  Anschauung  unter,  dass  ein 
solches  Amt  nie  verwaist  sein  darf.  Die  Altmeister 
gewinnen  damit  eine  besondere  Bedeutung. 


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Verordnungen,  allgemeine. 


neter  da  ist,  der  älteste  Meister.*)  —  XXII. 
Die  Brüder  aller  Logen  in  und  um  Lon- 
don und  Westminster  sollen  sich  zu  einer 
jährlichen  Zusammenkunft  und  einem  Fest 
vereinigen,  was  an  einem  bestimmten  Orte 
am  Tage  Johannis  des  Täufers  oder  am 
Tage  Johannis  des  Evangelisten  gefeiert 
werden  soll**),  wie  die  Grussloge  es  am 
passendsten  finden  wird  in  einer  neuen  V.; 
in  den  letzten  Jahren  kam  man  am  Tage 
Johannis  des  Täufers  zusammen,  —  vor- 
ausgesetzt, dass  die  Mehrheit  der  Meister 
una  Vorsteher  samt  dem  Grossmeister, 
seinem  Zugeordneten  und  seinen  Vor- 
stehern, bei  der  vierteljährlichen  Zusammen- 
kunft drei  Monate  zuvor  Obereinkommen, 
dass  ein  Fest  und  eine  Hauptversammlung 
sämtlicher  Mitglieder  gehalten  werden  soll. 
Denn  wenn  entweder  der  Grossmeister  oder 
die  Mehrheit  der  Meister  der  einzelnen 
Logen  sich  dagegen  entscheidet,  unter- 
bleibt es  zur  Zeit.  —  Mag  indessen  ein 
Fest  für  alle  Brüder  gehalten  werden 
oder  nicht,  so  muss  doch  die  Grossloge 
an  einem  passenden  Orte  jährlich  am  St. 
Johannistage  zusammentreten  oder,  wenn 
das  ein  Sonntag  int,  am  nächsten  Tage, 
damit  jedes  Jahr  ein  neuer  Grossmeister, 
Zugeordneter  und  Grossvorsteher  gewählt 
werden.***)  —  XXIII.  Wenn  man  es  für 
rätlich  erachtet  und  der  Grossmeister  samt 
der  Mehrheit  der  Meister  und  Vorsteher 
beschliessen,  das  grosse  Fest  zu  halten,  ge- 
mäss dem  alten  lobenswerten  Herkommen 
der  Maurer,  so  fällt  den  Grossvorstehern 
die  Arbeit  zu,  die  Einlasskarten  zu  besor- 
gen, die  mit  dem  8iegel  des  Grossmeisters 
zu  versehen  sind,  sowie  diese  auszuteilen, 
das  Geld  dafür  in  Empfang  zu  nehmen, 
die  für  das  Fest  nötigen  Gegenstände  zu 
kaufen,  einen  passenden  Ort  ausfindig  zu 
machen,  an  dem  das  Fest  zu  feiern  ist, 
sowie  die  Besorgung  aller  andern  dahin 
einschlägigen  Sachen.f)  —  Damit  aber  die 
beiden  Gross  Vorsteher  nicht  zu  sehr  mit 
Arbeiten  überhäuft  werden  und  das  Nötige 
rasch  und  sicher  besorgt  wird,  steht  es 
dem  Grossmeister  oder  seinem  Zugeord- 
neten zu,  eine  gewisse  Zahl  von  Schaffnern 
[Stewards] ff)  zu  ernennen,  so  viel  wie  dem 
Grossmeister  gutdünkt,  die  mit  den  beiden 
Grossvorstehern  im  Einvernehmen  handeln 
sollen;  alle  das  Fest  betreffende  Sachen 
sind  unter  ihnen  durch  die  Mehrheit  der 
Stimmen  zu  entscheiden,  es  sei  denn,  dass 
etwa  der  Grossmeister  oder  sein  Zugeord- 

*)  Wie  es  bei  Kntstehnng  der  Grossloge  der  Fall 
war. 

••)  Vgl.  die  neue  V.  hierin  n.  oben  I,  8.  244. 
**•)  Das  Fest  kann  also  ausfallen,  die  Versammlung 
aber  musa  utattnnden. 

t)  Muu  dachte  nach  diesen  Einrichtungen  als» 
damals  nicht  an  einen  besonders  hoben  Aufschwung 
dar  Haarerei ,  so  das«  man  die  Grossvorsteber  auch 
noeb  als  Ökonomen  (s.  d.)  verwenden  konnte. 

tt)  Erster  Anfang  des  spater  so  verhängnisvoll  ein- 
fluasieieh  gewordnen  Amtes.    [Vgl.  oben  I,  8.  240.] 


neter  bei  irgend  einem  Gegenstand  selbst 
die  Entscheidung  in  die  Hand  nehmen. 
—  XXIV.  Die  Vorsteher  und  Schaffner 

|  sollen  zur  richtigen  Zeit  bei  dem  Gross- 
meister oder  seinem  Zugeordneten  vor- 
sprechen, um  die  Befehle  und  Aufträge 
wegen  der  Vorbereitungen  in  Empfang  an 
nehmeu;  sind  diese  beiden  aber  krank  oder 
abwesend,  so  sollen  sie  die  Meister  und 
Vorsteher  der  Logen  zusammenrufen,  um 
deren  Rat  und  Befehl  zu  empfangen;  oder 
sie  mögen  auch  die  ganze  Sache  auf  sich 
nehmen  und  nach  bestem  Ermessen  han- 
deln. —  Die  Grossvorsteher  und  Schaffner 
müssen  die  Grossloge  nach  dem  Mahle 
Rechenschaft  über  alle  Gelder*)  ablegen, 
die  sie  empfangen  und  ausgegeben  haben, 
oder  auch  zu  einer  andern  Zeit,  wenn  die 
Grossloge  es  so  beschliesst.  —  Wenn  es 
dem  Grossmeister  so  gefällt,  kann  er  zur 
richtigen  Zeit  alle  Meister  und  Vorsteher 
der  Logen  zusammenrufen,  um  mit  ihnen 
des  grossen  Festes  wegen  zu  beratschlagen, 
sowie  wegen  etwaiger  Verkommenheiten 
dabei,  die  ihren  Beirat  erfordern;  oder  er 
kann  auch  das  Ganze  auf  sich  allein  neh- 

,  men.  —  XXV.  Die  Logenmeister  (Masters 

[  of  Lodges)  sollen  jeder  einen  erfahrnen 
und  zuverlässigen  Zunftgenossen  ihrer  Loge 

\  ernennen,  um  einen  Ausschuss**)  zu  bilden, 
bestehend  aus  Einem  von  jeder  Loge,  der 
in  einem  geeigneten  Zimmer  zusammen- 
tritt zur  Prüfung  der  Einlasskarten,  die 
jeder  einzelne  vorzuzeigen  hat,  und  diesem 
soll  die  Entscheidung  der  Zulassung  oder 
Abweisung  zustehen;  doch  dürfen  sie  nie- 
mand zurückweisen,  ohne  dass  sie  vorher 
sämtliche  anwesende  Brüder  mit  den  Grün- 
den bekannt  gemacht  haben,  die  sie  zur 
Abweisung  veranlassten,  damit  kein  Irrtum 
geschieht  und  nicht  etwa  ein  wahrer  Bru- 
der zurückgewiesen  oder  ein  falscher  Bru- 
der als  blosser  Eindringling  zugelassen 
wird.  Dieser  Ausschuss  muss  am  St.  Jo- 
hannistag an  dem  Festort  so  früh  zur 
Hand  sein,  dass  niemand  vor  ihm  mit  Ein- 
lasskarten erscheinen  kann.  —  XXVI.  Der 
Grossmeister  soll  zwei  oder  mehrere  zu- 
verlässige Brüder  zu  Thürhütern  ***|  er- 
nennen, die  aus  guten  Gründen  ebenso 
früh  am  Platze  sein  müssen  und  die  unter 
dem  Ausschuss  zu  stehen  haben.  —  XXVII. 
Die  Grossvorsteher  oder  Schaffner  sollen 
im  voraus  so  viele  Brüder  zur  Auf- 
wartung f)  an  der  Tafel  bestellen,  wie  sie 


*)  Dass  sich  hei  diesen  Wahlen  stets  Geldverlust 
für  die  Schaffner  herausstellte,  den  dies«  trugen,  war 
die  Ursache  der  spltern  Bewilligung  Ton  besonderen 
Vorrechten  für  diese. 

PrUfungsausschuM :  heutzutage  fallt  dieee  Prü- 
fung in  vielen  Logen  dem  Ordner  (s.  d.)  an. 
•••)  Eine  Ho«chafti<iiing,  die,  wo  aie  noch  üblich, 
gewöhnlich  den  dienenden  Ilrudern  lufollt;  es  tat 
dies  Amt  nicht  mit  dem  eines  deckenden  Bruders  ra 
verwechseln,  welcher  Wache  innerhalb  dar  Loge 
selbst  halt.  fVgl.  Ziegeidecker. J 
t)  Also  wirklich  dienende  Brüder. 


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Verordnungen,  allgemein«-. 


495 


für  nötig  finden,  und  sich  mit  den  Meis- 
tern una  Vorstehern  der  Logen  Ober  die 
geeignetsten  Personen  beraten,  wenn  sie 
es  für  gut  finden,  oder  sie  mögen  solche 
auch  auf  Empfehlungen  hin  annehmen; 
niemand  aber  darf  an  diesem  Tage  auf- 
warten, als  freie  und  angenommne  Maurer, 
damit  die  Zusammenkunft  frei  und  ein- 
trachtig ist*)  —  XXVIII.  Alle  Mitglieder 
der  Grossloge  müssen  lange  vor  dem  Mahle 
am  Platze  sein,  mit  dem  Grossmeister  oder 
seinem  Zugeordneten  an  ihrer  Spitze,  die 
sich  zurückziehen  und  als  Grossloge  for- 
men sollen,  zu  dem  Zweck:  1)  um  gemäss 
dem  oben  Verordneten  begründete  Be- 
schwerden entgegen  zu  nehmen,  damit  der 
Beschwerdeführer  gehört  und  seine  Sache, 
wenn  möglich,  noch  vor  dem  Mahle  fried- 
lich geschlichtet  werde;  kann  das  nicht 
geschehen,  so  muss  die  Sache  bis  nach 
der  Wahl  des  neuen  Grossmeisters  ver- 
schoben werden;  und  wenn  sie  auch  nach 
dem  Mahle  nicht  entschieden  werden  kann, 
muss  sie  verschoben  und  an  einen  beson- 
dern AusschuBs  verwiesen  werden,  der  dar- 
über ruhig  beraten  und  bei  der  nächsten 
Vierteljahrsversammlung  Bericht  erstatten 
soll,  damit  die  brüderliche  Liebe  erhalten 
bleibt;  2)  um  aller  Zwietracht  und  Un- 
einigkeit zuvorzukommen,  die  sich  etwa 
an  diesem  Tage  zeigen  könnte,  damit  keine 
Unterbrechung  der  Eintracht  und  des  Ver- 
gnügens am  grossen  Feste  stattfinde**); 
8)  über  das  zu  beraten,  was  Schicklich- 
keit und  Anstand  bei  der  grossen  Zusam- 
menkunft erfordern,  um  allen  Ungehörig- 
keiten und  üblen  Gewohnheiten  vorzubeu- 
gen, die  bei  einer  solchen  gemischten 
Versammlung  sich  zeigen  könnten***);  4) 
passende  Vorschläge  zu  empfangen  und 
in  Betracht  zu  ziehen  oder  wichtige  und 
bedeutende  Angelegenheiten  zu  beraten, 
die  von  den  einzelnen  Logen  an  sie  ge- 
bracht worden  durch  ihre  Bevollmächtigten, 
die  verschiednen  Meister  und  Vorsteher.  — 
XXIX.  Nach  der  Besprechung  solcher  Ge- 
genstände sollen  sich  der  Grossmeister  und 
sein  Zugeordneter,  die  Gross  Vorsteher  oder 
die  Schaffner,  der  Schriftführer,  der  Schatz- 
meister, die  Schreiber  und  alle  andern 
Personen  zurückziehen  und  die  Meister  und 
Vorsteher  der  einzelnen  Logen  allein 
lassen,  damit  diese  ungestört  über  die  Neu- 
wahl  eines    Grossmeisters   oder  dessen 


*)  Et  scheint  hiernach  fast,  als  ob  man  bei  andern 
Zusammenkünften ,  ähnlich  wie  bei  den  Tafel- 
logen, nicht  so  gunau  darauf  geachtet  hatte,  dass 
nor  Maurer  cor  Aufwartung  angesogen  werden. 

**)  Diese  Anordnung  hat  offenbar  den  Vorfall  rom 
M.  Juni  1798  sunt  Grunde,  wo  ron  einem  Teil  der 
Bruderschaft  der  Hersog  Ton  Wharton  gegen  den 
Willen  des  andern  gewählt  wurde.  [Vgl.  oben  I, 
S.  885.] 

**•)  Eine  sehr  bezeichnende  Vorsicht,  die  aber  nicht 
verbindarte ,  dum  in  späterer  Zeit  gerade  die  Vor- 
nehmem sich  der  Unmaasigkelt  schuldig  machten; 
rgl.  Hogarths  (s.d.)  satirisches  BUd:  „Die  Nacht«. 


Wiederbestätigung  beraten  können*),  wenn 
sie  das  nicht  schon  den  Tag  zuvor  gethan 
haben ;  erfolgt  die  Wiederwahl  einstimmig, 
so  soll  der  Grossmeister  hereingerufen 
und  gebeten  werden,  der  Brüderschaft  die 
Ehre  anzuthun,  sie  auch  noch  das  nächste 
Jahr  zu  regieren.  Nach  dem  Mahle  wird 
es  sich  dann  zeigen,  ob  er  die  Wiederwahl 

>  annimmt  oder  nicht;  denn  das  soll  nicht 

i  eher  bekannt  werden,  als  bei  der  Wahl 
selbst.  —  XXX.  Von  da  an  bis  zur  Er- 
öffnung der  Tafel  ist  die  Ordnung  auf- 
gehoben, so  dass  die  Meister  und  Vorsteher 
und  alle  Anwesenden  sich  nach  Gefallen 
miteinander  unterhalten  können;  bei  Er- 
scheinen der  ersten  Speise  aber  hat  jeder 
seinen  Platz  an  der  Tafel  einzunehmen. 
—  XXXI.  Einige  Zeit  nach  dem  Mahle  tritt 
die  Grossloge  zusammen,  nicht  für  sich,  son- 
dern in  Gegenwart  aller  Brüder,  die  noch 
nicht  Mitglieder  derselben  sind  und  daher 
nicht  eher  sprechen  dürfen,  als  bis  sie 

'  darum  ersucht  werden  und  Erlaubnis  er- 
halten haben.  —  XXXII.  Wenn  der  letzt- 
jährige Grossmeister  vor  der  Wahl  gegen- 
über den  Meistern  und  Vorstehern  ein- 
gewilligt hat,  auch  für  das  nächste  Jahr 

|  sein  Amt  zu  behalten,  so  soll  einer,  den 
die  Grossloge  dazu  bestimmt  hat,  allen 
Brüdern  die  treffliche  Verwaltung  des 
Grossmeisters  darlegen  u.  s.  w.  und  sich 
zu  ihm  wendend  ihn  höflichst  bitten,  der 
Brüderschaft  die  grosse  Ehre  (wenn  es  ein 
Adliger,  wenn  nicht:  die  grosse  Güte)  zu 
erzeigen,  auch  für  das  nächste  Jahr  an 
ihrer  Spitze  zu  bleiben.**)  Wenn  der  Gross- 
meister durch  eine  Verbeugung  oder  eine 
Rede,  wie  es  ihm  gefällt,  seine  Einwilli- 
gung erteilt  hat,  so  soll  das  dazu  bestimmte 
Mitglied  der  Grossloge  ihn  als  Grossmeister 
ausrufen  und  alle  Mitglieder  sollen  ihn  in 
der  Üblichen  Weise  begrüssen.  Auch 
sollen  alle  Brüder  einige  Minuten  lang  die 
Erlaubnis  haben,  ihre  Genugthuung,  ihr 
Vergnügen  und  ihre  Glückwünsche  auszu- 
drücken.***) —  XXXIII.  Wenn  aber  weder 
die  Meister  und  Vorsteher  in  ihrer  beson- 
dern Versammlung  an  diesem  Tage  vor 
dem  Mahle  oder  Tags  zuvor  den  Gross- 
meister ersucht  haben,  sein  Amt  auch  für 
das  nächste  Jahr  beizubehalten,  oder  wenn 
er,  darum  gebeten,  nicht  eingewilligt  hat, 
so  soll  der  Grossmeister  seinen  Nachfolger 
für  das  nächste  Jahr  nennen  [nominate] f), 

•)  Kine  sehr  wichtige  Bestimmung;  also  nur  die 
Vertreter  der  Logen  haben  das  Recht  der  Wahl,  das 
nicht  lange  ungeschmälert  blieb. 

**)  Die  V.  ist  augenscheinlich  in  der  Annahme  ge- 
macht, dass  der  damalige  Herzog  ron  Montagu  (s.  d.) 
wiedergewählt  wurde,  was  durch  die  Kundgebung 
der  Werkmaurer  su  Gunsten  des  Hersog«  von  Whar- 
ton vereitelt  wurde. 
***)  Gewiss  eine  seltsame  V.,  für  die  in  den  alt«n 
Oberlieferungen  ein  Beispiel  wohl  schwer  aufzufinden 
I   sein  dürfte ! 

t)  Nicht  ernennen,  denn  die  Wahl  kommt  nach 
I   V.  XXIX.  allein  den  Abgeordneten  der  Logen  zu. 


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496 


Verordnungen,  allgemeine. 


der,  wenn  er  einstimmig  von  der  Grossloge 
gutgeheissen  wird  und  anwesend  ist,  aus- 
gerufen, begrüsst  und  beglückwünscht 
werden  soll  als  neuernannter  Grossmeister 
und  unmittelbar  darauf  in  sein  Amt  ein- 
zusetzen ist  durch  den  abgehenden 
Grossmeister,  gemäss  dem  Gebrauche.  — 
XXXIV.  Sollte  jedoch  diese  Ernennung 
nicht  einstimmig  gutgeheissen  werden,  so 
wird  der  Grossmeister  durch  Stimmzettel 
gewählt;  jeder  Meister  und  Vorsteher 
schreibt  den  ihm  Genehmen  auf  und  der 
gewesne  Grossmeister  ebenfalls;  derjenige 
nun,  dessen  Namen  der  gewesne  Gross- 
meister  zuerst  aus  der  Stimmurne  nimmt, 
soll  für  das  nächste  Jahr  Grossmeister 
sein*);  ist  er  anwesend,  so  wird  er  sogleich 
ausgerufen,  begrüsst  und  beglückwünscht, 
wie  oben  dargelegt,  und  sofort  eingesetzt 
durch  den  gewesnen  Grossmeister,  gemäss 
dem  Gebrauche.  —  XXXV.  Nachdem  der 
so  wiedergewählte  oder  neue  Grossmeister 
in  sein  Amt  eingetreten,  soll  er  zunächst 
seinen  zugeordneten  Grossmeister  nennen 
und  bezeichnen**),  entweder  den  gewesnen 
oder  einen  neuen,  der  ebenfalls  wie  oben 
erwähnt  verkündet,  begrüsst  und  beglück- 
wünscht werden  soll.  Ebenso  soll  der 
Grossmeister  die  neuen  Gross  Vorsteher 
nennen,  und  wenn  diese  einstimmig  gut- 
eheissen  werden,  so  sollen  sie  verkündigt, 
egrüsst  und  beglückwünscht  werden,  wie 
oben  erwähnt;  wenn  nicht,  so  sollen  sie 
in  gleicher  Weise,  wie  der  Grossmeister, 
durch  Stimmzettel  gewählt  werden.  Auch 
in  den  einzelnen  Logen  sollen  die  Vor- 
steher in  dieser  Weise  erwählt  werden, 
wenn  die  Mitglieder  mit  der  Wahl,  die  ihr 
Meister  getroffen,  nicht  zufrieden  sind.***) 
—  XXXVI.  Wenn  aber  derjenige  Bruder, 
den  der  Grossmeister  als  seinen  Nach- 
folger genannt  oder  den  die  Mehrheit  der 
Grossloge  in  obiger  Weise  gewählt  hat, 
wegen  Krankheit  oder  andrer  Abhaltungen 
bei  dem  grossen  Fest  nicht  anwesend  ist, 
so  kann  er  nicht  als  Grossmeister  aus- 
gerufen werden,  es  sei  denn,  dass  der  alte 
Grossmeister  oder  einige  Meister  und  Vor- 
steher der  Grossloge  bei  der  Ehre  eines 
Bruders  dafür  bürgen  können,  dass  die 
besagte  Person,  so  ernannt  oder  gewählt, 
bereit  ist,  das  besagte  Amt  zu  übernehmen ; 


*)  Eine  eigentümliche  An  von  Wahl,  vermittelet 
der  ein  Brader  möglicherweise  mit  einer  Stimme 
Groasmeister  werden  konnte!  Sie  ist  Übrigens  nie 
xur  Ausübung  gekommen ,  uud  Ist  nicht  gut  tu  ver- 
einigen mit  dem  letiten  Hat*  von  V.  XII. 
••)  Vgl.  die  Alte  Pflicht  IV. 

•••)  Hier  so  gani  nebenbei  erfahren  wir,  wie  die 
Vorsteher  der  Logen  ernannt  werden.  Der  Vor- 
sitzende  wurde  von  der  Gesamtheit  ernannt,  reap. 
er  trat  bei  den  alten  Bauhütten  als  Baumeister  oder 
Bauverst&ndlgeter  und  Arbeitgeber  von  selbst  an  die 
SpiUe.  Wie  früher  die  Wahl  des  Pari  Ire  rs  (Bau- 
führers) diesem  Meister  sukam,  so  übt  er  jetst  noch 
ein  gleiches  Becht,  aber  mit  der  durch  veränderte 
Umstände  begründeten  Beschränkung,  dass  den  Mit- 
gliedern ein  andres  Wahlrecht  frei  iteht. 


I  in  diesem  Falle  soll  der  alte  Grossmeister 
als  sein  Stellvertreter  handeln  und  Zu- 
geordneten und  die  Vorsteher  in  dessen 
Namen  nennen  und  ebenso  für  ihn  die 
gebräuchlichen  Ehrenbezeigungen,  Hul- 
digungen und  Beglückwünschungen  em- 
pfangen. -  XXXVII.  Hierauf  soll  der 
Grossmeister  jedem  Bruder,  ob  Zunftge- 
nosse oder  Lehrling,  zu  sprechen  erlauben, 
indem  er  seine  Ansprache  an  den  Gross- 
meister richtet;  auch  Bteht  es  jedem  frei, 
Vorschläge  zum  Besten  der  Brüderschaft 
zu  machen,  die  entweder  sogleich  be- 
raten und  erledigt  oder  der  nächsten  Ver- 
sammlung der  Grossloge  zur  Erwägung 
anheimgegeben  werden.  Wenn  das  vor- 
über ist,  XXXVHI,  so  soll  der  Gross- 
meister oder  sein  Zugeordneter  oder  ein 
von  ihm  bezeichneter  Bruder  die  Brüder 
anreden  und  ihnen  gute  Ratschläge  er- 
teilen; und  nachdem  zum  Schlüsse  noch 
einige  andre  Verrichtungen  geschehen 
sind,  die  in  keiner  Sprache  niedergeschrie- 
ben werden  können,  mögen  die  Brüder 
sich  entweder  entfernen  oder  auch  noch 
länger  verweilen,  wie  es  ihnen  gefällt. 
—  XXXIX.  Jede  jährliche  Grossloge 
hat  das  ihr  innewohnende  Recht  und  die 
Macht,  neue  V.  zu  machen  oder  diese 
abzuändern,  wo  es  das  Wohl  der  alten 
Brüderschaft  erfordert;  stets  vorausgesetzt, 
dass  die  alten  Landmarken  sorgsam  er- 
halten werden,  dass  Bolche  Abänderungen 
und  neue  V.  vorgeschlagen  und  ange- 
nommen werden  bei  der  dritten  viertel- 
jährigen Versammlung,  die  dem  jährlichen 
grossen  Feste  voihergeht,  und  dass  sie 
vor  dem  Mahle  allen  Brüdern  zur 
Durchsiebt  schriftlich  dargeboten  werden, 
selbst  dem  jüngsten  Lehrling;  die  Geneh- 
migung und  Zustimmung  der  Mehrheit 
aller  anwesenden  Brüder  ist  durchaus  er- 
forderlich, um  sie  bindend  und  geltend  zu 
machen,  und  diese  Zustimmung  muss  nach 
dem  Mahle  und  wenn  der  neue  Gross  - 
meister  eingesetzt  worden  ist,  feierlich  ver- 
langt werden,  wie  sie  verlangt  und  er- 
halten worden  für  diese  V.,  die  der 
Grossen  Loge  vorgeschlagen  wurden  am 
Tage  St.  Johannis  des  Täufers  1721  in 
Gegenwart  von  ungefähr  150  Brüdern.«  — 
Keller  (s.  d.)  fügt  der  Mitteilung  dieser  V. 
[vgl.  FZ.  1864  ,  8.  332]  folgendes  bei: 
»Man  siebt  aus  diesen  A.  V.,  dass  mit 
Einsetzung  einer  Grossloge  auch  Ein- 
richtungen getroffen  werden  mussten, 
welche  die  Brüderschaft  früher  nicht 
nötig  hatte  und  daher  auch  nicht 
kannte:  eine  ganze  Reihe  von  Ämtern 
wurde  nötig,  Schriftführer  und  Schatz- 
meister zuerst,  Schaffner,  deckende  und 
dienende  Brüder,  Ordner,  Redner  folgten, 
während  man  früher  bloss  von  dem  Meister 
und  Vorsteher  etwas  wusste;  aber  das 
Grundgesetz  der  Verbrüderung  blieb  in 
der  ganzen  Einrichtung  streng  gewahrt, 
wie  die XXXIX.  V.  deutlich  ausspricht:  alle 


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Verordnungen,  allgemeine. 


497 


hatten  gleiches  Recht,  und  selbst  der 
Grossmeister,  dem  man  als  (adligen)  hohen 
Gönner  doch  eine  Ausnahmestellung  ein- 
geräumt, hat  nicht  das  Recht,  seinen  Nach- 
folger ohne  Weiteres  zu  ernennen,  sondern 
er  soll  ihn  (den  von  den  Logenabgeord- 
neten gewählten)  der  Versammlung  nur 
nennen  oder  bezeichnen;  denn  die  Mehr- 
heit entscheidet  darüber,  ob  sie  ihn  an- 
nehmen will.  Die  ganze  Einrichtung  hat 
noch  tief  den  Stempel  der  alten  Bauhütten 
eingeprägt:  der  Meister,  die  Zunftgenossen 
(fellow-craft,  bei  uns  Gesellen)  und  die 
bereits  eingetretnen  Lehrlinge,  das  sind 
solche,  die  ihre  sieben  Lehrjahre  zwar 
noch  nicht  vollendet  hatten,  aber  in 
den  Bruderbund  aufgenommen  worden 
waren.  Diese  V.  lehren  uns  jedoch 
ganz  unverkennbar,  dass  die  Brüderschaft 
(iiimals  von  Graden  nichts  wusste:  der 
Meister  heisst.  wie  oben  bemerkt,  überall 
der  Vorsitzende  der  Logen,  sonst  gab  es 
keinen.  Er  und  die  Vorsteher  werden  als 
die  natürlichen  Vertreter  der  Logen  in 
der  Grossloge  betrachtet,  doch  durften 
auch  andre  Brüder  an  deren  Statt  geschickt 
werden,  und  das  müssen  mauchmnl  selbst 
Lehrlinge  gewesen  sein;  denn  eine  neue 
V.  vom  28.  Nov.  1728*)  verbietet,  dass 
man  einen  blossen  Lehrling  als  Ver- 
treter in  die  Grossloge  schickt.  Mit  der 
Weiterbildung  der  Grossloge  wurde  es 
anders,  neue  V.  ergänzten,  veränderten 
und  gestalteten  nach  und  nach  die  alte 
Einrichtung  um,  die  äussern  Abzeichen 
wurden  eingeführt  und  mehrten  sich  rasch, 
Schwerter  und  Schmuck,  der  schlich- 
ten Brüderschaft  ganz  fremd,  traten 
an  die  Stelle  der  einfachen  Zunftzeichen, 
es  bildeten  sich  Abstufungen,  die  alten 
Zunftgenossen  kamen  in  Abgang,  zogen 
sich  zum  Teil  auch  wohl  zurück,  da  sie 
teure  Festlichkeiten  mitzumachen  wohl 
nicht  in  der  Lage  waren,  hielten  vielleicht 
auch,  wie  wiederholte  Verhandlungen 
in  der  Grossloge  zu  bezeugen  scheinen, 
ihre  altgewohnten  Zusammenkünfte,  die 
von  letzterer  bekämpft  wurden,  hielten 
sie  vielleicht  in  England  noch  neben  den 
Logen  her,  —  und  die  Brüderschaft  war 
unmerklich  aus  dem  Kreise  der  Werk- 
maurerei  getreten,  nur  mit  deren  Zeichen 
geschmückt  und  die  Zwecke  der  alten 
Brüderschaft  in  veredelterer  Weise  för- 
dernd.« —  Anderson  berichtet  in  der 
zweiten  Ausgabe  des  KonBtitutionenbuchs 
(von  1738)  über  die  Entstehung  der  V. 
folgendes:  »Den  29.  Sept.  1721  ver- 
sammelte sich  die  Orossloge  in  völliger**) 


•)  Siebe  weiter  unten.  Eine  erläuternde  Anmerkung 
hierin  findet  eich  oben  bei  XIII. 

••)  Dieser  früher  ganx  unbekannte  Ausdruck  wurde 
«pikter  gebraucht  bei  Anwesenheit  de*  Groimmi'Uters 
in  der  Versammlung;  war  er  nicht  gegenwärtig,  to 
war  die  Orowloge  nur  In  gehöriger  Form  versammelt, 
doch  Ut  diese  Art  von  Unterscheidung  spater  lang« 
Zeit  ausser  Beachtung  geblieben. 

Allgemeines  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


Form  wieder  zu  Kings  Arms,  wobei  sich 
die  vorigen  Grossbeamten  und  die  Abge- 
ordneten von  16  Logen  einfanden.  Weil 
der  Grossmeister  Montagu  und  die  Loge 
in  allen  Abschriften  der  alten  gotischen 
Konstitutionen  Mängel  gefunden,  so  erhielt 
Jakob  Anderson,  A.  M.  (Artium  Ma- 
gister, unser  Dr.  phil.)  Befehl,  sie  in  eine 
neue  und  bessere  Form  zu  bringen.  Am 
St.  Johann nistag  (des  Evangelisten),  den 
27.  Dez.  1721,  war  Grossloge  in  besagten 
Kings  Arms,  wobei  die  Grossbeamten  und 
die  Vertreter  von  20  Logen  erschienen. 
Der  Grossmeister  Montagu  oef ah  1,  auf  Ver- 
langen der  Grossloge,  vierzehn  gelehrten 
Brüdern,  dass  sie  Andersons  Manu- 
skript untersuchen  und  sodann  Bericht 
erstatten  sollten.  Diese  Zusammenkunft 
wurde  durch  die  Vorlesung  einiger  alten 
Maurer  sehr  anmutig  gemacht*).  Den 
25.  März  1722  war  Grossloge  in  völliger 
Form  zur  Fontaine  am  Strand,  bei  Her 
sich  die  vorigen  Grossbearaten  und  die 
von  24  Logen  einstellten.  Der  ernannte 
Ausschuss  von  14  Bevollmächtigten  gab 
Nachricht,  dass  er  Andersons  Manu- 
skript, enthaltend  die  Geschichte,  Pflichten, 
V.  und  den  Meistergesang,  durchgelesen 
und  solches  nach  einigen  Verbesserungen 
gebilligt  hätte,  worauf  die  Versammlung 
den  Grossmeister  um  einen  Befehl  ersuchte, 
dieses  Werk  dem  Druck  zu  übergeben. 
Da  geistreiche  Männer  von  jeglichem  Rang 
und  Stand  sich  überzeugt  hatten,  dass  Liebe 
und  Freundschaft  der  Kitt  der  Logen  sei, 
so  strebten  sie  ernstlich,  zu  Maurern  auf- 
genommen zu  werden,  indem  sie  sich  mehr 
zu  dieser  friedliebenden  Brüderschaft  hin- 
gezogen fühlten,  als  zu  andern  Gesell- 
schaften, die  damals  oft  durch  hitzigen 
Wortstreit  gestört  wurden.**)  Die  gute 
Regierung  des  Grossmeisters  Montagu  be- 
wog  den  bessern***)  Teil  der  Zunft,  ihn 
noch  ein  Jahr  auf  dem  Stuhle  zu  belassen, 
daher  man  die  Vorbereitung  zum  Feste 
aussetzte.  Allein  Philipp,  Herzog  von 
Wharton  (s.  d.),  der  erst  kürzlich  zum 
Maurer  aufgenommen  worden  war,  obgleich 
nicht  Meister  einer  Loge,  war  ehrsüchtig, 
auf  dem  Stuhle  zu  sitzen,  und  zog  eine 
Anzahl  von  andern  an  sich,  die  mit  ihm 
am  24.  Juni  1722  in  der  Buchhänderbörse 
zusammenkamen.  Da  sie  keine  Gross- 
beamten hatten,  so  setzten  sie  den  ältesten 
Meister-Maurer  (der  aber  zu  damaliger 

*)  Wahrscheinlich  lasen  sie  aus  alten  Konstitu- 
tionen vor.  Letztere  waren  auf  Betrieb  von  Payne 
(s.  d.)  gesammelt  worden  und  dienten  Anderson  bei 
seiner  Arbeit. 

••)  In  den  damaligen  bewegten  Zeiten  in  Kngland, 
wo  politische  Parteien  sich  bitter  befehdeten,  waren 
also  die  Logen  da»  Asyl,  wohin  man  sich  fluchtete, 
um  jenem  Hader  tu  entgehen ,  und  dies  erklart  das 
rasche  Wachsen  der  Bruderschaft.  An  deistische 
und  andre  religiöse  Kinwirkungen  ist  nicht  Im  ent- 
ferntesten zu  denken  und  Krauses  (Drei  Kunsturkun- 
den) Vermutungen  sind  ohne  allen  Halt. 
J    •••)  Das  heisst  hier  die  Gebildetem. 

32 


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498 


Verordnungen,  allgemeine. 


Zeit  nicht  Meister  einer  Loge,  also  un- 
regelmäßig war)  auf  den  »Stuhl,  und  ohne 
die  üblichen  anständigen  Zeremonien*) 
rief  der  besagte  alte  Maurer  mit  lauter 
Stimme  Philipp,  Herzog   von  Wharton, 
zum  GroBsmeister  der  Maurer,  Herrn  Josua 
Timson,  einen  Grobschmied,  und  Herrn 
Wilhelm  Hawkins,  einen  Maurer,  zu  Gross- 
aufaehern  aus.    Der  so  erwählte  Gross- 
meister ernannte  jedoch  keinen  Zugeord- 
neten, auch  wurde  die  Loge  nicht  in 
gehöriger  Form  eröffnet  und  geschlossen, 
weshalb  die  adligen  Brüder  und  alle  die- 
jenigen,  die   Unregelmässigkeiten  nicht 
unterstützen  wollten,  Wharton  nicht  an- 
erkannten.   Der  würdige  Montagu  heilte 
diesen  Bruch  der  Eintracht  dadurch,  dass 
er  die  Grossloge  17.  Jan.  1723  zusammen- 
berief, woselbst  der  Herzog  von  Wharton, 
nachdem  er  versprochen  hatte,  treu  und 
zuverlässig  zu  sein,  von  dem  zugeordneten 
Grossmeister  Beal  zum  Grossmeister  laut 
ausgerufen  wurde.    Hierauf  ernannte  er 
Desaguliers  (s.  d.)  zum  zugeordneten  Gross- 
meister und  den  oben  erwähnten  Josua 
Timson    und     Anderson    zu  Grossvor- 
stehern; denn  Hawkins  dankte  ab,  weil  er 
stet«  ausserhalb  der  Stadt  sein  musste. 
Als  die  vorigen  Grossbeamten  und  die 
Vertreter  von  25  Logen  ihre  Huldigung 
dargebracht  hatten,  legte  der  Grossvor- 
steher Anderson  das  nunmehr  in  Druck 
gegebne    Konstitutionenbuch    vor,  das, 
nebst  der   Zugabe  von   der  alten  Art, 
eine  Loge  zu  errichten,  nachmals  gebilligt 
wurde.    Nunmehr  blühte  die  Maurerei  in 
Eintracht,  Ansehen  und  Menge.  Viele 
Adlige  und  Herren  vom  ersten  Range 
wünschten,   in  die  Brüderschaft  aufge- 
nommen zu  werden,  nebst  andern  gelehrten 
Leuten,  Kaufleuten,  Geistlichen  und  Ge- 
werbetreibenden, die  fanden,   daas  eine 
Loge  eine  sichere  und  anmutige  Ruhestätte 
ist  von  angestrengtem  Studium  oder  dem 
Drang  der  Geschäfte,  fern  von  Politik 
oder  dem  Streit  der  Parteien.  Deshalb 
sah  sich  der  Grossmeister  genötigt,  mehr 
neue  Logen  zu  errichten,  und  zwar  sehr 
eifrig,  jede  Woche  nebst  seinem  Zugeord- 
neten und  den  Aufsehern  die  Logen  zu 
besuchen,  und  Se.  Hochwürden  war  ebenso- 
sehr über  die  zärtliche  und  ehrfurchtsvolle 
Weise,  ihn  zu  empfangen,  als  die  Logen 
über  seinen  leutseligen  uud  angenehmen 
Umgang  erfreut.«    [Vgl.  hierüber  allent- 
halben, teilweise  zur  Berichtigung  dessen, 
was  Anderson   hier   berichtet,    die  Ar- 
tikel England  (oben  I,  S.  235)  und  Kon- 
stitutlonenbuch.]    —    Trotz    der  für 
einen  Anfang  so  grossen  Zahl  von  V. 
kann    man    nicht   sagen,    dass    sie  er- 
schöpfend erscheinen,  feste  Verwaltungs- 
grundsätze  für   die  Logen   zu  bilden; 


doch  war  es  immerhin  ein  bedeutungs- 
voller Anfang,  der  das  Selbstbestimmungs- 
recht in  möglichster  Weise  festhielt,  wenn 
auch  einige  V.  bereits  deutlich  darauf 
hinweisen,  dass  man  dem  vornehmen  Gross- 
meister besondere  Rechte  auf  Kosten  der 
Gleichberechtigung  aller  einzuräumen  sei- 
tens der  »gelehrten«  Mitglieder  bereit  war. 

—  Durch  die  grosse,  unerwartete  Ausbrei- 
tung der  Brüderschaft  lernte  man  manche 
Bestimmungen  der  V.  als  nicht  mehr  aus- 
fahrbar erkennen,  während  das  sich  ent- 
wickelnde neue  Logenleben  bald  genug 
Mängel  und  Lücken  erkennen  Hess,  denen 
man  nachträglich  abzuhelfen  suchte.  So 
finden  sich  schon  in  dem  kurzen  Zeitraum 
bis  gegen  Ende  1724  wichtigere  neue  V., 
von  denen  indes  vielleicht  diese  oder  jene 
doch  erst  später  beschlossen  wurde,  aber 
in  der  zweiten  Auflage  des  Konstitutionen- 
buchs hierher  gesetzt  wurde:  Zu  H.  (Ver- 
waltung der  Loge  in  Verhinderung  des 
Vorsitzenden  Meisters):  » Wurde  beliebt, 
dass,  wenn  ein  Meister  einer  Loge  ab- 
gesetzt worden  oder  sein  Amt  niedergelegt 
hat,  der  Ältere  Vorsteher  sofort  den  Stuhl 
des  Meisters  bis  auf  die  nächste  Wahlzeit 
einuehmen  soll.    Seitdem  bekleidet  er  in 
des  Meisters  Abwesenheit  allemal  dessen 
Amt,  auch  wenn  ein  ehemaliger  Meister 
zugegen  ist.«  —  Zu  III.  (Aufzeichnung 
der  Ortsgesetze  und   Verzeichnis  sämt- 
licher   Logen):    »Als    Dalkeith  Gross- 
meister war,  wurde  ein  Verzeichnis  aller 
Logen  von  John  Pyne  in  Kupfer  ge- 
stochen  und    in   einem    kleinen  Band 
herausgegeben,  welches  Verzeichnis  ge- 
wöhnlich bei  Antritt  iedes  neuen  Gross- 
meisters aufgelegt  und  unter  die  Brüder 
ausgeteilt  wird.«*)  —  Zu  IV.  (Aufnahme- 
beatimmungeo):  »Kein  Bruder  soll  je  mehr 
als  einer  Loge  in  dem  Distrikt  von  Lon- 
don angehören,  wiewohl  er  sie  alle  be- 
suchen mag,  ausgenommen  die  Mitglieder 
einer  fremden  Loge.    Doch  ist  diese  V. 
aus  verschiednen  Ursachen  nicht  beob- 
achtet worden  und  wird  jetzt  für  unge- 
bräuchlich gehalten.**)  —  Zu  V.  (Mit- 
gliedschaft einer  Loge):  »Der  Schriftführer 
kann  denen,  die  darum  nachsuchen,  zu  förm- 
licher Erlangung  einer  Befreiung  förder- 
lich sein,  wenn  diese  nötig  ist.  Kennen 
sie  den  Suchenden,  so  braucht  es  keiner.« 

—  Zu  VI.  (Einstimmigkeit  bei  der  Ab- 
stimmung zur  Aufnahrae  oder  Annahme): 
•  Es  soll  kein  Besuchender,  obschon  er  in 
der  Maurerei  erfahren  ist,  in  einer  Loge 
zugelassen  werden,  ohne  dass  er  persönlich 
bekannt  oder  durch  ein  anwesendes  Mit- 
glied der  Loge  für  gut  angenommen  und 


*)  D.  b.  «jolcho,  die  min  bei  Rinietcung  det  ersten 
adligen  Groeameiiten  erdacht  nnd  in  Anwendung  ge- 
bracht b»tte. 


*)  Die«»  Litte  iat  wenigstem  »um  oftern  und  noca 
am  1764  erschienen.    [Klose,  Bibl.,  Nr.  101.} 

**)  Alto  eine  bald  wieder  nasser  Gebrauch 
kommne  Vorschrift.   Es  acheint  hiernach,  duts  r*»(jcl 
mit  «»ige  LogenbeitrAge  noob  nicht  üblich  waren,  eooti 
wäre  ein  eolches  Verbot  überflüssig  gewesen ;  Khretv 


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Verordnungen,  allgemeine. 


499 


empfohlen  worden.  Es  ward  aber  bei 
verechiednen  Fällen  für  nicht  gemäss  er- 
achtet, auf  Einmütigkeit  der  Stimmen  zu 
dringen;  daher  erlaubte  der  Grossmeister 
den  Logen,  ein  Mitglied  zuzulassen,  wenn 
nicht  über  drei  Stimmen  sich  dagegen 
erklären,  wiewohl  einige  Logen  keine 
solche  Erlaubnis  erfordern.«*)  —  Zu  VIII. 
(Mitgliedschaft  bei  einer  Loge):  »Ein  jeder 
Bruder,  der  sich  dabei  beteiligt,  heimlich 
Maurer  zu  machen,  soll  keine  Erlaubnis 
haben,  die  Logen  zu  besuchen,  ehe  und 
bevor  er  sich  der  Grossloge  unterworfen 
hat;  obschon  die  auf  solche  Art  gemachten 
Brüder  zugelassen  werden.**)  Es  Bollen 
diejenigen,  die  eine  beständige  Loge  ohne 
des  Grossmeisters  Erlaubnis  errichten, 
keinen  Zutritt  in  regelmässigen  Logen 
haben,  bis  sie  sich  unterwerfen  und  Ver- 
zeihung erlangen.  Wenn  einige  Brüder 
ohne  Erlaubnis  eine  Loge  anlegen  und  auf 
unregelmässige  Art  neue  Brüder  machen, 
so  soll  man  sie  in  einer  regelmässigen  Loge 
nicht  einmal  als  Besuchende  zulassen,  bis 
sie  gewichtige  Gründe  für  ihr  Verhalten 
angegeben  und  sich  auf  gebührende  Art 
unterworfen  haben.«  —  Zu  XII.  (Zusam- 
mensetzung der  Grossloge):  »Es  wird  keine 
neue  Loge  anerkannt,  noch  werden  ihre 
Beamten  in  die  Grossloge  zugelassen,  es 
sei  denn,  dass  sie  auf  regelmässige  Art 
errichtet  und  in  das  Verzeichnis  einge- 
tragen werde.«  ~  Zu  XIII.  (Vierteljahrs- 
▼ersammlungen):  »Die  Grossloge  erwählte 
William  Co» per  zu  ihrem  Schriftführer. 
Später  bestellte  der  neue  Grossmeister  bei 
seinem  Antritt  jedesmal  den  Schriftführer 
oder  bestätigte  ihn  von  neuem,  indem  er 
ihm  die  Bücher  zurückgab.  Sein  Ehren- 
zeichen besteht  in  zwei  goldnen  Federn, 
die  er  kreuzweise  gelegt  auf  seiner  linken 
Brust  trägt.***)  Auch  ward  beschlossen 
(jedoch  vergessen,  in  das  Protokollbuch 
der  Grossloge  einzutragen  f),  dass  keine 
Gesuche  und  Berufungen  am  Festtage  oder 
in  der  jährlichen  Grossen  Loge  angehört, 
noch  solche  Geschäfte,  welche  die  Ein- 
tracht der  Versammlung  stören  könnten, 
vorgenommen  werden,  sondern  alles  bis 
auf  die  nächstkommende  Grossloge  auf- 
zuschieben sei.  Die  Beamten  der  Logen 
sollen  der  Grossloge  die  Verzeichnisse 
aller  Mitglieder  ihrer  Logen  zustellen, 
damit  man  solche  in  das  Groaslogenbuch 


*)  Alto  schon  so  früh  bierin  keine  Überein- 
stimmung! Bekanntlich  herrschen  hierüber  noeb 
heuUuUge  die  verschiedensten  Ansichten  und  Be- 
stimm  tin  44  c  u . 

**)  Eine  sehr  weise  Bestimmung,  in  der  Annahme 
gemacht,  dass  ein  einmal  Eingeweihter  Maurer  bleibt, 
habe  er  aneb  die  Weibe  nicht  von  einer  rcgrlniittmigen 
Loge  erhalten. 

***)  Der  letzte  Sati  gehört  ganz  sicher  einer  spatern 
Zeit  an,  da  erst  im  Jahre  1729  der  Grossmeister 
Kingston  das  Geschenk  der  kreuzweise  gelegten 
goldnen  Federn  machte. 

t)  Vgl.  weiter  unten  das  au  XXIII.  Bescbloasne. 


I  eintrage  «  —  Zu  XXT1.  (Jahresfest;  Wahl- 
tag): »Es  wurde  verordnet,  dass  eine  von 
den  vierteljährlichen  Zusammenkünften  auf 
St.  Johannis  des  Evangelisten,  eine  andre 
auf  St.  Johannis  des  Täufers  Tag  in  jedem 
Jahre  soll  gehalten  werden,  es  möge  als- 
dann ein  Fest  oder  eine  Wahl  sein  oder 
nicht,  wenn  es  der  Grossmeister  zum 
Besten  der  Zunft  für  dienlich  findet,  worauf 
mehr,  als  auf  die  Tage  zu  sehen  ist.  Doch 
hat  der  Grossmeister  die  letzten  Jahre 
daher,  weil  die  meisten  vornehmen  Brüder 
sich  an  beiden  St.  Johannistagen  ausser- 
halb der  Stadt  befinden,  das  Fest  auf 
einen  solchen  Tag  verlegt,  der  der  Brü- 
derschaft am  passendsten  erschien.«  — 
Zu  XXIII.  (Anordnungen  für  das  Jahres- 
fest): »Die  Grossvorsteher  wurden  vor 
Alters  von  einer  gewissen  Anzahl  Schaff- 
ner (Stewards)  bei  jedem  Fest  unterstützt, 
oder  von  einigen,  welche  die  ganze  An- 
ordnung übernahmen  .  .  .  Die  Grossloge 
setzte  fest:  1)  dass  die  8chaffner  eher 
keinen  Wein  gemessen  sollen,  als  bis  das 
Mahl  begonnen  hat;  2)  dass  die  Mitglieder 
|  jeder  Loge  so  viel  als  möglich  bei  ein- 
ander sitzen  sollen;  3)  dass  die  Schaffner 
;  nicht  verbunden  sein  sollen,  Wein  oder 
sonstige  geistige  Getränke  nach  8  Uhr 
abends  herzugeben;  4)  dass  entweder  das 
Geld  oder  die  Einlasskarten  an  die  Schaff- 
ner zurückgegeben  werden.«  —  Zu  XXV. 
(Prüfungsausschuß) :  »Die  Grossloge  be- 
stimmte, daas  der  Prüfungsausschuss  und 
die  Schaffner,  nebst  andern,  bei  früher 
Tageszeit  an  dem  Orte,  wo  das  Mahl  ge- 
halten wird,  Bich  einfinden  sollten,  wegen 
der  in  dieser  alten  V.  gesetzten  Zwecke.« 
—  Zu  XXVIII.  (Das  grosse  Fest;  Ver- 
söhnungstag): »An  dem  Tag  der  allge- 
meinen Versammlung  und  dem  Fest  finden 
keine  Klagen  und  Berufungen  statt;  siehe 
neue  V.  XIII.  In  alten  Zeiten  kamen  die 
Meister,  Vorsteher  und  Zunftgenossen  am 
i  St.  Johannistag  entweder  in  einem  Kloster 
'  oder  auf  der  Spitze  des  höchsten  Hügels 
;  in  der  Gegend  mit  anbrechendem  Tage 
i  zusammen,  und  nachdem  sie  ihre  neuen 
:  Grossbeamten  gewählt,  begaben  sie  sich 
in  gehöriger  Form  herunter  nach  dem 
Festort,  der  entweder  ein  Kloster  oder 
das  Haus  eines  vornehmen  Maurers  oder 
sonst  ein  geräumiges  Wirtshaus  war,  das 
sie  für  dazu  geeignet  hielten.  Allein  in 
neuern  Zeiten  fahren  sie  in  Kutschen,  wie 
bei  dem  Aufzug  des  Grossmeisters  Norfolk 
beschrieben.  Zuweilen  haben  die  Meister 
und  Vorsteher  der  einzelnen  Logen  den 
Grossmeister  und  seine  Begleiter  an  der 
Thür  oder  dem  Eingang  erwartet  und 
ihn  sodann  im  Logenzimmer  begrüsst,  zu- 
weilen jedoch  ist  er  mit  seinen  Begleitern 
in  das  Logenzimmer  getreten  und  hat  durch 
die  Grossvorsteher  die  Meister  und  Vor- 
steher zu  sich  rufen  lassen.  Doch  ist  das 
einerlei :  denn  die  Grossloge  muss  vor  dem 
Mahle  zusammentreten.«  —  Zu  XXIX. 

32* 


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500 


Verordnungen,  allgemeine. 


(Wahl  des  Grossmeisters)*):  »Da  man  die 
alte  Anordnung  nicht  für  passend  erachtete, 
so  wurde  bestimmt,  dass  der  neue  Gross- 
meister durch  den  gegenwärtigen  der  Gross- 
loge bei  ihrer  Zusammenkunft  einige  Zeit 
vor  dem  jährlichen  Feste  solle  vorgeschla- 
gen werden;  billigt  man  den  Vorschlag 
oder  bringt  man  nichts  dagegen  vor,  so 
soll  er,  wenn  zugegen,  sogleich  als  er- 
wählter Grossmeister  begrüßet,  ist  er  ab- 
wesend, so  soll  seine  Gesundheit  als  Gross- 
meister getrunken  werden,  und  dass  er  als 
solcher,  dem  gegenwärtigen  Grossmeister 
zur  Linken,  sich  zu  dem  Fest  begeben 
solle.  In  dieser  Weise  schlug  am  Marien- 
tage 1721  der  Grossmeister  Payne  den 
Herzog  von  Montagu  vor,  und  seitdem 
geschah  es  bei  allen.  Daher  wird  jetzt  vor 
dem  Mahle  keine  Wahl  mehr  vorgenommen, 
sondern  der  neue  Grossmeister  nur  noch- 
mals bestätigt,  was  bald  abgethan  ist.**) 
—  Zu  XXX.  (Freie  Unterhaltung  bis  zur 
Tafelloge):  »Der  Grossmeister  kann  selbst 
das  Tischgebet  verrichten  oder  einen  Bruder, 
der  ein  Geistlicher  ist,  oder  auch  den 
Schriftführer  dazu  gebrauchen,  dass  er  vor 
und  nach  der  Mahlzeit  bete.«***)  Zu  XXXI. 
(Zusammentritt  der  Grossloge  in  Gegen- 
wart der  Brüder):  »Diese  alte  Einrichtung 
hat  man  nicht  für  rätlich  gefunden.  Wenn 
daher  die  ganze  Versammlung  in  Form 
einer  Grossloge  beisammen  an  der  Tafel 
sitzt,  so  geschieht  keine  Veränderung,  son- 
dern die  Mitglieder  der  Grossloge  bleiben 
unter  die  andern  Brüder  gemischt  an 
ihren  Plätzen.-  —  Zu  XXXII.  (Aus- 
rufung des  neuen  Grossmeisters):  »Es 
hat  sich  bis  in  die  Neuzeit  keine  Ge- 
legenheit gefunden,  diese  alte  V.  anzuwen- 
den, da  der  neue  Grossmeister  nunmehr 
durch  den  abgehenden  einige  Zeit  vor 
dem  Fest  in  Vorschlag  gebracht  und 
von  der  Grossloge  angenommen  wird, 
wie  aus  der  neuen  V.  hervorgeht,  und 
weil  kein  Grossmeister  seit  jener  Zeit  er- 
sucht worden,  sein  Amt  noch  ein  Jahr  zu 
verwalten.!)  —  Zu  XXXIII.  (Nennung 
des  neuen  Grossmeisters  durch  den  ab- 
gehenden):   »Es  ist  bisher  keine  Gele- 

Seuheit  gewesen,  diese  alte  V.  in  Anwen- 
ung  zu  bringen,  weil  kein  Grossmeister 
in  neuerer  Zeit  ersucht  worden  ist,  sein 
Amt  noch  ein  Jahr  zu  verwalten.  —  Zu 


*)  Diese  neue  V.  ist  nach  dem  Konstitutionen- 
buche  tod  1738  Tom  27.  Des.  1720,  was  ein  Druck- 
fehler ist,  da  Montagn,  unter  dem  die  A.  V. 
am  10.  Juni  1721  genehmigt  wurden,  erit  am  24.  Juni 
1721  eingesetzt  wurde    [Vgl.  oben  I,  S.  561.] 

**)  Alto  eine  leere  Form  machto  man  aui  dem 
Wahlrecht,  bloi  um  die  Ehre  tu  haben,  von  einem 
adligen  Orosameister  regiert  in  werden. 
*••)  Ei  ist  nicht  bemerkt,  wenn  diese  neue  V.  be- 
«chlossen  worden.  Sie  kann  erst  au«  spaterer  Zeit 
«ein;  mit  Ihr  wurde  ein  neues  Amt  begründet,  das 
eines  Vorbeters. 

t)  In  spaterer  Zeit  und  noch  heute  ist  letzteres  so 
sehr  der  Fall,  daas  fast  gar  kein  Wechsel  anders,  als 
mit  dem  Tode  des  Orossmeislers  stattfindet. 


XXXIV.  (Art  der  Grossmeisterwahl):  »In 
neuerer  Zeit  hat  sich  keine  Gelegenheit 
gefunden,  diese  alte  V.  in  Anwendung 
zu  bringen,  und  es  kann  auch  jetzt 
dergleichen  nicht  vorkommen,  weil  an 
dem  Festtage  weder  das  Losen  stattfindet, 
noch  Streitigkeiten  verglichen  werden.«  — 
Zu  XXXV.  (Wahl  des  zugeordneten  Gross- 
meisters und  der  Grossvorsteher):  »Ein 
Zugeordneter  wurde  jederzeit  erfordert, 
wenn  der  Grossmeister  von  edler  Geburt 
war.  In  unarer  Zeit  hat  der  erwählte 
Grossmeister  nicht  vorher  die  Namen  des 
von  ihm  ausersehenen  Zugeordneten  und 
seiner  Vorsteher  öffentlich  angezeigt,  son- 
dern erst  dann,  wenn  er  auf  den  Stuhl 
Salomos  gesetzt  worden  war;  dann  erst 
macht  er  sie  namhaft  und  bestellt  sie  zur 
Verwaltung  ihres  Amts,  sobald  sie  einge- 
setzt worden  sind.«  —  Zu  XXXVIIL  (An- 
rede an  die  Brüderschaft):  »Nach  dieser 
Rede  mögen  die  fünf  üblichen  Gesund- 
heiten getrunken  und  vor  oder  nach  jeder 
ein  Freimaurerlied  mit  Instrumentalbeglei- 
tung gesungen  werden.  Andre  Dinge, 
welche  die  Pflichten  u.  s.  w.  des  Gross- 
meisters betreffen,  sind  der  Brüderschaft 
bekannt  «*)  —  Zu  XXXIX.  (Die  Recht« 
der  jährlichen  allgemeinen  Maurerversamm- 
lung): »Es  steht  nicht  in  der  Macht  irgend 
eines  Menschen  oder  eines  Vereins  von 
Menschen,  irgend  eine  Abänderung  oder 
Neuerung  in  dem  Verein  der  Maurerei 
(body  of  masonry)  zu  machen,  ohne  vorher 
erlangte  Zustimmung  der  Grossloge.  Eine 
jede  gehörig  versammelte  GrossToge  hat 
die  Macht,  eine  jegliche  von  den  gedruckten 
V.  im  Konstitutionenbuch  abzuändern 
(amend)  oder  zu  erläutern,  wenn  nur  die 
alten  Ordnungen  (rules)  der  Brüderschaft 
nicht  dadurch  verletzt  werden ;  doch  sollen 
in  diesem  gedruckten  Konstitutionenbuch 
ohne  Erlaubnis  der  Grossloge  keine  Än- 
derungen vorgenommen  werden.  Diesem 
nach  zielen  alle  angeführten  Änderungen 
oder  neuen  V.  bloss  auf  die  Abänderung 
oder  Erläuterung  der  alten  V.  zum  Besten 
der  Maurcrei,  ohne  den  alten  Vorschriften 
der  Maurer  Eintrag  zu  thun,  unter  steter 
Wahrung  der  Alten  Landmarken.  Sie 
sind  zu  verschiednen  Zeiten,  wie  man 
es  für  erforderlich  hielt,  von  der  Groas- 
loge  abgefasst  worden,  die  eine  ihr  zu- 
stehende Macht  hat,  alles,  was  für  un- 
passend erachtet  werden  möchte,  abzuän- 
dern, und  die  gesetzmässige  Macht  besitzt, 
bei  dem  jährlichen  grossen  Fest  zum 
Besten  der  Maurerei  neue  V.,  ohne  Ein- 
willigung sämtlicher  Brüder  zu  machen. 
Dies  ist  ihr  seit  dem  24.  Juni  1721  nicht 
bestritten  worden;  denn  die  Mitglieder  der 
Grossloge  sind  fürwahr  die  Vertreter  der 
ganzen  Brüderschaft  (all  the  fraternity) 


*)  Das  Konstitutionenbuch  Ton  1728  hat  schon 
mehrere  Lieder  mit  Noten,  darunter  den  Meister- 
in fünf  Teilen. 


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Verordnungen,  allgemeine. 


501 


zufolge  der  alten  V.  X.«  —  Keller  fugt 
[FZ.  1864,  S.  849]  diesen  neuen  V.  bei: 
»Unter  diesen  sind  mehrere  mitgeteilt 
worden,  die  wahrscheinlich  erst  später  be- 
schlossen wurden,  als  die  Zeit  läuft,  die 
oben  abschließt,  die  aber  nur  als  Erläu- 
terungen dienen;  andre,  zumal  diejenigen, 
welche  die  Orossloge  als  solche  und  ihre 
Einrichtungen  betreffen,  nennen  uub  die 
durch  die  Wahl  von  vornehmen  Gross- 
meistern nötig  gewordnen  oder  von  diesen 
willkürlich  oder  unbewusst  getroffnen  Ab- 
änderungen. Diese  sind  schon  wichtiger, 
obwohl  bis  hierher  noch  nichts  vorkommt, 
was  die  Zusammensetzung  der  Grossloge 
durch  die  Vertreter  der  einzelnen  Logen 
beeinträchtigt.  Zu  beachten  sind  die  Zu- 
sätze zu  VIII.,  da  sie  den  Beweis  liefern, 
dass  nicht  alle  die  alten  Maurer  mit  der 
alten  Einrichtung  und  Gestaltung  der 
Grossloge  zufrieden  waren,  sondern  nach 
altem  Herkommen  Maurer  machten,  die 
sie  als  gleichberechtigt  betrachteten;  die 
Grossloge  verbot  zwar  dieses  alte  Her- 
kommen, war  aber  weise  genug,  auch  die 
so  Eingeweihten  als  Maurer  anzusehen. 
Nur  die  Bildung  von  ständigen  Logen,  die 
sich  ihr  nicht  fügten,  konnte  sie  nicht 
dulden,  und  sie  geriet  dadurch  in  einen 
Kampf  mit  sogenannten  Winkellogen,  der 
viele  Jahre  dauerte ...  —  Das  jährliche  Fest 
sollte  ursprünglich  dazu  dienen,  Streitig- 
keiten zu  schlichten,  und  schon  die  von 
Halliwell  (s.d.)  aufgefundne  Urkunde  nennt 
es  daher  den  Versöhnungstag.  Nach- 
dem vornehme  Männer  an  die  Spitze 
traten,  mochte  man  diese  nicht  damit  be- 
lästigen, derlei  unangenehme,  für  sie  un- 
bekannte und  daher  langweilige  Dinge  zu 
schlichten,  zumal  da  bei  den  nun  üblich 
werdenden  grossartigen  Schmausereien  für 
andre  Sachen  wenig  Zeit  blieb;  man 
machte  es  daher  kurz,  nahm  diesem  Ver- 
söhnungstag seinen  ganzen  Charakter,  ver- 
wies die  Streitigkeiten  oder  Berufungen 
von  der  Versammlung  der  ganzen  Brü- 
derschaft weg  und  an  eine  viertel- 
jährliche Zusammenkunft,  die  nicht  den 
Charakter  einer  allgemeinen  Versamm- 
lung trug  und  —  legte  damit  den  Grund 
zu  noch  vielen  andern  Ausschreitungen 
des  Hergebrachten  und  zu  mancher  Un- 
zufriedenheit. Dass  die  Grossvoreteher, 
die  selbst  erst  seit  der  Errichtung  der 
Grossloge  in  das  Dasein  getreten  waren, 
nicht  von  Alters  her  durch  Schaffner  unter- 
stützt werden  konnten,  wie  in  der  neuen 
V.  XXHJ  behauptet  wird,  bedarf  keiner 
Beleuchtung;  letztere  wurden  erst  durch 
die  früher  unerhörten  Gastereien  nötig. . .  — 
Wie  sehr  sich  aber  der  Charakter  der  Brü- 
derschaft in  kurzer  Zeit  umgestaltet  hatte, 
das  bezeugt  am  besten  die  neue  V.XXXIX, 
in  der  man  zwar  nochmals  klar  und  deut- 
lich aussprach,  dass  es  in  niemandes  Hand 
liege,  Anordnungen  in  dem  Wesen  der  Ge- 
sellschaft zu  machen,  aber  doch  es  nicht 


mehr  für  erforderlich  erachtete,  dasa  neue 
V.  nur  mit  Einwilligung  der  Mehrheit  der 
Mitglieder  gemacht  werden  könnten,  son- 
dern dieses  Recht,  vorausgesetzt  die  Auf- 
rechterhaltung der  Alten  Landmarken,  der 
Grossloge  zuwies.«  —  Mit  Ausnahme  eines 
sicherlich  spätem  Zusatzes  zu  der  V.  XIH, 
der  Auszeichnung  des  Schriftführers,  ent- 
halten die  alten  und  neuen  V.  bis  Ende 
1724  nichts  von  Vorrechten  und  Auszeich- 
nungen. Von  jetzt  an  beginnen  aber,  nach- 
dem den  Äusserungen  des  Konstitutionen- 
buchs von  1788  nach  «die  Maurerei  be- 
rühmt im  Lande  geworden»,  mit  dem  Ver- 
schwinden der  Werkmaurer  die  Auszeich- 
nungen und  Bevorzugungen,  welche  die 
alte  Gleichheit  bedenklich  beeinträchtigten. 
Den  wiederholten  Versuchen  gegenüber, 
Logen  ohne  vorherige  Erlaubnis  der  Gross- 
loge zu  errichten,  kam  ein  neuer  Zusatz 
zu  VIII:  »Wenn  einige  Brüder  ohne  Er- 
laubnis eine  Loge  errichten  und  auf  un- 
regelmässige Weise  neue  Brüder  aufneh- 
men, so  sollen  sie  in  keine  regelmässige 
Loge,  auch  nicht  einmal  als  Besuchende 
eingelassen  werden,  bis  sie  triftige  Gründe 
für  ihr  Verhalten  beibringen  oder  sich  ge- 

i  bührend  unterwerfen.«  Und  damit  eine 
Überwachung  stattfinden  könne,  Irrtum 

:  über  die  Rechtmässigkeit  einer  Loge  aber 
ausgeschlossen  sei,  verordnete  man  zu  HI : 

'  »Wenn  eine  Loge  ihre  regelmässigen  Ver- 
sammlungen nach  einem  neuen  Lokal  ver- 
legtu  so  müssen  die  Beamten  solches  unver- 
züglich dem  Grossschriftführer  anzeigen.  •— 
Nachdem  man  die  Verhandlungen  von  dem 
allgemeinen  Versammlungstage  wegverlegt 
hatte,  war  das  in  XIH.  vorbehaltne  Recht, 
Lehrlinge  zu  Meistern  und  Zunftgenossen 
zu  machen,  eine  Last  geworden;  es  wurde 
daher  22.Nov.1725  verordnet:  »Der  Meister 
einer  Loge,  nebst  seinen  Aufsehern  und 
einer  erforderlichen  Anzahl  aus  der  in  ge- 
bührender Form  versammelten  Loge,  kann 
Meister  und  Zunftgenossen  nach  Ermessen 
machen.«  —  Verhängnisvoll  war,  dass  in 
der  Zusammensetzung  der  Grossloge  Ver- 
änderungen vorgenommen  wurden;  denn 
zu  der  neuen  V.  XII.:  »Alle  diejenigen, 
die  Grossmeister  gewesen  oder  sein  werden, 
sollen  in  der  Grossloge  Mitglieder  sein 
und  Stimme  haben«,  kam  bala  darauf  die 
weitere,  die  den  gewesnen  Zugeordneten 
das  gleiche  Recht  einräumte,  und  1727 
erhielten  auch  die  Grossvorsteher  diese 
Berechtigung.  —  Bereits  treten  nun  auch 
Rangstreitigkeiten  unter  den  Logen  selbst 
auf,  so  dass  man  zu  deren  Beseitigung  zu 
III.  verordnete:  »Der  Vorrang  unter  den 
Logen  ist  begründet  durch  das  Alter  ihrer 
Einsetzung«.  Einen  Vorrang  also  erkannte 
man  an,  und  nachdem  man  diese  Bewilli- 
gung den  Logen  gemacht,  erscheint  es 
umso  weniger  auffällig,  dass  man  äussere 
Abzeichen  anordnete  und  zu  XII.  die  neue 
V.  machte:  »Meister  und  Vorsteher  der 
Logen  sollen  sich  niemals  bei  der  Gross- 


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502 


Verordnungen,  allgemeine. 


löge  ohne  ihre  Kleinodien  und  Bekleidung 
einfinden.«  Diesem  fügte  man  zu  derselben 
alten  V.  bald  darauf  bei:  »Wenn  ir- 
gend ein  Beamter  einer  Loge  nicht  in  der 
Grossloge  erscheinen  kann,  so  mag  er  einen 
Bruder  derselben  Loge,  jedoch  nicht  einen 
bloss  eingetretnen  Lehrling,  mit  seinem 
Kleinod  dahin  schicken,  damit  er  seine 
Stelle  vertrete  und  die  Ehre  seiner  Loge 
wahre.«  Also  bis  dahin  war  es  als  der 
beste  Beweis  der  Gleichberechtigung  aller 
noch  möglich  gewesen,  einen  kaum  Ein- 
getretnen als  Stellvertreter  in  die  Gross- 
loge  zu  schicken,  trotz  des  Verbots  in  den 
Alten  Pflichten,  was  nicht  denkbar  wäre, 
hätten  Grade  in  früherer  Zeit  bestanden.  — 
Einzelne  Zusätze  zu  den  V.,  wie:  «dass 
kein  Bruder  in  der  Grossloge  mehr  als 
einmal  wegen  einer  Sache  reden  soll,  es 

Seschehe  denn,  um  sich  deutlicher  auszu- 
rücken oder  wenn  er  von  dem  Vorsitzen- 
den zum  Sprechen  aufgefordert  wird«,  und 
zu  XXII.:  «dass  keine  besondere  Loge 
ein  eignes  Fest  an  dem  Tage  des  allge- 
meinen Festes  haben  soll«,  bilden  den 
Übergnng  zu  einschneidenden)  V.,  bo  zu 
I.  (beschlossen  17.  März  1731):  «Zur  Ab- 
stellung von  Unregelmässigkeiten  soll  nie- 
mand als  der  Grossmeister,  sein  Zugeord- 
neter und  seine  Vorsteher,  welche  die  ein- 
zigen Grossbeamten  sind,  ihre  Kleinodien 
in  Gold  an  blauen  Bändern  um  ihren  Hals 
und  weisse  lederne  Schürzen  mit  blauer 
Seide  tragen;  die  ehemaligen  Grossbeamten 
dürfen  gleiche  Schürzen  tragen«;  zu  II.  (be- 
schlossen an  demselben  Tage):  »Die  Meister 
und  Vorsteher  der  besondern  Logen  mö- 
gen ihre  weissen  ledernen  Schürzen  mit 
weisser  Seide  füttern  und  ihre  Kleinodien 
an  weissen  Bändern  um  den  Hals  hängen«; 
zuXXHI.  (beschlossen  an  demselben  Tage): 
•Die  Schaffner  haben  die  Erlaubnis,  Klein- 
odien von  Silber  (jedoch  nicht  vergoldet! 
an  roten  Bändern  um  den  Hals  hängend 
zu  haben,  weisse  Stäbe  zu  tragen  und  ihre 
weissen  ledernen  Schürzen  mit  roter  Seide 
zu  füttern;  die  ehemaligen  Schaffner  dür- 
fen gleiche  Schürzen  tragen.«  [Vgl.  oben 
I,  8.  241.J  —  Aus  diesen  V.  und  den  um 
jene  Zeit  üblichen  pomphaften  öffentlichen 
Aufzügen  [vgl.  oben  I,  S.  2471  weht  ein 
Geist,  der  der  alten  Brüderschaft  fremd 
war,  und  wenn  solche  Erlaubniserteilungen 
das  Streben  nach  äusserer  Auszeichnung 
begünstigten  und  den  Luxus  in  den  Mau- 
rernalien heimisch  machten,  so  konnten 
sie  auch  nur  dazu  beitragen,  die  wirk- 
lichen arbeitenden  Maurer  vollends  aus 
den  Logen  zu  treiben,  die  kein  Geld 
für  kostbare  Auszeichnungen  und  Gaste- 
reien übrig  hatten.  Dabei  blieb  es  nicht, 
denn  es  wurde  bald  darauf  beschlossen, 
zu  XXIII.:  «Die  Schaffher  sollen  das 
Vorrecht  haben,  dass  ein  jeder  derselben 
seinen  Nachfolger  in  diesem  Amt  für  das 
folgende  Jahr  ernenne«  [vgl.  oben  I,  S.  240]. 
—  Bereits  fiel  die  Wahl  der  Grossvorsteher 


in  der  Regel  auf  Schaffner;  besorgten  nun 
diese  die  Tafel,  so  war  es  nur  noch  nötig, 
auch  die  übrigen  Geschäfte  der  Grossloge 
an  eine  andre  Behörde  zu  übertragen,  um 
von  allen  unbelästigt  das  Dasein  als  Gross- 
loge feiern  zu  können.    Eine  solche  Be- 
hörde bot  sich  dar  in  der  AlmoBenkom- 
mission  (s.  d.),  die  durch  thätige  Mitglieder 
errichtet  und  ausgebildet  worden  war,  und 
so  beschloss  man  (am  13.  Dez.  1733)  zu 
XIII.:  «einstimmig,  dass  wegen  der  über- 
hand nehmenden  Geschäfte  der  Grossloge 
das,  was  sie  nicht  erledigen  könne,  der 
Almosenkommission  überlassen  solle,  diese 
aber  der  nächsten  Grossloge  davon  Bericht 
erstatten  möge.«  — «Hierdurch hat  die  Gross- 
loge,« bemerkt  Kloss,  «gewissermassen  den 
Überrest  ihrer  Unabhängigkeit  bei  Fassung 
von  Beschlüssen  freiwillig  hingegeben,  und 
der  ursprünglich  zur  Verwaltung  der  Ar- 
mengelder bestimmte  Ausschuss  bildete 
sich  zu  einer  Meisterversammlung  aus,  in 
dessen  Hände  die  wichtigsten  Verfügungen 
und  Vorbereitungen  zu  neuen  Beschlüssen 
gelegt  und  somit  die  oberste  Gewalt  der 
Grossloge  mehr  oder  weniger  zweifelhaft 
wurde.    Auf  diese  Weise  musste  die  ur- 
alte Bestimmung  der  Generalversammlung 
beim  grossen  teste  immer  mehr  in  den 
Hintergrund  treten  und  ihr  hauptsächlich 
nur  die  Repräsentation,  sowie  die  Mahl- 
zeit als  äusserlicher  Zweck  übrig  bleiben. 
Es  ist  begreiflich,  dass  von  nun  an  keine 
Spur  von  Mitwirkung  aller  Mitglieder, 
selbst  des  jüngsten  Lehrlings,  bei  einem 
Beschluss  der  Grossloge  mehr  vergönnt 
war.   Allerdings  war  die  Stiftung  eines 
Ausschusses  erforderlich,  um  die  zur  Ent- 
scheidung vorzubringenden  Gegenstände 
vorzubereiten  und  zu  ordnen;  ob  es  aber 
nicht  zu  Missständen  führen  musste,  dass 
gerade  der  ursprünglich  aus  sieben  Mit- 
gliedern gebildete  Ausschuss,   der  den 
Schlüssel  zum  Gelde  in  der  Hand  hatte, 
eine  so  ausgedehnte  Gewalt  erhielt,  dass 
zumal  sie  mit  dem  Einziehen  der  Beiträge 
der  Logen  und  deren  Verwaltung  schon 
hinreichend  beschäftigt  sein  konnte,  kann 
billig  kaum  in  Zweifel  gezogen  werden. 
Durch  diese  Neuerung,  die  sich  im  Laufe 
der  Zeit  immer  mehr  ausbildete,  wurde 
die  Gleichheit  in  der  Loge  unter  den 
Brüdern  gefährdet.«  —  Es  kommen  nun 
folgende  V.:  Zu  VIII.:  »Wenn  eine  Loge 
in  dem  Weichbild  von  London  aufhören 
sollte,  zwölf  Monate  hintereinander  sich 
regelmässig  zu  versammeln,  so  soll  ihr 
Name  und  Lokal  im  grossen  Logenhause 
und  in  der  gestochnen  Logenliste  auage- 
strichen und  getilgt  werden,  und  wenn  sie 
wieder  darum  ansucht,  als  eine  regelmässige 
Loge  anerkannt  und  eingetragen  zu  wer- 
den, so  muss  sie  ihre  vorige  Stelle  und 
Vorrang  verlieren  und  sich  einer  neuen 
Gründung  unterwerfen.«  —  «In  Betracht, 
dass  einige  uns  fremde  Brüder  in  jüngster 
Zeit  heimlich  aufgenommen  worden,  das 


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Yerorduungeii,  allgemeine. 


503 


heiBiit  in  keiner  regelmässigen  Loge,  noch 
kraft  irgend  einer  Gewalt  oder  Befreiung 
vom  Grossmeiater  und  zur  Unehre  der 
Zunft  gegen  wohlfeile  und  unwürdige  Auf- 
nahmegebühren ,  wird  beschlossen,  das« 
keine  also  aufgenommne  Person,  noch  wer 
bei  deren  Aufnahme  beteiligt  gewesen, 
weder  Grossbeamter,  noch  ein  Beamter 
einer  besondern  Loge  sein,  an  dem  allge- 
meinen Almosenfonds  Anteil  haben  soll, 
wenn  sie  in  den  Fall  käme,  Unterstützung 
zu  bedürfen.c  —  Zu  XII.:  »Alle  gegen- 
wärtigen und  vormaligen  Grossbeamten, 
die  den  Versammlungen  der  Grossloge  bei- 
wohnten (mit  Ausnahme  des  grossen  Festes), 
sollen  eine  halbe  Krone  zu  den  Unkosten 
der  Versammlung  bezahlen.«  —  Zu  XXIII. 
(vom  24.  Juni  1735):  «Es  verordnete  die 
Grossloge  auf  Ansuchen   der  gewesnen 
Schaffner  in  betreff  ihrer  geleisteten  Dienste 
und  künftigen  Nutzbarkeit:  1)  daas  sie  zu 
einer  Loge  von  Meistern,  Scnaffner-  (Ste- 
wards-) Loge  genannt,  gebildet  und  als 
solche  im  Grosslogenbuch  und  dem  ge- 
druckten Verzeichnis,  nebst  der  Zeit  und 
dem  Ort  ihrer  Arbeiten  eingetragen  wer- 
den sollten;  2)  daas  die  Schaffnerloge  das 
Vorrecht  haben  sollte,  eine  Abordnung  von 
Zwölfen  zu  jeder  Grossloge  zu  schicken, 
nämlich  den  Meister,  die  Aufseher  und 
neun  andre,   und  »oll  jeder  der  Zwölf 
daselbst  stimmen  und  jeder,  der  vor  ihnen 
erscheint,  eine  halbe  Krone  zu  den  Un- 
kosten für  die  Grossloge  erlegen;  3)  daas 
kein  Bruder,  der  nicht  Schaffner  gewesen, 
die  ihnen  gestattete  Gattung  von  Schürzen 
und  Bändern  tragen  soll;  4)  daas  jeder  der 
zwölf  Abgeordneten  aus  der  Schaffnerloge 
in  der  Grossloge  ein  besonderes  Kleinod 
an  einem  roten  Band  tragen  soll;  5)  daas 
die  zwölf  dienstthuenden  Schaffner  des 
laufenden  Jahres  stets  mit  ihrer  besondern 
Bekleidung  und  Kleinodien  in  der  Gross- 
loge  erscheinen  und  zu  den  Unkosten  der 
Versammlung  den  Anteil  von  vier  Logen 
bezahlen  sollten.    Doch  dürfen  sie  nicht 
stimmen,  ja  selbst  nicht  einmal  sprechen, 
ausser   auf  Begehren  oder   sonst  allein 
über  das,  was  das  nächstfolgende  Fest 
angeht«     [Vgl.  oben  I,  S.  240.]  Was 
auf  diese  Weise  unvermerkt  eingeführt 
ward,  wurde  schon  am  14.  Juni  1753  als 
Herkommen  ausgesprochen,   worauf  die 
letzte  Verfügung  vom  3.  Febr.  1779  dieser 
Neuerung  die  Krone  aufsetzte:  »demnach 
man  aus  dem  Konstitutionenbuch  ersieht, 
daas  es  ein  unwandelbarer  Gebrauch  der 
Gesellschaft  gewesen  ist,  die  Beamten  der 
Grossloge  lediglich  aus  denjenigen  Brüdern 
zu  erwählen,  die  das  Amt  eines  Gross- 
schaffnera  bekleidet  haben,  so  wird  be- 
schlossen, dasa  fortan  kein  Bruder  als 
Grossbeamter  angestellt  werde,  er  habe 
denn  das  Amt  eines  Grosaschaffners  bei 
einem  grossen  Fest  versehen,  und  er  sei 
ein  wirklich  konstituierendes  Mitglied  der 
Schaffnerloge  zur  Zeit  seiner  Ernennung.« 


Die  Grossloge  zu  London  hat  hierdurch 
den  von  den  sogenannten  höhern  Graden 
in  reichem  Masse  benutzten  Grundsatz, 
daas  das  mehrzahlende  Mitglied  auch  mehr 
zu  sagen  habe,  zu  allererst  in  der  Mau- 
rerei eingeführt.  Hierzu  ist  die  Auszeich- 
nung der  Schaffner,  die  rote  Farbe,  zu 
nehmen,  die  von  den  Hochgraden  seit  1740 
nutzbar  angenommen  wurde.  Diese  Farbe 
ist  somit  erst  seit  dem  17.  März  1731  unter 
den  Maurern  bekannt.  (Vgl.  oben  I,  S.  241.] 
Unzuträglichkeiten  bei  den  Veraamm- 
lungen hessen  eine  feste  Geschäftsordnung 
für  die  Groasloge  vermissen.  Der  thätige 
zugeordnete  Grosameister  Ward  (s.  d.)  ent- 
warf eine  solche  in  zehn  Artikeln,  diese 
wurde  als  XL.  allgemeine  V.  am  6.  April 
1786  beschlossen:  »Art.  1.  Kein  Bruder 
soll  in  die  Grossloge  eingelassen  werden, 
ausser  denen,  die  bekannte  Mitglieder  sind, 
nämlich  die  vier  dermaligen  und  alle  frü- 
hern Grossbeamten,  der  Schatzmeister  und 
der  Schriftführer,  die  Meister  und  Aufseher 
aller  regelmässigen  Logen;  der  Meister, 
die  Aufseher  und  noch  weitere  neun  aus 
der  Schaffnerloge,  mit  Ausnahme  eines 
Bruders,  der  eine  Bitte  vorzubringen  hat, 
oder  Zeuge  ist  in  einem  besondern  Fall, 
oder  wer  Dei  einem  Antrag  berufen  wird. 

—  Art.  2.  Sobald  der  dritte  Hammerschlag 
des  Grossmeisters  ertönt  (den  der  Ältere 

I  Grossvorsteher  jederzeit  wiederholen  muss), 
;  hat  allgemeines  Stillschweigen  einzutreten, 
und  wer  es  ohne  Erlaubnis  unterbricht, 
soll  vom  Vorsitzenden  öffentlich  bestraft 
werden.  —  Art.  8.  Unter  gleicher  Strafe 
muss  ein  jeder  Bruder  seinen  Sitz  ein- 
nehmen und  ein  genaues  Stillschweigen 
beobachten,  wenn  der  Grossmeiater  oder 
dessen  Zugeordneter  es  für  gut  befin- 
det, sich  zu  erheben  und  zur  Ordnung  zu 
rufen.  —  Art.  4.  Jedes  Mitglied  der  Groas- 
loge muss  seinen  Sitz  behalten  und  darf 
sich  nicht  während  der  Verhandlungen  von 
einem  Platz  zum  andern  begeben,  die  Gross- 
vorsteher auagenommen,  weil  diese  un- 
mittelbar für  die  Loge  Sorge  tragen  müssen. 

—  Art.  5.  Nach  der  V.  der  Groasloge  vom 
21.  April  1730  (wie  jetzt  im  Grosslogen- 
buch eingetragen  worden)  soll  kein  Bruder 
mehr  als  einmal  Über  eine  Sache  reden, 
es  sei  denn,  daas  er  sein  Vorbringen  zu 
erläutern  habe  oder  vom  Vorsitzenden  auf- 
gefordert werde,  sich  auszusprechen.  — 
Art.  6.  Jeder  Sprechende  hat  sich  zu  stellen 
und  gegen  den  Vorsitzenden  hin  zu  wen- 
den, und  es  darf  ihm  bei  Strafe  niemand 
in  die  Rede  fallen.  Nimmt  der  Grossmeister 
aber  wahr,  dasa  er  von  dem  Gegenstand 
abweicht,  über  den  er  reden  wollte,  und 
hält  er  es  für  dienlich,  ihn  zur  Ordnung 
zu  rufen,  so  soll  der  Sprechende  in  die- 
sem Falle  sich  niedersetzen ;  sofern  er  sich 
aber  in  die  Ordnung  fügt,  steht  es  ihm 
frei,  weiter  fortzufahren.  —  Art.  7.  Wenn 
ein  Mitglied  der  Grossloge  in  einer  Ver- 

|  sanimlung    zweimal    zur    Ordnung  ge- 


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504 


Verordnungen,  allgemeine. 


rufen  worden  und  sich  zum  drittenmal 
desselben  Vergehens  schuldig  macht,  so 
soll  der  Vorsitzende  ihm  nachdrücklich 
anbefehlen,  den  Sitzungssaal  für  denselben 
Abend  zu  verlassen.  —  Art.  8.  Wenn  einer 
sich  so  gröblich  vergange,  einen  Bruder 
hohnisch  auszuzischen  oder  das,  was  ein 
andrer  gesagt  hat,  so  soll  er  sofort  von 
der  Versammlung  ausgeschlossen  und  un- 
fähig erklärt  werden,  künftig  jemals  wie- 
der Mitglied  der  Grossloge  zu  werden;  es 
sei  denn,  dass  er  seine  Fehler  einsähe  und 
Verzeihung  erlangte.  —  Art.  9.  Es  soll 
kein  Antrag  wegen  einer  neuen  V.  oder 
wegen  Änderung  einer  alten  geschehen, 
ehe  und  bevor  man  ihn  dem  Vorsitzenden 
schriftlich  eingereicht  hat.  Hat  der  Gross- 
meiötcr  die  Eingabe  wenigstens  zehn  Mi- 
nuten überlegt,  so  kann  diese  öffentlich 
vorgetragen  werden.  Alsdann  soll  der 
Schriftführer  diese  mit  lauter  Stimme  vor- 
lesen, und  wenn  zwei  oder  drei  der  Sache 
beipflichten,  so  muss  sie  der  ganzen  Ver- 
sammlung zu  überlegen  gegeben  werden, 
damit  man  ihre  Meinung  darüber  höre. 
Hierauf  soll  der  Grossmeister  die  Frage 
stellen:  ,Ob  der  Vorschlag  angenommen 
oder  abgelehnt  wird.»  —  Art.  10.  Die  Mei- 
nungen oder  Stimmen  der  Brüder  wer- 
den stets  dadurch  bezeichnet,  dass  jeder 
eine  seiner  Hände  aufhebt  Die  Gross- 
aufseher haben  diese  zu  zählen,  es  sei 
denn,  dass  die  Zahl  der  Hände  so  ungleich 
wäre,  dass  das  Zählen  überflüssig  würde. 
Auch  soll  keine  andre  Art  von  Abstim- 
mung je  unter  Maurern  zugelassen  wer- 
den.« —  Bekanntlich  wurde  schon  der  erste 
Grossmeister  Sayer  durch  Mehrheit  der 
aufgehobnen  Hände  erwählt.  —  Wichtig 
erscheint  auch  noch,  was  die  Grossloge 
unter  dem  25.  Jan.  1738  über  die  Selbst- 
regierung in  den  Logen  verordnete.  —  Zu 
IX.:  »Da  sich  über  die  Verlegung  der 
Logen  aus  einein  Haus  in  ein  andres 
Zwistigkeiten  erhoben  haben  über  die 
Frage:  wem  die  Entscheidung  darüber  zu- 
stehe, so  wird  hiermit  angezeigt,  dass  keine 
Loge  ohne  des  Meisters  vorwisseu  verlegt 
werden  darf,  dass  keine  Vorbereitung  zu 
einer  solchen  Verlegung  in  Abwesenheit 
des  Meisters  getroffen  werden  darf,  und 
dass,  wenn  die  Absicht  zwei-  oder  dreimal 
bekannt  gemacht  worden,  von  dem  Meister 
an  jedes  einzelne  Mitglied  eine  Einladung 
zu  erlassen  sei,  worin  von  dieser  Ange- 
legenheit Meldung  geschieht  und  ein  be- 
stimmter Tag  zu  ihrer  Besprechung  und 
Entscheidung  festgesetzt  ist,  auch  muss 
diese  Benachrichtigung  wenigstens  zehn 
Tage  vorher  erlassen  werden.  Der  Besch luss 
erfolgt  durch  Stimmenmehrheit  dann,  wenn 
unter  dieser  sich  die  Stimme  des  Meisters 
befindet;  sollte  dieser  aber  mit  der  Min- 
derheit gestimmt  haben,  so  soll  die  Loge 
nur  dann  verlegt  werden,  wenn  sich  volle 
Zweidritteile  der  Anwesenden  dafür  aus- 
sprechen.  Sollte  jedoch  der  Meister  sich 


weigern,  diese  Einladungen  zu  erlassen,  so 
mag  es  einer  von  den  Vorstehern  thun, 
und  wenn  der  Meister  sich  an  dem  be- 
stimmten Tage  nicht  einstellt,  so  kann  der 
Vorsteher  bei  Entscheidung  der  Sache  in 
beschriebner  Art  den  Vorsitz  führen.  Doch 
darf  in  des  Meisters  Abwesenheit  kein 
andrer  Gegenstand  als  der,  worauf  die 
Einladung  lautet,  vorgenommen  werden. 
Ist  dann  wegen  Verlegung  der  Loge  ein 
regelrechter  Beschluss  erfolgt,  so  soll  der 
Meister  oder  Vorsteher  den  Schriftführer 
der  Grossen  Loge  davon  benachrichtigen, 
damit  solches  bei  der  nächsten  viertel- 
jährigen Versammlung  kund  gemacht 
werde. «  —  Dies  sind  die  allgemeinen  alten 
und  neuen  V.  der  Grossloge  bis  zur  Her- 
ausgabe der  zweiten  Auflage  des  Konsti- 
tutionenbuchs. Von  den  weiter  folgenden 
genügt  es,  nur  die  wichtigern  anzuführen. 
Da  findet  sich  kurz  nachher  (24.  Juni  1741) 
ein  Beweis,  wie  mangelhaft  diese  V.  ge- 
kannt oder  beachtet  wurden,  da  man  an 
diesem  Tage  den  Beschluss  fasste:  »Der 
Schatzmeister  der  Gesellschaft  soll  alljähr- 
lich in  der  auf  das  grosse  Fest  folgenden 
Versammlung  gewählt  werden,  und  zwar 
ausschliesslich  von  den  in  der  vierteljähr- 
lichen Versammlung  zusammengekomm- 
nen  Brüdern;  ebenso  sollen  der  Schatz- 
meister, der  Schriftführer  und  der  Schwert- 
träger (s.  d.)  Mitglieder  einer  Vierteljahr- 
versammlungoder Grossloge  sein«,  während 
nach  der  V.  XHI.  die  Mitglieder  ersterer 
ausser  für  die  Wahl  der  Grossbeamten 
schon  längst  Stimmrecht  hatten.  —  Ver- 
geblich wird  man  bis  hierher  in  den  alten 
sowohl,  als  den  neuen  V.  nach  einer  An- 
ordnung suchen,  die  mit  einer  Zensur 
Ähnlichkeit  hätte.  Man  hielt  die  Maurer 
wahrscheinlich  durch  ihr  Versprechen  für 
hinlänglich  gebunden  und  war  ja  selbst 
durch  die  Herausgabe  des  Konstitutionen- 
buchs mit  dem  Beispiel  vorangegangen, 
dass  die  Veröffentlichung  der  Geschichte 
sowohl,  wie  der  Gesetze  ganz  unbedenklich 
geschehen  könne.  Erst  1741  schlug  Fo- 
therly  Baker  der  Grossloge  vor,  «ein  Ge- 
setz oder  einen  Befehl  zu  erlassen,  dass  kein 
Bruder  sich  unterfangen  solle,  die  Ver- 
handlungen irgend  einer  Loge  oder  einen 
Teil  oder  die  Namen  der  in  einer  solchen 
Loge  anwesenden  Personen  zu  drucken 
oder  deren  Abdruck  zu  veranlassen,  ausser 
im  Auftrag  des  Grossmeisters  oder  seines 
Zugeordneten,  bei  Strafe,  nicht  mehr  als 
Maurer  anerkannt  oder  bei  irgend  einer 
Versammlung  der  Grossloge  oder  in  irgend 
welcher  Loge  eingelassen  und  zugleich  zur 
Übernahme  irgend  eines  Amts  in  der  Zunft 
unfähig  zu  werden«,  —  ein  Vorschlag,  der 
•einstimmig  angenommen  und  als  Gesetz 
in  das  grosse  Logenbuch  einzutragen  be- 
fohlen wurde.«  —  Am  3.  April  1747  fasste 
man  den  Entschluss,  die  öffentlichen  Auf- 
züge, die  Anlass  zu  allerlei  Ärgernis  ge- 
geben hatten,  einzustellen,   doch  blieb 


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Verordnungen,  allgemeine. 


505 


die  Anordnung   nicht   in  Wirksamkeit. 
[Vgl.  oben  I,  S.  247.1  -  Eine  V.  über 
Aufnahmen  vom  23.  Nov.  1753  gestattet 
einen  Einblick   auch   in  dieses  Oebiet 
der  damaligen  Maurerei:  «Art.  1.  Keine 
Loge  soll  jemals  einen  Maurer  aufneh- 
men, ohne  gehörige  Nachforschung  nach 
seinem  Charakter  [vgl.  Alte  Pflichten  V.]; 
auch  soll  keiner  Loge  gestattet  sein,  in 
einer  und  derselben  Logenarbeit  denselben 
Bruder  aufzunehmen  und  zum  Meister  zu  j 
erheben,  ohne  vorgängige  Befreiung  des  j 
Grossmeisters,  die  jedoch  nur  bei  beson- 
dern Anlässen  in  Anspruch  genommen 
werden  darf.  Art.  2.  Keine  Loge  soll  je-  I 
mals  einen  Maurer  aufnehmen  unter  einem 
geringem  Betrag,  als  einer  Guinee.  Diese 
Guinee  soll  entweder  dem  besondern  Lo- 
genschatz oder  dem  allgemeinen  Almosen-  i 
fonds  ohne  einigen  Abzug  für  Bezahlung 
des  Speisewirts  u.  s.  w.  überwiesen  werden,  { 
bei  Strafe  der  Verwirkung  des  Freibriefs.  ! 
Doch  soll  sich  dies  nicht  auf  die  Auf-  j 
nähme  von  Aufwärtern,  Dienern  oder  ge-  | 
ringen  Redienten  erstrecken,  die  von  der 
Loge,  die  sie  bedienen  sollen,  eingeführt 
werden  können,  vorausgesetzt,  dass  eine  ] 
dergleichen  Aufnahme  oder  Einführung 
ohne  Aufnahmegebühr  und  Vergütung  ge- 
schieht.« —  Am  27.  Juni  1754  fasste  man 
einen  Beschluss,  der  beweist,  dass  man  sich 
auch  um  die  Logen  ausserhalb  Londons, 
die  seither  sehr  stiefmütterlich  behandelt 
worden  waren,  zu  bekümmern  begann.  «Es 
soll  jeder  Bruder,  je  nachdem  er  Gelegen- 
heit findet,  nach  bestem  Vermögen  nach 
den  Arbeiten  und  der  Aufführung  der  Lo- 
gen im  Laude  Nachforschungen  anstellen 
und  darüber  in  der  nächsten  Vierteljahr- 
Versammlung  geeignete  Mitteilung  macheu. 
Alle  Logen,  über  die  kein  befriedigender 
Bericht  erstattet  werden  kann,  sollen  aus- 
gestrichen werden.«  —  Ernstlichere  Ver- 
bote gegen  Hinaustragen  der  maurerischen 
Auszeichnungen  und  Teilnahme  an  uu regel- 
mässigen Arbeiten  wurden  am  29.  ]Sov. 
1754  erlassen:  »Wenn  irgend  ein  Maurer 
ohne  die  besondereGestattung  des  jeweiligen 
Grossmeisters  oder  seines  Zugeordneten 
als  Maurer  mit  irgend  einem  der  Kleino- 
dien oder  der  Bekleidung  der  Zunft  be- 
kleidet irgend  einem  Begräbnis  beiwohnen 
wird,  so  soll  er  nicht  allein  für  immer 
unfähig  sein,  in  einer  Loge  Beamter  zu 
werden,  sondern  selbst  als  wachthabender 
Bruder  in  einer  Loge  zu  erscheinen  oder 
an  dem  allgemeinen  Almosenfonds  Teil  zu 
haben,  wenn  er  in  den  Fall  kommen  würde, 
dieses  zu  bedürfen.«  —  »Wenn  ein  Thür- 
hüter (Ziegeidecker  —  s.  d.  —  Tyler)  be- 
suchen, bewachen,  oder   als  Thürhüter 
Dienste  leisten  sollte  bei  irgend  Arbeiten 
oder  anmasslichen  Logen  von  Personen, 
die  sich  Maurer  nennen,  keine  regelmässig 
gebildete  Logen  sind,  noch  die  Gewalt 
unser«  Grossmeisters  anerkennen  und  sich 
den  Gesetzen  der  Grossloge  nicht  unter- 


werfen, so  soll  ein  solcher  auf  immer  un- 
fähig sein,  ein  Thürhüter  oder  ein  Be- 
suchender in  einer  Loge  zu  sein  oder  an 
dem  allgemeinen  Almosenfonds  Anteil  zu 
haben.«  —  An  verschiednen  Stellen  abge- 
ändert und  in  eine  zweckmässigere  Ord- 
nung gebracht  wurden  die  V.  in  der  Aus- 
gabe des  Konstitutionenbuchs  von  1767. 
Es  kam  dazu  noch  eine  solche  am  26.  April 
1773,  durch  die  der  Eintritt  in  den  Bund 
zu  einer  Einnahmequelle  für  die  Gross- 
loge gemacht  wurde:  »Jede  Loge  hat  dem 
Grossschriftführer  an  oder  vor  einer  Ver- 
sammlung ein  regelmässiges  Verzeichnis 
ihrer  Mitglieder,  nebst  dem  Tag  ihres  Bei- 
tritts oder  ihrer  Aufnahme  und  der  mög- 
lichst genauen  Angabe  ihres  Alters,  ihrer 
Titel,  Gewerbe  oder  Geschäfte  zuzustellen. 
Für  jede  als  Maurer  eingeweihte  Person 
sollen  fünf  Schillinge  und  für  jede  als 
Mitglied  angenommene  Person  2ljt  Schil- 
linge erlegt  werden,  um  ihre  Namen  in 
das  Grosslogenbuch  einzutragen.  Auch 
soll  von  nun  an  keine  als  Mitglied  ange- 
nommne  Person  Anspruch  an  den  allge- 
meinen Almosen  fonds  oder  an  irgend  ein 
andres  Vorrecht  der  Grossloge  haben,  wenn 
nicht  ihr  Name  gebührend  eingetragen 
und  die  erwähnte  Gebühr  bezahlt  ist.«  — 
Gegen  das  Verkaufen  von  Freibriefen  und 
Verlegen  von  Logen  in  andre  Lokale  fin- 
det sich  eine  V.  vom  1.  Mai  1775:  »Wenn 
von  nun  an  eine  vorläufige  Gestattung 
(warrant)  oder  ein  Logen freibrief  verkauft 
oder  gegen  eine  Geldvergütung  weiter  ge- 
geben oder  irgend  eine  ungesetzliche  Weise 
zur  Erlangung  eines  Freibriefs  angewendet 
werden  würde,  so  soll  ein  solcher  Freibrief 
verwirkt  sein  und  die  Loge  aus  dem  Ver- 
zeichnis ausgestrichen  werden.  Keine  Loge 
soll  fortan  als  regelmässig  verlegt  erachtet 
werden,  bis  dass  die  in  Kraft  stehenden 
Gesetze  hinsichtlich  der  Verlegung  des 
Lokals  genau  erfüllt  sind;  und  damit  ein 
solches  gebührend  vergewissert  werde,  so 
wird  verordnet,  dass  die  Bücher  einer  jeden 
Loge  innerhalb  des  Weichbilds  von  Lon- 
don, die  auszuziehen  beabsichtigt,  vom 
Grossschriftführer  besonders  eingesehen 
werden,  ehe  eine  solche  Veränderung  oder 
der  Auszug  stattfindet;  auch  sollen  die 
Logen  auf  dem  Lande  öfters  an  die  Ge- 
setze über  die.  Verlegungen  und  an  die 
Folgen  einer  Übertretung  dieser  Gesetze 
erinnert  werden.«  —  Einer  V.  vom  14.  Febr. 
1776  nach  hatten  die  Grossbeamten  an  den 
seitherigen  Zieraten  noch  nicht  genug, 
denn  man  beschlosB:  »dass  alle  dermalige 
und  künftig  gewesne  Grossbeamte  als  Ab- 
zeichen ein  besonderes  von  Gold  oder  ver- 
goldet tragen  dürften.  Jeder  Beamte  solle 
sein  ehemaliges  Amtszeichen  tragen,  doch 
müsse  es  in  einem  Zirkel  oder  einem 
Oval  ruhen,  auf  dessen  Rand  sich  der 
Name  der  Person  und  das  Jahr  ihres  Amts 
befinde.  Der  Grund  des  Kleinods  soll 
blau  emailliert  sein  und  dasselbe  in  der 


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50Ü  VerpflichtunpMchein  (R 

Grossloge  an  einem  blauen  Band  getragen  I 
werden.«  Der  Eintritt  königlicher  Prinzen 
leitete  zu  der  V.  (1782):  »Wenn  jemals 
ein  Prinz  von  königlichem  Geblüt  der  Ge- 
sellschaft die  Ehre  erzeigen  sollte,  das 
Amt  eines  Grossineiaters  anzunehmen ,  so 
soll  ihm  freistehen,  irgend  einen  Peer  aus  i 
dem  Königreich  zu  seinem  dirigierenden 
Grossmeister  zu  ernennen.«  —  Wenn  nun 
auch  diese  V.  der  ersten  Grossloge  für  die 
Gegenwart  keine  grosse  praktische  Be- 
deutung mehr  haben,  sind  sie  doch  äusserst 
wichtig  als  Quelle  von  manchem,  was  heute 
noch  gültig  ist,  und  als  Fingerzeig  dafür, 
wie  man  von  dem  Einfachen  weiter  schritt, 
um  zuletzt  zu  einem  Wulst  von  Zieraten 
nicht  allein,  sondern  auch  zu  einer  Menge 

Sesetzlicher  Bestimmungen  zu  gelangen, 
ie  mit  dem  Ursprünglichen  und  der  Gleich- 
berechtigung in  unvereinbarem  Wider- 
spruch stehen. 

Verpfllchtungsscheln  (Revers).  1)  Die 
Ausstellung  eines  solchen  durch  den  Auf- 
zunehmenden ist  in  mehreren  Logen  üb- 
lich. —  2)  In  der  strikten  Observanz,  b. 
Unterwerfungsakte. 

Verräterei.  Eine  der  ersten  Pflichten 
eines  Freimaurers  ist  die  Verschwiegenheit 
(s.  Geheimnis,  Verschwiegenheit),  und 
doch  ist  sie  es  gerade,  die  am  meisten 
verletzt  worden  ist.  Die  freimaurerischc 
Litteratur  ist  dessen  Zeuge.  Nach  der 
Entstehung  und  Ausbildung  des  Bundes 
war  man  eifrigst  bemüht,  dessen  vermeint- 
liches Geheimnis  zu  erfahren,  und  diese 
Bemühungen  wurden  durch  Mitglieder  er- 
leichtert, die  entweder  dem  Bunde  selbst 
untreu  geworden  waren  oder  im  Streit 
der  innern  Parteiungen  durch  Mitteilungen 
aus  den  Ritualen  den  Gegner  zu  schädigen 
suchten.  Dazu  gesellten  sich  noch  gewinn-  l 
süchtige  Büchermacher,  die  auf  die  Neu-  j 
gierde  der  Nichtinaurer  sowohl,  alsder  Mau- 
rer rechnend,  Bücher  in  die  Welt  schickten, 
die  Wahres  und  Falsches  untereinander  men- 
gend, auf  die  Phantasie  der  Leser  wirken 
sollten.  Von  dem  Grand  Mystery  (1724) 
und  dem  Vademecum  (s.  d.)  au  finden 
wir  eine  Reihe  verschiedner  Bücher  vor, 
die  darauf  gerichtet  waren,  das  Rituelle 
des  Bundes  dem  Publikum  vorzulegen.  , 
Prichards  Masonry  dissected,  (Traveuols)  \ 
Catechisme,  L'ordre  des  Francs -Macons  1 
trahi,  Lea  Francs-Macons  cerases,  Jachin 
and  Boaz,  Macounerie  Adonhiramite,  der  i 
Signatstern  u.  s.  w.  bis  zum  Macbenac, 
Sursena,  Hephata,  um  nur  diese  wenigen 
Titel  zu  nennen  (über  die  Reichhaltigkeit 
dieser  Schriftenklasse  vgl.  man  Kloss,  Bibl., 
Klasse  VIU),  machen  Mitteilungen  über 
die  verschiednen  Rituale  und  Stufen,  so 
dass  es  nur  sehr  wenige  geben  möchte, 
über  die  man  sich  nicht  zur  Genüge 
unterrichten  könnte.  Freilich  sind  viele 
Angaben  mangelhaft  und  voller  Fehler. 
Diese  ganze  Klasse  Schriften  bezeichnen 
wir  als  wirkliche  Verräterschriften  uud 


svers)  —  Verräterei. 

nehmen  davon  nur  alle  amtlich  gedruckten 
Rituale  aus,  weil  bei  diesen  keine  Absicht 
des    Verrats    vorhanden    ist.  Deshalb 
sind  diese  Mitteilungen  auch  nicht  von 
dem  alten  Eide  getroffen.    Diese  Rituale 
sollen  nicht  in  die  Öffentlichkeit  kommen, 
Bondern  sind  nur  zum  Gebrauch  der  Bun- 
desangehörigen bestimmt.     Aber,  wenn 
dem  auch  so  sein  soll,  sie  geraten  doch 
in  fremde  Hände  und  dienen  dann  dazu,  das 
Gebrauchtum  ausserhalb  des  Kreises,  für  den 
es  bestimmt  ist,  zu  verbreiten.  Man  kann 
behaupten,  dass  es  in  ritueller  Hinsicht 
nichts  mehr  zu  verraten  giebt  deshalb 
das    Versprechen    der  Verschwiegenheit 
ganz   unnütz    und   es    nur   Schuld  der 
Nichtmaurer  ist,  wenn  diese  immer  noch 
in  dieser  Richtung  auf  besondere  Ent- 
hüllungen begierig  sind.  Ob  also  in  dieser 
Beziehung   noch   Verrat   geübt  werden 
kann,  erscheint  sehr  zweifelhaft.  Soviel 
jedoch  steht  fest,  dass  ein  Freimaurer,  da 
er  darüber  Verschwiegenheit  angelobt  hat, 
nicht  in  öffentlichen  Schriften  das  Rituelle 
der  Verbindung  behandeln  soll,  wenn  nicht 
etwa  geschichtliche  Untersuchungen  die 
Veröffentlichung  erheischen,  so  z.  B.  wenn 
es  sich  um  die  Vergleichung  des  Hütten- 
brauchs der  Steinmetzen,  des  von  Plot 
veröffentlichten    Katechismus    und  der 
jetzigen    Rituale    handelt.  Dergleichen 
Arbeiten,  die  rein  wissenschaftlich  sind, 
liegen  ausserhalb  des  Verrats.  Überhaupt 
findet  er  selbst  da,  wo  es  sich  um  den  Zweck 
des  Bundes,  um  die  Aufstellung  der  Idee  der 
Freimaurerei  handelt,  wo  die  Untersuchun- 
gen in  ernstem,  würdigem  Ton  geführt 
werden,  nicht  _statt.  Die  Freimaurerei  ist 
soweit  in  die  Öffentlichkeit  getreten,  dass 
sie  sich  auch  das  Licht  der  Kritik  muss 
gefallen  lassen;  nur  die  Absicht  und  die 
Freude,  geheim  gehaltne  Gebräuche  ver- 
öffentlichen zu  können,  die  Neugier  Aussen- 
stehender  zu  erregen,  nur  das  macht  den 
Verrat,  und  der  verfällt  nicht  etwa  Strafen, 
—  sondern  der  moralischen  Verachtung.  Der 
maureriBche  Schriftsteller  hat  daher  in 
seinen  Veröffentlichungen  alles  das  zu  ver- 
meiden, wodurch  das  Rituelle  und  Sym- 
bolische des  Bundes  preisgegeben  wird, 
während  die  Geschichte  sowohl,  als  der 
Zweck  behandelt  werden  dürfen,  damit 
die  Vorurteile  zerstreut  und  das  wahre 
Wesen  des  Bundes  auch  den  Nichtmaurern 
bekannt  werde.  Nur  die  Form,  unter  der 
dieser  Zweck  erreicht  wird,  bleibt  von  der 
Mitteilung  ausgeschlossen,  weil  sie  ausser- 
halb der  Eigenart  ihrer  Darstellung  leicht 
missverstanden  und  dem  Spott  ausgesetzt 
werden  kann.    Ausser  diesen  gedruckten 
und  schriftlichen  Veröffentlichungen  wird 
jetzt  wohl  kaum  eine  andre  Art  Verrat 
vorkommen,  gelegentliche  Ausplaudereien 
(s.Verschwiegenheit)  ausgenommen.  Fälle 
wie  die  Torrubias  (s.d.),  der  sich  zum  Frei- 
maurer aufnehmen  Hess,  um  die  Logenmit- 
glieder der  Inquisition  anzuzeigen,  sind 


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Versammlungen 


—  Verschwiegenheit,  Tugend  und  Treue,  Orden  der. 


507 


in  der  Gegenwart  weniger  denkbar  und 
fallen  in  die  Kategorie  der  Verfolgungen 
(b  d ).  Die  vorhin  erwähnten  Ausplau- 
dereien möchten  wir  —  so  tadelnswert  und 
unmännlich  sie  auch  sind  —  nicht  gerade 
mit  dem  Ausdrucke  »V.«  bezeichnen,  nur 
mit  dem  der  Fahrlässigkeit  und  Schwatz- 
haftigkeit.  Dasa  sie  hart  gerügt  werden 
müssen,  ist  selbstredend;  sie  verletzen 
das  Gefühl  der  Vertraulichkeit,  die  un- 
ter Maurern  herrschen  soll,  und  legen 
häufig  den  Grund  zum  Unfrieden  in  den 
Logen  und  zum  Zerwürfnis  unter  den 
Mitgliedern.  Wie  gemein  —  es  giebt  ] 
keinen  andern  Ausdruck  dafür  —  zeigt  j 
sich  nicht  die  Gesinnung  dessen,  der  z.  B. 
das,  was  bei  einer  Kugelung,  bei  einer 
vertraulichen  Besprechung  über  Aufnahme 
u.  dgl.  geäussert  wurde,  dem  Betreffenden 
mitteilt.  Diese  Handlungsweise  erscheint 
als  eine  grössere  Pflichtverletzung,  als 
jene,  die  vielleicht  läppischer-  und  täppi- 
scherweise einige  Gebräuche,  die  man 
auch  aus  Büchern  kennen  lernen  kann, 
einem  Nichtmaurer  mitteilt.  Es  wird  durch 
diese  Handlungsweise  das  Vertrauen  der 
Mitglieder  unter  einander  geschwächt  und 
stellt  die  Loge  weit  unter  die  gewöhn- 
lichen Vergnügungsvereine  und  Gesell- 
schaften, in  denen  man  ebenfalls  streng  da- 
rauf hält,  dass  über  die  innern  Vorgänge 
Verschwiegenheit  bewahrt  werde.  Das  Be- 
kanntmachen maurerischer  Gebräuche  bil- 
ligen wir  nicht,  sobald  es  nur  in  der  Absicht 
geschieht,  sie  zu  veröffentlichen.  Frei- 
lich giebt  es  Fälle,  wo  man  genötigt  sein 
kann,  Angriffen  auf  den  Bund  nicht  anders 
zu  entgegnen,  als  durch  genaue  Darlegung 
des  Innern.  Hier  ist  die  Erhaltung  des 
Bundes  das  Wichtigere.  Die  frühere  Angst-  ; 
lichkeit  und  Geheimniskrämerei  ist  in 
Deutschland,  wie  in  andern  Ländern  dem 
Geist  der  Öffentlichkeit  gewichen,  und  man 
hat  darin  nicht  Unrecht  gethan.  Mag  nur 
jeder  bei  seinen  Veröffentlichungen  das 
vermeiden,  was  in  Inhalt  und  Form  der 
Sache  und  dem  Geist  der  Maurerei  wider- 
spricht und  in  das  eigenste,  engbegrenzte 
Gebiet  der Verech wi  egenh  eit  geh  ört.  Das  G  e- 
heimnis  des  Bundes,  das  weder  durch  Wort, 
noch  durch  Schrift  verraten  werden  kann, 
offenbart  sich  nur  solchen,  die  mit  ihrem 
eignen  Gemüt  und  Geist  es  erkennen  und 
empfinden.  Es  liegt  im  Geist  der  Mau- 
rerei und  der  ganzen  Eigentümlichkeit 
ihres  Wesens  und  kann  nur  an  und  in  sich 
selbst  erfahren  und  erlebt  werden. 

Versammlungen  I.  In  alter  Zeit  ver- 
sammelte sich  die  Grossloge  im  Jahre  nur 
einmal;  seit  1717  wurden  vierteljährliche 
sogen.  Quartalversammlungen  bei  der 
Grossloge  von  England  eingeführt,  die 
auch  bei  den  übrigen  Grosslogen  üblich 
geworden  sind.  —  n.  Bei  den  Logen  kennt 
man:  1)  rituelle  V..  sogen.  Arbeitslogen, 
im  1.,  2.  und  3.  Graa.  Die  V.  im  1.  Grad 
finden  meist  monatlich  mindestens  einmal 


statt,  die  V.  der  andern  Grade  seltner.  Sie 
sind  entweder  Unterrichts-  oder  Aufnahme-, 
bezw.  Beförderungslogen.  Besondere  Logen 
bilden  die  Wahl-,  die  Trauer-  (s.  d.)  und  die 
Festlogcn,  letztere  zur  Feier  des  Johannis- 
tags, des  Stiftungstags,  des  Geburtstags  vom 
Landesherrn  u.  s.  w.  Zu  den  rituellen 
V.  rechnen  auch  die  Tafellogen  (s.  d.),  die 
Schwesternfestlogen  (s.  d.).  Ausserdem  be- 
stehen 2)  ritualfreie  V.,  wie  Verhand- 
lungen in  den  einzelnen  Graden,  Klub-V., 
gesellige  V.,  Brudermahle  (s.  d.).  Nach 
den  Graden  teilen  sich  die  V.  in  Meister- 
V.,  an  denen  nur  Meister  Anteil  nehmen, 
Gesellen- V.,  an  denen  nur  Meister  und 
Gesellen  beteiligt  sind,  und  Lehrlings-V., 
an  denen  die  Maurer  aller  Grade  zugelassen 
sind.  (Vgl.  Bh.  1861.  S.  51  (über  Grund- 
sätze für  zukünftige  Umgestaltung  der 
Formen  freimaurerischer  Zusammenkünfte). 
R.  Fischer,  Entwurf  zu  einem  Handbuch 
für  die  Amtsthätigkeit  der  Logenmeister 
(Lpz.  1891),  8.  42.T 

Verschwiegenheit  ist  eine  der  ersten 
Tugenden  des  Freimaurers,  indem  er  die 
symbolischen  Formen  des  Bundes,  sowie 
die  innern  Angelegenheiten  der  Loge  und  der 
Logenmitglieder  als  Geheimnis  zu  betrach- 
ten hat,  über  die  er  nur  gegen  Mitglieder 
des  Bundes  sich  aussprechen  darf  und  auch 
hier  nur  innerhalb  der  betreffendenGrade.  Im 
allgemeinen  ist  die  V.  eine  Tugend,  deren 
sich  der  Maurer  befleissigen  soll,  um  Gutes 
zu  befördern  und  Übles  zu  verhüten.  Seine 
Zunge  im  Zaum  zu  halten,  ist  eine  Haupt- 
erweisung  der  Selbstbeherrschung,  die  den 
Maurer  und  jeden  edeln  Menschen  zieren 
soll.  Ausplaudereien  über  innere  Logen- 
sachen sind  streng  zu  rügen  und  zu  be- 
;  strafen;  sie  verletzen  das  Gefühl  der  Ver- 
traulichkeit, das  unter  den  Mitgliedern 
einer  Loge,  wie  unter  denen  einer  Familie, 
als  welche  die  Loge  zu  betrachten  ist, 
bestehen  und  gewahrt  werden  soll.  Sie 
legen  häufig  den  Grund  zum  Unfrieden 
und  zu  Zerwürfnissen.  Es  muss  als  eine 
gemeine  Gesinnung  angesehen  werden, 
wenn  z.  B.  das,  was  bei  einer  Kuglung, 
bei  einer  vertraulichen  Besprechung  über 
Aufnahme  u.  dergl.  geäussert  wurde,  dem 
Betreffenden  mitgeteilt  wird.  Diese  Hand- 
lungsweise erscheint  als  eine  der  grössten 
Pflichtverletzungen  und  stellt  die  Loge 
weit  unter  die  gewöhnlichsten  Gesell- 
schaften. Deshalb  verdient  sie  die  strengste 
Bestrafung.  [Vgl.  Schweigen,  Geheim- 
nis. W.  J.  II,  S.  *108.  Gnothi  se  auton 
(Gera  1801)  II,  S.  31.  A.  XV,  S.  129;  1884, 
S.  74.  Alpina  1900,  S.  149.  Bbl.  1895, 
S.  450.  Bh.  1875,  S.  377;  1876,  S.  41.  FZ. 
1895,  S.  353.  L.  1883,  S.  72,  84.  M.  L. 
1888/89,  S.  75.] 

Verschwiegenheit,  Ritter  des  königl. 
Ordens  der.    So  nannten  sich  die  Kle- 
riker nach  ihrem  Rücktritt  von  der  strikten 
Observanz. 
Verschwiegenheit,  Tngend  and  Treue, 


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508 


Versicherungsanstalten  —  Verteidigungen. 


Orden  der,  hiess  eine  1759  zu  Berlin  er- 
richtete Gesellschaft,  deren  Versamm- 
lungen sich  gleichfalls  Logen  nannten 
una  deren  Hauptzweck  darin  bestand,  von 
jedem  nur  das  Beste  zu  sprechen  und  alles 
zum  Besten  zu  wenden,  weshalb  auch  das 
Ordenszeichen,  ein  Kreuz,  den  Wahlspruch 
führte:  »Parlez  pas  mal  d'autrui.«  Es  war 
eine  moralische  Gesellschaft,  die  sich  in 
ihrem  Gebrauchtum  etwas  der  Frei- 
maurerei näherte;  so  z.  B.  stand  die  Zahl 
drei  (zur  Erinnerung  an  Treue)  in  hohem 
Ansehen,  sowie  das  Dreieck.  Ob  mit 
dieser  Gesellschaft  die  später  in  Berlin 
errichtete  Loge  Zur  Verschwiegenheit  im 
Zusammenhang  steht,  lässt  sich  nicht 
nagen.  [Vgl.  übrigens:  Gesetze  Vor  die 
Mitglieder  des  Ordens  der  V.,  T.  u.  T.; 
Wornach  sie  sich  sämtlich  auf  das  ge- 
naueste zu  halten.  1759.  Mit  einer  Musik- 
beilage und  einem  Steindruck  (Brl.  1834), 
81  8.] 

Versicherungsanstalten  gegen  Krank- 
heit, Leben  und  Feuer  in  den  Logen  sind 
wohl  manchmal  geplant,  teilweise  (z.  ß. 
in  der  Loge  Hansa  in  Bremen  rücksicht- 
lich des  Lebens)  durchgeführt,  liegen  aber 
nicht  im  Rahmen  der  Freimaurerei,  finden 
sich  dagegen  in  ausgeprägter  Form  bei 
den  Oda  Fellows  (».  d.)  und  andernn  ord- 
amerikaniBchen  Geheimbünden.  [Vgl.  FZ. 
1889,  8.  94.] 

Verteidigungen.  Die  Artikel  Angriffe 
und  Verfolgungen  zeigen  deutlich,  seit 
wie  lange  und  mit  welchen  Mitteln  man 
bemüht  gewesen  ist,  den  Freimaurerbund 
als  unerlaubt  und  schädlich  hinzustellen. 
Natürlich  riefen  die  Angriffe  auch  V.  her- 
vor. Den  Reigen  eröffnete  Anderson  1730 
mit  einer  Verteidigungsschrift,  die  in  dem 
Konstitutionenbuch  von  1738  wiederholt 
wurde.  In  demselben  Jahre  erschien 
auch  die  »Relation  apologique  et  histo- 
rique  de  la  Soci^te"  des  Francs-Macons«, 
die  umfassend  den  Freimaurerbund  zu 
verteidigen  unternahm.  Diese  Schriften,  I 
die  sich  mit  der  Aufgabe  beschäftigen,  den  ; 
Freimaurerbund  gegen  Angriffe  und  Ver- 
folgungen sicher  zu  stellen,  aufzuzählen, 
würde  hier  zu  weit  führen.  Es  genügt, 
was  die  ältesten  Schriften  anlangt,  auf 
Klos»,  Bibl.,  Abschnitt  V,  S.  20—56,  zu 
verweisen,  wo  das  reichhaltigste  Material 
zu  finden  ist.  In  neuerer  Zeit  sind  noch 
viele  Schriften  erschienen,  deren  in  dem 
Artikel  Angriffe  in  der  Hauptsache  ge- 
dacht ist.  Es  sei  nur  auch  auf  Taute, 
Bücherkunde  (Lpz.  1886)  unter  Nr.  1483 
bis  1840  verwiesen.  Wie  die  Angriffe  und 
Verfolgungen  bald  von  staatlichem,  kirch- 
lichem oder  ethischem  Standpunkt  aus 
Ktgen  den  Bund  unternommen  wurden,  so 
waren  natürlich  auch  die  Verteidiger  be- 
dacht, dergleichen  Anschuldigungen  zu 
entkräften  und  zurückzuweisen,  haben  aber 
eine  schwierigere  Stellung,  als  jene,  indem 
sie  —  wenn  sie  das  Charakteristische  des 


Bundes  schonen  wollen  —  auf  manche 
Vorwürfe  schweigen  müssen,  die  doch 
leicht  zu  widerlegen  wären.   So  überzeu- 

§end  für  Maurer  —  die  mit  dem  Wesen 
es  Bundes  vertraut  sind  und  daher  dessen 
symbolische  Ausdrucksweise  kennen  — 
auch  die  schwächste  V.  sein  mag,  so  unge- 
nügend wird  selbst  die  beste  den  nicht- 
maurerischen  Gegnern  erscheinen,  weil 
ihnen  nicht  nur  die  Ausdrucksweise  fremd 
iBt,  sondern  auch  die  Besorgnis  innewohnt, 
der  Maurer  werde,  weil  durch  Angelöbnis 
gebunden,  nicht  alles  sagen,  —  dürfe  nicht 
alles  sagen  — ,  und  mancher  könne  über- 
haupt nichts  sagen,  weil  er  vermöge  seiner 
geringen   Kenntnis   des  Bundes  keinen 
Überblick  über  den  ganzen  Bund  und 
dessen  Einrichtung  habe.    Vielleicht  ge- 
nügt keine  einzige  der  vorhandnen  V.  des 
Bundes  völlig,  es  ist  aber  auch  zuzuge- 
stehen, dass  es  schwer  ist,  eine  V.  zu 
schreiben,  die  auf  das  Schlagendste  allen 
gemachten  Einwürfen  nicht  nur  entgeg- 
nete, sondern  sie  auch  völlig  vernichtete, 
da  es  sich  in  der  Hauptsache  mehr  um 
eine  Gefühlssache,  als  um  Verstand  und 
Wissenschaft  handelt  und  die  Gegner  meist 
individuelle   Anschauungen   und  Äusse- 
rungen einzelner  als  Ausdruck  der  Ge- 
samtheit betrachten.    Dieses  Einmischen 
und  Vorschieben  persönlicher  Verhältnisse, 
das  Ausbeuten  ausgelebter,  veralteter  Ri- 
tuale sind  die  Steine  des  Anstosses,  an 
denen  selbst  die  besten  V.  des  Bundes 
Schaden  erleiden  müssen.  Es  bleibt  immer 
der  Vorwurf  in  dem  einen  Falle  sitzen, 
dass  der  Bund  sich  bei  der  Aufnahme 
nicht  immer  der  erforderlichen  Auswahl, 
namentlich  bei  Angesehenen  und  Hoch- 
stehenden, befleissigt  hat  und  dass  abge- 
schmackte Rituale  einst  Geltung  gehabt 
haben,  Ja  —  so  lange  höhere  Grade  über 
den  Meistergrad  hinaus  noch  bestehen  und 
mit  ängstlicher  Sorgfalt  gehütet  werden, 
so  lange  wird  trotz  aller  Versicherungen 
der  Verdacht  nicht  unterdrückt  werden 
können,  dass  jene  Grade  und  Stufen  sich 
mit  Dingen  beschäftigen  und  in  Anschau- 
ungen   ergehen,    die    von    der  wahren 
Maurerei  weit  ab  liegen,  ja  man  kann  die 
Wahrnehmung  machen,  dass  gerade  die 
höhern  Grade  die  meisten  Angriffe  hervor- 
gerufen haben  und  noch  finden.    Alle  V. 
durch  Worte  helfen  nichts,  sie  sind  ge- 
wisserweise nur  für  die  Mitglieder  des 
Bundes  geschrieben,  für  die  Ausserh alb- 
stehenden haben  sie  meist  keinen  andern 
Wert  als  den,  neues  Material  zu  neuen 
Angriffen  und  Verdächtigungen  zu  liefern. 
Weder  der  Strenggläubige  —  einerlei  ob 
Jude,  Moslem,  Hindu  oder  Christ  —  wird 
sein  Urteil  über  die  nach  seiner  Meinung 
freigeistige  Sekte  ändern,  noch  der  Aristo- 
krat von  der  Ansicht  zurückkommen,  die 
Maurerei   treibe  Demagogie,    noch  der 
Demokrat  die  Maurer  anders  betrachten, 
als  eine  die  Grossen  dieser  Erde  um- 


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Vertraut«  Brüder  —  Verzeichnis. 


509 


schmeichelnde  Gesellschaft.  Vergeblich 
wird  es  sein,  den  schriftlichen  Nachweis 
liefern  zu  wollen,  die  Maurerei  sei  noch 
nicht  überflüssig  und  habe  ihre  Aufgabe 
noch  zu  erfüllen;  der  Philosoph  wird  so 
wenig  sich  überzeugen  lassen,  dass  zur 
ethischen  Fortbildung  ein  Geheimbund 
gehöre,  als  der  Geheimniskrämer  je  zu- 

S^ben  wird,  es  sei  die  Behauptung,  »die 
aurerei  habe  gar  keine  Geheimnisse«, 
wahr.  Es  giebt  nur  eine  —  und  wir 
glauben  die  einzige  —  wirksame  V.  Diese 
besteht  in  der  größtmöglichen  Beach- 
tung der  Neutralität  gegenüber  politischen 
und  kirchlich-konfessionellen  Dingen,  so- 
wie in  dem  mustergültigen  Beispiel  der 
Mitglieder  des  Bundes.  In  jenem  Punkte 
lehre  und  übe  man  die  wahre  Vaterlands- 
liebe, ohne  andern  Völkern  zu  nahe  zu 
treten,  im  gegenseitigen  Wettbewerb  um 
Erhaltung  und  Pflege  der  höchsten  Güter 
der  Menschheit  und  lasse  nicht  nur  jedem 
seinen  Glauben,  sondern  präge  ihm  auch 
echt  religiösen  Sinn  ein,  der  nicht  nur  in 
äusseren  Handlungen,  sondern  in  tief  inner- 
lichem Gefühl  besteht.  In  letzterer  Hinsicht 
befleiäsige  sich  jeder  eines  wahrhaft  tugend- 
haften und  gottesfürchtigen  Lebenswandels 
und  erfülle  gewissenhaft  alle  ihm  im  bör- 
gerlichen Leben  zukommenden  Pflichten, 
damit  man  an  den  Früchten  erkenne  den 
Einfluss  der  Freimaurerei  auf  die  sittliche 
Vervollkommnung  der  einzelnen.  Dann 
werden  mit  solcner  Thätigkeit  Früchte 
erwachsen,  deren  sich  die  Menschheit  zu  ; 
erfreuen  haben  wird.  Der  Freimaurerbund 
muss  sich  gewöhnen,  nicht  in  Phrasen  zu 
reden;  er  muss  das  wenige  Gute,  was  er 
thut,  ahnen  lassen,  ohne  sich  weiter 
darum  zu  kümmern,  ob  seine  Thaten  auch 
allseitig  anerkannt  oder  bekannt  werden. 
Durchdringt  dieses  Gefühl  die  Mitglieder 
des  Bundes  in  weiten  Kreisen  und  regelt 
es  deren  Handlungen,  dann  bedarf  es 
keiner  besondern  Verteidigungsschriften. 
Die  getrockneten  Thränen,  das  gelinderte 
Elena  sprechen  wirksamer  und  beredter, 
als  die  glänzendste  Lobrede. 

Vertraute  Brüder.  1)  So  nannte  Fr.  L. 
Schröder  (s.  d )  einen  kleinern  Kreis  von 
Forschern,  mit  denen  er  bei  seinen  For- 
schungen vertraulichenBriefwechsel  pflegte ; 
mit  ihnen  arbeitete  er  die  1801  und  1802 
ausgegebnen  Rituale  der  Provinzialloge 
von  Hamburg  um,  die  1817  (nach  seinem 
Tode)  von  der  Grossen  Loge  und  ihren 
Tochterlogen  angenommen  wurden.  Ihre 
Akten  wurden  1835  mit  denen  der  Engbünde 
(s.  d.)  vereinigt.  Es  waren  dieser  V.  B.  schwer- 
lich mehr  als  70.  [Vgl.  L  XXVUL  S.  60.] 
2)  So  heisst  auch  der  8.  Grad  der  Grossen 
Landesloge  von  Deutschland  in  Berlin. 

Vertraute  Brüder  Salomos,  früher  im 
Clermontschen  System  als  Chevaliers  d'Oc- 
cident  bekannt,  ist  die  Bezeichnung  des 
8.  Grads  in  der  Schwedischen  Lehrart  (s.  d.) 
in  Skandinavien. 


Vertraute  Brüder  St.  Andreas'  (Ver- 
traute Brüder  der  St.  Andreasloge.  Favoris 
des  Loges  de  St.-Andr6),  gewöhnlich  auch 
Cordon  pourpre,  Ritter  vom  Purpurband 
genannt,  ist  die  Benennung  des  10.  Grads 
in  der  Schwedischen  Lehrart  (s.  d.)  in 
Skandinavien. 

Vertraute  Brüder  St  Johannis  (auch 
Ritter  vom  weissen  Bande,  Cordon  blaue), 
ist  die  Benennung  des  9.  Grads  der  Schwe- 
dischen Lehrart  (s.  d.)  in  Skandinavien. 

Vertraute  der  Vollendung  heisst  der 
7.  Grad  in  der  Lehrart  der  Grossen  Na- 
tional Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
in  Berlin. 

Vertreter  (Repräsentant),  der  am  Ort 

der  Grossloge  wohnhafte  Stell  Vertreter  einer 
Loge  bei  den  Versammlungen  der  Gross- 
loge, der  in  der  Regel  die  Stimme  für 
diese  (soweit  möglich  nach  vorheriger  An- 
weisung) bei  den  Beratungen  der  Grossloge 
abzugeben  und  deren  Rechte  wahrzu- 
nehmen hat.  Gegen  diese  Einrichtung 
und  für  die  in  Frankreich,  England,  Nord- 
amerika u.  s.  w.  bestehende  Bildung  der 
Grusslogenversammlungen  aus  jedesmal 
dazu  abgeordneten  Mitgliedern  der  ein- 
zelnen Logen  sind  vielfache  Stimmen  er- 
hoben worden  [s.  insbesondere  L.  XXIV, 
19  und  225J.  Diese  Ansicht  hat  sich  teil- 
weise auch  durchgerungen  (s.  Grosalogen). 
In  manchen  Grosslogenbünden  bestehen 
auch  wieder  V.  (R  )  der  Grossloge  bei  den 
einzelnen  Tochterlogen.  — Jn  einem  an- 
dern Sinne  spricht  man  von  V.  (garants 
d'amitiä,  representative  members)  und  Ver- 
tretung in  Bezug  auf  das  Verhältnis  der 
verachiednen  Grosslogen  untereinander. 
Es  sind  dies,  ähnlich  den  Gesandten,  bei 
den  gegenseitig  in  Verbindung  stehenden 
Grosslogen  deren  beauftragte  Mitglieder, 
die  den  Briefwechsel  und  sonstigen  Ver- 
kehr der  beiden  Grosslogen  untereinander 
vermitteln.  In  der  Grossen  Landesloge 
von  Sachsen  nennt  man  diese  Gross- V. 
Verulam,  s.  Bacon. 

Verwattungsgrade  (Grades  administra- 
tifs)  Geissen  in  der  französischen  Freimau- 
rerei die  drei  Grade  des  Rite  ecossais:  der 
31.  Inquisiteur  Commandeur,  der  82.  Prince 
du  royal  secret,  der  33.  Grand  Inspecteur 
gen£ral.  Sie  gehören  nicht  zur  eigent- 
lichen Hierarchie  der  Grade,  sondern  be- 
fähigen bloss  ihre  Mitglieder  zur  Teil- 
nahme an  der  höchsten  Verwaltung  des 
Ordens. 

Verzeichnig.  I.  In  ältester  Zeit  wurde 
kein  Mitglieder-V.  (Logenliste)  geführt. 
Deshalb  lassen  sich  die  Mitglieder  nur  aus 
den  Protokollen  —  soweit  diese  erhalten 
sind  —  feststellen.  Heute  lassen  die  Logeu 
meist  alljährlich  das  V.  ihrer  Mitglieder 
drucken  und  tauschen  es  mit  andern  Lo- 
gen aus.  In  Deutschland  geschieht  der 
Austausch  für  die  einzelnen  Logen  durch 
die  Geschäftsstelle  (s.  d.)  zum  Austausch 
von  Logenlisten  in  Leipzig.    In  Preusscn 


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510 


Veterauenvereine,  maurerische  —  Vicarius  Salomoni«. 


wurde  es  durch  das  Edikt  vom  J.  1798 
den  Logen  zur  Pflicht  gemacht,  alljährlich 
ihre  Mitglieder-V.  durch  die  Grosslogen 
dem   König  als  Protektor  einzureichen, 
eine  Verpflichtung,  die  noch  besteht.  Die 
Mitglieder-V.  dienen  jetzt  grossenteils  als 
Beweismittel  für  die  Mitgliedschaft.  Für 
die  Statistik  hinsichtlich  der  Berufsver- 
hältnisse, des  Alters,  der  Durchschnitts- 
zahl u.  s.  w.  der  Mitglieder,  sind  diese  V. 
wertvoll,    historisch    wichtig    auch  die 
alten  V.  des  18.  Jahrhunderts  bis  in  die 
60  er  Jahre,  ehe  die  Grosslogen  anfingen 
sich  fest  zu  gründen.    Einige  deutsche 
Logen,  wie  Halle,  Hildesheim,  Magdeburg, 
Oldenburg,    Danzig    und   andre  haben 
sämtliche  Mitglieder  von  ihrer  Gründung 
an  in  ihren  Geschichten  zusammengestellt, 
andre  alte  Logen  haben  diese  Mühe  ge- 
scheut.   Wie  wichtig  ist  z.  B.  das  V.  der 
alten  Naumburger  Loge  vom  J.  1749,  aus 
der  die  strikte  Observanz  hervorging.  Die 
V.  der  Mitglieder  des  Clermontschen  und 
Rosaschen  Kapitel  hat  Schröder  zusammen- 
gestellt, die  Mitglieder  der  strikten  Ob- 
servanz   v.    Lindl,    Merzdorf,  Siemen, 
Zachariae.    In  der  Anordnung  der  Mit- 
glieder-V. ist  auch  eine  bunte  Mannig- 
faltigkeit zu  bemerken.  Selbst  das  Format 
ist  verschieden,  wenn  auch  in  neuerer  Zeit 
mehr  Einheitlichkeit  eingeführt  worden 
ist.    [Vgl.  FZ.  1881,  S.  38«.]    Nähere  An- 
gaben und  Vorschläge  über  einheitliche 
Einrichtung  der  Mitglieder-V.  (Mitglieder- 
listen) sind  enthalten  in  R.  Fischer,  Ent- 
wurf zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
tätigkeit der  Logenmeister  (Lpz.  1891), 
S.  26 — 29.  Einzelne  Grosslogen,  z.  B.  Zur 
Sonne,  Zur  Eintracht  und  Alpina,  sowie 
die  drei   altpreussischen  Grosslogcn  be- 
züglich der  Berliner  Logen,  die  Frankfurter 
Logen  des  Eklektischen  Bundes,  die  Meck- 
lenburgische Provinzialloge  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin,  die  fünf  vereinigten 
Hamburger  Logen  veröffentlichen  gemein- 
same Mitglieder-V.   [Vgl.  FZ.  1871,  S.  359; 
L.  1892,  S  123.)  —  II.  V: der  Logen  nach 
Orten  von  1717  an  hat  man  zusammen- 
zustellen gesucht.  Für  die  englische  Frei- 
maurerei giebt  Lanes  Masonic  Records 
(2.  Aufl.,  London  1895)  eine  mustergültige 
Zusammenstellung.    Ein  vollständiges  V. 
sämtlicher  frühem  und  jetzigen  deutschen 
Logen  nach  den  Orten  ist  nach  den  Vor- 
arbeiten Kretschmanns  1790  und92,  Kaysers 
1829,  Hazelius'  1846,  Policks  185»,  Thie- 
manns  1859  versucht  von  Karl  Broecker,  Die 
Freimaurerlogen  Deutschlands  von  1737 
bis    einschliesslich    1893    (Berlin  1894). 
Der  van  Dalenscbe  Kalender  (s.  d.)  bietet 
alljährlich  (seit  1860)  eine  Übersicht  der  je- 
weilig bestehenden  deutschen  Logen.  Stoff 
für  den  Bestand  ihrer  frühern  und  jetzigen 
Tochterlogen  bieten  die  Grosslogen- V.  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  und  der  Grossen  Landesloge 
in  Berlin.    Ein  Verzeichnis  der  deutschen 


!  Logen  nach  deren  Namen  findet  sich  am 
|  Schluss  dieses  Handbuchs  zum  ersten  Mal. 
Veteranen Tereine,  maurerlsche  (Maso- 
nic Veteran  Associations)  haben  sich  seit 
I  80  Jahren  in  den  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  gebildet.    Der  erst«  wurde 
17.  Juni  1871  in  Connecticut  ins  Leben 
!  gerufen ;  ihm  folgte  einer  25.  Jan.  1872  in 
New  York,  neben  dem  das.  später  noch 
andre  gegründet  wurden.    Der  dritte  Ver- 
ein entstand  15.  Okt.  1872  in  Ohio,  der 
vierte  27.  Dez.  1878  /  8.  Jan.  1879,  um- 
fasste  12  Staaten  und  nahm  seinen  Namen 
von  der  Pacißschen  Küste;  1879  wurden 
solche  gebildet  24.  Mai  für  Central -New 
York  in  Syracuse,  und  24.  Aug.  für  den 
Distrikt  Columbia   als   siebenter  folgte 
3.  Juni  1881   Pennsylvanien.    Für  West- 
Pennsylvanien  wurde  30.  Nov.  18*5  ein 
solcher  in  Pittsburg  gebildet,  für  Illinois 
13.  Jan.  1886  in  Chicago,  für  Minnesota 
23.  Juni  1892.    Endlich  besteht  eine  ähn- 
liche Vereinigung  für  Brooklyn,  die  schon 
25.  Jan.  1877   ihr  25 jähriges  Jubiläum 
feierte,  und  eine  Nationalassociation  für 
Veteranen  aller  Staaten  trat  10.  Aug.  1892 
in  Denver  (Colorado)  ins  Leben.  Neuer- 
dings hat  man  diese  Vereinsbildung  nach 
England  und  Schottland  übertragen,  wo 
ebenfalls  m.  V.  21.  März  1896  und  8.  Juni 
1897  begründet  worden  sind.   Das  Haupt- 
erfordernis ist,  daas  man  schon  21 — 25 
Jahre  Maurer  ist.   [Vgl.  L.  1897,  S.  186.] 
Vicarius  Saloraonla  (Stellvertreter  Sa- 
lomos,  mit  dem  Zusatz  »Weisester«)  ist  der 
höchste  Beamte  eines  Landes  in  der  schwe- 
dischen Lehrart  (s.d.).  König  Gustav  IU.  er- 
teilte diese  Würde  am  15.  März  1780  im 
Hochkapitel  zu  Stockholm  seinem  Bruder, 
dem  Herzog  von  Södermanland,  mit  dem 
grössten  Pomp,  indem  er  selbst  mit  dem 
Bischof  von  Gotenburg  ihm  einen  Mantel 
von  blauem  Atlas,  der  mit  goldnen  Sternen 
bestickt  und  mit  Hermelin  verbrämt  war, 
umhäugte  und  einen  ebensolchen  Hut  auf- 
setzte und  darauf  ihn  als  Haupt  und  Befehls- 
haber aller  in  diesen  Landen  arbeitenden 
und   zerstreuten  Freimaurer  verkündete. 
Der  Titel  ist  aus  den  Vollmachten  ent- 
nommen, die  Eckleff  (s.  d.)  besessen  und 
1774  an  den  Herzog  verkauft  hatte.  Die- 
ser wurde  dann  Ordensmeister  und  nahm 
als  solcher  bei  jener  Feierlichkeit  den 
Titel  an,  der  in  den  Vollmachten  in  fran- 
[  zösischer  Sprache  enthalten  ist,  indem  der 
höchste  Leiter  eines  Grosskapitels  Salomos 
»Vicaire«  oder  •Depute*  de  Salomon«  oder 
•Depute'  et  Vicaire«  genannt  wird,  woraus 
nach  dem  damals  in  Deutschland  anjre- 
nommnen  templerischen  Brauch  die  la- 
teinische Form  »V.  S.«  oder  »Salomoni« 
Vicarius«  hergestellt  wurde.  Salomo  selbst 
heisst  in  den  Vollmachten  »Le  Sage  des 
Sages«,  überträgt  aber  diesen  seinen  Namen 
auch  auf  seinen  Vertreter,  der  demnach 
gleichfalls  »Sage  des  Sages«  angeredet  wird, 
daher  der  »Weiseste  Vertreter  Salomos« 


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Victoria  —  Vier  Gekrönte. 


511 


oder,  wie  in  der  Grossen  Landesloge  zu 
Berlin  üblich  ist,  der  «Weiseste  Ordens- 
meister«. »Weisester  Salomos  Vertreter« 
(V.  S.  V.)  in  Schweden  und  Norwegen  ist 
König  Oskar  II.  (vgl.  Schweden,  Königs- 
haus), in  Dänemark  der  Kronprinz ;  »Wei- 
sester Ordensmeister«  der  Grossen  Landes- 
loge zu  Berlin  ist  Prinz  Friedrich  Leopold 
von  Preussen. 

Victoria  (brit.  Kolonie  in  Australien). 
Die  erste  Loge  wurde  iu  V.  von  der  Gross- 
loge  von  England  1841  in  Melbourne  ge- 
gründet. Ihr  folgten  bald  weitere.  Die 
Grossloge  von  Schottland  errichtete  hier 
ihre  erste  Tochterloge  1843  und  die  Gross- 
loge von  Irland  1847.  Alsbald  bildete 
auch  die  Grossloge  von  Schottland  eine 
Provinzialgrossloge,  und  ihrem  Beispiel 
folgten  1855  und  1856  die  Grosslogen  von 
England  und  Irland.  Schon  1863  regte 
man  die  Gründung  einer  selbständigen 
Grossloge  an,  man  stiess  aber  bei  der 
GroBsloge  von  England  auf  Widerstand. 
Erst  1883  konnte  der  Plan  verwirklicht 
werden;  16  Logen  traten  2.  Juli  zur  Gross- 
loge  von  V.  zusammen.  Diese  verschmolz 
sich  20.  März  1889  mit  den  britischen 
Distrikts-  und  Provinzialgrosslogen  zur 
Vereinigten  Grossloge  von  V.  Damals  be- 
standen in  V.  103  englische,  13  irische, 
7  schottische  und  14  Tochterlogen  der 
Grossloge  von  V.  1900  zählte  die  Ver- 
einigte Grossloge  170  Logen  mit  etwa 
10210  Mitgliedern.  [Vgl.  HZC.  1898/99, 
8.  48.]  Eine  Loge,  Comberraere  Nr.  752 
in  Melbourne,  ist  der  Vereinigten  Gross- 
loge nicht  beigetreten,  arbeitet  vielmehr 
noch  heute  unter  der  Grossloge  von  Eng- 
land. In  Melbourne  erscheinen  die  Zeit- 
schriften »Australasian  Keystone«,  »The 
Victorian  Freemason«  (seit  1882)  und 
»The  Victorian  Masonic  Journal«  (seit 
1883).       .  — 

Ylennet,  Jean  Paul  Guillaume,  geb. 
18.  Nov.  1777  in  Beziers,  gest.  11.  Juli 
1868,  früher  Militär,  seit  1827  Deputierter, 
1839  Pair,  in  der  litterarischen  Welt  als 
Dichter  namhaft,  auch  Mitglied  der  Aka- 
demie, gehörte  seit  1826  dem  Supreme 
Conseil  des  Rite  ecossais  ancien  et  aeeepte* 
in  Paris  an  [Kloss,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei in  Frankreich,  II,  188J,  wurde 
1848  Lieutenant-Grand-Commandeur  und 
nach  dem  Tode  des  Herzogs  Decazes  (s.  d.) 
1860  bis  zu  seinem  Tode  Vorsitzender  des 
Supreme  Conseil  als  Souverain  Grand 
Commandeur,  in  welcher  Stellung  er  sich 
namentlich  durch  seine,  trotz  seines  hohen 
Alters  entschiedne  Verteidigung  der  Selb- 
ständigkeit des  Supreme  Conseil  gegenüber 
dessen  vor  einigen  Jahren  zu  Gunsten  des 
Grand  Orient  versuchten  Beschränkungen 
verdient  gemacht  hat.  [Denkmünze  auf 
ihn  1862,  s.  L  XXI,  79.] 

Tier,  s.  Zahlen. 

Vier  Gekrönte.  Die  heiligen  vier  Ge- 
krönten waren  die  Schutzheiligen  der  deut- 


schen mittelalterlichen  Bauhütten,  nicht 
der  englischen.  In  Südengland  war  Jo- 
hannes der  Täufer,  in  Schottland,  dem  sich 
die  nordenglischen  Bauhütten  anschlössen, 
waren  beide  Johannes  als  Schutzpatrone 
verehrt.  Die  Sage  der  v.  G.  ist  keine 
einheitliche,  sie  umfasst  vielmehr  die  Lei- 
densgeschichte von  zwei  Gruppen  von 
Heiligen.  Der  Urtext  dieser  Heiligen- 
geschichte ist  nicht  bekannt;  eine  An- 
zahl Abschriften  davon  sind  erhalten, 
die  wichtigern  darunter  sind  die  Pariser 
Handschrift  (8.  Jahrh.),  die  Berner  (10. 
Jahrb.),  die  Arundel  in  London  (12. 
Jahrh.)  und  die  Gothaer  (14.  Jabrh.).  Nach 
einer  Textkritik  von  Petschenig  ist  die 
Abfassung  der  Sage  mindestens  in  das 
6.,  mit  Wahrscheinlichkeit  aber  in  das 
5.  Jahrh.  zu  setzen.  Ausser  in  besondern 
Handschriften  finden  wir  Bie  in  den 
Breviarien  derjenigen  deutschen  Bis- 
tümer ausführlich  behandelt,  an  deren 
Sitz  im  Mittelalter  grosse  Dombauten  auf- 
geführt wurden,  so  Speyer  Ü477),  Utrecht 
(1497),  Würzburg  (1480).  Auch  die  älteste 
englische  Maure rurkunde,  dieHalliwellsche, 
jetzt  gewöhnlich  liegius- Manuskript  ge- 
nannt, erwähnt  die  v.  G.,  jedoch  nicht  als 
Schutzputrone.  Am  Ende  des  werkmaure- 
rischen  Hauptteils  führt  sie  diese  unter 
der  Überschrift  »Ars  quatuor  coronatorum« 
als  Muster  frommer  und  getreuer  Arbeiter 
an,  deren  Märtyrertum  mit  einem  Gebet 
an  Gott  und  die  Mutter  Maria  eröffnet 
wird,  dass  die  Maurer  alle  vorher  ange- 
führten Artikel  und  Punkte  halten  mögen, 
wie  jene  heiligen  vier  Märtyrer  thaten,  die 
in  dieser  Kunst  in  hohem  Ansehn  standen. 
Der  Verfasser  beruft  sich  auf  die  »Legenda 
sanetorum«  als  Quelle,  womit  nur  die  im 
Mittelalter  weit  verbreitete  »Legenda  au- 
rea«  des  Jacobus  de  Voragine  gemeint 
sein  kann  (vgl.  BZC.  1894,  167].  Allen 
übrigen  englischen  Urkunden,  selbst  der 
ziemlich  gleichaltrigen  Cookeschen,  sind 
die  v.  G.  unbekannt.  In  den  deutschen 
Steinmetzordnungen  (Strassb.  1459,  Torgau 
1462)  und  in  den  Beatätigungsurkunden 
von  1498,  1563,  1578  und  1619  werden 
sie  ausdrücklich  als  Schutzheilige  ange- 
führt. Der  Inhalt  ist  nach  dem  Arundel- 
Manuskript  (mitgeteilt  durch  Woodford  in 
AQC.  I,  60-65)  etwa  folgender:  Bei  der 
Auswahl  von  Gesteinen  in  den  Stein- 
brüchen PannonienslernteKaiserDiocletian 
unter  den  Steinmetzen  Männer  von  grosser 
Kunstfertigkeit  (mirificos  in  arte  quadra- 
taria)  kennen,  nämlich  Claudius,  Castorius, 
Simphorianus  und  Nicostratus.  Diese 
waren  heimlich  Christen  geworden  und 
meisseltcn  alle  ihre  Kunstwerke  im  Namen 
Jesu  Christi.  Auf  Diocletians  Befehl  sollte 
nun  ein  Standbild  des  Sonnengotts  aus 
einem  Felsblock  hergestellt  werden.  Als 
die  Künstler  und  Aufseher  (philosophi) 
sich  über  die  Brauchbarkeit  des  ausge- 
wählten Steins  nicht  einigen  konnten,  bat 


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512 


Vier  Gekrönte. 


Simphorianus  im  Vertrauen  auf  seinen 
Glauben,  ihm  mit  seinen  Genossen  (dis- 
cipuli)  Claudius.  Simplicius,  Nicostratus 
und  Castoriua  die  Arbeit  zu  überlassen. 
So  geschah  es.  Aus  Freude  Ober  das  ge- 
lungne Bildwerk  Hess  Diocletian  die  fünf 
Steinmetzen  zu  sich  rufen  und  beauftragte 
sie,  Säulenkapitale  aus  Porphyr  zu  ver- 
fertigen. Claudius  verrichtete  seine  Arbeit 
im  tarnen  des  Herrn,  und  sie  ging  ihm 
gut  von  statten.  Simplicius,  dem  nichts 
glückte,  bemerkte  dies  und  entschloss  sich 
nach  einem  längern  Glaubensgespräch,  auch 
Christ  zu  werden.  Sie  begaben  sich  nun 
des  Nachts  zum  Bischof  Quirillus  von  An- 
tiochien, der  in  denselben  Bergwerken  ge- 
fangen gehalten  wurde  und  Simplicius 
unterrichtete  und  taufte.  Als  sie  die  zuletzt 
gewünschten  Arbeiten  ablieferten,  belohnte 
sie  Diocletian  königlich  und  trug  ihnen 
neben  andern  Kunstwerken  auch  ein  Stand- 
bild des  Äskulap  zu  verfertigen  auf.  Sie 
machten  alle  Arbeiten,  nur  nicht  das  Stand- 
bild Äskulaps.  Diocletian  vermiete  es 
und  trug  es  ihnen  neben  andern  Bild- 
werken noch  einmal  auf.  Auch  jetzt 
machten  sie  es  nicht.  Als  es  Diocletian 
wiederum  vermisste,  meldeten  ihm  die  Auf- 
seher, dass  die  fünf  bevorzugten  Stein- 
metzen Christen  wären.  Nun  liess  sio 
Diocletian  vor  sich  rufen  und  fragte  sie 
nach  dem  Grund  ihrer  Weigerung,  wor- 
auf Claudius  sagte:  das  Bild  eines  erbärm- 
lichen Menschen  werden  wir  niemals  an- 
fertigen. Heftig  fuhren  die  Aufseher 
auf,  beschuldigten  sie  des  Ungehorsams 
und  Trotzes  gegen  den  Kaiser  und  er- 
langten schliesslich  von  diesem  die  Zu- 
sicherung, dass  die  Christen  ihre  verdiente 
Strafe  erleiden  sollten,  falls  andre  heid- 
nische Künstler  gefunden  würden,  die  eben 
so  tüchtig  wären.  Dies  gelang  den  Auf- 
sehern. Das  Standbild  des  Äskulap  wurde 
zur  Zufriedenheit  Diocletians  ausgeführt. 
So  ereilte  die  Christen  ihr  Schicksal.  Sie 
wurden  ins  Gefängnis  geworfen  und  vor 
dem  Tribunal  des  Lampadius  der  Zauberei 
beschuldigt.  Lampadius  befahl  ihnen,  den 
Gott  des  Kaisers,  den  Sonnengott,  anzu- 
beten. Dies  verweigerten  die  Christen 
htandhaft,  auch  als  sie  nach  neun  Tagen 
wieder  aufgefordert  wurden,  dem  Sonnen- 
gott zu  opfern.  Auf  Befehl  des  Kaisers 
sollten  sie  nun  mit  Skorpionen  gezüchtigt 
werden.  Als  man  hierzu  schreiten  wollte, 
wurde  Lampadius  auf  seinem  Richterstuhl 
ron  einem  Dämon  besessen  und  zerfleischte 
sich  selbst.  Auf  das  Jammergeschrei  seines 
Weibes  und  Hausgesindes  befahl  Diocletian, 
die  fünf  Christen  lebendig  in  bleierne  Särge 
zu  legen  und  in  den  Fluss  zu  werfen. 
Dies  geschah  am  8.  Nov.  In  denselben 
Tagen  zog  Diocletian  von  dort  nach 
Syrma.  Nach  42  Tagen  jedoch  hob  ein 
gewisser  Nichodemus,  ein  Christ,  die 
Särge  mit  den  Körpern  der  Heiligen  aus 
und  setzte  sie  in  seinem  Hause  bei.  Als 


Diocletian  auf  dem  Rückweg  von  Syrma 
nach  elf  Monaten  nach  Rom  kam,  befahl 
er  sogleich,  an  den  Thermen  des  Trajan 
einen  Tempel   des   Äskulap   zu  bauen 
und  dessen  Standbild  zu  errichten.  Nach 
der  Fertigstellung  befahl  er,  dass  alle  Sol- 
daten zum  Standbild  des  Äskulap  kommen 
und  Weihrauch  opfern  sollten,  in  erster 
I  Linie  die  Stadtsoldaten.    Mit  allen  wur- 
I  den  auch  vier  mit  einem  Ehrenhorn  Ge- 
I  schmückte  zum  Opfern  befohlen,  diese 
i  aber  verweigerten  es.   Darauf  befahl  Dio- 
|  cletian,  sie  vor  dem  Standbild  selbst  mit 
Bleiruten  zu  Tode  zu  peitschen  und  ihre 
Körper  den  Hunden  auf  die  Strasse  zu 
werfen.    So  geschah  es  auch.    Hier  lagen 
ihre  Körper  fünf  Tage.    Dann  hob  der 
nelige  Sebastian  mit  dem  heiligen  Bischof 
;  Mclchiades  bei  Nacht  die  Körper  auf  und 
!  begrub  sie  an  der  Lavicanischen  Strasse, 
i  drei  Meilen  von  der  Stadt,  in  einer  Sand- 
grube zusammen  mit  andern  Heiligen.  Da 
i  dies  zu  derselben  Zeit,  aber  zwei  Jahre 

•  später,  d.  h.  am  8.  Nov.,  geschah  und  ihre 
Namen  durchaus  nicht  ausfindig  gemacht 
werden  konnten,  so  befahl  Melchiadea, 

1  dass  ihr  Jahrestag  unter  den  Namen  der 
heiligen  Märtyrer  Claudius,  Nicostratus, 
Simpnorianus,  Simplicius  und  Castoriua 

j  mitgefeiert  werde.  So  die  Sage.  Bemerkt 
sei  noch,  dass  in  andern  Quellen  als  Na- 
men der  cornicularii  Serinus,  Severianua, 
Carpoforus  und  Victorinus  angegeben  wer- 

|  den.    Die  Sage  besteht   also   aus  der 

•  Leidensgeschichte  der  fünf  pannonischen 
i  Steinmetzen    und    der    vier  römischen 

Stadtsoldaten.   Von  diesen  beiden  Grup- 
pen kann  doch  wegen  der  nahen  Be- 
I  Ziehungen  zum  Steinmetzenhandwerk  nur 
I  die  erste  als  die  der  Schutzheiligen  der 
Bauhütten  angesehen  werden.  Überall,  wo 
I  die  Namen  der  Schutzheiligen  genannt 
i  werden,  finden  wirNamen  der  pannonischen 
i  Steinmetzen,  so  in  der  Rochlitzer  Stein  - 
|  metzurkunde,  auf  dem  Bilde  des  Hans 
.  Wagner  von  Culmbach,  auf  der  Tafel  in 
I  der  uralten  Bauhütte  von  St.  Stephan  in 
Wien  und  auf  deren  Siegeln.  Andre  bild- 
liche Darstellungen  der  Schutzheiligen,  wie 
im  Isabella-Missale,  auf  der  Zunftlade  zu 
Trier,  dem  Denkmal  an  der  8tadtpfnrr- 
kirche  zu  Steyr  in  Oberösterrei  ch,  dem  Grab- 
mahl des  h.  Augustinus  in  der  Kathedrale 
zu  Pavia  zeigen  sie  sich  ebenfalls  als  Stein- 
metzen, nicht  als  Soldaten.  Auch  das  Ge- 
mälde irr  der  Kirche  Quatuor  coronati  in 
Rom  (Einschliessung  der  Märtyrer  zwischen 
Felsplatten)  und  in  der  Bauhütte  zu  Basel 
beziehen  Bich  auf  die  Leiden  der  Panno- 
nier.    Überdies  kennen  die  ältern  Hand- 
schriften die  Bezeichnung  Passio  quatuor 
coronatorum,  Sage  der  v.  G.,  noch  gar 
nicht    Diese  Bezeichnung  ist  erst  spätem 
Datums.    Die  Berner  Handschrift  selbst 
:  endet  mit  den  Worten:  Hier  schliefst  das 
j  Leiden  der  heiligen  Märtyrer  Symphorianus, 
|  Claudius  u.  s.  w.  und  der  andern  Märtyrer. 


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Viernheim  — 


Vignoles. 


513 


Im  Martyrologium  des  heil.  Hieronymus 
heisst  es  zum  8.  Nov.:  Namenstag  der 
heiligen  Märtyrer  Simplicius,  Sympnoria- 
nus,  Claudius,  Castorius,  Nicostratus  und 
der  heiligen  v.  G.  Severus  u.  s.  w.  Ebenso 
unterscheidet  Ado  von  Vienne  (859—79) 
in  seinem  Martyrologium  zwischen  den 
fünf  Steinmetzen  und  den  heiligen  v.  G. 
Jacobus  de  Voragine  schreibt  in  seiner 
goldnen  Legende  aus  dem  letzten  Viertel 
des  18.  Jahrh.:  Die  v.  G.  waren  Severins, 
Severianus,  Carpophorns  und  Victorinus.  — 
Wie  kommen  die  cornicularii  zu  der  Be- 
zeichnung coronati?  Nach  Livius  Buch  X, 
Kap.  44  schmückte  der  Konsul  Papirius 
Cursor  eine  ganze  Abteilung  Fusssoldaten 
mit  armillis  aureisque  coronis  (mit  goldnen 
Armspangen  und  Kronen)  und  die  Reiter 
mit  corniculis  armillisque  argenteis  (mit 
silbernen  Hörnchen  und  Armspangen). 
Beide  Aufzeichnungen  waren  also  Dci  den 
Römern  bekannt  und  gebräuchlich,  die 
erstgenannte  natürlich  ehrenvoller,  als  die 
zweite.  Wenn  also  die  Sage  die  cor- 
nicularii zu  coronati  macht,  so  handelt  es 
sich  nur  um  eine  Erhöbung  ihrer  kriege- 
rischen Ehre,  die  durch  das  erlittne 
Martyrertum  ausserdem  noch  sehr  nahe 
lag.  Wie  die  ganze  Sage  zu  dem 
Namen  Quatuor  coronati  gexommen,  er- 
klärt sich  leicht  aus  deren  Schluss,  wonach 
der  Bi8cbofMelchiades(3ll — 14)  anordnete, 
dass  das  Fest  der  vier  cornicularii  an  ein 
und  demselben  Tage  mit  dem  der  panno- 
ni sehen  Steinmetzen  gefeiert  werden  solle. 
Schon  früh  fing  man  an,  die  v.  G.  unterm 
8.  Nov.  zuerst  zu  nennen,  wie  dies  auch 
in  der  »Legenda  aurea«  geschehen  ist,  und 
so  den  Tag  als  ihnen  in  erster  Linie  ge- 
hörig zu  betrachten,  wodurch  dann  die 
Verwirrung  entstand,  dass  sie  als  die  ge- 
schickten Steinmetzen  und  Schutzheiligen 
der  Kunst  angesehen  wurden.  Aber  die 
untergeschobnen  Namen  der  vier  römi- 
schen Brüder  haben  sich  bei  den  Stein- 
metzen nicht  eingebürgert,  sondern  wenn 
bestimmte  Namen  der  Schutzheiligen  ge- 
nannt werden,  dann  sind  es  immer  solche 
von  den  pannonischen  Steinmetzen,  wenn 
auch  oft  genug  arg  entstellt.  [Vgl.  Kloss, 
die  Freimaurerei  in  ihrer  wahren  Bedeu- 
tung {Lpz.  1846),  S.  257;  Gould,  The  his- 
story  of  Freemasonry  I,  S.  467;  Begemann 
in  derBZC.  1894,  S.  167-88;  Janner,  Die 
Bauhütten  des  deutschen  Mittelalters  (Lpz. 
1876);  Nickel  im  Bbl.  1895,  Heft  19  und  in 
derHZC.  1897/98,  S.  115  (wo  reiche  Litte- 
raturangaben);  R.  1900,  S.  84.  AQC.  XIH, 
78].  Nach  den  v.  G.  hat  sich  die  Loge 
Quatuor  Coronati  (s.  d.)  in  London  be- 
nannt. 

Viernheim  (Flecken  im  Grossherzogtum 
Hessen,  unweit  Mannheim,  6550  E.).  Hier 
wurde  von  Mannheimer  Freimaurern,  die 
sich  infolge  des  Verbots  der  Freimaurerei 
in  Baden  an  die  Loge  in  Frankenthal  (s.  d.) 
angeschlossen  hatten,  dort  aber  in  Zwistig- 

Allgemeinos  Handbuch  der  FreimMT«rei.  II. 


|  keiten  geraten  waren,  19.  Sept.  1817  eine 
Loge  Zum  Tempel  der  Isis  gegründet, 
die  aber  schon  11.  Juni  1818  wieder  ein- 
ging, nachdem  sie  weder  vom  General- 
grossmeister Prinzen  Karl  von  Hessen  (s.d.), 
noch  von  Frankfurt  einen  Freibrief  er- 
halten konnte  [vgl.  Schwarz,  Geschichte 
der  Loge  Karl  zur  Eintracht  in  Mannheini 
(1896),  S.  116].  Die  meisten  Mitglieder 
schlössen  sich  dann  der  Loge  in  Alzey 
(s.  d.)  an. 

Tüttinghoff,  Aug.  Wilh.  v.,  Militär, 
gest.  1796,  wurde  in  der  Loge  Philadelphia 
in  Halle  26.  Jan.  1758  als  Leutnant  auf- 
genommen, 1763  (nun  Hauptmann)  deren 
i  Meister  vom  Stuhl,  führte  in  Halle  die 
strikte  Observanz  ein  und  wurde  1765 
erster  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Zu  den 
drei  Degen.  1769  wurde  er  in  die  Suite 
des  Prinzen  von  Preussen  versetzt,  und  es 
ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  er  diesen, 
den  nachmaligen  König  Friedrich  Wil- 
helm IL,  namens  der  vorgedachten  Loge 
zum  Freimaurer  aufgenommen  hat.  v.  V. 
stand  bis  1790  in  der  Liste  dieser  Loge. 
Er  wurde  Bpäter  Generalmajor  und  General- 
adjutant. 

Vlgnoles,  Johann  Joseph  Marquis 
de,  war  ein  angenommener  harne;  er  hies* 
Jean  Joseph  Joniot,  geb.  zu  Vitry-le-Fran- 
cois  in  der  Champagne,  entlief  als  Prämon- 
stratenser  einem  Kloster  in  der  Abbage 
von  Joyouval  und  kam  nach  Holland.  Im 
Haag  gab  er  Sprachunterricht,  lernte  dort 
eine  Französin,  die  ein  Bijouteriegeschäft  be- 
sass,  kennen,  verbrachte  mit  ihr  in  leicht- 
sinniger Weise  ihr  ganzes  Vermögen,  floh 
dann  mit  ihr  und  einigen  illegitimen  Kin- 
dern nach  London.  Unter  einem  falschen 
Namen  erschlich  er  sich  als  französischer 
Sprachmeister  Eingang  in  bessere  Gesell- 
schaft. Ein  Chevalier  Deon  Cardinaux 
führte  ihn  als  Marquis  de  Vignoles  (diesen 
Namen  hatte  er  angenommen)  in  einen 
Kreis  von  Männern,  die,  seine  Schlauheit 
bald  erkennend,  ihn  zum  Mitwissenden 
eines  politischen  Geheimnisses  machten, 
das  darin  bestand,  Mexiko  für  die  Eng- 
länder zu  gewinnen.  Der  Plan  wurde  aber 
I  dem  spanischen  Gesandten,  und  zwar 
j  durch  V.,  der  glaubte,  eine  bedeu- 
tende Belohnung  dafür  zu  erhalten,  ver- 
raten. Hierdurch  geriet  er  selbst  in  eine 
unangenehme  Lage,  aus  der  er  durch  den 
französischen  Gesandten  wieder  befreit 
wurde.  —  Zum  Freimaurer  wurde  er  nach 
seiner  Flucht  aus  Frankreich  in  einer  Loge 
im  Haag  durch  Vermittlung  des  Schrift- 
führers der  Niederländischen  Grossloge, 
du  Bois,  aufgenommen.  Der  englischen 
Grossloge  waren  in  der  Zeit  von  17t>7  bis 
1776  alle  klaren  Ideen  ihrer  Stellung  ab- 
handen gekommen;  Fehlgriffe  und  Miss- 
verhältnisse fanden  nach  allen  Seiten  hin 
statt  V.,  aller  Existenzmittel  entblösst. 
versuchte  mit  Hilfe  einiger  Freunde, 
zu  denen  auch  Dillon  gehörte,  sich  in  die 

33 


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514 


YikariaUregieruag  —  VillerwiMt. 


Grossloge  einzudrängen,  um  neue  Mittel 
xu  erwerben.    Mit  Benutzung  heimlich 
betriebner  Hochgrade  bemächtigten  sich 
Dillon  und  V.  der  Leitung  der  Gross- 
loge;   sie   missbrauchten   ihre  Stellung 
zu  Gunsten  ihrer  eignen  Erhebung  und 
ihres  Vorteils.  1772  wurde  der  zum  Gross- 
meister  erwählte  Lord  R.  £  Petre,  Baron 
v.  Writtle,  vierzehn  Tage  vor  seiner  Wahl, 
durch  V.,  in  Gegenwart  des  Dillon,  in  der 
Wohnung  des  \.  zum  Freimaurer  aufge- 
nommen.   Um  seine  Taschen  zu  füllen, 
verstand  er's,  in  raffinierter  Weise  die 
Grossloge  für  Schaffung  eines  neuen  Amts, 
eines  Provinzialgrossmeisters  für  auswärtige 
Logen,  obgleich  unnötig,  zu  gewinnen  und 
es  ihm  zu  übertragen.    Nun  begann  für 
ihn  die  Zeit  der  Lrnte.   Mit  Benutzung 
des  Siegels  und  der  Formulare  der  Gross- 
loge, stellte  er  für  im  Ausland  zu  grün- 
dende Logen  Freibriefe  aus,  das  Geld  dafür 
behielt  er  für  sich.    Von  einer  Loge  in 
Neapel*)  wurden  ihm  40  Pf.  St.  gesandt ;  einen 
Freibrief  erhielt  sie  aber  nicht.  Für  die  dem 
Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  aus- 
gestellte Provinzialgrossmeisterbestallung 
verlangte  er  27*/«  Guineen,  diese  wurden 
aber  der  Grossloge  nicht  ausgehändigt.**) 
Auf  diese  Weise  verdiente  er  jährlich  600  bis 
700  Pf.  St.    Durch  den  Grossschriftführer 
Heseltine  (s.  d.)  kamen  der  Grossloge  seine 
Betrügereien  zu  Ohren ;  er  wurde  seines  Amts 
entsetzt  und  verurteilt,  die  unterschlagnen 
Gelder  zu  ersetzen.    In  einer  Klageschrift 
zwischen  V.  und  seiner  frühern  Loge  The 
Immortality  of  the  Order  in  London***) 
heisst  es:   »wurde  er  (V.)  mit  Schimpf, 
nachdem  vorhero  in  einer  aparten  Con- 
ferenz  seine  vielen  begangnen  Streiche  und 
ungetreue  Verwaltung  klar  dargethan,  ab- 
gewiesen.«   Trotzdem  stand  er  im  regen 
Briefwechsel  mit  du  Bois  (Grossloge  der 
Niederlande)  und  v.  Zinnendorf  (s.  d.). 
Noch  einmal  taucht  sein  Name  in  einer 
am  23.  März  1776  gehaltnen  Grosslogen- 
versammlung auf,  dann  verschwindet  er 
von  der  Bildfläche.    Mit  du  Bois,  Gross- 
schriftführer der  Niederlande,  gab  V.  das 
mehrmals  französisch  und  holländisch  er- 
schienene Buch  »La  Lire  maconne,  ou 
Recueil  de  Chansons  des  Francs  Macons« 
(A  la  Haye  1763)  heraus. 

Yikariatsregierung  (sede  Magistrali  va- 
cante).  Für  den  Fall  des  Todes  eines  Heer- 
meisters (Provinzialgrossmeisters)  war  in 
der  strikten  Observanz  (s.d.)  festgesetzt,  dass 
bis  zur  Wahl  des  Nachfolgers  die  V.  der 
Provinz  aus  dem  Prior  equitum,  Senior, 
Decanus  und  Cancellarius  bestehen  sollte. 
Nach  v.  Hunds  Tode  1776,  bestand  sie  in 
der  VH.  Provinz  (kam  aber  erst  im  Mai 
1777  zu  Stande)  aus  v.  Fircks  (s.  d.)  in 

*)  Origüuklbriefo  im  Archiv  der  Loge  in  Braun- 
»i  hwot«. 

— >  KbendueJbtt. 
-••>  l>t>»glcich«u. 


Mitau  (sein  Stellvertreter  war  v.  Schröder 
in  Rostock),  v.  Raven  (s.  d.)  in  Mecklen- 
burg, Graf  Brühl  (s.d.)  in  Warschau  (sein 
Stellvertreter  war  v.  Wurmb  (s.  d.)  in  Dres- 
den) und  Hofrat  Jahn  in  Dresden.  Weil  den 
Mitgliedern  diese  weite  Entfernung  von 
einander  die  Ausübung  ihres  Amts  fast 
unmöglich  machte,  bekümmerten  sich  Her- 
zog Ferdinand  und  das  Direktorium  in 
Braunschweig  sehr  wenig  um  die  V.  und 
handelten  selbständig,  worüber  sich  diese 
freilich  öfter  beklagte.  Mit  der  Eröffnung 
des  Wahlkonvents  in  Wolfenbüttel  (s.  d.) 
wurde  sie  auch  für  verfassungsmässig  auf- 
gelöst erklärt. 

Viktoria«  Stiftung.  Diese  Stiftung  ist 
von  den  Freimaurern  Deutschlands  zum 
Andenken  an  die  25.  Jan.  1883  stattgehabte 
silberne  Hochzeit  des  damaligen  Kron- 
prinzen Friedrich  Wilhelm  von  Preussen 
und  seiner  Gemahlin  mit  dem  Sitz  in 
Berlin  gegründet  worden,  um  bedürfti- 
gen Witwen  und  Waisen  von  Frei- 
maurern Unterstützungen  zu  gewähren. 
Das  Stiftungsvermögen  besteht  aus  dem 
von  den  Freimaurern  Deutschlands  ge- 
sammelten Kapital  von  108578  M.  65  Pf. 
und  den  jährlichen  Beiträgen  der  deut- 
schen Logen,  sowie  aus  Zuwendungen,  die 
der  Stiftung  etwa  gemacht  werden.  Das 
Kapital  dient  zur  einen  Hälfte  für  bare 
Unterstützungen,  zur  andern  für  die 
Gründung  von  Schwesternhäusern  in  ver- 
schiednen  Gegenden  Deutschlands.  Die 
Verwaltung  steht  unter  Oberaufsicht  des 
Deutschen  Grosslogenbunds  und  ist  einem 
geschäftsführenden  Ausschuss  von  fünf 
Mitgliedern  übertragen,  die  vom  Deutschen 
Grosslogentag  für  die  Dauer  von  drei 
Jahren  ernannt  werden.  Das  Statut  ist 
vom  1.  Juni  1884;  ihm  ist  ein  Reglement 
für  die  Verwaltung  der  Stiftung  vom 
gleichen  Tage  beigegeben.  (Abgedruckt 
A.  1885,  S.  289  fg.)  Das  erste  Schwestern- 
haus ist  in  Dahme  am  28.  Sept.  1895  ein- 
geweiht worden  und  barg  1900  21  In- 
sassen. [Vgl.  Das  Erste  Schwesternhaus 
der  V.-S.  (Brl.  1894).  Einweihung  des 
Viktoria-Stiftes  in  Dahme  (Brl.  1895).  Bbl. 
1895,  S.  477.]  Das  Vermögen  der  Stiftung 
betrug  1900  für  die  Schwesternhausabtei- 
lung 211344  M.  35  Pf.,  für  die  bare  Un- 
terstützung 87865  M.  5  Pf,  für  den  Stif- 
tungsfond von  Dahme  12657  M.  50  Pf.,  im 
Ganzen  311866  M.  90  Pf.  Die  Unter- 
stützungsgesuche sind  in  der  ersten  Hälfte 
des  Februar  einzureichen.  Die  Verleihung 
der  bewilligten  Unterstützungen  erfolgt 
zum  21.  Nov. 

YlUermos,  Jean  Baptiste,  Kaufmann 
in  Lyon,  war  Grosskanzler  der  II.  Provinz, 
Auvergne,  im  v.  Hundschen  Tempelherren- 
system, Subprior  der  Normandie  in  Rouen ; 
er  war  wahrscheinlich  der  Hauptstifter  des 
1778  in  Lvon  geschaffnen  Systems  des 
Chevaliers  bienfaisants  de  la  Sainte  Cit*5; 
er  nannte  sich  Depositariua  generalis  der 


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Vilna  - 

höchsten  Grade  des  Systems.  Auf  dem 
Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.)  war  er 
einer  der  Hauptredner  und  setzte  es  durch, 
d&m  sein  System  mit  einigen  Abänderungen 
allgemein  angenommen  wurde.  [Übrigens 
ist  nicht  er,  wie  manche  annehmen,  son- 
dern St.-M artin  (s.  d.)  der  Verfasser  von 
»Des  Erreurs  et  de  la  VenteV] 
Vilnft,  8.  Wilna. 

Virginia,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Es  ist  nicht  bekannt, 
wann  die  Freimaurerei  hier  zuerst  Eingang 
fand.  Die  erste  Loge  soll  die  St.  John's 
Lodge  in  Norfolk  gewesen  sein,  die  1741 
einen  Freibrief  von  der  Mutterloge  Kil- 
winning  in  Schottland  erhalten  haben  soll; 
1750  war  auch  eine  Loge  in  Fredericks- 
burg unter  der  Grosaloge  von  Schottland 
thätig,  in  der  Washington  (a.  d.)  aufge- 
nommen wurde.  Mehrere  weitere  folgten 
nach.  Die  Gründung  einer  eignen  Gross- 
loge für  Virginia  wurde  am  6.  Mai  1777 
auf  einer  Versammlung  von  vier  Logen 
in  Williamsburg  angebahnt  und  am  13. 
Okt.  1778  die  Grossloge  gegründet.  Ihr 
Sitz  18t  jetzt  Richmond,  unter  ihr  stan-  | 
den  1899  258  Logen  mit  12836  Mitglie- 
dern. Eine  Grossloge  der  Farbigen  wurde 
am  29.  Okt.  1865  in  Petersburgh  gegründet; 
sie  hat  jetzt  ihren  Sitz  in  Richmond  und 
zählt  in  56  Logen  1338  Mitglieder.  [Vgl. 
Dove,  Proceedings,  Grand  Lodge  of  Vir- 
ginia, 1778 — 1822,  with  an  introduetion, 
Origin  and  Progress  of  Masonry  in  Vir- 
ginia, from  1733  to  1778  (Richmond  1874).] 

Vlrginlttche  oder  Jangfernlnsel,  s.  die 
einzelnen  Inseln. 

Visitation  einer  Loge  durch  den  Gross- 
meister oder  andre  Abgeordneten  der 
Grossloge,  zu  der  sie  gehört,  pflegt  in 
Deutschland  nur  außergewöhnlich  vorzu- 
kommen. Anderwärts,  z.  B.  in  Frankreich, 
bestehen  wegen  derartiger  V.  besondere 
Vorschriften. 

Visitator  generalis.  Diese  Würde  war, 
solange  das  v.  Uundsche  Tempelherren- 
system dauerte,  mit  der  des  Provisor  do- 
morum  (s.  d.)  in  Einer  Person  vereinigt. 
Der  V.  g.  vertrat,  wo  er  hinkam,  den  Heer- 
meister, musste  alle  Logen  und  Präfekturen 
fleissig  besuchen  und  auf  Abhilfe  etwa  ge- 
fundner  Abweichungen  dringen.  Aber  er 
durfte  ohne  Genehmigung  des  Provinzial- 
kapitels  und  des  Heermeisters  weder  Prä- 
fekturen, noch  Logen  gründen,  auch  nicht 
Beförderungen  in  die  drei  letzten  Grade 
ohne  Erlaubnis  vornehmen. 

Vitzth  u  m  v.  Eckstedt,  l)FriedrichAn- 
ton,  württembergscher  Oberst  und  Kom- 
mandeur eines  Dragonerregiments,  geb.  13. 
März  Ii 24  in  Schaale  bei  Rudolstadt,  wurde 
10.  April  1750  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Hammern  in  Naumburg  aufgenommen  und 
war  einer  der  ersten,  die  der  strikten  Ob- 
servanz zutraten.  Er  wurde,  wahrscheinlich 
1752,  in  Unwürde  Ritter  und  des  Ordens 
Grossmeister  zu  Rathenau  und  Präfekt  zu  ] 


Vogel.  515 

Eydendorp  (Schleswig).  Sein  Amt  im  Pro- 
vinzialkapite)  legte  er  bald  einer  Miss- 
helligkeit wegen  nieder.  [Vgl.  Schröder, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Naumburg 
(Naumburg  1896),  S.  176.]" 

2)  Christian  Ernst  Friedrich,  kur- 
fürstlich sächsischer  Major,  nachher  Lan- 
desältester im  Fürstentum  Sorau,  Herr  auf 
Ratschütz  in  Schlesien,  geb.  1725  zu  Ober- 
zeen  in  Franken  (nach  andern  zu  Rehrs- 
dorf in  Schlesien],  wurde  29.  Mai  1755  in 
der  Loge  Zu  den  drei  Hammern  in 
Naumburg  Maurer,  trat  1756  in  Unwürde 
der  strikten  Observanz  zu  und  wurde  1764 
Hauskomtur  (Meister  vom  Stuhl)  der  Loge 
Nistitz,  d.  h.  Zur  goldnen  Himmelskugel 
in  Osten  in  Schlesien,  1773  zu  Glogau, 
und  schottischer  Obermeister  (letzteres  war 
er  noch  1779);  1772  wurde  er  auf  dem 
Konvent  zu  Kohlo  (s.  d.)  Präfekt  von 
Nistitz  (Schlesien)  und  war  auch  als  sol- 
cher 1775  auf  dem  Konvent  in  Braun- 
schweig (s.  d.).  {Vgl.  Schröder,  Geschichte 
der  Freimaurerei  in  Naumburg  (Naum- 
burg 1895),  S.  182.] 

Vliess,  Ritter  vom  goldnen,  kommen 
als  ein  maurerischer  Grad  in  einigen 
Hochgradlehrarten  vor. 

Vogel,  1)  Samuel  Gottlieb  v.,  Medi- 
ziner, geb.  14.  März  1750  in  Erfurt,  gest. 
1837  in  Rostock,  Sohn  des  berühmten 
Mediziners  Rudolf  Augustin  Vogel,  war 
mecklenburgscher  Gebeimer  Medizinalrat 
und  wurde  1832  vom  König  von  Bayern 
geadelt.  Er  wurde  7.  Nov.  1800  in  der 
Loge  Tempel  der  Wahrheit  in  Rostock 
aufgenommen;  die  schottischen  Grade  er- 
hielt er  in  der  Andreasloge  in  Berlin,  die 
Stufen  der  höchsten  Ordensabteilung  1812, 
1814  und  1820.  Am  5.  Sept.  1823  wurde 
er  den  Auserwählten  zugeführt,  und  20. 
Aug.  1834  erhielt  er  das  rote  Kreuz.  In 
der  Johannisloge  war  er  1801—2  und  1807 
bis  1811  vorsitzeuder  Meister.  1812  stiftete 
er  die  Andreasloge  in  Rostock  mit  und 
war  bis  1817  deren  erster  Aufseher, 
sodann  abgeordneter  Meister  1818 — 19.  In 
der  1821  errichteten  höchsten  Ordenaabtei- 
lung  in  Rostock  bekleidete  er  bis  1823  das 
Amt  des  ersten  Aufsehers,  von  da  an  war 
er  Wortführender,  bis  er  auf  seinen  Wunsch 
zum  Senior  erklärt  wurde.  Er  legte  den 
Grund  zur  Stiftung  des  Armenkranken- 
hauses in  Doberan,  das  auf  Kosten  der 
Loge  erbaut  wurde.  —  Mit  seinem  Vor- 
gänger im  Amte,  dem  Professor  Sam. 
Gottlieb  Lange  (s.  d.),  war  er  in  einen 
heftigen  Streit  verwickelt,  der  beinahe  den 
Untergang  der  Loge  herbeigeführt  hätte 
[vgl.  Kloss,  Bibl.,  Nr.  2962—29661.  Eine 
verteidigende  Biographie  V.'s  findet  sich 
im  Kalender  der  Provinzialloge  für  Meck- 
lenburg 1837,  S.  29—39. 

2)  Paul  Joachim  Siegmund,  Theo- 
log, geb.  13.  Jan.  1753,  gest.  18.  April  1*34, 
studierte  Theologie  1770 — 74  in  Altdorf 
und  Jena,  war  1775  in  Nürnberg  Hofmeister, 

33* 


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M6 


Vogl  —  Voigt,. 


wurde  dano  T /ehrer  an  der  Sebaldusschule  I 
in  Nürnberg  und  seit  8.  Mai  1787  Rektor 
dieser  Schule.  1793  wurde  er  als  Professor 
der   Theologie    nach    Altdorf  berufen. 
In  gleicher  Kigenschaft  siedelte  er  1808 
nach  Erlangen  über,  wo  ihm  1815  der 
Titel   eines  Geheimen  Kirchenrats  ver- 
liehen wurde.  —  In  den  Freimaurerbund 
wurde  V.  1779  in  der  Loge  Joseph  zur 
Einigkeit  in  Nürnberg  aufgenommen.  Er 
war  einer  der  gelehrtesten  und  aufgeklär- 
testen Maurer  zu  Ende  des  18.  und  An- 
fang des  19.  Jahrh.,  ein  eifriger  Philosoph 
und  Philolog,  den  die  Magerkeit,  wie  der 
Dunst  der  damals  herrschenden  Hochgrad- 
tümelei  nicht  befriedigen  konnte.  Deshalb 
forschte  er  in  den  vorhandnen  spärlichen 
Überlieferungen,  mit  kundigem  Geist  den 
Kern  auB  der  sagenhaften  Schale  heraus- 
lösend, und  schrieb  seine  »Briefe,  die  Frei- 
maurerei betreffend«  (Nttrnb.  1783—85). 
Diese  Briefe  waren  damals  der  erste  ernst- 
liche Versuch  in  Deutschland,  die  Ge- 
schichte  des   Maurerbundes    auf  einen 
wahren  geschichtlichen  Ursprung  zurück- 
zuführen, wovon  auch  seine  Reden  über 
den  Zweck,  die  Beschaffenheit  und  den 
Ursprung  der  Freimaurerei  (Brl.  1791)  gül- 
tiges Zeugnis  ablegen.    Die  Loge  Zu  den 
drei  Pfeilen  in  Nürnberg  verdankt  ihre  | 
Entstehung  1789  hauptsächlich  seiner  An-  1 
regung,  und  unter  seinem  EinfluB»  und 
»einer  Führung  —  er  war  der  Nachfolger 
Wittwers  (s.  d.)  im  Amt  des  Meisters  vom 
Stuhl  —  gedieh  diese  junge  Loge,  für  die 
er  die  »Konstitution  für  den  zweiten  uud 
dritten  Grad«  ausarbeitete,  mehr  und  mehr,  i 
Seinem  organisatorischen  Talent  war  es  auch 
mit  zu  verdanken,  dass  sie  sich  in  kurzer 
Zeit  eine  hervorragende  Stellung  in  der 
Maurerwelt  errungen  hatte.    Er  war  die 
treibende  Kraft  zu  Gunsten  der  Gothaer 
Bestrebungen  für  Errichtung  eines  Deut- 
schen Freimaurerbundes  (s  d.)  und  nach 
dessen  Entschlafen  Mitgründer  der  da-  : 
nach    entstandnen  Zirkelkorrespondenz 
(s.  d.).    Infolge  seiner  Berufung  als  Pro- 
fessor der  Theologie  nach  Altdorf  hatte 
er  seine  Logenämter  niedergelegt,  blieb 
aber  ein  treuer  Ratgeber   Beiner  Loge, 
und   ihm    ist    es    auch  zuzuschreiben, 
dass  1803  das  Schrödersche  Ritual,  nach 
dem  heute  noch  die  Loge  arbeitet,  ein- 
geführt wurde.    1808  musste  er  nach  dem  , 
Erlass   der   bayerschen  Regierung,  der 
allen  Staatsdienern  und  selbst  den  dem 
geistlichen  Stande  angehörigen  Maurern 
die   Mitgliedschaft    im  Freimaurerbund 
untersagte,  die  Loge  decken;  doch  blieb 
er  bis  zu  seinem  Tode  mit   dem  Ge- 
schick und  dem  Wohl  seiner  Loge  innig 
verbunden.     Dass    seine    hohen  Ver- 
dienste um  die  Loge  reichlich  gewürdigt 
wurden  und  er  bis  ans  Ende  seines  Lebens 
allgemeine  Verehrung  und  hohe  Anerken- 
nung genoss,  drückte  sich  hauptsächlich 
aus  in  der  Feier  seines  50jährigen  Dienst- 


jubiläums,  das  1833  von  der  Loge  beson- 
ders festlich  begangen  wurde.  [Vgl.  Bh. 
1896,  8.  181J 

3)  Job.  Karl  Christoph,  verdienter 
8chulmann,  geb.  19.  Juli  1795  in  Stadtilm, 
gest.  15.  Nov.  1862  in  Leipzig,  zuerst  Di- 
rektor der  höhern  Stadtschule  in  Krefeld, 
seit  1832  Direktor  der  allgemeinen  Bürger- 
schule und  der  von  ihm  gestifteten  Real- 
schule in  Leipzig,  wo  er  mit  grossem  Er- 
folg wirkte,  gehörte  dem  Bund  der  Frei- 
maurer an  und  war  Ehrenmitglied  der  Loge 
Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig 
von  1833—53. 

Yogi,  Heinrich,  Opernsänger,  geb.  15. 
Jan  1845  in  München,  gest.  23.  April  1900 
in  Tutzing,  bildete  sich  zum  Lehrer  aus 
und  ging  dann  zur  Bühne  über.  Seit  1865 
war  er  ein  hervorragendes  Mitglied  des 
Münchner  Hoftheaters  und  einer  der  vor- 
zuglichsten Wagner -Sänger.  —  V.  ward 
1887  in  der  Loge  Zur  Kette  in  München  in 
den  Freimaurerbund  aufgenommen. 

Voigt,  Johann  Friedrich,  Senator  in 
Dresden,  geb.  5.  Nov.  1729  in  Naumburg, 
wurde  31.  Mai  1751  in  der  Loge  Zu  den 
drei  Hammern  in  Naumburg  aufgenommen 
und  war  einer  der  ersten,  die  der  strikten 
Observanz  zutraten;  er  wurde  wahrschein- 
lich 1752  in  Unwürde  von  v.  Hund  zum 
Ritter  geschlagen  und  in  demselben  Jahre, 
12.  Juni,  zum  Komtur  in  Gehofen  er- 
nannt. [Vgl.  Schröder,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Naumburg  (Naumburg 
1896),  S.  177.] 

Voigts,  Job  an  n  es  Friedr.,  geb.81.  Okt. 
1792  in  Hannover,  gest.  21.  Nov.  1861, 
trat  1810  als  Registerschreiber  in  die 
Dienste  des  Grafen  v.  Bernstorff,  wurde 
1813  Revisionsgehülfe  bei  der  Steuer- 
direktion und  1815  Steuerrevisor  zu 
Hannover.  In  diesem  Amt  verblieb  er 
bis  zu  seinem  Tode.  Neben  Philoso- 
phie, Naturwissenschaft,  Geschichte  und 
den  vielseitigsten  maurerischen  Studien 
beschäftigte  er  sich  vorzugsweise  mit  der 
neuern,  besonders  deutschen  Litteratur. 
1844  erschien  von  ihm  in  Hannover  die 
umfangreichste  und  vorzüglichste  seiner 
Dichtungen:  »Hölty«,  ein  Roman.  Beson- 
dere Verdienste  erwarb  er  sich  auch  durch 
Beurteilung  schriftstellerischer  Erzeugnisse 
als  Mitarbeiter  an  den  bei  Brockhaus  in 
Leipzig  erscheinenden  »Blättern  für  lite- 
rarische Unterhaltung.«  —  In  den  Frei- 
maurerbund trat  er  4.  Juni  1835  als  Mit- 
glied der  Loge  Zum  schwarzen  Bär  in 
Hannover,  schloss  sich  aber  23.  Sept  1847 
der  Loge  Friedrich  zum  weissen  Pferde 
ebendaselbst  an,  wurde  1848  in  dieser  Loge 
Redner  und  Archivar  und  1857  Ehren- 
meister. Als  Schriftsteller  war  er  auch  auf 
maureri  sc  hem  Gebiete  vielfach  thätig,  indem 
er  für  die  FZ.,  A.  und  L.  zahlreiche  Bei- 
träge lieferte,  sodann  aber  auch  selbstän- 
dige Schriften  veröffentlichte:  »Geschichte 
der  Loge  Friedrich  zum  weissen  Pferde« 


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Volger  —  Vorbereitender,  Vorbereitung. 


517 


(1846);  »Rosen.  Maurergedichte«  (1848); 
»Die  Freimaurerlogen  im  Königreiche 
Hannover.  Geschichtlicher  Abriss«  (1855); 
»Die  Kunst  der  Freimaurerei  im  Lichte 
von  Fürstenstimmen«  (1858);  »Latomia- 
bluroeu«  [zugleich  mit  E.  Rauschenbusch] 
(1858).  Seinen  »Maurerischen  Nachlass«, 
der  Festreden  und  Gedichte  enthält,  gab 
Thiemann  heraus  (Hannover  1862).  [Vgl. 
Zd.  1844,  8.  83.] 

Volger,  Wilhelm  Friedrich,  Schul- 
mann, geb.  81.  März  1794  in  Neetze  bei 
Lüneburg,  gest.  6.  März  1879  in  Lüne- 
burg, wurde  1815  Kollaborator  in  Lüne- 
burg, 1830  Rektor  und  1844  Direktor 
der  Realschule  das.  Michaelis  1867 
trat  er  in  den  Ruhestand.  Seine  Lehr- 
bücher der  Geographie  und  Geschichte 
(erschienen  in  den  Jahren  1820— 36)  waren 
in  zahlreichen  Auflagen  verbreitet.  Eine 
vielseitige  Wirksamkeit  übte  er  als  Wort- 
halter des  Bürgervorsteherkollegiums,  als 
Vorsteher  der  Kinderpflegeanstalt,  deren 
Gründer  er  war,  als  Verwalter  der  Stadt- 
bibliothek, als  Stifter  des  Altertumsvereins 
und  als  Herausgeber  des  Lüneburger  Ur- 
kundenbuchs.  —  Aufgenommen  wurde  er 
2.  Nov.  1818  in  die  Loge  Selene  zu  den 
drei  Türmen  in  Lüneburg  und  war  1824 
ihr  erster  Aufseher,  1827  zugeordneter 
Meister  und  1828  Meister  vom  Stuhl.  Bis 
zum  Jahre  1873  —  also  45  Jahre  —  hat 
er  den  Meisterhammer  geführt.  Sein  Wahl- 
spruch, den  er  im  Leben  befolgte,  war: 
Alle«  mit  Mass.    [Vgl.  FZ.  1900,  S.  176.] 

Völkerrecht  und  Völkerfrieden,  s.  Frie- 
den, ewiger.  Ausserdem  vgl.  noch  Har- 
mening,  Völkerrecht  und  Völkerfrieden 
(Lpz.  1881).  Bh.  1881,  S.  177,  273;  1883, 
S.  129.    H.  L.  Nr.  135,  S.  1073. 

Volksbnnd,  Deutscher,  ist  eine  von  Pro- 
fessor Förster,  dem  Abgeordneten  Böckel 
und  dem  Schriftsteller  Hans  v.  Mosch  ins 
Leben  gerufne,  über  ganz  Deuschland 
verbreitete  Gesellschaft,  die  dem  Frei- 
maurerbunde  nachgebildet  ist.  Die  Gründer 
sind  die  derzeitigen  Grossmeister  des  Bun- 
des; unter  ihnen  stehen  höhere  und  niedere 
Beamte,  sodann  die  Brüder.  1900  wurde 
in  Berlin  ein  Bundesheim  eröffnet.  [Vgl. 
Bbl.  1900,  S.  474.   L.  1895,  S.  176.] 

Volksunterhaltungsabende  werden  von 
der  Loge  Phönix  in  Leipzig  seit  1891 
veranstaltet.  Sie  wollen  sich  dem  Wohl 
der  arbeitenden  Klassen  widmen  durch 
Vermehrung  ihrer  Kenntnisse,  Anregung 
ihres  Denkens,  Läuterung  ihre«  Empfin- 
dens. Sie  bieten  dem  Arbeiter  gemütlich- 
geselligen  Verkehr  und  zugleich  Belehrung 
und  Anregung,  Erholung  und  Veredlung. 
Sie  finden  Bich  auch  sonst  in  vielen  Städten 
seit  neuerer  Zeit,  so  in  Berlin,  Bremen, 
Dresden,  Kiel,  Lüdenscheid  u.  s.  w. 

Vollkommner  Meister  oder  Ritter  vom 
Adler,  ist  ein  Hochgrad,  der  aus  Lyon 
stammt,  wo  ein  förmliches  Kapitel  bestand. 
1758  gelangte  dieser  Hochgrad  durch  den 


Staatschirurg  Fischer  nach  Wien,  wo  ihn 
u.  a.  auch  Kaiser  Franz  I.  besass  und  mit 
Zufriedenheit  darin  arbeitete.  Nach  sei- 
nem Tode  (1765)  ging  das  Wiener  Kapitel 
ein,  wurde  aber  nach  10  Jahren  wieder 
eröffnet.  Die  betreffenden  Mitglieder  em- 
pfingen die  Akten  von  Robert,  dem  Kam- 
merdiener des  Kaisers  Franz  I.  Bis  1784 
wurden  nur  wenige  eingeführt,  darunter 
auch  Job.  Eubert  Bödeker  (s.  d.).  Nach- 
dem dieser  mit  den  Kapiteln,  die  seit  1787 
in  Hamburg  und  seit  1791  in  Kempten 
bestanden,  in  Verbindung  gekommen  und 
auch  den  Zusammenhang  mit  den  Kapiteln 
der  Auserwählten  erlangt  hatte,  errichtete 
er  1792  ein  förmliches  Kapitel,  dem  die 
hervorragendem  Mitglieder  seiner  Loge 
angehörten,  ebenso  auch  Hauptmann  Aigner 
(s.  d.)  in  Pest. 

Voltaire,  Francois  Marie  Arouet  de, 
franz.  Schriftsteller,  geb.  21.  Nov.  1694  in 
Paris,  gest.  das.  30.  Mai  1778.  Obgleich 
er  früher  in  seiner  »Questions  sur  l'encyclo- 

fe'lie«  unter  Initiation  ungünstig  über  die 
'reimaurerei  geurteilt  hatte,  worüber  ihn 
Bonneville  (s.  d.)  in  seiner  Schrift  »Les 
Jesuiii-  chassäs  de  la  maconnerie«,  U, 
133,  sehr  scharf  zurechtwies,  Hess  er 
sich  doch  in  seinem  83.  Jahre,  vier  Mo- 
nate vor  seinem  Tode,  am  7.  Febr.  1778 
in  der  Loge  Les  neufs  soeurs  in  Paris  in 
den  Freimaurerbund  aufnehmen.  Er  wurde 
vom  Abbe*  Cordier  de  St.-Firmin  vorge- 
schlagen, von  Franklin  (s.  d.)  und  Court  de 
Gebelin  begleitet.  Die  Aufnahme  vollzog 
Lalande  (s.  d.).  Er  trug  die  maurerische 
Bekleidung  von  Helvctius  (s.  d.).  [Einen 
Auszug  aus  dem  bei  seiner  Aufnahme  ge- 
halten Protokoll  enthält  W.  J.  1784,  II, 
231;  Maurerisches  Taschenbuch  auf  das 
Jahr  1802/8  von  X.  Y.  Z.,  S.  3.  Vgl. 
»Voltärs  Aufnahme  in  den  Freimaurer- 
orden, nebst  einem  Briefe  über  diesen 
Gegenstand.  Von  ihm  selbst«  (Brl.  1786); 
Eucyclope*die  maconnique  (1821),  H,  356; 
Kloss,  Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Frankreich,  I,  250.  L.  V,  266.  Z.  1875, 
8.  6;  1887,  S.  52.  FZ.  1856,  S.  128;  1867, 
S.  89;  1869,  S.  94;  1878,  S.  280;  1879,  S. 
137.   Dr.  L.,  S.  1862.] 

Vorbereitender,  Vorbereitung.  V.  oder 
Einführender  Bruder,  auch  Präparatear, 
heisst  derjenige  Logenbeamte,  der  die 
Aufzunehmenden  vor  der  Aufnahme- 
feierlichkeit in  die  entsprechende  Ge- 
mütsverfassung zu  versetzen  hat,  damit 
sie  für  die  vorzunehmende  Weihe  em- 
pfänglich seien.  In  der  Grossen  Lan- 
desloge in  Berlin  ist  dies  Amt  mit  dem 
des  Redners  verbunden.  Der  V.  hat 
das  Wesen  der  Freimaurerei  kurz  zu 
erläutern  und  die  Pflichten  hervorzuheben, 
deren  Erfüllung  der  Bund  von  seinen 
Gliedern  fordert.  Der  erste  Eindruck  auf 
den  Aufzunehmenden  geht  von  dem  V. 
aus,  und  die  Wirkung  der  Aufnahmefeier- 
lichkeit  hängt   zum    grossen  Teil  von 


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518  Voretzsch  V. 

der  Empfänglichkeit  und  der  Stimmung 
ab,  die  der  V.  zu  erzeugen  verstanden  hat. 
Da  sich  der  Suchende  vor  der  Aufnahme 
schriftlich  über  den  Beweggrund  seines 
Eintritts  zu  erklären  hat,  so  wird  es  zweck- 
mässig sein,  wenn  der  V.  darauf  eingeht 
und  etwaige  irrige  Vorstellungen  der  Frei- 
maurerei, die  in  dem  Gesuch  enthalten 
sind,  zu  berichtigen  Bucht.  Ernst,  Ruhe 
und  Wahrheit  sind  die  Mittel,  durch  die 
am  besten  in  dem  Aufzunehmenden  die 
richtige  ernste  und  gesammelte  Stimmung 
erzeugt  wird,  in  der  er  seine  Aufnahme 
an  sich  erfahren  soll.  In  ähnlicher  Weise 
wie  bei  der  Aufnahme  findet  auch  bei 
Beförderungen  auf  den  2.  und  3.  Grad 
eine  V.  statt,  und  zwar  in  dem  sogen. 
Vorbereitungszimmer  (s.  Kammer,  dunkle). 

—  In  den  franzosischen  Logen  heisst  der 
V.  »frere  terrible«,  der  fürchterliche  Bru- 
der, eine  Bezeichnung,  die  sich  in  den 
altern  Ritualen  des  18.  Jahrhunderts  auch 
sonst  findet,  hauptsächlich  deshalb,  weil 
dort  der  Aufzunehmende  verschiednen 
Proben  unterworfen  wird,  die  dessen  Mut 
in  manigfachen  Gefahren  erproben  sollen. 
fVgl.  Krause,  Kunsturkunden,  Bd.  1,  Abt.  1, 
8.  140.  FZ.  1847,  S.  147:  Nr.  22,  43;  1855, 
S.  125;  1861,  S.  289.  R.  Fischer,  Ent- 
wurf zu  einem  Handbuch  für  die  Amts- 
tätigkeit der  Logeumeister  (Lpz.  1891), 
S.  12.J 

Voretzsch,  Johann  David  Ludwig, 
Kirchenrat  und  Archidiakonus  in  Alten- 
burg, geb.  30.  Aug.  1797,  gest.  8.  Febr. 
1852,  war  Mitglied  der  Loge  Archimedes  zu 
den  drei  Reissbrettern  in  Altenburg  von 
1838  bis  zu  seinem  Tode.  Er  war  ein 
geistvoller  Redner,  dessen  Ansprachen  im 
»Zd.«,  den  er  einige  Jahre  lang  selbst  mit 
leitete,  zum  grössten  Teil  enthalten  sind, 
auch  Dichter  maurerischer  Gesänge.  [Vgl. 
Dietrich,  Aus  vergangenen  Tagen  (Altbg. 
1889),  S.  189-227.  Bruderblätter  1852, 
S.  25.] 

Yorbang.  Die  V.  vor  den  Thüren  des 
Salomonischen  Tempels  waren  nach  Jo- 
sephus,  Jüd.  Krieg  V,  5:  «aus  babyloni- 
schem Gewebe,  bunt  gestickt  aus  Hyacinth 
(violettblau),  Byssus  (weiss),  Scharlach 
und  Purpur,  ein  Werk  von  wunderbarer 
Arbeit  wegen  der  sehenswerten  Mischung 
von  Stoffen,  gleichsam  ein  Bild  des  Welt- 
alls. Der  Scharlach  schien  das  Feuer, 
der  Byssus  (feine  Flachsleinewand)  die 
Erde,  der  Hyacinth  (blau)  die  Luft, 
und  der  Purpur  (wegen  der  im  Meer  leben- 
den Purpurscnnecke)  das  Meer  anzudeuten : 
zwei  durch  die  Farben,  der  Byssus  und 
Purpur  aber  durch  ihren  Ursprung,  indem 
jenen  die  Erde  erzeugt,  diesen  das  Meer, 

—  so  stellte  das  Gewebe  den  Anblick  des 
Universums  dar,  den  Tierkreis  ausgenom- 
men.« —  Nach  dem  englischen  Hochgrad - 
system  sind  diese  vier  Farben  die  symbo- 
lischen Farben  der  Maurerei  geworden: 
weiss  als  Farbe  der  Unschuld   in  den 


•sehung,  Auge  der. 

Handschuhen  (s.  d.)  und  dem  Schurz  (s.  d.); 
blau  als  Farbe  der  Freundschaft  in  den 
symbolischen  Graden;  Scharlach  als 
Farbe  des  Eifers  im  Royal  Arch-Grad; 
pur  pur,  die  Vereinigung  von  blau  und 
Scharlach,  als  Symbol  der  Einigkeit,  in 
den  zwischen  dem  symbolischen  und  dem 
Royal  Arch-Grad  in  der  Mitte  stehenden 
Graden.  (S.  Farben.) 

Yorhof,  eine  von  Salomos  Tempel  her- 
genommene Bezeichnung,  wird  häufig 
das  Vorzimmer  einer  Loge  genannt,  in 
dem  man  sich  versammelt.  Nach  dem 
alten  Ritual  finden  sich  die  Gesellen  dort 
zusammen,  um  in  die  mittlere  Kammer  zu 
gelangen;  auch  jetzt  noch  wird  zum  Teil 
|  so  unterschieden,  dass  sich  die  Meister 
•  symbolisch  im  mittlem  Raum  versammeln, 
während  die  Lehrlinge  und  Gesellen  im 
V.  verweilen.  —  Bei  den  Franzosen  wird 
dieser  V.  (parvis),  nach  Bazot  auch  Saal 
der  verlornen  Schritte  genannt  (Salle  des 
pas  perdus),  weil  jeder  Schritt,  der 
vor  dem  Eintritt  in  die  Loge  gethan 
wurde  oder  der  den  Vorschriften  der  Frei- 
maurerei nicht  gemäss  ist,  als  verloren  be- 
trachtet wird.  (Die  letztere  Deutung  dieses 
Ausdrucks  ist  zwar  überliefert,  aber  schwer- 
lich die  ursprüngliche;  denn  bekanntlich 
heisst  auch  in  dem  Palais  de  justice  zu 
Paris  die  grosse  Vorhalle,-  in  der  sich  die 
Richter  und  Advokaten  zu  ergehen  und 
letztere  mit  ihren  Klienten  sich  zu  ver- 
nehmen pflegen,  ebenfalls  salle  de«  pas 
perdus.)    [Vgl.  auch  Jakobsleiter.] 

Vorhofs,  Brüder  des,  heissen  bei  den 
Rosenkreuzern  die  Mitglieder  der  drei  Frei- 
maurergrade. 

Vorschläge  zum  allgemeinen  Besten  des 
Bundes  oder  bloss  einer  einzelnen  Loge 
kann  jedes  ihrer  Mitglieder  nach  der 
in  der  betreffenden  Loge  oder  Grossloge 
vorgeschriebnen  Ordnung  machen.  Dahin 
gehören  Anträge  aller  Art  auf  Änderungen 
und  Verbesserungen  des  Rituals  oder  der 
Statuten,  Beschwerden,  Anmeldungen  von 
Aufnahme -Suchenden  u.  s.  w.  In  man- 
chen Logen  und  Logenverbänden  ist  das 
Recht,  derartige  V.,  namentlich  Auf  nahm  e- 
i  V.,  zu  machen,  nur  den  Mitgliedern, 
die  den  Meistergrad  haben,  erteilt.  —  In 
den  französischen  Logen  pflegt  zu  diesem 
Zweck  in  den  Versammlungen  ein  sogen, 
sac  des  propositions  herumzugehen,  in  den 
die  schriftlich  einzureichenden  V.  geworfen 
werden.  [Vgl.  Bh.  1866,  8. 4;  1894,  8.369.] 
Vorschlagstafel  (Aspirantentafel)  ist  eine 
Tafel  in  der  Loge,  auf  der  die  Namen  der 
Aufhahme-Suchenden  während  der  Zeit  des 
Vorschlags  bis  znr  Kugelung  (s.  d.)  ange- 
schrieben werden,  damit  afie  Mitglieder 
der  Loge  davon  Kenntnis  erhalten  und 
sich  über  die  betreffenden  Personen  er- 
kundigen können. 

Vorsehung,  Auge  der,  eine  der  sinn- 
bildlichen Figuren,  die  in  manchen  man- 
rerischen  Lehrarten  üblich  ist.  (S.  Stern, 


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Vorstand  der  Loge  —  Wachsmuth. 


519 


•ler  flammende.)  [Vgl.  Krause,  Kunstur- 
kunden, I,  2,  a  467;  II,  2,  S.  266.] 

Vorstand  der  Loge,  s.  Logenvoratand. 

Vorsteher,  s.  Aufseher. 

Vortrage,  s.  Rede. 

Vorurteil  ist  eine  Meinung,  die  ohne 
hinlängliche  Gründe  zur  Entscheidung  über 
einen  Gegenstand  gefasst  wird.  Es  ent- 
steht häutig  aus  Neigung  oder  Abneigung 
für  oder  gegen  eine  Sache,  erhält  sich  durch 
Mangel  an  näherer  Untersuchung  und  wird 
selbBt  zum  herrschenden  V.  der  Welt.  Der- 
gleichen V.  giebt  es  eine  Menge  unter 
den  Menschen,  die  sich  auf  alle  möglichen 
Dinge  und  Verhältnisse  des  Lebens  be- 
ziehen, so  die  V.  Ober  gewisse  Tage,  Zah- 
len u.  s.  w.  Bedenklichere  V.  knüpfen 
sich  an  Rang  und  Stand,  an  Reichtum 
und  Besitz,  an  Wissen  und  Können.  Ein 
wahrhaft  gebildeter  Mensch  soll  von  Bolchen 
V.  frei  sein.  Die  Freimaurerei  strebt  Frei- 
heit auch  von  allerhand  V.  an;  denn  Irr- 
tum und  V.  verhalten  sich  zur  Wahrheit, 
wie  die  Nacht  zum  Tage.  Und  Licht, 
helles  Licht,  sucht  die  Freimaurerei,  und 
der  Freimaurer  soll  sich  von  andern  Leuten 
vor  allem  durch  eine  von  V.  befreite 
Denkart  auszeichnen.  (Vgl.  FZ.  1857,  S. 
73.  L.  1888,  S.  37;  1898,  S.  49.  Z.  1896, 
8.  43.  Holtschmidt,  Neue  Offenbarungen 
(Lpz.  1895),  S.  17.] 

Voss,  Joh.  Heinr.,  Dichter,  geb.  20. 
Febr.  1751  in  Sommersdorf  in  Mecklen- 
burg, gest.  als  Professor  und  Hofrat  in 
Heidelberg  29.  März  1826,  übernahm  nach 
vollendeten  Studien  die  Leitung  des  Mu- 
senalmanachs in  Wandsbek,  wurde  1778 
Rektor  in  Otterndorf,  wo  es  ihm  »in  den 
stinkenden  Marschnebeln«  wenig  gefiel  und 
leitete  dann  20  Jahre  lang  die  Schule  in 
Eutin.  Da  ihm  durch  den  Bruch  mit  F.  L. 
Graf  zu  Stolberg  (s.  d.)  der  Aufenthalt  in 
Eutin  verleidet  wurde,  wandte  er  sich 
nach  Heidelberg,  wo  er  die  letzten  beiden 
Jahrzehnte  seines  Lebens  als  Professor  zu- 
brachte. Auch  hier  hatte  er  manchen 
Kampf  mit  der  katholisierenden  Richtung 
und  mit  den  Anhängern  der  romantischen 
Schule  zu  bestehen.    Aber  gerade  das 


streitbare  Element  hielt  seine  Seele 
frisch.  V.'s  bleibende  Bedeutung  für  die 
Litteratur  liegt  in  seinen  vorzüglichen 
Übersetzungen.  —  In  den  Freimaurer- 
bund wurde  er  6.  Juni  1774  zu  Ham- 
burg in  der  Loge  Zu  den  drei  Rosen, 
die  nach  Zinnendorfscher  Lehrart  arbei- 
tete, aufgenommen.*)  Aber  nachdem  man 
ihn  benutzt  hatte,  in  seinem  Musenalma- 
nach von  1776  die  Akte,  wodurch  die 
Grosse  Loge  von  London  die  Zinnendorf- 
sche  Grossloge  anerkannte,  als  öffentlichen 
Beweis  der  Echtheit  Zinnendorfscher  Frei- 
maurerei bekannt  zu  machen,  fand  er  sich 
völlig  enttäuscht.  Er  schrieb  an  den  da- 
maligen Grossmeister  der  Landesloge  einen 
Absagebrief,  in  dem  es  u.  a.  heisst:  »Wie 
kann  ein  Orden  auf  Wahrheit  oder  Tugend 
ausgehen,  der  sich  öffentliche  Unredlich- 
keiten erlaubt*  Bis  1784  findet  sich  sein 
Name  noch  in  der  Logenliste.  [Vgl.  Herbst, 
Joh.  H.  V.  (2  Bde.,  Lpz.  1872—76);  Iber, 
V.  und  seine  Bedeutung  in  der  deutschen 
Litteratur  (Osnabrück  1833).  Über  ihn 
als  Freimaurer:  Merzdorf,  Geschichte  der 
Freimaurerlogen  im  Herzogthum  Oldenburg 
(Oldenbg  1852).  Bh.  1867,  S.  52.  R.  1896, 
S.  92;  1897,  S.  15.    Z.  1881,  S.  17.] 

Vredenbnrch,  Joh.  Will,  van,  geb.  6. 
Aug.  1782,  gest.  1850,  war  1812—1842  Gross- 
schriftführer der  Grossen  Loge  von  Hol- 
land und  ein  eifriges  Mitglied  des  Bun- 
des. Bei  der  Einführung  des  neuen  Sys- 
tems war  er  sehr  beteiligt,  wie  er  auch 
in  der  Geschichte  der  Kölner  Urkunde 
(s.d.)  —  die  er  namentlich  Preller  gegen- 
über als  echt  eifrig  in  Schutz  nahm  — 
eine  grosse  Rolle  spielte.  Nach  seinem 
Tode  wurde  durch  seine  Erben  nach  einem 
gedruckten  Schreiben  vom  2.  April  1852 
an  alle  verbündeten  Logen  und  Gross- 
logen eine  von  L.  P.  Schouberg  geschnittne 
Denkmünze  verteilt.  [Vgl.  HMW.  Nr.  223, 
224.    HZC.  Nr.  141,  S.  1.] 

Vulkan,  der  Erzarbeiter,  wird  in  man- 
chen Symbolisierungen  als  Thubalkain 
(s.  d.)  genommen;  mit  der  Maurerei  hat 
er  aber  nichts  zu  thun. 


W. 


Wache.  Der  Arbeitstag  hat  nach  der 
Schwedischen  Lehrart  (s.  d.)  4  W.,  und 
zwar  von  Glocke  6  des  Morgens  bis  12 
des  Tags,  von  Glocke  12  bis  6  des  Abends, 
von  Glocke  6  des  Abends  bis  12  Nachts 
und  von  Glocke  12  des  Nachts  bis  6  des 
Morgens.  Diese  W.  heissen  Mittag,  Hoch- 
mittag, Mitternacht  und  Hochmitternacht 
und  deuten  auf  die  vier  Wochen  eines 
Monats.    Auf  eine  Freimaurer- W.  werden 


6  allgemeine  Stunden  gerechnet,  die  die  6 
Arbeitstage  in  der  Woche  vorstellen  sollen. 

Wachhabender  Bruder,  s.  Ziegeldeoker. 

Wachsmuth,  Ernst  Wilhelm  Gott- 
lieb, Geschichtsforscher,  geb.  28.  Dez.  1784 
in  Hildesheim,  gest.  23.  Jan.  1866  in  Leip- 


*)  Darnach  itt  die  Bemerkung  I,  S.  377  b  tn  be- 
richtigen, dMa  V.  zur  Loge  Zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen  gehört  habe. 


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520 


Wächter. 


zig,  war  1806  Lehrer  an  der  Klosterschule  in 
Magdeburg,  1811  Subrektor  am  Gymnasium 
in  Zerbst,  1815  Lehrer  an  der  Lateinischen 
Hauptschule  in  Halle  und  zugleich  Pro- 
fessor der  neuern  Sprachen  an  der  dor- 
tigen Universität,  1820  Professor  und 
Direktor  de*  philologischen  Seminars  in 
Kiel  und  1825  Professor  der  Geschichte 
in  Leipzig.  —  W.  trat  in  der  Loge  Zum 
Tempel  des  Lichts  in  Hildesheim  SO. 
Sept.  1807  dem  Freimaurerbunde  bei.  Am 
2.  Juni  1809  wurde  er  in  der  Loge  Fer- 
dinand zur  Glückseligkeit  in  Magdeburg 
angenommen.  Er  wurde  sogleich  Redner, 
trat  aber  9.  Okt.  1812  aus,  um  sich  in 
Zerbst  denjenigen  Maurern  anzuschließen, 
die  die  eiug^cschlafne  Loge  Friedrich  zur 
Beständigkeit  1812  wieder  eröffnen  wollten; 
als  dies  1814  geschah,  trat  er  ibr  bei  und 
wurde  ihr  Redner.  1816—1820  war  er 
Mitglied  der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in 
Halle;  später  gehörte  er  der  Loge  Minerva 
zu  den  arei  Palmen  in  Leipzig  an. 

Wächter,  1)  Karl  Eberhard  v.t  geb. 
21.  Mai  1746,  gest.  (angeblich)  25.  Mai 
1825  in  Stuttgart,  war  1778  Advokat  und 

1774  Kanzlei-  und  Ehegerichts- Advokat 
in  Stuttgart,  1776  sachsen-meiningschcr 
Hofrat,  1777  sachseu-gothaischer  Geheimer 
Legationsrat ,  wurde  1779  auf  Empfehlung 
des  Landgrafen  Karl  von  Hessen-Kassel  (s.d.) 
vom  König  von  Dänemark  geadelt  und 
zum  Kammerherrn  und  Gesandten  am 
württembergscheu  und  pfalzbayerschen 
Hof  und  beim  fränkischen  Kreis  ernannt, 
nachher  al»  Gesandter  nach  Paris  geschickt, 
wo  er  auch  während  der  Revolution  blieb. 
1812  meldete  die  Frankfurter  Zeitung,  er 
sei  am  10.  Juni  1810  in  Paris  wegen  ehr- 
loser Handlungen  zu  einer  entehrenden 
Strafe  verurteilt  und  deshalb  in  Kopen- 
hagen seiner  Stellen  und  Ehren,  auch  des 
Danebrog- Ordens  für  unwürdig  erklärt; 
er  soll  nach  England  geflohen  und  da  ge- 
storben sein.  —  Freimaurer  muas  er  in 
Tübingen  geworden  sein,  denn  als  Mitglied 
[ler  dortigen  Loge  wurde  er  1774  in  der 
I.<oge  in  Wetzlar  anerkannt  und  in  den 
i.  Grad  erhoben.  Er  trat  in  demselben 
Jahre  zu  der  im  Juli  gestifteten  Loge  Zu 
den  drei  Zedern  in  Stuttgart  und  wurde  ihr 
Schriftführer.  Auch  trat  er  1774  in  Frank- 
furt in  den  Tempelherrenorden,  besuchte 

1775  den  Konvent  zu  Braunschweig 
(f.  d.)  al»  Abgeordneter   von  Stuttgart, 

1776  den  in  Wiesbaden  (s.  d.)  für 
Stuttgart,  München,  Wien  und  Mei- 
ningen. Er  verlangte  von  Gugomos  (s.  d.) 
Beweise  und  Darlegung  reeller  Kennt- 
nisse (d.  h.  damals  Alchemie,  die  er  selbst 
später  zu  verachten  vorgab)  und  behauptete 
nachher,  schon  damals  in  den  Anfängen 
seiner  später  erlangten  Kenntnisse  unter- 
richtet gewesen  zu  sein  und  daraus  die 
Gewissheit  geschöpft  zu  haben,  dass 
.-ich  Gugomos  seine  Vollmachten  selbst 
gegeben  habe,  wovon  er  sich  nachher  in 


Rom  und  Florenz  vollends  überzeugt  habe. 
1777  war  er  in  der  schottischen  Loge  in 
Stuttgart  erster  Vorsteher,  im  Kapitel  zu 
Herrenburg  (Stuttgart)  Kanzler,  Oonsi- 
liarius  und  Präfekt,  auch  im  Provinzial- 
kapitel  der  VIH.  Provinz  Decanus  und 
Canccllarius,  Subprior  in  Schwaben  und 
Oommendator  in  Sultzberg.  Als  Kanzler 
der  VHL  Provinz  erhielt  er  v.  Hund,  als 
Administrator  der  VIII.  Provinz,  den  Auf- 
trag, die  deutschen  Balleyen  dieser  Provinz 
einzurichten,  und  setzte  im  Februar  1774 
i  Kapitel  in  Wien  und  München  ein.  Nach 
j  v.  Hunds  Tode  erhielt  er  1777  vom  Her- 
'  zog  Ferdinand  von  Braunschweig  und 
dem  meiniugschen  Geheimrat  v.  Eyben 
denselben  Auftrag  für  Italien,  wo  bis 
dahin  erst  ein  Kapitel  in  Turin  be- 
stand. Er  setzte  ein  Kapitel  in  Neapel 
ein  und  sollte  nebenbei  im  Namen  und 
I  Auftrag  der  sämtlichen  vereinigten  Logen 
die  sorgsamsten  Nachsuchungen  nach  den, 
!  wie  man  noch  immer  meinte,  in  Italien 
verborgneu  Obern  des  Ordens  anstellen, 
namentlich  sich,  wo  möglich,  an  den  in 
j  Florenz  unter  dem  Namen  Graf  v.  Alba- 
I  nien  lebenden  letzten  Prätendenten,  Karl 
j  Eduard  Stuart  (s.  d.),  wenden,  den  man  noch 
j  immer  als  den  Erben  der  Stuarts  für  den 
I  Grossmeister  hielt.  Die  Zusammenkunft 
|  mit  dem  Prinzen  fand  12.  Sept.  1777  statt, 
und  das  von  beiden  unterzeichnete  Proto- 
koll sandte  W.  an  den  Herzog  Ferdinand. 
Auch  als  sich  zu  Anfang  1780  der  Herzog 
von  Södermanland  schriftlich  bei  dem 
Prätendenten  als  seinem  Obern  meldete 
und  um  Bestätigung  seiner  Wahl  zum 
Heermeister  der  VII.  Provinz  bat,  korre- 
spondierte der  Prätendent  deshalb  mit  W. 
und  erbat  und  befolgte  seinen  Rat.  (Der 
ganze  Briefwechsel  ist,  von  Schwarz  ab- 
geschrieben, im  Archiv  der  Loge  in  Braun- 
schweig.) W.  kam  im  Jan.  1778  nach 
Deutschland  zurück,  hatte,  niemand  wusste 
wie,  Vermögen  erworben  (er  selbst  be- 
hauptete, durch  glückliche  Spekulationen, 
andre  meinten,  von  Jesuiten  oder  Rosen- 
kreuzern, als  deren  Sendling  man  ihn  be- 
trachtete), und  behauptete,  in  Italien  die 
wahren  Geheimnisse  des  Bundes  erhalten 
zu  haben,  die  aber  mitgeteilt  zu  bekommen 
niemand  verlangen  könne.  Er  teilte  sie, 
wie  er  wenigstens  behauptete,  nur  den  drei 
Fürsten:  Herzog  Ferdinand  von  Braun- 
schweig, Landgraf  Karl  von  Hessen-Kassel 
und  Kronprinz  (nachher  König  Friedrich 
Wilhelm  Ii.)  von  Preussen  mit.  Aus  einigen 
Briefen  wissen  wir,  dass  Theosophie  und 
Geisterbeschwörungen  ihr  Hauptinhalt 
waren.  Die  ersten  Einweihungen,  die  er 
in  Florenz  empfangen  haben  will,  sind  zu 
lesen  im  zweiten  Teil  desSignataterns,  8. 125 
bis  152.  (Nur  ist.  wenn  auch  die  Erzäh- 
lung, wie  angegeben  wird,  aus  Wöllner« 
Nachläse  herrühren  mag,  der  ja  der  Leiter 
des  Königs  in  allen  diesen  Dingen  war, 
doch  der  Name  des  Lord  Williams  als  de» 


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Wacker  — 

Erzählers  irrig;  denn  wir  wissen  aus  sicherer 
Quelle,  das«  W.  der  Erzähler  dieses  Mär- 
chens ist.)  Die  Fürsten  erklärten  sieh  von 
seinen  Geheimnissen  sehr  befriedigt;  Land- 
graf Karl  verschaffte  ihm  Adel  und  Wür-, 
den,  und  lauge  war  W.  sein  Ratgeber  in 
allem,  was  er  that.  Auf  dem  Konvent 
in  Wilhelmsbad  (s.  d.)  legte  W.  (schriftlich) 
sein  Amt  als  Kanzler  der  VIII.  Provinz 
nieder. 

2)  Georg  Philipp  Ludwig  Leon- 
hard, bekannt  unterm  Namen  Veit 
Weber,  Schriftsteller,  geb.  25.  Nov.  1762 
in  Ülzcn,  gest.  als  Privatgelehrter  11.  Dez. 
1887  in  Hamburg,  machte  den  französi- 
schen Revolutionskrieg  als  Freiwilliger 
mit,  ward  Hauslehrer  und  widmete  sich 
später  nur  litterarischen  Arbeiten,  die 
unter  dem  Namen  »Veit  Weber«  erschie- 
nen und  meist  mittelalterliche  Stoffe  be- 
handelten. —  Er  wurde  in  der  Loge  Zum 
goldnen  Zirkel  in  Göttingen  6.  Jan.  1784 
aufgenommen.  Bei  seinem  Aufenthalt  in 
Hamburg  wurde  er  in  der  ersten  Zeit 
durch  Albrecht  (s.  d.)  vom  Logenwesen  ab- 
gehalten, schloss  sich  aber  später  eng  an 
Fr.  L.  Schröder  (s.  d.)  und  Fr.  L.  W.  Meyer 
(s.d.)  an,  so  dass  er  18.  Juli  1811  Grossredner 
der  Grossen  Loge  von  Hamburg  wurde  und 
im  Okt.  1814  Meister  der  Loge  Emanuel, 
<lie  er  bis  1824  leitete.  Von  grossem  Ein- 
fluss  auf  die  Erneuerung  des  Logenwesens, 
sich  vielfach  litterarisch  und  rednerisch 
dabei  beteiligend,  ist  er  als  maurerischer 
Schriftsteller  doch  nur  zu  nennen  in  der 
kleinen  Skizze  des  Lebens  seines  Freun- 
des F.  L.  Schröder  (Hmbg.  1823,  2  Tie.) 
und  in  der  Abhandlung  über  Schrepfers 
(».  d.)  Maurerei,  die  sich  in  der  von  ihm 
und  Albrecht  herausgegebnen  Hamburgi- 
schen  Monatsschrift  1791,  Stück  2—5  fin- 
det. [Vgl.  Heyne,  Mitteilungen  zur  Vor- 
geschichte der  Loge  Augusta  zum  goldenen  | 
Zirkel  in  Göttingen  (1896),  S.  19.] 

Wacker,  Johann  Ludwig,  Weinhänd- 
ler und  kurf.  grossbrit.  Faktor  in  Göttingen, 
geb.  1716  in  Kassel,  trat  1766  der  strikten 
Observanz  zu,  war  1772  auf  dem  Konvent  zu 
Koblo  (s.  d.)  als  zweiter  Abgeordneter  der 
Präfektur  Callenberg(Hannover)  und  wurde 
zum  Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Augusta 
zu  den  drei  Flammen  in  Göttingen  ernannt, 
welche«  Amt  er  über  14  Jahr  bekleidete, 
und  zwar  bis  10.  Nov.  1779.  Im  Auftrag 
des  Kapitels  in  Braunschweig  weihte  er 
13.  Okt.  1771  die  Filialloge  Zum  gekrön- 
ten Löwen  in  Kassel  ein.  [Vgl.  Moritz 
Heyne,  Mitteilungen  zur  Vorgeschichte 
der  Loge  .Augusta  zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen  aus  dem  18.  Jahrhundert  (Göt- 
tingen 1896),  S.  1.] 

Wackernagel,  1)  Wilhelm,  Dichter, 
Geschichte-  und  Sprachforscher,  geb.  23. 
April  1806  in  Berlin,  gest.  21.  Dez.  1869  in 
Basel,  Professor  der  deutschen  Sprache  I 
und  Litteratur  an  der  Universität  und  dem  I 
Pädagogium  in  Basel  von  1888—1869,  be-  | 


Wagner.  521 

rühmt  als  Schriftsteller  durch  die  Ausgabe 
des  »Schwabenspiegels«,  und  eine  Menge 
sprachwissenschaftlicher  Werke.  W.  wurde 

20.  Okt.  1838  in  der  Loge  Freundschaft 
und  Beständigkeit  in  Basel  als  Freimaurer 
aufgenommen,  war  1840  das.  Redner,  ar- 
beitete 1842  ein  neues  Ritual  aus  und 
wurde  1845  zum  Ehrenmitglied  ernannt. 
Seit  11.  Okt.  1845  hat  er  aber  die  Loge 
nicht  mehr  besucht  und  die  Ehrenmit- 
gliedschaft abgelehnt.  Der  Grund  lag  in 
seinen  ökonomischen  Verhältnissen.  [Vgl. 
Alpina  1883,  S.  49.  Festgabe  der  Basler 
Loge  zum  75jährigen  Bestehen  (1883).] 

2)  Johaun  Gottfried,  geb.  26.  Mai 
1844  in  Basel,  gest.  1886  das.,  trat  1868 
als  RegierungBsekretär  in  die  Staatskanzlci, 
übernahm  1872  die  Leitung  der  Basler 
Nachrichten  und  war  Mitglied  des  Grossen 
Rats,  dessen  Verhandlungen  er  öfters 
leitete. —  Aufgenommen  in  den  Freimaurer- 
bund wurde  W.  im  Nov.  1872  in  der  Loge 
Freundschaft  und  Beständigkeit  in  Basel, 
ward  1875  Redner,  1878  zweiter  Aufseher. 
1879  stellvertretender  Meister  vom  Stuhl 
und  1880  Meister  vom  Stuhl,  welches  Amt 
er  fünf  Jahre  hindurch  erfolgreich  beklei- 
dete.   [Vgl.  Alpina  1886,  S.  65.] 

Wadzeck,  Franz  Daniel  Friedr.,  Prof. 
am  Kadettenkorps,  geb.  10.  Aug.  1762  in 
Berlin,  gest.  2.  März  1828,  gründete 
1809  ein  Wochenblatt  und  stiftete  3. 
Aug.  1819  eine  Anstalt  für  12  unmün- 
dige arme  Kinder  unter  6  Jahren  und 
4.  April  1820  eine  Nachmittagsschule  für 
24  Mädchen,  welche  beiden  Anstalten  noch 
unter  dem  Namen  »W.- Anstalt«  bestehen. 
W.  war  eine  Zeit  lang  Redner  der  Loge 
Zum  flammenden  Stern  in  Berlin,  und 
es  giebt  gedruckte  Reden  von  ihm. 
1813/14  wird  er  noch  als  Redner  der  ge- 
dachten Loge  aufgeführt,  doch  hat  er  1811 
zum  letztenmal  das  Amt  ausgeführt.  Später 
erscheint  sein  Name  nicht  mehr  in  den 
Mitgliederlisten.  [Vgl.  Bbl.  1898,  S.  465, 
493.] 

Waffen,  s.  Degen,  Metall,  Schwert. 

Wage,  s.  Wasserwege. 

Wagenseil,  C.  D.,  Aktuar  und  Biblio- 
thekar in  Kaufbeuren,  geb.  23.  Nov.  1756, 
gest.  um  1840  als  Regierungsrat  in  Augs- 
burg, war  litterarisch  vielseitig  thätig  und 
Mitglied  der  I^oge  Charlotte  zu  den  drei 
Sternen  in  Kaufbeuren.  Unter  seinen  »Ge- 
dichten und  Schauspielen«  (Kempten  1794) 
finden  sich  auch  maurerische.  [Vgl.  Goe- 
decke,  Grundriss  zur  Geschichte  der  deut- 
schen Dichtung  (Hann.  1859),  S.  632. 
Taute,  Maur.  Bücherkunde  (Lpz.  1886), 
Nr.  2380]. 

Wagner,  B  r  u  n  o  A 1  w  i  n ,  Schulmann,  geb. 

21.  Mai  1835  in  Süderburg  (Prov.  Sachsen), 
wurde  1865  Realschullehrer  in  Potsdam, 
1867  am  Luisenstädtischen  Gymnasium 
und  der  Viktoriaschule  und  1894  Professor 
am  Friedrich  Werderschen  Gymnasium  in 
Berlin.  —  Er  wurde  1871  in  den  Frei- 


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522 


Wahlen  —  Waldeck. 


raaurerbnnd  in  der  Loge  Friedrich  Wil- 
helm zur  gekrönten  Gerechtigkeit  in  Berlin 
aufgenommen,  1885  ihr  zugeordneter  Meis- 
ter und  1890  Meister  vom  Stuhl,  1883 
Grossredner  und  1890  zugeordneter  Gross- 
racister  der  Grossen  Loge  Royal  York,  in 
welcher  Eigenschaft  er  vermöge  seiner  ge- 
winnenden Persönlichkeit,  hervorragenden 
Beredsamkeit  segensreich  wirkte,  so  dass 
er  1899,  nachdem  Prinz  Schönaich-Carolath 
<s.  d.)  eine  Wiederwahl  zum  Grossmeister 
abgelehnt  hatte,  zum  Grossmeister  er- 
wählt wurde. 

Wahlen,  s.  Abstimmung,  Beamte. 

Wahlspruch  (Devise).  Mit  diesem  Aus- 
druck wird  eine  Art  Spruchpoesie  be- 
zeichnet, wo  die  Worte  in  Verbindung  mit 
einem  Bilde  erscheinen,  während  das  Em- 
blem die  bildlichen  Darstellungen  kenn- 
zeichnet, die  mit  keinem  Text  begleitet 
sind,  das  Motto  jedoch  ein  Spruch  ohne 
Bild  ist.  In  der  Freimaurerbrüderschaft, 
namentlich  als  sie  dem  templerischen 
Ritterspiel  ergeben  war,  finden  wir  W. 
teils  in  der  Symbolik,  wie  beim  rohen  Stein: 
in  me  virtus,  oder  bei  Logensicgeln,  /..  B. 
eine  Säule,  darunter:  adhuestat;  vor  allem 
bei  der  Lehrart  der  strikten  Observanz, 
wo  nicht  uur  die  einzelneu  Provinzen  ihre 
W.  hatten,  sondern  jeder  einzelne  Ritter. 
Die  W.  der  Provinzen  wurden  von  Nicolai 
in  seiner  Schrift  gegen  Buhle,  Anm.  6, 
S.  4 — 8,  genauer  besprochen  und  der  spä- 
tere Ursprung  im  Gegensatz  zur  Ordens- 
fabel, nach  der  Harris  schon  1318  die  W. 
eingeführt  haben  soll,  nachgewiesen. 

Wahrheit  ist  eine  der  wesentlichsten 
Eigenschaften  der  Freimaurer,  da  Bie  sich 
um  den  «Altar  der  W.t  scharen.  Diese  W. 
ist  zuerst  eine  sittliche  (ethische)  Tugend, 
nämlich  Wahrhaftigkeit,  der  Gegensatz 
von  allem  erborgten  und  erlognen  Schein. 
Aufrichtige  Geradheit  und  Offenheit  ist 
demgemäss  des  Maurers  Zierde  Die  Eng- 
länderbezeichnen diese  maurerische  Tugend 
mit  dem  Worte  truth  (s.  Treue)  und  sagen, 
dass  sie  eine  der  drei  Hauptgrundsätze  der 
Freimaurerei  sei.  Die  wissenschaft- 
liche W.  besteht  in  der  Erkenntnis  von 
der  Dinge  Grund,  Ordnung,  Zusammen- 
hang und  Zweck,  in  der  Erkenntnis  des 
Wesens  der  Dinge.  Die  W.  der  Erkennt- 
nis ist  unendlich,  und  kein  Mensch  kann 
und  darf  behaupten,  im  Besitz  dieses 
Schatzes  zu  sein,  —  wir  können  hier  nur 
suchen  und  forschen,  fortschreiten  von 
einer  Stufe  zur  andern,  aber  erreichen  das 
Ziel  werden  wir  nie.  Bei  aller  Unermüd- 
lichkeit ziemt  sich  hier  Bescheidenheit  und 
Demut,  und  nur  der  beschränkteste  Kopf 
kann  Bich  einbilden,  das  Wesen  der  Gott- 
heit und  des  Weltalls  bis  in  die  tiefsten 
Gründe  erkannt  zu  haben.  Dies  haben 
denn  auch  schon  die  alten  Wahrheitsfor- 
scher wohl  bedacht,  indem  sie  Bich  nicht 
Weise,  sondern  nur  Freunde  der  Weisheit 
(Philosophen)  nannten.    Die  künstleri- 


sche (ästhetische)  W.  besteht  zunächst  in 
der  Naturtreue  der  künstlerischen  Dar- 
stellung, sodann  aber  auch  in  der  Wieder- 
gabe des  Geistes,  der  das  Wesen  des  dar- 
gestellten Gegenstands  bezeichnet.  Ver- 
möge der  W.  hat  der  Künstler  nicht  allein 
die  gemeine  Wirklichkeit  wiederzugeben, 
sondern  er  muss  es  verstehen,  den  innern 
Geistesgehalt  mit  der  äussern  Wirklichkeit 
|  zu  verbinden.  —  Die  Freimaurerei  hat  es 
|  vor  allem  mit  der  sittlichen  W.  zu  thun 
■  uud  pflegt  sie,  ohne  die  wissenschaftliche 
und  die  ästhetische  W.  zu  vernachlässigen. 
Jene  ist  ihr  hauptsächlichstes  Arbeitsfeld, 
!  diese  entspringt  gewissermassen  daraus  und 
,  findet  dort  ihre  Nahrung.    [Vg\.  Bh.  1876, 
S.  881;  1888,  S.  207;  1892,  S.  189;  1895, 
S.  377 ;  1900,  S.  257.  Bbl.  1890,  S.  294.  FZ. 
1860,  'S.  145;  1861,  S.  217;  1868,  S.  42; 

1894,  S.  153.    M.  L.   1896/7,  S.  51.  O. 

1895,  S.  305.  Marbach,  In  tiefer  Mitter- 
j  nacht  (Lpz.  1870),  S.  25.  Rumpelt-Walther, 
j  Bruchsteine  zum  Bau  (Lpz.  1882),  S.  150.] 

Wahrheit,  Ritter  der.  Unter  dieser  und 
ähnlicher  Bezeichnung  finden  sich  in  dem 
Rite  de  Memphis  und  wohl  auch  in  andern 
Hochgradlehrarten  mehrfach  höhere  Grade. 

Waitz,  Karl  Friedrich,  Geheimer 
Kammerrat  in  Alteuburg,  geb.  18.  Febr. 
1774  in  Gotha,  gest.  21.  Aug.  1848  in  Al- 
tenburg, war  Mitglied  der  Loge  Archime- 
'  des  zu  den  drei  Reissbrettern  in  Altenburg 
|  seit  29.  Jan.  1 792.  W.  gehörte  im  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  neben  Schneider,  Pierer, 
Mörlin  und  Schuderoff  (s.  diese)  zu  den  Mit- 
gliedern der  Loge,  die  einen  neuen  Geist 
durch  mutige  Reformen  und  wissenschaft- 
liche Bestrebung  nicht  bloss  in  ihrer  Ix>ge, 
sondern  auch  in  der  deutschen  Freimaurerei 
anbahnen  halfen.  Er  war  der  Begründer 
der  von  Mitgliedern  der  Loge  ins  lieben 
gerufnen  Sparkasse.  In  verschiednen 
Logenämtern  thätig,  führte  er  auch  mehrere 
Male  den  ersten  Hammer.  Er  verfasste 
die  Denkschrift  zum  100jährigen  Jubelfest 
der  Loge  in  Altenburg  (1842).  [Vgl.  Diet- 
rich, Aus  vergangenen  Tagen  (Altbg.  1889), 
S.  67.  Zd.  1848,  S.  165.] 

Waitz  v.  Eschen,  Friedrich  Sieg- 
mund, kurf.  hess.  Kriegsrat,  auch  Do- 
I  mänen-  und  Bergrat  in  Kassel,  geb.  15. 
Juni  1745  zu  Sontra  in  Hessen,  gest.  14. 
Okt.  1808  in  Kassel,  war  vor  1771  Mitglied 
der  Loge  Josaphat  in  Kassel  und  in  diesem 
Jahre  Mitglied  und  Schriftführer  der  Loge 
Zum  gekrönten  Löwen.  Im  Jahre  1772 
trat  er  in  Braunschweig  der  strikten  Ob- 
servanz zu. 

Waldeck  (Fürstentum).  In  W.  besteht 
nur  eine  Loge,  in  Arolsen,  unter  der 
Grosaen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln. 

Waldeck  (Fürstenhaus).   Aus  diesem 
Fürstenhaus  weist  der  Freimaurerbund  nur 
ein  Mitglied  auf:  Ludwig,  Prinz  von 
i  W.,  jüngster  Sohn  des  Fürsten  Karl  August 
:  Friedrich  (gest.  1768),  geb.  16.  Dez.  1752, 


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Waldenburg  —  Wanderredoer. 


gest  14.  Juni  1793  an  einer  Verwundung 
im  Treffen  bei  Werwick.  Er  war  1777 
Mitglied  der  Loge  Friedrich  zu  den  drei 
Quellen  in  Pyrmont  [vgl.  L.  XXVIII,  224] 
und  trat  3.  Aug.  1778  in  Hannover  zur 
strikten  Observanz,  wird  auch  als  Vor- 
sitzender einer  Adoptionsloge  in  Nimwegen 
erwähnt  [vgl.  die  vorige  Aufl.  dieses  Hand- 
buchs II,  257,  440]. 

Waldenburg  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schlesien,  13989  E.).  Loge  das.:  Glück 
auf  zur  Brudertreue,  von  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin  gest.  18.Febr./31.Mai, 
eingew.  12.  Aug.  1847  in  Neu-Weissstein 
und  7.  Okt.  1855  nach  W.  verlegt.  Klub: 
Donnerstags.  Mitgliederzahl  (1900):  99. 
[Vgl.  S.  L  1900,  S.  69.1 

Waldow,  Hermann,  geb.  6.  März  1800 
in  8tolp,  gest.  24.  Sept.  1886  in  Dresden, 
trat  in  die  väterliche  Apotheke  ein,  die 
ihm  der  Vater  zur  eignen  Verwaltung  über- 
gab. 1830  und  1831  erschienen  seine  ersten 
dichterischen  Arbeiten,  Gedichtsamm- 
lungen und  Novellen  im  Druck,  dann  1837 
seine  »Maurerischen  Lieder«.  1837  über- 
nahm er  die  Herausgabe  der  Siona,  die  er 
bis  1850  fortführte.  1*41  gab  er  die  Gedicht- 
sammlung Erato  und  als  deren  Ergänzung 
1856  »Festtage  des  Lebens«,  1848  »Bilder 
aus  Karlsbad«,  1850  »Herbstblüthen«,  1869 
»Schwanenlieder«  und  1874  »Bausteine  zum 
Tempel  der  Humanität«  heraus.  Zuletzt  lebte 
er  als  Privatmann  in  Dresden,  wohin  er  1847 
übersiedelte.  Aufgenommen  in  den  Frei- 
maurerbund wurde  W.  5.  Juni  1834  in  der 
Loge  Zur  Morgenröte  des  höhern  Lichts 
in  Stolp,  der  er  auch  treu  blieb,  so  viel 
er  auch  in  den  Dresdner  Logen  verkehrte. 
[Vgl.  FZ.  1886,  8.  868 J. 

Waldubut,  s.  Säckingen. 

Walsrode  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Hannover,  2544  E.).  Eine  Loge  Walo  zu 
den  drei  Türmen  wurde  daselbst  18. Febr. 
1865  gestiftet  unter  der  Grossloge  von 
Hannover,  bei  deren  Aufhören,  80.  Sept. 
1868,  sich  auch  die  Loge  auflöste. 

Waltersdorf,  Ernst  Friedrich  v., 
dänischer  Kammerherr,  Mitglied  der  Loge 
Zorobabel  zum  Nordstern  in  Kopenhagen, 
stiftete  in  Paris  unter  der  Leitung  des 
Grossorients  von  Frankreich  1788  die  Loge 
Im  reunion  des  Prangere  [W.  J.  1785, 
Jahrg.  2,  S.  217—2351,  die  1803  vom  Gross- 
orient gestrichen,  aber  Ende  1804  wieder 
aufgenommen  wurde.  [Vgl.  Thory,  Hist., 
S.  140. j  VV.  soll  nach  Lefrancs  Angabe 
die  Grade  des  Maitre  parfait  oder  Maltre 
ecossais  und  Grand  Architecte  1784  in 
Frankreich  eingeführt  haben. 

Waltershausen  (St.  im  Herzogt.  Sachsen- 
Coburg  und  Gotha,  5618  E.).  Hier  besteht 
eine  Freimaurervereinigung  Kose  am 
Tenneberg  unter  der  Loge  in  Gotha, 
gest.  9.  Jan.  1879.  Mitgliederzahl  (1900): 
15.  Vers.  Dienstags,  14tägig.  Lokal: 
Gasthof  zum  Hirsch.  [Vgl.  FZ.  1884, 
S.  91.] 


Walther,  1)  Ernst  Bernhard  Chris- 
tian, geb.  15.  Sept.  1793  in  Gotha,  gest. 
7.  Juli  1871  das.,  Advokat  und  Patrimonial- 

ferichtsdirektor,  Kammerkonaulen t,  dann 
[ammerassessor  und  Mitglied  der  Finanz- 
abteilung der  herzogl.  Landesregierung, 
wurde  Regierungsrat,  nach  Aufhebung  der 
Landesregierung  und  Neuorganisation  der 
Landesbehörden  Staatsanwalt,  erhielt  1859 
den  Titel  eines  Geheimen  Regierungsrat« 
und  die  Stellung  eines  Hilfsrichters  beim 
Appellationsgericht  in  Gotha,  die  er  bis 
ins  70.  Lebensjahr  bekleidete.  —  Am  13. 
April  1826  wurde  W.  Mitglied  der  Loge 
Ernst  zum  Compass  in  Gotha,  war  1831 
deren  Schriftführer,  1883—1838  Zeremo- 
nienmeister, 1838  stellv.  Vorsteher.  1841 
;  bis  1844  zugeordneter  Meister  und  1844 
!  bis  1857  Meister  vom  Stuhl.  Als  solcher 
nahm  er  am  Stiftungsfest  der  Loge,  30. 
Jan.  1857,  Herzog  Ernst  II.  von  Sachsen - 
Coburg  und  Gotha  (s.  d.)  in  den  Maurer- 
bund auf.  Nachdem  Herzog  Ernst  den  ersten 
Hammer  übernommen  hatte,  bekleidete 
W.  als  sein  Stellvertreter  von  1857  bis 
1865  das  damals  geschaffne  Amt  des  zu- 
geordneten Meisters  vom  Stuhl.  W.  war 
bis  zu  seinem  Todo  ein  eifriger  Maurer 
und  ein  bedeutendes,  weithin  grosses  An- 
sehen geniessendes  Mitglied  des  Bundes. 
2)  Emil  Rumpelt-VV.,  s.  Rumpelt. 
Wanderlogen.  Unter  diesem  Namen  ver- 
steht man  solche  Logen,  die  bald  in  dieser, 
bald  in  jener  Stadt  nach  einer  vorgeschrieb- 
nen  Reihenfolge  ihre  Versammlungen 
halten,  also  Logen,  deren  Mitglieder  Fast 
zu  gleichen  Teilen  zwei  benachbarte  Städte 
bewohnen  und  nun  —  da  keine  der  Städte 
selbst  eine  eigne  Loge  haben  kann  — 
übereingekommen  sind,  die  Versammlungen 
in  regelmässiger  Abwechslung  bald  in  der 
einen,  bald  in  der  andern  Stadt  zu  halten, 
f  Früher  war  dieser  Zustand  häufiger,  jetzt 
aber  haben  sich  die  Logen  zusammengelegt, 
so  Hohenstein  mit  Chemnitz,  und  kommen 
wohl  kaum  noch  vor,  obwohl  die  jetzigen 
Verkehrsverhältnisse  eine  solche  Einrich- 
tung wesentlich  erleichtern.  Solche  Zu- 
sammenlegungen sind  den  vielen  kleinen, 
mit  Mühe  sich  haltenden  Logen  in  un- 
mittelbarer Nachbarschaft  von  einander 
vorzuziehen.   [Vgl.  L.  II,  820.] 

Wandern,  s.  Reisen.  [Vgl.  auch  HZC. 
1898/9,  8.  47,  Anm.] 

Wanderredner  sind  Redner,  die  an  ver- 
schiednen  Orten  Vorträge  halten  und  des- 
halb von  einem  Ort  zum  andern  ziehen. 
Man  trifft  sie  vornehmlich  in  neuerer  Zeit 
zur  Hebung  der  allgemeinen  Bildung  in 
Bildungsvereinen,  kaufmännischen,  Ge- 
werbe-Vereinen u.  s.  w.  Teilweise  sind  sie 
förmlich  organisiert,  und  man  hat  sich, 
um  für  einen  Vortrag  einen  W.  zu  erhal- 
ten, nur  an  die  betreffende  Zentralstelle 
zu  wenden.  Auf  dem  Gebiet  der  Frei- 
maurerei vertreten  in  England  und  Nord- 
amerika gewissermassen  diese  Stelle  die 


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524 


WanderverMumnlougen  —  Ward. 


sog.  Lecturers  (s.  d.).  In  Deutschland  hat 
diese  Einrichtung  noch  nicht  Boden  ge- 
faxt, obgleich  sie  der  Rheinisch-westfäli- 
sche Logen  verband  1891  angeregt  hatt  e 
vgl.  FZ.  1891,  8.  193],  auch  der  Verein 
deutscher  Freimaurer  wiederholt,  zuletzt 
1892  darauf  zurückgekommen  und  selbst 
eine  Summe  zur  Unterstützung  dieser  Ein- 
richtung aus  seinen  Mitteln  auszuwerfen 
bereit  war  (vgl.  Mittheilungen  aus  dem  Ver- 
ein deutscher  Freimaurer  1892/93,  S.  14 
und  70].  Als  einzige  W.  können  bis  jetzt 
nur  etwa  Karl  Paul  (s.  d.)  in  Frankfurt 
a.  M.  und  R.  Fischer  h,  d.)  in  Gera  an- 
gesehen werden,  die  in  uneigennütziger 
Weise  in  verschiednen  Teilen  Deutsehlands 
Vortrüge  gehalten  haben. 

Wanderveraamniliingen  sind  in  dem 
eigentlichen  Sinne  ihrer  Bedeutung  im 
Freimaurerbund  nicht  gewöhnlich;  wohl 
aber  kann  man  die  Versammlungen  der 
Logengauvcrbändc  (s.  d.),  die  Frühlings- 
feste (s.  d.)  und  die  Jahresversammlungen 
des  Vereins  deutscher  Freimaurer  (s.  d.) 
so  bezeichnen.  Über  deren  Nutzen  vgl. 
FZ.  1877,  S.  201. 

Wandsbek  (St.  in  der  preuss.  Prov. Schles- 
wig-Holstein,  21666  E.).  Hier  besteht 
unter  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
eine  Loge  Matthias  Claudius,  gestiftet 
10.  Sept.  1892,  eingeweiht  19.  Nov.  1892, 
hervorgegangen  aus  einem  6.  Jan.  1892 
gegründeten  Kränzchen.  Mitgliederzahl 
1 1 900) :  48;  Vers.  Mittwochs,  alle  2  oder 
o  Wochen.    Lokal:  Lübeekerstrasse  8. 

Wanner  der  Ältere,  Heinrich,  geb. 
2o.  Jan.  1838,  wurde  zum  Freimaurer  auf- 
genommen 26.  Febr.  1870  in  der  Loge 
Friedrich  zum  weissen  Pferde  in  Hannover, 
in  der  er  1872  das  Amt  des  Vorbereiten- 
den übernahm,  1877  zum  ersten  Redner 
und  18£9  zum  zugeordneten  Meister  vom 
Stuhl  erwählt  wurde.  Er  lebt  als  pen- 
sionierter Lehrer  in  Waldhausen  bei  Han- 
nover. Als  maurerischer  Schriftsteller  gab 
er  heraus:  Johannisgrüssc  aus  der  Loge 
Friedrich  zum  weissen  Pferde  (Hann.  1878); 
Weisheit,  Stärke,  Schönheit  (1894);  be- 
schichte der  Loge  Friedrich  zum  weissen 
Pferde  (1896).  Vorträge  und  Abhandlungen 
von  ihm  enthalten  verschiedne  freimaure- 
rische Zeitschriften. 

Wappen.  Jede  Zunft  führte  im  Mittel- 
alter ein  Wappen,  das  gewöhnlich  mit  dem 
Schutzpatron  der  Genossenschaft  im  Zu- 
sammenhang stand.  So  kam  durch  die 
Baukorporation  an  die  englische  Grossloge 
das  alte  W.  [vgl.  dessen  Abbildung  bei 
Klos*.  Die  Freimaurerei  in  ihrer  wahren 
Bedeutung],  das  mit  einer  geringen  Ver- 
änderung noch  heute  gebräuchlich  ist. 
Ebenso  nahmen  andre  Grosslogen  W.  an, 
die  entweder  in  Bezug  auf  das  Land  oder 
die  Stadt,  wo  die  Grosse  Loge  war,  stan- 
den oder  sich  auf  den  Namen  der  Loge 
selbst  bezogen.  Auf  die  Heraldik  wurde 
wenig  Acht  genommen;  gewöhnlich  er- 


schien das  W.,  mit  bloss  verschiednen, 
zusammengeschobnen  Handwerksgeräten 
erhaben  in  glattem  oder  schraffiertem 
Grund.  Es  waren  meist  mehr  symbolische 
Darstellungen.  Als  die  Hochgrade,  na- 
mentlich die  Rosaschen,  aufkamen,  fingen 
Sonne,  Mond  und  Sterne  an,  das  W.  zu 
füllen.  Von  wirklichen  W.  kann  aber  erst 
bei  der  strikten  Observanz  die  Rede  sein; 
denn  häufig  wird  das  Ritter-W.  des  Vor- 
sitzenden Meisters  das  Logen- W.,  so  z.  B. 
führt  Görlitz  seine  Schlange  zu  Ehren  des 
Meisters  Ernst  v.  Oersdorf,  Hamburg  die 
Maienblume  in  der  Loge  Emanuel  (zur 
Maienblume)  zu  Ehren  Bodes,  Georg  (zur 
grünenden  Fichte)  ebendaselbst  zu  Ehren 
Kxters  u.  s.  f.  In  den  höhern,  grössten- 
teils erloschnen  Stufen  spielt  Andreas,  das 
Rosenkreuz,  der  Pelikan  im  W.  eine  grosse 
Rolle.  In  der  neuern  Zeit  ist  man  auf  das 
Einfache  zurückgekehrt  und  sucht  meist 
den  Namen  der  Loge  im  W.  anzubringen 
in  Form  eines  Symbols  oder  der  natür- 
lichen Abbildung,  soweit  diese  sich  durch 
den  Namen  von  selbst  ergiebt,  so  drei 
Zirkel  im  Dreieck  (Zu  den  drei  Zirkeln), 
Balduin  unter  einem  Baum  (Balduin  zur 
Linde)  u.  s.  w.  Meist  finden  sich  diese  W. 
auf  den  Logenzeichen  (s.  d.)  wieder. 

Warasdln  (St.  in  Kroatien,  [1890]  1 1055  E.). 
Daselbst  bestand  die  Loge  Zur  Freund- 
schaft, gest.  1775,  die  10.  Aug.  1776  eine 
Stift ungsurkunde  von  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  erhielt.  [Vgl.  Der  Frei- 
maurer 1876,  S.  92.] 

Ward,  John,  nachher  Lord  Viscount 
Dudley  und  Ward,  Baron  von  Birmingham, 
war  unter  den  vielen  englischen  Grossen,  die 
sich  dem  Freimaurerbund  anschlössen,  eine 
vereinzelte  Erscheinung,  indem  er  in  unter- 
geordneten Stellungen  seine  Thätigkeit 
begann  und  wirksam  eingriff.   Am  7.  Juni 

1733  war  er  Schaffner  und  wurde  zum 
Jüngern  Grossaufseher  ernannt;  30.  März 

1734  wurde  er  Älterer  Grossaufseher, 
17.  April  1735  zugeordneter  Grossmeister 
und  blieb  dies  bis  zum  3.  Mai  1739.  Seine 
Hauptthätigkeit  liegt  in  dem  Jahre  1735 
bis  1736,  wo  er  den  Grossmeister  Lord 
Weymouth  ganz  zu  vertreten  hatte.  Gleich 
in  der  ersten  Versammlung,  die  er  leitete, 
24.  Juni  1735,  sprach  er  von  der  Unord- 
nung, die  bei  den  Verhandlungen  manch- 
mal herrsche,  empfahl  den  Anwesenden 
Anstand  und  Mäseigung,  riet,  daas  nur 
immer  einer  zur  Zeit  sprechen  solle,  und 
äusserte  den  Wunsch,  dase  die  Gepflogen- 
heit der  Grossloge  in  diesem  Punkte  ein 
angemessnes  Vorbild  für  jede  Einzellogc 
werden  möge.  Im  Anschluss  daran  legte 
er  am  6.  April  1786  eine  Reihe  von  Ar- 
tikeln vor,  die  zur  Aufrechterhaltung  de* 
Anstands  (Decency)  in  den  Versamm- 
lungen dienen  sollten,  dieselben,  die  unter 
den  «Neuen  Verordnungen«  ab  Nr. XL  (vgl. 
oben  S.  503)  im  Konstitutionenbuch  in  der 
Ausgabe  von  1738  abgedruckt  sind  (S.  176 


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Waren  —  Wartensleben. 


525 


bis  178),  freilich  mit  einigen  willkürlichen 
Änderungen  im  Wortlaut.    In  derselben 
Versammlung  wurde  auch  die  Mitglied- 
schuft der  Grossloge  neu  geregelt  [vgl. 
oben  I,  8.  247J,  anscheinend  weil  sich  in  die 
vorhergehende  Versammlung  am  11.  Dez. 
1785,  wo  die  Vorrechte  der  Schaffner  und 
der  Schaffnerloge  heftig  bekämpft  wurden, 
manche  Unberechtigte  eingedrängt  und 
den  Wirrwarr  vermehrt  oder  vielleicht  gar 
verursacht  hatten  [vgl.  Qould  IV,  891; 
Sadler,  Facts  and  Fictions,  S.  50].  Am 
27.  April  1742  wurde  er  als  GroBameister 
eingesetzt,  verwaltete  das  Amt  bis  zum 
2.  Mai  1744  und  leitete  personlich  sämt- 
liche Versammlungen  bis  zu  diesem  Tage, 
wobei   freilich   zu   bemerken    ist,  dass 
zwischen  dem  9.  April  1743  und  dem  4. 
April  1744,  also  ein  ganzes  Jahr  lang,  gar 
keine  Sitzungen  stattfanden.    Den  Grund- 
satz der  Ordnung  brachte  er  auch  als 
wirklicher  Grossmeister  sofort  wieder  zur 
Geltung,  indem  er  streng  darauf  hielt,  dass 
die  Logen  Vertreter  zu  den  Vierteljahrs- 
versammlungen sandten  und  diejenigen, 
die  nach  wiederholter  Mahnung  ihre  Pflicht 
nicht  erfüllten,  aus  der  Liste  der  Logen 
gestrichen  wurden.   So  liess  er  24.  Juni 
1742  drei  Logen,  9.  April  1743  sieben  Logen 
und  4.  April  1744  noch  zwei  Logen  in  den 
Listen  löschen,  während  bis  dahin  die 
Grossloge  sich  solche  Pflichtversäumnisse 
ruhig  hatte  gefallen  lassen.     Mit  einer 
liebenswürdigen  Mahnrede  nahm  er  2.  Mai 
1744  Abschied  von  der  Brüderschaft.  Im 
»Pocket  Companion«  (1754,  S.  119)  wird 
ihm  eine  warme  Lobrede  gehalten,  die 
freilich  nach  der  Weise  der  Zeit  sehr  über- 
schwänglich  und  im  einzelnen  auch  über- 
trieben ist,  aber  im  Ganzen  doch  ein  zu- 
treffendes Bild  von  diesem  Manne  giebt, 
der  sicher  einer  der  ^besten  Grossraeister 
war,  die  der  Adel  Englands  der  dortigen 
Grossloge  gestellt  hat 

Waren  (St.  im  Grossherzogt.  Mecklen- 
burg-Schwerin, 8415  E.).  Eine  von  der 
Grossen  Landesloge  zu  Berlin  hier  8.  Dez. 
1884  gestiftete  Loge  Friedrich  Franz 
zur  Wahrheit  wurde  1848  geschlossen 
und  6.  Nov.  1880  wieder  eröffnet;  eingew. 
im  eignen  Logengebäude,  Langestr.  223,  am 
13.  Nov.  1880.  Mitgliederzahl  (1900):  92. 
Vers.:  etwa  alle  8  Wochen.  Ferien:  Juli 
bis  August.  Witwen-  und  Waisenkasse, 
Vermögen :  4200  M.  Unterstützungsfonds: 
ca.  800  M. 

Warendorf  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Westfalen,  5819  E.).  Eine  Johannisloge 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge  zu 
den  drei  Weltkugeln  ward  hier  unter  dem 
Namen  Zum  schützenden  Thor  24. 
Jan.  1817  gegründet,  11.  April  d.  J.  ein- 
geweiht, ist  aber  26.  Aug.  1840  geschlossen 
worden. 

Warmbrunn  (Flecken  und  Badeort  in 
der  preuss.  Prov.  Schlesien,  3590  E.).  1)  Die 
28.  Okt.  1824  hier  gegründete  Loge  Zur 


heissen  Quelle  (zur  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  ge- 
hörig) erlosch  18.  Sept.  1832  und  wurde 
28.  Okt.  1882  wieder  in  Hirschberg  (».  d.) 
errichtet  2)  Jetzt  besteht  hier  ein  Frei- 
maurerverein im  Hotel  zur  Schneekoppe. 
Vers.:  Mittwochs. 

Warnati,  Gustav  Heinrich,  Arzt, 
geb.  27.  Febr.  1810  in  Kamenz,  gest.  18.  Mai 
1872  in  Berlin,  Medizinalrat,  Beisitzer  der 
Königl.  Kreisdirektion  in  Dresden,  wurde 
3.  Nov.  1859  in  die  Loge  Zum  goldnen  Apfel 
das.  aufgenommen  und  war  ein  von  ernstem 
Streben,  begeisterter  Liebe  und  festem 
Willen  beseelter  Maurer.    1864  zum  zu- 

f geordneten  Meister  seiner  Loge  gewählt, 
egte  er  das  Amt  nieder,  als  er  22.  De/. 
1864  zum  Landesgrossmeister  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  ernannt  wurde, 
welches  Amt  er  bis  zu  seinem  Tode  ver- 
waltete. Sein  Name  ist  verewigt  durch 
die  Gründung  des  Deutschen  Grosslogen- 
bunds, eines  Werkes,  an  dessen  Vollen- 
dung er  jahrelang  mit  rastlosem  Eifer  gear- 
beitet hat.  Zu  dessen  endlichem  Abschlug 
zu  Pfingsten  1872  war  er  nach  Berlin  gereist, 
verschied  aber  daselbst  am  Vorabend  des 
Festes.  [Vgl.  Mitteilung  über  die  Trauer- 
feier der  Grossen  Landesloge  von  Sachsen 
am  9.  Juni  1872.) 

Warnemünde  (Flecken  in  Mecklenburg- 
Schwerin,  3087  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Loge  Zu  den  drei  Sternen  in  Rostock 
ein  maurerisches  Kränzchen  Stern  am 
Ostseestrande,  gest.  12.  Mai,  bestätigt 
24.  Juni,  eingew.  4.  Juli  1896.  Mitglieder- 
zahl (1900):  12.  Vers.:  vom  15.  Juni  bis 
15.  Sept.  Sonnabends,  Bonst  2.  und  4.  Sonn- 
abend.   Lokal:  Seestern. 

Warschau  (St.  im  gleichnamigen  rus*. 
Gouvernement,  [1894]  532261  E).  Hier 
wurde  I.  von  der  Mutterloge  Royal  York 

1)  die  Loge  Katharina  zum  Nordstern 
1779  mit  einem  Freibrief  versehen  und 

2)  13.  Oktober  1780  eine  Loge  Tempel 
der  Isis  und  3)  am  15.  Okt.  1780  die 
Loge  Die  cleusinische  Göttin  (Dresse 
Eleusine)  gegründet.  [Vgl.  Klohr,  Ge- 
schichte der  Grossen  Loge  Royal  York  (Brl. 
1898),  I,  S.  94.1  —  II.  Weiter  wurden  vou 
der  Grossen  Landesloge  in  Berlin  drei 
Logen  gegründet:  4)  6.  April  1797  Zum 
goldnen  Leuchter,  5)  19.  Febr.  1802 
Friedrich  Wilhelm  zur  Säule,  später 
Samariter  genannt  (am  30.  Sept.  1808 
mussten  die  beiden  Logen  ihre  Thätigkeit 
einstellen;  die  letztere  wurde  geschlossen, 
während  die  Loge  unter  4  1809  sich  wieder 
aufthat);  6)  25.  Mai  1805  Tempel  der 
Weisheit,  die  in  polnischer  Sprache  ar- 
beitete und  1809  mit  der  Loge  Tempel 
der  Isis  verschmolzen  wurde.  1821  er- 
loschen sämtliche  noch  thätigen  Logen. 

Wartensleben,  Julius  Cäsar  Graf. 
Jurist,  geb.  11.  Juni  1809  in  Klein-Wier- 
sewitz  bei  Guhrau  in  Schlesien,  gest.  18. 
Jan.  1882  in  Berlin,  studierte  die  Rechte 


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526 


Washington  —  Weber. 


und  wurde  später  Amtsgerich  tarat  in  Ber-  I 
lin.  —  Am  30.  April  1841  wurde  er  in 
der  Loge  Zur  Eintracht  in  Berliu  zum 
Freimaureraufgenommen.  Am  28.  Sept.  1858 
trat  er  in  die  Grosse  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  und  wurde  27. 
April  1865  Mitglied  des  Bundesdirektoriums. 
Wegen  Kränklichkeit  legte  er  1875  sein 
Amt  nieder.  Er  beschäftigte  sich  ein- 
gehend mit  geschichtlichen  Forschungen 
auf  dem  Gebiet  der  Freimaurerei  und  lie- 
ferte wertvolle  Abhandlungen,  welche  die 
Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  ent- 
hielten. Sie  sind  niedergelegt  in  den 
»Historischen  Belehrungen  für  denMeister- 

Sad  des  Bundes  der  Grossen  National  - 
utterloge  der  Preußischen  Staaten,  gen. 
Zu  den  drei  Weltkugeln.  (Brl.  1871).  Auch 
bearbeitete  er  die  neue  Ausgabe  der  »Ge- 
schichte der  Grossen  National-Mutterloge 
der  Preussischen  Staaten,  gen.  Zu  den  drei 
Weltkugeln,  nebst  Bericht  Ober  die  Grün- 
dung und  Wirksamkeit  der  Wohlthätig- 
keitsanstalten « (Brl.  1869).  [Vgl.  Geschichte 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  8.  447.] 

Washington,  einer  der  Vereinigten  Staa- 
ten von  Nordamerika.  In  Olympia  besteht 
Beit  8.  Dez.  1858  eine  Grossloge  mit  104 
Logen  und  5399  Mitgliedern.  Die  Gross-  | 
löge  hatte  1898  die  Neger-Logen  anerkannt; 
infolgedessen  brachen  mehrere  andre  Gross- 
logen in  Nordamerika  die  Verbindung  mit 
ihr  ab,  worauf  sie  ihren  Besch lusa  1899 
wieder  aufhob.  [Zeitschriften:  Masonic 
Review  and  Washingtonian  (Tacoma); 
Pacific  Mason  (Seattle).] 

Washington  (Bundeshauptstadt  der  nord- 
amerikan.  Union  im  Distrikt  Columbia, 
[1890]  188932  E.).  Hier  besteht  eine  in 
deutscher  Sprache  arbeitende  Loge  Ar- 
minius  Nr.  25,  gegr.  26.  Nov.  1876.  Vers.: 
am  2.  und  4.  Montag  im  Masonic  Temple, 
2.  Saal. 

Washington,  Georg,  der  berühmte  erste 
Präsident  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  und  Gründer  ihrer  Unab- 
hängigkeit, geb.  22.  Febr.  1782  in  der 
Grafschaft  Westmoreland  in  Virginia,  gest. 
14.  Dez.  1799  in  Mount  Vernon,  wurde, 
nach  den  Untersuchungen  von  Benj.French, 
in  der  Fredericksburg-Loge  Nr.  4  in  Virgi- 
nien  4.  Nov.  1752  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen,  8.  März  und  4.  Aug.  1758 
auf  die  beiden  höhern  Stufen  der  Frei- 
maurerei befördert.  Er  war  der  erste 
Meister  vom  Stuhl  der  Washington  Ale- 
xandria Lodge  Nr.  22  in  Alexandria,  die 
er  auch  während  des  Kriegs  (1788)  be- 
suchte und  die  16.  Dez.  1799  sein  Leichen- 
begängnis besorgte.  [Eine  Denkmünze  auf 
ihn  von  1797  s.  bei  Merzdorf,  Denkmünzen, 
S.  121,  abgebildet  in  L.  XVI,  l.J  Irrig 
ist  die  Annahme,  dass  er  Grossmeister 
aller  Freimaurer  in  den  Vereinigten  Staaten 
gewesen  sei.  [Vgl.  L.  XVI,  20;  XVII, 
161.    Mossdorf,  Mittheilungen  u.  s.  w.,  S. 


189.  FZ.  1853,  S.  235;  1868,  S.  252;  1880, 
Nr.  86.  Bbl.  1897,  S.  487;  1899  ,  8.  412. 
Bh.  1882,  S.  141.  (Thost)  George  W.  Ein 
freim.  Lebensbild,  gezeichnet  nach  Sidney 
Hayden'a  Werk  (Zwickau  1868).  Alpina 
1885,  S.  21.  Der  Freimaurer  1877,  S.  101 
(mit  Bildnis).  R.  1895,  S.  64.  S.  L.  1889, 
S.  180.  Triangel  1863,  S.  94;  1864,  S. 
111;  1867,  S.  166.   Z.  1889,  8.  41,  49.] 

Wasserwage  oder  Bleiwage  (the  level, 
le  niveau).  Die  W.,  eines  der  beweg- 
lichen Kleinodien  (s.  d.)  der  Freimau- 
rerei, dient  dem  Maurer  dazu,  die 
Steine  aneinander  zu  fügen,  dass  sie 
eine  wagerechte  Ebene  bilden.  So  ist 
die  W.  ein  Bild  der  Gleichheit,  die  unter 
allen  Freimaurern  herrscht.  Sie  sind 
Genossen  gleichen  Strebens,  weshalb  sie 
alle  Vorurteile  des  gewöhnlichen  Lebens 
abstreifen  und  sich  als  gleichberechtigte 
und  gleich  verpflichtete  Brüder  erkennen 
müssen.  Da  die  wagerechte  Stellung  aller 
Teile  eines  Bauwerks  wesentlich  dessen 
Stärke  bedingt,  nämlich  ienes  Gleichge- 
wicht anschaulich  macht,  bei  dem 
die  Schwere  ganz  aufgehoben  ist  in 
ihrer,  den  Fall  und  die  Zerstörung  nach 
sich  ziehenden  Wirkung,  ist  die  W.  das 
Sinnbild  des  ersten  Aufsehers,  der  an 
der  Säule  der  Stärke  steht.  Mit  Stärke 
hat  er  auf  die  Gleichheit  aller  vor  dem 
Gesetz  zu  achten,  aber  auch  alle  ihre 
maurerischen  Bestrebungen  auf  deren  Einig- 
keit im  Geist  hin  zu  messen,  damit  brü- 
derliche Eintracht  in  allen  Stücken  unter 
ihnen  walte.  [Krause,  Kunsturkunden,  Bd.  1, 
Abt.  2,  8.  116  fg.,  216  fg.  Fischer,  R., 
Lehrlingskatechismus  (29.  Aufl.,  Lpz.  1900>, 
S.  92,  98,  99,  103,  122.  Ders.,  Gesellen- 
katechismus (20.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  59. 
Marbach,  O.,  Katechismusreden  J.  (4.  Aufl., 
Lpz.  1897),  S.  292.  A.  1888,  8.  192.  Bh. 
1861,  S.  193.  Bat.  R.  1883,  S.  237.] 

Watnon.  William  W.-Manuskript,  s. 
England  I,  S.  227. 

Weber,  1)  Andreas,  geb.  27.  März  1718 
in  Eisleben,  gest.  26.  Mai  1781  in  Kiel, 
wurde  1749  ausserordentlicher  Professor  der 
Philosophie  in  Halle,  1750  Ordinarius  in  Göt- 
ti  ngen,  1770  ordentlicher  Professor  derPhilo- 
sophie  und  ausserordentlicher  Professor  der 
Theologie  in  Kiel.  Er  veröffentlichte  1748 
bis  1750  ein  vierbändiges  Werk:  Von  der 
Übereinstimmung  der  Natur  und  Gnade. 
[Thiess,  Gelehrtengeschichte  von  Kiel,  L 
462—71;  Pütter,  Gelehrtengeschichte  von 
Göttingen.  1, 172;  H,  52.]  —  W.  ist  der  erste 
der  in  Halle  selbst  in  der  Loge  Zu  den 
drei  goldnen  Schlüsseln  Ende  1748  aufge- 
nommenen Freimaurer.  Bei  der  Feier  des 
ersten  Johannisfests  in  Halle  24.  Juni  1744 
hielt  er  eine  Rede  über  »Das  Erhabene, 
worzu  die  Freymäurerey  ihre  ächten 
Schüler  führet«,  die  gedruckt  wurde. 
[Über  das  Vorwort  und  über  ihren  In- 
halt vgl.  FZ.  1886,  S.  286,  294,  323.  Eug. 
Wolff,  Gottsched,  II,  81.]  Bei  der  Johanni*- 


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Wedekind  —  Wegener. 


festfeier  1746  untersuchte  er  in  seiner  I 
Rede,  ob  ein  ächter  Freymäurer  auch  ein 
rechtschaffner  Christ  sein  müsse.  Beine 

1747  bei  der  Tafelloge  zur  Johannisfest- 
feier vorgetragne  Ode:  »Der  unüberwind- 
liche Freymäurer«  wurde  zusammen  mit 
der  von  seinem  Bruder  gehaltnen  Festrede 

1748  durch  den  Druck  veröffentlicht.  Mit 
dem  Redneramte  vereinigte  er  auch  das 
eines  Aufsehers  und  vertrat  oft  die  ab- 
wesenden Meister  vom  Stuhl.  Besondere 
Verdienste  hat  er  sich  auch  um  die  älteste 
Schottenloge  in  Halle  erworben.  Er  war 
ihr  Jüngerer  Aufseher,  Schriftführer  und 
Redner.  Ihm  verdankt  man  die  Nach- 
richten über  die  Anfänge  der  schottischen 
Maurerei  in  Halle.  [Vgl.  St.  Andreasgrade 
der  Grossen  Landesloge,  Heft  36  (Brl.  I 
1898).) 

2)  Christian,  Bruder  des  Vorigen,  gest. 
6.  Febr.  1762  in  Halle,  seit  1752  ausser-  I 
ordentlicher  und  seit  1756  ordentlicher 
Professor  der  Philosophie  das.  Er  wurde 
14.  März  1747  in  der  Loge  Zu  den  drei 
goldnen  Schlüsseln  in  Halle  aufgenommen. 
Schon  am  21.  Aug.  1747  wurde  ihm  das 
Redneramt  übertragen.  Die  von  ihm  bei 
der  am  13.  Sept.  begangnen  Feier  des 
Johannisfests  gehaltne  Rede  über  das 
Thema:  «Dass  die  Gesellschafft  der  Frey- 
mäurer vollkommen  und  gerecht  sey«,  er- 
schien 1748. 

3)  Veit,  s.  Wächter  unter  2. 

Wedekind,  Georg  Christian  Gott- 
lieb Freiherr  v.,  grossherzoglich  hessi- 
scher Geheimrat  und  Leibarzt  Ludwigs  L, 
einer  der  hellblickendsten  und  begabtesten 
Freimaurer  seiner  Zeit,  geb.  8.  Jan.  1761 
in  Göttingen,  gest.  28.  Okt.  1831  in  Darm- 
stadt, erhielt  1787  einen  Ruf  nach  Mainz 
als  Professor  der  Medizin  an  der  dortigen 
Universität  und  Leibarzt  des  Kurfürsten. 
Bei  dessen  Vertreibung  durch  die  Fran- 
zosen blieb  er  in  Mainz,  wurde  1803  pen- 
sioniert und  Kantonsarzt  in  Kreuznach, 
1805  Professor  an  der  neuerrichteten  Mili- 
tärschule in  Mainz  und  Medizinalrat,  dann 
Oberstabsarzt,  trat  1808  als  Leibarzt  und 
Geheimer  Hofrat  in  die  Dienste  des  Gross- 
herzogs von  Hessen,  den  er  von  einer  ge- 
fährlichen Krankheit  geheilt  hatte,  und 
wurde  von  diesem  in  den  Freiherrnstand 
erhoben.  W.,  der  auch  in  der  Zeit  seines 
bewegtesten  Lebens  verschiedne  Schriften 
herausgegeben  hatte,  war  einer  der  ersten 
in  Deutschland,  welche  die  Kuhpocken- 
impfung untersuchten,  über  die  er  eine 
Abhandlung  schrieb.  —  Zum  Freimaurer 
wurde  er  aufgenommen  1785  in  der  Loge 
Maximilian  zu  den  drei  Lilien  in  Köln  und 
in  der  eklektischen  Loge  Caroline  zu  den 
drei  Pfauen  in  Neuwied  1787  zum  Gesellen 
und  Meister  befördert.  W.  war  einer  der- 
jenigen in  Mainz,  die  des  Illuminatentums 
beschuldigt  wurden,  obschon  er  sich  dort 
seiner  Stellung  wegen  aller  maurerischen 
Verbindungen  enthielt.    Erst  1805,  bei 


seiner  Wiederanstellung  dort,  schloss  er 
sich  der  Loge  Die  vereinigten  Freunde  an, 
die  unter  dem  Grossorient  von  Frankreich 
arbeitete,  fand  aber  nicht  die  gesuchte 
Befriedigung  und  zog  sich  ganz  zurück, 
als  dort  der  Satz  aufgestellt  und  ange- 
nommen worden  war,  »dass  die  Pforten 
der  Loge  allen  politischen  Feinden  Napo- 
leons verschlossen  werden  müssten«.  Mit 
grossem  Eifer  aber  trat  er  1816  dem  Mau- 
rerkränzchen bei,  das  sich  an  seinem  Wohn- 
ort Darmstadt  gebildet  hatte  und  in  kur- 
zer Zeit  in  eine  Loge  umwandelte.  Man 
wählte  W.  7.  Juni  1816  einstimmig  zum 
Meister  vom  Stuhl,  und  als  solcher  eröffnete 
er  die  neue  Loge  5.  Aug.  1816.  W.  hatte  eine 
sehr  schwierige  Stellung;  die  ältern  Mit- 
glieder gehörten  den  verschiedensten  Lehr- 
arten an,  die  Neubeigetretnen  hatten  noch 
nicht  die  nötige  Kenntnis  und  Erfahrung, 
und  daher  kam  es  bald  zu  Ereignissen, 
die  W.  zum  Austritt  veranlassten.  Da» 
Nähere  hierüber  ist  in  Lennings  Ency- 
clopädie  und  in  der  vorigen  Auflage  unter 
•  Wedekind«  zu  lesen.  Hauptsächlich  be- 
wog  ihn  dazu  der  Drang  mancher  Mit- 
glieder nach  höhern  Graden,  denen  er 
durchaus  abgeneigt  war,  insbesondere  aber 
deren  Unterstützung  durch  den  Landgrafen 
Ludwig  Georg  Karl  von  Hessen,  dessen 
»Prinz  Karl-System«  man  eingeführt  wissen 
wollte.  W.  hatte  den  ganzen  damals  be- 
kannten geschichtlichen  Stoff  der  Frei- 
maurerei mit  vorurteilsfreiem  Geist  durch- 
forscht und  war  eifrig  bemüht,  die  Er- 
gebnisse seines  Forschens  zu  verbreiten 
und  zur  Geltung  zu  bringen,  weshalb 
manche  seiner  Abhandlungen  auch  heute 
noch  mit  Aufmerksamkeit  und  Nutzen 
gelesen  werden.  —  Von  seinen  maure- 
rischen Schriften  seien  hier  aufgeführt: 
1)  Bruchstücke  über  Religion  [auch 
in  den  Baustücken  abgedruckt]  (Darmst. 
1817);  2)  Das  Johannisfest  in  der  Frei- 
maurerei (Frkf.  a.  M.  1818);  3)  Das  Sucheu 
des  Freimaurers  (Frkf.  a.  M.  1819);  4)  Der 
pythagoräische  Orden,  die  Obskuranten- 
vereine in  der  Christenheit  und  die  Frei- 
maurerei in  gegenseitigen  Verhältnissen 
(Lpz.  1820):  5)  Baustücke,  ein  Lesebuch 
für  Freimaurer  (zwei  Sammlungen,  Giesseu 
1820  und  1821). 

Wegener,  Kunimund,  Schulmann, 
geb.  9.  Aug.  1824  in  Köpenick,  gest.  22. 
Nov.  1891  in  Frankfurt  a.  O.,  war  seinem 
Beruf  nach  Theolog,  ging  aber  1851  zum 
Schuifach  über  und  war  1861—90  Direktor 
der  Augusta-Schule  und  des  damit  ver- 
bundnen  Lehrerinnensem  inars  zu  Frank- 
furt a.  O.  —  W.  wurde  in  den  Freimaurer- 
bund aufgenommen  7.  Sept.  1860  in  der 
Loge  Zum  aufrichtigen  Herzen  in  Frank- 
furt a.  O.  und  war  daselbst  Redner  1872 
bis  1878  und  zugeordneter  Meister  vom 
Stuhl  1878—86.  Verschiedne  seiner  Vor- 
träge sind  in  der  Freimaurerzeitung  (1878, 
1879)  abgedruckt. 


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528 


Wegneru  —  Weimer. 


Wegnern,  Karl  Ludwig  August  v., 
Kanzler  des  Königreichs  Preussen,  Chef- 
präsident des  Oberlandesgerichts  in  Kö- 
nigsberg i.  Pr..  geb.  1777,  gest.  8.  Nov.  1854, 
trat  1812  in  der  Loge  Zur  goldnen  Harfe 
in  Marienwerder  in  den  Bund  der  Frei- 
maurer. Nach  Königsberg  versetzt,  wurde 
er  Mitglied  der  Loge  Zu  den  drei  Kronen 
das.  und  wirkte  in  ihr  als  Vorbereitender 
1821-22,  als  zugeordneter  Meister  1823 
bis  1831 ,  als  Meister  vom  Stuhl  1831  bis 
24.  Juni  1834  und  als  Ehrenmeister  bis  an 
sein  Ende. 

Wegsehe!  der,  Julius  August  Lud- 
wig, protestantischer  Theolog,  geb.  17. 
Sept.  1771  in  Kübbelingen  im  Herzogtum 
BraunBchweig,  gest.  27.  Jan.  1849  in  Halle, 
wurde  nach  der  Verwaltung  mehrerer  Lehr- 
ämter 1806  Professor  der  Theologie  in 
Rinteln.  Von  hier  wurde  er  9.  Febr.  1810 
als  ordentlicher  Professor  der  Theologie 
nach  Halle  berufen.  Als  Hauptvertreter 
des  theologischen  Rationalismus  hat  er 
einen  bedeutenden  Platz  unter  den  pro- 
testantischen Theologen  eingenommen. 
Er  war  während  der  ersten  Jahrzehnte 
des  18.  Jahrhundert*  mit  Gesenius  der 
gefeiertste  akademische  I^ehrer  auf  der 
ersten  theologischen  Universität,  uuer- 
schüttert  in  seinem  Ansehen,  bis  zu- 
erst die  Hengstenbergsche  Kirchenzeitung 
mit  Denunziation  seiner  angeblichen  Irr- 
lehren hervortrat  und  die  seit  1840  mehr 
hervortretende  Reaktion  auf  kirchlichem 
Gebiet  Hich  nicht  scheute,  sein  50 jähr. 
Doktorjubiläum  am  27.  Dez.  1846  mit  einem 
kühlen  Glückwunsch  des  Ministers  Eich- 
horn zu  beachten.  Den  Menschen  W. 
musste  auch  sein  erbittertster  Gegner  auf 
wissenschaftlichem  Gebiet  hochachten. 
Unter  seinen  Schriften  haben  die  »In- 
stitutiones  theologicae  christianae  dogma- 
ticae«  8.  Auflagen  (Halle  1848)  erlebt.  —  In 
den  Freimaurerbund  ist  er  23.  Juli  1795  auf 
Autrag  der  Loge  in  Braunschweig  in  der 
Loge  Ferdinand  zum  Felsen  in  Hamburg 
aufgenommen  (seine  Fragen beantwortung 
befindet  sich  HZC.  Nr.  XXVI  vom  16.  Febr. 
1805),  trat  dann  der  genannten  Hamburger 
Loge  bei  und  war  1797—99  deren  Schrift- 
führer. Am  24.  Juni  1815  schloss  er  sich 
der  Loge  Zu  den  drei  Degen  in  Halle  an 
und  widmete  ihr  in  den  ersten  Jahren 
auch  als  Beamter  seine  hingebende  Thätig- 
keit.  Bei  seinem  50jäbr.  Maurerjubiläum 
am  23.  Juli  1845  wurde  er  zum  Ehren- 
meister ernannt.  Nach  ihm  nannte  sich 
der  Wegscheiderverein  (s.  d.).  [Vgl.  Hertz- 
bergs Hall.  Festschrift  von  1893,  S.  11, 
55,  92.  L.  1880,  S.  172.  Zd.  1845,  S.  106.] 

Wegscheiderverein  in  Halle  a.  d.  S. 
wurde  als  »Verein  zu  wissenschaftlicher 
Fortbildung  in  der  Freimaurerei*  23.  Juli 
1845  gegründet.  Er  wurde  von  Wegschei- 
der  (s.  d.)  ins  Leben  gerufen  und  bestand 
bis  1877,  zuletzt  ein  kümmerliches  Dasein 
fristend.    Eine  Art  Fortsetzung  war  der 


1880  gebildete  Freimaurerische  wissen- 
schaftliche Verein  das.,  der  aber  auch  nur 
bis  1891  währte.  [Vgl.  Hertzberg,  Halle- 
sche Festschrift  v.  1893,  S.  5,  11,  55,  92. 
FZ.  1868,  S.  43.] 

Wehber,  Joh.  Friedr.  Basilius,  ge- 
nannt Wehber-Schuldt ,  Erbherr  auf  Gol- 
densee im  Lauenburgschen ,  geb.  29.  Nov. 
1773  in  Borstel  im  alten  Lande,  gest. 
7.  April  1840  in  Goldensee,  wurde  25.  März 
1795  in  die  Loge  Zum  grossen  Christoph 
in  Stade  aufgenommen,  kam  bald  darauf 
nach  Hamburg,  trat  31.  März  1798  zur 
Loge  Zur  goldnen  Kugel  in  Hamburg  über, 
wurde  Redner,  zugeordneter  Meister,  vom 
25.  Aug.  1802  bis  20.  Febr.  1809  Logen- 
meister und  gleichzeitig  von  1806  bis  1809 
Provinzialgrossmeister  von  Niedersachsen. 
Sein  1804  eingereichter  Plan  zur  Gründung 
eines  Armenkomitees  zur  Unterstützung  be- 
dürftiger durchreisender  Brüder  wurde  ge- 
nehmigt und  fand  auch  Annahme  bei  den 
fünf  unter  der  englischen  Provinzialloge 
stehenden  Logen.  Er  veranlasste  1806  den 
Vergleich  mit  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  über  die  Abgaben  der  Tochterlogen 
(s.  Hamburg),  trat  an  die  Spitze  des  Ver- 
waltungsausschusses für  das  neue  Logeu- 
haus  und  führte  am  20.  März  1807  als 
Provinzialgrossmeister  die  von  ihm  neu 
bearbeiteten  Ortsgesetze  ein.  Er  fand  in 
der  Provinzialloge  Gegner  seiner  Bestre- 
bungen, legte  daher  1809  seine  Ämter  nieder 
und  siedelte  nach  seinem  Gute  Goldensee 
über.  Von  hier  aus  stiftete  er  die  Loge 
Harpokrates  zur  Morgenröte  in  Schwerin, 
eröffnete  diese  Loge  19.  Juli  1809  und  war 
ihr  Logenmeister  bis  1836. 

Wehlau  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Ost- 
preuasen,  5236  E.).  Hier  bestand  seit 
1860  eine  freimaurerische  Vereinigung  [vgl. 
L.  XVIII,  S.  96],  die  aber  nicht  lange 
thätig  gewesen  zu  sein  scheint. 

Wehner,  Anton,  Stadtpfarrer  in  Frank- 
furt a.  M,  geb.  28.  Jan.  1811  in  Wasungen 
bei  Meiningen,  gest.  2.  Dez.  1878  in  Frank- 
furt a.  M.,  war  Religionslehrer  an  ver- 
schiednen  Anstalten  Frankfurts  und  1841 
bis  1848  an  der  Katharinenschule  thätig. 
1843  erfolgte  seine  Berufung  als  Prediger 
an  die  Dreikönigs-,  1851  an  die  Nikolai-  und 
endlich  1852  an  die  Paulskirche.  Gleich- 
zeitig war  er  Hospitalprediger  am  Sencken- 
bergschen  Bürgerspital  und  Verwaltungs- 
mitglied  an  verschiednen  Stiftungen  und 
gemeinnützigen  Anstalten. — Aufgenommen 
in  den  Freimaurerbund  21.  Mai  1838  in 
der  Loge  Carl  zum  aufgehenden  Licht  in 
Frankfurt  a.  M.,  wurde  er,  nachdem  er 
das  Redneramt  lange  Jahre  bekleidet  hatte, 
mit  dem  ersten  Hammer  betraut,  den  er 
von  1847—1852,  und  zwar  in  Zeiten  weit 
auseinandergehender  Meinungen  auf  dem 
Gebiete  des  Logenlebens  und  hochgehen- 
der Wogen  im  politischen  Leben,  zu  füh- 
ren verstand;  er  blieb  treu  und  beständig 
seinem  erwählten  Wahlspruch:  »Religion 


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Wehrmann  —  Weiler. 


529 


ist  religiöses  Leben«  durch  seine  vierzig- 
jährige Maurerth&tigkeit.  In  Anerkennung 
seiner  vielen  Verdienste  um  seine  Loge 
wurde  er  zum  Ehrenmeister  ernannt. 

Wehrmann,  Karl  Friedrich,  geb.  30. 
Jan.  1809  in  Lübeck,  gest.  das.  11.  Sept. 
1897  als  Staatsarchivs^  a.  D.  Aufgenom- 
men 16.  März  1827  in  der  Loge  Zur 
Weltkugel  in  Lübeck,  bekleidete  er  die 
Ämter  eines  Bücherwarts,  Vorbereitenden, 
Schriftführers,  wurde  1865  zugeordneter 
und  1867  Vorsitzender  Meister.  Zwölf 
Jahre  führte  er  dieses  Amt,  leitete  aber 
noch  längere  Zeit  den  Engbund.  Der 
Schwerpunkt  von  W.'s  Logenthätigkeit  lag 
in  seinen  Vorträgen.  Er  war  Ehrengross- 
meister  der  Grossen  Loge  von  Hamburg. 
Bedeutungsvoll  war  die  Feier  seines  70  jähr. 
Muurerjubiläums,  16.  März  1897.  (Vgl. 
HZC.  1896/7  ,  8.  96;  1898/9  ,  8.  38  (mit 
Bildnis).  L.  1897,  S.  60.]  Zu  seinem  An- 
denken wurde  1899  eine  Denkmünze  ge- 
prägt. [Vgl.  HMW.  Nr.  284  und  285.  HZC. 
1808/9.  8.  160.] 

»eiberordr-n,  s.  Adoptionamaurerei. 

Welkard,  Melch.  Adam,  geb.  1742  in 
Römershag  bei  Fulda,  gest.  1803  als  Chef 
des  Medizinalwesens  in  Fulda,  führte  die 
Brownsche  Lehre  in  Deutschland  ein  \ 
und  war  einer  ihrer  eifrigsten  Anhänger. 
Er  war  ein  thätiger  medizinischer  Schrift- 
steller und  wendete  auch  1786  (wo  er  in 
Petersburg  lebte  und  wahrscheinlich  durch 
das  Treiben  der  dortigen  Freimaurer  dazu 
bestimmt)  den  geheimen  Gesellschaften 
in  der  anonymen  Schrift:  »Gedanken  eines 
Weltbürgers  über  geheime  Gesellschaften« 
(St.  Petersburg  1786)  seine  Aufmerksamkeit 
zu.  W.  war  in  der  Loge  zu  Gersfeld  (s.  d.) 
aufgenommen,  hat  aber  nie  einen  andern 
Grad,  als  den  des  Lehrlings  gehabt.  Seine 
Ansichten  über  den  Maurerbund,  sowie 
dessen  Zeitgeschichte  findet  sich  in  W.'s 
»Denkwürdigkeiten  aus  der  Lebensgeschich- 
te« (Frkf.  u.  Lpz.  1802),  S.  166—172. 

Weilburg  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Hessen-Nassau,  3643  E.).  I.  Hier  besteht 
die  Freimaurervereinigung  Nassau,  gegr. 

1875  (stand  als  Kränzchen  Wilhelm  zur 
Treue  unter  der  Loge  in  Giessen  19.  Nov. 

1876  bis  1892).  Mitgliederzahl  (1900):  10. 
Vers.:  Mittwochs,  Zur  Traube.  1897  traten 
Mitglieder  aus  und  gründeten  II.  das 
Kränzchen  Wilina  zum  Felsen  an  der 
Lahn  unter  der  Loge  in  Wetzlar  12.  Mai 
1898.  Mitgliederzahl  (1900):  11;  Vers.  Frei- 
tags im  Rosenkranz. 

Weiler,  Georg  August  Baron  v., 
geb.  1726,  gest.  9.  Nov.  1775,  wurde  in 
Rom  erzogen,  trat  in  Militärdienste  und 
machte  als  österreichscher  Major  den 
Siebenjährigen  Krieg  mit.  Nachdem  er  den 
Dienst  verlassen,  lebte  er  zunächst  in  Wien, 
dann  in  Dresden,  wo  er  als  vermögender 
und  talentvoller  Mann  auftrat.  Hier  be- 
gründete er  1768  im  Verein  mit  A.  F.  v.  Brühl 
(s.  d.),  d'Agdollo  (s.  d.)  und  Leutnant  Borghesi 

AUgemelnet  Handbuch  dar  Freimaurerei.  II. 


die  Loge  St.- Jean  des  voyageurs  auf  Grund 
eines  von  der  Grossloge  zu  London  ausge- 
stellten Freibriefs,  den  die  Genannten  zu 
Provinzialgrossmeistern  der  englischen  Lo- 
gen des  Kurfürstentums  Sachsen  ernannte, 
v.  W.  behauptete,  Tempelritter  zu  sein, 
was  er  aber  später  widerrief.  Ferner  war 
er  mit  dem  Grafen  von  Kufstein  in  Wien 
bekannt  geworden,  hatte  sich  dessen  Lugen 
angeschlossen  und  nannte  sich  Prior  der 
VUI.  Provinz,  Magister  ambulans,  und 
war  Elu  en  tous  grades  grand  eccossais, 
Chevalier  d'Orient  de  Taigle  de  Rosecroix 
et  Commandeur  du  temple  parfait  archi- 
tecte.  Als  in  der  obengenannten  Loge 
wegen  der  englischen  Bestimmungen  über 
die  Meisterwahl  Zwistigkeiten  ausbrachen, 
verschaffte  v.  W.  dem  v.  Brühl  einen  Freibrief 
der  »Loge  Royale  militaire  de  Vienne  en 
Autrichc«,  das  v.  W.  als  Grossdeputiertem 
das  Recht  gab,  v.  Brühl  zu  ermächtigen, 
neue  Logen  zu  gründen.  Auf  Grund  des- 
selben errichtete  v.  Brühl  die  Loge  Aux 
vrais  amis  —  Zu  den  wahren  Freunden  — 
in  Dresden  1768.  Bald  neigte  sich  v.  W.  den 
Bestrebungen  v.  Hunds  (s.  d.)  zu,  wusste  ihn 
für  sich  einzunehmen,  und  dieser  ernannte 
ihn  1770  zum  Visitator  specialis  für  die 
Präfektur  Gommern  (Dresden).  Von  nun 
an  war  v.  W.  für  die  Ausbreitung  des 
Hundschen  Systems  äusserst  thätig,  und 
in  der  Loge  Aux  vrais  amis  in  Dresden 
war  er  die  treibende  Kraft.  1772  führte 
er  sie  zur  Annahme  des  8ystems  der  strik- 
ten Observanz.  Das  eigenmächtige  Vor- 
gehen v.  Hunds  nach  dem  Konvent  zu 
Kohlo  (s.  d.)  1772,  an  dem  v.  W.  als  be- 
deutendste Stütze  v.  Hunds  teilgenommen 
hatte,  die  eigenmächtige  Ernennung  v.  W.'s 
zum  Verbreiter  des  Ordens  in  Frankreich 
und  dessen  Auftreten  unter  den  Dresdner 
Freimaurern  schwächten  sein  Ansehen, 
gaben  auch  bereits  Ursache  zu  Zweifeln 
an  der  Wahrheit  des  von  W.  Behaupteten. 
Von  W.  setzte  alle  Kraft  ein,  die  übrigen 
Provinzen  des  Templerordens,  in  die  Eu- 
ropa geteilt  werden  sollte,  herzustellen  und 
zu  bewegen,  den  Herzog  Ferdinand  von 
Braunschweig  zum  Grossmeister  zu  erwäh- 
len. Er  setzte  1773  die  V.  Provinz  (Bur- 
gund) in  Strassburg  ein,  suchte  die  VIIL 
(Am  Rhein)  in  Gang  zu  bringen,  giug 
1774  wieder  nach  Frankreich  und  setzte 
die  H.  Provinz  (Auvergne)  in  Lyon,  kurz 
darauf  die  IU.  (Occitanien)  in  Bordeaux 
ein.  Beide  Provinzen  huldigten  v.  Hund 
als  ihrem  Provinzialmeister  unter  dem 
Titel  Grossadministrator  und  dem  Herzog 
Ferdinand  als  Grossmeister.  Darnach  setzte 
er  die  PrioratsprRfektur  Montpellier  ein 
und  konnte  nun  an  die  VUI.  Provinz 
wieder  herantreten,  für  die  er  schon  in 
Strassburg  den  Fürsten  von  Hohenzollcrn- 
Hechingen  (s.d.)  in  den  Orden  hatte  aufneh- 
men und  als  Socius  et  Protector  Franconiae 
verkünden  lassen.  Auf  dem  Konvent  zu 
Braunschweig  (s.  d.)   1775  wurden  dem 

34 


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530 


Weimar. 


Heenneister  Vorwürfe  Aber  diese  einsei- 
tigen, eigenmächtigen  Handlungen  gemacht 
und  v.  W.  (Anfang  Juli)  verhört.  Weil  die 
Sache  einmal  geschehen  war,  also  die  neuen 
Ritter  nicht  wieder  ausgestoßen  werden 
konnten,  wurde  die  vollendete  Thatsache 
angenommen,  aber  v.  W.  erhielt  für,  wie 
man  behauptete,  dabei  ihm  nachgewiesne 
Vergehungen  (der  Diener  inusste  für  den 
Herrn  leiden)  Verzeihung,  musste  seine 
OrdenspHicht  noch  einmal  ablegen  und 
einen  Revers  unterzeichnen,  ohne  des  Heer- 
meiaters  ausdrückliche  Genehmigung  (die 
er  zu  allen  seinen  Schritten  vollkommen 
gehabt:  er  korrespondierte  von  Anfang  an 
bis  zum  Tage  seines  Todes  regelmässig  mit 
ihm)  sich  mit  auswärtigen  Provinzen  nicht 
in  Verhandlungen  einzulassen,  den  ange- 
maßten Titel  »Prior  der  VIII.  Provinz« 
abzulegen  u.  s.  w.  Obgleich  krank,  ging 
er  doch  Ende  Oktober  nach  Italien,  um 
den  dortigen  Teil  der  VIII.  Provinz  zu 
ordnen,  kam  aber  nur  bis  Turin.  Hier 
setzte  er  im  •Grosspriorat  Italien«  das 
Grosskapitel  der  Balley  Lombardei  ein 
und  wurde  von  diesem,  als  bisher  einziger 
Balley  in  Italien,  zum  Grossprior  von  Ita- 
lien ernannt.  [Vgl.  Eloge  funebre  du  Fr. 
Baron  de  W.  dans  la  Loge  de  Strasbourg 
pur  C.  H.  Laurent  le  9.  FSvrier  1776.] 

Weimar  (Hauptst.  des  Grossherzogtums 
Sachsen,  26670  E.).  Die  Freimaurerei  fand 
hier  schon  frühzeitig  Eingang.  Die  nächste 
Veranlassung  zur  Stiftung  der  Loge  Ama- 
I  i  a  gab  die  Auflösung  der  nach  der  strik- 
ten Observanz  arbeitenden  Loge  Zu  den 
drei  Rosen  in  Jena  (s.  d.),  in  der  der  da- 
malige Wirkliche  Geheimrat  Jakob  Fried- 
rich von  Fritsch  (s.  d.)  1762  aufgenommen 
worden  war.  Mit  ihm  vereinigten  sich 
mehrere  Mitglieder  dieser  Loge  zur  Grün- 
dung einer  neuen  Bauhütte  in  W.  Diese 
wurde  mit  Genehmigung  der  Herzogin 
Amalia  (s.  d.)  an  deren  Geburtstag,  24.  Okt. 
1764,  gegründet  und  28.  Okt.  1764  im  Hause 
des  zum  hammerführenden  Meister  erwähl- 
ten von  Fritsch  eingeweiht.  Das  Mit- 
gliederverzeichnis der  in  erfreulichem 
Wachstum  begriffnen  Loge  weist  manchen 
berühmten  Namen  auf,  z.  B.  Musäus  (s.  d.), 
Bertuch  (s.d.),  Loder,  aufgen.  1779,  Bode  (s.d.), 
Goethe  (s.  d.),  Grossherzog  Karl  August  (s.  d.) 
u.  a.  m.  Die  Loge  gewann  bald  ein  sol- 
ches Ansehen,  dass  der  Herzog  Ferdinand 
von  Braunschweig  1781—82  das  Direkto- 
rium nach  W.  zu  verlegen  beabsichtigte,  was 
jedoch  Karl  August  ablehnte,  da  seinem 
klaren  Blick  nicht  entgangen  war,  das*  dem 
schottischen  System,  das  Herzog  Ferdinand 
begünstigte  und  dem  damals  auch  die  Loge 
Amalia  folgte,  die  rechte  geschichtliche 
Grundlage  fehlte.  Später  entstanden  jedoch 
in  der  Loge  Streitigkeiten  über  den  Wert  der 
verschiedneu  Lehrarten,  und  als  Bertuch  24. 
Juni  1782  als  Redner  in  offner  Loge  diesen 
Gegenstand  berührte,  geriet  er  mit  Bode 
in  einen  so  heftigeu  Wortwechsel  darüber, 


dass  der  Meister  vom  Stuhl  es  für  not- 
wendig hielt,  die  Arbeiten  bo  lange  aus- 
zusetzen, bis  der  16.  Juli  1788  begonnene 
Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.)  über  den 
Wert  der  verschiednen  maurerischen  Lehr- 
arten eine  Einigung  herbeigeführt  haben 
würde.  Da  diese  jedoch  nicht  erfolgte, 
blieb  die  Loge  bis  1808  geschlossen,  wo 
Karl  August  zu  der  Wiedereröffnung  Ver- 
anlassung gab.  Ein  reges  Leben  hatte  sich 
uämlich  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
in  der  Freimaurerei  zu  äussern  begonnen. 
Schröders  (s.  d.)  eifrige  Forschungen 
hatten  auch  in  W.  ein  wohlthätiges  Licht 
über  die  Rituale,  den  Zweck  und  die  Be- 
deutung der  altenglischen  Brüderschaft 
verbreitet,  und  seine  persönliche  An- 
wesenheit in  W.  hatte  einige  der  ältern 
Maurer  besonders  angezogen  und  mit  die- 
ser Lehrart  befreundet.  Der  Krieg  führte 
die  französischen  Heere  nach  Thüringeu 
und  mit  ihnen  die  militärischen  Logen ; 
der  Platzkommandant  in  Jena,  Pocholle, 
fing  an,  freimaurerische  Versammlungen 
zu  halten.  Da  fand  es  Karl  August  zweck- 
mässig, eine  deutsche  Logen  Verbindung  zu 
|  begünstigen.  Mehrere  Mitglieder  der  frü- 
hern Loge,  von  ihm  angeregt,  vereinigten 
sich  wieder,  andre  wurden  in  der  Loge 
Günther  zum  stehenden  Löwen  in  Rudol- 
stadt, die  sich  der  Grossen  Loge  von 
Hamburg  angeschlossen  hatte,  aufge- 
nommen, und  so  wurde  die  Loge  Amalia 
24.  Okt.  1808  nach  der  Lehrart  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg  wieder  eröffnet.  Da 
der  frühere  Meister  vom  Stuhl,  v.  Fritsch, 
seinen  Beitritt  versagt  hatte,  war  Bertuch 
zum  Meister  vom  Stuhl  erwählt  worden. 
Die  Mitgliederzahl  der  wiedererstandnen 
Loge  stieg  rasch  von  Jahr  zu  Jahr.  Bis 
in  die  neueste  Zeit  hat  sie  Namen  von 
bestem  Klang  zu  ihren  Arbeitern  und  För- 
derern gezählt,  unter  denen  besondere  her- 
vorleuchten Goethe,  K.  A.  Böttiger  (s.  d.), 
Friedrich  v.  Müller  (s.  d  ),  Wieland  (s.  d.), 
Reinhold  (s.  d.),  Prinz  Bernhard  von  W., 
Oken  (aufgenommen  4.  Dez.  1809),  Nepo- 
muk  Hummel  (s.  d.),  Theodor  Stiehl ing 
(s.  d.)  u.a.  m.  Seit  1858  besitzt  die  unter  dem 
Schutz  ihres  Schirmherrn,  des  Grossher- 
zogs von  Sachsen,  arbeitende  Loge  ein 
eignes  Heim,  das  24.  Okt.  1853  eingeweiht 
wurde.  Am  24.  Okt.  1864  wurde  das  hundert- 
jährige Jubelfest  der  Loge,  am  Johannis- 
fest 1880  die  Hundertjahrfeier  der  Auf- 
nahme Goethes,  5.  Febr.  1882  die  Hundert- 
jahrfeier der  Aufnahme  Karl  Augusts,  24. 
Okt.  1889  das  125  jährige  Stiftungsfest  und 
23.  Okt  1898  die  Wiederkehr  des  Tages, 
an  dem  die  Loge  nach  26jähriger  Rune- 
zeit ihre  Arbeit  im  Anschluss  an  die  Grosse 
Loge  von  Hamburg  wieder  aufgenommen 
hatte,  feierlich  begangen.  Bei  dieser  Fest- 
feier wurde  das  neugestaltete,  der  Loge 
Amalia  und  ihrer  jüngern  Schwester,  der 
Loge  Karl  zur  Wartburg  in  Eisenach,  von 
ihrem   gemeinsamen   Ehrenmitgliede  A 


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Weis  —  Weisheit. 


531 


Pause  dargebrachte  Liederbuch  an  Stelle 
des  von  v.  Fritsch  der  Loge  gewidmeten 
altem  zum  erstenmal  in  Gebrauch  ge- 
nommen. Seit  1810  giebt  die  Loge  eine 
Aua  wähl  ihrer  Arbeiten  u.  d.  T. :  >  Frei- 
maurer-Anal ekten«  (I— XIII)  heraus.  Milde 
Stiftungen:  Johannes-Stiftung,  Hase-Stif- 
tung, Hagenbruch-Stiftung,  Tröbst-Stif- 
tung,  Kästner -Stiftung  und  die  Armen- 
kommiseion  der  Loge.  Vers.:  1.  Dienstag 
im  Monat.  Ferien:  Juli  uud  August. 
Klub:  Montags  und  Freitags,  wahrend  der 
Sommermonate  in  Gemeinschaft  mit  den 
Schwestern.  [Vgl.  Weimarische  Freimaurer- 
Analekten,  Heft  I— XIH  (W.  1809—1889). 
Gesänge  der  Loge  Amalia  (W.  1851):  Ge- 
schichtliche Einleitung  von  K.  W.  v. 
Fritsch.] 

Wels,  auch  Weiss,  Friedrich  Wil- 
helm, Liederkomponist,  geb.  1744,  bekannt 
durch  drei  Sammlungen  Lieder  mit  Melo- 
dien, erschienen  1775,  1776,  1779,  mit 
Texten  namentlich  von  Bürger,  Hölty,  Voss, 
Miller,  Gleim,  Eschenburg  u.a.  Bürger  (s.d.) 
hat  ihm  in  dem  1778  entstandnen  Liede 
»Die  beiden  Liebenden«  ein  Denkmal  ge- 
setzt. Ausserdem  verstand  er  die  Kunst 
des  Silhouettenschneidens.  Er  gehörte  der 
Loge  AugUBta  zu  den  drei  Flammen  in 
Göttingen  an.  [Vgl.  Moritz  Heyne,  Mit- 
teilungen zur  Vorgeschichte  der  Loge 
Augusta  zum  goldenen  Zirkel  in  Güttingen 
(1696),  S.  14.] 

Welshaupt,  Adam,  Stifter  des  Illumi- 
natenordens (s.  d.)  und  philosopischer 
Schriftsteller,  geb.  6.  Febr.  1748  in  Ingol- 
stadt, gest.  18.  Nov.  1830  als  gothascher 
Hofrat  in  Gotha,  wurde  1772  ausserordent- 
licher Professor  und  1775  Professor  des 
Natur-  und  Kanonischen  Rechts.  Diese 
Professur  war  bis  dahin  nur  von  Ordens- 
geistlichen verwaltet  worden,  und  es  erregte 
deren  Neid,  namentlich  als  W.  unter  den 
jungen  Männern  vielen  Zulauf  erhielt  und 
diese  an  sich  zu  fesseln  wusste.  In  der 
Zeit  vom  26.  Nov.  1776  bis  8.  Febr.  1777 
wurde  er  in  der  Loge  Zur  Behutsamkeit 
in  München  zum  Freimaurer  aufgenommen, 
gründete  1780  in  Bozen  eine  Freimaurerloge, 
fühlte  sich  aber,  wie  er  im  »Pythagoras«  er- 
zählt, enttäuscht,  nachdem  er  alle  Grade 
kennen  gelernt  hatte.  Um  nun  »die  Stu- 
denten zu  retten«  und  den  Machenschaften 
der  Geistlichen  entgegenzuarbeiten,  ent- 
schloss  sich  W.,  zu  einem  Gegenmittel 
seine  Zuflucht  zu  nehmen,  d.  h.  einen 
nach  jesuitischem  Muster  eingerichteten 
Orden,  den  »der  Perfektibilisten«  (s.  d.),  zu 
stiften,  aus  dem  sich  dann  der  Illuminaten- 
orden entwickelte.  W.  wurde  Ordens- 
general und  verlangte,  wie  das  bei  den 
Jesuiten  üblich,  blinden  Gehorsam  der 
Untergebnen  gegen  die  unbekannten 
Obern;  entere  durften  vom  Ursprung  des 
Ordens  und  von  ihren  Obern  nichts  er- 
fahren. Die  Mitglieder  sollten  in  der 
Öffentlichkeit  Einnuss  zu  gewinnen  und 


Amter  zu  erlangen  suchen.  Die  Klasse 
der  Minervalen  bildete  die  Pflanzschule 
des  Ordens,  jeder  Jünger  erhielt  einen 
Ordensnamen  gleich  den  Obern,  die  Areo- 
pagiten  hiessen.  Die  Ordensnamen  waren 
meist  dem  klassischen  Altertum  entlehnt. 
W.  selbst  hiess  8partakus.  Auch  hatte 
der  Orden  einen  eignen  Kalender  und 
seine  eigne  Geographie  (z.  B.  Bayern  hiess 
Acbaja).  Ritus  und  Gebrauchtum  war  dem 
Freimaurerbund  entnommen.  (Das  Nähere 
siehe  bei  dem  Artikel  Hluminaten.)  Da 
aber  die  Gesinnungsgenossen  der  Jesuiten 
unaufhörlich  das  Freimaurertum  verhetz- 
ten, erschienen  unterm  24.  Juni  1784  und 
2.  März  1785  jene  bekannten  Verbote,  die 
alle  geheimen  Verbindungen,  aufhoben 
und  die  Mitglieder  ihrer  Amter  ent- 
setzten. Auch  W.  traf  dies  Schicksal;  er 
ging  nach  Gotha  und  fand  dort  1786 
an  Herzog  Ernst  II.  einen  treuen  Be- 
schützer. Dort  lebte  er  von  einer  herzog- 
lichen Pension  litterarischen  Arbeiten,  die 
sich  (abgesehen  von  den  Schriften  über 
Illuminatismus)  über  Philosophie  und 
Staatswesen  verbreiten,  aber  alle  in  ge- 
wisser Beziehung  zu  jenem  und  unterein- 
ander stehen,  indem  sie  sich  auf  Moral, 
deren  Anwendung,  Welt-  und  Regierungs- 
kunst beziehen.  In  allen  seinen  Schriften 
betont  er  mit  ermüdender  Breite  die  Wich- 
tigkeit der  Sittlichkeit  für  die  Glück- 
seligkeit des  Menschen.  Er  war  ein  Gegner 
Kants;  in  Sachen  des  Glaubens  vertrat  er 
den  deistischen  Standpunkt.  Wenn  auch 
die  Gründung  seines  Ordens  verfehlt  war, 
so  war  er  doch  ein  gescheiter  Kopf,  vom 
engherzigen  jesuitischen  Standpunkt  hatte 
er  sich  zur  freien  philosophischen  Erkennt- 
nis heraufgearbeitet.  Eine  grosse  Leben- 
digkeit und  Kraft  des  Geistes,  ein  seltner 
Scharfsinn  und  ein  treues  Gedächtnis  waren 
ihm  eigen,  die  seine  Unterhaltung  und 
seinen  Umgang  lehrreich  und  angenehm 
machten.    [Vgl.  L.  1892,  S.  27.] 

Weisheit.  Die  W.  wird  in  der  sinnbild- 
lichen Sprache  der  Freimaurer  als  der  erste 
Pfeiler  der  Loge  (s.  Stärke  und  Schönheit) 
und  somit  jedes  Bauwerks  bezeichnet. 
Der  W.  wird  die  Leitung  des  Baus  an- 
vertraut. Das  Ziel  der  W.  ist  die  Wahr- 
heit oder  das  Licht;  daher  steht  sie  im 
Osten,  von  wo  das  Licht  kommt,  und 
gleicht  insofern  der  Sonne,  die  im  Osten 
aufgeht  und  den  Tag  regiert.  Die  W. 
ist  das  selbständige  Streben  nach  licht- 
voller Erkenntnis  des  Wahren;  daher 
gilt  in  der  Freimaurerei  kein  Ansehen  der 
Person,  kein  Ansehen  der  Überlieferung, 
kein  Ansehen  irgend  einer  geheiligten 
Urkunde:  selbständiges  Forschen,  eigne* 
Untersuchen  der  Gründe  führt  zur 
Erkenntnis  der  Wahrheit.  Vor  allem 
müssen  wir  Klarheit  erlangen  über  uns 
selbst  und  über  unsre  Bestimmung,  denn 
Selbsterkenntnis  ist  der  W.  Anfang.  Die 
I  Selbsterkenntnis  muss  sich  erweitern  zur 

34* 


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Weisheit,  Orden  der  —  WeUmann. 


532 

Menschenkenntnis,  weil  die  eine  ohne  die 
andre  nicht  denkbar  ist.  Alsdann  werden 
wir  auch  die  rechten  Mittel  finden,  die 
der  Förderung  unsrer  Bestimmung  dienen, 
werden  zu  einer  so  hohen  Auffassung  des 
menschlichen  Lebens  und  menschlichen 
QlQcks  gelangen,  dass  wir  befähigt  sind, 
mitzuarbeiten  an  der  Hebung  mensch- 
licher Wohlfahrt  und  Gesittung.  [Vgl. 
ryQ61  IE  AYTON  für  jüngere  Maurer- 
brüder,  1.  Sammlung  (Gera  1801),  S.  99. 
Hohlfeldt,  Maurerischer  Nachlas«  (Dresd. 
1851),  S.  73.  Zille,  Sandkörner  (2.  Aufl., 
Lpz.  1866),  S.  101.  Haage,  Bausteine 
(Naumburg  1855),  S.  63.  Pilz,  Die  Säulen 
der  Maurerei  (Lpz.  1860),  S.  7.  FiBcher, 
Erläuterung  des  Lehrlingskatechismus  (29. 
Aufl ,  Lpz.  1900).  Bh.  1878,  S.  242  fg.  A. 
1890,  S.  19  fg.  BZC.  1881,  S.  249-256. 
FZ.  1860,  S.  17;  1898,  S.  211  fg.] 

Weisheit,  Orden  der,  wurde  11.  Sept. 
1759  von  v.  Exter  (s.  d.),  C.  B.  Meyer 
und  Beets  gestiftet,  welche  die  Papiere 
bei  einem  gewissen  Manecke  gefunden 
hatten.  Dieser  Orden  soll  von  Addison, 
Steele  und  8wift  gestiftet  Bein,  worauf 
auch  die  Buchstaben  A.  S.  8.  auf 
deren  Mitgliedzeicben  deuten.  Zu  grosser 
Ausdehnung  ist  der  Orden  nicht  gekom- 
men, da  er  29.  Febr.  176U  schon  erlosch 
und  nur  sieben  Brüder  und  eine  Schwester, 
die  Frau  Beets,  die  auch  den  Vorsitz  in 
der  Irene  und  Konkordia  (s.  Hamburg) 
führte,  zu  Mitgliedern  hatte.  Unter  den 
Ordensspielereien  des  18.  Jahrhunderts  ist 
dieser  Orden  nicht  der  schlechteste.  [Das 
Ritual  findet  sich  in  Schröders  Geschichte, 
I,  Beilage  8,  S.  222.] 

Welsinann,  Friedrich  Heinrich 
Bernhard,  geb.  23.  Aug.  1808  in  Frank- 
furt a.  M.,  gest.  19.  Jan.  1890  das.,  be- 
kleidete in  seiner  Vaterstadt  eine  Haus- 
lehrerstelle bis  Ende  1839.  Zugleich 
wurde  er  1883  als  ständiger  Vikar  am 
Gymnasium  angestellt  und  erteilte  Unter- 
richt in  Mädchenlehranatalten.  Ende  1889 
erhielt  er  an  der  Real-  und  Töchterschule, 
•Musterschule«  genannt,  die  Stelle  eines 
ordentlichen  Lehrers,  1876  die  Leitung  der 
nach  der  Mutter  Goethes  Elisabethen- 
schule genannten  höhern  Töchterschule, 
mit  der  ein  Lehrerinnen-Seminar  verbun- 
den ist.  Ib81  trat  er  in  den  Ruhestand. 
Schriftstelleriftch  ist  W.  aufgetreten  mit 
folgenden  Werken:  1)  »Aus  Goethes 
Knabenzeit  1757—59.«  Mittheilungen  aus 
einem  Original-Manuskript  «Labores  juve- 
niles«, das  die  Frankfurter  Stadtbibliothek 
durch  seine  Vermittlung  erworben  hat, 
erläutert  und  herausgegeben  mit  6  Seiten 
Faksimile  (Frkf.  a.  M.  1846);  2)  «Das 
Alexanderlied  des  Pfaffen  Lamprecht« 
(Frkf.  a.  M.  1850),  2  Bde.;  3)  zwei  Abhand- 
lungen in  den  Einladungsschriften  der 
Musterschule:  a)  »Unlands  Herzog  Ernst 
von  Schwaben.  (1863).  b)  »Die  Kunst  im 
Dienste  der  Schule«  (1865);  4)  »Das  erste 


deutsche  Bundesschiessen  in  Frankfurt 
a.  M.  Gedenkbuch  desselben  mit  kolo- 
rierten Illustrationen«  (Frkf.  a.  M.  1862); 

5)  »Geschichte  des  ersten  Deutschen  Sänger- 
festes  in  Frankfurt  a.  M.  1838  und  der 
Mozart-Stiftung  1840.  Zum  25  jährigen 
Jubiläum  des  erstem«  (Frkf.  a.  M.  1863); 

6)  »Unlands  dramatische  Dichtungen.  Für 
Schule  und  Haus  erläutert«  (Frkf.  a.  M. 
1»63)-  7)  »Ernst,  Herzog  von  Schwaben, 
von  L.  Uhland«  (Schulausgabe,  Stuttg. 
1874;  2.  Aufl.  1875);  8)  »Ludwig  der  Baier 
von  L.  Uhland«  (Schulausgabe,  Stuttg. 
1874).  Seiner  lebhaften  Beteiligung  an 
den  Bestrebungen  der  Sänger,  Turner  und 
Schützen  von  den  dreissiger  Jahren  an  bis 
in  die  sechziger  entsprangen  eine  Anzahl 
von  Dichtungen,  von  denen  die  Lieder, 
in  Musik  gesetzt,  zum  Teil  noch  jetzt 
vielfach  gesungen  werden,  einige,  wie  der 
Siiugermarsch:  »Auf,  ihr  Brüder,  lasst  uns 
wallen«  und  »Das  deutsche  Lied«,  die  dem 
Geist  des  ersten  Sängerfests  ihre  Ent- 
stehung verdankten,  auch  in  die  Kommers- 
bücher und  in  andre  Liedersammlungen 
aufgenommen  sind  —  Als  Freimaurer 
wurde  er  am  11.  Juli  1840  in  der  Loge  Zur 
Einigkeit  aufgenommen  _  und  brachte  es 
bald  zu  hervorragenden  Ämtern.  Als  noch 
junges  Mitglied  verfasste  er  in  schwung- 
voller Weise  die  Beschreibung  der  Hundert- 
jahrfeier seiner  Loge.  Er  war  Meister  vom 
Stuhl  von  1863—69  und  verstand  es,  in 
der  schwierigen  Zeit  der  politischen  Ver- 
änderungen in  Deutschland  durch  Klug- 
heit und  Festigkeit  die  entgegenstehenden 
Meinungen  in  der  Brüderschaft  zu  be- 
schwichtigen, und  hat  dadurch  den  unge- 
störten Fortbestand  der  Loge  gesichert. 
Die  Meisterwürde  musste  er  niederlegen, 
da  er  von  den  Bundeslogen  des  Eklekti- 
schen Bundes  zum  Grossmeister  gewählt 
wurde.  Dieses  Amt  bekleidete  er  von 
1869—74  und  von  1883  -84.  Er  hatte 
einen  hervorragenden  Anteil  an  dem  Aus- 
bau der  Verfassung  und  des  Gesetzbuchs, 
an  der  Durchsicht  des  Rituals,  sowie  an 
der  Errichtung  des  Grosslogenbundes.  Sein 
letztes  Werk  war  die  lebensvolle  und 
wahre  Schilderung  des  Lebens  und  Wir- 
kens von  Kloss  (s.  d.)  bei  der  Feier  seine* 
100jährigen  Geburtstags,  der  er  leider 
wegen  vorgerückten  Alters  nicht  mehr  bei- 
wohnen konnte.  Nicht  nur  die  Maurer 
Frankfurts,  sondern  auch  die  bürgerlichen 
Kreise  vereinigten  sich,  ihm  ein  würdige» 
Denkmal  auf  seiner  Ruhestatte  zu  errich- 
ten, das  1.  Nov.  1891  enthüllt  wurde.  Von 
seinen  maurerischen  Schriften  sind  zu  er- 
wähnen: »Die  erste  Säkularfeier  der  St.  Jo- 
hannisloge Zur  Einigkeit  zu  Frankfurt  a.  M. 
am  27.  Juni  1842.«  —  •  Gedächtnissrede  auf 
Friedr.  Maxim.  Hessemer  bei  Enthüllung 
des  Gedenksteins  auf  seinem  Grabe  am 
81.  Okt.  1863.»  »Schiller,  ein  Vorbild  des 
Maurers«  (Frkf.  1859).  »Auf  welche  Eigen, 
schaften  haben  wir  bei  den  Aufzunehmen- 


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den  tu  sehen?«  (Frkf.  1861)  •Begrüssunga- 
vortrag,  gehalten  bei  der  Feier  der  25  jähr. 
Maurerwirksamkeit  des  Br.  J.  W.  Pfarr 
am  5.  Febr.  1862.  (Frkf.  1862).  .Aufrich- 
tigkeit, Liebe,  Ernst  und  Ausdauer,  Selbst- 
überwindung. Vortrag  bei  einer  Doppel- 
aufnahme« (Frkf.  1862).  »Rede  bei  der 
Feier  der  50 jahrigen  Maurerwirksamkeit 
des  Br.  Tilmann  Jacob  Spelte«  (Frkf. 
1868).  [Vgl.  Bh.  1891,  S.  386.  L.  1890, 
8.  33.1 

Weiss,  die  Farbe  der  Unschuld  und 
Herzensreinheit,  kommt  mehrfach  in  der 
Freimaurerei  in  sinnbildlicher  Bedeutung 
vor.  Weisse  Kleidung  findet  sich  in  Ähn- 
lichem Sinne  auch  bei  den  Essäern  (s.  d.), 
den  Pythagoreern  (s.  Pythagoras)  u.  a. 
(S.  Farbe.) 

Weiss,  Christian,  Schulmann,  geb. 
26.  Mai  1774  in  Taucha,  gest.  10.  Febr. 
1858  in  Merseburg,  machte  als  Erzieher 
von  Söhnen  aus  adligen  Familien  grössere 
Reisen,  wurde  1808  Direktor  der  Bürger- 
schule in  Naumburg  und  später  Regierungs- 
und Schulrat  in  Merseburg.  —  W.  war 
24.  Juni  1811  in  der  Loge  Apollo  in  Leipzig 
aufgenommen  worden.  Er  war  1815—19 
und  1826  -34  Meister  vom  Stuhl  der 
Loge  Zu  den  drei  Hammern  in  Naum- 
burg. Mit  Wankel,  Rös-ler  und  Grävell 
(s.  diese)  trat  er  den  Angriffen  des  Professor 
Steffens  auf  die  Freimaurerei  entgegen: 
•Gegen  die  Angriffe  des  Prof.  Steffens  auf 
die  Freimaurerei.  Von  vier  Maurern« 
(Lpz.  182R 

Weisse  Maurerei  nennt  man  die  Frei- 
maurerei unter  Beteiligung  von  Nicht- 
maurern,  die  in  Frankreich  angestrebt, 
aber  vom  Grossorient  verboten  wurde. 
Daher  heissen  »weisse  Versammlungen« 
(tenues  Manches)  solche,  an  denen  Nicht- 
maurer  teilnehmen.  [Vgl.  Alpina  1877, 
S.  265.] 

WeiB*enburg  (St.  in  Unterelsass,  62R0  E.). 
Hier  gründete  der  Grossorient  von  Frank- 
reich 3.  Aug.  1787  die  Loge  La  triple 
union,  die  längst  wieder  eingegangen  ist. 
[Vgl.  Chaine  d'union  1877,  8.  287.1 

Weissen  borg  am  Saud  (8t  im  Königr. 
Bayern,  6315  E.).  Hier  besteht  unter  der 
Loge  Libanon  zu  den  drei  Cedern  in 
Erlangen  ein  maurerisches  Kränzchen  Zur 
ernsten  Arbeit,  gegr.  als  Klub  24.  Okt. 
1892,  eingew.  als  Kränzchen  13.  März  1897. 
Mitgliederzahl  (1900):  12.  Vers.:  2.  Mon- 
tag im  Monat  Ferien:  August  und  Sep- 
tember. Lokal:  Gesellschaftshaus  Kegel- 
klub. 

Weissen fela  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  25681  E.)  1)  Hier  bestand  die 
Loge  Zum  Zirkel  der  Eintracht,  gegr. 
17.  März  1786  von  der  Loge  Karl  zu  den 
drei  8chwertem  und  wahren  Freunden  in 
Dresden.  Sie  wurde,  da  W.  nach  den 
Freiheitskriegen  preussisch  wurde,  5.  8ept. 
1817  bei  der  Grossen  Loge  Royal  York 
angenommen  und  siedelte  nach  mancherlei 


innern  Zerwürfnissen  6.  Aug.  1825  nach 
Naumburg  (s.  d.)  über,  wobei  ihr  gestattet 
wurde,  an  ihrem  alten  Sitze  nach  Bedürf- 
nis Deputationslogen  zu  halten,  vereinigte 
sich  aber  schliesslich  mit  der  9.  März  lo27 
daselbst  unter  derselben  Grossloge  gegrün- 
deten Loge  Zu  den  drei  grossen  Lichtern. 
—  2)  Gegenwartig  arbeitet  hier  die  Loge 
Zu  den  drei  weissen  Felsen,  gegr. 
unter  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  17.  März  1820  von 
mehreren  aus  der  Loge  Zum  Zirkel  der 
Eintracht  ausgetretnen  Mitgliedern  (eingew. 
11.  Mai  1820).  Eignes  Logenhaus,  Langen- 
dorfer Strasse  13,  eingew.  1890.  Vers.: 
3.  Freitag  des  Monats,  an  den  übrigen 
Freitagen  maurerische  Zusammenkünfte. 
Ferien:  Juli  und  August.  Milde  Stif- 
tungen (9),  Kapital  ca.  26500  M.  Orts- 
gesetz vom  28.  März  1898.  Mitgliederzahl 
(1900):  114.  [Vgl.  Felsz,  Chronik  der  Loge 
von  1820-95  (1895).) 

Weisseritzthal,  s.  Deuben. 

Weitzmana,  Karl  Barromäus,  schwä- 
bischer Volksdichter,  geb.  25.  Juni  1767 
in  Munderkingen  in  Oberschwaben,  gest. 
80.  Mai  1828,  studierte  in  Wien  Philo- 
sophie und  Rechtswissenschaft,  war  zuerst 
beim  osterreichschen  Kriegskommissariat 
beschäftigt,  dann  Sekretär  der  niederöster- 
reichschen  Landstände  und  später  Rechts- 
anwalt in  Ehingen.  Bekannt  durch  seine 
originellen,  satyrisch-humoristiBchen  Ge- 
dichte, besonders  in  schwäbischer  Mundart, 
I.  Sammlung  1808,  II.  Sammlung  1819, 
Poetischer  Nachlass  (Stuttg.  1858).  —  Wo 
und  wann  W.  Freimaurer  wurde,  ist  nicht 
bekannt;  am  10.  Sept.  1x10  schloss  er  sich 
der  Loge  Astraa  zu  den  drei  Ulmen  in 
Ulm  an,  der  er  durch  den  Herzog  Heinrich 
vonWürttemberg^  zugeführt  worden  war.  Er 
dichtete  auch  einige  Maurerlieder.  [Vgl. 
Friedr.  Weitzmann,  K.  W ,  Poetischer  Nach- 
lass. Nebst  einer  Auswahl  seiner  belieb- 
testen rein  deutschen  und  schwäbischen 
Gedichte,  einer  kurzen  Biographie  und 
dessen  wohlgetroffnem  Bildnis  (Stuttg. 
1858.)1 

Weibrück,  Franz  Karl  Graf  v  ,  1772 
bis  1784  Fürstbischof  von  Lüttich,  war 
Freimaurer  und  hat  mitgewirkt,  dass  die 
Freimaurerverfolgung  in  Aachen  durch 
die  Mönche  aufhörte.  [Vgl.  Taute,  Die 
katholische  Geistlichkeit  und  die  Frei- 
maurerei (Lpz.  1895),  S.  86.] 

Weltkugel»,  Grosse  National-Mutter- 
loge Zu  den  drei,  s.  Berlin  (oben  I,  S.  88). 

Welt  maurerei.  Diese  Bezeichnung  ist 
erst  in  jüngster  Zeit  aufgetaucht  und  hat 
ihren  Grund  in  der  in  Deutschland  be- 
stehenden Spaltung  der  Lehrarten  nach 
dem  sogen,  christlichen  und  dem  Humani- 
tätsprinzip (s.  d.).  Man  will  die  vorherr- 
schende Richtung  des  letztern  auf  dem 
Erdenrund  kennzeichnen,  indem  man  unter 
W.  die,  im  Gegensatz  zu  einer  verhältnis- 
mässig kleinen  Minderheit,  alle  Länder 


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.S34 


Wdtordnnng,  die  sittliche  —  Wendeltreppe. 


umfassende  Humanitätemaurerei  versteht, 
die  keinen  Unterschied  in  Bezug  auf  das 
Glaubensbekenntnis  bei  der  Aufnahme 
macht.  Von  der  W.  sind  zur  Zeit  nur 
ausgeschlossen  zwei  deutsche  Grosslogen 
(die  Grosse  Landesloge  und  die  Grosse 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln in  Berlin)  und  die  Grossen  Landes- 
logen von  Schweden,  Norwegen  und  Däne- 
mark. Alle  andern  Grosslogen  der  Erde, 
sowie  die  Freie  Vereinigung  der  5  unab- 
hängigen Logen  in  Deutschland  huldigen 
der  W.  Das  /ahlenverhältnis  ist  ca.  45000 
zu  ca.  2  Millionen  Freimaurern  [s.  oben  I, 
S.  468J. 

Weltordnung,  die  sittliche.  Die  Men- 
schen befinden  sich  in  einer  W., 
die  eine  sittliche  ist,  d.  h.  in  der  Natur 
des  geistig -geschichtlichen  Lebens  des 
Menschen  im  einzelnen  und  in  der  Gemein- 
schaft sind  gewisse  Gesetze  wirksam.  Der 
Mensch  besitzt  die  Möglichkeit  des  Guten, 
das  sein  soll,  aber  auch  des  Bösen,  das 
nicht  sein  soll.  Er  hat  in  seinem  Ge- 
wissen ein  Vermögen  der  sittlichen  Urteils- 
kraft und  in  seiner  Vernunft  die  Kraft 
der  Erkenntnis  und  des  Gefühls  ffir  das 
Gute  und  Böse.  Die  Natur  ist  zum  Werk- 
zeug und  Mittel  seiner  Freiheit  geordnet, 
die  Geschichte  aber,  in  derLessing(s.  d.),  wie 
Herder  (s.d.)  die  »Erziehung  des  Menschen- 
geschlechts« zur  Sittlichkeit  erblicken,  von 
dem  Gesetz  beherrscht:  »Was  der  Mensch 
säet,  das  wird  er  ernten.«  Jeder  Miss- 
brauch der  Freiheit  führt  früher  oder 
später  seine  notwendige,  unausbleibliche 
Reaktion  mit  sich:  »Gottes  Mühlen  mahlen 
langsam,  mahlen  aber  trefflich  klein«.  Was 
seit  Urzeiten  ein  moralischer  Naturtrieb 
dem  Menschen  als  das  Gute  oder  das  Böse 
bezeichnet  hat,  das  erweist  sich  als  ein 
naturgesetzmässig  Erhaltendes  und  Be- 
glückendes, oder  umgekehrt  als  ein  Zer- 
störendes, Schmerz  und  Unfrieden  Erzeu- 
gendes. Alles,  was  dem  Menschen  an  Wohl 
und  Wehe  widerfährt,  birgt  einen  sittlichen 
Stoff  in  sich,  den  er  herauszuheben  und 
zu  verarbeiten  berufen  ist.  Das  Gesetz 
des  Guten  und  des  Gewissens  ist  zugleich 
das  Weltgesetz:  daher  alles  «denen  zum 
Besten  dienen«  muss,  die  diesem  Gesetz 
sich  unterordnen,  und  alles  denen  zum 
Unheil  ausschlagen  muss,  die  ihm  wider- 
streben. Hierin  beruht  die  Wahrheit  des 
Schillerschen  Wortes:  »Die  Weltgeschichte 
ist  das  Weltgericht«,  für  einzelne  Menschen, 
sowie  für  menschliche  Gesamtheiten.  Fichte 
(s.  d.)  erkannte  in  dieser  moralischen  W. 
die  Gottheit  und  war  der  Meinung: 
»wenn  unser  endlicher  Verstand  diese  uns 
beherrschende  Ordnung  in  ein  bestehendes 
Wesen  verwandle,  so  thue  er  gerade,  was 
wir  thun,  wenn  wir  unser  Frieren  (von 
uns  unabhängige)  Kälte  nennen.«  Die  Re- 
ligion des  Rechtthuns  galt  ihm  als  die 
wahre  Religion,  und  in  ähnlichem  Sinne 
redet  Mackintire  Salter,  der  Führer  der 


Gesellschaft   für   moralische  Kultur  in 
Chicago,  von  der  Religion  der  Moral; 
denn  die  Moral  sei  selbstlose  Bewunderung 
und  Hingebung   an   das  Höchste,  das 
Höchste  sei  das  Gesetz  der  Pflicht,  und 
ßeseligung  sei  das  Zeichen  einer  voll- 
brachten    moralischen     Handlung  im 
Lebensgefühl   des   Menschen.     Wie  in 
der   physikalischen   W.,   so   zeigt  sich 
auch  in  der  moralischen  W.  die  welt- 
durchwaltende   Allwirksamkeit   des  Ur- 
grunds alles  Seins,  der  Gottheit  Die  Frei- 
maurerei will  wohl  den  gemeinsamen  Ur- 
sprung der  Religion  und  der  Moral  aner- 
kennen: beide  entspringen  aus  einer  und 
derselben  Wurzel,  aus  der  Sehnsucht  des 
Willens  nach  dem  Vollkommnen.  Allein 
die  Freimaurerei  findet  in  beiden,  zwar  nor- 
male, aber  doch  verschiedne  Verrichtungen 
des  menschlichen  Geistes:  was  in  der  Moral 
als  Forderung  erscheint,  das  ist  in  der  Re- 
ligion Erfüllung;  sittlich  ist  der  Mensch, 
sofern  sich  sein  Wollen  und  Handeln  nach 
dem  Vollkommnen  streckt,  fromm,  sofern 
sein  Gefühl   und  seine  symbolisierende 
Phantasie,  sein  Glaube  und  seine  Hoffnung 
von  dem  Bild  des  Höchsten  erfüllt  ist. 
Im  Sittlichen  ist  innerhalb  eines  grossen 
Gesittungs-  und  Kulturgebiets  unter  den 
Menschen   Übereinstimmung  vorhanden. 
Im  Religiösen  dagegen  hat  die  Mannig- 
faltigkeit der  Gefühls-  und  Denkweisen 
viele  Verschiedenheiten  erzeugt.  Daher 
überlässt  die  Freimaurerei  jedem  ihrer 
Mitglieder  die  besondere  Bildung  seiner 
religiösen  Ansichten,   wahrt   ihnen  ihr 
Recht  durch  die  Forderung  religiöser  Dul- 
dung und  hält  sich  nur  an  das  Gemein- 
menschliche,     die    Moral.  Eingedenk 
des  gemeinsamen  Ursprungs  beider,  ver- 
kennt die  Freimaurerei  ebensowenig,  das* 
die  Moral  ein  Ausgangs-  und  Stützpunkt 
für  die  Metaphysik,  wie  auch  umgekehrt 
die  Religion  zur  Grundlage,  Anregerin 
und  Leiterin  der  Moral  werden  könne. 
Daher  verlangt  sie  von  ihren  Mitgliedern 
die  Anerkennung  gewisser  für  die  Welt- 
und  Lebensanschauung  massgebender  und 
entscheidender  Religionsgrundsätze:  den 
Glauben  an  den  weltschaffenden,  erhalten- 
den und  regierenden  grossen  Baumeister 
aller  Welten  und  an  seine  moralische  W., 
an  die  Möglichkeit  des  Guten,  die  sitt- 
liche Freiheit  und  Verantwortlichkeit  de« 
Menschen  und  an  die  Unsterblichkeit  de« 
innersten  Menschenwesens  zur  Auswirkung 
und  Vollendung  seiner  höchsten  Bestim- 
mung im  ewigen  Osten,  in  der  übersinn- 
lichen Welt,  im  ewigen  Reich  der  Ideen. 
[Vgl.  Die  Religion  der  Moral,  Vortrügt 
von  William  Mackintire  Salter,  übersetzt 
herausgegeben  von  Georg  v.  Giiecki  (Lp*.- 
Brl.  1885).] 

Wendeltreppe  wird  in  der  englischen 
Lehrart  verwendet,  und  zwar  im  zweiten 
Grad,  wie  die  Jakobsleiter  im  ersten.  [Vgl 
1.  Buch  der  Könige  6,  V.  8.] 


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Wendler  —  Werlau«. 


535 


Wendler,  Christian  Adolf,  Mediziner, 
geh.  18.  Aug.  1783  in  Leipzig,  gest.  das. 
26.  Aug.  1862,  1818  Professor  der  Heil- 
kunde und  1831  Kreisamts-  und  Land- 
physikus  das.,  wurde  8.  Juli  1810  in  der 
Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  das. 
zum  Maurer  aufgenommen  und  20.  Febr. 
1827  nach  Mablmanns  (s.  d.)  Tode  zum 
Meister  vom  Stuhl  erwählt,  welches  Amt 
er  bis  1861  inne  hotte.  Er  war  seines 
grossen  Vorgängers  würdiger  Nachfolger. 

Wendt,  1)J oh.  Amadeus,  geb.  29. Sept. 
1783  in  Leipzig,  gest.  als  Professor  der 
Philosophie  in  Göttingen  14.  Okt.  1836, 
war  vorzüglich  als  ästhetischer  Schrift- 
steller thätig.  In  der  Loge  Minerva  zu 
den  drei  Palmen  in  Leipzig  versah  er 
lange  Zeit  das  Redneramt.  Als  maure- 
rischer Schriftsteller  trat  er  auf  mit  einer 
Schrift:  Über  Zweck  und  Mittel,  Gegen- 
wart und  Zukunft  der  Freimaurerei  (Lpz. 
1828)  und  einer  Trauerrede  auf  Mahlmann 
(s.  d.)  1827. 

2)  Johann,  £eb.  in  Tost  (Oberschlesien), 
gest.  als  Geheimer  Medizinalrat  und  or- 
dentlicher Professor  in  Breslau  13.  April 
1845,  war  ein  vielbeschäftigter  Arzt  und 
medizinischer  Schriftsteller.  Er  wurde  30. 
Juni  1811  in  der  Loge  Zum  goldnen  Zepter 
in  Breslau  aufgenommen,  bekleidete  meh- 
rere Logenämter  und  war  1825—42  ihr 
Meister  vom  Stuhl.  1828  wurde  auf  ihn 
eine  Denkmünze  geprägt.  [Vgl.  HMW. 
Nr.  45.] 

Wengler,  Friedrich  Albert,  Ober- 
landesgerichtsrat in  Dresden,  geb.  20.  März 
1829  in  Kleinwolmsdorf  bei  Radeberg,  gest. 
1.  Juli  1884  in  Dresden,  war  Aktuar  in 
Freiberg,  1858  in  Chemnitz,  wurde  1859 
Gerichtsrat  in  Bautzen,  1867  Appellations- 
rat in  Zwickau  und  1879  Oberlandes- 
ger ich  tarat  in  Dresden.  W.  war  ein 
tüchtiger  Jurist,  namentlich  auf  dem  Ge- 
biet des  Zivilrechts  eine  anerkannte 
Autorität.  Seine  fachwissenschaftlichen 
Veröffentlichungen  (Kommentar  zum  säch- 
sischen Bürgerlichen  Gesetzbuch,  Konkurs- 
ordnung, über  Zivilurteil)  wurden  als  vor- 
züglich bezeichnet.  —  W.  wurde  15.  Dez. 
1852  in  der  Loge  Zu  den  drei  Bergen  in 
Freiberg  aufgenommen.  Hier,  sowie  später 
in  Chemnitz,  Bautzen,  Zwickau  beteiligte 
er  sich  mit  grösstem  Eifer  am  Logenleben, 
namentlich  auch  an  gemeinnützigen  Be- 
strebungen. Nach  Dresden  gekommen, 
übertrug  man  ihm  24.  Nov.  1880  das  Amt 
des  Landesgrossmeistere  der  Grossen  Lan- 
desloge von  Sachsen,  das  er  bis  zu  seinem 
Tode  verwaltete  und  in  dem  er  das  in  ihn 
gesetzte  Vertrauen  vollständig  rechtfertigte. 
Mit  kräftiger  Hand  führte  er  das  Steuer 
des  sächsischen  Logenbundes,  dessen  Inter- 
essen und  freisinnige  Verfassung  nach 
allen  Seiten  hin,  auch  auf  dem  Grosslogen- 
tage, mit  Beharrlichkeit  vertretend.  [Vgl. 
Mittheilungen  über  die  Trauerfeier  der 
Grossen  Landesloge  von  Sachsen  zum  Ge- 


dächtniss  des  GrosBmeisters  F.  A.  Wengler, 
abgehalten  am  7.  Sept.  1884.    Bh.  1884, 
993  1 

Wenigenjena,  s.  Jena. 

Wenz,  Fr.  Christ.  Emil,  Arzt, 
geb.  7.  Nov.  1834  in  Frankfurt  a.  M., 
gest.  21.  Okt.  1899  das..  wurde  28.  Dez. 
1862  in  der  Loge  Carl  zum  aufgehen- 
den Licht  in  Frankfurt  a.  M.  aufge- 
nommen, gehörte  seit  1873  deren  Beamten- 
rat mit  einigen  Unterbrechungen  bis  zu 
seinem  Tode  an,  war  1878—77  zugeord- 
neter Redner,  1880 — 81  zugeordneter  Meister 
vom  Stuhl,  1882—85  Meister  vom  Stuhl. 
1885—88  Altmeister  und  seit  1887  Ehren- 
meister. 1881  wurde  er  Grossschriftführer 
der  Grossen  Mutterluge  des  Eklektischen 
Bundes.  Er  schrieb  die  »Geschichte  der 
Loge  Carl  zum  aufgehenden  Licht  im  Or. 
Frankfurt  a.M.  (1816—1895)«.  [Vgl.  Trauer- 
loge, gefeiert  von  der  Eklektischen  Bun- 
desloge Carl  zum  aufgehenden  Licht  im 
Orient  Frankfurt  a.  M.  am  5.  Nov.  1899, 
S.  7.] 

Werkmaurer  nannte  man  die  wirklichen 
handwerksmäßigen  Baugenossen  zum  Un- 
terschied von  den  angenommnen  Mau- 
rern, die  nur  die  vergeistigte  Maurerei 
trieben. 

Werkstätte  (atelier),  der  allgemeine 
Name  für  rituelle  freimaurerische  Vereini- 
gung an  einem  bestimmten  Ort,  je  nach 
der  Abstufung  der  letztern,  Loge  u.  s.  w. 
genannt.   (S.  Loge,  Bauhütte.) 

Werkt hütlgkelt,  s.  Wohlthtätigkeit. 

Werksenge  der  Lehrlinge  (the  workiug 
tools  of  an  entered  apprentice,  les  instru- 
menta des  novices),  sind  der  24  zöllige 
Massstab  (s.  d.)  und  der  Spitzhammer 
(s.  d.).  Nach  der  altenglischen  Lehrart 
wird  noch  das  Winkelmass  (s.  d.),  nach 
der  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
die  Kelle  (s.  d.)  dazu  gerechnet.  Wohl 
werden  sie  dem  Lehrlinge  in  die  Hände 
gegeben  zu  maurerischer  Arbeit,  sie  sind 
aber,  ebenso  wie  ihm,  selbst  dem  altbe- 
währtesten Meister  noch  notwendig,  hören 
wir  doch  in  Wahrheit  niemals  auf,  Lehr- 
linge zu  sein.  [Vgl.  Fischer,  R.,  Lehrlings- 
katechismus (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  104. 
FZ.  1897,  8.  257.  Bh.  1867,  S.  137.  M.  L. 
1882/83,  S.  76J 

Werlanff,  Erich  Christian,  dänischer 
Schriftsteller,  geb.  2.  Juli  1781  in  Kopen- 
hagen, gest.  das.  als  Oberbibliothekar  im 
Juni  1871,  verfasste  mehrere  geschichtliche 
und  litterarhistorische  Schriften.  Zum  Frei- 
maurer aufgenommen  wurde  er  am  16.  April 
1807  in  der  Loge  Friedrich  zur  gekrönten 
Hoffnung  in  Kopenhagen,  wo  er  mehrere 
Jahre  lang  Redner  war.  In  der  Rahbek- 
schen  Neujahrsgabe  Eleusis  (1830)  ist  von 
ihm  eine  Abhandlung  über  »Rittertum 
und  Freimaurerei«  enthalten.  Vor  seiner 
Aufnahme  war  er  Mitglied  der  Kette  (s.  d.) 
»Die  drei  Weisen  aus  dem  Morgenlande* 
gewordeu.    [Vgl.  FZ.  1874,  S.  165.] 


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SM 


Werneburg   -  Wesel. 


Werneburjr,  Gottfried  Christoph, 
Regierungsrat,  geb.  20.  Aug.  1787  in  Mühl- 
hausen i.  Th.,  gest.  8.  Mai  1864  in  Erfurt, 
wurde  1816  als  Regierungsrat  nach  Er- 
furt berufen,  in  welcher  Stellung  er  mehr 
als  drei  Jahrzehnte  segensreich  gewirkt 
hat.  —  Er  wurde  aufgenommen  in  den  Frei- 
maurerbund 2.  Aug.  1814  in  der  Loge  Zum 
Tempel  der  Freundschaft  in  Heiligenstadt, 
6.  Mai  1826  aber  in  der  Loge  Carl  zu  den 
drei  Adlern  in  Erfurt  angenommen.  1827  bis 
1848  war  er  zugeordneter  Meister  und  führte 
dann  den  ersten  Hammer  bis  1854,  wo  er 
infolge  Kränklichkeit  abtreten  musste.  Als 
Ehrenmeister  leistete  er  der  Loge  noch 
treue  Dienste  bis  an  sein  Lebensende. 
Tiefe  Religiosität  atmen  seine  Reden, 
deren  eine  Anzahl  gedruckt  wurden.  [Vgl. 
Festschrift  zur  Jubelfeier  des  hundert- 
jährigen Bestehens  der  Loge  Carl  zu  den 
drei  Adlern  in  Erfurt  (1887),  S.  87.1 

Wernekke,  Julius  Hugo,  Schulmann, 
geb.  13.  Mai  184r>  in  Dresden,  studierte 
Mathematik  und  Naturwissenschaften  auf 
der  technischen  Hochschule  daselbst  und 
der  Universität  Leipzig,  war  Lehrer  in 
Dresden  und  Borna  und  ist  seit  1870  Di- 
rektor des  Realgymnasiums  in  Weimar, 
auch  Vorstand  des  Ober-Aiehamts  das.  — 
Aufgenommen  in  den  Freimaurerbund 
wurde  W.  in  der  Loge  Zum  goldnen  Apfel 
in  Dresden  5.  Mai  1870,  trat  1879  der  Loge 
Amalia  in  Weimar  bei  und  war  deren 
Meister  vom  Stuhl  1889—99.  Er  veröffent- 
lichte On  life  after  Death  (London  1882, 
Übersetzung  von  Fechners  Büchlein  vom 
Leben  nach  dem  Tode)  und  eine  Anzahl 
Aufwitze  in  maurerischen  Zeitschriften. 

Werner,  1)  Friedrich  Ludwig  Za- 
charias, Domherr  des  Kathcdralkapitels 
in  Kanienz,  geb.  18.  Nov.  1768  in  Königs- 
berg i.  Pr.,  gest.  17.  Jan.  1823  in  Wien, 
bekannter  Dichter  derromantischen  Schule, 
verfasste  als  Freimaurer  die  in  drei  Auf- 
lagen (zuletzt  1823)  erschienene  Tragödie 
"Die  Söhne  des  Thaies«,  worin  der  Un- 
tergang des  Tempelherrenordens  geschildert 
wird.  Er  besuchte  während  seines  Auf- 
enthalts in  Weimar  1807—1809  fleissig  die 
dortige  Loge  Amalia,  wo  er  mit  Goethe, 
Wieland.  Reinhold  (8.  diese)  u.  a.  verkehrte 
und  ein  Freimaurerlied  auf  Wieland  dich- 
tete. Er  trat  1810  in  Rom  zur  katholischen 
Kirche  über  und  wurde  1814  in  Aschaffen- 
burg zum  Priester  geweiht.  [Vgl.  Taute. 
Die  katholische  Geistlichkeit  und  die 
Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  87.] 

2)  Joseph,  Kaufmann,  geb.  6.  Okt. 
1841  in  Mainz,  trat  1856  in  ein  Bankhaus 
in  Frankfurt  a.  M.  ein  und  erwarb  1869 
eine  dortige  Lithographische  Anstalt  und 
Druckerei.  —  Am  20.  April  1872  in  der 
Loge  Sokrates  zur  Standhaftigkeit  dem 
Bunde  zugeführt,  berief  ihn,  nachdem  er 
in  verschiednen  Beamtenstellungen  ge- 
wirkt hatte,  23.  Febr.  1884  das  Vertrauen 
zur  Führung  des  ersten  Hammers,  welchem 


Ehrenamt  er  mit  kleiner  Unterbrechung 
bis  1896  vorstand.  Die  Grosse  Mutterloge 
des  Eklektischen  Bundes  entsandte  ihn 
vielfach  als  ihren  Vertreter  bei  wichtigen 
Anlässen  und  erwählte  ihn  17.  Jan.  1887 
zu  ihrem  zugeordneten  Grossmeister  und 
26.  Nov.  1897  zum  Grossmeister.  Von 
ihm  wurden  herausgegeben:  •Gedächtniss- 
rede zu  Ph.  Jac.  Cretzschmars  lOOjähr. 
Geburtstagsfeier  11.  Juli  1886«;  «Zur  Klä- 
rung« (Juli  1892);  »Sind  Sie  ein  Freimau- 
rer? Vortrag  vom  2.  Nov.  1889«. 

Wernigerode  (St.  in  der  preuas.  Prov. 
Sachsen,  10480  E.).  Hier  besteht  ein  Frei- 
maurerverein,  gest.  21.  Okt.  1881,  seit  5. 
Dez.  1892  unter  der  Loge  in  Halberstadt, 
bestätigt  18.  Jan.  1893.  Mitgliederzahl 
(1900):  25.  Vers.:  Montags.  Lokal:  Hotel 
Zum  weissen  Hirsch.  Satzungen  vom  18.  Jan. 
1893.  Zur  Zeit  schweben  Verhandlungen  be- 
hufs Umwandlung  des  Vereins  in  eine  Loge. 

Werra  •  Fulda  -  Lelnethal  -  Logenguuver- 
band  wurde  10.  Jan.  1897  in  Münden  ge- 
gründet und  ist  gebildet  von  den  Logen 
in  Kassel  (Zur  Eintracht  und  Standhaftig- 
keit), Göttingen,  Heiligenstadt,  Hersfeld 
und  Münden.  Zweck  ist:  »gemeinschaft- 
liche Pflege  freimaurerischen  Lebens  und 
Förderung  des  deutschen  Einigungsgedan- 
kens auf  maurerischem  Gebiet«  [vgl.  L. 
1897,  S.  21].  Die  1.  Versammlung  fand 
16.  Mai  1897  in  Kassel  statt  [vgl.  L. 
1897,  S.  103].  Er  ist  hervorgegangen  aus 
einer  seit  lange  bestehenden  Vereinigung 
der  4  Logen  in  Kassel,  Göttingen,  Hei- 
ligenstadt und  Münden  zum  Zweck  der 
Bildung  einer  Unterstützungsanstalt  für 
nachgelassne  Witwen  und  Waisen  verstorb- 
ner Bundesmitglieder,  beschlossen  5.  Juni 
1838,  gegründet  6.  Okt.  1840.  Diese  Ver- 
einigung wird  neben  und  mit  dem  Gau- 
verband unter  den  genannten  Logen  fort- 
geführt.   [Vgl.  L.  1895,  S.  37.1 

Werthern,  Graf  v.,  um  1766  von  der 
Grossloge  in  London  zum  Provinzialgross- 
meister  des  obersächsischen  Kreises  er- 
nannt, trat  aber  dieses  Amt  nie  an,  da  er 
alsbald  zur  strikten  Observanz  überging. 
Die  ihm  erteilte  Vollmacht  wurde  von  der 
englischen  Grossloge  in  dem  1773  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin  erteilten 
Stiftungsbrief  widerrufen.  [Vgl.  Anhang 
zu  J.  G.  Voss'  Poetischer  Blumenlese  für 
das  J.  1776,  S.  236.] 

Wesel  (St.  in  der  preuss.  Rheinprovinz, 
22259  E.).  Hier  bestand  früher  1)  die 
Loge  Zu  den  drei  ehernen  Säulen 
(Aux  trois  colonnes  d'airain),  gest.  6.  Aug. 
1744,  die  nachmals  einging,  und  2)  von 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 

I  drei  Weltkugeln  15.  Juni  1775  unter 
dem  Namen  Zum  goldenen  Schwerdt 
neu  gegr.  und  25.  Jan.  1776  eingeweiht 
wurde.  Während  der  französischen  Fremd- 
herrschaft erhielt  die  Loge  21.  Juli  1810 
einen   Freibrief   vom    Grossorient  von 

|  Frankreich  unterm  Namen  Le  glaive  d'or 


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Wesley  —  Wetzlar. 


537 


[vgl.  Chaine  d'union  1877,  S.  5511.  Vera. 
Dienstags.  Mitgliederzahl  (1900):  110. 
Logenlokal:  Entenmarkt  1218.  Friedrich- 
Wilhelm -Augusten -Stiftung  (Statut  vom 
21.  Nov.  1854)  für  Witwen  und  Waisen 
verstorbner  Logenmitglieder.  Zum  125jähr. 
Jubiläum  (10.  Mai  1900)  wurde  eine  Denk- 
münze geprägt  (vgl.  L.  1900,  S.  93].  [Vgl. 
Fiedler,  Blätter  der  Erinnerung  aus  dem 
lOu  jähr.  Leben  der  Loge  zu  deren  Säcular- 
Feier  am  18.  Juni  1875.1  8)  Zu  letzterer  ge- 
hört die  altschottische  Loge  Zum  golde- 
nen Schwerdt,  gegr.  28.  Nov.  1783. 

Wesley,  John,  Stifter  der  Methodisten, 
geb.  17.  Juni  1703  in  Epworth  in  der 
Grafschaft  Lincoln,  gest.  2.  März  1791, 
wurde  30.  Okt.  1738  in  der  Downpatrick- 
Loge  Nr.  867  zumFreimeurer  aufgenommen. 
[Vgl.  Bh.  1892,  S.  256.] 

Wesselburen  (Flecken  in  der  preuss. 
Provinz  Schleswig-Holstein,  6846  E.).  Hier 
besteht  unter  der  Loge  in  Marne  eine  Freie 
maurerische  Vereinigung,  gest.  17.  Febr. 
1885.  Vers.:  1.  und  8.  Freitag  im  Monat. 
Ferien:  Mai  bis  1.  Okt.  Lokal:  Konvent- 
garten. 

Westaustralien  (brit.  Kolonie  in  Austra- 
lien). Hier  wurde  die  erste  Loge  1842  in 
Perth  von  der  Grossloge  von  England  ge- 
gründet, die  auch  1887  eine  Distriktsgross- 
loge  errichtete.  1896  wurde,  ebenfalls  in 
Perth,  die  erste  Tochterloge  von  Schottland 
gestiftet,  die  in  der  Folge  auch  eine  Pro- 
vinzialgrossloge  bildete.  1899  hat  die 
Grossloge  von  Irland  ihrerseits  ebenfalls 
zwei  Logen  in  Perth  errichtet.  Die  eng- 
lischen Tochterlogen  gründeten  11.  Okt. 
1899  eine  Grossloge  von  W.,  die  1900  45 
Logen  mit  2000  Mitgliedern  zählte. 

Westen,  s.  Himmelsgegenden. 

Westerland,  s.  Sylt. 

Westfalen.  1)  Für  den  ehemaligen  west- 
fälischen Kreis  des  Deutschen  Reichs  gab 
es  von  1762—73  einen  Provinzialgross- 
meister  der  Grossloge  von  England,  v.  Ham- 
merstein, von  dessen  Wirksamkeit  jedoch 
weiter  nichts  bekannt  ist.  2)  Wegen  des 
Grossorients  des  Königreichs  W.,  der  4. 
Dez.  1813  geschlossen  ward,  s.  Hessen- 
Kassel  (Kurfürstentum)  und  Kassel.  3) 
Wegen  der  Logen  in  der  jetzigen  preussi- 
sehen  Provinz  W.  s.  Preussen. 

Westindien.  Die  Freimaurerei  ist  auf 
den  westindischen  Inseln  zuerst  durch  die 
Engländer,  zum  Teil  über  Nordamerika, 
eingeführt  worden.  Bald  entstanden  aber 
auch  französische,  holländische,  spanische, 
dänische  und  selbst  eine  schwedische  Loge. 
Selbständige  Grosslogen  haben  sich  nur 
auf  Cuba,  Haiti  (4)  und  Puerto  Rico  ge- 
bildet, die  übrigen  Logen  stehen  unter 
europäischen  Grosslogen,  und  zwar  I.  unter 
der  Grossloge  von  England  27  Logen  auf 
den  Bahamas  (3),  Jamaica  (13),  St.  Thomas 
(1),  Antigua  (2),  St.  Vincent  (1),  Barbados 
(3),  Trinidad  (3)  und  Curassao(l);  II.  unter 
der  Grossloge  von  Schottland  15  Logen 


auf  den  Bahamas  (1),  Jamaica  (4),  St.-Croix 
(1),  St.  Christopher  (1),  Grenada  (2),  Bar- 
bados (1),  Tobago  (1)  und  Trinidad  (4); 
III  unterm  Grossorient  von  Frankreich  3 
Logen  auf  Guadeloupe;  rV.  unterm  Su- 
preme  Conseil  von  Frankreich  4  Logen 
auf  Haiti  (2),  St.  Thomas  (1)  und  Marti- 
nique (1);  V.  unterm  Grossosten  der  Nieder- 
lande 1  Loge  in  Curassao.  Nach  Been- 
I  digung  der  Wirren  haben  auch  die  Gross- 
logen von  Cuba  und  Puerto  Rico  ihre 
Thätigkeit  wieder  aufgenommen,  von  denen 
jene  27  Logen  mit  952  Mitgliedern  und 
diese  11  Logen  mit  896  Mitgliedern  zählt. 
Über  die  4  Grosslogen  auf  Haiti  fehlen 
genauere  Angaben  aus  der  Neuzeit.  Früher 
bestanden  auch  Logen  auf  Tortola,  St. 
Martin,  St.  BartheTemy,  St.  Eustatius, 
Nevis,  Montserrat,  Marie- Galante,  Domi- 
nica und  St.  Lucia.  Wegen  des  Nähern 
vgl.  die  einzelnen  Inseln. 

Westpreusslsch  •  Poramerscher  Logen- 
ganverband.    Nach  einer  Vorbesprechung 
in  Danzig  1891  wurde  dieser  Verband  ge- 
gründet mit  dem  Sitz  in  Danzig.    Die  1. 
Versammlung  fand  29.  Mai  1892  statt 
[M.  L.  1891/2,  S.  216],  die  2.  28.  Mai  1893 
M.  L.  1892/3,  8.  217  ,  die  3.  20.  Mai  1894 
[M.  L.  1893/4,  S.  206],  die  4.  27.  Okt.  1895 
M.  L.  1895/6,  S.  64J,  die  5.  1.  Nov.  1896 
M.  L.  1896/7,  S.  87],  die  6.  17.  Okt  1897 
L.  1897,  S.  198|,  die  7.  30.  Okt.  1898  [L. 
1898,  S.  207],  die  8.  15.  Okt.  1899  [M.  L. 
1899/1900,  S.  51J,  die  9.  28.  Sept.  1900  in 
Danzig  [L.  1900,  8.  179],   Der  Verband 
besteht  aus  13  Logen,  den  3  Danziger  Lo- 
gen und  den  Logen  in  Hirschau,  Elbing, 
Graudenz,  Könitz,  Kulm-Schwetz ,  Lauen- 
burg, Marienburg,  Marienwerder,  Stolp  und 
Pr.  Stargard. 

West  Virginia,  einer  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika.  Hier  wurde 
11.  Mai  1862  eine  Grossloge  mit  dem  Sitz 
in  Wheeling  gegründet,  die  115  Logen  mit 
6567  Mitgliedern  zählt.  Eine  Grossloge 
der  Farbigen  entstand  23.  Nov.  1881;  sie 
umfasst  17  Lo^en  mit  281  Mitgliedern. 

Wetzlar  (St.  in  der  preuss.  Rheinprovinz, 
8350  E.).  1)  In  diese  ehemalige  freie 
Reichsstadt,  berühmt  als  Sitz  des  Reichs- 
kammergerichts, wurde  das  maurerische 
Licht  getragen  durch  Errichtung  einer 
Filialloge  der  zur  Präfektur  Rittersfelde 
der  strikten  Observanz  gehörigen  Loge  Zu 
den  drei  Disteln  in  Mainz,  später  Frank- 
furt a.  M. ,  die  den  Namen  Joseph  zu 
den  drei  Helmen  annahm.  Das  Grün- 
dungsjahr ist  nicht  genau  festzustellen. 
Nur  kann  angenommen  werden,  dass  die 
Loge  schon  längere  Zeit  vor  1764  bestan- 
den und  mit  Erfolg  gewirkt  hat.  Da 
das  Frankfurter  Kapitel,  von  dem  diese 
Filialloge  abhing,  sich  der  strikten  Obser- 
vanz nicht  anschloss,  wurde  das  Gross- 
kapitel als  Provinzialloge  1777  nach  W. 
verlegt.  Schon  seit  28.  Aug.  1776  hatte 
die  Filialloge  in  W.  das  Recht  erlangt, 


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538  Wharton  — 

Aufnahmen  und  Beförderungen  vorzu- 
nehmen ;  mit  ihr  verband  sich  die  Schotten- 
loge Joseph  tum  Reichsadler,  deren 
Obermeister  v.  Ditfurth  (s.  d )  war  wäh- 
rend v.  Bostel  als  dessen  Zugeordneter 
wirkte.  Eine  ganze  Reihe  von  VV.  aus  be- 
gründeter Filiallogen  spricht  für  die 
ungemeine  Thätigkeit  des  dortigen  Ka- 
pitels, die  viel  weniger  seinem  Kanzler 
v.  Waldenfels,  als  dem  so  begabten  v.  Dit- 
furth zugeschrieben  werden  muss.  Dieser 
war  es  auch,  der  die  Hohlheit  des  templeri- 
schen Systems  erkannte  und  Verbindungen 
mit  Frankfurt  a.  M.  anknüpfte,  die  zur 
Gründung  der  sogenannten  eklektischen 
Maurerei  führten,  an  deren  Spitze  die 
Provinziallogen  in  Frankfurt  a.  M.  und 
Joseph  zum  Reichsadler  in  W.  traten.  Letz- 
terer folgten  ihre  sämtlichen  Tochterlogen 
(München,  Augsburg,  Neuwied,  Münster, 
Kaiserslautern,  Kassel,  Rotenburg,  Aachen, 
Salzburg,  Wiesbaden,  Brünn,  Giessen  und 
Burgsteinfurt)  mit  Ausnahme  von  Fried- 
berg (s.d.).  Mit  v.  DitfurthB  Versetzung  1791 
erlahmte  auch  die  Thätigkeit  der  dortigen 
Loge  Joseph  zu  den  drei  Helmen,  doch 
hat  die  Loge  noch  bis  1800  bestanden  und 
ihr  nicht  unbeträchtliches  Vermögen  zu 
Gründung  einer  Oberschule,  des  jetzigen 
Gymnasiunis,  vermacht.  2)  Am  28.  Aug. 
1843  wurde  in  W.  von  der  Grossen  Na- 
tional-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
die  Loge  Wilhelm  zu  den  drei  Hel- 
men gegr.  und  21.  Okt.  1843  eingeweiht, 
die  gegenwärtig  82  Mitglieder  zählt.  Vera.: 
jeden  Mittwoch.  Eignes  Logenhaus  an 
der  Promenade,  eingew.  24.  März  1889. 
[Vgl.  Ebertz,  Geschichte  des  Orients  W. 
(1893).) 

Wharton,  Philipp  Wharton  Herzog 
von,  geb.  Dez.  16y8,  gest.  81.  Mai  1731, 
ist  nach  mehrfachen  Zeitungsnachrichten 
im  Alter  von  noch  nicht  24  Jahren,  24. 
Juni  1722,  als  Grossmeister  regelrecht  ein- 
gesetzt worden  mit  Desaguliers  (s.  d.)  als 
zugeordnetem  Grossmeister.  Grossaufseher 
waren  zuerst  Timson  und  Hawkins,  an  des 
letztern  Stelle  trat  später  Anderson  (s.  d.). 
Was  dieser  1738  über  die  Vorgänge  am  24.  1 
Juni  1722,  sowie  am  24.  Juni  1723  erzählt, 
ist  falsch  [vgl.  oben  I,  S.  33,  234,  560]. 
Die  Unterschreibung  der  »Genehmigung» 
des  Konstitutionenbuchs  muss  im  Oktober 
oder  November  1722  erfolgt  sein;  denn 
am  17.  Jan.  1723  lag  das  Ganze  fertig  ge- 
druckt vor,  wie  man  aus  der  Schlussbe- 
merkung und  dem  Protokoll  vom  23.  Juni 
1723  bestimmt  weiss.  Am  letztern  Tage  rief 
W.  einen  Streit  hervor  [vgl.  oben  I,  S.  235] 
und  verlies»  grollend  die  Grossloge,  ohne  J 
sie  jemals  wieder  zu  besuchen  oder  mit  1 
der  Brüderschaft  Fühlung  zu  behalten;  im 
Gegenteil,  er  hat  sich  Ende  1724  ganz  von  i 
ihr  losgesagt  [vgl.  oben  I,  S.  370],  und  I 
wenn  er  später  (1728)  während  eines  Auf- 
enthalts in  Madrid  auf  Ansuchen  einiger 
dortigen  englischen  Freimaurer  diese  als 


Widmann. 

»zugeordneter  Grossmeister«  zu  einer  Loge 
erhob,  so  war  das  der  Ausfluas  einer  augen- 
blicklichen Laune,  was  bei  dem  so  überaus 
wankelmütigen  Manne  nicht  überraschen 
kann.  Zu  Dewundern  ist  nur,  dass  die 
Grossloge  eine  solche  Anmaasung  des  treu- 
losen ehemaligen  Grossmeisters  sich  ge- 
fallen Hess  und  mit  einer  Gesundheit  »auf 
die  Brüder  der  Loge  zu  Madrid«  die  von 
dem  eigenmächtigen  »zugeordneten  Grosa- 
meister«  eingesetzte  Loge  sofort  als  recht- 
mässig anerkannte;  die  schriftliche  Be- 
stätigung musste  freilich  unterm  27.  März 
1729  von  dem  persönlich  erschienenen 
Meister  der  Loge  noch  einmal  ange- 
regt und  von  der  Grossloge  neu  ange- 
ordnet werden,  da  der  am  17.  April  1728 
in  dieser  Richtung  gefasste  Beschlus« 
nicht  ausgeführt  worden  war.  Maurer 
in  Gibraltar,  die  bereits  1724  um  einen 
Freibrief  nachgesucht  hatten,  mussten 
sogar  bis  1729  warten.  Es  war  wohl 
kaum  jemals  ein  Mann  weniger  geeignet, 
die  Führung  einer  idealen  Sache  zu  über- 
nehmen, als  W.,  der  in  mehr  als  einer 
Beziehung  den  übelsten  Ruf  hatte.  Wei- 
teres über  ihn  unter  Gormogonen  und 
eine  ausführliche  Darstellung  seines  Ver- 
haltens in  der  AQC.  VHJ,  114—135. 
AQC.  XII,  106  bringt  einen  kürzlich 
ans  Licht  gekommnen  Brief  Andersons  vom 
29.  Juni  1723  an  den  Herzog  von  Montagu, 
worin  diesem  gedankt  wird  für  seinen 
»guten  Bock«  und  seine  »grossmütige  Zah- 
lung für  die  Tischkarte«,  die  er  zum  Fest 
am  24.  gespendet  hatte;  Anderson  meint, 
des  Herzogs  von  Montagu  Anwesenheit 
wäre  nützlich  gewesen,  da  der  Herzog 
von  W.  sich  bemühte,  die  Brüder  zu  spal- 
ten gegen  Desaguliers  »nach  einer  Ver- 
einbarung des  Herzogs  und  einiger,  die  er 
an  jenem  Morgen  überredet  hatte,  sich  ihm 
anzuschliessen« ;  auch  werde  die  Sache  vor 
der  Rückkehr  des  neuen  Grossmeisters 
(Grafen  von  Dalkeith)  kaum  ganz  geregelt 
werden.  Man  sieht  hieraus,  dass  W.  schon 
vor  der  Versammlung  gegen  Deaaguliem, 
der  sein  Zugeordneter  gewesen  war,  ge- 
wühlt hatte,  vielleicht,  weil  er  ihm  ge- 
legentlich wegen  seines  Verhaltens  Vor- 
stellungen gemacht  hatte.  [Vgl.  A.  1896, 
S.  122.  L.  1895,  S.  195.  S.  auch  oben  I, 
S.  870.J 

Whlteaeher  Katechismus  heiast  nach 
dem  Verfasser  Andreas  White  ein  Frage- 
stück :  »The  Mystery  of  Freemasons.  Taken 
From  a  Manuscript  Found  among  the  Pa- 
pers  of  a  deccas'd  Brother«,  von  dem  ein 
Abdruck  auf  einem  Blatt  in  Kupferstich, 
vielleicht  der  einzige  noch  vorhandne,  sich 
in  der  Bibliothek  der  Loge  Minerva  zu 
den  drei  Palmen  in  Leipzig  befindet.  Ein 
Faksimile  davon  ist  abgedruckt  in  L.  1899, 
S.  44/45.  [Vgl.  auch  Mittheilungen  aus 
dem  Verein  deutscher  Freimaurer  1864, 
3.  Heft.1 

Widmann,  Christian  Adoll  Fried- 


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Wiedereinsetzen  (ReKnetallieren)  —  Wieland. 


rieh,  politischer  und  belletristischer 
Schriftsteller,  geb.  7.  Mai  1818  in  Herreo- 
alb  im  Schwarzwald,  gest.  26.  Mai  1878  in 
Berlin,  wurde  2.  Febr.  1844  in  der  Loge 
Zur  Beständigkeit  in  Berlin  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen,  wo  er  1847  bis 
1850,  1861—63  stellvertretender  Redner, 
von  1864  an  Redner  und  von  1866  an 
Meister  vom  Stuhl  war.  Er  rief  sog.  sym- 
bolische Abende  ins  Leben,  in  denen  die 
Früchte  der  Aktenstudien  mitgeteilt  und 
die  Erfahrungen  ausgetauscht  wurden.  Am 
8.  März  1872  wurde  er  zum  Mitglied  des 
Ordensrats  ernannt.  1869  sandte  man  ihn 
mit  Gnospelius  nach  Schweden,  um  die 
Akten  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
mit  denen  der  schwedischen  Grossen  Lan- 
desloge zu  vergleichen.  Er  entwarf  eine 
Verfassung  einer  deutschen  Grossloge, 
die  11.  Nov.  1871  veröffentlicht  wurde. 
[Vgl.  BZC.  1877,  S.  271.]  W.  ist  auch  der 
Begründer  der  •  Zirkel  correspondenz  unter 
den  Johannis-Logenmeistern  der  Grossen 
Landesloge  von  Deutschland*  (Berlin 
1872  fg.),  die  er  auch  bis  zu  seinem  Tode 
leitete.  Er  hat  sich  durch  zahlreiche  In- 
struktionsarbeiten für  alle  Grade  der  schwe- 
dischen Lehrart  um  deren  Ausbau  grosse 
Verdienste  erworben.  [Vgl.  F.  Possart, 
Blatter  der  Erinnerungen  (Brl.  18781,  mit 
Bildnis.  BZC.  1878,  S.  165.  FZ.  1878,  S. 
191.  L.  1879,  S.  183.  M.  L.  VI,  8.  173; 
VIII,  S.  58.  Die  Johannisloge  Zur  Bestän- 
digkeit in  Berlin  von  1775  bis  1900  (Brl. 
1900),  S.  29.] 

Wiedereinsetzen  (Reinstallieren),  die 
feierliche  Handlung,  durch  die  eine  ausser 
Thätigkeit  (Aktivität)  getretne  Loge  wieder 
in  Thätigkeit  gesetzt  wird.    (S.  Einaet 
zung.) 

Wlebe,  Carl  Cornelius,  Kaufmann, 
geb.  28.  Febr.  1850  in  Hamburg,  wurde  in 
der  Loge  Ferdinande  Caroline  das.  2.  April 
1870  aufgenommen,  war  1885 Schatzmeister, 
1886  bis  1889  Vorsteher  des  Krankenhauses, 
1886  bis  1891  Meister  vom  Stuhl  seiner 
Loge  und  ist  seit  1893  Grossmeister  der 
Grossen  Loge  von  Hamburg.  Trotz  Beiner 
letzthin  wenig  starken  Gesundheit  wid- 
met er  sich  mit  grossem  Eifer  seinem 
Amte  und  speziell  der  Geschichte  der  Frei- 
maurerei. Ihm  haben  die  Freimaurer  die 
Bettlerlisten,  die  Erneuerung  der  Hamburg- 
schen  Zirkel-Correspondenz  und  die  Abbil- 
dungen freimaurerischer  Denkmünzen  zu 
verdanken,  auch  ist  er  lebhaft  bei  den 
Einheitsbestrebungen  der  deutschen  Frei- 
maurer beteiligt.  Ein  grosses  Verdienst 
hat  er  sich  1900  erworben  durch  Heran- 
ziehung der  sog.  Settcgastlogen  zur  Grossen 
Loge  von  Hamburg,  Auflösung  der  Grossen 
Loge  von  Preussen,  genannt  Kaiser  Fried- 
rich zur  Bundestreue,  und  Begründung 
einer  Provinzialgrossloge  in  Berlin,  wodurch 
die  bis  dahin  bestandnen  Unregelmässig- 
keiten und  Zwistigkeiten  zwischen  diesen 
Logen  und  den  altpreussiBchen  Grosslogen 


beseitigt  wurden.  [Vgl.  Berlin  im  Nach- 
trag] 

Wieland,  Christoph  Martin,  Dichter, 
geb.  5.  Sept.  1738  in  Oberholzheim  bei 
Biberach,  gest.  20.  Jan.  1818  in  Weimar, 
studierte  1751  in  Tübingen  die  Rechte, 
beschäftigte  sich  aber  mehr  mit  Philo- 
sophie und  Litteratur,  ging  1752  nach  der 
Sch  weiz,  wo  er  sich  anderthalb  Jahr  im 
Hause  Bödmen?  in  Zürich  aufhielt,  dann 
in  Winterthur  und  Bern  als  Erzieher  thätig 
war,  zugleich  mit  schriftstellerischen  Ar- 
beiten beschäftigt,  bis  er  1760  einen  Ruf 
in  den  Magistrat  seiner  Vaterstadt  erhielt. 
1769  wurde  er  Professor  der  Philosophie 
in  Erfurt,  1772  als  weimarscher  Hofrat 
Erzieher  der  beiden  Söhne  der  Herzogin 
Anna  Amalia,  die  ihm  zeitlebens  ihre 
Hochschätzung  bewahrte.  Sein  dichteri- 
sches Schaffen,  anfangs  in  streng  religiöser 
Richtung,  nahm  später  einen  heitern  Charak- 
ter an,  indem  er  die  französischen  und  grie- 
chischen Schriftwerke  auf  sich  einwirken 
Hess.  Dieser  Richtung  folgen  »Musarion 
oder  die  Philosophie  der  Grazien«  (1768), 
»Der  neue  Amadis«  (1771),  das  grosse  ro- 
mantische Heldengedicht  »Oberon«  (1780). 
Von  seinen  prosaischen  Schriften  ist  vor 
allem  berühmt  der  »Agathon*  (1776).  Im 
»Agathodämon*  giebt  er  treffende  Bemer- 
kungen über  die  geschichtliche  Bedeutung 
des  Christentums;  im  »Peregrinus  Proteus« 
(1791)  schildert  er  anspielend  auf  Lavater, 
religiöse  Schwärmerei;  seine  »Götterge- 
spräche« gewähren  ebenfalls  Einsicht  in 
seine  religiöse  Lebensanschauung.  Seine 
staatsbürgerlichen  Ansichten  findet  man  in 
dem  lehrhaften  Roman  »Der  goldne  Spiegel 
oder  die  Könige  von  Scheschian.«  In  den 
»Abderiten«  (1753)  schildert  er  das  spiess- 
bürgerliche  Wesen  kleiner  Städte  und  im 
»Anstipp«  (1800/1)  athenisches  Leben  zur 
Blütezeit.  Von  seinen  Übersetzungen 
sind  zu  nennen:  28  Schauspiele  des 
;  Shakespeare,  Horaz  und  Lucian.  Vom 
:  grössten  Einfluss  auf  deutsche  Bildung 
und  deutsches  Schriftwesen  war  der  »Teut- 
sche  Merkur«,  eine  ästhetisch-litterarische 
Wochenschrift,  die  er  1773—1803  heraus- 
gab. Darin  war  in  den  achtziger  Jahren 
mehrmals  von  der  Freimaurerei  die  Rede; 
W.  selbst  hatte  in  einem  Zusatz  zu  dem 
gelegentlichen  günstigen  Urteil  eines  Un- 
genannten über  den  Bund  (1786,  S.  217) 
bemerkt:  »Was  die  Digression  zum  Lobe 
des  Freimaurerordens  betrifft,  zu  welchem 
sich  unser  ungenannter  Verfasser  durch 
einen  sonderbaren  Anfall  von  Leidenschaft 
bei  einer  Gelegenheit,  wo  gewiss  niemand 
eine  solche  Ejakulation  erwartete,  hin- 
reissen  Hess,  so  begnüge  ich  mich,  zu 
erklären,  dass  ich  mit  aller  möglichen  Ehr- 
erbietung für  die  bekannten  und  unbe- 
kannten Obern  und  Glieder  einer  so  weit 
ausgebreiteten  Gesellschaft  an  diesem  un- 
j  verlangten  Zeugnisse  von  der  Herrlichkeit 
I  und  den  Verdiensten  des  Ordens,  dessen 


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540 


Wien. 


Mysterien,  wie  es  scheint,  nun  bald  das 
Öffentliche  Geheimnis  sein  werden,  nicht 
den  geringsten  Anteil  nehme.  Wahr- 
scheinlicherweise wird  kein  Menschenalter 
mehr  dazu  gehören,  um  die  Welt  über 
diesen  noch  mit  vieler  Finsternis  umhüllten 
Gegenstand  ins  Klare  zu  setzen;  aber  um 
zu  sehen,  dass  das  Eloge  unsere  Verfassers 
übertrieben  ist,  braucht  man  wohl  nicht 
mehr  zu  wissen,  als  die  meisten  Ordens- 
glieder selbst;  und  ich  kann  deswegen 
kühnlich  auf  ihr  eignes  Bewusstsein  pro- 
vozieren ....  Es  giebt  vom  ägyptischen 
Priesterorden  bis  zum  Orden  der  Table 
ronde  und  von  diesem  herab  bis  zum 
Kapuzinerorden  inklusive  keinen  Orden 
in  der  Welt,  von  welchem  nicht  mit  Wahr- 
heit viel  Gutes  und  viel  Böses  zu  sagen 
wäre.  Ob  das  Gute  oder  das  Böse,  das 
ein  solcher  Orden  in  der  Welt  gestiftet 
und  veranlasst  hat,  das  Übergewicht  hat, 
darauf  kommt  es  an;  und  diese  Frage 
wird  in  Rücksicht  des  Freimaurerordens 
sowohl,  als  des  Kapuzinerordens  in  weniger 
als  20  Jahren,  so  Gott  will,  völlig  ent- 
schieden sein.«  Für  ihn  war  sie  nach 
20  Jahren  in  der  That  entschieden,  und 
zwar  so  sehr  zu  Gunsten  der  Freimaurerei 

—  dank  seiner  Begegnung  mit  Fr.  L. 
Schröder  (s.d.),  seinem  Verkehr  mit  Herder 
(s.  d.)  und  namentlich  mit  Bertuch  (s.  d.) 

—  dass  er  noch  als  76  jähriger  Greis  Ver- 
langen empfand,  »in  die  edle  und  wür- 
dige Freimaurerverbrüderung,  nach  ihrer 
dermal  igen  verbesserten  und  in  ihre  ur- 
sprüngliche Lauterkeit  und  Einfachheit 
zurückgekehrten  Verfassung,  aufgenommen 
zu  werden  «  Seinem  Wunsche  wurde  durch 
das  Entgegenkommen  Bertuchs  (s.  d.)  be- 
reitwillig entsprochen,  auch  bezüglich  der 
«Dispensation  von  gewissen  Formalitäten«, 
die  dem  betagten  Manne  hätten  beschwer- 
lich werden  können.  In  den  ersten  Tagen 
des  April  18o9  wurde  W.  in  einer  De- 
sondern »stillen  Loge«  zum  Freimaurer 
aufgenommen  und  erhielt  die  Weihen  des 
1.,  2.  und  8.  Grads,  in  der  am  4.  April 
folgenden  Lebrlingsloge  wurde  er  feier- 
lich eingeführt  und  den  versammelten 
Brüdern  vorgestellt.  Er  wurde  ein  so  eif- 
riges Mitglied  der  Loge,  dass  er  bei  keiner 
ihrer  Versammlungen  fehlte,  wenn  nicht 
Krankheit  ihn  abhielt.  Die  Mitglie- 
der vergalten  ihm  durch  treue  Teilnahme 
an  allem,  was  ihm  begegnete.  Bei  seinem 
Eintritt  in  das  80.  Lebensjahr  konnte  keine 
Loge  gehalten  werden;  doch  wurde  eine 
Abordnung  zu  ihm  nach  Jena  gesandt,  um 
ihm  (wie  Böttiger  in  der  Zeitung  für  die 
elegante  Welt,  1812,  S.  1506,  berichtet) 
eine  von  dem  jüngern  Bertuch  entworfne 
goldne  Denkmünze  zu  überreichen,  »von 
dem  trefflichen  Graveur  Facius  in  Weimar 
verfertigt,  im  Namen  einer  sehr  ehrwür- 
digen, im  Bau  der  grossen  Geisterwelt  alt 
gewordnen  und  über  den  ganzen  Erdkreis 
zum  Segen  verbreiteten  Gesellschaft,  die 


stolz  darauf  ist,  auch  den  Verfasser  des 
,Peregrinus  Proteus'  und  des  .Agatho- 
dämon'  unter  ihre  erlesnen  Mitglieder 
zählen  zu  können.«  Drei  Logenreden  W.'s 
sind  bekannt:  Ȇber  den  Geist  und  das* 
Wesen  der  Freimaurerei«;  »Über  das  Ver- 
hältnis des  Ideals  der  Freimaurerei  zu 
ihrer  dermaligen  Gestalt«;  »Über  das  Fort- 
leben im  Andenken  der  Nachwelt«  Nach- 
dem er  20.  Jan.  1818  kurz  vor  Mitternacht 
nach  einem  Krankenlager  von  10  Tagen 
entschlummert  war,  wurde  die  Leiche  im 
Bertucbschen  Hause  ausgestellt  und  nach 
Osmannstädt,  seiner  frühern  ländlichen 
Besitzung,  wo  seine  Gattin  und  die 
Tochter  seiner  Freundin  Sophie  Laroche 
ruhten,  gebracht  und  dort  25.  Jan.  Nach- 
mittag feierlich  beerdigt,  indem  15  Maurer 
den  Sarg  abwechselnd  trugen.  Am  18.  Febr. 
beging  sodann  die  Loge  Amalia  die  Ge- 
dächtnisfeier W.'s,  an  der  sich  der  Hof, 
Männer  und  Frauen  beteiligten  und  Goethe 
seine  weihevolle  Rede  »zum  brüderlichen 
Andenken  W.'s«  hielt.  [Vgl.  Fischer, 
Deutsche  Geistesheroen  (Lpz.  1881),  S.  99. 
W.'s  Todtenfeier  in  der  Loge  Amalia  (Frei- 
maurer-Analekten,  Heft  IL  1818).  A.  I, 
!  S.  176.  Bh.  1900,  8.  91.  Dr.  L.  1885,  S.  1098. 
FZ.  1858,  8.  367;  1891,  S.  374.  HZC. 
1896/97,  S.  17.  L.XVH,  S.  127;  1882.  S. 
29;  1892,  S.  45.  R.  1890,  S.  71.  Z.  1880, 
8.  25.) 

Wien  (llauptst.  des  Kaiserstaats  Oster- 
reich, [1890]  1364548  E.).  I.  Hier  wurde 
1)  die  Loge  Zu  den  drei  Kanonen 
(Aux  trois  canons)  17.  Sept.  1742  unter 
der  Breslauer  Loge  Zu  den  drei  Toten- 
gerippen gegründet;  es  gehörten  ihr  65 
Mitglieder  meist  von  hohem  Adel  und 
selbst  Kaiser  Franz  I.  an,  als  sie  7.  März 
1743  von  einer  Abteilung  Soldaten 
überfallen  wurden.  Die  Prinzen  und 
Fremden  Hess  man  unbehelligt,  andre 
Standespersonen  erhielten  Hausarrest,  die 
Bürgerlichen  aber  brachte  man  ins  Polizei- 
haus, sie  wurden  jedoch  auf  Fürsprache 
des  Kaisers  nach  lütägiger  Haft  wieder 
freigelassen.  Trotzdem  setzte  die  Loge  die 
Arbeiten  insgeheim  fort  und  bestand  1754 
noch.  2)  Die  Loge  Zu  den  drei  Herzen 
(Aux  trois  coeurs)  wurde  als  Deputations- 
loge der  Loge  Friedrich  in  Hannover  am 
21.  Juni  1754  eröffnet,  1755  aber  aufge- 
löst. 3)  Die  Loge  der  Freigebigen, 
auch  Loge  royal  militaire,  wurde  um  1761 
errichtet  von  J.  H.  Graf  Kufstein,  der 
wahrscheinlich  in  Paris  aus  derselben 
Quelle,  wie  Freiherr  v.  Hund  (s.  d.),  den 
Titel  eines  Grossmeisters  der  templenschen 
VIII.  Provinz  nebst  verschiednen  Hoch- 
graden empfing,  die  er  in  W.  in  dem  aus 
der  Loge  gebildeten  Hochkapitel  St. 
Pölten  einführte.  Ende  1768  wurde  er 
nach  Altenberge  gerufen,  wo  er  sich  durch 
die  Prager  Abgeordneten  vertreten  liess, 
die  aber,  hierzu  nicht  ermächtigt,  dem 
Heermeister  W.  nicht  unterordneten.  Das 


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Wien. 


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Hochkapitel  schloss  sich  der  strikten 
Observanz  auch  nicht  an  und  nannte  sich 
1767  Grand-Loge  d'Autriche.  als  mit 
einem  von  ihr  ausgefertigten  Freibrief  von 
1766  der  österreichsche  Major  Weiler  (s.d.)  in 
Dresden  die  Loge  Aux  vrais  amis  neu 
gründete.  Graf  kufstein  führte  den  Titel 
eines  Grosam eisten»  der  VIII.  Provinz  bis 
1773,  wo  er  seine  Würde  niederlegte  und 
das  Hochkapitel  auflöste,  nachdem  die 
Loge  schon  einige  Jahre  geruht  hatte. 

4)  Die  Loge  Zu  den  drei  Adlern  wurde 
von  Hauptmann  Fr.  W.  Freiherrn  Sehmid- 
burg  (s.  d.)  auf  Grund  eines  aus  Dresden 
(30.  Dez.  1770)  erwirkten  Stiftungsbriefs 
errichtet  und  ordnete  sich  19.  Jan.  1778 
der  Prager  schottischen  Loge  unter.  Mit 
Genehmigung  des  Konvents  von  Braun- 
schweig (8.  d.)  wurde,  auf  diese  Loge  ge- 
stützt, 2.  März  1776  die  Grosskomturei 
St.  Pölten  errichtet  und  Georg  Herzog 
von  Mecklenburg  (s.  d.)  als  Grosskomtur 
eingesetzt,  während  Herzog  Albert  von 
Sachsen-Teschen  (s.  d  )  das  Protektorat  über- 
nahm und  gestattete,  dass  die  Grosskom- 
turei als  grossschottische  und  schottische 
Loge  den  Namen  Albert  zum  goldnen 
Helm  führte.  Nachdem  es  jedoch  wün- 
schenswert erschien,  dass  diese  zu  mindest 
aus  zwei  Logen  bestehe,  wurde  aus  einem 
Teil  der  Mitglieder  die  Loge  Zum  Palm- 
baum  gebildet,  beide  neu  gestiftet  und 
vom  Grosskomtur  18.  und  19.  März  1776 
eingeweiht.  Allein  weder  die  Logen,  noch 
das  Kapitel  kam  in  Blüte,  so  dass  dieses 
1781  gänzlich  einging,  worauf  sich  die 
beiden  Logen  wieder  vereinigten  (nunmehr 
Zu  den  drei  Adlern  und  Palmbaum). 
Sie  trennten  sich  1783  abermals  und  waren 
endlich  genötigt,  sich  Ende  1785  aufzulösen. 

5)  Die  Loge  Zur  Hoffnung  wurde  1769 
errichtet  und  9.  Febr.  1770  eröffnet.  Man 
erbat  und  erhielt  7.  März  1771  von  der 
Regensburger  Loge  Zu  den  drei  Schlüsseln 
einen  Stiftungsbrief.  Hiermit  nicht  zu- 
frieden, suchte  man  den  Anschluss  an 
Prag,  und  nachdem  dies  misslungen  war, 
erbat  man  von  der  Berliner  Grossen  Landes- 
loge einen  Stiftungsbrief,  den  die  Loge 
8.  Febr.  1775  erhielt,  wobei  sie  ihren 
Namen  in:  Zur  gekrönten  Hoffnung 
abänderte.  Am  8.  Febr.  1776  wurde  sie 
eingesetzt.  Infolge  der  Freimaurerverord- 
nung (Dez.  1785)  war  sie  gezwungen,  sich 
mit  den  Logen  Zur  Wohlthätigkeit  und 
Zu  den  drei  Feuern  zu  vereinigen  und 
nahm  nun  den  NamenZur  neugekrönten 
Hoffnung  an.  Aber  die  Kriegsverhält- 
nisse zwangen  sie,  in  Gemeinschaft  mit 
der  Loge  Zum  heiligen  Joseph  Dez.  1793 
ihre  Arbeiten  einzustellen.  6)  Die  Loge 
Zum  heiligen  Joseph  wurde  15.  Nov. 
1771  gegründet,  sie  stand  unter  der  Ber- 
liner Grossen  Landesloge  und  wurde  von 
dieser  7.  März  1776  eingeweiht.  Infolge 
der  Freimaurerverordnung  löste  sich  die 
Loge  Ende  1785  auf,  wurde  aber  nach  der 


Thronbesteigung  Leopolds  n.  13.  Juli  1790 
erneuert  in  der  Hoffnung,  es  werde  nach 
Gewinnung  einiger  Logen  in  W.,  Linz, 
Brünn,  Laibach  u.  a.  gelingen,  an  Stelle 
der  eingegangnen  österreichschen  Landes- 
loge und  der  Provinzialloge  von  Öster- 
reich, die  Loge  zum  Range  einer  Pro- 
vinzialloge zu  erheben.  Es  wurde  28. 
Mai  1792  darum  in  Berlin  angehalten 
und  die  Gewährung  zugesagt.  Ls  sollte 
jedoch  nicht  dazu  kommen.  Die  Stim- 
mung wurde  immer  ungünstiger  für  die 
Freimaurerei,  so  dass  sich  die  Loge  mit 
der  Loge  Zur  ueugekrönten  Hoffnung  auf- 
löste. 7)  Die  Loge  Zu  den  drei  Schwer- 
tern wurde  Ende  1772  oder  anfangs  1773 
von  dem  Begründer  des  Rosenkreuzer- 
Ordens  in  Österreich,  Bacciochi,  mit 
Genehmigung  seiner  Obern  gestiftet.  Nach 
einer  Pause  von  5  Jahren  wurde  Sprach- 
meister Roth  zum  Stuhlmeister  eingesetzt, 
der  die  Loge  zu  einer  wahren  Pflanzstätte 
des  Rosenkreuzer-Ordens  gestaltete,  indem 
er  einen  neuen,  den  theoretisch-salomo- 
nischen Grad  ausarbeitete,  der  auch  in 
der  Provinz  verbreitet,  1788  aber  aufge- 
lassen wurde.  Bis  dahin  fanden  die  Ver- 
sammlungen in  Gruppen  von  io  9  Mit- 
gliedern statt.  Ob  sie  sich  dabei  des 
Namens  der  Loge  bediente,  ist  nicht  ge- 
wiss; sie  wird  1778  zuletzt  genannt.  8)  Die 
Loge  Zur  Beständigkeit  arbeitete  einige 
Jahre  ohne  Stiftungsurkunde,  bis  sie  1779 
eine  solche  von  der  Regensburger  Loge 
Zu  den  drei  Schlüsseln  erwirkte.  Die  Loge 
musste  Ende  1785  die  Arbeiten  einstellen, 
worauf  ein  Teil  ihrer  Mitglieder  der  Loge 
Zur  neugekrönten  Hoffnung  beitrat.  9)  Die 
Loge  Zu  den  sieben  Himmeln  wurde 
von  dem  Gründer  des  Ordens  der  Asiati- 
schen Brüder,  Freiherr  Ecker  (s.  d.),  gestiftet, 
löste  sich  aber  bald,  jedenfalls  vor  1784, 
auf.  10)  Die  Loge  Zur  Wohlthätigkeit 
entstand  2.  Febr.  1783.  Ende  1785  löste 
sie  sich  auf  und  ein  Teil  ihrer  Mitglieder 
schloss  sich  der  Loge  Zur  neugekrönten 
Hoffnung  an.  11)  Die  Loge  Zu  den  drei 
Feuern  entstand  im  Sommer  1783  und 
bewarb  sich  alsbald  in  Frankfurt  a.  M. 
um  eine  Stiftungsurkunde, _  wurde  aber 
an  die  Provinzialloge  von  Österreich  ge- 
wiesen, die  ihr  Dez.  1784  eine  solche  er- 
teilte. Die  Loge  arbeitete  sehr  geheim, 
löste  sich  Ende  1785  auf,  worauf  ein  Teil 
ihrer  Mitglieder  der  Loge  Zur  neugekrön- 
ten Hoffnung  beitrat.  12)  Die  Loge  Zur 
wahren  Eintracht  wurde  12.  März  17H1 
gegründet  Hofrat  Bora  (s.  d.),  der  1782 
den  Vorsitz  führte,  wollte  eine  freimaure- 
rische Gesellschaft  der  Wissenschaft  grün- 
den, um  seiner  Loge  das  Ansehen  einer 
Akademie  zu  verleihen,  was  ihm  auch 
bestens  gelang;  denn  die  197  Mitglieder 
gehörten  grösstenteils  zu  den  ersten  Män- 
nern der  Wissenschaft,  Litteratur  und 
Kunst.  Der  ausgesprochne  Zweck  der 
Loge  war  es,  zur  Beförderung  der  nunmehr 


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Wien. 


von  der  Regierung  begünstigten  Gewissens- 
und  Denkfreiheit  zu  wirken  und  Aber- 
glauben und  Schwärmerei  zu  bekämpfen. 
Es  war  der  feste  Wille  der  Loge,  der  Frei- 
maurerei eine  Gestalt  zu  geben,  in  der  sie 
im  strengsten  und  edelsten  Siune  nützlich 
werden  niusste.  Ende  1785  wurde  die  Loge 
infolge  der  Freimaurerverordnung  ge- 
schlossen. 13)  Die  Loge  Zur  Wahrheit 
entstand  21.  Dez.  1785,  als  infolge  der 
Freimaurerverordnung  die  Logen  Zur  wah- 
ren Eintracht,  Zu  den  drei  Adlern  und 
Zum  Palmbaum  sich  unter  der  Hammer- 
führung Borns  vereinigten.  Im  Sommer 
1786  deckte  Born  die  Loge,  die  nun  in 
Verfall  geriet  und  sich  1787  auflöste. 
14)  Die  Loge  Zur  Liebe  und  Wahrheit 
wurde  bald  nach  der  Thronbesteigung 
Leopolds  II.  errichtet,  sie  wollte  »höhere 
Kenntnisse«  erteilen,  die  Illuminatcn  be- 
kämpfen und  jede  darauf  zielende  Re- 
gung bei  der  Polizei  anzeigen.  Unter  den 
»höhern  Kenntnissen«  sind  die  Geheim- 
nisse der  Rosenkreuzer  zu  verstehen,  durch 
deren  Vermittlung  von  der  Regensburger 
Loge  Zu  den  drei  Schlüsseln  der  Frei- 
brief erwirkt  werden  sollte.  Dies  sowohl, 
wie  die  Doppelrichtung  der  Loge  wurde 
vom  Kaiser  gebilligt.  Die  Loge  wurde 
7.  Dez.  1790  eröffnet  und  im  Besitz  der 
Stiftungsurkunde  vom  1.  Jan.  1791  am 
24.  Febr.  1791  eingeweiht.  Auch  erwirkte 
man  28.  Febr.  1791  von  Regensburg  Er- 
laubnis, andre  Logen  zu  gründen,  um  die 
Loge  mit  Gutheissung  des  Kaisers  als 
Provinzialloge  zum  Zentrum  der  Frei- 
maurerei in  der  Monarchie  zu  gestalten, 
wozu  es  jedoch  nicht  kommen  sollte.  Der 
rosenkreuzerische  Einfluss  kam  immer 
mehr  zur  Geltung.  Die  Oberhauptdirek- 
tion der  Rosenkreuzer  in  W.  betraute  mit 
der  geheimen  Oberleitung  der  Loge 
Z.  Winzler,  der  das  Gesetzbuch  der  Loge 
im  rosenkreuzerischen  Geiste  umarbeitete, 
auch  eine  zündende  Denkschrift  über 
die  üluminaten  verfasste.  Diese  wurde 
dem  Kaiser  überreicht  and  erlangte  dessen 
vollen  Beifall,  so  dass  er  sie  auf  eigne 
Kosten  herauszugeben  erklärte,  was  jedoch 
durch  seinen  plötzlichen  Tod  vereitelt 
wurde.  1792  gelangte  der  Hammer  an  den 
Rechnungsrat  Loibel,  dem  der  junge  Kaiser 
Franz  II.  gnädig  versicherte,  dass  er  die 
Grundsätze  der  Loge  kenne  und  billige. 
Trotzdem  war  die  Loge  genötigt,  im  März 
1793  den  Tempel  zu  schhessen.  —  II.  1805 
besetzte  Napoleon  W.  für  2  Monate,  1809 
über  ein  halbes  Jahr.  Bei  letzterer  Ge- 
legenheit wurde  hier  die  französisch  arbei- 
tende Loge  La  concorde  ä  l'Orient  du 
Dan  übe  aus  mehreren  Wienern  und  Offi- 
zieren des  franz.  24.  leichten  Infanterie  Regi- 
ments errichtet.  Zu  derselben  Zeit  arbeitete 
hier  auch  die  französische  Feldloge  S  u  u  m 
c  u  i  q  u  e ,  deren  Ausläufer  es  gewesen  sein 
mochten,  die  1813  als  geheime  Gesellschaft 
i  m  Rathausgässchen  aufgehoben  wurden  und 


I  zu  der  mehrere  hohe  Beamte  gehörten. 
!  1810  entstand  in  der  Vorstadt  Hernais  die 
,  Loge  Zu  den  drei  blauen  Himmeln, 
,  die  in  tiefster  Verborgenheit  arbeitete, 
|  1813  aber  entdeckt  und  aufgelöst  wurde. 

1812  bestand  eine  Loge  unter  Leitung 
des  Fürsten  Dietrichstein  (h.  d.),  zu  der  alle 
Grossen  gehörten,  doch  hatten  bloss  Souve- 
raine  Princes  Rose-Croix  Zutritt;  sie  dürfte 

1813  den  Wink  erhalten  haben,  die  Versamm- 
lungen  einzustellen.  Beim  Wiener  Kongress 

1814  waren  mehrere  preussische  Offiziere, 
die  unter  vier  Augen  aufnahmen  und  dann 
auch  Logen  halten  wollten,  was  jedoch 

1815  untersagt  wurde.  Dagegen  hielten 
französische  und  italienische  Freimaurer 
1817  im  Dianabad  Logen  ab.  —  Nach 
dem  Tode  Franz'  n.  zeigte  sich  einige 
freiere  Stimmung,  die  man  zur  Gründung 
einer  Loge  in  der  Dorotheergasse  benützte; 
Generale,  höhere  Beamte  und  angesehne 
Bürger  gehörten  ihr  an.  1841  wurde  die 
Loge  aufgehoben,  die  ansässigen  Mitglieder 
unter  polizeiliche  Aufsicht  gestellt,  die 
Beamten  in  die  Provinz  versetzt,  die  Aus- 

j  länder  aber  «ausgestaubt.«  Metternich 
wollte  derlei  Versammlungen  nicht  dulden. 
Das  Jahr  1848  warf  ihn  und  sein  Regime 
!  über  den  Haufen.  Nun  unternahm  es 
,  Lewis  (s.  d.),  die  Loge  Zum  heiligen 
|  Joseph  zu  erneuern,  zu  welchem  Behuf 
er  von  der  Berliner  Grossen  Landes- 
loge Stiftungsbrief  erbat.  Dieser  wurde 
22.  Juli  1848  erteilt,  jedoch  mit  der  Be- 
dingung, dass  die  Loge  die  obrigkeitliche 
Erlaubnis  erlange.  Nachdem  dies  erfolgt, 
fand  die  Einweihung  der  Loge  5.  Okt.  1848 
statt.  Bald  aber  wurde  über  W.  der  Be- 
lagerungszustand verhängt,  und  Lewis  be- 
mühte sich  vergeblich,  Erlaubnis  zur 
fernem  Abhaltung  von  Logen  zu  erhalten. 
1867  versuchte  Lewis  abermals,  die  Loge 
wieder  zu  erwecken,  was  jedoch  nicht  ge- 
stattet wurde.  —  Nachdem  der  Versuch, 
in  W.  eine  regelrechte  und  gesetzlich  an- 
erkannte Freimaurerloge  zu  errichten,  ge- 
scheitert war.  gründeten  die  Freimaurer 
in  W.  nichtpolitische  Vereine,  die  einen  we- 
sentlichen Teil  von  auf  dem  Boden  Ungarns 
gestifteten  Logen  bildeten  (s.  Österreich). 
Der  erste  nichtpolitische  Verein  Huma- 
nitas wurde  durch  F.  J.  Schneeberger 
(s.  d.),  der  die  Seele  der  ganzen  Bewegung 
war,  23.  Juni  1869  ins  Leben  gerufen.  Die 
Mehrzahl  der  Mitglieder  gehörte  der  Loge 
in  Ödenburg  an;  es  zeigte  sich  jedoch 
bald  die  Notwendigkeit,  eine  eigne  Loge 
zu  gründen.  Nachdem  für  diese  in  der 
zunächst  gelegnen  ungarschen  Ortschaft 
Neudörfi  (s.  d.)  ein  entsprechendes  Lokal 
für  die  rituellen  Arbeiten  gefunden  war, 
wurde  9.  März  1871  die  Loge  Humanitas 
gegründet,  die  sich  25.  Febr.  1872  unter 
den  Schutz  der  Grossloge  von  Ungarn 
begab.  Seit  dieser  Zejt  sind  die  Geschicke 
der  Freimaurerei  in  Osterreich  an  jene  in 
Ungarn  geknüpft,  denn  auch  die  fernerhin 


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Wiera  —  Wiesbaden. 


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entatandnen  Logen  stellten  sich  unter  den 
Schutz  der  Grossloge  oder  des  Grossorients 
von  Ungarn  und  gründeten,  gleich  ihrer 
Vorgängerin,  zu  gleicher  Zeit  nichtpoli- 
tische Vereine  in  W.  Solche  sogenannte 
Grenzlogen  traten  nun  in  rascher  Folge 
ins  Leben.  Am  4.  Juni  1874  bildete  sich  die 
Loge  Zukunft  in  Pressburg  (nichtpolit. 
Verein  Litterarischer  GeselTigkeitsklub); 
6.  Sept.  1874  die  Loge  Sokrates  in 
Pressburg  (nichtpolit.  Verein  Einigkeit); 
24.  Sept.  1875  die  Loge  Schiller  in  Press- 
burg (nichtpolit.  Verein  Bildung);  24.  Juli 
1875  die  Loge  Eintracht  in  Neudörfl 
(nichtpolit.  Verein  Pestalozzi,  ursprünglich 
in  Wiener  Neustadt,  dann  in  W.);  28.  Jan. 
1877  die  Loge  Freundschaft  in  Press- 
burg (nichtpolit.  Verein  Freundschaft); 
im  Marz  1877  die  Loge  Columbus  zum 
Weltmeer  (nichtpolit.  Verein  Freundes- 
kreis), die  22.  März  189«  von  der  Gross- 
loge amtlich  eingeschläfert  wurde;  8.  Mai 
1883  die  Loge  Concordia  in  Neudörfl 
(nichtpolit.  Verein  Einigkeit  an  der  Donau), 
die  27.  Febr.  1889  mit  der  Humanitas  ver- 
schmolzen wurde;  21.  Okt  1888  die  Loge 
Treue  in  Pressburg  (nichtpolit.  Verein 
Treue);  12.  April  1892  die  Loge  Goethe 
(nichtpolit.  Verein  Goethe);  13.  März  1897 
die  Loge  Lessing  zu  den  drei  Ringen 
(nichtpolit.  Verein  Lessing  zu  den  drei 
Ringen)  und  20.  Jan.  1898  die  Loge  Pio- 
nier in  Pressburg  (nichtpolit.  Verein 
Pionier).  Alle  diese  Logen  verfügen  über 
meist  beträchtliche  Fonds,  so  die  Loge 
Humanitas  (darunter  Bruderlade  1885  ge- 
gründet, die  1898  bereits  auf  10000  fl. 
angewachsen  war);  Zukunft  (Witwen-  und 
Waisenfond  103116  fl.);  Sokrates  (Witwen- 
und  Waisenfond  23000  fl.);  Freundschaft 
(Aushilfsfonds  30  013  fl.;  Witwen-  und 
Waisenfonds  5503  fl.,  Fonds  desRekouvales- 
zcntenheims  88419  fl.);  Goethe  (Bruderlade 
4995  fl.,  Handelfonds  706  fl.);  Lessing 
(Lessingfonds  964  fl.,  Ruziökafonds  604  fl.) 
etc.  In  humanitärer  Hinsicht  haben  die 
Brudervereine  in  W.  Bedeutendes  geleistet. 
Die  Loge  Humanitas  errichtete  1875 
auf  Anregung  von  Viktor  Schmidt  sen. 
das  Kinderasyl  in  Kahlenbergdörfl ,  das 
sich  zu  einer  auf  mehreren  hygienischen 
Ausstellungen  prämiierten  humanitären 
Musteranstalt  herausbildete.  Bis  1896 
wurden  137  Kinder  von  ihrem  3.  Jahre 
an  herangezogen  und  trefflich  unterrichtet. 
Aus  Anlass  des  50  jährigen  Regierungs- 
jubiläums Franz  Josephs  wurde  beschlossen, 
das  Asyl,  das  jetzt  50—60  Kinder  beher- 
bergt, für  100  Kinder  zu  erweitern,  und 
nachdem  2  Mitglieder  50000  fl.  und 
auch  eine  Wiener  Dame  eine  grössere 
Summe  gespendet  hatte,  wurde  auch  in 
einem  für  diesen  Zweck  geschenkten 
Hause  in  Sauperadorf  ein  Asyl  errichtet. 
Die  Humanitas  giebt  die  Zeitschrift 
•Zirkel*  (s.  d.)  heraus.  Andre  milde  Stif- 
tungen der  Loge  Columbus:  Kinder- 


|  schutzverein;  der  Loge  Freundschaft: 
Rekonvaleszentenheim  für  arme  Wöch- 
nerinnen, gegr.  1889;  Vereinsvermögen: 
76000  fl.;  der  Loge  Schiller:  Asyl  für 
Erblindete,  gegr.  1896,  Verein  gegen  Ver- 
armung und  Bettelei,  Volksbibliotheka- 
Verein;  der  Loge  Sokrates:  Ferienkolo- 
nien, gegr.  1882;  der  Loge  Treue:  Re- 
konvaleszentcnheim  für  Frauen ;  der  Loge 
Zukunft:  die  freimaurerische  Vormund- 
schaft für  arme  Waisenkinder. 

Wier«,  Joh.  Jakob,  von  Straaaburg, 
war  Mitglied  der  Loge  in  Rochelle,  wurde 
in  der  Loge  Zur  Einigkeit  in  Frankfurt 
a.  M.  28.  Jan.  1764  angenommen  und  war  bis 
zum  Johannistag  1769  deren  Schriftführer, 
Schatzmeister,  zuletzt  zweiter  Aufseher. 
Er  zeichnete  sich  durch  seine  Kenntnisse 
und  Forschungen  aus.  Er  ist  Verfasser 
des  Buchs  »Der  Aufgezogne  Vorhang  der 
Freymaurerey«  (Frkf.  a.  M.  1790),  hatte 
aber  wegen  ökonomischer  Umstände  längst 
gedeckt,  als  er  das  Buch  schrieb.  Er  war 
in  dieser  Zeit  im  Hause  des  frühern  Pro- 
vinzialgroaameistera  Gogel  (s.  d.)  als  Buch- 
halter angestellt,  und  es  ist  nicht  ganz 
unwahrscheinlich,  dass  er  von  diesem  früher 
I  (von  1784)  Nachrichten  erhalten  hat.  Ausser 
j  diesem  Buche  hat  er  noch  zwei  Schriften  in 
i  Sachen  der  Illuminaten  geschrieben. 

Wiesbaden  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
I  Hessen-Nassau,  74133  E.).  1)  Hier  be- 
stand 1783  eine  Loge  Zur  beständigen 
Einigkeit,  die  9.  März  1784  zum  Eklek- 
tischen Bunde  trat,  aber  1785  [Kloss, 
Annalen  der  Loge  Zur  Einigkeit.  S.  198], 
nach  andern  1788  [Roth,  Rückblick  auf 
die  25jährige  Thätigkeit  der  Loge  Plato 
zur  beständigen  Einigkeit,  S.  121  einge- 
gangen ist.  2)  Am  7.  Jan.  1852  bildete  sich 
ein  maurerisches  Kränzchen  mit  dem  Plan 
zur  Gründung  einer  neuen  Loge,  das  ihr 
Lokal  19.  April  1853  einweihte.  Hieraus 
entstand  dann  auch  3)  die  zum  Eklektischen 
Bunde  gehörige  Loge  Plato  zur  bestän- 
digen Einigkeit,  gest.  14.  Febr.  1858, 
eingew.  2.  Mai  1858.  Mitgliederzahl  (1900): 
169.  Vers.:  1.  Freitag  im  Monat;  Klub: 
täglich.  Eignes  Logenhaus:  Friedrich- 
straaae  27,  eingew.  15.  Nov.  1863,  bez. 
20.  Mai  1896.  Denkmünze  darauf  HMW. 
Nr.  163.  Ebenso  hat  die  Loge  1897  zur 
Erinnerung  an  den  Tag,  an  dem  Kaiser 
Wilhelm  I.  vor  hundert  Jahren  geboren 
wurde,  eine  Denkmünze  prägen  lassen 
(HMW.  Nr.  164).  Hausgesetze  v.  10.  Dez. 
1889.  Auch  gab  die  Loge  ein  Faksimile  de» 
Konstitutionenbuchs  (s.  d.)  von  1723  heraus 
(1900).  [Vgl.  Roth,  Rückblick  auf  die 
Thätigkeit  der  Loge  (1883).  Ballmanu, 
Der  Neubau  der  Loge  (1897).]  Lugen- 
bühl-Stiftung  mit  Kapital:  10000  M.  4) 
Ferner  besteht  hier  unter  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
eine  Loge  Hohenzollern,  gest.  5.  Mai, 
eingew.  2.  Okt.  1881.  Mitgliederzahl  (1900): 
|  96.    Vers.:  Dienstags,  gesellige  Vers,  täg- 


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Wie«enthal  -  Willenno*. 


lieh;  Hauptklub:  Dienstags  und  Freitags. 
Ferien  Juli  bis  8ept.  Eignes  Logenhaus: 
Moritzstrasse  16,  eingew.  20.  Sept.  1896.  — 
—  Über  den  Konvent  zu  W.,  s.  d. 

Wiesenthal  (industriereiches  Thal  im 
badischen  Oberland).  Maurerisches  Kränz- 
chen Zur  Eintracht  im  Wiesenthal, 
unter  der  Loge  Zur  edeln  Aussicht  in 
Freiburg  i.  Br.,  gegr.  16.  Aug.  1874.  Vers.: 
am  8.  Sonntag  jeden  Monats,  abwechselnd 
in  Zell,  Lßrrach  und  Wehr.  (8.  Schopf- 
heim.) 

Wigard,  Franz  Jakob,  Stenograph 
und  Arzt,  geb.  81.  Mai  1807  in  Mannheim, 
gest.  25.  Sept.  1885  in  Dresden,  studierte 
Rechtswissenschaft,  wendete  sich  aber  dann 
in  München  der  Stenographie  zu  und  kam 
1888  nach  Dresden,  wo  er  das  königliche 
stenographische  Institut  gründete.  Er 
musste  den  Staatsdienst  verlassen  infolge 
seiner  Beteiligung  an  den  Freiheitsbewe- 
gungen 1849  und  studierte  noch  in  spätem 
Alter  Arznei  Wissenschaft.  Als  Stenograph 
nimmt  er  einen  hohen  Rang  ein  und  hat 
mehrere  bedeutende  Schriften  als  solcher 
veröffentlicht.  Er  war  Abgeordneter  in 
der  zweiten  Kammer,  Stadtverordneter  und 
zuletzt  Stadtrat  in  Dresden.  —  Aufgenom- 
men in  den  Freimaurerbund  wurde  W.  in 
der  Loge  Zum  goldnen  Apfel  in  Dresden, 
9_.  Febr.  If88  und  hat  dort  verachiedne 
Ämter  bekleidet,  solche  auch  bei  der 
Grossen  Landesloge  von  Sachsen  iune  ge- 
habt. [Vgl.  Bh.  1885,  S.  819.  FZ.  1885, 
S.  878.] 

Wilcke,  Wilhelm  Ferdinand,  Predi- 
ger in  Rothenburg,  aus  Halle  gebürtig, 
wurde  2.  Sept.  1825  in  der  Loge  Zu  den 
drei  Degen  daselbst  aufgenommen.  Als 
Schriftsteller  ist  er  vorzüglich  durch  seine 
vortreffliche  «Geschichte  des  Ordens  der 
Tempelherren«  (2.  Aufl.,  Halle  lc60,  2  Bde.) 
bekannt. 

Wildbad  (St.  im  Königr.  Württemberg, 
3477  E.).  1)  Schon  seit  1888  bestand  hier 
eine  freie  Vereinigung  von  W.  besuchen- 
den Freimaurern,  die  sich  in  zwangloser 
Weise  wöchentlich  versammelten.  2)  Jetzt 
besteht  hier  unter  der  Loge  in  Pforz- 
heim seit  1.  Mai  1896  ein  maurerisches 
Kränzchen  Zur  Heilquelle.  Mitglieder- 
zahl  (1900):  11.  Vers.:  Mittwochs  während 
der  Sommermonate  im  Hotel  Ross. 

Wildenfels  (St.  im  Königreich  Sachsen, 
2624  E.).  Die  hier  16.  Nov.  1776  gegrün- 
dete Loge  Zum  goldnen  Apfel  (s. 
Zwickau)  ward  1781  nach  Dresden  (s.  d.) 
verlegt. 

Wildenstein,  Schloss  bei  Wiener-Neu- 
stadt. In  letztrer  Stadt  entstand  1790  eine 
Gesellschaft,  die  der  Freimaurerei  ziem- 
lich nahe  kam  und  ihre  Versammlungen 
auf  der  Hochburg  W.  des  Schlosses  Seben- 
stein  abhielt.  Sie  nannte  sich  die  W.er 
Ritterschaft  zur  blauen  Erde.  Zweck  der 
Gesellschaft  war  die  Pflege  unverbrüch- 
licher Freundschaft  und  Wohlthun.  Sie 


erneuerte  sich  1806  und  führte  ein  ganz 
ritterliches  Gepränge,  ihre  Mitglieder 
teilten  sich  in  Knappen,  Ritter  und  Schöp- 
pen.  Der  Vorsitzende  hieas  Oberritter. 
Alle  führten  Ritternamen.  Stifter  und 
Oberritter  war  1806  A.  D.  Steiger  von 
Am-Stein.  Die  Mitgliedersetzten  sich  aus  an- 
gesehnen  Bürgern,  hohen  Beamten,  Militärs 
und  Aristokraten  zusammen,  auch  der  Erz- 
bischof  von  Olmütz  zählte  dazu.  Nach- 
dem 1811  Kaiser  Franz  (später  auch  seine 
Gemahlin)  die  Ritterschaft  mit  seinem  Be- 
such ausgezeichnet,  trat  1813  auch  Erz- 
herzog Johann  bei,  dem  1816  Prinz  Wil- 
helm von  Preussen  (der  nachmal  ige  deutsche 
Kaiser),  Leopold  Prinz  von  Salerno  (der 
König  der  Belgier)  und  Erzherzog  Anton, 
1818  aber  Karl  August  von  Sachsen- Wei- 
mar (Goethes  Freund)  folgte.  Um  so  auf- 
fallender ist  es,  dass  die  Gesellschaft  1820 
plötzlich  ohne  irgend  eine  Veranlassung 
aufgefordert  wurde,  sich  unverzüglich  auf- 
zulösen. 

Wildungen  (St.  im  Fürstentum  Waldeck, 
2997  E.).  Hier  besteht  unter  der  Loge  in 
Arolsen  ein  maurerisches  Kränzchen,  gest. 
16.  Aug.  1888,  das  während  der  Kurzeit 
an  durch  Anschlag  bekannt  gemachten 
Tagen  Versammlungen  im  neuen  Kurhaus 
hält. 

Wilhelmsbad  (Badeort  bei  Hanau  in 
der  preuss.  Provinz  Hessen-Nassau),  s. Kon- 
vent zu  Wilhelmabad.  Hier  wurde  14. 
Mai  1882  eine  grosse  maurerische  Zusam- 
menkunft in  Erinnerung  an  den  Konvent 
abgehalten  [vgl.  L.  1882  ,  8.  83.  Bericht 
über  das  Frühlingsfest  (Lpz.  1882)]. 

Wilhelmshaven  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Hannover,  19422  E.).  1)  Hier  bildete  sich 
1874  ein  maurerisches  Kränzchen;  aus 
diesem  entstand  2j  die  Loge  das.  Wil- 
helm zum  silbernen  Anker,  unter  der 
Grossen  Loge  Royal  York  in  Berlin,  ein- 
gew. 9.  März  1879.  Mitgliederzahl  (15*00): 
«7.  Vers.:  1.  und  8.  Mittwoch.  Klub: 
täglich.  Ferien:  Juli  und  August.  Logen- 
lokal: Roonstrasse  23  a. 

Wilhelm -Mlftung,  König,  s.  König 
Wilhelm-Stiftung. 

Willebraud,  Chr.  Ludwig,  geb.  18.  Okt. 
1750  in  Lübeck,  gest.  24.  Juli  1837  in 
Hamburg,  wurde  1771  Dr.  jur.  und  kam 
bald  darauf  nach  Hamburg.  Er  wurde 
2.  Okt.  1790  in  die  Loge  Zur  Einigkeit  in 
Frankfurt  a.  M.  aufgenommen,  der  Loge 
Absalom  in  Hamburg  7.  März  1801  ange- 
schlossen und  war  1812  bis  1816  Gross- 
schriftführer und  1818  bis  1822  Gross- 
archivar der  Grossen  Loge  von  Hamburg. 
Ihm  verdankt  diese  die  Ordnung  ihrer 
Bibliothek,  deren  Verzeichnis  1818  ge- 
druckt erschien. 

Willermoz,  Jean  Baptiste,  Kaufmann 
in  Lyon,  wurde  1753  Grossmeister  der 
dortigen,  erst  21.  Nov.  1756  anerkaunten 
Loge  La  parfaite  amitie"  und  im  v.  Hund- 
schen  Tempelherrensystem  Subprior  der 


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Wilna  — 

Normandie  in  Rouen.  Er  war  wahrschein- 
lich der  Hauptstifter  des  1778  in  Lyon 

S geschaffnen  Systems  des  Chevaliers  bien- 
aisants  de  la  Sainte  Cit*5  und  nannte  sich 
Depositarius  generalis  der  höchsten  Grade 
des  Systems.  Auf  dem  Konvent  zu  Wil- 
helmsbad (s.  d.)  war  er  einer  der  Haupt- 
redner und  setzte  es  durch,  dass  sein  Sy- 
stem mit  einigen  Abänderungen  allgemein 
angenommen  wurde.  Von  seinen  Brüdern 
war  Antoine,  Kaufmann  in  Lyon,  Kapitu- 
larkomtur  in  Orleans,  und  Pierre  Jacques, 
Dr.  med.  in  Lyon,  Grosskomtur  in  Nantes. 

»'11  na  (St.  im  gleichnamigen  russ.  Gouver- 
nement, [1897]  159568  E.).  Hier  bestanden, 
von  der  Mutterloge  Royal  York  in  Berlin 
17.  Okt.  1780  genehmigt,  drei  Logen:  Bon 
Pasteur,  Lithuanien  z6\6,  Tcmple 
de  la  sagesse,  nachdem  sie  von  der 
Loge  Catharine  a  l'dtoile  du  Nord  in 
Warschau  provisorisch  gegründet  worden 
waren.  [Vgl.  Flohr,  Geschichte  der  Grossen 
Loge  Royal  York  (Brl.  1898),  I,  S.  94  ] 

»Ind.  DerW .blast,  allegorisch  gesprochen, 
für  den  Freimaurer  von  Osten  nach  Westen. 
Tn  Jachin  and  Boaz  (London  1773),  S.  21, 
lautet  Frage  106  deB  Lehrlingskatechis- 
mus: »Wie  (oder  woher)  bläst  eines  Maurers 
W.?«  Antwort:  „Genau  von  Osten  nach 
Westen.«  Ebenso  bei  Prichard  Frage  91 
[vgl.  Krause,  Kunsturkunden  I,  1,  S.  217 
und  81],  während  in  Brownes  Meisterkate- 
chismus [vgl.  Krause  I,  2,  S.  248],  woraus 
Preston  die  Fragen  entlehnte,  die  Ant- 
worten erweitert  werden  durch  Hinweis 
auf  die  wunderbare  Errettung  der  Israeliten 
beim  Durchzug  durch  das  Rote  Meer,  das 
der  Herr  »durch  einen  starken  Ostwind, 
der  die  ganze  Nacht  blies,  ablaufen  Hess«, 
ein  Wunder,  in  dem  Israel  der  Macht  una 
Gnade  Jahwes  gewiss  wurde.  —  Dem  gegen- 
über liease  sich  auf  Krause  I,  1,  8.  219, 
Anm.  verweisen,  wonach  die  Phrase:  »wie 
blast  eines  Maurers  W.?«  im  Englischen 
ein  Schifferausdruck  ist,  der  nur  die  Rich- 
tung des  Luftzugs  von  einer  bestimmten 
Seite  her  bezeichnet.  —  Die  einfachste 
und  wahrscheinlichste  Deutung  der  oben  an- 
geführten Frage  106  (wonach  unsre  gesamte 
Kultur  immer  den  ewigen  Weg  von  Osten 
nach  Westen  vollendet)  bietet  Krause  a. 
a.  O.  Anm.  116  (vgl.  S.  212):  »Dieser  Aus- 
spruch möchte  etwa  also  zu  verstehen 
sein:  sowie  sich  die  Maurerei  zuerst,  mit 
geschichtlichem  Geist,  von  Osten  nach 
Westen  verbreitet  hat,  so  soll  sie  auch 
dasselbe  in  Zukunft  thun  und  sich  immer 
im  Geist  der  Erziehung  und  Ausbildung 
der  Menschheit  auf  der  ganzen  Erde 
halten.  Wohl  könnte  auch  der  Grund 
dieser  Antwort  in  der  allgemeinen,  im 
Mittelalter  verbreiteten  Meinung  liegen, 
dass  alles  Gute  von  Osten  komme,  woher 
auch  das  Licht,  sowie  das  Evangelium  Jesu 
kommt.  Vielleicht  soll  auch  nur  die  ver- 
gangne Zeit  ausgedrückt  werden,  so  dass 
der  Sinn  bloss  wäre:  ,Mit  welchem  W. 

Allgemein»  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


Winkelloge.  545 

[  (woher?)  ist  der  Maurer  gekommen?'«  — 
Preston  sagt  in  ähnlichem  Zusammen- 
hang [Ulustrations  1812,  S.  119;  1792, 
S.  146,  vgl.  Krause  I,  2,  175  Anm.]  unter 
Hinweis  auf  Ezechiel  48,  2:  »Und  siehe,  die 
Glorie  des  Gottes  von  Israel  kam  den 
Weg  von  Osten  her.«  —  »Es  ist  bekannt 
genug,  dass  wissenschaftliche  Bildung  sich 
von  Osten  über  die  abendländische  Welt 
verbreitete  und  stufenweis  in  Europa  fort- 
schritt.«  —  In  solchem  Sinne  sind  die 
gezwungnen,  jetzt  grossen  teils  veralteten 
Deutungen  Nettelbladts  in  der  vorigen 
Auflage  dieses  Handbuchs  III,  8.  475, 
aufzufassen.  —  Unverständlich  ist  Sarsena 
im  Katechismus  des  vollkommnen  (schotti- 
schen) Meisters,  5.  Aufl.,  S.  172:  Frage: 
»Wo  kommt  der  W.  her?«  Antwort:  »Aus 
den  glücklichen  Teilen  der  Welt.«  [Vgl. 
HZC.  Nr.  130,  S.  25.] 

»  Inkel.  Der  rechte  W.  findet  im  freimau- 
rerischen Gebrauchtum  die  weitgehendste 
Anwendung.  Immer  soll  durch  ihn  der 
Freimaurer  daran  erinnert  werden,  dass 
sein  ganzer  Wandel  rechtwinklig  sein,  d.  h. 
niemals  von  Recht  und  Pflicht  abweichen 
soll.  [Vgl.  BZC.  1872,  S.  16;  1881,  S.  100; 
1887,  8.  259.] 

»inkel löge  (engl,  clandestine  Lodge, 
franz.  Loge  irreguliere).  Herkömmlich  be- 
zeichnet man  mit  dem  Namen  einer  W. 
eine  solche  Loge,  die  nicht  von  einer  ge- 
setzmässig  anerkannten  maurerischen  Be- 
hörde eingesetzt  worden  ist.  Schneider 
[im  A.  J.  II,  73]  sagt:  »Nach  gereinigten 
Begriffen  ist  nur  das  eine  W.,  die  sich 
ihre  Kunstarbeiten,  mit  Hintansetzung  des 
(angeblich)  ältesten,  bis  1717  in  England 
üblich  gewesnen,  wahren  Rituals  willkür- 
lich selbst  vorzeichnet.«  Kaum  ein  Wort 
ist  in  der  Freimaurerei  so  willkürlich  ge- 
braucht wordeu,  als  die  Bezeichnung  W. 
Mit  Gründung  einer  Grossloge  unter  festen 
Gesetzen  und  Einrichtungen  begannen 
die  Kämpfe  mit  denen,  die  nach  altem 
Herkommen  nach  wie  vor  je  nach  Zufall 
an  diesem  oder  jenem  Orte  in  geeigneter 
Zahl  zusammentraten  und  Maurer  machten, 
ohne  andre  Regeln,  als  die  in  den  alten 
Konstitutionen  vorgeschriebnen.  Alle  Mass- 
regeln, die  dagegen  ergriffen  wurden,  zeig- 
ten Bich  wirkungslos,  und  das  um  so  mehr, 
je  weiter  sich  die  englische  Grossloge  von 
den  alten  einfachen  Einrichtungen  ent- 
fernte. Solche  Zusammentritte  von  Mau- 
rern darf  man  gar  nicht  als  W.  bezeich- 
nen, da  sie  eine  Berechtigung  aus  sich 
selbst  hatten ;  gerecht  war  nur  der  Kampf 
gegen  jene,  die  mit  Missbrauch  der  Zere- 
monien Nichtmaurer  zum  Gelderwerb  auf- 
nahmen und  damit  die  Brüderschaft  herab- 
würdigten. Hätte  nur  die  erste  Grossloge 
selbst  an  dem  Herkömmlichen  festgehalten 
Da  sie  sich  aber  darum  in  einzelnen  Fällen 
nicht  kümmerte,  so  erzeugte  dies  immer 
i  neuen  Stoff  zu  Ungehörigem;  Unregel- 
!  massiges  übertrug  sich  auf  das  Festland 

35 


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Winkelmass  —  Winkler. 


und  fand  dort  eine  reiche  .Stütze  an  der 
Svstemmaurerei  und  den  höhern  Graden. 
Kaller  (Geschichte  der  Freimaurerei  in 
Deutschland,  2.  Aufl.,  S.  110  fg.]  sagt  über 
\Y\:  «Mit  dem  Namen  \V.  hat  es  eine  eigne 
Bewandtnis.  Gemäss  dem  uralten  Gebrauch 
der  Maurerbrüderschaft,  wonach  fünf  Brüder 
eine  Loge  bilden  und  Aufnahmen  machen 
können,  hätten  viele  der  sogenannten  W. 
in  die  Reihe  der  rechtmässig  arbeitenden 
versetzt  werden  müssen,  während  andre, 
von  weniger  als  fünf  Brüdern  errichtet, 
nie  hätten  rechtmässig  anerkannt  werden 
dürfen.  Nach  Errichtung  der  ersten  Gross- 
loge legte  sich  diese  in  der  Alten  Verord- 
nung VIII  (s.  d.)  das  Recht  bei,  allein  Logen 
errichten  zu  dürfen,  und  erklärte  alle,  die 
dennoch  solche  errichteten,  für  Rebellen, 
bis  sie  sich  ihr  unterwürfen.  Es  führte 
diese  Willkürmassregel  bald  zu  Streitig- 
keiten und  endlich  zur  Errichtung  einer 
zweiten  Grossloge,  deren  Mitglieder  sich 
,alte  Freimaurer'  nannten.  Mit  Missach- 
tung des  Alten  Gesetzes  gab  die  erstere 
Grossloge  Patente  zur  Errichtung  von 
Logen  sogar  an  einzelne  Brüder,  ohne  sich 
darum  zu  kümmern,  ob  jenes  erste  Erfor- 
dernis, nämlich  die  Zahl  von  fünf  Brü- 
dern, vorhanden  war.  In  Deutschland 
legten  sich  verschiedne  Logen  mit  Recht 
oder  Unrecht  dasselbe  Konstitutionsrecht 
bei  und  erklärten  ebenso  wie  in  England 
diejenigen  für  Rebellen,  die  nicht  ihre 
Autorität  anerkannten.  Dies  der  Ursprung 
der  W.,  die  fast  aller  Orten  auftauchten.«  — 
In  Deutschland  sind  W.  seit  jener  Zeit 
verschwunden,  wo  eine  Ordnung  in  das 
Logenwesen  gebracht  wurde  und  der  Staat 
sich  um  die  Logen  mehr  zu  bekümmern 
begann.  Noch  in  neuester  Zeit  ist  es  aber 
vorgekommen,  dass  Logen  ohne  Stiftung 
einer  Grossloge  sich  gebildet  hatten,  ja 
selbst  zu  einer  neuen  Grossloge  zusammen- 
getreten sind.  Die  Verhältnisse  haben 
sich  durch  den  Deutschen  Grosslogenbund 
so  gestaltet,  dass  ohne  dessen  Anerkennung 
neue  Logen  und  Grosslogen  nicht  mehr 
lebensfähig  sind.  Die  Alte  Verordnung 
VIII  vom  24.  April  1723  hat  damit  hier 
eine  feste  Grundlage  erhalten.  Nicht  als 
W.  zu  bezeichnen  sind  eine  Menge  von 
Vereinen,  die  den  Ausdruck  Logen  für 
sich  in  Anspruch  nehmen,  mit  der  Frei- 
maurerei aber  nichts  zu  thun  haben,  selbst 
wenn  sie  diesen  Namen  mit  hereinziehen. 
Dass  für  die  wahre  Freimaurerei  hieraus 
ernste  Gefahren  entstehen  können,  insofern 
die  Welt  keinen  Unterschied  macht  und 
machen  kann,  ist  nicht  zu  leugnen.  Bei 
der  Freiheit  des  Vereinswesens  ist  dagegen 
nur  schwer  anzukämpfen.  —  Das  soge- 
nannte Sprengelrecht  (s.  d.),  d.  h.  das 
Recht,  das  verschiedne  Grosslogen  in  An- 
spruch nehmen,  in  ihrem  Bezirk  nur  solche 
Logen  anzuerkennen,  die  sich  ihr  unter- 
werfen, hat  zur  Folge,  dass  selbst  solche 
Logen,  die  sonst  als  vollberechtigt  erschei- 


nen, von  jenen  Grosslogen  als  W.  ange- 
sehen und  behandelt  werden.  [Bh.  1893, 
S.  203.    FZ.  1850,  8.  325.] 

Winkelmass  (the  square,  l'/querre). 
Das  W.  trug  bei  den  alten  Ägyptern 
Osiris  als  Totenrichter  in  der  Hand,  und 
bei  den  Pythagoreern  war  das  gleich- 
schenklige W.,  der  Gnomon,  das  Mass  der 
Zeit,  des  Raums  und  der  Zahl.  In  der 
maurerischen  Symbolik  ist  das  WT. 
das  Symbol  dessen,  der  die  Zeit,  den 
Raum  und  die  Zahl  gesetzt  hat.  Es  ist 
eins  der  drei  grossen  Lichter,  das  unsre 
Handlungen  richtet  und  ordnet,  so  dass 
sie  sich  immer  innerhalb  der  rechten 
Schranken  der  göttlichen  und  menschlichen 
Gesetze  halten.  Deren  beiden  Arme  deu- 
ten auf  Recht  und  Pflicht  hin,  weshalb  es 
die  symbolische  Bezeichnung  der  Recht- 
schaflenheit  und  Sittlichkeit  ist.  Das  W. 
ist  auch  eins  der  drei  beweglichen  Klein- 
odien, da  es  die  wagerechte  und  die  lot- 
rechte Linie,  die  Wasserwage  und  das 
Senkblei,  die  Abzeichen  der  beiden  Auf- 
seher, zugleich  in  sich  fasst:  so  ist  es 
wohl  geeignet,  das  Zeichen  für  den  obersten 
Beamten  der  Loge,  für  den  Meister  vom 
Stuhl  zu  sein,  der  allen  Mitgliedern  vor- 
angehen soll  auf  dem  Pfad  der  Tugend, 
dessen  Aufgabe  es  aber  auch  ist,  den  Bau 
und  die  Loge  nach  Recht  und  Pflicht  zu 
leiten,  wie  es  dem  Bau  förderlich  ist. 
(S.  Kleinodien,  Lichter.)  [Vgl.  Preston, 
Illustrations,  Ausgabe  von  1812,  S.  87,  Note 
Hutchinson,  Spirit  of  Masonry  (London 
1815),  S.  328  des  Anhangs.  Fischer,  Er- 
läuterung des  Lehrlingskatechismus  (29. 
Aufl.,  Lpz.  1900).  Fischer,  Ritual  und 
Symbol  (Lpz.  1878),  S.  134  bis  141. 
Marbach,  katechismusreden  J  (4.  Aufl., 
Lpz..  1892),  S.  170-77.  Holtschmidt, 
Ketzerreden  (Lpz.  1889),  S.  88.  Kippen- 
berg, Helle  Strahlen  (Lpz.  1890),  S.  49. 
Dietrich,  Aus  vergangnen  Tagen  (Altbg. 
1895),  S.  245.  Löwe,  Zwischen  den  drei 
Säulen  (Stuttg.  1884),  S.  46.  A.  1882,  S. 
84;   1891,  S.  28.    Bh.  1898,  S.  273.  L. 

1880,  Nr.  14.    Zd.  1849,  S.  66.    Bst.  R. 

1881,  S.  220.    AQC.  XIII,  28.] 
Winkler,  1)  Karl  Gottfried  Theo- 

1  dor,  unterm  Namen  Theod.  Hell  be- 
kannter Schriftsteller,  geb.  9.  Febr.  1775 

'  in    Waldenburg    in    Sachsen,   gest.  24. 

|  Sept.  1856  in  Dresden,  wurde  Justiz - 
beamter  in  Dresden  und  1841  Vizedirektor 

!  des  königlichen  Hoftheaters  und  der 
Hofkapelle.  Daneben  leitete  er  1817—43 
die  »Abendzeitung*,   das  belletristische 

I  Hauptorgan  der  Restaurationszeit,  und 
übersetzte  und  bearbeitete  ausländische 
Werke.  —  Am  21.  Febr.  1804  wurde  er 
von  der  Loge  Zum  goldnen  Apfel  in  Dres- 
den in  den  Freimaurerbund  aufgenommen. 
Bereits  8.  Febr.  1805  trug  er  die  beiden 
ersten  Gesänge  seines  1816  in  neun  Ge- 
sängen erschienenen  Gedichts  »Des  Mau- 
rers Leben«  vor.    1806—14  war  er  proto- 


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Winterfeldt  —  Wirres  Geräusch  der  Welt. 


547 


kollierender  Schriftführer.  Am  14.  Nov. 
1815  gründete  er  die  Loge  Asträa  zur 
grünenden  Raute  in  Dresden  mit;  in  dieser 
bekleidete  er  zuerst  das  Amt  des  proto- 
kollierenden Schriftführers,  1823  übernahm 
er  das  des  zugeordneten  Meisters  und  1829 
das  des  Meisters  vom  Stuhl.  Am  17.  Nov. 
1831  vereinigten  sich  die  Logen  Zu  den 
drei  Schwertern  und  Asträa  zur  grünenden 
Raute  zu  Einer  Loge,  in  der  ihm  1832 
die  Stelle  des  zugeordneten  Meisters  und 
1833  die  des  Meisters  vom  Stuhl  übertragen 
wurde.  Bei  den  Verhandlungen  der  säch- 
sischen Logen  wegen  Gründung  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  23.-26.  Febr.  1811 
führte  er  die  Protokolle  und  wurde  in  der 
neuen  Grossloge  Grossschriftführer.  1834 
wurde  er  zum  zugeordneten  Grossmeister 
gewählt,  um  an  der  Seite  des  gleichfalls  als 
Dichter  bekannten  v.  Nostiz  und  Jäncken- 
dorf  (s.d.),  Arthur  vom  Nordstern)  die  Gross- 
loge zu  leiten.  Nach  dem  Tode  des  Gross- 
meisters v.  Gersdorf  (s.  d.)  wurde  er  15. 
März  1841  zur  grossmeisterlichen  Würde 
berufen,  die  ihm  bis  zu  seinem  Tode  aller 
drei  Jahre  wieder  übertragen  wurde.  Sein 
70.  Geburtstag  und  sein  50jähriges  Maurer- 
jubelfest wurden,  letzteres  21.  Febr.  1854, 
feierlich  begangen.  An  diesem  letztern 
Tage  trat  die  von  seiner  Loge  gegründete 
•  W.-Stiftung«  mit  einem  Stammkapital 
von  650  Thlrn.  in  Wirksamkeit;  der  Zweck 
der  Stiftung  ist,  hilfsbedürftige  Zöglinge 
auf  Freistellen  des  Freimaurer -Instituts 
(s.d.)  in  Dresden-Striesen  bei  ihrem  Austritt 
aus  der  Anstalt  nach  vollzogner  Kon- 
firmation und  bei  ihrem  Eintritt  in  die 
erwählte  Laufbahn  durch  Verabreichung 
eines  entsprechenden  Geschenks  zu  unter- 
stützen. Auch  hatte  W.  an  seinem  Jubel- 
tage die  Freude,  seinen  Sohn  Eugen  (s.  unter 
2)  in  den  Hund  aufzunehmen.  Die  Beschrei- 
bungen dieser  Festfeiern  sind  im  Druck 
erschienen  (Dresd.  1854).  Von  bleibendem 
Wert  ist  seine  vortreffliche  Dichtung 
»Des  Maurers  Leben«  (4.  Aufl.,  1863)  in 
neun  Gesängen,  von  denen  der  erste  der 
Religion,  der  zweite  der  Vaterlandsliebe, 
der  dritte  der  Bruderliebe,  der  vierte  der 
Liebe  zu  den  Schwestern,  der  fünfte  den 
Hallen  der  Weihe,  der  sechste  der  Wohl- 
thätigkeit,  der  siebente  den  Festen  des 
Maurers,  der  achte  dem  Maurer  in  der 
Fremde,  der  neunte  dem  Hinübergehen  in 
den  ewigen  Osten  gewidmet  ist.  [Vgl. 
Festschrift  zum  Jubiläum  des  150iähr.  Be- 
stehens der  Loge  zu  den  drei  Schwertern 
(Dresd.  1890),  8.  41,  wo  auch  sein  Bild. 
A.  XIX,  S.  226.   L.  XIV,  8.  142,  175.] 

2)  Eugen  Theodor,  Sohn  des  Vorigen, 
Transportdirektor  der  sächsischen  Staats- 
bahnen a.  D.  in  Dresden,  geb.  3.  Dez.  1836 
in  Dresden,  wurde  gelegentlich  der  Feier 
des  50jährigen  Maurerjubiläums  seines 
Vaters  am  21.  Febr.  1854  von  diesem  der  Loge 
Zu  den  drei  Schwertern  und  Asträa  zur 
grünenden  Raute  in  Dresden  zugeführt. 


Nach  Rumpelt- Walthers  (s.  d.)  Tode  1888 
i  führte  er  den  ersten  Hammer  der  Loge,  wurde 
;  1894  zum  Alt-  und  Ehrenmeister  ernannt, 
legte  aber  1898  das  Stuhlmeisteramt  nieder. 
Unter  seiner  Leitung  beging  die  Loge  1890 
die  Feier  ihres  150  jährigen  Bestehens. 
Zahlreiche  maurerische  Dichtungen,  viel- 
fach im  Dresdner  Logenblatt  abgedruckt, 
bekunden  das  vom  Vater  ererbte  poetische 
Talent  (Vgl.  Festschrift  zum  150 jähr. 
Bestehen  der  Loge  zu  den  drei  Schwertern 
u.  s.  w.  (Dresd.  1890),  wo  auch  sein  Bildnis.] 
Winterfeldt,  1)  Christian  Alexander 
,  V  i  v  i  g  e  n  z  v.,  Rechtsgelehrter,  geb.  1 4.  Juli 
!  1754  in  Menkin  in  der  Uckermark,  gest. 
20.  April  1822  in  Berlin,  kam  1776  an  das 
Kammergericht  in  Berlin,  1783  als  Rat  an 
das  ostpreussische  Tribunal  nach  Königs- 
berg, wo  er  Geheimer  Justizrat  und  Prä- 
sident dieses  Gerichtshofs  wurde.  1809 
wurde  er  in  gleicher  Eigenschaft  nach 
Marien werder  versetzt,  nahm  1812  seinen 
Abschied  und  ging  nach  Berlin.  —  Zum 
Freimaurer  wurde  er  1774  in  der  Loge 
Zum  aufrichtigen  Herzen  in  Frankfurt  a.O. 
aufgenommen,  schloss  sich  1777  der  Loge 
Zum  flammenden  Stern  in  Berlin  an,  war 
1778  Redner  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Seraphim  das.  und  1804  Meister  vom  Stuhl 
der  Loge  Zu  den  drei  Kronen  in  Königs- 
berg. 1814  wurde  er  in  Berlin  Mitglied 
des  Altschottischen  (Bundes-)  Direktoriums 
der  Grossen  National -Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln.  [Vgl.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  448.] 
2)  Karl  Friedrich  Gotthilf  v.,  Bru- 
;  der  des  Vorigen,  Jurist,  geb.  17.  Mai  1757 
in  Menkin  in  der  Uckermark,  gest.  14.  Sept. 
1824  in  Berlin,  studierte  die  Rechte,  kam 
1778  an  das  Kammergericht  in  Berlin, 
wurde  1782  bei  der  Regierung  in  Küstrin 
angestellt,  kehrte  1789  an  das  Kammer- 
gericht in  Berlin  zurück  und  wurde  1797 
Geheimer  Oberfinanzrat.  —  Zum  Frei- 
maurer wurde  er  24.  Jan.  1778  in  der  Loge 
Zu  den  drei  Seraphim  in  Berlin  aufge- 
nommen. 1815  trat  er  in  die  Grosse 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln und  wurde  25.  Aug.  1818  Mitglied 
des  Altschottischen  (Bundes-)  Direktoriums. 
[Vgl.  Geschichte  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  (Brl. 
1890),  S.  449.] 

Winter thur  (St.  im  Schweiz.  Kanton 
Zürich,  [1895]  17701  E.).  Loge  das.  unter 
der  Grossloge  Alpina:  Akazia.  gest.  durch 
Maurer  von  Zürich  8.  Jan.  1821,  eingew. 
16.  Juni  1821.  Sie  half  1844  die  Grossloge 
Alpina  gründen.  Mitgliederzahl  (1900):  69. 
Vers.:  1.  und  3.  Donnerstag.  Eignes  Logen- 
haus »Zur  Bauhütte«,  Oberer  Graben  97. 
Neue  Gesetze  vom  19.  Mai  1877. 

Wirres  Geräusch  der  Welt  Das  w.  G. 
d.  W.  darf  den  Freimaurer  nicht  abhalten 
vom  Pfad  der  Pflicht.  Unter  jenem  sind 
alle  Zerstreuungen  des  irdischen  Lebens, 

35* 


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548 


Wirtshäuser  —  Wissenschaften,  sieben. 


alle  Förderungen  des  Sinnenrausche«,  alle 
Verführungen  zu  äussern  Vorteilen  zu  ver- 
stehen, die  vom  lautern  Weg  des  Rechts 
und  der  Tugend  abwendig  machen. 

Wirtshäuser.  In  den  ersten  Zeiten  des 
erneuerten  Freimaurerbundes  pflegten  sich 
die  Logen  in  Gasthäusern  zu  versammeln, 
was  auch  jetzt  noch  zum  Teil  in  Eng- 
land und  Nordamerika  der  Fall  ist. 
Nach  den  W.-Schildern  erhielten  daher 
auch  viele  der  alten  Logen  ihren  Namen. 
Dieses  W.-Leben  äusserte  jedoch  auf  die 
Logenthätigkeit  und  Logenwürde  Übeln 
Einfluas,  weshalb  man,  sobald  e«  nur  ging, 
sich  eigne  Lokale  —  sei  es  eigentümlich 
oder  mietweise  —  zu  gewinnen  suchte,  ein 
Verfahren,  das  namentlich  in  Deutschland 
für  das  Logenwesen  von  grossem  Segen 
geworden  ist  und  die  ganze  Handhabung 
des  Rituals  erleichtert.  Nach  dem  Bericht 
Merkels  vom  J.  1819  gab  es  in  London 
damals  noch  verschiedne  Logen,  die  in 
W.  abgehalten  wurden  und  durch  ein 
angebrachtes  Schild  bemerklich  machten: 
»Hier  werden  Freimaurer  gemacht.«  Dieser 
Gebrauch  hat  jetzt  aufgehört.  Am  vorteil- 
haftesten ist  überhaupt  die  Errichtung 
eigner  Logengebäude  oder  wenigstens  fest- 
gemieteter Privathäuser.  Wo  dies  nicht 
der  Fall  sein  kann  und  die  Logen  ge- 
nötigt sind,  ihre  Versammlungen  in  Gast- 
häusern zu  halten,  muss  die  grösste  Sorg- 
falt angewendet  werden,  dass  das  Gasthaus- 
leben einerseits  die  Loge  nicht  belästigt, 
andrerseits  keinen  Übeln  Einfluss  ausübt 
und  etwa  die  Gastzimmer  bevölkert,  wäh- 
rend die  Logenräume  leer  stehen. 

Wisconsin,  eiuer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  Die  dortige  Grosslogc, 
mit  dem  Sitz  in  Milwaukee,  gest.  18.  Dez. 
1843,  hat  287  Logen  mit  16949  Mitglie- 
dern, darunter  drei  deutsche  Logen  in 
Cedarburg,  Milwaukee  und  Sheboygan  (s. 
alle  diese).  [Zeitschrift:  Masonic  Tidings 
(Milwaukee).] 

Wismar  (St.  im  Grossherzogt.  Mecklen- 
burg-Schwerin, 17809  E.).  1)  Einige  hier 
lebende  Freimaurer,  namentlich  v.  Vege- 
sack, v.  Rönnen  und  Starck  (s.  d.  drei), 
forderten  1766  die  Loge  Zu  den  drei 
Sternen  in  Rostock  auf,  eine  Tochterloge 
in  W.  zu  errichten.  Dies  geschah  17.  Febr. 
1767.  Die  Loge  erhielt  den  Namen  Zu 
den  drei  Löwen  [vgl.  Z.  1885,  8.  82, 
47],  eine  bei  ihr  errichtete  Schotten- 
loge den  Namen  Gustav  zum  goldnen 
Hammer.  Die  Vorgenannten  errichteten 
1768  das.  ein  klerikales  Kapitel,  das  1772 
auf  dem  Konvent  zu  Kohlo  (s.  d.)  zur 
exemten  Präfektur  erhoben  wurde.  Die 
Loge  ging  in  den  80er  Jahren  ein;  die 
letzte  Logenversammlung  ist  24.  Jan.  1783 
gehalten  worden.  2)  Am  4.  März  1819 
wurde  eine  neue  Loge  unter  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg:  Zur  Vaterlands- 
liebe gegründet  und  8.  April  1819  ein- 
geweiht. Mitgliederzahl (1900):  100.  Vers.: 


den  1.  Freitag.  Vereinigung:  jeden  Frei- 
tag. Logenlokal:  Lübsche Strasse  50.  [Denk- 
münze, HMW.  Nr.  165.]  8)  Von  der  Grossen 
Landesloge  zu  Berlin  wurde  15.  Nov.  1850 
die  Loge  Athanasia  zu  den  drei  Lö- 
wen eingesetzt.  Mitgliederzahl  (1900):  98. 
Vers.:  Freitags.  Vereinigung:  Mittwochs. 
Logenlokal:  Lübsche  Strasse  80.  [Vgl. 
M.  L.  1900/1,  S.  67.] 

Wissenschaft ,  s.  Freiniaurerische  W. 
Wissenschaften,  sieben.  Die  s.  W.  oder 
sieben  Künste  werden  in  der  sogenannten 
Yorker  Urkunde  [vgl.  Krause,  Kunsturkun- 
den III,  S.  78]  genannt,  die  »Euklid  ordent- 
lich vorgetragen  und  Grammatik,  Rheto- 
rik, Logik,  Arithmetik,  Geometrie,  Musik 
und  Astronomie«  genannt  habe.  Diese 
s.  W.  soll  ein  Architekt  alle  kennen,  dabei 
aber  auch  noch  andre  Wissenschaften  der 
Römer.  Als  Grundlage  der  Baukunst 
bleibt  die  Geometrie  (s.  Geometrie),  und 
die  Kenntnis  dieser  ist  keinem  zu  er- 
1  lassen.  —  Der  alte  Katechismus,  die  soge- 
;  nannte  zweite  Kunsturkunde,  führt  den 
Grund  an,  warum  sieben  eine  Loge  machen: 
»Weil  es  sieben  freie  W.  giebt« ;  die  Kennt- 
nisse, die  man  durch  diese  erlangt,  sind 
folgende  [vgl.  Krause  a.  a.  O.  S.  202]: 
»Grammatik  lehrt  mich  die  Sprache,  worin 
ich  Unterricht  erhalte,  schreiben  und 
sprechen  nach  der  ersten,  zweiten  und 
dritten  Zusammenfügung.  Die  Rhetorik 
lehrt  die  Kunst,  über  jeden  Gegenstand 
zu  sprechen.  Die  Logik  lehrt  die  Kunst, 
die  Vernunft  wohl  zu  brauchen,  um  da- 
durch die  Wahrheit  vom  Irrtum  zu  un- 
terscheiden. Arithmetik  lehrt  die  Eigen- 
schaft der  Zahlen.  Geometrie  lehrt  die 
Kunst  zu  messen.  Musik  lehrt  die  Eigen- 
schaft der  Töne.  Astronomie  lehrt  die 
Kenntnis  der  Himmelskörper.«  Ganz  das- 
selbe mit  einigen  Veränderungen  im  Aus- 
druck sagen  die  verschiednen  nach  und 
nach  aufgefundnen  Konstitutionen  [vgl. 
besonders  das  Cooke-  und  Halliwell-MS.] ; 
sie  alle  legen  Zeugnis  dafür  ab,  dass  für 
die  wissenschaftlichen  Kenntnisse  der  alten 
Baukorporationen  in  dem  Zusammenhang 
mit  Geistlichen  die  Quelle  zu  suchen  sei. 
—  Die  genannten  s.  W.,  das  Trivium 
(Grammatik,  Rhetorik,  Logik)  und  das 
Quadrivium  (Arithmetik,  Geometrie,  Musik, 
Astronomie),  umfassten  im  Mittelalter  den 
ganzen  Kreis  der  Wissenschaften  und  ent- 
hielten weit  mehr  als  jene  dürftigen  Er- 
läuterungen besagen.  Ihre  Pflege  dürfte 
auch  heute  noch  dem  Freimaurer  reichen 
innern  Gewinn  bringen  für  die  Erkennt- 
nis seines  eignen  Wesens  und  seiner  Be- 
stimmung, sowie  für  die  Einsicht  in  sein 
Verhältnis  zu  der  ihn  umgebenden  Natur. 
Auch  heute  noch  könnte  von  jedem  Frei- 
maurer die  Aneignung  jenes  Triviums  in 
maurerischem  Sinne  gefordert  werden: 
Beherrschung  der  Grammatik  oder  Sprach- 
lehre als  Wissenschaft  von  der  allegori- 
schen   und    symbolischen    Sprech-  und 


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Witten  —  Wittwer. 


549 


Schreibweise  des  Freimaurertums; 
nis  der  Rhetorik  als  Kunst,  diese  maure- 
rische Weltsprache  vornehmlich  för  die 
Veredlung  des  eignen  Herzens  wirksam 
zu  machen;  Übung  der  Logik,  um  durch 
kunstgerechtes  Denken  das  Wesen  der 
Dinge  zu  erforschen  und  um  überall  vom 
Schein  zur  Wahrheit  hindurchzudringen. 
Ähnlich  könnte  das  Gebiet  des  Quadri- 
viums  auch  heute  noch  als  ein  echt  frei- 
maurerisches in  Betracht  kommen:  die 
Arithmetik  als  »die  W.  von  Zahl,  Mass 
und  Gewicht,  um  den  vortrefflichen  Zu- 
sammenhang zu  erkennen,  der  die  Werke 
Gottes  in  einer  ununterbrochnen  Kette 
vereinigt,  und  um  das  berechnete  Mass 
ihrer  gegenseitigen  Wirkungen  und  Ver- 
bindungen verstehen  zu  lernen«;  die  Mess- 
kunst oder  Geometrie,  um  »nach  den 
Gründen  der  Wahrheit  Gedanken  und 
Handlungen  abzumessen  und  nach  ihren 
festen  Bestimmungen  alle  unsre  Werke  zu 
bauen  und  auszuführen«;  die  Musik,  »um 
in  der  Harmonie  und  im  Rhythmus  der 
Töne  ein  Sinnbild  des  innern  Friedens  zu 
erkennen,  den  wir  uns  schaffen  sollen,  und 
zugleich  ein  Vorbild  der  Harmonie,  die 
wir  als  rechte  Freimaurer  unter  den  Brü- 
dern und  den  Mitmenschen  stiften  sollen«; 
und  endlich  die  Astronomie,  »um  den  Ge- 
danken nachzudenken,  die  des  Schöpfers 
ewige  Weisheit  dem  unendlich  grossen 
Wunderbau  der  Welt  eingebildet  hat,  und 
um  zugleich  achten  zu  lernen  auf  des 
Schicksals  Sterne  in  der  eignen  Brust«. 
[Vgl.  Jakobsleiter,  über  die  10  freien 
Künste  des  Honorius  von  Autun.j 

Witten  (St.  in  der  preuss.  Prov.  West- 
falen, 28769  E.).  Hier  wurde  2.  Dez.  1891 
ein  Freimaurerverein  unter  der  Loge  in 
Bochum  gegründet  und  20.  Juni  1892  be- 
stätigt. Aus  ihm  entstand  unter  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  die  Loge  Friedrich  Leopold 
zurMarkaner  Treue,  gest.  8.  Okt.,  best. 
12.  Nov.  und  15.  Nov.  1896  eingew.  Mit- 
gliederzahl (1900):  57.  Vers.:  Montags; 
Ferien:  Mitte  Juli  bis  Mitte  September. 
Logenlokal:  Gerichtsstr.  36.  Milde  Stif- 
tung: Witwen-  und  Waisenkasse. 

Wittenberg  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Sachsen,  16479  E.).  Loge  das.:  Zum 
treuen  Verein  unter  der  Grossen  Loge 
Royal  York,  gest.  31.  Okt.  1828.  Mitglie- 
derzahl (1900):  86.  Vers.:  Freitags.  Logen- 
lokal: Berliner  Strasse  3.  —  Unverbürgt 
ist  die  Gründung  einer  Loge  durch  die 
Grossloge  von  Obersachsen  unter  dem 
Grafen  Rutowsky  (s.  Sachsen). 

Wittenberge  (St.  in  der  preuss.  Prov. 
Brandenburg,  14561  E.).  Hier  bestehen 
1)  unter  der  Loge  in  Perleberg  ein  Logen- 
verein seit  1890.  Mitgliederzahl  (1900): 
23.  Vers.:  1.  und  3.  Montag;  Klub  an 
den  übrigen  Montagen.  Lokal:  Hotel 
Stadt  Hamburg;  2)  unter  der  Loge  in 
Kyritz  ein  Logenverein  Zu  den  weissen 


Bergen  seit  1900.  Vers.  2.  und  4.  Mon- 
tag im  Monat.  Mitgliederzahl  (1900):  10. 
Lokal:  Hotel  Stadt  Hamburg. 

Wittgenstein,  Karl  Theodor  Wilh. 
Ludwig  Friedrich  (Ferdinand?)  Graf 
zu,  Erbherr  auf  W.,  das.  geb.  17.  April 
1744,  trat  in  Braunachweig  1767  der  Loge 
Jonathan  zum  Pfeiler,  1770  St.-Charles  de 
la  Concorde  und  1773  Zur  gekrönten  Säule 
und  1768  der  strikten  Observanz  zu. 

Wittstock  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 7720  E).  Loge  das.  unter  der 
Grossen  Loge  Royal  York:  Constantia, 
gest.  5.  Dez.  1836  in  Kyritz  (s.  d.),  führte 
seit  6.  Jan.  1847  mit  einer  zweiten  in  W. 
gebildeten  Loge  den  Namen  »Constantia 
der  vereinigten  Oriente  Kyritz  und  W.« 
und  wurde  1853  nach  W.  verlegt.  Mit- 
gliederzahl (1900):  49.  Vers.:  Freitags. 
[Vgl.  Knak,  Geschichte  der  Loge  (1895). 
Flohr,  Geschichte  der  Grossen  Loge  Royal 
York,  II,  S.  150.1 

Wittwer,  Phil.  Ludwig,  geb.  19.  Mai 
1752  in  Nürnberg,  gest.  das.  29.  Dez. 
1792,  war  einer  der  gesuchtesten  prak- 
tischen Ärzte  und  ein  eifriger  Förderer 
gemeinnütziger  Bestrebungen.  So  suchte 
er  unter  anderm  in  seiner  Vaterstadt 
eine  Besserung  der  Medizinalanstalten 
vorzunehmen,  hatte  vor,  eine  Hebammen- 
schule, sowie  eine  Verpflegungsanstalt  für 
dürftige  Kranke  zu  errichten.  Leider  hin- 
derte ihn  seine  Kränklichkeit  an  der  Aus- 
führung dieser  Pläne.  Seinen  Beruf  aU 
ausübender  Arzt  gab  er  jedoch  trotz  seines 
langwierigen  Leidens  nicht  auf  und  blieb 
bis  an  sein  Lebensende  rastlos  und 
unermüdlich  thätig  auf  dem  Felde  der 
Humanität.  —  1773  wurde  W.  in  der  Loge 
La  candeur  in  Strassburg  zum  Freimaurer 
aufgenommen.  Zurückgekehrt  in  seine 
Vaterstadt  1774,  trat  er  der  damals  allein 
bestehenden  Nürnberger  Loge  L'union  bei 
und  bekleidete  viele  Jahre  das  Amt  eines 
Redners.  Eine  seiner  hervorragenden  Re- 
den, wodurch  er  besonders  die  8.  Jan. 
1778  abgehaltne  Einweihungsfeier  —  die 
Loge  war  unter  dem  Namen  Joseph  zur 
Einigkeit  der  strikten  Observanz  bei- 
getreten —  verherrlichte,  ist  im  Druck 
erschienen.  Er  selbst  gehörte  den 
höhern  Graden  an,  erkannte  jedoch  bald 
deren  Schalheit  und  Zwecklosigkeit,  und 
als  die  Unordnungen  in  der  Loge  und 
Verwicklungen  in  den  obern  Graden  immer 
mehr  zunahmen,  war  er  einer  der  ersten, 
der  die  Notwendigkeit  einer  Reform  für 
dringend  nötig  erachtete  und  zur  Rück- 
kehr zur  altenglischen  Freimaurerei  auf- 
forderte. Nachdem  er  mit  diesen  An- 
schauungen jedoch  bei  der  Mehrzahl  der 
Mitglieder  dieser  Loge,  die  die  strikte 
Observanz  nicht  preisgeben  wollten,  nicht 
durchdrang,  trat  er  mit  12  Mitgliedern, 
die  seine  Anschauung  teilten,  aus  und  be- 
gründete 1789  die  Loge  Zu  den  drei  Pfei- 
len in  Nürnberg,  in  der  er  den  zweiten 


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550         Witwe,  Kinder  oder  Söhne  der  — 


Wohlthätigkeit,  Wohlthätigkeitfianstalten. 


und  ein  Jahr  darauf  den  ersten  Hammer 
übernahm.  Während  seiner  Hammerführung 
beschäftigte  er  sich,  so  viel  es  seine  zu- 
nehmende Kränklichkeit  erlaubte,  ernst- 
lich mit  der  Verbesserung  der  inncrn  Ver- 
fassung, und  zwar  besonders  mit  der  Ord- 
nung der  »Konstitution«  des  ersten  Grads. 
Er  war  auch  der  erste,  der  die  Idee,  das 
Band  der  Freundschaft,  der  Liebe  und 
Einigkeit,  das  die  Brüder  zusammenhielt, 
auch  um  die  Schwestern  zu  schlingen, 
lebhaft  aufgriff  und  im  Frühjahr  1792  das 
erste  Schwesternfest  veranstaltete. 

Witwe,  Kinder  oder  Söhne  der.  Nach 
einem  französischen  Ritual,  das  seine 
Erklärung  in  Bezug  auf  Henriette  findet, 
ist  der  Ausdruck  Kinder  der  W.  symbo- 
lisch für  Freimaurer  in  Aufnahme  ge- 
kommen. Eine  andre  Ableitung  dieses 
Ausdrucks  findet  sich  darin,  das»  Hiram 
Abif,  als  dessen  Nachfolger  die  Maurer 
sich  ansehen,  einer  W.  Sohn  war.  In  der 
Zinnendorfschen  Lehrart  wird  noch  »von 
Naphthali»  hinzugesetzt.  [Vgl.  Bh.  1872, 
8.  148,  s.  auch  den  Artikel  Hiram,  I,  S. 
456  a] 

Witwensack  nennt  man  hier  und  dort 
(Ungarn)  den  Kasten  oder  Beutel,  der  zum 
Besten  der  Wohlthätigkeitsbestrebungen 
der  Loge  nm  Scbluss  jeder  maurerischen 
Zusammenkunft  herumgereicht  wird.  In 
Brüssel  wurde  1836  eine  Denkmünze: 
Denier  de  la  Veuve  geprägt,  die  jeden- 
falls den  Mitgliedern  der  Loge  (Les  vrais 
amis  de  l'union)  gegen  Zahlung  eines  be- 
stimmten Preises  vom  Almosenpfleger  über- 
lassen wurde  und  dann  bei  der  nurge- 
dachten Sammlung  Verwendung  fand. 

Witwen-  und  Waisenkassen  bestehen 
fast  in  allen  Logen.  Sie  sollen  keine 
eigentliche  Pension  zum  vollständigen  Un- 
terhalt gewähren,  sondern  nur  einen  be- 
scheidnen Beitrag  und  so  das  Band  zwischen 
den  Heimgegangnen  und  deren  Hinter- 
bliebnen auch  äusBerlich  aufrecht  erhalten. 
Man  sehe  das  Weitere  bei  den  einzelnen 
Logen.  Die  Grundsätze,  die  dabei  einge- 
halten werden,  sind  verschieden:  entweder 
wird,  was  freilich  nicht  anzuraten  ist,  ein 
im  voraus  bestimmter  Betrag  jährlich  ge- 
währt, oder  es  werden  immer  nur  die  Zinsen 
des  anwachsenden  Kapitals  gleichmässig 
verteilt. 

Witzleben,  Johann  Gottfried,  Cand. 
jur.  und  Mathematiker,  lebte  von  1758  bis 
1762  als  Gouverneur  eines  jungen  Edel- 
manns, nachher  von  Privatunterricht  in 
Leipzig,  trat  1762  zum  Clermont-Rosaschen 
System  und  war  selbst  Prior  des  dortigen 
Kapitels,  wurde  anfangs  1764  von  Johnson 
(s.  d.)  nach  Jena  berufen  und  in  sein 
Noviziat  eingeführt,  in  Altenberge  von 
v.  Hund  (s.  d.)  aufgenommen,  zog  sich  aber 
bald  zurück. 

Wodarch,  Matthias  Arnold,  geb. 
1.  März  1715  in  Hamburg,  gest.  17.  Dez. 
1761  das.,  cand.  theol.,  trat  aus  der  Zahl 


der  Kandidaten  des  Ministeriums  und 
wurde  Protokollist  der  Kommerz-Deputa- 
tion in  Hamburg.  Er  wurde  20.  Dez.  1741 
in  die  Loge  Absalom  in  Hamburg  auf- 
genommen, war  1744  deren  zweiter  Auf- 
seher, 1746  Schriftführer  der  Schotten- 
loge Judica  das.,  1747  erster  Aufseher, 
dann  Schriftführer  der  Loge  Absalom, 
Mitstifter  der  Schlüssel-Loge  Gideon  und 
der  afrikanischen  Loge,  1753  Gehilfe 
des  Grossschriftführers  Manecke  und  nach 
dessen  Tode  1758  Grossschriftführer  der 
Provinzial-Gro8aloge  von  Hamburg.  Die 
ganze  Last  des  Schreibens  und  der  Ord- 
nung lag  auf  ihm.  Mit  seiner  Kränklich- 
keit und  seinem  Tode  hörte  alle  Ordnung 
in  ihr  auf.  Von  1752—57  war  W.  Gross- 
siegelbewahrer und  setzte  als  zugeordneter 
Grossmeister  1754  die  Loge  St.  Michel  in 
Schwerin  ein.  Seine  freimaurerischeu 
Schriften  sind:  Gedichte  auf  den  Verlust 
des  Br.  Lossau,  Rede  in  der  Loge  Absalom 
1756,  Elegie  über  das  Absterben  der  Ge- 
mahlin des  Meisters  vom  Stuhl  der  Loge 
Judica  1757,  verschiedne  Reden  auf 
Carpser  den  Jüngern  1758  und  Carpser 
den  Altern  1759. 

Wohlthiitigkeit  (Werkthätigkeit),  Wohl- 
thUtigkeltsaustalteii.  Der  Umfang  der 
W.  ist  an  sich  für  die  Freimaurerei 
nicht  in  besondere  Grenzen  gezogen, 
noch  sind  ihr  durch  die  Freimaurerei 
besondere  Richtungen  angewiesen;  nur 
dass  es  dem  Geist  der  Freimaurerei 
entspricht,  ihre  Wohltaten  insbesondere 
auf  Förderung  des  sittlichen  und  geistigen 
Wohls  zu  richten,  zumal  in  Betracht,  dass 
in  dem  jetzigen  Staatsleben  fast  überall 
für  die  Beschaffung  der  materiellen  Be- 
dürfnisse der  Armen  durch  gesetzliche 
Anordnungen  gesorgt  ist  und  durch  die 
öffentlichen  Organe  besser  und  treffender 
gesorgt  werden  kann.  Überblickt  man 
die  sehr  verschiednen  W.,  die  bei  den 
einzelnen  Logen  und  Grosslogen  be- 
stehen, und  zieht  man  hierbei  zugleich 
die  Zeit  ihrer  Errichtung  in  Betracht, 
so  kann  man  die  Beobachtung  machen, 
dass  in  früherer  Zeit,  namentlich  des  18. 
Jahrhunderts,  eine  Reihe  zum  Teil  gross- 
artiger Anstalten  für  Zwecke  der  öffent- 
lichen W.,  und  zwar  von  den  grössern 
Logen  errichtet  worden  sind,  während  in 
neuerer  Zeit  in  einer  viel  zahlreichern 
Weise  bei  den  einzelnen,  auch  den  kleinern 
Logen  W.  und  Einrichtungen  ins  Leben 
gerufen  worden  sind.  In  überwiegender 
Zahl  aber  ist  hierbei  das  Absehen  in  einer 
Beziehung  auf  besondere  Organisation  für 
einzelne  Unterrichtszwecke,  in  andrer  Be- 
ziehung vorerst  auf  die  Interessen  der  dem 
Bunde  Angehörigen  und  ihrer  Hinterblie- 
benen gerichtet.  Insofern  es  hierüber, 
wie  sehr  häufig  noch,  hinausgreift, 
tritt  die  W.  nicht  sowohl  selbständig  in 
besondern  Anstalten,  sondern  beihelfend 
zu  andern  Einrichtungen  oder  bloss  geld- 


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Wohlthätigkeit,  WohlthHtigkeitsanstalten. 


551 


spendend  hervor.  Man  wird  diesen 
Gang,  den  die  freimaurerische  Wohlthätig- 
keitspflege  im  Ganzen  und  Grossen  ge- 
nommen hat,  dem  entsprechend  finden, 
dass  in  neuerer  Zeit  der  Antrieb  zu 
besondern  Stiftungen  für  öffentliche  Wohl- 
thätigkeitszwecke  der  verschiedensten  Art 
meistenteils  von  einzelnen  wohlhabenden 
Privaten  in  Geschenken  und  Legaten  in 
ausgiebiger  Weise  und  so  gegeben  wird, 
das»  für  die  Logen  weniger  Veranlassung 
hierfür  vorliegt,  sie  aber  auch  nicht  mehr 
mit  der  immer  weiter  um  sich  greifenden 
öffentlichen  W.  in  Wettbewerb  treten 
können.  Die  viel  ausgebildetere  Form  der 
Organisation  von  einzelnen  kleinern  Wohl- 
thätigkeitskassen  in  dem  engern  Bereich  der 
einzelnen  Loge  oder  doch  in  der  Begren- 
zung auf  die  Gebiete  des  Maurcrbundö  und 
deren  Angehörige  bilden  ein  viel  frucht- 
bareres und  den  Kräften  der  einzelnen  Logen 
viel  angemessneres  Feld,  das  eben  des- 
halb auch  in  viel  ausgedehntem!  Umfang, 
als  früher,  bebaut  wird.  Der  Schein  einer 
ewissen  Engherzigkeit,  die  am  wenigsten 
er  Freimaurerei  ziemen  würde,  erledigt 
sich  durch  die  kaum  in  irgend  einer  Loge 
fehlende  Beihilfe,  die  diese  in  einer 
oder  der  andern  Weise  der  öffentlichen 
Armenpflege  und  jedenfalls  in  grösserm 
Masse,  als  unter  gleichen  Verhältnissen 
seitens  andrer  Gesellschaften,  geschieht,  da 
zuflieasen  lässt,  wo  öffentliche  Wohlthätig- 
keitsanstalten  der  Loge  nicht  bestehen. 
Dass  aber  von  der  Neugründung  grösserer 
solcher  Anstalten  durch  die  Logen  abge- 
sehen wird,  erscheint  im  Hinblick  auf  das 
Vorbemerkte  ebeuso  gerechtfertigt,  als 
dass  die  auch  in  engern  Kreisen  zweck- 
mässig organisierbaren  verschiednen ,  für 
Maurer  bestimmten  Kassen,  in  so  manig- 
facher  Weise  sich  neuerlich  gebildet  haben. 
Hierbei  soll  nicht  überwiegend  bloss  das 
materielle  Wohl  berücksichtigt  werden, 
vielmehr  soll  sich  die  Unterstützung  vor- 
zugsweise auf  Beratung  und  Beistand  je 
nach  Bedürfnis  und  Wunsch,  sowie  auf 
geistige  und  sittliche  Hebung  ausdehnen, 
z.  B.  in  Beförderung  von  Erziehungs- 
zwecken, Gewährung  von  Stipendien  für 
Bildungsanstalten  der  verschiedensten  Art, 
geistig-sittlicher  und  religiöser  Aufrichtung 
Armer  oder  sonst  dem  Verderben  entgegen 
Gehender,  so  dass  die  Logen  und  deren 
Mitglieder  auch  maurerisch  handelnd  auf- 
treten. Unterscheiden  wir  die  allgemeinen, 
d.  h.  nicht  auf  maurerische  Kreise  be- 
schrankten (wenngleich  denselben  nicht 
verschlossnen)  Anstalten  von  denen,  die 
nur  den  Gliedern  des  Bundes  oder  deren 
Angehörigen  zu  Gute  kommen,  so  sind  an 
allgemeinen  W.  aus  früherer  Zeit  hervor- 
ragend zu  nennen  das  Krankenhaus  in 
Edinburg,  gest.  1737,  die  von  den 
Hamburger  vereinigten  Logen  (Grossloge 
von  Hamburg)  1795  gestiftete  Anstalt  für 
männliche   und    weibliche  Kranke,  die 


Blindenanstalt  in  Amsterdam,  gestiftet  von 
den  vier  dortigen  Logen  1806  ;  die  Nachhilfe- 
oder Sonntagsschulen,  als :  der  frühern  Loge 
Günther  zum  stehenden  Löwen  in  Rudol- 
stadt 1801,  der  jetzigen  Logen  Ernst  zum 
Compaas  in  Gotha  1811,  Balduin  zur  Linde 
in  Leipzig  1815,  zu  den  drei  Bergen  in  Frei- 
berg i.  S.  1818  u.  a.  Eine  Unterrichtsanstalt 
für  arme  Knaben,  von  der  Loge  gestiftet, 
bestand  in  Braunschweig  von  1770—1858; 
ähnlich  war  wohl  schon  vorher  die  1762 
in  Jena  von  Darjes  (s.  d.)  gegründete 
Rosenschulc;  häufig  sind  Freistellen  auf 
I  zunächst  für  Kinder  armer  Freimaurer 
bestimmten,  dann  auch  auf  Pensionäre 
ausgedehnten  Bildungsanstalten  vorhanden. 
In  Stockholm  besteht  seit  1753  ein  grosses, 
von  der  Loge  gestiftetes  Waisenhaus,  in 
Gotenburg  gleichfalls  seit  dem  18.  Jahr- 
hundert ein  Erziehungshaus  für  arme 
Kinder.  In  Deutschland  sind  in  der  Mehr- 
zahl aller  Logen  Spenden  der  Liebe  für 
arme  Kinder  üblich,  sei  es  zum  Weih- 
nachtsfest, sei  es  bei  ihrem  Austritt  aus 
der  Schule  in  das  Leben,  der  Konfirma- 
tion. Besondere  Veranlassung  zu  Wohl- 
thätigkeitaspenden  gaben  die  kriegerischen 
Ereignisse  zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts, 
wie  in  neuester  Zeit;  aus  ersterer  Periode 
verdient  namentlich  Erwähnung,  was  von 
der  Loge  Zum  schwarzen  Bär  in  Hannover 
für  die  Unterstützung  der  Witwen  und 
Waisen  von  Soldaten  nach  den  Freiheits- 
kriegen gethan  wurde.  In  neuerer  Zeit 
wollte  man  schon  von  vorhinein  für  Hilfe 
in  Kriegszwecken  arbeiten,  was  aber  keinen 
Anklang  fand.  [Vgl.  Possart,  Was  den 
Freimaurern  noth  thut  (Brl.  1888).  Der- 
selbe, Die  gemeinsame  Werkthätigkeit 
der  deutschen  Freimaurer  (Brl.  1889). 
Dagegen  M.  L.  1888/89,  S.  91,  121, 
188.1  Vieler  Orten  bestehen  auch  be- 
sondere Stiftungen  bei  den  Logen  für 
einzelne  Zwecke,  so  die  Augustenstiftung 
(s.  d.)  in  Berlin,  aus  der  Ehe- Jubel  paare 
Geldspenden  erhalten.  Als  eine  Stiftung 
solcher  besondern  Art  ist  namentlich  der 
unter  Leitung  der  Loge  Balduin  zur  Linde 
stehende  Frauenverein  zur  Unterstützung 
hilfsbedürftiger  verheirateter  Wöchnerin- 
nen zu  nennen,  ferner  die  Suppenanstalt 
in  Braunschweig,  verschiedne  Volksbiblio- 
theken u.  a.  Für  Freimaurer  und  deren 
Angehörige  bestimmte  W.  sind  ab  die  be- 
deutendsten die  Erziehungsanstalten  für 
Kinder  armer  Freimaurer  zu  nennen,  deren 
in  London  (zwei,  für  Knaben  1788,  für 
Mädchen  1795),  Dresden  (1772)  und  andern 
Orten  errichtet  worden  sind.  Ebenso  giebt 
es  Asyle  für  alte  arme  Freimaurer,  so  in 
Paris  die  Maison  de  secours  und  nament- 
lich in  Amerika  die  Altersheime.  In 
Deutachland  sind  am  verbreitetsten  die 
Unterstützungskassen  für  Witwen  und 
Waisen  (s.  d.)  der  Freimaurer,  sowie  die 
Sterbeka^cn  (s.  d.)  zu  nennen,  in  neuerer 
Zeit  das  von  den  deutschen  Freimaurern 


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.552 


Wohlthätigkeit,  Ritter  der  —  Wolfenbüttel. 


gegründete  Schwesternhaus  (s.  d.)  in 
Dahme  und  das  von  der  Loge  in  Ein- 
beck geplante  Altersheim  (s.  d.)  für 
bedürftige  Brüder-Freimaurer.  Die  Frage 
der  maurerischen  Werk-  und  W.  ist  viel- 
fach in  der  maurerischen  Presse  behandelt 
und  erörtert  worden.  Der  Verein  deutscher 
Freimaurer  hat  eine  preisgekrönte  Schrift 
hierüber  herausgegeben:  Cramer,  Über  die 
den  Ideen  der  Maurerei  am  meisten  entspre- 
chende, fruchtbarste  und  zweckmassigste 
Art  maurerischer  Werkthätigkeit  [Mitthei- 
lungen aus  dem  Verein  deutscher  Frei- 
maurer in,  S.  1,  auch  in  Bh.  1869,  S.  202]. 
Ebenso  hat  der  gedachte  Verein  statistische 
Erhebungen  über  die  thatsächliche  maure- 
rische Werk-  und  W.  anstellen  lassen  und 
die  Ergebnisse  in  der  Schrift  veröffentlicht: 
R.  Fischer,  Die  freimaurerische  Werk-  und 
W.  (Lpz.  1890,  auch  in  den  Mittheilungen 
aus  dem  Verein  deutscher  Freimaurer 
1889/90).  Eine  gleiche  Erhebung  war 
schon  1878  von  Erfurt  aus  angestellt 
worden.  1868  tauchte  der  Plan  auf,  Logen- 
genossenschaften zur  Verfolgung  allge- 
meiner humanitärer  Zwecke  zu  bilden 
[vgl.  Bh.  1868,  S.  105,  130,  186,  2131,  der 
aber  beim  Vorschlag  verblieb.  Auch  be- 
sondere Thesen  über  maurerische  Werk- 
thätigkeit wurden  aufgestellt  [vgl.  Bbl. 
1889,  S.  260.  M.  L.  1896/97,  S.  1171.  Über 
Organisation  der  maurerischen  Werkthätig- 
keit handelt  ein  Artikel  in  den  Mitthei- 
lungen aus  dem  Verein  deutscher  Frei- 
maurer III,  244.  Selbst  die  Frage  wurde 
aufgeworfen,  ob  die  Logen  berechtigt  und 
verpflichtet  sind,  sich  durch  laufende  Bei- 
trage und  Mithilfe  an  öffentlichen  Wohl- 
thätigkeitsbestrebungen  zu  beteiligen.  [Vgl. 
L.  1897,  S.  74.  Im  Übrigen  vgl.  man 
noch:  Zumpe,  Zur  Frage  über  maurerische 
Werkthätigkeit  (Altbg.  1876).  A.  XXIV, 
112;  1893,  S.  19.  Bbl.  1889,  S.  439.  Bh. 
1866,  S.  72;  1869,  S.  209,  232;  1884,  S. 
197,  281;  1885,  S.  9,  49,  173;  1889,  S.  373; 
1896,  S.  149.  FZ.  1852,  S.  345;  1890,  S. 
68;  1892,  S.  401.  L.  1887,  S.  170;  1892, 
S.  183.  Mittheilungen  aus  dem  Verein 
deutscher  Freimaurer  1887/88,  S.  30,  insbes. 
R.  Fischer,  Entwurf  zu  einem  Handbuch 
für  die  Amtstätigkeit  der  Logenmeister 
(Lpz.  1891),  S.  88.  Findel.  Geist  und  Form 
der  Freimaurerei  (6.  Aufl.,  Lpz.  1898),  S. 
89.  Smitt,  Katechismus  der  Freimaurerei 
(2.  Aufl.,  Lpz.  1899),  S.  101.) 

Wohlthätigkeit,  Ritter  der.  Das  1782 
in  Wilhelmsbad  angenommene  SyBtem  der 
R.  d.  W.,  fast  gleichlautend  mit  dem  1778 
in  Frankreich  auf  dem  Konvent  zu  Lyon 
s.  d.)  eingeführten  der  Chevaliers  bien- 
faisants  de  la  Sainte  Cite*,  bestand  aus 
den  drei  Maurergraden,  4.  dem  Schot- 
ten. 5.  dem  Noviz,  in  Frankreich  Ecuyer, 
und  6.  dem  Ritter;  im  letzten  Grad  sollte 
die  Geschichte  des  Tempelordens,  aber 
nur  historisch,  mitgeteilt  werden.  In 
Deutschland  nahm  es  fast  allein  der  Land- 


graf Karl  von  Hessen,  als  Provinzialgrose- 
meister  von  Dänemark  und  Nachfolger 
des  Herzogs  Ferdinand,  an  und  führte  es 
in  Dänemark  und  den  Herzogtümern  ein; 
auch  da  wurde  es  1855  abgeschafft,  als 
König  Friedrich  VII.  die  schwedische 
Lehrart  einführte.  In  Frankreich  und  der 
Schweiz  hat  es  noch  Anhänger  und  ist 
unter  dem  Namen  Rite  rectine*  vom  Gross- 
orient  von  Frankreich  anerkannt,  der  einen 
Vertreter  in  seinem  Conseil  des  Rites  hat. 

Woitjlak,  Ernst,  Schulmann,  geb. 
14.  März  1837  in  Gleiwitz,  gest.  21.  Okt. 
1896  in  Tarnowitz,  war  zunächst  Lehrer 
am  Gymnasium  zu  Gleiwitz,  dann  zu  Gross- 
strelitz  bis  1873,  von  da  bis  Juli  1876 
Kreis-Schulinspektor  zu  Pless  und  dann 
bis  zu  seinem  Tode  in  Tarnowitz.  —  Auf- 
genommen wurde  W.  in  den  Freimaurer- 
bund in  der  Loge  Zum  Silberfels  in  Tar- 
nowitz 11.  Dez.  1878.  In  das  Provinzial- 
kapitel  von  Schlesien  fand  er  12.  Sept. 
1884  Aufnahme.  Von  1884  bis  1888 
war  er  stellvertretender  wortführender 
Meister  der  altschottischen  Delegation 
in  Tarnowitz  und  wurde  17.  Dez.  1888 
an  die  Spitze  der  Loge  und  der  Dele- 
gation gewählt.  Am  21.  Okt.  1897  fand 
die  Einweihung  des  für  ihn  auf  dem  Fried- 
hof in  Tarnowitz  errichteten  Denkmals 
statt.  [Vgl.S.L.  1896,  S.  153;  1897,  S.  179.] 

Wolf,  Friedr.  August,  berühmter 
Philolog  und  Begründer  der  Altertums- 
wissenschaft, geb.  15.  Febr.  1759  in  Hayn- 
rode bei  Norahausen,  gest.  8.  Aug.  1824 
auf  einer  Badereise  in  Marseille,  lies* 
sich  Ostern  1777  in  Göttingen  als  »philo- 
logiae  Studiosus«,  der  erste  in  Deutsch  - 
J  land  überhaupt,  immatrikulieren.  Im  Okt. 
1779  übernahm  er  eine  Kollaboratorstelle 
am  Pädagogium  in  Ilfeld  a.  H.,  ging  1782 
als  Rektor  der  Stadtschule  nach  Osterode 
a.  H.,  von  wo  er  im  Aug.  1788  als  ordent- 
licher Professor  der  Philologie  nach  Halle 
berufen  wurde.  Ostern  1795  erschienen 
:  seine  Prolegomena  ad  Homerum.  Seitdem 
galt  W.  unbestritten  als  »der  Fürst  der 
Philologen«.  —  W.  wurde  14.  Jan.  1783 
in  der  Loge  Zum  goldnen  Zirkel  in 
Göttingen  zum  Freimaurer  aufgenommen 
und  schloss  Bich  1793  der  Loge  Zu  den 
drei  Degen  in  Halle  an,  die  ihn  bis  April 
1807,  wo  W.  nach  Berlin  ging,  als  Mit- 
glied in  ihren  Listen  führte.  [Vgl.  Heyne, 
Mitteilungen  zur  Vorgeschichte  der  Loge 
Augusta  zum  goldnen  Zirkel  in  Göttingen 
(1896),  S.  20.] 

Wolfenbüttel  (St.  im  Herzogtum  Braun- 
schweig, 15505  E.).  Hier  wurde  im  her- 
zoglichen Schloss  vom  15.  Juli  bis  27.  Aug. 
1778  der  Wahlkonvent  (s.  Konvent  zu 
Wolfenbüttel)  gehalten,  auf  dem  der  Her- 
zog Karl  von  Södermanland  zum  Heer- 
meister der  VII.  Provinz  des  v.  Hundschen 
Tempelherrensystems  definitiv  erwählt 
wurde.  —  Die  Freimaurer  in  W.  gehörten 
der  Mehrzahl  nach  zur  Loge  in  Braun - 


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Wolff  —  Wöllner. 


5f,3 


schweig  und  hatten  seit  Anfang  der  vier- 
ziger Jahre  des  19.  Jahrhunderts  einen 
geselligen  Verein,  der  sich  1847  zur  Bil- 
dung einer  selbständigen  Loge  entschloss. 
Diese  wurde,  unter  dem  Protektorat  des 
regierenden  Herzogs,  am  8.  Mai  1847  unter 
dem  Namen  Wilhelm  zu  den  drei 
Säulen  von  der  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg gestiftet  und  8.  Sept.  1847  eingeweiht. 
Mitghederzahl  (1900):  95.  Vers.:  Diens- 
tags und  Freitags.  Ferien:  Juli  bis  Sept. 
Eignes  Logenhaus,  Kanzleistrasse  287. 
Hausgesetze  von  1901.  Bücherverzeichnis 
1887.  Milde  Stiftungen:  1) Unterstützungs- 
kasse, Kapital  3000  M.;  2)  Schwesternhilfe, 
Kapital  6000  M.;  3)  v.  Ungersches  Legat, 
Kapital  1600  M.;  4)  Stiftung  der  Schwester 
Mund,  Kapital  6000  M. ;  5)  Grotrianscher 
Kapitalfonds  150  M.;  6)  Stipendienfonds. 
Kapital  4500  M.  [Vgl.  Nicolai,  Geschichte 
der  Loge  (1897).   HZC.  1897;8,  S.  131.] 

Wolf,  1)  Theodor  Gustav,  Rechte- 
anwalt, geb.  18.  Dez.  1816  in  Berlin,  gest. 
das.  12.  Aug.  1876,  war  zuerst  am  Berliner 
Stadt-  und  Kammergericht  thätig,  wurde 
dann  nach  Posen  und  später  nach  Bunzlau 
versetzt.  1857  wurde  er  Rechtsanwalt  beim 
Ober-Tribunal  in  Berlin.  —  In  den  Frei- 
maurerbund wurde  er  14.  Okt.  1850  in  der 
Loge  Psyche  in  Oppeln  aufgenommen. 
In  Berlin  schloss  er  sich  15.  Okt.  1858  der 
Loge  Zum  flammenden  Stern  an,  wo  er, 
mit  verschiednen  Ämtern  betraut,  5.  Sept. 
1863  in  die  Grosse  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  eintrat.  Im  April 
1871  wählte  ihn  die  Loge  Zur  Eintracht, 
in  die  er  infolgedessen  eintrat,  zum  zu- 
geordneten Meister  und  im  Mai  1872  zum 
Meister  vom  Stuhl.  Dies  Amt  verwaltete 
er  bis  zum  9.  Dez.  1872,  wo  er  als  Mit- 
glied des  Bundesdirektoriums  erwählt 
wurde.  [Vgl.  Geschichte  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1890),  8.  451.] 

2)  Julius,  Schriftsteller,  geb.  16.  Sept. 
1834  in  Quedlinburg,  Verfasser  des  Ratten- 
fängers von  Hameln  u.  a.,  ist  Mitglied  der 
Loge  Zur  goldnen  Wage  in  Quedlinburg 
seit  7.  Mai  1859,  war  deren  Redner  1866 
bis  1867  und  lebt  in  Charlotten  bürg. 

Wolfsgarten  (Jagdschloss  im  Grossher- 
zogtum Hessen).  Hier  hat  ein  Festraum 
für  Logen  bestanden.  Landgraf  Ludwig 
Georg  Karl  von  Hessen  (s.  d.)  wurde 
30.  Aug.  1768  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Disteln  in  W.  aufgenommen.  [Vgl.  Nies, 
Der  Freimaurerbund  zur  Eintracht  (1896), 
S.  8.] 

Wolgast  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Pommern,  8147  E.).  Hier  besteht  eine 
Freimaurervereinigung  für  W.  und  Um- 
gegend, gest.  23.  Aug.  1889.  Mitglieder- 
zahl (1900):  15.    Vers.:  vierzehntägig. 

WolkeuMteln  (St.  im  Königreich  Sachsen, 
2099  E.).  Hier  hat  ein  maurerisches  Kränz- 
chen bestanden. 

Wöllner,  Johann  Christoph  v.,  geb. 


19.  Mai  1732  in  Döbritz  bei  Spandau,  gest. 
11.  Sept.  1800  in  Grossriez,  wurde  1754 
Prediger  zu  Gross-  und  Klein-Behnitz  bei 
Berlin,  legte  dieses  Amt  nieder,  um  seine 
erpachteten  Güter  zu  bewirtschaften  (er  ver- 
fasste  mehrere  wertvolle  Schriften  über 
Landwirtschaft)  und  wurde  Kanonikus  in 
Halberstadt,  1767  Rat  in  der  Domänen- 
kammer des  Prinzen  Heinrich  von  PreuBsen, 
1786  Kammerrat  bei  König  Friedrich  Wil- 
helm II.,  der  ihn  in  den  Adelstand  erhob 
und  zum  Geheimen  Oberfinanzrat  und 
Intendant  des  königlichen  Bauwesens  er- 
nannte. 1788  wurde  er  Staatsminister  und 
Chef  des  Departements  der  geistlichen  An- 

I  Gelegenheiten,  als  welcher  er  1788  durch 
das  bekannte  Glaubensedikt  und  durch 
Einführung  der  Zensur  die  Toleranz  und 
Aufklärung  des  vorigen  Königs  vernichtete. 
Nach  des  Königs  Tode  1797  entlassen, 
lebte  er  bis  zu  seinem  Tode  auf  seinem 
Gute  Grossriez  bei  Beeskow.  —  W.  wurde 
18.  Febr.  1766  in  der  Loge  Zur  Eintracht 
in  Berlin  in  den  Freimaurerbund  aufge- 
nommen.  In  demselben  Jahre  trat  er  zur 

i  strikten  Observanz  über.  Bei  der  vom 
Nationalgrossmeister  Prinz  Friedrich 
August  von  Braunschweig  auf  Veranlassung 
des  Herzogs  Karl  von  Mecklenburg-Strelitz 
und  des  Landgrafen  Ludwig  von  Hessen- 
Darmstadt  nach  Berlin  berufnen  Konferenz 
(1773)  zur  Versöhnung  der  strikten  Obser- 
vanz mit  v.  Zinnendorf  (s.d.)  und  seinen  An- 
hängern, führte  er  das  Protokoll,  war  1775 
als  Abgeordneter  des  Berliner  Kapitels  auf 

;  dem  Konvent  zu  Braunschweig  (s.d.),  wurde 

I  5.  Dez.  1775  Präfekt  und  Präpositus  der 
Präfektur  Templin  (Berlin)  und  altschotti- 
scher Obermeister  der  Mutterloge  Zu  den 

[  drei  Weltkugeln.  1791  wurde  er  zum  zu- 
geordneten Grossmeister  derselben  Gross- 
loge  gewählt.  Als  solcher  wirkte  er  wohl- 
thuend  für  die  Organisation  der  Loge  und 
besonders  für  das  Kassenwesen ,  aber 
nachteilig  durch  das  Einführen  der 
Rosenkreuzerei  in  diese.  Denn  er  war 
deren  eifriger  Anhänger.  Die  geheime 
Lehre  der  rosenkreuzerischen  Philosophie 
von  der  Gemeinschaft  mit  den  Geistern 
hielt  er  für  das  einzig  wahre  Wissen,  trieb 
Magie  und  Geisterseherei  und  glaubte 
sogar  an  die  Wahrheit  der  von  Lobs  auf 
dem  Konvent  zu  Wolfenbüttel  (s.  d.)  vor- 
getragnen Wundergeschichte  und  der  Zau- 
bernasche. Er  stand  an  der  Spitze  des 
Rosenkreuzerordens  und  wusste  diesem 
eine  grosse  Ausdehnung  zu  geben,  ausser- 
dem glückte  es  ihm,  den  König  Friedrich 
Wilhelm  II.  und  den  Herzog  Friedrich 
August  von  Braunschweig  dafür  zu  ge- 
winnen. Sein  Charakter  war  herrsch-  und 
selbstsüchtig,  aber  sein  übriges  Leben 
ohne  Tadel.  »Die  spätem  Generationen 
werden  ihn  gerechter  beurteilen,  als  seine 
Zeitgenoasen.«  Von  ihm  haben  wir  meh- 
rere gedruckte  Reden,  aber  auch  Rosen- 

|  kreuzerschriften.    Aus  seinem  Nachlasse 


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r,54  Wokniretedt 

sollen  die  in  den  ersten  Teilen  des  Signat- 
sterns  (Brl.  1803  fg.)  bekannt  gemachten 
Systemrituale  und  andre  maurerische  Pa- 
piere genommen  sein.  [Vgl.  Geschichte 
der  Grossloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
(1890),  8.  449.  L.  1888,  8.  124.  Bbl.  1897, 
8.  75.1 

Wolmlrstedt  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  4170  E.j.  Loge  das.  unter 
der  Grossen  National-Mutterlogc  Zu  den 
drei  Weltkugeln:  Asträa,  gest.  1.  Mai 
1821,  eingew.  13.  Juli  1821.  Mitglieder- 
zahl  (1900):  24.  Vers,  am  27.  jeden  Monats. 
Ferien :  Juli  und  August.  Lokal :  Gasthof 
zur  Sonne.  Milde  Stiftungen:  a)  Sterbe- 
k  asten  verein  (Statut  vom  20.  Aug.  1823); 
b)  Witwen- Versorgungsanstalt  (Statut  vom 
20.  Aug.  1823). 

Wongrowltz  (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Posen,  5260  E.).  Hier  besteht  unter  der 
Loge  in  Gnesen  ein  Freimaurerverein,  gest. 
23.  Jan.  1884,  genehmigt  6.  Jan.  1885. 
Mitgliederzahl  (1900):  9.  Vers.:  Diens- 
tags nach  dem  1.  und  15.  des  Monats. 
Lokal:  Hotel  Ziegel. 

Woodford,  Adolphus  Frederick 
Alexander,  Rev.,  geb.  9.  Juli  1821,  gest. 
23.  Dez.  1887  in  London,  1838—41  Leut- 
nant im  Coldstream-Garderegiment,  stu- 
dierte 1842—47  Theologie  in  Durham, 
erwarb  die  akademischen  Grade,  war  1847 
bis  1872  Pfarrer  in  Leeds  und  lebte  seitdem 
als  Privatmann  in  London.  Er  wurde  1842 
Freimaurer  in  Gibraltar,  wo  er  seinen 
Vater,  den  Feldmarschuli  W.,  besuchte, 
und  schloss  sich  dann  gleich  der  Loge 
Nr.  124  in  Durham  an,  die  er  1844  und 
1845  als  Meister  leitete.  1854  wurde  er 
Mitglied  der  Loge  Nr.  304  in  Leeds,  1858 
und  1859  deren  Meister.  1863  trat  er  der 
Lodge  of  Antiquity  Nr.  2  in  London  bei 
und  war  hier  187«  zugeordneter  Meister 
unter  dem  Herzog  von  Albany.  Den 
Royal  Arch-Grad  nahm  er  1848  in  Durham 
und  bekleidete  1863  im  Philanthropie- 
Kapitel  zu  Leeds  das  Amt  des  Zerubanel, 
ging  1874  zum  St.  James-Kapitel  in  London 
über  und  war  1882  auch  hier  Zerubabel. 
Ausserdem  ist  er  1847..  Provinzialgroas- 
k aplan  von  Durham,  1857  Älterer  Provinzial- 
Grossaufseher  und  1860  Provinzialgross- 
knplan  von  Wcst-Yorkshire  gewesen,  end- 
lich 1863  Grosskaplan  von  England.  Die 
Thätigkeit  des  Unterstützungsauaschusses 
von  West-Yorkshire  leitete  er  als  Vor- 
sitzender von  1869 — 70.  Schon  früh  be- 
gann er  kleinere  und  grossere  Beitrage  zu 
freimaurerischen  Zeitschriften  zu  liefern, 
besonders  unter  dem  Namen  »Masonic 
Student«,  und  war  bald  einer  der  bekann- 
testen maurerischen  Schriftsteller  Englands, 
zugleich  derjenige,  dessen  Anregung  die 
nun  seit  mehr  als  30  Jahren  mit  regem 
Eifer  betriebne  maurerische  Forschung 
in  England  in  erster  Linie  zu  danken  ist. 
Schon  im  April  1864  wies  er  in  einem 
lehrreichen  Artikel  auf  das  Archiv  der 


—  AVoodford. 

Union-Loge  in  York  hin,  harte  damals 
schon  Abschriften  von  alten  Handschriften 
der  Werkmaurer  gesammelt  und  ein  gründ- 
:  liches  St  udium  dieses  wichtigen  Zweigs  mau- 
i  rererischer  Litteratur  in  Angriff  genommen, 
j  Von  1873—85  war  er  Herausgeber  des 
»Freemason«,  zugleich  gründete  er  eine 

■  neue  Monatsschrift  für  maurcrische  For- 

■  schung  unter  dem  Titel  »The  Masonic  Ma- 
gazine: A  Monthly  Digest  of  Freemasonry 
in  all  its  Branches«,  deren  erstes  Heft  im 
Juli  1873  erschien.  Nach  Vollendung  von 
9  Bänden  bis  Juni  1882  wurde  das  l  nter- 

*  nehmen  abgeschlossen,  weil  die  Teil- 
nahme nicht  gross  genug  war.  Das  Blatt 
enthielt  auch  nichtmaurerischen  Unterhal- 
tungsstoff,  weil  Verleger  und  Herausgeber 
gehofft  hatten,  die  Zahl  der  Abnehmer 
dadurch  zu  steigern;  aber  das  war  nicht 
der  Fall,  und  diejenigen  Leser,  die  mau- 
rerische Belehrung  wünschten,  waren  mit 
den  »nichtmaurerischen«  Zugaben  nicht 
zufrieden.  Man  versuchte  nun  die  Fort- 
setzung eines  rein  maurerischen  Blatte« 
unter  dem  Titel  »Masonic  Monthly«,  aber 
davon  erschienen  nur  6  Hefte  bis  Dez. 
1882.  Seitdem  hat  der  im  gleichen  Verlag 
befindliche  »Freemason«  die  wissenschaft- 
lichen Bedürfnisse  mitbestreiten  müssen, 
bis  1886  unter  W.'s  eifriger  Teilnahme  die 
Loge  Quatuor  Coronati  (s.  d)  gegründet 
wurde  und  die  »Are  Quatuor  Coronatorum« 
die  Lücke  ausfüllte.  Mit  grossen  Hoff- 
nungen hielt  er  als  Vertreter  des  Gross- 
kaplans bei  der  Einsetzung  der  Loge  am 
12.  Jan.  1886  die  Festrede  und  wurde  erster 
sogenannter  »Immediate  Past  Master«; 
als  solcher  hat  er  noch  zweimal,  8.  Sept. 
und  8.  Nov.  1887,  den  Vorsitz  in  der  Loge 
geführt,  ehe  er  seine  Werkzeuge  nieder- 
legte. Auch  enthält  der  I.  Band  der  AQC. 
noch  einige  wertvolle  Beiträge,  nament- 
lich einen  zur  Sage  der  Vier  Gekrönten  (s.d.) 
mit  Abdruck  der  wichtigsten  Stücke  der 
Arundel-Handschrift  im  British  Museum 
aus  dem  12.  Jahrhundert  (I,  59— 65).  Sein 
grosstes  Werk  ist  »Kennings  Masonic  Cyclo- 
paedia  and  Handbook  of  Masonic  Archaeo- 
logy,  History  and  Biography«  (London 
1878,  656  8.);  unzählig  sind  seine  Aufsätze, 
namentlich  im  »Masonic  Magazine«  und 
im  »Masonic  Monthly«,  aber  auch  im 
»Freemason«.  Mit  Hughan  (s.  d.)  war  er 
eng  verbunden  und  unterstützte  diesen 
viele  Jahre  bei  der  Sammlung  und  Behand- 
lung der  alten  Werkmaurerhandschriften. 
Als  Redner  wurde  er  sehr  gefeiert,  und 
als  er  27.  April  1864  bei  der  Grundstein- 
legung zum  STeubau  von  Freemasons'  Hall 
eine  Rede  über  »Die  Würde  des  Ordens 
und  die  Grundsätze  der  Freimaurerei«  ge- 
halten hatte,  waren  die  Teilnehmer  der 

J  Feier  so  ergriffen,  dass  ihm  1.  Juni  in  der 
Grossloge  ein  einstimmiger  herzlicher  und 
inniger  Dank  ausgesprochen  und  zu  Proto- 

;  koll  gegeben  wurde.  Bis  zu  seinem  Todes- 

j  jähre  hat  er  oft  im  Auftrag  der  Grossloge 


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Woog  —  Wren. 


555 


bei  Logenstiftungen  als  Grosskaplan  mit- 
gewirkt, stets  zur  grossen  Freude  der  Be- 
teiligten. Allgemeine  Liebe  und  Verehrung 
waren  sein  Lohn. 

Woog,  Karl  Christian,  geb.  1718  iu 
Dresden,  gest.  24.  Aug.  1771,  Prediger  in 
Dresden,  nachher  Mag.  Philos.  und  Pro- 
fessor der  griechischen  und  lateinischen 
Sprache  in  Leipzig,  wurde  1740  in  London 
Maurer,  erhielt  auch  angeblich  da  den 
Schottengrad;  er  war  von  1758— 66  Meister 
vom  Stuhl  der  Schottenloge  in  Leipzig  und 
ging  1763  auf  Johnsons  (s.  d.)  Einladung 
nach  Jena,  wurde  aber  nicht  gläubig,  trat 
auch  nachher  dem  v.  Hundschen  System 
nicht  zu.  Verfasser  des  Aufsatzes  im  W. 
J.  III,  147  ist  nicht  er,  sondern  Witzleben 
(s.  d.). 

Worms  (St.  im  Grossherzogtum  Hessen, 
28636  E.).  1)  Bereits  im  18.  Jahrhundert 
bestand  hier  eine  von  der  Provinzialloge 
zu  Wetzlar  gestiftete  Loge  Johannes  zur 
brüderlichen  Liebe.  Sic  wurde  zu- 
nächst als  deren  Filialloge  11.  Okt.  1779 
und  als  selbständige  Loge  23.  April  1781 
gestiftet  und  27.  April  1781  eingeweiht. 
Ihr  erster  Meister  vom  Stuhl  war  Wolf- 
gang Heribert  von  und  zu  Dalberg  (s.  d.). 
Nach  kurzer  Dauer  wurde  sie  misslicher 
Verhältnisse  wegen  28.  Aug.  1782  für  auf- 
gehoben erklärt.  Sie  wandte  sich  darauf 
an  den  Eklektischen  Bund  23.  Mai  1783 
um  Aufnahme;  dieser  wies  aber  nach  an- 
fänglicher Zusage  das  Gesuch  ab.  [Vgl. 
Nies,  Der  Freimaurerbund  zur  Eintracht 
(Mainz  1896),  S.  13.)  2)  Am  30.  Aug. 
1808  beschlossen  die  übrig  gebliebnen 
Mitglieder  der  alten  Loge,  eine  neue  zu 
errichten.  Diese  erhielt  unterm  Namen 
Zum  wiedererbauten  Tempel  der 
Bruderliebe  24.  Febr.  1809  eine  Stif- 
tunesurkunde  vom  Grossorient  von  Frank- 
reich und  wurde  8.  Mai  1811  eingeweiht. 
Am  1.  Aug.  1816  verlieh  ihr  Grossherzog 
Ludwig  L  sein  Protektorium.  Am  4.  Nov. 
1816  trat  sie  zum  Eklektischen  Bund,  wo 
sie  25.  Mai  1817  aufgenommen  wurde,  und 
25.  März  1859  zur  Grossloge  Zur  Eintracht 
in  Darmstadt  Mitgliederzahl  (1900):  74. 
Vers.:  Donnerstags.  Monatslogen  an  jedem 
letzten  Sonnabend  des  Monats.  Verzeichnis 
der  Büchersammlung  von  1894.  Die  Loge 
hat:  Witwenkasse,  Sterbekasse,  Münch- 
Stiftung  zur  Weckung  und  Unterstützung 
geistigen  Strebens  und  Kaiser-Stiftung. 

Wort.  Das  W.  ist  eines  der  Erkennungs- 
merkmale der  Freimaurer,  da  es  aber  nicht 
einheitlich  durchgeführt  ist,  nicht  von 
grosser  Bedeutung.  Das  W.  hat  aber  sonst 
eine  wertvollen  Sinn,  und  zwar  als  W.  des 
ehrlichen  Mannes,  das  den  heiligsten  Eid 
ersetzen  soll.  »Ein  W.  ein  Mann«  gilt  in 
der  Freimaurerei  als  unverletzlich,  und  »auf 
Maurerwort«  ist  die  höchste  Beteuerung, 
deren  Nichtachtung  den  Ausschluss  er- 
wirkt. [Vgl.  A.  XXV,  S.  44.  FZ.  1872, 
S.  138.    W.  J.  I,  S.  165.    R.  Fischer, 


Ritual  und  Symbol  (Lpz.  1878),  S. 
170.) 

Wörth  (St.  im  Königreich  Bayern  bei 
Aschaffenburg,  1645  E.).  Hier  wurde  1809 
oder  1810  die  Loge  Napoleon  und 
Alexander  zum  Tempel  des  Frie- 
dens errichtet,  die  dann  unter  dem  Na- 
men Napoleon  und  Luise  zur  glücklichen 
Vereinigung  nach  Miltenberg  (s.  d.)  verlegt 
wurde.  Der  Grossorient  von  Baden  ver- 
sagte ihr  die  nachgesuchte  Stiftungs- 
urkunde.  (S.  Soheppler,) 

Wrede,  Johann  Friedrich,  olden- 
burgscher Zollinspektor,  geb.  7.  März  1746 
in  Oldenburg,  gest.  8.  Febr.  1805  in  Els- 
fleth, aufgenommen  1772  in  der  Loge  Zu  den 
drei  Rosen  in  Hamburg,  erhielt  in  Berlin  1775 
die  höhern  Grade,  war  1776  Mitstifter  der 
Loge  Zum  heiligen  Joseph  in  Wien  und 
der  Loge  Zum  goldnen  Hirsch  in  Olden- 
burg, deren  erster  Aufseher  er  bis  zum  8. 
Mai  1778  war,  wo  er  wieder  auf  Reisen 
ging,  in  Ostende  die  Loge  Zur  Harmonie 
errichten  half  und  1780  mit  Leonhardi 
(s.  d.)  in  London  die  Loge  Zum  Pilger 
gründete,  deren  zweiter  Aufseher  er  war. 
1784  Hess  er  sich  in  Baltimore  nieder  und 
erhielt  im  April  1787  von  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  die  Vollmacht,  in 
Amerika  Logen  zu  errichten.  Der  Auf- 
trag kam  nicht  zur  Ausführung,  er  kehrte 
1791  nach  Oldenburg  zurück  und  verwal- 
tete noch  mehrfach  Logenämter. 

Wrede-Sparre,  Axel  Ericson  Graf, 
geb.  1.  Dez.  1708,  gest.  19.  Jan.  1772, 
trat  ins  Heer,  wurde  1731  Leutnant,  1744 
Rittmeister,  1747  Oberstleutnant,  1749 
Oberst,  1760  Generalmajor  der  Kavallerie, 
1768  Präsident  des  Kriegsamts  und  1770 
Oberstatthalter  in  Stockholm.  —  Nach  seiner 
eignen  Angabe  wurde  er  am  4.  Mai  1731 
in  Paris  als  Lehrling  aufgenommen,  am 
16.  Nov.  1731  zum  Gesellen  und  1733  zum 
Meister  befördert.  Er  errichtete  die  erste 
Loge  in  Stockholm,  anscheinend  1785,  da 
unter  diesem  Jahr  die  ersten  Aufnahmen 
verzeichnet  sind.  Sie  wurde  1787  vom 
Freiherrn  SchefTer  (s.  d.)  auf  Grund 
einer  französischen  Vollmacht  bestätigt. 
Am  14.  Jan.  1753  trat  Graf  W.-S.  mit 
acht  Mitgliedern  seiner  Loge  (darunter 
auch  Scheffer)  zu  der  1752  vom  Grafen 
Posse  gestifteten  Loge  St.-Jean  auxiliaire 
über  und  übergab  dem  Meister  seine  Pa- 
piere, die  noch  im  Archiv  zu  Stockholm 
aufbewahrt  werden.  In  der  Folgezeit  tritt 
er  in  der  Geschichte  der  schwedischen 
Maurerei  nicht  mehr  hervor  [vgl.  Medde- 
landen  frän  Svenska  Stora  Landslogens 
arkiv  och  bibliotek,  Heft  I,  1892,  S.  9-18, 
und  oben  II,  S.  867.] 

Wren,  Sir  Christoph,  Dr.  der  Rechte, 
Oberaufseher  der  königlichen  Gebäude, 
Präsident  der  königlichen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  in  London,  geb.  20.  Okt. 
1632  zu  East  Knoyle  in  Wiltshire,  wo  sein 
Vater  Pfarrer  war,  gest.  25.  Febr.  1723, 


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Wriezen  — 


Württemberg. 


war  einer  der  hervorragendsten  Baumeister 
Englands.  Das  Konstitutionenbuch  von  1738 
erzählt  wunderbare  Dinge  über  seine  frei- 
maurerische Laufbahn.  Darnach  soll  er  1663 
Älterer  Grossaufseher,  1666  zugeordneter 
Grossmeister  und  1685_  Grossmeister  ge- 
worden sein.  Solche  Ämter  gab  es  da- 
mals noch  gar  nicht,  und  man  erfährt 
von  Beinern  Zeitgenossen  Aubrey,  dass 
er  18.  Mai  1691  überhaupt  erst  als 
Freimaurer  aufgenommen  werden  sollte 
(vgl.  oben  I,  S.  232);  ob  es  wirklieb 
eben  ist,  weiss  man  nicht  sicher, 
er  unter  den  Freimaurern  jemals 
eine  Rolle  gespielt  hat,  ist  unwahr- 
scheinlich, auch  weiss  das  Konstitu- 
tionenbuch von  1728  nichts  darüber, 
sondern  erwähnt  ihn  nur  als  Baukünstler, 
und  alles,  was  im  Laufe  des  18.  Jahrh. 
von  W.  als  Freimaurer  angegeben  wor- 
den ist,  gründet  sich  lediglich  auf  An- 
dersons Erzählung  von  1738.  Als  W.  25. 
Febr.  1728  gestorben  war,  meldeten  zahl- 
reiche Zeitungsanzeigen  seinen  Tod,  aber 
von  den  16,  die  Gould  (s.  d.)  hat  auffinden 
können,  bezeichnen  ihn  nur  zwei  mit  dem 
Zusatz  »that  worthy  Freemason«  (jener 
würdige  Freimaurer);  in  der  Folgezeit 
wird  er  bis  1738  niemals  und  nirgends  als 
Freimaurer  namhaft  gemacht,  weder  von 
den  Freimaurern  selbst,  noch  von  andern 
Seiten.  Ausführlich  handelt  hierüberGould 
(History  III,  4—12). 

Wriezen  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 7142  E.).  Eine  Loge  das.,  unter 
dem  Namen  Zur  Einigkeit,  wurde  vou 
der  Grossen  Landesloge  zu  Berlin  12.  Febr. 
1819  gestiftet  Mitgliederzahl  (1900):  80. 
Vers.:  Donnerstags.  Klub:  Mittwochs  und 
Sonnabends. 

W Unzer,  Theodor,  Geh.  Hofrat  und 
Direktor  des  Hoftheaters  zu  Darmstadt, 
geb.  3.  Okt.  1831  in  Schwabmünchen  in 
Bayern,  gest.  18.  Mai  1897,  wurde  in 
der  Loge  Johannes  der  Evangelist  zur 
Eintracht  in  Darmstadt  5.  April  1886 
zum  Freimaurer  aufgenommen,  war  1888 
bis  1890  und  1896/97  deren  Meister  vom 
Stuhl  und  ein  echter  deutscher  Mann, 
durchdrungen  von  seinen  Pflichten  als 
Maurer.  Er  wandte  sich  zuerst  juristischen 
Studien,  später  einem  unwiderstehlichen 
innern  Drange  folgend,  der  Bühne  zu,  auf 
der  er  nach  harten  Kämpfen  zur  höchsten 
künstlerischen  Vollendung  durchdrang. 

Wurmb,  Friedrich  Ludwig  v.,  geb. 
1725,  gest.  in  Dresden  18.  Jan.  1800  als 
kurfürstlich  sächsischer  Kabinetts-  und 
Konferenzminister  und  Direktor  der  Kom- 
merziendeputation,  wurde  als  Student  in 
Halle  in  der  Loge  Aux  clefs  d'or  16.  Sept. 
1744  aufgenommen,  7.  Okt.  zum  Gesellen 
befördert  und  erhielt  noch  vor  seinem 
Abgang  von  der  Universität  19.  Okt.  den 
Meistergrad.  Am  20.  März  1759  wurde  er  bei 
der  Loge  Zu  den  drei  Schwertern  in  Dresden 
angenommen  und  war  1760  deren  zweiter 


Aufseher.  In  einem  1795  verf aasten  Manus- 
kript u.  d.  T.:  »Cours  de  Maconnerie«,  von 
dem  die  erste  Ausgabe  dieses  Handbuchs 
(III,  627  fg.)  Auszüge  enthält,  erwähnt  er, 
dass  er  Meister  vom  Stuhl  einer  Loge  in 
Warschau  gewesen  sei.  Er  trat  auch  dem 
Hundschen  Tempelherrenorden  bei,  ver- 
kehrte mit  Schrepfer  (s.  d.),  glaubte  an 
Gugomos  (s.  d.)  und  wurde  Rosenkreuzer. 
Nach  dem  Fall  des  Hundschen  Systems  war 
er  mit  v.  Räcknitz  (s.  d.)  an  der  Wiederher- 
stellung der  alten  Maurerei  thätig  und 
half  1785  bei  der  Einführung  des  um- 
gearbeiteten Rituals,  aber  seitdem  wohnte 
er  sehr  wenigen,  in  den  letzten  Jahren 
gar  keinen  maurerischen  Arbeiten  mehr 
bei,  weil  ihm  das  Widersprechende  einer 
geheimen  Gesellschaft,  die  kein  Geheimnis 
hat,  befremdlich  erschien. 

Württemberg (K  ö  n  i  g r  e  i  c  h).  Die  ersten 
Logen  waren  die  Loge  Zur  vollkommnen 
Einigkeit  (La  parfaite  union)  in  Ludwigs- 
burg (s.d.),  die  1761  von  österreichschen, 
württembergschen  und  schwedischen  Offi- 
zieren in  Magdeburg  (s.  d.)  gegründet,  am 
5.  März  1762  von  der  Grossen  National  - 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  ge- 
stiftet und  nach  Ludwigsburg  verlegt 
worden  war,  und  die  mit  ihr  vereinigte, 
zuerst  1768  erwähnte  Loge  Zu  den  drei 
Cedern  in  Stuttgart  (s.  d.).  Beide  muasten, 
da  sie  von  der  Regierung  mit  Misstrauen 
betrachtet  wurden,  am  7.  Juli  1784  infolge 
herzoglichen  Befehls  sich  auflösen  [vgl. 
W.  J.  1784,  S.  245].  Das  gleiche  Schicksal 
teilte  1810  die  seit  1789  in  Ulm  arbeitende 
Loge  Asträa  Zu  den  drei  Ulmen  (s.  d.), 
nachdem  die  ehemals  freie  Reichsstadt  an 
Württemberg  gekommen  war.  Eine  1809 
in  Heilbronn  (s.  d.)  gestiftete  Loge  Zum 
Felsen  der  Wahrheit  bestand  nur  wenige 
Monate.  Erst  1834  wusste  der  Opern- 
regisseur Krebs  (s.  d.)  in  Stuttgart  König 
Wilhelm  I.  durch  eine  Adresse  (auszüglich 
Bh.  1862,  Nr.  43J  für  die  Freimaurerei  zu 
gewinnen,  so  dass  die  württembergschen 
Freimaurer  nach  einer  Zuschrift  des  Mi- 
nisters des  Innern  v.  Schlager  »an  der 
Ausübung  der  Freimaurerei  ferner  nicht 
behindert  waren.«  Infolgedessen  entstan- 
den 1885  die  Loge  Wilhelm  zur  aufgehen- 
den Sonne  in  Stuttgart  (s.  d.),  1840  die 
Loge  Zu  den  drei  Cedern  das.  (s.  d.),  1843 
die  Loge  in  Ulm  (s.  d.),  1855  die  in  Heil- 
bronn (s.  d.)  und  Ludwigsburg  (s.  d.),  1859 
die  in  Hall  (s.  d.)  und  1886  die  in  Reut- 
lingen (s.  d.).  Von  diesen  sieben  jetzt 
hier  bestehenden  Logen  arbeiten  zwei 
unter  der  Grossloge  Zur  Sonne  (Wilhelm 
z.  a.  S.  in  Stuttgart  und  Ludwigsburg), 
die  übrigen  fünf  unter  der  Grossen  Loge 
von  Hamburg.  Alle  fünf  Jahre  feiern  diese 
Logen  gemeinschaftlich  das  Johannisfest. 
[Vgl.  L.  1898,  S.  127.] 

Württemberg  (Königshaus).  Von  dem 
württembergischen  Königshaus  sind  neun 
Mitglieder  dem  Freimaurerbuode  beige- 


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Württemberg. 


557 


treten.  Daas  schon  der  regierende  Herzog 
Friedrich  Eugen  (geb.  1732,  gest.  1797) 
Freimaurer  war  und  der  Verfasser  der 
•Freymäurerischen  Versammlungsreden  c  ist 
(vgl,  die  vorige  Auflage  dieses  Handbuchs 
HI,  489],  beruht  auf  Irrtum  und  einer 
Verwechslung  mit  seinem  Sohn  Eugen 
(s.  unter  Nr.  3).  Wohl  aber  haben  sich 
sechs  seiner  Söhne   dem   Bunde  ange- 

HC  Ii  1 Ö88CO  * 

1)  Friedrich  I.  Wilhelm  Karl,  seit  1797 
Herzog,  seit  1803  Kurfürst  und  seit  1806 
König  von  W.,  ältester  Sohn  des  Herzogs 
Friedrich  Eugen,  geb.  6.  Nov.  1754  in 
Treptow,  gest.  30.  Okt.  1816  in  Stuttgart, 
trat  1777  in  preussische  Kriegsdienste  und 
stieg  im  Bayerschen  Erbfolgekrieg  bis  zum 
Generalmajor.  1783  wurde  er  russischer 
Generalleutnant  und  Generalgouverneur 
in  Finnland  bis  1787.  1796  stellte  er  sich 
den  Franzosen  entgegen,  musste  aber  der 
Übermacht  weichen.  Nach  seinem  Regie- 
rungsantritt schloss  er  sich  1799  an  die 
zweite  Koalition  gegen  Frankreich  an. 
Nach  Erhebung  W.'a  zum  Königreich  or- 
ganisierte er  Regierung  und  Verwaltung 
neu,  führte  aber  später  eine  üppige  Hof- 
haltung ein  und  zeigte  sich  als  eifriges  | 
Mitglied  des  Rheinbunds  und  getreuer  i 
Verbündeter  Napoleons.  —  Er  wurde  9.  Jan. 
1776  in  der  Grossen  National-Mutterloge 
Zu  den  drei  Weltkugeln  als  Mitglied  an- 
genommen [vgl.  Geschichte  ders.  (1890), 
S.  65 j,  wird  aber  schon  1775  als  Ehren- 
mitglied und  Protektor  der  Loge  Augusta 
zur  goldnen  Krone  in  Stargard  i.  P.  auf- 
geführt. 1777  gründete  er  die  Loge  Maria 
zum  goldnen  Schwert  in  Köslin  und  wurde 
1796  ihr  Ehrenmitglied  und  Obermeister 
vgl.  Mehring,  Geschichte  dieser  Loge 
1872)].    1778  wurde  er  (nach  andern  sein 

Bruder  Eugen  [Nr.  8p  Meister  vom  Stuhl 
der  neugegründeten  Loge  Fridericia  zum 
Totenkopf  in  Lüben  {vgl.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (1890),  S.  69).  Am  5.  Okt.  1778 
trat  er  der  strikten  Observanz  bei  und 
wurde  Mitglied  der  Präfektur  Stuttgart 
(Herrenburg)ohneRitternamen.Im>Tableau 
des  Loges  rlunies  en  Allemagne  trav.  sous 
la  Gr.  Maltrise  de  S.  A.  S.  M.  le  Duc 
Ferdinand  de  Br.  et  Lüneb.«  wird  er  als 
Protektor  der  vereinigten  Logen  genannt. 
[Vgl.  Pfister,  König  Friedrich  von  W.  und 
seine  Zeit  (Stuttg.  1888).]  Von  seinen 
Söhnen  schloss  sich  der  Herzog  Paul  (Nr.  7) 
dem  Bunde  an. 

2)  Ludwig  Friedrich  Alexander,  Herzog 
von  W.,  Bruder  des  Vorigen,  preussischer 
und  russischer  Generalfeldmarschall,  geb. 
30.  Aug.  1756  in  Treptow,  gest.  2».  Sept. 
1817,  wurde  9.  Jan.  1776  in  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln mit  seinem  vorgenannten  Bruder 
zum  Freimaurer  aufgenommen.  [Vgl.  Ge- 
schichte dieser  Grossloge  (1890),  S.  65.] 
Am  25.  Mai  1779  trat  er  der  strikten  Ob- 


servanz in  der  Präfektur  Stuttgart  bei. 
Auch  er  wird  in  dem  bei  Nr.  1  erwähnten 
•Tableau«  als  Protektor  aufgeführt.  1784 
führte  er  bei  Einsetzung  der  Belgarder 
Loge  Aurora  den  Vorsitz.  Er  wird  end- 
lich auch  als  Protektor  und  Ehrenmitglied 
der  Logen  Augusta  zur  goldnen  Krone 
und  Julius  zur  Eintracht  in  Stargard  i.  P. 
erwähnt.  [Vgl.  Findel,  Geschichte  der 
Grossloge  zur  Sonne  (Lpz.  1897),  S.  87. 
HZC.  Nr.  146,  8.  38.] 

3)  Eugen  Friedrich  Heinrich,  Herzog 
von  W.,  Bruder  des  Vorigen,  preussischer 
General  der  Kavallerie,  geb.  21.  Nov.  1758, 
gest.  20.  Juni  1822  in  Meiningen,  trat  früh 
in  preussische  Dienste,  befehligte  1806  die 
Reservearmee  und  wurde  17.  Okt.  1806  von 
Bernadotte  bei  Halle  geschlagen.  Nach 
dem  Frieden  nahm  er  seinen  Abschied. 
Er  wurde  1778  in  einer  Feldloge  in  Trop- 

Sm  für  die  Loge  Augusta  zur  goldnen 
rone  in  Stargard  i.  P.  aufgenommen, 
deren  Protektor  er  wurde.  1779  beteiligte 
er  sich  an  der  Gründung  der  Branden- 
burger Loge  Friedrich  zur  Tugend  und 
blieb  bis  1806  ihr  Mitglied  [vgl.  Sachs,  Ge- 
schichte dieser  Loge  ( 1879),  S.  2  fg.).  Er(nach 
andern  sein  Bruder  Friedrich  [Nr.l  ])  war  auch 
Meister  vom  Stuhl  der  Loge  Fridericia  zum 
Totenkopf,  die  1778—82  in  Lüben  bestand. 
In  den  80er  Jahren  des  18.  Jahrh.  war  er 
Schottischer  Meister  und  Visitator  per- 
petuus  der  Glogauer  Mutterloge  Zur  gold- 
nen Himmelskugel  und  wohnte  in  dieser 
Eigenschaft  1783  der  Einweihung  der 
Brieger  Loge  Friedrich  zur  aufgehenden 
Sonne  bei  [vgl.  Fitzner,  Annalen  dieser  Loge 
1883),  S.  7  fg.,  213  fg.].  Auch  als  Mitglied 
der  Breslauer  Loge  Friedrich  zum  goldnen 
Zepter  wird  er  in  den  Jahren  1778 — 88 
aufgeführt  [vgl.  Rehbaum,  Chronik  dieser 
Loge  (1869),  S.  10].  Von  ihm  erschienen 
im  Druck  :»Freymäurerische Versammlungs- 
reden« (Frkf.  und  Lpz.  [Brsl.]  1784—85, 
neue  Ausg.  1794),  die  freilich  etwas  rosen- 
kreuzerisch  gefärbt  sind.  Von  seinen  Söh- 
nen war  Herzog  Paul  (Nr.  8)  Freimaurer. 

4)  Friedrich  August  Ferdinand,  Herzog 
von  W.,  Bruder  des  Vorigen,  Feldmarschall, 
geb.  22.  Okt.  1763,  gest.  20.  Jan.  1834, 
war  1784  Mitglied  der  Wiener  Loge  Zu 
den  drei  Adlern  [vgl.  Abafi,  Geschichte  der 
Freimaurerei  in  Österreich -Ungarn  (1890 
fg.),  IV,  270]. 

5)  Alexander  Friedrich  Karl,  Herzog 
von  W.,  Bruder  des  Vorigen,  russischer 
General,  geb.  24.  April  1771,  gest.  4.  Juli 
1833,  wurde  21.  Jan.  1808  in  der  Pariser 
Loge  Phönix  aufgenommen  [vgl.  Kloss, 
Geschichte  der  Freimaurerei  in  Frank- 
reich (1«52),  1, 528]  und  war  1810  Mitglied 
(im  Rosenkreuzergrad)  der  Loge  Les  amis 
reunis  in  St.  Petersburg.  Ihm  widmete  die 
dortige  Loge  St. -Jean  de  Palatino  einen 
»Cantique«,  den  Boieldieu  (s.  d.)  kompo- 
nierte. [Vgl.  Pypin,  Quellen  und  Bei- 
träge zur  Geschichte  der  Freimaurerlogen 


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558 


Wüntburg  —  Yelaguine. 


Rusalands  (Riga  1896),  S.  40,  63,  95 
Anm.  1.] 

6)  Heinrich  Friedrich  Karl,  Herzog 
von  W.,  Bruder  des  Vorigen,  geb.  3.  Juli 
1772,  gest.  28.  Juli  1838,  war  Mitglied  der 
Ulmer  Loge  Asträa  zu  den  drei  Ulmen 
und  suchte,  leider  erfolglos,  deren  Schlie- 
ssung zu  verhindern,  die  1810  auf  könig- 
lichen Befehl  erfolgte  (vgl.  Maier,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Ulm  (1877)]. 

7)  Paul  Karl  Friedrich  August,  Herzog 
von  W.,  Sohn  des  Königs  Friedrich  I. 
(Nr.  1),  geb.  19.  Jan.  1785,  gest.  16.  April 
1852,  wurde  1805  in  der  Hildburghfluser 
Loge  Karl  zum  Rautenkranz  zum  Frei- 
maurer aufgenommen  [vgl.  Ehrhardt,  Ab- 
riss  der  Geschichte  dieser  Loge  (1887)] 
und  war  später  Mitglied  und  Grand-Secrä- 
taire  du  St.-£mpire  im  Grand  Conseil  du 
Rite  ecossais  ancien  et  accepte*  in  Paris, 
bei  dessen  Winterjohannisfest  er  1851  den 
Vorsitz  führte. 

8)  Friedrich  Paul  Wilhelm,  Herzog  von 
W.,  Sohn  des  Herzogs  Eugen  (Nr.  3),  geb. 
25.  Juni  1797  in  Karlsruhe  in  Schlesien, 
gest.  25.  Nov.  1860  in  Mergentheim,  wurde 
1815  preußischer  Hauptmann,  unternahm 
im  Okt.  1822  eine  Reise  nach  Nordame- 
rika, wo  er  die  Flussgebiete  des  Mississippi 
und  des  Missouri  durchforschte.  Die  Ergeb- 
nisse dieser  Reise  gab  er  in  der  Schrift: 
»Erste  Reise  nach  dem  nördlichen  Ame- 
rika« (Stuttg.  1835)  heraus.  Auf  einer 
zweiten  Reiscü829— 32)besuchte  er  Mexiko 
und  die  südlichen  Staaten  der  Union; 
1839 — 40  beteiligte  er  sich  an  der  Ex- 
pedition, die  Mehemed  Ali,  der  Vizekönig 
von  Ägypten,  zur  Erforschung  des  oberu 
Nils  anordnete.  Auf  einer  dritten  Reise 
(1849—56)  durchzog  er  Amerika  in  ver- 
schiednen  Richtungen,  und  eine  vierte 
Reise  (1857 — 59)  führte  ihn  nochmals  an 
den  untern  Mississippi  und  von  dort  nach 
Australien  und  Neuseeland,  von  wo  er 
über  Ceylon  und  Ägypten  heimkehrte.  —  Er 
wurde  1817  in  der  Trierer  Loge  Zum  Verein 
der  Menschenfreunde  zum  Freimaurer  auf- 
genommen und  1845  in  der  Stuttgarter 
Loge  Zu  den  drei  Gedern  angenommen, 


zu  deren  Ehrenmeister  er  ernannt  wurde. 
Sein  Sohn 

9)  Wilhelm  Ferdinand  Maximilian 
Karl,  Herzog  von  W.,  geb.  3.  Sept.  1828 
auf  Schloss  Taxis  bei  Neresheim,  gest.  30. 
Juli  1888  in  Regensburg,  trat  1861  in  der 
vorgenannten  Stuttgarter  Loge  dem  Bunde 
bei.  [Vgl.  A.  XXHI,  204.  Bh  1888,  S. 
300.] 

»Ürzbnrg  (St.  im  Königreich  Bavern, 
68747  E.).  J)  Hier  wurde  1801  nach  dem 
Vorgange  Österreichs  die  Freimaurerei 
verboten  [Köthner  Taschenbuch  1802,  S. 
288].  2)  Im  J.  1809  wurden  auf  Veran- 
lassung französischer  Offiziere  oder  Mili- 
tärbeamten zwei  französische  Logen  ge- 
gründet: Amis  confldäres  und  Ami» 
r£unis.  Sie  arbeiteten  unter  dem  Gross- 
orient von  Frankreich,  konnten  sich  aber 
nach  dem  Abzug  der  Franzosen  nicht  mehr 
halten  und  verschwanden  mit  diesen. 
3)  Am  27.  Okt.  1869  bildete  sich  ein 
Freimaurerkränzchen  Zu  den  zwei  Säu- 
len am  Stein  unter  der  Loge  in  Schwein- 
furt, das  sich  4)  1.  Okt.  1871  als  Loge 
gleichen  Namens  unter  der  Grossloge  Zur 
Sonne  aufthat.  Mitgliederzahl  (1900):  »2. 
Vers.:  letzten  Sonnabend  im  Monat.  Klub: 
Dienstags..  Logengebäude:  Grasweg  3, 
eingew.  17.  Nov.  1895.  —  Im  Dom  zu 
Würzburg  befinden  sich  Nachbildungen  der 
beideu  Säulen  des  Salomonischen  Tempels 
(s.  d.).  [Vgl.  A.  Z.  1824,  S.  1.  Bbl.  1897, 
S.  97.    FZ.  1856,  S.  80.] 

Wunen  (St.  im  Königreich  Sachsen, 
15672  E.).  Hier  wurde  1)  11.  Nov.  1815  ein 
Klub  gegründet  Aus  ihm  entstand  2)  die 
Loge  Friedrich  August  zum  treuen 
Bunde  unter  der  Grossen  Landesloge  von 
Sachsen,  gest.  7.  Juni  1819.  Mitglieder- 
zahl (1900):  97.  Vers.:  Montags  nächst 
dem  Vollmond.  Lokal:  Eignes  Haus  am 
Bahnhof.  Milde  Stiftung:  Seume-Stiftung 
(1864),  Kapital:  9000 M.,  zur  Unterstützung 
verschämter  Armer  mit  Naturalien. 

Wyoming,  einer  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika.  In  Saratoga  besteht 
seit  15.  Dez.  1874  eine  Grossloge  mit  16 
Logen  und  1044  Mitgliedern. 


X, 

Xalntrallles,  s.  Palntraille. 

Y.  Dieser  Ruchstabe,  auch  der  Pytha- 
goreische Buchstabe  genannt,  zeigt  nach 
Pythagoras  das  Leben  eines  Menschen  an, 
der  im  Anfang  in  der  unschuldigen  Kind- 
heit einen  ebnen  und  geraden  Weg  vor  sich 
hatte,  wenn  er  aber  das  verständige  Alter 
erreicht,  den  Scheideweg  der  Tugend  und 
des  Lasters  vor  sich  sieht,  wo  er  alle  Ur- 
sache hat,  zu  bedenken,  welchen  unter 
beiden  er  einschlagen  will,  weil  sie  zu 


Y. 

einem  gar  ungleichen  Ausgang  führen. 
In  diesem  Siune  wird  dieser  Buchstabe 
auch  freimaurerisch  gedeutet  und  mit  dem 
Dreieck  in  Zusammenhang  gesetzt. 

Yelaguine, IwanPerfiljewitsch(andre 
schreiben  Jelagin,  auch  Gelagin),  kais. 
russ.  Oberhofmeister,  Wirklicher  Geheime- 
rat, Kabinettsminister,  erhielt  1772  von 
der  Grossen  Loge  von  England  eine  Be- 
stallung als  Provinzialgrossmeister  im 
russischen  Reich  und  stiftete  mehrere 
Logen  in  Petersburg  und  an  andern  Orten. 


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York. 


559 


Weil  die  englische  Grossloge  keine  ge- 
schriebnen  Rituale  ausgab,  \.  also  seinen 
Logen  solche  auch  nur  aus  dem  Gedächt- 
nis niedergeschrieben  hatte  übergeben 
können,  forderte  und  erhielt  er  von  v. 
Reichel  (der  1771  mit  v.  Rosenberg  [s.  d.] 
die  schwedische  Lehrart  in  Petersburg^ 
eingeführt  hatte)  dessen  Rituale  der  drei 
Grade.  Nun  schlössen  sich  Beiner  Pro- 
vinzialgrossloge  auch  einige  der  schwedi- 
schen Logen  im  Kaiserreich  an,  und  1776 
wurde  Y.  als  Provinzialgrossmeister  der 
universellen  Maurerei  in  Russland  aner- 
kannt; diese  Provinzialgrossloge  nannte 
sich  auch  Grosse  Nationalloge;  sie  bestand 
nachher  neben  der  von  der  schwedischen 
Grossloge  1779  gegründeten  Provinzial- 
loge  des  russischen  Reichs  unter  dem 
Fürsten  Gagarin,  und  Y.  verwahrte  sich 

femeinschaftlich  mit  letzteren  gegen  die, 
er  Kaiserin  sehr  unliebsame  Abhängig- 
keit von  Schweden.  Als  die  Herrnhuter 
in  Saratow  eine  Kolonie  errichteten,  soll 
diese  durch  seinen  Einfluss  auf  Saratow 
beschränkt  geblieben  sein,  weil  damals 
die  der  strikten  Observanz  anhängenden 
Maurer  auf  Veranlassung  des  Grafen 
Mussin-Puschkin  ebenfalls  den  Plan  ge- 
fasst  hatten,  in  Saratow  Kolonien  zu  er- 
richten, was  jedoch  unterblieb.  Noch  1791 
stiftete  Y.  eine  Loge  in  Sckloff  (oder 
Sklow)  im  Gouvernement  Mohilew.  Als 
1794  die  Kaiserin  dem  Maurerbunde  ihren 
Schutz  entzog,  hörte  auch  die  National- 
loge auf  zu  arbeiten.  Y.  starb  in  dieser 
Zeit;  die  Maurer  wollten  sein  Leichen- 
begängnis mit  Trauermusik  und  Zeremo- 
nien begehen,  die  Feierlichkeit  unterblieb 
aber,  weil  der  Polizei  keine  Anzeige  da- 
von gemacht  war.   (S.  Russland.) 

York  (Hauptstadt  der  engl.  Grafschaft 
Yorkshire,  [1891 J  67004  E.)  ist  für  die 
Geschichte  der  Freimaurerei  von  einiger 
Bedeutung.  Die  beiden  ältesten  Formen 
der  Zunftsage,  die  man  kennt,  die  des 
maurerischen  Gedichts  und  des  Cooke-MS. 
(s.  oben  I,  S.  226),  wissen  noch  nichts  von  Y., 
aber  die  um  1480  verfasste  Umarbeitung 
des  letztern  nennt  Edwin  (s.  d.)  Sohn 
Athelstans  und  lässt  ihn  eine  Versamm- 
lung in  Y.  abhalten,  in  der  nach  alten 
.Schriften  und  Büchern  der  Zunft  neue 
»Pflichten«  zusammengestellt  sein  sollten. 
Eine  Handschrift  dieser  Familie  hat  An- 
derson (s.  d.)  1723  benutzt  und  die  Sage 
noch  dadurch  erweitert,  dass  er  Edwin 
als  » Grossmeister«  dieser  Versammlung  be- 
zeichnet, wovon  die  alten  Handschriften 
noch  nichts  wissen.  In  der  Ausgabe 
von  1738  ist  Edwin  nicht  mehr  Athel- 
stans «jüngster  Sohn«,  wie  in  der 
Zunftsage  und  dem  Konstitutionenbuch 
von  1723,  sondern  Athelstans  «Bru- 
der«, da  das  von  Cole  1729  und  1781 
herausgegebne  »Buch  der  alten  Ver- 
fassungen«, wahrscheinlich  infolge  von 
Plots  (s.  d.)  kritischen  Bemerkungen  in 


I  dessen  Naturgeschichte  von  Staffordshire, 
Edwin  bereits  als  Athelstans  Bruder  vor- 
geführt hatte.  Vielleicht  hat  Anderson 
selbst  aus  Plot  geschöpft,  jedenfalls  be- 
richtet er  weiter  darüber,  wie  Athelstans 
Bruder  Edwin  schon  jung  umgekommen 
sein  solle.  Ausserdem  ist  1738  aus  der 
•Allgemeinen  Loge«  (General  Lodge)  von 
1723  eine  •Grossloge«  geworden,  und  die 
Jahreszahl  926  ist  hinzugefügt.  Von  hier 
oder  wahrscheinlicher  aus  Spratts  Nach- 
druck von  1751  (s.  oben  I,  S.489)  entnahm 
Dermott  (s.  d)  folgende  Anmerkung,  die 
er  der  2.  Ausgabe  des  »Ahiman  Rezon« 
(s.  d.)  beigab:  »Sie  heissen  Y.-Maurcr,  weil 
die  erste  Grossloge  in  England  zu  Y.  im 
Jahre  926  von  Prinz  Edwin  versammelt 
wurde,  welcher  (zur  selben  Zeit)  zum  Besten 
der  Brüderschaft  einen  Freibrief  von 
König  Athelstan  kaufte«  (1764,  S.  89). 
Darnach  erscheint  in  den  spätem  Stif- 
tungsurkunden der  »Alten  Maurer«  (bis 
1769  sicher  nicht)  der  Zusatz:  »nach  der 
alten  Verfassung,  die  von  S.  K.  H.  dem 
Prinzen  Edwin  gewährt  wurde,  A.  D.  926, 
und  im  Jahr  der  Maurerei  4926«.  Auf 
Anderson  gehen  natürlich  alle  spätem 
Nachrichten  über  das  Jahr  926  zurück, 
haben  also  nicht  die  mindeste  Gewähr. 
Der  in  die  Zunftsage  um  1480  eingeführte 
Edwin  ist  übrigens  weder  Sohn,  noch  Bru- 
der Athelstans,  sondern  höchst  wahrschein- 
lich König  Edwin  von  Northumbrien,  von 
dem  Beda  in  seiner  Kirchengeschichte  er- 
zählt, dass  er  627  zuerst  eine  Kirche  aus 
Holz  in  Y.  baute  und  auf  Betreiben  des 
Bischofs  Paulinus  im  selben  Jahre  eine 
grössere  und  stattlichere  Kirche  aus  Stein 
begann,  die  er  aber  nicht  vollenden  konnte, 
weil  er  633  getötet  wurde.  Paulinus,  der 
Edwin  getauft  hatte,  baute  mit  des  Königs 
Unterstützung  noch  eine  andre  Kirche  in 
Campodonum,  wo  damals  ein  königlicher 
Landsitz  war  [vgl.  BZC.  1894,  S.  808]. 
Eine  weitere  Nachricht  meldet,  dass  dieser 
Edwin  627  ein  Parlament  bei  Y.  hielt,  in 
dem  Gesetze  und  Freibriefe  bewilligt  wur- 
den (vgl.  Rylands,  AQC.  IV,  214J.  Die 
Verwirrung  in  der  Chronologie  braucht 
nicht  abzuhalten,  an  diese  Beziehungen  zu 
glauben;  denn  darin  ist  die  Zunftsage 
überhaupt  gross.  Die  im  Anfang  des  19. 
Jahrhunderts  aufgetauchte  sogenannte  Y.er 
Urkunde  (s.  d.)  ist  längst  als  unecht  er- 
kannt; sie  setzt  in  verschiednen  Dingen 
Andersons  Buch  von  1738  unbedingt  vor- 
aus. Die  in  den  »Fabric  Rolls  of  Y. 
Minster«  (Durham  1859)  enthaltnen  »Ver- 
ordnungen« von  1352,  1370  und  1409  sind 
lediglich  für  die  in  den  Bauhütten  arbei- 
tenden Werkmaurer  bestimmt  und  können 

l  übergangen  werden ;  die  erste  und  dritte 

[  sind  lateinisch  und  nennen  die  Bauhütte 
•logium«,  die  von  1370  ist  englisch  und 

|  hat  den  Namen  »löge«  (S.  171,  181, 
198).     Wann  aus   oder   in  Verbindung 

|  mit  den  Bauhütten  sich  eine  oder  mehrere 


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560 


York. 


Logenbrüderschaften  in  Y.  entwickelt 
haben,  entzieht  sich  bisher  unarer  Kennt- 
nis; die  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür, 
dass  im  17.  Jahrhundert  jedenfalls  eine 
solche  Vereinigung  bestanden  hat,  da  zu 
Anfang  de«  18.  Jahrhunderts  ihr  Dasein 
bezeugt  wird.  Ein  1779  amtlich  aufge- 
nommenes Verzeichnis  der  damals  im 
Besitz  der  Y.er  Grossloge  befindlichen 
Gegenstände  und  Schriftstücke  ist  erhalten. 
Von  letztern  erscheinen  unter  Nr.  1—6 
ebenso  viele  Handschriften  der  Werk- 
maurerverfassung, die  bis  auf  Nr.  3  sämt- 
lich auch  heute  noch  vorhanden  sind. 
Nr.  7  ist  »eine  andre  Pergamentrolle,  ent- 
haltend die  eigenhändigen  Unterschriften 
u.  s.  w.  von  Personen,  die  in  der  Gross- 
loge  zu  Maurern  gemacht  sind«.   Sie  be- 

Sinnt  am  19.  März  1712  und  endet  mit 
em  Protokoll  einer  Loge  am  4.  Mai  1730 
[vgl.  Hughan,  Mas.  Sketches  and  Reprints, 
S.  34];  Nr.  9  ist  »Ein  kleiner  schmaler 
Pergamentstreifen,  enthaltend  eine  Liste 
der  Meistermaurer*,  und  zuletzt  steht,  ohne 
Nummer  »Ein  schmales  handschriftliches 
Buch,  beginnend  am  7.  März  1705/6,  ent- 
haltend verschiedne  Berichte  und  Aufzeich- 
nungen in  Bezug  auf  die  Grosslogc«  (a.a.O). 
Nr.  7  und  Nr.  9  sind  erhalten,  das  letzte 
•  Buch*  ist  leider  verloren,  es  giebt  aber 
ein  andres  Zeugnis  von  1778,  dass  es 
damals  vorhanden  war;  denn  der  Y.er 
Grossschriftführer  Bussey  schrieb  am  29. 
Aug.  1778,  als  die  »Lodge  of  Antiquity«  mit 
der  Londoner  Grossloge  in  Streit  war  (vgl. 
England  HI),  an  Bradley  in  London,  er 
habe  ein  »Original-Protokollbuch  dieser 
Grossloge,  beginnend  1705  und  endigend 
1734«,  eingesehen  und  die  Namen  der 
Grossmeister  während  dieser  Zeit  ausge- 
zogen. Die  Liste,  die  er  giebt,  ist  sicher 
authentisch,  nur  waren  die  Genannten 
natürlich  nicht  Grossmeister,  Bondern  »Prä- 
sidenten*, wie  sie  vor  1725  hi essen.  Nach 
dem  verlornen  Buche  war  der  Baronet 
George  Tempest  1705/6  der  Vorsitzende, 
jedenfalls  »Präsident*  genannt,  wie  man 
aus  dem  erhaltnen  Protokokollbuch  mit 
Sicherheit  schliessen  darf.  Auch  in  dem 
Protokoll,  das  auf  die  Auasenseite  der 
Scarborough-Handschrift  geschrieben  ist, 
heisst  der  Vorsitzende  »Präsident*.  Es 
lautet:  »Memorandum,  dass  in  einer  Privat- 
loge, gehalten  zu  Scarborough  in  der 
Grafschaft  Y.,  am  10.  Tage  des  Juli  1705, 
vor  William  Thompson  Esq.,  Präsidenten 
der  genannten  Loge,  und  mehreren  andern 
Brüdern  Freimaurern  die  verschiednen  Per- 
sonen, deren  Namen  hier  unterschrieben 
sind,  damals  in  die  genannte  Brüderschaft 
zugelassen  wurden«  (folgen  6  Unterschrif- 
ten). Die  Aufnehmenden  waren  vermutlich 
eine  Abordnung  von  Y.,  wie  nach  einem 
Protokoll  des  verlornen  Buchs  Freimaurer 
aus  Y.  1713  eine  Loge  in  Bradford  ab- 
hielten, in  der  »18  Herren  der  ersten 
Familien  in  jener  Nachbarschaft  zu  Mau- 


rern gemacht  wurden«  (vgl.  Mas.  Repr.  V, 
Part.  I,  und  Gould  IV,  408).  Der  Esquire 
William  Thompson  war  also  vielleicht  der 
Vorgänger  des  Baronet  George  Tempest, 
der  27.  Dez.  1705  »Präsident«  geworden 
sein  wird.  Auch  die  folgenden  Präsi- 
denten waren  Leute  in  angesehnen  gesell- 
schaftlichen Stellungen,  Baroneta  und  Es- 
quires,  1707  der  damalige  Lord  Mayor  von 
Y.,  der  sehr  ehrwürdige  Robert  Bensonr 
der  1718  zum  Baron  Bingley  ernannt  wurde. 
Die  Y.er  Loge  war  daher  bereits  1705 
keine  reine  Werkmaurerloge  mehr,  sondern 
eine  Brüderschaft  von  Mitgliedern  auch 
der  bessern  Gesellschaftskreise,  wenngleich 
Handwerker  nicht  ausgeschlossen  waren. 
Dem  Präsidenten  stand  nach  dem  Wort- 
laut mehrerer  Protokolle  ein  »Abgeord- 
neter Präsident«  (Deputy  President)  zur 
Seite;  das  Amt  bekleidete  1712  und  1713 
der  Esquire  George  Bowes,  aus  einer  hoch- 
angesehnen  Y.er  Familie;  1714  und  1716 
nennen  Protokolle  den  Esquire  Charles 
Fairfax;  1721  erscheint  der  Esquire 
Robert  Fairfax,  der  1715  Lord  Mayor 
war.  Unter  den  Aufgenommnen  befand 
sich  1713  auch  ein  Geistlicher,  der  ehr- 
würdige Robert  Barker.  Aus  der  Gewohn- 
heit, dass  die  Aufgenommnen  in  den 
Protokollen  »Personen«  genannt  werden, 
hat  man  voreilige  Schlüsse  gezogen  in 
Bezug  auf  deren  gesellschaftliche  Stellung; 
bei  näherm  Zusehen  findet  man,  dass  die 
Bezeichnung  »Gentlemen«  überhaupt  vor 
dem  27.  Dez.  1725  gar  nicht  vorkommt, 
nachher  aber  ohne  Unterschied  bald  von 
»Persons«,  bald  von  »Gentlemen*  die  Red» 
ist;  unter  den  »Persons*  bis  1725  finden 
sich  z.  B.  neben  Mitgliedern  andrer  an- 
gesehnen Familien  auch  der  nachmalige 
erste  Grossmeister  Charles  Bathurst  (21.  Juli 
1725),  sowie  der  nachmalige  Jüngere  Gross- 
aufseher und  Grossmeister  Francis  Drake 
(6.  Sept.  1725)  und  der  Baronet  Matthew 
St.  Quintin  (24.  Dez.  1725),  die  natürlich 
»Gentlemen«  waren,  trotzdem  daas  der 
Schreiber  der  Protokolle  sie  »Persons« 
nennt,  die  Wahl  der  Auadrücke  ist  offen- 
bar eine  willkürliche  und  zufallige.  Ebenso 
zufällig  und  willkürlich  handelt  der  Schrei- 
ber, wenn  er  von  1712—24  bald  »honour- 
able  Society  and  fraternity  of  Free-Ma- 
sons«,  bald  »honourable  Society  and  Com- 
pany of  Freemaaons«,  bald  »honourable 
Society  of  Free  Maaons«,  bald  »Ancient 
and  Honourable  Society  of  Free  Maaons*, 
bald  »Antient  Society  of  Free  Maaons«, 
bald  bloss  »Society  of  Free  Maaons«  und 
dann  plötzlich  21.  Juli  1725  zweimal  »So- 
ciety of  Free  and  Accepted  Maaons« 
Bcbrcibt,  nachher  aber  wieder  meist  »An- 
tient Society  of  Free  Maaons*  (18  mal) 
oder  »thia  Antient  and  Honourable  So- 
ciety* (2  mal)  oder  »Society  of  Freemasona« 
(2  mal),  dann  ganz  vereinzelt  4.  Mai  1726 
wieder  einmal  »Society  of  Free  and  Accep- 
ted Masons*  und  weiter  aufa  neue  »Antient 


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• 


Society  ui  Free  Masons«  7  mal)  oder  bloss 

•  HonotiroWe  Society«.  Dm«  der  Ausdruck 
•Free  and  Arcepted  Masona«  der  neuen 
Londoner  Weise  nachgeschrieben  ist,  leuch- 
tet ein,  *>><>r  weitere  Schlüsse  daraus  zu 
ziehen,  ixt  verfehlt.  Die  Versammlungen 
heis^n  gewöhnlich  «private  Lodge«,  aner 
24.  Juni  und  27.  Dez.  »General  Lodge«, 
24.  Juni  1713  heisst  es  «General  Lodge 
ou  St.  John»  Day«,  27.  De*.  1716  und  1721 
•8t.  Johns  Lodge  in  Chriatma««,  24.  Juoi 
1729  «Ht.  Johns  Lodge..  Die  übliche 
Wendung  bei  Aufnahmen  bis  1725  is( 
•ad  mitten  and  sworn«  (zugelassen  und 
vereidigt),  seltner  »sworn  and  admitted«. 
aber  seit  27.  Dez.  1725  immer  »sworn  and 
sdniitted« ;  natürlich  hat  da»  nicht«  weiter 
tu  bedeuten.  Von  irgend  solchen  Be 
forderungen  ist  in  den  erhaltnen  Proto- 
kollen von  1712 — 30  niemals  die  Hede, 
:md  doch  ist  eine  »Liste  von  Meister- 
manrern«  vorhanden  ^Nr.  9  des  Verzeich 
i»i*«**s  von  1779),  die  freilich  erst  1729 
begonnen  zu  »ein  scheint,  aber  ober  den 
7.  Juli  1784  hiuaunreicht  (vgl.  Hughau, 
a.  a.  <>.  S.  65).  Der  Meistergrad  war  also 
anscheinend  1729  noch  neu,  wurde  aber 
jedenfalls  in  einer  gesonderten  lx»g*n- 
arheit  er« eilt;  vielleicht  enthielt  das  ver- 
lorne Buch,  da»  wie  die  Liste  bin  1734 
reichte,  Protokolle  aber  die  Meisterbefor- 
tleru ngen.  Die  beiden  Altern  Grade  der 
Lehrlinge  und  Genossen  wurden  vermut- 
i<rk  zugleich  gegeben,  wie  das  in  Schott- 
tand bei  Herren-Maurern  auch  zu  geschehen 
pflegte  ,'vgl.  oben  S.  330)  Von  1712 
bis  175>1  wird  der  Vorsitzende  genannt 
und  als  •  President«  oder  »Deo.  President« 
bezeichnet,  der  erstere  mit  dem  Beiwort 
»Wondiipful«  (Ehrwürdig; ;  von  1722—25 
erwähuen  die  Protokolle  die  Vorsitzenden 
gar  nicht,  und  am  21.  Juli  1725  erscheint 
ohne  weitere  Bemerkung  der  Esquire  Ed. 
Hell  als  »Meister«.  In  diesem  Jahre  fan- 
den zahlreiche  Arbeite«  statt,  und  viermal 
werden  neben  dem  »Ehrwürdigen  Meister« 
mch  Awei  »Aufseher«  (Wardens)  namhaft 
gemacht,  was  früher  nie  der  Kall  ist  und 
auch  spater  bi«  1730  nicht  wieder  geschieht, 
ausser  an  den  Tagen,  wo  i.eue  Beamte 

•  ingeseut  werden,  zuerst  27.  Dez.  1725 
und  dann  noch  einmal  24.  Juni  1729. 
Ohrsens  sind  die  Protokolle  unvollständig, 
t.  B.  fehlt  das  Protokoll  \om  24.  Juni  172$, 
an  weichten  Tage  der  Baron-.t  Milner  als 
1  Jrossmeistcr  eingesetzt  wurde  (vgl.  Whyte- 
head,  Home  Ancient  Y.  Masona,  Freeniason 
1884j;  vielleicht  war  dieses  und  anderes  in 
dem  verlornen  Buche  enthalten.  1723  be- 
iraun eine  regere  Thfttigkeit,  wenigstens 
nach  den  erhaltnen  Protokol'en  zu  ur- 
teilen.   Zu  diesem  Aufschwung  hatte  ge- 

die  sei.  dem  24.  Juni  1721  unter  neu 
sdligcn  Grosauieistern  in  Blüte  gekomuine 
londoner  Freimaurerei  die  Anregung  ^e- 
ireben,  obwohl  von  einem  EinfluM  im 
Innern  zunächst  nichts  nachzuweisen  ist. 

AUf««A*iuM  Hund  brich  d«r  **reiB»»orer»i  II. 


>rk.  561 

1  Im  Verlauf  des  Jahres  1725  entwarf  man 
such  eine  Hei  he  von  neuen  Verordnungen, 
i  die  gleichfalls  erhalten  sind;  es  sind  19, 
die  keinerlei  bemerkenswerte  Züge  tragen 
'vgl.  unter  Bngland  I)  und  noch  aus  der 
Zeit  vor  der  Eröffnung  der  »Groasloge« 
-tammen,  denn  sie  sind  noch  von  Ed.  Bell 
:  .de  .Meister«  an  erster  Stelle  unterschrie- 
ben, ausserdem  von  87  Mitgliedern,  von 
denen  freilich  manche   erst   nach  1725 
beigetreten  sind  und  unterzeichnet  haben: 
denn  jedes  neue  Mitglied  musste  seinen 
Namen  darunter  setzen.  Am  27.  Dez.  1725, 
dem  »Festtag  Johannis  des  Evangelisten«, 
machte  die  Gesellschaft   einen  Festzug 
nach  der  Kaufmannshalle,  hielt  dort  einen 
Pestschmaus    und    wühlte   darnach  den 
» Khrwürdigen«  Charles  Bathurst  zumGrosa- 
nieister,  einen  Herrn  Johnson  zum  Ab- 
geordneten, die  Herreu  Pawson  und  Drake 
,  zu  Aufsehern,  Herrn  Scourfield  zum  Schatz- 
meister und  John  Russell  zum  Schriftführer 
für  das  kommende  Jahr.    Am  HL  Dez. 
1725  wurden  noch  mehrere  Henen  auf- 
genommen, und  1726  fanden  nicht  weniger 
»Is  13  Versammlungen  statt  mit  33  Auf- 
'  nahmen;  aus  den  Jahren  1727  und  1728 
ist  kein  einziges  Protokoll  erhalten,  aus 
1729  und  1780  uur  je  eins,  und  das  letztere 
;  la««t  •'inen  Nacblass  des  Eifers  erkennen. 
'  da  den  Beamten  eingeschärft  wird,  bin- 
1  fort  bei  den  »monatlichen  Logen«  nicht 
zu  fehlen,  bei  Strafe  von  1  sh.  für  jede 
,  Versäumnis    Die  Bestimmung  linst  aber 
i  andrerseits  auch  erkennen,  dass  die  »Mo- 
;  natslogen«  noch  üblich  waren,  e«  halten 
daher  sieher  mehr  Arbeiten  stattgefunden, 
als  die  erhaltnen  Protokolle  aufweisen. 
Eine  Lücke  von  1728  wurde  oben  schon 
erwähnt,  ebenso  fehlt  ein  Protokoll  über 
die  Feier  des  Johannisfests   am  27.  Dez. 
1726,    bei    der    der  Jüngere  Grossauf- 
seher  Francis  Drake  einen  Vortrag  ge- 
halten hat,  der  sogar  gedruckt  worden  »si, 
und  zwar  in  wiederholten  Auflagen  in  Y. 
und  in  London.  Der  Verfasser  geht  davon 
aus,  dass  die    menschliche  Geselligkeit 
grosse  Vorteile  gezeitigt  habe,  gute  Sitten, 
gute  Erziehung  u.  dgl.  Dann  geht  er  /.ur 
!  Maurerei  über,  deren   hohes  Alter  und 
|  hoher  Wert  von  Altertumsforschern  ent- 
.  sprechend  gewürdigt  werde;  die  Geometrie 
i  habe  mit  ihr  begonnen,  beide  zusammen 
|  hatten    die    erstaunlichen    Bauw.-rke  zu 
Stande  gebracht,  es  sei  daher  begreiflich, 
dass  man  aus  den  Regeln  dieser  Knust 
ein  Geheimnis  gemacht   habe.    Aber  er 
werde  daraus  mich  etwas  der  Welt  olfen- 
bar, was  allein  genüge,  alle  Vorwürfe  der 
Bosheit  und  Unwissenheit  zu  widerlegen. 
:  so  namentlich  die  »drei  grossen  Grund- 
I  satze  der  brüderlichen  Liehe,  des  Beisein - 
I  des  und  der  Treue  untereinander«.  Weiter 
macht  er  eine  symbolische  Anwenduug  der 
Begriffe  Punkt,  Linie,  Flache  und  Körper 
(die  auch  bei  Prichard  vorkommen),  sow-  ic 
von  Fuder,   Stift    und  Kelle.  Könige, 


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562 


York. 


Fürsten  und  EdoHeute  haben  «ich  deshalb 
immer  gern  einweihen  lassen  in  den  ge- 
heimen Teil  der  Gesellschaft  und  be- 
trachteten es  nicht  als  Herabsetzung,  wenn 
ein  Maurer  sieh  Bruder  und  Geuose  eine» 
Königs  nennt.  Vom  Osten  kam  die  Kunst 
nach  Frankreich  und  Deutschland,  nach 
Kngiaud  durch  8t.  Alban,  den  Erstniftrtyrer 
von  England,  aber  diu  erste  Grossloge  in 
England  wurde  in  dieser  Stadt  gehalten, 
iu  der  Edwin,  welcher  den  (trund  zur 
Kathedrale  legte,  Grossmeister  war.  Darum 
könnten  sie  den  Logen  in  London  den 
Rang  streitig  machen,  aber  da  in  einer 
Brüderschaft  so  etwas  nicht  vorkommen 
soll,  gOnnen  sie  ihnen  gern  den  »Titel 
eines  GrossnieUter*  von  England,  aber  den 
Totiua  Angiiae  beanspruchen  wir  als  unser 
unzweifelhaftes  Kocht«.  Nach  kurzen 
Worten  an  den  Großmeister,  den  zugeord- 
neten Großmeister  und  den  «Bruder  Auf- 
seher« wendet  er  sich  an  die  Werkmaurer 
und  empfiehlt  ihnen  die  Beobachtung  der 
Verfassung,  dann  giebt  er  den  Mitgliedern 
andrer  Gewerke  gute  Ratschläge,  ihr 
eigentliche»  Geschäft  nicht  zu  vernach- 
lässigen, endlich  erhallen  auch  die 
•  Herren«  (Gentlemen)  ihre  Ermahnungen, 
namentlich  Künste  und  Wissenschaften  zu 

{»liegen  und  zu  begünstigen;  in  Logen  zu 
Hindun  und  andern  Teilen  des  König- 
reich»», habe  er  gehört,  würde  bei  jeder 
Versammlung  ein  Vortrag  über  einen 
Punkt  der  Geometrie  oder  der  Baukunst 
gehalteu,  waruui  sollte  da  »die  Mutter  logt 
von  ihnen  allen«  ihre  eignen  Einrich- 
tungen vergessen;  kein  »Herr«,  der  sich 
Freimaurer  nennen  lasse,  solle  vor  einer 
Aufgabe  der  Geometrie,  einem  Satze  de* 
Enklid  zurückschrecken  oder  iu  der  Ge- 
schichte und  den  Fntcrschieden  der  fünf 
i  »rduungcu  der  Baukuust  unbewandert 
sein.  Im  übrigen  »oll  nichts  die  flurmonie 
stören,  »die  Welt  möge  höreu  und  be- 
wundern, dass  selbst  in  dieser  kritischen 
Zeit  alle  Parteien  in  der  Maurerei  begraben 
sind;  al»er  wir  wollen  uns  hier  und  über- 
all .sonst  so  benehmen,  dass  die  unter- 
scheidenden Kennzeichen  der  ganzen  Brü- 
derschaft sein  mögen,  gute  Christen, 
gehorsame  Unterthanen,  treue  Briten  so- 
w  »hl  wie  Freie  Muurer  zu  heissen.«  In 
dii>er  Rede  wird  zuerst  die  Bezeichnung 
«Tot  i us  Angiiae«  gebraucht,  wofür  nachher 
englisch  »of  All  England«  gesagt  wurde, 
aber  erst  in  späterer  Zeit.  Bei  dem  da- 
mals  herrschenden  Glauben  an  die  Rich- 
tigkeit der  Zunflsage  hatten  die  Y.er 
Freimaurer  *  mit  ihren  Altenau  Sprüchen 
vollkommen  recht,  auch  ist  ibnen  von 
deutschen  Maurern  in  ganz  willkürlicher 
Weise  die  Berechtigung  abgesprochen 
wurden,  sich  als  Grussloge  zu  bezeichnen, 
wiiiirend  es  keinen  Augenblick  zwcilel 
halt  sein  kann,  dass  die  Y.er  Freimaurer 
geutiu  dasselbe  Recht  hatten,  eine  Gross- 
'oge  tu  bilden,  wie  die  londoner  1717. 


:  Ja,  iu  Y.  waren  1725  gan.*.  andre  JCrifte 
■  vorhanden,  als  1717  in  London,  also  e^ne 
;  gam  andre  und  viel  bessere  Grundlage, 
J  und  die  londoner  Grosaloge  hat  nur  da- 
durch das  f'bergewicht  bekommen,  «las» 
sie  in  der  viel  grössern  Hauptstadt,  dem 
Mitte.punkt  def  Königreichs,  ins  Lebeu 
'  trat  und  durch  /ire  adligen  Grussmeister 
die  ungemeine  mfnicrksamkeit  auf  sich 
lenkte;  ohue  diese  beiden  günstigem  Um- 
stände 'vare  aus  ib»"  sicher  nicht*  Grosse* 
:  geworden.     Die   englischen  Forscher 
j  denken  such  gar  nicht  daran,  das  Recht 
1  der  Y.er  zu  bezweifeln:  so  sagt  Hughau 
j  sehr  nachdrücklich:    «Es  gab   vor  dem 
|  ls.  Jahrhundert  keine  Gesetze,  die  ent- 
schieden, wie,  wann  oder  wo  Groselogen 
t  eingerichtet  werden  sollten;  und  sicherlich, 
wenn  einige  i/Ogen  im  Südeu  Englands 
beliebten,  sich  zusammcnziithun  und  ihre 
Versammlungen  eine  Grossloge  zu  uennen. 
so  hutteu  die  Mitglieder  aller  andern  alten 
Logen  eiu  gleiches  Recht,  ihre  Zusammen- 
j  künfte  so  zu  bezeichnen'  (a.  a.  (>.  S.  67). 
Auch  bat  die  Londoner  Grossloge  selbst- 
verständlich niemals  in  der  ersten  Zeit 
beansprucht,  die   alleinige  rechtmässige 
!  Gro**loge  zu  sein,  vielmehr  sagt  \ndereon 
noch  17Kb  ausdrücklich:  »Die  alte  Loge  in 
der  Stadt  Y.,  sowie  die  Logen  in  Schott- 
land, Irland,  Frankreich  und  Italien,  welche 
UunUbangigkeit  beanspruch  eitstehen  unter 
ihren  eignen  Grossmeistern,  obwohl  sie 
im  wesentlichen  dieselben  Verfassungen, 
Pflichten,  Verordnnngen  u.  s.  w.  haben, 
wie  ihre  Brüder  in  England,  und  ebenso 
l  eifrig  für  den  Augustischen  Stil  und  die 
Geheimnisse  der  alten  ehrwürdigeu  Brüder- 
schaft sind«  (8.  196).     Wenn  schon  die 
•  Liste  der  Meistermaurer«,  deren  27. Namen 
am  7.  .luli  1734  eingetragen  wurde  und 
die  hinler  diesem  noch  8  weitere  Namen 
hat,  die  Fortdauer  der  Arbeiten  bi«  1784 
«der  I7HÖ  sicher  beweist,  so  lernen  wir 
aus  Andersons  Äusserung,  dass  die  Grosa- 
loge auch  17H8  noch  bestand;  aus  Daaeignya 
(s.  d  )  «Euouiry«  von  1744  erfahrt  man, 
dass  damals  in  Y.  eine  Loge  Royal  Arch- 
M aurerei  beirieb,  und  da  nachweislich  vor 
I  17«  keine  andre  I«oge*;  iu  der  Stadt  Y. 
i  bestanden  hat  ala  die  alte,  die  sich  aeit 
1725  Grossloge  nannte,  so  muas  diese  eben 
I  1744  oder  kurz  zuvor  noch  thatig  gewesen 

*)  Dir  Kebaaptuitg  Prcwton»,  c«  «oi«n  !7S4  von  dar 

I  Irrfudoner  UmMloge  twei  Tnahterlofttu  in  Y.  «ti.f*- 
Mttl,  ift  l(uK>t  at«  irrig  oseliffawieaen  ;»gl.  Iiti*ban. 
a.  a.  O.  H.  4i).  In  Hcarl.orotta-h  ».aben  dt«  lon- 
doner 171»  «tin*  L>'(*  ffaatifUt,  d».  »r>er  r*l&»«.>jt 

'  wurdr,  «U|flei»i  mit  90  andern,  Jlxm  alle  »ett  Jabraa 
hh  hl«  m-  tir  Ton  »tuh  1  atteu  hui«n  Innen  (Conat. 
17j6,  S,  .'64).  IV*  uOcü-:e  fjondoiw-r  Tojh»erlo|rc  iu 
Voeluihire  wui-1*  I73ft  ku  Jlalif.m  g«trriindet,  «e  ba- 
•teht  noth  tient*  als  rl<o«l^o  . ■{  Proli , < y -  Nr.  Sl.  Von 

.  den*  Verwarf i.;«  t»!»rb*n  den  Ulden  Gn>«»<otpH». 
da*    l're-fnn    aJ«    Pobje    de»    a»a;i-blichaa  tfrba- 

;    ilunit««'         .  *.  -Hbrt,  die  -*lrU'<  Uo  ')««chicBtr 

;    »ucl.  u.  ü  • 


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Y.rfk 


563 


sein.  Zwischen  1744  und  1781  -ind  bin 
jetzt  kein«  weitem  Nachrichten  Aber  den 
Fortbestand  der  Grossloge  aufgefunden; 
wie  lange  vor  1761  sie  eingeschlafen  ist, 
weiss  man  also  nicht,  aber  vermutlich 
nicht  allzu  lange  vorher;  denn  bei  der 
Wiederbelebung  am  17.  Marz  1761  er- 
scheinen ein  Grossineister,  sein  Abgeord- 
neter und  zwei  Grossaufseher  in  ihren 
Ämtern,  waren  also  von  früher  her -dazu 
berechtigt,  während  Tasker  zum  Schrift- 
führer ui»d  Schatzmeister  erst  an  diesem 
Tage  neu  gewählt  wurde.  Der  »über- 
lebenden Mitglieder«  waren*  nur  6,  es 
hatten  sich  aber  12  besuchende  Brüder 
eingestellt,  vou  denen  2  sich  gleich  an- 
schlössen; über  5  Suchende  wurde  ge- 
kugelt, deren  Aufnahme  11.  Mai  erfolgte; 
am  28.  Mai  fanden  Beförderungen  in  den 
2.  und  3.  Grad  statt.  Meistermaurer  gab 
es  j«  schon  früher,  wie  die  von  1729—84 
(1785)  reichende  Liste  beweist,  aber  von 
Beförderungen  in  den  Gesellengrad  ist 
trüber  nie  die  Kede  (s.  o.),  jene  müssen 
also  in  der  Zwischenzeit  eingeführt  worden 
sein.  Den  Anstoss  zur  Neubelebung  der 
Grossloge  gab  jedenfalls  die  durch  Stif- 
tungsur künde  vom  12.  Jan.  1761  (das  erste 
Protokoll  ist  vom  2.  Febr.)  gegründete 
londoner  Tochterloge  Nr.  259  in  der 
•Punch  Bowl«  in  Stonegate  zu  Y.,  vou 
deren  11  Mitgliedern  17.  Marz  9  der  Wie- 
dereröffnung der  Grossloge  beiwohnten. 
Die  beiden  Logen  standen  sehr  freundlich 
zusammen,  denn  eine  Anzahl  von  Maurern 
gehörte  gleichzeitig  beiden  an;  aber  an- 
fangs 1764  schlössen  sich  samtliche  Mit- 
glieder von  Nr.  2A9  der  Gronsloge  an  und 
Hessen  ihre  Loge  eingehen  [vgl.  Hughan, 
History  of  the  Apollo  Lodge  Y.  (London 
1889),  8.  18—18].  Infolgedessen  gelangten 
1767  mehrere  an  die  schon  längst  ent- 
schlafne  Tochterloge  gerichtete  Schrei- 
ben der  Londoner  Grosidoge  an  die  Y.er 
Grossloge,  und  die*e  teilte  unterm  14.  Dez. 
1767  den  Londoner  Maurern  mit,  daas  die 
Loge  Nr.  259  seit  einigen  Jahren  einge- 
gangen sei  und  dass  die  »»ehr  Alte  Crol- 
lage von  ganz  England,  die  seit  undenk- 
licher Zeit  in  dieser  Stadt  gehalten  wird, 
die  einzige  darin  gehaltne  Loge  ist«.  Sie 
erkenne  keine  »Höhere«  (Superior)  an, 
sondern  bestehe  durch  eignes  Recht,  ge- 
wahre Konstitutionen  unn  Zertifikate  in 
der  gleichen  Weise,  wie  die  Grossloge  zu 
London,  und  verteile  ihre  eigne  Unter- 
stützung (its  own  Uharity)  nach  den  Grund- 
sätzen der  Maurer j  das  Siegel  der  Loge 
zeige  drei  königliche  Kronen  mit  der 
Umschrift  »Sigillum  Edwini  Northum. 
Regis«,  wovon  ein  Abdruck  beiliege.  Die 
Urossloge  zu  London  werde  ohne  Zweifel 
dem  Rechnung  tragen  und  allen  bittenden 
Brüdern  Unterweisung  und  Beistand  ge- 
währen, wie  »diese  Loge«  für  die  in  Lon- 
don und  alle  ihre  Brüder  die  grösste 
4«'htuug  hege;  sie  werde  auch  gern  mit 


i  der  londoner  Orossloge  »ich  verständigen 
I  und  Mitteilungen  mit  gebührender  Ach- 
j  tnng  entgegennehmen.  Von  einem  weitern 
Briefwechsel  ist  nichts  bekannt.  Der  Name 
•  ( irossloge«  blieb  aWr  nicht  ein  »leerer 
Titel«,  sondern  von  1762 — 90  sind  nicht 
weniger  al»  10  oder  11  Tochterlogen  ge- 
stiftet worden,  und  die  »Lodge  of  Antj- 
j  uuity«  zu  London  iiess  Dich   1779  eine 
Vollmacht  ausstellen,  als  •(Trossloge  von 
I  England  südlich  von  dem  Flusse  Trent« 
aufzutreten  [vgl.  England  III;  auch  Lane, 
»Masonic  Records«,  2.  Aufl.,  8.  26j.  Die 
Grossloge  hat  bis  17b2  aicher  beständen, 
denn    28.    Aug.   d.    J.    wurde  wieder 
>  ein  neuer  Grosemeixter  gewählt,  und  von 
1761  bis  dahin  sind  14  Groasmeister  be- 
kannt; die  Protokolle  sind  nnr  bis  1780 
erhalten,  werden  aber  durch  anderweitige 
Nachrichten  ergänzt.  Die  Londoner  Tochter- 
loge von  1761  hatte  sehr  bald  den  Royal 
Arch-Grad  bearbeitet,  worüber  Protokolle 
!  seit  dem   7.  Febr.  1762  erhalten  sind; 

die  Y.er  Grossloge  übernahm  den  Grad 
j  and  bildete  1768  ein  •  Grosskapitel«,  von 
[  dem  1770  und  1780  vier  Vollmachten  für 
!  Bildung  von  Kapiteln  nachgewiesen  sind; 

vermutlich  sind  noch  andre  erteilt  worden. 
I  Die  Grossloge  erkannte  5  Grade  an,  die 
|  3  gewöhnlichen,  sowie  den  Royal  Arch 
und  den  Tempelritte  rgrad  (1779  und  80) 
I  [vgl.  Hughan,  a.  a.  O.  S.  81;  Apollo 
Iyodge  8/ 93],  hielt  ausser  Royal  Arch- 
Kapitcln    auch    »Royal  Eucampments« 
(Königliche  l^ager)  für  den  Iüttergrad  ab 
und  nannte  sich  auch  »Royal  Eocamp- 
ment  of  all  England«;  Vollmachten  zur 
Abhaltung  von  «Lagern«  wurden  178(1  (für 
Rotherharo)  und  1786  (Nr.  15  für  Man- 
chester) erteilt;  noch  1791  ist  brieflicher 
Verkehr  zwischen  Y.  und  Manchester  nach- 
gewiesen (Hughan,  S.  80).    Die  Grose- 
t  löge   hat   also  uicht  bloss  »vegetiert«, 
j  sondern  von  1761—92  jedenfalls  eine  be- 
j  merkcn&werteThütigkcit  eutfaltet,  trotzdem 
dass  1773  die   Londoner  Grossloge  da- 
zwischen kam  und  eine  neue  Tocbterloge 
stiftete,  die  »Apollo-Loge«,  und  1777  noch 
eine  zweite,   die   »Union- Loge« ,  welch 
letztere  als  »Y.  7  Loge«   noeh  heute  be- 
steht uud  die  Überbleibsel  das  Archivs 
der  Grossloge  In  ihrem  Besitz  bewahrt 
Sadler  (s.  d.)  hat  im  Archiv,  der  lon- 
doner Grossloge  einen  Brief  aus  Y.  von! 
8.  Juni  1778  aufgefunden,  in  dem  Richard 
Garland,  der  nachherige  Jüngere  Aufseher 
der  Apollo-Loge,  an  Morris  in  London 
schreibt,  eine  Anzahl  Mitglieder  der  Gross- 
loge zu  Y.  möchten  einen  Stiftunrshrief 
aus  London  haben,  es  seien  sehr  achtbare 
Mäuner,  die  zugleich  wünichteu,  dass  ihr 
Meister  zum  ProvinziaJgrossmeister  von 
Yorkshire  ernannt  würde  fvgt  Freeirason 
1889,  II,  S.  128].    Gründe  werden  nicht 
j  angegeben,  der  zweite  Wunsch  aber  l***1 
;  mit  etwas  wie  Ehrgeiz  aeblicaaeu.  l>er 
;  Brief  hat  seine  Wirkung  gethan:  unterin 

36* 


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Yorker  Urkunde. 


31.  Juli  1773  wurde  die  gewünschte  Voll- 
ui acht  erteilt  und  8.  Aug.  die  Loge  durch 
den  vorher  ernannten  Provinzialgross- 
meister  Baronet  Thomas  Tancred  eröffnet; 
in  dem  Protokoll  wird  I/ord  Petre  der 
»Groesmeister  von  ganz  England«  genannt 
iHughan.  Apollo  Lodge,  S.  21),  womit  man 
j»ich  wohl  der  Y.er  Groaaloge  entgegen» 
■teilen  wollte.  Die  ProvinzialgTossloge 
wurde  16.  Febr.  1774  in  Angriff  genommen, 
alter  anscheinend  erst  97.  Dez.  wirklich 
in  Tbatigkeit  geseUt  (vgl.  Hughan.  8.  36]; 
die  Beamten  der  Apolio-T/Oge  sollten  zu- 
gleich Provinzialgrossbeamte  sein,  der  Meis- 
ter zugeordneter  Provinzialgroasmeister. 
Nach  Hughan s  Darstellung  (8.  47)  war  die 
1777  gegründete  Union-Loge  178)  so  zu- 
sammengeschmolzen, das*  nur  noch  zwei 
Mitglieder  vorhanden  waren,  zu  denen  Eule 
aus  der  Apollo-Loge  fibertrat,  um  die  Loge 
wieder  in  Gang  ru  bringen,  was  ihm 
auch  gelang.  Die  Y.er  Maurer  haben 
sich  durch  ihre  Nebenbuhlerschaft  offen- 
bar gegenseitig  ihr  Dasein  erschwert; 
für  8  Logen  war  kein  Platz,  daher  un- 
terlagen die  alte  Loge  und  die  Apollo- 
liOge  nach  1792  in  dem  Wettstreit. 
—  Auster  den  schon  mehrfach  ange- 
führten Schriften  ist  besonders  Gould 
noch  zu  nennen,  der  am  ausführlichsten 
alles  behandelt  und  sämtliche  alten  Proto- 
kolle von  1712—80  abgedruckt  hat  (IV, 
270—76,  401—33).  Whytehead  behandelt 
besonders  die  gesellschaftliche  Stellung 
der  alten  Mitglieder,  sein  Aufsatz  »The 
Urand  Lodge  st  Y.«  (AQC.  II,  110—14) 
ist  aber  nur  eine  kurze  8kizze.  In  neuster 
Zeit  haben  ITughau  und  Whytehead  den 
Gegenstand  in  der  Loge  Quatuor  Coronati 
noch  einmal  behandelt.  Der  Erstere  bringt 
nicht*  wesentlich  Neues,  sondern  nur  die 
bekannten  Hachen  in  übersichtlicher  Zu- 
sammenfassung, mit  nochmaligem  Alidruck 
d»*r  alteu  Protokolle  (1712 -SO»  und  der 
»  Alten  Kegeln«  von  1725  [vgl.  Aq<\  Xlll, 
4— 17;.  Whytehead  dagegen  bietet  man- 
•  h»  s  Neue  und  zeigt  namentlich  aus  den 
Protokollen  der  alten  »Union  Lodge«,  dass 
noch  im  August  1802  der  GroH-«m'  ister 
und  dci  (irosskaplan  der  Gros..,loge  von 
»ran/  Kngland  als  Besuchende  /»igegen 
uareu.  im  Oktober  ein  amir*"*  Mitglied 
der  alteu  Gro*?loge,  und  der  Groaskaplan 
kann  bi*  1813  als  Besucher  verfolgt  werden. 
Die  Hpureo  dieser  Groasloge  reichen  al*o 
vi«*l  weiter,  als  insu  h^her  ahnte  [vgl 
AQ<    XII I,  93-120). 

Vorher  Urkunde.  Alf  die  dritte  der  an- 
geblich «drei  ältesten  Kunsturkunden  der 
Freimaurerbrüderschaft«  hat  Krause  (m.  d.) 
eine  Urkunde  mitgeteilt,  die  grosses  Auf- 
sehen erregt«  und  lange  (\>r  echt  galt,  bis 
sie  von  Kloas  (s.d.)  einer  kriti<»<  beti  Prüfung 
unterzogen  wurde,  die  da*  Irrtümliche 
der  Krauseschen  Auffassung  darlegte  Ob- 
schon  bei  när-rcr  Kenntni*  ''er  wirtlichen 
Geschichted.    r  «-eimaur^r»  i  ur-d  i* >r  --Fiii- 


richtung  im  allgemeinen,  sowie  der  «eng- 
lischen Bauhütten  insbesondere  sich  die 
Unnahbarkeit  der  Krauseschen  Ansicht 
immer  klarer  stellte  und  auch  noch 
andre  Forscher,  wie  Asher,  Keller  (a.  d , 
u.  a,,  die  gewichtigsten  Gründe  gegen 
die  Echtheit  der  Urkunde  vorbrachten, 
fehlte  es  doch  Lieht  au  solchen,  die  sie 
als  vollgültig  ansahen,  und  dies  führte 
sogar  zu  einer  vom  Verein  deutscher  Frei- 
maurer (s.d.)  angeregten  Forschungsreise 
Findels  <s.  d.)  nach  England,  deren  Er- 
gebnis unten  folgt.  Krause  lies»  sich  hier, 
wie  bei  der  Prüfung  des  sog.  Frei  maurerver- 
hors  (e.  d.)  und  des  angeblich  ältesten  Aof- 
nahmerituals,  von  seiner  Idee  eines  Menach- 
he  itbunde*  leiten,  dessen  Anfang  er  in  der 
Freimaurerei  zu  finden  glaubte,  und  diese 
vorgefasste  Meiuuug  hob  ihn  über  alle 
Bedenklichkeiten  hiuaua,  die  sich  dem 
fleissigen  Forscher  aus  der  wirklichen  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  und  andern 
(Quellen  ergaben,  so  datw  er  umgekehrt  die 
Quellenschriften,  die  der  Verfasser  der 
sogenannten  Y.  U.  benutzte,  ais  aus 
dieser  hergeleitet  betrachtete  und  dadurch 
zu  einem  Ergebnis  kam,  das  zu  den  er- 
heblichsten Irrtümern  führte  die  maur* 
rische  Geschichtschreibung  bis  zu  Klos* 
herab  heeinflu&ste  und  diese  dadurch  in 
ihrem  Wert  und  ihrer  Verliaslichkeit 
sehr  beeinträchtigte.  —  In  der  Vorerin De- 
ining zu  der  Mitteilung  der  angeblichen 
alten  Urkunde  (Drei  Kunsturkunden,  II, 
8  fg.)  legt  Krause  nicht  nur  seine  An- 
sichten über  diese  nieder,  sondern  erzählt 
auch,  wie  sie  aufgefunden  wurde  und  in 
seine  Hände  gelangte.  Aus  den  drei 
ältesten  Kunsturkunden  det  Freimaurerei, 
sagt  er,  werde  ihr  Geschichtsbegriff  erkannt 
und  der  Beweis  vollendet,  das*  sie  ein  teil- 
weise ahnender  Anfang  des  Menschheit- 
bundes ist.  «Der  erste  Teil  dieses  Be- 
weises liegt  in  den  beiden  ersten  Kunst- 
urkunden vor  Augen  Nur  der  letzte  Teil 
ist  noch  zu  führen  übrig  .  . .  Glücklicher 
weise  hat  sich  auch  ein  Denkmal  der  äl- 
testen, von  den  Baulogen  in  England  im 
J.  926  zu  York  angenommnen  Verfassung 
bis  heute  erhalten,  welches  nicht  allein 
lenen  Beweis  vollendet,  sondern  auch  zum 
richtigen  Verständnis  und  zur  gründlichen 
Beurteilung  der  beiden  zuvor  mitgeteilten 
Kunsturkundeu  dient.«  Die  Urkunde, 
worin  jene  iU teste  Verfassung  dargestellt 
wird  und  »in  der  alten  vaterländischen 
fc*praihe«,  also  angelsächsisch,  verfasst  ist. 
meinte  er  irrtümlich,  werde  noch  beute 
bei  der  Grossloge  iu  York  aufbewahrt. 
•  Die  (irossloge  zu  York  hat  sich  aus  der 
ältesten,  vom  10.  Jahrb..  an  daselbst  un- 
unterbrochen fortarbeitenden  Maurerloge 
gebildet,  welche,  da  in  York  seit  dem  J 
926  viele  Aügemeinversammlungen  (Gene- 
ralversammlungen) der  Maurer  gehalten 
wurden,  bis  tum  .1.  1717  als  der  wahre 
S  t  -  i  :id  a»    der  Mittelpunkt  der  panren 


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Yorker 

englÄndischen  Brüderschaft  angesehen  und 
geachtet  wurde.«  Seine  Voreingenommen- 
Seit  ging  ao  weit,  dasa  er  annahm,  aus 
dieser  Urkunde  seien  durch  allerlei  Ände- 
rungen und  Umgestaltungen  alle  andern 
j ungern  Konstitutionen  der  Mauierlogeo 
in  England,  Schottland  und  Irland  vor 
u..u  nach  dem  J.  1717  geflWen;  ja  seihst 
die  älteste  Verfassungsurkunde  der  Stein- 
metzen in  Deutschland,  die  » Orden unge 
der  Steinmetzen  xu  Strasburg«  zeige  mit 
der  Yorker  Konstitution  eine  völlige  Über- 
einstimmung. Die  neuenglisehe  (altere) 
Groseloge  in  London  legte  ihm  zufolge 
für  ihr  Konatitationenbuch  die  Urkunde 
der  Yorker  Konstitution  zu  Grunde.  Da 
nun  die  angeblich  aua  der  Yorker  Kon- 
stitution geflogenen  alten  Grundgesetze 
(old  charges)  von  allen  in  und  ausser 
Europa  arbeitenden  Freimaurerlogen  als 
Grundgesetz  des  Bundes  angenommen 
worden  seien,  ao  sei  der  Eintlua»  dieser 
Kunsturkunde  auf  die  allmähliche  Aua- 
bildung der  Verfassung  der  Bruderschaft 
und  auf  die  geschichtliche  Beurteilung 
der  bestehenden  Verfassung  unverkennbar. 
Wir  lassen  zunächst  Krause  selbst  weiter 
sprechen. —  »Der  verstorbne  Br.  Schnei  der  in 
Altenburg  hatte  eine  briefliche  Nachricht 
de»  Hr.  Böttger,  der  im  J.  1799  zu  Lon- 
don ein  Exemplar  der  Yorker  Konstitution 
gesehen  hatte.  Br.  Böttger  beschreibt  [vgl. 
A.  J.  I,  408)  diese  Handschrift  ,als  einen 
sehr  alten,  aus  107  Blättern  bestehenden 
Codex  in  gross  Folio,  wovon  ungefähr  ein 
Dritteil  ihm  unverständlich  gewesen,  weil 
es  alte  englische  Sprache  sei}  daher  er 
auch  einen  gelehrten  Engländer  ala  Dol- 
inetacher  habe  brauchen  müssen  .  .  /  — 
Diese  Nachricht  veranlasste  Br.  Schneider, 
in  Vereinigung  mit  den  Brüdern  Pierer 
(s.  d.)  und  Mörlm  (s.  d),  Aber  die  Yorker 
Konstitution  weitere  Nachforschungen 
in  England  selbst  anzustellen.  Des- 
halb bat  er  aeinen  Freund,  Br.  van  Dyk 
in  Holland,  als  derselbe  im  J.  1808  durch 
Altenburg  reiste,  dass  er  die  Yorker  Kon- 
stitution abschriftlich  oder  in  lateinischer 
Übersetzung  zu  erhalten  suchen  mochte; 
aber  erst  zu  Anfang  des  J.  1808  langte 
die  von  selbigem  besorgte  Übersetzung  in 
Altenburg  an.  Diese  Übersetzung  erhielt 
van  Dyk  durch  einen  seiner  Freunde, 
William  Erskine,  Obersten  in  Schott- 
land, der  sich  den  Sommer  Ober  manch- 
mal in  oder  um  York  aufhielt.  Dass 
die^e  Übersetzung  echt  und  treu  sei, 
hat  zu  Ende  derselben  ein  Herr  Stone- 
houao  in  York  durch  Namensunter- 
schrift und  Siegel  bescheinigt.  Nach 
dieser  Stonehousischen  lateinischen  Über- 
setzung verfertigte  Br.  Schneider  eine 
deutsche;  er  legte  sie  mehreren  Kennern 
der  lateinischen  und  englischen  Sprache 
vor,  welche  dieselbe  durchgesehen  und 
als  treu,  wie  unten  folgt,  beglaubigt, 
haben.     Auch    Br.    van    Dyk  wollte 


Urkunde.  5uj> 

nach  dieser  Stonehousischen  lateinischen 
eine  holländische  besorgen.  V  >n  dieser 
aeiner  deutschen  Übersetzung  der  Yorker 
Konstitution  übersandte  mir  nun  Br. 
Schneider  die  beglaubigte  Abschrift.  Dass 
Culdeer  die  Yorker  Konstitution  verfasst 
haben,  wird  im  Folgenden  gezeigt  werden.« 
—  «Die  äussern  Zeugnisse  der  Echtheit 
dieser  Urkunde  sind  vorzüglich  folgende: 
1)  Die  Urkundlichkeit  der  hier  mitgeteilten 
deutschen  Übersetzung  derselben  beruht 
auf  dem  Zeugnis*  de»  .T.  Stonohouse,  des 
1  Erskine,  des  Br.  van  l\vk.  Hierzu  kommen 
aber  noch  ferner  viele  ältere  und  neuere, 
von  Freunden  und  Feinden  der  Bruder- 
schaft herrührende  Zeugnisse  üb»*r  das  Vor- 
bander.sein  der  ältesten  Maurerkonstitution 
in  York,  wovon  ich  hier  die  vorzüglichsten 
anführte.  2)  Das  ueuenglische,  im  J.  1717 
aus  vier  einzelneu  Londoner  Logen  xu- 
summengetretene  Grossmeistertum. . .  legte 
zwar  bei  dem  Entwürfe  seines  Konstitu- 
tionenbuchesdieälteste  YorkerKonstitution 
in  verschiedenen  Rezensionen  zu  Grunde, 
erlaubte  sich  aber  dabei  viele  Erweite- 
rungen, Weglassungen  und  wesentliche 
Abänderungen  der  Kunstsprache  und  fand 
besonders  für  gut,  vorzuspiegeln,  als  wären 
seine  Einrichtungen  und  Ansichten  der 
Verfassung  nicht  neu,  .sondern  nur  in  der 
ältesten  Konstitution  enthalten  . .  .  Diese 
Grossloge  nuisste  überhaupt  die  alten 
Konstitutionen  annehmen  und  beibehalten, 
und  ihre  veränderte  Gesellschaft  als  un- 
veränderte alte  darstellen,  weil  sie  sonst 
vom  Staate  schwerlich  Duldung  erhalten 
gekonnt  hätte.«  —  Ks  folgen  hier  nun 
Auszüge  aus  dem  geschichtlichen  Teil  der 
Konstitutionen bücher  von  1728  und  173*, 
der  Zueignung  der  erstem  Ausgabe  und 
der  in  der  Anmerkung  erwähnten  Appro- 
bation, wozu  Krause  allerlei  die  ursprüng- 
liche Grossloge  verdächtigende,  irrige  Be- 
merkungen macht,  die  wir  hier  weglassen. 
Dann  schliesst  er:  »So  wie  sich  das  alt- 
englische Ritual  2U  den  übrigen  Ritualen 
vor  und  nach  dem  .1.  1717  verhält,  so  auch 
die  Yorker  Konstitution  zu  allen  übrigen 
Konstitutionen;  —  man  erkennt  in  ihnen 
allen  die  alte  Urkunde  als  ihre  gemein- 
same Grundlage.  Schon  hieraus  wurde 
sich,  im  Vereine  mit  den  inuern  Gründen 
ihrer  Echtheit  die  Schlussfolge  ergeben: 
dass  diese  alte  Yorker  Konstitution  die 
älteste,  echte  uud  ursprüngliche  ist, 
woraus  alle  neuern  entsprungen  sind 
i  uud  ihren  masonischeu  Gehalt,  dem 
]  Erstwesentlichen  nach,  entlehnt  haben.« 
j  »Diese  Urkunde  setzt  es  ausser  Zweifel, 
das«  die  Freimaurerbrüderschaft  weil  älter, 
als  das  neuenglische  Grossmeistertum  ist, 
und  da*s  sie  ursprünglich  eine  ganz  andre 
Verfassung  hatte,  als  die  1717  begonnene 
j  Verfassung  des  erwähnten  Grossmeister- 
,  tums  .  .  .  Die  vier  einzelnen  trogen  in 
!  London,  die  nur  ein  Teil  der  damals  iu 
!  England,  Schottlaud,  Irland  und  Frank- 


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Yorker  tTrkuud> 


reich*»  bestehenden  Brüderschaft  waren,  . 
hatten  daher  im  J.  1717  wohl  daa  Hecht,  ! 
»ich  unter  irgend  einer  ihnen  zweckmässig  j 
erscheinenden  geselligen  Form,  Verfassung 
und  Benennung  zu  einem  geselligen  Gau- 
zen   zu  vereinigen  und  innerhalb  ihres 
Kreises   völlig   neue    Einrichtungen  zu 
machen,  auch  dienen  ihren  Kreis  so  weit- 
hin auszubreiten,  als  sie  ea  vermochten; 
aber  es  ist  dagegen  dasselbe  Recht  auch 
allen  andern  Freimaurergesellachafteu  zu-  : 
zugestehen,  uud  auch  diesen  ist,  es  freizu- 
stellen, ob  sie  bei  der  allen  Verfassung 
bleiben  oder  sich  eine  neue  geben  .  .  .  i 
Man  vurstehc  jedoch  diene  meine  Behaup- 
tungen nicht  so,  als  halte  ich  die  Ausser»» 
Form  und  Verfaasuug  unsrer  Brüderschaft 
oder  sonst  einer  menschlichen  Gesellschaft 
für  gleichgültig,  oder  als  nehme  ich  an, 
eine  Masonei Verfassung  habe  das  Recht, 
ganz  oder  teilweise;  fernerhin  zu  bestehen, 
irgend  deshalb,  weil  sie  alt  oder  neu  sei 
oder  weil  sie  jetzt  besiehe  oder  weil  sie 
von  dieser  oder  jener  Person  «*ier  Ges-Il-  • 
schaft  herrühre.     Denn    alle  (Jöltigkeit  ' 
einer  Maurer  Verfassung  beruht  erstweseut- 
lich  darauf,  daas  sie  dem  ewigen  Urbegnffe  j 
und  Urbilde  gemäaa  (der  ewigen  Idee  und 
dem  ewigen  Ideal  harmonisch)  und  dabei 
icitgcmäss  ist  .  .  .  Sowie  daa  Älteste  Gc- 
brauchtum  (Ritual),  so  enthält  aueb  die 
in  unsrer  Urkunde  dargestellte  Verfassung 
einige  Einrichtungen,  die  dem  Wesent- 
lichen mich  für  alle  Zeiten  im  werdenden 
Merischhcitbuude  beibehalten  zu  werden 
verdienen  .  .  .  Eine  Beurteilung  uud  Um- 
bildung der  Verfassung  der  Brüderschaft  i 
ist  jetzt  so  nötig,  als  jene  Nenschöpfung  j 
der  Bundiunung  (Liturgie)  und  der  ganzen 
WerkthÄtigkeit.     Dem  herangewachsnen, 
höher  auflebenden  Bunde  sind  die  alten  ■ 
Formen  viel  zu  eng;  er  bildet  im  reinen  I 
freien  Geiste  der  alten  Verfassung  eine 
edlere  neue,  die  sein  höhere*  Leben  er- 
hält und  bekräftiget«  . . .  Diener  Einleitung 
folgt  nunmehr  die  sogenannte  Yorker  Kon- 
stitution mit  ihren  Anhängen,    iS.  diese  ; 
\«  örtlich  iu  der  vorigen  Auflage  11 1,  S.  f»04.)  j 
Nach  einer  längern  Einleitung,  die  bis  auf  } 
die  ältesten  Zeiten  zurückgeht  und  die 
Baukunst  schildert,  heisst  es  weiter  im 
Auszug:  »Doch  wurden  auch  schon  durch 
die  Baukunst  überall  grosse  und  vortreff- 
liche Gebäude   hergestellt  gefunden;  so 
blieben  sie  doch  alle  weit  zurück   gegen  ; 
den  heiligen  Tempel,  welchen  der  weise  • 
König  Sahmio  dem  wahren  (lotte  zu  Ehren  | 
in  Jerusalem  aufführen  Hess  u'id  wobei,  l 
wir  in  den  heiligen  Büchern  ftudcu,  | 
»•    e  un»«'ii»eiu  grj  m  Anzahl  Arbeiter  ge- 
\>i  un-ht  wurden;  und  dazu  gab  der  Könij.- 

•     \  ».  II^IUUUCI  ,n  K.-ank  u(  Ii    »II  «|.»>«   '/.>•  1  llft< 

»:*•'<   i»t»  jut-.t  r,i.  ht  «Ii.-  «crinv»«.         i   u>  tun  «tri  . 
i.illi>u  »u'rhr  »bot,  wir  n^u.Tdiuw*  H-  !«itu!m-    \i>-  , 
d.  .tu-  nea  e§  ileukhar  atclieu  ,  ii:  lrlaii.1  ri>  ■> 

h*>  ...  «o  •(■ndi-n  dlct"»  doch  mit  .l«-n>n  "n  V  n«».u 


Hiram  von  Tyrus  auch  noch  eiue  Anzahl. 
Unter  diesen  zugesendeten  Gehilfen  war 
des  Königs  Efiram  geschicktester  Bau- 
melst« r,  einer  Witwe  Sohn,  welcher  den 
Namen  Hiram  Abif  führte  und  der  her- 
nach so  vortreffliche  Einrichtungen  machte 
und  die  kostbarsten  Arbciteu  lieferte, 
welche  alle  in  den  heiligen  Büchern  auf- 
gezeichnet sind.  Alle  diese  Arbeiter  waren 
in  gewisse  Ordnungen  eingeteilt,  welche 
König  Salomo  genehmigt  hatte:  und  so 
wurde  bei  diesem  grossen  Bau  zuerst  eine 
würdige  Gesellschaft  der  Bauküustler  be- 
gründet. Ahnliche  Einrichtungen  trafen 
hernach  die  Griechen  und  Römer,  und 
»on  den  Römern  sind  sie  hernach  üher 
das  Meer,  aus  Italieu  und  Gallien,  zu  uns 
herüber  gekommen.  Es  bestanden  aber 
diese  Einrichtungen  darin,  dass  die  Kunst  - 
arbeiter  je  nach  dem,  was  sie  arbeiteten, 
in  Kollegien  oder  Logen  verteilt  wurden, 
wovon  jede  einen  Werkmeister  und  etliche 
Vorsteher  hatte,  woher  es  kam,  dass  die 
Anordnungen  der  Baumeister  pünktlich 
befolgt  werden  konnten.  ...  Ea  mussteo 
aber  auch  immer  Lehrlinge  augezogen 
werden,  damit  es  nie  an  Arbeitern  fehlen 
möchte.  So  entstand  «ine  vollkommene 
Vereinigung  unter  allen,  und  da  die  Werk- 
meister und  Vorsteher  die  Anordnungen 
von  den  Baumeistern  erhielten,  auch  eine 
Vereinigung  aller  dieser  Logen  unterein- 
ander; und  Liebe  und  Freundschaft  ver- 
band alle  zusammen  ho  stark,  dass  jeder 
seinen  Überfluss  mit  seinem  bedürftigen 
Bruder  teilte,  und  alle  nicht  nur  die  oei 
der  Arbeit,  sondern  auch  die  an  sieh  selbst 
bemerkten  Fehler  verbesserten.  Vermut- 
lich bei  eben  so  schönen  Anordnungen 
und  bei  den  vielen  angestellten  Arbeitern 
wurde  das  bewundernswürdige  Werk  des 
Salomo,  welches  80000  Personen  fassen 
konnte,  zum  Erstaunen  aller  benachbarten 
Völker,  von  denen  "Cenner  nach  Jerusalem 
kamen  und  es  betrachteten,  in  7  .lahren 
d  Monaten  durch  Salomo,  den  Weisesten 
unter  den  .Menschen,  in  seiner  Grösse  und 
klugen  innern  Einrichtung  zu  Stande  er- 
bracht. Nachdem  dies  geschehen  wai. 
feierte  man  ein  uljgeineines  Fest,  und  die 
Freude  über  die  glückliche  Vollendung 
konnte  nur  dadurch  getrübt  werden,  datss 
bald  darnach  der  vortreffliche  Meister  Iii 
rain  Abif  starb.  Man  begrub  ihn  vor  dem 
Tempel,  und  \on  allen  wurde  er  betrauert. 
So  verbreitete  sich  8 her  die  an  diesem 
heiligen  Gebäude  zu  Jerusalem  angew  andte 
ausnehmende  Baukunst.  Sie  hatte  bei 
allen  Völkern  groases  Auschen  gewonnen; 
daher  dieses  viele  Bsumcistei  und  eriah 
rene  Arbeiter  benutztet),  welche  den  Bau 
mit  hatten  voüendeu  helfen  und  nun  weit 
umherzogen,  um  diejenigen  zu  belehren, 
welche  weniger  Geachicklichkeit  baHen. 
wobei  sie  ähnliche  Einrichtungen  trafen. 
al%  sie  iu  Jerusalem  gelcrn".  hstteti  t  Es 
folgt  die  t^eschichte  •  1er  Baukunst  weiter 


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Yorker  l »runde. 


r.67 


in  Phönizicn,  Griechenland.  Rom  u.  s.  »*• , 
bis  die  Kunst  nach  Britawiitn  kam.  Daun 
hebst  es:  »Nun  wurdeu  die  Kirchen  in 
Canterbury  und  Rochetter  zuerst  wieder 
erbauet  und  die  altern  Gotteshäuser  re- 
pariert. Hernach  schickte  auch  der  König 
Karl  Mar  teil  viele  Maurer  über  das  Meer 
1..4CU  Britannien,  weil  es  die  Bäch*i*chen 
Könige  verlangt  hatten;  und  so  lebte  die 
Baukunst  unter  Leitung  der  alten  briti- 
schen Baumeister  immer  mehr  auf.  Zu 
bedauern  ist  freilich,  daas  die  Einfälle  der 
Dänen  manches  schöne  Augustische  Ge- 
bäude verwüstet,  und  daas  sie  viele  Nach- 
richten von  der  Gesellschaft  mit  den 
Klöstern  verbrannt  hatten,  worin  die1x»gen 
schon  damals  gehalten  wurdep;  diesem 
Mangel  aber  bat  der  fromme  König  Athel- 
xtau.  der  die  Kunst  so  Behr  schätzte,  dos* 
er,  « ie  unf  bekannt  ist,  als  er  Friede  mit 
den  Danen  gemacht  hatte,  viele  prächtige 
Gebäude  hergestellt  hat,  abzuhelfen  be- 
schlossen. Er  hat  daher  befohlen,  dass  die 
\ou  dem  heiligen  Albanus  eingeführte 
Einrichtung  der  Römer  wieder  hergestellt 
und  bestätigt  werde;  daher  er  auch  seinem 
jüngsten  Sohne  Edwin  einen  Befreiungs- 
brief  für  die  Maurer,  um  sich  selbst  unter- 
einander regieren  und  Einrichtungen  zum 
Gedeihen  der  Kunst  treffen  zu  können, 
ausgebändigt  hat,  weil  dieser  die  Chargen 
selbst  angenommen  und  die  Gebräuche 
erlernt  bat.  Er  hat  auch  gallische  Maurer 
kommen  lassen  und  sie  nun  mit  zu  Vor- 
stehern bestellt,  und  die  Einrichtungen 
der  Griechen,  Kömer  und  Gallier,  welche 
sie  in  Schriften  mitgebracht  haben,  nennt 
des  heiligen  Albanus  Einrichtungen  durch- 
sehen lassen;  und  hiernach  sollen  nun  alle 
Maurergesellachaften  eingerichtet  werden. 
Sehet  also  nun  in  dem  frommen  Prinz 
Edwin  euern  Beschützer,  der  den  könig- 
lichen Befehl  ausrichten,  euch  unterein- 
ander aufmuntern  und  ermahnen  wird, 
-  begangene  Fehler  nicht  wieder  vorkommen 
zu  lassen.  Daher  sollen  alle  Jahre  die 
Baumeister  um)  Vorsteber  von  »Uen  Logen 
einmal  zusammenkommen  und  ihm  Berieht 
über  die  Bauten  und  was  bei  der  Arbeit 
zu  verbessern  sein  möchte,  abstatten.  Er 
hat  euch  hierher  nach  York  zusammen- 
berufen  lassen,  und  die  Vorsteher  sollen 
euch  nun  die  Gesetze  vorsagen,  welche 
sich  in  den  alten  glaubwürdigen  Nach- 
richten, die  durchgegangen  worden  sind, 
gefunden  haben  und  welche  zu  beobachten 
nützlich  sind.  Folgendes  aber  sind  die 
Gesetze,  die  ihr  annehmen,  uud,  wenn  ihr 
sie  angenommen  habt,  mittel"  Auflegung 
der  Hand  auf  das  heilige  Buch,  da*  die 
Vorsteher  darhalten  werden,  zu  beobachten 
versprechen  werdet.  Auch  »oB  jeder 
Meister  sie  in  seiner  Loge  vorlesen  lassen 
und  es  ebenso  holten.  Auch  soll  jeder 
Meister  sie  in  seiner  Loge  vorlesen  lassen, 
wenn  ein  neuer  Bruder  angenommen  wird, 
indem  ein  solcher  »ich  ebenfalls  auf  dem 


Rvaiigclium  dazu  verbindlich  machen  ».oll. 
n  Die  erste  Pflicht  ist,  dass  ihr  aufrichtig 
Gott  verehren  unddieGesetzederNoachiden 
befolgen  wollt,  weil  es  göttliche  Gesetze 
sind,  die  alle  Welt  befolgen  soll.  Daher 
follt  ihr  auch  alle  Irrlehren  meiden  und 
euch  dadurch  nicht  an  Gott  versündigen. 
'  'l<  Fuerm  Könige  sollt  ihr  getreu  sein 
j  ohne  Verräterei,  und  der  Obrigkeit,  wo 
ihr  euch  auch  befinden  werdet,  gehorchen 
•  ohne  Falschheit.  Hochverrat  sei  fem  von' 
1  euch,  uud  erfahrt  ihr  des  etwas,  so  sollt 
|  ihr  den  König  warnen.  8)  Gegen  alle 
!  Menschen  sollt  ihr  dienstfertig  sein,  und, 
!  soviel  ihr  könnt,  treue  Freundschaft  mit 
ihnen  stiften,  auch  euch  nicht  daran 
kehren,  wenn  sie  einer  andern  Keligion 
oder  Meinung  zugethan  sind.  4)  Beson- 
ders sollt  ihr  auch  immer  treu  gegenein- 
ander sein,  einander  redlich  leinen  und 
in  der  Kunst  beistehen,  einander  nicht 
verleumden,  sondern  euch  uuter.  inander 
thun,  wie  ihr  wollet,  dass  euch  andre 
thun  sollen.  Sollte  sich  uaher  auch  ein 
Bruder  gegen  irgend  jemanden  oder  einen 
Milbruder,  vergehen  oder  sonst  fehlen, 
niüa-.-n  ihm  alle  beistehen,  «ein'  Vergehen 
wieder  gut  machen  zu  können,  auf  dass 
er  gebessert  werde.  "»>  Treulich  habt  ihr 
euch  auch  zu  den  Beratschlagungen  und 
Arbeiten  der  Mitglieder  iu  jeder  Loge  zu 
halten,  und  gegen  jedermann,  der  kein 
Bruder  ist,  die  Merkmale  geheim  zu  halten. 
6)  Jeder  soll  sieh  der  Untreue  enthalten, 
weil  die  Brüderschaft  nicht  ohne  Treue 
und  Ehrlichkeit  bestehen  kann  und  ein 
guter  Name  ein  grosses  Gut  ist.  Auch 
sollt  ihr  immer  Auf  des  Herrn  oder  Meis- 
ters, dem  ihr  dieuet,  Nutzen  sehen  und 
ihn  befördern  helfen  und  immer  seine 
Arbeit  redlich  zu  Ende  bringen.  7) 
Ehrlich  sollt  ihr  au-'h  immer  bezahlen, 
wo  ihr  schuldig  seid,  uud  überhaupt  nichts 
zu  Schulden  bringen,  wodurch  der  gute 
Ruf  der  Brüderschaft  Gefahr  laufen  könnte. 
8}  Sodann  soll  aber  auch  kein  Meister  ein 
Werk  übernehmen,  wenn  er  sich  nicht  für 

Seschickt  genug  dazu  hält;  denn  er  würde 
cm  Baumeister  und  der  Brüderschaft  nur 
Schande  machen.  Ferner,  jeder  Meister 
soll  billigen  Lohn  fordern,  doch  so,  dass 
er  leben  und  »eine  Gesellen  bezahlen  kann. 
9)  Ferner,  niemand  soll  einen  andern  ver- 
drängen, sondern  ihm  die  gefundene  Ar- 
beit lassen,  es  sei  denn,  dass  er  untüchtig 
dazu  wäre.  10)  Ferner,  kein  Meister  soll 
einen  Lehrling  anders,  als  auf  die  Zeit 
von  sieben  Jahren  annehmen ;  und  da  soll 
er  ihn  erst,  nach  Rat  und  Bestimmung 
I  seiner  Mitbrüder,  zum  Maurer  uneben. 

11)  Ferner  soll  kein  Meistet  oder  GttJeil 
!  Gebuhren  nehmen,  um  jemand  zum  Masrer 
\  au  machen,  wenn  er  nicht  frei  geboren 
ist,  in  gutem  Ruf  stehet,  gute  Fähigkeiten 
und  gesunde  Glieder  hat.  12)  Ferner,  kein 
Gesell  soll  den  andern  tadeln,  wenn  er  es 
nicht  besser  zu  macheu  weiss,  als  der,  den 


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Ynrker  Urkunde. 


er  tadelt  18)  Ferner,  jeder  Meister  soll 
anhören,  wenn  er  von  dem  Baumeister, 
und  jeder  Gesell,  wenn  er  von  dem  Meister 
angehalten  wird.  Mine  Arbeiten  zu  ver- 
beMern  und  «ich  darnach  zu  achten. 
14}  Ferner,  alle  Maurer  »ollen  den  Vorge- 
setzten Gehorsam  erweisen  und  willig 
thun,  was  sie  ihnen  heissen.  15)  Ferner, 
jeder  Maurer  soll  Gesellen  aufnehmen,  die 
über  Land  kommen  und  die  ihm  die  Merk- 
male geben.  Er  soll  dann  für  sie  sorgen, 
wie  ihm  gelehret  ist.  Auch  soll  er  not- 
leidenden Brüdern  su  Hilfe  kommen,  wenn 
er  Wissennchaft  von  ihrer  Bedrängnis  er- 
hält, wie  er  gelehret  ist,  und  sollte  es  auch 
bis  auf  eine  halbe  Meile  Weges  sein. 
16)  Ferner,  kein  Meister  oder  Gesell  soll 
einen  andern,  der  nicht  zum  Msurer  ge- 
macht worden  ist,  in  die  Loge  zulassen, 
um  die  Kunst  des  Formens  su  sehen,  oder 
ihn  Steine  formen  zu  lassen,  auch  ihm 
kein  Wlnkelmass  oder  Richtscheit  machen, 
oder  die  Anwendung  davon  lehren;*)  — 
Dies  sind  die  Pflichten,  die  zu  halten  gut 
und  nützlich  sind.  Was  künftig  noch  gut 
und  nützlich  befunden  werden  wird,  soll 
immer  aufgeschrieben  und  von  den  Vor- 
stehern besannt  gemacht  werden,  damit 
alle  Brüder  ebenfalls  darauf  verpflichtet  j 
werden  können.  Hier  endet  sich  die  Kon-  j 
stitution.«  —  Zur  Geschichte  sei  mit  Keller 
[FZ.  1863,  S.  385]  bemerkt,  dass  es  höchst  i 
auffällig  erscheint,  darin  den  berühmten 
Alcuin  (s.  d.)  nicht  erwähnt  su  finden,  der  in 
York  im  8.  Jahrb.  einer  höhern  Bildung»-  ] 
anstalt  vorstand,  und  dass  sie  des  Baues 
der  Peterskirche  in  York  nicht  gedenkt,  j 
die  von  Alcuin  erbaut  und  780  eingeweiht 
wurde,  während  sie  doch  die  viel  später 
gebauten  und  ferner  liegenden  Kirchen 
von  Oanterbury  und  Rochester  erwähnt.  — 
Was  die  Prinz  Edwinsc.he  Konstitution 
betrifft,  so  zeigt  sich  bei  einem  Vergleich 
mit  den  inzwischen  aufgefundnen  echten 
alten  Konstitutionen,  so  z.  B.  der  Halli- 
wel Uchen  und  der  Cookeschen,  dass  sich 
gerade  die  Punkte,  auf  die  Krause  so 
hohen  Wert  legt  und  die  den  milden  Geist 
ihrer  Verfasser  sowohl,  wie  ihrer  Zeit  be- 
kunden sollen,  iu  den  echten  alten  Ur- 
kunden nicht  finden,  obschon  das  Ganze 
augenscheinlich  nach  einer  echten  Urkunde 
bearbeitet  wurde.  Weiter  hat  die  Edwin- 
»che  Urkunde  die  Verbote  der  Diebe*- 
hehlerei,  Unkeuschheit  u.  s.  w.,  die  alle 
Urkuuden  haben,  wenn  auch  nicht  ganz 
umgangen,  doch  in  einer  milden  timscnrel- 
bendeu  Weise  berührt;  umgekehrt  fehlen 
ihr  die  Artikel,  die  in  den  alten  Zeiten 
von  besonderer  Wichtigkeit  sein  mussten, 
um  Einmischungen  der  weltlichen  Macht 
in  das  Innere  Her  Brüderschaft  zu  um- 
gehen  und  die  deshalb  in  geeigneter  Weisein  ! 
die  Alten  Pflichten  (s.d. übertragen  worden  J 

•»  M.  hrm  «IImot  B«rtiamuD«m  f»bl«t  in  »Km  I 

KotutitutiontiD. 


sind:  der  Versöhuuugsiag  und  die  Schlich- 
tung von  beginnendem  Streit  zwischen 
Meister  und  tienosne^  —  l>ie  angeblich 
auf  Befehl  des  Koni?*  Wilhelm  Hl.  ge- 
sammelten Alten  Pflichten  zeigen  bei 
einem  Vergleich  mit  den  echten  alten 
Konstitutionen,  denen  sie  ganz  unverkenn- 
bar nachgebildet  sind,  namentlich  der  im 
Gentlemans  Magazine,  ebenfalls,  dass  für 
die  Punkte,  die  eine  für  ihre  Zeit  ganz 
auffällig  milde  Gesinnung  atmen,  etwas 
Ähnliches  in  den  alten  Konstitutionen 
nicht  zu  entdecken  ist.  Auch  die  wieder- 
holten Anmietungen  auf  Zeichen  sind  in 
den  echten  Urkunden  nicht  vorhaudeu.  — 
Konnte  nun  selb»!  noch  in  jüngerer  Zeit 
und  nachdem  Krauses  Annahme  von 
(^uldeern,  alt  Ahfaesern  der  Yorker  Kon- 
stitution, und  Zusammenhang  der  alten 
Brüderschaften  mit  den  römischen  Bau- 
korporationen in  Staub  zerfallen  war, 
noch  immer  eine  Möglichkeit  aufdämmern, 
dass  die  beiden  ersten  Teile  der  Urkunde, 
wenn  auch  in  vergleichsweise  neuer  Zeit 
überarbeitet,  einer  Logt  in  York  ab  Gruud- 

Sesetz  gedient  hätten,  obschon  der  Redner 
er  dortigen  Loge  1726  seiner  nicht  ge- 
dachte, so  ist  es  jetzt  durch  Findel  tisch - 

f «wiesen,  dass  daran  gar  nichts  ist,  und 
amit  stellt  sich  die  sogen.  Yorker  Kon- 
stitution immer  deutlicher  als  das  Mach- 
werk von  solchen  heraus,  die  Verwirrung 
in  der  Brüderschaft  anzustiften  gedachten 
—  Klose  glaubte  sich  bereits  aus  seinen 
Forschungen  über  die  Yorker  Konstitution 
zu  folgenden  Schlüssen  berechtigt:  •  !>  Es 
hat  erwiesuermassen  zu  York  im  J.  1726 
eine  alte  Handschrift,  sogar  damals  noch 
verbindend  für  die  Brüderschaft,  vorge- 
legen; sie  ist  zur  Befolgung  empfohlen 
worden,  mit  gänzlicher  Ignorierung  des 
von  Anderson  17*23  berausgegebnen  Kon- 
stitutionenbuchs; 2}  diese  Handschrift  zu 
York  war  aber  mit  den  übrigen  in  Eng- 
land vorfindlichen  übereinstimmend  und 
enthielt  namentlich  nicht  die  Berufung 
auf  die  Noachiden,  ebensowenig  die  der 
Krauseschen  Urkunde  ausschliesslich  eigen- 
tümliche Verordnung;  8)  die  der  Krause- 
schen Urkunde  beigefügten  Konstitutionen 
unter  Wilhelm  IIL  bieten  wirklich  eine 
jüngere  Redaktion  dar,  laut  ihrer  innern 
Annäherung  au  die  sogen.  Y.  U.;  4)  letztere 
ist  jedoch  später,  als  1727,  von  irgend 
einem  Bruder,  mit  zum  Teil  beabsich- 
tigten Lehrsätzen,  zum  Teil  mit  einer  ge- 
lehrten Ausstattung  versehen,  in  die  latei- 
nische Sprache  übertragen  worden.  Ute 
Richtung  dieses  Verfassers  beurkundet 
sich  durch  die  Nichterwähnung  St  Alban*, 
als  Protoinartyrs  von  Kngland,  im  Wider- 
spruch mit  der  Rede  vom  .1.  172t>,  5)  da 
nur  die  zweite  Ausgabe  des  AndcmMUKchen 
Konstitutionenbuchs  1788  der  V>a--hi«Ien 
erwähnt,  im  J.  1756  aber  diese  Fassung  der 
Alten  Pflichten  von  der  Grossloge  m  Lon- 
don aufgehoben  wird,  dagegen  die  um  1754 


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Yorker  Urkunde. 


auftauchende  Spaltung  der  Brüderschaft, 
die  sich  alt«-  Masoneo  furtan  benannt 
hat,  in  ihrem  ersten  Gesctzbuche  Ahimau 
Ke/on  1756,  und  fortan  ii.  allen  ihren  fol- 
genden verwandton  Gc*eubüchcm  die  Be- 
rufung auf  die  Noachiden  ah  Gegensatz 
gegen  das  Qrossmeistertum  zu  Ix»ndon  bei- 
behalten hat,  eo  6'  darf  man  annehmen, 
das«  die  Übertragung  der  nach  1726  in 
altenglischer  Sprache  vorhanduen  Kon- 
stitution in  die  erweiterte  lateinische  Über- 
Hetzung  später  als  um  da*  J.  1788  (resp. 
1756)  vorgenommen  worden  sei}  und  zwar 
sv  einer  Zeit,  wo  der  Parteistreit  der 
sogen.  Alten  .Maurer  ge/en  die  sogen. 
Modernen  Maurer  um  1772  auf  da«  Leb- 
hafteste entbrannt  war;  7)  dass  die  Rin- 
Heehtung  des  Noachismus  in  die  Alten 
Pflichten  keineswegs  auf  einer  oder  meh- 
reren unzweifelhaft  echten  Handschriften 
beruhe,  ergiebt  sich  ans  dem  höchst  wich- 
tigen urkundlichen  Umstand,  daas,  ob- 
gleich die  Groasloge  zu  London  bei  ihrer 
Vereinigung  mit  der  Oroasloge  der  Alten 
Maurer,  am  23.  Dez.  ISIS,  manch«»  aus 
dem  Ritual  der  letztern  aufgenommen  hat, 
dennoch  die  ursprünglich«  Redaktion  der 
Alten  Pflicht  mit  Hinwcglassung  der  Noa- 
vhiden,  wieder  hergestellt  und  beibehalten 
worden  ist,  es  wäre  denn ,  Baas  man  hier- 
durch eine  Unterscheidung  von  den  in 
Amerika  sich  fortwährend  als  Maurer  be- 
nennenden Brüdern  hätte  beibehalten  wol- 
len. Sicherlich  aber  ergeht  hieraus  der 
Beweis,  daas  für  die  Noachiden  keine  alte 
unverdächtige  Urkunde  sprach;  8)  dass 
somit  die  Urkunde  Krauses,  wie  getreu 
und  gewissenhaft  aie  auch  nach  der  von 
Stonenoune  erhaltneu  Abschrift  von  Schnei- 
der übersetzt  nnd  von  Krause  abgedruckt 
ist,  bei  weitem  nicht  die  Glaubwürdigkeit 
der  vorhandnen  alten  englischen  Konati- 
stitutionen  verdient,  das»  sie  eine  Umar- 
beitung derselben  ist  und  dass  sie  unter 
allen  bekannt  gewordneu  Handschriften 
als  die  aller  jüngste,  manchmal  sogar  will- 
kürlich umgearbeitete  echte  alte  Urkunde 
betrachtet  und  behandelt  werden  muss.«  — 
Es  hat  nicht  an  Bemühungen  gefehlt, 
diesen  Schlüssen  gegenüber  die  Echtheit 
der  sogen.  Yorker  Konstitution  aufrecht 
zu  halten,  obschon  die  seit. dem  Erschei- 
nen der  Klossschen  Schrift  weiter  bekannt 
gewordneu  echten  alten  Konstitutionen 
und  die  Aufdeckung  der  alten  malerischen 
Geschichte  immer  mehr  das  l'rtoil  vüii 
Kloss  bestätigten.  Jeue  erwähnten  Be 
müh  Hilgen  veranlassten  Asher  in  Hamburg 
h  XXIII,  48],  eben  fall*-  un  die  Prü- 
fung der  Yorker  Konstitution  zu  gehen, 
und  nachdem  er  durch  den  Kenner  der 
englischen  Geschichte,  Lappenberg,  seine 
Zweifel  an  dem  Vorhandensein  einer 
solchen  Urkunde  vollkommen  bestätigt 
fand,  kam  er  zu  den  Aussprüchen:  »1)  Ver- 
fassung, Sitten  und  Geist  jener  Zeit  wider- 
sprechen sowohl  der  Veranlassung,  wie 


i  dem  Inhalt  des  Dokuments;  2i  würde  in 
|  einer  Zeit,  wo  alle  Urkunden  in  öffent- 
lichen Versammlungen  aufgenommen  wur- 
den, bei  einer  solchen  Satzung  gewiss  keine 
Ausnahme  stattgefunden  hüben.  K<jiu  Ge- 
schichtschreiber erwähnt,  seines  Wissens, 
der  augeblichen  Zusammenkunft,  d;e  doch 
grosses  Aufseben  hätte  machen  müssen; 
8)  die  Verpflichtung  in  Artikel  3:  Euch 
nicht  daran  kehren,  wenn  sie  einer  andern 
Religion  oder  Meinung  zugethan  sind, 
können  wohl  nicht  aus  eiuer  Zeit  her- 
rühren, wo  es  in  der  Christenheit  nur 
Rechtgläubige  und  Ketzer  gab  und  den 
Juden  kaum  Menschenrechte  zugestanden 
wurden. t  —  So  wenig  aber  es  lange  nicht 
gelungen  ist,  die  Voreingenommenheit  ein- 
zelner für  die  Echtheit  des  sogen.  Frei- 
maurerverhörs  zu  erschüttern,  so  wenig 
war  dies  den  Forschungen  gegenüber  der 
angeblichen  Echtheit  der  sogen  Y.  U.  ge- 
lungen, trotzdem  Nachsuchungeu  an  Ort 
undStelle  Findel  zu  folgeuden  Aussprüchen 
veranlassten:  »1)  Weder  einer  Generalver- 
sammlung der  englischen  Masonen,  noch 
der  unter  Edwin  (oder  Athelstan)  eutworf- 
neu  Konstitution  wird  in  den  von  der 
Surtees-Society  veröffentlichten  »Baurolleu 
von  York-Minster«  (I)urham  1859)  gedacht. 
Eine  in  angelsächsischer  Sprache  verfasste 
Pcrgamen trolle  war  demzufolge  im  12.-- 14. 
Jahrb..  zu  York  nicht  vorhanden.  2)  Der 
gelehrte  Altertumskenner  und  Geschicht- 
schreiber Yorks,  Dr.ike,  thut  in  seiner  1726 
gehaltnen  Re'le  einer  Originalknnstitulion 
oder  der  Krai. teschen  Urkunde  keiner  Er- 
j  wähuuug,  sowie  er  auch  einzelne  Beson- 
'  derheiten  derselben  nicht  hervorhebt.  Die 
alte  Urkunde,  auf  die  er  sich  bezieht, 
kann  die  Hundschrift  vom  J.  1693  sein 
oder  das  Original  der  Abschrift  vom  J.  1704. 

3)  im  Protokoll  vom  J.  1761  über  die 
Wiedereröffnung  der  Grossloge  von  York 
findet   sich    keine   Bezugnahme  darauf. 

4)  Tu  dem  1777  an ge fertigt eu,  noch  vor- 
handuen Inventar  über  das  Archiv  der 
ehemaligen  Grossloge  steht  diese  eben- 
falls nicht  mit  x'erzeichnet.  5)  Vor  etwa 
einem  Jahrzehnt  hat  eine  der  Berliner 
Grosslogen  in  York  über  die  Krausesche 
Urkunde  Erkundigungen  eingezogen.  Da- 
raufhin hat  der  gegenwärtige  Schatzmeister 
und  Pastmeisler  Cowling  vergeblich  Nach- 
forschungen augestellt  sowohl  beim  Biblio- 
thekar des  Münsters,  wie  bei  den  zwei 

;  berühmtesten  Altertumskennern,  die  deren 
Vorhandensein    entschieden    in  Abrede 
|  stellten.  6)  Der  Bestätiger  der  angebücheu 
:  lateinischen  I Versetzung,  Stoncmouae,  ist 
i  in  York  völlig  unbekannt,  und  es  konnten 
(  sieh  die  ältesten  Leute  einer  Familie  diese« 
Namens  nicht  entsinnen.    7)  Hat  in  der 
Zeit  um  1806  eine  architektonische  Gesell- 
schaft zu  York  nicht  bestanden.  Soll  aber 
das   »Summa  societa*  aichitectouicai  in 
der  Bestätigung  so  viel  al*  »Gronslogc 
heissen,  so  bestand  damals  auch  diese  nicht 


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570 


YpMlanti  —  Zyklen. 


mehr.    8)  Es  ist  du  mit  der  Krauseschen  I 
Übersetzung  übereinstimmende  Original 
in  England  Dia  jetzt  nirgends  aufgefunden 
worden;   die  maurerischen  Schriftsteller 
Englands  bezeichnen  vielmehr  die  Halli 
Weitsche  Urkunde  (oder  auch  die  andern 
Handschriften  aus  dem  16.  Jahrh.)  als  die 
Athelstan-Konstitution.    9)  Die  bis  jetzt  j 
bekaunt  gewordnen  alten  Konstitutionen 
stimmen  dem  Wesen  nach  miteinander 
uberein  und  gewähren  damit  ein  wenigstens  j 
indirektes  Zeugnis  gegen  die  Krauseacbt 
Darüber,  das«  eine  masontsche  Urkunde 
vom  J.  926  nicht  vorhanden  sei,  kann  ein 
Zweifel  wohl  kaum   mehr  aufkommen. 
Alle  Folgerungen,  die  an  das  vermeintliche 
hohe  Alter  der  sogen.  Y.  U.  geknüpft  j 
wurden  oder  werden,  zerfallen  in  nicht«. 
Daes  ein  mit  der  Krauseschen  Übersetzung  j 
gleichlautendes  Original  oder  eine  andre  , 
Urkunde,  die  die  mit  der  Krauseschen  ! 
übereinstimmenden   Züge   bei    Andetson  i 
enthalt,  noch  aufgefunden  werden  könne,  > 
ist  nicht  unmöglich,  wenn  auch  unwahr-  I 
hcheinlich;  das«  aber  dann  eine  solch«' 
Handschrift  jüngern  Datums,  als  die  bis  ! 
jetzt  bekannten  sei,  lBsst  «ich  mit  alle» 
Bestimmtheit  behaupten.  Keinesfalls  kann  ' 
sie  auf  den  Namen  einer  Y.  IT.  fernerhin 
Anspruch  machen.«    Die  Handschrift  in 
altenglischer  Sprache,  die  Büttner  1779 
in  London  gesehen  hat,   ist  jedenfalls 
eine  ganz  andre  gewesen,  als  die,  die 
Sehneider  (s.  d.)  in  lateinischer  Sprache 
übersetzt  erhalten  haben  will.    Es  bleibt 
mithin  kein  Zweifel,  dass  Schneider  in  j 
Altenburg  mit  dieser  verfälschten  Urkunde  | 


betrogen  worden  ist.  Denkbar  ist  —  uud 
die  Überlieferungen  in  York  deuten  darauf 
hiu,  —  das»  einst,  vielleicht  veranlagt 
durch  die  von  Aleuin  dort  gegründete 
Schule,  die  längere  Zeit  bestanden  hat,  in 
York  eine  Versammlung  von  Bauvers»9n- 
digen  stattfand  und  die'Ertnnerung  daran 
sich  unter  den  Bnugenossen  erhielt;  a»»c 
Aufzeichnungen  selbst  viel  ursprünglicherer 
Art  sind  aus  so  fernen  Zeiten  undenkbar. 
[Vgl.  des  Ausführlichen  in  der  vorigen 
Auflage  TU,  492-519;  femer  BZC.  1890, 
S.  165;  Gould,  Hi^orv  of  Freemasonrv  I. 
494.  Rh.  1863,  S.  301;  1864.  S.  2,  2l9: 
1^65,  S.  145.  Mittheilungen  au«  d*>m  Ver- 
ein deutscher  Freimaurer  1864.  8. 
HZ«?.  Nr.  188,  S.  59. 

Iptdiantt,  Alexander  Kürst,  geb. 
12.  l»ea.  1792  in  Konstantinopel.  gest.  81. 
Jan.  1828  in  Wien,  wurde  18«>9  russischer 
Offizier,  1814  Oberst  und  1*17  General- 
major.  1820  trat  er  an  die  Spitze  der 
HetÄrie  der  Philiker  und  fiel  ISil  in  die 
Moldau  ein.  Da  die  1? riechen  aler  nicht 
gegen  die  Türken  aufstanden,  wurde  er 
21..Kmi  1821  beim  Kloster  Drag^schan  vom 
den  Türken  geschlafen  und  floh  nach 
Siel«  »bürgen,  wo  er  von  der  österrcich- 
sclien  Regierung  verhuftH  und  nach 
Munk.us,  später  nach  Thcresien-tadt  in 
Böhmen  gebracht  wurde.  Erst  1827  wurde 
er  eut lassen.  —  Y.  wurde  1810  in  der 
Loge  PalAstina  in  Petersburg  Freimaurer 
[vgl.  Pypin,  Quellen  und  Beitrage  zur  O 
schichte  der  Freimaurerlogen  Russl«"*!* 
(Riga  1896),  S.  113j. 

Ytcnbiirg,  s  Isenburg. 


Zabrse    Landgemeinde  in  der  preuss.  I 
Prov. Schlesien,  14012E.).  Hier  wurde  unter  ! 
der  Aufsicht  der  LogeZut  siegeudeu  Wahr-  j 
heit  in  Gleiwitz  7.  <  >kt.  18'»» ein  Freimaurer- 
kranzchen  eröffnet.  Ks  bestand  schon  seit 
1894  als   zwanglose  Vereinigung.  Mit- 
gliederzahl (1900):  17. 

Zacharias,  Ernst  Wilhelm,  geb.  15.. 
April  1789  in  Dresden,  gest.  26.  Marz  1847 
das.,  Sekretär  beim  Appellationsgericht 
in  Dresden,  wurde  zum  Freimaurer  auf- 
genommen in  der  Loge  Zum  goldnen 
Apfel  in  Dresden  4.  Okt.  1811  und  war 
Schriftführer  und  dann  Bibliothekar 
dieser  Loge.  1815  trennte  er  sich  von 
ihr,  schloss  sich  1819  der  Loge  Asträa  zur 
grünenden  Kaute  das.  an  und  verwaltete 
sowohl  bei  dieser,  als  nach  deren  1831  er- 
folgten Vereinigung  mit  der  Loge  Zu  den 
dre»  Schwertern  mehrere  Ämter,  bis  er 
Mai  1844  zum  Altmeister  ernannt  wurde. 
Seit  1830  war  er  zugleich  Grossredner  bei  i 
der  Grossen  I*andesloge  von  Sachsen  und 
übernahm  1»  Dez.  1833  den  Vorsitz  im  j 


geschichtlichen  Engbund  Dresden,  .seit 
1840  gab  er  auf  eigne  Kosten  eine  Nu- 
motheca  numismatica  Latoruorum  heraus 
(Dresden),  von  der  bis  zu  seinem  Tode 
8  Hefte  erschienen.  [Vgl.  FZ.  1847,  S.  214. 
Peuckert,  Geschichte  der  Loge  Zu  den  drei 
Schwertern  in  Dresden  (Lpz.  1883).  L.  IX, 
S.  92.1 

Zahlen.  Nach  der  Lehre  der  Pythago- 
reer  ist  Z.  und  Harmonie  das  Wesen,  die 
bestimmende  Macht  und  das  Gesetz  der 
Welt.  Selbst  des  Menschen  Seele  und  das 
sittliche  und  vernünftige  Leben  seines 
Geistes  wird  von  Pythagoras  unter  dem 
Begriff  der  Zahl  gefasst,  Tugend  als 
Z.-Harmonie  bestimmt.  In  der  Musik 
kommen,  wie  Pythagoraa  (a.  d.)  uud 
nach  ihm  Krause  (s.  d.)  in  seiner  »Theorie 
der  Musik«  es  ausgesprochen,  die  Z.  nach  ' 
ihrer  Bedeutsamkeit,  nach  ihrem  Ursinn 
in  Betracht  als  Formen  göttlicher  Wesen- 
heiten, die  das  Leben,  Gestalten  und  Wer- 
den in  der  Zeit  beherrschen.  •Harmonie 
und  Melodie  beruhen«,  so  heiast  es  bei 


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Zfthleti 


Krause;  ,ihrer  Erscheinung  nÄCh  auf  der- 
seilten  ewige»  Grundlage,  den  Verhält- 
nissen der  Z.,  nach  ihrer  innersten  Wesen 
lieh  aber  auf  der  Gliederung  de»  gesainten 
Organismus  der  Wesen  und  der  Well 
deren  ewige  Form  und  Ordnung  in  d«-u 
Z.  und  in  den  Verhältnissen  der  Z.  er- 
scheint. Mehrere  verschiedne  hohe  Töne, 
die,  zugleich  oder  nacheinander  ertönend, 
unser  Gemüt  befriedigen,  nennen  wirWohl- 
laute  oder  Konsonanzen;  die  hingegen, 
welche  unser  Gemüt  iu  Spannung  und  Er- 
wartung versetzen,  nennen  wir  Gegenklänge 
und  Dissonanzen,  und  diese  verlangen,  in 
Konsonanzen  befriedigt  oder  aufgelöst  zu 
werden,  sowie  jede  Spannung  entgegenge- 
setzter Kräfte  in  der  Gesundheit  und  Schön- 
heit des  liebem  sich  wiederum  zu  harmo- 
nischer Befriedigung  lost.  Jedes  konso- 
uierende  und  jedes  dissonierende  Intervall 
ist  Ausdruck  eine»  bestimmten  Z.-Verhalt- 
nisses,  oder  es  stellt  im  Reiche  der  Töne 
eine  oder  mehrere  bestimmte  Z.  lebendig 
dar.  Alle  Oktaven  sind  durch  die  Z.  Zwei 
bestimmt,  alle  Quinten  durch  die  Z.  Drei, 
die  grosseu  oder  harten  Terzen  durch  die 
Z.  iünf,  die  kleinen  oder  die  weichen 
Terzen  durch  die  vereinten  Z.  Fünf  und 
frei,  die  kleinen  oder  wesentlichen  Sep- 
timen ursprünglich  durch  die  Z.  8ieben, 
in  unserm  jetzigen  Teilsystem  aber  durch 
die  vereinten  Z.  Zwei  und  Drei  oder  Drei 
und  Fünf,  die  grosse  None,  sowie  auf  an- 
dre Art  auch  die  kleine,  durch  die  Z.  Zwei, 
Drei  und  Fünf.  Da  nun  auf  diesen  Inter- 
vallen die  ganze  Harmonie  und  Melodie 
beruht,  so  kann,  indem  auch  die  Septime 
als  durch  Zwei  und  Drei  bestimmt  aus- 
geübt wird,  insofern  gesagt  werden,  dass 
die  Grund-Z.  F.in.s,  Zwei,  Drei  und  Fünf 
dfe  Grundlage  unsrer  ganzen  Musik  aus- 
machen, und  zwar  uies  um  so  mehr,  als 
auch  Oer  musi  kn  lisch  e  Rhythmus  eben  diesen 
'/..  folgl.  Leihniz  sagte  daher:  , Die  Seele, 
indem  sie  Musik  hört  und  empfindet,  übt 
bcwusstlos  eiue  hohe  Arithmetik  aus;  sie 
zählt,  ohne  *s  zu  wissen-  [Kpist.  ad  divers. 
I.  144.  Vgl.  auch  Vischer,  Ästhetik  (Stuttg. 
ICAT»,  IU,  2  $  762:  ,Die  Musik  ist 
ein  unbewusstes  Rechnen';  M.  Carriere, 
Ä»th-tik  (Lp».  1873),  II,  355  i.  Aber  die 
Seele  verrichtet  diese  Zahlung  nicht, 
xmdt-m  es  wird  ihr  gezählt;  e-  ist  das  Ge- 
fühi  \on  Befriedigung  oder  Erwartung,  das 
sie  in  uiu-ikaliach  geordneten  Klingen  un- 
uiiuvlbar  wahrnimmt.  Nach  meiner  Über- 
zeuguuji  ist  der  Grund  des  Wohlgefallens 
au  allen  Guten  und  Schönen  darin  ent- 
lislitn.  Ih*s  das  Gute  und  Schöne  in  seiner 
Eudltcbic-it  und  in  seiner  bestimmten  Form 
die.  Kij.  (.'jischaften  oder  Wesenheiten  der 
Golthen  seJ'»st  darstellt  und  eben  dadurch 
gotlähnlit  h,  ja  göttlich  ist,  und  diese  Idee 
stimm-  mii  jener  L-hre  des  l'vthagora» 
überc-in;  d^mi  «Ii'-  Z.  sind  ursprünglich 
eine  eigentümliche  Darstellung  der  gött- 
lichen Kigc'jv.naAcn,  der  Grundgesetze 


des  Weltbans  und  des  allgemeinen  Lehens 
\  nach  deren  Form .  und  die  Welt  in  ihrem 
!  ewigen  Gliederbaue,  sowie  in  ihrem  zeit- 
lichen Leben  ist  selbst  ein  endliches,  aber 
treues  Abbild  der  Vollkommenheit  Gottes, 
'  als  ihres  Urhebers,  Ordners  und  Regierers  - 
—  Die  l'ythagoreer  und  die  Verfasser 
der  biblischen  Schriften,  Philon  wie  die 
Vertreter  des  Deismus,  die  Naturforscher 
wie  die  Mystiker,  sie  alle  legen  den  Z. 
einen  tiefern  Sinn  unter;  dem  einen  sind 
sie  der  Schlüssel  zu  aller  Erkenntnis, 
dem  andern  nur  die  leitenden  Fühlfaden 
im  Gebiet  der  Spekulation.  [Über  die 
symbolische  Bedeutung  der  Z.  in  der  Bibel 
vgl.  Jahrbücher  für  deutsche  Theologie 
(1864)  IX,  8—48;  Riehm,  Handwörterbuch 
des  bibl.  Altertums  (Bielefeld  u.  Lpz.  1884) 
II,  1777/851.  Die  Pvthagorcer  bezeichnen 
den  Geist  (Äther)  als  Eins,  als  Einheit, 
weil  er  nicht  etwa  aus  verschiedenartigen 
Bestandteilen  zusammengesetzt  ist,  sondern 
als  durchaus  einzigartig  und  einfach  be- 
trachtet wird.  Der  Stoff  dagegen  heisst 
bei  Pythagoraa  die  Zwei,  denn  man  denkt 
sich  die  Materie  aus  verschiedenartigen 
Beatandteilen,  aus  Erde  und  Wasser  oder 
dem  unendlich  Grossen  und  dem  unendlich 
Kleinen  zusammengesetzt.  Der  Eins  kommt 
die  schöpferische  Thal,  die  Aktivität  zu, 
der  Zwei  das  Leiden,  das  Passive;  die  Zwei 
nimmt  gleichsam  die  schöpferische  Thfltig- 
keit  oder  Einwirkung  des  Geistes  in  sich 
:  auf.  —  Eins  und  Zwei,  Mouas  und  Dyas, 
vereinigen  sich  in  der  Drei,  der  Trias,  zn 
höherer  Einheit.  Als  pythagoreischer  Buch- 
stabe wurde  das  griechische  Y  angesehen, 
das  iu  seiner  Gabelung  das  Hervortreten 
der  Zwei  aus  der  Eins  versinnbildlicht,  in 
seiner  Gestalt  aber  die  Zusammenfassung 
der  Dreiheit  in  der  Einheit  verkörpert.  — 
Die  Vier  ist  QuXl  und  Wurzel  aller  Dinge 
und  bezeichnet  symbolisch  den  Raum,  die 
Weltordnung.  Die  heilige  Vier  gebiert 
»die  Mutter  des  Alls,  die  alles  aufnehmende, 
alles  umgrenzende,  erstgebornc,  nie  ab- 
lenkende, nimmer  ermüdende,  heilige  Zehn, 
die  Sehlüsselhalterin  de*  Alls,  die  der  Ur- 
zahl  gleichet  in  allem.«  Diese  Entstehung 
der  Zehn  aus  der  Vier  veranschaulicht 
Milanta.  Response  S.  ^3  dergestalt,  wie 
Ramtel  es  angeblich  auf  seinem  Gemälde 
•  Die  Schule  von  Athen»  auf  der  dem  Py- 
thagora«  gewiesneu  Tafel  zur  Darstellung 
bringt.  -  Die  Fünf,  die  Pcn- 
tas,  bedeutet  l»f i  den  Pytba-  | 
goreern  die  5  Elemente;^  der  I  ,  I 
schöpferische  Geist  oder  Äther      |  '  |  '  i  '  | 

bringt  durch  Einwirkung  auf   

die   l.Trmaterie:    Fem  .•    und  \  x 
Luft ,  Wasser  und  Erde  her- 
I  vor.  die  Grundbestandteile  der  dem  Wech- 
j  ycl  und  Wandel  unt^rworfnen   Welt.  — 
1  Die  Sechs  bezeichnet  die  6  Gattungen  der 
i  hescelien  (belebten   Wesen:  Götter,  l>ä 
otonen,   Heroen  (Halbgötter;,  Menschen. 
I  Tiere  und  Pflanzen.  —  Ganz  besonders 


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r>72 


Zshlen 


hoch  gewertet  wird  die  Sieben-/.,  denn 
die  N:itur  bringt  in  7  Jähren  oder  in  7 
Moniten  oder  in  7  Tagen  die  meisten  phy- 
sischen Dinge  hervor.  Darum  heisst  die 
•Sieben  das  M:i*a  der  Zeit,  denn  bei  den 
meisten  Geschöpfen  treten  die  zeitlichen 
Perioden  ihrer  Entstehung  und  Vollendung 
nach  dem  Gesetz  der  Siebenr.ahl  ein.  Der 
Mensch  wird  in  7  Monaten  voll  entwickelt, 
wechselt  mit  7  Jahren  die  Zahne,  wird  ein 
Jüngling  mit  2x7  und  mannbar  mit  8x7 
Jahren  u.  s.  w.  Auch  unter  den  Himmels- 
körpern herrscht  die  Siebon-Z.;  die  7 
Planeten  (die  bekannten  fünf  nebst  Sonne 
tind  Mond;  sind  »göttliche,  mit  Intelligenz 
begabte  Wesen,  die  in  unwandelbarer  Ord- 
nung und  in  ewiger  (:nvergänglichkeit  und 
.Tugendfrische  ihre  Bahnen  durchlaufen.« 

—  Der  Kosmos,  der  höhere  und  reinere 
Teil  der  Welt,  wird  von  acht  göttlichen 
Wesen,  den  8  Sphäreu  oder  Firmamenten 
eingeschlossen :  »den  7  durchsichtigen  Pla- 
ueteuaphären ,  an  denen  diese  Himmels- 
körper befestigt  sind,  und  der  undurch- 
sichtigen Fi.vternsphäre.  Diese  8  Sphären 
mit  den  an  ihuen  befestigten  Planeteu  und 
Sternen  find  ihrerseits  wieder  nach  har- 
monischen Verhältnissen  geordnet,  &o  da*» 
ihre  Abstände  den  Intervallen  einer  musi- 
kalischen Tonleiter  innerhalb  einer  Oktave 
entsprechen«  —  »Die  acht  Sphären  oder 
Firmament«?  mit  der  Erde  una  der  Gegen- 
erde teilen  das  gesarote  Innare  der  VVelt 
in  neun  grosse  kosmische  Räume:  einen 
mittelsten  von  der  Erde  und  Gegenerde 
eingeschlossnen,  von  dem  Zcutrslfeuer 
erfüllten,  dann  von  der  Erde  an  bis  zum 
Saturn  die  von  den  7  PlanetensphAren  ein- 
geschlossnen 7  grossen  Welträume,  und 
endlich  als  äußersten  uud  letzten  9.  den 
Zwischenraum  zwischen  dem  Saturn  und 
der  Fixstern  Sphäre.  —  D\e  ganze  Welt- 
kugel endlich  besteht  ans  zehn  Gesamt- 
bestandteilen: aus  dem  Fixsternfirmaraent 
mit  sämtlichen  Gestirnen,  aus  den  7  Pla- 
netenfirmamenten  und  den  daran  befestig- 
ten Himmelskörpern  vom  Saturn  bis  zum 
Mond,  und  endlich  aus  Erde  und  Gegen- 
erde, die,  vereinigt,  eine  feste  ilohlkugel 
bilden,  diedas  Zentralfeuer  in  sich  schliesst«. 

—  So  ist  nach  der  Pythagoreer  Lehre  die 
ganze  Welt  Z.  und  Harmonie.  [Höth, 
Gesch.  unserer  abendländ.  Philosophie  H, 
2  8.  868—988;  auch  E.  Baltzer,  Pythago- 
ras  der  Weise  von  Samos  (Nordhansen 
18oKJ?  8.  Iö3.]  —  Theosophcn,  wie  Jak. 
Bühnte,  St.- Martin  u.  a.  haben  sich  be- 
sondere Z. -Theorien  gebildet  und  ver- 
sucht, die  Bedeutung  der  Z.  auseinander 
zu  setzvn.  Auch  die  Freimaurerei  hat  die 
Z.  Symbolik  Überkommen  und  pflegt  «i<> 
zum  Teil  noch.  In  der  Antwort  auf  die 
erste  Frage  des  sog.  Freimaunn erb»rs 
(s.  d.)  ort».  Leint  die  Wissens»  haft  von  den 
Z.  al>>  Huuptgegenstand  des  Interesse.*  des 
Mam.srs.  Nach  den  »Three  distinet  knocks« 
und  in  ».fachin  and  Roaz«   lehrt  uns  die 


Arithmetik  die  Eigenschaft  (den  Gebrauch, 
Wert  oder  die  Kraft)  der  Zahlen.  Krause, 
Kunsturkunden  I,  1,  6.  203—206  Ann».  94. 
weist,  in  Anknüpfung  an  diese  Katechis- 
I  musantworten,  in  geistvoller  Deutung  die 
,  Brauchbarkeit  der  Zahlen  1,  2  nnd  8  als 
j  maurerische  Symbole  nach:  »Der  Maurer 
t  soll  die  Zahlen  1.  2,  8  verstehen  und  nach 
'  ihnen  arbeiten;  denn  sie  sind  Symbole  der 
I  Einheit,  des  Gegensatzes  und  der  Harmo- 
nie, welche  der  Maurer  in  all  seinen  Den- 
I  ken,  Empfinden  und  Handeln  wohl  beob- 
achten soll.  Die  Eins  erinnere  den  Maurer, 
:  dass  Einheit.  Ganzheit,  Selbständigkeit 
und  Freiheit  das  Erste  sind,  wonach  er 
alt  8elbvreseu  in  seiner  eignen  Person 
streben  soll,  und  dass  die  Menschheit  ein 
Ganzes  ist;  auch  dass  er  an  allen  Dingen 
ihre  Einheit  zuvörderst  achte  uud  gegen 
sie  alle  gerecht  sei.  Die  Zwei  ist  Symbol 
der  Gegenheit,  nämlich  des  Gegensatzes 
'  wirklicher  artgleicber  Wesen  und  Wesen- 
heiten, nicht  wie  Tugend  und  Laster,  Licht 
und  Finsternis,  wie  Etwas  und  Nichts, 
sondern  wie  Etwas  und  ein  in  der  gemein- 
samen Gleichartigkeil  anderartiges  Etwas: 
wie  Vernunft  und  Natur,  Leib  und  Geist, 
Mann  und  Weib,  Ich  und  Du,  wie  Wissen- 
schaft und  Kunst,  Verstand  und  Eiubil- 
dungHkraft,  Gegenwart  und  Zukunft. 
Solche  sich  gletchwcsenlich  gegenüber- 
stehende Dinge  sind  nach  Gottes  Gesetz 
gleichwesenlich ;  und  wie  der  Maurer  die 
Zwei  versteht,  so  achtet  er  sie  gleichför- 
mig, so  hält  er  die  Natur  nicht  für  etwas 
Geringeres,  weil  es  nicht  Vernunft,  den 
Leih  nicht  lur  etwas  Geringeres,  weil  er 
nicht  Geist,  die  Frau  nicht  für  etwas  Ge- 
ringeres, weil  sie  kein  Mann,  den  Neben- 
menschen nicht  für  etwas  Geringeres,  weil 
dieser  nicht  Er  ist.  —  Die  Drei  ist  Lehr- 
zeichen  (Symbol)  der  Liebe  und  Eintracht. 
WTo  nur  zwei  wirklich  entgegengesetzte 
Dinge  sind,  da  sollen  sie  in  Gott  sich 
vereinigen  und  zusammenleben  und  im 
Zusammenleben  ihren  augestammten  Ge- 
gensatz erhalten  und  ausbilden.  So  in, 
mit  und  durch  Gott  vereinigt,  ist  Geist - 
weaen  (Vernunft)  und  Ixdbweaen  fNatur) 
Menschheit,  Leib  und  Geist  Ein  Mensch, 
Mann  und  Weib  Ein  Leib  und  Geist, 
Ein  Mensch  in  der  Ehe  ...  AUo 
erinnere  die  Drei  den  Maurer  an  Liebe 
und  Vereinleben,  dass  er  die  Entgegen- 
gesetzten in  der  Vereinigung  als  ein 
Drittes  auabilde  in  Gerechtigkeit,  Liebe 
uud  Schönheit,  dass  er  auch  in  der  Ver- 
einigung über  dem  GeiBtweaen  (Vernunft' 
nicht  da»  I/eibwcsen  (Nntur),  über  dem 
Geist  nicht  den  Leib,  über  dem  Mann, 
nicht  das  Weib,  über  der  Wissenschaft 
uicht  die  Kunst,  über  dem  Unwesenlichen 
um!  l'rnildlirhen  nicht  das  Wirkliche  ver- 
gesse, noch  unigekehrt,  sondern,  stete 
oeides  gleichförmig  besorgend,  Ein  ver- 
'  cinlebltches,  vollwcsonliche»,  urgeeundes 
l  Drittes  bilde  .    (Vgl.  Herzog,  Th.  Real 


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/.»hl*-.». 


.578 


Eucyklop.,  2.  Auf!.,  XV,  Stil  88.  B«t.  R. 
IV,  8.  86—44.  BZO.  1884,8.  41—56.  Kunst- 
urkunden I,  2,  3.  450  L.  IX,  387.1  Von 
der  Vi  erzähl  in  maurerischtm  Siune  han- 
delt das  l^brlingfragstück  nach  Prichard, 
Masonry  dissected  Fr.  72— 77,  nach  Browne, 
Maater  Key  Fr.  187— 89.  Bei  Krause,  Kunst- 
urkuuden  I,  2,  8.  286—45,  werden  die  vier 
Haupttugenden  erörtert  In  dem  Gesellen- 
grad  eines  französischen  System*  finden 
«•ich  folgende  Fragen  und  Antworten: 
Fr.:  »Was  bedeuten  die  vier  obersten 
Reken  an  dem  kubischen  Stein?«  A  : 
•  Die  Allgemeinheit  des  Ordens  und  die 
vier  Weltteile,  in  welchen  sie  verbreitet 
int.«  Fr:  »Wmh  bedeuten  die  vier  untern 
Winkel?t  A.:  »Die  vier  Tugenden,  welche 
den  Orundaiein  unser*  Ordens  aufmachen.« 
Diese  vier  Huunttugeiiden  nennt  schon 
i'lato  in  seiner  Republik  ah»  die  Weisheit, 
Tapferkeit,  Maa*ii»ung  und  Gerechtigkeit. 
Sie  werden,  zusammengenommen,  auch  die 
Quadratur  der  Tugenden  genannt.  Auch 
die  Brahnianeti  kennen  vier  Haupttugenden, 
ulmlich  Sanftmut  Duldung,  Seibatbeherr- 
schung und  Freigebigkeit  •  -  Im  Meleeino- 
schen  System  wird  bei  Erklärung  den 
mystischen  Teppichs  erzählt,  Gott  habe 
in  die  Schöpfung  vier  Räume  geschaffen, 
weiche  die  Propheten  vier  verschiedne 
Himmel  nannten. — Über  die  Vierzahl  selbst 
und  ihr  verschiedne»  Vorkommen  vgl. 
Petr.  Bunge,  Numerorum  mysteria  (Lut. 
Par.1678),  8.  192—249,  496  fg.;  App.  8.  18 
bin  24.  Über  das  Tetragrammaton  (Jhvh) 
vgl.  Kleuker,  Mayut&v  (Frkf.  1784),  8.  163, 
844  fg.  Schauberg,  Handbuch  der  Sym- 
bolik (1861),  II,  481,  wo  des  Materials  eine 
Überfalle  zu  finden  ist.  Die  spfttroeen- 
kreuzerisehe  Deutung  der  Vierzanl  findet 
sich  in  »Geh.  Figuren  der  Ronen  kreuzen 
(1785\  Heft  1,  Bl.  5.  Bh.  1861,  8.  898.  — 
Auch  Fünf  ist  eine  in  der  Freimaurerei 
bedeutsame  Z.;  ale  soll  sich  auf  die  fünf 
Sinne,  ferner  auf  die  fünfte  der  sieben 
freien  Künste,  die  Geometrie,  sowio  auf 
die  fünf  vornehmsten  Saulenordnungen 
beziehen.  In  dem  Ältesten  Lehrlingfrag- 
stück wird  auf  die  Frage:  »Warum  machen 
fünf  Manoncn  (der  Meister,  die  beiden 
Aufseber  und  zwei  Gesellen)  eine  Loge?* 
geantwortet:  »Weil  jeder  Mensch  mit  fünf 
Samen  begabt  ist«  Dazu  giebt  Fessler 
[Schriften  über  Freimaurerei,  III,  87)  fol- 
gende Erklärung:  »Die  zu  einer  Loge 
versammelten  Brüder  sollen  so  innig  ver 
einigt  sein,  das*  sie  gleichsam  nur  einen 
einzigen  Menschen  ausmachen.  Der  Mensch 
ist  ein  vollendetes  Ganzes,  dem  jedoch  fünf 
verschiedne  Sinne  den  Stoff  au  seinen 

feistigen  Wirkungen  zuführen  müssen.« 
>ie  fünf  äussern  Sinne  werden  in  dem 
Gesellen  fragstück  nach  Browne  [vgl.  Krause, 
Kunsturkunden,  Bd.  I,  2,  8.  269]  er- 
kürt. (Vgl.  Hchauberg  a.  a.  O.  II,  825; 
Bh.  1861.  Nr.  88.  FZ.  1861,  Nr.  85.]  Be- 
treffs der   maurerischen  Bedeutung  der 


Sechs  vgl.  dm  Artikel  Hexagramm  -■■ 
Die  %.  Sieben  erscheint  neben  3,  5  und 
9  als  die  wichtigste:  nie  ist  aus  der  Ver- 
einigung der  in  ihrer  Art  vollkominnen  Z. 
8  und  4  hervorgegangen.    lu  den  alten 
ManreTkonstitutiouen  wurde  bestimmt,  tlass 
kein  Lehrling  auf  kürzere  Zeit  als  auf 
j  7  Jahre  in  die  Lehre  genommen  werden 
soll.    Daraus  Rind  auch  die  Fragen:  »Wie 
alt  sind  Sie?«  und  deren  Antworten:  •  L'n'-r 
Sieben«  und  »Über  Sieben«  herzuleiten, 
deren  erstere  sich  auf  den  Lehrlingsgrad, 
deren  zweite  sich  auf  den  Meistergrad 
bezieht.    [Vgl.  Krause,  Kunstnrkunden  I 
2,  8.  80,    Frage    88    und   S.  2S2— 85; 
|  II,  1,  S.  105,  such  Anm.  c]    Die  Z  7 
hat  von  jeher  in  den  virsrhiedncn  mau- 
I  reri^chen  Graden  und  Symbolen  ihre  An- 
'  wendung  gefunden,  so  z.  B.  giebt  Bazot 
in  seinem  »Manuel«.  S.  7,  eine  von  7  Ster- 
nen gebildete  Krone  als  das  Symbol  der 
lTnst*rb!iehkf iv  an,  und  die  in  eiuigeu 
Systemen  getirfiuehliche  Jakobsleiter  (s.  d.) 
hat  7  fStufeu,  die  7  moralische  I  Eigen- 
schaften bedeuteu.    Wie  vielfach  die  Be- 
ziehungen der  Z.  7  innerhalb  der  ver- 
schiednen  Grade  sind,  zeigt  das  «Diction 
naire  Maconuique«  (Paris  1S25),  6. 139.  Inder 
j  Schrift:  «Der  vierte  Grad  der  Freimaurerei 
oder  schottischer  Rittergrad«  (Lp*.  1825 
und  1827)  wird  eine  •maureriaene  theoeo- 
I  phische  Enthüllung  der  vier  Grade  und  ihrer 
[  Mysterien«  gegeben,  deren Unechtheit nach- 
gewiesen ist.    In  dem  von  Krause  (Kunst- 
I  Urkunden,  Bd.  I)  mitgeteilten  Katechismus 
I  wird  die  Frage:  «Warum  sollen  Sieben 
i  eine  Loge  ausmachen?«  die  Antwort  ge- 
l  geben :  »Weil  es  sieben  freie  Wissenschaften 
|  giebt«  [vgl.  a.  a.  O.  I,  1,  S.  201-8;  F.  2, 
I  S.  270].  —  Der  Gesellenunterricht  in  dem 
•Oomplete  Magazine«  von  1764  (angehängt 
in  der  deutschen  Übersetzung  von  Bonne- 
villes  «Schottischer  Maurerei.,  8.  167—224) 
giebt  S.  206—9  Nachstehendes.  Fr.:  «Auf 
welche  Art  brachte  mau  Euch  nach  dem 
j  Ort,  wo  die  Gesellen  ihren  Lohn  em- 
I  pfangen?«    A.:  «Man  befahl  mir,  durch 
den  Vorsaal  mit  7  Schritten  zu  jenem 
Gemach  zu  gehen.«     Fr.:  »In  welcher 
Form?«    A.:  «In  einer  solchen,  als  nie- 
i  mandem,  der  nicht  ein  Maurer  ist  oder 
!  der  nicht  nach  dem  Winkelmass  handelt, 
!  auszuführen  möglich  ist.«     Fr.:  »Sagte 
\  man  Euch  keinen  Grund  für  einen  solchen 
;  förmlichen  Stufengaug  (gradatiou  )  >  A.: 
,  »Ja,  man  sagte  mir:  ich  sei  ein  Graduier- 
!  ter  in  ihrer  Kunst  und  Innung  (mystery) 
I  geworden.«    Fr.:  »Gab  man  Euch  nicht 
J  auch  einen  symbolischen  Grund  an?«  A.: 
|  «Man  belehrte  mich,  dass  die  drei,  fünf 
!  und  sieben  Schritte,  mit  denen  ich  auf- 
\  gestiegen,  die  mystischen  Z.  in  der  Ma- 
sonei  wären.«  Fr.:  »Wie  so?'   A.:  »Weii 
aus  der  Z.  drei  die  Grade  in  der  Masonei 
und  die  Regierung  jeder  Loge  bestehen, 
weil  ferner  die  Fünf  die  fünfte  Wissen- 
schaft und  die  5  vornehmsten  Saulönord- 


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574 


Zappatorv 


miniren  in  dei  Baukunst  bezeichnet,  und 
weil  endlich  die  Sieben  die  7  Alter  der 
Welt,  in  denen  die  Masonei  reblüht  hat, 
vorprellt  und  die  Weisung  riebt,  das*  die 
Gesellen  sich  nicht  zur  Arbeit  versammeln 
•Hillen,  wenn  nie  nicht  diese  Z.  und  darüber 
aufmachen  können.«  Fr.:  »(lab  man  Euch 
nicht  noch  eine  andre  Auslegung  anV- 
A.:  »Jal  Die  Drei  bezeichnet  dun  Ghiu- 
beu,  dio  Hoffnung  und  die  Linde;  die  Fünf 
bringt  uns  die  Klugheit,  die  Gerechtigkeit, 
den  Starkmut  (fortitude),  die  Massigkeit 
und  den  Flein  inn  Andenken  und  die  '/.. 
Sieben  bezeichnet  die  Weisheil,  die  Starke, 
die  Schönheit,  die  Sanftmut,  die  Bruder- 
liebe, die  Hilfeleistung  und  die  Treue.«  — 
In  den  Jnhanuisgrudeu  der  Groden  Na- 
tional-Muttcrloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
i*t  die  ritualmäsidge  Vorschrift,  das*,  wenn 
der  neuaufzunehmende  Gesell  die  7  Stufen 
erstiegen  und  «ich  dem  Altar  durch  drei 
grosse  Schritte  genähert  hat,  der  Logen 
meister  zu  ihm  sage :  »Mein  Bruder.  Sie  hauen 
im  Bilde  die  7  Stufeu  des  Tempel*  glück- 
lich  erstiegen.  —  Erbitten  Sie  sieh  vom  er- 
habnen Baumeister  der  Welt  die  7  Gaben 
der  Weisheit,  damit  Sie  ins  Heiligtum 
eingehen  mögen  und  im  Lichte  d<»r  Wahr- 
heit sich  dem  Altar  nähern  dunen!«  — 
Im  Fragebuche  I  der  Grossen  Landesloge 
in  Berlin  findet  sich  tlie  Frage:  »Welches 
»tud  die  sieben  Grade,  die  dem  Orden 
Stärke  geben?«  worauf  die  Antwort  folgt: 
•  A  naser  den  fünf  vorgenannten  Graden 
yJen  drei  Johanuiagraden.  den  schottischen 
Mithrüdern  und  schottischen  Meistern]  aind 
es  die  Grade  der  Stuartsbrüder  und  der 
vertrauten  Brüder  Salomes»;  und  im  Ge- 
»ellcngrad  wird  auf  d.*  Frage:  »Waa  be- 
deuten die  sieben  Stulln?«  folgende  Ant- 
wort erteilt:  »Sie  bedeuten  1.  die  neben 
symbolischen  Grade  des  Ordens,  welche 
die  Grundkenntnisse  unsrer  Wissenschaft 
enthalten:    1)   den   Johannis- Lehrlings-, 

2)  deu  Johannis-Gesellen-,  8)  den  Johannis- 
Meister-,  4)  den  Andreas- Lehrlings-,  5)  den 
Andreas- Gesellen-,  6)  den  Andreas-Meister-, 
7)  deu  Stuartsbrudergrad;  IL  die  sieben 
Hauptzeit  punkte  des  menschlichen  Lebens: 
1 1  Geburt,  2)  Kindheit,  3)  Jugend,  4)  männ- 
liches Alter,  5)  Alter  der  Erfahrung,  6)  Grei- 
soualter,  7;  Tod;  III.  weisen  sie  auf  die 
sieben  Haupttugenden  hin,  deren  Ausübung 
ein  Maurerbruder  sich  eifrig  betieissigen 
muss:  1)  Müdigkeit,  2)  Standhafligkeit, 

3)  Arbeitsamkeit,  4j  Redlichkeit,  5)  Ver- 
schwiegenheit, 6i  Vorsichtigkeit,  7)  Barm- 
herzigkeit oder  Liebe  gegen  untre  Neben« 
menschen;  IV.  die  sieben  Wissenschaften 
oder  Künste,  deren  Kenntnis  und  Aus- 
übung dem  Maurerbruder  nötig  ist:  1)  Zei- 
cheukuust,  2;  Dichtkunst,  3)  Musik,  4)  Bnu- 
kuust,    5j    Messkun*i    oder  Geometrie, 

Bechen knust,  7;  Astronomie,  V.  die 
sieben  Hauptfehler  de*  Menschen,  die  ein 
Freimaurer  unterdrücken  muss:  1;  Leicht- 
sinn    2>    Eigensinn,    8'  Furchtsamkeit, 


4)  Trägheit,  51  Verraeasenheit,  6)  Eigen- 
'  liebe,  7)  Argwohn;  VI.  die  sieben  Haupt  - 
I  laster,  die  ein  rechtschaffner  Maurerbruder 
|  fliehen  und  verabscheuen  muss:  1)  Hoch- 
|  mut,  2)  Geiz,  8)  UnmRasigkeit,  4)  Neid, 
j  5'i  Falschheit,  6)  Wollust,  7)  Rachgier; 
i  VII.  die  sieben  Gaben  des  heiligen  Geistes, 
!  die  ein  rechter  Freitnaurer  «ich  von  Gott 
j  erbitten  soll  und  iu  deren  Erlangung  die 
i  endliehe  Belohnung  wiukelrevnter  Arhelt 
;  beruht:  1)  der  Geial  der  Weisheit,  2)  de»» 

Verstandes,  8)  de*  Rates.  4>  der  Stärke, 

5)  der  Erkenntnis,  6)  der  Gottesfurcht, 
7^  der  Liebe.«  —  [Über  die  Siebenzahl  vgl. : 

!  J.  Fr.  niederer,  Die  bedenkliche  Z.  Sieben 
!  tXürnb.  1719);   Fr.  Vikt.  Lebr.  Plessing. 
i  Osiris  und  Sokrates  (Brl.  1788),  S.  78—82, 
J  5rS0   92.  die   Abhandlung   über   die  Z. 
!  Sieben;  Stieglitz  in  der  A.  Z.  1825,  S.  35«. 
j  Schaubrrg  a.  a.  O.  II,  895—481,  sowie  dio 
dort  im  Register  8.  808  angegebnen  Stellen ; 
'  Gass,  Geschichte  der  ehr.  Ethik  (Brl.  18*1,. 
I  I,  140,  165  ,  262-67.J  —  Die  symbolische 
1  Achtzahl  gewinnt  hauptsächlich  imZusam- 
meiihang  mit  dem  Kubus,  dem  kubischen 
|  Stein,  ihre  Bedeutung,  insofern  der  Maurer 
t  den  rohen  Stein,  sein  eignes  Ben,  nach 
dem  Muster  der  Achtzahl  des  vollendeten 
I  Würfels  (nach  der  Ogdoas)  veredeln  soll.  — 
Die  Neun,  deren  Produkte,  quer  addiert, 
wieder  9 ergeben  [z.B.  9x2=  18(1  +8=9); 
9x5  =  45  (4+  5  =  9);  9  x  7  =  68  (6 -f  3 
=  9);  9  x  24  +  216  (2  -f- 1  +  6     9)J,  wird 
freimanreriach  durch  8x3  bezeichnet,  d.  i. 
durch  die  Summe  der  Buchstaben  der  Er- 
kennuugaworte  des  I.  und  U.  Gradea.  — 
In  der  strikten  Observanz  bestand  die 
Meisterloge  aus  9  Meistern,  denn  «tausend 
Gesellen  und  Lehrlinge  machen  nie  eine 
tage,  aber  wohl  neun  Meister.«   [Vgl.  L. 
IX,  287.J  —  Die  Zehn  zahl  wird  in  der  Mau- 
rerei nicht  selten  mit  der  Z.  der  zehn 
Gebote  in  Verbindung  gebracht  (m  Zehn- 
geeets  (Dekalog)  sind  gleichsam  die  sitt- 
lichen Grundgesetze  der  ganzen  Menschheit 
zuaammengefaast:  das  religiöse  Pfliehtgebot 
der  Gottesanbetung;  die  naturrechtliche 
Verbindlichkeit  in  der  Heilighaltung  der 
Ehe  und  der  Familie  und  die  soziale  Ver- 
pflichtung in  der  Sicherstellung  des  Lebens 
und  Eigentums  jedes  einzelnen.  —  Im 
Grad  des  Chevalier  d'orient  wird  dem 
Aufzunehmenden,  der  den  Namen  »Zoro- 
babel«  führt,  ein  Alter  von  10  Jahres- 
j  wochen  beigelegt.  —  Über  die  Zehnzahl  in 
I  der  Kabbala  vgl.  den  Art.  Kabbai*  und 
j  Sephiroth.  —  Uber  die  Z.  Zwölf  s.  diese. 
[Vgl.  BZC.  1900,  S  21 4. j 

Zanpatori.   So  nannte  sich  eine  gegen 
die  rreiinaurerei  gerichtete  Gesellschaft  in 
Neapel  uud  Sizilien,  deren  Zweck  es  war, 
den  Bund  zu  verraten,  überall  lächerlich 
zu  machen  und  dessen  Papiere  dem  Publi- 
|  kum  bekannt  zu  machen.    Dire  Symbole 
j  waren  ein  Baum,  bei  dem  eine  Axt  lag, 
uud  ein  Freimaurer,  der  davon  lief.  Sie 
j  hielten  ordentliche  tagen  und  gebrauch- 


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Zauberei 

ten,  wenn  sie  sich  schrieb«*,  da«  Motto* 
•Fratello  ricorde  tevi  >he  il  spehdere 
danari  e  ana  cuglioRtJria.«  Ihre  Haupt- 
»itze  waren  Palermo  und  Syrakus  In 
Neapel  gab  es  ausser  den  Z.  1785.88  noch 
andre  geheime  Gesell «chatten,  die  gegen 
die  Freimaurer  gerichtet  waren.  (Vgl. 
M*cK  aburgischerProvinzialkalenderl83l. 
8„  l*>l.j 

Zauberei.  (S.  die  Art.  Alchemie,  Gnosis, 
Kabbai«,  Magia,  Myatik,  Roaenkreuser.) 

Das  Gebiet  dieser  vermeintlichen  Kunst, 
übernatürliche  Wirkungen  hervorzu- 
bringen, ist  aehr  gross  und  zerfallt  in  ver- 
schiedne  Zweige^  die  hier  nur  kurz  aufzu- 
führen sind,  weil  die  eigentliche  Freimau- 
rerei mit  dieser  Nachtseite  menschln-her 
Erkenutnis  nicht«  zu  thun  hat  und  nur 
die  mystischen  Zweige  de«  Freimaurer- 
bundes sich  zu  ihrem  eignen  und  der  reinen 
Maurcrei  Schaden  damit  beschäftigt  und 
Abenteurern,  wie  Cagliostro  und  ^ehvepfer 
(».  beide),  erlaubt  haben,  unter  dem  Vorgeben, 
übernatürlicher  Kräfte  den  Freimnurerhund 
lächerlich  zu  machen.  Man  unterscheidet 
eine  natürliche  Z.,  vo  durch  besondere, 
uur  einzelnen  Mensehen  bekanute  Kräfte, 
Wirkungen  hervorgebracht  werden,  eine 
übernatürliche,  wo  diene  Wirkungen  durch 
übermenschliche  Mittel  erreicht  werden, 
und  diese  zerfällt  wieder  in  die  weisse, 
wenn  gute  Geister  im  Spiele  waren,  und 
in  die  schwarze,  wenn  die  bösen  Geister 
angerufen  wurden.  Allerlei  Mittel  wurden 
gebraucht,  um  die  gewünschten  Wirkungen 
hervorzubringen,  und  Zauberformeln,  Zau- 
bersprüche, Zaubertränke,  Zauberaalben, 
Besprechungen,  Gebete,  Wahrsagereien, 
alles,  was  irgend  mit  den  überirdischen 
und  unterirdischen  Kräften  in  Berührung 

Sebracht  werden  konnte,  musste  dem  Zweck 
er  Z.  dienen. 

Zauberflöt*.  Über  diene  Oper  Mozarta 
is.  d.)  >«t  Mehr  >icl  geschrieben  worden.  Dass 
sie  eiu  echt  freimaurerisches  Erzeugnis  ist, 
bekeuut  selbst  Jahn  in  seiner  Biographie 
Mozart«*:  «Wie  hoch  oder  wie  gering  mau 
auch  den  Wert  der  frei  mau  rer  (sehen  An- 
sichten, w  iche  hier  in  die  Mysterien  der 
Isis  hineingeheimnisset  siud.  anschlagen 
mag,  für  Mozart,  den  wir  als  einen  eifrigen 
Freimaurer  haben  kennen  lernen,  waren 
*:e  ohne  Zweifel  ein  Motiv,  diese  Partie 
mit  tic.fetu  r>u*t  aufzufassen,  und  die  hohe 
Würde,  der  leuchtende  Glanz,  wodurch 
die  Musik  die  Symbolik  dieser  Mysterien 
erklärt  hat.  haben  sicherlich  in  seiner 
iunigen  Hingebung  an  die  freimaurerischen 
Ideen  ihren  («rund.«  In  bei  reff*  des  Liedes 
«In  diesen  heiligen  Hallen«  bemerk»  der- 
selbe: <Mozart,  der  überzeugt  war,  das« 
der  Freimaurerorden  ir>  der  That  zu  echter 
Menschenliebe  und  wahrer  Freundschaft 
leite,  hat  mit  aller  Wärme  und  Innigkeit, 
so  einfach  und  schön,  als  könnte  es  eben 
nicht  anders  ausgedrückt  werden,  uicht 
ob-  erbauliche  Predig!  des  Texte-  in  Musik 


—  Z*HUii».  575 

i  gebracht,  sondern  dem  edoln  und  hohen 
{  inensfldn  In  n  Gefühl,  auf  welches  er  sie 
|  in  se-nem  Mer/en  zurückführte,  den  rein- 
:  sten  und  edelsten  künstlerischen  Auadruck 
|  gegeben.*    So  ist  man  darüber  ziemlich 
I  allgemein  «nuig,  dass  die  Z.  allerdings  eine 
|  Verherrlichung  der  Freimaurerei  enthalte, 
i  Nur  erscheinen  statt  ihrer  die  Mysterien 
I  der  Isis  und  (Mris  aus  Ägypten,  die  da- 
I  mala  ohnehin  Gegenstand^  maureriscb'n 
Nachdenkens  waren.    Dass  der  Text  von 
Jon-  Georg  Karl  Ludwig  Gieseke  herrühre, 
wie  oben  II,  316  bemerkt,  wird  (im  Z. 
1876,  S.  130)  bestritten,  da  dieser  zur  Zeit  der 
Entstehung  der  Z.  ei>t  Iß  Jahr  alt  gewesen 
s»d.    Am  30.  Sept.  1791  erfolgte  die  erste 
Aufführung  und  *ehon  am  30.  Mai  1792 
kündigte  Sehikaneder  (s.  d.)  die  100.  uuH 
am  22.  Okt.  1795  die  200.  Vorstellung  an. 
Den  Text  hat  man  wohl  »abgeschmackt 
und  ftinulo*«  genannt,  für  einen  »bunten 
Zauberspuk«   gehalten.    Der  Freimaurer 
findet  darin  leicht  sich  zurecht    Über  die 
eigentliche  Deutung  des  Stücks  gehen  die 
Ansichten  auch   unter  den  Freimaurern 
aufeinander.    Sie  stellen  eben  doch  uur 
Vermutungen  dar.    Mau  nehme  die  Oper, 
wie  sie  ist,  ebenso  herrlich  in  ihrer  Musik, 
als  erhebend  in  verschiednen  Gedanken, 
denen  freilich  im  Ausdruck  der  rechte 
|  Schwung  und  die  edle  Form  fehlt.  Man 
i  darf  wohl  aunehmeu,  dasa  die  ursprfiug- 
I  liehe  Grundlage  der  Oper  ein  einfaches 
!  Zaubermäreheu  war,  nach  dem  eine  schöne 
I  Königstochter  geraubt  war  und  ein  gleich 
i  schöner  Prinz  sie  entführte.     Die  Ver- 
j  bindung  dieses  Märchens  mit  der  Frei- 
■  maurerei  macht  dem  Ganzen  keinen  Ein- 
trag.    Möglich   bleibt  immer,  daas  die 
einzelneu  Charaktere  <les  Stücks  dem  eignen 
Leben  Mozart«  '-entnommen  siud.  {Vgl. 
Litteratur  unter  Itoaart  a.  E.  Ausserdem: 
Bh.  1882.  8.  46;  18VI6,  S.  144.    FZ.  1878. 
|  8.  183.    L.  18*0,  S.  28.] 

Zaaebe  (Nieder-Z. ,  Dorf  in  der  preuss. 
;  Provinz  Schlesien).  Hier  bestand  eine  von 
[  der  strikten  Observanz  gestiftete  Loge 
!  Zum  glänzenden  Siebengestirn,  wäh- 
I  rend  «Ter  sieb/.iger  Jahre  des  18.  Jalirhun- 
|  derta.   (8.  OlogauJ 

Zechel.  Brunt»,  Verlngsbuchhändler  in 
Leipzig,  geb.  9.  Juni  lsy4  in  Lausigk 
wurde  in  der  Loge  Balduin  zur  Linde  in 
Leipzig  24.  Nov.  1868  zum  Freimaurer 
aufgenommen,  war  das.  korresp.  Schrift- 
führer 1875—95,  Archivar  von  1896  an 
und  ist  seit  1873  mit  der  Leitung  der 
•Geschäftsstelle  («.  d.l  für  den  Austausch^ 
der  Logenlisten«  betraut.  Er  hat  ein**u 
bedeutenden  Verlag  fteimaureriacher Werke 
von  Marbach,  R.  Fischer,  Carus,  Eckstein, 
Holtscbmidt,  Peuckert,  Pilz,  Schitlhiaun, 
Smitt  n.  a.  is.  diese). 

ZeehJift,  Arthur,  Direktor  der  höhern 
Mädchenschule  in  Lüueburg,  geb.  2£.  M  ir/ 
1849  in  Ketschdorf  in  Schlesien,  wurde 
1874  Koktor  in  Pvbt\  1*7»  Lehr«  '  an  der 


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f.76 


Ihlendorf  —  Z«it,  Zeiteinteilung  and  Zeitrechnung. 


l,anlwirt*chaits*e.bule  in  £chivelbein,  1889 
Direktor  der  hßhern  Madchenschule  in 
Stade  und  int  seit  1896  in  gleicher  Stellung 
in  Lüneburg.  —  Aufgenommen  in  die  Loge 
Friedrich  zur  Unsterblichkeit  in  Stade  2i. 
Juni  1*91,  warZ  1898  96  deren  Redner. 
Am  24.  Sept.  189*«  sc bloss  er  sich  der  Loge 
r^elene  7.11  den  ilrei  Thür  nun  in  Lüneburg 
an.  wurde  1898  ihr  zugeordneter  McUter 
vom  Htiihl  und  ist  seit  1899  Meister  vom 
Stuhl.  Schriftstellerisch  war  Z.  auf  ge- 
schichtlichem uud  geographischem  Gebiet 
ihätig.  Er  schrieb:  Geschichte  der  Stader 
Logen  (1895)  und  verschiedne  Aufsitze  in 
t'rei'inaurerischen  Zeitschriften. 

Zehleudorf  (Vorort  von  Herlin  in  der 
om'uhb.  Provinz  Brandenburg,  6081  EA 
Hier  btt.teut  eine  Brudervereinigung, 
de<»n  Mitglieder  Mittwoch»  im  Fürstenhof 
z"*aninienknmmei!. 

Zehn,  s.  Zahlen. 

Zeichen  ist  eines  det  freimaurerischen 
Krkennungsmerkmale,  das  aber  noch  be- 
sondere symbolische  Bedeutung  hat.  (Vgl. 
L.  1807,  8.  146.1 

Zeleliaiiag.  Dem  franzüsisebeu  maure- 
rischen Ausdruck:  plauch»  tracee  ent- 
sprechend, wird  auch  in  Deutschland  ein 
maurerisc her  Vortrag  eine  Z.  genannt.  (S. 
Rode.: 

Zell.  Ferdinand  Christoph  Graf 
r.  u  W  a  1  d  b  u  r g  -  Z. ,  Reichserbtruch  Keb. 
6  l  ebr  1719,  gest.  1772,  Fürstbischof  zn 
Chiemsee,  Domkapitular  zu  Salzburg  und 
Augsburg  (iD  Salzburg  wohnend),  war  1777 
als  Gesandter  der  Bischüfe  in  Bayern  zum 
bay<  rscb**n  K.inkordatenkongres»  in  Mün- 
chen uno  wahrend  der  Zeit  schottischer 
erster  Vorsteher  bei  der  Loge  Behutsamkeit 
in  München.  1784  trat  er  der  Loge  Zur 
FQraicht  in  Salzburg  bei.  [Vgl.  Taute, 
Die  katholische  GeistMchkeit  und  dieFrei- 
mütr-crei  «Lp*.  !«<95).  S.  90.  J 

Zeisig.  Kari  Wilh.,  geb.  30.  Apr 
177*  in  Freibcn*.  gest.  7.  Marz  IS.,2 
erster  Stadtrat  in  t'hemnit/. ,  wurde 
I.Y  Mai  180^  in  der  Loge  Zur  Harmonie 
das  aufgenommen ,  bekleidete  1810—  22 
mehrere  Lngenäuiter,  wurde  4.  Aug. 
182?  zum  zugeordneten  und  25.  Juni 
1*48  zum  vo'sitzenden  Meister  erwählt, 
l'nter  seiner  Leitung  entwickelte  sich  die 
Loge  iu  grossem  Umfang  und  baute  ihr 
Logenhaus  Wegen  hohen  Alters  legte  er 
12  M»i  1847  sein  Amt  nieder  und  wurde 
zum  Ehrenaltmeister  ernannt.  Ihn  zeich- 
nete grosse  Arbeitskraft  und  Ausdauer, 
unermüdlicher  Fleins,  besondere  geistige 
Begabung,  namentlich  auch  in  Poesie,  und 
seltnen  Organisationstalent  aus.  Seine  zahl- 
reichen \  ortrage  sind  als  Manuskript  im 
Logenarchiv  aufbewahrt. 

Zelt.  Die  Freimauierei  hat  zwar  ihr 
Schwergewicht  auf  das  Ideale,  da«  Ewige, 
gelegt  weis«  e*  aber  mit  dem  Zeitlichen 
in  rechte  Verbindung  zu  bringen.  Denu 
der  Mensch  lebt  einmal  iu  dei  Z..  und 


[  diese  ist  ihm  vom  Schöpu*r  gegeben,  um 
I  sie  weise  auszunutzen  rw  Vorbe^eit-mg 
für  sein  ewiges  Leben.    Deshalb  hst  der 
Freimaurer  den  Masaatab  (s.  d.),  um  die  Z. 
mit  Weisheit  einzuteilen,  '«unit  er  jeder- 
zeit bereit  sein   könne  zu  sterben  und 
i  einsugehen  zu  höherer  Arbeit    JVgi  Bk 
'  1879,  Nr.  1.    FZ.  1892,  8.  4L} 

Zelt  (mnureriscbei,  Zeiteinteilung  •md 
Zeitrechnung.  T.  In.  ncuenglischen  Lehrling- 
fragstück nach  Brown.  Fr  Uli  u.  f.  *Kr*u»e. 
,  KunBturkunden  1,  2,  S  24.»    richtet  dt« 
I  Meister  an  den  Altern  AuKher  die  Frage, 
welche  Z.  ea  sei.  und  erhält  zur  An; wort.' 
«Hohe  Z  .«,  worauf  der  Jüngere  Aufsehe« 
f  die  Frage:  »Was  Li  bei  hoher  Z  zu  thun?« 
i  dahin  beantworte  :  »Die  Leute  von  di  r  Ar- 
beit zur  Erholung  abzurufen  und  dafür  au 
'  »orgen.  dasssic  »ich  nicht     her.als  man  »ie 
j  errufen  kann,  entfernen  und  y.u  v.ehöriger /. 
1  wiederkommen,  damit  der  Meister  und  die 
I  Leute   darau«    Vergnügen    und  Nutzen 
schöpfeu.    Brüder,  erhob  n  Sie  sich  nach 
j  Beliehen,  jedoch  mit  Besonnenheit,  inner- 
I  halb  des  Hufes,  so  das»  sie  zu  gehöriger 
I  Z.  wiederkommen,  sobald  es  vom  Meister 
befohlen  wird.«   Diene  Frage  und  Antwort 
j  findet  sich  in  verachiedner  Weise  beim 
Übergang  von  derArbeitzurErholung.  beim 
;  Schinna  der  Arbeitsloge.  —  II.  Zeitein- 
teilung. Nach  dem  Fragebuch  einer  deot- 
I  sehen  Grosaloge  giebt  cm  fünf  Logcnstun- 
I  den,  die  fünf  Zuatinde  dea  menschliche» 
Daseins  bezeichnen:  Zwölf-- die  Geburt; 
Mittag  -  das  Jünglingsalter ;  Hochmittag 
das  Mannesalt4»r;  Mitternacht  —  da* 
Greisenalter;  Hochmitternacht  —  den  Tod 
Der  Freimaurer  hat  nur  drei  Arbeit» 
stunden:  Mittag,  Hoebuiittag  und  Mitter- 
nacht, «denn  als  eigentliche  Arbeitaz.  gilt 
nach  maurerischer  Auffassung  die  Z.,  da 
wir  als  Jünglinge  unsre  selbständige  Kraft 
entwickeln  als  Männer  auf  der  Ilhhe  der 
Z.  stehen  und  ah  Greise  unsre  K>aft  all- 
I  gemach  erlahmen  fühlen.«  —  Der  Arbeits- 
tag de»  Freimaurers  hat  4  Wachen  (s.d., 
—  Die  Dan«  1  eine*  Freimaurertags  reich*, 
«von  nes  JaNre*  Anfang  bis  zu  dea  Jahre»- 
letztem   Taj»     Der  Freimaurer  s<ill  Tag 
für  Tag  und  von  Wuchs  zu  Woche,  von 
Monat  zu  Monat  und  von  einem  Jahr  zum 
audern  sowohl  für  des  Ordens  Bestes  Über- 
haupt, wie  inabesondere  zu  eines  jeden 
Bruder*  Nutzen  arheiteu.*  —  Jll.Zeitrech- 
11  u  ng  (maurerische).  Die  Freimaurer  hatten 
frühe»  meist  eine  vom  üblichen  Kalender 
ab '\  eichende  Z.,  ie  nachdem  man  diesen 
oder  jenen  geschichtlichen  Zeitpunkt  als 
Anfang  des  Freiuiaurertums  annahm.  Ge- 
genwartig rechnet  man   in   Deutach  I and 
nieist  nach  der  christlichen  Z.  und  läb*«t 
das  Manrerjahr  mit  dem  24.  Juui,  dem 
Tage  Johannis  dea  Taufers,  als  allgemeinem 
Bundesfest  •,  beginnen.     Der  schottische 
Ritus,  der  mit  dem  jüdischen  Kalender 
die  hebräischen  Monat.«uamen  angenommen, 
längt  sein  Arbeitsjahr  in  der  zweiten  Hllfte 


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Zeitgeist  —  Zensur. 


577 


des  September  an,*)  der  Ritus  von  York  I 
mit  dem  1.  Januar,  der  französische  mit  dem 

I.  Marz.  —  Die  maurerische  Zeitrech- 
nung zählt  vielfach  von  der  Erschaffung 
der  Welt  als  Anfangstermin  (A.  L.  =  anno 
lucis),  also  A.  L.  5900=  1900  n.  Chr.;  der 
Mit<raim-Ritus  hat  seit  1824  die  Zeitrech- 
nung Ushers  und  rechnet  noch  vier  Jahre 
hinzu,  also  A.  L.  (anno  lucis)  oder  A.  M. 
(anno  mundi)  5904  =  1900  n.  Chr.  Im 
schottischen  Ritus  wird  auch  mit  Er- 
schaffung der  Welt  begonnen,  aber  die 
jüdische  Z.  angewendet,  so  das»  A.  H. 
(anno  hebralco)  oder  A.  M.  5660/61  (das 
Jahr  beginnt  im  September,  s.  o.)=1900 
n.  Chr.  sein  würde.  Die  Royal  Arch- 
Grade  gehen  in  ihrer  Z.  vom  Jahre  530 
v.  Chr.  aus,  in  dem  Zerubabel  den  Bau 
des  zweiten  Tempels  begonnen  haben  soll, 
so  dass  A.  I.  (anno  inventionis)  2430  = 
1900  n.  Chr.  sein  würde.  Die  Royal  and 
and  select  Masons  reebnen  von  dem  Jahre 
ab,  in  dem  der  Bau  des  ersten  Salomo- 
nischen Tempels  beendet  war  (1000  v.  Chr.); 
demnach  wäre  A.  1).  (anno  depositionis) 
2900  =  1900  n.  Chr.  Die  Neutempler 
zählen  von  der  Stiftung  des  Templer- 
ordens (1118  n.  Chr.),  demnach  wäre 
A.  O.  (anno  ordiuis)  782  =  1900  n.  Chr. 
Die  Jahreszählung  der  strikten  Observanz 
(nicht  die  der  Kleriker)  weicht  insofern 
davon  ab,  als  hier  von  1314  an  (d.  i.  dem 
Jahre  des  Untergangs  des  Templerordens 
bezw.  dessen  Fortsetzung)  datiert  wird, 
z.  B.  A.  O.  (anno  ordinis)  586  =  1900 
n.  Chr.;  A.  O.  458  Konvent  zu  Kohlo  = 
1772  n.  Chr.  Eine  eigne  Z.  scheint  man  I 
früher  vorübergehend  in  England  gehabt  zu  I 
haben,  wo  der  annus  lucis  um  3998  Jahre  i 
höher  angenommen  wurde,  als  der  annus  J 
domini,  alio  5785  =  1787.  —  Eine  ziemlich 
vollständige  Liste  der  vorgeblichen  Stif- 
tungsjahre  der  verechiednen  Lehrarten  und  | 
Grade  giebt  Oliver,  Historical  landmarks  ; 

II,  672.  —  Diese  besondere  Art,  die 
Jahre  zu  bezeichnen,  hat  eigentlich  gar 
keinen  denkbar  vernünftigen  Zweck.  Das 
Einfachste  und  Natürlichste  ist,  wenn 
man  sich  der  herrschenden  Z.  anschliesst, 
wie  das  auch  schon  in  Deutschland  allge- 
mein geschieht.  Ein  solcher  Vorschlag  ist 
wiederholt  gemacht  worden.  [Vgl.  FZ. 
1874,  S.  86.  Br.  L.  1894/95,  S.  84.  BZC. 
1883,  S.  519.    Z.  1874,  S.  30  ] 

Zeitgeist  nennt  man  die  Summe  herr- 
schender Ideen,  die  nach  Inhalt  oder  Form 
einer  Zeit  eigentümlich  angehören,  ihr 
Charakterisches  und  sie  von  andern  Unter- 
scheidendes bilden.  Es  hat  damit  dieselbe 


*)  Vgl.  Buot,  M  anuol  da  Franc-Mikron  (Pari«  IB4Ä), 
I,  89;  Cbappron,  Xlceeaaire  Martinique  (Pari«  1817); 
(Vuillanme)  Maurer  liebes  Handbuch,  mit  einem  Ka- 
lender hebräischer  Monate.  Au*  dem  Fraiuöaiachen 
(Lp«.  1821/9),  8.  303—314,  woaelbat  auch  wie  im 
r Manuel  des  Chevaliers  de  l'ordre  du  Temple"  (Paria 
1826),  8.  389—397  ein  immerwährender  Kalender  tod 
1*21—1900  sich  befindet. 

Allgemeines  Handbuch  der  Freimaurerei.  II. 


Bewandtnis,  wie  mit  der  öffentlichen  Mei- 
nung. Auch  er  ist  eine  Macht,  aber  das 
Berufen  darauf  sehr  trügerisch.  Im  heu- 
tigen Z.  liegt  jedenfalls  ein  rühmliches 
Streben  nach  erweiterter  bürgerlicher  und 
kirchlicher  Freiheit,  das  im  Vergleich  zum 
18.  Jahrhundert  einen  nationalen  Charakter 
angenommen  hat.  Die  Freimaurerei  kann 
sich  dem  Fortschritt  der  Zeit  nicht  ent- 
ziehen, weil  sie  in  ihr  lebt,  muss  aber  mit 
dem  sog.  Z.  vorsichtig  umgehen,  da  er  eben 
oft  trügerisch  ist  und  vorübergeht,  während 
die  Freimaurerei  ewigen  Idealen  nachstrebt. 
So  ist  z.B.  der  antisemitische  Z.,  der  sich  am 
Ende  des  19.  Jahrhunderts  geltend  gemacht 
hat,  verderblich  für  die  Ideen  der  Frei- 
maurerei, die  nach  Gewissensfreiheit  ringt. 
[Vgl.  Bh.  1866,  S.  142.  FZ.  1882,  S.  321.] 
Zeitschriften,  s.  Presse. 
Zeitz  iSt.  in  der  preuss.  Provinz  Sachsen, 
24834  E.).  1)  Hier  bestand  früher  unter 
der  Grossen  Loge  Royal  York  eine  Loge 
Elisabeth  zur  festen  Burg,  geat. 
16.  Febr.  1827,  eingegangen  1834.  2)  1856 
bildete  sich  ein  maurerischer  Klub,  der 
sich  aber  bald  wieder  auflöste,  nachdem 
der  Stifter  verzogen  war.  3)  Gegenwärtig 
besteht  daselbst  unter  der  Grossen  Landes- 
loge in  Berlin  die  Loge  Viktoria  zur 
beglückenden  Liebe,  gest.  21.  Febr 
1859.  Mitgliederzahl  (1900):  77.  Vers.: 
Donnerstags.  Ges.  Vers.:  Sonntag,  Diens- 
s tags,  Donnerstags,  Sonnabends.  Eignes 
Logenhaus,  Nikolaiplatz  2,  seit  1879.  [Vgl. 
Dünne,  Gedenkblatt  zur  Feier  des  25jähr. 
Jubiläums  der  Loge  24.Febr.  1884  (Z.  1884 ). 
/eil,  s.  Wiesenthal. 
Zellerfeld,  s.  Klausthal. 
Zensor  (gelber  Mann)  nennt  man  das 
mit  der  Aufsicht  über  Gebrauch  unritueller 
Bezeichnungen,  namentlich  bei  Tafellogen. 
betraute  Mitglied.  Diese  Einrichtung  ist 
in  neuerer  Zeit  immer  mehr  weggefallen 
[s.  Grefängnis.]  —  In  frühern  Zeiten  ver- 
stand man  unter  Z.  diejenigen,  die  auf 
die  moralische  Entwicklung  der  Logen - 
mitglieder  Acht  zu  geben  hatten  (s.  Dis- 
ziplin). 

Zensur  ist  die  präventive  Massregel,  die 
der  Staat  über  die  Gedankenbewegungen 
und  über  ihr  vornehmstes  Mittel,  die 
Presse,  ausübt.  Diese  Z.  ist  auch  auf 
1  den  Freimaurerbund  übergegangen,  und 
!  nach  dem  alten,  nicht  mehr  gebräuch- 
lichen Freimaurereid  durfte  nichts  auf 
irgend  eine  Weise  veröffentlicht  wer- 
den. Die  erste  Grossloge  der  Welt 
hat  durch  Herausgabe  ihres  Gesetzbuchs 
1728  selbst  die  Z.  beschnitten  und  die 
maurerische  Li  tteratur  begründet.  In  diesem 
Gesetzbuch  findet  sich  keine  Spur  von 
einer  Vorschrift,  die  nach  Z.  schmeckt. 
Sie  bot  die  Geschichte  der  Maurerei  in 
der  Form,  in  der  sie  überliefert  worden, 
zum  Unterricht  der  Mitglieder  dar,  fügte  die 
Gesetze  und  Verordnungen  und  sogar  die 
üblichen  Gesänge  bei  und  hielt  nur  Zei- 

37 


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578 


Zentrahuuerika  —  Zeschau. 


chen  und  Gebräuche  zurück.    Sie  hielt  i 
dafür,  das»  die  feierliche  Verpflichtung, 
der  sich  jeder  Maurer  bei  seinem  Eintritt 
in  den  Bund  unterwirft,  vollkommen  ge- 
genüge,  um  die  geheimen  Gebrauche  sicher 
zu  stellen,  und  dass  für  den,  den  sein 
Ehrenwort   nicht   bindet,    alle    Z. -Vor-  1 
Schriften  nichts  nützen.    Und  so  ist  es 
noch    heute,'  um    so    mehr,    als  in- 
mittelst alles  durch  Verräterhände  preis- 
gegeben worden  ist.    Zwar  haben  noch 
bis  in  die  neuste  Zeit  herein  verschiedne  j 
Logen  die  Z.  in  ihren  Gesetzbüchern  ge-  i 
habt  (in  Sachsen  wurde  die  Z.  1871  ab-  | 
geschaßt),  wohl  teilweise  noch  (so  in  der  '< 
Grossen  Landesloge  von  Berlin  jvgl.  deren  ! 
Handbuch  (Brl.  1889),  §  16],  gehandhabt 
wird  sie  kaum  sehr,  und  das  Prinzip  der 
Öffentlichkeit,  das  das  19.  Jahrhundert 
durchdrang,  duldet  eine  solche  Massregel 
einfach  nicht  mehr.  Jeder  einzelne  bleibt 
für  seine  Handlungen  verantwortlich  und 
mag  so  auch  bei  allen   Druckschriften  ■ 
verfahren,  daas  er  dem  Bunde  nur  dadurch  ' 
nützt  und  ihn  in  den  Augen  der  Welt  ins 
rechte  Licht  setzt.  So  urteilte  auch  Oswald 
Marbach  (s.  d.),   der  sich  selbst  nicht 
scheute,  Agenden  für  die  Johannisgrade 
im  Druck  erscheinen  zu  lassen,  die  zwar 
zunächst  für  Maurer  bestimmt  sind,  doch 
nicht  dem  weitern  Publikum  verschlossen 
bleiben  können.    [Vgl.  Bh.  1862,  S.  65; 
1874,  S.  289,  sowie,  die  Artikel  über  Eid, 
Geheimnis  und  Öffentlichkeit] 

Zentralumerika.  Schon  1763  gründete 
die  Grossloge  von  England  zwei  Logen 
in  Nicaragua  und  Britisch-Honduras,  die 
aber,  wie  spätere,  eingingen.  Dagegen 
bestehen  jetzt  noch  in  Nicaragua  8  Toch- 
terlogen der  Grossloge  von  Schottland. 
1870  hat  sich  ein  Grossorient  und  Suprdme 
Conseil  für  Z.  in  San  Jose"  (Costarica)  ge- 
bildet, der  die  Republiken  Guatemala, 
Honduras,  Salvador,  Nicaragua  und  Costa- 
rica (s.  alle  d.)  umfasst  und  nach  dem 
Schottischen  System  mit  88  Graden  ar- 
beitet. 1886  zählte  er  23  Logen.  Wieviel 
er  jetzt  Tochterlogen  besitzt,  ist  nicht  be- 
kannt. 1899  hat  sich  für  Costarica  eine 
eigne  Grossloge  in  San  Jose*  gebildet. 

Zentralhilfskasse,  maurerische.  Eine 
solche  zu  bilden  hatten  der  Eklektische 
Freimaurerbund  und  die  Grossloge  Zur 
Eintracht  in  Darmstadt  1880  beim  Deut- 
schen Grosslogenbund  vorgeschlagen,  um 
bei  plötzlich  hereinbrechenden  Notfällen 
die  Mittel  zur  Linderung  und  Abhilfe  so- 
fort bereit  zu  haben.  Der  Deutsche  Gross- 
logentag 1880  lehnte  den  Vorschlag  ab. 
[Vgl.  Nies,  Der  Freimaurerbund  Zur  Ein- 
tracht (Mainz  1896),  S.  92;  Paul,  Annalen 
des  Eklektischen  Freimaurerbunds  (Frkf. 
a,M.  1883),  S.  210.  Bh.  1880,  S.  127.]  Auch  1 
der  Verein  deutscher  Freimaurer  hat  eine  j 
solche  Z.  gebildet,  und  zwar  für  eine  grös- 
sere der  gesamten  deutschen  Freimaurerei  ! 
zu  gute  kommende  Wohlthätigkeitsanstalt.  j 


Das  Kapital  ist  zur  Zeit  auf  ca.  60000  M. 
angewachsen. 

Zentralorgan  der  Freimaurerei,  s.  Presse. 

Zerbul.  Einer  der  auserwählten  Meister, 
welche  die  Mörder  Hiraras  auf  ihrer  Flucht 
entdeckten,  führte  diesen  Namen. 

Zerbst  (St  im  Herzogt.  Anhalt,  16983 
E.).  Unter  der  Grossen  National -Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  bestehen 
hier:  1)  die  Johannisloge  Fsiedrich  zur 
Beständigkeit,  gegr.  24.  April,  eingew. 
24.  Mai  1783;  sie  wurde  16.  Aug.  1834  ge- 
schlossen und  1.  Dez.  1842  neu  eingesetzt. 
Wahlspruch:  In  hac  decus.  Mitgliederzahl 
(1900):  172.  Vers.:  Donnerstags.  Ferien: 
Juli  und  August.  Eignes  Logenhaus, 
Schlossfreiheit,  eingew.  28.  Aug.  1867.  Milde 
Stiftungen  (4)  mit  ca.  8000  M.  Kapital. 
2)  Delegierte  altschottische  Loge  Zur 
Bundeslade,  gegr.  28.  März  1785,  ge- 
schlossen 16.  Aug.  1834,  neu  eröffnet  22. 
Febr.  1843. 

Zeremonien,  s.  Gebrauohe. 

Zeremonienmeister,  s.  Ordner. 

Zertifikat,  s.  Logenpasa. 

Zernbabel  oder  Herubabel,  auch  Zoro- 
babel,  ein  Sprössling  des  Davi  dachen  Kö- 
nigshauses, nahm  unter  den  Verbannten 
die  Stellung  eines  Fürsten  über  Juda  ein 
und  wurde  zum  Statthalter  der  wieder 
zurückkehrenden  Juden  gemacht.  537  v.Chr. 
führte  er  mit  dem  Hohenpriester  Jesua 
die  erste  Abteilung  der  Israeliten  nach 
Jerusalem  zurück  und  nahm  dort  wirk- 
samen Anteil  an  der  Wiedereinführung 
der  Religionsgebräuche  und  an  dem  Auf- 
bau des  [Tempels,  wovon  er  die  Samariter 
zurückwies  und  dadurch  eine  Unterbrechung 
des  Tempelbaus  veranlasste.  Der  Tempel- 
bau wurde  dann  wieder  aufgenommen  und 
zu  Ende  geführt,  wofür  Z.  der  Ehren- 
name eines  »Knechts  Jehovahs«  beigelegt 
wurde.  —  Diese  Erzählung  des  Tempel- 
baus war  für  die  freimaurerische  Sage  und 
Geschichte  ein  Vorwurf,  den  man  sich 
nicht  entgehen  Hess.  Fast  überall  finden 
sich  Anspielungen,  namentlich  in  den 
höhern  französischem  Graden,  zumal  da 
auch  das  englische  Konstitutionenbuch  (s.d.) 
in  seiner  Zunftgeschichte  den  Z.  erwähnt. 
Im  Royal  Arch  -  Grad  spielt  Z.  ebenfalls 
eine  grosse  Rolle,  nicht  minder  in  der  schwe- 
dischen Lehrart.  Für  die  Johannismaure rei 
(s.  d.)  hat  er  gar  keine  Bedeutung,  kommt 
auch  dort  nirgends  vor. 

ZeBchan,  1)  Heinrich  Wilhelm  v., 
königl.sächs.  Generalleutnant,  geb.  22.  Aug. 
1760  zu  Garenchen  in  der  Niederlausitz,  gest. 
14.  Nov.  1832  in  Dresden,  war  seit  1778  in 
sächsischen  Militärdiensten,  bei  sämtlichen 
Feldzügen  des  sächsischen  Heeres  1793  bis 
1809  beteiligt,  zog  1812  mit  nach  Rus*- 
land,  führte  1813  in  der  Schlacht  bei  Leipzig 
die  sächsische  Heeresabteilung  und  folgte 
dem  König  in  die  Gefangenschaft,  wurde 
1815  erster  Generaladjutant  des  Königs, 
Chef  der  geheimen  Kriegskanzlei,  1816 


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—  Ziegeidecker  oder  wachhabender  Bruder. 


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Präsident  der  Kriegsverwaltungskammer, 
1818  Staatssekretär  der  Militärangelegen- 
heiten und  1823  Gouverneur  von  Dresden. 
—  In  der  Loge  Zum  Zirkel  der  Eintracht 
in  Weissenfeis  wurde  er  29.  Juni  1786 
zum  Freimaurer  aufgenommen  _und  ver- 
waltete das.  1797  und  1798  die  Ämter  des 
zweiten  und  deB  ersten  Vorstehers,  1801 
«las  des  zugeordneten  Meisters  vom  Stuhl. 
1810  schloss  er  sich  der  Loge  Zum  gold- 
nen  Apfel  in  Dresden  an,  wurde  deren 
zugeordneter  Meister  und  1811  deren 
Meister  vom  Stuhl.  1815  trennte  er  sich 
von  ihr  und  schloss  sich  der  neugegrün- 
deten  Loge  Asträa  zur  grünenden  Raute 
an.  Durch  seine  Mitwirkung  wurde  1811  die 
Grosse  Landesloge  von  Sachsen  gegrüudet 
und  er  zu  deren  zugeordnetem  Grossmeister, 
1815  zum  Landesgrossmeister  und  1831  zum 
Gross-Senior  erwählt.  Unter  seinem  Hani- 
merschlage  feierten  20OFreimaurerl817  das 
Jubelfest  der  vergeistigten  Maurerei,  und 
am  26.  Juni  1828  widmete  der  sächsische 
Logenbund  dem  vor  50  Jahren  in  das 
Heer  eingetretnen  Grossmeister  eine  Denk- 
münze, die  das  auf  dem  Maurerhammer 
ruhende  Kriegsschwert  zeigt,  umgeben  von 
«■inem  Lorbeerkranz  und  der  Kelle.  [Vgl. 
HMW.  Nr.  54.  Seine  Selbstbiographie  in : 
Die  Freimaurerloge  zum  goldnen  Apfel  in 
Dresden  1776—1876,  Beilage  III.  Erinne- 
rungen an  H.  W.  v.  Zeachau  (2.  Aufl., 
Dresd.  1866).] 

2)  Heinrich  Anton  v.,  Vetter  des 
Vorigen,  geb.  4.  Febr.  1789  zu  Jessen  in  der 
Niederlausitz,  gest.  17.  März  1870  in  Dres- 
den, war  1811  während  der  deutsch-franzö- 
sischen Kriege  Amtshauptmann  des  Witten- 
berger Kreises,  wurde  1819Regierungarat  in 
Potsdam,  1822  Geh.  Finanzrat  in  Dresden, 
1830  Präsident  des  Oberkonaitoriums,  1831 
Finanzminister,  als  welcher  er  den  säch- 
sischen Staatshaushalt  neu  organisierte, 
und  1835  daneben  noch  Minister  der  Aus- 
wärtigen Angelegenheiten.  Infolge  der  Be- 
wegungen von  1848  schied  er  aus  dem 
Staatsdienst  aus,  wurde  1849  Ordenskanz- 
ler, übernahm  1851  das  Ministerium  des 
königlichen  Hauses  und  trat  1869  in  den 
Ruhestand.  —  Seine  Aufnahme  in  den 
Freimaurerbund  erfolgte  am  18.  Sept.  1811 
in  der  I/Oge  Apollo  zu  Leipzig,  so  dass  er 
1861  sein  goldnes  Maurerjubelfest  feiern 
konnte.  Seine  Teilnahme  an  dem  Bunde 
hat  er  besonders  durch  Beiträge  zu  wohl- 
thätigen  Anstalten  bewiesen.  [Vgl.  v.  Witz- 
leben, Heinrich  Anton  v.  Z.  Sein  Leben 
und  sein  öffentliches  Wirken  (Lpz.  1874).] 

Zestermann,  Aug.  Christian  Adolf, 
Tertius  am  Gvmnasium  zu  St.  Thomä  in 
Leipzig,  geb.  10.  Jan.  1807  in  Wilka,  gest.  16. 
März  1869  in  Leipzig,  namhaft  und  auch  im 
Auslande  hochgeschätzt  als  Altertums- 
forscher, trat  dem  Freimaurerbunde  in  der 
Loge  Minerva  zu  den  drei  Palmen  in 
Leipzig  6.  Juni  1854  bei,  war  1856—69 
♦2.  Redner  und  1856-69  Bibliothekar. 


Zetland,  Thomas  Dundas,  2.  Earl 
of,  geb.  1790,  gest  6.  Mai  1873,  wurde  18. 
Juni  1830  in  der  Prinz  von  Wales-Loge  in 
London  als  Freimaurer  aufgenommen,  1887 
deren  Meister  vom  Stuhl,  1882  erster  Gross- 
aufseher, 1H39  zugeordneter  Grossmeister, 
1840  Pro -Grossmeister  und  1843  Gross- 
meister der  Grossloge  von  England,  als 
welcher  er  jährlich  bestätigt  wurde,  bis  er 
1870  sein  Amt  niederlegte.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit wurde  zu  seiner  Ehrung  eine 
Summe  von  2730  L  aufgebracht  und  als 
Z.-Stiftung  zur  Unterstützung  für  auage- 
zeichnete Freimaurer,  die  bedürftig  ge- 
worden sind,  angelegt.  Unter  seiner  Gross- 
meisterschaft hat  die  Grossloge  von  Eng- 
land einen  mächtigen  Aufschwung  genom- 
men. 

Zenlenroda(St.  im  Fürstentum  Reusa ä.L., 
8942  E.).  Hier  besteht  seit  1892  ein  mau- 
rerisches Kränzchen.  Mitgliederzahl  (1900): 
7.    Vers.:  1.  Donnerstag  im  Monat. 

Zlegeldecker  oder  wachhabender  Bru- 
der (Tyler,  tiler,  couvreur,  tuileur),  ist 
der  Beamte,  der  darüber  zu  wachen  hat, 
dass  niemand  in  die  Loge  eingeht,  der 
nicht  als  echter  Freimaurer  anerkannt  ist. 
Einen  ähnlichen  Posten  hatten  die  gehei- 
men Gesellschaften  aller  Zeiten.  Der 
wachhabende  Bruder  (in  deutschen  Logen, 
besonders  in  den  Logen  schwedischer 
Lehrart,  ein  vom  Ordner  dazu  bestimmter 
neubeförderter  Meister)  hat  dem  Neuauf- 
zunehmenden vor  Eintritt  in  die  Loge  be- 
stimmte Fragen  vorzulegen,  ehe  er  ihn  in 
die  Loge  einlässt.  Ebenso  hat  er  die  nach 
Eröffnung  der  Loge  ankommenden  Brüder 
einzulassen.  —  Nach  Jachin  und  Boas 
(Ausg.  1776,  S.4Nr.4)  ist  der  Z.  eine  Schild- 
wache vor  der  Logenthür,  der  den  Auf- 
sehern meldet,  wenn  jemand  Einlass  be- 
gehrt, damit  der  Aufseher  herauskomme 
und  ihn  prüfe.  Nach  Brownes  Masterkey 
hat  er  einen  Degen  in  der  Hand  und  dafür  zu 
sorgen,  dass  die  Suchenden  gehörig  vor- 
bereitet werden.  Das  englische  Konstitu- 
tionenbuch bestimmt  die  Pflichten  des  Z. 
ganz  genau,  fordert  aber  daneben  noch 
einen  Wachhabenden  innerhalb  des  Logen- 
raums und  zwar  den  jüngsten  Lehrling. 
In  Deutschland  überlässt  man  die  Be- 
wachung der  Aussenloge  meist  einem  die- 
nenden Bruder.  —  Die  Grossloge  von 
England  hat  nach  dem  Konstitutionenbucb 
einen  Grand-tyler,  der  Meister  sein  muss, 
vom  Grossmeister  ernannt  wird  und  (wie 
alle  Beamte)  in  seinem  Amte  bleibt,  bo 
lange  es  ihm  gefällt.  Er  hat  auch  die  Ein- 
ladungsschreiben zu  den  Versammlungen 
vom  Grossschriftführer  zu  empfangen 
und  zu  besorgen  und  darauf  zu  sehen,  dass 
kein  Unberechtigter  in  die  Grossloge  Ein- 
tritt erhält.  Neben  dem  Tyler  haben  die 
britischen  und  amerikanischen  Logen  auch 
eine  »innere  Wache«  (Inner  Guard).  [Vgl. 
Krause,  Kunsturkunden  (2.  Aufl.),  Bd.  I, 
Abt.  I,  S.  254,  Note  **)  und  805;  Bd.  I, 

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Ziegeldecker,  Der,  im  Osten  von  Altenburg  —  Zieraten  der  Loge. 


Abt.  II,  8.  110,  Note  11;  8.  146,  Frage 
56,  58,  66,  148.  W.  J.  1784,  Quart.  2,  S.  44. 
Freemason  1897,  Christmas -Nr.,  8.  51. 
FZ.  1871,  8.  860.   BZC.  1900,  8.  83.] 

Ziegeldecker,  Der,  Im  Osten  von  Altcn- 
burg,  eine  freimaurerische  Monatsschrift 
(s.  Presse). 

Ziegenhain  (8t.  in  der  preuss.  Provinz 
Hessen-Nassau,  1866  E.).  Eine  Loge  Zur 
Aufrichtigkeit  wurde  das.  von  der 
Crossen  Loge  von  Kurhessen  4.  Sept.  1816 
gegründet  und  21.  Nov.  1816  eröffnet. 
Später  teilte  sie  das  Schicksal  aller  kur- 
hessischen Logen.  (8.  Hessen -Kassel, 
oben  I,  8.  448.) 

Ziegler,  Gustav  Adolf  v.,  General- 
major, geb.  8.  Aug.  1808  in  Berlin,  gest. 
12.  Juni  1882  das.,  verliess  den  Militär- 
dienst 1870  und  widmete  von  da  ab  sein 
ferneres  Leben  der  Maurerei.  Er  wurde 
30.  Mai  1834  durch  seinen  Vater  in  der 
F^oge  Zum  goldnen  Schiff  in  Berlin  zum 
Freimaurer  aufgenommen  und  erstieg  die 
höchsten  Stufen  der  Grossen  Landesloge 
iu  Berlin.  Am  24.  Juni  1872  wurde  er  zum 
Landesgrossmeister  und  am  15.  Juni  1877 
/um  Ordensmeister  eingesetzt  und  versah 
beide  Ämter  bis  zu  seinem  Tode.  Sein 
hauptsächliches  Bestreben  war,  dass  der 
reiche  Schatz  maurerischer  Lehre  den 
Mitgliedern  nicht  vorenthalten,  sondern 
erschlossen  werde.  Dafür  bat  er  mit  vol- 
ler Kraft  bis  an  sein  Ende  gewirkt.  [Vgl. 
BZC.  1882,  8.  175.  S.  L.  1882,  Nr.  28  und 
30.  FZ.  1882,  8.  330.  M.  L.  1882/83,  S. 
17.] 

Zielen/Ig  (St.  in  der  preuss.  Prov.  Bran- 
denburg, 6023  E.).  Loge  das.:  ZumStern 
St.  Johannis  unter  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln,  gegr. 
y.  Febr.  1833,  eingew.  29.  März  1833.  Mit- 
gliederzahl (1900):  86.  Eignes  Gebäude. 
Gesellige  Vers,  und  Arbeitslogen  Don- 
nerstags. Ferien:  1.  Juli  bis  15.  August. 
Uaasschc  Stiftung  (Statut  vom  31.  Okt. 
1867)  zur  Unterstützung  von  Witwen  und 
Waisen  verstorbner  Logenmitglieder;  Ka- 
pital: 2500  Mk. 

Zieraten  der  Loge.  Hierunter  wer- 
den zweierlei  verstanden,  einmal  die  Z. 
selbst,  das  andre  Mal  die  Kleinodien 
(h.  d.),  ja  Bazot  in  seinem  Manual,  S. 
154,  kennt  nur  Ornemens,  wie  tabliers 
und  cordons  des  gradea  ou  d'un  office, 
also  nur  Bijoux,  nennt  aber  8.  204  doch 
andre  Ornemens  (Z.).  Mit  dieser  An- 
sicht stimmt  auch  Jachin  and  Boaz  (1773), 
S.  39  (1776,  S.  37),  wo  unter  der  Rubrik: 
» Beschreibung  der  Z.  (Ornaments),  welche 
die  verschiednen  Beamten  in  versam- 
melter Loge  tragen,  und  der  ihnen  zu- 
kommenden Sitze«  die  Kleinodien  und 
Bijoux  der  verschiednen  Logenbeamten 
aufgezählt  werden  (Krause  I,  1,  S.  283  fg.). 
Prichard  (Fragen  87—41)  kennt  keine  Un- 
terscheidung zwischen  Z.  (ornaments) 
und  Gerät  (furniture);  denn  bei  ihm  ist 


das  musivische  Pflaster  (s.  d.),  der  flam- 
mende Stern  (s.  d.)  und  die  buntgewirkte 
(zackige)  Einfassung  (s.  d.)  »furniture«, 
wie  Bibel,  Zirkel  und  Winkelmasa  die 
übrigen  Geräte  einer  Loge  (other  furniture; 
genannt  werden.  [Vgl.  Krause,  Bd.  I,  2, 
S.  71,  206,  389.1  Erst  in  Browne«  Masterkev 
[vgl.  Krause,  S.  91  und  S.  206-11]  tritt 
eine  Trennung  ein  in:  1)  Z.  (orna- 
ments): »Das  musivische  Pflaster  als  das 
schöne  Grundwerk  einer  Maurerloge,  der 
flammende  Stern  als  die  Glorie  des  Mittel- 
punkts und  die  mit  Quasten  versehene 
Einfassung,  das  Randwerk  rund  um  die 
Loge,«  —  2)  Geräte:  «Bibel,  Zirkel  und 
Winkelmass«  und  3)  Kleinodien,  und  zwar 
bewegliche  (jewels):  «Winkelmass,  Richt- 
scheit und  Bleiwage«  und  unbewegliche: 
»das  RciBsbrett,  der  rauhe  und  der  voll- 
kommne  Bruchstein«.  —  In  dem  alten 
französischen  Ritual  lautet  die  Frage  so: 
»Wieviele  Z.  hat  die  Loge?«  Antw. : 
»Drei:  das  mosaische  Pflaster,  den  fun- 
kelnden Stern  und  die  zackige  Quaste«, 
wofür  im  Ritual  der  strikten  Observanz 
von  1764  die  Frage  nach  den  Z.  in 
folgender  Reihenfolge  beantwortet  wird: 
»Der  flammende  Stern,  das  mosaische 
Pflaster  und  die  verzierte  Einfassung.«  — 
In  der  schwedischen  Lehrart  (so  bei  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin)  ist  die  Reihen- 
folge der  Z.:  »Der  flammende  Stern, 
der  mit  Spitzen  geschmückte  Fransen  und 
der  rautige  oder  musivische  Fussboden.* 
»Die  Freimaurer  haben  ihren  Logen 
diese  Z.  des  Salomonischen  Tempels  zu- 
geeignet: zur  Erinnerung,  dass  ihre  Logen 
dienen  sollen  zur  Aufbauung  eines  geis- 
tigen und  gleich  vollkotnmnen  Tempel» 
im  Herzen  eines  jeden  Maurers.«  —  In 
dem  Prager  System  (der  Loge  »Wahrheit 
und  Einigkeit  zu  den  drei  gekrönten  Säu- 
len« in  Prag  [Taute,  Bücherk.,  Nr.  1419p, 
S.  221  heisst  es:  »Der  mosaische  Fuas- 
boden  verschönert  die  Grundfeste  de-* 
Tempels;  die  Franse  schmückt  den  Vor- 
hang vor  dem  Allerheiligsten;  der  flam- 
mende Stern  bestrahlt  das  Allerheiligate 
selbst.«  Hier,  wie  anderwärts,  werden 
die  Z.  im  Lehrlingsgrad  erwähnt;  im 
Gesellengrad  jedoch  haben  sie  meist  in 
den  französischen  Systemen  oder  in  solchen, 
deren  Ursprung  auf  diese  zurückführt,  ihre 
Stelle,  so  im  Recueil  precieux  etc.  I,  68, 
in  Chapprons  Necessaire,  8.  68,  in  Ba- 
zots  Manuel,  8.  204.  Der  Signatstern,  I, 
36  (offenbar  aus  dem  Französischen  ent- 
lehnt), giebt  eine  ganz  ähnliche  Erklä- 
rung der  moralischen  Bedeutung  dieser 
Z.  Im  Sarsena,  S.  139  (ebenfalls  nach 
französischer  Quelle)  heisst  es:  »Das 
mosaische  Pflaster,  das  aus  verschiednen 
zusammengesetzten  Steinen  besteht,  be- 
zeichnet die  enge  Vereinigung  der  Maurer, 
die  durch  Tugend  miteinander  verbunden 
sind.  —  Die  ausgezackte  Schnur  ist  das 
Sinnbild  der  äussern  Zierde,  so  die  Loge 


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Zille  —  Zinnendorf. 


581 


«Jurch  die  Bitten  der  Brüder,  die  sie  aus- 
machen, erhält.  —  Der  flammende  Stern 
ist  da»  Symbol  der  Sonne  der  Welt.«  Im 
Archiv  der  Loge  in  Livorno  [Taute,  Bucheric. 
Nr.  1292),  S.  285,  wird  dieselbe  Deu- 
tung der  Z.  gegeben  und  zu  der  Erklä- 
rung des  flammenden  Stern  hinzugefügt: 
»Wie  die  Sonne  der  Mittelpunkt  des  Welt- 
lichta ist,  also  soll  eine  Maurerloge  die 
Sonne  und  der  Mittelpunkt  der  Tugenden 
«ein.«    [Vgl.  M.  L.  1900,  S.  95.) 

Zille,  Moritz  Alexander,  Dr.  phil.{ 
geb.  31.  März  1814  zu  Oberullersdorf  bei 
Zittau,  gest.  7.  Febr.  1872  in  Leipzig, 
wurde  1838  Nachmittagsprediger  an  der 
Universitätskirche  und  als  solcher  1845 
ordiniert.  Zugleich  war  er  von  1838—43 
Lehrer  am  Waisenhause.  1846  übernahm 
er  die  Leitung  der  »Allgemeinen  Zeitung 
für  Christenthum  und  Kirche«.  Hatte  er 
in  dieser  für  eine  lichte  und  warme  Auf- 
fassung des  Christentums,  für  Gleich- 
berechtigung aller  Religionsbekenntnisse 
im  Staat  gegenüber  einer  blossen  Tole- 
ranz, für  Freiheit  von  hierarchischen  Fes- 
»cln  schriftlich  gewirkt,  so  gab  ihm  das 
J.  1848  Gelegenheit,  auch  thataächlich  für 
seine  Überzeugungen  und  Ideale  aufzu- 
treten. Die  Gründung  eines  «Kirchlichen 
Vereins  für  alle  Religionsbekenntnisse«  in 
Leipzig  und  die  Absendung  einer  Adresse 
an  die  versammelten  Vertreter  der  deut- 
schen Nation  in  Frankfurt,  worin  Tren- 
nung der  Kirche  vom  Staat,  völlige 
Rechtsgleichheit  aller  religiösen  Bekennt- 
nisse und  jedes  kirchlichen  Vereins,  der 
nicht  mit  den  Gesetzen  des  Staats  im 
Widerspruch  steht,  verlangt  wurde:  dies 
war  zum  grossen  Teil  sein  Werk.  Die 
Ermattung  der  folgenden  Zeit  war  jedoch 
derartigen  Bestrebungen  nicht  günstig,  und 
»o  ging  die  Zeitschrift  »Christenthum  und 
Kirche«  1850ein.  Nun  widmeteZ.seineKräfte 
wieder  der  Schule.  Er  wurde  Lehrer  am  Ge- 
samtgymnasium Dr.  Hauschilds.  Als  dieser 
1857  nach  Brünn  ging,  übernahm  Z.  die 
Leitung  der  Anstalt  selbst,  die  sich  einen 
guten  Klang  im  ganzen  deutschen  Vater- 
land erwarb.  Nebenbei  verfasste  er  zahl- 
reiche Schriften  pädagogischen  und  erbau- 
lichen Inhalts,  z.  B.  Geschichten  der  christ- 
lichen Kirche  (1841);  Das  Reich  Gottes  in 
Gleichnissen  (1850);  Die  sämtlichen  Psal- 
men der  Heiligen  Schrift,  Lieder  der  An- 
dacht, des  Trostes  und  der  Erhebung,  nach 
dem  Urtexte  metrisch  übersetzt  (1844); 
Weltbürgertum  und  Schule  (1862)  u.  m.  a. 
—  Aufgenommen  zum  Freimaurer  wurde 
er  in  der  Loge  Apollo  12.  April  1847. 
1859—64  war  er  deren  zugeordneter  Meister, 
und  von  1870  bis  zu  seinem  Tode 
deren  Meister  vom  Stuhl.  Seit  1852 
leitete  er  die  Freimaurer -Zeitung  (7. — 25. 
Jahrg.),  die  noch  jetzt  Eigentum  seiner 
Erben  ist.  Auch  war  er  Mitheraus- 
geber und  Mitbearbeiter  der  vorigen  Auf- 
lage dieses  Handbuchs.  Von  ihm  erschie- 


nen: Sandkörner.  Maurerische  Aufsätze, 
Vortrage  und  Dichtungen  (2.  Aufl.,  Lpc. 
1866);  Spitzhammer  und  Kelle.  Maure- 
rische Abhandlungen  und  Aufsätze,  Vor- 
träge, Zeitstimmen,  Gedichte.  Heraus- 
gegeben von  Schleuer  (Lpz.  1872);  Ander- 
son, ein  Johannisfestspiel  (Lpz.  1855);  Di« 
Zauberflöte,  Texterläuterungen  für  alle 
Verehrer  Mozarts  (Lpz.  1866).  Ausserdem 
befinden  sich  unzählige  Beiträge  aus  seiner 
Hand  in  der  Freimaurer -Zeitung.  [Vgl. 
Bh.  1872,  8.  123.  FZ.  1872,  8.  105.  Pilz, 
Der  Geist  der  Freimaurerei  (Lpz.  1882\ 
S.  55.] 

Zilmsdorf  (Dorf  bei  Triebel  in  der 
preuss.  Provinz  Brandenburg).  Hier  wur- 
den eine  Zeit  lang  die  Arbeiten  der  Loge 
Zu  den  drei  Säulen  in  Triebel  (s.  d.)  ab- 
gehalten. 

Zimmermann,  Eberh.  Aug.  Wilh.  v.. 
geb.  17.  Aug.  1743,  Sohn  des  Propst«  und 
Superintendenten  Joh.  Christ.  Z.  in  Ülzen, 
gest.  4.  Juli  1815,  wurde  1766  Professor  der 
Physik  am  Collegium  Carolinum  in  Braun- 
schweig, erhielt  nachher  den  Titel  Hofrat 
und  wurde  vom  Kaiser  Leopold  geadelt. 
1801  mit  dem  Titel  Etatsrat  seiner  Ge- 
schäfte am  Carolinum  entbunden,  ernannte 
ihn  Herzog  Friedrich  Wilhelm  1814  bei 
der  Umgestaltung  dieser  Anstalt  zum  Mit- 
glied des  Direktoriums.  Als  Schriftsteller 
war  er  hochgeachtet  in  den  Fächern  der 
Geographie,  Ethnographie,  Anthropologie 
und  Zoologie.  —  Wann  und  wo  Z.  Maurer 
geworden,  ist  unbekannt.  Sein  Name 
nndet  sich  zuerst  in  der  Liste  der  Loge 
Jonathan  zum  Pfeiler  in  Braunschweig 
als  Meister  und  Mitglied  1766  und  von 
da  an  in  den  darauf  folgenden  Logen  - 
listen.  In  seinem  Statistisch-historischen 
Archiv  (Lpz.  1795),  S.  98-124,  findet  sich 
der  Aufsatz:  Freimaurerorden  a  priori 
(auch  Jerusalems-Orden  genannt),  der 
wieder  abgedruckt  ist  A.  Z.  1823,  S.  306 
bis  348.   (S.  Jerusalems-Orden.) 

Zinkeisen,  Eduard,  Fabrikant  in  Ham- 
burg, geb.  9.  Mai  1826  in  Altenburg,  wurde 
in  die  Loge  Ferdinand  zum  Felsen  in 
Hamburg  6.  März  1858  aufgenommen,  be- 
kleidete nacheinander  das  Amt  einesSchrift- 
führers  und  ersten  Aufsehers  und  war  von 
1870-73  und  1879—82  Meister  vom  Stuhl 
seiner  Loge,  von  1886 — 87  zugeordneter 
Grossmeister  und  von  1887—93  Grossmeister 
der  Grossen  Loge  von  Hamburg.  Unter 
seiner  Leitung  rand  1887  die  Feier  de« 
150jährigen  Bestehens  der  Freimaurerei  in 
Hamburg  und  1890  die  Einweihung  des 
neuen  Logenhauses  statt. 

Zinnendorf,  Joh.  Wilh.  Kellner  v., 
eigentl  i  chEllenberger,  geb.  1 0.  Aug.  1 731 
in  Halle  als  Sohn  Friedr.  Aug.  Ellenbergers, 
Erb-,  Lehn-  und  Gerichtsherrn  zu  Erdeborn 
im  Mansfeldschen,  gest.  8.  Juni  1782.  Seine 
Mutter  war  eine  geborne  Sophia  Wilhelmine 
Kellner  v.Z.,  und  sein  Grossvater,  der  preus*. 
Hofrat  Joh.  Wilh.  Kellner  v.  Z ,  nahm 


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582 


Zinnenilorf. 


den  Enkel  an  Kindesstatt  an,  setzte  ihm  I 
auch  ein  Fideikoramissvermögen  aus,  mit 
der  Bedingung, Namen,  Wappen  und  Rechte 
der  Familie   anzunehmen.     Z.  studierte 
Arznei  Wissenschaft,  erlangte  1756  die  Dok- 
torwürde und  trat  gleich  darauf  als  Feld- 
medikus ins  preussische  Heer,  dem  er  23 
Jahre  und  in  8  Feldzügen  angehörte.  1765 
wurde  er  zum  Lohn  seiner  Verdienste 
erster  Generalchirurgus  und  Chef  des  ge- 
samten Medizinal wesens  der  Armee.  1779 
trat  er  in  den  Ruhestand.  —  Schon  1754 
«rar  Z.  in  der  Loge  Philadelphia  in  Halle 
als  Freimaurer  aufgenommen  und  his  zum 
Meistergrad  befördert  worden;  in  Breslau 
erhielt  er  1758  den  Schottengrad  und  in 
Halle  1763  die  Rosaschen  Kapitelgrade.*) 
In  demselben  Jahre  verband  er  sich,  da 
das  bisher  Krfahrene  ihm  nicht  genügte, 
in  Berlin  mit  Kulpin.  Baumann  und  Schopp 
in  dem  Streben,  die  »wahre  Freimaurerei« 
aus  England  bczw.  Schottland  oder  Schwe- 
den  nach    Deutschland  herüberzuholen. 
Ein  Schreiben  an  Mylord  Oramby  in  Lon-  | 
don  blieb  ohne  Antwort.    Im  Dez.  1763 
reiste  Schopp  nach  Stockholm,  erreichte 
aber  bis  Ende  Marz  so  wenig  und  forderte 
eine  so  bedeutende  Summe  (220  Dukaten), 
dass  Z.  und   Baumanu  noch  Starckgrai 
i  Meister  der  Loge  Zu  den  drei  Weltkugeln), 
Serre  ( Meister  der  Concordia)  und  v.  Assum 
•  s.d.1  heranzogen.  Diese  schlössen  ein  förm- 
liches Abkommen,  wodurch  Z.  versprach, 
eiue  von  der  Grossloge  in  Stockholm  ge- 
gründete und  von  der  englischen  bestätigte 
Schotten  löge   unter  dem   Namen  »Loge 
Germanien«  zu  errichten,  Vereinigung  und 
Freundschaft  aller  auswärtigen  Schotten- 
logen mit  der  neuen  Schotten  löge  herzu- 
stellen, die  genannten  3  Maurer  in  allen  Ge- 
heimnissen und  Gebräuchen  der  Schotten- 
loge zu  unterrichten,  ihnen  alle  Vorteile 
einer  Schottenloge  vor  den  später  Aufzuneh- 
menden zu  sichern,  endlich  sie  zu  Gliedern 
der  zu  errichtenden  Grossloge  zu  machen. 
Dafür  versprachen  sie,  aus  ihren  Logen- 
kassen 220  Dukaten  vorzuschiessen  und 
nach  erhaltnerStiftungsurkunde  von  Schwe- 
den und  Bestätigung  von  England  zur  Er- 
reichung des  Endzwecks  mit  allen  Kräf- 
ten beizutragen  [BZC.  I.  55].  Abschrift 
dieses  Vertrags  mit  Begleitschreiben  der 
Genannten  vom  11.  April  1764  ging  nach 
Stockholm,  wurde  durch  Schopp  25.  April 
Eckleff  (s.  d.)  überreicht  und  von  diesem 
unterm  27.  April  derartig  beantwortet,  dass 
die  Berliner  misstrauisch  wurden  und  Z. 
nur  mit  Mühe  den  Kreis  zusammengehalten 


*)  Diese  Kinxelhriten  giebt  Hoburg  In  ««inen  Bei- 
tragen iut  Oo«cbichte  der  Grossen  Landesloge  [BZC, 
I.  u.  II.  .lahrg.j,  die  eich  auf  7  Bande  de«  Brief- 
wechsels Z.'s  mit  Zeitgenossen  im  Ordensarchiv  der 
(.rossen  Landesloge  gründen.  i)uu  kommen  Kr- 
gansungen  von  Widinenn  (BZC.,  VII.  Jahrg  ].  Auf 
dieeen  archivaliachen  Stadien  beruhen  die  folgenden 
Mitteilungen,  die  von  '/..  and  seinem  Thun  ein  andres 
lUld,  »1«  dir  alu-rn  Darstellungen,  geben. 


zu  haben  scheint,  zumal  seit  die  strikte 
Observanz  des  Barons  v.  Hund  (s.  d.)  näher 
und  anziehenderwirkte,  so  dass  sei  bat  Z.  sich 
bewegen  lieas,  den  neuen  Propheten  auf- 
zusuchen und  sich  aufnehmen  und  unter- 
richten zu  lassen    Im  Oktober  1764  war 
er  in  Dresden  und  Unwürde  (Oberlausitz j 
und  wurde  zum  Provinzial-  und  Orden«- 
obern  in  den  preus*ischen  Landen  und 
ganz  Niedersachsen  ernannt,  zugleich  mit 
dem  Gute  Tempelhof  bei  Berlin  belehnt 
[vgl.  BZC.  II,  189].    Er  teilte  dem  Baron 
v.  Hund  seine  Unterhandlungen  mit  Schwe- 
den mit,  wie  er  zuvor  auch  von  EcklefT 
dessen  Zustimmung  zum  Anschluss  an  die 
strikte  Observanz   eingeholt  hatte  [vgl. 
BCZ.,  I,  5«].    Im  April  1765  erhielt  Z. 
von  Stockholm  die  bestimmte  Erklärung, 
die  Mitglieder  der  strikten  Observanz  seien 
unvollkommen  unterrichtet,  und  da  er  schon 
diese   Unvollkommenkeit  erkannt  hatte, 
wollte  er  mit  Baumann  selbst  nach  Stock- 
holm reisen,  um  sich  zu  überzeugen.  Seine 
Verbündeten,  unter  denen  auch  noch  ein 
Pierre  Dieu  erscheint,  weigerten  sich,  den 
Plan  zu  unterstützen;  deshalb  sandte  er 
auf  eigne  Gefahr  und  Rechnung  im  Mai 
1765  Baumann  mit  einer  Vollmacht  nach 
Schweden.*)  Schon  am  1.  Juni  1764  hatte 
er  EcklefT  selbst  angezeigt,  dass  die  von 
ihm  allein,  ohne  Beihilfe  von  andrer  Seite, 
aufgebrachten  100  Dukaten  für  die  Schotten - 
löge  Germanien  und  120  Dukaten  für  die 
legitime  Errichtung  eines  Kapitels  seit  S 
Wochen  bereit  lägen.  Am  27.  Juni  schreibt 
er  an  Gadebusch,  der  inzwischen  die  Ver- 
mittlung übernommen  hatte,  die  100  Du- 
katen wolle  er  sofort  zahlen,  sobald  er 
Gewissheit  hätte,  dass  die  in  Berlin  *u 
errichtende  Schottenloge  Germanien  von 
Stockholm  aus  mit  Urkunde  versehen  und 
von  England  bestätigt  sei  [BZC.  I,  59  . 
Dieser  Vorbehalt  zeigt,  wie  Z.  bestrebt  war 
eine   gesetzmassige  Stiftungsurkunde  zu 
erlangen;  sein  ganzes  Verhalten  bekundet 
überhaupt  den  allerbesten  Willen  und  die 
redlichste  Überzeugung.    EcklefT  hat  ihn 
und  seine  Beauftragten  lange  Zeit  mit 
i  unerfüllten  Zusagen  ningezogen  und  Bau- 
mann länger  als  ein  Jahr  in  Stockholm 
festgehalten.    Erst  am  14.  Sept.  1766  trat 
dieser  wieder  in  Berlin  ein;  er  brachte 
die  Akten  aller  Grade  mit  und  drei  chiff- 
rierte Dokumente:  einen  Freibrief,  eine 
Instruktion  für  den  Deputierten  Salome« 
und  eine  Instruktion  zur  Errichtung  eine* 
I  Kapitels,  ausserdem  eine  briefliche  An- 


*>  In  der  von  Berlin  1706  seitens  der  Anbin«- r 
der  strikten  Observanz  an  das  Direktorium  gesandte 
Anklageschrift  in  dem  Band  „Zinnendorfiana"  [vgl 
vorige  Auflage  dieses  Handbachs  III ,  &S4]  sind  d>* 
Vorgange  eittsteUt;  die  BerUner  Bruder  waren  von 
allem  unterrichtet,  da  Z.  gemeinschaftlich  mit  iharo 
auch  weiter  vorgehen  woUte ,  aber  eine  Ablehcuaur 
erfuhr.  Die  Oelder  hat  er  allein  aufgebracht  nu« 
nichts  aus  der  Kasse  der  strikten  Observao«  ent- 
nommen |vgl.  BZC.  1872,  R.  50]. 


Zinneadorf. 


583 


Weisung  Ecklefls  an  den  neuen  Ordens- 
meister  in  Berlin,  wie  er  die  Akten  und 
Dokumente  aufzufassen  und  bei  der  Er- 
richtung einer  Grossen  Landesloge  und 
eines  Kapitels  zu  verfahren  habe.*)  Die 
drei  Dokumente  und  Ecklefls  Anweisung 
behielt  Baumann  zunächst  für  sich  (warum, 
wird  man  nachher  sehen),  dagegen  diktierte 
er  die  deutsche  Übersetzung  der  schwedi- 
schen Abschrift  der  Akten  Z.  in  die  Feder, 
und  diese  Übersetzung  wurde  von  dem 
sprachkundigen  schwedischen  Legations- 
sekretär v.  Küdinger  sorgfältig  nachgeprüft 
und  gutgeheissen  [BZC.  I,  621.  Bald  darauf 
machte  Z.  dem  Baron  v.  Hund  und  den  Ber- 
liner Maurern  von  dem  nunmehrigen  «Be- 
sitz der  wahren  Freimaurerei«  Anzeige  und 
lud  sie  zur  Teilnahme  ein,  zugleich  mit 
dem  Ersuchen,  ihm,  im  Falle  der  Ver- 
einigung mit  ihm,  die  aufgewandten  Kosten 
von  1 100  Thalern  Gold  zu  ersetzen.  **)  Da 
er  zurückgewiesen  wurde,  sagte  er  sich  in 
einem  Schreiben  an  Baron  v.  Hund  unterm 
16.  Nov.  1766  von  der  Gemeinschaft  mit 
den  Logen  und  Behörden  der  strikten 
Observanz  und  der  siebenten  Provinz  los 
und  verlangte  am  20.  Jan.  1767  Streichung 
seines  Namens  in  allen  ihren  Büchern  und 
Verzeichnissen  [a.  a.  O.  8.  62].  Der  Freibrief 
und  Ecklefls  Anweisung  waren  nicht  für  Z. 
ausgefertigt,  sondern,  wie  Widmann  nach- 
gewiesen bat,  für  »Br.  Pierre  Dieu«  [BCZ. 
VII,  46,  58,  154—58];  darum  hat  Bau- 
mann  diese  Dokumente  für  sich  behalten, 
indem  er  glaubte,  nicht  ohne  Ecklefls  Er- 
mächtigung so  wichtige  Vollmachten  einem 
Dritten  übergeben  zu  dürfen.***)  Die  Aus- 
fertigung für  Dieu  muss  vor  Baumanns 
Abreise  nach  Schweden  mündlich  unter 
den  Berlinern  vereinbart  sein,  da  die  ge- 
wechselten Briefe  nichts  hierüber  sagen. 
Widmann  hat  ermittelt,  dass  die  Verbün- 
deten nicht  Z.  als  zukünftiges  Oberhaupt 
annehmen  wollten,  vermutlich  wegen  seiner 
heftigen  und  schroffen,  auch  herrischen 
Natur,  und  dass  sich  Z.  dieser  Verabredung 
gefügt  hatte  fBZC.  VII,  155].  Trotzdem 

•)  Der  Freibrief  und  die  erste  Instruktion  sind 
vollständig  mitgeteilt  durch  Widmann  [BZO.  VII, 
47  fg.,  62—73],  Ton  Eckleff»  Anweisung  nur  Anfang 
und  Sohluss  (8.  53) ,  die  tweite  Instruktion  konnte 
natürlich  nicht  bekannt  gegeben  werden. 

••)  2.  hatte  1100  Th.  ausgelegt  und  ersuchte 
um  deren  Krstattuug  nur  für  den  Fall  der  Ver- 
einigung mit  ihm  [BZC.  I,  63],  wahrend  die  Berliner 
Klageschrift  ihm,  offenbar  wider  besseres  Wiesen,  die 
widerrechtliche  Entnahme  von  1100  Tb.  aus  der 
Logenkasse  vorwarf  (vgl.  die  vorige  Auflage  die«-* 
Handb.  III,  684]. 

***)  Dass  dies  seine  Auffassung  war,  ergiebt  sich 
aus  dem  Doch  su  erwähnenden  Schreiben  an  Kekleff 
Vom  34.  Not.  1769.  Ob  nooh  andre  Gründe  Ihn  be- 
«timmten,  laset  sich  nicht  feststellen,  jedenfalls  bat 
er  erst  nach  drei  Jahren,  im  Angesicht  des  Todes, 
«ich  sur  Herausgabe  entschlossen.  Er  starb  am 
16.  Des.  1769  infolge  eines  sweimaligen  Sehlaganfalls. 
Am  31.  Nov.,  wohl  nach  dem  ersten  Anfall,  übergab 
»r  Z.  Ecklefls  Anweisung,  am  84.  Nov.  schrieb  er  an 


war  und  blieb  er  die  treibende  Kraft.  Da 
Z.  zunächst  nicht  als  Ordensmeister  galt 
und  auch  keine  Vollmachten  besass,  Dieu 
aber  zur  Zeit  von  Baumanns  Rückkehr 
bereits  völlig  der  strikten  Observanz  sich 
hingegeben  hatte,  blieben  die  Vollmachten 
unbenutzt  in  ßaumanns  Händen.  Dieu 
betrachtete  man  als  einen  Verstorbnen 
[vgl.  BZC.  VH,  158];  darum  wurde  ihm 
von  den  schwedischen  Sachen  nichts  ver- 
abfolgt, die  Akten  der  Grade  aber  mussten 
natürlich  Z.  zufallen,  da  er  die  Kosten  für 
den  Erwerb  bis  dahin  allein  getragen 
hatte.  Der  Inhalt  erfüllte  ihn  mit  Be- 
geisterung, und  weil  die  alten  Verbündeten 
nicht  mehr  sich  beteiligen  wollten,  machte 
er  sich  allein  ans  Werk.  Aber  da  ihm 
die  Vollmachten  fehlten,  kam  er  nur  lang- 
sam vorwärts,  zumal  er  von  den  Anhängern 
der  strikten  Observanz  mit  Haas  und  arger 
Verleumdung  verfolgt  wurde.  Er  wollte 
offenbar  ungesetzliche  Gründungen  ver- 
meiden. Erst  am  15.  Mai  1768  gründete 
v.  Geusau  (s.  d.)  kraft  der  ihm  verliehnen 
Gerechtsame  in  Potsdam  die  Loge  Minerva, 
die  erste  nach  schwedischer  Lehrart  in 
Preussen.    Am  10.  Aug.  1769  stiftete  Z. 

SersÖnlich  die  Loge  Zu  den  drei  goldnen 
chlflsseln  in  Berlin,  und  zwar,  wie  er 
selbst  schrieb,  auf  Grund  einer  ihm  von 
dem  Grossmeister  der  von  1748 — 49  in 
Halle  bestandnen  Loge  Zu  den  drei 
goldnen  Schlüsseln  erteilten  Erlaubnis,  in 
Berlin  eine  Loge  gleichen  Namens  zu  er- 
richten, wozu  ihm  von  genanntem  Meister 
alle  der  ehemaligen  Loge  gehörenden 
Möbel,  Papiere  und  Bücher  am  7.  Mai  1769 
zu  seinem  Gebrauch  überlassen  worden 
waren  [vgl.  BZC.  I,  621.  Am  22.  Nov. 
1769,  nachdem  er  am  21.  Nov.  die  nun- 
mehr auf  seinen  Namen  umgeschriebne 
Anweisung  Ecklefls  von  Baumann  erhalten 
hatte  (vermutlich  auf  Z.'s  Drängen),  stiftete 
er  die  Schottenloge  •Indissolubilis« ,  wie 
der  Name  des  später  zu  stiftenden  Kapitels 
in  jener  Anweisung  bestimmt  war,  denn 
die  Schottenloge  sollte  und  musste  die 
Vorstufe  des  Kapitels  werden.  Am  24.  Nov. 
1769  schrieb  dann  Baumann  an  Eckletf, 
er  habe  das  «Letzte«,  was  er  für  Dieu  em- 
pfangen, vor  3  Tagen  Z.  anvertraut  und 
bitte,  dies  zu  genehmigen  und  die  Urkunde 
auf  diesen  ausfertigen  zu  lassen  [BZC.  VII, 
158].  Damit  ist  der  Freibrief  gemeint,  den 
Baumann  beilegte,  der  aber  von  Eckleff 
nicht  umgeschrieben,  sondern  durch  Ver- 
änderung des  Namens  für  Z.  gültig  ge- 
macht wurde.  Da  Z.  die  Chiffer  nicht 
lesen  konnte,  sandte  Eckleff*  zugleich  mit 
dem  geänderten  Freibrief  eine  Abschrift 
in  gewöhnlicher  Schrift  und  nun  natürlich 
gleich  mit  dem  Namen  Z  's.  Im  März  1770 
kamen  beide  Schriftstücke  in  Berlin  an. 
Erst  im  Besitz  der  schwedischen  Voll- 
machten fühlte  Z.  einen  sichern  Rechts- 
boden unter  sich;  denn  er  war  von  der 
gesetzmilsaigen  Gerechtsame  Ecklefls,  Frei- 


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584 


Zinnendorf. 


briefe  und  Vollmachten  zur  Gründung  von 
Einzellogen,  Grosslogen  und  Kapiteln  zu 
erteilen,  fest  überzeugt  und  konnte  daher 
an  seiner  nunmehrigen  eignen  Gerechtsame 
nicht  zweifeln.  Deshalb  beschleunigte  er 
die  Gründung  einer  Grossen  Landesloge 
nach  schwedischem  Muster,  die  am  27.  Dez. 

1770  in  einer  Versammlung  der  Vertreter 
von  7  schon  bestehenden  und  4  in  Bil- 
dung begriffnen  Johannislogen*)  sich  ge- 
staltete und  den  24.  Juni  1770  als  ihren 
Stiftungstag  bestimmte  [BZC.  I,  167].  Sie 
nannte  sich  »die  hochwürdige  Grosse  Lan- 
desloge der  Freimaurer  von  Deutschland«. 
Kröncke  wurde  zum  Landesgrossmeister, 
v.  Z.  zum  zugeordneten  Landesgrossmeister 
gewählt.  Bei  der  Auffassung  von  seiner 
Gerechtsame  konnte  Z.  nicht  auf  den  Ge- 
danken kommen,  zuvor  bei  den  Grosslogen 
von  Schweden  und  England  (andre  kamen 
damals  nicht  in  Betracht)  die  Genehmigung 
der  Gründung  einer  Grossloge  nachzu- 
suchen, wie  behauptet  worden  ist,  sondern 
beiden  wurde  die  vollendete  Thatsache 
angezeigt  und  sie  lediglich  um  Anerkennung 
angegangen.  Den  Verlauf  derVerhandlungen 
zu  verfolgen,  würde  hier  zu  weit  führen, 
wer  aber  eine  sachliche  Unterlage  zum 
Urteilen  gewinnen  will,  lese  die  archiva- 
lischen  Beiträge  von  Hoburg  [BZC.  I, 
173-89,  275-84,.  Z.  und  die  Grosse 
Landesloge  brauchen  das  Urteil  einer  un- 
befangnen Geschichtsforschung  nicht  zu 
scheuen.**)  Nachdem  Z.  einige  Jahre  zuge- 

•)  Die  Souotterilogc  war  nicht  beteiligt,  denn  sie 
galt  alt  Vurstufe  de«  Kapitel«;  die  Schotten-  oder 
Andreaslogen  etsnden  daher  früher  nicht  anter  der 
Grossen  L»tid«>«loge ,  sondern  nnter  den  Kapiteln, 
erst  si->t  1X48  sind  sie  der  Grossen  Landesloge  unter- 
geordnet. 

••)  Gegen  Z.  hat  man  die  «cbwero  Beschuldigung 
erhoben,  er  habe  im  Jan.  1772  die  Loge  Royal  York 
getauscht :  wahrend  einer  Aufnahme  in  deren  Räumen 
sei  heimlich  ein  Blatt  Papier  in  das  Protokollbuch 
der  Loge  Royal  York  eingeschoben,  um  darauf  Pro- 
tokoll eu  führen .  dieses  sei  ron  deren  Mitgliedern 
unterzeichnet,  dann  wieder  heimlich  entfernt  und 
nach  England  gesandt  worden.  Die  jetzt  vorliegende 
anellenmaesigc  Darstellung  [Flohr,  Geschichte  der 
Grossen  Loge  von  Preussen  (Brl.  1898),  I,  8.18), 
deren  Unparteilichkeit  wohl  nicht  bestritten  wird, 
zeigt,  dass  jene  Erslhlung  unwahr  ist.  Die  Aufnahme- 
loge am  10.  .lau.  1772  war  eine  solche  der  Schlüssel- 
Loge,  bei  der  nur  „mehrere"  Mitglieder  von  Royal  York 
als  Gäste  zugegen  waren ,  es  handelte  sich  also  um 
ein  Protokoll  der  arbeitenden  Loge,  mit  dessen  Un- 
terzeichnung (die  übrigens  nor  eine  Mitunterzeich- 
nnng  sein  konnte)  die  Mitglieder  von  Royal  York 
eigentlich  nichts  tu  schaffen  hatten.  Ausserdem 
konnte  dieses  Protokoll  vom  10.  Jan.  1772  noch  nicht 
nach  England  gelangt  sein,  als  von  dort  am  24.  Des. 

1771  geschrieben  wurde.  Zum  Überfluss  ist  in  dem 
Antwortschreiben  von  Royal  York  nach  London  aus- 
drücklich von  dem  Protokoll  vom  10.  Jan.  die  Rede 
als  einem  der  Hehl  (Issel-Loge  gehörigen,  das  die  Mit- 
glieder von  Royal  York  „nur  als  Zeugen  der  Auf- 
nahme" unterschrieben  bitten  and  das  nichts  be- 
weisen könne,  „wenn*  es  der  Grossen  Loge  von  Eng- 
land angehen  sollte.  Die  Kinanidung  des  Protokolls 
wird  also  nur  als  möglich  angesetst,  und  von  einer 


ordneter  Grossmeister  gewesen,  war  er  1774 
bis  1775  und  1780— 82  Landesgrossraeiater. 
Seinem  Freibrief  gemäss  wurde  er  20.  Dez. 
1776  bei  der  Errichtung  des  Grossen  Re- 
gierenden Ordenskapitels  auch  Ordens- 
meister und  blieb  es  bis  zu  seinem  Tode 
(8.  Juni  1782),  so  das»  er  die  beiden  letzten 
Jahre  seines  Lebens  zugleich  Ordensmeister 
und  Landesgrossmeister  war.  Aus.terdem 
war  er  von  1769—76  Logenmeister  der 
Johannisloge  Zu  den  drei  goldnen  Schlüs- 
seln. —  Während  die  Mitglieder  der  Grossen 
Landesloge  ihn  ehrten  und  liebten,  trotz  sei- 
ner Neigung  zu  Heftigkeit  und  Schroffheit, 
weil  sie  zu  schätzen  wussten,  was  sie  ihm 
verdankten,  und  seinen  unermüdlichen, 
uneigennützigen  Eifer  bewundernd  aner- 

j  kannten,  verfolgten  seit  seiner  Lossagung 
von  der  strikten  Observanz  deren  Anhänger 
ihn  Jahre  lang  mit  der  bittersten  Feind- 
schaft. Namentlich  wurde  ihm  immer 
wieder  nachgesagt,  er  habe  Gelder  aus  der 
von  ihm  früher  verwalteten  Kasse  zu 
seinem  Vorteil  verwendet,  obwohl  bereits 
am  22.  und  28.  Juli  1766,  als  er  noch  der 
strikten  Observanz  angehörte,  bei  Abnahme 
der  Rechnungen  durch  zwei  Abgesandte 
der  Oberbchörde  festgestellt  war,  dass 
vielmehr  Z.  noch  747  Thaler  zu  erhalten 
habe  [BZC.  II,  189].*)  Diese  wurden  ihm 
vorenthalten,  und  als  man  eine  neue  Prü- 
fung verlangte,  war  Z.  sofort  bereit;  das 
Ergebnis  war  laut  Protokoll  vom  17.  und 
18.  Juli  1767  für  Z.  eine  vollkommene 
Rechtfertigung  (BZC.  II,  189— 94J.  Trotz- 
dem hörten  die  Verleumdungen  nicht  auf; 
da  legte  sich  Köppen  (s.  d.),  Grossmeister 
der  afrikanischen  Bauherren,  ins  Mittel,  und 
nochmals  wurde  nach  gründlicher  Prüfung 
am  29.  Nov.  1770  Z.  eine  Ehrenerklärung 
gegeben,  ja  sogar  ihm  von  den  Logen  der 
strikten  Observanz  ein  Dank  »für  die  bei 
Führung  seines  Amtes  bewiesne  Treue 
und  Dienste«  ins  Protokoll  geschrieben. 
Die  Verdächtigungen  gingen  weiter,  so 

<  dass  Z.  durch  zwei  Schreiben  vom  20.  März, 
und  17.  April  1771  von  Theden  (s.  d.), 
einem  seiner  Hauptfeinde,  wiederholt  eine 


betrügerischen  Beschaffung  desselben  ist  keine  Rede 
I  Z.  hatte  ferner  recht,  wenn  er  eine  Verhandlang 
über  ein  Londoner  Schreiben ,  das  nur  auf  einem 
■  Missverstandnis  der  dortigen  Grossloge  benähen 
konnte,  ablehnt«  [vgl.  Flohr,  a.  a.  0.  8.  20].  fVgl. 
hieran  noch  Flohr,  a.  a.  O.  S.  20—21,  wo  von  einem 
Schreiben  der  Grossloge  von  England  Uber  die  neue 
Groesloge  Z.'s  die  Rade  ist.] 

*)  In  der  vorigen  Auflage  des  Handbuchs  (III, 
I  SSs)  wird  behauptet,  man  habe  „des  Friedens  wagen-1 
I  die  Rechnung  fdr  erledigt  erklart.  Man  könnt«  am 
ihrer  Richtigkeit  nichts  aussetzen,  darum  mosst«  man 
sie  anerkennen.  Weiter  heisst  es  von  Z.:  „von  nun 
an  war  er  der  erklärte  Feind  der  strikten  Observanz* 
(8.  &8S).  Die  Urakehruug  ist  richtig:  die  Mitglieder 
der  strikten  Observans  waren  von  nun  an  Z.'s 
bitterste  Feinde,  er  selbst  hat  sich  wesentlich  nur 
abwehrend  verhalten.  Der  Artikel  beruht  auf  ein- 
seitiger Benutzung  der  gegnerischen  Quellen. 


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Zirkel  — 

nochmalige  Revision  der  Rechnungen  ver- 
langte, bis  man  sich  endlich  dazu  be- 
quemen musste.  Dem  dafür  ernannten 
Ausschuss  unterbreitete  Z.  am  2.  Mai  1771 
alle  Rechnungen  mit  einem  Begleitschreiben 
über  da«,  was  bisher  in  der  Sache  ge- 
schehen war.  Der  Ausschuss  stellte  ihm 
am  27.  Juni  1771  wiederum  eine  tadellose 
Ehrenerklärung  aus  [a.  a.  0.  S.  196—98]. 
Als  dennoch  immer  weiter  verleumdet 
wurde,  ernannten  der  Landesgrossmeister, 
Prinz  Ludwig  von  Hessen,  und  der  Pro- 
tektor der  strikten  Observanz,  Prinz  Fer- 
dinand von  Braunschweig,  gemeinschaftlich 
noch  einmal  einen  Ausschuss,  der  unter 
dem  persönlichen  Vorsitz  des  Prinzen  von 
Hessen  vom  29.  Juni  bis  2.  Juli  1773 
täglich  Sitzungen  hielt  und  alles  aufs 
Peinlichste  untersuchte.  In  dem  Schluss- 
urteil vom  5.  Juli  1773  heisst  es,  allen  Logen 
«olle  bekannt  gegeben  werden,  »dass  die 
Handlungen  des  Br.  v.  Z.  von  einer  Höchst- 
ernannten Kommission  untersucht  und  er 
überall  als  ein  guter,  ehrlicher,  redlicher 
und  treuer  Bruder  befunden  worden«  [vgl. 
BZC.  U,  199—207].  Die  beharrlichen 
Verleumdungen  waren  durch  den  Schrift- 
führer der  holländischen  Grosslüge  auch 
nach  England  gebracht  und  hauptsächlich 
schuld  daran,  dass  man  sich  dort  so  lange 
Ablehnend  verhielt  [vgl.  BZC.  1, 189 ;  II,  208j. 
Noch  heute  wollen  die  Verleumdungen 
nicht  schweigen,  obwohl  die  Wahrheit  seit 
fast  30  Jahren  jedermann  zugänglich  ge- 
macht ist  durch  die  Archivforschungen 
von  Hoburg  JBZC.  II,  189—2801.  Z.  blieb 
seiner  Schöpfung  treu  bis  zum  Tode.  Am 
6.  Juni  1782  leitete  er  die  4.  Quartal  Ver- 
sammlung, konnte  aber  eine  begonnene  Vor 
lesung  nicht  zu  Ende  führen,  die  Sprache 
versagte  ihm  und  er  sank  infolge  eines 
.Schlaganfalls  in  die  Arme  v.Castillonals.d.). 
In  einem  Schreiben  v.  Rüdingers  an  Leon- 
hard i  (s.  d.)  in  London  spricht  sich  eine 
überschwängliche  Liebe  und  Verehrung 
aus;  er  heisst  dort  »der  von  uns  allen 
ganz  unaussprechlich  geliebte  Bruder«, 
•  unser  bester  Bruder  und  Vater«,  »unser 
zärtlichst  geliebter  Bruder«,  und  zum 
Schluss  sagt  er:  »nun  wollen  wir  ein  Denk- 
mal mit  einer  ungekünstelten  Inschrift 
setzen  lassen  und  zum  Teil,  denn  ganz 
kann  sie  es  nicht,  der  Nachwelt  sagen, 
was  uns  unser  Bruder  v.  Z.  gewesen  ist« 
[BZC.  II,  211].  Z.  war  ein  Mensch 
und  hatte  menschliche  Schwächen,  aber 
seine  Verdienste  sind  gross,  und  wenn  er 
auch  von  Freimaurern  andrer  Richtungen 
oft  und  hart  geschmäht  worden  ist,  in  der 
Grossen  Landesloge  wird  sein  Andenken 
ewig  leben,  denn  ihre  Geschichte  und  ihr 
Archiv  bergen  die  glänzendsten  Zeugnisse 
für  sein  Wollen  und  sein  Können.  [Vgl. 
Felix  Possart,  Die  St.  Johannisloge  zur 
Beständigkeit  von  177.")— 1900  (Brl.  1900), 
S.  5.  BZC.  1872.  S.  L.  1887,  S.  163 
(Die  Anfänge  der  maurerischen  Laufbahn 


Zirkel,  Der.  585 

I  von  Z.)  —  A.  1824,  S.  81.  L.  VII,  306;  1886, 
8.143,151,159.  M.L.  1886/87,8.47;  1897  bis 
1898,  8. 1.  Bröcker,  Die  Freimaurerlogen 
Deutschlands  (Brl.  1894),  8.  43.  HM  W. 
I.,  8.  22.]  —  Rücksichtlich  der  von  vor- 
stehendem Artikel  abweichenden  Ansich- 
ten über  Z.  vgl.  (Schröder,  Fr.  Ludw.), 
Materialien  zu  Z.'s  maurerischer  Laufbahn 
und  dessen  System  als  Beilage  der  Ge- 

I  schichte  der  Freimaurerei  seit  1717  (Ru- 
dolstadt 1803).  Findel,  Geschichte  der  Frei- 
maurerei (4.  Aufl.),  S.  418,  430,  461,  596. 
Ders.,  Schi  ff  mann  und  die  Grosse  Landes- 
loge, 8.  8-14.  H.  L.  1899,  8.  2768.  Flohr. 
Geschichte  der  Grossen  Loge  von  Preussen. 
gen. Royal  York  zur  Freundschaft  in  Berlin, 
8. 18-38.  FZ.  1848,  8.  65.  Bh.  1873,  S.  869 
L.  1898  ,  8.  149.  R.  1896,  8.  92.  Die- 
ser letzte  Artikel  gab  Veranlassung  zu 
weitern  Auseinandersetzungen  über  Z.  in 
R.  1897,  8.  15  ,  21,  die  sich  fortsetzen  in 
M.  L  1897/98,  S.  1.  Man  vgl.  auch  die 
vorige  Auflage  dieses  Handbuchs,  HI,  S. 
533.  —  Ein  Bildnis  von  Z.  findet  sich  im 

i  HMW.  Nr.  11  und  18. 

Zirkel  (painof  com  passes,  le  compas).  Der 
Z.  ist  eins  der  drei  grossen  Lichter  dei 
Freimaurerei.  Wie  er  die  vollendetste  Figur 
bildet,  die  weder  Anfang,  noch  Ende  hat 
und  deren  Teile  alle  gleichweit  vom  Mittel- 
punkt entfernt  sind,  so  versinnbildlicht 
er  die  vollendetste  Form  des  Verhältnisse* 
zu  unserm  Bau  und  zu  allen  Menschen, 
die  sich  darstellt  nicht  nur  in  der  Gleich- 
heit der  Rechte  und  Pflichten,  sondern 
auch  in  den,  in  der  Tiefe  des  Gemüt.* 
wurzelnden   innigen   Beziehungen.  Der 

1  Z.  ist  das  Sinnbild  der  allumfassenden 
reinen  Menschenliebe.  [Vgl.  Fischer,  Lehr- 

!  lingskatechismus  (29.  Aufl.,  Lpz.  1900  , 
8.  44;  Fischer,  Ritual  und  Symbol 
(Lpz.  1878),  8.  175;  Zille.  Spitzhammer  und 

I  Kelle  (Lpz.  1872),  8.  181—87;  Marbach, 

I  Katechismusreden  J  (4.  Aufl.,  Lpz.  1892 f, 

,  8.  178;  Dietrich,  Aus  vergangenen  Tagen 
(Altbg.  1895),  S.  254;  Carus,  Logenarbeiten 
(Lpz.  1882),  8.  109;  Kippenberg,  Helle 
Strahlen  (Lpz.  1890),  S.  109.  A.188y,  8. 184; 
1891,  S.  28.    R.  1896,  S.  57.   Bh.  1868, 

I  8.  330;  1873,  8.  92;  1887,  S.  233;  1898, 
S.  273.  FZ.  1859,  8.  821;  1869,  8.  257; 
1873,  8. 184.  HL.  1897,  8.  2546.  L.  1887, 
8.  33.  R.  1900,  8.  25.  Zd.  1852  ,  8.  185.1 
Zirkel,  Der,  Titel  einer  freimaurerischen 
Zeitschrift,  Eigentum  und  Organ  der  Loge 
Humanitas  in  Neudörfl  bei  Wien,  jetzt  in 
Pressburg,  gegründet  1871  von  Schnee- 
berger  (s.  d.)  und  in  dessen  Eigentum  bis 

|  Okt  1874,  dann  in  das  Eigentum  der  ge- 

i  dachten  Loge  übergegangen.  Leiter  waren : 
J.  P.  v.  Kiräly  bis  Juni  1871,  Jul.  Bründl 
bis  1876,  Amster  (s.  d)  bis  (Nr.  5)  Okt. 
1900,  von  da  Glücksmann.  Erscheinen: 
von  1872—78  monatlich  zweimal,  von  1879 
an  nur  noch  monatlich;  vom  Okt.  1900  a« 
während  der  Arbeitszeit  wöchentlich,  im 
den  Ferien  monatlich. 


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.'»86 


Zirkelbund,  Deutscher  —  Zittau. 


Zirkelbund, Deutscher.  So  nannte  «ich  der 
von  dem  Geheimen  Regierungsrat  Sperber 
(s.  d.)  in  Dresden  1671  ausgearbeitete  Plan 
zur  gemeinschaftlichen  Übung  der  frei- 
maurerischen Werkthätigkeit  (Zentralhilfs- 
verein). Man  wollte  allmählich  ein  Stamm- 
vermögen  (Deutscher  Zirkelfonds)  sammeln, 
und  zwar  durch  Zahlung  von  je  3  M.  für 
jedes  Mitglied  der  beigetretnen  Logen  auf 
das  Jahr.  Solange  das  Stammvermögen 
nicht  den  50  000  fachen  Thalerbetrag  der 
Zahl  der  dem  Bunde  angehörenden  Logen 
ausmachte,  sollte  von  den  ordentlichen  Bei- 
trägen zu  Bundeszwecken  nichts  verwen- 
det werden.  In  Verbindung  damit  war 
eine  Sparkasse  gebracht  worden.  Von 
jenen  Jahresbeiträgen  sollten  bis  zum  25. 
Thaler  für  jedes  Logenmitglied  je  4/ft,  vom 
26.-50.  Thaler  je  «/5  u.  s.  w ,  vom  100. 
bis  200.  Thaler  je  '/„  und  von  jedem  wei- 
tern Thaler  llta  zum  Stamm  vermögen 
kommen,  der  Rest  als  Eigentum  dem  ein- 
zelnen betreffenden  Logenmitglied  bezw. 
der  beigetretnen  Loge  gutgeschrieben 
werden.  Der  Plan  war  zu  weit  aussehend 
und  verwickelt,  die  Wohlthätigkeitsfrage 
trat  zu  sehr  in  den  Vordergrund.  Der 
Deutsche  Grosslogenbund  lehnte  den  Plan 
ab.  [Vgl.  Vorlage  für  den  deutschen  Gross- 
raeistertag,  die  projectierte  Errichtung  des 
d.  Z.  der  Freimaurer  betreffend  (Dresd. 
1871).  FZ.  1872,  S.  52.  Bh.  1872,  S.  10,  81.] 

Zirkel  deutsch -amerikanischer  Frei- 
maurer ist  27.  Mai  1897  in  Cleveland  ge- 
gründet zu  dem  Zweck,  die  deutschen  Frei- 
maurer der  Union  einander  in  geistiger  und 
geselliger  Beziehung  näher  zu  bringen,  ins- 
besondere deutsche  Sprache  und  deutschen 
Sinn  im  Logenleben  zu  heben  und  die 
Arbeiten  aller  Jurisdiktionen  kennen  zu 
lernen.  Berechtigt  zur  Teilnahme  sind 
alle  deutsch  arbeitenden,  regelmässig  ge- 
gründeten Logen  Nordamerikas.  Die  2. 
Jahresversammlung  fand  9.  Juni  1898  in 
Cincinnati  statt.  Darüber  erschien  eine 
Verhandlungsschrift  (Cincinnati  1898).  Die 
8.  Versammlung  wurde  25.  Mai  1899  in 
Detroit,  die  4.  am  6.  Juni  1900  in  Mil- 
waukee  abgehalten.  Künftig  sollen  nur 
aller  zwei  Jahre  Versammlungen  statt- 
finden. Dem  Z.  gehören  12  Logen  mit 
1375  Mitgliedern  an;  die  sämtlichen  deut- 
schen Logen  in  New  York  stehen  dem  Z. 
fern.    [Vgl.  L.  1897,  S.  184] 

Zlrkelkurrespondenz.  I.  Die  Loge  Zu 
den  drei  Pfeilen  in  Nürnberg  schlug  19. 
Aug.  1793  einen  maurerischen  Briefwechsel 
vor  [vgl.  Birkner,  Geschichte  dieser  Loge 
(1889),  S.  23].  Diesem  Vorschlag  traten  bei 
die  Logen  in  Kempten,  Memmingen,  Ulm, 
Minerva  zu  den  drei  Palmen  in  Leipzig, 
Rudolstadt,  Hildesheim,  die  Hamburger 
vier  bereinigten  Logen.  Später  schlössen 
«ich  Oldenburg,  Küstrin,  Lübeck,  Joseph 
zur  Einigkeit  in  Nürnberg  und  die  Grosse 
Loge  Royal  York  in  Berlin  an.  Mit  Anfang 
des  19  Jahrhunderts  aber  erlosch  diese  Kor- 


respondenz. (S.  Engbund.)  F.  L.  Schrö- 
der in  Hamburg  rief  sie  bei  Errichtung 
des  Engbunds  wieder  ins  Leben.  Ausser  den 
Protokollen  der  Versammlungen  und  Be- 
richten über  interessante  Logenarbeiten  sen- 
dete jeder  Engbuud  in  verabredeter  Reihen- 
folge seine  Fragen,  Bedenken,  Zustim- 
mungen, Abhandlungen  einzelner  Mitglie- 
der an  den  nächstgelegnen  Engbund,  der  die 
Nummer  mit  seinen  Bemerkungen  weiter 
schickte.  So  machte  jede  Nummer  den 
Kreislauf  bei  allen  Engbünden.  Ergaben 
sich  wichtige  Abweichungen  der  Ansichten, 
so  wurde  ein  doppelter  Umlauf  veranlasst. 
Diese  Z.  bietet  interessanten  Stoff  der 
Akten  der  Engbünde,  und  man  würde 
sich  nicht  darin  zurechtfinden  können, 
wenn  nicht  Ridel  (s.  d.)  1817  mit  grossem 
Fleiss  ein  Inhaltsverzeichnis  dazu  ge- 
liefert hätte,  das,  unter  dem  Titel:  »Ver- 
such eines  alphabetischen  Verzeichnisses 
der  wichtigsten  Nachrichten  zur  Kenntnis» 
und  Geschichte  der  Freimaurerei*  u.  s.  w. 
(Jena  1817)  gedruckt,  einen  sehr  brauch- 
baren Leitfaden  dazu  gäbe.  Die  Z.  kam 
bis  1830  mehrfach  in  Unordnung;  manche 
Engbflnde  Hessen  die  Packele  ungebühr- 
lich lange  liegen,  einige  Nummern  wurden 
durch  Nachlässigkeit  auf  Jahre  verlegt 
oder  gingen  verloren,  so  dass  ihre  Ergän- 
zung durch  Abschriften  verzögert  wurde 
j  und  nur  wenige  Archive  der  Engbünde 
eine  vollständige  Reihenfolge  besitzen. 
Der  damalige  Vorsitzende  des  Mutter- 
bundes, Dr.  Siemers  (s.  d  ).  machte  deshalb 
1838  einen  Vorschlag  zur  Lithographierung 
der  Korrespondenz,  der  von  allen  Eng- 
bünden angenommen  wurde.  Alle  Enir- 
bünde  sandten  diesem  Vorschlag  gemäss 
ihre  Arbeiten  jährlich  dem  Mutterbunde 
ein.  Dieser  fügt  den  Protokollen  die  da- 
selbst mitgeteilten  Arbeiten  der  Töchter- 
|  engbünde  hinzu,  und  jährlich  erschien  ein 
1  lithographiertes  Heft  in  Folio,  das  den 
Engbünden  zugeschickt  ward.  Das  erste 
lithographierte  Heft  trug  die  Nr.  117. 
Diese  Einrichtung  hat  sich  auf  die  Dauer 
bewährt  und  es  gehen  die  Nummern  bis 
147  zu  Johannis  1867,  so  dass  29  Jahr- 
gänge vorhanden  sind.  [Vgl.  L.  XXni, 
S.  116;  XXVIII,  S.  51.1  Seitdem  hatte  die 
Z.  aufgehört,  wird  aber  in  veränderter 
Gestalt  unter  dem  Titel  •  Hamburgische 
Zirkel -Correspondenz.  Maurerische  Ar- 
beiten aus  dem  Kreise  der  Grossen  Loge 
von  Hamburg«  seit  1.  Sept.  1896  fortge- 
setzt und  mit  Nr.  148  weitergezählt.  Sie 
erscheint  jährlich  in  fünf  Heften.  Für 
die  Mitarbeiter  wurde  1899  eine  Denk- 
münze geprägt.  [Vgl.  HZC.  1899/00,  S. 
75.]  —  II.  Unter  diesem  selben  Namen 
giebt  die  Grosse  Landesloge  von  Deutsch- 
land in  Berlin  seit  1872  eine  Zeitschrift 
für  ihre  Johannislogenmeister  heraus.  (S. 

Zittau  (St.  im  Königr.  Sachsen,  28132  E.). 
Die  ersten  Versuche,  die  Freimaurerei  in 


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Zobel  —  Zollstab. 


587 


Z.  einzuführen,  gehen  bis  auf  1740  und 
1766  zurück;  sie  waren  aber  erfolglos.  Am 
13.  Febr.  1814  erteilte  der  Grossorient  von 
Warschau  einen  Freibrief  zu  einer  Loge 
Tempel  der  brüderlichen  Aufnahme. 
Ks  ist  aber  auch  davon  kein  Gebrauch 
gemacht  worden,  wahrscheinlich  weil  die 
Grosse  Landesloge  von  Hachsen  es  verhin- 
derte. Die  jetzt  noch  unter  der  Grossen 
Landesloge  von  Sachsen  bestehende  Loge 
Friedrich  August  zu  den  drei  Zir- 
keln ward  gegr.  28.  Sept.  1815,  eröffnet  7. 
Juni  1816,  stellte  ihre  Arbeiten  1828  ein, 
nahm  sie  aber  19.  Febr.  1847  wieder  auf.  Mit- 
gliederzahl (1901):  171.  Vers.:  Dienstags. 
Ferien:  Juli  und  August.  Eignes  Logen- 
haus, Oybinerstr.  7,  eingew.  lt<75.  Gesetz- 
buch von  187«  mit  Nachträgen  von  1884 
und  1889.  Die  Loge  gab  1878  •Neun  Punkte 
zur  Selbstprüfung  für  Suchende«  heraus 
und  1849  einen  gutachtlichen  Bericht  über 
Reformen  im  Logenwesen.  Milde  Stif- 
tungen: 1) Witwenkasse;  2)  Unterstützungs- 
kasse für  bedürftige  Witwen  und  Waisen, 
jetzt  Rudolf  Meusel -Stiftung;  8)  Waisen- 
kasse ( Rosen  k  n  ospe,  jetzt  Brösi  ng-St  iftung) ; 

4)  Legat    für  Konfirmandenbescherung; 

5)  Otto  Just-Stiftuug  (Kapital:  7200  M.); 

6)  Wärme-Stiftung  (vom  18.  Mai  1891). 
Vgl.  Einiges  zur  Geschichte  der  Loge 
1 1891)] 

Zobel,  Philipp  v.,  Domherr  zu  Mainz, 
wurde  22.  Jan.  1767  in  den  v.  Hundschen 
Tempelherrenorden  aufgenommen  und  am 
29.  Juni  zum  Präfekt  von  Rittersfelde 
(Mainz)  ernannt.  Weil  aber  wenige  Tage 
nachher  allen  Domherrn  vom  Domkapitel 
die  eidliche  Verpflichtung  abgenommen 
wurde,  sich  nicht  ferner  mit  Maurerei  ab- 
zugeben, musste  er  sogleich  wieder  aus- 
treten. 

Zoflngen  (St.  im  Schweiz.  Kanton  Aar- 
gau, [1888]  4496  E.).  Hier  bestand  ein 
inaurerisches  Kränzchen,  das  aber  längst 
eingegangen  ist. 

Zöllner,  1)  Joh.  Friedrich,  Oberkon- 
sistorial-  und  Oberschulrat,  geb.  24.  April 
1753  in  Neudamm  in  der  Neumark,  gest. 
12.  Sept.  1804  in  Frankfurt  a.  O.,  1770 
Prediger  an  der  Charitekirche  in  Berlin, 
1782  an  der  Marienkirche,  1788  Propst 
von  Berlin.  —  In  den  Freimaurerbund  in 
der  Loge  Zum  aufrichtigen  Herzen  in 
Frankfurt  a.  O.  aufgenommen,  schloss  er 
sich  14.  Mai  1779  der  Loge  Zur  Eintracht 
in  Berlin  an,  wurde  17^6  deren  Meister 
vom  Stuhl  und  zugleich  Grossredner  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln.  1796  wurde  er  zum  Vor- 
sitzenden Meister  der  Mutterloge  gewählt; 
unter  seiner  Mitwirkung  erhielt  die  Grosse 
National-Mutterloge  22.  Nov.  1798  eine 
neue  Grundverfassung;  7.  März  1799  wurde 
-er  zum  Nationalgrossmeister  erwählt  und 
bekleidete  dieses  Amt  bis  zu  seinem  Tode. 
Besondere  Verdienste  erwarb  er  sich  durch 
die  neue  Bearbeitung  der  Rituale  und 


Instruktionen  (enthalten  in  «Die  drei 
Johanuisgrade  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln« 
[Lpz.  1825]),  die  in  der  Hauptsache  noch 
gegenwärtig  in  Geltung  sind.  Er  ist  so- 
mit der  Schöpfer  ihrer  neugeordneten 
Lehrart.  Z.  hat  nur  fünf  Grade  und  den 
Anfang  des  sechsten  bearbeitet.  Der  Tod 
hinderte  ihn  an  der  Vollendung  seiner 
Aufgabe.  Unter  Z.  wurde  5.  Sept.  1799 
das  Grundstück  Splittgerbergasse  3,  in 
dem  60  Jahre  vorher  die  Entwürfe  zur 
Gründung  der  Loge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln gemacht  worden  waren,  als  Eigen- 
tum erworben  und  19.  Dez.  1800  feierlich 
eingeweiht.  Eine  Rede  zur  Gedächtnisfeier 
Z.'s,  gehalten  in  der  Loge  Alexander  zu 
den  drei  Sternen  in  Ansbach,  enthält  das 
Pappenheimer  Taschenbuch  für  Freimaurer 
auf  das  J.  1808—9,  S.  42-66.  Zum  An- 
denken an  Z.  gründete  die  Grossloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  8.  März  1806  eiu 
1  Stipendium  von  jährlich  150  Thlr.  für  be- 
dürftige studierende  Maurersöhne;  unter 
den  Bewerbern  soll  vorzugsweise  auf  die 
in  dem  Kölnischen  Gymnasium  in  Berlin, 
dessen  Ephorus  Z.  war,  gebildeten  Jüng- 
linge Rücksicht  genommen  werden.  [Vgl. 
A.  1824,  S.  182.  Geschichte  der  Grossen 
National-Mutterloge  Zu  den  drei  Welt- 
kugeln (Brl.  1890),  8.  452.1 

2)  Hermann,  Oberst  z.  D.  der  Artillerie, 
geb.  10.  Sept.  1822  in  I  nun  Stadt  bei  Erfurt, 
trat  bei  der  Artillerie  ein  und  rückte  bis 
zum  Obersten  auf.  —  Z.  wurde  18.  Dez.  1855 
in  der  Loge  Wilhelm  zur  Männerkraft  in 
Kolberg  zum  Freimaurer  aufgenommen, 
schloss  sich  20.  Dez.  1860  in  Stralsund 
der  Loge  Gustav  Adolf  zu  den  drei 
1  Strahlen  an  und  war  in  mehreren  Logen- 
I  ämtern  thätig.  Nach  Rendsburg  versetzt, 
i  hat  er  die  dortige  Loge  Zum  Nordstern. 
:  nachdem  diese  aus  dem  Verband  der 
Grossen  Loge  Royal  York  zur  Freund- 
schaft entlassen  worden  war,  neu  begrün- 
den helfen,  sie  auch  als  erster  Vorsitzen- 
der Meister  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  21.  März  1868  zugeführt  und  bis  zu 
seiner  Versetzung  nach  Wesel  1869  geleitet. 
Bis  1875  war  Z.  als  Kommandeur  eines 
Artillerieregiments  in  Koblenz  und  nahm 
das.  seinen  Abschied.  Er  verzog  nach  Dres- 
den und  kurze  Zeit  darauf  nach  Berlin. 
Hier  widmete  er  sich  ganz  der  Maurerei.  Er 
wurde  24.  Juni  1877  zweiter  abgeordneter 
Landesgrossmeister,  1882  —  1891  wortfüh- 
render Meister  der  Andreasloge  Indissolu- 
bilis  und  am  24.  Juni  1891  Landes- 
grossmeister, welches  Amt  er  bis  17.  Juni 
1900  inne  hatte  und  dann  Alters  halber 
niederlegte.  Am  4.  Febr.  1892  trat  er  bei 
der  Loge  Zum  goldnen  Pflug  in  Berlin 
ein.  Seine  in  Marmor  ausgeführte  Büste- 
ist im  neuen  Ordenshause  in  Berlin  auf- 
gestellt. !Vgl.  Berliner  Herold  1900,  Nr. 
22,  wo  auch  sein  Bildnis.] 
Zollstal»,  s.  Masstab. 


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Zopf  — 


Zopf,  Theodor,  Arzt  geb.  19.  Okt.  1834 
in  Greiz,  gest.  das.  3.  Mai  1897,  wurde  in 
der  Loge  Archimedes  zum  ewigen  Bunde 
in  Gera  2.  Febr.  1860  aufgenommen,  grün- 
dete 22.  Jan.  1867  die  Loge  Lessing  zu  den 
drei  Ringen  in  Greiz  und  ist  dereu  Meister 
und  Leiter  gewesen  bis  zu  seinem  Tod. 
Kr  war  die  Heule  der  Loge,  ein  Mann  von 
vielseitigem  Wissen  und  glänzender  Be- 
redtsamkeit.  Zugleich  hat  er  für  die 
humanitären  Bestrebungen  seiner  Stadt 
viel  gethan  und  stand  überall  an  deren 
Spitze.  Auch  im  parlamentarischen  Leben 
hat  er  als  Vorsitzender  des  Landtags  eine 
bedeutende  Rolle  gespielt.  Von  ihm  sind 
verfasst  zwei  Vortrage  bei  Schwestern  - 
festen:  1)  Weisheit,  Stärke,  Schönheit  und 
Glaube,  Liebe,  Hoffnung  (Lpz.  1869); 
2i  Eiu  Wort  Aber  die  Zukunft  der  Frauen 
(Greiz  1874);  ausserdem :  Die  Liebe  zurNatur, 
zur  Wahrheit,  zur  Poesie  des  Freimaurers 
Zeichen,  Griff  und  Wort  (1882).  [Vgl.  L. 
1897,  S.  105.    FZ.  1898,  S.  9.] 

Zschiesche,  Fried  r.  Hieronymus 
Eduard,  Schulmann,  geb.  30.  Sept.  1805  in 
Berlin,  gest.  28.  April  1883  das.,  war  zu- 
nächst Lehrer  an  der  Stadtschule  in  Char- 
lottenburg, 1K27  Konrektor,  1849  Inspektor 
des  Grossen  Friedrichs-Waiaenhauses  und 
1859  Direktor  dieser  Anstalt.  1868  trat 
er  in  den  Ruhestand.  —  Aufgenommen  in 
den  Freimaurerbund  wurde  Z.  18.  Juni 
1840  in  der  Loge  Pegase  in  Berlin,  deckte 
28.  Juli  1849  und  schloss  sich  12.  Okt. 
1849  der  Loge  Zur  Eintracht  an.  1850 
bis  1855  war  er  das.  stellvertretender  Red- 
ner, 1857  —  1863  erster  Aufseher,  1863  bis 
1866  Meister  vom  Stuhl,  seitdem  Ehren- 
meister,  1871— 1872  nochmals  Meister  vom 
Stuhl.  Seit  8.  Mai  1856  war  er  Mitglied 
der  Grossen  National -Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  und  wurde  7.  Sept.  1865 
in  das  ßundeadirektorium  und  19.  Okt. 
1876  zum  NationalgroHsmci*ter  gewählt, 
welches  Amt  er  bis  14.  Mai  1881  bekleidete. 
[Vgl.  A.  1884,  S.  196.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  453.J 

Zscbokke,  1)  Johann  Heinrich  Da- 
niel, deutscher  Schriftsteller,  geb.  22.  März 
1771  in  Magdeburg,  gest.  27.  Juni  1848 
auf  seinem  Landsitz  Blumenhalde  an  der 
Aare,  studierte  in  Frankfurt  a.  d.  Oder, 
habilierte  sich  das.  1792,  ging  auf  Reisen, 
übernahm  1796  die  Leitung  der  Erziehungs- 
anstalt in  Reichenau  bei  Chur,  musste 
aber  1798  flüchten,  weil  er  sich  für  den 
Anschluss  Graubündens  an  die  Schweiz 
aussprach.  Er  trat  in  den  Dienst  der 
helvetischen  Regierung,  wurde  Regierungs- 
statthalter in  l  nterwalden  und  in  Basel, 
1H03  Mitglied  des  Oberforst-  und  Berg- 
aints  in  Aargau  und  1809  Oberforst-  und 
Bergrat  und  später  Mitglied  verschiedner 
Behörden  und  Kommissionen.  —  Am  28. 
März  1792  wurde  er  in  Frankfurt  a.  d.  O. 
in  der  Loge  Zum  aufrichtigen  Herzen 


nach  dem  Ritus  der  strikten  Observanz 
zum  Freimaurer  aufgenommen.  1809  be- 
sprach er  die  Freimaurerei  in  einem 
Artikel  des  » Schweizerboten«.  Am  9.  Nov. 

1810  vereinigte  sich  Z.  mit  vier  andern  in 
Aarau  wohnenden  Freimaurern  zur  Grün- 
dung eine  Bauhütte.  Das  Kränzchen,  da* 
man  zunächst  ins  Leben  gerufen  hatte,  grün- 
dete auf  Z.'s  Antrag  eine  profane  Gesell- 
schaft gemeinnütziger  Männer  die  •Ge- 
sellschaft für  vaterländische  Kultur«,  durch 
welche  die  maurerischen  Bestrebungen 
offen  verfolgt  werden  konnten.  Sie  wirkt 
noch  heute  zum  Segen  des  Landes.  Z. 
war  sehr  oft  ihr  Vorsitzender.  Bei  den 
Unterhandlungen  wegen  Gründung  der 
Loge  mit  dem  Direktorium  der  rektifizierten 
schottischen  Maurerei  in  Basel  schrieb  Z. 
4.  Aug.  1811  unter  anderm:  »Wenn  wir 
Aarauer  eine  Loge  gründen  wollen,  so  soll 
sie  kein  Surrogat  eines  Kasino  werden, 
sondern  für  den  gebildeten  Mann  eine 
Schule  der  Weisheit  und  eine  Bahn 
weiser  Thätigkeit.    Daher  ist  uns  alles 

!  Zufällige  gleichgültig.  Wir  gedenken  zum 
Ältesten  der  Maurerei  und  zu  ihrer  ur- 
sprünglichen Einfachheit  zurückzukehren. 
Die  verschiednen  Systeme  genügen  uns 
wenig.  Moral  ist  die  Vorschule  der  Mau- 
rcrei,  die  erste  Bedingung  zum  Eintritt 
in  das  Heilige,  alles  übrige  ihm  fremd. 
Aus  diesen  Gründen  nehmen  wir  keinen 
Anstand  zu  bekennen,  dass  es  uns  gleich - 
giltig  sei,  welchem  Systeme  diejenigen 
angehören,  die  uns  zu  einer  unabhängigen 
maurerischen  Loge  konstituieren.  Doch 
wünschen  wir  von  einem  schweizerischen 
Orient  und  keinem  ausländischen  kon- 
stituiert zu  sein.«  —  Als  das  Direktorium 
den  Code  maconnique  und  die  Rituale 
übersandte,  übernahm  er  es,  diese  zu  über- 
setzen, wobei  er  Unzweckmässiges  wegliess 
und  Wesentliches  verschönerte.  Am  31.  Okt. 

1811  wurde  die  Loge  Wilhelm  Teil  pro- 
visorisch gegründet.  Z.  schrieb  dieses 
Jahr  eine  Abhandlung  über  die  Geschichte 
der  Maurerei  in  der  Schweiz,  die  in  Held- 
manns »Akazienblüthen«  erschien.  Ein 
bedauerlicher  Vorfall  bei  einer  Kugelung 
in  der  Loge  bewog  ihn,  26.  Febr.  1812 

i  seine  Austrittserklärung  einzureichen.  Er 
schrieb:  »Nachdem  ich  durch  das  Betragen 
zweier  Brüder  überzeugt  wurde,  dass  die 
Loge  nicht  denjenigen  Ideen  entspricht, 
i  welche  mich  allein  an  sie  fesseln  konnten, 
I  finde  ich  es  meinem  Gemüte  angemesaner, 
,  dass  ich,  gewiss  nicht  ohne  Leid,  von 
1  Ihnen  und  meinen  schönsten  Hoffnungen 
;  scheide  u.  s.  w.«    Durch  inständige  Bitten 
t  einiger  Mitglieder  liess  ersieh  zwar  bewegen, 
I  wieder  in   ihren  Kreis  zurückzukehren, 
i  dann  aber  schrieb  er  den  30.  März:  «Er 
habe  bei  seinem  Besuch  im  Bruderkreise 

f »fühlt,  dass  er  nicht  mehr  dahin  gehöre, 
r  fühle,  dass  das  grosse  Ideal,  welches 
ihn  einst  begeistert,  nun  vernichtet  sei. 
dass  er  dort  nicht  mehr  als  mit  Wider- 


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Zachopau 

willen  sitzen  könne,  in  welchem  er  sich 
zuletzt  selbst  verächtlich  werden  müaste.« 
—  Bei  der  27.  Febr.  1815  vollzognen  Ein- 
weihung der  neuen  Loge  Zur  Brudertreue 
nahm  Z.  als  Besuchender  teil  und  blieb 
ihr  bis  in  sein  höchstes  Alter  zugethan. 
Ihm  verdankt  sie  das  schöne  Ritual  der 
Trauerloge.  [Vgl.  Bh.  1867,  8.  18;  1871, 
S.  94.  FZ.  1850,  S.  289;  1867,  8.  94;  1868, 
S.  166;  1879,  S.  313;  1890,  8. 281.  S.L.  1889, 
S.  161.  Boos,  Handbuch  der  Freimaurerei, 
S.  40O.j 

2)  Joseph  Karl  Theodor,  ältester 
Sohn  des  Vorigen,  geb.  16.  Jan.  1806. 
gest.  18.  Dez.  1866,  studierte  Natur-  und 
Arzneiwissenschaften,  besuchte  1830  zu 
weiterer  Ausbildung  Paris  und  Hess  sich 
hierauf  in  Aarau  als  ausübender  Arzt 
nieder,  wo  er  1831  Garnisonarzt,  1833  Be- 
zirksarzt, 1836  Mitglied  der  Gemeinde- 
schulpflege und  1839  Mitglied  der  Kanton- 
schulpflege  wurde,  184U  erhielt  er  die 
Professur  für  Naturwissenschaften  an  der 
Kantonachule.  —  1828,  bald  nach  seiner 
Heimkehr  von  der  Hochschule,  trat  er  in 
die  Loge  Zur  Brudertreue  in  Aarau;  1858 
wurde  er  Meister  vom  Stuhl  dieser  Loge 
und  verwaltete  dieses  Amt  bis  zum  Früh- 
jahr 1866.  Für  den  Freimaurerbund  war 
er  auch  wissenschaftlich  thätig  als  Mit- 
arbeiter au  der  Asträa,  Freimaurerzeitung 
und  an  der  vorigen  Auflage  dieses  Hand- 
buchs. [Vgl.Bh.  1867,  S.  13.  FZ.  1867, 8. 260.] 

Zttchopan  (St.  im  Königreich  Sachsen, 
6962  E.).  Hier  wurde  am  11.  Dez.  1892 
unter  der  Aufsicht  der  Loge  Zur  Harmonie 
in  Chemnitz  ein  Freimaurerklub  gegründet 
und  am  6.  Nov.  1894  von  der  Grossen  Lau- 
desloge von  Sachsen  anerkannt.  Vers,  am 
2.  Montag  im  Monat.  Ferien:  Juli  und 
August.  Mitgliederzahl  (1900):  17.  Lokal: 
Deutsches  Haus. 

Zufriedenheit  strebt  die  Freimaurerei  in 
ihren  Mitgliedern  an  für  alle  Lagen  des 
Lebens;  denn  sie  ist  die  Grundlage  allen 
Glücks  und  Wohlbefindens.  Vor  allem 
in  unsrer  jetzigen  Zeit  mit  ihren  hef- 
tigen Gegensätzen  und  Kämpfen  auf  poli- 
tischem, kirchlichem  und  sozialem  Ge- 
biet bildet  Z.  das  beste  Schutzmittel  und 
bedarf  besonderer  Pflege.  Deshalb  heisst 
es  auf  die  Frage:  «Hast  du  deinen  Lohn 
empfangen?«  —  ilch  bin  zufrieden.«  Einen 
schönern  Lohn  kann  es  allerdings  kaum 
geben.  [Vgl.  FZ.  1852,  8.  46.  Blumen- 
hagen, Maurerischer  Nachlass  (1840), 
S.  267.    L.  1894,  S.  164.] 

Zugeordneter,  abgeordneter,  beigeord- 
neter, deputierter  MeUter,  der  Stellver- 
treter des  Meisters  vom  Stuhl  (s.  d.)  einer 
Loge  in  den  meisten  Logen  verbänden,  ein 
Amt,  das  jedoch  in  der  frühern  Zeit  der 
Freimaurerei,  wie  noch  heute  in  England, 
nicht  bestand.  Wie  bei  allen  übrigen 
Beamtenstellen  haben  grössere  Logen  meh- 
rere z.  M.  (erster,  zweiter).  Diese  tragen 
alle  ihr  Abzeichen  in  der  Loge,  haben 


—  Zürich.  589 

auch  in  den  Beamtenberatungen  Stimm- 
recht. Dagegen  treten  sie  sonst  nur  dann 
in  die  Rechte  und  Obliegenheiten  des  Vor- 
sitzenden M.,  wenn  sie  in  Verhinderung 
dieses  dessen  Amt  besorgen.  In  einzelnen 
Logen  wählt  deshalb  auch  der  Vorsitzende 
M.  selbst  diesen  seinen  Stellvertreter.  Hier 
und  da  macht  man  einen  Unterschied  und 
bezeichnet  als  stellvertretenden  (substi- 
tuierten) Meister  vom  Stuhl  den,  der  au» 
der  Wahl  der  Brüder  hervorgegangen  ist 
und  von  der  betreffenden  Grossloge  be- 
stätigt wird,  als  z.  M.  den,  den  sich  der 
M.  vom  Stuhl  selbst  wählt  und  der  ihn 
vertritt,  wenn  er  Belbst  verhindert  ist.  Bei 
der  Amtsniederlegung  des  Meisters  vom 
vom  Stuhl  tritt  der  z.  M.  mit  zurück,  wäh- 
I  rend  der  stellvertretende  in  seiner  Stellung 
verbleibt.    [Vgl.  FZ.  1871,  S.  360.] 

Zü llle hau  (St  in  der  preuss.  Provinz 
Brandenburg,  7561  E.).  Hier  besteht  unter 
der  Loge  in  Grünberg  ein  maurerische» 
Kränzchen  Zur  Kette  für  Geist  und 
Herz,  gest.  16.  Febr.  1878.  Mitgliederzahl 
(1900):  16.  Vers.:  Montags  nach  dem 
1.  und  15.  des  Monats.  Lokal:  Hoter 
Scheibler. 

Zürich  (St.  des  gleichnam.  Schweiz.  Kan- 
tons, [1897J  157288  E).  Hier  wurde  schon 
1740  eine  Loge  La  concorde  eröffnet, 
die  ihren  Freibrief  von  der  Loge  des  Re- 
giments Schadorff  in  Maubeuge  erhalten 
hatte.  Die  Loge  Union  in  Frankfurt  a.  M. 
erkannte  sie  5.  Jan.  1745  als  gesetzmäßige 
Loge  an.  Sie  arbeitete  jedoch  nur  vier 
bis  fünf  Jahr  in  tiefster  Verborgenheit. 
Nach  dem  goldnen  Buch  der  Loge  Union 
des  coeurs  in  Genf  wurde  1769  von  Genfer 
Maurern  wieder  eine  Loge  La  discre"- 
1  tion  eröffnet,  die  sich  1772  dem  Grand 
Orient  de  Geneve  anschloss.  Es  waren 
aber  noch  viele  andre  Maurer  in  Z.,  na- 
mentlich Offiziere  einea  Z.er  Standesregi- 
ment« in  französischen  Diensten,  aus  der 
Feldloge  Zur  schweizerschen  Freiheit  ia 
Thionville  (gegr.  18.  Aug.  1762).  Diese 
scheinen  sich  mit  den  Genfern  vereinigt 
und  vom  1.  Aug.  1771  an  die  Discretion 
mehr  in  deutschem  Sinne  fortgeführt  zu 
haben.  Die  Z.er  bezeichnen  diesen  letzten» 
Tag  als  Stiftungstag,  indem  wahrscheinlich 
früh  er  von  den  Genfern,  wie  es  damals  in 
Genf  Sitte  gewesen,  noch  keine  Protokolle 
geführt  worden  sind.  Die  regelmässigen 
Arbeiten  begannen  nach  französischem 
Ritus  und  in  französischer  Sprache  am 
23.  Aug.  1772  in  einem  gemieteten  Lokal 
unter  der  Hammerführung  Diethelm  La- 
vaters  (s.  d.).  Schon  nach  zwei  Jahren 
wurde  jedoch  die  deutsche  Sprache  und 
ein  vereinfachtes  Ritual  in  Gebrauch  ge- 
nommen. Lavater  und  sein  thätiger  Mit- 
arbeiter Christian  Kaiser,  der  intime 
Jugendfreund  Goethes  (s.  d.),  gründeten  ein 
schottisches  Kapitel,  das  unter  der  maure- 
rischen Provinz  Burgund  stand,  um  die 
neue  Bauhütte  der  strikten  Observanz  zuzu- 


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590 


Zürich. 


führen,  was  11. Nov.  1772 geschah.  Siebeide 
besuchten  1778  den  Konvent  von  Lyon  (s.d.), 
wo  Lavater  kräftig  für  Verbesserung  der 
strikten  Observanz  und  das  sogenannte 
rektifizierte  schottische  System,  sowie  für 
die  Unabhängigkeit  der"  schweizerschen 
Maurerei  mitwirkte.  Am  11.  Nov.  1779 
wurde  in  ihr  die  Vereinigung  mit  dem 
altschottischen  rektifizierten  System  be- 
kannt gemacht,  aber  erst  1.  März  1780 
unterzeichnete  man  den  Code  maconni- 
«ue,  und  die  Loge  nahm  den  Namen 
Modestia  cum  libertate  an,  den  letz- 
tern Ausdruck  wahrscheinlich  zur  Er- 
innerung au  die  erwähnte  Feldloge  Zur 
schweizerschen  Freiheit.  Von  der  grossen 
Thätigkeit  dieser  Werkstätte  zeugt  die 
Gründung  einer  Wohlthäigkeitskasse  und 
die  Herausgabe  einerSammlung  von  Logen- 
reden. Infolge  der  Revolutionsetürme  hör- 
ten indessen  nach  der  Neujahrsfestloge 
1786  die  Versammlungen  plötzlich  auf. 
—  Erst  4.  März  1811  traten  in  Z  8 
Maurer  zusammen,  um  die  Arbeiten 
von  neuem  zu  beginnen.  Schon  am 
27.  März  konnte  die  Loge  und  am  19.  Aug. 
im  Hause  Zum  wilden  Mann  der  neue 
Tempel  eingeweiht  werden.  Die  Stif- 
tungsurkunde wurde  vom  helvetischen 
Direktorium  der  rektifizierten  schottischen 
Maurerei,  das  damals  seinen  Sitz  in  Basel 
hatte,  am  19.  Sept.  ausgefertigt.  Das 
Kapitel  wurde  ebenfalls  wieder  errichtet 
und  9.  Nov.  1812  vom  Direktorium  in 
Hasel  genehmigt.  1817  führte  man  ein  von 
Heinr.  Lavater (s.  d.)  bearbeitetes,  wesentlich 
verbessertes  deutsches  Ritual  ein.  1820 
gründeten  eine  Anzahl  Maurer  der  Z.er 
Werkstätte  eine  Tochterloge  Akazia  in 
Winterthur.  Während  der  für  die  Frei- 
maurerei so  drückenden  zwanziger  Jahre 
zeigte  sich  die  Loge  Modestia  cum  liber- 
tate in  ihrem  Verkehr  nach  aussen  vor- 
sichtiger und  zurückhaltender,  während 
ihre  innern  Arbeiten  unter  Leitung  treff- 
licher Meister  einen  ungestörten  Fortgang 
nahmen.  Die  politischen  Stürme  im  An- 
fang der  dreissiger  Jahre  lichteten  zwar 
in  bedenklicher  Weise  die  Reihen,  aber 
ein  Antrag,  die  Loge  zu  decken,  wurde 
7.  Juli  1882  verworfen.  Wöchentliche  Zu- 
sammenkünfte wurden  eingeführt,  in  denen 
in  weniger  gebundner  Form  die  Arbeiten 
um  so  angenehmer  vorgenommen  wurden. 
Ihr  erstes  Schwesternfest  feierte  die  Loge 
1834.  Zur  25jährigen  Stiftungsfeier  20. Aug. 
1836  wurde  bestimmt,  allgemeine  achwei- 
ze  reche  Bruderfeste  alle  zwei  Jahre  zu 
begehen,  woraus  sich  dann  der  schweizer- 
sche  Logenbund  entwickelte.  1840  wurde 
ein  Versorgeverein  für  Witwen  und  Waisen 
Zürcherscher  Maurer  gegründet  und  1841 
bei  einem  zweiten  Schwesternfeste  ein 
Schwesternverein  ins  Leben  gerufen  zur 
Unterstützung  armer  Wöchnerinnen  und 
ihrer  Kinder.  Er  dehnte  seine  wohlthätige 
Wirksam keit  auch  weiter  aus,  indem  er 


z.  B.  1847  zur  Zeit  des  Sonderbundskriegs 
einen  Zweigverein  für  örtliche  Organisation 
des  Hilfsdienstes  gründete.  1844  versam- 
melten sich  im  Tempel  der  Modestia  die 
Abgeordneten  von  14  schweizerschen  Bau- 
hütten, um  den  schweizerschen  Logenbund 
Alpina  zu  gründen.  Infolge  der  Besetzung 
der  Stellen  für  den  Grossen  Orient  wurden 
zwar  der  Bauhütte  viele  ihrer  besten  Kräfte 
entzogen,  jedoch  unverdrossen  setzte  sie 
ihre  Arbeiten  fort.  Nach  Ablauf  der 
sechsjährigen  Amtsdauer  nahm  sie  einen 
neuen  Aufschwung.  1851  wurde  ein  drittes 
Schwesternfest  gefeiert,  an  dem  ein  Bericht 
des  Schwesternvereins  vorlag,  nach  dem 
dieser  während  der  verflossnen  10  Jahre 
715  Wöchnerinnen  und  232  Kranke  ver- 
pflegt, an  1363  dürftige  erwachsne  Frauens- 
personen und  4848  Kinder  Wäsche  und 
Kleidungsstücke  verteilt,  in  den  Teuerungs- 
jahren über  2000  Suppenportionen  ausge- 
geben und  beim  Sonderbundskrieg  12 
Transportwagen  mit  Weisszeug  und  Ver- 
bandmitteln an  die  Feldspitäler  nach  Lu- 
zern,  Altorf  und  Z.  abgesendet  hatte.  Die 
Zahl  der  Mitglieder  mehrte  sich  nun  so, 
dass  der  Raum  im  bisherigen  Lokal 
zu  klein  wurde.  Ein  Neubau  an  einem 
der  schönsten  Plätze  der  Stadtgegend 
(am  Lindenhof)  wurde  beschlossen  und 
in  Angriff  genommen,  auch  1854  ein- 
geweiht. 1858  trennte  sich  eine  Anzahl  Mit- 
glieder, um  in  Chur  eine  neue  Bauhütte, 
Liberias  cum  concordia,  zu  gründen,  und 
1861  entstand  eine  dritte  Tochterloge,  die 
Concordia  in  St.  Gallen.  1891  wurde  das 
50jährige  Jubiläum  des  Schwesternvereins 
gefeiert.  Das  Jahr  1894  brachte  das  fest- 
liche Ereignis  der  dOjiihrigen  Jubelfeier 
der  Gründung  der  schweizerschen  Gross- 
loge Alpina.  Über  das  Fest,  das  mit  dem 
Grosslogentag  verbunden  war,  ist  eine  be- 
sondere Denkschrift  herausgegeben  wor- 
den. —  Die  Loge  von  Z.  hatte  von  jeher 
das  Glück,  unter  ihren  Mitgliedern  eine 
Menge  ausgezeichneter  Männer  einzu- 
schliessen,  z.  B.  Diethelm  Lavater  (s.  <L), 
Christian  Kaiser,  Pfarrer  Kaspar  Lavater, 
Heinrich  Lavater  (s.  d.V,  Kaspar  Ott  (s.  d.), 
Bluntschli  (s.d.).  Jonas  Furrer  (s.d.),  Ludwig 
Meyer,  Heinrich  v.  Orell,  J.  J.  Hottinger 
(s.  d.).  Sie  zeichneten  sich  nicht  nur 
durch  grossartige  Wohlthätigkeit,  son- 
dern auch  durch  thätige  Verbreitung 
der  Freimaurerei  aus.  Das  Ritual  der 
Loge  wurde  anfangs  der  80er  Jahre  voll- 
ständig umgearbeitet,  vereinfacht  und  der 
neuern  Zeit  angepasst.  Mitgliederaahl 
(1900):  154.  Vers.:  Sonnabends.  Verzeich- 
nis der  Büchersammlung  (1834  und  1888). 
[Vgl.  Fragmente  zur  Geschichte  der  schwei- 
zerschen Freimaurerei  (Bern  1840);  Riedel, 
Grundlegung  und  Aufbau  der  Modestia 
cum  Libertate  in  Schaubergs  Alpina  (Z. 
1859);  Meyer-Hoffmeister,  Erinnerung  an 
das  Jubelfest  der  Modestia  cum  Libertate 
(Z.  1861).]   Custere,  Festklänge  zur  Erinne- 


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Zuruf  —  Zwölf. 


591 


rung  an  das  50jänrige  Jubiläum  des 
Schwestern  Vereins  1891.] 

Zoruf  (Akklamation)  bezeichnet  1)  die 
in  der  Regel  durch  Erteilung  des  Beifalls- 
zeichens (s.  d.)  erfolgte  allgemeine  Zu- 
stimmung zu  einem  Vorschlag,  die  in 
minder  wichtigen  Sachen  an  die  Stelle  der 
Abstimmung  (s.  d.)  tritt.  2)  In  englischen 
und  französischen  Logen  so  viel  als  Aus- 
ruf: bestimmte  Worte,  die  auf  besonders 
gegebne  Veranlassung  zur  Begrüssung  oder 
bei  Trinksprüchen  (in  England  auch  als 
Antwort  am  Schlüsse  eines  Gebets)  von 
allen  ausgesprochen  werden.  In  Frankreich 
sind  dies  die  Worte:  Vivat!  oder  in  an- 
dern Logen:  Huzza  (s.  d.)!;  in  England: 
So  mote  it  be!  (so  seie  es  =  Amen!) 

Zwackb,  Franz  Xaver  v.,  kurfürstlich 
pfalzbayerscher  Regierungsrat  in  Landshut, 
ein  höchst  achtbarer,  vorurteilsfreier,  aber 
deswegen  von  der  unduldsamen  Pfaffen- 
partei  seiner  Umgebung  gehasster  Mann, 
schloss  sich,  wie  so  manche  andre  edle 
Männer,  den  Illuminaten  (s.  d.)  an,  von 
deren  Wirken  sie  Grosses  erwarteten. 
Nachdem  man  durch  schwere  Beschuldi- 
gungen es  dahin  gebracht  hatte,  daas  diese 
Verbindung  verpönt  wurde,  blieben  einzelne, 
die  Einfluss  bei  Hof  hatten,  ausser  jeder 
Verfolgung,  über  andre  ergoss  sich  der 
ganze  Groll  der  finstern  Partei,  und  so 
nahm  man  auch  die  Gelegenheit  wahr,  an 
Z.  Rache  zu  üben,  indem  man  am  11./ 12. 
Okt.  1786  in  dessen  Abwesenheit  eine  Haus- 
suchung bei  ihm  vornahm;  die  dort  ge- 
fundnen  Papiere  wurden,  bo  unschuldig 
sie  im  Ganzen  waren,  bald  darauf  veröffent- 
licht unter  dem  Titel:  »Einige  Original- 
schriften des  Illuminatenordens«  {München 
1787),  wozu  aber  Z.  selbst  in  demselben 
Jahre  einen  Nachtrag  gab.  Man  glaubte 
damit  der  8ache  den  Todeastoss  ver- 
setzt zu  haben.  Z.  selbst  rettete  sich  durch 
die  Flucht  und  entging  so,  wie  WeiBhaupt 
(s.d.)  u.a.,  einer  peinlichen  Haft.  Durch 
Verwendung  erhielt  Z.  später  die  Stelle 
eines  fürstlich  Salmschen  Geheimrats.  — 
Z.  war  schon  27.  Nov.  1778  Mitglied  einer 
Loge  geworden  und  hatte,  eifrig  wie  er 
war,  alle  damals  üblichen  Grade  er- 
halten, war  also  hinreichend  eingeweiht. 
Er  wusste,  daas  die  Freimaurerei  nicht 
für  jedermann  sei,  und  darum  drang 
er  zwar  eifrig  dahin,  die  Logen  zu  Pflanz- 
schulen  des  Ordens  der  Illuminaten  zu 
machen ;  zugleich  aber  sollten  die  Glieder 
<lieser  Logen  nichts  davon  erfahren,  das» 
noch  etwas  anderes  oder  Höheres  da  sei, 
und  alle  des  Illuminatismus  Unfähige 
sollten  nicht  weiter  befördert  werden.  Z. 
war  eben  durch  pfäffische  Erziehung  trotz 
seines  bessern  Wissens  nicht  im  Stande  ge- 
wesen zu  erkennen,  daas  das  Gute  nur 
durch  Gutes  erstrebt  und  erwirkt  werden 
kann  und  dass  sich  der  Vernunft  nicht 


gebieten  lasse.  —  Seine  fernem  Lebens- 
schicksale sind  nicht  bekannt  geworden. 
Zwei,  s.  Zahlen. 

Zweibrücken  (St.  in  der  bayr.  Rhein- 
pfalz, 12000  E.).  1)  Hier  bestand  1763 
eine  Loge  St.-Jean.  2)  Am  23.  Okt.  1806 
stiftete  der  Grossorient  von  Frankreich 
die  Loge  St.-Joseph  Napoleon,  die 
längst  wieder  eingegangen  ist.  [Reglement 
bei  Klose,  Bibl.  Nr.  5106  ] 

Zwickau  (St.  im  Königr.Sachsen,  50  89 1 E.). 

1)  Loge  Zum  goldnen  Apfel,  gegr.  von 
Peterraann,  Hofmeister  beim  Grafen  Meng- 
den  in  WildenfelB,  durch  die  Grosse  Lan- 
desloge in  Berlin,  16./26.  Nov.  1776,  eingew. 
28.  Okt.  1777  in  Zwickau.  Der  Sitz  der 
Loge  blieb  jedoch  in  Wildcnfels  (s.  d.). 
1781  wurde  sie  nach  Dresden  (s.  d.)  ver- 
legt. 2)  Freimaurerklub,  gegr.  19.  Okt.  1860 
unter  der  Loge  Zur  Harmonie  in  Chem- 
nitz. Aus  diesem  ging  8)  die  Loge  Bru- 
derkette zu  den  drei  Schwanen  her- 
vor, gegr.  2.  Jan.  1868,  eingew.  12.  April 
1868.  Mitgliederzahl  (1900):  168.  Vers.: 
3.  Donnerstag  im  Monat.  Klub:  Mitt- 
wochs. Ferien :  Juli  und  August.  Eignes 
Logenhaus,  Schulgrabcnweg  15, 17.  Haus- 
gesetz (Logenordnung)  vom  20.  Mai  1886, 
bestätigt  18.  Jan.  1887,  nebst  Nachträgen 
und  Anhang.  Milde  Stiftungen  (8)  mit 
einem  Gesamtkapital  von  ca.  21000  M. 
Verzeichnis  der  Bücher  und  Zeitschriften 
(1883);  erster  Nachtrag  (1887);  Fortsetzung 
(1889).  [Vgl.  Becker,  Geschichte  der  Loge 
(1888)1 

Zwölf.  Diese  Zahl  kommt  in  den  Jo- 
hannisgraden nicht  vor.  Sie  wird  nur  in 
französischen  höhern  Graden  gebraucht 
und  mit  allerlei  Dingen  in  Beziehung  ge- 
setzt, so  1)  mit  den  zwölf  Patriarchen, 

2)  mit  den  zwölf  Edelsteinen  auf  Aarons 
Brustplatte,  in  welche  die  Namen  der 
zwölf  Stämme  Israels  gegraben  waren, 
8)  mit  den  zwölf  ehernen  Ochsen,  die  das 
eherne  Meer  in  Salomos  Tempel  trugen 
und  die  zwölf  Monate  des  Jahres  bezeich- 
neten, was  durch  ihre  Stellung  nach  den 
vier  Himmelsgegenden  angedeutet  wurde. 
Eine  vierte  Beziehung  ist  die  auf  die  zwölf 
Apostel  (vgl.  Les  plus  secrets  mysteres, 
Fig.  XVI),  «die  alle  Hindernisse  besiegten 
und  sogar  die  am  besten  verteidigten  Pässe 
erstürmten,  um  den  wahren  Glauben  in 
der  ganzen  Welt  zu  verbreiten.«  Dieser 
Erläuterung  ist  die  des  schottischen  Meister- 
grads der  schwedischen  Lehrart  anzu- 
reihen, in  der  gesagt  wird:  »Die  zwölf 
Lichter,  die  auf  allen  Seiten  dieser  Tafel 
verteilt  sind,  sind  dort  zum  Gedächtnis 
der  zwölf  ältesten  Architekten  (d.  i.  der 
Apostel ),  die  die  Baukunst  in  allen  Teilen 
der  Welt  auszubreiten  suchten,  hingestellt.* 
Man  erkennt  daraus  den  Zusammenhang 
der  schwedischen  Lehrart  mit  den  fran- 
zösischen Hochgraden. 


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Nachträge  und  Berichtigungen. 


(Die  in  [  )  den  Artikelworten  folgenden  Zahlen  bezeichnen  Band  und  Seite  dies«» 
Werkes,  auf  welche  sich  die  Nachtrage  u.  8.  w.  beziehen.  Die  Buchstaben  a  und  b- 
verweisen  auf  die  Spalten  der  betreffenden  Seiten  hin.  Die  Zeilen  sind,  soweit  der 
Artikel  nicht  über  eine  ganze  Spalte  hinausreicht,  nur  innerhalb  dieses  selbst  zu  zahlen. ) 


Aberglaube  [I,  2b].  Vgl.  noch  Bb.  1885, 
».  212.    FZ.  1876,  S.  281. 

Adel  [I,  4al.   Vgl.  noch  81.  1900,  S.  68. 

Adelung,  Johann  Christoph,  deut- 
scher Sprachforscher,  geb.  8.  Aug.  1732  in 
Hpantekow  bei  Auklam,  gest.  10.  Sept.  1806 
in  Dresden,  studierte  Theologie  in  Halle, 
wurde  1759  Professor  am  Erfurter  Gym- 
nasium, gab  aber  1761  sein  Amt  auf  und 
widmete  sich  in  Leipzig  litterarischen  Ar- 
beiten. Seit  1787  lebte  er  als  Hofrat  und 
Oberbibliothekar  in  Dresdeu.  A.  war  bei 
der  Aufnahme  Zinnendorf»  in  der  Loge 
Philadelphia  in  Halle  Schriftführer.  [Vgl. 
S.  L.  1887,  S.  164.1 

Ägypten  [I,  8aJ.  1899  hat  die  Gross- 
loge _  von  England  eine  Distriktsgrossloge 
für  Ä.  und  den  Sudan  errichtet. 

Albany  ;i,  15b],  Die  Loge  arbeitet 
neuerdings  in  englischer  Sprache. 

Alethophilen  [1,  17a].  Vgl.  noch  L. 
1893,  S.  144. 

Alexandcr-Katz,  Hugo,  Regierungs- 
rat a.  D.  und  Justizrat  in  Berlin,  geb. 
7.  Juli  1846  in  Öls  in  Schlesien,  trat  1870 
in  den  preußischen  Staatsdienst,  den 
er  Jedoch  bald  unterbrach,  um  als  Kriegs- 
freiwilliger am  Feldzug  gegen  Frankreich 
teilzunehmen.  1875  Kreisrichter,  gab  er 
die  richterliche  Laufbahn  auf,  um  sich 
der  Staatsverwaltung  zu  widmen.  1885 
zum  Kegierungsrat  ernannt,  verlieas  er 
1886  den  Staatsdienst  und  wurde  in  Berlin 
Rechtsanwalt  und  Notar.  Schriftstellerisch 
bethätigte  er  sich  auf  dem  Gebiet  des 
Aktienrechts  und  der  Börsengesetzgebung. 
—  In  den  Freimaurerbund  aufgenommen 
wurde  A.-K.  in  der  Loge  Balduin  zur 
Linde  in  Leipzig  1883.  Von  da  trat  er 
1893  aus,  um  sich  der  Grossloge  Kaiser 
Friedrich  zur  Buudestreue  in  Berlin 
,s.  d.)  anzuschliessen.  Er  führte  deren 
l'rozess  gegen  das  Berliner  Polizeipräsi- 
dium, in  dem  die  staatliche  Zulässigkeit 
der  Gründung  der  gedachten  Gross- 
loge und  die  Hinfälligkeit  der  von  den 
nltpreussischen  Grosslogen  festgehaltnen 
Vorrechte  erwiesen  wurde,  ward  Stuhl- 
aieister  der  Loge  Viktoria,  zugeordneter 
<  irossmeister  und  bei  seinem  Ausscheiden 
aus  dem  Amte  Ehrengrossmeister  seiner 
Grossloge.  Nach  deren  Auflösung  1900 
trat  er  zur  Loge  Viktoria  unter  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg.  In  vielfachen  Ar- 
tikeln der  Bausteine  (s.  d.)  und  der  Bau- 
hütte is.  d.)  erörterte  er,  zum  Teil  pole- 
misch, maurerische  Probleme.    Von  ihm 


erschien:  »Die  Freimaurerei  in  Preussen 
und  das  Edikt  vom  20.  Okt.  1798.  Au» 
dem  Verwaltungsstreite  der  Grossloge 
Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue*  (Brl. 

1893). 

Alexandria  (St.  in  Ägypten).  Hier  hat 
unterm  Grossorient  von  Italien  eine  deutsche 
Loge  Moeris  bestanden,  über  die  nichts 
Näheres  bekannt  geworden  und  die  nach 
1885  eingegangen  ist. 

Alxinger  [I,  28a].  Vgl.  noch  FZ.  1851, 
S.  187. 

Amlciaten  [I,  24a].  Vgl.  noch  Fabriciu*, 
Die  Studentenorden  (Jena  1891),  S  33—70. 
Bh.  1892,  S.  184. 

Amster  [I,  24b].  Z.  9  v.  u.  lies  -1876. 
anstatt  .1873«. 

Anrient  Masons  [I,  24b].  S.  30 a;  Z.  28 
v.  u.  lies  »Blessington«  anstatt  »Blesinton*. 
—  S.  82  b,  Z.  22  lies  .1760«  statt  »1860« ;  Z. 
25  lies  *1762'  statt  »1862«,  Z.  33  »1766* 
statt  »1866«. 

Andrassy  [I,  35a].  Z.  9  ist  nach  »PariM 
einzuschalten  »2.  Mai  1854«. 

AndriesBen,  Buchdrucker  und  Verleger, 
geb.  5.  Okt.  1805  in  Dordrecht,  gest.  15. 
Juni  1862  in  Utrecht,  wurde  in  der  Loge 
Standvastigheid  en  trouw  in  Vianen  20. 
Okt.  1842  als  Freimaurer  aufgenommen 
und  schloss  sich  später  der  Loge  Ultra- 
jectina  in  Utrecht  an,  in  der  er  die  Amter 
des  Schriftführers  und  Redners,  zuletzt  des 
Archivars  und  Bibliothekars  bekleidete. 
Er  begründete  1852  das  Maconniek  Week- 
blad,  das  später  von  seinem  Sohn  geleitet 
ward,  und  gab  ausserdem  die  Zeitschrift 
Acacia  heraus.  In  beiden  hat  er  sich 
durch  Übertragung  gediegner  Arbeiten 
deutscher  Maurer  ins  Holländische  ein 
wesentliches  Verdienst  um  die  Förderung 
der  Freimaurerei  und  Verbreitung  deut- 
schen Maurergeistes  in  weite  Ferne  er- 
worben.   [Vgl.  Bh.  1862,  S.  220.] 

Angriffe  [I,  37a].  Z.  18  lies  »1885«  stau 
•  1843«.  —  Über  A.  in  den  Landtagen  vgl. 
bez.  Bayerns:  Bh.  1894,  S.  92.  FZ.  1894. 
S.  105.  L.  1894,  S.  60;  bez.  Österreichs: 
Bh.  1895,  S.  129,  137;  bez.  Preuseens:  BW. 
1895,  8.  187. 

Anreden  [I,  40b].  Vgl.  noch  Bh.  1883, 
S.  214. 

Anscbütx  [I,  41b].  Vgl.  noch  FZ.  1894. 
S.  164. 

Ashmole  [I,  49aj.  Z.  5  ist  nach  »Uni- 
versität« einzuschalten  »Oxford«. 

Asiatische  Brüder  [I,  50  b].  Z.  27  lies 
»anerkannt*  statt  »erkannt«. 


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Nachträge  u.  s.  w.    Aufnahme  in  den  Freimaurerbund 


Berlin. 


593 


Aufnahme  in  den  Frelmaurerbnnd  [I, 

56b].  Z.  II  v.  u.  ist  noch  beizufügen: 
»v.  Reinhardt,  Offener  Brief  über  die  Ziele 
der  Freimaurerei  an  Solche,  welche  sich 
für  den  Freimaurerbund  interessieren  (8. 
Aufl.,  Ulm  1899)«.  —  8.  57a,  Z.  19  v.  u. 
ist  hinter  «IV.«  einzuschalten:  »A.- Ge- 
bühren, s.  Beiträge.  V.« 

Auge  der  Vorsehung  [I,  58b].  Z.  1  lies 
•Altare«  statt  »Altäre«. 

Augsburg  [I,  58 bj.  Z.  15  lies  »8chiess- 
grabcnstrasse«  statt  »Schiessgraben«,  und 
Z.  22  lies  »2500«  statt  »1600«. 

Aaserwählte  Coena  [I,  59  a].  Z.  8  v.  u. 
lies  »Freimaurerei«  statt  »Freimaurer«. 

Aaserwählte  der  Wahrheit  [I,  59  bj.  Z. 
9  lies  »Freimaurerei«  statt  »Freimaurer«. 

Australien  [I,  60b].  Am  11.  Okt.  1899 
ist  in  Perth  eine  selbständige  Grossloge 
von  West-A.  (s.  d.)  gegründet  worden,  die 
1900  45  Logen  zahlte. 

Avlgnon  [I,  62b].  Z.  6  v.  u.  lies  »Frei- 
maurerei« statt  »Freimaurer«. 

Baden  [I,  63].  8.  64  a,  Z.  8  v.  u.  lies 
»Cannstatt«  statt  »Cannstadt«.  —  8. 64b,  Z. 
6  lies  »Heidelberg«  statt  »Mannheim«. 

Basel  [I,  69  b].  Z.  2  v.  u.  lies  »19.  Dez. 
1308«  statt  »24.  März  1809«. 

Bataille,  Dr.,  sonst  Charles  Hacks, 
machte  in  den  1890er  Jahren  in  franzö- 
sischen Kreisen  viel  von  sich  reden  als 
Gegner  der  Freimaurerei.  Er  wurde  aber 
des  krassesten  Atheismus  bezichtigt.  Er 
war  Schiflaarzt  und  als  Genosse  Taxils 
(fi.  d.)  Miterreger  der  antifreimaurerischen 
Bestrebungen,  die  den  Antifreimaurer- 
kongress  (s.  d.)  in  Trient  hervorgerufen 
haben.   Jetzt  ist  er  Restaurateur. 

Bayerlein,  Julius.  Kaufmann,  geb.  23. 
Jan.  1838  in  Bayreuth,  gest.  das.  21.  Mai 

1899,  war  allen  humanitären  Bestrebungen 
zugethan,  Mitglied  und  Vorstand  vieler 
wohlthätigen  Vereine,  trat  1884  in  das  Ge- 
meinde- und  1892  in  das  Magistratskolle- 
gium, vertrat  auch  1893— 1898  im  Deutschen 
Reichstag  den  Bayreuther  Wahlkreis.  — 
Als  Freimaurer  wurde  er  in  der  Loge 
Eleusis  zur  Verschwiegenheit  1878  aufge- 
nommen, bekleidete  darin  mehrere  Ämter, 
zuletzt  das  des  Meisters  vom  Stuhl.  1884 
wurde  er  zum  stellvertretenden  und  1890 
zum  wirklichen  Grossmeister  der  Gross- 
loge Zur  Sonne  gewählt,  welches  Amt  er 
bis  1896  bekleidete,  worauf  er  zum  Ehren- 
grossmeister  ernannt  wurde.  [Vgl.  Nekro- 
log für  B.  (Bayreuth  1899).  L.  1899,  &  94.] 

Bayreuth  [I,  75  a].  Die  Grossloge  Zur 
Sonne  giebt  seit  1.  Juli  1900  eine  frei- 
maurerische Monatsschrift  »Bayreuther 
Bundesblatt«  heraus.  Die  Leitung  hat  G. 
Niehrenheim  in  Bayreuth. 

Beförderung  [I,  79  b].    Vgl.  noch  Bh. 

1900,  8.  188. 

Belgien  [I,  84a].  Z.  17  v.  u.:  Seit  1899 
ist  Gust.  Royers,  städtischer  Ingenieur  in 
Antwerpen,  Grossmeister.  —  Zu  8.  84b,  Z. 


14:  Seit  1900  ist  Graf  Eugen  Goblet  d'Al- 
viella  Grand  Commandeur. 

Belgrad  (St.  in  Serbien).  Hier  ist  unter 
dem  Grossorient  von  Italien  4.  April  1877 
eine  Loge  La  luce  dei  Balkani,  die  in 
serbischer,  italienischer  und  deutscher 
8prache  arbeitete,  gegründet  worden.  8ie 
ist  nach  1885  wieder  eingegangen. 

Benjamin  [I,  86b].  Vgl.  noch  Bh.  1900, 
8.  115. 

Berlin  [I,  86a].    Zu  94a,  Z.  34  v.  u. 
lies  »2.  Febr.«  statt  »2.  Jan.«.  —  Z.  94b, 
Z.  23:  Die  Unterscheidung  von  gesetz- 
massigen,  verbesserten  und  vollkommnen 
Kapiteln  hat  aufgehört;  alle  8  Kapitel 
sind  jetzt  vollkommen  und  können  den 
6.-9.  Grad  erteilen.    (Vgl.  H,  8.  882b, 
Anm.l    Ebenso  ist  die  Bezeichnung  des 
B.er  Kapitels  als  »Grosses  regierendes  Or- 
denskapitel« gefallen.  —  Zu  8.  94  b,  Z.  8 
v.  u.  füge  hinzu:  »28)  24.  Juni  1900  v. 
Kuycke«.  —  8.  98a,  Z.  28  zu  Nr.  4):  Vgl. 
Bbl.  1900.  8.  73.    Zwickau,  Kurzer  Abm» 
der  Geschichte  der  Loge  für  die  Zeit  von 
der  Stiftung  bis  15.  Jan.  1900.  —  S.  98a, 
Z.  32,  Milde  Stiftungen  (noch):  »Unter- 
stützung   besonders    bedürftiger  Wöch- 
nerinnen.   Statut  vom  9.  Okt.  1897«.  — 
Zu  98  a,  Z.  20  v.  u.:  Das  neue  Ordenshaus 
befindet  sich  in  Schöneberg,  Eisenacher 
Strasse  Nr.  12  und  ist  am  18.  Nov.  1900 
eingeweiht  worden.   [Vgl.  W.  V,  Kurze 
Darstellung  der  Geschichte   des  neuen 
Ordenshauses  der  Grossen  Land  es  löge  der 
Freimaurer  von  Deutschland  (Brl.  1900).] 
Zur  Erinnerung  an  die  Logenhausweihe 
wurde  eine  Denkmünze  geprägt.  —  Zu  8. 
98b,  Z.  5:  Vgl.  Felix  Possart,  Die  8t 
Johannis -Loge  zur  Beständigkeit  in  B. 
von  1775-1900.  —  8.  98b,  Z.  18  ist  hin- 
zuzufügen:   »9)    Friedrich  Leopold 
zum  Friedensbunde,  eingew.  14.  Nov. 
1900,  entstanden  aus  dem  Kränzchen  Zum 
Friedensbunde  in  Friedenau  [vgl.  BZC. 
1900,  8.  501]«.  —  8. 99a,  Z.  19  lies  .(1900): 
164«  statt  »(1899):  136«,  —  ebenda  Z.  22 
lies  »9.  Juni«  statt  »5.  Juni«,  —  ebenda 
Z.  23  lies  »(1900):  89«  statt  »(1899):  35« 
und  füge  hinzu:  »Hausgesetze  vom  14. Mai 
1898.   Schröder-Stiftung  für  Witwen  und 
Waisen   verstorbner   Mitglieder.  Vers.: 
Dienstags,  bez.  Donnerstags«.  —  S.  99a 
Z.  27  ist  beizufügen:  »3)  Viktoria,  gesf 
26.  Mai,  eingew.  12.  Juni  1900.   4)  Ger- 
mania zur  Einigkeit;  5)  Humanitas; 
6)  Pestalozzi  zur  Wahrheit,  diese  drei 
gest.  18.  Okt.,  eingew.  28.  Okt.  1900.«  Das. 
lies  »F.«  anstatt  »E.«  —  8.  99b,  Z.  27  v. 
u.  lies  »1.  Aug.«  statt  »27.  Nov.«  —  8. 
100a:  Die  Grosse  Loge  von  Preussen,  ge- 
nannt Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue, 
ist  am  28.  Okt.  1900  aufgelöst  und  dafür 
von  der  Grossen  Loge  von  Hamburg  eine 
Provinzialgrossloge  unter  dem  Provinzial- 
grossmeister  Möller  eingesetzt  worden,  der 
die  B.er  Logen  Hammonia  zur  Treue,  Fried- 
rich Ludwig  Schröder,  Viktoria,  Germania 

38 


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594  Nachträge  u.  8.  w.  B 

zur  Einigkeit,  Humanitas  und  Pestalozzi 
zur  Wahrheit,  die  Charlottenburger  Loge 
Zum  Spiegel  der  Wahrheit  und  die  Stettiner 
Loge  nunmehr  als  Tochterlogen  der  Grossen 
Loge  von  Hamburg  unterstehen.  Dabei 
ist  ein  Erinnerungszeichen  in  Form  einer 
Denkmünze  von  der  letztern  ausgegeben 
worden.   [Vgl.  L.  1901,  8.  5.J 

Bern  [I,  lu2al.  Vgl.  noch  Schmid,  Dr. 
F.,  Das  alte  und  das  neue  Heim  der  Frei- 
maurerloge Zur  Hoflhung(Bern  1900).  Hoch, 
Charles,  Ein  geschichtlicher  Abriss  über 
die  Loge  (Bern  1889). 

Berteeh  (1, 103a].  Vgl.  noch  HCZ.  1900/1 
S.  65,  mit  Bildnis. 

Beruf,  Berufsarten  Fichte  in  seinen 
Briefen  an  Konstaut  über  Philosophie  der 
Freimaurerei  (Eleusinien  des  19  Jahrhun- 
derts I,  S.  29)  sagt:  «Der  einzige  Zweck 
des  menschlichen  Daseins  auf  der  Erde 
ist  allein  die  Menschheit  und  ihre  höchst- 
mögliche Ausbildung.  Diese  aber  ist  in 
Teile  getrennt,  jedem  Stand  sein  beson- 
deres Feld  der  Mitwirkung  angewiesen. 
Jeder  einzelne  bildet  sich  vorzüglich  für 
den  Staud,  den  er  gewählt  hat.  Daraus 
entsteht  eine  gewisse  Halbheit  und  Ein- 
seitigkeit. Die  Freimaurerei  hat  nun  den 
Zweck,  die  Nachteile  der  Bildungsweise 
in  der  grossem  Gesellschaft  wieder  aufzu- 
heben und  die  einseitige  Bildung  für  den 
besondern  Stand  in  die  gemein-menschliche 
Bildung,  in  die  allseitige  der  ganzen 
Menschen  als  Menschen  zu  verschmelzen. . . . 
Hier  treten  Männer  aus  allen  Ständen  frei 
zusammen  und  bringen  die  Bildung,  die 
jeder  nach  seiner  Individualität  in  seinem 
Stande  erwerben  konnte,  auf  einen  Haufen. 
. . .  Deshalb  ist  es  notwendig,  dass  in  einer  ; 
Loge,  wie  auch  gewöhnlich  geschieht,  nicht 
nur  Gelehrte,  sondern  auch  Ungelehrte 
beisammen  sind  und  keiner  den  andern  1 
darüber  scheel  ansieht,  dass  er  jenes  ist  . 
und  dieses  nicht  ist.  .  .  .  Und  so  wäre  der 
Freimaurerbund  eine  der  wichtigsten  An- 
stalten für  die  Welt,  die  ohne  ihn  in  der- 
selben mangelt.*  So  finden  sich  im  Frei- 
maurerbund alle  Berufsarten  zusammen. 
Die  Ausschliesslichkeit  der  frühern  Zeit, 
wo  nur  Adlige  und  die  höhern  Stände  in 
ihm  verkehrten,  hat  aufgehört,  und  am 
Ende  des  19.  Jahrhundert*  sehen  wir  alle 
Berufsarten  hier  vertreten,  soweit  sie,  wie 
Lessing  sagt,  die  .gehörige  Anlage'  dazu 
in  Bich  tragen.  Zwar  hat  man  selbst  in 
neuerer  Zeit  in  England  versucht,  Logen 
zu  bilden,  in  denen  nur  bestimmte  Stände, 
z.  B.  Arzte,  zugelassen  werden.  [Vgl.  L. 
1900,  S.  198.]  Es  ist  dies  aber  mit  dem 
Geist  der  Freimaurerei  unvereinbar  und 
eine  Verirrung  der  Zeit.  In  ihr  müssen 
alle  Platz  haben,  die  den  innern  Drang 
haben,  Menschen  im  edelsten  Sinne  des 
Wortes  zu  sein  oder  zu  werden.  Zu  allen 
Zeiten  haben  alle  Berufsarten  hervor- 
ragende Manner  in  dem  Freimaurerbund 
gehabt.    Es  giebt  keinen  menschlichen 


rn  —  Birkenwerder. 

Beruf,  für  den  die  Freimaurerei  nicht 
einen  Gewinn  zu  bieten  vermöchte,  und 
wäre  es  nur  der,  dem  Beruf  treu  und  ge- 
wissenhaft zu  dienen,  da  man  hierfür  dem 
Bunde  verantwortlich  wird.  [Vgl.  FZ. 
1881,  S.  134,  184  (Zusammenstellung  der 
verschiednen  Berufsarten  in  den  Logen 
aus  dem  Jahre  1881);  1893,  8.  3.  Bh 
1880,  S.  149. 

Berufung  (nach  dem  Gesetz  des  Deut- 
schen Grosslogenbunds  über  das  Verfah- 
ren bei  Verletzung  maurerischer  Pflichten) 
ist  der  Einspruch  gegen  die  Urteile  des 
Ehrenrata  (s.  d.)  einer  Johannisloge,  die 
an  den  Ehrenrat  der  Grossloge  gebt-  Die 
B.  muas  dio  Gründe,  auf  die  sie  sich  stützt, 
enthalten  und  bei  der  Grossloge  schrift- 
lich eingelegt  werden. 

Beul witi  [I,  105a].  B.  war  vom  20.  Jan. 
1784  bis  zu  seinem  Tode  Vorsitzender 
Meister  der  Berliner  Loge  Zur  Beständig- 
keit. [Vgl.  Die  St.  Johannisloge  zur  Be- 
ständigkeit in  Berlin  von  1775  —  1900  (Brl. 
1900),  8.  17.] 

Beuthen   (St.  in  der  preuss.  Provinz 
Schlesien,  Reg. -Bez.  Oppeln,  42343  E 
Hier  wurde  Oktober  1872  ein  Maurer- 
kränzchen gestiftet,  das  nicht  lange  be- 
standen hat. 

Bibel  [I,  106b].   Vgl.  R.  1900,  S.  63. 

Bildung  heisst:  »ein  Rohes  nach  einem 
Zweck  gestalten  und  in  diesem  eine 
Idee  ausprägen,  um  es  dadurch  zu  ver- 
edeln.« Wahre  B.  erweist  sich  nicht 
nur  in  der  Entwicklung  der  Intelligenz, 
sondern  auch  in  der  Entfaltung  aller 
übrigen  Geisteskräfte  des  Menschen,  vor 
allem  in  der  höhern  Stufe  der  Sittlichkeit. 
Der  Gebildete  soll  durch  seine  ganze  Per- 
sönlichkeit den  Gebildeten  kennzeichnen. 
B.  gehört  auch  zum  Freimaurer;  B.  und 
Freimaurerei  berühren  sich  innig.  [Vgl. 
Z.  1889,  S.  89.    H.  L.  1898,  S.  2605.] 

Blreh-llfrschfeld  |I,  108b].  Z.  1  v.  u 
ist  beizufügen :  »und  war  1883  deren  Meister 
vom  Stuhl.« 

Birken  feld,  Vermund,  geistlicher  Rat 
und  katholischer  Stadtpfarrer  in  OfFen- 
bach  a.  M.,  war  1812  unter  den  Gründern 
der  Loge  Karl  und  Charlotte  zur  Treue 
in  Offenbach,  anfangs  Redner  und  Vor- 
stand der  Wohlthätigkeitakasse,  dann 
Meister  vom  Stuhl,  als  welcher  er  August 
1820  starb.  Der  evangelische  Konsistorial- 
rat  undGrossmeister  Dr.  Friederich  widmete 
seine  Schrift  »Der  Freimaurerbund  und 
die  jesuitisch -hierarchische  Propaganda« 
(2.  Aufl.,  Darmstadt  1845)  B.  in  dankbarer 
Anerkennung  seines  Eifers  und  seiner  Ver- 
dienste um  die  Loge  bis  an  den  Tod. 
[Vgl.  Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit 
und  die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  25.] 

Birkenwerder  (Dorf  in  der  preuss.  Bran- 
denburg). Hier  wurde  unter  der  Grossen 
Landesloge  in  Berlin  7.  Nov.  1900  eine 
Loge  Kurfürstin  Luise  Henriette  ein- 
gesetzt.  [Vgl.  L.  1900,  S.  205.] 


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Nachtrüge  u.  e.  w.  Biamarcklogcn 


—  Buenos  Aires. 


595 


Bismarcklogen.  Unter  diesem  Namen 
sind  seit  1897  Logen  entstanden,  die  aus 
der  Allgemeinen  Börgerloge  (s.  I,  S.  145) 
hervorgegangen  sind,  aber  mit  den  aner- 
kannten deutschen  Freimaurerlogen  nichts 

gemein  habe.  Die  Grosse  Landesloge  von 
.achsen  hat  sich  gegen  diese  Loge  Öffent- 
lich 1900  verwahrt. 

Blutmischung  ist  eine  in  der  schwedischen 
Lehrart  noch  vorkommende  sinnbildliche 
Handlung,  die  zur  Liebe  gegen  die  Neben- 
menschen verbinden  soll,  weil  das  Blut 
das  unsichtbare  geheimnisvolle  Zeichen 
ist,  das  unmittelbar  alle  auf  dem  Erden- 
rund als  Brüder  verbindet,  die  ihr  Ge- 
schlecht von  demselben  Stammvater  her- 
leiten, dessen  erster  Blutstropfen  in  ihren 
Adern  rinnt  und  täglich  Sprösslinge  des- 
selben Stammea  ans  Licht  treibt.  [Vgl.  BZC. 
1876,  S.  95J 

Bockel  [I,  114a].  Z.  2  ist  hinter  »und« 
•  1832«  einzuschalten. 

Bödeker,  2  [I,  115b].  Geb.  in  Kirchberg 
bei  Uchte  in  Hannover.  Z.  7  lies  »1828« 
anstatt  «1829«. 

Bodelschwingh,  Karl  Freiherr  v., 
auf  Drais  bei  Wiesbaden,  königl.  preuss. 
Kammerherr,  war  8.  Febr.  1785  dem  Frei- 
maurerbunde  beigetreten  und  in  der  Loge 
Zum  hellen  Licht  in  Hamm  1800— 18u2 
zugeordneter  Meister,  vom  8.  Febr.  1802 
bis  24.  Juni  1827  Vorsitzender  Meister. 
Er  war  der  Loge  namentlich  1806  eine 
feste  Stütze.  Damals  wurde  infolge  der 
politischen  Wirren  die  Rcsourcengesell- 
schaft,  die  mit  der  Loge  ein  gemeinsames 
Haus  hatte,  aufgelöst  und  das  Haus  ver- 
kauft. B.  erstand  es  und  sicherte  dadurch 
den  Bestand  der  Loge.  Als  1821  die  Loge 
in  Hamm  (s.  d.)  zur  Provinzialloge  zwischen 
Weser  und  Rhein  ernannt  wurde,  wurde 
B.  Provinzialgrossmeister,  bis  die  Wieder- 
vereinigung der  Märkischen  Lande  mit 
Preussen  die  Thätigkeit  der  Provinzialloge 
nicht  mehr  erheischte.  Denkmünze  auf  ß. 
v.  1835.    [HMW.  Nr.  107.1 

Böhmen  (I,  117  a].  Vgl.  noch  Dr.  L. 
1900,  S.  2748. 

Born  [I,  118b].  Vergl.  noch  AQC. 
XIII,  73.  % 

Rouche,  Karl  August,  Postdirektor, 
geb.  1816,  gest.  10.  Nov.  1894  in  Berlin, 
ward  21.  Nov.  1844  in  den  Freimaurerbund 
iu  der  Loge  Urania  zur  Unsterblich- 
keit in  Berlin  aufgenommen  und  1859 
Grossschrift föhrer  und  Grossarchivar  bei 
der  Grossen  Loge  Royal  York  in  Berlin, 
welche  Stellungen  er  bis  zu  seinem  Tode 
inne  hatte.  [Vgl.  Bbl.  1894,  S.  581.  L. 
1894,  S.  198.] 

Brandverslcherung.  Eine  gegenseitige  B. 
der  Logen  Deutschlands  wurde  angeregt  in- 
folge des  Brandes  der  Danziger  Loge  und 
dürfte  durchaus  nicht  ganz  zu  verwerfen 
sein,  da  diese  Versicherung  gewiss  sehr 
billige  Prämien  zu  fordern  haben  würde. 
[Vgl.  FZ.  1889,  S.  94.] 


Brasilien  [I,  124  b].  Z.  83  lies  «Prome- 
theus« anstatt  »Premetheus«.  —  In  den 
.südlichen  Staaten  sind  in  den  neunziger 
Jahren  des  19.  Jahrhunderts  neben  dem 
Grossorient  von  B.  unabhängige  Gross- 
oriente entstanden,  so  in  Säo  Paulo  20.  Mai 
(nach  andern  30.  Juni)  1893  und  in  Rio 
Grande  do  Sul  17.  Juni  1898;  auch  in  Minas 
Gera  es  soll  dies  der  Fall  sein.  Der  Gross- 
orient von  Rio  Grande  do  Sul,  dessen  Logen 
zumeist  den  schottischen  Ritus  befolgen, 
zählte  1900  über  80  Logen  mit  über  4000 
Mitgliedern;  unter  ihm  stehen  die  am  Ende 
des  Artikels  erwähnten  fünf  deutschen 
Logen,  die  noch  thätig  sind  und  zu  denen 
neuerdings  eine  Loge  in  Teutonia  (s.  d.) 
gekommen  ist.  [Vgl.  Bbl.  1895,  8.  213; 
1898,  S.  117;  1901,  S.  82.] 

Braunschweig(Fürstenhaus).  [I,125a]. 
Z.  3  v.  u.  lies  anstatt  »1743  erhielt  er  in 
Breslau«:  »Am  7.  Juli  1742  erhielt  er  in 
der  Loge  Zu  den  drei  Totengerippen  in 
Breslau.« 

Bremen  [I,  130a].  Der  Innere  Orient 
ist  1888  gestiftet. 

Breslau  [I,  130b].  Neben  der  Loge  Zu 
den  drei  Totengerippen  bestand  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  eine  Schottenloge  Aux 
quatre  quarreaux. 

Brigidolo,  Friedrich  Franz,  Fürst- 
bischof von  Laibach,  wurde  als  Zipser 
Bischof  von  der  Loge  Zur  Grossmut  in 
Pest  zum  Freimaurer  aufgenommen  und 
trat  21.  März  1788  zur  strikten  Observanz 
über. 

Bröcker  [I,  133  b].  Der  Schlusssatz 
»Ausserdem  —  1884)«  ist  zu  streichen. 

Buenos  Aires  [I,  143b].  Die  erste  deut- 
sche Loge  war  die  von  der  Grossloge  von 
England  16.  Mai  1859  gestiftete  und  18. 
Okt.  1859  eingeweihte  Loge  Teutonia. 
Neben  ihr  entstand  unterm  Grossorient 
von  Argentinien  24.  Nov.  1863  als  zweite 
deutsche  die  Loge  Germania.  Durch 
die  Verheerungen,  die  1870  das  gelbe 
Fieber  unter  den  Einwohnern  anrichtete, 
wurden  auch  die  Reihen  der  deutschen 
Freimaurer  gelichtet;  die  Loge  Teu- 
tonia sah  sich  veranlasst,  ihre  Thätigkeit 
einzustellen,  und  wurde  II.  Okt.  1872  aus 
dem  Register  gestrichen,  während  sich  die 
Loge  Germania  erhielt.  1877  trat  aber  in 
ihr  eine  Spaltung  ein,  und  einige  Mit- 
glieder gründeten  eineneue  Loge  Deutsch- 
land, die  12.  Mai  von  der  Grossen  Loge 
von  Hamburg  mit  Stiftungsbrief  versehen 
und  26.  Sept.  eingeweiht  wurde.  1882 
vereinigten  sich  beide  Logen  wieder  zur 
Loge  Teutonia  unter  der  Hamburger 
Grossloge.  1894  entstand  eine  neue  Spal- 
tung, die  zur  Gründung  der  Loge  Fried- 
rich IU.  führte.  Diese  arbeitete  zuerst 
unabhängig  und  trat  dann  unter  den  Gross- 
orient von  Argentinien.  1900  löste  sie 
sich  jedoch  auf,  und  ihre  Mitglieder 
schlössen  sich  wieder  der  Loge  Teutonia 
an.   [Vgl.  Berliner  Herold  1900,  Nr.  20.] 

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596  Nachträge  u.  s.  w.  Bundesbli 

Bandesblatt  (I,  144  al.  Seit  1.  Juli  1900 
erscheint  auch  ein  » Bayreuther  B.«  als 
•Freimaureriache  Zeitschrift  der  Gross-Loge 
Zur  8onne«  unter  der  Leitung  von  G. 
Niehrenheim,  jährlich  in  12  Nummern. 

Bürger  [I,  145  a].  Z.  2  lies  »Morvens- 
wende«  statt  »Molmere  wende«. 

Burghansen  (St.  im  Königr.  Bayern, 
3040  E.).  Hier  gründete  Ecker  und  Eck- 
hoffen (s.  d.)  1776  den  Orden  Pro  fratribus 
rotae  et  aureae  crucis. 

Burnes,  1)  Sir  James,  Generalarzt,  geb. 
1801  in  Montrose  in  Schottland,  gest.  19. 
Sept.  1862  in  Manchester,  trat  in  die  Dienste 
der  englisch-ostindischen  Kompagnie  und 
erwarb  sich  um  das  Medizinalwesen  in 
Indien,  wie  um  das  dortige  Logenlehen 
grosse  Verdienste. — Aufgenommen  im  Aug. 
1834  in  der  St.  Peter's  Lodge  in  Montrose 
wurde  er  1836  Provinzialgrossmeister  der 
neugeschaffnen  schottischen  Provinzial- 
groBaloge  für  die  westlichen  Provinzen 
Indiens.  1843  gründete  er  für  die  Einge- 
bornen  die  Loge  Rising  Star  of  Western 
Iudia  in  Bombay  (Denkmünze  darauf  bei 
Merzdorf  S.  123,  Nr.  1)  und  wurde  ihr 
erster  Meister  vom  Stuhl.  1848  wurde  er 
zum  Provinzialgrossmeister  der  schottischen 
Freimaurer  in  Indien  ernannt.  Im  folgen- 
den Jahre  kehrte  er  nach  28j ahrigem  Aufent- 
halt nach  England  zurück.  [Vgl.  Laurie, 
History  of  Freemasonry  (2.  Ausg.,  1859), 
8.  895.   AQC.  XIII,  44]. 

2)  Sir  Aexander,  bekannt  durch  seine 
Reise  nach  Zentralasien,  Bruder  des  Vorigen, 

{reb.  16.  Mai  1805  in  Montrose  in  Schott- 
and, gest.  2.  Nov.  1841  in  Kabul,  ging 
1821  als  Kadett  nach  Ostindien  und  be- 
reiste 1882/38  die  damals  noch  wenig  be- 
kannten Lander  Balch,  Kunduz  und  Bochara 
[Travels  into  Bochara  (London  1834, 
deutsch  Weimar  1884—35].  1886  erhielt 
er  den  Auftrag,  mit  einigen  indischen 
Fürsten  ein  Bündnis  gegen  Kussland  und 
Persien  abzuschliesaen,  was  ihm  aber  nicht 
gelang.  1839  wurde  er  politischer  Agent 
in  Kabul,  wo  er  bei  einem  Aufstand  der 
Afghanen  seinen  Tod  fand.  Er  war  Mit- 
glied der  Benevolent  Lodge  Nr.  746  in 
Poona,  später  in  Bombay. 

Candelaria  (St.  in  dem  brasil.  Staate  Rio 
Grande  do  Sul).  Hier  besteht  seit  etwa  1895 
eine  deutsche  Loge  Germania  unter  dem 
Grossorient  von  Rio  Grande  do  Sul. 

Caros  [I,  150a].  Z.  8  v.  u.  lies  »1894* 
statt  »1881«. 

Onotaphium.  Damit  bezeichnet  man 
die  feierliche  symbolische  Beerdigung  ver- 
dienter heimgegangner  Freimaurer. 

Charlottenburg Tl,  152a].  Hinzuzufügen 
ist  »III.  unter  der  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg die  Loge  Zum  Spiegel  der  Wahr- 
heit, gest.  18.  Okt.,  eingesetzt  28.  Okt. 
1900.  Sie  ist  aus  der  Loge  Zu  den  drei 
Sternen  hervorgegangen,  die  10.  Okt. 
1897  von    der  Grossloge   Kaiser  Fried- 


tt  —  Deutscher  Gn»slogenbund. 

rieh  zur  Bundestreue  eingeweiht  wor- 
den ist.« 

Concepclon  [I,  160  al.  Das  Kränzchen 
Glückauf  ist  von  der  Grosaloge  von 
Hamburg  24.  März  1900  zu  einer  Loge  er- 
hoben und  am  16.  Juni  1900  eingeweiht 
worden.    [Vgl.  HZC.  1900/01,  S.  73.] 

Costarica  [I,  162  a].  Hier  wurde  1899 
eine  eigne  Grossloge  errichtet. 

Czernowltz  (Rauptet,  des  Österreich. 
Herzogt.  Bukowina,  [18901  54171  EA  Hier 
hat  in  Verbindung  mit  der  Loge  in  Ma- 
mornitza  (s.  d.)  ein  freimaurerisches  Kränz- 
chen seit  Juli  1884  kurze  Zeit  bestanden. 

Dahmes,  Wilhelm,  Staatsbeamter,  geb. 
25.  Aug.  1846  in  Lützerath,  gest.  23.  Jan. 
1897  in  Aachen,  war  1874—76  Friedens- 
richter in  Eupen,  dann  Staatsprokurator 
in  Simmern  und  Koblenz,  1879  —81  Staats- 
anwalt und  später  Landgerich  tarat  in  Aachen, 
in  welcher  Eigenschaft  er  den  von  den 
Alexianerbrüdern  gegen  Melage  und  Ge- 
nossen angestrengten  bekannten  Prozess 
leitete,  der  für  die  Irrenpflege  von  grund- 
legender Bedeutung  wurde.  —  Als  Frei- 
maurer wurde  D.  in  der  Loge  Zur  Be- 
ständigkeit und  Eintracht  in  Aachen  13. 
Febr.  1875  aufgenommen,  war  1880/81  und 
1888/84  Redner  und  1884—91  Meister  vom 
Stuhl  dieser  Loge.  Ursprünglich  Katholik, 
trat  er  zur  protestantischen  Kirche  über. 
[Vgl.  BbL  1897,  S.  118.] 

Dänemark  [I,  170a].  Z.  18  liea  »1746« 
anstatt  »1753«. 

Deecke,  2  [I,  179 a^.  Z.  2  ist  einzu- 
fügen »Sohn  des  Vorigen.«  Vgl.  noch: 
Beiträge  zur  Kunde  der  indogermanischen 
Sprachen  (herausgeg.  von  Dr.  Bezzenberger 
und  Dr.  Prell witz),  Bd.  25,  Heft  8  (Göt- 
tingen  1900),  S.  296. 

Derwentwater  [I,  185a].  Z.  2  v.  u.  ist 
nach  »(1852)«  einzufügen:  »I,  8.  18«. 

Desanlti  [I,  185b].  Z.  2  ist  beizufügen 
»gest.  1862«.  —  Z.  3  lies  »19«  statt  »18«.  — 
S.  186  a,  Z.  7  ist  beizufügen  »L.  XXI,  832.« 

Deutscher  Freimaurerbund  [I,  188  a]. 
Vgl.  noch  L.  XXVH,  91. 

Deutscher  Grosslogenbund  [I,  18Sa 
Der  27.  Grosalogentag  wurde  8.  Juni  19ÜÖ 
in  Darmstadt  abgehalten.  Von  Wichtig- 
keit ist  der  Beschluss,  die  Einigungsbe- 
strehungen  (s.  d.)  der  Johannislogen  ab- 
zulehnen, dagegen  durch  die  deutschen 
Grossmeister  in  eine  (neue)  Vorberatung 
über  die  Wege  zur  weitern  Ausgestaltung 
des  Deutschen  Grosslogenbundes  im  Sinne 
einer  engern  Vereinigung  der  deutschen 
Maurerei  unter  Erwägung  der  seither  zu 
Tage  getretnen  Wünsche  einzutreten.  Die 
acht  Grossmeister  haben  am  19.  Nov.  1900 
in  Berlin  einen  neuen  Entwurf  auf  förde- 
rativer  Grundlage  beraten;  da  aber  drei 
von  ihnen  sich  sofort  dagegen  erklärt 
haben,  dürfte  beim  nächsten  Grosslogen- 
tag 1901  der  Entwurf  die  erforderliche 
Einstimmigkeit  nicht  erlangen. 


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Nachträge  u.  s  w.  Deutachland. 


597 


Deutschland  [I,  196 bj.  Die  Grossloge 
Kaiser  Friedrich  zur  Bundestreue  wurde 
28.  Okt.  1900  aufgelöst.  Vier  ihr  ange- 
hörige  Logen  in  Berlin,  sowie  die  in  Char- 
lnttenburg  traten  zur  Grossen  Loge  von 
Hamburg,  die  Bie  neu  gründete,  über,  und 
diese  bildete  in  Berlin  eine  Provinzial- 

frossloge,  wodurch  dieser  Zustand  ein 
:nde  nahm.  —  Ende  1900  zählten  die  8 
deutschen  Grosslogen  und  die  5  unab- 
hängigen Logen  443  Johannislogen,  über 


deren  Verteilung  nachfolgende  Tabelle 
Aufschluss  giebt  (a  =  Grosse  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln, 
b= Grosse  Landesloge  in  Berlin,  c  =  Grosse 
Loge  Royal  York ,  d  =  Grosse  Loge  von 
Hamburg,  e  =  Grossloge  Zur  Sonne  in 
Bayreuth,  f = Grosse  Landesloge  von  Sach- 
sen, g  =  Grosse  Mutterloge  des  Eklekti- 
schen Freimaurerbundes  in  Frankfurt  a.M., 
h  =  Grosse  Freimaurerloge  Zur  Eintracht 
in  Darmstadt,  i  =  unabhängige  Logen): 


Ostpreußen     .  . 
Westprcusseu  .  . 
Brandenburg    .  . 
Pommern    .    .  . 
Posen  ... 
Schlesien     .    .  . 
Sachsen  .... 
Schleswig-Holstein 
Hannover    .    .  . 
Westfalen    .    .  . 
JI  essen  -Nassau 
Rheinprovinz  .  . 


Preussen  

Bayern   

Sachsen   

Württemberg  

Baden  .   

Hessen  

Mecklenburg-Schwerin     .  . 

Sachsen- Weimar  

Mecklenburg-Strelitz    .    .  . 

Oldenburg   

Braunschweig  

Sachsen-Meiningen  .    .    .  , 
Sachsen-Altcnburg  .  . 
Sachsen-Coburg  und  Gotha 

Anhalt  

Schwarzburg -Sondershausen 
Scbwarzbnrg-Rudolstadt  . 

Waldeck  

Reuss  ä.  L  

Reuss  j.  L  

Schaumburg-Lippe  .  .  .  . 
Lippe-  • 

Lübeck  

Bremen  

Hamburg  

Elsass-Lothringen    .    .    .  , 


27 
10 

12 
17 

4 

10 
5 
14 

TTs~ 


o 
2 

22 
10 
1 


i 

7 
; 
1 
12 
7|  5 
14  - 
1  18 
i  •  1 
1  '  3 
4,  4 


- 


I 


: 


In»**- 

12 
12 
65 
23 
10 
40 
29 
14 
24 
15 
IS 
23 


b6  59 
1  1 


132 


I 


1  '  - 

I 


1  |  — 
1  2 
1 
1 


2  - 

13  — 

-  19 

o   

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1  l 


2 

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1 

3 
2 

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]3  —  !  — 

—   —  .  2 


1 


8 


-  1 


1  - 


l 

5 


285 
17 

22*) 

7 
11 

8 
10 
10 

3 

3 

3 

3 

1 

2 
4 
1 
1 
l 
1 
2 
.: 
1 
2 
5 
17 
5 


Deutsches  Reich 

Dänemark  .  . 

Norwegen  .  . 

Portugal  .  . 

Türkei    .  .  . 

China     .  .  . 
Vereinigte 


Argentinien 


Insgesamt 


113 


67 


32 
1 


.  134 


113 


67 


28 
5 


23 


•)  Di«  Loge  in  Bautien ,  die  sowohl  «ur  Grossen  National-! 
ron  Sachten  gehört,  Ut  in  der  Summe  nur  einmal  geslhlt. 


1  -  - 
1 

3 
1 

41~i33  23 

alt 


20  |  8 


20;  8  |  5  j  443*) 

La 


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598     Nachtrüge  u.  s.  w.    Dcvrient  —  Einigungubestrebungen  der  deutschen  Freimaurer. 


August,  Schauspieler, 
Berlin,  gest.  3.  Aug. 
Harz, 


»evrlcnt,  Kar 

geb.  5.  April  1797  in 
1872  in  Lauterburg  am  Harz,  widmete 
sich  1819  der  Bühne,  wurde  lb21  ans  Hof- 
theater in  Dresden  berufen,  wo  er  sich 
1823  mit  Wilhelmine  Schröder  verheiratete, 
und  siedelte  1835  nach  Karlsruhe  und 
1839  nach  Hannover  über.  Hier  wurde 
er  16.  Mai  1844  in  der  Loge  Zur  Ceder 
in  den  Freimaurerbund  aufgenommen. 

Diedeuhofcn  (Thionville,  St.  in  Loth- 
ringen, 9167  E).  Hier  bestanden  zwei 
Logen:  La  double  union,  gest.  24.  Dez. 
1775  (nach  andern  21.  Marz  1776),  in  der 
1816  der  spatere  Nationalgrossmeister  v. 
Messerschraidt  {s.  d.)  aufgenommen  wurde, 
und  La  fideTite\  gest.  26.  April  1781. 
Beide  sind  längst  unthiitig. 

»Ulnar  [I,  202a].  Z.  2  v.  u.  lies  »III« 
anstatt  »IV«. 

Dobrowsky,  Joseph,  Abbe\  berühmter 
Slavist,ersterWiederbeleber  der  böhmischen 
Litteratur,  geb.  17.  Aug.  1753  in  Gyermct 
bei  Raab,  gest.  6.  Jan.  1829  in  Brünn, 
trat  1772  in  den  Jesuitenorden,  war  1776 
Diakon,  dann  Rektor  des  Generalseminars 
in  Hradisch.  D. ,  der  1779  der  Loge  Zu 
den  drei  gekrönten  Sternen  in  Prag  bei- 
trat, war  ein  eifriger,  sogar  überspannter 
Freimaurer,  der  wegen  seiner  Vorliebe  für 
die  blaue  Farbe  seiner  Loge  der  blaue 
Abbe"  genannt  wurde.  [Vgl.  Abafi,  Ge- 
schichte der  Freimaurerei  in  Österreich- 
Ungarn,  II,  96.  Taute,  Die  katholische 
Geistlichkeit  und  die  Freimaurerei  (Lpz. 
1895),  S.  37.] 

Dresden  [I,  209  a].  Über  den  Unter- 
stützungsfonds der  Grossen  Landesloge  von 
Sachsen  ist  unter  dem  3.  Mai  1900  ein 
neues  «Regulativ«  erschienen.  —  Zu  209b, 
Z.  8  ist  noch  hinzuzufügen:  FZ.  1886, 
S.  861. 

Dresser  [I,  210a].  Z.  16  ist  nach  »Mate- 
rialien« beizufügen:  »I,  275;  II,  84,  188, 
193,  206;  IV,  9«. 

DUrckhelm,  Franz  Christian  Eck- 
brecht Freiherr  v.,  geb.  1729,  sachsen- 
meiningscher  Geheimrat  und  Oberhof- 
meister, war  1 775  dem  v.Hundschen  Tempel- 
herrensystem zugetreten,  wurde  Anfang  1777 
vom  Herzog  Ferdinand  von  Brauuacnweig 
und  den  französischen  Provinzen  beauf- 
tragt, den  Briefwechsel  zwischen  diesen 
und  der  siebenten  und  achten  Provinz  zu 
führen,  und  8.  April  1777  zum  Heermeister 
der  fünften  Provinz  erwählt  und  4.  Okt. 
eingesetzt.  Als  solcher  wohnte  er  dem 
Konvent  zu  Wilhelmsbad  (s.  d.)  bei.  [Vgl. 
Lillia  Bild.  Geschichtlich  entworfen  von 
Graf  Ferd.  Albrecht  v.  D.  (Nördlingen 
1879).] 

Eberau  [I,  213a].  Z.  1  lies  »Monyo- 
rökerelt«  statt  »Monyovökeräk«. 

Eckardtshausen,  Karl  v.,  geb.  1752  auf 
Schloss  Haimhausen  in  Oberbayern,  gest. 
1803  als  Hofrat  und  Geheimer  Hausarc  hivar 


zu  München,  Verfasser  zahlreicher  Schrif- 
ten im  Fache  der  belletristischen  und 
populären  Litteratur,  auch  über  Mysterien 
und  geheime  Naturkräfte.  [Vgl.  dieselben, 
soweit  sie  hierher  gehören,  bei  Klos-*, 
Bibl.,  Nr.  3914,  3915,  3921,  3924,  3974. 

Ecker  und  Eckhoffen,  1  [I,  213  b].  Z.  7 
und  10  lies  »Burghausen«  statt  »Berg- 
hausen.« —  Z.  3  v.  u.  lies  »umgearbeiteten« 
statt  »neugearbeiteten«.  —  S.  214a,  Z.  5 
lies  »nun«  statt  »vou«,  Z.  6  »Wilhelms- 
bad« statt  »Wilhelmbad«  und  Z  9  »zur« 
statt  »zu*. 

Eckleff  [I,  215J.  Ein  Bildnis  vou  E. 
findet  sich  in  HZC.  1900/1,  S.  86.  Vgl.  noch 
II,  S.  380b,  Anm.** 

Eggerti,  Karl  Fried  rieh  Peter,  Schrift- 
steller, geb.  7.  Juni  1826  in  Rostock,  gest. 
18.  Juli  1900  in  Warnemünde,  studierte 
Rechtswissenschaft  und  trieb  nebenbei 
philosophische  und  ästhetische  Studien. 
Er  Hess  sich  in  Rostock  als  Rechtsanwalt 
nieder,  dagegen  wurde  ihm  wegen  der 
Strafrechtstheorie,  die  er  in  Beiner  Disser- 
tation vertreten  hatte,  die  Erlaubnis,  an 
der  dortigen  Universität  Vorlesungen  zu 
halten,  nicht  erteilt.  1854  wurde  er 
Senator  in  Rostock,  musstc  indes  diese 
Stelle  schon  nach  zwei  Jahren  Krankheits- 
halber wieder  aufgeben.  Er  ging  nun 
seiner  Lieblingsbeschäftigung  nach  und 
trieb  kunstgeschichtliche  Studien.  So 
vollendete  er  das  von  seinem  Bruder,  dem 
bekannten  Kunstschriftsteller  Friedrich  E., 
begonnene  Werk  über  den  Bildhauer  Rauch 
(5  Bde.,  Brl.  1873—90),  dem  er  »Rauch 
und  Goethe«  (das.  1889)  und  »Briefwechsel 
zwischen  Rauch  und  Rictschel«  (2  Bde. 
das.  1890—91)  folgen  lies«.  Daneben  ent- 
wickelte er  eine  reiche  Thätigkeit  als 
stenographischer  Schriftsteller.  —  Dem 
Bunde  der  Freimaurer  trat  er  1845  in  der 
Loge  Zu  den  drei  Sternen  in  Rostock  bei. 

Einfassung,  zackige  (the  tasselated 
border,  auch  buntgewirkte  E.  genannt)  ist 
das  Randwerk  des  musivischen  Pflaster» 
(s.  d.)  und  erinnert  daran,  dass,  wie  die 
Wellen  des  Ozeans  das  Land  kosend  um- 
spülen, uns  liebreiche  Sorge  der  Vorsehung 
zärtlich  umfängt,  so  lange  wir  uns  der 
Tugenden  der  Mässigung,  Standhaftigkeit, 
Klugheit  und  Gerechtigkeit  befleissigen. 
[Vgl.  Krause,  Die  drei  ältesten  Kunst- 
urkunden der  Freimaurerbrüderschaft  (2. 
Aufl.,  Dresd.  1819—21),  1.  Abt.,  2.  Bd., 
S.  206—209.  Fischer  R.,  Lehrlingskate- 
chismus (29.  Aufl.,  Lpz.  1900),  S.  130.] 

Einführender  Bruder  wird  mitunter  für 
Vorbereitender  (s.  d.)  Bruder  gebraucht. 

ElnigungsbeBtrebungen  der  deutschen 
Freimaurer  [L,  220a].  Die  neue  Bewegung, 
von  unten  herauf  eine  Einigung  herbei- 
zuführen, ist  ebenfalls  gescheitert.  Der 
deutsche  Grosslogentag  hat  am  8.  Juni 
1900  den  Antrag  des  Engern  Ausschusses 
auf  Bildung  einer  »Johannisgrossloge  des 
Deutschen  Reichs«  mit  allen  gegen  eine 


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Nachträge  u.  *.  w.    Einachlüfern  — 


Fn're-Orban. 


599 


Stimme  abgelehnt,  da  er  nur  auf  „ föde- 
rativer« Grundlage  einen  weitern  Auabau 
des  Deutschen  Grosslogenbundes  glaubt 
anbahnen  zu  können.  Gleichzeitig  hat  er 
beschlossen,  einen  solchen  Ausbau  durch 
die  acht  deutschen  Grossmeister  unter 
Berücksichtigung  der  bisher  geltend  ge- 
machten Wünsche  »beraten*  zu  lassen. 
Da  eine  Grossloge  (Frankfurt)  schon  an- 
fangs dem  Besch  luss  nicht  beigetreten  ist, 
dürfte  eine  Einstimmigkeit  von  vornherein 
ausgeschlossen  sein,  die  ganze  Sache  also  als 
durchaus  aussichtslos  betrachtet  werden 
müssen.  Die  E.  sind  damit  am  Anfang 
des  20.  Jahrhunderts  als  begraben  anzu- 
sehen, nachdem  ein  halbes  Jahrhundert 
lang  vergebeng  daran  gearbeitet  worden 
ist.  Im  übrigen  s.  Deutscher  Grosslogen- 
bund  im  Nachtrag. 

Einschläfern  (Inaktivieren)  nennt  man 
hier  und  da  (Ungarn)  eine  Loge  ausser 
Thätigkeit  setzen. 

Elgersburg  (Dorf  im  Herzogt.  Sachsen- 
Gotha).  Hier  finden  Versammlungen  jeden 
Montag  im  Rittersaale  der  Burg  E.  statt. 

Emmerich  [I,  224a].  Z.  6  lies  .22.  Aug.« 
statt  .20.  Aug.«. 

Erfurt  [I,  261  bj.  Zu  den  milden  Stif- 
tungen kommen:  i)  Büschelberger-Wiebe- 
Stiftung  (1891);  k)  Br.  Fischer -Stiftung 
(1893);  1)  Dittrich-Stiftung.  Geeamtkapital 
(1900):  96520  M.  —  Unter  d)  lies  »Pinkert-« 
statt  »Pönkert-Stiftung«,  unter  f)  »Mücke- 
Klöpfel-Stiftung« ;  ferner  Z.  18  und  19 
»Auf  das  50jährige  Jubiläum  de«  Ober- 
lehrers Fehre  wurde«  statt  »Auf  das  100- 
jährige  Jubiläum  der  Loge  wurde«  und 
Z.  12  v.  u.  statt  »1889«  »1898«  unter  Weg- 
fall der  Worte  »nebst  1.  Nachtrag  (1889).« 

Erhebung  (eng.  to  raise,  franz.  elever) 
nennt  man  die  Beförderung  in  den  dritten 
Grad  der  Freimaurerei  (b.  Grade). 

Esoterisch  [I,  264  a].   Vgl.  auch  Scholz, 
Sursum  corda  (Lpz.  1898),  S.  145. 

Estrich,  s.  Pflaster. 

Ethik,  Sittenlehre,  Moral,  ist  die  Wissen- 
schaft vom  Guten  und  Bösen.  Sie  ist  ein 
Teil  der  Philosophie  und  wurde  schon 
von  den  alten  Griechen,  insbesondere  Plato, 
behandelt,  freilich  in  anderm  Sinne,  als  es 
später  durch  den  Einfluss  des  Christen- 
tums geschah,  das  unmittelbar  auf  die  Ge- 
sinnung, den  Willen,  die  Reinigung  und 
Heiligkeit  des  Herzens  drang.  Das  17.  und 
18.  Jahrhundert  trennte  vielfach  diese 
Rechtslehre  von  der  Moral,  wie  sie  Kant 
und  Fichte  durchzuführen  versuchten. 
Dieser  Unterschied  wird  richtigerweise 
gegenwärtig  nicht  mehr  anerkannt.  Man 
sucht  vielmehr  die  Beziehungen  wieder  auf, 
die  zwischen  einer  sittlichen  Ordnung  des 
Staatslebens  und  der  sittlichen  Durch- 
bildung der  Privatverhältnisse  obwalten. 
Eine  für  die  Geschichte  der  sittlichen  Be- 
griffe einflussreiche  Nebenbestimmung  er-  , 
hält  die  E.  durch  die  Beziehung  sittlicher  j 
Gebote  auf  die  statutarischen  Überliefe-  | 


rungen  der  positiven  Religion,  indem  der 
;  Begriff  der  Offenbarung  auch  auf  das  sitt- 
liche Gebiet  übertragen  und  sittliche  Ge- 
bote als  unmittelbare  Gebote  Gottes  dar- 
gestellt werden.   Darauf  beruht  die  Unter- 
j  scheidung  der  religiösen  oder  theologischen 
E.   von  der  philosophischen.     Es  kann 
daher  so  viel  religiöse  E.  geben,  als  es 
i  Religionsformen  giebt.    Die  E.  der  Frei- 
j  maurerei  hebt  sich  von  diesen  verschiednen 
|  Religionsformen  ab,  stützt  sich  zwar  auch 
'  auf  unmittelbare  Gebote  Gottes,  erkennt 
•  sie  aber  zugleich  als  solche,  die  sich  aus 
I  dem  Verhältnis  des  Menschen  zu  Gott  und 
|  seinen  Nebenmenschen  vernunftgemäss  von 
selbst  ergeben.    Sie  ist  deshalb  frei  von 
irgend  welchem  Glaubensdogma  und  findet 
sich  wieder  _  in    der  übereinstimmenden 
Ansicht  und  Überzeugung  aller  Gebildeten, 
Männer  von  Ehre  und  Rechtschaffenheit, 
Gottesfurcht  und  Nächstenliebe  zu  sein. 
Sie  greift  damit  in  das  praktische  Leben 
über  und  sucht  neben  der  Gesinnung  die 
wahre  E.  in  der  That  und  deren  Wert- 
beurteilung.   [Vgl.  Bh.  1893,  S.  161.1 

Eutin  [I,  269a].  Z.  5  lies  »Sprachlehrer« 
statt  »Sprachleher«. 

Esoterisch  fl,  271b].  Vgl.  auch  Scholz, 
Sursum  corda  (Lpz.  1898),  S.  145. 

Fenster.  Die  Loge  hat  drei  F.,  eines 
gegen  Morgen,  eines  gegen  Mittag,  eines 
gegen  Abend;  aber  sie  hat  kein  F.  gegen 
Mitternacht,  weil  die  Sonne  keine  Strahlen 
von  dorther  werfen  kann.  Diese  drei  F. 
bezeichnen  die  Vernunft,  den  Verstand 
und  des  Meisters  guten  Willen,  wodurch 
alle  Brüder  erleuchtet  werden. 

Festeties  [I,  282  b].  Z.  12  v.  u.  lies 
•  Nagyväti«  statt  »Nappväti«  und  Z.  7  v. 
u.  lies  »Hlviz«  statt  »He'vir«. 

Finsterwalde  [I,  288  a].  Das  Kränzchen 
hat  sich  zu  einer  Loge  Durch  Nacht 
zum  Licht  unter  der  Grossen  National- 
Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln  am 
13.  Mai  1900  umgewandelt,  die  4.  Nov. 
1900  eingeweiht  wurde.  [Vgl.  FZ.  1900, 
8.  192.] 

Forster,  1  [I,  292b].  Z.  17  ist  statt 
»Wo  —  bekannt«  zu  Betzen:  »Er  wurde 
12.  März  1765  in  der  Loge  Zu  den  drei 
Kronen  in  Königsberg  i.  Pr.  zum  Frei- 
maurer aufgenommen«. 

Frankfurt  a  M.  [I,  305a].  Die  Bibliothek 
der  Loge  Carl  zum  aufgehenden  Licht  um- 
fasst  jetzt  2000  Bände  und  enthält  die  sehr 
wertvolle,  mit  reichen  Seltenheiten  ver- 
sehene Bücherei  der  altechotti sehen  Direk- 
torialloge Carl  zur  aufgehenden  Sonne, 
über  die  1849  ein  Sonderkatalog  erschie- 
nen ist.  —  8.  305b,  Z.  29  lies  »Donners- 
tags« statt  »Mittwochs«. 
Freibrief,  s.  v.  a.  Stiftungsurkunde  (s.  <L). 
Frere-Orbnn,  Hubert  Joseph  Wal- 
ther, belg.  Staatsmann,  geb.  24.  Apr.  1812 
in  Lüttich,  gest.  2.  Jan.  1896  in  Brüssel, 
liess  sich  1832  in  Lüttich  als  Rechtsanwalt 


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Nachträge  u.  s.  w.    Friedenau  —  Hamburg. 


nieder,  wurde  1847  in  die  Kammer  ge- 
wählt, übernahm  das  Portefeuille  der 
öffentlichen  Arbeiten  und  1852  das  der 
Finanzen.  1860—70  und  1878—84  war  er 
Ministerpräsident.  —  F.-O.  war  Freimaurer. 

Friedenau  [I,  332  b],  Die  freimaure- 
rische Vereinigung  unter  2  ist  in  eine  Loge 
Friedrich  Leopold  zum  Fricdens- 
bund  unter  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  umgewandelt  worden,  deren  Ein- 
weihung 14.  Nov.  1900  stattgefunden  hat 
und  die  ihre  Versammlungen  im  neuen 
Ordenshause  der  Grossen  Landesloge  in 
Berlin  abhält.   fVgl.  BZC.  1900,  S.  501.] 

Führer,  Der.  So  nennt  sich  eine  deutsche 
Zeitschrift,  die  als  Organ  der  deutschen 
Freimaurer  und  Odd  Fellows  seit  1872  in 
New  York  wöchentlich  erscheint. 

Geheimnis  [I,  344  a].  Vgl.  noch  FZ. 
1900,  S.  361.    Z.  1900,  S.  100. 

Geistliche  "I,  346 aj.  Z.  9  v.  u.  lies  .Ge- 
wissensfreiheit' statt  »Gewissenhaftigkeit«. 

Gelübde  [I,  347  a].  Der  Grossmeister- 
verein (s.  d.)  der  Grosslogen  von  Ham- 
burg, Bayreuth  und  Frankfurt  a.  M.  hat 
im  Oktober  1900  die  »Feststellung  eines 
gemeinsamen  Wortlauts  der  Verpflichtung 
für  Aufzunehmende  (G.)«  und  desseu  Auf- 
nahme in  das  Ritual  in  die  Hand  ge- 
nommen. 

Geschäftsittelle  znm  Austausch  tob 
Logenlisten  [I,  354 aj.  Wegen  des  »All- 
gemeinen maureriseben  Speditionsbureaus« 
vgl.  SohriftenweohBel. 

Gewerbetreibende  [I,  357 al.  Vgl.  noch 
Bh.  1889,  8.  178. 

Gloeden,  2  [I,  368a].  Der  hier  unter  2 
aufgeführte  Gloeden  heisst  Gloede  und 
gehört  auf  S.  362  b. 

Goa  (portug.  Besitzung  an  der  West- 
küste Ostindiens).  Hier  bestand  1845  eine 
Tochterloge  des  Grande  Oriente  Lusitano. 

Goblet  d'Alriella,  Eugen,  Dozent  der 
Religionsgcschichte  an  der  Universität 
Brüssel  und  Mitredakteur  der  »Revue  de 
Belgique«,  geb.  10.  Aug.  1846,  war  bis  1884 
liberaler  Deputierter  von  Brüssel  und 
wurde  1892  in  den  Senat  gewählt.  Er  be- 
reiste 1872  die  Sahara  und  begleitete  1875 
den  Prinzen  von  Wales  auf  dessen  Reise 
nach  Indien.  G.  verfasste  mehrere,  na- 
mentlich religionsgeschichtliche,  Werke. 
Seit  1900  bekleidet  er  im  Supreme  Conseil 
von  Belgien  die  Stelle  des  Grosskomman- 
deurs, nachdem  er  vorher  dessen  Stellver- 
treter gewesen  war. 

Goffanx,  Franz  Leop.,  Kanonikus  des 
Johanneskapitels  und  Hofkaplan  in  Hildes- 
heim, trat  27.  Dez.  1762  in  die  Loge  Pforte 
zur  Ewigkeit  in  Hildesheim  ein  und  war 
1763—65  Redner  dieser  Loge.  G.  über- 
reichte als  Mitglied  der  Hildesheimschen 
Landstände  1789  der  Landschaft  eine 
Denkschrift,  worin  er  die  harten  Be- 
drückungen der  Unterthanen  aufdeckte, 
was  den   seiner  Zeit   viel  besprochnen 


Bauernprozess  zur  Folge  hatte.  [Vgl. 
Taute,  Die  katholische  Geistlichkeit  und 
die  Freimaurerei  (Lpz.  1895),  8.  45.] 

Göttingen  [I,  377b].  Z.  2  sind  die 
Worte  »Voss  — Stolbcrg  (s.d.)«  zu  streichen. 

Grävell  [I,  383a}.  Z.  ö  lies  »Wozu  ist 
die  Freimaurerei?  und  was«. 

Gross,  Ferdinand,  Feuilletonist,  geb. 
|  8.  April  1849  in  Wien,  gest.  21.  Dez.  1900 
|  das.,  widmete  sich  frühzeitig  der  Schrift- 
stellerei  und  veröffentlichte  seine  Feuille- 
tonaufsatze in  vielen  Sammlungen.  1879 
bis  1881  leitete  er  das  Feuilleton  der  Frank- 
furter Zeitung,  dann  war  er  in  gleicher 
Weise  an  Wiener  Blättern  thätig.  —  G. 
wurde  10.  April  1880  in  der  LogeSokrates  in 
Frankfurt  a.  M.  aufgenommen  und  schloss 
sich  1882  der  Loge  Zukunft  in  Pressburg  an. 
[Vgl.  Z.  19001,  S.  248.    O.  1901,  S.  25.] 

Guben  [I,  395a].  Z.  9  v.  u.  lies  »75« 
statt  »80«.  —  S.  395b,  Z.  15  Bind  die 
Worte  »durch  v.  Anton  geweiht«  zu 
streichen.  Anton  hatte  kommen  wollen, 
war  aber  infolge  des  inzwischen  ausge- 
brochnen  Kriegs  daran  verhindert  worden. 
—  Z.  6  v.  u.  lies  »200  M.«  statt  »75  M  «. 

Halberstadt  [I,  403b].  Am  6.  Juni  1900 
wurde  hier  eine  Delegation  des  Innern 
Orients  unter  der  Grossen  National-Mutter- 
loge  Zu  den  drei  Weltkugeln  gestiftet  und 
am  14.  Okt.  1900  eröffnet. 

Halle  [1, 404  al.  Nach  neuern  Forschungen 
sind  schon  1737  Freimaurer  hier  zusammen- 
getreten. —  S.  405  a,  zu  3)  Loge  Zu  den 
fünf  Türmen  am  Salzquell.  Milde  Stif- 
tungen: a)  Witwen-  und  Waisenfonds. 
Satzungen  vom  1.  Juli  1890.  b)  C.  8. 
Schulze -Most- Stiftung.  Satzungen  vom 
30.  Mai  1891.   Ortsgesetze  1899. 

Hambarg  [I,  407a].  Z.  19  lies  »Ma- 
necke«  statt  »Marecke«.  —  Z.  27  lies 
»Abgeordneten«  statt  »Zugeordneten«.  — 
S.  408  a.  Z.  7  v.  u.:  Über  die  Einverlei- 
bung der  Loge  La  candeur  (Zur  Redlich- 
keit) vgl.  HZC.  1900/1,  8.  77.  -  8. 408b.,  Z. 
3  v.  u.  ist  hinter  »Hüffel«  einzufügen  »war« 
und  Z.  2  v.  u.  ist  »waren«  zu  streichen.  — 
8.  414  b.  Der  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg gebührt  das  Verdienst,  die  Ange- 
legenheit der  sog.  Settegastachen  Logen 
in  die  richtigen  Wege  geleitet  und  damit 
geordnete  Zustände  in  Berlin  wieder  her- 
beigeführt zu  haben.  Sie  hat  die  das.  be- 
standnen  Logen  Viktoria  am  12.  Juni 
1900,  sowie  Germania  zur  Einigkeit,  Hu- 
manitas und  Pestalozzi  zur  Wahrheit,  iu- 
gleichen  die  Loge  Zu  den  drei  Sternen 
in  Charlottenburg  (letztere  unter  dem  neuen 
Namen  Z  umSpiegel  der  Wahrheit)  am  28.0k  t. 
1900  und  die  Loge  Friedrich  der  Edle  in 
Stettinam  13.Jan.  1901  als  ihre  Tochterlogen, 
nach  Erfüllung  der  erforderlichen  Förm- 
lichkeiten, eingeweiht,  auch  die  Grosse 
Loge  von  Preussen,  gen.  Kaiser  Friedrich 
zur  Bundestreue,  aufgelöst  und  dafür  eine 
|  unter    ihr    stehende  Provinzialgrossloge 


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Nachträge  h.  s.  w.    Hannover  —  Hutnbert. 


601 


mit  dem  Vorsitz  Möllers  als  Provinzial- 
grossmeister  eingesetzt.  —  S.  415a.  Die 
Statistik  ändert  sich  insofern,  als  nunmehr 
41  Logen  der  Grossen  Loge  von  Hamburg 
unterstehen,  und  zwar  32  im  Deutschen 
Reich,  8  in  Preusaen  (Berlin  6,  Charlotten- 
burg, Stettin)  und  9  im  Auslande  (dazu 
kommt  Kopenhagen).  —  S.  416  a.  Mit- 
gliederzahl der  Loge  Zum  Pelikan  1900: 
182. 

Hannover  [I,  427b].  AU  neue  Loge 
kommt  noch  hinzu  unter  der  Grossen  Na- 
tional-Mutterloge  Zu  den  drei  Weltkugeln 
<iie  Loge  Wilhelm  zur  deutschen 
Treue,  gest.  18.  Mai  1900,  eingew.  6.  Jan. 
1901. 

Harugarl  [I,  429b].  Vgl.  noch  Bbl.  1900, 
S.  449. 

Uenckel  t.  Donnersniark  [I,  435a].  H. 
war  1812  und  1814 — 16  Logenmeister  der 
Berliner  Loge  Zur  Beständigkeit,  trat  9. 
Juli  1816  aus  ihr  aus,  schloss  sich  aber 
1884  ihr  wieder  an.  [Vgl.  noch  Possart, 
Die  St.  Johannisloge  zur  Beständigkeit  in 
Berlin  von  1775-1900  (Brl.  1900),  S.  20.] 

Hermannstadt (Nagyszeben,  St.  im  gleich- 
namigen ungar.  Komitat  Siebenbargen, 
(1890]  21465  E.).  1)  Hier  entstand  1767  auf 
Grund  eines  Dresdner  Freibriefs  die  Loge 
St.  Andreas  zu  den  drei  Seeblättern, 
die  jedoch  neun  Jahre  ruhte.  Erst  als 
1778  die  Draskovich-Loge  Zum  geheilig- 
ten Eifer  [vgl.  Der  Freimaurer  1876,  S. 
90]  zu  wirken  begann  (sie  stand  1780  noch 
in  Bifite),  erwachte  auch  1776  die  Loge 
St.  Andreas  und  bewarb  sich  1777  bei  der 
Wiener  Loge  Zu  den  drei  Adlern  um  einen 
Freibrief  strikter  Observanz.  Bevor  dieser 
jedoch  gewährt  wurde,  gründete  Freiherr 
C.  F.  Schmidburg  (s.  d.)  ein  Templerkapitel ; 
in  Wien  verweigerte  man  aber  die  An- 
erkennung. Man  wandte  sich  daher  an 
Herzog  Ferdinand  von  Braunschweig  (s.  d  ), 
der  die  Anerkennung  erteilen  und  Schmid- 
burg zum  Subprior  ernennen  Hess,  dem  bald 
Graf  Georg  Bänffy  (s.  d.)  folgte.  Die  Loge, 
die  1780  bereits  80  Mitglieder  zählte,  grün- 
dete 1777  in  Grossau  bei  H.  eine  Filial- 
loge  Zu  den  drei  Ankern  und  nahm  die 
1750  in  Kronstadt  (Brassö)  entstandne 
Loge  Zu  den  drei  Säulen  in  sich  auf,  nebst 
deren  schottischer  Loge  Zu  den  vier  Mon- 
den, jedoch  nur  für  kurze  Dauer.  Als 
man  1781  daran  ging,  eine  österreich- 
sche  Landeslogc  zu  errichten,  verwandelte 
sich  das  Kapitel  in  eine  Provinzialloge 
von  Siebenbürgen  (s.  d.)  mit  Graf  G. 
Bänffy  an  der  Spitze.  Die  Loge  St.  An- 
dreas entfaltete  nach  wie  vor  eine  heil- 
same Wirksamkeit  und  zählte  149  aktive 
Mitglieder,  als  sie  infolge  des  Reform- 
patents anfangs  1786  einige  Monate  ruhte. 
Im  Sinne  dieses  Patents  durfte  sie  von 
1786  an  in  Siebenbürgen  bloss  als  einzige 
Loge  bestehen.  Sie  blühte  immer  mehr 
auf  und  zählte  198  Mitglieder,  als  sie  nach 
dem  Tode  Josephs  II.  die  Arbeiten  auf  Zeit 


einstellte.  An  der  Wiederaufnahme  wurde 
sie  durch  die  politischen  Strömungen  ver- 
hindert. Die  Loge  hat  ausser  zahllosen 
Wohlthätigkeitsakten  ihre  Mitglieder  mit 
oft  erheblichen  Anleihen  unterstützt,  hu- 
manitäre Anstalten  unterhalten,  durch  ihre 
Ärzte  arme  Kranke  behandeln  und  mit 
Arzneien  unentgeltlich  versehen  lassen. 
Zur  geistigen  Anregung  der  Mitglieder 
wurden  zahlreiche  Vorträge  gehalten,  so- 
wie eine  bedeutende  Mineraliensammlung 
und  Bibliothek  angeschafft,  die  nachmaU 
dem  Bruckenthal-Museum  in  H.  einverleibt 
wurden.  [Vgl.  v.  Zieglauer,  Geschichte 
der  Loge  St.  Andreas  zu  den  drei  See- 
blätteru  in  U.  1767—1790  (H.  1876).  Z. 
1874,  Nr.  22—24.1  —  2)  Unter  der  Johannis- 
grossloge von  Ungarn  entstand  16.  Mai 
1880  die  Loge  Harmonie  zu  den  drei 
Seeblättern,  die  jedoch  bald  wieder 
einging. 

Herrn stadt  [I,  442  a].  Vgl.  auch  Rn- 
witsoh  im  Nachtrag. 

He  »gern  er  [I,  443b].  Z.  13  lies  «in  den 
1854  in  Leipzig  erschienenen«  statt  »in 
den  1857  erschienenen«. 

Hiram  [I,  456b].  Vgl.  noch  R.  1900, 
S.  57. 

Hogg,  James,  genannt  der  Ettrick- 
schäfer,  schott.  Dichter,  geb.  im  Dez.  1770 
im  Dorf  Ettrick  in  Südschottland,  gest. 
21.  Nov.  1835,  wurde,  wie  Burns  (s.  d.),  von 
der  Loge  Canongate  Kilwinning  Nr.  2  in 
Edinburg  zum  Poeta  laureatus  ernannt. 

Humanitätspriuzip  [I,  468b].  Vgl.  noch 
R.  1900,  S.  68. 

Humbert,  Aime\  geb.  29.  Juni  1819 
nahe  bei  La  Chaux-de- Fonds,  gest.  19. 
Sept.  1900  in  Neuchätel,  wurde  schon  im 
Alter  von  25  Jahren  Professor  der  franzö- 
sischen Sprache  und  der  allgemeinen  Litte- 
ratur  in  Morges,  1845  in  Bern,  wo  er  die 
Revue  suisse  mit  gründete.  1848  begab  er 
sich  nach  La  Chaux-de-Fonds  und  nahm 
an  der  Errichtung  der  Republik  seines 
Landes  teil,  wurde  Sekretär  der  proviso- 
rischen Regierung,  Mitglied  der  konsti- 
tuierenden Versammlung,  Direktor  der 
Kanzlei  und  des  öffentlichen  Unterrichts. 
1856  wurde  er  Präsident  des  Staatsrats.  AI« 
Neuchätel  wieder  beruhigt  war,  trat  er  von 
der  politischen  Thätigkeit  zurück  und  wid- 
mete sich  dem  Handelsfach,  ging  nach 
Singapore  und  leitete  eine  schweizerische 
Sendung  nach  Japan.  Seit  1866  war  er 
Professor  und  Rektor  der  Akademie  in  Neu- 
chätel. Er  schrieb  »Voyage  au  Japon«  und 
die  Geschichte  der  Gründung  der  Republik 
Neuchätel  1848—1858.  —  H.  wurde  2.  Apr. 
1842  in  der  Loge  La  constance  in  Vevey 
in  den  Freimaurerbund  aufgenommen  und 
schloss  sich  dann  der  Loge  Zur  Hoffnung 
in  Bern,  La  bonne  harmonie  in  Neuchätel 
(1852)  und  L'amitie'  in  La  Chaux-de- 
Fonds  an.  Nach  seiner  Rückkehr  aus 
Japan  wurde  er  wieder  Mitglied  der  Loge 
in  Neuchätel.   1869  ernannte  man  ihn  zum 


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602 


Nachtrüge  u.  s.  w.    Innsbruck  —  Kötflin. 


zugeordneten  Grossmeister  der  Grossloge  I 
Alpina,  und  er  leitete  in  dieser  Eigenschaft 
die  Grosslogen sitzung  in  Lausanne  am  3. 
Sept.  1870,  die  die  von  ihm  verfasste 
Denkschrift  zu  Gunsten  des  Friedens 
zwischen  Deutschland  und  Frankreich  an- 
nahm. 1871  wurde  er  zum  Grossmeiater 
ernannt  und  verwaltete  dies*  =j  Amt  bis 
1874.  [Vgl.  Bh.  1900,  S.  3ö  L.  1900,  ; 
S.  183.] 

Innsbruck  [I,  481b).    Z.  4  ist  nach  »die 
sich«  einzuschalten  '1778«. 

Jena  [I,  503 aj.    Z.  5  lies  »Saalstrande« 
statt  »Saalestrand«. 

Johan nisburg  [I,  507  bl.  Daselbst  ist 
seit  22.  Mai  1861  ein  Privatkränzchen  ge- 
bildet und  daraus  9.  Juni  1900  ein  frei- 
inaurerischer  Verein  gestiftet  worden  unter 
der  Loge  Zu  den  drei  Thoren  des  Tempels 
in  Rasteuburg,  bestätigt  am  12.  Sept.  1900. 
Der  Verein  führt  den  frühem  Namen  Zur 
preussischen  Burg  weiter.  Mitglieder-  | 
zahl  (1900):  12.  Vers,  am  2.  Sonnabend 
des  Monats.    [Vgl.  Bbl.  1900,  S.  469  ] 

Juden  (I,  513  b].    Z.  14  lies  »1732«  statt 
»1723«. 

Kalabar  (Küstengebiet  am  Golf  von 
Benin  in  Westafrika).  Hier  errichtete 
1899  die  Grossloge  von  Irland  die  erste 
Loge  in  Duke  Town  (Altkalabar). 

Kalender  [I,  523  aj.  Neuerdings  erscheint 
auch  als  erster  Jahrgang  auf  1900—1901 
für  die  Grosse  Landesloge  in  Berlin  ein 
»Taschenbuch   und   Arbeits-K.»,   heraus-  j 

fegeben  von  Dr.  Joh.  Natge  in  Berlin- 
empelhof.  —  Ein  Abreisskalender  mit 
maurerischen  Daten  ist  vor  einigen  Jahren 
von  Jena  aus,  seit  1901  von  Frankfurt  a.  M. 
aus,  herausgegeben  worden. 

Kanten  [I,  528  aj.  Z.  1  v.  u.  lies  »Diet- 
rich Ludwig  Gustav«  statt  »Daniel  Lud- 
wig«. —  S.  528b,  Z.  2  lies  »21.  Mai«  statt 
»19.  Mai*. 

Karaten,  Gustav,  Physiker,  geb.  24. 
Nov.  1820  in  Berlin,  gest.  15.  März  1900 
in  Kiel,  studierte  Mathematik  und  Natur- 
wissenschaften, habilitierte  sich  1845  in 
Berlin,  wurde  1848  Professor  der  Physik 
in  Kiel,  1859  Direktor  des  Eichungswesens 
für  die  Elbherzogtümer  und  1869  Mitglied 
der  Normaleichungskommission  des  Deut- 
schen Reichs.  K.  verfasste  mehrere  phy- 
sikalische Werke,  war  1867—72  Mitglied 
des  preussischen  Abgeordnetenhauses  und 
1878—81  Mitglied  des  Reichstags.  —  Er 
wurde  18.  Aug.  1868  in  der  Loge  Alma  an 
der  Ostsee  in  Kiel  in  den  Freimaurerbund 
aufgenommen  und  war  1874—92  deren 
Logenmeister  und  1878—98  wortführender 
Meister  der  Andreasloge  Fortunata  das. 
K.  gründete  den  Schleswig- Holsteinschen 
Logenverband  (s.  d.).  Er  schrieb:  »Zur 
Erinnerung  an  die  erste  Kieler  Freimaurer- 
loge Louise  zur  gekrönten  Freundschaft« 


(Kiel  1876)  und  »Zur  Geschichte  der  St. 
Johannisloge  Alma  an  der  Ostsee«  [Kie\ 
1891). 

Kattowltz  [I,  531b].  Vgl.  R.  Nitschke, 
Geschichte  der  Loge  (1894).  S.  L.  1900, 
S.  126. 

Kleriker  [l,  543b].  Z.  15  v.  u.  lies 
»Schürger«  statt  »Schürges«. 

Kolb,  Karl,  Kaufmann,  geb.  14.  Juli 
1824  in  Koburg,  gest.  28.  Nov.  1895  in 
Bayreuth,  wurde  9.  Juli  1843  in  der  Loge 
Eleusia  zur  Verschwiegenheit  in  Bayreuth 
als  Freimaurer  aufgenommen  und  versah 
darin  verschiedne  Amter  als  erster  und 
zweiter  Aufseher,  Redner  und  Meister  vom 
Stuhl;  von  1881—83  war  er  zugeordneter 
Grossmeister  der  Grossloge  Zur  Sonne.  Er 
begutachtete  für  diese  die  Rituale  vou 
Bluntschli,  Ficke,  Puschkin,  Redlich  und 
Findel,  fand  aber  damit  mehrfachen  Wider- 
spruch. [Vgl.  Eimer,  Offnes  Sendschreiben 
an  Br.  Karl  Kolb  (Freiburg  in  Br.  1872  . 
Bh.  1872,  S  il,  42,  59.]  Auch  seine  Schrift 
•  Das  Ebenbild  Gottes.  Instruktion  zum 
Bundesritual«  (Bayreuth  1884)  hatte  gross* 
Erregung  in  dem  Verband  der  Groasloge 
Zur  Sonne  hervorgerufen,  namentlich 
seitens  der  Logen  in  Freiburg  i.  Br.  und 
Bamberg,  infolgedessen  die  Schrift  als  eine 
reine  Privatarbeit  hingestellt  und  jedes 
amtlichen  Charakters  entkleidet  wurde 
[vgl.  Findel,  Geschichte  der  Grossloge 
Zur  Sonne  in  Bayreuth  (Lpz.  1897),  S. 
141.  Bh.  1884,  S*.  37,  62,  108.  Br.  L. 
1883/4,  S.  56].  Ausserdem  sind  mehrere 
Vorträge  von  K.  in  den  Protokollen  der 
Grossloge  Zur  Sonne  abgedruckt. 

Kolozsvasy  [I,  557a]  lies  »Kolozsvary« 
und  Z.  5  »Warasdin«  statt  »Warschau«. 

Konferenzen  [I,  557 bj.  Z.  8  lies  »Juni« 
statt  »Juli«. 

Kongresse  [I,  558a].  Z.  16  lies  »ein 
für  1898  geplanter  Kongress  in  Genf«. 

Königsberg  I.  Pr.  [I,  559a].  Z.  16  ist 
hinzuzufügen:  h)  Kaiser  Wilhelm-Stiftung 
zur  Unterstützung  von  Witwen  verstorbner 
Mitglieder,  die  erziehungsbedürftige  Kinder 
haben  (Statut  1896). 

König  Wilhelm -Stiftung  [I,  559b].  Z. 
4  lies  »Salm-Hoogstraeten«  anstatt  »Salm- 
Hoogs  traaten«. 

Konstitutionenbuch  [I,  560a],  Man  ver- 
gleiche noch  die  neuesten  Angaben  über 
ein  älteres  K.  als  das  Andersonsche  von 
1723  in  HZC.  1900/1,  S.  28. 

Konvent  zu  Leipzig  [I,  566b].  Z.  22 
lies  »Karl  von  Södermanland«  anstatt 
»Friedrich  von  Södermanland«. 

Kopenhagen  [I,  570b].  Hier  hat  die 
Grosse  Loge  von  Hamburg  eine  Tochter- 
loge Christian  zum  Palmbaum  13. 
Nov.  1900  gestiftet  und  17.  Jan.  1901  ein- 
geweiht. 

Kophtha  [I,  571a]  lies  »Kophta«. 

Köslin  [I,  573a].  Vgl  Mehring,  Ge- 
schichte der  Loge  Maria  zum  goldnen 
Schwert  (1872). 


dby  G( 


Nachträge  u.  8.  w.    Kreuz,  rote» 


—  Matthüi-Logen. 


603 


Kreil»,  rotes  [I,  579  b].  Z.  4  lies  .Ritter- 
Kommandeure«  statt  »rote  K.«. 

Krüger,  2  [I,  583a].  Z.  6  ist  nach  »A. 
1809«  beizufügen  »S.  92«. 

Kulm -Sch wetz  fl,  585  b].  Vers,  jetzt 
Mittwochs  und  Sonnabends.  Mitglieder- 
y.ahl  (1900):  42. 

Kühne,  Ferdinand  Gustav,  Schrift- 
steller, geb.  27.  Dez.  1806  in  Magdeburg, 
gest.  22.  April  1«88  in  Dresden,  studierte 
in  Berlin  Philosophie,  war  eine  Zeit  lang 
Mitarbeiter  der  »Preussischen  Staats- 
zeitung«, leitete  1835—42  in  Leipzig  die 
«Zeitung  für  die  elegante  Welt«  und  gab 
seit  1846  das.  die  Zeitschrift  »Europa« 
heraus.  1SÖ6  siedelte  er  uach  Dresden 
über.  Er  veröffentlichte  Gedichte,  eine 
grosse  Anzahl  Novellen,  mehrere  Dramen, 
kritische  Schriften  und  einen  Roman  »Der 
Freimaurer.  Eine  Familiengeschichte  aus 
dem  vorigen  Jahrhundert«  (l«rkf.  1855),  der 
freilich  volle  Unkenntnis  der  maurerischen 
Geschichte  verrät  und  mehr  von  Jesuiten, 
Rosenkreuzern  und  Waldensern,  als  von 
Freimaurern  handelt.  [Vgl.  Taute,  Mau- 
rerische Bücherkunde  (Lpz.  1886),  zu 
Nr.  2661.  Pierson,  Gustav  K.,  sein  Lebens- 
bild und  Briefwechsel  (Dresd.  1890).  J 

Landau  [I,  591  b].  3)  Hier  besteht  wie- 
der seit  1900  eine  »Vereinigung  von  Brü- 
der Freimaurern«,  die  am  1.  und  3.  Mon- 
tag jeden  Monats,  zur  Zeit  ohne  bestimmtes 
Lokal,  zusammenkommen. 

Laufs,  Karl,  Lustspieldichter,  geb.  20. 
Dez.  1858  in  Mainz,  gest.  13.  Aug.  1900, 
bekannt  durch  den  mit  Kurt  Kraatz  1897 
verfassten  Schwank  »Die  Logenbrüder«, 
ist  6.  Okt.  1892  in  der  Loge  Zur  Eintracht 
und  Standhaftigkeit  in  Kassel  in  den  Frei- 
maurerbund aufgenommen  worden. 

Lenczjza  (Lentschiza,  St.  im  russ.  Gou- 
vernement Kaiisch,  6803  E.).  Hier  wurde 
von  der  Grossen  National-Mutterloge  Zu 
den  drei  Weltkugeln  in  Berliu  24.  Juni 
1811  eine  Loge  Zur  wahren  Brüder- 
schaft gegründet  [vgl.  Geschichte  der 
Grossen  National-Mutterloge  Zu  den  drei 
Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  134L  die  später 
zu  dem  Grossen  Orient  von  Polen  über- 
ging- 

Logcnblatt  [I,  626  bj.  Hierher  rechnet 
noch  das  Nieders&chsischc  L. ,  das  von 
1881—1885  in  Hamburg  erschien. 

Logenganverbände  [I,  627  b].  Auch  in 
Frankreich  finden  Gauverbandsversamm- 
lungen der  Logen  statt.  So  tagte  29.  Nov. 
1899  der  Maurertag  der  beiden  Charente- 
Departements;  19.  — 22.  April  1900  fand 
eine  Versammlung  der  südwestlichen 
Logen  statt.  Der  15.  Gautag  der  südlichen 
Logen  tagte  zu  derselben  Zeit  in  Nizza; 
am  19.  und  20.  Mai  1900  versammelten 
sich  die  nordwestlichen  Logen  in  Rouen. 
[Vgl.  L.  1900,  S.  199.J 

Logensprache  [L,  628b].  Rücksichtlich 
der  Verdeutschung  der  L.  hat  der  Gross- 


meisterverein (s.  d.)  der  Grosslogen  von 
Hamburg,  Bayreuth  und  Frankfurt  a.  M. 
im  Oktober  1900  die  »Aufstellung  gemein- 
samer deutscher  Bezeichnungen  für  frei- 
muurerische  Funktionen  und  Begriffe« 
ebenfalls  angeregt. 

Lomza  (Lomsha,  Hauptst.  des  gleichnam. 
russ.  Gouvernements,  {1890]  18405  E.).  Hier 
wurde  von  der  Grossen  National-Mutter- 
loge Zu  den  drei  Weltkugeln  24.  Juni 
1811  eine  Loge  Zum  aufgehenden 
Morgenstern  gegründet  [vgl.  Geschiehte 
der  Grossen  National-Mutterloge  Zu  den 
drei  Weltkugeln  (Brl.  1890),  S.  134h  die 
später  zum  Grossen  Orient  von  Polen 
überging  und  sich  1821  auflöste. 

Ludwigsuafen  (St.  in  der  bayerschen 
Rheinprovinz,  39799  E.).  Hier  kommen 
monatlich  zweimal  einzelne,  den  benach- 
barten Logen  angehörige  Freimaurer  zwang- 
los zusammen. 

Ludwigslust  (St.  im  Grossherzogtum 
Mecklenburg-Schwerin,  6660  E.i.  Hier 
wurde  23.  Okt.  1859  von  Freiherrn  von 
Printz,  Mitglied  der  Loge  Zur  goldnen 
Harfe  in  Marieuwcrder,  ein  freimaure- 
rischer Verein  gegründet,  aus  Mitgliedern 
der  benachbarten  Logen,  der  seine  erste 
Sitzung  10.  Nov.  1859  hielt.  Weiteres 
darüber  ist  nicht  bekannt.  [Vgl.  Bh.  1859, 
S.  30.] 

Madagaskar  [II,  Ib'j.  Hier  besteht  noch 
eine  zweite  Loge  in  Tamatave. 

Mngdeburg  [II,  2a].  Z.  3  v.  u.  lies 
»Ludwigsburg«  statt  »Königsberg«. 

Mailand  [II,  5aj.  Z.  3  lies  »Loge«  statt 
»freimaurerische  Vereinigung«. 

Mamornitza  [II,  7b].  Hier  gründeten 
ferner  die  Grossloge  von  Ungarn  24.  Juni 
1^85/16.  Febr.  1886  die  Loge  Philan- 
tropique  und  der  Grossorient  von  Lusi- 
tanien  (Portugal)  24.  Febr.  1888  die  Loge 
Carol  I.,  die  später  den  Namen  Zur 
Nächstenliebe  annahm  und  sich  27. 
Juni  1891  mit  der  Loge  Philantropique 
verschmolz,  wobei  diese  den  Namen 
Menschenliebe  annahm  und  nach  Lud- 
wigsdorf (Siebenbürgen)  übersiedelte,  dort 
aber  nachher  einging. 

Marktsteft  [II,  14a].  Z.  17  v.  u.  lies 
»Dr.  med.  Karl  Ludw.  Imm.  SchuderofT« 
statt  »Schuderoff  (s.  d.)«. 

Martinlsten  [II.  17b].  Z.  3  v.  u.  lies 
»Trubetzkoy«  statt  »Trubetzky«. 

Massenhaft)  [II,  21  al.  M.  wurde  nach 
neuern  Ermittlungen  10.  Okt.  1775  in  der 
Loge  Zu  den  drei  Kronen  in  Königsberg 
i.  Pr.  aufgenommen;  am  4.  Juni  1780 
richtete  er  von  Insterburg  aus  an  die  ge- 
nannte Loge  das  erste  Schreiben  wegen 
Errichtung  einer  neuen  Loge  das. 

Mntthäl-Logen  nennen  sich  die  Glieder 
der  frühern  Allgemeinen  Bürgerloge  (s.  I, 
S.  145),  weil  die  unfreiwillig  ausgeschiednen 
Berliner  Mitglieder  als  Loge  weiter  arbei- 
teten und  den  Namen  Allgemeine  Bürger- 


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604 


Nachtrüge  u.  s.  w.    Militärlogen  —  Odd  Fellows. 


löge  (A.  B.  L.)  beibehielten.  Sie  haben  aber 
mit  der  Freimaurerei  auch  so  nicht«  gemein. 
[Vgl.  Sl.  1900,  S.  96,  116.   L.  1901,  S.  7.] 

MilitUrlogen  [II,  41a].  Vgl.  noch  John 
T.  Thorp,  French  Prisoncrs'  Lodgcs  (Lei- 
cester  1900),  wo  sich  Nachweise  über  das 
Bestehen  von  Logen  und  Kapiteln  unter 
den  zwischen  1756  und  1814  in  F.ngland 
gewesnen  französischen  Kriegsgefangnen 
finden.    [Vgl.  HZC.  1900/01,  S.  85.] 

Milwaiikee  (II,  42b].  Die  Loge  Aurora 
ist  15.  Dez.  1849  gest.  und  16.  April  1850 
eingew.  worden.  [Vgl.  Ruschhaupt,  Fest- 
schrift zum  7.  Juni  1900  der  Feier  des 
50jährigen  JubiläuniB  der  Loge  Aurora 
Nr.  30  (M.  1900).] 

Moralische  Regeln  [II,  51  &).  Z.  6  lies 
»Schtnid«  statt  »Schmidt«. 

Morgan  f IT,  53a].  Nach  einer  Nachricht 
in  The  American  Ty ler  1900  01,  S.  167 
ist  M.  gar  nicht  Freimaurer  gewesen. 

München  [II,  62a].  Die  Loge  Zur  Kette 
hat  jetzt  ihr  Logenhaus  in  der  Schwan- 
thalerstrasse  Nr.  60,  eingew.  18.  Nov.  1900. 
Mitgliederzahl  (1900):  137.  [Vgl.Bavreuther 
Bundesblatt  1900/01,  S.  161 J  —  Am  30. 
Nov.  1900  wurde  unter  der  Grossen  Lan- 
deslogc  in  Berlin  in  M.  eine  Andreasloge 
Prudens  eingesetzt. 

Mysterien  [II,  69a].  Über  die  eleusi- 
nischen  M.  vgl  noch  ßbl.  1900,  S.  475.  — 
Zu  S.  70a.  Über  den  Mith  rasdien  st  vgl. 
noch  Prof.  Franz  Cumont,  Traites  et 
Documenta  figures  relatifs  aux  Mysteres 
de  Mithra  avec  une  Introduction  critique 
(Bruxelles  1896-99).    AQC.  XIII,  90. 

Hassan  (Fürstenhaus)  [II,  77a].  Frei- 
maurer war  ferner:  Ludwig,  seit  1768 
Fürst  von  N.- Saarbrücken,  Vetter  des 
Fürsten  Karl  Wilhelm  von  N.- Usingen, 
geb.  3.  Jan.  1745;  er  leitete  die  Loge  St. 
Heinrich  in  Saarbrücken  als  ihr  Äleister 
vom  Stuhl. 

Neisse  [II,  80  a].  Vgl.  über  die  Loge 
unter  I,  1  noch  BZC.  1900,  S.  352. 

»uch&tel  [II,  82b].  Z.  12  füge  hinzu: 
•5.  Juni«  1791  und  Z.  8  v.  u.  lies  »21. 
Aug.  1820«. 

Neu  Hamburg  (St.  in  dem  brasil.  Staate 
Rio  Grande  do  Sul).  Hier  besteht  seit 
etwa  1895  unterm  Grossorient  von  Rio 
Grande  do  Sul  eine  deutsche  Loge  Forc,a 
e  Uniäo. 

Neusohl  (Beszterczebanva,  St.  im  ungar. 
Komitat  Sohl,  [1890]  7485  E).  1)  Hier  wurde 
1775  die  Loge  Zur  gekrönten  Hoff- 
nung gegründet;  die  Arbeiten  wurden  im 
benachbarten  Kastell  Radvdny  des  Stuhl- 
meisters, Oberstleutnants  v.  Ravanuszky 
abgehalten.  Das  Wirken  der  Loge  war 
dem  Bischof  Graf  Berchtold  ein  Dorn  im 
Auge.  Er  zeigte  daher  die  Mitglieder 
1785  an,  dass  sie  von  dem  Eintretenden 
einen  Eid  und  Abgaben  fordern,  auch  den 
religiösen  Frieden  der  Gemeinde  stören. 
Nachdem  dies  erfolglos  blieb,  ging  er  auf 


eigne  Faust  vor,  schloss  die  Freimaurer 
von  den  Sakramenten  aus  und  liess  in 
allen  Kirchen  gegen  sie  in  der  mass- 
losesten Weise  predigen.  Nachdem  ein 
Ersuchen  beim  Bischof  erfolglos  geblieben, 
wandten  sich  die  Mitglieder  an  Kaiser 
Joseph  II.,  der  sofort  Abhilfe  schaffte. 
17^6  musste  sich  die  Loge  wegen  des  Re- 
formpatents auflösen,  erwachte  jedoch  1792 
wieder,  um  1794  für  immer  einzugehen. 
2)  1878  cutstand  hier  die  Loge  Felvidtfk, 
die  bis  heute  trotz  der  geringen  Mitglie- 
dcrzahl  »ehr  erspriesslich  wirkt. 

Niederlande  [II,  98a].  Z.  6  v.  u.  lies 
»1891«  statt  »1882«. 

Nordamerika  [II,  106  b].  Z.  6  v.  u.  ist 
»Lincoln«  zu  streichen.  Im  Freemason, 
1900,  S.  560  wird  unter  den  Präsidenten 
der  Vereinigten  Staaten,  die  Freimaurer 
waren,  noch  Fillmore  aufgeführt,  während 
sich  dort  die  Namen  Jefferson,  Madison, 
Monroe,  Harrison,  Tyler,  Taylor  und  Pierce 
nicht  finden. 

Nova  Petropolis  (deutsche  Kolonie  im 
brasil.  Staate  Rio  Grande  do  Sul).  Hier 
besteht  seit  etwa  1895  unterm  Grossorient 
von  Rio  Grande  do  Sul  eine  deutsche  Loge 
Zum  treuen  Bunde. 

Nürnberg  [II,  110a].  Z.  29  v.  u.  lies 
»30000  M.«  statt  »25600  M.«  —  S.  lila,  Z. 
13  lies  »3000  M.«  statt  9000  M.«. 

öchelhäuser,  1)  Wilhelm,  Industrieller, 
geb.  26.  Aug.  1820  in  Siegen,  Geheimer 
Kommerzienrat  in  Dessau,  war  1855 — 90 
Generaldirektor  der  Deutschen  Continental- 
Gasgesellschaft  in  Dessau.  Er  ist  Ehren- 
bürger der  Stadt  Dessau,  Begründer  und 
Präsident  der  Deutschen  Shakespeare- 
Gesellschaft  in  Weimar  und  hat  eine 
Bühnen-  und  Familienausgabe  von  Shake- 
speares dramatischen  Werken,  sowie  (in 
2.  Aufl.)  die  Einführungen  in  Shakespeares 
Bühnendramen  herausgegeben.  Ausserdem 
hat  er  handelspolitische  und  soziale  Schrif- 
ten verfasst.  1852 — 53  gehörte  er  dem 
preuss.  Abgeordnetenhause,  _  1878— 93  dem 
Deutschen  Reichstag  an.  —  Ö.  wurde  aufge- 
nommen in  die  Loge  Esiko  zum  aufgehen- 
den Licht  in  Dessau  20.  Febr.  1859  und 
war  das.  Meister  vom  Stuhl  1875  —  93, 
worauf  er  zum  Ehrenmeister  ernannt  wurde. 

2)  Wilhelm  v.,  Sohn  des  Vorigen,  geb. 

4.  Jan.  1850  in  Frankfurt  a.  M.,  seit  1890 
Generaldirektor  der  Deutschen  Continental  - 
Gasgesellschaft  in  Dessau,  wurde  in  den 
Freimaurerbund  in  der  Loge  Esiko  zum 
aufgehenden  Licht  in  Dessau  22.  Febr. 
1877  aufgenommen,  bekleidete  das  Amt 
des  Redners  von  1882—93  und  das  des 
1.  Aufsehers  von  1893 — 98.  Die  von  ihm 
gehaltnen  Reden  gab  er  1900  im  Druck 
heraus. 

Odd  Fellows  {II,  113  a],  Über  den  gegen- 
wärtigen Stand  des  O.  F.-Ordens  in  Deutsch- 
land vgl.  Bayreuther  Bundesblatt  1900/1, 

5.  180. 


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Nachträge  u.  8.  w.    Oldesloe  —  Preussen.  605 


Oldesloe  (St.  in  der  preuas.  Prov.  Schles- 
wig-Holstein,  4286  E.).  Hier  hat  sich 
1900  unter  der  Loge  Zum  Füllhorn  in 
Lübeck  eine  freimaurerische  Vereinigung 
Stormarnia  gebildet.  Mitgliederzahl  82. 

Pflicht  [H,  150a].  Vgl.  noch  H.  L. 
1900,  S.  2957. 

Pike  [II,  162a].  Vgl.  noch  O.  1900, 
S.  822. 

Polk,  James  Knox,  11.  Präsident  der 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika, 
geb.  2.  Nov.  1795  in  der  Grafschaft  Meck- 
lenburg in  Nordcarolina,  gest.  15.  Juni 
1849  in  Nash  vi  Ue,  ward  als  Freimaurer 
aufgenommen  in  der  Columbia- Loge  Nr.  31 
i.  J.  1820,  bekleidete  im  folgenden  Jahre 
das  Amt  eines  Jüngern  Aufsehers  und  war 
auch  Royal  Arch-Maurer.  Er  wurde  auf 
eignes  Verlangen  mit  maurerischen  Ehren 
begraben  im  Garten  seines  Besitztums  in 
Niishville.  Ein  Denkmal  schmückt  seine 
Grabstätte.   [Vgl.  Freemason  1900,  S.  560.] 

Porto  Alegre  [U,  178  b].  Die  Loge  Zur 
Eintracht  steht  jetzt  unter  dem  Grossorient 
von  Bio  Grande  do  Sul.  Weiter  besteht 
hier  unterm  Grossorient  von  Brasilien  die 
deutsche  Loge  Zu  den  drei  Palmen, 
gest.  16.  Febr.  1899. 

Posurt,  1)  Christoph  Adolf  Felix, 
Maler,  geb.  7.  März  1887  in  Berlin,  studierte 
als  Maler,  wurde  aber  nach  Erfüllung 
seiner  Militärpflicht  Beamter,  und  zwar 
zunächst  Sekretariats-Assistent,  später 
nach  besondern  juristischen  Studien  und 
Prüfungen  1867  beim  Berliner  Kreisgericht 
diätarisch  beschäftigt,  1871  zum  Kreis- 
richter in  Küstrin  ernannt  und  1878  Stadt- 
gerichtsrat in  Berlin.  Nach  der  Reorgani- 
sation der  Justizbehörden  1879  war  er 
noch  kurze  Zeit  als  Amtsgerichtsrat  thätig, 
wurde  1882  mit  Pension  verabschiedet 
nnd  lebt  seitdem  der  Malerei  in  Babels- 
berg. —  P.  wurde  27.  Febr.  1868  in  der 
Loge  Friedrich  Wilhelm  zur  gekrönten 
Gerechtigkeit  in  Berlin  in  den  Freimaurer- 
bund aufgenommen,  trat  aber  1869  zur 
Loge  Zur  Beständigkeit  und  damit  zum 
Verband  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin 
über.  1876—88  war  er  deren  Logenmeister 
und  bekleidet  dieses  Amt  wieder  seit  1892. 
Seit  Herbst  1874  leitete  er  die  Berliner 
Zirkelcorrespondenz,  bis  1881  Gesundheits- 
rücksichten ihn  nötigten,  von  der  Leitung 
zurückzutreten.  1879  gab  er  Nettelbladts 
•Geschichte  freimaurerischer  Systeme*  neu 
heraus,  machte  auch  die  »Geheimlehre  und 
Geheimstatuten  des  Tempelherrenordens« 
von  Prof.  Hans  Prutz  zugänglich.  Ausser- 
dem hat  P.  viele  Lehrvorträge  und  Auf- 
sätze in  der  BZC.  veröffentlicht  und  die 
»Geschichte  der  Loge  zur  Beständigkeit  in 
Berlin  von  1775—1875«  verfasst.  Erstere 
wurden  von  ihm  1900  als  »Ausgewählte 
Abhandlungen  und  Vorträge  über  den 
Lehrinhalt  der  drei  Johannisgrade  der 
Grossen  Landesloge  in  Berlin«  heraus- 


gegeben. Bemerkenswert  sind  auch  seine 
Schriften :  »Was  den  Freimaurern  noth 
thut«  (Brl.  1888)  und  »Die  gemeinsame 
Werkthätigkeit  der  deutschen  Freimau- 
rerei. (Brl.  1889).  [Vgl.  Die  8t.  John- 
Loge  zur  Beständigkeit  in  Berlin  von 
1775-1900  (Brl.  1900),  S.  84.] 

2)  Ernst,  Schauspieler,  Bruder  des 
Vorigen,  geb.  11.  Mai  1841  in  Berlin,  er- 
lernte den  Buchhandel,  wandte  sich  aber 
dann  der  Bühne  zu  und  wirkte  in  Breslau, 
Berlin  und  Hamburg,  bis  er  1864  als  erster 
Charakterdarsteller  nach  München  an  die 
Hofbühne  berufen  wurde.  1878  wurde  er 
zugleich  Oberregisseur  und  1878  zum  Pro- 
fessor und  Königl.  Schauspieldirektor  er- 
nannt. 1887  schied  er  aus  den  Verband 
der  Münchner  Hofbühne  und  ging  auf 
Gastspielreisen,  kehrte  aber  1892  nach 
München  zurück,  wo  er  zum  General- 
direktor und  1895  zum  Intendanten  der 
Königl.  Hoftheater  ernannt  wurde.  —  P. 
ist  Mitglied  der  Berliner  Loge  Zur  Be- 
ständigkeit. 

Preisaufgaben  [II,  183a].  Im  J.  1901 
hat  die  Loge  Pionier  in  Pressburg  einen 
Preis  von  500  Kronen  ausgesetzt  für  die 
beste  Schrift  für  Neuaufgenommne  über 
Geschichte,  Form  und  Geist  der  Freimau- 
rerei mit  besonderer  Bezugnahme  auf 
Österreich-Ungarn.   [Vgl.  Z.  1901,  8.  252.] 

Prenzlan  [II,  184  a].  Z.  9  lies  »28«  statt 
•29/30.«  —  Z.  8  v.  u.  lies  »1600«  statt 
•1500«.  —  Z.  7  v.  u.  lies  .8400«  statt 
»8000«.  —  Z.  6  v.  u.  lies  »9600«  statt  »8000«. 

Pressbnrg  [II,  184  a].  Über  die  Loge 
Schiller  (Nr.  4)  vgl.Z.  1900/01,  S.  104  und 
Durst,  Geschichte  der  Loge  Schiller  (1900). 
Über  die  Loge  Eintracht  vgl.  Chronik 
der  Loge  1875  -  1900  (P.  1900). 

Presse  [II,  185  b].  Z.  29  v.  u.  lies  »Nieder- 
sächsische«  statt  •Niederschlesische«.  — 
Z.  25  v.  u.  Die  Braunschweiger  Logen - 
Correspondenz  wird  nicht  mehr  von  der 
Loge  in  Braunschweig  herausgegeben, 
sondern  ist  seit  dem  Jahrgang  1899/1900 
Privateigentum  des  Leiters  Holtschmidt. 

—  Z.  8  v.  u.  Der  Zirkel  unter  Nr.  8  er- 
scheint seit  Oktober  1900  während  der 
Arbeitszeit  wöchentlich,  während  der  Ferien 
monatlich.  —  Z.  6  v.  u.  Die  Zirkel-Corre- 
spondenz  unter  Nr.  9  wird  seit  1901  vier- 
zehntägig herausgegeben. 

Preussen  [II,  190b].  Z.  19  v.  u.  lies 
•allerdings«  statt  «nur«.  —  S.  191b,  Z.  16 
ist  hinzuzufügen:  Die  Grosse  Freimaurer- 
loge von  P.,  genannt  Kaiser  Friedrich  zur 
Hundestreue,  wurde  28.  Okt.  1900  aufge- 
löst, dafür  von  der  Grossen  Loge  von 
Hamburg  eine  Pro  vi  nzial  gross!  oge  einge- 
richtet, unter  der  als  deren  Tochterlogen 
sechs  Logen  in  Berlin  und  je  eine  Loge 
in  Charlottenburg  und  Stettin  stehen.  — 
S.  192a,  Z.  10  lies  »einschliesslich  acht« 
statt  »einschliesslich  drei«;  ferner  Z.  13 
»285«  statt  »279«,  sowie  »58«  statt  »52». 

—  Z.  16  v.  u.  »26«  statt  »23«;  —  Z.  18  v.  u. 


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«06 


Nachtrüge  u  8.  w.    Pulsnitz  —  Schwarze. 


»von  Hamborg  6«  statt  «von  Hamburg  3«; 
—  Z.  11  v.  u.  »88«  statt  »37«.  —  S.  192b, 
Z.  8  ist  beizufügen  »d)  zur  Grossen  Loge 
von  Hamburg  1(0):  Charlottenburg«,  ferner 
lies  »23'  statt  »22«;  —  Z.  11  ist  hinzu- 
zufügen :  »d)  zur  Grossen  Loge  von  Ham- 
burg 1(0):  Stettin«.  —  8.  195a,  Z.  25  lies 
»Maconnerie«  statt  »Maconniere«;  ebendas. 
Z.  81  lies  »Cat*  statt  »Gate«.  —  S.  196a, 
Z.  9  v.  u.  lies  »Cothenius«  statt  »Cathe- 
nius«.  —  S.  196  b,  Z.  24  v.  u.  lies  »Lottum« 
statt  »Cottum»;  Z.  19  v.  u.  lies  »ihrer« 
statt  »seiner«. 

Pulsnitz  [H,  206a].  Der  Freimaurerverein 
ist  unter  der  Loge  Zu  den  ehernen  Säulen 
in  Dresden  1900  wieder  aufgelebt  und  hat 
den  Namen  Zur  ßrudertreue  ange- 
nommen. 

Rawttsch  [II,  220a].  Die  Loge  Castor 
und  Pollux  hatte  ihren  Sitz  in  Herrnstadt 
i.  Schi.;  aber  die  Mehrzahl  ihrer  Mitglieder 
wohnten  in  R. 

Redslob  [II,  224b].  Z.  5  lies  »28.  Febr.. 
statt  »22.  Jan.« 

Regensburg  [II,  227  a].  Z.  11  v.  u.  lies 
»Beitech«  statt  »Baitech«. 

Reicuenbaeh  [H,  228b].  Mitgliederzahl 
(1900):  66.  Vgl.  noch  Schönwälder,  75 jähr. 
Bestehen  der  Loge  (16.  Nov.  1890.) 

Reral  [II,  243a].  Z  6  lies  »Trubetzkoy« 
statt  »Trubetzky«. 

Roeke  [II,  251  b].  Z.  3  v.  u.  lies  »geb. 
6.  Dez.  1816«  und  S.  252a,  Z.  2  lies  »7. 
Dez.  1855«. 

Sucher- Masocb,  Leopold  v.,  Schrift- 
steller, geb.  27.  Jan.  1«35  in  Lemberg, 
gest.  9.  März  1895  in  Lindheim  in  Hessen, 
studierte  die  Rechte,  Hess  sich  1855  in 
Graz  als  Dozent  für  Geschichte  nieder 
und  veröffentlichte  mehrere  historische 
Werke,  widmete  »ich  aber  bald  ganz  der 
Litteratur  und  lebte  seitdem  in  verschiednen 
Städten  Österreichs,  seit  1882  in  Leipzig, 
dann  in  Paris  und  zuletzt  in  Lindheim. 
Er  schrieb  ein  historisches  Lustspiel  »Der 
Mann  ohne  Vorurteil«  (Lpz.  1866),  das 
den  Kampf  der  Freimaurer  und  der  Jesuiten 
am  Hofe  Murin  Theresiaa  behandelt,  der 
mit  dem  Siege  der  Freimaurer  und  der 
Niederlage  und  Aufhebung  der  Jesuiten 
endet.  Der  Held  des  Stücks  ist  der  Reichs- 
freiherr von  Sonnenfels  (s.  d.).  S.-M.  hat 
den  gleichen  Stoff  auch  als  Novelle  be- 
arbeitet in  »Maria  Theresia  und  die  Frei- 
maurerei« (Lpz.  1873),  die  ins  Holländische 
Obersetzt  wurde.  [Vgl.  Taute,  Maurerische 
Bücherkunde  (Lpz.  1885),  zu  Nr.  2690.] 

Sachsen-Coburg  und  Gotha  (Herzogs- 
haus) [II,  286a].  Die  Linie  führte  bis 
1826  den  Namen  S.-C.-Saalfeld,  und  es 
gehörte  aus  ihr  ferner  dem  Freimaurer- 
bunde  an:  Ludwig  Karl  Friedrich,  Prinz 
von  S.-C.-Saalfeld,  Bruder  des  Herzogs 
Franz  (1800-1  «06)  und  Oheim  des  Königs 
Leopold  I.  von  Belgien,  geb.  2.  Jan.  1755, 


gest.  5.  Juli  1806  in  Coburg  als  General 
leldmarschall-  Leutnant,  war  bis  1778 
preuasiBcher  Hauptmann  und  später  würt- 
tembergseber  Oberst  und  Generaladjutant. 
Er  wurde  18.  Sept.  1776  Mitglied  der 
Berliner  Loge  Zur  Beständigkeit. 

Sacken  (von  der  Osten  genannt),  Karl 
Christoph,  Erbherr  des  Gutes  Senten  in 
Kurland,  geb.  1740  in  Senten,  gest.  14 
Sept.  1811  auf  dem  Gute  Alt-Sehren  in 
Kurland,  war  in  die  Starckschen  Streitig- 
keiten verwickelt.  [Vgl.  darüber  Kloas, 
Bibl.,  Nr.  3418,  3421,  8422.] 

Sankt  «allen  [U,  305 bl  Z.  4  lies  »17. 
Juni  1817«  und  Z.  7  »2.  Dez.  1828«. 

Santa  Cruz  (deutsche  Kolonie  im  brasil. 
Staate  Rio  Grande  do  Sul).  Hier  besteht 
seit  etwa  1895  unterm  Grossorient  von 
Rio  Grande  do  Sul  eine  deutsche  Loge 
LeBsing. 

Scheffer  [H,  314b].  Z.  11  lies  »Lands- 
logens« statt  »Landtlogcns«. 

Schleis*,  Bernhard  Joseph  v.,  Hofrat 
zu  Sulzbach,  machte  sich  zuerst  bekannt 
durch  seine  Verteidigung  der  Wunder- 
kuren und  Geisterbeschwörungen,  mitdenen 
in  den  70  er  Jahren  des  18.  Jahrhunderts 
Pater  Gassner  grosses  Aufsehen  erregte 
und  die  Lavater  (s.  d.)  anzweifelte.  Er 
trat  in  drei  Schriften  als  Verteidiger 
Gassners  auf.  Sie  beweisen,  dass  S.  für 
alle  geheimen  Wissenschaften  sehr  einge- 
nommen war.  1777  gab  er  unter  dem 
Namen  Karl  Hubert  Lobreich  von  Plume- 
uoek  ein  Werk  heraus,  das  den  Rosen- 
kreuzerorden  öffentlich  verteidigte:  »Ge- 
offenbarter Einfluss  in  das  allgemeine  Wohl 
der  Staaten  derächten  Freymäurerey  «  u.  s.  w. 
Diese  »ausgeworfene  Tonne  für  Walfische«, 
wie  man  das  Buch  bezeichnete,  wurde 
bisher  irrtümlich  dem  Freiherrn  Hans  Karl 
von  Ecker  (s.  d.)  zugeschrieben,  aber  auch 
mit  einem  Freiherrn  Proek  von  Lobreich 
in  Verbindung  gebracht.  Drei  Jahre  später 
trat  S.  gegen  von  Ecker  (s.  d.)  und  seine 
Anfeindungen  mit  einer  Apologie  auf  den 
Rosenkreuzerorden  auf.  1785  nannte  er 
sich  einen  sehr  alten  Manu,  lebte  aber  1798 
noch  still  und  für  sich  von  der  Welt  und 
von  der  Ordensgeschichte  zurückgezogen. 
(Vgl.  Bh.  1893,  S.  84.] 

Schneeberger  (II.  324b].    S.  ist  am  7. 
Sept.  1827  geb.   Vgl.  Chronik  der  Loge 
Eintracht  in  Pressburg  1875-1900,  S.  SO, 
wo  auch  sein  Bildnis. 
Schottische   Ingeln.     Im   Ritual  der 

|  strikten  Observanz  werden  die  schottischen 
Meister  daselbst  aufgenommen.  Bode  (s.  d.) 
erklärt  dies  als  eine  Chiffcr  für  das  schotti- 
sche Kollegium  zu  Paris,  das  auf  der  Isle 

1  des  Temple  liegt. 

Schwarze,  Louis  Friedrich  Oskar  v., 
Kriminalist,  geb.  30.  Sept.  1816  in  Löbau, 

'  gest.  17.  Jan.  1886  in  Dresden,  studierte 
in  Leipzig,  wurde  1839  Sekretär  im  Kultus- 

1  ministerium  iu  Dresden,  1843  Assessor  am 

;  Appellationsgericht  das.,  1846  Justizrat  am 


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Nachträge  u.  s.  w.  Seckt 


607 


Spruchkollegium  in  Leipzig,  1848  Appella- 
tionsgerichtsrat am  Dresdner  Obernppella- 
tionsgericht,  1849  Mitglied  der  Gesetz- 
gebungskommission  und  Referent  des  von 
ihm  verfassten  Entwurfs  der  Strafprozess- 
ordnung, 1854  Oberappellationsgerichtsrat, 
1856  Ober-  und  1860  Generalstaatsanwalt. 
1867—1882  gehörte  er  dem  Reichstag  an. 
1875  wurde  er  vom  Kaiser  von  Österreich 
geadelt.  Von  seinen  wissenschaftlichen 
Arbeiten  seien  die  Kommentare  zum  Straf- 
gesetzbuch, zur  Strafprozessordnung  und 
zum  Pressgesetz  erwähnt.  Auch  beteiligte 
«r  sich  an  der  Leitung  der  > Neuen  Jahr- 
bücher für  sächsisches  Strafrecht«  und  des 
»Gerichtssaal es«  und  gab  1857 — 71  die 
»Allgemeine  Gerichtszeitung  für  das  König- 
reich Sachsen«  heraus.  —  S.  wurde  11.  Okt. 
1839  in  der  Loge  Zum  goldnen  Apfel  in 
Dresden  zum  Freimaurer  aufgenommen 
und  1848  ihr  zugeordneter  und  1849  ihr 
Meister  vom  Stuhl.  Dieses  Amt  bekleidete 
er  bis  1856,  wo  er,  zum  Oberstaatsanwalt 
•ernannt,  auf  Veranlassung  der  Regierung, 
wenn  auch  schweren  Herzens,  aus  dem 
Bunde  ausschied.   [Vgl.  FZ.  1856,  S.  313.] 

Seckt,  Felix,  Schulmann,  geb.  im  Febr. 
1848,  seit  1870  Oberlehrer  am  Kgl.  Fried- 
rich Wilhelms-Gymnasium  zu  Berlin,  wurde 
16.  März  1874  in  der  Loge  Zum  goldnen 
Pflug  daselbst  zum  Freimaurer  aufge- 
nommen und  ist  seit  1876  Mitarbeiter 
und  seit  1895  (Jetzt  in  Gemeinschaft  mit 
Dr.  Wald)  Leiter  der  Zirkelcorrespon- 
denz  der  Grossen  Landesloge  in  Berlin. 
Daneben  giebt  er  seit  1898  »Ausgewählte 
Vortrüge,  Forschungen  und  Instruktionen 
für  die  Andreasgrade«  der  gedachten  Gross- 
loge heraus,  deren  Herausgabe  zuerst 
Possart  (8.  d.)  und  seit  1877  Gartz  (s.  d.) 
besorgten.  Weitern  Kreisen  ist  S.  in  seinem 
Amt  als  Grossredner  bekannt  geworden. 
Seit  1900  ist  er  Vorsitzender  Meister  der 
Andreasloge  Indissolubilis. 

Silber,  Benjamin  (Pseudonym:  Karl 
Sebald),  war  ursprünglich  Theolog,  ver- 
tauschte aber  infolge  der  kriegerischen 
Verhältnisse  das  Studium  mit  dem  Sol- 
datenstaud,  ward  Artillerieleutnant  in  den  - 
Garnisonen  Freiberg  und  Dresden,  bis  er 
1806  wegen  einer  Verwundung  nach  der 
Festung  Königstein  als  Kapitän  vom  Thor- 
schloss  versetzt  wurde.  1812  erbielt  er  < 
den  Abschied  unter  Ernennung  zum 
Kassierer  des  Soldatenknabeninstituts  zu 
Annaberg,  woselbst  er  später  als  preußi- 
scher Major  bis  zu  seinem  Tode  gewirkt 
zu  haben  scheint.    Während  dieser  Zeit 


war  S.  litterarisch  sehr  thätig.  Er  schrieb 
u.  a.  ein  Trauerspiel  »Churfürst  Johann 
Friedrich«  und  später  ein  Geschichtswerk 
»Oliver  Cromwell,  Protektor  von  Eng- 
land«. —  Seine  maurerischc  Laufbahn  be- 
gann 1803,  wo  er  am  17.  Mai  in  Freiberg 
aufgenommen  wurde.  1806  war  er  das. 
Redner.  Er  hatte  grossen  Einfluss  im 
Innern  Orient  und  beim  Scientifischen 
Bund  (s.  d.).  Eine  besondere  Thätigkeit 
entfaltete  er  auch  bei  Errichtung  des  säch- 
sischen Logenbunds  in  den  Versamm- 
lungen zu  Dresden  vom  31.  Okt.  und  1.  Nov. 
1805.  Mit  Schröder  (s.  d.)  in  Hamburg 
stand  er  in  regem  Briefwechsel.  1815  ist 
er  aus  der  Loge  ausgetreten.  Er  gab 
»Vertraute  Briefe  über  die  Schrift  des 
Freymaurers  Mossdorf:  Mittheilungen  an 
denkende  Freymaurer«  (Dresd.  1819)  her- 
aus.   [Vgl.  HZC.  Nr.  147,  S.  9.] 

Stendal  [II,  430b].  Mitgliederzahl:  80. 
Z.  4  v.  u.  lies  »21.  Januar  1877«  statt 
•21.  Juli  1877«. 

Strasburg  [H,  438al.  Z.  11  lies  »23« 
statt  »25«.  —  Z.  14:  Die  Stiftung  unter 
b  fällt  weg. 

Striegaa  [II,  438b].  Z.  3  v.  u.  lies  »Frei- 
tags« statt  »Dienstags  und  Sonnabends«. 

Teutonia  (deutsche  Kolonie  im  brasil. 
Staate  Rio  Grande  do  Sul).  Hier  besteht 
unterm  Grossorient  von  Rio  Grande  do 
Sul  eine  deutsche  Loge  Zur  Treue  und 
Redlichkeit,  gest.  1900.  [Vgl. Bbl.  1901, 
S.  84.] 

Ungarn  [II,  476 al.  Z.  4  v.  u.  ist  bei- 
zufügen: 1900  wurde  B.  v.  Katona  zum 
ersten  Martin  MArtonfy  zum  zweiten  und 
Dr.A.Schermann  zum  dritten  zugeordneten 
Grossmeister  gewählt,  während  Ncuschlosz 
zum  Ehrengrossmeister  ernannt  wurde. 

Weisser  Hirsch  (Dorf  und  Kurort  bei 
Dresden  im  Königreich  8achsen,  1047  E  ). 
Hier  finden  Versammlungen  jeden  Mitt- 
woch bei  Würffel  statt. 

Wolgast  [II,  S.  553a].  Z.  4  ist  beizu- 
fügen: Zur  festen  Burg  am  Peene- 
strom. 

Zirkelcorrespondenz  [II,  586b].  Die 
Z.  unter  H.  erscheint  von  1901  an  vier- 
zebntägig  und  hat  ihren  Titel  in  »Z.  der 
Grossen  Landealoge  der  Freimaurer  von 
Deutschland«  umgeändert,  ist  auch  fortan 
Gesellen  und  Lehrlingen  zugänglich.  Für 
Meister  sollen  jährlich  zwei  wissenschaft- 
liche Hefte  ausgegeben  werden. 


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Verzeichnis  der  Namen 


sämtlicher  (eingegangnen  und  noch  thätigen)  deutschen  Grosslogen,  Logen,. 
Kapitel  und  Kränzchen,  einschliesslich  derer,  die  im  Ausland  von  deutschen 
G rosalogen  und  Logen  gegründet  worden  sind  oder  sich  der  deutschen  Sprache 

bedienen. 


Der  gesperrt  gedruckte  Ort  zeigt  an,  dass  die  dortige  Loge  etc.  noch  besteht.. 


:  A.  =  Andrenloge;  Gr.  L.  =  Groeeloge ;  H.  V.  =  Hummnitirer  Verein;  K.  — 
Vereinigung;  Kp.  =  K»i>ltol ;  M.  =  MiliUrloge;  8.  =  Schottcnloge. 


Abel,  Oldenburg. 
Absalom.  Hamburg. 

—  zu  den  drei  Nesseln,  Hamburg. 
Accordia  Nr.  277,  Chicago. 
Adamas  zur  heiligen  Burg,  Burg. 
Adeptes,  Lea,  de  lacroix  du  Nord,  Hamburg. 
Adler,  Zum  Frankfurter,  Frankfurt  a.  M. 

—  ,    goldnen,  Hamburg. 

—  ,    preussischen,  (auch  S.)  I  n  s  t  e  r  - 

bürg. 

—  ,    roten,  Hamburg. 

—  ,    siegenden,  (M.)  Potsdam. 

—  .  weissen,  Posen. 
Adlern,  Zu  den  drei,  Wien. 

—  *     »      •    königlichen,  Aurich. 

—  •     •      •    weissen,  (auch  Gr.  L.) 
Dresden. 

Adolf  zum  Elver-Felde  (8.)  Elberfeld. 

—  ,  Ritterring,(S.)Neubrandenburg. 
Adolfus    zur   deutschen  Einigkeit  und 

Treue,  (M.)  Stade. 

—  zur  gekrönten  Tugend.  (M.)  Stade. 
Adraatäa  zur  Wahrheit  und  Gerechtigkeit, 

(S.)  Marienwerder. 
Afrikanische  Loge,  Hamburg. 
Agrippina,  Köln. 
Ähren,  Zu  den  drei,  Danzig. 
Akazie,  Zur,  Meissen.  Winterthur. 

—  Zur,  am  BaalBtrande,  Wenigenjena. 
Akazienverein,  (K.)  Cölln  bei  Meissen. 
Alb,  Am  Fuss  der  (K.)  Reutlingen. 
Albanus  zur  Weisheit,  (S.)  Havelberg. 
Albert  zur  Eintracht,  Grimma. 
Albertine  zum  erhabnen  Meister,  (S.)  Salz- 
wedel. 

—  zur  Vollkommenheit,  Plozk. 
Albrecht  Wolfgang,  Stadthagen. 
Alexander  zu  den  drei  Sternen,  (K.,  L.) 

Ansbach. 

Alexius  zur  Beständigkeit,  Bernberg. 
Alfred  zur  Linde,  Essen. 
Allemannia  Nr.  132,  Jersey. 

—  „    740,  Brooklyn. 


Alliance,  Parfaite,  8chlettstadt. 
Allvater  zum  freien  Gedanken,  Lahr. 
Alma  an  der  Ostsee,  Kiel. 
Amalia,  Weimar. 
Amicitia,  (H.  V.)  Prag. 
Amis  Alsaciens,  Les  Trais,  Markirch. 

—  confederes,  Würzburg. 

—  Les,  de  la  veritl,  Metz. 

—  re'unis,  Altkirch,  Mainz,  Würzburg. 

—  „      de  la  Sarre,  Saarlouis. 

—  Aux  vrais,  Dresden. 

—  Les  vrais,  Metz,  Saargemünd. 
Amitie*,  L',  Strassburg. 

—  L',  aux  trois  colombes,  Berlin. 
Anacharsis  zum  erhabnen  Zweck, 

bach. 

Anastasis,  (A.)  Schwerin. 
Andreas  zum  Frieden,  (8.)  Gnesen. 

—  ,    goldnen  Leuchter,  (S.)  Kö- 
nigsberg i.  Pr. 

Anker  der  Eintracht,  Zum,  Vegesack. 

—  Drei  goldne,  zur  Liebe  und  Treuer 
Stettin. 

Ankern,  Zu  den  drei,  Bremen,  "Bremer- 
haven, Königsberg  i.  Pr. 

—  Zu  den  drei  goldnen,  Stettin. 
Ankerkette,  Zur,  Ück ermünde. 

Anna  Amalia  zu  den  drei  Rosen,  Weimar. 
Anschar  zum  Friedenshafen.  Kuxhaven. 
Apfel,  Zum  goldnen,  Dresden,  Eutin. 
Apollo,  Leipzig    (S.)  Leipzig,  Peters- 
burg, Riga,  Salzburg. 

—  zu  den  drei  Akazien,  Leipzig. 
Arbeit,  Zur  ernsten,  (K.)  Weissenburg 

am  Sand. 
Arbeiter  Hirams  Nr.  2,  Veracruz. 
Archimedes  Nr.  877,  Belle ville. 

—  zu  den  drei  Reissbrettern,  Altenbu rg. 

—  zum  ewigen  Bunde,  Gera. 

—  „  sächsischen  Bunde  Schneeberg. 
Aristides  zur  Wahrheit  und  Gerechtigkeit, 

Markt-Rentweinsdorf. 
Arm,  Zum  goldnen,  Salzwedel. 


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Ver/eichni«  der  Namen  deuUcher  (uwtUeea  u.  h.  ». 


609 


Anneeloge  Nr.  1,  Bialystock. 
Armiu  zur  deutschen  Treue.  Bielefeld. 
Arininius  Nr.  25,  Washington. 
Arta,  Lea.  et  l'araiti«?-,  Kasael. 
_ —  Le»  beaux,  Strasburg. 
Äskulap,  Zum.  Helberg. 
Assidua,  (\.)  Bfiuen. 
Astraa,  (H.  V.)  Asch,  (K.)  Diez,  Wolmir- 
«tadt. 

St.  104,  Cedarburgh. 
•-  su  den  drei  Ulmen,  Ulm. 

—  zur  grünenden  Kaute,  Dresden. 
Aeiernaluseparabil  ium  Fraternitas,  Leipzig. 
Athanasia  zu  den  drei  Löwen,  Wismar. 
Atlachonient,  Le  (»arfait,  Besancon 
Aufrichtigkeit,  Zur,  (8  -  Frankfurt  a.  M., 

Leipzig,  Ziegenhain. 
Augusts,  Augsburg,  Celle,  Sprottau. 

—  zu  den  drei  Flammen,  Güttingen. 

—  zum  flammenden  Stern,  Kopenhagen. 

—  zxxin  goldnen  Zirkel,  Göttingen. 

—  zur  gekrönten  Hoffnung,  Jena. 

—  ,  goldnen  Krone,  Stargaxd  i.  P. 

„   Unsterblichkeit ,  Pr.  Stargardt. 
Augustin  zur  wahren  Treue,  (8.)  Könitz. 
Aurora.  Belgard,  Bielefeld,  Celle,  Min- 
den. Treptow. 

—  (8.)  Rastenburg,  (8.)  Johannisburg. 

—  Nr.  30,  Milwaukee. 

—  ,    355,  Louisville. 

—  zum  Tempel  der  Weisheit,  (8.)  Memel. 

—  zur  ehernenKette,  Reichenbach  i.Schl. 

—  zur  vollkommnen  Gleichheit,  Krefeld. 
Aurore,  I/,  naissant,  Frankfurt  a.  M. 
Auasicht,  Zur  edeln,  Freibnrg  i.  Br. 

Hadenia  zum  Fortschritt,  Baden-Baden. 
Balduin,  Leipzig. 

—  zur  Linde,  Leipzig. 
Baidur,  (K.)  Kirchberg. 

Balken  des  neuen  Tempel,  Zu  den  drei, 
(8.)  Münster  i.  W. 

—  Zu  den  drei,  Munster  i.  W. 
Bar.  Zum  schwarzen,  Hannover. 
Barbara,  Lübeck. 

Barbarossa  zur  deutschen  Treue,  Kaisers- 
lautern. 

Barnim  zur  goldnen  Aue,  Gollnow. 
Bauhütt«,  Zur,  iK.)  Grevesraöblen,  (K.) 
[^ehesten. 

Baum,  Zum  anfblüheudeu,  Eisleben. 
Becher,  Zum  goldnen,  (M.)  Leer. 
Beethoven  Nr  154,  Patterson. 

—  Nr.  661,  New  York. 
Beharrlichkeit.  Zur,  Lauterburg. 
Behutsamkeit,  Zur,  München. 

Bergen,  Zu  den  drei,  Frei  borg,  Innsbruck. 
„  eisernen,  S iegen. 

«     ,  weissen.  (K.)  Wittenberge. 
Berglo^c,  Eisle!>en,  Marienb'-rg. 
Berothobaidua,  {S.)  Ii^oau. 
Beständigkeit,  Zur,  Aachen,  Bi  rlin.  Mag- 
deburg. Parsau,  Wien. 
--  Zur  «ekiönten,  Posen. 

—  .    a«  hott  »sehen,  f  i  rüiiat  «ttf . 

—  tin«i  Kintr:icht,  Zur,  Aachen. 
Betbesd*,  (K.;  Kissing«  n. 

Alt«r«n>»inr«  Hundt  u<b  «ior  I  ti  m.crir..,  I). 


Bethlehem,  (8.)  Marburg. 
Biederkeit,  Zur  deutschen.  Heidelberg. 
BicdenuHuu,  Zum,  Ilmberg. 
Bienenkorb,  Zum,  Thorn. 
Bienfaisance,  La,  Buchaweiler,  Hagenau. 
Bienfait  anonyme,  Le,  [M.)  Hannover. 
Bildung,  (H.  V.)  Wien. 
Bleiwagen,  Zu  den  drei,  Danzig. 
Blücher   von   Wahlstadt,  Charlotten- 
burg. 

—  zu  den  vier  Linden  im  freien  Felde, 
(8.)  Liegnitz. 

Boatierges  zur  Bruderliebe,  iFamburg. 
Bourguignoos,  Les  vrtds,  Saarbarg. 
Borussia,  Hchneidemühl. 

—  zur  Heilquelle,  <S.i  Aachen. 
Boussoles,  Auz  troia,  Gotha.  Meiningen. 
Braunfels  zur  Beharrlichkeit,  11  au  au. 
Broich  zur  verklärten  Louise,  Mülheim 

(Buhr). 

Brothers,  United,  Nr.  356,  Now  York. 
Brüder  am  Vogelaberg,  Die  vereinigten, 
Lauterbach. 

—  an  der  Bergstrasse,  Pia  vereinigten, 
(K.)  Bensheim. 

—  in  der  Zerstreuung,  (K.)  Liugen. 

—  Die  drei,  War?»  Sau 
Bruderbund  am  Fichtenberg,  Steglitz. 

—  an  der  Ilm,  (K.)  Ilmenau. 

—  ,     ,      ,     Glückauf,  Ilmenau. 
Bruderherzen,  Zum  treuen,  Annaberg 

I  Bruderkette,  (K.)  Frankeuberg. 

|    —  zu  den  drei  Schwanen,  Zwickau. 

j    —  Zur,  Hamburg,  Marmonitza. 

—  Zur  elsässischen,  Schlettatadt. 
Brüderlichkeit,  Zur,  (K.)  Bukarest. 
Bruderliebe,  Zur  Keval. 

—  „    treuen.  ,K.)  Gandersheim, 
(K.)  Le«sc. 

Brüdern,  Zu  den  sieben  vereinigten.  Jülich. 
Brüderschaft,  Zur  wahren,  Lenczy/a. 

—  der  königlicheu  Kuust,  (K.)  Su  Louis. 
Brudersinn,  Zum,  Michelstadt. 
Brudertreue,  Zur,  Aarau,  Goldapp,  (K.^ 

Pulsnitz,  ^angerhausen. 

—  am  Mail«,  Schweinfurt. 

—  .   Bosenbach,  (K.)  So  lzbach. 

—  an  der  Elbe,  Hamburg. 

—  „   Jsst,  München. 

—  .     t   8thwale,N(  umünslei  i  II. »ist. 
Brud»  rverein ,   (K.)    )l?erane,  (K> 

Schmölln. 

—  Zum  edeln,  HersiVld. 

—  im  Weiserit-zthai,  'K.i  Deuoea. 
Bninnen  in  der  Wüste.  Zum,  Kotthux. 
Bruno  zum  Poppelkreuz,  Brautisberg. 
Bund,  DeuUcher,  Konstant inopel. 

—  Zum  treuen,  Nova  Pt'tropoUs. 
i  Bunde«kett<,  Zur,  Soest 

Bündeülade,      „    ih.»  Zerb-t. 
Bunde-«treue,    ,    ihV,  Liesthal. 
Burg.  Offene,  zur  KrWen.ilni*.  <K.)  Otfrn- 
burg. 

—  Zur  de  ngelten,  I »u ii»i»u»-g. 

—  „    ie-ten,  Krochen  an  dei  Ode 

—  ..       „      ;iro  Ahen.sund,  tfond«  ~ 

b  u  r  <r 

39 


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Ve«-«eiahnia  der  Kauen  deutscher  Groeslogen  u.  s.  w. 


B ■•  •  * ;,  Znr  festen,  am  Peeneatrom,  (K.)  W  o  1  - 

gast 

—  M       „      an  der  Neid»*,  Neidenburg. 

—  „       „       „    „  Saale,  Kalbe  a.  8. 

—  ,    neufn.  an  der  Saale,  (8.)  Naum- 

burg. 

—  ,    offnen,  Ottenburg,  iK.)  Laar. 

—  Zur  preußischen,  (K  )  Johannesburg. 

Candeur,   La,   Berlin,    Mamburg,  Mai/, 

Strasburg. 
Caritas,  (A.)  Lübeck. 
Oart,  s.  Karl. 

Carolina.  Kixenath,  t>.)  il  elm -tadt. 

—  zu  neu  drei  Pfauen,  Neuwied. 

—  zum  gekrönten  weissen  Löwen,  Grüu- 
ntadt. 

Carolus  an  dem  Rhein,  (K.)  Biehrich. 
Carreanx,  Aux  trois.  Htargard  i.  Pr. 
Casimir  zu  den  neun  Sternen,  Prag. 
Oastor,  Riga. 

—  und  Pollux,  Rawitxaeh. 
Catherine  de  la  parfaite  union,  Kastel. 
Ceder,  Zur,  Hannover. 

Odern,  Zu  den  drei,  Stuttgart. 

Chatne  d'union,  Altkirch. 

Charit*,  La,  Stralsund. 

Charlotte  zu  den  drei  Nelken,  Meiningen. 

—  „    „     „  Sternen,  Kaufbeuren, 

—  7.or  gekrönten  Tugend,  Stade. 
Cherub  vor  Kden,  Gr.-Glogau. 
Chevaliers  deCatherine  la  bieiiaim/e,  Kassel. 
Christian  zum  Firmament,  (P.)  Gross-Osteo. 

„   Palmbaum,  Kopenhagen. 

—  zur  Palme.  (S.)  Kopenhagen. 

—  brüderlichen  Einigkeit,  Haders- 
leben. 

Christoph,  Zum  grossen,  Stade. 
Coeurs,  Les  ttdeles,  Strasburg. 

—  amia,  WVnx  trois,  Wien 
Colombes,  Aux  trois,  Berlin 
Coionne*  d'airain,  Aux  trois,  Wesel. 

—  Lea  trois,  (M.)  Magdeburg. 
Colnmbu»  zum  Weltmeer,  Pressburg. 
Comenius,  Lissa. 

Compas,  Au,  d'or,  Gftitingcu. 

—  Aux  trois,  Leipzig. 

Compass,  Zum,  Gotha,  (K.)  Misd/ov. 
i  'oneordc,  I^a,  Aachen,  Kol  mar,  Solothurn, 
Strassburg,  Zürich. 

—  La  petite.  Berlin. 

Concordia.  (A.i  Altona,  Nr.  143  Buffalo, 
Nr.  845  Clcvelaiid,  St.  Gallen, 
Le  obschut/,  Paris,  (Neudörtlj  Preas- 
burg,  Triesl 

cum  liberlate,  CLur. 

—  zur  Landskrone,  Oppenheim. 

—  »zur  Tanne I,  St.  Gallen. 
Conjuncta,  (A.  u.  Ki»)  Krefeld. 
Connecticut  Rock  Nr.  92,  New  Häven. 
Constauce,  I*a,  Aachen,  Magdeburg,  Metr. 

—  courounle,  Posen. 

instantia,  Nr.  788  Chicago,  (A.)Flene- 
burg,  Kyritr.,  Wittstock. 

—  zu  den  drei  roten  Kränzen,  Rothen- 
burg a.  d  Ohm. 

—  zur  Kreund.Hchaft,  (S.;  Brandenborg. 


I  Constantia  zur  gekrönten  Eintracht,  El 
hing. 

—  zur  ZuTersicht,  Konstanz. 
Corner  Stone  Nr.  328,  St.  Louis. 

i  Coperuieus  Nr.  545,  Brooklyn. 

j  Crescena,  (A.  u.  Kp.)  Nordhausen. 

;  C'ylinder,  Zum  symbolischen,  Innsbruck. 

\  Degen.  Zu  den  drei,  Halle  a.  S. 

DcutKchlaiid,  Buenos- Aires. 
\  Diamant,  Zum,  Potsdam. 

Diogenns  Nr.  22,  Newark. 
!  Discreta,  (A.)  Königsberg  i.  Pr. 
i  Discrction,  La,  Beru,  Züricu. 
I  Disteln,  Zu  den  drei,  Frankfurt  a.  M., 
Mainz,  Wolfsgarten. 

üitmarsia,  (K.)  Heide,  Marne, 
i  Dracheu,  Zu  den  drei.  Waraadin. 

Drufis  zur  Mutter  Natur,  Elbing. 
|  Dürer,  Albrecht,  Nüruberg. 

Eberhardina,  (K.)  Tübingen. 

Ecole  de  la  aage.tae,  Met/.. 
I  Eduard,  Dresden, 
j  Egalite,  La  parfaite,  Krefeld. 
;  Ki  che.  Zur,  Hameln. 
I    —       „    grünen,  (K.)  Peine. 

—  «..„  grünenden,  Leipzig. 

!    —       „     königlichen,  Hameln. 
•  Eifei.  Zum  geheiligten,  Hermannatadt. 
Einigkeit,  fH.V.)  Haide,  (K.)  Wien. 

—  an  der  Donau,  (K.  V.)  Wien. 

—  Zur,  Dauxig.  Frank  fürt  a.M.,  Nürn- 

berg, Wrie/.en. 

—  „    an    der    Ostsee,  Rügenwaide, 

Schlawe. 

—  „    bestandigen,  Hiebrieb,  Wiesbaden. 
-    „    freien,  Lsaingen. 

—  „    unverbrüchlichen,  Hamburg. 

—  „    vollkommnen  Ludwigsburg, 

Stettin,  Magdeburg. 
F.iutracht,  Maximilianische,  München. 

—  Zur,   (K.)    Blankenese,  Belgard 
Berlin,  Kapstadt,  (Gr.  L.)  Darm 
Stadt,  (S.J  Halle,  Porto  Alegre,  (Neudorn) 
Pressburg,  Rio  de  Janeiro,  Rotter- 
dam ,  (S.)  S  t  eg  1  i  t  z ,  Stralsund  .Treptow. 

—  Zur,  am  Niederrhein,  Cleve. 

—  ,    im  Wiesen thal,   (K.)  Z.ell  im 

Wiesenthal,  (K.)  Schopf- 
heim. 

—  „    glücklichen.  Petersburg. 

—  wahren,  Schweidnitz. 

—  und  Freundschaft,  Zur  voll  komm  nen, 

Kass<.,l. 

—  .,     Sündhaftigkeit,  Zur,  Kassel. 

—  „    Treue,  (K.i  Valdivia. 

—  zur  Aka/.ie,  Allendorf,  Esch  weg  e. 
Fteiuüa  zur  Verschwiegenheit,  Bayreuth. 
Elisabeth  zur  fönten  Burg,  Zeit/. 

Elise  cum  warmen  Herzen,  Hamburg. 
Elpi/on,  iS.)  Bnrg. 
j  Emoruc)     ur  Maieubbime),  Hamburg. 
Enfant-  «h.  S'upolton,  Los,  (M.)  Magdeburg. 
Engt),  Zum  »Mutenden,  Augiburg 
Eos.  Krefeld. 

Epoqjes,  I.e«  tr,.ih,  Strassburg  i.  E. 


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Verzeiclmi»  der  N'aiaeu  deutscher  Uruwlogeu  a.  n.  w. 


HU 


Erde.  Zur  roten,  Herford 
Ernst  August  zuni  golduenAuker,  H  ar  b  u  rg. 
Ernettte  (Ernestus),  Hildhurghauseii 
Ernat   für   Wahrheit,   Freund n'hatl  uud 
Recht,  Koburg. 

—  und  Falk,  (K.)  Mörs. 

—  zuin  Kompaß,  Gotha  (auch  S.) 

—  zur  Dankbarkeit,  ;S.)  Merseburg. 

—  „   Gerechtigkeit,  Altenburg. 

—  „   Wahrhaftigkeit,  Altcnbiirg. 
Erwin,  (auch  K.)  kehl 

—  Nr.  121,  St.  Louis. 

—  Nr.  «15,  Alton. 

—  für  Lichi  und  Recht,  Grimberg. 
ErwiüÄ  Dom,  An,  Strusshurg  i.  E. 
Falko  zuin  aufgehenden  Licht,  Dessau. 
K.<pt?raiice,  Gottingen,  Bern,  Mülhausen  i  E. 
Esra,  ;S.)  S»  h  ue idemüh l. 

Ktoile  anseat  ii:iic,  L',  Osnabrück. 

—  du  Nord,  Hainburg'. 

Etoilc«, Aus  trob  tlamboyantes, Neuenburg. 
Etraugere,  Dresden. 

Euevn  zu  den  drei  Kanonen,  Stuttgart. 
Eugenia  cum  gekrönten  Löwen  {und  S) 
Danzig. 

—  zum  gekrönten  l.,«juen  auf  den  Stolt- 
/.«•nber^-.  Sc.hidiitz. 

Eule  uul'  der  Warte,  Zur,  Eilen  bürg. 
Kuthauasia  zur  I '('Sterblichkeit,  Becskow, 

Frankfurt  a.  O. 
Evangelisten,  Zu  den  vit-r,  <K|»^  Frag. 
Ewigkeil,  Pforte  der,  Hildcdivim. 

Kamillo,  Lh  ifr:tmlc,  Speyer. 
FeTicite".  1*1,  .Magdeburg 
Fels.  Vom,  /.um  Meer,  Hamburg 
Felben  der  Wahrheit,  Zum,  D\iiL-ionn. 

—  Zu  den  drei,  S.  hmiedebei  i>,  Hirsch- 

berg  i  Sehl. 
-    ,.  „    weissen,  Weissen  fei*. 

—  Zuui  glänzenden,  Hamburg. 
FeUentompel,  Zum,  Obctsteiu. 
Ferdinand  aux  neu!  ctuiles,  Struaaburg  i.E. 

—  zum  lelseu.  Hamburg. 

—  roten  Adler,  Neuruppiu. 

—  zur  gekrönten  Säule,  Hildeabcim. 
„    Glückseligkeit,  Magdeburg. 

—  .,   goldnen  Eintracht,  (8.)  Marien - 
burir. 

Ferdinaude  Caroline,  Hamburg. 
Fehler  Nr  576,  New  York. 
Feate  an  der  Murg.Zur  treuen,  Kastatt(K.) 
Feuer.  Zum  bedien,  (aurh  K.)  HettStÄdt 
Fiat  Iuji,  lK.)  Luzeru 
Fidelis,  tA.)  Hamburg. 
Fidt-liua  aempiterua    Kp.)  Königsberg 
i.  Fr. 

Fidilit.4.   La,  (3t. i  Berlin,  Diedeuhofeti, 

Koltuar,  Köln,  Magdeburg, 
aux  uoi»  colotnhes,  La.  Bromberg 
Fides,  (A.i  Da  uz  ig. 
Firmament,  Zum,  Glogau 
Flammen,  Zu  deu  drei,  (iörlitz,  Innsbruck, 

Plauen. 

Flamme«  Aua  tr»ia,  \ivifuiute-.  Neustadt 

a.  d.  II. 
Floren*,  ;A.)  Kieloben. 


Flüssen,   Zu  deu  vereinigten  drei,  (K.) 
Passau. 

Forca  e  Uni&o,  Neu-tiumburg. 

Fortschritt,  Zum,  (K.)  Markirch. 

Fortunata,  (A.)  Kiel. 

Francais  «t  Polonai*  t>:unis,  Posen. 

Franklin  Nr.  2,  New  York. 

Franz  zu  den  *erhs  Lilien.  (S)  Nei««e. 

—  zum  treuen  Herzen,  <i reifenhagen 

—  „     wachenden  l/öwen,  Ofen. 

—  Xaver  zum  Rechteck,  (S.)  Gl  atz. 
Fraternidade  aa  trea  Luzes,  Lissabon. 
FcaterniU'-,  La  vraic,  Straasburg  i.  E. 
Friidtfrie  aux  trois  soraphini,  Berlin. 

—  Guillaume  Ja  bonue  harmonie.  Neuen- 
bürg. 

Frederik,  Flensburg. 

Freimut  und  Wahrheit,  |K.)  Köln. 

Freimütigkeit,  Zur,  Uörz. 

—  am  Rhein,  Zur.  Frankenthal. 
Frfcre«  couraguux,  Les,  Bonn. 

—  reunis,  Les,  Straasburg  i.  E. 

—  sineferes,  Leu,  Stuttgart 

Freunde,  an  der  Nahe,  Vereinigte,  Kreuz- 
nach. 

-  Die  vereinigten,  (S.)  Mainz,  SaarloutH. 

.,  „         der  Nahe  und  de« 

Rheims,  Kreuznach. 

-  der  Humanität.  Lübeck. 

—  Vereinigte,  zur  Wahrheit  und  Einig- 
keit, Prag. 

-  /ur  Eintracht,  Di«,  Mainz. 
Freunden,  Zu  den  vereinigten,  Ansbach, 

Bruou,  Rochlitz. 
---  Zu  deu  wahren,  Dresden. 

—  ..     „        „       vereinigten,  Brünn. 
FreunUaehafl,  Pi  essbu  rg,  \R.  V.)  Tet- 

aehen,  Waiasdin,  (H.\.)  Wien. 

Zur,  Bu<  hswt-iler,  Kassel,  Saehaen- 
huitsen. 
--  Zur  vollkommen,  Masel. 

—  an  dei  Haardt,  Zur,  Neustadt  u.  d.H. 

—  und  Ht  stsudigkt  it,  Basel. 

—  „    Biudertr.ue,  Zur,  (K.)  Saalfeld 

i.  Ostpr. 

—  „    Wohltbätigkeit,  Havelberg. 

—  zum  südln-hen  Kreuz,  DeuUche,  Join- 
ville. 

Friderica  Auguata,  (S.)  Anklam. 

—  LudoTiru  zur  Treue,  Parchim. 
Friderieia  /.um  Totenkopf,  Lüben 
Flieden,  Zum,  Fulda.  (S.)  Plo/.k. 

,  Friedensbunde,  Zum,  (K.)  Friedenau,  Neu- 
brandenburg. 
Friedenspalme,  Zur,  Bluinetmu. 
Friedenstempel,  Zum,  Friedland  i.  Meckl. 
Friederike  zur  Unsterblichkeit,  Stade. 
Friedrich,  Flensburg,  Güttingen,  Hannover. 

—  August  zu  dun  drei  Zirkeln,  Zittau. 

—  „      zum  treuen  Bunde,  Würzen. 

—  Franz  zur  Wahrheit,  War  >n. 

—  Karl  Joseph  zum  goldnen  Rad,  Maina. 

—  „      „  „      Stern.  Mainz. 

—  Leopold  zum  Friedeusbuud ,  Berlin. 
„       zur  Markaner  Treue,  Witten 

a  .i.  R 
„  Morgeuröte,  Görlitz. 

39* 


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612 


Ver/rulim»  der  Nnmn  »leuti^her  t'.roe«l'>g< n  u.  «..  «*. 


Friedrich,  Kaiser,  Johannesburg. 

—  III.,  Buenos  Aire«. 

—  der  Edle,  Stettin. 

—  von  der  Freund«;  hart,  Kwsel. 
fodendrei  Hämmern,  Ebers- 
wal dt. 

„      2tt  den  drei  Kranren,  T  o  r  g  a  u 
„      zum  eisernen  Kreuz,  Boun, 
Erfurt,  Herrnstadt,  Torgau. 
„     zum  goldneu  Zepter.Kfl  st  r  i  n. 
„     wir  beglückenden  Eintracht, 
Posen, 
zur  Eintracht,  B~*nien. 
zur  Gerechtigkeit,  (aueh  S) 

Ratibor. 
zur  gekrönte»  Gerechtigkeit. 

Berlin, 
sur  Ghvk*»  ligkeit,  Schmal- 

kalden. 
sur  Hoffnung,  Arnswalde. 
cur  höhern  Vereinigung,  rS.) 
Neuruppin. 
„     zur  Liebe  und  Treue,  D  ern- 
enn. 

„      zur  Morgenröte,  Berlin. 

—  mm  treuen  Herzen,  Tilsit, 
zur  Saul«\  Warschau. 

„     zur   Wahrheit   und  Treue, 
Rathenow. 

—  au  den  drei  Balken,  Mitunter  i.  W. 

—  „     „      „    Quellen,  (K.)  Pyrmont. 

—  „    .,      „    Seraphim,  Berlin. 

—  „     „      ,.    Türmen,  Hayuau. 

—  rum  goldnen  Löwen,  Berlin. 

—  .,        „  Zepter,fauchH.)ßreslau. 

—  „  Nordsteru,(K.)Homburga.d.H. 

(früher  auih  L.) 
-    „    Tempel,  Hildenheiru. 

—  „    unauslöschlichen  Gedächtnis, 

Hirschau. 
„    weissen  Pferde,  Hannover. 

—  aur  aufgehenden  Sonne,  (au eh  8.)  B  r  i  e  g. 

.,  Beständigkeit,  Zerbst. 

—  „  deutschen  Treue,  Kassel. 

—  ;,  erriKltn  Arbeit,  Jena. 

—  „  l  lankentieoe,  Ku»mhach. 

—  ;.  Gerechtigkeit,  Berlin. 

—  „  grün*  ndeuLinde,  iS.)Magdeburg. 
--       H<;uneberger  Treue,  (K.)  Suhl. 

—  „  Treu«-,  Frei  bürg  ».  Br. 

—  „      „     an  den  drei  Bergen,  Strie- 

gau. 

—  ,i  Tugend.  Brandenburg  a.  H. 

—  „  Vaterlandsliebe,  Koblenz. 

—  Vaterlandtitreue,  Gardclegen. 

—  „  «ahren  Freundschaft,  Könitz. 

—  „  Wahrheit,  Altona. 
Friedrichs  Ehre,  (ü.)  Landsberg. 
Fruehthorn.  Zum,  Lübeck. 
Füllhorn.  Zum,  Lübeck. 
Fürsicht,  Salzburg. 

Företeostein,  Zum,  Frei  bürg  i.  Schi. 

Caalüei,  Budapest. 

—  t.iii  enigen  Wahrheit.  Berlin. 
Geheimnis,  Das  volllnn.mm-  Dubno. 

—  der  drei  Könige  Zum,  Köln. 


I  Georg.  Hannover. 

j    —  zu  den  drei  Säulen,  hin  heck. 

—  zun»  silbernen  Einhorn,  Nienburg. 

—  aur  deutschen  Eiche,  Olsen. 

—  „   gekrönten   SAuIe,    Klausthal  - 
Zel  l-rfeld. 

—  „    wK<>o&cndeB  Palme,  Arolsen. 

—  „    wahren  ^rudertreue,  Leer. 

—  „       .,      Treue,  NcustrelitK. 
Guthard  mit  treoen  Hot,  (K.1  Buxtehude. 
German  Pilgrim  Nr.  17^.  New  York. 

—  Union  Nr.  54,  Ne»  York. 
Gt  rniania,  Boston,  Bueuo*  Aires,  Sc  hau  g> 

hni,  Valparaiso. 

—  Nr.   40,  N  ew-Grleans. 
„    128,  Newark. 

—  .,    löO.  Baltimore. 

—  „    182,  Chic  ago,  New  York. 

—  „   220,  Meziko. 

—  „   801,  Indianapolis. 

—  „    3.55,  Nashville. 

—  „   509,  Pittsburg. 

—  „   722,  Ko ehester. 

—  am  goldnen  Horn,  Konstautinopel. 

—  zur  deutschen  Treue,  Erlangen. 

—  „   Einigkeit,  Berlin. 

—  „   Flamme  im  Wald  Nr.  79,  Sa  g  i  n  a  w. 
Gideon,  Hamburg 

Glauben,  Zum  wahren,  (S)  Oppeln. 
Gleichen,  Zu  den  drei,  Arnstadt. 
Gleichheit»  Zur  vollkommnen,  Krefeld. 
Globea,  Au*  trois,  Berlin. 
Globus,  Hamburg. 

Glocke  am  Fuase  der  Alb.  Reutlingen. 

—  Zur,  Breslau. 
Glück  auf!,  Goncepcion  (Chile). 

—  zum  hellen  Licht,  (K.)  (Jona-Garnen. 

—  zur  Brudertreue,  Wardenburg. 
Glüekaeligkeit,  Zur,  Magdeburg. 
Goethe,  Pössneck,  Pressburg. 

—  Nr.  629,  New  York. 
Goethes  Ahnenstatte.  Zu  Wolfgang,  (K.) 

Artern. 

Gottfried  zu  den  sieben  Sternen,  (S.)  Hanshrg. 
Güttin,  Die  eleusinmche,  Warschau. 
Granatäpfeln,  Zu  den  drei,  Dresden. 
Granate,  Zur  brennenden,  Pirmasens. 
Greif,  Zun.  gekrönten  goldnen,  Neu-Bran- 
denburg. 

Greifen,  Zu  den  drei,  Greifawalde. 
Grossmut,  Zur,  Budapest. 
Gflnther  zum  stehenden  Löwen,  Rudolstadt. 

—  zur  Eintracht,  Rudolstadt. 
Gustav  Adolf  zu  den  drei  Strahlen,  Stral- 
sund. 

—  zum  goldnen  Hammer,  (&.)  Wismar. 
Gutenberg  Nr.  737.  AlbarJv. 

Hafen,  Zum  aichem.  Swinemünde. 
Haladaa,  Budapest 
'  Halle  zum  Tempel,  (K.)  Gera, 
j  Hamilton  Nr.  Uli,  Hamilton. 
HHinmer, Zum  m&rkischen.  Lüdenscheid. 
Hammern,  Zu  den  drei,  Halberstadt, 
Naumburg. 
;    —  Zu  den  drei  goldnen,  Halbi rstndt,  Jever. 
Hrnnmonia  zur  Treue.  Herl  in. 


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WrMieliui»  der  Kamen  tentfclicr  t.Mvd»«g"n  u.  k.  w. 


613 


Hansa,  Zur,  Bremen 
Hanxelmann  Nr.  208,  Cincinnati. 
Harfe,  Zur g oldoen,  Leer,  Mar  ieuwerder, 
Salzwedel. 

Harmonie,  (S.)  Berlin,  (H.V.)  Prag,  Triest. 
(H.  V  )  Pilsen. 

—  La  honue,  Neucbäiel. 

La  parfaite,  Mülhausen  i.  Ele. 

—  Zar,  Oheinn itz. 

—  Nr.  142,  Milwaukee. 

—  „   1119,  New  York. 

—  ,,   699,  Buffalo. 
Harpokrates,  Magdeburg. 

—  zur  Morgenröte.  Schwerin. 
Hebron,  (8.)  Magdeburg. 
Hedwig  zum  Liebt,  Neuste* tin. 
Heilquelle,  Zur,  (K.)  W'ildbad. 
Heinrich   ?um   aufgehenden   Licht,  (K.) 

Dirschau. 

—  zur  Treue,  Gera. 
Helenen,  Zu  Wen  drei,  Krakau. 
Hercynia  zum  flammenden  Stern,  Goslar. 

—  zur  Brutlertreue,  Klausthal. 
Herder  Nr.  669,  Chicago. 

—  ,.    698,  Brook!  vn. 
Heredon,  (S.)  Köln. 

Herkules,  Mannheim,  Potadam,  Reichen- 
buch  i.  Sehl..  Sobweidnitz. 

—  an  der  Elbe,  Riesa. 
Hermann  Nr.   89,  Quincv. 

—  Nr.  81,Eli*abetlnÜnionCounty\ 

—  „   125,  Philadelphia. 

—  „    127,  San  Francisco 

—  ,.   268,  New  York. 

—  ron  Salza,  Langensalza. 

—  zu  den  neun  Sternen,  (S.)  Goslar. 

—  zum  Diamaut,  (S.)  Potsdam. 

—  „    Lande  der  Berge,  Elberfeld. 

—  zur  Beständigkeit,  Breslau. 

—  „   Bruderliebe,  So] diu. 

—  .,  deutschen  Treue,  Mali  Ihausen 
i.  T h 

Hermannseiche,  Zur,  (K.;  Mus z au. 
Herme«  Triimegiste  de  l'amitil,  Landau. 

—  Triamegistua  zum  himmlischen  Feuer, 
(8.)  Inowrazlaw. 

Hermine  zum  Nessel blatt,  Rüi'keburg. 
Herzen,  Zu  den  drei,  Wien. 

—  Zu  den  drei  brennenden,  Jena,  Kopen- 
hagen. 

—  Zu  den  vereinigten,  Graz. 

—  Zum  aufrichtigen,  Frankf  urt  .u  O. 

—  treuen,  Stras&bu rg  i.  E. 
Herzens,  Zur  Reiuigkeit  de»,  Leipzig. 
Hesperus.  Kaliach. 

Hieronymus  zur  Treue,  Braunschweig. 
Himmelskugel,  Zur  goldnen,  Gr.  Glogau. 
Hirsch,  Zmn  golduen,  Oldenburg. 
Hirschen.  Zum  golduen,  Eberau 
iiirte,  I»er  gute,  Wilua. 
Hoffnung,  Auf,  (K.)  Anger  münde. 
Zur,  Bern,  Cleve,  Duisburg,  Wien. 

—  gekrönten,  Wien. 

—  „    grünenden,  (S.)  Frankfurt  a.  O. 
,,    ungekrönten.  Wien. 

—  ,.  *  ihren.  Friedrichstein,  (K.)  Neu: 
wied. 


!  Hobenzullern,  Wiesbaden, 
j    —  treu  und  beständig,  Magdeburg, 
j  Holsteutreue.  Zur,  tvK.)  Elmshorn 
i  Horn,  Am  golduen,  Konstantinopel. 
Horas,  Breslau. 
Hudson  Nr.  71.  Hohoken. 
Hügeln  Zions.  Zu  den  drei,  Alkersleben, 

Haiherstadt. 
Humanitua,  Berlin.  Pressburg  (früher 
Neudörfl),  (H.  V.)  Wien. 

—  zu  den  zwei  Lilien,  Skien. 
Humanität   und  Eintracht,   (K.)  Gross 

lichterfslde. 
Humboldt,  Budapest 

—  Nr.    42,  Indianapolis. 

—  „    114,  Patterson. 

—  ,.    359,  Philadelphia. 

—  „   476,  Colnmbus. 

—  „   512,  New  York. 
1    —    „   555,  Ottawa 

t  Ilaska  Nr.  420,  8t.  Louis. 
J  Immanuel,  Königsberg  i  Pr. 
(  Lnmutabilis  ('A.)  Stettin, 
inipavidn.  »A.j  Aschorslebeu. 
Inditteolitbilk»,  (A.)  Berlin. 
Inseparabilis,  'Kp.)  Rostock. 
]nsepar:«bles.  Lea,  Met*. 
Integra,  [Kj>.)  Breslau. 
Intrepida,  ( A.)  M ünchenbernsdorf. 
inriolabilia,  (Kp.)  Hamburg. 
Irene,  Meinel,  Til-.it 

—  zu  den  drei  Sternen,  Rostock. 
Isis,  Lanban,  (8.)  Auklam,  Reval. 

Janur»,  Bromberg. 
Jefferson  Nr.  288,  Allegbany  City. 
Jerusalem,  (S.\  Halle  a.  S ,  [H.)  Hamburc. 

(8.)  Stuttgart. 
Joachim,  Zum  be;,;jen,  Düsseldorf. 
Johannes.  Zum  heiligen.  Kammin. 

—  am  Orlahtrande,  (K.j  Neustadt  a.  O. 

—  der  Evangcliet  mr  Eintracht,  Darm- 
stadt. 

—  im  Orlagau,  Neustadl  a.  O. 

—  '\i  den  sieben  Sternen,  Bremen. 

—  cum  Degen,  fM.)  Hoya. 

—  „    Felseu,  Kalha-b 
„    Neumond,  (8.1  Bremen. 

—  „   wiedererbauten    Tempel,  Lud- 
wigsburg. 

—  .,   Wohle   der  Menschheit,  8nlr- 
wedel. 

—  zur  brüderlichen  Liebe,  Worms. 

—  „    Woblthätigkeit,  Buchaweiler. 
Johannisrose,  Zur,  (K.)  Oolditz. 
Jonathan,  Braunschweig. 

—  zum  Pfeiler,  Brauuschweig. 

—  zu  den  drei  Säulen,  Braunschweig. 
Josaphat,  Zum  Thale,  Pritzwalk,  Kassel. 
Joaepb.  Zum  heiligen,  Wien. 

t-  zu  den  drei  Helmen,  Wetzlar. 

—  Napoleon,  Zweibrttokvn. 

—  zum  kaiserlichen  Adler,  (S.j  Linz. 

—  „   Reichsadler.  Wetzlar  (S.< 

—  zur  Einigkeit,  Nürnberg. 
Josua,  Hailerhleben,  Koldiug,  Schleswig. 


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Verzeichui*  der 


u.  ».  w. 


M 
•> 
>> 


Josua  su  den  drei  Brücken,  Haderiiieben. 

—  zum  KoraJlenbaum,  Rendsburg. 
Judica,  (H.)  Hamburg. 

Julia   Carolin»   tu    den    drei  Helmen. 

Helmstedt. 
Juliane  zu  den  drei  Löwen,  Altona. 

—  zur  Freundschaft,  (S.)  Altona. 
Julia»  ku  den  drei  empfindsamen  Herzen, 

Anklam. 

—  zur  Eintracht,  Stargard  i  Pr 

Kanonen,  Zu  den  drei,  Wien. 
Karl,  Stockholm. 

—  August,  All« ladt. 

—  „      zu  den drei  Hemmenden  llt  r/.en 

Kaiserslautern 

—  „       ,.    ..    „    Ro?cn,  Jen». 

—  und  Charlotte  zur  Treue,  Offen bach. 

—  „    Engen  Napoleon  rur  festen  Ver- 

einigung, Asch  »den  bürg. 
„   Stephanie  nur  Harmonie,  Mann- 
heim. 

—  zu  den  drei  Adlern,  Krfurt. 
,,    Greifen,  Greifswald. 
„    Helmen,   Krakau,  War- 
schau. • 

„    Palmeu,  (S.}  Leipzig. 
„   Hadern,  Erfurt. 
„    Schlüsseln.  Kegenaburg. 
..   Schwertern,  (S.)  Dreaden. 

—  .,     „      „    Ulmen.  Flui. 

—  „         sieben  Bürgin,  Hall 

—  zum  aufgehenden  Lieht,  Frankfurt 

h  M. 

—  ,.    Bruntieu  des  Heils.  Heilbronn. 

—  „    eisernen  Kreut,  (8.)  Erfurt. 
„    Felsen,  Altona. 

-  .,    Licht.  fS.)  Mainz. 
Lindenberg,  Krsnkfurt  a.  M. 
Lnwen,  (S.)  Koj  (  uhugen. 

—  .,    neuen  Licht,  Alzey. 

—  „    norwegischen  Löwen,  Merten. 

—  .,    Purpurinantel,  (S.)  Hannover. 

-  ,,    Rautenkranz.  Iii ldburghau*en. 

—  .,   Reichsapie).  Heidelberg. 

—  „    roten  J,öwen,  Rendsburg. 

•    .,    stehenden  Löwer»,  <S.>  Schleswig. 

—  zur  deutschen  Biederkeit.  Heidelberg 

„    Einigkeit,  (8.)  Erfurt,  Karlsruhe, 
Mannheim,  Nürnberg. 

—  „    Eintracht,  Mannheim. 

—  gekrönten  Säule,  Braunschwe ig. 
.,   geprflften  Treue,  Heidelberg 

—  ..    guten  Hoffnung.  Heidelberg.  Hu- 

sum. 

--    „    heiligen  Wahrheit.  fS.)  Altona. 

—  .,    Sonne,  (S.;  Rostock. 

-  „    Treue,   Karlsruhe,    Pappen  beim, 

Schleswig. 

-  „    Wartburg,  Eise  nach 
Karoline  zu  den  drei  Kellen.  Markisiefl. 

■—  „    ,,      „    Pfauen,  Neuwied. 

-  zum  gekröuieu  weissen  I^ßwen,  Grün 
atadt. 

Kasimir  zu  den  drei  gekrönten  Sternen 
und  den  drei  gekrönten  Säui«M».  Prag. 
Katharina  zum  Nordstern.  Warsc  hau. 


Katharinenlinde.  Zur,  (K.)  Easl  i  ngen  a.  N. 
Kette,  (H.  V.)  Saaz. 

—  Znr,  München. 

—  ..    goldnen,  BunzUu.  Kolbra 

—  für  Geist  und  Herz,  Zur,  (K.)  Zii  Mi- 
ch au. 

Kinzigthal,  Vereiniguug  v.#n  Brüdern  im, 
(K.)  (l  r.l  nhausen. 

Kleeblattern,  zu  den  drei.  Atelier«!  eben, 
Magdeburg. 

Klop»tock  Nr  760,  Stapleton. 

Klugheit,  Zur,  Agrain. 

Kulbein  til  den  opgaaende  Sol  (zur  auf- 
gehenden Sonne).  Lillehammer. 

Kornpass,  Zum.  tiothn 

Konstantin  zu  den  drei  Kränzen  l:  •  en- 
burg. 

K  oral ) tri  bau  n<,  Zum,  Rendsburg. 
Kosmopolit,  Gotha. 
Kosmos,  Breslau,  Helsingor. 

—  Nr.  171,  New  Orleans. 
Kranach.  Lukas,  (K.)  Kronach 
Kranich,  Zum,  Dan/ig. 
Kränzen,  Zu  den  drei,  Torgau. 

Kreuz,  Zum  goldnen,  Dresden,  Merse- 
burg. 

—  „    lebendigen,  Lippstadt-j.  K.). 

—  „    roten,  Dan/. ig. 
Krokodil,  Zum,  Harburg. 

Krone  der  Elisabeth.  Zur,  Eise  nach. 
Kronen,  Zu  den  drei,   Danzig,  Klbing, 
Königsberg  i.  Pr.,  Memel. 

—  Zur  goldnen,  Siargard  i.  P.,  Stade, 
Stendal. 

Kubus,  Zum  bekränzten,  Gnesen. 
Kugei,  Zur  goldnen,  Hamburg. 

I^atomia,  (K  )  Grimma,  (K.)  Reicheu  berg. 

I«eberecht  zum  Andreaskreuz,  fS.)  HaF- 
berstadt. 

Leoparden,  Zum,  Lübben,  Luc  kau. 

Leopold  zur  Treue,  Karlsruhe. 

Leoj.oldinr  zur  Abendsonne,  Plo/V 

Lewing.  Barmen.  Snuta  Cruz.  Val- 
paraiso. 

--  Nr.  464,  Evansville,  Indianapolis 
..    &A7,  Chicago. 

—  ..    608,  Brooklyn. 

—  zu  den  drei  Ringen,  Greiz,  Press  - 
bürg,  (II.  V.)  Wien. 

—  zur  Humanität,  (K.)  Grosslichterfelde. 
Leuchte  am  goldnen  Horn,  Konstan- 
tinopel. 

—  um  Strande,  Eckernförde. 
l<euchter,  Zuui  goldnen,  (A.)  Königsberg 

i.  Pr.,  Warschau. 

—  Zum  silberneu,  (8.)  Danzig. 
Leuchtturm  au  der  Ostsee,  Zum,  Lauen- 

bürg. 

Leyer.  Zur  goldnen.  Gumbinneu,  Mr 

nenweider. 
Libauou,  (A  )  Hirscbberg  i.  Schi. 

—  ku  den  drei  Cedern,  Erlangen. 
Libertus,  Basel. 

—  -  et  concordia,  Fhur. 
Licht,  Zum  helleu,  Hamm. 

—  der  Wahrheit,  Zum  (S )  Köslin. 


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Verzeichnis  der  Xauten  deou-cher  Grostd.'gcn  u.  s.  w. 


615 


laicht  im  Orten,  Zum,  Greil'enhagen,  I  n  o  w- 
razlaw,  Kattowitz. 

—  im  Walde,  Zum,  Forst. 

—  Liebe,  lieben,  Dahm'  .  Erlangen. 
Lichter  im  Felde,  Drei,  Grosslichter- 

felde. 

Lichtern,  Zu  den  drei  grossen,  Naumburg. 
i..wbe  und  Treue,  Ziur,  ig.)  Tosen,  Stettin. 

—  „    Wahrheit,  Zur,  Wien. 
Lilie,  I'ur  weissen,  Kyritz. 

Lilien,  Zu  den  drei,  (8.)  Braunachweig. 

—  „    „    sechs,  Geisse. 

—  „        zwei,  Wien. 
Lincoln  Nr.  748,  New  York. 
Linde  der  Verschwiegenen.  Zur,  Diez. 

—  Zur  alten,  Dortmund^ 

—  „  grünenden,  (8.)  Magdeburg. 
Lingg  zur  Brudertreue,  Uersfeld. 
Liihnanien  /£\6,  Wilna. 

Loge  volante,  Marienburg. 

Lotoe,  (K.)  Krimmitschau  (auch  vollst. 

Ivotoxblnme,  Zur  goldnen). 
Löwen,  Zu  den  drei,  Marburg,  Marienburg, 

Wismar. 

—  Zum,  Rinteln. 

„     blauen,  Kassel. 
„    gekrönten,  Kassel,  Marburg, 
goldnen,  Em  per  Strasse,  Ebingen, 
Hagen,  (S.)  Marienwerdt-r. 
„    grünen,  Prag. 
„    hellen,  (8.)  Hamm. 

—  „    roten,  Rinteln,  Stolp. 

—  .,    schlafenden,  Eperies. 

„    stehenden,  (S.i  Schleswig. 

westfälischen,  Hagen,  Hattingen, 
Schwelm. 
Luee  dei  Balcuni.  La.  Belgrad. 
Lucens,  (A.)  Rostock. 
Ludewig  zur  Treue,  Giesseu. 
Ludwig  zu  den  drei  Kronen,  (K.)  Fried- 
berg i.  H. 

—  zu  den  drei  goldneu  Löwen,  Gieseen. 

—  „  M    Sternen,  Friedberg i.  H. 

—  /.um  Felsen,  (8.)  Jülich 

—  ,,    Ibunnienden  Stern,  Burgsteinfurt. 
„    halben  Mond,  Augsburg. 

-    „     I'Hlrobaum,  Röthen. 

—  „  roten  Löwen,  (8.)  Stargard  i.  1\ 
■-  ziu  Eintracht,  Mainz. 

Luise,  Charlottenburg. 

—  Auguste  zu  den  drei  Sternen,  Alfeld. 

—  Henriette  zur  Weisheit  uud  Schön- 
heit, (K.)  Oranienburg. 

—  Hen  riette,  Kurfürstin  .Birken  werde  r. 

—  zum  aufrichtigen  Herzen,  Tilsit. 

—  „    tröstenden  Enge),  Angerburg. 

—  zur  gekrönten  Freundschaft,  Kiel. 

—  „         „        Schönheit,  Oharlotten- 

burg. 

—  „  Unsterblichkeit.  Meseritz. 
Luwiere,  La  triple,  Hüningen. 

■acons  de  St.-Louis,  Les  braves,  Saar- 
brücken. 

Marc  Aurel  zum  flammenden  Stern,  Mar- 
burg. 

Maria  zu  den  drei  Herzen,  Odense. 


Maria  zum  goldnen  Schwert,  Köslin. 

,.    Rautenkranz,  Verden. 
Marianne,  Zur  wohltbatigen,  Klagenfurt. 
Mors,  Göttingen. 

—  und  Minerva  zur  Treue,  Mannheim. 

—  Mtnerva  und  Karl  zur  Treue,  Mann- 
heim. 

Masocia,  (K.)  Leipzig. 
Matthias  Clandins,  Wandsbeck. 
Mauer,  Zur  goldnen,  (auch  8.)  Bautzen. 
Maximilian  zu  den  drei  Lilien,  Köln. 
Maximiliauische  F.mtracht,  München. 
Mogapolia  zur  Vollkommenheit,  (&.}  Güs- 
trow. 
Memphis.  Meruel. 

—  zum  Obelink,  Memel. 

Mensch,  Vou,  Nr.  765,  East  New  York. 
Meridian  Nr.      8t.  Louis. 
Minerva,  Budapest,  Leipzig,  Mannheim, 
Potsdam 

—  zu  deu  drei  Lichtern,  Querfurt. 

—  „    „      „    Palmen,  Leipzig. 
--  „     „      „    Pfeilern,  Jever. 

—  „    „      ,,    Zirleln,  Leipzig. 

—  zur  Humanität  und  Rhenana  zum 
vaterländischen  Verein  (M.  Rhenana), 
Köln  a.  Rh. 

Modert»  Nr.  MO,  liuffalo. 

—  cum  1  ibertat  e l -Zürich. 

Mouis,  AlcxaudrU  * 
Monden,  Zu  den  vier,  (S.)  Kronstadt. 
Montana,  (Ä.)  Breslau 
Murgonrot  am  Helikon,  Zum,  ?S.)  Hirscb- 

berg  i.  Schi. 
Morgenröte,  Zur,  Memmingen. 

—  am  Rhein,  Zum,  (S.)  Düsseldorf. 

—  „    aufgehenden,  Frankfurt  a.  M 

—  de«  höhern  Lichta,  Zur,  Stolp,  Buda- 
pest. 

Morgenstern,  Zum,  Hof. 

—  Zum  aufgebenden,  Lomza. 

—  ,.    funkelnden,  (S.»  Stettin. 
Moria,  Im  Gebirge,  Innabrnck. 
Mount  Zion  Nr.  147,  Lou:*ville. 
Mozart  Nr.  121,  Camden. 

—  „  656,  Bloomington. 
Muuificentia,  (H.  V.)  Karlsbad. 
Mytra  Nr  410,  Chicago. 

Wacht,  Durch,  zum  Licht,  Fiusterwalde. 
Naphthali  Nr.  26,  St.  Louis. 
Nais»ance  du  roi  de  Rome,  Köln. 
Napoleon,  Les  enfant«  de,  (M.)  Magdeburg. 

—  Jovepbine  des  amis  röunis,  Mainz. 

— ■  und  Alexander  zum  Tempel  des  Frie- 
dens, Klingenberg,  Wörth. 

—  und  Luise  zur  glücklichen  Vereinigung, 
Miltenberg. 

—  zur  Hoffnung  de«  ewigen  Friedens, 
Klinge  im  »erg. 

Nassau;  (K.j  \Vei  Iburg. 
Navigator  Nr.  232,  New  York. 
Neptun  aur  Hofftmng,  Kronstadt. 
Neumond,  Zum.  Bremen. 
Noble  Loge,  Berlin. 


i  Nordstern,  Zum.  Rendsburg 
:    —  '/aixd  funkelnden,  (S.)  Grc 


Greifswsld 


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616  Vertetchnib  der  Natura  d 

Olaf  Kyrre  ül  den  gyldne  Kjaedc  (zor 
goldnen  Kette),  Oh  ristiana. 

—  Trygvason  til  de  ayv  Stjerner,  (K.) 
Frederikshatd. 

Olympia,  Hauiburg. 

Ölzweig,  Zum,  Bremen. 

Ordnung  Nr.  I,  Mexiko. 

Oscaria  zur  Bruderireue,  (K.~  Oscherslebun 

Osten ,  Auf  dem  Weg  nach,  O  s  t  e  r  o  d  e  i .  O«  tpr . 

Otto  zu  den  fünf  Türmen.  (K.)  Northeim. 

—  zum  aufgehenden  lacht,  Pjritz. 

Paladienne,  Erfurt. 

Pallas  Athen«,  (S.)  Leipzig. 

Palliaade  Nr.  84,  Union  Hill. 

Palmbaum,  Zum.  Ottenbach. 

I'alme,  Zur,  Pasewa  Ik. 

Pulnieji,  Zu  den  drei.  Dresden,  Porto 

Ailegre. 
Pasteur,  Bern,  Wdna. 
Pax  et  concordia,  Binden. 

—  inimica  malis,  Emmerich. 
Pcgase,  Berlin. 

Pelikau.  Zum,  Altona,  Hamburg. 
Perle  am  Berge,  Zur  Perleberg. 
Pestalozzi.  Neapel. 

—  zur  Wahrheit,  Berlin 
Pfauen,  Zu  den  drei,  Neuwied. 
Pfeilen,   „    „      ,.  N&mberg. 
Pferde,  Zum  weissen,  Hannover. 

J 'flieh ttreue,  Zur,  Birkeufeld. 
Pflug,  Zum  goldnen,  Berlin. 
Pforte  dea  Schwarzwalda,  Zur  lichten,  (K.) 
Sickingau. 

—  zum  Tempel  dea  Lichte,  Hildesheim. 

—  zur  Ewigkeit,  Hildeshein. 
Phare  du  Nord,  Münater  i.  W. 
Philadelphia  zn  den  drei  goldnen  Armen, 

Halle, 

Phobu*  Apollo,  Güstrow. 

Phönix,  Königeberg  i.  Pr„  Leipzig 

—  zur  runden  Tafel,  Lemberg 

Piaat  zu  den  drei  saraiatischen  Fäulen, 
Poaen. 

Pi4destaux,  Aux  trois,  Glogau. 
Pilger,  Der,  Nr.  288,  London 
Piigrim,  Zum,  Berlin. 
Pilot,  (K.)  Pillau. 
Pionier,  Preaeburg,  (H.  V.)  Wien. 
Planet)     a  traeer,  Aux  troia,  Altenburg. 
Plato  zur  beständigen  Einigkeit,  Wies- 
baden. 

Polln x  zu  den  drei  Lichtern,  Eichstädt. 
Postamenten,  Zu  den  drei,  Gr.-Ologau. 
Premiere,  La,  Rhein« berg. 
Prinz  von  Preußen  >  u  den  drei  «ch  wertern. 

Solingen. 
Probüas,  AJmoad. 
Progres,  l.f,  Markircb 
Pwnetheus,  Rostock.  Säo  ^aulo,  K.) 

Äolothorn. 
Prudeua  (A  München. 
Psyche,  Oppeln. 
Pvraroide,  Zur,  Plauen. 
PtTamiden,  Zu  den  drei.  Danzig. 
Pythagoras  Nr.    1.  Brooklyn. 

„   *♦>,  New  York. 


lutoebflr  Urologen  u.  ».  w. 

j  Pythagoras  Nr.  3.*>ö)  Indianapolis 
~  zu  den  drei  Hohen,  Lieguitz 
~  ,,     „      „    Strömen,  Münden. 

—  /.um  flammenden  Stern,  Berlin 

i 

Quar-eaux.  Aux  qnatre.  Breslau 
;  Ijuatuor  elemenla,  (A.j  Stralsund. 
Quelle.  Zur  heilbringenden,  (K  )  Oeyn- 
hausen. 

|    —  Zur  heissen,  Hirsch  berg  i.  Sehl 
j  Quellen,  Zu  den  drei,  Erfurt,  Freienwalde. 

I  Rad.  Zum  goldnen,  Eberau.  Main/..  Osna- 
brück. 

[  Rmitenkran/.,  Zum,  Gotha. 

I  Recht  und  Licht,  Für.  (K.)  Ölten. 

!  Redlichkeit.  Hamburg. 

'    —  Zur  deutschen,  Iserlohn. 

|  Reisenden,  Zum  tugendhaften,  Eperiea. 

'  Romsthal.  Im.  (K.|  Gmünd. 

;  Resolution.  La,  Magdeburg. 

<  Reuchlin,  Pforzheim. 

Rcuuion  des  amis  d'Hsnovre.  Hannover, 
i    —  „      „    de  l'humanite,  Trier. 

1  Rhein,  Freier,  (K.)  So  ha f Ihausen. 

Rbenana  zur  Humanität,  Köln. 
|  Ring,  Zum golduen,  Bialystock,  Gr  -G logau. 
;  Ringe,  Drei,  Santiago, 
t  Ringen,  Zu  den  drei,  Mannheim, 
j  Ritterkreuz,  Zum,  Bromberg, 
i  Roland,  Hamburg. 

Roise  am  Tenneberg,  (K.)Waltcrshausen. 

—  „  Teutoburger  Wald.  Zur,  Detmold. 

—  und  Akazie.  Düsseldorf. 

Rosen,  Zu  den  drei,  Halberstadt,  Ham- 
burg. Jena,  Marburg,  Potsdam,  Küss- 
dorl,  Sachsenfeld. 

—  Zu  den  drei  goldnen.  Hamburg,  Jena. 

—  ,.     „     „    im  Walde,  Sorau  (früher 
auch  K.). 

Rosenknospen,  Zu  den  drei  (auch  8.) 
Bochum. 

Royale  Jerotnc  Napoleon  de  la  fidelite\ 
Kassel. 

Royal  York  da  l'amitie,  Berlin. 

—  „  zurFreundachaft,(Gr.L.)Berlia. 
Rudolf  zu  den  drei  8chwanen,  Friedberg. 
Rugia  zur  Hoffnung,  Putbus. 
Ruprecht  zu  den  fünf  Rosen,  Heidelberg. 
Rutheuia,  (K.)  Schlei z. 

Salem,  (8.)  Halle  a.  8, 
Salomon  Nr.  231,  Pittsburg. 

—  Kiug.  Nr.  279,  New  York. 

—  zum  goldnen  Lhweti,  Schleswig 
SaUqueil,  Am,  (h.)  Frankenh tusen. 
Samariter,  Warschau. 

8t.  Alban  zum  echten  Feue»,  Hoya 

—  .,       ,.      und  »ahren  Feuer, 
Hildenheim. 

St.  Alexander  zu  den  drei  silbernen  Ankern, 
Budapest. 

St.  Andrea*,  zu  den  drei  Seeblattern, 
i      Hermanns!  ad«. 

St.  Barbara,  Budamat. 
!  St  -Charles  de  ia  eoncordr.  Braunschweig, 
i    —  „   „  eon^tanee,  Regensburg. 


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Vtrceirhui»  der  Nsmeu  deur-eher  «.irovilf^en  u.  *.  * 


6  J  V 


de  F£toiIe  et  de  sperauee, 
frsternite",  Bniun- 

H  am- 


8t.-Charks 
Kolraar. 
-   de  riiidifMoluble 
-ehweig. 

—  de  l'union,  Mannheim. 
St.  Georg  zur  grünenden  Ficht*. 

bürg. 

8t.  Georsrspiorte  zum  Frieden.  Sparn- 
berg 

St.  Hahard  zum  flammenden  Stern,  Uamar. 
8t.  Heinrich,  S:iarbrückeu. 
.St  -Jean,  Zweibrücken. 

—  dTJe^klom,Ste-Gen<?vi?'ve,Str&38- 

burg. 

—  „     de  la  Sarre,  Saarlouis. 

—  de»  voyageurs,  Dresden. 

St.  Johannes  zum  schwarzen  Adler,  Lands- 
berga, d.  W. 

—  ,.  ,.  Tempel  der  Tugend.  Stolp. 
8t.  Kar!  zu  den  drei  ToU-ukßpfen,  Meisseu 

—  .,   zur  Kiot  rächt,  Mannheim. 
8t.  Louis  Nr.  20,  St.  Louis. 

—  „     triple  aeeord,  Metz. 
8t.  Ludwig,  Saarbrücken. 

8t.  Martin  zu  d.>n  drei  goldnen  Ähren. 

J  au  er. 
6t.  Michael,  Schwerin. 
St. Nicolaus  an  der  otinen  Khede,  A  penrade, 
St.  Olaf    zum    wiedererbauten  Tempel. 

Drontheim. 
8t.  Theodor  zum  guten  Hat.  Mtincken. 
Santis.  (K.)  Rennau. 
Rarmaie,  Der  tugendhafte,  (S.)  Dukla. 
SäuJe,  Zur,  Berlin,  Breslau. 

—  Zur,  am  Fusse  des  Donnersbergs,  Alzey, 

Kirchheimbolanden. 

—  „   an  d«m  Vogesen, Mülhausen!. E. 

—  .,    auf  Tabor.  (S.)  Blomberg. 
.,    gekrönten.  Braunachweig. 

Säulen.  Zu  d<u  drei,  Ansbach,  Dan/ig. 
Gö.litr.,  Guben.  Kittlitt,  Kronstadt,  (M.) 
Magdeburg.  Prag,  Triebel. 

—  Zu  den  drei,  am  Weinberg,  Guben 

—  .,     „      .,    uekronteu.  Frag. 

—  ..     .,      „    «rhernen,  Dresden 

—  „     „    eueruen,  Wesel. 

—  .,     ,.    xwei,  am  Stein,  Würz  bürg. 
Schiff.  Zum  colduen,  Berlin. 

SchilOj  Zum,  otargard  i.  IV 

Schiller  Nr.  41.  Denver  Prensburg. 

—  Nr.    66,  Newark. 

—  .  Detroit. 

—  ,     Mi,  Brooklyn. 

—  ..    385,  P,  »ria. 

..    H4ö.  Ser:iriton 
Sehnige,  Zur  gekioiiun.  Görlitz. 
Seul'issel,  Zu.n  ailhernen  Bremen,  Jever. 
Set  !:1 -sH u,   Die  «ae.hsende  zu  den  drei, 
PaoMtu,  Pegeii*b.irg. 

—  Zu  deu  urei  goldnen,  Beel  in.  Halle. 
Ncbmcttow,  (S.)  Hamburg. 

Scbrödei,  Friedrich  Ludwig.  Berlin 
Schule  der  Weisheit,  Zur,  Poseu 
Schwanen,  Zu  den  drei,  Dresden 
8cbwa-m.  Zum  hohen,  tK.)  Saalfeld. 
Schwerdt,  Zum  golduen,  (auch  S  t  Wesel, 
Strasshurg  i.  R. 


i  J-Vhw  ert,  Zum  belIuVu,n«'udeu.  Paderborn. 
I  Seit  wertern.  Zu  den  -Irci  golduen,  Dresden. 
:     —  Zu  den   drei,   und  wahren  Freundet.. 
Dtvndcu. 

~  Zu  den  drei,  und  _\atr:u»  zur  f<rünt  n- 
den  Uauii.  Dresden. 
Sechseck,  Zum  ireWrimten.  Gncsen. 
Secret,  Le,  uns  tr<»is  roix,  Köln. 
Sedula,  (A.i  fKorn. 
;  Selene  xu  den  diei  Türmen,  i.üncbuig. 
!  »Seraphim,  Zu  den  drei,  Berlin. 
1  Se'pcut.  Le.  d'nirain.  Kassel, 
j  Severa,  (A  r  G  um  binnen, 
j  Sheboygnn  Nr.  II.  Sheboygan. 
i  Siebengestirn,  Zum  gliin/.enden.  Ni-rder- 
Zauelu.. 

i  Silberfei.-,  /lnu,  Tiviuwitz. 

•  Silenee,  Le  }»arfait,  .strassburg. 

.  öinocr  tn-,  Pilsen,  Ilamiover. 

Sin«-, -rite,  La,  Stuttgart. 
,  Simerity  Nr.  181,  Baltimore, 
i  Sionitin  zum  gekrönten  I^öwen,  (8)  Mar- 
bnrg. 

,  Sitieus,  <A.)  Kottbua. 
I  Si.krates,  Freusburg. 
I    —  Nr.  59.'.,  New  York. 

—  /.a  deu  drei  Flammen,  Kaiisch. 

1    —  zur  Sündhaftigkeit,  Frankfurt  a.  M. 
!  Solon  Nr  771,  New  Vork. 
!  Sonne,  Zur,  (S.)  Kost  oek,  (Gr.L.)Bayreu  ib, 
(S.)  Frankfurt  a.  M. 

—  Zur  aufgehenden,  (S.)  Blankenburg, 
Brunn,  Ha  Iberstadt,  (S.)Küttrin,  Kemp- 
ten, Lei  (»/ig,  (K.)  Sonneberg. 

—  au  der  Ostsee,  Zur  strahlenden,  (S.)S  t  o  1  p. 

—  der  vereinigten  Freunde,  Zur,  Brünn. 
Sophie  Friederike  zu  den  neun  vernirngten 

Herzen,  Odense. 
Sophrosyne.  [K.)  Ohrdruf 
Spes,  (Ä.)  Neisse. 

—  coronata,  (A.)  Stettin. 
Sphinx,  Kairo. 

Spiegel  der  Wahrheit,  Zum,  Charlotten- 
burg. 

Squelette».  Au*  trois,  Breslau. 
Standhaftigkeit,  Zur,  Posen,  Potsdam. 

—  Die  geprüfte,  Kaiisch. 
Starke  und  Schönheit,  Zur,  Saarbrücken. 
Stein,  Am  rauhen,  Fürsten walde. 

—  an  der  Alle,  All  enstein. 
Stern   am  Ostseestrande ,   (K.)  Warne- 
münde. 

—  der  Hoffnung,  Zum,  Luckenwalde. 

—  St.  Johannis,  Zum,  Zielenzig. 
---  Zum  flammenden,  Berlin.  Hamburg. 

—  „    heUlencht«  nden,  Celle. 

;  Sternen,  Zu  den  drei,  Ansbach.  Danzig, 

Prag,  Rostock, 
j    —  ....       ..   gekrönten,  Prag. 

.,    .,      ,.  .,       und  zu 

den  drei  gek-röuteu  Siulen,  Prag. 

—  Zu  den  drei  gekrönten,  und  zur  Red- 
lichkeit, Prag. 

neun,  Braunscbweig,  Prag, 
sieben,  iK.)  Dissen.  Pest. 

und  zur  Vereinigung, 


Pesi  Ofen. 


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618  Verzeichnis  der  Nuten  •]« 

Stormarnia,  (K.)  Oldesloe. 
Streuua,  (A.j  Tilsit. 
Sundia  zur  Wahrheit,  Stralsund. 
Sympathie,  Altona. 

Tarnomontana,  (A.)  Tarnowitz. 
Taube.  Zur  weissen,  Dannstadt,  Nei>y<i. 
TaunuHroae,  (K.>  Höchst  a.  M. 
Teil,  Wilhelm,  Aarau. 
Tempel,  Zum.  iS.j  Hildeaheitn. 

—  Zum  hellen,  Paderborn. 

—  der  Bruderliebe,  Ra witsch. 

--    „  „         Zum  wiedererbauten, 

Wörme. 

—  der  Eintracht,  Zum,  Osterode  a.  lt., 

Posen. 

-    „    Freundschaft,     Zun),  Bingen, 
Heiligenstadt. 

—  „    Freundschaft  und  Wohlthfttigkeit, 

Zum,  Hovelberg. 

—  „    Isis,  Viernheim. 

—  „    Pflichttreue,  Zum,  Krotoschin.  ; 

—  „   Treue  im  Osten,  Zum,  Ostrowu. 

—  „   Tugend,  Zum,  Schwedt. 

—  „   wahren  Eintracht,  Zum,  Kassel. 

Nentershausen. 

—  Wahrheit,    Zum.    Kreuzbar  g, 

Rostock. 

—  des  Friedens,  Zum,  Metz,  Stettin.  I 

—  „    Johannes,    Zum,    Königsberg  \ 

i.  d.  N. 

—  ,,    vaterl&n<) jachen     Wohls,     Zum,  j 
Bruchsal. 

Tempels,  Zu  den  drei  Thoren  de«,  Rasten-  j 
bürg 

Teutonia,  Buenos  Aires,  Mexiko. 

—  Nr.    72,  Jersey,  ITity. 

—  ,.    367.  He  «ding.  , 
„    617   New  York. 

—  zur  Weisheit,  Potsdam. 
Thal  Josaphat,  Kassel,  Pritzwalk. 
Thekla,  eiue  Leuchte  in  Franken,  iK.) 

K  itzingeu. 
Theodor  rum  bergischen  Löwen,  Düssel- 
dorf. 

—  zur  festen  Burg   im  Altuiühlihale, 
Pappenheim. 

Thor,  Zum  schützenden,  Warendorf. 
Thoren  des  Tempels,  Zu  den  drei,  Ras- 
tonburg. 

Tbörmen    am  Salzquell,   Zu   den  fünf, 
Halle  a.  S. 

—  an  der  Lahn,  Zu  den  drei,  Limburg 
a.  d.  L. 

Toleranzloge,  Berlin. 
Toleranz  und  Einigkeit,  Hamburg. 
Totengerippen,   Zu  den  drei,  Dresden, 
Breslau. 

Totenkopf,  Der,  Thorn,  Königsberg  i.Pr. 
Traube,  Zur  goldeneu,  Lüneburg. 
Treue,  Zur,  Berlin,  Kolmar,  (H.  V.) 
Wien 

—  Zur  wahren,  Emden,  Neustrelitz. 

—  an  uer  Ka Ubach,  Zur,  Ooldberg. 

—  fest.  In,  München. 

—  und  Redlichkeit,  Zur  Teutonia. 

—  „    Starke,  Zur,  Rathenow. 


U«her  Grosslogen  u.  *.  w. 

Triangeln,  Zu  den  drei,  Glatz. 
Trir.ity  Nr.  12,  New  York. 

Ehland  Nr.  735,  New  York. 
Union,  Berlin,  (M.)  Stettin. 
La  double,  Diedenhofen. 

—  parfaite,  (M.)  Ludwigsburg.  Mag- 

deburg. 

—  „    triple,  Weisaentourg. 

1  nschuld.  Z:ir  gekrönten.  N'ird hauten. 
Fusterhlichkt  it.  Zur,  ;S.)  Hilde.*heim 
Iptalsboom.  Zum,  (K )  Aurich. 
I  ranta  zur  aufgehenden  Sonne,  Si&rgard 
',.  Pr. 

Eintracht,  Bötzow. 
.'.    Fu-terblichkeil.  Berliu. 

Vaterlandsliebe,  Zur,  f>\)  Iserlohn.  Wie- 
ma  r. 

Vehmlinde,  Zur  (S.)  Dortmund. 
Verbrüderung,  Zur,  Mailand,  Odeuburg. 

--  an  der  Heinitz,  Zur,  Bamberg. 
Verbündeten,  Zu  den  drei,  Düsseldorf. 
Verein  .un  Uieaeugebuge,  Zum  innigen, 
Laudeshut  i.  Schi, 
der  Menschenfreunde,  Zum,  Trier, 
treuen,  Wittenberg. 

—  ,.    vaterländischen,  Köln. 
Vereinigte   Freunde   zur  Wahrheit  und 

Einigkeit.  Prag. 
Vereinigte  Logen,  Breslau,  Königsberg 

i.  Pr..  Mannheim,  Rostock 
Vereinigung,  Zur  biedern,  Budapest.  Gr.- 

tilugau. 

■    zur  ersehnten,  (S.)  Koblenz. 
Ventas,  (A.)  Potsdam. 
Verschwiegenheit  zu  den  drei  verbundnen 
Händen  Berlin. 

—  Zur.  Berlin,  Budapest,  Freusburg. 
Vcrschwisterung    der  Menschheit .  Zur, 

tri  an  oh»  u. 
Vertu,  La.  Main/. 

—  -  Pour  la,  (M.)  Freiberg. 

Verroll  Linn  mnung,  Zur,  <ß.\  Ologau. 
Vesta  zu  den  drei  Törmen,  Boizenburg. 
Victor  zum  goldnen  Hammer,  Spandau, 
DeliL '.<?ch. 

—  zun»  grünen  Hummer,  Delitzsch. 
Victoris,  Berlin. 

—  vom  Fels  zum  Mter,  Sagan. 

—  zu  den  drei  gekrönten  Türmen,  Grau- 
denz,  Marienburg. 

—  zum  flammenden  Stern,  M ü neben  - 
bernsdorf. 

—  zur  beglückenden  l.l«be,  Zeitz. 

—  „   Liebe  und  Treue,  Fraukenstein. 

—  „   Morgenröte,  Ensingen,  Hagen. 
Virtus,  (A.)  Schweidnitz. 
Vollkommenheit,  Zur  höhern,  (8.)  Soest. 
Vorurteil,  Zum  überwuudnen,  Krakau. 
Vorwarte,  M. -Gladbach-Rheydt. 

—  (8.)  Charlotteuburg. 

Wage,  Zur  goldnen,  Hof,  Quedlinburg' 
Wachsende  zu  den  drei  Schlüsseln,  Die, 

Regensburg. 
Wacht,  Zur  treuen,  (K.,  Quakenbrück. 


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V 


Xamen  deutlicher  r.rt»i<*)og*i>  u.  w. 


Wacht  im  Osten,  Zur,  (K.)  Strasburg. 
Wahrhaftigkeit  und  Bruderliebe,  Zur,  Dö- 
beln. 

Wahrheit.  Zur,  (auch  S.)Prenzlau,  (S.l 
M.-Gladbnch. 

-  Zur  siegenden,  Berlin,  Gleiwitz. 
Kosel,  (K./  Kreuzburg. 

-  und  Einigkeit,  Prajc. 

—  „         ..        zu  den  drei  gekrönten 

Säulen,  Prag. 

-  -    „         ..        r.u  den  neben  vereinig- 
ten Brüdern.  .1  fl  1  i  c  h. 

and  Freundschaft.  Zur,  Förth. 

—  „    Gerechtigkeit,  Zur/ 8.,  R«utweins- 

dorf. 

-  Treue,  Zur,  Heideiberg,  Neu- 

wied. 

—  .,    Tug«-nd,Zur,  N'eusalz,  Gr.-Ologau. 
Waldeck  Nr  «74.  Chicago. 
Waldesfriedt    um    Keinhurdsbrunn,  (K.) 

Fried  r  leb  roda, 
Walhalla  Nr.  «6,  Oharie<Uon. 
Walo  zu  den  «Irei  Tünnen,  Walarode. 
Wawern.  Zn  den  drei,  Pasaau. 

—  „      „     vereinigten,  Paasau. 
Wawel,  l»er  Bern,  (8.)  Krakau 
Wegweiser,  Zum.  Armeeluge  Nr.  II,  Bialy- 

stock,  Löwenherg  i.  Sehl. 
Weisen,  Zu  den  sieben,  Linz. 
Weisheit.  Die.  Potsdam. 

—  Zur  Schuh«  der,  P«»*en. 

—  „    unverfälschten,  Magdeburg. 
Weltkugel.  Zur,  Lübeck. 
Weltkugeln.  Zu  deu  .Irei,  (Gr.  L.  u.  S.) 

ß  e  r  Ii  n. 
Wesifalin.  i'S.)  Minden. 

—  /.nr  Eintracht.  Arnsberg. 
Wh»  b  r,  Zum.  Berlin. 
WM.,nd  Nr.  714.  New  York. 

-  zur  trauen  Freundschaft.  (K.l  Biberau h. 
Wilhelm  Huf  Hartenfels,  (S.i  Torgau. 
/.u  den  drei  llclmeu,  Wetzlar. 

—  ..    ,.      ,.    Kornblumen,    (K.>  De- 

litzsch. 

..    Nelken.  (8.)  Halle  a.  8. 
Kosen,  (8.)  Frankfurt  a.M., 
(o.)  Maina. 

 Raulen,  Wolfenbüttel. 

zum  ei«.vrnen  Kreuz,  (M.)  Mainz,  Varel. 
„    gekrönten    Anker,  Glückstadt, 
Itzehoe. 
Li«  ht,  (8.)  Gross- Lichter  fei  de. 
Löwen,  (K.)  itraunsch*eig. 

—  „     Nesaelblatt,  Rinteln. 

—  ,.  „         iK.J  Rinteln. 

—  .,    Sehwai<wa|d,  ,'M.)  Rastatt. 

—  silbernen  Kreuz,  Varel. 
Anker,  Wilhelmsha- 
ven 


l  — 


Wilhelm  zur  aufgehenden  Sonne,  Stutt- 
gart, Diez, 
zur  Dankbarkeit,  Mannheim, 
deutschen  Eiche,  Ohlau. 

Treue,  (8.)  Müh  Ihau- 
sen i.  Tb.,  Hauuover 

—  „    Einigkeit,  Oeynhausen ,  (8.)  Kol- 

.,  gekrönten  tfAule.  Gls. 

—  „  1/Midskrone.  Görlitz. 

—  „  Liebe  und  Treue.  Del  itzscu.  . 

—  „  Mannerkraft,  Kolberg. 

—  ,,  nordischen  Treue.  Flensburg. 

—  ostpreiibsiscbeu  Treue,  Barten 

stein. 

—  .,    I*alme  de>  Friedens.  N'men. 
„   Standhaftigkeit,  Ka.^cl 

*;.rahlcnd*'U  Gerechtigkeit,  K  u  1  in  - 
Schweiz.. 

—  „    Unsterblichkeit,  Frankfurt  a.  M. 

—  „    Wahrheit  und  Brudertreue,  Lüb- 

ben. 

—  t.         i,         „   Tugend,  Gross« 
Glogau. 

Wilhelmine  Caroline,  Hanau. 

—  zu  den  drei  Buchen,  Gersfeld 
Wilhelm  Teil,  Aarau. 

Wilina  riim  Felsen  an  der  Lahn,  <K.) 

We  «Iburg. 
Willi«  Stewart  Nr.  224,  Louisv  ill e. 
Winkelbaken,  Zu  den  drei,  Glogau. 
Winkelmassen,  Zu  den  drei.  Noaaen. 
Wissenschaft,  Salzburg. 
Wittekind,  Minden. 

—  zur"  westfälischen  Pforte,  Minden. 
WohlthÄtigkeit  und  Sündhaftigkeit.  Zur. 

Laibach. 

Wolfgang  zur  Treue,  (8.)  Beruburg. 
Wunderrose,  Zur,  Mainz. 

Zuhlen,  Zu  den  drei,  I/eipzig. 
~         „     „    zwei,  Duisburg,  Ruhrort. 
Zeton  zum  Licht,  Hoboken. 
Zinnendorf  zur  Treue,  (K.l  Bublitz. 
Zion,  (8.)  Jena. 

—  Mount,  Nr.  147,  LouisTille. 
Zirkel  der  Eintracht,  Im,  (K.)  Gstcrholz- 

Seharmbeck. 
--  Zum,  Naumburg,  Weissenfeis. 

—  Der  kleine,  des  Arcbimedea,  Rochlitc. 
Zirkeln,  Zu  den  drei.  Stettin. 

~~  .»    »„        goldnen,  Kniphauaen. 

—  Zum,  (K.)  Kempten. 

—  ..    goldnen,  Göttingen. 
Zschokke  Nr.  202,  New  York. 
Zukunft,  Pressburg. 

Zweig,  Zum  grünenden,  Triptis. 
Zylinder,  cum  symbolischen,  Innsbruck. 


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Verzeichnis  von  Namen  nnd  Gegenständen, 


du-  keine  bewundern  Artikel  bilden  oder  nicht  unter  dem  betrHffcndvn  Stit  ü*  ort.  he*. 

nui  in  andern  Artikeln  erwähnt  sind. 

l>  r  N»bUchen  ZifTrrt)  beciobea  aicb  uuf  du  Stute,  v.rA  tftt,  «oweit  nicht  II  (=  s*«iMr  Baad)  daTontcbt, 
au."  ««-•»  intn  tf»ed  ,  dl«  BuchsUb«»«  »  und  o  ««ton  rfi«  8j>»lt#n  dt*  SalUn  %a.  —  Wu  uo*.«r  C  rwnuii 

wiril,  tuobe  au  <uit*r  X.  oder  K. 


Aalborg,  171a. 
Aarhus,  171b. 
AbberiUe,  312b. 
Abbott,  25» 

Aber  coro,  Herzöge  490a. 
Aherdeen,  Logein,  11842a. 
Aberdour,    Lord,     243  a. 
11  243b.  843  b. 

t.  ß.  L.,  145a. 
bo,  II  374k 
Aboyue  Graf      It  M2b.  | 
Abraaadabra.  3  a. 
Abrahams,  Söhne,  617  a. 
Abramson,  132  b. 
Abrantes  de  Castro,   Dr.,  ! 

II  125b. 
Acacia,  Zeitschrift,  II  lfifib.  \ 
Academie  Rueso-Suedoise, 
14  b 

—  des  nage»,  14  b. 

—  „  <*ecreu»,  14b. 

—  sublimes  maftres,  ! 

14b. 

—  „  rrais  m&9<iutt ,  Hb.  ! 
Acaasais,  2Ma. 

Aocra,  252  b.  II  *JIa. 

A  oluthus,  512a. 

A<!am,  dreifach  vollkomm-  j 

uar  Vater,  II  4u9a. 
Adams,  John,  42b 
Adelaide,  II  442b. 
Aden,  52a. 
*dept.  580a. 
Adler,  C,  628b. 

—  Ritter  vom  «rissen  nud  ' 
schwarzen,  020  h 

Adloff,  Jnl.  Otto,  412b. 
Adolf  Friedrich  IVM  Herzog 

von  .Mncklenburg-Strelitz,  | 

II,  21». 

--  Friedrich,  Konig  von 
S  .-bereden,  11  ÜlÜb. 
Adonhirarn,  455 
Adnniratn,  455  h. 
Adorai»,  4Ma_ 

Aersaen -Beyeren  vnn  Hoo-  , 
gerheiden,  A.  K.  van,  ■ 
II  9h* a. 

African-Loge  Jir.  L  27?,  b. 

Agen,  812  b. 

Aguirre,  Ego,  II  148a. 

Ägyptische  Kun-»t.  HSs. 
--  Maurerei  in  Nordame  < 
rika,  II  1Mb. 


Ahawath  Israel,  512  a. 
Ahlborn,  Lea,  182b. 
Aigle,  II  391a. 
Alntab,  II  4fi3b. 
AYn-Temoucbent,  12  a. 

Aix,  aiab. 

Aix-les-Baina,  812b. 
Akademie  der  wahren  Mau- 
rer. 809b. 

—  der  Weisen,  809  b. 
Akaroa,  II  84a. 
Akhub,  2b. 

Akkra,  867b.  II  21a. 
Alais.  812b. 

Alamiaoa,  OonTerntur,  II 

158  a. 
Alara,  II  412a. 
Albanien,  Oral  ▼.,  II  451a. 
Alhanr,  Leopold  Herzog  v., 

253b.  889a. 
Albrdyll , 406a.  II  193  b.  278b. 
Albern ia,  II  452  a. 
Alben     Herzog  von  Cla- 

rence,  889  b. 

—  Herzog  von  Sachsen- 
Teachen,  II  2Sia. 

Eduard,    Prinz  ron 
Wale*,  888  b. 
Albertville,  313a. 
Alhi,  812b. 

Albrecht,  Wilh.,  Outsbe- 
tdtzer,  II  131  a. 

—  Wolf  gang,  Graf  t.  Lippe- 
Bock  eburg,  621a. 

Albuqurrqne,  II  89a. 
Aleppu,  II  M9a 
A )  «tsandrie.498  a. 
Alexander.  Herzog  v.  Würt- 
ti  iuberg,  II  552b. 

—  Markgraf  tob  Brand on- 
Uurg-Ansbach  und  Bay- 
reuth, 75a.  122a. 

—  Prinz  der  Niederlage, 
U  2Mb. 

—  Li  Kaiser  von  Kusslsnd, 
11  276:». 

Alexen«! rette,  II  46N  L 
Alesandrinns, Themas  i  u«-o- 

haldua,  Ii  85b 
Alfort,  ;'l3a. 

Algier,  15  a. 

Ahuoourt,  Major  «r,  Ii  174b. 

4ä2a. 
Alkmaar,  II  32b. 


Allen,  .lohn,  558a. 

—  Lord,  487  b. 
Almanach,  Berliner,  II  lfiüb. 
Alopeus,  Maximilian,  Mi- 
nister, 415b. 

Alovuu,  Öoi-i^  d',  II  85b. 

Alanig,  l«2b. 

Altamarino,  U  82  a. 

Altbruder,  englischer  schot- 
tischer, II  329a. 

Altkalabar,  Ii  602 * 

Altmeister,  schottische,  II 
329  a. 

Altmeisterzirkel,  deutscher, 
in  Nee-  Jersey,  II  88  b. 

Altmfihlthal,  II  132  b. 

AlwSchotte,  II  329*. 

Alt-  und  EhrenmeuUr,  1183a. 

Alves  de  Mauro  Coutucho, 
D  176b. 

AlTiella,  Graf  Eugen  Goiv 
let  d',  II  523b. 

Amadeus,  Konig  ton  Spa- 
nien, II  414b. 

Amanta  du  plaisir,  II  15g« 

Amberien,  312b. 

Ainbrosch,  116  b. 

Ambulante     Logen,  fl 
41a. 

American  Tyler.  IT  1Mb. 
Amersfoort,  II  82  b. 
Amherst,  Graf,  253  b. 
Amiable,  818  b. 
Amiens,  312b. 
Arnos,  GroasmeifW,  614a 
Amoy,  153a. 
Amsterdam,  II  92b. 
Anco  na,  428  a. 
Ancnun,  Graf  v. ,  II  349a 
Andrade,  Goroes  Freire  d', 
n  175b. 

—  Corro,  Jose  d'  II  175b 
Andre.  Jean-Bon.  St,  II  6« 
Andrean,   Dietrich  Wilh., 

II  82b. 
Andreas- Geaeli,  35b. 

—  -Kreuz,  522a. 

—  -l^ebrling,  35b. 

—  -tagen,  85  b. 
 Meister,  8üb. 

—  -Ritter,  280  b 

— .  Schotte  des  heiligen. 
II  322  a. 

—  -Vertraute,  Mb. 


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Yrrzeichni«  von  Namcu  und  '  <v  ^un-m  u.  s.  w. 


621 


Chardon , 
heiligen ,  II 


Freimuu- 


Andrean  von 

Bcbotte  de« 

32»  h. 
Anduae,  312  b. 
Angenommene 

rerei,  4  b. 
Angern,  312b. 

-  Schotte  von.  II  329  a. 
Angouleme,  812  b. 
Anhalt- Bernburg,  Erbprinz 

von.  Müh. 
Anker,    Gesellschaft  '1er 

Herren  und  Damen  Tum, 

22fib. 

Annahme   (in  Schottland), 

II  340a. 
Annapolis,    II   18  b.  t*4a. 

IMa. 

Annecy.  312  b.  313  a. 
Annonay,  aLib. 
Antananarivo,  II  lb. 
Amin.  Herzog v.,  155  b.  308b. 
Antoponlos,  3E5b. 
Aotnm,  Graf  v.,  80  a,  ü<{!a. 
Antwerpen,  W>b.  558b. 
Anzeiarer,  Wöehentlh-her, 

U  186a 
Apoldoorn,  TJ  97  d 
Aphrodite,  Mysterien  der, 

II  xüa. 
Appelsted t,  II  452  b. 
Aquila,  IMa. 

Arad,  IC  ITJlb.  424b.  42ßa. 
176  b. 

Ar.inda,  Graf  von,  11411b. 
Aranjuez,  II  412a. 
Arbalctier,  4Ü4a. 
Arbeit,  Kitter  von  der,  44  b. 
Arbeitstagen,  11  5il2a, 
Arbeitsstunden,  II  576b. 
Arbteu.  Uüb. 

Archen^'bitfer,  KfmiglicVe, 

259b. 

Ar«-I»ii>-1  o?ti'  discber,  5  ?a. 
Ar.-hiptfiapus,  II  452a. 
Vrt  bi»-  für  Freimaurerei.  U 
185  b. 

Aremberg,  Henog  v.,  82  b. 
AffcOpagit'-Hj  422  a. 
Argenteuil,  31  Ii«. 
Argvle,  Itenog  v.,  II  850  b. 
Arithmetik,  500b. 
Anueelogeii,  U  41a. 
Armento.  n 
Arnctt,  v.,  11  27? b. 
Arnheim,  II  97b. 
Arnold,  Hein  d in,  i60b. 
Arragonien,  II  452a. 
Arrezo,  4Ha. 

Ars  quatunr    t  o-onatorum, 

II  18Üa.  211». 
Aithur,    Herzog    v.  Con- 

u&nght,  88t»  a. 
Artbunins,  483a. 
Ai>eoli  Pieom«,  4fi£a. 
Aakeri.  Chan,  II  147  b. 
Asnius.  Lülb. 


\a»pirantenta!i-:   LI  518b. 

.ssen,  II  97  K 
Asuncidn,  II  139a. 
Athen,  885b. 
Athole  (Atholl),  Herzöge  v.,  , 
12a.  äfia   54 a.  II  310  b. 

 Maurer,  32a. 

Atoka,  481a. 
Anbenas,  312  b. 
Aubonne,  II  3'.»la. 

xtiohiuleck,  I.Hird  \  ,  II  Ü40a.  j 
Auc-kiand.  II  84a. 
Auerabvrg.Joa.  Graf,  II  181b 
Aufzüge  lEnelaud),  247  a,  II 
5ÜAb. 

Aucufct  Friedrich.  Herzog  v.  , 
Sn?*«x,  888». 

—  Herzog  v.  Dalekarlien, 
II  3Üa. 

—  Prii»7.  von  Badrn,  6_5_a. 

—  ,.       ,.  8ebwarzburg- 
Sondershau.Hen,  II  äßfia. 

Aubiay,  Graf  Charte»  Loui»  • 
I.e  Peletier  d',  n  86  a. 

Ai  rillae,  313a. 

Aumßnier,  i£b.  42  b. 

Australaaian   Kcvstone,  II 
ltifib. 

Autun.  älSa. 

Anvergue,  II  452a. 

Auxerre,  312  b. 

Avalos.  II  412 b. 

A  versa,  498  a. 

Avignon,   312  K   465  a  II 
142  a. 

Aym»r,  Marmiis  v.,  II  2(.'«'  b. 
Avrea  de  ürvellaa  Pera^ao, 

II  12ib. 
Azanza,  Minister.  II  412a. 

Baader,  Prof..  479 a,  II  62a. 

Bahaud-Laribiere,  81 1  b. 
Baeci,  Cltaae,  II  lßfib. 
Bacciocbi,  II  268  a.  541b. 
Haina.  124  a. 

Hn'.qn«-.-«  -  Quinte  -  Rudegnnde.  ' 

Ttaüh.  Ii  46>r.  iL 

B.  ja  !•  473b.  4  7Gb. 

buk^u,  II  266b. 

Baharr:»*,  Graf  v.,  II  349a.  j 

Bull.  Will,  11  146  a. 

BalleHteroa,  U  412a. 

Balsam  o,  146  a. 

Band  ,  -  II  97  b.  Wa. 

Bantai.  Ä;  Fur»f  Mich.  Pe4r., 

II  224  b. 
bart>»  rron,  II  97  b. 
UarLier  d»>  1  innn.  .,.'«?>  a. 
ßnrbo  Graf.  II  180b 
Bar<<  hma,  11  412a.  4LSb.  I 
Bari,  4fiffn. 

Barker,  Hir  Peter,  3£Sb. 

—  Robert,  II  5ÜUb. 
Bardel >u«%  812b 
Barnaart,  W.  Phil..  II  94a. 
Barmel,  42b.  11  «Ha.  251t.  I 


Bartrlnn't*,  Dt.  Adam  II 

UOa. 
Baruch,  lÄb,  119u 
Baruth.  II  452b. 
Bafkinridgr,  U  88b. 
B«-^f  -Terrt,  39öa. 
Bawua,  Graf,  II  4M« 
Baravia,  Ii  82  b,  S3h 
Bathgatc,  V.  347  b. 
Bathurst  ,Stadt),  U  397b 
BattasrVk,  II  130  a  472b- 
t  l,:irl*.b,  H  56ub.  '.61b 
Bato,  t\  43üb. 
Baumami,  92a.  n  agJ2a  h. 

—  Hans  Carl,  404b. 
H»umb:icb,  *  17  b. 
Baumeister ,  ScboUiscber 

erhabuer,  11  329  a. 

—  »Schottischer,  voükomm- 
ner,  11  ,129  a. 

Bayonne.  H12b 
Bnyreuther  Bundcsblatt,  U 
löib. 

Beal.  Dr.  John,  235a 
Beaufort,  Herzog  v.,  '-Ja. 

243  a.  II  167  a. 
Beanjeu,  de,  General  294  b. 
Beuuue,  31 3  a. 
Beautais,  812b. 
Becerrs.  IT  412  b 
ßecbtholsheitn ,   Hofrat  v 

511a. 

Becker,  F,  A.,  6Jiüb. 
B«:-darieu\,  312b. 
B^darride,  Joseph,  II  43a. 

—  Marc,  II  43a 

—  Miehel,  II  4öa. 
Bcdu//.i,  a4üa. 
Bietern  h&lz. 
llehm.  377  a. 

Beigel,  867  b.  II  l36a. 
Beiruth,  II  46<«h. 
BekiWCaab».  II  475a. 
Be-la,  Sz.,  11  476  a. 
Belcrtdi.  Graf  v,  Lüh. 
Bei  fort  312  b. 

Belgrad,  IJWHb.  t76a  476b. 
Buirzi\  133  h 
Beil,  Ed..  U  561b. 
Bellamare,  Marquis  v  ,  II 
292  b. 

Beileide,  Marqui.«  de,  294  a. 
Bellfield,  Visc,  490a. 
Belmar«*,  Marquib  v.,  II 297  b. 
Behunec  de  Ca«*t«dijQoroii,  TI 

43£a. 
Beuar<l,  Prof.,  206a. 
Banaz^.  de.  O.       II  13^b 
Benedikt  MV  . 4M  .  !I118a 
Benjambis,  Gvhnv.  M7a. 
Beukulen,  U  98  b 
BOBtoU,  Prof.,  J^iüa, 
Benaon,  Robert,  11  560b. 
Bentitick,    Graf  t'briatia 

Friedr  Anton  v  .  «I  »"a 
Reregeiaaa,  II  4 «4b. 
Bereaf»»rd  M  rjuhallj!  12T»b 


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V«r»>i»'hnU  von  Kamen  und  Oe^eDitändm  a.  s.  w. 


Bergamo,  498«. 

Berge,  Henri,  84m. 

Bergen,  170  b.  11107  b.  108«. 

Beigen  op  Zoom,  II  92b. 

Bergerac,  312b. 

Bcrgier  d'Illens,  J.  Samuel, 

U  3Ü2a. 
Bergmann.  Balth.,  II  272a. 
Rerliiig,  22a. 

Bernadotte ,  Jean  Baptist« 

Jules,  n  377b. 
—  Prin«  II  378b. 
Berne*,  Graf,  4Mb.  II  451b. 
Bernonville,  Graf,  161a. 
n»rnst<»rflf,  <iraf,  115  b. 
Bf-aiiron,  312b.  II  388a. 
ßr.wlznv,  Hr.,  14b. 
Be*«»ld,'Prof  Ohriatoph,  II 

2ü2a 

B^Uudig,  Gt-org,  II  5  b. 
Bethlen,  Or»f,  164a. 
Betmar,  Marquis  v..  11222b. 
Bet^chuana,  6  a.  132  a. 
HrtT.t  L25b. 
Bei,  II  391a. 
Htüm,  312b. 
Biaas«,  49_8a. 

Bi^brr,  J».h.  Ehlen,  417b. 
Biel,  R  391  h. 
Biebmy,  II  1671». 
BielfVJd,  Jean,  402a. 
Biester,  Job.  Erkh,  842  a. 
Bifli,  Graf.  164  a. 
Bijleveld,  C.  G..  II  24  a. 
Billerbeok,  Major  v.,  11425a. 
Binin,  170a.  II  452b. 
Birkholz,  Prof..  6ü5a. 
Birkner,  Dr.,  II  112  b. 
Birner,  Großmeister,  26  b. 
Bincbof,  Karl  A.  L.,  50a. 
Bisaon,  102a. 

Bioruson,  Peter  Elia«,  II  108a. 
Blakerbv,  18a.  244b.  11243b. 
Bbmdford,  U  8.*»B  b. 
Blanke ,  Stempelschneider, 
182b. 

Blatiu,  Prof.  Dr.  A.,  312b. 
Binde  Mnurerei,  508a. 
Ulavnev,  Lord,  80b.  245 Ii. 

24» h.  3H7a.  490a 
Vle.^iiigton,   Wilh.  Graf  v., 

9b  HO:»   4H7  h. 
Biot  in  tont«  in,  II  123»- 
Mloi*.  31 2  Ii. 
Bloom,  H  53  b. 
Blucfield>>,  II  91  ii. 
Blythswootl,  Lord,  II  851a. 
!Uiard  of  Benevoleneo,  252  a. 

-  ,.  Finauc«,  252  b. 

—  „  Gem-ral  Purposea, 
252  b. 

Boardman,  Jobn,  489b. 
Poccaliui,  Trajano,  11259b. 
Bootaelacr,  van,  553a.  1198a 

222a 
Bogota,  557  a. 
Böhmer,  877  a. 


Boileau,  440a. 
Bois,  Du,  II  514«. 
Boi»-Colombes,  312  b. 
Boise  City,  472a. 
Boink  dere,  n  462a. 
Bokelberg,  428a. 
Bolama,  II  322  b. 
Boletim  do  Gr.  Or.  de  Braeil, 

II  188b. 
Boletin  Masonico,  II  186b. 

—  oficial  del  Grande 
Oriente  Nacional  de  Es- 
pana,  II  186  b. 

Bolinghroke,  180  a 

Bolivar,  552  a. 

Bologna.  498a. 

Bommel,  Bi*ch«>f.  v.,  84b. 

Bouani,  Pater,  II  85b. 

Bongars,  Poliüeiehef,  448  a. 

Bönigk,  v.,  407a. 

Borbon,  Francisco  de  Paula 

de,  11  412a  414a. 
Kordeiiux.  312b.  813a.  II 

142  b. 

ßorghesi,  Leutuam.  Ha.  136b. 

I'  52« a. 
Borj<ia,  498a 
Borneo,  II  9jja. 
Bor.wdin,  Nikolai,  II  274» 
Bwstpl,  Friedrich  v.  2981». 

444  b.  II  58«a. 
Both,  v.,  II  265  a. 
Botuscuani,  II  2«8b. 
Boucher  de  Lenoncourt,  DT 

439  a. 
Boulogne,  813a. 

—  sur-Mer,  8_lüa. 
Bourbon,  Her/.ogin,  v., 

—  Franz    de  Paula 
II  414a. 

Bourdai»,  522 b. 
Bourg-cn-Breeae,  313  a. 
Bouscb,  de,  510» 
Bousquet,  Isaak,  (I  94a. 

—  de  Laiiran*.  Karl,  574  b. 
II  167  b. 

B'iwea,  George,  II  560b. 
Boyat'4.  557  a. 
Bovd,  Ixrnl,  II  348b. 
Boj-er.  Prasid.-ut,  274a  402a 
Bozen,  TI  !'»0h.  459a. 
Brncmt.    Stein  pel*chncider. 

1-21) 
Brnciirnp,  22a. 
Brnila,  II  268  b. 
Brancacio,  II  160  b. 
Brandt,  l«Vrd.,  626b. 
.      Steinpelachneider,  l*2b. 
Branmh,  Etiler  von  Brun, 

II  25b. 

Brant,     ludiiu  *rbüu|»t)ihg, 

480  h. 

Brasle\  Thomm,  II  124a. 
Braut»».  427 u. 

BrauusWitvciger  Logen-Cor- 

rcHpoudenx,  II  185  b. 
Breda,  II  ü2b. 


5  a. 
de, 


Bndikow,  Herin.  Ad.  Alex.. 

417  b. 
Bref,  622b. 

Brehmer,  Stempelechoeider, 

lÜ2b. 

—  v.,  II  196  b 
Breitenbach,  441b. 
Bre*ci,  Hauptmann,  5&lb 
Bresria,  428  a. 

Brest,  813a. 
Breun ing,  II  221h. 
Briellp,  II  9Jb. 
Brindisi,  498a. 
Brisbane,  H  212  a 
Britaniea(Breiug'u- .  Ü452a. 
Biiw,  813a. 

Brokkeuhutt».  General,  I) 
Ulla. 

Brokmann,  Sihauspi«*ier, 

-tUr  b 

Broten»,  d'A volar,  II  174  b. 
Brourie,  John,  If  «'40 a. 
Brouirer.  P..  II  251b. 
Brown.  William,  II  341a 
Bruce.  Eli,  U  53a 

—  (»ruf  MiiKsin  Puschkin. 
113a.  407b.  II  270b.  224a. 

—  RoWrt,  538b. 

j  Brüder.  Schotte  der  alten, 
II  ;i29». 

—  de.i  drritai-hen  Triangel*, 
|      II  829a 

Bruderblärn    II  185b. 
Briid«  rbiind  der  Reichafecht- 

svhul«'.  11  222a. 
Briid<*rki-i»e  (Zeitschrift),  Tl 

M.»b. 
Brugg*-,  S^b. 

Brügeen,  v.  d.,  2ÜÜJL  566  b 

II  156a. 
Brun,  Freiherr  v.,  DT  3*1  b. 
Bruneteau,     I^axare  Phfl.t 

161« 

Bruueville,  de,  3181». 
Brüning.  U  156a. 
Hrftaac!,  82  b— 8« a. 
Buckau.  <»raf  v.,  II  348b. 
349h.  850  b. 
!  Buch auan, Präsident, II  I0«b. 
'  BüclusennioMMt-r,  II  342a. 
Buivtengh.  11  erzog,  v.,  18a. 
34  a. 

-  Büdingen,  Graf  von  Isen- 
burg-, 491  b. 

|  BuhK  .l.»b.  GottL,  622b. 
II  26);: 

I  Buiteur.<>rg,  II  97b.  99a. 

!  Bnluwavo,  II  »7  b.  245b. 

i  Buller  in  du  Gr.  Or.  de  Bel- 
gi<|iie,  II  186a. 

—  d.  *  truvaux  du  Hupr. 
<\in*fil  de  Bclgique, 
Ii  lS'ia. 

—  .\lnr.ouni»!  jC  .Frauk- 
rti«.-!i,.  II  l  >6a. 

Bulw^r.  Sir  Henry,  II  4i£b. 
Buud»-!»igen,  II  4590. 


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Verzeichnis  von  N'unen  und  Gegenständen  u.  ».  w. 


Runiwan,  II  134b. 
Burgundica,  II  452  a. 
Bürgeln rf,  v.,  206  a. 
Burkhardt,  Dr.  jur.,  II  24£k 
Burlington,  483a.  II  88b. 
489  b. 

Buttlar,  v.,  442b.  529b. 
Butturlin,  JI  271a. 
Buxdorf,  Andreas,  69  H.  145  b 

U  386 a. 
Byron,  Lord,  243 u. 
By  water.  25  a. 

«Jabal,  da  Costa,  If  l?6a. 
Cadet-Gaaaieourt,  313  b. 
Cadiz,  II  412a. 
Caen,  313a. 
Cagliari,  4i£a. 
Cahman,  v.,  II  370b. 
Cahors,  313  a. 
Calais,  818a. 
Calarasi,  II  268b. 
Calatrava,  IL  412b. 
Culcott,  623  a 

<  'alepio,  4iiaa. 
Callao,  Ulliii 
CaUisen.  A.,  21b. 
«Elvert.  12a. 
Cambm,  313  a. 
«'ampbeU,  Donald.  II  la. 
tainne.  IV.  Friedr.,  838  b. 
Cainpobelio  di  Licata.  498a. 
i  anadian  Craftaniao,  1 1  186b. 
Canitz,  v.,  447  a.  529  a. 
l'anne,  313  a. 

Canthier,  Alardus  v.t  15b. 
CantwclTs  Bridge.  180b. 
Cape  Coa-t  ('autle,  302  k 
Capell,  »an  kdirektor,  11265a. 
Cape  Towu,  522  a. 
Capua,  498h. 
i  Caracas,  II  4S2b. 
Caramanica,  Füret  di,  491a. 
< 'arcasMinne,  318a. 
Cardinaux,  Denn,  II  518b. 
t  "arleaon,  Kaazleirat,  II  3il9a. 
Carloforte,  498a, 
Carnarvon  L,  Marqui»  v., 
243  a. 

-  II..  Marquis  v.,  248a 

<  "up^ntras,  313a. 

i  trpophorus,  II  512b. 
C.-rtasrena,  557  a. 
Cartbajro,  534a. 
Canon.  Operistin,  308  b. 
Carvajal,  II  112  b. 
Carralho,  da  Silva,  II  176a. 
Carvsfort.  Ix>rd.  243a. 
Ca*Viirson.  Prof.,  4471» 

<  a.-.unt  Ho.  TI  4fi£b. 

•  :t-tij?liouo    deila  8tiviere, 
4i£a. 

<  'astillon  -  nur  -  Dordogne, 

313  a. 
t'astres.  313a. 
Castorius,  II  511b. 
Catani»  498a. 


Cattnxaro,  498  a 

Caw,  de,  II  195  a. 

Cateau,  813  a. 

Ciuea,  552  a. 

Gausaade,  318a. 

Ca  van,  Orsf  v.,  490« 

Cavite,  II  158  a. 

Cayenne,  313b.  395  a 

Cayes,  lfLia 

Cedar  Rapid»,  488a. 

Cetebe«.  II  99a. 

Cerneau,  Jos.,  156a.  166b. 

439a.  II  482b. 
Cessa,  Marciieae  Michael,  II 

482a. 
Cette,  318a. 

•  Vuta,  II  14b 

CliHtn«'  d'nnion,  314a.  465b. 

II  186a 
Cbalon  snr-Saonu,  313a. 

*  lialon.t-jnif -Marne,  31Ha, 
Omni!»»»,  v..  Ii  ;570b. 
Chamb^v,  '.13a.  «18  b. 
CliHmbonr«,  de,  27r»  b. 
Cbupi'ilf,  Graf  Vincent  de 

la.  1!  S*2a. 

<  lmpure\f»<tropolitain,  810a. 
Charge»,  The,  il  150a. 
Cbaitaov,  85b.  86a. 

Ch  i.levi!lt  ,  318a. 
—  Graf  v.,  490a. 
Charlinaki,  Fr..  II  274b. 

<  harlottetowu,  II  202b. 
Charteris,  Francis,  II  848  b. 
Chartier,  Le,  II  486  a. 
Chartrea,  Herzog  v.,  3(»9h. 
Chastanier,  Bened.,  II  445a. 
Chnsteler,  Marquis  v.,  82  b. 
Chiiteauroux,  313a. 
Chatellerault,  313  a. 
Chauinont,  813a. 

<  haux-de-Fouda,  II  391a. 
Chellier,  Dr.  med.,  842b. 
Chemin-Dupontes,  312b. 
Cherbury,  Herbert,  v.,  lfiQa. 
Cherokee  County,  481a 
C'herplu,  313  b.  022  b. 
Chevalier  bicnfaiHunt  de  la 

Hainte  Cite,  562  a.  II  231  a- 
545. a.  552  a. 

de  la  couronne  de  chene, 
H  76  b. 

—  de  la  clef  dor,  161b. 

—  de  l'aigle  elu,    155  b. 
42üa 

—  de  la  to'tson  d'or.  161  b. 

—  de    Ko-*e-Croix,  310a. 
522a 

—  des  Argonauten,  161b. 
d'Iris,  161b. 

—  d'Orient,    300a,  3I0a. 
521  a 

I    —  d'Orient  et  d'Occident, 
527  a 

!   —  du '  Holeil,  II  161b. 

—  illustre,  155b.  470a 

|   —  illustre  sublime,  155b. 


ChevalierRoval- Arche,  62$b. 

—  Royale  Hache,  H  161  b. 

—  sublime,  420a. 

—  n      elu,  52£b. 
ChevUlon,   Claude  Matth. 

Radix  de,  11  86a. 
Cheycnne,  156  b. 
Chiavar»,  498  a. 
Chinon,  31£a. 
Chin-Quaw  Kvix»,  3091» 
Ghinanra,  Ii  l"4b. 
Chippawaya- Indianer,  üil  a. 
Chuiseul,  Herzog  v.,  312b. 
Choubrah,  Sa 

Christi,  Brüder  des  (Jfw.t«ea. 
117  a. 

Christian  VII.,  König  von 
Dänemark,  170  b. 

—  VIII.,  Köni*  von  Däne- 
mark, 120b.  172  b. 

—  IX.,  König  von  Däne- 
mark, 171b. 

—  Prinz,  von  Dänemark, 

123  b. 

—  Prinz.  >on  >nhwarzburg- 
Honderhausen,  DL  356  a. 

-  Ludwig,  Landgraf  von 
Hessen,  174  b.  446  a. 

Cbristiaoi,  v.,  395b. 

ChriHtiausaund.  II  108a. 

CbriftianhUd.  II  3741».  376a. 

Chusbro.  Nicholn.sa.,lI53b. 

Cineinnati,  Orü<  n  der,  42b 

Cingoli,  438a 

Ciotat,  313a.  :»13b. 

Civelli,  II  186b. 

CiviUvecchia,  ifiga 

Clairvaux,  Bernh.  v.,  II  22  a. 

Clarence,  Albert  Herzog  v., 
3Mb. 

—  Wilb.  IV..  Köllig  von 
Grossbritannien ,  Herzor 
v.,  24fib.  887  b. 

Claudius,  II  511b. 
Clemens  XU.,  H  132b. 

—  XIV.,  504a. 

—  August,  Herzog  von 
Baveru,  Kurfürst  von  Köln, 
74b. 

Clermont,  Oraf.  5511: 

—  Schotte  von,  II  329  a. 

—  «Ferrand,  313  a. 

—  -Tonnerrc,  <  iraf,  1 1  368  a. 
Clichy-la-Garenne,  312b. 
Clifford,  Lord,  5üib. 
Clock  d'Obernav,  Joseph  de, 

402  a. 
Globen,  377  b. 
Codi.  Prof,  II  414b. 
Coelhu,  Juan,  621b.  11  176  b 
Cognac,  313  a.  813  b 
C-oYmbra  II  124b. 
CoMwater,  II  41a. 
Colerainc,  Lord,  236a, 
Colfavru,  J.-C.  812a 
Collin.*,  231  u 
Colon,  167  a.  lG7b.  557  a. 


£24 


Verzeichnis  von  Xanten  und  GegcnstUurioi  u.  s.  *. 


Cototion,  II  222*. 

Columbine,  Oberst,  288  r. 

Comiaton,  Lord  Provost  Ja- 
mes Forreat  ▼.,  11351a. 

Commanderiea,  II  105b. 

Comxnandeur,  II  76  b. 

Commerford,  Kapitän,  II 
411  b, 

(Wimittee  of  charity,  12b. 

24Üa. 
Cumpiegne,  313b. 
CondC,  422a.  H  422». 
Conder,    Grossmeister  -  II 

412b. 
Condom,  213  a» 
Coofcf^io  Fraternität  is.  II 

2ßQa. 
i  !onfoederati,  512a. 
Confucius,  369  b. 
Conn,  413». 

Connaught,  Artbar  Herzog 

r.,  252  b.  m.%. 
Consalvi,  Kardinal,  II  188  a. 
Co  n  seil  des  Prinoes  du  royal 

»ecret,  521a. 
Constantine,  12  a. 
Conttantza,  II  268  b. 
Oonteaaa,  2ü9b. 
Contreras,    Cav.  Teodoro, 

422  b. 

Convents  philosophtque«, 

3fi9b. 
Corbeil,  318a. 
Cordova,  Minister,  495  b. 
Cordwell,  John,  234  b. 
Coruill,  IL  Aul..  304b. 
Corres  da  Serra,  Abt,  TI 

124  b. 

Corre*ponnVnce  Cireb  ,  Ii 

210b. 
Corydon,  480  a. 
Cosandcy,  478  b. 
Cosenza,  4.»><  a 
Coamann,  II  l£5b. 
Cosoi1-  Itrissae,    Herzog  \., 

II  8  »b. 
Co«t»  Cabal,  Gr<>ssmei*ier, 

II  llßa. 
Costanzo,  Manpii.H  >.,  201  b. 

2»8 b.  475  b.  47Gb. 
Cotbeniug,  Gcneralstahs- 

mediku«,  II  196  a. 
Cotrone,  498». 
Councils,  17b.  161  a.  II  106a. 
Cour»  eomwercisux,  312a. 
Cousin.  Charte»,  312». 
t^oiitauce*,  III 3a. 
Couvreur,  Aug.  Pierre,  64«. 

101a. 

Covern- Garden 'Theater, 

25X1  u. 

Cowp.r,  William,  235a.  II 

24Ja.  352a. 
Cox,  Daniel   288  b.  II  88  b. 

103  b. 

Craftaman,  The,  II  18tia. 
Cramer,  Onbo-meitrter,  84b. 


Cranstoun,  Lord,  248  a. 
Crassous,  Mb. 
Crawford,  Graf  t.,  243a. 
CreiJ,  313a. 

Cremona.  49ha.  II  122 b. 

Cromarty,  Graf  v.,  II  M*a. 

Crome,  654  b. 

Croydon.  166  b. 

Crudeli,  Dr.,  493  b.  II  182a 

Caik-Szereda,  II  422b. 

Cuenoud,  John,  II  391a. 

Cuinana,  II  18  b. 

<^unberlan«l,  Krnst  Aug., 
Herzog  v.,  Konig  von  Han- 
nover, 24»  b.  3Säa.  424  b. 

—  Heinr,  Herzog  t.,  243a. 
245  b.  387  a. 

—  Wilh.  Aug.,  Herzog  t., 
242a. 

—  Kreemaxons   Schoo! , 
Royal,  250_a. 

Cundinamarca,  557  a. 
Cunha,  Da,  II  174b. 

—  Souto  Major,  Isäo  da, 
II  176». 

Cunningbam,  .f.,  II  202a. 
Cuvetier,  II  üjfih. 
Czernowit/,  II  7  b. 

jDacca,  II  L34b 
Dagran,  Ü  93  a. 
Dahl,  Prof.,  220a. 
Dalhousie,  Graf  v.,  1120b. 

848  b.  849  b.  350a.  351a. 
Dalkeith,  Graf  v.,  18a.  34a. 

II  246  t.  30Üb.  349b. 
Dab-vtnple,  Baronet  Charles, 

II  351a. 

—  Dau'd.  II  348b. 

D*ini,  Großmeister,  II  148a. 
hainatkiiios,  N.,  385  b. 
Dambulla,  151b. 
i'-antr,  Kr.,  II  275 n. 
lianburv,  l«0b. 
Daw».  n.  i  jt  ii  452b 
Danue>kJold  !  ,«v      ,  Graf 
t.'Sristiaii  Kon 'i.u  LZua. 

Jl  min. 

Dan /.er,  Kanonikus,  478  b. 
Darbt-*,  2.8a.  II  äiiab. 
Darulcy.Grafv.,  243a  H  15a. 
i>ars<»uvnl,  v.,  635 j . 
Daruty,  J.Emile,  313b.  622  b. 
David«  ii.   TutialbaUit.  die 

Brüderschaft,  260a.  1 14«b. 
Davit*«.  J.H.,  Oberst,  534b. 
1  >e»Kcc7iiT7~ir  475 a.  470  b. 
Drean^ville,  Hl  3a. 
Defac|/.  d*Ath.  Eu^eu.  Ma. 
Defenfio'tisteu,  Ii  439b. 
DHft.  LI  97  h. 
Delfr.ijl,  II  '.»7b. 
Üclprar,  ''Mb. 
i>enj««kruo?,  16a. 
Denier  ile  In  veuvi^,  181  b. 
Derebio.  Htantara*.  'I  241  b. 

414t.. 


l>erla,  II  452  b 
Descoua,  IIa. 

De*mons,  F.,  312b. 
Deapocher,  510a. 
Doportes,  Felix,  551  Ii 
Detenhoff.  416a. 
htiichar,  Alex.,  II  362  v 
Deufseii,  409a. 
Deutscher,  v  ,  V  7  b 
Uevcuter   II  971. 
Dt»v:-»*nay*te?u,  344  a. 
Diekev,  William,  30a 
Diekir'ch,  fiüÜb 
Dieppe,  313» 
Dierck*.  Dr.,  144a. 
Dietrichs,  Tnbuualrat,  8JJ  a. 
Dieu,  Pierre,  II  582b. 
Diez,  Hofrat,  II  428b. 
Diggelen,  Dr.  P.  J.  G.  van, 

0.  97  a. 
Diion,  318a. 

Dillon,  30  b.  248a.  Li  514a. 
Doesburg,  II  97  b. 
Dokkum,  II  97  b. 
Ddle,  313  a. 

Polgorukow,  Fürst,  Ii  13b. 
Dolgoruky,  Fürst,  1J  271b. 
Doncraile',  16  b.  4f5a.  487b. 
Dononghmore,  Baron,  490a. 
Dordrecht,  U  »2  b. 
Dottigny,  Mad.,  465b. 
Douglas,  Marquis  v.,  II 8501». 
Doune,  Iaird,  H  !i42a. 
Downe,  18  a. 

Drake,    Francis,    II  560b. 

561b. 
Drammen,  II  107  b. 
Dreieinigkeit,  Schotte  der 

heiligen,  II  829a, 
Drcieukschrift,  :144a. 
Drei  hei  tsgesel)  Schaft,  153  b. 
Dreipunktebrüder,  II  2ߣb. 
I  >re*dener  Logen  blatt.  82*  b. 

II  185  b. 
Hn.  er,  J.  M.,  II  119a. 
Droit  bnmain,  I^t,  5  b.  134a. 

312b.  S4Ib. 
DroiuheiiA,  II  107 a. 
Dro«.-,  Ferd.,  440». 
Droam,  .Iac«;i:e«.  11  8  b. 
Druinmond,  Lor«i  Prov<««t 

II  848 b. 

-  Konani,  D  469  & 
Dschein,  II  300 b. 
Dachokd*<.-hokart*,  II  82b. 

Ü9». 
Dubuque.  483a. 
Dublin.  488b. 

Duchantea-J,  II  17  it.  140  b. 
Diicoinmun.  Ehe,  II  391a. 
Duke  Towu.  II  U'2l\ 
Dukla,  II  166b 
Dumfri»?t».  <»  u(  v..  LI  2üb. 
348  b. 

-  Loge  in,  LI  343a 
Dumpf.  FW.  HU  b.  Ii 29  'b. 

'^92  h. 


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Verzeichnis  vou  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


625 


Dunblane,  Loge  in,  II  242  b. 
Dunc&n,  Lord,  II  350a. 
Dundas,  Lord,  Graf  v.  Zet- 

land,  253a.  II  529b. 
Dunedin,  II  81a. 
Dunkerque,  313  a. 
Dünkirenen ,  Schotte  von, 

H  329  a. 
Dunluce,  Visc,  190  a. 
Durban,  II  Ha. 
Durham,  Graf  v.,  253a. 
Durini,  Nuntius,  U  lfilb. 
Dürkheim,  Baron  v.,  328b. 

II  451b. 
Dürrich,  Modelleur,  182  b. 
Düyffcke,  Prof.,  182  b. 
Dzinsky,  General,  II  lfilb. 

Ebers,  Karl  Friedr.,  II  301  b. 

Echternach,  639  b. 

Eckardt,  Meister,  H  22a. 

Eckhorst,  II  452b. 

Ecombes,  d',  II  228b. 

Ecuyers,  II  103  a.  552  b. 

Edd'elbüttel,  L.,  fi2£b. 

Edinburg,  Loge  Mary's  Cha- 
nel, II  339b. 

Eduard,  Herzog  v.  York, 
3*2  a. 

—  Herzog  von  Kent,  382  b. 

—  VII.,  König  von  Gross- 
britannien, 388b. 

—  Erhabner  Schotte  der 
Grossloge  des  Prinzen, 
H  329a. 

Effinghain,  Graf  v.,  242  b. 
Egalite,  L.  P.  J.,  314  b. 
Egidy,  266  a. 

Egitto  Masonico,    L',  9  a. 

H  186  b. 
Eglinton,  Graf  v.,  II  341  b. 

348b. 

Eichhorn,  A.  A.  W.  v.,  425b. 
Eichstadt,  475  b. 
Eickstädt   (Eichstadt),  v., 

II  48a. 
Eimbeck,  Hauptmann,  82  b. 
Einverstandnen,  Moralischer 

Bund  der,  II  230  a. 
Ekestubbe,  Kanzleirat, 

iL  869b. 
Elbcuf,  313a. 

Elcho,  Lord,  H349a.  350  b. 
Elgin,  Graf  v.,  II  348b. 
Elisabeth  (Stadt),  II  88b. 
Elischer,  J.,  II  424a. 
Elliot,  Joseph,  234a. 
Ellisen,  Dr.  med.  J.  G.  D., 

4fi5a.  II  274  a. 
Ellrodt,  v.,  301a. 
lopura,  II  99a. 
lu  des  neuf,  Maitrc  526.  b. 

—  dea  quinze,  Grana,  526b. 

—  ecossais,  526  b. 

—  Sublime  chevalier,  526  b. 
Elvas,  II  125  b. 

Emboli,  498a. 


Empereurs  d'Orient  et  d'Oc- 

cident,  309a.  520b. 
Emulation  Lodge  of  Impro- 

vement,  253  a.  II  428a. 
Encampment,  II  105  b. 
Engadin,  II  388b. 
Engel  -Reimers,  Joh.  Aug. 

Jul.,  412  b. 
Engeström,  Lorenz  v.,  51a. 
England,  Schotte  von,  11329a. 
Englischer  erhabener 

Schotte,  IL  329a. 
Enochs  Pfeiler,  II  101b. 
Entered    (in  Schottland), 

II  340a.  344a. 
Ephemeriden,  11 185  a.  470a. 
Ephcsus,  II  469  b. 
Epinal,  313a. 

Epistasien,  Epistaten,  220a. 
Erde,  518 a. 
Erdödy,  213  a. 
Ernst,  Prinz  von  Mecklen- 
burg-Strelitz,  II  28a. 

—  II.,  Herzog  von  Sach- 
sen -  Coburg  und  Gotha, 
II  286a. 

—  IL,  Herzog  von  Sachsen- 
Gotha  und  Altenburg, 
II  289b. 

—  August,  Herzog  von 
Cumberland,  König  von 
Hannover,  388a.  424  b. 

—  Konstantin,  Prinz  von 
Hessen-Philippsthal,450b. 

—  Konstantin ,  Landgraf 
von  Hessen -Kheinfels- 
Kotenburg,  450b. 

—  Gottlob  Albert  Prinz 
von  Mecklenburg-Strelitz, 
H  28a. 

—  Ludwig,  Grossherzog  v. 
Hessen,  122a.  442a. 

Erödi,  Dr.  B.,  H  425a. 
Erskine,  Lord,  U  348b. 
Erwinia,  264a. 
Erzerum,  425b. 
EBkilstuna,  H  316  a. 
Esreff,  320  b. 
Essek,  581b.  II  422b. 
Estrella  nacional,  5b.  H39b. 
Estrich,  II  150a. 
Eugen,  Herzog  von  Würt- 
temberg, II  552b. 
Evans,  Grossmeister,  H  89  b. 
Ewald,  Pfarrer,  323b. 
Exmeister,  H  114 a. 
Exorcist,  512  a. 
Eyben,  Kammerherr  v.,  170b. 

—  Geheimrat  v.,  IL  520b. 
Eydendorp,  II  452b. 

Fabre^Palaprat,  Raymond, 
-  II  85b. 

Fabri  (Baugewerke),  läfia. 
Fabriano,  498  a. 
Facius ,  Stempelschneider, 
182b. 


Faenza,  498a. 
Fairfax,  Rob..  IL  560  b. 
Fairfield,  lfiüb.  483  a. 
Falkenstein,  206  a. 
Faller,  F.  J.,  76a. 
Falmouth,  II  5  a.  104  a. 
Fama    Fraternitatis,    35  a. 

II  259b. 
Kamill ieureu x  ,   Carton  de, 

84b. 

Farrokh  Chan,  IL  142  b 
Farwinter,  Kapitän  Ralph, 

H  134b. 
Fava,  Bischof,  II  128  b.  440  a. 
Fayetteville,  42  a. 
Fecamp,  212a. 
Fehrmann,  C.  G.,  Stempel - 

Schneider,  182  b.      «*,  ><j 
Feliciani,  Lorenza,  142  a. 
Fellow  craft  word,  IL  340  a. 
Fenice,  Conte  di,  142  a. 
Ferdinand,  Fürst  v.  Anhalt- 

Köthen-Pless,  40  a. 

—  Herzog    von  Braun- 
schweig, 124a. 

—  Herzog  von  Württem- 
berg, II  552b. 

—  Prinz    von  Preusseu, 
II  195  b. 

—  IV.,Königv.Neapel,494a. 

—  VI.,  König  von  Spanien, 
II  138a. 

—  VH.,  König  von  Spanien, 
504 a.  II  412a. 

Fermo,  498a. 
Ferrara,  498a. 
Ferraris,  Freiherr,  112  a. 
Ferrer,  G  rossmei  ster,  H  4 1 2b. 
Ferrers,  Graf,  243  a. 
Fez,  II  14b. 
Fife,  Graf  v.,  II  350  a. 
Fife  Points  of  Fellowship, 

II  186  b. 
Figlia,  Paolo,  492b. 
Filiallogen,  188a. 
Fillmore,  Präsident.  II  604! >. 
Filtischeni,  II  2fi8b. 
Fincastle,  Visc,  II  350b. 
Fiorillo,  322  a. 
Firrao,    Kardinal,  493b. 

H  137b. 
Fisch,  Stempelschneider, 

182b. 

Fischer,  Dr.  L.,  II  425a. 

—  Staatschirurg,  11  512b. 
Fitz-Clarence,  Lord,  H851  a. 
Fiume,  479b. 

Fiellebro,  120  a. 
Fleurier,  H  391a. 
Florence,  Will.  J.,  II  355  a. 
Florenz,  498a. 
Foggia,  498a. 
Foix,  813a. 
Fokschani,  II  268b. 
Folkes,  Martin,  181a.  235b. 

494a.  II  246a.  441a. 
Foraise,  II  387  b. 

40 


A)tff«m«lnet  Handbuch  der  Freimaurerei  II. 


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626 


Verzeichnis  von  Namen  uud  Gegenständen  u.  r.  w. 


Forbes,BaronetWill.,n848b. 
Forges-les-Eaux,  318  a. 
Foulhouze,  II  54  b. 
Fraenkel,  Dr.  A.,  II  416  a. 
Frank,  Pater,  ±28  b. 
Frankfort,  534a. 
Franville,   Schotte  von, 

U  329b. 
Franz  I.,  Deutscher  Kaiser, 

II  336b. 

—  de  Assisi  de  Bourbon, 
Herzog  v.  Cadiz,  II  ±i±a. 

—  de  Paula  de  Bourbon,  In- 
fant von  Spanien,  II  414a. 

Französischer  Schotte, 

II  829b. 
Frauen-Maurerei,  4  b. 
Fredericksburg,  II  515  a. 
Freecarpenter,  II  429b. 
Fredersdorf,  Kämmerer, 

II  2Mb. 
FreemasontThe,  11186a.  186b. 

—  and  Fez,  II  186  b. 

—  of  New  England,  11186  b. 

—  's  Chronicle,  II  186  a. 
Freese,    Friedr.,  Hofrat, 

II  225b. 

Freetown,  II  ±Q2a. 

Freiburg  in  der  Schweiz, 
11  891a. 

Freimaurer-Examen,  329a. 

Freimaurer-Halle  in  Lon- 
don, 248  a. 

Freimaurerverein,  Grosser, 
629a. 

Freising,  22  a. 

Freitag,  Friedr.  Gotthilf, 
n  29a. 

French,  Thomas,  11  188  b. 

Frcnne,  J.  de,  85b. 

Fr  eres  acasaais,  15  a. 

Fresnel,  ±Ü2b. 

Friedrich,  Herzog  von  Sach- 
sen -{Hildburghausen)  Al- 
tenburg, 11  285b. 

—  Herzog  von  York  und 
Albany,  382b. 

—  Kronprinz  von  Däne- 
mark, 178  a. 

—  Landgraf  von  Hessen- 
Kassel,  ±5üa.  ±5üb. 

—  Markgraf  von  Branden- 
burg-Bayreuth, 122  b. 

—  Pfalzgraf  von  Zwei- 
brücken, H  8b. 

—  Prinz  der  Niederlande, 
U  98  b. 

—  Prinz    von  Holstein, 
H  319b. 

—  Prinz  v.  Wales,  SSfib. 

—  Lt  König  v.  Schweden, 
II  326  b. 

—  L,  König  von  Wfirttem-  ! 
berg,  II  552a. 

—  IL  (der  Grosse),  II  198a.  ! 

—  III.,  Deutscher  Kaiser,  ; 
König  v.Preussen,  11198  b. 


Friedrich  V.,  Landgraf  v. 
Hessen-Homburg,  447  a. 

—  VL,  König  von  Dane- 
mark, 172  a. 

—  VII.,  König  von  Däne- 
mark, 122  b. 

—  Adolf,  schwed.  Erbfüret, 
II  322a. 

—  August,  Herzog  von 
Braunsen  weig-Öls,  126  a. 

—  August,  Herzog  von 
Nassau,  H  22  a. 

—  Christian,  Markgraf  von 
Brandenburg  -  Bayreuth, 
122b. 

—  Christian  ILj  Herzog  v. 
Schleswig  -  Holstein -Son- 
derburg •  Augustenburg, 
II  319  a. 

—  Eugen,  Herzog  von 
Württemberg,  II  552a. 

—  Franz,  Prinz  von  An- 
halt-Bernburg, ±0a. 

—  Karl  Ludwig,  Herzog  v. 
Holstein-Beck,  H  319b. 

—  Leopold,  Prinz  von 
Preussen,  II  2Qüa. 

—  Ludwig,  Erbgrossherzog  j 
von  Mecklenburg-Schwe- 
rin, II  212  a. 

—  Ludwig,  Prinz  v.  Hessen- 
Darmstadt,  4±5b. 

—  Wilhelm,  Grossherzog 
von  Mecklenburg-Strelitz, 
11  28a. 

—  Wilhelm,  Herzog  von 
Holstein-Beck,  11  319  a. 

—  Wilhelm  IL,  König  v. 
Preussen,  II  196  a. 

—  Wilhelm  III.,  König  v. 
Preussen,  II  195  b. 

Friedrichsfeld ,    Erwin  v., 

11  4Mb. 
Fritzlar,  II  5  b. 
Frizius,  Joachim,  291b. 
Fröden,  Oberst  v.,  II  285  a. 
Frühauf,  Pastor,  228  a. 
Fucecchio,  498a. 
Fullmann,  II  320  a. 
Funk,  Dr.  theol.  Karl,  335  b. 
Füss,  H  ±23b. 
Fusszeichen,  262  b. 
Futsch  ou,  153  a. 

Gabanon.  Leonhard,  11468b. 
Gabelkreuz,  529a. 
Gäbler,Oberpräsident  v.,  51a. 
Gadebusch,  92  a.  384a. 
Gaettens,  II  265  a. 
Gagarin,  Fürst,  H  271b.  274b. 
Gaillac,  313a. 
Galani,  Prof.  Em.,  285 b. 
Galashiels  -  Selkirk ,  Loge 

in,  II  344b. 
Galatz,  n  268a. 
Galiffe,  Dr.J.B.G.,  H391b. 
Galilei  (Zeitschrift),  U  182b. 


Galizin,    Füret  v.,    869  a. 

U  18  a.  271b. 
Galloway,  Graf  v.,  H  848  b. 
Galvez,  Oberst,  II  412a. 
Gaminville,  392a. 
Ganguillet,  101a. 
Gap,  313  a. 

Garenne-Colombe,  La.  312  b. 
Garneid,  Präsident,  II  106  b. 
Garland,  Rieh.,  II  5fi3b. 
Gamms,  Dr.  W.,  62fib. 
Gaaser,  Dr.  med.  Joh.,  169  a 
265b. 

Gaston,   Grossherzog  von 

Toscana,  493b. 
Gaules,  Convent  national  des, 

567  a. 

Gaurn,  Wilh.,  Oberhofge- 
richtsrat,  64  a. 

Gavre,  Prinz  v.,  82  b. 

Gebler,  Job.,  II  130.  a. 

Gefle,  II  326a. 

Geheimer   Warner,  Hb. 
II  48b. 

Geheimniskrämerei,  342  b. 

Geissler,  Regierungsrat,  H 
291b. 

Gelagin,  U  558  b. 

Gemächer,  Schotte  der  klei- 
nen, 11  329b. 

Gent,  82  a.  85  b.  86  a. 

Gentils,  Marquis  de,  294  b. 

Genua,  498a. 

Georg,  Schotte  des  heiligen, 

H  329b. 

—  Herzog  von  Sachsen- 
Altenburg,  U  285  b. 

—  Prinz  von  Mecklenburg- 
Strelitz,  II  28a. 

—  L,  Herzog  von  Sachsen- 
Meiningen,  II  293a. 

—  IV.,  König  von  Groß- 
britannien und  Hannover, 
382b. 

—  V.,  König  von  Hannover. 
388 b.  ±2±b. 

—  Karl,  Landgraf  v.Heasen- 
Darmstadt,  446  b. 

—  Ludwig,  Prinz  von  Hol- 
stein-Gottorp,  H  319  a. 

—  Wilhelm,  Prinz  von 
Hessen-Darmstadt,  442  a. 

Georgenberg,  260  b.  H  129b. 
Georgetown,  395a.  584  a. 
Gerber,  Hildebrand,  392  a. 
Gertach,  Prof.,  454a. 
Germania  inferior,  H  452  a. 

—  superior,  II  452a. 
Geredorf,   Joh.  Erdm.  v., 

532  b. 

—  Joh.  Ernst  v.,  368a. 
Geredorff,  v.,  Oberhofen  ei*  - 

ter,  Hofmarschall ,  442a. 
529a. 
Geweihter,  589 a. 

—  des  Innern,  580. a. 
Gewölbe,  dunkles,  H  33a. 


Verzeichnis  Ton  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


627 


Ghet*  -  Hin  -  Gesellschaft, 

158b. 
Giarratana,  498  a. 
Gibeon,  332a, 
Giech,  Graf  v.,  Ifib. 
Giesecke,  K.  L.,  II  816b. 

5I5b.' 

Gijn,  S.  M.  Hugo  van,  U  91  a. 

Girard,  Alexander,  II  385  b. 

Girgenti,  49R  a. 

Giurgewo,  II  268 b. 

Glaire,  Maurice,  U  Sü7a. 

Glass,  Prof.,  441b. 

Glave,  Regierungsrat,  482  b. 

Gleichen,  v.,  II  291b. 

Glenlyon,  Lord,  II  351  a. 

Glenorchy,  Visc.,  11  350  b. 

Glerawly,  Visc,  490  a. 

Glina  581b.  H  412b. 

Globus  der  Grossmeister- 
Kommandeure  des  Tem- 
pels, II  330b. 

Gloucester,  Wilh.  Friedr., 
Herzog  v.,  249  b.  388  b. 

—  Wilh.  Heinr.,  Herzog  v., 
245b.  381a. 

Glyszczynski ,  Präfekt  v., 
134  a. 

Gnospelius,  II  539a. 
Golf,  402a. 
Goflon,  12  a. 
Golden  city,  1Mb. 
Goldfuss,  Prof.,  454a. 
Gold  Hill,  15fib. 
Goldner,  Minister  v.,  444  a. 
Goletta,  La,  II  468  b. 
Goltz,  Graf  v.  der,  92  b. 
Gommern,  II  452  b. 
Goodricke,    Gesandter,  II 
329  a. 

Gordon,  Charles  Hamilton, 
II  348b. 

—  Georg,  II  174  a. 
Gorinchem,  II  92  b. 
Gorloff,  N.  Petr.,  II  215a. 
Goschen,  412  b. 
Gotenburg,  II  353b.  368  b. 

369  b.  370  b  322a.  374b. 
31Öa. 

Gotrau  de  Bilance,  II  385a. 

Götz,  Prediger,  441b. 

Gouda,  H  91b. 

Grade,  verbundne  maure- 
rische, (Allied  Masonic 
Degrees),  Hb.  259b. 

Graecia,  II  452  a. 

Gramby,  Lord,  92  a. 

Grand  chapitre  g£ne*ral  de 
France,  3Iüa. 

—  Conseil  des  rites,  312a. 

—  Council,  II  31b. 

—  directoire  des  rite«,  310b. 

—  elu,  U  17a.  76b. 

—  Lodge  Club,  166  m.. 
Grande  Loge  £cossaise  Le 

droit  humain,  5b.  312b. 
341b. 


Grande  Loge  ggne'ral  ecos- 
saise,  310  b. 

—  Loge  symbolique  6coa- 
saise,  312b. 

Grant,  Baron  de  Blaerfindy, 

K  241b. 
Gratzfeld,  Dr.,  42a. 
Gray,  813a.  H  82a. 
Graz,  II  130  a. 
Greenwich,  160  b. 
Gregor  XVL,  II  138a. 
Greinemann,  Pater,  la. 
Grenoble,  313  a.  313b. 
Grey  and  Bippon,  Graf  v., 

253b.  3Ma.  H  248a. 
Greytown,  II  91a. 
Gridley,  Jac,  H  2öb. 

—  Jeremy,  II  104  a. 

—  Bich.,  II  42a. 
Griffith,  Schauspieler,  485  b. 
Grimmeissen,  295  a. 
Griqualand,  521a. 
Grodno,  II  112  a. 
Groningen,  H  91b. 
Groot,  J.  H.  de,  II  91a. 
Grossarchitekt,  45a.  242b. 

II  Ha.  329b. 
Grossbaumeister,  45  a. 

—  (von  England),  Schotte, 
II  329b. 

Gross-Becskerek,  II  475a. 
Grosserwählter,  II  17  a. 
Grosaeto,  498a. 
Grossglogau,  363b. 
Gross-Hoher-Priester,  IIb. 
259  b. 

Gross- Kanizsa.  II  416  a.  b. 
Grosskaplan,  242b.  II  224  b. 
Grosslogenhandgchrift,en  gl., 

221b. 
Grossorganist,  242  b. 
Grossorient,  II  126  b. 

—  von  Frankreich,  309 b. 
Grosspatriarch,  H  142  b. 

—  Schotte,  II  329  b. 
Grossporträtmaler,  242b. 
Grossrat,  12b.  II  31  b. 
Grossschaffner,  englische, 

253a. 

Grossschotte,  II  329b. 

—  von  der  heiligen  Gruft 
Jakobs  VI.,  n  329  b. 

—  von  der  Vollkommen- 
heit, II  329b. 

Grosswardein ,    II    414  a. 
476  b. 

Gr  ossziegeldecker  desKö  n  i  gs 

Salomo,  IIb. 
Grünberger,  418  b. 
Gründler,  Prof.,  263  a.  454a. 
Gualdo,  Federico,  11297  b. 
Guayaquil,  21üa. 
Gube,  Stern pelschndr.,  182  b. 
Guäret,  313  a. 
Guesclin,  du,  II  85  b. 
Guhrauer,  II  261a. 
Guignes  de  Moreton  et  de 


Chabrillan,  Charles  For- 
tune* Jules,  II  Sab. 

Guildford,  160  b. 

Guldberg,  Prof.  Cato  Max., 
II  108a. 

Gull  mann.  C,  338b. 

Gummer,  Franz  D.  v.,  H459a, 

Gflndel,  Dr.  A.,  II  23üb. 

Gustav,  Herzog  v.  Upland, 
II  378a. 

—  UL,  König  v.  Schweden, 
II  316  b. 

—  IV.,  König  von  Schwe- 
den, 11  322  a. 

—  Adolf,  Kronprinz  von 
Schweden,  U  318a. 

Gustavia,  H  314  b. 
Guttakowski,  Ludwig  v.,  II 
171a. 

Guyon  de  Crochans,  Jos.  de. 

62b. 
Gwelo,  II  245  b. 
Gyarmath,  B.-,  II  412b. 
György,S.-8z.-,  11476a.  476b. 

Haag,  568  a.  II  91  b. 
Haarlem,  II  91  b. 
Hacks,  Dr.,  II  593  a. 
Haddington,  Graf  v.,  U351  a. 
Haddo,  Lord,  II  349  a. 
Hugarty,  James,  28a. 
Hagen,  Prof.  Dr.  tt,  18.b. 
Haimonskinder,  H  249  a. 
Haiphong,  II  461b. 
Hajnal,  18b.  n475b.  476a. 
Halifax,  II  84a. 
Hai  im  Pascha,  Prinz,  8  b. 

II  469a. 
Hallen -Kasse  in  England, 

245  b. 

Halliwell-Gedicht,  226  a. 
Halmstad,  II  376  a. 
Halszeichen,  262b. 
Hamburger,  Pastor,  21b. 

—  Logeublatt,   626  b.  H 
185  b. 

Hamburgiscbe  Zirkel-Corre- 
spondenz,  II  186  a.  5811  b. 
Hamilton,  Georg,  11  384b. 

—  John,  29  a. 

—  Graf  v.,  II  35üb. 

—  (Stadt),  524  b. 
Hammerstein,  Gottl.  Max  v.r 

377  a.  II  531a. 

Hanbury,  Charles,  411a. 

Handtwig,  Hofrat  Dr.,  431  b. 
II  26a. 

Handzeichen,  262  b. 

Hang  Chi,  369  b. 

Hankeou,  153  a. 

Hanoi,  II  461b. 

Hans,  Prinz  von  Schles- 
wig-Holstein-Sonderburg- 
Glücksburg,  11  319b. 

Harald,  Prinz  von  Däne- 
mark, 113  b. 

Hardenberg,  Graf,  441  b. 
40* 


628 


Verzeichnis  von  Kamen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


Haren,  Hofrat  v.,  11  869a. 
Harenberg,  Abt,  lila. 
Harles*,  Prof.,  263a. 
Harley-MS.,  II  211b. 
Harlingen,  II  91b. 
Harper,  Thomas,  12  b.  250  a. 
1Mb. 

Harrington,  T.  D.,  524b. 
Harrismith,  II  92b. 
HarriBon,  Präsident,  11196b. 

—  George,  H  88b. 
Hart,  Stempelschneider, 

182b. 

Hartford,  lfiQb.  II  IMa. 
Hartlieb,  Samuel,  157b. 
Häseler,  G.  EL  112b. 
Haselmayr,  Adam,  II  2fiüa. 
Ha^eroth,  Stempelschneider, 

182  b. 
Hasköj,  n  169  a. 
Hüaling,  Stempelschneider, 

182  b. 

Hassan,  Mirza  Abul,  H  147  b. 
Hasselt,  W.  J.C.  van,  II  28a. 
Hatton,  151b. 
Hattorf,  v.,  422_a. 
Hauenschild,   Prof.  v.,  II  j 

241b.  414b. 
Haughfood,  Logein,  11344b. 
Hausdorfer,  Job.,  11  127a. 

426  a. 

Hausmann,  C.  Fr.,  18b.  II 

391a. 
Havana,  166  b. 
Uavre,  313  a. 

Hayking,  Baron  v.,  11162  b. 
Hays,  Moses  M.,  II  2Qb. 
Ht  gardt,  Freiherr  v.,  H369b. 
Heidemann,  Prof.  Dr.,  II 

292b. 
Heiliger,  126  b. 

—  (Grad),  H  12b. 
Heinrich,  Fürst  von  Anhalt- 

Köthen-Pless,  40  a. 

—  Herzog  von  Cuinber- 
land,  382  a. 

—  Herzog  von  Württem- 
berg, II  558a. 

—  Markgraf  von  Schwedt, 
II  196b. 

—  XIV.,  Graf  Reuss,  11 

212a. 

—  XV.,  Graf  Reuss,  H242b. 

—  XVII.,  Graf  Reusa,  II 
212  b. 

—  XXXVIII.,  Prinz  Reuss, 
II  212b. 

—  XXXIX.,  Prinz  Reuss, 
II  243a. 

—  XLIV.,  Prinz  Reuss,  II 
212  a. 

—  LIV.,  Fürst  Reuss,  II 
242  b. 

—  LXVII.,  Füret  Reuss,  11 
242  b. 

—  LXXII.,  Füret  Reuss, 
11  242b. 


Heinrich  v.  Bourbon,  In- 
fant v.  Spanien,  II  lila. 
Heister,  Graf,  481  b.  11 130.  a. 
Hekate,  Mysterien  der,  H 

76a. 
Helder,  II  92b. 
Helfricht,  Stempelschnei- 
der, 182  b. 
Hell,  Theodor,  II  54fib. 
Helly,  Baron,  II  132  b. 
Helmolt,  v.,  H  290b. 
Helmschwerdt,  General  v., 

448  b.  539  a. 
Heisingborg,  II  326a. 
Helsingfors,  II  322a. 
Helsingör,  171a. 
Hemburg,  635a. 
|  Hemfler,  O.,  115b.  11  22fib. 
Hemming,  Dr.,  251a. 
Hengeloo,  U  22  b. 
He>ault,    Rene*,   308b.  II 
216a. 

Hdre'dom,  Schotte  von,  H 
329  b. 

Hermetische  Kunst,  16  a. 
Hernouester,  Lord,  398b. 
.  H  erold  ( Pursui  van  t),  11206  b. 
Herrenburg,  II  152b. 
Hertel,  Hof  rat,  429  a. 
Herzogenbusch,  II  92b. 
Heuber,  Oberstleutnant,  II 

366a. 
Hexagon,  451b. 
Heyden,  Major  v.,  II  IMa. 
Heynitz,    Kammerherr  v., 

II  285a. 
Hidalgo  y  Castilla,  Don  Mi- 
chael, II  38  b. 
Himmel  und  Erde,  Bund  von, 
153b. 

Hinüber,  Jobst  Ant.  v.,  421a. 
Hiram  or  the  Grand  Master» 

Key,  32  b. 

—  Schotte  des,  II  329b. 
Hirsch,  Bernh.,  626b. 
Hobarttown,  II  418a. 
Hobby,  Thomas,  231b. 
Hoffmann,  B.  G.,  417  a. 
Hoffnung,  Orden  der  Ritter 

und  Damen  der,  264b. 
Hofmann ,    Kasp.  Friedr., 

II  422a. 
Hohenlohe,  Füret  v.,  93  a. 
Hohenthal,  Graf  Friedr.  v., 

II  285a. 
Holbacb,  Baron,  U  17a.  140b. 
Hollenstein,  v.,  429a. 
Holzhacker,  Orden  der,  276a. 
Holzkohle,  528  a. 
Homberg,  129  b. 
Home,  Graf  v.,  II  316b. 
Honis,  Sam.,  II  31b, 
Honnorez,  II  9_£a. 
Honolulu,  431a. 
Hoorn,  II  91  b. 
Hoplgarten.v.,  206  a.  11285  a. 
Horcher,  II  228a. 


I  Horn,  Friedr.  Freiherr  v., 

II  868  b.  369b.  435  a. 
Horeens,  170a, 
Hossbach,  Wilh.,  II  261a. 
Houghton,  Dan.,  235b. 
Houston,  H  455a. 
Howard,  Thomes,  II  392a. 
Hoym,  Minister,  229b. 
.  Hozier,  James,  11  351a. 
Hüffel,  Hofrat,  498 b. 
Hülsen,    Joseph   Graf  v., 

II  162b. 
Humanität,  Gesellschaft  der 

Freunde  der,  222b. 
Hunnius,  Schauspieler, 

II  812b. 
Huntly,  Marq.  v.,  H  319a. 
Husum,  129  a. 

Hutten,  Generalmajor  Ulrich 

Freih.  v.,  11  Slöb. 
Huy,  85b. 

I,  der  unbekannte  Schotte 

der  drei,  II  329  b. 
Iglö,  II  424a. 

lUuminatus  dirigens,  477  b. 

—  major,  422b. 

—  minor,  422b. 
Illumines  d'Avignon,  62b. 
Dten,  Hofrichter  v.,  425  a. 
Inchiquin,  Graf  v.,  235  b. 
Indian  Freemason,  II  134b. 

ISfib. 

Indisch   Maconniek  Tijd- 
schrift,  II  Ü9a.  1*6  b. 

Ingignac,  General,  402  a. 

Ingolstadt,  22a. 

Innern,  Grad  des,  II  330  u. 

Instruction,  Lodge  of,  253a. 
U  428a.      w  •  4 

Intendant  des  bätiments, 
526b. 

Intender,  11342  a.  344a.  345a. 
Inverness,  Loge  in,  II  312  b. 
Inviolabler  Orden,  11  4.'39K 
Irvine,  4Mb. 
Iselin,  Isaak,  145b. 
Isenburg -Büdingen,  ^  Oraf 

Casimir  v.,  411a.  .  ; 
Isenburg  von  Buri,  Ludw., 

42  a. 

Isis,  Mysterien  der,  11  20  a. 
Ismailia,  8a. 

Isolierte  Logen,  II  422  a. 
Ispahan,  II  112  b. 
Israel,  411a.'* 

—  Neues,  4G5  a. 
Ivenak,  II  152b. 
Ivrea,  498  a. 

Jaarboekje  voor  Neder- 
landsch  Vrijmetaelaren,  11 
98a.  186a. 

Jabal,  513  a. 

Jablonowski.Konst ,  11166b. 
Jachin  and  Boaz,  32  b. 
Jacmel,  402a. 


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Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


02!) 


JOger,  Kaufmann,  II  271b. 
Jagersfontein,  II  92  b. 
Jahn,  Hofrat,  II  514  b. 
Jahrbuch,  628 a. 
Jahresversammlungen,  241a. 
Jakobs  VI.,  Schotte  vom 
heiligen  Gewölbe,  11323b. 

—  Grossschotte  von  der 
heiligen  Gruft,  II  322b. 

Jamburg,  II  225a. 
Jamestown,  II  M5b. 
Janina,  II  462  a. 
Java,  II  Sfib. 
Javioli,  Graf,  422a. 
Jean  Paul,  II  246  a. 
Jefferson,  II  1Mb. 
Jelagin,  II  55äa. 
Jennings,  John,  II  368b. 
3Mb. 

Jequitinhonha,   Visc,  de, 

123  a. 
Jeremia,  402  a. 
Jeröme  Bonaparte,  315a. 
Jerusalem,  II  462  b. 

—  Erhabnes  oder  Himm- 
lisches, II  329b. 

—  Prinz  v.,  483  b.  522a. 

—  Rat  der  Fürsten  von, 
259  b. 

—  Vereinigte  religiöse  und 
militärische  Orden  des 
Tempels  und  des  heiligen 
Johannes  von,  2fiüa. 
II  453  a. 

Jesi,  498  a. 

Jetzke,  Stadtsekretär,  884  b. 
Je  weis,  Centenarv-,  255  b. 

—  Charity-,  255b. 
Jewett,  123  a. 

Johann,  Prinz  von  Schles- 
wig-Holstein-Sonderburg- 
Glücksburg,  II  812  b. 

—  V.,  König  v.  Portugal, 
II  174a. 

—  VI.,  König  v.  Portugal, 
II  175b. 

—  Adolf,  Prinz  von  Nassau- 
Usingen,  H  22  a. 

—  Adolf,  Prinz  von  Sach- 
sen-Gotha und  Altenburg, 
H  289  b. 

Johannisopfer,  522b. 
Johannispfennig,  .r>07  b. 
John,  Bürgermeister,  II  13  b. 
Johnson,  Präsident,  U  106b. 
Joigny,  813a. 
Jokohama,  501b. 
Jonas,  Speditionsbureau, 
354a. 

—  Grossmeister  v.  Illinois, 
II  55b. 

Joniot,   Jean   Joseph,  II 

513b. 
Jönköping,  II  324b. 
Jordan,  Quartiermeister,  II 

2SQa. 

Joseph  Bonaparte,  315a. 


Joseph,  Herzog  v.  Sachsen- 
Altenburg,  11  285  b. 

—  Prinz  von  Sachsen-Hild- 
burghausen, 11  285  b. 

—  I.,  König  von  Portugal, 
II  124b. 

—  IL,  Deutscher  Kaiser, 
IlT82b. 

Josephi,   Medizinalrat,  II 
265  a. 

Jouaust,  A.  G.,  313  b.  622b. 
Journal  f.  Freimaurerei,  H 
lÜ5a. 

—  f.  Freymäurer,  II  lüüa. 

—  Neues,  f.  Freimaurerei, 
II  185a. 

Jouve,  J.  B.,  de,  H  482  b. 
Jouvenel,  Stempelschneider, 

182  b. 
Juge,  313  b. 

—  secret,  II  26  b. 
Jungferninseln,  II  äüfia. 
Jungschotte,  11  329  b. 

Kabeiren,  Mysterien  der,  11 

62b. 
Kabul,  6  a. 
Kadosch,  11  12  b. 

—  Grand  Chevalier  Grand 
Fllu,  II  161  b. 

—  vom    schwarzen  und 
weissen  Adler,  252  b. 

Käferstein,   Abgeordn.,  H 
283b. 

Kahlenbergdörfl,  II  543  a. 
Kaihebar,  Gesellschaft  des 

Gross-,  H  201a. 
Kaiser,  Chr.  Ph.,  Komponist, 

U  Sfifia. 

—  Christian,  LI  582b. 
Kalakaua,  König  von  Ha- 

wal,  431a. 
Kalkutta,  II  184b. 
Kallenberg,  II  452b. 
Kalmar,  II  326a. 
KamehamehalV.,  König  von 

Hawal,  481a. 
Kamenetz-Podolzk,  11225a. 
Kaminiez,  II  122 a. 
Kammer,     die  mittlere, 

524  a. 
Kampen,  H  22  b. 
Kanaria,  Gran,  525b. 
Kandy,  151a. 
Kanton,  158  a.  U  374  b. 
Kaplan,  242b.  II  224b. 
Kapy,  E.,  II  425  b. 
Karamsin,  II  12  b. 
Karansebes,  II  425b. 
Karatschi,  U  135a. 
Karl,  Grossherzog  v.  Meck- 

lenburg-Strelitz,  II  22  b. 

—  Herzog  von  Sachsen- 
Meiningen,  H  222  b. 

—  Herzog  von  Schleswig- 
Ii  oistein  -  Sonder burg- 
Glücksburg,  H  319  b. 


Karl,  Herzog  von  Semgalleu 
und  Kurland  etc.,  11284a. 

—  Herzog  von  Weatgot- 
land,  11878  b. 

—  Landgraf  von  HesBen- 
Kassel,  448b. 

—  Markgraf  von  Schwedt, 
II  126a. 

—  Prinz    v.  Dänemark, 
173  b. 

—  Prinz  von  Schwarzburg- 
Rudolstadt,  II  365b. 

—  L_,  Herzog  von  Braun- 
schweig, 125  a. 

—  HL,  König  v.  Spanien, 
H  413b. 

—  VI.,  Deutscher  Kaiser, 
H  187  b. 

—  X.,  König  von  Frank- 
reich, 314b. 

—  XHI.,  König  v.Schweden, 
H  377  a. 

—  XIV.,  König  v.Schweden 
u.  Norwegen,  II  377  b. 

—  XV.,  König  v.  Schweden 
u.  Norwegen,  H  822b. 

—  August,  Grossherzog  v. 
Sachsen- Weimar,  H  294a. 

—  Eduard  Stuart,  schot- 
tischer Prinz,  II  438  b. 

—  Friedrich,  Grossherzog 
von  Baden,  65  a. 

—  Gustav,  Grossfürst  von 
Finland,  II  322  a. 

—  Wilhelm,    Fürst  zu 
Nassau-Usingen,  H  22  a. 

Karlskrona,  H  326  a. 
Karlstadt,  581b.   LI  376a. 
422  b. 

Karoline,  Königin  von  Ne- 
apel, 424a.  11  133b. 

—  Prinzessin  von  Weimar, 
813b. 

Kärolyi,  Eduard  Graf,  II 

473b. 
Karrons,  U  162  b. 
Kaschau,  H  422b.   414  b. 

475  a.  476  a.  476b. 
Käsmark,  II  426b. 
Katharina  IL,  Kaiserin  von 

Russland,  II  215b. 
Katona,  Dr.  B.,  H  426a. 
Kaufmann,  313b.  622  b. 
Kaven,  J.  IL,  21b. 
Kebir,  LI  14b. 
Keferetein,  Dr.  jur.,  II  lüfia. 
Kelet,  II  122  a.  186  a.  414  a. 

416  a. 
Keller,  IL,  18b. 
Kellin,  Graf  v.,  II  348  b. 
Kelly,  Graf  v.,  9  b.  3üa. 
Keimann,  Dr.,  144a. 
Kelso,  Loge  in,  II  344  a. 
Kennedie,  John,  538b. 
Kent,  Eduard  Herzog  v., 

Söa.  242b.  382b. 
Keoku,  4S3a. 


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630 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


Kesher.Shel  Barzel,  516b. 

Kestner,  Prof.,  7  b. 

Kette,  Gesellschaft  der  deut- 
schen, 536  a. 

Kettler,  Gotthart,  Reichs- 
baron,  11  458b. 

Keystone,  II  186  b. 

Kielland,  Chr.,  II  108  a. 

Kierulf,    Otto  Richard, 
II  108  a. 

Kiew,  mn.  II  221b. 

Kildare,  Maro,  v..  490  a. 

Kilmarnock,  Lora,  469a. 

—  Graf  v.,  II  348b. 
Kilwarlin,  Visc,  490  a. 
Kimberley,  II  98  a. 
Kinderfürsorge  (Stiftung), 

II  244a. 
Kinft  12  a. 

—  Baronet,  4flüa. 
Kingsborough,  Lord,  487  b. 
Kingöland,  Lord,  481  b. 
Kingston,  Lord,  58a.  236a. 

486.  a. 

—  Graf  v.,  490  a. 

—  (8tadt),  501a. 
Kingstown,  524a. 
Kinnaird,  Lord,  II  35Qb. 
Kinnoul,  Graf  v.,  U  350  b. 
Kircheisen,  II  48a. 
Kirchmann,  Garnisonpre- 
diger, 421a. 

Kischineff,  II  215a. 
Kistner,  423b. 
Klattau,  U2a. 
Klausenburg,  II  401b.  476a. 
416  b. 

Kleinschotte,  II  822b . 
Klerikat,  II  33a. 
Klerksdorp,  U  98 a. 
Klinger,  O.  386a. 
Klinker,  Joh.,  U  98a. 
Knecht,  Dr.  med.  Matth., 
404b. 

Knight  of  Malta,  260  a. 

—  of  the  triple  croBS,  580 a. 

—  Templar,  260  a. 
Knocks,  The  three  distinct, 

32b. 
Kobe,  501b. 

Kofton,  George,  142  a.  521a. 
Kolding,  170  a. 
Kolombo,  151a. 
Kölpin,  92  a.  II  432  b. 
Kölz,  Abgeordn.,  II  283b. 
Kongsberg,  II  101b. 
König,  Karl,  II  4£2a. 
Konin,  II  172b. 
Konstantin,  Grossfürst  von 

Russland,  II  226b. 
Kopenhagen,  Grossschotte 

von,  II  329b. 
Korff,  Baron  v.,  169  b. 
Korn,  221b. 

Koromandelkfiste,  II  135  a. 

Korsitzky,  227  b. 

Koseritz,  Karl  v.,  II  178b. 


Köthke,  J.H  P.,  417b. 
Kotschubej,  Minister,  11275a. 
Kotta-Radscha,  II  97b.  98b. 
Koväts,  Dr.  Georg,  11184  b. 
Kratzenstein,  J.C.  L.,  412b. 
Kräuter,  Franz  Ant.,  64b. 
Kreil,  Prof.,  141a. 
Kreaa  v.  Kressenstein,  402  a. 
Kressl,  Joh.,  II  130a. 
Kretzschmann,  Ch.G.,  605  a. 
Kreutz  (Stadt),  581b. 

—  General  v.,  415b 
Kreuz  von  Babylon,  Orden 

des  roten,  259b. 
Kreuzform,  529b. 
Kreuznach ,  Grosskomturei, 

298a. 

Kreuzzüge,  Grossschotte  der, 

II  330a. 
Krönke,  Martin,  92b.  11584a. 
Kroonstad,  II  123  b. 
Kronstadt,  II  129b.  400b. 

426a.  47t; h. 
Krop,  406b. 
Kroyher,  141a. 
Krüdener,  Frau  v.,  II  18a. 
Krüger,  Prof.  J.  G.,  404a. 
Krugersdorp,  II  98a. 
KryptischeMaurerei,  11331b. 
Kuala  Lampur,  II  436b. 
Kufstein,  Graf  v.,  II  529b. 

540  b. 
Kühl,  II  265a. 
K  Ullrich,  182  b. 
Künast,  J.  G.  C,  419a. 
Kupferschmidt,  II  370b. 
Kurakin,  Fürst,  II  271b. 
Kurnaul,  II  134  b. 
Kutusow,  Major  v.,  II  272b. 
Kvaczala,  Prof.,  II  261b. 
Kvan  -  Taih  -  Gesellschaft, 

"153b. 
Kybele  Rhea,  II  69  b. 

Lachten,  Mc.  Intosh,  30  a. 

Ladies  degrees,  5b. 

Ladikieh,  H  4fiflb. 

Ladrone,  II  5  b. 

Lafisse,  161b. 

Lagergrade,  II  114a. 

La  Goletta,  II  468b. 

Lagrange,  534b. 

Lahme,  584  b. 

Lajosfalva,  II  426a. 

Lamball,  Jakob,  234a. 

Lamballe,  Prinzessin  v.,  5  a. 

Landesloge,  Grosse,  der  Frei- 
maurer von  Deutachland, 
98  a. 

—  Grosse,  von  Sachsen  207a. 
Landmarks,  II  150a. 
Landschaffnerloge,  242a. 
Landsdowne  MS.,  II  211b. 
Landskoi,  Minister,  II  275a. 
Langa,  v„  182  b. 
Langres,  313a. 
Lanzarote,  525b. 


Laon,  313  a. 
La  Paz,  117  b. 
Lapukin,  II  12  b. 
Larissa,  385b. 

Lärmen  ius,    Joh.  Marcus, 

n  85b. 
Larnaka,  167  b. 
Larvik,  II  108  a. 
Latomia  Society,  594  b. 
Latour,  Graf  de,  615  a. 
Laurentius,  Orden  von  St., 

17  b.  259b. 
Lausanne,  II  391  a. 
Lautaro,  II  186b. 
La  Valette,  H  2  b. 
Lawrence ,    Sam.  Crocker, 
182  a. 

Lawson,  Loton,  II  53  b. 
Laiansky,  Graf,  1 17a.  II  180b. 
Leaven worth,  526a, 
Lector,  512  a. 
Lecturers,  II  224b. 
Ledru,  H  85b. 
Lees,  Baron  John  Marjori- 

banks  v.,  II  350a. 
Leeuwarden,  II  92  b. 
Lee  ward  Islands,  42  a. 
Lefort,  Baron,  465a.  II  166b. 
Legio,  II  452a. 
Lehaie,  Ch.Houseau  de,  84a. 
Lehmann,  Dr.  med.,  11265  a, 
Lehr-  und  Lernlogen,  258  a. 
Leiden,  II  82b. 
Leinster,  Herzog  v.,  490a. 
Leipziger,  Leutn.  v.,  269  b.. 
Leitmeritz,  116  b.  U  129  b. 
Lektüre,  ßöüa. 
Leleihoku,   William  Pitt, 

431a. 
Lemberg,  340  a. 
Lemissol,  385 b. 
Leo  Xn.,  II  138  a. 

—  Xni.,  II  138  b. 
Leon,  a  Ponte,  Graf,  II  5  b. 
Leonhardt,  CG. F.,  626b. 
Leopold,  Herzog  von  Al- 
fa an  y,  389a. 

—  Herzog    von  Braun- 
schweig, 126  b. 

—  I.,  König  der  Belgier, 
86  a. 

—  IL,  Deutscher  Kaiser, 
13^711 181a.  478a. 

i  Lesehallen,  H  182  b. 
Letchworth,  562b. 
Leucht,  Joh.  Sam.,  510a. 
Levallois-Perret,  312b. 
Levanto,  498a. 
Leven,  Graf  v..  H  348  b. 
Levenhagen,  Geh.  Kommer- 

zienrat,  II  265  a. 
Levite  undMartyrer,  Schotte, 

H  330a. 
Levuka,  285b. 
Lexington,  534a.  558a.  1144b. 
Leyzano,  General,  II  271a. 
Li  bau,  II  34a. 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  n.  s.  w. 


631 


Libourne,  313  a.  813  b. 
Liebt,  Sekretär,  II  150a. 
Lichtenau,  Gräfin,  615  b. 
Lieb,  8.  Fr.,  IL  225a. 
Liebeherr,  Kabinettarat, 

122  b. 
Uebler,  v.,  II  ßa. 
Liebmann,  R.,  020  b. 
Ligne,  Prinz  v.,  82  b. 
Lijdenburg,  II  442b. 
Lilie,  weisse,  153b. 
Lille  313  a.  313  b. 

—  Schotte  von,  II  380a. 
Limaaol,  167  b. 
Limmenghe,  Baron  v.,  la. 
Limmer,  Fastor,  278  a. 
Limogea,  813  a. 
Lindberg,  182b. 
Linharea,  Maro,  v.,  II  175a. 
LinkOping,  II  326a, 
Linstrow,  v.,  II  113  a. 
Lintz,  Wilh.,  Ifi2a. 
Lippa,  II  424a. 

Lisieux,  313  a. 

Little  Bock,  42  a. 

Livorno,  438  a. 

Ljungberger,  182b. 

Lobreich,  Freih.  v.,  II  ßflfib. 

Lochner,  v.,  23  a. 

Locle,  II  385a.  391a. 

Loder,  II  530a. 

Lodi,  Prof.,  U  241b. 

Logau,  v.,  404  a. 

Logengründung,  025 b. 

Loge  und  Haus,  Familien- 
blatt, II  182  a. 

Loibel,Rechnungsrat,II542a. 

Lombard,  Dr.,  492  b. 

Longcbampa,  Francoia,  II 
102  a. 

Lons-le-Saunier,  313  a. 
Loo,  van,  Maler,  53  a. 
Loomis'  Musical  and  Maso- 

nic  Journal,  II  186b. 
Lorenz,  Stempelschneider, 

182  b. 

Lorenzo,  Marquis,  II  50  a. 
Loreto,  438a. 
I^orient,  313  a. 
Loschge,  Prof.,  263a. 
Losoncz,  II  424a.  420  b 
Losaau,  406  b. 
Loudoun,  Graf  v.,  243  a. 
Lovel,  Lord,  2Ma.  243  a. 
Löw,  Freiherr,  v.  u.  zu  Stein- 
furth, 332  b. 
Löwen,  85  b. 

—  v.,  406a.  II  133b. 
Löwendahl,  Kanzler v.,  479  a. 
Löwenstein,  FürstKarl,  41  b. 
Loyola,  Ignaz,  503b. 
Lublin,  II  171a.  172  a. 
Lubomiraki,  Fürst  Nikol., 

U  166b. 

—  Fürstin,  II  169  b. 
Luca,  Franz  v.,  430a. 
Lucca,  498  a. 


Lucian  Bonaparte,  315  a. 
Lucipia,  Louis,  312  b. 
Luckhardt,  Georg,  530  a. 
Lüdge,  II  340a. 
Ludwig,  Fürst  zu  Nassau- 
Saarbrücken,  U278a.604a. 

—  Herzog  v.  Württemberg, 
U  552a. 

—  Prinz  von  Pfalz -Zwei- 
brücken, 24  a. 

—  Prinz  von  Waldeck, 
II  522b. 

—  I.Grossherzogv.  Hessen, 
174  b.  445  b. 

—  LLj  Grossherzog  v.  Hes- 
sen, 442  a. 

—  in.,  Grossherzog  von 
Hessen,  126  a.  442  a. 

—  IV.,  Grossherzog  von 
Hessen.  122  a.  442  a. 

—  VHI.,  Landgraf  von 
Hessen-Darmstadt ,  445  a. 

'  —  IX.,  Landgraf  von  Hes- 
sen-Darmstadt, 445  b. 

—  X.,  Landgraf  v.  Hessen- 
Darmstadt.  445b. 

—  XVI.,  König  v.  Frank- 
reich, iil4b. 

—  XVIH.,  König  v.  Frank- 
reich, 314  b. 

—  Bonaparte,  315  a. 

—  Ernst,  Prinz  von  Sach- 
sen-Gotha und  Altenburg, 
II  28fib. 

—  Friedrich,  Fürst  von 
Schwarzburg  -  Rudolstadt, 
II  3fi5b. 

—  Georg  Karl,  Landgraf 
v.Hessen-Darmstadt, 446a. 

—  Karl  Friedrich,  Prinz 
v.  Sachsen -Coburg- Saal- 
feld, 11  606  a. 

—  Philipp,  König  der 
Franzosen,  314b. 

—  Philipp  Joseph,  Herzog 
von  Orleans,  314a. 

Lugano,  II  891a. 
Luini,  Hofsanger,  584  b. 
Lumley,  12  a. 

Lundmark,   Banksekr.,  II 

369  b. 
Lungro,  438  a. 
Luque,  Dr.,  IL  412a. 
Lüttich,  82b.  85b. 
Luxemburg,  Herzog  v.,  303  b. 
Lyncker,  Baron  v.,  502  a. 
Lynen,  Viktor,  84a. 
Lyon,  313a.  313b. 

—  Konvent  zu,  582a. 

—  Schotte  von,  330a. 

Maastricht,  II  97  b. 
Mabille,  P.,  fi2b.  440  a. 
Macbena,  II  ßa. 
Mac  Benäh,  II  6  a. 
Macerata,  438a. 
Mach,  Optiker,  142  b. 


MacKinstry,  480b. 
Macleane,  II  302  b. 
Macnab,  Sir  Allan  Napier, 
524  b. 

Macon,  le  vrai,  lül  b. 

—  le  vrai,  dang  la  voie  droite, 

161  b. 
Macon,  813  a.  343  a. 
Macon nerie  blanche,  4b. 

—  d'adoption,  4  b. 
Maconniek   Weekblad,  II 

180  a. 

Macoy.  Rob.,  II  431b. 
MadÄch,  Advokat,  141b. 
Maddalena,  498  a. 
Madden,  12  a. 
Madeane,  U  302b. 
Madeweis,  Geheimrat  v.,  H 

lüfia. 
Madison,  480  a. 

—  Fort,  483a. 

—  Präsident,  II  lOßb. 
Madrid,  II  411b. 
Mafeking,  lßßa. 
Magdalena,  552a. 
Magelang,  II  82b.  93a. 
Magmen,  312 b. 
Magusch,  Ernst  Jul.  v.,  II 

425  b. 

Mahabone,  n  6a.  40a. 
Mahemseln,  U  338  b. 
Mähren,  n  130a, 
Maier,  Michael,  11  261  a. 
Mainwaring  Oberst,  43  a. 
Maison  de  Secours,  312a. 
Maltre   architecte,  Grand, 
52flb. 

—  elu,  470  a. 

—  elu  des  neufs,  520  b. 

—  parfait,  520b. 

—  Royale- Arche,  526  b. 

—  secret,  520  b. 
Majläth,  II  424a. 
Makassar,  H  32b.  39a. 
Malaga,  U  412b. 
Malakka,  II  430b. 
Malleville,  de,  120  a. 
Malmesbury,  II  98  a. 
Malmö,  II  320a. 
Malta,  Ritter  v.,  483b. 
Malteser,  II  100a. 
Maitz,  J.  G.  B.,  412  b. 
Manchester,  Herzog  v.,  243a. 
Manecke,  402  a. 
Manningham,  Dr.,  243  b. 
Manila,  II  42  a.  158  a. 
Maus,  313a. 

Manse!,  Sir  Edw.,  238a. 
Manstein,  Major  v.,  II  425b. 
Mansura,  8  a. 
Mantes,  313a. 

Manthey,  Geh.  Legationsrat, 

170b. 
Mantova,  498a. 
Manuzzi.  494  a. 
Mar  und  Kellie,  Graf  v.,  II 

351a. 


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632 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenstände 


n  u.  s.  w. 


Marblehead,  II  104  a. 
Marchand,  Arzt,  II  5b. 
Marcb.es,  Marq.  des,  494  a. 
Marchot,  P.  C,  Advokat,  II 
202  a. 

Murconis,  8b.  II  31b. 
Marcus,  II  265a. 
Marennes,  313  a. 
Maria  L,  Königin  v.  Portugal, 
II  174b. 

—  Theresia,  II  129  a.  132 a. 
180a. 

Mariana,  291b. 
Marienkapelle  in  Edinburg, 

ii  aaia. 

Marina,  II  412  a. 
Mariner,  Royal  Ark,  45a. 
259b. 

Mariwil,  Baron,  II  170a. 
Mark-MeiBter-Grad,  252b. 

4Mb.  II  331b. 
Marlborough,  Fort,  II  23  b. 
Marie,  van,  554  b. 
Marmande,  313a. 
Marinaduke  Wyvill,  Lord, 

487b.  489b. 
Marolo,  49fia. 

Marrique,  Generalintendant, 

II  125a. 
Marseille,  313a.  II  353  b. 
Martell,  Karl,  16  b. 
Martigues,  313  b. 
Martin,  v.,  510  a. 

—  Prof.,  432  a. 
Martinique,  312  b. 
Märtonfy,  Martin,  II  601a. 
Mascara,  IIa. 

Masonei,  3_2üb. 

Masonic  Advocate,  II  lfißb. 

—  Chronicle,  II  186b. 

—  Constellation,  U  lfißb. 

—  Herald,  II  lfißb. 

—  Home  Journal,  H  186b. 

—  Illustrated,  II  186  a. 

—  Journal,  II  186a.  186b. 

—  Review,  II  lfißb. 

—  Review  and  Washing- 
tonian,  H,  186b. 

—  Standard,  H  186  b. 

—  Sun,  II  186b. 

—  Tidings,  II  lfißb. 

—  Token,  II  lfißb. 

—  Trowel,  II  186  b. 

—  Voice  and  Review,  H 
lfißb. 

Masonry  dissected,  H  200b. 
Massa  Carrara,  498  a. 
Masaaua,  264a. 
Master,  Most  Excellent,  259  b. 

—  Royal,  259b. 

—  8elect,  259  b. 

--  Super  Excellent,  259b. 
Matabeleland,  Sa.  H  245b. 
Matheus,  II  174  b. 
Mathew,  Thomas,  30  a. 
Matolay,  II  130b. 
Matthifi,  Konrektor,  461a. 


Maui,  431a. 
Maule,  313  a. 

—  William  Ramsay,  11350a. 
Maurer   des  Geheimnisses, 

II  17b. 
Maurokordatoa,  385  b. 
Maximilian  I. ,  König  von 

Bayern,  22b7  15  a 

—  Herzog  von  Württem- 
berg, II  558  b. 

Maymus  Grecus,  22fia. 
Maynard,  Oberst,  48£a. 
Mechanik,  501a. 
Mecklenburgisches  Logen- 
blatt, fi2fib.  II  lfißb. 
Medan,  II  92  b.  98  b. 
Medcm,  Reichsgraf,  142  a. 
Meden,  v.  der,  417  b. 
Mehnert,  603  a. 
1  Meiners,  Jak.  Herrn.,  411b. 
Meissner,  Kriegssekr.,  4ß5a. 
Meister,  Auserwählte,  1133a. 

—  des  schwarzen  Adlers 
St.  Johannis,  529b. 

—  weisse,  42  b. 
Meisterschotte ,  vollkomm- 

ner  englischer,  II  3Ma. 
Melanchthon,  Phil.,  553b. 
Melbourne,  II  511a. 
Melchisedek  Eins,  49  b. 
Melfi,  498 a. 
Melilla,  II  14b. 
Melissino,  II  33b. 
Mellinet,  General,  311b. 
Mellrichstadt,  471a. 
Melrose,  Loge  in,  II  342b. 
Melun,  313  a. 

Melville  v.  Bennochy,  H  351a. 
Memtirisorta,  2  a. 
Mende,  313  a. 

Menschenfreunde,  Die  wah- 
I     ren,  II  142  b. 
Meschorer,  Dr.  Emil,  220a. 
Mcssiua,  498  a. 

—  Schotte  von,  II  330  a. 
Messkunst,  348 a. 
Metternich,  Fürst,  II  196  b. 
Mettlerkamp,Dav.Chr.,417b. 
Metzsch,  v.,  25  a. 
Meulan,  813a. 

Meyer,  Ludwig,  II  59Üb. 

—  Maler,  II  248b. 

—  Rud\,  689  b. 

—  -Hoffmeister,  II  390a. 
Meystre,  Dr.  A.,  II  320  b. 
Michelis,  J.  F.,  H  275  a. 
Middelburg,  IL  22  b. 
Middletown,  lfiüb.  II  gfib. 

104a. 
Miethofen,  326 b. 
Migazzi,  Kardinal,  II  3ßßb. 
Miguel,  Dom,  II  126 a. 
Miklös,  T.-Sz.-,  H425a.476b. 
Militärlogen,  Schotte  der, 

II  320a. 
Millau,  213  a. 
Milner,  Baronet,  II  561a. 


Minerva  (Taschenbuch),  II 

185b. 
Minervalgrad,  477  a. 
Minsk,  Ii  112a. 
Mioche,  Kaufm.,  II  167  b. 
Miquelon,  Insel,  II  83_a. 
Miramas,  313  a. 
Miranda,  Goncalves  de,  LI 

176  b. 

Mirza,  Oveis,  II  141b. 
Mischpheretb,  U  4Üa. 
Mischtar,  II  43  a. 
Miskolcz,  260b.  II  472  b. 
Misphraim,  H  43  a. 
Missouri  Freemason,  H186  b. 
Missy,  Jean  Rousset  de,  II 
92  b 

Mitaui  LI  274b.  424b. 
Mitchell,  Dr.,  H  850  a. 
Mitchelstown,  4Mb. 
Mithofen,  v.,  326  b. 
Mithrasdienst,  II  20  a. 
Mittwochs  -  Brudermahle, 
25  b. 

Mniszek,  Stanial.,  514  b.  II 
lfißb. 

Mocsary,  Geza,  401a. 

Modena,  498  a. 

Modica,  498  a. 

Möhler,  Friedr.  Wilh.,  296  b. 

Mohr,  Buchhändler,  28fib. 

Mokronowski,  Andreas,  II 

lß9b. 
Mollendo,  II  148  a. 
Möller,  Prof.  Dr.  IL,  100  a. 

—  Oberpräs,  v.,  448b.  530a. 
Monde  maconnique,  II  186  a. 
Monroe,  Präsident,  U  106  b. 
Monrovia.  614  a. 

Möns,  85  b. 

Monsegur,  313a. 

Monson,  Jose"  Maria,  H147b. 
1  Montagu,  Visc,  242  a. 

Moutauban,  313a. 

Montbeliard,  318  a. 

Mont-de-Marsan,  313  a. 

Monteiras   de  Carvalho  e 
Oliveira,  II  175  a. 

Moateleone,  498a. 

Montälimar,  313  a. 

Monterosso  al  Mare,  498a. 

Montevideo,  H  479a. 

Montgelas,  22  b. 

Montgomery,  15  a. 

Monthlerv.  äläb. 

Montijo,  Graf  v.,  U  411b. 

Montlofier,  Graf,  II  144  a. 

Montlucon,  313  a. 

Montmorency,  313a. 
;  Montpellier,  14b.  813a.  313b. 
440  a.  n  142  a. 

—  Schotte  von,  II  330  a. 
Montreal,  524a.  H  212  a. 
Montreux,  II  391a. 
Moutrichärd,  313  a. 
Montrouge,  313  b. 
Monza,  49fia. 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


633 


Moore,  Lord.  490a.  H  381b. 
Moray,  Graf  v.,  II  348b. 
Morayta,  Prof.,  II  413  a. 
Moreno,  Guarcia,  21fia. 
Moretti,  529  a. 
Morgan,  John,  28b. 
Morgenatem,    Gust.  Jak., 

414b. 
MoriUo,  II  412a. 
Moritz,  Prinz  v.  SachBen- 

Gotha  u.  Altenburg,  II 

289  b. 

Mornington,  Graf  v.,  49üa. 
Morrice,  Thom.,  234  b. 
—  Rob.,  534  b.  II  431b. 
Morriatown,  II  88b. 
Morse,  II  114  a. 
Morton,    Graf  v.,  248a. 

II  MSa.  319a. 
Morville,  Hugo  de,  538  a. 
Moskau,  II  274b. 
Mossamedes,  35  a. 
Mustaganem,  12  a. 
Mot,  Emile  de,  84b. 
Motte-Bouchot,  313a. 
Moulins,  313  a. 
Mountjoy,  Lord,  487  b. 
Mousseaux,  314a. 
Mouton,  Alex.  Jacq.,  II  174  a. 

481a. 

Mocambique,  6_a.  II  5_ß_a. 
Muller,  Franz  (Turin),  496.  b. 

—  Joh.  v.,  12üb. 

—  Nikolaus,  Adv.,  II  9  a. 

—  Ordensmeister,  94  b. 
Münch,  K.  Fr.,  7ßb. 
Muni,  Enrico,  II  38  b. 
Mürmich,  Baron,  lii9b. 
Murschidabad,  II  134b. 
Murusi,  Alex.  Fürst,  140b. 
Musäus,  Geh.  Rat  Prof  Dr., 

assb. 

Muscatine,  483  a. 
Mu«kerry,  Baron,  49üa. 
Musgin  -  Puschkin  -  Bruce, 

113a.  407b.  II  270b.  274a. 
Muszinski,  Graf  Aug.,  11166b. 
Mylne,  John,  H  341b. 

Nadermann,  II  229a. 
Nagant,  114  b.  210a.  408  b. 

409b. 
Nagasaki,  501b. 
Nägeli,  Joh.,  II  385b. 
Namur,  85b. Ii  202a.  353b. 
Nancy,  313  a. 
Nantes,  31 3  a.  313  b. 
Napier,  Lord,  II  349  a. 
Napoleon  L,  315a. 

—  Prinz  (Plon-Plon),  315  b. 
Narbonne,  313  a. 

Naselli,  Diego,  494a. 
Nathge,  Dr.  J.,  H  ßi)2a. 
Nausori  Rewa,  285b. 
Nazareth,  Moses  L.,  II  258  a. 
Neapel,  Schotte  von,  11330  a. 
Nebengrade,  H  39fib. 


Neergard,  LZÖa. 

Negapatam,  H  135  a. 

Nemeth,  N.,  II  415b. 

Nettirvill ,   Nicholas  Lord 
Visc,  4Mb. 

Neu- Amsterdam,  395  a. 

Neu-Arad,  Jl  414a. 

Neuhäusel,  II  414b. 

Neuilly-sur-Seine,  312  b. 

Neu-Kreuznach,  298b. 

Neu-Pest,  n  41fia.  41fib. 

Neusalz,  II  415a. 

Neuville-de-Poitou,  318a. 

Neuzen,  Ter,  II  91b. 

Nevers,  313  a. 

New  Barcelona,  II  18  b. 

Newbaven,  130b.  II  104a. 

New  London,  lfiÜb.  II  lÜ4a. 

New  Orleans,  632  a. 

Newport,  II  104a  245  a. 

Newtonbutler,  Lord,  49üa. 

New  Zealand  Craftsman, 
H  1Mb. 

Nicastro  Novaro,  498a. 

Nicolay,  General,  II  271a. 

Nicostratus,  II  511b. 

Niedcraächsisches  Logen- 
blatt, II  185  b. 

Niehrenheim,  Buchhändler, 
II  593a. 

Nieswicz,  II  lila. 

Nigra,  Ritter,  495  b. 

Nlmes,  813a.  313b. 

Nimwegen,  II  91b. 

Ningpo,  158  a. 

Nino  de  Andreis,  491a. 

Ninus  Gräcus,  228a. 

Niort,  318  b. 

Nisbet,  William,  II  3Mb. 
Nisch,  II  41fia. 
Nishni-Nowgorod,  II  274b. 
Nitzky,  204a. 
Niutschuang,  153  a. 
Nizza,  313a.  313  b. 
Noachitische  Schrift,  344a. 
Noot,  H.  van  der,  82  b. 
Nordisk  Frimurer-Tidende, 

H  108  b.  186  a. 
Nordstern,  Arthur  v.,  11108b. 
Norfolk,  H  51öa. 
—  Herzog  v.,  58a.  236  a. 

245a. 

Norrköping,  IL  31ßa. 
Norwalk,  160  b. 
Nothomb,  Minister,  84b. 
Nowikoff,  Mich.  Nik.,  H275a. 
Nowogrod,  II  112  b. 
Noyer,  de,  12  a. 
Nukahiwa,  II  14a. 
Nuraea,  II  ä3a. 
Nyäry,  Baron  A.,  H '474b. 
N'vkj'öbing,  171b. 
Nyon,  H  391a. 

O'Brien,   James  William, 

48fia. 
Ocafia,  551a. 


Occitania,  II  452a. 

Odessa,  11  '274  b. 

Odhelius,  Dr..  II  310a. 

Oeynhausen,  Oberjägermeis- 
ter v.,  529  a. 

Oginski,   Fürst  Andreas, 
II  166b. 

Okah  Tubbee,  480  b. 

Ökonomik,  501a. 

Oldershausen,  Jobstv.,  425a. 

Oleski ewicz,  Jos.,  II  275a. 

Olthof,  92  a. 

Oliveira,  d',  II  llfib. 

Olympia,  II  52fia 

Omdit-ul-Omrah  Bahauder, 
II  135a. 

Ontario,  525a.  II  103  b. 

Oporto,  II  174  b. 

Oran,  Ha. 

Oranieu,  Prinzessin  v.,  5a. 
Oravicza,  H  414  a. 
Orbetello.  498  a. 
Örebro,  II  31&a. 
O'ReiUy.  Dr.  med.,  II  181  a. 
Orell,  Hnr.  v.,  II  590b. 
Orense,  H  158  a. 
Orient  and  Sheaf,  II  1Mb. 
Oriero,  II  412  b. 
Origny,  d\  II  H4b. 
Orleans,  313  a. 

—  Herzog  v.,  309  b. 
Orleansville,  IIa. 
Orphische  Mysterien,  II  70  a. 
Ortiz,  n  412  b. 

Oruro,  117  b. 
Osimo,  498a. 

Oskar  I.,  König  von  Schwe- 
den undNorwegen,  II  877b. 

—  H.,  König  v.  Schweden 
und  Norwegen,  H  318a. 

—  Herzog  v.  Gotland,  II 
318b. 

Oskarshamn,  H  313a. 

Ostearius,  512a. 

Osten,  Franz  O.  Heinr.  v.  d., 

II  425b. 
Oatflorida,  291a. 
Otocac,  581b. 

Ott,  Hofmedikus,  II  130  a. 
Ottoboni,  Kardinal,  423  b. 
Ottoiano,  di,  494  b. 
Oughton,  James  Adolphu», 

II  848b. 
Oxnard ,  Grossmeister, 

H  20b.  104a. 
Oyres  de  Ornelles  Paracao, 

U  487a. 
Ozeanien,  60  b. 
Ozieri,  488a. 

Paarl,  De,  II  98a. 
Pacific  Mason,  H  186  b. 
Pacy-sur-Eure,  313  a. 
Pad'ang,  II  91b.  98b. 
Padilla,  II  412b. 
Padua,  498a.  II  482a. 
Padula,  498a. 


634  Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


Paisley,  Lord,  235  b. 
Palaiseau,  313a. 
Palaprat,  II  86_b. 
Palermo,  9  a.  498a. 
Palestine  Bulletin,  II  186b. 
Pallaudre,  Antoine,  II  SSI  b. 
Palma,  525b. 
Palmi,  498a. 
Panama,  552a. 
Pancsova,  II  426  a,  426  b. 
Panin,  Graf,  II  271a. 
Pause,  A.,  II  531  a. 
Pantin,  312  b. 
Pantoja,  II  413  b. 
Panzano,  II  412  b. 
Päpa,  H  421a.  426b. 
Papadokis,  Prof.,  885  b. 
Papeete,  355  a. 
Pappenheim,  Graf  v.,  419a. 
Papua  (Dr.  En  causse),  II  IS  a. 
Paramaribo,  395a. 
Paraty,  Graf,  II  176b. 
Parfait  initie\  II  26b. 
Paris  (Kentucky),  531a. 
Pariser  Schotte,  II  330  a. 
Parker,  Indianerhäuptling, 

Parkville,  150b. 
Parma,  128  a. 
Partenico,  Ma. 
Parthenay,  313  b. 
Parte,  Hofrat,  425  a. 
Pascha,  U  141a. 
Paschen,  408b. 
Paachwitz,  J.  K.  EL  v.,  76b. 
202  b. 

Passed   (in  Schottland), 

II  840a.  341a. 
Passionskreuz,  579  a. 
Paesos,  II  125  a. 

—  Manuel  da  Silva,  11176a. 
Patagonien,  24a.  * 

Patna,  II  134  b. 
Patras,  385b. 

Patriarchen,    G  rosaschotte 

der,  II  830  ii. 
Patterson,  General,  II  42a. 
Patti,  493  a. 
Pau,  313  a. 

Paul  L  Kaiser  v.  Russland, 
II  216.  a. 

—  III.,  Papst,  503  b. 

—  Friedrich  Wilh.,  Herzog 
v.  Württemberg,  II  558  a. 

—  Karl  Friedrich  AuguBt, 
Herzog  von  Württemberg, 
II  558a. 

Payens,  Hugo  de,  El  86  b. 
Pay'r,  Eduard,  II  127  a.  476  a. 
Pechy,  Emerich  v.,  12b. 
Pedro  L,  Kaiser  v.  Brasi- 
lien, 124  a.  n  176  a. 

—  Sula,  4fi3b. 
Peebles,  Loge  in,  II  344b. 
Pen,  Ritter,  II  20b. 
Penavaire,  Hufinarschall  v., 

»7  b. 


Penneil,  10  b.  483b.  491b. 
Penaacola,  291a. 
Penz,  Konferenzrat,  120a. 
Perard,  Minister,  206.  a. 
Perez,  II  412  b. 

—  Benito,  402 b. 
Pergen,  Graf,  50  b. 
Perigueux,  313  a.  81 3  b. 
Perpignan,  313  b. 
Perponcher,  v.,  II  9fib. 
Perret,  II  385a. 
Perreux,  Le,  312b. 
Perrugia,  198  a. 

Perth,  Loge  in,  II  841b. 

—  (Westaustr.),  II  532a. 
591  a. 

Pertuis,  313b. 
Peaaro,  498a. 

Peter  der  Grosse,  II  270a. 
Peters,  William,  242  b. 
Petereburgh,  II  515a. 
Peter  wardein,  II  473  a. 
Pethion,  Präsident,  402a. 
Petit  Goave,  402a. 
Pfähle  rammen,  II  4üfia. 
Pfeiff,  II  371b. 
Pfeuffer,  Stempelschneider. 

182  b. 
Piacenza,  428  a. 
Philadelpbes  de  Narbonne, 

H  20b. 
Philandria,  42  a. 
Philipps,  Grossmeister,  H 

89b. 

Phillips,  John,  238  b. 
Physik,  500b. 

Pie'rce,  Präsident,  II  106b. 
Pietermuritzburg,  II  22  a. 
Pigoatelli   di  Stromboli, 
494  b. 

Pilgrime,  Orden  der  Kette 

der,  530  a. 
Pinang,  II  136  b. 
Pine,  240  b. 
Piräua,  285 b. 
Pisa,  198a. 
Pithiviers,  313a. 
PiuB    VII.,    495  a.  öüla. 

II  138  a. 

—  VIII.,  K  138  a. 

—  IX.,  504a.  II  138a. 
PlestcheyfT,  Admiral,  II  17b. 
Ploesci,  II  208b. 
Plumenoek,  H  380a.  6Mb. 
Pocholle,  Stadtkomman- 
dant, II  293b.  580b. 

Podoski,  Erzbischof  Primas, 

II  162  b. 
Poeras,  Don  Antonio.  102  a. 
Point  de  Galle,  151a. 
Pointe-ä-Pitre,  895a. 
Polak,  M.  S.,  623a. 
Polk,  Präsident,  II  lflfib. 
Pombal,  Minister,  501a. 
Pomfret,   George,   238  a. 

II  134b. 
Pouditacherri,  II  185  a. 


Ponickau,  v.,  II  2a. 
Poninski,  Füret  Joh.  Nepo- 

mucenus,  II  102  b. 
Pons,  318a. 
Pontarlier,  313  a. 
Pontoise,  313  a. 
Poppe,  409  b. 
Pordenone,  498  a. 
Port-au-Prince,  402a. 

—  Blair,  33  a. 
Portland,  II  5  a. 
Port- Louis,  II  25  a. 
Portoferraio,  498  a. 
Port  Royal,  501a. 
Port-Said,  8a. 

Portsmouth,  II  20b.  88  a. 
101a. 

Port-Vendrea,  313b. 
Posse,  Knut  Carlsson,  Graf, 

II  311a.  302b.  555b. 
Potenza,  498a. 
Potocka,  Anna,  geb.  Fürstin 

Sapieha,  5  b.  H  171a. 
Potocki,  Johann,  II  171b. 
Potschefstroom,  n  412b. 
Prato,  198  a. 

Prendergast,   Sir  Thomas, 

235b.  185b. 
Pretoria,  II  98a.  412b. 
Preussischer    Schotte ,     1 1 

330a. 

Pr6"v6t  et  juge,  520  b. 

Pries,  U  205a. 

Priester,  Auserwählte,  59a. 

—  Königliche,  49  b. 
Priestergeselle,  IL  12  b. 
Priestergrad,  122  b. 
PriesterTehrling,  EL  12  a. 
Priestermeister,  II  12  a. 
Prince  Adepte,  II  161b. 

—  de  Libanon,  613a.  II 
161a. 

—  Hall,  223b. 
Princeton,  EL  88  b. 
Prinzen-Maurer,  Grosskapi- 
tel der,  183  b. 

Prinz   von  Jerusalem,  II 
12b. 

Proal,  Louis,  812  b. 
Probolingo,  II  92  b.  99  a. 
Profess,  II  231a. 
Profession,  La  petite  und 

La  grande,  567  a. 
Promulgation ,    Lodge  of, 

250  b.  • 
Providence,  El  104a.  215a, 
Pruntrut,  II  891a. 
Puello,  General,  402  b. 
Puerto  Cortez,  403b. 
Puga,  de,  H  113b. 
Pultawa,  II  225  a 
Puna,  EL  135b. 
Puschkin,  s.  Mussin. 
Puteaux,  312b. 
Puv,  818  a. 

Pvthagoras  (Zeitschrift). 
385  b.  II  180  b. 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


685 


«fcuadratschrift,  344a. 
Quartal  Versammlungen,  II 

502a. 

Quartier-la-Tente,  II  891  a. 
Quay,  Sam.t  Süa. 
Quesnoy,  813b. 
Quetta,  8fib, 
Quincy,  291b.  124s. 
Quito,  216  a. 

Raab,  II  424a. 

Rabat,  II  14b. 

Ratu-n hörst.  V.,  II  283b. 

Radom,  II  171b. 

Radziwill,  Fürst  Nicol.,  II 

167  b. 
Rafalcow,  II  122  a. 
Ragione,  La,  9  a. 
Raguaa,  479  h 
Raleigh,  149b. 
Rambouillet,  313 a. 
Ramel,  Grossmeiater,  81b. 
Ramleh,  8a. 

Ramsay,  Lord,  II  BfiOb, 
Randen,  171b. 
Rank  in,  William,  30  a. 
Raoul,  Jean  Marie,  II  86  b. 
Rapin  de  Thoyraa,  Jacq.  B., 
II  333a. 

—  de  Thoyraa,  Paul,  II 
333a. 

Rascher,  Dr.,  153b. 
Raschig,  Pastor,  2Mb. 
Rath  hone,  II  210  a. 
Ratzeburg,  II  452b. 
Ravenna,  198a. 
Raymond,  Graf  v.,  243a. 
Reading,  II  146  a. 
Rebekkagrad,  II  115a. 
Rebold,  813  b.  820  b.  622b. 
Reconciliation  Lodge  of, 
251a. 

Reconciliation« -Revers,  II 

452b. 
Recum,  van,  5HQa. 
Red  crosB,  II  105b. 

—  Jacket,  480b. 
Redwitz,  Freiherr  Karl  v., 

2fib. 

Reepmaker,  M.  W.,  II  Mb. 
Regentengrad,  422  b. 
Reggio,  498a. 
Regis,  Paul  de,  588a. 
Regius-MS.,  226a. 
Reibnitz,  v.,  269  b.  II  4fi5a. 
Reichel,  v.,  U  248  a.  271b. 
Reims,  313  a. 
Reinhard,  Hofprediger, 
120b. 

Reinhold,  Dr.,  II  489  a. 
Reinsberg,  Arzt,  510  a. 
Reisse,  Em  est,  84  a. 
Rembang,  II  99a. 
Remiremont,  313  a. 
Renard,  Generalleutn.,  84b. 
Renatus,  Sincerus,  II  262  b. 
Renier,  495a. 


Rennenkampff,  P.  Fr  L.,  II 

241b. 
Rennea,  59  a.  313a. 
Rentscb,  626b. 
Reole,  313  a. 

Revista   Masönica,   814  a. 

H  186b. 
Revue  Maconnique,  II  186  a. 
Rex,  422  b. 

Rhodokanakis,  Prinz,  385b. 
RiWrac,  313  a. 
Ricard,  Henry,  64  a. 
Richard,  J.  B.,  II  124b. 
Richmond,  II  515a. 
Richter,  Sam.,  II  262  b. 
Riddagshausen,  46  b. 
Riego,  II  412  a. 
Rietz,  Gust.,  II  182  a. 
Ring,  Schotte  vom,  II  330a. 
Rio  Grande    do   Sul,  II 

595b. 
Riphat,  51b. 

Rispa  y  Perpinn,  U  413  a. 
Rite  de  penection,  439  a. 

—  moderne  oder  francais, 
Bill*. 

—  reform e"  de  Dresde,309b. 
Ritt,  Georg  Martin,  412  b. 
Ritter  der  Sonne,  II  161b. 

—  des  Heiligen  Grabes, 
2fiüa.  II  331b. 

—  des  Heiligen  Johannes, 
260a.  II  831b. 

—  des  Stillschweigens,  1  b. 

—  des  weissen  u.  schwarzen 
Adlers,  U  161b. 

—  Preussischer,  H  100  b. 

—  Schotte,  H  330a. 

—  Staatsanwalt,  24  a. 

—  und  Brüder  Johannis 
des  Evangelisten,  49a. 

—  vom  Aal  er,  II  511  a. 

—  „  „  und  Pelikan 
u.  s.  w.,  259b. 

—  von  Konstantinopel,  17b. 
259  b. 

—  von  Malta,  260a. 

—  „  Osten  und  Westen, 
259  b. 

—  von  Palästina,  II  12  b. 

—  „  Rom  und  des  roten 
Kreuzes  von  Konstantin, 
260a.  II  331b. 

Rittersfelde,  298a.  U  452  b. 
Riversdale,  II  98a. 
Riviere  noire,  La,  II  25  a. 
Rivista  della  Massoneria  Ita- 

liana,  U  186  a. 
Rizza  Bey,  Ali,  128b. 
Roanne,  318  a. 
Rocca,  Duca  della,  494a. 
Rochefort-sur-Mer,  313  a. 
Rochelle,  318a. 
Roche-aur-Yon,  313a. 
Rodez,  313  a. 
Rodomskoy,  II  452b. 
Rogalinski,  Kasp.,  II  168  a. 


Rohan,  Prinz  Louis  Ren6 

Edouard  de,  142  b. 
Roitzsch,  202a. 
Rom,  498a. 

Roman,  Graf,  II  271a. 
Romänia  Maaonica,  U  186b. 
Romio  d'AlaideTeive,  Fem., 

H  175  b. 
Römische  Maurerei,  58  b. 
Roa,  Graf  v.,  II  413a. 
Rosalino,  Dr.  med.,  61a.  220b. 
Rosciszewski,  Val.,  II  2141  >. 
Roseau,  202  b. 
Rosenberg,  Dr.  L.,  144  a. 
Rosenkampff,  v.,  U  241b. 

414b. 

Rosenmüller,   Dr.  Fedoi 

Alexis,  612b. 
Rosenschule  in  Jena,  LZA!>. 

502a.  n  551b. 
Rosenstrauch,  Joh.  Ambr., 

II  274  b. 
Rosenwald,  Frau,  v.,  II  263b. 
Rosling,  Sinclair  v.,  II  339a. 
Roslyn,  Graf  v.,  U  350 a. 

351a. 

—  William  St.  Clair  v.,  II 
346a. 

Rosse,  Graf  v.,  485a. 
Rosain,  II  122a. 
Rosy  Croas,  259  a. 
Roter  Schotte,  II  330  a 
Rotes  Kreuz  von  Babylon, 
17  b. 

Roth,  Sprachmeister,  II  541b . 
Rothenburg,  II  452b. 
Rothes,  Graf  v.,  II  351a. 
Rotonda,  498a. 
Rotschurz-Logen,  253a. 
Rotterdam,  II  92  b. 
Rouen,  313  a. 
Rouyer,  General,  84  b. 
Rousseau,  Hofrat,  II  290a. 
Rouxville,  II  98  a. 
Roveredo,  11  459  a. 
Rovigo,  498a 

Rowe,J.,Prov.-Grossmei8ter, 

234a.  11  20b. 
Royal  Ark  Mariner,  45a.  259b. 

—  Craftaman,  II  186  b. 

—  Masonic  Benevolent  In- 
stitution, 252b. 

—  Masonic  Institution  for 
Boys,  for  Girls,  252b. 

Royan-les-Bains,  313  a. 
Royera,  Gust.,  II  593a. 
Roznicki,  Alex.,  II  171b. 
Rozrazewski,  Graf,  II  lflZa. 
Rüdinger,  v.,  II  583a. 
Ruegg,  J.  J.,  II  390  b. 
Ruoil.  313a. 
Ruffec,  313a. 

Rustenburg,  II  98a.  442b. 
Rustinck,  144  a. 
Ruspini,  382a. 
Rustschuck,  144  a. 
Ry hiner,  Amtmann,  II  885  a. 


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Verzeichnis  von  Namen  uud  Gegenständen  u.  s.  w. 


Rzewoaski,  Fürstin,  II  162  b. 
Rzewuski,  Ad. Graf,  11275a. 

—  Kasimir,  II  162  a. 

Sables  d'Olonne,  313  a. 
Sachsen,  Grosse  Landesloge 

von,.  202  a. 
Sadagora,  II  122b. 
Sagas ta,  II  412  b. 
Saigon,  524  a. 
Saint- Affrique,  313  a. 

—  Anthony,  II  43  a. 

—  -Auban,  313  a. 

—  Augustine,  291a. 

—  Clalr  Charters,  II  222  a. 

—  „   von   Roslyn,  II 
346 a. 

—  -Claude,  S13a. 

—  -Denis,  812  b.  II  242  a. 

—  -du-Sig,  12  a. 
Sainte-^oy-la-Grande,  813  a. 
baint-Etienne,  313a.  313b. 

—  Genevieve,  II  Mb. 
 Genies  -  de  -  Malgoires, 

—  George  Cay.  133  a. 

—  „     Lord,  482a. 

—  „     Fort,  II  135  a. 

 Germain-en-Laye,813a. 

 Jean,  de,  312  a. 

—  -Jean-d'AngeUy,  813  a. 

—  John,  II  82  a. 

—  Johns  Card,  II  211a. 

—  Lambert,  402 b. 

—  Louis,  II  44  a. 

— Mandä-Vincennes,312b. 

—  -Maur,  312  b.  313  b. 
 Nazaire,  313a. 

—  Paul,  II  43  a. 

—  -Pierre,  II  242  a. 

—  -Quentin,  313a. 
Saintes,  813  b. 
Salumanderreiben,  II  466  b. 

4Mb. 

Salatiga,  II  02  b.  22  a. 
Sala  Consilina,  498  a. 
Saldanha,  Marq.  v.,  II  126  a. 
Salisbury,  II  245b. 
Salmo  Schlone,  510a. 
Salomonischer  Stern,  451b. 
Salomonisches  Sechseck, 

451b. 
Salon,  313a. 
Saloniki,  II  462  a. 
Salt  Lake  City,  II  55b.  422b. 
Salter,  Oberst,  382  a. 
Saltoun,  Lord,  II  351a. 
Salverte,  Thoux  de  la,  14  b. 

U  452a. 
Salza,  v.,  Generalleutnant, 

383  b. 

Salzmann,  R.,  II  886  b. 
Samarang,  II  32b.  22a. 
Sambor,  340b. 
Sampajo,  Sebast  Jose"  de,  II 
125  a. 

Sampierdarena,  428a. 
Samwer,  K.  F.  L.,  II  282a. 


Sanches,  Ribeiro,  II  124  b. 
Sanctuaire,  II  34  b. 
Sandakan,  II  29a. 
8an  Joae\  II  528b. 
Sankt  Immer,  II  391a. 

—  Philippen,    143  b.  II 
401a. 

—  Pölten,  II  129a.  452b. 
San  Salvador,  II  304a. 
San  Sepolcro,  428a. 
Santa  Marta,  552  a. 
Santana,  Präsident,  402  b. 
San  tander,  55?  a. 
Sant'Elia,  Fürst,  426  a. 
Santiago,  167  a. 

San  Terenzio,  42£a. 
Säo  Paulo,  n  525b. 
Sapieha,  Fürst  Kasimir,  II 
120  a. 

Saratschinsky,  v.,  362a. 
Saas,  v.,  523a. 
Sassari,  428a. 
Saumur,  313  a. 
Saupersdorf,  II  543a. 
Sa  van  nah,  342a. 
Savona,  428a. 
Sawyer,  Edw.,  II  53  b. 
Saxtorph,  Prof.  M.,  536  a. 
Sealheber,  II  201b. 
Schaasberg,  Stempelschnei- 
der, 182  b. 
Schäffer,  413b. 
Schaffnerloge,  240  b. 
Schauer.  Prof.  Gust.,  100a. 
Schaustücke,  181a. 
Schaw,  William,  II  332b. 
Schaw-Statuteu,  II  332  b. 
Scheel,  510  a. 

—  Senator,  406  a. 
Schell,  Baron  v.,  224b. 
Schemnitz,  260  b.  II  129  b. 
Schermann,  Dr.  A.,  II  622  a. 
Schiebler,  Kapitän,  408b. 
Schienmaier,  Superint,  51  a. 
Schkler,  Ludw.  v.,  II  142  b. 

222a. 

Schleinitz,  v.,  II  156  a. 
Schlesischea  Logenblatt, 

626b.  n  186a. 
Schmeling,  II  271b. 
Schmidt,  Moritz,  II  110a. 

—  sen.,  Viktor,  II  543  a. 
Schneider,  Karl,  453  b. 
Schnur,  Die  treuen  Schotten 

der  alten,  II  332a. 
Schönborn,  Graf  v.,  II  482b. 
Schönburg -Waldenburg, 

Fürst  O.  K.  F.,  461b. 
Schönemann,  Theaterdir., 

421a. 

Schönfels,  v.,  Präsident,  EI 
282b. 

Schöning,    G.   IL  Chr.  v.. 

H  142b. 
Schoor,  Jos.  Vikt.  van,  84a 
Schopp,  22a.  II  582a. 
Schotte,  Grüner,  II  322b. 


I  Schottischer  Meister-  und 

Rittergrad,  II  33  a. 
I   —  Noviz,  422  b. 
Schouberg,  Stempelschnei- 
der, 182b. 
|  Schritte,  Saal  der  verlornen, 
II  518b. 
Schuhmacher,  Dietrich,  II 
250b. 

Schuff.  Dominikaner,  la. 
Schuldes,  Bad,  133a. 
Schulenburg,  Graf  v.  d.,  II 
8a 

Schürger,  Uhrmacher,  543b. 

U  182  b.  222a.  424a. 
Schwabe,  Prof.,  J.  J.,  11185  a. 
Schwarz,  Pfarrer,  32a. 

—  Prof.,  II  223a. 
Schwarzflaggen,  158  b. 
Schwerdtheim,  v.,  II  220b. 
Schwerts  von  Osten,  Ritter 

des,  483b. 
Sciarrone,  Domenico,  9  a. 
Scoon,  Loge  in,  II  841b. 
Sebald,  Karl.  II  602a. 
Sechseck,  451b. 
Secrätaire  intime,  520b. 
Sedan,  313  a. 
Seele,  C.  W.,  II  435  a. 
See  logen,  II  41a. 
Segur,  Graf  de,  178  b.  555  b. 
Sellin,  144  a. 

Sellye,  Konsulent,  II  220b. 
Semlin,  II  426  a. 
Senex,  John,  235  a 
Sens,  818  a. 

Seoane,  Marq.  de,  II  412b. 

84tif,  12  a. 

Seton,  Alex.,  482b. 

—  Hugh,  II  348  b. 
Severianus,  II  512  b. 
Severo,  Principe,  8.,  424b. 
Severus,  II  512b. 
Seychellen,  398  b. 
Sgalitzer,  Dr.,  LL  8a.  182b. 

42£a. 

Shackles  (Hull),  182a. 
Shallum,  2b. 

Shaw-Stewart,  Baronet,  II 

851b. 
Shelbyville,  534a. 
Sherebzow,  II  224a. 
Sidi-bel-Abbea,  I2a. 
Sieck,  Zahnarzt,  423  b. 
Siedlec,  II  122  a. 
Siefert,  R.,  II  322a. 
Signet,  II  186  b. 
Sigismund  II.  August  von 

Polen,  II  166  b. 
SiUein,  II  425a  426b. 
Silverhjelm,    Freiherr,  II 

875  b. 
Simbirsk,  n  224b. 
Simeon,  Graf,  128b.  522  b. 
Simon,  406  b. 

—  J.  G.  F..  2fib. 
Simonis,  II  265  a. 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  n.  s.  w. 


637 


Sinclair  v.  Rosling,  II  3_32a. 
Singapur,  II  432b. 
Sinzendorf,  Graf,  52  a. 
Sissek,  U  424a.  422b. 
Sistowa,  ml». 
Sizilien,   Schotte  von,  II 

332  a. 
Slavonien,  II  132a. 
Sliedrecht,  II  02  b. 
Smith,  J.  G.,  122b. 

—  Jos.,  II  55  b. 

—  William,  H  18b. 

—  Sir   William  Sidney, 
II  86  b. 

Smyrna,  II  4Mb. 
Sneek,  U  82b. 
Sofia,  144  a. 

Söhne,  Schotte  der  alten, 
II  332a. 

—  Abrahams,  512  a. 

—  Benjamins,  517a. 
Soissons,  313  a. 
Solm-Braunf  eis,  Prinz  Ernst, 

425b. 

—  Prinz  Georg,  423a.  425b. 
Soltikow,  Graf,  II  271b. 
Sommery,  510  a. 
Sommieres,  äliia. 

Sonne,  Ritter  der,  482b. 
Sophi,  Der  junge,  322  b. 
Sorbon,  ZoÜkontrolleur,  II 
322  b. 

Sorell,  Francis,  235  a.  256  b. 

II  24fia. 
Southwell,  Lord,  482  b.  422a. 
Souverain  Prince,  II  43  b. 
Souza,  Kardinal,  II  I2fia. 
Sovereignty,  II  128  b. 
Spaa,  82  b. 

Spagirische  Kunst,  12  a. 
Speditionsbureau,  maureri- 

sches,  354  a.  II  352b. 
Spezia,  428  a. 

Spezzano,  Albanese,  428  a. 
Sphären,  322a. 
Spinola,  Kardinal,  493  b. 
Spitzer,  Gabriel,  14  a. 
Spoleto,  428a. 
Spörcken,  A.  L.,  Freiherr  v., 
416  a. 

Square  and  Com  pass,  II  186b. 
Stachelhausen,  v.,  II  222  b. 
Staff,   Auguste   Gräfin  v., 

428  a. 
Stahlberg,  A.,  22b. 
Starckgraf,  22  a.  II  582  a. 
Starhemberg,   F.  G.  Graf, 

II  318b. 
Stassart,  Baron  v.,  84  a. 
Stauber,  428  a. 
Stavanger,  II  128  a. 
Stearns,  Prediger,  43  a. 
Steeb,  II  222a. 
Steele,  II  532  a. 
Steenbock,  Graf,  II  271b. 
Steffens,  Prof.,  3JZa. 
Steger,  Schultheis^  II  384  b. 


Steiger  von  Am  -  Stein,  II 
544  b. 

Stein,  Prof.,  442b.  522a. 
Steinbach,  Baron  v.t  II  356a. 

—  von  Kranichstein,  51b. 
Steinbeck  (Breslau),  222b. 
Stempelschneider,  182  b. 
Sternorden,  nationaler,  5b. 

II  32b. 
Stettnitz,  v.,  II  411a. 
Steward,  Lord  Jacq.,  538  a. 

—  Lord  James,  II  424a. 
Stewardslogen,  II  381b. 
Stielly,  J.,  II  8a.  424a. 
Stillen  im  Lande,  Die,  II 

223  b. 
Still  water,  II  43  a. 
Stimmzeichen,  222b. 
Stirling,  Loge  zu,  DI  341b. 

—  Lord,  II  342  a. 
Stockmar,  Baron  v.,  II  387b. 
Stonehouse,  II  525  a. 
Stratford,  160  b. 
Strathmore  L  Graf  v.,  243  a. 

422  a. 

—  II,  Graf  v.,  243a. 

—  u.  Kinghorn,  Graf  v., 
II  248  a. 

Strobl,  Buchhändler,  42&a. 
Stroody,   Schwertfeger,  H 
222  a. 

Studnitz,  IL  A.,  Obermar- 
schall, 371b. 
Sturm,  A.,  II  414 a. 
Stüven,  4Mb. 
Subdiakonus,  512  a. 
Sucre,  112  b. 
Suez,  8  a. 

Suhm,  v.,  Geh.  Kriegsrat,  U 

278b. 
Sumatra,  II  28b. 
Summus  Vicarius,  512  a. 
Sunds vall.  II  32fia. 
Supermagistri,  II  4a. 
Supplinburg,  U  452b. 
Suprßme    Conseil  Grande 

Loge  de  France,  312  b. 

—  Conseil  pour  les  lies 
francaiges  d'Amdrique, 
810b. 

Surabaja,  II  22  b.  22a. 
Surakarta,  U  22  b.  22a. 
Surate,  II  135a. 
Sussex,  Aug.  Friedr.,  Herzog 
v.,  101a.  248  a.  249  b.  388a. 
Sutherlandshire,  Dl  353  b. 
Suva,  285  b. 
Swift,  U  532a. 
Sydney,  20 b.  U  85a. 
Sylphen,  II  422a. 
Sylvester  v.  Grumbach,  568a. 
Symbolische  Maurerei,  508a. 
Symphorianus,  II  511b. 
Synedrion,  42  b. 
Syrakus,  498  a. 
Szamos-Ujvär,  Dl  425  a. 
Szatmar,  II  425  a. 


Szegedin,  U  424a.  422 b. 
Szembek,    Graf  Alex.,  II 

122a. 
Sziget,  U  414  a. 
Szolnok,  II  42fia. 
Szolyva,  H  412  a. 

Tabernakel  von  Jerusalem, 
Ritter  des  heiligen,  K434b. 

Tabody,  Eugen,  422b. 

Tacna,  151a. 

Tadpole,  Daniel,  IIa. 

Tahiti,  355a. 

Taiping,  Dl  436  b. 

Tallahassee,  291b. 

Talmon,  2  b. 

Tamatave,  U  223  b. 

Tancred,  Baronet  Thomas, 
U  524a. 

Tanger,  U  14a. 

Tannucci,  Minister,  424a. 

Tappan,  II  22a. 

Tarare,  313  a. 

Tarbes,  313  a. 

Tarent,  498  a. 

Tarnow,  340  b. 

Tarsus,  422  a. 

Taschenbuch ,  Köthener, 
H  185b. 

—  Neues  (Berliner),  DI  185b. 

—  ,    (Freiberger),  II 
185  b. 

Tauler,  Dl  22  a. 
Tavel,  v.,  100  b.  II  387  b. 
Taylor,  Präsident,  H  106  b. 
Tayssen,  342  b.  446  a. 
Tegal,  D  22  b.  29  a. 
Tegucigalpa,  423  b. 
Teichmeyer,  510  b. 
Tel oni us,  412  b. 
Temesvär,  U  422b.  424b. 
422 b. 

Tempest,  Baronet,  II  522  a. 
Tempelburg,  II  452b. 
Tempels,  Orden  des,  D453a. 
Templar,  U  452b. 
Templeton,  John,  Dl  128a. 
Tempi ier,  155  b.  422a. 
Templin,  82b.  Dl  452b. 
Teneriffa,  525  b. 
Tennessee  Mason,  U  186  b. 
Teramo,  428a. 
Termini  Imerese,  428a. 
Terni,  428a. 
Terrae  filius,  484  a. 
Terceira,  Insel,  Dl  122a. 
Tersänszky,  Kämmerer,  II 
423b. 

Teschen,  112a.  Dl  129b. 
Tessin,  Graf,  II  322  b. 
Tetechen,  112a. 
Tetuan,  U  14  b. 
Tew-MS.,  227b. 
Texas  Freemason,  U  182  b. 
Teylingen,  van,  553a.  U98b. 
Theologen,  345b. 
Thiemann,  422  b. 


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€38 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  a.  s.  w. 


Thiering,  Kurt,  II  115  b. 
Thilo,  fi  ISfia. 
Thoma,  Buchhändler,  141  b. 
Thomas,  Oberstabsarzt,  II 
Iflöb. 

Thompson,  William,  II  563  a. 

Thouare,  313  b. 

Throntisch  des  Palast«,  Ida. 

Thuanus,  II  453 a. 

Thulie",  Dr.  med.,  312  b. 

Thürheim,  Graf  v.,  22  b. 

Tidmar,  II  894b. 

Tidow,  542b.  335  b. 

Tiedke,  J.,  623  b. 

Tiel,  II  92b. 

Tientsin,  153  s, 

Tietz,  Musikdir.,  454b. 

Timbrune,  Graf  v.  Valence, 
161a. 

Tlemcen,  12a. 

Tochmas,  Prinz,  869  b. 

Todel,  Prälat,  571b. 

Toh  -  Poh  -  Kong  -  Gesell- 
schaft, 153  b. 

Tokens,  Masonic,  181b. 

Tokio,  501b. 

Tolima,  552a. 

Toll,  v.,  Generaladjut.,  5JVZa. 
Tolosa,  Maro.,  II  412  a. 
Tomlinson,  II  20b.  103  b. 
Tompkina,  D.,  156  a. 
Tomak,  II  225a. 
Tonking,  313  a. 
Topeka,  523 a. 
Toronto,  524  b. 
Toulon,  313a. 
Toulouse,  313  a, 

—  Schotte  von,  II  330a. 
Tour  du  Pin,  Comte  de  la, 

II  481  a. 
Tournus,  313  a. 
Tourouvres,  446  b.  449  b. 
Tours,  313a. 
Trapani,  498  a. 
Traufentropfer,  II  228a. 
Travelling  Lodges,  II  42  a. 
Treusch,  Wilh.,  Palastprä- 

fekt,  442  b. 
Trestle  Board,  II  186  b. 
Tribunal   in   Berlin,  89a, 

H  189a. 
Trient,  II  458a. 
Trinitarier,  Schotte,  II  330a. 
Tripolis,  6  a. 
Tripos,  131a. 
Tritschinapalli,  II  135  a. 
Trop,  Geh.  Etatsrat,  171b. 
Trouville,  313 a. 
Troves,  313  a. 

Trubetzkoy,  Fürst  Nicol., 

H  12  b.  243a.  271a. 
Tschandarnagar,  II  134  b. 
Tscheppe,  v.,  510a. 
Tscherbatof,  Fürst,  II  271b. 
Tschingkiang,  153  a. 
Tucson,  42  a. 
Tulczyn,  340  b.  II  170  a. 


Tullamore,  Lord,  487  b. 
Tülle,  313  a. 

Tullmann,  Charles,  Gesandt- 
schaftssekr.,  170a.  II  370a. 
Turin,  9  a.  498a. 
Turner,  Rob.,  30a. 
Turn-Severin,  II  233  b. 
Tuscaloosa,  15  a. 
Tusco,  Fechtmeister,  408  a. 
Tweddale,  Marq.  v.,  II  350a. 
Tyler,  Präsident,  II  lfifib. 
Tyrone,  Lord,  482  b. 
Tyskiewicz,  Theresa,  II  169b. 

Vdaught,  Laird  v.,  II  332b. 
Udine,  429b.  498a. 
Ujhely,  S.-A.-,  11475b.  423b. 
Ulster,  Grossosten  v.,  490 b. 
Umtali,  II  245b. 
Ungar,  Prof.,  51b. 

—  Domherr,  117a.  II  180b. 
Unger,  Dr.,  209b. 
Ungern-Sternberg,  II  271a 

380  a. 

Ungvar,  401a.  II  475  a. 
Union  fraternelle  (Zeitschr.), 

II  98a.  183a. 
Unterstützungskasse  der 

Groesloge  v.  England,  252a. 
Urbino,  498a. 

Usedom,  Guido  v.,  U  282a. 
Utika,  II  9Qa. 
Utrecht,  U  92  b. 
Utzschneider,  423  b. 

Valckenberg,  415  a. 
Valence,  313  a. 

—  Graf  de,  12fib.  312 b. 
Valenciennes,  313b. 
Vanua  Levu,  285  b. 
Väsarhely,  K.-,  II  401a. 
Vaughan,  Edw.,  3Qa. 
Vendicio  in  Fonnia,  498  a. 
Vendöme,  313  a. 
Venersborg,  U  323  a. 
Ventiniiglia,  498a. 
Verbundne  maurerische 

Grade,  12  a.  II  331b. 
Verdeil,  Dr.  med.  Fr.,  H387a. 
Vernon-sur-Seine,  313a. 
Verona,  U.  482a. 
Versailles,  313a. 
Verstümmelte,  583  a. 
Verus  Gommodus,  484  b. 
Verviers,  85  b. 
Vcsinet,  313  b. 
Vesoul,  818  a. 

V estner,  Stempelschneider, 
182b. 

Vibrave,  Vicomte  de,  533a. 
Vicenza,  493a.  II  432a. 
Vicby,  313  a. 
Victoria  (Stadt),  133  a. 
Victorinus,  II  512b. 
Vidal,  495  a. 
Vienne,  313a. 
Viereckschrift,  344  a. 


Vieregge,  Kammerherr  v.. 

II  265  a. 
Vierteljahrsversammlungen. 

244  a. 

Vierzig,  Schotte  der,  11330  a. 
Viggiano,  493a. 
Viguier,  Paul,  812b. 
Vühelmus,  Georgius,  344b. 
Villefranche  -  sur  -  Saöne, 
313  a. 

Villenau,  Josiah,  234b. 
Villeneuve-sur-Lot,  313a. 
Vincennes,  312b. 
Viol,  Arthur,  411a. 
Virginia  City,  DT  33a. 
Visby,  Pastor,  22  a. 

—  (Stadt),  II  32fia. 
Visser,  G.  Vas,  II  92a. 
Vital  Bischof,  123  b. 
Vitry-le-Francois,  313  a. 
Vitzthum,  Graf  v.,  202  b. 
Vlissingen,  II  97  b. 
Voigt,  Chr.  G.  v.,  334a. 

—  Geheimrat,  322  b. 
Voiron,  318  a. 

Voisin,  AbWP.L.,  11102  t.. 
Voitel,  162  b. 
Volk  Gottes,  435a, 
Vollkommenheit,  Loge  der, 
259b. 

—  Schotte  der,  II  330  a, 

—  Schottischer  Kitter  der, 
259b. 

Vollkommner  Schotte,  n 

339  a. 
Volo,  385b. 
Volterra,  498  a. 
Vorbefcer,  II  503  a. 
Voss,  v.,  £23  b. 
Vraden,  12  a. 
Vrede,  H  98a. 
Vredendali,  Frederiks,  553  a. 
Vrijburg,  133  a. 

Waffenträger,  42  b. 
Wage  i  Hamburg),  414a. 
Wagner,  Emil,  II  185  b. 
Wah-bah-Goosh,  481a. 
Wahrheit,  Bruder  II  409a. 

—  Gesellschaft  der  Kin- 
der der,  153  b. 

Wailuku,  431a. 

Walachei,  Grossschotte  der, 

II  329b. 
Waidenfels,  v.,  II  538a. 
Wales,  Albert  Eduard,  Prinz 

v.,  388b. 

—  Friedr.,  Prinz  v.,  386  b. 
Wall,  Graf,  II  132a. 
Wallingford,  160.  b. 
Wallrawe,  General,  II  195a. 
Walther  (Gotha),  U  282  a. 
Walther  u.  Croneck,  Kasp. 

Ehrenreich  v.,  395  a. 
Wanderlogen,  II  42a. 
Wandsbecker  Bote,  154  b. 
Warasdin,  581b.  n  422b. 


Verzeichnis  von  Namen  und  Gegenständen  u.  s.  w. 


639 


Warburton,  Bischof,  154a. 

288a. 
Ward,  Lord,  243  a. 
Warden,  II  837  a. 
Wardrope,  Andrew,  II  340b. 
Ware,  Rieh.,  234  b. 
Warna,  144a. 

Warner,  Der  geheime,  II  48  b. 
Warren  (Stadt),  II  245  a. 

—  Sir  Charles,  II  210b. 

—  Joseph,  II  20b.  104a. 
Wartensleben,  Reichagrafv., 

n  193b. 
Wassenaar,  van,  553  a. 
Wassmuth,  Federigo,  497  a. 
Waterbury,  160b. 
Watten wyl,  v.,  100b. 
Webb,  Jos.,  II  20  b. 

—  Thomas  Smith,  524a.  i 
n  105b. 

Wedell-Pieasdorf,  v„  Land- 
rat, n  100a. 
Wehnke,  H.M.,  626  b. 
Weihers,  Phil.  Ernst  v.,  352a. 
Wein,  221b. 

Weinedel,Buchhändler,354a. 
Weisakirchen,  II  475  a. 
Wekerle,   Dr.  L.  v.,    13  b. 

n  475  b. 
Wellington,  II  84  a. 
Welz,  v.,  II  465  b. 
Wemyss,  Graf  v.,  II  848  b. 
Werkzeichen,  H  345  a. 
Wermuth ,  Stempelschnei- 
der, 182  b. 
Werechetz,  II  474  b. 
Westenrieder,  Prof.,  478a. 
Westerholt,  Graf  v.,  74a. 

II  227  b. 
Wethlone.Comtede,  H297b. 
Weymouth,  Visc.,  248a, 
Weyrae  h,  v.,  403  a. 
Wheeling,  U  537  b. 
Wickede,  v.,  Landeaateuer- 

direktor,  II  265  a. 
Wied,  Friedr.  Alex.  Graf  zu, 

H  87b. 
Wieland,  Dr.  J.,  2a. 
Wielhorski,  Graf,  H  166  b. 

274  a 
Wielizka,  340  b. 
Wiener,  Stempelschneider, 

182b. 
Wigand,  H  394b. 


Wiggers,  Landessekr.  Dr., 
U  265  a. 

Wilhelm,  Herzoe  von  Schles- 
wig u.  s.  w.,  II  819  b. 

—  Prinz  von  Baden,  65a. 

—  Prinz  von  Braunschweig, 
126  b. 

—  Prinz  u.  Landgraf  von 
Hessen-Kassel,  450  a. 

—  Prinz  von  Hessen-Phi- 
lippsthal, 450  b. 

—  Prinz  von  Hessen-Phi- 
lippsthal-Barchfeld, 450b. 

—  I.,  Deutscher  Kaiser, 
II  197a. 

—  H.,  König  der  Nieder- 
lande, II  98  a. 

—  IL,  Kurfürst  v.  Hessen- 
Kassel,  448  a. 

—  IV.,  Herzog  v.  Clarence, 
König  v.  Grossbritannien 
und  Hannover,  387  b. 

—  Friedrich,  Herzog  von 
Gloucester,  388  b. 

—  Heinrich,  Herzog  von 
Gloucester,  387  b. 

Willard,  Grossmeister,  U89b. 
Willermoz,     Antoine,  II 
545  a. 

—  Pierre  Jacq.,  Dr.  med., 
U  545  a. 

Willowmoore,  H  98  a. 
Wilmington,  180  b. 
Wilna,  H  170  a. 
Wilson  vonSimcoe,  Merier, 

524  b. 
Winburg,  11  98  a. 
Windwardinseln,  II  306  a. 
Winzingeroda,  447  b. 
Wirtschaftsbeamter,  II  118  a. 
Wischnowitz,  U  166  b. 
Witte,  Phil,  de,  la. 
Witzleben,  Baron  v.,  H  119  a. 
Woeldonc,  Comte  de,  U 

297  b. 

Wohlthätige  Ritter  der  hei- 
ligen Stadt,  567  a.  II  17  b. 

Wolagda,  H  274  b. 

Wolfegg,  Domherr  Graf, 
II  304  a. 

Wolkonsky,  Fürst,  U271b. 

Wooster,  David,  160  b. 

Worezzow,  Graf  Roman, 
II  271a. 


Wortführender  Meister, 
H  32a 

Wortmann,  Hofgerichtarat, 
176  a. 

Wortmaurer,  H  23  b. 
Woyna,  Franz,  H  169  b. 
Wrbna,  Graf,  49  a. 
Wright,  Prediger,  H  349a. 
Wroclaweck,  II  172  b. 
Wund,  Karl  Kasimir,  Prof, 
168  b. 

Xiver,  J.  B.,  II  174b. 

York,  Eduard,  Herzog  v., 
96a.  245b.  387  a. 

—  Friedrich,  Herzog  v., 
249  b.  887  b. 

 Maurer,  32  a. 

Yverdon,  II  391a. 

Zaandam,  II  97  b. 
Zadedari,  Kardinal,  493  b. 
Zftjaczek,  Jos.,  U  167  b. 
Zala-Egerszeg,    581b.  II 

478  a. 
Zalescyki,  340  b. 
Zante,  385  a. 
Zara,  479  b. 

Zeitschrift  f.  Freimaurerei, 
II  185  a. 

—  Neueste,  f.  Freimaurerei, 
H  185  a. 

Zentralblatt,  Deutsches, 
II  187  a. 

Zentralstelle  zur  Registrie- 
rung von  Beitritts-  und 
Kntla3siingsgesueheu,60a. 

Zerboni.  269  b. 

Zergliederte  Maurerei,  II 
200  b. 

Zierikzee,  H  97  b. 

Zimmermann,Leibarzt,  272b . 

Zion,  Kapitel  v.,  426  a. 

Zitomir,  II  170  a. 

ZN.,  264  b. 

Zola,  S.  A.,  8  b. 

Zorilla,  Ministerpräsident, 
II  412b. 

Zschinsky,  v., 
ter,  U  283  a. 

Zutphen,  U  97  b. 

Zwolle,  U  97  b. 


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Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


Aigner,  Ludwig,  Budapest. 

Bahnson,  Prof.  Dr.  Frans  Wilhelm  Viborg, 

Hamburg. 

Begemann,  Dr.  Wilhelm,  Schuldirektor  in 
Charlottenburg. 

Bernhard!,  Prof.  Dr.  Fr.  Wilhelm,  Berlin. 

Blelankowskl,  Theodor,  Königsberg  i.  Pr. 

Boos,  Prof.  Dr.  Heinrich,  Basel. 

BÖttner,  Richard,  Landrichter  in  Gotha. 

Bröcker,  Johann  Karl,  Obertelegraphen- 
Ht  kretär  a.  D.  in  Hamburg. 

Dietrich,  Edmund  Gustaf,  Archidiakonus 
in  Altenburg. 

Fensen,  Dr.  Ludwig,  Oberpfarrer  in  Forst 
i.  d.  L. 

Findel,  Gott  fr.  Joh.  Gabriel,  Buchhändler 
und  Schriftsteller  in  Leipzig. 

Fischer,  Alfred,  Obertelegraphensekretär 
in  Berlin. 

Fischer,  Heinrich  Paul,  Landrichter  inGera. 
Fischer,  Julius  Robert,  Geh.  Regierungs- 
rat in  Gera. 

Henckel,  Paul,  Oberlehrer  am  Progym- 
nasium in  Lauenburg  i.  P. 

Henne-Am  Rhyn,  Otto,  Staatsarchivar  in 
St.  Gallen. 

J ottrand,  Gustav,  Rechtsanwalt  in  Brüssel. 

Keller.  Dr.  Ludwig,  Geh.  Staatsarchivar 
in  Charlottenburg. 

Hessling,  Dr.  Franz,  Schuldirektor  in 
Leipzig. 

Kistner,  Ferdinand,  Kammermusikus  a.  D. 
in  Braunschweig. 

Kraenter,  Friedrich  Alexander,  Kaufmann 
in  Mainz. 

Kuntsemüller,  Dr.  Otto,  Redakteur  in 
Aachen. 


Ltnge,  Albert,  Schuldirektor  in  Leipzig. 

Maennel,  Prof.  Dr.  Rudolf,  Oberlehrer  am 
Realgymnasium  in  Halle  a.  d.  S. 

Müffelmann,  Dr.  Ludwig,  Redakteur  ia 
Rostock. 

Mfiller,  Franz,  Kaufmann  in  Turin. 
Nickel,  Dr.  med.  August,  Kreiswundarzt  in 

Perleberg. 
Nielsen,  Rasmus,  Kopenhagen. 

Nitzsche,    E.  Reinhold,    Kaufmann  in 

Leipzig. 

fPaul,  Joh.  Karl,  Lehrer  in  Frankfurt 
a.  M. 

Peuckert,  Friedrieh  Adolf,  Oberlehrer 
in  Dresden. 

Rosenberg,  Prof.  Dr.  Emil,  Prorektor  ia 
Hirschberg  i.  Sehl. 

Rothfels,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt  in  Kassel. 

Schauerhammer,  Gottlob  H.,  Realschul- 
oberlehrer in  Leipzig. 

Schwan,  Wilhelm,  Institutsvorsteher  ia 
Mannheim. 

Seckt,  Dr.  Felix,  Gymnasialprofessor  in 
Berlin. 

Taute,  Reinhold,  Oberzahlmeister  in  Stutt- 
gart. 

Wald,  Prof.  Dr.  Wilhelm,  Berlin. 

Wanner  (der  Altere),  Georg  Heinrieh, 

Realschullehrer  a.  D.  in  Hannover. 

Wernekke,  Prof.  Dr.  JuUus  Hugo,  Hofrat 
und  Realgymnasialdirektor  in  Weimar. 

Wiehe,  Karl,  Kaufmann  in  Hamburg. 

Zcchlin,  Dr.  Arthur,  Direktor  der  höhern 
Töchterschule  in  Lüneburg. 

Zern  in,  Ed.,  Verlagsbuchhändler  in  Darm- 
stadt. 


Druck  Ton  Hene  A  Becker  in  Leip«ig. 


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