Ostpreussen . . .
Westpreussen . . .
Brandenburg . . .
Pommern ....
Posen
Schlesien . . . .
Sachsen
Schleswig-Holstein .
Hannover . . . .
Westfalen . . . .
Hessen-Nassau . .
Rheinprovinz . . .
Preussen . .
Bayern . .
Sachsen . .
Württemberg
Baden . .
Hessen . .
Mecklenburg-Schwerin
Sachsen- Weimar ....
Meeklenburg-Strelitz . .
Oldenburg
Braunschweig
Sachsen-Meiningen . . .
SachBen-Altenburg . . .
Sachsen-Coburg und Gotha
Anhalt
Schwarzburg-Sondershausen
Schwarzburg-Rudolstadt .
Waldeck
Reuss ä. L
Reuss j. L
Schaumburg-Lippe . . .
Lippe
Lübeck
Bremen
Hamburg
Elsass-Lothringen . . .
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Allgemeines Handbuch
der Freimaurerei: Bd. M-Z
Argentinien
Insgesamt ,
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From the Income of a Fund
Established in Memory of
John Burtis Saxe 23
f HARVARD COLLEGE LIBRARY
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From the Income of a Fund
Established in Memory of
John Burtis Saxe 23
| HARVARD COLLEGE LIBRARY^
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Allgemeines
Handbuch der Freimaurerei,
Zweiter Band
H-Z.
Nachträge und Berichtigungen. Verzeichnis der Namen sämtlicher (eingegangenen und
noch thätigen) deutschen Groaslogen, Logen, Kapitel und Kränzchen. Register.
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Allgemeines
Handbuch der Freimaurerei.
Dritte,
völlig umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen
Forschungen in Einklang gebrachte Auflage
Lamings
Encyklöpädie der Freimaurerei.
Herausgegeben vom Verein deutscher Freimaurer.
Zweiter Band.
Nachträge und Berichtigungen. Verzeichnis der Namen sämtlicher (eingegangenen und
noch thätigen) deutschen Grosslogen, Logen, Kapitel und Kranichen. Register.
Leipzig.
Max Hesse's Verlag.
1901.
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HARVARD
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Abkürzungen.
1) Zeitschriften.
A. = Astraa. Taschenbuch für Freimaurer.
30 Bde. 1824—1870 (nach Banden ange-
geben). Neue Folge von 1882 an (mit
Jahreszahlen angegeben).
A. J. = (Altenburger) Journal für Frei-
maurerei, 1804 u. 1805; fortgesetzt als:
Neues J. f. Fr., 4 Hefte. 1812, 1819, 1820.
AQC. = Ars Quatuor Coronatorum. Zeit-
schrift der Loge Quatuor Coronati in
London, von 1888 an.
A. Z. «= (Altenburger) Zeitschrift für Frei-
maurerei, 1823—1827; fortgesetzt als:
Neue Z. f. Fr., 1832/33, 1833/34, 1834,
1835, 1836 und Neueste Z. f. Fr. 1888,
1839/40, 1841.
Bbl. = Bundesblatt. Organ der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln in Berlin, von 1887 an.
Bh. = Die Bauhütte. Zeitung für Frei-
maurer, von 1858 an.
Bat. F. = Bausteine. Mittheilungen der
Grossen Freimaurer-Loge von Preussen,
genannt Kaiser Friedrich zur Bundes-
treue in Berlin, von 1892 an.
Bst. R. = Bausteine, gesammelt von Brü-
dern des Logen-Bunds Royal York zur
Freundschaft in Berlin, 1881—1884.
Br. L. = Braunschweiger Logen-Correspon-
denz, herausgegeben von der Loge Carl
zur gekrönten Säule in Braunschweig, seit
1899 von Fr. Holtschmidtdaa., von 1882 an.
BZC. = (Berliner) Zirkelcorrespondenz
unter den St. Johannis-Logenmeistern der
Grossen Landesloge der Freimaurer von
Deutschland, seit 1901 Zirkelcorrespon-
denz der Grossen Landesloge der Frei-
maurer von Deutschland, von 1872 an.
Dr.L.=Dresdener Logenblatt. Handschrift
für dieBrüder-Mitglieder der Freimaurer-
logen in Dresden, von 1871 an.
FZ. <= Freimaurer -Zeitung, von 1847 an.
H. L. = (Hamburger) Logenblatt. Hand«
schrift für die Brüder -Mitglieder der
unter Constitution der Grossen Loge
von Hamburg arbeitenden fünf ver-
einigten Logen, von 1868 an.
HMW. — (Hamburger Medaillenwerk). Ab-
bildungen freimaurerischer Denkmünzen
und Medaillen. Hamburg 1898, 1899.
HZC. «= Hamburgische Zirkel-Correspon-
denz. Maurerische Arbeiten aus dem
Kreise der Grossen Loge von Hamburg.
Bis 1867 nur nach Nummern (147); dann
in Jahrgängen von 1896 an.
L. = Latomia. Freimaurerische Viertel-
jahrs-Schrift (von 1868 an als Jahrbuch).
29 Bde. 1842—73 (nach Banden ange-
geben). Neue Folge von 1878 an (nach
Jahreszahlen angegeben).
Mb. = Die Maurerhalle. Zeitschrift für
Freimaurerei. 1842—1845.
M.L.= Mecklenburgisches Logenblatt, von
1871 an.
O. = Orient. Amtliches Organ der Jo-
bannnis- Grossloge von Ungarn, von
1873 an.
R.= Am Reissbrete. Handschriftliche Mit-
theilungen aus den fünf unabhängigen
Logen, von 1875 an.
Sl. = Signale für die deutsche Maurerwelt,
herausgegeben von J. G. Findel, vou
1895 an.
S. L. = Schlesisches Logenblatt, von
1881 an.
W. J. = (Wiener) Journal für Freymaurer.
1784—1786.
Z. = Der Zirkel. Eigentum und Organ der
Humanitas in Wien, von 1871 an.
Zd. = Der Ziegeidecker im Osten von Alten-
burg. 1837—1854.
2) Ortsnamen.
Altbg. = Altenburg.
Brl. = Berlin.
Brei. = Breslau.
Dresd. = Dresden.
Frkf. = Frankfurt.
Hmbg. = Hamburg.
Hann. = Hannover.
Lpz. = Leipzig.
Nürnb. = Nürnberg.
Stuttg. = Stuttgart.
Die übrigen Abkürzungen bedürfen keiner weitern Erklärung (MS. = Manuskript).
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Maas», Johann Gebhard Ehrenreich,
Psycholog, geb. 26. Febr. 1766 in Krot-
torf bei Halberstadt, gest. 23. Dez. 1828,
wurde 1791 ausserordentlicher und 1798
ordentlicher Professor der Philosophie in
Halle. — Aufgenommen in den Freimaurer-
bund in der Loge Zu den drei Degen in
Halle 8. Nov. 1814, trat M. 1817 der Schot-
tenloge bei, deren Obermeister er im Mai
1823 wurde. Er hat sich besonders als
Redner ausgezeichnet. Gedruckt sind von
ihm: »Rede in der Loge Zu den drei De-
gen zu Halle am Jahrestage der Völker-
schlacht, den 18. Okt. 1817« und «Drei
Reden in der Loge Zu den drei Degen in
Halle* (1818).
Mabeignac. So soll sich, nach der von
Starck (s. d.) dem Heermeister v. Hund (s. d.)
übergebnen »neuen Geschichte des Tem-
pelordens«, Aumont (der nachher zum
Grossmeister erwählt sein soll) 1310 bei
seiner Flucht nach Irland genannt haben.
Hacbenac, s. Makbenac.
Macdonald, Etienne Jacq. Jos. Alex.,
Herzog von Tarent, einer der berühm-
testen Marschälle Napoleons I., geb. 17.
Nov. 1765 in Sancerre (Cher), gest. 24.
Sept. 1840 auf Beinern Schlosse Courcelles
bei Guise, war noch 1814 Mitglied des
Grossorients von Frankreich als Grand
Administrateur der Grande Loge sym-
bolique.
Mächtig (puissant) und die Verstärkun-
gen sehr mächtig, dreifach mächtig (tres-
puissant, trois fois puissant) sind die Ehren-
beiwörter der Vorsitzenden in manchen
Hochgraden des schottischen Ritus.
Maekey, Albert G., Doktor der Arznei-
wissenachaft zu Charleston in Südcarolina
(Nordamerika), Grossschriftführer und
GroBsredner der Grossloge von Südcarolina
u.s.w., gest. 20. Juni 1881. ist der Verfasser
mehrerer Schriften über Freimaurerei, wo-
von die eine: »A Lexicon of Freemasonry :
containing a definition of all its communi-
cable terms, notices of ite history, tradi-
tions and antiquities« (Lexikon der Frei-
maurerei, enthaltend eine Erklärung aller
ihrer mitteilbaren Ausdrücke und Be-
merkungen Ober ihre Geschichte, Über-
lieferungen und Altertümer), bereits 1860
in fünfter Auflage erschienen war und in
England mit Ergänzungen von Donald
Campbell, Herausgeber des schottischen
maurerischen Kalenders, versehen, nachge-
druckt wurde. Das Buch strotzt von den
gröbsten Verstössen gegen die wahre mau-
rerische Geschichte und ist insofern gänz-
lich unbrauchbar, immerhin aber interessant
dadurch, dasa man manches daraus erfährt
über die in Amerika üblichen Hochgrade
Allgemein»« Handbuch der Freimaurerei. II.
mit ihren Gebräuchen; denn der Verfasser
nimmt in diesen eine hervorragende Stelle
ein. Angehängt ist ein Verzeichnis der
unter den Grosslogen von England, Schott-
land und Irland arbeitenden Logen. Die
englische Ausgabe versucht, dieses ameri-
kanische trübe Gebräu ihren Lesern mund-
gerecht zu machen, was ihr aber nur sehr
teilweise gelungen ist. Von M.'s übrigen
Werken mögen erwähnt werden: »A
Manual of the Lodge« ; »The Book of the
Chapter«; »A Text -Book of Masonic
Jurisprudence« (7. Aufl. New York 1889);
»Cryptic Masonry«: »Masonic Ritualist«;
»The Öymbolic of Freemasonry« und »Ma-
sonic ^arliamentary Law«.
MacKlnley, William, Präsident der
Vereinigten Staaten von Nordamerika,
geb. 28. Juni 1844 in Niles (Ohio), Hess
Bich 1867 in Canton (Ohio) als Rechtsan-
walt nieder, wurde 1877 in den Kongress
gewählt, 1891 Gouverneur von Ohio und
1896 Präsident der Union. Er gehört dem
Freimaurerbunde Beit 1. Mai 1865 an, wo
er in einer Loge in Winchester in Vir-
ginien aufgenommen worden ist. Er hat
an der Förderung der Freimaurerei stets
sehr regen Anteil genommen. [Vgl. Bbl,
1899, S. 67.]
Maeon, s. Freimaurer und Mason.
Ma^-onia, s. Masonia.
Maronnerle, s. Freimaurerei.
Maconnieke Societeiten (Maurerische
Gesellschaften) war in den Niederlanden der
Name von maurerischen Klubs zu geselli-
gen und Bildungszwecken, deren zahlreiche
teils in Verbindung mit den Logen, teils,
obwohl seltner, auch an Orten bestehen,
wo keine Logen sind. Seit 1894 sind
sie beseitigt und an ihre Stelle sog. Minder-
logen (s. a.) eingeführt.
Madagaskar (Insel an der Ostküste
Afrikas unter franz. Protektorat). Hier be-
steht unterm Supreme Conseil von Frank-
reich eine Loge in Antananarivo.
Madai, David Samuel, Arzt, geb. 4.
Jan. 1709 in Schemnitz in Ungarn, gest.
2. Juli 1780 in Benkendorf bei Halle,
wurde 1739 Arzt des Halleschen Waisen-
hauses und Vorsteher seiner höchst ein-
träglichen Medikamentenexpedition. —
Aufgenommen am 24. Aug. 1744 in der
Loge Zu den drei goldnen Schlüsseln in
Halle, wurde er bald Aufseher und am 12.
Jan. 1746 Vorsitzender Meister. Das blieb
er bis ins Jahr 1749, wo diese Loge ein-
geschlafen zu sein scheint. Auch an der
Errichtung der Schottenloge Concordia
das. hat er hervorragenden Anteil genom-
men und ihr als Beamter gedient. Der
aus der zweiten Halleschen Loge hervor-
1
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2
Madeira — Magdeburg.
gegangnen Loge Zu den drei Degen hat
er sich nicht angeschlossen, obgleich er
deren erste Blüteperiode noch erlebt hat.
Das Hamburger Medaillcnwerk zeigt unter
Nr. 81 sein Brustbild. Sein Freund
v. Ponickau in Dresden liess 1773 eine
Denkmünze auf ihn schlagen, die auf dem
Titelblatt des »Verzeichnisses der v. M.-
achen Thalersammlung« (Hmbg. 1 788 1 ab-
gebildet und daselbst unter Nr. C815 be-
schrieben ist. Dieses Verzeichnis ist nicht
minder wertvoll für Numismatiker, wie
sein 1765 — 74 in drei Bänden und drei
Fortsetzungen herausgegebnes »Vollstän-
diges Thalercabinet«. Seine grosse Samm-
lung seltner Thaler wurde 1788 in Ham-
burg versteigert. [Vgl. FZ. 1886, S. 209.]
Madeira (portug. Insel im Atlantischen
Ozean). Hier bestanden in den siebziger
Jahren des 19. Jahrhunderts drei Tochter-
logen des Grande Oriente Lusitano Unido,
von denen 1884 nur noch die älteste
(Liberdade) thätig war. Über den gegen-
wärtigen Stand der Freimaurerei auf M.
hat sich nichts ermitteln lassen.
Madras, s. Ostindien.
Magdeburg (Hauptst. der preuss. Pro-
vinz Sachsen, 214424 E.). Nachdem schon
1760 von den zahlreich in M. anwesenden
französischen und andern kriegsgefangnen
Offizieren maurerische Zusammenkünfte
gehalten worden waren, vereinigten sich
Anfang 1761 eine Anzahl dortiger zur
französischen Kolonie gehöriger Kaufleute
und einige andre Deutsche zur Gründung
1) einer Loge, die von der Loge La Con-
corde in Berlin unter dem Namen La
felicite" 23. Febr. 1761 gestiftet und deren
Gründung 4. Mai 1761 von der Berliner
Mutterloge (Zu den drei Weltkugeln) ge-
nehmigt wurde. Infolge bald entstandner
Irrungen zwischen den französischen und
den deutschen Mitgliedern spaltete sich
diese Loge in zwei, von denen die eine
jenen Namen beibehielt, die andre aber
sich den Namen Zur Beständigkeit
(La constance) erwählte, unter dem sie
28. Dez. 1761 zum erstenmal arbeitete; ihre
Stiftungsurkunde ist vom 28. Febr. 1762.
Gleichzeitig mit der erstgenannten war
übrigens auch 3) eine schottische Loge
von der Berliner Schottenloge L'harmonie
25. Febr. 1761 und ebenso 4) bei der
Loge Zur Beständigkeit eine solche von
der Mutterloge gestiftet worden. Neben
diesen Logen entstanden bald nachher
noch infolge ähnlicher Veranlassung meh-
rere andre, die jedoch nur ein kurzes Da-
sein hatten, so 5) 1762 eine Loge Par-
faite union, die aus österreichschen,
württembergschen und schwedischen Offi-
zieren bestand, 5. März 1762 von der
Grossen National-Mutterloge gegründet und
von den erstgenannten im Oktober 1762
nach Königsberg verlegt wurde, und 6)
eine Winkelloge Zur unverfälschten
Weisheit, von der aus dem Mai 1762
Nachrichten vorliegen. Von der Loge
unter 1 sind nur noch vereinzelte Spuren
ihrer Thätigkeit bis 1766 vorhanden, und
erst 1778 wurde sie erneuert. Die bei-
den andern Johannislogen unter 2 und 5
nahmen 1762 das sogenannte Clermontsche
System {s. d.) an, und die Errichtung eines
Kapitelsder höhern Grade unter dem Namen
Capitulum Stuttgardianum durch Rosa
(s. d.) hing hiermit zusammen. Nach Be-
endigung des Siebenjährigen Kriegs wurde
von den zurückkehrenden Offizieren des
» Altbraunschweigschen Regiments < 7)
eine Militärloge Les trois colonnes
28. Okt. 1763 in M. gegründet, womit
die Errichtung 8) einer Schottenloge He-
bron 29. Okt. desselben Jahres durch
Schubart (s. d.) verbunden war. Beide
Logen standen in guten Beziehungen neben-
einander, doch erlischt mit dem Übertritt
der Loge Zur Beständigkeit zur strikten
Observanz 17. Jan. 1767 jede Spur ihrer
Thätigkeit, und auch von der Loge Zu den
drei Säulen, die dieses System ablehnte, sind
über jenes Jahr hinaus keine Nachrichten
mehr vorhanden. — Infolge der Gründung
der Grossen Landesloge in Berlin wurde
die maurerische Thätigkeit in M. wieder
erweckt und 24. Dez. 1777 9) die Loge
Zu den drei Kleeblättern von ersterer
gestiftet, die aber nur wenige Jahre in M.
blieb und mit der Versetzung ihres Meisters
! vom Stuhl nach Aschersleben (s. d.) ver-
; legt wurde. Dies führte zur Erneuerung der
LogeZur Glückseligkeit (unter 1) durch
1 die Grosse National-Mutterloge Zu den drei
! Weltkugeln 28. Sept. 1778. Sie nahm im
Dezember 1778 zu Ehren des Herzogs Ferdi-
nand von Braunschweig (s.d.), der sie später
auch häufig besuchte, den Namen Fer-
i dinand zur Glückseligkeit an und
kräftigte sich bald durch Organisation und
Verbesserung ihrer Gesetze. Auch die
altschottische Loge Friedrich zur grü-
nenden Linde wurde 5. März 1783 wieder
eingesetzt. 1791 erwarb die Loge ihr
jetziges Grundbesitztum Neueweg 6 und 7.
Die politischen Verhältnisse brachten 1794
eine ganz kurze Unterbrechung. Man ver-
besserte in den letzten Jahren des 18.
Jahrb. die Gesetze und Rituale der Jo-
hannisloge und 1800 die der Schottenloge.
Während der französischen Besetzung
arbeitete 1807 in M. auch eine französische
Militärloge Les enfants de Napoleon.
Nach dem Tilsiter Frieden liess sich, um
ihre Selbständigkeit zu retten, die bei der
Loge Ferdinand zur Glückseligkeit seit
23. Okt. 1763 bestehende altschottische
Loge Zur grünenden Linde von
der Grossen National-Mutterloge zu Ber-
lin 10) zur Provinzialloge der letztern
für Westfalen und Niedersachsen 1. Sept.
1807 erheben und wurde als solche von
dem König von Westfalen anerkannt,
j Grossmeister war der bisherige Meister der
I Loge Ferdinand zur Gl ückseligkeit, Kloster-
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Magie.
3
prokurator Schewe (s. d.), der von 1784
Dia 1811 an der Spitze dieser Loge stand
und sich die bedeutendsten Verdienste um
diese erwarb. Ihm folgte der bisherige
zugeordnete Grossmeister Präfekt Graf
v. d. Schulenburg. Doch wurde diese Pro-
rinzialloge von der Berliner Mutterloge
8. Febr. 1811 wieder aufgelöst und die in
M. bestehende Johannis- und Schottenloge
für isoliert erklärt, worauf sich 11) ein
»Direktorium der Grossen Mutterloge
Friedrich zur grünenden Linde« in M.
gründete. Nach der Wiederherstellung
der preussischen Oberherrschaft erfolgte
8. Okt. 1814 die Wiedereinsetzung der
IvOge Ferdinand zur Glückseligkeit (oben
unter 1) und deren Wiederaufnahme in den
Bund der Grossen National-Mutterloge, dem
die des delegierten Innern Orients, 28. April
1815 und der altschottischen Loge 29. Mai
1815 folgte. — Vorübergehend war übri-
gens hier auch 12) eine französische Loge
Laresolution (Reglements vom 26. Dez.
1818] thätig. — Am 22. Nov. 1858 besuchte
der Protektor Kaiser Wilhelm I. als Prinz
von Preussen eine Arbeit in der Loge
Ferdinand zur Glückseligkeit. Wahl-
spruch: Felix nos tenet copula. Mit-
gliederzahl (1899): 545. Vers. Freitags.
Ferien: Juli und August. Klub: täglich.
21 milde Stiftungen mit 214000 M. Ge-
samtkapital. Hausgesetze vom 6. Juni
1888. — Denkmünze zur Säkularfeier 1861.
(HMW. Nr. 125.) [Vgl. Geschichte der
Loge von Lincke (1824) und Funk (1845
und 1861); Funk, Vortrag über die älteste
Geschichte der Loge (1845).] Bücherver-
zeichnis der Loge von 1878 mit Nach-
trag von 1884. — 18) Unter der Grossen
Loge Royal York wurde unter dem Na-
men Harpokrates 8. Febr. 1826 eine
weitere Loge gestiftet und 5. Juni 1826
eingeweiht. Mitgliederzahl (1899): 159.
Vers. Dienstags. Klub: Sonnabends. Eig-
nes Logenhaus Gr. Münzstrasse 10. — Neben
ihr besteht 14) ein Innerer Orient. —
15) Auch die Grosse Landesloge in Berlin
eröffnete 80. Okt. 1898 da«, eine Loge unter
dem Namen Hohenzollern, treu und
beständig. Mitgliederzahl (1899): 81.
Logen lokal: Cafe* Hohenzollern.
Magie. Mit diesem Worte werden allerlei
Vorstellungen verbunden, die zum grossen
Teil weit auseinanderfallen und sich
über das ganze Nachtgebiet der Natur-
und Geistererscheinungen erstrecken. Im
wesentlichen ist die M. eine Tochter des
Heidentums und gründete sich auf den
Satz, dass der Mensch mit Hilfe und im
engen Verein mit seinem höhern und gött-
lichen Ursprung in sich und ausser sich
einer höhern Wirksamkeit fähig werde, die
ihn zum Herrscher über seine eigne und
die äussere Natur mache. Das Gebet und
die Kraft des lebendigen Wortes sind es.
durch die der Mensch mit zwingender una
lösender Gewalt auf die Gesamtregion der
höhern und niedern Natur zu wirken
vermag. Dies ist die bessere, höhere M.
Dass sich, da bei den ältesten bekann-
ten Völkern der ausschliessliche Besitz
aller Kenntnisse in den Händen der Priester
befand, diese in den Vordergrund zu stellen
wussten, ist ebenso erklärlich, als dass sie
ihre Kenntnisse in tiefes Dunkel und ver-
wickelte Rätsel hüllten, um dadurch Einfluss
auszuüben und sich als so mächtig dar-
zustellen, dass es rätiieh erschien, ihrem
Willen zu gehorchen. Neben dieser M.
bildete sich eine andre aus, die auf die
Lehre von den Dämonen fussend, darauf
ausging, Bich diese dienstbar und unter-
würfig zu machen. Neben dieser Dämono-
magie entfaltete sich die Geisterseherei,
die zunächst darin besteht, dass einer die
Geister in den Sinnen wahrnehmbarer
Weise sich darzustellen und sie andern
erscheinen zu lassen vermag. Damit hängt
die Lehre vom Magnetismus und Od zu-
sammen, Dinge, deren Dasein nicht ge-
leugnet werden kann, wenngleich der Be-
trug, der damit getrieben wurde, den
Glauben an das Dasein dieses Schatten-
lebens der menschlichen Seele erschütterte.
Schelling findet in der M. eine Entartung
einer höhern, frühem Disziplin. So gut
wie die Astrologie, die Alchemie, die Amu-
lette, die Geisterseherei, die Gnosis in dieses
Gebiet gehören, so ebenfalls GoStie, Theur-
gie, Deuteroskopie, Schatzgräberei, Traum-
deuterei u. s. w., und in gewisser Weise die
Fetischdiener, Schamanen, die wahrsagen-
den Zigeuner und indianischen Medizin-
männer. Wahres und Falsches liegt hier
so nahe beieinander, dass die Grenzen kaum
zu erkennen, der Gegenstand selbst aber
wohl einer tiefem eingehenden Unter-
suchung würdig ist. Denn neben Betrügern,
wie Cagliostro und Schrepfer, die durch
ihre Geistererscheinungen, denen sie ein
freimaurerisches Mäntelchen umhingen, der
wahren Freimaurerei nicht wenig schade-
ten, finden wir auch die edelsten Männer
wie Kleuker, v. Meyer, Passavant und
Ragon, die der M. im edeln Sinne des
Wortes huldigten. — Wie bekannt, hat der
Freimaurerbund das nicht zu beneidende
Schicksal gehabt, verschiednen geheimen
Gesellschaften mit verschiedenartigsten
Zwecken als Unterschlupf und Deckmantel
dienen zu müssen, und so, wie er mit den
Rosenkreuzern (s. d.) zusammengeworfen
wurde, konnte er auch nicht dem Verdacht
entgehen, der M. zu dienen, einem Ver-
dacht, den gewissenlose Betrüger auf das
schamloseste auszubeuten verstanden. Die
I freimaurerische Presse betrachtete die
| M. der alten Perser zwar meist objektiv
und kam selbst, wie das Archiv für Frei-
maurer und Rosenkreuzer, H, 83, wo
I die M. abgehandelt wird, zu dem vernünf-
tigen Schluss: »die Freimaurerei hat mit
der M. nichts zu schaffen«, aber die Stelle
in Andersons (s. d.) Konstitutionenbuch
1*
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4 Magier
(London 1783), S. 23, in der ea heisst, dass
die Schüler desZoroaster, des Großmeisters
der Magier, die Erfinder der Geometrie ge-
wesen und in jenen Gegenden noch viele der
alten Gebräuche der Freimaurer beibehalten
wären, scheint die unschuldige, missver-
standnc Ursache gewesen zu sein, M. und
Freimaurerei zu verschmelzen. Anderson
nennt die Magier ihrer Bauten halber Frei-
maurer, wie er es auch mit andern Gesell-
schaften und Männern des Heidentums und
der christlichen Kirche gemacht hat. Dies
und manche andre Behauptungen haben
dazu beigetragen, die Begriffe zu ver-
wirren, und sind Ursache gewesen, dass
neben dem Rosenkreuzerwesen sich auch
vermeintliche Freimaurer, die nebenbei
sogar mit höherer Kenntnis prunkten, wie
Cagliostro (s. d.) und Schrepfer (s. d.), als
Geisterseher auftraten und auf diese Weise
die Welt betrogen und die Freimaurer in
Übeln Ruf brachten. Neben diesen beiden
Männern, denen sich andre anreihten, gab
es aber auch einzelne mystische Systeme, wie
das hermetische (s. d.) und die harmonische
Gesellschaft (s. d.), die sich mit solchen Aben-
teuerlichkeiten abgaben. Ja von den jetzt
noch bestehenden Systemen giebt es ein-
zelne, die in ihren höhern Graden hart an
der Grenze dieser Schwärmerei hinschwei-
fen, und selbst in der neuern Zeit waren
einzelne Freimaurer, wie Krebs (s. d.),
nicht ganz frei von einem mystisch-
magischen Anflug und versuchten ihre
Ansichten dem maurerischen Unterricht
einzupflanzen.
Magier hi essen die Priester der alten
Perser und Meder, die Zoroaster in der
letzten Hälfte de« 7. Jahrh. v. Chr. einer
Reform unterwarf, der zufolge sie in drei
Ordnungen geteilt oder wohl die drei schon
bestehenden Klassen nur abgegrenzt und
organisiert wurden. Sie waren ihrer
Kenntnisse wegen, namentlich wegen ihrer
(angeblichen) Prophetengabe und wegen
ihrer übernatürlichen Wissenschaften ge-
priesen. Später verflachte sich der Begriff
immer mehr und ward auf alle Personen
übertragen, denen die Kenntnis tieferer
Weisheit und Ausübung höherer Natur-
kräftc zugeschrieben wurde. Sogar ein
Orden derM. wird erwähnt, der im 17. Jahrh.
in Florenz entstanden und später eine
Unterabteilung der Brüder des Rosen-
kreuzes gebildet haben soll.
Magistri. Summi M. (Supermagistri)
ordinis Templariorum heissen die Tempel-
meister; sie werden von der Stiftung des
Ordens bis zu Molays Hinrichtung in dem
1766 von Hund seinen Anhängern mitge-
teilten, auch im roten Ordensbuch (s. d.)
enthaltnen Auszug aus der Geschichte des
Ordens, zum Teil mit ganz andern Namen,
auch weniger (statt 22 nur 19) aufgeführt,
als jetzt geschichtlich erwiesen. Ihre Namen
finden sich in der vorigen Auflage n,
S. 268.
— Maier.
Magnan, Bern. Pierre, Marschall von
Frankreich, geb. 7. Dez. 1791 in Paris,
gest. das. 29. Mai 1865, ausgezeichneter
Soldat, ein eifriger Anhänger NapoleonsIII.,
wurde durch kaiserlichen Erlaas vom
11. Jan. 1862 dem Grossorient von Frank-
reich als Grossmeister zugewiesen, wiewohl
er nicht Maurer war und erst dazu auf-
genommen werden musste, und als-
dann 8. Febr. 1862 eingesetzt. Wie man
auch über diesen kaiserlichen Eingriff
denken mag, so hat M. doch bewiesen,
dass es ihm aufrichtig um Hebung der
französischen Maurerei und Beseitigung
aller ihrer Übelstände zu thun war. Nach
Ablauf der bestimmten Zeit seiner Gross-
meisterschaft legte er sein Amt nieder und
veranlasste im Mai 1864 durch seine Bitte
den Kaiser, den Logen das Recht der
Grossmeisterwahl zurückzugeben. Hierauf
wurde er am 9. Juni 1864 wiedergewählt,
starb aber schon im folgenden Frühjahr.
[Vgl. Bh. 1865, S. 191. FZ. 1861, S. 270.]
Mahlmann, Siegfried Aug., Dichter,
geb. 18. März 1771 in Leipzig, gest. das.
16. Dez. 1826, studierte die Rechte und
leitete seit 1805 die »Zeitung für die ele-
gante Welt« und 1810—18 auch die »Leip-
ziger Zeitung.« Von ihm erschienen »Sämt-
liche Gedichte« (Halle 1825; 5. Auflage,
Lpz. 18631; »Sämtliche Werke« (8 Bde.,
Lpz. 1839—40). — M. trat 5. April 1796 in
den Freimaurerbund als Mitglied der Loge
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig
und war 1808—11 Redner und von 1818
bis zu seinem Tode Meister vom Stuhl
dieser Loge, wo er durch männliche Würde,
Adel der Gesinnung und begeisternde Be-
redsamkeit Grosses und Unvergcssliches
geleistet hat. Er gab heraus »Liederbuch
Her Loge Minerva« (Lpz. 1822). Mehrere
Beiner in der Loge gehaltnen Reden finden
sich in der Freiraaurerzeitung, 1859, Nr. 8,
31, 82, 84, 35, 87, 41. Die bekanntesten
! von M.'s Freimaurerlicdern sind: »Freude,
i holdes Götterkind«, »Tiefe Trauer eint uns
hier« und »Was ist's, das unsterbliche
Geister entzückt«. [Vgl. Wendt, Trauer-
, rede und Nekrolog am Sarge M.'s (Altbg.
1827). Zwei Arbeiten in der Loge Minerva
zu den drei Palmen in Leipzig (1896).
R. Fischer, Deutsche Geistesheroen (Lpz.
1881), S. 71. FZ. 1863, S. 153; 1871, S. 209;
1879, S. 273; 1896, S. 131. L. 1896, S. 68.
R. 1887, S. 70.]
Maier, Gustav, Kaufmann, geb. 6. Sept.
1844, aufgenommen in den Freimaurerbund
13. Mai 1875 in der Loge Karl zu den drei
Ulmen in Ulm, schloss sich später der
Loge Friedrich zur ernsten Arbeit in Jena
an und lebt als Rentner in Zürich. Er
schrieb »Geschichte der Freimaurerei in
Ulm« (Ulm 1877); »Mehr Licht! Ein Wort
zur Judenfrage an unsre christlichen Mit-
bürger« (Ulm 1881); »Weltliche Freimau-
rerei, ein Beitrag zur humanistischen Be-
wegung innerhalb der deutschen Freimau-
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Maifeste — Mainz.
5
rerei« (1888); »Beiträge zur Humanitäts-
lchre. (1889).
Mal feste, s. Frühlingsfeste.
Mailand (St. im Königr. Italien, [1898]
426500 E.). Hier hat unter dem Grossorient
von Italien eine deutsche freimaurerische
Vereinigung Zur Verbrüderung bestan-
den, gegr. 28. Dez. 1871, die aber nach
1885 wieder eingegangen ist.
Maine, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die Geschichte der Frei-
maurerlogen das. bis 1820 fällt mit der des
Staates Massachusetts zusammen. Die erste
Loge wurde durch die Provinzialgrossloge
von Massachusetts (Modern Masons) 1762
in Falmouth, Casco Bay, errichtet. Die
Grossloge von M. wurde 24. Juni 1820 durch
24 Logen gebildet [vgl. Amer. Freemason
(1858), I, 298] und zugleich durch die
Staatsbehörden mit Körperschaftsrechten
versehen. Der Staat wurde in sechs Distrikte
mit Distriktsdeputierten Grossmeistern ein-
geteilt, die Einsetzung durch den Gross-
meister von New Hampshire vollzogen.
Schon 1822 bestanden 40 Tochterlogen,
1829 deren 58. Von da an nahm die Zahl
infolge der Maurerverfolgung mit grosser
Schnelligkeit ab; nur einige wenige
haben sich aufrecht zu erhalten ver-
mocht. Die Grossloge blieb den An-
griffen gegenüber zurückhaltend, empfahl
ihren Tochterlogen, durch gute Thaten
die Verleumdungen zu widerlegen, und sah
sich, als die Grossloge von Südcarolina
wegen Brandschadens um eine Geldunter-
stützung nachsuchte, genötigt, ihr 1839 zu
erwidern, dass fast alle Logen vollständig
ruhten, dass infolge davon die Geldmittel
sehr spärlich zuflössen und die geringen
noch vorhandnen Fond» nur das Nötigste
zur Deckung der laufenden Ausgaben
brächten. Am 4. Juli 1832 hatte eine anti-
maurerische Staatskonvention in Augusta
stattgefunden; der Behörde wurde 1834
eine Denkschrift wegen außergerichtlicher
Eide vorgelegt, die jedoch unter dem Vor-
wande, dass solche Eide eine Verletzung
des Common law wären und keines be-
sondern Gesetzes bedürften, von einem
maurerischen Ausschuss zurückgewiesen
wurde. Der Bund erholte sich bald wieder
von den erlittnen Nachteilen. Weil die
Union Lodge Nr. 866 in St. Stephens (Neu-
braunschweig), die zur Grossloge von Eng-
land gehörte, Suchende, die im Bezirk ,
der St. Croix Lodge in Calais, M., wohnten, [
aufgenommen hatte, entspann sich zwischen
England und M. eine mehrere Jahre sich
hinziehende Verhandlung wegen des
Sprengelrechts, das von der amerikanischen J
Grossloge in Schutz genommen, von Eng-
land aus bestritten wurde; das drohende j
Zerwürfnis wurde durch Auflösung der ;
Union Lodge abgewendet. Am 24. Juni j
1862 wurde die hundertjährige Einführung
der Freimaurerei nach M. in Portland auf
glänzende Weise gefeiert. Die Grossloge I
zählte 1898 193 Logen mit21 953 Mitgliedern.
Sie hat ihren Sitz in Portland. [Zeitschrift:
The Masonic Token (Portland).]
Mains (St. im G rossherzogt. Hessen,
76946 E.). 1) Von einer Feldloge La
vertu, die hier im Siebenjährigen Krieg
bestanden haben soll, sind keine verbürgten
Nachrichten vorhanden. 2) Dagegen wurde
nachweislich 23. Sept. 1765 mit Vorwissen
j des eifrigen Sendboten der strikten Ob-
servanz, Schubart (s. d.), eine Loge errichtet,
die aber erst am 28. Dez. 1766 ordnungs-
mässig eingerichtet wurde und eine Urkunde
empfing. Sie erhielt den Namen Zu den
drei Disteln und als Ordenshaus Fritzlar.
Durch die Bemühungen Schubarts traten
bald viele angesehene Männer der Loge
bei, unter ihnen auch hochgestellte katho-
lische Geistliche. Als aber das Domkapitel,
veranlasst durch den Verrat des Logen-
kopisten, von sämtlichen Domherren das
eidliche Versprechen verlangte, »sich mit
der Maurerei nicht weiter abgeben zu
wollen«, und sich die Loge vor den Ver-
folgungen nicht mehr helfen konnte, ver-
legte Schubart schon 1767 ihren Sitz nach
Frankfurt a. M. Mit dieser Bauhütte war
eine Schottenloge Wilhelm zu den drei
Rosen verbunden. 3) Im Anfang des
Jahres 1789 traten mehrere Freimaurer auf
Veranlassung von Georg Beständig zu-
sammen, der von der Grossloge von Eng-
land eine Urkunde vom 24. Aug. 1786 er-
halten hatte, die ihn ermächtigte,Mitglieder
aufzunehmen und Logen zu gründen, und
stifteten mit dem Grafen a Ponte Leon
an der Spitze die Loge Zum goldnen
Rad, die 2. Mai 1789 von dem Vertreter
der Grossloge von England in Deutsch-
land, v. Gräfe (s. d.), eingeweiht wurde, weil
die Frankfurter englische Provinzialgross-
loge die Einweihung wegen des fremd-
ländischen Vorsitzenden abgelehnt hatte,
obwohl sie die Loge als rechtmässig an-
erkannte und eine Abordnung zur Ein-
sotzungsfeier entsandte, sie auch in das
Register von 1781 unter Nr. 547 eintrug.
Die Loge schloss ihren Tempel wieder
gegen Ende Nov. 1792, als Custine die Stadt
besetzte, und lebte am 25. Juli 1806 unter
dem Namen Friedrich Karl Joseph
zumgoldnenRad in Aschaffenburg unter
Ladrone als StuhlmeiBter wieder auf, der
mit den meisten von den 70 Mitgliedern
dem Kurfürsten von M. gefolgt war. 4)
Um diese Zeit soll noch eine andre Loge
in M. aufgetaucht sein, die von einem
Arzte Marchand geleitet gewesen sein soll.
[Vgl. Kloss, Annalen, 8. 241.] Diese Mit-
teilung erscheint sehr unwahrscheinlich,
weil nur nach Überwindung grosser
Schwierigkeiten die Loge Zum goldnen
Rad mit »höchster Genehmigung seiner
regierenden kurfürstlichen Gnaden« in
Arbeit gesetzt werden konnte. 5) Mit
Gewissheit lässt sich aber annehmen, dass
während der Kriegszeit eine Loge Zur
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Makbenac — Maleac.
Wunderrose (rose myste'rieuBe) in M.
bestanden hat, weil v. Liebler und Fz.
Jos. Molitor (s. d.) bei ihrem Anschluss an
die 6) 26. April 1603 vom Grossorient von
Frankreich gestiftete Loge Les amis
rlunis sich als Mitglieder jener »alten«
Loge auswiesen. Diese Loge weihte 12. Juni
1808 mit Genehmigung des Grossorients
von Frankreich die Loge Zur aufgehen-
den Morgenröte in Frankfurt a. M. ein,
wählte am 23. Mai 1808 Jean-Bon St. Andrej
Präfekt des Departements vom Donners-
berge, zum Meister vom Stuhl und nahm
1. Mai 1809 den Namen Napoleon Josö-
phine des amis r^unis an. Nach dem
Friedensschluss suchte die Loge, wie ihre
Frankfurter Schwester, beim Landgrafen
Karl von Hessen (s.d.) um eine altschottische
Urkunde nach, die ihr 2. Okt. 1815 mit
dem Namen Die vereinigten Freunde
erteilt wurde; zugleich wurde ein alt-
schottisches Direktorium Karl zum Licht
und eine Mutterloge 19. Febr. 1819 ein-
gerichtet, der als Provinz das linke Rhein-
und Mainufer vom Ursprung bis zur
Mündung beider Flüsse angewiesen wurde.
7) Eine Fcldloge Wilhelm zum eisernen
Kreuz, am 30. Juni 1815 von der Grossen
Loge Royal York gestiftet, hatte sich am
6. Juni 1816 zu einer ständigen Loge in
M. erklärt und arbeitete als solche bis 1822.
8) Am 19. Juni 1818 erhielten 16 Freimaurer
von dem Eklektischen Bund eine Stiftungs-
urkunde unter dem Namen Ludwig zur
Eintracht. Diese Loge wurde 21. März
1819 eingeweiht, nahm 21. April 1822 die
Loge Zum eisernen Kreuz in sich auf,
behielt ihren bisherigen Namen bei und
trat zugleich zur Grossen Loge Royal York
über. Nach dem Tode des Landgrafen
Karl von Hessen verband sich diese ver-
einigt« Loge 28. Okt. 1837 mit der Loge
Die vereinigten Freunde (unter 6) unter
dem Schutz des Grossherzogs Ludwig U.
von Hessen und dem von diesem ge-
nehmigten Namen 9) Die Freunde zur
Eintracht und trat 10. Juni 1838 dem
Eklektischen Bunde bei. Infolge der Streitig-
keiten innerhalb dieser Grossloge wegen
der Entlassung der Loge Carl zum auf-
Sehenden Licht schied sie aber 1844 aus
iesem Verband und gründete mit dieser
und der Loge Johannes der Evangelist zur
Eintracht in Darmstadt die Grossloge zur
Eintracht (1846). Mitgliederzahl (1899): 161.
Vers, letzten Dienstag im Monat. Eignes
Logenhaus, Emmeransstr. 48, das 28. April
1877 vom Feuer zerstört und nach der
Wiedererbauung 26. Jan. 1879 neu einge-
weiht wurde. Müde Stiftungen vier. Neueste
Haus- und Ortsgesetze von 1895. [Vgl. Nies,
Der Freimaurerbund zur Eintracht (M 1896),
8. 12. Flohr, Geschichte der Grossen Loge
Royal York, H, S. 145. Bh. 1894, S.
308\]
Makbenac (Mac Benäh, Macbena, Maha-
bone), ein im, Meistergrad bedeutsames
Wort, das wahrscheinlich aus dem Hebrä-
ischen abzuleiten ist und nach gewöhn-
licher Annahme bedeutet: »Er lebt im
Sohne.« Die verschiedensten Versuche zur
richtigen Ableitung dieses Wortes sind
gemacht worden. [Vgl. R. 1898, S. 96;
1900, S. 31. BZC. 1874, 8. 166; 1892, S. 250.
Bh. 1884, S. 401; 1885, 8. 7, 39, 55. Bst. R.
1884, S. 67.]
Malachias, ein jüdischer Prophet, der
nach Vollendung des zweiten Tempeln zur
Zeit Nehemias seine Weissagungen bekannt
machte. Wie so mancher Name des Alten
Testaments wurde er in die französischen
höhern Grade gezogen und dient in
mehrern derselben als Passwort oder
heiliges Wort.
Malakka, s. Straits Settlements.
Malczorich, Ladislaus A. v.. Sekretär
im kgl. ungarischen Ministerium des Innern,
geb. 8. Nov. 1860, betreibt in seinen Muse-
stunden kulturhistorische, heraldisch-
genealogische und okkultische Studien. Am
18. Mai 1887 in der Budapester Loge Szt.
Istvän (St. Stefan) aufgenommen, war er
1888—94 Schriftführer und trat nach Auf-
lösung der Loge 1894 der Loge Corvin
Mätyäs bei. Inzwischen wurde er 1890
zum Mitglied des »Correspondence Circle«
der Londoner Loge Quatuor Coronati er-
wählt und ist seitdem als Mitarbeiter der
Zeitschrift dieser Loge thätig. 1891 be-
suchte er England, um die dortige Frei-
maurerei an Ort und Stelle zu studieren.
Bei dieser Gelegenheit wurde er 8. Sept.
1891 in den Royal Arch-Grad und 30. Sept.
zum Professritter des englischen Tempel-
herren- und Johanniterordens geweiht.
Kurz vorher, 19. Sept., wurde M. in die
»Societas RoBicruciana in Anglia« auf-
genommen und 81. Aug. 1892 ihm der
9. (höchste) Grad des Magus honoris causa
erteilt Am 31. Okt. 1891 durch das »Grand
Encampment« des Ordens der Templer
und von Malta in Schottland zum Ritter
des Grosskreuzes und Ehrenprior gewählt,
wurde er 8. März 1892 zum Vertreter der
Grossloge von Irland bei der Grossloge
von Ungarn ernannt. Am 5. Jan. 1894
wurde er als vollberechtiges Mitglied der
Loge Quatuor Coronati angenommen und
erhielt den Meisterbrief der Grossloge von
England. Alle diese Auszeichnungen ver-
dankt er seiner litterarischen Thätigkeit.
Ausser zahlreichen kleinen Aufsätzen in
ungarscher, deutscher und englischer
Sprache sind besonders hervorzuheben.
»A Sketch of the Earlier History of
Masonry in Austria and Hungary« und
die Artikelreihe »Templaria« in der Zeit-
schrift »Ars1 Quatuor Coronatum«, sowie
eine ausführliche Arbeit »Templaria
Britannica«, Mitteilungen über den bri-
tischen Tempelherrenordeu, in der Latomia
1897—99.
Maleac, ein, wie es den meisten ergangen
ist, offenbar verstümmeltes hebräisches
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Malerbruderschaft des Mittelalters, italienische — Mandellu.
7
Wort, wird in verschiednen französischen
höhern Graden als Passwort gebraucht.
Malerbruderschaft des Hittelalters,
Italienische, eine Zwillingsschwester der
Maurerbrüderecbaft, besonders der Stein-
metzbrüderschaft, hatte ihren Sitz in Siena
und Florenz. Ihre Statuten sind von 1885
und 1389; ausserdem besteht noch ein
Statut von Padua von 1441. Eine nähere
Darlegung der Gesetze und Einrichtungen
dieser Brüderschaft bat Fensen (s. d.) in
der FZ. 1885, S. 2 gegeben, worauf hier
verwiesen werden soll.
Malschitzky, Christian Ernst v., der
bekannte schlafende Leibpage Fried-
richs II., geb. 23. Sept. 1750 in Vargow
bei Lupow in Hinterpommern, gest. 19.
Febr. 1835 in Berlin, trat 9. Okt. 1769 in
der gedachten Eigenschaft in die Dienste
des Königs und gewann dessen Gnade
bald so sehr, dass er zeitweise die Stelle
eines Vorlesers bei ihm vertreten musste.
Ein ansehnliches Geldgeschenk nebst einer
auserlesnen kleinen Bibliothek belohnte
schon früh seinen Eifer; ja der König
setzte um des Sohnes willen der Mutter
eine Pension aus, und diese Gnade des
Königs ist es, die dem berühmten
Engel Stoff für das treffliche kleine Lust- j
spiel »Der Edelknabe« gegeben hat. Er
wurde von der Loge Minerva in Potsdam |
21. Nov. 1772 zum Freimaurer aufge-
nommen. 1774 ernannte ihn der König
zum Offizier eines Infanterieregiments in
Herlin. Infolgedessen schloss er sich 1775
der Loge Pegase_ in Berlin an, in der
er bald mehrere Ämter bekleidete. König
Friedrich Wilhelm IL ernannte ihn 1788 |
zum Gouverneur des Prinzen Ludwig von I
Preussen, des ältesten Bruders des folgenden j
Königs Friedrich Wilhelm III. 1793 wurde |
er Major von der Armee und in demselben I
Jahre Direktor der Geheimen Kriegs- ,
kanzlei, 1801 Oberstleutnant und 1804
Oberst. Inzwischen hatte er 1798 das
Amt eines zugeordneten Meisters in jener
Loge übernommen und wurde 1806 deren
Meister vom Stuhl; 1808 pensioniert,
konnte er ganz der Loge leben. Er nahm
eine der wichtigsten Stellen ein und hatte
das Glück, bei voller Gesundheit und Kraft
das Fest eines halben Jahrhunderts als 1
Freimaurer und eines Vierteljahrhunderts
als Führer der Loge zu feiern. Den Vor-
sitz in der Loge Pegase führte er bis zum
4. Sent. 1826.
Malta (brit. Insel im Mittelländischen
Meere). 1740 Hess der Grossmeister des
Malteserordens, dem damals M. gehörte,
die Bulle Clemens' XII. gegen die Frei-
maurer veröffentlichen und verbot frei-
maurerische Zusammenkünfte. 1741 ver-
folgte die Inquisition die Freimaurer auf I
der Insel, und 6 Malteserritter wurden t
lebenslänglich von der Insel verbannt. .
Es wird aber Bchon 1771 eine Loge Le
Beeret et l'harmonie erwähnt, die damals j
einging und 1788 ihre Arbeiten als Tochter-
loge der Grossloge von England wieder
aufnahm. Ihre Beamten waren Malteser-
ritter. Nachdem M. englisch geworden
war, wurde 1815 ein Provinzialgrossmeister
für das ganze Mittelländitche Meer von
der Grossloge von England ernannt und
eine Anzahl von Tochterlogen auf M. ge-
gründet. Später wurde Gibraltar (s. d.) ab-
getrennt und eine eigne Distriktsgrossloge,
dagegen 1869 Tunis fs. d.) unter die Dis-
triktsgrossloge von M. mitgestellt. Jetzt
bestehen in M. 7 Logen, sämtlich in La
Valetta, davon 6 unter der Grossloge von
England, die in den Jahren 1815, 1831,
1845, 1881 (2) und 1899 gestiftet worden
sind, und 1 unter der Grossloge von Irland,
gest. 1851. [Vgl. Broadley, The History
of Freemasonry in M. (1880). Thory, Acta
Lat., S. 47. Kapp, Freimaurer in Tirol
(Innsbruck 1867), S. 134.]
Maltas Söhne gehören zu den unzähligen
Brüderschaften, Bünden und Orden Nord-
amerikas. Dieser Orden hat sich in New
York und einigen andern amerikanischen
Städten in der Mitte des 19. Jahrh. ge-
bildet und seiner Zeit die wundersamsten
Gerüchte hervorgerufen, ja man hatte
selbst die Ansicht, dass »man in den Ge-
bräuchen der S. M. die geheiligten Mys-
terien des mosaischen Tempels vor sich
habe, die, wie vielbekannt von den Glie-
dern dieser Brüderschaft als für immer
verloren gegangen betrauert würden«.
Trotz der damaligen ungemeinen Verbrei-
tung des Ordens hat sich alsbald heraus-
gestellt, dass das Ganze ein ungeheurer
Humbug, die Brüderschaft statt eines an-
geblich wohlthätigen Vereins eine Narren-
zunft, ihr Ritual ein Gemisch von schlech-
tem Witz sei. Das hat damals Leslie's
Illustrated Newspaper enthüllt und zahl-
reiche bildliche Darstellungen dazu ge-
geben. Die Übersetzung findet sich in
L. XVHI, 156. Nicht zu verkennen ist,
dass der Orden eine Profanation der Frei-
maurerei ist und die Karrikatur dieser
offenbar vorgeschwebt hat.
Maltisholm (Ort in Schweden), wo im
Juni 1778 eine Konferenz zwischen dem
Herzog Ferdinand von Braunschweig und
dem Herzog von Södermanland stattfand.
S. Konferenzen in (oben I, S. 557).
Mamornitza (St. in der Bukowina). Hier
ist 17. April 1884 unter dem Grossorient
von Italien eine deutsche Loge Zur Bru-
derkette gegründet worden (eingew. 27.
Juli 1884), die nur kurze Zeit bestanden
bat. Damit verbunden war ein freimaure-
risches Kränzchen in Czernowitz.
Mandello, Karl, Schriftsteller, geb. 22.
Juni 1829 in Raab, Leiter des national-
ökonomischen Teils des Pester Lloyd,
wurde 4. Jan. 1872 in der Loge Einigkeit
im Vaterlande zu Budapest in den Frei-
maurerbund aufgenommen, war von 1873
bis 1875 Meister vom Stuhl der von ihm
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Mangourit — Mannheim.
gegründeten Loge Kazinczy in Budapest
[Einweihungsvortrag im O. 1873, S. 138],
schloss sich 1877 der Loge Galilei das.
an und ist permanenter Obmann des litte-
rarischen Komites und Mitglied des Bun-
desrats der Symbolischen Grossloge von
Ungarn. Durch seine geistvollen Vor-
träge gab er in seiner Loge manche An-
regung; es seien hier nur genannt: 'Ar-
beitsstoff für alle Logen ohne Unterlans,
oder Relation zwischen profanen Beschäf-
tigungen und Freimaurerei« (1888), »Uner-
ledigt« (1896), »Das alte Hüttengeheimnis
und die neuzeitliche Freimaurerei« (1898),
sowie seine hochinteressanten »Freimaure-
rischen Instruktionsvorträge mit gesell-
schaftswissenschaftlicher Deutung « (7
Hefte, 1898—96). Auch in der freimaureri-
schen Presse that sich M. durch gediegne
Arbeiten hervor, so z. B.: »Die zweite
Epoche der Freimaurerei« (Bh. 1876) mit
dem Nachweis, dass diese Epoche mit der
Verbreitung der richtigen Gesellschafts-
lehre zusammenfällt; eoenda (1878) ver-
wahrt sich M. gegen die Praeventivzensur
freimaurerischer Veröffentlichungen; »Zu-
sammenhang der Mathematik mit der
Freimaurerei« (Z. 1888). Auch verfasste
er mit J. Stielly die »Fünfundzwanzig-
jährige Geschichte der Loge Galilei«
(Budap. 1897). Ausserdem leitete er 1873
den «Orient«, das amtliche Organ der
Johannis-Grossloge von Ungarn, seit Ende
1898 aber leitet er in Gemeinschaft mit
Dr. Sgalitzer im Auftrag seiner Loge die
Zeitschrift »Galilei«.
Mangourit, Michel-Ange Bernard
de, Beamter am Präsidialhof in liennes,
Stifter der philosophischen Soci6te\ geb.
21. Aug. 1752 in Renne* (Ille-et-Vilaine),
gest. 17. Febr. 1829, hat vielerlei ge-
schrieben. Als eifriger Freimaurer iBt er
mit verschiednen Schriften herausgetreten
und hinterliess nach der Aussage von
Lerouge noch handschriftlich einen »Cours
de philosophie niacoimique« in 30 Heften,
im Umfange von 520 S. Er war Stifter
der Loge St. -Jean d'Ecosse des Comman-
deurs du Mont-Thabor in Paris und Gross-
beamter des Rite ecossais philosophique
und suchte durch die Stiftung des Ordens
der Dam es dcossaises de l'hospice du
Mont-Thabor die Adoptionsmaurerei (s. d.)
zu veredeln.
Manitoba (Prov. der brit.-nordamerikan.
Kolonie Kanada). Hier errichtete die
Grossloge von Kanada 3 Logen (die erste
1870), die 12. Mai 1875 in Winnipeg
eine Grossloge von M. stifteten. 1877
bildete sich eine zweite Grossloge, die
sich aber 1879 mit der älter n Grossloge
verschmolz. Diese zählt jetzt 54 Logen
mit 2413 Mitgliedern.
Maeonel, J oh. Alb. Rudolf .Gymnasial-
professor, geb. 13. Aug. 1846 in Weissen-
tels. In den Freimaurerbund aufgenommen
in der Loge Archimedes zum ewigen Bunde
in Gera 21. Dez. 1871, wurde er 1873 zum Red-
ner bestimmt, siedelte aber schon Ostern 1873
nach Halle über, wo er sich 1880 der Loge
Zu den drei Degen anschloBs. 1884 wurde
er Oberredner und bekleidet seitdem
Amter in allen drei Abteilungen der Loge.
Mehrere seiner, meist historischen Arbeiten
erschienen in der freimaurerischen Presse,
aberauch in Sonderabdrücken, z.B. »Samuel
v. Bruckenthal, der Gubernator von Sieben-
bürgen und erste Meister vom Stuhl der
ältesten Loge in Halle« (1884); » Vor hun-
dertunddreiundvierzig Jahren. Ein Beitrag
zur Hallischen Logengeschichte« (1887);
»Die Anfänge der schottischen Maurerei in
Halle. (1898). — Die vergleichende Be-
schreibung einiger Teppiche des Lehrlings-
grads (H. L. 1882) hat Em. Galani ins Neu-
griechische Übersetzt und im »Pythagoras«
veröffentlicht. [Vgl. Hertzbergs Geschichte
der Loge Zu den drei Degen in Halle
(1898), 8. 56, 93, 94.]
Mannheim (St. im Grossherzogt. Baden,
97780 E.). I. Sichere Spuren freimaure-
rischer Bewegungen in M. finden sich be-
reits 1737; damals verbot Kurfürst Karl
Philipp 21. Okt. 1737 den in seinen
Diensten stehenden Zivil- und Militär-
beamten die Mitgliedschaft zur • Brüder-
vereinigung des Francs macons« bei Ver-
lust ihrer Ämter. 1756 gründeten Fran-
zosen, die der Kurfürst Karl Theodor an
seinen Hof berufen hatte, in M. eine
französisch-schottische Loge, die mit Rück-
sicht auf den schottischen Prinzen Karl
Eduard (geb. 20. Dez. 1720 in Rom, gest.
30. Jan. 1788 in Florenz) den Namen St-
Charles de l'uuion empfing. Sie stand
mehrere Jahre unter dem Schutz des
katholischen Pfalzgrafen Friedrich Michael
von Zweibrücken (geb. 17. Febr. 1724,
gest. 15. Aug. 1767 in Schwetzingen), des
Vaters des ersten Bayern königs Maxi-
milian Joseph. Infolge des Todes dieses
Pfalzgrafen, sowie des Einflusses partei-
süchtiger Bestrebungen und der verwirren-
den Bewegungen auf freimaurerischem
Gebiet löste sie sich 1774 auf. Eine An-
zahl ihrer Mitglieder hatte sich bereits
vorher zu einem Freundschaftsbund zu-
sammengeschlossen, der 4. März 1770 unter
dem Namen L'Ordrc De L' Amitie' und
unter der Devise Siucere Et Sans Dissi-
mulation ins Leben trat. Auf der Rück-
seite der bis jetzt nur in einem Exemplar
vorhandnen Denkmünze dieses Freund-
schaftsbunds traten zum erstenmal die
verbundneu Hände auf, die als das Symbol
treuer Freundschaft von nun an in die
Siegel der M.er Logen aufgenommen wur-
den. Besonders eifrig wirkende Mitglieder
der aufgelösten Loge waren : der Zahnarzt
Jacques Drouin aus Turin und der lang-
jährige Stuhlmeister Le Bauld-de-Nans
(s. d.). Die Loge St. -Charles de l'union
lebte 28. Jan. 1778 von neuem auf, welcher
I Tag ab Tag der G ründung der gegen w ärtigen
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Mannheim.
9
Loge Karl zur Eintracht betrachtet
wird. Sie stand unter der Loge Royal
York in Berlin. Ihre Einweihung er-
folgte 14. März 1778. Der Wegzug des
Kurfürsten Karl Theodor nach München
1778 hatte zugleich die Übersiedlung des
grössten Teils ihrer Mitglieder nach
München im Gefolge. Ihnen verdankt
die dortige Loge St.-The'odore du bon
conseil ihre Entstehung. Aus dem Kapitel
der Loge St. -Charles de l'union bildete
sich auf Grund eines Vertrags mit dem
Conseil der Loge Royal York 1. April
1782 ein Pfalzdirektorium, dem das Recht
zustand, in der Pfalz, den Herzogtümern
Zweibrücken, Berg, Jülich, den Kurfürsten-
tümern Mainz und Trier Affiliations- oder
Deputationslogen zu gründen. Eine solche
wurde 1. Okt. 1782 in Kaiserslautern
(Pfalz) unter dem Namen Karl August
zu den drei flammenden Herzen errichtet.
Als der Eklektische Bund im März 1788
sein bekanntes Zirkular erliess, sagte sich
die Loge St. -Charles de l'union von
Royal York los und trat 17. Mai 1788 zur
Provinzialloge in Frankfurt a. M. über.
Am 10. Nov. 1784 musste sie infolge
landesherrlicher Verordnung des Kur-
fürsten Karl Theodor vom 22. Juni 1784
ihre Thätigkeit einstellen. Die Loge ist
auch die Mutterloge der 18. Juli 1785
gegründeten eklektischen Loge Karl zur
Einigkeit in Karlsruhe. Am 24. Juli 1806
wurde sie, nun aber in deutschem Ge-
wand, als Karl zur Einigkeit durch
die Bemühungen des Forstmeisters Frei-
herrn Kmieh Karl von Dalberg (s. d.) aus
Essingen {Rheinpfalz) und des Advokaten
Nikolaus Müller aus dem französischen
Dorfe Bonnegarde bei Amou, Dep. Landes,
Arr. St.-Sever, zum drittenmal ins Leben
gerufen. Die ersten erfolgreichen Schritte
zur Wiederbelebung geschahen bereits
14. Okt. 1805. Am 24. Dez. 1806 erklärte
sich das Kapitel dieser Loge zum Gross-
orient von Baden, und 26. Jan. 1807 nahm
die Loge den Namen St. Karl zur Ein-
tracht an. 1807 bildete sich der Gross-
orient von Baden nach voraufgegangnem ;
Annchluss an den Grossorient von Frank-
reich zu einer eignen unabhängigen Werk-
statt« aus, die ihrerseits das Kapitel Karl
zurEiutracht wieder zu einer selbständigen
Bauhütte erhob (s. Baden, I, S. 64). Neben
der Loge St. Karl zur Eintracht entstanden
um diese Zeit in M. folgende Logen:
1) Karl und Stephanie zur Harmonie,
gegr. vom Grossorient von Baden 17. März
1809. [Sie vereinigte sich 6. Juli 1810
wieder mit der Loge Karl zur Eintracht,
und die vereinigten Logen führten von
nun an den Namen Vereinigte Loge
zur Eintracht und Karl undStepha-
nie zur Harmonie. Ihre abermalige
Trennung wurde 9. Jan. 1813 beantragt
und bald darauf genehmigt] ; 2) die Loge
Zu den drei Ringen, gegr. 10. März |
1810 und bereits 18. Sept. dess. J. wieder
mit ihrer Mutterloge Karl zur Eintracht
vereinigt; 3) die Loge Minerva, 3. April
1810 errichtet, unterstand der Hamburger
Provinzialloge; 4) die Regimentsloge
Mars und Minerva zur Treue (ur-
sprünglich Mars, Minerva und Karl zur
Treue), 17. Febr. 1812 vom Grossorient von
Baden eingesetzt; 5) die Loge Herkules,
?;egr. im Dezember 1812, erbat sich von der
'rovinzial- und Direktorialloge des Eklek-
tischen Bundes zu Frankfurt a. M. die
Stiftungsurkunde. Diesem regen Logen-
leben in M. machte ein Erlass des Gross-
herzogs Karl (1811—18) 16. Febr. 1818 ein
Ende, indem dieser die Auflösung sämt-
licher Logen im badischen Lande ver-
fügte (s. I, S. 64). Eine Anzahl der nun
hüttenlos gewordnen Mitglieder schlössen
sich zunächst der Frankenthaler Loge
Freimütigkeit am Rhein an, und als auch
hier 1816 die Arbeiten auf polizeiliche An-
ordnung unterbleiben mussten, eröffneten
die für freimaurerisches Arbeiten be-
geisterten Freimaurer 19. Sept. 1817 eine
neue Loge unter der Benennung Zum
Tempel der Isis im nahen hessischen
Dorfe Viernheim (s. d.). Die Arbeiten dieser
Loge wurden jedoch nicht in Viernheim,
sondern ganz geheim in M. vollzogen.
Nach Auflösung dieser Loge 11. Juni
1818gewannen die M.er Freimaurer teils An-
schluss an die Alzeyer Loge, teils wandten
sie sich wieder der Frankenthaler Loge
zu, die seit Januar 1818 ihre Arbeiten
von neuem ungehindert aufnehmen durfte.
Seit dieser Zeit bildete die Frankenthaler
Loge den Sammelpunkt der durch das
Vorgehen des Grossherzogs Karl gleich-
sam zerstreuten Freimaurer im gesamten
nördlichen Teile des badischen Landes,
bis hellere Tage unter dem wohlwollenden
und human gebildeten Landesfürsten Leo-
pold (1880—1852) anbrachen. So konnte
die über 30 Jahre ruhende Johannisloge
St. Karl zur Eintracht mit Weglassung
der Bezeichnung »St.« unter Mitwissen
der Staatsbehörde 19. Aug. 1845 wieder
I eröffnet werden. Sie wurde 9. Jan. 1846
von der Grossloge Zur Sonne als Tochter-
loge anerkannt und 23. Aug. 1846 ein-
geweiht. Die Stiftungsurkunde ist vom
6. Aug. 1846. Die wiedererstandne Loge
arbeitete bis 1875 nach dem Fesslcrschen
Ritual, von da an nach dem Ritual von
Blunschli. Die ersten Ortsgesetze stam-
men von 1846; sie sind 1858 und 1870
neu abgefasst worden. Von der Loge
Karl zur Eintracht ging die Anregung
aus, Juden die Aufnahme in die Logen des
Sonnenbunds zu gestatten, eine An-
regung, die bei der 81. Aug. 1847 erfolgten
Abstimmung der Grossloge Zur Sonne
mit Erfolg gekrönt wurde. Während des
Revolutionsjahres 1849 blieb die Loge vom
14. März biB 12. Sept. geschlossen. Die
Wahl der Beamten wurde ursprünglich
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Manniugham — Marbach.
nur durch die Meister vollzogen, vom I
14. Nov. 1849 an durch sämtliche Mit- I
glieder der Loge. Am 15. Jan. 1858 i
gründete die Loge einen Witwen- und
Waisen Unterstützung» verein unter dem
Namen Stärke durch Eintracht. Sein Zweck
ist, den hilfsbedürftigen Witwen und Waisen
der Mitglieder Unterstützung zu gewähren
nach dem Grade der Hitfsbedürftigkeit und
Würdigkeit. Die Statuten sind 1898 um-
geändert worden. Die Loge war unter
allen Logen Deutschlands die erste, die
im grossen Jahre 1870 einen Hilferuf zur
kräftigen Unterstützung der Kämpfenden
an alle Freimaurerlogen ins Land sandte
(23. Juli). Am 19. April 1876 bildete
sich die Aktiengesellschaft Karl zur
Eintracht, deren Zweck ist: Pflege der
Geselligkeit unter ihren Mitgliedern, Er-
werb und Unterhaltung der hierfür nötigen
Räumlichkeiten und die Vertretung der Loge
in allen vermögensrechtlichen Beziehungen.
Der Grundstein eines eignen Logen-
gebäudes (L. Nr. 8) wurde 22. März 1884
gelegt; die Einweihung erfolgte 11. Juni
1885. Neben dem Verein »Stärke durch
Eintracht* besteht seit 23. Febr. 1888 ein
Hilfsverein der Loge zur Erfüllung der Auf-
gaben, die ihr im Kriege zufallen. Mit-
gliederzahl (1900): 89. Versammlung: Don-
nerstags. [Vgl. Schwarz, Geschichte der
Loge (Mannheim 1896). HZC. 1896/97, S.54.]
— IL Am 14. Mai 1897 bildete sich dahier
eine zweite Loge unter der Grossen
Landesloge in Berlin unter dem Namen
Wilhelm zur Dankbarkeit, eröffnet
24. Okt. 1897. Die Stiftungsurkunde ist
vom gleichen Tage. Mitgliederzahl (1900):
60. Klub: Dienstags und Sonnabends.
Eignes Logenhaus, Am Friedrichsring,
eingew. 20. Mai 1900.
Manningham, Thomas, Doktor der Me-
dizin in London, wurde unter dem Gross-
meister Baron v. Carysfort 1752 zum zu-
geordneten Grossmeister ernannt und be-
kleidete dies Amt fünf Jahre lang. Er war
ein Arzt von ausgezeichnetem Ruf, dem
es hauptsächlich zuzuschreiben ist, dass die
Maurcrei in England, die seit 1741 durch
die Vernachlässigung der Grossmeister,
namentlich des Grossmeisters Byron sehr
gelitten hatte? an Zahl und Ansehen wieder
ausserordentlich gewann (vgl. England, I,
S. 243). Der phantasiereiche maurerische
Schriftsteller Dr. Oliver (s.d.) bezeichnet ihn
wiederholt mit als einen derjenigen, die
zu verschiednen Zeiten die Rituale im Auf-
trag der Grossloge verbessert und erwei-
tert hätten; die verbürgte Geschichte weiss
nichts von einer derartigen Thätigkeit des
verdienten Mannes. [Vgl. AQC. V, 93.
Bh. 1868, Nr. 21. L. XXVH, 228. Mit-
theilungen aus dem Verein deutscher Frei-
maurer, H, 170; IV, l.J
MantenfTel, Ernst Christoph Graf
v., geb. 22. Juli 1676 auf dem Gute seines
Vaters in Pommern, gest. 30. Jan. 1749 in
Leipzig, wurde 1711 — 16 kursächsischer
Gesandter in Berlin, 1716—80 Kabinetts-
minister, 1709 Freiherr und 1719 Graf.
Er war ein Verehrer der Wolfschen Philo-
sophie und stiftete die Gesellschaft der
Alethophilen [s. d. und Oeuvres de Fr£-
derie le grand (neue Ausgabe), XXV, 460,
Note b. Förster, Friedrich Wilhelm I., II,
356. Weber, Aus vier Jahrb., N. F., II.,
160], auf welche auch eine Denkmünze
geschlagen wurde [Merzdorf, Denkmünzen,
S. 43, Nr. 96), sowie er mit mehrern Män-
nern zu Berlin in eine Art von Freimaurer-
verbindung zusammentrat, in deren Ver-
sammlungen man sich mit grösster Offen-
heit aussprach und gegenseitig geheime
Mitteilungen austauschte. Alle Mittwoch
fand man sich zusammen zur gemein-
schaftlichen Tafel, geschmückt mit dein
Ordenszeichen, einer an einem ziegelfar-
bigen Bande hängenden Maurerkelle, die
auf der einen Seite die Worte: »La con-
fre>ie des franemacons«, auf der andern
Senecas Spruch trug: »Coagulum amicitiae
est cum bonis convivium« , den M. so
übersetzte: »Redlicher Leute Freundschaft
wird dadurch befestigt, wenn sie öfters
beieinander essen*. Ausser dem Ordens-
zeichen hatte jedes Mitglied noch ein be-
sonderes »insigne«. M. führte ein Richt-
scheit. Der König Friedrich Wilhelm I.
| selbst, der von den Versammlungen gehört
hatte und eine ungezwungne Unterhaltung
liebte, war nicht abgeneigt, teilzunehmen,
doch scheint M. durch die Erklärung, dass
bis zum Frühjahr keine Sitzungen ge-
halten würden, 1739 ein Ende der Ver-
bindung herbeigeführt zu haben. [Weber,
Aus vier Jahrhunderten, Neue Folge (Lpz.
1861), I, 108—109.]
Marat, Jean Paul, einer der Führer
der französischen Revolution, geb. 24. Mai
1744 in Boudry bei Neuchatel, gest. 13. Juli
1793, studierte Medizin, ging dann auf
Reisen und Hess sich schliesslich in Paris
als Arzt nieder. Nach Ausbruch der Re-
volution wurde er einer der extremsten
Demagogen, der selbst dem Wohlfahrts-
ausschuss lästig wurde. Er wurde von
Charlotte Corday im Bad erstochen. M.
wurde während seines Aufenthalts in Lon-
don Freimaurer und war später Mitglied
der Loge La bien aimee in Amsterdam.
Marbach, Gotthard Oswald, Dichter
und Schriftsteller, geb. 18. April 1810 zu
Jauer in Schlesien, gest. 28. Juli 1890 in
Leipzig, war seit 1831 Lehrer am Gymna-
sium in Liegnitz, wendete sich aber bald
der akademischen Thätigkeit zu, indem er
sich 1832 In Leipzig habilitierte, wo er
1846 zum Professor der Philosophie er-
nannt und später mit dem Lehrfach der
Technologie und Mathematik betraut, so-
wie zum Direktor des physikalisch-tech-
nologischen Kabinetts ernannt wurde. 1852
hat M. hier auf neue, bis dahin noch nicht
angewandte Grundzüge die »Allgemeine
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Marbach.
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Renten-, Kapital- und I-iebensversicherungs-
bank Teutonia« gegründet, deren Vor-
sitzender Direktor er bis 1885 war, und
1853 eine andre zur segensreichen Wirk-
samkeit berufene Anstalt, die »Leipziger
Hypothekenbank* auf einer von andern
Hypothekenbanken verschiednen Grund-
lage- Auch bei dieser Anstalt war er Vor-
sitzender. — So einfach sein äusseres Le-
ben, ho vielseitig sein inneres. Durch Nei-
gung zum Studium der Alten, insbeson-
dere der griechischen Philosophen und
Dichter gezogen, durch Beruf zur Mathe-
matik und Physik geführt, widmete er sich
frühzeitig in akademischer, wie littera-
rischer Thätigkeit zwei an sich sehr ver-
schiednen Gebieten des Wissens; da-
neben oder vielmehr vor allem voll hoher
dichterischer Begabung wusste er der Fülle
seiner poetischen Thätigkeit das Mass zu
verleihen, das ihm sein Einblick in die
Tiefen des klassischen Altertums, wie in
die der Naturwissenschaft an die Hand
Sab. So abwechselnd von dem einen oder
em andern angezogen, legte er die Er-
zeugnisse seines fruchtbaren Geistes in
einer Reihe unter sich sehr verschiedner
Litteraturwerke nieder, die aber bei aller
dieser Verschiedenheit den Grundcharakter
eines einheitlich und tief durchbildeten
Geistes und einer edeln, klassischen Form
tragen. Aus seinen frühern Jahren sei
hier nur aus dem Bereich der strengen
Wissenschaft einerseits sein »Lehrbuch der
Geschichte der Philosophie« (2 Bde., Lpz.
1838 fg.), andrerseits sein »Populäres physi-
kalisches Lexikon« (2. Aufl., Lpz. 1858 fg.,
6 Bde.) erwähnt. Aus gleicher Zeit stammen
ästhetisch-kritische Arbeiten, die gesam-
melten Aufsätze in den drei Bänden »Über
moderne Litteratur« (Lpz. 1836 fg.), die
»Wöchentlichen Litteratur- und Kunstbe-
richte« (1844), ferner eigne Dichtungen,
anfangs pseudonym als »Silesius minor«
(Gedichte, 2. Aufl., Lpz. 1838; Buch der
Liebe, das. 1839 u. s. w.). Aber auch der
ältern deutschen Poesie widmete er um-
fassendere Bemühungen, wie seine Er-
neuerung der »Altdeutschen Volksbücher«
in 44 Belehn. (Lpz. 1838 fg.) und seine bei
Gelegenheit des Buchdruckeriubiläums 1840
in einer Prachtausgabe erschienene Über-
setzung des »Nibelungenlieds« (eine Aus-
gabe mit einer Abhandlung: Das Nibe-
lungenlied und die altgermanische Volks-
«age, 1860) zeigen. Selbst der Politik blieb
sein reges geistiges Streben nicht fremd;
1848 — 52 war er von der sächsischen Re-
gierung mit der Leitung der »Leipziger
Zeitung« beauftragt, die er in diesen
schwierigen Zeitläufen mit edelm Freisinn
und klarer Besonnenheit führte. Seit jener
Zeit wendete sich seine Thätigkeit mit
l>eBonderer Vorliebe Bestrebungen für Ver-
edlung und Neubelebung der Schaubühne
zu. Er ging zunächst zu den antiken
Meistern des Drama zurück, die er in
geistvoller Nachdichtung den Zeitgenossen
näher zu fuhren sich angelegen sein liess.
So z. B. Sophokles (dessen Übersetzung
und Erklärung von M. 1854 in 2. Auflage
erschien), ferner einzelne Werke des
Äschylus (Agamemnon 1860), Euripides
(Hippolyt 1858) und Aristophanes (Der
Reichtum 1844 u. a.), auch gesammelt in
»Meisterwerke dramatischer Poesie«. Glei-
ches Streben wendete er Shakespeare zu.
dessen Othello (1864) und Romeo und
Julia (1866) er gleichfalls nachdichtete.
Weiter gestaltete er antike Stotie zu selbst-
ständigen Dramen, iu denen er zugleich
bewegenden Gedanken der Zeit Aus-
druck verlieh. So in der Medeia (Lpz.
1858), vor allem in derTrilogie »Ein Welt-
untergang« (Julius Cäsar, Brutus und Cas-
sius, Antonius und Kleopatra, Lpz. 1860),
worin er den Untergang des klassischen
Altertums in seiner geschichtlichen Er-
scheinung zu schildern sich vorsetzte. Als
Satyrspiel fügte er noch ein Lustspiel
I »Herodes« (1867) hinzu, nachdem er schon
vorher einSatyrspiel »Proteus« geschrieben ;
in beiden legte er eine Fülle der geist-
reichsten Komik in reizender Sprach-
gewandung dar, während er in den vor-
genannten Dramen — denen sich noch
»Coriolanus« (1866) anreiht — den tiefsten
Ernst des Pathos zum erhabnen, ergreifen-
den Ausdruck bringt. Sein letztes Werk
in dieser Richtung ist die »Oresteia des
Äschylos, übersetzt und ausführlich er-
läutert« fLpz. 1873). Ein interessantes
Litteraturbild entwarf er endlich in dem,
Auftrags der sächsischen Regierung ge-
schriebnen »Bericht über die litterarischen
Leistungen im Königreich Sachsen leben-
der Schriftsteller während der J. 1847—67«
(Lpz. 1867). — Dem Freimaurerbund trat
M. 12. Okt. 1844 in der Loge Balduin zur
Linde in Leipzig bei und wurde schon
nach wenigen Jahren, 11. April 1848, zu
dem durch einen plötzlichen Todesfall er-
ledigten Amt eines Meisters vom Stuhl
dieser Loge berufen. Er bekleidete es 14
Jahre lang bis 1862, wo er sich in lang
ersehnte grössere Müsse zurückzog, folgte
aber 1867 von neueui dem Ruf der Loge
zum Vorsitz, den er auf Drängen der
Loge auch bis 7. Febr. 1885 behielt, ob-
gleich ihm in den letzten Jahren die
schwindenden Körperkräfte nur noch selten
gestatteten, zu den Arbeiten zu erscheinen.
M.'s freimaurerische Bedeutung ist weithin
bekannt und gewürdigt. Sein Strebziel ist
durchgehend die Erfassung des idealen
Inhalts der Freimaurerei, den er in Rede,
Gedicht, Ritual abzuspiegeln sich angelegen
sein läßst. Um der Eintönigkeit des letz-
tern zu begegnen, stellte er eine Reihe geist-
voller Abwechslungen der rituellen Gegen-
stände in seinen, nach den drei Graden ab-
gestuften »Agenden« : Agenda J. (4. Aufl.,
Lpz. 1877), Agenda B. (3. Aufl., das. 1899)
| und Agenda MB. (2. Aufl., das. 1874), auf;
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Marburg — Marezoll.
um die Ideen der Freimaurerei nach ihrer
Vielgestaltigkeit, ja in ihrer Unerschöpf-
lichkeit vorzuführen, hielt er eine Reihe
der zugleich formvollendetsten Vortrage,
teils üher frei gewählte maurerische Gegen-
ständen, teils üher die einzelnen Teile des
Katechismus »Katechismusredeu« (4. Aufl.,
Lpz. 1892), «Arbeiten am rohen Steine«
(2. Aufl., das. 1877); jene erstem und diese
letztem seiner maurerischen Schriftwerke
sind aber durchwoben von zahlreichen
Poesien verschiedenster Form, und durch-
weht von einem ebenso hochpoetischen,
als tief- sittlichen Geist, der, in Verbin-
dung mit der wahrhaft klassischen Meister-
schaft der Form, den Schöpfungen M.'s
ihr eigentümlich Wertvolles verleiht. Den
vorgedachten Werken, die streng maure-
risch gehalten sind, schliessen sich an : die
»Sylvester- Reden« (Lpz. 1862), »In tiefer
Mitternacht« (das. 1870), »Quartal der
freien Maurer« (das. 1872), »Die Geschichte
von Vater Noah und seinem Kasten« (das.
1878), »An der Säule der Weisheit« (das.
1876), »Lenz und Liebe« (2. Aufl., das.
1892), »Das Freimaurer- Gelübde« (das.
1878), .Freisteine« (das. 1879), »Licht und
Leben« (das. 1883). Endlich erschien von
ihm: »Faust, I. und II. Teil« (Stuttg. 1881),
ein auch für weitere Kreise bestimmter
Kommentar zu dem »Hohen Liede der
Freimaurerei«, in welchem Werk er sein
maurerisches Testament niedergelegt hat.
Diese ganze Schriftenfolge in ihrer Ge-
samtheit bietet eine Fülle des Geistes
der Freimaurerei, wie wir sie aus keiner
andern Feder besitzen. M. weist darin im
tiefsten Grund auf die Quelle hin, aus
der alle Symbole der Freimaurerei hervor-
gegangen sind, auf die angewandte Mathe-
matik, und er briugt so — was viele nicht
für möglich gehalten haben — die sitt-
lichen Ideen in Zusammenhang mit Natur-
wissenschaften und Mathematik. Um aber
den vollendeten Eindruck des in diesen
Schriften niedergelegten Schatzes zu er-
langen, bedarf es zugleich eines so bedeut-
samen und geistig durchleuchteten Vor-
trags, wie der M.'s war. Von 1874 — 85
gab er auch die bekannte Zeitschrift »Am
Reissbrette. Handschriftliche Mittheilun-
aus den unabhängigen Logen. Für/
gen
Frei
reimaurermeister« heraus, die er selbst
begründet hatte. Das Blatt enthält na-
mentlich Arbeiten aus dem Gesellen- und
Meistergrad und aus der maurerischen
Geschichte. M. war einer der frucht-
barsten Maurer, die jemals in der Kette
gestanden haben. Voll reicher, erhabner
Gedanken als Prosaiker und Interpret, voll
edlen Schwungs als Dichter, voll Feuers
und Darstellungskraft als Redner, hat er
nicht nur der Loge, die sich seiner be-
sondern Mitgliedschaft und seines Vorsitzes
erfreuen durfte, sondern auch der gesamten
deutschen Freimaurerei einen reichen
Schatz maurerischer Weisheit uud ein
weites maurerisches Arbeitsfeld erschlossen,
deren fleissige Verwertung und Bebauung
ebenso innerlich anregen und erheben, wie
auf dem rechten Wege nach dem einzig
grossen Ziel der Freimaurerei erhalten
werden. [Vgl. Fuchs, Osw. Marbach. Ein
freimaurerisches Lebensbild (Lpz. 1890).
Pilz, Geist der Freimaurerei (Lpz. 1882),
S. 69. R. 1890, S. 57, 81. Aipina 1890,
S. 241; 1891, S. 38, 53, 70.)
Marburg (St. in der preuss. Prov. Hessen-
Nassau, 16037 E.). Die älteste Loge hier
und im ehemaligen Kurhessen überhaupt
ist die 18. April 1748 von der Loge Zur
Einigkeit in h rankfurt a. M. gestiftete Loge
Zu den drei Löwen, die 1767 in die
Matrikel der Grossloge von England ein-
getragen wurde. Zur Zeit der strikten
Observanz am 22. Sept. 1772 schloss sich
die Loge an diese unter dem Namen
Zum gekrönten Löwen an und erhielt
1775 eine altschottische Loge Sionitin
zum gekrönten Löwen. Inzwischen
war am 1. April 1766 von Rosa eine Schotten-
loge Bethlehem und am 14. Sept. 1769
durch die Provinzialloge Zur Standhaftig-
keit in Maastricht eine Loge Zu den
drei Rosen gegründet worden, die indes
keinen langen Bestand hatten. Seit 29.
Juni 1784 ruhten auch die Arbeiten der
Loge Zum gekrönten Löwen, und 1794
teilte die Loge mit allen Bauhütten des
Landes das Schicksal, auf Befehl der Re-
gierung decken zu müssen. Erst 18. April
1812 that sie sich wieder auf als Marc
Aurel zum flammenden Stern unter
dem Grossorient von Westfalen. 1816 wurde
sie von der Grossen Loge Royal York neu
gegründet und durch den Schutz des
Landesherrn privilegiert, bis 19. Juli 1824
der Freimaurerbund im Kurfürstentum
Hessen abermals aufgehoben wurde. Am
3. Aug. 1824 erklärte sich die Loge ausser
Thätigkeit. Bald nach der Einverleibung
Hessens in Preussen bildete sich im Sept.
1869 ein maurerisches Kränzchen, das sich
unter der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln in eine Loge unter
dem alten Namen Marc Aurel zum
flammenden Stern umwandelte, gegr.
20. Sept. 1871, eingew. 8. Okt. 1871. Wahl-
spruch: Lucet in aeternum. Mitgliederzahl
(1900): 61. Vers, am ersten Montag im Monat.
Klub: Montags u. Donnerstags. Ferien: Juli
bis 1 5. Sept. Eignes Logenhaus : N ikolaistr. 8.
[Vgl. Klipp, Geschichte der Loge (1896).)
Marconnay, Leblanc de, s. Leblano
de Marconnay.
M aresoll, Johann Gottlob, Theolog,
geb. 29. Dez. 1761 in Plauen im Voigt-
land, gest. 15. Jan. 1828 als Konsistorial-
rat in Jena, war einer der ausgezeichnet-
sten Kanzelredner; viele seiner Predigten
sind gedruckt erschienen. In den von
Schott 1829 (Neustadt) herausgegebnen
Homilien finden sich auch Nachrichten
über das Leben und Wirken M/s. In der
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Marggraff —
Marienwerder.
13
1807 von der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln gestifteten Loge
Augusta zur gekrönten Hoffnung in Jena,
die 1808 schon wieder erlosch, führte M.
den ersten Hammer.
Marggraff, Hermann, Dichter und
Litterarhistoriker, geb. 14. Sept. 1809 in
Zülüchau, gest. 11. Febr. 1864 in Leipzig,
insbesondere als Kritiker und langjähriger
Leiter, zuletzt der »Blätter für Titterari-
sche Unterhaltung«, rühmlichst bekannt,
wurde in den Freimaurerbund 18. Juni 1842
in der Loge Balduin zur Linde in Leip-
zig aufgenommen, jedoch 1850 aus der
Liste weggelassen. Die freimaurerische
Litteratur verdankt ihm eine Übersetzung
der bekannten Halliwellschen Urkunde
(Lpz. 1842). Er war auch Mitarbeiter an
der vorigen Auflage dieses Handbuchs, zu
dem er die Artikel Fichte, Goethe und
Herder lieferte. [Vgl. Bh. 1864, S. 63.]
Margiotta, Domenico, Verfasser anti-
freimaurerischer Broschüren : Souvenirs
d'un Trente-Troisieme, Adriano Lemini,
Chef aupreme des Franc -Macons (Paris
1894); Le Palladisme, Culte de Satan;
Lucifer dans les Triangles Maconniques
(Grenoble 1895), hat selbst zugestanden,
dass er mit Leo Taxil (s. d.) geschwindelt
habe, und suchte die Schuld auf diesen
abzuwälzen. Er schreibt: «Taxil und ich
waren alles in allen nur eine Einheit,
wenn wir mit dem Munde, dem Geist oder
der Feder des Erfinders von der Diana
Vaughan sprachen und dachten. Ein bar-
barischer Vertrag kettete mich an diesen
Mann. Dieser Vertrag verpflichtete mich,
ohne Prüfung alle Beweisstücke anzuneh-
men, die in das Werk Aufnahme finden
sollten. Unter dieser Bedingung musste
ich die Phasen der angeblichen Bekehrung
seiner Diana darstellen. Ich musste sogar
versichern, dass ich mit eignen Augen
diese zu Gott zurückgekehrte schöne Seele
zu Neapel gesehen hätte, obwohl ich sie
thatsächlich nie gesehen hatte und sie nur
aus der Behauptung Taxils kannte. Ich
muss gestehen, dass ich von Anfang an
dieser Diana und ihrer Bekehrung et-
was skeptisch gegenüber stand. Ich
gestattete mir, zu meinem Associe" und
Herrn zu geben, um ihm meine Zweifel
mitzuteilen. Taxil war abwesend. Seine
Frau sagte mir gleich nach den ersten
Worten: ,Sie wollen ohne Bedenken ver-
sichern, dass Sie Diana gesehen haben.
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass wir
sie wiederholt gesehen haben.' Heute sehe
ich klar. Ich hatte die Miss in der That
gesehen: es war niemand anders, als Frau
Jogand, Frau Taxil selbst.« [Vgl. auch
Taxil.]
Marie-Galante (eine der franz. Antillen).
Zwei vom Grossorient von Frankreich hier
1768 und 1829 gestiftete Logen sind längst
wieder eingegangen.
Marlenbad (St. in Böhmen, 2119 E.).
Hier besteht während der Kurzeit ein frei-
maurerisches Kränzchen. Lokal: Hotel
Casino.
Marienberg (St. im Königr. Sachsen,
6574 E.). Hier ist angeblich 1777 eine
der strikten Observanz zugethane Bergloge
gegründet worden, über deren Bestand und
Dauer jedoch nichts bekannt ist. Im üb-
rigen s. Flöhathal.
Marienburg (St. in der preuas. Prov. West-
preussen, 10738 E.). I. Hier bestand die
1760 von russischen Offizieren während
der Winterquartiere mit Genehmigung der
Petersburger Loge errichtete Felaloge
Loge Volante. U. 1) Im Winter 1764
bis 1765 wurde von russischen Offizieren
in Gemeinschaft mit M.er Freimaurern die
Loge Zu den drei Türmen gegründet,
zu der auch der Fürst von Dolgorukow,
ausgezeichnet durch seine Freigiebigkeit,
gehörte. 2) 1772 brachte Justizbürger-
meister John aus Warschau eine Stiftungs-
urkunde der Warschauer Grossloge Au
vertueux Sarmate in französischer Sprache
vom 20. Sept. 1772 mit, wonach die Loge
ihren Namen behielt und als Tochterloge
dieser Grossloge angesehen wurde. Nach
der ersten Teilung Polens musste die Loge
ihr Verhältnis zur Warschauer Grossloge
lösen und wurde 1773 3) eine Deputations-
loge der Loge Zu den drei Kronen in
Königsberg i.Pr. Als solche hat sie ihre Ar-
beiten am 7. Novbr. 1778 begonnen. 4) Am
8. Mai 1776 erklärte sie die Loge Zu den
drei Kronen für eine selbständige Tochter-
loge unter dem Namen Victoria zu den
drei gekrönten Türmen und setzte
über jeden der drei Türme im Wappen
eine Krone. 5) Laut Stiftungsurkunde
vom 6. Mai 1799 wurde die Loge dann
als Tochterloge der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln er-
klärt. Eignes Logenhaus: Schulstrasse 7.
Vers. Mittwochs und Sonnabends. Ferien :
24. Juni bis 20. Sept. ohne Aufhebung
der Sonnabendklubs. Mitgliederzahl (1900):
99. Milde Stiftungen: a) Victoria-Stiftung
zur Unterstützung bedürftiger Mitglieder
und deren Familien (1872); b) Rauch-Stif-
tung zu Stipendien auf Hochschulen (1879),
Kapital: 3000 M. [Vgl. Rauch, Geschichte
der Loge (1872).] 6) Mit der Loge ver-
bunden ist die delegierte altschottische
Loge Ferdinand zur goldnen Ein-
tracht, gegr. 12. April 1787.
Marlenwerder (St. in der preuss. Prov.
Westpreussen, 9214 E.). Zwei ältere Lo-
gen: 1) die Johannisloge Zur goldnen
Leier, von der Grossen Landesloge in
Berlin, 21. März 1777 (1. Febr. 1777)
gest. und 24. Okt. 1777 eingew., und 2)
die altschottische Loge Zum goldnen
Löwen, sind eingegangen (vermutlich seit
1788). Dagegen arbeiten hier jetzt unter
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln 3) die Johannisloge Zur
goldnen Harfe, gest. 11. Mai 1803,
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Markesa«in*eln — Marot.
eingew. 28. Jan. 1804. Mitgliederzahl
(1900): 86. Logenlokal: Gorkener Chaussee,
eingew. Joh. 1825. [Vgl. E. Carl, die
Gründung und das erste* Vierteljahrhun-
dert der Loge (1870).] Vers. Mittwochs
und Sonnabend». Ferien: von Johannis
bis Anfang September. Ortsgesetz vom
18. Nov. 1885. Milde Stiftung: Weihnachts-
stiftung (Statut vom 10. Nov. 1886), zur
Ansammlung eines Kapitals, das die Mittel
gewähren soll, den Witwen verstorbner
Mitglieder eine Weihnachtsfreude zu be-
reiten, Kapital: 7600 M. 4) Die dele-
gierte altschottische Loge Adrastäa zur
Wahrheit und Gerechtigkeit, gest.
14. Juni 1805.
Markesasinseln (franz. Kolonie im Stillen
Ozean). Auf Nukahiwa (Madisonsinsel)
errichtete 1850 der Grossorient von Frank-
reich eine Loge L'amitie\ die nicht von
langem Bestand war.
Harklrch (Sainte-Marie aux Mines, St.
im Oberelsass, 11584 E ). I. Hier bestand
unter dem Grossorient von Frankreich eine
Loge Les vrais amis Alsaciens, gegr.
Januar 1880, später eingegangen. II. 1871
bestand die Loge Le progres, die sich
bei Vereinigung der Reichslande mit dem
Deutschen Reich auflöste. III. Am 16.
Jan. 1890 bildete sich unter der Loge in
Kolmar ein Kränzchen Zum Fortschritt,
das 21. Mai 1890 von der Grossen Loge
Royal York genehmigt wurde. Es löste
sich aber 17. Febr. 1891 wieder auf.
Markmaurer, s. Englische Lehrart
(oben I, 259).
Markneukircben (St. im Königr. Sachsen,
7270 E.). Hier besteht unter der Loge
in Plauen ein maurerischer Klub, gegr.
Himmelfahrt 1877. Mitgliederzahl (1900):
24. Vers. 2. Sonntag im Monat. Ferien:
Mai bis September.
Markt- Ke nt weinsdorf , a.Rentweinsdorf.
Marktsteft (Marktflecken im bayr. Kreise
Unterfranken, 1066 E.). Eine Loge Karo-
line zu den drei Kellen wurde hier
von der Loge zu Regensburg (s. d.) 1778
gestiftet, trat 30. Juli 1778 zur strikten
Observanz über und wurde unter die Di-
rektorialloge in Ansbach (s. d.) gestellt.
Sie war 1798, wo am 9. März ein Bruder
von Schuderoff (s. d.) in ihr aufgenommen
wurde, noch thätig, ist aber nachher ein-
gegangen. [Vgl. L. XX VH, S. 253.1
Marne (St. in der preuss. Prov. Schles-
wig-Holstein, 8003 E.). Hier bestand 1)
ein Maurerkränzchen unter der Loge in
Glückstadt, gegr. 28. Nov. 1874, das sich
2) zu einer Loge Ditmarsia unter der
Grossen Landesloge in Berlin umwandelte,
gest. 17. Febr. 1881. Mitgliederzahl (1899):
100. Vers. Dienstags. Logenlokal: Rosen-
und Thalstrassenecke.
Marokko (Sultanat in Afrika). Die erste
Loge errichtete hier 1867 das Supreme Con-
seil von Frankreich: L'union du Maroc in
Tanger. Alsdann stiftete der Gran Oriente
de Espana Logen in Ceuta, Tanger,
Tetuan, Rabat, Fez, Kebir und Melilla,
1884 die Gran LogialndependienteEspanola
in Sevilla eine Loge in Tanger, seit 1887
der Grande Oriente Nacional de Espana
und 1889 die Grau Logia Simbolica
| Espanola Logen in Tanger, und 1891 der
| Grossorient von Frankreich eine Loge
| ebenda». Endlich hatte 1882 sogar die
i Grossloge von Manitoba hier eine Loge
ins Leben gerufen. Ob gegenwärtig noch
spanische Logen in M. bestehen, ist nicht
. zu ermitteln gewesen, die kanadische und
: die französischen Logen sind erloschen.
[Vgl. L. 1900, 8. 109.]
Marot, 1) Samuel, Dr. theol., Prediger
und Oberkonsistorialrat, geb. 11. Dez. 1770
i in Magdeburg, gest. 16. Okt. 1865 in Berlin,
wurde 1798 Prediger am grossen Friedrichs-
Waisenhause in Berlin und 1808 zum ,
Prediger an der Jerusalems- und Neuen-
kirche das. erwählt, welche Stelle er bis
zu seinem Tod inne hatte. In das Kon-
sistorium der Provinz Brandenburg 1833
berufen, wirkte er auch in dieser Stelle
segensreich. — Schon 1790 trat M. in
Frankfurt a. d. O. in den Freimaurerbund
und gehörte ihm 75 Jahre an. Aber nicht
das» er bloss Maurer hiess, sondern dass
er sein ganzes langes Leben mit dem
segensreichsten Erfolge der grossen Sache
widmete, begründete die allgemeine Ehr-
furcht und Liebe, die er genoss. 1798
schloss er sich der Loge Zur V erschwiegen-
heit in Berlin an und wurde 1805 zugeord-
neter und wenige Jahre darauf Meister
vom Stuhl dieser Loge. Nachdem er be-
reits 1840 sein 50jähriges Maurerjubiläuni
geleiert hatte, beging er das als hammer-
führender Meister 1855, das 60jährige
Maurerjubiläum 1860, das 50jährige als
altschottischer Obermeister 1862, sowie
1865 das seltne Jubiläum der 60jährigen
Hammerführung. Ihm zu Ehren wurde
eine Marot-Stiftung zur Unterstützung wür-
diger Maurerwitwen gegründet. Bei seinem
50 jährigen Stuhlmeisterjubiläum 6. Juli
1855 erschien der Protektor, der Prinz von
Preussen, nachmals Wilhelm I. — Die
Schilderung der maurerischen Wirksamkeit
M.'s würde die Grenzen dieses Artikel«
überschreiten. Nur soviel sei hier noch
gesagt: dass sie sich fast bis an sein 95.
Lebensjahr erhielt. Immer wusste sein
belehrendes, erhebendes Wort alle zu er-
bauen, immer erheiterte die ihm eigen-
tümliche, mit wahrhaft attischem Salz
I gewürzte Laune und ein unendlich wohl-
thätiger Humor die maurerischen Zu-
sammenkünfte. Ein Büste in Erz von ihm
ist im Garten der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln aufgestellt.
[Vgl. A. XVIH, 320. Bh. 1865, S. 848.
FZ. 1865, S. 353. > \[V, 90. S. L. 1890,
Nr. 11. Geschichte der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890), S. 429.}
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Marschall
2) August, Sohn des Vorigen, Finanz-
beamter, geb. 1. Jan. 1811 in Berlin, gest.
5. Febr. 1888 das., studierte die Rechte
und trat dann zur Verwaltung über. Zu-
erst bei den Regierungen in Potsdam und
Düsseldorf beschäftigt, ging er in das Finanz -
ministerium über, wo er zuletzt Wirklicher
Geheimer Oberfinanzrat und vortragender
Rat war. — Am 19. Nov. 1841 wurde er
von seinem Vater in die Loge zur Ver-
schwiegenheit in Berlin aufgenommen. In
Potsdam gehörte er seit 1853 der Loge
Teutonia, in Düsseldorf der Loge Zu den
drei Verbündeten an. Er war Vorsitzender
Meister der letztern von 1856—1861. Bei
seiner Rückkehr nach Berlin schloss er
sich wieder der Loge Zur Verschwiegenheit
an. Am 12. Sept. 1872 trat er in die
Grosse National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln und 7. Dez. 1875 in daa Bundes-
direktorium ein. [Vgl. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1890), S. 429.]
Marschall, 1) Heinrich Wilhelm v.,
Erbmarschall von Thüringen, war in Lon-
don zum Freimaurer aufgenommen und
erhielt nach Ausweis des englischen Kon-
stitutionenbuchs 1737 vom Grossmeister
Graf v. Darnley eine Bestallung als Provin-
zial grossmeister des obersächsischen Kreises,
ohne dass er je davon Gebrauch gemacht
hätte. Die Absicht, im selben Jahre eine
Loge in Weimar zu gründen, kam nicht
zur Ausführung. 1742 war er als Be-
suchender in der Loge Absalom in Ham-
burg, wurde 31. Mai ihr Mitglied und für die
kurze Zeit Beines Aufenthalts das. (27. Juni
bis Ende August) zum ersten Aufseher
ernannt. [Schröder, der dies im ersten
Teil seiner Geschichte der Freimaurerei
erzählt, schreibt den Namen Marschaich:
so muss M. ihn wohl ins Präsenzbuch ein-
getragen haben.] Dieser wurde häufig mit
C. G. M. (s. unter 2) verwechselt; nach
dem eben Erzählten kann er wohl nicht
zum Clermontschen System übergegangen
gewesen sein, da er sich als Provinzial-
grossmeister in die Liste einschrieb. [Vgl.
Freiberger Taschenbuch III, 161. Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890), S. 49
Anm.]
2) C. G. [andre, z. B. v. Lindt, haben
L. G. gelesen; im roten Ordensbuche der
Präfektur Brunopolis (a. Ordensbuoh) ist
seine Unterschrift S. 125 mit deutschen
Buchstaben, den Zunamen ausgenommen, so
§ eschrieben: C.G.M., ritter vom reissbrede
. Z. Heermeister an der E. und Oder],
ohne Zweifel ein M. v. Bieberstein auf
Herrengrosserstädt in Thüringen, ist der-
jenige, den v. Hund (s. d.) seinen Herrn Ante-
cessor nannte und den Zeitgenossen (auch
Htarck in einem Briefe an v. Raven, vgl.
Signatatern III, 161) und Nachkommen
(auch Lenning, Encvklopädie, U, 390 fg.)
mit Heinr. Wilh. v. M. verwechselt haben.
— Martin. 15
v. Hund suchte seine Bekanntschaft, kam
mit ihm 1751 in Naumburg zusammen
und will von ihm einiges, auch die Ma-
trikel der VII. Provinz (s. Matricula) zum
Abschreiben erhalten haben. Als er seinen
j Tod erfahren und von seinen Erben dessen
Papiere gefordert habe, seien sie nicht ge-
funden, wahrscheinlich von ihm vor seinem
Tode verbrannt worden. Er zog Bich 1752
gänzlich von der Freimaurerei zurück und
ist etwa 1753 gestorben. [Vgl. Schiffmann,
Die Entstehung der Rittergrade (Lpz. 1882),
S. 39 fg.1/ — Ein Baron M. v. Bieberstein
wurde um 1747 in der Breslauer Loge Zu
den drei Totengerippen aufgenommen ; ob
es der hier in Frage stehende ist, war
nicht festzustellen.
Marschall t. Bieberstein, Christian
Adam, Militär, geb. 25. Juli 1782 in Kol-
berg, gest. 6. Febr. 1786 in Berlin, wid-
mete sich der militärischen Laufbahn, focht
im Siebenjährigen Krieg mit und erhielt
eine Prälatur des Stifts Kammin. — Auf-
genommen in den Freimaurerbund wurde
M. 3. Mai 1765 in der Loge Zur Eintracht
in Berlin und 1770 Vorsitzender Meister
der neugestifteten Loge Zum dämmenden
Stern daselbst. 1780 stiftete er in Kammin
die Loge Zum heiligen Johannes, die bis
1815 bestand. Er gehörte auch seit 1767
der strikten Observanz an. Im Logen-
garten der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln in Berlin ist ihm
ein Denkmal gesetzt. [Vgl. Geschichte
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln (Brl. 1890), S. 409.]
Martens, Georg Friedrich v., geb.
22. Febr. 1 756 in Hamburg, gest. 21 . Febr. 1821
in Frankfurt a. M., bekannter Völkerrechts-
lehrer, Begründer der grossen, noch jetzt
bestehenden Recueil des principaux traites
etc., wurde in der Loge Zum goldnen Zirkel
in Göttingen 4. Juni 1777 in den Frei-
maurerbund aufgenommen, versah 1779 im
Fall einer Abwesenheit die Stelle des
ersten Aufsehers, war 1782 zweiter Auf-
seher und 1783 zugeordneter Meister.
Martin, Louis Claude, Marquis de
St.-, französischer Theosoph, Offizier im
französischen Regiment de Foix, geb. 18.
Jan. 1743 in Amboise, gest. 14. Okt. 1808
in Aurai bei Chätillon, war ein Schüler
des Mystikers Martinez Paschal (s. Pas-
qualis) und grosser Verehrer Jakob Böhmes.
Er war von gefälligen Umgangsformen,
besass ausgebreitete Kenntnisse nebst der
Gabe der lockenden Darstellung und machte
durch seine zwar in dunkelm, aber vor-
trefflichem Stil geschriebnen Bücher Auf-
sehen, das auch durch seinen persönlichen
Verkehr und den ausgebreiteten Brief-
wechsel mit gleichgestimmten Seelen er-
höht wurde. Er wusste die verschiednen
Richtungen des Mystizismus und der Theo-
sophie zu vereinigen und bei seinem Geiste
gegenseitig in Berührung zu setzen, und
suchte sich einer Spiritualistik hinzugeben,
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16
Martinez — Martinique.
die etwas Staunenerregendes und Ehrwür-
diges hat. Unter seinen Schriften (s. unten)
machten »DeB Erreure et de la Vörite*«
(Lyon 1775), die bezeichnet waren als her-
ausgegeben »Par un Phüosophe inconnu«,
besonderes Aufsehen und wurden durch
die »weisen unsichtbaren Väter der Ritter
und Brüder Eingeweihten aus Asien c den
Freimaurern nicht nur Frankreichs, sondern
auch Deutschlands empfohlen als die wahre
Fundgrube echter maurerischer Wissen-
schaft. Thory in seiner Histoire, S. 4, er-
klart zwar, dass St.-M., der 1769 auf-
genommen war, ein eifriger Anhänger der
Freimaurerei gewesen sei und dass er
diese für einen Ausfluss der Gottheit ge-
halten habe, die zugleich mit der Welt
entstanden sei; aber so gläubig sind wir
nicht, trotz der ehrenden Erinnerung, die
der Grossorient 9. Sept. 1805 über St.-
M. aussprechen liess. St.-M. ward durch
Martin Paschal den Adepten und dem
8ystem der Coens zugeführt, das Martin
Paschal gestiftet hatte. St.-M. wurde so-
trar Freimaurer, betrachtete aber das Logen-
wesen nur als etwas Äusserliches, dem ein
tieferer Gehalt gegeben werden müsste;
denn die meisten Logenmitglieder, so z. ß.
die in Versailles, erkannte er nur als
•initiös parles formes« an. Deshalb benutzte
er die Freimaurerbrüderschaft, um seiner
theosophischen Lehre in ihrem Innern ein
eignes tempiarisches System zu stiften, das
sich an die Coens anlehnte und als das
der Martinisten (später Rit rectifte) be-
kannt ist. Dieses Svstem vereinigte sich
auf dem Convent des Gaules 1778 mit
dem französischen Zweig der strikten
Observanz unter dem Namen der »wohl-
thätigen Ritter der heiligen Stadt« (Vordre
des cnevaliers de la Cito" sainte). Zu dem
1785 abgehaltnen Pariser Konvent ward
St.-M. auch eingeladen, schlug je-
doch seine Teilnahme aus. Seine Lehre
blieb trotz der Einführung in die Frei-
maurerei nur Eigentum weniger, die zer-
streut lebend doch zusammenhingen, der
Formen nicht bedurften und das System
der Martinisten aufstellte. Das Formen-
wesen war für diese innern Forschungen,
die auf geistiger Erregtheit beruhten, nicht
nässend und muss als eine verfehlte Idee
betrachtet werden. Obgleich Thory [Acta
Latom., I, 2231 sagt, dass St.-M. eine Hand-
schrift über Freimaurerei in zwei Quart-
bänden u. d. T.: •L'e'cosaisme reTormö«
hinterlassen habe, so muss die Richtigkeit
dieser Notiz bezweifelt werden, da Matter
in seiner eingehenden Schrift: »Saint-
Martin, le philosophe inconnu« (2. Aufl.,
Paris 1864), nichts davon weiss, nicht zu
gedenken der Schrift: »Leiden und Schick-
sale des unbekannten Philosophen Saint-
Martin etc.« (Erfurt 1805). Ein Verzeich-
nis Tourlets über die Schriften St.-M.'s
findet sich in Archives litlraires, 1804,
Nr. 8, und daraus im Intelligenzblatt der
Halleschen Allgemeinen Litteratur-Zeitung,
1804, Nr. 121 und 122, sowie Kloss, Bibl.,
Nr. 3893 fg. und bei Matter, a. a. O. In
vorgeblichem Bezug auf Freimaurerei ist
nur folgendes zu nennen: Des Erreurs et
de la Verite\ ou les hommes rappelös au
principe universel de la science, par un
Phil inc Edinbourg 1775, 2 Bde.
! (verschiedne neue Auflagen. Salomonopolis
178J. Edinburg 1782. Salomonopolis 1784.
— Übersetzung von Claudius. Brsl. 1782.
Halberstadt 1795). Von diesem Werke, das
in der Maurerei soviel Aufsehen erregte,
hat Kreil im W. J., 1784, 4, S. 55-164,
einen schätzbaren Auszug geliefert, worin
er »die Grund- und Hauptsätze heraushebt
und ihre Geschichte bis in die ältesten
Zeiten verfolgt, damit man einsehe, durch
welche Systeme die Lehrb'egriffe des Ver-
fassers durchgewandert sind, welche Rolle
sie darin gespielt und welche Modifi-
kationen sie erhalten haben, ehe sie bis zu
ihm gekommen sind«, mit gelehrten An-
merkungen, in dem Kreil »ihren Wert
oder Unwert in Absicht auf unsre Erkennt-
: nisse zeigte, wohin sie führen und ob das
; allgemeine Prinzip der Wissenschaft das
1 St.-M. aufstellt, uns in der Untersuchung
j der Wahrheit ein besserer Leitstern ist,
als das Prinzip derjenigen Beobachter, die
er bekämpft,« Den Einfluss auf die Frei-
maurerei stellt Matter ganz in Abrede,
namentlich will er nichts davon wissen,
dass die Bogenannten Martinisten (s. d.) in
Russland in unmittelbarem Zusammenhang
I mit St.-M. gewesen seien. Von der Schrift
»Des Erreurs et de la Ve*rit6« erschien
eine »Suite« etc. 1784 unter dem Vor-
geben, als sei sie von St.-M., der aber
aufs lebhafteste ihr widersprochen hat [vgl.
Oeuvres de Jacques Capelle (Paris lol6),
I, XIX etc.]. Matter schreibt die Suite
einem Antagonisten St.-M.'s zu und meint,
dass die Entgegnungen von »Des Erreurs«,
nämlich «Le Diademe des Sages« (von
Om*simc Henry de Loos, Paris 1781) und
»Clef des Erreurs 1789« (von Chevalier de
Suze) nicht der Widerlegung wert seien.
(Bodes) Examen impartial du Livre inti-
tulö: Des Erreurs etc. 1782, scheint Matter
gar nicht gekannt zu haben. Die Akten
über St.-M.'s Bedeutung sind noch nicht
geschlossen; denn er gehörte jedenfalls zu
den tiefer angelegten Menschen, die sich
in das Gemütsleben versenken und aus
diesem seelischen Zustand heraus alles
betrachten und umändern wollen. [Vgl.
Varnhagen, Angelus Silesiua und St.-Sl.
(Brl. 1834). Ciaassen, L. v. St.-M. (Stuttg.
1891).]
Martinez, s. Mart. Pasqualis.
Martinezisten, s. Auserwählte Coens
und Martinisten.
Martinique (franz.-westind. Insel, eine
der kleinen Antillen). 1738-86 sind nicht
weniger als acht französische Logen hier
errichtet worden. Während der Besetzung
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Martinisten.
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durch die Engländer stifteten die Grosaloge
von Irland 1801 und die englische Gross-
loge der Ancients 181S je eine Tochterloge.
1803 — 21 wurden wieder vom Grossorient
von Frankreich vier Logen gegründet und
1848 eine Tochterloge des Supremc Conseil
von Frankreich, die allein noch thätig ist.
Martinisteil. Unter diesem Namen wer-
den zwei verechiedne Systeme als eins
aufgeführt, die man jedoch besser aus-
einanderhält und teils mit Martinezisten,
die auch unter dem Namen Coens bekannt
sind, teils mit M. bezeichnet. Ein inner-
licher Zusammenhang lässt sich nicht ab-
leugnen, aber dennoch sind sie verschieden
<fd
und das System der erstem nach den Aus-
sprüchen des gründlichen Kenners frei-
riiaurerischer Geschichte des Dr. Kloss,
bis heute noch nicht völlig bekannt I
Martine/. Pasqualis (s d.i gründetete 1754
in Lyon auf theosophisehen Grundsätzen
ein mystisches System, das er das der Coens
(8. Au8erwählteCoenB) nannte und das sich
in einigen Logen Frankreichs, z. H, zu
Marseille Toulouse, Bordeaux und endlich
17t>7 auch in Paris auabreitete, aber nur
wenige Jahre bestand. Es war aus zwei
Klassen in neun Graden zusammengesetzt,
nämlich Klasse I.: 1 Lehrling. 2) Geselle,
!S) .Meister, 4) GroBserwählter (GrancT
diu i , 5) Priesterlehrling (Apprenti Coen);
Klasse IL: (>j Priestergeselle (Compagnon
Coen), 7) Priestermeister (Mahre Coen^
8) Grossarchitekt (Grand -architecte), 9)
Kitterkommandeur (Chevalier comman
deur.i Der Inhalt dieses Systems umfasste
die Erschaffung des Menschen, seine Strafe
unu tue naauren
Körpers, der Seele
newirKien i-eioen ues
und des Geistes. Der
Zweck der Weihe
ist die Wiedergeburt
des Menschen, d. Ii.
die Wiederherstellung
des Zustands seiner ersten Unschuld, die
durch die Erbsünde
verloren gegangen war.
Das System ist in zwei Klassen geschieden:
in der ersten ist der
A u (zunehmende nichts
als Koth und Erde; er kann nur das Leben
erhalten unter der Bedingung der Kriy
sagung von den Früchten der Erkenntnis.
Der Aufzunehmende g;iebt das Versprechen,
bricht es verletzt seine Zusagen, wird btp
straft und den Flammen übergeben. Durch
nützliche Arbeiten, durch ein frommes Ke-
rnigen und Heispiel macht er seinen Fehler
wieder gut und wird zu einem neuen
Lehen geboren. In der zweiten Abteilung
ist der Aufzunehmende von göttlichein
Atem belebt und lernt die verborgenstell
Geheimnisse der Natur kennen; die hohe
Chemie (Alchemie). die Kabbala, die Weis-
sagekunst, die Wissenschaft der Geister
werden ihm geläufig. [Vgl Clavel, Histoire,
S. 197 fg.; Kauffmann et Cherpin, Histoire,
S. 4-52 fg ; Kagon, Orthodoxie mac.onnique"^
S. 149 fg] Ein solches System konnte uatür^
lieh nur wenig Anhänger zählen, daher auch
noch das Dunkel über dasselbe. Als eif-
rigste Schüler werden der Philosoph Hol-
AllgemoinM Harjribnch der Freimaurerei II.
bach, der Verfasser des Systeme de la
nature, Duchauteau, dessen mystische Ge-
mälde gesucht sind, und endlich Saint-
Martin geuannt. Dieser nun II. (s. Martin),
der weniger kabbalistisch war, suchte
das System umzuändern, indem er einen
neuen Ritus errichtete, der unter dem
Namen des Martinismus bekannt ist. Dieses
System wurde in zwei Abteilungen, Tempel
genannt, und zehn Graden gegeben, deren
Namen folgende waren. Der erste Tempel
enthielt die Grade 1 1 Lehrling, H> Geselle,
3) Meister, 4) Altmeister (ancien tnaitreT,
M Auserwählter Elu), 6 Grossarehitekt
und 7i Maurer des Geheimnisses (Macön
du Secreti, der zweite Tempel die Grade
K) Prinz von Jerusalem (prinee.de Jerusa-
lem), 9 Kitter von Palästina (Chevalier de
la Palest ine), 10; Kadosch oder Heiliger
(Kadoseh ou homme saint). Haid aber
schrumpfte es unter dem Namen : Ecossisme
reTornu" de Saint-Martin auf sieben Grade
zusammen und verschwand endlich nach
dem Konvent zu Lyon ganz, indem es sich
auf Villermoz (s. d.'t und Martins Anraten
mit der französischen strikten Observanz
unter dein Namen der Wohlthätigen
Kitter der heiligen Stadt vereinigte. Das
System verbreitete sich in einigen Städten
Frankreichs und wird von Mercier in seinem
Tableau de Paris, VI, 130, Dicht gerade
vorteilhaft geschildert. Saint-Martin hatte
in dem ungläubigen Frankreich kein Glück,
wenngleich er die Logen für sich zu ge-
winnen und ihnen eine religiöse Kiclitun
zu geben suchte; ein Pole, der Urt
Hrabianka (s. d.), und ein Kusse, der
Admiral Plestcheyff. führten diese Ideen
nach Kussland und in die dortigen Logen
ein, die dadurch einen religiösen Halt be-
kamen Aber man lies« ea dabei nicht
bewenden, dass man sich nur der mystischen
Spekulation hingab, man warf sich darauf,
die Vorschriften des Christentums prak-
tisch auszuführen, übte Werke der VYohl-
thätigkeit aus und gab sich mit Erziehung
und Litteratur ab. Der Hauptsitz dieser
Vereinigung war in Moskau, und von hier
aus suchte man auch Bildungsstoff in die
grosse Menge zu bringen, indem man eine
grosse Huclidruckerei errichtete, an deren
Spitze der bekannte Nowikow (s. d. j staiuT,
der beeifert war, allerlei Schriften, nanient-
lich populärwissenschaftliche und religiöse
ms Volk zu bringen; ein grossartige»
Hücherleihinstitut stand der Sache zur
Seite. Man unterstützte dürftige Knaben,
die vermöge ihrer Anlagen gute Hoff-
nungen für die Zukunft gaben; zu diesen
gehörte Karanisin, der später berühmte"
Geschichtsschreiber Russlands. Diese glück-
liche Epoche dauerte nicht lange; auf-
tauchender Verdacht machte diesen Ein-
richtungen ein Ende, und Nowikow, Lapukin,
Fürst Nikol. Trubetzky u. a. wurden ver-
bannt und erst unter Paul wieder zurück-
gerufen. Obgleich man weder jetzt noch
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18
Martiuovicz — Maryland.
unter Alexander die ersten Arbeiten wieder
aufnehmen konnte, so pflanzte sich doch
der Martinismus in andrer Form und in
einzelnen Personen, wie der Frau v. Krü-
dener, den Fürsten von Galizin fort, ohne
in weiterer Berührung mit der Freimaurerei
zu stehen. Es wurden religiös Erweckte,
und diese warfen sich auf Verbreitung
biblischer und theologischer Schriften. |Vgl.
Zirkelkorrespondenz Nr. XVII vom 22. Juni
1804. L. XIII, 154 fg.; Krasinski, Histoire
religieuse des pleupes Slaves (Paris 1858),
8. 276—281.] — In Frankreich hatte man
seit mehreren Jahrzehnten von den M.
nichts mehr gehört. Erst unterm zweiten
Kaiserreich, als Spiritismus, Magnetismus
u. s. w. wiederum in Schwung kamen, regten
sie sich wieder, haben sich in den letzten
Jahren eine neue Ordnung gegeben und
sich auf Anwerbung neuer Mitglieder ver-
legt. Manche der übrigen Okkultisten sind
zu ihnen übergetreten und haben ihnen
Vorschub geleistet. Jetzt verspricht einer
der Pariser Grossmagier, Papus (Dr. En
causse), ein grösseres Werk über Sain-
Martin auszuarbeiten, das eine genaue Dar-
stellung seiner Lehre enthalten soll. Die
Alchemie und Ahnliches haben die M.
längst aufgegeben und sich mehr und mehr
mit der Lehre Saint-Martins durchdrungen.
Sie erscheinen als eine theosophische Ver-
einigung, die sogar in ganz Europa, sowie
in Nord- und Südamerika Zweigvereine
haben soll. [Vgl. Bbl. 1896, S. 659.]
Martinovicz, Ignaz, Franziskanermönch
im Kloster St. Paul (Lepoglava in Kroa-
tien), 1780 Professor der Phvsik an der
Lemberger Universität, 1787 Abt von Szaz-
var, wegen Teilnahme an einer Verschwö-
rung unzufriedner Magnaten, die den Pala-
tinus Alexander Leopold (Bruder Franz' II.)
auf den ungarschen Thron erheben wollten,
20. Mai 1795 enthauptet. Dieser hoch-
begabte, mit seltnem vielseitigen Wissen
ausgerüstete Mann, der leider auf unheil-
volle Abwege geriet und ein Leben voll
wilder Leidenschaften und zahlloser Ver-
irrungen führte, wurde 1788 in der Loge
Zur Grossmut in Pest zum Freimaurer
aufgenommen. Fessler (s. d.), der ihn in
Lemberg 1784 kennen lernte! schildert M.
als einen »Mann von ungezähmtem Geld-
und Ehrgeiz, als entschiednen Atheisten
und politischen Fanatiker«, mit dem er
sich grundsätzlich in keinerlei nähere Be-
ziehungen einlassen wollte, wiewohl beide
der Loge Phönix zur runden Tafel das. als
Mitglieder angehörten und dadurch viel-
fach in Berührung kamen. [Vgl. Taute,
Die katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), S. 62. L. XXV, 35.1
Martins, Ernst Wilhelm, Hof- und
Universitätsapotheker und Professor zu
Erlangen, geb. 10. Sept. 1756 in Weissen-
stadt im Fürstentum Bayreuth, gest. 12.
Dez. 1849 in Erlangen, einer der tüchtigsten
Apotheker und Chemiker seiner Zeit, durch
vielerlei Schriften und chemische Unter-
suchungen unter seinen Fachgenossen, durch
seine »Erinnerungen aus meinem neunzig-
jährigen Leben« auch in weitern Kreisen
bekannt, Vater des berühmten Reisenden
Karl Friedrich Philipp v. M., wurde 1798
in der Loge Libanon zu den drei Gedern
in Erlangen zum Freimaurer aufgenommen,
verwaltete 1818 — 15 das Amt des Stuhl-
meisters und wurde als Senior Ehrenmit-
glied der Loge. [Vgl. FZ. 1847, S. 406.]
Maryland, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die erste Loge wurde
hier durch die ProvinzialgrossToge von
Massachusetts in Annapolis 1750 errichtet,
der drei weitere folgten. Von 1766 an
gründete auch die Provinzialgrossloge von
Pennsylvanien in M. eine Anzahl Logen.
Fünf Logen, Töchter der Provinzialgross-
loge von Pennsylvanien, traten schon 1783
zusammen und* errichteten unter Voreitz
des Grosssekretärs von Pennsvlvanien,
William Smith, eine besondere örossloge
(31. Juli). Da aber die Grossloge von Penn-
sylvanien ihre Einwilligung zu diesem
Schritt versagte, zog sich die Ausfüh-
rung bis 1787 hin; am 17. April ver-
sammelten sich dieselben fünf Logen und
erneuerten ihren frühern Beschluss, und
als am 18. Sept. der neuen Grossloge an-
gezeigt ward, daas die von Pennsylvanien
sich von England losgesagt und unab-
hängig erklärt habe, zog erstere alle nach
M. gegebnen Freibriefe ein und setzte andre
an deren Stelle. Die Grossloge von Penn-
sylvanien erkannte 1789 die jüngere Schwe-
ster an, die bald darauf ein eignes Gesetz-
buch veröffentlichte. [The Maryland Ahiman
Rezon of F. a. A. M., containing the History
of Masonry from the establishment of the
Gr. Lodge" to the present time; with their
Ancient Charges, Addresses, Prayers, Lec-
tures, Prologues, Epilogues, Songs etc.
collected from the old Records, faithful
Tradition» and Lodge Book«, by G. Keating.
Compiled by Order of the Gr. Lodge of
Maryland(Baltimorel797). Später erschien:
The Freemasons' Library and General
Ahiman Rezon: containing a delineation
of the true principles of Freemasonry,
Speculative and Operative, ReligiouB and
Moral. Compiled from the writings of the
most approved Authors, with noteB and
occasional Remarks. By Samuel Cole
(Baltimore 1817; neue Ausgabe: Baltimore
1857, und eine Übersetzung ins Spanische
von Barry (Philadelphia 1822). In Washing-
ton bestand damals noch keine maurerische
Oberbehörde; die Grossloge von M. be-
schloss 1806 ihre Sitzungen halbjährlich
und abwechselnd in Washington, Easton
und Baltimore abzuhalten. Die Behörde
gestattete 1812 eine Lotterie zum Zweck
der Erbauung einer Halle, die 1822 einge-
weiht wurde; in demselben Jahre gründete
die Grossloge Logen in Neu-Barcelona und
Cumana in Venezuela. Durch die Frei-
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Masius — Masonia.
19
maurerverfolgung litt sie sehr wenig; die
Grossinspektoren berichteten im Mai 1831,
dass die Arbeiten in Eintracht und Ge-
horsam gegen die alten Landmarken fort-
geführt würden, und die Grossloge beschloss,
durch den Grosskaplan in der Halle drei
Vorlesungen über die religiösen, sittlichen
und geselligen Pflichten eines «alten York-
maurers« halten zu lassen. Schon damals
wurde der Grund zu einer Bibliothek ge-
legt. Zur Ausarbeitung eines allgemeinen
Rituals trat, von der 1842 in Washington
abgehaltnen Konvention berufen, 1843 in
Baltimore eine »maurerische National-
konvention« zusammen, zu der 16 Gross-
logen 25 Abgeordnete sandten; beschlossen
wurde, ein ritualistisches Handbuch »The
Trestle Board« zu veröffentlichen; die Ver-
sammlung gab eine Erklärung zu Gunsten
einer dreijährlich abzuhaltenden »Grossen j
Nationalkonvention«, ein Plan, der nicht
zur Ausführung gelangte; das Ritual wurde
von einzelnen Grosslogen angenommen und
festgehalten. Durch deu Krieg hat das
Maurerleben in M. schwer gelitten. Die
Grossloge von M., die ihren Sitz in Balti-
more hat, zählte 1898 100 Logen mit 7062
Mitgliedern, darunter zwei deutsche Logen
in Baltimore (s. d.). Zwei Grosslogen der
Farbigen, gest. 1853 und 1867, haben sich
4. Juli 1876 vereinigt; diese Grossloge um-
fasst 22 Logen mit 556 Mitgliedern. [Vgl.
Schultz, History of Freemasonry in M.,
of All the Rites introduced into M. from
the earliest times to the present; embracing
the complete proceedings of the Grand
Lodge from its first formation in the year
1783 (4 Bde.; Baltimore 1884-88).
Maslus.KarlWilh.He r mann,Pädagog, !
geb. 7. Jan. 1818 in Trebnitz a. S., gest. I
22. Mai 1893 in Leipzig, studierte Theologie,
wandte sich aber der Pädagogik und den
Naturwissenschaften zu, bekleidete eine .
Zeit lang Lehrerstellen in Halle, Annaberg,
Salzwedel, Stralsund, Halberstadt, Dresden, '
und wurde 1862 als Professor der Pädagogik
an die Universität Leipzig berufen, wo er i
später den Titel Geh. Hofrat erhielt und
bis zu seinem Tode blieb. M. war eiu ,
fruchtbarer pädagogischer Schriftsteller
von bedeutendem Ruf Von seinen Schriften
seien nur erwähnt: »Naturstudien« (9. Aufl.
1880), »Die gesamte Naturwissenschaft«
(3. Aufl. 1873/77). Auch war er Mitheraus-
geber der »Neuen Jahrbücher für Philo-
logie und Pädagogik.« — Aufgenommen
in den Freimaurerbund wurde M. in der
Loge Zum Wohle der Menschheit in Salz-
wedel 6. Mai 1847, wo er auch die Stelle
eines Meisters vom Stuhl bekleidete. Am
8. Juni 1861 schloss er sich der Loge Zu
den drei Schwertern und Aaträa zur
grünenden Raute in Dresden an, der er
auch nach seiner Versetzung nach Leipzig
im Herzen treu blieb. [Vgl. FZ. 1894,
5. 137.J
Mason und Masonel. Diese Namen sind
von einigen Schriftstellern eine Zeitlang
für die üblichen »Maurer« und »Maurerei«
gebraucht worden, haben sich aber nicht
einbürgern können, weil sie der Über-
lieferung widersprachen und geschichtlich
nicht zu rechtfertigen sind. Das englische
»Mason« ist zweifellos aus dem französi-
schen »Ma^on« hervorgegangen, beide be-
zeichnen eigentlich einen »Stein-Metzen«
oder »Stein-Hauer«, so dass »Maurer« frei-
lich nicht die eigentlich richtige Über-
setzung ist; da sich die deutschen Frei-
maurer aber, so lange die Sache bei uns
bekannt ist, nie anders genannt haben, so
soll man die Namen lassen, wie sie Bind,
zumal »Mason« und »Masonei« (Lessing
in »Ernst und Falk« bringt schon »Mas-
sonev« und »Masoney« aus einem erdachten
englischen »Masony«) nur höchst mangel-
harten Ersatz bieten würden. [Vgl. AQC.
1897, X, 2, S. 158.]
Mason ia. I. In Leipzig. Nach dem Vor-
gang des Redeklubs Eos in Nürnberg traten
20. Mai 1848 drei Mitglieder der Loge Apollo
in Leipzig und ein Mitglied der Loge Archi-
medes zu den drei Reissbrettern in Alten-
burg zur Begründung eines Klubs zusam-
men, als dessen Zweck zunächst »gegen-
seitige Fortbildung in maurerischer, wie
uligemein wissenschaftlicher Hinsicht durch
Vorträge mit daran sich schliessender Aus-
sprache« festgestellt wurde. Er sollte Mit-
glieder aller Logen und Grade aufnehmen,
sich aber aller maurerischen Formen und
Gebräuche enthalten. Am 23. Mai 184Ö
wurde die erste Sitzung gehalten und der
Name Maconia, später in Masonia umge-
ändert, angenommen. Der Klub machte
erfreuliche Fortschritte und stellte sich
unter den Schutz der Loge Apollo in
Leipzig, von der er 24. Juni 1855 eine
besondere Urkunde erhielt. Am 30. Mai
1898 feierte er sein 50 jähr. Bestehen. [Vgl.
FZ. 1898, S. 222.) Mitgliederzahl (1899):
68. Vers. Montags. Milde Stiftung: Waisen-
fürsorgegenossenschaft. [Vgl. J. G. Findel,
Mittheilungen über den maurerischen Clubb
Maconia zur Feier seines lOjähr. Bestehens
(Lpz. 1858).] — II. In New York. Am 24.
Okt. 1855 wurde hier ein Verein M. gegrün-
det, bei dem nur Meister Mitglieder werden
konnten. Nur aus Mitgliedern besonders
deutsch-amerikanischer Logen bestehend,
stellte er sich gewissermassen als Gegner
der bei den deutschen Logen New Yorks
(wir bezeichnen so der Kürze wegen die
unter der Grossen Loge von Hamburg
stehenden Logen) bestehenden Engbünde
hin, wenngleich er unter seinen Mitglie-
dern selbst frühere Engbundsbrüder zählte.
Gerade diese Rivalität und die spätere
(seit 1861) gegen den Verein deutsch-
amerikanischer Freimaurer (s. d.) kenn-
zeichnen den Standpunkt. Der Verein
hat in kurzer Zeit wandelnde Geschicke
gehabt. In den ersten Jahren findet sich
grosse geistige Regsamkeit, im dritten
2*
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20
Miis.<achuM.-tts.
und vierten Vereinsjahre wirft er sich
mehr auf die praktische Maurerei; so
gründete er im Notjahre 1857 ein Untcr-
stützu ngs- und Nach weisungsbureau . Dan n
folgte Erschlaffung, die bis 1865 andauerte,
wo durch die Gründung des Vereins
deutsch - amerikanischer Freimaurer (7.
Aug. 1865) die leitenden Mitglieder der
schlafenden M. veranlasst wurden, die
noch übrigen Mitglieder zu einer Versamm-
lung zusammenzurufen behufs einer zeit-
gemassen Umbildung. Diese Versammlung
nahm am 18. 8ept. Bestimmungen an, die
mit denen des genannten Vereins grösste
Ähnlichkeit haben. Der Zweck des Vereins
wurde dahin festgestellt: «durch eine in-
nigere Verbindung der deutschen Maurer
New Yorks unter sich und mit den übrigen
deutschen Brüdern und Logen Amerikas
ein wirksames maurerisches Leben anzu-
streben, geläuterte Ansichten und Kennt-
nisse über Zweck, Wesen und Geschichte
der Freimaurerei zu verbreiten, eine zeit-
gemässe, den Verhältnissen Rechnung tra-
gende Reform im Logenwesen anzubahnen
und durch geselligen Verkehr das Leben
zu erheitern.« Leider wurde von ver-
schiednen Mitgliedern der M. nicht bloss
gegen den Verein deutsch-amerikanischer
Maurer, sondern auch gegen die deutschen
Logen in New York gewirkt. Immerhin
brachte die M. in die amerikanischen Logen
viel Bewegung. Als Organ der M. konnte
man den »Triangel* ansehen, wenigstens
war dessen Leiter, der verdienstvolle Röhr
(s. d.), ein eifriges Mitglied der M. Er-
schienen ist: Jahresbericht des Maurer-
vereins M. zu New York, enthaltend zu-
gleich einen Abriss der Geschichte des
Vereins von 1855—66 (Williamsburgh, 39
Seiten). Nach längerer Unthätigkeit ging
der Verein 1870 wieder ein. | Vgl. Bh. 1867,
8. 102.]
Massachusetts, einer der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. I. Die alte
St. Johns-Grossloge. Dieser Staat galt
früher als der Ausgangspunkt der Maurerei
von Nordamerika, indem man annahm,
dass in Boston nicht nur die erste Gross-
loge, sondern überhaupt die erste Loge
in den Vereinigten Staaten gegründet
worden sei, die daher auch den Namen
The first Lodge in Boston erhielt und
noch jetzt unter dem Namen St. Johns
Lodge besteht. Dies geschah 30. April
1733, nachdem auf Ansuchen mehrerer in
Neuengland wohnender Freimaurer der
Grossmeister der Grossloge von England
Henry Price zum Provinzialgrossmeister
von Neuengland ernannt hatte. Es ist
indes jetzt erwiesen, dass vordem schon
in Philadelphia 1780 oder 1781 eine Loge
gegründet wurde, die als die erste nord-
amerikanische anzusehen ist. Price erhielt
1784 den Auftrag, die Freimaurerei in
ganz Nordamerika zu verbreiten, und die-
ser Auftrag ging auf seinen Nachfolger
über. Infolgedessen entstand in den
nächsten Jahren eine Anzahl Logen in den
andern Staaten Nordamerikas. Zunächst
wurden dergleichen in Portsmouth (New
Hampshire) und Charleston(Südearolina) ge-
gründet. Dann trug der Nachfolger Prices,
der Grossmeister Tomlinson, 1737 die Mau-
rerei nach Antigua in Westindien über
und 1740 nach Neuschottland. Der nächst-
folgende Grossmeister, Oxnard, verpflanzte
sie 1749 nach Neuengland, und in den
darauf folgenden Jahren reihte sich eine
grosse Anzahl Logen in andern Staaten an.
Der Provinzialgrossmeister Jac. Gridley
ward 1755 von der Grossloge zu London
zum «Provinzialgrossmeister über Nord-
amerika, wo noch kein Grossmeister er-
nannt sei«, und in gleichem Masse 1768
der Provinzialgrossmeister J. Rowe be-
stätigt. Während des Unabhängigkeits-
kriegs ruhte die maurerische Thätigkeit
von Boston von 1775 an, und erst im Febr.
1787 fand wieder eine ausserordentliche
Versammlung der Grossloge statt. —
H. Die Massachusetts-Grossloge.
Neben jener Körperschaft hatte sich schon
1752 eine andre maurerische Vereinigung
in Boston gebildet, die ihren Ursprung von
der Grossloge von Schottland ableitete
und aus der zunächst 1755 die St. Andrew's
Lodge Nr. 81 hervorging. Man kam auf
den Gedanken, eine » Ancient Grand Lodge«
für die amerikanischen Provinzen zu bil-
den, worin die St. Andrew's Lodge durch
drei, bei den in Boston damals garniso-
nierenden britischen Regimentern beste-
hende Feldlogen unterstützt wurde. Der
Großmeister von Schottland, Earl of Dal-
housie, ernannte auch 1769 Jos. Warren
zum • Grossmeister der Maurer in Boston
und im Umkreise von 100 Meilen«, unter
dem sich bald mehrere neue Logen bil-
deten. Der Nachfolger des erstem, Earl of
Dumfries, erhöhte dessen Gewalt noch durch
dessen Ernennung zum «Grossmeister über
den Kontinent von Amerika« ; aber Warren
fiel schon in der Schlacht bei Charlestown
17. Juni 1775 als Verteidiger der Unab-
hängigkeit Amerikas. Sein Nachfolger
Jos. Webb breitete die Maurerei uud
den Umfang seiner Grossloge noch mehr
aus. Nach seiner Abdankung 1782 trat
eine Spaltung in dieser Körperschaft ein.
Die Mehrzahl erklärte 1788 die Grossloge
für unabhängig von der Grossloge von
Schottland und gründete eine Massachu-
setts Grand Lodge, die erste unabhängige
Grossloge Nordamerikas; eine Anzahl Mit-
glieder aber wollte die alte Verbindung
beibehalten. Nach jahrelangen Verhand-
lungen kam es endlich zwischen den ver-
schiednen Parteien der Körperschaft zu
einer Vereinigung, die dahin ausging, dass
unter dem Grossmeister Moses M. Hays
5. Mai 1792 die letztgenannte und die
oben unter Nr. I. aufgeführte, von Eng-
land aus gestiftete Grossloge *ich mitein-
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Maasen» — Materialismus.
21
ander verschmolzen zu der noch jetzt be-
stehenden: III. Grossloge des Staats
Massachusetts. Diese Grossloge mit
dem Sitz in Boston hat sich, nachdem sie
die antimaurerische Verfolgung überwun-
den hatte (vgl. näheres in der vorigen Auf läge
dieses Handbuchs III, 597), so erweitert,
dass sie 1898 235 Logen (darunter vier
in Chile und eine in Shanghai, und eine
deutsche in Boston, mit 38016 Mitgliedern
zählte. IV. Hier besteht auch die Pri nee
Hall Grand Lodge der Farbigen (s.d.),
gest. 6. März 1775, mit zehn Logen (eine in
Accra, Westafrika) und 360 Mitgliedern.
[Litteratur: The Constitution of the ancient
and honorable fraternity of free and ac-
cepted Masons ... in which are added
the history of masonry in the Common-
wealth of Massachusetts etc. (Worchester,
Mass., 1792) und Röhr, Amerikanisch-
deutsche Jahrbücher, 1. Jahrg. (Williams-
burg 1856), S. 156. Zeitschriften: The
Freemasons Monthly Magazine (Boston);
The Masonic Monthly (das. 1863 fg.); The
Liberal Freemason (das. 1877 fg.); The
Masonic Truth (das. 1883 fg.).]
Massen», Andrö, Herzog von Rivoli,
Fürst von Essling, Marschall des ersten
französischen Kaiserreichs, geb. 6. Mai 1758
in Letten bei Nizza, gest. 4. April 1817,
war Mitglied des Grossorients von Frank-
reich und 1814 einer der beiden Grand
Conservateurs g£n<?raux.
Massenbach, Karl Wilhelm v., preuss.
Generalleutnant, geb. 7. März 1752 in
Rodmannshausen bei Königsberg i. Pr.,
wurde Offizier im Heer Friedrichs d. Gr.,
machte die Feldzüge von 1806 und 1807
und die Befreiungskriege 1813 — 15 mit und
wurde zuletzt Generalleutnant. — In den
Freimaurerbund wurde er in der Loge Zum
S reusaischen Adler in Insterburg kurz nach
eren Stiftung (1785) aufgenommen (das
Jahr der Aufnahme ist nicht zu ermitteln).
1799 war er Meister vom Stuhl in Tilsit,
1802 Meister vom Stuhl der Loge in Inster-
burg. In Berlin schloss er sich 1811 der
Loge Zu den drei Seraphim an und wurde
1812 Mitglied des Altschottischen (Bundes-)
Direktoriums der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln. 1818 legte
er sein Amt nieder. [Vgl. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1890), S. 430.]
Massol, Maria Alexandre, französi-
scher Politiker und Gelehrter, geb. 16. März
1805 in Beziers, gest. 21. April 1875, in
allen Kämpfen seines Vaterlandes eifriger
Demokrat, war eine Zeit lang Anhänger
der Schule St.-Simons, von der er sich
aber lossagte, als diese religiös -mystische
Bestrebungen annahm, war Mitglied und
Meister vom Stuhl der Loge Renaissance in
Paris und schuf mit Brisson die Wochen-
schrift «La Moral e inde'pendante«.
Massstab oder Zollstab (engl, the gauge,
franz. la jauge). Der M. gehört zu den Werk-
zeugen der Lehrlinge. Nach dem alteng-
lischen Lehrfragestück bezeichnen die 24
Zoll des M. die 24 Stunden des Tages,
die so eingeteilt sein sollen: «sechs
Stunden zur Arbeit, sechs um Gott zu die-
nen, sechs um einem Freund oder Bruder
zu dienen und sechs zum Schlaf.« Im
allgemeinen wird der Maurer durch den
M. an eine vorurteilslose und gerechte
Beurteilung seiner selbst und der ihn
umgebenden Welt, sowie an eine weise
Einteilung und Benutzung der Zeit er-
innert, die nötig ist, den Zweck des Le-
bens zu erfüllen, im besondern an die
Pflichten der Arbeit, des Gottvertrauens,
der Nächsten- und Bruderliebe, nach de-
ren Erfüllung auch die Erholung zu ihrem
Rechte kommen darf und soll. [VgL
Fischer, Robert, Lehrlingskatechismus (29.
Aufl., Lpz. 1900), 8. 104. Derselbe, Ritual
und Symbol (Lpz. 1878), S. 148. Schau-
berg, Symbolik der Freimaurerei (Schaffh.
1861), I., S. 126. A. 1891, S. 28. Bh. 1866,
S. 210.]
Materialismus ist diejenige Weltan-
schauung, nach der alles, was besteht,
Stoff ist und es ausser dem Stoff im
ganzen Weltall nichts weiter giebt. Aus
den Urbestandteilen setzt sich alles zu-
sammen, und in sie löst sich alles wieder
auf. Die Verschiedenheit der Zusammen-
setzung erzeugt die Verschiedenheit der
Dinge. Zusammensetzung und Auf-
lösung in ewigem Wechsel bildet das Ent-
stehen und Vergehen in der Welt. Dem
M. ist mithin die Gottes- und die Geistes-
leugnung wesentlich. Höchstens nimmt er
das All für die Gottheit und erachtet
Gott und Welt für gleich, wie Toland in
seinem Pantheistikon (s. d.); aber dieser
Pantheismus ist doch nichts weiter, als
verschleierter Atheismus. Die Freimaurerei
nimmt dem gegenüber in dem Grossen
Baumeister aller Welten eine welt-
bauende höchste geistige Kraft an,
die von der Welt wie der Werkmeister
I von seinem Werk verschieden und über
der Welt erhaben ist, aber, wie die Ge-
danken des Meisters in seinem Werke ver-
wirklicht und wirksam sind, zugleich in
der Welt innerwirksam ist und ihr inne
wohnt. Darum teilt sie auch nicht die
Gottesanschauung, durch die sich der M.
zuweilen mit dem religiösen Glauben
abzufinden gesucht hat und nach der
Gott zwar die Welt geschaffen und in sie
Gesetz und Kraft hineingelegt, dann aber
sich fern von ihr zurückgezogen und sie
ihrem weitern Bestand kraft der ihr an-
erschaffnen Gesetze überlassen hat. Dies
ißt der theologische Schulbegriff des Deis-
mus. Mit ihm hat die Freimaurerei ihrem
theistischen Gottesbegriff zufolge nichts
gemein. Was die Kirchen- und Philoso-
phiegeschichte unter Deismus versteht, ist
etwas anderes und begreift die verschieden-
artigsten Zwecke und Gestaltungen des
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22
MntWua — Mathies.
britischen Geisteslebens um die Wende
des 17. und 18. Jahrh. unter sich, Geistes-
strömungen, die ftur durch ein Gemein-
sames zusammengehalten wurden: durch
den Kampf um Denk- und Gewissensfrei-
heit und Duldung. Für diese Menschheits-
güter waren sicherlich auch die Stifter der
ersten englischen Grossloge eingenommen
und tritt noch heute die Freimaurerei ein.
Ein weiteres aber hat die Freimaurerei im
besondern mit dem Deismus der britischen
Freidenker nicht gemein, und es ist un-
richtig, wenn ihre Gegner, z. B. der Kopen-
hagner Prof. Fr. Nielsen (s. d.) in seinem
litterarischen Streit mit G. A. 8chiff-
mann (s. d.), behaupten, die Freimaurerei
sei ein Kind des britischen Deismus
und noch heute dessen Kultusstätte.
Der Geistesleugnung des M. gegenüber
nimmt die Freimaurerei den Standpunkt
des Spiritualismus ein. Der Menscben-
5 eist ist nicht bloss eine Thätigkeit des
[enschenleibes, wie etwa das Phosphores-
zieren am Phosphor, sondern ein von
dem Stoff des Leibes verschiedner Kern,
der an den Leib als an ihr Werkzeug
und Äusserungsmittel gebunden ist und,
wie im Haushalt des Weltalls nicht« ver-
loren gehen kann, nicht untergeht, wenn
diese Verbindung durch den Tod gelöst
wird. Die freimaurerische Weltanschauung
führt mit ihren Folgerungen auf den Ge-
danken der Unsterblichkeit der Menschen-
seele. Wäre diese nicht« weiter als eine
Äusserung am Stoff des Leibes, so unter-
läge öi e auch in allen ihren Betäti-
gungen dem unbedingt zwingenden Natur-
gesetz, der Naturnotwendigkeit, die im
Reich des Stoffs die allbeherrschende
Macht ist. Die Freimaurerei vermag sich
die vorliegenden Thatsachen des sittlichen
Verantwortlichkeitsgefühls und der An-
klagen, der Vorwürfe, der Reue im mensch-
lichen Gewissen ausreichend nur dadurch
zu erklären, dass der menschliche Wille
nicht in die den Stoff beherrschende Na-
turnotwendigkeit verstrickt ist und dass
der Mensch sittliche Freiheit besitzt. Eine
höchste geistige Kraft über dem Menschen,
sittliches Vermögen im Menschen, auf-
lösender Wohlklang über allem Zwiespalt
des irdischen Daseins: dies Dreifache in
der Weltanschauung der Freimaurerei ent-
spricht den drei Säulen, auf denen ihr Bau
ruht: Weisheit, Stärke und Schönheit Die
Grundpfeiler ihrer Weltanschauung heissen:
Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. [Vgl.
Smitt, Einschau und Ausschau (Lpz. 1895),
S. 86. Bh. 1862, S. 233; 1867, S. 346;
1877, S. 53; 1882, S. 185. BZC. 1892, 8.
191. FZ. 1853. S. 153; 1864, S. 281.]
Malheus, Johann, Kaufmann in Rouen,
erhielt 1. Mai 1786 von der sogenannten
Grande Loge Royale de Her6dom de Kil-
winning in fidinourg die Provinzialgross-
ineisterbestallung über ganz Frankreich.
Er ernannte Louis Clavel zu seinem zu-
geordneten Provinzialgrossmeister und über-
ess der neuen Provinzialloge die Ernen-
nung der übrigen Grossbeamten.
Kathies, Karl Friedrich Ludwig,
geb. 13. Sept. 1820 in Visselhövede in der
Prov. Hannover, gest. 13. März 1895 in Gotha,
übernahm, nachdem er von 1847 an im
Dienste der hannoverschen Staatsbahn ge-
standen hatte, 1856 die Generalvertretung
der Feuerversicherungsbank für Deutsch-
land zu Gotha für das Königreich Han-
nover, wurde 1863 als Bankbuchhalter
nach Gotha zur Zentralverwaltung der
Bank berufen, 1881 stellvertretender Be-
vollmächtigter, dann Generaldirektor der-
selben und blieb in dieser Stellung bis zu
seinem am Ende des Jahres 1888 erfolgten
Übertritt in den Ruhestand. Von 1868
bis 1882 war er zum Gothaischen Mitglied
bei der Direktion der Thüringer Eisen-
bahngesellschaft gewählt, auch bekleidete
er jahrelang das Amt eines Brasili-
schen Konsuls. — M. war ein eifriger
und bedeutender Maurer, in weiten Krei-
sen bekannt und hochgeschätzt. Am 10.
April 1856 wurde er in Hannover in der
Loge Zur Ceder in den Freimaurerbund
aufgenommen und bekleidete in dieser
von 1859 — 68 das Amt eines stellver-
tretenden Ordners. Nachdem er 1863
nach Gotha übergesiedelt war, schloss
er sich der dortigen Loge Ernst zum
Compass an. Von 1868—68 war er ihr
Redner, von 1868—72 erster Aufseher,
von 1872 — 77 deputierter Meister und von
1877—86 zugeordneter Meister vom Stuhl,
als Vertreter des Meisters vom Stuhl, des
Herzogs Ernst II. (s. d.). Seine tiefgreifende
Thätigkeit für die Loge fand stets die
Billigung des Herzogs, dem er fortwährend
schriftlich oder mündlich über die Ange-
legenheiten der Loge Bericht erstattete,
ebenso wie er der geeignetste. Mann war,
die Anordnungen und Anregungen des
Herzogs in dessen Sinne auszuführen und
zu vollenden. Hervorragend war seine auf
die Regelung der Finanzen der Loge
gerichtete Wirksamkeit, und hauptsächlich
seiner Anregung verdankt die Loge ihr
neues 1882 eingeweihtes Haus, das eine
Zierde der Stadt Gotha ist. M. versuchte
auch einen Allgemeinen Thüringschen
Sterbekassen verein (s. d.) 1865 zu gründen,
der kaum ins Leben getreten, sofort wieder
sich auflöste, da er viele Widersacher fand.
Die Loge Ernst zum Compass erkannte
seine Verdienste dadurch an, dass sie ihn
1886 zum Ehrenmeister ernannte und ihm
eine am 28. Sept. 1886 enthüllte marmorne
Gedenktafel im Treppenhaus des neuen
Logenhauses widmete. Von M. ist ge-
druckt: Latomia- Blätter. Sammlung frei-
maurerischer Reden und Vorträge (Gotha
1866). [Vgl. Demuth, Geschichte der Loge
Ernst zum Compass in Gotha (Gotha 1882).
Bbl. 1895, S. 198. FZ. 1895, S. 113. L.
1895, S 54, 57.]
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Matrikel — MaurergrusB.
23
Matrikel, 8. Verzeichnis. Über die M.
der strikten Observanz sehe man die
vorige Auflage dieses Handbuchs, II, S.
290.
Matthisson, Friedrich v., lyrischer
Dichter, geb. 23. Jan. 1761 in Hohendode-
leben bei Magdeburg, gest. 12. Mär» 1831
in Wörlitz bei Dessau, wurde 1781 Lehrer
am Philanthropin in Dessau und nachher
Hofmeister des Grafen Sievers. Zuletzt
trat er 1812 in die Dienste des Königs
von Württemberg, der ihn zum Geh.
Legationsrat, Mitglied der Hoftheaterober-
intendanz und Oberbibliothekar ernannte.
1829 zog er sich nach Wörlitz zurück.
M. wurde in den Freimaurerbund 6. Mai
1778 in der Loge Zu den drei Kleeblättern
(damals noch in Magdeburg, später in
Aschersleben) aufgenommen. Am 20. Mai
1778 hielt er eine Abschiedsrede, 1779
schickte er einen Vortrag und ein Lied
ein. Über spätere Beteiligung am Logen-
leben verlautet nichts. [Vgl. L. 1882,
S. 158.]
Mutzdorff, Karl August, geb. 30. Juni
1771 in Berlin, gest. das. 15. April 1829,
studierte Theologie und Philosophie, führte
indes seine Studien nicht zum Abschluss,
sondern wurde Buchhändler. Er erhielt
1798 den Titel Kommerzienrat. 1823 wurde
er Oberlotteriekollekteur. — Zum Frei-
maurer wurde er 5. Sept. 1788 in der Loge
Zu den drei Degen in Halle aufgenommen.
In Berlin schloss er sich 1791 der Loge
Zu den drei Seraphim an, trat 1797 in
die Grosse National - Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln und wurde 1829 Mitglied
des altschottischen (Bundes-)Direktoriuins.
Durch Mitarbeit an der Durchsicht der
Grund Verfassung 1838 hat er sich sehr
verdient gemacht. Von Bedeutung sind
seine «Erläuterungen zu den Instruktionen
des Lehrlings-, Gesellen- und Meister-
grades«, die er von 1829 — 34 verfasste. Sie
wurden zum Gebrauch der Logen metallo-
graphiert. [Vgl. Geschichte der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), S. 431]
Mätzner, Eduard Adolf Ferdinand,
namhafter Philolog, geb. 25. Mai 1805 in
Rostock, gest. 13. Juli 1892 in Steglitz bei
Berlin, unterrichtete 1830 am französischen
Gymnasium in Berlin, wurde 1831 am
Gymnasium in Bromberg angestellt, 1838
zum Direktor der städtischen höhern
Töchterschule (jetzt Luisenschule) in Berlin
gewählt und hat diese Anstalt 50 Jahre
lang geleitet. 1888 trat er in den Ruhe-
stand. Obwohl er anfanglich der klassischen
Philosophie seine Arbeit gewidmet und
insbesondere Ausgaben griechischer Redner
veröffentlicht hatte, ging er später zum
Studium der englischen und französischen
Sprache über. Auf beiden Gebieten hat
er Erhebliches geleistet; seine französische
und englische Grammatik sind streng
wissenschaftliche Werke. Hervorragend ist
sein Altenglisches Wörterbuch, das er
aber nicht zu Ende führen konnte. — Erst
im Alter von 49 Jahren, 9. Juni 1854, trat
er in die Loge Zum goldnen Pflug in
Berlin, die er 1866 verlies», um sich der
Loge Zur Verschwiegenheit das. anzu-
schliessen, deren Vorsitzender Meister er
von 1870 — 91 gewesen ist. In die Grosse
National- Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln trat er 1870, und 1886 wurde er
zum Mitglied des Bundesdirektoriums ge-
wählt, dem er bis zu seinem Tode ange-
hörte. [Vgl. Bbl. 1892, S. 309, 405.1
Maurerei, s. Freimaurerei, Adoptions-
maurereL
Maurergruss. Die in älterer Zeit in
der Freimaurerei vorkommende, jetzt durch
Einführung der Logenpässe (s. d.) zurück-
gedrängte Sitte, wonach Freimaurer, die
eine, fremde Loge besuchten, beim Eintritt
einen Gruss von den Mitgliedern der Loge,
der sie angehörten, in bestimmten Formeln
bringen mussten, ist deutschen Hand-
werksgebräuchen entlehnt. Zum Ausweis
der Wandergesellen war der Reisegrusa
eingeführt, der auch heute auf den Ge-
sellenherbergen noch nicht ausgestorben
ist und dazu dient, sich auf der Reise
als zünftigeu und ehrlichen Gesellen aus-
I zuweisen und somit gegen jeden fremden
Meister und Gesellen das Recht geltend
zu machen, von ihm Zunftfreundlichkeit,
Gastfreundschaft und Unterstützung zu
verlangen. Der Zusammenhang zwischen
diesen Handwerksgrüssen und jenem frei-
maurerischen Gebrauch ist schon früher
erkannt und dabei zugleich auf den Unter-
schied hingewiesen worden, der insbesondere
bei den Maurern zwischen Gruss- oder
Wort- und Schriftmaurern oder Briefträgern
bestand, von denen sich jene einander bloss
durch gewisse Worte, Zeichen und Ge-
bräuche zu erkennen gaben, diese aber
sich durch Zeugnisse, Kundschaften u. 8. w.
auswiesen. [Vgl. die Schrift: Aufklärung
über wichtige Gegenstände der Freymau-
rerey u. s. w. Aus der Loge Puritas (1787),
S. 21, und besonders Schneider im
Alteuburger Constitutionsbuch vom J.
1803, S. 153. i Diese Förmlichkeiten wurden
in älterer Zeit mit einer übertriebnen
Strenge festgehalten. Dies gab Veran-
lassung, dass in Deutschland allgemein
durch einen kaiserlichen ErlaBB vom 16.
Aug. 1731 diese Handwerksgrüsse unter-
sagt und zugleich »der Unterschied zwischen
Grüssern und Briefträgern völlig aufge-
hoben, abgeschafft und verboten« wurde.
Der Erfolg dieses Verbots entsprach nicht
der Anordnung. Man behielt bei den Hand-
werkern die alte Sitte bei, nur dass man
j sich kürzer fasste und nicht mehr so streng
auf den Buchstaben der alten Form hielt.
Die inmittels eingeführten Kundschaften,
Pässe und Wanderbücher betrachteten die
Handwerker unter sich nur als Nebensache,
| während bei den Freimaurern die schrift-
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24
Maurerhalle, Die — Maurertag, Deutscher.
liehen Nachweise in den Vordergrund ge-
treten sind.
Maurerhalle, Die, nannte »ich eine Zeit-
schrift für Freimaurerei, herausgegeben
von R. R. Fischer, 4 Bande, Altenburg
1842 — 45. Sie ist die Fortsetzung der Al-
tenburger «Zeitschrift für Freimaurerei«.
Maurerjahr (Logenjahr) nennt man das
Jahr von Johanni bis Johanni, weil das
Johannisfest als das allgemeine Bundesfest
gilt. [Vgl. übrigens Zeit.]
Maurerquallt&t wird als untilgbar be-
zeichnet, wenn sie einmal durch die Auf-
nahmein regelrechter Form gegeben ist. Man
kann daher aus der Loge und dem Maurer-
bund austreten oder ausgeschlossen werden,
das übernommne Gelübde der Verpflichtung
zum Geheimnis verbleibt, und damit ist
gewissermassen der Charakter als Frei-
maurer unlöslich. Deshalb heisst es in
der II. der Alten Pflichten (s. d.) am
Schlüsse »sein Verhältnis zur Loge bleibt
unverbrüchlich«, ein Zusatz, der in der
Fassung von 1738 weggefallen ist. [Vgl.
FZ. 1883, S. 156.]
Maurertag, Deutscher. Wie in dem
Artikel über die Einheitsbestrebungen der
deutschen Freimaurer bemerkt wurde, geht
der Gedanke allgemeiner deutscher Maurer-
versammlungen zurück bis in die Mitte
des 19. Jahrhunderts. Unter dem 11.
April 1849 erschien ein Rundschreiben
der Loge in Glauchau, das einen •allge-
meinen deutschen Maurertag« empfahl.
[Vgl. FZ. 1849, S. 137.] Jedoch erst 1863
beginnt die eigentliche Strömung für solche
Versammlungen. [Vgl. Bh. 1863, S. 193,
217.] Der Verein deutscher Freimaurer
stellte ein Statut dazu auf. [Vgl. Bh. 1864,
S. 48.] Die Stimmen dagegen blieben
nicht aus. [Vgl. FZ. 1864, S. 58.] Nach dem
Scheitern der Idee einer deutschen National-
grossloge nahm der Verein deutscher Frei-
maurer die Sache wieder auf, und zwar
auf der Versammlung in Nürnberg 1886.
[Vgl. Mittheilungen a. d. Verein deutscher
Freimaurer 1886 87.] In dem damaligen
Bericht von R. Fischer in Gera (s. d.)
sind die Gründe dafür und dagegen
ausführlich dargelegt. Mau wollte, dass
diese M. zu dem Deutschen Grosslogen-
bund, dessen Einrichtung unverändert
fortbestehen sollte, in das Verhältnis einer
vorberatenden Körperschaft treten sollte.
Die Idee wurde weiterbehandelt in den
folgenden Versammlungen und in Königs-
berg 1889 eine förmliche Erschliessung
in obigem Sinne gefasst, zugleich aber
darauf hingewiesen, dass zunächst die Gau-
verbände (s. d.) weiter zu pflegen und zu
allgemeinen M. nach und nach auszubauen
seien. Der rheinisch-westfälische Logen-
verband (s.d.) nahm jene Entsehli essung auf
und brachte sie mittelst Rundschreiben
vom 15. Mai 1890 durch die Loge Eos in
Krefeld an den Deutschen Grosslogen tag,
wo sie 1890 auf der Tagesordnung erschien.
Die Einbringung des Antrags war formell
nicht ganz einwandfrei erfolgt; gleichwohl
wurde ein Ausschuss zu dessen Beratung
eingesetzt [vgl. Maurertägliche Rand-
bemerkungen (Frkf. a. M. 1891), S. 51. Der
Ausschuss war damals mit dem Gedanken
eines M. in Verbindung mit dem Deutschen
Grosslogentag so einverstanden, dass in
den Übergangsbestimmungen zu dem von
ihm aufgestellten Entwurf schon für den
18. Okt. 1891 der erstmalige Zusammentritt
in Aussicht genommen war. Der Ent-
wurf wurde aber von Frankfurt aus lebhaft
bekämpft [vgl. Maurertägliche Randbe-
merkungen (1891)]. Es waren 112 Abge-
ordnet« vorgesehen, die in allgemeiner,
unmittelbarer und geheimer Abstimmung
in den Johannislogen, nach Grosslogen
getrennt, im Meistergrad auf drei Jahre
gewählt werden sollten. Der Deutsche
Grosslogenbund blieb unberührt und sollte
als Bundesrat wirken, die Abgeordneten
sollten das Parlament bilden. Der Schwer-
punkt des Gegensatzes lag in der Mehrheit,
welche die altpreussischen Grosslogen durch
ihr Stimmenverhältnis erhalten haben wor-
den, wie das offen ausgesprochen wurde
in einer Denkschrift der Loge in Freiberg
vom 23. März 1891. Die Loge in Chemnitz
schloss sich dagegen unter dem 14. April
1891 rückhaltlos dem Plan an, ebenso die
Loge Wilhelm zur aufgehenden Sonne in
Stuttgart in einem Bericht vom 17. Dez. 1 892.
Eine Abänderungdes Entwurfs wurde nun in
einer weitern Versammlung des Ausschusses
in Leipzig am 7. Dez. 1891 beraten, in der
die Abgeordnetenzahl auf 58 zurückgeführt
wurde. Der Entwurf blieb auf dem Deut-
schen Grosslogentag in der Minderheit. Die
Sache wurde 1896 abermals aufgenommen,
und zwar von der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln. Der neue
Entwurf verminderte die Stimmenzahl der
Abgeordneten auf 32, bez. 84, und zwar so,
dass die Hälfte der Stimmen auf die drei
altpreussischen Grosslogen fiel. Aber auch
dieser Entwurf wurde abgelehnt. Damit
schien der M. auf unabsehbare Zeit erledigt.
In der freimaurerischen Presse ist viel da-
für und dagegen geschrieben worden. [Vgl.
Bh. 1888, S. 169; 1891, S. 121. Br. L. 1886 7,
S. 13. FZ. 1890, S. 362; 1891, S. 17, 19,
26. 44, 92, 137, 145, 153, 169, 300, 332.
L. 1891, S. 43. M. L. 1890 91, S. 195. Mit-
theilungen a.d. Verein deutscher Freimaurer
1891/2, S. 43.] Die Sache ruhte indes nicht.
Nachdem überhaupt alle Einigkeitsbe-
strebungen vom Deutschen Grosslogenbund
1898 abgelehnt worden waren, ging hei dem
rheinisch-westfälischen Logenverband vom
27. Mai 1899 in Köln abermals ein Antrag
auf Einberufung eines allgemeinen deut-
schen M. ein, der in Berlin Pfingsten 1900
tagen sollte. Er war von der Loge Vor-
wärts in M. -Gladbach -Rheydt gestellt
und wurde angenommen, verlief aber er-
folglos, da der Deutsche Gros9logentag
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Maurerwort — Mecklenburg. 25
darauf nicht einging. (S. Einigungsbe-
•trebungen oben I, S. 221.)
Maarerwort. Das M. gilt unter Freimau-
rern in Bezug auf Zusagen und Beteuerungen
als ein Eid (s. d.) und wird von allen Frei-
maurern streng und gewissenhaft gehalten.
Er steht in dem Ansehen zweifelloser
Glaubwürdigkeit [s. Wort. Bh. 1883, S.
8891.
Mauritius (Isle de France, br it. -afri-
kanische Insel im Indischen Ozean.) In
Port-Louis errichtete der Grossorient von
Frankreich 1778—90 vier Logen und 1806
in La Riviere Noire eine fünfte, von denen
nur noch die älteste besteht. Als die Insel
1810 englisch wurde, wurde für sie 1811
ein Provinzialgrossmeister von der eng-
lischen Grossloge ernannt und wurden 1816,
1858, 1860, 1875 und 1877 fünf Logen von
dieser Grossloge, 1858, 1878 und 1887 drei
von der Grossloge von Irland und 1864
eine von der Grossloge von Schottland
Sestiftet. 1878 und 1881 gründeten auch
as Supreme Conseil und der Grossorient
von Frankreich Logen in Port -Louis.
Gegenwärtig bestehen in Port- Louis fünf
Logen, und zwar zwei unterm Grossorient
von Frankreich und je eine unter den
Grosslogen von England, Schottland und
Irland. [Vgl. L. 1900, S. 125.]
Mauvillon, 1) Eleazar, geb. 1712 zu
Terrascon in der Provence, gest. 1777, er-
richtete in Leipzig ein Knabeninstitut,
wurde 1756 Professor der französischen
Sprache am Collcgium Carolinuni in Braun-
schweig und Lehrer des Erbprinzen. — 1765
in der Loge St. -Charles de l'indissoluble
fraternite' Freimaurer geworden, war er von
1766 an Schriftführer, dann Redner und
bei Stiftung der Loge St.-Charles de la
Concorde erster Aufseher. Zum Zutritt zu
der 1773 gestifteten Loge Zur gekrönten
Säule wurde er nicht aufgefordert. Von
den von ihm gehaltnen Reden sind mehrere
gedruckt; Kloss, Bibl. Nr. 874-878 führt
einige an.
2) Jakob, deutscher Schriftsteller, Sohn
des Vorigen, geb. 8. März 1748 in Leipzig,
fest. 11. Jan. 1794 in Braunschweig, wurde
766 Kollaborator in Ilfeld, dann Weg-
und Brückenbau-Ingenieur, 1771 Lehrer
der Kriegsbaukunst in Kassel und bei Er-
richtung eines Kadettenkorps Hauptmann
und Lehrer der Kriegswissenschaften. 1785
wurde er Major, nachher Oberstleutnant im
Ingeuieurkorps, Lehrer der Kriegswissen-
schaften für die jungen Offiziere am Col-
legiuin Carolinum in Braunschweig. Er istals
Übersetzer, als militärischer Schriftsteller
und Anhänger des Physiokratismus bekannt.
Freimaurer wurde er wahrscheinlich in
Kassel in der Loge Friedrich zur Freund-
schaft, in der er 1782 Redner war. 1783
übersetzte er das Umlaufschreiben zur Er-
richtung des Eklektischen Bundes ins Fran-
zösische und hielt 1784 bei Einweihung
der eklektischen Loge Zum Tempel der
wahren Eintracht in Kassel die Festrede;
in dieser Loge war er nachher zugeord-
neter Meister; als vormaliger Ordensmeister
ist er noch 1793 im (letzten vor der
Schliessung^ Mitgliederverzcichnis aufge-
führt. [Vgl. HZC. 1899/1900, S. 140.)
Mayer, I i Johann Tobias, der Jüngere,
I Mathematiker und Physiker, geb. 5. Mai
1752 in Göttingen, gest. das. 1830, war
Magister der Philosophie und Privatdozent
in Göttingen, folgte 1780 einem Rufe als
Professor nach Altdorf, wirkte von 1786
bis 1799 in Erlangen und alsdann bis zu
seinem Tode wieder in Göttingen. Er war
Stifter der Loge Zum goldnen Zirkel in
Göttingen, deren Schriftführer und dann
zugeordneter Meister. [Vgl. Heyne, Mit-
teilungen zur Vorgeschichte der Loge
Augusta zum goldenen Zirkel in Güttingen
(Göttingen 1896), S. 15.]
2) Johann Andreas Eduard v., Rats-
herr und Rentmeister, geb. 1794, gest.
2. Sept. 1874 in Dortmund, wurde in den
[ Freimaurerbund aufgenommen in der Loge
Zum hellen Licht in Hamm 9. Nov. 1825
und war, nachdem er 1827 — 28 das Amt
eines zugeordneten Meisters bekleidet
hatte, von 1828 bis Ende der fünfziger Jahre
der Vorsitzende der Loge. Es sind ver-
schiedne dichterische Arbeiten von ihm vor-
handen. Aus Anlass seiner 25jährigen
Logenleitung wurde 1853 eine Denkmünze
geprägt. [Vgl. BMW. Nr. 108. Bh. 1874,
Mazzonl, Giuseppe, Grossmeister der
ital. Freimaurerei, geb. 1808 zu Prato
in Toscana, gest. 11. Mai 1880 in Pisa,
wurde Advokat in Florenz, war 1849
Justizminister, nach der Flucht des Gross-
herzogs mit Guerrazzi und Montanelli
Triumvir, wurde nach der Reaktion zu
lebenslänglichem Gefängnis verurteilt,
floh aber nach Paris, wo er Sprachunter-
richt gab. 1859 heimgekehrt, lebte er
zurückgezogen und trat erst 1872 in das
Parlament, wo er zur Linken gehörte.
Grossmeister war er seit 1871. Der jetzige
Grossmeister Nathan, bei dessen Mutter,
I Sara Nathan, in Pisa M. lauge Zeit ver-
steckt lebte, bewahrt die Meisterschürze
M.'s auf. [Vgl. Alpina 1881, S. 142. Bh.
1880, S. 298. O. 1S81, S. 41.]
M. B. bedeutet: Makbenac (s. d.); in der
strikten Observanz war es die Bezeichnung
des letzten Ordensmeisteis Molay (Molay
Burgundicus), den Philipp 13. März 1314
verbrennen Hess.
Mecklenburg (Grossherzogtümerl. I.
Geschichte. In den beiden Grossherzog-
tümern M. fand die Freimaurerei zwar
schon 1754 Eingang, allein erst 1799
festen Boden. Der Stifter der ersten Loge
in M. war der Geheimrat Bransich Edler
von Bruu in Schwerin, der dort die Loge
St. Michael mit einer Stiftungsurkunde
der englischen Provinzialgrossloge von
Hamburg 15. Mai 1754 (eingeweiht 27. Mai
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Mecklenburg.
1754) gründete. Sie ging jedoch schon
1756 wieder ein. Erst mehrere Jahre
später schlug die Freimaurerei von neuem
Wurzel. Hofrat v. Handtwig, der auf
einer Heise in Preussen das damals von
der Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
bearbeitete sogenannte Clermontsche Sys-
tem (s. d.) kennen gelernt hatte, betrieb die
Errichtung einer nouen Loge nach diesem
System unterm Namen Zu den drei
Sternen in Roatock, wozu die genannte
Mutterloge 10. Juni 1760 Urkunde er-
teilte; in demselben Jahre wurde auch die
Schottenloge Zur Sonne daselbst ge-
gründet und 4. Dez. eröffnet. Von dieser
Loge, die damals auch der strikten Ob-
servanz beitrat, wurde 1767 die Loge Zu'
den drei Löwen in Wismar (s. d.) in Ver-
bindung mit einer schottischen Loge
Gustav zum goldnen Hammer, und 1774
die Loge Zum gekrönten goldnen Greif
in Neubrandenburg (s. d.) gegründet, wozu
die 1772 erfolgte Aufnahme des regieren-
den Herzogs Adolf Friedrich von M.-
Strelitz (s. d.) in den Freimaurerbund An-
lass gab. Die strikte Observanz fand
um jene Zeit fruchtbaren Boden in M.,
auch das klerikale System unter Starck 1
(s. d.), der damals in Wismar lebte, wurde
daselbst verbreitet und bis gegen 1780 j
gepflegt. Insbesondere waren dafür v.
Raven (s. d.), v. Röpert (s. d.) und v.
Schröder (s. d.) thätig. |Vgl. hierüber
M. Provinzialkalender, 1825, S. 45] Bald
nach seinem Auftreten fand auch die
Zinnendorfsche Lehrart in M. Eingang.
In Neustrelitz (s. d.) wurde 1777 von der
Grossen Landesloge zu Berlin eine Loge
Zur wahren Treue errichtet und ein
gleiches in Güstrow (s. d.) ohne Erfolg
versucht Allein alle diese Logen hatten
nur einen verhältnismässig kurzen Be-
stand, und ihre Thätigkeit endigte mit dem
Untergang der strikten Observanz, späte-
stens 1783, bei einigen wohl noch einige
Jahre früher. Auch die Bemühungen des
Provinzialgrossmeisters der englischen
Provinzialgrosslogc von Hamburg, v. Gräfe
(s. d.), die Rostocker Loge wieder ins Leben
zu rufen, blieben erfolglos. Erst gegen
Ende des 18. Jahrh. erwachte die freimau-
rerische Thätigkeit in M. von neuem. Zu-
erst war es die Loge Zu den drei Sternen
in Rostock (s. d.), die 1799 unter dem
damaligen englischen Provinzialgrossmeis-
ter der Kurhannöverschen und Mecklen-
burgschen Lande, Herzog Karl von M.-
Strelitz (s. d.), wieder aufgerichtet wurde.
Schon 1800 trat aber in dieser Loge eine
Spaltung ein, welche die Errichtung einer
neuen Loge in Rostock unterm Namen
Tempel der Wahrheit unter der Grossen
Lanaesloge in Berlin veranlasste. Die dritte
Loge, die 1805 in Güstrow (s. d.) errichtet
wurde, brachte auch eine dritte maure-
rische Lehrart nach M., die der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln. Im weitern Verlauf gewann aber
die schwedische Lehrart (&. d.) immer mehr
Boden ; zu ihr gehörte die nächstgegründete
(1809) Loge, Harpokrates zur Morgenröte
in Schwerin (s. d.). Von Rostock aus wurde
1815 unter dem Provinzialgrossmeister
Herzog Karl eine Loge englischer Lehrart
in Neubrandenburg (s. d.) errichtet, die
noch jetzt bestehende Loge Zum Friedens-
bunde. Aber auch von der andern Ro-
stocker Loge, Tempel der Wahrheit, bei
der 1812 übrigens auch eine Andreasloge
Lucens errichtet worden war und die sich
unter den Gebrüdern v. Nettelbladt (s. d) sehr
gehoben hatte, wurde infolge der Ver-
setzung des jüngern v. Nettelbladt nach
Parchim hier die Loge Friederica Ludo-
vica zur Treue 1818 gegründet (s. Parcbim),
und schon 1819 folgte ihr die Loge Zur
Vaterlandsliebe in Wismar (s. d.), die
von der Grossloge von Hamburg, zu der
in demselben Jahre die Loge Zu den drei
Sternen in Rostock getreten war, gestiftet
wurde. Die Lehrart der Grossen Landes-
loge in Berlin fand bald darauf in
Bützow (s. d.), wo 1821 die Loge Zur
Eintracht errichtet ward, sowie in Rostock
selbst durch Errichtung der Loge Prome-
theus in demselben Jahre, nicht minder
in Boizenburg (s. d.), wo 1822 die Loge
Vesta zu den drei Türmen entstand, neue
Stätten. 1823 führte eine Spaltung der
Loge Zu den drei Sternen in Rostock zur
Gründung einer neuen Loge Irene zu den
drei Sternen, die gleichfalls von der Grossen
Landesloge in Berlin mit Urkunde ver-
schen wurde (s. Rostock). Auch die
drei nächsten Logen, die 1834 gegründete
Loge Friedrich Franz zur Wahrheit in
Waren (s. d.), die jedoch bald wieder
einging, 1880 aber wieder aufgerichtet
wurde, ferner die 1846 errichtete Loge
Georg zur wahren Treue in Neustrelitz
(s. d.) und die 1850 errichtete Loge Atha-
nasia zu den drei Löwen in Wismar (s. d.),
gehören demselben Verband an, wogegen
die jüngste Loge, die 1881 gestiftete Loge
Zum Friedenstempel in Friedland (s. d.),
der Grossen National-Mutterloge „Zu den
drei Weltkugeln angehört. — Übrigens
wurde schon 1819 eine Provinzialloge der
Grossen Landesloge in Berlin und in
demselben Jahre auch eine Provinzial-
loge der Grossloge von Hamburg, beide
in Rostock, errichtet, von denen diese
1881 wieder einging. 1820 errichtete die
Grosse Landesloge in Rostock auch das
Provinzialkapitel Inseparabilis. — Nach-
dem sich schon seit mehreren Jahren die
Logenmeister der zur Grossen Landesloge
gehörigen Logen jährlich versammelt
haben, ist 1896 daneben ein allgemeiner
Mecklenburgscher Gauverband (s. d ) ins
Leben gerufen worden, der jährlich eine
Versammlung abhält Chr. 0. Fr. W.
v. Nettelbladt (s. d.) gründete und leitete
den »Kalender für die Provinzialloge von
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Mecklenburg-Schwerin —
Meck lenburg- 8t rcl itz.
27
M.u.s.w.«(Parchiml821 — 46), der sich durch
wichtige geschichtliche Abhandlungen
auszeichnet; ferner gab F. A. Polick eine
sehr gute Geschichte der Freimaurerei in
M. unter dem Titel »Beitrage zur Ge-
schichte der Freimaurerei in den beiden
Grosgherzogthümern M.« (3 Hefte, Ro-
stock 1854) heraus. Seit 1872 erscheint das
•Mecklenburgische Logenblatt« (s. d.), das
die Lehrart der Grossen Landesloge in
Berlin vertritt und manche wertvolle
rituelle und geschichtliche Arbeiten ent-
hält. — IL Statistik. Es bestehen in
M-Schwerin: A. Unter der Grossen
Landesloge in Berlin: a) das Provinzial-
kapitel von M. und Neuvorpommern
Inseparabilis in Rostock; b) die Pro-
vinzialloge von M. und Neuvorpommeru
in Rostock; c) 2 Andreaslogen in Ro-
stock und in Schwerin; d) 7 Johannis-
logen in Rostock, Schwerin, Parchim,
Bützow, Boizenburg, Waren und Wismar.
B. Unter der Grossen Loge von Ham-
burg: 2 Johannislogen in Rostock und
Wismar. C. Unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln a) die
delegierte altschottische Loge in Güstrow;
b) nie Johannisloge das. Insgesamt 10
Johannislogen. — In M.-Strelitz be-
stehen insgesamt 8 Johannislogen, und
zwar je eine unter der Grossen Landes-
loge in Berlin (in Neustrelitz), der Grossen
Loge von Hamburg (in Neubrandenburg)
und der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln (in Friedland).
M ec k 1 en burg-Sch werln (Fürstenhaus).
Nur ein Mitglied dieses Fürstenhauses war
Freimaurer: Friedrich Ludwig, Erb-
grossherzog von M.-S., Sohn des Grossher-
zogs Friedrich Franz L, geb. 18. Juni 1778,
gest. 29. Nov. 1819, der 16. Sept. 1818 in
der Loge Zur Eintracht in Berlin aufge-
nommen und zum Ehrenmitglied der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln ernannt wurde. [Polick, Bei-
träge zur Geschichte der Freimaurerei in
M., Heft 3 (1855), S. 78 und 84.J
Mecklenbnrg-Streliti (Fürstenhaus).
Vier Söhne des Herzogs Karl Ludwig
Friedrich sind dem Freimaurerbunde bei-
getreten: 1) Adolf Friedrich IV., Her-
zog von M.-S., geb. 5 Mai 1738, gest. 2.
Juni 1794, Hess sich als regierender Her-
zog 20. Dez. 1772 von einer Abordnung
der Rostocker Loge Zu den drei Sternen in
Mirow in den Freimaurerbund aufnehmen
[vgl. Polick, Beiträge zur Geschichte der
Freimaurerei in M. (1854), Heft 1, S. 32.
Die Vorbereitungsrede von G. F.
Schröder s. ebend. S. 82—92} und schloss
sich 1774 der Loge Zum gekrönten gold-
nen Greif in Neubrandenburg an, deren
Mitglied er bis zu seinem Tode war. Am
23. März 1774 trat er dem Tempelherren-
system zu und wurde zum Praefectus ad
honores in Ratzeburg (Mecklenburg) er-
nannt. Die Schottenloge in Neubranden-
burg nahm ihm zu Ehren den Namen
Adolf zum Ritteringe an.
2) Karl Ludwig Friedrich, Herzog und
seit 1815 Grossherzog von M.-S., geb.
10. Okt. 1741, gest. 6. Nov. 1816, wurde
27. Okt. 1766 in Celle in der Wohnung
des Oberappelationsrats v. Uffel (s. d.)
durch eine Abordnung der Loge Friedrich
in Hannover aufgenommen. Er trat 1767
dem Tempelherrensystem zu und wurde
1772 auf dem Konvent zu Kohlo zum
Protektor des Orden« in Hannover und M.
ernannt. 1773 versuchte er gemeinschaft-
lich mit dem Prinzen Ludwig von Hessen-
Darmstadt (s. d.) die Zwistigkeiten zwischen
der Berliner Grossen I^andesloge und der
strikten Observanz zu schlichten und ver-
anlasste deshalb den Zusammentritt einer
Konferenz 14. Okt. in Berlin unterm Vor-
sitz des Prinzen Friedrich August von
, Braunschweig (s. d.), wozu er v. Raven ib. d.)
I sandte. Mit Falcke (s. d.) und einigen
, andern stiftete er eine engere vertraute
Verbindung in Hannover unterm Namen
»die sieben Verbündeten« [vgl. Die Frei-
maurerei im Oriente von Hannover (1859),
S. 18.J Um Starcks klerkales System kennen
zu lernen, liess er sich von ihm 1778 in
Hannover in dieses einweihen und trat auch
dem 1778 geschaffnen Lyoner System der
Chevaliers bienfaisants de la Sainte Cite*
(s. d.) zu. Schon vor dem Konventzu Wil-
helmsbad (s. d.) befreiten sich durch seine
und Falcks Bemühungen 1780 die Logen
Hannovers vom tempiarischen System und
verwandelten das Kapitel in eine alt-
schottische Loge, die ihm zu Ehren den
\ Namen Karl zum Purpurmantel annahm
und die höhern Grade nur historisch
mitteilte. In ihrem Grundgesetz von
\ 1780 wurde Herzog Karl als Protektor
. aller vereinigten Logen in den kurbraun-
. schweigschen , herzoglich mecklenburg-
• sehen, fürstlich münster-, waldeck- und
hildesheimschen Landen anerkannt. Seine
Verdienste um den Bund, namentlich um
die Loge zum weissen Pferde in Hannover,
wurden von dieser dankbar anerkannt. Am
5. Juli 1786 erhielt er von der Grossen Loge
von England eine Bestallung als Proviu-
zialgrossmeister im Kurfürstentum und
den übrigen Staaten des Königs von Eng-
land. Er eröffnete die Provinzialgrossloge
28. Nov. 1786; auch veranlasste er die
Errichtung eines Royal Arch-Kapitels bei
der Loge Zum schwarzen Bär in Hanno-
ver, das aber bald wieder einschlief. Selbst
nach seinem Regierungsantritt (1794) nahm
er als Provinzialgrossmcister thätigen An-
teil an den seiner Obhut anvertrauten Lo-
gen. So bestätigte er 1801 die Annahme
des Schröderschen Rituals, auch ge-
hörte er zu Schröders »Vertrauten Brü-
dern« (s. d.i. Die mecklenburgschen Lo-
gen Zu den drei Sternen und Tempel
der Wahrheit in Rostock, Phöbus Apollo
in Güstrow, Harpokrates zur Morgenröte
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23
Mecklenlmrgscher Gauverbaud
— Mehmet v<m Köniptreu.
in Schwerin und Zum Friedensbunde in
Neubrandenburg; widmeten seinem An-
denken 1817 eine Denkmünze [vgl. HMW.
Nr. 158]. Auch die Loge Zum Rauten-
kranz in Hildburghausen erwählte ihn von
ihrer Stiftung an bis zu seinem Tode be-
ständig zu ihrem Meister vom Stuhl. [Vgl.
Die Freimaurerei in Haunover (1859),
Polick, Beiträge etc., 3 Hefte (1854—55)
an mehrern Stellen u. Wanner, Geschichte
der Loge Zum weissen Pferde in Hanno-
ver (1896), S. 58.]
3) Ernst Gottlob Albert, Prinz von
M.-S., grossbritannischer Generalmajor und
Gouverneur in Celle, geb. 27. Aug. 1742,
gest. 17. Mai 1814, soll von 1773 an Mit-
glied der Loge Zu den drei Sternen in
Rostock gewesen sein. Er trat auch (wahr-
scheinlich 1770) als Socius et Amicus emi-
nens Ordinis der strikten Observanz zu.
Wahrscheinlich war es dieser Prinz von
M. , der 1777 mit Gugomos (s. d.), der
nach dem Konvent in Wiesbaden (s d.)
im Verborgnen lebte, im Schriftwechsel
stand.
4) Georg August, Prinz von M.-S., geb.
16. Aug. 1748 in Mirow, gest. 6. Nov. 1785
in Prag, wurde 1. März 1768 in der da-
mals in Neapel arbeitenden Loge della
Vittoria in die drei Johannisgrade aufge-
nommen; noch 1775 steht sein Name im
Mitgliederverzeichnis einer der neapoli-
tanischen Logen. Nachdem er den Schotten-
grad in der Loge Friedrich zum weissen
Pferde in Hannover erhalten hatte, trat er
am G.Juli 1709 als Socius et Amicus eminens
dem Tempelherren.Hystem zu und war auch
auf der Konferenz in Berlin gegenwärtig.
1773 soll er sich der Loge Zu den drei
Sternen in Rostock angeschlossen haben.
Nachdem er nach Österreich gekommen
war, schloss er sich 8. September 1774 der
Wiener Loge Zu den drei Adlern an und
wurde 1775 ihr zugeordneter Meiäter. Als
2. März 1776 die Grosskomturei St. Polten
(Schottenloge Albert zum goldnen Helm
in Wien) geschaffen wurde, wurde er deren
Grossmeister (schottischer Obermeister).
Nach Prag versetzt, trat er 1782 der dor-
tigen Loge Zu den drei gekrönten Sternen
bei und wurde noch in demselben Jahre
Grossmeistcr der Provinzialloge von Böh-
men, legte jedoch diese Würde 1783 nieder.
In der am 18. Aug. 1778 von Losa (s. d.)
dem Konvent in Wolfenbüttel («*. d.) vorge-
tragnen abenteuerlichen Geschichte wurde
sein Name genannt; er war zugegen, als
Prinz Ludwig von Hessen -Darmstadt (s. d.)
in die nach Vorschrift bereitete magische
Bouteille sah und daraus wahrsagte. [Vgl.
Auf den Tod des Herzogs Georg August
von M.-S., k. k. Generalmajor. Von keinem
Maurer, aber einem Verehrer der Maurer
(17*5). W. J. 1785, S. 247. A_bafi, Ge-
schichte der Freimaurerei in Österreich-
Ungarn, V, 43, 45, 64.1
5) Der gegenwärtige Grossherzog Fried-
rich Wilhelm ist zwar nicht Freimaurer,
aber Protektor der Logen in Neubranden-
burg und Neustrelitz.
Mecklenburgscher Ganrerband oder
»Vereinigung der Johannislogen beider
Mecklenburg« wurde 2. Febr. 1896 in
i Rostock (Vereinte Loge) gegründet. Die
. erste Versammlung fand in Neustrelitz
j 31. Mai 1896 statt [M. L. 1895,6 S. 213.
! L. 1896 S. 110.], die zweite am 23. Mai
1897 in Güstrow [L. 1897, S. 182], die
1 dritte in Rostock 18./19 Mai 1898 [M. L.
I 1897/98, S. 208J, die vierte in Rostock
| 10-/11. Mai 1899 [M. L. 1898/99, S. 197],
die fünfte in Schwerin 20. Mai 1900.
M. L. 1899, 1900, S. 201]. Der Verband
besteht aus 13 Logen: Rostock (2), Boizen-
burg, Bützow, Friedland, Güstrow, Neu-
brandenburg, Neustrelitz, Parchim, Schwe-
rin, Waren und Wismar (2).
Medaillen, s. Denkmünien.
Meding, Oskar, beliebter Romanschrift-
steller (Pseudonym: Greg. Samarow), geb.
11. April 1828 in Königsberg i. Pr., stu-
dierte Rechtswissenschaft und war zur Re-
gierungübergegangen, zunächst in Preussen,
dann iu Hannover, woer vonKönigGcorgV.
mehrfach mit diplomatischen Sendungen
betraut wurde. Bei dem Übergang Hanno-
vers anPreussen blieb M. beim König Georg
und ging als dessen Vertreter nach Paris, wo
er drei Jahre blieb. Beim Ausbruch dea
Kriegs mit Frankreich kehrte M. nach
Berlin zurück, lehnte aber die Aufforde-
rung zum Eintritt in den preussischen
Staatsdienst ab und widmete sich von da
an lediglich litterarischen Arbeiten. —
Für die Freimaurerei hat M. stets grosses
Interesse gehabt, ist in den Bund ein-
getreten 21. Febr. 1897 in der Loge Eleusia
zur Verschwiegenheit in Bayreuth und
wurde erster Meister der 4. April 1897 ge-
gründeten Loge Galilei zur ewigen Wahr-
heit in Berlin.
Meerane (St. im Königr. Sachsen, 23074
E.). Maurerischer Klub: Bruderverein
unter der Loge in Glauchau, gegr. 1. März
1868. Mitgliederzahl (1899): 27. Vera,
jeden Donnerstag im Gambrinus. Ferien:
Mitte Juli bis Ende August.
Mehmet tob Königtren, auch Königs-
treu, 1) Johann Ludwig, geb. 12. Nov.
1709, gest. 4. Mai 1775 in Döhren bei
Hanuover, war in der Loge Zu den drei
Zirkeln in Leipzig fi. Mai 1743 aufgenom-
men, als Sekretär bei der Stiftung der
Loge Jonathan in Braunnchweig thätig,
nahm 1746 an der Errichtung der Lo^e
Friedrich in Hannover teil und trat 1769
in Hannover der strikten Observanz zu.
[Vgl. Wanner, Geschichte der Loge Zum
weissen Pferde iu Hannover (1895), S. 8.]
2) Georg Ludwig, Bruder dea Vori-
gen, geb. 1720, gest. im April 1752
m Belum, Kapitänleutnant, nachher
Rittmeister bei der Grenadiergarde zu
Pferde in Hannover, wurde 19. Jan.
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Meiningen — Meissner.
29
1744 in der Loge Absalom in Hamburg
Maurer, war Stifter und erster MeiBter
vom Stuhl der Loge Friedrich in Han-
nover 1746, in demselben Jahre auch Gross-
meister des schottischen Kapitels Judica in
Hamburg, sowie Mitglied der 1. Jan. 1747
errichteten Schlüssel-Loge Gideon und der
9. Febr. desselben Jahres errichteten afri-
kanischen Loge in Hamburg. fVgl. Die
Familie v. Königtreu von Friear. Voigts
im Vaterländischen Archiv, 1845, S. 844;
Wanner, Geschichte der Loge Friedrich
z. w. Pf. in Hannover (1896), S. 8; vgl.
auch Vaterländisches Archiv, 1824, I, und
Voigts, Die Freimaurer-Logen im König-
reiche Hannover (2. Aufl., Hann. 1855), S.2.]
Meiningen (Herzogtum), s. Sachsen-
Meiningen.
Meiningen (Hauptst. des Herzogtums
Sachsen - Meiningen , 12869 £.). Sehr
frühzeitig, bereits 7. Sept 1741 wurde
hier 1) von der Loge Zu den drei Welt-
kugeln in Berlin eine Loge Aux trois
boussoles gegründet, die jedoch schon
im Nov. 1743 ihre Arbeiten einstellte. 2)
Die strikte Observanz stiftete hier (Ordens-
name «Rothenberg«) 16. April 1774 die
noch jetzt bestehende Loge Charlotte
zu den drei Nelken, eingew. 31. Aug.
1774. Zugleich wurde in diesem Jahre
8) eine altschottische Loge Charlotte
zu den drei Nelken gegründet, die 1787
einging. Für die Freimaurei interessierten
sich besonders die Herzogin Charlotte
Amaliageb. Prinzessin von Hessen-Philipps-
thal und ihre beiden Söhne, die Prinzen
Karl und Georg. Nach der ersten führt
die Loge ihren Namen Charlotte; die bei-
den Prinzen, später Herzöge, führten nach-
einander den ersten Hammer. Freiherr
v. Hund (s. d.) beschloss hier seine Tage,
wurde jedoch in Mellrichstadt in der Staat-
kirche beerdigt in tempelritterlicher Klei-
dung und mit einem goldnen Ring am
Finger mit der Inschrift: N. V. I. 0.
(nulla vi invertitur ordo); ein gleicher
King erbt in der Loge von Meister zu
Meister. Das Logenarchiv enthält auch
die Beschreibung der Beerdigungefeierlich-
keiten, bei denen der Herzog mit seinem
Minister zugegen war, und eine Ab-
schrift des v. Hundschen Testaments, so-
wie den Schlüssel zu dessen Metallsarg.
In Mellrichstadt ist seit der Erneuerung
der Kirche in der Mitte des 19. Jahr-
hunderta der Grabstein nicht mehr vor-
handen. 1776 errichtete die Loge eine
Armenschule und ein Schullehrerseminar
trgl. Bode, Almanach für 1778J. Auch
esteht bei der Loge seit 1846 die »Bern-
hardshülfe« (zu Ehren des Herzogs Bern-
hard so genannt und an dessen Regierungs-
jubiläum gestiftet), eine Witwen- und
Waisenstiftung. [Eine von der Loge aus-
gegangne Denkmünze s. HMW. Nr. 126.]
Von 1787 bis 8. Aug. 1816 ruhten die Ar-
beiten. 1819 schloss sich die Loge der Grossen
Landesloge von Sachsen an, der sie noch
heute angehört. Die beiden Logen inM. und
Hildburghausen vereinigten sich.1827, hoben
aber 1834 diese Verbindung wieder auf.
Seit 1838 hält die Loge in M. wieder
regelmässige Versammlungen. [Vgl. L. I,
147.1 Seit 1874 besitzt die Loge ein eig-
nes Haus, Bismarckstrasse 47. Die Licht-
einbringung erfolgte am 31. Aug. 1874,
dem 100jährigen Stiftungstag der Loge.
Vers, den 1 . Montag jeden Monats. Ferien :
Juli und August. Mitgliederzahl (1899):
137. Gesetzbuch und Statuten vom 24.
Nov. 1890. Die Loge besitzt eine Sterbe-
kasse. Bücherverzeichnis von 1892.
Meissel (engl, chisel; franz. ciseau), ein
Werkzeug, das zur Bearbeitung des rohen
Steins von den Steinmetzen benutzt wird.
In Prestons Illustrations (1812) S. 86, heisst
es: »Der M. zeigt die Vorteile guter Zucht
und Erziehung. Das Gemüt i9t gleich dem
Diamanten in seinem ursprünglichen Zu-
stande ungeschliffen; sowie aber der Ge-
brauch des M.'s bei der Bearbeitung der
Aussenseite des rohen Diamanten seine
verborgnen Schönheiten sehr bald zum
Vorschein bringt, so macht die Erziehung
die verborgnen Tugenden des Gemüts
sichtbar und zieht sie hervor auf das weite
Feld der Materie und des Raums, um den
Gipfel der menschlichen Erkenntnis, unsre
Verpflichtungen gegen Gott und die Men-
schen zu entfalten.«
Meissen (St. im Königr. Sachsen, 18820
E.). 1) Hier wurde schon 1768 eine Loge
St. Karl zu den drei Totenköpfen
gegründet. Sie war eine Winkelloge und
hat kaum über das Jahr ihrer Stiftung
hinaus bestanden [vgl. FZ. 1883 S. 179 fg.J.
2) Am 12. Nov. 1836 wurde ein Frei-
maurerklub gegründet, der bis Ende
1838 thätig war. 3) Ein neuer Klub wurde
12. Okt. 1846 unterm Namen Akazien-
verein in Cölln bei M. ins Leben ge-
rufen. Aus ihm ging 4) die Loge Zur
Akazie hervor, gest. von der Grossen
Landesloge von Sachsen 3. Febr., eingew.
9. April 1847. Sie arbeitete bis Johanni
1855 im Rittergute Cölln und wurde 6.
Nov. 1855 nach M. verlegt. Seit 14. Sept.
1890 besitzt sie ein eignes Haus, Leip-
zigerstr. 20. Mitgliederzahl (1899): 148.
Vers, den 1. Dienstag. Klub Sonnabends.
Ferien: Juli und Aug. Bücherverzeichnis
1899. [Vgl. Viertel und Schaufuss, Ge-
schichte der Loge (1897).]
Meissner, 1) Joh. Karl, geb. 1783 in
Nürnberg,gest. das. 24. Okt. 1861, wendete
sich dem Kaufmannsstande zu und wurde
Wechselsensal. Besondere verdient machte
er sich als Beförderer gemeinnütziger An-
stalten, z. B. der Blindenanstalt, sowie als
Direktor der 1792 gegründeten Leih- und
Unterstützungskasse. Dem Freimaurer-
bunde gehörte er als Mitglied der Loge
Zu den drei Pfeilen in Nürnberg an und
war 22 Jahre 1838—60 deren Meister vom
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30
Meister.
Stuhl. Er war ein wissenschaftlich streb-
samer, ein geist- und gemütvoller und
in heiterer Gesellschaft gern gesehener
Mann, dabei schlicht und eiufach, aller
eitlen Ehre abhold, offen und bieder
— das wahre Musterbild eines Frei-
maurers, der, wie er sprach und schrieb,
auch handelte. Von ihm erschienen
»Vorträge auf dem Gebiete der Humanität
und Lebensphilosophie« (Nürnb. 1858 u.
1861) , zwei Sammlungen von ihm in der
Loge gehaltner Vortrage. Nach seinem
Tode erschienen seine »Gedichte« (Nürnb.
1862) .
2) Friedrich Ludwig, Arzt, geb. 25.
Aug. 1796 in Leipzig, gest. 4. Dez. 1860
in Dresden, studierte in Leipzig und wurde
darnach daselbst Arzt. Er war auch als
Schriftsteller thätig und wirkte daneben
gemeinnützig für seine Vaterstadt. — Am
5. Mai 1820 in der Loge Apollo dem
Maurerbunde^zugeführt, bekleidete er dort
verschiedne Ämter und war 1835 — 51 ihr
Meister vom Stuhl. 1841 wurde M. zum
zugeordneten Landesgrossmeister von
Saehsen erwählt und 11. März 1857 zum
Landesgrossmeister, was er bis zu seinem
Tode blieb. Infolge dieser W ahl siedelte
er nach Dresden über und schloss sich 1857
der Loge Zu den drei Schwertern u. s. w.
das. an. Hier führte er, 1859 dazu ge-
wählt, den ersten Hammer bis zu seinem
Tode. Im Begriff, eine Arbeit in der
Schwerter-Loge zu beginnen, sank er am
Eingang zum Tempel, von einem Schlag-
anfall getroffen, am 4. Dez. 1860 tot nieder.
Seiner taktvollen Hammerführung gelang
es, lange schwebende Zwistigkeiten in seiner
Loge beizulegen. Er stand auch an der
Spitze des Dresdner Engbunds, und be-
deutungsvoll war seine Wirksamkeit als
Grossmeister. In der maurerischen Litte-
ratur ist er bekannt als Begründer und
langjähriger Herausgeber der Zeitschrift
»Latomia* (s. d.), in der er reiche maure-
rische Erfahrung, unermüdlichen Eifer und
Fülle eines vielseitig gebildeten Geistes
niederlegte. [Vgl. Festschrift zum Jubi-
läum des 150 jährigen Bestehens der Loge
Zu den drei Schwertern u. s. w. (Dresd.
1890), wo auch sein Bild. L. XIX, 200. j
3) Edmund Paul, Sohn des Vorigen,
Arzt, geb. 6. Sept. 1830 in Leipzig, gest. das.
1. Aug. 1896, ward 1857 Assistenzarzt H.
Kl., 1864 Stabsarzt, 1870 Oberstabsarzt,
1875 Divisionsarzt zu Leipzig und bei
seinein Austritt aus der aktiven Armee
Generalarzt II. Klasse. — In den Frei-
maurerbund wurde M. aufgenommen in
der Loge Apollo in Leipzig 14. Okt. 1850
durch seinen Vater (s. oben 2), war
1888 Verkehrsschriftführer bis 1890 und
von da bis zu seinem Tod zugeordneter
Meister vom Stuhl. Er bearbeitete die
Matrikel seiner Loge und deren Geschichte
von 1799 bis 1864. Viele seiner lehr-
reichen Vorträge sind in der Freimaurer-
zeitung abgedruckt. [Vgl. FZ. 1896, S.
297.]
Meister (engl, master, franz. maitre).
Der Name des 3. Grads (s. Grade), des
höchsten der Johannismaurerei (s.d.). I. Die
Entstehung des Meistergrads stammt nach
der früher ziemlich allgemein verbreiteten
Annahme, die sich auf die Behauptungen
von Fessler (s. d.) und Krause (s. d.)
stützt, aus der Mitte des 17. Jahrh. und
soll aus der Absicht hervorgegangen sein,
den Einzuweihenden das Andenken an den
Tod König Karls I. von England ein-
dringlich zu machen und sie in den Plan,
König Karl II. auf den Thron zu setzen,
einzuweihen. Man habe, nahm man an,
die Maurerlogen damals seiten der könig-
lich Gesinnten in Englaud dazu benutzt,
die Einsetzung des Sohnes König Karls L
auf den Thron zu betreiben ; da aber hierzu
grosse Vorsicht notwendig gewesen sei, so
habe man diejenigen Maurer, die man zu
dieser Verschwörung für befähigt gehalten,
in einen geheimen Grad, gleichsam als
engern Auschuss, vereinigt und hier unter
der Mythe des erschlagnen und wieder zu
erweckenden Hiram (s. d ), den König
Karl I. vorstelle, den politschen Plan ver-
hüllt. Obwohl dieser Zweck nach der
Thronbesteigung Karls II. weggefallen sei,
habe man doch den einmal eingeführten
Meistergrad beibehalten und jener Hiram-
sage eine symbolisch-moralische Deutung
verliehen. — Diese Behauptung stellt sich
durch neuere Forschungen als völlig
unbegründet dar. Die Geschichte weiss
| nichts von dergleichen politischen Um-
trieben im Schosse der Freimaurerei. Die
wahre Geschichte der Entstehung dieses
Grads ist vielmehr folgende: Ursprüng-
lich bildeten die Masons nur eine Ge-
nossenschaft mit gleichen Rechten und
Pflichten, ohne besondere Grade, d. h. Be-
förderungsstufen, mit deren Erlangung ein
weihevoller Akt verbunden war. Lehrlinge,
Gesellen und M. gab es nur im Sinne der
Werkmaurerei. M. konnte nur der wer-
! den, der 7 Jahre als Lehrling gelernt und
die M.-Prüfung bestanden hatte, voraus-
gesetzt, dass er auch die Mittel dazu besass,
sich als M. an einem Orte niederzulassen.
In der Genossenschaft galt er jedoch nicht
mehr und nicht weniger, als der, der
ebenfalls die M.-Prüfung mit Erfolg ab-
gelegt hatte, aber nicht Werkmeister war.
Beide hiessen fellows oder fellow-crafts,
was nichts andres bedeutet, als Genossen,
Gesellen oder Brüder. Die vorherige Ab-
legung der M.-Prüfung scheint daner die
Bedingung zur Aufnahme in die Genossen-
schaft gewesen zu sein; nirgends findet
man, dass man auch dem Lehrling den
Namen fellow gegeben oder ihm ein Amt
übertragen hat, obwohl er, wenigstens ist
es mit Sicherheit in Schottland der Fall
gewesen, bei allen Versammlungen und auch
Aufnahmen zugegen sein durfte. Auch in
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Meister, deputierter — MeiBter aller Grade.
31
der spekulativen Maurerei im 17. und zu {
Anfang des 18. Jahrh. hat man wohl nur
einen Grad, nur einen Akt feierlicher Auf-
nahme gekannt. Der M.-Grad ist daher
ebenso, wie vermutlich die Unterscheidung
in Lehrlings- und Gesellengrad, ein Produkt
der Humanitätsmaurerei nach der Grün-
dung der Grossloge von England. Sein )
wesentlicher Inhalt ist die Hiramlegende, j
die bis zu Anfang des 18. Jahrh. in der
Maurerei noch nicht bekannt war und |
erst mit der Einfuhrung des 3. Grads ,
durch Anderson oder Desaguliers in diese
eingeführt ward. Auf die Quellen zu I
dieser Legende weist Anderson selbst hin |
in der von ihm verfassten Schrift »Ver- j
teidigung der Maurerei«, einer Entgegnung
zu Prichards Verräterschrift «Zergliederte
Freimaurerei* (London 1730). Es sind !
Stellen aus Virgil und Ovid, denen die
Hiramlegende nachgebildet ist. Durch die
Aufnahme gebildeter und den höhern
Kreisen angehörender Personen in die
Brüderschaft war doch wohl allmählich
eine gewisse Sichtung unter den Mitgliedern
Bedürfnis geworden. So wurde den bei-
den ersten Graden der dritte hinzugefügt,
indem man die Versinnbildlichung des
Unsterblichkeitsgedankens in einer drama-
tischen Form zur Darstellung brachte.
Um eine solche Neuerung auch den Werk-
maurern, die zähe an ihren alten Ge-
bräuchen und Verfassungen festhielten,
möglichst annehmbar zu machen, wurde
an den Salomonischen Tempelbau ange-
knüpft. Zeichen, Wort und Griff des M.
— in dem Sinne von Werkmeister oder
Stuhl meister — , die im alten Ritual schon
vorhanden waren, wurden auf geschickte
Weise mit der neuen Erfindung in Ein-
klang gebracht. Als Zeitpunkt der Ein-
führung des 3. Grads lassen sich jetzt mit
ziemlicher Sicherheit die Jahre 1723—25
anführen. Zur Zeit der Abfassung und
Veröffentlichung des Konstitutionenbuchs
von 1723 war er sicherlich noch nicht
eingeführt; denn nach den Alten Pflichten
und Verordnungen werden die Beamten-
stellen bis hinauf zum Grossmeister von
Gesellen verwaltet, während sie nach der
Einführung des M.- Grads nur den M.
offen standen. W. J. Uughan weist in
seiner Schrift •Origin of the English Rite
of Freemasonry« (London 1884) auf S. 20
tiurauf hin, daas der M.-Grad schon im
Jahre 1724 erteilt wurde, und aus dem
Protokoll der Grossloge von England vom
27. Nov. 1725 geht hervor, dass um diese
Zeit der M.-Grad allgemeine Anerkennung
gefunden haben muss. — Findel (s. d.) da-
gegen meint: Bei Begründung der Grossloge
von England geschah einer Einteilung
der Brüderschaft in drei Grade keine Er-
wähnung und von Vorrechten der M. war
auch in den nachfolgenden Jahren keine
Rede. Da 1720 einige wichtige Hand-
schriften verbrannt wurden, die »Geheim- I
nisse und Gebräuche« (also Katechismen)
enthielten, lasst sich auf innere Verände-
rungen im Schosse der Brüderschaft
schliessen. Diese ergaben sich von selbst
aus dem Bedürfnis nach Sichtung und
Auswahl der Brüder infolge des Wachs-
tums der Logen. Da nach Anderson im
J. 1721 «Gesellen und Meister« (im Sinne
symbolischer Grade) «nur in der Gross-
loge« befördert und erhoben wurden, liegt
der positive Beweis der Neuheit der Ein-
richtung vor, der dann auch durch gesetz-
liche Bestimmungen im Konstitutionen-
buch von 1723 bekräftigt wird. Der Stoff
für den dritten Grad war schon teilweise
in den alten Katechismen gegeben, teil-
weise entnahm man es Ovid, Virgil und
andern Quellen, zu denen H. Olivier die
1715 in London erschienenen jüdischen
Targums rechnet. [Vgl. Schwalbacb, »Stu-
dien über den M.-Grad« (Brl. 1884), auch
abgedruckt Bst. R. 2.-4. Jahrg. Schauer-
hammer, »Der M.-Grad«: R. 1899, Nr. 1—3.
BZC. 1889, S. 86. Bh. 1868, S. 257, 287;
1874, S. 30. L. 1886, S. 51. S. auch oben
I, 256. Findel, Entstehung des M.-Grades
in Venn. Schriften, S. 79. D. M. Lyon,
History of the Lodge of Edinburgh
(Mary's Chapel) Nr. 1 (Edinburgh and
London 1873).]
Meister, deputierter, s. Zugeordneter
Meister.
Meister, Königliche und Erlesene
[Royal and Select Masters]. Diese erst
etwa Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrh.
entstandne Vereinigung von Hochgraden
verdankt ihren Ursprung Nordamerika.
Sie umfasst die vier Grade des Most
Excellent Master, des Royal Master, des
Select Master und des Super-Excellent
Master, die auch mit dem umfassenden
Namen Cryptic Masonry bezeichnet wer-
den. Die Grade werden in Räten (Coun-
cils) erteilt, die unter einem Grossrat
(Grand Council) stehen. In den Ver-
einigten Staaten bestehen 34 Grossräte
mit etwa 400 Räten und 25000 Mitgliedern.
Von ihnen sind 12 unabhängig, während
die übrigen 22 das 1880 gründete General
Grand Council der Vereinigten Staaten
bilden, das aller drei Jahre zusammen zu
treten pflegt. Von hier sind die Grade
auch nach Kanada und Grossbritannien
gedrungen. In Kanada besteht ein eigner
Grossrat. Der Grossrat von England ist
29. Juli 1873 und der von Schottland
1880 gegründet; jener zählt 24, dieser
2 Räte.
Meister, schottischer, s. Schottischer
Meister.
Meister ad vitam, s. Lebenslänglich und
Grossmeister.
Meister aller Grade (Maltre a tous les
grades), eigentlich der Name der 12. Klasse
des Rites der Philalethen (s. d.), häufig
auch eine Bezeichnung, welche diejenigen,
die alle Grade eines Systems besitzen, in
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32
Möisterberatungen — Meister vom Stuhl, Logenmeister, Stuhlmeister.
maurerischen Schriften ihre Unterschritt
beifügen.
Meisterberatungen (Meisterkonferen-
zen, Meisterrersammlungen) sind entweder
hausgesetzliche Beratungsversammlungen
der Meisterschaft, rücksichtlich deren
alles gilt, wie sonst für die Beamtenver-
sammlungen; ausserdem werden hier und
da die Meißter zu den letztern nur mit
beratender Stimme zugezogen, um sie in
die Verwaltung der Loge einzuweihen und
für Beamtenstellen heranzuziehen.
MeisterschlUssel kommt in der Zinnen-
dorfschen Lehrart vor, ist von Elfenbein
und bedeutet die Berechtigung, in die Logen
der Lehrlinge, Gesellen und Meister zu
gehen. Einige wenige altere deutsche
Logen haben diesen Schlüssel als Meister-
zeichen beibehalten. [Vgl. BZC. 1880,
S. 281.)
Meistervereinteung der Johannislogen
von Berlin und der Provinz Brandenburg,
gegr. 1888. (S. Stuhlmeieterversamm-
lungen.)
Meister vom Seheine des Lichts hiessen
bei den Rosenkreuzern des 18. Jahrh. die
Freioiaurermeister, weil man die ersten
drei Freimaurergrade nur als Vorschule
de« eigentlichen Wissens betrachtete.
Meister vom Stahl, Logenmeister,
Stuhlmeister (franz. Maftre en chaire, ;
auch Ve*ne*rable, engl, master in the chair
oder of a lodge, auch worshipful master .
Fwortführ ender — ein Ausdruck, der bei der
Grossen Landesloge in Berlin für den Vor-
sitzenden höherer Grade üblich ist]), der
Name des Vorsitzenden einer Johannis-
Freimaurerloge. Er wird — mit wenigen
Ausnahmen, z. B. in den Logen schwe-
discher Lehrart auf 3 Jahre (s. Lebens-
länglich) — stet« auf ein Jahr, und zwar 1
in der Regel von sämtlichen Mitgliedern I
einer Loge, oft auch nur von denen, die
den MeiBtergrad besitzen, aus deren Mitte
erwählt. Bei seiner erstmaligen Wahl
findet eine feierliche Einsetzung entweder
durch seinen Vorgänger im Amte oder
durch einen Abgeordneten der Grossloge,
womöglich den Grossmeister, statt. Nach
den Gesetzen der Grossloge von London
darf kein Meister vom Stuhl mehr, als
zweimal hintereinander zu diesem Amte
berufen werden. Ebenso soll nach den I
Alten Pflichten niemand Meister werden, I
der nicht mindestens vorher ein Jahr als
Aufseher Dienste geleistet hat, Vor-
schriften, die heutzutage nicht mehr be-
achtet werden, und mit Recht. Von
ihm geht die Leitung der Logcnthätigkeit
und die oberste Führung aller Angelegen-
heiten der Loge aus; er ist dafür teils der
Loge selbst, teils der ihr vorgesetzten
Grossloge verantwortlich. Er hat für die
Aufrechthaltung der Gesetze der Loge
und die Befolgung der freimaurerischen
Grundsätze zu sorgen und die Thätigkeit
der übrigen Beamten zu überwachen. Er |
beruft, eröffnet und schliesst die Logeu-
veräammlungen. — Die Pflichten und
Rechte des M. v. S. sind in den ver-
sehiednen Gesetzbüchern der einzelnen
Grosslogen und Logen naher und zum
Teil abweichend voneinander be-
stimmt. Das Amt hat bei seiner eigen-
artigen Stellung seine besondere Schwierig-
keit. Einerseits muss der Meister im Ein-
klang mit den Mitgliedern handeln und
darf sich am allerwenigsten zu ihnen in
einen Gegensatz stellen, andrerseits soll er
in geistiger Beziehung ihr Führer und
Berater sein. Ihm liegt es ob, die geistige
Förderung der Mitglieder im Auge zu be-
halten, er soll die Einigkeit unter ihnen,
den Frieden zwischen ihnen bewahren,
er muss aber auch bereit sein, jedem
Mitglied mit seinem Rat zur Seite zu stehen.
Vor allem soll er auch als Freimaurer ein
Vorbild für die Mitglieder sein und mit Be-
geisterung die maurerischen Lehren pflegen
und bethätigen. Dazu hat er die Loge
nach aussen zu vertreten. Djm liegt vor
allem ob, die Beziehungen zu den
Schwesterlogen und Nachbarlogen freund-
schaftlich und würdig zu gestalten, den
Verkehr mit der Grossloge_zu unterhalten,
dabei die Pflege der Ökonomie und
innern Verwaltung nicht aus dem Auge
zu lassen. Da er (in Deutschland) bei
Streitigkeiten unter den Mitgliedern nach
dem für alle deutschen Logen gelten-
den Gesetz, betr. das Verfahren bei Ver-
letzung maurerischen Pflichten (vom 1.
Mai 1889), erste Instanz ist, so muss er
möglichst allen Streitigkeiten der Mitglie-
der untereinander vorzubeugen und sie
in der Stille, ehe es zur Klage kommt,
auszugleichen suchen. Darum sei ihm
das oft gebrauchte Wort »Liebe« nicht
Phrase, sondern er übe sie zu jeder Zeit,
— soweit er kann. Wenn er wirklich
Meister sein will, so folge er dem höchsten
Vorbild der Meisterschaft nach und suche
den Mitgliedern zu dienen in Liebe und
Demut. Eine vortreffliche Beschreibung
des Stands eines M. v. S. giebt Krause in
Lennings Encvklopädie II, 448; dazu
Köthener Taschenbuch 1805, S. 184. Der
Meister soll thunlichst keine auffallenden
körperlichen Gebrechen an sich haben, um
schon in der äussern Erscheinung tadellos
zu sein. Er darf weder zu jung, noch zu alt
sein ; soll möglichst eine bessere gesellschaft-
liche Stellung einnehmen, die zwar reprä-
sentiert, zu der aber selbstverständlich der
moralische Wert zu treten hat. Auch
eine unabhängige Stellung im Beruf und
Leben trägt viel zu erleichterter Thätig-
keit bei. Geordnete finanzielle Verhält-
nisse und eine gewisse Wohlhabenheit
sind nur willkommen, extreme politische
oder kirchliche Parteirichtung zu ver-
meiden. Allseitige Bildung wird voraus-
gesetzt. Der Meister soll geistig hoch-
stehen und einen freien Blick haben; aber
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Mclchi*edckslogen — Melesino.
auch Gemüt muss ihm innewohnen, von Be-
geisterung für die Sache der Maurerei muss
er getragen werden. Er muss cinigermasscn
der Rede mächtig sein; Pünktlichkeit und
Ordnungsliebe seien ihm eigen; heiteres, ge-
selliges Temperament halt die Mitglieder
zusammen, [vgl. Näheres über die Eigen-
schaften eines Stuhlmeisters in R. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die Amts-
tätigkeit der Logenmeister (Lpz. l£91),
S. 8. Findel, Geist und Form der Frei-
maurerei (6. Aufl., Lpz. 1898), S. 81.) —
Im 18. Jahrhundert wurde der Vor-
sitzende Meister vielfach GroBsmeister ge-
nannt, was zu manchen Irrtümern im
Laufe der Zeit geführt hat Verdiente
abtretende Meister werden oft mit dem Titel
Ehrenmeister (s. d.), auch Altmeister (s. d.),
Alt- und Ehrenmeister ausgezeichnet und
erhalten ein besonderes Ehrenzeichen In
England heisst der abgetretne M. v. S.
Pastmaster (s. d.). — Der Logen-
meister ist für die Zeit seiner Amtsdauer
Mitglied seiner Grossloge. [Vgl. Bh. 1886,
S. 347; 1888, S. 197. L. 1880, S. 1. FZ.
1864, S. 145. — Eine statistische Übersicht
der Berufsklassen, die beim Stuhlmeister-
amt beteiligt sind, aus d. J. 1884 s. L.
1885, S. 14J
Melchlsedekslogen wurden solche Logen
genannt, die nur aus Israeliten bestanden.
Eine solche war 1787 in Hamburg, musste
aber in demselben Jahre wieder eingehen.
Auch unterm Namen Toleranzlogen (s. d.)
waren dergleichen bekannt, wie zu An-
fang der neunziger Jahre des 18. Jabrh.
in Berlin eine solche bestand.
.Meldorf (St. in der preuas. Provinz
Schleswig-Holstein, 3671 E.). Hier finden
Freimaurerversammlungen unter der Loge
in Marne statt. Vers. 1. Mittwoch im
Monat. Lokal: Hotel Hinrich Hotje.
Melek, Melech, ein Wort das in ver-
schiednen französischen höhern Graden als
Passwort und heiliges Wort gilt.
Melesino (auch Mellssino), Graf, zu-
letzt russischer Generalleutnant, Grieche
von Geburt, gest. um 1808, stiftete um 1765
in Rußland als erster Grossaufseher der
damaligen Provinzialloge (s. Russland) eine
eigentumliche Lehrart höherer Grade in
der von ihm geleiteen Loge Zur Ver-
schwiegenheit in Petersburg, das aber über
die Grenzen Russlands wenig hinausge-
kommen ist. Es ist eine der seltsamsten
Hochgradlehrarten , die ein Aufsatz von
(Hofrat) Fischer in der A. Z. 1828, Heft
1, S. 20, gut kennzeichnet. Wir be-
schränken uns hier auf folgende Mit-
teilungen: Die vier von M gestifteten
höhern, an die gewöhnlichen drei symbo-
lischen anschliessenden Grade sind: 4) das
dunkle Gewölbe, 5) der schottische Meister-
und Rittergrad, 6) der Philosophengrad,
7) das Klerikat. Der vierte Grad behandelt
in der Hauptsache die Begräbnisgeschichte
Hirams (s.d.). Die Mitglieder heissen auser-
Allgemeinee Handbuch der Freimaurerei. II.
wählte Meister. Im Gebrauchtum ist hier,
wie auch im folgenden fünften Grad, die
Zahl vier vorherrschend. Auch der fünfte
Grad stimmt mit dem des schottischen
Meisters (a. d.) in der Hauptsache überein.
Die Offenbarung Johannis ist an die Stelle
des Evangeliums Johannis getreten; Patron
ist der Apostel Andreas. Ganz abweichend
ist der Charakter des sechsten oder Philo-
sophengrads. Über diesen heisst es n. a. O
S. 23: »Dieser Grad ist eine so arge und
leere Frömmelei, ein solches Spiel mit
Gebeten und Eiden ohne Mass, wie ohne
Bedeutung und Ziel, dass man nicht weiss,
wie einem zu Mute wird, und man geneigt
sein möchte, diese , Kammer der Weisheit'
(wie die Loge hier heisst) eher für eine
Kammer der Tollheit zu halten. Es wird
hier als die Absicht der Freimaurerei be-
zeichnet, die goldne Zeit wieder herzu-
stell en vermittelst einer ungeheuchcltcn
Furcht Gottes, vermittelst genauer Be-
obachtung der vorgeschriebnen Pflichten
und durch Demut.« Der siebente Grad
hat' einen geistlichen Charakter; die in der
Versammlung, die Konklave heisst, An-
: wesenden tragen ein Chorhemd und über
diesem den Mantel der Tempelherren mit
gewissen besondern Abzeichen. Als das
Geheimnis der Konklave wird Weisheit,
d. i. die Erkenntnis Gottes und der ganzen
Natur bezeichnet. Die ganze Lehrart hatte
keinen rechten innern Zusammenhang, und
insbesondere scheint der sechste, Philoso-
phengrad gar nicht zu den übrigen zu ge-
hören, die auf dieser Stufe vielmehr einen
weltlichen Rittergrad voraussetzen lassen.
Nettelbladt [im Provinzialkalender für
Mecklenburg, 1837, S. 41] bestritt die An-
nahme Fischers, dass Starck (s. d.) aus dem
siebenten M. 'sehen Grad das Klerikat
gebildet habe, da dies vielmehr älter, als
jener Grad sei. M. vermochte jedenfalls
durch Beine Persönlichkeit, die als
höchst einnehmend geschildert wird —
•er hielt mit gleicher Vollkommenheit
Loge in vier Sprachen und hatte dabei
einen herrlichen Anstand und eine siegende
Beredsamkeit«, sagt Fischer von ihm a.a.O.,
I S. 20 — diese Lehrart in Ansehen und
Geltung zu erhalten. Aber plötzlich, bald
nach Eröffnung der Provinzialloge durch
Kurakin (s. Busaland), fand er sich ver-
anlasst, auf Grund einer Polizei Verordnung
vom April 1782, die geheime Gesellschaften
verbot, seine Loge zu Bchliessen und sich
ganz von der Maurerei zurückzuziehen.
Mit ihm fiel auch seine Lehrart. Den wahren
Grund findet v. Nettelbladt wohl nicht
mit Unrecht in einer ganz audern Er-
wägung. In Mitte eines solchen Gewirrs,
wie damals in der russischen Freimaurerei
geherrscht, habe eine Lehrart, wie die M.'s,
sich wohl erhalten, selbst sich durch Ord-
nung und Regelmässigkeit, auf die er in
seiner Loge durchaus hielt, Achtung er-
werben und diese zum Mittelpunkt der
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34
Memel — Memphis, Rite de.
Besten und Gebildetsten machen können.
Aber M., ein talentvoller Mann, in seinen
bürgerlichen Verhältnissen hochstehend,
mochte den maurerischen Namen, den er
sich erworben, nicht Preis geben Als
daher die festere Gestaltung der Provinzial-
loge und die von einzelnen Maurern er-
worbnen bessern Kenntnisse auf eine andre
Ordnung der Dinge im Innern und Austern
hinwiesen, besondereaber das Unzusammen-
hängend» und Unbefriedigende der Grade
des M offenbar zu machen aufingen, fand
er es der Klugheit angemessen, seine
Wirksamkeit einzustellen [Xettelbladt,
a. a. O., S. 44. Taute, Maurerische Bücher-
künde (Lpz. 18S6), zu Nr. 1412.1
Memel (St. in der preuss. Prov. Ost-
preussen, 19195 E.). I. Hier bestand früher
eine 1780 in Li bau, von dem Grossmeister
der Grossen Loge von England, Herzog
Montagu, durch den Grafen v. Kettler ge-
gründete und wahrscheinlich 1789 nach M.
verlegte Loge Irene, die 24. Jan. 1799
von der Grossen Landesloge in Berlin
Stiftungsurkunde erhielt und, als 1805
in Russland die Freimaurerei verboten
wurde, decken musste. Sie verlegte
1824 ihren Sitz nach Tilsit (s. d ).
II. Gegenwartig bestehen hier unter der
Grossen National-MutteTloge Zu den drei
Weltkugeln : 1 ) die Johannisloge Memphis,
von der Provinzialloge Zu den drei Kronen
zu Königsberg 23. Febr. 1776 zunächst als
Deputationsloge gestiftet, 1781 zur selb-
ständigen Tocnterloge Memphis zum Obe-
lisk erhoben, bei der Grossen National-
Mutterloge angenommen 16. Juli 1799.
Vers, den 2. und letzten Mittwoch jeden
Monats. Ferien: vom Johannisfest bis
Mit te September. Eignes Logen haus, ein-
geweiht 5. Aug. 1876. Mitgliederzahl
(1899): 60. Milde Stiftungen: a) Schlägers
Unterstützungskasse. Kapital: 105i*0 M., für
notleidende Mitglieder und deren Ange-
hörige; b) Schläger-Carosus-Fond«, Kapital :
10000 M.; c) Schläger- Begräbnisfonds,
Kapital: 3500 M.; d) Brzoska - Stiftung,
eveut. für arme Seeleute, Kapital: 1000 M.
nom; e) Loll-Stiftung. [Vgl. Ed. Hermes,
Geschichte der Loge beim 60jährigen Be-
stehen. Gerdion, Geschichte der Loge beim
100jährigen Bestehen] 2) Die delegierte
altschottische Loge Auroraz umTempel
der Weisheit, gegr. 14. Sept. 1803.
Memmingen (St. im Königr. Bavern,
9972 E.). Hier bestand gegen das Ende
des 18. Jahrhunderts die Loge Zur
Morgenröte, die 19. Okt. 1792 von der
Unionsloge in Frankfurt a. M. eine Stif-
tungsurkunde erhielt und 20. Mai 1793
eingeweiht wurde.
Memphis, Rite de, oder, wie er sich
selbst vollständig nannte, »der orientalische
Freimaurerorden von M.« (der alten
ägyptischen Königsstadt) soll nach der
Ordenssage von einem 46 n. Chr. durch
den hl. Markus zum Christentum bekehrten
Ormus(Ormuzd hiess der gute Gott der alten
Perser) und einer unter ihm vereinigten
Essenerschule herrühren. Die Ritter von
Palästina sollen 1 150 die maurerische Weis-
heit nach Edinburg gebracht und dort
eine Grossloge gegründet haben. Hier
müsse der Ursprung der neuem Maurerei
gesucht werden. Die wahre Geschichte
dieses Ritus | vgl. Bulletin du Gr. Or
de France, 1862, S. 4I9J weiss von einer
Verbindung mit solchen frühern Ereig-
nissen nichts, sondern erst 1«14 brachte
ihn ein gewisser Sam. Honis, der aus Kairo
gebürtig war, nach Frankreich und be-
: gründete hier 1815 die erste Loge: Les
i disciples de M. zu Montauban. Gross-
meister dieser Loge (Grand Hierophante)
wurde 1816 Marconis der Ältere. Aber
schon in demselben Jahre musste sie sich
»en sommeil« erklären. Erst 1*38 nahmen
Les disciples de M. ihre Arbeit in Paris
wieder auf, und in demselben Jahre ent-
stand dort eine zweite Loge Osiris.
Marconis der Jüngere wurde Grosshiero-
phant [vgl. L. XX, 20]. Nach Ausweis
der damals ans Licht getretnen Statuten
war das ganze System mit viel orientalisch-
mystischem Pomp ausgestattet; doch trat
es mit Forderungen auf, die wohl geeignet
waren, dafür einzunehmen: seine Mit-
Slieder sollten sich mit den Angehörigen
er verschiedensten Maurerarten in Ein-
vernehmen halten; die Beförderung in einen
höhern Grad sollte nicht bezahlt, sondern
lediglich dem Verdienst gewährt werden
und nur erfolgen, nachdem der zu Be-
fördernde einen Aufsatz über den vorigen
Grad verfasst hatte. Es entstanden neue
Logen: eine dritte in Paris, andre in
[ Brüssel, Marseille, London, Amerika, Smyrna
und Buenos Aires. In Paris wurden drei
Supreme Conseils und solche auch ausser-
halb Frankreichs nebst Provinziallogen
errichtet. Aber die Polizei löste 1843 den
Orden auf. 1848 wurde er in Paris wieder
aufgeweckt und erhielt eine neue Einrich-
tung von MO »Graden des Wissens«, die
in drei Reihen zu je 30 Graden eingeteilt
wurden. Der oberste Grad (das Sanctuaire)
sollte auf die Verwaltung keinen Einfluss
haben und sich ausschliesslich dem Eso-
tcrismus widmen, woran eine unbeschränkte
Zahl aus dem ganzen Orden ausgewählter
Mitglieder teilnehmen sollte, ohne dadurch
besondere Vorrechte zu erhalten. Als ihm
1851 durch den politischen Umschwung in
Frankreich ein vorläufiges Ende bereitet
wurde, verlegte er seinen Sitz nach London,
von wo aus er bessere Fortschritte machte
und sich über Grossbritannien nach Brüssel,
Genf, New York und selbst nach Australien
ausbreitete. Durch eine neue Einrichtung
wurden die 90 Grade 1860 auf 80 einge-
schränkt, augenscheinlich in der Absicht,
den Orden in dieser neuen Form sozusagen
besser auf den maurerischen Markt zu
bringen. In Berlin wurde 1861 einem
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Meuachem — Merck.
3>
seiner Agenten durch die dortigen
Grogslogen »ein Treiben bald gelegt. [FZ.
1861, Nr. 10. L. XX, 176.] In den sech-
ziger Jahren mit dem Grossorient von
Frankreich angeknüpfte Verhandlungen
führten zur Anerkennung durch diesen
und zu weitgehenden Zugeständnissen.
[Bulletin du Gr. Or., Nov. 1862, S. 418;
März 1^64, 8 8.] Wir können in diesem
höchst pomphaft, für einen gereinigten
Geschmack unwürdig aufgeputzten Ritus
nur einen der bestechendsten Versuche er-
blicken, die Freimaurerei auf einem neuen,
pikanten Wege, dem eines symbolischen
Spaziergangs durch die verschiedensten
Kulturepocheu hindurch, zu der Theo-
sophie mancher längst überwunduen Hoch-
gradsysteme einer frühern Zeit zurück-
zuführen. [Vgl. Marconis de Negre, Le
•Soleil mystique, Journal de la maconnerie
universelle (1853), S. 193. L'Hie>ophante, d<?-
veloppement complet des mysteres macon-
niques par J. E. Marconis et E. N. Alotter
(Paris 1840). L. XXII, 16. FZ. 1861,8.341;
1863, 8. 115. Lachmann, Geschichte und
Gebräuche der Hochgrade (ßraunschweig
1866h S. 181. Vorige Auflage dieses Hand-
buchs U, 308.] Am 6. November 1868 be-
achloss die Loge Les Disciples de M., den
Ritus von M. aufzugeben und zum franzö-
sischen Ritus überzutreten, wobei sie den
Namen Les Disciples du Progres annahm.
Ihr folgte die Pariser Loge Les Phila-
delphes. Seitdem ist in Frankreich dieser
Ritus erloschen, steht aber anderwärts
noch in Blüte; wenigstens führt das An-
nuaire du Gr. Or. de France für 1898,
8. 250, für folgende Länder Souveräne
Sanktuarien des Ordens von M. und Mis-
raim <s. d.) auf: England und Irland,
Schottland, Italien, Spanien, Rumänien
i vereinigt mit dem Obersten Rat), Ägypten,
Ostindien, Kanada, die Vereinigten Staaten
von Nordamerika und Australien (in Mel-
bourne). Aus der Zusammenstellung des
M. mit dem Misraim-Ritus (s d.) ist zu
schliessen, dass sich in diesen Ländern
diese beiden Riten verschmolzen haben.-
Jfenachem, ein Tröster, i»t ein in ver-
schiednen französischen höhern Graden
als Pass- und heiliges Wort gebrauchter
Ausdruck. [ Vgl. Manuel maconnique, 8. 204.]
Mendelssohn, Moses, Philosoph, geb.
6. Sept. 1729 in Dessau, gest. 4. Jan. 1786
in Berlin, war mit Lessing sehr vertraut
und ein freidenkender Mann, der seinem
Glauben treu anhing, ohne eine andre
Religion zu verachten. Die deutsche
Sprache verdankt ihm einen Teil ihrer
Bildung und Würde, und die philosophischen
Untersuchungen erhielten durch ihn ein
gefälliges Gewand. Noch 1777 unterhielt
sich M. mit Lessing in Wolfenbüttel über
Freimaurerei, nachdem ihm dieser seinen
•Ernst und Falk« zugeschickt hatte. [Vgl.
Bh. 1879, Nr. 48. Z. 1886, S. 13 ]
Menge, Georg Friedrich, geb 11.
Febr. 1818 in Heinde, gest. 5. Mai 1879
in Hildesheim, war Sekretär an der Justiz-
kanzlet, später Obergerichtssekretär in
Hildesheim. Am 16. Aug. 1844 in die Loge
Pforte zum Tempel des Lichts aufgenom-
men, wurde er deren zweiter Aufseher.
1849 zugeordneter Meister vom Stuhl und
1851 Meister vom Stuhl, welches Amt er
ohne Unterbrechung 2-5 Jahre lang bis
zu seinem Tode verwaltete. Seinem em-
sigen Fleiss verdankt die Loge die Neu-
ordnung ihrer reichen Bibliothek und ihres
i Archivs, ein treffliches Gesetzbuch, die
neuen Statuten ihrer Witwenkasse, ein vor-
zügliches Gesangbuch, neue, von der Grossen
Loge Royal York genehmigte Rituale aller
drei Grade, sowie eine Geschichte der
ersten 100 Jahre der Maurerei in Hildes-
heim (bis 1862). Von seinen übrigen zahl-
reichen maurerischen Arbeiten, Vor-
trägen, Ansprachen u. dgl. hat er be-
dauerlicherweise fast nichts drucken lassen,
noch zu drucken gestattet. Welches An-
seheus er sich in der maurerischen
Welt erfreute, zeigte sich besonders bei
den schwierigen und ausgedehnten Ver-
handlungen, welche die Auflösung der
Grossloge des Königreichs Hanuover und
den Anschluss der meisten hannöverschen
Logen an Royal York begleiteten. Von
Georg V. zuletzt zum Grossmeister ge-
macht, von Royal York nachher zum ersten
Grossaufseher erwählt, hat er hauptsäch-
lich (1867) den Übergang unter boiderseit*
befriedigenden Bedingungen vermittelt und
den Entwurf der neuen Grosslogengesetze
entsprechend ausgearbeitet.
Meitacuheltsbund. Üher die ideale Auf-
fassung des Freimaurerbunds als eines
solchen s. Freimaurerei.
.Mentor ist die Bezeichnung eines in
Vorschlag gekommuen neueu Beamten
der Loge, der, wie bei den Evergeten (s.d.1!,
die Aufgabe haben sollte, die Einfügung
des neuen Glieds in die Kette zu befes-
tigen, indem er bemüht sein sollte, da'*
Verständnis der Persönlichkeiten, der Na-
tur der menschlichen Gesellschaft und der
gesellschaftlichen Pflichten und Aufgaben
zu wecken und zu nähren. In Deutsch-
land ist es zur Zeit bei dem Vorschlag
geblieben; in Ungarn hat man den M. ein-
geführt. Über seine Pflichten verbreitet
sich des nähern O. 1*95, 8. 141. [Vgl. L.
1885, S. 9. ML. 1884/85, 8. 171.1
Merck, Heinrich Johann, Kaufmann
und Senator in Hamburg, geb. 27. Febr.
1770 in Schweinfurt, gest. 23. Okt. 185:i
in Hamburg, wurde 5. Juni 1800 in die
Loge Absalom das. aufgenommen, war
Schatzmeister, dann erster Aufseher in
der Loge Etnanuel das., 1838 —50 Ver-
treter der Grossen Loge von England bei
I der Grossen Loge von Hamburg, seit 1820
verdienstvoller Vorsteher, später Patron
des Krankenhauses. Bei seinem 50jähr.
Maurerjubiläum 1850 wurde er zum Ehren-
8*
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86 Merkel —
grossmeistcr ernannt. Auf M. wurde 1844
eine Denkmünze geprägt [HMW. Nr. 98].
Merkel, 1) Paul Wolfgang, Kaufmann
in Nürnberg, geb. 1. April 1756 in Nürn-
berg, gest. das. 16. Jan. 1820, war 1789 Mit-
Btifter der Loge Zu den drei Pfeilen das. I
und 20 Jahre lang thätig bei allen Vor-
kommnissen in ihr. Eine grosse Anzahl
Reden von ihm sind erhalten, auch Ent-
würfe für die innere Einrichtung der Loge.
1794 errichtete er das Archiv. 1796 zum Vor-
sitzenden Meister erwählt, lehnte er dieses
Amt ab, blieb aber andauernd in andern
Ämtern für die Loge thätig und machte
noch 1805 Vorschläge für Verbesserung
des Logenvermögens. Er hatte den grössten
Einfluss auf die Entwicklung der Loge und
namentlich in der Bewegung zu Gunsten
der Gothaer Bestrebungen zur Errichtung |
eines deutscheu Logenbunds. Er bahnte i
auch die Verbindung mit Fr. L. Schröder
(s. d.) an. Auf ihn wurde 1820 eine Denk-
münze geschlagen [HMW. Nr. 138].
2) Johann, Kaufmann und zweiter |
Bürgermeister von Nürnberg, geb. 18. Nov.
1785, gest. 25. Jan. 1838, war Mitglied der
Loge Zu den drei Pfeilen in Nürnberg
und sieben Jahre deren Meister vom Stuhl,
in welcher Eigenschaft er Bedeutendes ge-
schaffen hat. [Vgl. Zd. 1838, S. 139.]
Merseburg (St. in der prcuss. Provinz I
Sachsen, 18827 E). 1) Hier besteht
unter der Grossen National-Mutterlose Zu
den drei Weltkugeln eine Johannisloge
Zum goldnen Kreuz, gegr. 12. Mai
1805, eingew. 22. Okt. 1805. Sie war zum
sächsischen Logenbund getreten, sc bloss
sich aber 1815 wieder an die vorgenannte
Grossloge an. Mitgliederzahl (1899): 126.
Vers.: Donnerstags. Klub: täglich. Fe-
rien: Juli und August. Eignes Logen-
haus: Domplatz 3, eingew. 18. Juli 1825.
Hausgesetz vom 9. Dez. 1886, bestätigt 5.
Jan. 1887. Milde Stiftungen (vier) mit .
einem Gesamtkapital von ca. 29200 M.
[Vgl. Seffner, Geschichte der Loge (1855).] i
2) Die 24. Okt. 1810 gegründete delegierte |
altschottiscbe Loge Ernst zur Dank-
barkeit ist seit 30. April 1849 wieder ge-
schlossen.
Merzdorf, Johann Friedrich Lud-
wig Theodor, Dr. phil., Grossherzogl.
Oberbibliothekarin Oldenburg, geb. 25. Aug.
1812 in Leipzig, gest. 21. März 1877 in Olden-
burg, übernahm 1839 eine Privatlehranstalt
in Elsfleth und wurde 1841 an die öffent-
liche Bibliothek in Oldenburg berufen,
deren Neukatalogisierung, Übersiedlung
und Aufstellung in dem prächtigen Neu-
bau er besorgte. — Er wurde 30. April 1884
in der Loge Apollo in Leipzig aufgenommen,
erhielt schnell die folgenden Stufen und
war eine Zeit lang Bücherwart dieser
Loge, die ihm, wie die Loge Minerva da-
selbst, die neuen Verzeichnisse ihrer Bü-
chereien verdankt. Nach seiner Übersied-
lung nach Oldenburg bewirkte er die
Merzdorf.
Wiedereröffnung der Loge Zum goldnen
Hirsch das. 1842, als deren langjähriger
zugeordneter Meister er zur geistigen Er-
weckung der Mitglieder viel beitrug. An
der Wiedereröffnung der Loge in Aurich
(Emden) und der Stiftung der Loge von
Bremerhaven hatte er regen Anteil, sowie auf
seine und Krügers (s. d.) in Hannover Ver-
anlassung die Maifeste im nordwestlichen
Deutschland ins Leben gerufen wurden.
Neben seinen verschiednen nichtmaure-
rischen schriftstellerischen Arbeiten, die
meist mit seinen Berufsgeschäften, der
Bücherkunde und der Münzkunde zu-
sammenhängen, trat er als maurerischer
Schriftsteller und Geschichteforscher auf,
und zwar teils in verschiednen zahlreichen
Reden, Gedichten und Aufsätzen, die sich
in den maurerischen Zeitschriften (FZ.,
Bh., namentlich L. von ihrem Anbeginn)
finden, teils in einzelnen selbständigen
Werken: 1) Die Symbole, die Gesetze, die
Geschichte, derZweck derMasonei schliessen
keine Religion von derselben aus (Lpz. 1836),
wodurch er mit unter den Ersten die
Sache der Humanität im Bunde in Bezug
auf die Aufnahme der Israeliten verfocht.
2) Verzeichniss sämmtlicher innern Ordens-
brüder der strikten Observanz (1846).
3) Die Denkmünzen der Freimaurerbrüder-
schaft (Oldenb. 1851). 4) Geschichte der
Freimaurerlogen im Herzogthum Olden-
burg (Oldenb. 1852). 5) Leasings Ernst
und Falk, historisch -kritisch beleuchtet
(Hann. 1855). 6) Geschichte der Freimaurer-
brüderschaft in Schottland (2. Ausg., Kassel
1879). 7) Die Mutter Kilwinning (1868).
8) Die Münzen der Freiraaurerbrüderschaft
Schwedens (Lpz.1866). 9) Die Freimaurer-
Logen und die Annexion (Oldenb. 1867/.
10) Zwischen Zirkel und Winkel. Freimau-
rerische Vorträge (Hann. 1875). 11) Bei-
träge zur älteren Logengeschicbte Bremens
(Bremen 1877). Die Sammlung des Lieder-
buchs der Loge Zum goldnen Hirsch und
die Zusammenstellung des Ortsgesetzbuchs
dieser Loge sind grösstenteils sein Werk;
auch übernahm er mit Schleuer von 1861
an die Leitung der von ihm mit ins Leben
gerufnen Latomia (s. d.) und hat an der
vorigen Auflage dieses Handbuchs wesent-
lichen Anteil. Ein eifriger, grundsätzlicher
Bekämpfer jeglicher Hochgrade, hat er
Veranlassung gegeben, dass die Grosse
National - Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln die vorgebliche Unterschrift Fried-
richs II. unter den Statuten des schotti-
schen Ritus als eine Fälschung bezeichnete
[L. XX, 289; XXI, 42], und hat allen
Grosslogen Deutschlands Einigungspunkte
zur Prüfung vorgelegt, um dadurch das
deutsche Logenwesen mehr zu vereinigen.
[L. XXI, 48; 97; 298.] Die maurerische Münz-
kunde hat er begründet. Das Erscheineu
einer ebenso wichtigen, als lehrreichen
Arbeit, die sich im Druck befand, als er
starb, »Die Geheimstatuten des Ordens
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Meseritz — Messerschmidt.
37
der Tempelherren nach der Abschrift
eines vorgeblich im Vatikanischen Ar-
chive befindlichen Manuskriptes zum
ersten Male herausgegeben«, sollte er nicht
mehr erleben (sie erschienen Halle 1877),
ebensowenig die zweite, völlig umgearbei-
tete Auflage seiner maurerischen Münz-
kunde, die ungedruckt blieb. Das» M. von
den Finsterlingen, Form- und Geheimnis-
krämern in der Freimaurerei gehabt wurde,
ist selbstverständlich; diejenigen aber, die
dem freien Geist der unbeschränkten
Forschung, der Wahrheit um jeden Preis,
der ernsten Kritik huldigen, haben ihn
hoch verehrt und werdeu sein Andenken
treu bewahren. [Vgl. Bh. 1877, S. 130. FZ.
1 -77, S. 143.] Der Prinz Wilhelm Fried-
rich Karl der Niederlande (s.d.) widmete aus
Anlasa seiner 50 jähr. Grossmeisterschaft M.
eine silberne Denkmünze mit des Prinzen
Bild und der Inschrift: »Zur Erinnerung
in wohlgeneigter Gesinnung dem Br. Dr.
J. F. L. Theod. M. 1866.« Das Stück ist
jetzt im Besitz der Grossen Loge von
Hamburg. [Vgl. HM W. Nr. 237. Bh. 1883,
S. 92.]
Meserltz (St. in der preuss. Prov. Posen,
5366 E.). Unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln be-
steht hier die Johannisloge Louise zur
Unsterblichkeit, gest. 5. März 1818,
eingew. 17. Juli 1818, geschlossen 13.
Aug. 1831, erneuert 17. Sept. und wieder
eingew. 18. Okt. 1836. Mitgliederzahl (1899):
57. Vers.: Freitags. Eignes Logenhaus:
Posener Vorstadt, eingew. 18. Okt. 1888.
Mesmer, Anton Friedrich (nach an-
dern Franz), Begründer der Lehre vom
tierischen Magnetismus, geb. 23. Mai 1733
in Iznang, gest. 5. März 1815 in Meers-
burg, studierte erst Mathematik und Phy-
sik, dann Jurisprudenz und schliesslich
Medizin und schrieb 1764 seine Inaugural-
dissertation »De influxu planetarum in
corpus humanuni«, worin die ersten Keime
seiner später weiter entwickelten und aus-
gebildeten Lehre des tierischen Magnetis-
mus zu finden sind. 1775 begründete er
seine Theorie systematisch und legte seine
Lehre den Akademien zur Begutachtung
vor; die meisten Akademien antworteten
nicht, nur die Berliner bezeichnete seine
Beobachtungen als Täuschungen, dagegen
fand er im Publikum Gläubige und Kranke,
die sich seiner Kur unterzogen. Längere
Zeit hielt er sich_in Wien auf, doch die
Feindschaft der Ärzte machte ihm den
Aufenthalt unerträglich. Nachdem er meh-
rere Jahre iu der Schweiz gelebt hatte,
fasste er endlich festen Fuss in Paris. Hier
gründete er unter seinen Anhängern die
Harmonische Gesellschaft, die manche
Formen dem Freimaurerbunde, zu dem
M. auch gehörte, entlehnte. Um aufge-
nommen zu werden, musste man sich einem
Noviziat unterziehen; es bedurfte einer
Vorbereitung, ehe über die Thürschwelle zu
treten vergönnt war. Wer der Aufnahme
würdig befunden war, wurde alsdann
mit vielfachen Pomp eingeweiht. Dieser
Geheimbund verbreitete sich in weiterm
Umfang in andern Städten Frankreichs und
gewann dem Mesmerianismus zahlreiche
Anhänger. Es entstanden etwa 30 solcher
harmonischen (magnetischen) Gesellschaf-
ten, wie in Lyon, Strassburg, Bordeaux, Gre-
noble, Metz, Nancy u. s. w., die in wechsel-
seitiger Verbindung stehend, der Pariser
Muttergeaellschaft als Filialvereine unter-
geordnet waren. Der Zweck war: man wollte
Kranke heilen und suchte der Harmonie
der ganzen Natur nachzuforschen und
physisch und moralisch auf die Menschheit
einzuwirken. Besonderes Aufsehen erregte
M. durch Einführung der magnetischen
Baquets, d. h. grosser mit inaguetischem
Wasser gefüllter Kübel, aus dem eiserne
Stäbe als Konduktoren herausgingen, die
mit dem erkrankten Teil des Patienten in
Verbindung gebracht wurden. Der Zulauf
war so gross, dass er in kurzer Zeit aus
dieser Heilart eine Einnahme von 400000
Franken erzielt haben soll. Während der
Revolutionszeit gingen sämtliche magne-
tische Gesellschaften unter; M. selbst ver-
lor den grössten Teil seines Vermögens,
entging nur durch die Flucht der Guillo-
tine und lebte in Fraueufeld im Thurgau
in stiller Zurückgezogenheit. In den letzten
Jahren seines Lebens wohnte er in Meers-
burg am Bodensee. Man thut unrecht,
M. für einen Betrflger zu halten; er war
ein Schwärmer, der von der Wahrheit sei-
ner Sache erfüllt, sich den gröbsten Selbst-
täuschungen hingab und für mystische An-
schauungen empfängliche Gemüter an sich
zu fesseln suchte. Für die Windbeutelei,
die sich an seine Lehre knüpfte, und für
die Betrügereien, durch die manche Magne-
tiseurc das Publikum ausbeuteten, ist er
nicht verantwortlich. [Vgl. Wurm, Dar-
stellung der Mesmerischen Heilmethode
(München 1857). Sierke, Schwärmer und
Schwindler (Lpz. 1874). Kiesewetter, F.
A. M.'s Leben und Lehre (Lpz. 1893).]
Messcrgchmidt, Karl Fricdr. v., preuss.
Militärbeamter, geb. 12. Nov. 1795 zu Bär-
walde in Pommern, gest. 29. Jan. 1876 in
Berlin, trat 1813 in das preußische Heer
bis 1819 und begann 1823 das Studium der
Rechte in Berlin. 1830 wurde er Inten-
danturassessor in Koblenz, 1834 Geheimer
Kriegsrat und 1851 Chef der zweiten Ab-
teilung des Kriegsministeriums und General-
proviantmeister. Als er 1867 in den Ruhe-
stand trat, wurde er geadelt. — Als Frei-
maurer wurde er 81. Mai 1816 in der Loge
La double union in Tbionville (Dieden-
hofen), wo er in Garnison stand, aufge-
nommen. 1821 schloss er sich der Loge
Friedrich zur Vaterlandsliebe in Koblenz
und 1823 der Loge Zu den drei Seraphim
in Berlin an. In die Grosse National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln wurde er 30.
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38 Metall —
Mai 1838 gewählt, und dem Bundesdirek-
torium gehörte er seit 23. Aug 1848 an.
1848 wurde er Nationalgrossmeister. 1873 t
legte er dies Amt nieder, das er 25 Jahre 1
verwaltet hatte. Bei seinem Ausscheiden
wurde er Ehrennationalgrossmeister. Eine '
Wohlthätigkeitsatittung trögt Keinen Na- '
meu. (Vgl. Der Freimaurer 1877, Nr. 10.
Geschichte der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890.,
S. 431.]
.Metall. Bei der Aufnahme wird der
Suchende darauf aufmerksam gemacht,
das» er alles Metalls, des Schmückt« und
des Geldes sich müsse entsagen können.
Schmucklos und arm, wie der Mensch zur
Welt gekommen ist , tritt er in die Loge
ein. Es soll ihm damit dargethan werden,
Tiass nicht Bang und Stand und Reichtum,
überhaupt nichts, was äussern Glanz ver-
leiht, sondern einzig edle Denkungsart,
der innere Wert des Menschen in der Loge
Geltung hat. Er Boll aber auch zu dem
Streben ermahnt werden, sich der Macht
des Geldes, der gegenüber die ethi- 1
sehen Güter, Religion, Vaterland, Familie, 1
Treue und Glauben tief im Werte sinken,
mehr und mehr zu entziehen. Wenn i
draussen im Leben der harte, notwendige
Kampf um die Existeuz die Gedanken oft
allzusehr an das Irdische fesselt: in
der Loge soll man sich erheben über
das Alltägliche, hier soll man Schätze
sammeln, denen die Diebe nicht nach-
graben, hier soll mau den ewig leuchten-
den Idealen nachstreben, damit deren
Strahlen auch das Ringen und Kämpfen
des Alltaglebens verklärend und wärmend
umleuchten. Man soll sich aber auch
bewusst werden, dass es Pflicht ist, dem
Darbenden und Notleidenden zu helfen,
da>B man Geld und Reichtum besitze, um
wohlthätig zu sein, davon andern zu- j
kommen zu lassen, die in Not und Elend I
sind. [Vgl. Fischer, Robert, Lehrlings-
katechismus (2». Aufl., Lpz. 1900), S. 21.
Marbach, O., Katechismusreden (4. Aufl.,
Lpz. 18921, S. 89.]
Met« (St. in Lothringen, 59794 E.).
I. 1) Hier bestand eine Loge La can-
deur, gegr. 16. Mai 1762. Es ist un-
streitig dieselbe, die 17b2 auf dem Wilhelms-
bader Konvent (s. d.) zur Präfektur der
fünften Provinz erhoben wurde und bei der
iKloss, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich, I, »4] ein Chapitre fondateur
Sr.- Theodore für den Schottengrad be-
stand. Sie ist später eingegangen, und
zwar nach 1810 (wo sie, als einstige Loge J
St. -Jean sous le directoire dcossais im
Calendrier du Grand Orient de France
aufgeführt wird), ebenso wie die Logen
2» Vrais amis, eingew. 17. Nov. 17fc7,
und 8) La constance. Dagegen be-
standen damals 4) die Loge St.-Louis
du triple aecord, gest. 16. Juni 1785,
mit Kapitel [Neue Statuten von 1805] und
Mexiko.
5) L'<?eole de la sagesse, gest. 21. April
1M'4; beide vereinigten sich 1812 zu einer
einzigen Loge (Jetons de pr£sence inHMW.
Nr. 127—28), wurden 1823 dem Supreme
Conseil angeschlossen [Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, II, 1 57 J,
sind aber nachmals eingegangen. Das
gleiche Schicksal traf die Loge 6) Lea
inslparables [Gesetze vom 4. Sept. 18201.
7) Die Loge Les amis de la ve>it£, nach,
beiden Riten, gegr. 12. Okt. 1829 [Gesetze
von 1830 und 1831 ), die früher sogar ein Kon-
sistorium de» §0. Grads hatte und 10. Juni
1863 mit Urkunde versehen wurde, musste
sich infolge Verfügung des Reichskanzler-
amts vom 11. Juni 1871 auflösen. II.
Dagegen wurde von deutschen Maurern
unter der Grossen Loge Royal York 4. März
1872 gegr. und 3. April 1872 eingew. die
Loge Zum Tempel de» Friedens. Mit-
gliederzahl (1900): 101. Vers. Montags und
Samstags. Ferien von Johannis bis Anfang
Oktober. Eignes Logenhaus, Judengasse 15.
Milde Stiftungen: a) Sterbe- und Witwen-
kasse, b) Reiner -Stiftung (Statuten von
1877). [Vgl. Albers, Geschichte der Loge
(1897). Bh. 1877, S. 198; 1892, S. 17. FZ.
1877, S. 195; 1883, S. 113 (Kongress der
Logen des Ostens vom 29. Juli bis 1. Aug.
1883). L. 1897, S. 158. Brandenburg, Be-
such des Kaisers Wilhelm 1. in M. vom
5.-9. Mai 18".]
Metzingen (St. im Königr. Württemberg,
5401 E.). Hier bestand ein maurerisches
Kränzchen Am Fusse der Alb, gest. 2.
März 1873; aus ihm ging 1886 die Loge
Glocke am Fusse der Alb in Reutlingen
(s. d.) hervor.
Mexiko (Republik iu Nordamerika). Der
erste, wirklich thatsäch liehe Beweis für
die Einführung der Freimaurerei in M. ist
auf 1806 zurückzuführen, wo die erste Loge
in M., von der man überhaupt Kenntnis
hat, errichtet wurde. Sie war von Enrico
Muni eingesetzt worden und zählte unter
ihren Mitgliedern viele angesehene Personen
der Kirche, des Heeres und des Forums. In
ihr wurde auch der Pfarrer Don Michael
Hidalgo y Castilla, der die mexikanische
Unabhängigkeit erklärte, aufgenommen.
Sie arbeitete nach schottischem Ritus. Von
1808 hörten ihre Arbeiten auf; die meisten
Mitglieder wurden verbannt oder einge-
kerkert. Bis 1813 hörte man von der Frei-
maurerei in M. nicht mehr sprechen. 1818
kam das Expeditionsheer nach M., um die
Rebellion zu unterdrücken, mit ihm eine
Anzahl Offiziere, du« Freimaurer waren.
Sie veranlassten die Wiederauf lebung der
schottischen Logen und die Bildung einer
Grossloge. Doch waren die Mitglieder
meist Spanier. 1824 trennten sich 86 Mit-
glieder und gründeten den Yorker Ritus
unter einer amerikanischen Grossloge. Die
Yorker Logen wurden bald der Haupt-
sammelpiatz der liberalen und republika-
nischen Bestrebungen und breiteten sich
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Mexiko.
39
in kurzer Zeit über da« ganze Land aus,
im Gegensatz zu den schottischen Logen,
die das Hauptquartier der Monarchisten
und Spanier waren. Die Gegensätze
zwischen beiden Logenverbänden verschärf-
ten sieb, und die Freimaurerei hatte sieb in
ein Feld politischer Umtriebe umgewandelt.
Das führte 22. Aug. 1825 zur Gründung
der neuen Grossen Loge mit dem Rito
Xacional Mexicano unter dem Namen La
Luz (Zum Licht) Nr. 1, die .'»9 Jahre be-
standen hat. Ihr traten fünf Logen sofort
zu , die meisten Yorker Logen schlössen
sich ihr an, so das« 1830 keine schottische
«»der Yorker Loge mehr im Lande in Thä-
tigkeit war. Dieser Nationalritus bestand
aus neun Graden. Er war bis 1865 die
einzige freimaurerische Behörde, wo der
schottische Ritus wieder erstand. Die
Freimaurerei hatte aber unendlich zu leiden:
Verbannung, Todesurteil, Sequestration,
Entsetzungen wurden gegen die Freimaurer
angewandt, und der Klerus hetzte von der
Kanzel herab das unwissende Volk auf.
1859 gründete die Grossloge von Louisiana
eine Loge Fraternidad Nr. 1 in Veracruz,
die indes nicht anerkannt wurde. In dem-
selben Jahre entstand daselbst ein Supreme
Conseil des Rite Ecossais ancien et
acceptl, das aber während seines kurzen
Daseins nie gearbeitet hat. Zu gleicher
Zeit war die Loge Union fraternal als
erste schottische, gesetzmässige Loge ent-
standen. Sie wurde aber 18b5 aufgelöst
in drei neue Logen, und man bildete die
grosse Staatsloge des schottischen Ritus.
Zugleich entstand nach dem Yorkritus die
Grossloge Valle de M. Nr. 1. Das Sup-
reme Conseil reorganisierte sich 1868 durch
Vereinigung mit dem 1859 gestifteten von
Veracruz. Am 11 Juli 1868 vereinigten
sich die Behörden des Nationalritus und
des alten und angenommenen schottischen
Ritus zu einem höchsten Grossorient von
M. auf Grundlage der Unabhängigkeit
beider Riten als solcher und der Vereini-
gung in allen der Maurerei gemeinsamen
Dingen. Leider lösten die beiden Riten
schon 1872 ihren Freundschaftsbund wieder
auf. Inzwischen hatte sich in Veracruz
eine schottische Grossloge für diesen Staat
gebildet, und die Grossloge Valle de M.
Nr. 1 hatte sich unter Leitung desLitteraten
Altamarino als unabhängige symbolische
Grossloge unter das Supreme Conseil ge-
stellt. Inmittelst hatte auch die Grosse
Loge von Hamburg 28. Okt. 1877 eine Loge
Ordnung Nr. 1 in M. (1868 vom schotti-
schen Grossorient von M. gegründet) an-
genommen, die von dem Supreme Conseil
als Winkelloge erklärt wurde. Ihr folgte
1879 die Loge Arbeiter Hirams Nr. 2 in
Veracruz unter der Grossen Loge von Ham-
burg, die aber i5. Sept. 1894, wie die
Loge Ordnung in M. am 12. Febr. 1898,
wieder gestrichen wurde. Am 11. Jan.
1879 verwandelte sich die symbolische
Grossloge Valle de M. in einen Suprcmo
Gran Oriente. Zwei Logen in Veracruz
schieden daraus 1880 aus, stellten sich
unter die Grossloge von Cuba und Colon
und stifteten nach Errichtung einer dritten
Loge in Veracruz eine Gran Logia inde-
pendente mexicana, dem der Supremo
Gran Oriente und die Veraeruzer schot-
tische Grossloge widersprachen. Die beiden
Veraeruzer Grosslogen vereinigten sich
jedoch 1886 zu einer Gran Logia unida.
Schon 1883 hatte das Supreme Conseil
seine Gerichtsbarkeit über die symbolischen
Logen aufgegeben, und durch Vertrag vom
28. Dez. 1889 wurde zwischen ihm und dem
Supremo Gran Oriente vereinbart, diesen
in Gran Dieta Simbolica de los Estados
Unitlos Mexicanos umzutaufen. Der Rito
National war ganz eingegangen. Bald
darauf beschloss aber das Supreme Conseil,
eine eigne symbolische DistrikU»grossloge
zu gründen. Es bildeten sich jedoch zwei
Parteien, von denen jede eine Gran Logia
independente del Distrito Federal stiftete.
Die eine wurde vom Supreme Conseil, die
andre von der Veraeruzer Grossloge an-
erkannt. Die Gran Dieta hatte sich vom
Boden der reinen Freimaurerei entfernt,
indem sie die Bibel und das Gelübde des
Geheimnisses entfernt, ja selbst Frauen auf-
genommen hatte. Jedoch hat sie 1**95 alle
Stiftungsurkunden der Frauenlogen zurück-
gezogen und beschlossen, künftig Frauen
nicht mehr aufzunehmen und der Bibel
wieder ihren alten Platz einzuräumen,
wenigstensden Tochterlogen hier freie Hand
zu lassen. Dagegen hat die Gran Logia
del distrito Federal einen Orden Estrella
Nacional (nationalen Sternorden) für Frauen
und Jungfrauen eingerichtet, um diesen
das Recht zu gewähren, der Freimaurerei
beizutreten. Dieser Orden hat sieben Grade
und bezweckt die Emanzipation der Frauen.
Es ist aber ausdrücklich bestimmt, dass
keine Männer aufgenommen werden dürfen,
wie umgekehrt die Aufnahme von Frauen
in Mannerlogen ausgeschlossen ist. Die
Gran Dieta arbeitet übrigens nach dem
schottischen Ritus, lässt aber auch andre
Riten zu und beschränkt hieb auf die
Johannisgrade; die höhern Grade werden
unabhängig von ihr bearbeitet. Sie uni-
fasst jetzt 22b Logen mit 22000 Mitgliedern,
darunter die deutsche Loge Germania Nr.
219 in M., während die Gran Logia del
Distrito Federal zwölf Logen hat. Ausser-
dem besteht in M. eine 1886 gegründete
Tochterloge des Grossorient» von Frank-
reich. Die mexikanischen Logen führen
sonderbare Namen, z. B. Ewiger Hass
dem Tyrannen, Krieg dem Unterjocher,
Schrecken dem Tyrannen. 1898 hat eine An-
zahl früherer Mitglieder des Supreme Con-
seil einen »Reformierten SchottischenRitu-»*
gegründet, den aber der Supreme Conseil
nicht anerkennt. [Vgl.Bh. 1HH4.S. 153. Bbl.
1 896, S. 223 ; 1897, S. 220. HZC. 1 896/ 7, S. 1 2 7
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40
Mexiko — Michaeler.
H. L. 1899, S. 2826. AQC. VIII, 219. K.
Oppel, Zielbewusst und mit vereinter Kraft
(Frkf. a. M. 1883).
Mexiko (Hauptst. der Republik Mexiko,
[18941 575747 E ). I. Hier gründete der
schottische Grossorient von M. 1808 die
deutsche Loge Ordnung Nr. 1, die 28.
Okt. 1877 unter die Grosse Loge von Ham-
burg trat, aber vom Supreme Conseil nicht
anerkaunt wurde und 12. Febr. 1898 wieder
einging. II. Dagegen besteht jetzt hier eine
deutsche Loge Germania Nr. 219, gest.
Aug. 1894, uuter der Grossloge Valle de
M. Nr. 1 und der Gran Dieta Simbolica.
Meyer, 1) Johann Heinrich Chris-
toph, Dichter, geb. 1741 in Hannover,
gest. 16. Nov. 1783, Fähndrich, spater
Leutnant beim Infanterie-Regiment Sach-
sen-Gotha, wurde 6. Nov. 1773 in die Loge
Zum goldnen Zirkel in Göttingen aufge-
nommen. [Vgl. Goedeke, Grundriss zur
Geschichte der deutschen Dichtung, 2.
Aufl., 8 416. Heyne, Mitteilungen zur
Vorgeschichte der Loge Augusta zum
goldenen Zirkel (1896), 8. 17.)
2) Friedrich Ludwig Wilhelm,
geb. 28. Jan. 1759 in Hamburg, gest.
I. Sept. 1840 in Grossbramstedt im Hol-
steinschen, war Professor der Philosophie
in Göttingen, deutscher Lehrer der eng-
lischen Prinzen von Cumberland, Sussex
und Cambridge bis 1789, Gutsbesitzer in
Bramstedt in Holstein. — Er wurde 1776 in
die Loge Augusta zum goldnen Zirkel in
Göttingen aufgenommen, wurde 1788 Mit-
glied der Pilger-Loge in London und 8. Mai
1806 der Loge Emanuel in Hamburg an-
geschlossen. Als Freund und Mitarbeiter
Schröders gab er dessen Biographie heraus
(Hmbg. 1819, 2 Bde., 2. Ausg. 1823). Sein
Leben und Briefwechsel erschien in zwei
Teilen 1847 in Braunschweig von einer
Ungenannten (Frau Campe, geb. Hoflfmann).
[Vgl. HZC. Nr. 141, S. 66; 143, 8. 61;
144, S. 48.]
3) Friedrich Joh. Lorenz, Doktor
beider Rechte, geb. 22. Jan. 1760 in Ham-
burg, gest. das. 21. Okt. 1844, Domherr,
PrAses und letztes Mitglied des Hamburg-
sehen Domkapitels. Er war in Göttingen
aufgenommen und wurde 7. März 1801 der
Loge Absalom in Hamburg angeschlossen,
in der er später mehrere Jahre den Vorsitz
führte. Aus Anlass der Feier seiner
goldnen Hochzeit wurde eine Denkmünze
1*35 geprägt rHMW. Nr. 94).
4) von Waldeck, Friedrich, Uni-
versitätsprofessor, geb. 15. Mai 1824 in
Arolsen, gest. 16. Mai 1899 in Heidelberg,
leitete 22 Jahre die deutsche St. Peters-
burger Zeitung, siedelte 1874 nach Heidel-
berg über, wo er 1880 Dozent für
germanistische Wissenschaft wurde und
1882 den Charakter als ausserordentlicher
Professor erhielt. M. war früher Meister
vom Stuhl der Loge Rupprecht zu den
fünf Rosen in Heidelberg und hat sich
| durch schriftstellerische Thätigkeit auf
| maurerischem Gebiete weithin bekannt
1 gemacht. Nach längerer maurerischer Ruhe
griff er die Idee der Gründung einer neuen
Loge nach eklektischer Lehrart in Heidel-
berg 1898 auf und wurde Mitstifter und
Ehrenmeister der Loge Zur Wahrheit und
Treue daselbst.
5) Gerhard, Grossindustrieller, geb. 12.
Febr. 1835, gest. 24. Sept. 1898 in Stadt-
hagen, trat 1860 dem Freiniaurerbunde bei
und führte seit der Gründung der Loge
Albrecht Wolfgang in Stadt hagen 13. Okt.
1877 in dieser den ersten Hammer bis zu
seinem Tode. Von ihm erschienen »Kleine
1 Reiselieder. (Hmbg 1878). [Vgl. HZC.
1898 9, S 89, wo auch sein Bildnis. 1 Auf
i seinen Tod wurde 1899 eine Denkmünze
I geprägt. [Vgl. HMW. Nr. 287.)
Meyern, Wilhelm Friedrich v.,
, Schriftsteller, geb. 1762 in Ansbach, gest
. 13. Mai 1829 in Frankfurt a. M., war
Hofrat bei der vereinigten böhniisch-öster-
reichschen Hofkanzlei in Wien und 1787
bis 1790 Mitglied der Prager Loge Wahr-
i heit und Einigkeit zu den drei gekrönten
1 Säulen. Er verfasste einen freimaurerischen
Roman: »Dya-Na-Sore oder die Wanderer.
Eine Geschiehte, aus dem Sanskrit über-
I setzt.« (Wien 1789 -91, 3 Teile; umge-
I arbeitet: Lpz. 1800, 5 Bde.; 3. vollst.
! Originalauflage: Wien 1841, 5 Bde.) Hier-
I aus besonders: »Die Ruinen am Bergsee.
! Gerettete Bruchstücke aus der Geschichte
! des Hundes für Wahrheit und Würde.
Nach dem Englischen« (Züllichau 1795}.
j [Vgl. Taute, Maurer ische Bücherkunde
(Lpz. 1886), Nr. 2662.]
Michaeler, Karl Joseph, geb. 6. Dez.
1735 in Innsbruck, gest. 22. Jan. 1804 in
Wien, trat in den Jesuitenorden, wurde
nach dessen Aufhebung 1777 Professor
der Weltgeschichte an der Universität
Innsbruck und 1782 Rector magnificus da-
selbst, später Custos der Universitäts-
bibliothek in Wien. 1777 in der Inns-
brucker Loge Zu den drei Bergen in den
Freimaurerbund aufgenommen, trat er 1783
der Wiener Loge Zur Eintracht bei. Auf den
Vorwurf, dass er als Geistlicher trotz päpst-
lichen Bannes Freimaurer sei, antwortete er
mit der Schrift: »Beruhigung eines Katho-
liken über die päpstlicheu Bullen wider
die Freimaurerei, von Bruder M*'*« (Kos-
mopolis 1782), worauf der Geistliche H.
Sautier (s.d.) antwortete mit » Verteidigung
zwoer päpstlicher Bullen wider den Frey-
maurer M***« (Osbor-Augsburg 1783). M.
veröffentlichte darauf »Unbedeutendes
Nötchen«, worauf sein Gegner in der
Broschüre »Wider den Freymaurer M***
und sein Nötchen von 36 Seiten« (Osbor
1784) noch dicker auftrug. M. schrieb
noch: »Über den natürlichen Mechanismus
der Wunder» (lateinisch 1784. deutsch 1787)
uud »Historisch-kritische Abhandlung über
die phönizischen Mysterien« (Wien 1796),
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Michel-ta.lt
— Militärlogen.
41
welch letztere zuerst im »Journal für Frey-
maurer« erschien. [Vgl. Rapp, Freimaurer
in Tirol (Innsbruck 1867), 8. 78. Taute,
Die katholische Geistlichkeit und die
Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 63]
Michf Utadt (St. im Groasherzogt. Heesen,
3112 E.). Freimaurerkränzchen Zum
Brudersinn unter der Loge in Darmstadt,
gegr. 3. Febr. 1878, seit 1888 wieder ein-
gegangen.
Michigan, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die erste Loge wurde
1764 von England aus in Detroit gestiftet.
Die Grossloge von M mit dem .Sitz in
Ooldwater ist 17. Sept. 1844 gegründet und
zählt 386 Logen mit 41917 Mitgliedern,
darunter zwei deutsche Logen in Detroit
(». d.) und Saginaw (s. d.i. Die Grossloge
der Farbigen ist am 25. April 1S65 ge-
gründet, umfasst 14 Logen mit 268 Mit-
gliedern.
Middeldorpf, Heinrich, geb. 1. Aug.
1788 in Hamburg, gest 21. Jan. 1861 in
Breslau als Professor und Dr. der Theologie,
wurde 8. Febr. 1814 in der Loge Horus
zu Breslau zum Freimaurer aufgenommen
und 1816 ihr Redner, 1817 Aufseher,
IS 18 —24 zugeordneter Meister vom Stuhl,
und 1824 — 47 Meister vom Stuhl. Am
30. Nov. 1816 wurde er in Schweidnitz in
den Innern Orient eingeführt, den er 18i6
auch seiner Loge Horus verschaffte. In
der Provinzialloge war er 1817—31 Gross-
redner, 1831—37 erster Grossaufseher,
1837 — 48 zugeordneter Provinzialgross-
meister, ein Amt, das er nach Kräftigung
seiner Gesundheit 1856 wieder übernahm
und bis zu seinem Tode beibehielt. Er
war ein für Menschenwohl unermüdlich
thätiger, warmfühlender Mensch. [Vgl.
L. XXI, 8. 47.]
Militärlogen (Feldlogen, Armeelogen,
Seelogen, ambulante Logen). Diese Art von
Logen findet sich gewöhnlich bei Militär-
korps, ist an keinen festen Ort gebunden und
verändert gewöhnlich mit dem Regiments-
atab ihren Sitz. Sie geniesst ganz dieselben
Rechte, wie jede andre Loge. Unter den
oben angeführten Benennungen könnte
man noch einige Unterschiede machen, in-
dem unter »ambulanten Logen« alle diese
Logen verstanden werden, unter Militär-
logen solche, die bei Regimentern (auch
in Friedenszeit in Festungen; sich be-
finden, und unter Feldlogen (Armeelogen)
solche, die nur im Kriege bestehen und
nach dessen Beendigung entweder sich
auflösen oder zu einer feststehenden Loge
werden. Eine der ersten Spuren solcher
ambulanten Logen auf dem europäischen
Festland finden wir in den Logen der
französischen Kriegsgefangnen im Anfang
der zweiten Hälfte des 18. Jahrh., denen
Deutschland zum Teil seine Hochgrade
zu verdanken hat, z. B. die 1761 in
Magdeburg thätige Loge Parfaite
union, ferner die 1768 gestiftete Loge
Minerva zu Potsdam, die anfangs nur aus
Offizieren bestand, die Loge Zum flammen-
den Stern in Berlin 1770 u. s. w. Aber
noch früher bestand diese Einrichtung
unter den Offizieren der englischen Armee.
Es sind 1732— »5 schon 29 Militurlogen
von den drei britischen Grosslogen gestiftet
worden. Nach Deutschland kam «1 ie erste
wirkliche Feldloge als eine schwedische im
Siebenjährigen Krieg, die sogar zwei jetzt
sehr seltene Denkmünzen |HMW. Nr. 176,
177) schlagen liess und mit der die Denk-
müuzc von Stralsund [HMW. Nr. l.">6| zu-
. sammenhängt. Aua dieser Loge ging die
; Loge Karl zu den drei Greifen in Greifswalde
j hervor. Auch zweier russischer Feldlogeu
I wird damals gedacht, die sich 1761 und
1 1764 innerhalb der russischen Armee ge-
i bildet hatten, während sie in Westpreussen
ihre Winterquartiere und in Marienburg ihr
Hauptquartier hatte. Unter der Grossen
Lannesloge in Rerlin bestanden 3 Feld-
' logen während des Bayersehen Erbfolge-
kriegs: die Loge Zum goldnen Becher
Mai 1778 bis 13. Nov. 1779), die Armee-
loge Nr. I (23 Nov. 1778 bis 23. März
1779), die Loge Zum Wegweiser, Armee-
loge Nr. II (27. Okt. 1778), und später die
Feldloge von 1797. In den Freiheits-
kriegen bestanden drei unter der Grossen
National-Mutterloge und drei unter der
Grossen Landesloge zu Herlin. Von den
erstem hiess die eine Friedrich zur Vater-
landsliebe, die sich später 1817 zu einer
stehenden Loge in Koblenz (s. d.) um-
wandelte; die zweite entstand 14. Mai 1820
( in Luxemburg und wurde 1867 nach
Charlottenburg (s. d.) verlegt; die dritte
bildete sich in Bar-le-Duc in Frankreich.
Die drei unter der Grossen Landesloge
errichteten Feldlogen führten die Namen
Feldloge Nr. I, II und III. Die erste, gest.
1811, zählte Blücher is.d.) zum Mitglied und
löste sich 3. Dez. 1814 auf, die zweite
ward unter Graf Henckel von Donners-
marck (s. d ) 31. Jan. 1813 in Bar-le-Duc
eröffnet und in Erfurt (s. d.) 1816 in
eine stehende Loge Friedrich Wilhelm
zum eisernen Kreuz umgewandelt. Die
dritte Loge wurde 2. Nov. 1815 in Rouen
eröffnet und 8. März 1816 geschlossen.
Bei der Mobilmachung 1850 wurde (21.
Nov.) eine Feldloge Zum siegenden Adler
unter der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln gestiftet und 1859
erneuert. Auch die 1861 — 66 unter der-
selben Grossloge in Rastatt (s. d.) thätige
Loge ist als eiue Militärloge anzusehen.
Die Hannoverschen Truppen besassen 1816
eine Feldlogc, Adolphus zur deutschen
Einigkeit und Treue, die in Conde" gegrün-
det wurde und, unter dem Namen Adolphus
zur gekrönten Tugend nach Stade (s. d.)
verlegt, 1824 einging. — Bei der russischen
Armee bestanden die Feldlogen Alexander
zur Treue (1814) und George le victorieux
] (gest. 12. März 1817), die zuletzt in Mau-
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42 Miller —
beuge war, aber mit dem Verbot der Frei-
maurerei in Russland erlosch. — Als nie-
derländische Feldlogen werden aus dem
Anfang des 19. Jahrhunderts erwähnt: De
opgaande Oranje/.on und L'union militaire
[vgl. Jaarboekje 1895, S 75]. — Die üb-
rigen Länder haben keine Feldlogen in
dieser Hinsicht, aber wohl Armee- oder M..
die zum Teil bei den Regimentern, auch
im Frieden, fortbestehen und die Namen
der Regimenter führen. Auch bei den
englischen ist der Gebrauch, den Namen
des Regiment* oder des Regimentsinhnbcrs
zu führen. Auf gleiche Weise werden
iu England für Kriegsschiffe .Stiftungs-
urkunden ausgegeben. 1813 bestanden 352,
nämlich 190 irische, 116 Ancients, 25 Mo-
dems, 21 schottische. Nach 1813 werden
nur noch fortgeführt 219. Diese Zahl hat
sich 1H86 bis auf 15 und jetzt bis auf
8 gemindert: 6 irische und 2 englische.
— In Nordamerika kennt man gleichfalls
Wanderlogen (Travclling lodges) bei der
Armee. Hie haben sogenannte travelling
Warrants (Wanderstiftungsurkundcn), die
ihre Mitglieder ermächtigen, die Loge nach
Gefallen zu verlegen und sie an einem
andern Orte zu eröffnen und zu halten.
So erhielt 1779 General Patterson eine
solche Wanderurkunde von der Gross-
loge von Massachusetts; aber schon 1756
wurde Richard Gridley ermächtigt, alle
Freimaurer in dem gegen Crown Point
gerichteten Feldzug zu vereinigen und
eine oder mehrere Logen aus ihnen zu
bilden, und 1783 verlieh die Grossloge St.
John in Boston eine Wanderurkunde
zu einer Loge in Sr. Majestät 28. Regi-
ment, das damals in Louisburg stand.
Auch in dem amerikanischen Bürgerkriege
und neuerdings im spanisch -amerikani-
schen Krieg sind Militärlogen errichtet
worden. Eine solche besteht noch in Ma-
nila unter der Grossloge von Nordda-
kota. Eine ausführliche Zusammenstellung
aller Militärlogen hndet sich in Gould,
Historv of the Freemasonry , VI, 396 fg.,
und MUitary Lodges (London 1899). Ver-
zeichnisse französischer M. enthalten W. J.
II, 4 (1785), S 188; Bodes Taschenbuch
für 1779 und Ohaine d'union 1877, S 281,
487; 1878, S. 279. [Vgl. BZC. 18*0, 8. 324;
1882. S. 171. FZ. 1877, S. 113. 1IZC. 1900,
S 85. Mittheilungen aus dem Verein
deutscher Freimaurer, I, S. 109. L. XVII,
254; 1900, S. 142.)
Miller, Job. Martin, ein im Fache
des Romans, wie als Liederdichter be-
kannter Schriftsteller, geb. 3. Dez. 1750
in Lim, gest. 21. Juni 1814 das., studierte
in Göttingen Theologie, gehörte zum sog.
Hainbund, wurde 1725 Vikar am Gymna-
sium zu Ulm und 1781 Professor das., wo er
als Dekan und geistlicher Rat lebte. —
In den Freimaurerbund wurde M. 13. Okt.
1774 in der Loge Zum goldnen Zirkel in
GöttingenJ aufgenommen und im Früh-
Minnesota,
jähr 1775 in der Loge Zur goldnen Kugel
in Hamburg befördert. Bei der Eröffnung
der Loge Asträa in Ulm 1789 übernahm
er das Redneramt. [Vgl. Bh. 1889, S. 888.1
Miltenberg (St. im Königr. Bavern, 3528
E ). Hierher wurde die 1809 in Wörth fs. d.)
bei Aschaffenburg gegründete Loge Napo-
leon und Luise zur glücklichen
Vereinigung verlegt, die indes keine
Stiftungsurkunde erhielt. [Vgl. Schwarz,
Geschichte der Loge in Mannheim (1896),
S. 75.J
Mibvankee (St. im noramerikan. Staat
Wisconsin, [1890] 204468 E.). Hier be-
steht unter der einheimischen Grossloge
eine deutsche Loge Aurora Nr. 80, gegr.
16 April 1850. Eine zweite deutsche Loge
Harmonie Nr. 142 ist wieder eingegangen.
Minden (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 222*9 Ea I. Hier bestand unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln 1) eine Johannislogc Witte-
ki n d zu r west fäl ischen Pforte, gegr. 10.
Nov. 1780, eingeweiht 5. Mai 1781 ; sie wurde
13. Juni 1849 geschlossen. Auf die Anregung
von 28 Maurern wurde von derselben
Grossloge 2) die Johannisloge Wittekind,
gegr. I.Juni lH55und eingew. 15. Juni 1855.
Bei der Hundertjahrfeier 10. Nov. 1880
nahm sie den alten Namen Wittekind zur
westfälischen Pforte wieder an. Mit-
I gliederzahl (1899): 100. Vers. Mittwochs,
Klub: Sonnabends. Ferien von Johannis
bis Ende September. Eignes Logenhaus
in der Brüderstrasse. Milde Stiftungen (8)
mit Gesamtkapital von 6400 M. Ortsgesetz
von 1886. (Vgl. Schröder, Geschichte der
Loge während des ersten Jahrhunderts
(1886)]. Ausserdem besteht hier 3) eine
delegierte altachottischc Loge West fali a
unter derselben Grossloge, gegr. 5. Juni
1783, eingew. 28. Okt. 17^3; sie schloss
I sich nach dem Aufhören der Johannisloge
unter 1 ebenfalls und that sich erst 27.
März 1858 wieder auf. II. Unter der
Grossen Landesloge in Berlin besteht hier
die Loge Aurora, gegr. 21. Dez. 1780,
eingew. 24. Jan. 1781. Sie wurde 1793 bis
1800 nach Bielefeld (s. d.) verlegt, ruhte
seit 12. Febr. 1809 und wurde 21. Nov.
1*85 hier wieder eröffnet. Mitgliedcrzahl
(1899): 44. Klub: Sonnabends. (Vgl. auch
Oeynhausen.)
Minderlogen (Logen mit beschränktem
Arbeitskreis [beperkten werkkring]} nennt
man in den Niederlanden (s d.) Logen,
die nicht die vollen Rechte einer solchen
besitzen, namentlich keine Aufnahmen und
Beförderungen vornehmen dürfen. Sie
sind durch die neuen Gesetze 1894 an
Stelle der Maurerkränzchen getreten.
Mi nervenlogen, s. Esperancelogen, Stu-
dentenlogen.
Minnesota, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die 23. Febr. 1853 ge-
stiftete Grossloge dieses Staats mit dem
Sitz in St. Paul zählte Ende 1899 210 Logen
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Miraheau — MisraYm, Rite de.
43
mit 16401 Mitgliederrn. Die älteste Loge
in diesem Staat ist die St. John's Lodge
in Stillwater, die von der Grossloge von
Wisconsin 1852 gegründet wurde. Eine
Loge in St. Paul hatte zwar 1849 bereits
von der Grossloge von Ohio Dispensation,
aber erst 1858 einen Freibrief (Charter)
erhallen. Von diesen beiden und einer
dritten Loge, die unter dem Namen Cataract
Lodge in St. Anthony unter Dispensation
de« Grossmeisters von Illinois 1852 er-
richtet worden war, wurde 1853 die Gross-
loge gestiftet. [Zeitschrift: The Master-
Mason (Minneapolis).]
Mirabeaii, Honore" Gabriel Victor
Riquetti Graf v., geb 9. Mär/. 1749 in
Bignon, gest. 2. April 1791 in Paris, ein
Gewaltmensch, wie seine Vorfahren, wurde
auf Bitten seines Vaters durch Lettre de
rächet in Haft gehalten, entfloh mit seiner
Geliebten nach der Schweiz und dann nach
Holland und wurde wahrscheinlich in
Amsterdam 1776 in den Freimaurer bund
aufgenommen. In seinem Nachlas» fand
»ich von ihm ein Aufsatz Ober Reform des
Freimaurerbunds, in dem er den Glauben
vieler seiner Zeitgenossen teilte, dass die
Freimaurerei das meiste zum Sturz
des herrschenden Systems der Gesetz-
gebung beitragen könne. Auch hoffte er,
die Maurer anspornen zu können, auf Be-
seitigung von Frohnde, Erbunterthänigkeit,
Zünften, geistlicher Gerichtsbarkeit, Zen-
sur, Durchführung religiöser Toleranz und
Begründung eines gesunden Volksunter-
richts u. s. w. hinzuwirken. Dann stürzte
er sich in den Strudel des Lebens und
wird schwerlich sehr an Logenarbeiten
Teil genommen haben. [Vgl. A. Stern,
Da« Leben Mirabeaus (Brl. 1889). Basler
Logenbüchlein tl890).]
Mischclian, Mtschpliereth, Mischt ar (das
Tabernakel, die höchste Macht, der Brun-
nen) sind verstümmelte hebräische Worte,
die in verschiednen französischen Hoch-
graden als Paas- oder heilige Worte ge-
brauchtwerden. [Vgl. Manuel maconnique,
S. 162 und 207.]
Misdroj (Seebad auf der Insel Wollin,
preuss. Prov. Pommern). Hier besteht
unter der Loge in Swinemünde ein Mau-
rerkränzchen Zum Kompass, gegr. 20.
Aug. 1859, zeitweise unthätig, neu begr.
21. Juli,4. Aug. 1882. Lokal: Seeblick.
MUrftYm, Rite de, auch MiBphraTm (Rite
Egyptien), wurde im Anfang des 19. Jahr-
hunderts durch den aus Avignon gebür-
tigen jüdischen Kaufmann Michel Bedar-
ride, Inspektor der Armee-Lieferungen in
Italien, nach Frankreich gebracht und von
ihm in Gemeinschaft mit seinen beiden
Brüdern Marc und Joseph weiter ausge-
staltet und verbreitet. [Vgl. Globe 1840,
S. 263. Clavel, Hist. pitt. Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, II, 32, 58.
Annale« maconnique» des Pays-Bas III,
258. Marconnis de Negre's Zeitschrift Le
8oleil Mystique 1858, S. 180. Lettre d'un
Francmacon in den Ann. mac. des Pavs-
; Bas III, 308. Rcbold, Hist. d. 3 Gr. Loge«
(1864), S. 578 Thory, Acta Lat. I, 327. Bazot,
Manuel du Francmacon (4. eMit., 1819), S.
845. Marc B£darride, De Tordre maconnique
de MisraTm depuis sa crlation jusqu'ä nos
jours, de son antiquite, de ses lüttes et de
I ses progres (2 Voll., Paris 1845) Bh. 1865,
, S. 20. Lachmann, Geschichte und Ge-
bräuche der Hochgrade (Braunschw. 1866),
S. 172.] Die Ordenssage behauptet,
Misra'im, ein Sohn Harns (1. Mose 10, 6),
sei nach Ägypten gezogen, habe dasselbe
in Besitz genommen und es nach seinem
Namen benannt (Misralm, d. i. Ägypten).
Von ihm habe »ich eine uralte Geheim-
lehre über alle Länder und Zeiten ver-
breitet und sei von allen Philosophen-
schulen und mystischen Geheimbünden,
von den verschiedensten Religionen und
, Maurervereinigungen, wennschon mit man-
\ cherlei Änderungen, angeeignet worden:
i die Lehre von der Isis und dem Osiris,
der Natur und dem Schöpfer, von dem
Osiris und dem Typhon, dem guten und
dem bösen, mörderischen Gott, dem Licht
und der Finsternis, dem Tag und der
Nacht, dem Sommer und dem Winter,
worunter sich Naturgesetze verbergen. Das
System des «Orientalischen Ordens von
MisraTm« ist in vier Serien abgeteilt, von
denen die erste die symbolische, die zweite
I die philosophische, die dritte die mystische
und die vierte die hermetisch-kabbalistische
benannt ist. Diese Serien sind in 17 Klassen
von 90 Graden zerlegt, aber beide vielfach
ungleich verteilt, auch im einzelnen mehr-
fach verschieden benannt. [Vgl. die vo-
rige Auflage dieses Hundbuchs II, 322]
Die Inhaber des 87—89. sind mit der
Verwaltung der drei ersten, bis zum 77.
Grade reichenden Serien betraut. Der
Souverain Prince des 78. Grads ist der
Chef der vierten Serie, und den 90. Grad
nimmt der unbekannte Souverain Grand-
maltre absolu puissant supreme de l'ordre
ein. Die Grade der beiden letzten Serien
(67 — 90) enthalten das eigentlich Neue des
Systems. Nach seiner Einführung inFrauk-
reich durch Begründung der Loge L'arc-
en-ciel in Paris suchte man die Anerken-
nung beim Grossorient von Frankreich
nach, die jedoch durch Erlass vom 27.
Dez. 1817 (s. vorige Auflage dieses Hand-
buchs II, H24] verweigert wurde. Deunoch
gewann dieser Orden an Boden auch in
den Provinzen, erhob die Loge L'arc-en-
ciel zur Mutterloge und schien auch einen
gewissen Zusammenhang mit dem Supreme
Conseil gewonnen zu haben. Selbst der
Bankerott seines Oberhauptes Jos. Betlarride
erschütterte seinen Bestand nicht; vielmehr
fand es, wiewohl der Grossorient seinen
Erlass gegen den MisraTsmus 10. Okt. 1821
erneuerte und Prinz Friedrich der Nieder-
| lande (s.d.) ihn schon 1818 für illegal erklärt
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44
Misffiporua — Mitglied, Mitgliedschaft.
hatte, auch ausserhalb Frankreichs, na-
mentlich in der Schweiz und in Belgien,
Aufnahme. In dem hierbei entbrannten
Schriftenstreit [Ann. mac. des Pays-Bas,
Teil IIIj wurden auch »eine Generalstatuten
für Belgien (Brüssel, 5. April 1818, Ann.
III, 204) in '270 Paragraphen bekannt.
Nicht weniger als 20 Paragraphen sind
darin enthalten über die den Grosswürden-
trägern schuldigen Ehrenbezeugungen,
während nur sehr beiläufig von den übri-
gen Verhältnissen im Orden die Hede ist.
Dagegen inuss anerkannt werden, dass das
Wohlthütigkeitswesen und die Fürsorge
für die Kranken sehr sorgsam eingerichtet
ist. Seitens der Loge Les sectateurs de
Zoroaatre in Paris wurde Hl 9 leb-
hafte Beschwerde über die Willkür der
Brüder Bldarride geführt. Der Grand
Orient Helvdtique Roman erklärte 1821
die in Genf und Lausanne von ihnen be-
gründeten Logen für ungesetzlich; aber
sein Grossmeister liess «ich selbst in
den Orden Misralm einreihen, indem er
den Grand Orient Helvltique auflöste.
Diese Missstände wurden erst durch die
Gründung der Grossen Landesloge der
Schweiz 1822 beseitigt [L.V, 178. | In Frank-
reich trat 1836 eine neue Loge in Lyon (La
bienveillance) hervor, und in Paris erneuerte
sich die Loge Memphis. In demselben
Jahre erschienen neue Gesetze. Der
Grossorient von Frankreich erkennt den
heute noch in Frankreich bestehenden
MisraTmorden nicht an. Kloss urteilt über
den MisraTmismus (Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, II, 154): «Dies
ganze, so pomphaft aufgebaute System be-
ruht auf unhaltbaren Grundsätzen und,
ohne Aufschlüsse zu geben über die in
seinen Graden angedeuteten wichtigsten
Fragen über die Gesetze der Natur, so-
wohl vermittelst ihrer grossen Agentien,
als der ihr untergeordneten Mächte, auf —
Geldschneiderei.« Die jetzt bestehenden
souveränen Sanktuarien des Ritus von
Memphis und M. s. unter Memphis a. E.
Uber den jetzigen Bestand des M.-Ordens
in Frankreich s. oben I, 313.
Misslporus, Jannes Jambres, ange-
nommener Name für Prof. G. M. Redslob
(s. d.) in Hamburg.
Mississippi, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die Grossloge dieses
Staats mit dem Sitz in Jackson wurde 27.
Juli 1818 gegründet und zählt 264 Logen
mit 9010 Mitgliedern. Es besteht hier
auch eine Grossloge der Farbigen, gest.
22. Okt. 1875 mit 153 Logen und 1718
Mitgliedern. Fast alle Logen haben eigne
Tempel, aber keine Bücherei. {Zeit-
schrift: The Masonic Jewel (Memphis
1S70 fg.).]
Missouri, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die Grossloge dieses
Staats wurde 4. Mai 1821 gegründet, hat
ihren Sitz in St. Louis, und zählte 1898
561 Logen mit 30616 Mitgliedern, darunter
eine deutsche Loge in St. Louis (s. d.).
Auch eine Grossloge der Farbigen besteht
hier, gest. 24. Juni 1865 mit 93 Logen
und 2864 Mitgliedern. Ebenso hat sich
eine chinesische Grossloge das. gebildet, die
21. Okt. 1899 um die Körperschaftsrechte
nachgesucht hat. — Die erste Loge in die-
sem Staat wurde von der Groasloge von
Pennsylvanien bereits 1807, und zwar iu
dem Town von St. Genevieve gegründet,
war jedoch nur bis 1816 oder 1817 thätig.
Gleiches Schicksal hatte eine ebendas. 1826
gestiftete Loge, die nur bis 1831 arbeitete.
Die Errichtung einer Grossloge giug von
der Missouri Lodge Nr. 12 in St. Louis
aus, die 1816 von der Grossloge von Ten-
nessee gestiftet worden war. Die Gross-
loge hatte anfangs mit vielen Schwierig-
keiten zu kämpfen; 1831 drohte sogar ihre
völlige Auflösung, allein seit 1840 hat sie
sich wesentlich befestigt und ihre Macht
ausgedehnt. Besonders verdienstlich ist
die 1842 unternommene Gründung eines
Masonic College für die Pflege und Er-
ziehung von bedürftigen Kindern von
Maurern, das seit 1848 in Lcxington (La-
fayette County) besteht, nachdem die Bür-
ger dieser Stadt 83000 Dollars dazu ge-
geben hatten. [Zeitschrift: The Freemason
(St. Louis 1867 fg.).J
Mistery, s. Myatery.
Mltbrnder, nach schwedischer Lehrart
gleichbedeutend mit Gesell.
Mitglied, Mitgliedschaft einer Loge.
In Deutschland wird jeder in den Bund
Aufgenommene durch die Aufnahme zu-
gleich M. der ihn aufnehmenden Loge
oder derjenigen, in deren Auftrag er auf-
genommen wird. Er bleibt deren aktives
M., solange er den desfallsigen gesetzlichen
Verpflichtungen nachkommt, wohin ins-
besondere die regelmässige Zahlung der
Beiträge gehört. Verliert er diese Mit-
gliedsrechte, ohne in eine andre Loge als
M. einzutreten, so erlischt seine Aktivität,
und er gilt infolgedessen in der Regel
überhaupt nicht mehr als mit den Rechten
eines Freimaurers ausgestattet. Anders
war dies früher und ist es zum Teil noch
jetzt in Frankreich und England. Man
konnte und kann dort noch jetzt vollbe-
rechtigt sein, sich als Freimaurer zu ge-
rieren. ohne aktives M. einer Loge zu sein.
Die Gesetze des Grossorients von Frank-
reich unterscheiden (Art. 326 fg.) zwischen
einem Macon regulier, der einer recht-
mässigen Loge angehören und sich durch
einen Logenpass ausweisen kann, und
Macon actif, der zahlendes M. einer recht-
mässigen Loge sein, an deren Sitz oder in
deren Nähe wohnen und mindestens den
Meisterpass besitzen muss. Nur die aktiven
Maurer sind, wie auch in Deutschland,
befähigt zu Beamtungen in der Loge; die
nicht aktiven M. einer regelmässigen Loge
dürfen in ihr zwar mitstimmen, aber nicht
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Mitgliederbuch, Mitgliederverzeichnis — Mittweida.
45
gewählt werden. — In England ist in der
Verfassung der Grossen Loge (Ausgabe
von 1855, 8. 60, Nr. 13) ausdrücklich vor-
geschrieben, dass jede Loge den, den sie
«elbst in den Bund aufgenommen hat
(initiated), auch ohne weitere Kugelung
als M. aufnehmen (reeeive) muss, wenn er
dies ausdrücklich am Tage seiner Auf-
nahme in den Bund wünscht. Man unter-
scheidet daher auch hier subBcribing und
non-subscribing members, was unserm:
aktive (wirkliche) und inaktive (ruhende)
Mitglieder entspricht, und es wird je-
mand durch die Aufnahme in den Bund
nicht zugleich Mitglied der Loge. — Die
Rechte der M. sind in den Gesetzen der
einzelnen Logen und Logenverbände sehr
verschieden bestimmt. Nach manchen Ge-
setzen kommt allen, nach andern nur
denen, die den Meistergrad besitzen, die
Befugnis zu, über Angelegenheiten der
Logen Verwaltung mitzustimmen, und diese
Befugnis ist wiederum häufig dadurch be-
schränkt, dass den maurerischen Oberbe-
hörden gewisse Beschlussfassungen vor-
behalten sind. Man unterscheidet wirk-
liche (aktive) M. von ruhenden (inaktiven).
Jene nennt man solche, die einer aner-
kannten Loge noch angehören; oft auch
bezeichnet man unter diesem Ausdruck
die ordentlichen Mitglieder zum Unter-
schied von den Ehrenmitgliedern. Ferner
spricht man von einheimischen und aus-
wärtigen M. [vgl. Findel , Geist und Form
der Freimaurerei (6. Aufl.. Lpz. 1898), S.
57]; als jene gelten mitunter auch, die in
einem bestimmten Umkreis der Loge woh-
nen; die Unterscheidung hat Bedeutung
wegen der Wahlen, der Beiträge, der Ein-
ladungen. Unter ordentlichen M. versteht
man in der Grossen Loge Royal York die,
die volle Beiträge zahlen, unter ausserordent-
lichen die. die auswärts und so entfernt
wohnen, dass sie nicht in der Lage sind,
bei den Verhandlungen regelmässig zu er-
scheinen, auch den Antrag gestellt haben,
als solche geführt zu werden, infolgedessen
sie ennässigte Beiträge zahlen. Wegen
der besuchenden Brüder s. diese. Ob je-
mand Mitglied mehrerer Logen sein kann,
ist nach deutschem Logenrecht zu be-
streiten. Doch hat der Deutsche Gross-
logenbund 1893 den deutschen Grosslogen
freigestellt, ihren M., die in ausserdeut-
schen Ländern wohnen, zu erlauben, dem
am betreffenden Ort herrschenden Gebrauch
entsprechend, auch andern, nicht unter
deutschen Grosslogen stehenden Logen als
M. anzugehören. (Vgl. R. Fischer, Ent-
wurf zu einem Handbuch für die Amts-
tätigkeit der Logenmeister (Lpz 1891),
8. 36. Bh. 1880, 8. 147. Verfassung der
Hamburger Grossloge § 367.]
Mitgliederbuch, Mitgliederverzetchiilg,
s. Verzeichnis
Mitgliedszeichen (Logenzeichen) [franz.
bijou de löge, engl, badge, jewel) ist die
gewöhnlich in einem Schaustück, einem
Kreuz oder kleinen maureriechen Werk-
zeug bestehende Auszeichnung der wirk-
lichen Mitglieder einer Loge, die es an
einem Band oder einer Kette um den
Hals oder im Knopfloch tragen. Es
ist von den sogenannten Bijoux de
l'ordre und Bijoux des grades zu unter-
scheiden. In England sind die M. we-
niger in Gebrauch; in Deutschland wur-
den sie erst um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts eingeführt. Obgleich es über das
Tragen keine bestimmten Vorschriften
giebt, herrschte im allgemeinen der Ge-
brauch, dass die Zeichen der Grosslogen
um den Hals, die der Johannislogen im
Knopfloch getragen werden. Es ist aber
nicht durchgängig mehr der Fall, wie auch
die Farbe der Bänder eine verschieden-
artige ist und sich nicht auf blau allein
erstreckt. Die Bänder der höhern Grade
haben verschiedne Farben. Nur einige
wenige Logen begnügen sich noch mit
dem alten Zeichen der Kelle. Nach dem
Tode ist das Mitgliedszeichen zurückzu-
geben. Die altpreussischen Gro&dogen
haben ein Verzeichnis der Mitgliedszeichen
ihrer Tochterlogen anfertigen lassen, das
in den betreffenden Bauhütten auszuhängen
pflegt. Ein reiches Verzeichnis von Mit-
gliedszeichen eingegangner und noch be-
stehender Logen enthalten die sogenannten
Münstersehen Bijouxtafeln (2. Aufl. 1897;.
Einzelne Logen haben Sammlungen solcher
Mitgliedszeichen angelegt (Münster — 850
Stück — , Frankfurt a. M. (Zur Einigkeit) — .
Königsberg i. Pr.). [Vgl. R. Fischer, Ent-
wurf zu einem Handbuch für die Amts-
thätigkeit der Logenmeister (Lpz. 1891),
8. 24.]
Mithra, in der altindischen und der
Zend-Religion die Gottheit des Lichts.
Auch in manchen maurerischen Lehrarten
bedient man sich dieses Symbols.
Mittelamerika, s. Zentralamerika.
Miltheilungen. Unter diesem Titel sind zu
verzeichnen: 1) M. ausdemVereindeut-
scher Freimaurer seit 1862, anfänglich
in Bänden (4 und 18 Hefte) bis 1871, dann
in jährlichen Heften, ursprünglich heraus-
gegeben von J. G. Findel bis 1878, dann
von B. Cramer bis 1894, von da durch R.
Fischer, im Auftrag des Vereinsvorstands.
— 2)M.aus dem Verein deutsch -ameri-
kanischer Freimaurer, New York 1866.
Die Fortsetzung erschien unter dem Titel
«Reform« als Monatsschrift. — 8) M. aus
dem Bunde der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
in Berlin seit 1869. Seit 1887 erscheinen
sie als »Bundesblatt« (s. d.) mit amtlichem
und nichtamtlichem Text Während die
M. von der Grossloge selbst ausgingen,
ist nach der Umwandlung eine Schriftlei-
tung eingeführt.
Mittwelda (St. im Königreich Sachsen,
13458 E.). Hier besteht unter der Loge
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40
Modern Masons — Molitor.
in Chemnitz ein Frei mau rcrklub, gegr.
10. März 1868 als maurerisches Kränzchen,
umgestaltet in den Freimaurerklub 10. Dez.
1874. Er wurde 1886 aufgelöst, die Ver-
sammlungen fanden aber weiter statt, und
erat 1890 trat der Klub wieder förmlich
ins Leben. Mitgliederzahl (1899): 29. Vera.:
Montags. Lokal: Herberge zur Heimat.
Modern Masons, s. Ancient Maßons,
England.
Mohabone [auch Mahaboue und ähnlich
gesprochen j, ist ein in den französischen
Logen des Rite ccossais im 3. und auch
in höhern Graden vorkommendes Wort, das
im 3. Grad die Stelle des sonst gebräuch-
lichen Makbenac (s. d l vertritt. Es ist
auch der Name des Grossaufsehers im
Grade des Grand £eossais de la voüte sa-
cree de Jacques VI. — Über die Bedeu-
tung und Ableitung dieses Wortes s.
Makbenac.
Moira, Franz, Graf v., früher Lord
Rawdon, später Marquis v. Hastings, geb.
V.Dez. 1754, gest. 28. Nov. 1826 in Malta, ein
ausgezeichneter Feldherr und Staatsmann,
wurde im Mai 1790 vom damaligen Gross-
meister Herzog vonCumberland als »Acting
Grand Master« eingesetzt und behielt das
Amt unter dem nachfolgenden Gross-
meistef Prinzen von Wales, der nach dem
Tode des Herzogs am 24. Nov. 1790 ge-
wählt wurde, bis 1813, wo er als General-
statthalter nach Indien gehen musste.
Unter seinem Vorsitz erliess die Gross-
loge 6. Febr. 1793 in Anbetracht der Zu-
stände Frankreichs eine Adresse an König
Georg, den sie ihrer Ergebenheit ver-
sicherte. M. bemühte sich eifrig, bei den
vielfachen Angriffen, denen die Freimau-
rerei nach Ausbruch der französischen
Staatsumwälzung ausgesetzt war und die
durch eine Menge von Schriften geschürt
wurden, sie zu verteidigen und ihre Grund-
sätze als ungefährlich darzulegen, er be-
zeichnete sogar in einer Ansprache in der
Grossloge als den Grundstein der Logen
die Worte: _»Fürchte Gott und ehre den
König!« Über seine erfolgreichen Be-
mühungen für die Freimaurerlogen gegen-
über der Parlaments Verfügung vom 12. Juli
1799 vgl. England (I, 250) Am 2. Dez. 1805
wählte die Grossloge von Schottland den
Prinzen von Wales auch zum Grossmeister
und M. zum »Acting Gr. M.«, so dass nun
beide Grosslogen in ein freundschaftliches
Verhältnis traten; der Graf war damals
als Oberbefehlshaber in Schottland und
wirkte persönlich ein. Auch an der Her-
beiführung des Friedens zwischen den bei-
den Londoner Grosslogen hat M. einen
wesentlichen Anteil gehabt. Am 27. Jan.
1813 wurde ihm vor »einem Abgang nach
Indien ein Abschiedsfest gegeben, das der
zugeordnete Grossmeister Herzog von Sus-
aex leitete, in Gegenwart der Herzöge von
York, Clarence, Kent, Cumberland und
Gloucester, sowie von 500 Maurern. Der
Herzog von Sussex rühmte M., der ihm
zur Rechten sass, als den Retter der Ge-
sellschaft von gänzlicher Vernichtung (mit
Bezug auf das Gesetz von 1799). Als M.
starb, war er Statthalter von Malta.
Molar, Jakob Bernhard v., der letzte
Grossmeister der Tempelherren, wurde
sehr jung, um 1265 in den Orden der
Templer aufgenommen und 12*8 seiner
Tapferkeit, die er iu den Kämpfen gegen
die Ungläubigen bewiesen, Rechtschalfen-
heit und Klugheit wegen einstimmig 1297
zum Grosskomtur und dann zum Gross-
meister erwählt. 1306, als er in Cypern
beschäftigt war, eine neue Ausrüstung
gegen die Sarazenen zu betreiben, traf
ihn die Einladung des Papstes Clemens V.
und des Königs Philipp des Schönen von
Frankreich, nach diesem Lande zu kommen.
Er folgte ihr und sah sich dadurch mit
in das Schicksal seines Ordens hinein-
gerissen. Anfangs von Philipp dem Schönen
mit der grössten Freundlichkeit aufge-
nommen, wurde er 13. Okt. 13o7 mit alleu
in Frankreich lebenden Rittern plötzlich
verhaftet, vor ein gedungnes Gericht ge-
stellt und nach jahrelangen Leiden im
Kerker am 18. März 1313 in Paris bei
langsamem Feuer verbrannt. (S. Tempel-
herren.)
MoIitor,F ranz Joseph, phil osophischer
Schriftsteller, geb. 8. Juni 177* in Ober-
ursel am Taunus, gest. 23. März 1860 als
Privatgelehrter in Frankfurt a. M. Nach
Abschluss seiner akademischen Bildungs-
zeit ergriff er als Lebensberuf das Lehrfach
in Frankfurt und fand 1806 in dem Philan-
tbropin (israelitische höhere Bürgerschule)
als Oberlehrer seine erste Anstellung. In
Verbindung mit dieser Stelle wirkte er
von 1808 an als Lehrer in verschiedneu
Fächern an dein damaligen katholischen
Gymnasium Fridericianum und, als dieais
1812 von dem Grossherzog von Frankfurt
aufgehoben und an dessen Stelle dasLvceum
Carolinum errichtet wurde, wunie M.
als Professor der Philosophie an dieses
berufen, welche Stelle er bis zum Aul-
hören aer primatischen Herrschaft beklei-
dete, wo diese Anstalt selbst einging. Ob-
gleich ihm das für diese Stelle ausgewor-
fene Gehalt lebenslänglich verbleiben
musste, wollte er doch nicht unthätig sein,
I sondern wirkte als Lehrer an den obem
Klassen des «Englischen Fräuleiniustituts«
und an der jetzigen »Selektcnschule« von
1814—27 fort. Zu dieser Zeit nötigte ihn
jedoch fortwährende Kränklichkeit, diese
Stellen nacheinander niederzulegen, und
er widmete von da an seine Zeit
ausschliesslich der Herausgabe seines
Werkes: »Philosophie der Geschichte, oder
über die Tradition in dem alten Bunde
und ihre Beziehungen zu der Kirche des
neuen Bundes. Mit besonderer Rücksicht
auf die Kabbalah* (Frkf. und Münster
[ 1827—53, 4 Bde.), das in fünf Teilen er-
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Möller.
47
scheinen sollte, von denen jedoch der
letzte Teil durch seinen Tod unvollendet
blieb. — In der in Frankfurt unter dem
Grossorient von. Frankreich errichteten
neuen Loge Zur aufgehenden Morgenröte
ll'Aurore naigsante) fand M. 19. Mai 1808
Aufnahme und bekleidete bis 1816 ver-
schied ne Logenämter, unter denen auch
das des Meisters vom Stuhl. Nach der
Befreiung Deutachlands von der französi-
schen Fremdherrschaft wandte sich die
Loge um eine Stiftungsurkunde an den
Landgrafen Karl von Hessen <b. d.) und
erhielt von diesem eine solche Febr. 1815,
Die in den Ritualen überall hervortretende
positiv christliche Tendenz, sowie die Be-
stimmung, dass der Meister vom Stuhl
und der Redner aus der Zahl der christ-
lichen Mitglieder gewählt werden müsse,
erregte bei den israelitischen Mitgliedern
dieser Loge Anstoss. Als die Loge, deu
vereinbarten Bestimmungen entgegen, einen
Israeliten zum Meister vom Stuhl wählte,
liess Landgraf Karl die Loge schliessen,
was durch M. in der Weise zur Ausführung
gebracht wurde, dass er die Sehliessungs-
urkunde an die Pforte des Tempels an-
heften liess. Bemerkenswert ist, dass die
Loge Zur aufgehenden Morgenröte auch
vom Landgrafen Karl ein Altschottisches
Direktorium besass, das aus Mitgliedern
beider Konfessionen zusammengesetzt war
und sich 1817 auflöste, nachdem die christ-
lichen Mitglieder auf Wunsch des Land-
grafen vorher ausgeschieden waren. Letz-
tere erhielten le>16 auf ihr Ansuchen von
ihm in seiner Eigenschaft als General-
grossmeister aller Logen der strikten Ob-
servanz der durch die Wilhelmsbader Be-
schlüsse rektifizierten Lehrart für deu Frank-
furter Orient die Ermächtigung zur Grün-
dung eines Altschottischen Direktoriums
Carl zur aufgehenden Sonne und einer ihr
unterstellten Johannisloge, der M. den Na-
men Carl zum aufgehenden Lichte beilegte.
Diese Loge hatte M. als altschottischen
Obermeister an ihrer Spitze. Sein Streben
war darauf gerichtet, jedes Dunkel zu er-
hellen, Verstand und Gemüt miteinander
zu versöhnen, die einander entgegen-
streitenden Ansichten in Liebe auszu-
bleichen und die Quelle des allein wahren
Friedens zu eröffnen. M. pflanzte in seine
Loge eine christliche Weltanschauung, die
die ganze Menschheit umfasst und in der
die Liebe alle Gegensätze ausgleichen
hilft. Am 26. Sept. 1840 löste sich das
Altschottische Direktorium auf infolge des
Anschlusses der Loge Carl zum aufgehen-
den Lichte an den Eklektischen Frei-
maurerbund. M. blieb der Vater, Lehrer
und Freund seiner Brüder und wirkte in-
nerhalb und ausserhalb seiner Loge in
grossem Segen. Einer seiner begabtesten
Freunde sagt von M. : «Solch aufopfernde
Liebe und dieses kindlich-fromme Gemüt,
wie er es besass, wird selten gefunden
werden, übertroffen wohl nie.« Diese
Charakteristik hindert aber nicht, hier
auszusprechen, dass M. durch zwar sehr
eifrige, aber einseitige Studien zu einer
Überzeugung gelangt war, die mit jener
nicht wohl zu vereinigen ist, die er, der
christliche Lehrer an einem israelitischen
Bildungsinstitute, früher in sich trujr.
[Vgl. W. Keller, Geschichte des Eklekti-
schen Freimaurerbundes, 2. Aufl., S. 14u.
L. XIX, 71. Dr. E. Wenz, Geschichte der
Loge Carl zum aufgehenden Licht 181«»
bis 1891 iFrkf. a. M. 1891).]
Möller, 1) Gustav v., geb. 27. März 1770
in Greifswald, gest. das. als Hofgerichts-
präsident, 21. Jan. 1847, war ein eifriger,
Freimaurer und thätiges Mitglied der Loge
Karl zu den drei Greifen in Greifswald.
Er wurde 7. Dez. 1789 dem Bunde zuge-
führt und war 1792 — 93 stellvertretender
Schriftführer, 1793—1809 Zeremonien-
meister, 1809— 16 zweiter Aufseher, 1817
bis zu seinem Tode Meister vom Stuhl
Als er 29. Sept. 1842 sein 25 jähriges Jubi-
läum der Hammerführung feierte, wurde
von der Loge die Gründung einer Stiftung
für arme Witwen und Kinder verstorbner
Mitglieder beschlossen und ihr die Be-
nennung: »v. M.'sche Stiftung« gegeben.
M. hat für das Wohl seiner Loge mit
grossem Eifer und vieler Liebe gewirkt,
wie ihm auch die Achtung seiner Mit-
bürger und Vorgesetzten in reichem Masse
zu teil ward. Ausser den vielen (zum
grossen Teil ungedruckten) Reden, hat er
auch eine Geschichte der Loge Karl zu
den drei Greifen geliefert, die, nachdem
sie 1H23 im Einzeldruck erschienen war,
im Kalender für die Provinzial-Loge
von Mecklenburg, 1831, S. 11— 133 wieder
abgedruckt worden ist und die Grundlage
der Treptow-Looseschen 1863 erschienenen
Geschichte bildet.
2) Joh. Friedr. , Generalsuperintendent
in Magdeburg, Nachfolger Dräsekes (s. d.).
wurde infolge der Anfeindungen und Ver-
dächtigungen der Freimaurerei durch den
Professor Dr. theol. Hengstenberg (s. d.)
in Kerlin in dessen »Evangelischer Kirchen-
zeitung« und drei besondern Schriften
»Die treimaurerei und das Evangelische
Pfarramt«, 3 Tie. (Brl. 1854..55), veranlasst
und angeregt, die Pfarrer und Lehrer der
Provinz Sachsen, die dem Freimaurerbunde
; angehörten, in einem Hirtenbriefe 18o'>
zu ermahnen, diesen zu verlassen. Als-
bald erfolgte von acht Geistlichen Magde-
burgs eine entschiedne und zugleich für
die Amtsgenossen der Provinz entscheidende
Erwiderung, so dass der Mahnruf des Ober-
hirten völlig verhallte uud kaum ein oder
der andre Geistliche der Provinz sich be-
wogen fühlte, den Wünschen des General-
superintendenten zu entsprechen. Der
Wortlaut beider Schriftstücke, die be-
| zeichnende Denkmäler ihrer Zeit sind,
I finden sich abgedruckt in der vorigen Auf-
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48
Molsdorf — Monitor, Secret.
läge II, 331 fg. FZ. 1856, S. 225, 377, sind
auch besonders erschienen (Magdeburg
1856). Der Hirtenbrief datiert vom Sonn-
tag Miseric. Domini 1856 und ist unter-
zeichnet vom Generalsuperinteudenten der
Provinz Sachsen Dr. M. und die Antwort
•Magdeburg, den 23. Mai 1^56« von:
Klusemann, Pastor an der heiligen Geist-
kirche, Meyer, Pastor an St. Petri, Dr.
Liebscher, Prediger an St. Johannis,
Mangelsdorf, Pastor an St. Catherinen, Dr.
Preiss, Prediger in der Friedrichsstadt.
Paasche, Prediger in der Neustadt, Walther,
Prediger an St. Jacobi, Hildebrandt, Pre-
diger an St. Jacobi. M. erhielt vom Ober-
kirchenrat eine amtliche Rüge, und es
wurde sämtlichen Generalsuperintendenten
untersagt, Ähnliche Kundgebungen zu er-
lassen. [Vgl. Protokoll der Grossen Landes-
loge in Herlin vom 15. Sept. 1856. FZ.
1856, S. 289, 297, 334, 877, 392, 405. Bh.
1858, S. 76.]
3) Heinrich, Prof. Dr., geb. 5. Juni
1841 in Milte, Kreis Warendorf, war 1865
bis 1869 Militärtierarzt, wurde 1873 als
Lehrer für Tierarzneikunde an die land-
wirtschaftliche Schule in Proskau berufen,
wo er mit Settegast (s. d.) in nähere Be-
rühung kam. kam er an die tier-
arztliche Hochschule in Berlin. In seinem
Fach veröffentlichte M. mehrere Schriften,
inusste aber wegen eines Augenleidens
sein Iyehrarot aufgeben und ist zur Zeit
als Lehrer für Pferdekenntniw an der
Vereinigten Artillerie- und Ingenieur-
schule in Charlottenburg tbätig. — M. wurde
1879 in der Loge Wilhelm zur gekrönten
Gerechtigkeit in Berlin in den Freimaurcr-
bund aufgenommen, wo er von 1881 ab
als Redner und spater als zugeordneter
Meister vom Stuhl thätig war. 1893 schied
er aus und trat in die zur Grossloge
Kaiser Friedrich zur Bundestreue in Ber-
lin gehörigen Loge Victoria über, wo er
das Amt des Redners und später des
Meisters vom Stuhl versah. 1899 wurde
er zum Grossmeister der vorgedachten
Grossloge gewählt.
Molsdorf (Dorf im Herzogtum Saehsen-
Koburg-Gotha, Amtsgerichtsbezirk Gotha,
mit schönem Schloss, das der Graf
v. Gotter angelegt hatte.) Hier wurde 15.
Sept. 1741 durch Graf v. Gotter (s. d.)
unter Beistand der von Berlin entsen-
deten von Eickstädt (oder Eichstädt), Sarry
(s. d.) und Kircheisen der Herzog Karl
Friedrich von Sachsen-Meiuingen (s. d.)
zum Freimaurer aufgenommen und damit
der Grund zur ersten Tochterloge der
drei Weltkugeln, Aux trois boussoles (Zu
den drei Kompassen) in Meiningen, gelegt.
Hier soll Gotter auch eine Loge gegründet
haben, wie in der Geschichte der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), 8. 12 bemerkt wird; es
lässt sich das aber nicht erweisen. [Vgl.
»Jubelfest am 27. Sept. 1841. Gefeiert von
der Loge Ernst zum Compass im Orient von
Gotha zur Erinnerung an den ersten Maure-
rischen Hammerscblng in Thüringen im
September 1741« (Gotha »1841). Demuth,
Geschichte der St. Johannis-Freimaurerloge
Emst zum Compaqs in Gotha u. s. w.
(Gotha 1882), S. 42, auch Beschreibung
des 75jähr. Jubelfest*, S. 12.1
Monaco (Fürstentum). Hier hat vor-
übergehend eine 23. Sept. 1808 gegründete
Loge unter französischer Herrschaft be-
standen. Seitdem verlautet über Frei-
maurerei in diesem Lande nichts.
Mond. Der M. ist, wie die Sonne, eins der
drei kleineu Lichter der Freimaurerei, und
durch seine Einwirkung, sowie die Kraft
der Sonne, in die Entfaltung alles Leben-
digen auf Erden verkettet. Wenn die
Sonne von unserm Horizont scheidet,
lässt sie uns ein freundlich tröstendes
Licht zurück und mildert das Grauen und
das öde Schweigen der Nacht. Ist das
helle Licht der Freude versunken, so wirkt
wohlthätig das milde Licht der Duldung
und Ergebung in den uncrforschlichen
Ratsehl uss de» Herrn, was zugleich die
Bürgschaft ist für das Aufgehen eines
schönen Morgens. In der Bildersprache
der Freimaurerei wird der Mond mit der
Stärke in Verbindung gebracht. »Die
Stärke der Maurerei ist gleich der Stärke
de* Mondes: in nächtlicher, geheimnis-
voller Stille vollbringt sie ihre segensvollen
Werke. In stiller, geräuschloser Wirksam-
keit findet die Freimaurerei ihre Freude
und ihren Lohn.« »Möge der Mond oft
den Menschen wachend für Menschenwohl
finden! Möge er ihn» nur auf den Wegen
der Tugend und der Menschlichkeit leuch-
ten!« (Vgl. Krause, Vorträge in der
gerechten und vollkommenen Loge zu den
drei Schwerdtern und wahren Freunden in
Dresden gehalten (Dresd. 1809). Fischer,
Robert, Lehrlingskatechismus (29. Aufl.,
Lpz. 1900), S. 53. Derselbe, Ritual und
Symbol (Lpz. 1878), S. 141. FZ. 1858,
S. 82.]
Monitor, Secret (geheimer Warner). Der
»Order of the Secret Monitor, or the
Brotherhood of David and Jonathan« ist
ein in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika sehr gangbarer Nebengrad (side
degree). der der Verstärkung der brüder-
lichen Bande unter allen Maurern gewid-
met ist. In den 80er Jahren des 19. Jahrh.
ist der Orden auch nach Großbritannien
und seinen Kolonien verpflanzt worden.
Er umfasst drei Grade: 1) Member of the
Order, 2) Prince of the Order, 8) Supreme
Ruler in the Order. Das Ritual wird
als sehr einfach geschildert; es wird
die erhebende Erzählung von der Freund-
schaft zwischen David und Jonathan (im
1. Buch Samuel) vorgetragen. An der
Spitze des britischen Zweigs steht ein
Grand Council für Grossbritannien und
Irland, das von einem Grand Supreme
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Monsberger — Montagu.
49
Raier geleitet wird und 20 Konklaven um-
fasst.
Monsberger, Jos. Julian, Exjesuit und
Weltpriester im Jesuitenorden tertiae pro-
fessionis, geb. 17. Febr. 1724 in Wiener-
Neustadt, gest. 1788 als Professor der he-
bräischen und orientalischen Sprachen
an der Wiener Universität, war der in-
tellektuelle Urheber der Aufhebung des
Jesuitenordens in Österreich und wurde
1785 zum Ehrenmitglied der Loge Zu den
drei Feuern in Wien ernannt. [Vgl. Taute,
Die katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), S. 65.]
Montagu, John Herzog von, wurde
als der erste adlige Grossmeister am 24.
Juni 1721 eingesetzt. Was Anderson 1738
darüber erzählt, enthält unverbürgte und
unwahrscheinliche Ausschmückungen; die
schlichte Tagebuchdarstellung des Dr.
Stukeley, der als Augenzeuge dabei war,
weiss von alledem nichts (vgl. oben I, 234).
Die drei Versammlungen, die der neue
Grossmeister am 29. Sept. 1721, am 27.
Dez. 1721 und am 25. März 1722 mit 16,
20 und 24 Logen abgehalten haben soll,
sind verdächtig, und was über die Behand-
lung des Konstitutionenbuchs dabei aus-
gesagt wird, stimmt nicht zu dem, was
die »Genehmigung« von 1722 enthält. Am
29. Sept. 1721 soll der Grossmeister An-
derson befohlen haben, die »alten Gotischen
Konstitutionen« in eine »neue und bessere
Fassung« zu bringen. Dies könnte man
gelten lassen; denn dasselbe sagt auch die
•Genehmigung* von 1722; aber unterm
27. Dez. 1721 heisst es: »Grossmeister
Montagu ernannte auf den Wunsch der
Loge 14 gelehrte Brüder, um Andersons
Handschrift zu prüfen und Bericht zu er-
statten«, und unterm 25. März 1722 steht:
»Der genannte Ausschuss der 14 berichtete,
dass sie A.'s Handschrift, nämlich die Ge-
schichte, Pflichten, Verordnungen und des
Meisters Lied durchgesehen und nach ei-
nigen Änderungen genehmigt hätten; wo-
rauf die Loge den Grossmeister M. er-
suchte, sie nun drucken zu lassen « (S. 1 13 fg.).
Die »Genehmigung« von 1722 sagt: »Und
nachdem der Verfasser das Ganze (d. i.
seine Ausarbeitung) der Durchsicht und
Verbesserung des vorigen und des jetzigen
zugeordneten Grossmeisters und andrer ge-
lehrter Brüder, auch der Meister und Auf-
seher der einzelnen Logen bei ihrer Quar-
talversammlung unterworfen hatte, über-
gab er sie (die Konstitutionen) dem vorigen
Grossmeister selbst, dem genannten Herzog
von M., zu seiner Prüfung, Verbesserung
und Genehmigung; und 8eine Gnaden be-
fahlen, nach dem Bat mehrerer Brüder,
dieselben handlich drucken zu lassen für
den Gebrauch der Logen, obgleich sie
während seiner Meisterschaft für den Druck
nicht ganz fertig waren« fConst. 1728, S. 78).
Dass die Grossloge am 27. Dez. 1721 schon
»14 gelehrte Brüder« zur Verfügung ge-
A Uff e meine« Handbuch der Freimaurerei. II.
habt haben sollte, die einer derartigen
Nachprüfung gewachsen gewesen wären,
ist wenig wahrscheinlich, und 1722 weiss
auch Anderson selbst nichts von solchen,
sondern erwähnt nur die beiden zugeord-
neten Grossmeister und »andre gelehrte
Brüder« ohne bestimmte Zahl; gleich
nachher spricht er noch deutlicher vom
Rat »einiger Brüder«, mit denen eben nur
die sachverständigen gemeint sein können;
die »14 gelehrten Brüder« von 1788 sind
also eine nachträgliche Ausschmückung;
denn die Aussagen von 1722 sind selbst-
verständlich glaubwürdiger. In der Viertel-
jahrsversammlung von 1721 oder 1722, in
der der Entwurf don Meistern und Auf-
sehern der Logen vorgelegt wurde, war
anscheinend der Grossmeister M. gar nicht
zugegen, da diesem die Handschrift nachher
überreicht wurde. Nach der Aussage von
1722 war das Werk während seiner Meister-
schaft noch nicht ganz druckfertig, nach
der von 1738 fordert die Grossloge den
Grossmeister auf, den Druck zu befehlen,
weil die Arbeit nach Durchsicht und Bil-
ligung des Ausschusses am 25. März 1722
druckfertig war. Nach der Darstellung
von 1722 befahl der Grossmeister den
Druck auf den Rat mehrerer Brüder, nach
der von 1788 ersuchte die Grossloge, also
die ganze Brüderschaft, den Grossmeister,
nunmehr den Druck zu befehlen. Das
sind lauter Widersprüche, die den höchsten
Verdacht erregen müssen, und da die 1738
Sleich sich anschliessende Darstellung von
em Auftreten und der Einsetzung Whartons
in fast allen Punkten von der geschicht-
lichen Wahrheit abweicht (vgl. oben I, 235),
so steigert sich dadurch der Verdacht noch
und lässt die ganze Erzählung von 1738 als
unglaubwürdig erscheinen. Wie Anderson
bei der zweiten Ausgabe sich zur Herstellung
anbot (vgl. Anderson I, 33), so hat er dem
Grossmeister M. vermutlich auch seiner-
seits den ersten Vorschlag gemacht, der
diesem vielleicht ganz willkommen war.
Persönlich durchgesehen und gebilligt hat
er die Handschrift jedenfalls, das bestätigt
auch die Widmung von Desaguliers, in
der es heisst: »Jeder Bruder wird mit der
Ausführung zufrieden sein, welcher weiss,
dass es (das Buch) Eurer Gnaden Durch-
sicht und Genehmigung erfuhr und dass
es nun für den Gebrauch der Logen ge-
druckt ist, nachdem es von der Grossloge
genehmigt war, als Eure Gnaden Gross-
meister waren.« Der Druck ist also be-
reits unter M. genehmigt worden, das hat
man nach den Äusserungen von 1722/23
als feststehend zu betrachten, aber
der Verfasser selbst scheint nicht mit
allem fertig gewesen zu sein (es war je-
denfalls eine mühsame Arbeit!), und darum
musste unter dem nachfolgenden Gross-
meister die Genehmigung noch einmal
nachgesucht werden. Weil aber die Haupt-
vorbereitung des Buchs unter M. erfolgt
4
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50 MonUleau —
war. so lies« der neue Grossmeister Wharton
es durch seinen abgeordneten Grossraeister
seinem Vorgänger widmen, «zum Zeugnis
Ihrer ehrenvollen, klugen und umsichtigen
Verwaltung des Amts unsers Grossmeis-
ters im vergangnen Jahre« (Worte der
Widmung).
M ontaleau, s. Roettiers.
Montana, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die Grossloge von M.,
mit dem Sitz in Helena, gest. 24. Jan.
1866, hat 42 Logen mit 2706 Mitgliedern.
Monteflore, Sir Moses, jüdischer Phi-
lanthrop, geb. 24. Okt. 1784 in Livorno,
gest. 28. Juli 1885 in Ramsgate, trat durch
Heirat in verwandtschaftliche Beziehungen
zu den Rothschilds, wurde 1837 Sheriff
von London und Middlesex und zum
Ritter und 1846 zum Baronet ernannt.
Er reiste wiederholt nach Palästina, um
den durch Erdbeben, Hungersnot, Cholera
u. e. w. heimgesuchten Juden Hilfe zu
bringen, und studierte 1845 die Lage
seiner Glaubensgenossen in Polen, um
Vorschläge zu ihrer Hebung zu machen.
1863 riefen ihn die Judenverfolgungen
nach Marokko und 1867 nach Rumänien,
wo beidemal seine Thätigkeit mit Erfolg
gekrönt war. Das Andenken seiner 1862
verstorbnen Gattin ehrte er durch mehrere
bedeutende Stiftungen. — Er wurde 13.
April 1812 in der Londoner Mount Moriah-
Loge Nr. 84 zum Freimaurer aufgenommen.
Nach ihm nannte sich eine 1864 in Lon-
don gestiftete Loge (Nr. 1017). [Vgl. The
diaries of Sir Moses M. and Lady M.,
1812-83 {London 1889 , 2 Bde.). Levin,
Moses M. (Brl. 1884). Sir Moses M., cen-
tennial biography (London 1885). Sir
Moses M., ein Lebensbild (Frkf. a. M.
1884). Bh. 1864, S. 165; 1885, S. 78. FZ.
1864, S. 171. Z. 1885, S. 67 ]
Montenegro (Fürstentum). In diesem
Lande hat die Freimaurerei keinen Ein-
gang gefunden.
Montmorencjr, Anne Charles Sigis-
mond de, Ducde Luxembourg, wurde
1771 vom Herzog von Chartres als Grosa-
meister der Grossen Loge von Frankreich
zum Substitut oder Administrateur gen6-
ral ernannt und nahm in dieser Eigen-
schaft 1771—78 an den Streitigkeiten
zwischen der Grossen Loge und dem Gross-
orient von Frankreich lebhaften Anteil. (S.
Frankreich I, 309.) Übrigens erhielt er auch
1784 die Würde eines Grossmeisters und
Protektors des Rite £gyptien von Cag-
liostro (s. d.).
Montserrat (brit-westind. Insel, eine
der kleinen Antillen). Seit 1787 wurden
für diese Insel englische Provinzialgross-
meister ernaunt und 1767 von der An-
cientsgrossloge eine Provinzialgrossloge
für M. und Nevis (a. d.) errichtet. Gleich-
wohl erhielt M. erat 1777 eine Loge, als die
Evangelist»' Lodge von Antigua hierher ver-
legt wurde. Sie ist längst ausser Thätigkeit.
Mopsorden.
Mopsorden (Mopsloge, ordre des Mopses,
lodge of the Mopse). Dieser androgene
Orden, dessen läppische Gebräuche in dem
»L'ordre de Fraucs-Macons trahi« (Amster-
dam 1745) mitgeteilt werden, ist hinsicht-
lich seiner Entstehung noch unenthüllt.
Die gewöhnlichste Annahme ist, dass
nach der Bannbulle Clemens XH. viele
(deutsche?) Katholiken sich gescheut hätten,
ferner dem Freimaurerbundc anzugehören
oder ihm beizutreten, dass diese aber nun,
um das Vergnügen zu haben, irgend einer
Verbindung anzugehören, unbeschadet der
Bannbulle die Verbindung der Möpse er-
richtet hätten. Unter ihnen habe sich
auch der geistliche Kurfürst von Köln,
Clemens August Herzog von Bayern (s. d.),
befunden, der vor dem Erscheinen der
Bannbulle Freimaurer gewesen sei und die
Stiftung des Ordens der Möpse vorzüglich
deshalb mit begünstigt habe, weil durch
ihn der Umgang mit Damen, den er sehr
liebte, erleichtert würde. Ob bei diesem
Orden, der keinen Eid, nur das Ehrenwort
verlangte, die Durchführung der Verord-
nung, dass alle Mitglieder römisch-katho-
lisch sein müssen, genau genommen wurde,
steht sehr dahin. Wo der Orden wirklich
bestand, selbst das ist fraglich, wenigstens
hinsichtlich des Entstehens. Die Franzosen
schieben ihn den Deutschen zu und diese
jenen. Er soll in Frankfurt a. M. bestan-
den haben, was in Abrede gestellt wird.
Er soll in Holland verbreitet gewesen sein,
auch das wird in Abrede gestellt. In
Deutschland ist er mit Sicherheit nicht
nachzuweisen, trotz Thorvs Histoire du
Grand Orient de France*, S. 347 — 349.
Sicher ist nur die hannoversche Verord-
nung vom 8. Febr. 1748, der zufolge der
M. auf der Universität zu Göttingen ein-
geführt gewesen war und als akademischer
Orden behandelt und streng untersagt
wurde. Auf Frankreich als Entstehungs-
ort weist der gemeine Ausdruck »mopse«
für die Gattin eines Freimaurers hin, we-
niger die Inschrift: »Asscz« auf der im
HMW. Nr. 129 erwähnten Denkmünze,
eher noch die im Abschnitt befindliche
Legende L. C. D. M. F. A. N. ce 10. Jan.
1745, die zu erklären ist mit: Loge cen-
trale des Mopses fondee ä Nancy. Frei-
lich stammt eins der wenigen bekannten
Stücke dieser kleinen Denkmünze aus
Nürnberg, was wieder zu allerlei Zweifeln
Veranlassung bietet und gedeutet wird:
Le chapitre des Mopses fonde" ä Nurem-
berg. In dem Zacharias'schen Nachlasse
(Verzeichnis etc. 1849, S. 123, Nr. 96) fand
sich ein Bijou dieser Gesellschaft, be-
stehend aus einem messingnen ver-
goldeten Bilderrahmen, in diesem unter
Glas ein Gemälde, einen Mops vor-
stellend, der auf musivischem Boden sitzt.
Nachdem die Adoptionsmaurerei (s. d.) auf-
kam, verschwanden die Möpse. [Vgl. Kloss,
Geschichte der Freimaurerei in Frankreich,
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Moraht — Moralische Regeln und Vorschriften der FreimaurerbrUderschaft.
51
I, 40; Kloss, Bibl., Nr. 1860. Bh. 1878, S.
258. L. XX VII, 42; XXVIII, 102.]
Moraht (auch Moratb), Jakob Daniel
Matthias, Kaufmann in Hamburg, geb.
21. Jan. 1781, gest. 18. Febr. 183*, war
1810—1825 Meister vom Stuhl der Loge
Ferdinande Caroline in Hamburg, 1825
bis 1834 zugeordneter Grossmeister, dann
Grossmeister der Grossen Loge von Ham-
burg von 1834 — 38, auch Vorsitzender des
Mutterbunds daselbst. Unter seiner Amts-
führung trat 1835 die Loge Zur gekrönten
Säule in Braunachweig der Grossen Loge
von Hamburg bei, wurde 1837 die Loge
Zur Pflichttreue in Birkenfeld gegründet
und 6. Dezember 1837 das Säkularfest der
Einführung der Freimaurerei in Deutsch-
land gefeiert. [Vgl. Brandt, Geschichte des
Alten Logenhauses fHmbg. 1891), 8. 117.]
Moralische Regeln und Vorschriften
der FreimaorerbrUderHchaft. Unter diesem
Namen bestehen eine Reihe von Sätzen,
die zuerBt 1752 von dem Meister vom Stuhl
der (frühern) Loge in Kaumburg (s. d.),
Ernst Joh.GeorgSchmidt (s.d.), verfaast, für
die strikte Observanz von Bode (s. d.) um-
geändert und später von F. L. Schröder
(s. d.) umgearbeitet und in letzterer Gestalt
in das Konstitutionenbuch der Grossen
Provinzialloge von Hamburg und Nieder-
aachsen aufgenommen wurden. Sie lauten:
I. Ȇber die verechiedncn Begriffe an-
gehender Freimaurer von der Brüderschaft.
Die würdigsten unter ihnen denken: die
Freimaurerei habe wichtige Geheimnisse;
ihr Wunsch ist aber nicht blos diese Ge-
heimnisse zu erfahren, sondern sie setzen
nach einer richtigen Denkungsweise vor-
aus: die Geheimnisse einer so alten und
ausgebreiteten Gesellschaft können nur
mit edeln Endzwecken verbunden sein, an
denen sie teilzunehmen wünschen. Wohl
ihnen, die so denken, und uns! Andre
lassen es unausgemacht, ob die Freimau-
rerei Geheimnisse habe und mit ihnen
ihr eigentümliche Zwecke verbinde. Sie
sehen in dieser Gesellschaft hochachtungs-
würdige Männer, mit denen sie in ein
enges Freundschaftsband zu treten
wünschen. Auch sie sind uns willkommen,
suchten sie auch diese Freundschaft mehr
in Absicht auf sich selbst, als auf uns;
denn es ist einem jeden erlaubt, den Zirkel
seiner Glückseligkeit zu erweitern. Eine
dritte Art wird aus Vorwitz oder Neu-
gierde Freimaurer; sie möchten gern wissen,
wie es in einer Loge aussieht. Diese aus
so kindischen und lächerlichen Beweg-
gründen gewordnen Freimaurer verdienen
die Strafe, die ihnen aus der innern Ein-
richtung zuwächst: sie sehen ihre kleinen
Absichten vereitelt. II. Von der allge-
meinen Denkungsart eines Freimaurers.
Temperament und Erziehung haben den
mächtigsten Einfluss sowohl auf die
Denkungsart eines Menschen, als auf seine
Tugenden. Freimaurer müssen sich daher
bestreben, ihren Verstand und ihr Herz
zu bilden, damit sie untereinander, wo
nicht völlig gleich — was unmöglich ist
— doch ziemlich ähnlich denken mögen.
Dies wird ihr Freundschaftsband dauer-
haft, ihre Freuden edel und ihre Tage
heiter machen. Die Freimaurerei hat ge-
wisse Worte zu Sinnbildern gewählt, als
Weisheit, Stärke, Schönheit, Freiheit u. s. w.,
Worte, deren jedes einen ganzen Gedanken
malt. Ein wahrer Bruder muss nicht nur
suchen, ein jedes in seiner wahren Bedeu-
tung verstehen zu lernen, sondern sie auch
in seine ganze Denkungsart zu verweben.
Wer sich von Vorurteilen frei gemacht
hat, der ist frei, dessen Geist ist stark,
dessen Gesinnungen sind sich immer gleich,
und dessen Seele kann durch kein Un-
glück, selbst durch kein unerwartetes
Glück, von ihrer wahren Grösse verlieren.
III. Von den notwendigen Eigenschaften
eines Freimaurers. Die Uneigennützigkeit
ist jedem Mitglied einer Gesellschaft, die
an dem Wohl aller arbeitet, wesentlich
notwendig. Sie gründet sich auf ein gutes,
menschenfreundliche« und gefälliges Herz.
Dire Wirkungen sind Gerechtigkeit, Billig-
keit gegen andre sowohl, als gegen sich
selbst, und ein thätiger Eifer, nach Ver-
mögen nützlich zu werden. Der Ver-
schwiegenheit vertraut die Freimaurerei
ihre innre Einrichtung an. Zwar kann
nur ein vollkommner Bösewicht, seines
Wortes, seiner Verpflichtung uneingedenk,
mit Vorsatz Dinge verraten, die er ver-
schweigen sollte. Aber es giebt Menschen,
denen es schwer wird, ein Geheimnis zu
wissen; selbst neugierig, setzen sie Neu-
gierde bei allen Menschen voraus und
werden ängstlich, wenn man sie in ein
Gespräch verwickelt, in dem sie ver-
fängliche Absichten mutmaasen. Beides
sind nahe Veranlassungen zu unfreiwilligen,
aber immer nachteiligen Entdeckungen.
Wer diese Schwachheiten an sich merkt,
der suche, sich von ihnen loszumachen und
befleissige sich der Behutsamkeit. Ohne
diese Tugend kann ein Mann nie völlig
verschwiegen sein. Man gewöhne sich bei
allen Reden und Handlungen au eine be-
ständige Gegenwart des Geistes; man
spreche in vermischten Gesellschaften nie
von der Freimaurerei, oder wird man wider
Willen in ein solches Gespräch geführt,
so antworte man immer in kurzen und
allgemeinen Ausdrücken; man sei nicht
neugierig, andrer Geheimnisse zu erfahren,
so kann man sein eignes desto sicherer
bewahren; man entferne sich von der kin-
dischen Eitelkeit, sich merken zu lassen,
duss man etwas Geheimes wisse, so kann
man vor verdriesslicheu Ausforschungen
sicher sein. Die Behutsamkeit ist also das
Erleichterungsmittel der Verschwiegenheit,
I aber die Unerschrockenheit ist ihr Siegel.
I Jeder Bruder denke seiner Aufnahme nach,
i so wird er finden, dass diese Eigenschaft
4*
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52
Moralische Regeln und Vorschriften der Freimaurerbrüderschaft.
stillschweigend sei von ihm gefordert wor-
den. — Die Beständigkeit, welche die
Brüderschaft von ihren neuen Mitgliedern
fordert, ist die Folge eines richtigen Ver-
standes und einer gesetzten Art zu denken.
Ein Mann, der einen unüberlegten Ent-
schluss ausführt, ist nur eigensinnig, und
wer seineMeinung, trotz aller Überzeugung,
nicht ändern will, besorgt aus Hochmut,
man möchte ihn für menschlich und fehl-
bar halten. Zwar kann ein Mann auch
nach dem reiflichsten Entschluss, der die
redlichsten Absichten zum Grunde hat,
durch Umstände genötigt werden, seine
Wahl in Ansehung der Mittel zu ändern,
aber seinem Zweck wird er doch bestän-
dig treu bleiben. In einer solchen Be-
ständigkeit liegt der Eifer für die Brüder-
schaft, eine Eigenschaft, die durch fleissige
Zusammenkünfte unterhalten und durch
den Umgang mit rechtschaffnen Brüdern
ermahnt wird. Was für Rechnung kann
man auf einen Mann machen, der ohne
Gründe wählt und ebenso leichtsinnig ver-
wirft! — Feine anständige Sitten und Ge-
fälligkeit setzen gegenseitigen Nutzen vor-
aus, uud die Freimaurerei zeigt, indem sie
alle ihre Glieder Brüder nennt, dass sie
sich auf die genaueste brüderliche Freund-
schaft gründe. Die Gelegenheit, unsre
Freunde durch thätige Dienste zu verbin-
den, ist seltner als die, wo wir uns durch
ein gefälliges angenehmes Betragen Ge-
wogenheit und Liebe erwerben können.
Der wichtigste Dienst kann durch die
rauhe Art, mit der er geleistet wird, seinen
ganzen Wert verlieren. — IV. Von der
Aufführung der Brüder gegen Nichtmaurer.
Die Freimaurerei will durch ihre Pflichten
keine andre, noch weniger die heiligen
Gesetze der Freundschaft aufheben; es ist
vielmehr ihr Wunsch, dass er eine Ver-
anlassung zu edeln, tugendhaften, herz-
lichen Freundschaften, dem grössten Glück
auf Erden, geben möge. Man muss aber
bei diesem Wunsche auch gehörig für
ihre Ehre sorgen. Ein Lasterhafter muss —
in welchem Ansehen und welchen Glücks-
umständen er auch leben möge — abge-
wiesen werden. Dagegen muss man Per-
sonen von edelm Gemüt, von guten Sitten,
wenn auch ihre Glücksumstände nicht die
vorzüglichsten wären, durch ein würdiges
Betragen, ja unter gewissen Umständen
durch beigebrachte richtige Ideen der
Brüderschaft zu gewinnen suchen. Doch
muss man sich sehr in Acht nehmen, in
der Kenntnis eines Mannes nicht zu irren,
damit man weder eine unangenehme ab-
schlägige Antwort erhalte, noch der Brü-
derschaft einen verlarvten, schlechten
Menschen zuführe. Bei der Wahl neuer
Mitglieder muss man die Ehre und den
Nutzen der Brüderschaft mit der Glück-
seligkeit des Aufzunehmenden genau ver-
binden können. — V. Von der wahren Ehre
eines Freimaurers. Das Wort Ehre in der
freimaurerischen Bedeutung drückt zu-
gleich die Hochachtung, die Liebe und
Bewunderung aus, welche sich nützliche
und ungemeine Verdienste erwerben;
in diesem Verstände ist es die Pflicht
eines Bruders, nach Ehre zu streben; sie
ist der Lohn für nützliche Bemühungen.
Wer aber Ehre verlangt, ohne genützt zu
haben, sucht sich widerrechtlich eines
fremden Eigentums zu bemächtigen. Da
also die wahre Ehre eine Folge und der
Lohn gemeinnütziger Bemühungen ist, da
es die Pflicht erfordert, so nützlich als
möglich zu werden, da das Bewusstsein,
unsre Pflicht erfüllt zu haben, ein gutes
Gewissen genannt wird, so kann man
kürzlich sagen: die wahre Ehre eines
Freimaurers ist ein gutes Gewissen. Da-
mit versehen, wird er seinen Pflichten be-
ständig treu sein und nie Gefallen an
einem Lobe finden, dem sein Bewusstsein wi-
derspricht. — VI. Von den Beschäftigungen
eines Freimaurers. Die allgemeine Er-
fahrung lehrt, dass ein langer Müssiggang
eine völlige Ungeschicktheit in Geschäften
nach sich zieht und von der verdriess-
lichsten Langeweile begleitet wird, der
ein Müssiggänger durch schädlichen oder
wenigstens unnützen Zeitvertreib zu ent-
gehen sucht. Unthätigkeit schlicsst folg-
lich alle Ehre aus; daher ermahnt die
Freimaurerei jeden Bruder: 1) seine Be-
rufsgeschäfte auf das sorgfaltigste wahr-
zunehmen, 2) an der Bildung seines Herzens
und an der Vermehrung seiner Kenntnisse
I zu arbeiten. Er wird alsdann, als ein
I kluger Haushalter mit seiner Zeit, noch
i immer Müsse genug finden, seinen Teil
Geschäfte zum Besten seiner Loge auszu-
richten, und seine Vorgesetzten werden
ihm niemals mehr zuteilen, als seine Fähig-
keiten und seine Müsse erlauben. — Aus
diesen Vorschriften erhellt, dass der Frei-
! maurer ein redliches, treues, menschen-
liebendes, sanftes und gefühlvolles Herz
haben muss. Er soll mitleidig gegen das
Unglück andrer, nachgebend, frei von Has»
und Rache und bescheiden sein. Er soll
grossmütig sein und freigebig ohne Ver-
schwendung ein öffentlicher Feind des
I Lasters, ein Verehrer und Verteidiger der
Weisheit, Tugend und Unschuld, standhaft
im Unglück und in Gefahr, im Glück
nicht übermütig. Er soll sittlich und
mässigsein, auch sogar in seinen Wünschen.
Er soll sich von allen schädlichen Leiden-
schaften befreien und alle Arten von Aus-
schweifungen fliehen, die den Geist und
den Körper entehren. Er soll ein guter
Bürger, Ehemann, Vater, Sohn und Bru-
1 der sein, jede Pflicht, die ihm Tugend
und Geselligkeit auflegen, mit treuem
Eifer erfüllen. Er soll sich von den Fesseln
der Vorurteile befreien und auf dem ge-
raden Wege der Vernunft ins Innere der
Wahrheit dringen; doch soll er solche
Vorurteile mit Schonung behandeln, auf
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Moreau
die andre Menschen ihre Ruhe bauen.
Er soll den Müssiggang fliehen und in
seinen Berufsgeschäften mit Ordnung.
Fleiss und Pünktlichkeit handeln. Er soll
ohne vorwitzige Neugierde alles zu er-
forschen suchen, wodurch er klüger und
besser werden kann. Er soll nach allen
Kräften jede gute Anstalt zum Besten der
Menschheit unterstützen. Er soll, heim-
lich oder öffentlich, jedes verkannte Ta-
lent, jedes unterdrückte Genie ermuntern.
Er soll verschwiegen Bein und sich daher
an Gegenwart des Geistes, Wachsamkeit
auf sich selbst, Mut und Unerschrocken-
heit gewöhnen, nicht Ansehen, Stand,
noch Gefahr achten, wo es Pflicht gilt.«
(S. Freimaurer regeln.)
Moreau, Cäsar, ein französischer mau-
rerischer Schriftsteller, verdient als Heraus-
geber und Begründer der Zeitschrift L' Uni-
vers maconmaue (Paris 1837), geb. 22.
Nov. 1791 in Marseille, gest. im November
1860.
Morgan, William. Der unglückliche
Name deckt ein rätselhaft dunkles Blatt
in der Geschichte des Freimaurerbundes
in Nordamerika. M. war geboren 7. Aug.
1774 in Culpepper (Virginia). Nach man-
cherlei Schicksalen in Krieg und Frieden
kehrte er schliesslich zu seiner ursprüng-
lichen Beschäftigung, der Werkmaurerei,
zurück, als ihn eine Augenentzünduug
arbeitsunfähig machte und dem grössten
Elend preisgab. Dies mag den Entschluss
in ihm gereift haben, zu dessen Ausführung
er von Rochester (im Staate New York)
nach dem benachbarten Batavia übersie-
delte. Hier verbreitete sich im Sommer
1826 das Gerücht, M. arbeite an einem
Werke über die Geheimlehren, Zeichen
und Gebräuche der Freimaurer und habe
bereits einen Maler, Namens David C. Miller,
für die Illustration des Werkes gewonnen.
Das Gerücht erregte unter den zahlreichen
Mitgliedern des Freimaurerbunds eine
grosse Aufregung; zahlreiche Versamm-
lungen wurden abgehalten, wie das Unter-
nehmen zu verhindern sei. Nachdem ein
gewaltsamer Angriff auf Miller miaBlungen
war, glückte schliesslich gegen M. allein
ein Entführungsplan. Man erwirkte 10.
Sept. 1826 in Canandacgua einen Ver-
haftsbefehl gegen M. wegen einer Privat-
schuld, auf Grund dessen er in Batavia
verhaftet und, ehe sein Freund Miller ihn
auslösen konnte, nach Canandacgua geführt
wurde. Ein andrer lÖBte ihn hier aus, bemäch-
tigte sich seiner beim Austritt aus dem Ge-
fängnis, und man brachte ihn in einem bereit-
gehalten Wagen mittels mehrerer Relais
in die entlegne Grafschaft Niagara. Hier
hatte der Sheriff Eli Bruce bereits für ein
sicheres Gefängnis im Fort Niagara auf
der kanadischen Seite des Flusses gesorgt,
dessen Kommandant ebenfalls Freimaurer
war. Die Absicht ging nach allen An-
zeichen nicht weiter, als M. in sicherm
- Morgan. 53
Gewahrsam zu halten, um ihn an der Ver-
öffentlichung seines Werks zu verhindern.
Die Entführung blieb natürlich nicht un-
entdeckt. Am 1. Jan. 1827 sprach der
Gerichtshof zu Canandacgua (Grafschaft
Ontario, New York) Loton Lawson, Nicho-
lasG.Chusbro, Magistratsinitglied (coroner),
und den Oberst Edward Sawyer des Com-
plota zur Entführung eines Menschen schul-
dig und verurteilte zwei zu je zwei, den dritten
zu ein Jahr drei Monaten Gefängnis. Nicht
so glücklich war man in der Auffin-
dung des unglücklichen M. selbst. Sämt-
liche Beteiligte bis auf die Wirte und
Kutscher herab waren Freimaurer ge-
wesen; ausserdem befand sich M. ausser
dem Bereich der amerikanischen Behör-
den auf kanadischem Boden. Trotz viel-
facherNachforschungen blieb er verschollen.
Nach einer Angabe soll er von Freimaurern
I in den Niagara gestürzt worden sein. Für
die Freimaurerei in den Vereinigten Staaten
war diese Handlung vermeintlicher Justiz
ein schwerer Schlag. Viele Mitglieder
traten aus dem Bunde aus, ganze Logen
mussten sich auflösen, und die Freimaurerei
wurde auf Jahrzehnte zurückgeworfen. Die
Angriffe gegen den Bund erhielten neue
Nahrung. Unter dem Vorantritt der bap-
tistischeo Kirche wurden unzählige Protest-
versammlungen veranstaltet und die Unter-
drückung der Freimaurerei von den Be-
hörden gefordert. Überall wurde M. als
Märtyrer und als Opfer einer verbreche-
rischen Gesellschaft hingestellt. Bis zum
Jahre 1833 dauerte die Aufregung über
das Verschwinden M.'s, und noch 1882
wurde in Batavia ein M. -Monument, eine
Kolossalstatue, mit der Inschrift enthüllt:
»Dem Andenken von William M., Bürger
von Virginia, Kapitän des Kriegs von
1812; er war ein ehrbarer Einwohner von
Batavia und ein Märtvrer der Wahrheit
in Wort und Schrift, fir wurde nahe die-
ser Stelle im Jahre 1816 von Freimaurern
entführt und gemordet, weil er die Geheim-
nisse ihres Ordens enthüllte.« Nach einer
Nachricht im Triangel (1859, S. 165) ist
die Sache aufgeklärt durch einen gewissen
Bloom, der in der amerikanischen Zeit-
schrift Mirror and Keystone erklärt hat,
dass er eine geraume Zeit in Smyrna ge-
wohnt habe und 1831 mit einem Amerikaner
mohamedanischen Glaubens, Namens
Mustapha, bekannt geworden sei, der sich
ihm als William M. zu erkennen ge-
geben habe. Diese Nachricht wurde noch
weiter durch einen gewissen Goodall
bestätigt, der während seines Aufent-
halts in Konstantinopel von zwei Herren
die Versicherung erhalten habe, sie seien
persönlich mit M. bekannt gewesen, und
das von diesem ihnen gemachte Geständ-
nis lasse keinen Zweifel übrig, dass er
wirklich M. gewesen sei, der, während
man in Amerika an seine Ermordung
glaubte, ein ruhiges und beschauliches
Digitized by Google
54 Morgen
Leben in der Türkei führte. Er habe er-
klärt, direkt von den Vereinigten Staaten
nach Smyrna gesegelt zu sein, dort tür-
kische Kleidung angenommen und sich
den Namen Mustapha beigelegt zu haben.
M. soll dann noch bis 1848 in Smyrna
gelebt haben. [Vgl. Bh. 1892, S. 244. A. Z.
1888, S. 135. A. 1890, S. 151. L. XVIII,
S. 266. Confessions of Henrv L Valance
(Cincinnati 1850). Ritual und* Aufdeckung
der amerikanischen Freimaurerei, ... so
wie auch einer Darstellung deB an William
M., wegen Enthüllung der Geheimnisse
der Maurerei, begangenen Menschenraubes
und Mordes (Lp*. 1838).]
Morgen, s. Osten.
Morl ja, Berg von Jerusalem, auch das
nach ihm benannte Land (1. Mos. 22, 2),
die Statte, wo Abraham seinen Sohn Isaak
Gott zum Brandopfer darbringen sollte [von
Abraham selber: »Jahwe siehet« genannt,
•daher man heutiges Tages sagt : auf dem
Berge, wo Jahwe erscheint« 1. Mos. 22, 4
(so wörtlich übersetzt)], wird 2. Chron. 8,
1 als der Berg bezeichnet, wo Salomo zu
Jerusalem den Tempel erbaute an dem
Platze, den David von dem Jebusiter
Arawna gekauft und wo er bereits, dem
Befehle Gottes folgend, zur Abwehr der
Pest dem Jahwe einen Altar errichtet, sowie
Brand- und Heilsopfer dargebracht hatte
12. Sam. 24, 16, 25]. Sonst führt der
Tempelberg bei den Dichtern und Pro-
pheten des Alten Testaments den Namen
Zion. Vielfach wird behauptet: beide
Hügel, Zion und M., seien nur ver-
schiedne Teile eine« und desselben Berges.
Wegen der Beziehung zum Salomonischen
Tempel wird in verschiednen Lehrarten
der Berg M. erwähnt, so im schwedi-
schen Ritual bereits im Lehrlingsgrad.
Auch im neuenglischen Lehrlingsfragstück
nach Browne [Krause, Kunsturkunden, 1, 2, S.
188] wird M. als Tempelberg ohne mystische
Deutung genannt. Nach dem Ordre royal
de Heredom de Kilwinning (Instruction
du lw degr£) wurde das erste Ordenskapitel
von Hlredom auf dem heiligen Gipfel des
Berges M. abgehalten. Comenius [Opera
didactica (Amsterdam 1657), S. 4781 deutet
M. allegorisch: »Der Tempel Salomos
wurde auf Gottes Geheiss gegründet auf
dem Berge M., welches «Anschauen
Gottes* bedeutet. So wird auch Anschauen
des Herrn die Grundlage der Weisheit
sein, d. h. alle werden dahin eingehen,
damit durch alles Sichtbare der unsicht-
bare Ordner des Weltalls selbst mit seiner
durch alles erlogenen Macht, Weisheit
und Güte im Geist geschaut werden kann.«
Moxin, Stephan, ein Pariser Jude, hat
in Amerika die französischen Hochgrade
eingeführt; denn als er 1761 dahin reiste,
erhielt er vom Conseil des Empereurs
d'Orient et Occident (s. Kaiser vom Osten)
in Paris eine Bestallung (Lettre» patentes
pour constitutions) vom 27. Aug. 1761,
— Moritz.
] worin ihm als Grand llu parfait et ancien
maStre sublime, Prince Macon, Chevalier
' et Prince sublime de tous les ordres de la
I Maconnerie de perfection, membre de la
I Trinite" etc. die Würde eines D^pute" Grand-
I Inspecteur dans toutes les parties du
: Nouveau-Monde und die Vollmacht erteilt
; wurde, jenseits des Ozeans die Freimaurerei
durch die Mitteilung aller von diesem
' Conseil anerkannten 25 höhern Grade zu
j verbreiten. M. ging erst nach St. Domingo,
dann nach Jamaica und Charleston und ver-
breitete Überall den Rite de perfection, der
damals (und biB 1801) nur 25 Grade hatte,
j später aber (1803i mit Tilly de Grassy (s. d.)
nach Frankreich als etwas neues zurück-
kam und sich noch einige Grade zugelegt
hatte, sodass der Rite nun aus 83 Graden
bestand. Wann und wo M. gestorben, ist
nicht ersichtlich, in den neunziger Jahren
des 18. Jahrh. war er noch am Leben.
[Vgl. Thory, Histoire de Grand Orient de
France, S. 121—127. (Vaasal) Essai histo-
I rique. Ragon, Orthodoxie maconnique,
I S. 181. Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, I, 89. L. XX.
I 289. Folger, The ancient and aeeeptea
scottish rite (New York 1862), vorzüglich
Kap. 2 und 3 (S. 20—75) und Dokument
4. 6. 6. (S. 29-39).]
Morison, Charles, geb. 1. Jan. 1780
in Greenfield bei Alloa, gest. 1848 in Paris,
i war Arzt und lebte lange Zeit auf Halb-
j sold in der Schweiz und Frankreich.
| Er besass eine der grössten maurerischen
Büchersammlungen sowohl an Hand-
■ schriften, als Drucksachen, an Wert wohl
20000 Fr., die er durch letztwillige Verfü-
gung der Grossen Loge von Schottland
vermachte, die das Geschenk annahm und
dem Gebrauch ihrer Mitglieder zugänglich
machte. [Laurie, Histoire of Freemasonry
(ed. 2), 8. 274, 275, 813.] Die Bücher-
sammlung M.'s Boll aus dem Nachlasa
Thorys (s. d.) stammen, in dessen Ver-
wahrung die ganzen Sammlungen des
Rite ecossais philosophique nach dessen
Auflösung übergegangen waren.
Moritz, Karl Philipp, preuss. Hofrat,
Professor und Mitglied aer Akademie der
Wissenschaften in Berlin, geb. 15. Sept.
1757 in Hameln, gest. 26. Juli 1798 in
Berlin, war ein edler Mensch, dessen Ver-
irrungen und Wunderlichkeiten in der Er-
ziehung begründet waren, die alle Keime
höherer Entwicklung so zerdrückt und ge-
knickt hatte, dass sie notwendig schief in
die Höhe kommen mussten. Goethe, der
ihn sehr auszeichnete, fand das Anziehende
in M. heraus, und zwar weniger das, was
es geworden, als was es hätte werden
können. Die Wärme und Wahrheit, die
Ursprünglichkeit seiner Empfindungen
zeichneten ihn vor vielen aus, und sein
Leben, wie er es selbst in dem philoso-
phischen Roman »Anton Reiser« (Brl. 1785
bis 1794) in fünf Bänden niedergelegt hat,
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Mörlin —
f;iebt eine so wahre und getreue Darstel-
ung eines Menschenleben» bis auf seine
kleinsten Nuancen, ah) es vielleicht nur
eine geben kann*, und führt uns durch
seine verworrnen Lebenspfade, die ihn
vom (Hutmacher zur Universität und so
weiter brachten. Über 50 Schriften tragen
seinen Namen, und wie seine Sprachlehre
lange Zeit geschätzt war, sein Stil selbst
sich an Goethe durch die Klarheit an-
schliesst, so hat seine Götterlehre den Sinn
für das klaasische Altertum geweckt und
genährt. Auch als Freimaurer war er
thätig, und Beine Reden wurden gern ge-
hört; die er — ein Mitglied der Grossen
Landesloge zu Berlin — später u. d. T. :
Die grosse Loge oder der Freimaurer
mit Wage und Senkblei (Brl. 1793),
und die C. F. Klischnig vermehrt u. d. T. :
C. Ph. M.'s Launen und Phantasien (Brl.
1796) herausgab. Ausserdem erschien auch
von ihm: Beiträge zur Philosophie des
Lebens aus dem Tagebuche eines Frei-
maurers (Brl. 1780); Fragmente aus dem
Tagebuche eines Geistersehers (Brl. 1787);
Dreimal drei Worte zur Lehre und War-
nung (Brl. 1796). Wie man über ihn und
seine Bedeutung dachte, geht auch daraus
hervor, daas Ragotzkys Freidenker in der
Maurerei (Brl. 1798) ihm zugeschrieben
wurde. In der Schrift: »Andreas Hart-
knopf. Eine Allegorie« (Brl. 1786) sollen
unter dem Schleier eines Romans wichtige
Aufschlüsse über die Freimaurerei gegeben
werden. Neben dem Leben, wie es im
Anton Reiser erscheint, ist aber noch die
ausführliche Biographie zu beachten, wie
sich diese in Schlichtegrolls Nekrolog auf
das J. 1793 (Gotha 1795), II, 169-276
findet, und der Aufsatz von W. Alexis
•Anton Reiser« im Literarhistorischen
Taschenbuch von Prutz, 5. Jahrg. (1847),
S. 1—73, der mit grosser Wärme und vie-
lem Verständnis des bedeutend angelegten,
aber nicht zur vollständigen Entwicklung
gekommenen M. geschrieben ist. [Vgl. Z.
1883, Nr. 5—8.]
Mörlin, Friedr. Aug. Christian, Pro-
fessor am Gymnasium in Altenburg, geb.
4. Jan. 1775, gest. 4. Sept. 1806, ein als
Lehrer, Mensen und Maurer ausgezeich-
neter Mann, wurde 22. April 1802 in Al-
tenburg in die Loge Archimedes zu den
drei Reissbrettern aufgenommen, war 1803
deren Verkehrs -Schrift rubrer und Vor-
steher der Bibliothek und 1805 — 6
zweiter Aufseher. Er hatte grossen An-
teil an dem Altenburger »Constitutione
buch«, das 1808 erschien, sowie an den in
diese Zeit fallenden Reformen der Loge,
und lieferte mehrere wertvolle Beiträge
zu dem 1804 - 5 herausgegebenen »Journal
für Freimaurerei«. Er dichtete Kants
Totenfeier und war überhaupt litterarisch
und dichterisch überaus fruchtbar. Eine
Anzahl seiner freimaurerischen Lieder fin-
den sich jetzt noch in den meisten Logen-
Mormonen. 55
gesangbüchern. Seine im Gymnasium
1802—6 gehaltnen »Erbauungareden« er-
schienen nach seinem Tode in einer be-
sondern Sammlung (Altbg. 1820). Näheres
über ihn und sein Leben findet sich in:
Matthiä und Demme, »Mörlin's Gedächt-
nisfeyer« (Altbg. 1&07); hier heisst es von
ihm unter anderm: »Er war ein tugend-
hafter und wahrhaft frommer Mensch.
Wohlthun war seinem von Menschenliebe
beseelten Herzen hoher Genuas. Daher
seine beispiellose Dienstfertigkeit, diekeine
Mühe, keine Arbeit, keine Anstrengung
scheute, um andern Freude zu machen.«
[Vgl. Dietrich, Aus vergangenen Tagen
(Altenbg. 1889), S. 85-125.]
Mormonen. Die Sekte der M. wurde
1830 von Joseph Smith, der sich besonderer
Offenbarungen rühmte, gegründet. Aus
dem 8taate New York vertrieben, siedelte
er 1883 nach dem Westen von Missouri
über. Auch hier ausgewiesen, legte er
1840 die Stadt Nauvoo im Staate Illinois
an und baute einen grossartigen Tempel.
Hier traten die Mormonen auch mit der
Freimaurerei in nähere Beziehung. Der
Grossmeister der neu gegründeten Gross-
loge von Illinois, Jonas, bewilligte 1841
eine Dispensation für die Nauvoo- Loge, die
1842 zu arbeiten anfing und binnen eines
kurzen Zeitraums eine grosse Anzahl Mor-
monen zu Freimaurern aufnahm. In der
folgenden Versammlung der Groasloge
wurde eine Anfrage um einen Freibrief
nicht bewilligt, aber beschlossen, aus der
ursprünglichen Loge noch zwei andre zu
gründen. Dies geschah, die Helm- und
die Nye-Loge entstanden, und um ihrer
ältern Schwester nicht nachzustehen, ar-
beiteten diese ebenso, wie jene. Da die
Grossloge nie einen Bericht erhalten
konnte, wurde ein Ausschuss ernannt, um
die Sache an Ort und Stelle zu untersuchen,
und dieser Ausschuss beantragte in der
nächsten Versammlung, die Logen aufzu-
heben. Dies erfolgte, aber nur wenig
kehrten sich die Mitglieder daran und ar-
beiteten fort bis 1844, wo die Groasloge
, die drei Logen in Nauvoo für Winkellogen
erklärte und alle übrigen Grosslogen in
den Vereinigten Staaten ersuchte, davon
Kenntnis zu nehmen, und die maurerischen
Presse bat, dies zu veröffentlichen. Der
Tod Joseph SmithB, der in den Kämpfen
mit den übrigen Einwohnern der Stadt
1844 fiel, und die Vertreibung der M. von
Nauvoo machte dem Maurerwesen unter
den M. ein Ende. Unter dem Nachfolger
Smiths, Brigham Young (s. d.}, zogen die
M. nach dem fernen Westen und gründeten
am grossen Salzsee den Staat Utah, der
sich bald Dank der günstigen Lage seiner
Hauptstadt, Salt Lake City, zu einem blü-
henden Gemeinwesen erhob. Brigham Young
wurde von der Unionsregierung zum Gou-
verneur des Territoriums ernannt und re-
gierte bis zu seinem Tode 1877 seine Gläu-
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56 Morphy ■
bigen mit eiserner Strenge. 1852 verkün-
dete er die Vielweiberei, die schon früher
vorkam, auf Grund einer besondern Offen-
barung als Gesetz. Ohne Vielweiberei sei
keine Erhöhung oder Erlösung des Men-
schen möglich. Die Zahl der Frauen hängt
vom Einkommen und der Stellung des
Mannes ab. Die Verfassung de» Mormo-
nentums stellt eine irdische Theokratie
dar mit Anpassung an die demokratischen
Verhältnisse Amerikas. Die Einweihungs-
gebräuche, die jeder Aufzunehmende
durchzumachen hat, sind der Freimaurerei
nachgebildet. Es giebt drei Grade, von
denen jeder einzelne seine eigne Eides-
formel, Griff, Zeichen und Passwort hat.
Daher ist es in Utah nichts Seltenes, dass
Frauen Maurerzeichen geben. Obgleich
viele, ehe sie M. wurden, in gesetzmäßigen
Logen zu Freimaurern gemacht worden
sind, so sind doch diesen selbstverständ-
lich die Logen verschlossen. Die Gross-
loge von Utah gestattet keinem M. den
Zutritt. Eine unter der Grossloge von
Nevada in der grossen Salzseestadt arbei-
tende Loge, der von ersterer untersagt
war, M. aufzunehmen, wandte sich 1868
an die Grossloge von Colorado um einen
neuen Freibrief, um hierdurch von jenem
Verbote befreit zu werden; dieser wurde
ihr jedoch verweigert. Obgleich die Regie-
rung der Vereinigten Staaten energische
Schritte gethan hat, um die Vielweiberei
abzuschaffen, ist die Gemeinde noch nicht
erschüttert. In Gegenwart von 50 000 Gläu-
bigen wurde 1893 ihr grosser Tempel in
Salt Lake City eingeweiht. [Vgl. Schlagint-
weit, Die M. von ihrer Entstehung bis zur
Gegenwart (2. Ausg., Lpz. 1878). FZ 1878,
S. 245.]
Morphy. Der Name eines der neun von
Salomon zur Aufsuchung des vermissten
Baumeisters Hiram (a. d.) nach der Sage
auserwählten Meister.
Mörs (St. in der preusg. Rheinprovinz,
5839 E.). Hier besteht ein Kränzchen
Ernst und Falk, gest. 23. Nov. 1892,
der Loge in Krefeld unterstellt 9. Jan.
1895. Mitgliederzahl (1899): 15. Vers.:
dritten Dienstag im Monat.
Mosaisches Pflaster (Mosaic pavement),
richtiger: Musivisches Pflaster, s. Pflaster.
Mosambik (Mozambique, Freistaat in
Ostafrika unter portugiesischer Oberhoheit).
1845 bestand in M. eine Tochterloge des
Grande Oriente Lusitano, die jedenfalls
später wieder eingegangen ist. 1876 be-
standen in M. zwei und Lorenzo Marques
eine Tochterloge des Grande Oriente Lu-
sitano Unido, die aber 1882 schon wieder
erloschen waren.
Mosellanerorden, s. Amicisten.
Mosen, Julius, Dichter, geb. 8. Juli
1803 zu Marienei im sächsischen Vogt-
land, gest. 10. Okt. 1867 in Oldenburg,
studierte die Rechte in Jena, unternahm
1824 — 27 eine Reise nach Italien, ward
— Musadorf.
1831 Aktuar in Kohren, 1834 Advokat in
Dresden, wo er sich jedoch mehr seinen
dichterischen Neigungen, als den juristi-
schen Studien hingab. In Betracht seiner
dramatischen Werke, durch die er die
deutsche Bühne zu heben suchte, wurde
er 1844 vom Grossherzog von Oldenburg
als Theaterdichter nach Oldenburg berufen,
wo damals unter der Leitung des Barons
v. Gall als Theaterintendanten der Versuch
gemacht wurde, eine Musterbübne zu er-
richten. Seine Thätigkeit war aber nicht
von langer Dauer, da ein hartnäckiges
Nervenleiden ihn bald auf das Kranken-
lager warf, von dem er nicht wieder er-
stehen sollte. Eine Gesamtausgabe seiner
] Werke wurde auf Veranlassung seiner
Freunde veranstaltet, um ihm den Beweis
• zu liefern, dass das deutsche Publikum
i seiner Dichter gedenke. — M. wurde 2. Febr.
• 1843 in der Loge Zu den drei Schwertern
u. a. w. in Dresden zum Freimaurer aufge-
nommen, hat aber in Oldenburg, durch
sein Körperleiden, das schon 1846 begann,
verhindert, nie Teil an den Arbeiten ge-
nominen , obgleich er sich gern davon
unterhalten lies» und die humanistische
Seite des Bundes als dessen Hauptaufgabe
ansah. [Vgl. A. 1897, S. 118 fg. Bh. 1867,
S. 343, 868. FZ. 1867, S. 371.]
Moser, Gustav v., Lustapieldichter,
geb. 11. Mai 1825 in Spandau, wurde für die
MilitärlaUfbahn erzogen, gab aber 1856
den Militärdienst auf und wurde Land-
wirt. Da er als solcher keine Be-
friedigung fand, widmete er sich aus-
schliesslich der Schriftstellerei. Von seinen
Lustspielen sind am bekanntesten: «Ein
moderner Barbar« (1861), »Ultimo« (1874s,
»Der Veilchenfresser« (1876), »Krieg im
Frieden« (1881), »Unsere Frauen« (1882). —
v. M. wurde 25. April 1861 in der Loge
i Isis in Lauban in den Freimaurerbund
aufgenommen und lebt jetzt in Görlitz.
Moses. Die Maurerei kommt in einzel-
nen Lehrarten (namentlich französischem
mit M. in Berührung. Durch ihn sollen
die ägyptischen Mysterien zu den Israe-
liten gekommen sein, ja man spricht sogar
von einer durch M. entstandnen jüdi-
schen Freimaurerei (!). [Vgl. Oliver, History
Landmarks I, 65. Stade, Geschichte des
Volkes Israel. Sagen und Legenden der
spätem Zeit von Weil (1845).]
Mossdorf, Friedrich, Hof- und Justiz-
kanzleisekretär in Dresden, geb. 2. März
1757 in Eckartsberga, gest. 16. März 1843
in Dresden, wurde 1784 als Kanzleisekretär
in Dresden angestellt. M. gehört zu den
bedeutendsten Maurern Deutschlands, na-
mentlich nach reformatorischer Seite hin,
und sein Name steht würdig neben denen
von Krause, Fessler, Schröder und Schnei-
der. Dem Freimaurerbunde trat er 15.
Okt. 1777 in der Loge Minerva zu den
drei Palmen in Leipzig bei. Am 28. Nov.
1789 wurde er bei der Loge Zu den drei
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Mowdorf.
57
Schwertern und wahren Freunden ange-
nommen. In seiner Loge bekleidete er,
nachdem er bereite früher zweiter Schrift-
führer gewesen war, unter v. Broizem
(s. d.) 1798—1808 und 1805—10 das Amt
des Schriftführers. Ihn kennzeichnete vor
allem unermüdlicher Forschergeist, der
durch Fesslera Schriften in feste Bahnen
gelenkt wurde. Für die Freimaurerei
wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen,
war sein Hauptbestreben; dies führte
ihn mit den obengenannten hervorragen-
den Freimaurern zusammen, mussto ihn
auf die Seite der reformatorischen Thätig-
keit hinleiten und ihn zu besonderer
litterarischer Wirksamkeit veranlassen.
Wenn ersieh auch den in den ersten dreizehn
Jahren seiner Zugehörigkeit zur Freimau-
rerei sich noch breit machenden Sonder-
beatrebungen nicht hingab und in Hoch-
grade nicht eingeweiht war, so lernte er
diese doch genau kennen und war eine
tüchtige Kraft, die für deren Abschaffung
eintrat und v. Räcknitz (s. d.) bei sei-
ner Reformierung der Loge unterstützte.
Seine Anschauungen über die Zustände
und die Verfassung der Freimaurerei legte
er in dem Rundschreiben dar, das im
•Maurerischen Taschenbuch auf das Jahr
5805—6. (Brl. 1806), S. 169 und im
»Neuen Freym. Taschenbuch auf die J.
1806 und 1807» (Freiberg 1806), S. 172
enthalten ist. Mit Fessler (s. d.) stand er
in freundschaftlichen Verhältnissen, lernte
ihn auch persönlich kennen und brachte
im Freiberger »Taschenbuch auf das J.
1802« eine Ankündigung der von Fessler
ausgearbeiteten »kritischen Geschichte«.
M. gehörte auch den von Fessler gestif-
teten höhern Erkenntnisstufen bis 1805 an.
Dem von Fessler gegründeten Bunde scien-
tifischcr Freimaurer (s. d.) gehörte er gleich-
falls als Archivar des Archivs zu Dresden
an. Ferner gabM. heraus: »Fessler's Rück-
blicke auf die letzten sechs Jahre seiner
Logenthätigkeit« (Dresd. 1804), den ersten
Band von dessen: «Sämmtlichen Schriften
über Freymaurerey« (Freiberg 1805) und
dessen: »Actenmässige Aufschlüsse über
den Bund der Evergeten in Schlesien«
(Freiberg 1804). Ebenso stand er mit
Schröder (s. d.) in Hamburg in innigster
Verbindung und war deshalb auch bei der
Gründung des geschichtlichen Engbunds
in Dresden 1806 mit thätig. Er war dessen
Archivar und Protokollführer, nachdem er
(weil die Schwerter- Loge nicht zur Schrö-
derschen Lehrart gehörte) zuvor zum Ehren-
mitglied der Loge Zum goldnen Apfel
das. ernannt worden war. Allein Meinungs-
verschiedenheiten betreffs maurerischer
Öffentlichkeit und die Verbindung mit
Krause (s d.) brachten ihn mit den
Mitgliedern des Dresdner Engbunds und
mit den andern Engbünden in Zwiespalt,
so daas er 17. Febr. 1810 aus jenem
ausschied und 19. April 1810 auf die
Ehrenraitgliedschaft bei der Loge Zum
goldnen Apfel verzichtete. [Vgl. Stuvens
Abhandlung über den Ein flugs geheimer
Gesellschaften u. s. w. Neu herausgegeben
von M. (Freiberg 1811).) M. suchte, wie
Krause, nach Wahrheit und Klarheit. Sie
begannen an den Überlieferungen zu rütteln
und traten damit als Gegner derer auf,
die noch mit einem Fusse im Alten stan-
den und vom Vorurteil befangen waren.
Die aus M.'s geradem Wesen geborne Ab-
neigung gegen die herrschende Unwissenheit
und den blinden Autoritätsglauben waren
| für diese Zeit noch verfrüht, und seine
hohen Gedanken über die Maurerei als
einen Menschheitsbund Hessen ihn für
Krauses Ideen an die Öffentlichkeit treten.
Dadurch wurde M.'s Name in der gesamten
Maurerwelt bekannt. 1805 war der Philo-
soph Krause (s. d.) nach Dresden über-
gesiedelt und bei der Ix>ge Zu den drei
Schwertern angenommen worden. Von 1808
an bis zu seiner Ausschliessung nahm er
in der Loge das wichtige Amt des Redners
ein, in dem er durch seine zahlreichen
Vorträge aufklärend zu wirken Gelegen-
heit fand. Die Gleichheit ihrer Gesin-
nungen schuf zwischen beiden die innigste
Verbindung. 1808 übergab M. seinem
Freund eine Abschrift der altenglischen
Aufnahmeakte, und dies wurde die erste
Anregung zu Krauses eingehenden ge-
schichtlichen Studien über die Freimaurerei,
zu seinem brief liehen Verkehr mit Schneider
(s. d.) in Altenburg und zur Herausgabe
seiner bekannten Schrift: »Die drei ältesten
Kunsturkunden der Freimaurerbrüder-
schaft.« l809erlie8sdieSchwerter-Loge eine
Erklärung, in der sie auf die Vorzüglich-
keit der gedruckt erschienenen Krauseschen
Vorträge aufmerksam machte und zugleich
auf die dem Rundschreiben beigegebene
Ankündigung des Erscheinens eines mau-
rerischen Handbuchs aus desselben Ver-
fassers Feder hinwies. Diese Ankündigung
war unter voller Kenntnis und Zustimmung
Krauses von M. verfasst und nur von ihm,
1 nicht von der Loge unterzeichnet. Sie
entfachte den Sturm der Entrüstung gegen
die beiden und auch gegen die Loge. Man
befürchtete von der Schrift Krauses Verrat
und Treulosigkeit an der Freimaurerei.
Es gingen Beschwerden an die Loge ein,
die sich gegen die Herausgabe des Werks
wendeten. Am stärksten traten die
drei altpreussischen Grosslogen auf,
die sich in einem Schriftstück sogar er-
laubten, der völlig unabhängig dastehendeu
Loge zu drohen, das« sie, falls das Werk
nicht unterdrückt werde, auf die Aus-
schliessung der beiden Freimaurer dringen
würden, und wenn die Loge darauf nicht
eingehe, sie ihr eine Rüge erteilen und
ihren Mitgliedern den Besuch der unter den
drei Grosslogen stehenden Logen verbieten
würden. Auf diese Zuschrift erfolgte
von der Loge aus, die über solches Vor-
Digitized by Google
58 Mothes —
gehen entrüstet war, eine brüderliche, aber
entschiedne Antwort h Berlin. Die
Anfeindungen hörten aber nicht auf, auch
die Grossloge von Hamburg und die Loge
Zum goldnen Apfel in Dresden er klarten
sich in massvoller Weise gegen die Ver-
öffentlichung. Verechiedne Meisterbera-
tungen fanden statt Als dann, hervorge-
rufen durch eine Erklärung von sechs Mit-
? gliedern der Loge, die sich, uneingedenk der [
ortschrittlichen Überlieferung ihrer Loge,
sowie deren voller Unabhängigkeit, dem
Vorgehen der Berliner Grosslogen an-
schlössen, die Stimmung unter den Mit-
gliedern der Loge zu Ungunsten von
Krause und M. änderte, hielt M. treu zu
seiuem Freunde. Am 6. Juni 1810 erschien
der erete Band der Kunsturkunden und
wurde an die Subskribenten versandt. Neue, j
heftigere Anklagen gingen an die Loge ein,
und diese beschloss, nachdem sie bereits
vorher an ihre Mitglieder ein Rundschrei-
ben gerichtet hatte, in dem sie sämtliche
Mitglieder um Erklärung ersuchte, was mit
Krause und M. geschehen solle, am 17.
Dez. 1810 mit 40 Stimmen gegen 4 die
Ausschliessung Krauses auf unbestimmte
Zeit und mit 26 gegen 18 auch die von
M., weil er als Ankündiger der ihm wohl- i
bekannten Schrift Krauses Meinungen vor- '
treten habe Während Krause die Aus- '
Schliessung ruhig hinnahm, deckte M. die
Loge am 20. Dez. 1810. Beide blieben
nach wie vor in ihrem Herzen der Mau-
rerei treu bis zum Tode. M. veröffent-
lichte dann noch: «Mittheilungen an den-
kende Freimaurer« (Freiberg 18l8> und
arbeitete mit an der von R. R. Fischer
herausgegebnen Zeitschrift: »Die Maurer-
halle«. Sein Hauptwerk aber ist: »Ency-
klopädie der Freimaurerei nebst Nach-
richten über die damit in wirklicher oder
vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen
Verbindungen, in alphabetischer Ordnung
von C. Lenning, durchgesehen und mit
Zusätzen vermehrt, herausgegeben von
einem Sachkundigen« (Fr. M.] (8 Bde.,
Lpz.); Band I erschien 1822, Band II !
Ib24 und Band III 1828. Dieses Werk,
die erste Auflage dieses Handbuchs, wurde
1812 — 19 von dem deutschen Buchhänd-
ler Hesse (Pseudonym Lenning), einem
kenntnisreichen Freimaurer, in Paris
handschriftlich vollendet. Brockhaus in
Leipzig als Verleger übertrug die
weitere Ausführung des Werks auf
Empfehlung Krauses M., der, wie wohl
kaum ein andrer Maurer, befähigt war,
ein solches Riesenwerk zu bewältigen;
er hatte von seinem Eintritt in den
Bund an geforscht und gesammelt, stand
mit den hervorragendsten Forschern auf
freimaurerischem Gebiete in Verbindung,
ihn beseelte Wahrheitsdrang und tiefste ,
maurerische Gesinnung, und er huldigte j
dem fortschrittlichen Geiste. M. über- j
trug dem Werk die Krause- und die !
Mounier.
Fesslerschen Errungenschaften und schuf
ein umfangreiches Quellenwerk, das auf
der Höhe der Zeit stand. M.'s Loge hatte
wohl gefühlt, dass ihr Urteil gegen ihre
zwei verdienten Mitglieder kein richtiges
gewesen war; aber es war nach den da-
maligen Verhältnissen kaum eine andre
Gestaltung der Verhältnisse möglich. Im
Stillen wurde man in der Loge nach dem
Tode beider ihrem Andenken gerecht, und
man suchte ihnen Genugtnuung und
Rechtfertigung zu geben, indem man in
der Loge die Büste Krauses aufstellte,
einem Enkel M.'s, Mitglied der Loge,
1872 die Rechte eines Luftons zuerkannte
und 1881 durch allgemeinen Beschluss
beide vollständig in ihre Rechte wieder
einsetzte und ihre leuchtenden Namen in
der Loge »Goldnes Buch der Erinnerung«
eintragen Hess. [Vgl. Klötzer, Die Aus-
schliessung der Br. M. und Krause aus
der Loge Zu den drei Schwertern u. s. w.
Auf Grund aktenmässiger Nachweise dar-
gestellt (Lpz. 18S1). Peuckert, Geschichte
der Loge Zu den drei Schwertern u. s. w.
(Lpz. 1888), S. 105. Zd. 1843, S. 11.1
Mothes, Oskar, Architekt und Kunst-
schriftsteller, geb. 27. Dez. 1828 in Leipzig,
war 1849 Leutnant der Artillerie, nahm
krankheitshalber seinen Abschied und Hess
sich als Architekt in Leipzig nieder, wo
er alsbald seine umfassende Thätigkeit auf
dem Gebiet der Kunst und Kunstgeschichte
begann. Hierher gehören: »Geschieht«
der Baukunst und Bildhauerei Venedigs«,
»Allgemeines deutsches Bauwörterbuch*
(Lpz. 1858—60, 2 Bde.), »Illustriertes Bau-
lexikon« (4. Aufl., Lpz. 1881—88, 4 Bde.),
•Die Baukunst des Mittelalters in Italien«
(Jena 1882 — 88, 5 Tie.). Er war auch prak-
tisch thätig als Architekt. Zahlreiche
Kirchen, Schlösser und Burgen verdanken
ihm stilgerechten Umbau. Nachdem er
1870 zum sächsischen Baurat ernannt wor-
den war, siedelte er 1884 nach Zwickau
über, wo er noch lebt. — In den Frei-
maurerbund wurde M. aufgenommen in
der Loge Minerva zu den drei Palmen in
Leipzig 5._Dez. 1848 und hat in dieser ver-
schiedne Amter bekleidet. Bei seiner Über-
siedlung nach Zwickau trat er 17. April 1887
der dortigen Loge Bruderkette zu den drei
Schwänen bei. Auf freimaurerischem Ge-
biet hat er sich vielfach mit den Stein-
metzsprüchen und Hüttenbrüderschaften
beschäftigt und Forschungen angestellt,
die in den freimaurerischen Zeitschriften
veröffentlicht sind.
Mounier, Jean Joseph, französischer
Politiker, geb. 12. Nov. 1758 in Grenoble,
gest. 25. Jan. 1806, wurde 1783 Richter in
Grenoble und 1789 zum Deputierten für
die Generalstuaten erwählt. Auf seinen
Antrag erklärte sich der dritte Stand als
die Nationalversammlung, deren Präsident
er wurde. Bei deren Übersiedlung nach
Paris reichte er jedoch seine Entlassung
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Mozart.
59
ein und begab Bich 1790 nach Savoyen
nnd der Schweiz. 1793 lies» er sich in
Weimar nieder, wo er 1795 eine Unterrichte-
anstalt für junge Englander auf Schloss
Belvedere errichtete. 1801 kehrte er nach
Frankreich zurück, wurde Departements-
präfekt und 1805 in den Staaterat berufen.
Während seines Aufenthalte im Schlosse
Belvedere bei Weimar Hess er seine Schrift:
»De l'influence attribuee aux Philosophen,
aux Francs-Macons et aux Illumines sur
la r£volution de France« (Tübingen 1801,
neue Aufl. Paris 1821) erscheinen, von der zu
gleicher Zeit eine deutsche Übersetzung
• Über den vorgeblichen Einfluss der Philo-
sophen, Freymäurer und Illuminaten auf
die französische Revolution« (Tübingen
1801) herausgegeben wurde. Von diesem
Werke erschien auch eine englische und
eine holländische Übersetzung. Die Schrift
M/s enthält eine gründliche Widerlegung
der Verdächtigungen von Barruel und Ro-
binson (s. d.), welche die französische Re-
volution von den Freimaurern und Illumi-
naten ableiteten. [Vgl. Taschenbuch für
Freimaurer (Röthen 1«08), S. 151—218.]
Mozart, Joh. Chrysostomus Wolfg.
Amadeus, einer der berühmtesten, geist-
und gemütvollsten Tondichter, geb. 27. Jan.
17.S6 in Salzburg, gest. 5. Dez. 1791 in
Wien, legte schon in Beiner frühesten
Kindheit Proben von einer ausserordent-
lichen musikalischen Begabung an den
Tag, so dass er als ein Wunderkind be-
trachtet werden konnte. 1769 erhielt er
den Titel eines Salzburgschen Konzert-
meisters, ging 1781 nach Wien und er-
hielt später 1787 den Titel eines k. k.
Hofkomponisten, womit 1788 ein Jahr-
gehalt verbunden wurde. Frühzeitige und
osse Anstrengungen führten seinen Tod
jungen Jahren herbei. Als Künstler
zeichnete er sich durch eine überaus zarte
und reiche Geistigkeit, sowie durch Liebe
zu natürlicher Schönheit aus, als Mensch
durch Kindlichkeit, Milde und Herzens-
güte: er war als Künstler ganz Musik, als
Mensch ganz Liebe. Er bedurfte daher
einer ernstern geistigen Unterhaltung und
sodann eines Kreises von frei- und edel-
gesinnten Männern, denen er sich rück-
haltlos anschli essen konnte. Glücklicher-
weise bildeten die Freimaurer zu damaliger
Zeit in Wien eine Gesellschaft, der die
bedeutendsten und gebildetsten Männer
Wiens angehörten. M. trat dem Freimaurer-
bunde bei und wurde Mitglied der dortigen
Loge Zur gekrönten Hoffnung. Hier lernte
er unter andern Schikaneder kennen. Wie
ernst und eifrig es M. mit der Maurerei
nahm, erhellt daraus, dass er auch seinen
Vater 1785 bewog, dem Bunde beizutreten.
Kurz vor dem Tode des Vaters (28. Mai
1787) schrieb er 4. April 1787 an diesen
unter anderm: »Da der Tod (genau zu
nehmen) der wahre Endzweck unsers Le-
bens ist, so habe ich mich seit ein paar
Jahren mit diesem wahren, besten Freunde
des Menschen so bekannt gemacht, dass
sein Bild nicht allein nichts Schreckendes
mehr für mich hat, sondern recht viel Be-
ruhigendes und Tröstendes! Und ich
danke meinem Gott, dass er mir das Glück
gegönnt hat, mir die Gelegenheit (Sie ver-
stehen mich) zu verschaffen, ihn als den
Schlüssel zu unsrer wahren Glückseligkeit
kennen zu lernen.« Hierzu bemerkt Jahn
a. a. O., 8. 270: »Diese Äusserungen sind
ein Beweis von dem sittlichen Ernst, mit
welchem M. in der Beschäftigung mit der
Freimaurerei Aufklärung über die höchsten
Fragen erstrebte.« Die Brüderschaft ver-
dankt M. mehrere vorzügliche Komposi-
tionen, von denen manche noch öfters in
maurerischen Kreisen aufgeführt werden:
1) Die Gesellenreise, komponiert 26. März
1785 [vgl. R 1900, S. 38]. 2) Zum Schluss
der Loge. 8) Maurerfreude, eine Kantate,
komponiert 20. April 1785, gesungen 24.
April zu Ehren Borns (s. d.) in Gegenwart
des Vaters M.'s. 4) Die kleine Frei-
maurerkantate, komponiert 15. Nov. 1791
| zur Einrichtung der Loge Zur neugekrönten
i Hoffnung, die letzte Arbeit, die er voll-
endete und leitete. Diese Kantate
wurde von seiner Loge zum Vorteil seiner
hilfsbedürftigen Witwe und Waisen heraus-
gegeben. Die Partitur mit dem Original-
text erschien zu Wien bei Hraschansky:
»M.'s letztes Meisterstück, ein Kantet«,
gegeben vor seinem Tode im Kreise ver-
trauter Freunde.« 5) Die Kantate: »Die
I ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer
| ehrt!« 6) Eine Tondichtung von ausser-
I ordentlicher Schönheit und eigentümlicher
Kraft und Wirkung ist die im Juli 1785
komponierte »Maurerische Trauermusik bei
dem Todesfalle der Brüder Meklenburg
und EBterhazy« für Orchester. Das grösste
und umfangreichste maurerische Musik-
werk M.'s endlich ist 7) die »Zauberflöte«
(s. d.), welche die Freimaurerei auf der
Bühne verherrlicht. Diese Oper, deren
Text Schikaneder lieferte, wurde zum
erstenmal 30. Sept. 1791 aufgeführt und
im darauf folgenden Oktober 24 mal wieder-
holt; 28. Nov. 1792 fand die hundertste
und 22. Okt. 1795 die zweihundertste
Vorstellung statt. Nachdem M. in der
» Kleinen Frei maurerkan täte « seinen
Schwanengesang in der Loge zwei Tage
vor seiner letzten tödlichen Erkrankung
aufgeführt hatte, schied er plötzlich aus
dem Leben. Ihm zu Ehren wurde bei
einer Meisteraufnahme in seiner Loge Zur
gekrönten Hoffnung eine Gedächtnisrede
gehalten, die gedruckt erschien (Wien
1792) und sich auch in der Allgemeinen
österreichschen Freimaurerzeitung 1875,
S. 68 wiederfindet. Die M.schen Kompo-
sitionen für die Logen sind im Klavier-
auazug 1891 in Leipzig erschienen; auch
neue Texte dazu schuf teilweise R. Fischer
I in Gera in L. 1897, S. 16, 208. Zur Er-
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MUchler — Müller.
innerung an den lOOjähr. Todestag M.'s
1891 brachten fast alle freimaurerischen
Zeitschriften mehr oder weniger eingehende
Artikel. [Vgl. Jahn, W. A. M. (4 Bde.,
Lpz. 1856-59; 2. Aufl. 1867, 2 Bde.).
Schubert, M. und die Freimaurerei (Brl.
1891). Über M. im allgemeinen: Smitt,
Ein- und Ausschau (Lpz. 1895), S. 52.
R. Fischer, Deutsche Geistesheroen in
ihrer Wirksamkeit auf dem Gebiete der
Freimaurerei (Lpz. 1881), S. 81. Bh. 1878,
8. 63, 328. FZ. 1856, S. 71; 1X85, 8. 90;
1889, S. 392; 1891, S. 409; 1893, S. 49.
L. XVII, S. 142; 1892, S. 47. Br. L. 1891/92,
S. 43, 65. Boos, Geschichte der Freimau- '
rerei (Aarau 1894), S. 246. — Über die ,
Zauberflöte insbesondere: Zille, Die Zau- !
berflöte (Lpz. 18661 Wasserburg, Frei-
maurerei und Bühne (Frkf. 1880). Gruel,
Aufschlüsse über die Bedeutung des an-
geblich Schikanederschen Textes zu M.'s
Zauberflöte (Magdcb. 1868). Dr. L. 1890, j
S. 2713. FZ. 1865, S. 42; 1871, S. 330; !
1892, S. 193. M. L. 1890 91, S. 53. Alpina j
1891, S. 311. Z. 1891, S. 89.1
MUchler, Karl Friedrich, geb. 1763
in Stargard, lebte als Kriegsrat in Berlin
und war ein vielseitiger Schriftsteller. Er
schrieb verschiedne (unbedeutende) Ro-
mane und Bühnenstücke, gab lange Jahre
hindurch einen Anekdotenalmanach heraus,
erhob sich aber nie über das Niveau der I
Mittelmäßigkeit. Er gehört« einer der
Berliner Logen an und schrieb für diese
einzelne leichte Lieder, die sich noch heute
des Beifalls erfreuen.
Mühl bannen (St. in der preuss. Provinz
Sachsen, 30115 E.). Logen das. unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: 1) Hermann zur deut-
schen Treue, gegr. 28. Dez. 1817, eingew.
18. Aug 1818. Mitglicderzahl (1900): 152.
Vers. Mittwochs. — 2) Delegierte altschot- I
tische Loge Wilhelm zur deutschen |
Treue, gegr. 9. April 1862. [Vgl. Knauth,
Geschichte der Loge (1893).]
Mülhausen (St. im Ober-Elsass, 82986
E.). I. Zur französischen Zeit bestanden
hier unterm Grossorient von Frankreich das
Kapitel und die Loge La parfaite har-
monie, gegr. 6. Jan. 1809, iGeschichte
der U >ge von Aug. Klenck (1867)], sowie
die Loge L'espcrance, die sich aber
1872 auflösen mussten. Erstere Loge grün-
dete 181 2 die jetzt weltbekannte Industrielle
Gesellschaft Mülhausen, 1826 die städtische
Sparkasse, 1829 eine Kinderbewahranstalt.
[Vgl. Berliner Herold 1899, Nr. 10, 11.]
II. Dagegen wurde im März 1873 das
Kränzchen Zur Säule an den Vogesen
gestiftet, das am 5. März 1877 unter dem
gleichen Namen von der Grossen Loge
Royal York in eine Loge umgewandelt und
am 13. Mai 1877 eingeweiht wurde. Vers.
Donnerstags. Mitgliederzahl (1899): 66.
Lokal: Elsässer Strasse 14.
Mülheim a. d. Bohr (St. in der preuss.
Rheinprovinz, 31429 E.). Hier besteht
unter der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln eine Logo Broich
zur verklärten Luise, gegr. 10 März
1839; sie trat 16. Mai 1850 ausser Thätigkeit,
wurde 5. Dez. 1850 geschlossen und 8. Aug.
1854 wieder eröffnet. Mitgliederzahl (1899):
64. Vers. Donnerstags. Ferien: Juli und
August. Eignes Logenhaus: Eppinghoferstr.
72. [Vgl. Hesse, Geschichte der Loge
(1889).]
Müller, 1) Friedrich v.,wcimar. Kanzler,
geb. 13. April 1779 in Kunreuth bei Forch-
heim, gest. 21. Okt. 1849 in Weimar. Auf
einer Lustreise nach Pyrmont wurde er Karl
August (s. d.) vorgestellt, machte auf ihn
einen sehr günstigen Eindruck und fand
infolgedessen um 1800 eine Anstellung bei
der Landesregierung in Weimar. Nach
der Schlacht bei Jena wurde ihm der Auf-
trag, Napoleon in das Hauptquartier zu fol-
gen. Unter mancherlei Beschwerden gelangte
er nach Berlin und Posen, wo er im De-
zember 1806 den Friedensvertrag und die
Aufnahme Weimars in den Rheinbund
unterzeichnete. 1815 wurde M. zum Kanzler
der Landesregierung in Weimar ernannt,
wobei er vorzugsweise an der Gesetz-
gebung Anteil nahm, auch auf dem Land-
tag eine lange Reihe von Jahren hinter-
einander als Abgeordneter wirkte. Die
wenigen Stunden, die seine Berufsarbeiten
ihm übrig Hessen, widmete er den Musen.
Seine nahen persönlichen Beziehungen zu
Goethe (s. d.) befähigten ihn ganz vor-
züglich zu den beiden treulichen Denk-
schriften: »Goethe in seiner praktischen
Wirksamkeit« (Weimar 1832) und »Goethe
in seiner ethischen Eigentümlichkeit«
(Weimar 1832). — Am 7. März 1809 wurde
M. in die Loge Amalia in Weimar aufge-
nommen. Er bekleidete in ihr verschiedne
Logenämter; nach Bettuchs (s.d.)Tode (dem
er die Grabrede hielt) war er bis zu seinem
eignen Tode zugeordneter Meister. Als
Redner und Dichter wirkte er vielfach an-
regend und belebend. So gab er zu Wie-
lands Totenfeier ein schwungvolles Ge-
dicht, 1821 hielt er die Gedächtnisrede
auf Ridel, 1825 feierte er in der Festloge
zum 50jährigen Regierungsjubiläum des
Grossherzogs Karl August diesen Fürsten
als Beschützer der Künste und Wissen-
schaften in den vielfachen Verzweigungen
seines thatenreichen Lebens, hielt ihm
auch die Gedächtnisrede in der Trauer-
loge und gab zu der dem Andenken Goethes
gewidmeten Trauerloge zwei Gesänge und
die Gedächtnisrede. In dem Liederbuch
der Loge Amalia befinden sich fünf seiner
Lieder. [Vgl. Freim. Analekten, Heft II,
HI, IV, V, VIH. FZ. 1852, S. 356. Wei-
marische Zeitung 1849, Nr. 86, 87 uud 88.)
2) Wilhelm, herzoglicher Bibliothekar
in Dessau, der bekannte Dichter der Schu-
bertschen Müllerlieder, geb. 7. Okt. 1794
in Dessau, gest. das. 30. Sept. 1827, wurde
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Müller.
61
in den Freimaurerbund durch Mahl mann
(s. d.) eingeführt, der ihn 6. Juni 1820 in die
Loge Minerva zu den drei Palmen in Leipzig
aufnahm. Ein Freimaurerlied von ihm:
»Zur Einweihung eines Brudertempels«
ist in der vorigen Auflage dieses Hand-
buchs, II, 362 abgedruckt.
3) Christian Gottlieb, Komponist,
geb. 6. Febr. 1800 in Niederoderwitz bei
Zittau, gest. 29. Juli 1863 in* Alten bürg,
Sohn eines musikliebenden Leinwebers,
mit dem er als Knabe in Dorfschenken
zum Tanz aufspielte, lernte in Zittau in
einem Zeitraum von sechs Jahren alle
Orchesterinstrumente spielen und erhielt
später nach langen Wanderungen als
Violinist in Leipzig eine feste Stellung.
1838 wurde er Staatmusikdirektor in Alten-
burg. Er komponierte drei Symphonien,
Ouvertüren, Konzerte, Lieder und die Oper
»Rübezahl«. — Dem Freimaurerbunde ge-
hörte er seit 10. Jan. 1829 als Mitglied
der Loge Balduin zur Linde in Leipzig
an, der er auch nach seiner Übersiedlung
nach Altenburg treu blieb. Er ist Ver-
fasser mehrerer Melodien zu den Gesängen
des Altcnburger freimaurerischen Lieder-
buchs. Diese Liederkompositionen sind
voll männlicher Kraft und Würde, in ihrer
Art wahrhaft mustergültig.
4) Samuel August Wilhelm, Kirchen-
rat und Superintendent in Meiningen, geb.
das. 11. Juli 1809, gest. das. 26. Jan. 1876,
verliess zu Pfingsten 1882 die Universität,
bestand die Kandidaten prüf ung und grün-
dete in Meiningen eine Anstalt für Knaben-
erziehung. Hier wurde er in der Loge (Jhar-
lotte zu den drei Nelken 17. Dez. 1835
aufgenommen. Zwei Jahre nachher folgte
er der Berufung als Diakonus an der
Stadtkirche zu Meiningen, zwar mit Freu-
digkeit, aber doch nicht ohne ein gewisses
schmerzliches Gefühl darüber, dass er die
ihm liebgewordne pädagogische Thätig-
keit aufgeben muaste. Doch bot sich ihm
schon 1888 die erwünschte Gelegenheit,
diese wieder fortzusetzen, indem er unter
Beibehaltung seiner geistlichen Stelle zum
Lehrer an der neuerrichteten herzoglichen
Realschule ernannt wurde. Indessen war
er schon 1836 in der Loge zum Gesellen
und Meister befördert worden und wirkte zu-
erst als erster Schaffner und Vorbereitender,
dann als Schriftführer und später als erster
Aufseher. Johannis 1844 wurde M. zum
Meister vom Stuhl erwählt und bekleidete
dieses Amt bis wenige Tage vor seinem
Tod. 1845 gründete M. zur Erinnerung
an den 17. Dez. 1846, als am Tage der
25 jährigen Regierungsjubelfeier des Her-
zogs Bernhard Erich Freund von Sachsen-
Meiningen, die Bernhardshilfe zur Unter-
stützung dürftiger Witwen und Waisen der
Freimaurer. Als treuer Genosse stand ihm
Bechstein (s. d.) zur Seite. Neben sehr
vielen Abhandlungen in theologischen
und sonstigen wissenschaftlichen Zeit-
schriften und vielen Biographien im Ne-
krolog der Deutschen hat er auch mehrere
selbständige Werke erscheinen lassen, von
denen eine Biographie der Herzogin Ida
I von Sachsen-Weimar (Weimar 1852); »Das
deutsche Ordenskreuz, Festrede zur Feier
des 18. Oktober 1861« (Meiningen 1861);
»Aus des Liederkomponisten Andreas Zöll-
ner Leben und Streben« (Magdeburg 1862);
»Luther und sein Stammort Möhra« (Mei-
1 ningen 1862); »Die Stammmütter des
Hauses Sachsen Ernestinischer Linie« —
der Vorläufer seines grössern geschicht-
l liehen Werkes — (Meiningen 1863) und
I »Die erste Jubelfeier der herzoglichen
Realschule in Meiningen« (Meiningen
1863) am meisten Anklang gefunden haben.
j Thätiger noch ist er auf dem Schriftge-
biet des Maurertums gewesen. 1846 über-
nahm er mit Bechstein die Herauegabe
der von v. Sydow begründeten Asträa(s.d.),
die er bis 1870 fortführte. 1852 erschien
von ihm »Der Bischof Dräscke als Frei-
maurer« (2. Aufl., Magdebg. 1865), 1859
i »Die Feier des goldnen Maurerjubelfeates
des Herzogs Bernhard von Sachsen-
Weimar im Bade Liebenstein« und »Die
Fürsten Deutschlands in ihrem Verhältnis
zum Maurerbunde«, Separatabdrücke von
Aufsätzen in der A. (1864).
5) Karl Otto, Professor des römischen
und des sächsischen Privatrechts an
der Universität zu Leipzig, geb. 25. Mai
1819 in Wittenberg, gest. 13. Dez. 1898
in Leipzig, war Senior bei der juristischen
Fakultät daselbst, an der er 46 Jahre ge-
wirkt hat. — Aufgenommen in den Frei-
maurerbund in der Loge Minerva zu den
drei Palmen in Leipzig 8. Juni 1852, war
I er 1854—1855 stellvertretender erster Red-
ner, 1855—1856 erster Redner, 1856— 1861
zugeordneter Meister und 1862 — 1874
Meister vom Stuhl. In allen diesen Stel-
lungen hat er Hervorragendes, namentlich
durch seine glänzende Beredsamkeit,
für die Loge gewirkt. [Vgl. FZ. 1900,
S. 78.)
6) Friedrich Eduard, bekannter Lie-
derdichter unterm Namen M. von der
Werra, geb. 14. Nov. 1828 in Ummer-
■tedt, gest. 26. April 1881, wurde 22. Aug.
1855 in der Logo Zu den drei Hammern
in Naumburg a. 8. aufgenommen. [Vgl.
Bh. 1859, S. 136; 1865, S. 160, 828. FZ.
1874, S. 47; 1878, S. 232. L. 1882, S. 119.]
7) Bernhard, herzogl. Sachsen -mei-
ningenscher Kammervirtuos, geb. 24. Febr.
1825 in Braunschweig, gest. 4. Sept. 1895
in Rostock, wurde 26. April 1865 in der
Vereinigten Loge in Rostock in den Frei-
maurerbund aufgenommen, wo er seit 1871
ununterbrochen das Amt des Redners und
des Vorbereitenden bekleidete, in der Pro-
vinzial- Grossloge 1880 — 1882 das des zweiten
Grossaufsehers und seitdem das des Gross-
redners. Daneben war er Grossbibliothekar
seit 1891. Er leitete auch lange Zeit das
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62 Müllner
Mecklenburgische Logenblatt (s. d.). [Vgl.
M. L. 1895/96, S. 11.]
Müllner, Amadeus Gottfried Adolf,
Kritiker und dramatischer Dichter, ein
Neffe Bürgere, geb. 18. Okt. 1774 in Langen-
dorf bei Weissenfeis, gest. 11. Juni 1829
in Weissenfeis, wurde 1798 in Weisseu-
fels Advokat, gab 1816 seine Praxis
auf und erhielt 1817 den Titel eines
königl. preussischen Hofrats. Als Bühnen-
dichter (.Die Schuld-, »Der 29. Februar«
u. s. w.) und Kritiker hat er einen ver-
dienten Namen erworben. Er war ein
eifriger und reger Widersacher der Frei-
maurerei, die er in einer grossen Menge
(meist anonymer) Pressartikel, Rezen-
sionen und Gedichten anzugreifen und zu
bekämpfen bemüht gewesen ist. [Über
seine Streitigkeiten mit der Loge vgl. FZ.
1862, S. 186; Schütz, M.'s Leben, Cha-
rakter und Geist (Meissen 1830).]
Mummsen, Jakob, Mediziner in Ham-
burg, gest. 1821, wurde 7. Dez. 1771 in
der Loge Zu den drei Rosen in Hamburg
in den Freimaurerbund aufgenommen.
1778 — 1790 war er deren Logenmeister und
1777—80 Landesgrossmeister der Grossen
Landesloge in Berlin. 1802 stand er mit
SchrOder in einem interessanten Brief-
wechsel, worin er sich über das System
seiner Grossloge freimütig ausspricht.
Müncheberg (St. in der preuss. Prov.
Brandenburg, 3630 E.). Hier hat ein 1881
gegründetes maurerisches Kränzchen be-
standen, das aber bald wieder einging.
München (Hauptst. des Königr. Bavern,
407307 E.). 1) Hier bestand eine Loge
Behutsamkeit nach der strikten Obser-
vanz, in der M. Halsberg hiess. Die Loge
begann ihre Arbeiten 5. April 1775 und
errichtete 17. März 1776 eine Schotten-
loge, hat aber jedenfalls keinen langen
Bestand gehabt. In ihr wurde Weishaupt
(s. d.) aufgenommen. 2) Am 9. April 1779
errichtete hier die Loge Royal York, die
hierzu eigentlich gar nicht berechtigt war,
die Loge St. Theodor zum guten Rat,
die, zweifelnd an der Rechtmässigkeit ihrer
Einsetzung, eich durch Costanzo, den
Sendling der Illuminaten, nach Frankfurt
a. M. 1780 wandte und dort um Auskunft
bat. Nachdem sie sich vergebens bemüht
hatte, durch Frankfurt von England eine
Urkunde als Provinzialloge für aen bayer-
schen und schwäbischen Kreis zu erhalten,
wurde sie durch die Mutterloge Royal
York unter dem 20. Aug. 1781 zu einem
»Direktorium für Bayern und Italien un-
mittelbar und zum Codirektorium für die
Schweiz, Schwaben und Franken* erhoben.
Ihr Meister vom Stuhl war Professor
Baader. Sie hatte ein eignes System, das
der in Lyon errichteten Chevaliers bien-
faisants. [Vgl. Beleuchtung der Trugge-
stalten (1808), S. 246; Signatstern, V, 246.]
Nach Errichtung des Eklektischen Bun-
des schloss sie sich an diesen 3. Juli 1788
- Münden.
an, wurde aber schon 22. Juni 1784 unter-
drückt. [Vgl.Flohr, Geschichte der Grossen
Loge Royal York (1898), I, 91. Schwarz,
Geschichte der Loge Carl zur Eintracht
in Mannheim (1896), S. 38 — wo
wesentlich andre Zeitangaben.] 3) Zwei-
felhaft bleibt, ob, wie Zacharias [Numo-
theca etc., Heft 8, Nr 4] angiebt, 1775 eine
Loge Maximilianische Eintracht,
von der Loge Zu den drei Schlüsseln
in Regensburg errichtet, in M. bestan-
den hat. [Vgl L. XXU, 825.] 4) 1870
bildete sich in M. ein maurerisches Kränz-
chen Zur Kette, das 18. März 1871 von
der Grossen Mutterloge des Eklektischen
Bundes in ihren Verband aufgenommen
wurde. Daraus entstand unter der Gross-
loge Zur Sonne die Loge Zur Kette,
I gest. 12. Febr. 1873, eingew. 27. Juli 1873.
Mitgliederzahl (1899): 133. Vers. 1. Sonn-
| abend im Monat. Klub: Donnerstags und
i Sonnabends. EigneB Logenhaus: Pranner-
Strasse 16. 5) Unter der Grossen Landesloge
f in Berlin entstand unter Aufsicht der
' Loge Zur Beständigkeit in Berlin 7. Febr.
1896 ein maurerisches Kränzchen, das sich
in die Johannisloge In Treue fest um-
wandelte, eingew. 17. Mai 1896. Mitglie-
derzahl (1899): 76. Vers. Dienstags und
Freitags. Lokal: Gabelsberge rstr. 77.
6) Unter der Aufsicht der Loge Libanon
zu den drei Gedern in Erlangen hat sich
um 1890 eine freie Vereinigung gebildet.
7) Endlich besteht hier seit 1897 eine
Tochterloge der Grossen Loge Kaiser
Friedrich zur Bundestreue unterm Na-
| men: Zur Bruderkette an der Isar.
Müm-henbernsdorf (Marktfl. im Gross-
herzogtum Sachsen- Weimar, 1954 E.). Unter
der Grossen Landesloge in Berlin bestehen
das. 1) die Johannisloge Viktoria zum
flammenden Stern, gest. 28. Aug. 1864
und eingew. 14. Okt. 1864. Mitgliederzahl
(1899): 30. Vera. Montags. 2) Die An-
dreasloge Intrepida, gest. 29. Okt. 1876.
München-Gladbach, s. Gladbach.
Mund, Johann Samuel, Maler und
Zeichenlehrer, geb. 19. Mai 1724 in Frank-
furt a. M., gest. Sept. 1794, war Meister
vom Stuhl der 1755 gegründeten Winkel-
loge Bund der Wahrheit und Treue zu
den drei Rosen Weiss, Rot und Gold von
1761 bis zu seinem Tode. Obschon Mit-
glied einer Winkellogc, verkehrte er öfters
in der Loge Zur Einigkeit, die in
ihrem Museum Zeichnungen, Schürzen
und Schriften, auch das fechwert seiner
Loge besitzt. Er war ein grosser Schwärmer
und vertiefte sich in die mysteriösesten
Dinge, wie aus den hinterlassnen Schriften
hervorgeht. Auch eine Geheimschrift hat
er eingeführt und nannte sie «Alphabet
der Engel«. [Vgl. Kloss, Annalen, §44.]
MUnd<>n (St. in der preuss. Prov. Hanno-
ver, 8016 E). Die Loge Pythagoras zu
den drei Strömen hier wurde 4. Juni
1799 von der englischen Provinzialgrossloge
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Münster — MUuter.
63
zu Hannover gegründet, war von 1805—1807
ausser Thätigkeit, trat 19. Febr. 1808 zur
Grossloge Hieronymus zur Treue von
Westfalen über und kehrte 4. Febr. 1814
zur Provinzialgroasloge in Hannover zurück.
Mit der Errichtung der Grossloge von
Hannover, 1828, arbeitete sie unter dieser
und schloss sich 18. Dez. 1868 der Grossen
Loge Royal York in Berlin an. Seit 1815
arbeitet sie nach dem Hamburger Ritual.
Eignes Logenhaus an der Kassler Schlagd,
2. Dez. 1872 eingew. Mit den Logen in
Güttingen und Kassel besitzt sie gemein-
schaftlich eine Witwen- und Waisenkasse.
Vers. 2. Mittwoch, gesellige Zusammen-
künfte Mittwochs. Ferien vom Juni bis
August. Mitgliederzahl (1899): 26.
Münster, aus dem lat. Monasterium,
d. i. Kloster, sodann gleichbedeutend mit
Kathedrale, endlich jede grössere Haupt-
kirche. Für die Freimaurerei bedeutsam
ist besonders der Strassburger M., weil
sich dort die Haupthütte der Steinmetzen
(s.d.) befand, deren gesellschaftliches Leben
und Zunftgesetze als die Quelle der Frei-
maurerei betrachtet wird. Die älteste Ord-
nung der Steinmetzen zu Strassburg stammt
aus dem J. 1459, diese erhielt 1498 die
kaiserliche Bestätigung. Der Bau des M.
gab zu der Verbrüderung der Steinmetzen
Veranlassung; demnach ist dieses erhabne
Meisterwerk der altdeutschen Baukunst
für die Freimaurer ein Heiligtum, das sie
als ihre Wiege betrachten können. [Vgl.
FZ. 1864, S. 34.]
Münster I. W. (Hauptst. der preuss. Prov.
Westfalen, 57135 E.). I) Am 12. Okt. 1778
wurde hier die Loge Friedrich zu den
drei Balken dureb die zur strikten Ob-
servanz gehörige Grosse schottische Direk-
torialloge Joseph zum Reichsadler in
Wetzlar errichtet. Ihre Begründer ge-
hörten teils zum Hofstaat des regieren-
den Bischofs Maximilian Friedrich, teils
standen sie durch ihre amtliche Stellung
in enger Verbindung mit dem bischöf-
lichen Stuhl. Infolge des Regierungs-
wechsels, zum Teil auch des Erlöschens
der strikten Observanz, ruhten die Arbeiten ,
der Loge vom Marz 1785 bis 16. Okt. 1788.
An diesem Tage wurde »ein Leseklub«
errichtet, der am 26. Jan. 1789 die Direk-
torialloge in Wetzlar, die inzwischen zum
Eklektischen Bund übergetreten war, unter
Nachweis des Zusammenhangs mit der
frühem Loge um Aufnahme in den Eklek-
tischen Bund bat. Die Loge nannte sich
nun 2) Zu den drei Balken des neuen
Tempels. Sie gelangte erst im Herbst
1802 mit Übernahme des ersten Hammers
durch den neuen Gouverneur von M., den
damaligen Generalleutnant Leberecht v.
Blücher (s. d.) und nach Anschluss an die
Grosse National - Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln 9. Sept. 1802 zu neuer Blüte.
Als Andenken an Blücher besitzt die Loge
sein von ihm geschenktes in Öl gemaltes
Bildnis. Als Logenschwert hat er dabei
seinen krummen S&bel gezogen. 3) Am
1. Nov. 1818 wurde von französischen
Offizieren und Beamten die Loge Pharo
du Nord (Leuchtturm des Nordens) ein-
geweiht; der Tag der Eröffnung scheint
jedoch der einzige Arbeitstag gewesen zu
sein, denn bald darauf zogen die sieg-
reichen preussischen Truppen in M. wieder
ein. 4) Eine der deutschen Loge gleich-
namige delegierte altschottische Loge unter
derselben Grossloge wurde 17. Mai 1803
gegründet. Sie führt noch jetzt diesen
Namen, während sich die Johannisloge
seit 1H81 Zu den drei Balken nennt.
5) Auch ein Innerer Orient ist mit der
Loge verbunden. — Im J. 1857 nahm Kaiser
Wilhelm I. an einer Arbeit der Loge Teil
und machte ihr ein Logenschwert in blauer
Sammetscheide zum Geschenk. Zur Er-
innerung an diesen Besuch wurde im
Logengarten eine Eiche gepflanzt. Die
Loge besitzt seit dem 21. Nov. 1816 ihr
eignes Haus (Lütke Gasse 6) und hat
(1900) 94 Mitglieder. Vers. Sonnabends und
Montags. Beim 50 j. Jubiläum Buchs 22.
März 1859 wurde die Buch-v. Olfers-
Stiftung zur Unterstützung von Witwen
und Waisen gegründet, die über ein Ka-
pital von ca. 13000 M. verfügt. Die Loge
ist im Besitz einer wertvollen Sammlung
von Bijoux, freimaurerischen Denkmünzen,
Schürzen, Kragen und Schärpen, die zur
leichtern Besichtigung in Glasschränken
und unter Glasrahmen aufbewahrt werden.
1894 hat die Loge die erste und 1897 die
zweite Auflage der »M.'achcn Bijoux-
Tafcln, Lichtdruck von 930 Logen-Ab-
zeichen und Freimaurerischen Denkmün-
zen« erscheinen lassen. Darin sind die
Bijoux der M.schen Loge unter I, 20—22
abgebildet.
Müuter, Friedr. Christian Karl
Heinr., Theolog und Altertumsforscher,
geb. 14. Okt. 1761 in Gotha, gest. 9. April
1830 inKopenhagen, trat 1784 eine Reise naeh
Rom an, wo er in der Corsinischen Biblio-
thek die Statuten der Tempelherren ent-
deckte, und wurde 1788 Professor der Theo-
logie in Kopenhagen und 1807 Bischof von
Seeland. Ergab u.a. heraus: »Statutenbuch
des Ordens der Tempelherren. Aus einer
alten französischen Handschrift erläutert«
(Brl. 1794). In Eggers Deutschem Maga-
zin, Mai 1792, III, 543—576, erschien von
ihm: »Aufnahme der Tempelherren nach
dem alten Ritual. Ein Auszug aus der
in Rom entdeckten grossen Regel dieses
Ordens« ; in Henkes Magazin für Religions-
philosophie, Exegese und Kirchenge-
schichte, Bd. XI, St. 3: Ȇber die haupt-
sächlichsten gegen den Tempelorden er-
hobenen Beschuldigungen«; ferner: »Re-
cherches sur l'Ongine des Ordres de
Chevalerie du rovaume de Dänemark«
(Kopenhagen 1822); Ȇber die Kleriker
des Tempelordens« (in Henkes Magazin
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64
Münzen — Musik.
für Religionsphilosophie, 1795, Bd. 1, Heft j
1, S. 92—125); »Versuch über die kirch-
lichen Altertümer der Gnostiker« (Anspach
1790); »Erklärung einer griechischen In-
schrift, welche auf die Samothrakischen
Mysterien Bezug hat« (Kopenhagen 1810);
»Sinnbilder und Kunstvorstellungen der
alten Christen- (Altona 1825) — Zum Frei-
maurer aufgenommen wurde M. vor 1784
und schloss sich 17. Okt. 1787 der Loge ;■
Friedrich zur gekrönten Hoffnung in Ko- i
penhagen an. Am 22. Okt. 1794 wurde
er als Nachfolger Abrahamsons (s. d.) zu
deren Meister vom Stuhl erwählt, was er
bis zu seiner Ernennung zum Bischof am
23. Dez. 1807 verblieb. Nachdem behielt
er noch die Verwaltung der Logenbiblio-
thek, deren Verzeichnis er herausgab
(Kopenhagen 1801) nebst 1. und 2. Nach-
trag und einem Vorbericht. Sein Bild
hängt im Ordensgebäude in Kopenhagen.
Seine Biographie lieferte Mynstcr (Kopen-
hagen 1834); vgl. ferner FZ. 1874, S. 45.
Münzen, s. Denkmünzen.
Mnrat, 1) Joachim, Napoleonsl. Schwa-
ger, 1806 Grossherzog von Berg, 1808 König
von Neapel, geb. 25. März 1771 in La
Bastide bei Cahors, 13. Okt. 1815 in Pizzo
erschossen. Wann und wo er Freimaurer
geworden, ist unbekannt. Er wurde 30.
Sept. 1803 zum ersten Grossaufseher im
Grossorient von Frankreich vorgeschlagen
[Kloss, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich I, 4841 und 9. Nov. 1804 dazu
ernannt [ebenda S. 424] Früher soll ihn
Napoleon I. zum Adjoint (Zugeordneten) des
Grossmeisters Joseph Napoleon (s. d.) be-
stimmt haben. In dem 1805 errichteten
Grossorient von Italien war er Gross-
kanzler. Als König nahm er die Stelle
des Grossmeisters der Grossen Loge von
Neapel an.
2) Lucien Napoleon Charles, Sohn
des Vorigen, geb. 6. Mai 1803 in Mailand,
gest. 10. April 1878 in Paris, wurde 1853
vom Kaiser Napoleon III. zum kaiserlichen
Prinzen ernannt. Mit Genehmigung Beines
Vetters, des damaligen Prinzpräsidenten
der französischen Republik, wurde er 26.
Febr. 1852 zum Grossmeister des Gross-
orients von Frankreich eingesetzt, berief
den universellen Kongress in Paris im
Juni 1855, trat aber 24. Okt. 1861 zurück.
Uber die Geschichte seiner Grossmeister-
schaft S.Frankreich (oben I, 311). [Vgl.
L. XUI, 1, wo auch sein Bildnis. FZ.
1861, S. 325.J
Muratori, Lodovico Antonio, ein
gelehrter und aufgeklärter Italiener, geb.
21. Okt. 1672 in Vignola im Modenesi-
schen, gest. 23. Jan. 1750 in Modena, trat
1688 in den geistlichen Stand und wurde
1695 Konservator der Ambrosianischen
Bibliothek in Mailand und 1700 herzog-
licher Bibliothekar und Archivar in Mo-
dena. Er gab unter andern) heraus: »Re-
rum Italicarum scriptorcs« (25 Bde., Mai-
land 1725 — 51); »Antiquitates Italicae
medii aevi« (6 Bde., Mailand 1738—42);
»Annali dTtalia« (12 Bde., Mailand 1744
bis 1749); »Novus Thesaurus veterum in-
scriptionum« (4 Bde., Mailand 1739—42).
1740 wurde M. wegen seines Namens von
der italienischen Geistlichkeit für den
Stifter der Freimaurer (ital.: Franchi Mu-
ratori) gehalten und deshalb verfolgt. Auch
in Salzburg wurde gegen ihn von der
Kanzel geeifert. (Vgl. Freymäurer-Biblio-
thek, I, 67—70; Henke, Kirchengeschichte,
V, 314.] Bei dem Papst Benedikt XIV.
fand die lächerliche Verleumdung keinen
Eingang, er beruhigte ihn vielmehr in
einem eigenhändigen Schreiben.
Murr, Christoph Gottlieb v., nam-
hafter Historiker und Archäolog in Nüru-
Nürnberg, geb. 1733, gest. 8. April 1811,
schrieb unter anderm: »Briefe eines Pro-
testanten über die Aufhebung des Jesuiten-
Ordens« (Stuttg. 1773); »Über den wahren
Ursprung der Rosenkreuzer und des Frey-
maurerordens. Nebst einem Anhange zur
Geschichte der Tempelherren« (Sulzbach
1803). [Vgl. hierüber Murrs Neues Journal
zur Literatur- und Kunstgeschichte (Lpz.
1798), I, 155. A. J. 1804, S. 589-626.]
Er versetzt den Ursprung der Freimaurerei
in die Zeit Oliver Cromwells, indem er
behauptet, dass anfangs Rosenkreuzerei
und Freimaurerei eins gewesen und erst
um 1650 getrennt worden seien. Das J.
1633 bezeichnet er als das, »in welches
der Keim der Entstehung der Freimaurer
zu setzen sei.« In betreff deB Endzwecks
der Freimaurerei sagt er a. a. O., S. 69 fg.:
»Der Endzweck des Freimaurerordens war
und ist noch, trotz der vielen Auswüchse,
Philanthropie und religiöse Freiheit zu
befördern.« M., obwohl nie als Freimaurer
aufgenommen, hatte doch ein reges In-
teresse für den Bund. Sein, auf die Frei-
maurerei bezüglicher Nachlass wurde von
der Loge Zu den drei Pfeilern in Nürn-
berg erworben. [Vgl. Birkner, Geschichte
der Loge Zu den drei Pfeilern in Nürn-
berg (1889), S. 36.]
Musäug, Johann Karl August, Schrift-
steller, geb. 29. März 1735 in Jena, gest.
28. Okt. 1787 in Weimar, studierte Theolo-
gie, sollte Landpfarrer werden, doch die
Bauern widersetzten sich seiner Einführung,
weil er einmal getanzt hatte. Darauf ward
er 1763 Pagenhofmeister in Weimar und
1770 Professor am dortigen Gymnasium.
Seine Schriften haben fast alle eine saty-
rische Beimischung, die jedoch stets mit
der grössten Gutmütigkeit verbunden ist
Am bekanntesten von seinen Schriften
sind: »Die Volksmärchen der Deutschen«
(5 Bde., Gotha 1782 fg. und öfter). — M.
wurde Johanni 1776 in der Loge Amalia
in Weimar in den Freimaurerbund aufge-
nommen. [Vgl. L. 1888, 8. 7.]
Musik. Dem gegenwärtigen Sprach-
gebrauch gemäss bezeichnet M. die Kunst,
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Musik.
65
da« Kunstideal durch die Töne darzu-
stellen, und fällt mit dem Begriff Ton-
kunst zusammen; zugleich nennen wir
auch die durch diese Kunst hervorgeru-
fenen Schöpfungen M. Je nach den Werk-
zeugen, durch welche die Töne hervor-
gebracht werden, unterscheiden wir Vokal-
musik, deren Werkzeug die menschliche
Stimme ist, und Instrumentalmusik, die
»ich der musikalischen Instrumente aller
Art bedient. In der Verbindung beider
Arten erreicht die M. erst ihre Höhe. Die
Vokalmusik als die ursprüngliche, natür-
liche, ist mit dem Wort verbunden, da-
rum ausserordentlich geeignet, Gedanken
und Empfindungen auszudrücken, das in-
nere Leben, das Wogen und Wellenschlägen
der Seele zu offenbaren und eine Macht
über die Gemüter auszuüben. Die In-
strumentalmusik ist in ihrem Ausdruck
vielseitiger und umfassender und durch
das Zusammenwirken der verschiednen In-
strumente mannigfaltiger in ihrem Aus-
druck, aber unbestimmter alB die Vokal-
musik. Wie jede andre schöne Kunst,
tritt auch die M. in den Dienst der Frei-
maurerei und unterstützt sie in der Er-
reichung ihrer Zwecke. Sie ist wohl im
stände, durch feierlich ernste, erhabne
Klänge das Gemüt zur Andacht zu stim-
men und die Gedanken auf das Ewige hin-
zulenken, durch ernste Würde uns von
dem Alltäglichen abzulenken und uns zur
innern Sammlung zu führen, durch lieb-
lich einschmeichelnde Harmonien und Me-
lodien uns für die sanftem Regungen der
Freundschaft und Bruderliebe zugänglich
zu machen, durch rasche, feurige Rythmen
die Begeisterung zu erzeugen, die sich in
Thaten umsetzt. Zu diesem Dienst eignet
sich nur solche M., die dem Charakter
der Freimaurerei entspricht. Für die
Kennzeichen einer maurerischen M. hat
die Ästhetik noch keine Formel gefunden ;
im allgemeinen wird man von dieser Würde
und ruhige Heiterkeit fordern müssen,
und auch die Tafelmusik darf nicht ins
Lärmende, Ausgelassene Platte oder gar
Frivole verfallen. Da die Maurerei das
allgemein Menschliche darstellt, kann sie
auch aus dem weiten Gebiet der M. das
für sich herausnehmen, was allgemein
menschliche Gefühle ausdrückt. Bei un-
gern grossen Tonmeistern sucht man nicht
vergebens nach Musikstücken, die durch
die Grösse und Erhabenheit ihres Stils
uns zu ernster Andacht stimmen oder durch
die Heiterkeit ihrer Melodien uns des
Lebens Arbeit und Leid vergessen lassen
und uns in die Stimmung versetzen, die
uns zur Aufnahme des gesprochnen Wortes
empfänglich machen oder die Saiten unsere
Gemüts, die durch die Rede angeregt
worden ist, durch die Macht der Töne nach-
klingen lassen. Leider besitzen wir nur
wenige für die Loge verfasste Instrumental-
stücke, der Gesänge sind verhältnismäßig
AüffemeiAM Handbach der Freimaurerei. II.
viel mehr. Einzig in seiner Art ist Mo-
zarts »Maurerische Trauermusik bei dem
Todesfalle der Brüder Meklenburg und
Esterhazy« für Orchester (ausser den Streieh-
| instrumenten mit 1 Klarinette, 3 Basset-
hörnern, 2 Hoboen, 2 Hörnern und Kontra-
fagott besetzt), im Juli 1786 komponiert.
Ob diese Trauermusik damals bei der an-
gegebnen Gelegenheit oder sonstwo in
offner Loge aufgeführt worden ist, kann
nicht mit Sicherheit behauptet werden;
1 gewiss aber ist, dass diese herrliche M.
bei jedem, der sie einmal gehört hat, den er-
hebendsten, feierlichsten Eindruck hinter-
lässt. Als aus freimaurerischen Anschau-
ungen hervorgegangen darf auch seine
Oper: »Die Zaubernöte« bezeichnet wer-
den. Neuere zu Logenzwccken besonders
komponierte Musikstücke treten nur in der
Form der Kantate und des Gesangs (s. d.)
auf. Die alte Grossloge in London pflegte
schon die M. bei ihren Festarbeiten. Bei
der alljährlichen Wahl des Grossmeisters
am Johannistag wurde ein feierlicher Um-
zug innerhalb der Logenräume abgehalten,
der sich unter den Klängen eines Marsches
dreimal in der Loge herumbewegte (»Music
playing before«). Auch bei den feierlichen
Umzügen zur Kirche zur Abhaltung eines
maurerischen Gottesdienstes führte ein
Musikchor den Zug an. Dieser Gebrauch,
Umzüge mit Musikbegleitung aufzuführen,
ist auch nach Frankreich verpflanzt worden,
und ein ige solcher Märsche in ihrerOriginal-
■ besetzung mit Hörnern, Flöten und Oboen
' haben sich noch erhalten. [Vgl. »Marche
religieuse« in «Manuel Anacräontique des
Francs-macons« (Paris chez Pierre Gaveaux.
An 5806) und »Mar che des Francs-Macons«
in Chansons Not^es de la Tres v£n6rable
Confrerie des Fr. Macons par Fr. Naudot
(Chez Fromery ä Berlin).] Auch in der
ersten Trauerloge von Royal York \7b2
wurden drei feierliche Umzüge um den
Sarkophag gemacht; von 1792 an geschah
dies unter dem Klang von Vokal- und
Instrumentalmusik. 1794 wurde eine eigens
zu diesem Zweck angefertigte Kantate
unter Begleitung vortrefflicher Trauermusik
aufgeführt. Mit dem Aufhören der Um-
züge hörte auch die Verwendung von Bläser-
chören auf ; aber der Einzug der Mitglieder
in die Loge an grössern Festen geschieht
heute noch unter entsprechender M., ge-
wöhnlich unter den Klängen der Orgel
oder des Harmoniums. Die Verwendung
der Instrumentalmusik in Verbindung mit
Gesang findet ebenfalls noch häufig statt,
wenn eine Loge besondere Veranlassung
hat, ein Fest musikalisch auszuschmücken.
Aber auch Eröffnung und Schluss der
Loge werden häufig durch M. verschönt;
besonders giebt die M. den Aufnahmen
und Beförderungen Eindringlichkeit und
höhere Weihe. Die Tafelloge würde ohne
M. ihre Aufgabe, Pflege des innigen brü-
derlichen Verkehrs, nicht wohl erfüllen
5
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6ß
Musikalische Brüder — Musikmeister (Musikdirektor).
können. Für die Tafel eignen sich mehr
Solovortrage leichterer und heiterer Art;
sie sollen hier froh belebend und ermun-
ternd wirken. Aber dabei sind zwei Ab-
wege zu meiden: nie dürfen die musika-
lischen Vorträge um ihrer selbst willen oder
gar um die Kunstfertigkeit des Ausfüh-
renden zu zeigen und dafür billigen Bei-
fall zu ernten, ausgeführt werden. An die
Tafel gehört keine Konzertmusik und kein
Virtuosentum, sondern hier tritt die Pflege
der Geselligkeit und des ungezwungnen
brüderlichen Verkehrs, nur eingeschränkt
durch die Tafelordnung, ins Recht. Ebenso-
wenig darf bei aller Fröhlichkeit und Hei-
terkeit der sittliche Ernst beiseite gesetzt
werden; denn wir halten kein Gelage,
sondern eine Tafelloge. Abgesehen von
diesen beiden Einschränkungen gilt hier
das Wort: Alles ist euer! — Nach allem
diesen hat die Loge die Pflicht, die M.
zu pflegen und sich ihrer als Helferin und
Dienerin aufs fleissigste zu bedienen.
Wirkliche Kunstleistungen können nur an
solchen Orten hervorgebracht werden, wo
ausübende Künstler in genügender Zahl
zu Gebote stehen. Aber auch kleinere
Logen werden einen oder einige Mitglieder
haben, die entweder im Gesang oder im
Klavierspiel so viel leisten, um die M. in
Pflege nehmen zu können, und der Chor-
gesang, wenn auch nur der einstimmige,
wird wohl in keiner Log^e fehlen. In vielen
Logen haben sich die sangeskundigen
Mitglieder zu Quartettvereinen zusammen-
geschlossen. Auch veranstalten die musi-
kalischen Brüder(s.d.) Konzerte zum Besten
der milden Stiftungen ihrer Loge und ver-
einigen die Mitglieder ihrer Bauhütten mit
ihren Angehörigen zu besondern Fest- und
Gastabenden. Oogleich viele hervorragende
Musiker dem Freimaurerbunde angehören,
ist doch die Zahl der für Logenzwecke
komponierten Musikstücke recht gering,
und diejenigen, die für eine grössere Feier
einer einzelnen Loge geschrieben wurden,
sind selten über den Kreis dieser Loge
hinaus bekannt geworden. Von älterer
M. sind nur einige Kompositionen von
Mozart vorhanden, und zwar, ausser der
schon angeführten Trauermusik, zwei Ge-
sänge: »Des Todes Werk, der Fäulnis
Grauen«, und: »Vollbracht ist die Arbeit
der Meister« (um 1786), ferner: »Zwei
Wechselgesängc bey der ersten feyerlichen
Eröffnung der Loge Zur neugekrönten
Hoffnung in Wien am 14. Jan. 1786.« Mo-
zartsche Melodien sind zu maurerischen
Chorgesängen vielfach verwandt: »Brüder,
reicht die Hand zum Bunde«; »In diesen
heiigen Hallen«; »O Isis und Osiris« u. a.
Auch hat neuerdings O. Urban Mozart-
sehe Musik zu drei Kantaten mit Be-
gleitung von Klavier oder Harmonium
und zwei Streichinstrumenten bearbeitet.
Es sind dies Kantaten l) zum Stiftungsfest,
2) zum Johannisfest, 3) zum Schwestern-
fest (Dessau). Die wunderschönen Kom-
positionen von O. H. Lange sind leider
nur handschriftlich vorhanden und im Be-
sitz der Loge Zum schwarzen Bär in
Hannover. Ähnliche handschriftliche Kom-
positionen befinden sich in noch vielen
Logen. Kürzlich ist bei Max Brockhaus
in Leipzig erschienen: »Volkstümliche
Chorwerke mit Deklamation und Klavier-
begleitung«, unter Nr. 7 »Das Gebet des
Herrn« von S. A. Mahlmann, Musik von
Emil Paul, eine sehr ansprechende Kom-
position, die sich für ernste musikalische
Feiern vortrefflich eignet. (Vgl. A. XIV,
S. 170 (der Stil der M. in der Loge).
Bbl. 1889, S. 91 (die Harmonie der Töne).
Bh. 1879, S. 211; 1896, S. 302. Br. L.
1892/93, S. 26. BZC 1880, S. 143. FZ.
1873, S. 274; 1898, 8. 321; 1898, 8. 137.
H. L. 1884, S. 1327. L. 1897 , 8. 209. O.
1890 S. 153. R. 1892, S. 57; 1894, S. 36.
Findel, Geist und Form der Freimaurerei
(6. Aufl., Lpz. 1898), S. 78. R. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die Amts-
tätigkeit der Logenmeister (Lpz. 1891,
S. 67.] — Die M. gehört auch zu den sog.
sieben Wissenschaften (s. d.).
Musikalische Brüder sind die Mitglieder
der Loge, denen die Ausführung der Ton-
werke bei den Versammlungen nach An-
ordnung des Musikmeisters obliegt. »Sie
I werden zumeist unter gewissen Vergünsti-
gungen, mit gänzlichem oder teilweisem
; Erl aas der Aufnahme- und Beförderungs-
gebühren, sowie der regelmässigen Geld-
beiträge, aufgenommen, erhalten auch bei
Tafellogen freies Gedeck und verpflichten
sich dafür, bei den stattfindenden musi-
kalischen Vorträgen durch Gesang oder
Instrumentspiel sich zu beteiligen. Selbst-
verständlich steht die Rücksicht auf ihre
Leistungen bei ihrer Aufnahme in zweiter
Linie, und sie unterliegen vor ihrem Ein-
tritt ganz der nämlichen Prüfung in Be-
I zug auf Lebensanschauung und Lebens-
wandel, wie jeder andre Suchende. Sie
haben alle Rechte der ordentlichen Mit-
glieder. »Es wäre freilich besser, wenn
die m. B. als solche mehr auf den Aus-
sterbeetat kämen und man sich lieber dar-
auf verlassen könnte, dass diejenigen Mit-
glieder, die musikalisch sind, die Loge
mit ihren Talenten freiwillig erfreuen
würden,« wie es in früherer Zeit mehrfach
auch in Deutschland der Fall war. — In
Holland kommen die m. B. unter dem
Namen broeders van talenten vor, in Frank-
reich, in ihrer Gesamtheit für die einzelnen
Logen aufgefasst, als colonne d'harmonie.
In England scheint diese Einrichtung un-
bekannt zu sein. [Vgl. R. Fischer, Ent-
wurf zu einem Handbuch der Amtsthätig-
keit der Logenmeister (Lpz. 1891), 8. 86.
Über die m. B. der Loge Balduin zur
Linde in Leipzig R. 189S, Nr. 10—12.]
Musikmeister (Musikdirektor) ist ein
Beamter der Loge, dem die Leitung und
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Musivischer Fussboden, musiviscbe» Pflaster
— Mystagog.
67
Anordnung dessen, was zur musikalischen
Ausstattung der Logen Versammlungen ge-
hört, anvertraut ist Er wird sein Amt
um so besser zu verwalten vermögen, je
mehr er selbst gebildeter Musiker und in
der Ausübung seiner Kunst wohl erfahren
ist Seine Obliegenheiten sind zahlreicher
Art. Ausser den allgemeinen Pflichten, die
er als Beamter zu erfüllen hat, liegt ihm na-
mentlich die Aufgabe ob, im Einverständnis
mit dem Meister vom Stuhl die vorzutra-
genden Gesänge und sonstigen Tonstucke
auszuwählen, mit den musikalischen Brü-
dern einzuüben, ihre Ausführung zu leiten
u. dgl. m. Da er zu gedeihlicher Ver-
waltung seines Amtes selten auf seine
eignen Leistungen beschränkt bleibt, son-
dern meistenteils auf die Mitwirkung einer
Srössern oder geringem Anzahl Ausführen-
er, die er je nach Bedarf und Ermessen
aus den ihm zu Gebote stehenden Kräften
auswählt, angewiesen ist, so hat er oft mit
Zufälligkeiten zu kämpfen, die seine Stel-
lung schwierig machen. Sein Amt wird
um so undankbarer, wenn die ihm verfüg-
baren Kräfte den Anforderungen, die die
Mitglieder in Bezug auf die musikalischen
Vorträge stellen, nicht ausreichend ent-
sprechen. Dann müssen die Mitglieder Nach-
sicht walten lassen, namentlich in kleinen
Logen, wo der gute Wille oft mehr an-
erkannt werden muss, als die wirkliche
Leistung. Ausserhalb Deutschland findet
sich das Amt nur in den holländischen,
dänischen und schwedischen Logen, ferner
in England als Organist, was auf Beglei-
tung des Gesangs hinweist. In Frankreich
ist es kein Logenamt.
Motivischer Fassboden, musirisehes
Pflaster, s. Pflaster.
Muskau (St. in der preuss. Prov. Schle-
sien, 3452 E.). Hier besteht unter der
Loge Zur gekrönten Schlange in Görlitz
ein maurerisches Kränzchen Zur Her-
mannseiche, gest. 3. Juni 1893. Vers:
1. Sonnabend Abend im Monat. Lokal:
Kölkes Hötel. Milde Stiftung: 500 M.
Kapital zur Unterstützung bedürftiger Orts-
armer. Ortsgesetze vom 17. Juni 1898.
Muth, Placidus, Prälat und Abt des
Petersklosters in Erfurt, war 18U6— 14 Mit-
glied der Loge Carl zu den drei Rädern
in Erfurt und bekleidete das Amt des Vor-
bereitenden. Er hatte schon 1803, als er
noch nicht Freimaurer war, der Loge seine
Klosterwohnung zu ihrer Eröftnungsver-
sammlung zur Verfügung gestellt. In der
Loge zu Gotha hat er von 1808 ab viel-
fach verkehrt und mit deren Vorsitzendem
Meister Graf Salisch im Briefwechsel ge-
standen. Er soll selbst einen Katholiken
der Loge zugeführt haben. [Vgl. Taute,
Die katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), S. 66.J
Mutterloge wird diejenige Loge ge-
nannt, die andre einzelne Logen (Tochter-
logen) gegründet hat. In allen Ländern
fällt diese Benennung jetzt mit Grossloge,
Grossorient zusammen, indem diese allein
nur noch das Recht haben, Logen zu
gründen. In frühern Zeiten kam es öfter
vor, dass eine einfache Loge entweder
durch Trennung mehrerer ihrer Mitglieder
oder durch vollständige Stiftung eine neue
Loge errichtete, so z. B. die Loge Minerva
in Leipzig, die u. a. die Loge Archimedes
zu den drei Reissbrettern in Altenburg
errichtete, auch sich 1816 in ihrer Logen-
liste als Stamm- und Mutterloge bezeich-
nete, dadurch aber in Zwiespalt mit einigen
Grosslogen geriet. Auch die Loge Zu den
drei Schlüsseln in Regensburg gehört
hierher. Die meisten dieser Mutterlogen
bildeten sich später zu Grossen Logen
I aus, wie die Loge Absalom in Hamburg,
| Zu den drei Weltkugeln in Berlin, Zu den
drei Schwertern in Dresden, Einigkeit in
Frankfurt a. M. In Schottland ist als
■ Mutterloge vorzüglich die Loge in Kil-
winning zu beachten, die sich gleichfalls
I später — wenn auch nur auf kurze Zeit
I — zu einer Grossloge erhob. — Die Loge,
' in der man aufgenommen ist, pflegt man
auch wohl seine Mutterloge zu nennen.
Mylius, Johann Wilhelm, kurf. sächs.
Ingenieurleutnant, geb. 24. Jan. 1723 in
Clöden in Sachsen, gest. 3. Okt. 1791,
wurde 1756 bei Pirna gefangen und lebte seit-
dem bei seinen Freunden v.Hund (s.d ) und
v. Kiesenwetter (s.d.), zuletzt bei des letztern
Witwe. Er war Mitglied der Loge Zu
den drei Hammern in Naumburg. Dem
Tempelherrensystem trat er zu. Er war
eins der ersten und aufrichtigsten Mitglie-
der des Provinzialkapitels. 1763 ernannte
ihn v. Hund zum Procurator Provincialis;
als solcher begleitete er den Heermeister
auf den Konvent zu Altenberge (s. d.). 1765
wurde er Kanzler der Provinz und ging
als solcher nach Görlitz, um die Geschäfte
der Ordenskanzlei zu leiten. Er war einer
der vier Maurer, die den 1766 bekannt
gemachten ökonomischen Plan (s.d.) garan-
tierten, und trennte sich von v. Hund,
nachdem dieser Plan gescheitert war. Auf
dem Konvent zu Kohlo (s. d.) 1772 ver-
zichtete er deshalb auf sein Ordensamt
und lebte seitdem zurückgezogen bei
v. Kiesenwetter auf dessen Gütern. Er
stand im Ruf eines Biedermanns.
Mvstagog nennt man den, der in den
Mysterien, vorzüglich den eleusinischen,
das Amt der Einführung hatte. Mit Un-
recht bezeichnet man einen Geheimnis-
krämer und Geheimnisforscher mit die-
sem Ausdruck. Der M. bei den Eleusi-
nien musste attischer Bürger und voll-
ständig Eingeweihter sein, so dass er andre,
die von ihm eingeführt worden waren,
vollständig im Gebrauchtum unterweisen
konnte. Dieser M. hatte keineswegs
priesterlichen Charakter, sondern war
gleichsam Pathe oder Beistand und Be
I gleiter des Einzuweihenden. [Vgl. die Be-
5*
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PS
Mysterien.
legstellen bei Hermann, Lehrbuch der
griechischen Antiquitäten (2. Aufl., Heidel-
berg 1858), Bd. 2. Gottesdienstliche Alter-
tümer, § 32, Anra. 23, wo u. a. auf die
ausdrückliche Scheidung von »Priestern*,
»Mystagogcn« und «Einzuweihenden« hin-
gewiesen wird. Vgl. Plutarch, Alcibiades
C. 24. Lobeck, Aglaophamus, S. 29 fg.]
Von den Schriften, die den Titel »Mystagog«
führen, kommt für die Freimaurerei nur
in Betracht das Buch von J. Gottlieb Her-
mann (auch Pallini, Paillefini, Freiherr
von Mortczinni genannt) : »Der M. oder vom
Ursprung und Entstehung aller Mysterien
und Hieroglyphen der Alten, welche auf
die Freimaurerei Bezug haben, aus den
ältesten Quellen hergeleitet und aufgesucht
von einem ächten Freymaurer« (Osnabrück
und Hamm 1789). Der Inhalt dieses
Buches ist durch neuere, gründlichere
Forschung weit überholt und widerlegt
worden, so dass durch dieses Werk, wenn
es überhaupt je Einfluss gehabt hat, in
die Geschichte der Entwicklung der Frei-
maurerei eher Irrtum und Vorurteil ge-
tragen wurde.
Mysterien bezeichnet die geheimen
Gottesdienste, Priesterlehren und Feier-
lichkeiten der Alten. Die Schwierigkeit
und Wichtigkeit des Gegenstands hat
von jeher viele veranlasst, sich in Ver-
mutungen darüber zu ergehen, und die
Dunkelheit des Gegenstands liess der
Phantasie den freisten Spielraum, um
eigne Anschauungen und Meinungen zur
Geltung zu bringen. Es sind vorzugsweise
aus zwei Ländern M. bekannt, was ihren
Bestand, weniger aber was ihren Inhalt
betrifft, auB Ägypten und Griechenland. —
Über die ägyptischen M. haben wir
keine andern Nachrichten, als die der
griechischen Weisen, die das Nilland be-
suchten, deren Angaben aber wenig zuver-
lässig sind. Die dortigen Geheimlehren
waren Eigentum der Priesterkaste und
des von ihr eingeweihten Pharao, wurden
aber bisweilen jenen reisenden griechi-
schen Gelehrten mitgeteilt, soweit es die
Priester für gut fanden, wobei gewiss
mancher Schwindel mit unterlief. Diese
Einweihungen waren mit Graden und
Proben verbunden. Ihren Inhalt bildete
wahrscheinlich eine religiöse Anschauung, '
die über dem Volksglauben erhaben war, i
und manchen Andeutungen ist zu entneh-
men, dass es sich dabei um den Glauben
an einen einzigen Gott und um die Ver-
werfung der Vielgötterei, des Tierdienstes
und der krass materiellen Vorstellungen
vom Jenseits handelte. Die ägyptischen
Mythen wurden, wie Plutarch durchblicken
lässt, als personifizierte Naturvorgänge aus-
gelegt; Sinnbilder der in dieser Lehre
verborgnen Rätsel sah jener griechische
Schriftsteller in den vor den Tempeln auf-
gestellten Sphingen und in dem verschleier-
ten Bild der Göttin Neit zu Sals. - In
starkem Unterschied von den ägyptischen
waren die hellenischen M. nicht Eigen-
tum einer Priesterkaste, die es in Hellas
nicht gab, sondern weiterer Kreise der
Gebildeten. Die Volksreligion und die
M. unterschieden sich hier darin, dass
jene die Götterwelt vom ästhetischen,
diese aber vom ethischen Standpunkt aus
betrachteten. Nach allem, was darüber
mitgeteilt ist, war der Grundgedanke der
griechischen M. der, dass die höher Ge-
bildeten sich den dem Menschen ähnlich
gedachten Göttern entfremdeten und den
Drang in sich fühlten, die verlorne Gott-
heit zu suchen. Diese mystische Richtung
stand zwar ethisch über der Volksreligion,
intellektuell aber unter der griechischen
Philosophie und sonstigen Wissenschaft,
und ästhetisch unter der hei lenischen Kunst.
Die Philosophie und die Kunst der Griechen
ignorierten die M.; nur die Historiker und
die dramatische Dichtung berücksichtigten
sie, und zwar gedachte ihrer die Tragödie
mit Ehrfurcht, die Komödie aber nicht
ohne Ironie. Es war, im Gegensatz zu
den heitern und lebensvollen öffentlichen
Gottesdiensten, ein düsterer, phantastischer,
frömmelnder Zug, der die M. kennzeich-
nete; sie waren dem griechischen Geiste
fremd und wie eine Vorahnung dessen,
was nach dem Sturz der olympischen
Götterwelt kommen sollte. Dieser Unter-
schied zwischen zwei Gedankenwelten
störte aber die gebildeten Griechen nicht;
sie suchten beide zu verbinden oder je
nach Bedürfnis abwechseln zu lassen.
Denn die M. hatten noch den weitern
Zug, dass sie die rohen Sitten milderten
und höher geartete menschlichere Charak-
tere heranzogen. Sie waren indessen keine
gemeinsame oder einheitliche Anstalt, son-
dern zerfielen in eine Menge verschiedner
örtlicher geheimer Gottesdienste zu Ehren
verschiedner Gottheiten. Von ihnen aus-
geschlossen war kein Stand, Beruf und
Geschlecht, ausgenommen waren nur die
Barbaren und die notorisch sittenlosen
Menschen. Alle Eingeweihten aber waren
zum tiefsten Stillschweigen über das Ge-
hörte und Gesehene verpflichtet. Ent-
standen sind die M. aus den Gebräuchen
bei Reinigungen und Sühnungen, die bei
religiösen Handlungen vorgeschrieben
waren und von der physischen auf die
moralische Bedeutung übergetragen wur-
den, und diese blieb auch in den M. eine
Hauptsache. 1) Die berühmtesten, ältesten
und alle übrigen an Bedeutung und An-
hang übertreffenden M. der Griechen waren
die, die man in Eleusis im Gebiete von
Athen (Attika) feierte, die Eleusinien, zu
Ehren der Göttin Demeter, ihrer Tochter
Persephoneia und eines diesen M. eigen-
tümlichen Gottes: Jakchos. wahrschein-
lich eines Herbstgottes. Alle diese Gott-
heiten beziehen sich auf die Fruchtbar-
keit der Erde, auf die Pflanzenwelt, deren
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Mysterien.
69
Verwelken und Verdorren, dem aber im
Frühling die Wiederbelebung folgt und zum
Symbol der Auferstehung und Unsterb-
lichkeit des Menschen erhoben wurde.
Es handelte sich mithin nicht etwa um
eine Art von Aufklärung, sondern um
eine symbolisch -mystisch -ethische Auf-
fassung von Naturvorgängen. Gefeiert
wurden die eleusinischen M. im Tempel
der Demeter in Eleusis oder im «mysti-
schen Hause«, das mit Athen durch die
mit Heiligtümern reich besetzte «heilige
Strasse« verbunden war. Auch in Athen
stand ein eleusinisches Gebäude. Beide
und andre sind in der Völkerwanderung
zerstört worden. Die Eleusinien waren
eine attische Staatsanstalt und standen
unter der Leitung des die religiösen An-
gelegenheiten besorgenden Archonten, des
Basileus (König) und vier ihm beigegebner
Räte (Epimeleten). Oberpriester der An-
stalt war der Hierophant, dem eine Hiero-
phantin zur Seite stand und der mit weitern
Priestern den heiligen Rat bildete. Der
in Eleusis und teilweise in Athen ge-
feierten Feste waren zwei, die kleinen
Eleusinien im Frühling und die grossen
im Herbst. Diese, die wichtigern, zer-
fielen in eine Vorfeier in Athen und die
Hauptfeier in Eleusis, deren jede mehrere
Tage dauerte. Die Teilnehmer kamen aus
ganz Griechenland zusammen, ergingen
sich in geräuschvollen Umzügen, badeten
im Meere und hielten Opferachmäuse ab.
Am sechsten Tage zog die »Jakchos-Pro-
zession« auf der »heiligen Strasse« nach
Eleusis, Tauseude stark, sowohl Männer,
als Frauen, die vielfach Scherz und Unter-
haltung trieben, unter Tänzen, Flötenspiel
und dem Gesang des Jakchoslieds, und
dauerte bis zum Abend. In Eleusis wurde
zuerst der heilige Trank des Kykeon ein-
genommen und dann begannen drei
Nächte hindurch die mystischen Ge-
bräuche und Einweihungen mit Fakel-
zügen, während am Tage gefastet wurde.
Die Einweihungen umfassten zwei Grade,
den der kleinen und den der grossen M.
Die Eingeweihten jener biessen Mysten,
dieser aber Epopten (Anschauende). Nur
letztere wurden in das heilige Haus der
Weihe in Eleusis eingelassen. Sie trugen
als Kennzeichen einen Faden um den
rechten Arm und linken Fuss. Die Ein-
weihungen vollzog der vom Staate hierzu
erwählte Mystagog. Die zur Epoptie em-
porsteigenden Mysten Hess man Irrgänge
durchwandern und durch mancherlei
schrecken volle Proben zum Licht empor-
steigen. Es Hessen sich himmlische Stimmen
und Töne hören, es zeigten sich liebliche
Tänze, dem Auge und Ohr wurde mit
Kunstwerken geschmeichelt, und endlich
öffnete der Hierophant die Propyläen oder
das Allerheiligste des Tempels, liess die
Epopten eintreten und zog die Hüllen von
den Götterbildern. Daher ist anzunehmen,
das «mystische Haus« sei mit allerlei
kunstreichen Maschinerien versehen ge-
wesen. Damit stimmt auch die Beobach-
tung, dass diese M. nach und nach zum
blossen Formen- und Zeremonieudienste
herabsanken. Nach fünf Tagen waren die
grossen Eleusinien vollendet, und es be-
gab sich die Prozession nach Athen zu-
rück. *) 2) Auf der Insel Samothrakc wur-
den die M. der Kabeiren gefeiert, einer
Art Halbgötter, über deren Wesen und
Bedeutung nichts Näheres bekannt ist, die
aber nach Herodot auch in Ägypten unter
Zwerggestalt verehrt wurden. Es handelte
sich dabei wahrscheinlich um einen Ge-
stirndienst, vielleicht auch um eine Feier
der zeugenden Naturkraft. Der Einweihung
ging eine Reinigung durch Feuer und
Räucheruugen und eine Beichte voran.
Die Eingeweihten trugen eine purpurne
Binde um den Leib. König Philipp von
Makedonien und seine Gattin Olympias,
die Eltern Alexanders des Grossen, ge-
hörten zu den Eingeweihten. 3) M. des
Göttervaters Zeus wurden auf Kreta ge-
feiert, wo dieser nach der Sage als Kind
aufgezogen wurde. Sie fanden am Tage
unter freiem Himmel im Frühling statt,
zum Teil aber in einer Grotte, die als
Aufenthalt des Gottes galt. 4) Einen wild
leidenschaftlichen Charakter trugen die
geheimen Feste des Weingottes Bakchos
oder Dionysos. Unter dem Namen »Or-
gien« wurden sie ausschliesslich von
Frauen, den «Mänaden« begangen, und
zwar in einsamen Gebirgsgegenden Nachts
bei Fackelschein. Sie dauerten, im Winter,
mehrere Nächte, unter Opfern, die mit
Trunk, Tanz, Musik und wildem Lärm ab-
wechselten, bis die Teilnehmerinnen alle
Besinnung verloren. Der hauptsächlichste
Schauplatz dieses Unfugs war auf dem
Berge Parnassos bei Delphi. Ähnliche
Feste wurden später auch in Städten von
geheimen Gesellschaften beider Geschlech-
ter gefeiert, die denselben Namen trugen
(iHaooi), wie die sagenhaften Züge und
I Gefolge der Götter. Diese Orgien ent-
| arteten immer mehr, und in Rom, wohin
I sie aus Hellas drangen, sanken sie vollends
I zu einem geheimen verbrecherischen Trei-
ben herab, das unter allen möglichen
; Lastern und Unthaten bei Nacht an ver-
! borgnen Orten stattfand und 186 v. Chr.
zu einem Skandalprozess führte, in den
auch vornehmste Leute verwickelt wur-
den [Livius 89, 8]. 5) Die M. des
■ Dionysos waren namentlich dort fana-
. tisch und phantastisch, wo sie mit den M.
der Kybele vereint begangen wurden. Da
| Rhea Kybele die Bergmutter ist, so geht
. die ganze Szenerie des Gebirgs mit W ald,
*) Vgl. Preller in Pauly» Bealencyklopikdie III,
BS— 109; Ottfr. Mttllor in Brach u. Orubert Allg.
Encyklop. Abteil. I, Bd. 38, S. 868 — 898; Anton,
Die M. Ton Elenai« (Xaumbg. 1899).
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70
Mystery.
Jagd, wilden Tiereu u. s. w. durch die Sym-
bolik ihres Dienste«, der eine Feier des
in sich selbst verzehrenden, aber auch
wieder gebärenden Naturlebens ist. Ihre
M. fanden unter betäubender Musik und
wahnsinnigen Tänzen statt, wobei sich die
Priester selbst verwundeten, ja sogar ent-
mannten. Erst in Rom wurde dieser Dienst
zu einer eigentlichen geheimen Religions-
gesellschaft und vermehrte die dabei üb-
lichen Ungebühren. 6) M. der Hekate
kannte man auf Ägina und sonst, sowie
sich auch 7) M. der Aphrodite fanden,
die einer mystischen Natursymbolik hul-
digten, aber doch im direkten Gegensatz
zu den M. der Kybele standen, da in diesen
die Verstümmlung der Geschlechtsteile,
in jener der Geschlechtsgenues bis zur
Prostitution heiliges Gesetz war. 8) M.
der Isis — auch einfach ägyptische M.
genannt — waren die verbreitetstcn und
jeglicher Deutung fähigsten (s. Isis), denen
sich höchstens die einer spätem Zeit an-
gehörenden 9) M. des Mithrasdienstes
an die Seite stellen können. Dieser Dienst,
eigentlich altpersisch, aber hier ohne M.,
war mit allerlei orientalischer Symbolik
versetzt und trat im Abendlande kurz vor
der Verbreitung des Christentums, dem
er selbst einiges entlehnte, namentlich
in Rom auf und stellte den Kampf
des Guten (des Lichtes) gegen das Böse
(das Finstere), also den Kampf Ormuzds
gegen Ahriman dar. Hier erfand man auch
eine Göttin Mithra, und der Dienst beider
Gottheiten verbreitete sich über das ganze
römische Reich ; wurden ja auch in Deutsch-
land Denkmäler des Mithra» mit symbo-
lischen Bildern in Grotten aufgefunden,
in den jene M. gefeiert worden sind.
Die Einzuweihenden mussten sich in sieben
Graden angeblich 80 Prüfungen unter-
werfen, die immer schwieriger wurden und
mit Fasten und Kasteiungen verbunden
waren. Es fanden dabei sogar Menschen-
opfer statt. Das Christentum verdrängte
zuletzt diesen Dienst und verlegte auf
den angeblichen Geburtstag des M ithras
(natales solis invidi) den des Heilands.
10) Die orphischen M. — auf den
thrakischen Dionysosdienst aufgebaut —
unterscheiden sich von andern durch das
gemeinsame Verhalten der Eingeweihten,
das einesteils in dem vorgeschriebnen
Studium der orphischen Schriften,
andernteils in dem asketischen Ver-
halten der Eingeweihten nach gewissen
allgemeinen, durch jene mystische Theo-
logie der orphischen Schriften gestützten
Ordensregeln bestand. Diese Orphiker
hatten einen grossen Einfluss, namentlich
bei den Neuplatonikern, griffen wohl selbst
in die christliche Anschauungsweise hinein
und fanden bei den Gnostikern (s. Onosis)
ein geeignetes Feld. (Vgl. Henne -Am
Rhyn, Buch der M. (8. Aufl., Lpz. 1890),
S. 47 — 75 u. 89.) Wenn auch die M.
| ihren eigentlichen Ilaltpunkt in der Hei-
denwelt fanden, so ist doch nicht abzu-
leugnen, dass schon früh und zeitweilig
sich auch in der christlichen Kirche eine
j Art M.-Dienst zeigte. Diese M. erschienen
' teils als Lehr-M., teils als Gemeinschafts-
■ M. und fanden in der ältern Kirche in
' der Disciplina arcani (s. d.) ihren Aus-
druck, die jedoch, als das Christentum
! sich zur Weltreligion erhob, allmählich
! erlosch. — Die vorgefassten und ver-
. worrnen Begriffe, die man in gewissen
' Maurerschriften und Systemen vorgefun-
I den hat, haben Anlass gegeben, die Frei-
! maurerei mit den verschiednen Arten der
alten M., sowie ihren verschiednen Zu-
ständen in eine künstliche Verbindung zu
bringen, für deren Berechtigung aber nicht
die mindesten Gründe sprechen. (Über
die reichhaltige Litteratur vgl. Kloss,
Bibliographie, S. 281-291, Taute, Maur.
Bücherkunde, S. 240—244, ausser den in
diesem Artikel angezognen Schriften A. Z.
1825, S. 157; 1826, S. 253; 1838, S. 270. L.
I, 271; V, 1 fg.]
Mystery. Dieses englische Wort bedeutet:
1) das Geheimnis, Rätsel (besonders das
Religionsgeheimnis); 2) Mysterium (Art des
mittelalterlichen geistlichen Schauspiels);
3) (als veraltete Schreibung für Mistery)
Handwerk, Geschäft, Kunst. Dass in der
zu London 1725 erschienenen Schrift:
The Grand M. of the Freemasons u. s. w.
der Ausdruck M. nur als »Geheimnis« ge-
fasst werden muss, hätte niemals bestritten
werden sollen, da der gleich folgende Zu-
satz »discovered« enthüllt oder entdeckt
lautet. Nichtsdestoweniger schrieb der Ver-
fasser der Schrift »Aufklärung über wich-
tige Gegenstände in der Frevmaurerey«*)
(1787), S. 180—31: »Unseres Erachtens ist
es ein blosser Missverstand, dass man das
englische Wort M. für Geheimnis genom-
men, da es doch nichts mehr als Zunft
heisst. M. of the Freemasons heisst also
nicht das Geheimnis der Freimaurer, son-
dern die Zunft der Freimaurer. Wenn in
England einer aufgenommen wird, so wird
! er nicht in die Geheimnisse eingeweiht,
j sondern er wird in die Zunft aufgenommen.
I Die falsche Übersetzung des Wortes M.
in andern Sprachen ist also als der eigent-
liche Gruna und als die Mutter der Ge-
heimnissucht anzusehen«. [Vgl. auch das.
S. 30 Anm.: »Und in Deutschland die
falsche Übersetzung des M. in Geheimnis.«]
Noorthoucks Ausgabe des englischen Kon-
stitutionenbuchs 1784 im ersten Kapitel
des ersten Teils, S. 2 — 4, spricht von der
Ausbildung (der Maurerei) durch Wissen-
•) Dar Yollitftndige Titel die»«» Buche« iit „Auf-
klärung Uber wichtig« QegenaUnde in der Frey-
maurerey, besonder» Uber die Entstehung derselben
ohne »11c Schwärmerei , eigentlich nur für Frei-
maurer, doch wird auch der, der Menschenkenntnis
achtUt , viel Interessante« darin finden. Aui der
Loge Puxitas 1787." [Klo«», Btbl., Nr. Ml.]
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Mystery.
71
schaft und Sittenlehre, die aus dem M.
entsprang u. 8. w., wodurch offenbar auf
Mysterien angespielt werden soll ; darüber
lagst sich Albrecht in seinen Materialien
zu einer critischen Geschichte der Frey-
maurerei (1792), 8. 76 fg. mit vollem Kechte
so aus: »Man wundert sich, wie die Mau-
rerei, und zwar die Handwerksmaurerei
(denn der Geschichtschreiber [Noorthouckj
macht hier keine Distinction zwischen
operative und spekulative masonry; wie
er sonst thut), in dieser Erzählung zu
einer Verbindung mit den Mysterien
und Initiationen komme. Und zu einer
so genauen! Wirklich bat Warburton,
dessen .Göttliche Sendung Mosis' auch
in einer Anmerkung angeführt wird,
dem Herrn Noorthouck diese Verbin-
dung nachgewiesen. Zwar weiss Warburton
nichts von Maurerei oder Freimaurerei
und konnte deswegen nicht citiert werden:
aber, er weiss so vieles von den Mysterien,
von Einweihungen und von der doppelten
Lehrart.« — Diese Hinweisung auf Myste-
rien und auf Warburton bedarf einer etwas
nähern Erörterung; denn sie kann als ein
Beispiel für alle dienen, wie es die Frei-
maurerei gemacht hat, ihre geheime Ge-
schichte in den öffentlichen Werken pro-
faner Schrifsteller zu finden. In der ersten
Ausgabe dieses Buches, die Anderson be-
sorgte, ist diese Vorstellung von der Frei-
maurerei als einer Art von Mysterien gar
nicht. Hier fängt die Geschichte unmittel-
bar von Gott selbst an, der der erste
Maurermeister ist, indem er die Welt, wie
es da heisst, «nach der Geometrie erschaf-
fen hat.« So leicht diese Verschiedenheit
zu erklären ist, wenn man sich des Um-
Stands erinnert, dass damals Warburton
sein Werk noch nicht geschrieben hatte*),
so auffallend führt sie von selbst den Be-
weis, dass in den geheimen Nachrichten,
die Anderson, seiner eignen Behauptung
nach, gebraucht hat, von diesem Punkte
der Mysterien nichts vorgekommen sein
muss. Noorthouck kennt jene geheimen
Nachrichten gar nicht; er weiss ihr Vorhan-
densein nur aus Andersons Vorrede und
aus Deaaguliers Empfehlung der Arbeit
Andersons, wie er selbst gegen das Ende
seiner Introductory observations (einleiten-
den Bemerkungen) sagt: »Er entschuldigt
(sein Verfahren) den Anfang der Maurer-
geschichte von Adam an (herzuleiten) mit
den gewöhnlichen Gründen, die in der
Geschichte gar nicht gehört werden sollten
und mit denen sich gutmütige Leser doch
noch immer gerade da bestechen lassen,
wo die Fabeln anfangen. Er hätte diese
dunkle, unhistorische Andeutung noch viel
mehr zu entschuldigen gehabt, denn, wo
*) Andenont Bneh and der erete Teil tou der
„Dirtae l»g»tion of Hoiei1 sind f»*t in Einer Zelt
•atgetrbeltet worden. Er konnte Warbarton alio
nicht bennUen.
i bleibt seine Autorität für diese Herbei-
j zerrung der Mysterien? — In der leeren
| Ähnlichkeit von einzelnen Umständen oder
Worten ist kein geschichtlicher Beweis zu
finden. In Warburtons seltsamem Buche
und in der ganzen Menge seiner Kollek-
taneen noch viel weniger. Dieser Bischof
konnte sich von dem Gebrauch seines
Katechismus nicht genug frei machen, um
zu einer Vorstellung der Art, wie man in
den Mysterien katechisierte, zu gelangen.
Überhaupt ist seine »Göttliche Sendung
Mosis« ein vortreffliches Buch für solche
Leser, die eine Menge Gelehrsamkeit kennen
lernen wollen, um selbst unwissend zu wer-
den. — «Ich muss bekennen, dass es mir
scheint, als ob Warburton durch sein Werk
| viel dazu beigetragen hat, dies Suchen
i nach etwas, das man doch zu finden sich
. nur einbilden kann, unter den Gelehrten
weiter zu verbreiten und ihm das Ansehen
des Lächerlichen zu benehmen, das eine
jede Arbeit hat, bei der Anfang und Ende
einerlei ist. Da man nun gar anfing, seine
Bemühungen für die Freimaurerei zu be-
nutzen, so muaste sehr natürlich das We-
nige, das wir von den Mysterien wissen,
noch mehr verwirrt werden, indem es nur
vermehrt zu werden schien; denn für so
, viele Leute war das alles neu.« — F. L.
Schröder in der Abhandlung «Über alte
und neue Freimaurerei« [abgedruckt in
Georg v. Wedekinds Baustücken, Samm-
lung 2, S. 301—691 erklärt «mystery« fol-
genderweise: «Soll die Maurerei ihren
Zweck erreicht haben, so muss der Meister
im dritten Grade frei sagen können: ,Ich
bin Meister, ich habe das mystery meiner
Gesellschaft; ausser ihm giebt es kein an-
deres und dieses mystery ist: Gehorsam
am rohen Steine — fröhlicher Kunst fleisa
als Mitarbeiter — Verstand, Festigkeit
| bis zum Tode des Meisters.*« — Herder sagt
in der Adrastea, Bd. 4, St. 2, in dem Ge-
spräch: Salomons Siegelring (Fortsetzung
des Gesprächs »Freimaurer«, S. 294: H.
•Also, siehst Du, ist noch etwas andres da-
, hinter, worauf Ihr bei Eurem edlen Eifer
1 fürs Höchste und Beste der Menschheit
nicht träfet, wozu sich aber die Brüder-
schaft selbst bekennet.« F.: »Und dies
i wäre?« H.: »A mystery, ein Kunstgeheim-
nis.« Vgl. ferner 8. 297: (F.) »Ich glaube an
kein maurerisches Kunstgeheimnis, als so-
fern (d. h. insofern) jede Zunft, die eine
Kunst treibt, jeden Handwerk sogar a
: mystery hat.« — Krause in seinen Kunst-
urkunden (2. Aufl., 1819) führt an ver-
schiednen Stellen das Wort »mystery« auf,
und zwar in den verschiednen Bedeutungen,
so Bd. 1, Abt. 2, S. 130, Nr. 42 und Note 48:
»Um diese maurerische Mysterie aufzulösen,
aus welcher Art von Metall besteht dieser
Schlüssel?«, woraus ersichtlich, dass M.
eine geheime Versinnbildung irgend einer
die Maurcrei angehenden Wahrheit heisst.
: Vgl. S. 160 (161) und 8. 350, wo es Kunst-
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72
Mystik.
geheimnis bedeutet, sowie Abt. 2, Bd. 2,
8. 359, wo nachgewiesen wird, wie auf die
Masons die Benennung «craft«, d. h. eines
Gewerks, eines mistery oder M., eines
Ministeriums, d. i. eines Kunstgeschäfts,
einer Brüderschaft passe. — Die Erklärung
Kunstgeheim nis erhellt vor allem aus
Charge IV des Konstitutionenbuchs von
1738, wo es heisst, dass einer sein soll:
»Capable of learniug the niysteries of the
art«. Demgegenüber steht der einfache,
ursprüngliche Ausdruck des Konstitutionen-
buchs von 1723 »uncapable of learning
the art«.
Mystik. 1) Name und Wesen. Der
Name ist vom Griechischen abzuleiten
und bedeutet das sich verschliessende
Geheimnis. Die M. sucht Gott ohne
Vermittlung von Begriffen und Schlüssen
zu erkennen; sie erhebt sich zu Gott in
überschwenglichem Gefühl und will ihn
herniederziehen ins eigne Herz. Alle
mystischen Schriftsteller wollen klar
machen, wie sich der Geist losmacht von
der Natur und allein in der Liebe zum
Schöpfer seine Befriedigung findet. Die
innerliche Lebendigkeit der Religion ist
allezeit M. Die krankhafte Seite der M.
ist der Mystizismus (s. d.). 2) D i e M. in der
Geschichte. Ein hervorragender Mystiker
des Mittelalters ist Bernhard v. Clairvaux
(gest. 1153). Er war Anhänger der prak-
tisch-kontemplativen M. mit inniger Hin-
gabe an die kirchlichen Dogmen. Die
Heiligung ist ihm ein Lichtquell des
Glaubens. »So viel erkennt man Gott, als
man ihn liebt.« Vertreter der pantheisti-
schen M. ist Meister Eckardt (gest. 1327),
der Vertreter einer spezifisch deutschen
Theologie, an den sich Tauler (gest. 1361)
anschloss. Seine Predigten waren weit
verbreitet. Luther bekannte, er habe mehr
Wahrheit bei ihm gefunden, als in den
Büchern aller Scholastiker. Diese deutsche
M. zeigt eine Hinneigung zum Pantheis-
mus, während in der niederländischen M.,
auf dem Stillleben der Kartäuser be-
ruhend, durch Gerhard Groot, die Brüder
des gemeinsamen Lebens und Thomas von
Kempis, eine mehr populär- ascetiache
Schule sich bildete, als deren Ausdruck
das berühmte Werk »De imitatione Christi*
anzusehen ist. Eine kirchlich -praktische
Strömung findet sich bei den Augustinern
und namentlich bei Luthers Freunde, Jo-
hann v. Staupitz. Auch die Reformation
ruht auf mystischem Grund. Da aber
diese sich in starren ßuchstabenglauben
festzusetzen schien, verfiel der mystische
Trieb häufig in Separatismus. So sehen
wir Schwenckfeld, Weigel, Böhme, Arndt
u. a. nacheinander auftreten. Von neuern
Mystikern seien hier nurFenelon und Sailer
erwähnt. War man früher in Gefahr die
M. zu überschätzen, so ist heutzutage
vielfach das Gegenteil der Fall. Dass die
M. ein gewisses Recht in der Religion
•
und Theologie hat, geht schon aus ihrem
Wesen hervor, denn die wahre M. besteht
in der Anerkennung der Schranken des
endlichen Verstandes und in einer gläu-
bigen Hingebung an die höchste Weis-
heit und Güte Gottes. 3) M. und Frei-
maurerei. In den Freimaurerbund ist
der, unmittelbar zur Schwärmerei und
zum Aberglauben führende, jede Ver-
kehrtheit des Geistes und Herzens be-
günstigende, falsche Mystizismus, dessen
Anhänger ihre verworrnen Gefühle und
Begriffe an unverständliche Formeln
knüpfen, eingedrungen. Auch unter den
Freimaurern traten mystische Weisen auf,
die in der gänzlichen Lossagung von der
höchsten Gottesgabe, Vernunft, die wahre
Menschenwürde zu finden glaubten, —
die, in stolzer Demut als die allein Reinen
und über die sogenannten Weltmcnschen
erhaben sich dünkten, — Herrschsüchtige,
die den Hang der Menschen zum Uber-
sinnlichen, dessen Ahnung unvertilgbar in
allen Gemütern liegt und selbst bei den
rohesten Völkern wahrgenommen wird,
zu ihren Absichten missbrauchten und
aus ihm Nacht und Nebel verbreiteten. —
Dergleichen Strömungen sind in den
Büchern: »Truggestalten unter maureri-
scher Hülle« und H. Raus Mysterien eines
Freimaurers geschildert und, wenn man
diese Bücher — als in der Romanform
geschrieben — nicht wollte gelten lassen,
im Ritual der Ritter vom dreifachen
Kreuze (s. diesen Art. bei Lenning, II,
229—237) niedergelegt. Zu diesem Ritual
bietet das von Bode u. d. T. : Mac onnerie
mystique. Trois Grades o. J. u. O. in seiner
Handdruckerei auf 52 S. in 8 abgedruckte
den würdigsten Gegensatz. Auf dem Titel-
blatte ist ein stehendes Dromedar abge-
bildet, auf dessen Rücken ein Hermelin-
mantel, auf diesem aber eine Bischofsmütze,
ein Bischofsstab, ein Kreuz und die päpst-
liche Tiara liegen. Die Überschrift dieser
Vignette, in einer Einfassung, besteht in
deu Worten: »Semper satis«. [Vgl. die
vorige Auflage dieses Handbuchs, II,
S. 388, wo sich die Grade in französi-
scher Sprache abgedruckt finden.] Wenn
auch zugegeben werden mag, dass diese
Grade veraltet sind, ebensogut als
die »Fromme Erklärung der Freimau-
rerei von einem deutschen Meister«, d. i.
von Haugwitz, die sich der Lehrart
Zinnendorfs anschloss, so ist die Gefahr
der mystischen Richtung vom Bunde heute
noch nicht vollständig beseitigt, so lange
die Hochgrade — nicht die französischen,
die zur wirklichen Spielerei ausgeartet
sind, — sondern die Hochgrade, die sich
des alleinigen Besitzes der maurerischen
Kenntnis rühmen, Einfluss auf die Jo-
hannislogen haben, durch dunkle Andeu-
tungen und geschickte Mischung und
Verbindung wahrer Daten und vorgeb-
lichen Zusammenhangs mit Urchristentum
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Mystizismus.
73
die Gemüter der Mitglieder verwirren und
der reinen einfachen Maurerei entfrem-
den. Diese Verwirrung sucht man durch
allegorisch-tropologische Erklärungen her-
beizufuhren, indem man einer Zahlensym-
bolik huldigt, die bis in die exegetische
M., bis in die Scholastik zurückgreift. In der
schwedischen Lehrart finden wir in der
Tafel der Gesellen auf die Frage: »Was
bedeuten diese sieben Stufen?« folgende
Antwort: «Sie bedeuten I. die symboli-
schen Grade des Ordens, welche die Grund-
kenntnisse unserer Wissenschaft enthalten,
1) den St.- Johannislehrling, 2) den St.-
Johannisgeaellen , 3) den St.- Johannis-
meister, 4) den St. -Andreaslehrling, 5) den
St.-Andreasgesellen , 6) den St. -Andreas-
meister, 7) den Stuartsbrudergrad; II. die
sieben Hauptpunkte des menschlichen Le-
bens: 1) die Geburt, 2) die Kindheit, 3) die
Jugend, 4) das männliche Alter, 5) das
Alter der Erfahrung, 6) das Greisenalter,
7) den Tod; III. weisen sie auf die sieben
Haupttugenden hin, deren Ausübung ein
Maurerbruder sich eifrig befleiasigen muss:
1) Massigkeit , 2) Sündhaftigkeit, 3) Ar-
beitsamkeit, 4) Redlichkeit, 5) Verschwie-
genheit, 6) Vorsichtigkeit, 7) Barmherzig-
keit und Liebe gegen unere Neben-
menschen; IV. die sieben Wissenschaften,
deren Kenntnis und Ausübung dem Maurer-
bunde nötig ist, nämlich: 1) Zeichenkunst,
2) Dichtkunst, 3) Musik, 4) Baukunst,
5) Messkunst oder Geometrie, 6) Rechen-
kunst, 7) Astronomie; V. die sieben Haupt-
fehler des Menschen, welche ein Frei-
maurer unterdrücken muss: 1) Leichtsinn,
2) Eigensinn, 3) Furchtsamkeit, 4) Träg-
heit, 5) Vermessenheit, 6) Eigenliebe,
7) Argwohn; VI. die sieben Hauptlaster,
die ein rechtschaffner Freimaurerbruder
fliehen und verabscheuen muss: 1) Hoch-
mut, 2) Geiz, 8) Unmässigkeit, 4) Neid,
5) Falschheit, 6) Wollust, 7) Rachgier;
VH. die sieben Gaben des heiligen Geistes,
die ein rechter Freimaurer sich von Gott
erbitten soll und in deren Erlangung die
endliche Belohnung der winkelrechten Ar-
beit beruht: 1) Geist der Weisheit, 2) des
Verstandes, 3) des Rats, 4) der Stärke.
5) der Erkenntnis, 6) der Gottesfurcht una
7) der Liebe«. Diese mystische Richtung
wird gefördert, wenn Männer der Wissen-
schaft, wie Redslob (s. d.) — der unter
dem Pseudonym Missiporus in dem Streit
gegen Hengstenberg (s. d.) für die Lehre der
Grossen Landesloge in Berlin eintrat und
auf die reine Maurerei schmähte — in die
Logen die mystische Theologie hinein-
ziehen und mit einer gewissen Art Ge-
lehrsamkeit mysteriösen Sinn einzelner
Stellen des Neuen Testaments heraus-
klauben und auf die höchsten Grade ihres
Systems deuten, wie in der Schrift: »Das
Mysterium in II. Cor. 12, 1 — 10«, und in
der «Apocalypsis«. Damit wird der Sinn
der Mitglieder getrübt und zum geistigen
| Hochmut verleitet, der sie glauben macht,
| dass sie besser als andre sind, dass sie das
j wahre Christentum besitzen, während das
der Aussenwelt nur eine Hülle sei, in der
das maurerische Christentum verborgen
liege. Aber nicht bloss dieser Lehrart
wohnt die mystische Färbung bei, auch
das des Prinzen Karl von Hessen hatte eine
solche, wie auch das Siegel der einge-
gangnen Schottenluge Karl zur aufgehen-
den Sonne in Frankfurt a. M., das Lamm
Gottes mit der Kreuzesfahne führte, und
selbst die Fesslerschen Hochgrade konnten
sich dieser Färbung — die als höhere
Gnosis auftrat — nicht ganz entschlagen.
Und war nicht in der neueren Zeit Krebs
(s. d.) auch in der mystischen Auffassung
des Bundes befangen und suchte diese
weiter zu verbreiten? Haben die
meisten deutschen Logen — namentlich
in den Johannisgraden — jenem verwerf-
lichen Mystizismus den Eingang versperrt,
so ist das ein gutes Zeichen und ein hoff-
nungsreicher Strahl, dass es nach und
nach völlig Licht in der Maurerei werde.
Dringt nach und nach die Ansicht
durch, dass sich die Brüderschaft mysti-
scher Färbungen und Richtungen zu eut-
schlagen habe, wenn sie ferner Anspruch
.auf allgemeine Anerkennung beanspruchen
wolle, so liegt doch die Gefahr nahe ge-
nug, dass so lange die Formeln der Hoch-
grade bestehen, in ihnen immer sich leicht
wieder ein Geist des trüben Mystizismus
festsetzen könnte, der seine Einflüsse auf
die Johannisgrade zur Geltung zu bringen
sucht. Wer es daher mit der Fortdauer
der Brüderschaft gut meint, der muss sein
Streben darauf gerichtet sein lassen, alles,
was Hochgrad heisst, unter welcher Form
er auch erscheinen mag, zu beseitigen
i und als ein Hemmnis der reinen Maurerei
j zu betrachten. Nichts ist verführerischer,
als das Spiel mit unverstandnen Andeu-
tungen auf tiefe Geheimnisse, und nichts
schadet der Freimaurerei in den Augen
der Gebildeten mehr, als diese vorgeb-
lichen höhern Geheimlehren, die mit der
Geschichte, den Wissenschaften, der ge-
sunden Vernunft im Widerspruch stehen.
[Vgl. Reischle, Ein Wort zur Kontroverse
über die M. in der Theologie (Freiberg
1886). Preger, Geschichte der deutschen
M. (3 Bde., Lpz. 1874-93). BZC. 1894,
S. 1; 1897, S. 281. L. 1894, S. 58. M. L.
1899/1900, S. 195 j
Mystizismus. Unter diesem Ausdruck
versteht man die krankhaften Auswüchse
der Mystik (s.d.), wie sie sich im Quietismus
und i*n der spekulativen Mystik zeigen.
Bei dem erstem ist die Seele wesentlich
passiv, giebt sich vollständig Gott hin
und will nichts, als dass Gottes Wille an
ihr geschehe. Die zweite Art verirrt sich
häufig in Phantasterei, weil der M. den
Erkenntnistrieb über alle Schranken
I menschlichen Erkennens hinaus befrie-
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74
Xachuus, maurerischer — Name der Logen.
digen möchte. Dabei fällt der M. leicht in
allegorische Geheimniskrämerei. Praktisch
angesehen äussert sich der M. in Verach-
tung des Predigtamts, des Schriftworts j
und des kirchlichen Bekenntnisses. [Vgl.
Heppe, Geschichte der quietistischen
Mvstik in der katholischen Kirche (Brl.
1875).]
N.
Nachlas», maureriseber. Über diesen, I
bestehend in maurerischen Büchern, Schrif-
ten, Briefen und sonstigen, auf die Mau-
rerei bezüglichenGegenständen(Bekleidung,
Logenzeichen u. s. w.) pflegt im voraus
zu Gunsten der Heimatloge (s. d. ) letztwillig
verfügt zu werden. Viele Logen haben
darüber besondere Bestimmungen. [Vgl. R.
Fischer, Entwurf zu einem Handbuch für
die Amtstätigkeit der Logenmeister (Lpz.
18al), S. 24. Bh. 1858, S. 181. Zd. 1839,
S. 43.]
Name der Logen. Die Sitte, den ein-
zelnen Logen besondere Namen beizulegen,
findet sich schon bei Beginn der jetzigen
Freimaurerei, und die Unterscheidung der
Logen nach ihrer Matrikelnummer ist da-
rüber so zurückgetreten, dass sie nur ganz
vereinzelt in einigen ausserdeutscben Län-
dern, namentlich in Irland, vorkommt;
nur in Nordamerika und England wird
gewöhnlich beides, Name und Matrikel-
nummer, verbunden (z. B. Pythagoras Nr. 86
in New York). — Die Ableitung der Na-
men ist eine überaus mannigfaltige. Die
geschichtlich ältesten Benennungen der
Bauhütten wurden von den Kirchen u. s. w.
entlehnt, bei deren Aufbau sie sich ge-
bildet hatten und bei denen sie dann auch
ferner bestanden. Dies kommt noch jetzt
in England, noch häufiger in Schottland
vor, wo wir Namen wie St. Andrew's, St.
George's, St. John's u.a. vielfach begegnen.
Die geschichtlich nächstfolgende Bezeich-
nung der einzelnen Bauhütten ist die von
den Wirtshäusern, in denen sich die Bau-
genossen zu versammeln pflegten, als sie
sich schon von der Werkmaurerei getrennt
und Logen in dem Sinne der jetzigen Frei-
maurerei gebildet hatten. So hiessen die
ältesten Londoner Logen, die sich 1717
zur Gründung der Grossloge vereinigten,
«Zum Rost«, *Zur Gans« u. s. w. Auch
diese Sitte schwand jedoch bald und fand
auf dem Festland wenig Verbreitung (Zur
goldnen Traube in Lüneburg). Andre
Logennamen ähnlicher Art sind wohl aus
andern Quellen abzuleiten, wie z. B. Zur
goldnen Krone in Stendal. Vielmehr ent-
lehnte man mit der Weiterausbreitung der
Freimaurerei die Logennamen von zufäl-
ligen bei der Gründung hervortretenden
Umständen, die sich auf die die Gründung
veranlassenden Personen oder auf Beson-
derheiten des Orts, wo die Loge gegründet
ward, bezogen, teils ging man dabei auf
die allgemeinern Bundesideen oder Bundes-
sinnbilder oder wohl gar bloss auf allge-
meine Bezeichnungen engerer Vereinigung
zurück. Darnach unterscheidet man fol-
gende Klassen von Logennamen zunächst
in Deutschland: 1) Namen, die bloss eine
engere gesellige Gemeinschaft ausdrücken,
wie z. B. Biedere Vereinigung (Glogau),
Vereinigte Freunde an der Nahe (Kreuz-
nach), Freunde zur Eintracht (Mainz),
Tempel der Freundschaft (Heiligenstadt),
Drei Verbündete (Düsseldorf). 2) Namen,
die eine allgemeine sittliche Idee aus-
drücken, z. B. Eintracht oder Harmonie,
welcher Name in der That auch bei zahl-
reichen Logen (in Berlin, Posen, Treptow
a. d. R., Schweidnitz, Chemnitz u. s. w.)
vorkommt ; ebenso EinigkeiuTrankf urt O.M.,
Danzig u. s. w.) und ähnliche. Nahe liegt
hier der Übergang auf Benennungen, die
auf das Licht hinweisen, als auf eine nä-
here Beziehung zur maurerischen Symbolik,
so Zum hellen Licht (Hamm), Zur auf-
gehenden Sonne (Brieg), Zur aufgehenden
Morgenröte (Frankfurt a.M.), Eos (Krefeld),
Morgenröte des höhern Lichts (Stolp).
Ganz allgemeiner Art sind Namen wie
Vorwärts (Gladbach), Pflichttreue (Birken-
feld), Tempel der Tugend (Schwedt), Hoff-
nung (Cleve), Beständigkeit (Berlin) und
ähnliche. 3) Ein grosser Bereich von Logen-
namen ist aus den verschiednen Sinnbildern
der Freimaurerei entlehnt, sowohl aus
den allgemeiner gebräuchlichen, wie Ham-
mer (Halberstadt, Naumburg), Kompass
(Gotha), Zirkel (Stettin), Kubus (Gnesen),
Rauher Stein (Fürstenwalde), Waage (Qued-
linburg), Akazie (Meissen), als aus den
nur in einzelnen Lehrarten vorkommenden,
wie Lilien, Schwert (Wesel), Flammender
Stern (Goslar und Berlin), Hellleuchtender
Stern (Celle), Kette (Bunzlau). Die Zeit,
zu der das Ritterwesen mit seinen viel-
fachen Abzweigungen und Verirrungen an
der Tagesordnung im Freimaurerbunde
war, hat auch hier manche Seltsamkeiten
unter den Logennaraen hervorgebracht,
wie z. B. Gekrönter I-öwe (Danzig), Leo-
pard (Lübben), Gekrönte Schlange (Görlitz),
und so mögen manche absonderliche Be-
nennungen, wie z. B. Goldne Harfe, Goldne
Leier, Goldnes Schiff, Goldner Schlüssel
u. s. w. wohl teils hieraus, teils aber auch
aus sonstigen besondern Umständen (s.
unter Nr. 5) ihre Erklärung finden. Auch
der Ordensname des Präfekten wurde in
jener Zeit häufig zum Logennamen gemacht.
I So z. B. Carl zum Purpurmantel, Friedrich
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Name der Logen.
75
zum weissen Pferd. 4) Eine andre Gruppe
von Logenbenennungen ist von Eigen-
namen entlehnt. Teils sind dies Namen
mythologischer Personen, wobei häufig
eine besondere Beziehung ihrer Bedeutung
zu den Zwecken oder Formen der Frei-
maurerei vorkommt, z. B. Apollo (Leipzig,
Güstrow), Minerva (Leipzig, Potsdam),
Janus (Bromberg), Psyche (Oppeln), Asträa
(Wolmirstedt), Harpokrates (Magdeburg,
Schwerin), Herkules (Schweidnitz), Prome-
theus (Rostock) u. s. w , teils, obwohl in
Deutschland seltner, Namen, die auf die
ägyptischen Mysterien, wie Memphis (Me-
mel), Isis (Lauban), Horns (Breslau), oder
auf die biblischen Altertümer, wie Stern
St. Johannis (Zielenzig), St. Johannes
zum schwarzen Adler (Landsberg) hin-
weisen, ferner die (für Schottenlogen vor-
kommenden) Namen Esra (Schneidemühl),
Bundeslade (Zerbst), Absalom (Hamburg),
Josua (Hadersk'ben) und Boanerges (Ham-
burg). An die Namen der Bibel reihen sich
die der Weisen der alten Welt, eines
Pythagoras (Berlin), Sokrates (Frankfurt),
Archimedes (Gera), Marc Aurel (Marburg).
Ferner finden sich sehr häufig Namen, die
von denen der Landesfürsten und der
fürstlichen Familie entlehnt sind und die
sich aus Patriotismus erklären lassen, wie
bei den vielen Logen in Preussen, die die
Namen Friedrich Wilhelm, Luise, Viktoria
führen. Wieder andre haben ihre Namen
von den bei der Gründung thätigen Män-
nern, wie die Loge Georg in Hamburg
nach dem Vorfahren des jetzigen Gross-
herzogs von Oldenburg, die Loge Ferdi-
nande Caroline das., die nach dem Herzog
Ferdinand von Braunschweig und Prinz
Kurl von Hessen benannt ward. Diese
letztere Klasse von Logennamen kommt
jedoch seltner allein, wie z. B. Amalia
(Weimar), meistenteils in Zusammen-
setzungen, bei Doppelnamen (s. unter Nr. 7)
vor. Auch wurden die Namen von Män-
nern entlehnt, die längere Zeit an dem
Orte lebten und wirkten, wie z. B. Imma-
nuel (Königsberg), Reuchlin (Pforzheim),
Comenius (Lissa), Matthias Claudius( Wands-
beck). Endlich ohne diese Beziehung wählte
man die Namen berühmter Männer, z. B.
Lessing (Barmen). 5) Sehr gebräuchlich
ist, in älterer, wie neuerer Zeit, bei der
Wahl der Logennamen die Bücksicht auf
besondere, in der Loge oder dem Namen
der Stadt oder dem Wappen des Landes
der zu gründenden Loge hervortretende
Umstände. Daraus erklären sich Namen
wie Deutsche Burg (Duisburg), Zum Elver
Felde (Schottenloge in Elberfeld), Zu den
drei Helmen (Helmstedt), Zur festen Burg
an der Saale (Kalbe), Zur Rose am Teuto-
burger Walde (Detmold), Zur heissen
Quelle (Hirschberg), Zu den drei weissen
Felsen (Weissenfels), Zum preussischen
Adler (Insterburg), Borussia (Schneide-
mühl), Rugia (Putbus), Selene zu den drei
Thürmen (Lüneburg), Gustav Adolf zu
den drei Strahlen (Stralsund), Zu den drei
Schlüsseln (Bremen), Karl zu den drei
Greifen (Greifswald), Zur alten Linde
(Dortmund), Alma an der Ostsee (Kiel),
Karl zu den drei Ulmen (Ulm), Zur auf-
gehenden Sonne (Sonneberg), Zur festen
Burg am Alsensund (Sonderburg), Zur
Perle am Berge (Perleberg), Stein an der
Alle (Allenstcin). Oft schlagen hierbei
Besonderheiten noch andrer Art ein, wie
z. B. bei der Benennung der Loge zu Ol-
denburg Zum goldnen Hirsch [Merzdorf
in der Bh. 1860, 8. 818], wie denn über-
haupt für diese Klassen eine genauere
Grenze nicht füglich gezogen werden kann.
6) Eine Anzahl von Logennamen sind
ohne weitere besondere Bedeutung, insofern
sie von gangbaren Pflanzen-, namentlich
Blumennamen entnommen sind. Insbe-
sondre dienen hierfür die Rose (Bochum,
Heidelberg, Hamburg, Sorau), die Linde
(Leipzig), die Palme (Leipzig [Minerva],
Pasewalk). Auch Tiernamen waren beliebt:
Bär (Hannover), Pelikan (Hamburg), Adler
(Hamburg), Leopard (Luckau), Widder
(Berlin). Mit manchem dieser Namen ver-
bindet sich auch ein tieferer Sinn, wie mit
Einhorn (Nienburg), das auf Sittenreinheit
hindeutet. Eigentümlich sind 7) die Doppel-
namen, die meist in der Weise vorkommen,
daas ein Eigenname (oben Nr. 4) mit dem
Ausdruck einer moralischen Idee (oben
Nr. 2), oder der Bezeichnung eines Sinn-
bilds (Nr. 3), oder einer örtlichen Besonder-
heit (Nr. 5) verbunden wird. So z. B.
Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerech-
tigkeit (Berlin), Friedrich zu den drei
Zirkeln (Zittau), Hermann zum Lande
der Berge (Elberfeld). Hierher gehören
ferner: Ernst August (König von Hanno-
ver) zum goldnen Anker in Harburg,
Georg (König von Hannover) zur deut-
schen Eiche in Ülzen, Friederike (Königin
von Hannover) zur Unsterblichkeit in Stade,
Hedwig (Fürstin) zum Licht in Neustettin,
Barnim (Herzog von Pommern) zur gold-
nen Aue in Gollnow, Ernst zum Kompass
in Gotha, Günther zur Eintracht in Ru-
dolstadt und viele andre. Doch finden
sich auch Verbindungen von Nr. 5 und 1,
so dass statt des Eigennamens ein allge-
meiner Ausdruck steht, z. B. Bruderkette
zu den drei Schwanen (Zwickau), oder von
Nr. 1 und 2, z. B. Wahrheit und Einigkeit
zu den sieben vereinigten Brüdern (Jülich).
Dahin würden auch Bezeichnungen, wie
Teutonia zur Weisheit (Potsdam) gehören.
Logennamen, wie Euthanasia zur Unsterb-
lichkeit (Beeskow), stellen sich als ver-
bundner Ausdruck zweier verwandter mo-
ralischer Ideen, gewissennassen als Ver-
bindung von Nr. 2 dar. Dass überhaupt
auf diesem Gebiet eine grosse Freiheit der
Auswahl und ihr entsprechende Mannig-
faltigkeit herrscht, ist sehr erklärlich, da
die verschiednen Verbindungen häufig das
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76
Napoleons-Maurerei — Nassau.
Ergebnis verschiedner, die Loge nach und
nach betreffender Wechsel fälle sind; es
ist auch vollständig anzuerkennen, dass,
neben manchem minder Passenden, gerade
hierin vieles sehr Sinnige vorkommt, und
es mag als eine rühmenswerte Eigenschaft
der deutschen Freimaurerei erscheinen,
dass sie in dieser Erfindung von Logen-
namen alle übrigen Länder übertrifft.
Die neuere Zeit scheint diese Übung
wieder mit besonderer Vorliebe zu pflegen,
wie denn viele Namen der jüngern Logen
sehr beziehungsreich und sinnig gewählt
sind. Wir führen nur beispielsweise an:
Viktoria vom Fels zum Meere (Sagan),
Karl zu den sieben Burgen (Hall in
Schwaben), Hohenzollern treu und be-
ständig (Magdeburg). — Der Vollständig-
keit wegen möge noch bemerkt werden,
dass lateinische Logennamen nur selten
(ausschliesslich jedoch bei den Andreas-
logen und den Kapiteln der Grossen Landes-
loge in Berlin) vorkommen oder in andern
Lehrarten in der Form von Wahlsprüchen
u. dgl. So z. B. Pax inimica mafis (Em-
merich). Die letztere Sitte kann als eine
mehrfach vorkommende Eigentümlichkeit
der niederländischen Logennamen ange-
sehen werden (z. B. Vincit vim virtus
[Haarlem], Concordia vincit an i mos [Am-
sterdam], oder auch bloss: Silentium jDclft],
Fides mutua [Zwoll]), während im übrigen
von den dortigen Logennamen dasselbe,
wie in Deutschland gilt. Doch sind die
Doppelnamen dort selten oder gar nicht
vorhanden, die dagegen in Schweden uns
häufig begegnen, wie überhaupt die Be-
zeichnungen der Logen hier vielfach auf
frühere Verhältnisse, namentlich auf die
Zeiten der strikten Observanz zurückver-
weisen. — In Grossbritannien sind die
Logen namen gewöhnlich sehr kurz und
allgemein, die Union-, Uuity-, Concord-
und ähnliche Lodges kommen fast unzäh-
lige Male vor-, daneben auch lokale Be-
ziehungen oder Erinnerungen an vater-
ländische Männer, wie Nelson, Shakespeare
u. s. w., vor allem aus dem Regentenhause.
— In Frankreich finden sich die persön-
lichen Beziehungen (ausgenommen die zu
Ehren Napoleons I. im ersten Kaiserreich
vielfach benannten Bauhütten) fast ganz
zurücktretend, dagegen meist nur eine
sehr allgemeine moralische Idee, nament-
lich die der Freundschaft, Einigkeit, Wohl-
thätigkeit, in Ijogennameti ausgedrückt,
bisweilen biblische und andre geschicht-
liche Namen. — In den italienischen Logen
liebt man Hindeutungen auf die in dem
Orte der Loge gebornen oder sonst nam-
haften grossen Männer; bisweilen geht
man auch auf den historischen ältern
Namen des Orts zurück. [Vgl. Bh. 1860.
S. 817. Merzdorf, Zwischen Zirkel und
Winkel (Hann. 1875), S. 86—42.]
Napoleons-Maurerei (Maconnerie Napo-
leonienne), eine Gesellschaft, die ausser
, der Form nichts Maurerisches hatte, ge-
stiftet 1816 zu Paris von treuen Anhängern
; des auf St. Helena mit dem General Ber-
| trand u. a. in der Gefangenschaft leben-
den Kaisers Napoleon I. Sie bestand aus
drei Graden: 1) Chevalier, 2) Commandeur,
j 3) Grand Elu in drei Stufen: a) Juge
I secret, b) Parfait initte, c) Chevalier de
la couronne de chene. Alles in dieser
Gesellschaft, insbesondere ihren Frage-
stücken, bezog sich auf Napoleon. Zum
Grossmeister hatte man denGeneral Bertrand
ohne sein Wissen gewählt, und in seiner
Abwesenheit wurde die Gesellschaft von
einem Supreme-commandeur et dein lieute-
nants geleitet. [Vgl. Kagon, Orthodoxie
maconnique, S. 198. Dieses Handbuch,
I vorige Aufl., H, 400.]
Narbonne, Rite de, Rite primitif ou
Philadelphes de Narbonne. Die Loge des
Philadelphes in Narbonne wurde 19. April
1780 unter der Bezeichnung: Premiere
löge de Saint-Jean retunie au rite primitif,
au pays de France von einem Ritter Pen,
| Grandofficier de l'Orient des Free and
i accepted Masons im Namen der Superieurs
glneraux majeure et mineurs de l'Ordre
des Free and accepted Masons (mit einer
zurückdatierten Urkunde vom 27. Dez. 1779)
gegründet. Sie schloss mit den Phila-
lethen in Paris 1784 einen Vertrag, worin
ausgesprochen war, dass beide Logen nach
demselben Zweck strebten und sich nur
durch die mehr oder weniger umfassenden
Unterrichtsstufen unterschieden. 1790
gab die Loge, die in keinem Verzeich-
nis steht, eine amtliche Erklärung [Kloss,
Bibl., Nr. 4429], worin ein allgemeiner
Bericht über Charakter und Zweck des
Rite primitif enthalten war und über das
innerste Wesen ausgesprochen wurde. Das
System bestand aus zehn Graden (ihre
N amen s. iii der vorigen Auf läge dieses Hand-
buchs II, 400) wohl in den hohen Stufeu,
war alchemistischer Tendenz und wurde
in drei Klassen eingeteilt. 1806 schloss sich
der Rite dem Grossorient von Frankreich
| an und wird nicht mehr bearbeitet. [Vgl.
Clavel, HiBtoire, 8. 171. Thory, Histoire
de la fondation du Grand Orient de France,
S. 194. Kloss, Geschichte der Freimaurerei
in Frankreich, I, 270—71. Ragon, Ortho-
doxie maconnique, S. 164 —66. Lach manu,
Geschichte und Gebräuche der Hochgrade
(Braunschw. 1866), S. 105.]
Nashville (Hauptst. des nordamerikan.
Staata Tenuessee, [1895J 90000 E). Hier
besteht unter der einheimischen Grossloge
eine deutsche Loge Germania Nr. 355,
gegr. 5. Okt. 1867. Vers. 2. Montag.
Nassau (ehemaliges deutsches Herzog-
tum, seit 1866 preuss. Provinz). Hier be-
standen während der letzten Hälfte des
18. Jahrh. die Logen zu Biberich (s. d.),
Wiesbaden (s. d.) und Dietz (s. d.), indem
die Freimaurerei von dem regierenden
Fürsten selbst begünstigt und geübt
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Nassau — Naturalismus.
77
wurde. Nachdem während der ersten Hälfte
des 18. Jahrhundert« die Freimaure-
rei in diesem Lande völlig geruht hatte,
wurde 1858 wieder eine Loge unter dem
Namen Plato zur beständigen Einigkeit
in Wiesbaden gegründet, die noch besteht.
Das Weitere s. unter Preussen.
Nassau (Fürsten haus). Aus diesem
Fürstenhaus hat sich 1) Karl Wilhelm,
seit 1775 Fürst zu N.-Uainge», geb. 9. Nov.
1735, gest. 17. Mai 1803, dem Freimaurer-
bunde in der Loge L'union royale im
Haag 4. Febr. 1757 angeschlossen. Wahr-
scheinlich 1771 trat er alsSociua et Amicus
eminens den» v. Hundschen Tempelherren-
system zu; als sein und der hessen-darm-
städtischen Prinzen Abgesandter erschien
Loss (s.d.) 1775 auf dem Konvent zu Braun-
schweig (s. d.). 1776 gestattete er Gugomos
(s. d.) die Berufung des Konvents in Wies-
baden (s. d.), wie er an den General von
Rhetz in Braunschweig auf dessen Anfrage
schrieb, nicht weil er gläubig gewesen
wäre, sondern um seinen Wiesbadnern die
Einnahme von den Fremden zu gönnen.
Er war selbst auf dem Konvent, gehörte
aber von Anfang an zu den Ungläubigen,
weshalb er auch verreiste, als es zur Auf-
nahme kam, und war durch sein ganzes
Benehmen wenigstens mit Veranlasser
von Gugomos' früher Entlarvung. 1778
war er auch auf dem nur einen Tag
dauernden Konvent zu Heilbronn (s. d.),
der mit der Gefangennahme des Anstifters
schlose. Am 25. Juli 1778 erhielt er eine
Urkunde zur Gründung einer Loge Zur be-
ständigen Einigkeit in Biebrich (s. d ) und
13. Aug. 1778 eine solche zur Errichtung
eines Präpositurkapitels das. Beide leitete
er als Meister vom Stuhl und Präpositus.
'Vgl. Roth, Rückblick auf die Thätigkeit
der Loge Plato zur beständigen Einigkeit
iu Wiesbaden (1883), 8. 1]
2) Friedrich August, Bruder des Vo-
rigen, seit 1803 Fürst und seit 1806 erster
Herzog von N., geb. 23. April 1738, gest.
24. März 1816, war ebenfalls Mitglied der
Biebricher Loge. [Vgl. Roth a. a. O.]
3) JohannAdolf, Prinz von N.-Usingen,
Bruder des Vorigen, geb. 19. Juli 1740,
soll auch Mitglied der Biebricher Loge
gewesen sein.
Nasse, Christ. Friedr., Geheimer Me-
dizinalrat und medizinischer Schriftsteller
in Bonn, geb. 18. April 1778 in Bielefeld,
gest. April 1851 in Marburg, wurde 8. Sept.
1798 in der Loge Zu den drei Degen in
Hülle aufgenommen.
Natal (brit. Kolonie an der Ostküste
von Südafrika). Hier gründete die Gross-
loge von England die erste Loge 1858 in
Durban, der eine Anzahl weitere folgten.
Die Grossloge von Schottland errichtete
die erste Tochterloge 1884 in Pietermaritz-
burg. Seit 1895 besteht fürN. eine englische
Distriktsgrossloge. 1899 bestanden hier
21 Logen, davon 18 unter der Grossloge
von England und 3 unter der von Schott-
land.
Nathan, Ernesto, Stadtrat von Rom,
Sohn der Sara Nathan, die lange Jahre
in London Mazzini (s. d.) beherbergte, wurde
1896 als Grossmeister der italienischen
Freimaurerei an Lemmis (s. d.) Stelle ge-
wählt. Er widmete seine ganze Zeit der
Freimaurerei und lebt als Rentner in
Rom, sitzt in der Stadtverwaltung und
bekleidet mehrere Ehrenämter.
Nationalität kann von Einfluss auf die
Freimaurerei sein und umgekehrt. Schon
die Alten Pflichten schreiben Gehorsam
gegen die Obrigkeit vor, und unter den
pflichtmässigen Trinksprüchen steht der
auf diese, bezw. auf das Staatsoberhaupt
und das Heimatland obenan. Der Frei-
maurer kann sich der N. nicht ent-
kleiden, deshalb wird diese auch auf
die Freimaurerei einwirken. Man spricht
von einer deutschen Freimaurerei und
rühmt ihr den idealen Charakter nach,
I während man bei der französischen das
eitle äussere Gepränge, bei der englischen
den Formendienst, bei der amerikanischen
den geschäftlichen Beigeschmack hervor-
hebt. Aber die Freimaurerei soll auch
einen veredelnden Einfluss auf das natia-
nale Bewusstsein ausüben, und hierin
zeigt sich zugleich der kosmopolitische
Charakter der Freimaurerei; denn diese
lehrt, dass sich die Völker in friedlichem
Wettkampf mit andern Nationen um die
Wahrung und Förderung der höchsten
Güter der Menschheit bemühen sollen,
um ihr die freiheitlich -sittliche Entwick-
lung zu erringen. [Vgl. Bbl. 1887, S. 167.
FZ. 1851 , 8. 17. L. 1887, S. 123.] — Mit
der N. hängt auch die nationale Gross-
loge und das Sprengelrecht (s, d.) zusam-
men. Dadurch erklären sich auch die
nationalen Bewegungen innerhalb der
deutschen Freimaurerei und deren eigen-
tümliche organische Gestaltung, .die mit
der der deutschen Bundesstaaten Ähnlich-
keit hat. [Vgl. L. 1890, S. 169.]
Natter, Jonann Lorenz, Steinschnei-
der und Medailleur, geb. 1705 zu Biberach
in Schwaben, gest. 27. Okt. 1763 in Peters-
burg. Von ihm rührt die erste bekannte
freimaurerische Denkmünze auf den Lord
Sackville, Herzog von Middlesex, den
Meister der Loge in Florenz, vom J. 1788
her. [Merzdorf, Denkmünzen, Nr. 1, S.
116.] N. soll die Florenzer freimaureri-
schen (namentlich klerikalen) Geheim-
nisse nach Stockholm und Petersburg ge-
bracht und dort hinterlassen haben, von
wo sie nachher nach Deutschland durch
Eckleff (s. d.) und Zinnendorf (s. d.) über-
gesiedelt und fortgepflanzt sind. Das ist
aber sehr unwahrscheinlich.
Naturalismus. Der N. ist der Ansicht, dass
der Mensch, so gut wie jedes andre Lebe-
wesen, durch die ungehinderte und unge-
hemmte Entwicklung Beines urwüchsigen
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78
Xaudot — Naumburg a. d. Saale.
Wesens zur Verwirklichung seiner Be-
stimmung und zur Erreichung seines Ziels
gelange. Nach seiner Auffassung ist die
menschliche Natur gut, und weil es nur
eines Gewährenlassens ihrer gesunden
Triebe bedürfe, um einen guten Menschen
entstehen zu lassen, liess J. J. Rousseau
um die Mitte des 18. Jahrhunderts
seinen »Emil«, abgesperrt von den ledig-
lich als verderblich betrachteten Ein-
wirkungen der Kultur, ausschliesslich als
Pflegling und Zögling der reinen, un-
verfälschten Natur aufwachsen. Dem
N. steht innerhalb der christlichen Kirche
die Lehre von der gänzlichen Verderbt-
heit der menschlichen Natur gegen-
über, der nur durch die göttliche Ein-
impfung einer neuen, heilen Natur ge-
holfen werden könne. Gilt dem N. auf
sittlichem Gebiet die Natur als an sich
gut, so betrachtet er auf dem Gebiet der
Kunst die Natur gleichfalls au sich, wie
sie int, als Gegenstand und Aufgabe
künstlerischer Darstellung und deren mög-
lichst naturgetreue, täuschende Wieder-
gabe als die höchste Aufgabe der Kunst.
In beiderlei Hinsicht hegt die Freimau-
rerei andre Anschauungen. Wie Kant am
Ende des 18. Jahrhunderts in seiner
»Religion innerhalb der Grenzen der reinen
Vernunft« von der Einwohnung des bösen
Prinzips neben dem guten oder vom radi-
kalen Bösen in der menschlichen Natur
redete, so nimmt die Freimaurerei auf
Grund der psychologisch -ethischen For-
schung und der geschichtlichen und all-
täglichen Erfahrung an, daas in der
menschlichen Natur zwei miteinander im
Widerstreit liegende Prinzipe liegen, das
böse neben dem guten. Beide je in ver-
schiednem Grade können durch Lebens-
bethätigung und Gewohnheit sich zum
Hang und zur Neigung gestalten, und
hinsichtlich des bösen Prinzips findet
jedenfalls durch leibliche und seelische
Fortpflanzung und Übertragung eine keim-
artige, die Neigung schaffende erbliche
Belastung statt. Aber auch das gute Prin-
zip ist da, und je mehr alles geschieht,
seine Thatkraft zu stärken und zu
festigen, ihrer Wirkung freie Bahn zu
schaffen, desto mehr muss die Wirk-
samkeit des andern Prinzips in der
menschlichen Natur gelähmt und auf
den toten Punkt zurückgedrängt werden.
Dies betrachtet die Freimaurerei als eine
ihrer wesentlichsten Aufgaben. Ihr Idealis-
mus steckt den guten Trieben der mensch-
lichen Natur hohe, heilige Ziele, so dass
unter der magnetischen Anziehungskraft
dieser Ideale das Gute durch allen Schutt
und alle Trümmer verfehlter und miss-
lungner Strebungen, durch alles Unkraut
des Bösen hindurch im Menschen zum
Licht und zur Vollendung emporstrebt.
In gleichem Sinne verlangt sie auch von
der Kunst nicht einen Abklatsch der Na-
tur mit allen ihren Banalitäten, nicht eine
Verdopplung der Natur mit ihren Häß-
lichkeiten und Widersprüchen, ihren Nacht-
seiten und Schmerzen, sondern vielmehr
eine ideale Verklärung der Natur, die
versöhnend auf das menschliche Gemüt
wirkt und den Menschen aus der Alltäg-
lichkeit heraushebt, ihn mit Weihe erfüllt
und das gute Prinzip in seiner Natur be-
lebt und befruchtet, stärkt und entflammt.
Naudot, Jean Jacq., ein französischer
Musiker, der in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts in Paris lebte, war einer
der ersten Künstler Frankreichs, die
sich durch ihr Spiel auf der Querflöte
auszeichneten. Von ihm erschien eine
Sammlung freimaurerischer Gesänge 1737.
>auen (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 8434 E). Loge Wilhelm zur
Palme des Friedens das. unter der
Grossen Landesloge in Berlin, gegr. 1.
März, eingew. 15. März 1885. Mitglieder-
zahl (1899): 52. Vers. Montags, Klub:
Montags.
Nauheim, Bad (St. im Grossherz. Hessen,
3480 E ). Hier bestand ein Kränzchen
unter der Loge in Friedberg, das vor 1885
wieder eingegangen ist. Am 8. Mai 1881
fand hier ein freimaurerisches Frühlings-
fest statt.
Naumann, 1) Johann Gottlieb oder
Amadeus, Komponist, geb. 17. April
1741 in Blasewitz bei Dresden, gest. als
Oberkapellmeister der sächsischen Kapelle
21. Okt. 1801 in Dresden, war einer der
bedeutendsten Komponisten seiner Zeit und
ungemein thätig für Kirchenmusik (nament-
lich Messen für die katholische Kirche in
Dresden). Diese hat seinen Namen in der
Musikwelt lebendig erhalten. Auch die
Freimaurerei verdankt ihm noch heute
gern gesungne Lieder. [Über sein Leben:
A. G. Meissner, Bruchstücke zu Naumann's
Biographie (Prag 1803—1808, 2 Bde).]
2) Emil Wilhelm Robert, Religions-
lehrer, geb. 3. Dez. 1809 iu Leipzig, gest.
I das. 80. Aug. 1880, studierte Theologie,
ward Katechet, dann Religionslehrer an
der Nikolaischule in Leipzig, zugleich
Bibliothekar an der Ratsbibliothek, zu-
letzt Professor und Hofrat. N. leitete die
Zeitschrift für das Bibliothekenwesen
I Serapeum bis 1870 und gab mehrere
Schriften heraus, unter denen besonders
»Die Völkerschlacht bei Leipzig« zu
nennen ist. — Aufgenommen in den Frci-
maurerbund wurde N. in der Loge Bal-
duin zur Linde in Leipzig 9. Mai 1840
und bekleidete bei dieser verschiedne
Ämter, auch sechs Jahre das des zugeord-
neten Meisters vom Stuhl. Was er war,
war er ganz, und erfüllte seine Aufgabe
mit Hingebung und Begeisterung. [Vgl.
FZ. 1880, S. 847. Pilz, Der Geist der
Freimaurerei (Lp*. 1882), 8. 43.1
Naumburg a. d. Saale (St. in der preuss.
; Prov. Sachsen, 21202 E.). 1) Hier stifteten
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Naunyn — Neander von Petersheiden.
79
Karl Albert Gottlob Baron v. Tanner.
Leutnant Konrad Jakob Schmid (b. d.) una
Job. Wilhelm Mylius (s. d.), auf eine Ur-
kunde des Grossmeisters, wahrscheinlich C.
G. v. Marschall (s. d.), vom 8. Juli 1749,
die Loge Aux trois marteaux(Zu den
drei Hammern), in der alle Mitglieder
schon im Lehrlingsgrad französische
Ritternamen erhielten. Diese Loge schloss
sich 1751 an die von v. Hund (s. d.) in
Unwürde gestiftete Loge Zu den drei
Säulen an, ihre bedeutendsten Mitglie-
der traten dem Tempelherrensystem zu
und waren nun seine eifrigsten Anhänger
und Mitglieder seines Grosskapitels.
Gleichzeitig wurde eine Schottenloge Zu
den drei Hammern errichtet In dieser
Loge hatte schon immer grosser Fleiss
geherrscht, und man hatte manche tüch-
tige maurerische Arbeiten, sogar einen
Ordensplan (s. ökonomischer Plan) aus-
gefertigt. Aus Mangel an Teilnehmern
ruhte die Loge von 1755—1772, obgleich
ihr v. Hund schon 1763 eine neue Urkunde
erteilt und sie 1766 ihre Thätigkeit wie-
der aufzunehmen ersucht hatte. Am 23.
März 1772 wurde die Loge wieder eröffnet,
und zwar von Friedr. Gotthilf Freitag als
Meister vom Stuhl; sie stellte aber schon
im folgenden Jahre ihre Thätigkeit aber-
mals ein. 2) Am 12. Febr. 1805 traten in
N. wieder mehrere Freimaurer zusammen,
um eine Loge zu gründen. Sie wendeten
sich an die Provinzialgrossloge in Ham-
burg, bez. an F. L. Schröder (s. d.) das., um
möglichst eine unabhängige Loge zu bilden
una die altenglische Lehrart anzunehmen.
Der Plan scheiterte, obgleich in Hamburg
Geneigtheit vorhanden war. Als 1815 N.
unter preussische Herrschaft kommen
sollte, wandte man sich nochmals, diesmal
unmittelbar, an die Grossloge von London
und erhielt von dort unter dem 29. April
1815 eine Stiftungsur künde. Die feier-
liche Eröffnung erfolgte 9. Okt. 1815. Auf
Grund des Edikts von 1798 löste die Loge,
nachdem N. preussisch geworden war, ihr
Verhältnis zur Grossloge von London und
schloss 25. Sept. 1819 ihre Arbeiten. Sie
hatte sich vorher an die Grosse Loge
Royal York gewandt, um sich ihr anzu-
schliessen, jedoch unter der Bedingung,
ihr Ritual beibehalten zu dürfen; das
wurde indes abgelehnt. 8) Die 17.
März 1786 von der Dresdner Loge Zu den
drei Schwertern und wahren Freunden in
Weissenfeis gegründete Loge Zum Zirkel
der Eintracht, die 5. Sept. 1817 von der
Grossen Loge Royal York angenommen
worden war, hatte sich Ende 1819 in
zwei Logen geteilt: die Loge Zu den drei
weisseu Felsen, die von der Grossen Na-
tional-Mutterloge zu den drei Weltkugeln
eine Urkunde erhielt und noch in Weissen-
fels (s. d.) besteht, und die Loge Zum
Zirkel der Eintracht, die 6. August 1825
Sitz nach N. verlegte, jedoch mit
Erlaubnis der Grossen Loge Royal York
sich Loge »Zum Zirkel der Eintracht in
N. mit Weissenfeis« nannte. Die Loge
stellte 1827 ihre Arbeiten ein; ihre Mit-
glieder schlössen sich 4) der 31. Okt. 1826
gestifteten Loge Zu den drei grossen
Lichtern an, die unter dem 9. März 1827
von der Grossen Loge Royal York Ur-
kunde erhielt und 1. Juli " 1827 eröffnet
wurde. Aber auch diese Loge trat 1. Okt.
1881 ausser Thätigkeit, obwohl sich die
Verhandlungen mit der Grossloge noch
Jahre lang hinzogen. Die endgültige
Schliessung erfolgte 12. Okt. 1833. 5) Am
18. Nov. 1848 wurde von der Grossen Na-
tional-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
die alte Loge Zu den drei Hammern
neu gegründet und 28. Dez. 1848 einge-
weiht. Mitgliederzahl (1899): 144. Vers.
Mittwochs. Klub: täglich. Ferien: Juli
und August. Eignes Logenhaus: Neue
Strasse 14, eingew. 8. Sept. 1876, teilweise
abgebrannt 22./23. Aug. 1886, neu aufge-
baut 1887. Milde Stiftungen: a) Konfir-
mandeu- oder Stahlberg-Stiftung, Kapital
3000 M.; b) Krause -Stiftung, zur Unter-
stützung von Witwen der Loge, Kapital
1200 M.; c) Jung-Stiftung, Kapital 1500 M.,
zu gleichem Zweck; d) Rothe- Stiftung,
Kapital 3000_M., zur Förderung von Bil-
dung und Übung von Wohlthätigkeit;
e) Rudolf Mahr-Stiftung, Kapital 900 M.,
für dienende Brüder und deren Witwen;
f) Volksbibliothek seit 1. Jan. 1896. Die
Loge hat einen geselligen Verein »Der
Zirkel« seit 1872, zu dem auch Nicht-
maurer Zutritt als Mitglieder erhalten.
6) Mit der Loge unter 5 verbunden ist
eine deputierte altschottische Loge Zur
neuen Burg an der Saale, gest. 2. Juni
1888. [Vgl. Rieh. Schröder, Geschichte
der Freimaurerei i. O. v. N. a. d. S. (Naumb.
1896).]
Naunyn, Franz Christian, geb. 29.
Sept. 1799 in Drengfurth bei Rastenburg,
gest. 30. April 1860 in Berlin als zweiter
Bürgermeister und Geheimer Rcgierung!»-
rat, wurde zum Freimaurer in der Loge
Zur goldnen Leyer in Gumbinnen aufge-
nommen und 30. April 1845 in der Loge
Zum goldnen Schiff in Berlin angenommen.
Von 1847-49 verwaltete er dort das Amt
eines Logenmeisters, zog sich aber wegen
überhäufter Geschäfte zurück, bis er 1857
bis 1860 das Amt von neuem übernahm.
Neander von Petersheiden, Joachim
Friedrich, preussischer General der Ar-
tillerie, geb. 27. April 1748 in Labes in
Hinterpommeru , gest. 26. Okt. 1817 in
Berlin, trat als Artillerist in preussische
Dienste, stieg in die höhern Stellungen
empor und wurde durch König Friedrich
Wilhelm III. 1801 mit seinen Brüdern
unter obigem Namen in den Adelsstand
erhoben. — Schon 1769 in einer Loge
der Afrikanischen Bauherren (s. d.) zum
Freimaurer aufgenommen, trat er 1774
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80
Neapel
Nettelbladt.
der Loge Zum goldnen Schiff in Berlin
bei, in der er 33 Jahre, teils als zugeord-
neter, teil« als wirklicher Logenmeister,
den Vorsitz führte. Bald erlangte er auch
die höhern Grade dieser Lehrart (Grosse
Landesloge), verwaltete von 1786 an mehrere
höhere Logenämter, 1806 — 14 das des zu-
geordneten Landesgrossmeisters, seit 1814
das des Landesgrossmeisters und seit 1815
bis zu seinem Tode das des Ordensmeisters.
Er rief während seiner kurzen, bald durch
den Tod beendeten Leitung die Andreas-
loge in Breslau ins Leben, bewirkte die
Vereinigung der Logen in Greifswald und
Stralsund mit der Grossen Landesloge und
knüpfte die engere Verbindung dieser
Grossloge mit der Grossen Landesloge von
Schweden wieder an. [Vgl. v. Nettelbladt
im Provinzialkalender für Mecklenburg,
1823, S. 60. L. VIII, 291.)
Neapel (St. im Königreich Italien, [18941
539400 E.). Hier wurde 16. Juni 1873
eine in deutscher Sprache arbeitende Loge
Pestalozzi unterm Grossorient von Ita-
lien gegründet, die aber schon 1884 ein-
gegangen war.
Nebraska, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Drei Logen in Ne-
braska, Jiddings und die Capital-Lodge
gründeten 23. Sept. 1857 die Grossloge
von N., unter der 1898 220 Logen mit
11763 Mitgliedern standen. [Zeitschrift:
Acacia (Lincoln 1899).]
Nedermeijer van Kosenthal, Jan The o-
door Hendrik, niederländischer Justiz-
minister, geb. 1793, gest. 11. Jan. 1857,
war ein warmer Freimaurer und 1827—1856
Grossalmosenpfleger des Grossostens der
Niederlande.
Negerlogen, s. Farbige.
Nehemiah (Trost Gottes). In der Ency-
clopödie maconnique par Chemin-Dupon-
tes, I, 289, wird angeführt, dass N. von
einigen für den Gründer der Freimaurer-
brüderschaft gehalten werde, weil er, in
einer Hand das Schwert, in der andern
Hand die Kelle, die Bewohner Jerusalems
ermuntert habe, ihre Feinde zurückzu-
schlagen und den Tempel wieder aufzu-
bauen. [Vgl. auch Oliver, Histor. Land-
marks, II, 451 fg.] Im schwedischen Ri-
tual kommt N. im Gesellengrade vor. In
den Royal Arch-Graden spielt N. vorzüg-
lich eine Rolle und führt einer der Sekre-
täre im Kapitel diesen Namen.
Neidenbarg (St. in der preuss. Prov.
Ostpreussen, 4588 E.). Die hier von der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln 12. April 1812 gegr., 1. Jan.
1813 eingew. Loge Zur festen Burg an
der Neide ist seit 24. Mai 1829 ge-
schlossen.
Neisse (St. in der preuss. Prov. Schle-
sien, 24358 E.). Hier bestehen: I. Unter
der Grossen Landesloge in Berlin: 1) die
Johannisloge Zur weissen Taube, gest.
24. Nov. 1773, eingegangen 1795, erneuert
I 21. Aug. 1804. Vers, in der Regel den 2.
und 4. Montag jeden Monats. Mitglieder-
zahl (1898): 85. Zur 50jähr. Jubelfeier 1823
wurde eine Denkmünze geprägt. [Vgl. Mor-
gen, Geschichte der Loge während des ersten
Jahrhunderts ihres Bestehens (Neisse 1873).
HMW. Nr. 130]. 2) Die Andreasloge
Spes, gest. 8. Febr. 1891. II. Unter der
Grossen Loge Zu den drei Weltkugeln
1) die Johannisloge Zu den sechs Li-
lien, gest. 17. Nov. 1841. Vers. Montags,
Klub: Sonntags. Mitgliederzahl (1899):
81. 2) Die delegierte altschottische Loge
Franz zu den sechs Lilien, gest. 18.
Jan. 1870.
Nekam-Nekah , eigentlich Nekam-Netar
oder Nekam-Nator, bedeutet: »Die Rache
ist vollbracht, die Strafe hat getroffen«.
Es ist ein in den höhern Graden ge-
brauchtes Wort, so im Elu des neuf [Ar-
chiv de la Franc -Maconn., S. 146 — 161],
im 30. Grade (Grossinquisitor) u. s. w.
Nelson, Horatio Viscount, brit. Ad-
miral, geb. 29. Sept. 1758 in Burnham-
Thorpe (Norfolk), gest. 22. Okt. 1805 in
der Schlacht bei Trafalgar, war Freimaurer
und Mitglied der frühern Loge Union
Nr. 331, jetzt York-Loge Nr. 286 in York.
Nenndorf (Badeort in der preuss. Prov.
Hessen-Nassau, 859 E.). Hier besteht seit
1888 unter der Loge in Stadthagen ein
maurerisches Kränzchen, das während der
Kurzeit im Hotel Kassel Versammlungen
hält.
Nentershausen (Dorf in der preuss. Prov.
Hessen-Nassau, Kreis Rotenburg, 800 E.).
Hier ward 19. Mai 1821 von der Grossen
Mutterloge von Kurhessen eine Loge
Tempel der wahren Eintracht er-
richtet und 15. Nov. 1821 eingeweiht, die
bis 21. Juli 1824 thätig blieb.
Neophyt (der Neuling), Neuaufge-
nommener, aus dem christlichen Altertum
herstammender und bisweilen auch auf
die Freimaurerei übertragner Ausdruck.
Nettelbladt, 1) Daniel, Rcchtslehrer,
geb. 14. Jan. 1719 in Rostock, gest. 4. Sept.
1791 in Halle, wollte Theologie studieren,
wandte sich aber 1735 der Rechtswissen-
schaft zu; nebenbei beschäftigte er sich
mit Mathematik und besonders mit der
Philosophie Christian Wolfs. Der Um-
stand, dass N. mit ihm verwandt war, und
die Begeisterung für Wolfs System führten
N. 1740 nach Marburg. Durch Fried-
rich U. nach seiner Thronbesteigung nach
Halle zurückberufen, lud Wolf N. ein,
ihm dahin zu folgen, was Johannis 1741
geschah. Am 17. März 1744 wurde er zum
Doktor beider Rechte ernannt. Durch
den stud. juris v. Bruckenthal (s. d.)
wurde er dem Bunde zugeführt und »ohne
Entgelt« 19. Aug. 1744 aufgenommen,
wurde Redner und musste bald auch das
Amt des »Depute" Maitre« übernehmen. Im
Herbst 1745 wurde er »ad interim zum
Grossmeister konstituiert«. Seine am Jo-
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Netto.
81
haunisfeste 1745 gehaltne Rede erschien
1746 in Halle im Druck. Sie behandelt
daa Thema: »Dass der Entschiusa ein
Freymäurer zu werden vernünftig und
weise sein könne«. Der zweiten Halle-
schen Loge ist er nicht beigetreten, wohl
aber wurde er ein hochverehrtes und ein-
fluftsreiches Mitglied der aus jener hervor-
gegangnen Loge Zu den drei Degen. Er
war 1746 durch Wolfs Vermittlung ordent-
licher Professor der Rechte mit dem Titel
eines Hofrats geworden, jedoch zunächst
ohne Gehalt. Ende 1765 wurde er »Ge-
hcimderath« und 1776 Direktor der Fried-
richs-Universität und Pracses der Juristeu-
fakultät. Von seinem Ruhme zeugt der
Umstand, dass kein Fremder von irgend
welcher Bedeutung nach Halle kam, ohne
ihn aufzusuchen. Die seinem Andenken
gewidmete Trauerloge musste wegen einer
schweren Erkrankung seines Schwieger-
sohns, des Kapitäns beim Thaddenschen
Regiment v. Deutecom, des 2. Aufsehers
der Loge, verschoben werden und gestal-
tete sich 27. April 1792 zu einer erheben-
den Trauerfeier für beide. Dabei war
auch N.'s Nachfolger im Amte, der Geh.
Justizrat Klein, als besuchender Bruder
anwesend. [Vgl. Weidlich, Biographische
Nachrichten, II, 132^150.]
2) Karl Friedr. Wilhelm Freih. v.,
mecklenburgscher Justizkauzleidircktor in
Rostock, geb. 4. Mai 1747 in Wetzlar, gest.
3. Juli 1818, wurde 8. Aug. 1766 in der
Loge Zu den drei Löwen in Marburg zum
Freimaurer aufgenommen, trat 4. Okt. 1772
der strikten Observanz zu und wurde 11.
Sept. 1773 zum Commendator Equit. Ma-
gistrai, und Aufseher Über das Archiv er-
nannt. Bei dem Braunschweiger Konvent
(«. d.) war er der Abgeordnete des Sub-
priorats Ratzeburg (Rostock), zog sich aber,
nachdem die Loge Zu den drei Sternen
in Rostock ihre Arbeiten eingestellt
hatte, von aller freimaurcrischen Thätig-
keit zurück. Die Loge Tempel der Wahr-
heit in Rostock, die er noch später einige
Male besuchte, feierte 8. Aug. 1816 sein
f;oldnes Maurerjubiläum. [Provinzial-Ka-
ender für Mecklenburg, 1823, S. 54.1
8) Christian Karl Friedrich Wil-
helm Freiherr v. , Oberappellationsrat
in Parchim, der älteste Sohn des Vorigen,
geb. 15. Febr. 1779 in Rostock, gest. 9. Juni
1843 in Parchim, ist als Herausgeber des
Archivs für die Rechtsgelahrtheit in den
mecklenburgschcn Landen (1803 fg.), be-
sonders aber der Rechtssprüche des Ober-
appellationsgerichts (1821 fg.), verdienstlich
bekannt. — Er wurde 5. März 1808 in der
Loge Tempel der Wahrheit in Rostock in
den Freimaurerbund aufgenommen, be-
kleidete verschiedne Ämter, zuletzt das
eines Logenmeisters 181 1 — 15 und 1817—19.
Nach seiner Übersiedlung nach Parchim,
wohin er als Oberappellationsrat 1818 be-
rufen wurde, rief er alsbald daselbst die
Allgemeine« Handbuch der Freimaurerei. 11.
Loge Friderica Ludovica ins Loben, in
der er vom 25. Nov. 1818 22 Jahre
lang den Vorsitz führte, bis er 1840 mit
der Verlegung des Oberappellationsgerichts
wieder nach Rostock zurückkehrte. Die
Errichtung der Andreasloge Lucens 1812,
der er seit 9. Juni d. J. bis 1829 vorstand,
war hauptsächlich sein Werk, sowie es
ihm auch gelang, die 1821 begonnene Er-
richtung eines Kapitels in Rostock 1835
vollendet zu sehen. Am 17. Sept. 1819
trat er an die Spitze der neu errichteten
Provinzialloge für Mecklenburg (s. d.) als
Provinzialgrossmeister, welches Amt er
gleichfalls Ms an seinen Tod bekleidete. Ihm
verdankt die Freimaurerei in Mecklenburg,
wie die Grosse Landesloge in Berlin über-
haupt wesentliche Förderung, insbesondere
die VereinigungderpommerschenLogenmit
der Grossen Landesloge zu Berlin 1817,
die Wiederanknüpfung der freundschaft-
lichen Verhältnisse der letztern mit der
Grossen Landesloge von Schweden 1819,
die Ausarbeitung der Instruktionen für
die Logenmeister über die gesamten Akten
der drei ersten Grade, die Neubearbeitung
der Akten sämtlicher Grade und die »Ge-
Bchichte freimaurerischer Systeme in Eng-
land, Frankreich und Deutschland« (Brl.
1879). [Provinzialkalender für Mecklen-
burg, 1845, S. 58. Horstmann u. Straus,
Archiv II, 4, S. 72. Polick, Geschichte
der Freimaurerei in Mecklenburg, Heft 3,
S. 97. L VII t 169.] Auf seinen Tod
wurde 1843 eine Denkmünze geprägt
[HMW. Nr. 147].
4) Christian Erhard Freih. v., Uni-
versitätsbibliothekar in Rostock, der jüngere
Bruder des Vorigen, geb. 1791, gest. 20.
März 1863 aufgenommen in den Frei-
maurerbund 21. Jan. 1812, seit 18. Juli
1829 Logenmeister der Loge Tempel der
Wahrheit in Rostock, seit 18. Nov. 1843
bis 1862 Provinzialgrossmeister von Meck-
lenburg und Vorsitzender verschiedner
höherer Abteilungen des Ordens. Er wirkte
wesentlich mit zur Errichtung der Provin-
zialloge für Mecklenburg (s. d.) und Neu-
vorpommern und führte 1819 in Verbin-
dung mit Wehber-Schuldt und v. Stein den
Allianzvertrag zwischen den beiden Grossen
Landeslogen Stockholm und Berlin herbei.
SVgl. L. XXI, 77. Provinzialkalender für
Teklenburg 1845, S. 103. Bh. 1868,
S. 36.]
Netto, Emst Friedr. Christ. Aug.,
Lehrer am Waisenhaus in Halle, geb.
1795 in Oberweimar, wurde 4. April 1823
in der Loge Zu den drei Degen iu Halle
aufgenommen, verwaltete mehrere Logen-
ämter und gab bei der Hundertjahrfeier der
Loge das vortrefflich gearbeitete »Ver-
zeichnissder Bibliothek« (Hallel848)herau8.
Er trat 1858 in Ruhestand und schied aus
der Loge aus. Später ist er in Berlin
wieder einer Loge beigetreten und hoch
betagt (mehr als 90 Jahr alt) gestorben.
6
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82 Neubrandenburg —
Neubrandenhurg (St. im Grosshcrzogt.
Mecklenburg- Strelitz, 9720 E.). I. Hier
wurde infolge der Aufnahme des regieren-
den Herzogs Adolf Friedrieh IV. von
Mecklenburg-Strelitz (a. d.) in den Frei-
maurerbund 1) die Loge Zum gekrönten
goldnen Greif 22. März 1774, und zwar
mittel» Stiftungsurkundc des Freiherrn v.
Hund (s. d.) gegründet und von dem Sub-
priorat Ratzeburg (Rostock) eingeweiht. Im
Innern Orden heisst sie Hauskommende
Boizenburg. Bald nach ihrer Gründung
ward hier auch 2) eine Sehotteulogc Adolf
zum Ritt er ring errichtet. Beide Logen
stellten wahrscheinlich schon Anfang der
achtziger Jahre ihre Thätigkeit ein. —
II. Am 81. Okt. 1815 wurde dann unter
«lern Grossherzog Karl von Mecklenburg-
Strelitz (s. «1.) als damaligem englischen
Provinzialgrossmeister von Hannover und
Mecklenburg eine Loge Zum Friedens-
bunde errichtet, die 1829 zum Logenver-
band der Grossen Loge von Hamburg
übertrat. Vers, den 1. Montag jeden Monats.
Lokal: Beguinenstr. 7. Mitgliederzahl
(1900): 45. MildcStiftung: Witwenpensions-
kasse, Kapital: 13000 M. Neue Haus-
gesetze von 1900. [Vgl. Polick, Geschichte
der Freimaurerei in Mecklenburg, I, 53;
III, 35.]
Nenbraungchwelg (Provinz der brit.-
nordamerikanischen Kolonie Kanada). Die
Geschichte der Freimaurerei in diesem
Lande hängt eng mit der in Ncuschott-
land (s. d.) und der Prinz Edward- Insel
zusammen, die man auch sonst unter dem
Namen der untern Provinzen (lower pro-
vinces) in Kanada (s. d.) zusammenfasse
Nach den Angaben amerikanischer Schrift-
steller ist die Freimaurerei von Boston
aus gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts
dahin gebracht worden. 1767 scheint
Philipps von dem Earl of Blessington eine
Bestallung als Provinzialgrossmeister von
Ncuschottland erhalten zu haben. InN. wurde
die erste Loge in St. John erst nach der
politischen Lostrennung dieses Landes von
Neuschottland (1784) gegründet, nämlich
17t*5. Sie arbeitete aber höchstens bis
1797. Doch wurden zu Ende des 18.
und Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere
Logen in N. von der Provinzialgrossloge
von Neuschottlaud und eine Loge 178!)
unmittelbar durch die Grossloge von Eng-
land, gestiftet. Später, nach Errichtung der
» VereinigtenG rossloge von England« , t raten
daselbst lange dauernde Sprengel rechts-
streitigkeiten ein, die 1827 zur Gründung
einer unabhängigen Grossdoge von N. in
St. John unterm Grossmeister Gray führten.
Erst 1828 wurde die Provinzialgrossloge
von Neuschottland von der englischen
Grossloge anerkannt, und nun erwachte
auch in N. wieder ein reges maurerisches
Leben. Bis 1865 entstanden 22 englische,
6 irische und 3 schottische Logen in N.
16 davon errichteten am 10. Okt. 1867 eine
Neuenglische Lehrart.
unabhängige Orossloge von N. in St. John,
die jetzt 31 Logen mit 1781 Mitgliedern
aufweist.
Nenchätel [Neuenbürg] (Hau pst. des
Schweiz. Kantons Neuenburg, [1888] 16504
E.). I. Hier wurde schon 6. Juni 1743 von der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln in Berlin eine Loge Aux trois
ötoiles flamboy antes gestiftet, von der
nur wenig bekannt ist. Sie muss aber
1750 noch bestanden haben. II. Während
beim Beginn der französischen Revolution
in der damaligen Schweiz sämtliche Logen
ihre Arbeiten einstellten, wurde hier, in
dem preussischen Fürstentume, 1791 von
derselben Grossloge die Loge Fr<?de*ric
Guillaume 1a Lonne Harmonie ge-
, gründet. Sie war aber bald, während der
Kriegsjahre, genötigt ihre Arbeiten ein-
zustellen. Nachdem N. 1806 unter franzö-
: sische Botmässigkeit gekommen war, wurde
die Bauhütte 1808 wieder eröffnet, nun
aber unter dem französischen Grossorient.
1820 unterstellte sie sich dem Direktorium
der rektifizierten schottischen Maurerei in
der Schweiz (s. d.).
Neu du mm (St, in der preuss. Provinz
Brandenburg, 7409 E.). Hier hat sich am
27. Juni 1899 unter dem Schutz der Loge
Friedrich Wilhelm zum goldnen Sceptcr
in Küstrin ein freimaurerischer Verein
gebildet.
Neudörfl (Dorf bei Pressburg im Königr.
Ungarn). 1) Hier wurde durch Schnee-
berger (s. d.) 9. März 1871 eine Loge ge-
stiftet unter dem Namen Humanitas,
die sich der Grossloge von Ungarn unter-
stellte und von dieser 30. Juli 1871 bestätigt
und 25. Febr. 1872 eingeweiht wurde. Am
27. Febr/6. März 1889 vereinigte sich mit
ihr die 8. Mai 1883 in N. gegründete Loge
Concordia. 1897 wurde der Sitz nach
Pressburg (s.d.) verlegt. Von ihr wurde das
erste österreichische Kinderasyl in Kahlen-
bergerdorf 28. Febr. 1875 gegründet und
eröffnet. Sie hat eine Filiale als nicht-
politischer Verein in Wien. [Vgl. Ge-
schichte der Loge und des nichtpolitischen
Vereins Humanitas (Wien 1896)]. 2) Eine
zweite Loge entstand hier 24. Juli 1875
unter dem Namen Eintracht, eingeweiht
30. Juli 1876. Der Sitz wurde später eben-
falls nach Pressburg verlegt.
Neuenahr (Bad in der preuss. Rhein-
provinz, 2596 E.). Hier besteht eine
freie maurerische Vereinigung während der
Kurzeit im Rheinischen Hof.
Neuenglische Lehrart. Die Verwirrung,
die durch die Ancient Masons(s.d.), nament-
lich durch ihren begabten Vorkämpfer Der-
mott(s.d.) in die freimaurerische Geschichte
des letztern Landes gebracht worden war,
verleitete die achtbarsten Schriftsteller der
deutschen Maurerei zu Fehlgriffen und
irrigen Annahmen. Jetzt ist diu Verhältnis
der sogenannten Alten Muurer zu der eng-
lischen Grossloge, wie zu der angeblichen
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Neufundland — Neuschloß.
83
Grossloge von York, die nie bestanden
hat und wovon man jenen auch den Namen
Yorkmauer beilegte, vollkommen aufge-
hellt. Hiermit ist denn auch klar ge-
worden, dass die von Krause (s. d ) und
andern sogenannte N. L. , worunter sie
die Einrichtungen und Gebräuche der
ersten englischen Grossloge verstanden
wissen wollen, die wirklich alten, aus den
überlieferten Konstitutionen der Maurer
sorgfältig zusammengetragnen Einrich-
tungen, Gesetze und Gebräuche pflegt und
solche nur zeitgemäss abänderte, als man
zur Errichtung der ersten Grossloge schritt.
Das Wort »Neuenglisch« hat somit keinen
Sinn und keine Berechtigung und kann
nur noch im Gegensatz zu der sogenannten
«altenglischen« Lehrart in der Geschichte
der Freimaurerei Erwähnung finden.
Neufundland (brit. Insel an der Nord-
ostküste Amerikas). Die Grossloge von
Massachusetts in Boston errichtete hier
die beiden ersten Logen. Danach stiftete
die englische Grossloge der Ancients fünf
Logen in der Zeit 1774—88 und die der
Modems zwei Logen 1784 und 1785. Nach
deren Vereinigung wurden neun weitere
Tochterlogen hier gegründet und ebenso
von der Grossloge von Schottland zwei. Die
Grossloge von England errichtete 1870 für
ihre Logen eine Distriktsgrossloge, die
jetzt sieben Logen unter sich hat, die von
Schottland eine i'rovinzialgrosslogc, die
zwei Logen zählt. — Auf der vor N. liegen-
den französischen Insel Miquelon stiftete
der Grossorient von Frankreich 1867 eine
Loge, die wieder eingegangen ist.
Neugranada, s. Kolumbien.
Neuhaidensleben (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 9615 E.). Hier bestand ein mau-
rerisches Kränzchen, gegr. 2. April 1876,
das sich 1897 aufgelöst hat
Neubau« bei Linz, s. Linz.
Neukaledonlen (franz. Kolonie im öst-
lichen Stillen Ozean). Hier besteht in
Numea eine Loge L'union Calddonienne,
gest. 1868 vom Grossorient von Frankreich.
1880—88 war das. auch eine Tochterloge
der Grossloge von England thätig.
Neuland, Fedor Rudolf Alexander,
Militär, geb. 18. Sept. 1808 in Bres-
lau, gest. 17. Febr. 1891 in Berlin, trat
1820 als Offizieraspirant in das Ingenieur-
korps, wurde 1825 zum Offizier er-
nannt und nahm 1863 als Oberst seinen |
Abschied. — In den Freimaurerbund wurde
N. 7. Dez. 1842 in der Loge Zur biedern Ver-
einigung in (Gross)Glogau aufgenommen,
wo er eine Zeit lang in Garnison stand, j
1851 nach Schweidnitz versetzt, schloss er j
sich dort der Loge Herkules an und wurde
1854 deren Vorsitzender Meister. Nachdem
er 1867 seinen Wohnsitz in Berlin ge-
nommen hatte, trat er der Loge Zur Be-
ständigkeit bei. 1870 wurde er zweiter
zugeordneter Landesgrossmeister, 1874 Mit-
glied des Ordensrats, 1882 Ordens-Ober- |
architekt und 1883 Landesgrossmeister der
Grossen Landesloge in Berlin, in welcher
Stellung er bis zu seinem Tode verblieb.
[Vgl. Bbl. 1891, 8. 129, 168. BZC. 1891,
8. 1 (mit Bildnis). FZ. 1891, 8. 77, 129.
M. L. 1890/91, S. 141 (mit Bildnis).]
Neumarkt (St. in der preuss. Provinz
Schlesien, 5658 EJ. Hier besteht unter
der Vereinigten Loge in Breslau eine
Freimaurervereinigung, gest. 23. März
1895. Mitgliederzahl 21.
Neumttnster (St. in der preuss. Provinz
Schleswig -Holstein, 22492 E.). Hier be-
steht unter der Grossen Landesloge in
Berlin eine Loge Zur Brudertreue an
der Schwale, gest. 29. Nov. 1879. Mit-
gliederzahl (1899): 83.
Neun, s. Zahlen.
Neuruppin (St. in der preuss. Provinz
Brandenburg, 15521 E.). 1) In der Nähe
des Schlosses Rheinsberg, wo Friedrich II.
als Kronprinz 1739 die Loge Premiere
gründete, wurde in N. 11. Dez. 1811 unter
er Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln eine Johannisloge Fer-
dinand (so benannt nach ihrem ersten
Meister vom Stuhl, Graf v. Königsmark,
Erbhofmeister der Provinz Brandenburg)
zum roten Adler gegründet und 13.
März 1812 eingeweiht. Vers. Mittwochs.
Mitgliederzahl (1899): 92. Eignes Logen-
haus, Heinrichstr. 16. Ferien: Juli und
August. Milde Stiftungen : a) Institut zur
Unterstützung armer Brüder und deren
Familien (Statut vom 13. März 1837); b)
Stiftung zur Weihnachtsbescherung armer
Kinder (1848); c) Oster - Stiftung zur Ein-
kleidung armer Konfirmanden (1852); d)
Stiftung zur Belohnung fleissiger Gym-
nasiasten (1865): e) Buss-Stiftung (1«75)
und f) Arndt -Stiftung (1886) für arme
Kinder; g) Sterbe-, Witwen- und Waisen-
kasse (Statut vom 9. Dez. 1880). [Vgl.
F. A. Becker, Geschichte der Loge (Neu-
ruppin 18b2)J. 2) Mit ihr verbunden ist
eine delegierte altschottische Loge Fried-
rich Wilhelm zur höhern Vereini-
gung, gest. 17. Okt. 1835.
Neusatz (St. in der preuss. Prov. Schle-
sien, 4400 E.). Hier bestand unter der
Grossen Landcsloge zu Berlin die Jo-
hannisloge Zur Wahrheit und Tu-
gend, gest. 27. Sept. 1847. Sie wurde
8. April 1863 geschlossen und 1874 in
Glogau (s. d.) wieder erneuert.
Neuschlosz, Marcel, geb. 1853 in Buda-
pest, erwarb sich als Bauindustrieller,
namentlich zur Zeit der Budapester Aus-
stellungen grosse Verdienste. In der Loge
der Alten Getreuen in Budapest 10. März
1884 in den Freimaurerbund aufgenommen,
bekleidete er in dieser hervorragende Stel-
len und war vom 26. März 1893 bis 1.
April 1900 zugeordneter Grossmeister der
Symbolischen Grossloge von Ungarn. In
dieser Stellung hat er sich durch seine
bedeutende Rednergabe, insbesondere aber
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Neuschottland — Neusüdwales.
durch die energische Betreibung des Baues I
des Budapester Logenhauses unvergäng-
liche Verdienste erworben. Nach seinem
Rücktritt wurde er zum Ehrengrossmeister
ernannt. [Vgl. Bh. 1900, S. 188. 0. 1900,
Beil. z. Nr. 6.]
NeuHchottland (Prov. der brit-nordam.
Kolonie Kanada). Die ersten Logen sind
hier in Annapolis und Halifax von der
Grossloge von Massachusetts (s. d.) in
Boston 1738 und 1750 gegründet worden.
Philipps wurde darauf zum englischen
Provinzialgrossmeister ernannt, und 1757
wurden zwei Logen von der Grossloge der
Ancients in Halifax gestiftet, der weitere
folgten. 1784 wurde eine Provinzialgrossloge
eingesetzt. 1827 errichtete die Grossloge
von Schottland und 1845 die von Irland
die ersten Tochterlogen in N. Die schot-
tischen Logen gründeten 21. Juni 1866
eine unabhängige Grossloge, die sich 24.
Juni 1869 mit der englischen Provinzial-
grossloge zu einer unabhängigen Körper-
schaft vereinigte. Diese zählt jetzt 98
Logen mit 3409 Mitgliedern. Eine Toch-
terloge der Grossloge von England in Ha-
lifax, die sich damals der neuen Grossloge
von N. nicht mit angeschlossen hat, steht
auch noch heute unter ihrer Muttergross-
loge.
Neuseeland (brit.-austral. Inselgruppe).
Die erste Loge in dieser Kolonie war die
Loge Franchise primitive antipodienne in
Akaroa, gest. 1843 vom Supremc Conseil
von Frankreich. 1844 gründete die Gross-
loge von Irland die erste Tochterloge in
Auckland, 1845 die von England eine Loge
in Wellington und 1861 die von Schott-
land eine solche in Dunedin. Diese drei
Grosslogen errichteten auch Distrikts-
und Provinzialgrosslogen, und zwar Eng-
land fünf, Schottland drei und Irland eine.
Die Zahl der Logen wuchs beträchtlich
an, und 29. April 1890 wurde eine selbst-
ständige Grossloge von Neuseeland ge-
gründet, die sich erst 1898 die Anerken-
nung der Grossloge von England erringen
konute. Sie zählte 1898 III Tochtcrlogcn
mit 4916 Mitgliedern. Daneben bestanden
1898 64 Logen unter der Grossloge von
England, und zwar neun unter der Distrikts-
grossloge von Cauterbury (Südinsel, gest.
1859), 16 unter der von Otago und South-
land (Südinsel, gest. 1864), 7 unter der
von Westland (Südinsel, gest. 1870), 19
unter der von Auckland (Nordinsel, gest.
1877) und 7 unter der von Wellington
(Nordinsel, gest. 1875), während 6 Logen
auf der Südinsel unmittelbar unter der
englischen Grossloge stehen. Davon sind
nach der Anerkennung 20 zur Gross-
loge von N. übergetreten. Unter der
Grossloge von Schottland arbeiteten 1898
31 und unter der von Irland 6 Logen.
Ausserdem besteht eiu selbständiges Royal
Arch-Grosskapitel mit 14 Kapiteln. End-
lich ist in Wellington eine 1889 gegrün- I
dete Tochterloge des Grossorients von
Frankreich L'amour de la vCrite' thätig.
An Zeitschriften erschienen 1887 »New
Zealand Masonic Journal« und 1890 »New
Zealand Craftsman« (in Dunedin). [Vgl.
HZC. 1900-1, S. 19.]
Neustadt a. d. Hardt (St in der bayr. Pfalz,
15994 E.). 1) Der Grossorient von Frank-
reich stiftete hier am 1. Febr. 1810 eine
Loge Les trois Hammes vivifiantes,
die noch 1812 bestanden hat, aber längst
ruht. iVgl. Chalne d'uniou 1877, S. 508.]
2) Ein maurerisches Kränzchen wurde am
25. Juli 1871 gestiftet, ging aber wieder
ein. 3) Am 25. Juni 1897 wurde die Loge
Zur Freundschaft an der Hardt von
der Grossloge zur Sonne gestiftet und am
16. Okt. 1897 eingeweiht. Mitgliederzahl
(1899): 87. Vers.: Donnerstags.
Neustadt a. d. Orla (St. im Grossherzogt.
Sachsen -Weimar, 6030 E.). Hier wurde
1) am 27. Nov. 1882 ein Kränzchen Johan-
nes am Orlastrande gegründet, das 2)
am 28. April 1895 in eine Loge Johannes
im Orlagau von der Grossen Landesloge
von Sachsen umgewandelt und am 30. Juni
1895 eingeweiht wurde. Mitgliederzahl
(1899): 44.
Neustadt-Enerswalde, s. Eberswalde.
Neustadt i. S. (St. im Königr. Sachsen, 4365
E.). Hier besteht seit 11. Nov. 1874 eine
freie maurerische Vereinigung. Sie pflegt
Unterstützung armer Freimaurer und Kon-
firmandenbekleidung. Mitglieder(1899): 12.
Vers.: Montags. [Vgl. Dr. L. 1900, 8.2771.
L. 1900, S. 117.1
Neustettln (St. in der preuss. Provinz
Pommern, 9226 E.). Hier besteht unter
der Grossen Landesloge in Berlin eine
Johannisloge Hedwig zum Licht, gest.
15. März 1852. Vers.: den 2. Donnerstag
im Monat. Mitgliederzahl (1899): 84. Eig-
nes Logenhaus an den Anlagen desStreitzig-
sees seit 1882. Milde Stiftungen: 1) Pfeffer-
korn-Stiftung zur Unterstützung einheimi-
scher Armer; 2) v. Glasenapp- Stiftung
zur Unterstützung von Witwen und Waisen
der Logenmitglieder.
Neustrelitz (Hauptst. des Grossherzogt.
Mecklenburg-Strelitz, 10343 E.). 1) Bereits
im 18. Jahrh. wurde hier eine I/Oge Zur
wahren Treue von der Grossen Landes-
loge in Berlin 27. Febr. 1777 gegr., 20. März
desselben Jahres eingew., sie ging jedoch
1779 bereits wieder ein. [Polick, Beiträge
zur Geschichte der Freimaurerei in Meck-
lenburg, Heft 1, S. 56.1 2) Gegenwärtig
besteht hier unter derselben Grossloge eine
Johaunisloge Georg zur wahren Treue,
gest. 26. Mai, eröffnet 30. Sept. 1846.
Vers, den l.und 3. Montag jeden Monats im
Mietshause Strelitzerstr. 35. Mitglieder-
zahl (1899): 55. fPolick, ebendas., Heft 3,
S. 74. | Alljährlich findet zu Weihnachten
Bescherung armer Kinder statt.
NeusUdwales (brit. Kolonie in Austra-
lien). Die ersten Versuche, die Freimau-
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Neuteropler.
rerei in Australien zu begründen, sind in
N. gemacht worden, aber mit Geheimnis
umhüllt. 1803 »oll versucht worden sein,
in Sydney eine Loge zu gründen, die aber
an dem Verbot des Clouverneurs scheiterte.
Die erste regelmässige Loge war die Militär-
loge des 46. Regiments, die 1814 als Social
and Military virtues Nr. 227 eröffnet
wurde. Das 46. Regiment wurde durch
das 48. ersetzt, das auch eine Militärloge
in Sydney hatte. Beide Logen standen
unter der Grossloge von Irland. Die erste
bürgerliche Loge wurde 1820 von dieser
GroRsloge in Sydney als Australian Social
Lodge Nr. 260 (jetzt Australian Social
MotherNr. 1 N.S.W.) begründet. Eine vierte
Loge war wieder Militärloge. Bald darauf
entstanden noch mehr Logen. Die Gross-
loge von England gründete die erste Loge
1828 in Sydney, die aber erst 1883 zu ar-
beiten begann, und dio Grosslogc von
Schottland 1851 ebenfalls in Sydney. Aus
diesen Logen bildeten sich 1839 die Pro-
vinzialgrossloge von England, 1855 die
Provinzialgrossloge von Schottland, 1858
die Provinzialgrossloge von Irland. 1806
wurde die englische Provinzialgrossloge in
eine Distriktsgrossloge umgewandelt. Am
3. Dez. 1877 gründeten 13 Logen eine
Grossloge von N., die aber von England
und Schottland nicht anerkannt wurde.
Damals bestanden 86 Tochterlogen der
britischen Grosslogen in N. Am 16. Aug.
1888 fand in Sydney eine Versammlung
von Vertretern der Grosaloge und der
englischen Distrikts- und der schottischen
Provinzialgrossloge statt behufs Vereini-
gung aller Logen. Das geschah auch 1.
Sept. 1888 unter dem Namen Vereinigte
Grossloge von N. Daran nahmen 80 Logen
unter der Grossloge von England, 55 unter
der Grossloge von Schottland und 51 unter
der Grosslogc von N. teil mit 6000 Mit-
gliedern. Nur eine Loge in Sydney blieb
ihrer Mutterloge von England treu, die
noch jetzt bestehende Cambrian of Aus-
tralia Nr. 656 E. C. 1898 zählte die
Grossloge 192 Logen mit 8112 Mitgliedern.
[Vgl. Bh. 1895, S. 111. Bbl. 1888; S. 551.
HZC. 1898, 9, 8.41.] Ausserdem besteht in N.
eine Markgrossloge. Daneben ist in Sydney
eine 1890 gestiftete Tochterloge des Gross-
orients von Frankreich Liberte, thätig.
In Sydney erscheinen drei Zeitschriften:
»The Australian Frecmason« (seit 1867),
»The Freemason« (seit 1877) und »The
Gavel« (seit 1897).
Neutempler (Chevaliers de l'Ordre du
Temple) zu Paris, eine Genossenschaft
des 18. Jahrhunderts, die sich der unmittel-
baren Abstammung von den Tempelherren
rühmte und aus der Freimaurerbrüder-
schaft ausgegangen war oder wenigstens
mit dieser in Verbindung gestanden hat,
sich später von ihr gänzlich trennte und
zu einer religiösen Gesellschaft umwan-
delte, jedoch gegen Mitte des 18. Jahrhun-
hunderts erloschen zu sein scheint. Diese
Gesellschaft schloss sich älteren Verbin-
dungen an. I. Vorgeschichte. Schon
um 1682 entstand am Hofe Ludwig» XTV.
eine geheime Gesellschaft, die eine aus
Italien herübergekommene Liederlichkeit
betrieb und dafür vom Könige aufgelöst
wurde. Der Herzog von Orleans vereinigte
später die Trümmer dieaer Gesellschaft,
die ihren ersten Zweck aufgegeben hatte
und sich jetzt mit Politik zu befassen
anfing. 1705 wurden Statuten verfasst,
ein Protokollbuch eröffnet, und der ge-
lehrte italienische Jesuit Pater Bonani
verfertigte die spater berühmt gewordne
Urkunde*) des Larmenius, der zufolge
Molay (s.d.), seines Märtyrertums gewärtig,
Jobann Marcus Larmenius von Jerusalem —
einen ganz unbekannten Namen in der
Templergeschichte — zu seinem Nachfolger
bezeichnete. Nachdem larmenius seine
Würde einem ebenso unbekannten Manne,
Thomas Theobaldus Alexandrinus , über-
tragen, folgen die angeblichen Unter-
schriften aller spätem Grossmeistcr (da-
runter der berühmte du Guesclin, der
nachweislich nicht schreiben konnte). An
19. Stelle ist der Name des Herzogs von
Orleans zu sehen, dann folgen drei audre
Prinzen aus dem Hause Bourbon und end-
lich der Herzog von Coss^-Brissac 1776.
Diese Gesellschaft ist wohl identisch mit
jener, die unter dem scherzhaften Namen
»SocieHe" d'Aloyau« bekannt war. Man er-
öffnete auch Verhandlungen mit dem por-
tugiesischen Christusorden, um von diesem
als wahre Nachfolger der alten Templer
anerkannt zu werden, doch führten diese
zu keinem Erfolg. Diese Gesellschaft
ging in der Revolution zu Grunde, als
deren Opfer der Herzog von Cosse*-Brissac
1792 fiel. Ledru, Arzt des Herzogs, soll
in dessen Möbeln, die er angekauft
hatte, die Larmeuianische Urkunde, die
Statuten von 1705 und das Protokollbuch
gefunden haben und beschloss, diese Ge-
sellschaft wieder zu beleben. Er that dies
mit Hilfe mehrerer Freunde, unter denen
sich der Arzt Raymund Fabrö-Palaprat
befand. Es ist durchaus unklar, ob Ledru
oder Fabr€-Palaprat überhaupt Mitglieder
der frühern Gesellschaft gewesen und be-
fugt waren, diese wieder zu beleben. Sie
thateu dies vorläufig im Schosse der Loge
-Chevaliers de la Croix» insgeheim, bis
der Orden 1806, 1810 und 1811 vor die
Öffentlichkeit trat. Von dem Grossorient
zur Verantwortung gezogen, erklärten sie, •
dass der Orden der Templer mit der Frei-
maurerei in keinerlei Verbindung stehe.
Hiermit trennten sich die N. völlig vom
Freimaurerbunde, und es beginnt nunmehr
die eigentliche Geschichte der N. als eines
selbständigen Ordens. — II. Geschichte.
•) Vgl. vorig« Auflage II, 413, wo die Urkunde
wörtlich abgedruckt ist.
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86
Neuterapler.
Um die Verbindung mit dem Orden des
18. Jahrb. herzustellen, behauptete man,
dass Cossö-Brissac 1792 in Vorahnung sei-
nes Todes seine Machtvollkommenheit auf
Claude Matth. Radix deChevillon übertragen
habe. Auch er vermochte wahrend der
Revolution nichts zu unternehmen, und
erst 10. Juni 1804 gelang es, mehrere Mit-
glieder zu gewinnen und zu vereinen, die
4. Nov. eine Versammlung abhielten und
nach den Statuten von 1705 Bern. Raym.
Fabr^-Palaprat zum Grossmeister erwählten,
der auch die Beamtenstcllen besetzte und
die Zahl der Mitglieder erhöhte, bald aber
mit dem Plan hervortrat, sich den grössten
Einfluss zu sichern. Die meisten Mitglie-
der widersprachen dieser Neuerung und
setzten den Grossmeister sogar in An-
klagezustand, der sich jedoch immer
wieder der Herrschaft zu bemächtigen
wusste, auch als seine Gegner 1813
den Grafen Charles Louis Lc Peletier
d'Aulnay zu ihrem Grossmeister wählten.
Als dieser aus Liebe zum Frieden und
zu Gunsten des Ordens seine Würde
niederlegte, wurde Palaprat ohne Wider-
spruch und neue Wahl vom 27. März 1827
an wieder als alleiniger Grossmeister an-
erkannt. Palaprat versuchte, sich neue
Macht und dem Orden eine hierarchische
Verfassung zu geben, indem er den Rit-
tern ein griechisches Manuskript (vorgeb-
lich aus dem Ende des 13. Jahrb. stam-
mend) vorlegte, das eine Art Johannis-
evangelium enthielt, in dem alles fehlte,
was auf die Göttlichkeit Jesu und die
Auferstehung Bezug hatte. Diese Hand-
Bchrift, bestehend aus dem verstümmelten
Johannisevangelium und dem die Geheim-
lehre und die Liturgie enthaltenden Levi-
tikon, ist angeblich das Werk des grie-
chischen Mönchs Nikephoros, der die Lehre
der Suffiten durch diese Schrift ins Chris-
tentum einführen wollte, jedoch zur Ab-
schwörung bewogen wurde. Palaprat selbst
legte sich nach Ernennung von Diakonen,
Priestern und Oberpriestern den Titel
Souverain pontife et patriarche (S. P. E. P.)
bei und suchte nun die Templer zu der
von ihm erfundnen — oder wenigstens auf-
gestutzten — Lehre der »haute initiation
de sainte e^lise du Christ, d'6glise des
Chrötiens primitifs, d'dglise ou de culte
Johannite, de Johannisme« zu bekehren,
weshalb auch in verschiednen Kirchen
feierlicher Gottesdienst abgehalten wurde.
Hier fand aber Palaprat den heftigsten
Widerstand, so dass die Sache über die
Einführung dieses Johanneischen Glaubens
in der Schwebe blieb, vorzüglich als der
Grossmeister seit mehreren Jahren kränk-
lich in den Süden gegangen war und 1836
eine Exekutivkommission die Leitung des
Ordens bis zu einer demnächstigen General-
versammlung übernahm. Die Exekutivkom-
mission beschäftigte sich mit der Wiederher-
stellung der alten Verfassung und Ord-
I nung und bereitete eine Durchsicht der
Gesetze vor. Sie legte ihre Vollmacht
in die Hände der Generalversammlung
nieder, der bis zur gesetzmässigen Wahl
eines neuen Grossmeisters {Palaprat war
18. Febr. 1838 zu Pau gestorben) die Or-
densleitung einem besoudern Ausschuss
übergab. Palaprat hatte testamentarisch
a la Molay Sir William Sidney Smith zum
Grossmeister ernannt, während die General-
versammlung Charles Fortune" Jules Guignes
de Moreton et de Chabrillan zum Re-
genten des Tempels erwählt hatte. Die
grossmeisterliche Würde wurde durch eine
Generalversammlung an Sidney Smith über-
tragen, der sie jedoch nicht lange besass,
da er — ohne seine Reformen durchge-
führt zu haben — schon 26. Mai 1840 zu
Paris starb. Ihm folgte als Regent Jean
Marie Raoul, dem es gelang, die meisten
der Zwiespalt igen Mitglieder zu vereinen
bis auf den Teil, der Bich ganz vom Orden
losgesagt hatte und seine Versammlungen
den Profanen in einer Kirche, die man
Eglise catholique primitive nannte, eröff-
nete. 1841 geht aber jeder Faden der
Kenntnis des Ordens so ziemlich verloren,
der 1848 den Stürmen der neuen Ordnung
erlegen zu sein scheint und nur in einzelnen
Mitgliedern [vgl. L. XXIII, 251] sein Le-
ben fristete. (Trotzdem scheint der Orden
noch eine Zeit lang fortgelebt zu haben, da
das Freemasons Magazine Januar 1862 ihn
in einer vergleichenden Übersicht der ver-
schiednen neuen templerischcn Gesell-
schaften mit aufzählt.) Palaprat, dem zu
Ehren zwei Denkmünzen geschlagen wur-
den (vgl. Merzdorf, Denkmünzen, S. 92,
Nr. 160, 161], war die Seele des Ganzen,
der immer wieder zum Vorschein und zur
Geltung kam, wenn die hochadeligen
Herren nicht weiter konnten. — III. In-
nere Einrichtung. Die Gesetze, die
wie auch die Lehre Wandlungen unter-
worfen gewesen, zerfallen in 43 Abschnitte,
von denen der 31. auch die Eidesformel
enthält, die mit Blut unterzeichnet wird
und sich auf die sechs Punkte, Gehorsam,
Keuschheit, Armut, Brüderlichkeit, Hos-
pitalität, Kriegsdienst bezieht. Die Neu-
tcmpler behaupteten, das ursprüngliche oder
Johanneische Christentum sei die Religion
der alten Templergewesen und auch heutzu-
tage die der modernen Templer geblieben.
Der 76. Nachfolger des Apostels Johannes,
nämlich der (wohl erfundene) Patriarch
Theoklct hätte die Lehren des Ur-
christentums dem Gründer des Tempel-
ordens, Hugo de Payens, übertragen, von
wo ab sie von allen Grossmeistern des Tem-
pels nebst den genannten heiligen Büchern
auf das Sorgfältigste und Treueste bewahrt
und befolgt wurden. Die ganze Lehre
geht auf Spinozistischcn Pantheismus,
Lockeschen Empirismus, den Materialis-
mus de la Metries und Leibnitzeus Mo-
nadenlehre hinaus und ist daher im besten
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Neutralität
— Neuwied.
87
Falle ein Machwerk dea 17. oder 18., wenn
nicht dea 19. Jahrh. 1839, nach mancher-
lei Zwiespalt, wurde so ziemlich auf die
ursprüngliche Grundlage zurückgegangen
und durch die Generalversammlung unter
andenn festgestellt: 1) Der Orden desTem-
j>els ist eine christliche, religiöse, hospitali-
terische Einrichtung. Seine Moral ist
die der heiligen Evangelien, der Basis
aller Wahrheit. Grossmeister und Primas
müssen sich zur katholisch -apostolisch-
römischen Kirche bekennen. 2) Der Tem-
pelorden ist kosmopolitisch und bleibt der
Politik der Regierungen, in deren Ländern
er sich niedergelassen, völlig fremd. Er
ist von jeder andern Genossenschaft un-
abhängig und unterschieden, wie auch
deren Zweck, Form und Benennung sein
möge. 31 Die Erhebung zur Ehre des
Rittertums ist die Vervollständigung der
von dem Orden gegebnen Einweihung.
4) Um Tempelritter zu werden, muBs man
frei und von tadellosen Sitten sein, muss
mit Zustimmung der Brüder gewählt sein
und sich den Gesetzen des Ordens voll-
kommen unterwerfen. 5) Zweck des Tem-
pelordcns ist, die Civilisation, den Unter-
richt, die Aufklärung und die heiligen
Lehren zu verbreiten, indem er den ehren-
haften Männern aller Lande, wo man sich
zum Christentum bekennt, ein Band der
Vermittlung und Vereinigung bietet. Ne-
benzweck ist die Erhaltung der Erinnerung
an die alte Ritterschaft und deren edle
Grundsätze. 6) Da die Ritterschaft den
Adel voraussetzt, so erkennt der Orden
jeden für einen Adligen, der eine gute
Erziehung genossen hat, ehrenhaft lebt
oder eine freie Kunst übt. Diese ganze
Pariser Ncutemplerei ist dem obigen zu-
folge ein Machwerk neuerer Zeit und hat
mit dem alten Tempelorden nichts zu thun,
ausser dass man dessen Kleidung und Or-
densschmuck nachgeäfft hat, sich aber
noch darin überbot, dass mau auch Frauen
den Zutritt gestattete. — IV. Litteratur.
Diese ist sehr reichhaltig [Kloss, Bibl.,
Nr. 2342— 2404 J, aber sie beschäftigt sich
meist mit den unter Palaprat hereinge-
brochenen Zwistigkeiten und Zerwürf-
nissen. Um das Ganze übersehen zu
können, reichen folgende Schriften voll-
kommen aus: Manuel des Chevaliers de
l'ordre du Temple (Paris 699 [1817], neue
Ausgabe, Paris 707 [1825]) und Leviticon,
ou expose" des principes fondamentaux de
la doctrine des Chrötiens-Catholiques-
Primitifs (Paris 1831). Maillard de Cham-
bure, Regle et Statuts secrets des Templiers
(Paris 1840), sowie El. de Montagnac, llis-
toire des Chevaliers Templiers et de leurs
prötendus successeurs (Paris 1864), geben
sehr gute Überblicke über das Treiben
dieser Gesellschaft, über die ausser in
Thory, Acta Lat. II, 139, noch gelungene
Zusammenstellungen zu finden sind in: Gr<5-
goire, Histoire des sectes religieuses etc.
(Paris 1828), II, 392; Minerva von Bran
(1841), CIIC, 111; (Hamburger) Archiv für
Freimaurerei (1841), Bd. 1, Heft 3, S. 13 fg.;
Olavel, Histoire pittoresque de la Franc-
Maconnerie (Paris 1843), 8. 218-20, 276;
L. XII, 139; XIII. 127-49; XIX, 1-32;
XXIII, 249-52; XXVI, 271; Wilcke, Ge-
schichte des Ordens der Tempelherren (2.
Aufl., Halle 1860), II, 363-403, 503-6,
woraus Findel in seiner Geschichte der
Freimaurerei (1. Aufl.), 8.416—21. einensehr
les- und brauchbaren Auszug geliefert hat.
Neutralität des Freimaurerbunds ist
schon durch die Alten Pflichten festgelegt
und, wenigstens von der deutschen Frei-
maurerei, stets festgehalten und gewahrt
worden. Der Politik und Religion in dem
Sinne der öffentlichen Verhandlung hat
man sich in Deutschland stets fern ge-
halten, weil solche »noch nie der Wohl-
fahrt der Loge förderlich gewesen ist, noch
je sein wird«. (Siehe Politik, Kirche,
öffentliche Angelegenheiten.) Wenn in
andern Staaten hier und da der neutrale
Boden verlassen worden ist, haben die
deutschen Logen sich stets dagegen feier-
lich als gegen eine offenbare Verirrung
verwahrt und teilweise jede Verbindung
abgebrochen.
Neuwied (Hauptst. in der preuss. Rhein-
provinz, 10596 E.). 1) Friedrich Alexan-
der Graf zu Wied erteilte 28. Nov. 1752
den Freimaurern in seiner Residenzstadt
ein Privilegium. Darauf wurde 1753 eine
Loge Carolina zu den drei Pfauen
errichtet, die während des Siebenjährigen
Kriegs 1759-1763 ausser Thätigkeit trat,
sich an die Loge zu Wetzlar (s. d.) an-
schloss und 7. April 1783 zum Eklekti-
schen Bunde trat. [Kloss, Annalen der
Loge Zur Einigkeit, S. 196.] 1787 gab sie
durch ihren Schriftführer, fürstl. wiedeschen
Regierungsassessor Dietrich Wilhelm An-
drean, eine Freimaurerzeitung heraus. Sie
erlosch 1792 wegen der Kriegswirren. 2) De-
zember 1779 stiftete J. W. v. Assum (s. d.)
eine Schottenloge, genannt Land- und
Mutterloge Zur wahren Hoffnung,
deren Protektor Graf Friedrich Alexander
von Wied wurde. Sie machte durch eine
Witwenkasse und Glücksbank auf dem
Schlosse Friedrichhtein bei Fahr viel von
sich reden, trat in Beziehungen zum Gross-
orient von Paris, arbeitete in einem von
Assum erfunduen, dem Grünstädtischen (s.d.)
ähnlichen System und ging 1781 ein. [Vgl.
Liersch, Die Freimaurerei in Neuwied in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
(1899), S. 30-32, 41-44.] 3) Ein maure-
risches Kränzchen Zur wahren Hoff-
nung bildete sich 18. Nov. 1875; aus
diesem erwuchs 4) die Loge Zur Wahr-
heit und Treue uuter der Grossen Loge
Roval York in Berlin, eingew. 21. Okt.
1883. Mitgliederzahl (1899): 36. Vers.
Donnerstags; Klub: Montags. Eignes
Logenhaus Pfarrstrasse- und Rheinufer-
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88
Nevada — New Jersey.
ecke, eingew. 1892. Bei der Loge besteht
die von Mittelstädt-Stiftung zum Besten
der wissenschaftlichen und künstlerischen
Ausbildung hilfsbedürftiger Söhne und
der Unterstützung unverheiratet gebliebner
hilfsbedürftiger Töchter von Mitgliedern
der Loge.
Nevada, einer der Verein. Staaten von
Nordamerika. Die in Virginia-Citv sitzende,
16. Jan. 1865 gestiftete Grossloge hat 20
Logen mit 832 Mitgliedern unter sich.
Ne Yarietur (um Fälschung zu ver-
hüten) heisst die Unterschrift, die —
wie bei der auf Passen — der Em-
pfänger eines Logenpasses (s. d.) auf diesen,
gewöhnlich am Rande, setzen muss, um
die Identität seiner Person darzuthun und
den Missbrauch des Passes zu verhüten.
Die Kontrole ist dadurch gegeben, dass
jeder besuchende Bruder seinen Namen
in eine Liste selbst eintragen muss. Diese
Bemerkung kommt wohl nur noch selten vor.
Nevls (brit.-westind. Insel). 1767 wurde
für Montserrat (s. d.) und N. von der eng-
lischen Grossloge der Ancients eine Pro-
vinzialgrossloge errichtet, ohne dass es
aber zu der Stiftung einer Tochterloge
gekommen wäre. Eine 1776 von der eng-
lischen Grossloge der Moden» gestiftete
Loge ist bald wieder eingegangen.
Newark (St. im nordamerikan. Staat
New Jersey, [1895] 220000 E.). Hier be-
stehen unter der einheimischen Grossloge
drei deutsche Logen: 1) Diogenes Nr. 22,
gegr. 14. Jan. 1H52. Vers. Donnerstags.
2) Schiller Nr. 66, gegr. 19. Jan. 1805.
Vers. 2. und 4. Donnerstag. 768 Broadstr.
3) Germania Nr. 128, gegr. 18. Jan. 1872.
Vers. 1. und 3. Mittwoch. Ferien: Juli
und August.
New Hampshire, einer der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Durch die
Grosse Loge in Boston wurde 1735 The
holy and exquisite Lodge of St. John in
Portsmouth gegründet. Eine selbständige
Grossloge bildete sich 8. Juli 1789. Als Gene-
ral Lafayette (s.d.) 1824 zum Besuch nach
Amerika gekommen war, ernannte ihn die
Grossloge 1825 zu ihrem Ehrenmitglied
mit den Rechten eines Past Grand Master
und vereinigte sich mit der Grossen I.<oge
von Massachusetts zur Grundsteinlegung
des Bunker-Hill- Denkmals, der Lafayette
beiwohnte. Die Maurerverfolgung trat in
New London auf, stieg aber nicht zu der
verderblichen Höhe, wie in manchen andern
Staaten; 1833 fand eine antimaurcrische
Zusammenkunft inConcord statt; die Gross-
loge erklärte sich 1832 mit den in der
Adresse der Grossloge von Rhode Island
(s. d.) ausgesprochnen Gesinnungen ein-
verstanden; die Tochterlogen suchten fest
an den alten Landmarken zu halten und
vennieden, während der Aufregung Auf-
nahmen zu begünstigen. Die Grossloge
zählte 1899 77 Logen mit 9111 Mitgliedern.
Newhaven (St. im nordamerikan. Staat
Connecticut, 11895] 94500 E.). Hier be-
steht eine in deutscher Sprache arbeitende
Loge Connecticut Rock Nr. 92, gegr.
18. Mai 1864, unter der einheimischen
Grossloge. Vers, am 2. und 4. Montag im
Monat.
New Jersey, einer der Verein igten Staaten
von Nordamerika. Schon 1730 wurde vom
Herzog von Norfolk, Grossmeister der
Grossloge von England, an Daniel Cox Voll-
macht gegeben, in den Provinzen N. J.,
New York und Pennsylvanien Logen zu
errichten [abgedruckt in Transactions of
the Gr. Lodge of New York (1864), S. 201];
ob von dieser Vollmacht Gebrauch gemacht
worden ist, ist bis jetzt nicht bekannt.
Ohne Zweifel ist vor 1761, wo vom Pro-
vinzialgrossmeister von New York, George
Harrison, ein Freibrief an die St. John's
Lodge nach Newark gegeben wurde, in
N. nach Maurerbrauch gearbeitet worden.
Diesem New Yorker Freibrief folgten rasch
andre: durch die Grossloge in Boston
(Modern Masons) 1762 an eine Bauhütte
(Temple Lodge Nr. 1) in Elisabeth und
1764 an die St. John's Lodge in Princeton;
die Grossloge von Pennsylvanien erteilte
solche 1767 mit der Nr. 10 nach Baskinridge,
1779 mit Nr. 23 nach Middletown, 1781 mit
der Nr. 32 nach Burlington, 1782 eine an
die New Jersey-Brigade und 1784 eine au
die New Jersey- Linie der Armee. Von
1772 — 81 ruhte die St. John's Loge von
Newark; ihre Gerätschaften wurden nach
Morristown gebracht, wo sie von den in der
Armee befindlichen Maurern, während diese
dort ihr Standquartier hatte (Winter 1777/8),
benutzt wurden ; Lafayette (s. d.) soll daselbst
unter Vorsitz Washingtons dem Bunde zu-
geführt worden sein. [Triangel IX, 111.]
Die Maurer von N.J. bildeten 18. Dez. 1786
eine selbständige Grossloge. Die anti-
maurcrische Bewegung hatte für sie sehr
verderbliche Folgen; 1830 wurde eine anti-
maurerische Zusammenkunft in New Bruus-
wick abgehalten. Die Grosslogc zählt jetzt
168 Logen mit 16094 Mitgliedern, daninter
11 deutsche Logen in Camden, Elisabeth,
Hoboken, Jersey City (2), Newark (3),
Patterson (2) und Union Hill (s. alle diese).
Die älteste deutsche Loge ist die Dio-
genes-Loge Nr. 22 in Newark, gegr. 14. Jan.
1852, die noch beute unter deu dort be-
stehenden 11 deutschen Logen die stärkste
ist. Die jüngste deutsche Loge ist die
1883 in Patterson gegründete Beethoven-
Loge Nr. 154. Diese 11 deutscheu Logen
mit etwa 900 Mitgliedern bilden zusammen
den 11. Distrikt der Grossloge von N. J.
und gemessen grosse Vorrechte. Diese
Grossloge hat auch zuerst das erfolgreiche
Wirken der deutschen Logen anerkannt
und auf Kosten der Grossloge die sogen,
deutschen maurerischen Handbücher
drucken lassen. Um enge Fühlung mit-
einander zu behalten, ist ein deutscher
Altmeisterzirkel gegründet worden, der im
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New Mexico — New York.
S9
Jahre fünf Versammlungen abhält. Am
24. Juni 1898 ist das Freimaurcrheini von
N.J. in Burlington eingeweiht worden. —
Es besteht hier auch eine Grossloge der
Farbigen, gest. 11. März 1848, mit 29 Logen
und 410 Mitgliedern.
New Mexico (Territorium der Vereinigten
Staaten von Nordamerika). Die in Albu-
querque bestehende, 6. Sept. 1877 gestif-
tete Grossloge zählt 20 Logen mit 922
Mitgliedern.
New Orleans (Hauptst. des nordamerik.
Staats Louisiana, [1895] 255000 E.). Iiier
bestehen unter der einheimischen Gross-
loge zwei deutsche Logen: 1) Germania
Nr. 46, gegr. 18. April 1844. Vers.: 2.
und 4. Mittwoch. Lokal: St. Louisstr. 118.
2) Kosmos Nr. 171, gegr. 9. Febr. 1864.
Vers.: 2. und 4. Montag.
New Tork, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Über die Geschichte
der Freimaurerei in diesem Staate sind
bis 1782 wenig zuverlässige Nachrichten
vorhanden. Einer im Konstitutionsbuch
der Grossloge von Massachusetts enthal-
tenen Angabe zufolge wurde bereits vom
Earl of Darnley, der vom April 1737 bis
April 1738 Grossmeister der Grossloge von
England war, ein Freibrief zur Errich-
tung einer Loge in N. Y. ausgestellt; spä-
ter erteilten sowohl diese, als auch die
Grosslogen von Schottland, von Irland
und von Massachusetts Freibriefe zur
Errichtung von Logen in diesem Staate.
Doch waren, wie es scheint, die meisten
der damals hier bestehenden Logen Militär-
oder Feldlogen. Auf Ansuchen mehrerer
Maurer bei der Grossloge von England —
wahrscheinlich der sogen. Ancient masons
— wurde ein Freibrief zur Errichtung
einer Grossloge erteilt, der unterm 5. Sept.
1781 ausgestellt ist. [Die Echtheit die-
ses Freibriefs, dessen Original noch vor-
handen ist, wird stark in Zweifel gezogen.
[Vgl. The early history of the Original
Charter of the Grand Lodge of New York;
critically examined by Bro. F. G. Fincke
(New York 1856), und Röhr, Amerikanisch-
deutsche Jahrb. für Freimaurer, Jahrg. j
1856, S. I92.J Kraft dieses Freibriefs
versammelten sie sich 5. Dez. 1782 zur
Bildung einer Provinzialgrossloge, die bald
nach der Anerkennung der Unabhängigkeit
der Vereinigten Staaten aus ihrem Ab-
hängigkeitsverhältnis von der Grossen Loge
von England heraustrat und sich für selb-
ständig erklärte. Von da bis 1820 breitete
sich die Maurerei in dem Staate N.Y. ziem-
lich rasch aus, und ihre Mitglieder er-
langten hier, wie in den angrenzenden
Staaten, einen solchen Aufschwung, dass
sie zu grosser politischer Macht kamen.
Dies gab zu Gegensätzen Veranlassung,
die namentlich in der Bewegung der Anti-
maurer (s. d.) Ausdruck und Nahrung
fanden. Diese Anfechtungen führten aber
andrerseits dazu, dass sich die beiden zu
Anfang der 20 er Jahre in N. Y. vorhandnen
Grosslogen, von denen die eine von der
Stadt, die andre von den Land logen ge-
bildet wurde und die in gutem Einver-
nehmen standen, 7. Jan. 1827 zu einer
Körperschaft, der Vereinigten Grossloge
des Staats N. Y., verbanden. Leider ent-
standen aber bald nach dieser Verschmel-
zung zwischen den Vertretern der Stadt-
und der Landlogen eine Menge Eifersüchte-
leien und Zwistigkeiten, die von Jahr zu
Jahr umfangreicher und feindseliger wur-
den. Diese hatten ihren Grund darin, dass
bei den Verhandlungen der Grossloge die
Pastmaster sämtlich Stimmrecht übten; da
nun aber für jede Landloge nur ein Ver-
treter Meilen- und Tagegeld erhielt und
folglich die Pastmaster der Landlogen,
weil sie die Unkosten selbst hätten tragen
müssen, nur selten in der Grossloge gegen-
wärtig waren, so bildeten die Vertreter
der Stadtlogen, weil ihre Pastmaster stets
am Platze sein und ihre Stimmen abgeben
konnten, gegenüber den Landlogen eine
sehr bedeutende Macht, die zu brechen
die letztern sich mit allen Kräften be-
strebten. Dies gab Veranlassung zu einem
1848 vorgelegten Abänderungsvorschlag,
demzufolge zwar alle Pastmaster das Hecht,
an der Beratung Teil zu nehmen, aber nur
der jedesmalige letzte Pastmaster das Recht
haben sollte, sich an der Abstimmung
zu beteiligen. Bei der Beratung dieser
Vorschläge in der Johannisversaramlung
1849 kam es zu einer Spaltung in der
Grossloge. Der bisherige Grossmeister Wil-
lard suchte jene Vorschläge, die schon von
der Mehrzahl der Logen angewendet worden
waren, aufrecht zu erhalten, während sio
in einer vorhergehenden Quartalversamm-
lung, in der überwiegend nur Stadtlogen
vertreten waren, abgelehnt worden waren.
Hierauf schied der Führer der entgegen-
gesetzten Seite, Grosssekretär Herring, mit
einer Anzahl Mitglieder aus der Grossloge
aus. So standen sich, und zwar lange
Zeit, zwei Parteien, die sogenannte Wil-
lardsche und die Herring- Philippssche
Grossloge (diese nach ihrem ersten Gross-
meister Philipps so genannt), gegenüber;
doch war die erstere von der Mehr-
zahl der Logen von N. Y. anerkannt und
fand die gleiche Anerkennung auch bei
den meisten deutschen Grosslogen, nur
denen von Sachsen und Hamburg nicht.
Erst 7. Juni 1858, bei Gelegenheit der ge-
wöhnlichen Jahresversammlung, kam es
nach langen vergeblichen Versuchen, auf
Grund der Annahme der Beschlüsse des
ehemaligen Grossmeisters der Willardscheu
Grosslogo, Evans, zu einer Verständigung
zwischen beiden Grosslogen, die nunmehr
als die eine Grossloge des Staats N.Y. be-
stehen. [Über den ganzen unerquicklichen
Streit s. Röhr, Jahrbücher 1856, S. 206;
1857, S. 86. FZ. 1851, Nr. 8, 25; 1852,
Nr. 15.) — Unter der Grossloge des Staats
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90
New York.
N. Y. arbeiteten 1900 748 Logen (dar-
unter 33 deutsche) mit 101548 Mitgliedern.
Sie sind in 40 Distrikte verteilt. Unter
samtlichen Distrikten nimmt der deutsche
(28.) eine hervorragende Stelle ein und ist
wiederholt als nachahmungswertes Beispiel
den übrigen Distrikten empfohlen worden.
[Uber die deutschen distriktsdeputierten
Grossmeister s. L. 1896, S. 82.J Die 33
deutschen Logen befinden »ich in Albanv,
Brooklyn (6), Buffalo (3), New YorkCitv(21),
Rochester und Stapleton (s. alle diese).
Die Grossloge besitzt seit 1893 in Utika
ein Freimaureraltenheim, mit dem seit
1896 ein Waisenhaus verbunden ist. 1896
hat die Grossloge auch eine neue, wenig
veränderte Verfassung angenommen. Sie
lehnt grundsätzlich die Anerkennung und
Verbreitung jeder Grossloge ab, die
nicht die symbolische iMaurerei gänz-
lich unabhängig von irgend welchen
höhern Graden bearbeitet. Die deutschen
Logen der Stadt X. Y. (s. d.) haben eine
German Masonic Temple Association ge-
bildet und 1880 einen deutschen Frei-
maurertempel und 1888 ein deutsches Alten-
heim in Tappan errichtet. — Die Neger-
grossloge ist 15. Jan. 1869 gestiftet und
zählt 17 Logen mit 433 Mitgliedern. [Vgl.
Mc Clenachan, Ilistorv of the Fraternitv
ofMasonsinN.Y.(4Bde.>"ewYorkl888— 94).
Zeitschriften: Der Triangel (Williamsburgh
1855—79); American Quarterlv Review
(New York 1858 fg.); The Mason'ic Eclectic
(das. 1860 fg.); The National Freemason
(das. 1863 fg.); The Corner Stoue (das.
1867 fg.); Die Reform (das. 1867 fg.); The
New York Square (das. 1874 fg.); The
Masonic Newspaper (das. 1878 fg.); Die
New Yorker Bundespresse (das. 1878—82).
Masonia (das. 1882—94); Der Führer (das.
1872 fg.); Freemasons Journal (das.); Maso-
nic Chrouicle (das.); MasonicStandard (das.).]
New York (St. im gleichnamigen nord-
amerikan. Staat, [1896J 1906438 £.). Hier
bestehen unter der einheimischen Gross-
loge folgende deutsche Logen : 1) Trinitv
Nr. 12, gegr. 23. März 1795, seit 9. März 1841
mit deutscher Sprache. Bei ihrer Hun-
dertjahrfeier 1895 hat sie eine Denkmünze
geprägt uud ihre Geschichte als Festschrift
herausgegeben. Vers. 2. und 4. Montag.
Mitgliederzahl (1899): 171. 2) Ger mau
Union Nr. 54, gegr. 14. April 1819. Zu
ihrem 75jähr. Stiftungsfest 1874 hat Bic
in einem »Gedenkblatt« ihre Geschichte
dargestellt. Mitglicderzahl (1899): 86. Vers.
1. und 3. Montag. 3) Pvthagoras Nr. 86,
gegr. 2. April 1841. Mitgliederzahl (1899):
64. Vers.: 1. und 3. Mittwoch. 4) Ger-
man l'ilgrim Nr. 179, gegr. 27. März 1850.
Mitgliederzahl (1899): 83. Vers.: 2. und
4. Donnerstag. 5) Germania Nr. 182,
gegr. 23. Juni 1852. Mitgliederzahl (1899):
132. Vers.: 2. und 4. Mittwoch. 6) Har-
mony Nr. 199, gegr. 12. Okt. 1849. Mit-
gliederzahl (1899): 88. Vers.: 2. und 4.
Dienstag. 7) Zschokke Nr. 202, gegr.
15. Aug. 1851. Mitgliederzahl (1899): 122.
Vera.: 1. und 3. Donneretag. 8) Naviga-
tor Nr. 232, gegr. 7. Juli 1851. Mitglieder-
zahl (1899): 122. Vera.: 1. und 3. Don-
nerstag. 9) Hermann Nr. 268, gegr. 23.
Juni 1852. Mitgliederzahl (1899): 232.
Vera. : 1. uud 8. Mittwoch. Lokal : Mas. Hall
Ecke 13. Str. und 6. Ave. 10) King Sa-
lomon Nr. 279, gegr. 31. Okt. 1852. Mit-
gliederzahl (1899): 288. Vera.: 2. und 4.
Mittwoch. Lokal: Lexington Assemblv
Rooms 155 E. 58 Str. 11) United Bro'-
thers Nr. 356, gegr. 14. Juni 1850. Mit-
gliederzahl (1899): 187. Vers.: 2. und 4.
Mittwoch. Lokal wie Nr. 9. 12) Hum-
boldt Nr. 512, gegr. 3. Juni 1861. Mit-
gliederzahl (1899): 170. Vers.: 1. und 8.
Mittwoch. 13) Fessler Nr. 576, gegr. 14.
März 1865. Mitgliederzahl (1899): 125.
Vers.: 1. und 3. Dienstag. 14) Sokrates
Nr. 595, gegr. 7. Nov. 1865. Mitglieder-
zahl (1899): 137. Vera.: 2. und 4. Mitt-
woch. 15) Teutonia Nr. 617, gegr. 3.
Aug. 1866, eingew. 21. Juni 1867. Mit-
gliederzahl (1899): 165. Vers.: 2. und 4.
Dienstag. 16) Goethe Nr. 629, gegr. 23.
Nov. 1866, eingew. 13. Juni 1867. Mit-
gliederzahl (1899): 98. Vera.: 2. und 4.
Donnerstag. 17) Beethoven Nr. 661,
gegr. 14. Juni 1867. Mitgliederzahl (1899):
89. Vers.: 1. und 3. Dienstag. 18) Wie-
land Nr. 714, gegr. 20. Sept. 1871, eingew.
14. Juni 1872. Zum 25 jähr. Jubiläum 1896
gab sie ihre Geschichte (verfasst von J.
H. Hittorf) heraus. Mitgliederzahl (1899):
123. Vers.: 2. uud 4. Mittwoch in Löff-
lere Hall, 510—512 E., 148. Str., nahe
Willis Ave. 19) Uhland Nr. 735, gegr.
19. Juni 1873. Mitgliederzahl (1899): 119.
Vers.: 2. und 4. Montag 300 W., 58. Str.,
Ecke 8. Ave. 20) Lincoln Nr. 748, gegr.
12. Febr. 1874. Mitgliederzahl (1899): 156.
Vers.: 1. und 3. Freitag. Lexington
Opcrahouse 155 E., 58. Str., nahe 3. Ave.
21) So Ion Nr. 771, gegr. 20. Jan. 1876.
Mitgliederzahl (1899): 163. Vers.: 1. und
3. Montag, 4. Stock Mas. Temple, 23. Str.
nahe 6. Ave. — Die Logen Nr. 1—8, 12—17
arbeiten im deutschen Freimaurertempel
220 East, 15. Str. Der Tempel gehört der
German Masonic Temple Association, die am
7. Okt. 1877 von den Logen Nr. 2-4, 6—8,
13 und 15 gegründet wurde und der jetzt 25
deutsche Logen angehören. Die Gesell-
schaft bezweckte in erster Linie den Bau
dieses Tempels, der schon 15. März 1880
eingeweiht werden konnte. Aus den Über-
schüssen ist das deutsche Freimaureralten-
heim in Tappan (Rockland Countv) am
24. Okt. 1888 errichtet worden. Tempel
und Heiin sind jetzt schuldenfrei und haben
einen Wert von über 90000 Dollare. Schon
1875 haben 11 deutsche Logen einen Be-
gräbnisplatz für fremde alleinstehende oder
durchUnglück verarmteFreimaurer(cingew.
30. Sept. 1878). Seit 1885 besteht ferner hier
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Nicaragua
ein deutscher Freimaurer-Sängerbund. —
Am 7. Mai 1853 stiftete die Grosse Loge
von Hamburg hier eine Tochterloge
Franklin Nr. 2, die aber von der Gross-
loge von N. Y. nicht anerkannt wurde und
später wieder einging. — Am 24. Okt.
1855 bildete sich das. der Verein Masonia
{». d.), der sich als Gegner der bei den
deutschen Logen N. Y.'s bestehenden Eng-
bünde hinstellte. Er hat sehr wandelnde
Geschicke gehabt und nahm nur Mitglie-
der der von der Grossloge von N. Y. an-
erkannten Logen auf. 1870 ist er wieder
eingegangen. [Vgl. Jahresbericht des
Voreins Masonia zu N. Y., enthaltend
zugleich einen Abrias der Geschichte und
Thätigkeit des Vereins von der Zeit seiner
Gründung an bis zur Feier seines elfjäh-
rigen Stiftungsfestes, Oktober 1855 bis
Oktober 1866.j
Nicaragua (Republik in Zentralamerika).
1763 gründete die Grosslogc von England
eine Loge ohne längern Bestand an der
Mosquitoküste. Jetzt bestehen hier drei
Grosslogen der Grossloge von Schottland,
davon eine in Grevtown (gest. 1851) und
zwei in Bluenelds '(gest. 1882 und 1898).
Ob und wieviel Logen hier unterm Gross-
orient von Zentralamerika (s. d.) arbeiten,
ist nicht bekannt.
Nicolai, Christoph Friedrich, einer
der hervorragendsten Männer der Auf-
klärungspcriode, geb. 18. März 1738 in
Berlin, gest. 16. Jan. 1811 das., trat als
Lehrling in eine Buchhandlung zu Frank-
furt a. O. ein. Hier benutzte er aufs
eifrigste seine Musscstunden zur Vervoll-
kommnung in den Wissenschaften. Nach
Berlin zurückgekehrt (1752), trat er ins
Geschäft seines Vaters ein und erregte
hier durch eine Schrift: Briefe über den
itzigen Zustand der schönen Wissenschaften
in Deutschland (Brl. 1755), die Aufmerk-
samkeit Leasings, mit dem er bald ein
inniges Freundschaftsbündnis schloss. 1759
übernahm er selbständig das Geschäft, das
durch ihn einen solchen Aufschwung
nahm, dass die Buchhandlung zu den
ersten im preussischen Staat zählte. Von
Lessing und Mendelssohn angeregt, gab
er 1759 ein neues kritisches Blatt heraus,
die berühmten »Briefe über die neueste
Litteratur« in 24 Bänden, ferner die »All-
gemeine deutsche Bibliothek«, die später
durch Wöllner (s.d.) verboten wurde, es aber
doch auf 153 Bände brachte. Als Freund
der Aufklärung und Feind jeder Schein-
frömmigkeit erwies er sich besonders in
dem Roman »Leben und Meinungen des
Magisters Sebaldus Nothanker« (1778), von
dem in kurzer Zeit drei Auflagen erschienen
und 12000 Exemplare abgesetzt wurden.
Mit diesem Roman hatte N. den Höhe-
punkt seines Glücks erreicht. Die Er-
folge bestärkten ihn im Gefühl seiner Un-
fehlbarkeit und verleiteten ihn, an den
Erscheinungen auf dem Gebiet der Philo-
- Nicolai. 91
sophie und Poesie einen beschränkten
Massstab zu legen, so dass er mit den
Vertretern der jungen Litteratur zerfiel.
So überwarf er sich mit Herder und Bür-
ger, am meisten aber schadete er sich
durch seine Parodie auf Werther. Sein
Werk: »Beschreibung einer Reise durch
Deutschland und die Schweiz« (12 Bde.,
1783) erregte durch seine Angriffe auf die
Kantsche Philosophie und die ideale Welt-
anschauung den Zorn und Widerspruch
Schillere, Fichtes und der Anhänger der
romantischen Schule, die seinen litterari-
schen Ruhm vernichteten. Fortan galt er
als Vertreter der Philisterwelt und als
Meister der wissenschaftlichen Plattheit und
Flachheit, und seine grossen Verdienste
um die Freiheit und Aufklärung, um die
Bekämpfung gefährlicher Vorurteile, seine
Humanität und religiöse Duldung wurden
vergessen. N. nahm auch auf dem Gebiet
der Freimaurerei eine bedeutende Stellung
ein. Er schrieb: 1) »Versuch über die Be-
schuldigungen, welche dem Tempelherren-
orden gemacht werden, und Über (Jessen Ge-
heimniss. Nebst einem Anhange über das
Entstehen der Frcvmaurergesellschaft« (Brl.
und Stettin, 2. Aufl., 1782). Eine französi-
sche Übersetzung in Amsterdam 1783. Von
dieser Übersetzung sind S. 159 — 224 wieder
abgedruckt in Thory, Acta Lat., II, 239
bis 274, jedoch Beyerle (s. d.) als Ver-
fasser zugeschrieben, was Thory später be-
richtigte. Im Deutschen Merkur 1782
(März, April und Juni) erschienen dagegen
»Historische Zweifel« von Herder (s. Werke
zur Philosophie und Geschichte, Teil 13].
2) »Einige Bemerkungen über den Ur-
sprung und die Geschichte der Rosen-
kreuzer und Freimaurer, veranlasst durch
die sogenannte historisch-kritische Unter-
suchung des Herrn Hofrat Buhle über
diesen Gegenstand« (Brl. und Stettin 1806).
3) »Öffentliche Erklärung über seine ge-
heimo Verbindung mit dem Illuminaten-
orden. Nebst beyläufigen Digressionen,
betreffend Hrn. Joh. Aug. Starck und Hrn.
Joh. Kasp. Lavater« (Brl. und Stettin 1788).
4) »Nachricht von der wahren Beschaffen-
heit des Instituts der Jesuiten« (Brl. und
Stettin 1785). 5) »Letzte Erklärung über
einige neue Unbilligkeiten und Zunöti-
gungen in dem deu Herrn O. H. P. Starck
betreffenden Streite« (Brl und Stettin 1790).
Wie überall so war es ihm auch im frei-
maurerischen Kreise, dem er als Mitglied
der Grossloge Zu den drei Weltkugeln
in Berlin angehörte, hauptsächlich um
Klarheit der Begriffe, um Aufklärung zu
thun; daher war er ein Feind aller Mystik
und aller im Verborgnen schleichenden
Herrschsucht. Zu dem Illuminateuordcn
(s. d.) gehörte N. gleichfalls. Nach Auf-
hebung dieses Ordens gab er die unter 3
aufgeführte »Öffentliche Erklärung« heraus.
Besonders machte sich N. in Gemeinschaft
mit Biester (s. d.) und Gedicke (s. d.) um
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92
Niederlande.
die Freimaurerei dadurch verdient, das» er
den Jcsuitismus bekämpfte, der »ich durch
J. A. Stnrck (s. d.) in die Freimaurerei ein-
zuschleichen drohte. Mit Starck geriet er
dadurch in heftigen Streit. Unter andern
erschienen gegen N.: Chr. N., Buchführers
zu Bebenhausen in Schwaben, wichtige
Entdeckungen auf einer gelehrten Heise
durch Deutschland und aus Eifer für die
christliche,vornehmlichevangelischeKirche
durch den Druck bekannt gemacht (von
J. A. Starck, 1788), ferner: Die jesuiti-
Hchen Wanderungen den theuern Kittens
Wunibald (N.). — Nachdem N. in dem
Anhang zum ersten Teil de» »Versuchs«
Leasings Annahme über den Ursprung der
Freimaurerei widerlegt hatte, stellte er in
der Schrift: »Einige Bemerkungen über
den Ursprung und die Geschichte der
Rosenkreuzer und Freimaurer« eine Mei-
nung auf, die sich als ebenso unhaltbar
erwiesen hat. Kr meinte nämlich, »das«
die Freimaurerbrüderschaft von einer Ge-
sellschaft britischer Gelehrten abzuleiten
sei, die sich 1646 in London vereinigt hatte,
um die von Baco von Verulam in seiner
»Neuen Atlantis« (s. Bacon) vorgetragnen
Ideen von Beförderung der Erkenntnis zu
verbreiten und im eigentlichsten Verstände
das in jenem Kornau beschriebene Salomo-
nische Haus zu bauen. [Vgl. hierüber A. J.
1805, Bd. II, Heft 4, S. 5S1-605. Krause,
Kunsturkunden, Bd. I, Abt. 1, S. b0— 8.
Göckingk, N.'s Leben und litterarischer
Nachla»s (Brl. 1820). Briefwechsel mit Her-
der [im). L. 1*87, S. 125; 1894, S. 93 ]
Niederlande (Königreich). I. Ge-
schichte. A. Zeit der Republik.
Sehen wir von den unerwiesen gebliebenen
Angaben über das Vorkommen einer Loge
Vreedendall (= Friedensthal) aus dem 16.
und 17. Jahrh. ab, so reichen die ersten
Spuren der Freimaurerei in der Kepublik
der Vereinigten Niederlande bis in den
Anfang des 4. Jahrzehnts des 18. Jahrh.
zurück. 1731 wurde im Haag der nach-
malige deutsche Kaiser Franz I. als
Grossherzog von Toseana in einer zu die-
sem Zweck gehaltneu Loge in den Frei-
maurerbund aufgenommen. Fast drei Jahre
später, 19. Nov. (nach andern Angaben
30. Sept.) 1734, finden wir unter dem Vor-
sitz des Grafen Vincent de la Chapelle
eine regelmässige Loge im Haag unter
dem Namen »Loge du Grandmaitre des
provinces rdunies et du ressort de la ge-
neralis« erwähnt, die am genannten
Tage eine Versammlung im Hotel Zum
goldnen Löwen hielt. Doch scheinen um
jene Zeit schon mehrere Logen in den
N., wo die Freimaurerei von England aus
bekannt geworden war, bestanden zu haben.
[Vgl. l'rovinzialkalender für Mecklenburg,
1831, S. 47.] Aus dem Jahre 1735 liegt
ein bestimmter Nachweis vor, dass damals
die später unter dem Namen Le ve>i-
table zele bestehende Loge im Haag er-
richtet worden sei. Im Amsterdamsche
Courant vom 3. Nov. 1735 wird nämlich
aus Haag unterm 3. Nov. berichtet: Am
24. vorigen Monats sei im Haag im Hotel
Nicuwc Doelen eine holländische l^oge der
altberühmten Freimaurerbrüderschaft mit
allen erforderlichen Zeremonien in Gegen-
wart des Grossmeisters Joh. Com. Kade-
maker (s. d.), des Generalschatzmeisters des
Prinzen von Oranien, und des zugeordneten
Grossmeisters Jean Kuenen (s. d. ), — der das
Andersonsche Konstitutionenbuch ins Fran-
zösische übersetzte (La Have 1736 und 1741),
— und andrer Beamten und angesehener M it-
glieder errichtet und seien mehrere neue Mit-
glieder aufgenommen worden. Dieser Be-
richt erregte die Aufmerksamkeit der Re-
gierung; Rademaker wurde zwischen dem
9. und 12. Dez. vor den Hof von Holland
geladen und musste auf Ehrenwort geloben,
keiner Versammlung von Freimaurern mehr
beizuwohnen. Kurz vorher hatte in Amster-
dam bereits ein andrer Vorfall Aufsehen
verursacht. Dort hatte »ich eine meist
aus Engländern bestehende Loge unter
dem Vorsitz von Jean Rousset de Missy
gebildet, die sich in einem Gebäude am
Stilstecg (auf der Südseite von Amsterdam)
versammelte; kurz nach ihrer Errichtung
wurde sie am 16. Okt. 1735 von einer
Rotte überfallen, die das Gebäude plün-
derte und alles, was Bie vorfand, zerstörte
und vernichtete. Dies beides gab Veran-
lassung, dass den 30. Nov. die Staaten von
Holland und Westfriesland einen Ausachuss
zur Untersuchung der Sache einsetzten und
hierauf unterm 30. Nov. eine Verordnung
gegen die Freimaurer erliessen. (Vgl. die
vorige Aufl. 11, 431, wo auch der holländische
Text.] Infolgedessen crliess der Magistrat
von Amsterdam den 2. Dez. d. J. ebenfalls
eine Verordnung, in der alle geheimen
Zusammenkünfte verboten und die Teil-
nehmer mit der Strafe der Ruhestörer be-
droht wurden. [Vgl. v. d. Vijver, Be-
schreibung von Amsterdam, 11,263.] Gleiches
geschah von der Behörde von Rotterdam,
wo man wahrscheinlich ebenso maure-
rische Zusammenkünfte zu halten begann,
am 10. d. M. Gleichwohl fuhr in Amster-
dam eine Loge, deren Mitglieder als recht-
schaffene Männer bekannt waren, fort, sich
zu versammeln. Als der Magistrat hier-
von Nachricht erhielt, Hess er die Mit-
glieder sämtlich verhaften und den Tag
darauf den Logenmeister und die beiden
■ Aufseher vor den versammelten Rat führen,
j wo sie eidlich eine befriedigende Erklä-
rung abgaben. Auf diese hin soll der
i Staatssekretär zur Aufnahme abgeordnet
und auf den von ihm nach seiner Auf-
nahme erstatteten günstigen Bericht nicht
nur die Untersuchung selbst eingestellt,
sondern auch fast der ganze Magistrat
bewogen worden sein, sich aufnehmen
zu lassen. [Vgl. Freytn.-Bibl. I, 29. Samm-
lung für freie und angenommene Maurer
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Niederlande.
93
in Deutschland (1776), S. 14. Lawrie,
Geschichte der Freimaurerei (Freib. 1810),
S. 109 und nach letzterm Acta L. I, 34.]
Allein der gründliche Geschichtskenner
v. Nettelbladt [Provinzialkalender für
Mecklenburg (1831), S. 52] zieht die Wahr-
heit des letztern Teils der Erzählung in
Zweifel und vermutet, dasa der an sich
günstige Bericht des Ausschusses in Ver-
bindung mit dem Umstände, dass eine
hohe Magistratsperson an der Spitze der
Loge stand, die Veranlassung zu der Er-
zählung gegeben habe. Jedenfalls hatte
das Verbot keine nachhaltige Wirkung;
denn schon 1740 nahm die Regierung die
Freimaurer gegen die Geistlichkeit in
Schutz, die innen die Absolution verwei-
gerte; es wurde dem Gewissenszwange
ernstlich gesteuert, und alle Fragen über
die Freimaurerei an die Beichtkinder
wurden verboten. [Sammlung, a. a. O.,
Acta L. I, 46. Nettelbladt, a. a. O]
Indes war die Lage der Sache, obschon
die Regierungsänderuog vom J. 1747 der
Freimaurerei günstig war, noch immer
nicht der Art, dass nicht noch, wie das
im Nederl. Jaarboekje von 1860, S. 175,
mitgeteilte Logenschreiben vom J. 1757
zeigt, die Freimaurer alles öffentliche Auf-
sehen zu vermeiden suchen mussten. Bald
nachher (1749) nahm die schon erwähnte
Loge du Grand maitre im Haag den Titel
Mere-Loge de l'union royale an. Von
dieser Loge ging 8. Nov. 1756 die Auf-
forderung zur Errichtung einer Grossen
Loge der Niederlande aus, woraufhin sich
am 25. Dez. 1756 14 Logen der Nieder-
lande unter dem Vorsitz üagrans im Haag
versammelten, am 27. Dez. die Grosse
Loge der Niederlande gründeten
und den Baron A. N. van Aerssen-Beyeren
van Hoogerheiden, Oberstleutnant der In-
fanterie und Kapitän der holländischen
Garden zu Fuss, zum NationalgrossmeiBtcr
und den Baron van Boetselaer, damals in
gleicher militärischer Stellung, später Ge-
neralmajor, zum zugeordneten Grossmeister
erwählten. [Vgl. Nederl. Jaarb. von 1842,
S. 30; 1860, S. 173.] Schon am 6. Aug.
1758 wurde Graf Christian Friedrich Anton
v. Bentinck zu Varel und Kuiphausen
(geb. 15. Aug. 1734, gest. 1. April 1768,
aufgenommen 4. Febr. 1757 in der Loge
L'union royale im Haag) 2. Nationalgross-
meister, unter dem das englische Kon-
stitutionenbuch nachgedruckt und der Er-
lös unter die Armen verteilt wurde. Ihm
folgte als 3. Grossmeister 24. Juni 1759
der schon genannte Baron Karl van Boetse-
laer, der dieses Amt bis 1794 bekleidete.
Unter ibm kam nicht bloss ein neues Ge-
setzbuch zur Beratung und am 27. Juli
1760 zur Annahme [vgl. dessen Ausgaben
bei Kloss, Bibl., Nr. 201; L. II, 182], wo-
durch das Bestehen der Grossen Loge
nach innen gesichert ward, sondern es
trat auch diese mit andern Grosslogen
in Verbindung. Zunächst übersendete
sie das 1762 gedruckte Gesetzbuch
1770 der Grossen Loge von England und
suchte um dessen Bestätigung und um Un-
abhängigkeitserklärung nach, worauf ihr
auch am 2. März 1770 diese erteilt, am
16. Mai desselben Jahres der Vertrag durch
den englischen Provinzialgrossmeister ge-
nehmigt und auf diese Weise eine nähere
Verbindung mit der Grossen Loge von
England herbeigeführt wurde, unter dem
Vorbehalt, dass die niederländische Gross-
loge keine Loge in England und Ost-
indien stifte. [Vgl. Konstitutionenbuch,
herausgegeben von Noorthouck (London
1784), S. 297.) Mit der Grossen Loge von
Frankreich trat sie durch Vertrag vom
15. Nov. 1777 in ein gegenseitiges Ver-
hältnis. Aber auch mit der strikten Ob-
servanz setzte sie sich in Verbindung.
Prinz Georg von Hessen-Darmstadt (s. d.)
machte 1778 den Herzog Ferdinand
von Braunschweig (s. d.) darauf aufmerk-
sam, dass es wünschenswert sei, dem Tem-
pelherrenorden auch in Holland Eingang
zu verschaffen. Dies gelang den Be-
mühungen des Prinzen Friedrich von
Hessen-Kassel (s. d.), so dass im März und
April 1779 eine Unionsakte zwischen dem
Direktorium in Braunschweig und den im
Haag befindlichen, teils in Deutschland
schon früher dem System zugetretnen
Maurern, zum Teil Mitgliedern des diplo-
matischen Corps zu stände kam und am
18. März 1780 ein Nationalkapitel von
Holland eingesetzt wurde. Sein Protek-
tor und Superior wurde Prinz Friedrich
von Hessen-Kassel, sein Präfekt der Na-
tionalgrossmeister van Boetselaer. Die
Aufnahmen wurden jedoch durch den
Empfang des Ilmlaufschreibens vom 19.
Sept. 1779 unterbrochen, worin Herzog
Ferdinand den Tempelherrenorden ganz
in Frage stellte. Man hatte schon etwa
1780 auf die Vereinigung des holländischen
Direktoriums mit dem deutschen eine
Denkmünze schlagen lassen [HMW. Nr.
206]. Die Grosse Nationalloge bestand
neben diesem Kapitel, obgleich ihr Chef
und einige Grossbeainte im Orden waren.
Auf dem Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.)
wurde das Kapitel durch Schwartz (s.d.) ver-
treten und als holländisches Grosspriorat
der unter dem Landgrafen Karl von Hessen
stehenden achten, nun sechsten Provinz
zugeteilt. — Eins der letzten Werke van
Boetselaers, dessen 25 jähriges Jubiläum als
Grossmeistcr 13. Nov. 1784 feierlich be-
gangen wurde, war die Neubearbeitung
des Gesetzbuchs, dessen Bekanntmachung
am 28. Mai 1798 erfolgte. Nach seinem bald
darauf eingetretnen Tode folgte ihm als
4. Grossmeistcr sein Zugeordneter, Isaak
van Teylingeu, am 24. Juni 1798. Aus der
Zeit seiner Amtsführung stammt die Aus-
setzung eines Preises für die beste Wider-
legungaschrift gegen die um jene Zeit von
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94
Niederlande.
Barruel, Robison (s. d.) u. a. erhobnen i
Anklagen und Verdächtigungen der Frei-
maurerei [vgl. die betreffenden Schriften
L. II, 187] 26. Juni 1801. Der Preis
bestand in einer Denkmünze im Wert von
50 holländischen Dukaten, der Termin der
Bewerbung war auf den 1. Mai 1802 fest-
gesetzt. Doch hatte schon früher der
Staatsrat Mounier (s. d.) seine Gegenschrift
fegen die Genannten erscheinen lassen,
fnter den beiden folgenden Grossmeistern,
dem am 29. Mai 1805 zum 5. erwählten
C. G. Bijleveld und dem 6. am 24. Juni
1810 eingetretnen Grossmeister Isaak
Bousquet, Advokat in Leiden, wendete
die Grosse Loge bedeutende Unterstüt-
zungen den durch die damaligen Kriegs-
zustände und andre Unglücksfälle Be-
drängten zu. Auch wurde in dieser Periode
das grossartige BHndeninstitut in Amster-
dam gestiftet, hauptsächlich durch die Be-
mühungen des dortigen Buchhändlers Wilh.
Holtrop (s. d.). Dagegen Hess die Grosse
Loge gegen das aus Frankreich eingeführte
Unwesen der Adoptionslogen, deren eine
schon am 27. März 1801 in der Loge La
bien aim6e in Amsterdam gehalten worden
war, am 10. Juni 1810 ein Verbot ergehen.
Auch feierte die Grossloge den 5. Juni
1808 ihr 50 jähriges Bestehen. [Denkmünze
darauf HMW. Nr. 209 ] — Unter dem am
24. Juni 1812 erwählten 7. Grossmeister,
W. Phil. Barnaart, Maire von Huarlem,
geriet die Grosse Loge in einen Streit
mit dem Grossorient von Frankreich. Nach
Einverleibung der N. in das französische
Kaiserreich nahm der letztere die alleinige
maurerische Oberherrschaft über die nie-
derländischen Logen in Anspruch und ver-
langte die Unterwerfung der Grossen Loge
der N. Diese behauptete fest ihre Unab-
hängigkeit, und der Grossorient von Frank-
reich schlug, als er sah, dass er auf diesem
Wege nicht zum Ziel gelangte, einen
andern ein, indem er nach und nach eine
Anzahl neuer Logen in verschiednen Städten
der N. gründete, ohne die Rechte der
Grossen Loge zu achten. Diese Logen
schmolzen jedoch bei dem Aufhören der
französischen Herrschaft sehr zusammen.
— Hatten, abgesehen von diesen Vor-
gängen, die politischen Ereignisse, so be-
deutend sie auch sonst die N. beröhr-
ten, doch auf den Fortbestand der Mau-
rerei keinen wesentlichen Einffuss geübt,
so war dies um so mehr in der folgenden
Periode der Fall. — B. Das Königreich
der N. 1814 bis 1833; Vereinigung mit
Belgien. Schon 3. Jan. 1814 beglück-
wünschte, kurz nach Beendigung der fran-
zösischen Herrschaft, eine Abordnung der
Grossloge der N. den nachmaligen König
Wilhelm I. zu seiner Rückkehr, wobei
sich dieser sehr geneigt gegen die Frei-
maurerei aussprach. Bei der ersten Zu-
sammenkunft der Grossloge am 29. Mai
1814 wurde hierauf beschlossen, alle Logen, |
auch die französischen, aufzufordern, ihre
Stiftungsurkunden genehmigen zu lassen.
Eine weitere Wendung erfuhr aber die Sache
der Freimaurerei, als am 30. März 1815
der König seinen Einzug in Brüssel hielt
und Belgien mit dem Königreich der N.
vereinigt wurde. Der König hatte sich
daselbBt von seinem (nicht dem Bunde an-
gehörigen) Justizminister Graf v. Triennes
einen Bericht vorlegen lassen, der von
einem Memoire des Staatssekretärs A. R.
Falck (s. d.) begleitet war, infolgedessen er die
Vereinigung sämtlicher Logen seiner Lande
zu einem Körper verlangte und zugleich
dem Bunde seinen Schutz verhiess. Diese
Anordnung kam den Maurern der nörd-
lichen Provinzen erst ein Jahr später (den
der südlichen erst nach zwei Jahren) zu.
Inzwischen wurde in der Jahresversamm-
lung der Grossloge der N. vom 30. und
81. Mai 1815 M. W. Reepmaker zum (8.)
Grossmeister erwählt. In derselben Ver-
sammlung kam auch die Frage wegen der
Vereinigung mit den südlichen Provinzen
zum ersten Mal zur Sprache, jedoch war
man der Meinung, diese Frage noch auf-
schieben zu müssen, und es mag vielleicht
der Lauheit, womit man damals diese An-
Selegenheit behandelte, zuzuschreiben sein,
ass es nachmals nie zu einer wirklichen
Vereinigung der südlichen und nördlichen
Logen gekommen ist. In der nächsten
Jahressitzung am 2. Juni 1816 suchte die
kurz vorher errichtete Loge L'union Fr6-
deric im Haag, der der unlängst erst in
Berlin aufgenommene Prinz Friedrich der
N. (s.d.) angehörte, um eine Stiftungsurkunde
nach, die sie auch am 18. Okt. desselben
Jahres erhielt. In derselben Versammlung
wurde dieser Prinz einstimmig zum (9.)
Nationalgrossmeister erwählt, in der Sitzung
vom 4. Juni als solcher ausgerufen und
in der vom 13. Okt. desselben Jahres ein-
gesetzt. In der Versammlung vom 2. Juni
kam auch die Vereinigung mit den süd-
lichen Provinzen zur Sprache, und es wurde
beschlossen, den südlichen Logen wissen
zu lassen, dass man allgemein einer Ver-
einigung geneigt sei, und der Grossmeister
zu weitern Verhandlungen ermächtigt.
Allein die desfalls ergangneu Vorschläge
hatten weniger günstigen Erfolg, als dies
früher der Fall gewesen sein würde; die
Anforderungen der südlichen Logen stellten
sich höher, und es ist hieraus auch er-
klärlich, wie es kam, dass der Grossmeister
in seinem Rundschreiben vom 5. Mai 1817
sich absichtlich auf den Vorschlag einer ge-
meinschaftlichen Oberbehörde mit zwei
Abteilungen für die nördlichen und die
südlichen Provinzen, beschränkte. Trug
man sich doch in Belgien selbst mit dem
Gedanken, den damaligen Prinzen von
Oranien zum Grossmeister der südlichen
Provinzen zu ernennen, was jedoch dieser
Prinz durch eine Zuschrift vom 7. Mai
I desselben Jahres an die Loge L'espcrance
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Niederlande.
95
in Brüssel, deren Mitglied er war, verhin-
derte. Unterdes hatte ein belgischer
Ausschuss einen Verfassungsentwurf aus-
gearbeitet, infolgedessen auf den 24. Juni
1817 eine Grosse Loge für die südlichen
Provinzen einberufen wurde. Diese
bildete sich auch an diesem Tage und
erwählte Prinz Friedrich der N. zum
lebenslänglichen Grossmeister für die süd-
lichen Provinzen, wodurch er die oberste
Leitung der ganzen niederländischen Mau-
re r»*c hu ft in seiner Hand vereinigte. Sein
erstes war der Erlass eines Kundschreibens
vom 30. Aug. 1817, in dem er einen Aus-
schuss zur Entwerfung einer Verfassung
ernannte, nach der die beiden Grosslogen
des Reichs zu einer Gesamtbehorde ver-
einigt werden sollten. Der Ausschuss be-
endigte sein Werk in vier Sitzungen, so dass
die vielfältigen Bestrebungen der soge-
nannten Schottischen Logen, die diese Ver-
einigung zu hintertreiben suchten, vereitelt
waren. Dieser Verfassungsentwurf vom
20. Sept. 1817 wurde in Belgien beinahe
von allen Logen, in der nordniederlän-
dischen Grossloge aber mit 77 gegen 20
Stimmen angenommen. Die Vereinigung
erfolgte am 11. Dez. 1817. In dieser Ver-
fassung war bestimmt, dass die Brüderschaft,
geleitet durch die nördlichen und süd-
lichen Grossbeamtenlogen (Groote Loge
van Bestuur, Grande Loge d'adrainistra-
tion), eine gemeinschaftliche Oberbehörde
in dem Grossosten haben sollte, bestehend
aus den Grosswürdenträgern der beiden
Grossbeamtenlogen und aus 28 Meistern
vom Stuhl, halb der nördlichen, halb der
südlichen Logen. Den Vorsitz sollte der
Nationalgrosameister führen. Dieser Gross-
osten sollte sich abwechselnd im Haag
und in Brüssel versammeln. (Die Zu-
sammenkunft hat aber nie stattgehabt.)
Aus dem Grossosten sollte ein hoher Rat ge-
bildet werden, bestehend aus dem National-
grossmeister, zwei Grossaufsehern, einem
Urossredner, einem GrossschriftfÜhrer,
einem Grossschatzmeister, einem Gross-
siegelbewahrer und vier Grossuntersuchern.
Die Gewalt der nördlichen Grossbeamten-
loge sollte sich über Nordbrabant, Gelder-
land, Holland, Zeeland, Utrecht, Fries-
land, Overysel, Groningen, Drenthe und
Ostindien erstrecken, die südliche sollte
die übrigen Provinzen (auch das Gross-
herzogtum Luxemburg) und Westindien
unter sich haben. Doch haben sich die
westindischen Logen niemals dieser An-
ordnung fügen wollen und sind unter dem
alten Grossorient geblieben. Nachdem
diese Verfassung angenommen war, wurde
die südliche Grossbeamtenloge (Grande
Loge d'administration des provinces me>i-
dionales) den 11. April 1818 in der Loge
L'espe'rance zu Brüssel eingeweiht Ts. eine
darauf geschlagne Denkmünze in HMW.
Nr.211], während der niederländische Gross-
orient in dessen Gefolge in der Sitzung
vom 10. Mai 1818 den Namen einer Gross-
beamtenloge für die nördlichen Provinzen
(Groote Loge van Bestuur voor de noor-
delijke provineißn) annahm. Beide er-
hielten Sonderbestimmungen. [Vgl. Anna-
les des Pays-Bas IU, S. 129, 725; IV,
S. 58.] Was die Sprache der Logen-
arbeiten anlangt, so wurden in Belgien
sämtliche Logen in französischer Sprache
gehalten, ausgenommen dass einige Male
in Gent 1823 Aufnahmen in der Landes-
sprache vollzogen wurden, was jedoch ohne
Nachfolge blieb. — C. Neueste Zeit.
Die Lostrennung der südlichen Provinzen
und die Gründung des Königreichs Bel-
gien führte zunächst nur zu selbständigen
Neugestaltungen des Freimaurerbundes in
diesem Lande (s. Belgien). In dem nun-
mehrigen Königreich der N. dauerte es
noch bis 1887, bevor die maurerische Ober-
behörde den bisherigen Namen einer Gross-
beamtenloge für die nördlichen Provinzen
mit dem alten Namen eines Grossostens
(Groot Oosten) vertauschte und so auch
den letzten Schein einer geteilten und
beschränkten Obergewalt ablegte, während
sie zur Zeit der Vereinigung bloss ein
Teil eines Gesaratkörpers und dem allge-
meinen Grossosten und Hohen Rat (ob-
wohl dieser nur dem Namen nach bestand)
unterworfen war. Eine Angelegenheit, die
lange Zeit in der niederländischen Mau-
rerei eine Spannung erregt und selbst die
Leidenschaften wach gerufen hatte, wurde
nunmehr einem friedlichen Atmchluss
entgegengeführt: das Verhältnis der Hoch-
graae zu den sogenannten Abteilungen
des Meistergrades. Die Hochgrade fass-
ten 1807 festen Fuss in den N., und
zwar durch Annahme ihres 18. Mai 1807
veröffentlichten Gesetzbuchs [in franzö-
sischer Übersetzung in den Annales des
Pays-Bas, IV, 40). Hiernach bestehen
allerdings nur vier, wie in Frankreich
nach dem Rite moderne, nämlich: der Flu
leossais, Maftre ecossais, Chevalier de
l'orient und RoBecroix (Schotsch Elu,
Schotsch Meestcr, Ridder van het Oosten,
Rosenkruis\ Die Oberbehörde der schotti-
schen Maurerei ist und war stets getrennt
von der eigentlichen Freimaurerei und
hielt ihre Versammlungen stets an dem
folgenden Tag nach der Grossen Loge.
In der Sitzung des Kapitels vom 30. Mai
1814 wollte man Neuerungen in diesen
Hochgraden einführen, was Veranlassung
zu Streitigkeiten gab und dazu bei-
getragen haben mag, dass der damalige
Grossmeister für die Hochgrade, Bijleveld,
nicht wieder für das folgende Jahr gewählt
wurde. In der Sitzung vom 5. Juni 1816
wurde Prinz Friedrich der N. zum Na-
tionalgrossmeister auch für die Hochgrade
erwählt und bekleidete dieses Amt bis
zum 31. Mai 1819, wo er es niederlegte
und erklärte, nicht mehr in den Hoch-
graden arbeitea zu wollen. Es hing dies
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Niederlande.
mit der von ihm in Vorschlag gebrachten
Errichtung der Abteilungen des Meis-
tergrads zusammen (s. Abteilungen),
die gewissermassen an die Stelle der Hoch-
grade treten sollten. Er beantragte die
Niedersetzung eines Ausschusses, der über
sswei von ihm zur Frage gestellte Punkte
berichten sollte, und als die Beantwortung,
die dieser Ausschuss gab. gegen seine
Ansicht und zu Gunsten der Hocbgrade
ausfiel, Hess er ein Memoire zur Wider-
legung verteilen und sandte seine end-
gültige Nicderlegung der grossmeister-
liclieu Würde ein. [Diese und andre
hierher gehörige Schriftstücke s. in den
Ann. des Pays-Bas, III, 579; 814; IV,
60.J Es wurde hierauf 22. Mai 1820
eine Zwischenregierung ernannt, ein
Ausschuss von fünf Mitgliedern. Dieser
machte den Vorschlag einer Revision der
vier Hochgrade; man nahm diesen Vor-
schlag zwar an, ging aber andrerseits in
blindem Eifer in dieser Versammlung
sogar so weit, auf jede Weise die Ent-
fernung der Anhänger der Abteilungen
für den Meistergrad aus dem Bund an-
zustreben. Zwar wurden die dabin gehen-
den Anträge verworfen, allein gleichwohl
machte man unterm 7. Jan. 1821 den Ver-
such, sich mit den südlichen Provinzen
gegen die vorgeschlagne neue Einrichtung
zu verbinden. Allerdings blieb dieser Ver-
such ohne Erfolg [vgl. hierüber Annales
des Pays-Bas, V, 2), und der obgedachte
Ausschuss erstattete in der Verhandlung
vom 11. Juni 1821 einen sehr versöhn-
lichen Bericht über die Revision der Hocb-
grade, worin man diese in einer etwas
philosophischen Weise gestaltet und mit
dem Geist der Neuzeit und der Wissen-
schaft mehr in Einklang zu bringen ver-
sucht hatte. Allein dieser Vorschlag
wurde erst acht Jahre später angenommen.
Mittlerweile beschloss am 19. Mai 1823
das Kapitel, die noch offne Grossmeister-
würde dem Prinzen von Oranien, naeh-
herigem König Wilhelm II. (s. d.), anzu-
bieten, der den alten Hochgraden treu ge-
blieben war, und als dieser deren Über-
nahme ablehnte, wählte man am 11. Juli
1824 Nuhout van der Veen zum (10.) Gross-
meister, der dieses Amt auch bis 1834 be-
kleidete. Mehrere Vorschläge, die 1824
von der Loge Le profond silence in Käm-
pen und 1827 von der Loge La vertu in
Leiden ausgingen, auf Niedersetzung eines
Ausschusses, der auf eine Vereinigung
zwischen Hochgraden und Abteilungen
hinwirken sollte, blieben erfolglos. End-
lich kam eine Vereinigung zu stände durch
die Hochherzigkeit des Nationalgross-
meisters, der in der Versammlung der
Grossen Loge 1833 einen Ausschuss er-
nannte, der über die Mittel zur Herbei-
führung einer Eintracht in der niederlän-
dischen Maurerschaft an ihn berichten
aollte. Dieser Ausschuss brachte 1884
seinen Bericht ein, und man ernannte nun
einen gemischten Definitivausschuss aus
Mitgliedern der Grossen Loge, des Kapitels
und der Abteilungen, die 1835 einen Ver-
trag vorlegte, der auch 10. Mai desselben
Jahres in der Grossloge und dann auch
in den beiden andern Körperschaften An-
nahme fand. Seit dieser Zeit stand Prinz
Friedrich der N. wieder als (11.) National-
grossmeister an der Spitze des ganzen Bun-
des, unddieUochgrade und die Abteilungen
arbeiteten friedlich nebeneinander. Nach
diesem Vertrag sollen in den N. keine
andern Rite (Systeme), als die damals be-
stehenden, zugelassen werden, nämlich: die
symbolischen Grade nach dem Gesetzbuch
von 1798, die Hochgrade nach ihrem Ge-
setzbuch von 1807 und die Abteilungen
des Meistergrads nach ihrem Verwaltungs-
grundgesetz von 1819; den gemeinsamen
Mittelpunkt aber soll der Bund in dem
Meistergrad im Grossosten haben. Für
jede der drei Körperschaften soll der Na-
tionalgrossmeister einen zugeordneten
Grossmeister ernennen. Infolge dieser
Vorgänge wurde sowohl das Gesetzbuch
der Hochgrade, als auch das des Gross-
ostens der N. einer Revision unterzogen
und jenes am 25. Dez. 1885, dieses am 13.
Mai 1837 veröffentlicht. — Am 6. Juni
1841 wurde das 25 jährige Jubelfest des
Grossmeisters Prinzen Friedrich feierlich
von allen Logen begangen [L. II. 110;
Denkmünze im HMW. Nr. 221 und 222].
Der Prinz selbst übergab dem Grossosten
ein Kapital von 9000 fl., dessen Zinsen für
wohlthätige Zwecke bestimmt sind. Eine
Reihe von Wohlthätigkeitsakten der Gross-
loge und einzelner Logen kennzeichnen
die folgenden Jahre in der Geschichte der
niederländischen Maurerei, wie sich diese
überhaupt auf diesem Gebiete rühmlich her-
vorthut. Am 19. Mai 1856 beging der Gross-
osten sein Hundert jahrfest zugleich mit
dem 40jährigen Grossmeisterjubiläum des
Grossmeisters Prinzen Friedrich, der dem
Grossosten zur Erinnerung an diese Feier
das Gebäude Fluweeleu Burgwal Nr. 22 im
Haag schenkte, worin noch heute die
Jahresversammlungen abgehalten werden
und das Grossbeamtenkollegium seinen
Sitz hat [L. XIV, 3J. 1866 feierte Prinz
Friedrich sein 50jähriges Maurerjubiläum,
wobei er den Grossosten mit der von ihm
für 3000 Karolin (etwa 60000 M.) erwor-
benen berühmten maurerischen Bibliothek
des Dr. med. Kloss (s. d.) beschenkte. An-
drerseits wurde aus diesem Anlass von
den niederländischen Freimaurern eine
namhafte Summe zur Errichtung einer
Waisenanst^lt für Kinder von Freimaurern
ohne Unterschied des Glaubens gesammelt;
sie wurde am 24. Mai 1869 als Luisen-
Stiftung (Louisa-Stichting, benannt nach
der Gemahlin des Prinzen Friedrich) ein-
geweiht, nachdem Prinz Friedrich ihr ein
| ihm gehöriges Haus nebst Zubehör im
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Niederlande.
97
Haag geschenkt hatte, und bezog am 28.
Äug. 1888 ihr neues Gebäude. In den
ersten 25 Jahren ihres Bestehens haben
95 Kinder dort Aufnahme gefunden. 1876
wurde die 60jährige Grossmeisterschaft
des greisen Grossmeisters in Gegenwart des
Kronprinzen Friedrich Wilhelm von
Preussen (nachmals Kaiser Friedrich HL)
feierlich begangen und ihm dabei ein mit
Diamanten besetzter goldner Hammer ge-
widmet. Auf dieses, wie auf die 40- und die
50iährige Grossmeisterschaft und auf die
silberne Hochzeit des Prinzen Friedrich
wurden Denkmünzen geprägt. fVgl. HMW.
Nr. 240, 228, 236, 226.) Nachdem der Prinz
am 19. Juni 1881 auf eine 65 jährige Mau-
rerlaufbahn hatte zurückblicken können,
starb der hochverdiente Grossmeister am
8. Sept. 1881, und es ging am 18. Juni
1882 das Amt des Nationalgrossmeisters
auf (10.) Prinz Alexander der N. über, der
indes schon am 21. Juni 1884 verstarb.
Thm folgte 1885 (11.) Dr. P. J. G. van Digge-
len und 1892 (12.) Bankier G. Vas Visser
in Amsterdam (geb. 18. Juni 1838). Nach
dem Tode des Prinzen Friedrich ernannten
die Hochgrade selbst einen Grossmeister
(gegenwärtig S.M.Hugo van Gijn in Dord-
recht) und die Abteilungen des Meister-
grades einen Vorsitzenden der Verwaltungs-
kammcr (Kamer van administratie) —
seit 1899 J. H. de Groot im Haag. 1889
begannen beide Körperschaften einen
Prozess gegen den Grossosten, um sich
das Miteigentum der Ecksteen-Cort Hey-
ligers-Stiftung (Betrag des Kapitals [1895]
287 100 fl.) zu sichern, die als Legat der
»niederländischen Freimaurerei« vermacht
worden war. Der Streit endete am 7. Okt.
1893 mit Abscbluss einer Übereinkunft,
wonach die Verwaltung der Stiftung einem
gemischten Ausschuss von Mitgliedern der
drei Körperschaften übertragen wurde
[vgl. Bulletin van het Nederl. Groot-Oosten
IX, 117; X, 365; XIV, 188; XV, 28, 124, 182;
XVII,149, 167]. Auf den Versammlungen vom
1. April und 16. Juni 1894 wurde die neue
Verfassung und zu ihrer Ausführung im fol-
f enden Jahre ein Reglement angenommen.
>arin wurden u. a. die bisher bestehenden
Kränzchen (maconnieke socißteiten) be-
seitigt und dafQr Minderlogen (s. d.) mit
beschränkter Arbeit (met beperkten werk-
kring) eingeführt, die zwar Ritualarbeit
verrichten, aber keine Aufnahmen oder
Beförderungen vornehmen dürfen. [Vgl.
Bulletin van het Nederl. Groot-Oosten
XVHI, 227; XLX, 151. L. 1894, S. 173,
190; 1895, S. 137.] Die Verfassung ist
1897 und 1898 in einigen Punkten abge-
ändert worden. Ausser der Luisen-Stiftung
besitzt der Grossosten noch den Gosselin-
Fonds, der ihm 1868 mit einem Kapital
von 10000 fl. unter der Bedingung ver-
macht worden war, dass die Zinsen 50
Jahre lang zum Kapital geschlagen wer-
den, und den 1863 gegründeten Allge-
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. II.
meinen niederländischen Freimaurer- Wit-
wen- und Waisenfonds (Kapital [1897]
210700 fl). Weiterbesteht eine Vereinigung
zur Erziehung von halbverwaisten, ver-
wahrlosten oder verlassnen Kindern, die
durch die Amsterdamer Loge La charite"
ins Leben gerufen und 1894 staatlich be-
stätigt worden ist. 1895 hat die Utrechter
Loge Ultrajectina eine allgemeine Frei-
maurersterbekaase (Vereeniging van Vrij-
metselaren tot onderlinge ondersteuning
in geval van overlijden) gegründet, der
1898 555 Mitglieder angehörten. Ver-
einigungen, ähnlich den deutschen Gau-
verbänden, bestehen 1) der Zeeuwsche
Logenbuna, 2) seit 1894 der Bund der bel-
gischen und holländischen Grenzlogen und
3) der Verband der Logen Nordhollands
(Geaffilieerde Norderloges), die alljährlich
Versammlungen abhalten. Für die aus-
ländischen Besitzungen sind zugeordnete
Grossmeister ernannt, und zwar für Ost-
indien, Paramaribo (Surinam), Curacao und
Südafrika. Ausserdem sind für Südafrika
und seit 1899 für Niederländisch -Indien
Provinzialgrosslogen eingerichtet. [Litte-
ratur: für die älteste Geschichte Schel-
tema, Iets voor of over de openbare Ge-
schiedenis van de Orde de V. M. in Oud-
Nederland ('s Gravenhage 1837). Für die
Zeit von 1814 — 29: Annales maconniques
des Pays-Bas (Brüssel 1815 fg.), T. I— VT;
zahlreiche einzelne Aufsätze in Neder-
landsch Jaarboekje; ausserdem: L. II,
179; XXHI, 144; Polak, Die Loge
Post Nubila Lux und die Grossloge der
N. (Lpz. 1854); Leutbecher, Die Grande
Besogne der N. und die Loge Post Nubila
Lux in Amsterdam (Erlangen 1855). Eine
ZusammenstellungsämtlicherGrossbeamten
seit Gründung der Grossloge findet Bich
im Jaarboekje 1900, S. V. - H. Sta-
tistik. A. Unter dem Grossosten der
N. arbeiteten 1899 93 Logen mit rund
4600 Mitgliedern und zwar a) in den N.
53 Logen mit 2806 Mitgliedern in 44
Städten: Alkmaar, Amersfoort, Amster-
dam (7), Apeldoorn, Arnhem, Assen, Bergen
op Zoom, Breda, Brielle, Delft, Delfzijl,
Deventer, Doesburg, Dokkum, Dord-
recht, Gorinchem, Gouda, Groningen,
Haag (2), Haarlem, Harlingen, Helder,
Hengeloo, Herzogenbusch, Hoorn, Kampen,
Leeuwarden, Leiden, Maastricht, Middel-
burg, Ncuzen, Nim wegen, Rotterdam (3),
Sliedrecht, Sneek, Tiel, Utrecht, Veendam,
Vlissingen, IJmuiden, Zaandam, Zierikzee,
Zutphen, Zwolle; b) in Ostindien 15 Logen
mit 728 Mitgliedern in Bandung, Batavia,
Buitenzorg, Dschokdschokarta, Kotta-
Radscha, Magelang, Makassar, Medan, Pa-
dang, Probolingo.Salatiga, Samarang, Sura-
baja, Surakarta, Tegal; c) in Westindien zwei
Logen mit 84 Mitgliedern in Curacao und
Paramaribo; d) in Südafrika 28 Logen mit
900 Mitgliedern in Barberton, Bulawayo,
Harrismith, Jagersf ontein , Johannesburg
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Niederlande — Niederländisch-Indien.
(4), Kapstadt (3), Kimberloy, Klerksdorp,
Krugersdorp,Malmesburv,DePaarl, Pretoria,
Riversdale, Rouxville, Rustenburg, Vrede,
Willowmoore, Winburg. B. Unter den
Hochgraden bestanden 1899 15 Kapitel,
und zwar 9 in den N. (Amsterdam [4],
Arnhem, Deventer, Dordrecht, Haag, Ut-
recht), 2 in Ostindien (Batavia, Samarang),
1 in Westindieu (Curacao) und 3 in Süd-
afrika (Barberton, Bloemfontain, Kap-
stadt). C. Abteilungen vom Meister-
grad waren 1899 vorhanden 7, 5 in den
N. (Amsterdam. Gouda, Haag, Haar lern,
Helder, Rotterdam und 1 in De Paarl). —
III. Litteratur. Es genüge hier darauf
hinzuweisen, dasa die gefeiertsten maureri-
schen Schriftsteller der Philosoph, Sprach-
forscher und Dichter Joh.Kinker (s.d.) und
Jan Schouten (gest. 1852, Meister vom Stuhl
der Dordrechtcr Loge La namboyante und
1840 — 1851 zugeordneterGrossmeister) sind,
dessen Gedicht Vrijmetselarij (1817) in 18
Monaten zwei Auflagen erlebte und bei
dessen 25jährigem Maurerjubilaum 1836
eineDenkmünze [HMW. Nr. 220] geschlagen
und ein den Namen Broedertrouw tragen-
des Schiff vom Stapel gelassen wurde, was
auch nach seinem Tode zu seinem Ge-
dächtnis mit einem andern Schiff geschah.
Um die maurerische Spezialgeschichte
machten sich W. J. C. van Hasselt (1860
bis 1863 erster Grossaufseher) und Joh.
Peter Vaillant (geb. 29. Juli 1822 in
Amsterdam, gest. 13. April 1896 im Haag,
aufgenommen 9. Dez. 1857 in der dortigen
Loge L'union royale, 1885—1896 Gross-
schriftführer) verdient. Jenem ist nament-
lich das Jaarboekje voor Nederlandsche
Vrijmetselaren zu danken, das seit 1842
in Amsterdam erscheint. Das offizielle
Organ des GrossoBtens ist das Bulletin
van het Nederlandsch Groot-Oosten (seit
1876). Die periodische Presse wird ver-
treten durch das Maconniek Weekblad in
Amsterdam (seit 1851), L'Union fraternelle
in Nimwegen (seit 1882) und die Indisch
Maconniek Tijdschrift in Samarang (seit
1894). — IV. Denkmünzen wurden ge-
{>rägt bei vielen Gelegenheiten der nieder-
anaischen Freimaurerei. Wir verweisen
im allgemeinen auf HMW. Nr. 206—243.
Niederlande (Königshaus). Aus diesem
Herrscherhaus waren drei Mitglieder Frei-
maurer. 1) Wilhelm U. Friedrich Georg
Ludwig, Sohn König Wilhelms I. der N.,
seit 7. Okt. 1840 König der N., geb. 6. Dez.
1792, gest. 17. Marz 1849, wurde in den
Freimaurerbund aufgenommen als Prinz
von Oranien 14. März 1817 in der Loge
L'esperance in Brüssel unter Leitung des
Meisters vom Stuhl Honnorez in Gegen-
wart seines Bruders, des Prinzen Friedrich
(s. Nr. 2), und mit ihm in die Hochgrade
eingeweiht [Beschreibung der Feierlichkeit
in den Ann. maconn. des Pays-Bas, n,
233J. Einige Zeit später wurde er Ehren-
meister dieser Loge und hat vielfach an
ihren Arbeiten teilgenommen. Über die
beabsichtigte Übertragung der Würde eines
Grossmeisters der Hochgrade in den N. s.
oben S. 96. [Vgl. Ann. maconn. des Pays-
Bas, V, 543.]
2) Friedrich Wilhelm Karl, Prinz der
N., Bruder des Vorigen, geb. 28. Febr.
1797 in Berlin, gest. 8. Sept. 18ol auf Schloss
Pauw bei Haag, wurde zum Freimaurer
27. Juli 1816 in Berlin unter Vermittlung
des niederländischen Gesandten v. Per-
ponchcr durch eine Abordnung der Grossen
Matterloge Zu den drei Weltkugeln in
Berlin, an deren Spitze deren Grossmeister
v. Guionneau stand, aufgenommen [vgl.
Geschichte der Grossen National-Mutter-
logc Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890),
S. 304], 14. März des folgenden Jahres
im Kapitel der Loge L'esperance in
Brüssel gleichzeitig mit seinem Bruder,
dem damaligen Prinzen von Oranien (s.
vorst. Nr. 1), in die Hochgrade ein-
geführt und erhielt die übrigen Kennt-
nisse in einer Sitzung der Kapitel von
vier Amsterdamer Logen 28. März (nach
van Hasselt in Nederl. Jaarboekje 1860,
S. 90, erst 16. Okt.) 1817. Über seine Wahl
zum Nationalgrossmeistcr, als welcher er
am 13. Okt. 1816 eingesetzt wurde, und
seine sonstige Wirksamkeit s. oben S. 96.
Auf seine Vermählung 1825 wurden zwei
Denkmünzen, ebenso auf sein 25 jähriges
Grossmeisterjubiläum 1841, seine silberne
Hochzeit 1850, sein 40-, 50- und 60jähriges
Grossmeisterjubiläum solche geprägt. [Vgl.
HMW. Nr. 215, 216, 221, 222, 226, 228,
236. 240; De Bas, Prins Frederik der Ne-
derlanden en zijn tijd (Schiedam 1887 fg.);
FZ. 1881, S. 382. L. 1881, S. 207.]
8) Wilhelm Alexander Karl Heinrich
Friedrich, Prinz der N., Sohn König Wil-
helms III, der N., Enkel von Nr. 1, geb.
25. Aug. 1851, gest. 21. Juni 1884, wurde
26. Juli 1876 in der Loge L'union royale
im Haag aufgenommen und 18. Juni 1882
zum Nationalgrossmeister der N. als Nach-
folger des Prinzen Friedrich (Nr. 2) ge-
wählt. Er behielt dieses Amt bis zu seinem
Tode.
Niederländlsch-Indlen. Die erste Loge
auf Sumatra wurde von der Grossloge
von England in Benkulen 1765 gegründet.
Ihr folgten zwei weitere Tochterlogen im
Fort Marlborough 1772 und 1796. Von
ihnen ist keine mehr vorhanden. 1793
wurde Sumatra eine englische Distrikts-
grossloge; doch wurde 1862 die letzte
englische Loge aus der Matrikel gestrichen.
Die englischen Logen wurden durch nie-
derländische ersetzt, indem der Grossosten
der Niederlande 1858 in Padang, 1880 in
Kotta Radscha und 1888 in Modau Logen
Sründete. — Früher als auf Sumatra fand
ie Freimaurerei Eingang auf Java, wo
1763 in Batavia die erste Loge durch den
Holländer Rademacher (s. d.)gestiftet wurde.
Sie ging aber schon 1767 wieder ein. In
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Niederschlesisch-Lausitzer-Logenvereiu — Nienieyer.
99
diesem Jahre entstand eine neue Loge
daselbst, die 1771 von dem Grossosten
der Niederlande einen Freibrief erhielt,
und 1769 eine weitere. Beide vereinigten
sich 1837 zu der noch heute bestehenden
Loge De ster in het Oosten, auf die bei
dem 75jährigen Jubiläum 1844 eine Denk-
münze genragt wurde [vgl. HMW. Nr. 225].
Die niederländische Grossloge stiftete
dann weitere Logen 1801 in Samarang,
1809 in Surabaja, 1870 in Dschokdscho-
karta, 1871 in Rembang (jetzt ausser
Thätigkeit), 1872 in Surakarta, 1882
in Probolingo, 1891 in Buitenzorg, 1896
in Magelang, Salatiga und Bandung, 1898
in Tegal. — Auf Celebes besteht nur
eine Loge in Makassar, gegründet 1888,
unter dem Grossosten der Niederlande.
Diese 14 Logen auf diesen drei grossen
Sundainseln stehen unter einem beson-
dern zugeordneten Grossmeister des
Grossostens der Niederlande und haben
1899 eine Provinzialgrossloge errichtet.
Seit 1894 erscheint in Samarang eine
freimaurerische Monatsschrift »Indisch
maconniek Tijdschrift«. — Auf Borneo
wurde 1885 eine englische Loge in Elo-
pura gestiftet, die aber nie gearbeitet hat.
Eine zweite Loge gründete die Grossloge
von England 1891 in Sandakan, die jetzt
noch thätig ist. [Vgl. L. 1898, S. 139.]
Niederschlesisch - Lausitzer - Logenver-
ein. Die erste Versammlung hat in Sorau
stattgefunden, wo die Ausarbeitung der
Statuten von Hoven übertragen wurde.
Diese, datiert vom J. 1862 und angenommen
von den vier Logen in Sorau, Glogau (Zur
biedern Vereinigung), Sagau und Sorot tau,
bezeichnen als Zweck, »das Verhaften der
Logen nach aussen, soweit das angemessen
und nötig erscheint, prinzipiell zu regeln,
die Lebensthätigkeit der Logen im Innern
zu einer grössern Entwicklung zu bringen,
das soziale Leben der vier Logen genuss-
reicher zu machen«. 1887 trat die Loge
Wilhelm zur Wahrheit in Glogau bei.
1894 wurde beschlossen, die Versamm-
lungen nur alle zwei Jahre abzuhalten.
1893 wurde ein neues Statut entworfen,
das aber von dem alten wenig abweicht.
[Vgl. L. 1895, S. 36.]
Niederzaucha (in Schlesien). Hier be-
stand während einiger Jahrzehnte des 18.
Jahrhunderts eine Loge Zum glänzen-
den Siebengestirn. (S. Glogau.)
Nielsen, Friedr., dänischer Kirchen-
historiker, geb. 1846 in Aalborg, studierte
Theologie, bereiste Deutschland und die
Schweiz und wurde 1873 Prediger an der
Erlöserkirche in Kopenhagen und 1877
Professor an der dortigen Universität.
Ausser einer Reihe kirchengeschichtlicher
Schriften veröffentlichte er mehrere Schrif-
ten gegen die Freimaurerei, insbesondere
der schwedischen Lehrart. Die erste Schrift:
»Frimureriet i Norden« (Kopenhagen 1882,
auch deutsch von Michelsen: »Freimaurer-
: tum und Christentum«, Lpz. 1882) rief
eine Anzahl dänischer Gegenschriften
hervor: »En Frimurers Svar paa Fr. N.'s:
Frimureriet i Norden« (1882); »Professor
Fr. N. og Frimurere-Gjen Svar til Prof.
Fr. N. fra en gammel Frimurer«; »Hvad
er det Centrale i Prof. Fr. N.'s Strids-
skrift etc.« (Kopenhagen 1882); Cbristiani,
»Indläg i Sagen om Frimureriet i Norden«
Nvkjöbing 1882); Rob. Stricker, »Et Par
Bemerkinger angaaende den verserende
Strid om Frimureriet i Norden« (Aalborg
1882) ; »Svar paa Hyrdebrev fra General-
Superintendenten Dr. Möller i Magdeburg.
I Anledning af Prof. N.'s Skrift etc.« (Aar-
hus 1882); »Det svenske System. Et Brev
til en tysk Frimurer fra en Svensk Br.«
I (Kopenhagen 1882). N. antwortete darauf
in seiner weitern Schrift: »Det nordiske
Frimureri og Historien« (Kopenhagen 1882).
Auch Archidiakonus Schiffmann (s. d.) in
Stettin trat in seinem »Offenen Brief«
(Lpz. 1883) N. entgegen, dem dieser die
Schrift: »Logen og Kirken« (Kopenhagen
1883, auch deutsch : »Die schwedische Loge
und die christliche Kirche«, Lpz. 1888)
entgegensetzte. Auf die Verteidigungs-
schrift des Missionärs L. O. Skrefsrud:
»Basis er vor Kristentro« (Kopenhagen
1883) schrieb N. »Frimureriet« Basis« (das.
1883). Endlich veröffentlichte noch Dr. L.
Fensch (s.d.) »Freimaurertum und Christen-
tum. Eine Beleuchtung der gleichnamigen
Schrift des Prof. Dr. N. in Kopenhagen
und ein Beitrag zur Reform von einem
deutschen Freimaurer« (2. Aufl., Forst 1886).
Niemeyer, August Hermann, rationa-
listischer Theolog und Pädagog, berühmter
und einflussreicher Schriftsteller und als
Erzieher ein Mann von europäischem Ruf,
geb. in Halle 1. Sept. 1754, gest. das. 7.
Juli 1828. Dem Freimaurerbunde gehörte
er zwar äusserlich nicht an, aber er ist
tief in dessen Wesen eingedrungen und,
von seinem Geiste erfüllt, hat er gelehrt
und gelebt Sein Ideal als Erzieher war
•die auf Religion begründete Bildung zur
Humanität«, und um die städtische Armen-
pflege erwarb er sich grosse und dauernde
Verdienste. [Vgl. Hertzberg, Geschichte
der Stadt Halle, in. Bd., 1893.] N. war
mütterlicherseits ein Urenkel Aug. Herrn.
Franckes, dessen Stiftungen er so gehoben
und deren Bestand er besonders mit Hilfe
des ihm stets wohlgewognen Königs
Friedrich Wilhelm HI. so gesichert hat,
dass er mit vollstem Recht als der zweite
Gründer des Halleschen Waisenhauses be-
zeichnet werden kann. [Vgl. Fries, Die
Franck-Stiftungen in ihrem zweiten Jahr-
hundert. Mit einem Bilde A. H. N.'s,
Halle 1898.] N. wurde 1777 Dr. phil. und
begann gleichzeitig seine akademische
Thätigkeit mit philologischen Vorlesungen.
1779 wurde er ausserordentlicher, 1784
ordentlicher Professor der Theologie, so-
wie Inspektor am königl. Pädagogium,
7*
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100
Nienburg a. d. Weser — Noachite.
1785 Mitdirektor der Franckeschen Stif-
tungen, 1799 deren Direktor, 1804
Wirklicher Oberkonsistorialrat und Mit-
glied des Berliner Oberschulkollegiums.
Auf Befehl Napoleons, der 20. Okt.
1806 die Universität Halle aufgehoben
hatte, wurde N. Pfingsten 1807 plötzlich
und unerwartet gleich vier andern ange-
sehenen Hallensern verhaftet, um als Geisel
nach Pont-ä-Mousaon in Lothringen ge-
führt zu werden. Seine Schicksalsgenossen
waren: 1) der Postdirektor Geheimrat v.
Madeweis, der 20 Jahre Meister vom Stuhl
der Loge Zu den drei Degen in Halle ge-
wesen war; 2) der Polizeiratsmeister Dr.
jur. Keferstein, damals zugeordneter Meister,
nachmals Meister vom Stuhl der genannten
Loge; 3) der Landrat des Saalkreises v.
Wedell-Piessdorf, ein Mitglied der ge-
nannten Loge, und 4) der Major v. Heyden.
Für die ersten drei schrieb N. in Pont-ä-
Mousson am 24. Juni 1807 die »Rede am
Johannistage von einem Uneingeweihten«,
über die er in seinen •Beobachtungen auf
Reisen« [Bd. IV, Teil 1, Seite 188 u. 189
(Halle 1824)1 berichtet und die er Beinen
»Akademischen Predigten und Reden«
(Halle 1819) als Anhang beigefügt hat.
Er widmete sie seinem Freunde Klügel
(s. d.). [Das Begleitschreiben an diesen,
wie die Rede selbst sind abgedruckt im
M L. 1880, Nr. 2.1 Infolge des Tilsiter
Friedensschlusses in die Heimat zurück-
gekehrt, erhielt N. einen ehrenvollen Ruf
nach Berlin, blieb aber in seiner Vater-
stadt. Jerdme ernannte ihn 1808 zum
Kanzler der wiederhergestellten Universi-
tät und zu deren beständigem Rektor.
Nach Auflösung dea Königreichs West-
falen blieb er Kanzler, begab sich aber
1816 des bleibenden Rektorats. Bei der
glänzenden Feier seines goldnen Doktor-
jubiläums ehrte ihn Friedrich Wilhelm III.
auch durch ein Geschenk von 40000 Tha-
lern zum Zweck der Errichtung eines Uni-
versitätsgebäudes, als eines Lieblings-
wunsches N.'s. N. hat nicht nur eine grosse
Zahl wiederholt aufgelegter pädagogischer
Schriften verfasst, er war auch als Dichter
von Oratorien und geistlichen Liedern ge-
schätzt. Mit allen irgend bedeutenden
Männern und Frauen seiner Zeit stand er
im Verkehr.
Nienburg a. d. Weser (St. in der preuss.
Prov. Hannover, 9111 E.). Loge das.:
Georg zum silbernen Einhorn. Am
25. Jan. 1815 beschlossen einige in N.
lebende Freimaurer, sich wegen Gründung
einer Loge an den Provinzialgrossmeister
Herzog Karl von Mecklenburg (s. d.) zu
wenden. Die Urkunde traf am 24. Juni
ein, nachdem schon am 21. Juni die Loge
eröffnet worden war. Der 1816 gegrün-
deten Feldloge Adolphus zur deutschen
Einigkeit und Treue in Conde* gehörten
auch mehrere Mitglieder der Loge Zum
silbernen Einhorn an. Nach der Auf-
losung dieser Feldloge siedelte der Stuhl-
j meister jener, Oberstabsarzt Thomas, zu-
erst nach Stade über, wo er Stuhlmeister
der Loge Adolphus zur gekrönten Tugend
war, und zog 1825 nach N., wo er von
1832—1846 den Vorsitz der Loge hatte.
Zu seinem Gedächtnis wurde Weihnachten
1848 eine Thomas-Stiftung ins Leben ge-
rufen, deren Zweck ist: Hilfsbedürftige
unter den Schutz der Loge zu stellen und
sie durch moralischen Einfluss und durch
materielle Hilfe thatkräftig zu unterstutzen.
Neue Satzungen 1863. 1826 gründete die
Loge einen Verein zur Unterstützung von
Freimaurer-Witwen und Waisen, der sich
über das ganze Königreich ausdehnte.
1856 ging er in die hannoversche Frei-
maurersterbekasse auf. Die kalten Winter
von 1838 und 1839 führten zur Gründung
eines Torfmagazins, aus dem armen Leuten
billige Feuerung gereicht wurde. Ein 1886
gegründeter Engbund arbeitete bis 1867.
Seit 1854 stand die Loge mit ihren
Schwestern in Oldenburg und Bremen
(Ölzweig) in näherer Verbindung, die in
Mai festen ihren Ausdruck fand. Später
traten noch die Logen von Hannover,
Hildesheim, Einbeck, Klausthal und Celle
hinzu, die bis 1866 abwechselnd in ver-
schieden Orten die Frühlingsfeste be-
gingen. Das glänzendste wurde am 24.
und 25. Mai 1862 in N. gefeiert, wobei
König Georg V. zugegen war. Ein neues
Logengebäude (Hafenstr. 3) wurde 28. Sept.
1864 eingeweiht. Mit Urkunde vom 8. Juni
1868 wurde die Loge der Grossen Loge Royal
York angeschlossen. Mitgliederzahl (1899):
72. Vers. Mittwochs nächst dem Vollmond.
Ferien : Juli und August. Ortsgesetze vom
1. Sept. 1893. Die Thomas-Stiftung besitzt
ein Kapital von rund 8000 M. [Vgl. Jör-
dens, Versuch einer Geschichte der Loge
(Hann. 1846).]
Ninas. So nennt Anderson 1788 (S. 16)
den sagenhaften Meister, der beim Tempel-
bau Salomos beteiligt gewesen, später
nach Frankreich gekommen sein und Karl
Martell in der Maurerei unterrichtet haben
soll; an einer Bpätern Stelle (S. 61) nennt
er ihn »Mimus Graecus*. In den alten
Handschriften erscheint der Name in den
mannigfaltigsten Gestalten, aber erst in
der jüngsten Fassung von etwa 1520 — 80
(vgl. England 1, 228). Der anlautende Buch-
stabe muss nach kritischen Ermittlungen
ein M gewesen sein, so dasa der erste
Name etwa Maymon oder Maymus oder
Marcus war, der Zuname anscheinend
Grecus. In der 1. Ausgabe (1723) hat An-
derson diesen Sohn der Sage gar nicht
! erwähnt.
Nlstits, s. Glogau.
Noachite [oder Preussischer Ritter]
(Ordre des Noachides, ou Chevaliers Prus-
siens). Thory, Acta latom., II, S. 328,
sagt: dieser Grad sei um 1756 in Preussen
| durch Friedrich den Grossen entstanden,
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Xoah und Noachideii.
101
seine Erfinder hätten ihm ein hohes Alter
beigelegt und sogar mit dem Teutschorden
in Verbindung gesetzt Er habe sich
weiter verbreitet, sei aber nicht mehr zur
Anwendung gekommen, seitdem seine Ri-
tuale gedruckt worden seien. Dies wäre
also wohl seit 1766, denn damals erschie-
nen »Les plus secrets mysteres des haute
grades« von Köppen herausgegeben, und
aarin findet sich das Ritual 8. 183 — 148
(in der Ausgabe von 1768); S. 115—130
{in der Übersetzung von 1768), sowie später
im Manuel maconnique, S. 151 — 154, und
im Recueil de la Maconnerie Adonhiram.,
II, 134 — 148. Im letztern ist bemerkt,
dass Mr. de Berage Chevalier de l'Elo-
quence de la Loge de Mr. de Saint-Gillair,
Commandeur- Lieutenant, Inspecteur Ge-
neral des loges Prussiennes en France,
selbiges im Jahre des Ordens 4658 aus
dem Deutschen ins Französische über-
setzt habe. Die Ordenssage teilt Oliver,
Histor. Landm. I, 63, mit; sie bezieht sich
auf den Turmbau zu Babel und die Sprach-
verwirrung u. s. w. Das Merkwürdigste
ist jedenfalls Thalegs Wanderung nach
Preussen, wo er seine Residenz aufschlug
und einen dreieckigen Tempel erbaute,
dessen Fundament später in Salzwerken
Preussens gefunden wurde und in seinem
Mittelpunkte einen kleinen marmornen
Pfeiler enthielt mit der hebräischen In-
schrift: »Hier ist die Asche des Grossarchi-
tekten des Turms von Babel niedergelegt.
Gott begnadigte ihn, weil er sich gedemü-
tigt.« [vgl. auch sonst noch Oliver, II, 131
und 841.1 In dem sogenannten Rite ancien |
accepte" führt der 21. und im Rite Misralm
der 35. Grad, im Rite Memphis der 20. Grad
diesen Namen, im Chapitre metropolitain
de France der 46. Grad der sechsten Reihe.
(Vgl. Taute, Bücherkunde (1895), Nr. 1357.]
Noah und Noachlden. Die alten Ver-
fassungen der englischen Werkmaurer er-
wähnen nur die Flut N.'s, vor der die
vier ältesten Kinder Lamechs (Jabal,
Jubal. Tubalkain, Naema) die von ihnen
erfundnen Künste und Wissenschaften
auf zwei Pfeiler geschrieben haben sollen,
um sie über die Zerstörung hinüber zu
retten [vgl. England I, 228], wobei der Ver-
fasser der Cooke-Form eine Verwechslung
mit den Säulen Seths der Sage des Alter-
tums sich hat zu Schulden kommen lassen
|vgl. darüber BZC. 1894, 8. 280]. An-
derson übertragt die beiden Pfeiler auf
Enoch (vollkommen willkürlich), mit dem
Zusätze: »obgleich manche sie dem Seth
zuschreiben« (1723, S. 8, Anm.). Was er
hier sonst sagt, geht offenbar auf Josephus
zurück, aber er springt nach seiner Art I
beliebig damit um und behauptet, Enoch
habe die »freien Wissenschaften« auf die \
Pfeiler geschrieben, während bei Josephus
sie den Söhnen Seths beigelegt werden
mit einem ganz andern Inhalt (vgl. BZC.,
a. a. Ü.J. In der 2. Ausgabe (1738) nimmt
er die »beiden grossen Pfeiler« Enochs in
den Text und behauptet in einer Rand-
bemerkung: »Manche nennen sie Seths
Pfeiler, aber die alten Maurer nannten sie
immer Enochs Pfeiler und glaubten fest
an diese Überlieferung« (S. 3). Dies ist
geradezu unwahr, denn in den alten Hand-
schriften werden stets die vier obigen
Kinder Lamechs als die Hersteller der
Pfeiler bezeichnet. Auf der nächsten Seite
stellt Anderson die ebenso irrtümliche
Behauptung auf, »Noachidae oder Söhne
N.'s« sei »nach einigen alten Überliefe-
rungen« der »erste Name der Maurer« ge-
wesen ; den alten Maurern war eine solche
Überlieferung gänzlich unbekannt. Aber
man thut Anderson unrecht mit der Mei-
nung, er habe den Namen «Noachidae«
zuerst zu den Freimaurern in Beziehung
gesetzt. Wir begegnen ihm schon in einem
Briefe, den die Grossloge 1735 an die Mau-
rer in Calcutta geschrieben hat, um sich
für eine Sendung Arrak zu bedanken. Der
4. Abschnitt lautet: »Die Vorsehung hat
Ihre Loge in die Nähe jener gelehrten
Indier gestellt, die sich gern Noachidae
nennen lassen, wegen der strengen Befolgung
seiner (d. i. N.'s) Vorschriften, die in jenen
Gegenden von den Schülern des grossen
Zoroasters mitgeteilt wurden, des gelehrten
Archimagus von Baktrien, eines Gross-
meisters der Magier, dessen Religion in
Indien vielfach erhalten ist (was uns weiter
nicht berührt), ebenso viele der Rituale
der alten Brüderschaft, die zu seiner Zeit
gebraucht wurden, vielleicht mehr, als sie
sich selbst bewusst sind. Nun, wenn es
mit Ihren andern Geschäften sich verbin-
den lässt, in jenen Gegenden die Über-
bleibsel Alter Maurerei zu entdecken und
uns zu übermitteln, wollten wir alle dank-
bar sein. [Rawlinson MS. C. 136, Nr. 54,
vgl. AQC..XI, 35]. Es müssen der
Grossloge Äusserungen von den Maurern
in Calcutta zugegangen sein, worauf dieser
Teil des Briefs eine Antwort ist, aber wir
wissen bis jetzt nichts Näheres darüber.
Am 31. März 1785, als der Punsch von
dem Arrak getrunken wurde, war Anderson
zugegen und hat die Verhandlungen über
den abzusendenden Brief mit angehört,
ja er muss ihm bei Herstellung seiner
2. Ausgabe mit vorgelegen haben, denn
unter Darius Hystaspis bespricht er das
Auftreten Zoroasters und benutzt dabei
ganz deutlich Ausdrucke des Briefs; man
vergleiche: »Unter seiner Regierung blühte
Zoroasters, der Archimagus oder Gross-
meister der Magier (die die Sonne und
das von ihr gemachte Feuer verehren),
der überall berühmt wurde, von den
Griechen der Lehrer aller menschlichen
und göttlichen Kenntnisse genannt; und
seine Schüler waren grosse Förderer der
Geometrie in den freien Künsten, indem
sie viele Paläste und Feuertempel im
ganzen Reiche errichteten und lange im
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102
Noah — Nöldeke.
östlichen Asien blühten, sogar bis die
Mohammedaner die Oberhand gewannen.
Doch Nachkömmlinge von ihnen sind in
jenen Gegenden bis heute zerstreut, die
viele der alten Gebräuche der Freimaurer
bewahren, weshalb sie hier erwähnt wer-
den, und nicht wegen ihrer Religions-
gebräuche, die nicht der Gegenstand dieses
Buches sind; denn wir überlassen jeden
Bruder der Freiheit des Gewissens, aber
verpflichten ihn streng, den Mörtel (CementJ
der Loge und die drei Artikel N.'s auf-
recht zu erhaltene (S. 23). Man vergleiche
die Bestandteile und wird sich überzeugen,
dass Anderson den Brief benutzt und aus
ihm den Namen »Noachidae« für die
Maurer entnommen haben muss. An sich
war die Benennung für die Söhne N.'s
und ihrer Nachkommen ganz bekannt,
aber die Übertragung des Namens auf die
Maurer ist durch diesen Brief mit den
Äusserungen über Überbleibsel der alten
Maurerei in Indien veranlasst worden.
Anderson war durch diese Nachrichten
sicher überzeugt, dass es sich um einen
wirklichen geschichtlichen Zusammenhang
handle, und schaltete daher (»weshalb sie
hier erwähnt werden «) die Schüler des
Zoroaster mit ihrer baukünstlerischen
Thätigkeit hier ein. Was er am Schluss
unter den »drei Artikeln N.'s« versteht,
lässt sich nicht bestimmen, da sonst sieben
Gebote der Noachiden angeführt werden
[vgl. Krause, Kunsturkunden , II, 2, 8.
88 1J. Vielleicht meint Anderson die
drei einfachen Vorschriften: »Fürchtet
Gott! Ehret den König! Liebet die Brü-
der!« oder nach dem Wortlaut der »Pflich-
ten« in den alten Handschriften: »Treue
gegen Gott, gegen den König und gegen
die Brüder!« Eine dritte Möglichkeit,
welche die meiste Wahrscheinlichkeit für
sich hat, ist die Beziehung auf die Drei-
heit »Bruderliebe, Beistand und Treue«
(Brotherly Love, Relief, and Truth), die
schon 1724 als die »besondern Tunkte«
eines Freimaurers bezeichnet werden und
später die drei »grossen Grundsätze« der
Freimaurerei heissen. Die »Bruderliebe«
nennt Anderson selbst 1728 schon »den
Grundstein und Schlussstein, das Binde-
mittel und den Ruhm dieser alten Brü-
derschaft« (SchluBsabsatz der Pflichten).
Diese letzte Vermutung lässt sich noch
weiter begründen, doch würde das hier zu
weit führen. Ohne Beziehung auf die
Freimaurerei hat de la Tierce*) in seiner
•) Der Titel iat : Hiatoire , Obligation« et Statuta
de la Trea Venerable Confreternito de« Franca -Ma-
roni u. s. w. A Francfort »ur le Meyn , chei Fran-
eoU Varrentrapp MDCCXXXXII. In der Widmung
an Kettler und der „Approbation" wird getagt, dass
die Handschrift bereite 173S fertig vorlag. Bu-
iii >r keilawert tat auch noch, daaa die am 17. Aug.
1733 >u London geatiftete fransöaiacbe Loge nach
der Widmung dea Verfaaeers dos Bucha au aoiner
Zeit (er verlies* 17S3 London) nur den Venerable
Bearbeitung (es ist keine blosse Über-
setzung) des Konst.- Buchs von 1723 den
Namen »Noachiden« (frz. Noachides) für
die Nachkommen N.'s (engl. »Race of Noah«)
verwendet; auch unabhängig von Const.
1738, denn obwohl das Buch erst 1742 ge-
druckt ist, war es handschriftlich seit 1733
vollendet (s. u.). Anderson hat sich aber
nicht darauf beschränkt, die »Noachiden«
in die »Geschichte« einzuführen, er hat
auch die erste »Pflicht« damit beglückt,
indem er hinter dem ersten Satze: »Der
Maurer ist durch seine Verpflichtung ver-
bunden, dem Sittengesetz zu gehorchen«,
einschaltete: »wie ein echter (oder ge-
treuer', true) Noachida« und nachher den
Satz bringt: »denn sie stimmen alle in
den drei grossen Artikeln N.'s überein«.
Auch hier wird eine Erklärung nicht bei-
gefügt, so dass wir lediglich auf Ver-
mutungen angewiesen sind, was diese
»drei grossen Artikel N.'s« sein sollen.
Es ist sehr begreiflich, dass man dieses
Vermächtnis Andersons bei der nächsten
Ausgabe (1756) wieder beseitigte und den
Wortlaut von 1723 herstellte, bei dem man
sich doch etwas denken kann, obwohl die
Ausdrucksweise auch durchaus nicht be-
stimmt, sondern einer mehrfachen Aus-
legung fähig ist. — Die irischen Frei-
maurer, die durch Spratts Buch (vgl. Ir-
land oben I, 488) 1751 auch zu »Noachi-
den« gestempelt wurden und nachher sich
an den »Ahiman Rezon« (s. d.) hielten,
haben seit 1899 durch Herstellung der
alten Form der »Pflichten« den Namen
aufgegeben^ während sie schon 1813 nach
der Vereinigung die Ancients darauf ver-
zichteten. [Vgl. R 1883, Nr. 8.]
Noah (Orden des Patriarchen), Ordre
immortel et respectable du bon pere et
patriarch e Noe\ Dieser Orden soll 25. Juni
1732 entstanden sein und war gegen die
Freimaurer gerichtet; er suchte 1735 und
1742 durch seinen Stifter, den Abbe* Pierre
Louis Voisin, bei der Polizei in Paris um
einen Freibrief nach, und hatte schon ganz
den Zuschnitt der nachmaligen Hohen
Ritterorden in der Maurerei. [Vgl. Klosa,
Geschichte der Freimaurerei in Frank-
reich, I, 42—44.]
Nodier, Charles, franz. Schriftsteller,
geb. 29. April 1780 in Besancon, gest. 27.
Sept. 1844 in Paris, gab Sainte-Palayes
memoire* sur l'ancienne Chevallerie 1826
wieder heraus und wird auch als Verfasser
der Histoire des soetätes secretes (Paris
1815) genannt, deren wahrer Verfasser je-
doch Lerouge (s. d.) ist. [Vgl. Sainte-
Ueuve, Portraits litteraires, T. IL]
Nöldeke, Herrn. Karl PhiL Wilh.,
8chuldirektor a, D. und Schulrat, geb. 21.
Maitre, die Surreillans , sowie die Compagnons und
Apprentifa gekannt hat, d. h. daaa nur «wei Grade
damala gearbeitet wurden, der neue „Meiatergrad"
also 1793 bei dieser Logo noch nicht eingeführt war.
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Xolte — Nordamerika.
103
Dez. 1821 in Bassum, widmete sich dem
höhern Schulfach, wurde 3. Okt. 1848 in
der Loge zu Göttingen aufgenommen, 1852
von der Loge Zum schwarzen Bär in
Hannover angenommen, 1857 deren Red-
ner, 1859 zugeordneter Meister, 1868Meister
vom Stuhl und siedelte 1873 als Direktor
der höhern Töchterschule nach Leipzig
über. Die Bemühungen um Erhaltung der
Selbständigkeit der hannoverschen Gross-
loge und die dem Anschluss der Mehr-
zahl der hannoverschen Logen an die
Grosse Loge Royal York vorhergehenden
Verhandlungen und nach erfolgtem An-
schluss die Neuregelung der Verhältnisse
der Loge Zum schwarzen Bär sind im
wesentlichen auf seine Anregung und seine
Thatkraft zurückzuführen. Er schrieb den
geschichtlichen Teil der Schrift: »Die Jo-
hannis-Freimaurerloge Zum schwarzen Bär
im Orient von Hannover 1774—1874«.
Nolte, Johann Wilhelm Heinrich,
Theolog, geb. 27. Nov. 1767 in Berlin, gest.
das. 2. Febr. 1832, wurde 1788 Sekretär
des Ministers Grafen Herzberg, nach dessen
Rücktritt er 1791 als Lehrer an der Real-
schule und später am Friedrich Wilhelm-
Gymnasium in Berlin Anstellung fand.
1816 wurde er in das Konsistorium zu
Berlin berufen und 1826 zum Wirklichen
geheimen Oberkonsistorialrat befördert. —
In der Loge Zu den drei Seraphim wurde
er 1795 als Freimaurer aufgenommen,
deren zugeordneter Meister er von 1812
bis 1815 war. Der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ge-
hörte er seit 1803 an. 1812 wurde er Mit-
glied des Altschottischen (Bundes-)Direk-
toriums und war von 1818 — 1828 zu-
geordneter Nationalgrossmeister. [Vgl- Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890), S.
433.]
Nonne, Karl Ludw., Oberkonsistorial-
rat und Oberpfarrer, Dr. der Theologie
und Philosophie, geb. 6. Dez. 1785, gest.
17. Juli 1864 in Hildburghausen, wurde
in den Freimaurerbund 7. Febr. 1809 in
der Loge Karl zum Rautenkranz in Hild-
burghausen aufgenommen und war das.
von 1818 an Meister vom Stuhl bis zu
seinem Tode. [Vgl. Ehrhardt, Geschichte
der Loge zu Hildburghausen, S. 10.J
Soordzlek, Jan Jacobus Frederik,
geb. 7. Okt. 1811 in Amsterdam, gest. 14.
Juli 1886, ward im Haag in die Loge
Eendracht maakt macht aufgenommen 27.
Jan. 1841. 45 Jahre lang arbeitete er in
seiner Mutterloge und später in der Loge
L'union royale, mit der jene vereinigt
wurde. Er ward 1855 ins Grossbeamten-
kollegium gewählt und war dessen zweiter
Schriftführer, Archivar und von 1869— 82
zugeordneter Grossmeister. N. ordnete die
Archive des Grossorients und die bekannte
Bibliothek von Kloss(s.d.), schrieb manches
im Vrijmetselaars Jaarboekje und im
I Bulletin, ordnete und beschrieb verschiedue
maurerische Ausstellungen und starb als
Grossmeister der Hochgrade.
Nordamerika ^britisches). Die briti-
schen Kolonien in N. umfassen die Län-
der: Kanada (s. d.) mit den Provinzen On-
' tario, Quebec (s. d.), Neubraunschweig
(a. d.), Neuschottland (s. d.), Prinz Edward-
Insel (s. d.), Britisch-Columbia (s. d.) und
Manitoba (s. d.), und Neufundland (s. d ).
Abgesehen von Neufundland, wo eine eng-
lische Distrikts- und eine schottische Pro-
vinzialgrossloge bestehen, giebt es in jeder
Provinz eigne Grosslogen, in On tario
ausserdem noch eine Negergrossloge. Die
einzelnen Grosslogen zählen in On tario 444,
Quebec 56, Neuschottland 98, Neubraun-
schweig 31, Prinz Edward-Insel 12, Britisch-
Columbia 24 und Manitoba 54. zusammen
719 Logen. Dazu kommen 8 Logen in
Quebec, 1 in Neuschottland und 7 in Neu-
fundland unter der Grossloge von England,
2 in Neufundland unter der Grossloge von
Schottland und 1 in Quebec unterm Gross-
orient von Frankreich, zusammen 14 Logen,
sodass 733 Logen der Weissen insgesamt in
B.-N. bestehen. Die Negergrossloge von
Kanada umfasst 6 Logen. Ferner giebt es
für die Royal Arch Maurerei dio 3 Gross-
kapitel von Kanada, Neubraunschweig und
Quebec, einen Grossrat der Royal und Se-
lect Masters, einen obersten Rat des schot-
I tischen Ritus (gest. 1874) und ein Gross-
priorat des Tempelritterordens (gest. 1824).
Wegen der Bermudas s. d.
Kordamerika (Vereinigte Staaten
von). I. In den amerikanischen Kolo-
1 nien Englands fand der Maurerbund
\ bald nach Gründung der Grossen Loge
in London Ausbreitung. 1730 wurde
! Daniel Cox zum Provinzialgrossmeister
j von New York, New Jersey und Penn-
sylvanien vom englischen Grossmeister,
dem Herzog von Norfolk, ernannt. Ob
er aber von seiner Befugnis, Logen in
N. zu gründen , Gebrauch gemacht hat,
steht dahin. Andrerseits ist erwiesen, dasa
schon 1731 in Philadelphia eine St. John's
j Lodge bestand, in der Franklin (s. d.) auf-
genommen wurde. Sie gestaltete sich als-
bald zu einer Grossloge aus, in der 1784/85
Franklin das Amt des Grossmeisters ver-
sah. Inzwischen hatte die Grosse Loge
von England 1733 Henry Price die Voll-
macht eines Provinzialgrossmeisters für
die Neu -England -Staaten verliehen, und
unter seinem Vorsitze wurde 30. Juli 1788
die Provinzialgrossloge in Boston (Mas-
sachusetts) eröffnet, die hinwiederum einer
Loge in Boston, The flrst Lodge oder 8t.
John's Lodge genannt, 31. August 1733
einen Freibrief erteilte. Kurz darauf er-
hielt Price die Erlaubnis, in ganz Amerika
Bauhütten ins Leben zu rufen, wovon so-
wohl er, als auch sein Nachfolger, Robert
Tomlinson (1784 — 48), wiederholt Gebrauch
machten. So ordnete sich 1734 die Loge
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104
Nordamerika.
in Philadelphia der Provinzialgrossloge
tod Boston unter und gründete diese die
Logen: 1785 The Holy Lodge ofSt-John's
in Portamouth (New Hampshire) und eine
Loge in Charleston (Südcarolina) , 1738
die Masters Lodge in Boston, eine Loge
in Antigua (Westindien) und in Annapolis
(Neuschottland). Der Nachfolger Tomlin-
sons Thomas Oxnard (1743—55) erteilte
Stiftungsurkunden nach Neufundland
(1746), nach Newport (Rhode Island) 1749,
nach Annapolis(Maryland), Newhaven (Con-
necticut) und an zwei andre Logen in Boston,
The second and third Lodge genannt, 1750
nach Philadelphia (Peunsylvanien), New
London und Middletown (Connecticut)
1752—54. Unter Jeremy Gridleys gross-
meisterl icher Amtsführung (1755—67) wur-
den Logen eröffnet in Providence, Rhode
Island (1757), in Newpoit (Rhode Island)
1759, in Marblehead (Massachusetts) 1760,
in Hartford (Connecticut) und Falmouth
(Casco-Bay) 1762, eine Militärloge im 28.
englischen Regimente u. s. w. Price sah
sich 1767 abermals veranlasst, den Vorsitz
in der Grossloge zu übernehmen. Während
dieser Zeit hatten sich in London die so-
genannten Ancient Masons erhoben und
1751 ihre Grossloge gebildet. Mehreren
in solchen Logen der Ancient Masons auf-
enommenen Maurern gelang es 1756, von
er Grossloge von Schottland einen Frei-
brief für eine in Boston zu errichtende St.
Andrew's Lodge Nr. 82 zu erhalten und
später sogar, im Verein mit einigen Logen
der britischen Armee, die zur Grossen Loge
der Modern Masons gehörten, eine Grosse
Loge der Ancient Masons zusammenzu-
stellen. Die Grossloge von Schottland
ernannte 1769 Joseph Warren zum
•Grossmeister der Maurer in Boston und
im Umkreise von 100 Meilen« und 1772
zum »Grossmeister für das Festland von
Amerika«. Die ältere. St. John 's Grossloge
in Boston, trat mit der neuaufgetauchten
Oberbehörde nicht in Verkehr, weil sie die
Verleihung eines Freibriefs von seiten der
Grossen Loge von Schottland für eine Ver-
letzung des Sprengelrechts ansah. In ähn-
licher Weise, wie nach Boston, wurden von
den Grossen Logen in England, Schottland
und Irland sowohl, als auch von den durch
sie bevollmächtigten Provinzialgrossmei-
stern und errichteten Provinzialgrosslogen
Tochterlogen in den verschiednen Teilen
der englischen Besitzungen auf dem ame-
rikanischen Festland ins Leben gerufen, so
dass, da Gesetzbücher und Gebräuche der
Modern und der Ancient Masons vielfach
voneinander abwichen, die Tochterlogen
der einzelnen Grosslogen nicht selten in
feindselige Stellung gerieten und ein buntes
Durcheinander entstand. — Durch den Aus-
bruch der Feindseligkeiten zwischen Grosa-
britanien und den Kolonien (1775) wurden
die Logenarbeiten in diesen grösstenteils
unterbrochen; insbesondere stellten die
I beiden Grosslogen in Boston ihre Sitzungen
ein, da diese Stadt in demselben Jahre von
englischen Truppen besetzt worden war.
Am 17. Juni 1775 starb der Grossmeister
Warren. Bald, nachdem die Engländer
Boston geräumt hatten (1776), traten die
in der Ancient Grossloge vereinigt gewe-
senen Maurer wieder zusammen und bil-
deten (1777) die erste unabhängige Gross-
loge N.'s, die auch 1783 den Titel The
Massachusetts Grand Lodge of Ancient
Masons annahm, um sich von den Modern
Masons, die damals noch keine Gemein-
schaft mit ihr hatten, zu unterscheiden.
Die beiden Grosslogen traten 5. Mai 1792
in eine zusammen. — Dem von Massachu-
setts gegebenen Beispiele folgten bald die
übrigen Staaten der Union, indem sie sich
von den europäischen Grosslogen unab-
hängig erklärten, so 1777 Nordcarolina,
1778 Virginien, 1781 New York, 1786 Penn-
sylvanien, Georgia und New Jersey, 1787
Maryland und Südcarolina, 1789 Connecti-
cut und New Hampshire, 1791 Rhode Island,
1794 Vermont. Zugleich mit diesen Selb-
ständigkeitserklärungen nahm der Maurer-
bund im allgemeinen sowohl in den alten
Gebietsteilen, als auch in den neuerwor-
benen Länderstrecken einen raschen Auf-
schwung. Schon 1800 wurde eine Grosse
Loge in Kentucky gebildet, 1806 eine
solche in Delaware, 1808 in Ohio, 1811 im
Distrikt Columbia, 1812 in Louisiana,
1813 in Tennessee, 1818 in Indiana und
Mississippi, 1820 in Maine, 1821 in Mis-
souri una Alabama, 1830 in Florida, 1844
in Michigan. Durch die aus der Entführung
und angeblichen Ermordung Morgans (s. d.)
hervorgegangene Maurerverfolgung (bis
1886) trat nicht nur Stillstand in der Thä-
tigkeit der Logen ein, sondern ihre Zahl
wurde auch wesentlich verringert. Sobald
aber der Sturm vorübergebraust war, er-
wachten sie zu neuem Leben, sodass eine
weitere Ausdehnung der Grosslogen nötig
wurde: 1837 wurde die von Texas, 1840
die von Illinois, 1843 die von Wisconsin,
1844 die von Iowa, 1850 die von Kalifor-
nien, 1851 die von Oregon, 1853 die von
Minnesota, 1856 die von Kansas, 1857 die
von Nebraska, 1858 die von Washington
gebildet. Ihnen folgten die Grosslogen
von Colorado 1861, Nevada 1865, West-
virginia 1865, Montana 1866, Idaho 1867,
Utah 1872, Indianerterritorium 1874, Wvo-
ming 1874, (Süd-)Dakota 1875, New Mexico
1877, Arizona 1882, Norddakota 1889 und
Oklahoma 1892. Es bestehen nunmehr
in den Vereinigten Staaten folgende Gross-
logen (mit Ausnahme der der Farbigen —
s. d. — ):
/,„„,..,. Z»bl der Zahl der
OroMloge. Logen: Mitglieder:
Alabama 375 11538
Arizona 14 569
Arkansas 445 13670
Colorado 91 7257
5
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Nordamerika.
105
Connecticut . .
Delaware . .
Distrikt Columbia
Florida ....
Georgia ....
Idaho ....
Illinois ....
Indiana ....
Indianer-Territorium
Iowa . . .
Kalifornien
Kansas . .
Kentucky .
Louisiana .
Maine . .
Maryland .
Massachusetts
Michigan .
Minnesota .
Missouri
Montana
Nebraska
Nevada .
New Hampshi
New Jersey
New Mexiko
New York .
Nord Carolina
Norddakota
Ohio . . .
Oklahoma .
Oregon . .
Pennsylvania
Rhode Island
Südcarolina
Süddakota .
Tennessee .
Texas . .
Utah . . .
Vermont
Virginien .
Washington
Westvir^inien
Wisconsin .
Wyoming .
Neben den
re
109
20
25
158
420
30
722
481
80
478
262
353
469
130
193
100
235
384
202
2G4
561
42
220
20
77
168
20
743
29«
48
49<
103
429
37
177
92
425
G02
9
251
104
101
106
287
15
G rosslogen der
Zahl dar
Mitglieder:
17053
2077
4948
4393
18183
1152
54086
28439
2908
26890
18208
19595
18367
5161
21953
7052
37763
38778
15447
9010
80616
2706
11763
832
9111
16094
894
95480
10500
2702
41713
1340
4874
52500
4993
5725
4243
17766
27662
790
12652
9758
4649
5 8«7
16949
1011
Weissen
haben sich noch 82 Neger-Grosslogen mit
1318 Logen und 28334 Mitgliedern ge-
bildet (s. Farbige). Sie werden aber von
jenen nicht anerkannt, teils auf Grund des
Sprengelrechts, teils weil man die Neger
nicht als Freigeborene ansieht. Die Gross-
logen der Weissen halten nämlich noch
immer am Spengelrecht (s. d.) fest und
betrachten ihren Staat als ihnen aus-
schliesslich zugehörig, halten auch an
den Alten Pflichten (s. d.) in einer engern
Weise fest, die von andern Grosslogen
längst überwunden ist So verlangen sie
von den Aufnahmesuchenden volle körper-
liche Unversehrtheit, und es macht viel-
fach schon der Verlust eines Fingerglieds
unfähig zur Aufnahme. Auch temperenz-
lerischc Bestrebungen machen sich in eini-
gen Grosslogen geltend. Andrerseits haben
eine Anzahl Grosslogen zum Teil beträcht-
liche Altenheime geschaffen uud grosse
Wohlthätigkeitsfonds angesammelt. Dem
Bettlerunwesen steuert eine Allgemeine
Freimaurer-Unterstützungsgesellschaft, der
21 Grosslogen angehören und die sich über
die Vereinigten Staaten und Kanada er-
streckt; sie giebt Listen über unwürdig
befundene Logenbettler heraus. — H. Die
britische Templer ei ist durch schot-
tische Templer, Offiziere schottländischer
Regimenter, schon im 18. Jahrh. in die
englischen Kolonien in N. eingedrungen,
und zwar mag das schon um 1769 ge-
schehen sein. Auch in Kingston in Ka-
nada bestand zu Ende des 18. Jahrhun-
derts ein templerisches Heerlager. Diese
Heerlager gingen aber wahrend des ameri-
kanischen Freiheitskampfes wieder ein.
Auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten
entstanden neue templerische Körperschaf-
ten, von denen die heutige Templerei dort
abstammt. Wie sie entstanden, durch wen
sie gegündet und auf Grund welcher Voll-
machten, ist unerwiesen. Sicher ist, dass
ihr Ritual keinem andern templerischen
gleicht und eigentlich gar keine Temple-
rei ist. Sie unterscheidet sich von der
britischen schon dadurch, dass sie als Teil
der freimaurerischen Lehrart gilt. Man
wollte einen eignen militärischen Freimau-
rergrad schaffen, der unter dem Namen
Tempelritter bekanntsein sollte. Das jetzige
amerikanische Templerritual rührt von
Thomas Smith Webb her, und zwar vom
Anfang des 19. Jahrhunderts. Es erfuhr
mehrfacheUmarbeitungen. Eine charakteris-
tische Seite ist die moderne Uniform, sind
die öffentlichen militärischen Übungen,
Aufzüge u. s. w. Auch besitzt die ameri-
kanische Templerei einen vor dem eigent-
lichen Templergrad zu erwerbenden Grad,
der rotes Kreuz (Red cross) genannt
wird und mit den Rose croix nicht zu ver-
wechseln ist. Er ist heidnischen Ursprungs
und steht mit dem ganzen Charakter der
Templerei in Widerspruch. Das älteste
Heerlager scheint in Charleston (Südcaro-
lina) bestanden zu haben. 1805 erfolgte
die Begründung des ersten Grossen Heer-
lagers in Providence (Rhode Island), jedoch
ohne untergebene Heerlager; erst später
wurde es von verschiednen Heerlagern
als Oberbehörde anerkannt. Daneben
bestand, aus sich selbst ebenfalls hervor-
gegangen, das Grosse Heerlager von New
York und das vonPennsylvanien, das schon
1797 gegründet sein wollte. Am 22. Juni 1816
wurde ein General Grand Encampment
für die Vereinigten Staaten gegründet, und
zwar durch Webb. 1856 wurde beschlossen,
dass die bisherigen Encampments von nun
an Commanderies, die frühern Encamp-
ments der einzelnen Staaten Grand Com-
manderies genannt werden sollten. Über
diesen steht das General Grand Encamp-
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106 Nordcarolina
ment. — Alle regelmässigen Versamm-
lungen der (freimaurerischen) Templer
und Malteser in N. werden Encamptnents
genannt. 8ie sollen sich regelmässig we-
nigstens einmal in jedem Vierteljahr ver-
sammeln und aus folgenden Beamten
bestehen: einem Grosskomtur, einem Ge-
neralissimus, einem Generalkäpitän, einem
ersten, einem zweiten Aufseher, einem
Schatzmeister, einem Urkundenbewahrer,
einem Wächter, einem Standartenträger,
einem Schwertträger und dem Wachtha-
benden. Diese Encampments erhalten von
den G rossen campments oder dem General
Grossencampment ihre Freibriefe und er-
teilen die Grade der Ritter vom roten
Kreuze, der Templer und der Malteser.
In den Encampments befindet sich der
Thron im Osten, vor diesem sind drei
Banner aufgehängt, von denen das mittel-
ste ein Kreuz führt, umgeben von Strahlen,
das linke führt die Embleme des Ordens
und das rechte das Lamm Gottes. Der
Grosskomtur sitzt auf dem Thron, ihm
zur Rechten der Generalissimus, der Prälat
und ein abgegangener (Past) Grosskom-
tur, ihm zur Linken der Generalkapitän;
der Schatzmeister und Urkundenbewahrer
sitzen, wie in der symbolischen Loge, der
erste Aufseher an der südwestlichen Spitze
des Dreiecks und auf der rechten und der
ersten Abteilung, der zweite Aufseher an
der nordwestlichen Spitze des Dreiecks und
an der linken der dritten Abteilung, der
Fahnenträger im Westen, neben ihm rechts
der Schwertträger, links der Wächter und
vor ihm ist ein Platz für den Aufzuneh-
menden. Die Ritter sind zu gleicher Zahl
an den drei Seiten verteilt. — III. Auch die
in Frankreich und England ausgebildeten
Grade der schottischen Maurerei und
de« Royal Arch fanden bald Eingang
und sorgsame Pflege. So sehen wir dort
Belbst schon kurz nach der Mitte des 18.
Jahrb. einzelne mit den Meisterlogen eng
verknüpfte Kapitel vom königlichen Ge-
wölbe. Die Grossloge von Pennsylvanien
bildete 1798 ein Gross- Royal Arch -Ka-
pitel, das erste in den Vereinigten Staa-
ten; in demselben Jahre wurde von den
Staaten New Hampshire, Massachusetts
Rhode Island, Connecticut, Vermont und
New York ein General -Grosskapitel ge-
bildet und bevollmächtigt, in Staaten,
wo noch kein Grosskapitel bestand, Ka-
pitel zu errichten. Dem General-Gross-
kapitel unterstehen jetzt 45 Grosska-
pitel. Die Zahl der Royal Arch -Maurer
betrug 1896 einschliesslich Kanadas 200167.
— Später reihten sich an die vier
amerikanischen Royal Arch-Grade die des
Royal und Select Master an, Ableger
des 88 gradigen schottischen Systems (An-
cient and Accepted Rite). In 34 Staaten
bestehen jetzt Grand Councils der Royal
and Select Masters, von denen 31 unab-
hängig von dem 1880 gebildeten General
— Nordhausen.
Grand Council of the United Staates sind,
das alle 3 Jahre zusammentritt. Die Ge-
samtzahl der Councils beträgt jetzt etwa
400 mit 25000 Mitgliedern (nach andrer
Angabe einschliesslich Kanadas: 40596). —
Stephen Morin hatte 1761 in Paris die Be-
stallung als »Depute* Grand Inspecteur« er-
halten und war mit dieser nach Domingo
gegangen, von wo aus seine 25 Grade sich
nach Charleston, New Orleans und New
York verpflanzten jausCharleston wurden sie
1804 durch de Grasse-Tilly (s.d.) zu 33 Gra-
den ausgedehnt und als Supreme Conseil de
Rite ancien et accepte* nach Frankreich
zurückgebracht. Wie dort, so sind sie
auch in den Vereinigten Staaten eine fort-
dauernde Quelle des Haders und des Zer-
würfnisses geblieben. Jetzt besteht ein
nördliches und ein südliches Supreme Coun-
cil, jenes in Boston, dieses in Charleston.
IV. Die Maurerei für Frauen ist stets
nur Gegenstand der Spekulation einzelner
reisender Vorleser (Lecturers) gewesen und
wird von den meisten amerikanischen Gross-
logen verworfen. V. In New York ist 1859
eine Art von ägyptischer Maurererei,
das «Grand Empire of de masonic Order of
the Oriental Rite, 95 degrees« aufgetaucht.
VI. Von den Präsidenten der Vereinigten
Staaten gehörten dem Freimaurerbund an:
Washington (s. d.), Jefferson, Madison,
I Monroe, Jakson (s. d.), Harrison, Tyler,
! Polk, Taylor, Pierce, Buchanan, Lincoln
' (s. d.), Johnson, Garfield, MacKinley (s. d.).
; — Bei den einzelnen Staaten (s. d.) ist nur
auf die Johannismaurerei Bezug genommen,
, von allen höhern Graden und Auswüchsen
der Maurerei abgesehen worden.
Nordcarolina, s. Carolina.
Norddakota, s. Dakota.
Norden, der. An der Mitternachtsseite
hatte der Salomonische Tempel keine
Fenster, so dass er von dorther kein Licht
I empfing. Von der Nordseite einer Loge
soll kein Eingang sein, weil von Mitter-
nacht keine Lichtstrahlen ausgehen. Im
| N. sitzen die Lehrlinge und Gesellen, da-
gegen keine Beamten der Loge. (S. Him-
melsgegenden.)
Norderney (Insel an der ostfries. Küste
in der preuss. Prov. Hannover, 3988 E.).
Hier wurde 28. Aug. 1888 ein maurerisches
Kränzchen gegründet, das während der
Badezeit (Juni bis September) Versamm-
lungen hält.
Nordhausen (St. in der preuss. Provinz
Sachsen, 27535 E.). 1) Hier wurde 27.
Febr. 1790 ein litterarischer Klub gegrün-
det, der hauptsächlich den Zweck haben
' sollte, Nichtmaurer für das Maurertum
| vorzubereiten. 2) Dieser beschloss 21. April
1790 die Stiftung einer Loge Zur ge-
krönten Unschuld unter der Grossen
Landesloge in Berlin. Die Stiftungsurkunde
: wurde 11. Juni 1790 übersendet und der
| 2. Juni als Gründungstag angegeben. Die
I Einweihung fand 25. Juli 1790 statt
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Nord westdeutscher Logenverband — Norwegeo.
107
Während des Kriegs ruhten die Arbeiten
vom 8. Okt. 1806 bis 27. Mai 1807. Nach
Zuteilung der Stadt zum Königreich West-
falen war die Loge gezwungen, sich dem
in Kassel neu errichteten Grossorient für
Westfalen zu unterwerfen, doch arbeitete
sie nach wie vor nach dem Ritual der
Grossen Landesloge, zu der sie 1814 nach
dem Rückfall N/s in den Verband des
preussischen Staats zurückkehrte. Mit-
fliederzahl(1899): 139. Vers.: Mittwochs,
erien: Juli und August. Eignes Logen-
haus, südwestlich vom Dom, eingew. 24.
Juni 1815. [Vgl. Bürgel und Arnold,
Festschrift zur Jubelfeier des lOOjähr. Be-
stehens der Loge 1. Juni 1890.] Zur Feier
des 100 jähr. Jubiläums wurde eine Denk-
münze geprägt [HMW. Nr. 181]. 3) Am
30. Nov. 1870 wurde die St. Andreasloge
Crescens und 4) am 7. Okt. 1876 das Pro-
vinzialkapitel, gen. Crescens, für Sachsen
und Thüringen gestiftet, beide ebenfalls
unter der Grossen Landesloge in Berlin.
NordwestdeutscherLogen verband. Nach-
dem schon 1894 die Loge in Bremerhaven
die Gründung eines Logenverbands zwischen
der untern Weser und der Ems angeregt
hatte, wurde der Verband auf Einladung
der Loge in Oldenburg 31. Mai 1896 das. ge-
gründet, wobei ein Statut aufgestellt wurde.
[L. 1896, S. 101.] Er besteht aus 9 Logen:
Bremen (Friedrich Wilhelm zur Eintracht),
Bremerhaven, Emden, Leer, Nienburg, Ol-
denburg, Vegesack, Verden, Wilhelmshaven.
Er tagte zuletzt 9. April 1899 in Bremen.
Northeim (St. in der preuss. Prov. Han-
nover, 7184 E.). Hier besteht Beit 15. Aug.
1876 ein freimaurerisches Kränzchen Otto
zu den fünf Türmen unter der Loge
Friedrich zum weissen Pferd in Hannover,
eingew. 15. Aug. 1880. Mitgliederzahl (1899):
25. Vers.: 1. Sonnabend im Monat.
Norwegen (Königreich). I. Ge-
schichte. Die erste Loge, St. Olaus til
den hvide leopard (zum weissen Leoparden)
in Christiania, mag schon um 1740 ent-
standen sein. Eine Stiftungsurkunde er-
hielt sie erst 9. Okt. 1749 vom englischen
Provinzialgrossmeister für Dänemark und
Norwegen, Grafen Christian Konrad
Danneskjold-Laurvig. Zwischen 1749 und
1767 ruhte die Loge auf einige Zeit. Sie
nahm aber, nachdem sie 18. Jan. 1757
unterm General Brokkenhuus wiederbelebt
worden war, einen neuen Aufschwung.
1780 wurde ihr durch königlichen Erl aas
befohlen, da sie einer Verbindung mit der
Grossloge von Schweden verdächtig war,
sich der Schottenloge Christian zum Pal-
menbaum in Kopenhagen unterzuordnen.
Sie erklärte sich zwar dazu bereit, fuhr
aber in Wirklichkeit fort, selbständig zu
arbeiten. 1779 gründete Karl Jakob Wol-
de mar Graf Schmettau die zweite Loge:
Christian til den srrte hjelm (zum schwar-
zen Helm) in Drontheim, die 21. Okt. 1780
von der Schottenloge in Kopenhagen eine
Stiftungsurkunde erhielt, aber schon 1785
ihre Thätigkeit wieder einstellte. Dieselbe
Schottenloge stiftete 24. Juni 1786 die
Loge Carl til den norske löve (zum nor-
wegischen Löwen) in Bergen [vgl. AQC.
XII, 166], die aber ebenfalls von nur kur-
zem Bestand war. Diese beiden Logen
bekannten sich zur strikten Observanz.
Mit neun Mitgliedern der Bergener Loge
bildeten 1808 15 Offiziere eines hollän-
dischen Ostindien fahrers, der durch den
Sturm nach Bergen verschlagen worden
war, eine «reisende« Loge De toevellige
vereeniging (Die zufällige Vereinigung)
unterm Grossosten der Niederlande. Um
dieselbe Zeit bestand in Kongsberg eine
Loge, deren Mitglieder eingewanderte Berg-
werksleute und Kriegsgefangene waren
[vgl. Bh. 1882, S. 299]. 1810 nahm die
Loge in Christiania, die seit 1792 kein
Lebenszeichen mehr von sich gegeben
hatte, ihre Thätigkeit auf Veranlassung
des Statthalters Prinzen Karl von Hessen-
Kassel (s. d.) wieder auf; es fanden aber
nur wenige Versammlungen statt. Nach-
dem N. durch Personalunion mit Schweden
vereinigt worden war, trat die Loge 16.
Aug. 1818 mit der Grossen Landesloge
von Schweden in Verbindung und wurde
23. April 1819 in deren Verband aufge-
nommen. Die Folge war die Einführung
der schwedischen Lehrart (s. d.) und die
Gründung weiterer Logen durch die
j Grosse Landesloge von Schweden in N.
1 So wurde 80. Nov. 1825 die Loge Oscar
; til den flammende stjerne (zum flammen-
den Stern) in Drammen errichtet. Sie
wurde 1836 wegen Unregelmässigkeiten
ihres Logenmeisters und andrer Mitglieder
geschlossen und 1841 in Christiania wieder
als Andreasloge eröffnet. Hier hatte man
4. April 1889 ein neues Logenhaus einge-
weiht Der Bau dieses Hauses hatte
140000 Kronen gekostet, und wegen der
Bezahlung der auf haftenden Schulden ent-
standen Schwierigkeiten. Daher übernahm
1862 die Stadtgemeinde das Gebäude für
60000 Kronen, wobei der Loge das Miet-
recht auf 25 Jahre zugestanden wurde.
Inzwischen war 26. Jan. 1857 in Christia-
nia eine sog. Stuartsloge für die Kapitel-
grade (7.-9. Grad) gegründet worden, die
im Febr. 1870 in eine Provinzialloge der
Grossen Landesloge von Schweden umge-
wandelt wurde. Es entstanden nunmehr
auch ausserhalb Christiania» wieder Logen,
so 1875 in Bergen, 1877 in Drammen und.
1881 in Drontheim. Die Drontheimer
Loge war zunächst nur als Filialloge von
Christiania gegründet worden und wurde
erst 1883 in eine selbständige Loge um-
Sewandelt. Die Veranlassung dazu war,
ass mehrere Freimaurer, die in Drontheim
eine Loge errichten wollten, aber die Be-
dingungen der Grossen Landesloge von
Schweden nicht unterschreiben zu können
glaubten, die Grosse Loge von Hamburg
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108 Korwegen
und als diese Bedenken trug, die Grossloge
Zur Sonne in Bayreuth um eine Stiftungs-
urkunde angingen, die ihnen von dieser
auch gewährt wurde; 24. Juni 1882 weihte
der Grossmeister Feustel (s. d.) die erste
norwegische Tochterloge der Grossloge
Zur Sonne in Drontheim (s. d.) ein. Ihr
folgten bald weitere in Christiania (s. d.)
18t*5 und in Lillehammer (s. d.) 1891. Diese
Logen wurden freilich von der Grossen
Landesloge von Schweden nicht anerkannt;
dies geschah erst 1893, wo Bestimmungen
für den gegenseitigen Besuch festgestellt
wurden. Inzwischen war 10. Mai 1891 die
Provinzialgrossloge zu einer selbständigen
Grossen Landesloge von N. (Norske Store
Landsloge) erhoben worden, wobei N. zur
X. Provinz (nach der schwedischen Lehr-
art) erklärt wurde. Am 7. Mai 1893 er-
richtete die Grossloge Zur Sonne, die 18.
Jan. 1893 eine vierte Loge in Hamar (s. d.)
gestiftet hatte, für ihre norwegischen Logen
die Provinzialgrossloge Polarstjernen. Am
22. Sept. 1894 fand in Christiania die Ein-
weihung des neuen prachtvollen Logen-
hauses der Grossen Landesloge von N.
durch den Ordensmeister König Oskar II.
statt [vgl. L. 1894, S. 183; 1900, S. 87].
Die Grosse Landesloge stiftete ferner Jo-
hannislogen in Stavanger 1895, in Chris-
tianssana 1899, in Larvik 1900 und eine
Andreasloge in Bergen 1897, während die
Grossloge Zur Sonne nur noch eine Loge
in Skien (s. d.) 1900 gründete. Jene zählt
daher 1900 2 Andreas- und 7 Johannislogen
mit insgesamt 2750 Mitgliedern; unter der
Grossloge Zur Sonne stehen 5 Logen mit
300 Mitgliedern. Ordensmeister der Grossen
Landesloge ist König Oskar II., sein Stell-
vertreter Kronprinz Gustav Adolf; Landes-
grossmeister: 1891 — 97 GeneralleutnantOtto
Richard Kierulf (geb. 29.Jan.l825,gest.7.Jan.
1897) und seitdem Universitätsprofessor Cato
Maximilian Guldberg. Pro vinziul gross -
meisterderProvinzialgrosslogePolarstjerne:
1893—98 Arzt Chr. Kielland und seitdem
Expeditionschef Peter Elias Björnson. [Vgl.
AQC. XIII, 35. Findel, Geschichte der
Grossloge Zur Sonne in Bayreuth (Lpz.
1897), S. 187.] — H. Litteratur. Da die
Freimaurerei in N. erst in den letzten
Jahrzehnten einen Aufschwung genommen
hat und die schwedische Lehrart den Ver-
öffentlichungen nicht gerade günstig ge-
sinnt ist, so kann es nicht Wunder nehmen,
dass die frei maurerische Litteratur N.'s
nicht zahlreich ist. 1870 — 73 erschienen
drei Sammlungen »Maureriske Foredrog«
von Dr. J. G. de Besehe. 1878 gab der
norwegisch-amerikanische Pfarrer J. H.
S i monsen ein Schriftchen • Logen og Kirken •
heraus, worin er behauptete, seine Eigen-
schaft als Freimaurer sei daran schuld,
dass er kein Pfarramt erhalten könne.
Eine antimaurerische Schrift »Foredrog
mod det humanistiske og soskaldte chris-
telige Frimureric von Prof. H. G. Stub
— Notflagge.
| erschien 1882 in Christiania. 1883 gab
Albert J. Lange die erste freimaurerische
Zeitung »Tapis« heraus, die jedoch im
zweiten Jahrgang ihr Erscheinen wieder
einstellte. Seit 1887 erscheint unter der
Leitung Langes wieder eine Zeitung, die
»Nordisk Frimurer-Tidende«. Die Grün-
dung der ersten Tochterloge der Grossloge
Zur Sonne in N. rief sechs Streitschriften
von Jakob A. Lindboe in Drontheim her-
vor. 1894 übersetzte C. v. Gedde die Er-
läuterung des LehrlingskatechiBmus von
Rob. Fischer (s. d.), 1899 Chr. Kielland
die Erläuterung des Gesellen- und des
Meisterkatechismus von demselben Ver-
fasser und Findels (s. d.) Geschichte der Frei-
maurerei ins Norwegische. Die Provinzial-
grossloge Polarstjernen giebt «Mureriske
Meddelelser« heraus. [Vgl. L. 1879, 8. 172. J
Norwegen (Königshaus), s. Schweden
(Königshaus).
Nossen (St. im Königr. Sachsen, 43dl E.).
Hier hat im 18. Jahrhundert kurze
Zeit eine 1744 vom Grafen Rutowsky als
Obermeister von Sachsen (s. d.) gestiftete
Loge Zu den drei Winkelmassen
(Aux trois dquerres) bestanden, die am
13. Sept. 1744 eingeweiht worden ist und
bis 16. Juli 1760 gearbeitet hat. [Vgl.
FZ. 1883, S. 162.1
Nortis und Jäuekendorf , Gottlob
Adolf Ernst v., geb. 21. April 1765 zu
See in der Oberlausitz, gest. 15. Okt. 1886
' in Oppach, wurde 1800 Landesältester,
1804 Ooeramtshauptmann in Bautzen, 13.
April 1809 Konferenzminister und Wirk-
! licher Geheimerrat in Dresden, 1817 Se-
nior des Hochstifts zu Meissen und 1829
Ordenskanzler. Als Dichter ist er bekannt
unter dem Namen Arthur v. Nordstern;
i seine hinterlassenen geistlichen Gedichte
; gab v. Ammon heraus (Lpz. 1840). — In
den Bund der Freimaurer wurde er durch
1 die Loge Zur goldnen Mauer in Bautzen
| 8. Juni 1808 aufgenommen, war von 1818
; an zugeordneter Grossmeister der Grossen
Landealoge von Sachsen und seit 1830
Landesgrossmeister. Von ihm erschien:
•Liederkreis für Freimaurer«, l.Teil(Dresd.
1815), 2. Teil (Dresd. 1828), 3. Teil (Dresd.
1885). [Vgl. R. 1891, S. 62.]
Notflagge. Die N. besteht in der Maurer-
flagge, der eine verkehrte oder mit einem
Knoten versehene Nationalflagge beigefügt
ist. Die Maurerflagge ist von blauer Farbe
mit Zirkel und Winkelmass von weisser
Farbe. L.H, 171 wird sie anders geschildert,
nämlich nach französischem Gebrauch.
Heutzutage findet man diese Flaggen we-
niger, weil die Dampfer meist Gesellschaften
I angehören und bei diesen das persönliche
Verhältnis des Rheders zum Schiff nicht
Ausdruck finden kann. Als Kaiser Wil-
helm I. Hamburg besuchte, war ihm zu
Ehren im Hafen ebenfalls eine Maurer-
flagge gehisst. ("Vgl. H. L. 1892, S. 1971. L.
1879, 8. 101. FZ. 1861, S. 94, 111 (woselbst
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Not- und Hilfszeichen — Nürnberg.
109
eine Abbildung). Le mondc mac. 186S,
8. 694. Chatae d'union 1878, S. 562.]
1862 war die Frage der N. von der Gross-
loge von Hannover angeregt worden,
und zwar war vorgeschlagen worden eine
dreieckige blaue Flagge, worauf Winkel-
mass und Zirkel in bekannter Lage weiss
eingewebt oder aufgenäht ist. [Vgl. Ge-
schichte der Grossen National-Mutterlose
in den Preussischen Staaten, genannt Zu
den drei Weltkugeln (1890), 3. 221. Bh.
1860, S. 103, 128; 1879, S. 837; 1880, 8.
210. HZC. Nr. 125, 8. 106; Nr. 126, S. 5.]
Not- und Ililfszeichen. Das N. ist ein nur
dem Freimaurer bekanntes Zeichen, dessen
er sich in grosser und dringender Lebens-
gefahr bedient, um durch brüderliche Hilfe
Rettung zu finden. Dieses Zeichen hat
besonders in Kriegszeiten wohlthfitig
gewirkt und oft die erbittertaten Feinde
entwaffnet, so dass sie der Stimme der
Menschlichkeit Gehör gaben und sich ge-
genseitig Schutz gewährten, anstatt sich
zu töten. {Vgl. Bh. 1895, 8. 16. FZ. 1850,
8. 135, 201; 1858, S. 349; 1860, S. 398;
1864, S. 142, 151, 189, 197; 1870, S. 81,
349; 1877, S. 345. A. Z. 1834, S. 441.
L. I, 155, 327; XIII, 358; XVHI, 263; 1895,
8. 77. BZC. 1880, 8. 9; 1881, 8. 38. Kloss,
Geschichte der Freimaurerei in Frankreich,
I, 8. 549. Le Franc-Macon 1860, S. 251.
Le monde mac. 1865, 8. 495. Bulletin du
Grand Orient de France 1867, 8. 501.
AnnaleB des Pays-Bas H, 52, 54. Jaar-
boekje voor Ned. Vrijmetselaren 1878, 8.
78.1
Notunia. Dieses Wort ist mit versetzten
Buchstaben aus Aumont (s. d.) gebildet
und der Name des schottischen Meisters,
sowie das Passwort des 4. (schottischen)
Grades.
Norfs, Noviziat (Novitius) hiess im
v. Hundschen Tempelherrensystem, auch
im Schwedischen der 5. Grad, den nur die-
jenigen erhielten, die für den Rittergrad
bestimmt waren. Ein Komtur bei jeder
Präfektur hiess Commendator oder Magister
Novitiorum. Im Lyoner (s. Konvent zu
Lyon) System der Chevaliers de la Ste.-Cite*
und in dem danach gebildeten System des
Konvents zu Wilhelmsbad (s. d.) hiessen
sie Ecuyers; in der 1777 von den schwe-
dischen Abgeordneten in Hamburg an die
braunschweigschen übergebnen Liste des
Stockholmer Kapitels heissen sie Chevaliers
d'Orient ou Novices.
Nowlkow, Nikolaj Iwanowitsch,
russischer Schriftsteller, Begründer der rus-
sischen Journalistik, geb. 8. Mai (27. April)
1744 auf dem Gut Awdotjino bei Moskau,
gest. das. 12. Aug. (31. Juli) 1818, war
erst Militär, dann Buchdrucker und wid-
mete sich ganz der Litteratur. N. war ein
eifriger Freimaurer und Anhänger St.-
Martins (s. Martinitten) und Grossmeister
eines maurerischen Systems in Moskau,
das sich die Verbreitung der Aufklärung
! und Hebung der niedern Volks k lasse zum
Ziel genommen hatte. Er errichtete des-
halb eine grosse Buchdruckerei und trieb
einen Buchhandel, indem er billige
populäre Schriften für die Volkswohlfahrt
verbreitete. N. stand an der Spitze dieses
grossartigen Unternehmens, das jedoch
Anläse zur Verfolgung gab und vernichtet
wurde, und N. kam selbst nach Schlüssel-
burg, bis ihn Kaiser Paul wieder freiliess.
Auch die errichteten Volksschulen, die
grosse Leihbibliothek und andre damit
zusammenhängende Unternehmungen wur-
den aufgelöst, und selbst nach der Frei-
lassung N.'s u. a. war es nicht möglich,
sie wieder herzustellen. [Krasinski, Hist.
rel. d. peupl. Slaves, S. 277. Verslag van
; het vernandelde in de Bijeenkomsten . .
bij de L l'Union royale 1861— 62 (Graven-
hage 1862), 8. 25.]
Numismatik, .s. Denkmünzen.
Nürnberg (8t im Königr. Bayern, 162386
E). Schon in den vierziger Jahren des
18. Jahrh. sollen sich Spuren der Frei-
maurerei in N. gefunden haben. Die Nach-
richten hierüber f s. vorige Auflage II, 455 ;
L. 1881, Nr. 21 J sind aber so unsicher,
dass darauf kein grosses Gewicht zu
legen ist. Jetzt bestehen hier unter dem
Eklektischen Freimaurerbund zwei Logen.
1) Die älteste ist die Loge Zur Einig-
keit (L'union), 12. Mai 1761 mittelst
einer von der englischen Provinzialgross-
loge zu Frankfurt a. M. ausgestellten
Stiftungsurkunde gegründet und 24. Juni
1761 eröffnet. Sie schloss sich der strikten
Observanz an, und 13. Okt. 1765 wurde dar-
nach die erste Loge gehalten; doch fand
die Arbeitsweise wenig Anklang, so dass
bereits 6. Febr. 1769 die letzte Loge nach
ihr abgehalten wurde. Am 6. Juli 1774
begannen die Arbeiten wieder, und 8. Jan.
1778 begab sie sich unter die Leitung der
altschottischen Direktorialloge Charlotte
zu den drei Nelken in Meiningen, indem
sie zugleich zur Ehre Josephs U. den
Namen Joseph zur Einigkeit an-
nahm. Nach Ausscheidung der Loge
! Zu den drei Pfeilen 1789 (s. u.) behielt
' sie die Arbeitsweise der strikten Obser-
j vanz bei. Am 6. Juli 1803 wurde sie durch
ein Schreiben von dem Prinzen Karl von
Hessen (s. d.) zu einer altschottischen Di-
rektorialloge von Franken erklärt und
18. Dez. 1804 unter dem Namen1 Karl zur
Einigkeit eingeweiht. Am 12. Juli 1806
wurde N. an Bayern übergeben, und die
Direktorialloge hatte ihr Ende erreicht. Am
26. Febr. 1807 sagte man sich vom Prinzen
Karl los. Am 20. Febr. 1808 erging der
königliche Befehl, der verlangte, dass die
Staatsdiener von den Logen ausscheiden
sollten; 87 Mitglieder mussten deshalb die
Loge verlassen. Am 30. April 1808 er-
klärte die Loge, dass sie sich von dem
Generalgrossmeister der vereinigten Logen
von Deutschland, Dänemark und Schwe-
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110
Nürnberg.
den abgesondert habe und sich vorläufig
als eine freie, selbständige, von keiner
maurerischen Behörde mehr abhängige
Loge betrachte. Am 11. April 1811 wurde
der Anschluss an den Eklektischen Bund
beschlossen und am 50jährigen Stiftungs-
fest 24. Juni 1811 das eklektische Ritual
eingeführt. [Vgl. FZ. 1861, Beil. zu Nr.
83 und 84. In Bezug auf die Geschichte
der Loge: Kloss, Annaleu der Loge Zur
Einigkeit in Frankfurt a. M., S. 200,
346. L. Geist, Kurzgefasste Geschichte
der Loge Joseph zur Einigkeit während
des ersten Jahrhunderts ihres Bestehens
1761 — 1861.] Unter der verdienstvollen
Wirksamkeit des Vorsitzenden Meisters
Moritz Schmidt, der 1862 sein Amt nie-
derlegte, sowie des Dr. Adam Barthelmess
gedieh die Loge, die von diesem über ein
Viertcljahrhundert geleitet wurde. Das
maurerische Beeidungswesen wurde zeit-
gemäss abgeändert, alles Fremdländische
aus der Logensprache (s. d.) entfernt, ein
neues Ritual und Gesetzbuch geschaffen.
Seit 1842 verleiht die Loge eine Denk-
münze für 25jährige Mitgliedschaft ver-
dienter Mitglieder, die zum Tragen einge-
richtet ist; sie wurde 1866 erneuert [HMW.
Nr. 134, 135]. Verzeichnis der reichhaltigen
Bücherei 1868. Mitgliederzahl (1899): 174.
Vera, letzten Freitag im Monat; Klub:
Freitags. Ferien: Juli und August. Logen-
lokal s. unter 8. Milde Stiftungen : a) Sti-
pendien-Stiftung, Kapital : 3600 M.; b) Wit-
wen-und Waisen-Stiftung, Kapital: 3200 M. ;
c) Job. und Maria Bückingsche Stiftung,
Kapital: 5100 M.; d) Joseph Hopfsche Wit-
wen-Stiftung, Kapital: 4000 M.; e) Weih-
nachts- Stiftung, Kapital: 25600 M. —
2) Nachdem 8. Jan. 1778 die Loge L'union
unter dem Namen Joseph zur Einigkeit der
strikten Observanz beigetreten war, machte
sich vielfach Unzufriedenheit geltend und
führte Ende 1788 zu dem Beschluss:
»Neun Brüder, wenn darunter drei Meister
sind, können eine neue Loge gründen.«
Zwölf Brüder beschlossen hierauf in zwei
Versammlungen 27. Febr. und 18. März 1789
eine neue Loge zu gründen und sich die
Vollmacht hierzu von der Groasloge von
England geben zu lassen. Am 12. März
1790 wurde die neue Loge von Frank-
furt a. M. aus als englische und eklektische
Loge eingeweiht und ist in die Matrikel
der Grossloge von London unter Nr. 564
von 1781 und Nr. 473 von 1792 eingetragen.
Sie erhielt den Namen Zu den drei
Pfeilen nach den drei Pfeilen, die «im
niederländischen Wappen befindlich, auf
Einigkeit deutend, zugleich Freiheit und
Gleichheit versinnbildlichen«. Unter den
Stiftern befand sich der als freimaureri-
acher Schriftsteller verdiente Geheime
Kirchenrat Dr. Vogel (s. <L). Eine beson-
dere Thätigkeit entwickelte die neue Loge
in betreff des von Bode (s. d.) in Gotha
vorgeschlagnen Deutschen Freimaurer-
bundes (s. d.). In einem 13. März 1792
nach Frankfurt erlassenen Schreiben er-
klärte die Loge ihren Beitritt zu die-
i sem Bund. Nach dem Tode Bodes und
nachdem die Loge in Gotha ihre Arbeiten
auf höhern Befehl eingestellt hatte, löste
sich auch der Deutsche Bund auf;
I doch führte dafür die Loge Zu den drei
Pfeilen einen Briefwechsel, eine »Zirkel-
korrespondenz«, unter den deutschen Logen
ein zu gegenseitiger Mitteilung von Nach-
richten und Gedanken über maurerische
Angelegenheiten. Eifrig beteiligte sich
hierbei Fr. L. Schröder (s. d.) in Hamburg.
Am 23. April 1802 ward die Annahme des
von Schröder entworfnen Rituals erklärt
und 18. März 1803 zum ersten Mal dar-
nach gearbeitet. Die Zirkclkorrespondenz,
die allmählich weniger eifrig betrieben
worden war, wurde 1804 völlig eingestellt.
; Statt dessen hatte man auf Schröders An-
raten einen »Geschichtlichen Engbund«
errichtet, der fortwährend zu wissenschaft-
lichen Forschungen antrieb und mit Schrö-
der Verbindung erhielt. Trotz des leb-
haften Verkehrs mit Schröder hielt man
an der Verbindung mit Frankfurt fest.
Doch bewahrte man sich stets eine ge-
wisse Selbständigkeit und war zunächst
dem Eklektischen Bund nicht beigetreten.
Erst 1860 erfolgte der thatsächliche An-
schluss, nachdem die Mutterloge zu Frank-
furt a. M. erklärt hatte, gegen die Beibe-
haltung des Schröderschen Rituals und
der eignen Verfassung nichts mehr ein-
zuwenden. Das Edikt vom 2. Jan. 1808
(s. o.) kostete der Loge 26 Mitglieder, die
in einer besonders zu diesem Zweck ge-
haltnen Trauerloge von ihren Brüdern Ab-
schied nahmen. 1846 erschien als »Ma-
nuskript für die Mitglieder der Loge« die
»Constitution der Loge Zu den drei Pfeilen
in N.«. 1848 gründete die Loge ein Kränz-
chen Eos zur Übung in der Rede, das
nach 21 jährigem Bestehen wieder einging,
dessen litterarischer Nachlass über als eine
schätzenswerte Bereicherung dem Archiv
zufiel. 1866 kam eine Unterbrechung der
Arbeiten, indem das Logenhaus zu einem
Asyl für Verwundete umgewandelt wurde.
1879 nahm die Loge die Verfassungsrevi-
sion des Eklektischen Bundes an, lehnte
aber die Beteiligung an dem Gesetzbuch
ab. Unter Birkners Leitung hat die Loge
einen bedeutenden Aufschwung genommen.
Die Loge hat jederzeit auch praktische
Werkthätigkeit geübt. Gleich nach der
Gründung schuf -sie die Gesellschaft zur
Förderung vaterländischer Industrie und
die damit verbundne Leih- und Unter-
stützungskasse für arme Gewerbtreibende,
die noch heute nur von Freimaurern ge-
leitet wird. Der Verein ging 1845 in den
Gewerbeverein und von diesem in das
jetzige bayersche Gewerbemuseum über.
1819 wurde ein Armenausschuss gebildet,
| der an Unterstützungen bis heute ca. 50000
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O — Obere, unbekannte.
111
M. ausgegeben hat. Mitgliederzahl (1899):
129. Vers, ersten Freitag im Monat;
Klub: Freitags. Zur Hundertjahrfeier der
Loge wurde 1889 eine Denkmünze geprägt
[HMW. Nr. 136). Milde Stiftungen: a) Ad-
loff-Stiftung zur Unterstützung von zwei
armen Studierenden der Theologie (1848);
b) Meissner -Stiftung zur Unterstützung
alter gebrechlicher Dienstboten, Kapital
ca. 15O0O M. (1858); c) Schmidt -Stiftung
zu wohlthätigen Zwecken, Kapital: 100011.
(1871); d) Pröbster-Stiftung (1875), Kapi-
tal ca. 9000 M.; e) Birkner- Stiftung für
Freimaurer- Witwen und Waisen und deren
Angehörige, Kapital ca. 10000 M. [Vgl.
Dr. Merkel, Die Loge zu den drei Pfeilen
in N. während der ersten 75 Jahre ihres
Bestehens in L. XXHI, 97—144. (Auch
als Separatabdruck erschienen.) Dr. Birkner,
Geschichte der Loge Zu den drei Pfeilen
von 1789 — 1889 (Nürnb. 1889). Z. 1875,
Nr. 1 fg. FZ. 1889, S. 115.] 8) Die beiden
Logen besitzen ein eignes Logenhaus ge-
meinschaftlich. Die ersten Anfänge zu
dessen Schaffung reichen bis 1861 zurück,
nahmen aber erst 1878, bez. 1881 greifbare
Gestalt an, indem ein Verein für Erwer-
bung eines Logenhauses gegründet wurde.
Dasselbe wurde auf den Hallerwiesen er-
baut und 21. März 1886 eingeweiht. [Vgl.
A. 1888, S. 173.] Auch sonst leben die
| beiden Logen in Eintracht. Sie feiern
das Johannisfest gemeinschaftlich, unter
| wechselndem Vorsitz, die ständig be-
suchenden Brüder stehen unter gleichen
Bestimmungen, die Klub Verhandlungen
und die Klubvorträge unter einheitlicher
i Leitung, das Inventar ist gemeinschaft-
lich. 4) Am 27. Okt. 1899 hat die Loge
in Bayreuth hier ein Kränzchen, genannt
, Albrecht Dürer, errichtet, das sich
unter der Grossloge Zur Sonne in eine
Loge Albrecht Dürer umgewandelt hat,
eingew. 1. Juli 1900. Mitgliederzahl (1900):
23. Lokal: Burgstr. 13. [Vgl. Über die
| Loge Albrecht Dürer in N. (1900).]
0.
0., Orden; h. O., hoher Orden; h. O. Br.,
hoher Ordens Bruder; so nannte man in
der strikten Observanz (s. d.) den Tempel-
herrenorden und gebrauchte die genann-
ten Abkürzungen in allen Schreiben. Der
Rittergrad, als der Leiter des Ganzen, hiess
auch L O., innerer Orden.
Obedienzakte, in der strikten Observanz
(s. d.) gebräuchlicher Ausdruck, s. TJnter-
werfungsakte.
Obelisken (griech., d. i. kleine Spiesse)
beisst eine besondere Gattung ägyptischer
Denkmäler, die aus einem langgestreckten
viereckigen, aus nur einem FelsBtück ge-
arbeiteten Pfeiler bestehen, der oben in
eine pyramidale Spitze, Pyramidion
genannt, ausläuft. In dem neuern ägyp-
tischen Reiche war es gebräuchlich, zwei
O. an dem Eingang grosser Tempel zu
errichten. [Vgl. Schauberg, Vergleichen-
des Handbuch der Symbolik der Freimau-
rerei (Schaffhausen 1861), I, 205.J Eine
Nachbildung dieser Tempel-O. sind die
beiden Säulen Jakin und Boas im Vor-
hof des Salomonischen Tempels, woraus
im Mittelalter die zwei Türme der Dome
und der Kirchen hervorgegangen sind.
Demgemäss findet man die 0. auch unter
den Sinnbildern der Freimaurer. [Vgl.
Schauberg, a.a.O., I, 254; H, 537. Bh.
1881, Nr. 44.]
Oberbeamte. In den sogenannten Schot-
tischen Logen (a. d.) werden die Beamten
gewöhnlich O. genannt, so dass ihren Amts-
bezeichnungen »Obere vorgesetzt wird,
z. B. der Meister vom Stuhl Obermeister
heisst u. s. w.
Obere, unbekannte, die den Bund lei-
ten; von solchen war in keinem Maurer-
system die Rede, bevor Johnson (s. d.)
auftrat. Dieser erst deutete solche an;
v. Hund hatte den englischen Prätenden-
ten für den Grossmeister gehalten, später
sollte es ein Lord gewesen sein, den er
nie nannte. Nach Urkunden im Heermeis-
terlichen Archiv, die Schröder [Geschichte
der Freimaurerei, I, 194—216] mitteilt,
war 1751—54 der Grossmeister und das
Grosskapitel in London; nachher war
v. Huna mit beiden ausser Verbindung
gekommen und wusste nicht, ob und wo
sie waren. Auch der Grossprior war
unbekannt. Dieses Nichtwissen veranlasste
manche Gläubige zu Nachforschungen.
Noch 1777 erklärte der Herzog Ferdinand
von Braunschweig, die etwa auf ihn fallende
Wahl zum Grossmeister nur unter der Be-
dingung annehmen zu wollen, dass er, so-
bald der eigentliche Grossmeister sich
ausweisen sollte, zurücktreten wolle, Auch
Schrepfer (s. d.), Gugomos (s. d.) und die
Rosenkreuzer (s. d.) hatten keine unbe-
kannten O., denn die etwa angegebnen
Namen waren erdacht. Über den Nach-
teil des Glaubens an u. O. spricht sich
v. Kessler im ersten Teil des Anti-
Saint-Nicaise, S. 121 — 129, unumwun-
den aus. — Übrigens wurde durch das
von König Friedrich Wilhelm HI. von
Preussen erlassene Edikt vom 20. Okt.
1798, das den preussischen Freimaurer-
logen Duldung zusichert (s. Preussen),
ausdrücklich jede Gesellschaft verboten,
in der »u. O. . . . Gehorsam versprochen
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112
Obereit — ObservaDtia stricta.
wird«. — Es ist nach alledem eine Sage,
wenn noch gegenwärtig als Angriffspunkt
gegen den Freimaurerhund von u. O. ge-
sprochen wird, denen unbedingter Gehor-
sam zu leisten sei. Sie hat es nie im
eigentlichen Freimaurerbund gegeben, der
dem einzelnen die vollkommene persön-
liche Freiheit gewährleistet.
Obereit, Jakob Hermann, geb. 1725
zu Arbon in der Schweiz, gest. 2. Febr.
1798 in Jena, ein Schwärmer, bald Chi-
rurg, bald Chemiker, führte ein aben-
teuerliches Leben, widmete sich zuletzt
der Philosophie, hatte aber nirgends
Ruhe. So war er am Ende der siebziger
Jahre in Zürich, wo er bei Lavatere Bru-
der alchemistische Arbeiten trieb, 1786
in Meiningen, wo er einen öffentlichen
arkadischen Damenorden errichten wollte
u. s. w. Von seinen vielen (zum Teil un-
klaren) Schriften gehören ins Gebiet frei-
maurerischer Anschauungen seine »Schwei-
zererklärung« (Brl. 1786) und «Einsamkeit
der Weltüberwinder« (Lpz. 1781). [Über
sein Leben: Schlichtegroll, Nekrolog auf
1798, II, 1—100; Hirsching, Bd. VI, Abt. 1,
S. 812—337.]
Oberfläche der Erde. Die Freimaurerei
als eine weltbürgerliche Gesellschaft, wel-
che die Scheidewände der Religionen,
Völkerschaften, Länder, Stände und Rang-
ordnungen in ihrem Kreis nicht beachtet, ist
über die ganze O. d. E. verbreitet und will
demgemäss dazu beitragen, dass sich die
ganze Menschheit vermöge ihrer sittlichen
Bestimmung als eine einige Familie von
Brüdern und Schwestern, von Kindern
Gottes betrachtet und behandelt. Keine
feierliche Tafelloge wird geschlossen, ehe
aller Brüder, die auf der ganzen O. d. E.
zerstreut sind, gedacht worden ist; daher
Bagt man auch, dass die Loge reiche von
der O. d. E. bis zu deren Mittelpunkt
Oberg, Baron v., amtierte bei der Grün-
dung der ersten Loge in Hamburg 6. Dez.
1737 als erster Aufseher, war Meister vom
Stuhl dieser Loge vom 14. Dez. 1737 bis
21. Febr. 1738, dann wieder vom 29. März
bis 10. Sept. 1738. Er reiste am 10. Aug.
1738 mit einer Abordnung nach Braun-
schweig und nahm dort als Obermeister
den preussischen Kronprinzen Friedrich
(später König Friedrich II.) zum Maurer
in alle drei Grade auf. A1b gegen seine 10.
Sept. 1738 vorgelegte RechnungWiderepruch
erhoben wurde, trat er aus der Loge aus
und strich eigenhändig seinen Namen aus
dem Mitgliederbuch. 1789 war er bei dem
Kronprinzen Friedrich in Rheinsberg und
hat dort auch Loge gehalten. Später kam
er wieder nach Hamburg. Auf die Be-
schwerde, dass er ohne Erlaubnis Loge
halte, berief er sich 1744 auf den König
von Preussen und die Loge Zu den drei
Weltkugeln. Noch in demselben Jahre
am 7. Nov. wurde er von dem Grossschrift-
führer der Hamburger Provinzialgrosaloge,
Manneke, benachrichtigt, dass er zum
Obermeister der neuerrichteten Schotten-
loge gewählt sei, die 1746 den Namen
Schmettow erhielt.
Oberhansen (St in der preuss. Rhein-
prov., 80154 E.). Hier bestand seit 1875
ein maurerisches Kränzchen, das längst
eingegangen ist
0 ber lausitzer • Logen - Assoziation set zt
sich aus den Logen Bautzen, Görlitz
(Zur gekrönten Schlange), Lauban und
Zittau zusammen. Der (seit 1856) damit
verbundne Wohlthätigkeitsverein bietet
einen besonderen Zusammenhalt. Der Ver-
band besteht seit 8. Sept. 1847, nament-
lich auf Grund des Vertrags vom 21. Okt.
1849, zu dem Zwecke, »um seine Mitglieder
durch das Band der Traulichkeit innig
miteinander zu vereinigen, den Verkehr
zwischen diesenLogen und derenMitgliedern
zu erleichtern und freundlich zu gestalten,
auch, Boweit dies unbeschadet der Verschie-
denheit des Ritus und der Lehrart, nach
denen diese Logen arbeiten, geschehen kann,
nach und nach die auf den Verkehr Bezug
habenden Einrichtungen und Formen grund-
sätzlich gleichmässig zu regeln«. Die Logen
sammeln ein Vermögen an bis zu 50000 M.
Die Zinsen werden jährlich teilweise zu
wohlthätigen Zwecken verwendet für wür-
dige, bedürftige, mindestens 30 Jahr alte,
unverheiratete oder verwitwete Töchter
solcher verstorbner Maurer, die bis zu
ihrem Ableben Mitglieder des Verbands
gewesen sind. Die Versammlungen fanden
Btatt, die 1. 8./9. Sept. 1848 in Zittau,
die 2. 21./22. Mai 1850 in Görlitz [vgl.
Bericht (1850)], die 3. 31. Aug./l. Sept.
1851 in Löbau, die 4. 25. Juli 1852 in
Löbau, die 5. 18. Juni 1854 in Zittau, die
6. 18. Mai 1856 in Görlitz, die 7. 7. Juni
1857 in Bautzen, die 8. 9. Sept. 1860 in
Lauban, die 9. 4. Sept. 1864 in Görlitz,
die 10. 22. Sept. 1867 in Löbau, die 11.
5. Sept. 1869 in Lauban, die 12. 3. Sept.
1870 in Bautzen, die 13. 19. Okt. 1873 in
Görlitz, die 14. 8. Okt. 1876 in Zittau, die
15. 14. Sept. 1879 in Bautzen, die 16.
11. Sept. 1881 in Görlitz, die 17. 28. Okt.
1888 in Zittau, die 18. 19. Sept. 1886 in
Bautzen, die 19. 30. Mai 1889 in Lauban,
die 20. 16. Okt. 1892 in Görlitz, die 21.
11. Okt. 1896 in Bautzen, die 22. 18. Sept.
1898 in Lauban. 1877 wurde ein neues
Statut angenommen und trat die Loge
in Lauban aus, um 1887 wieder sich an-
zuschließen. [Vgl.L. 1895,8.85; 1898, S.126.]
Oberstein (St im Herzogt. Oldenburg,
6958 E). 1) Seit 1. Juni 1866 bestand hier
ein maurerisches Kränzchen, das sich 2)
unter der Grossloge von Hamburg zu
einer Loge Zum Felsentempel umwan-
delte, gegr. 22. Febr., eingew. 27. Mai 1869.
Mitgliederzahl (1899): 28. Vers. 8. Mitt-
woch. Klub: Mittwochs.
Observantla stricta (strikte Observanz).
Diesen Ausdruck brauchte Johnson (s. d.)
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Occident —
Odd Fellows.
113
zuerst; v. Hund uahtn ihn für sein System >
an, um dadurch die darin geltende mili-
tärische Strenge anzudeuten, und man
nannte dagegen die englische und die
Zinnendorfsche Lehrart Observantia lata,
laxe Observanz. Weil diese Benennungen
gehässig waren, wurde auf dem Konvent
zu KohJo (s. d.) verabredet, sie nicht mehr
zu brauchen; da es aber, wenn auch nicht
mehr offiziell, doch noch immer geschah,
ist die Abbreviatur: str. Obs. der Kürze
wegen vielfach beibehalten, und versteht
man darunter das v. Hundsche Tempel-
herrensystem. [8. Hund, Tempelherren.]
Occident (Westen), ein in Hochgrad lehr-
arten mehrfach gebräuchlicher Ausdruck.
[S. übrigens Himmelsgegenden.]
O'Connell, Daniel, berühmter irischer
Agitator, geb. 6. Aug. 1775 in Carhen
(irische Grafschaft Kerry), gest. 15. Mai
1847 in Genua, gehörte früher dem Mau-
rerbunde an, in den er 1799 in Dublin in
der Loge Nr. 189 aufgenommen (nach an-
dern Angaben in Frankreich aufgenommen
und in Dublin nur angenommen) wurde;
schon im folgenden Jahre wurde er Meis-
ter vom Stuhl dieser Loge und war ein
sehr eifriger Freimaurer. Aber 1838 wurde
er durch die Einwirkung katholischer Geist-
lichen bestimmt, sich vom Bunde zurück-
zuziehen, was er selbst später öffentlich
bekannt machte. [Freem. Quart. Review,
Juni 1847; L. X, S. 156.]
Odd Fellows (the independent order
of), auch the order of independent Odd
Fellows genannt; der »unabhängige Orden
der seltsamen Gesellen«. I. Geschichte.
O. F. ist der Name einer nach dem Mus-
ter der Freimaurerbrüderschaft gebildeten
allgemeinen Unterstützungsgesellschaft, wie
aus der Devise: »Freundschaft, Liebe,
Wahrheit« erheilt. Nach der Angabe der O.
F. wäre der Orden zwischen 1725 — 50 in
England entstanden; er ist aber erst
1788—90 in Liverpool oder Manchester
ins Leben getreten. Über den Ursprung
des Namens sind viele Vermutungen aus-
gesprochen worden. Am wahrscheinlich-
sten ist die in der O. F.- Zeitung enthal-
tene Mitteilung, dass Schauspieler am
Abend nach dem Theater in ihrem Kostüm
an einein Erfrischungsplatz zusammenge-
kommen wären. Das hätten diese Leute
selbst sehr »odd«, sehr sonderbar gefunden.
Aus diesen anfangs der Unterhaltung ge-
widmeten Zusammenkünften entwickelte
sich allmählich ein Unterstützungsverein
und daraus nach und nach ein Orden mit
Zeichen, Passwörtern und Graden, der sich
sehr rasch in England verbreitete [Bh. 1895,
S. 48]. Dieser Orden nannte sich: Verei-
nigter Orden der O. F. Mehr und mehr
wurde erkannt, dass der Orden seine Thä-
tigkeit auch der geistigen und sittlichen
Hebung seiner Mitglieder zuwenden müsse.
Die den Reformbestrebuugen zuneigenden
Logen trennten sich von dem Vereinigten
Allgemein«« Handbuch der Kr«iui»ur*r*i. II.
Orden der 0. F. und bildeten 1813 den
Unabhängigen Orden der O. F. (I. O. 0. F.).
Auch in der Folge zweigten sich in Eng-
land noch verschiedne Logen ab, zwischen
denen kein Zusammenhang besteht, so dass
bis heute noch keine einheitliche Orga-
nisation in England vorhanden ist. Über-
haupt geniesst er dort nur wenig Ansehen,
da er sich vorwiegend aus den niedrigen
Ständen zusammensetzt. Dagegen ist der
Orden vorzüglich in Nordamerika verbreitet.
Der Schöpfer und Gründer des Ordens in
den Vereinigten Staaten war Thomas Wil-
dey, der in Baltimore 26. April 1819 die
erste O. F.-Loge unter dem Namen »Was-
hington-Loge« ins Leben rief. Dieser Tag
wird heute noch in allen O. F.-Logen fest-
lich begangen. Seiner Thätigkeit gelang
es, überall neue Logen zu gründen und
diejenigen, die ohne ihn gestiftet wurden,
zu festem Anschluss zu veranlassen. So
konnte er schon 1825 eine Nationalgross-
loge der Vereinigten Staaten gründen,
deren Grossmeister er längere Zeit war.
Durch eine Reise nach England erreichte
er von der Manchester Unity, die als Haupt
der englischen O. F. angesehen wird und
um 1840in Grossbritannien 3600 Lugen hatte,
das Recht, dass die Grossloge der Verei-
nigten Staaten in diesem Lande die allei-
nige Gerichtsbarkeit ausüben könne. Seit
1842 ist die Trennung von England eine
vollständige. Staat auf Staat verleibte nun
Wildcy dem Orden ein. Auch auf die geis-
tige Hebung seiner Mitglieder nahm er
Bedacht. Während bei der Gründung des
Ordens der Hauptzweck war, Kranke zu
besuchen, Tote zu begraben, die Witwen
und Waisen zu unterstützen, sorgte er auch
dafür, dass der Charakter des Menschen
veredelt würde: »Der Orden sollte ein Kreis
guter, pflichttreuer Männer sein, die sich
im Gefühl gleichen Strebens brüderlich
die Hand reichten und in allen Lagen des
Lebens sich getreulich zur Seite ständen«.
Bei seinein Tode (1861) konnte er auf ein
reicligesegnetes Arbeitsfeld zurückblicken.
Etwa eine halbe Million Mitglieder waren
bis dahin aufgenommen und über 20 Mil-
lionen Dollar (von 1829—1862) eingenom-
men worden, von denen fast 9 Millionen
Dollar zur Unterstützung der Kranken,
Beerdigung der Toten und Erziehung der
Waisen verwandt worden waren. Von
1830—1890 hat der Orden für Unterstütz-
ungen u. s. w. über 54 Millionen Dollar
ausgegeben. Überhaupt steht das O. F.-
tum in Nordamerika in höchster Blüte;
die Brüderschaft verfügt über grosse Ka-
pitalien, sie besitzt eine reiche Anzahl von
Waisen- und Erziehungsanstalten, Hospi-
tälern, Schulen, AlterversorgungsanBtalten,
Ribliotheken, Friedhöfen und palastähn-
lichen grossen Hulleu für ihre Zusammen-
künfte. Von Nordamerika verbreitete sich
der Orden nach allen übrigen Ländern:
nach Mittelanieriku, Südamerika, wo er
8
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IM
Odd Fellows.
besonders in Chile (1871) festen Fuss fasste,
nach den Sandwichsinseln (1877) und Au-
stralien (1867). 1871 wurde die erste Loge
in der Schweiz, 1878 die erste in Dane-
mark, 1895 die erste in Italien errichtet.
Uns interessiert besonders die Verbreitung
in Deutschland. Die Idee, den Orden
nach Deutachland zu verpflanzen, erregte
in Amerika grosse Begeisterung. Man ging
sofort (1869) ans Werk und spendete grosse
Suramen dazu. Durch den deutsch-franzö-
sischen Krieg wurde die Ausführung der
Sache verzögert. Nach Überwindung man-
cher Hindernisse und der Genehmigung der
Landesregierung konnte Morse in Stutt-
gart 1 . Dez. 1870 die erste O. F.-Loge (Würt-
temberg-Loge No. 1) errichten, 1871 folgte
in Berlin die Germania -Loge, und bald
wurden in andern Städten unter Mörses
Leitung neue Logen errichtet. Schon 1872
konnte in Frankfurt a. M. die Grossloge
des Deutschen Reichs gegründet werden.
Damit die Brüder in persönlichem Verkehr
über strittige Fragen ihre Meinungen aus-
tauschen konnten, wurde 1881 ein ().
F. -Tag, der aller zwei Jahre zusammentritt,
ins Leben gerufen, seit 1877 erscheint
das Vereinsorgan »Odd-Fellow« in Leip-
zig. II. Organisation und Zweck.
Der Orden besteht aus 5 Graden, die nach
den Farben benannt werden: 1. weiss,
2. fleischfarben, 8. blau, 4. grün, 5. schar-
lachrot. Darüber sind noch die sogenann-
ten Lagergrade, die den freimaurorischen
Kapiteln gleichen, geschaffen. Sie heissen
6. Patriarchengrad, 7. der goldne Gesetzes-
grad und 8. der königliche Purpurgrad.
Die Schurze werden in den Logen von
weisser Farbe getragen, im Lager dagegen
ist die Farbe schwarz. Aufnahmefähig
ist jeder zwischen dem 21. und 40. Jahre,
der vollkommene Gesundheit des Geistes
und Körpers, einen guten moralischen Cha-
rakter besitzt und fähig ist, durch ein ehr-
bares Geschäft sich und seine Familie an-
ständig zu ernähren. Die eigentlichen
Arbeitsstätten des Ordens sind die Logen.
Fünf Brüder vom dritten Grad in gutem
Stande (d. h. wenn sie mit ihren Zahlungen
nicht im Rückstand sind) sind berechtigt,
um einen Freibrief zur Gründung einer
Unterloge zu bitten. Alle Logenbeamten
müssen den fünften Grad, den Purpurgrad,
besitzen. Kein Beamter kann sogleich
wiedergewählt werden, solange noch gleich-
berechtigte Genossen als ungewählt vor-
handen sind; es soll jeder zur Mitarbeit
herangezogen werden. Zu den erwählten Be-
amten gehören der Obermeister, der Unter-
meister, der Schriftführer und der Schatz-
meister. Nach seinem Amtsjahr wird der
Obermeister zum Exmeister. 7 Exmeister
dürfen um Errichtung einer Distrikts-Gross-
loge einkommen, an deren Spitze ein Gross-
meister steht. Jeder Grosslogenbeamte muss
im Besitz des achten Grads sein. Über
den Distrikts-G rosslogen steht die Grosse
Loge des betreffenden Staats, und über
allen thront die Souveräne Grossloge mit
dem Gross-Sire an der Spitze, die allein
das sogenannte »geheime Werk« behandelt.
Als geheimes Werk bezeichnet man die
Veränderung der Erkennungszeichen, der
Passwörter und der Rituale. Der Zweck
des Ordens wird am besten in der Erklä-
rung ausgesprochen, die der Obermeister
dem Suchenden bei der Aufnahme giebt:
• Die O. F. sind eine Genossenschaft, die
sich durch ein heiliges und unverletzliches
Band vereint hat, als treue Freunde und
Brüder sich in allen Verhältnissen des
Lebens zu erkennen und als solche zu
zeigen, und die sich verbunden haben, so-
lang Ehre, Pflicht und Gewissen es erlau-
ben, im Glück und Unglück einander bei-
zustehen, die Notleidenden zu fördern, den
Kranken zu Hilfe zu eilen, die Witwen
und Waisen ihrer verstorbenen Brüder zu
unterstützen und denselben nach Kräften
ihren Rat und Schutz angedeihen zu lassen.
Wohlthun mag mithin als einziger Zweck
der O. F. betrachtet werden«. Der Frei-
maurerbund und die O. F. haben das ge-
meinsam, dass sie über die Schranken der
Religion und Nationalität hinweg die Men-
schen als Brüder ansehen. Während aber
das Freimaurertum die innere Veredlung
des Menschen als Hauptzweck ansieht und
die praktische Werkthätigkeit erst in zwei-
ter Linie übt, ist es bei den O. F. umge-
kehrt. Sie legen den Hauptwert auf diese
Seite. Einen hervorragenden Wert legt
man auf die gute Pflege und Erziehung der
Kinder. Schwache und kränkliche Kinder
schickt man in die Bäder oder Sommer-
frischen. Ist ein Mitglied gestorben, erhält
die Witwe eine Unterstützung, wie denn
ausser den Beamten noch eine Anzahl Aus-
schüsse bestehen, die bestimmte Obliegen-
heiten zu erfüllen haben. So hat der
Krankenausschuss die Pflicht, wenigstens
einmal in der Woche die kranken Mitglie-
der, der Witwen- und Waisenausschuss
von Zeit zu Zeit die Witwen und Waisen
zu besuchen. Immer aber erstreckt sich
im Gegensatz zu den Freimaurern ihre
I werkthätige Liebe nur auf ihre Mitglieder.
Der Deutsche Grosslogenbund hat 1874 er-
klärt: »Da die O. F. von den Staatsregie-
rungen nicht als geheime Gesellschaften
ungesehen werden, auch, so viel bekannt,
nur humane Zwecke verfolgen, hat die
Loge sich bis auf weiteres nicht feindlich
gegen dieselben zu verhalten und keinen
Suchenden, der ihnen angehört, aus diesem
I Grunde abzuweisen. Ebensowenig ist einem
Bruder der Zutritt zu ihnen zu versagen.
Verbindungen mit denselben seitens der
Loge finden aber keinenfalls statt.« [Vgl.
Bh. 1874, S. 298.] Auch gegen die O. F.
sind die Ultramontanen aufgetreten und
verfolgen sie. [Vgl. Hildebrand Gerber,
Der O.-F.- Orden und das Dekret der
Congregation der Inquisition vom 20. Aug.
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Ödenburg — Oelrichs. 115
1894 (Brl. 1896).] — Natürlich entging es
dem Orden nicht, dass gerade die Frau
besonders berufen ist, Werke barmherziger
Liebe zu üben. Diese Erwägungen führten
1852 zur Einführung des Re ibekkagrads,
der Frauen, Töchtern, Schwestern und
Müttern von Mitgliedern verliehen wird. In
Deutschland haben aber bisher die Re-
bekka-Gradenlogen wenig Anklang gefun-
den. Der Orden verdankt seine grossen
Erfolge seinen reichen Geldmitteln, die
durch Beitrage und besonders durch zahl-
reiche Strafgelder zusammengebracht wer-
den. [Vgl. Weiss, Der O.-F.-Orden (8. Aufl.
Lpz. 1892); A. B. Grosh, Des sonderbaren
Bruders verbessertes Handbuch (ins Deut-
sche Obertragen von John G. Brunner, New
York 1874); Schüler, Über Freimaurerei und
O.-F.-tum (Brl. 1895); Dr. Andraeas, Der
Orden der O.-F., dessen Geschichte, Orga-
nisation und Wesen (Lpz. 1882); Pniower,
Siegbert, Der O.-F., ein Verwandter des
Freimaurers, Geschichte, Prinzipien und
Organisation des O.-F. -Ordens (Spandau
1874). A. 1884, S. 102. Bbl. 1898, S. 259;
1898, S. 461. Bh. 1861, S. 214; 1871, S.
256; 1878, S. 118; 1874, S. 108, 297; 1880,
S. 21, 80. FZ. 1868, 8. 79; 1872, S. 140;
1873, S. 19, 26, 44; 1876, S. 272; 1888, S.
189; 1890, 8. 153, 298; 1896, 8. 147. L.
1892, 8. 193; 1895, S. 202.) HI. Sta-
tistik. A. Der amerikanische Zweig
des Ordens. Über sein Wachstum giebt
folgendes Auskunft: er zahlte 1829 1005
Mitglieder, 1839 9981, 1849 189242,
1859 177711, 1869 268008, 1879 440783
und 1889 603537 Mitglieder. Ende 1898
unterstanden der SouveränenGrossloge
5 unabhängige Grosslogen (Deutschland,
Schweiz, Dänemark, Schweden und Au-
stralien), 55 untergeordnete Grosslager,
65 untergeordnete Grosslogen, 2656 unter-
geordnete Lager mit 128267 Mitgliedern,
11796 untergeordnete Logen mit 859929
Mitgliedern und 5071 Rebekkalogen mit
312839 Mitgliedern. Die Gesamteinnahmen
betrugen 1894 81/« Million und die Aus-
gaben für Unterstützungszwecke 3l/i Mil-
lion Dollar. 1830—94 wurden insgesamt
64 »/» Million Dollar für Unterstützungen
verausgabt. In Europa war der Orden
1897 an 86 Plätzen mit 121 Logen und
19 Lagern vertreten. Die Grossloge des
Deutschen Reichs zählte 1899 90 Logen
und 15 Lager; davon unterstanden 71 Lo-
gen den 7 Distriktsgrosslogen von Schle-
sien-Posen, Brandenburg, Schleswig- Hol-
stein-Hamburg, Hannover, Württemberg,
Hessen und Sachsen. Die Mitglieder-
zahl belief sich auf 4849. Die Ein-
nahmen betrugen in den letzten vier
Jahren 409324 M., für Unterstützungen
wurden 60880 M. verausgabt. Die Gross-
loge der Schweiz umfasst (1898) 6 Lo-
gen und 1 Lager mit zusammen 398 Mit-
liedern; in den Niederlanden bestehen
Logen mit 424 Mitgliedern; die Gross-
I löge von Dänemark zählt 22 Logen,
2 Lager und 1 Rebekkaloge mit 2314 Mit-
gliedern, die Grossloge von Schweden
17 Logen und 2 Lager mit 1505 Mitglie-
dern, in Frankreich bestehen 2 und in
Italien und Island je 1 Loge. Die
Vereinigten Staaten von Nordamerika
wiesen 1896 11119 Logen mit 804557 Mit-
§ Hedem, 2625 Lager mit 129882 Mitglie-
ern und 4567 Rebekkalogen mit 281041
Mitgliedern auf. In Australien gab es
1898 268 Logen mit 20852 , 17 Rebekka-
logen mit 755, 6 Lager mit 142 und 23
Jugendlogen mit 621 Mitgliedern. In
Alaska bestehen 2 Logen und 1 Lager,
in Cuba 4, in Mexiko 3 und in Hono-
lulu 2 Logen. Zeitschriften erscheinen
f;egen 50, davon je eine in Deutsch-
and, der Schweiz, den Niederlanden, Däne-
mark und Schweden. B. Von den eng-
lischen Zweigen wiesen die Manchester
Unity 1900 961500 und der Grand United «
Order 1898 79458 Mitglieder auf.
ödenburg (Sopron, St. in Ungarn, [1890]
27213 E.). Die hier arbeitende Loge Zur
Verbrüderung wurde 30. Mai 1869 ge-
gründet und bewarb sich alsbald um einen
Stiftungsbrief der Grossloge von Hamburg,
unter deren Schutz sie 12. Febr. 1870
sich begab. Inzwischen beteiligte sie sich
zwar an der Gründung der Grossloge von
Ungarn, zog sich jedoch wieder zurück
und trat dieser erst 17. Sept. 1875 bei.
Unter ihrem langjährigen Meister vom
Stuhl Kurt Thiering entfaltete die Loge
eine erspriessliche Thätigkeit. Sie grün-
dete einen Kindergarten, eine Volksbiblio-
thek und eine Hausindustrieschule, die
sämtlich zu gedeihlicher Entwicklung ge-
langt sind. Die Loge gab ferner eine
Preisschrift zur Aufklärung der Profanen
(Wesen und Aufgabe der Freimaurerei.
Von G. Poszv^k. Hmbg. 1882) heraus und
stiftete Kränzchen in Wien, Klageufurt,
Raab und Gr.-Kanizsa (Kelle), aus welch
letzterem nachmals eine Loge hervorging.
Die Loge verfügt über einen Hausbau-
fonds (4380 fl.), einen Kindergartenfonds
(578 fl.) und einen Volksbibliothcksfonds
(379 fl.). Mitgliederzahl (1899): 59. Vers.:
Freitags.
Odense (Hauptst. der dän. Insel Füncu,
14000 E.). Neben der hier bestehenden
dänischen Loge wird in einem Verzeicbnis
der Grossen I.K)ge Zu den drei Weltkugeln
in Berlin von 1826 auch eine Loge
Sophie Friederike zu den neun ver-
einigten Herzen erwähnt, von der je-
doch nichts bekannt ist.
Oelrichs, Ernst Heinrich, Rechtsge-
lehrtcr, geb. 29. Juni 1768 in Hanno-
ver, gest. 6. März 1836 in Berlin, wurde
1788 Referendar beim Kammergericht in
Berliu, 1794 Regierungsrat in Marienwerder
und 1812 Präsident des Oberlandesgericlits
das., 1833 nach Berlin versetzt und Mit-
, glied des Staatsrats. — Am 5. Dez. 1788
8*
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116
O'Eteel — Öffentliche Meinung.
trat er in die Loge Zu den drei Degen
in Halle und schloss sich später der
Loge Zum flammenden Stern in Berlin an.
Nach »einer Versetzung nach Marienwer-
der stiftete er hier mit andern Maurern
1803 die Loge Zur goldnen Harfe, deren
erster Meister vom Stuhl 1803—1815,
1816-1825, 1828-1831 er war. Nach
seiner Rückkehr nach Berlin trat er 1833 zur
Loge Zur Eintracht über und wurde 1834
Mitglied der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln und des Bundes-
Direktoriums. [Vgl. Bbl. 1893, S. 420.
Geschichte der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln in Berlin
(1890), 8. 434.]
O'Elsel, Franz Aug. v., s. Etzel.
Oeynhausen (früher nehme, St. in der
preuss. Prov. Westfalen, 2897 E.). 1) Hier
wurde im Juni 1879 ein Klub gegründet,
der sich in die Logo Wilhelm zur Ei-
nigkeit unter der Grossen Landesloge in
Berlin umwandelte, gest 12. Dez. 1883,
eingew. 23. Febr. 1884; die Loge stellte
aber schon 18. Nov. 1885 ihre Thätigkeit
wieder ein. 2) Jetzt besteht hier unter
der Loge in Bielefeld ein maurerisches
Kränzchen ZurheilbringendenQuelle,
5 est. 8. Aug. 1894, das Mittwochs während
er Kurzeit in der Concordia Versamm-
lungen hält. 3) Hier werden seit ca. 20
Jahren Versammlungen westfälischer Logen
jährlich am 1. oder 2. Sonntag im Oktober
abgehalten. Der Vorsitz wechselt unter
den beigetretnen Logen von Bielefeld,
Bückeburg, Detmold, Hameln, Münden,
Osnabrück und Stadthagen. Zweck der
Versammlungen ist, »näheres Bekannt-
werden der Brüder unter sich und Be-
sprechung der näher liegenden Interessen
der einzelnen Logeu, um in gemeinsamer
Übereinstimmung ihre passend erscheinen-
den Wünsche bei grössern Verbänden zum
Vortrag bringen zu können.«
Offen l> ach (St. im Grossherzogt. Hessen,
40310 E). 1) Eine am 10. Juni 1760 hier von
der Grossen Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln gestiftete Loge Zum Palm bäum
ist eingegangen. 2) Die jetzt hier beste-
hende Loge Karl und Charlotte zur
Treue wurde 5. Sept. 1812 vom Eklek-
tischen Bunde gegründet und 4. April 1813
eingeweiht, wobei Fürst Karl von Isen-
burg (s d.) den Hammer führte. Sie war von
1827—43 geschlossen und trat 4. Dez. 1859
zurGrossloge Zur Eintracht. Mitgliederzahl
(1900): 95. Vers.: 4.Sonnab.ini Monat. Klub:
Dienstags und Freitags. Eignes Logen-
haus, Louisenstr. 4, erbaut 1856, vergrößert
1890. Milde Stiftungen: Kapital ca. 3400 M.
Ortsgesetz von 1891. [Vgl. Jean Hunibert,
Geschichte der Loge 1812-82 (1883).]
Offenburg (St. im Grossherzogt. Baden,
9741 E.). 1) Unter Aufsicht der Loge zu
Freiburg bestand hier seit 29. Juli 1866
ein maurerisches Kränzchen Zur offeuen
Burg, das seinen Sitz nach Lahr (s. d.)
verlegte. 2) Ein neues Kränzchen unter
gleichem Namen und unter derselben Loge
bildete sich 11. Juni 1876. Es hat sich
unter der Grossloge Zur Sonne 15. April
1877 zu einer Loge Offene Burg zur
Erkenntnis umgewandelt. Die Loge hat
aber 1888 ihre Arbeiten wieder eingestellt,
öffentliche Angelegenheiten und die
Auslegung dieses Begriffs sind sehr weit-
gehend. Trotzdem kann man behaupten
und bleibt es wahr, dass die Logen nicht
zu den Vereinen gehören, deren Zweck
sich auf öffentliche Angelegenheiten, am
wenigsten auf Verhandlung und Be-
schlussfassung über solche bezieht. Denn
wenn auch der Zweck der Freimaurerei
Veredlung der Menschheit, Verbreitung
von Humanität, Unterstützung der Not-
leidenden ist und dabei öffentliche An-
gelegenheiten gestreift werden, so sind
doch schon nach den Alten Pflichten (s.d.)
Verhandlungen und Streitigkeiten über
politische, soziale oder kirchliche, bez. re-
ligiöse Dinge verpönt und ausgeschlossen.
Die Freimaurerei will bestehende Gegen-
sätze ausgleichen, mildern, Missverständ-
nisse aufklären, deu guten Kern auch im
politischen und kirchlichen Gegner leuch-
ten sehen. Deshalb erzieht sie ihre An-
gehörigen als Apostel des Friedens auch
in allen öffentlichen Angelegenheiten, ohne
je selbst als Gegner oder durch die Logen
dabei zu wirken und aufzutreten. Deshalb
gehören die Logen nicht zu den Vereinen,
die einer polizeilichen Aufsicht zu unter-
stehen hätten oder gegen die seitens •
der Verwaltungsbehörden bezüglich ihrer
Eintragung in das Vereinsregister Ein-
spruch erhoben werden könnte. [Vgl. Bh.
18*0, S. 291.]
Öffentliche Meinung ist die öffentliche
oder allgemein anerkannte Ansicht, Über-
zeugung und Absicht der Staatsgesell-
schaft oder des Volks über ihre gemein-
schaftlichen oder öffentlichen Verhältnisse.
i Rechte und Pflichten, Bedürfnisse uuu
I Interessen. Die Freiheit der ö. M. be-
steht in dem Rechte, sie auf allen
an sich gesetzlichen Wegen aussprechen
und zur Geltung bringen zu dürfen.
Sie tritt seit einem Jahrhundert immer
kräftiger auf und ist zu einer Gross-
macht geworden, die kein Staatsmann un-
berücksichtigt lassen darf. Sie ist vor-
nemlich die Meinung der gebildeten
Mittelklasse und setzt ein freies Ur-
i teil voraus, das aber nicht herrschen,
sondern nur prüfen will. Eine solche
ö. M. ist auch für den Freimaurerbund
von hohem Nutzen und spricht sich zum
! Teil in der Presse, zum Teil in Versamm-
lungen aus. Freilich ist sie noch sehr
schwach. Die alte Geheimniskrämerei ist
im Logenleben noch nicht ganz gebrochen,
und die Hochgrade mit ihren immer mehr
abschli essenden Kreisen hindern die grössere
geistige Machtentfaltung. Aber gerade
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Öffentlichkeit — Ohlan.
117
diu* Selbstdenken und die Selbsttätigkeit
müssen in der Loge gepflegt werden.
Die ö. M. als da« Aussengewissen wird
auf der Bahn der Pflicht erhalten. Daher
muss auf sie mehr Gewicht gelegt wer-
den. Sie findet sich in den freimaure-
rischen Gauverbänden, vornehmlich im Ver-
ein deutscher Freimaurer (s. d.), und was ain
fortschrittlicher Entwicklung im 19. .Tahrh.
zu verzeichnen ist, muss auf diese zurück-
geführt werden, wenn es sich auch nicht
immer im einzelnen nachweisen lässt. Die
ö. M. ist gewissermassen die Atmosphäre,
in der ein Gemeinkörper lebt und sich
entfaltet. [Vgl. Bh. 1867, S. 401. L. 1891,
Ö. 51.]
Öffentlichkeit bezeichnet in betreff der
Freimaurerei entweder die Ö. mau-
rerischer Versammlungen oder die Ver-
öffentlichung maurerischer Schriften. 1) Da
die Freimaurerei eine geschlossene Ge-
sellschaft bildet, so widerspricht die v .
maureriBcher Versammlungen durchaus
dem Wesen der Freimaurerei. Die mau-
rerischen Versammlungen geschehen unter
Anwendung sinnbildlicher Formen und
Gebräuche, deren Verständnis allein den
Mitgliedern des Bundes gegeben ist;
nichtmaurerische Zuschauer würden dabei
nur eine müssige Neugierde befriedigen
uud keinen Gewinn für Geist und Gemüt
davontragen; zugleich würde eine fremde
Zuschauermenge den maurerischen Ver-
sammlungen nicht nur die Traulichkeit,
sondern auch die Wurde und den Ernst
rauben und somit die ganze sinnbildliche
Baukunst, d. i. die ganze Freimaurerei
zu einem zweck- und bedeutungslosen
Gaukelspiel herabwürdigen. Man hat
zwar hier und da der grössern ü. das
Wort geredet und selbst, wie neuerdings
wieder in den Niederlanden, Nichtmaurer
zu nichtrituellen Versammlungen der Lo-
gen zugelassen. Die Erfahrungen haben
jedoch getäuscht und die Richtigkeit
der obigen Ansicht nur bestätigt. Des-
halb ist die Loge keine geheime Gesell-
schaft, Bondern bleibt nur eine geschlos-
sene, wie unzählige andre, die auch Nicht-
mitglieder grundsätzlich zu ihrenZusammen-
künften nicht zulassen. 2) Anders verhält es
sich mit der Veröffentlichung freimaure-
rischer Schriften. Hier ist zunächst die
beschränkte oder maurerische 0. von
der allgemeinen oder unbeschränkten zu
unterscheiden Freimaurerische Schriften,
die als «Manuskript oder Handschrift
für Brüder« erscheinen, werden nur in
den Kreisen der Bundesglieder verbreitet,
und der Deutsche Grosslogenbund hat 1900
beschlossen, dass solche Schriften nur an
diejenigen Sortimentsbuchhändler abzuge-
ben seien, die sich als Mitglieder einer
anerkannten Freimaurerloge auszuweisen
vermögen. Da jedoch diese Schriften
trotz aller Vorsicht früher oder später
doch in nichtmaurerische Hände gelangen
können, so hat der maurerische Schrift-
steller alles zu vermeiden, was die sinn-
bildlichen Gebräuche und Formen der
Freimaurer dem missverständlichen Auf-
saugen der Gegner aussetzen würde. Da-
gegen ist es unbeschränkt gestattet, das
Wesen und den Zweck, die Verfassungs-
formen und die allgemeine Geschiente
der Freimaurerei, sowie den Bestand
der Logen in Büchern und Zeitschriften
darzulegen, die der allgemeinsten Ö.
j übergeben werden. Die Freimaurerei
scheut daher in keiner Weise das
Licht der Ö., und mit grossem Unrecht
machen ihr die Gegner ihr Geheimnis
(s. d.) zum Vorwurf. Unbekannt werden
der nichtmaurerischen Welt nur, neben
den Erkennungsmerkmalen, die Sinnbilder
bleiben, unter denen die Freimaurer unter
und für sich zu grösserer Deutlichkeit und
tieferm Eindruck den Geistesgehalt und
das Wesen der Freimaurerei darstellen; der
Geistesgehalt und das Wesen der Frei-
maurerei selbst sind aber der nichtmaure-
rischen Welt vollkommen bekannt. [Vgl.
Bh. 1863, Nr. », 47. FZ. 1847, S. 361;
1848, S. 318; 1865, 8. 307; 1857, S. 57.
A. 1,86; IL 107; VI, 108; VIII, 9; IX, 81;
XV, 129; XVII, 139; XX, 159. Mb. I,
138; II, 1. A.Z. 1841, S. 117; 1842, S. 138.
Bh. 1863, S. 65; 1881, S. 249, 393. L. 1881,
S. 211; 1882, S. 76.
Offiziere der Loge, s. Beamte.
Öffnung der Loge, eine nach bestimmtem
Ritual vor sich gehende symbolische Hand-
lung, die bei Beginn jeder rituell gehaltnen
Logenversammlung vorgenommen wird.
Dasselbe geschieht beim Schluss der Loge.
In beiden Fällen wird ein Gebet gesprochen.
Oheb-Eloah (einer, der Gott liebt) und
Oheb-Kerobo (einer, der seinen Nächsten
liebt) sind sogenannte heilige Worte in
verschiednen höheru Graden. Im Kadosch
(30. Grad des Rite ancien et aeeeptö) hat
die mystische Leiter mit den sieben Staf-
feln auf der rechten Seite jenen und auf
der linken diesen Namen. [Vgl. Manuel
Mac., 8. 204.|
Ohio, einer der Vereinigten Staaten von
Nordamerika. Die Grossloge dieses Staats
ist 7. Jan. 1808 gestiftet und zählte 1897
498 Logen mit 41713 Mitgliedern, darunter
vier deutsche Logen in Cincinnati, Cleve-
land, Columbia und Hamilton (s. alle diese).
Ausserdem besteht hier eine Grossloge der
Farbigen, gest. 3. März 1849, mit 60 Logen
und 1196 Mitgliedern. Jene Grossloge hat
eins der grössten Altersheime mit 150
Zimmern. Zeitschriften: The American
Freemason (Cincinnati 1868/70), Masonic
Review (das.); Masonic Chronicle (Colum-
bus).l
Ohlan (St. in der preuss. Prov. Schlesien,
9181 E.). Loge das. unter der Grossen
Natioual-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: Wilhelm zur deutschen Eiche,
gegr. 20. Sept. 1877, eingew. 28. Okt. 1877.
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118
Ohlig« — Ökonomischer Plan.
Mitgliederzahl (1900): 45. Vera.: Dienstags.
Ferien: Juli und August. Lokal: Hötel
Zum preussischen Hör. Milde Stiftungen
(vier) mit einem Gesamtkapital von 4500
Mark.
Ohligs (St. in der preuss. Rheinprovinz,
17048 EX Hier besteht seit 1892 ein
maurerisenes Kränzchen, das sich Freitags
im Hütel-Restaurant 0. Eckel versammelt
Mitgliederzahl (1899): 8.
Ohr. Ein aufmerksames O. ist erfor-
derlich, um auf die Belebrungen der Er-
fahrneren und auf den Hilferuf eines wür-
digen unglücklichen Bruders zu hören.
Ohrdruf (St. im Herzogt. Sachsen-Gotha,
6164 E.). Freimaurervereinigung Sophro-
syne unter der Loge in Gotha, gest. 10.
Jan. 1870. Vers.: Freitag Abend im Gam-
brinus. Mitgliederzahl (1900): 9.
Oklahoma, Territorium der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Hier besteht
eine Grossloge, gest. 11. Nov. 1892, mit
34 Logen und 1436 Mitgliedern.
Ök onom (Wirtschaftsbeamter). Die wirt-
schaftlichen Angelegenheiten einer Loge
werden in der Regel von Beamten, den Ste-
wards (b. d.) oder Schaffnern (s. d.), geleitet,
teilweise auch in den franzosischen Logen
vom Architekt (s. d.) oder Maitre des ban-
nuetfl. Viele deutsche Logen haben einen O.,
der mitunter solbst zu den dienenden
Brüdern zählt und dessen Funktionen
dann zugleich die eines Kastellans (s. d.)
mit zu begreifen pflegen, viele aber auch
einen besondern ordentlichen Beamten.
Sein Thätigkcitskreis erstreckt sich auf
die Verwaltung der Hausangelegenheiten
und der Wirtschaft, Heizung und Beleuch-
tung, Speisen und Getränke, wie Aufsicht
des Hausmanns. Hier und da ist der O.
identisch mit dem Intendant, Hausver-
walter.
Ökonomischer Plan oder Operations-
plan. Schon in der Loge Zu den drei
Hammern in Naumburg war, vor deren
Vereinigung mit v. Hund, ein Operations-
plan ausgearbeitet, dessen Text nicht auf
uns gekommen ist. Vielleicht entstand aus
ihm der erste, wahrscheinlich von Mylius
(s. d.) ausgearbeitete und 1755 vom Pro-
vinxialkapitcl der strikten Observanz in
Unwürde ausgegebene Operationsplan [vgl.
Schröder, Geschichte der Freimaurerei, II,
225 — 239], in dem als Aufgabe des Ordens
erklärt wurde: »gewisse Wege zu finden,
wodurch die Oommenden des Heermeister-
tums auf gewisse Revenuen gesetzt werden« ;
dazu sollten die Novizen und Ritter bei-
tragen. Um Wohlhabende, Hochgestellte,
möglichst auch Fürsten heranzuziehen,
sollte eine bedeutende Stiftung, etwa eine
Kriegsschule, angelegt werden, um dem-
nächst aller Augen auf sich und den Orden
zu leiten. 1764 arbeiteten v. Kiesenwetter
(s. d.) und v. Prangen (s. d.) einen Plan
aus, der nie benutzt wurde ( vgl. Schröder,
Geschichte, II, 271]. 1766 gab das Pro-
vinzialkapitel einen dritten speziellem
• Ökonomischen Plane von Schubarts Ar-
beit aus [abgedruckt in der Schrift: Scala
algebraica oder des Anti- Saint- Nicaise
dritter und letzter Theil (Lpz. 1787)] und
hoffte, dass alle Kapitel gemeinschaftlich
darnach arbeiten sollten. Es wurde ange-
nommen, dass jede zum System gehörende
Loge (man rechnete auf 25) jährlich sechs
Lehrlinge aufnähme, von denen jeder 35
Thlr. an die Ordenskasse zahlte, sechs
Gesellen machte zu je 85 Thlr., sechs
Meister zu 40 Thlr. , sechs Schotten zu
55 Thlr., sechs zu Rittern bestimmte No-
vizen zu 85 Thlr. und je einen siebenten
zum Socius bestimmten, der mit gleichen
Einlagen in 1—3 für den Schotten- und
Novizgrad in eins 120 Thlr. zahlte, aber
auf künftige Revenuen verzichtete. So
wurde berechnet, dass (drei Prozent auf
Sterbefälle gerechnet), obgleich von 1773
an 100 Kommenden in mit den Jahren
steigender Progression, von 25 bis zuletzt
500 Thlr. jährlich, aus den Zinsen besol-
det werden sollten, doch von 1766—87,
bei einer Zahl von dann 2300 Rittern, ein
Kapital von 1229476 Thlr. gesammelt sein
würde, von dessen Zinsen die Überlebenden
(denn 1787 sollten Aufnahmen von Novizen
und Rittern aufhören) eine anständige
Pension zu erwarten haben würden. Diesen
Plan garantierte das Provinzialkapitcl, na-
mentlich aber v. Kiesen wetter als Prior
und v. Gersdorf als Schatzmeister mit ihrem
Vermögen, und Mylius als Kanzler und
Schubart als Visitat. Gen. et Pro vis. Domor.
Nur einigo wenige Kapitel nahmen ihn
aber an, und die es thaten, wollten lieber
für die eigne Kasse sammeln, als für die
entfernte Provinzialkasse. Nebenbei waren
aber auch die Voraussetzungen und damit
die ganze Rechnung unzutreffend. Deshalb
wurde der Plan 1772 auf dem Konvent
zu Kohlo (s. d.) für aufgegeben erklärt
und jedem Kapitel Überlassen, danach zu
arbeiten oder nicht. Schon 1767 hatten
die Kleriker (s. d.) einen »ohnmasgeblichen
Vorschlag zu Erhebung des hohen OrdenB,
besonders dieser Provinz« eingesandt, unter-
schrieben von Starck und v. Böhnen [ab-
gedruckt in Scala algebraica oder des Anti-
Saint- Nicaise dritter Theil, 8. 119-64].
Nach ihm sollten nur die Obern bis zu den
Logenmeistern etwas erhalten; auch war
nicht daran gedacht, den Mitgliedern je-
mals Rechnung abzulcgon. Einzelne Ka-
pitel sandten gelegentlich Arbeitspläne
ein, von denen ein Paar vorliegen, die
nur bei den Erfindern einige Anwendung
fanden. Statt des eigentlich niemals von
ihm selbst gebilligten Ö. P. trat v. Hund
1767 mit einem Plan hervor, dem Orden
seine eignen Güter teils zu verkaufen,
teils zu schenken oder zu vermachen. —
v. Hund, v. Heynitz und Schubart, die
vorzüglichsten Beförderer dieser Pläne,
hatten aber nie bloss die Absicht, für die
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Öl — Oldershausen.
119
Mitglieder des Ordens allein zu sorgen,
sondern Fabriken und andre grosse Eta-
blissements sollten möglichst viele Men-
schen auf den Gütern des Ordens anständig
ernähren. (S. v. Heynitz, Pforten.)
öl. Die Salbung der Könige und Pro-
pheten war bei den Hebräern gewöhnlich
und hat sich bis in die neueste Zeit bei
Thronbesteigungen erhalten. _ Auch in der
Freimaurerbrüderschaft ist 0. im Gefolge
von Wein und Weizen, namentlich in Eng-
land, in Gebrauch geblieben, nach dem
Vorgang der Israeliten, welche die heiligen
Gebäude und Gefässe durch Salbung mit Ö.
zum heiligen Gebrauch weihten. Bei jeder
Einweihung einer neuen Loge in England
werden Wem, Weizen undO. gebraucht, wie
Harris in seinen Discourses IV, 81 sagt,
zur Erinnerung, dass wir in unserm irdi-
schen Pilgerlauf einen Teil unsere Brots
für den Hungrigen haben sollen, einen
Becher Weins, um den Sorgenvollen zu
erquicken, und für den Armen das Ö., um
den Schmerz seiner körperlichen Wunden
zu stillen oder die Niedergeschlagenheit
seines Herzens zu erfrischen. Bei den
feierlichen Umzögen wird der Weizen
in goldner Schale, Wein und Ö. in sil-
bernen Gefässen von dazu bestellten Be-
amten getragen.
Old Charge» (the), s. die Art. Pflichten
(alte), Gesetzbuch und Landmarken.
Oldenburg (Grossherzogtum). Das-
selbe zerfällt in drei von einander liegende
Landesteile, das Herzogtum O., das
Fürstentum Lübeck und das Fürstentum
Birkenfeld. Es bestanden im ganzen O ross-
herzogtum Logen in Birkenfeld, Eutin,
O., Jever, Kniphausen, Varel (s. alle d.),
gegenwärtig sind solche nur in O., Birken-
feld und Oberstein, sämtlich unter der
Grossen Lojje von Hamburg. [Vgl. Merz-
dorf, Geschichte der Freimaurerlogen im
Grossherzogthum (). (Oldenburg 1852).]
Oldenburg (Haupt st. des glciehn.
Grossherzogtums, 25472 Einw.). Schon
1748 wurde von der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln dem
Baron v. Witzleben die Erlaubnis zur Er-
richtung einer Loge gegeben; diese Loge
trat aber nicht ins Leben, dafür 26. Dez.
1752 die Loge Abel, die von der dama-
ligen Provinzialloge (der jetzigen Grossen
Loge) in Hamburg unterm 6. Dez. gestiftet
und von dem Satyriker J. M. Dreyer ein-
geweiht wurde. Die Loge arbeitete nur
bis 1762 (wenigstens ist keine spätere Nach-
richt über sie erhalten), und es finden sich
in der spätem Loge nur einige ihrer Mit-
glieder, so dass anzunehmen ist, die übrigen
seien nicht mehr in O. gewesen oder ge-
storben. Am 27. März 1776 erteilte die
Grosse Landesloge in Berlin Wrede, v.
Linstow u. a. Urkunde für eine zu errich-
tende Loge, deren Name der jetzt noch
gebräuchliche Zum goldnen Hirsch
ist und die 10. Aug. ihre erste Versamm-
lung abhielt. Verschiedne Zerwürfnisse,
namentlich der innere Zwiespalt, der
sich gegenüber den Ansichten der Grossen
Landesloge erhob, Hess die Frage eines
Wechsels schon 1787 auftauchen und
an den Übertritt zum Eklektischen Bund
denken. Doch augenblicklich kam diese
Angelegenheit in den Hintergrund. Sie
wurde erst 1791 wieder in Anregung ge-
bracht, als von Gotha (und von der Bremer
Loge Zum silbernen Schlüssel) aus die
Aufforderung zur Teilnahme an dem Deut-
schen Freimaurerbund (s.d.) erging. 1794 trat
man der von der Loge Zu den drei Pfeilen
in Nürnberg vorgeschlagnen Zirkelkorres-
pondenz bei, und es wurde durch diese
langsam aber sicher der Entschluss der
Trennung von Berlin zur Reife gebracht,
die 4. Nov. 1801 erfolgte. Schon seit
lange mit der Hamburger (englischen)
Provinzialloge befreundet, schloss man
sich dieser am 15. Sept. 1801 an, erhielt
(6. Okt.) die Urkunde und arbeitete zum
erstenmal nach der neuen Form 5. Dez.
1801. v. Halem (s.d.) war Meister der neuen
Loge bis zu ihrer Einschläferung 1888.
Er selbst starb trauernd über die Auf-
lösung der Loge 1839, nachdem er 40 Jahre
den ersten Hammer geführt hatte, ohne zu
ahnen, dass schon 1842 durch den 1841
nach O. gekommnen Merzdorf (s. d.), seinen
Nachfolger im Bibliothekariat, die Loge
zum neuen Leben erwachen sollte. Dies
geschah 81. Jan. 1842. Ebenso wurde 30.
April 1842 ein Vereinigungsvertrag mit der
Loge Wilhelm zum silbernen Kreuz in
Varel (s. d.) geschlossen, infolgedessen sich
24. Juni 1842 die noch übrigen Mitglieder
dieser Loge der Loge in O. anschlössen.
Die Loge zählt jetzt (1900) 85 Mitglieder.
Vera, zweiten Freitag im Monat. Ferien:
Juli und August. Eignes Logenhaus seit
1895, Huntestr. 15. Hausgesetze von 1894.
Liederbuch von 1848. Milde Stiftungen:
1) Weihnachtsbescheerung für arme Kinder
unter dem Namen Rennenkampf-Schulz-
Stiftung ; 2) UnterstützungsfondBf ür Witwen
und Waisen von Mitgliedern. [Vgl. Merzdorf,
Geschichte der Freimaurerlogen im Gross-
herzogthum O. (Oldenburg 1852), S. 1—99.
Säkularfeier der Loge (1852). Löbering,
Kurze Mittheilungen über die Loge aus
den letzten 50 Jahren 1842 — 1892.] Die
Loge besitzt eine nicht unwichtige Biblio-
thek, zu der ein gedrucktes Verzeichnis
1900 veröffentlicht ist.
Oldershausen, Franz Johann Fried-
rich Jobst v., grossbrit. und hannöv.
Kammerjunker, nachher Drost, war in der
Loge Zu den drei Rosen in Jena Maurer
geworden und trat 1764 in Altenberge
der strikten Observanz zu, wurde hier zum
Ritter bestimmt, half 1766 Schubart bei
Einführung des grossen Ordensplans in
Hannover und führte 1765 die Reforma-
tion in der Loge Jonathan zum Pfeiler in
Braunschweig aus. Bei der Aufnahme
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120 Oldmarks
des Prinzen Karl von Meckleuburg-Stre- I
litz (». d.) in Celle besorgte er die Vor-
bereitung.
Oldmarks. Diener seit Fessler erst auf-
gekoinmne Ausdruck ist unrichtig und
nicht im englischen Konstitutionenbuch
zu finden; dort steht Old Landmarks (s.
Landmarken), auch wohl Old Charge»,
womit bezeichnet werden soll, wie weit die
Freimaurerei ihr Gebiet zu erstrecken hat.
Durch den Begriff mark (Grenze) wird das
negativ ausgedrückt, was die Charge» po-
sitiv verlangen. [Vgl. L. XVIII, S. 136.]
Olfen, Ignaz Franz Maria v., geb.
1798 in Münster in Westfalen, gest. 24.
April 1872 in Berlin, Hess sich 1816 als
praktischer Arzt in Münster nieder. 1820
wurde er Legationssekretär beim preussi-
schen Gesandten Grafen Flemming, den
er nach Brasilien und Neapel begleitete.
1829 ging er als preussischer Minister-
resident nach der Schweiz und wurde 1833
in das Unterrichtsministerium nach Berlin
berufen. 1840 wurde er zum General-
direktor der königlichen Museen ernannt
und hatte diese Stellung bis 186H inne. —
In den Freimaurerbund wurde O. 2. Aug.
1813 in der Loge Zu den drei Balken in
Münster aufgenommen. Am 23. Okt. 1840
schloss er sich in Berlin der Loge Zum
Mummenden Stern an, wurde U.April 1842
in die Grosse National-Mutterloge Zu den |
drei Weltkugeln und 1. Dez. 1842 zum
Mitglied des Bundesdirektoriums gewählt.
Seit 18. März 1848 war er zugeordneter
Nutionalgrossmeister. Am 4. Juni 1861
deckte er jedoch — er war katholisch —
die Loge auf Andringen der katholischen
Geistlichkeit, die auch seine drei Brüder
zum Austritt veranlasste. [Geschichte der l
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1890), S. 434.J
Oliver, Georg, Dr. theol., geb. 1782,
gest. 1867, aufgenommen 1801, gewesener
zugeordneter Grossmeister von Massachu-
setts in Nordamerika und zugeordneter
Provinzialgrossmeister von Lincolnshire
in Englandu.s w., war einer der fleissigsteu
maurerischen Schriftsteller Englands, der
in seinen sehr zahlreichen Schriften fast
alle Gebiete der Freimaurerei bearbeitet
hat, namentlich aber die der Geschichte,
Gesetzkunde, Dogmatik und Kitualistik.
Man muss anerkennen, dass in seinen
Schriften eine Fülle von Belehrung ent-
halten ist, aber sich auch wundern, dass
er sich so mangelhaft unterrichtet zeigt
über die Geschichte der englischen Gross-
loge. Besonders reich an irrigen Behaup-
tungen sind seine »Revelutions of a
Square«, in denen er Desaguliers, Ander-
son, Cläre, Manningham, Calcott, Hutchin-
son , Duuckerley, Preston u. a. m. als be-
auftragte Verbesserer und Erweiterer der
Rituale der Reihe nach darstellt, überall
ohne quellenmässige Unterlage, also gänz-
lich unverbürgt, oft in offnem Widerspruch
— Öl*.
mit feststehenden geschichtlichen That-
sachen. Die neuere Forschung hat diese
Behauptungen (weiter sind sie nichts) als
»apokrvph« [vgl. z. B. Gould, AQC. IV,
8. 33; 'Sadler, Dunckerley, 8. 114] längst
aufgegeben. Die Hauptschriften sind:
The Antiquities of Freemasonry (sein erstes
Werk, erschien 1823); Tho Star in the
East; Signa and Symbols; History of Ini-
tiation (handelt von allen möglichen Mys-
terien); The Historical Landmarks (2 Bde.,
51 Vorträge über das englische System
seit 1813); The Book of the Lodge and
Officer's Manual (war s. Z. ein nützliches
Handbuch); The Revelationg of a Square
(sollen sein: Worte und Thaten hervor-
ragender Freimaurer von 1717—1813); The
Freemason's Treasury (52 Vorträge über
alle möglichen Punkte der Freimaurerei,
trotz vieler Irrtümer ein lehrreiches und
anregendes Buch); A Dictionary of Sym-
bolical Masonry including the Royal Arch
Oegree (bereits 1855 in New York er-
schienen, aber noch brauchbar). Nach
seinem Tode kamen noch heraus: The Py-
thagorean Triangle, or: The Science of
Numbers (London 1875) und The Discre-
pancies of Freemasonry (London 1875). Das
erstereBuch setzt die Beziehungen zwischen
Zahlen und freimaurerischen Sinnbildern
auseinander ; das zweite sucht die ursprüng-
liche Christlichkeit der Freimaurerei nach-
zuweisen und behandelt in einer Reihe von
Gesprächen alle möglichen Fragen des
Rituals, besonders Erklärungen der mau-
rerischen Katechismen, wobei die Märchen
von Desaguliers, Anderson, Cläre u. s. w.
wieder vorkommen, ohne die Darstellung
weiter zu stören. Beide Bücher haben
ihren bleibenden Wert, wenn man auch
nicht immer dem Phantasieflug des Ver-
fassers folgen kann. Ausserdem hat sich O.
noch verdient gemacht durch eine Sammel-
ausgabe von alten maurerischen Vorträgen
und Schriften: The Uolden Remains of
the Early Masonic Writers (5 Bde., eine
sehr wertvolle Sammlung, die jede Logen-
bibliothek besitzen sollte). Endlich hat
er Prestons (s. d.) Illustration« of Masonry
neu herausgegeben mit Fortsetzung der
Geschichte von 1820 an, desgl. Hutchinsons
(s. d.) Spirit of Masonry mit manchen nütz-
lichen Zuthaten.
Öls (St. in der preuss. Prov. Schlesien,
10029 E.l Die hier bestehende Johannis-
loge Wilhelm zur gekrönten Säule
wurde von der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln 24. Juni
1824 gegr. und 21. Juli 1H24 eingew. Mit-
gliederzahl (1899): R8. Vers. Donnerstags,
14 tagig. Ferien: Juli und August. Eig-
nes Logenhaus. Milde Stiftungen : a) Hilfs-
verein, aus der beim Ableben eines Mit-
gliedes an dessen Hinterbliebene 150 M.
gezahlt werden (Statut v. 17. Nov. 1841,
bez. 4. Sept. 1852), Kapital: 8483 M.; b)
Unterstützungsfonds für bedürftige Wit-
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Ölten — Oppel.
121
wen und Waisen verstorbener Mitglieder
der Loge, Kapital: 3316 M.
Ölten (St. im Schweiz. Kanton Solothurn,
[1889] 4936 E.). Maurerische Konferenz
(Kränzchen) unter der Loge in Aarau, gest.
im Mai 1860, später eingegangen und
15. Nov. 1899 wieder aufgenommen unter
dem Namen Für Recht und Licht. Auch
findet hier jährlich am Autfahrtstage (Him-
melfahrt) eine von der Loge in Aarau ver-
anstaltete Zusammenkunft schweizerischer
und benachbarter Freimaurer statt.
Olympique, Soclelä, war eine Gesell-
schaft, die sich mit der Loge Parfaite estime
in Verbindung setzte und auf diese Weise
ein Zwitterleben führte. Merzdorf, Denk-
münzen, S. 58, N. 37 erwähnt eine Denk-
münze v. 1782, die in der Umschrift die
Doppelbezeichuung Loge de la parfaite
estime und Socie^te* Olympique trägt. Die
Verbindung muss aber die Aufmerksam-
keit der Polizei erregt haben, da im Au-
gust 1787 der Polizeileutnant die Schlies-
sung der Loge <). S. und ähnlicher
Gesellschaften anordnete, und erst im Ok-
tober 1787 die Versammlungen wieder ge-
Btattete, als die Gesellschaft nachzuweinen
im Stande war, das« sie nur Freimaurerei
treibe. In der Bibliographie von Klos*
Nr. 2143 und 2144 werden Listen und Re-
glements der Mitglieder und der Amazonen
— so hiessen die weiblichen Mitglieder —
verzeichnet [Vgl. L. XXVIII, 103.]
Oncken, Wilhelm, Geschichtsforscher,
geb. 19. Dez. 1838 in Heidelberg, habili-
tierte sich 1862 als Privatdozent in Heidel-
berg und wurde 1866 ausserord. Professor
das. und 1870 ord. Professor der Geschichte
an der Universität Giessen. — Er wurde
in den Frrimaurerbund aufgenommen 21.
Juni 1868 in der Loge Ruprecht zu deu
fünf Rosen in Heidelberg, schloss sich
30. Dez. 1872 der Loge Ludewig zur Treue
in Giessen an und war das. Meister vom
Stuhl 1877-1879, 1884-1*86, 1897 bis jetzt.
Von seinen Werken sind für die Freimau-
rerei bemerkenswert » Vorlesungen Häussers
über die Französische Revolution «(1807) und
» Über das Zeitalter der Reformation « ( 1 868),
die «Allgemeine Geschichte in Einzeldar-
stellungen. (45 Bde. 1878—1890), »Unser
Heldenkaiser, Festschrift zum 100 jähr. Ge-
burtstag Wilhelms des Grossen« (Brl. 1897).
Opfergeld wird mitunter der Armen-
kassenbeitrag, namentlich der Mitglieder,
die zur Arbeit nicht erscheinen, genannt.
Oppel, Karl, Schriftsteller, geb. 9. Aug.
1816 in Frankfurt a. M., war Lehrer an
der dortigen ■ Musterschule« (Realgymna-
sium), trat 1879 iu Ruhestand und lebt
seitdem nur seinen wissenschaftlichen und
philanthropischen Bestrebungen als Privat-
gelehrter. Von ihm sind viele Schriften
erschienen, die von seinen pädagogischen
und schriftstellerischen Kenntnissen ein
rühmliches Zeugnis ablegen. Es sei hier
nur auf sein weitverbreitetes »Buch der
Eltern, Praktische Anleitung zur häus-
lichen Erziehung der Kinder beiderlei
Geschlechts vom frühesten Alter bis zur
Selbständigkeit« (Frkf. a. M. 1877), auch
sein »Wunderland der Pyramiden«. »Pes-
talozzis Leben« , »Briefe über Knaben-
erziehung«, » Altägyptiache Glaubenslehre«,
»Tondichter- Album«, »Das Ende des 18.
Jahrh.in der Reichsfreien StadtSchweinfurt
a. M.« und seine zahlreichen .Tugendschrif-
ten im Spamcrschen Verlag hingewiesen.
In den Freimaurerbund trat O. 20. Juni
1846 in der Loge Sokrates zur Stand-
haftigkeit in Frankfurt a. M. Nach-
dem er verschiedne wichtige Logen-
ämter bekleidet hatte, war er von
1868 — 1874 MeiBter vom Stuhl dieser
Loge und 1874—1880 Grossmeister des
Eklektischen Freimaurerbundes. Unter
seiner Hammerführung und eingehendster
Mitwirkung wurde die Verfassung dieses
Bundes abgeändert; auch verdankt ihm
der Eklektische Bund die auf ursprüng-
liche Anregung der Nürnberger Bundes-
logen erfolgte Einführung der »Jahresver-
sammlungen« der Grosson Muttcrloge, an
denen sämtliche Eklektische Stuhlmeister
teilnehmen. O. vereinigt mit einer um-
fassenden Kenntnis der maurerischen Ver-
hältnisse eine grosse Rednergabe. Sein
für die Ziele der Freimaurerei warmem-
f »fängliches Gemüt Hess ihn keine Ge-
egenheit versäumen, über das Wesen der
Maurerei zu belehren und für den Bund
zu begeistern. Ganz besonders lag ihm
die Pflege eines möglichst brüderlichen
Verkehrs zwischen der Grossen Mutter-
loge und ihren Bundestagen am Herzen;
er suchte die Verbindung der Frankfurter
Logen immer inniger zu gestalten und da-
mit auch die letzte Spur jener Missstim-
mung zu verwischen, die sich in frühern
Jahren gebildet hatte. Obgleich sich O. im
letzten Jahrzehnt durch sein hohes Alter
vom aktiven Logenleben zurückgezogen
hat, bewahrt er sich seine geistige Frische
und bekundet solche heute noch im hohen
Masse durch seine Wandervorträge in den
verschiednen Logen Süddeutschlands, wo-
bei ihm seine persönliche Liebenswürdig-
keit und sein umfassendes Wissen zu
Statten kommen. Über die Feier seines
50jährigen Jubiläums s. Bh. 1896 , S. 2U6.
Von O. sind, neben den in der Grossen
Mutterloge, in seiner und andern Logen
äusserst zahlreich gehaltnen Vorträgen
im Druck erschienen: »Neues Vademecum
latomorum. Dem Br. Karl Paul zu seinem
25 jährigen Maurerjubiläum, den 10. Juni
5872 dargebracht. (Frkf. a. M. 1872): »Py-
thagoras und die Freimaurerei« (Frkf. a. M.
1861, 2. Aufl. 1862); »Freimaurerei und
ägyptisches Priesterthum. Rede, gehalten
beim Jahresschlüsse in der Loge Sokrates
zur Standhaftigkeit in Frankfurt a M.«
I (Frkf. a. M. 1860); »Zielbewusst und mit
| vereinter Kraft Der Grossen Mutterloge
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122
Oppeln — Orangenicn.
zum Feste 100 jährigem Bestehens des Eklek-
tischen Bundes« (Frkf. a. M. 1883).
Oppeln (St. in der preuss. Provinz Schle-
sien, 23017 E.). Unter der Grossen Na-
tional • Mutterloge Zu den drei Welt-
kugclu bestehen das.: 1) die Johannis-
loge Psyche, gegr. 16. Febr. 1817, ein-
geweiht 24. Jan. 1818. Vera. Mittwochs.
Klub: Mittwochs und Sonntags. Mitglie-
derzahl (1899): 105. Milde Stiftungen:
a) Sterbekassen -Verein (Statut v. 22. Juli
1885); b) Maron-Stiftung (Statut v. 24. Juni
1864), für ein hilfsbedürftiges Mitglied
oder eines solchen Witwe oder Waise; c)
Witte -Stiftung (Statut v. 24. Juni 1871),
wie zu b; d) v. Skopnik- Stiftung (Statut
v. 28. Apr. 1875), wie zu b; e) Finke-
Hcntschel -Stiftung (Statut v. 24. Jan.
1879) für verschämte Arme; f) Sammel-
fonds zu helfeuder Liebe (1887). 2) Die
delegierte altschottiscbe Loge Zum wah-
ren Glauben, gest. 9. Juli 1836.
Oppenheim (St. im Grossherzogtum
Hessen, 3550 E.). Hier wurde ein
maurerisches Kränzchen 13. Juni 1856
gebildet, 28. Juni 1856 eröffnet, seit
15. Sept. 1861 der Loge zu Mainz, seit
4. Okt. 1868 aber, da deren »christliches
Prinzip« missfiel, der zu Worms unterstellt
und am 28. Febr. 1869 unter der I/eitung
dieser Concordia zur Landskrone ge-
nannt. Es entwickelte eine bedeutende
Thätigkeit auf gesellschaftlichem und Werk-
tätigem Gebiete, wurde aber 16. Dez.
1888 aufgelöst.
Optimismus. Der (). betrachtet die wirk-
liche Welt als die beste von allen, die im
Bereich der Möglichkeit liegen, und trifft
auf dem praktischen Lebensgebiete mit
dem sanguinischen Temperament darin zu-
sammen, dass beide mit der Voraussetzung
und dem Vorurteil wesentlicher Güte und
Vortrefflichkeit den Menschen und Dingen,
den Verhältnissen und Umständen gegen-
überstehen. Der Nachweis von der Rich-
tigkeit dieser Weltanschauung, wie dies
der Philosoph Leibnitz in seiner Theodicee
gethan hat, soll den Urheber der Welt
gegen die Vorwürfe des Pessimismus
rechtfertigen. Diese Weltanschauung er-
klärt im Gegensatz zum O. die wirkliche
Welt für die schlechteste unter allen mög-
lichen Welten, die Verursachung der Welt
mit ihren unermesslichen Welträumen, un-
zähligen Weltkörpern und trotz ihrer zu
Tage liegenden Gesetzmässigkeit und Har-
monie für einen einzigen ungeheuren Fehl-
griff des Welturhebers und steht den Men-
schen und Dingen mit dem grundsätzlichen
Vorurteil gegenüber, dass sie wesentlich
böse und schlecht seien, hierin mit dem
melancholischen Temperament zusammen-
treffend. Die Freimaurerei verwirft die
Voraussetzung und das Vorurteil eines
einseitigen O. in theoretischer Beziehung
als unrichtig und muss in praktischer Be-
ziehung davor als vor etwas Gefährlichem
warnen ; denn sie verkennt nicht das Vor-
handensein des physischen und des mora-
lischen Übels, des Leidens und der Sünde
in der wirklichen Welt und die ungeheure
Macht dieser beiden. Aber sie tritt im
Punkt der Voraussetzung und des Vorurteils
auf das Entschiedenste dem Pessimismus
entgegen, der in theoretischer Beziehung
dadurch von der Wahrheit abirrt, dass er
die Zweckmässigkeit und Harmonie der
physischen Welt und die Notwendigkeit
des Leidens, die Bedeutung des physischen
Übels für das Kulturstreben des Menschen,
sein Dasein zu schützen und zu verbessern,
und für das moralische Streben des Men-
schen, sich innerlich gegen äussere Mächte
zu behaupten und durch Mitleid und thä-
tige Menschenliebe die Wirkungen des
physischen Übels zu mildern oder aufzu-
heben, vollständig verkennt und missach-
tet. In praktischer Beziehung muss die
Freimaurerei den Pessimismus um des-
willen für etwas Grundverderbliches er-
achten, weil er mit seinem sophokleischen
Wunsche, »nie geboren zu sein«, mit sei-
nem buddhistischen Begehren des Nirwana,
•nicht zu sein«, zum moralischen Quietis-
mus führt, die Lebensfreudigkeit zerstört
und damit alles sittliche Streben mit Ver-
nichtung bedroht. Der Pessimismus macht
aus den Menschen Egoisten, Einspänner
und Menschenfeinde, wie sein grosser Theo-
retiker Schopenhauer dies war, und nur
aus Egoismus wird bei ihm das Mitleid
zum Prinzip der Sittlichkeit. Auf dem
Gebiet der Lyrik hat er, wie bei dem ge-
nialen Lord Byron und seiner Schule, zur
Koketterie und zur Selbstbespiegelung
eines cynisch- satyrischen Weltschmerzes
geführt, und auf dem Gebiet der »mora-
lischen Volksbildungsanstalt«, wofür unsre
grössten und besten Deutschen, wie Schiller
und Platen, die Bühne gehalten haben,
bleibt es zweifelhaft, ob die einseitige Her-
vorkehrung der Nachtseiten des physischen
und moralischen Daseins, wie in der Dra-
matik eines Ibsen, als eine öffentliche Buss-
predigt zur moralischen Besserung, zur
geistigen Erhebung und Befreiung hin-
wirkt oder nicht vielmehr zur vollständig-
sten llerabdrückung auf den nihilistischen
Standpunkt: »Alles, was besteht, ist wert,
dass es zu Grunde geht!« [Vgl. Staats-
lexikon von Rotteck und Welcker (1848),
S. 118. R. Fischer, Der Pessimismus in
der Freimaurerei (1892). Bh. 1882, S. 345;
1894, S. 155; 1899, S. 313. A. 1889, S.
76. FZ. 1880, S. 329. Br. L. 1890/91, S. 57.
L. 1881, S. 18; 1887, S. 35. M. L. 1882/83,
S. 81.]
Orangemen. Dieser (politische) Orden
ist 1794 errichtet, erhielt 1795 die Logen-
einrichtung durch Thomas Wilson, der
heimlich Maurer war, in Dyon, einer County
von Tyrone. Er bestand erst nur aus einem
Grad, Orangeman; später (1796) wurde
der Purpurgrad (Purple degree) durch John
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Oranienburg —
Teinpleton bei Longhall oder Portadaon
hinzugesetzt, dem später noch der Mark-
man's Grad und die Heroine von Jericho
zugefügt wurden. Das Rituelle dieser Ver-
bindung ist maurerisch gehalten [vgl. Ri-
tual and Illustration« of Freemasonry (Lon-
don 1851), 8. 252—55; auch in Roden-
berg, Insel der Heiligen, II, 229—31, fin-
det sich ein Ritual. Über die Verbindung
selbst vgl. Collier, Staats- und Kirchen-
gesehichte Irlands, S. 203, 216, 221.
Irish Traits, I, 59 (Dublin, M. Glashan).
Hall the North andGiantsCauseway (Hand-
book for Ireland), 8. 151—59. — Einen
Auszug aus den Akten des vom Parlament
in betreff des Organismus niedergesetzten
Ausschusses s. L. I, 68 fg.] — Als Zwecke
des Bundes der Orangemänner wurden in
den 1828 errichteten Gesetzen die Er-
haltung der wahren durch den Staat
geschützten Religion, die Erhaltung der
protestantischen Thronfolge und die Ver-
teidigung aller Orangemänner und ihres
Eigentums aufgeführt. Dabei erklärten
sie sich für ausschliesslich protestan-
tisch, aber auch für höchst duldsam
— was sie indes, wie sich später zeigte,
keineswegs waren. Es bestand eine be-
sondere Grossloge mit einer Anzahl
Grosswürdenträger, die sich jährlich zwei-
mal versammelte; ein dazu gehöriger Qross-
orient führte die Geschäfte in der Zwischen-
zeit. Unter diesem bestanden Provinzial-
grosslogen in den meisten Grafschaften,
unter ihnen viele besondere Bezirksgross-
logen und unter diesen erst die zahlreichen
Privatlogen. Jeder reine Protestant über
18 Jahre alt konnte aufgenommen werden.
Die Beamten der Distriktslogen wurden von
den Vorsitzenden der Privatlogen, die der
Provinziallogen von den erstem gewählt.
Man zählte in Irland 20 Provinzialgross-
logen, 80 Distriktslogen, 1510 Privatlogen.
Die Mitgliederzahl wurde abwechselnd auf
200000 geschätzt. — Während der Orga-
nismus in Irland die behauptete Duldung
gegen die Katholiken keineswegs stets be-
wahrte und vielmehr öfters zu sehr groben
Ausschweifungen, Unruhen und Verbrechen
kam, hatte er in England mehr die Maske
der Bigotterie, hinter der sich ein politi-
scher Parteigeist aussprach. Die Verfas-
sung war der irischen gleich, aber die
Macht des Grossmeisters unbegrenzter. In
London allein zählte man an 50000 Mit-
glieder. Zwischen englischen und irischen
Orangisten bestand eine innige Verbin-
dung. Auch in Kanada suchte man dem
Bund Eingang zu verschaffen, 1834 sollen
dort über 12000 Orangemänner gewesen
sein. Die Ergebnisse der obgedachten Par-
lamentserhebung fielen, wie bemerkt, sehr
zu Ungunsten der O. aus. So viel steht
aber fest, dass der Orangismus mit dem
Freimaurerbunde auch selbst in England
nicht im mindesten Zusammenhang ge-
standen, sondern nur dessen Einrichtung
Orden. 123
nachgebildet hat. [Vgl. L. I, 63. Staate-
lexikon von Rotteck und Welcker (1848),
S. 119.]
Oranienburg (St. in der preuss. Prov.
Brandenburg, 6912 E.). Hier besteht seit
1. Nov. 1896 ein Freimaurerverein Luise
Henriette zur Weisheit und Schön-
heit unter der Loge in Nauen. Mitglie-
derzahl (1899): 19. Vers. 2. und 4. Sonn-
abend im Hotel Eilers.
Oranje- Freistaat (in Südafrika). Die
ersten Logen im Gebiet des heutigen
O. gründete die Grossloge von England
1851 in Sovereignty und 1864 in B loem-
fontein. In dieser Stadt hatte 1863 schon
der Grossosten der Niederlande eine Toch-
terloge errichtet. Nachdem diese beiden
Grosslogen weitere Logen im O. gestiftet
hatten, besitzt seit 1896 auch die Grossloge
von Schottland eine Tochterloge in Kroon-
stad. 1899 bestanden hier 11 Logen, da-
von 6 unterm Grossosten der Niederlande.
4 unter der Grossloge von England und
1 unter der von Schottland. (Vgl. L. 1900,
S. 123.J
Orden ist ursprünglich jeder Verein,
der durch gewisse Regeln und Ord-
nungen verbunden ist. Sodann wurden
vorzüglich geistliche Vereine so genannt,
die sich durch feierliche Gelübde ver-
pflichtet hatten, nach bestimmten Regeln
zu leben; aus ihnen bildeten sich die
geistlichen Ritterorden, als deren Nach-
ahmung die weltlichen Ritterorden anzu-
sehen sind, die gewöhnlich ohne alle geist-
liche Gelübde waren und daher auch
anfänglich Brüderschaften, Gesellschaften,
Bünde (fraternitates, sodalitates, foedera)
genannt wurden. — Die Freimaurerbrüder-
schaft (s. d.) wird vielfach auch mit der
Bezeichnung O. belegt, aber in der Be-
deutung eines Ritterordens irrtümlich;
denn wenn die Freimaurer der auf äussere
Auszeichnung hindeutenden Benennung
keinen Wert Deilegen, sondern sich nur an
die allgemeine Bedeutung halten will, so
ist die Benennung wenigstens missdeutend.
Klarheit des Ausdrucks und Bestimmtheit
fordern, dass man sich einer Benennung
enthalte, die eine Menge der Sache nicht
angemessne Vorstellungen erweckt. Nichts
hat der Freimaurerbrüderschaft so sehr zu
äusserm Glänze verholfen und sie für sehr
viele so begehrlich gemacht, als das Vor-
geben, sie sei ein Orden, der zu den alten
Ritterorden und namentlich dem der Tem-
pelherren in genauester Beziehung stehe.
Das Irrige dieser Annahme ist zwar schon,
seitdem man die wahre Geschichte der Frei-
maurerei näher erforscht hat, an den Tag
gelegt worden; allein teils Gewohnheit,
teils Anhänglichkeit an das Hergebrachte,
teils noch wirkliche Befangenheit lässt
den Namen O. nicht ganz verschwinden,
und so ist trotz aller Bemühungen anzu-
nehmen, es werde dieser für die Freimau-
rerei so unselig gewordne Name noch lange
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124 Ordenubuch, rotes
in ihrer Geschichte fortbestehen, zumal da
ihn einzelne Lehrarten mit ritterlichen An-
hängseln gesetzlich festgelegt haben und
selbst in England die Bezeichnung seit
den ersten Zeiten der Grossloge bis heute
in Gebrauch ist, wie in Schottland und
Irland. Bei Plot findet sich der Ausdruck
wohl zum ersten Mal 1686; dann kommt
er in der Schrift The Grand Mystery of
Freemasons discovered (1724) und in
dem Konstitutionenbuch von 1723, S. 82,
Anni., (jedoch nur in einer Anmerkung zu
einem Gedicht und neben zweimaligem
»Company«, sowie in Verbindung mit »So-
cietiesand Orders of Men«, während auf dem
Titelblatt und sonst »Fraternity« gebraucht
wird), sowie in der Vorrede zur Ausgabe
von 1784 vor. [Vgl. oben I, 230 und 231
(Anin.).] — So verworren im 18. Jahr-
hundert die Ansichten Qber Zweck und
Wesen der Freimaurerei durch Herein-
ziehen von ritterlichen Gebräuchen gewor-
den waren, ein Blick auf das alte eng-
lische Konstitutionenbuch, auch wenn man
es nicht für durchaus glaubwürdig er-
achtete, genügte, um auf den rechten Weg
zu leiten. Daher vereinigten Bich Kessler,
Schröder und Schneider, so verschieden
sonst die Wege waren, die sie betraten,
dazu, dass sie anerkannten, die damalige
Freimaurerei sei nicht aus irgend einem
Kitterorden entstanden, sondern ihr Ur-
sprung liege in den Baugenossenschaften
des Mittelaltere; daher se» sie aueh keine
Ordensverbindung und könne nicht O.
genannt werden, sondern sie sei eine Brü-
derschaft. Krause stellte in seinen «drei
Kunsturkunden« zahlreiche Beweise dafür
zusammen, dass das Ordenswesen erst in
die Freimaurerei in der zweiten Hälfte des
18. Jahrh. hineingetragen worden ist und
ursprünglich gar nichts damit zu thun hatte.
Durch Grandidier, Heldmann, Stieglitz,
HeidelofF und neuere Forscher, wie Keller,
Findel, Gould, Boos, erhielt die Geschichte
der deutschen Sieinmetzen und die der
Hrüderschaft in England ihre Aufhellung,
sodass jeder Zweifel an ihrem wahren
Ursprung niedergeschlagen und damit
der Gebrauch der Bezeichnung O. von
selbst fallen musste. Allein merkwürdiger
Weise halten selbst Freimaurer, die fest
au dem geschilderten Ursprung der Frei-
maurerei glauben und ihn vertheidigen, die
Ordensbezeichnung aufrecht, weil sie nun
einmal mit den betreffenden Lehrarten
(wo man zum »Freimaurer-Ritter und Lehr-
ling« aufgenommen wird) zusammenhängt.
In der G rossen National-Mutterloge Zu den |
drei Weltkugeln war 18ti8 der Autrag ge-
stellt worden, statt O. in den Statuten !
überall Bund zu setzen. Der Antrag wurde i
abgelehnt und hervorgehoben, dass in den •
»Bundes'-Statuten das Wort O. nur in dem :
Falle gebraucht sei, wo es sich um die '
gesamte Freimaurer hrüderschaft handle, j
das Wort Bund dagegen in allen Fällen, j
— Ordenssagen.
wenn der Mitglieder de» Systems der Grossen
National-Mutterloge gedacht werde«. [Vgl.
Geschichte des Gr. Nat.-M.-L. (Brl. 1890),
S. 235.] Dagegen ist der Ausdruck 0.
in der Grundverfassung und den Bundes-
statuten der gedachten Grossloge von 1878
ganz vermieden. Einzelne deutsche Logen-
verbände bemühen sich, die reine alte
Maurerei von ihren Auswüchsen zu be-
freien, und damit sinkt die Bezeichnung
des Ordenswesens, die so nachteilig auf
die alte Brüderschaft eingewirkt hat, immer
mehr dahin. [Vgl. Findel, Anti-Schiffmann
oder Freimaurerbund und Ritterorden
(Lpz. 1870); R. Fischer, Ritual und Symbol
(Lpz. 1878), 8. 193; L. 1891, S. 15; Zd.
1846, S. 182, 187.]
Ordensbuch, rotes. Ein solches, im
grössten Folio, wurde 1766 oder 1767 in
einigen Kapiteln der strikten Observanz
auf Schubart« (s. d.) Anraten angelegt
und sollte nach und nach alles für Ge-
schichte, Ritual und Gesetzgebung Wichtige
aufnehmen, wurde aber nicht fortgesetzt.
Es enthält alles, was 1766 vom heermeister-
lichen Kapitel, mit Schubarta Beglaubi-
gung verschen, heftweise eingesandt war,
aber in sehr wenig logischer Anordnung.
Ordensntatrlkel, s. Matrikel.
Ordensnamen (nom de guerre). Schon
vor dem Aufkommen der strikten Obser-
vanz war es in einigen Logen, namentlich
in Dresden um 1740 und in Naum-
burg — vielleicht der Sicherheit halber —
üblich, sich einen Namen beizulegen,
den man in Angelegenheiten der Brüder-
schaft führte. Ob dieser Gebrauch aus
frühern Gesellschaften entstanden, ist nicht
nachweisbar; doch führten litternrische
Gesellschaften, wie die kaiserlich Leopol -
dinische Akademie, solche charakteristische
Namen. Selbst Goethe in seinem zu
Wetzlar betriebnen Ritterorden hatte den
Gebrauch eingeführt. Vonausgebreitetstem
Umfang ward aber erst in der strikten
Observanz von diesen Namen Gebrauch
gemacht, sowie bei den Illuminaten und
in dem Systeme H-d-m von Kilwinning(s.d.).
Die Namen sollten den Charakter, die
Qualität und die Würdigkeit eines jeden
bezeichnen, weshalb sie auch »caracteristi-
ques« genannt wurden. Noch jetzt sind
solche Namen in Spanien in Gebrauch.
Ordensaagen (Historiae Ordinis). Fast
alle maurerischen Lehrarten, die sich nicht
mit den drei Johannisgradenls.d.) begnügten,
sondern den Bund für einen Orden ansahen
und höhere Grade besaasen, hatten (und
haben) für die ganze Lehrart oder für
einzelne oder mehrere Grade eigne
Geschichten, die man nur O. nennen
kann, indem sie entweder ganz erdichtet
oder wenigstens unhistorisch bearbeitet
worden sind, auf jeden Fall aber auf einen
Bund bezogen werden, der seine Entstehung
einer um Jahrhunderte spätem Zeit ver-
dankt. Die meisten kann man 1) in solche
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Orduer (Zeremonienmeüter) — Ordnungen der Steinmetzen.
einteilen, die sich auf einen der drei Tempel-
baue in Jerusalem beziehen, und 2) in
solche, die einen Kitterorden zum Gegen-
stand haben oder sich auf Rosenkreuzerei
beziehen; in manchen Lehrarten ist beides
miteinander verbunden. Die einzelnen
Sagen oder Legenden finden sich teilweise
bei den betreffenden Lehrarten angegeben
und können hier übergangen werden, zu-
mal da sie keinerlei historische Bedeutung
haben. Im übrigen sei auf die vorige
Auflage II, S. 472 verwiesen, wo sie naher
aufgeführt sind.
Ordner (Zeremouienmelster) heisst der
Logenbeamte, der bei Logenversainmlungen
die Besuchenden zu empfangen oder zu
prüfen, sodann rituell einzuführen, über-
haupt für die äussere Ordnung bei allen
Versammlungen zu sorgen hat. Das Amt
ist neuem Ursprungs und kam wahrschein-
lich zuerst in der französischen Maurerei
im Clermontschen System (s. Clermont)
auf. In der Lehrart der Grossen Landes-
loge in Berlin hat das Amt von vornherein
bestanden, während die Schaffner fehlen.
In den nach der Lehrart der Hamburger
Grossloge arbeitenden deutschen Logen
besteht es eigentlich nicht, die Verrich-
tungen werden von dem ersten und dem
zweiten Schaffner mit besorgt.
Ordnung. Die O. wird im Freimaurer-
bund sehr geachtet und zu ihr jedes Mit-
glied erzogen. Dem Ruf des Hammers zur
O. haben alle zu folgen. Selten wird man
eine Gesellschaft finden, in der alles so
geordnet erscheint, wie in einer Freimau-
rerloge. Seihst bei Tafel herrscht die pein-
lichste O. Es ist das ein grosses Erzie-
hungsmittel, das sich nach aussen wesent-
lich wirksam Äussert. [Vgl. Marbach, Am
rohen Stein (2. Aufl., Lpz. 1877), S. 238.
A. 1857, S. 181.]
Ordnungen der Steinmetzen. Eine der
traurigen Folgen des Hereinziehens frem-
der Zwecke in die Freimaurerei seit der
Mitte des 18. Jahrh. war die Missachtung
aller wahren Quellen maurerischer Ge-
schichte und der Irrtum über die Entste-
hung und Weiterbildung des Freimaurer-
bundes. Dass die Maurerei aus den Ge-
nossenschaften der Werkmaurer sollte her-
vorgegangen sein und dass diese Genossen-
schaften in ursprünglichem Zusammenhang
mit den deutschen Steinmetzen sollten ge-
standen haben, erschien undenkbar, und
so konnte seihst Lessing*) noch behaupten,
dass der Name »Freimaurer« vor dem An-
fang des 18. Jahrh. nicht gehört worden,
ebensowenig wie der englische Name
•Free-Mason«, und dass der Orden sich
der Symbole des Maurerhandwerks bediene,
beweise nicht, dass das Geheimnis des
erstem sich von Alters her vornehmlich in
diesem erhalten, sondern einen ganz andern
Grund habe. Zu verwundern ist es da-
*> Kriut und Hiük, ü««pr*clio für Freimaurer.
her nicht, dass ein Nichtmaurer, der Abbe"
Grandidier (s. d.), der erste war, der auf
den ehemaligen Zusammenhang der Frei-
maurer mit der Steinmetzbrüderschaft (s. d.)
aufmerksam machte. Diesem nämlich wa-
ren zum Zweck der Herausgabe einer ge-
schichtlichen und topographischen Ab-
handlung über die Strassburger Kathedrale
(Strassburg 1782) die Archivo des hohen
Stiftes Unserer lieben Frauen in Strass-
burg geöffuet worden, wo er Gelegenheit
hatte, das alte Bruderbuch der Steinmetzen
einzusehen. Seine Vermutung über einen
Zusammenhang dieser mit den Freimaurern
sprach er zuerst im Journal de Nancy 1779
und im Journal de Monsieur 1779, sodanu
in seinem Essai und im 10. Bande des
Werkes aus: Histoire des cultes et c6x£-
monies religieuses. Mit Lebhaftigkeit
wurde diese Vermutung von Vogel (s. d.)
in seinen Briefen, die Freimaurerei be-
treffend, [3. Sammlung {Nürnb. 1783)] auf-
gegriffen und in Verbindung gebracht mit
eiucr von Christoph Wren herrührenden
Überlieferung. Allein da die Urkunde, auf
die sich die Vermutung gründete, nicht zur
Veröffentlichung gelangte, blieb die gege-
bene Anregung ohue adle Folgen. Nur
Albrecht [Materialien zu einer kritischen
Geschichte der Freimaurerei (8. Sammlung
Hmbg. 1792)] machte noch einmal auf-
merksam auf Grandidiers Vermutung. Die
Verdächtigungen und Verfolgungen, denen
die Freimaurerei gegen Ende des 18.
Jahrhunderts wegen ihres vermeintlichen
Zusammenhangs mit den Illuminaten und
den Führern der französischen Staats-
umwälzung ausgesetzt gewesen, dienten ihr
auf der andern Seite wieder zur I^äuterung
und Ernüchterung. Tüchtige Männer suchten
nach ältern und neuern Unterlagen in
Deutschland und England, um eine wahre
Geschichte der Brüderschaft zu begründen,
und die Resultate ihrer Forschungen liegen
in den Werken und Abhandlungen von
Fessler (a. d ), Schröder (s. d.), Schneider
(s. d.) und Krause (s. d.) vor. Ohschon
diese Forscher sich hohe Verdienste um
die freimaurerische Geschichte erworben
haben, war es doch einem andern, Held-
mann (s. d.), vorbehalten, den urkundlichen
Belag zu Grandidiers Vermutung eines
Zusammenhangs zwischen den deutscheu
Steinmetzen und den Freimaurern zu lie-
fern in seiner Schrift: »Die drey ältesten
geschichtlichen Denkmale der teutechen
Freymaurerbrüderschaft« (Aarau 1819), die
als ältestes Denkmal die »Ordenunge der
Steinmetzen zu Strassburg« von 1459 mit-
teilt. I. Der Abdruck der Strassburger
Ordnung nach Heldmann mit Angabe der
wichtigsten Abweichungen bei Stieglitz
und den nötigsten Erläuterungen dunkler
Stellen, samt Vergleichung mit einzelnen
englischen Konstitutionen, namentlich der
von Halliwell herausgegebenen ältesten
Urkunde, die 1815 im Gentleman'sMagaziue
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126
Oregon — Orient, Osten (Morgen).
in London veröffentlicht wurde, und den
sogenannten Alten Pflichten findet sich in
der vorigen Auflage dieses Handbuchs
II, 481. Die Urkunde zahlt die Gesellen
auf, die am Tage in Regensburg und später
die Ordenunge gelobten zu halten; sie
sind unwichtig, wahrend die Aufzählung
der Meister um so mehr von Wert ist, da
hieraus zu ersehen ist, wie weit die Verbin-
dung damals reichte und welche Männer
sie umfasste. Es geht aus dem Verzeichnis
hervor, dass die eigentlichen Baumeister
sich nicht zur Brüderschaft gehalten haben.
Von Sachsen und Thüringen finden sich
nur die beiden Mehiter von Erfurt. Dass
aber die «Ordenunge« auch dort Eingang
efunden, dafür haben wir den Beweis in
er »Ordenunge der Steinmetzen, abgefasst
zu Torgau auf Bartholomäi und Michaeli
1462«, die abschriftlich in der Hütte in
Rochlitz 1480 niedergelegt wurde und von
der sich ein beglaubigter Abdruck in der
Schrift von Stieglitz: Ȇber die Kirche
der heiligen Kunigunde zu Rochlitz und
die Steinmetzhütte daselbst« (Lpz. 1829)
befindet, den Heideloff in seinem Werk:
•Die Bauhütte des Mittelalters in Deutsch-
land« (Nürnb. 1844) wieder abdruckte.
Später hat Findel in den • Mittheilungen au*
dem Verein deutscher Freimaurer«, Bd. I,
2. Heft, dieselbe Ordnung veröffentlicht,
die er abschriftlich aus der Lade der Stein-
metzen in Rochlitz erhielt. Sie enthält
ausser dem Eingang 112 Artikel, die für
ihre Zunft verwandten gewissermassen als
ergänzende innere Hüttenpolizeiordnung
zu betrachten sind. (Vgl. den Abdruck in
der vorigen Auflage II, 488; R. 1887, S. 7.]
Die Strassburger Ordenunge, oder vielmehr
ein Auszug daraus, war dem Kaiser Maxi-
milian zur Bestätigung vorgelegt worden
und erhielt solche 3. Okt. 1498; Kaiser
Ferdinand I bestätigte sie ebenfalls 15.
März 1568, wenige Zeit vor der Heraus-
gabe der zweiten allgemeinen Ordnung der
Steinmetzen, ebenso Kaiser Maximilian II.
18. April 1570, Kaiser Rudolf 3. März
1578, Kaiser Mathias 1613, Kaiser Ferdi-
nand II. 16. Sept. 1621. Auch gedenkt
Heideloff noch drei dahin einschlagender
Briefe von Papst Alexander VI., 16. Sept.
1502, Papst Leo X., 81. Dez. 1516, und
Kaiser Karl V, 15. April 1538, über die
Näheres nicht bekannt geworden ist. Hie
Bestätigungen der Kaiser wiederholen alle
die Worte Maximilians I. und sind darum
zweifellos nur der Ordenunge von 1459
gegeben worden. — II. Die zweite allge-
meine Ordnung der Steinmetzen, die eine
kaiserliche Bestätigung nicht erhalten hat,
das sog. Bruderbuch, war am Bartholomäi-
tage (24. Aug.) in Basel auf einer Ver-
sammlung vorbereitet worden und ist als
Geheimbuch der Steinmetzen mit der
Jahrzahl 1563 in Folio im Druck erschie-
nen. Es führt den Titel: »Der Steinmetzen
Brüderschaft Ordnungen vnd Articul, Er-
newert auff dem tag zu Straasburg auff
der Haupthütten auff Michaelis Anno
M.D.LXIII.« (Den Abdruck sehe man in
der vorigen Auflage, II, 494 fg.) Es geht
aus dieser Urkunde hervor, dass die Brüder-
schaft während der 100 Jahre sich nicht
nur nicht verschlechtert, sondern vielmehr
imGeist ihrer Verbindung weiter fortgebildet
hat. Dasa sie dennoch in der spätem Zeit
ganz in das hemmende Handwerk begraben
wurde und nicht, wie in England, zu einer
Neugestaltung gelangte, lag mehr in be-
schränkenden äussern Verhältnissen, die
jedem Streben danach nicht zu bewälti-
gende Hindernisse entgegentürmten. Die
deutsche Steinmetzenbrüderschaft hat sich
am längsten in Norddeutschland, nament-
lich in den Hansestädten, erhalten, und
es ist wahrscheinlich, dass sie in sehr be-
schränktem Masse als Grussmaurer noch
in späterer Zeit bestanden hat. (S. die
Art. England, Gebräuche, Steinmetz-
brüderschaften.) [Vgl. Gould, History of
Freeinasonry I, 117.]
Oregon, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Hier besteht eine 15.
Sept. 1851 gestiftete Groasloge mit 103
Logen und 4874 Mitgliedern.
Orient, Osten (Morgen). Die Himmels-
gegend, in der die Sonne scheinbar auf-
geht, ist in der freimaurerischen Symbolik
von mehrfacher Bedeutung. Der O. der
Loge ist deren vornehmster Platz, und
mehrere bedeutsame Punkte der Rituale
beziehen sich auf diese Auffassung, der-
zufolge die Loge in ihrer Längenausdeh-
nung von O. nach W. reicht: eine Auf-
fassung, die mit der bekannten Sitte der
meisten Völker des Morgenlandes und
nach ihnen auch andrer, beim Gebet ihr
Antlitz nach O. zu wenden, sowie mit der
Bauart des Salomonischen Tempels und
der meisten christlichen Kirchen zusammen-
hängt und auf das Morgenland als die
Quelle aller Kultur und Religion hinweist.
Hiernach wird auch die Maurerei als von
O. kommend gedeutet. [Preston, Illustra-
tion etc. (1812), S. 119.] - In einer
übertragnen Bedeutung heisst die Loge
selbst, auch der Ort, wo sie errichtet ist,
der O. (Morgen), so dass man z. B. von
einer Loge im O. von Hamburg u. s. w.
spricht, eine Bezeichnung, die Krause
[Kunsturkuuden, Bd. L Abt. 2, S. 289]
missbilligt, weil nach der Lehre der äl-
testen Kunsturkunden die Maurerei selbst
von O. gekommen, die Loge daher »morgen-
gestellt« (orientiert), nicht aber selbst der
O. sei. — Qroaaorient (Grand Orient) ist
der im Ausland vorherrschend übliche
Name für Grossloge (s. d.). — Über die
Bedeutung der Ausdrücke: Innerer, In-
nerster Orient (s. d.). [Vgl. Schauberg,
Vergleichendes Handbuch der Symbolik
der Freimaurerei (Schaffhausen 1861), 1,392;
Dorr, Freimaurerische Festreden (Danzig
1883), S.6; Der Bischof Dräaeke als Frei-
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Orient — üsIriB.
127
maurer (Magdeb. 1865), S. 251; R.Fischer,
Ritual und Symbol (Lpz. 1878), 8. 103;
A. 1898, 8. 62; Bh. 1872, S. 298; BZC.
1899,8.325; FZ.1871,S. 125; Holtschmidt,
Neue Offenbarungen (Lpz. 1895), 8. 125 j
Findel, Geist und Form der Freimaurerei
(6. Aufl. 1898), 8. 207.)
Orient Unter diesem Namen erschienen
zuerst • Freimaurerische Blätter der St.
Johannislogen in Ungarn« 1878 fPest), ein
amtliches Organ, geleitet von Dr. Karl Man-
dello (8. d.); die ungarische Ausgabe hies»
»Kelet«. Von 1879 ab wurden diese »Mit-
theilungen des Beamtenkollegiums der
Grossloge von Ungarn für die drei St.
Johannisgrade« als regelmässige Monats-
schriftin ungarischer und deutscher Sprache
ausgegeben. Von 1880 ab erschien wieder,
wie früher, eine besondere deutsche Aus-
gabe, geleitet zunächst von Alex. Uhl,
seit 1882 von Joseph Hausdorfer, seit 1887
mit neuer Zählung der Jahrgänge geleitet
von Ludwig Abafi (a. d.) und Moritz Gell^ri
(8. d.), seit 1889 von letzterm allein, seit
1897 von Eduard Pay'r. Der amtliche Teil
wird aus dem ungarischen Amtsblatt «Ke-
let« übersetzt. Die Oberleitung für das
Ganze hat noch Gellen.
Orlflamme (auriflamma). So hiess ehe-
mals die französische, in Religionskriegen
gebrauchte Reichsfahne, die dem Heere
vorgetragen wurde; die O. der Kreuz-
fahrer war weiss mit einem roten Kreuz
durchschnitten. In verschiednen Hoch-
graden wird die Ordensstandarte mit dem
Namen O. bezeichnet.
Orleans (Herzog von), s. Frankreich
(Herrscherhaus), I, Nr. 1.
Orphelinat. Darunter versteht man in
Frankreich, namentlich in Paris, die Auf-
nahme von Kindern beiderlei Geschlechts
in den Logen. Es besteht dafür ein be-
sonderes Ritual von Foussier: Ritual aux
trois voles. [Vgl. Bbl. 1889, S. 31.J Das
O. gehört unter die Adoptionsmaurerei
(s.d.).
Orsted, HansChristian, Naturforscher,
geb. 14. Aug. 1777 in Rudkjöbing, gest. 9.
März 1851 in Kopenhagen, wurde 1806
Professor der Physik in Kopenhagen und
1829 Direktor der Polytechnischen Lehr-
anstalt das. Er entdeckte den Elektro-
magnetismus. — Zum Freimaurer wurde er
29. Jan. 1812 aufgenommen in der Loge
Friedrich zur gekrönten Hoffnung in
Kopenhagen. An seinem Hochzeitstag er-
nannten ihn die Kopenhagner Logen zum
Ehrenmitglied. [Vgl. FZ. 1851, 8.89, 166;
1874, 8. 164.]
Oschersleben (8t. in der preuss. Prov.
Sachsen, 12465 E.). Hier bestand ein
maurerisches Kränzchen Oscar ia zur
Brudertreue, gest. 16. März 1852, das
jetzt eingegangen ist.
öser, Adam Friedrich, Maler, Bild-
hauer und Radierer, geb. 17. Febr. 1717
in Pressburg, gest. 18. März 1799 in Leipzig,
wurde in Wien und Dresden gebildet und
1764 als Direktor der Zeichen-, Malerei-
und Architekturakademie in Leipzig an-
gestellt — Er war Mitglied der Loge Zu
den drei Rosen in 8achsenfeld (s. d.), trat
1776 der Loge Balduin zur Linde in Leip-
zig bei, der er bis zum Tode treu blieb.
Während seines Aufenthalts in Leipzig
1765—68 war Goethe Ö.'s Schüler. Dieser
I gedenkt seines Lehrers im Zeichnen in
»Wahrheit und Dichtung«, Teil H, Buch 8.
Osirls, in der ägyptischen Mythologie
der älteste Sohn des Erdgottes Keb (Kro-
nos), Gemahl seiner Schwester Isis, Vater
des Horas, wurde von den Ägyptern als
Sonnengott verehrt. Die Sage _von O.
ist die bedeutendste, die sich in Ägypten
seit alter Zeit ausgebildet hat und die
auch zu den Griechen gekommen ist.
Plutarch erzählt die Sage folgender-
massen: Als O. zur Regierung kam,_ führte
er den Ackerbau ein und lehrte die Ägypter
Götter verehren. Sein Bruder Typhon ver-
band sich gegen ihn mit 72 Gesellen und ver-
anlasste ihn, nach einem Gastmahle sich in
einen prächtigen Mumiensarg zu legen,
worauf die Verschwornen den Deckel zu-
schlugen und den Sarg in den Nil warfen.
Isis suchte den Sarg, fand ihn bei Byblus
und verbarg ihn. Doch fand ihn Typhon
und zerstückte den Leichnam in 14 Teile.
In der Unterwelt gewann O. seinen Sohn
Horas, der den Typhon besiegte. So die
Sage. Plutarch deutet sie teils durch das
Verbergen und Verschwinden des Nil-
wassers, teils allgemein, indem er in O.
den Geber des Guten überhaupt, in Ty-
phon die feindliche zerstörende Nuturkraft
findet. Wenn Isis, nach Plutarch, im all-
gemeinen die Erde als Mutter, als em-
pfangende Naturkraft bezeichnet, so stellt
0. die der Erde einverleibte Zeugungs-
kraft der Sonne dar. Alles Bestehende ist
ein Ausnuss seiner Macht, daher ist er
Sonnen- und Nilgott zugleich. Als solcher
ist er auch Begründer des Ackerbaus, des
Staats und aller guten Einrichtungen.
Hieraus erklärt sich aas Wesen der O.-Snge
am besten. Der Kampf des Typhon mit
O. ist daher ein Kampf gegen die der Erde
innewohnende Schöpfungskraft der Sonne.
Die Sonne ist in die Schranken des Natur-
lebens herabgezogen, und so ist der Natur-
verlauf zugleich der Lebenslauf des Gottes.
O. stirbt und geht unter, wird aber ewig
wiedergeboren und wiedergefunden. In
religiöser Beziehung ist die wichtigste Seite
des O. die Vorstellung seiner Herrschaft
in der Unterwelt, wo er Herr des Toten-
reichs und alles Natürliche und_Böse über-
wunden ist. So feierten die Ägypter im
Tode die Versöhnung mit dem Leben,
dessen Natürlichkeit ihnen ein Rätsel war;
denn kein Sterblicher vermochte hienieden
den Schleier der grossen Göttin zu lüften.
Die gewöhnliche Abbildung des O. war die
[ eines Mannes mit aufgerichtetem männ-
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128 Osman Pascha
liehen Glied. Die Griechen verglichen ihn
mit ihrem Gotte Dionysos. Die Annahme der
Zusammengehörigkeit der ägyptischen Wei-
sen und Mysterien mit der Freimaurerei
hat Veranlassung gegeben, auch die
O.-Sage heranzuziehen. Namentlich fin-
det sich dies in Frankreich, wo man
dem Meistergrade Deutungen und An-
spielungen beilegte, die mit dem geschicht-
lichen Entwicklungsgang und dem ganzen
Wesen der Freimaurerei durchaus nichts
gemein haben. Deshalb hatten schon Re-
bold (Histoire g£n£ral de la Franc-Macon-
nerie und Histoire des 3 Grandes Loges en
France (1864, S. 695), sowie F. Moreau,
Herausgeber des Univers maconnique, sich
ernsthaft gegen solche Annahmen ausge-
sprochen. In Deutachland haben diese
nur vorübergehend Anklang gefunden.
fVgl. Schauberg, Handbuch der Sym-
bolik der Freimaurerei (Schaffhausen
1861 und 1863), Teil I, S. 15, 20, 48, 50,
82, 85, 88, 91, 125, 13(5, 142, 222, 225, 256,
526, 542; Teil II, S. 203, 222, 547, 678.
Die erste Auflage dieses Handbuchs, Teil
Hl, S. 57; vorige Auflage U, S. 504.]
Osman Pascha, der berühmte türkische
General, geb. 1837, gest. April 1900, war
Freimaurer und hat am 13. Okt. 1890 die
Loge Demokratia in Budapest besucht.
[Vgl. ü. 1*90, S. 228. Bbl. 1890, S. 530.J
Osnabrück (St. in der preuss. Provinz
Hannover, 45137 E.). Schon 1801 beab-
sichtigte man, in Ü. eine Logo zu grün-
den, in der Blücher (s. d.) den ersten
Hammer übernehmen wollte. Die Verle-
gung der Demarkationsarmee verhinderte
die Ausführung. Erst am 15. Aug. 1806
beschloss man, eine Loge unter dem Na-
men Zum goldnen Rade zu errichten
und die Natiunal-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln um eine Stiftungsurkunde zu
bitten. Am 30. Nov. 1807 wurde die Loge
eingeweiht, musste aber schon 1808 zur
Provinzialloge von Niedersachscn und
Westfalen, Ferdinand zur Glückseligkeit
in Magdeburg, übertreten, von wo sie 1811
wieder zu ihrer Mutterloge kam. 1813
war sie gezwungen, sich vom Grossorient
von Frankreich als Lu roue d'or eine Ur-
kunde geben zu lassen*), konnte aber in
demselben Jahre zu den drei Weltkugeln
zurückkehren. Nach langern Verhand-
lungen schloss sie sich 22. Febr. 1857 der
Grossloge von Hannoveran. KönigGeorg V.
besuchte die Loge am 6. Sept. 1862 und
gab ihr die Erlaubnis, nach dem Ritual
der Weltkugeln weiter zu arbeiten. Am
18. Dez. 1867 trat die Loge abermals in
den Schutz der drei Weltkugeln, worunter
sie sich noch jetzt befindet. 1875 erwarb
sich die Loge ein eignes Haus, Rolands-
mauer 6 c, eingeweiht 20. Okt. 1875. Die
•) Nach der Cbatne d'unlon 1*77, 8. 553, stiftet«
der Groaaorient von Frankreich 1. Juli 1812 in O.
•ine Loge I/etuile anoeatique.
— Osterode.
Witwenkasse besitzt ein Vermögen von
ca. 200OU M. Auf Anregung des jetzigen
Stuhlmeisters, Pastor pr. Weidner, wurde
im Winter 1893/94 ein Gemeinnütziger
Bauverein gegründet und 11. März 1894 zu
einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung
ausgebildet. Er besitzt ein Stammkapital
von 105000 M. und hat bis jetzt 76 Ein-
familienhäuser für Arbeiter und kleine
Beamte u. s. w. gebaut, die nach und
nach in das Eigentum der Mieter über-
gehen.. Mitgliederzahl (1899): 107. Vers,
am 2. Donnerstag. Ferien: Juli und August.
Ihre Veröffentlichungen: 1) Müller, R. M.,
Geschichtliche Nachrichten über das Ent-
stehen der Loge und deren Verhältnisse
von 1807—57 (Hann. 1858). 2) L. Thöle,
Geschichtliche Nachrichten über die Loge
(Osnabrück 1882). 3) Lieder für die Loge,
von Fr. Dunker (Osnabrück 1898). 4)
Dunker, Die Witwenkasse der L. z. g. R.,
ihr Zweck und ihre Organisation, ihr
Wachstum, ihre Leistungen und ihre Zu-
kunft (Osnabrück 1896).
Ost-Dlevenow (Seebad in der preuss.
Prov. Pommern). Hier besteht seit 1898
ein maurerisches Kränzchen.
Osten, s. Orient
Osten, der ewige, wird in der Frei-
maurerei das Land der Seligen, die ewige
Heimat genannt. [Vgl. A. XII, S. 115;
XIX, S. 277.]
Osteu (Gross*), Ort bei Glogau in Schle-
sien. Hierher wurde die vom Freiherrn
v. Hund in Nistitz (s. d.) 1764 errichtete
Mutterloge Zur goldnen Himmelskugel
1774 verlegt, die 1779 nach Glogau (s. d.)
kam.
Osten, Ritter von [auch Ritter vom
Degen J (Chevalier d'Orient ou de l'£p6e;
Knight of the East) ist der Name eines
Hochgrads in verschiednen I^ehrarten. Er
ist auch der 1. Kapitelgrad (6. bez. 7. Grad)
der Schwedischen Lehrart. [Vgl. Findel,
Schiffmaun und die Grosse Landesloge (Lpz.
1877), S. 186. Schiffinann, Die Entstehung
der Rittergrade (Lpz. 1882), S. 121.]
Osten -Sacken, Fabian Gottlieb,
Fürst von der, russischer Feldmarschall,
geb. 1752 in Kurland, gest. 19. April 1887
in Kiew, focht gegen die Türken, Polen
und gegen Napoleon I., wurde 1814 General-
gouverueur von Paris und 1826 General-
feldmarschall. Die Loge Minerva zu den
drei Palmen in Leipzig zählte diesen aus-
gezeichneten Feldherrn zu ihren Mitglie-
dern.
Osterholz-Schar tu bock (Flecken in der
[»reuss. Prov. Hannover, 1699 E.). Hier
icstand unter der Loge Friedrich Wilhelm
zur Eintracht in Bremen ein Kränzchen
Im Zirkel zur Eintracht, da« seit 1898
eingegangen ist.
Osterode (St. in der preuss. Prov. Han-
nover, 6928 E.). Am 10. Juli 1792 stiftete
hier die Grosse Landesloge in Berlin
eine Loge unter dem Namen Tempel
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Osterode — Österreich.
der Eintracht, die 2. Aug. 1792 durch
die O rosse Pmvinzialloge von Hamburg
und Niederaachsen eingeweiht wurde and
ihre erste Arbeitsloge am 15. 8ept. abhielt.
Von 1802—8 ruhte die Loge infolge der
Kriege und erhielt am 80. Nov. 1806 eine
neue Stiftung^urkunde von der Mutterlogc
c* s- Königreichs Westfalen in Kassel im. d.j.
Oie Einweihung erfolgte Johanni« 18U1*.
Nach 4er Auflösung de« Königreich*
Wen: Tabu stellte sie sieh unter die
l'rovinxiallogc Friedrich zn Hannover und
erhöh « ine Urkunde vom 1. Juni 1814;
zugleich nahm sie da« Schrödersche Ritual
an Am J*. Sept. 1828 »teilte aie ihre Ar-
beiten we^en Zwistigkeiten unter den Mit-
gliedern ein, wurde aber 8. Juui 1876
durch dietin>*s€ Logt* Royal York wieder
hergestellt und 22. Juli 1876 eingeweiht,
nachdem achon 1872 mehrere Maurer r.u
einem Kranzchen zusammengetreten waren.
Vera, im »Englischen Hof«. Logeuubend:
Mittwoch. Ferieu: Juli und Auguat. Neue
llaus;;esetze von 1876. Milgliederzubl
(1900): 58.
Osterode (8t. in der »reu»». Prov. Ost-
Srcussen, 11278 K.). Hier beateht unter
er Grotaen National-Motterloge Zu den
drei Weltkugeln «ue Loge Auf dem
Wege nach Osten, gest. 8. Juui 1*28,
eingew. 24. Sept. 1898. Sie iat hervor-
gegangen aus einem 20. Sept. 1888 ge-
gründeten Kränzchen gleichen Namens,
da» unter der Loge Zu den drei Kronen
in Königsberg stand.
Österreich (Kaisertum). I. Von
England aus fand die Freimaurerei schon
1721 iu den österreichischen Nieder-
landen in solcher Ausdehnung Kingang,
das* die Regierung durch die Geistlichkeit
und die Stande Iniwogeu wurde, sie tu
verbieten (a. I, 8. 82). In dem übrigen
Teile der Monarchie war dagegen der Ein-
rlusa des 1731 dem Bunde beigetretnen
Kaisers Frans I. (a. d.) soweit wirksam,
das* kein Verbot gegen sie erging und
selbst die BanubuUe des Papstes Cle-
mens XII. (178*) in Österreich nicht öffent-
lich bekannt gemacht, auch die Freimau-
rerei trotz der Abneigung der Kaiserin
Maria Theresia und obgleich 1764 eine
Verordnung erschien, die die Freimau-
rerei in allen öeterreichschcii Htauten ver-
bot, geduldet wurde. In Wien (s.d.) ent-
stand die erste Loge Zn den drei Kano-
nen 1742, dieser folgt« 1754 die Loge Zu
den <Ir»i Herren. Diese beiden, sowie die
l.<ogc der Krcigehiiren mit dem Clermont-
schrn Hochkapirel Ht. Pölten (1708) sind
bald erloschen. 1772 wurde die lvoge Zu
den drei Schwertern errichtet, die sich
ganz unabhängig hielt: 1771 fae*te in Wien
die strikt«' * >bt ervanz Kuas durch die Loge
Zu den drei Adlern, aus der 1776 die Loge
Zum Palmbaum hervorging. Aus diesen
beiden Lugen bildete eich 1776 die Grosa-
komturei St. Polten mit der schottiachen
^».in- H*n«Jt«.h 4m. rM«Mr«it:. II.
| liOge Albert zum goldneu Helm, die jedoch
nicht von langer Dauer war. Bessern Erlolg
hatte d ic Berliner Oroaee I«andesloge, welche
die 1771 in Wien entstanduen flogen Zur
j Hoffnung und Zum heiligen Joseph nebst
ihren Tochterlogen iu Eberau (s. d.) und
Warasdin (s.d.) annahmen. 1776 bildete sich
die Provinzialloge von O., der sich alsbald
die Innsbrucker l^ogc (s. d.) anschloss. —
In BObmen (a. d.) wurde die Freimaurerei
viel früher eingebürgert. Ansden l'rager(s d.)
Logen Zu den drei Sternen« 1726) und Zu
den drei gekrönten Säulen (1748), sowie der
Leitmeritaer (<oge Sinceritc (1745) ging
1764 die Prafektur Rodomskoy hervor (s
Prag), zu der anfänglich auch die Wiener
Uwe Zu den drei Adlern gehörte und der
sieh diu in den siebziger Jahren des 18.'
Jahrb. gegründeten Logen in Gsiizien(s.d )
an» blossen. Auch gründete diese Logen
in Teachcn (s. Schlesien) und in Trieat
(a. d.). — In Siebenbürgen (s. d.) war in-
xwiKi heu 1750 die I<oge Zu den drei Sftu-
len in Kronstadt gegründet worden, die
sich spater vonderHermannstädterI>>ge8t.
Andreas (seit 1777 mit einem Kapitel
strikter < Htservanz) neu einrichten lies»,
fu Ungarn (*. d.) wtinle die Freimaurerei
aus drei Kichtuttgvu ausgebreitet. In
Preaeburg (a. d.) entstaud bald nach dor
i ersten Wiener eine Loge, der 1774 die
Loge Zur Verschwiegenheit und 1777 die
Loge Zur Sicherheit folgten. Ana Polen
wurde sodann 1769 die Loge Zum tugend-
haften Reisenden in Eperies (s.d.) gegründet.
I die Logen in Schemnitz, Neusohl und
! (Jeorgenberg stiftet«. Aus einigen kroa-
tischen I/ogen bildete sich endlich 1774
das System der Draskovichobaervans (s. d.J,
das »ich bald über ganz Ungarn erst reckte. ~-
In der Bukowina (s. d.) entstand 1772 in
Sadagora und in der Lombardei (*. d.)
1778 in Orcinona je eine Loge. — II. Unter
der Regierung Josephs U. (s. d.) breitete
sich das Logenweaeit anfänglich schnell
aus, um später um so mehr beschrankt zu
werden. 1776 beauftragte die Berliner
Grosse I^tndesloge SmU hausen (s. d.), ihre
schriftliche Bitte um l'iiterstütxuug tlem
Kaiser zu überreichen, der aber abschlägig
antwortete, ebenso wie auf die Bitte der
Prager Freimaurer, dem Bunde beizu-
treten (*. Ftag). Zugleich setzte Sunt-
hausen die obgenannten Logen ein und
erriehtete 1776 die Provinzialloge von
Ö., die infolge der Verordnung Josephs 11.
(26. März 1781), wodurch allen geistlichen
und weltlichen Orden verboten wurde,
ausIludischeOberoanzuerkennen und Geld-
abgaben an diese zu leisten, die I<ostren-
uung von Berlin und die Bildung einer
selbständigen Landesloge von Ö. anstrebte
Zu diesem Zwecke forderte sie 1781 die
Logen in den Kronlftndern auf, sich zu
Provinz iallogen zu vereinigen. Dem wurde
jedoch nur In Böhmen, Ungarn und Sieben-
bünren entsprochen. Die Her Provinzial-
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130
» Hterroich.
logen verhandelten einige. Jahre, errichteten
aber endlich 17M die tandesloge von O.
mit dem Grafen iJietrichsteiu (* d j als
Lande««ro^ineiftor Diese umfaMte fol-
gende Provintiallogon : I; O .Inntr-Ö,
Görs, Tirol and Vorarlberg) mit den teil-
weise neu entstand nen 17 Logen: Zur- ^e
krönten Hoffnung. Zum heiligen Jot^nh, Zu
den drei Adlern, Zum PAlmbaum. Zui Be-
ständigkeit 'gcgr i7?fl?i, Zur wahren L n
traeht igegr. 17*1 1, Zur Wohlthatigkci
(gegr. 178;j) und Zu den drei Feuern ige«r.
1793) in Wien, Zur edlen Aussicht in
Freiburg i. Br., Zur Freimütigkeit in Gurr:
Zu den vereinigten Herzen in Gr:iz, Zur
wohltnätigen Marianne in Klagenfurt (s.d. \
Zn den drei Bergen und Zum symbolim-hcn
Ovlindcr in Innsbruck (s. d.), Zu den *>eb« n
Weiften in Linzi*. d.V Zu den drei vereinigten
Wassern in l*as*au und Zur Harmonie
und allgemeinen Kintrscht m Triebt <i \:
2} Böhmen (nebst Mähren und Schlesien)
mit ai«l>en Logen »s. Pr»?): 3) Ungarn
tinit Kroatien, Slavonien und Dalmatien
mit awölf liegen (s. flrnraru.; 4, Siel»*n-
bfirgen inehat der Bukowina) mit. drei
Logen [%. Siebenbürger..; b) Gllizien
(s.d.) ff-it vier Lng»-n: ♦>< Lombard»'! (*. d
mit r.wei l,ugen und 7) Niederlande (s d.)
mit l*i L<>cen Dia n«'ue Proyio/.iailoge
von Ö. (Gro^üu ia?er l.»b Kio«»l) umfasste
ausser de.n Wiener l.ogon di« Logen in
lio*eu, Freiburg. Gort, Graz. I nnsbt u«. l\
Klagenfuri, Ltn/.. f'a**aü un<t Trie»t termr
•lie. Militä^loiro zu Bät'.as^k in Ungarn (s.d.)
Au« diesen Lo^en bildeten »ich vier Pis-
trikisloge»»: l) /.um neuen Bunde (Gross-
m-ixtv-r Job Gelder) mit r|#n Wiener Logen
Zu den drei Adlern, Zur l>esu.itd»gkeit.
Zur gekrönten Hoffnung, Zorn Palmbaoin
und der Loire in G rar; 2) OroMwusitr
Sonnfcnfcltud ). milden Wiener Logen Zur
wahren Eintracht und Zur Wortlinn* igk«ii
io.d den Lojjti in Linz., Klagenfurt und
Biliare* . ?.) Groa^meistcr Holm« -dikus
Ott . mit der Wienerl .»»jr«- Zum hei ligen. loieph
und einigen Pro*i:izlogen;- 4)0ros.-imeister
Gouverneur Graf Heister, mit den Lo./vn
in Jntmbruek, Bozen und Frejhurg. ' '«'n
nicht wei ebneten Logen -tand • * fr» i,
«ich einer dieser Diatrik'*lo«en anzu-
echlicaeen. Neben dein tauben Aufhlohen
der Freimaurerei, das sich seit 1780 aller-
wRrts zeigte, regten aich gewaltig auch die
Roeeokreuzer (a. d.), die Asiatischen Brüder
(s. d.) und andre geheime GeselUehaften,
die ihre selbstsüchtigen. Absiebten mit
freimaurerisehen Formen tu bemänteln
sachten und die Freimaurerei in Verruf
zu bringen drohten. Andrerseits driingicn
»ich die Mitglieder jener Gesellschaften
in die Freimaurerlogen, in die sie ihre,
der Freimaurerei fremden Grundsätze etn-
nuschtnuggeln trachteten; es stand somit
ru befürchten, dass sie die Freimaurerei
auf Abwege leiten, sogar völlig unter-
graben könnten. Dem ein Ende zu machen,
veranlasste Dieti :ch*ioin den Kaiser, gegen
die geheimen Verbindungen energisch ein-
zuschreiten. Allein der Kaiser ging r.u
weit: er vernetzte den geheimen Orden
iwar den Tnde^at*»**, legte aber noch der
Freimaurerei unter «lern eVhein eine*« staat-
lichen Schutzes tlie Zwangsjacke an. Am
11. Dez 178S erlie** er nämlich eine Ver-
I ordoung [vgl. den Wortlaut in der vorigen
Auflage H. 80| . durcJt die die Frei-
maurcrei ejogcf<oh::inkt wimle. L« wdlte
nnmlich in jeden- I^tn«le in der Haupt-
stadt, wo «he Landesregierung ist, nur eine
L*g- bestehen und abgebalten werden,
aollts in einer .^roesen Hauptstadt eine
l-og« ntch» nlle Verbrüderte in sieh fassen
k"»iineu. höchstens uoch eine iweite ode«
dritte. d»e abrr von dem Chef der Haupt-
loge «anz abzuh-iiigcu hätten. Alle übrigen
Logen waren \erb-jten; die Abhaltung der
Versammlungen mu^ste iederzeit angemei-
det werden, eben«H» «nrde di» Finretchung
derNameu 5fimti ieberMitglieder angeordnet .
Nur unter diesen Vorntissetfungen nollten
die Logen von aller wei'ern Untersuchung
und AoMtra.'fuug r<;frei* sein und frei und
ui)ü"»vu ugen ihr»' Versammhimren abhalten
j können. Sofort nach VerAuVotlichung
dieser Verordnung verj'figte der tiriMs-
meistcr. dass die Wiener l*ogc n ihre Ar-
beiten einrustellen und >ieh erst lieh in*
dre;. dunn gar nur in zwei Logen tn ver-
einigen bitten, deren jede hAchMen« 180
Mitgliedi-r /«hlei, dürfe und deren Stuhl-
«rieis^er und Beanne der Grossmeister er-
nenne Infolge diese» Vorgeheu» lösten
>i'-h zwei Logen (Zum heiligen .To*»ph und
Zur Beniimiigkeit) auf. aus den übriguu
aerhs Logen aber bildeten sieh «ije beiden
Unsen Zur Wubrheit und Zur nenaekrouK n
HorTnnng. Infolge srger ZenvQrfniase in
den Lo<»en und ui:«.-dos*r Angriffe in einer
Fiel vonHchrilXen sahen sich einerKeiisbier-
ricb.^tein, B«im i^.d.i und Matolav, andrer-
*»irs Kr^fisl und «tonst hervorragend.« Fn:i-
rfe-irer veranlagst, «»ich zurück zuziehen,
orirt »he Lstn.N -loge, sowie di** Provintial-
b»ge von <•. lösten aien noch 1786 auf.
i'-.'-tiieh sebioss sieh l>iet riehst ein mit
seinen Getreuen den i>>ch:-n Brüdern
*n d»e ihre Wirksamkeit im «tiüeir wieder
ai fg'nomn.en nai'er., und rrrümlete ein
Absch'ttt-sehes Direktorium und in dessen
G«tolge*i3. Aug 1W die seho ti^he L«.g.-
Zur Verschwiegenheit, bald darnach auch
eine L»»s-e Zur ITjMehuld, di«% »bei benie
1^. .lan. «789 aufi_chob«"n »»unlen. Die
»eho»ti<c!te Loge versuchte 178* U'iU'r dem
Titel einer Provinz iatloge die Togen in
der Provinz heranzuziehen und sn zur
Zeitlfvli ebuide zu weroi»n, was iedoch
nicht Ur.g trotydeni dir l'rnyin«aBogcn
vor l'r.iii.ien Tin 1 i njaru ru>.ten, die v«»n
Si»ber.h»iig"n n^er :.nr n«»ch «»•rinves LeWu
-ei^'e K'.-i 1790 /.n b lühen «uf'.iörte,
wnhrete! sieh die iilirn^n gar nicht ge-
bildet hatten Unabhängig arbeittven jene
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önt • rr t k h- V n ca t n .
131
wenigen L»<ren. welche die Freimaurer
ventrdniui^ überlebten, nämlich in Wim
die Lwgco Zur uengckrönu-i: Hoffnung und
Zur Wahrhe't (diese ging 17t*6 ein), und
je eine la.gc Iii Linz, tifaz. Innsbruck,
Freifmrg, Triea! und Battaszek: in Höhinen
und Mähren vser, in l'ngarn idoben, in
Siebenbürgen eine, in der Lombardei aber
wei Logen, unter diesen auch einige ueuc
md wieder erstandne. - JII. Unter der
Regierung (sCopc'd* II (s unten »S. I8i>),
der »«eh anfänglich der Freiuu.uren i ge-
neigt xeie;te. um »paier deren Feinden um-
sotnchi Spielraum zu gewahreu, konnte cur
eine, neue Loge Zur Liebe und Wahrheit)
ferrründet und die *ier Jahre nnthnti^e
<oge Zum heiligen Jo&eph erneuert werden;
auch in Illbach (s.d.) trat eine neue I«ogo
/,u»ftinnt. n, kaut aber zu keiner rechten
Wirks.imk rit. In Pr-garn dagegen, wo das
konwtituthmcih Leben neu erwacht war,
fauste «in »teuf Schopf uue da.« »System de»-
atriVteu Obaervauz mit rwci Logen Fuae,
auch minien meb.ore ruhende Loger wieder
erweckt, wogen u in lieber bürgen dir l»e-
•lcMtcmi te L"g<' cincitiz, ein»" crwM-hte
und eino neue geattftet weide JV. Vach
der kurzen Regierung Leopolds II. folgte
1 /H2 Ft*«uziL (». S. »83), der »ich nach meiner
Throiibeneijt'Jng für die Freimaurerei
günstig kusserlc, bald aber »ehr feind*eJig
gegen sie vorging and auf dem Kcichsiai.
zu K»>;»< nahnrg so«4,r ein Verhol iiit ds«
tranzt -Peuia. he IW.' h durghatUHiUen snehte,
Fis war ein Verbot in »> voraus/. :M-hen.
IKmu kämet» di.; Wieum In.gt-u Zür neu-
gekrönten HolTnung und Zum heiligen
Joacph zuvor, indem aie tj ><:?.. IT'JH1: jgv
nieiuschaf'Jich die Arbeiten einstellten und
dies« dem Kaiser zur Kenntnis brachten.
Ihrem Beispick bdirten die l'iitger la»gen:
beidea wurde vom Kaiaet mit Zufrieden-
heit zur Kenn um ^eunmmen. 1794 erlief-
et eine Verordnung, derzufoig? ȟmtliche
l.ogtm geschlossen werden uius-.ti.ri. 151. »je.
«••ue Loge, die /.i Budapest, kennte - ich
auch ein weiterei' Jahr, halten. Dann
ruhten »He Hritr.wcr in D.-TL — V. Nach
8< MieftHnng der Logen iu Wien hielten
die Frei man rer n> < h jahrelang treo zu-
samme.n in der Iluflnong auf bcaacre Zeiten.
I»irn.» Hoffnung wurde zunichte durch die
Verordnung von 1801. wonach künftig
nicht einem' geschlossene Gcsellacbaftcn
KU didden waren und »He iStautsdiener
verpflichtet wurden, aich von jeder geheimen
Verbindung fern IV halten Unter ihm
SchnU d«-r fr«iif»*i*ehfcD Waffen aber
etau>ndf n 1809 in Wien zwei, im Königreich
Myrten (a. d.» eine ganze Au-.ahl von Lo-
gen. Auch nachdem Abzug der Pranzoecu
wurden in Wien insgeheim neue Lugen
errichtet, an 1810, 1612, uud nach langer
Pause 1811 Ebensolehe Besungen zeig-
ten sich in Ungarn. Der Volkerfrühling
1848 Schien auch für die Freimaurerei in
Ö ein neuer Frühling zu werden: die Loge
Zum heiligen .Lveph in Wien erwachte zu
neuem Irenen, und in Lngain. Böhmen,
pH'.hlruien entatanden neue l-oge« oder
wurden solche geplant. d«T Bclitgeruiigi»-
/uatuutl »her machte alledem ein Fuuo.
I^rat 1^7 wogte man den vergeblichen
Verbuch, die Wiener Loge wieder zu er-
ö flnen Dagegen wurden lu Ungnrn be-
reite 1861 Auzeicbeu bemerkbar, die den
Anbruch einer neuen Zeit zu verheizen
schienen. — VI. Neuzeit Nachdem Pro-
>i — ir L i.fwiH (s. d i die ataatlirhe Ge-
nehmigung der VerfaaKung einer Loge in
|tu<tape!*l (*. d.) erwirkt, kam er iut
lietb«.: Isöm bei der niedurösterreichineben
Statt hi iterei um die Genehmigung der
Wieden rfttlbung dar 1^48 gestatteten Loge
Zum heilig»*» Joseph in Wiea ein, wurde
:«h..r mit jlinweis auf daa Vereinagcaetz
von 1H67 ubgewieaen. Mit deraelben Ue-
grundong wurden auch alle gpRtem Ver-
suche die Freimaurerei in ö. wieder iua
Leben zu rufen, ai>achlAgig l>eacbieden.
Pie Wiener Freimaurer, mci»t Mitglieder
der F'reatburgtf .,L«»ge Zur Wahrheit und
der Loge in üdeuhurg, gingen daran,
auf 'lern IUhLh Ln/ irna in >eudorfl (a. d.)
und l'reiiaburg (a. •!.!, wo die* culäaaig war,
Logen (in wehdien nie iährlich 3- 4 rituelle
Arbeiten abhielten) und gleichzeitig in Wien
nicht' olitiache Vereine zu gründen, indonen
nur l'rcin<Rurer zugeliu«.>en werden und mit
H^MUti^uug allen Oebrauchtuma dio Ver-
waitangaangeiegeubeiten erledigt, gemuin-
nn xige Ideen heapruchen, humanitäre Ver-
eine und Anataben angeregt uod Werke
der WohlthAtigkeit ausgeübt wenlen. Der
ertM uiehipolititu'he Verein Humauita*
wurde durch F. J. Schncebergcr [M. d.)
23. Juni \Pi;9 in» Leben gerufen uud durch
dienen 1871 i.ueh die gK-ichuaniif^e Loge
in I'reri8t>urg »nie hl et. Die iluinanita»
jrrflwlete in alten Lünderu jenaeita der
Leiihu Zweig vereiue (8 unlef») und ordnete
aich tief Grossloge von Ung/rn im d.) unter.
In d rselnen Weise erfolgte auch die
Grüuii'ii'g der übrigen Wiener nichtpulit.-
achen Voreiue durch die l.o^en: Zukunft
(1874-, ,*okratea .1874), »Schiller \\X',b),
Freundachaft iI877), Coliunbui
Concordia <18&8i, Treue (1?88), Goethe
(1892). Leasing (1897J und Pionier 1898),
sowie der Zweigvereiu der Humanität: in
Wiener-Neuetadt durch die Loge Eintracht
(1875} — Gegenwartig bestehen in O. Tot-
fnde niaureriache nichtpolitimihe Vereine:
rauzunsbad, Karlsbad (Mnnirtea)fitia). Ms
rieubad, Pi'.aen (llarmouiel. Frag (Amieitia
und rJarmonie).Tro|>pnu,Wien(Ht!iuatiii;is I,
blnigkeii, Bildung, Litteraxiacher G&aatl-
schnrtsklub.Kiuigkeitanderl^iiiau^Veuud
schaff, Treue, Lewing /.u den drei Hingen,
Pionier.. 8. alle d<e*e 1 hie.
Osten eich !' ii fraru \H e r r ■ c ^ h e r h a u s).
1) Franz 1. Stephnn, aeit 1745 römisch-
deuL«cher Kaiser, geh. ^. Dez. I7i>8. gest
18. Aug 176h in luuabruek, der eheste
9»
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\$2 Ö*Urrmi<
Sohn de« Herzog* von Lothringen, folgte
1729 seinem Vater in der Regierung des
Herzogtum*, vermählt* sich 1786 mit Ma-
ria Theresia und wurde ReichsgeneraJfeld-
marschall und Generalissimus der kaiser-
lichen Heere. 1787 nahm er Besitz von
lern Groesherr.ogtum Toskana, zu dem er
1785 durch Abtretung des Herzogtums
Lothringen die Anarartschaft erhalten hatte;
1740 wurde er von Maria Theresia zum Mit-
regenten aller österreichischen Erblaude
erklärt und 1745 vom Deutschen Reich
zum Kaiser erwählt. Indem er sich von
jeder staatlichen Wirksamkeit fern hielt,
war er besonders durch Pacht von Zollen
und durch Handelsuntcrnehmungen auf
Vermehrung seine» Vermögens bedacht,
sndernteils aber nm Kunst, Wissenschaft,
Handel und Gewerbe verdient und durch
Leutseligkeit allgemein geliebt. — Von
besonderer Bedeutung ist F. für die Frei-
maurerei, da er bald nach der Stiftung des
Bundes ihm beitrat! dadurch dessen Ver-
breitung auf dem Featlande beförderte und
durch seine Mitgliedschaft zu dessen Er-
haltung machtig beitrug. Zwischen H.Mai
und 24. Juni 1781 wurde er im Haag durch
eine von England herübergekommene Ab-
ordnung der dortigen Grossloge unter Füh-
rung Desaguliera' (s. d.) in die beiden ersten
Grade aufgenommen und in demselben
Jahre in England zum Meistergrad beior-
dert. Gar bald fand F. Gelegenheit, dem
Bunde Schutz zu gewahren. Nach dem Er-
scheinen der Bulle von 1788 wurde in
Florenz 19. Mai 17;<9 Dr. Crudeli alz Frei-
maurer verhaltet, jedoch bewirkte F. die
Freilassung des Gefangenen, nachdem auch
die Grosaloge von England sich dafür
verwendet hatte. Seinem Ansehen und sei-
ner Verwendung ist es zuzuschreiben, daaa
diese Bulle in Wien nicht öffentlich be-
kannt gemacht wurde; ebenso vertrat er
fortwährend seiner Gemahlin, der Kaiserin
Maria Theresia, gegenober die Sache der
Freimaurerei, so dass sie während der vier-
zigjährigen Regierung dieser Fürstin in
Österreich geduldet war. Er war Mitglied
der ersten bekauuten Wiener Loge Zu den
drei Kanonen, die 17. Sept. 174/i gestiftet
wurde. Eine Versammlung ditwer I/Oge
wurde 7. Mar/. 1748 von 100 Grenadieren
ülx'.rl'alten, die' IS Freimaurer gefangen
nahmen F. soll sich unter den Versam-
melten befunden haben und nur mit Mühe
den verfolgenden Soldaten auf einer Hinter-
treppe entkommen »ein. Seiner Verwen-
dung gelang es, die Gefangenen nach 12
TagiMi zu befreien. Seine Kaiserwahl 1745
leierte die Loge Absah un r.u Hamburg
durch eine besondere Festlichkeit. l>as
von dem Schriftführer der Loge bei dieser
Gelegenheit verfaaste Gedicht*» erschien
*) I**« Gedioht «rnnbi«ii unter f-.Uvnd»" > iVel
füi fraimaurcrlaeh« Krene- Iii« höch-t t>ei|l •. f lit*
Wiihl 4m Kalten n?nl H im, H.-rm • -»ti«t»n: l,
h-Uagarn.
auch in Öffentlichen Blättern. Heine Liebe
zur Freimaurerei pflanzte sich fort in sei-
nen Kindern, dem nachmaligen Kaiser Jo-
Iaeph II. und der spätem Königin von
Neapel, Karoline, (s. unten 2 und 4) die
I beide dem Bunde Schutz und Gunst ge-
währten. I Vgl. Lewis, Geschichte der Frei-
maurerei in Österreich (Wien 1861), & 7
bin 17; Abafi, Geschichte der Freimaurerei
in Österreich, I, 56 und 71; Der Frei-
maurer, 1877, 8. 68 (mit Bild).]
2) Joseph IL, seit 1745 römisch-deut-
scher Kaiser. Sohn des Kaisers Franz I.
und der Kaiserin Maria Theresia, geb.
13. März 1741, gest. 20. Febr. 1790 in
Wien, war nicht Maurer. 1778 Überreichte
ihm der dänische Rittmeister v. Sudtbau-
sen (s.d.), damals in Wien als Abgesandter der
Grossen Landesloge in Berlin, ein Schrei-
ben dieser, in dem der Kaiser gebeten wurde,
dem Bunde seinen Schutz au gewähren.
Unterm 26. Mai 1776 antworte«« er ab-
lehnend: er erkenne den Vorsatz der Ge-
aellscbaft als loben »würdig, christliche Tu-
genden zu befördern und der Menschheit
zu nützen, könne aber einer ihm ganz un-
bekannten Verfassung seinen Sch Uta nicht
erteilen, versichere indea, dass Menschen
und Gesellschaften, die nach diesen Grund-
eätzen handeln, wegen dea dabei beobach-
teten Geheimnisses, wenn sie nur nichts
Böses, sondern lauter Gutes thun, weder
von seiner Besorgnis, noch von seinem
Vorwitz Jemals etwas zu besorgen haben
würden. Diese Antwort des Kaisers und der
gegen Sudthausen anfänglich geäusserte
Wunsch, Freimaurer zu werden, und son-
stige dem Bunde geneigte Äusserungen
J.'a veranlassten die Mitglieder der strik-
ten Observanz in Prag, durch die Grafen
Kinigl (s.d.) und Thun (s.d.) und den Baron
Helly eine Schrift zu übersenden, in der sie
unter Darlegung ihrer Grundsätze und mit
Hinweisung auf ihre Schöpfung (Prager
Waisenhaus) ihn baten, dem Bunde selbst
beizutreten. Dieser Eingabe war ein Schrei-
ben des Herzogs Ferdinand von Braun-
schweig (s. d.) beigelegt, in dem auch dieser
ihn aulforderte, dem Bunde beizutreten und
sich an dessen Spitze zu stellen. Unterm
12. Juli 1776 schickte er ihnen seine Ant-
wort an die Zinuendorfer Logen (nebst
seinem Antwortschreiben an den Herzog
Ferdinand zur Besorgung) und erklärte: so
habe er einer Gesellschaft fremder Mau-
rer geantwortet; mit seiner Mutter Unter-
thanen müsse er eigentlich von Amts we-
gen anders reden, aber ihr ihm bewiesene«
'Vertrauen verdiene seine Dankbarkeit, des-
halb wolle er sie als Menschen und ge-
b«Minfi*u Auf Befehl «Irr 8. K. (»roMtu Loj(o in Hern-
Dürft und Xie«ler<'»et.»{'U hei eiarr feierlich«!! Ver-
| ••rnmliiiKj dut Ki«ii»u»u''»*r • •>!> Matth. An«4r. Aj»T<ia*
((Wodkrth], »'i"h AriJjl j;«n*unt(. MekretAr nnd
«••trier t.ei .Irr 1...«. AI. .!..'■ .let» t fhrl.tni 174»
(Hsniburgt.
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liebte Mitbürger beraten; die Oeeetse I
und wiederholten Verordnungen gegen die I
Freimaürerveraammlungen bestünden noch; j
wider er, noch sie hatten zu fragen, wa-
rum; er könne also für jetzt ihnen nur
die strengste Behutsamkeit in Handlungen
anraten, die, so anschuldig und recht-
schaffen er sie halte, doch den Verord-
nungen der Kaiserin entgegenlaufen. Er
werde von dem ganten Vorfall keinen Ge-
brauch machen und schicke zum Beweis
ihnen beide Anbringen zurück. Was seine
Person betreffe, konnten sie die sicherste
Rohe gemessen; sie würden allein nach
ihren Handlungen beurteilt und behandelt
werden. Dem Fürsten schrieb der Kaiser
unter Anerkennung de« Verwandten und
des Mannes, der sich durch alle seine Hand-
lungen, vormal« als kommandierender Ge-
neral und jetzt als Weltweiser so ruhmvoll
auszeichne, lehnte aber den Beitritt zum
Bunde ab, weil dies den Landesgesctzcn
»u wider sei, such «einer Matter nicht an-
genehm wäre. [Vgl. L. XXII. 18Ä, wo diese
Briefe abgedruckt sind.] Mit dienen Antwor-
ten war man in Prag im Ganzen zufrieden.
Nachdem man aber daraus ersah , dass dcrKai-
aer wohl beitreten wurde, wenn seihe Mutter
dem Bande ihren 8chutz verliehe, plante
man, auch an diese ein Gesuch zu leiten,
allein es unterblieb. Der Kaiser bezeigte
sich in der Folge bei verschiednen ' Ge- |
legenheiten dem Bunde geneigt und er»
Hess, um dem Unwesen der Rosenkreuzer
(s.d.) and der Asiatischen Brüder (s.d.) zu
steuern, auf Ansuchen des Iumdesgross-
meistere Graf Dietrichstein (s. d.) 11. Dez.
1785 eine Verordnung (abgedruckt in der
vorigen Auflage, II. 8. 80K durch die er den
Bund unter staatlichen Schutz, aber auch
unter staatliche Aufsicht stellte uud die
Ijogen auf die Landes- uud Provtitzhaupt-
stadte beschrankte (s. oben 8 180) Auch
im Jahre darnach sprach er sich günstig
Über den Bund. aus. Um trotz obener-
wähnter Verordnung den Fortbestand der
Hochgrad werk statten strikter Observanz
in Prag zu sichern, gründeten diese 1780
eine Taul>stunimenan«talt and bewilligten
•lafür 18000 d. Nun hofften sie den Schutz
des Kaisers zu erlangen. Am 16. Sept.
1786 begab sich eine Gesandtschaft unter
Führung des Grafen Klnigl zum Kaiser,
der akh gelegentlich der Manöver zu Hlou-
petin (in Böhmen) befand. Graf Kicigl
trug vor, in welcher Weise die alt-
schottischen Brüder künftig arbeiten woll-
ten. Der Kaiser hörte aufmerksam zu und
entgegnete: er wisse, dass die Schotten
vor andern mehr Kenntnisse im Orden
hätten, und es sei ihm gleieb, in welchen
Graden man arbeite, »nur verbitte ich mir
alle Einmengung in« Politische, Geister-
beschwörungen und närrische« Goldma-
chen«. Ala aber Graf Kioigl auch den
Zweck der Arbeiten (die neue Anstalt)
vortrug, sprach der Kaiser: »J»ehcu Sie, so
Uuaarn. 1 33
verdient die Maurerei den Schutz und
die Achtung des Staats I Ich genehmige
Ihren ganzen Plan und versichere Sie mei-
nes Schutzes uud meiner Achtung!« Die-
sen Schutz Hess er dum Bunde auch bis
an sein Ende angedeiheu. (Vgl. R. 1895,
9. 7; FZ. 18x3, S 3. Z 18H0, S. 81.|
8) Leopold II., seit 1790 deutscher
Kaiser, dritter Sohn des Kaisers Franz I.
und der Maria Theresia, geb. 6. Mai 1747
in Wien, gest. 1. Marz 1792, beschwichtigte
die durch Joseph« II. Reformen hervnrge-
rufnen Uuruhen im Lande und stiftete Frie-
den mit der Türkei und Preussen. Der Ruf
eines weisen und gerechten Regenten war
ihm vorangegangen; allein seine Volker
tauschten «ich in ihren Erwartungen. Aus
Furcht, die Greuetazencn in Frankreich
möchten *ich in seinen Landen wieder-
holen, beschrankte er die von Juseph II.
gewahrte Preshfreiheit. überzog das Reich
mit einem engen Netz geheimer Polizei-
ageuten und liess durch Teile Litteraten,
insbesondere L. A. Hoffmann (s. d ), alle
freien Einrichtungen bhmstellcn und ver-
dächtigen, unter andern auch die Frei-
maurerei, der er — wahrscheinlich unter
freiem Himmel aufgenommen — selbst
angehörte, obgleich es ihm mehr um die
Alchemie zu thun war, au« welchem Grunde
er sich denn auch in das System der Ro-
senkreuzer (s d.) einweihen liess. (Vgl.
Allg. Österr Freien. -Zt* 1875, S. 101. |
4) Karoline, Tochter de« Kaisers
Franz I uud der Maria Theresia, geb.
18. Aug. 1753, Gemahlin des König«
Ferdinand IV. von Neapel, gest. 8. Sept
1814 in Wien, rettete durch ihre Fürsprache
bei ihrem Gemahl und durch ihren Schutz,
den sie auf Bitten mehrerer deutschen
Fürsten den Freimaurern schenkte, nicht
allein 1775 die hart verfolgten und zum
Teil lange eingekerkerten Mitglieder einer
Loge in Neapel, sondern trug auch dazu
bei, dass 17W> alle gegen die Freimaurerei
erlassnen Verfügungen widerrufen wur-
den. Ihr wurde der wanne, auch schrift-
lich auMgesprochno Dank des Herzogs
Ferdinand von Braunschweig und mehre-
rer Logen. [Vgl Geschichte des Schik-
sals der Freymaurer zu Neapel (Frkf. u.
Lpz. 1779);' Histoire de la persecution
intentee eu 177.S aux Franc« -mscons d»
Naples (lxmdon 1780)]
.*>) Franz II., als Kaiser von O. Franz L,
römisch-deutscher Kaiser 1792— 1806, Kuhn
Kaiser Leopolds II, geh 12. Febr. 176« in
Florefix. gest. 2. Marz 188S in Wien, nahm,
wiewohl ef seit 1784 in Wien unter den
Augen Josephs 11. erzogen wurde, doch
Stnätsgrundsütze an, die denen seines
grossen Oheims entgegengesetzt waren.
Vorzüglich war er gegen die Freimaurerei
eingenommen, wozu ihn ausser priester-
licheu Einflüsterungen die staatlichen Ver-
hältnisse bewogen, indem er ihr einen
verderblichen Einfluß zuschrieb. 1794 lies»
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13»
Osu-waid — Ostindien.
er auf d»inttei'*hNtag xu rV »er.;- bürg dm An
trag auf Unterdrückung aller gebeiuvn Ge-
sellschaften, al« die de» Freimaurer, <h r Uo-
t>enk r^iser nnd derl 1 1 u m i na i »i. , f-te! 1 ui ; d och
fand dar Band in den Geaaudten Preuvicri«
Hannover» und Braunsen *e>g* eifriee Ver-
leidiger, so das« *\:h die Reichfmtande
g«:gen die Annahme dt-* Antrag erklarU-u
und ee dem Kaiser ÖUerlieMn?n, in «einen
eignen Staaten die Log* o au unteraageii
I >«»•»> j:eachah denn auch sogleich, indem
nf>ch in deim-elbeu .lehn- «Iii» Freimaurer-
logen in den faderreieuschen Htoaieu Ter
♦»••jen wurden. Am 28. April 1801 eiachieu
eine Verfügung des Klüften, vermöge
w«*!\'her all? Htauifwliener eidlich verpflich-
tet wurden, keiner #;*Nem»»'n Vebindung
anzugehören. Fron/ l»ss immer streng
diese Verordnung »wlreciil baUen, aelbst
Mit Zeit, all* die Fraiuiwei» auch über O.
ihr-? Mai'ht trelteud machten und »ich
im imen wieder IjOgen bildeten, im
Vertrauen auf die veränderte«; Zeit Verhält-
nisse und auf den Schutz von Frankreich. *
So ere&hlr Thory |Acta Lat. I 2'»;'., da**
eine freunaurerische Vccumimlutig
von der Behörde « ntdeekt werde. Alle
Mitglieder der Loge, die man esgreifen
konnte, wurden ins Gefsagnn- g. worfeu,
die öffentlichen Beamten abgesetzt , ein
Kammerherr mu'.-to «einen Kammerbcnen
-••Mibvel »urückgtben. i'Vgl. Allg Osten
Frefm.-Ztg. 1*1*. 8. 26, ßO.j
0*terw*M, Wilh., Dichter und Hchrift-
steller, geh. 2,1. Febr. 1R20 in Brtdscb in
der Altmark. ce t 25. Marx IB*J7 in Mflhl-
hjc*<n in Thür., wurde lt<45 lA'bnr am
lT»dagogiufii in »alle a. S . l?r>0 Konrektor
an* l nongv mntiaium in Wernburg und 1M65
Gyuiuaüiaidircktor in Mühlhau>en i. Th
Von ihm erschient n Gedieht« • (Halle
184;% 3. Antl. Lp«. i373), Naturbilder und
Märchen »Im drünen« (BrL 1S63), »Er- ,
Zählungen aus «W alten deul-clnn Welt«
(Halle 187», 8 IhIc.) und »Griechische
Sagen» Aufl. Halle 1882, 8 Bde.). - Zum
Freimaurer aufgenommen wurde er 29.
Mira 1867 in d< r l*»ge Zum gnldnen
Kreuz in Merr.ei.ur;, in der er von 1869
bii tu seiner Verxei/.ung nach Muhlhausen
dna Amt de* K»diinr* vernnriL Maurerihebe
fl«'d.*n and Diehtungeu von ihm erschienen
uii*«r dem Titel • fohnnni «krame« ^Lpx.
1860). [Vgl. Bb. 1837, S. 194. 1 Z. 1887.
ä. 2J1.1
Ostindien (indobriri «ch Reich).
]. Allgemeines. Die Kingebormii ludien*.
hamu erat npiU Aufnahme in die Logen ge-
funden. Bi» l«7 1 gehörte da/.u di*> Genehmi
guntrik'« Lii^liHehei.Provinaialgrowmciatera,
und lf»>') glaubte man ailgemeiu, daa«
»<!n Hindu nicht aufgenommen werdeu
k^nne. 1844 bmte freilieb achon der
Rritorttcrhc 1'rovin/iulgrofMmeiHtcr in Itow-
i«u.r fine Loge fvir Kji*geliorne unter dem
Nani< n r.l i;»g tur gegründet, und e» wurde
ebendteelbüt 187ö eine Loge für Muhanie-
danrr eiriehtet. Ir» O. c »id meJjM re frei
roauren»vh»» Z**t«eh( il%en cl'«*!;!» neß . in
KelknMa 1866 Tin* lodiar, Fre«'uuiaom»
Friend. 1892 Th»1 T-i Iidr. MasonJ. Kevn-v.
und seit lb*9*1 ^ha h<d'an I re»-n»»$cr , :n
B«»mlvay !»*it I8fi4 The minonic K.e< o.-U of
WefiiTu Indin um< The ii<die»t» Journal
o( FreenuHonrv ; in Madras «*mv Mm
dr:i« Maroni« Review, 18*?? und 1$78 ihu>>
•ich noch '[he 5I»3onic H^tald fV;*I *
D' Cm>, Frcem.ui »niy in Ibn^nl (18b! »:
0. H M.ilden, A Hi-'ory of Free ma»on»y
on the Coart of <%»roin:.nde! (Madra.t 1896)
Oould, The hiarory of Fi-Tuiaronry , VI
326: L. 1SM8, b. 116.1 - IJ Kengak«n
mit Birma und Pxnd-iChAb. »1*^ %urüe
t'omfrn von der Gr>i«»loge von Fng *nd
crni4ehti^i, eine 1/Oge iti Bengalen w er-
richten, und 1?29 Kuptttn Ruiph Fa^winLe«-
/um Provituialgro>#>n«i>ter von Indien e<-
UMitut. Kine Lc;:e wurde jedo^n erst 17?0
in KalknrvM «*»,öl!n«,t. Über eine Atitce
zwischen 1780 und l?4()dii!» ge^runde1« i-wgt
i«< nbdiu Nähere» bekunt*v Üa^egeo tt&4
«•ich 1740 eme di Ute Lo^»* d.t> .wf (r>iir
in the F-asit. die noch b*;.-if fn . während
die andern buioen eingegangen sine Ihr
folgten tuulre Lu^en in Tacnandarna^ar.
Kalkutta, l'utna, Burdwan. Dacca und
MurM'bidabud. 8ie sind at>«»r bis auf eine
auaiM-r Thatip>,keit- Da» gleiche Schicx^il
hatt«* eine 1767 von der A'hol! Cro.-4.»nc
gtgründetc Loge in Kalk Ulla. lui-wiHthen
hatte d»e Or..i*d««tfe der Nied^rtand« 1T59
bia 177.1 drei 1 cgen ge^lifi' t. die i tue
Gr^miloge Salome in Cbiiiburu büileun.
feie .-»ind aber wahr«c.lie:ti!>r.h auch Vuiir
bald wieder eingefahren Am rj.udr des
18. Jahrb. en tut and eine Trennung unitr
den bengsili.icb^n Lo^en, in'wlgenetsen
die eug'imdie Proviii£iblgro««<vg*- ein-
achüet'. ^:l^l Ifclä heginm wieder eine
he^reZuil. alerter neiietieneratgo'iverneur
Graf von M«ura'5 .d • von der Grovi>lo^e v»«n
Kugland zum Gr"*8meiM< r lüi Indien er-
nannt aorde.i wnr. Kr er.it! uete die J're-
vinzialaro»«loge wie<lir und von 181S — 2fi
wurd' U iiielit weniger als 15 ! n^i ge
atiftet. V>»n 1»26 an trat w.edsr ein Rück-
gang ein. Kr*i al;« 1840 die englische
niatriktagroiMilog< von Bengalen 2l*>-,,run-
det wurde, beKanu abe'reaK neues Kebe.t
18J0 -5U wurdeu 1? Ifbu T»0 e^enfitl»
12, l«ßu--7ö 19 und 1870 P5 38 Logen
gegründet. iKnH wunlen die [».Mriki»-
irroeslogen von Birma um1 rte<- 1'anOsch vbs
al>uetreunt. |H',>s war die Zahl der tag
liaehen Logen IS in BengaJen. 12 in Firma,
20 in P»ud-;ch;ib. 183? war ^iicn von dei
Grotiidoge VOM Irland in Kurnani «ine
Iaige errieb 'et w onb-u. ii«* kann» «»o Jafif
bestanden bai >j/ v<m tvt> Un-
land Ktifteie 1849 die er*;e Tocbi^rloj.« in
Kalkülen und Jks.-u*« neimn 13at> deren 1»
in B4.ugaleu. fVgl. I 18^3. Ö. Un.j -
III. Madrai», liier wurde die ereU lo|t
von der Groaaiogv von England 1752 in
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OstuxJiyher Archipel -- Overbeck.
Madras ge^tifr« ', l?(la Uatun 3 weitere hin-
zu und 17'Wl» ine fün;t< . In duiiM-lben Jahre
erhielt Ma-lia-« meinen ersten Provin/ial-
&r"&»ineistcr. 1 708 errichtete die Athol)
Oroailoc« eit»e Logo im Fori S* George
und 1773 die (iroasloirc von Holland eine
sol'-hfi iu Negapatam, die »bor b>dd wie-
Uct einging. 1 7715 wurde der Sohn den
Nubobs von Karnatik, Omdit-ul-Otnrah Ba-
hau der. und darauf nein Bruder in Trisehi-
napalli aufgenommen. |Vgl L. VII, 146. j
1 7-Sl errichtete die Atholl-Grosalige eine
Proviuzialgrossloge im Fort St. George,
wogegen die Logen d.-r alten englischen
GroMloce wieder eingegangen m *ciu schei*
neu. 1786 wurde jedoch von der altern
englischen Groaaloge ein neuer Provinzial-
grn&suieister für die Koromaudelküste,
die Präsidentschaft Madras und die au-
grenzendeuTeilecrnaont, und ea entstanden
bald w ieder Tochteringen dieser Grossinge,
deren Zahl »ich lf*98 auf 27 »teilt*. 17*d
und !?90 s'iücte auch d.T Grossorient von
Frankreich /.wei Losen in Ponditscherri,
die aber langst wieder eingegangen sind.
1875 wurden in Madta* auch 2 Logen von
der Groasloge von Schottland errichtet.
(Vgl. L. 1*98, S. l'J...j IV. Bombay. Ii»
dieser Prasidentflchaf' gab es tm H Jahrh.
nur 2 Logen, eine in Bombay, 1758, um)
eine iu turnte, I79S Kcgrfmdet. unter der
altern englischen Grossdnge. 1801 erteilte
die YthoFl-Groadogc dein 78. fufanterie-
IvCKimeiit einen Fi eibrief Krst 1822 unruY
dann wieder eine Loge iu Bomhav »v-
Miftet, der 182'., 1*25 uml 1*28 "andre
folgten. Als 1*3?* Dr. James Burncs /.um
Provbixialgrtvwmiifter für das westliche
Indien von der Gri>aslo:;w von Schottland
ernannt wurde, änderte sieh «lau Verhält-
nis Pieeer gründete eine Kcihe aeuer
Logen und l>*H8 eine schottische f'ruvm-
/ i al gross!« »gv für dss westliche und hald
darauf aueh eine für das östliche Indien.
• Ii. 1846 vereinigt wurden l*9ü >»hhe
dies« 45 Ia»;j»>n. - - Die englische Fr»M.
nniurerei blieb hin 1*18 erloschen. In
dienern Jahre wurde erst wieder ein*« »<<ig-
Lache Logo in Bombay gestiftet. Abel-
en« lv-r»h> folgten ihr 2 weitere iu Uomhay
und Karatschi, und 18r>9 erstand die altere
Loge in Puna wieder. 1*61 wurde eine
englische l'rovinzial jetzt PistriktsJ-Grnss-
loge geschaffen, die 1S98 27 Logen hesass.
[Vgl L. 1898, 8. 12*.J
Ostlndlscher Archipel, v Andamanen,
"N iederländiach>Iitctteru Philippinen.
Ostprenatdfteher LogeiurativtrbaiKl Kr
wurde 9. Mai 1897 in Konig-bt-rg i. Pr.
gegründet und besteht aus d.m drei Kft-
nigsberger Logen und den {/.gen iu Alleu-
»tein, Bartenstein, Brau naher*.*, Uumbinneu,
\u»terbuig, Memel, Ostorude, Kanten bürg
und Tilaiv (Vgl. L 1897, R ftH.i Die
er*te Veraauiinluiig fand in Künigabeig
I Pr. 8. Mai 1898 Ivgl. L 1898. §. 84'.
die aweite in Tiiait 28. Mai lb99 >vCl. M
I L. l«l^;99, fr 2Jn) i.nd die dritte in
Königsberg i. Pr. am «. Mai 1900 [vgl. M. L.
189U JWO, Ö. 598] statt
Oslrowe (8t »u der nreua«. Prov. Po*en,
10^27 E ). Hier hesteht unter der tiroBnen
National- Mutterlose Zu deu drei Weltku-
geln eine Loge Zum Tom \>k\ ,\ er Treue
un Orften, gent. 6. Marz, eingew. 2. Juni
1879. Mitgliedern»!») (1899^: 50. Vera.
Dicnatatr*. Lo^eulokal: KanchkowerHtraaae.
Milde Stiftung: Geniel -Ötiftnng (Statut
vom b. Juli 1SK2) 7\>r (Jutemüty.ung armer
Witwen \ou Mitgliedern.
Oteifut. Nach der Legende d*r InMieru
;fran//.f»ischen) Ur.mle ik« *J der Name eines
der drei Gene) Ion. die den Vfeisu i Hirain
(a. d ) ermordeUa». t> veraei/te ihm an dem
westlichen Thore den « r.-<teji Schlag mil
einem MaaastocK. i'ö. au. h den Art.
Sterkin.»
Ott, 1) Han» Kaspar , Kegierungnrui
iu Zürich und tinnwnieister d«« rektifizier-
ten hoitiaeheii J^yati ma in der Schwei*,
geb. 20. Okt. 1764 in Zürich, geat da*
II) J.;li 1820, trat in d'.u franV>»ii*chen
MilitOrdienM. Schon in Zürich hatte er
<l«n Lehrlin^sgrad erhaliffi. in Frankreich
lernte er die hohem Grade kenneu. In-
fo'gv der Kevolutiun uuitt irrte er den
Iran/ Milinrd:eii^t un«l kehrte 177.T M.ieh
Zürielt 'urück, wo er in die hühern Stellen
aufn" !, «c. An ier Arbeit der Zürcher
Loge und du* iimf o Ordens nahm er leb-
haft Auteil und Auide 1*17 zum Oro*a-
meiaier gewählt, erkrankte abc« bald darauf.
2i H an» Kaspar, Kataherr und eidge-
növn- her Oberst, atellvertretender Groas-
meieter dea achoiti.xchen Direktorium«,
g«'b. 21. Der.. 17^0 in Zürich. gej»t.
H Si- i. (Sab in Baden, widmete, »ab -ler
milii*''<chei> Laufbahn und erhielt lolft
eine wichtige diplon»alif«ehe Seudung von
dt-r IWiiide^hehürde in da» Hauptquio tier
de« I « idiiiat.^challa Fürsten v«<n Scliaar-
zeulx rp in Heidelberg. 1818 winde er in
den K! einen Rat des Kanton» Zürich ge-
waiilt and zum eidgenöaai-cheu Oberst er-
nannt. — 18«'9 wurde er in der Loge Mn-
destia cum Übertäte in Zürich aln Mitglied
den Direktoriums der rektifizierten rchoi-
t lachen Maurerei und «1» Stell Vertreter
deaftroartmeizten, zugeordneter Meiater, w:n*
er viele Jahre blieb. Als 19 Juli 1820
der Groaameiater geatorben war, versah ei
vorübergehend dessen Stelle wahrend zweier
Jahre, bis 1. Dez. 1822 ein neuer Gm«»h-
metttet ee wählt wurde. Infolge \ou Ver-
atiiumungen bli'ib er später der Loge fern
und dickte 1844.
Ottawa (St. im nordamerikan. Staat Illi-
nois. (1890| 998o E.V liier besteht eine in
deutscher Sprache arbeitende Loge Hum-
boldt Nr b'^b, ..^gr. ft. Okt. 1887, unter
der einheimischen Mroziloge. Vers. 2. uud
4. Freitag.
Overbeck, Christian Adolf, lyrischer
Dichter, geb. 21. Aug. 1755 in Lübeck,
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Oxeustieraa — t'allacjiMiiu».
feilt, das. 2. Mir» 1821, wurde 1779 Ober-
gcrichteprokurator, denn Syndikus de«
iHnnkapitelt?. Senator und endlich Bürger-
meister und Präsident den Oltergeriehts
in Lübeck. — Er trat als Student 16. Okt.
1776 dem Freimaurerbunde bei in der
Ixtsre Zum goldnen Zirkel in Görtingen
und achloas sieh nach seinem Abgang Ton
der Universität Hl. Man 1777 der I<oge
Zum Füllhorn in LQbeck an, wo er auch in
den beiden höhern Graden befördert wurde.
Von ihm stammen viele sinnige und zarte
Lieder, s. B. «Komm, lieber Mai, nnd
mache die Bäume wieder grün». [Vgl.
H. L. 1889, 8. 1772.]
(Keustieraa, Johann Gabriel Gral
von, »chwed. Dichter, treb. 4. Juli 1750,
gesl. 29. Juli 1818 in Stockholm, betrat
diu diplomatische Laufbahn, war längere
Zeit bei der Gesandtschaft iu Wien und
wurde li8f» He ich »rat und Katizlcipriiai-
dent, später ruiohamarachall. Kr war
1776- 78 als Geaandter des schwedischen
: Hochkapitel* in Deutschland uud auf
allen Konventen, um die Wahl des Her-
i zog» von Södermanland tum Heenneiater
« der siebenten Provinz (strikte Observanz)
j xu vermitteln. Im schwedischen Hochka-
I pitel war er Gross*« hriftftthrer.
P.
Pabst, Dr. phiL. Julius Adolf, sächsi-
scher Hof rat, geb. 18. Nov. 1817 in- Kitorf
bei Siegborg (Rheinprovinz), geat. 22. Okt.
1881 in Dresden, studierte Theologie und
Philosophie, wurde Erzieher und kam als
solcher 1848 in daa Haus dea Wirklichen
Geheim rat* und Generaldirektors der Kgl.
musikalischen Kapelle und dea lloftheatera,
von Lflttichau, nach Dresden. Hier war
ihm fielegenheit geboten, seiner Neigung für
Kunst und Theater zu leben. 1852—56
war er an der Zentralstelle für Ptess-
angulegcnheiten beim preussischen Staats-
mini«teriuni angestellt, 1856 wurde er als
Sekretär der Generaldircktion dea Hof-
theaters nach Dresden berufen, gleich-
zeitig aber auch mit der dramaturgischen
Leitung betraut. In dieser Stellung war
er von förderndem und anregendem Em-
il um auf dm Dresdner Theater. Auch
ausserhalb seines Beruf« war er reger För-
derer aller humanistischen Bestrebungen,
seine Kraft als Mensch, Redner und Dich-
ter einsetzend , um für Hohe« und Edles
au begeistern« Zahlreiche litterarische Ar-
beiten liegen von ihm vor. eine Sammlung
seiner bedeutendsten poetlachen Schöpfun-
Sm erschien unter dem Titel: »Festliche
locken* (in mehreren Auflagen). —P. wurde
5. Nov. 1859 in der Loge Zum goldnen
Apfel in Dresden als Freimaurer aufge-
nommen, war spater Vorbereitender, zu-
geordneter Meister vom Stuhl und von
1870— 80 Meister vom Stuhl seiner tage.
Unter seiner Hanitnerführung bleibte regstes
geistiges Leben. Ihm zu Ehren grün-
dete die Loge die »Pabst- Stiftung« (für
Kounrniandeubekleidung) und ernannte
ihn rum Ehrenmeister. (Vgl. Dr. L. 1881,
Nr. 92.)
Paderborn (St. in der preua*. Provinz
Weatfaleu, 19980 E.). 1) Hier bestand
unter der Groden National-Mutterlose Zu
deu drei Weltkugeln eine Johannisloge
Zum hellflammenden Schwert, jregr.
1. Okt., eingew. 8. Not. 1808, die seit 1807
unthätig, den 2. Juli 1B30 wieder einge-
setzt ward, aber 80. Mai 1854 wiederum
ausser Tbätigkeit trat. 2) Da* gleiche
Schicksal hatte die daaelhat gegründete
delegierte altachottische Loge Zum hel-
len Tempel, die 21. Sept. 1*04 gegr.,
1807 geschlossen, aber 16. Dez. 1*87 er-
neuert worden war. 8) Unter dem allen
Nninen Zum flam men d e i
n wert
wurde 27. Jan. 1877 unter der Aufsicht
der Loge Zur Eintracht und Sündhaftig-
keit in Kassel ein Freimaurerkriinzchen
gebildet, das aber 1884 auch wieder ein-
gi pn ngen ist.
Palx, U. J. de, Domherr an der Kathe-
drale zu I.ütticb, war Mitglied, der 1775
umer der Duldung des Krzbischofa da«,
gegründeten Loge Parfuite intelligente.
Kr war ein eifriger Freimaurer und schrieb
eiu kleines Gedicht von litterariachem
Wert: «Eloge de la Franc-Maconuerie«.
[Vgl. Taute, Die katholische Geistliehkeil
und die Freimaurerei (Lpz. 1895), S. 67.1
Pälffjr, Karl Graf, geh. 80. Sept. 17HT.
in Wien, geat. 25. Mai 1816 trat iu Staats-
dienste, war 1762 Hofrat der Hofkammer
und 1774 deren Vizepräsident, wurde 1776
Vizekanzler der ungarschen Hofkanztei.
1782 Ritter des Goldnen Vlieases und 1787
Hofkanzler der vereinigten Hofkanzlei
von Ungarn und Siebenbürgen, 1807 ge-
fürstet. — .Wahrscheinlich in Wien in neu
Freimaurerbund aufgenonmen , wurdo er
17*1 zum Grossmeister der Proviuziulh»ge
von Ungarn gewählt und als solcher nach
Errichtung der öaterreichschen Landealoge
1784 definitiv eingesetzt und zugleich zum
zugeordneten I>aruiesgroa»meist«-r gewählt.
Seit 1782 war er Mitglied der Wiener Loge
Zur gekrönten Hoflbuug, scheint sich aber
1786 gänzlich zurückgezogen zu haben,
nachdem er bia dahin dem Bunde einen
ausserordentlichen Eifer zugewandt. {Vgl.
Ahaft, Geschichte der Freimaurerei in
Österreich- Ungarn, 1, S. 150.J
Mit
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Palladium, Orden vom — Päpste.
13?
zeichnet I-^o Taxil (s. d.) seinen Roman,
womit er den katholischen Klerus in
schwindclhnfter \V> ise getauscht hat.
Palladium, Orden vom (Societe du Palla-
dium). Der Ursprung dieser geheimen Ver-
bindung, die vorzüglich iu Douav bestand
und deren Satzungen und Ritual Frinölon
zugeachriebeu wird, deren Mitglieder aus
Männern und Frauen bestanden und deren
Zweck Moral i tat und Geistesbildung war,
soll, wie die Akten vorgeben, bei deu
alten Ägyptern zu suchen sein. Natürlich
ist da« "nur eine Ordcnasage. (Thnry,
Histoire de la fondatiou du Grund Orient
de France, 8. 209--14. L. XXVIII, 108.]
Dinanx Ii, 8. 104 sagt, das« bei Lerougc
Nr. 250 ein mit Zeichnungen geschmücktes
Manuskript aufgeführt werde, das eine
sog. Geschichte dieser androgynen Gesell-
schaft giebt, eine Instruktion und das
Ritual der beiden Grade, der Adepten
und der Gefährten des Ulvsses, denen eich
die Genossinnen und (Gefährtinnen der
Pcnelope als weibliche Mitglieder an-
ftchln**en. Der bekannte Guulaume soll
diesen Orden eiuer Reform unterworfen
haben.
Palmle, 1) Johann Michael, Kon-
sistorialrat und Prediger in Berlin, geb. 4.
Okt. 1767 in Berlin, gesl 8. Juni 1841
das., aufgenommen in den Freimaurerbund
durch seinen Vater Anton Thomas P. in
der von diesem gestifteten Loge Zum
Widder in Berlin 21. Jan. 1790, wurde
1797 deren abgeordneter Meister und 1811
Meister vom Stuhl, welches Amt er bis 1*21
leitete. Dann wurde ihm das höchste Amt
des Ordeusmeisters der (irosseu l.amle*-
loge in Berlin ubertragen, das er bis
zu *cinem Tode inue hatte. DeukmÜn/.e
zu »einem 50jähr. Maurorjubilauui 1840
(HMW. Nr. 16). Ihm zu Ehren beeteht
bei der Grossen Landealnge in Berlin eine
P.-Stiftung. [Vgl. Zd. 1840, S. 54.J
2) Johann lt., gehörte der Loge Zum
Widder in Berlin an, die er auch 1875 — 76
geleitet hat. Er war Prediger an der
französischen Kirche in Berlin. Denk-
münze auf ihu von 1877 (HMW. Nr. 22).
Palmsonntag -Stiftung, gegr. 15. Aug.
ISkm von ihrn Gutsbesitzer Wilhelm Al-
brecht au.« Rothenburg n. d. Tauber,
dient zur I'nlerstützung armer Jüng-
litige von 14 — 16 Jahren zur Erler-
nung eines Gewerbes, einer Kunst oder
Wi-weuscbiift. Die lTnterxtützuij^ nird nl?
nnverziiisli« he* f>arlehu auf unbestimmte
Zeil gewahrt. (Timm Angliche* StiftunK*-
Upitul war 40000 fl. Privatpersonen, die
Ä000 M. »»der mehr «'inlegen, werden Stifts-
genosten und erwerben das Recht einer
beratenden .Stimme im Vevwnltung>rat.
Dieser bezieht aus dem Magistrat der
Madt Frankfurt a. M , der Administration
der Seticleubergschen Stiftung und den
StAdeUcben KunstinstituU, dem Vorstand
des Freien deutschen Uochstifts und der
Freimaurerloge Zur Einigkeit in Frank-
furt a. M. Aufsicht der Stiftung führt
, die Regierung in Wiesbaden. DieSatzungeu
vom 29. April 1871 sind unterm 12. Febr.
1872 geuehmigt. [Vgl. Bbl. 1899, S. 215.
Bh 1894, S. 29; 1899, S. 82 ]
Pandaenab, s. Ostindien.
Pnntheiatlkon, s Toland.
rnnUelstltebe BrOdersehaft (panthü-
«jtae, Socratica sociotas). Toland (s. d.) giebt
in seiner berühmten oder berüchtigten
Schrift »Pantheistikon« das Abbild einer
Genossenschaft, deren Ritual sowohl, als
die Huuptzflge Ähnlichkeit mit dem Frei*
maurerbunde haben. Diese, Gesellschaft
gewinnt dadurch an Bedeutung, das» ihre
vorgebliche Existenz mit der Errichtung
der Grossen Loge in Ixmdon 1717 der
Zeit nach ziemlich zusammen fällt (Vgl.
L. VII, 195; Oliver, Hiator. Landmarks II,
80, Note 72.1
Papiergeld. Nach dem Frcemaaon Nr.
1200 vom 5. Marz 18»2 bestand im Staat
Nordcarolina P. mit freimaurerischen
Zeichen, und zwar 8-, 4- und 5- Dollar-
noten, die am 21. Aug. 1775 vom Provin-
zialkongress zu Hillsbor ough ausgegeben
worden sind. [Vgl. Bbl. 1?92, & 241.]
Pappenbelm (St. im Königr. Bayern,
1624 E.). ITier war von der Grossen
National-Multcrloge Zu den drei Welt-
kugeln 22. Jan. 1804 eine Johannis! oge
Karl zur Treue und gleichzeitig eine
delegierte ait«chottisehe Loge Theodor
cur festen Burg iu Altmühlthal gegründet
worden, die, wie die andern fränkischen
Logen iu Ausbach, Erlangen, Heidelberg
und Markt- Reutweinsdorf, IM0 zur Gros*»
löge Zur Sonne übertrat, aber 28. Mai
1*58 geschlossen wurde.
Päpste. Obwohl bekannt int, du** «1er
Freimaurerbund den Glauben an Gott,
eine sittliche Weltordnung und die Un-
sterblichkeit der Seele nicht verleugnet,
hat ihn doch eine Anzahl l\ durel
Bullen, in Enzykliken und bei All«>-
kutionen verdammt. Der erste dieser
P. war Clemens XII. (1780 40». der am
28. April 1738 in der Bulle -In eminenti«
(abgedruckt Notumn I, 47. Zd. 1*8«, S.
181 und in der vor. Aufl. dienen Hand-
buchs I, 146] seinen Bumistrahl gegen die
Freimaurerei schleuderte, die damaU noeh
nicht 21 Jahre bestand und wenige Jahre
zuvor in Italien Fuss getaut hatte. Auf
Grund dieser Bulle verbot Karl VI 17::*
die Freimaurerei in seinen Niederlanden
und erli«» Kardinal Firnu» 14. Jan. 1781»
für den Kirchenstaat eine. Verordnung,
wonach die Teilnahme und Ausübung der
Freimaurerei bei Todesstrafe und Erzie-
hung der Güter verboten wurde Die Bulle
wurde 1789 in Posen und 1741 auf Male
[ und iu Spanien \ erkundigt, in Frankreich
aber vom Parlament nicht angenommen.
Eine Folge dieser Bulle war die Gründung
des Mopsordens {*>. d.). Der Nachfolger
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138
PfcpMe.
Clemens KU.. P Bruedtkt XI V. (1740 -58),
W.Htruijiti- 18. Mai )7M dewn hall« durch
die CuTle »ProvMiW« : abgedruckt Notuma
1. .'.8; /.d. 1838, S. 1:11 i.ntl v..r. Aufl. d.
tluudb I.I4SJ, obwohl dieser!'. Ain gelehrter
und di ii Knusten und Wissenschaften er-
gehnvr Mann war und man ihn als. der
Freimaurerei günstig gesinnt hielt; mJun
erzählt sogar, du** er die Bulle nur xur
Befriedigung der Kurie erlassen und später
selbst dem Bunde angehört habe fvgl.
Taute, Oit- katholische Qeisttichkeit urd
die Freimaurerei (l.pz. 1895t, 8. 2S, wo alle
Qmdleu angegeben; Notuma I, 81; Zweites
und dritte« Schreiben eine* Profanen (Je-
rusalem Merlin} 1708).] Daraufhin verbot
K..i Ferdinand VF. von Spanien 2. Juli
1751 die Freimaurerei hei Todesstrafe, in
Frankreich wurde aber auch dieee Bulle
nicht angenommen. I >•> durch beide Müllen
hervorg.rüfnen Schriften Michaelcr* und
Sautier« B. bei Klos*, Bibliogr. Nr 140—42.
Die niehsie Verordnung gegen die Frei-
maurer erging unter P. Pius VII. i 1800- 28),
nachdem dieser 7 Aug 1814 den Jesuiten-
orden wiederbergcittllt hatte, am 13. Aug.
1814. Diese Verordnung des Kardinals
Coi.salvi (abgedruckt Thory, Acta Lat. II,
220; Kalender für dir Provinziullogc
r«n M« < 'Uetiburg 18iü, S 47; vorige
Auflage diesem Handbuchs I, 150] war au-
uleicl» g.gen die Carbonari (s.d.! gerichtet,
die sie nur als ein»' neue Bezeichnung der
Freimaurerei ansieht. Infolgedessen er-
gingen in Ma'land uud Venedig '-'6 Aug.
und 14. Sept 1814 ähnliche Verfügungen,
und in Spanien wurde in demselben Jahre
von neuen» di»* Todesstrafe für die Tri 1-
Dfthuie an freimaurcririchen Verbindungen
Ht-vdr-dit., fin Verbot, da»- 1H1S noch ver-
schärft wurde. Die durch diese Verord-
nung berrorgerufnen Schriften s. bei
Kloi.8, Biblinp. Nr. 8680- .»4. Am 13. Sept.
1821 erliebs Pius VII. ein neue* Verbot
gegen die Carbonari m der Bulle »Eccle-
siam«. Sein Nachfolger Leo XII. (1823
bis 1829), der die Seligsprechung des Mi-
noriten Julianus vollzog, auf dessen Ge-
beins ^ebratne Vögel davongeflogen waren,
bestätigte die Bannflüche seiner Vorginger
13. Mar.- 1825 in der Bulle »CJuo graviore
mala-, P. Pius VIIL (1829- flu) 24. Mai
1829 in einer Enzyklika und P. Gregor X VI.
(1831 — 46 in einer solchen »Mirari vos«
vom 15. Aug. 1882. Mit der wachsenden
Verbreitung des Bunde» häuften sieh die
Äusserungen der >'., insbesondere unter den
beiden letzten Inhabern des Stuhle» Petri.
P. PinalX. (1846—78), von dem mau irr-
tümlich behauptet hat, er sei in seinen
jünger* Jahren selbst Freimaurer ge-
weaen [vgi. Taute, a a. O. S. 69, wo
die bezügliche Luttcratur], verdammte
den Bund in seiner Antrittsenzyklika
•gui pluribus« vom t. Nov. 1846, in
der Allokntion »Quibus quantisque«
rou 20. April 1846, in der Enzyklika
»Noscitis et nobiacum« vom 8. Der 1849.
in der Allokulion •Singular! juadant« vom
9. Der.. 1854, in der Enzyklika »Qnanto
conticiamur uoerore« vom 10. Aug. 18''>3.
in der Syllabujenzyklika vom ö. Dez. 1.^64.
gegen die Bluntachli ü». d ) das meisterhafte
Rundschreiben der Heidelberger Loge vom
14. Okt. 18155 vertWe (abgedruckt ßfi.
1865, 8. 34C: FZ. 1*65, S. S«7]. in dei
Allokntion «Multiplex inter« vom 25. Sept.
1865 (abgedruckt Bh. 1865, S. 336; FZ.
1866, 8. 27j, in der Enzyklika vom 21. Nov.
1878, auf die Rittershaus (Freimaurer.
Dichtungen, 2. Aull , S. 105) mit einen- treif-
lichen Gedicht antwortete, und im Brev - vom
7. Jan. 1875. I »er gegenwärtige P. Leo XIII.
(seit 1878) folgte den Spuren seiner Vor-
gänger in den Enzykliken -(in nuin
genus« vom 20. April 1884 [abgedruckt FZ.
1884, 8. 156; — hiergegen erschienen Ver-
teidigungsschriften von Dr. Baumgarten
(Koburg 1864), Conrad (Der Freimaurer!
Lpa. 1885), Gramer (Die Ziele und Auf-
gaben des Freiniaurerhuinlee. Lp«. 1^5i
und Findel (DU Papslkirehe und die Frei-
j maurerei, 3. Aufl., Lp/.. 1884)), vom 8. Dez.
1892 1 1 vgl. Bhl. 1B93. S. 4], *Praeclsra gratu-
latioma. vom 20. Juni 1S94 [vgl. ¥'/.. 1^94,
S. 247; L. 1894, 8. 1071, im Breve vom 2.
Sept. 1896, worin er dem Vorsitzenden des
Tnenter Antifreim lurerkongrcbsesundsllen
Teilnehmern feinen Segen spendet (vgl
Bhl. 1896, 8. 522] und in einem Gedieht
aue dem Jahte 18'.«8, das er uach Durch-
leaon des Buchs I.e »eeret de la Franc-
inaeonncrie vom <i renobler Bischof Fava
verfaast hat [vgl. L. 1898, 8. 126, 134).
Endlich ist noch II. Aug. 1898 in der
Form eines feierlichen Dekret»» ein Ab-
laasgebet von Leo XIII erschienen, das
von dem Jesuiten O. J. de Renaze ver-
fall ist und einen Ahlaas von 100
Tat'en bewilligt. | Vgl. Alpina 1«99,S. 39 | —
Wie ein roter Faden zieht, sich durch alle
Erlasse det Grundgedanke, daas e* uui die
Toleranz ist, die die P. für die katholische
Kirche befürchten IfleMt : denn sie beschul-
digen die Freimaurer, dass sie au* i iner
Vereinigung von Munnorii aller Religionen
und Sekten beständen, die daa Schlimmste
für die Religion befürchten lam»c. tla die
Versammlungen geheim *eien. Leo XIII.
bezeichnet geradezu die Toleranz als einen
Betrug, durch den die Glaubensgenossen
überredet werden sollten, dass Menschen
jeden Glaubens die ewige Seligkeit erlangen
konnten. Die Freimaurer werden als eine
verruchte Sekte verdammt, und es wird
die Exkommunikation angedroht. Zugleich
werden die katholischen Herrscher ermahnt,
alle ihre Macht and Fürsorge auf die Unter-
drückung dieser sehr unsittlichen Sekte
und auf die Verteidigung der Gesellschaft
gegen die gemeinschaftliche Gefahr zu ver-
wenden Leo XIU verbot sogar alle
Schriften, die über die Freimaurerei und
ähnliche Sekten bandeln und di« vom
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P«rair>ay — Parlament von Kugland.
i:?9
ApoauoliacheASinhi verdsmmteu Irrlehren
aufrecht erhaben Dabei riehtet sich die
\>i<li<'nrnur»tr iinfner'auf alle »• »nötigen ge-
Jii imen C«6«)l3chifU*:i i.üt' Dei Jceuiten-
Onltn iat natürlich nicht nur ausgenommen,
sonder» gieic!i/.eilig wild de*neu Wiederein-
«uhriiupm Deutschland betrieben. Alledieac
Aussprachen haben ihre» Zweek verfehlt.
1 »h« 1 i.foran*. hat ob immer mehr Bihu ge-
brochen, und »o»che a nleriiniiige Anfein-
dungen und uneb reiche N^rrhiehengen
Wonnen nicht verfange», t»ie wenden »ieh
tedifflx-ri g»gen den hei'ipeu Vater in Rom
S*!bM. der oeh vergeblich eiftrt und au-
* t.'fig'. die Weil in ihrem Laut' zu hemmen.
Dtr*naib haben sielt auch *n*i*l die Frei-
maurer pe.;»n *»"t: rolche Hullen u k. w.
r'jhij» v»rhivli"ü; «ie haben von ihnen nichts
xu Oetäirhten. Ihr einlief <if»w»**«n schützt
-ie *m !>«-<><.ri, i Vgl. Der Pupat und die
modene» Ideen. IV. Heft: Der heilige
J?t.ibl und die Freimaurer. Enthaltend
die gegi-u die Freimaurer crla*5eut u Ver-
dammunfMir« heile de* heiligen Stuhls von
Ckn.uis XII. hU Pius IX.' (Wien 18C0j;
Bh 1««U, S. IM ; VA ISH S. 0J4, Caepaji,
Wasi»tFreimaur«rt;iui? Lp/..188J»»8 !5;Die
Gelump der pap-tlichen Bnllcr gegen die
l**r«-imau.-er (Heüigeiiioadt l^t>4 (irebe,
l»ie A in» riii'« der Katholischen Gei^iliebkeit
ge^en die Freimaurerei in D"»t«rh!nnd
Loz. 186*'; -iniu, Katechirmu» der Frei-
•iilUirerr; (2- Aufl.. Lp*. lr>J). S. ;
Paragua) (Bepei'lik in SOuamerika .
Die Freue «turerei ibi erst- ip jilngtfter Zeit
• n P. rtug. lubrl worden. Aufent: der m-lu-
ziper J:.ht»? den IS*. Jahrhundert* wird ci"«
L«>pe unterm D rwMorieni von JJra*tlien er-
Afihnt. Am 1. Juli 18iM wurde (.-in Orf**-
.«rien. von P. in Asuncion eiriehtet. zu
dein 21 Febr IS9H der Oberau- Knt von
Uruguay einen Suprenu» t 'oii'H-jo geseilte.
189p ,;.'hlU der firo.ieorient 8 Legen (da-
von 6 in Abolition» mit etwa <VX) Miiglic-
r.ern. Ausserdem besteht in Asumion eine
Tocb»erloge des GroatiorienU von Italien
Parallel liuieti. In den aruerikani»e.heii
Logen gehört nach altcngliiic.he.ir» Vorgange
iwic Piifharih» Ms*»ury disaected beweist»
«in Krei* n de^en Mitte ein l'unkl und
dei v<n zwei j » rpendikularen Parallel-
\im?M umg«l>en i-t, /.ur notwendigen Ver-
/teninf; des Teppich*. Der Punkt im K reine
bedeute- den einzelnen Maurer, der Kreis
den U»nr-rei5 »»ein-r Pllieliteu. Die beiden
P3i;.;ietlinien «•teilen .lohanne« den Täu-
fer iind Johsuuei» deu Kvangelinten dar,
die zwei gn>^en Patrone den R'indea, denen
d:e IjOifen geweiht «ind und die als die
vnllkoiomeueu Parallelen de» Christentums
sowuhi, alt» der Maurerei pellen. In Fng-
taud deuten die«*« Parall^Miuien auf Mose»
und Sa'omon. jedi»ch erat Heit IftlÄ. ;Vgl.
6cJiwalhsch, Geschichte dos freiruaur. Gc-
brauthtuma, S. 50 /u Pricharda aUsonry
diaimcteJ Aum. 15.)
Farehlm (St. im GroMher ^ogtum MeckJen-
burg - .S-hweriM. t0 279 E.) Di« Loy«
Fridcriea I.'nlovica atur Ti Mie untn
der firosüfii I>arj lci«li>ge in Berlin i*t gepi
25. Nov. 161&, erörTnet 8©. Jan. 18 J» Mit-
gliederrosld 'lf')0>47: Vuruaiiimlupueu wer-
U«'u dnreh da* Meekleribnrgec l^pcnlilatt
bekannt gegeben; Ferien: Juli b\t Anfang
S>pL F.igueb I <»g« nhaue, eingow. *£T\. Nov.
1H19. Wilde 8tlftunfon: a) Mrdigsoht
Witwen- und Waisonstiftung von 187H,
Kapital ea. 1800 M.; b\ Rvera-fitiftunp vom
25 Nov. 189S, Knpital 1000 M. 1822 wurde
:iuf die 1H'.'' von der Loge gegründete uud
bt* 184D in dereu Verwnilung g'b'ifbeue
So<>nt:.)£^K-bule eine Denkmünze gtsprägi,
iHMW Nr. 16K) Der Pramienverleilung
folgte, «itets ein Krudermahl, zu dem der
Superintendent, der Sr.tdtsprechor und d je
f. ehrer du Schule «relatten wurden. tVgl.
JJr>icWer, UenehiehU der Lope 1883). t
ParU (llj.upt.it der frenjtö*. lUpnbiik).
Hier wurde 7. Aug. 18r?7 eine «fetitschc
l^>ge Coueordi.« gegründet unter dem
Vorsitz de» Di. int(r £. Meyer :P,oulevard
de la oLtdeieiue 1»:. die aber 187«> tuf(>e-
IdMt wurde. (Vgl l. XX VII, 22:;.:
Parlament von England. Die Gesetz-
gebung de* englischen Parlamente bet^ia?
»ieh seit >ler Mitte d.u 1 1. Jahrh .-ehr «Mt
und eingehend mit dem Verhalten rier
Handwerker »itid Arbeiter, indem «»ie die
Lohn« b^tiinint und pepen widerstreuerde
Vereinbarungen und Überiretniigeu utreii^e
St)-at'besiimmung*u e'lim^t. Man h«ii <lie
lkiigntc Zeit irrtitmlieh angenonnoen, d>L*«a
di»»se Oenetze am h getreu die C/ihlen uud
l»rftder<»chafteii pt riebtet gewebt <i seien
und die*« verboUm i.ätten, heut« aeisa
man, i|:;aa die t'nedlieheu V'erbäude der
Handwerker in ihrem Pestunde nieniiils
gestört worden sind tui.i uuRdrüeklieh an-
erkannt wurden, so lauge nie in ihren
Satzungen «ich deu Staa tag ersetzen un-
pa.H*tcn. 8<*Jiou 1389 verlaugxc eine Far-
liimentaverfuguug von den Gilden Ab-
>thriften und Verzeichnisse Ihrer Ord-
nungen, (iebrauohe, Besitzungen u *. w. Von
d« n eingereichten SchriftatOeken sind »ehr
viele in deu amtlichen Archiven England»
erhalten uud aum Teil von Toulntin Smitb
in »ei neu »Kuglish tjihl*« (London 1870,
Early Fugli>h Text Society Nr. 40) ver-
öffentlicht worden, ao daaa man sieb Ober
da« We^cii der alten (.Süden nnterrichtuft
kann lu spfttern ParlHmenUxevfnpungen
wird den Gilden wiederholt etr.^t-Mrhürft,
(Dr neue Ordnungen, die ate etwa verein-
baren wAnleu, die BesbUiguiig einzuholen,
bei Strafe «ler AufbVung. Darnach waren
auch dt« Verbindungen der allen Werk-
maurer iu ihren Logen oder BuuhQtten in
keiner We.ia« ge«-etzlicb gebindert, so lat>?e
sie den Staat»pe««!t^en gehoream waren,
und darum «verlangt auch »ine der ernten
• Pfliehb-u« von jedem Maurer, da** er
•»in treuer Lebn«maitn des Königs sein
soll, ohne Verrat oder aom-tige Untreue«,
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140
•I. h. das* vr ein treuer Bco bat- fiter der I
Gesetze nein muw Die beiühmte Vei- }
fü^umt von 142ö rieht« t sieb auch in keinet j
\\ i i*e gegen die gesetzlich * est* treten |
Gilden oder Brüderschaften, sondern ledig- i
lieh gegen gesetzwidrige Abmachungen
und Verabredungen zum Zweck der Steige-
rung der Löhne über die vom Parlament
festgesetzten Beträge hinaus. Für die
Vorgeschichte der Freimaurerei haben da
her die ParlMmenta\(TtUguugen ihre Be-
deutung verloren. Wer sich darüber unter»
richten will, Gndet da« Meiste bei KIom
(Die Freimaurerei In ihrer wahren Bedeu-
tung, 8. :?70 — 30rt), Wo aber mauehe Einzel«
Leiten anrichtig gedeutet werden und nicht
alle» mitgeteilt ist. Vollständiger und
roin heutigen .Staudpunkt aus richtiger ge-
würdigt Miid die Gesetze bei Gould (II,
3vW— 87»i) Vgl. auch England I und die
vorige Auflag« dieses Handbuchs II, H. 534.
Parole, s. Jahrwort.
Partei nennt man die Gesamtheit derer,
die sieb zu irgend eiuer gemeinachaft»
lirhen Ansieht, Moiuung und Lehre in
Wisaeusc h arten, Kirche und Staat bekennen.
In diesem Sinne bi Uli t der Freimaurer- i
bum> keiue P. Er will vielmehr die ver-
schiedenen P. in kirchlicher und poli-
tischer Hinsicht versöhnen, ohne sie auf-
heben ku wollen, wa* gegen alle freie Be-
wegung im Reiche des Geiste« wäre. Er
will vor P. -Leidenschaft warnen, die nie
zu Gutem führt, und tadelt, allea durch
die Paii.ibrille anzusehen, 4a hierdurch
die Reinheit de* Urteils getrübt wird. Ein
ruhiger Verkehr unter den P. zeitigt allein
den »klic.rn Frieden und endlichen Sieg des
Wahren und Rechten. In dem Freimaurer-
buiid kann eaawarauchP. geben, solcheaber
nicht im gewöhnlichen Sinne des "Wortes;
niemals sollen I». in den Logen eintreten,
da sie Wie notwendige Eintracht und den
Frieden *'öreu und nie rum Heil des Bun-
de« gedient haben. [Vgl. O. Marbach, Die
Freimaurerei und der Streit der Parteien
um Tagesfragen Lp/ 1878); Der- , An
der Säule der Wei-beit (Lp* 1876). 8. 157;
Zille, Sandkörner (Lpz. 1854), 8. 16. FZ.
im, 8. M7.J |
Parteilichkeit. ife ist vielfach die Mei- |
nutig eintreten, data, sobald ein Richter
Freimaurer sei, niemand einem andern
Fr< i-fiaurcr gegenüber Gerechtigkeit er-
halten kenne, überhaupt Beatute als Frei-
maurer nicht einwandfrei, sondern partei-
isch seien. Diese Meinung ist ganz ver-
kehrt. Da der Freimaurer zur größten
uud «• «-engten iMlichterf üllnng berufen ist,
mu*.« gerade im öffentlichen Dienst ihn
die groaslc Tu parteilich keil auszeichnen,
und es ist eim Verleumdung, wenn mau
ohne Heiteres solchen Vorwurf erhebt.
Die Falk- stehen nicht Vereinzelt da, wo
Freimaurer in ihrer öffentlichen Stellung \
schärfer gegen Freimaurer vorgegangen
sind, als gvgen andre, weil gerade sie sich !
durch pflietitgvmaasea Betragen auszuzeich-
nen Indien Demselben Irrtum und Vor-
urteil unterliegen die staatlichen Verbote,
dnas Beamte nicht Freimaurer s« in dürfen
Paschel, Paschaita, Martiner, f. Paa-
qualla.
Paaewalk (8t. in der preuastHcl.en Pro
vinz Pommern, 9788 E). M r besteht
unter der Grossen National-Multcrloge Zo
den drei Weltkugeln die Loge Zur Palme,
gest. 1« April 1845. Mitgliederznhl (1900):
54. Vers. 2. und 4. Dienstag. Ferien:
Juli und Attguat. Logenloknl: Am tah-
teich. Milde Stiftung; LAwe-Stiftung vom
Iti. April 1878, zur Unterstützung hilfs-
bedürftiger Maurerwitwea.
Pasquill«, Martinez, aüch M. Paachal
oder Paschalis, Chef der Iltumines, auch
Martiueaiaten (ffir gewöhnlich Martinisten)
genannt, geb. um 1715 in Portugal, gest.
1779 in Port-au-Prince auf Haiti, wohin
er eich 1778, nach andern 1772, begeben
hätte. Von Geburt ein Jude, machte er
sich um 1754 durch die Errichtung eines
kabbalistischen Kltua der Elm», Cohen«,
d. i. Prieeter, liekannt, der ans neun Gra-
den bestand und sieh in einigen Logen
Frankreichs(Marscille, Toulouse, Bordeaux)
einbürgerte. (8. Anaerwählt* Coöna.) In
Bordeaux nahm er in seinen theurgisehen
Operationen den bekannten Louis Claude
dcSaint-Martinfs.d.) auf, mit dem er des fast
gleichen Namens halber häufig verwechselt
wird. Martinea, der seine Lehre ala eine
geheime biblische Oberlieferung darstellte,
trat 1768 in Paris auf, wo er eine grosse
Auzahl Adepten gewann, die sieh 1775 den
Namen Martinisten (a. d.) beilegten. Bei
ihren Veraammlungen beschäftigten sie
sich mit verachiednea Übungen, die sie
•vertus actirea« nannten. Durch »la voie
sensible* erhielt man die Offenbarungen
»d un ordre intellectuel« , die aicb wie
8chwedeuborgache Visionen enthüllten,
und durch einen »ordre sentimental« ent-
hüllte sich die »scienee dea ämea*. Das
Ganze erscheint als ein Btück Kabbais,
darauf gerichtet, die obern Mächte auf
diese Welt einwirken au laaseti und da-
durch übernatürliche Thaten oder Wunder
zu verrichten. Daa (ungedruckte) Haupt-
werk von P. ist: •Tratte' sur la Reintegration
dea et res dans lenra premieres proprietes,
vertus et puhnances spirituelles et dirines«,
worin er seine Ideen niedergelegt hat. Er
behandelt nicht nur den gegenwärtigen
Zustand der Dinge, sondern deren Wieder-
herstellung in ihren ersten ursprünglichen
Stand. Seine eifrigsten Schüler waren
St -Martin, Baron Holbach und Duchau-
teau. [Vgl. Matter in seiner gehaltvollen
Schrift: Saint-Martin le nhilosophe inconnu
(Paria 1862); Gartenlaube 18«*, 8. 201 und
die Art Aaserwahl ta Coena, Martin,
Martinisten.)
Pasaaa (St. im Konigr. Bevern 17516 E.).
1) Hier soll schon 1762 eine Loge Zur
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Puwav»itt — Paßwort.
141
Beständigkeit bestanden haben. 2) Die j
Log« Zn den drei Wässern, gest. 1776 j
von dar Loge zu Regensburg Die Wach- [
sende xu den drei Schlüsseln (s. Zacharias,
Numotheea, VII C, 4), schJoss sich später
der Provinxialloge von Österreich an,
von der sie 15. Febr. 1786 neu gegrün-
det wurde. Diu W. J. 1786, Heft 1,
8. 197 führt die Loge «Ja cur Provinaial-
löge von Österreich gehörig an aater dem
Namen Zu den drei rereinigten Wit-
te rn. Im J. 1787 kehrte die Loge su der
Verbindung mit Regensburg zurück; hier-
über berichtet Stachelhausen, »Abriss einer
Geschichte der Loge Karl cu den drei
SchlÜMeln« (Regensburg 1846), fl. 68: »Die
Loge ru Regensburg be*ehloes 24. Juni 1787, j
der Loge Zu den drei Wässern in P. eine <
Konstitution zu erteilen; wegen Ikibehai-
(ung ihres Rituals aber «olle dasselbe j
untersucht, und wenn nicht zu entfernt »
von dem unsrigen, es ihnen zugestünden i
werden, bei demselben zu Meinen. Km !
geschah die» mit der Bemerkung, das» nur !
in dem ernten Grad ein Unterschied statt- ;
fljide.« L. XXII, 8. 825 bezeichnet das I
J. 1787 ala Jahr der Stiftung, wahrend sie
nur in diesem Jahr erneuert wurde;
Stäche Ihausen sagt daher a. a. ()., 8. 78:
•Im Jahr 1787 wurde der Tochterlogo Zu
den drei Wässern in P. ihr neuer Kon-
itilntionsakt erteilt.« Derbelbe erzählt
3. 7*»: »Im Jahr 1798 wurde dem Meister
vom Stuhl (in Regensburg) von Rats wegen
eröffnet, dasa kaiserliche Majestät auf das
Schärfste die Abstellung .aUer geheimen
Zusammenkünfte gebiete, worauf die Loge
geschloMseu werden musste.« rn dieser
Zeit stellte die Loge in P. wahrscheinlich
ebenfalls ihre Ari*Uen ein, ohne sie später I
wieder zu erüflben, was die Ixige iu Regeos-
burg 1798 that. S) Jetzt besteht daselbst
ein Kränzchen unter dem Namen Zu den
vereinigten drei Flüssen unter der j
Loge Joseph aur Einigkeit in Nürnberg i
seit 26. Fabr./«. Juni 1879. Mitglieder- j
aahl: 8. Vers. Mittwochs.
Passarant, Peter Friedrich, Kauf-
mann, geb. in Frankfurt a. M. 17;18. gest
das. 21 Juni 1786, wurde 10. April 1763
in der dortigen Loge Zur Einigkeit auf-
genommen, war vom Okt. 1766 an Mitglied
der Provinzialloge und vom Deabr. 1778
bis dabin 1777 Meister vom Stuhl der
Einigkeit*loge und wurde 7. Ja». 1778 als
Armiger in diestrikteObservan/. eingeführt.
Vach dem Ableben Gogels {.*. d.) wurde er
18. Mira 1782 zum Provinzialgros-mieisti-r
erwählt und ein andres Mitglied, Pascha,
beauftragt, mit der Londoner Grosslogo
cur Beilegung der Zwistigkeiten in nähere
Unterhandlung su treten, die zwischen
Frankfurt und London wegen des Ver-
trags der Londoner Ur>>ssloge mit der I
ganz neu gebildeten Berliner Groasloge I
entstanden waren. (8. Frankfurt a. M.)
Pascha sollte die Bestätigung von I» in |
liondon betreiben und begehr^ >. 1h man
die Urkunde nicht auf tlie Permn des Pro-
vin/ialgrosemeiatera, sondern uif die Loge
selbut ausstelle, «nach dem Beispiel, wio *
es der Grossen Landesloge iu Berliu *uf
&huIicho Art erteilt. worden sei.* Sollte
dies nicht geling' n, so mochte er womög-
lich bedingen, dum im Fali einer Er-
ledigung der Stelle der von der Provinrial-
loge vorgesrblugne (Jrossmeister gegen die
GebOhr ohne Schwierigkeil bestätigt werde.
Für die Urkunde wurden ihm 8*» Karoliu
aur Verfügung gestellt; für die Eiriigkeits-
loge sollteer in die allgemeine Almosenkasse
6— lOGuineen einzahlen. Auf einen wieder-
kehrenden Beitrag, wie die Grosse Landes-
löge in Berlin — allerdings nicht lange —
ihn entrichte, dürfe er schlechterdings
nicht eingehen, «weil wir als freie Leute
niemand zinsbar sein wollen und uns frei-
willige Beitrüge zur Almosen La>*e vnrl»e-
bslten.t Die T?ntcrhandluugeu führten zu
keinem gün»tigen Auagang; die Proviuzial-
löge in Frankfurt erklärte sieh für un-
nlihängig, und es wurde beschlossen: «das*
das Amt eiues Provinzialgrossmeixters nicht
immerwährend sein, sondern wie dasjenige
dos Meisters vom Stuhl, spätestens alle
zwei Jahre abwechseln solle.« Unter P.
fand nicht allein die Vereinigung der bei-
den Frankfurter Logen (Drei Disteln und
Einigkeit) statt, sondern es wurde aiut'
der Eklektische Rund gegründet, nhn.
das* ea P. jedoch gestattet war, ihn seinem
völligen Abschlüsse zuführen zu können ;
denn er stellte, von einem Schlaganfall
heimgesucht, 27. März 1786 das Verlan iren
um Enthebung vou seinem Amte, worauf
die Provinzialloge zwar aus Achtung für
seine Verdienste nicht einging, aber kurre
Zeit darauf verschied er. P. war eiu sehr
thätiger, einsichtsvoller und unbefangener
Mann, allseitig hochgeschätzt und ent-
schiedner Gegner aller sogenannten höhern
Grade, weshalb er auch dem Illuminaten-
bünde nicht beitrat. Zu seiner Ehre er-
schien eine Trauerrede: »Klagen der Brü
der au dem Monumente des P. G. M Pas-
savant den 1. Julius 1786 t [Vgl. Paul,
A nnalen des Eklektischen Bundes* Frkf. a. M .
18c8) S. 284.1
PassgrllT, ein im Gesellengrad früher
gebräuchlicher Händedruck, der die Frage
andeutete, ob der als Freimaurer und I^hr
liug erkaunte Broder auch ein Geselle sei
Der Passgriff wird daher auch als /.um
fjeselleugriff gehörig betrachtet und in
mehrereu Logen noch mitgeteilt. (8.
Griff:)
Pas* vt ort (mot d'ordre, mot de passe)
ist der Name, den sich ein in die Loge
Eintretender auf Befragung beiznlegeu hat,
so daas er nicht seinen bürgerlichen Namen
nennt. Jeder der drei Grade hat sein lie»
sondere* Passwort. Gegenwärtig sind die
Logeupärfne (s. d.) als Ausweisungazeugniase
auerkanut und haben die Paßwort e ausser
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14'J
ra.*:r.nuu>* — l'nlr»»nf dir Maurer.
Genrauch gebracht; doch werden »io bei
Aufnahmen und Beförderungen für e'wa
petV.rdenc Ausweisungen mitgeteilt, l'rei-
lieh haben si\* wenig Wer!, da so- ta*t
iiL>-r;ili verschieden find, t "V tri 8emor*er-
vvori, im übrigen PI« ,s'."4, S. 29; I.. l>$b.
S Vl'l: *. auch Un*laml oben 1. S. «4»i.'
Paslm*«! er ie :iglisch) ist cigcoü-.'h 'Mo
Benennung der abgegangncN Loernmeisrer ,
ipiüw wurde ein kbren^rad daraus jre-
uiiirM . dir auch solchen Maurere «.rteilt
wnrj«», die roaii besonder* «insAe.ic.hcn \vollti/
■ <id der erleii' h nach dem Markni»:iaT-»r
udpi« und in ei im 4*1 Hoyel An h-Kap irel er
fitlt wurde. Über dessen Stellung ist viel
gev ritten wurden, und man unterschied-
IV die «irklich banimcrführcidc Weimer
cuvwi: wann, nud Quasi -P, die nur
ehienhdber so genannt wurden Der
Hauptzweck de» Grade> »iu naen Ool.
«tone littcra, H 39; »die Wichtigkeit
der I.«»gcnrcgierung den Brüdern zur
Anschauung zu bringen«. Vorzüglich
in Nordamerika i*t dieser Grud in An-
sehen, weniger in Engend: in Sehottland
ist er \on der Grossen Loge yar nicht an-
erkannt werden und gehört dort sunt $up-
reme Grand Royal Areh-Kapitel. 'Vgl.
Mackev. S 240; Oliver f liator Landmarks,
!i. 1^8* Note 4; Bb. l««8, 8 404.i
Petent, v Diplom. l*>genpnx* und Stlf-
tonesurkunrtu.
Pulersoa i8t. im nordioicrikau. Staat
New .lersey. flSM>] 7**47 K). Hier be-
gehen unter de' eitdi» iii'iwhen Grosalngc
zwei deutsche la>gen ; T B u m b o I d tNr. 1 14.
gegr. 1!» .lan. 1871. Vers 1. und 3. Dient-
tag GledhfW Ha», Washington Ötr. 2 .)
Beethoven Nr. 154. Vera. I. und 8.
Mittwoch Odd Fellows Hall, Ellison 8<r.
Patn* (der) Bezeichnung für den Bilr-
{*. d.1, die mit Recht immer mehr
ai;*»er Gebrauch gnkor.men ist, da sie an
die Tnufc der JCirelie und die bot dieser
gebräuchlich;.-; Taufzeugen oder Fathen
erinnert. Die Vf rgleichung di?r kirchlichen
l'a'beu tu*t den ruaurensehon Bargen int
ausserdem nicht zutreffend, da beide ver-
sebifdne V»- rpfliebtongeii zu erfüMen ha-
ben; beiden gemeinsam ist nur die Mit-
wirkung bei den beiden, übrigen« ganz,
verachiednon Anfushurefeicrlichkeitcn. In
der Schwedischen lx:b<\»rt (s. d.y wird die
lJe/t»ichn'U7fr P. gebraucht in Aulehnung
an ritler Ii öie Gebr-tuchc, wonach bei der
F.rtePung dos Bitter»ea!ag* ciu I'. zugegen
sein tnu^'r fvgl M. i.. 1899 1P«X>, H. .fa)
Patriareh. In dem ältesten LeLrlingsfrag-
fftiicVe ;pt der Orm.d für die Zibi elf, »weil
elf Patriarchc»! gab, »1» .Tc*e»h n>A.*h
Ägyptt-ti verkauft uud fhr \««rloren ireach-
*<et wurde*. In dar Kölner Urkunde wird
ein unbekunntcr P., auch «ununu« electus
ujagiKter, erwähnt, wie aue>> in verschied*
nen höberu GrHdeu uud bei den Odd-
feUowa diese? Am>dru«-k get>riiuehlicb irt,
■o t. B. beatebt auch ein patrarehe de
la grnude :umi^re. Per 20. C?rad deOJoii-
fcil dch F'.mpercun» d'Orient et d'Occ'dent
in Tan?- führte ih-n Namen eine* Gron*
pctriiirohen ^Grand-I'atriarehc).
Patrioten (dii «ahrml laneh die wah'
f ren Mencche'ifienude! wurde eine 17Ä7
en*HlaiMlnc <»e-eI1s< haft p-nau«:* , die a«>-
1 K"r '** Nov «Jien-)» Jahre»« tn N»- ISO des
1 Prunk turter ^taatsristretti» eiuei- Auf-uf er-
I ir*»hen '»es! Die Satznngcp d «»«es 0:*l« w
) erschienen u. d. T.: »Eildeilynjf zu einem
i f*!Rhe «Vnen Grossen die«e/ r?r<ie. sowie
I ;>lleii 8'andrn der Menrchheir gewidmet
j 1?m7« |.»' | IUi^.i. In diesen Sar/nngen. die
Eurojois \ t>r/.up in der Verbindung rechj-
I schafiner Menschen »teilt durch da.* Rand
der Gelehrten, teil* durch die Kreimfture-
; rei und andre tug verhundne Genell-
"ehaften« linden, ist bestimmt, »dass der
ganre rechtachattne Teil der Menschheit
in ein Ih'iudni.« trete, und dass dam dieser
neue Orden dienen soll. Kr «dlte einen
Monarchen als Großmeister hüben, doch
bleibt die cigenUic.be volle Geriehtabttrv
kei' den» GeneraJv»>r*teber, dem /.ur fieite
die ytetf geheimen« Zensoren »telien. Der
Orden enthielt auch verschiedne Grade,
deren jMer seine Kasse hatte, aus der die
Obern des Ordens und ihre Dienerschaft
Besoldungen beziehen sollten [ Berliner Mo-
natsschrift, I7X&. XII , S. oft8 -:>7«1 Kr
hst «ich I -.lagere Zeit gehalten; denn
eine vorliegende untersiegelte Hand-
schrift von ib'nf nennt einen »Gotthard
liauf Christoph von 8cböniog Major und
Commentünt (sic.i von Hadamar« als den
•gegenwärtig auftretenden General Vorste-
her dos heiligen Hundes« uud ist gegen-
gezeichnet von l.udw. v. Schaler. Im Gat-
zen scheint diese Verbindung mit dem Je-
russlemorden <s. d.; einen innern Zusam-
menhang zu hsben. {Vgl. Merr.dorf In P.
XXT11, fg.|
PatrinUsmtis, «. Vaterlandsliebe.
Palrone der Maurer. Ober die P
uder SchuLzhcrren der Maurer bringt
IjenninK» Kncvklopadie einen Artikel,
der erwiihnt. dass sch*»n die romischen
Bankoperationen rie»gleichen gebal»t hat-
ten, wai? dabin acs;eMt bleiben darf, da die
spätere r'n imajrerbrndersehnft mit diesen
in keinem Zusxnimenhnnp steht, wie matt
früher glaubte; auch teslt <ler Artikel noch
weiter mit, ds-* Krall^•• au» der Yorke»-
Konstitution habe nachweisen wol'en, das*«
zu den Zvten der K.mije l'.dred und
Heinrich V 1 1 1 . von KngWmd alle rechtmä3-
ts'gen Bruderschaften nntei P. geatau-
den hatten. Duuh alle die «ngefuhr-
ten Hmzungen teilen das Schh ksai der
Yorker Urkunde sclbM. Auch in spaterer
Zeit kommen wsni^»t{:ua in Knglano keine
P. d M. #or. -- Anders dagegen war es iu
Kcl.otiland Zwei IVlmiden aus dem An-
fang des 17. .Inbrh ;*pl Roaltn. St. CleJr
of j belebren un«, d?»ss durt P. d. M. üblich
waren, welch« die Gerichtsbarkeit über die
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Paul.
148
Verbindung besaascn. (Vgl. Johann** der
Taufer.j
Paul. Job. Karl y,eh 17. Sept. 1821
in Frankfurt a. M., g<-*i. da^. 2. Juni IKV9,
war weu J«s40 an verschiedn«.«» Lehranstal-
ten Frankfurt«, namentlich al* l,«hrer cb:r
Mathematik und der Na»ur* i-sej.-ehaften
:hstig und wurde 18-11» ah Lehrer für
k:iiii'tiiünni«< h<'0 Rechnen, Ma; hemaiik, Na-
turgeschichte und Tumtn tu Tie Mustcr-
SehuU fjstzt R^algyrouasiiir'i »»«rufen Sei-
ne Rechenbücher für Bürget Kcal- und
l'iaf»dr!f«<'b«ilrn iiiHj in last »iten Frank-
furter mittlem und btrern Schulen und
aucH vielfach iu andern Städten einge-
führt und hat>au dauernd Anerkennung
geiundnn. Nach 4Q jähriger treuer ÜirufV
thatigkeit trat er 1889 in den Kuhe-
and Ober und widme'« sieh von da au
ganz »«iiien l'ri'.atarhcitcn. P. trat
in den Frcimaurerbnr.d 10. Juni 1847 tu
der Loge Our! zum »ufgehcmlen Lieh« in
Frankfurt a. M. Bereite \«»n 1851 ab be-
sleblev er v-rsebiedne Lngenaintcr und
wurde iK.'»9 /.um Meint«* vom BtuM er-
w3fdt; uach ff;nf Jahren trat er von die-
sem AniU« /iiTöck übernahm er« artet in-
folge einstimmiger Wahl HÖ!I wieder bit>
1580. 8eh«»n au Beginn meiner liamn.ei-
funrung strcbie er die völlig« GJeiehstel
bing seiner Loge mit den andern Ftank-
furtet Eklektischen Logen an, in betreff
der gleichmäßigen VeirtViiung der Ver-
treter' auswärtiger Bundesloge.n und der
Wahl de* Großmeisters, der hi* dahin
nicht au* seiner Loge gewählt werden
jcouni«. Mit der gewährten Gleichstel-
lung Keiner L«»ge ttn«l der deshalb erfnlg-
ten Neueinrichtung der Giossett Multcr-
loge 1860) trat P. iu diene als Vertreter der
itiiin(e>>loif<'. Joseph zur Einigkeit eüi und
w urde zugleich zum GroNMchriftfühier-gu-
wählt, ein Amt, dai er 82 Jahre law/ bis zu
weiter VVnhi zum Gro*«tncistf r innoVhielt,
w*-ich l«*i/t*»re Würde er v«»n I892--18Ö7
in reichem Segen bekleidete. Seinen He-
rn j Hungen gelang es vornehmlich, eine
innigere Verbindung unter den Frankfur-
ter Cngen durch mancherlei gemeinsehait-
liehe Linrichtungen im Logen- und Kluh-
w«jten herzustellen. Kr führte zuerst in den
FrjnUfurter Logen die eng. Klub\ortrhg«
allgemein wissenschaftlichen InhalU ein,
die gegenwärtig eine »ehr beliebte Einrieb
tung bilden Durch Au«- bez. Umarbei-
tung gedruckter »Mitteilungen an Suchen-
de* und Einführung der bis dahin in
Frank fürt nicht vorhuudii*vu Einrichtung der
•staudig besuchenden Biüder» hat sieb P.
venlieut gemacht, nb'ht minder um die
ökonomischen und Klnbvcrha'lniase durch
Neubearbeitung der Satzungen de» Verwal-
tungiirats Ale die laute durch sehr gün-
stigen Verkauf ihre;* Liegenschaft in die
glückliche Lage kam, am Mozartplat/
einen gros*irtigen, allein zu ihren Zwecken
bestimmten Neubau aufzuführen, gelang
e* ihm, «einer L»»^e l^Tti ilie k'fr'fierfchaJ'ts-
reebte zu verachaffeu. Sein Ann als Urnse»
achriftführer brachte ir n In lebhafte Be-
ziehungen zu üeu BuncV«ic»§;en und den
befreundeten Grosshigvn. !li"idnrjb uud
durch beinc frühere Thaiiskc;t aN luMio-
tbekar und Archivar et wann ei nach und
nuch «sine reich« Erfahrung und un. fas-
sende Kenntnis in frciutau'eri$et"*n Ver-
hältm<>S< n, und dn« Studium der G «schichte
dir JMmirerei wurde ibnt rnr gern -« pfleg-
ten Beschaf^Kunp. in der er nach und
nebe«» «ine« aiwnrtugscp lierufsthatig-
k#it wülkommenc Krböling suciite ut»«l
»and. Iii Verbindung mit Weidmann 's. >l.)
iu Frankfurt a. M. «unl Rt kni «in ih d ' u
l^eiprig «erfuaate er die bei nn uteri 10 ; Ham-
burger; maurcrin.'hen Grundsatz», iu deren
h esteiellung er im Auftrag de* Drodncr
GroH.imeistertag.- ISoV eine umfa<»»tende
Vorlage ans7pa<,beitet hatte. Von sei-
nen L*ig(*uY«»rtrigen sind viele teil* in
uiHureriftchcu Zeitschriften, teil«) im b "son-
dern Abilruok erscbietii'n: sein b< «h-utend
«ttea Werk ist wohl «lio Abfassung der
• Annalen dea EkleWii*e)i.-n Fr.imaurcr-
bundca 1766 — lMM». Auel; war c vüh
1^2 Bearbeiter de< (C. van Pah.*«.*; »ei-
matirert-alendeni und Mitarbeiter dh>t*
llandbu«*.h-i Seine «biukbare Loge ehrte
ihn «lurch Ernennung zum F.hraunu i^ier;
reicheFhrungen wurden ihm von »einer Loge,
der Grossen Mutterloge und den Bundes-
tagen bei seinem 25 j ihr. Maurer inbilAum
sowie« bei >n'inem 2&j;lhr. Jubiläum ub
Grotuschriltfühnr. anlüsfllch seines 70.
OebtirtstAgi« uml bei seiner silberuen und
golduen Ilochz.eitsfeier erwiesen. Nach-
dem er durch anhaltende« ernstes Unwohl-
sein uof Wunsch seines Arztes sieb 1897
zur Niedcrlcgttifg des groasmetsterlicheu
Amtes et« («ch Ii essen musste, stellte er nai'h
über.Uandner Krankheit <«eine Kraft ain »Alt-
groHsnodMer» wieder völlig dem Btitidc zur
VerfQgung und war vornehmlich auf litte-
rarischem Gebiete nach ver*cbiedncn rVi-
ten hin weiter thatig Ein früheres l uter-
leibsleiden nia. hte sich wiadernm gelicud
undnaohkurzeiti Krankenlager verschied er.
nur 44 Tage nach der Bestattung -einer
(tattin. Tief betrauet: >on der gesamten
Brüdcrrrhaft und von Keinen dankbaren
Schülern und Kollegen, gestaltete stob
»ein« Betrdigungrfcier am o Juni /»
einer «ior bedeutendsten, die die Frank
furter Bürgerschaft in den letzten Jahren
erlebte. 2«? Abgeordnete legt .n dem
heimgegangnen Mt-hvci als letzten Lit bea-
grnsa Blument<|»enden aof seinen Grabhü-
gel nieder. Er schrieb: A}»riis de» 44e-
schichte des Ekleki. Kreimaumbnitdcs
1766-1S38 Frkft. a. M. 1P74). Annatin
de« Eklekt. Fr»Mmsur*-rbundc-<* au Frank-
furt a. M. 17t!o -1^. Festschrift zur
Sakulart'eier am lt*. Marz l8t<8. {Frkft.
*. M. I>f88); Die erate SAkqlarfeicr des
Ekleki. KrnimaarerbnnrfcH *. Or. Fraokhirt
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144 Paurskirche in i
i. M. Nach <1eo Akten zusammengestellt.
Frkft. a. M. 178»). Festschrift cum bO.
lahrestag der Fnabhiiigigkeitserklarung
•ler Eklektischen Grossloge. MaurertAg-
liche Randbemerkungen (Frkft. a. M.
1891). I>aa Johannisfest, ein Fest der
Einigkeit, der Standhaftigkeit und des
Lichtes (Frkf. a. M. 1862). [8. auch
Emil Wunz, Geschieht»* der fxtge Carl z.
»ufg. Liebt (1*91). Hb. 1897, 8. 26*. FZ.
189», 8. 805. Traue; löge di r Loge Carl
/.um aufgehenden Lieht in Frankfurt a. M.
am 5. Not. 1899, (Frkf. a. iL 1900), 8. IL]
Paulskirrbe In Lnadon Diethe ist die
Hauplkirchc der eigentlichen tinnernjStH.lt
Ijondou DQil Hie drittgrösste Kirche der
Chrisleiiheit. Sie wurde uaeh dem grossen
Urämie, der London IHM verheerte, sejt
11575 vi n drin ausgezeichneten Baumeister
Christoph» r Wren (s. d.) erl.su t und i*t
der .S'clz der modern -englischen Arehi
tektur oder, wie Anderson sie nennt, dci
von Iuipo Jones fs. d.» in England einge-
^führten Augustiscl.cn Bauart, l'cr Hau
wurde nach Ander-». »u 1708, nach andern I*. 10
vollendet. • - Für die Geschichte der Frei-
uiHurerci ist dicserRau insofern von Interesse,
als sich in seiner Nabe eine der alten Bau-
logen erhalten hätte, die durch diesen bau
jeden falls sehr gehoben worden war, und
«lieae war eine der vier, die zur Bildung
der ersten Urosaloge im J. 1717 zusammen-
traten. (H. oben I. S. 284.)
Paulnt, Heinrich Eberh. Gottlob,
Theolog, geb. 1. Sept. 1761 zu Lconberg
in Württemberg, gest. als Dr. theol Pro-
fessor, Geheimer Kirchenrat u. s. w.,
1U. Aug. 1S51 in Heidelberg, einer der be-
deutendsten Theologen seiner Zeit, frucht-
harer Schriftsteller und gefeierter Lehrer
[vgl. Ileichlin-Meldegg, H. E. G. Paulus
und seine Zeit (2 Bde., 8tutlg. 18bS)]. Er
war der letzte bedeutende Vertn.-tcr der
rational i »lisch nn Riehluug. Wegen seiner
zablreieheii Veröffent Hebungen zog er sich
heftitre Angriffe zu, namentlich weil er
sämtliche Wunder der Hibel umdeutete
und hv-rnu-crklärte. ■— Hierher gehört er
wegen des Vorworts zur Sehrift des Gra-
fen Motttluficr I Kloas, Bibl., Nr. 3o5.SJ, wo-
rin dieser gege*i die Freitunurer auftrat,
die P. in Schutz nahm. Ob und wo
P. dem Freimaurerbumic angehörte, wissen
wir nicht, doch lii^t die Uc<.>>: l'berein-
Stimmung iler freimaurcrisef- U*u\._ reine
mit den U ranstalten des i.deu t'hristou-
tums' |A. Z. IWi, S. 1 fg.j wohl vermuten,
das* er dein Bunde -•' vielleicht in der
Loge, die nur kurze Zeit in Jena bestand
und der auch Mar er« dl 1h. d.) angehörte —
beigcln-teu war.
Payne. f*eorg, Es.juiro, wurde /.weiter
fim^nir ister der londoner Growloge am
24. Juni 1718 und 24. Juni 1720 wiederum
mit dem Amte betraut. Während seiner
zweiten Grossrnc isterschaft bat er im west-
lichen England eine alte Handschrift der
•»ndon — !'wyn*
| Werkmjoin r\< rl'.i*song ausfindig gemacht,
j die als t'ooke-MS. uoch heute bekannt
| Ist [vgl. I, 22«», und zeigte sie in der
i Grossloge vor am 24. Juni 1721, als er
I vom Amt«* zunVktrat und der ersehnte
j adlige Gro- -inri-ter Herzog von Moutagu
is. d.) eingesetzt wurde. Wo» Anderson
1788 von dieser Sitzung erzählt, ist mehr
Phantaai* stuck (vgl. I, 283, 'auch An-
dernon und Konstitut lonenbuch); der
Augenzeue«- I»r. Slukeley (s. d.) b.-ru litet
in seinem Tagebuch: «Her Grossun Itter
■ Herr Pain zeigte eine alte Handschrift der
| Verfassung {Con*titutions) vor, die er im
Westen England« erwarb, M'O Jahre alt.
! Er las eine neue Reibe \on Artikeln vor,
die stt beobachten waren« [AQG. VI, ISO;
auch Oould IV. 284; «ZG. 1891. S. 278
u. 28o]. In der rbertehriti der «Allge-
\ meinen Verordnungen», wie sie lr_M ge-
druckt b. i Anderson erscheinen, wird be-
merkt, nie seien 1720 ton P. entworfen
• und »nm JobannigsUige 1721 von der
| Grossloge genehmigt« worden; der Ver-
fasser des Ruches (Andersou) habe sie auf
Befehl des neuen GroatineiHters Moutagu
mit den alten Schriften und Gebrauchen
verglichen und in Einklang, sowie »in iliese
neue. Fassung« (this oew Atethod) gebracht,
•mit einigen passenden Erklärungen« (with
several proner Explicatious) für den Ge-
brauch der I<ogen in und um London ond
Westminster (H. r,8). Am 8chluss der
89 Verordnungen behauptet er dann noch
einmal, «diese Verordnungen* seien am
Johannistage 1721 »von derOroasloge etwa
150 Hrüderu vorgeschlagen« und von ihnen
genehmigt worden (8. 70). Diese Aussagen
eind mit Sinkelays schlichter Erzähl uug
| nicht zu vereinigen, die jedenfalls gleich
nach dem Ereignis selbst niedergesehrloben
I ist. Anderson war damals jedenfalls gar
i nicht zugegen und berichtet nur nach
spÄterm Hörensagen oder auch aus freier
| Phantasie. Stukeley nennt als anwesend
i den lk-r/.og von Moutagu, den ljord Hei-
I bert, den l^ord Stuuhope (diesen lüsst An-
' derxon 1 17 MM] sogar erst au dem Tage :iut
nehmen! ), Sir AmT. Fountaiou s w., Amlcr» ü
j nennt er .nicht, an-serdem alier I»esagu1ier>
und tteal H^ite Anderson damals * hon
' die IN.Ile in der Grossloge gespielt, du*
i ihm von G»»chichts«.-hrefbero Zugewinn
! wird, und t.-nrc er zugegen gewesen, so
hätte ihn Sti'keby ohne Zweifel genannt,
, sein Sehweigc» ist dnber ein Reweis, tlass
Anderson nicht anwi^cnd war. Meiir als
j die drei aufgeführtem Kdeltnanner gab es
damals vielleicht noch nicht unter den
I Fr« iuiaurem, sonst wiren nie wohl bei der
. Kinsetzune ihn»« .^tatideagenossen zugegen
i gewesen. iVas stukeley «eine neue Reihe
von Artikeln« nennt (a new set of artich <•),
I die P. vorlaa, war sicher nicht die ganze
; Zahl der HU Veroidn untren, die Anderson
j in seinem Ruche darbietet, sondern ver-
mutlich nur ein kleine» Teil. Bei Stuke-
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Pedell — Penavaire.
145
ley steht auch nichts von einer Genehmi-
gung durch die Brüderschaft oder davon,
dass die Grossloge »diese Verordnungent
am 24. Juni 1721 etwa 150 Maurern vor-
geschlagen h&tte. Die Zahl ist jedenfalls
zu hoch gegriffen, auch kann es an diesem
Tage noch keine 12 Logen gegeben haben,
wie Anderson 1788 behauptet (S. 112). Nach
Stukeleys schlichten Worten muss auch
die Förmlichkeit der Einsetzung viel ein-
facher gewesen sein, als sie Anderson 1788
beschreibt. Wieviele und welche der
39 Verordnungen wirklich von P. her-
rühren, ist natürlich nicht mehr zu er-
mitteln. Wann und wo P. Freimaurer
S geworden ist, weiss man nicht; ohne Zwei-
fel war er am 24. Juni 1717 noch nicht
dabei, sonst hätte man ihn gleich zum
Grossmeister gemacht und nicht den un-
bedeutenden Bayer. Nachdem man adlige
Herren für das erste Amt gewonnen hatte,
begnügte sich P. 1724—25 mit der Stellung
des Jungern Grossauf sehere (Anderson
1738 giebt ihm irrtümlich die des Altern
Grossaufsehers). Am 2. September 1725
besuchte er eine Versammlung der »Philo-
Musicae et Architecturae Societas« [vgl.
Engl. Lehrart] und überreichte ihr 8.
Dez. d. J. ein Schreiben des Grossmeisters
Herzogs von Richmond wegen der un-
regelmässigen Arbeiten, da« aber gering-
schätzig beiseite gelegt wurde und keinen
Erfolg hatte, ebenso wenig wie P.'s eignes
Begleitschreiben. Die »Genehmigung* des
ersten Konstitutionenbuchs hat P. 1722 als
Meister der alten Nr. 4 unterschrieben, die
1717 in der Schenke »Römer und Trauben«
ihren Sitz hatte und vor 1723 nach der
»Hornschenke« übersiedelte [vgl. Lane,
Mas. Ree, S. 35]. 1723 war P. in derselben
Loge zugeordneter Meister neben dem
Herzog von Richmond als Meister, und
im September 1751 wurde die Loge, nach-
dem sie im April 1747 von der Grossloge
wegen Nichtbesuchs der Vierteljahrsver-
sammlungen gestrichen worden war, »mit
Rücksicht auf P., frühern Grossmeister«,
mit ihrem frühern Rang und Platz auf der
Liste wiederhergestellt. P. hat bis 1754
die Grossloge besucht und wurde in diesem
Jahre mit in den Ausschuss gewählt, der
die 3. Ausgabe des Konstitutionenbuchs
vorbereiten sollte (Const. 1756, S. 262).
Nach den Protokollen war er am 29. Nov.
1754 zum letztenmal anwesend, vielleicht
infolge von Krankheit, am 8. Dez. 1755
hat er sein Testament gemacht und ist am
23. Februar 1757 gestorben. Von seinem
Privatleben weiss man sehr wenig. Er
wird wohl als »gelehrter Altertumsforscher«
bezeichnet, aber ohne ausreichende Unter-
lage, wohl nur nach dem, was Anderson
1788 über ihn sagt; Mitglied der Gesell-
schaft der Altertumsforscher war er nicht.
Als er starb, war er Sekretär beim Steuer-
amt. Er war sehr geachtet in der Brüder-
schaft und muss ganz wohlhabend gewesen
sein, denn sein Testament verzeichnet meh-
rere Vermächtnisse, z. B. von je 200 £ für
zwei Nichten. [Vgl. GouldIV, 279 und 847.]
Pedell (bedeau) wurde früher in den
französischen Logen der Thürhüter genannt ;
jetzt ist dafür der Name tuilieur, d. i.
Ziegeidecker (s. d.), gebräuchlich.
Pedestre, so viel als Fusszeichen. [Vgl.
Erkennungszeichen.]
Pegau (St. im Königr. Sachsen. 5084 E.).
Hier bestand 1817 ein maurerischer Klub,
der nachmals einging.
Peine (St. in der preuss. Prov. Hannover,
12595 E.). Hier besteht ein maurerischea
Kränzchen Zur grünen Eiche unter der
Loge Zum stillen Tempel in Hildesheim,
gest. 30. Okt. 1878. Mitgliederzahl (1899):
30. Vers. Freitags im Schützenhaus.
Peiper, Rudolf, Professor am Gym-
nasium zu St. Maria in Breslau, geb.
16. Jan. 1834 in Hirschberg i. Schi., gest.
9. Okt. 1898 in Breslau, wurde in den
Freimaurerbund in der Vereinigten Loge
in Breslau 27. Febr. 1878 aufgenommen
und war Vorsitzender Meister der Andreas-
loge Montana das. Er hat in der Berliner
Zirkelcorreapondenz(s. d.) viele maurerische
Arbeiten veröffentlicht. [Vgl. S. L. 1898,
S. 150.]
Pelikan. Der seine Jungen mit dem
Blute seiner Brust nährende P. ist eins
der Sinnbilder des Rosenkreuzergrads und
soll eine Anspielung auf Christus sein, der
sein Blut für die Menschen vergossen hat.
Ragon [Cours d'initiation, S. 320] sagt, in
den hieroglyphischen Darstellungen be-
| deute der Adler einen weisen Mann, der
Pelikan einen wohlwollenden, und daraus
schliesst er, dass der Adler und der Peli-
kan des Rosecroix vollkommene Weis-
heit und vollkommene Liebe darstellen
sollen. [Vgl. Oliver, Hist. Landmarks I,
75; H, 104, 134.]
Pelkmann, Friedrich Samuel, Geist-
licher, geb. 30. Juni 1772 in Königshorst,
gest. 17. Juli 1848 in Berlin, wurde 1800
Feldprediger und 1806 Pfarrer an der
Petrikirche in Berlin. Später wurde er
Superintendent. — In den Freimaurerbund
wurde er 3. Juni 1814 in Berlin in der
Loge Zur Eintracht aufgenommen, deren
Vorsitzender Meister er wurde. 1827 trat
i er in die Grosse National-Mutterloge Zu
: den drei Weltkugeln und wurde 1833 Mit-
glied des Bundesdirektoriums. [Vgl. Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (1890), 8. 435.]
Pellegrinl, Marquis de, s. Cagliostro.
Pen (Ritter) war Stifter des Rite de
Narbonne, s. Narbonne (Rite de).
Penavaire, Anton Karl v., Hofmar-
schall des Prinzen Friedrich August von
Braunschweig, nachher Direktor bei der
Tabaksadministration, geb. 1732, trat 1771
der strikten Observanz zu und stiftete
1774 die in französischer Sprache arbei-
tende Loge Friedrich zu den drei Sera-
10
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146
Penig — Perau.
ghim zu Berlin, deren erster Meister vom
tuhl er war. [Vgl. Geschieht« der G rossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (1890), S. 62.1
Penig (St. im Königr. Sachsen, 6582 E ).
Eier bildete sich unter der Loge Zur Har-
monie in Chemnitz 1876 ein maurerischer
Klub, der sich 1879 wieder auflöste. [Vgl.
Geschichte der Loge Zur Harmonie in
Chemnitz (1899), S. 152, 159. j
Peansylranlen, einer der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Die Frei-
maurerei datiert in diesem Staate schon
aus sehr früher Zeit. 1730 oder 1731 wurde
als erste nordamerikanische eine St.John's-
Lodge in Philadelphia gegründet, die
jedenfalls 1738 noch bestanden hat; die
gegenwartig älteste Loge ist die Loge Nr. 2,
die 1758 gegründet wurde. Eine Grossloge
von P. wurde zwar schon 1764 von Will.
Ball, der dazu von England aus ermächtigt
war, errichtet und arbeitete bis 1786, aber
erst 26. Sept. 1786 wurde von 13 Logen die
Errichtung der noch jetzt besteheudeu
selbständigen Grossloge vou P. beschlossen.
Sie hatte 1899 433 Logen mit über 53000
Mitgliedern, darunter 7 deutsche Logen in
Alleghany, Philadelphia (2), Pittsburg (2),
Reading und Scranton (b. alle diese). Sie
besitzt ein Altenheim mit 67 Insassen.
1876 versagte die Grossloge den deutschen
Logen ihre Anerkennung, weil deren Gross-
logen durch Beitritt zum Deutschen Gross-
logenbund einen Teil ihrer Selbständigkeit
aufgegeben hätten. Sie ist eine der kon-
servativsten Grosslogen in der ganzen
Union, hält sich auch sehr zurückgezogen
von den andern Grosslogen und war
die einzige, die die sogenannten Hoch-
grade (Royal Arch- Maurer, Tempelritter
u. s. w.) in den Bereich ihrer Gerichtsbar-
keit zog, sodass diese mit denen der übrigen
Staaten nicht in Verbindung standen. Ihr
gehörten Washington (s. d.) und Franklin
(s. d.) an. Grosslogen der Farbigen ent-
standen zwei 1815 und 1837, die sich 19.
Juni 1848 zu einer vereinigten. Sie zählt
54 Logen und 1500 Mitglieder. [Vgl. The
Grand Lodge of . . . P. Its early history
and Constitution etc. (4 Bde.; Philadel-
phia 1877—84); — Zeitschrift: The Key-
stone (Philadelphia).]
Pentagramm oder Pentalpha, eine aus
dem Fünfeck (Pentagon) in ähnlicher
Weise wie das Hexagramm (s. d.) aus dem
Sechseck (Hexagon) abge-
leitete Figur, deren Name
daher kommt, daas sie aus
fünf Linien, fünf Buch-
staben, fünf A (Alpha) be-
steht. Es ist eine Figur,
die durch die Diagonalen eines Fünfecks
gebildet wird oder die entsteht, wenn man
die Seiten eines Fünfecks verlängert, bis
sie sich schneiden. Das P. ist Gruss- und
Erkennungszeichen der Pythagoreer und
«genieset bis auf den heutigen Tag die
Ehre, als unverständlichesSymbol derGast-
freundschaft die Wirtsschilder zu. zieren«.
oder
Als Erkennungszeichen an die Spitze eines
Briefs gestellt, konnte es den üblichen
Gruss der Pythagoreer: üyutiveiv ersetzen;
erst als Zeichen des Grusses erhielt dann
die Figur die ihr beigelegte symbolische
Bedeutung: vyiatvtiv, vyt'fia, »Wohlsein!«
»Gruss!« [Vgl. Röth, Geschichte unsrer
abendländischen Philosophie, II. Bd., 1.
Abt., S. 554; 2. Abt. Not S. 140.] —
Das Pentalpha wird auch als Salomonisches
Siegel bezeichnet; es gebt die Sage, dass
König Salomo dieses Zeichen auf dem
Grundstein des Tempels angebracht habe.
Der nordische Drudenfuss (s. d.) kommt
nach Grimm, Deutsches Wörterbuch (Lpz.
1860), II, 1455 auch als sechseckiger Stern
vor. [Über dieses Fünfeck oder, wie Goethe
es nennt, Fünfwinkelzeichen vgl. Stieglitz,
Erkenntnis« der Svmbole der Freimaurerei
in A. Z. 1825, S. 853; Derselbe, Von
altdeutscher Baukunst, S. 208, Not. 85;
Schauberg, Handbuch der Symbolik, II,
346; Krause, Kunsturkunden, I, 2, S.
456 n. b.; Widmann, BZC. 1872. M. L.
1882/83, S. 49.]
Peorla (St. im nordamerik. Staate Hli-
nois, [1890] 41 024 E.). Hier bestand eine
deutsche Loge unter der dortigen Gross-
loge Schiller Nr. 335.
Pepper, Peter Otto Heinrich, Lehrer
an der St. Nikolaikirchenschule in Ham-
burg, geb. das. 29. Okt. 1796, gest. das.
25. Sept. 1873, wurde 2. Mai 1822 in die
dortige Loge Ferdinand zum Felsen auf-
genommen, war 1834 —61 und 1868 — 71
Meister vom Stuhl der Loge St. Georg,
1861 Grossredner, dann Grossaufseher,
Grossarchivar und Bibliothekar der Grossen
Loge von Hamburg. Er war eines der
beliebtesten Mitglieder, der durch gediegne
Vorträge in der Loge anregend wirkte und
durch seine geselligen Talente die Tafel-
loge belebte.
Perau, Gabriel Louis Calabre,
französischer Schriftsteller und Prior des
Hauses der Sorbonne, geb. 1700 in Paris,
starb erblindet 31. März 1767. Von seinen
verschiednen Schriften [vgl. Nouvelle Bio-
graphie generale (Paris 1862), XXXIX, 554]
hat nur hier sein Secret des Francs-Ma-
cons (Genf 1742) Interesse, weil es nebst
Travenols Schriften und Larudans Franc-
Macon eerase1 (s. die Art. Larudan und
Travenol) den Reigen der Verräterschrif-
ten, die nun nicht abliessen, eröffnete.
Man hat mit Unrecht den Franc -Macon
ecrasl, worin der Versuch gemacht wurde,
die Freimaurerei in den Ruf politischer
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Perfectibiliüten — Peru.
147
Zwecke zu bringen, P. zugeschrieben; der
Stil verrät aber offenbar Larudan. [Vgl.
Kloss, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich, I, 49.]
Perfecti hülsten (die). Diese Benennung
gab Weishaupt (s.d.) anfangs seinem Orden,
vertauschte sie aber bald gegen den der
Hluminaten. (S. Illuminaten.)
Perfection (Rite de). Ein aus 25 Gru-
den bestehendes französisches System, das
auf Templerei gegründet war und jeden
Freimaurer zum Tempelherrn machte. Der
bekannte Morin (s. d.) verpflanzte es —
das in Frankreich abstarb — nach Nord-
amerika, von wo aus es dann mit einigen
Graden vermehrt als eine Neuigkeit nach
Frankreich unter dem Namen des alten
und angenommnen schottischen Ritus (an-
cien et accepte* rite Icossais) oder des Rite
d'HeVodom zurückkam. [Vgl. diese ; Kloss,
Geschichte der Freimaurerei in Frank-
reich, I, 88, 186, 266; Folger, The ancient
and accepted scottish rite (New York
1862); Ragon, Orthodoxie maconnique, S.
801 fg.]
Perleberg (St. in der preuss. Provinz
Brandenburg, 8178 E.). Hier besteht eine
Jobannisloge Zur Perle am Berge unter
der Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln, gegr. 3. März 1829,
eingew. 10. Nov. 1829, ruhte seit 30. Mai
1846, erneuert 4. Okt. 1866 und wieder
eröffnet 9. Dez. 1866. Logenlokal: Hötel
Stadt Berlin. Mitgliederzahl (1900): 73.
Vers. 1. und 8. Sonnabend des Monats;
Klubabend: Donnerstags. Ferien: Juli
und August. Milde Stiftung: Perle-Stif-
tung (Satzungen vom 21. März 1874) zur Un-
terstützung der geistigen Ausbildung von
Kindern der Mitglieder; Kapital 6000 M.
{Vgl. Werner, Geschichtlicher Abriss der
Loge (1891). L. 1900, S. 51.]
Pernetjr, Dom. Ant. Joseph de, ein
Benediktiner, Abt zu Burgel, geb. 1716 in
Roanne, gest. 1801 in Valence (Dauphinö),
Verfasser eines Dictionnaire mytho-nermä-
tique (Paris 1753) und der Schrift: Les
fablea Egyptiennes et Grecques dlvoilees
(Paris 1751), war ein eifriger Alchemist
und Mystiker und führte zum Teil ein
Wanderleben, wie er denn auch eine Zeit
lang Bibliothekar in Berlin war. In der
Absicht des Goldmachens stiftete er in
den sechziger Jahren des 18. Jahrh. in
Avignon unterm Namen Acade*mie des
Vrais-Macons eine Gesellschaft mit mau-
rerischen Formen, die später auch weiter,
namentlich nach Montpellier, verpflanzt
wurde. Später schloss sich (1787) ihr in
Avignon der polnische Starost Hrabianka
(s. a.) an, und sie trat nunmehr in der
Form eines maurerischen Systems auf, das
den Namen der Illumines d'Avignon (s.
Avignon) annahm und ausser den drei
Johannisgraden noch einen hohem, auf
■die Lehren St.-Martins (s. d.) und Sweden-
borgs (s. d.) gegründeten Grad Le vrai
macon bearbeitete. Auch für die Alche-
I misten in Montpellier war P. thätig. Dieser
' ganzen hermetischen Richtung (s. Herme-
1 tische Maurerei) schlössen sich andre Ge-
nossenschaften an. Die Illumines d'Avig-
non verbreiteten sich auch nach Paris,
Lyon und Bordeaux und verbanden mit
den Swedenborgschen Ideen eine fana-
tische Verehrung der Jungfrau Maria, wie
sowohl Hrabiankas Sendbriefe beweisen,
als auch die Schriften P.'s: Les vertus,
le pouvoir, la clemence et la gloire de
Marie, Mere et Dieu (Paris 1790) und
Epurgat Deus (1802). Wäre die franzö-
sische Staatsumwälzung nicht dazwischen
getreten, so hätte dieses System der ge-
samten Maurerei sehr schädlich werden
können, und doch war diese aus Männern
; und Frauen bestehende Verbindung, wie
es scheint, auch 1812 noch nicht ganz er-
loschen. [Vgl. Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, I, 317; Ragon,
i Orthodoxie maconnique, S. 150; Clavel,
! Histoire pittoresquo des Franc-Macons, 8.
168.]
Persien (asiatische Despotie). Seit An-
fang des 19. Jahrh. sind wiederholt vor-
nehme Perser in europäischen Logen auf-
genommen worden, so 24. Nov. 1808 der
persische Gesandle in Paris, Askeri Chan
in der dortigen Mcre-Loge des Rite äcossais
philosophique, 1810 der persische Gesandte
in London Mirza Abul Hassan Chan, 2.
Sept. 1857 der persische Gesandte am fran-
zösischen Hofe Farrokh Chan mit der Mehr-
zahl Beines Gesandtschaftspersonals in der
Loge La sincere amitie-, 1881 der Prinz
Oveis Mirza in der Berliner Loge Urania
zur Unsterblichkeit. Auch sollen Mitte
des 19. Jahrhunderts in Ispahan und an-
dern Städten P.'s Logen eröffnet worden,
aber auf den Widerstand der orthodoxen
Perser und der christlichen Missionäre ge-
stossen sein [vgl. L. XUI, S. 329]. Nach
dem Annuaire des Grossorients von Frank-
reich für 1898 soll auch 1879 eine Gross-
loge von P. gegröndet worden sein, die vier
Tochterlogen zählte, die aber sämtlich ruhen.
Das» gegenwärtig Logen in P. bestehen, ist
nicht bekannt. [Vgl. FZ. 1860, 8. U0)
Persisch- philosophischer Ritus (Rite
persan philosophique) ist ein in den zwan-
ziger Jahren des 19. Jahrh. in Paris auf-
getauchtes neues System, das aus sieben
Stufen bestand, nur einige Mitglieder
zählte und längst erloschen ist. [Vgl. Ra-
gon, Orthodoxie maconnique, S. 195 — 97.]
Peru (Republik in Südamerika). Logen
sind in P. seit 1421 entstanden. Am 2.
Nov. 1830 setzte ein katholischer Kaplan,
Jose Maria Monson, einen Obersten Rat
des schottischen Ritus in Lima ein, und
23. Juni H3I errichtete dieser mit Ver-
tretern der Logen einen Grossorient von P.
Bald darauf musste aber infolge der poli-
tischen Wirren jede Logenthätigkeit ruhen.
Erst 1850 begann der Grossorient sich
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148 Pessimismus
wieder zu versammeln und wurde 13. Juli I
1852 als Nationaler Grossorient neu herge-
stellt Als aber 5. Mai 1856 eine neue
Verfassung veröffentlicht wurde, die alle
Macht in die Hände des Obersten Rats
legte, trennten sich drei Logen und er-
klärten sich für unabhängig. 12 weitere
folgten diesem Beispiel und gründeten mit
jenen 8 Logen 20. Nov. 1859 eine neue
Grossloge in Lima. 1860 trennten Bich
abermals Logen vom Grossorient und
bildeten einen neuen Grossorient und
Obersten Rat; beide gingen jedoch
schon 1868 wieder ein. Im März 1882
gründeten wiederum 5 Logen eine Gross-
loge von P. in Lima. Diese beschlose
unterm Grossmeister Dam 18. Juni 1897
die Bibel durchs Konstitutionsbuch zu er-
setzen; dies hatte zur Folge, dass eine
grosse Anzahl Grosslogen den Verkehr mit
ihr abbrachen. Infolgedessen wurde der
Beschluss im Mai 1898 unter dem neuen
Grossmeister Ego Aguirre wieder aufge-
hoben. Jetzt oestenen augenscheinlich
nur noch zwei Grossbchörden in P.
der Oberste Rat (Supremo Consejo) und
die ebengenannte Grossloge, von denen
jener 18 und diese (1900) 16 Logen (da-
von eine in Chile und 2 in Ecuador)
zählt. Im Laufe der Zeit haben auch
auswärtige Grosslogen hier Logen errichtet,
so 1861 und 1863 die Grossloge von Irland
2 Logen in Lima, 1865 — 76 die Grossloge
von Schottland 11 Logen in Lima (8),
Callao (2) und Mollendo, 1869 die Grosse
Loge von Hamburg die Loge Zur Eintracht
in Lima (s. d.) und der Grossorient von
Italien ebenfalls eine Loge das. Von ihnen
bestehen nur noch 4 schottische und die
italienische, zusammen 5 Logen unter
fremden Grosslogen.
Pessimismus, s. Optimismus.
Pestalozzi, Joh. Heinrich, Pädagog,
geb. 12. Jan. 1746 in Zürich, gest. 17. Febr.
1827 in Brugg (Aargau). Die Frage, ob
P. Freimaurer gewesen sei, ist entschieden
zu verneinen. Dagegen hat es sich ergeben,
dass er dem Illuminatenorden angehört hat.
Übrigens war P. seiner ganzen Gesinnung
nach Freimaurer. [Vgl. Bh. 1880, 8. 12;
1896, S. 89. FZ. 1896, 8. 180.]
Petran, Franz, Weltpriester in Böhmen, ,
Mitglied der Loge Zur gekrönten Hoffnung
in Wien, Dichter maurerischer Lieder.
Seine Freimaurerkantate: »Sehen wir dem
starren Forscherauge«, wurde von Mozart
in Musik gesetzt. [Vgl. Taute, Die katho-
lische Geistlichkeit und die Freimaurerei
(Lpz. 1895), 8. 68.]
Petre, Robert Eduard Lord, war
Grossmeister der Grossloge von England
vom 4. Mai 1772 bis 1. Mai 1777. Bei der
Einsetzung von P. war der Provinzial-
grossmeisterGogel (s d.) von Frankfurt a.M.
anwesend. Preston (s. d.) erhielt von P.
und den Grossbeamten die Genehmigung
zu den beiden ersten Ausgaben (1772 und
— Peucer.
1775) seines berühmten Buchs: Illustra-
tions of Masonry. P. war einer der eif-
rigsten Grossmeister und hat sein Amt mit
grossem Erfolg verwaltet. Während seiner
Amtsführung erfolgte auch der Bau einer
»Freimaurerhalle«, damit die Grossloge ihr
eignes Heim bekäme, was freilich zu
grossen Ausgaben führte und allerlei Mass-
regeln zur Aufbringung von Mitteln ver-
anlasste, die einerseits das Streichen vieler
Logen und andrerseits Zugeständnisse an
die Eitelkeit der Mitglieder zur Folge
hatten. [Vgl. oben I, 248.1
Petronl, Giuseppe, Advokat, geb.
25. Febr. 1825 in Bologna, gest. 8. Mai
1888, war in jungen Jahren Carbonaro
und schloss sich der von Mazzini gegrün-
deten Verbindung »Jung-Italien« au. 1840
wurde er Advokat und bei Errichtung der
Republik in Rom 1849 Sekretär des Tri-
umvirats. In die Gefangenschaft des Pap-
stes geraten, schmachtete er bis zur Ein-
nahme Roms 20. Sept. 1870 im Gefängnis.
Darauf wurde er Präsident der italienischen
Advokaten. Nach dem Tode Mazzonis
(s. d.) 1880 wurde er zum Grossmeister des
Grossorients von Italien gewählt. [Vgl.
Rivista della Massoneria Ital 1890, 8. 245.)
Petzholdt, Dr. Julius, Bibliograph,
geb. 25. Nov. 1812 in Dresden, gest. das.
17. Jan. 1891, studierte Philologie und
wurde 1839 Bibliothekar des Prinzen (spä-
tem Königs) Johann und 1854 auch des
Kronprinzen Albert. 1858 erhielt er den
Titel Hofrat. Er gab 1840—86 den »An-
zeiger für Litteratur und Bibliothekwissen-
schaft«, das »Adressbuch der Bibliotheken
Deutschlands mit Einschluss von Öster-
reich und der Schweiz« (Dresd. 1844,
5. Ausg. 1875) und die »Bibliotheca Biblio-
graphica« (Lpz. 1866) und viele andre
bibliographische Werke heraus. — P.
gehörte der Dresdner Loge Zu den drei
Schwertern und Asträa zur grünenden
Raute seit 1842 als Mitglied an. In dem
•Neuen Anzeiger für Bibliographie und
Bibliothek Wissenschaft« (Jahrg. 1859, Heft 7,
Dresd. 1859, S. 208—15) findet sich von
P. eine kritische Übersicht des Wichtigern
aus der Freimaurerbücherkunde. [Vgl.
Taute, Maurerische Bücherkunde (Lpz.
1886), Nr. 58.]
Peucer, Heinrich Karl Friedrich,
weimar. Oberkonsistorial- Präsident, geb.
26. Sept. 1779 in Buttstädt bei Weimar,
gest. 29. Jan. 1849, wurde 1805 Hofadvokat
in Weimar, 1806 Secretaire Interprete bei
dem französischen Kommandatur-Bureau
in Weimar, besorgte 1807—1809 die Ge-
sandtschaftsgeschäfte in Paris, wurde nach
der Rückkehr Geheimer Regierungsrat.
1815 Direktor des Oberkonsistoriums una
später Oberkonsistorial - Präsident. Als
Herausgeber des klassischen Theaters der
Franzosen (4 Bde., Lpz. 1819—28), als Be-
arbeiter von Viktor Hugos Hernani für
die deutsche Bühne (Lpz. 1834) und als
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Peuckert — Pfarr.
149
Herausgeber der Weimarischen Blätter
(Lpz. 1834) hat er sich in weitem Kreisen
Achtung und Anerkennung erworben. — Der
Loge Amalia in Weimar gehörte er seit
1826 an und nahm bis zu seinem Ende
an allen ihren Angelegenheiten wärmsten
Anteil. Er ist Verfasser vieler trefflicher
Maurerlieder und der unter dem Titel
»Mosaiksteine« (Weimar 1836) gesammelten
Logenvorträge.
Peuckert, Friedrich Adolph, geb. 18.
Nov. 1845 in Rosswein, Oberlehrer an der
Forwegschen höhern Töchterschule in
Dresden, wurde in den Freimaurerbund
aufgenommen in der Loge Zu den drei
Schwertern und Asträa zur grünenden Raute
in Dresden 22. April 1876, war das. lang-
jähriger Schriftführer, dann Archivar, zu-
geordneter Meister vom Stuhl und seit
1894 Alt- und Ehrenmeister, sowie noch
Archivar. P. verfasste die Geschichte der
Loge Zu den drei Schwertern und Asträa
zur grünenden Raute in Dresdeu (Lpz. 1883)
und Biographien hervorragender Meister
vom Stuhl seiner Loge in der Festschrift zur
Feier des 150jfihrigen Bestehens der Loge
u. a. Gegenwärtig arbeitet er an einer Ge-
schichte der Freimaurerei in Sachsen.
Peuvret, Jean Eustache, erster Huis-
sier des ehemaligen Pariser Parlaments,
gest. 8. Sept. 1800, war früher Meister vom
Stuhl der Loge St.- Pierre in Martinique,
dann Grosswürdenträger des Grossorients
von Frankreich. Er war ein eifriger An-
hänger der hermetischen Maurerei (s. d.)
und hinterliess bei seinem Tode, ausser
einer höchst ansehnlichen Bibliothek my-
stischer, alchemistischer und maurerischer
Bücher, eine Handschrift in sechs Quart-
bänden, welche 21 hermetische Grade mit
mehr als 800 darauf bezüglichen Zeich-
nungen enthalten. [Vgl. Thorv, Acta
Lat., L 205.]
Pezzl, Franz Martin, Professor der
böhmischen Litteratur in Prag, geb. 11. Nov.
1734 in Reichenau in Böhmen, gest. 24.
Febr. 1801 in Prag, Verfasser einer
grossen Reihe noch heut geschätzter ge-
schichtlichen Arbeiten [vgl. Meusel, Ge-
lehrt. Teutschland, VI, 48 ; XV, 17J, lieferte
auch »Beiträge zur Geschichte der Tempel-
herren in Böhmen und Mähren« in den
neuen Abhandlungen der k. böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften (1798,
B. 3, Abt. 2, S. 209) und schrieb anonym
»Schatten und Licht. Epilog zu den
wienerschen Maurerschriften« (Wien 1786),
eine wohlgelungene Verteidigung der Frei- .
maurerei mit unparteiischer Beleuchtung
ihrer schwachen und guten Seiten. [Vgl.
Taute, Maurerische Bücherkunde, Nr. 1725.]
Pfaltz, Adolf, Oberpostmeister des
Grossherzogt. Hessen, geb. 16. Aug. 1808
in Offenbach, gest. 22. Aug. 1888 in Darm-
stadt, trat 1829 in den Postdienst. Auf- j
genommen in den Freimaurerbund wurde
F. 18. Jan. 1844 in der Loge Karl und |
Charlotte zur Treue in Offenbach. Nach-
dem er verechiedne Ämter inne gehabt
hatte, wurde er 1848 zum zugeordneten
Meister und 1856 zum Vorsitzenden Meister
gewählt, was er bis zu seiner Versetzung
nach Darmstadt 1863 verblieb. Hier
fand er Gelegenheit, seine maurerische
Thätigkeit noch vielseitiger zu gestalten.
Am 29. März 1868 wurde er zum Gross-
meister der Grossloge Zur Eintracht ge-
wählt, welches Amt er bis 1884 verwaltete.
In der Grossloge entwickelte er beim Ein-
tritt der eklektischen Logen in diese, wie
in der Beziehung seiner Grossloge zu den
übrigen deutschen Grosslogen und bei
Einrichtung des Deutschen Grosslogen-
bundes eine einflussreiche Thätigkeit. viele
seiner vorzüglichen maurerischen Arbeiten
sind in die maurerische Presse, namentlich
die Freimaurer- Zeitung, übergegangen.
[Vgl. Bh. 1888, S. 298. FZ. 1888, S. 401.
L. 1888, S. 190.1
Pfali, Ant. Mor., Dr. phil. und Ober-
lehrer, geb. 13. Juni 1842 in Borsdorf bei
Leipzig, gest. 15. Febr. 1888 in Chemnitz,
wurde Ostern 1871 am königl. Gymnasium in
Chemnitz angestellt und später zum Ober-
lehrer ernannt. Er wurde 12. Sept. 1871 in
der Loge Zur Harmonie in Chemnitz auf-
genommen und war dort 1877 — 81 Redner,
1881 — 83 zweiter zugeordneter Meister und
1883—86 Meister vom Stuhl. Als er 1886
wegen Kränklichkeit dies Amt niederlegte,
wurde er in Anerkennung seiner Ver-
dienste um die Loge zum Ehrenaltmeister
ernannt. Vorträge von ihm finden sich in
der FZ. 1874, 1875, 1879.
Pfalz-Zwei brik'ken (Fürstenhaus), s.
Bayern.
Pfarr, Johann Wilhelm Joseph,
Appellationsgerichtsrat in Frankfurt a. M.,
geb. das. 15. Mai 1806, gest. 16. Jan. 1864
das., wurde 4. Febr. 1837 in der dortigen
Loge Zur Einigkeit aufgenommen, 1849
zum Vorsitzenden seiner Loge ernannt und
von diesem Amt berufen, das Gross-
meisteramt des Eklektischen Bundes zu
übernehmen, was ihm von 1850 — 53 und
wiederum von 1856—59 übertragen blieb.
Seine zunehmende Krankheit verhinderte,
dass ihm dieses Amt, das er mit grossem
Eifer und seltener Geschäftskeuntnis ver-
waltet hatte, 1863 wieder übertragen wurde,
P. war ein Maurer im vollen Wortsinn,
ein Helfer und Rater in allen Vorkomm-
nissen des Lebens, ein liebenswürdiger,
edler, milder Mann, der schon in seiner
frühern Stellung als Stadtamtmann unend-
lich viel Gutes gewirkt hat und sich allge-
meiner Anerkennung erfreute, was sich
namentlich durch wiederholte Wahl in den
gesetzgebenden Körper kundgab. Wo er
nur hinkam, gewann seine mit uner-
schütterlichem Streben nach Geltung des
Rechts gepaarte Milde ihm aller Herzen.
Die Abfassung der Reorganisationsakte
1849 war vorzüglich sein Werk. Beim
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150
Pfeiffer — Pflichten, die Alten.
25 jährigen Maurerjubiläum wurde er zum
Ehrenmeister ernannt, [Vgl. Paul. Annalen
des Eklektischen Freimaurerbundes (Frkf.
1883\ S. 256. L. XXIV 253.1
Pfeiffer, Friedrich Wilhelm, geb. 27.
April 1827 inBreslau,gest.3.Nov.l893inFrei-
burg i.Br, habilitierte eich als Privatdozent
an der Universität in Breslau, wurde 1861
Stadtbibliothekar und siedelte 1876 nach
Kiel als Professor über. Er konnte aber
das Klima nicht vertragen, zog nach Frei-
burg i. Br. und lebte meist im 8ommer
und Winter in Meran. — Aufgenommen
in den Freimaurerbund wurde r. 19. Juni
1854 in der Vereinigten Loge in Breslau,
trat 21. Nov. 1856 in die Andreasloge
Montana und erlangte den 9. Grad 23.
Dez. 1866. In allen Abteilungen hat er
als Redner amtiert. 1867—73 war er Vor-
sitzender Meister in der Vereinigten Loge,
1872—76 wortführender Meister in der
Montana, 1872 — 75 Provinzialgrossmeister
von Schlesien. [Vgl. 8. L. 1894, S. 2.]
Pfeiler, s. Säulen.
Pflaster, muslTlsches (mosaic pavement,
pave* mosalque), auch musivischer Fuss-
boden oder Estrich, fälschlich mosaisches
P. genannt, ist eine Zierat der Logen, die den
mosaikartig ausgelegten Fussboden im Vor-
hof des Salomonischen Tempels (1. Kön.
Kap. 6) nachahmen soll. Sie erinnert an |
den Reichtum und an die Mannigfaltigkeit
der gottlichen Gaben, aber auch an die
Wandelbarkeit des menschlichen GlQcks
und will uns gemahnen, im Glücke demütig
und im Unglück stark, allzeit aber hilf-
bereit zu sein gegenüber der Not unsrer
Brüder. [Vgl. Krause, Kunsturkunden
(2. Ausgabe), I, 2, 8. 296. W. J. 1784,
Qu. 1, S. 107. Fischer, R., Lehrlings-
katechismus (29. Aufl., Lpz. 1900), S. 1*24.]
Pflicht. Nirgends, wie in der Freimau-
rerei, wird die P. obenan gesetzt, und der
Zuruf: Jeder sei seiner P. eingedenk! ist
ein goldner Spruch im Maurerbund. Die
P. fasst alle P. in sich und wurzelt in dem
P.-Gefühl, das den Menschen zur andern
Natur werden muss. Es ist der kategorische
Imperativ Kants: Du sollst! Er scheint
ein rauher Herrscher zu sein, und doch
ist es ein unbeschreibliches süsses Wohl-
gefühl, wenn man an die P. sein ganzes
Vermögen gesetzt und für sie Opfer ge-
bracht hat. Da empfindet man unmittel-
bar, dass mau mit der Unterwerfung unter
seine eigne höhere Natur das vollbracht
hat, was uns Menschen mit uns selbst in
Einklang setzt und unser Wesen und Leben
auf den Wohlklang wahrer Menschen-
würde stimmt. [Vgl. Bh. 1898, S. 33. FZ.
1890, S. 329. M. L. 1891/92, S. 154.]
Pflichten der Lehrlinge sind (nach der
schwedischen Lehrart): Schweigen, Ge-
horchen, Arbeiten.
Pflichten, die Alten [the Charge», land-
marksl. I. Allgemeines. Die Pflichten
und Gesetze der alten Freimaurerbrüder-
■ schaft in England sowohl, wie der mit ihr
ursprünglich gleichbedeutenden Steinmetz-
brüderschaft in Deutschland waren so gut
in den Truhen der Genossen verwahrt, dass
nur sehr weniges davon bekannt geworden
ist, ehe und bevor Anderson in dem Kon-
stitutionenbuch 1723 das in neuer Form
bekannt machte, was man aus den schrift-
lichen und mündlichen Überlieferungen
der alten Maurer geschöpft hatte, Seit
jener Zeit ist ein grosser Teil der Ur-
kunden aufgefunden und bekannt gemacht
worden, die Anderson benutzte, und auch
in Deutschland ist das »Bruderbuch* der
Steinmetzen (s. Ordnungen der Stein-
metzen) im Original und in mehrfachen
Abschriften abgedruckt worden. — Hier
haben wir es mit der Abfassung der Ge-
'■ setze und Pflichten der Brüderschaft zu
thun, die Anderson im Konstitutionenbuch
von 1723 mitteilt; denn nur diese allein
' gilt als die A. P. und liegt in der Haupt-
sache aller Maurcrei, mit Ausnahme der
schwedischen, zu Grunde (s. auch IV.). —
II. Text. Diese P., die das Konstiutioncn-
buch von 1723 enthält, lauten in der Über-
setzung:
Die Pflichten eines Freimaurers,
ausgezogen aus den alten Archiven von
Logen über dem Meer und denen in
England, Schottland und Irland, zum Ge-
brauch der Logen in London, um gelesen
zu werden bei der Aufnahme neuer Brüder
oder wenn der Meister es befehlen wird.
Die Hauptpunkte sind:
I. Von Gott und der Religion.
II. Von der bürgerlichen Obrigkeit, der
höchsten und der untergeordneten.
III. Von den Logen.
IV. Von den Meistern, Aufsehern, Ge-
sellen und Lehrlingen.
V. Von der Regierung der Zunft bei der
Arbeit.
VI. Von dem Betragen, nämlich:
1) In geöffneter Loge.
2) Nach Schluss der Loge, wenn die
Brüder noch beisammen sind.
3) Wenn die Brüder unter sich zu-
sammenkommen, ohne in der Loge
zu sein.
4) In Gegenwart von Fremden, die
Nichtmaurer sind.
5) Zu Hause und in der Nachbarschaft.
6) Gegen einen fremden Bruder.
I. Gott und Religion betreffend.
Ein Maurer ist durch seinen Beruf ver- •
bunden, dem Sittengesetz zu gehorchen;
und wenn er die Kunst recht versteht,
wird er weder ein stumpfsinniger Gottes-
leugner, noch ein irreligiöser Wüstling*)
*) Wh der Antdruck „irreligioae Libertine* n»cb
der d»m»ligcn Meinung bedeuten tollte, iit unsicher.
Woodford (Matonic Cycloptedi», London 1*78) gUnbt,
»ei ein« „irreligiöse, weil nomoraliiche Penon",
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Pflichten, die Alten.
151
sein. Obwohl nun die Maurer in alten 1
Zeiten in jedem Lande verpflichtet wurden, !
von der Religion dieses Landes oder dieses
Volkes zu sein, welche es immer sein
mochte, so wird es doch jetzt für dien-
licher erachtet, sie allein zu der Religion
zu verpflichten, worin alle Menschen überein-
stimmen, ihre besondern Meinungen aber
ihnen selbst zu überlassen, das ist, gute
und treue Männer zu sein, oder Männer
von Ehre und Rechtschaffenheit, durch 1
was immer für Benennungen oder Über- l
zeugungen sie unterschieden sein mögen.
Hierdurch ist die Maurerei der Mittelpunkt I
der Vereinigung und die Ursache treuer !
Freundschaft unter Menschen, die ausser-
dem sich nie näher getreten wären.
U. Von der bürgerlichen Obrigkeit, der
höchsten und der untergeordneten.
Ein Maurer ist ein friedfertiger Unter-
than der bürgerlichen Gewalten, wo immer
er auch wohnt und arbeitet, und lässt sich
nicht ein in Zusammenrottungen und Ver-
schwörungen gegen den Frieden und die (
Wohlfahrt des Volkes, noch beträgt er sich
pflichtwidrig gegen die Unterobrigkeiten.
Denn gleichwie Krieg, Blutvergiessen und
Unruhen der Maurerei immer nachteilig
gewesen, also waren auch von Alters her
Könige und Fürsten sehr geneigt, die
Zunftmitglieder wegen ihrer Friedfertigkeit
und BQrgertreue aufzumuntern, so den
Spitzfindigkeiten ihrer Gegner thatsächlich
begegnend und die Ehre der Brüderschaft
befördernd, die immer in Friedenszeiten
blühte. Sollte daher ein Bruder ein Em-
pörer gegen den Staat sein, so ist er in
seiner Empörung nicht zu bestärken; doch
soll man ihn, als einen unglücklichen
Mann, bemitleiden. Ja, wenn er keines
andern Verbrechens überwiesen ist und
obgleich die treue Brüderschaft seine Em-
pörung missbilligen soll und muss, noch
auch der bestehenden Regierung irgend
einen Verdacht oder Grund zu staatlicher
Eifersucht geben darf, so können sie ihn
dennoch nicht aus der Loge stossen, und
sein Verhältnis zu dieser bleibt unver-
brüchlich.
III. Von den Logen.
Eine Loge ist ein Ort, wo Maurer sich
versammeln und arbeiten ; daher wird eine
wonach o« »1» „irreligiöser Wüstling" gellen kann;
aber Mackey (Lexicon of Freemasonrjr , 7. Aufl.,
London 1884) erklärt mit Toller Bestimmtheit, es «ei
ein „Freidenker oder Ungläubiger-1 gemeint, in der
RTosiern amerikanischen Aufgabe (Flnla<U'li>hia 1874
und 1887) steht „Freidenker oder Deist*. Dieselbe
Ansicht Tertritt der durch grosse Sachkenntnis aus-
geicichnete Dr. Chetwode Crawley (s. d.). Bei Das-
signy (s. d.) wird diese 8telle derartig umschrieben,
dass nach seiner Auffassung mit „Ltbertine" ohne
Zweifel jemand beieichnet wurde, der im Glauben
Schi IT brach gelitten hat. An sich sind iprachge-
gchirhtlich beide Krkl&runst'n möglich, ilrnn „Liber-
tine" beaeichnete damals sowohl einen „Freigeist",
als einen „Wüstling«.
solche Versammlung oder gehörig einge-
richtete Gesellschaft von Maurern eine
Loge genannt, und jeder Bruder muss zu
einer gehören und sich den besondern
Gesetzen derselben, sowie den allgemeinen
Verordnungen unterwerfen. Eine Loge
ist entweder eine einzelne oder eine all-
gemeine, und man wird von ihr die beste
Vorstellung erlangen durch deren Be-
such und durch die unten beigefügten
Verordnungen der Allgemeinen oder
Grossen Loge. In alten Zeiten durfte kein
Meister oder Mitglied von der Loge ab-
wesend sein, besonders wenn ihm darin zu
erscheinen angesagt worden war, ohne in
eine strenge Ahndung zu verfallen; es
leuchtete denn dem Meister und den Auf-
sehern ein, dass eine Notwendigkeit ihn
hinderte.
Die Personen, die als Mitglieder der
Loge zugelassen werden, müssen gute und
treue Männer sein, frei geboren, von rei-
fem und versandigem Alter, keine Leib-
eigne, keine Weiber, keine unsittlichen
oder anrüchigen Menschen, sondern von
gutem Ruf.
IV. Von den Meistern, Aufsehern, Ge-
nossen und Lehrlingen.
Aller Vorzug unter den Maurern grün-
det sich einzig auf wahren Wert und
selbsteignes Verdienst, auf dass die Bau-
herrn wohl bedient werden, die Brüder
sich nicht schämen müssen, noch die kö-
nigliche Kunst in Verachtung falle. Des-
halb wird kein Meister oder Aufseher nach
dem Alter, sondern wegen seines Ver-
dienstes erwählt. Es ist unmöglich, diese
Dinge schriftlich darzulegen; jeder Bruder
muss auf seinem Posten erscheinen und
sie auf einem dieser Brüderschaft eigen-
tümlichen Wege erlernen. Nur das mögen
Ansuchende wissen, dass kein Meister einen
Lehrling annehmen soll, wenn er nicht
hinlängliche Beschäftigung für ihn hat
und derselbe nicht ein tadelfreier Jüngling
ist, ohne Verstümmlung oder Leibesge-
brechen, die ihn unfähig machen könn-
ten, die Kunst zu erlernen, seines Meisters
Bauherrn zu dienen, zum Bruder und zu
gehöriger Zeit zum Mitglied der Zunft ge-
macht zu werden, sobald er die Anzahl
Jahre gedient hat, welche die Gewohnheit
des Landes vorschreibt. Auch soll er von
ehrbaren Eltern abstammen, auf dass er,
wenn sonst gecigenschaftet, zur Ehre ge-
langen möge, Aufseher zu werden, sodann
Meister der Loge, Grossaufseher, endlich
auch Grossmeister von allen Logen, seinen
Verdiensten gemäss.
Kein Bruder kann Aufseher werden, be-
vor er nicht Mitglied der Zunft geworden
ist, noch Meister (vom Stuhl), bevor er
nicht das Amt eines Aufsehers verwaltet
hat, noch Grossaufseher, bevor er Meister
einer Loge gewesen, noch Grossmeistcr,
wenn er nicht vor seiner Erwählung Zunft-
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152
Pflichten, die Alten.
genösse geworden. Der Grossmeister soll
auch von adeliger Geburt oder ein Mann
Ton Stand und Bildung oder ein ausge-
zeichneter Gelehrter oder ein geschickter
Baumeister oder ein aus ehrbarer Familie
entsprossner Künstler und dabei nach
der Meinung der Logen von ganz beson-
derm grossen Verdienst sein. Und da-
mit er sein Amt desto besser, leichter und
ehrenvoller verwalten könne, hat der Gross-
meister die Macht, sich einen eignen zu-
geordneten Grossmeister zu wählen, der
Meister einer besondern Loge sein oder
gewesen sein muss und das Vorrecht hat,
jede Handlung, die dem Grossmeister,
seinem Vorgesetzten, zusteht, zu vollziehen,
wenn anders erwähnter Vorgesetzter nicht
selbst gegenwärtig ist oder sein Oberan-
sehen schriftlich geltend macht.
Diesen höchsten und untergeordneten
Vorsitzenden und Regierern der alten Loge
soll in ihren verschiednen Amtern von
allen Brüdern, den alten Gesetzen und
Verordnungen gemäss, mit aller Beschei-
denheit, Ehrfurcht, Liebe und Bereitwillig-
keit Gehorsam geleistet werden.
V. Von der Leitung der Zunft bei der
Arbeit.
Alle Maurer sollen an den Werktagen
redlich arbeiten, damit sie an Festtagen
anständig leben können; und die Zeit,
die durch das Landesgesetz angesetzt ist
oder die das Herkommen bestätigt, soll
beobachtet werden.
Der Erfahrenste von den Genossen der
Zunft soll zum Meister oder Aufseher über
des Bauherrn Werk erwählt oder angesetzt,
und soll dann von denen, die unter ihm
arbeiten, Meister genannt werden. Die
Zunftgenossen sollen alle üble Reden ver-
meiden, auch einander nicht mit unhöf-
lichen Namen, sondern nur Bruder oder
Genosse nennen und sich in und ausser-
halb der Loge höflich betragen.
Der Meister, der sich seiner Kunst-
geschicklichkeit bewusst ist, soll des Bau-
herrn Werk so billig als möglich über-
nehmen und dessen Gut so treulich an-
wenden, als wenn es sein eignes wäre;
auch soll er keinem Bruder oder Lehrling
mehr Lohn geben, als dieser wirklich
verdient.
Beide, der Meister und die Maurer, die
ihren Lohn richtig erhalten, sollen dem
Bauherrn treu sein, und ihr Werk redlich
vollenden, es mag stückweise oder nach
Tagelohn verdungen sein; noch sollen sie
dasjenige auf Stück arbeiten, was gewöhn-
lich auf Tagelohn verdungen wird.
Niemand soll Bich über das Wohlergehen
eines Bruders neidisch zeigen, noch
ihn verdrängen oder ihn von einem Bau-
werk zu vertreiben suchen, wenn er tähig
ist, et» zu vollenden; denn keiner kann
eines andern Werk so zum Vorteil des
Bauherrn vollenden, wenn er nicht durch-
gängig mit den Entwürfen und Grund-
rissen dessen bekannt ist, der es begann.
Wenn ein Zunftgenosse zum Aufseher
über das Werk unter dem Meister er-
wählt worden ist, soll er beiden Teilen,
dem Meister und den Gesellen, treu sein,
soll in Abwesenheit des Meisters zum Vor-
teil des Bauherrn über das Werk sorg-
fältige Aufsicht halten, und seine Brüder
sollen ihm gehorchen.
Alle angestellten Maurer sollen ihren
Lohn mit Freundlichkeit empfangen, ohne
Murren oder Meuterei, und den Meister
nicht verlassen, bevor das Werk vollen-
det ist.
Ein junger Bruder soll in der Arbeit
unterrichtet werden, um zu verhüten, dass
er nicht aus Mangel an Urteil die Bau-
stofTe verderbe, und damit brüderliche Liebe
zunehmen und fortwähren möge.
Alle Werkzeuge, die zur Arbeit ge-
braucht werden, sollen von der Grossloge
gebilligt sein.
Kein Tagelöhner soll an dem eigentlichen
Werk der Maurerei angestellt werden;
noch sollen Freimaurer mit solchen, die
keine Zunftgenossen sind, ohne eine drin-
gende Not arbeiten; noch sollen sie Tage-
löhner und nicht angenommene Maurer so
unterweisen, wie sie einen Bruder oder
Genossen zu unterweisen haben.
VI. Von dem Betragen, nämlich
1) in arbeitender Loge.
Ihr sollt nicht besondere Ausschüsse
bilden, noch abgesonderte Verhandlungen
pflegen, ohne vom Meister Erlaubnis zu
haben , noch von etwas Ungehörigem oder
Ungebührlichem reden, noch auch den
Meister oder die Aufscher unterbrechen
oder sonst einen Bruder, mit dem der
Meister spricht; noch sollt ihr Possen oder
Scherz treiben, während die Loge mit
ernsthaften und feierlichen Dingen be-
schäftigt ist, noch euch unter irgend einem
Vorwaude einer ungebührlichen Sprache
bedienen, sondern ihr habt euerm Meister,
euern Aufsehern und Genossen die schul-
dige Achtung zu erweisen und sie in Ehren
zu halten.
Wenn irgend eine Beschwerde angebracht
worden ist, so soll der schuldig befundne
Bruder dem Urteil und der Entscheidung
der Loge untergeben sein, welche der
eigentliche uud rechtmässige Richter aller
solcher Streitigkeiten ist (es sei denn,
er brächte sie durch Berufung bei der
Grossloge an), und wo sie anhängig ge-
macht werden müssen, doch so, dass des
Bauherrn Werk nicht mittlerweile ver-
zögert werde, in welchem Falle ein be-
sonderer Ausspruch gethan werden mag.
Allein vor Gericht sollt ihr niemals gehen
in Sachen, welche die Maurerei betreffen,
ohne dass der Loge die unumgängliche
Notwendigkeit einleuchtet.
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Pflichten, die Alteu.
153
2) Nachdem die Loge vorüber ist,
die Brüder aber noch nicht ausein-
andergegangen sind.
Ihr mögt euch in unschuldiger Lust er-
götzen, einander nach Vermögen bewirten,
aber ihr niüsst alle Unmässigkeit ver-
meiden und keinen Bruder nötigen, über
seine Neigung zu essen oder zu trinken,
noch ihn am Weggehen hindern, wenn
seine Geschäfte ihn abrufen, oder irgend
etwas Beleidigendes sagen oder thun oder
etwas, was eine freie, ungezwungene Unter-
haltung hindern könnte; denn dies würde
unsre Eintracht zerrütten und unsre löb-
lichen Absichten vereiteln. Darum sollen
keine persönlichen Streitigkeiten oder
Zänkereien zur Thür der Loge herein-
gebracht werden, vielweniger noch Zänke-
reien über Religion oder Völker oder
Staaten Verfassung, da wir, als Maurer,
bloss von der obeu erwähnten allgemeinen
Religion sind; ebenso sind wir von allen
Völkern, Zungen, Verwandtschaften und
Sprachen und sind entschieden gegen alle
Einmischungen in Politik, die noch nie
der Wohlfahrt der Loge förderlich ge-
wesen ist, noch es je sein wird.
Diese Pflicht ist jederzeit streng einge-
schärft und beobachtet worden, besonders )
aber stets seit der Kirchenverbesserung in
Britannien oder der Abweichung und der
Trennung dieser Völker von der Gemein-
schaft mit Rom.
3) Wenn sich Brüder treffen, ohne
dass Fremde zugegen sind, doch
nicht in einer förmlichen Loge.
Ihr sollt euch einander in höflicher
Weise grüssen, nach der Anweisung, die
ihr erhalten werdet, euch untereinander
Bruder nennen, euch freigebig wechsel-
seitigen Unterricht erteilen, soweit es
dienlich befunden wird, ohne beobachtet
oder behorcht zu werden, und ohne dass
sich einer des andern überhebt oder etwas
von der Achtung entzieht, die einem
jeden Bruder gebührte, wenn er nicht
Maurer wäre. Denn obgleich alle Maurer,
als Brüder, miteinander auf gleicher Linie [
stehen, so entzieht doch Maurerei nie-
mandem irgend etwas von der Ehre, die
er zuvor hatte, sondern sie vermehrt im
Gegenteil seine Ehre noch, besonders
wenn er sich um die Brüderschaft wohl
verdient gemacht hat, die Ehre geben I
muss, dem Ehre gebührt, und schlechte !
8itten vermeiden.
4) In Gegenwart Fremder, die nicht |
Maurer sind.
Ihr sollt vorsichtig in euern Worten j
und Betragen sein, damit auch der scharf-
sichtigste Fremde nicht im stände sei, das J
zu entdecken oder ausfindig zu machen, i
was nicht geeignet ist, ihm eröffnet zu wer-
den; und zuweilen sollt ihr ein Gespräch J
ablenken und es klüglich zur Ehre der
ehrwürdigen Brüderschaft leiten.
5) Zu Hause und in eurer Nachbar-
schaft.
Ihr sollt handeln, wie es einem sittli-
chen und weisen Manne geziemt, beson-
ders aber eure Familie, Freunde und Nach-
barn die Angelegenheiten der Loge u. s. w.
nicht wissen lassen, sondern weislich eure
eigne und die Ehre der alten Brüderschaft
erwägen, aus Gründen, die hier nicht an-
geführt werden können. Ihr niüsst auf
euer eignes Wohl Bedacht nehmen, indem
ihr nicht zu lange versammelt oder zu
lange vom Hause entfernt bleibt, nach-
dem die Logenstunden verflossen sind,
auch alle Schwelgerei und Trunkenheit
vermeiden, damit eure Familien nicht ver-
nachlässigt oder an ihren Rechten gekränkt,
ihr selbst aber nicht zur Arbeit unfähig
werdet.
6) Gegen einen fremden Bruder.
Ihr habt ihn vorsichtig auszuforschen,
auf eine solche Weise, als euch die Klug-
heit vorschreibt, damit ihr nicht von einem
Unwissenden, der fälschlich Ansprüche
macht, betrogen werdet, den ihr mit
Verachtung und Hohn von euch stossen,
und wohl auf euch Acht haben sollt, dass
ihr ihm nicht irgend einen Wink der Er-
kenntnis gebet. Aber wenn ihr entdeckt,
dass er ein treuer und echter Bruder ist,
so habt ihr ihn demgemäss zu behandeln;
und wenn er in Not ist, so müsst ihr ihm
helfen, wenn ihr könnt, oder ihm sonst
Anleitung geben, wie ihm geholfeu werden
möge. Ihr müsst ihn einige Tage unter-
bringen oder ihm zu einer Unterkunft be-
hilflich sein. Doch seid ihr nicht verbun-
den, über euer Vermögen zu thun-, nur
sollt ihr einen armen Bruder, der ein gu-
ter und treuer Mann ist, jedem andern
armen Menschen, unter gleichen Umstän-
den, vorziehen.
Schliesslich: Alle diese Vorschriften habt
ihr zu befolgen, sowie auch alle jene, die
euch auf einem andern Wege sollen mit-
geteilt werden; ihr sollt brüderliche Liebe
üben, den Grund- und Schlussstein, den
Kitt und den Kuhin dieser alten Brüder-
schaft, und allen Hader und Zwietracht,
alles Verleumden und Afterreden vermei-
den, noch andern gestatten, irgend einen
würdigen Bruder zu verleumden, sondern
dessen Charakter verteidigen und ihm
alle gute Dienste erzeigen, soweit es mit
eurer Ehre und Wohlfahrt besteht, und
nicht weiter. Und wenn einer von ihnen
euch Unrecht thut, so müsst ihr euch an
eure oder an seine eigne Loge wenden,
und von da mögt ihr an die Grossloge auf
der Vierteliahrversammlung euch wenden,
und von da an die jährliche Grossloge,
wie es das alte löbliche Verfahren unsrer
Vorväter unter jedem Volke gewesen, nie-
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154
Pflichten, die Alten.
mals einen Rechtshandel beginnend, ausser
wenn der Fall nicht ander» entschieden
werden kann, und geduldig dem achtbaren
und freundlichen Rat des Meisters und
der Genossen Gehör geben, wenn sie dem
zuvorkommen wollen, das* ihr mit Frem-
den vor Gericht geht, oder euch bewegen,
den Rechtsgang zu beschleunigen und ab-
zukürzen, damit ihr die Angelegenheit der
Maurerei mit destomehr Eifer und Erfolg ■
betreiben mögt. Was aber Bruder oder
Genossen betrifft, die miteinander im Rechts-
streit liegen, so sollen der Meister und
die Brüder in freundlicher Weise ihre Ver-
mittlung autragen, die die streitenden
Brüder dankend annehmen sollen; sollte
sich indessen die Vermittlung unthunlich
erweisen, so müssen sie doch ihren Prozess
oder Rechtsstreit weiterführen ohne Groll
und Erbitterung (nicht in der gewöhnlichen
Weise), und nichts sagen oder thun, was
brüderliche Liebe und die Erneuerung und
Fortsetzung guterDienste verhindern könn-
te, damit alle den heilsamen Einfluss der
Maurerei sehen mögen, sowie alle treuen
Maurer gethan haben von Anbeginn der
Welt und thun werden bis ans Ende der
Zeiten.
Amen, so muss es sein!
III. Erläuterung. Vergleicht man mit
dieser Urkunde die alten Konstitionen, so
ergiebt sich unverkennbar, dass jene bei
der Bearbeitung dieser Pflichten zu Grunde
gelegt worden sind. Die zweite Ausgabe
des Konstitutionenbuchs (1738), enthält
namentlich in der ersten, zweiten und
sechsten Pflicht einige Abweichungen (Be-
zugnahme auf die grossen Artikel Noahs,
Erwähnung »christlicher« Maurer in alten
Zeiten, Weglassung der Stelle betr. der Kir-
chenverbesserung und der Trennung von
Rom), Abweichungen, auf die hier nicht
näher eingegangen zu werden braucht, da die
Grossloge später (1756) die Fassung von 1723
wieder herstellte. [Vgl. R. Fischer, I). A.
P. in Text und Erläuterungen (2. Aufl., Lpz.
1897). Begemann, BZC. 1892, 8. 157 bis
190.] Nach der Vereinigung der beiden
Londoner Grosslogen im Jahre 1813 wurde
in der neuen Ausgabe des Konstitutionen-
buchs von 1815 der Wortlaut mehrfach
geändert, und diese Fassung gilt in Eng-
land bis heute. Die 1. Pflicht lautet
jetzt: »Ein Maurer ist durch Beine Berufs-
E flicht gehalten, dem Sittengesetz zu ge-
orchen; und wenn er die Kunst recht ver-
steht, wird er nie ein thörichter Gottesleug-
ner oder ein ungläubiger Freigeist (resp.
Wüstling)sein. Er sollte von allen Menschen
am besten verstehen, dass Gott nicht sieht,
wie der Mensch sieht; denn der Mensch
schaut auf den äussern Schein, aber Gott
schaut ins Herz. Ein Maurer ist deshalb
besonders gebunden, niemals gegen die
Vorschriften seines Gewissens zu handeln.
Möge eines Menschen Religion oder Weise
der Gottesverehrung sein, welche sie wolle,
er wird nicht vom Orden ausgeschlossen,
vorausgesetzt, dass er an den erhabnen
Baumeister des Himmels und der Erde
glaubt und die geheiligten Pflichten der
Sittlichkeit Übt. Maurer vereinigen sich
mit den Tugendhaften jeder Überzeugung
in dem festen und angenehmen Bande
brüderlicher Liebe: sie werden gelehrt,
die Verirrungen des Menschengeschlechts
mitleidig zu betrachten und durch die Rein-
heit ihres eignen Verhaltens den höhern
Vorzug des Glaubens, den sie bekennen
mögen, zu beweisen zu streben. So ist
die Maurerei der Einigungspunkt zwi-
schen guten und zuverlässigen Männern
(good inen and truc) und das glückliche
■ Mittel, Freundschaft zu knüpfen zwischen
j denen, die sonst in beständiger Entfernung
hätten bleiben müssen.« — In der 2. Pflicht
wird die Aufgabe des Maurers, für Auf-
rechterhaltung der gesetzlichen Ordnung
und die Förderung des Wohls seines Lan-
des jederzeit einzutreten, durch eine ent-
sprechende Einschaltung stärker betont;
die zweite Hälfte von der Nichtausschlies-
sung eines Aufrührers aus der Loge ist
ganz weggelassen und dafür die Verpflich-
tung des Maurers zu Frieden, Harmonie,
J Eintracht und brüderlicher Liebe hervor-
| gehoben. — Im 2. Punkt der 6. Pflicht ist
] der Schlusssatz vou der Reformation und
I der Lossagung Englands von Rom gestri-
chen. Ausserdem sind hier und da kleine
Änderungen und Zusätze gemacht, die
nicht angemerkt zu werden brauchen. An
den Abschnitten, die aus den alten Kon-
stitutionen herübergenommen sind und
sich auf Werkmaurerei beziehen, ist spä-
ter nichts geändert, wodurch die Grossloge
i ihre Abstammung von den Werkmaurern
i dauernd anerkannte und bestätigte, so dass
dieser Ursprung über jeden Zweifel erha-
ben ist. Die Unterschiebung geheimnis-
voller Andeutungen verbietet sich darnach
von selbst.
IV. Geltungsbereich. Dass die eng-
lische Grossloge die A. P. anerkennt, ist
natürlich. Man thut es aber jetzt nach der
Fassung von 1815. Die schwedische Lehr-
art verwirft sie, weil die Umstände, die
sie in England veranlasst hatten, angeblich
\ nirgends anders obwalteten und weil der
Idee, dass die Freimaurerei aus der Ge-
werksmaurerei oder den Baukorporationen
entstanden sei, als den Urkunden des Bun-
des und dessen Geschichte widersprechend
habe entgegen gewirkt werden müssen.
[Vgl. Ncttelbladt, Geschichte Freimaureri-
scher Systeme (Brl. 1879), S. 31; BZC. 1874,
S. 171.1 Ebensowenig gelten sie in den
Niederlanden und in Frankreich. In Schott-
land sind sie erst in neuererZeit als »Appen-
dix IL« dem Verfassungsbuch der Gro98-
loge angehängt worden, in der Fassung
von 1815. In Irland ist 1899 die von Pen-
neil 1730 hergestellte Fassung, die sich
auf die von 1723 gründet, wieder einge-
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Pforte — Pförtcu
155
führt worden, nachdem seit 1751 die von
Spratt nach der von 1738 gestalteten ge-
golten hatte. In Nordamerika sind sie nur
von zwei Grosslogen (Iowa und Texas)
ausdrücklich anerkannt. In Deutschland
hat der deutsche Grossmeistertag (s.d.) 1870
in den «Allgemeinen Grundsätzen« erklärt:
»Die A. P. vom J. 1723 werden als ge-
schichtliches Denkmal der in England i.
J. 1717 umgestalteten Freimaurerbrüder-
schaft anerkannt und die darin enthalte-
nen Grundsätze als massgebend betrachtet,
soweit dieselben nicht durch die nachfol-
genden Bestimmungen abgeändert werden*.
Dieser Beschluss ist von fünf deutschen
Groselogen angenommen worden. DieGrosse
National-Mutterloge Zu den drei Weltku-
geln nahm diese »Allg. Gründsätze« mit
Ausnahme der auf die Religion bezüglichen
Bestimmung ebenfalls an, die Grosse Loge
Royal York ohne die Beziehung auf die
A. P., während die Grosse Landesloge
in Berlin, die auf dem betreffenden Gross-
meistertag nicht vertreten war, dem ganzen
Beschluss sich ablehnend gegenüberstellte.
In das Statut des Deutschen Grosslogen-
bundes (s. d.) ist eine ähnliche Bestimmung
später nicht aufgenommen worden. Aus-
drücklich anerkannt in ihrer Gesetzgebung
haben die A. P. die Grosso Loge von Ham-
burg, die Grosse Mutterloge des Eklekti-
schen Freimaurerbundes und die Grosse
Freimaurerloge Zur Eintracht. In den Ver-
fassungen vieler Logen, z. B. von Hamburg
(Brudertreue an der Elbe), Leipzig(Apollo\
Wolfenbüttel und Zwickau, sind die A. P.
wörtlich als Anhang abgedruckt. —V. Über
die Bedeutung der A. P. für die Gegen-
wart gehen die Ansichten auseinander.
Im allgemeinen darf man sagen, dass die
A. P. als älteste Grundlage der symbo-
lischen Freimaurerei auch jetzt noch von
hoher geschichtlicher Bedeutung und für
sie deren Grundsätze soweit massgebend
geblieben sind, als sie in der Gesetzgebung
der einzelnen Logen organisch aufgenom-
men erscheinen. Im Geist wird man sich
immer auf sie zurückbeziehen, soweit er
mit den Anschauungen der fortgeschrittnen
Zeit vereinbar ist, und deshalb ist ihre
Kenntnis noch heute von Wichtigkeit. [Vgl.
Bbl. 1887, 8. 45. Mittheilungen aus dem
Verein deutscher Freimaurer 1887 88,
S. 22.] Den einzigen Streitpunkt, um den
sich die ganze Frage der Anerkennung
dreht, bildet die 1. Pflicht von der Re-
ligion, die die noch immer bestehende
Trennung zwischen der s. g. christlichen
und Human iiätsmaurererei begründet, in-
sofern die Worte in der 6. Pflicht, wo von
der allgemeinen (catholic) Religion die
Rede ist in Verbindung mit der veränder-
ten Fassung der ersten Pflicht v. J. 1738,
wo davon gesprochen wird, dass in »alten
Zeiten die christlichen Maurer die Pflicht
hatten, nach den christlichen Gebräuchen
jedes Landes sich zu richten, wenn sie
reisten oder wanderten«, auf den christ-
lichen Charakter der Freimaurerei gedeu-
tet werden. [Weiteres hierüber s. unter
Humanitätsprinzip und Religion. Im
übrigen vgl. Bh. 1874, S. 370 (Rückkehr
zu den A. P.K Geidel, Die A. P. in 12
Sinnsprüchen (1885).] — VI. Uberset-
zungen der A. P. ins Deutsche sind er-
schienen: zuerst 1741 von J. Kuenen (s. d.)
in der Übersetzung der 2. Ausg. des Konsti-
tutionenbuchs (1738) unterm Titel: »Neues
Constitutionen-Buch der Alten und Ehrw.
Brüderschaft der Frev- Maurer u. s. w.«
(Frkf. a. M., 2.-4. Aufl. 1743, 1762 uud
1784), ferner nach der Ausgabe von 1723
in Hamburg 1806 von F. K. J. Prätorius
unter Mitwirkung von F. L. Schröder
und F. L. W. Meyer in der Schrift: »Die
Constitutionen der Frci-Maurer, welche die
Geschichte, Vorschriften, Anordnungen
u. s. w. dieser sehr alten und ehrw. Brüder-
schaft enthalten«; von Wilh. Keller (Lpzg.
1871) in »Geschichte, Pflichten und Ver-
ordnungen der ältesten Grosslogc auf Be-
fehl und mit Genehmigung derselben her-
ausgegeben von Jacob Anderson 1723«
(auch abgedruckt in L. XXVIII, als An-
hang; und Triangel 1872, S. 60). Eine
Übersetzung nach dem Konstitutionenbuch
von 1756 ist in Zd. 1849, S. 133 zu fin-
den. Ein Antrag auf eine gleichmässige
Übersetzung der A. P. für alle deutschen
Logen durch den Deutschen Grosslogen-
bund wurde Bh. 1878, S. Iii gestellt, doch
ohne Erfolg. [Vgl. auch Konstitutionen-
buch, oben I, 562. Bh. 1878, S. 111, 139.
FZ. 1880, Nr. 13.]
Pforte, Joh. Christ. Aug. von der,
Hauptmann in zerbstseben Diensten, geb.
9. Sept. 1787 in Thüringen, gest. im Winter
1781/82, wurde 18. Sept. 1760 bei der Mili-
lärloge Parfaite union in Magdeburg auf-
genommen, 19. Febr. 1761 Maitre parfait
ou eeossais de Berlin et Chevalier de St.-
Andrt5, kam 1763 nach Ludwigsburg, ging
als Abgeordneter seines Rosaschen Kapi-
tels im März 1764 nach Jena und Alten-
berge, erlangte die Rittergrade Johnsons
und war Augenzeuge der dortigen Kata-
strophe, wurde vom Baron v. Hund als
Heermeister zum Ritter 20., 31. Mai 1764 ge-
schlagen, war 1775 Mitglied einer (sonst
unbekannten) Loge Zur goldnen Kelle in
Kelbra und stiftete 11. Dez. 1779 aus eigner
Macht die Loge Minerva zu den drei Pfei-
lern in Jever, die er 1780 in die vom
Bremer Kapitel Neumond abhängige De-
putationsloge Zum silbernen fccnlüssel
verwandelte. Er war deren Meister bis zu
seinem Tode. Er hinterliess einen authen-
tischen Bericht über den Vorgang in Alten-
berge, der in Merzdorf, Geschichte der
Freimaurerlogen im Herzogthum Olden-
burg (Oldenburg 1852) abgedruckt ist.
[Vgl. auch ebenda»., S. 108-114. HZC.
Nr. 129, 8. 79.]
Pforten (Dorf in der Niederlausitz, nahe
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156
Pforzheim — Philalethen.
dem Rittergut Kohlo, da« dem Grafen !
Aloys v. Brühl gehörte). Hier wurde von
schottischen Meistern der strikten Obser- j
vanz 1772 eine Tabakmanufaktur errichtet.
Zur Besprechung eines geplanten Kon-
vents der strikten Observanz, hatten sich
1771 in Kohlo Berliner und sächsische
Abgeordnete des Ordens versammelt. Um
nicht aufzufallen, wurde zunächst vor-
gegeben, die vielen Personen seien er-
schienen, um Anstalten zu treffen, den in
1\ betriebnen Tabak- und Seidenbau zu
heben. Das Dresdner Direktorium des
Ordens nahm die Sache wirklich in die
Hand, um einesteils der Regierung, die
den Tabakbau in Sachsen zu fördern
eifrig bestrebt war, entgegen zu kommen,
andern teils aber, umw durch das Unter-
nehmen den sogen. Ökonomischen Plan
(s. d.) zu fördern, d. h. den Obern Pfrün-
den zu schaffen. Es wurden Versuche an-
gestellt, und alsdann gelangten Anteil-
scheine zu 50 Thalern zur Ausgabe, die
von den schottischen Mitgliedern der
Logen Zu den drei Schwertern in Dres-
den, Minerva in Leipzig, der Görlitzer j
und einer Berliner Loge entnommen wur-
den. Als Leiter des Unternehmens wurde
ein Hamburger Kaufmann, Brüning, an-
gestellt. So entstand 1772 die Rauch-
tabakfabrik in P. Die Fabrik kam nicht
vorwärts, der Leiter war ein Betrüger, und I
nachdem 2066 Thaler verbraucht waren,
musste 1773 eine Änderung eintreten. Man
kaufte in Dresden die sogen. Mahlersche i
Tabakstampfe, stellte einen neuen Faktor
an und fertigte Schnupftabak. Auch die-
ses Unternehmen brachte nichts, und so
sehlief es 1775 ein, nachdem die Mitglie-
der bedeutende weitere Zuschüsse hatten
leisten müssen. Mit der Seidenraupen-
zucht wurden ebenfalls Versuche gemacht;
die Erfolge fielen aber völlig ungünstig
aus. An der Spitze der Tabakgeaellschaft
standen v. Heynitz (s. d.), v. Brüggen, v.
Ferber d.), v. Schleinitz, v. Gersdorf
(s.d.), Jahn, Thilo, Hess; der Sekretär
des Grafen v. Brühl, Licht, führte den
Briefwechsel. [Vgl. FZ. 1883, S. 193.]
Pforzheim (Stadt im Grossherzogtum
Baden, 33345 E.). Hier besteht unter der
Gros*loge Zur Sonne eine Loge Reuen -
lin, gegr. 5. April 1864, eingew. 15. Okt.
1S65, als »Aktiengesellschaft Reuchlin«
1893 in das Handelsregister eingetragen.
Mitgliederzahl (1899): 70. Vers. Diens-
tags, Ferien: August und September.
Eignes Logenhaus: Werderstr. 23, eingew.
29. Nov. 1897. Hausgesetze vom J. 1894.
Milde Stiftungen: a) Unterstützungskasse,
gegr. Sept. 1898, zur Unterstützung in Not
geratner Mitglieder der Loge und deren
Angehörigen; b) Schwesternkranz Reuchlin
zur Unterstützung Armer mit selbstgefer-
tigten Kleidungsstücken. Auf die Ein-
weihung des Logenhauses ist 1897 eino
Denkmünze geprägt worden (HMW. Nr. 144).
[Vgl. Bh. 1865, S. 353. HZC. 1898 99»
S. 5.]
Pfuscher (engl, cowans) werden bei den
Handwerkern und Künstlern diejenigen
genannt, die ohne regelrechte und gründ-
liche Erlernung ein Handwerk oder eine
Kunst betreiben, daher auch höchst un-
vollständige und mangelhafte Werke zu
stände bringen. Von dem Maurerhandwerk
ist dieser Ausdruck auch in das englische
Konstitutionenbuch (s. d.) übergegangen,
indem man mit diesem Namen diejenigen
bezeichnete, die fälschlich vorgeben, Frei-
maurer zu sein. Die neuesten Ausgaben
des englischen Konstitutionenbuchs wie-
derholen wörtlich das in der ersten Aus-
gabe von 1723 enthaltne Grundgesetz,
über das Krause [Kunsturkunden, Bd.
2', Abt. 1, S. 214J bemerkt: »Eine Vor-
schrift, welche das reinmenschliche Ge-
fühl im Innersten beleidigt«. In der Aus-
gabe von 1738 heisst es sodann am Schluss
des 5. Grundgesetzes: »Freie und ange-
nommne Maurer sollen P. nicht gestatten,
mit ihnen zu arbeiten; noch sollen sie
sich ohne dringende Not von P. brauchen
lassen; und selbst in diesem Falle dürfen
sie P. nicht unterweisen, sondern müssen
eine abgesonderte Zusammenkunft halten.«
Phainotelete (Socield) nannte sich eine
1840 in Paris entstandne Gesellschaft, zu-
sammengesetzt aus den Mitgliedern aller
verschiednen freimaurerischen Lehrarten,
die ohne jegliche Einweihung Kenntnis
der verschiednen Mysterien verbreiten
wollte. [Vgl. Globe, 1840, S. 333.]
Philadelphia. I. So wurde eine zu Nar-
bonne errichtete Loge genannt, in der der
Rite de Narbonne (s. Narbonne), auch Rite
primitif (s. d.), seinen Sitz hatte. Dieser
Ritus beruhte auf dem wissenschaftlichen
Studium der Maurerei, und daher sind
die Klassen dieser Lehrart nicht als höhere
Grade, sondern als Erkenntnisstufen zu
betrachten. [Vgl. Thorv, Histoire du Grand
Orient, S. 194—196; *Ragon, Orthodoxie
maconnique, S. 154; Clavel, Histoire pit-
toresque, S. 171; Kloss, Geschichte der
Freimaurerei in Frankreich, I, 270.] —
II. Eine andre Gesellschaft dieses Namens
wird in der von Charl. Nodier (s. d.) oder
vielmehr von Lerouge (s. d.) heraus-
gegebnen Histoire des sociltes secretes de
Parm6e etc. (Paris 1815) erwähnt. Die
ganze Sache wird aber als Erfindung ge-
kennzeichnet. [Vgl. L. XXVIII, 105. Taute,
Maurerische Bücherkunde (Lpz. 1886), Nr.
893.1
Philadelphia (St. im nordamerikan. Staat
Pennsylvanien, [1896] 1350000 E.). Hier
bestehen unter der einheimischen Gross-
loge zwei deutsche Logen: 1) Hermann
Nr. 125, gegr. 27. Dez. 1810. Vers. 2.
Mittwoch im Masonic Temple. 2) Hum-
boldt Nr. 359, gegr. 27. Dez. 1865. Vers,
i 4. Donnerstag im Maurertempel.
Fhilaletheo. Les philalethes oder Cher-
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Philanthropen — Philippin»
157
cheurs de la verite" nannte sich das
1773 im Schosse der 23. April 1771 ge-
gründeten Pariser Loge Lea amis rlunis
entBtandne eigentümliche System. Die 12
Klassen begannen mit denen des Lehr-
lings, Gesellen und Meisters und gipfelten
in dem des P. oder Meisters aller Grade,
es wurde im Ganzen als Ordre divin be-
zeichnet. Der Zweck war ein mystisch-
moralischer, wodurch es sich den Martinisten
(s.d.) näherte, und ein wissenschaftlicher,
wodurch es mit den deutschen Erkennt-
nisstufen grosse Ähnlichkeit hatte. Nach
dem Almanac maconnique de la Loge des
amis reunia 1782 hingen damals 20 Logen
in Frankreich und auswärts diesem System
an, das dadurch das meiste Aufsehen er-
regte, dass ea zwei Konvente ausschrieb.
(W. J. II (1785), 8. 195—217.) Um sich
die Kenntnisse der Maurer aller Länder
und aller Systeme anzueignen und zu er-
gründen, worin die maurerische Wissen-
schaft bestehe, luden die P. im August
1784 zu einem Konvent auf den 15. Febr.
1785 nach Paris ein und legten 10 Fragen
zur Beantwortung vor. Unter den 128
Eingeladnen befanden sich nur 28 P. Her-
zog Ferdinand v. Braunschweig («. d.), St.-
Martin fs. d.) und Mesmer (s. df.) versagten
ihre Teilnahme. Cagliostro (s. d.) verlangte
die Verbrennung des philalethischen Ar-
chivs; unter dieser Bedingung wollte er
sie durch die Sinne Gott, den Menschen
und die zwischen beiden stehenden er-
schafften geistigen Wesen kennen lehren;
zu dieser Wissenschaft biete die wahre
Maurerei die Symbole dar und deute den
Weg an. In der Beratung und durch
die Abstimmung über die 10 Vorlagen
wurde zugestanden, dass es eise maure-
rische Wissenschaft gebe, aber auch auf
die hermetischen Wissenschaften und auf
christliche Theosophie als Urquell des Ge-
suchten, ja selbst auf Magie hingewiesen.
Der Konvent, der unter dem Vorsitz
von Savalette de Langes, der Seele des
philaletischen Systems, verhandelt hatte,
wurde am 26. Mai geschlossen. Ein zweiter
Konvent wurde vom 8. März bis 26. Mai
1787 abgehalten. Zu diesem waren 13
neue Vorlagen ausgesandt worden, die
bewiesen, dass man damals in Paris Theo-
sophie, Alchemie, Kabbala und göttlicho
Magie für wirklich bestehende Wissen-
schaften hielt und die Sinnbilder, Hiero-
glyphen, religiösen Zeremonien und Ge-
bräuche der verschiednen Gesellschaften,
durch welche die Geheimnisse gewandert
seien, als wesentliche Bestandteile und
Hilfsmittel bezeichnete. Bode (s. d.) hatte
in einer ausführlichen Abhandlung »Essai
sur l'origine de la Franche-maconnerie«
auf die dahinter steckenden Jesuiten auf-
merksam gemacht, Landgraf Christian von
Hessen-Darmstadt (s. d.) einen lichtvollen
Plan zu einer Reform der Maurerei und
v. Ditfurth (s. d.) eine energische Antwort
gesandt. Alles vergebens. Was man früher
hätte thun sollen, das that man jetzt, aber
zu spät: man richtete seine Augen auf
England. Damit hatte sich die Kraft der
Loge Les amis reunis erschöpft [Avis &
tous les Freres de la R. L. des Amis
Reunis. Extrait du dernier bureau d'ad-
ministration et de l'assemblec generale du
11. Juillet 1797J, und im Sturme der Re-
volution ging sie völlig zu Grunde. Von
ihren zerstreuten Büchern, Handschriften
und Konventsakten wurden 1806 die selt-
nen mystischen Bücher wieder entdeckt
und für die Mere-Loge ecossaise du Rite
philosophique angekauft. [Vgl. Thory,
Histoire du Grand Orient de France, S.
191—194; Clavel, Histoire pittoresque, S.
170; Ragon, Orthodoxie maconnique, S.
153, 154—159; Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, I, 263 — 265, 312
bis 315; Rebold, Histoire des trois grandes
loges (1864), S. 74, 79; Findel, Geschichte
der Freimaurerei, II, 89; Lachmann,
Geschichte und Gebräuche der Hochgrade
(Braunschweig 1866), S. 104; L. XXVIII,
105. Die von den P. ausgegangnen Schrif-
ten s. in Kloss, Bibl. Nr. 4380 -4392.]
Philanthropen. Diese von Dinaux, II,
137, erwähnte Gesellschaft hat mit der in
Deutschland bestandnen der wahren Men-
schenfreunde und wahren Patrioten nichts
zu thun. Sie war selbständig und den
noch vorhandnen Satzungen nach 1782 er-
richtet. Darnach war die Philanthropie eine
Familie aufgeklärter, tugendhafter Bürger,
die sich zur Menschenliebe vereinigt hatten.
Sie suchte sich praktisch nützlich zu machen.
Deshalb bildete das Woblthun die Grund-
lage der Ph., und alle menschlichen Wissen-
schaften und Kenntnisse, die den Menschen
trösten und aufrichten können, gehörten in
ihr Bereich. Die schönen Künste und
Wissenschaften dienten zur Erreichung und
zum Schmuck der Arbeiten und zur Ver-
mehrung des Interesses. Die Gesetze um-
fassen 80 Artikel und sind abgedruckt L.
XXVIII, 105.
Phllippia, Jules, Staatsrat von Neu-
chätel, geb. 1818 in Locle, gest. 15. Dez.
1882, war eines der einHussreichsten Mit-
glieder des Grossen Rats der Schweiz, in
dem er wiederholt die Stelle des Präsi-
denten bekleidete. Daneben errichtete er
ein Advokatur -Büreau, wurde 1855 Ge-
neralsekretär der Franco-Suisse-Eisenbahn-
gesellschaft und endlich 1865 Direktor der
Suisse-Occidentale. 1875 legte er diese
Stelle nieder und trat in den Staatsrat von
Neuch&tel, dessen mehrmaliger Präsident
er war. 1856 kam er in die Bundesver-
sammlung als Mitglied des Ständerats.
1860 in den Nationalrat, der ihn 1866 und
1868 zu seinem Präsidenten ernannte. Auch
als Militär leistete er der Eidgenossen-
schaft hervorragende Dienste. — P. war
Mitglied der Loge La bonne harmonie in
Neuch&tel und hat in den Versammlungen
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158
Philippinen — Philosophie der Freimaurerei.
der Grossloge Alpina namentlich für Ab-
schaffung des Kriegs gesprocheu. [Vgl.
Bh. 1883, S. 26. Taute, Maurcrische Bucher-
kunde (Lpz. 1886), Nr. 1612.]
Philippinen (nordamerikanische Insel-
gruppe im Indischen Archipel). Hier
stiftete der Grande Oriente Nacional de
Espana zwei Logen in Manila 1870 und
in Cavite 1894. Ferner errichtete der
Grande Oriente de Espana vier Logen in '
Manila (Nr. 25, 144, 203, 204). Ob sie die
neuerlichen Kriegswirren überstanden
haben, ist nicht bekannt. Unter der spa-
nischen Herrschaft konnten diese Logen
nur insgeheim Versammlungen abhalten,
da ein philippinisches Gesetz keinen Frei-
maurer auf dem ganzen Archipel duldete
und der Gouverneur Alaminos ein Aus-
weisungsdekret gegen die Freimaurer er-
lassen hatte. Die Logen hatten auch Ein-
geborene (Tagalen) aufgenommen, was
diese jedoch dazu benutzten , um eigne
Logen zu gründen und- darin politische
Zwecke zu verfolgen. [Vgl. Alpina 1900,
8. 109. L. 1898, 8. 175; 1899, S. 80; 1900,
8. 160.]
PailochorSlten (L'ordre des Philo-
chor&tes ou Amants du plaisir). Diese
geheime Verbindung von Männern und
Frauen wurde Ende 1808 von einigen
jungen französischen Offizieren im Lager
vor Orense, der Hauptstadt in der spani-
schen Provinz Galizien, gegründet und
nachher in Frankreich eingeführt und mit
der spanischen Armee auch nach andern
Teilen Europas verbreitet. Seit 1814 ist
diese Genossenschaft erloschen. Sie war
eine Art Adoptiousmaurerei (s. d.) mit Ini-
tiationen und Mysterien. Die Logen führ-
ten den Namen Zirkel. Jeder Ritter hatte
einen besonderu Namen. Die Aufnahme-
gebräuche ähnelten denen der sogenannten
Liebeshöfe (Cours d'amour) und den Ge-
bräuchen der Chevalierie. [Vgl. Thory,
Histoire du Grand Orient, 8. 385— 389;
Clavel, Histoire pittoresque de la Franc-
Macon, 8. 116; Kloas, Geschichte der
Freimaurerei in Frankreich, I, 529. L.
XXVHI, 110.] Nach neuern Forschungen
ist es kein androgvner Orden gewesen,
sondern war eine einfache Tanzgesellschaft.
(Vgl. L. XXVHI, 106.]
Philosophen, Unbekannte (Ordre des
philosophes inconnus en deux grades oder
Ordre des juges philosophes inconnus) war
eine maurerische Sekte, die zu dem tem-
piarisch -jesuitischen System gehörte; es
ist aber dem Zwecke nach vollständig un-
maurerisch, wenngleich sich das Ritual
in maurerischen Formen bewegt. Das
Bijou ist ein Dolch, die Arbeit die Rache.
[Vgl. darüber Ragon, Orthodoxie macon-
nique, S. 378—441, der sich ausführlich
über diese Sekte auslädst.]
Philosophengrad, ». Melesino.
Philosophie der Freimaurerei. Die Frei-
maurerei als eine in der Bildungsgeschichte
derMenschhcit hervortretende und in ihr sich
fortbewegende Idee kann zum Gegenstand
rein philosophischer Untersuchung ihrer
Grunagedanken gemacht werden. Diese
Seite der Freimaurerei ist nicht immer
mit der nötigen Rücksicht auf ihren posi-
tiven Inhalt behandelt worden. Man hat,
am häufigsten unter dem Einfluss von
Zeitströmungen, philosophische Ansichten
Über das Wesen der Freimaurerei aufge-
stellt, die in deren Formen einen teilweise
wesentlich andern Inhalt hineinlegten oder
als in ihnen liegend annahmen, als wirk-
lich der Fall ist. Ja es führte dies selbst
zu positiven Gestaltungen, die in den
Formen der Freimaurerei auftraten und
sich praktisch geltend machten, somit zu be-
soudern sogenannten freimaurerischen Lehr-
arten, die aber von der wahren Freimaurerei
in demselben Grade verschieden waren, in
dem sie sich von den positiven Grund-
sätzen entfernten. In der neuern Zeit sind
dergleichen Erscheinungen nur, soviel be-
kannt geworden ist, in Italien und in
Frankreich hervorgetreten; namentlich in
erste rem Lande verquickte man die Freimau-
rerei mit politischen Zwecken. — I. Eigent-
lich philosophische Erörterungen findet
man nur bei deutschen Schriftstellern. Der
erste ist Lessing (s.d.). Seine Äusserungen
über das Wesen der Freimaurerei haben
indes mehr den Zweck,, die soziale Be-
rechtigung des Frei mau rerb und es darzu-
thun, und gehen nicht darauf hinaus, das
Ganze der Freimaurerei selbst unter be-
stimmten philosophischen Gesichtspunkten
zu erfassen. Das Charakteristische der
Lessingschen Auffassung ist, dass er die
praktische Bedeutung der Freimaurerei zum
Ausgangspunkt nahm und von ihr auf
den sittlich idealen Gedanken zurückging.
Indem er unterliess, auf die bestimmte
Abgrenzung dieses Gedankenkreises gegen
die Kreise andrer sittlicher Ideen der
Menschheit einzugehen, vermied er zu-
gleich Klippen, die manchen spätem For-
schern gefährlich wurden. Inq.es ist seine
Ansicht von der Freimaurerei, wenngleich
in klassisch -schöner Weise, in den be-
rühmten «Gesprächen zwischen Ernst und
Falk« dargelegt, doch nur mehr in Um-
rissen augedeutet, als eingehend entfaltet.
— Bestimmter, in geschlossner philoso-
phischer Entwicklung geschah dies von
Fichte (s. d ). Auch er nimmt die prak-
tische Bedeutung der Freimaurerei zum
Ausgangspunkt und setzt diesen unmittel-
bar mit dem höchsten Endzweck der
Menschheit in Beziehung. Auf diesem
Wege gelangt er zu der Aufgabe der Frei-
maurerei, die er in einer auf bestimmte
kleinere Kreise notwendig beschränkten
Förderung jenes Endzwecks zusammenfaßt .
Man darf es als das Hauptverdienst Fichtes
bezeichnen, sowohl den allgemeinen An-
knüpfungspunkt zwischen der Freimaurerei
und andern Erscheinungen der sittlichen
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Philosophie der Freimaurerei.
159
Kultur der Menschheit mit innerer Be-
stimmtheit festgestellt, als auch zuerst es
unternommen zu haben, die sittlichen
Ideen der letztern in ein gewisses inneres,
und zwar gleichfalls genau begrenztes
Verhältnis zur Idee der Freimaurerei zu
bringen. Seine scharfsinnige, aber freilich
immerhin etwas künstlich zugespitzte Dar-
legung, dass der Freimaurerbund die Auf-
gabe habe, die einseitige Standesbildung
in eine allgemein menschliche zu ver-
wandeln, fand in Fessler (s. d.) den näch-
sten Widerspruch. Dieser, der die Unter-
scheidung zwischen Freimaurerei und Frci-
maurerbrüderschaft vorerst betonte, er-
blickte in jener »eine Schule der Ver-
nunft und der Sittlichkeit, in welcher sich
die Geweihten zum Zweck der Menschheit
uud der Menschlichkeit, d. i. zur reinen
sittlichen Güte und Glückseligkeit bilden«.
Er gelangte auf diesem Wege zu einer
Verallgemeinerung der Idee der Frei-
maurerei, die eine der praktischen Auf-
gaben des Bundes nicht ganz entsprechende,
zu ideale Auffassung bot. — Das letztere
war allerdings nicht minder der Fall bei
Krause (s.d.), nur dass dieser sein Ideal
des Freimaurerbundes, den von ihm so-
genannten Menschheitsbund, mit seinem
ganzen wissenschaftlich streng durchge-
führten philosophischen System in innern
Einklang setzte.. Indem er den Freimaurer-
bund als einen wesentlichen Bestandteil
des von ihm entwickelten Organismus des
Menschheitlebens hiustellte, verlieh er da-
mit dieser Idealisierung zugleich den
schärfsten, nicht leicht zu überbietenden
Ausdruck. — In der That finden wir auch
seitdem bis auf unsre Zeit herab keine
erneuten Versuche einer tiefern philoso-
phischen Begründung der Idee der Frei-
maurerei. So bedeutende Fortschritte die
wissenschaftliche Auffassung der Frei-
maurerei nach der geschichtlichen Seite
hin in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts gemacht hat, so sehr haben alle
andern für diese thätig gewesnen geistigen
Kräfte sich nur der Charakterisierung und
mannigfaltigsten Ausgestaltung ihrer prak-
tischen sittlichen Seite zugewendet. Erst
ein Jüngerer Philosoph, Seydel (s. d.),
hat in seinen »Beden über Freimaurerei
an denkende Nicht-Maurer* wiederum es
unternommen, die Idee des Bundes mit
der allgemeinen Aufgabe der Menschheit
in eine ethisch-soziale innere Verbindung
zu setzen, die er in eingehender Weise
psychologisch darlegt. Auch er gelangt
zu einer Auffassung des Freimaurerbundes
als »Bundes der Bünde« und stellt als
Grundgedanken den der Erziehung von
innen heraus, eines auf »die innerste Inner-
lichkeit (den Urtrieb)« gerichteten Stre-
bens hin. (Beden, S. 209.) — II. Dass
die Idee der Freimaurerei an sich mit dem
sittlichen Endzweck der Menschheit zu-
sammenfalle, ist eine Wahrheit, die, wenn
auch in verschiedner Weise ausgesprochen,
doch allen obgedachten Darlegungen zu
Grunde liegt. Es ist dies auch in der
That kein Resultat philosophischer Ent-
wicklung, sondern das Ergebnis einer ganz
einfachen, unbefangnen Prüfung der mau-
rerischen Grundgesetze. Die Aufgabe für
j eine philosophische Untersuchung beginnt
i erst mit der Frage : inwiefern kann es der
i Zweck eines besonderu Bundes sein, den
sittlichen Endzweck der Menschheit su
erstreben? Es liegt nahe, dass man mit
dieser Frage sofort an die andre über
das Verhältnis der Freimaurerei zur Reli-
gion kommt, dass es niemandem zweifel-
haft sein wird, dass die Religion (wenig-
stens die aller Kulturvölker) jenen End-
zweck in sich begreift. Man wird daher
prüfen müssen, wenn beider Endzwecke
1 dieselben sind, ob nicht die Existenz des
Freimaurerbundes sich selbst widerspricht
oder ob sie gerechtfertigt sei. Ersteres
würde nur der Fall sein, wenn der Frei-
maurerbuod eine eigne Religionsgesell-
schaft sein wollte. Eine solche Behaup-
tung ist wohl hier und da gewagt worden,
steht aber mit dem Grundgedanken der
Freimaurerei im unverkennbarsten Wider-
spruch. Wäre es der Zweck der Frei-
maurerei, für eine besondere Religion, die
Absicht des Freimaurerbundes, für eine
besondere Religionsgemeinschaft gelten zu
wollen, so müsste die Freimaurerei nicht
bloss einen ganz andern Inhalt darbieten,
als das, was man unter der freimaurerischen
Lehre (s. d.) begreift, sondern der Frei-
maurerbund müsste vor allem, da doch
vernünftigerweise niemand zwei Religionen
zugleich bekennen kann, von jedem in ihn
Eintretenden verlangen, dass er aus seiner
bisherigen Religionsgemeinschaft austreten
solle. Wenn mithin der Freimaurerbund
| auf keinen Fall eine neben die bestehen-
i den Religionsgemeinschaften tretende neue
j sein Boll, so kaun er, ohne sich in sich
I Belbst zu widersprechen, den Grundge-
j danken der Freimaurerei (sittliche Ver-
vollkommnung) nur in einer solchen Art
verwirklichen wollen, die mit der Religion
der ihm Angehörigen nicht in Widerspruch
steht. Damit ist die sichere Basis für die
Beantwortung der oben aufgeworfnen
Frage gewonnen: inwiefern es Zweck eines
besondern Bundes (innerhalb der bestehen-
den Religionsgemeinschaften) sein könne,
den sittlichen Endzweck der Menschheit
zu erstreben. Abstrakt gefasst wird sich
diese Frage leicht dahin beantworten
lassen: insofern als dies mit dem Streben
der Religionsgemeinschaft nach demselben
Ziele verträglich ist. Was hingegen das
I Konkrete dieser Frage anlangt, so würde man
zum Behuf einer tnatsächlich erschöpfen-
den Beantwortung die Grundsätze der vor-
schiednen Religionen aller Völker, wenig-
stens aller Kulturvölker in Betracht ziehen
müssen, um hiernach die bemerkte Grenze
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160
Philosophie der Freimaurerei.
für die Wirksamkeit des Bundes zu be-
messen. Was dagegen den Bund selbst
betrifft, so ist von der geschichtlichen That-
sache auszugehen, dass er eine Folge der
Kulturentwicklung der Neuzeit inmitten
der bedeutendsten Nationen europäischer
Zivilisation ist. Es ergiebt sich hieraus
weiter, dass er auf dem Boden des durch
die Kirchen reformation geläuterten Chri-
stentums erwachsen ist: ein Moment, das
hier selbstverständlich nicht im besondern
kirchlich-konfessionellen, sondern im all-
gemeinen kulturhistorischen Sinne zur Er-
wähnung kommt. Es ergiebt sich ferner,
dass er unter dem Einfluss der neu er-
wachenden philosophischen Richtung,
welche die ganze damalige Zeit mächtig
durchzog, ins Leben gerufen ward. Fasst
man diese einzelnen 5lomente zusammen,
so wird es nicht nur erklärlich, sondern
eht mit gewisser innerer Notwendigkeit
araus hervor, dass der Freimaurerbund
seine Aufgabe nur darein setzen konnte,
die Wahrheiten der christlichen und damit
(nach der fibereinstimmenden philosophi-
schen Überzeugung der Neuzeit) zugleich
der allgemein menschlichen Moral in einem
engern Kreise zum Zweck der Vervoll-
kommnung zur Verwirklichung zu bringen.
Hiernach beantwortet sich die obige Frage
im Konkreten dahin, dass die Freimaurerei
eine Aufgabe verfolge, die mit der der
christlichen Religion vollkommen vereinbar
ist und mit jeder andern Religion in dem-
selben Masse, in dem die Moralgrundsätze
dieser mit denen des Christentums über-
einstimmen. — Noch ist aber hiermit der
Punkt nicht erledigt: wie kommt ein be-
sonderer Bund Oberhaupt dazu, sich diese
Aufgabe zu stellen? und wie insbesondere
auf dem jetzigen Standpunkt christlich-
europäischer Kultur? Und gerade dieser
Punkt ist der Mittelpunkt des ganzen
Gedankenkreises. Handelte es sich hier-
bei bloss um eine einzelne geschichtliche
Thatsache, so würde auch die Erklärung
dieser Erseheinung nur einer pragmati-
schen Geschichtedarstellung anheimfallen.
Allein ihr verwandte Erscheinungen wieder-
holen sich in alter und neuerer Zeit
unter ähnlichen Gestaltungen des Mensch-
heitlebens, und es ist in deren Gesamt-
reihe zugleich ein Gegenstand für geschichts-
philosophische Betrachtung gegeben. Im
Altertum die Mysterien, der pythagorä-
ische Bund, die Sekte der Essener, im
Mittelalter der Orden der Tempelherren,
die geistlichen Brüderschaften, die Brüder-
schaften der Bauhandwerker, in neuerer
Zeit die Bestrebungen der ethischen Be-
wegung, — sie alle sind engere Männer-
bünde, die gewisse höhere Lehren und
Bestrebungen unter sich fortpflanzten. Be-
trachten wir die Zeitverhältnisse und
die Zwecke näher, in denen sie dies
thaten, so ergiebt sich bei aller Ver-
schiedenheit doch das Gemeinsame, dass
I sie dann auftraten, wenn die geistigen und
sittlichen Mächte, die bis dahin ein Zeit-
alter oder ein Volk vorwiegend beherrscht
und geleitet hatten, ihre belebende Kraft
zu verlieren begannen und die durch sie
geschaffne oder doch beseelte Kultur in
Verfall geriet; dass ihr Auftreten den
Zweck hatte, neuen Elementen geistig-
sittlicher Bildung eine Pflanzstätte zu be-
reiten, und dass dieser Zweck hauptsäch-
lich um deswillen im stillen gepflegt ward,
weil der zur Zeit noch herrschende Geist
diesen Gedanken einer neuen Zeit abhold
und daher ihrer Entwicklung zuwider war.
So treten in der Ebbe und Flut des
Geisteslebens der Menschheit von Zeit zu
Zeit nach einer Ausdehnung, die zur Er-
schöpfung und Erschlaffung der Völker
und Zeiten geführt hat, wieder Konzen-
trationen ein, die »die stärkste Kraft im
kleinsten Punkte« sammelnd mit neuer
Stärke in veränderter Richtung vorwärts
führen und dem Eintritt weltbewegender
Ereignisse vorherzugehen pflegen, die
dann mit der Schnelligkeit und Kraft
eines elektrischen Funkens die Geister und
Herzen entzünden. — Entstehung, Zweck
1 und Form des Freimaurerbundes reihen
ihn den vorstehend gedachten Erschei-
nungen an, und ohne seine Wirkungen zu
überschätzen, ohne insbesondere zu ver-
kennen, dass die wohlthätige Wirksamkeit,
die ihm in seiner ursprünglichen Aufgabe
vorgezeichnet war, durch die Verirrungen,
denen er im 18. Jahrhundert vielfach
verfiel, nicht unbeträchtlich geschmälert
ward, ist doch anzuerkennen, dass er ein
wesentliches Glied in der Reihe der Träger
des geistigen Aufschwungs des 18. Jahr-
hunderts war. Nicht minder aber hat er
das mit den vorerwähnten Erscheinungen
gemein, dass seinem Auftreten und seiner
Verbreitung in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts der geistige Umschwung
folgte, dessen Bedeutung als Grundlage
einer neuern Zeit über allen Zweifel er-
haben ist. — Ist hiermit der Bestand des
Freimaurerbundes für jene Zeitperiode er-
! klärt, so ist dadurch allerdings sein Fort-
bestehen in der Gegenwart noch nicht
gerechtfertigt, und insoweit die letzt auf-
geworfne Frage noch nicht beantwortet.
Zwar könnte man sageK. die Thatsache
seines Bestands, und zwar »eines lebens-
frischen, blühenden in der Gegenwart,
reiche allein hin, um ihn zu rechtfertigen
[vgl. Scbletter im Staatslexikon, V, 68 1J.
Wohl ist anzuerkennen, dass die Aufgabe
der Freimaurerei (Verwirklichung der
Grundwahrheiten der allgemein mensch-
lichen Moral zum Zweck der sittlichen
Vervollkommnung) jetzt nicht mehr unter
gleichen Verhältnissen zu verfolgen sei,
wie im 18. Jahrhundert. Die auf die
höhern Klassen der Gesellschaft damals
fast allein beschränkte geistige Bildung
ist mehr und mehr zum Gemeingut ge-
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Philosophische Grade — Picart.
worden; der damals scharf trennende Un-
terschied der Stande ist gewichen, und an
seine Stelle sind mannigfache Parteiunter-
scheidungen getreten; das spekulative
Streben der frühern Zeit hat vorwiegend
praktischen Zwecken der Neuzeit Platz ge-
macht; die Herrscherrolle im Reiche des
Gemeingeistes, die einst die philosophisch-
ästhetische Litteratur behauptete, ist jetzt
auf die Naturwissenschaften Obergegangen,
und der ideale Kosmopolitismus des 18.
Jahrhunderts ist durch die reale Richtung
auf internationale Verbindungen in allen
Gebieten des geistigen, sozialen und poli-
tischen Lebens ersetzt worden. Unter
diesen veränderten Verhältnissen kann die
Freimaurerei ihre Aufgabe nicht mehr mit
Erfolg in dem Masse erfüllen, das« sie
vorwiegend lehrend auftritt und aas Wissen,
die Einsicht zu fördern, dadurch aber auf
die praktisch -sozialen Zustände hebend
einzuwirken sucht. Denn die Kluft, die in
dieser Hinsicht früher bestand, ist mit der
fortschreitenden Entwicklung des Men-
schen- und Völkerlebens ausgefüllt, und
die einzelnen, wie die Nationen vermögen
jetzt jene Lehren und Einsichten an
den Quellen des Wissens, ohne dass es
dieser Vermittlung bedarf, selbst zu schöp-
fen. Wohl aber liegen in einer andern
Richtung Hemmnisse vor, die dem Fort-
schreiten unser» Geschlechts auf dem Wege
der sittlichen Vervollkommnung sich ent-
gegenstellen, und Gefahren, die dem ein-
zelnen auf diesem Wege drohen. Die vor-
wiegend auf das Reale gehende Richtung
der Zeit lässt die Bedeutung des Idealen
leicht unterschätzen oder ganz verkennen,
die in fortwährender Kraftsteigerung be-
griffnen Mächte des äussern Lebens drohen
der geistig -sittlichen Macht des innern
Lebens ihr Herrscherrecht zu verkümmern,
und die immer höhere Spannung des
Egoismus, die durch die Wucht, wie die
Reize jener Mächte herbeigeführt wird,
hat die Lockerung des Gesamtbcwusstseins
und die Schwächung des Gemeingefühls
in jedem einzelnen zur notwendigen Folge.
Wohl ist hier das sozial -sittliche Bedürf-
nis vorhanden, jener Verkennung, Ver-
kümmerung, Abspannung entgegenzuwir-
ken, und wer die Aufgabe, die Mittel und
die Formen der Freimaurerei kennt, wird
nicht im Zweifel darüber sein, sowohl dass
sie in dieser Richtung vorzuschrciten be-
rufen, als dass sie vollständig dazu ver-
mögend sei. Nur wird sie, wenn sie in
dieser Zeit kräftig und erfolgreich wirken
will, anders als in jener frühem Zeit auf-
zutreten haben. Nicht ein Wissen und
eine Einsicht, die von aussen kommt, hat
sie zu bringen, sondern ein Wollen und
ein Gefühl, das von innen kommt, hat sie
zu entwickeln, den Funken des innern
LebenB in der Menschenbrust hat sie zur
Geistesflamme und Herzensglut anzufachen
und zu nähren, und wie sie der Praxis
Allgemeine! Handbuch der Freimaurerei, n.
des Egoismus und der gemeinen Gesinnung
entgegenzuwirken hat, so hat sie die Praxis
der Menschenliebe, das Edle in Gedanken
und That zu hegen und zu pflegen. Oder
mit kürzern Worten: Selbststreben und
Heranbilden der Genossen zur Erkenntnis
und Übung des höhern, allein wahren
Lebens in der Vernunft und dem Gött-
lichen, — das ist ihre besondere Aufgabe
in der Jetztzeit, durch deren Lösung Bie
ihre mehrfach ausgesprochne Idee gerade
in diesem Zeitalter zu verwirklichen hat.
— Daraus folgt, dass die Freimaurerei die
Pflegerin der wahren Humanität ist, die
sich bemüht, die sozialen, religiösen und
nationalen Gegensätze der Gegenwart zu
überbrücken und zu mildern.
Philosophische (ärade werden in Frank-
reich die höhern Grade genannt, die
zwischen den Grades chapituJaires (s. Ka-
pitelgrade) und den Grades administratifs
(s. Verwaltungsgrade) stehen und den
19. bis 30. Grad des Rite leossais bilden,
während der Rite francais sie in drei auf
einmal erteilbare Grade zusammengezogen
hat. Wie die Kapitelgrade, zerfallen sie
auch im Rite ecossais in drei Reihen, deren
jede nach dem sie abschliessenden letzten
und höchsten Grad benannt wird. Die
Serien sind: I. Chevalier Royal Hache oder
Prinz vom Libanon mit vier Graden (19
i bis 22). II. Chev. du Soleil oder Prince
I adepte mit sieben Graden (23 bis 29).
III. Grand Chevalier Grand Elu Kadosch
oder Ritter des weissen und schwarzen
Adlers, der 30. Grad, der die moralischen
und philosophischen Lehren der vorher-
gehenden Grade zusammenfasst und dabei
die Pflicht, den Aberglauben zu bekämpfen,
festhält (s. Kadosch). Diesen drei Reihen
entsprechen im Rite francais die drei p. G.:
der Prinz vom Libanon, der Ritter der
Sonne und der Ritter Kadosch. Die Be-
nennung »P. G.« kann man auch einer
Anzahl andrer einzelner Hochgrade ver-
schiedner Lehrarten beilegen, die alle den
Namen Philosoph, mit mannigfachen Zu-
sätzen, tragen. (Vgl. die vorige Auflage
dieses Handbuch» II, 584.1
Phönix. Ein P., der verbrannt wird, mit
der Unterschrift: Perit ut vivat (das auf
Molay sich beziehen soll), soll als Ordens-
siegel des Tempclordens augenommen
worden sein, nacb v. Hunds Erzählung:
von Harris, dem zweiten Grossmeister nach
Molay (1813—80), nach Starcks Erzählung:
von Aumont, Molays Nachfolger (1812 — 16).
Picart, Bernh., Kupferstecher, geb. 11.
Juni 1673 zu Paris, gest. 8. Mai 1733.
Ausser vielen Kupferstichen, die zu ver-
schiednen Werken wie Boileau, Palladius
gehörten, stach er wohl 1300 Blätter. In
seinem Werke: Cer^monies et coutumes
religieuses de tous les peuples du monde
(Amsterdam 1723—48, 10 Tie. in 11 Bdn.;
auch Paris 1741, 7 Bde.; Paris 1783, 4 Bde.;
Paris 1807-10, 12 Bde.), dessen Erläute-
11
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162
Pickenhahn — Pilz.
rungeu von J. F. Bernard u. a. sind und
das über 260 schöne Kupfertafeln enthält,
findet Bich auch im 10. Bande das franzö-
sische Ritual von 7 Qraden nebst maucher-
lei erläuternden Kupfern desselben.
Pickenhahn, Fried r. Leop., hervor-
ragender Industrieller, geb. 15. Nov. 1813
in Chemnitz, gest. das. 27. 8ept. 1870, trat
1840 als Teilhaber in das Buchdruckerei-
geschaft seines Vaters ein, das nun unter
der neuen und noch jetzt bestehenden
Firma J. C. F. P. & Sohn in Chemnitz
immer mehr sich vergrösserte. Durch
Krankheit veranlasst, schied er 1864 aus
diesem Geschäft. — In die Loge Zur Har-
monie in Chemnitz wurde er 23. Jan. 1842
aufgenommen, trat bereits 1844 in den
ßeamtenrat ein, verwaltete 1867—70 das
Amt des Meisters vom Stuhl und wurde
1870 zum Ehrenaltmeister ernannt. Er zeich-
nete sich durch sehr erspriessliche Dienste,
besonders aber durch seine Wohlthätig-
keitspnege in und ausser der Loge so
ehrenvoll aus, dass bei seinem silbernen
Maurerjubiläum 23. Jan. 1867 in seiner
Loge eine P. -Stiftung gegründet wurde,
deren Zinsen für arme befähigte Schul-
kinder zu besserm Schulunterricht veraus-
gabt werden (s. Chemnitz.)
Pierer, Joh. Friedr. , Arzt und medi-
zinischer Schriftsteller, geb. 22. Jan. 1767
in Altenburg, gest. 21. Dez. 1832 das. als
Obermcdizinalrat, wurde 28. Sept. 1787 in
den Freimaurerbund aufgenommen und
war 15 Jahre lang (1801-1806, 1807-12,
1824—29) Meister vom Stuhl der Loge
Archimedes Zu den drei Reissbrettern in
Altenburg, nächst Schneider (s. d.) der
thätigst« Mitarbeiter an deren »Constitu-
tionsbuch« (s. Altenburg) und fahrte seit
dem 31. Jan. 1801 die Loge in besonnener
und doch energischer Weise auf die Bahn
notwendiger und segensreicher Reformen.
Bei seiner Aufbahrung sagte der Meister
vom Stuhl Waitz (s. d.) von ihm: »Ihm
verdankt die Loge die Freiheit der Selb-
ständigkeit, den Ruhm, den sie in der
Logenwelt genoss, sowie überhaupt grossen-
teils ihre jetzige Existenz.« [Vgl. Dietrich,
Aus vergangnen Tagen (Altbg. 1889), S.
28-50.]
Pletscher, Joh. Friedrich August,
Jurist, geb. 10. Aug. 1824 in Bernburg,
gest. 25. Sept. 1887 in Dessau, seit 1873
Kreisgerichtsdirektor, seit 1879 Land-
gerichte! irektor in Dessau, wurde in den
Freimaurerbund 10. Juni 1853 in der Loge
Alexius zur Beständigkeit in Bernburg auf-
genommen undschloss sich, nach Zerbat ver-
setzt, 31. Dez. 1868 der dortigen Loge Fried-
rich zur Beständigkeit an, wo er 1869—87
das Amt eines Meisters vom Stuhl übernahm.
Viele seiner hervorragenden Arbeiten sind
in der freimaurerischen Presse, namentlich
in der Freimaurer-Zeitung veröffentlicht
[Vgl. Bbl. 1887, S. 239; L. 1887, S. 193].
Pike, Albert, nordamerikan. General,
geb. 29. Dez. 1809 in Boston, gest. 2. April
1891 in Washington, war Generalanwalt des
Staat« Arkansas, dann Rechtsanwalt des
höchsten Gerichts in den Vereinigten
Staaten, entsagte später diesem Beruf und
wurde Soldat. Im amerikanischen Bürger-
krieg bewies er als Divisionsgeneral grosse
Tapferkeit und Umsicht bei verechiednen
Gelegenheiten. Er war ein hervorragender
Dichter und maurerischer Schriftsteller,
Übersetzer aus dem Sanskrit und Alter-
tumsforscher, Verfasser der «History of the
A. A. Scotch Ritus« und vieler andrer
maurerischer Bücher. Er wurde 1850 in
Little Rock (Arkansas) zum Freimaurer
aufgenommen und hat sich durch seine
Forschungen über dessen Geschichte einen
Brossen Namen erworben. Er war seit 1859
rrosskommandeur des südlichen Supreme
Council in Charleston, das ihm, wie der
schottische Ritus in Nordamerika über-
haupt, seine Blüte verdankt. [Vgl. AQC.
IV, 116; Revue may. 1900, S. 148; Triangel
1867, S. 169.]
Pillan (St. in der Prov. Ostpreussen,
3189 E.). Hier besteht seit 24. Mai 1897
eine freimaurerische Vereinigung Pilot
unter der Loge Zum Totenkopf und
Phönix in Königsberg i. Pr. Mitglieder-
zahl (1899): 14. Vers. Dienstags nach dem
ersten des Monats. Vers.: British Hötel.
Pilsen (St. in Böhmen, mit Vorstädten
[1880] 50221 E.). 1) Eine Loge der strikten
Observanz: Sinceritas, wird hier als unter
der Provinzialloge von Böhmen stehond,
in den achtziger Jahren des 18. Jahrh. auf-
geführt. 2; Seit 1879 besteht hier ein Kränz-
chen Harmonie; Lokal: Hötel Wal deck.
Pilz, Karl Gottlieb, Lehrer, geb. 4. Aug.
1821 in Reichenau bei Zittau, widmete sich
frühzeitig dem Lehrerstand, bekleidete,
nachdem er sich auch mit dem Studium der
Musik eine Zeit lang erfolgreich beschäftigt
hatte, mehrere Lehrerstellen in der Ober-
lausitz und bezog noch 1849 die Universität
Leipzig, wo er Theologie und Philosophie
studierte und die philosophische Doktor-
würde erlangte. Er wurde hierauf an der
Bürgerschule und dem Modernen Gesamt-
gymnasium daselbst angestellt und lebt jetzt
im Ruhestand. Als pädagogischer Schrift-
stellerhatersich durch verschiedne Schriften
•Zukunft der Volksschule«, »Bilder aus
dem Mutterleben«, »Pädagogische Blüthen«,
»Briefe der Schule an das Haus«, auch
Jugend- und Volksschriften, z. B. Die kleinen
Tierfreunde u. a. namhaft gemacht; er
gründete 1860 die Pädagogische Gesell-
schaft und 1864 eine vielverbreitete Zeit-
schrift für häusliche Erziehung unter dem
Namen »Cornelia« und erwarb sich über-
haupt durch vielseitige Anregung wesent-
liche Verdienste um die Pädagogik. Auch
der Verein zur Unterstützung unbemittelter
talentvoller Knaben hat ihn zum Stifter. — In
den Maurerbund trat er Johanni 1855 in der
Loge Apollo in Leipzig ein. Hier wirkte
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Piücemaille — Plauen.
er als Musikdirektor, Vorbereiteuder uud
Redner. Ausser zahlreichen Vorträgen, die in
der Freimaurer-Zeitung erschienen, schrieb
er: «Das Heiligthum der Maurerei (Lpz.
1860), • Maurerische Blüthen« (Lpz.,2. Aufl.
1888), die 'Säulen der Maurerei« (2. Aufl.f
Lpz. 1887), der «Geist der Freimaurerei
in Erzählungen, Biographien u. s. w.« (Lpz.
1882), »Glockenschläge« (2 Bde., Zittau
1890 und 1896), die «Hindernisse der Frei-
maurerei«. Auch mehrere historische frei-
maurerische Novellen sind von ihm in der
FZ. abgedruckt (1860, Nr. 12-16; 1861,
Nr. 5, 7, 9, 11, 13; 1864, Nr. 4 u. 6). Von
1878 an übernahm P. die Leitung der Frei-
maurer-Zeitung (s. d.), die noch jetzt in
seiner Hand liegt.
Place mall le, Friseur, Meister der Loge
La Candeur in Metz, gab 1763 die Kate-
chismen unter dem Namen : »Conversations
allegoriques sur la Franc- Maconnerie«
heraus, und es soll ihm der Grossorient
300 Fr. bewilligt haben, unter der Voraus-
setzung, dass die noch vorhandnen Exem-
plare verbrannt würden. Er soll das Geld
genommen, in der Herausgabe sich aber
nicht haben stören lassen. [Querard, France
litte>.,T. VII, S. 176.] Dieser kennt auch nur
3 Teile von 1763, während Thory, Nr. 76,
behauptet, die Herausgabe sei bis 1766
fortgesetzt. Kloss besass 13 Hefte. Er hat
in Hamburg (s. d.) die Winkelloge La
candeur errichtet.
Piper, Fr iedr., geb. 1786, gest. als Ge-
heimer Hofrat in Schwerin 7. März 1859,
aufgenommen in den Freimaurerbund 1815,
hat sich um die Freimaurerei in seinem
engern Vaterlande Mecklenburg grosse Ver-
dienste erworben und war insbesondere
auch 1831—48 Meister vom Stuhl der Loge
Phöbus Apollo zu Güstrow. Er schrieb
• Freimaurerische Gelegenheitsreden« (1.
Sammlung, Güstrow 1837; neue Auflage,
Quedlinburg und Lpz. 1840). [Vgl. Dar-
stellung der von der Loge Phöbus Apollo
injGüstrow ihrem Ehrenmeister P. am l.Dec.
1855 gewidmeten Festloge (Bötzow 1856).
C. C. H. Raspe, Zum Gedächtnisse des
Br. P.'s (Güstrow 1860). Bh. 1862, S.
229.1
Pirmasens (St in der bayr. Rheinpfalz,
24547 E.). Hier wurde vom Landgrafen
Ludwig IX. von Hessen -Darmstadt (s. d.)
eine Loge Zur brennenden Granate
gestiftet [L. XXVIII, 228], die aber nicht
lange bestanden hat und vermutlich nichts
mit der Freimaurerei zu thun hatte.
Pirna (St. im Königr. Sachsen, 15672 E.).
Hier besteht eine freimaurerische Ver-
einigung, gegr. 31. Juli 1846, nach Ein-
fang als «Bruder verein« neu eröffnet 2.
ept 1863, bestätigt 24. Mai 1864, wieder
aufgelöst 1880 und nochmals erneuert
28. Okt. 1887. Mitgliederzahl (1900): 56.
Vers, jeden Mittwoch. Lokal: Kaiserhof.
Satzungen vom 19. Jan. 1898. [Vgl. Ban-
niger, Geschichte der Freimaurervereine in
P. Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier
10. Okt. 1896].
Pittsburg (St. im nordamerikan. Staat
Pennsylvanien, [1895] 275000 E.). Hier be-
stehen unter der einheimischen Grossloge
zwei deutsche Logen : l)Salomon Nr. 281,
gegr. 6. März 1848. Vers. 3. Freitag. 2)
Germania Nr. 509. Vers. 2. Freitag.
Pius IX., seit 1846 Papst (Giovanni Maria
Graf von Maitai-Ferretti), geb. 13. Mai
1792 zu Sinigaglia, gest. 7. Febr. 1878.
Es ist vielfach in freimaurerischen Blättern
behauptet worden, P. sei in seinen jun-
gem Jahren Freimaurer gewesen; allein
keine der nach Zeit und Ort sehr ver-
achiednen Angaben ist erwiesen worden.
P. hat die Freimaurerei und alle andern
Seheimen Gesellschafton wiederholt ver-
ammt (s. unter Päpste). In der Allo-
kution vom 20. April 1849, in der dies
zum zweitem Mal geschah, berührte er
auch die Verleumdung, dass er selbst Frei-
maurer gewesen sei, ohne jedoch ihren
Inhalt ausdrücklich zu bezeichnen, und
glaubte sie dadurch zu widerlegen, dass er
von Erdichtungen und schändlichen Lügen
sprach und das Wort Jesu auf Bich an-
wendete: »Ich habe öffentlich vor der Welt
geredet .... und ich habe nichts im Ver-
borgnen geredet.« fVgl. FZ. 1860, S. 863;
1876, S. 76, 95; 1878, S. 58; 1882, S. 281.
Bh. 1860, S. 352; 1866, S. 843; 1868, 8. 246.
Bbl. 1891, S. 533; 1892, S. 27, 47. L. 1892,
S. 24. O. 1889, 8. 202. Taute, Die katho-
; lische Geistlichkeit uud die Freimaurerei
j (Lpz. 1895), 8. 69.]
Pisa, J o s e p h , einer alten portugiesischen
Familie entstammend, geb. 28. Febr. 1824
in Altona, gest. 26. Sept. 1879 in Hamburg,
war Kulturbeamter und Litterat und vom
12. Jan. 1867 bis zu seinem Tode Mitglied
der Loge Ferdinande Caroline in Hamburg.
Er war ein bedeutender Redner. Auf ihn
wurde 1879 eine Denkmünze geprägt(HM\V.
Nr. 103). Er verfasste den »Katalog der
Bibliothek der fünf vereinigten Logen in
Hamburg« (Hmbg. 1876) und war kurze
Zeit Leiter des Hamburgschen Logen-
blatts (s. d.)
Plauen (St. im Königr. Sachsen, 55191 E.).
Hier wurde 14. Dez. 1789 von der Loge
Zu den drei Rosen in Rüsdorf (Stiftungsur-
kunde vom 12. Dez. d. J., unterzeichnet vom
Meister vom Stuhl Friedrich Magnus Graf zu
Solms) die Loge Zu den drei Flammen
eingeweiht, die sich nach dem Erlöschen
der Mutterloge am 15. Juni 1800 der
Grossen Loge Royal York anschloss, aber
nach Gründung der Grossen Landesloge
von Sachsen (28. Sept. 1811), woran sie
sich beteiligt hatte, zu dieser übertrat
Infolge ungünstiger Zeitverhältnisse stellte
sie 4. April 1816 ihre Arbeiten ein (Erlaus
der Grossen Landesloge vom 1. Dez. 1815),
wurde jedoch von Mitgliedern der drei
Flammen und namentlich auf Betreiben
J. J. Frischs am 15. Dez. 1819 unter dem
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164
Pliening« — Plot.
Namen Zur Pyramide ins Leben zurück-
gerufen und auf erfolgten Antrag
(durch Stiftungsbrief vom 12. Juni
1820) am 27. Aug. 1820 neu eröffnet.
8ie zählt (1900) 268 Mitglieder. Drei
milde Stiftungen mit 80000 M. Kapital.
Vers, am ersten Sonntag. Ferien : Juli bis
August. Klub: Mittwochs, Sonn- und
Feiertags. Logenhaus (eingeweiht 31. Okt.
1877) Windmühlenstr. 19. Gesetzbuch von
1889. Liederbuch von 1870. [Höckner,
K. F., Geschichte der Freimaurerei in P.
(1876). Günther, Georg, Geschichte des
Orients P. (1889).] Katalog der Bibliothek
1884 und 1887. Festschrift zum 50jähr.
Bestehen (1889).
Plieninger, W. H. Th. v., Schulmann,
geb. 17. Nov. 1795 in Stuttgart, gest. 26.
April 1879 das., war 1828—38 Professor
am Katharinenstift und gleichzeitig 1826
bis 1832 städtischer Schulinspektor. Seine
Hauptthätigkeit entfaltete er im Gewerbe-
wesen und in der Fürsorge für landwirt-
schaftlichen Fortschritt. — Aufgenommen
in den Freimaurerbund wurde P. in der
Loge Zu den drei Cedern in Stuttgart
3. Mai 1845 und in dieser 1848 Meister
vom Stuhl, welches Amt er bis Frühjahr
1864 bekleidete. Er bildete den geistigen
Mittelpunkt der Freimaurerei in Württem-
berg. Von ihm sind viele Artikel in der
freimaurerischen Presse, namentlich in A.,
Bh. und FZ. veröffentlicht, auch zwei Reden
besonders gedruckt; ausserdem gab er
»Metabiosis. Dämmerungslichter des ewigen
Tages im Gesichtskreis der empirischen
Forschung. Zur Abwehr materialistischer
Kreisbewegungen unserer Tage« (Stuttg.
1866) heraus, die aus verschiednen Logen-
vorträgen erwachsen sind. [Vgl. Bh. 1880,
Nr. 10.]
Plonimenfeldt, Karl Andr., geb. 7. Aug.
1750 in Stockholm, war schwedischer Zere-
monienmeister, der 1782 des Hochverrats
angeklagt und »wegen vieler Abscheulich-
keiten und besonders wegen einer Schmäh-
schrift auf die königlich schwedische Fa-
milie« zum Tode verurteilt wurde; jedoch
entkam er unter dem Namen eines Ma-
trosen Karl Anderson, und das P.sche Ge-
schlecht wurde für erloschen erklärt. —
Er war im Stockholmer Kapitel der strikten
Observanz Kleriker. 1777 kamen er und
der Graf Oxcnstierna (s.d.) als Abgeordnete
ihres Hochkapitels und des Herzogs von
Södermanland nach Deutschland, um eine
Vereinigung des deutschen Provinzial-
kapitels mit dem schwedischen und die
deutsche Heermeisterwürde für den Herzog
zu ermöglichen. (S. Konvente zu Leip-
zig und Wolfenbüttel.) Zwischen den
Konferenzen besuchten sie die hervor-
ragendsten Führer der strikten Observanz,
so z. B. den Heizog Friedrich August von
Braunschweig in Berlin, um alle für ihre
Absichlen günstig zu stimmen. P. zeigte
sich bei vielen Gelegenheiten — wie der
Minister v. Wurmb (s. d.) sich in seinem
handschriftlichen Cours de Maconnerie
[Auszug inLenningsEncyklopftdie, III, 627}
sehr richtig ausdrückt — als »ein abge-
feimter Abenteurer«, dem es auf eine Un-
wahrheit mehr nicht ankam. Er behaup-
tete, in Florenz ins Klerikat aufgenommen
zu sein (1766, wo bis zur Einführung der
strikten Observanz durch v. Weiler 1775
nichts dergleichen zu finden war); der
unter dem Namen Graf von Albanien dort
lebende letzte Prätendent habe sich ihm
zu erkennen gegeben, ja er besitze von
ihm einen Brief, in dem er sich selbst für
den Grossmeister erkläre. (Und der Graf
erklärte, nie an v. P. geschrieben zu haben,
ja er schrieb 1780 selbst an den Herzog
von Södermanland, er sei gar nicht Maurer.)
— Nach vollendeter Heermeisterwahl auf
dem Konvent zu Wolfenbüttel 1778 er-
klärte v. P., der Groasmeister (also der
Prätendent) stehe mit dem Eques a Fal-
cone II in Unterhandlung, diesem seine
Würde abzutreten: ins Ohr sagte er nachher
einigen, dieser Ritter vom Falken sei der
Kaiser Joseph II. — Nach einem Schrei-
ben des Herzogs Karl von Södermanland
wurde er ausgeschlossen, wahrscheinlich
infolge des oben erwähnten Todesurteils.
[Vgl. Bh. 1877, S. 194.1
Plot, Robert, Professor der Chemie
in Oxford, geb. 1640 in Sutton Baron in
Kent, gest. SO. April 1696 in Bürden (Kent),
wurde 1677 Mitglied der Royal Society und
1682 einer der Sekretäre dieser Gesell-
schaft, 1683 von Ashmole (s. d.) zum ersten
Kustos seines Museums und um dieselbe
Zeit zum Professor der Chemie an der
Oxforder Universität, 1687 zum Sekretär
am Court of Chivaliy und 1688 von
James II. zum Historiographien ernannt.
Seine Stellung als Chemieprofessor und
Kustos des Ashmole-Museums gab er 1790
auf. Von ihm erschien in Oxford 1777
»The Natural History of Oxfordshire»
(Naturgeschichte von Oxfordshire) und
1786 »The Natural History of Stafford-
shire«, in der sich auf S. 816—18 die
ersten bestimmten Nachrichten über die
Maurer befinden. Vogel (s. d.) hat sich
in seinen »Briefen, die Freimaurerei be-
treffend« [3. Teil (Nürnb. 1785), S. 40—56)
das Verdienst erworben, jener Schrift zu-
erst gedacht zu haben, auf die er wahr-
scheinlich gekommen ist durch eine Nach-
richt darüber, die sich in Ashmoles (a. d.)
Leben in der Sammlung von merkwürdigen
Lebensbeschreibungen findet. P. berichtet
nämlich über die Gebräuche in jener Graf-
schaft und bringt über die Freimaurer
folgende Nachricht, die im wesentlichen,
mit dem stimmt, was die alten Konstitu-
tionen und Anderson (s.d.) darüber enthalten i
»Unter den Gebräuchen in der Grafschaft
haben sie auch einen, Leute in die Ge-
sellschaft der Freimaurer aufzunehmen,,
welches in den Marschländern dieser Graf-
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Schaft stärker gesucht zu werden scheint,
als irgendwo sonst, wiewohl ich diesen
Gebrauch Aber die ganze Nation mehr
oder weniger verbreitet sehe; denn ich
fand Personen von dem vornehmsten
Stande, welche es nicht verschmähten,
von dieser Brüderschaft zu sein. Auch
hatten sie es in der That nicht Ursache,
wenn dieselbe von dem Alter und An-
sehen wäre, das ihr in einem grossen Per-
gamentbande beigelegt wird, den sie unter
sich haben und der die Geschichte und
Regeln des Maurerhandwerks enthält. Diese
ist hier nicht allein aus der Heiligen
Schrift hergeleitet, sondern auch aus der
Profanhistorie, besonders dass sie nach
England durch den heiligen Amphibalus
gebracht und zuerst dem heiligen Alban
mitgeteilt worden ist, welcher die Gesetze
der Maurerei festsetzte und zum Zahl-
meister und Aufseher über die königlichen
Gebäude gemacht wurde und ihnen Charges
(Gesetze) und Gebräuche gab, wie es ihn
St. Amphibal gelehrt hatte. Diese wurden
nachgehends von König Athelstan bestätigt,
dessen jüngster Sohn Edwin die Maurerei
sehr liebte, die Gesetze selbst annahm
und die Gebräuche lernte und von seinem
Vater einen Freiheitsbrief erhielt. Darauf
veranstaltete er, dass sie sich zu York
versammelten und alle alten Bücher von
ihrem Handwerk mitbrachten; und aus
diesen ordnete er Gesetze und Gebräuche
an, so wie sie ihnen damals angemessen
schienen; welche Gesetze in der besagten
Rolle oder Pergamentband zum Teil be-
schrieben sind, und so ward das Maurer-
handwerk in England gegründet und be-
stätigt. Hier wird auch erzählt, dass diese
Gesetze und Gebräuche nachgehends von
König Heinrich VI. und seinem Conseil
gelesen und gebilligt worden seien, beiden
für* die Meister und Genossen dieses sehr
ehrwürdigen Handwerks«. — »Wenn je-
mand in diese Gesellschaft aufgenommen
wird, so berufen sie eine Versammlung
(oder Loge, wie sie es auf manchen Plätzen
nennen), welche wenigstens aus fünf oder
sechs Alten vom Bunde bestehen muss,
die von den Kandidaten mit Handschuhen
beschenkt werden, und so auch ihre Wei-
ber, und mit einer Kollation unterhalten,
der Gewohnheit des Platzes gemäss. Wenn
diese geendet ist, schreitet man zu ihrer
Aufnahme, welche hauptsächlich in der
Mittheilung gewisser, geheimer Zeichen
besteht, woran sie einander unter der gan-
zen Nation erkennen, wodurch sie überall
Unterstützung finden, wohin sie reisen;
denn wenn einer erscheint, der zwar übri-
gens gänzlich unbekannt ist, aber einige
von diesen Zeichen einem Glied der Ge-
sellschaft geben kann, welches sie sonst
einen aufgenommenen Maurer nennen, so
ist derselbe verbunden, sogleich zu ihm zu
kommen, in welcher Gesellschaft oder auf
welchem Platz er auch sein mag, ja wenn
lot. 165
es auch von einer Kirchturmspitze herab
wäre (in welchen Schaden und Nachteil
er sich auch dadurch stürzen möchte) zu
erforschen, was sein Verlangen sei, und
ihm beizustehen; nämlich, wenn er Arbeit
braucht, ist er verpflichtet, welche für ihn
aufzufinden; oder wenn er das nicht kann,
ihm Geld zu geben, oder auf andre Art
zu unterstutzen, bis Arbeit aufgetrieben
werden kann. Dieses ist einer von ihren
Artikeln, und ein andrer ist der, dass sie
den Meistern nach ihrem besten Wissen
raten und sie mit der Güte oder Untaug-
lichkeit ihrer Materialien bekannt machen,
und wenn dieselben einige Fehler bei der
Ausführung ihrer Bauentwürfe machen, sie
mit Bescheidenheit zurechte weisen sollen,
damit die Maurerei nicht verunehret werde;
und mehr solche, die allgemein bekannt
sind. Aber einige andre haben sie (auf
die sie nach ihrer Art geschworen haben),
die niemand als ihnen selbst bekannt sind,
welche ich Ursache habe, für viel schlech-
ter als diese zu halten, vielleicht so schlecht,
als diese Geschichte des Handwerks selbst
ist ; denn ich kenne keine, die falscher oder
unzusammenhängender wäre.« — «Denn
nicht zu erwähnen, dass St. Amphibalus
von vernünftigen Leuten eher für den
Mantel, als den Lehrer des heiligen Albans
gehalten wird; oder, wie unwahrscheinlich
es sei, dass St. Alban selbst in einem so
barbarischen Zeitalter und in Zeiten der
Verfolgung Oberaufseher über einige Ge-
bäude habe sein sollen; ist es klar, dass
König Athelstan niemals verheiratet ge-
wesen ist, noch je einige natürliche Nach-
kommenschaft gehabt hat (wenn wir nicht
der fabelhaften Historie von Guy Grafen
von Warwick Glauben schenken wollen,
von dessen ältestem Sohne Reynburn in
J der That gesagt wird, er sei mit Leoneat,
der angeblichen Tochter Athelstans, ver-
heiratet gewesen, welche keineswegs die
Probe hält); noch viel weniger hatte er
einen rechtmässigen Sohn Edwin, von dem
ich nicht die geringste Spur in der Ge-
schichte finde. Er hatte in der That nur
einen Bruder dieses Namens, über den er
so eifersüchtig war, da er zur Krone kam,
dass er ihn in einer Pinasse auf das Meer
setzte, ohne Tau und Ruder, bloss in Ge-
sellschaft eines Pagen, damit sein Tod den
Wellen und nicht ihm zugeschrieben werden
möchte. Daher sich auch der junge Prinz,
nicht fähig, seine Leidenschaften zu be-
zwingen, selbst über Kopf in die See
stürzte und daselbst umkam. Wie un-
wahrscheinlich es nun aber sei, dass
dieser ihre Gebräuche gelernt, ihnen einen
Freiheitsbrief ausgewirkt oder sie nach
York zusammenberufen habe, mag der
Leser beurteilen.« — »Doch ist es immer
noch unglaublicher, dass Heinrich VI. und
sein Conseil ihre Gesetze und Gebräuche
jemals gelesen oder gebilligt und also diese
sehr ehrw. Meister und Genossen, wie sie
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166
Ploik — Polen.
in der Rolle genannt werden, bestätigt
haben sollte; denn in dem dritten Jahre
seiner Regierung (da er nicht vier Jahre
alt sein konnte) finde ich eine Parlaments-
akte, die diese Gesellschaft ganz aufhebt.*)
Indem darin befohlen ist, das* keine Zu-
aammenkfinfte und Konföderationen von
Maurern gehalten werden sollen, in ihren
Generalkapiteln und Versammlungen, wo-
durch der gute Fortgang und Nutzen der
Statute für Arbeiter den Gesetzen zuwider
verletzet und gebrochen würde; und dass
diejenigen, welche dergleichen Kapitel
oder Kongregationen veranlassen würden,
der Felonie (des Treubruchs) schuldig er-
kannt, die Maurer aber, die dazu gekom-
men, mit Gefängnisstrafe belegt werden,
und nach des Königs Gutbefinden Geld-
strafe und Lösegeld zahlen sollten. So
sehr irrte der Compilator dieser Geschichte
des Maurerhandwerks, und so geringe
Kenntnis hatte er von unsern Chroniken
und Gesetzen. Obgleich diese Verordnung
durch eine im fünften Jahr der Regierung
der Elisabeth nachfolgende Akte wieder-
holt wurde, durch welche Bediente und
Arbeiter angehalten werden können, zu
dienen, und ihr Lohn eingeschränkt wird,
und alle Meister für sträflich erklärt werden,
wenn sie mehr Lohn geben, als ihnen von
den Gerichten vorgeschrieben ist, und die
Diener, wenn sie es annehmen; so ist doch,
da auch diese Akte wenig mehr befolgt
wird, immer noch zu fürchten, diese Ka-
pitel der Freimaurer dürften so viel Unheil
anstiften, als chehin, welches, nach der
Geldstrafe zu urteilen, ehemals so gross
war, dasa es vielleicht nützlich sein dürfte,
jetzt eine Untersuchung über sie anzu-
stellen.« — P. hat ausser den alten Kon-
Mitutionen eine Handschrift über die Ge-
bräuche benützt, die Findel im British
Museum unter »Sundry Papers on Natural
History» nebst einem Katalog von P.
fand, bekannt als Sloane-MS. Nr. 8329.
[Keller, Geschichte der Freimaurerei in
Deutschland, S. 51; Findel, Geschichte der
Freimaurerei, 6. Aufl., S. 113; Gould, His-
tory of Freemasonry III, 168; AQC. VI,
120, wo auch sein Bild; BZC. 1898, S. 16.]
Plozk (Ploek, Hauptst.des gleichnamigen
mss. Gouvernements, [1892] 24388 E.). Hier
wurde von der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln 1) eine Jo-
hannisloge Albertine zur Vollkom-
menheit 2. April 1808 gegründet, die
später zum Grossen Orient von Polen
überging; ebenso 2) eine altschottische
Loge Zum Frieden am 12. Jan. 1806
und 3) eine Provinzialloge 1811. Sie
mussten 1821 auf Anordnung der Staats-
regierung geschlossen werden. [Vgl. Ge-
•) Vgl. Klon, „Die Freimaurerei in ihror wahren
Bedeutung", 8. 877, wo dieee ParlamenUakte faat
mit den gleichen Worten, wie hier bei Plot, Abge-
druckt rtebt.
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890), 8.
123, 133.] 4) Auch von der Grossen Loge
Royal York wurde hier 4. Okt. 1804 eine
Loge Leopoldine zur Abendsonne
gestiftet, über die indes nichts Näheres
bekannt ist.
Poekau-Marlenberg, s. Flöhathal.
Poesie (Dichtkunst). Wie die Musik,
so ist die P. eng mit der Freimaurerei
verwachsen. Schon die Sprache der Sym-
bole und Bilder, die die Freimaurerei
pflegt, erinnert an einen solchen Zusammen-
hang, mehr noch die Pflege des Schönen,
die bei ihr herrscht. Vieles ist daher in
der Freimaurerei in das Kleid der P. ge-
hüllt, und diese ist gewissermassen ihre
freundliche Dienerin. Die meisten Gebete
in den Logen werden in Verse gekleidet,
und Lieder zum Preis der hohen Güter
der Menschheit, zum Lobe Gottes erklingen
bei ihren Arbeiten. Viele Vorträge
schliessen mit Gedichten, die einen Wieder-
hall des Inhalts jener geben. Zählt ja
auch der Freimaurerbund eine Menge von
berühmten Dichtern zu seinen Mit-
gliedern, so in der Vergangenheit, wie in
der Gegenwart. Die Freimaurerei würde
ohne die P. verlieren an ihrem erhabnen
Eindruck. [Vgl. L XIII, S. 173. FZ.
1871, S. 335; 1881, S. 137.]
Polen (ehemaliges Königreich). Als frei-
maurerische Sage muss die Annahme
bezeichnet werden, dass schon wäh-
rend der Regierungszeit Sigismunds I.
(1506—1548) durch Brancacio, den Hof-
mann der Königin Bona, die Freimaurerei
am polnischen Hofe eingeführt sei ; ebenso
dass Sigismund II. August (1548—1572)
dem Bunde angehört haben soll. Erst
1739 finden sich wirklich nachweisbare
Spuren der Freimaurerei in P., in welchem
Jahre die von einigen vornehmen Per-
sonen, die am Hofe des Königs Augusts III.
lebten, in Warschau gestifteten Gesell-
schaften, deren Zusammenkünfte Logen
genannt wurden, auf Veranlassung der
päpstlichen Bulle Clemens' XII., eingestellt
werden mussten. Nichtsdestoweniger er-
öffneten schon 1742 der Graf Stanislaus
Mniszek (Grossfahnenträger von Litauen),
Andreas Mokronowski und Konstantin
Jablonowski in Wischnowitz (Wolhynien)
eine altschottische Loge, in welche die
ersten, durch ihre Tugenden und ihre
Vaterlandsliebe ausgezeichneten Staats-
männer P.'s aufgenommen wurden (Wisch-
nowitz war Eigentum der Familie Mnis-
zek). In demselben Jahre (1739) eröffnete
Graf Jan Mniszek im Verein mit General
Le Fort, Graf August Muszinski, Fürst
Andreas Oginski, Graf Wielhorski und
zwei Grafen Potocki eine Loge in Dukla,
Eigentum des Grafen Mniszek. 1744
errichtete Andreas Mokronowski in seinem
Hause in Warschau gemeinsam mit dem
Fürsten Stanislaus Lubomirski, Grafen»
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Polen.
1C7
Rozrazewski, Grafen Wall und Francis
Longchamps die Loge Lea trois freres.
1777 stiftete Franko is Longchamps in
Lemberg die Loge Lee trois Dresses, die
indes bald wieder einging, weil deren
Sekretär bei seinem Tode in Sambor
die Logenakten dort hinterließ«, die in
die Hände der Geistlichkeit fielen und
dem Erzbischof von Lemberg Obersendet
wurden. Dieser Hess die Loge schliessen
und ihre Mitglieder verfolgen. 1749 er-
schien in P. der Colonel Jean de Thons
de la Salvcrte, leitete 1750 die Arbeiten der
soeben gestifteten Warschauer Loge Zum
guten Hirten und erhöhte ihr Ansehen in
solchem Maspe, dass er, gleichsam als ihr
Bevollmächtigter, in ihrem Namen an den
von ihm besuchten Orten, wo noch keine
Loge, wohl aber einige Maurer vorhanden
waren, maurerische Arbeiten unter seiner
Leitung veranstaltete. 1755 stiftete der
General Le Fort in Dukla bei dem Hof-
marschall der Krone Mniszek eine Loge
nach dem Ritual der strikten Observanz.
In Warschau war zu jener Zeit die Loge
Zu den drei Brüdern in einem blühenden
Zustand und trat 1763 mit der Loge Zu
den drei Kronen in Königsberg in engere
Verbindung, geriet indessen später in Ver-
fall. Erst unter der Regierung des Königs
Stanislaus August Poniatowski bemühte
man sich ernstlich, sie wieder herzustellen.
Im August 1766 wurde sie aufs neue er-
öffnet. Der Krongrossfähnrich Graf August
Muszinski stand an ihrer Spitze und
übergab im Oktober dem Grafen Friedrich
AJoys Brühl (s. d.) bei dessen Ankunft aus
Dresden den ersten Hammer. Dieser
sebl 088, um neue Gesetze einzuführen,
die Loge und eröffnete 11. Jan. 1767 eine
neue unter dem Namen Der tugendhafte
Sarmate als schottische Loge, der er ein
Kapitel der höhern Grade unter der Be-
nennung Die fünf vollkommen vereinigten
Nationen beigab. Nach der Abreise des
Grafen Brühl zu Ende des J. 1768 nach
Dresden übernahm Muszinski wieder die
Leitung der Loge und wurde, als sich
diese 24. Juni 1769 zu einer Grossen Loge
erklärte, zu ihrem Grossmeister erwählt.
Jean de Thoux de la Salverte wurde abge-
ordneter Grossmeister. Diese neue Gross-
loge fertigte damals für Bernhard eine
Urkunde zur Errichtung einer Loge inPresa-
burg unterm Namen Der tugendhafte Rei-
sende (bestand bis 1782) aus und stiftete
einige Monate später zwei neue Logen in
Warschau: eine unter dem frühern Namen
Die drei Brüder für die deutschen, und
die andre Zur Einigkeit für die Arbeiten
in französischer Sprache. Nachdem sie
den auswärtigen Grosslogen von ihrer Ein-
setzung Kunde gegeben hatte, erhielt sie
von de Vignoles (s.d.) im Haag, englischem
Provinzialgrossmeister für auswärtige Logen
und Abgeordneten des damaligen Londoner
Grossmeisters, Herzogs von Beaufort, ein
Schreiben, worin Muszinski als Provinzial-
grossmeister von P. anerkannt wurde.
Dieser nahm aber die Ernennung nicht
an, sondern erklärte P. und Litauen von
England unabhängig. Noch 1769 stiftete
die Warschauer Grossloge die Logen Die
Freundschaft in Bialystock, Die drei weissen
Adler in Lemberg, Die drei Türme in
Marienburg und 1770 Die drei Sterne in
Danzig. — Am 24. Juni 1770 kündigte sich
Muszinski wieder als Grossmeister an und
feierte das Johannisfest in Anwesenheit
des Erzbischofs Primas Podoski, der
dazu sein Silbergeschirr der Grossloge lieh,
in deren eignem Hause in Bielanv bei
Warschau. Zum Kauf dieses rfausea
hatte der König Stanislaus August Ponia-
towski beigesteuert, was der Nuntius Durini
getreulich nach Rom berichtete. Als der
Graf Brühl 1773 nach Warschau zurück-
kehrte, führte er das Ritual der strikteu
Observanz in den Logen Die drei Brüder
und Zur Einigkeit von neuem ein und
stiftete 29. Jan. 1774 die Loge Karl zu
den drei Helmen, die 1778 eine Loge
I ebenfalls Zu den drei Helmen auf den
I Namen des königlich polnischen Oberstleut-
nants Karl Bousquet de Laurans in Krakau
gründete. Diese Logen erkannten die
Obern der vereinigten Logen in Deutsch-
land und den Grafen Brühl als den Be-
vollmächtigten an. Am 30. April 1774
errichteten Karl Armand Baron v.
Hayking, Georg Wielhorski, Joseph Graf
v. Hülsen, Joseph Zajaczek, General
Dzinsky, Starost Fürst Nikolaus Radzi-
will und der oben genannte Mystiker de
Thoux de la Salverte eine Gesellschaft, der
sie den Namen Chevaliers de St.-Charles,
amis ä l'öprcuvc (Ritter des heiligen Karl,
erprobte Freunde) beilegten. Diese dauerte
als Loge unter der Benennung Der gute
Hirte fort. An ihrer Spitze stand
I Graf Hülsen; aus ihren Mitgliedern bil-
dete sich ein altschottischcs Direktorium,
das unter Beitritt sämtlicher von ver-
schiednen ausländischen Mutterlogen ge-
gründeten Logen im Königreich und im
Grossherzogtum Litauen, mittelbar durch
die Loge Royal York, bei der Grossloge
von London um das Vorrecht einer Gros-
sen Provinzial-Mutterloge für P. ansuchte.
Zu Ende des J. 1776 hatte der Kauf-
mann Jean Mioche in Warschau eine
französische Loge Das vollkommene Still-
schweigen gestiftet, die von dem Gross-
orient von Frankreich 15. Nov. 1778 eine
Stiftungsurkunde erhielt. (Nach andrer
Überlieferung von einem katholischen Geist-
lichen, Namens Karrons, gestiftet.) 1779
wurde die Loge Katharina zum Nordstern
von dem Fürsten Johann NepomucenuB
Poninski, der sich für einen bevollmäch-
tigten Kommissar des altschottischen Direk-
toriums von Strassburg für P., unter der
Autorität des Herzogs Ferdinand von
Braunschweig, ausgab und den Logen die
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168
Polen.
grossen Vorteile vorspiegelte, die sie durch
die Reform, wenn sie wieder zur strikten
Observanz überträten und deren Ritual
annähmen, erhalten würden, gegründet,
kehrte aber anfangs 1780 zu ihrem engli-
schen Ritual zurück. Mehrere Mitglie-
der blieben jedoch der strikten Observanz
unterm Vorsitz des Fürsten Poninski
treu und arbeiteten abgesondert unter dem
Namen Der Nordstern. Mit dieser letz-
tern Loge vereinigte sich in der Folge
die Loge Zu den drei Helmen, unter dem
Vorsitz Kaspar Rogalinskis. Diese Ver-
schiedenheit der Gebräuche und Vor-
gesetzten konnte nicht lange bestehen.
Graf Ignaz Potocki, Grossmarschall der
Krone für Litauen (geb. 1751, gest. 1809),
und andre von Eifer beseelte Freimaurer
beschlossen, diesem Mangel an Eintracht
durch übereinstimmende Gesetze und Ge-
bräuche abzuhelfen. Als daher 27. Dez.
1779 Graf Hülsen dem Grafen Potocki
den ersten Hammer abtrat, legte dieser
ernstlich Hand ans Werk, um sich mit
den Berliner Grosslogen sowohl, als mit
der Petersburger näher zu verbinden. Ein
damals von der Loge Royal York mitge-
teiltes Umlaufschreiben der Grossen Loge
von London an alle Logen auf dem festen
Lande enthielt die Aufforderung, sich zu
einem allgemeinen Maurerbunu zu ver-
einigen. Diesem war ein Vertrag bei-
gefügt, nach dessen sechstem Artikel die
Errichtung einer polnischen Provinzial-
Mutterloge gestattet sein sollte, sobald die
gehörige Zahl von Logen vorhanden sein
würde. Den Bemühungen des Grafen Po-
tocki gelang es, dass dieser Vertrag im
April 1780 von allen Logen des König-
reichs und des Grossherzogtums Litauen
unterzeichnet wurde. Um einen ähnlichen
Vertrag mit den Grossen Logen von
Frankreich und Holland, sowie mit denen ;
in Berlin, die nicht zu dem Braunschweig-
schen System gehörten, abzuschliessen,
wurde der Baron von Hayking, kais. russ.
Major und königl. poln. Kammerherr, in
der Eigenschaft eines Vertreters der
Logen in P. abgesendet, und zu gleichem
Zwecke für Petersburg Le Doules aus der
Loge La discr^tion zum Vertreter der
Grossen Loge von P. ernannt. Diesem
Vorhaben arbeiteten diejenigen Freimaurer
entgegen, die sich zum Braunschweigschen
Ritual bekannten, indem sie, vermöge einer
von dem General Grafen von Brühl erhalt-
enen Vollmacht, die Loge Karl zu den drei
Helmen unter eben demselben Namen in
eine schottische Muttcrloge verwandelten.
Zu ihnen traten sowohl die Mitglieder der
zweiten Abteilung von der Loge Zum Nord-
stern, als auch die übrigen Mitglieder der i
Drei Helme. Diese vereinten Mitglieder i
gründeten drei neue Logen, August zum
tugendhaften Sarmaten, Alois zum flam-
menden Schwert und Johann zum Polarstern.
In eben diesem Jahre erschien der bekannte i
Cagliostro (s. d.) in Warschau und wollte
eine Loge unter ägyptischen Gebräuchen
gründen. Er machte hierzu Vorbereitungen;
da er aber durch seine chemischen Versuche
nicht« darthat, so scheiterte sein Unter-
nehmen.*) 1781 machte auch die unter
dem Schutz des französischen Orients
arbeitende Loge Zum vollkommenen Still-
schweigen einen neuen Versuch, die Ver-
einigung aller polnischen Logen in ein
Ganzes zu hindern, indem sie durch eine
vom 14. Mai datierte Urkunde des Grossen
Orients zur Grossen Mutterloge französi-
schen Systems erhoben wurde. Nunmehr
teilte die Grosse Loge Katharina zum
Nordstern, die mehrere Stiftungsurkunden
von der Mutterloge Royal York für einige
im Lande bereits bestehende, sowie für
andre erst noch zu stiftende Logen erhal-
ten hatte, 1. Juni ihre Mitglieder und
bildete aus diesen drei neue Logen: Den
Tempel der Isis in Warschau 13. Okt.
1780, Das Nordschild und Die cleusinische
Göttin in Warschau 15. Okt. 1780; sie
selbst aber bearbeitete bloss den dogmati-
schen Teil. Im August 1781 traf für diese
von der Grossen Loge von London der
Freibrief vom 4. Aug. 1780, unterzeichnet
vom Herzog Montagu, Grafen von Man-
chester, ein, enthaltend die gewöhnlichen
Vorrechte einer obersten maurerischen Be-
hörde über alle im Lande befindlichen
Logen. Dieser Freibrief war indessen auf
den Namen des Grafen Hülsen ausgestellt,
dessen grossmeisterliche Würde also er-
neuert wurde. Bis zur nächsten Wahl über-
nahm zwar dieser den Hammer ; allein 27.Dez.
1781 wurde Ignaz Potocki einstimmig zum
Grossmeister aller Logen, sowohl des Kö-
nigreichs, als des Grossherzogtums Litauen
ernannt, nachdem man zuvor alle Logen
von diesem erfreulichen Ereignis, das
die völlige Einigkeit herbeiführen sollte,
benachrichtigt hatte, mit der Bemerkung,
dass diese Vereinigung vorzüglich den
Bemühungen des gedachten, um die
Maurerei in P. so verdienten Grafen
Potocki zu verdanken sei. Nach Auf-
stellung einer solchen echt maurcrischen
Obergewalt in P. hörten die Arbeiten
der schottischen Mutterloge Zu den
drei Helmen und die der zu ihr ge-
hörigen Logen August zum tugendhaften
Sarmaten, Alois zum flammenden Schwert
und ebenso Johann zum Polarstern,
gänzlich auf. Dieses günstige Ereignis
der Eröffnung der Grossen Mutterlogc von
P. wurde sofort allen fremden Grosslogen,
namentlich in Frankreich und Holland,
*) Vgl. hierüber die Schrift: „Cagliostro In War-
schau. Oder Nachricht und Tagebach Uber desselben
magiiche and alchymische Operationen in Warschau
im J. 1780, geführt von einem Augenzeugen. Aus
dem französischen Manuskripte überweist, und mit
Anmerkungen erläutert, 1780* Ton J. Fr. üertueh, 44
«. in 8. — oder das Original : «Cagliostro ddmMquA
a Varsovle". — „Par un Wmoin oculaire, 17S6.»
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Polen.
169
sowie der Mutterloge Royal York zu
Berlin bekannt gemacht. Die sodann ent-
worfnen Gesetze, die ganz mit dem
Anderson sehen Konstitutionenbuch über-
-einstimmten , wurden zwar 7. Jan. 1783
zur Genehmigung vorgelegt, jedoch nicht
als bindend angenommen und öffent-
lich bekannt gemacht; man ernannte viel-
mehr zuvörderst einige Ausschüsse, um
noch manches zu berücksichtigen. Die
-schnelle Abreise des Grafen Ignaz Potocki
ins Ausland war die Ursache, dass dieses
angefangne Werk abermals nicht vollendet
werden konnte ; obschon George Wielhoreki,
<ler zugeordnete Grossmeister, die Stelle
des Grafen Potocki mit Eifer vertrat. Leider
verliess auch dieser bald Warschau, und
-die Leitung der Grossloge fiel dem da/u
wenig befähigten I. Grossaufseher Kasimir
Rzewuski zu. Die endliche Ausführung
des begonnenen Baues Übernahmen nun
<lie um das Wohl der Maurerei von P. so
eifrig besorgten Vertreter der 13 damals vor-
handnen regelmässigen arbeitenden Logen:
1) Katharina zum Nordschild, 2) der Tem-
pel der Isis, 3) der Nordschild und4)dieeleu-
sinische Göttin, in Warschau; 5) die voll-
kommene Einigkeit, 6) der eifrige Litauer,
7) der gute Hirte und 8) der Tempel der
Weisheit in Wilna; 9) die gekrönte Stand-
haftigkeit, 10) der weisse Adler und 11)
-die Schule der Weisheit, in Posen, 12) das
vollkommene Geheimnis in Dubno und
13) die glückliche Befreiung in Grodno.
In Erwägung des durch den Baron von
Hayking abgeschlossnen und bestätigten
Vertrags und insbesondere des VI. Ar-
tikels, sowie des Umlaufschreibens des
Grossorients von Frankreich vom 17. Nov.
1781, worin der Grundsatz ausgesprochen
war: «von nun an keine Logen weiter in
solchen Ländern zu stiften, wo schon mau-
rerische Behörden bestehen«, mit der be-
sondern Bemerkung: »dass man die Loge
Das vollkommene Stillschweigen nur des-
halb zu einer maurerischen Behörde er-
hoben habe, um desto eher einen Grossen
Orient von P. errichten zu können, so-
bald die Zahl der Logen vollkommen sein
würde», traten die Vertreter der obgedachten
Logen 26. Febr. 1784 zusammen, um die Er-
richtung eines Grossen Orients von P. vor-
zubereiten, und machten solchen, »da sie
schon vollzählig waren«, allen Logen be-
kannt, worauf 4. März die Einweihung des
Grossen Orients wirklich erfolgte. Die
Verbrüderung wurde unterzeichnet und
der zum Grossmeister gewählte Andreas
Mokronowski, Wojwode von Mazovien, am
18. eingesetzt, auch 19. April von dieser
Erhebung der Provinzial-Mutterloge von
P. und Litauen den auswärtigen Grossen
Orienten, insbesondere dem englischen und
französischen, amtliche Nachrichten erteilt.
Noch in diesem Jahre wurden vom Grossen
Orient die Logen Die Morgenröte von Za-
rugrad in Konstantinopel, Die Unsterblich-
keit, eine Militärloge inNemirow oder Kiew,
und Mars in Poton beim Regiment der
polnischen Garde des Fürsten Calixtus Po-
ninski (früher schon durch die Grosse Loge
Katharina zum Nordschild eingesetzt), mit
der Stiftungsurkunde versehen, ebenso die
der Logen Die gekrönte Standhaftigkeit in
Posen, Die vollkommene Einigkeit in Wilna,
Das vollkommene Geheimnis in Dubno, die
zugleich die Bestallung einer Provinzial-
Mutterloge erhielt, und endlich die Auf-
richtige Freundschaft in Lemberg bestätigt.
Leider aber starb am 14. Juni 1784 der
Grossmeister Mokronowski. Der eine zu-
geordnete Grossmeister, der zugleich die
Provinz Grosspolen vertrat, Franz Woyna,
kam an seine Stelle; den 26. Nov. 1784 war
die Trauerfeierlichkeit für den verstorbnen
Grossmeister, wobei sein Bildnis in der
Loge aufgestellt wurde, das der König von
P., Stanislaus August us, dem Grossen Orient
geschenkt hatte. Zu eben dieser Zeit er-
hielt der Grosse Orient einUmlaufschreiben
von der philalet bischen Maurergesellschaft
in Paris (s. Phiialethen), worin sie zu ei-
ner allgemeinen Zusammenkunft 15. Febr.
1785 aufforderte, und es wurden hierzu
Baron de Hayking und Jean de Thoux de
la Salverte ernannt. Am 27. Dez. schritt
man zur Wahl der Grossbeamten; die Wahl
zum Grossmeister fiel auf den Grafen Sta-
nislaus Felix Potocki (geb. 1745, gest.
1805), der diese Würde auch 2. Febr.
1785 übernahm. Damals bildete sich
eine Adoptionsloge, deren Gesetze ünter
dem 19. Febr. durch den Grossen Orient
genehmigt wurden. Diese Frauenloge be-
stand bereits seit 1783 unter dem "Vorsitz
der/Theresa Tysk i e wi cz ; hervorragen de M i t-
flieder waren Fürstin Lubomirska und
'ürstin Rzewoaska. Diese Loge wurde erst
jetzt von dem Grossen Orient genehmigt.
An eben demselben Tage machte das
souveraine Kapitel, als die oberste Behörde
des innern Grossen Orients der höhern Grade,
bekannt, dass von nun an die Kapitel von
denProvinzial- und symbolischen Logen ge-
trennt sein sollten. Am 11. Mai erlaubte man
der Provinzialloge von Posen Zur gekrön-
ten Standhaftigkeit und 12. Okt. der Pro-
vinzialloge von Dubno Zum vollkommenen
Geheimnisse, Adoptionslogen zu stiften.
Am 22. Juni wurde die Loge Zur aufrich-
tigen Freundschaft in Lemberg, bestätigt
und 26. Juni/22. Dez. Der preussische Adler
in Insterburg neu gegründet. Am 17. Dez.
wurde bei der Grossbeamtenmahl Felix
Potocki wieder als Grossmeister gewählt.
Am 25. Febr. 1786 erhielt die in deut-
scher Sprache arbeitende Loge Die eleu-
sinische Göttin in Warschau Erlaubnis,
eine Adoptionsloge zu stiften. Zu dersel-
ben Zeit veranstaltete der Grosse Orient
eine allgemeine Sitzung der Adoptionslo-
gen, die der Trauer um den menschen-
I freundlichen Herzog Maximilian Julius
| Leopold von Braunschweig (s. d.) gewid-
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170
Polen.
met war. In der Nacht vom 24. zum
25. April brannte das Logenlokal ab. Da
von den Geräten nur äusserst Weniges ge-
rettet werden konnte, so war der Verlust
sehr bedeutend. Sofort wurde ein Aus-
schuss gebildet, der da» Haus des Barons
Mariwil für die Grossloge mietete. Der
Grosse Orient von Neapel ersuchte den
Orient von P. nicht nur mit ihm in brü-
derliche Verhältnisse zu treten, sondern
auch um die Mitteilung der soeben aus-
gearbeiteten Gesetze, was 23. Juni ge-
schah. In der Sitzung des Grossen Orients
28. Juni wurde der Freibrief zu einer
in Dubno unter dem Namen Der wohl-
t hat ige Pole neu zu errichtenden Loge
ausgefertigt. Auch zeigten die noch übri-
gen Mitglieder der französierten Loge Zum
vollkommenen Stillschweigen an, dass sie
sich der französischen Loge Der Nord-
schild (Bouclier du Nord) einverleibt hät-
ten, und übergaben dem Grossen Orient
von P. den Freibrief, den sie früher vom
französischen Grossorient erhalten hatten.
Am 13. Dez. wurde die Loge Zum nber-
wundnen Vorurteil in Krakau bestätigt;
zwei andre aber, Die vollkommene Treue
in Kaminiez und Der wahre Patriotismus in
Tulczyn, die um Freibriefe anhielten,
wurden mit ihrem Gesuch vorerst an ihre
Provinzialloge gewiesen. Am 4. Jan. 1787
wurde Felix Potocki, obsehon er den Ar-
beiten selten beiwohnte, als Grossmeister
(zu seinem Stellvertreter wurde Fürst Ka-
simir Sapieha bestellt) bestätigt und 22.
März Stanislaus Kostka Potocki bevoll-
mächtigt, mit den auswärtigen Grosslogeu
und insbesondere mit der englischen und
französischen, in Verbindung zu treten.
Die Arbeiten der Loge Zum Tempel der
Weisheit in Wilna, die gedeckt hatte,
wurden 19. April aufs neue eröffnet; ihr
Vertreter erhielt seinen Platz wieder in
dem Grossen Orient von P. Am 11. Okt.
wurde die Loge Katharina zum Nordstern
zur Provinzial -Mutterloge und zugleich
zur allgemeinen ökonomischen ernannt,
auch die Loge Die zerstreute Finsternis
in Zitomir, die 31. Mai von der Provin-
zial-Mutterloge Das vollkommene Geheim-
nis in Dubno gegründet worden war, be-
stätigt. Am 24. Jan. 1788 wurde Felix
Potocki, obsehon nicht gegenwärtig, wie-
der als Grossmeister bestätigt; er fand in-
des nunmehr für gut, den Hammer nie-
derzulegen, worauf 11. Jan. 1789 der Fürst
Kasimir Sapieha, zu jener Zeit Marschall
der litauischen Konföderation, zum Gross-
meister gewählt und eingesetzt wurde. (Auf
Antrag des Grafen Alexander Szembek
wurde in diesem Jahre der Name der
Warschauer Mutterloge Katharina zum
Nordstern in «Stanislaus August« abge-
ändert) Da aber der vierjährige Reichs-
tag den Grossmeister abhielt, an den mau-
rerischen Arbeiten Anteil zu nehmen, wie
auch mehrere eifrige Maurer verhindert
wurden, die Ordnung zu erhalten, endlich
aber die Mitglieder verschiedner Logen,
durch die letzten Schicksale des König-
reichs 1792 niedergeschlagen, in ihrem Ei-
fer zu erkalten anfingen, so wurde 1794,
wo die völlige Teilung von P. erfolgte,,
auch die Auflösung des grossen Maurer-
bundes von P. herbeigeführt und der Grosse
Orient auf unbestimmte Zeit gedeckt.
Nunmehr wurden von den Grosslogen Ber-
lins folgende Logen gegründet: 4. Juni
1793 Zum Bienenkorb in Thorn, von
der Grossen Landesloge; 27. Aug. 1795
Sokrates zu den drei Flammen in Kaiisch,
von der Mutterloge Royal York; 6. April
1797 Zum goldnen Leuchter in Warschau,
von der Grossen Landesloge, 13. Mai 1801
die Loge Hesperus in Kaiisch, von derGross-
loge Zu den drei Weltkugeln, 19. Febr. 1802
Friedrich Wilhelm zur Säule (später zum
Samariter) in Warschau; 27. Okt. 1804
Zum goldnen Ring in Bialystock; 25. Mai
1805 Tempel der Weisheit in Warschau,
die in polnischer Sprache arbeitete (die
drei letztern von der Grossen Landesloge);
4. April 1802 Johannes zum Felsen in
Kaiisch (Schottenloge), von der Grossen
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ; 2. April
1803 Albertine zur Vollkommenheit in
Plozk; 1. Jan. 1804 Zum gekrönten
Kubus und 12. Jan. 1806 Andreas zum
Frieden in Gnesen; 24. April 1806 Fried-
- rieh Wilhelm zur beglückenden Eintracht,
in Posen; 24. Juni 1811 Zum aufgehen-
den Morgenstern in Lomza und Zur wah-
ren Brüderschaft in Lencziz (s. alle diese).
Die sechs letztern wurden ebenfalls von
der Grossen Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln gegründet, die auch in Plozk eine
Provinzialloge und ein altschottisches Direk-
torium für das Grossherzogtum Warschau
errichtete. Endlich wurde 1812 von der-
! selben Grossloge in Posen die Loge
Piast zu den drei sarmati sehen Säulen
■ gestiftet. Mit den Umwandlungen der
politischen Ereignisse änderte sich in dem
i ehemaligen P., nunmehrigen Herzogtum
! Warschau, auch wieder die maurerische
Oberbehörde. Vorerst wurde 23. Dez. 1807
in Posen eine Loge unter dem Namen
Die vereinigten Brüder Franzosen und
Polen gestiftet, die von dem französi-
schen Grossorieut 1. Jan. 1808 einge-
setzt wurde. Am 30. Sept. 1808 waren die
beiden Logen Zum goldnen Leuchter und
Friedrich Wilhelm zur Säule, welche letz-
tere sich jetzt Zum Samariter nannte, ge-
nötigt, auf unbestimmte Zeit zu decken,
was auch von der dritten Warschauer
Loge Zum Tempel der Weisheit geschah,
nachdem sie ihre Entlassung von der
Grossen Landesloge zu Berlin bewirkt hatte.
Nunmehr fing die ehemalige polnische Loge
Zum Tempel der Isis 9. Jan. 1809 ihre Arbei-
ten von neuem an, und die Mitglieder des
Tempels der Weisheit wurden ihr einver-
leibt. Gleich darauf, nachdem einige
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Polen.
171
alte Mitglieder der ehemaligen Loge Zur
eleusinischen Göttin sich versammelt hat-
ten, wurde auch diese Loge wieder geöff-
net und somit 22. März 1810 vorerst die
Provinzial-Mutterloge Katharina zum Nord-
stern und sodann spater der Grosse Orient
vonP., durch den letzten zugeordnetenGross-
meister, Ludwig von Guttakowski, unter
seinem Vorsitz als obere Behörden der
Maurerei in P. und Litauen feierlich
ernannt, auch von diesem wichtigen Er-
eignis dem Grossen Orient von Frank-
reich Nachricht erteilt. Von den beiden
vorher genannten Logen, die von der Gros-
sen Landesloge in Berlin gegründet waren,
blieb Der Samariter gedeckt, die Loge Zum
goldnen Leuchter aber eröffnete sich aufs
neue und trat unter die Aufsicht des Gros-
sen Orients von P. Sie erhielt den Na-
men Die Halle der Beständigkeit und
wurde 22. Mai anderweit eingesetzt. Am
29. Mai wurde auch die Adoptionsloge
wieder eröffnet, unter der Aufsicht der
GrossmeiBterin Anna Potocka, gebornen
Fürstin Sapieha, hiemachst 27. Juni die
ehemalige französische Loge Zum Nord-
schild und S. Juli die Loge Das flber-
wundne Vorurteil in Krakau, 10. Juli aber
eine neue Loge in Thorn unter dem Na-
men Der Totenkopf, ferner 4. Sept. eine
Loge in Nieawicz unter dem Namen, den
sonst die Loge in Grodno führte, Die
glückliche Befreiung, gegründet. Am 29.
Jan. 1811 sandte auch die in Warschau
vom französischen Grossorient gegründete
Loge Die vereinigten Brüder Polen einen
Vertreter zum Grossen Orient von P.,
sowie die Loge Janus in Bromberg und
Das gekrönte Sechseck in Gnesen. Den
Tag darauf war Grossbeamtenwahl, wobei
der zugeordnete Grossmeister des ehe-
maligen und nun neu eröffneten Grossen
Orients von P., Ludwig Guttakowski, zum
Grossmeister gewählt und eingesetzt wur-
de. Bei der Posener Loge wurde 17. Juni,
vermöge einer Urkunde des Grossorients
von Frankreich vom 4. Marz, ein Kapitel
der höhern Grade eröffnet. Damals be-
gann die Provinzialloge von Wilna Die
vollkommene Einigkeit und 12. März die
vom Grossen Orient von P. gegründete
Loge Die errungne Freiheit in Lublin
ihre Arbeiten. Am 24. März schloss der
Grosse Orient von P. mit dem Gross-
orient von Frankreich einen gegenseitigen
Annahme vertrag. Am 5. Nov. wurden
die noch von fremden Grosslogen ab-
hängenden Logen zum letzten Mal auf-
gefordert, sich unter die Aufsicht des Gros-
sen Orients von P. zu begeben. Während
dieser Verhandlungen wurden die Logen
in Plozk und Thorn 24. Dez. 1811 ge-
schlossen; die Loge Janus in Bromberg
hingegen that sich unter dem Namen Das
Ritterkreuz 27. Februar 1812 von neuem
auf. Am 1. Dezember 1811 erlitt der
Grosse Orient durch den Tod des Gross-
meisters Guttakowski einen grossen Ver-
lust, weshalb am 17. Jan. 1812 eine Trauer-
feierlichkeit begangen wurde. Der zuge-
ordnete Grossmeister, Alexander Koznicki,
stand nunmehr an der Spitze des Grossen
Orients bis zur Grossbeamtenwahl , die
1. März 1812 erfolgte. Bei dieser wurde
Stanislaus Kostka Potocki, Präses des Rats
der Minister (geb. 1752, gest. 14. Sept. 1821),
einstimmig zum Grossmeister und sein
Bruder, Johann Potocki, zum zugeordneten
Grossmeister gewählt und 16. März ein-
gesetzt. Aui 24. März wurden in Za-
mosc unter dem Namen Die Einigkeit,
und 31. in Radom unter dem Namen
Die Morgenröte Logen gegründet. Der
Grossmeister, um mehr Einheit zu be-
wirken, bemühte sich, das Kapitel bei dem
Grossen Orient, das statt des Namens
Katharina zum Nordstern den Zum Mor-
genstern angenommen hatte, mit dem Ka-
pitel Der vereinigten Brüder Polen in eins
zu verschmelzen; dies geschah unter dem
Namen Die vereinigten Brüder Polen
zum Morgenstern. Nach diesem Erfolg
wurde in einer feierlichen und nun voll-
zähligen Versammlung 24. Juli der Grosse
Orient von P. beschlossen. Am 12. Nov.
wurde durch diesen und die Warschauer
Logen ein Ausschluss eingesetzt, um
den Gefangenen in den Lazarethen hilf-
reiche Hand zu bieten; 19. desalb. Mon.
fing in Wilna die Loge Der aufrichtige
Litauer ihre Arbeiten von neuem an.
Die politischen Ereignisse veranlassten,
dass 80. Jan. 1813 der Beachluss gefasst
wurde, die Arbeiten des Grossen Orient»
sowohl, als der Logen einstweilen als ge-
schlossen zu betrachten. Nichtsdesto-
weniger arbeitete die Loge Das besiegte
Vorurteil in Krakau noch einige Zeit fort.
Auch hörten die Logenarbeiten der War-
schauer Logen nicht eigentlich auf, waren
vielmehr schon im Okt. wieder völlig im
Gang, indem das souveräne Kapitel in
Abwesenheit der Grossbeamten sich mit
der Oberaufsicht über die Logen befasste.
Erst nach der Rückkehr mehrerer Beamten
und Mitglieder des Grossen Orients über-
lieas das souveräne Kapitel dem Grossen
Orient wieder seine Vorrechte; 11. März
1814 war alles im vorigen Geleis. Den
Tag darauf wurde vom Grossen Orient
eine feierliche Trauerloge zu Ehren des
19. Okt. 1818 im Streit fürs Vaterland
in der Elster bei Leipzig ertrunknen
Fürsten Joseph Anton Poniatowski (s. d.)
gehalten. Das für die Armen dabei ge-
sammelte Geld betrug 4000 Fl., die durch
den obengenannten Ausschuss an die
in den Lazarethen befindlichen Kranken
verteilt wurden. Am 80. Aug. wurde
der Hammer des obersten Beamten den
Händen des soeben zurückgekehrten Gross-
meisters von dem höchsten Kapitel wieder
überliefert. Am 22. April 1815 Hess der
Grossmeister die Grossbeamtenwahl vor-
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172
Polick.
nehmen, wobei er sowohl, als auch sein
Zugeordneter, einstimmig bestätigt wur-
den. Am 9. Aug. erhielt die Loge Die ver-
einigten Brüder P.'s und Frankreichs, die
den Namen Zur Standhaftigkeit angenom-
men hatte, ihre Entlassung vom Verband
und schloss sich der Grossen Loge Royal
York in Berlin an. An demselben Tage
wurde in Siedlec eine neue Loge Der
wiedergegebene weisse Adler und 20. Sept.
in Warschau die Logo Minerva, die von
der Loge Zur Halle der Beständigkeit
gestiftet war, vom Grossen Orient ge-
gründet, auch an dem zuletzt gedachten
Tage endlich mit der Provinzialloge von
Plozk und den von ihr abhängenden
Logen ein Vertrag abgeschlossen, ver-
möge dessen sie den Grossen Orient von
P. und das souveräne Kapitel als ihre
oberste Behörde anerkannten. Am 12.,
18. und 14. Nov. war zu Ehren der An-
wesenheit des Kaisers Alexander in War-
schau das Äussere des Lokals prachtvoll
erleuchtet. Uuter der Chiffre A. las man
die Worte: »Recepto Caesare felices«.
Am 11. Mai wurde in Warschau eine Loge
Casimir der Grosse, die von der Loge
Zum Tempel der Isis gestiftet worden
war, und 8. Juni eine neue Loge Tempel
der Gleichheit in Lublin gegründet. Um
diese Zeit begannen freundschaftliche Ver-
hältnisse und ein Briefwechsel mit der
Petersburger Grossen Loge Astraea. Am
10. Aug. gründete der Grosse Orient eine
neue Loge in Minsk Die mitternächtliche
Fackel, desgleichen am 24. in Warschau
eine andre Astraea, die von der Loge
Zur eleusinischen Göttin gestiftet worden
war, ferner neue Logen am 22. März
1817 in Nowogrod Das Band der Einig-
keit, am 20. Mai in Grodno Die Freunde
der Menschheit, am 3. Okt. in Rossin
Palaemon, am 6. Febr. 1818 in Konin
Pallas und am 26. in Warschau Die
slawische Einigkeit (entstanden aus der
Loge Die vereinigten Brüder P.), dann I
in Dubno Die Morgendämmerung und
in Rafalcow Die gekrönte Tugend
(ehedem in Dubno), infolgedessen aber
die ehemalige Provinzialloge in Dubno
Das vollkommene Geheimnis wieder
hergestellt wurde. Der Zustand der Mau- .
rerei in P. war mithin zu Anfange des
J. 1818 folgender. Grossmeister: Sta-
nislaus Kostka Potocki, Minister der Auf-
klärung, Präsident des Senats u. s. w., der
auch bei der letzten Grossbeamtenwahl
am 27. Mai 1817 in seiner Würde bestätigt
worden war. I. Grosser Orient. II. Inne-
rer Orient. (Das souveräne Kapitel be-
stand aus 27 Mitgliedern auf Lebenszeit.) I
III. Hohes Kapitel in Warschau: Die ver-
einigten Brüder zum Morgenstern. IV. in
Wilna: Die gekrönte Standhaftigkeit. —
V. Niederes Kapitel in Warschau: Die
Ritter des Sterns und VI. Der Tempel
der Themis; VU. in Wilna: Die Bewun-
derer der Tugend; Vin. in Plozk: Die
aufrichtige Vereinigung; IX. in Krakau:
Der Berg Wawel; X. in Nieswicz: Der
Tempel des Friedens; XI. in Kaiisch: Die
geprüfte Standhaftigkeit und XII. in
Lublin: Die wahre Einigkeit. Äusserer
Orient. Logen: Der Tempel der Isis,
Der Nordschild, Die eleusinische Göttin,
Die Halle der Beständigkeit, Die ver-
einigten Brüder P.'s, Casimir der Grosse,
Astraea, Die slawische Einigkeit, sämt-
lich in Warschau; Das überwundene Vor-
urteil in Krakau; Hesperus in Kaiisch;
Die errungene Freiheit und Der Tempel
der Gleichheit in Lublin ; Die Morgenröte
in Radom; Die Einigkeit in Zamosc;
Der zurückgegebene weisse Adler in Sied-
lec; Pallas in Konin; Die vollkommene
Vereinigung in Wroclaweck. Die Li-
tauische Provinzialloge: Die vollkom-
mene Einigkeit in Wilna. Logen: Die
eifrigen Litauer in Wilna; Der gute
Hirte in Wilna; Die glückliche Befreiung
in Nieswicz; Die mitternächtliche Fackel
in Minsk; Das Band der Einigkeit in
Nowogrod; Die Freunde der Menschheit
in Grodno; Palaemon in Rossin. Die
Provinzialloge: Die aufrichtige Vereinig-
ung in Plozk. Logen: Die Vollkommen-
heit in Plozk; Das Dreieck in Plozk;
Die Verschwiegenheit in Plozk; Die auf-
gehende Sonne in Lomza. Die Provinzial-
loge von Wolhynien. Logen: Das voll-
kommene Geheimnis in Dubno; Die
Morgendämmerung in Dubno und Die
gekrönte Tugend in Rafalcow. — Vier
Jahre später veränderte plötzlich, un-
streitig infolge des Missbrauchs der Logen
zu revolutionären Zwecken [s. Monde
Maconn., 1865, Avril, S. 732, und den Art.
Bussland] der Erlaas des KaisersAlexander
an den Minister des Innern vom 6. Aug.
1822 und infolgedessen die Verordnung
des königlichen Statthalters in Warschau
vom 6. Nov. 1822 die ganze Lage der
Freimaurerei in P., und sämtliche Logen
wurden geschlossen. — [Quellen ausser
dem Artikel P. in den frühern Auflagen
dieses Handbuchs: Rudimente einer Ge-
schichte der Freimaurerei in P. von Gold-
baum im O., 1897, S. 186, 223, 266, 801, 334,
abgedruckt Bh. 1 897, S. 249 fg. ; 1898, 8. 29 fg.,
auch als Sonderabdruck erschienen; ferner:
Geschichte der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890);
Geschichte der Grossen Loge von Preussen
gen. Royal York zur Freundschaft von
A. Flohr (Brl. 1898); Mayer, E., Chronik
der Logen in Posen (Brl. 1870). Bh. 1862,
S. 111, 141; 1878, S. 18, 26; 1880, Nr. 21;
1892, S. 397. FZ. 1848, 8. 352; 1849, S.
33. L. 1879, Nr. 28.]
Polick, Aug. Fr., Privatlehrcr in Ro-
stock, geb. 24. Juni 1795 in Stettin, gest.
22. Juli 1880, studierte in Rostock, wurde
daselbst Lehrer und trat nach öOjähriger
Lehrthätigkeit in den Ruhestand, um sich
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Politik — Porto Alegre.
173
ganz der Freimaurerei zu widmen. — 1824
wurde P. iu der Loge Zu den drei Sternen
in Rostock zum Freimaurer aufgenommen.
Er bekleidete mehrere Logenämter, bis
ihm 1852 der erste Hammer der Loge an-
vertraut wurde, den er bis Johannis 1877
behielt. P. war zu einer Zeit, da die
maur. Geschichtaschreibung noch in den
Anfängen lag, auf diesem Gebiete bahn-
brechend thätig; er forechte in den Quellen
und veröffentlichte die Ergebnisse seiner
Studien. Sein bekanntestes Werk sind die
•Beiträge zur Geschichte der Freimaurerei
in den beiden Grossherzoghtümern Meck-
lenburg«. (3 Hefte, Rostock 1854 u. 1855).
Ausserdem schrieb er: Säcularfeier der
Einführung der Freimaurerei in Mecklen-
burg am 15. Mai 1854 (Rostock 1855);
Verzeichniss sämmtlicher in Deutschland
seit dem Jahre 1737 gegründeten, erlosche-
nen und noch bestehenden Gross- und
Provinzial-, Johannis- und Schotten-
logen und Capitel, sowie der bekannten
Winkellogen (Lpz. 1859); Hiram und das |
Meisterwort (Rostock 1871). [Vgl. Erinne- I
rungsblätter an die Feier des 50jährigen |
Maurer- Jubeltags des Br. A. F. Polick in
der Loge Zu den drei Sternen in Rostock
am 31. März 1874.]
Politik. In den Alten Pflichten (s. d.)
heisst es VI, 2, das» »keine persönlichen
Streitigkeiten und Zänkereien zur Thür I
der Loge hereingebracht werden sollen,
viel weniger noch Zänkereien über Reli-
gion oder Völker oder Staaten Verfassung«.
Das ist in dem Abschnitt «nachdem die
Loge vorüber ist, die Brüder aber noch
nicht auseinander gegangen sind«, ent-
halten. Die Fassung von 1738 verweist
solche Dinge in die »arbeitende Loge«. 1
An diesem Grundsatz hat die deutsche I
Freimaurerei in richtiger Auffassung |
immer festgehalten und unterscheidet sich I
dadurch von der mancher andrer Länder. I
Nicht ausgeschlossen ist damit, dass den- |
noch Gegenstände der Politik oder Staats-
und Sozialwissenschaft vom allgemeinen
Standpunkt aus und namentlich vom Geiste
der maurerischen Versöhnung getragen
innerhalb der Logenarbeiten besprochen
werden. Es ist das gar nicht vollständig
zu vermeiden, da wir mitten im Leben
stehen und allerlei Dinge daran streifen;
allein die maurerischen Formen verhindern
den Ausbruch jeder Leidenschaft und
allen Streits, und jene Besprechung darf
nur im engsten Sinne genommen werden.
Dann heisst es in den Alten Pflichten
weiter: »wir sind entschieden gegen alle
Einmischung in Politik, welche noch nie
der Wohlfahrt der Loge förderlich gewesen
ist, noch je sein wird.« Darum ist es eine
grosse Gefahr, Fragen der Politik als
solche in irgend einer Form in die Logen
hineinzutragen. Es widerspricht dem
Geiste des Bundes, der alle Richtungen,
alle Glaubens- und Religionsgemein-
schaften, alle religiösen und politischen
Parteiungen, alle Völker und Menschen
durchaus in Liebe einen will. Die Tole-
ranz muas in den Logen hochgehalten
werden, und diese verbietet von selbst
irgend welche Verhandlung über politische
Dinge. Damit ist nicht zu verwechseln,
dass der einzelne Freimaurer ausserhalb
der Loge sich nicht mit Politik beschäft-
tigen kann. Aber auch hier muas es
sein Grundsatz sein, im Geiste der Ver-
söhnung allenthalben aufzutreten und alles
Extreme zu meiden. (Vgl. Bh. 1878,
S. 18; 1889, S. 10, 148, 286, 275, 289.
FZ. 1889, S. 130; 1894, S. 41. Z. 1895,
8. 89. BZC. 1882, S. 119. O. Marbach,
An der Säule der Weisheit (Lpz. 1876),
8. 212.]
Pollard, J. A. v., Domscholastiker des
fürstbischöflichen Domkapitels in Lüttich,
war eifriger Freimaurer und leistete der
hartbedrängten Loge in Aachen, deren
Mitglieder 1779 heftig verfolgt wurden,
durch seine einflussreiche Verwendung
wichtige Dienste. [Vgl. Taute, Die katho-
lische Geistlichkeit und die Freimaurerei
(Lpz. 1895), S. 69.1
Poniatowski, 1)8 tan islausll. August,
geb. 17. Jan. 1732, gest. 12. Febr. 1798, 1764
Kö-nig von Polen, 1771 entführt und ge-
fangen, musste 1772 in die Teilung Polens
einwilligen, gab aber 1791 Polen die Ver-
fassung wieder. Bald aber erschlaffte er,
unterschrieb die Konföderation von Targo-
witz gegen die Verfassung, wodurch 1793 die
zweite Teilung Polens erfolgte. Nach dem
Aufstand gegen diese und der dritten Tei-
lung 1795 entsagte er dem Throne. — 1777
schrieb er sich in der Warschauer Loge
Karl zu den drei Helmen ein und wurde
als deutscher Rosenkreuzer aufgenommen.
[Vgl. Bh. 1897, 8. 405J
2) Joseph Anton Fürst, geb. 7. Mai
1762 in Warschau, wurde 1807 Kriegs-
minister im neugeschaffnen Herzogtum
Warschau und 1812 Führer der pol-
nischen HilfBtruppen im Napoleonischen
Kriege gegen Russland; beim Rückzug
der französischen Truppen aus Leipzig
19. Okt. 1813 ertrank er in der Elster
daselbst. Er war Ehrenmitglied der Loge
Die vereinigten Brüder Polens in War-
schau ; im Protokoll dieser Loge steht die
Bemerkung »wurde ausnahmsweise in der
15. Session aufgenommen«. Über die ihm
zu Ehren in Warschau (12. März 1814)
veranstaltete Trauerloge vgl. oben 8. 171.
[Vgl. Bh. 1898, 8. 29, 80, 37.]
Porto Alfgre (Hauptstadt des brasil.
Staats Rio Grande do Sul in Südbrasilien,
50000 E.). Loge das. Zur Eintracht,
gest. 24. Nov. 1875, unterm Vereinigten
Grossorient (dos Benedictinos), arbeitet in
deutscher Sprache nach der Schröderschen
Lehrart. Der Meister vom Stuhl, Karl
von Koseritz, gab eine Freimanrerzeitung
»Akazie« heraus. Die feierliche Grund-
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174 Portorico
8teinlegung des Logenhauses fand 18. Febr.
1876 statt. 1877 schenkt« die Loge armen
Schullehrern die Aufnahmegebühren, was
der Grossorient allen Logen zur Nach-
achtung empfahl. Sie ging bald ein,
wurde aber, nachdem sie 20. Dez. 1894
wieder zu arbeiten begonnen hatte, 1895
neu aufgerichtet. [Vgl. Bbl. 1895, S. 213;
1899, S. 462.]
Portorico, s. Puerto Bico.
Portugal (Königreich). Der Freimau-
rerbund hat in diesem Lande sehr wech-
selnde Schicksale gehabt. Frühzeitig da-
selbst eingeführt, aber auch frühzeitig
unterdrückt und selbst auf das Härteste
verfolgt, errang er vorübergehend zu ver-
schiednen spätem Zeiten wieder Boden
und selbst Gedeihen, um nur zu bald immer
wieder von neuem heftigen Widerstand zu
finden. — Nach einer nicht zuverlässi-
gen Angabe bei Clavel [Histoire pittoresque
de la Franc-Maconnerie] sollen schon 1727
von Pariser Abgeordneten verachiedne
Logen in P. errichtet worden »ein. Am
17. April 1735 stiftete die Grosse Loge
von England die erste Loge in Lissabon,
wozu der Mathematiker Georg Gordon
beauftragt wurde. Sehr bald aber, da die
Freimaurerei vielen Anklang fand, erhob
sich der Klerus gegen sie, der hauptsäch-
lich Veranlassung zu der bekannten Bulle
Clemens' XII. gegen die Freimaurer 1738
gewesen »ein soll. Die Inquisition trat mit
der grössten Strenge gegen sie auf, und
ihre Macht erreichte den höchsten Grad,
als König Johann V., überredet, dass die
Freimaurer zugleich Ketzer und Verschwö-
rer seien, Todesurteile über sie verhing,
dem nur die Ausländer unter ihnen, wenn-
gleich nach schweren Martern, entgingen.
Als die hervorragendsten Opfer unter sol-
chen werden drei französische Edelstein-
schneider, Jean Coustos, Alex. Jacques
Mouton und Thom. Brasil genannt, die,
durch die Frau eines andern Steinschnei-
ders als Freimaurer verraten, nach entsetz-
lichen Torturen, durch die man ihnen die
Geheimnisse der Freimaurerei abzupressen
sich bemühte, 21. Juni 1743 bei einem feier-
lichen Auto da Fe" in der Kirche des heiligen
Dominicus in Lissabon, und zwar Coustos
als Protestant zu vierjähriger Galeeren-
strafe verurteilt und mit dem Kirchenbann
belegt wurde, »weil er die Sekte der Frei-
maurer eingeführt habe«, die beiden an-
dern aber als derselben Sekte angehörige
Katholiken zu fünf Jahr Verbannung ver-
urteilt wurden. Brasil starb bald darauf
an den Folgen der erlittnen Martern,
Coustos und Mouton hingegen gelang es,
nach England zu entkommen. (S. den
Art. Coustos und die bei Kloss, Bibl.,
Nr. 3175 — 79 aufgeführten Schriften, wovon
Auszüge im W. J. 1785, II, 56, in der
Freymäurer- Bibliothek, St. 8, S. 88,
und im Kalender für die Provinzial-Loge
von Mecklenburg, Jahrg. 1831, S. 58.]
— Portugal.
1 Noch zwei andre Auto da Fes fanden am
1. Juni und 1. Juli d. J. statt, bei denen
J. B. Richard und J. B. Xiver, als der
Freimaurerei überwiesen, die protestan-
i tische Religion abschwören mussten. —
Unter der 27 jähr, aufgeklärtem Regierung
des Königs Joseph I. (1750—77) vermochte
die Inquisition nur einmal gegen die Frei-
maurer einzuschreiten; 1776 wurde der
Major d'Alincourt und ein Portugiese,
I Dom Ayres de Orvellas Perac&o in ünter-
| suchung gezogen und erst nach vierzehn-
monatlicher Haft wieder entlassen. [Thory,
Acta Lat., I, 128.] Dagegen begann mit
dem Regierungsantritt der Königin Maria I.
(13. Mai 1777) wieder eine traurige Periode
für die portugiesische Maurerei. Die aus-
gezeichnetsten Männer, die ihr angehörten,
S entgingen nur durch die Flucht ins Aus-
land den Händen der Inquisition: so Frc.
Man. do Nascimento, der nach Frankreich
flüchtete und dem Lamartine unter dem
Titel: »Gloire d'un poete exilä« einige
seiner schönsten Gedichte gewidmet hat;
ferner die Doktoren Ribeiro Sanches und
d'Avelar Brotero und der Abt Correa da
Serra, wogegen der berühmte Mathematiker
da Cunha 1778—80 in den Kerkern der
Inquisition schmachtete. Die in Frank-
reich ausgebrochne Revolution lieferte
einen Vorwand zu Verfolgungen. Ein Fran-
zose, d'Origny, wurde 1791 als Freimaurer
aus P. verbannt, und 1792 gab die
Königin dem Gouverneur von Madeira
den Befehl, alle Freimaurer, deren er sich
bemächtigen könne, als »Urheber der Re-
volution« der Inquisition auszuliefern.
Dieser Verfolgung konnten sich nur we-
nige durch die Flucht entziehen. Das
Schin", das sie nach Amerika führte, trug
bei seinem Einlaufen in den Hafen von
New York eine weisse Flagge mit der In-
schrift: »Asylum quaerimus« (eine Frei-
stätte suchen wir), und die Flüchtigen
fanden willkommene Aufnahme. Gleich-
wohl wurde durch alle diese Verfolgungen
die Freimaurerei nicht ganz aus r. ver-
drängt; es bestand 1793 und 1794 eine
Loge zu Colmbra unter dem Vorsitz eines
Deutschen, Matheus, und 1795 eine solche
zu Oporto. Hier sowohl als im Mai 1796
zu Lissabon wurden von den Stadtrichtern
Untersuchungen ÜberFreimaurer verhangen.
Ebenso pflegten und hegten die Offiziere
der ausländischen, in portugiesischen Hä-
fen vor Anker liegenden Schiffe die Frei-
maurerei, hielten auf diesen Schiffen Ver-
sammlungen, Aufnahmelogen u. s. w. Ins-
besondere wird hier aus dem J. 1797 die
Fregatte Phönix genannt, aus deren Loge
dann die Loge Regeneration in Lissaboa
hervorging, die wiederum die Stammluge
für fünf andre Logen wurde, und es wird
berichtet, dass unter ihren 140 Mitgliedern
sich die durch Talent und bürgerliche
Stellung ausgezeichnetsten Portugiesen be-
funden haben. Es bestand eine »Commis-
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Portugal.
175
säo do expediente« von sechs Maurern,
welche die Arbeiten der portugiesischen
Logen zu leiten und vor etwaigen Ver-
folgungen zu schützen hatte. Unter ihr
verbreitete sich die Freimaurerei im gan-
zen Königreich. Ausser den schon ge-
nannten bildeten sich in Lissabon noch
drei andre Logen. Als hauptsächlich thä-
tig wird eine Loge Die Tugend genannt,
der namentlich Schiffskapitäne und Offi-
ziere, so wohl portugiesische, als französische,
<les Regiments der ausgewanderten Roya-
listen angehörten. Fortdauernd aber waren
die Freimaurer den Verfolgungen der Po-
lizei ausgesetzt, an deren Spitze damals
als Generalintendant Marrique stand, der
selbst die schmachvollsten Verdächtigungen
der Freimaurer dem Prinzregenten vorzu-
bringen sich nicht scheute und beinahe
auch durch Verrat eines von den Frei-
maurern unterstützten, hilflos nach Lissa-
bon gekommenen Brasilianers Passos, zu
seinem Ziele gelangt wäre. Nur durch die
geschicktesten Täuschungen konnten die
Freimaurer ihre Versammlungen vor den
polizeilichen Nachstellungen verbergen.
Man wechselte beständig die Lokale oder
spielte und tanzte in dem einen Teile,
während in dem andern maurerisch gear-
beitet wurde u. s. w. Zum Unglück drohte
auch noch eine innere Spaltung zwischen
den Logen von Lissabon und Oporto, die
nur durch das mutige und zugleich ver-
söhnende Dazwischentreten Monteiros de
Carvalho e Oliveira und einiger andern
ausgeglichen ward. Eine Unterredung, die
der Genaunte und mehrere hervorragende
Freimaurer mit dem Finanzminister Mar-
quis v. Linhares hatte, brachte wenigstens
vorübergehend einige Ruhe für die Frei-
maurer. Doch wurden 1802 mehrere, bei
denen man maurerischc Papiere gefunden
hatte, in Untersuchung und Haft genom-
men, aus der sie zum Teil nur durch die
Flucht sich befreiten. [Interessante Details
über diese ganze Schreckenszeit der por-
tugiesischen Maurerei im Almanac do rito
«scosez em P. vom J. 1845, übersetzt
in L. VIII, 72, dem hier hauptsächlich
gefolgt ist.] Öbwohl diese Verfolgungen
sich bis 1806 immer noch steigerten, wurde
doch der Fortbestand der Freimaurerei so
wenig dadurch verhindert, dass sogar in
diese Zeit die Einsetzung des ersten Gross-
raeisters Sebast Jose" de Sampajo e Mcllo
de Castro e Luziguano, Rats des hohen
Gerichtshofs, fällt, nachdem schon vorher
mit der Grossen Loge von London wegen
Aufnahme der portugiesischen Logen
unter deren Gerichtsbarkeit verhandelt und
ein günstiger Beschluss derselben unterm
9. Mai 1802 erwirkt worden war. Das
Einrücken der Franzosen unter General
Junot 1807 Hess vorübergehend wieder für
die Freimaurerei eine günstigere Zeit an-
brechen. Bald jedoch, 1808, hielt es die
Grossloge für geraten, die Arbeiten ein-
zustellen, weil der Plan hervortrat, die
Leitung der portugiesischen Maurerei ganz
in die Hände der Franzosen zu bringen.
Bei der zweiten Invasion der Franzosen
nach P. unter General Soult 1809 konnten
sie sich nur kurze Zeit halten. Kurz nach
ihrem Abzug wurden neue Verfolgungen
durch ein vorwitziges Benehmen der Eng-
länder hervorgerufen, die einen öffentlichen
Aufzug mit Fahnen hielten, so dass die
Garden, es für eine kirchliche Prozession
haltend, die militärischen Ehrenbezeigungen
machten, nach dem Erkeunen der Frei-
maurer aber Volk und Soldaten gemeinsam
über sie herfielen und sie misshandelten,
das Inquisitionsgericht aber von neuem
gegen mehrere Personen als Ketzer ein-
schritt. Einer der Verhasstesten, Doktor
Abrantes de Castro, entkam durch die
Flucht nach London, wo er 1810 seine
Verteidigung veröffentlichte. Ebenso folgte
der dritten Invasion der Armee unter
Massena eine neue Verfolgung der Mau-
rerei; 1810 wurden 30 der angesehensten
Freimaurer Lissabons gefangen nach den
Azorischeu Inseln geführt. Ungeachtet
aller dieser Verfolgungen ging doch die
Freimaurerei in P. nicht unter. Im Gegen-
teil, Hess sich ein grosser Teil der por-
tugiesischen Offiziere in die Logen auf-
nehmen, und es bestanden, nach den An-
gaben des P. Macedo, 1812 nicht weniger
als 13 Logen in Lissabon. Grossmeister
war seit 1809 Fern. Romäo d'Alaide Teive,
Sohn des Gouverneurs der Provinz Alem-
tejo. Sein Nachfolger, der 1816 zum Gross-
meister ernannte General Gomes Freire
d'Andradc, war allerdings unglücklicher.
Verräterische Anklage eines Kapitäns der
I Armee, Jose" d'Andrade Corvo, der sich
als ein sehr eifriges Mitglied der Logen
gezeigt hatte, überlieferte ihn den Hän-
den des damaligen Gewalthabers in P.,
des englischen Marschalls Beresford, mit
dem er in Feindschaft lebte und der ihn
nebst 17 andern, die sich gegen die eng-
lische Botmässigkeit erhoben hatten, 15.
Okt. 1807 zum Tode verurteilte. Eine
Verordnung vom 30. März 1818, die König
Johann VI. von Rio Janeiro aus gegen
alle geheime Gesellschaften erliess [abge-
druckt in Chr. Dan. Voss Zeiten, Bd. 57
St. 1, S. 139—149] drohte Todesstrafe und
Vermögensentziehung allen Mitgliedern
geheimer Gesellschaften, auch den Frei-
maurern, sowie Verbannung auf4 — 10 Jahre
allen, die ihnen Gerätschaften liefern wür-
den. Diese Verordnung hatte freilich zur
Folge, dass man in Elvas die Loge Die
Freigebigkeit errichtete, in der der Oberst-
leutnant und Platzmajor der Stadt, Fer-
reira Passos, den Vorsitz führte und dem
der Bischof von Elvas und andre der an-
gesehensten Männer angehörten. Mit der
Einführungder konstitutionellen Monarchie
1820 atmetedieFreimaurerei wieder frei auf,
und während 27. Sept. 1822 Kaiser Dom
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176
Portugal.
Pedro in Brasilien zum Grossmeister der
brasilianischen Maurerei erwählt wurde,
bekleidete in P., wo in Lissabon allein
acht Logen waren, diese Würde der Staats-
rat Isäo da Cunba Souto Major. Als aber
infolge der Gegenrevolution 1828 JohannVI.
die Königsgewalt in vollem Umfange wieder
erhielt, erliess er den 20. Juni d. J. ein
neues Verbot der Freimaurerei, das die
früher angedrohte Todesstrafe wenigstens
in fünfjährige Verbannung nach Afrika
und eine Geldbusse von mindestens 100000
ReYs (ungefähr 480 M.) für jedes Mitglied
milderte. [A. Z., Bd. 1, S. 484.1 Von
jetzt an war die Freimaurerei wieder den
heftigsten Verfolgungen ausgesetzt, und
vor allem wütete Dom Miguel gegen
sie, der 30. April 1824 eine Verordnung
ergehen Hess, die mit den Worten
schloss: »Es lebe der König! Es lebe die
römisch-katholische Religion! Tod und
Verderben den ruchlosen Freimaurern!«.
In derselben Nacht wurde eine Bekannt-
machung des Kardinals Souza, Erzbischofs
von Lissabon, gedruckt, die den Pöbel
gegen die Freimaurer aufhetzte, so dass
mehrere nur auf den Verdacht hin, sie
seien Maurer, ermordet wurden. [Inter-
essante Einzelheiten auch hier wieder in
L., u. a. O., S. 85.] So ging es von der
Berufung Dom Miguels zum König 1828
bis zur Kapitulation von Evora (26. Mai 1834).
Die portugiesischen Freimaurer bestanden
damals nur auf der Azoreninsel Terceira
noch fort oder waren nach Brasilien, nach
England, Frankreich, Belgien gefluchtet;
die einen blieben ihrem bisherigen Gross-
meister, da Silva Carvalho, treu, die an-
dern hatten den nachmaligen Marquis von
Saldanha dazu erwählt. Als sich nach der
Rückkehr der Emanzipierten 1834 wieder
mehrere Logen in den grössern Städten
des Königreichs bildeten, trat leider ein
Zwiespalt ein. Die Logen von Lissabon
erkannten die beiden Vorgenannten als
Grossmeister an, während die von Oporto
einen dritten, Man. da Silva Passos, dazu
ernannten. Carvalho verliess 1836 P., und
die unter ihm arbeitenden Logen stellten,
ausser denen auf den Azoren, ihre Thätig-
keit ein. Eine Versammlung sämtlicher
» Roseukreuzer • aller portugiesischen
Oriente 1837 führte zu keinem Erfolg.
Unterdes fehlte es auch trotz der kon-
stitutionellen Regierung nicht an Angriffen
auf die Freimaurerei. Freilich waren auch
noch Zerwürfnisse innerhalb des Bundes
ausgebrochen, denen die Politik nicht ganz
fremd war. Der Grossmeister Saldanha
wurde seiner Würde 1887 enthoben und
an seine Stelle 1839 Baron Viaila Nova
de Foz-Cöa erwählt, der 19. Jan. 1840 ein-
gesetzt wurde. Die zweite Grossloge, von
Oporto, wählte 1841 zu ihrem Grossmeister
da Costa Cabal; der dritte Grossorient in
Lissabon, dem früher Carvalho vorstand,
ernannte in demselben Jahre den Staatsrat
I Man. Goncalves de Miranda zu dessen Nach-
folger. Alle diese Logen arbeiteten nach
dem sogen. Rite francais oder moderne.
Der Rite ecossais wurde erst 1837 in P. ein-
geführt, und zwar durch einen spanischen
Kaufmann, Juan Coelho, der in Lissabon eine
Loge unter dem Grosskapitel der Prince-
Masons von Irland gründete; für diese und
mehrere andre von ihr ausgegangne Logen
bildete sich ein besonderer Grossorient.
Hiernächst war aber hauptsächlich für
Ausbreitung dieses Ritus thätig der schon
genannte Jos£ da Silva Carvalho, der 24.
Juni 1840 unter dem Schutz des Obersten
Rats von Brasilien eine Loge in Lissabon,
Die kleine Festung, einsetzte, auch ein
»Konsistorium« gründete, an dessen Stelle
aber laut Urkunde vom Grossen Rat von
Brasilien am 28. Juni 1841 ein unabhän-
giger Oberster Rat in P. 27. Dez. 1841
eingesetzt wurde, der den Namen Gross-
orient von Lusitanien annahm. — So be-
standen damals folgende vier Grosslogen
in P.: 1) der (zuletzt gedachte) Grossorient
von Lusitanien, eigentlich eine von dem
Grossorient von Brasilien abhängige Pro-
vinzialgrossloge; 2) der irländische Gross-
t Orient unter der Grossloge von Irland;
| 3) der Grossorient von Passos-Manuel ;
' 4) der Grossorient von Costa-Cabral, diese
' beiden ganz unabhängig. Sie arbeiteten
. teils nach dem modernen (französischen)
Ritus, teils nach dem alten schottischen,
teils nach dem englischen. [L'Orient
1844-45, S. 247, und hieraus L. VI, 111;
X. 141; Hamburger Archiv für Freimaurer
IV, 215.] 1848 finden wir, daBs ein neu
begründeter Grossorient von Lusitanien
bei dem Grossorient von Frankreich nm
gegenseitige Verbindung nachsucht, die er
aber nicht erhalten zu haben scheint. [L.
I XIII, 305 ; Bull, du Grand Orient de France
; IV, 164.] 1849 wurde durch Verschmel-
zung dieser Grossbehörden (mit Ausnahme
des irländischen Grossorients) der Gross-
orient von P. unter dem Grossmeister
d'Oliveira gegründet, dessen Nachfolger
| aber, Alves de Mauro Contucho, durch
sein despotisches Verfahren bewirkte, dass
am 81. Jan. 1859 der frühere Grossorient
von Lusitanien unter dem Grossmeister
GrafParaty wieder auflebte. 1870 wurde
zwischen den beiden Grossorienten von
P. und Lusitanien ein Vertrag abge-
schlossen, durch den sie sich unter dem
Namen Grande Oriente Lusitano Unido
vereinigten und den Conde de Paraty zum
Grossmeister wählten. Auch die in P. be-
stehenden Logen unter der Grossloge von
Irland schlössen sich 1872 dem lusita-
nischen Groasorient, indem sie sich zur
Loge Kegeneracäo Irlandeza verschmolzen,
an, der von da an die einzige maurerische
Oberbehörde in P. war. 1869 war die
Zeitschrift Boletim Oficial do Gr. Or. Lus.
Un. gegründet worden, die 15 Jahre pünkt-
lich erschien, dann aber ihr Erscheinen
Poselger — Posen.
177
einstellte. Die Verbindung der Logen mit
Politik und Religion brachten nach dem
Tode Paratys (22. April 1884) wieder einen
Niedergang herbei. Die Loge Regeneracäo
Irlandeza sagte sich 1892 vom Grossorient
los, andre, darunter sämtliche Logen in
Oporto, folgten. Die Loge Reg. Irl. errich-
tete unter Zuziehung von drei andern
Logen die selbständige Grande Loja de
Portugal. Aber auch hier trat infolge der
in P. nie schlummernden Jesuitenfrage
eine Scheidung in zwei Lager ein. Die-
jenigen, die mit Politik und Religion sich
nicht beschäftigen wollten, schlössen sich
der Loge Reg. Irl. an und baten die
GrOBsloge von Hamburg um Aufnahme in
ihren Verband, die ihnen 25. April 1895
unterm Namen F rader nidade äs tres luzes
gewährt wurde. Der Grande Orient Lusi-
tano Unido weigerte sich, diese Hamburger
Tochterloge anzuerkennen, ging aber selbst
immer mehr dem Verfall entgegen. 1897
bildete sich eine neue Grossbehörde unter
dem Namen Grossorient von P., der auch
die unabhängige Loge Obreiros do trabalho
in Lissabon beigetreten ist, nachdem sie
schon 1893 aus dem Lusitanischen Gross-
orient ausgeschieden war und dann die
bald wieder entschlummerte Grande Loja
de P. mit gegründet hatte. Der Vereinigte
Grossorient von Lusitanien in Lissabon zählt
jetzt etwa 25 Ixjgen. Die oberste Leitung
führt ein Ordensrat von 15 Mitgliedern.
[Vgl. Alpina 1875, S. 126; FZ. 1853, 8. 148;
L. VIII, 72; 1894, S. 200; 1895, S. 119;
Z. 1874, S. 44; 1875, 8. 124; Boletim ofic.
do Gr. Or. Lus. Unido 1876/77, 8. 159;
1879/80, 8. 93; A. M. da Cunha-Bellem,
Le Grand Orient Lusitanien. Son origine etc.
(Lisbon 1869); L. XXVIII, 155.]
Poselger, Friedrich Theodor, geb.
27. Mai 1771 in Elbing, gest. 9. Febr. 1838
in Berlin, wurde 1794 Stadtrat und Asses-
sor beim Stadtgericht in Elbing. 1808
begab er sich nach Berlin und widmete
sich vornehmlich dem Studium der Mathe-
matik. Er erlangte die Würde eines
Dr. phil. und wurde zum Professor und Mit-
Direktor an der Kriegsschule ernannt.
1825 wurde er Mitglied der Akademie der
Wissenschaften. — P. wurde zum Frei-
maurer 20. Apr. 1808 in Elbing in der
Loge Constantia zur gekrönten Eintracht
aufgenommen, schloss sich in Berlin 1810
der Loge Zur Eintracht an und trat 1816
in die Grosse National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln. 1831 wurde er Mitglied
des Altachottischen (Bundes-)Direktoriums
und 1832 Nationalgrossmeister. Von ihm
rührt das Gesetz über das maurerische
Strafverfahren vom Jahre 1802 grossentcils
her; ebenso beteiligte er sich an der Neu-
bearbeitung des Rituals für den Lehrlings-
grad im Jahre 1833. Im Januar 1838 legte
er den Hammer nieder und ward zum
Ehrengrossmeister ernannt. [Vgl. Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
Allgemeine* Handbuch der Freimaurerei II.
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890), 8.
436.]
Posen (Hauptst. der preuss. Provinz gl.
Namens, 73239 E.). Bereits zu Anfang der
achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts
war hier 1) eine Loge thätig, die der strik-
ten Observanz angehörte und auch den
Konvent zu Wilhelmsbad 1782 beschickte.
Die Alteste Loge von längerm Bestand
war 2) die Loge Zur gekrönten Be-
ständigkeit (la constance couronnee),
die von der Loge Royal York 5. Okt.
1780 gegründet wurde. Sie stiftete den
Grossorient von Polen mit und erhielt
11. Mai 1785 von diesem die Erlaubnis,
Adoptionslogen zu errichten, stellte aber
1794 ihre Arbeiten ein. Neben ihr be-
standen, ungewissen Datums ihrer Grün-
dung, die Logen 3) Zum weissen Adler
(arbeitete in polnischer Sprache), 4) Zur
Schuleder Weisheit (arbeitete deutsch);
sie waren um 1783 thätig, scheinen aber
Nr. 3 1794 und Nr. 4 schon 1792 einge-
gangen zu sein. Im Laufe des 19. Jahrh.
errichtete 5) die Grosse National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln 24. April 1806
die Loge Friedrich Wilhelm zur
beglückenden Eintracht, die 1807
einging, aber 6) von der Provinzialloge zu
Plozk 24. Jan. 1812 unter dem Namen
Piast zu den drei sarmatischen
Säulen erneuert wurde. Noch nicht er-
öffnet, wurde sie bereits am 13. Februar
1812 auf Betreiben des Grossorients von
Polen polizeilich verboten ; doch wurden die
Beamten der Loge am 28. April 1813 in
aller Stille wiedergewählt, und in dem
Verzeichnis der Grossen National-Mutter-
loge für 1813 ist Piast zu den drei sar-
matischen Säulen als bestehende Tochter-
loge genannt, obwohl erst am 24. Jan.
1816 eingeweiht. Unterdes war 7) vom
Grossorient von Frankreich 1. Jan. 1808
eine Loge Les Francais et Polonais
rdunis das. gestiftet worden, die 8. Nov.
1810 eine Adoptiousloge Zum Garten Eden
gründete, 12. März 1811 zum Grossorient
von Polen übertrat und noch in demselben
Jahre ein Kapitel errichtete. Nach dem
Sturz des französischen Kaiserreichs ein-
gegangen, nahm sie ihre Thätigkeit wieder
auf 8) unter dem Namen Zur Stand-
haft i g k e i t , unter dem sie bei der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln 9. Dez. 1815 angenommen wurde.
Endlich vereinigte sich diese polnische
Loge mit der unter Nr. 6 genannten
deutschen 9) zu der, noch jetzt unter der
letztgenannten Grossloge arbeitenden Loge
Zum Tempel der Eintracht (poln.
Swiatyni Jednoäci) 24. April 1820, gest.
29. Mai 1820. Mitgliederzahl (1899): 151.
Vers. Mittwochs. Logenlokal: Graben-
strasse 25. Katalog der Bibliothek (P. 1874,
1900). Milde Stiftungen: a) Sterbekassen-
verein (Statut v. 1. Sept. 1875); b) Wit-
wen- und Waisenfonds; c) Allgemeiner
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Posener Logengauverband — Potsdam.
Armenfonds ; d) Grätz-Unterstützungsfonds ;
e) Bauer- Jubel -Stiftung (Statut v. 18. Okt.
1872) zu Stipendien für höhere Schulen;
f) Seligo-Stiftung (Statut v. 27. Febr. 1878)
für Witwen von Logenmitgliedern ; g) Rie-
mann-Stiftung (Statut v. 13. Apr. 1877),
wie zu f; h) Günther-Stiftung, wie zu f.
[Vgl. E. Mayer, Chronik der Logen in P.
und Stiftungsgeschichte der Loge Zum
Tempel der Eintracht (P. 1870); ders.,
Kurzer Abriss der Geschichte der Loge
bis 1870 (Brl. 1870); FZ. 1871, S. 81.] 10)
Eine delegierte altschottische Loge Zur
Liebe und Treue unter derselben Gross-
loge wurde 18. Sept. 1820 gegründet.
11) Endlich besteht hier noch ein dele-
gierter Innerer Orient, gegr. 2. Juli
1821. [Vgl. Bh. 1893, S. 349.]
Posener Logengauverband, gegründet
13. Dez. 1896 unter den Logen in Posen,
Gneaen, Krotoschin, Meseritz, Ostrowo,
Ra witsch und Schneidemühl, tagte 24. Apr.
1897 in Posen und 16. April 1898 in Gne-
sen. [Vgl. L. 1897, S. 8; 1898, S. 93.]
Pössneck (St. im Herzogt. Sachsen-
Meiningen, 10940 E.). 1) Freimaurer kl ub
unter der Loge Archimedes zum ewigen
Bunde in Gera, gest. 1857. Daraus ent-
stand 2) die Loge Goethe unter der
Grossen Landesloge von Sachsen, gegr. u.
eingew. 23. Juni 1880. Eignes Logenhaus
am Bahnhof, eingeweiht 29. Okt. 1893.
Mitgliederzahl (1900): 84. Ferien: Aug.
und Sept. Staatliche Anerkennung vom
3. Nov. 1884. Logenstatut bestätigt durch
Grosslogenbeschluss vom 26. Sept. 1886.
Potockl (poln. Grafenfamilie). Vier Mit-
glieder dieser Familie haben sich in der
Geschichte der polnischen Freimaurerei
namhaft gemacht: 1) Stanislaus Felix,
Graf, geb. 1745, unter Katharina II. Ober-
feldherr, gest. 1805. Er war vom 2. Febr.
1785 bis Jan. 1789 Grossmeister von Polen.
2)Ignaz, Graf, Vetter des Vorigen,
geb. 1751, Grossmeister von Litauen, gest.
20. Aug. 1809 als Abgeordneter des Herzog-
tums Warschau in Wien. Er trat Ende
1779 an die Spitze der damaligen Mutter-
logc Katharina zum Nordstern in Warschau,
die sich uuter ihm zur Grossloge von Polen
erweiterte, und wurde 27. Dez. 1781 zu
deren Grossmeister ernannt, was er aber
nur bis 1788 blieb, wo er sich ins Aus-
land begab.
8) Stanislaus Kostka, Graf, geb.
1757, General der Artillerie, unter Kaiser
Alexander I. 1815 fg. Kultusminister,
Bruder des Vorigen, geb. 1752, gest. 14.
Sept. 1821. Als Präses des Ministerrats
ward er 1. März 1812 Grossmeister und
blieb es bis zur Auflösung des Freimaurer-
bunds in Polen. (8. Polen.)
4) Stas, Graf, geb. 1778, erschossen
29. Nov. 1830, focht schon als 16 jähr.
Jüngling unter Kosciusko, war spater Ad-
jutant Joseph Anton Poniatowskis(s. d.) und
dann des Königs von Sachsen als Herzog
von Warschau. .Er zeichnete sich 1809 im
Kriege gegen Österreich aus und wurde
verwundet. Nach Errichtung des König-
reichs wurde er General und Adjutant des
Kaisers. — P. errichtete 1807 die Loge
Bracia polacy zjednoczeni und war 1808 ihr
Meister vom Stuhl; bis 1825 erscheint er
als Beamter der Grossloge. [Vgl. Bh. 1898,
S. 36.]
Potschappel, s. Deuben.
Potsdam (St. in der preussischen Provinz
Brandenburg, 58455 E.). 1) Hier errichte-
ten Gardeofnziere, die in Breslau zur strik-
ten Observanz getreten waren, 1768 eine
Loge Zum Diamant, die wohl nur kurze
Zeit bestanden hat [vgl. BZC. 1893, S. 98].
2) Demnächst wurde von Zinnendorf (s. d.)
13. Mai 1768 die Johannisloge Minerva
gestiftet und 24. Juni 1770 bei der
Grossen Landesloge in Berlin angenommen
(vgl. BZC. 1893, S. 106]. Mitgliederzahl
(1899): 165. Dar wurde 15. Okt. 1869 die
Andreasloge Veritas beigegeben. 8) Am
5. Juni 1770 stiftete die Grosse Landes-
loge in Berlin hier eine zweite Loge
Herkules, die 8. März 1773 nach Reichen-
bach (s. d.) und 28. Sept. 1775 von da nach
Schweidnitz (s. d.) verlegt wurde, wo sie
noch besteht [vgl. BZC. 1898, S. 105).
4) Die Weisheit (la sagesse), von Mit-
gliedern der Loge Royal York de l'amitie"
in Berlin 1777 als Deputationsloge ohne
besondern Namen errichtet und 29. Okt.
1777 eingeweiht, erhielt durch Urkunde vom
29. Apr. 1779 die Erlaubnis, unter diesem
Namen als Loge zu arbeiten. Sie ging
noch vor 1790 ein. 5) Von Mitgliedern
dieser Loge wurde 1780 die Loge Zur
Standhaftigkeit gestiftet, die sich
11. Juni 1798 der Grossen Loge Royal York
anschloss und 20. Juni 1798 eingesetzt
wurde. 1802 wurde bei ihr ein Innerer
Orient eingerichtet. Am 6. Dez. 1852 trat
sie ausser Tliätigkeit. Dabei schlössen sich
22 Mitglieder der Loge Teutonia (unter 7)
an. 6) Eine Loge Zu den drei Rosen,
gleichfalls unter der Grossen Landesloge
von Deutschland gegründet, ging später
ein. 7) Von der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln wurde
30. Nov. 1809 die Loge Teutonia zur
Weisheit gestiftet und 16. Dez. einge-
weiht. Am 19. Mai 1861 wurde in ihren
Räumen der Verein deutscher Freimaurer
(s. d.) gegründet. Unter Beteiligung des
damaligen Kronprinzen, spätem Kaisers
Friedrich III., beging sie 19. Juni 1881 die
dreifache Feier des Johannisfests, der
Einweihung des neuerbauten Logenhauses
(Nauener Kommunikation 48) und der
50 jährigen Hammerführung ihres Meisters
vom Stuhl Puhlmann (s.d.) [Denkmünze auf
dieses Jubiläum HMW.Nr.145J. Vers. Don-
nerstags, Juli und August Ferien. Vier
milde Stiftungen mit 50500 M. Geaamt-
kapital. Mitgliederzahl (1899): 208. Bücher-
verzeichnis von 1876. 8) Eine altschot-
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Pracht — Prag.
179
tische Loge desselben Logenbands Her- I
mann zum Diamant wurde 80. Aug.
1819 errichtet. Endlich bestand vorüber-
gehend hier 9) eine Feldloge Zum sie-
genden Adler, die, 21. Nov. 1850 von
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln gestiftet, mit 5. Juni 1851
bereits wieder ausser Thätigkeit trat, 1859
aber nochmals auf kurze Zeit arbeitete.
[Vgl. Flohr, Geschichte der Grossen Loge
von Preussen, gen. Royal York zur Freund-
schaft in Berlin, I, 8. 89. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1850), 8. 28, 55, 182, 188,
142, 190, 266.]
Pracht, Leopold v., geb. im Zwei-
brückschen 1712, k. k. Oberstleutnant, nach-
her Oberstkommandant von Ybs, Krems
und Gflnzenburg, ging 1768 als Abgeord-
neter der Loge in Prag nach Jena und
liess sich von Johnson (s.d.) einweihen. Als
v. Hund nach Altenberge reiste, schickte
Johnson ihm v. P. und v. Prangen (s. d.)
entgegen und v. Kessler meint in der
Trauerrede auf v. Hunds Tod (1776), v. P.
möge wohl den Heenneister etwas näher
mit Johnson bekannt gemacht haben, so
ilass er schon mit der Überzeugung in
Altenberge angekommen sei, er habe einen
Betrüger vor sich. P. wurde in Altenberge
Ritter, 1764 Kapitularkomtur von
Soltau und 1765 Subprior von Droysig
(Böhmen); 1767 verzichtete er auf diese
Ämter.
Pr&fekt, hohe Würde im v. Hundschcn
Tempelherrensystem. Der P. war gebornes
Mitglied des rrovinzialkapitels, hatte die
Aufsicht über mehrere Komtureien und
das Recht, den Ritterschlag zu erteilen,
musste aber vorher, auch bei Aufnahme
im Noviziat, dem Subprior oder, wenn
ihm diese Würde selbst verliehen war, dem
Heermeister Anzeige machen und dessen
Genehmigung erwarten.
Präfektur. Nach der angeblich alten I
Matrikel (s. d.) sollten die neun Pro- 1
vinzen, in die Europa in der strikten \
Observanz geteilt wurde, jede wieder in
eine bestimmte Anzahl von Präfekturen
zerfallen (s. Tempelherrensystem III).
Prag (Hauptst. des österr. Kronlandes
Böhmen, [1890J 182530 E.). 1) Graf Spork,
in England Freimaurer geworden, grün-
dete hier die Loge Zu den drei Sternen,
die 1726 durch den Grossmeister der eng-
lischen Grossloge A. Sayer persönlich ein-
geweiht worden sein und von der Mutter-
loge zu Berlin die Stiftungsurkunde er-
beten und 1742 erhalten, nach der Rück-
eroberung Prags sich aber aufgelöst haben
soll. 2) Die Mehrheit der Mitglieder spal-
tete sich in neutrale und österreichische,
die 1741 je eine Loge gründeten; die öster-
reichsche leitete Graf Kinigl (s.d.). Als Lohn
der Treue wurde diese Loge öffentlich au-
erkannt. 8) Nun vereinigte Kinigl 1748
die drei Logen zu einer, die den Namen
Zu den drei gekrönten Sternen an-
nahm. 4) Ein Teil der Mitglieder aber
stiftete 1743 die Loge Zu den drei
Säulen. 1763 erteilte die Dresdner Loge
Zu den drei Granaten der Loge Zu den
drei gekrönten Sternen einen Stiftungs-
brief und die Erlaubnis zur Errichtung
eines Kapitels Zu den vier Evange-
listen für ganz Böhmen. Bald darnach
sandte die Loge auf die Aufforderung
Johnsons (s. d.) Vertreter nach Altenberge,
die dem Heermeister Freiherrn v. Hund
(s. d.) huldigten und auch die Loge für
die strikte Observanz gewannen, die nun
unter dem Namen Rodomskoy den Rang
einer exemten Präfektur erhielt. Am 28.
Jan. 1765 zum Subprior von Droysig er-
nannt, stellte von Pracht (s.d.) 16. Jan. 1765
in der Loge den Antrag, die Erziehung
von vorläufig vier Waisenkindern zu über-
nehmen die Anstalt aber allmählich zu
einem Waisenhaus zu erweitern. Einige Mo-
nate darnach wurden einige Mitglieder der
Loge verhaftet, weil sie in eine Verschwö-
rung verwickelt sein sollten. Demzufolge
legte Pracht 27. Nov. 1765 seine Steile
nieder und stellte die Arbeit des Kapitels
und der Logen ein, die aber 26. April 1766
wieder aufgenommen wurde. Nun wurden
wieder einige Rosenkreuzer eingezogen
und infolgedessen 8. Okt. 1766 ein neues
Verbot gegen die Freimaurer und Rosen-
kreuzer erlassen, worauf man alle Arbeiten
einstellte. Erat 17. März 1772 nahm die
Loge diese wieder auf. Nachdem im
Konvent zu Kohlo (s. d.) nur die aktiven
Präfekturen anerkannt wurden, so wurde P.,
weil inaktiv, als Präpositur Rodomskoy
der Präfektur Gommern (Dresden) unter-
geordnet und 10. Okt. 1772 Graf Kinigl sen.
zum Praefectus ad honores und Präpositus,
sein Sohn aber zum Kommissar der Prä-
fektur Gommern — und bald darnach
jener auch zum Stuhlmeister, dieser aber
zum zugeordneten Meister der 15. Dez. 1772
eröffneten schottischen Loge ernannt.
Mittlerweile hatte nach langer Pause
Born (s. d.) 1770 die Schwesterloge auf
Grund eines aus London erlangten Freibriefs
wieder ins Leben gerufen; die Loge nahm
den Namen Zu den drei gekrönten
Säulen an. Born gründete mit Beiziehung
der Mitglieder eine gelehrte Privatgesell-
schaft, die sehr wertvolle Arbeiten heraus-
gab, deckte aber, als die Loge sich 18. März
1773 für die strikte Observanz erklärte und
sich der schottischen Loge unterordnete,
die sich nunmehr als schottische Loge
Zu den drei gekrönten Sternen und
den drei gekrönten Säulen nannte.
Hier entfaltete Graf Kinigl eine ausser-
ordentlich rege Thätigkeit, der es zu
danken war, dass das 1765 gegründete,
aber mit der P.er Freimaurerei in Verfall
geratne Waisenhaus bei der Hungersnot
in den Jahren 1771 und 1772 neu eröffnet
wurde. Es wurde nun auf 25 Waisen
12*
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180 F
auagedehnt, und die Unterstützung aller
Mitglieder der profanen Kreise und selbst
der Kaiserin Maria Theresia, die erst
4000, dann 13000 fl. spendete, bewirkte,
dass man für die 1. Sept. 1773 eröffnete
Anstalt ein eignes Haus erwerben und
die Anzahl der verpflegten Waisen er-
höhen konnte. Durch den Beitritt der
Wiener Loge war es gelungen, auch den
Herzog AlbertKasimir von Sachsen-Teschen
(s. d.) für das Templersystem und zum
Protektor der österreichschen Freimaurerei
zu gewinnen, der es gestattete, dass die
schottische Loge seinen zweiten Tauf-
namen in ihren Namen aufnehme; diese
nannte sich fortan Schottische Loge
Kasimir zu den drei gekrönten
Sternen und drei gekrönten Säulen.
Auf dem Konvent zu Braunschweig 1775
(s. d.) erhielt P. die Würde einer Präfektur
wieder, und Graf Kinigl jun. wurde zum
Präfekt, sein Vater zum Subprior ad
honores ernannt. Das Präfekturkapitel,
22. Dez. 1775 eröffnet, nannte sich den
Johannislogen gegenüber grossschottische
Loge Kasimir zu den neun Sternen.
Durch die Lostrennung und Erhebung der
Wiener Loge zur Grosskomturei 1776
erlitt die Präfektur eine empfindliche
Einbusse, für die sie darin Ersatz fand,
dass M. Clemens in Lemberg eine neue
Loge erbaute und eine dort beatandne
an sich zog, auch die Triester Loge und
die des Likaner Grenzregiments sich an-
schlössen, die Loge Siucerite" aber zu neuer
Thätigkeit erwachte. Zu dieser Zeit über-
reichte man Joseph II. eine Zuschrift der
Berliner Grossen Landeslogc mit der Bitte,
ihr seinen Schutz zu verleihen. Bei dieser
Veranlassung äusserte Joseph II. den
Wunsch, Freimaurer zu werden, kam je-
doch nicht mehr darauf zurück, beant-
wortete aber den Brief und begründete die
Zurückweisung des Ansuchens. Dies er-
mutigte die P. Freimaurer an den Kaiser
eine Denkschrift zu richten und seinen
Schutz zu erbitten. Diese wurde mit einem
eigenhändigen Begleitschreiben des Herzogs
Ferdinand von Braunschweig (s. d.) dem
Kaiser durch die Post zugesandt, weil nie-
mand wagte, es persönlich zu überreichen.
Der Kaiser beantwortete die Denkschrift
12. Juli 1776 in recht gnädiger Weise,
dem Herzog aber geradezu liebenswürdig,
ohne jedoch irgend eine Zusage zu machen.
Dagegen zeigte er sich dem P.er Waisen-
hause geneigt. Dessen Vorsteher, Graf
Kinigl, entfaltete auch in dieser Hinsicht
einen unermüdlichen Eifer. Ihm ist es zu
danken, dass Herzog Ferdinand von Braun-
schweig einen ansehnlichen Betrag spen-
dete; die Kaiserin schenkte der Anstalt
1780 das vormals Bredausche Palais, das
8. Juli 1781 bezogen wurde; Kaiser Joseph
stiftete sieben Plätze; Theaterdirektor
Wahr gab jährlich eine Vorstellung zu
Gunsten des Waisenhauses u. s. w. 5) In-
zwischen gründete Graf Barbo Neujahr
1780 die Loge Zum grünen Löwen, die
sich bei der Berliner Grossen Landesloge
um eine Stiftungsurkunde bewarb, die zu-
gesagt wurde für den Fall, dass Graf
Barbo den Hammer führe oder ein P.er,
der bereit sei, nach Berlin zu kommen,
um gehörig eingeweiht zu werden und für
die Schriften 100 Thlr. Taxen zu bezahlen.
Dem konnte nicht ensprochen werden,
weshalb sich die Loge 1781 auflöste. —
6) Der Bestrebung zur Gründung einer
österreichschen Landesloge stimmte die
P.er Präfektur bei, die sich Anfangs
1782 mit ihren Vorstehern Graf Kinigl
und Graf Thun als Provinzial-Grossmeister
und zugeordnetem Grossmeister zur Pro-
vinzialloge von Böhmen umwandelte.
Bald jedoch entstanden Uneinigkeiten, in
deren Folge Graf Kinigl gesprächsweise
äusserte, dass er zurücktreten werde. Diese
Äusserung wurde von seinen Gegnern
in einer Rumpfversammlung der Proviuzial-
loge 30. Aug. 1782 als förmlicher Rücktritt
betrachtet, angenommen und Herzog Georg
von Mecklenburg (s. d.) zum Grossmeister,
Graf Salm und Graf Stampach aber zum
zugeordneten, bezw. stellvertretenden zu-
geordneten Grossmeister erwählt. Die
Zurücksetzung des Grafen Kinigl führte
zu Zerwürfnissen, die 1783 die Grün-
dung neuer Logen veranlassten und erst
aufhörten, als die Grossmeister im Aug.
1783 zurücktraten und an ihre Stelle Graf
Stampach und Graf Kinigl gewählt wur-
den, die diese Würde beibehielten, als
1784 die österreichische Landesloge er-
richtet wurde und die Provinzialloge von
Böhmen (mit Mähren und Schlesien) ins
Leben trat. Die erwähnten neugegrün-
deten Logen waren: a) Zur Wahrheit
und Einigkeit, die 30. Nov. 1783 er-
öffnet wurde; b) die Loge Union 14. Dez.
1783 eröffnet, aber 1785 interimistisch ge-
schlossen. Diese Loge sollte die Grund-
lage abgeben für die Hochgrade, die —
nach längerer Pause — 1784 wieder zu
arbeiten begannen. Die Freimaurervcrord-
nung (Dez. 1786) verursachte neue Zer-
würfnisse und Umwälzungen. Nach ihr
konnten vom 1. Febr. 1786 an in P. nur
drei Logen bestehen. Nachträglich wurde
jedoch verfügt, dass die Verordnung schon
mit 1. Jan. in Kraft treten und in P.
bloss zwei Logen bestehen sollten. In
einer rasch einberufnen Versammlung
wurde 81. Dez. 1785 Graf Lazansky zum
Grossmeister und Domherr Ungar zum
zugeordneten Grossmeister der Provinzial-
loge gewählt. Infolge Widerspruchs des
Grafen Kinigl und der Loge Zu den drei
gekrönten Sternen gegen diese Wahl wurde
Graf Lazansky von der Landesloge zwar
bestätigt, Ungar aber nicht, worauf dann
auch ersterer 15. Febr. 1786 zurücktrat.
Unter den Mitgliedern herrschte eine so
hochgradige Gährung, dass die Landea-
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181
löge im März 1786 die Provinzialloge von
Böhmen für aufgelöst erklärte und die
böhmisch -mährischen Logen an die Pro-
vinzialloge von Österreich verwies. Hier-
gegen wurde zwar kräftig Widerspruch
erhoben; nachdem aber kurz darauf auch
die Landesloge einging, trat die Provinzial-
loge von Böhmen nicht wieder in Thfitig-
keit. Inzwischen erfolgte die neue Grup-
Sierung der Logen. Die Loge Zu den
rei gekrönten Sternen zog die Mitglieder
der Loge Sincörite" an sich und führte nun
den Namen Zu den drei gekrönten
Sternen und Redlichkeit, in der an-
fangs Graf Kinigl den Hammer führte.
Die Loge Zu den drei gekrönten Säulen
ging in der Loge Wahrheit und Einig-
keit auf, die nunmehr den Namen Wahr-
heit und Einigkeit zu den drei ge-
krönten Säulen annahm. 1788 ar-
beitete Cornova ein neues Ritual und 1790
ein neues Gesetzbuch aus. Gleichzeitig
stellte Dr. med. O'Reillv die Geschichte
der Loge zusammen. [Vgl. System der
Freimaurerloge Wahrheit und Einigkeit
zu drev gekrönten Säulen in P%* (Phila-
delphia 1794).] Um die Ungefährlichkeit
ihrer Grundsätze darzuthun, hatte die Loge
ihr Gesetzbuch und ihr Ritual den Kai-
sern Leopold II. und Franz II. überreicht;
allein das reichte nicht aus, den Wider-
stand zu brechen. Die zeitweilig in Ruhe
getretne Loge Union versuchte Ende
Mai 1786 ihre Rechte geltend zu machen
und Erlaubnis zu ihrer Wiedereröffnung
zu erlangen, was jedoch nicht gelang.
Nun schritt Graf Kinigl daran, ein all-
gemeines Ordens-Direktorium zu errichten,
in dem alle Hochgradsysteme des Landes
(Templerorden, Chevalier de la bien-
faisance, Rosenkreuzer und Asiatische
Brüder — der Illuminaten wird nicht ge-
dacht) vertreten sein sollten. Nachdem
Herzog Ferdinand von Braunschweig (s. d.),
sowie Landgraf Karl von Hessen (s. d.) den
Plan genehmigt, eröffnete Graf Kinigl
24. August 1786 das Präfekturkapitel
wieder, das, um der Regierung gegenüber
einen Zweck für das Direktorium angeben
zu können, die Gründung einer Taub-
stummen-Anstalt aussprach (s. oben S. 132).
Nachdem die Freimaurerverordnung für
P. eigentlich drei Logen zulicss, die Pro-
vinzialloge als dritte aber erloschen war
und Graf Kinigl die Erlaubnis, in den
höhern Graden zu arbeiten, vom Kaiser
erlangt hatte, hielt er es im Herbst 1787
an der Zeit, jene Erlaubnis auch auf die
symbolischen Grade auszudehnen und
unter dem Namen der altschottischen Loge,
d. i. Kasimir zu neun Sternen, eine neue
Loge zu eröffnen, die jedoch, um Ver-
wechslungen mit der altschottischen Loge
zu vermeiden, sich einfach Zu neun
Sternen nannte. Graf Kinigl, die Seele
des Ganzen, wurde zum Kreishauptmann
ernannt und verliess im Nov. 1791 F.,
nachdem er den Freiherrn Schmidburg zum
stellvertretenden Präfekten ernannt hatte.
Damit ging das Maurerwesen P. mit
Riesenschritten bergab, mit veranlasst
durch die politischen Wirren. Infolge der
französischen Revolution befürchtete man
auch in Österreich den Ausbruch einer Re-
volution, und es wurde namentlich auf ge-
schlossne Gesellschaften ein scharfes Auge
gerichtet. Das Denunziatiouswesen blühte,
namentlich trieb Hoffmann (s. d.) die Ver-
dächtigung der Freimaurerei ganz syste-
matisch und bezeichnete 1792 P. als
»durch geheime Verbindungen aller Art
merkwürdig geworden«. Diesem Vorwurf
traten die Freimaurer in einer «Erklärung«
entgegen, indem sie den Verleumder auf-
forderten, seine Beschuldigung zu beweisen
oder zurückzuziehen, was Hoff mann je-
doch unterliess. Nachdem sich Franz IL,
1792 in P., nach den Freimaurer-Anstalten
angelegentlich erkundigt, die Kaiserin aber
beide besucht und sich höchst lobend
darüber ausgesprochen hatte, atmete man
wieder auf, allein nur für kurze Zeit.
Man wusste den Grafen Kinigl zu ver-
anlassen, die schottische und altschottische
Loge im Juli 1793 zu schliessen. Diesem
Beispiel folgten die Logen Wahrheit und
Einigkeit 20. Dez. 1793, die beiden andern
anfangs 1794. Dies wurde vom Kaiser
9. Febr. 1794 damit beschieden, dass er
den »freiwillig gefassten Beschluss zur an-
genehmen Kenntnis nehme und den drei
Logen P.'s hiefür seine allerhöchste Zu-
friedenheit bekannt gebe«. Bei ihrer
Schliessung erbat die Loge Zu den neun
Sternen die Erlaubnis, eine Anstalt für
Witwen und Waisen errichten zu dürfen;
es wurde ihr 1. Mai 1794 erklärt, dass dem
nichts im Wege stehe, die Mitglieder sich
indessen verpflichten müssten, der Frei-
maurerverbindung nie beizutreten. —
8) 1811 versuchte Jos. Graf Auersberg,
wirkl. Geh. Rat und Oberstlandrichter.
bis 1794 Mitglied der Loge Wahrheit und
Einigkeit, diese Loge zu erneuern unter
dem Namen Vereinigte Freunde zur
Wahrheit und Einigkeit, die keine
Protokolle und keinen Briefwechsel führen
und auch sonst höchst geheim gehalten
werden sollte. Bereits im Besitz der
Stiftungsurkunde des Grossorients von
Baden, wurde die Absicht Auersbergs aus
erbrochnen Briefen bekannt und er nach
Brünn versetzt. Die übrigen Freimaurer
errichteten die Loge dennoch, die 1814 von
der Berliner Grossloge Royal York mit
Stiftungsurkunde versehen wurde. 1818
wurde die Loge entdeckt und aufgehoben.
Die Mitglieder gingen straflos aus. —
9) 1849 geschah abermals der Versuch
eine Loge zu gründen, und zwar von zwei
Gruppen, deren eine die Loge Zur Wahr-
heit und Einigkeit zu erneuern gedachte,
was jedoch unterblieb, weil die behörd-
liche Genehmigung nicht zu erlangen war.
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182 Prandstetter
Auch 1870 wurde von Chr. F. A. Jahn (s. d.)
versucht, die genannte Loge wieder zu
erwecken, das Gesuch aber von der Be-
hörde abgewiesen. [Vgl.Bh. 1870, 8.278.] -
Derzeit bestehen hier: a) der Bruderkreis
Amicitia, meist aus Mitgliedern be-
stehend, die sächsischen Logen angehören,
gegr. 1872; Vers, im Englischen Hof; b) der
deutsche Verein Harmonie, eine Filiale der
Humanitas in Wien, gegr. 24. Jan. 1870;
Vers, im Deutschen Haus am Graben.
[Vgl. Feier des 25 jährigen Bestandes des
Br.-Kreises Harmonie in P. Abgehalten
am 24. März 1895.1
Prandstetter, Martin Joseph, geb.
5. Okt 1760 in Wien, wurde, weil er von
den Umsturzbestrebungen Riedels und
Martinovics Kenntnis hatte, ohne der Re-
gierung Anzeige zu machen, des Hoch-
verrats angeklagt und zu schwerem Kerker
22. Juli 1795 verurteilt. In Vollstreckung
dieses Urteils ist er verkommen und ver-
schollen. — P. wurde 21. Mai 1782 in der
Wiener Loge Zum heiligen Joseph in den
Freimaurerbund aufgenommen und bereits
7. März 1783 nach Bödeker (s. d.) zum
Redner gewählt. Von ihm ist ein hand-
schriftlicher Band freimaurerischer Reden
und Gedichte bis zum Jahre 1785 auf-
bewahrt geblieben. Nach Auflösung der
genannten Loge schloss Bich P. keiner
andern an; um so eifriger dürfte er dem
Illuminatenbund gehuldigt haben. [Vgl.
L. 1892, S. 81.]
Prange, Christ. Friedr., geb. 20. April
1756 in Halle, gest. das. 12. Okt. 1886, hatte
die Rechte studiert, daneben aber Zeichen-
unterricht erteilt. Er begründete 1785 eine
Kunstschule und begann Vorlesungen über
bildende Künste zu halten. 1778 wurde
er Dr. phil. und 1787 ausserordentlicher
Prof. für das Fach der bildenden Künste.
(Vgl. Nekrolog der Deutschen, XIV,
612-617.] — Er wurde 24. Juni 1779 in der
Loge Zu den drei Degen in Halle aufge-
nommen, deekte aber bald und trat erst
1807 der Loge wieder bei. Sie feierte 1829
sein fünfzigjähriges Maurerjubiläum und
ernannte ihn zum Jubilarmeister.
Prangen, Franz v., geb. 1787 in Kiel,
soll auch in Holstein gestorben sein; war
1762 als württembergscher Rittmeister
Kriegsgefangner in Magdeburg und zwei-
ter Aufseher der daselbst von den gefang-
nen württembergBchen und österreich-
schen Offizieren 1762 gestifteten Loge Zur
vollkommenen Einigkeit und wurde 22.
März 1762 in der soeben von Rosa gegrün-
teten Schottenloge Jerusalem zum schot-
tischen Altermeister und Ritter des hei-
ligen Andreas geweiht; von da an war er
in ihr erster Aufseher. Im folgenden
Jahre mit Leucht (Johnson [s. d.]) in Ber-
lin, ging er mit ihm nach Jena und half
ihm sein System ausbilden. Er will dem
Herzog von Württemberg aus Patriotismus
25 Kavalleristen gestellt haben; nachher
— Priltoriti*.
klagte er v. Reden (s.d.) und v. Heynitz (s.d.),
Johnson habe ihn um den grössten Teil seines
Vermögens gebracht. Anfang 1764 mit v.
Uffel (s. d.) zu v. Hund nach Unwürde ge-
sandt, wurde v. F., den Johnson zum Ritter
geschlagen hatte, im Kapitel zu Unwürde
zum Präfekt von Rittersfelde (Mainz) er-
nannt. Auf dem Konvent zu Altenberge
(s.d.) wegen seiner Anhänglichkeit an John-
son mit dem kleinen Bann belegt, wurde
er 1766 wieder als Praefectus ad honorea
eingesetzt und lebte nun beim Heermeister
v. Hund. Dieser sandte ihn (weil Schu-
bart [s. d.], der dem Starck [s. d.] nicht
traute, sich mitzugehen weigerte) allein
nach Wismar, um die Kleriker und ihr
System zu prüfen. Starck legte ihm Ri-
tuale und anderes in lateinischer Sprache
vor, die v. P. schwerlich verstand. Bei
Nacht wurde er feierlich zum Kleriker ge-
wählt und erhielt den Auftrag, beim Sub-
Eriorat Droysig (Böhmen) ein klerikales
[apitel zu errichten. Er sandte dem
Heermeister von Wismar aus alle kleri-
kalen Rituale und Akten, die leider
mit dem Schiffe verloren gingen; dass er
nur über Generalia, durch Schubart, wie
ihm aufgegeben war, aber über Particula-
ria unmittelbar mit dem Heermeister in
Verbindung trat, war die Hauptveranlas-
sung zu Schubarto Rücktritt. Noch in
Wismar erhielt v. P. Aussicht, in russische
Dienste zu treten, und wurde in dem-
selben Jahre Rittmeister im Regiment
Moskau Carabiniers. In Petersburg war
er dem eben dort anwesenden Starck sehr
im Wege, weil er zu viel Particularia von
seinem dortigen Kapitel erfuhr, nament-
lich, dass dessen Oberer ein Uhrmacher
Namens Schürger war, von dem Starck an-
zeigte, er sei noch vor seiner Rückkehr
nach Petersburg unmaurerischer Hand-
lungen wegen auageschlossen. [Vgl. L.
XXIX, 65.]
Praparateur, s. Vorbereitender,
l'rttpositnr- Kapitel Ein P.-K. wurde
nach dem Tempelherrensystem bei einer
Ivoge errichtet, die noch von einer Prä-
fektur abhängig bleiben sollte,
l'räsenzbucb, s. Einsohreibebuch.
Prltorlns, Friedrich Konrad Ju-
lius, geb. 1760 in Aurich, gest. 1810 in
Braunschweig als Militär- Hospital Ver-
walter, wurde als Zahlmeister Lei den
braunschweigschen Truppen in holländi-
schem Solde 1788 Freimaurer in der Loge
Constance in Maastricht, trat als landschaft-
licher Kommissar 1801 der Loge Karl zur
gekrönten Säule in Braunschweig zu und
war von 1802—6 ihr Meister vom Stuhl;
mit seinem Amtsantritt wurde zugleich die
Hamburgsche (sogenannte Schrödersche)
Arbeitsweise eingeführt. Eine grosse Menge
in dieser Zeit von ihm gehaltner Reden,
viele Aufsätze in den Akten des Engern
historischen Bundes, dessen Vorsitzender
er ebenfalls war, und eine aus den Akten
ized by
Prötzel — Preisaufgaben.
183
sorgfältig ausgezogne Geschichte der
Logen und Schottenlogen in Braunschweig,
die das Archiv enthält, bezeugen seinen
Fleiss und seine besonders historischen
Kenntnisse. Er fertigte auch mit Schrö-
der (s. d.) und Meyer (s. d.) eine Über-
setzung des Konstitutionenbuchs (s. d.) von
1723, die 1806 in Hamburg erschien [vgl.
Taute, Maurerische Bücherkunde, Nr. 10011.
Prätzel, Karl Gottlieb, geb. 2. April
1786 in Haibau in der Oberlausitz, stu-
dierte Theologie, kam als Hauslehrer 1S07
nach Hamburg, woselbst er blieb und als
Privatgelchrter bis zu seinem 13. Juni
1861 erfolgten Tode lebte. Die deutsche
Litteratur verdankt ihm eine ziemliche
Reihe poetischer und prosaischer Werke,
die von Geschick und Geschmack zeugen.
— Dem Maurerbunde gehörte er als Mit-
glied der Loge St. Georg in Hamburg
seit 7. Juni 1810 an und bekleidete ver-
schiedne Logenämter; er war auch Gross-
redner der Grossen Loge. Die maurerische
Litteratur verdankt ihm: » Maurer-Gedich te «
(Hmbg. 1829, neue Ausgabe das. 1832),
»Neue Maurer-Gedichte t (Hmbg. 1842) und
•Maurerische Vorträge« (Hmbg. 1829), die
sich noch, namentlich die komischen, ihrer
Liebhaber erfreuen.
Preen, Claus Joachim v., geb. 1737
in Donnersdorf im Meckleuburgschen, war
braunschweigscher Kammerherr und Ober-
hofmeister der regierenden Herzogin, die
er 1806 in die Verbannung begleitete; ein
liebenswürdiger, kenntnisreicher Mann.
1765 der Loge Jonathan zum Pfeiler in
Braunschweig zugetreten, war er Mitglied
der dort nachher aufeinander folgenden Lo-
gen und trat 1768 der strikten Observanz zu.
Preetz (St. in der preusa. Prov. Schles-
wig-Holstein, 4748 E.). Hier besteht eine
freimaurerische Vereinigung unter der Kie-
ler Loge, gegr. 10. Mai 1898. Vers, alle
14 Tage Sonnabends in Drillers Hotel.
Mitgliederzahl (1899): 16.
Preisaufgaben. Es war in verschieduen
französischen Logen des 18. Jahrhunderts
nach und nach der Gebrauch aufgekom-
men, Preisaufgaben zu stellen. Doch blieb
dieser Gebrauch eigentlich nur innerhalb
des Logengebiets und erstreckte sich meist
auf dichterische Aufgaben, wie noch 1807
die Loge Lea Neuf Soeurs zu Paris zwei
Preise für die beste maurerische Ode aus-
setzte. Erst als die Angriffe Barruels, Pro-
yarts und Kobisons (s. d.) nach der Re-
volution den Logen Stoff boten, wurden
Preisaufgaben zur Widerlegung dieser
Schriften ausgesetzt. Die erfolgreichste Ab-
handlung lieferte Mounier (s. d.) 1801 : »De
l'influence attribuee aux Philosophen, aux
Francs-Masons et aux Illuminös sur la Re-
volution de France«. Von dieser Zeit an ist
dieser Gebrauch stehend geblieben, wenn
auch nicht mehr in dieser Ausdehnung. So
erteilte die Loge Parfaite Union in Douai
1802 eine Preisfrage: Welchen Nutzen
kann die Regierung und der gesamte Staat
aus dem Institut der Maurerei ziehen?
Die Loge Saint-Louis des amis räunis in
Calais schrieb zwischen 1804 und 1809 aller-
lei Preisfragen aus [vgl. Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, I, 404 bis
405], die meist gedruckt wurden. Die er-
wähnte Loge in Douai erteilte noch 1842 Ch.
Aug. Vervier (s. d.) in Gent eine Ehrendenk-
münze als Preis [vgl. Memoire en reponse
ä la question maconnique philosopnique
et litte'raire (Douai 1843); Nederland.
Jaarb., 1852, S. 44], auch 1848 wurden von
derselben Loge verschiedne Preise aus-
geschrieben. [L. XI, 249]. 1820 gründete
die Loge Les triomphes, ebenso Ende 1822
die Loge Les coeurs unis in Paris ein
Institut für Preisfragen über maurerische
Fragen, welchem Beispiel noch andre
Logen um jene Zeit folgten [Kloss, Ge-
schichte der Freimaurerei in Frankreich,
II, 94]; auch schrieb 1830 die Loge La
trinke indivisible eine Preisbewerbung
aus [Kloss, a. a. O., S. 324.]. Andrer
Art waren die von manchen Logen in
Frankreich zur Belohnung edelmütiger
Handlungen ausgesetzten Tugendpreise,
so von der Loge Les rigides ecossais
unter Dupontes 1827, worin ihr die
Loge Les freres unis intimes folgte
[Kloss, a. a. O., S. 198, 824, 835].
Auch in die Niederlande und Belgien sie-
delte der Gebrauch über, und zwar wurde
26. Juli 1801 von der Grossen Loge von
Holland eine PrciBdenkmünze, 50 Dukaten
schwer, für die beste Widerlegung Barruels
und Cadet de Gassicourts ausgesetzt. [Vgl.
Taschenbuch für Freimaurer auf das J.
1801, S. 372; A. Z., 1826, 8. 416; Vrymet-
selaars almanak, 1839, S. 39.] Die Loge
Les trois niveaux in Ostende stellte 1819
drei Preisfragen, und andre Logen folgten
diesem Beispiel, wie z. B. die Loge L'es-
plrancein Brüssel, die sogar satzungsgemäss
die jährliche Aufgabe dreier Preisfragen
festgestellt hat. Die Loge Fr6deric Royal im
Haag hat 1827, 1828, 1829 darüber verhan-
delt, ist aber nicht zum Schluss gekom-
men. 1869 wurde in Italien ein Preis aus-
setzt für die beste Schrift gegen die
Jesuiten. Neuerdings (1889) hat F. Pce-
ters-Baertsoen einen Preis von 7000 Fr.
ausgesetzt, dessen Zinsen alle 10 Jahre für
das verdienstvollste Werk von maureri-
schem Standpunkt aus, das in Belgien
oder im Ausland von einem Freimaurer
veröffentlicht ist, vom Grossorieut von
Belgien vergeben werden. [Vgl. Bh. 1890,
S. 284; L. 1890, S. 135.] In Deutsch-
land ist von der Loge Zur Einigkeit in
Frankfurt a. M. 1802 eine Preisdenkmünze
in Gold zu 25 Dukaten und in Silber für
die gekrönte Preisschrift über die Er-
ziehung des Menschengeschlechts aus-
gegeben worden. [Vgl. Kloss, Annalen
der Loge Zur Einigkeit in Frankfurt
a. M., 5802—4 und Erklärung des in doppel-
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184 Prciwlau —
ter Hinsicht auf Veranlassung der Loge
Zur Einigkeit geprägten Denkmünze, o.
J. u. O.] Die Loge Humboldt in Bu-
dapest schrieb 1876 einen Preis aus auf
die beste Schrift über die Zwecke des
Freimaurerbunds für das minder gebildete
Publikum nebst Widerlegung der Vorur-
teile und Beschuldigungen gegen den
Bund. Am 30. April 1878 setzte die Loge
Zur Arbeit ebendaselbst einen Preis aus
für eine freimaurerische Gocthe-Chrcsto-
mathie mit Einleitung und Kommentar.
Auch von der Grossen Loge von Hainburg
sind wiederholt Preisaufgaben ausgegangen.
Ausserdem hat der Verein deutscher Frei-
maurer wiederholt Preisaufgaben gestellt,
so zu der besten Arbeit 1) über die den
Ideen der Maurerei am meisten entspre-
chende Art maurerischer Werkthätigkeit,
70 Thlr. und für die nächstbeste Arbeit
30 Thlr. (1868), 2) über kurze Mitteilungen
an Nicht-Freimaurer über die Zwecke und
Aufgaben des Freimaurerbundes, 300 M.
(1883"), 3) über einen Entwurf zu einem
Handbuch für die Amtstätigkeit derLogen-
meistcr 300 M. (1889), und 4) 1900 über die
Entstehung des Freimaurerbunds in Eng-
land und über seine Verbreitung in
Deutschland (1000 M.). Der Rheinisch-
westfäliBche Logenverband hat eine Stif-
tuug errichtet zu jahrlichen Preisen für
die besten Arbeiten von Studenten über
ein Thema aus dem Gebiet der Huma-
nität (s. Lessingpreis).
Prenzlau (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 19694 E.). 1) Die hier bestehende
Johannisloge Zur Wahrheit wurde von
der Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln 20. Jan. 1795 gegr., 7. März
1796 eingew. Mitgliederzahl (1899): 64.
Vers. Donnerstags. Ferien: Juli und
August. Eignes Logenhaus, Klosterstrasse
29/30, eingew. 5. Juni 1854. Ortsge-
setze vom 4. Nov. 1894, best. 9. Jan. 1895.
Milde Stiftungen: a) Stülpnagel -Dargitz-
Stiftung, Kapital 150 M., b) Knospe-Stif-
tung, Kapital 600 M., c) Boerner-Stiftung,
Kapital 1500 M., d) Reclam-StiftuDg, Ka-
pital 3000 M., e) Sterbekassen-Verein, Ka-
pital bOOO M. [Vgl. Kluge, Festschrift zur
Feier des lOOjähr. Jubiläums der Loge
(1896)1. 2) Eine delegierte altschottische
Loge derselben Grossloge: Zur Wahrheit
ist 13. Dez. 1800 gest. und 5. Mai 1801 ein-
geweiht
Pressburg (St. im gleichnam. Komitat
Ungarns, [1890] 52411 E.). I. Achtzehn-
tes Jahrhundert. Hier hat die Frei-
maurerei unstreitig früh Wurzel gefasst,
es fehlen aber sichere Daten über die erste
Zeit. Schon 1763 wurden Massregcln ge-
gen die Freimaurer getroffen, die jedoch
wirkungslos blieben, weil der Fallit in sich
dieser annahm. Ausser andern Logen
dürfte somit auch 1) die Loge Zur Ver-
schwiegenheit schon damals bestanden
haben, die 1774 zuerst erwähnt, sich 1776
Pressburg.
der Draskovich-Observanz (s. d.) anschloss,
nachdem der Grossmeister dieses Systems,
Draskovich (s. d.), derzeit dort auf h ältlich,
ihr beitrat. Sie arbeitete noch 22. Juli
1784, wurde dann aber nach der neuen
Landeshauptstadt Ofen verlegt, weil mit
den höchsten Landesstcllen auch der grösste
Teil der Mitglieder dahin versetzt wurde
(s.Budapest). 2) Inzwischen wurde 1777 die
Loge Zur Sicherheit gestiftet und auf
Grund der interimistischen Verfassung durch
die Wiener Loge Zum heiligen Joseph 20. Juli
1778 eingeweint. Die definitive Errichtung
wurde von der Berliner Grossen Landes-
loge .erbeten und durch die Provinzialloge
von Österreich einigemal erinnert, bis die
Grosse Landesloge schliesslich erklärte,
dass sie erst den Meister der Loge kennen
lernen wolle. Dem willfahrte die Loge
nicht. Nach Zustandekommen der öster-
reichschen Landesloge wandte sie sich
abermals nach Berlin und erbat Stiftungs-
urkunde für »alle 7 Grade«, was jedoch
20. Jan. 1785 verweigert wurde, weil die
Landesloge nur für die Johannisgrade
stifte. _ Nun ging man die Provinzialloge
von Österreich an, welche die Loge
jedoch 10. März 1785 an die Provinzial-
loge von Ungarn verwies, die das Ansuchen
der Loge indessen unbeantwortet Hess.
Demzufolge arbeitete die Loge ohne Ver-
fassung fort, bis sie sich infolge der Frei-
maurerverordnung anfangs 1786 auflösen
musste [vgl. O. 1880, S. 82]. 8) Aus Mit-
gliedern der vorgenannten beiden Logen
bildete sich 1782 die Loge Zur Ver-
einigung, die 1785 einen Stiftungsbrief
von der Provinzialloge von Ungarn er-
wirkte. Ende 1785 kam vom Provinzial-
grossmeister Graf Pälffy (s.d.) die Weisung,
die Arbeiten der Loge einzustellen. Nach
Aufhebung der Josephinischen Verordnung
1790 wurde die Loge erneuert oder eine neue,
nicht benannte Loge errichtet, die 1792 noch
bestand. — II. Neunzehntes Jahrhun-
. dert. Die neue Ära der Freimaurerei wurde
durch die Loge Zur Wahrheit eingeleitet,
die 19. Dez. 1869 errichtet, infolge einer
Trennung seit 1872 eingeschläfert und 1877
aufgelöst wurde. Aus ihr ging 24. Febr.
1872 die Loge Zur Verschwiegenheit
hervor, die unter ihrem Meister vom Stuhl
Dr. Georg Koväts gedieh. Sie gründete
eine Krippe (jährlich über 11 000 Pfleglinge),
einen Kindergarten, ein Kinderasyl und
eine Kinderordinationsanstalt, in der arme
Kinder unentgeltlich behandelt und mit
Arzneien versehen werden; dabei stehen
mehrere humanitäre Anstalten, wie Volks-
küche u. a. unter dem Einfluss der Loge.
Die Loge verfügt über folgende Fonds:
Kindergartenfonds 4605 fl., PensionsfondB
10916 fl, zwei kleinere Fonds 307 fl. Die
Wiener Freimaurer, denen es in Wien ver-
wehrt ist, Loge zu halten, ersahen hierfür
schon 1870 P. aus, wo dies in gesetzlicher
Form geschehen konnte. In der Loge
Presse.
185
Zur Wahrheit erfolgten denn auch die
ersten Aufnahmen für die Loge Humani-
ta», die »ich jedoch in Ncudörfl (s. d.)
niederlieft». Bald gründeten die Wiener
Freimaurer mehrere Logen (s. g. Grenz-
logen), die ihre Arbeiten in P. abhalten.
— Ausser der Loge Zur Verschwiegenheit
(60 Mitgl., Vers, jeden Freitag), arbeiten
hier gegenwärtig folgende Grenzlogen:
1) Humanita», gegr. 19. März 1871, 240
Mitgl. (». Neudörfl); 2) Zukunft, gegr.
4. Juni 1874, 114 Mitgl.; 8) Sokrates,
gegr. 6. Sept. 1874, 79 Mitgl., [vgl. Die
Loge Sokrate» in P. 1874—1899 (Wien
1899)]; 4) Schiller, gegr. 24. Sept. 1875,
80 Mitgl.; 5) Eintracht, gegr. 24. Juli
1875, eingew. 30. Juli 1876, 49 Mitgl.;
6) Freundschaft, gegr. 28. Jan. 1877,
eingew. 29. Juni 1878, 73 Mitgl.; 7) Treue,
gegr. 21. Okt. 1888, 67 Mitgl.; 8) Goethe,
gegr. 12. April 1892, 89 Mitgl.; 9) Les-
sing zu den drei Ringen, gegr. 18. März
1897, 28 Mitgl.; und 10) Pionier, gegr.
20. Jan. 1898, 17 Mitgl., wogegen die
Loge Columbus zum Weltmeer (gegr.
März 1877) 22. März 1896 eingeschläfert
wurde. Über da» Wirken dieser Logen
8. Wien.
Presse. Das maurerische Zeitschriften-
we*en, da» sich erat gegen Ende de» acht-
zehnten Jahrhundert» zu entfalten begann,
ist gegenwärtig sehr ausgebildet, geht aber
nur in Deutschland in die Tiefe und auf
wissenschaftliche Haltung aus. I. Freimau-
rerische Presse. Die erste Zeitschrift, die
in Deutschland unter dem Titel »Der Frei-
maurer, eine moralische Wochenschrift
(von Prof. J. J. Schwabe)« 1788 in Leipzig
erschien, enthält ausser dem Titel nicht»
von Freimaurerei. Die erste gediegne
Zeitschrift war das von den Brüdern der
Loge Zur wahren Eintracht in Wien hcraus-
gegebne «Journal für Freymaurer« 1784
bis 1786. Ihm zur Seite steht da» Alten-
burger »Journal für Freimaurerei« 1804
und 1805, da» vom 3. Bande ab mit den
drei folgenden zusammen 1820 unter dem
Titel »Neues Journal für Freimaurerei«
erschien. Ebendaselbst kam 1823—1827
die »Zeitschrift für Freimaurerei« heraus,
die als »Neue Zeitschrift für Freimau-
rerei« von R. R. Fischer in Altenburg
1832—1836 und als »Neueste Zeitschrift
für Freimaurerei« 1838 — 1841 erschien,
»ich in » Maurerhalle« (s.d.) unter demselben
Leiter von 1842 — 1845 umwandelte und von
1847 an als wöchentliche Zeitschrift
»Freimaurer -Zeitung« (s. d.) herausgege-
ben wurde. Daneben sind die viertefjänr-
lich und jährlich erschienenen Schriften
zu erwähnen, die unter den Titeln AI-
man ach, Archiv, Jahrbuch, Taschen-
buch, Kalender (s. d.) bekannt sind.
Hierher zählen: »Almanach oder Taschen-
buch für die Brüder Freymäurer der ver-
einigten deutschen Logen« 1776 — 79 (von
Bode — s.d.), die »Ephemeriden« 1785 und
1786(vonüden),da»Köthener»Ta»chenbuch«
1798—1805, da» Freiberger »Neue Taschen-
buch« 1801—17, da» Berliner »Taschen-
buch« 1802—05 (von Cosmann), der Ber-
liner »Almanach« 1803/4—1805/6, »Frei-
maurer-Kalender« von Horst Bretschneider
(». d.) in Gotha (1852, 1855/56, 1860), u. a.
J. K. Horstmann (s. d.) und K. Straus gaben
1841—1846 ein »Archiv für Freimaurerei«
in Hamburg herau», von dem 4 Bände er-
schienen. 1824 folgte die noch heute be-
stehende »Asträa« (». d.). Unter dem
Titel »Minerva« kam 1828 in Berlin ein
Taschenbuch heraus. Von Bedeutung ist
der »Kalender für Freimaurer« begründet
von C. van Dalen (b. d.) 1861, fortgesetzt
nach dessen Tode »von Bruderhand« (Karl
Paul (s. d.) in Frankfurt a. M., seit 1900
von A.Gündel in Leipzig), der das Verzeich-
nis aller Grosslogen und aller deutschen
Logen nebst einer jährlichen Chronik ent-
hält. Als Vierteljahrsschrift ragt die »La-
tomia«(s.d.) hervor, begründet von Dr.Fricdr.
Ludw. Meissner (s. d.) 1842 und nach dessen
Tode von Dr. H. Th. Schleuer (s.d.) und Dr.
Th. Merzdorf (s. d.) fortgesetzt, bis sie nach
29 Bänden 1873 einging. Hierher rechnen
auch die »Bausteine, gesammelt von Brü-
dern des Logen-Bundes Royal York zur
Freund»chaft zu Berlin«, von denen nur
4 Bände 1881—1884 erschienen sind. Unter
den Monatsblättern waren wohl die ersten
bedeutenden der» Ziegeidecker im Osten von
Altenburg« (s.d.), von Bemh. Lützelberger.
1837—1847, fortgesetzt unter dem Titel
»Bruderblätter«, zugleich mit Emil Wag-
ner; das Weitererscheinen wurde 1854 durch
das Pressgesetz verhindert. Von 1881 bis
1885 erschien in Hamburg da» Nieder-
schlesische Logenblatt. Gegenwärtig er-
scheinen monatlich in Deutschland, bez.
in deutscher Sprache: 1) Braunschweiger
Logen-Correspondenz. Herausgegeben von
der Loge in Braunschweig (seit 1882);
2) Die Bruderkette. Organ der Loge Zur
Bruderkette in Hamburg (seit 1882); 3)
Dresdener Ix)genblatt. Handschrift für die
Mitglieder der Logen in Dresden (seit 1871)
(s. Logenblatt) ; 4) Hamburger Logenblatt.
Handschrift für die Mitgl ieder der unterKon-
stitutiou der Grossen Loge von Hamburg
arbeitenden vereinigten 5 Logen (seit 1868)
(s. Iiogenblatt) ; 5) Orient. Amtliches Organ
der Symbolischen Grossloge von Ungarn
(seit 1873) (s. d ); 6) Am Reissbrette. Hand-
schriftliche Mittheilungen aus den 5 un-
abhängigen Logen (seit 1 875) (s.d.) ; 7) Signale
für die deutsche Maurerwelt. Heraus-
gegeben von J. G. Findel (seit 1894, ur-
sprünglich in zwanglosen Heften); 8) Der
Zirkel in Wien (seit 1871 — s. d.); 9)
Zirkelcorrespondenz unter den Johannis-
Logenmeistern der Grossen Landesloge der
Freimaurer von Deutschland (seit 1872), ur-
sprünglich nur 4 Hefte (s.d.); 10) Bayreuther
Bundesblatt. Freimaureri&che Zeitschrift
der Gross-Loge »Zur Sonne« (seit 1900).
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186
Presse.
Dazu kommen II) Bausteine. Mittheilungen
der GroBBen Freimaurerloge von Preussen,
genannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue,
S?itl892j und 12) die nur 5mal erscheinende
amburgische Zirkel-Corrcspondenz (seit
1896, als Fortsetzung der frühern Zirkel-
Correspondenz des Engbunds) (s. Zirkel-
Correspondenz). Vierzehntägig er-
scheinen 13) Bundesblatt. Organ der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln in Berlin (seit 1887 — s d. — );
14) Latomia, begründet von B. Cramer 1878
(s. d.); 15) Mecklenburgisches Logenblatt
(seit 1 87 1\ früher monatlich (b. Logenblatt) ;
16) Schlesischea Logenblatt (seit 1881)
(b. Logenblatt); 17) Alpina. Central-
Organ des Schweizerischen Logen-Bundes
(halb französisch, seit 1875) (s. d.):
18) Berliner Herold. Allgemeines An-
zeige- und Unterhaltungsblatt (seit 1890).
Wöchentlich erscheinen 19) Die Bau-
hütte, begründet von J. G. Findel (seit
1858) (s. d.); 20) Freimaurer -Zeitung, be-
gründet von R. R. Fischer (seit 1847) (s. d.);
21) Wöchentlicher Anzeiger der Arbeiten in
den St. Johannis- Logen zu Berlin und dessen
nächster Umgebung (seit 1869). Was das
Ausland betrifft, so ist des Schweizer Or-
gans oben Nr. 17 gedacht, des ungarschen
Nr. 5. Dieses erscheint auch in ungar-
scher Sprache unter dem Titel »Kelct«.
In Österreich erschienen, sind aber bald
wieder eingegangen: Der Freimaurer, von
Beigel (1876 und 1877), All gemeine Öster-
reichische Freimaurer-Zeitung (1874— 1880)
und Union, ungarisch-österreichische Frei-
maurerzeitung (1871). In Nordamerika er-
schien früher der »Triangel «(s.d.), der jetzt
durch den »Führer« ersetzt erscheint (s.
unten). In Frankreich erscheint als Organ
des Grossorients das »Bulletin Macon-
nique« und die »Revue maconnique« (seit
1879). Früher erschienen, gut redigiert
und mit trefflichem Inhalt: »Monde Mac.«
von Favre und »Chatnc d'Union« von Eug.
Hubert (s.d.). — In England ist die freimaure-
rische Presse im Verhältnis zur Zahl der
Logen auffallend zurückgeblieben, es er-
scheinen ausser dem geistig dürftigen »The
Freeraason« zu London nur noch die her-
vorragende Zeitschrift »Ars Quatuor Co-
ronatorum« (Margate, seit 1887), »The
Freemason's Chronicle« (London), »The
Craftsman« (CardifF, Wales, seit 1894), »The
Masonic Journal« (Liverpool, seit 1897)
und »The Masonic Illustrated« (London,
seit 1900). — In den Niederlanden er-
scheinen ausser dem amtlichen Bulletin
des Grossostens das »Jaarboekje voor Ne-
derlandsch Vrijmetsclaren« im Haag (seit
1757), »Maconniek Weekblad« in Amster-
dam (seit 1852) und »L'Union Fraternelle«
in Nimwegen (seit 1891); in Norwegen
»Nordisk Frimurer-Tidcndc« in Christiania
(seit 1892); in Belgien »Bulletin du Grand
Orient de Belgique« und »Bulletin des
travaux du Supr. Conseil«, beide in
Brüssel; in Italien »Rivista della Massone-
ria Italiana« von Civelli (seit 1870) und
ein offizielles Bulletin von Ulisse Bacci zu
Rom; in Spanien erschienen ausser dem
»Boletfn oncial del Grande Oriente« zu
Madrid noch einige weitere dürftige Blätt-
chen, die jetzt wohl eingegangen sind; in
Griechenland erscheint »Pythagoras« in
Athen (seit 1882) und in Rumänien »Ro-
mänia Masonicä« in Bukarest (seit 1900).
Die weiteste Verbreitung fand die jour-
nalistische Litteratur in Nordamerika,
aber freilich haben dort die meisten
Zeitschriften kein langes Leben und
zweifelhaften Inhalt. Von besonderer Be-
deutung war der in deutscher Sprache von
Röhr von 1855 bis 1872 herausgegebene
»Triangel«, der jetzt durch den »Führer«
in freilich untergeordneter Haltung ersetzt
wird und zugleich für die Odd-Fellows
dient. Die älteste Zeitschrift ist die
»Masonic Review« (Cincinnati), die 1900
in den 90. Jahrgang tritt. Wir führen
die jetzt bestehenden amerikanischen Zeit-
schriften in englischer Sprache nach dem
»Quarterlv Bulletin« der Grossloge von
Iowa (Cea'ar Rapids) auf: »Acacia« (Lin-
coln in Nebraska); »American Tyler« (De-
troit); »Ashlar« (das.); »Canadian Crafts-
man« (Toronto); »Fife Points of Fellow-
ship« (Cincinnati); »Freemason« (Los Ange-
les in Kalif.); »Freemason of New Eng-
land« (Boston); »Freemason and Fez« (Ma-
rion in Iowa); »Keystone« (Philadelphia);
»Loomis' Musical and Masonic Journal«
(New Häven in Conn.); »Masonic Advo-
cate« (Indianapolis); »Masonic Chronicle«
(Columbus in Ohio); »Masonic ConstcUa-
tion« (St. Louis); »Masonic Herald« (Rome,
Georgia); »Masonic Home Journal« (Louis-
ville); »Masonic Journal« (Portland); »Ma-
sonic Review and Waahingtonian« (Ta-
coma in Wash.); »Masonic Standard« (New
York); »Masonic Sun« (Toronto); »Masonic
Tidings« (Milwaukee); »Masonic Token«
(Portland); »Masonic Trowel« (Little Rock);
»Masonic Voice and Review« (Cincinnati,
Chicago); »Missouri Freemason« (St. Louis);
»Orient and Sheaf« (Kansas City); »Pacific
Mason« (Seattle); »Palestine Bulletin«
(Detroit); »Royal Craftsman« (Somerville);
»Signet« (Hot Springs in Südcarolina) ;
»Square and Compass« (Denver und New
Orleans); »Tennessee Mason« (Nashville);
»Texas Freemason« (San Antonio); »Trestle
Board« (San Francisco). Endlich sind
noch zu erwähnen: »Bolctim do Gr. Or.
de Brazil« (Rio de Janeiro); »Revista Ma-
söniea« (Buenos Aires); »Lautaro« (das.);
»Boletin Masonico« (Mexiko); »Indian
Freemason« (Kalkutta, Indien); »Indisch
Maconniek Tijdschrift« (Samarang, Java);
»L'Egitto Masonico« (Alexandria); »New
Zealand Craftsman« (Wellington, Neusee-
land); »Australasian Keystonc« (Melbourne,
Australien). — Es wird der freimaureri-
scheu Presse manchmal vorgeworfen, sie be-
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Prt-Bton.
187
achte das Versprechen der Geheimhaltung
nicht genug und veröffentliche Dinge,
deren Kenntnisnahme in weiten Kreisen
besser unterbliebe. Das mag mit Ein-
schränkung zugegeben werden; aber der
Vorteil, den die freimaurerische Presse
bringt, ist viel höher anzuschlagen, da
jedenfalls viele Maurer, die sich sonst nicht
um Litteratur und Lektüre kümmern wür-
den, doch auf diese Weise in der frei-
maurerischen Kenntnis weiter schreiten
und sich auch ohne Logenunterricht fort-
bilden. Man mag nur die Presse besser
unterstützen, öffentliche Kritik vertragen
lernen und freimaurerische Fragen unbe-
fangen erörtern. Wenn dabei der not-
wendige anständige Ton und Takt bewahrt
wird, kann die Presse auch auf freimaure-
rischem Gebiete als eine Macht angesehen
werden, die dem Fortschritt dient. [Vgl.
Bh. 1860, S. 181 ; 1882, S. 409; 1885, 8. 896.
Bbl. 1888, 8. 289. FZ. 1864, 8. 177; 1886,
8. 394. L. 1879, 8. 121; 1888 , 8. 204.]
II. Noch ehe die maurerische periodische
Presse die jetzige Ausdehnung in Deutsch-
land gewann, wurde 1885 beim Deutschen
Grosslogenbund der Antrag auf Schaffung
eines deutschen maurerischen Zentral-
blattes, das zugleich Bundesblatt sein
sollte, gestellt und von Prof. Schillbach
(s. d.) in Jena in einer Denkschrift, die
allgemeine Bundeszeitung betreffend, vom
l.Mai 1885 befürwortet. Die hierüber
eingeholten und sonst eingegangnen Gut-
achten sprechen sich zum Teil für ein
solches Organ aus (Frederichs in Berlin,
Sartori in Lübeck, Nies in Darmstadt);
gleichwohl lehnte der Deutsche Grosslogen-
tag den Antrag ab. (Vgl. FZ. 1885, 8. 284.
Br. L. 1883/84, 8. 65. L. 1884, 8. 181; 1886,
8.90; Viertes Rundschreiben des Deutschen
Grosslogenbundes v. 5. Mai 1886]. III. Als
eine Zeitschrift für »Freimaurer-
Schwestern« erschien im Anschluss an
den »Ziegeidecker« in zwangloser Folge
»Handschuh und Rose« (14 Gaben, Cahla
und Altenburg 1838-54 — s.d.— ). Seit 1899
erscheint wieder ein solches Blatt »Loge
und Haus« als »Familienblatt für die
Brüder der Grossen Landesloge der Frei-
maurer von Deutschland« in wöchentlicher
Ausgabe. IV. Ein freimaurerisches
Organ für das nicht maurerische
Publikum war zeitweise ins Auge gefasst
worden, um über Zweck und Wesen des
Bundes Aufklärung zu geben und Angriffe
abzuweisen, zumal da die Tagespresse
für derartige Mitteilungen meist unzu-
gänglich ist. Einen dahingehenden Antrag
hat Gust. Rietz in Bukarest 1881 beim Ver-
ein deutscher Freimaurer gestellt, er wurde
aber nicht angenommen [vgl. Mittheilungen
aus dem Verein deutscher Freimaurer
1881/82, 8. 30; 1882/83, S. 35. L. 1886,
S. 149]. Neuerdings war geplant, vom
Jahre 1897 an ein Blatt »Für und wider
die Freimaurerei« in Bamberg erscheinen
zu lassen, jedoch auch ohne Erfolg. Da-
gegen ist ein solches Blatt »Galilei. Frei-
maurerische Monatsschrift für gebildete
Leser«, unterm Schutz der Loge »Galilei«,
erschienen, herausgegeben von Dr. Karl
Mandello (s. d.) und Dr. Julius Sgalitzer
(Budapest 1899), ursprünglich in ungarscher
und deutscher Sprache, seit Nr. 4 v. 1900
nur noch in deutscher Sprache. Man hat
sich aber ebenfalls dagegen ausgesprochen
unter der Spitzmarke: »Die Freimaurerei
den Freimaurern«. [Vgl. Z. 1899, S. 17.]
V. Die nichtmaurerische Presse* wid-
met der Sache der Freimaurerei nur aus-
nahmsweise bei wichtigen oder Aufsehen
erregenden Anlassen Beachtung, wie z. B.
während des Vaughan-Schwindels. Eine
Ausnahme macht die ultramontane Presse,
die durch Kampf und Verdächtigungs-
artikel den Bund, wenn auch ohne Erfolg,
zu schädigen sucht. Die Freimaurer be-
nutzen nur selten die öffentliche Presse
und verhalten sich im allgemeinen auch
hier neutral. [Vgl. A. XXV, 8. 127. H. L.
1885, Nr. 171. L. 1895 , 8. 44.] Nur
der Verein deutscher Freimaurer hat
1898 beschlossen, den Gedanken einer
fortgesetzten Abwehr der antifreimaure-
rischen Strömung in zweckentsprechende
Wege zu leiten. [Vgl. Mittheilungen aus
dem Verein deutscher Freimauerr 1898/99,
8. 46.] Damit ist auch 1899 begonnen
worden, jedoch ebenfalls ohne Erfolg, da
sich die Tagespresse vollständig gleich-
gültig verhielt, so daas es bei dem Versuch
verblieb. VI. Lesehallen für freimaure-
rische Zeitschriften sind von grossem In-
teresse für Verbreitung maurerischer Kennt-
nis. Die Loge St. Lodewijk in Nimwegen
hat eine solche am 1. Juni 1899 eröffnet.
Preston, William, geb. 28. Juli 1742
in Edinburg, gest. 1. April 1818 in
London, ist, von der neuern Schule ab-
gesehen, einer der besten Schriftsteller
über Freimaurerei in England. Er trat
bei dem Buchdrucker Ruddiman in die
Lehre und kam 1760 als Setzer zu dem
Buchdrucker William Strahan in London,
bei dem er wie bei dessen Sohn als Kor-
rektor, später als Miteigentümer der
Druckerei 80 Jahre lang verblieb. P. war
ein äusserst begabter, neissiger, nüchterner,
echt schottischer Charakter von zäher
Ausdauer, und dem hatte er auch zu ver-
danken, dass er sich in seiner Stellung
vieler Auszeichnungen zu erfreuen hatte
und grossen Einnuss unter den Freimau-
rern gewann. Sein Biograph Stephan
Jones oerichtet: »Bald nach P.'s Ankunft
in London beschlossen eine Anzahl Brüder,
die auB Edinburg nach London gekommen
waren, in letzterer Stadt eine Loge zu
errichten, und wandten sich zu diesem
Zweck an die schottische Grossloge, die
sie aber an die Grossloge der Ancient
Macons (s. d.) wies, die auch die begehrte
Stift ungs Urkunde gewährte. P. war die
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188
Preaton.
zweite Person, die dort aufgenommen
wurde.« Später ging P. zur Grossloge
der sogen. Modems über. Er gab sich
grosse Mühe, die Geschichte der Frei-
maurerei zu erforschen, was um jene Zeit
sehon sehr schwierig war, da sich bereits
eine Menge von Verirrungen eingeschlichen
hatten. Die Frucht seiner Studien war
sein berühmtes Werk: »lllustrations of
Masonry« (London 1772), das in mehr
als zwanzig Auflagen erschienen ist und
in der englischen Litteratur unüber-
troffen dasteht. Es wurde unter dorn
Titel: »Erläuterung der Freimaurerei«,
von J. H. C. Mever übersetzt und er-
schien in Stendal 1776 und 1780. —
Die Veranlassung zur Herausgabe dieses
Buchs scheint die Grossloge selbst gegeben
zu haben. P. hatte in verschiednen Logen
Vorträge über das Wesen der Freimaurerei
gehalten, was veranlasste, dass man ihn
in einer Anzahl Logen als Mitglied ein-
trug (so viel wie jetzt Ehrenmitglied; die
älteste aller Londoner Logen, die »Lodge
of Antiquity« [s. d.], ernannte ihn sogar
gleich beim erHten Besuch zum Meister
vom Stuhl). In der Loge Zur Krone und
Anker am Strande, die ihn zum Vorsitzen-
den erwählte, fand er, wie sein Buch be-
weist, einige Maurer, die sein Streben
unterstützten, und dies veranlasste ihn,
eine feierliche Loge anzusetzen, zu der der
Grossmeister und die Grossloge eingeladen
wurden. Die dabei von Gliddon und P.
gehaltnen Vorträge, die vorgetragnen
Lieder u. s. w. machten solchen Eindruck,
dass P. zu deren Herausgabe veranlasst
wurde. Dieses Buch ist ausser dem Kon-
stitutionenbuche das erste, das die Gut-
heissung der Grossloge erhielt. Man muss
wissen, wie tief das geistige Element in
den englischen Logen gesunken war, um
zu begreifen, wie die schlichten Worte
jener beiden Redner so zünden konnten.
Man war im Gebrauchtum verfallen,
kümmerte sich kaum um das Konstitutio-
nenbuch. Auch waren bereits einzelne
Mitglieder für einen höhern (Royal Arch-)
Grad gewonnen worden. Der grosse
Beifall, dessen sich P. mit seinen Vor-
trägen erfreute, rührte daher, dass er es
verstand, der Brüderschaft die Pflichten
und Gesetze des Konstitutionenbuchs zu
erläutern, die nun um so tiefern Eindruck
machten, als deren schlichten Worte mit
der anspruchslosen Darstellung durch P.
in seltner Weise in Übereinstimmung
standen. Von seinem Freunde Smith, In-
spektor der Militärakademie, erhielt er
viele schätzbare Bemerkungen. Der Er-
folg, den er als Meister vom Stuhl und
als Vorleser hatte, ermutigte ihn, wie
er selbst gesteht, die Würde der Gesell-
schaft aufrecht zu erhalten und treu-
lich die Pflichten seines Amts zu erfül-
len. Um die Verdienste P.'s würdigen
zu können, darf man nicht ausser Acht
lassen, dass in England damals nicht allein
die Alten Pflichten und Verordnungen in
Vergessenheit geraten waren, sondern du.*s
es noch besonderer Anstrengungen be-
durfte, zur alten Arbeitsweise zurückzu-
kehren und dazu die Genehmigung der
Grossloge zu erlangen, die selber weder
die Geschichte der Maurerei, noch die
maurerischen Verhältnisse kannte. Neben
der Belehrung über die Gesetze und die
Geschichte unterzog er sich der Reinigung
der rituellen Gebräuche, freilich, wie
Steinbrenner meint (Mittheil, aus dem Ver-
ein deutscher Freimaurer I, 2) nicht ganz
unbeeinflußt von dem Gebrauchtum der
Ancients, wovon er wahrscheinlich einiges
verwertete. Das von ihm gelehrte Ritual
ist in J. Browns »Master-Key through all
the Degrees« (London 1794) enthalten.
P. war im Süden Englands thätig, wie
Hutchinson (s. d.) im Norden. Die spätem
Auflagen seiner »Erläuterungen« sind mit
vielen Zusätzen vermehrt, die Vorlesungen
in Abschnitte geteilt worden, und es sind
auch manche sogenannte Verbesserungen
von sehr zweifelhaftem Werte mit unter-
gelaufen. Was aber P.'s Werke in den
neuern Auflagen einen dauernden Wert
giebt, ist der sehr umfangreiche geschicht-
liche Abschnitt, namentlich aus jener Zeit,
wo uns das Konstitutionenbuch keine
Aufschlüsse mehr erteilt. Das »Magazin
für Freimaurer« und nach ihm Fessler
berichten, dass P. unter »dem Grossmeister
Herzog von Beaufort und dem Gross-
sekretär Thomas French im J. 1768—69
thätiger Mitarbeiter bei der neuen Ab-
fassung der Satzungen und bei der »Er-
neuerung des in- und ausländischen
Briefwechsels« gewesen sei«. Sonderbarer-
weise geben über die spätem Schicksale
und das Ableben dieses ausgezeichneten
I Mannes die neuern Auflagen seines Werks
nicht die geringste Auskunft. Einem
Exemplar der New York Evening Post
vom 26. Aug. 1818 entnehmen daher die
FZ. 1864, S. 69, 260 und die Bh. 1864,
S. 248 Folgendes: »Gestorben in Dean
Street, London, am 1. April (1818) Wil-
helm Preston, Esq., ein Mann, der mit
Grund als ein Pionier der Litteratur be-
zeichnet werden kann. P. hinterliess
1800 Pfd. St. in Staatspapieren, die er
folgendermassen verteilte: 500 Pfd. St.
erhielt der Wohlthätigkeitsfonds der Gross-
loge, 500 Pfd. St. die Freischule für Mäd-
chen, und die Interessen von 500 Pfd. St.
sollten jährlich einem gut unterrichteten
Maurer gezahlt werden, 'der iedea Jahr
einen Vortrag über den 1., 2. oder 3. Grad
der Maurerei halten sollte, in Gemässheit
mit der Arbeitsweise, wie diese gebräuch-
lich war während meiner Meisterschaft in
der Altertumsloge.'« — P. lag vier Jahr und
neun Monate krank darnieder und befand
sich zur Zeit seines Todes im sechsund-
siebzigsten Lebensjahre. [Vgl. Bh. 1864,
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189
S. 29. Triangel 1863, S. 164; 1864, S. 89;
The monthly Review, Vol. 47 (1772), 8. 488;
L. XXII, 142; Findel, Geschichte der Frei-
maurerei (4. Aufl.), S. 26, 706.]
Preussen (Königreich). I. Geschichte.
Durch Friedrich den Grossen (s. d.) wurde
die Freimaurerei in P. eingeführt und
verbreitet. Er hatte schon in Rheinsberg
eine Loge errichtet und führte diese nach
seiner Thronbesteigung 1740 in Charlotten-
burg weiter. In demselben Jahre wurde
in Berlin eine besondere Loge unter dem
Namen Aux trois globes errichtet, die in
französischer Sprache arbeitet« und sich
1744 den Namen Grosse Königl. Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln beilegte.
Von Berlin aus wurden in verschiednen
Städten, wie in Halle, Breslau, Frankfurt
a. O., Tochterlogen gegründet. Alle diese
Logen kannten anfangs nur die drei Jo-
hannisgrade und legten das Konstitutionen-
buch (s. d.) der Grossloge von England ihren
Arbeiten zu Grunde; auch beteiligten sich
am Logenleben vorwiegend Personen
höhern Standes. Als 1754 in Berlin die
Logen La concorde und L'amitie' gegrün-
det wurden, entstanden Spaltungen und
Misshelligkeiten und, um diesezu schlichten
und zugleich die drei Logen näher zu ver-
binden, schlössen sich diese unter dem Vor-
sitzenden der Grossen Mutterloge,v.Printzen
(s. d), 1760 zu einer Vereinigung zusam-
men. Auf seinen Vorschlag wurde ein
oberstes maurerisches Tribunal, bestehend
aus einem Grossmeister und zwei Gross-
aufsehern errichtet. Leider hatte diese
Vereinigung nicht lange Bestand; schon
1763 löste sich das Tribunal infolge von
Streitigkeiten wieder auf. Die Loge
L'amitie- trennte sich von den Drei Welt-
kugeln, während La concorde mit ihr
verbunden blieb. In der Mutterloge wurde
(1766) ein verändertes Ritual eingeführt,
in dem zum ersten Mal die Vorschrift
erteilt wird, dass nur ein Christ in den
Bund aufgenommen werden könne. Zur
selben Zeit begann in Berlin und an
andern Orten jene traurige Periode der
deutschen Freimaurerei, in der das Ein-
dringen der französischen Hochgrade und
das Auftreten verschiedner andrer Lehr-
arten ein Gewirr von Missständen im
Bunde hervorriefen, wodurch dieser seinem
ursprünglichen Zweck vielfach entfremdet
wurde. Es war die Sturm- und Drang-
periode der Freimaurerei. Das Unbefrie-
digtsein mit den politischen und sozialen
Zuständen Hess selbst wohlmeinende
Männer in der reinen Freimaurerei nicht
ihre Befriedigung finden und trieb sie in die
Geheimbünde hinein. Daher herrschte in
den Logen das Templertum, die strikte
Observanz, das Starcksche Klerikat (s. d.).
So trat 1766 die Grosse Mutterloge unter
dem Grossmeister Zinnendorf (s. d.) zur
strikten Observanz über, nicht aber die
dritte Berliner Loge L'amitie\ Diese er-
hielt, nachdem sie den Herzog von York
1765 zum Freimaurer aufgenommen und
ihm zu Ehren den Beinamen Royal York
angenommen hatte, eine Stiftungsurkunde
von der Grossen Loge in England. Aberauch
Zinnendorf legte 1766 die Leitung der
erstgenannten Loge nieder, zog sich ganz
von der strikten Observanz zurück und
führte von Schweden eine neue Lehrart
(schwedische oder Zinnendorfsche Lehrart)
ein. Diese verbreitete sich schnell in
Deutschland, und schon 1770 arbeiteten
zwölf Logen nach ihr. Um eine Ober-
behörde zu haben und allen Abweichun-
gen in der Lehrart zu steuern, schlös-
sen sich diese Logen zusammen und er-
richteten unter Zinnendorfs Einfluss die
Grosse Landesloge der Freimaurer von
Deutschland (1770). Es gelang Zinnen-
dorf sowohl von der Grossloge von Eng-
land eine Stiftungsurkunde, als auch von
Friedrich dem Grossen einen königlichen
Schutzbrief (1774) zu erlangen. So hatte
P. zwei Grosslogen. Der letztgenannten
Grossloge unterwarf sich auch die Loge
Royal York, trennte sich aber schon
nach vier Jahren (1778) von ihr. Die
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln be-
mühte sich, in ihrer Ausbreitung mit der
zweiten Grossloge gleichen Schritt zu
halten, wählte den Herzog Friedrich August
von Braunschweig (s. d.) zum National-
grossmeister und nahm 1772 den Namen
GrosseNational-MutterlogederPreussischen
Staaten an. Doch erst als Wöllner (s. d.),
der ein grosses Organisationstalent besass,
an ihre Spitze trat, gelangte sie zu grösserer
Blüte. 1783 sagte sie sich wieder von der
strikten Observanz los. Die dritte Ber-
liner Loge Royal York blieb in diesem
Jahrzehnt noch als unabhängige Johannis-
loge bestehen, gab sich aber 1798
eine neue Grund Verfassung und teilte
sich in die noch jetzt bestehenden vier
vereinigten Logen, an deren Spitze im
nächsten Jahre die Grosse Loge von
P., genannt Royal York zur Freund-
schaft trat, die allerdings zunächst nicht
von der Grossen Landesloge anerkannt
wurde, auch diesen Namen erst 1845 an-
nahm. Auch sie erhielt, wie die beiden
andern Grosslogen, 1798 einen königlichen
Schutzbrief. Überhaupt war das letzte
Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts für die
Entwicklung der Freimaurerei in P.
nach innen und nach aussen von grosser
Bedeutung. Im Innern gaben sich die
beiden Grosslogen Zu den drei Weltkugeln
und Royal York neue Einrichtungen und
zeitgemässe Reformen (s. oben I, 8. 88
und 95); nur die Grosse Landesloge ver-
harrte auf ihrem Standpunkt und schloss
sich zeitweilig gegen die beiden andern
ab. Nach aussen hin gab das Edikt (s. d.)
vom 20.Okt. 1798 den altpreussischen Gross-
logen eine feste und sichere Stellung.
Es verhinderte das Einbrechen andrer
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Lehrarten in P. und gab ihnen das Vorrecht,
allein auf preußischem Gebiet Tochter-
logen zu gründen; dagegen blieb ihnen
unbenommen, auch in andern deutschen
Staaten Logen zu stiften. So konnte
sich die Freimaurerei in P. ruhig ent-
wickeln; auch die politisch -reaktionäre
Strömung nach den Freiheitskriegen konnte
ihr keinen Abbruch thun. Es war natür-
lich, dass die Qrosslogen darauf bedacht
waren, sich einander zu nabern und das
innere Verhältnis unter sich fester zu
stellen. Daher regte schon 1810 der Gross-
meister Klein (s. d.^ von Royal York die
Gründung eines Freimaurervereins der drei
Grosslogen an. Auf seinen Vorschlag
versammelten sich monatlich 12 Abgeord-
nete, von jeder Grossloge vier, um sich
über maurerische Gegenstande zu beraten.
Infolge von Streitigkeiten die wegen der
Loge in Rostock entstanden, hörten diese
Versammlungen 1823 auf und wurden erst
durch den 1839 gegründeten Grossmeister-
verein (s. d.) in andrer Form wieder auf-
genommen. Dessen Zweck war: Vorberei-
tung aller für das gemeinsame Interesse
der Feimaurerei in den preussischen
Staaten erspriosslichen Beschlagnahmen.
Durch die Aufnahme des Prinzen Wilhelm,
spätem Kaisers, (1840) erhielten die Ein-
heitsbestrebungen neuen Aufschwung. Er
wurde Protektor der drei altpreussischen
Grosslogen und konnte schon 1842 mit
Befriedigung aussprechen, dass die höhern
Grade auch für Mitglieder andrer Lehrarten
ihre Pforten öffneten. Es hatte nämlich
bereits 1840 die Grosse National -Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln die Besuchs-
berechtigung für schottische Brüder and-
rer Lehrarten auf ihre Schottenlogen
ausgedehnt, ebenso (1842) die Grosse Loge
Royal York ihren Innern Orient dem vierten
Grad der Grossen Landesloge zugänglich
gemacht. So war eine Verbindung zwischen
dem Schottengrad der drei Weltkugeln,
dem Andreasmeistergrad der Grossen
Landesloge und dem Innern Orient von
Royal York geschaffen. Bald traten auch
die höhern und höchsten Grade der Gross-
logen miteinander in Verbindung. Die Mit-
glieder des Höchsten Innern Orients der Drei
Weltkugeln, die Mitglieder des Innersten
Orientsder Grossen Loge Royal York und die
Mitglieder der höchsten Ordensabteilung
der Grossen Landesloge wurden gegenseitig
zu Ehrenmitgliedern ernannt und erhielten
damit die Berechtigung zum Besuch aller
Hochgrade. Auch die Aufnahme von
Juden wurde in diesen Jahren wiederholt
angeregt, aber von den Grosslogen ver-
neinend entschieden. Erst das Jahr 1848
schien den Juden den ersehnten Eintritt
zu bringen. In Köln nahmen zwei Logen,
Minerva zum vaterländischen Verein und
Agrippina Juden auf. Aber da die Mutter-
logen diese Aufnahmen nicht billigten,
80 lösten jene beiden Logen ihre Ver-
bindung mit den Mutterlogen, jene mit den
drei Weltkugeln, diese mit Royal York,
und schlössen sich der Eklektischen Gross-
loge in Frankfurt a. M. an. Durch das
Edikt von 1793 wurden sie aber zur Rück-
kehr nach Berlin gezwungen; 1851 wurde
die Gültigkeit des Edikts von neuem be-
stätigt. In den Zeiten der Reaktion (1850
bis 1854) hatte der Freimaurerbund heftige
Angriffe von klerikaler und von protestan-
tischer Seite durch Professor Hengstenberg
(s.d.) indessen EvangelischerKirchenreitung
zu erdulden. Diese Angriffe wurden durch
Wort und Schrift entschieden zurückgewie-
sen, auch Prinz Wilhelm trat wiederholt
für den Bund ein und führte zur Betä-
tigung seines Interesses und seines Ein-
verständnisses seinen Sohn, den Prinzen
Friedrich Wilhelm, dem Bunde zu (1853).
Eine Aufforderung des Berliner Polizei-
präsidiums, die Satzungen einzureichen,
wiesen die Grosslogen mit Erfolg zurück
(1857). Dem Prinzen Wilhelm gegenüber
zeigten sie ihre dankbare Gesinnung, in-
dem sie zu seiner silbernen Hochzeit eine
Augustenstiftung (1854) gründeten. In
demselben Jahre wurde auch die Juden-
frage insofern weiter gefördert, als auf
Anregung der Loge Hermann zum Berge
in Elberfeld Israeliten als besuchende
Brüder zugelassen wurden; erst seit 1872
wurden sie in den Tochterlogen von Royal
York auch als Mitglieder aufgenommen.
1860 erliessen die drei Grosslogen ein ge-
meinsames Schreiben, die allgemeinen frei-
maurerischen Grundsätze enthaltend, an
ihre Tochterlogen. 1861 übernahm Kron-
prinz Friedrich Wilhelm das Protektorat
über die preussischen Grosslogen. Durch
den Krieg von 1866 erhielten die preussi-
schen Logen einen grossen Zuwachs, denn
die Logen in den annektierten Landesteilen
mussten sich einer preussischen Grossloge
anschliessen. Doch ging die preussische Re-
gierung hierin nicht gleichmu8*igvor. Wäh-
rend die Grosse Mutterloge des eklektischen
Freimaurerbundes in Frankfurt a. M. (s. d.)
ruhig bestehen blieb und weiter arbeitete,
nur keine neuen Logen auf preussischem
Gebiet gründen durfte, wurde für Han-
nover das Edikt von 1798 geltend gemacht
und die Grossloge von Hannover (s. d.)
aufgehoben. In Schleswig- Holstein ent-
standen viele neue Logen, die sich sämt-
lich der Grossen Landesloge anschlössen.
Die Wiederaufrichtung des Deutschen
Reichs wirkte auch belebend auf die Logen.
Ein heftiger Kampf, der auch die Aufmerk-
samkeit nichtmaurerischer Kreise erregte,
entstand 1873 und 1874 in der Grossen
Landesloge. Sie war von J. G. Findel (s.d.)
in einer Broschüre: «Die Schule der Hie-
rarchie und des Absolutismus« angegriffen
worden. Durch diese Angriffe, die sich
besonders auf die Entstehung der Gross-
loge bezogen, veranlasst, ersuchte der
Ordensmeister, Kronprinz Friedrich Wil-
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heim, den Archidiakonus Schiffmann (s. d.)
in Stettin, das Dunkel Ober den Ursprung
der Grossloge zu liebten und in den
Akten Nachforschungen anzustellen. Damit
war aber die Regierung der Grossloge
nicht einverstanden; sie bereitete Schiff-
mann bei seinen Studien allerhand
Schwierigkeiten; der Kronprinz legte 1874
sein ordensmeisterliches Amt, das er 14
Jahr bekleidet hatte, nieder. Und da
Schiffmann infolge der Veröffentlichung
seiner Forschungen von der Grossen Lan-
deslog^e ausgeschlossen wurde (1876), die
Mitglieder seiner Loge sich ihres Meisters
vom Stuhl aber kräftig annahmen, lösten
»eine Loge, die Loge Drei goldne Anker
zur Liebe und Treue in Stettin, und die
Loge Gustav Adolph zu den drei Strahlen
in Stralsund ihr Verhältnis zur Grossen
Landesloge und traten zum Verband von
Royal York über. 1888 zerstörte der Tod das
Band, das die Logen mit den Königl. Pro-
tektoren eng verbunden hatte. In nähere
Verbindung mit dem Königshause traten
die preußischen Logen wieder, als 1889 Prinz
Friedrich Leopold vonP.(s. d.) in den Bund
aufgenommen wurde. Nachdem er in die
höchste Ordensstufe der Grossen Landes-
loge eingeweiht war, wurde er von den
beiden andern zum Ehrenmitglied ernannt
und übernahm 2. Febr. 1894 das Protek-
torat über die drei altpreussischen Gross-
logen. Eine Bewegung, die noch nicht
abgeschlossen ist, entstand durch die Wahl
des Geheimen RegicrungsratsSettegast(s.d.)
zum Grossmeister der Grossen Loge Royal
York 1889. Nach kurzer Zeit seiner Amts-
führung geriet er wegen Organisation des
Innern Orients und der sogenannten Juden-
frage mit seinen Beamten in Streit, legte sein
Amtnieder(1889), trat aus dem Verband von
Royal York (1891) aus und Bchloss sich
einer Hamburger Loge an. Die Hamburger
Grossloge wollte nun in Berlin (1892) eine
Tochterloge gründen, trat aber von dem
Vorhaben zurück, als die drei altpreussi-
schen Grosslogen gemäss dem Statut des
Deutschen Grosslogenbundcs den Nachweis
(den sie eigentlich selbst zu führen hatten)
verlangten, dass diese Gründung nicht den
preussischen Gesetzen widerspreche. In-
folgedessen schlug Settegast einen andern
Weg ein. Er gründete am 1. Aug. 1892
die Grosse Freimaurerloge von Preussen,
genannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue.
Das Polizeipräsidium hatte zwar gegen die
Gründung eines neuen Vereins nichts ein-
zuwenden, erachtete aber die Bezeichnung
»Grosse Freimaurerloge« für unzulässig
und verbot diese. Gegen diese Ent-
scheidung klagte Settegast und erstritt
sowohl beim Bezirksausschuss, wie beim
Oberverwaltungsgericht ein siegreiches
Erkenntnis (22. April 1893). [Vgl. oben I,
S. 99.] Durch dieselbe Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichts ist dem Edikt
von 1798 die weitere Gültigkeit aberkannt
worden und damit zugleich das Sprengel-
recht der altpreussischen Grosslogen dc-
seitigt. Es können von ausserpreussischen
Grosslogen Tochterlogen errichtet werden,
und umgekehrt können preußsische Tochter-
logen sich einer andern Grosslogc an-
scnlieasen. Nach beiden Seiten hin ist
bereits von dem neuen Rechte Gebrauch
gemacht. So ist die Loge Georg zur ge-
krönten Säule in Klausthal aus dem Ver-
band der Grossen Loge Royal York 1896
zum Eklektischen Bund übergetreten, und
die Grosslogen von Hamburg, t rankfurta.M.
und Bayreuth haben in Berlin und andern
Orten Tochterlogen gegründet, bez. sich an-
gegliedert. [Vgl. Rosenthal, Die öffentlich-
rechtliche Stellung der Freimaurerlogen in
P. (Brsl. 1878); Bbl. 1892, S. 511; FZ.
1893, 8. 158; BZC. 1879, S. 79; Dr. Hugo
Alexander - Katz, Die Freimaurerei in
P. und das Edikt vom 20. Okt. 1798 (Brl.
1893U — ILStatistik. Die Zahl der Logen
und Freimaurer ist im ständigen Wachsen
begriffen. 1840 arbeiteten unter den
drei altpreussischen Grosslogen 164 Tochter-
logen mit 12815 Mitgliedern, von denen
allerdings etwa der grösstc Teil nicht
dem preussischen Staat angehörte. 1865
gehörten zum Verband der Drei Welt-
kugeln 102 Logen, davon 95 in P. (dazu
kommen noch 58 Schottenlogen, von denen
vier ausserhalb P.'s lagen), zum Verband
der Grossen Landesloge 73, davon 56 in P.
(dazu noch neun Andreaslogen, von denen
zwei ausserhalb P.'s lagen), und zum
Verband der Grossen Loge Royal York 30,
davon 29 in P. Demnach betrug 1865 die
Gesamtzahl der Johannislogen unter den
drei Grosslogen 205; von diesen lagen 180
im preussischen Staat; die Zahl der
Logen war also in 25 Jahren um 41
gestiegen. Ihre Mitgliederzahl darf auf
21 000 eingeschätzt werden. 1878 arbeiteten
unter den Drei Weltkugeln 113 Logen,
davon 104 in P., unter der Grossen Lan-
desloge 83, davon 64 in P., unter Royal
York 55, davon 51 in P., im ganzen dem-
nach unter dienen drei Grosslogen 246,
wiederum 21 mehr, als 1865. Die Zahl
der Logen in P. war während dieses Zeit-
raums durch die Annexionen beträchtlich
gestiegen. Sie betrug einschliesslich sie-
ben eklektischer Logen und einer zur
Grosslogc Hamburg gehörigen Loge 227,
ihre Mitgliederzahl: 28000. 1898 gehörten
1) zur Grossen National -Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln 134 Johanuislogen,
davon 118 in P. ; 69 Schottenlogen, davon
61 in P., (1899) 14086 Mitglieder und
354 milde Stiftungen; 2) zur Grossen Lan-
desloge: 7 Kapitel, 8 Provinziallogen, 112
Johannislogen, davon 85 in P., 28 Andreas-
logen, davon 22 in F., (1899) 11613 Mit-
glieder und 164 milde Stiftungen; 3) zur
Grossen Ix»ge Royal York: 1 Proviuzial-
loge, 12 Innere Oriente, 67 Johannislogen,
davon 59 in P., (1899) 6410 Mitglieder
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192
Preussen.
und 89 milde Stiftungen; 4) zur Grossen
Mutterloge des Eklektischen Freimaurer-
buudes in Frankfurt a. M. : 20 Logen, davon
12 in P., (1899) 2806 Mitglieder und 54 milde
Stiftungen. Es arbeiten demnach unter
diesen vier Grosslogen, die ihren Sitz in
P. haben, 833 Johannislogen mit ca. 34900
Mitgliedern. Sie verfügen über 661 milde
Stiftungen. Die Zahl der Logen in P.
betrug einschliesslich 3 unter der Ham-
burger Grossloge und 2 unter der Gross-
loge Zur Sonne in Bayreuth arbeitenden
279. ist also in 20 Jahren um 52 gestiegen.
Aul die einzelnen Provinzen verteilen sich
die Logen folgendermassen, wobei die ein-
geklammerte Zahl die Zahl der Logen im
Jahr 1878 angiebt und der Stern zugleich
die Schotten- und Andreaslogen und In-
nern Oriente anzeigt. 1) Provinz O st-
ur eussen: 12 (9) Logen: a) Zu den drei
vVeltkugeln 6 (5): Braunsberg, ♦Insterburg,
♦Königsberg, ♦Memel, Osterode, Rasten-
burg; d) zur Landesloge 5(3): Allenstein,
Bartenstein, ♦Gumbinnen, 'Königsberg,
♦Tilsit; c) zu Royal York 1 (1): ♦Königs-
berg. 2) Provinz Westpreussen: 12(11)
Logen: a) Zu den drei Weltkugeln 5 (5):
♦Danzig, ♦Elbing, ♦Könitz, ♦Marienburg,
♦Marienwerder; d) zur Landesloge 2 (2):
♦Danzig, ♦Thorn; c) zu Royal York 5(4):
♦Danzig, Dirschau, ♦Graudenz, Kulm-
Schwetz, Stargard. 3}Prov. Posen 10 (8) Lo-
gen: a) Zu den drei Weltkugeln 8(6): ♦Brom-
berg, ♦Gnesen, Inowrazlaw, Krotoschin,
Meseritz, Ostrowo, ♦Posen, ♦Schneidemühl;
b) zur Grossen Landcsloge 1 (1): Rawitsch;
c) zu Royal York 1 (1): Lissa. 4) Provinz
Schlesien 40(37) Logen: a) Zu den drei
Weltkugeln 12 (12): ♦Breslau, ♦Brieg,
♦Glatz, ♦Glogau, ♦Hirschberg, ♦Liegnitz,
♦Neisse, Ohlau, Öls, ♦Oppeln, ♦Ratibor,
Sagau; b) zur Grossen Landeslogc 15(14):
♦Breslau, Bunzlau, Freiburg, Glogau, Gör-
litz, Haynau, Jauer. Kattowitz, Löwenberg,
♦Neisse," Schmiedeberg, ♦Schweidnitz,
Striegau, ♦Tarnowitz, Waldenburg; c) zu
Roval York 12 (11): ♦Breslau, ♦Gleiwitz,
Goldberg, ♦Görlitz, Grünberg, Kreuzburg,
Landeshut, Lauban, Leobschütz, Reichen-
bach, ♦Schweidnitz, Sprottau; d) zum
Eklektischen Bunde 1 (0): Breslau. 5) ♦Ber-
lin 23 (17) Logen: a) Zu den drei Weltku-
geln 5 (5); b) zur Grossen Landesloge 9 (8);
c) zu Royal York 4 (4); d) zur Grossloge
von Hamburg 8 (0); e) zum Eklektischen
Bund 1(0); f) Zur Sonne 1(0). 6) Provinz
Braudenburg 37 (28) Logen: a) Zu
den drei Weltkugeln 22 (18): Arnswalde,
♦Brandenburg, ♦Charlottenburg, Dahme,
Eberswalde, Finsterwalde, »Frankfurt a. O.,
♦Gr.-Lichterfelde, Guben, Krossen,#Küstrin,
♦Landsberg a. W., Lübben, Luckau, ♦Neu-
Ruppin, Perleberg, ♦Potsdam, ♦Prenzlau,
Soldin, ♦Sorau, ♦Steglitz, Zielenzig;
b) zur Landesloge 12 (9): Beeskow,
Fürstenwalde, Havelberg, Königsberg,
♦Kottbus, Nauen, ♦Potsdam, Rathenow,
Schwedt, Spandau, Spremberg, Wriezen;
c) zu Royal York 8 (1): Forst, Kyritz,
Wittstock. 7) Provinz Pommern 22 (20)
Logen: a) Zu den drei Weltkugeln 10 (10):
♦Anklam.Gollnow, Greifenhagen, ♦Kolberg,
♦K öslin, Päse walk ,+Stargard/Stettin,^Stol p,
Ückermünde; b) zur Grossen Landesloge
10 (8): Demmin, Greifswald, Lauenburg,
Neustettin, Putbus, Pyritz, ♦Stettin, ♦Stral-
sund, Swinemünde, Treptow a. d. R. ; c) zu
Royal York 2 (2): ♦Stettin, Stralsund.
8) Provinz Schleswig-Holstein 14 (6)
Logen, sämtlich zur Grossen Landesloge:
♦Altona 2, Apenrade, Eckernförde, ♦Flens-
burg, Haderslebeu, Itzehoe, ♦Kiel, Marne,
Neumünster, Rendsburg, Schleswig, Son-
derburg, Waudsbeck. 9) Provinz Han-
nover 24 (22) Logen: a) Zu den drei Welt-
kugeln 4 (3): ♦Goslar, Hannover, Osnabrück,
Ülzen; b) zur Grossen Landesloge 1 (1):
♦Hannover; c) zu Royal York 18(18): Celle,
Einbeck, Emden, Göttingen, Hameln, Han-
nover 2, ♦Harburg, Hildesheim 2, Leer, Lüne-
burg, Münden, Nienburg, Osterode, Stade,
Verden, Wilhelmshaven; d) zum Eklek-
tischen Bund 1 (0): Klausthal-Zellerfeld.
10) Provinz Sachsen 29 (26) Logen: a) Zu
den drei Weltkugeln 17 (16): ♦Burg, De-
litzsch, ♦Erfurt, ♦Halberstadt, ♦Halle, Hei-
ligcnstadt, Kalbe, Langensalza, ♦Magde-
burg, Merseburg, ♦Mühlhausen, ♦Naumburg,
Salzwedel, Stendal, ♦Torgau, Weissenfeis,
Wolmirstedt ; b) zur Grossen Landesloge 7(6) :
♦Aschersleben , ♦Eisleben , Magdeburg,
♦Nordhausen, Quedlinburg, Quer furt, Zeitz;
c) zu Royal York 5 (4): Eilenburg, Halle,
♦Magdeburg, Saugerhausen, Wittenberg.
11) ProvinzH essen -Nassau 18(10) Logen:
a) Zu den drei Weltkugeln 5 (1): Esch-
wege, Kassel, Limburg, Marburg, Wies-
baden; b) zur Landesloge 1 (0): Frank-
furt a. M.; c) Royal York 3 (2): Kassel,
Hersfeld, Schmalkalden; d) zum Eklek-
tischen Bund 9 (7): Frankfurt a. M. 6,
Hanau, Kassel, Wiesbaden. 12) Provinz
Westfalen 15 (11) Logen: a) Zu den drei
Weltkugeln 10 (9): ♦Bielefeld, ♦Bochum,
♦Dortmund, ♦Hamm, ♦Iserlohn, ♦Minden,
♦Münster, Siegen, Soest, Witten; b) zur
Grossen Landesloge 4 (2): Hagen, Lüden-
scheid, Minden, Schwelm; c) zu Royal
York 1 (0): Herford. 13) Rheinpro-
vinz 23 (21) Logen: a) Zu den drei Welt-
kugeln 14 (14): ♦Aachen, Barmen, Duis-
burg^Düsseldorf, ♦Elberfeld, Essen, ♦Jülich,
♦Koblenz, ♦Köln, Kreuznach, Mülheim,
♦M.-Gladbach, ♦Wesel, Wetzlar; b) zur
Grossen Landesloge 4 (4): Bonn, Düssel-
dorf, ♦Krefeld, Solingen; c) zu Royal
York 4 (3): Emmerich, Neuwied, Saar-
brücken, Trier; d) Zur Sonne 1 (OY. Düssel-
dorf. Summa279 Logen, und zwar : Drei Welt-
kugeln 118, Grosse Landesloge 85, Royal
York 59, Eklektischer Bund 12, die Gross-
loge von Hamburg 3 und die von Bayreuth
2. Ausserhalb P.'s haben die vier preussi-
schen Grosslogeu folgende Verbreitung:
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198
1) Grosslope Zu den drei Weltkugeln
zählt 16 (8) ausserpreuaniache Logen, näm-
lich 3 in Anhalt (♦Bernburg, *hf.^Mi.
♦Zerbst), und je eine in MeeHenburg-
Sehwt riii («Güstrow), Mecklpnburg-Strelitz
(Friedlaad), Baden (Frciburg), Hamburg,
Saehscn -Auburg- Gotha (*Gothu), König-
reich Hachsen (*Bautzen), Sachsen- Wei-
mar (Jena), Braunschweig ("Helmstedt),
Linjw (Detmold), Waldeck (Arolsen4,
Schwarzburg - Sundcrshauncn [Arnstadt),
China (Schanghai) und Brasilien (Säo
Paulo). 2) Die Grosse l^andesluge
27 (I9j: 7 im Hamburgscht-n Staat
(♦Hamburg 6, Cuxhaven), 7 in Mecklen-
burg-Schwerin (Boizenburg, Bötzow,
J'archim, 'Rostock, *Schwcrin, Waren,
Wismar), 5 in Sachsen-Weimar (Eiaenach,
Ilmenau, *Münchcnl>er'i<«d«>rf , Triptis,
Weuigeujuna) und je eine in Mccklcnburg-
StreliU (Ncustrelitz), »Bremen, »Lübeck,
Schwarabui^-RndnUinduKudot*tadt),Reuss
j. L. (Gera), Königreich Sachccu (Dreadeu),
Baden (Mannheim), Bayern (München.
3) Die Grosse Loge Koyal York l ugen:
4 in Elsas» -Lothringen (Kol mar, Met/.,
Mülhausen, »Strasaburg), 2 im Bre-
miacheu Staat («Bremen, Vegesack) und
je eine in Hamburg und Anhalt (Kothen).
4) Die Grosse Mutterloge den Eklektischen
Freimaurerbundes 8 Logen: 8 in Bayern
(Nürnberg 2, Erlaugen), 2 in Hamburg und
I'e eine in Elfcasa- Lothringen (Strasshurg).
laden ^Heidelberg) und SacbNen- Coburg-
Gotha (Coburg). Summa 838 Johannislogen.
Wegen der Grossen Loge von PreusKcn, gen.
Kaiser Friedrich zur Bundcstreue, g.I, S. 100.
Preusscn {Königshaus Aua dem
Hause Hohenzollern sind mehrere Mitglie-
der dem Freimaurerhunde beigetreten und
haben zuni Teil hohe Würden in ihm be-
kleidet, auch da-, Protektorat Ober ihn ge-
führt. Au dieser Stelle werden nur die
Mitglieder der Brandenbur;>««rheo Liuie
des Hpum*.* llohin 'ollern nebst denen der
Nebenlinie Brnndenhurg-Bchwet/ aufge-
führt, wahrend im übrigen auf die Artikel
Brandenburg- Ansbach , Brandenburg- lUiy
rcu'h (Kulmbach) und Uohenzoüern He-
chingen verwieg'] wird.
1) Friedrich II (der Giotse), seit 1740
König viin Brenden, geb. 21. .lan. IT Ii' in
Beiliu, gest. 17. Aug 1786 in Sanssouci,
Tarnte den Entscblu«» /um Eintritt in den
Freimaurerhuud im Sommer 17Mb. in
Minden (vgl Bbl .Nr. 19] kam bei
Tisch da* Gespiiiob auf die Freimaurerei,
ütar die sieh s*in Vaier Friedrieh Wil-
helm I. sehr «t'^uerfaud äusserte. Der
ebenfalls anwesende Graf Albrecnt Wolf-
gang von Lippe 's. d ) nahm aber die an-
gegriffne Verbindung in seinen Sehnt/.,
verteidigte sie mit großer Freimütigkeit
und erklärte sich *ell»st für einen Maurer.
Nach aufgehobner Tafel nahm ihn der
Kronprinz beiseite uud entdeckte ihm
seinen Wunsch, Freimaurer zu werden
Er fügte hinzu, dass dies, ohne Aufsehen
zu erregen, nur in Braunschweig geschehen
könne, wohin der Hof in etwa vier Wochen
zum Besuch reise und wo w&hrend der
Messe immer eine Anaahl Fremder ver-
sammelt sei. Da der Graf von Lippe in
England aufgenommen und mit den deut-
schen Verhältnissen nicht recht vertraut
war, schrieb er an von Albedyll in Han-
nover am 19. Juli 1738. meldet« ihm, daaa
jemand zum Freimaurer aufgenommeu
zu werden wüusche, und fügte die Bitte
hinzu, das Weitere zu veranlassen. Dieser
wandte sich an seine Loge Absalom in
Hamburg, und diese bescbToa» am 29. Juli
unter dem Vorsitz des hammerfübrenden
Meisters v. Obergfs. d.), falladcr Suchende ein
regierender Herr sei, eine Abordnung nach
I Braunschweig zu senden. Unter der Hand
hatte man in Erfahrung gebracht, das*
sich «ler Kronprinz von IV iu den Grden
aufnehmen lassen wolle. Jn diese Abord-
nung wurde von Oberg als Meister vom
Stuhl, v. Löwen als erster Aufseher, v.
Slövcn als /.weiter Aufseher, der jedoch
wegen Krankheit zurückbleiben musste,
und v. Bielfeld (s d.) als Schriftführer ge-
wählt. Am II. Aug. langte die Hambur-
ger Abordnung vor den Thoren Braun-
sclr.veigs an M it der Hamburger A hordnuug
fast zu gleicher Zeit waren die Grafen von
Lippe u id von Kielmanusegge (s. d.), sowie
v. AlbeJyll in Braunschweig eingetroffen,
um an der Aufnabniefcierliehkeit teilzu-
nehmen. Alle waren tu dem Koruschen
Gasthof, der in der Breiten Strasse lag,
' abgestiegen. Am Vi. Aug. traf der König
j mit seinem Gefolge ein. Der Kronprinz
bestimmte die Nacht /.wisch eu dem 14. und
IV Aug zur Aufnahme und wählte den
| RoruM-heo Gasthof zum Logenlokal, der
j wirb gut zur Aufnahme eignete. I >c» gan
ze 14. Aug. ward mit Vorbereitung zur
j Loge zu/ebracht. Gleich nach Mitternacht
: erschien d»r Krouprinz in Begleitung des
i lteiehsgrafen v. Wartensleben (s.d .), Haupt-
I imiuns in Potsdam, dessen Aufnahme der
' Prinz nach setner eignen vollzoger» zu «eben
! wünschte. Die. beiden Aufnahmen fanden
iu der hergebrachten Form statt (vd HZC.
1 «96:97, Nr. 148: Aktenmässige* übet die
Aufnahme Friedrichs de» G reiben. j F.s
| Aufnahm« war für den Bund von hoher
j Bedeutung; er hat ihm »einen milcht igen
! Schutz ungedeihcn lassen cuil ist ihm bis
! an sein Lebensende gewogen geblieben,
j Aus Furcht vor seinem Vater hielt er sei-
■ ne Aufnahme geheim, fand aber doch Ge-
| legenheit, sich mit Freimaurerei 7u beschiif-
! tigen Schon im nächsten Jahre lud er
v. Oberg und v. Bielfeld zu deh nach
Rheinshi-rtr ein, sie blieben Monate dort,
und viele maureriachc Versamndungen
wurdeu abgehalten. Am ;J.l Mai 1740
starb König Friedrich Wilhelm, F. be-
stieg den Thron und bekannte sieb nun
öffentlich als Freimaurer Am 20. Juni
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hielt er eine feierliche 1<Ogo :m Schloss zu
Charlottenhurg und vo'lzog die Aufnehme
«ei ne* Bruder« (*. u iiier 2) und mehrerer hoher
Würden trüber. Noch in demselben Jahre
wurden mehrere Logen unter seinem Vor-
sitz abgehalten. Die Loge, in der er den
Vortritt führte, hatte keinen besondern
•Namen, später wird sie gewöhnlich als
I^oge premitTe, Loge du roi oder alt Noble
Loge bezeichnet. Um den Audrang zu
dieaer Loge abzulenken, wurde auf seine
Veranlassung die Loge Aux trois globes
1 3 Sept. 1740 gestiftet, und er übernahm. als
»ich diese Loge 1744 zur Grossloge ent-
wickelte, das Grossmeisterauit Die Jlof-
loge verlor durch den ach lettischen Krieg
und die Abwesenheit de* Königs so viele
Mitglieder, daassie im l>cz. 1740 einging. Die
Mitglieder, die übrig geblieben waren,
schlössen sich der Loge Aux troia globea
an; auch die Logengenitaehaften wunlen
von dieaer erworben, und die Grosse Na-
tional-Mutterloge Zu den 8 Weltkugeln be-
wahrt noch heute Friedrich dea Grossen
Hammer und Maurerschurr alt Heiligtum.
Bs war natürlich, daas F. der Grosse bei
seinen zahlreichen Regierungsgesebäften
und grossen Sorgen keine Zeit hatte,
sich um die Freimaurerei viel tu küm-
mern. Obgleich er noch Grossmeister blieb,
überliest er doch vom Jahre 1747 an die
maurerischen Geschäfte gana einem ange-
ordneten Großmeister o.nd trat das Amt
eines Grostmeistert 1764 an den Raron von
Bielfeld gänzlich ab. Seit 1744 hat er
keiner Versammlung mehr beigewohnt. Aus
diesen Umstanden nnd aus gelegentlichen
halbverstandnen spöttischen Bemerkungen
hat man geschlossen, daas der König
der Freimaurerei den Rücken gekehrt und
aus dem Bunde getreten sei. Aber wenn
auch sein heller verstand nicht alles bil-
ligen konnte, was sich damals für Frei-
maurerei ausgab, so hat er doch bis an
das Ende seines glorreichen Lebens dem
Bunde seine volle Achtung bewahrt. Hier-
von geben die tahlreichen Logenstiftungen
durch die gante Zeit seiner Regierung das
sprechendste Zeugnis. Insbesondere aber
sprechen dafür das Protektoriuin , das er
der Grossen Landesloge 16. Juli 1774 ver-
lieh, und vertchiedne Handschreiben, die
bei maurerischen Veranlassungen von ihm
ergingen. In dem Kabinettaach reiben, das
dem Protektorium voranging, heisst es:
»8r. Majestät wird sich immer zum beson-
dern Vergnügen gereichen lassen, durch
Ihre mächtige Protektion mittuwirken für
den Zweck aller wahren Freimaurerei, näm-
lich : die Menschen als Glieder der Ge-
sdllschaft höher tu bilden, sie tugendhafter
und wohlthätiger tu machen«. Ebenso be-
weisen die verschiednen Handschreiben,
daas der König seine ursprüngliche An-
sicht vom Bund nicht geändert hat 1777
antwortete er auf die Bitte dea National-
gro*smei*t<r* Print Friedrieh von Bräun*
[ schweig la d.), sein Bild in der Loge auf-
stellen zu dürfen, bejshend, überschickte
sein noeb vorhaudnei Porträt ubd fügte
wörtlich hinzu: »Ich kann nur dem Gei-
ste, welcher alle ihre Mitgtieder beseelt ;
! gute Patrioten und getreue Unterthanen
! zu bilden Meiuen grössten Beifall zu er-
{ kennen geben«. Dieselbe freundlirheGeaiu-
| nung zeigen auch zwei Kabinettssehreiben
au die Loge Royal York de l'aroiti*. lu dein
ersten Sehreiben vom 14. Febr. 1777 heisst
es u. a.: «Eine Gesellschaft, * eiche nur
I dahin trachtet, in Meinen Staaten alle Tu-
! genden keimen und Frucht bringen zu
! lassen, kann immer auf Meinen Schutt
zahlen. Dies ist die rühmliche Pflicht
eines jeden guten Fürsten, und loh werde
nie auf hören, sie zu erfüllen.« Ähnlich
süsser t er sich in einem zweiten Schreiben
aus Potsdam vom 7. Febr. 1778. Auch
ein ungnädiges Schreiben an die Maurer
son Royal York unterm 13. Nov. 1783 er-
liest der König, indem er die Würde des
Hundes gegen die Absichten der Loge zu
schützen suchte. Die Loge Royal York hatte
nämlich um die königl. Genehmigung und
Unterstützung eines Konzerts gebeten, das
sie zu wohlthätigen Zwecken veranstalten
wollte. Das verdross den König, und er
versagte mit scharfen Worten die Bitte:
•Aus der Eingabe der Loge Royal York
zur Freundschaft hat der König missfällig
ersehen, dass dieselbe sich von den ersten
Grundsätzen der wahren Freimaurerei ent-
fernt und anstatt . sich mit dem ersten
ehrenhaften Endzweck dieser Verbrüderung
zu beschäftigen, sich damit abgiebt, ein
kostspieliges Konzert zu arrangieren, was
wenig dazu beitragen möchte, ihre Mittel
zu wohlthätigen Zwecken tu vermehren,
lu der That heisst dies mit einem sonst so
ehrwürdigeu Orden spielen und Sr. Ma-
jestät kann sieb nicht bewogen linden,
Ihre Autorisation und besondern Schutz
solchen Frivolitäten zu gewähren (vgl.
Flohr, Geschichte der Groden Loge von P.
gen. Royal York zur Freundschaft I,
S. 51 ]. Was wollen gegen diese Schreiben
die gelegentlichen Äusserungen des Kö-
nigs bedeuten, aus denen eine geringere
Hochachtung der Brüderschaft gefolgert
werden soll. Ihre Richtigkeit vorausge-
setzt, würden sie als Erzeugnisse zufälliger
Stimmungen und Umstände jenen That-
! sachen gegenüber beweisunfähig sein. Dem
' geistreichen König war es ein Bedürfnis
KU spotten. Laasen wir nun diese Äusse-
rungen folgen. Als er den Astronomen
Maupertuis um eine populäre Erklärung
der Differentialrechnung ersucht«, ant-
wortete dieser: »Sire. das geht nicht; die
; höhere Mathematik ist. wie das Geheimnis
j der Freimaurer: durch Erzählen erfahrt tn&n
' es nicht, man tnuss sich einweihen lassen,
' um es Völlig zu begreifen». Oer Köuig
. erwideito lächelnd: «Dann mag ich die bö-
. bei Thematik liebet nicht Fernen, denn
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Preu»s«n.
19.S
icli merke an mir. dass da« Km weihen
nicht jedermann hilft«. Mit diesen Wor-
ten sagt *r nichts gogen den Wert der Frei-
maurerei, sondern »rieht höchaten* zu. <ui.hu 1
er ihr Geheimnis nicht begtilfen halte.. Am |
18. Mai 1782 schrieb er an d'Alembert: 1
•Vernehmen Sie, daM die Freimaurer in
ihren Logen eine Rcligiotissckte stiften,
welche — und des i*i viel gesagt — noch
abgeschmackter ist , llfl die andern schon
bekennten Sekten*, l/nd kurz vor wn«
Tode i2. Juli 1786) iiuaserte er zu »einem
Arzte Zimmermann: tAlehemie und Chi-
rurgie haben ihren Ursprung in der Frei-
maurerei; ich verlache alle dieae Thorbei-
ten.« Wer die Geschichte der Freimaurerei
in d<T) Jahrzehnten von 1760 1780 kenut,
wird die Äusserung des Könige gerecht-
fertigt rinden. Man denke nur an den
abenteuerlichen Teuiplerorden des Baron
von Hund, an daa kntholiaierende Kleri-
kal von Starok, an daa Clerniontaehe
Pyatcro, an den Uneinn der Rosen -
kreuter. Auch die angebliche Äusserung
dca Köiiigx *la maconniere cat un graud
rien« würde hierher gehören; übrigem*
steht dieae Äusserung nicht geschieh 1-
licb fest, wenn sie auch inhaltlich vom
Könige Hammen könnte. Vgl oben I,
8. 891.] Auffallend ist allerdings, daas er
in seinen < besprächen mit de Cate, dem er
»eine innersten Her/.ensgeheimuisee auf-
deckte, uie die Freimaurerei erwähnte. Ka
mochte ihm ähnlieh, wie Leaaing gehen,
der aich auch nicht in dem Frcimaiirer-
hui>d befriedigt fühlte. Auch F. hat
nicht in ihm gefunden, was er suchte,
dnrum Aich innerlich von ihm abgewandt,
wenn er aich auch innerlich nicht von
ihm trennte und ihm »einen Schutz _ange-
deiht-n lieae. WTäbrend die obigeu Ausse-
ntngen mit Ausnahme der letztem auf ge-
schichtlicher ürcndlage beruhen, hat die
8ag« geachäftig gearbeitet, um ihn entweder
dem Hunde untreu werden zu lassen oder ihn
mit einem Kranz freimaureristher Legenden
zu umgeben. In einer anonymen Bro-
schüre »Fragmente für und wider die Frei-
maurerei« (Brl. 1782) und darnach in der
t&hrift •¥ - II. Ausscheiden aua dem Frei-
maurerbund« (2. Aufl., Brl. 1883) wurde be-
hauptet, daM er aus dem Bunde ausgetreten
aei, weil der General Wallrawe die Pläne
der Festung Netase den Österreichern ver-
raten habe. Dieaer aei Mitglied der Hof-
löge gewesen. Ausführlich erzählt ist diene
Ingeln der A. VII, 106; 1886, S. 96, wieder-
holt aufgefriacht, zuletzt iu 8. U 1898, 8.
164 Hh. 1898, S. X\\ qnri aehon endgültig
widerlegt in der • Beschreibung der Kälular-
Feier der Aufnahme Friedrichs des Grossen
in den Freimatrer-Bund. (Brl. 1888). Wall-
rawe iat niemals Freimaurer gewesen. [Vgl.
H. L 1*98 S 2*63. Bbl. 188», S. 292. 1*
I. ^'.i.d 14 Bulletin van het Nederl. Groob-
üaten J881, 8. 211. Taute, Maurerische
BOchertrunde fLpz. 1886) zu Nr. 2647.]
Ebenso ist es lächerlich, wenn Friedrich
der Gros«*-* von freimaurerisoher Seite
als Anhänger oder gar Begründer der
Hochgrade hingestellt wird. Die Ver-
fassungen, die dem schottischen System in
Amerika, Frankreich und auch England
zur Grundlage dienen, soll Friedrich ge-
nehmigt und unterzeichnet haben, und
zwar in Berlin im Jahre 1762 und 1786.
Auch das iat auaführlich widerlegt durch
daa Protokoll der ' Nationai-Mutterloga
Zu den drei Weltkugeln vom 1». Dez.
1861, Nr. 13 (abgedruckt in der vorigen
Auflag«, I, 8. 455). Rodlich iat die Annah-
me irrig, das* Friedrich «dch der von Jesui-
ten verfolgten Freimaurer in Aaehen ange-
nommen <*. Aachen) und zu deren Gunsten
era anonym veröffentlichtes 8cbreib*tt ver-
faast habe. (FZ. 1860, Nr. 28.) [Vgl. Aber
die Versiilassung zur Aufnahme F.'s Lett-
re« familiäres et au t res de Mr. le Baron
de Bielfeld (Haag 1763), T. I, Lett. III, 8.
28; Preuss, Friedrich der Grosse (4 Bde.,
Brl. 1834 -36), I, 110; W. Keller, Ge-
schiente der Freimaurerei in Deutachland
(iiifKjM ii 1859), 8. 82; Ober die Aufnahme
«elbet (ausführlich) Bielfeld I. c, Lett. IV,
8. 24, ferner denselben, Leu. XIII, 8.
127, sowie die im Text angeführten Quel-
len, und danach L. I, 96; IV, 159; Ober-
haupt aber Ober Friedrich den Grossen
als Freimaurer die Schrift von O'Etzel:
Beschreibung der 8äkular-Feier der Auf-
nahme Friedrichs dee Grossen (Brl. 1888).
Freuds, Friedrich der Grosse mit seinen
Verwandten und Freunden (Brl. 1838),
Abschn. 7, und dessen Friedrichs des Bros-
sen Jugend und Thronbesteigung (Brl.
1840j, 8. 280-289. Knorr, Emil, Fried-
rich der Grosse als Freimaurer (llohen-
zollern -Jahrbuch 1899). A. 1886. 8. r-4. Bh.
1880, Nr. 6. FZ. 1872, S. 121; 1881, Nr. 42;
1888, 8. 172. K 1881, 8. 160; 1890, 8. 41.
M. L. 1886 7, 8. 55. 8. L. 1889. 8. 28.
Z. 1889, 8. 20.] Ober ein Bild, das eine
Aufnahme durch F. IL darstellt, vgl. BZC.
1889, 8. 294. Zur Hundertjahrfeier seiner
Aufnahme wurden 1888 zwei Denkmünzen
geschlagen, auch schmückt sein Bild die
Denkmünte auf die Hundertjahrfeier der
Grossen Nationät-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln 1840 (vgl. HMW. Nr. 14, 15,
18-, vgl. adeh Nr. 81
2) August Wilhelm, Prinz von P.,
Bruder des Vorigen und Vater des Königs
Friedrich Wilhelm IL, geb. 9. Aug. 1722
in Berlin, gest. 22. Juni 1758 in Oranien-
burg, 'wurde zusammen mit dem Mark-
grafen Karl von Schwedt (s unten Nr. 5)
und dem Herzog Friedrich Wilhelm von
Holstein -Beck (s. Schleswig- Holstein*
durch Friedrich IL in den Tagen vom
13 -19. Juni 1740 im Charlottenburger
Schlosse in den Freimaurerbund anfg
nomn.en [vgl. BZC. 1889. 8 306
8) August Ferdinand, Prinz von P,
{ jüngster Bruder des Vorige*, geb. 23. Mai
13*
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T,r0TJ"M*D.
1730. gest. 9 Mai 1818 in Merlin, wohnt«» |
24. Jan. 1755 der Feier des Geburtstags •
des Königs Friedrich II. in der Groden
Matterloge Zu den drei Weltkugeln bei
( vgl. deren Geschichte (Brl. 1890), S. 90!.
Wann und wo er aufgenommen wurden
igt, int unbekannt
4) Hein rieh Friedrich. Markgraf von i
Brandenburg-Schwedt, Sohn von Philipp
Wilhelm, dem zweiten Sohn des Grossen
Kurfürsten, geh. 21. Aug. 1709, gest. 1*2.
Des. 1788, wurde 21. Dez. 1740 in der
Loge Aux trois globe* iu Berlin zusammen
mit dem Prinzen Ferdinand von Braun-
wmweig (a, d.) auf Vorschlag des Prinzen
August Wilhelm von P. (s. oben Nr. 2)
aufgenommen.
5) Karl Friedrich Albrecht, Markgraf
von Brandenburg-Schwedt, Sohn von Al-
brecht, dem vierteu .vohn de* grossen !
Kurfürsten, Vetter de» Vorigen, geb. 10. !
Juni 1705, gest. 22. Juni 1762 in Breslau, I
wurde iu der Zeit vom 18.— 19. Juni 1740 ;
von Friedrich II. zusammen mit dem
Prinzen August Wilhel m von P. (s. oben Nr. 2)
im Charlottenburger Schlosse aufgenom-
men, war 1742 Obermeister der Berliner
Schottenloge L'union und 1761 Groas-
meisler der schottischen Ix>ge L'hannontc
das. [vgl. BZC. 1889, 8. 308, 313j.
6) Friedrich Wilhelm II., seit 178« \
König von P., Neffe Friedrichs II., geb.
25. Sept. 1744, gest. 16 Nov. 1797, hatte
seinem Charakter lach eineu Hang zum
f'bersinulichen und Mystischen. Es gelang
da; er meinen Günstlingen Mischoffwerder
|s.d ) und Wöllner (s.d.), ihn vollständig zu
umstricken und für die Geheimnisse der
Hosenkrcuzcrei einzunehmen. Der Orden
hatte ihm langes! .eben/ * eld und Verkehr mit |
( «eistern vureprochen. Zu seinem Schrecken I
hatten die Geisterbanner ihm in Charlotten- j
bürg den Geist Mark Aurel*, des Philo-
sophen Leihnitz und des grossen Kurfürsten
herv.rgt/jiubert. Mim hatte ihm gestattet.
Fragen an die Abgeschiednen zu richteu;
doch er war vor Ai g*t dazu nicht im
stände, dagegen \ ernahm er von den herauf-
beschworucn Geistern strenge Worte, .Straf- j
reden und die Ermahnung, an»' den Pfad j
dcrTugend/urückzukehrcn G;m/. erschöpft '
wurde er zu seinem Wagen geführt tii.d '
nach Potsdam gebracht, wo die gestrenge
Ordenshrflderschiift versammelt war und
so inständig in ihn drang, das* er den j
Umganjr mit seiner Maitfess« abschwor.
Auch noch als König hiug er dem < »rden I
mit aller Hingebung an. Durch Vew.itt- '
lung von Cathenius, der tiei»crabu<l»s- j
mediku* und Leibarzt Friedrich* dc*G>os.-cn
war, fibernahm er ►chon aK Kmuiin,,/
(1770) die Protektion Ober r'm- Lope ii r
strikten Ohserva iz in Merlin. Am I. Okt.
1772 wurde »r I i der Log« Zu d«'n dt«-i
goldnen Schlösse in in Berlin uU Lhr.»ioiit-
glied angenommen und hu- /u seiner Thron
oeptpigung in den l.»»ten dieser I .;)L-fe lVt
geführt. Dane er vorher in der I^oge Zu
den drei hegen in Halle zum Freimaurer,
aufgenommen worden sei, bestreitet Eck-
stein [Geschichte de. Freimaurer- Loge im
Orient von Halle, S. I0nj, weil sich im
Archiv keine Kaehrie.Lt darüber finde, und
vermute4., das» der 1709 in die Suite des
Prinzen versetzt«, v. Viotinghutf vielleicht
in Verbindung mit dem gleichfalls in Halle
aufgenommenen v. BischoffVf rder diese
Aufnahme im Namen der Ijogc Zu den
drei Degen, die damals gar nicht mehr
tb&tig war. (wahrscheinlich in seinem
Palais in einem kleinen Kreis von Mau-
rern) vollzogen habe. Am 15. Aug.
17*0 besuchte er die Lr<?e Zu den drei
Krönet' in Königsberg in Pr. und wohnte
einer Aufnahme hei. Als König nahm er
keinen thatigen Anteil an den Logen-
arbeiten, bentäligle aber unterni 9. Febr.
17i?n da« von seinem Vorgänger der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln verliehene Protcktoriutu. Ebenso
wurde ihm der Grund vertrag der Frei-
maurerloge Royal York mitgeteilt, worüber
er seine Anerkennung aussprach (14. Sept.
1797). Auch sollte er das Protektorat
über diese Loge Übernehmen, starb aber
wahrend der Verhandinngen. [Vgl. Ge-
schichte der National- MutUrloge Zu den
drei Weltkugeln i Brl. 1890), S. 98. Flohr,
Geschichte der Grossen Loge Royal York,
gen. Zur Freundschaft, I, 8. 59, 69.J
7} Friedrich Wilhelm III., seit 1797
König von P., Sohn dm Vorigen, geb. 3.
Aug. 1770, gest. 7. Juni 1840, wurde 1814
14 Tage nach Ostern zu Pari« in einer
russischen Feldloge unter dem Vorsitz des
Kaisera Alexander I. zum Freimaurer auf-
genommen. Wer dabei als Aufseher
fungierte, ist ungewiß. Keller in seiner
Geschichte der Freimaurerei (Gicssen 1859)
führt als ersten Aufseher den General-
leutnant Graf Cottuin und als zweiten
v. Brehmer an. wahrend Geheimrat Borek
1 'first Metternich und den Feldinarschal I
Blücher (s.d.) nennt. Jedenfalls wurden alle
bei der Aufnahme Anwesenden angewiesen,
wahrend seiner Lebensdauer ein unver-
brüchliches Stillschweigen über seine Auf-
nahme, insbesondere gegen die prcus*iscbt>n
Unten hauen, zu beobachten. Erst nach
des Königs Tode i«t Näheres bekannt ge-
worden. Seine Gewogenheit dem Frci-
roaurerhund gegenüber hatte er gleich
heim Anfang seiner Regierung zu erkennen
gegeben, indem er der Loge Royal York
denselben Schutz bewilligte., wie den übrigen
Mutu-rlogen {Kabinettsschreiben vom 29.
Dez. 17ti< und 4. Jan. 1798». [Beide Kr-
la«se in der Schrift: Die gute Sache der
Freymauivrcy .Zülliehau 17PS), 8. 48, und
in Kessler V «ämmtl teilen Schriften übcrFrev-
Qisurcr >, IM. 2. Abt. 2, S. 316; französisch
in Acta i.at. II, 70.'; In demselben Jahre
•.•mich' ;i» ?t n- ch d* ü dem Kreimaurerhuud
von -ein. n Vorgängern vcliehencn Schul/
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in dem Edikt (* d.) wegen Verhütung und
Bestrafung geheimer Verbindungen, die
der allgemeinen Sicherheit nachteilig wer-
den könnten, vnm 20. Okt 1798. In § 3
de* KdilriH heis*; e<: »Von den Freimaurer-
orden sind folgende drei Mutterlogen: die
Mu»' erlöse Zu den drei Weltkugeln, die
Giosw Umdesloge, die Loge RovaJ York
de ('amml nnd die von ihnen gestifteten
Tochtenogen toleriert.« (Vollständiger
Abdruck die*e<t Edikt« im Kotheuer Taschen-
bach für Freimaurer, 1800, S. 16*, und
französisch in Acta Lat. II, 72. Im Aus-
zug in der vorigen Aufl. diese« Handbuch*
I, 41!». Das Edikt wurde wiederholt durch
das l'ublikaii luiu gegen geheime Gesell-
schaften uml Verbindungen vom 16, Dez.
im-1, vgl. oben I. S. 216.1 Im Jahre 1800
(31. Julil genehmigte er den Grundvertrag
der Grossen l^oge 1 loyal York (vgl Flohr,
Geschichte der Grossen I*oge Royal York,
geo. zur Frctinds.-haft, I, S. 14 1 und
hatte auch nicht* dagegen, da*s dei
Kamincrgcrichts- und Geheime Ju*tizrnt
Kleiu (s. d ) da* Amt. ein«** Groftsmcister* |
dieser Grosstogc verwaltete (Kabinetts-
schreiben vom 29. Aug. 1801). Die Folge
seiner Aufnahme in den Hund war wohl.
da»s nach dem Kdikt vom 6. Jan. 1816.
durch da* sämtliche geheime f«v*cll-
schaftrn verbot' u wurden, nur der Frei-
maurerorden geduldet wurde. So erfreute !
sich dieser uuter seiner Regierung der t
vollkommensten Ruhe, während in einigen j
andern deutschen Staaten heftigeStörungen
eiutraten. Noch wenige Wochen vor seinem I
Tode geblattet* er (Mai 1840) seinem '.weiten
Sohn, dem Prinzen Wilhelm, nachmaligem
König und Kaiser, in den Bund zu treten
unter der Bedingung, daas er nicht einer
hesonderii Loge, sondern allen drei Gross- I
logen gemei uschaftl ich angehöre und das I
Protektorat übernehme. Am 20. Juni 1840 [
hielten die drei altpreusaischcn Grosslogen '■
eine gemeinsame Trauerfeier für ihn ab. — !
In neuerer Zeit wird angezweifelt, ob Fr. j
Wilhelm III. Freimaurer gewesen sei Im
Archiv der Grossen National- Mutterloge !
Zu den drei Weltkugeln in Berlin soll ;
sich kein Aktenstück findeu, das die Kunde
vom Eintritt des Königs absolut richtig •
darthut. |Vgl. Flohr. Geschichte der |
Grossen Loge Royal York (1898J. A. Z 1826, j
S.448. FZ. 1860, 8.815; 1880,8.382. Bh. !
1*88, 8. 250: 1894, 8. 26. H. L. 1899, Nr. !
323.) I
8) Wilhelm L Friedrich Ludwig, j
seit 1461 König von 1\ und seit 187) ,
Deutacher Kaiser, Sohn des Vorigeu, j
geb. 22. Marz 1797 in Berlin, gest. das. j
9. Ml» 1888. Sein politische* und mili- i
täusche* Leben ist bekannt ; wirbeschränken j
uns hier nuf seine Eigenschaft als Frei- I
maurer, indem wiralsbiiupts&chliche Quelle |
das Buch von Fitzuer, »Kaix-r Wilhelm I .
als Freimaurer in Wort und That« '2. Aufl., j
Brsl. 1H76), benutzen. Nachdem der König ,
Friedrich Wilhelm III die Erlaubnis '.ur
Aufnahme in den Freimaurcrbuuo unter
der liedin^uug gegeben halle, »das» der
Prinz nicht einer n.-sombTo Loge 'n deu
EreusaiKchen Staatt-n, sondern :dieu, olin«:
ück*iclit auf deren Lchrai'ttm, angehöre
und da* Protektorat über sie übernebmea,
fand die Aufnahme .2. Mai 1*10 statt, und
zwar im Hau^e der Grusen Landeslogc
in Berlin durch deren ( irt»!>-nici*ter, Grafen
Henckel v. Donnersmar k :'.s.d.j. mAnn-uMU-
heit der Grossmeister der Gro**c u National-
Mutterloge Zu den drei Welt kugeln und
der Grosseu Ix»ge Roval York, t/F.Lze)
(s.d.) und Link (s.d.). Nach der Aufnahme
in die drei Johannisgrade wurden dem
Prin/eu von den drei Grossm« istem in
feierlicher Anrede die Mitgliedzeichen der
drei Grosslogen und das \N lukeuuai*
überreicht. Der Prinz Hess hieb mit dienen
Zeichen der Wirde des Protektors 4iut-
licher Freimaurerlogen in den preußischen
Staaten bekleiden und empfing hierauf in
dieser Eigenschaft von den drei Gross*
meistern namens gedachter Logen das
Gelübde der Treue. (Denkmünze auf die
Aufnahme s. HMW. Nr. 17]. Vielfältig
uahm der Prinz-Protektor in den nächst-
folgenden Jahren an dem maurerischen
Wirken aller drei Grosslogen thatigen
Anteil und lies* es sich warm angelegen
seiu, auf das Leben und Wirken der Mit-
glieder des Bundes einzuwirken. Beine
Thfttigkeit und Wirksamkeit in und für
den Buud erstreckte sich vorzüglich auf
Schutz des Bundes gegenüber den Anfein-
dungen und Anschw&reungen der kleri-
kalen Partei am Königshufe, die immer
ruaY htiger ihr Haupt erhob. Der Prinz ergriff
gern jede Gelegenheit, seine Zugehörig-
keit zum Bunde zu bezeugen und ofieu
Pari ei für ihn zu nehmen. So besuchte
er 16. Juni 1853 Solingen und liess gleich
zum Logen ha us fahren. Feierlich em-
pfangen und in den Tempel geleitet, sagte
er: »Ks gewährt Mir Freude, Mich im mau-
reritchen Kreise zu befinden, zumal in
dieser Loge, die Ich im hesondeno Sinue
als die Meine betrachte. Ich habe mit
Bedauern vernommen, daas dieselbe schon
bei ihrer Begründung manche Heblo*e
Urteile vom profanen Publikum hat er-
fahren müssen und dass sie auch bis zur
gegenwärtigen Zeit mit mehrfachen Wider-
wärtigkeiten und Anfeindungen zu kämpfen
hat. Deshalb trete Ich hei Meiner Ankunft
in dieser 8t ad* absichtlich zuerst und gern
in den Bruderkreis, um dadurch vor der
Aussen weit zu dokumentieren, welche
Liebe und Achtung leb für die Maurer«!
hege. Jedenfalls finden diese, an sich
sehr bedauerlichen Anfeindungen nur in
der völligen rnkenntui* des Zwecks uud
der Bestimmung der Freimaurerei ihre
Erklärung. Ich hoffe aber durch Meine
heutige Anwesenheit in dieser Loge speziell
für das nähere Publikum, sowie überbau
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durch Meine warme Teilnahme mii der
hiesigen Ordensantfelegenheit immer mehr
dazu beizutragen, die etwa noch vorhamlne
schiefe Auffawungswei** vom Maurcr-
hunde zu berichtigen und nach und n*ch
xu zerstreuen. Ich habe bei frühern Ge-
legenheiten schon öfter Meine Ansichten
über Maurerei ausgesprochen, und will es
auch hier thun.« Ganz beaondern Einfluss
Abte er durch die Sitzungen de« Groß-
meister verein», in dem er bis /um Jahre
1861 den Vorsitz führte und alle Be-
strebungen, die auf Vereinigung der Frei-
maurerei oder auf die engere Verbindung
der drei altpreussischeu Gro»slogcu ab-
zielten, nach Kräften beförderte. Am 11.
Juni 1854 feierte der Protektor sein 25 jähr.
Ehejubiläum. Zu Khren diese« Tages grün-
deten die drei Grosslogcn die August en-
Stiftung (e. d.). Unter dem 25. Okt.
1854 erhielt diene Stiftung vom König
Bestätigung mit Verleihung der Körper-
schaftsrechte. Am 24. Juni 1855 besuchte
der Protektor eine feierliche Logenver-
sammlung in Breslau, am 13. Okt. 1H.S5
mit seinem 8ohn die l^oge in Mainz.
Nachdem er 1861 als König Wilhelm I.
den Thron bestiegen hatte, nahmen die
Regierungsgeschäfte seine volle Thatkraft
ununterbrochen in Anspruch, ho dass er
nur selten noch im Bruderkreis erscheinen
konnte, nichtsdestoweniger behielt er das
Protektorat bei und widmete dem Bunde
seine wahrhaft brüderliche, erbt maure-
rische Aufmerksamkeit. Damit je« loch die
laufenden Geschäfte des Protektorat* nicht
irgendwie durch die wachsenden Begie-
rungssorgen verzögert und beeinträchtigt
werden könnten, ernannte der König den
Kronprinzen Friedrich Wilhelm zum stell-
v ertretenden Protektor. Zu sei ne i n 2f> j fth r .
Maurerjubiläum, Tl. Mai 1865, Überreichten
die Grosameirter der drei eltpreusaiscben
Grosslogen eine Glückwunschadresse, w obei
der Protektor nach Vorlesung und Über-
reichung der Adresse erwiderte: «Ich freue
Mich, dass Sie des heutigen Tages in so
herzlicher Weise gedacht haben. Ich selbst
habe kaum geglaubt, dass seit Meinem Ein-
tritt iu den Orden schon so lange Zeit
verflossen ist Den Dank, den Sie aus-
sprechen, nehme Ich an, da Tch Mir be-
wuast bin, dass Ich den Orden nach allen
Meinen Kräften gegen seine Feinde und
Gegner verteidigt habe, weil Ich von dem
Ernst und der Lauterkeit seiner Zwecke
überzeugt bin. Die« war besonder* in
jener Zeit der Fall, wo es unsern Wider-
sachern gelungen war, Meinem bnchscligen
Bruder eine ganz falsohe Meinung von
dem Orden beizubringen. Solchen An-
griffen hatte ich oft entgegenzutreten.
Auch fttr die innere Vereinigung der drei
Systeme habe Ich nach Kräften gewirkt,
^ber Sie sind Mir darin auch mit grosser
Bereitwilligkeit entgegengekommen Rech«
nen Sie darauf, dass Ich aneb fernerhin
i dem Orden ein lebhaftes Interesse be-
I wahren werde, da leb glaube, da»*
er das Gute will.- Auch ah Rainer int
W. I. an der Spitze des Bunden ge-
blieben und versäumte ea nie, wohin ihn
auch H*»ine Schritte leiteten, seiner Eigen-
schaft als Freimaurer huldvoll zu gedenken
und Abordnungen, die ihm die Gefühle
der Maurer übermittelten, freundlich zu
empfangen. Er »erfüllte die Pflichten gegen
die Brüder mit einer fast religiösen Treue«,
sagt Fürst Bismarck in seinen »Gedanken
und Erinnerungen« (1, S. 204 >. Sein Bildnis
schmückt neben dem seiner Gemahlin die
Denkmünzen der Auguren-Stiftung [vgl.
HMW. Nr. 20, 21, 16«>; ferner Nr. 61, 104.)
Am 2?. März 1888 fatul in dem Bunde».
hause der vier vereiuigten Logen von
Royal York eine gemeinsame Trauerfeier
der verbündeten deutschen Grosslogen
unterm Vorsitz de* Grossrneiaters des
Eklektischen Bundes, Knoblauch («. •!.).
statt. Besondere Trauerlogcn hielten fast
alle deutschen Logon ab uud ehrten so
den Kaiser auch als Mensch und Maurer,
dem sie anch als Regent mit unerschütter-
licher Treue anhingen. Er war ihuen ein
Munter echt freimaurerischer Tugenden
und wird e* alle Zeit bleiben. Wie im
politischen, so im maurerischen K reine
wird sein Andenken unauslöschlich in Liebe
verbunden. [Vgl. noch Uraluschek, Kaiaer
Wilhelm'* Verdienste um die Einiguug der
deutschen Freimaurerei (Lpz. 1878). F. M.;
Kaiser Wilhelm l. und die Freimaurerei
(Königsberg 1R88). Rothfels, Kaicer Wil-
helm I. uud Kaiser Friedrich (Kassel)
Brandenburg. G., Besuch des Kaisers Wil-
helm I in Metz in der Zeit vom 5. bi*
!». Mai 1*77. A. XVII, S. 212 (Aufnahme
des Prinzen Friedrich Wilhelm von P.).
FZ. 1877, S. 69, 81, 195. Bh. 1*77, S. 198.
I Über die allgemeine Traucrloge in Berlin:
I Mitteilungen der Grossen Loge Royal
j York 1887/88, V; FZ. 1888, S. 106. Kaiaer
[ Wilhelm als Protektor der deutschen Frei-
maurerei: Bbl. 1888, S. 157. Un vergeb-
liche Worte de* Kaiser» Wilhelm: FZ.
1 S88 S 298 ]
V Friedrich m. Wilhelm Nikolaus
Karl, Deutscher Kaiser, König von P.,
Sohn des Vorigen, geb. 18. Okt. 1881, kam
zur Regierung 9. März 1888, gest. IT». Juni
1888. Er wurde 5. Nov. 1858 in den Bund
aufgenommen, zu einer Zeit, in der die
Freimaurerei vielfache Angriffe erfuhr, be-
sonders von Hengstenberg (s. d.) und Eckert
(s. d.). Die Aufnahme wurde im Palais
des damaligen Priuzen von P. unter An-
wesenheit der Grossbeamten der drei alt-
Sreussischen Grosslogen vollzogen, indem
er Prinz als Mitglied der Grossen Ijandes-
I löge von Deutschland aufgenommen und
i zugleich an einem Abend in die drei ersten
; Grade befördert wurde. Von den beiden
• andern preussischen Grosslogen wurde er
cum Ehrcumitglied ernannt Nachdem er
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in ••den nächsten Jahren ia die höhern J
Grade befördert war, fibernahm er J-S. Juni '
I S(»0 .das Amt des Ördensgrossuieisters in |
der Grossen Landesloge. Zugleich über- j
trog ihm .sein Vater kurz nach dem Tode
Friedrich Wilhelms IV. die Würde als
stellvertretender Protektor der preusaiseben
lieimaurerlogen und den Vorsitz hei den
Versammlungen des Berliner Grossmeister-
vereins. Der junge Ordensmeister war
eifrig bemüht, steh Klarheit und Wahrheit
über den Ursprung der Lehrart der Grossen
Lamletdoge eu verschaffen. Das war nicht
leicht. Es fehlte vielfach au klarer, siehe-'
rer Kenutnis. Namentlich bot die be-
schichte des Orden« msnehe Uberliefe-
rungen, die dorn Wohlunterrichteten bei
eruster nüchterner Prüfung mehr als zwei-
felhaft erscheinen mussten. Der Kron-
prinz Hess deshalb, zunächst für seine
personliche Belehrung, die in den Archiven
der Grossen Landesloge vorhaudnen Do-
kumente und Akten untersuchen. Ab sich
ergab, dass diese mit Sicherheit nicht
weiter zurückreichten, als bis zur Mitte
de« 18. Jahrhunderts, wurde eine neue
Abordnung nach Schweden gesandt, um
mit Bewilligung des Königs von Schweden
darüber sichere Botschaft zu bringen, ob
noch Ältere probehaltige Urkunden und
Beweismittel vorhanden seien. Erst nach-
dem sich der Kronprinz so gründlich über
alles Vorhandne unterrichtet hatte, trat
er mit seinen Überzeugungen und Forde-
rungen öffentlich hervor. Dies geschah
bei Gelegenheit der Jubelfeier der Grossen
Ijuidesloge am 24. Juni 1870. Die da-
mals gehakne Rede wurde von den drei
altpreuasischen Grosslogen allen zu ihnen
gehörenden Logen Öberaandt und ist wört-
lich abgedruckt FZ. 1871, 8. 2 [vgl.
auch Geschichte der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
(Brl. 1890). 8. 2ölj. Sie war in dem
Munde dieses Ordensmeisters mehr als
eine Rede, sie war eine historische That
und durchströmte die ganze Freimau-
rerei wie ein FrOhlingsbanch. Wir heben
ans dieser Rede die Stelle hervor, die
»ich auf die freimaurerische Geschichte
bezieht. «Wahrend frühere Zeiten sich
bei der Autorität der Überlieferung be-
ruhigten, sind in unsern Tagen die For-
schungen der historischen Kritik zu einer
Macht geworden, der auch die heiligsten
Überlieferungen sich uicht mehr entziehen
können. Diese Macht stellt auch an unsern
Orden Forderungen, die sich auf die Lange
bin ungestraft nir.ht abweisen lassen. Mag ,
immerhin eine Anzahl von Brüdern noch
heute auf Autorität und Überlieferung i
«iah berufen und sieh damit begnügen.
Ks giebt eine Zahl andrer Brüder, die,
dem Stande der gegenwartigen Geschichts-
forschung entsprechend, über alles histo-
risch Ülierlieferte gründlichen und ge- i
nügeuden Nachweb verlangen. Und diese t
haben in unserin Orden nicht weniger
recht, als die andern, ich nehme nun
keinen Anstand, hier öffentlich einzuge-
stehen, was uns für diese uuabweisliche
Forderung der Gegenwart noch mangelt.
Ehrlichkeit bt nie eine Schmach, ich
spreche es deshalb nn verhohlen aus: in
dieser Beziehung ist bei uns noch nicht
alles so sicher und klar, dass wir jeden
Zweifel mit ausreichenden historischen
Nachweisungen niederschlagen könnten.
Es ist deshalb seit lauger Zeit mein Be-
streben darauf gerichtet, die historischen
Dokumente redlich uud gründlich unter-
suchen und pünktlich ordnen zulassen.« . .
•Aber trotzdem sind wir mit unsern For-
schungen noch nicht bis zu einem völlig
genügenden Ziele gelangt, wie et* «ich für
einen Orden ziemt, der das Symbol des
Lichts so hoch stellt, dass bei ihm selbst
alles liebt und klar sein soll. Daruui vor-
wärts in diesen Forschungen!« . . »Ge-
schichtliche Wahrheiten könueu nur durch
geschieh iliche Forschungen sichergestellt
werden. Darum sind solche Studien in
unsrer Zeit eine ernste Pflicht gegen den
Orden.« . . . • Bestätigen sie die Über-
lieferung, so werden die hemmenden Zwei-
fel schwinden; zeigen sie manche« als
unhaltbar, so wird die Liebe zur Wahrheit
uns den Mannesmut geben, das Unhalt-
bare tu opfern; aber wir werden dann
das Sichere mit um so grösserer Hinge-
bung zur Geltung bringen.« Dass so vor
den Vertrittern verschiedner Grosslogen
die Einheit der gesamten Freimaurerei
gegenüber dein Anspruch des alleinigen
Besitzes der Wahrheit mit fester Hand
hochgehalten, dafls für die Geschichts-
forschung voller wissenschaftlicher Emst,
für die auerkannte Wahrheit unbedingte
Geltung gefordert ward, das gab der Kode
in dem Munde des Ordensmoisters ein so
gewaltiges Gewicht. Die Folge war, dass
zum ersten Mal die Bahn freier Geschichts-
forschung eröffnet uud betreten wurde.
Es konnte nicht ausbleiben, dass die
Geister aufeinander platzten und ver-
schiedue Meinungen laut wurden, nament-
lich zeigte sich das konservative Eleuieul
in der Grossen Landesloge stark \ ertreten,
und die Forschungen nahmen keinen
rechten Fortgang. Deswegen legte der
Kronprinz, damit diese nicht durch persön-
liche Rücksichten auf ihn beeinflußt oder
beeinträchtigt würden oder sein Name dazu
dienen mochte, Unhaltbares nur mit seinem
Schilde zu decken, aeiu Amt' ata Ordens-
meister ?. Marz 1874 nieder und blieb nur
noch stellvertretender Protektor der alt-
preußischen Grosslogen. Bei seinen 25-
jährigem Maurerjubilluni («V Nov. lH?b)
wurde auf seinen Wunsch von einer be-
sondern Foier diesen Gedenktage abge-
sehen, dagegen eine Stiftung unter dem
Nainot) Kronprinz Friedrich Wilhelm-
Stiftung zur Unterstützung von bedürf-
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200 Vr'w\' —
tigen Freimaurern oder denn Witwen
und W'iti.Hfn in» Ia-Wh gerufen. Ebcns'.
wurde zur Feier der silbernen Hoch/.cit
dei» Krunprinzenpaares 1883 von d. n deut-
schen I/Ogeu eine .Sammlung vcrnnsultet,
deren erstes Ergebnis 106800 M. betrug.
Sie erhielt den Namen Vikloriit- Stiftung
(a. d.) und dient teilweise zur Unter-
stützung von Witwen deutscher Frei-
maurer, teil* eise zum Bau eines Schwes-
ternhauses. Auch wurde aus diesem An-
las« eine Denkmünze geschlagen. 'Vgl.
HMW. Nr. 281.] 1886 besucht", der Kron-
prinz die Loge An Erwins Dom in Stras-
burg i. E., wo er in einer Rede Gewissens-
freiheit und Duldung als den Grundpfeiler
der Maurerei bezeichnete. Bald darauf
traten die Vorboten jener schrecklichen
Krankheit auf, die schon nach Jahresfrist
zum Tode führten. Als die preussischen
GrosHlogen ihm zu seinem 56. Geburtstag
(18 Okt.l887),deneriuBavenozubrachte, be-
SlückwÜnacbten, antworte er ihnen, nach-
ein er seinen Dank ausgesprochen harte,
unter andern: »Mit dem Danke hierl'Or ver-
binde ich den Wunach. dass die Maurerei
ihre wohlthuende Wirksamkeit iu immer
weitere Kreise tragen möge Für mich war
Kie mit eine Quelle, das mir auferlegte
Leid in Ergebenheitgegen den Willen Gottes
zu tragen«. Sein letztes Schreiben an die
Grosslogen war vom 10. April 1888. Von
ihm sind gedruckt: , Ansprachen al* Ordens-
meister, 1870—1874«. Diese in eugerm
Kreise gehaltnen Reden sind aber nieht
zugänglich. Zum Gedächtnis de» edlen
Kaisers wurden allenthalben Trauerlogen
abgehalten und solche vielfach duich den
Druck veröffentlicht. Mehrere Logen, wie die
Berliner und die Hamburger, veranstalteten
■solche gemeinsam. Mit Kaiser Friedrich
III. ist neben Kaiser Wilhelm I. der edel-
ste Fürst und Freimaurer dahin gegangen,
mit ihm hat die deutsche Freimaurerei
ihre Einheitagcdanken begraben, für den
er eine feste Stütze gewesen und der rechte
Begründer geworden wäre, wenn er länger
hätte leben und wirken -können. [Vgl.
Geidel, Kaiser Friedrich als Freimaurer
t2. Aufl., Lpz. 1888). FZ. 1888, S. 113,
230; Otto Hesse, Kaiser Friedrich, ein
Vorbild für deutsche Freimaurer (Lp*.
IMV. M. Rothfels, Kaiser Wilhelm I. und
Kaiser Friedrich (Lpz. 18881 ; F. Possart,
Kronprinz Friedrich Wilhelm als Frei-
maurer (ßrl. 1888).]
10; Joachim Karl Wilhelm Fried-
rich Leopold, Prinz von P. , Sohn
des berühmten Feldmarachalls Prinz
Friedrich Karl, geb. 14. Nov. 1863 iu Ber-
liu, wurde zum Freimaurer aufgenommen
13. Febr. 1889 in der zur Grossen Laudes-
loge gehörigen Loge Friedrieb Wilhelm
zur Morgenröte in Berlin iu Gegenwart
der Vertreter der beiden andern altpreus-
sisehen Berliner Grosslogen und nach
einem abgekürzten Ritual hintereinander
j durch die drei Grade, gelührt. Nachdem
I er 16. Dez. lSi*3 in die Grosse National-
I Mutterloge Zu den drei Weltkugeln und
12 Jan. 1804 in dir Grosse Loge Royal
York eingeführt und zum Ehrenmitglied
ernannt worden war. übernahm er 2 Febr.
j 18V4 das Protektorat über die die! nlr
j preussischen Grosslogen. Seil 15. De/..
1895 bekleidet er als Orden^meister das
höchste Amt in der Grossen L'inde>lo£c
in Berlin und trägt das Protektor»'
Kreuz {». Protektor) Sein Bild schmückt
die Denkmünze, die die Loge Zu den drei
Kronen iu Königsberg i.Pr. l8'J6zur 150 jähr.
Jubelfeier der Einführung dor Freimaure-
rei das. schlagen liesa {vgl. HMW. Nr.
118).
Prlec, Henry, »der Vater der Frei
maorerei iu Amerika«, geh. 1697 in Lon-
don, gest 20 Mai 1780 iu Townaend, kam
um 172:! nach Amerika und lies» sich in
Boston als Schneider nieder. 1733 wurde
er ausserdem »Cornet in the üovernor'B
troup of Guards, with the rgrk of Major«,
/.u irgend einer Zeit scheint er auch
Zahlmeister in Königin Annas
meut gewesen zu sein. Er erhielt 1733
durch Lord Montagu, Großmeister von
England, die Würde eines Provinzial-
grossmeisters von Neu -England und den
dazu gehörenden Gebieten; wahrscheinlich
war ej vor seiner Obersiedlung in einer
der vier alten langen London.* aufgenom-
men worden. Am 30. Juli 1733 rief er die
Manrer in der »Bnne.h of Grapes Tavem«
zusammen, legte ihnen die erbaltne
Würde vor und ernannte die übrigen
Beamten. Noch an demselben Abend Inf
ein Gesuch von Maurern in Boston, die
ohne Zweifel schon zuvor *on the Autho-
rity of immemorial right» gearbeitet hatten,
um einen Freibrief ein, der sofort ge-
währt wurde; P. selbst gehörte dieeer
•ersten Loge« als Mitglied an. Sciue
Vollmacht wurde 1735 auf gauz Nord-
amerika ausgedehnt,' so dass er bald darauf
eine Abordnung nach Charleaton, Süd-
carolina, verlieh. Nach Th. Oxners Tode
(Grossmeister 1744-54) führt«? P., als der
älteste gewesne Großmeister, einstweilen
den grossmeistcrlichen Hammer (26. Juui
1754 bis I. Okt. 1756); ebenso nach Grid-
leys Ableben Sept. 1767 bis 25. Nov. 1768.
j Der 1738 in Boston gegründeten »Masters'
Lodgc«, die von der Grossen I^oge daa
Recht überkam, Gesellen und Meister zu
machen, stard er bis 1744 als Meister vom
Stuhl vor, ebenso 1749. {Vgl. FZ. 1368,
S. 339. Triangel 1868, S. 73.1
Prichard, Samuel, war Verfasser der
in vielen Auflagen, zuerst I^ondon 1730,
erschienenen, in verschiedne Sprachen
übertragnen Schrift: »Masonry Diesected«
(Zergliederte Maurerei;. Es war die erste
j ausführliche Schrift über die Formen
I der Freimaurerei, wie sie sich seit 1722
I entwickelt hatte, und erregte besonders
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Pri.stewits - IVin.itif, Rite.
dadurch Aufsehen, das« der Herausgeber
auf der Kuckscite des TiteJhlstt« eine eid-
liche, gerichtlich beglaubigte Erklärung
Rhgab, daas <<cin Buch in allen Einzel-
heitcn zuverlässig und echt sei. Nn«h An-
zeigen der Tagesblatt er erschien die erste
Aukube am 20 Okt. 1780, die beiden
nächsten am 21. und 81. Okt., die vierte
am 18. Not. Die spatem Ausgaben
haben ein längeres Vorwort und eine An-
zahl Fragen mehr, als die erste. Das Buch
weist die drei Jokaunisgrsdo auf, aber
eine 8tetle im ljehrling«grad bat die Er-
innerung so die frühern zwei Grade bn-
wahrt, indem auf die Frage, welche sieben
Maurer eine gerechte und vollkommene
Loge bilden, die Antwort folgt: »Ein
Meister, zwei Aufseher, zwei Genossen
und zwei Lehrlinge»; hier fehlt der
Meistergrad noch. Ein H. P. erscheint
am 25. Snpt. 1728 al* Besuchender
in einer 172« gestifteten I «oge; die*
ist wahrscheinlich Jer Herausgeber des
Buches von 1730, obwohl es sich mit Gt-
wisaheit nicht sagen läast (vgl. AQU X,
184). Er war offenbar gut unterrichtet,
aber kein Freund der neuen Grosslogen-
maurerei. weil sie nach seiner Meinung
den Mitgliedern ru viel Kosten verursachte;
der Zweck seiner Veröffentlichung war,
wie er in der »Rechtfertigung« am Schlüsse
der Schrift sagt, loichtgSAubige Personen
vom Eintritt in »eine so verderbliche Ge-
sellschaft« abzuhalten. Im Vorwort giebt
er kurz einige Zöge der Zuuftsagc, deo
Turm zu Babel, Euklid, die Ägypter,
Hiram, 8alomoe Tempel, den rätselhaften
Mnuon drecus (vgl. Ninua), Kart Martcll,
Athelstone, die Versammlung in York.
Der Ausdruck »Freie und Angenommene
Maurerei* sei erst in den letzten Jahren
mt -standen, d. h. seit Bestehen der Gross-
loge: »konstituierte Logen« habe man
früher nicht gekannt, sondern erst seit
1691, »als Lords und Herzöge, Advokaten
und Krämer und andre niedrigere Ge-
schäftsleute, Pförtner nicht ausgenommen,
zu diesen Geheirnuiteuu oder Nicfctgehcim-
nissen zugelassen wurden« , die erstem
zu hohen Kosten . die letztem für *i oder
7 Schillinge, wofür sie jenes Ehreuab-
zeicheu 'Uudge of iiononr) erhalten, wel-
ches nach ihrer Ausdruckweise Ȋlter und
ehrenvoller ist, als der Hosenbandorden«,
da die Kegeln der Muurcrei von Adam
her durch Überliefern fortgepflanzt seiu
sollen. Die folgenden Ausgaben erweitern
das Vorwort durch einige Einschaltuugcu,
namentlich Bemerkungen über die Gor»
mogonen (s. d.). die noch idter a*in wollen,
als Adam, und über die Gesellschaft des
Gross-Kaihebar*), die aus einer gewählten
•) Voa 4i«Mr Om»U*c)w>(I <•« »oait nicht» h«k»nni
•tot siMr 171« iu I«m.l«B entcfci.iuiim .Od« ao
(ieuosscusebaft von Leuten besteht, deren
Hauptge^prüch Handel und Geschäft be-
trifft, auf Grund gegenseitiger Freund-
schaft, ohne irgendwelchen Zwang. - l>ie
Kragxstucke der drei Grade sind auch iu
iVcnulc Sprachen übersetzt. Deutsch nach
der fünften Ausgabe erschien 1736 »Die
Zuufft der Freren - Maurer, oder idl-
gemeiiM' und aufrichtige Beschreibung
aller derselben Gattungen u. s. w. Ans
\ Licht gegeben durch 8. I\, vormahl i gern
Glied einer Zunfft- Kammer- (ohne i »rt).
Diese l'bersetzung ist aber ganz sicher
nicht unmittelbar aus dem Englischen,
sondern au« einer französischen Über-
tragung hervorgegangen, derselben, die
abgedruckt ist unter dem Titel »La Ile-
cention Myslcricuse des Meinbres d" la
celchie So'eiete* des Francs- Marlons
(London 1 Es muss also 1736 oder
frf'her eine französische Ausgabe erschienen
sein, die vou beiden benutzt wurde, denn
beide hsbeu statt des »Kaihebar« die
wunderbare Lesart »Sealhcbcr« und &»tm-
men auch in andern seltsamen Ausdrücken
derartig Obircin, dass nur eine geniein-
schaftliche slbere französische Vorlage
möglich ist. Zwei Beispiele genügen.
Gleich die erste Antwort lautet nach dem
Englischen richtig: »Ausd^r heiligen Loge
de« heiligen Johannes«; dafür liest die
französische Ausgabe: »Du College ou
Society de saiot Jean«, die deutsehe:
»Vom Collegio oder Zuufft von $t. ,lo-
haunis«. Die Frage nach der Gestalt der
Loge lautet richtig: »Von welcher Gestalt
ist die Loge?« Die französische Ausgabe
hat: »De «pielle forme est lu chambre du
College?« und die deutsche: «Wie ist die
Kotlegienkamtncr gestaltet?« In der deut-
schen Ausgabe des Neuen C.uistUutioiicn-
Hucbs (Frkf. 1741) steht eine Fherset-
zung vou P.s Buch '.»23 -»46} wirklich
nach dem englischen Original, in den
spätem Auflagen wiederholt und in >er-
sebiednen Hammelschriften nachgedruckt,
j — Gegeudie »Masonrv Diwected« erschien
Ende 17:50 »A Defcnce of Masonrv; occa-
t sion'd bv a Pamphlet, call'd, ilasonry
Diasccteti* (vgl. unter Cläre), die Anderson
1738 wieder mit abdruckte und mit einem
| Brief des Euklid begleitete; beide Stücke
| sind gleichfalls iu der genannten deut-
schen Aufgabe zu fiuden
Priestewitz, s. Groasenhain.
Frlmitif, RHe 1. Rite P. ecossais,
! ein aus dem sogenannten Rite de per-
; fectioii ht-rvorgogangries .System vou
! 33 Graden [vgl ihre N«m«n in der
, vor. Aull, dieses Handbuchs II, 623|,
das I81S eiu Advokat aus Nivellea, Mar-
darilber. 1 ..romli war d<rr .Graud Kuaibar" «in«
I Varclniirattfr , iu d«r hart* Im« «ro-i i*raut(lcM <>••
••Ulf Kail trptlgt vrurd«-: dl« MittfHVdei »«nUii tu
, dar M« „KU»ih«rilanb uenitntit. Sie »t ab^dru. t
j Im I. Bande d«r Masoaio Bejnnu 'MargaW l8v
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Prirw-Hall-Grosslog« — Profan.
chut, in Naraur gründete und du «ich
auch über Belgien hinaus nicht vorbreitete,
«einen feit 7 aber in der Loge Bonne amiüö
in Namur hatte. Ober dein splteree Fort-
bestehen ist nichts bekannt. Seine zu
Anfang 1819 versandten Uinlaufachreiben
u. a. w. sind in den Annale» des Pays-
Ita*. III, 487 abgedruckt, ebenda«, auch
S. 503 ein Verzeichnis der Mitglieder. Die
Leitung des Garnen ging von dem ein-
zigen, für das ganze Königreich einge-
setzten Cbapitre de Pintlricur du temple
suh, das seinen Sitz zu Kamur Latte und
au» deu Mitgliedern des 80.— 83. Grade*
beetand. ritoll vertretender Grossmeister
leinen wirklichen gab es mein war der
ftrossinarschul) am Hofe des Königs der
Nierlerlande, Ch. Alex. Regis Nicolas
Priuce de Gavre; al» (\immandeur d'Aut.
zeichnete der genannte Advokat P. C. Mar-
chs*. Die M itglieder waren meist BeamU und
Offuiere. Nach der in dienen lTmlaufschret-
ben mitgeteilten Geschichte soll dieses
schott ische System von einem schottischen
Kdelmann. J. Cunninghaui, der dumals in
Kamm in Gurnisnn war, 1770 eingeführt
und einige Jahre später von den» »Archi«
camp royal« von Schottland das Grund
ChSpitre de Pintenenr du tcmple zn Namur
gegründet worden sein. 1777 habe die
I*oge Lu bonne «mituS sich unter die
Groasloge der österreichschen Niederlande
•reHtellt, nach dem Wiederaufleben der
Maurerei daselhft aber flic'i 1808 von dem
Grossorient von Frankreich als 8ouveraiu
Cbapitre de Kusecroix anerkennen lassen,
wahrend dieser ganzen Zeit aber das. Sy-
stem im stillen gepflegt, mit dem sie erst
5. Jan. 1818 an die Öffentlichkeit getreten
■ei. II. Ititc P , auch Rite de Kar-
bonne, s. Nar bonne.
Priuce llaH-tJroMslsge, s. Farbige.
PrlaclpAls Die Beamten des Royal
Areb-Kapitels, die in Amerika Hoher
Priester, König und Schreiber genauut
werden, führen in den englischen Kapiteln
die Bezeichnung des ersten, xweitcu und
dritten Prinzipals. — P. sojourner ist im
Uoyal Arch-Grad ein dem ersten Schatnier
(s. d.) oder senior deacon s. Diakonen;
ähnliches Amt, dessen Kamen (wörtlich:
erster Fremder uder Reisender) von dem
Aufenthalt der Israeliten iu Babylon ab-
geleitet wird.
Prlnlneu, Friedrich Wilhelm Freih.
v., geb. 1718 in Karow bei Genthin, gest.
25. Sept. 1778 das., wurde Offizier und von
Friedrich dem Grossen zum Gebeimen
Kriegsrat ernannt. In den Freimauretbund
trat P. 18. Min 1748 bei de« Uge Zu
den drei Weltkugeln in Berlin ein und
war 1750 und 1751, und 1757 bis 4. Mai
1761 Meister vom Stuhl dieser MuUorioge,
am 4. Mai leitete er noeh die Vereinigung
der Logen in Berlin ein und wurde
20. Mal zum Grossmeister des eben ge-
bildeten Tribunals erwählt, das «ich lf ,8
1 wieder auflöste. 1758 hatte er mit Ler-
• nais (s. d.) ein Grosskapitel der französi-
| sehen Hochgrade gestiftet, deren Ober-
' meister er war. Ob er 1787 der strikten
Observanz zugetreten ist ist nicht bekannt.
[Vgl. Geschichte der Grossen Natiooal-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln Örl
1890). 8. 438.]
Piiaa (Prinee), der Name mehrerer Hoch-
grade, namentlich den sogenannten schot-
tischen Ritas d.).
Prtaa E4w*rd Insel (Insel und Provinz
der brit-nordamerikauischen Kolouie Ka-
nada). Die ersten Logen wurden hier
als Militarlogcn 1781 und 1797 von Neu-
schottland aus gegründet. Die Loge von
1797 wurde standig und 1828 in die Ma-
trikel der Grossloge vno England einge-
tragen. Diese Grosslog > gründete hier
noch sechs und die von Schottland eine
Loge 1858, die zusammen am 24. Febr. und
23. Juni lo75 in Oharlottetown eine un-
abhängige Grossloge errichteten, die jetzt
7 wülf Logen mit 520 Mitgliedern auf» eist.
Prior. Der nächste nach dem llecr-
mointer (im v. Hundschen Tempelherren-
■ystem) war der Prior, der, solange die
Kleriker mit dem Orden verbunden waren.
Prior equitum hiees, zum Unterschied
vom Prior dericorum,
Prltzwalk [St. in der preuss. Provins
Brandenburg, 8816 E.). Hier bestund früher
eine von der Grossen Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln 10. Juni 1760 gegründete
Loge Zum Thal Josaphat, die aber
schon lange geschlossen nt.
Proben, s. Prüfungen.
Proeurator generalis, eiue Würde im
Provinzialkapitel des v. Hundschen Tum-
pelherrcnsystems. Er hatte die Aufsicht
über die i'rovinzialkasse und erhielt drei-
monatlich Berichte über die untergebnen
Kaisen bis rn deu Logen herunter, nahm
die Einkünfte des Provinzialkapitols in
Empfang und lieferte sie dem Thesau ra-
rius generalis ab, prüfte etwaige Vor-
schlage über Unternehmungen und Speku-
lationen und wachte über die Polizei im
Innern.
Profan (vom Lateinischen profauus, s.
v. a. uro tan o, wörtlich : vor dem Teni } * 1 ,
nus*erhalh desselben, nicht eingeweiht,
dabo* weiter gleichbedeutend mit unheilig),
ein klerikaler Ausdruck, der in den altern
Ritualen nur von solchen Gesprächen a.s. w.,
die in der Loge alt ungeziemend verboten
waren, spater erat auch von Personen in
dem Sinne gebraucht wird, dass darunter
Nicht m aurer verstanden werden Die letz-
tere Bezeichnung ist, als Mittsdcutungen
und Anstoss erregend, in der neuem Zeit
vielfach verworfen worden, nachdom schon
1859 Prof. Dr. Heidemann in Berlin und
Stcr der Verein deutscher Freimaurer
iieutsprechend mit einem Vorschlag
hervorgetreten waren. [Vgl. L. 1884, S. 7;
! A. III, 8. 106; Br. L. 1888/4, 8. 60] Bh.
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Prupseands Protestantismus.
203
187b. 8. 403 412; 1879, 5. 21 wird eine I
Lanze für fernem Gebrauch du Wortes f
gebrochen.
Propaganda für den Bund »oll an sich
nicht getrieben werden. Der Bin tritt hat
freiwillig, aus innen» Drang au geschehen.
Es ist das ein alter, bewährter Grundsatz,
an dem im allgemeinen festzuhalten ist.
Gleichwohl hat man in neuerer Zeit
wiederholt Versuche gemacht, für grossere
Verbreitung dea Bundes, namentlich für
Heranziehung intelligenter Kräfte su sor-
gen, and zwar durch Zulassung von Nicht-
maurern zu freimaurerischen Veraammlun-
gen. Das geschah in den Niederlanden
[L. 1897, 8. III, 209; 1898, 8. 71], und in
Ungarn ist ein besonderer Erlass darüber
von der Symbolischen Grossloge 1898 er-
gangen [0. 1898,8.5]. Auch in Deutsch-
land hat man in einzelnen Logen zu
Weihnaehtsbescherungen und Konfirman-
denbekleidungen, SchwesterufcHten und
Ahenduuterhaltungen Nichtmaurcr zuge-
lassen, um ihnen einen Einblick in frei-
msurerische Verhältnisse zu gewähren. Die
Erfolge hatten den Erwartungen nicht ent-
sprochen, und die Versuche sind vielfach
wieder aufgegeben worden. Man hat den
alten Grundsatz für richtig erkannt. [Vgl.
Mittheilungen aus dem Verein deutscher
Freimaurer 1898/99, 8. 56.J
Propooent, s. Bürge.
Proportion, s. Vorschlag.
Prelekter. Wie in Deutsehland Gesell-
schaften und Vereine ihr Bestehen und
Gedeihen dadurch zu fordern suchen, dass
sie FQrsten und Fürstinnen an ihre Spitze |
stellen, damit sie unter deren Schutz ruhig
walten können, so war es von frühster
Zeit in Großbritannien Sitte der Zünfte,
hohe Adlige und Fürsten zu ihren Be-
schützern xu wählen. Dieser Sitte folgten
auch die Werkmaurer und Steinmetzen,
indem sie Fürsten oder Mitglieder fürst-
licher Familien zu Protektoren und Patronen
erwählten. In Deutschland übernahm Fried-
rich der Grosse (s. d.) das Protektorat über
die Logen in seinen Staaten, was von be-
sonderer Wichtigkeit war. da zwei päpst-
liche Bullen den Bann über die Freimau-
rerei ausgesprochen hatten. Friedrich
Wilhelm III. (*. d.) erteilte dea preussi-
sehen Logen 20. Okt. 1798 eine öffent-
liche Staateurkunde oder Protektorium,
worin die Bedingungen enthalten sind,
unter denen er den Logen seiner Staaten
Schutz angedeihen lassen wolle. We-
nige Wochen vor seinem Tode, 22. Mai
1840, gestattete er den Beitritt seines
zweiten Sohns, des Prinzen Wilhelm (s. d.).
nachmaligen Königs von Preussen und
Deutschen Kaisers, der das Protektorat
sämtlicher I*»gen tn Preussen übernahm.
Nach Aufnahme de* Kronprinzen Friedrich
Wilhelm von Preussen (s. d.) wurde dieser
stellvertretender P, und nach dem Tode
beider ist jetzt Prinz Friedrieb Leopold
von Preussen (s. d.) Protektor der drei alt-
preuesischvn Grosslogen. Auch in andern
Landern, I lessen- Darmstadt. Mecklenburg,
Coburg-Gut ha, Keuss j.L., Dänemark u.s.w.
waren und sind P. Ebenso ist der Prinz
von Wales (s. d.) P. der Grosslogen von
Schottland und Irlaud und australischer
GruHslogeo neben seiner grosauieister-
lichen Würde in England. Da* freimau-
rerit-che Abzeichen des P.'s der drei r.lt-
prettssischen Grosslogen besteht seit lh94
in einem Kreuz in roter Emaille und in
Form des Kreuzes des JohanniU-rordens,
jedoch statt des Adlers in den Ecke:; das
Hexagramm mit dem Auge Gotter, und
wird am roten Bande um den Hals auch
ausserhalb der Logt getragen. Eine Ab-
bildung befindet sich BZC. 1894, S. 217.
[Vgl. über fürstliehe Protektorate Bh 1*69,
8. 145; 1890. 8. 851. ]
Protestant assoclatlen, der Name
einer geheimen Gesellschaft, die in Nord-
amerika, als eine Abart des Freimaurer-
bundes, wie die Gdd fellows (s. d.) und
andre, liesteht Sie hat jedoch nur in
äussern Formen Ähnlichkeit mit ihm
und beansprucht auch selbst nicht, mit
der Freimaurerei zusammenzuhängen. Ge-
gründet ist sie in Pittsburg (Peniisylvaoicn)
1849; sie verbreitete sich bald weiter und
bildete 1851 in New York eine Gross-
loge. Ihr auagesprochner Zweck ist Unter-
stützung in Krankheit**- und andern Not-
fällen; der Beitritt ist aber sireng auf
Protestanten beschrankt. Von politischen
Zwecken ist die P. a. nicht ganz frei ge-
blieben, wie sie auch in feindlichem Gegen-
satz zu den Kümisch -Katholischen steht.
|VKl. Bh. 1861, 8. 65; L. lf-97, 8. 160.|
Protestant isui us. Die ou endenden An-
griffe der ultramoulanen Partei der katho-
lischen Kirche gegen die Freimaurerei
richten sich im Grunde genommen mir
f;egen den P., als dessen Frucht, nameut-
ich der Reformation, man den Freimaurer-
bund ansieht. Diesen schlägt man, und
den P. meint man. [Vgl. L. 1899, 8. 1K|
Diesen Zusammenhang weist allerdings
auch die Geschichte der Freimaurerei
nach. In einem protestantischen Lande wurde
sie geboren, und die meisten Logen finden
sich in protestantischen Ländern. Protestan-
tischer Geist zeigt sich in der Freimaurerei
nicht nur bei protestantischen, sondern auch
bei andern \öikern. Er durchdringt das
Kulturleben aller Staaten. Die Bibel ist
die einzige Erkenntnisquellc der Protes-
tanten iu religiösen Dingen, sie liegt auch
auf in den frounaurerischen Tempeln. Dass
auch von protestantischen Geistlichen der
Freimaurerhund angefeiLoet wird, liegt
nur in deren teilweise orthodoxen Rich-
tung, die sich der des katholischen Klerus
nfihert, wahrend der von echt christliehem
Liebesgeist und allem (unchr ist) ichen) Fana-
tismus sich fernhaltende Teil der protes-
tantischen Kirche »ich durchaus freundlich
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201
Protokoll — rri»viiiy»Hlßroi«*uici«tfr.
zur Freimaurerei atellt. [Vgl. FZ. 1806, S.
410.]
Protokoll (engl, min ute«, franz. proces-
vrhap. Die Fuhrung eine» P.'s über da*
in der Logen Versammlung Vorgegangene iet
schon iu dem Konstitutiouenbuch (s.d.) von
1 723 von der Oroaaea Loge in London an-
geordnet und allenthalbeu üblich, die liegt
dem Schriftführer ob. Die Verlesung
pflegt um Sehl ua« der Versammlung, bis-
weilen auch bei Eröffnung der nächsten
zu erfolgen. Die P. werden in einem be-
Aondcrn Buch aufbewahrt und die« für
die einzelnen Grade besonder» geführt.
Näheres über 1*. -Führung s. in Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die
Amtstätigkeit der Logenmeister (Lpz.
1891), 6. 68.
Prouuhou, Pierre Jos., französischer
Sozialist, geb. 15. Juli 180« in Besaueon,
gest. ly.lnn. 1863 in Passy, von dem da» Wort
• Eigentum ist Diebstahl« (1840) stammt,
wurde 8. Jau. 1847 in Bewuicon Freimaurer.
• V.r veranchte auf eigentümliche., nicht un-
interessante Weise da» Gesetz, der Gerech-
tigkeit ali* die Haupt- und Grundidee d-s
Freimaurcrbunds hinzustellen. Sein Werk,
• Die Gerechtigkeit in d"r Revolution und
in der Kirche« erschien in deutscher Über-
setzung von Pfau (Hmbg. 1866.. ! Vgl. Bh.
1660, S. f>4, 358, 391; FZ. 18R.S, S. 6T>: L.
XXI, 26; Triangel 1861, S. 28; Taute,
Msureri*ehe Bücherkunde (Lp«. 18o>*\ zu
Nr. 1740.]
Prot laxlalg rossloge , Protlnzlaüogf .
Bine P. ist die von dem Sit« einer
Grossen I*ogc entfernte, ihr unterge-
ordnete Grosse Log«', die, mit der Macht-
vollkommenheit der erstem, die un-
mittelbare oberste Behörde der einzelnen
zu ihrer Gerichtsbarkeit g« hörenden Lo-
gen ausmacht. Nachdem die englische
Grossloge Veranlassung genommen, Pro-
\inaialgroa.Hineinter an ernennen und es
diesen geluugeu war, I^igcn ins Leben zu
rufen, folgte von selbst, da?« für solche
abgesonderte Teile des Bundes eine ge-
setzliche Ordnunggeschaffen« erden musste.
Die Vorschriften, welche die englische
Grossloge dafür entwarf und in deu Aus-
gaben des Koitatitutionenbuchs (s. d.) von
I7.*>ü, 1767 und 1784 veröffentlichte, haben in
den neuem Auflagen bedeutende Abän-
derungen erlitten. Neuerdings hat man in
der englischen Grossloge die Bezeichnung
P auf diese Zwischenbehörden in England
selbst beschränkt, während man in den
Kolonien und im Ausland* von Distrikt*-
tfro*«logcn(a.d.^pricht. DieenglischenP.in
Deutschland (Hamburg, Frankfurt a. M.,
Hannover) haben stete eine audn Stellung
eingenommen, als die eigentli. heu eng-
lischen der Provinzen. Sie sind einge-
gangen. — Dasselbe ist der Fall mit der
F., die unter der GrossJoge von Hamburg (in
Rostock) bestanden hat. — Die Grosse l<ogc
Royal York iu Berlin hat nur eine P. für
I die Provinz Schlesien iu Breslau (*. d.\
■ ebenso besitzt die Oroasloge Zur Sonne in
Bayreuth nur cineP. von Norweger , »Polar
stjernen«, in Christi:nii:. ^s d. ;. - DtcGro*«e
! Landesloge in Berlin hat deren drei, für
Schlesien in Breslau (s.d.), fflr Nied« rsaehseu
in Hamburg (*. d.) und für Mecklenburg in
Rostock (s. d.). Sic sind niuurcrische Behör-
den, die in ihren Sprengcln zwischen den
dort bestehenden Andreas- und Johannis-
tagen einerseits und der G rossen Landes-
loge andrerseits eine Zwischenbehörde
bilden und daher für die Logen ihre« Be-
zirks die nächsten aufsichtführenden Be-
' hörden sind. Sie sind ebenso ?.i>':ininieii-
gesetzt, wie die Grosse l.ande»loge selbst.
An der Spitze steht der Provin/ialgross-
meiater mit den Provinz in Ig rossbeamteii.
Die Mitglieder der P. zerfallen in zwei
Abteiiongen. für die Angelegenheiten der
Andrea«- und die der JohauiiisloL'eu. Jede
P. hat bei der Grossen lj»ndeslog> :hren
| Vertreter; desgleichen haben eiie zum
Sprengel gehörigen Andren* und Johannis-
J logeu ihre Vertreter bei der )' Sie kom-
men in s'gcn. Quartalversamudungen zu-
sammen.
ProviazIalgroMttwelater. Der Titel und
die Würde eines P. kommt zuerst 1726 bei
der Oheaterloge in England vor i vgl. oben I,
S. 2o^\ Die ersten Bestellungen solcher
waren eigentlich nichts mehr als ein Titel;
man über) ess es dem also Bestellten, durch
Gründung von Logen, zu der er damit be-
rechtigt sein sollte, dem Titel praktische
Geltung zu verschaffen. Die Maurerei als
eins gedacht unter eiuer einzigen Gross»
Ingo, musste unumgänglich dazu führen,
j Stellvertreter des Grossmeisters für ent-
legne Provinzen und fremde überseeische
| Lander zu ernennen, und der Name P.
' war dann ah geeignet zu betrachten. Seine
Befugnisse konnten aber, sollte die mau-
rerische Gleichheit, die Selbstbestimmung
der Logen erhalten bleiben, nur beschränkt
sein, etwa auf den Vorsitz in den viertel-
jährlichen Veraammlungen der Vertreter
der Logen, das Ausschlaggehen bei zweifel-
haften Besch hissen u. a. w., und die Er-
nennung konnte uud durfte nicht willkür-
lich von der englischen Groasloge oder
gar nur von ihrem Grossme ister ausgehen,
sondern musste, wie in England anfänglich
selbst, vom Logenverband geschehen,
etwa in der Art, daas mun einen so Ge-
wählten der Grossloge zur Bestätigung
vorschlug, da die G rossloge oder der timss-
meister gewisa nur sehr selten in der Lage
waren, die passende Persönlichkeit heraus-
zufinden, abgesehen davon, dass man l^ogen
in überseeischen Ländern am bebten ihrer
eignen Hegieruug Oberhees und sie nur
für genaue Aufrechthaltung der 'Alten
Pflichten verantwortlich machte. Beson-
dere Bestimmungen finden sich zuerst im
Konstitutionenbuch (a. d ) von 1756. Hie
wurden im taufe der Zeit, als sich das
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PruviimalkapiteJ — Puhlmsnn.
205
Amt «1er P. ausdehnte, weiter ausgebildet.
J)eahalh enthalt das Konstituti'»nenbueh
von I8.V1 veränderte Vorschriften. Neuer-
dings hat man in England far die Kolo-
nteu und da* Ausland den Titel DiHtrikts-
grossmeister eingeführt und den Titel P.
auf die Provinzen im Mutterlandc l»e-
s»bränkt. — Ganz ähnliche Vorschriften
für dieses Amt wie «lie oben angeführten
hat auch «lie Grotwloge von Schottland
erlassen; auch die Grossloge von Irland
und der Qronsonten der Niederlande kennt
dieselbe Einrichtung. In l)eut«chlaud sind
nur die Grosse f^og« von Hund>urg, die es
Grosse l«indeslojre in Berlin, die Grosse
I«oge Koyal York und »Iii» Grossloge Zur
Sonne, die eine 1'. schaft angenommen
hahen. In der erstem i»t es wieder ge-
fallen. Bei der Groden l>andesloge muss
dem P., wenn er eine L»ge meines» Spr« ngel*
besucht, der Hummer vom Logenmeister
augeboten werden, und er erhält, giebt er
ihn r.u rück, den Ehrenplatz <ur Rechten
des Logenmcistcrs.
Proriiixislkapitel kommen in l>eut<ch-
taud nur hei der Grossen Landcsloge in
Berlin vor. Sie haben die Aufgabe, die den
vier höchsten Ordensstufen vorbehaltnc Or-
dcnalehre in genetzmäseiger Art und Form
an die Mitglieder der L;»gen ihren iW.irks
zu übermitteln, sind aber kerne Aufsicht 9-
behörden über die Logen ihres Sprengel*.
Jedes P. hat bei der Höchsten Ordens-
abteilung einen Vertreter. (S. oben I, S. 94.)
Proii axial luge, s Proviuzialgro«»lo«e.
Provisor Domoriim, eine Würde im
Grosekapitei des v. ffundschen Tcmpel-
herren^yatetDb, die immer mit der des V i-i-
tstor generalis verbunden war. Nitch der
Matricula generalis ordinis war diese Stelle
immer mit der Heeraieister-itcllc der sie
beuten Pro v in* verbunden. Im Proviuzial-
kapitel beklenlete diese Stelle Schubart
(*. d.), 1772 wurde Graf Aloysius Brühl (s.d.)
dazu ernannt und 1775 Schwarz \*. d.) zum
Vicarius Visitator Generali» et P. I) , eine
Stelle, die er nachher selbständig erhielt.
Prnyart. Silvain Bonaventura, Ab-
be, Geschieht*« -hreiher, Litterat und Fil-
ter direkt or aui f'ollege Louis le Grand
"U\. j:oij um 1743 in Artois. ge*r 22. Marz
•8«^ iu Afra-., war einer der heftigsten
Geguer der Freimaurer und eifrigster An-
hänger der Bourbmien. Seine beiden Seil rit-
ten: l.onia XVI. (London 1800 uud Pari«
1803'. -Mo verschiedne Auflagen erlebt ha-
ben vgl. La France litteraire, VII, 360,
36lj und die er sogar umarbeiten niusstc,
um die Erlaubnis zur KOckkchr nach
Frankreich zu erlangen, die ihm aber Bi-
c«*tre »•iulrugen, sind angefüllt mit den
grübaten Ausfallen auf Philosophen, lllu-
nituaten und Freimaurer.
Prozessionen, s. Aufzüge.
Prüfungen, Proben (F.preu\( i t>ei der
Aufnahme iu dee Freimanrerbuii'1 I J" < • -
bei den Mvstenen der Altei. ' r«-n r 'n
j der Einweihung gewisse Prüfungen ver-
j bunden, ebenso finden «ich dergleiehen
j unter den Zuuftgebrauchen de» denueheo
Mittelalter» ib. tnshe*. Fnllou, Materien der
j Freimaurerei, S. 60). Es waten dies zum
Teil seltsame, oft mitkörperlichcm Seh mens
, und Gefahr verbuudne Feierlichkeiten,
' durch die man teil» den Mut uud Eifer
, des Ai fzunvhuiendcu und die Fettigkeit
seines i-aitschlusse* prüfen, teils den l'n
' taugliehen zurückschrecken wollte. Sie
| gingen \ou der Zunftmaurerei in die Frei-
maurerei über, wo «ie jedoch einen ver-
| edelten Charakter annahmen uml sowohl
j den Zweck haben, die moralische Kraft
I des Aufzunehmenden zu prüfeu, als auch
! durch ihre symbolische Bedeutung winen
tiefem Eiudruek zurück/ Juasen. Daher
die rnterscheidung r. Tischen epreuvss
moralee et physiques bei den Franzosen,
wo die letztern jedoch noch immer nein
in den Vordergiund treten. Man nennt
sie ,»uch Element arprubeu, weil sie
mit den Elementen Feuer, Wasser, Krde
zusammenhängen. — M. Sehr richtig hat
man in neuerer Z- it dn* Wichtigkeit einer
genauen Prüfung des Leben** andtls und
t Charakters eines Suehenden erkanui, die
! vor der Zulassung zur Aufnahme vor/u
• nehmen ist und wofür in mehreren deut-
schen Logen besondere P.-.V tiaach üssc
j bestehen. In der Grossen Landcsloge zu
Berlin müssen die Narrwn der mit der P.
j beauftragten Mitglieder verschwiegen ge-
halten werden (S. Aufnahme.)
Prüfiii.gsanssebnsh, 3. Prüfuugen II
Prüm (St. in der preuss. Uheiuprov.,
2742 E 1 Hier bestand, als uie Stadt noch
i'ranz.'Hisch war, die Loge Le triomphe
de Napoleon unterm Grossorient von
Frankreich, gest. 10. Juni 1^08, die spflter
' einging.
Publizität, s. Öffentlichkeit.
Poerte Montt (St. in Chile, 3000 E.).
Hier besteht seit kurzem "in deuUches
Frei mau rer krün /eben.
Puerto Kle« (eine der grossen Antillen
in Westiudien). liier wurden von Cuha,
Spanien und Frankreich ius L«»gen ge-
gründet. Am 20. Sept. 1^.*. wunle auch
eine eigne Gross! errichtet und am
8. Oki. unterm Namen Gr»n Logia Sobe-
rnna de P. B mit dein Sit/, in Mayaguez
j eingeweiht, die bi? zu 16 Logen mit SOO
Mitgliedern anwuchs Wohrenddcr jüngsten
Wirr\ n musste sie ihre Arb« it« n einstellen,
hat sie aber 1890 wieder Mitgenommen.
Putolmann,Friedr. Wilb. Antont! ott-
lieb Albert. Arzt, geh 2. April 17»7
I in Potsdam, gest. 2. Juli 18?<J das.. studierte
i Arzneiwis^enschsft, wurde Kompagnie-
I Chirurg, 1^28 Kegim<>ntsnrzt des (iarde-
lltisarcn - Regiments uud '/ulet/.t General-
1 ar/t. IV wurde m den Freimaurer; ^und
il> der I eje '•?'.i:l /t. • ^' 'ishei! in
|'..t-' 'im l'J \:> ■:. rtiifsei.'.iinn< n. war
• *r«t.-r \nfM-ber. dritter. 1^.31
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T'utaiitr — PursuiTint.
zweiter und seit 1832 erster Moitter vom
Sltihl. Die*.* letzte Stellung behielt er
mit Ausnahme von lP&>/6 bi* zu seinem
Tode. Am 19. Juni 1**1 feierte 1». du
50 jlbrige Jubiläum »einer Hamtnerführung.
Osrauf wurde eine Denkmünze geprägt (Tgl.
HMW. Hr. 14.V. Zugleich war P. leit 1837
Obermeister derSchottcnloge Hermann zum
Pinman t und bek leidet e vorübergehend 1850
und l85fJda»Amtdeft8tuhlraeifften dcrFeld-
1 oge Zum «legenden Adler. P. beteiligte sich
eueb an der Gründung des Verein* deut-
scher Freimaurer 1891. Gleichzeitig staud
er stots an der Spitze aller Vereine »einer
Vaterstadt, die »ich die Förderung von
Kunst und Wissenschaft oder die Pflege
der Wohlthatigkeit zur Aufgabe gemacht
haben. Im Garten «einer Loge ift 2. Apr.
1884 eine Bronzebflste P.'» aufgestellt
worden. Am 1. April 1897 begiug die
Loge deu 100. Geburt «tag P.Y ■ Vgl. Eber-
liard» Bericht darüber (Potsdam 1 891 . • Auch
eine P.-6tiftuug dient »einem Andenken,
frber die Jubelfeier der 2.V und .'«Ojiihr.
Hammerführung sind gedruckte Berichte
erschienen. [Vgl. Lieht. Rede in der
Trauerl oft« zum Gedächtniss I1. s am 7.8spt
1882 (Potsdam I88ii; L. 1882, S J8.
PalMlte St. im Ronigr. Sachsen, Ä483 K.).
II i>T bestand uutei der Loge /.um goldnen
Apfel in Dresden ein ßru<lervt rein, gegr.
26. Dez. 1872. bestätigt 1«. Febr. 1878, der
aber nachmals eingegangen wt
Puhzkj, Kranz Aurel, Edler von Le-
bte/, und Cselfalva, geb 17. cjept. 1814 in
Kperiea, geat 9. Hept. 1897 in Budapest,
war als hochbegabter junger Mann
1835 (Tnterootar im Komitate Haros, das
er von 1889 au als Abgeoiduetcr im Land-
tag vertrat. Seit dieser /.eit entfaltete
er eine ausserordentlich rege liieramche
Thitigkeit, die ihm die Mitgliedschaft
der unpurschen Akademie eintrug. Allein
der F. reiheitskampf 1848/49 brachte ihm
höhere Pflichten. P. wurde mit den wich-
tigateu Amtern betraut. Zuerst als Steats-
aekretär im Finanzministerium, dann als
llandelsmin ister entwickelte er eine ausser-
ordentlich« Rührigkeit, unternahm spater
auf Veranlassung Kosimth* (s. d.) eine
Rundreis«, um die Regierungen der \er-
sehiednen Linder au oeatimtnen, gegen
den Fiumsrach der Piusen zu wirken,
wurde in Gali/.un verhaftet, eutfloh je-
doch, wahrend sein Bild an deu Gaigeu
genagelt wurde; dafür war er in Pari*
und I^ondon um »o eifriger für die Bache
Unguruo thätig, tiegleitete Koesuth, nach-
dem der Freiheitskampf mit Hilfe Ruaa-
lands niedergeworfen war, durch Eng-
land und Amerika, um »ich schliesslich in
Italien auf längere Zeit niederzulassen.
Hier erhielt er im September 1866 auf
Verwendung seiner Freunde die Erlaubnis
zum Besuch «einer in Budapest au der
Cholera erkrankten Frau und Tochter
■ (Später erfolgte die glnzTiche Begnadigung
I P.'e, und Ungarn gewann einen jei-
j ner kenntnisreichsten Söhne wieder, der
nachmals, eine Zierde der Wissenschaft,
ale Direktor des Nationalmuseums und
Generalinspektor aamtlicher ungarschor
Museen, sowie aU Sekticnftprä&e* der un-
garschen Akademie der Wissenschaften
eine vielseitige Thätigkeit entf-kete. Hei-
ne zahlreichen Worke sind zumeist histo-
rischen, politischen ethnographischen und
archäologischen Inhalte. — Im April 1863
I wurde P. in der Loge Figti d« Campidng-
| lio (nach andrer Augabo in der Loge Dante
j Alighieri) in Turin aufgenomnien, nahm
an der Gründung des Supremu Gonsiglio
von Italien teil und wurde, nachdem die
Errichtung von Logen io Ungarn gestaltet
und die lx»ge Einigkeit im Vaterlande in
Budapest entstanden war, der er im Früh-
| jähr 1869 sich anscbloss, mit deren Harn-
: incrführung betraut Bei der Gründung der
I Johannis-fr ro^l oge von Ungarn (30. Jan.
i 1870} wurde P. zum Grossmeister gewählt,
{ eine Würde, die er mit einer einjährigen
; Unterbrechung bis zur Vereinigung der bei«
' den Rite (18861 und in der hierdurch eut-
> diandnen Symbolischen Grossloge vou Un-
, garn in der 1 reisin nigateu Richtung führte, bis
ihn seiu hohes Alter veranlasste, dieaer
Ward» 1888 zu entsagen. [Vgl. FZ. l»94. 8.
849. Z 1887, 8. 91. O. IM*7, S. 2H4.»
Punkt. 1) Ein P. innerhalb d.-s
Zirkels (Point within a circle), ein iu den
l/Ogco Nordamerikas gebräuchliches Sym-
bol, das #o erklärt wird, das* der P. den
einzelnen Freimaurer, der Zirkel das Gebiet
seiner Pflichten bezeichnen soll. 2) l>rei
P. im Dreieck, ein Abzeichen für Frei-
maurer, daher die Bezeichnung Drcipuukte-
brüder (bei den t'ltramontanen). [Vgl.
Kchauberg, Symbolik der Freimaurerei
(ftchaffh. 18611 I. 8. 92. j
Purparbaade (Ritter vom), s. Vertraute
Brüder St. Andreas.
Purpurfarbe. Einer der Vorhänge de»
Tabernakels hat diese Farbe, die auch
die Symbolische Färbt der drei Zwischen-
grade zwischen dem Meistergrad und Ro-
yal Arch ist. Purpur ist im Royal Arcb
das (Symbol der Einigkeit, weil es aus blau,
der Farbe der symbolimheo Grade, und
ans rot, der Farbe des Royal Arch, ent-
standen ist. 8o soll diene Farbe den Trä-
ger erinnern uud ermahnen, dass zwineneu
den verschiednen Gliedern der maureii-
schen Familie der Ociat der Eintracht und
Harmonie herrschen soll.
Parsal vant, Her edd. ein in den Groas-
logen von England und Irland vorkommen-
den Amt, ds« wenigstens früher nicht einen
maurerischen Rsng gewährte, sondern nur
eine bezahlte Dienstleistung war. Erst
1840 wurde in England ein r-hren-Gros*-
herold (honorary Grand Purauivant) er-
t nannt. Ihm kommt insbesondere die Auf-
! eicht über daa Skrutinium bei den Ver-
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Patba» - Pythagoras
Sammlungen der Grossen Loce /u [Freem
Mag, 18o4, Nr. -J77 u. 885.J
Kattens (Flecken auf der Insel Rü^en,
2080 E.) Hier besteht unter der Grossen
La n desl og n in Berlin ein« Loge Rüg in
zur Hoffnung, gegr. 30. Aug. 1847. Mit- '
gliederzahl (1*99): 4«. Vera. Donnerstag '
nach Vollmond. Lokal: Am Zirkus. V«l
Zur Geschichte der Loge BZC. 1897, S.':*G8
Putache, Karl Eduard, Gymnasial- \
Professor, geb. 24. Febr. 1805 in Wenigen- i
jena, gest. 1H. U..r, 1882 in Jena, studierte I
Theologie und Philologie und erOOnete j
seine Lehrthatigkeit als Privatdozeni in j
I*ipzig. 1833 folgte er einem Kufe hl» ,
Professor an das Gymnasium in Weimar.
Aua Gesundheitsrücksichten trat er l.Juli
1866 in den Ruhestand. Beine Aufnahme
in den Freimaurerhumi erfolgte in der I«ogc
Ainalia in Weimar, der aueh sein Vater
angehört hatte, 2. Okt. 1355. Er verwaltete
zuuaehet da* Schriftführer- und »on 1Ö59
bisl*66 das Jledneramt. Als zweiter und
erater zugeordneter Meihtcr hat er im
Laufe der Jahre viele I/ipeuarbeiten ge-
leitet. Im Sept. 1873 zum Meister \om
Stuhl erwahli , hat er di«ses bis zu |
seinem Tode bekleidet. [Vgl. Freimaurer-
Analekten der Loge Amalin, Heft XIII, I
Ö. 46.] — P.. ein kenntnisreicher, fein- j
Sbildetcr, hochgeachteter Mann, ent- ■
Itete eine fruchtbare litterariache Thilig- |
keit; er schrieb Erinuernngen an namhafte j
deutsche Dichter, eine groase Zahl Gele- ]
»«Mi hei 1^,-hriften, Abhandlungen nnd Re-
zensionen, war ein fleissiger Mitarbeiter j
des Gustav Adolf- Veieinaboten für Thü- j
ringen und bereicherte die treiinaureriachen i
Zcit*ehrifteu durch zahlreiche wertvolle
Beitrage, auch in poetischer Form. [Vgl.
Bh Jahr»;. VII- KXU.i - Infolge letzte \
williger Verfügung warn vou ihm daa Ver-
mögen der Ha*renbrueh-8tiftung der Loge
Amalia durch ein ansehnliches Kapital
vermehrt.
Pylados. Po sollte der geistliche Or- .
densobere in Petersburg heisaen, vun dem ■
Starek (a. d 17R7 eine 1766 geschriebene \
Urkunde vorzeigt«, die ihn bevollmächtige,
aufzunehmen . wen er für gut halte. Abi
v. Prangen (s.d.1 1768 nach Petersburg kam,
erfuhr er, *a sei der Uhrmacher Schflrger.
Von Königsberg schrieb Starek später an
v. Raven (s.d.) [Signatstern, Iii, 142] P. sei
eines Streieha wegen, der auch Orden«<pa-
piere betraf, ausgestorben gewesen. el>en
als er ebenfalls 1768 in Petersburg ankam. .
(S. Starek.) Gelebt hat er wirklich: v.
Bohnen in Wismar hatte noch eiuen vom
9. Marz 1768 und einen Tom 28. Dez. a.
St. 64, d. h. 1768, datierten Brief erkalten;
er unterschrieb sich Piladea ab arc*.
Pypla, Ateiander Ntkolajewitsch,
rusa. Literaturhistoriker und Kritiker, geb. j
183:t in Saratow, 1860 -62 Professor an
der Petersburger Uni versitlt, bat sieh durch •
seine Forschungen gro*«e Verdienste um '
die russische Litterat urgeschi *b<e erwor-
ben. Von ihm erschienen in deutschet
ÜherseUung: Quellen und Beitrage zur
Geschichte der Freimaurerlogen llusfclands
(Riga 1896)
Pyramiden hassen die von einer vier
eckigen GrnudfUche vierseitig sufiehauten.
spitz zulaufenden Grabgebeude der alt-
agyptrschen Könige Anderson |9 d.) in
seiner dem KoriMitutionenbuch (s d.) bei
gegebnen •Geschichte der Freimaurerei«
erwähnt die P. und setzt sie in Beziehung
zur Maurerei, die iu Ägypten durch Errieh-
tung vieler Logon emporgekommen wäre
Pyrit* ;St. in der pieuas. Prov Pommern,
8488 K ). Loge das. unter der Grossen
Laude*! oge . in Berlin Otto v.um auf-
nähenden Licht, gegr. 15. Juni 1*30
Mitfliederzahl {1^)9.: 25,
Pyrmont (St. im Fürstentum Waldeek,
1479 K.). 1) Früher bestand hier, von
Hannover aus errichtet, eine jetzt unthä-
tige laige Friedrich zu den drei
Quellen, gest. 1767, nach andern 1776
[Vgl. L. XX VIII, 224.] Ebeuso 2) mit
gleichen Namen unter der Loge in Hameln
ein maurerisehe» Kränzchen, gest. 30. S«pt,
1889, das aoit I8«i8 ruht. [Vgl. L. 1900,
8. 126.]
Pyron, Jean Bapt Iste Pierre Julien,
ehemaliger Iniendaut der Domänen des
Grafen vou Artois, gest. 28. 8ept. 1818 in
Paria, war der thafigste Mitarbeiter des
Grafen Grasee-Tüly (s. d.) und als *o'.ener
Grand -Inspecteur- General und öcer«*taire
du 8aint-Empire dans le Supreme fonse.il
du 33* degrd*. Diesen beiden Männern
wrdankte Frankreich daa Schisma, da* die
Vor« inignng aller französischen Maurer
unmöglich machte. [Vgl. Thorv, Acta La-
tour, I, 221, 228, 292 Kloas/Ueachichte
der Freimaurerei in Frankreii-h. t. 459,
451, 456—466 Exclusionj, 533 .eine
Rehabilitierung!, II, 59 (sein Versuch das
Supreme Conseil wieder herzustellen), 85,
86 die Trauerloge über ihn).] Besuchet
spricht «ich über ihn folgender weise aus:
»Die Vorfalle, durch die aich daa Leben
dieses Bruders als Maurer auszeichnet
nnd die allein ihm einige Berühmtheit zu
erwerben vermochten, knüpfen sich an die
unterachiedliehen Streitigkeiten, die der
Grossorieut ^egen das Institut der Schot-
ten, tu bestehen hatte. Es werden ihm l»t-
dcualiehe Handlungen vorgeworfen, doch
besitzen wir nicht Beweise genug, tun uns
zu. erlauben, deren Inhalt vorzulegen.*
(Vgl. Bagon, Orthodoxie mae., S. 3*5 bi<
845.]
_ Pytbagora» I. Leben und Lehre
IJbeV seine I/ebensgaeehichte aind wir voll-
atändig im lhinkeln, da seine nouplato-
nischen Biographen, Porphyrinsund Jambli-
chus sein Leben als hinorisch-pbiloMiphi
sehen Rouuh .behandelt haben. Wir wissen
nur so viel, dass er zwischen 580 und 570 vor
Chr. auf der Insel Samos geboren ist, dann
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208
Pyllutgora».
in späterer Zeit zu Kroton in Unteritalien
lebte. Hier stiftete er seine Schule, in
der ancti seine Lehre ihre Ausbildung er-
hielt. Doch ist ungewias, wie gross sein
Anteil daran selbst ist. In hohem Lebens-
alter wurde er von der Demokratie aus
Kroton vertrieben und wanderte nach Me-
taponto*, wo er sein Leben beschloss.
Erst hundert Jahr nach seinem Tode seilen
die Nachrichten über seine Schule einige
Sicherheit; denn wir habeu seine Lehre
nur in der Gestalt überliefert erhalten, wie
nie die'Zi'itgenoawu des Plato, namentlich
Phihdau* und Archytaa, uns hinterlassen
haben. Von allem Phantastischen abgesehen
stellt sich der prthagoräische Verein iu-
nachst «1» eine Form de? damaligen My-
sterienwesen* dar. Bei der Aufnahme
wurde sehr sorgfaltig verfuhren. Hin Haupt
dogma war die Lehre von der Seelen-
wauderung. Wenn der Tod die reine
Seele wieder vom Körper trennt, so durch-
schwebt <ie die Luft und kommt in diu
Keich de* Lichts und der Ordnung L,t
»ie aber noch unrein, so wird sie von den
Schick*ah>got-theilen in neue, unlösbar*:
Hände gefesselt. Von den Geweihten wurde
Reinheit des Lebens verlangt, jedoch im
allgemeinen ihnen nur leichte Bedingungen
auferlegt; sie muteten Ehrfurcht vor den
Göltein haben, der Obrigkeit und der (Je-
setzen «» horchen, ihr Vaterland lieben und
tretie Freundschaft üben. Der Fortschritt,
der diesen Verein auszeichnete, bestand
darin dass er seine Mitglieder in Anschlug
an dorische Sitte /.ur leiblichen uud geisti-
gen Gesundheit, zur Sittlichkeit und Selbst-
beherrschung er/.og. »Bei der Geburt, s*»
heisvt es, ist der Mensch höchst unvoll-
kommen und von Natur /.um Übermut
geneigt; durch eine während des ganzen
Lebens fortdauernde, ununicrbrochnt Er-
ziehung oiiiss er von den angebornen Feh-
lern befreit und zur Reinigkeil des Herzens
und Gemüts emporgehoben werden*. Die
Weisheit hat keinen andern Zweck im
Auge, Min durch ihre Beleb rmgen den
menschlichen Geist von dem Skinvcnjoch
der Begierden und der Sinnlichkeit zu be
freien, ihn zur (bn (Ähnlichkeit zu führen
und würdig zu machen, dereinst in die
Versammlung de: < rötter einzutreten. Wie
für ullc«-, so is* auch für die Menschen
Harmonie da* Ziel des Lebens. Mit diesem
Bestreben steht nicht bloss die Pflege
mancher Künste und Fertigkeiten, der
Gvinnastik, der Musik, der Heilkunde,
•»oudrm auch die wissenschaftliche Thiltig-
kei» in Verbindung, die innerhalb des
Bundes nach dem Vorgang des Stiftern
peitbt wurde. IW Grundgedanke des
IVtb. goreitiinus wur die Idee der Masses
und der Harmonie «de ist ihm wie das
Piiiuin des praktischen Lebens, so auch
das oberste destt/. «b* rn^e-suins Daher
spielt die Musik, die sich auch in der
Harmonie dei Sphären /.* igt, bei den Py-
thagoreern die Hauptrolle. Ihre Ansichten
hierüber halten wahrend des Altertums
und des ganzen Mittelalters Gültigkeit.
Danebenhalten die mathematischen Winsen -
sehaften ihren Hauptsitz in ihrer Schule;
denn die Zahlen sind der erste und not-
wendigste Gegenstand allerwahrenStudien.
durch sie hat alles Enahaffhe seine Fo-m,
zugleich sind sie die Symbole <ur die Ge-
danken und das Wesen der Dinge selbst
Nach griechischer Anschauung war eine
ethische Reform ohne Besserung der po-
litischen Zustande unmöglich. Die Py-
thagorecr bef aasten sich daher mit Politik
untl waren Verteidiger der. dorisch-anslo-
I kratiseben Einrichtungen, beherrschten in
diesem Sinne einen Teil der grossgrievhi-
sehen Städte, gerieten jedoch in der Folge
mit den demokratischen Auachauungen der
Kürger in Konflikt und wurden etwa 480
v. l.'hr. y.ersprei>yt. Bald darauf erlosch
die pythagr>riLis':hc Witreenschaft, wahrend
die pythagoreischen Mysterien an Ver-
breitung gewannen. H. Litteratur.
Ausser den oben zu Anfang dicae-j Auf-
satzes erwähnten Schriften fuhren wir ans
i der bundereichen Litteratur nur folgende
als die vorzüglichsten an: Fabricii Bibl.
' Graeca, I, 446; I, 750 (der Harlesa'achen
i Vusgabe»: Brucker, Hist.crit.phil., 1,089,
| vgl. II, 85; A. Meiners Geschichte des
l'r Sprungs. Forts, und Verf. der Wissen-
schaft, 1, das ii. Buch, S. 178 -602 (dieser
' Au Isaf/, im Auszug im Archiv für Frei-
! nuiurer und Rosenkreuzer, 11, 222— 269
{ und daraus, von S. 281 Zeil. 11, Epbeme-
riden der ges. Freimaurerei in Deutsch-
land iiuf das Jahr 5786, S. 99- -188}; Tiede-
mann, Geist der spekulativen Philosophie
von Thaies und Sokiates, I, 67- 138; der-
selbe, Griechenlands erste Philosophen,
S. 187—550; Tennemann, Geschiebte der
Philosophie, I, 75-150: Buhle, Geschichte
der Philosophie, I, 221—277; Brandis. Ge-
schichte der Entwicklung der grieeh i»chen
Philosophie, I, 156-167: Zeller, Philo-
sophie der Griechen. J. 96—182 und der-
J selbe in Paulvs Kealencvklopadie, Bd. VI
| Abt. 1, S 820; Gerlaeh, Zalrukus, Oha-
rondas, Pytbagoras (Basel 185*5). Neben-
her sind zu erwähnen: I ber geheime
Wissenschaften. Initiationen und neuere
Verbindungen. H, 155 178: «Entwicklung
einiger Grundsätze nach den geheimen
Lein begriffen desP. und aller echten I ieb-
| haber der Weisheit des Altertums, nebst
Nachricht von einer analytischen geheimen
liesellschaft« nnd S. 289.310: .Etwas
über den P. und dessen Lehren uacb
Jamblieh und andern«; v. Hslem. Je»us
der Stifter den Gottesreiches, 1. 267
(•«amtliche Schriften, Bd. 8», sowie Freih.
Georg v. Wedckind« Der pythigoriiische
Orden, die Obskuranten vereine in dei
Christenheit und die Freimaurerei in gegen-
seitigen Verhältnissen (Lpz. 1820) (he
aprochen von Krause in Hermes, 1820,
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Pythugoras.
^tilck 4, S. 1-22 und A. Z. I, 496-502);
Oliver, History of initiations, S. 128. Das
Leben des P. ist von vielen geschrieben
worden, von dem Griechen Jamblichus
an in ununterbrochner Reihe; wir nen-
nen hier nur Hamberger (1678), Maver
(1700), üacier (1706), Eilstock (1756),
Voyage de Pythagore en Egypte, dans la
Chaldee, dans l'Inde, en Crfcte, ä Marseille,
et dans lea Gaules suivi de aes lois poli-
tiques et morales (Paris an 7, in 6 Bdn.;
besprochen Göttinger gel. Anzeig. 1799,
St. 156, S. 1553, 1560), wovon eine deutsche
Übersetzung 1800 zu Chemnitz erschien:
»P. und seine Zeitgenossen«. Ausserdem
vgl. man noch Kloss, Bibl., Nr. 3782b,
8782 c, 3785, 3786; Krause, Kunsturkunden,
I, 24, 70,810; III, 69, a. 78; IV, 72,86—94,
95; Schauberg, Svmbolik, 1, 19, 106, 170,448,
502; 11, 77, 227, 331, 350, 392, 527, 583, 540,
542, 543, 544, 562, 566, 570; UI, 15, 22,
871, 873, 378; Bh. 1883, S. 59. — III. Py-
thagoreischer Bund. Es besteht man-
che Meinung über einen Zusammenhang
des Pythagoreischen Bundes mit dem der
Essäer (s. d.) Kreil im W. J.1785, Quart. I,
S. 8—28 (abgedruckt in Freymäurer-Bibl.
VHT, 62—82), leugnet Bolchen Zusammen-
hang, da manche Dinge schon durch die
Natur der Sache einander ähnlich werden.
Ebenso D. Bellermann in Geschichtlichen
Nachrichten aus dem Altertum über Essäer
und Therapeuten (Brl. 1822), Abscbn. 3,
§ 2, [vgl. auch Seydel in Bh. 1859, 8. 99,
106, 115; Findel, Geschichte der Frei-
maurerei,!, 35 fg. ; die vorige Auflage dieses
Handbuchs, II, 634-644]. — IV. P. und
die Freimaurer. Die Verfasser und Her-
auageber des englischen Konstitutionen-
bucha, Andereon, wie Noorthouck, konnten
natürlich nicht umhin, da P. mit der Geo-
metrie in die genaueste Verbindung gebracht
wird, ihm auch einen Platz in der Kunst-
geschichte einzuräumen. Damit ma? man
in Verbindung setzen — weil auch nur
von Werkmaurerei sprechend, und wenn
in der Form nicht echt, doch offenbar
zu einer Zunftsage gehörend — , was
das sogenannte Freimaurerverhör sagt auf
die Frage 4: Wie kam es nach England?
»Peter Gower (d. i. offenbar P. gemeint),
ein Grieche, reiste nach Kenntnissen in
Ägypten, in Syrien und in jedes Land,
wonin die Venetianer (Phönizier) die
Maurerei verpflanzt hatten, und nachdem
er Zutritt in alle Logen der Maurer er-
langt hatte, lernte er viel und reiste heim,
und wohnte in Grossgriechenland, wuchs
allda und wurde ein sehr weiser Mann
und sehr berühmt, und hier stiftete er eine
grosse Loge in Groton (Kroton) und
machte viele Maurer. Einige derselben
reisten nach Frankreich und machten viele
Maurer: von wannen in der Folge der
Zeit die Kunst nach England herüber
kam«. — Auf diese Zunftsagen und die
Ähnlichkeit einiger Formen und des
Allgemein«* Handbuch dar FrtSmAttrtrei, II.
! Zwecks fussend, hat sich die Ansicht ge-
1 bildet [vgl. Laurie, HiHtory, II, 22, deut-
sche Übersetzung der ersten Auflage, S. 7]
und ist von M. Clinch (inder Anthol. hibern.
for Jan., March, April, June 1794) mit aus-
gezeichnetem Scharfsinn und grosser Ge-
lehrsamkeit ausgeführt worden, Claas der Ur-
sprung der Freimaurerei von den P. abzu-
I leiten sei [vgl. auch Encyclop. Britann., S.
640, 647, § 31 — 34]. Gegen aiese auch von
Laurie nicht ganz abgewiesne Annahme hat
sich Krause in den Anmerkungen zur Laurie-
schen Übersetzung, S. 849, folgenderweise
erklärt: »P. erkannte allerdings jene all-
gemein-menschlichen Wahrheiten, welche
das Wesen der Lehre der Freimaurerei
ausmachen; ja er ist der einzige Mann,
den dieGeschichte aufführt, derdengrossen
Gedanken fasste, einen Bund zu gleich-
förmiger und harmonischer Ausbildung
der ganzen Menschennatur zu stiften.
Selbst aus den auf uns gekommenen Bruch-
stücken seiner Lehre und seiner Einrich-
tung können Freimaurer, als solche, viel
lernen. Allein, gleichwohl ist die Frei-
maurerbrüderschaft keine stetige Fort-
setzung oder stetig angeknüpfte Umbildung
des Pythagoräischen Bundes. Da aber die
christlichen Geistlichen und Cönobiten der
ersten Jahrhunderte den P. und seinen
Bund beinahe als christlich betrachteten,
wozu sie der, von ihm abstammende [vgL
jedoch oben Bellermanns Ansicht] Essener-
bund veranlasste, den Eusebius und andre
christliche Schriftsteller sogar zu einer
Gesellschaft der ersten Christen machen,
so war es natürlich, dass auch die in der
alten Geschichte nicht unbewanderten
Geistlichen in England, welche den Frei-
maurerbrüdern höhere Lehre, Liturgie und
Verfassung gaben, ebensogut die Pytha-
goräischen Lehren und Verfassungen, als
die easenischen, vitruvischen und stoischen
! berücksichtigten.« — Obgleich man w_eder
1 in England, noch in Deutschland die Ähn-
, lichkeiten zwischen den Pythagoreern und
den Freimaurern übersah, so fand die
Annahme der Abstammung letzterer von
l erstem nur wenig Anhänger bei ihnen;
i diese Annahme mit dem Schimmer alter-
tümlicher Weisheit sagte mehr den Fran-
zosen zu, und so finden wir fast bei allen
französischen freimaurerischen Schrift-
stellern und namentlich in ihren höhern
Graden der verschiednen Systeme An-
klänge und Andeutungen der Pythago-
reischen Weisheit, der man nebenbei noch
einen ultra-ägyptischen Beigeschmack bei-
zugesellen gewusst hat. Der einzige Schrift-
steller, der sich völlig frei davon zu halten
bestrebt gewesen ist, ist Rebold, der
ganz den Anschauungen Krauses und
denen der ersten Auflage dieses Hand-
buchs ergeben ist. Sind diese Anschau-
ungen neuern Forschungen, wie denen
! eines Kloss gegenüber, in ihren Konse-
| quenzen nicht mehr haltbar, so ruhen sie
14
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210 Pythagoreischer Bund — Quatuor Coronati-Loge, No. 2076, in London.
doch auf einem bessern Grunde, als die-
jenigen, die alle möglichen Mysterien
und Philosophenschulen mit der Brüder-
schaft in stetig fortlaufenden geschicht-
lichen Zusammenhang zu bringen geneigt
sind. [Vgl. A. 1883, 8. 78. Bh. 1859, 8. 99;
1883, S. 59; 1892 , 8. 881. Dr. L. 1898,
8. 2585. FZ. 1877, 8. 118. M. L. 1885/6
8. 198; Oppel, K , P. und die Freimaurerei
(Frkf. a. M. 1861); Wedekind, Der pytha-
goreische Orden, die Obscurantenvereine
in der Christenheit und die Feimaurerei
in gegenseitigen Verhaltnissen (Lpz. 1820).]
Pythagoreischer Bund, s. Pythagoras.
Pythagoreisches Zeichen, s. Penta-
gramm.
Pythiasritter, ein geheimer Orden in
Amerika zur Unterstützung von kranken
Mitgliedern und deren Hinterbliebnen.
Er wurde 1864 in Washington D. C. von
einem gewissen Rathbonc gegründet und
verbreitete sich mit grosser Schnelligkeit
über die ganzen Vereinigten Staaten. Sei-
nem Ritual und den Zwecken liegt Schil-
lers Gedicht »Die Bürgschaft« zu Grunde.
Er hatte ursprünglich drei Grade: Page,
Knappe und Ritter, zu denen aber auch
noch ein Hochgrad geschaffen wurde. Die
erste Supremeloge wurde in Washington
11. Aug. 1868 gegründet, ein Name, der
jedoch in demselben Jahre in den neuen:
Supreme Authority of the Knights of Py-
thias of the World umgewandelt wurde.
Der Vorsitzende führt den Titel Kanzler,
wahrend die Titel der andern Beamten
denen andrer ähnlicher Verbindungen
gleichkommen. 1896 zahlte der Orden
6504 Logen mit 464389 Mitgliedern, ist
aber in den letzten Jahren zurückgegan-
gen. Die nativistischen Bestrebungen in
diesem Orden haben 1898 zu einem Mas-
senaustritt der deutschen Mitglieder ge-
führt, die einen »Verbesserten Orden der
P.« ins Leben gerufen haben. Nur wenige
deutsche Logen blieben wegen der Ver-
sicherungsgelder beim alten Orden und
nahmen das englische Ritual an. Das hat
den Plan gezeitigt, das deutsche Ritual
wieder zuzulassen. [Vgl. L. 1898, 8. 200.
Triangel 1871, 8. 164.]
Quaderstein (s. auch Kubus) kommt j
zuerst als freimaurerisches Sinnbild in Pri- ;
chards Katechismus der Zergliederten
Freimaurerei um 1780 vor. Spater erhielt
der Lehrline den rohen Stein und der Ge-
sell den kubischen Stein. (S. auch den
Art. Stein.)
Quadrat, s. Viereck.
Quadratchlffer, s. Geheimschrift.
Quadrivlum, ein Teil der s. g. sieben Wis-
senschaften (Arithmetik, Geometrie, Musik
und Astronomie), während die andern drei
(Grammatik, Rhetorik, Logik) Trivium (s.d.)
genannt wurden. Sie umfassten im Mittel-
alter den ganzen Kreis der Wissenschaften
und kommen in der schwedischen Lehr-
art (s. d.) vor.
Quaken brück (St. in der preuss. Prov.
Hannover, 2961 E.). Hier besteht seit
29. Febr. (8. Sept.) 1880 ein maurerisches
Kränzchen Zur treuen Wacht unter
der Loge in Oldenburg. Mitgliederzahl
(1899): 16. Vers.: der zweite und letzte
Sonnabend im Monat.
Quantin, Joseph, französischer frucht-
barer Schriftsteller, dessen Romane wie
Napoleon Torre" (1821), Vieux Matelot
(1824) gern gelesen wurden, hat als Frei-
maurer geschrieben: Dictionnaire macon-
nique (Paris 1825) und gab die Zeitschrift
L'Abeille maconnique (1829—82) herauB.
Quaste, zackige, kommt in der Zerglie-
derten Freimaurerei (Prichard) vor und
bezeichnet den Ort, der alle Freimaurer
vereinigt, dass sie nur eine Familie aus-
j machen. [Vgl. Fischer, R., Lehrlings-Kate-
chismus (29. Aufl., Lpz. 1900)^ 8. 124.]
Quatuor Coronatl-Loge, No. 2076, In
London. 1884 reichten 9 Mitglieder ver-
schiedner Logen ein Gesuch bei der eng-
lischen Grossloge ein, ihnen zur Stiftung
einer neuen Loge mit dem Namen »Qua-
tuor Coronati« eine Vollmacht (Warrant
of Constitution) zu gewähren. Unterm
28. Nov. 1884 wurde diese vom Grossmei-
ster Prinzen von Wales bewilligt; da aber
der zum ersten Meister der Loge bestimmte
Sir Charles Warren dienstlich als Oberst
nach Südafrika gehen musste und erst
Ende 1885 zurückkehrte, konnte die Grün-
dung der Loge nicht eher als 12. Jan. 1886 er-
folgen. Zweck der Stifter war die Förde-
rung freimaurerischer Wissenschaft und
Forschung; die Loge widmete sich sofort
dieser Aufgabe mit grossem Eifer. Die Auf-
nahme wurde an die Bedingung geknüpft,
dass der Bewerber irgendwie, sei es in
der Kunst oder in der Wissenschaft, sich
litterarisch bethätigt habe, und seine Leis-
tungen sollten einer gründlichen Prüfung
unterzogen werden. Auf Antrag von Speth
(s. d.)t der zum ständigen Schriftführer
ernannt war, beschloss man 2. Dez. 1886,
eine »litterarische Gesellschaft unter der
Führung und dem Schutz der Loge« zu bil-
den, und 3. März 1887 lag ein Rundschrei-
ben vor, durch das die Loge die Bildung eines
»Correspondence Circle« ankündigte und
zum Beitritt einlud ; zugleich wurde ange-
zeigt, dass bereits 87 Anmeldungen einge-
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Quatuor Coronati-Loge, No. 2076, in London.
211
gangen waren. Die Loge stellte den Grund-
satz auf, daas in jeder Sitzung ein Vortrag
über irgend eine Frage der Freimaurerei
gehalten und gleich nachher besprochen
werden soll; die Vorträge und sämtliche
Verhandlungen sollten gedruckt und allen
Mitgliedern zugestellt werden; seltne und
wertvolle Werke Aber Freimaurerei sollten
neugedruckt, Handschriften veröffentlicht
werden ; Nachrichten über die Fortschritte
der Freimaurerei der ganzen Welt sollten
den Verhandlungen beigefügt werden. Im
Juli 1887 wurde das erste Heft der Ver-
handlungen ausgegeben unter dem Titel:
•Ars Quatuor Coronatorum, being the
Transactions of the Lodge Quatuor Coro-
nati of A. F. & A. M.f London, No. 2076«,
in Lexikon-Format. Der Titel ist herge-
nommen von der Überschrift des Abschnitts
des Halliwell-Gedichts, der von den »Vier
Gekrönten« (s.d.) handelt, wie denn dieser
Teil des Gedichts überhaupt Anlass gegeben
hat zur Wahl des Namens der Loge. Ein
2. Heft folgte im Dezember 1887, denen
sich 1888 noch ein 3. und 4. anschlössen,
womit der erste Band vollendet war, 217
Seiten umfassend. Seitdem folgte jähr-
lich ein Band, anfangs in vier, in den
letzten Jahren in drei Heften. Der letzte
volle Band für 1899 ist der zwölfte. Diese
Bände der »AQC.« sind das Grossar-
tigste, was je von eiuer Loge geleistet
worden ist. Natürlich ist nicht alles gleich
wertvoll, aber wer über die Geschichte
der Freimaurerei in England ein mass-
gebendes Wort mitsprechen will, muss
diese Bände durchgearbeitet haben.
Sie sind auch reich an Tafeln mit
Abbildungen und Faksimiles und lei-
sten in dieser Beziehung das Höchste,
was man billiger Weise beanspruchen
kann; dabei steht der jährliche Band den
korrespondierenden Mitgliedern für den
massigen Jahresbeitrag von 10 sh. 6 d. zur
Verfügung. Alljährlich zu Weihnachten
erhalten die Mitglieder eine Zugabe in
Gestalt einer »St. Johns Card«, die eine
Titelzeichnung, einen Festgruss des Mei-
sters und ein Verzeichnis aller Mitglieder
enthält. Die erste Festkarte zum 27. Dez.
1887 zählte bereits 177 korrespondierende
Mitglieder auf, die zum 27. Dez. 1899
hatte schon 2836, ein Wachstum ohne-
gleichen, das am besten für den Wert des
Gebotnen spricht. Deutschland ist bisher
nur mit 18 Mitgliedern beteiligt. Ein
näheres Eingehen auf den Inhalt der
12 (18) Bände gestattet der Raum nicht;
bemerkt sei nur, dass die bekanntesten
und besten Namen auf diesem Gebiete
Beiträge geliefert haben und fortdauernd
liefern, so Crawley fs. d.), Gould (s. d.),
Hughan (s. d.), Rylands (s. d.), Speth (s. d.),
Woodford (s. d.). Eine besondere, ganz
einzigartige Leistung der Loge sind ferner
die nebenhergehenden Neudrucke und Ver-
öffentlichungen, unter dem Titel: «Qua-
tuor Coronatorum Antigrapha. Masouic
Reprint« of the Lodge Q. C, No. 2076, Lon-
don«, von denen bisher acht Bände vor-
liegen und ein neunter demnächst erscheinen
wird. Der I. Band kam 1889 heraus; er
enthält ein Faksimile der Handschrift des
Halliwell-Gedichts [vgl. oben I, S. 226] mit
Übertragung in gewöhnliche Schrift, dazu
ein paar Stücke andrer Gedichte, die der
Verfasser benutzt hat, gleichfalls in Fak-
simile, sodann Neudrucke des » Piain
Dealer« von 1724 über die Gormogonen,
einer Ode an den Gross-Khaibar von 1726,
der »Defence of Masonry« von 1780 nebst
dem Briefe des Brs. Euklid von 1788, end-
lich einen sehr umfangreichen Kommentar
von Gould zum Halliwell-Gedicht. Der II.
Band folgte 1890; er enthält ein Faksimile
j der Cooke-Handschrift [vgl. oben I, S. 226]
mit Übertragung und ausführlichem Kom-
mentar von Speth, sodann Faksimile des
Lansdowne-M. S. nebst Übertragung, so-
wie Faksimile des Harley-M. S. No. 1942
nebst Übertragung. Die Bände III (1891),
rV (1892), V (1894) und VI (1895) bringen
weitere 17 Handschriften der Werkmaurer-
verfassungen, davon 12 in vollem Faksi-
mile, die andern mit Faksimileproben; in HI
befindet sich das wichtige William Watson-
M. S. [vgl. oben I, S. 227], in IV das
Grosslogen -M. S. von 1583 (vgl. a. a. O.j;
alle sind mit einleitenden Bemerkungen
über die Handschriften versehen. Die
sechs Bände gewähren dem Forscher
eine ganz sichere Unterlage, woran es
früher fehlte; denn die bis dahin veran-
stalteten Drucke waren fast alle unzuver-
lässig. Derartig mustergültige Hilfsmittel
werden kaum auf einem andern wissen-
schaftlichen Gebiete zu finden sein, und
dabei wird jeder dieser kostbaren Bände
den korrespondierenden Mitgliedern der
Loge nur mit 10 sh. 6 d. angerechnet. Der
VII. Band (1890) ist ein Faksimileneudruck
der zweiten Ausgabe des Konstitutionen-
buchs von 1738 mit einer Einleitung von
Hughan. Der VIII. Band (1895) bringt Zerti-
fikate unter dem Titel: »Masonic Certifi-
cates; being Notes and lllustrations de-
scriptive of those engraved Documents
of the Grand Lodge & Grand Chapter of
England, from the earliest to the present
Time. By Ramsden Riley« (Published for
the Author by Q. C. Lodge). Rams-
den Riley besitzt selbst eine wohlbe-
kannte Sammlung und hat zur Ergänzung
die im Besitz der Grossloge befindlichen
Zertifikate benutzen können, 18 Tafeln
mit Abbildungen sind den Beschreibungen
beigefügt. Auch dies ist ein wertvoller
Band. Der in Vorbereitung befindliche
neunte Band wird die überaus wichtigen
Protokolle der • Philo -Musicae et Archi-
tecturae Societas« (Additional M. S. No.
23202 im British Museum) von 1724 bis
1727 in Faksimiledruck darbieten (vgL
I oben I, S. 256). — Man kann den deutschen
14*
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212 Quebec —
Logen dringend den AnschluBs an diese !
wissenschaftliche Loge empfehlen, da so-
wohl einzelne Freimaurer, wie Lugen und
Büchereien als Mitglieder des »Correspon-
dence Circle« angenommen werden. Der
im Dezember für das folgende Jahr fällige
Jahresbeitrag ist eine halbe Guinee (10 »h.
6 d.), wofür die AQC. portofrei ge-
liefert wird; die einzelnen Bfinde der
»Antigrapha« sind gleichfalls für je 10 sh.
6 d. zu haben, die Abnahme ist aber
eine freiwillige. Man wende sich an
George William Speth, Esq., (La Tuya,
Edward Road, Bromley, Kent, England),
der als ständiger Schriftführer das Weitere
vermittelt.
Quebec (Prov. der brit.-amerikan. Ko-
lonie Kanada). Bald nach der Neuorgani-
sation des Dominion of Canada, wobei
Q. eine besondere Provinz wurde, regte
sich der Gedanke der Gründung einer be-
sondern unabhängigen Grossloge, wie dies
schon in Neuschottland und Neubraun-
schweig geschehen war. Am 20. Okt. 1869
wurde die Grossloge von Q. in Montreal
gegründet. Sie zählt jetzt 56 Logen mit
8530 Mitgliedern. Drei Tochterlogen der
Grossloge von England in Montreal haben
sich s.Z. derGrossloge von Q. nicht mit an-
geschlossen und stehen noch heute unter
ihrer alten Grossloge. Ausserdem besteht
seit 1896 in Montreal eine Tochterloge des
Grossorients von Frankreich. [Vgl. Gra-
ham, The Outlines of the History of Free-
masonry in the Province of Q ]
Quedlinburg (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 21971 E.). Von der Grossen
Landesloge zu Berlin ist hier 6. Juni 1846
die Johannisloge Zur goldnen Waage
gestiftet und 19. Juli 1846 eingeweint
worden. Mitgliederzahl (1900): 104. Vers.:
Donnerstags. Klub: Sonnabends. Logen-
haus: Heilige Geiststrasse Nr. 4. Haus-
gesetze v. 1895. Milde Stiftung: Witwen-
und Sterbekasse.
Queensland fbrit. Kolonien in Austra-
lien). Hier bildete sich die erste Loge
1859 in Brisbane unter der englischen
Räcknitz.
Grossloge, die dort 1862 eine Distrikts-
grossloge errichtete. 1864 entstanden die
ersten Tochterlogen der Grosslogen von
Schottland und Irland ebenfalls in Bris-
bane. Auch diese Grosslogen bildeten
in der Folge Provinzialgrosslogen für Q,
1898 bestanden unter der englischen Groas-
loge 52 Logen mit etwa 2000 Mitgliedern,
unter der von Schottland 50 und unter
der von Irland 19 Logen. Verschiedne
Versuche wurden gemacht, eine Grossloge
für Q. zu schaffen, scheiterten aber immer
an der Haltung der englischen Logen. 1*98
fanden abermals Versammlungen statt, wo-
bei die Errichtung einer eignen Grossloge
beschlossen wurde. Zeitschriften erschienen
»Queensland Freemasons' Magazine« (seit
1889) und »Keystone« (seit 1892).
Quelle, s. Auserwählter.
Querfurt (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 5207 E.). 1) Hier bestand früher
eine 19. Dez. 1777 durch das altschottische
Direktorium (Karl zu den drei Palmen)
der Loge Minerva zu den drei Palmen in
Leipzig gestiftete Loge Minerva zu den
drei Lichtern, die aber 1817 ihre Thä-
tigkeit einstellte. 2) Im Nov. 1876 bildete
sich ein maurerisches Kränzchen, das 3)
sich 21. April 1877 zu der Loge Minerva
zu den drei Lichtern unter der Gros-
sen Landesloge in Berlin umwandelte. Mit-
gliederzahl (1899): 87. Vers.: Donners-
tags. Eignes Logenhaus: Merseburger
Strasse Nr. 271.
Qulncy (St. im nordamerikan. Staat
Illinois, [18901 81494 E.). Hier besteht
eine in deutscher Sprache arbeitende Loge
Hermann Nr. 89, gegr. 8. Okt. 1846,
unter der einheimischen Grossloge. Vers.:
2. und 4. Mittwoch.
Qutttalnen (Gutsbezirk bei Schlobitten
in der preuss. Prov. Ostpreussen). Hier
bestand 1785 — 87 eine Deputationsloge der
Loge Zu den drei Kronen in Königsberg
i. Pr. [Vgl. Kienast, Quellenkritische Bei-
träge zur Geschichte dieser Loge (1896),
8. 63.]
Baabe, Abraham Gottlieb, Professor |
der Philologie in Halle, geb. 1. Aug. 1763 >
in Bernstadt bei Herrnhut in der Ober- |
lausitz, gest 26. Juli 1845 in Halle, ward
1794 ausserordentlicher Professor in Leip- i
zig, ging 1805 als Professor der griechi- i
sehen Sprache nach Wittenberg und mit |
der dortigen Universität nach Halle. — Dem ;
Freimaurerbunde trat er 14. April 1804 zu ;
Leipzig in der Loge Apollo (zu den drei
Akazien) bei und blieb bis zu seinem Tode
deren Mitglied. Von der Loge Zu den
drei Degen in Halle wurde er 1817 seiner |
•
gründlichen maurerischen Kenntnisse we-
gen, die er in sorgfältigen Vorträgen in
der Loge mitteilte, zum Ehrenmitglied
ernannt. Er war Stifter der historischen
Kenntnisstufe in Leipzig und zugeordneter
Meister bis 1806.
Kacknlti, Joseph Friedrich Frei-
herr v., geb. 10. Jan. 1745 in Dresden,
gest. das. 9. April 1818, widmete sich dem
Militärstande, verliess 1769 den Kriegs-
dienst, wurde Kurfürstl. Kammerherr und
erster Hofmarschall, als welcher er sich der
Kunst und Wissenschaft zu widmen reich-
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Radeberg — Ragon.
213
lieh Gelegenheit fand. Sein Haus stand
Gelehrten und Künstlern offen, aufkeimen-
de Talente unterstützte er in jeder Weise.
Sein Name war nach dieser Richtung hin
in Dresden allbekannt und ist mit der
Geschichte der künstlerischen Entwicklung
Dresdens eng verknüpft. [Vgl. Klübe,
Gelehrte Dresdens, S.123; Haymann, Dresd-
ner Schriftsteller, S. 116.] — v. R. war einer
der hervorragendsten Maurer und verdien-'
testen Meister vom Stuhl der Loge Zu
den drei Schwertern in Dresden. 1765
als Mitglied der Loge Zu den drei Granat-
äpfeln das. aufgenommen und von 1766 an
der Schwerter-Loge eingereiht, machte er
die Rosaschen und v. Hundschen Ver-
irrungen in der Maurerei mit durch. Sei-
nem klaren Blick aber gelang es. das
Echte zu scheiden, und so entwickelte er
ein für seine Loge reformatorisches Wir-
ken. 1775 zugeordneter Meister vom Stuhl,
wurde er 1780 zum Meister vom Stuhl be-
rufen, welches Amt er bis 1797 inne
hatte. Er schuf freisinnigere Logenge-
setze, schaffte die rituelle Erteilung des
V. und VI. Grads ab, schliesslich auch
den IV. Grad, und durch die Schöpfung
eines neuen Rituals zunächst für den 1.
Grad, das auch an Stelle des Eides das
Gelöbnis setzte, wurde 1785 der Zusammen-
hang mit der strikten Observanz völlig ge-
löst und die Loge der alt -englischen
Lehrart wieder zugeführt. Um seiner Ver-
dienste willen wählten ihn die Bundeslo-
gen, die 1811 zur Gründung der Grossen
Landesloge von Sachsen zusammentraten,
zum Landesgrossmeister und, nachdem er
dies Amt niederlegte, zum Gross-Senior. 1815
beging er das goldne Maurerjubiläum, wobei
ihm seine Loge einen goldnen Eichenkranz
überreichte, der ihm später mit ins Grab
gegeben wurde, v. R. war einer der ersten,
die 1772 zur Linderung des Elends in
Sachsen thatkräftig eingriffen. Er war
Mitstifter, Freund und Wohlthäter des
Freimaurerinstituts (s. d.) in Dresden. [Vgl.
Festschrift zum Jubiläum des 150jähr. Be-
stehens der Loge zu den drei Schwertern
(Dresd. 1890), wo auch sein Bild.]
Radeberg (St. im Köuigr. Sachsen, 10294
E.). Hier bestand ein freimaurerischer
Verein, der Anfang 1900 eingegangen ist.
Rüdebeul (Dorf im Königr. Sachsen,
4189 E.). Hier besteht eine freie Vereini-
gung der Freimaurer in R. und Umgegend,
gegr. 3. Juni 1897. Vers.: vom Sept. bis
Mai an jeder letzten Mittwoch. Lokal:
Hotel Lechla am Bahnhof R. Mitglieder
(1900): 46.
Kademacher [auch Badcniaker geschrie-
ben], Johann Cornelius, Generalschatz-
meister des Prinzen Wilhelm Friso von
Oranien, errichtete 24. Okt. 1785 im Haag
im Gasthof Nieuwe Doelen eine hollän-
dische Loge, die wohl später den Namen
Le veritable zele erhielt und mit der fran-
zösischen Loge du Grand Maltre des Pro-
| vinces unies et du ressort de la ge*n£ralite*
in gutem Einvernehmen stand. R. war ihr
Vorsitzender und Kuenen (s.d.) sein Zugeord-
neter. Zwischen dem 9. und 12. Dez.
wurde R. vor den Hof von Holland ge-
laden und musstc auf sein Ehrenwort ge-
loben, keiner Versammlung von Frei-
maurern ferner beizuwohnen. Er verfasste
auch eine Gegenschrift gegen: L'ordre des
Francs-Macons trahi unterm Titel: »Lettre
critique d'un Franc -Macon sur un livre
nouvellemeot paru sous ie titre etc.* (La
Haye 1745, Übersetzung Frkf. 1745).
Rademaker, s. Bademacher.
Ragon, J. M., geb. 25. Febr. 1781 in
Bray-sur-Seine, gest. 1862 in Paris, war
früher Kassierer Dei der Generaleinnahme
des Departements des Lys, dann seit 1814
Bureauchef im Ministerium des Innern.
Er war ein sehr eifriger Maurer und auf-
genommen 1803 in Brügge. Als er später
nach Paris ging, gründete er 1816 die
durch ihre Mitglieder und Arbeiten aus-
gezeichnete Loge Lea Trinosophes und
war bis zu seiner Abreise nach Ame-
rika (1819) deren Meister. Er trat als
maurerischer Schriftsteller auf, indem
er ein Hauptarbeiter an dem vom Pariser
Buchhändler Bailleul gegründeten Journal
»Hermes« 1808 — 18 war. Viele seiner Ar-
beiten, wie z. B. sein »Cours philosophique
et interpretatif des initiations anciennes
et modernes« (Paris 1841, zweite Ausgabe
Nancy 1843), verkündigen die Ansichten
der Loge Lea Trinosophes. Von seinen
Arbeiten sind vorzüglich zu nennen: »La
messe dans ses rapports avec les mysteres
de l'antiquitl« (Nancy 1842, zweite Aus-
gabe Paris 1846), »La messe et ses my-
steres compares aux mysteres anciens«
(Paris 1844; neue Ausgabe 1882); »L'ortho-
doxie maconnique suivie de la Maconnerie
occulte et de l'initiation herm^tique« (Paris
1853); »Maconnerie occulte suivie de l'ini-
tiation herm^tique« (Paris 1853); »Liturgie
maconnique« (Paris 1861), 3 Hefte, deren
erstes L adoption des jeunes Louvetons,
deren zweites die Reconnaissances conju-
gales und deren drittes die Pompe funebre
maconnique behandelt. Sie bilden das
3. — 5. Heft des aus 16 Heften bestehenden
Werkes »Rituels maconniques« (1860—62),
deren letztes (16) einen Tuileur general
enthält, worin die Bezeichnungeu von
75 verschiednen Maurereien, 48 Riten,
30 sogenannten freimaurerischen Orden,
24 androgynen Gesellschaften, 6 Aka-
demien und mehr als 1400 Graden ent-
halten sind. [Vgl, Taute, Maurerische
Bücherkunde (Lpz. 1886), Nr. 1384, wo
der gesamte Inhalt genau angegeben
ist.] R. hatte im Sinn, eine allgemeine
maurerische Instruktion unter dem Namen
•Les Fastes initiatiques« herauszugeben,
ist aber vom Tode daran verhindert wor-
den, doch erhellt aus dem Prospekt des
Werks, das auf sieben Bände angelegt
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214 Ragotzky
war, wie die Rituals maconniques gewisser-
massen nur ein Auazug des nicht erschie-
nenen Werks sind. Alle Schriften R.'s
sind geistreich und heiehrend, wenngleich
man häufig die geübte Kritik vermissen
wird und auf ein eigentümliches System —
was sogar die französischen Kritiker zu-
geben — stösst, dem wir Deutsche keine
Anerkennung zollen können. Mit It. ist dem
französischen Maurerbunde eine grosse
Kraft verloren gegangen, die bemüht war,
die Maurer zum Studium der Geschichte
anzuspornen, weil es nur auf diesem Wege
möglich ist, sich von den Vorurteilen der
verschiednen Lehrarten zu befreien. [Vgl.
Bh. 1862, S. 197. L. XXI, 881.]
Kagotzky, Karl Aug., früher Prediger
in Nahrstedt, dann in Stendal, zuletzt Su-
perindentent und Oberprediger in Calbe
an der Milde, woselbst er 5. Jan. 1823
starb, war zuerst Redner und nachher
viele Jahre hindurch Meister vom Stuhl
der Loge Zur goldnen Krone in Stendal
und gehörte zu den ausgezeichnetsten
Logenmeistern des Bundes der Grossen
Landesloge zu Berlin. Er war als frei-
maurcrischer Schriftsteller rühmlichst be-
kannt und erwarb sich als solcher, nament-
lich durch seinen »Freidenker«, grosse
Verdienste. Denn wenn man gleich in
diesem Bunde beim Erscheinen des Buchs
die freisinnigen Äusserungen darin von
der obersten Behörde nicht ganz zu
billigen schien, so widmete man ihnen
doch alle Aufmerksamkeit und benutzte
in der Folge die dort gegebnen Winke,
wie mehrere der getroffnen Einrichtungen
beweisen. Seine maurerischen Schritten
sind: 1) Unterhaltungen für denkende
Freimaurer {Brl. 1792); 2) Über maurerische
Freiheit (Brl. 1792); 8) Der Freidenker in
der Maurerei (Brl. 1793). Dieses Buch er-
schien anonvm, und es wurde eine Zeit
lang K. Pb* Moritz (s. d.) für den Ver-
lasser gehalten. Ein gedrängter Auszug
des »Freidenkers« steht in der Frevmäu-
xer-Bibliothek, St. 7, S. 137—164. 4) Franz
Hell oder die Irrwege (Köthen 1803), wo-
von Bruchstücke schon im zweiten bis
sechsten Band des Köthener Taschen-
buchs standen. Zum (Köthener) Taschen-
buch für Freimaurer 1798 — 1805 lieferte
er als Nachtrag des »Freidenkers« »Briefe
über interessante Gegenstände in der
Maurerei«, sowie die Bruchstücke zu
Franz Hell u. s. w. Den ersten Band des
Taschenbuchs schmückt das Porträt R.'s.
Rahbek, Knud Lvne, dftn. Dichter
und Schriftsteller, geb. 18. Dez. 1760 in
Kopenhagen, gest. das. 22. April. 1830,
gab seit 1785 mit Pram die Monatsschrift
Minerva heraus. 1790 wurde er zum Pro-
fessor der Ästhetik ernannt und gründete
1791 das Wochenblatt Den danske Til-
skuer. 1799 legte er seine Professur nieder
und wurde Geschichtslehrer an einer
PrivatanBtalt, übernahm jedoch 1816 seine
— Rahmen.
[ frühere Professur wieder, mit der er später
1 auch den Lehrstuhl der dänischen Sprache
] und Litteratur verband. Er gab lyrische
| Gedichte, treffliche Erzählungen, Dramen
und ästhetische Schriften heraus und übte
als Kritiker grossen Einfluss. — Zum Frei-
maurer wurde er 3. April 1782 in der
Kopenhagner Loge Zorobabel zum Nord-
stern aufgenommen und erhielt die beiden
andern Grade 1783 in der Kieler Loge
Luise zur gekrönten Freundschaft. Frei-
maurerische Schriften sind von ihm be-
kannt: Neujahrsgaben unter den Titeln
Theano, Eos, Metis, St. Johannes und
\ Eleusis (Kiöbenhavn 1821—24, 1880) und
Frimurertaler (das. 1816). [Vgl. seine
Selbstbiographie: Erindringer af mit Liv
(1824—29, 5 Bde.) und FZ. 1874, S. 60.]
Rahlenbeck, Karl Friedrich August,
hervorragender Industrieller, geb. 2. Okt.
1775 in Schwelm, gest. 10. Mai 1843 in
Hohenstein, trat 1797 oder 1798 in ein
kaufmännisches Geschäft in Hohenstein
bei Chemnitz (Firma: ölsner & Rahlen-
beck), das er später allein übernahm. — Als
Freimaurer^ward er von zwei schottischen
Meistern (Ölsner und Dienemann) noch
vor 1804 aufgenommen und schloss sich
16. Febr. 1804 der Loge Zur Harmonie in
Hohenstein an. Dann war er 1807—10
Schriftführer, 1810—1816 zugeordneter
Meister und 1816—43 Meister vom Stuhl
dieser Loge, die aber seit 1824 von Ho-
henstein nach Chemnitz (s.d.) verlegt worden
war. Da R. in Hohenstein wohnen blieb,
so verursachte ihm das Stuhlmeisteramt
bedeutende Schwierigkeiten (s. Hohen-
stein), die er stets mit kräftigem Geist
zu überwinden wusste, so dass er selbst
nach 25jähriger Jubelfeier als Meister
vom Stuhl immer wieder das ihm oft so
schwer, aber auch so lieb gewordne Amt
annahm und unter seiner 27 jährigen
Amtierung als Meister vom Stuhl die Loge
sich zu bedeutender Blüte erhob. Seine
maurerischen Reden gehören zu den besten,
, doch sind nur wenige davon im Druck
1 erschienen (vgl. FZ. 1872, S. 265). Auch
war er Herausgeber der unter C. R. erschie-
nenen »Freimaurergesänge zum Gebrauch
I der Loge Harmonie in Hohenstein«. [Vgl.
1 FZ. 1862, S. 180.]
Kahmel, Aug. Wilh. Leopold v.,
geb. 12. März 1749 in Rheinfeld in Pom-
mern, gest. 10. Febr. 1808, war erst Militär,
dann von 1780 Zivilbeamter und zuletzt
Postmeister zu Schmiedeberg in Schlesien.
[Vgl. Biographie, 8. Bd., S. 220.] Er hat
allerlei geschrieben; als freimaurerischer
i Schriftsteller gab er 1780 »Freymaurer-Re-
den und Gedichte« (Brei. undLpz.) heraus.
Rahmen, verzierter oder zackiger [la
houppe dentelee, intented tassell, fasst die
Lehrlingstafel (s. d.) ein und drängt alle
Geheimnisse auf eine Stelle zusammen,
wie in dem Herzen eines rechtschaffnen
Freimaurers.
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Kakovssky — Rauisay.
Rakorszky, Stefan v., geb. 26. Sept.
1847 in Kosöcz im Komitat Trencsen,
war anfanglich Publizist, dann 1877 Vor-
stand der ungarschen Landeskommission
der Pariser Weltauastellung, seit 1878
Reichstagsabgeordneter, in welcher Eigen-
schaft er sich so hervorthat, dass er zum
Präsidenten des obersten Staats-Rechnungs-
hofs und 1897 zum Wirkl. Geh. Rat er-
nannt wurde. — Am 11. Juli 1873 in der
Budapester Loge Corvin Miltyas in den
Freimaurerbund aufgenommen, wurde er
bald deren zugeordneter Meister, später
Meister vom Stuhl und Mitglied, dann
Vizepräsident des Bundesrats des Gross-
orients von Ungarn. 1886 wurde er zu
dessen zugeordnetem Grossmeister und
nach der Vereinigung 1889 zum Gross-
meister der Symbolischen Grossloge von
Ungarn ernannt. In allen diesen Stellungen
hat er durch sein gewinnendes, taktvolles
Benehmen, sowie durch zahlreiche Reden
und grossmeisterliche Rundschreiben zu
einer gedeihlichen Entwicklung der Frei-
maurerei in Ungarn viel beigetragen. Zum
Leidwesen aller hat er seine Würde 1893
niedergelegt, worauf er zum Ehrengross-
meister ernannt wurde. [Vgl. Bbl. 1899,
S. 22.]
Ramme, Adolf, Schulmann, geb. 8. Juli
1822 in Suderode, gest. 20. Juli 1900 in
Berlin, kam als Hilfslehrer zuerst an eine
Privatschule nach Berlin, wurde dann 1
Lehrer an der Französischen Schule und ,
hiernach Lehrer und Erzieher an dem |
Rummelsburger Waisenhaus, wo er sechs
Jahre thätig war. In dieser Stellung zum .
Leiter der 69. und später der 27. Ge- j
meindeschule als Rektor berufen, hat er :
bis zu seinem 75. I^bensjahre gewirkt. — j
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde R. 17. April 1857 in der Loge Zur
Eintracht, in Berlin und bekleidete darin ,
mehrere Ämter. Seit 11. April 1872 war
er auf Lebennzeit gewähltes, stimmberech- |
tigtes Mitglied und zweiter Grossaufseher
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln. [Vgl. Berliner Herold,
1900, Nr. 16, wo sein Bildnis.]
Ramgay, Andreas Michael, geb. 1686
in Ayr in Schottland, gest. 6. Mai 1743
in St.-Gcrmain - en -Laye, wurde früher
beschuldigt, durch seine Ableitung des
Freimaurerordens aus einem Ritterorden
der Kreuzzüge dem Eindringen der Ritter-
grade und andrer Hochgrade in die Frei-
maurerei Thor und Riegel geöffnet und
damit alle Übel verursacht zu haben, die
durch das HochgTadwesen über die Frei-
maurerei gekommen sind. [Vgl. die vorige
Aufl. dieses Handbuchs in, 5; Thorv, Acta
latomor. I, 75,804,381 ; 11,368; Clavel, Hist.
pitt., S. 165 fg.; Laurie, History (ed. 2), S.
426; Kloss, Geschichte der Freimaurerei
in England, 8. 119; Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich I, 44;
Mackey, Lexicon of Freemasonry (Lon-
don 1860), S. 282; Schröder, Materialien
(1806) I, 94.] Er war ein schottischer
Edelmann und stand im spanischen Erb-
folgekrieg in den Niederlanden bei den
englischen Hilfstruppen unter Marl bor ough,
während der Stuart Jakob HL in dem
gegnerischen Heer der Franzosen in Flan-
dern kämpfte. Ein Mensch von tiefem
religiösen Gemüt und von unerledigten
Fragen und Zweifeln beunruhigt, begab
er sich nach Cambray, woselbst der von
seinem jesuitischen Gegner Bossuet vom
Hofe verdrängte Fenelon Erzbischof war.
Dieser hatte gerade während dieses Kriegs
sein Christentum praktisch in so edler
Weise bethätigt, dass er bei Freund und
Feind in der höchsten Achtung stand,
und es darf nicht Wunder nehmen, dass
der junge R. von dieser hochbedeutsamen,
edlen Persönlichkeit ganz hingenommen
und von dem Erzbischof für die katho-
lische Kirche gewonnen wurde. R. er-
scheint in seinem ganzen spätem Leben
als ein unentwegt treuer Schüler dieses
weisen Prinzenerziehers und toleranten
Kirchenfürsten. Nach F6n£lons Tode 1715
begab sich R. nach Paris, wo er als gräf-
licher Erzieher in voller Freiheit und
Ruhe seinen Studien und litterarischen
Arbeiten lebte. Vom Regenten Philipp
von Orleans, der Grossmeister des Ordens
vom heiligen Lazarus war, wurde er ver-
anlasst, sich in diesen Orden aufnehmen
zu lassen. Auf Zureden französischer
Prinzen übernahm er 1724 bei Jakob IH.,
den er erst bei dieser Gelegenheit kennen
lernte, in Rom die Stelle eines Erziehers
des nachmaligen, damals vier Jahre alten
Prätendenten Karl Eduard, für den er
sein bekanntes Buch »Les voyages de
Cyrus« (Paris 1727) geschrieben haben
soll, wurde jedoch durch die dortigen un-
glücklichen häuslichen Verhältnisse ver-
anlasst, schon 1725 nach Paris zurückzu-
kehren. Da er im Dienste des Präten-
denten gestanden, so traf ihn durch das
Gesetz die Verbannung aus seinem Vater-
land; doch wurde ihm vom Londoner
Hof der Antrag gemacht, die Erziehung
des dritten Sohnes von König Georg III.
zu übernehmen. Dies lehnte er ab. 1730
machte er mit einem Geleitsbrief König
Georgs behufs seiner Doktorbeförderung
in Oxford eine Reise nach England und
wurde bei dieser Gelegenheit in London
zum Mitglied der Königlichen Gesellschaft
der Wissenschaften erwählt. Zuletzt be-
kleidete er die Hofmeisterstelle bei dem
Prinzen von Turenne, dem Sohne des Her-
zogs von Bouillon. Herr von Geusau,
Reisebegleiter des Prinzen von Reuss, ein
gebildeter, streng sittlicher Mann und sehr
entschiedner Protestant, lernte ihn kennen
und verkehrte mit ihm bis zu seiner Ab-
reise von Paris im Juni 1741. In seinem
von Büsching benutzten Tagebuch spricht
er mit grosser Achtung und Anerkennung
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216
Itamsay.
von R.'s gelehrten Kenntnissen, seiner auf-
richtigen und zuverlässigen Gesinnung,
seinem sittlichen Ernst und seiner innigen
Anhänglichkeit an seine religiöse Über-
zeugung, die doch fern sei von aller Sek-
tiererei und Proselytenmacherei. Zuge-
schrieben wurde R. die Verfasserschaft der
in französischer Sprache 1738 in Dublin
erschienenen Schrift »Relation apologique
et historique de la Socitfte" des Franc-
Macons par J. O. I). M. F. M.«, die 1739
in Rom von Henkershand öffentlich ver-
brannt wurde. Gentleman's Magazine Vol.
IX, S. 139 hat diese Angabe gemacht.
Aber alles spricht gegen die Abfassung
durch R. Schon Kloss deutet die Buch-
staben des Titels,: J. G. Medicinae Doctor
Franc- Macou. Über den Ursprung des
Ordens bringt die Relation ganz andre
Angaben, als der nachher zu erwähnende
Discours von R. Sie war gegen die Schrift
gerichtet, in der der Geueralleutuant der
Pariser Polizei, Herault, Prichards Zer-
gliederte Freimaurerei veröffentlicht hatte,
und erweist sich als ein Versuch, die
Hölle der alten Freimaurerei mit anders-
woher entlehntem Inhalt zu füllen, mit
dem materialistischen Pantheismus des
Pantheistikon des John Toland (s. d.)
von 1721. Dies beweisen fast wörtliche
Üb ereinstimmungen mit diesem. Sie be-
zeichnet den Bund nicht als Freimaurer-
brüderschaft, wie der Discours, sondern
als Sozietät, wie das Pantheistikon. R.
war entschiedner Katholik, die Relation
ist pantheistisch. R. erklärte im Discours
und gegen Geusau, dass Religion und
Politik von den Verhandlungen der Frei-
maurer ausgeschlossen seien; die Relation
dagegen behauptet, dass dort besonders
die Politik zur Geltung komme. Endlich
ist auch die Orthographie beider Schriften
eine gänzlich verschiedne. Aus dem
Gesagten ergiebt sich, dass R. die Frei-
maurerei zu politischen Zwecken, zur
Wiedereinsetzung der Stuarts nicht hat
benutzen wollen und dass ihm ein Miss-
brauch der Loge zu Zwecken der Jesuiten
gänzlich fern gelegen haben muss. Dass
er kein jakobitischer Parteigänger und
kein Helfershelfer der Jesuiten gewesen,
dafür spricht alles, was von seinem
Lebenslauf und von seinem Charakter
bekannt ist, aufs entschiedenste. Der «Dis-
cours d'un Gr. Maitre dans la Gr. Loge
assemblee solcnnement a Paris en 1740«
(zum ersten Mal gedruckt in den »Lettres
de M. de V . . . (Voltaire) avec plusieurs
pieees de differens auteurs« (Hang 1738),
S. 47 — 74, unter der Überschrift »Discours
prononce" ä la Reception de Free-Macons
par M. de Ramsay, Grand Orateur de
I'Ordre«, dann im Almanach desCocus 1741,
in de la Ticrces Übersetzung des Kon-
stitutionenbucha 1742 und in Hist. des Fr.
M. s. 1745) rührt unbestritten von R , der
Grossredner war, her und ist jedenfalls schon
21. März 1737 gehalten [vgl. Gould, History,
V, 83] und wahrscheinlich zur Verlesung
durch den Grossmeister bei der Aufnahme
vornehmer Herren von ihm verfasst wor-
den. Hier zeigt sich R. von dem Ge-
danken an Hochgrade so weit entfernt,
dass er ausdrücklich erklärt, das ganze
Wesen der Freimaurerei sei in den drei
Graden abgeschlossen, die er allein aner-
kennt und für völlig ausreichend hält.
Auch ergiebt sich aus dem Discours die
Nichtigkeit des Vorwurfs, dass er die
einfache Brüderschaft der Maurerei in
einen Ritterorden verwandelt hätte. Die
Bezeichnung der Maurerei als Orden (s. d.)
war lange vor R. üblich (einmal schon in
Andersons Konstitutionenbuch). R. nennt
' sie einen sittlichen Orden. Wer das un-
würdige Treiben in den damaligen Logen
Frankreichs bedenkt, wird sich nicht wun-
dern, dass ein Mann wie R. nach einer
Erneuerung des Ordens verlangte und
dazu das Seinige that. Darauf deuten im
Discours die Worte, dass »man angefangen
habe, dazu geeignete Mittel anzuwenden«.
Wir haben also gleichfalls in dieser
Logenrede, wie in der erwähnten Relation
einen Versuch vor uns, die entartete
Maurerei mit einem gediegnem Inhalt
zu erfüllen; aber dieser Versuch hat
einen andern Geist, als die Relation. Aus
seinen Unterredungen mit Geusau wissen
wir, dass er die Tempelherren in der Loge
nur einmal und zwar als abschreckendes
Beispiel erwähnt habe; denn solange sie
bei ihrer Stiftungsregel geblieben, seien
I sie von jedermann geliebt und gelobt, aber
j nach ihrem Abfall ein Gegenstand der
Verfolgung geworden. In seiner Logen-
rede leitete er, das Mitglied des Lazarus-
ordens, dem gewiss das 1714 — 1719 er-
schienene grosse Werk von Helyot über
die geistlichen Orden bekannt war, den
Maurerorden, als einen sittlichen Orden, in
dem alle Stände gleich berechtigt sein
sollten, von den Hospitalitern des heiligen
Lazarus her, die sich in der Zeit der
Kreuzzüge in Jerusalem niederliessen,
unter einem gemeinsamen Hospitalmeister
mit den Hospitalitern des heiligen Johan-
nes, des Bischofs von Jerusalem, in enge
Gemeinschaft traten und sich erst von
ihnen wieder trennten, als diese Johannes
den Täufer zu ihrem Schutzheiligen und
das Mönchsgelübde der Keuschheit an-
nahmen und dann in der Folgezeit zum
Johanniterritterorden nach Art des Tempel-
herrnordens wurden. Von jener Verbin-
dung her, meint R., führten alle Logen
den Namen St. Johannislogen. Die heilige,
dienende, selbstverleugnende Liebe, deren
Verkörperung und Bethätigung er an
seinem Meister, dem edlen Föneion, kennen
gelernt hatte, war seine Idee von der
Freimaurerei. Hat er auch in seiner Er-
klärung von dem Ursprung der Freimau-
rerei geirrt, so ist er doch von dem Vor-
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Kapin-Thoyras — Rasoeuhas«.
217
wurf völlig freizusprechen, das« er die
Entstehung der Hochgrade veranlasst und
die einfache Brüderschaft in einen Ritter-
orden verwandelt habe. [Vgl. G. A. Schiff-
mann, Andr. Mich. R. Eine Studie zur
Geschichte der Freimaurerei (Lpz. 1878);
Relation und Discour» übersetzt im Aus-
zug in der vorigen Auflage dieses Hand-
buchs III, 7; Streit zwischen Findel und
Schiffmann über R.: Bh. 1878, S. 351 ; 1879,
S. 4; 1883, S. 337; 1894, S. 57; L. XXIV,
289; 1878, S. 181; 1879, 8. 3; Büsching,
Beitrage zur Lebensgeschichte denkwür-
diger Personen (Halle 1783), 11,245; 111,826;
KIobs, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich, 1, 44; ders., Geschichte der Frei-
maurerei in England 102, 119; Nemeitz,
Vernünftige Gedanken über allerhand his-
torische, kritische und moralische Materien
(Frkf. 1739—48), Bd. IV; (Hiller), Anek-
doten zur Lebensgeschichte berühmter Ge-
lehrter (Lpz., 1762-64), Teil VII.]
Ilaptn-Thoyras. 1) Der Verfasser eines
bis jetzt noch nicht wieder aufgefundnen
Buchs «Von der Ankunft und Wachstum
einer Sekte in Paris, welche anjetzo viel
Aufsehen erregt hat; aus dem Französischen
übersetzt« (Hmbg. 1789), dasSchneider (s.d.)
in dem Altenburger Constitutionsbuch
(S. 126) erwähnt. [Vgl. Schiffmann, Die
Freimaurerei in Frankreich (Lpz. 1881),
S. 218; ders., Entstehung der Rittergrade
(Lpz. 1882), S. 36.]
2) Gabriel Philipp v., geb. 1. Mai
1746, gest. 19. Okt. 1807 in Rummers-
hagen, wurde Offizier, 1783 Hauptmann,
1796 Major und 1805 Oberstleutnant. 1806
□ahm er den Abschied und zog nach
Rummershagen in Mecklenburg. — Zum
Freimaurer wurde er 21. Sept. 1771 in der
Loge Zum flammenden Stern in Berlin
aufgenommen, deren Vorsitzender Meister
er von 1786 — 1807 war. 1790 trat er in die
Grosse National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln und wurde 1797 Mitglied des
Altschottischen (Bundes-) Direktoriums.
[Vgl. Geschichte der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890), S. 438.]
Rappard, Franz Alexander Ridder
van, gest. 19. Febr. 1867, war 1852-66 zu-
geordneter Grossmeister des Grossostens
der Niederlande und hat sich um die nieder-
ländische Freimaurerei sehr verdient ge-
macht. Er war 8. Jan. 1815 in der Loge
L'union royale im Haag aufgenommen und
feierte im Jan. 1865 sein fünfzigjähriges
Maurerjubiläum, worauf eine Denkmünze
geprägt wurde. [Vgl. Bh. 1867, S. 81; L.
XXIV, 189.]
Ranch au, Friedrich Albert August
v., gothaischer Kammerjunker, nachher
Hauptmann, war einer der ersten Anhänger
von Johnson; nachher trat er in Alten-
berge (1764) dem v. Hundschen System zu.
Raak, Rasmus Christian, berühmter
dän. Sprachforscher, geb. 22. Nov. 1787
in Brändekilde auf Fünen, gest. 14. Nov.
1832 in Kopenhagen, widmete sich früh
dem Studium der isländischen und andrer
germanischer Sprachen. 1816 trat er eine
Reise nach Indien an, wobei er durch
Schweden, Finnland, Russland und Persien
kam und Sprachstudien machte. 1823
kehrte er nach Kopenhagen zurück und
wurde 1831 Professor der morgenländischen
Sprachen. Seine Forschungen hat er in
einer Menge von Abhandlungen und Wer-
ken niedergelegt. — Zum Freimaurer auf-
genommen wurde er in Ceylon, wo er auch
den Grad des Grand Pontitf and Sublime
Ecossais of the beavenly Jerusalem erhielt.
[VgL seine Biographie in Petersen, Samm-
lede Afhandlinger (1. Bd., Kopenhagen
1870); Rönning, Rasmus Kristian R. (das.
1887); Wimmer, Rasmus Kristian R. (das.
1887); FZ. 1874, 8. 164.]
Raspati, Fr an 9. Vincent, geb. 29. Jan.
1794 in Carpentras, gest. 8. Jan. 1878 in Ar-
cueil, beteiligte sich an allen politischen Be-
wegungen in radikalem Sinn, brachte von
1863—1869 in der Verbannung zu, kam 1869
< in die Gesetzgebende Versammlung und
1876 in die Deputiertenkammer. Er schrieb
naturwissenschaftliche Werke. — In den
Freimaurerbund wurde er 1821 in der Loge
Amis bienfaisants zu Paris aufgenommen
und machte sich schon 1822 als Stellver-
treter des Redners durch eine Rede be-
kannt, die als Einleitung die Worte hatte:
• Heilige Freiheit, dein Name ist keine
Blasphemie«. Von Seiten vieler Logen
wurden seiner Familie grossartige Beweise
der Teilnahme bei Anlass seines Todes
gesandt. [Vgl. Alpina 1878, S. 58.]
KassenhuHK ist die Verfolgung andrer
Menschenrassen wegen ihrer abweichen-
den Eigentümlichkeiten. Der Rassenunter-
schied beschränkt sich aber nicht auf die
grössern Gebiete, wie romanische, germa-
nische u. s. w., sondern schliesst auch
engere Kreise oft genug in sich ein und
drängt nach grösserer Geltendmachung der
eignen Rechte und weiterer Verbreitung.
Der R. ist auch noch am Ende des 19.
Jahrhunderts im Gang und spricht dem
Fortschritt der Menschheit auf dem Ge-
biet der kulturellen Entwicklung Hohn.
Man erinnere sich nur an die Verfolgung
des deutschen Elements durch das slavi-
sche und tschechische in Österreich, an
die Bedrängung des Deutschtums in den
russischen Grenzländern. Ein gewisses
nationales Selbstgefühl ist nicht nur nicht
zu tadeln, sondern selbst notwendig; aber
es darf nicht in Hass und Verfolgung aus-
| arten. Die Völker sind aufeinander an-
' gewiesen und müssen miteinander wett-
| eifern um den Bestand der höchsten Güter
! der Menschheit. Das sind echt freimaure-
rische Gedanken, und indem der Frei-
maurerbund sich um den ganzen Erdhall
schliesst, bekennt er sich zum Kosmo-
| politismus (s. d.), der die wahre Vaterlands-
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Rastatt — Riitioimlisriius.
liebe (s. d.) nicht ausschliesst. Die Frei-
maurerei ist dem R. Feind. — Die Rasse
bildet deshalb auch im Freimaurerbund
nach seiner wahren Bedeutung kein Hin-
dernis bei der Aufnahme. Leider ist das
indes noch in Nordamerika der Fall, wo
die Negerlogen der Anerkennung ent-
behren. [Vgl. FZ. 1871, S. 263.]
Rastalt (St. im Grossherz. Baden, 18276
E ) I. Hier wurde 12. Jan. 1861 eine
Militärloge Wilhelm zum Schwarz-
wald von der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln gestiftet und am
26. Febr. 1861 eingeweiht [vgl. Bh. 1861,
S. 107], aber am 13. Juli 1866 schon wieder
geschlossen. H. Seit 8. Mai 1881 besteht
ein maurerisches Kränzchen Zur treuen
Feste an der Murg unter der Loge in
Karlsruhe. Mitgliederzahl (1900): 12. Vers,
am ersten uud dritten Donnerstag.
Rastenburg (St. in d. Prov. Ostpreussen,
8066 E.). Logen das. unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: 1) Die Johannisloge Zu den drei
Thoren des Tempels, gegr. 9. Okt.
1818; Mitgliederzahl (1900): 78. Vera.
Sonnabends; Klub Mittwochs; Ferien: Juli
und August. Eignes LogenhauB eingew.
1864. Milde Stiftungen: 5 mit ca. 5300 M.
Kapital. 2) Die delegierte altschottische
Loge Aurora, gegr. 9. März 1812 in
Johaunisburg, seit 28. Mai 1853 nach R.
verlegt, seit 14. März 1894 geschlossen.
Rath (Dorf bei Dösseldorf in der preuss.
Rheinprovinz, 4119 E.). Hier wurde von
der Grossloge zur Sonne in Bayreuth die
Loge Theodor zum bergischen Löwen
23. Okt. 1896 gegründet und 1898 nach
Düsseldorf (s. d.) verlegt.
Rathenow (St. in der preuss. Provinz
Brandenburg, 18418 E.). 1) Hier wurde
von der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln 18. Jan. 1*17 die
Johannisloge Zur Treue und Stärke
gestiftet und 21. März desselben Jahres
eingeweiht; sie wurde 16. Dez. 1829 ge-
schlossen, nachdem sie schon 1827 ausser
Thätigkeit getreten war. 2) Von der
Grossen Landesloge zu Berlin wurde 28.
Juli 1862 die Loge Friedrich Wilhelm
zur Wahrheit und Treue gestiftet.
Mitgliederzahl (1899): 69. Klub: täglich.
Logenlokal: Kabrikeustrasse Nr. 12.
Katibor (St in der preuss. Provinz
Schlesien, 21 680 E.). I. Schon 9. Okt.
1810 wurde hier ein freimaurerische»
Kränzchen gebildet, zu dessen erster Ein-
richtung 18. Okt. 1810 nach einem neuer-
dings aufgefundnen Schriftstück Vor-
schläge gemacht wurden. Über die weitere
Thätigkeit dieses Kränzchens ist Näheres
nicht bekannt. [Vgl. S. L. 1900, S. 83.]
II. Unter der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln bestehen hier:
1) die Johannisloge Fr ied rieh Wilhelm
zur Gerechtigkeit, gegr. 23. Dez. 1834,
eingew. 23. April 1835. Mitgliederzahl
j (1899): 115. Vers.: Sonnabends. Ferien:
Juli bis Mitte Sept. Eignes Logengebäude
Zwingerstrasse 3, eingew. 12. Jan. 1862,
1889 erweitert. Drei milde Stiftungen (Hilfs-
verein, Kuh -Stiftung, Filehne Stiftung):
Gesamtkapital: 35000 M. Hausgesetze vom
30. Dez. 1876. [Vgl. Filehne, A. E., Chro-
nik der Loge 1885—1885 (1885).] 2) Die
delegierte altschottische Loge Friedrich
Wilhelm zur Gerechtigkeit, gest.
19. März 1836.
Rationalismus. Die Offenbarung war
nach Anschauung des alten christlichen
Supernaturalismus die übernatürliche Mit-
teilung der gottlichen Wahrheit an den
Menschengeist von aussen her. Unbe-
dingte Unterordnung der Menschenvernunft
unter das vom Gottesgeist eingegebne
Bibelwort wurde verlangt und ihr nur
eine formale Wirksamkeit bei der wissen-
schaftlichen Darstellung der Glaubens-
satzungen eingeräumt. Da unterzogen um
die Wende des 17. und 18. Jahrb. die
englischen Freidenker (Deisten) nicht nur
einzelne christliche Dogmen, sondern auch
den Begriff der Offenbarung einer scharfen
Kritik, und die französischen Freigeister
(Voltaire und die Encyklopädisten) im
18. Jahrhundert vollzogen zu Gunsten
| eines platten Naturalismus den völligen
I Abfall von der tiefen und reichen Ge-
dankenwelt des christlichen Idealismus.
Anders gestaltete sich die Geistesentwick-
I lung in Deutschland im Zeitalter der Auf-
klärung. Hier stand diese Entwicklung
'. unter dem höchst wirksamen Ein Aus« eines
| lebhaft und mit Begeisterung sich be-
j mühenden Kulturlebens, das, mehr als
I empfänglich und offen für das Fremde,
mit kosmopolitischer Weitherzigkeit sich
zu bereichern strebte, und zwar unter den
schwungvollen Einwirkungen der einer
neuen Blüte zustrebenden Dichtung, einer
ungemein rührigen und tüchtigen littera-
rischen Thätigkeit, wieder eines Lessing und
Herder. Der grosse Philosoph Kant nahm in
Sachen der religiösen Wahrheit das Recht
auch eines materiellen Vernunftgebrauchs
in Anspruch und stellte »die Religion
innerhalb der Grenzen der reinen Ver-
nunft«. Gott, Freiheit und Unsterblieh-
1 keit sind Forderungen der praktischen
Vernunft. Religion ist moralischer Ver-
j nunftglaube. Je mehr dieser 6ich unter
| den Menschen verwirklicht, desto mehr
nähern sie sich dem Reiche Gottes auf
Erden an; aber freilich kann die Mensch-
heit ihm nur in unendlichem Prozesse
näher kommen. Ein Herabsinken von
der Höhe dieses Vernunftglaubens stellt
der gewöhnliche R. dar, der aus dem
18. Jahrhundert bis in das 19. hinüber-
wirkte. Er verwechselte Vernunft und
| Verstand und verwarf alles als vernunft-
widrig, was der hausbackne, alltägliche
! Menschenverstand nicht zu fassen ver-
| mochte. Der Verstand ist das Vermögen,
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Ratachky — Raven.
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die Sinneswahrnehmungen zu sondern, zu
ordnen und in die Form des Begriffs zu
erheben. Die Vernunft aber ist das Ver-
mögen der Ideen, der theoretischen Idee
des Wahren, der praktischen Idee des
Guten und der ästhetischen Idee des Schö-
nen. Mittelst dieses höhern Geistesver-
mögens erhebt sich der Mensch über die
Sinnenwelt in das Reich der Ideen. Nach
freimaurerischer Anschauung ist dies der
richtige Vernunftgebrauch, der echte R.
Mit ihm steht der Idealismus im innigsten
Bunde. Die menschliche Vernunft ist
eine geborne Idealistin. Wie jede neue
Naturerkenntnis, jede Erforschung und
Entdeckung im Bereich der Natur ein
neues Stück der Gottesgeheimnisse ent-
hüllt und somit eine Offenbarung an den
Menschengeist ist, bo bedeutet auch jedes
Aufgehen einer neuen Erkenntnis im
Ideenreich eine solche Offenbarung. Seit-
dem Schleiermacher 18S0 in seiner Glau-
benslehre den Begriff der Religion tiefer
ergründet und erfasst hat als «das Gefühl
der schlechthinigen Abhängigkeit von
Gott«, ist der Gegensatz zwischen Super-
naturalismus und R. überwunden. Im
Gefühl ist die Menschenvernunft mit
der höchsten Vernunft lebensmässig ver-
bunden. Axiome und Ahnungen, Postu-
late und Konjekturen sind Vernunftoffen-
barungen, die dem Menschen nicht von
aussen kommen, sondern von innen in
seinem Gefühl keimen, von seiner Ver-
nunft ergriffen, auf ihre Rationalität ge-
prüft und, wenn sie diese Kritik bestanden
haben, vernunftgemäss ausgeprägt und in
der Ideenwelt der menschlichen Vernunft
verwertet werden.
Ratsch ky, Joseph Franz, geb. 24. Aug.
1757 in Wien, gest. das. 31. Mai 1810,
wurde 1783 Konzipist der böhm. - österr.
Hofkanzlei, dann Präsidialsekretär beim
Regierungspräsidenten in Linz, 1796 Hof-
sekretär, 1804 Regierungsrat und Direktor
des Kamerallottogefälls und 1807 Staats-
und Konferenzrat. — Er war Mitglied der
Loge Zur wahren Eintracht in Wien, wo
er schon 1783 aufgeführt wird, und ein
geschätzter Dichter und eifriges Mitglied
des Maurerbundes. Ausser seiner Teil-
nahme am (Wiener) Journal für Frey-
maurer trat er in seinen Gedichten (Wien
1791) und 1785 mit der Schrift auf: »Auf
die dem Freimaurerorden vom Kaiser Jo-
seph II. öffentlich bewilligte Duldung«.
Von ihm stammt die Dichtung zu Mozarts
(s. d.) Gesellenlied »Die ihr in einem neuen
Grade« [vgl. R. 1900, S. 33L
Kauscbenbnseh, Ernst Friedrich Al-
brecht, Lehrer, geb. 29. Juni 1787 in
Bückeburg, gest. 28. Febr. 1861 in Kassel,
studierte Mathematik und Bauwissenschaft,
war Lehrer der Mathematik am Gymna-
sium, dann an der Realschule in Kassel
mit dem Titel als Kollaborator. — Aufge-
nommen in den Freimaurerbund wurde R.
i 15. Nov. 1822 in der Loge Zur vollkomm-
nen Eintracht und Freundschaft in Kassel.
Nach dem Verbot der Freimaurerei in
Kurhessen 1824 erschien R. erst wieder
als Mitglied der Loge Zur Eintracht und
i Standhaftigkeit in Kassel 1850. Nach dem
j anderweiten Verbot der Maurerei gründete
er 26. März 1851 das Kränzchen in Kassel.
! Während des Verbots bediente R. Bich
bei seiner Unterschrift der Buchstaben
I F. F. F. H. (= floreat foedus fratrum
Hassiae). Von ihm erschienen ■Maure-
rische Gedichte« (2 Sammlungen, Kassel
1854 und 55) und in Gemeinschaft mit
Voigts »Latoiniabluinen. Für die Schwestern
aller Freimaurer« (2. Aufl., Kassel 1859).
Raren, Ernst Werner v., Herr auf
Nossentin und Sparow, später auf Rahnen-
felde im Mecklenburgschen, geb. 1727 in
Bottin, gest. 1787, war Mitglied und (1764
bis 1765) Meister vom Stuhl der Loge Zu
den drei Sternen in Rostock, auch 1776
schottischer Obermeister und wurde 1762
Mitglied des Rosaschen Kapitels das. R.
war ein redlicher, achtungswerter, aber
geistig nicht sehr begabter Mann und da-
her ein sehr gesuchtes Werkzeug in den
I Händen der Schwindler, die zu seiner Zeit
in so reicher Zahl unter der Maske von
Freimaurern auftraten. Er war 1764 mit
I v. Schröder (s.d.) nach Jena und Altenberge
gereist, hatte dort den Baron v. Hund und
die strikte Observanz kennen gelernt,
wurde zum Ritter geschlagen und als ein
in seiner Heimat sehr angesehener Mann
zum Präfekt von Eckhorst und Kommissar
des Kapitels Ratzeburg ernannt. R. war
zwar >dem Orden ganz ergeben und sehr
thätig, zur Leitung grosser Verhältnisse
aber nicht geeignet, indem er nicht sowohl
■ die Gestaltung der neuen Ordnung der
1 Dinge zum Augenmerk nahm, als vielmehr
durch die im Hintergrund angedeutete
Hoffnung, zu geheimer Erkenntnis zu ge-
langen, angezogen wurde. Bim war die
Form nur das Mittel, diese fortzupflanzen,
und die äussere Verfassung nur insoweit
von Wert, als dadurch etwas Höheres und
Geistiges erstrebt werden sollte.« Starek
(s. d.) hatte in Erfahrung gebracht, dass
R. eines der geachtetsten Mitglieder der
strikten Observanz sei, mit der er sein
System in Verbindung bringen wollte, und
wandte sich deshalb an diesen, den er
so für Bich zu gewinnen wusste, dass er
, dem Orden keinen geringen Dienst zu
i leisten vermeinte, wenn er ihn mit den
sogenannten Klerikern in Verbindung
brächte, die es an den glänzendsten Ver-
sprechungen nicht fehlen Hessen. R. selbst
| trat den Klerikern bei, wurde 1770 nach
der Abreise des v. Vegesack (s.d.) zum Prior
I clericorum erwählt und Bchloss in dieser
Eigenschaft auf dem Konvent zu Kohlo
| (s. d.) mit den Mitgliedern der strikten
Observanz das sogenannte Pactum funda-
mentale ab. Ganz ungewöhnliches Auf-
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Ravensberg — Realismus.
sehen erregte er bei dieser Versammlung I
durch sein öffentliches Erscheinen in der
angeblichen geistlichen und Haustracht
der Kleriker. Auch hatte ihm Starck ein
Gebrauchtuni mitgeteilt, nach dem in den
frühem heiligen Kriegen die von den
Rittern gebrauchten Fahnen angeblich ge-
weiht worden sein sollten, und da nun !
v. Hund angeordnet hatte, dass bei jeder i
Kapitelversammlung besondere Standarten |
aufgestellt werden sollten und deren einige |
mit zur Stelle gebracht worden waren, so :
gab das eine schone Gelegenheit, das Ge- I
brauchtum in Anwendung zu bringen, was,
wie Jacobi [vgl. Mh. 1844, S. 422] schreibt,
von den zahlreich anwesenden Protestanten
als eine Lächerlichkeit beurteilt und bitter
gerügt wurde. — R. erschien auch als Ab-
geordneter des Prinzen und nachherigen
Grossherzogs Karl von Mecklenburg-Stre-
litz (s. d.) 1773 bei den Konferenzen,
die in Berlin vom 13. — 16. Okt. zwischen
den Abgeordneten der vereinigten Logen
und denen der Grossen Landesloge in j
Berlin gepflogen wurden, die aber bei I
der grossen Verschiedenheit der An-
sichten und dem wenig aufrichtigen Willen
zu einem weitern Zugeständnis von seiten
der letztgenannten neuen Grossloge zu
weiter nichts führten, als zu einem Überein-
kommen wegen gegenseitigen Besuchs der
Logen und freundlichem Einvernehmen
der Mitglieder, was indessen schon als ein
grosser Gewinn zu betrachten gewesen
wäre, wenn es Früchte getragen hätte. — j
R. besuchte ferner 1775 den Konvent in
Braunschweig (s. d.) und ebenso die von
Gugomos(s.d.) in Wiesbaden 1776 veranstal-
tete Versammlung. Wie fest R. übrigens an
das klerikale System glaubte, bewies er da-
durch, daas er 1778 auf dem Konvent von
Wolfenbüttel (s. d.) erschien und namens
der Kleriker deren Trennung von der \
strikten Observanz erklärte, weil man ihnen
nur Misstrauen gezeigt und Bie sogar offen
angefeindet habe. Von da an lebte R.
ziemlich zurückgezogen und widmete seine
Zeit der Alchemie und ähnlichen unfrucht-
baren Bestrebungen, gehörte auch, nach
Nettelbladt [vgl. Parchimer Kalender 1824
bis 25] von 1782—85 einer hermetischen
Gesellschaft an. [Vgl. Signatatern 3. und
4. Bd. (Brl. 1804, 1806).]
Ravensberg, s. Bielefeld.
RawitHch (St. in der preuss. Prov. Posen,
12360 E.). Von der Grossen Landesloge
zu Berlin wurde hier 1) 12. April 1796 eine
Loge Castor und Pollux gestiftet, die
im J. 1835 eingegangen ist, 2) 29. Mai 1862
die Loge Tempel der Bruderliebe gegr.
und 19. Okt. 1862 eingew. Mitgliederzahl
(1900): 91. Vers.: Mittwochs.
Razen, Franz Joseph, gest. 5. Mai
1851 im Alter von 70 Jahren, war 22 Jahre
Meister vom Stuhl der Loge Zur Frei-
mütigkeit am Rhein in Frankenthal. Er
gab heraus: Maurerischer Bluetbenkranz
aus den Archiven deutscher Logen (3 Bde.,
Mannheim 1822-30; 2. Aufl. das. 1841).
Vorträge (in gebundner Rede) bei der
Trauer-I<oge in der Loge zurFreimüthigkeit
am Rhein (Frankenthal 1829); Die Blume
der Eintracht im Kranze des Sommer-
Johannisfestes (Frankenthal 1835); Vorträge
bei der Trauerloge (Frankenthal 1889).
Reading (St. im nordamerikan. Staate
Pennsylvanien, [18951 80000 E.). Hier be-
steht unter der einheimischen Grossloge
eine deutsche Loge Teutonia Nr. 367,
gegr. 25. April 1866. Vers.: 3. Donners-
tag.
Reaktiviernng, a. Inaktivierung.
Realismus. Während der Idealismus (s.d.)
seine Welt- und Lebensauffassung durch
Ideen aufbaut, die er aus den von der
Welt der Wirklichkeit abgezognen Be-
griffen gebildet hat, will der R. sich
die seinige lediglich nach Massgabe
der Wirklichkeit der Dinare schaffen. Er
bemüht Bich, die Erkenntnis der Welt und
das Verständnis des I^ebens dadurch zu
erschliessen, daas er den ursächlichen Zu-
sammenhang der Dinge aufdeckt und in
ihnen Ursache und Wirkung nachweist.
Es ist klar, dass er mit seiner Betonung
der Wirklichkeit der Dinge im Rechte ist
gegenüber einem einseitigen Idealismus,
der diese Wirklichkeit nicht berücksichtigt
und seine Traumwelt als ein »Wolken-
kuckucksheim* in die Lüfte baut. Aber
ebenso klar ist auch, dass der R. einer
bedenklichen Einseitigkeit verfällt, wenn
er sich der ursächlichen Einpflanzung
der Ideen in die Welt der Wirklichkeit
weigern und deren treibende, schaffende,
bildende Macht in Abrede stellen wollt«.
Das Richtige liegt auch hier in der Mitte
der Einseitigkeiten. Aus der richtigen
Verbindung beider ergiebt sich ein Real-
idealismus, der die Wirklichkeit der Dinge
vollständig berücksichtigt und daher
den positiven und exakten Wissenschaften
ihr uneingeschränktes Recht lässt, dabei
aber doch ein höheres Reich der Ideen
anerkennt, aus dem der Welt der wirk-
lichen Dinge Licht und Lebenstrieb,
Schwungkraft und Befruchtung zufällt.
Die Ideen sind Realitäten höchster Art.
Ohne Ideale müsste die Menschheit der
Begeisterung für ihre eigne Bestimmung
und der Leitsterne ihres sittlich-kulturellen
Emporstrebens und Fortschreitens ent-
behren. Ideen und Ideale kommen mit
umbildender Macht über den ursächlichen
Zusammenhang der Dinge und erweisen
eich als schöpferische Mittel in der
wirklichen Welt. Nach ihrem Wesen und
ihrem Zweck muss die Freimaurerei sich
den Übertreibungen und Unwahrheiten
sowohl eines einseitigen Idealismus, als
auch eines extremen R. auf das Ent-
schiedenste widersetzen und kann ihren
Standpunkt nur innerhalb eines gesunden
Realidealismus nehmen. [Vgl. A. 1897,
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S. 9; Br. «891/92, S. 27; Günther, Rose
und AkaziT (Plauen 1887), S. 58.]
Recht (maurerischeB), Rechtspflege
(maurerische). A. Wie jeder Verein
über die Gestaltung seiner innern Verhält-
nisse, über die Mittel zur Erreichung
seiner Zwecke und über deren Anwendung
Bestimmungen besitzt, so hat auch der
Freimaurerbund solche, deren Inhalt man i
als Maurerrecht bezeichnen kann. Die |
Quellen sind die maurerischen Grundge-
setze (s. d.) und Gesetzbücher (s. d.), teils
allgemeine, von den meisten Logenbünden
anerkannte, von manchen wenigstens ihrem
wesentlichen Inhalt und Geiste nach ihren
eignen Gesetzbüchern zu Grunde gelegte,
welche die allgemeinen Grundsätze der
Freimaurerei und Regeln der Freimaurer-
brüderschaft aufstellen — insbesondere die
sogen. Alten Pflichten (s. d.) und Verord-
nungen (s. d.) — , teils besondere, in ein-
zelnen Logenvereinen oder Logen für ihre
besondern Bundeskreise aufgestellte. Den
Inhalt des Maurerrechts kann man unter
folgenden Rubriken zusammenfassen : I. A 1 1-
ge mein es. Aufgabe und Zweck des Frei-
maurerbundes (s. d.); Mittel zur Erreichung
des Bundeszwecks; allgemeine Aufnahmebe-
dingungen (s. Aufnahme); allgemeine
Pflichten der Bundesglieder (s. Mitglieder).
II. Körperschaften des Bundes. 1)
Grosslogen: Personalversammlungen und
Arbeiten; Rechte und Pflichten der Gross-
logen und ihrer Verwaltungsbehörden; Ver-
hältnis der Grosslogen zu andern ; besondere
Anstalten der Grosslogen (s. Grossloge). 2)
Die Einzelogcn : a) Verhältnis zur Grossloge :
Gründung, Annahme (s. Loge), Anteil an
der Gesetzgebung der Grossloge, Vertre-
tung bei der Grossloge (s. Vertreter), In-
aktivierung (s. d.), Auflösung, Reaktivie-
rung (s. d.), Entlassung. — Unabhängige
Logen (s d); b) Rechte der Logen; c) Mit-
glieder der Logen : Arten (s.Mitglieder), Auf-
nahme (s. d.), Annahme (s. d.), Beförderung
(s. d.), Ausscheiden (s.d.), Pflichten, Rechte;
d) Beamten (s. d.) der Loge; e) Versamm-
lungen und Arbeiten (s.d.); f) Ritual (s.d.);
g) Verwaltung und deren Organe : Beamten-
rat (s. d.), Ausschüsse, Meisterversamm-
hingen (s. d.); Anstalten der Loge: Archiv
(s.d.), Bücherei (s.d.), Armenpflege (s. d.);
h) Strafrecht der Loge. — Fessler ($. d.) und
Bobrik (s. d.) haben geistvolle Versuche
einer Darstellung der Grundzüge des mau-
rerischen Verfassungsrechts, freilich mehr
von einem idealen Standpunkt aus gege-
ben, jener in seinem »Versuch eines all-
gemeinen Maurer- und Logenrechtes«
[Sä ramtliche Schriften, I, 1], dieser in seiner
Schrift: Geschichte, Grundidee und Ver-
fassung der Freimaurerei (Zürich 1838).
Auf Veranlassung und Kosten des Vereins
deutscher Freimaurer^. d.) haben zum ersten-
mal v. Groddeck und Henne-Am Rhyn
den 'Versuch einer Darstellung des Posi-
tiven, inneren Freimaurer-Rechts, mit einer
.t. 221
■
historischen Einleitung von Dr. Merzdorf«
herausgegeben (Lpz. 1877), das vollstän-
digste Werk dieser Art in Deutschland.
In England hat Oliver (s. d.) einen Treatise
on masonic law, in Nordamerika Alb.
Mackey (s.d.) einTextbook of masonic juris-
prudence herausgegeben, die jedoch nur die
Rechte und Recntsquellen ihrer Heimats-
länder berücksichtigen. — B. Von einer
maurerischen (St raf-)Recht bd f lege kann
nur in dem Sinne die Rede sein, dass darunter
die Auferlegung von Ordnungsstrafen und
die Handhabung eines geordneten Ver-
fahrens wegen Übertretung der mit solchen
bedrohten Vorschriften innerhalb des Frei-
maurerbundes verstanden wird. Hierbei
ist zu unterscheiden zwischen denjenigen
Übertretungen, die sich auf maurerische
Verhältnisse beziehen und nur infolge der
besondern Einrichtungen des Bundes vor-
kommen können, ferner den Übertretungen
der allgemeinen Moralgesetze und endlich
den Übertretungen der staatlichen Straf-
gesetze. Die ersten beiden bilden den
eigentlichen Gegenstand der maurerischen
Kt'chtspflege; doch kann auch an eine
Übertretung der letztern Art, beziehentlich
deren Bestrafung von den Gerichten, sich
noch eine maurerische Rechtspflege an-
schliessen. In allen diesen Beziehungen
hat die letztere nur den Charakter eines
Disziplinarverfahrens, wie solches in jedem
Verein festgesetzt werden kann. Der
Umfang, in dem dies gesetzlich geordnet
ist und überhaupt zur Anwendung kommt,
ist in den verschiednen Logenbünden sehr
verschieden. In Deutschland hat der Deut-
sche Grosslogenbund (s.d.) 1887 ein Gesetz,
das Verfahren bei Verletzung maurerischer
Pflichten betr., erlassen, das im allgemeinen
von allen acht deutschen Grosslogen und
den unabhängigen Logen angenommen
worden ist und die Richtschnur bei der
maurerischen Rechtspflege bildet. [Abge-
druckt: A. 1888, S. 292; L. 1889, S. 122.J
Hiernach liegt dem Meister vom Stuhl bei
Misshelligkeiten unter Mitgliedern der Ver-
such derSühne ob. BeiEhrverletzungen unter
Maurern ist vor Anrufung des staatlichen
Gerichts solche Sühne anzuwenden. Der
Vorsitzende Meister hat bei geringem Ver-
stössen ein Rügerecht, wogegen ein Wider-
spruch in geöffneter Loge nicht statthaft
ist. Im Übrigen kann jede Loge das Wider-
spruchsrecht und das Verfahren bei Ahn-
dung erheblicher Verstösse selbst regeln.
Nur wo auf Entlassung oder Ausschliessung
zu erkennen sein wird, tritt das besondere
allgemeine Verfahren ein. Es erfolgt
vor einem Ehrenrat (s. d.), der von jeder
Loge zu bilden ist. Für die Berufungs-
inatanz (s. Berufung im Nachtrag) wird
von jeder Grossloge ein besonderer
Ehrenrat gebildet. Das Verfahren ist in
grossen Zügen dem vor den staatlichen
Gerichten nachgebildet Bemerkenswert
ist nur, dass allenthalben auf einen Sühne-
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222 Recke -
versuch hingewirkt werden soll. Die mau-
rerischen Strafen sind: Verweis durch den
Torsitzenden Meister, Entlassung aus der
Loge, Ausschliessung aus dem Freimaurer-
bund. Das die Strafe aussprechende l'rteil
ist mit Gründen zu versehen. Dagegen ist
Berufung zulässig, die an die Gross-
loge, bez. bei den unabhängigen Logen an
deren Freie Vereinigung geht. Auch ein
Wiederaufnahmeverfahren ist vorgesehen.
Wenn ein Mitglied von einem deutschen
Gericht wegen eines Verbrechens oder
wegen eines solchen Vergehens rechts-
kräftig verurteilt worden ist, das den Ver-
lust der bürgerlichen Ehrenrechte zur
Folge hat, wird ohne weiteres die Aus-
schliessung aus dem Freimaurerbund ver-
fügt. Sobald das maurerische Verfahren
vor dem Ehrenrat eingeleitet ist, hört das
Kecht zur Deckung (s. d.) auf. Dasselbe
ist der Fall, wenn gegen ein Mitglied ein
staatliches Strafverfahren wegen eines Ver-
brechens oder wegen eines solchen Ver-
gehens, wegen dessen auf Verlust der
bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden
kann, eingeleitet, oder wenn über das Ver-
mögen eines Mitglieds der Konkurs eröffnet
oder der Offenbarungseid im Falle der
Zahlungsunfähigkeit geleistet worden ist.
Wegen der Wirkung auf Ehrenmitglied-
schaften s. diese. In einzelnen Logen
wird im Falle des Konkurses die Wieder-
zulassung, abgesehen von andern Fällen,
nur dann ausgesprochen, wenn die sämt-
lichen Gläubiger nachträglich voll be-
friedigt worden sind. Mit dem Vorste-
henden ist in vielen Logen das Gebiet
der maurerischen Rechtspflege noch nicht
erschöpft. Vielmehr ist, der Vorschrift in
den »Alten Pflichten« gemäss, die Anord-
nung getroffen, dass auf gütliche Bei-
legung der zwischen Maurern entstehenden
Streitigkeiten im allgemeinen hingewirkt
werden soll. Bei Zivilprozessen bestehen
z. B. in einigen Logen Vorschriften, dass
sich die zwistigen Mitglieder der Loge
zuvörderst an den Meister wenden und
dieser brüderlichen Vergleich zu erwirken
suchen soll. Ähnliche Vorschriften finden
sich auch in der Gesetzgebung andrer
Länder, namentlich in Frankreich.
Recke, Charlotte Elisabeth Con-
stantia von der, geb. Reichsgräfin von
Medem, geb. 20. Mai 1751 in Kurland auf
dem Gute Schönburg, gest. 13. April 1833
in Dresden, erhielt eine sorgfältige Er-
ziehung und widmete sich vorzüglich, nach-
dem ihre Ehe getrennt war, der Schrift-
stellerei, reiste viel und hielt sich zuletzt
abwechselnd in Berlin, Leipzig, Löbichau
und Dresden bei ihrer Schwester, der Her-
zogin von Kurland, auf. In ihres Freun-
des Tiedge Begleitung bereiste sie 1804 — 6
Italien. Sie trat gegen Cagliostro (s. d.),
der ihren Namen gemissbraucht hatte, auf
und erhob einen Warnungsruf gegen alle
Mystik, was ihr denn auch den Krypto- |
— Kode.
kathol iken Starck (s. d.) zum Gegner machte.
rÜber ihr L eben vgl. Zeitgenossen, IX, III,
3. Neuer Nekrolog, 1833, I, 275.] Sie
schrieb »Nachricht von des berüchtigten
Cagliostro Aufenthalte in Mltau, im Jahre
1779, und von dessen dortigen magischen
Operationen« (Brl. u. Stettin 1787), welche
Schrift auch in das Russische und Schwe-
dische Übersetzt wurde; ferner »Etwas über
des O. H. P. J. A. Starck Verteidigungs-
schrift, nebst einigen andern nöthigen Er-
läuterungen« (Brl. u. Stettin 1788).
Reclam, Anton Philipp, Verlagsbuch-
händler, geb. 29. Juli 1807 in Leipzig,
gest. das. 5. Jan. 1896, errichtete 1828 ein
»Litterarisches Museum« (Leihbibliothek)
und gründete nebenbei ein Verlagsgeschäft
mit Druckerei, in der er seit 1867 die be-
kannte »rniversalbibliothek« herausgab.
Er wurde 7. Febr. 1832 in der Loge Mi-
nerva zu den drei Palmen in Leipzig zum
Freimaurer aufgenommen und trat 1892
dort aus, um die Loge Phönix das. mit
zu gründen, der er bei seinem Tode ein
grösseres Kapital zu einer seinen Namen
tragenden Stiftung vermachte.
Rede. Die Logenversammlungen (sog.
Arbeiten) werden abgehalten, um die Mit-
glieder des Bundes mit dem Zweck und
Inhalt seiner Lehre bekannt zu machen.
Der Zweck und Inhalt der Freimaurerei
ist Bruderliebe, allgemeine Menschenliebe,
Gottesliebe, die erreicht wird durch Selbst-
veredlung. Der Weg, um dies Ziel zu er-
reichen, wird durch Sinnbilder und sinn-
bildliche Gebräuche dargestellt, die im
einzelnen durch die R. erläutert werden.
Die freimaurerische R. hat demnach die
Aufgabe, den Mitgliedern die eigentümliche
Methode der Freimaurerei zu erklären und
zu begründen, damit sie diese verstehen
und erfassen lernen, sodann die Herzen
für diese Lehre zu erwärmen und zu be-
geistern. Da bei der Aufnahme zum Frei-
maurer eine gewisse Bildung(s. d. im Nach-
trag) vorausgesetzt wird, so hat der freimaure-
rische Redner nicht nötig, allzu volkstümlich
zu sprechen. Ihm stehen die gesamten litte-
rarischen Erzeugnisse der Denker und
Dichter aller Zeiten zur Verfügung, und
je mehr Geistesschätze er sich selbst
erworben hat, desto mehr wird er den Hö-
rern spenden können. Die Anforderungen,
die an einen freimaurerischen Redner ge-
stellt werden, sind daher — ganz abge-
sehen von der Kenntnis der freimaurerischen
Geschichte — keineswegs gering. Denn
alle Zeitströmungen der Gegenwart finden
auch in der Loge ihr Echo, und wenn
auch die Behandlung speziell religiös-
dogmatischer und politischer Fragen von
den Verhandlungen ausgeschlossen sind,
so sind doch die geistigen Bewegungen der
Gegenwart auch in der Loge heranzuziehen,
und noch immer ist die Freimaurerei be-
fähigt gewesen, gerade auf Grund ihrer
I sinnbildlichen Lehrweise, die geistigen
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Rede.
223
Strömungen ihrer Zeit zu verarbeiten und
zu benutzen. Man unterscheidet An-
sprachen, Vorträge (auch Instruktionen,
Zeichnungen oder Bausteine genannt) und
eigentliche R. Die erstem werden an
Aufgenommene, an besuchende Gäste, an
Jubilare, an Tischgenossen gerichtet. Hier-
her gehören also auch die besonders ge-
pflegten Trinksprüche (s. d.). Die Vortrüge
behandeln die Sinnbilder und sinnbild-
lichen Gebräuche, sowie die Geschichte
der Freimaurerei. Sie werden besonders
in den sog. Instruktions- oder Unterrichts-
logen(s.d.) gehalten. Die R. endlich dienen
zur Entwicklung der Pflichten und Auf-
Saben der Freimaurer gegeneinander und
ie Loge, gegen die Aussenwelt im Amt
und Beruf, gegen sich selbst und gegen
Gott und werden besonders an Festen ge-
halten. Die freimaurerische Beredsamkeit ist
seit Stiftung des Bundes eifrig gepflegt
worden, und es finden sich in den ge-
druckten Reden hervorragende Geistes-
erzeugnisse. Anderson in seiner Geschichte
der Freimaurerei (T. 8, Kap. IV) erwähnt,
dass Desaguliers (s. d.) am 24. Juni 1721
bei Einsetzung des Herzogs von Montagu
zum Grossmeister eine wohlgesetzte R.
über die Freimaurerei gehalten habe.
Kloss erwähnt in seiner Bibliographie
(Nr. 791): J. Theophil Desaguliers, An
eloquent oration about Masons and Ma-
sonry delivered 24. Juny 1721. Doch ist
ein Exemplar dieser ältesten angezeigten
und deshalb gewiss hochinteressanten R.
noch nicht aufgefunden. Von filtern R.
sind teils ihres Stoffs, teils der Redner
wegen besonders folgende hervorzuheben.
Als die ältesten in Deutschland bekannt
gewordenen R.: Steinheil (s. d.), Die
ersten Ideen und Kenntnisse von der Kunst
der Freimaurerei im Juni 1742 und S.
Uriot (s. d.) am 11. Juni 1742 in der Loge
Zur Einigkeit in Frankfurt a. M. gehalten.
Letztere, wie die berühmte R. von Andr.
Mich. Ramsay (s. d.) 1737 in Paris gehal-
tene Discours prononce* ä la reeeption des
Free-Macons findet sich im Anhang zum
Constitutionen-Buch (Frkf. 1762). Ferner:
William Dodd, An oration delivered at
the Dedication of Free Masons' Hall (bei
der Einweihung der Freimaurerhalle in
London) 28. Mai 1776. Wieland, Betrach-
tungen über den Zweck und Geist der
Freimaurerei am 24. Okt. 1809 (Analekten
der Loge Amalia, Weimar 1810) Goethe,
Gedächtnisrede auf Wieland, Weimar 1813
(in den ges. Werken). Folger, Zum Ge-
dächtnis G. Washingtons, gehalten in der
Benevolent Lodge Nr. 192, New York 4.
Nov. 1852. StichJing, Über die Bedeutung
der Freimaurerei in der Kulturgeschichte
der Menschheit. Zur Säkularfeier Karl
Augusts, Weimar, 1. Sept. 1857. Von
Sammlungen freimaurerischer Reden be-
deutender Maurer sind hervorzuheben:
Hippel, Freimäurerreden (Königsb. 1768);
Abrahamson, Declamationen über einige
Maurer-Pflichten (drei Sammlungen, Kopen-
hagen 1776, 1779, 1785); Le Bauld-de-Nans,
Recueil de discours maconniques prononces
en diffe'rentes Ipoques soleinnclles dans la
v6n. et tres-ancienne Loge Francaise la
Royale York de l'Amiti<5 (Brl. 1781); Vogel,
Reden über den Zweck, die Beschaffenheit
und den Ursprung der Freimaurerei, gehal-
ten in Nürnberg ( Brl. 1791); Krause, Höhere
VergeiBtigung der Freimaurerei (Dresd.
1811); Weudt, Über Zweck und Mittel,
Gegenwart und Zukunft der Freimaurerei.
Ein Cyclus von Maurerreden (Lpz. 1828);
Salomon, Stimmen aus Osten. Eine Samm-
lung R. und Betrachtungen maurerischen
Inhalts (Hmbg. 1845); Friederich, Maure-
rische Tempelbilder (Lpz. 1847); Dräseke,
eine Sammlung seiner Vorträge und Fest-
j reden in der Loge (2. Aufl., Magdeb, 1865);
j Marbach, Katechismusreden I. (3. Aufl., Lpz.
1 1874); ders Arbeiten am rohen Stein
(Lpz. 1862); ders., An der Säule der Weis-
j heit (Lpz. 1876). Aus neuerer Zeit mögen
■ nur folgende aufgeführt werden: Carus,
Logen-Arbeiten (Lpz. 1882); Fischer, R.,
Ritual und Symbol. Instruktions- Vorträge
(Lpz. 1878); ders., Licht, Liebe, Leben.
Bauzeichnungen (Lpz. 1880); Glass, Bru-
derworte an Bruderherzen (Altbg. 1865);
Holtschmidt, Aus dem verfehmten Tempel.
Logen-Vorträge (Lpz. 1884); ders., Neue
Offenbarungen aus dem verfehmten Tempel
; (Lpz. 1895); Löwe, Feodor, Baustücke
(Stuttg. 1878); ders., Zwischen den drei
j Säulen (Stuttg. 1884); Merzdorf, Zwischen
I Zirkel und Winkel (Hann. 1875); Osterwald,
Johanniskränze (Lpz. 1860); Pilz, Glockcn-
i schläge (Zittau 1890 u. 1896); Rosenberg,
Maurerische Fest-Klänge (Hirschberg 1888
u. 1893, 2 Bde.); Rumpelt (Walther), Aus
meiner Werkstätte (Dresd. 1873); ders.,
Bruchsteine zum Bau (Dresd. 1882); Schlet-
ter, Maurerische Lebensanschauungen (Lpz.
1863); Scholz, Sursum corda (Bremen 1898);
I Smitt, Erkenne dich selbst (Lpz. 1880);
j ders., Einschau und Ausschau (Lpz. 1895);
! ders., Tempel wacht (Lpz. 1888); Waldow,
| Bausteine zum Tempel der Humanität
(Dresd. 1874) ; Zille, Sandkörner (Lpz. 1834);
l ders.. Spitzhammer und Kelle (Lpz. 1872)
(s. alle diese Verfasser). In der Gegenwart
bieten alle deutschen freimaurcrischen
Zeitschriften (s. Presse) Logenreden, -An-
sprachen, -Vorträge in reicher Zahl und Aus-
wahl. Die Vorträge erfordern ein gewisses
Talent, eine Rednergabe; der Erfolg liegt
in der Ausarbeitung, die möglichst form-
vollendet sein soll, wie im Vortrag.
Dieser ist sogar eine Kunst. Wer in der
Loge vorzutragen berufen ist, sollte sich
bemühen, die nötigen Eigenschaften zu
erwerben. Das Äussere des Vortrags wirkt
oft tiefer, alB der beste Inhalt in schlechter
Wiedergabe. Durch die Vorträge wird der
grösste Einfluss auf die Brüderschaft aus-
geübt Die Vorträge dürfen nicht zu lang
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224 Reden —
sein, damit sie nicht ermüden. Ihr Stoff |
sei möglichst abwechselnd. Die Vortrage
sollen dem Redner aus der Seele kommen,
seine Lebenserfahrungen widerspiegeln.
Einfach und schlicht giebt den besten
Erfolg; keine Künstelei und Schwärmerei.
Die Vortrage werden in der Regel nicht |
memoriert, das ist nicht jedermanns Sache ; I
auch freie Vorträge können nicht verlangt
werden, dazu sind nur wenige berufen.
Sie müssen aber gut und ausdrucksvoll
vorgelesen werden. Stoffe zu Vorträgen
finden sich aufgeführt in reicher Zahl:
FZ. 1872, S. 187, 205, 212, 345, 389; 1873,
S. 68, 196. [Vgl. R Fischer, Entwurf zu
einem Handbuch für die Amtstätigkeit ;
der Logenmeister (Lpz. 1891), S. 64 ; Findel, |
Geist und Form der Freimaurerei (6. Aufl.
1898), S. 66; Bh. 1^83, S.281; A.II, S.66; j
H. L. Nr. 158; Uorstmann, Archiv für
Freimaurer UI, S. 5.1
Reden, 1) Klaus Friedrich v., ßerg-
hauptmann in Klausthal, geb. 8. April
1736, wurde 15. Febr. 1762 in der Loge
Jonathan in Braunschweig Maurer, suchte
zu Anfang 1764 auf einer bergmännischen
Instruktionsreise mit v. Heynitz (s. d.) in Jena
Johnson (s. d.) au f, schloss sich ihm an, musste
ihm einige tausend Thaler vorschiessen
und wurde einer seiner Lieblinge. In
Altenberge 19. Mai 1764 der strikten Ob-
servanz zugetreten, wurde er 27. Mai zum
Fräfekt in Callenberg (Hannover) und 17.
Nov. 1772 zum Subprior ad honores er-
nannt, bekümmerte sich aber wenig um
den Orden, war jedoch auf dem Konvent
in Braunschweig (s. d.) 1775, auch 10. Juni
1778 auf dem in Heilbronn (s. d.) und
amtierte bei der Einsetzung des Heer-
meisters (Herzogs von Södermanland per
Prokurat.) als Prior Capituli 11. Dez. 1779
in Braunschweig.
2) Friedr. Wilh. Otto Ludw. Frei-
herr v., Statistiker, geb. 11. Febr. 1804 in
Wedlinghauscn (Lippe), gest. 12. Dez. 1857
in Wien, trat in hannoverschen und 1837
in preussischen Staatsdienst und war 1848
Mitglied des Frankfurter Parlaments, wo
er sich zur Linken hielt und deshalb auf
Wartegeld gesetzt wurde. Er hat zahl- |
reiche statistische Arbeiten veröffentlicht, j
R. gehörte dem Freimaurerbunde an. [Vgl. 1
Bh. 1898, S. 298.]
Redner (franz. Orateur), ein zwar nicht
von Alters her, aber jetzt in den meisten
Logen — die englischen und amerikanischen i
ausgenommen — bestehendes, in Frank-
reich sogar sehr bedeutendes Logenamt
Die nächste Aufgabe des R. ist, ritual-
mässig geeignete Vorträge zu halten. Wo
der Vorsitzende dies selbst zu übernehmen
pflegt, wie dies ursprünglich seine Pflicht
war. tritt die Wirksamkeit des R. zumeist
nur bei besondern festlichen Veranlassungen
hervor. — In Frankreich, wo dieses Amt
zuerst eingeführt ward, bekleidet der R.
einen hohen Rang unter den Beamten der
Itcdslob.
Loge, nämlich nach den beiden Aufsehern.
Ihm liegt nicht bloss die Haltung der
rituellen Festvorträge ob, sondern auch die
Überwachung der Gesetze und Statuten,
sowie die Auslegung der Symbole an die
Neuaufgenommenen. Bei allen Beratungen
in Logenangelegenheiten hat er nach Be-
lieben und dann zum Schluss stets das
Wort zu ergreifen und seine Anträge zu
stellen. Er bildet mithin eine Art Gegen-
gewicht gegenüber dem Vorsitzenden. —
In England ist das Amt eines R. unbe-
kannt, doch kommen bei festlichen Gelegen-
heiten Reden (orations) schon frühzeitig
vor, z. B. von Desaguliers 1721, von \\ .
Dodd 1776. Seit 1775 besteht dagegen,
obwohl auch nicht ununterbrochen, bei
der englischen Grossloge und, ihr nach-
gebildet, auch bei den Provinzialgrosslogen
u. s. w., das Amt eines Grosskaplans
(Grand Chaplain, s. oben I, 242), das fast
stets von einem Geistlichen bekleidet wird,
dessen Thätigkeit nur in dem Sprechen
eines Gebets bei den feierlichen Versamm-
lungen und ausnahmsweise bei ganz be-
sondern Feierlichkeiten, wo ein Festzug
in die Kirche stattfindet, in dem Halten
einer Predigt bestehen. — In Nordamerika
kennt man auch nicht einmal das letztere
Logenamt. Doch giebt es hier und in
England Lecturers, denen die Ausdeutung
des Rituals anheimgegeben ist. — In der
Grossen Landesloge in Berlin ist der R.
zugleich vorbereitender (s. d.) und ein-
führender Bruder. [Vgl. über das Amt eines
R. Vogels Reden über den Zweck der
Freimaurerei (Brl. 1791), S. 12, und die
Instruktion im »Maurerischen Taschen-
buch für 1804., S. 88. FZ. 1891, 8. 345;
1893, S. 162. L. 1882, S. 105; 1887, 8. 52,
103. 8. auch Bede.]
Redslob, Gustav Moritz, Professor
der Philosophie und der orientalischen
Sprachen am Hamburger akademischen
Gymnasium, geb. 21. Mai 1804 in Quer-
furt, gest. 28. Juli 1882 in Hamburg, wurde
15. Juni 1853 in die Loge Zum Pelikan
aufgenommen, war abgeordneter Logen-
meister seiner Loge, Provinzialgrossbiblio-
thekar und Aufseher der Provinziallogen-
Münzen- und Medaillensammlung, abge-
ordneter wortführender Meister der Andreas-
loge Fidelis 1855 — 62. Seine pseudonyme
Schrift: Über Alter und sittlich-religiösen
Charakter der altera und eigentlichen
Freimaurerei von Jannes Jambres Missi-
porus (Bremen 1855) erregte viel Auf-
gehen im Freimaurerbunde und erfuhr
namentlich in der FZ. (1855, S. 318) eine
Entgegnung von Keller (a. a. O. 8. 853),
eine solche von Lucius (s. d.), später von
Findel (s. d.) in Bh. 1865, Nr. 11—18.
In zwei theolog. Schriften »Apokalypsis«
(Hmbg. 1859) und »Das Mysterium«
(Hmbg. 1860) machte er den misslungnen
Versuch, die Geheimlehre der schwedischen
Lehrart, die Annahme eines christlichen
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Reform.
225
Mysteriums, die disciplina arcani, zu
rechtfertigen.
Reform. Bald nach ihrer Gründung in
England 1717 gewann die Freimaurerei
eine weite Verbreitung. Je mehr sie sich
von ihrem Mutterland entfernte, verlor
sie an Einheitlichkeit in ihrem Wesen
und ihren Gebräuchen, ja selbst in England
traten bald genug Änderungen ein, die
zur bekannten Trennung in die Alten und
die Modernen Maurer führten. Es ent-
standen eine Menge von Lehrarten, von
denen jede sich als die rechte geltend zu
machen suchte. Es lag nahe, dass der
Gedanke an R. im Bund auftauchte und
Anhänger fand. Die verschiednen Kon-
vente (8. d.) des 18. Jahrhunderts sind ein
deutlicher Beweis hierfür. Denn sie suchten
aus den entstandnen Wirren die Frei-
maurerei herauszuführen. Die R. hat eine
doppelte Richtung: einmal will sie auf
den ursprünglichen Zustand des Bundes
zurückgelangen, sodann fortbilden durch
folgerichtige Anwendung der Grundge-
danken des Bundes. Jede R. muss mit
geschichtlichen Forschungen beginnen ;
daher finden wir, dass solche immer mit
ihr Hand in Hand gegangen sind. Schon
der Eklektische Bund 1783 ging auf
die ursprünglichen drei Grade zurück
und betonte, dass vor allen Dingen die
wahre Maurerei auf denjenigen «echten
und simpeln Fuss« wieder gebracht werden
müsse, worin sie sich vor Entstehung aller
Lehrarten befand. Der Eklektische Bund
wollte aber zunächst eine Übergangszeit.
In dieser sollte der Geist der brüderlichen
Liebe und der Duldsamkeit wieder be-
festigt werden, der gewaltig gelockert war.
Sodann galt es, der sinnbildlichen Bau-
kunst entsprechend, Einfachheit und Würde
in die Gebräuche hineinzubringen und Un-
angemessnes und Zweckwidriges zu ent-
fernen. Endlich war es notwendig, der
Verfassung Freiheit und Gemeinschaft
einzuatmeu. Als einer der glücklichsten
und folgerichtigsten Reformatoren ist Fr.
L. Schröder (s.d.) in Hamburg zu bezeichnen,
der das englische Konstitutionenbuch (s. d.)
und das altenglische Ritual als die Haupt-
urkunden der Freimaurerei erkannte. Ihm
zur Seite standen in reformatorischem Geiste
Lessing (s. d.) in seinem »Ernst und Falk«
und Herder (s.d.). Während jener das welt-
bürgerliche Wesen der Freimaurerei kenn-
zeichnete, war dieser bemüht, dem kirch-
lichenGlauben gegenüber, ohne diesen anzu •
tasten, die allgemeine Menschenbildung und
Menschenfreundlichkeit i Humanität) als
höchste Aufgabe der Menschheit über-
haupt und der Freimaurerei insbesondere
zu verkünden. Das musBte gegenüber
England, wo die brüderliche Liebe vor-
nehmlich als Wohlthätigkeit aufgefasst
wurde, als erste Fort- und Ausbildung des
ursprünglichenGrundgedankenserscheinen.
Diesen beiden Reformatoren pflichteten
Allgemein'»* Handbuch der Freimaurerei. II.
j Fichte (s. d.) und Krause (s. d.) bei, welch'
I letzterer die weltbörgerliche Gesinnung
der Freimaurerei zu einem Menschheits-
bund auszubilden sich bestrebte. Schröders
Verdienst besteht hauptsächlich in der
Herstellung einer einfachen und würdigen
Arbeitsweise, die grundsätzlich alle Hoch-
grade ausschlieast und sich ebenso fern hält
von dem Prunk der Thorheit früherer
Zeiten, als von dem Prunk der Weisheit,
von dem sich Fessler (s. d.) nicht ganz
frei zu halten gewusst hat. Schröder hat
glücklich die Ergebnisse der reforma-
torischen Bestrebungen seiner Zeit in sich
aufgenommen. Die Ausschliessung religiös-
kirchlicher Beschränkung auf Grund ihres
allgemein menschlichen Standpunkts, den
I die englische Grossloge von Anfang an
eingenommen hat, blieb der Hauptvorzug
der Schrödersehen Arbeitsweise, durch den
sie sich besonders vor den altpreussischen
Grosslogen auszeichnet, die in dieser Be-
< ziehung noch einer durchgreifenden R. be-
I dürfen. Dass Fessler auf dem Gebiet der
R. ebenfalls Bedeutendes geleistet hat, ist
nicht zu leugnen, wenn er auch nicht so
weit ging, wie Schröder. In Rücksicht auf
den Geist der Zusammengehörigkeit dürfen
die Bestrebungen Bodes (s. d.) nicht über-
sehen werden, der im Anfang der neun-
ziger Jahre des 18. Jahrhunderts zu einer
engern Vereinigung der deutschen Logen
anregte. Es folgten Mossdorf (s. d.).
Schneider (s. d.), Heldmann (s. d.) und
andre, die alle der Ansicht waren, dass
die Hochgrade etwas der alten Frei-
maurerei Fremdes seien. Dafür wollten
allerdings Schröder und Fessler eine Ab-
teilung des Meistergrads bilden, wo solche
Kenntnisse von der Entwicklung deB Logen-
wesens und der Freimaurerei ausgeteilt
würden. Das preussische Edikt von 1 798 (s.d.)
war zwar auf der einen Seite erfreulich,
! insofern es dem Freimaurerbund in Nord-
deutschland eine feste Stütze wurde, auf
; der andern Seite aber gefährlich, weil es
zu einem gewissen Stillstand zu führen
schien und die R. im Bureaukratismus mit
der Zeit zu ersticken drohte, wozu die
langandauernde politische Reaktion das
ihre redlich beitrug. Vom Jahre 1840 an
beginnt ein andrer Geist einzuziehen.
Logen bildeten Vereine zur Besprechung
maurerischer Angelegenheiten, die Kon-
gresse zu Strassburg (1846), Stuttgart (1847)
und Basel (1848) suchten den Gang der R.
festzustellen, die Loge in Glauchau trat
bei ihrer Gründung 1846 mit weitsichtigen
R. hervor und betonte die Notwendigkeit
einer R.-Bildung, indem sie Fortbildung
nach dem Geist der Freimaurerei ver-
langte. Die Frage der Einigung der deut-
schen Logen und Maurer begann von
neuem zu erwachen. Doch eine neue
Epoche politischer Reaktion hatte 1850
bis 1860 wieder das öffentliche Leben in
I Banden geschlagen, und damit auch auf
15
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226
Reform, Die — Regelmässig.
freimaurerischem Gebiet den R.- Bestre-
bungen eine Schranke gesetzt. Von Frei-
barg in Br. aus kam 1862 ein neuer An-
stoss durch v. TrentowBki (s. d.), der aber
über das Ziel hinausschoss, indem er bei
seinen R. -Ideen sich in die unbegrenzten
Gebiete der Philosophie, Theosophie und
der Wissenschaft überhaupt verlor, während
der ihm dabei 1864 entgegengetretne Henne-
Am Rbyn (s. d.) wiener ins Ungemessene
kam, indem er sich nicht mehr mit den
Sewöhnlichen drei Graden begnügen, son-
ern diesen noch vier hinzufügen wollte.
Um die Fortbildung der Freimaurerei in
Bezug auf das Gebrauch tum bei den Logen-
versammlungen hat sich besonders Mar-
bach (s. d.) durch seine »Agenden« und
R. Fischer (s. d.) durch seine »Maurer-
weihe«, beide durch ihre Rituale in der
Zeitschrift »Am Reissbrette« (s. d.) seit
Anfang der sechziger Jahre verdient ge-
macht, insofern sie von den toten Buch-
staben befreiten und grössere geistige
Bewegung in die Ritual istik und Sym-
bolik einführten; ihnen zur Seite stand
Findel (s. d.), der Grundsatze für die Um-
gestaltung der Formen freimaurerischer
Zusammenkünfte aufstellte. So machte
sich auch auf dem gebrauchtümlicheu
Gebiet der fortbildende Geist geltend,
der sich nicht begnügt, allein auf das
ursprünglich Alte zurückzugehen, son-
dern auch dieses prüft und zu Neugestal-
tungen fortschreitet, immer unter der Be-
dingung, daas sie den Grundanschauungen
und Grundsätzen des Bundes, sowie dem
Wesen der Freimaurerei entsprechen. Die
alten Formen bedürfen vielfach einer Aus-
scheidung und einer weitem Ausbildung.
Inmittelst war 1861 der Verein deutscher
Freimaurer (s.d.) entstanden, der sich an die
Spitze der R.-Bestrebungcn stellte. Seinen
Einflüssen und Verhandlungen hat die
Weiterbildung der Freimaurerei in Lehre,
Ritual und Verfassung seit den letzten
vierzig Jahren das Meiste zu verdanken.
Selbst der Deutsche Grosslogenbund (s. d.)
kann als eine stille Frucht dieses Vereins
angesehen worden. Es ist in dieser Zeit
auf dem Gebiet des Verfassungalebens
mancherlei geschehen, was den Geist der
Zusammengehörigkeit und der Gemein-
schaft befestigt; die jährlichen allgemeinen
Zusammenkünfte der Grosslogen sind nicht
das Geringste: die Frage der Zusammen-
fassung aller deutschen Grosslogen in eine
einzige Nationalgrossloge, die Einrichtung
allgemeiner Mauertage, die Schaffung von
Logengauverbänden hängen damit zusam-
men, wenn auch uichtalles schon erreicht ist,
sondern zur Zeit nur Gegenstand der Be-
sprechung und frommer Wunsch geblieben
ist. In der Gesetzgebung ist eine grossere
Einheitlichkeit in Deutschland einge-
treten, von den Gebräuchen ist Unzeit-
gemässes gefallen und die Ritualistik ist
geläutert. Die freimaurerische Freizügig-
keit hat positiven Ausdruck erhalten durch
das Gesetz über die Annahme und die
ständig besuchenden Brüder, — kurz, man
kann getrost sagen, dass die Freimaurerei
in den letzten Jahrzehnten wesentlich
fortgebildet worden und nicht stehen ge-
I blieben ist. Die deutsche Freimaurerei
! ist damit vorbildlich für andre Länder
: geworden und hat sich den Ruhm tieferer
Erfassung der Sache bewahrt. Noch sind
wir aber nicht am Ende angelangt, noch
bedarf es weiterer Anstrengungen, um das
Gewonnene zu erhalten und weiter aus-
zubilden. [Vgl. L. XXIV, S. 198—225.
ßh. 1865, S. 205 (die R.-Bestrebungen der
Neuzeit). B. Cramer, Der Verein deut-
| scher Freimaurer und seine Bestrebungen
zur R. des Logenwesens (Lpz. 1886).
Mittheilungen aus dem Verein deutscher
Freimaurer, I, Heft 2. S. 77; 1887/88, 8. 38,
47; 1893 94, 8. 45; 1894/95, S. 28. Caspari,
Was ist Freimaurerthum? (Lpz. 1889),
S.41; FZ. 1848, S. 198, 249; 1850, S. 88,
52, 54.)
Reform, Die. Unter diesem Namen er-
schien als Organ des Vereins deutsch-
amerikanischer Freimaurer eine Monats-
! schrift in fünf Jahrgängen von 1866—1870
in New York. Sie enthält viele geschicht-
liche Mitteilungen und trat gegen die in
| der Maurerei eingerissnen Missbräuche
in die Schranken. [Vgl. Taute, Maure-
rische Bücherkunde (Lpz. 1866). zu Nr. 209.
I Bb. 1866, S. 109. L. XXV, 80.]
Reformierte Johannislogen nennt sieh
j eine Anzahl Logen, die aus der Allge-
meinen Bürgerloge (s. d.) 1898 ausgetreten
sind, weil sie mit der Haltung ihres Gross-
l meisters, des Buchhändlers O. Hemfler in
Berlin, nicht einverstanden waren. Die
Logen in Zittau, Braunschweig, Kattowitz,
Rudolstadt, Arnstadt, Hamburg und Köln
schlössen sich unterm Vorort der Loge
Zu den drei Palmen in Hamburg zu einer
»Vereinigung reformierter Johannislogen«
zusammen, deren Satzungen auf einer Ver-
sammlung in Hamburg am 20. und 21. Nov.
1H98 genehmigt wurden. Das Ritual, nach
dem man arbeitet, ist das im Sarsena (s. d.)
' abgedruckte. Diese R. J. sind nicht aner-
kannt vom Deutschen Grosslogenbund
und stehen ausserhalb der eigentlichen
Freimaurerei. [Vgl. L. 1900, S. 56.]
Reformiertes System, s. Rektifiziertes
System.
Regelmässig (regulier) heisst eine Loge,
; die den maureriseben Gesetzen gemäss be-
gründet und daher als zu Recht bestehend
anerkannt ist (s. Gerecht), sowie ein Frei-
maurer, der den maurerischen Gesetzen
gemäss in einer solchen Loge aufgenommen
oder angeschlossen worden ist. Die Hand-
lung, durch die eine unregelmässige Loge
oder ein unregelmässiger Maurer zu einem
regelmässigen aufgenommen wird, heisst
Rektifizieren (s. d.) oder Regularisieren. —
Bei manchen Grosslogen wird die Regu-
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Regeln — Reges.
227
larität in sehr enge Grenzen geschlossen.
So wird in Frankreich eine Loge schon
dann irregulär, wenn sie aus dem Verband
des Grossorienta austritt, und ein Maurer,
wenn er nicht mehr thätige* (aktives),
Beitrag zahlendes Mitglied einer regel-
mässigen Loge ist. Die Gesetze des Gross-
orienta von Frankreich von 1859 gehen
noch weiter und erklären für unregelmässig
nicht bloss alle vorbezeichneten oder in
nicht anerkannten Logen aufgenommnen
Maurer, sowie die ausdrücklieh ausge-
achlossnen, sondern auch solche, die eigen-
mächtige Aufnahmen oder Beförderungen
vollzogen oder die Geheimnisse der Frei-
maurerei verraten haben. Ebenso erklären
dieselben Gesetze jede Loge für unregel-
mäßig, die unregelmäasigc Freimaurer
wissentlich in ihrer Mitte hat. [Vgl Kloss,
Geachichte der Freimaurerei in Frankreich,
I, 125, 181, 192.J
Regeln, s. Freimaurerregeln und Mo-
ralische Regeln.
Regensburg (8t. im Königreich Bayern,
41474 E.). Bereits 1765 wurde hier vom
Fürsten von Thurn und Taxis (s. d.) eine Loge
St.-Charles de la constance gegründet,
die indes 1774 von ihm wieder aufgehoben
ward. Aua ihr ging 1767 eine deutsche
Loge Die Wachsende zu den drei
Schlüsseln hervor, gestiftet 1. Mai des-
selben Jahres. Sic erhielt auf Ansuchen
des ersten Meisters vom Stuhl, v. Schkler,
der in Amsterdam aufgenommen worden
war, unterm 1. Juli 1768 eine StiftungB-
urkunde vom Nationalgrossmeister der
Niederlande im Haag, Baron von Boetse-
laer, ohne jedoch nach deren Lehrart zu
arbeiten. Vielmehr hatte die Loge von
Anfang an die damals in Frankreich üb-
liche schottische Maurerei angenommen, die
sie aber später sowohl in Wesen, als Form
mehrfach abänderte.. Insbesondere sprach
eie sehr bald die Beziehungslosigkeit der
drei symbolischen Grade zu den höhern
aus, in denen sie nur bis in das erste
Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts arbeitete,
während das 1770 gegründete Kapitel
bereits 1784 ausser Thätigkeit trat. Ebenso
erklärte sie sich gegen die Annahme der
strikten Observanz. Wohl aber nahm
sie sofort die Stellung einer Muttcrloge
ein und gründete bereits 1771 die Loge
Zur Hoffnung in Wien, der in den nik-h-
sten 20 Jahren noch 11 weitere Tochter-
logen in Marktsteft am Main, München,
Parsau, Ulm. Baitsch, Neusohl in Ungarn,
Hermannstadt in Siebenbürgen, Wien,
ferner in Görlitz, Dresden und Hannover
(b. d. Art.) folgten. Ja sie errichtete ein
eignes Grossmeistertuun: v. Schkler wurde
1771 erster Grossmeister, legte jedoch 1777
diese Stelle nieder, und erst 1799 wurde
Karl Alexander Fürst von Thum und
Taxis (s. d.) zum zweiten (irossmeister er-
wählt. Dieses neue Grossmeistertum wurde
IHoÖ von der Grossloge von England be-
' stätigt. So blieb sie in einer weithin ge-
! achteten selbständigen Stellung ^ ohne
Unterordnung unter eine höhere maure-
risebe Behörde oder Eintritt in ein an-
dres Logenbündnis, und obwohl sie 1793
bis 1799 durch die Zeitereignisse ge-
schlossen war, nahm sie doch alsdann ihre
Thätigkeit mit Errichtung des erwähnten
zweiten Grossmeistertums wieder auf, in-
dem sie gleichzeitig ihren Namen in: Karl
zu den drei Schlüsseln veränderte,
und gründete auch noch mehrere Logen
(in Leipzig und Heidelberg). Mit der
schwedischen Grossloge trat sie 1801 in
näheres Bündnis, das bis zum J. 1823
dauerte [FZ. 1868, Nr. 19], und erfreute
sich auch in den ersten Jahrzehnten des 19.
Jahrhunderts einer sehr geachteten Stellung
in Deutachland, obwohl ihre Tochterlogen
im Laufe der Zeit teils eingegangen, teils
in andre Logenbünde übergetreten waren.
Freilich wurde dem Wirt der Loge unter-
sagt, die Versammlung der Freimaurer in
seinem Hause zu gestatten, und es blieb
diese ohnehin nicht sehr thätige Loge ge-
schlossen, obgleich ihr Meister vom Stuhl,
Graf v. Westerholt, deshalb Beschwerde
führte. Allein bald darauf erging eine
königliche Verordnung vom 15. Jan. 1815
aus Wien, nach der die Freimaurerlogen,
gleich allen geheimen Gesellschaften,
verboten wurden. [Vgl. oben I, S. 74.]
Ihren letzten Aufschwung nahm sie unter
dem Vorsitz v. Stachelhausens, mit dessen
Wegzug aus K. sie jedoch seit den vier-
ziger Jahren ihre Thätigkeit eingestellt hat.
[v. Stachelhausen, Abriss einer Geschichte
der Loge Karl zu den drei Schlüsseln
(1845), und daraus Auszug in L. XXH,
322; XXVII, 253; FZ. 1850, S. 197. Vgl.
HMW. Nr. 146.) Freimaurerlieder mitneuen
Melodien (unter Automation der I»oge).
(1772). Zwölf Freimaurerlieder (Regensb.
1784). Gesangbuch der Loge Zu den drei
Schlüsseln in R. (1800).
Reges, Benjamin, geb. 19. Apr. 1880
in Frankfurt a. M.? wurde das. in der Loge
Zur Einigkeit autgenommen 4. Apr. 1854,
der schon seiu Vater und Grossvater an-
gehörte. R. bekleidete verschiedne Ämter
in der Loge und ist jetzt Redner in seiner
Loge, wie in der Grosslüge des Eklektischen
Rundes. Er schrieb die Geschichte der Loge
Zur Eiuigkeit von 1742—1792 ; Frkf. a. M.
1892) und ausserdem eine nicht gedruckte
innere Geschichte der Loge, desgleichen die
»Jubiläumsfeier des Dr. Georg Wilhelm
Martini «(1S76). Seine Vorträge sind meist
geschichtlichen Inhalts. Bei der Einweihung
des Logenneubaus 1896 gründete er das
»Allgemeine Freimaurermuseum der Loge
Zur Einigkeit», indem er eine Menge
Logenzeiehen , Logenpässe, Denkmünzen
u. s. w. systematisch ordnete und zur Auf-
stellung brachte, auch für dereu Vermeh-
rung sorgte. Die Sammlung gehört zu
einer der reichhaltigsten iu Deutschland.
15*
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228
Reghellini de Schio — Reichenbach.
Reghellln! de (tahlo, M., einer der
hauptsächlichsten Vertheidiger der An-
nahme, dassjdie Freimaurerei mit den My-
sterien der Ägypter zusammenhange , was
er auch durch seine Schriften »La Macon-
nerie consideree comme le resultat des
religions egyptienne, juive et chreHienne«
(Paris 1833, deutsch von Rössler fs. d.]
unter dem Pseudonym Acerrellos, Lpzg.
1834 — 86) und «Examen du MosaTstne et
du Christianisme« (Paris 1834) zu erweisen
suchte. Wichtig für die Geschichte der
Freimaurerbrüderschaft in den Niederlan-
den ist sein Werk »Annales chronologiques
litte>aires et historiques de la Maconnerie
des Pays-Bas ä dater du 1. Janvier 1^14«
(6 Bde., Bruxelles 1822—29), worin über
225 Aktenstücke abgedruckt sind.
Kettinie reetlfle heisst jetzt das 1778 auf
dem Konvent zu Lyon (s.d.) in die Chevaliers
bienfaisanta de la Sainte Cite" umgewan-
delte v. Ilundsche Tempelherrensystem,
auch Rite rectific\
Regnen. Durch den Ausdruck »es regnet«
(U pleut, it rains) wird angedeutet, dass
sich unter den versammelten Maurern ein
Uneingeweihter befinde. Dieser Ausdruck
kommt schon vor im gedruckten Ritual
von 1737. Seine Entstehung ist wohl
darauf zurückzuführen, dass nach Prichard
(s. d.) Fr. 63, 64 der Pfuscher oder Horcher
Cowan or Listner), auch Traufe Dtropfer
(Evesdropper) genannt, bei seiner Gefangen-
nahme bestraft werden sollte: »Er ist unter
die Traufen des Hauses (bei regnerischem
Wetter) zu stellen, bis das Waaser an seinen
Schultern hinein und aus seinen Schuhen
herauslauft«. [Vgl. Schwalbach, Geschichte
des älteren maurerischen Gebrauchstums
(Brl. 1889), S.41; BZC. 18K9, S. 29 Anm.*.]
Der Ausdruck »es schneit« (il neige, it
snows) als Warnungsrufe gegen Frauen ist
ungebräuchlicher. (S. auch Einachleichen.)
Regnier, Claude Ambroise, Herzog
von Massa, Justizminister des Kaisers
Napoleon I., geb. 6. April 1736 in ßlamont,
gest. 24. Juni 1814, war Grand Conservateur
im Grossorient von Frankreich.
Regularlsleren, soviel als Rektifizieren
(s. d. und Regelmässig).
Rehabilitieren wird von Maurern ge-
braucht, die wieder in die Rechte, deren
sie verlustig gegangen waren, eingesetzt
werden. Bei ganzen Logen spricht man
auch von deren Rehabilitation, wenn sie
nach längerer Ruhe die Arbeiten wieder
aufnehmen. (S. auch Wiedereinsetzen.)
Rehme, s. Oeynhausen.
Kelchard, Heinr. Aug. Ottokar, geb.
8. März 1751 in Gotha, gest. das. als Kriegs-
direktor 17. Okt. 1828, war längere Zeit
Direktor des Theaters das. und Leiter
des bekannten Gothaischen Hofkalenders,
Verfasser zahlreicher Schriften über das
Theater u. s. w. Er trat 1775 in der
Gothaer Loge Zum Rautenkranz in den
Maurerbund und war ein eifriges Mitglied
dieser, später Zum Compass genannten Loge,
auch zeitweise Zeremonienmeister, 2. und
1. Aufseher, und genoss das besondere
Vertrauen Herzog Ernst« II. von Sachsen-
Gotha und Altenburg (s. d.). Er war
auch Illuminat. Von Neugründung der
Loge Ernst zum Compass, 80. Januar 1806,
an bis zu seinem Tode war er deren zu-
geordneter Meister. Er gab u. a. heraus:
Sammlung für freye und angenommene
Maurer in Deutschland (Gotha 1776) und
schrieb: Versuch einer Geschichte der
Loge Ernst zum Kompaas und ihrer älteren
Schwestern im Orient von Gotha (1824). Bei
seinem 50 jähr. Dienstjubiläum 1824 Hess er
eine Denkmünze auf die drei letztverstor-
benen Herzöge von Sachsen-Gotha und
Altenburg prägen. Sein 50 jährigen Maurer-
jubiläum wurde 24. Oktober 1825 begangen.
R. hatte eine Selbstbiographie handschrift-
lich hinterlassen, die unterm Titel erschien:
»H. O. Reichard. (1751-1828.) Seine
Selbstbiographie überarbeitet und heraus-
gegeben von Hermann Uhde« (Stuttg.
1877.) In dieser sind besonders R.'s An-
sichten über den Illuminatenorden, Weis-
haupt und Bode S. 165, sowie über die
Freimaurerei S. 367 enthalten; auch sonst
finden sich darin viele sachliche und per-
sönliche Bemerkungen über den Bund
I und seine Mitglieder. [II MW. Nr. 73. —
Beck, Ernst der Zweite, Herzog zu Sachsen-
i Gotha und Altenbnrg etc. (Gotha 1854),
• an vielen Stellen, so auch S. 137; Ders.
Gesch. d. gothaischen Landes, Bd. I. Gesch.
der Regenten etc. (Gotha 1868), S. 427.
(Cramer in) Zeitgenossen, 8 R. 2 Bd. (Lpz.
1830), S.3 fg. Neuer Nekrolog d. D., Jahrg.
1828, 2. f., S. 749 fg. (Schumann in)
Allg. Dsch. Biogr. 27. Bd., 8. 625 fg.
Demuth, Geschiente der Loge Ernst zum
Compass in Gotha etc. (Gotha 1882), ins-
bes. S. 19 und Anlagen S. XX. u. XXI.
FZ. 1877, S. 169.]
Reichardt, Joh. Friedr., Komponist
und Musikschriftsteller, geb. 25. Nov. 1752
in Königsberg i. Pr., gest. 17. Juni 1»14
in Giebichenstein bei Halle, hat zur
»Sammlung für freye und angenommene
Maurer in Deutschland« (Gotha 1776) einen
Anhang »Frevmäurer- Lieder« herausge-
geben, der 1780 in Gotha in 3. Aufl. nebst
einem Nachtrag erschien. Ob er selbst
dem Bunde angehört hat, war bis jetzt
nicht zu ermitteln.
Keicticnbach (St. in der preuss. Provinz
Schlesien, 14047 E.). I) Eine 1768 von der
Grossen Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln hier gestiftete Loge ist später wie-
der eingegangen [vgl. Gesch. der Grossen
National -Mutterloge (Berl. 1890), S. 46,
Anm.l. 2) Hierher wurde 3. März 1773 die
von der Grossen Landesloge 5. Juni 1770
in Potsdam (s. d.) gestiftete Loge Her-
kules verlegt. 8chon 23. Sept. 1775 wurde
sie nach Schweidnitz (s. d.) weiter verlegt,
wo sie noch thätig ist. 3) Jetzt besteht
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Reichenberg — Reinhold.
229
hier eine von der Grosgen Loge Royal
York 18. Nov. 1815 gestiftete Johannis-
loge Aurora zur ehernen Kette, er-
öffnet 24. Apr. 1816. Vers, den 1. Sonn-
abend jeden Monats Mitgliederzahl Ü899):
71. [Vgl. Fathe, Eine kurze Schilderung
von der Loge bei der Feier ihres 50 jähr.
Jubiläums. Am 29. Apr. 1866.]
Reichenberg (St. in Böhmen, [18901
80890 E.). Hier besteht ein nichtpoliti-
scher Verein Latomia, gegr. 1897. Mit-
gliederzahl (1899): 9.
Reichenhall (St. im Königr. Bayern,
4208 E.). Hier besteht seit 19. Juli 1885
während der Badezeit eine Versammlung
von Freimaurern.
Reichsfechtschule, der Name eines 18.
Okt. 1880 gegründeten, über ganz Deutsch-
land verbreiteten Vereins, der durch Samm-
lung freiwilliger Beiträge allerorts Mittel
zur Errichtung und Unterhaltung von
Waisenhäusern im Deutschen Reich be-
schaffen will. Der Plan ist von einem
Freimaurer, Versicherungsbeamter Nader-
mann in Magdeburg, ausgearbeitet worden.
Zur Zeit bestehen schon 3 Waisenhäuser.
Als eine besondere Abteilung ist der sog.
• Bruderbund« anzusehen, der Samm-
lungen unter Freimaurern zur Beschaffung
von Freistellen für Freimaurerwaisen vor-
nimmt. Bis jetzt ist eine solche Freistelle
vorhanden. Auch diese Abteilung unter-
steht dem genannten Nadermann, die Ver-
febung der Stellen dem Verein deutscher
'reimaurer (s. d.). Die Sammlungen haben
bis Juli 1900 8764 M. ergeben, womit die
Gründung der zweiten Waisenstelle be-
gonnen hat. [Vgl. L. 1900, S. 128.]
Reil, Joh. Christian, Mediziner, geb.
28. Febr. 1759 zu Rhaude in Ostfriesland,
gest. 22. Nov. 1813 in Halle, wirkte zu-
nächst als prakt. Arzt in seiner Heimat,
wurde 1787 als Professor der Medizin nach
Halle berufen und 1789 zum Stadtphyaikus
ernannt. Als die neue Universität in Ber-
lin errichtet wurde, folgte er einem Rufe
dorthin. Nach der Schlacht bei Leipzig
übernahm er die oberste Leitung der
Kriegshospitäler auf dem linken Elbufer,
wo er als ein Opfer dieser Wirksamkeit
starb. Er war einer der bedeutendsten
deutschen Ärzte und medizinischen Schrift-
steller. Seine Untersuchungen über den
Bau des Gehirns und der Nerven sind
bahnbrechend gewesen. Auch deckte er
die Schäden der bisherigen Irrenanstalten
auf und gründete das erste psychiatrische
Internat, wodurch er sich den Namen »Ur-
heber der psychischen Medizin in Deutsch-
land« erwarb. — Am 1. März 1782 wurde er
in der Loge Zu den drei Degen in Halle
aufgenommen und blieb bis zu seinem
Tode ein eifriger Freimaurer. Der halli-
schen Loge hat er — seit 1788 — als
Redner vortreffliche Dienste geleistet. Auf
seine Anregung hin beschloss die Loge,
als ihre bisherigen Mietsräume sich zu
eng erwiesen, ein eignes Haus zu kaufen,
und so wurde 8. März 1792 zu seiner
Freude der sog. Jägerberg erworben, in
dessen Besitz die Loge noch heute ist
Reims (St. im franz. Departement Marne,
[1896] 107017 E). Im April 1765 suchte
die Loge La triple union um Annahme
bei der Grossen Loge Royal York in Berlin
nach. Dem wurde stattgegeben und in der
Urkunde darüber die Loge La parfaite
Union genannt. Der Verkehr mit der
Loge hörte sehr bald auf. [Vgl. Flohr, Ge-
| schichte der Grossen Loge Royal York
(Brl. 1898), I, S. 86.]
Reinhardt, 1) Sebastian Karl Chri-
stian, Landschaftsmaler, geb. 1738 zu
Osterburg in Bayern, gest. 1827, lebte in
Hamburg, Berlin, Leipzig, Regensburg
und liess sich endlich in Hirschberg
in Schlesien nieder. Unter seinen Ar-
beiten werden vorzüglich die Ansichten
des Riesengebirges gelobt. — Dem Maurer-
bunde trat er in Hamburg in der Loge
Absalom bei, später schloss er sich der
strikten Observanz an. Für das Archiv
der Loge Minerva zu den drei Palmen in
Leipzig war er sehr thätig und lieferte
1774 den Entwurf für das Lo^enzeichen,
das noch jetzt von den Mitgliedern der
Loge Minerva getragen wird.
2) August von, Generalmajor a. D. in
Kannstatt, geb. 7. Okt. 1827, wurde in den
Freimaurerbund aufgenommen in der Loge
Johannes zum wiedererbauten Tempel in
Ludwigsburg 17. Okt. 1857, versah daselbst
das Amt eines Redners, trat 5. Dez. 1876
aus dieser Loge aus, um das Stuhlmeister-
amt in der Loge Karl zu den drei Ulmen
in Ulm zu übernehmen. Im Jahre 1889
nach Stuttgart übersiedelt, übernahm er
den ersten Hammer der Loge Wilhelm
zur aufgehenden Sonne und wurde im Jahre
1896 zum Grossmeister der Grossloge
Zur Sonne in Bayreuth gewählt. R. hat
viele treffliche Aufsätze, Vorträge und
Abhandlungen in der freimaurerischen
Presse veröffentlicht, gab einen kleinen
Band Gedichte •Johannisblüthen« (Ulm
1895) und einen kleinen Band »Auf
den Lebensweg, Apophthegmen für
I Jünger der K. K.« (Stuttg. 1881) her-
I aus, ebenso zwei kleine Schriftchen zur
| Belehrung für Nichtmaurer: »Die Juden-
I frage und der Freimaurerbund« (Ulm
1893) und »Offener Brief über die Ziele
der Freimaurerei an solche, welche sich
für den Freimaurerbund interessieren«
(8. Aufl., Ulm, 1899). v. R. ist eines der
ersten Mitglieder des Vereins deutscher
. Freimaurer und gehört seit 1898 zu dessen
Vorstand. Er ist der Gründer des seit
1. Juli 1900 erscheinenden »Bayreuther
Bundesblattes«.
Reinhold, Karl Leonhard, Philosoph,
geb. 26. Okt. 1758 in Wien, gest. 10. April
1828 in Kiel, war Novize bei den Jesuiten,
nach deren Auflösung er 1774 in das Bar-
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280
Reinstallieren — Rekouatituireu, Rckoiistitution.
nabitenkollegium trat; er ward 1780 als
Lehrer der Logik, Metaphysik, Ethik und
geistlichen Beredsamkeit angestellt, entfloh
aber 1788 nach Leipzig, vorzüglich unter-
stützt durch Rat und Geldspenden seiner
Loge, die ihn, so lange er noch kein
festes Unterkommen hatte, vor Mangel
schützte. Von da ging er 1784 nach Weimar,
wo er unter Wielands (s. d.) Schutz lebte,
Protestant wurde und 1785 dessen Tochter
heiratete. 1787 wurde er Professor der
Philosophie in Jena und 1794 in Kiel.
Er war schon 1782 von Ignaz Freiherrn
von Born (s. d.) in Wien in der Loge Zur
wahren Eintracht das. zum Freimaurer auf-
genommen worden. 1809 wurde er Mit-
glied der Loge Amalia zu Weimar (Rede
am Feste Johannis des Täufers, in den
Weimarer Freimaurer-Analekten v. J. 1809)
und nahm 1820 an der Wiedereröffnung
der Kieler Loge Luise zur gekrönten
Freundschaft lebhaft Teil, die er bis zu
Beinern Tode als Meister vom Stuhl leitete.
Als maurerischer Schriftsteller beteiligte
er sich beim (Wiener) Journal für Frey-
maurer. 1788 gab er unter dem Namen
Decius »Die hebräischen Mysterien« her-
aus, die zuerst, nicht so ausführlich, im
Wiener Journal 1786 erschienen waren.
Er entwarf einen Plan einer maurerischen
Reform, die er »den moralischen Bund
der Einverstandenen« nannte [abgedr.
Lat., XX, 1, 132 und Zirkelkorre-
spondenz XV. v. J. 1804]. Ausser seinen
freimaurerischen Schriften sind seine rein-
philosophischen, der Verbreitung von
Kants Anschauungen gewidmet, auch heute
noch von grossem Wert. [Vgl. Neuer
Nekrolog, 1823, II, 80; E. Reinhold, K.
L. R.'s Leben und literarisches Wirken
(Jena 1825); Rob. Keil, Wiener Freunde
(Wien 1884); den»., Wieland und R. (Lpz.
1885); A. Z. 1824, S. 100; Bh. 1884, S. 122;
A. 1891, S. 99; L. 1892, S. 107. Anhang
zur Festschrift: Zur Erinnerung an die
vor 100 Jahren in Kiel gestiftete Loge
Luise zur gekrönten Freundschaft in Kiel
(1878), nebst Bildnis.] »
Reinstallieren, s. Wiedereinsetzen.
Reisen (Wandern). Schon bei den alten
Bauhandwerkern kam bei der Aufnahme
in die Bauhütte eine feierliche Umführung
vor. [Fallou, Mysterien u. s. w., S. 242.J
Dieser ist ein Teil der Prüfungen (s. d.)
des Aufzunehmenden nachgebildet; auch
findet sich der Ausdruck R. erst in der
französischen, nicht schon in der alteng-
lischen Maurerei. Doch erwähnt die Füh-
rung schon Prichard, Masonry dissected,
Fr. 20 u. 21 (vgl. Schwalbach, Gesch. des
älteren freimaurerischen Gebrauchtums, S.
86). Die Gebräuche der verschiednen Lchr-
arten weichen hierin aber so von einander
ab, als deren Ausdeutung verschieden ist.
F. L. Schröder <s. d.) vermutet, dass den R.
die Idee, alle Weisheit komme von Osten
her und führe von der Finsternis zum
Licht, daher von Norden über Westen und
Süden nach Osten, zu Grunde liege. Be-
kanntlich fanden übrigens ähnliche Ge-
bräuche sowohl in den ägyptischen Myste-
rien, als auch bei gewissen Gebräuchen
der ältern christlichen Kirche statt. fVgL
Bh. 1893, 8.36t. BZC. 1874, 8. 129; 18*8,
S. 59. FZ. 1851, S. 209; 1872, 8. 341. L.
VI, S. 265. W. J. I, S. 157. Rothe, M.,
Maurerische Reisestimmen (3. Aufl., Bremen
1896). Marbach, Katechismusreden (4. Aufl.,
Lpz. 1892), S. 170 ]
Reissbrett (tracing-board, planche a
tracer) eines der drei unbeweglichen
Kleinodien, ist das Sinnbild des Meister-
grads. An ihm machen die Meister mit
dem Massstab der Wahrheit, mit dem
Winkelmass des Rechts und mit dem
Zirkel der Pflicht ihre Entwürfe, die sich
auf den Teil des Baues beziehen, den
jeder an seinem Platze auszuführen sich
bemühen soll (R. der Meister), während
der allmächtige Weltenmeister den grossen
Bauplan für das gesamte Werk der Mau-
rerei entworfen hat, den natürlich jeder
I kennen und zu begreifen streben muss,
I um im Sinne seines Schöpfers zu ar-
beiten (R. des Meisters). So gemahnt
das R. zu weisem Überdenken der Arbeit
und zu planmässigem Schaffen am Maurer-
werk. Die Lehrart der Grossen Landes-
loge in Berlin kennt noch das göttliche
R., d. i. den feststehenden Plan, nach dem
alle geistige Entwicklung und Veredlung
sich vollziehen soll und muss [Vgl.
Krause, Kunsturkunden, Bd. 1, Abt. 2,
S. 216; Fischer, Meisterkatechismus (15.
Aufl., Lpz. 1899), 8. 88; Marbach, O.,
Agenda MB. (2. Aufl., Lpz. 1874), S. 83;
BZC. 1875, S. 223; 18öl, S. 110. A. 1826,
S. 14. A. Z. 1824, S. 407. M. L. 1897/98,
S. 116.]
Reissbrette, Am, betitelt sich eine frei-
maurerische Zeitschrift, als handschrift-
liche Mittheilungen aus den fünf unab-
hängigen deutschen Logen für Freimaurer-
meister, begründet und herausgegeben von
I Oswald Marbach in Leipzig (s. d.) 1874,
fortgeführt von F. Fuchs (s. d.) seit 1884
und nach dessen Tode seit 1896 (Nr. 2) von
A. Gündel das. Die Zeitschrift erscheint
monatlich und wird den, der Geschäfts-
stelle zum Austausch der Logenlisten( s. d.)
beigetretnen Logen unentgeltlich geliefert.
Reissiger, Karl Gottlieb, Komponist,
geb. 31. Jan. 1798 in Beizig bei Witten-
berg, gest. 7. Nov. 1859 als erster Hof-
kapellmeister in Dresden. Er wurde 1821
in der Loge Balduin zur Linde in Leipzig
aufgenommen, 1845 trat er der Loge Zu
den drei Schwertern in Dresden bei.
Rekognitionsgebühren sind die Bei-
träge der Tochterlogen an die Grossloge.
[8. Beitrage unter 2.1
Rekonstruieren, Bekonstltution, die
Handlung, durch die eine bereits gegrün-
dete Loge von einer andern maurerischen
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Rektifizieren — Religion.
231
Oberbehörde in ihren Verband aufgenom-
men und von dieser mit einer neuen
Stiftungsurkunde (Konstitution) versehen
wird.
Rektifizieren, d. h. zu einen regel-
mässigen (s. d.) Freimaurer oder einer
gerechten (s. d.) Loge machen, ist die
Handlung, durch die ein in einer Winkel-
loge (s. d.) oder in einer sonst nicht aner-
kannten, insbesondere von einer selbst
nicht regelmässigen maurerischen Ober-
behörde gegründeten Loge aufgenommener
Maurer in eine regelmassige und aner-
kannte Loge aufgenommen, oder eine Loge
obiger Art von einer anerkannten maure-
rischen Oberbehörde in ihren Verband
aufgenommen wird (s. Gerecht), ein Ver-
hältnis, das namentlich früher bei dem
Widerstreit der Lehrarten und den vielen
Afterbildungen in der Maurerei häufig
vorkam und jetzt nur noch in Bezug auf
sogenannte Winkellogen und die in ihnen
Aufgenommenen in Anwendung zu kommen
pflegt, wogegen man bei Logen, die von
einer nicht anerkannten Behörde gestiftet
sind, nur von Rekonstitution |s d.) spricht.
Der zu rektifizierende Maurer ist jeden-
falls einer Kugelung (s. d.) zu unterziehen.
— In Frankreich heisst dieses Verfahren:
Regularisieren.
Rektifiziertes System. (Rite ou Regime
rectifiä) heisst jetzt in Frankreich das 1778
auf dem Konvent des Gaules in Lyon (s. d.)
zum Chevalier bienfaisant de la Sainte-
Cite* (wohlthätige Ritter der heiligen
Stadt) umgeänderte Tempelherrensystem
v. Hunds. Da in Frankreich der Tempel-
herrenorden vernichtet wurde, so schaffte
man 1778 den ältesten Namen der Temp-
liers ab, um durch ihn der Regierung
nicht verdächtig zu werden. Auf dem
Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.) wurde das
System und der Name der Ritter der
Wohlthätigkeit mit einigen Abänderungen
angenommen. Nach dem System arbeitet
jetzt noch in Genf das Directoire du Re-
gime ecossais et rectifie en Helvetie. Es
besteht aus fünf Graden: 1) Lehrling,
2) Geselle, 3) Meister, 4) Schotte, 5) Ritter
der heiligen Stadt oder Wohlthätigkeit.
Letzterer teilt sich in drei Sektionen:
Noviz, Ritter und Profess. (Vgl. Kloss,
Gesch. der Freim. in Frankr. I, 584, 553;
Lachmann, Geschichte und Gebräuche
der Hochgrade (Braunschweig 1866), S. 87.
Rituel pour la reeeption au grade d'Ecuyer
de l'ordre des Chevaliers bientaisans (Ru-
dolstadt, c. 1805).)
Religion. I. R. ist kein Wissen. Es
giebt wohl ein Wissen von der R. :
man kann über sie nachdenken, sich mit-
telst seiner Vernunft und Erfahrung über
ihr Wesen, ihr Sein und ihre Wirkungs-
weise eine Ansicht bilden; auch giebt es
ein Wissen von ihrem geschichtlichen
Dasein auf Erden; aber dieses Wissen
ist nicht die R. selbst. R. ist auch kein
Handeln. Es giebt wohl Handlungen, in
denen die R. zum Ausdruck kommt: dies
sind die Kultushandlungen, oder es sind
sittliche Handlungen, die unter dem
Einfluss der R. stehen; aber dieses
Handeln ist nicht die R. selbst. Diese
ist vielmehr eine Gemütsverfassung, eine
Gefühlsstimmung. Mit dem Erwachen des
menschlichen Selbst- und Weltbewusst-
seins stellt sich das Gefühl von der ver-
schwindenden Kleinheit des Menschen
mitten in der Unermesslichkeit des Raumes
und der Zeit gegenüber den überlegnen
Mächten des Weltlaufs ein: das ist die
Demut, die wir Gottesfurcht nennen.
Jenes Gefühl hat aber noch eine andre
Seite: es zeigt sich daneben auch die un-
mittelbare, nicht aus einem verstandes-
mässigen Krkenuen entsprungne, sondern
auf dem Willen und Hoffen beruhende
Gewissheit, dass alles Wirkliche aus
dem Guten stamme und alles, was ge-
schieht, zum Besten dienen müsse. Das
ist die Zuversicht, die wir Gottvertrauen
nennen. Dies beides ist das Wesent-
liche und Gemeinsame in allen verschied-
nen geschichtlichen Erscheinungen der
R. und darf füglich wohl in gewissem
Sinne als die allgemeine und universale
R. (the catholick religion, the uni-
versal religion) aufgefasst werden. Aber
hiermit ist nur die Naturanlage des
Menschen zur R. in eine Begriflsform ge-
bracht. Thatsächlich besteht die R. in
dieser abstrakten Form nirgends. Sie
tritt nur auf in geschichtlichen Verkör-
perungen, behaftet mit den Schranken, die
Ort und Zeit ihrer Entstehung ihr auf-
erlegen. Sie wird erst fasslich durch die
anschaulichen Vorstellungen und Symbole,
welche die menschliche Phantasie für sie
bildet, wird erst so überlieferbar und erst
so der Kunst, insbesondere der Dicht-
kunst, zugänglich. Aus einer Naturau-
lage des Menschen hervorgehend und auf
Erden geschichtlich auftretend und sich
entwickelnd, muss die R. auch ihre Natur-
geschichte haben. Diese zeigt, wie die
Naturgeschichte der Lebewesen, eine zum
Höhern aufsteigende Entwicklung und
auch das gleichzeitige Nebeneinandersein
niederer und höherer Bildungen. Diese
aufsteigende Linie geht parallel mit der
aufsteigenden Linie der menschlichen
Kulturentwicklung, und es ist an Bich
denkbar, wie es geschichtlich nachweisbar
ist, dass zwischen R. und Kultur eine be-
ständige Wechselwirkung stattfindet. Die
Religionsentwicklung steigt auf vom Ani-
mismus, der einen beliebigen Naturgegen-
stand, einen Stein, ein Stück Holz, für
ein beseeltes, gottheitliches Wesen achtet,
durch den Polytheismus, der die Kräfte
der Natur für seine Götter nimmt, zum
Monotheismus, der gemäss der mensch-
lichen Vernunftforderung, zur Wirkung
die Ursache, zur Vielheit die Einheit, zur
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232
Religion.
Erscheinung das Wesen, zum Realen das
Ideale zu suchen, nur an Ein Gotteswesen
glaubt. Alle Phasen dieser Entwicklung
zeigen, dass die menschliche Phantasie
ihr Gottesbild nach der Ähnlichkeit des
Menschen bildet, nur grösser, mächtiger
und freier, aber nicht immer frei von
allen Schranken und menschlichen Leiden-
schaften. Je freier und reiner das Gottes-
bild vorgestellt wird, desto höher muss
eine Religionsbildung auf den Stufen der
Entwicklung stehen, und es ist ersichtlich,
dass diejenige R. am höchsten stehen muss,
die das Gottesbild nicht aus einer Steige-
rung des Menschenwesens entstehen lässt,
sondern die aus der Ahnung, dass das
Menschenwesen ein kleines, schwaches,
beschränktes Abbild des göttlichen Ur-
bilds sei, ihr Gottesbild gewinnt. Einst-
weilen trat in der Religionsanschauung
der Gott noch nicht als Allgott und Welt-
gott, sondern als Nationalgott auf. 80
im ältesten Judentum; andre Nationen
haben auch ihre Götter; aber der jadische
Nationalgott ist mächtiger, als sie alle,
wird sie alle fiberwinden und ihre Schütz-
linge durch Israels siegreiches Schwert
ausrotten. Erst allmählich machten sich
hier höhere Religionsvorstellungen geltend,
bis durch das jüdische Prophetentum eine
Moralisierung, eine Denaturicrung und
eine Denationalisierung des alten, natio-
nalen Naturgottes stattfand. Die Reli-
gionsanschauung, die in der Einheit des
Alls die Gottheit findet, der Pantheismus,
entspricht wohl der einen Seite der reli-
giösen Grundstimmung des menschlichen
Gemüts, der Demut, lässt aber die andre
unbefriedigt, das Verlangen, sich mit ge-
troster Zuversicht dem höchsten Wesen
anvertrauen und glauben zu dürfen, dass
die Wirklichkeit für die höchsten Güter
der Menschheit nicht nur Raum hat, son-
dern auch auf Bic angelegt ist, dass in der
Welt nicht eine blinde und äussere, sondern
eine innere, zielstrebige Notwendigkeit
herrsche, dass die natürliche Weltordnung
im Grunde eine sittliche Weltordnung
ist. Diejenige R., die nicht nur jener
einen, sondern auch dieser andern Seite
der religiösen Grundanlage entspricht,
der Theismus, fasst die Gottheit als eine
die Welt bauende und regierende Intelli-
genz auf, die aber, mit Goethe zu reden,
nicht von aussen stösst, sondern die Welt
im Innern bewegt, Natur in sieh und
Bich in Natur hegt. Dies Sein aller
Dinge in Gott hat K. Chr. Fr. Krause (s. d.)
PanentheismuB genannt. Da es in der R.
auch um die Befriedigung der zweiten
Seite der religiösen Naturanlage des Men-
schen ankommt, so ist in der R die Haupt-
frage: wie wird der mit dem physischen
und mit dem moralischen Übel behaftete
Mensch von diesem Übel erlöst?, und die-
jenige R. muss am höchsten stehen, die
diese Frage am besten löst. Der Buddhis-
i mus will diese Erlösung dadurch bieten,
dass er den Menschen zur Verneinung
der Befriedigung am Dasein und des Da-
seins selbst, zur Entsagung und Askese
anleitet und das Nichtsein, das Nirvana,
als das Erstrebenswerteste, als die wahre
Erlösung vom Übel bezeichnet. Dies ist
aber keine Erlösung des menschlichen
Daseins, sondern eine Auflösung und Auf-
hebung desselben, und nicht zum that-
kräftigen, handelnden Wirken führt eine
solche R. , sondern zum leidentlichen
Übersichergehenlassen des Daseins und
alles dessen, was es mit sich bringt. Nicht
die positiv aufbauende, arbeitende, opfernde
und kämpfende Liebe ist das Prinzip, das
eine solche R. dem menschlichen Handeln
darbietet, sondern lediglich das mit dem
menschlichen Egoismuszusammenhängende
Mitleid mitden (gleichen Übeln ausgesetzten)
Geschöpfen derselben Art. Das Christen-
tum wird durch seinen Theismus über
den Pantheismus des Buddhismus erhoben
und löste die Hauptfrage der R. nicht,
wie dieser, auf negative, sondern auf posi-
! tive Weise. In der Gottinnigkeit des
Menschen ist nach dem Christentum Prin-
zip und Kraft zur Überwindung des
moralischen und im Gottvertrauen, in dem
Vertrauen, dass alle Dinge zum Besten
dienen und sittliche und natürliche Welt-
ordnung aufeinander angelegt sein müssen,
Prinzip und Kraft zur Überwindung des
physischen Übels gegeben. Das Christen-
tum wirkt auf den Erweis der Gottesliebe
durch die Menschenliebe hin und bleibt
nicht bei der blossen Enthaltung und
Entsagung stehen, sondern bietet mit der
Gottes- und Menschenliebe das Prinzip
und die Kraft zu einem Leben in aller
sittlichen Tüchtigkeit, zu einem Wandel
in positiv bauender, schaffender, leisten-
der Thätigkeit und Tugend. Unabhängig
voneinander entstanden, mussten doch
beide R. , die buddhistische und die
' christliche, in manchen Vorstellungen und
Lehren, Symbolen, Kultushandlungen und
Einrichtungen unwillkürlich miteinander
zusammentreffen, da sie beide sich um
die Befriedigung der Erfordernisse der
religiösen Naturanlage des Menschen und
insbesondere um die Lösung der religiösen
Hauptfrage nach der Erlösung des Men-
schen bemühen. Aber augenscheinlich
hat zwischen beiden in den ersten Jahr-
hunderten der christlichen Zeitrechnung
in einigem Masse auch eine wechsel-
seitige Einwirkung stattgefunden. Hier-
aus sind Ähnlichkeiten und Übereinstim-
mungen zwischen beiden zur Genüge er-
klärt, und man hat nicht nötig, behufs
dieser Erklärung zu der unsinnigen und
ungeschichtlichen Annahme zu greifen,
dass das Christentum nichts Originales,
dass es vielmehr aus dem Buddhismus ent-
1 standen sei. Die beiden Grundzüge aller
I R., Demut und Zuversicht, Gottesfurcht
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Religion.
233
und Gottvertrauen, finden sich im Christen-
tum ausgeprägt einerseits zur Untertänig-
keit und zum Gehorsam des Menschen
gegen Gott und andrerseits zum Glauben
an die Möglichkeit des Guten und zur
Hoffnung auf eine vollendete Ausgestaltung
des Guten in einer fibersinnlichen Welt.
Hier also tritt die allgemeine und univer-
sale R. als Glaube an Gott, Tugend und
Unsterblichkeit auf. Insofern dieser Grund-
bestandteil der christlichen R. schon in
der religiösen Naturanlage des Menschen
liegt, hat der Kirchenvater recht, von
der menschlichen Seele zu sagen, sie sei
von Natur Christin, und Tindal recht zu
der Behauptung, das Christentum sei so
alt, wie die Welt. Aber als geschichtliche
R., als ursprüngliches Christentum Christi
ist es mit den Schranken der Individuali-
tät seines Stifters, des Orts und der Zeit
behaftet und hat durch Aufnahme judai-
sierender und bellenisierender Elemente,
dann durch die Dogmatisierung späterer
Zeiten den Charakter angenommen, unter
dem die Welt jetzt das Christentum be-
sitzt. Inmitten dieses spätgebornen Chri-
stentums ist die Freimaurerei in England
1717 entstanden. Wenn die Freimaurerei
den Zweck hat, den Menschen zur Selbst-
erziehung behufs Ausbildung und Aus-
wirkung seiner Gaben und AnTagen zu be-
fähigen, so ist Lessing (s. d.) wohlbcrechtigt
zu erklären: Die Freimaurerei ist ein im
Menschenwesen notwendig Begründetes,
und sie war immer, so lange es eine auf-
wärts strebende Menschheit gegeben hat.
Heftige religiöse und politische Kämpfe,
die viel Blut und Opfer menschlichen
Glücks gefordert hatten, waren zur Zeit der
Entstehung der Freimaurerei durchlebt, und
noch immer beunruhigten pol itische und reli •
giöse Parteileidenschaften die menschlichen
Gemüter im grossen Inselreiche jenseits
des Kanals. Das seefahrende und handel-
treibende Volk der christlichen Briten war
mit andern Nationen und Religionen, wie
mit der muhamedanischen , in Berührung
gekommen und hatte mit dem Ablauf des
17. Jahrh. in der Heimat des Buddhismus
die indische Handelsgesellschaft gegründet.
In derselben Zeit war die Königl. Gesell-
schaft der Wissenschaften in London ge-
stiftet worden, von der der Mathematiker
Wallis in einer Schrift vom J. 1696 sagt:
»Unser Geschäft war, mit Ausschluss der
theologischen und politischen Angelegen-
heiten, philosophische Forschungen und,
was dahin gehört, zu besprechen, nämlich
Physik, Anatomie, Geometrie u. s. w.«
(Zitiert bei Huxley, Reden und Aufsätze,
deutsch von Fr. Schulze, S. 3.) Etwas
Ähnliches, aber auf breiterer Grundlage,
suchte das allgemeine Ruhe- und Friedens-
bedürfnis des bereits an einen weltweiten
Gesichtskreis gewöhnten Volkes, und so
entstand jene Gesellschaft für menschliche,
insbesondere ethische Kultur, zu der auch
Nichtgelehrte Zutritt haben, jene Toleranz-
gesellschaft, die alle «persönlichen Streitig-
keiten oder Zänkereien« von ihrer Schwelle
abweist und »alle Zänkereien über R.
und Politik • von sich ausschlieft, da
solche »noch nie der Wohlfahrt der Log©
förderlich gewesen, noch je sein werden«
(VI, 2 der Alten Pflichten von 1723), die
Maurerei, die so »der Mittelpunkt der Ver-
einigung und die Ursache treuer Freund-
schaft unter Menschen ist, die ausserdem
sich nie näher getreten wären.« (Alte
Pflichten I.) Diese Volksgesellschaft zu hu-
manitären und ethischen Zwecken bediente
sich bei ihrer Entstehung bekanntlich der
Reste der alten Werkmaurerei und über-
nahm mit gewissen Änderungen von ihr
Einrichtungen, Symbole und Rituale. Die
alten Zunftordnungen, auch die des Fest-
landes, begannen fast alle mit dem spezifisch-
christlichen Bekenntnis zur heiligen Drei-
einigkeit. Anderson (s. d.) hat bei der Fas-
sung des Konstitutionenbuchs (s.d.) von 1723
in den darin enthaltenen »Alfen Pflichten*
(s. d.) dies spezifisch Christliche beseitigt. Die
Alten Pflichten, wie die alten Rituale reden
nur allgemein von Gott und nirgends vom
Christentum. Kap. I der Alten Pflichten
lautet: »Ein Maurer ist durch seinen Be-
ruf verbunden, dem Sittengesetz zu ge-
horchen, und wenn er die Kunst recht
versteht, wird er weder ein stumpfsinniger
Gottesleugner, noch ein irreligiöser Wüst-
ling sein. Obwohl nun die Maurer in
alten Zeiten in jedem Lande verpflichtet
wurden, von der Religion dieses Landes
oder dieses Volkes zu sein, so wird ea
doch jetzt für dienlicher erachtet, sie allein
zu der R. zu verpflichten, worin alle
Menschen übereinstimmen, ihre besondern
Meinungen aber ihnen selbst zu über-
lassen, d. i. gute und treue Männer zu
sein oder Männer von Ehre und Recht-
. schaffenheit, durch was immer für Benen-
! nungen oder Überzeugungen sie unter-
schieden sein mögen.« Und in Art. VI, 2
wird das Verbot religiöser und politischer
, Streitigkeiten mit den Worten begründet:
»Da wir als Maurer bloss von der oben
erwähnten allgemeinen R. (catholick
Religion) sind; ebenso sind wir von
allen Völkern, Zungen, Verwandtschaften
l und Sprachen.« Dass mit dieser allge-
, meinen R. nur der allgemeine Grundsatz
| aller monotheistischen Religionen, der
i Glaube an Gott als den Inbegriff und
Urquell alles Guten und der Glaube
an die Möglichkeit des Guten innerhalb
der sittlichen ßethätigung des Menschen
und seiner kulturellen Entwicklung, ge-
meint sein kann und nicht die R. des
Christentums, wie es damals vorlag und
noch heute vorliegt, ist jedem klar, der
sich an den einfachen Wortlaut ohne so-
phistische Deuteleien hält. Es steht hier-
nach fest, dass die Freimaurergesellschaft
i von Hause aus keine konfessiouell-christ-
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Religion.
liehe, sondern eine rein humanitäre war.
Dementsprechend wurden in sie auch
Juden und später Buddhisten aufgenommen.
Die ersten Spuren von Juden nndeu sich
in ihr schon im Jahre 1725; im Verzeich-
nis von 1730—32 finden sich sechs jüdische
Namen, ja, vom 22. Sept. 1732 wird aus-
drücklich in der Daily Post berichtet,
dass in Gegenwart von Juden sowohl als
Christen au diesem Tage durch den jüdi-
schen Daniel Delvalle eine Aufnahme in
die Freimaurerbrüderschaft vorgenommen
wurde [vgl. Juden, oben I, S. 513].
Es regten sich aber um 1732 antisemi-
tische Strömungen , und es kam sogar
unter ihrem Einfluss zu einer maurerischen
Sezession von Barbican nach Cheapside.
Auf diese Weise drang eine orthodox-
christliche Richtung in die Logen ein. In
Grossbritannien wurde um die Mitte des
18. Jahrh. diese Richtung durch die iri-
schen Logen in London (s. Ancient Ma-
sonsj und durch Dermott (s. d.) verstärkt,
und ein Jahrzehnt später entstand in
Schweden die sogenannte christliche Frei-
maurerei. Die zweite Ausgabe des Kon-
stitutionenbuchs vom J. 1738 brachte eine
Abänderung des Art. I der Alten Pflichten,
indem hier gesagt war, dass ein Freimaurer
verpflichtet sei, dem Sittengesetz «als ein
wahrer Noachide« zu gehorchen. In Art. VI
war der Schlusssatz, der den Katholiken
sehr anstösaig sein musste, weggelassen:
»Diese Pflicht (betr. die Streitigkeiten
über Politik und R.) ist jederzeit streng
eingeschärft und beobachtet worden; be-
sonders aber stets seit der Kirchenverbes-
serung in Britannien oder der Abweichung
und Trennung dieser Völker von der Ge-
meinschaft mit Rom.« In der neuen Fas-
sung dieses Artikels heisst es: »Die Maurer
sina von obgedachter ältesten allgemeinen
(catholick) R. und aus allen Völkern,
was das Quadrat, die Richtschnur und das
Senkblei betrifft.« Es ist ersichtlich, da**
durch diese Fassung der Alten Pflichten
die Versicherung gegeben werden sollte,
dass im Wesen der Freimaurerei nicht«
liege, was sie mit irgend einer Konfession
oder R. in Widerspruch bringen könnte.
Durch die Einführung der Noachiden (s. d )
aber und durch die Hindeutung auf die
Noachidischen Gesetze sollte augenschein-
lich die Gewähr gegeben werden , dass die
Grossloge von den konfessionellen Strei-
tigkeiten unberührt geblieben und dass
sie an dem vom WeBen der Freimaurerei
gegebnen und geschichtlich ursprünglichen
Humanitütsprinzip ib. d.) festhalten werde.
Dies erhellt aufs Deutlichste aus dem der
Ausgabe von 1738 beigegebnen, von An-
derson herrührenden »Schreiben Eucli-
des' an den Verfasser gegen unbefugte
Lästerungen«, worin es heisst: »Andre ver-
wundern sich, dass die Freimaurer Männer
von allen Bekenntnissen, R. und Benen-
nungen zulassen ; sie bedenken aber nicht,
dass die Maurer wahre Noachiden sind
und keine andern Benennungen (weil aller
andre Unterschied nur von gestern her
ist) erfordern, wenn der neue Bruder nur ein
guter, ehrlicher Mann ist«. Da der Geistlich-
keit und der Papstkirche gegenüber durch
diese Abänderungen nicht erreicht wurde,
was man erhofft hatte, nämlich dass sie
die Humanitätsgesellschaft der Freimaurer
fortan unbehelligt lassen würden, so wur-
de iu der dritten Ausgabe des Konstitu-
tionenbuchs von 1756 die Fassung der
Alten Pflichten von 1723 wiederhergestellt.
Wäre im dritten Jahrzehnt und weiter bis
zur Mitte des 18. Jahrh. die Aufnah-
me von Nichtchristen unstatthaft und un-
gesetzlich gewesen, so hätte die Londoner
Grossloge sie nicht dulden dürfen und
sich amtlich um die konfessionelle Streit-
frage kümmern müssen. Dies hat sie aber
nachweislich nicht gethan; denn in ihren
Protokollen ist nirgends die Rede davon,
und hieraus ergiebt sich mit vollster
Klarheit, dass die erste Grossloge, von der
alle Maurerei in der Welt ausgegangen
ist, auf dem Boden des Humanitätsge-
dankens, des konfessionslosen Men-
schentums gestanden hat. Die spätem
Ausgaben des englischen Konstitutionen-
buchs umschreiben den Inhalt der sechs
Artikel der Alten Pflichten von 1723 und
bezeichnen in No. 2 des Art. VI, was dort
catholick religion genannt wird, als uni-
versal religion. — Wenn wir nun schliess-
lich fragen, wie sich Freimaurerei und R.
! zu einander verhalten, so muss zunächst
betont werden, dass erstere einen weitern
Umfang hat, als letztere. R. an sich ist
i eine Gemütsverfassung und Gefühlsstim-
mung; Maurerei aber bezweckt Menschen-
! erziehung, Ausbildung und Vollendung
aller menschlichen Anlagen und Gabeu.
Zu diesen Anlagen gehört auch die reli-
giöse. Darum ist weiter von dem Verhält-
nis beider zu sagen, dass die Maurerei
. nicht gleichgültig gegen die R. sein kann.
I Die R. ist eine Anlage, ein Trieb der
| menschlichen Natur. Diese Anlage muss
| ausgebildet und zu möglichster Vollkom-
I menheit gefördert werden. Diesem Triebe
muss stattgegeben und darf keinerlei Hemm-
| nis oder Hindernis bereitet werden. Der
i Maurer muss R. haben und wird sich nur
dann auf seine Kunst recht verstehen,
wenn er weder ein stumpfsinniger Gottes-
leugner, noch ein irreligiöser »Libertin«
j ist. Die R. verbindet den Menschen mit
Gott, dem höchsten Inbegriff und Urquell
! alles Guten, dem höchsten Gesetzgeber
j und Richter, und trägt sonach durch ihre
Wirkungen wesentlich dazu bei, dass der
Maurer dem Sittengesetz gehorcht und
sich damit der Gottheit unterthänig und
. ebenbildlich macht. Aber wiewohl die
> Maurerei nicht gleichgültig gegen die R.
ist, so ist sie doch auch nicht uuduldsam
| in Religionssachen. Der Mensch kann
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Religion.
285
über seine religiöse Gemütsstimmung nach-
denken und »ich religiöse Vorstellungen
bilden, deren sich die symbolisierende
Schöpferkraft seiner Phantasie bemächtigt.
Der Mensch bringt sein Erleben und Er-
fahren mit seinen religiösen Vorstellungen
und Anschauungen in Verbindung, und
was aus dieser geistigen Verarbeitung der
religiösen Gefühle hervorgeht, kann so
mannigfach und verschieden sein, wie die
menschlichen Individualitäten mannigfach
und verschieden sind. Die verschiednen
Religionsansichten haben zu den grausam-
sten Verfolgungen und zu den entsetzlich-
sten Kämpfen geführt, und nur religiöse
Duldsamkeit kann die Menschheit vor Bol-
chen ihren Namen schändenden Greueln
schützen. Religionsansichten müssen der
freien Überzeugung überlassen werden.
Aber trotz der daher entstehenden Mannig-
faltigkeit und Verschiedenheit sehen sich
die Menschen an tausend Punkten des so-
zialen uud ökonomischen,deskünstlerischen,
wissenschaftlichen und sittlichen Lebens
auf eine gemeinsame Arbeit, auf ein men-
schenbrüderliches Zusammenwirken und
Streben hingewiesen. Oeshalb überlässt
die Maurerei ihren Angehörigen ihre be-
sondern Meinungen in Religionssachen
und verpflichtet sie allein zu der R.,
in der alle Menschen übereinstimmen, zu
der ältesten und allgemeinen R. (catholick,
universal religion), das heisst: »gute, treue
Männer zu sein oder Männer von Ehre
und Rechtschaffenheit«. Was kann diese
allgemeine R, in der alle Menschen einig
sind und die den Menschen gut und treu,
ehrenhaft und rechtschaffen macht, anders
sein, als die in der religiösen Grundanlage
des Menschen vorliegende und im Theis-
mus zur Vollendung gebrachte R. der De-
mut und der Gottesfurcht, der Zuversicht
und des Gottvertrauens? Diese R., weil
in der religiösen Naturanlage des Men-
schen ursprünglich gegeben und über-
all im religiösen Eutwicklungsleben der
Menschheit wirksam, ist in der That die
älteste R. und auch die allgemeine R., da
sie auf Vereittlicbung der Menschheit und
zum Gehorsam gegen das Sittengesetz hin-
wirkt, — gegen das Sittengesetz, welches
das wesentlich Allgemeine und Gemein-
same in der Menschheit ist. Das Sit-
tengesetz hat, wie selbst der Kirchen-
vater Augustinus zugesteht, niemals seit
Beginn der Welt gefehlt; es hat sich mit
dem Steigen der Kultur der Menschheit
nur immer reiner und klarer offenbart;
es ist in der sittlichen Natur des Menschen
und der menschlichen Gesellschaft von
jeher begründet und vorhanden gewesen
und darf als dasjenige in der Menschheit
gelten, worüber trotz aller Verschie-
denheiten die grösste Übereinstimmung
herrscht. Darüber, was sittlich und recht und
gut ist, waltet unter Angehörigen der Kultur-
völker eine wesentliche Meinungsverschie-
\ denheit nicht ob. Es ist der Niederschlag
des Besten der Kulturvölker aller Zeiten.
Sonach hat die Maurerei als ihren Zweck
und ihre Aufgabe von Anfang an hinge-
stellt, das gottgewollte Reinmenschliche,
das Menschentum nach Beiner Anlage und
Idee im einzelnen Menschen und in der
Menschheit auszubilden und in ihr die
Vernunft, das Gewiseen und das Gefühl
für alles Wahre, Gute und Schöne zu im-
mer grösserer Vervollkommnung zu för-
dern. Ein vollkommner Jünger dieser
(Maurerei genannten) Lebenskunst wird
weise denken, recht und richtig handeln
und menschlich schön fühlen. Der reli-
giöse Glaube muss vom theoretischen
Wissen losgelöst bleiben. Nicht auf den
geschriebnen Buchstaben, nicht auf be-
i zeugt« geschichtliche Thatsachen muss er
gestellt sein, sondern auf diejenige Grund-
lage, die in den Thatsachen der sittlichen
Welt zu finden ist. Der Glaube muss ge-
gründet sein auf eine ewig lebendige und
gegenwärtige Thatsache, und das ist das
sittliche Bewusstsein. Nicht philosophi-
sche und historische Beweisführung aus
kanonischen Büchern, nicht physische und
metaphysische Spekulation, auch nicht
eine äussere Macht ist der Grund des
Glaubens. 8ein Wesen ruht in der eigent-
sten, freiesten Überzeugung und Zuver-
sicht. Er Bteht auf sich selber. Der
Wille zum Guten ist der Grund des Glau-
bens an das Gute, seine Notwendigkeit
und Möglichkeit, da» heisst an Gott, sitt-
liche Freiheit und Unsterblichkeit. Ein-
zig und allein das sittliche Bewusstsein,
d. h. das Vertrauen zu dem Urheber aller
Ordnung in der Natur und in der sitt-
lichen Welt, führt uns über die Naturord-
nung hinaus. Diese Erhebung über die
Natururdnuug geschieht nicht durch Wis-
sen und Beweise, wohl aber im prakti-
schen Glauben Und nur auf diesen prak-
tischen Glauben darf die Loge, will sie
nicht vom Wesen der Freimaurerei ab-
fallen, verpflichten; nur diese allgemeine
R. darf die Loge, will sie nicht ihre
| Grundgesetze verletzen, bei der Auf-
nahme in den Bund als Voraussetzung
und Bedingung aufstellen. Sie darf nicht
nach dem Bekenntnis, nicht nach dem
Taufschein fragen. Die Verschiedenheit
der Rassen, Nationen und Völker, der R.
und Religionsansichten entfällt für die
Loge vor der allgemeinen R. des prakti-
schen Glaubens, des Glaubens, der durch
die Liebe thätig ist. Sie lftsst jedem Mit-
glied seine besondern Religionsmeinungeu,
muss aber von allen ihren Mitgliedern, die
gute und treue, ehrenhafte uud recht-
schaffne Männer sein sollen, verlangen und
i erwarten, dass sie gut« und treue, ehren-
j hafte und rechtschaffne Anhänger desjeni-
gen Religionsglaubeus und derjenigen Re-
ligionagenosBenschaft seien, zu denen sie
I mit Wissen und Willen gehören. Wie in
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236
Religion.
einem akademischen Lehrkörper Männer
von den entgegengesetztesten Welt- und Le-
bensanschauungen, Thcisten und Atheisten,
Spiritualisten und Materialisten, zu dem
gemeinsamen Zweck der Wissenschaft in
genossenschaftlicher Einigkeit zusammen-
wirken, so können in der Loge Männer
vom verschiedensten religiösen Glauben
sich brüderlich die Hand reichen und ge-
meinsam arbeiten an der sittlich-kulturel-
len Förderung und Erhebung der Mensch-
heit, ohne dass die Verscbiedenbeit des
Religionsbekenntnisses ein Hindernis zu
sein und die Beiseitelassung des beaoudern
Religionsbekenntnisses als eine Verleug-
nung desselben verurteilt zu werden
brauchte; denn in der Loge herrscht Dul-
dung und sind religiöse Erörterungen
nur zulässig, soweit sie diese nicht ver-
letzen. Sonach läge auch für den ortho-
doxen Christen im Wesen der Freimau-
rerei kein Hindernis gegen seineu An-
schluss an die Loge vor, ebensowenig in
seinem religiösen Glauben. Für die Loge
lässt sieb kein Grund erdenken, irgend
einem, welchen Religionsnamen er auch
tragen, welchem Religionsbekenntnis er
auch huldigen mag, die Aufnahme zu
verweigern, wenn er die Voraussetzung
und Bedingung jener allgemeinen R., wo-
rin alle Mensehen übereinstimmen, aner-
kennt. Das Prinzip der Maurerei ist das
humanitäre; ein christliches giebt es für
sie nicht. Es ist wohl zuzugeben, dass
auf ihren allgemeinen religiösen Grund-
lagen sich naturgemäss und ganz entspre-
chend der Naturgeschichte der Religions-
entwicklung in der Menschheit am besten
die R. der Erlösung durch Gottes-
und Menschenliebe wird aufbauen lassen
und darum in der Loge der sittliche Ge-
danke und der christliche Geist sich am
Ehesten verschwistern werden. Es ist des-
halb auch nicht zu verkennen, dass der
Geist der Loge, ohne dass sie sich dieser
Richtung widmen dürfte oder wollte, un-
willkürlich für den Geist des reinen Chri-
stentums Mission treibt und Propaganda
macht. Aber die Loge würde ihr Wesen
und ihre Geschichte verleugnen, wenn sie
die Aufnahme von dem Bekenntnis zum
Christentum, zu irgend einer Lehre seines
Stifters oder zu den Grundsätzen des Chri-
stentums abhängig machen wollte. Was
die heutige Mensehheit unter dem Namen
Christentum besitzt und begreift, ist kei-
neswegs mit dem ursprünglichen, reinen
Christentum, mit dem Christentum Chri-
Bti, identisch, und jedem von seinem Stif-
ter entlehnten Namen oder Schlagwort
haftet infolgedessen die Bedeutung eines
dogmatischen Schibboleths und eines kon-
fessionellen Symbolums an. Eine christ-
liche Maurerei ist nach alledem ein mau-
rerisches Unding. Die drei Johannisgrade
der nach dem sogenannten christlichen
Prinzip arbeitenden Lehrarten sind zwar so
1 gestaltet, dass die nach dem humanitären
! Prinzip arbeitenden Logen sich mit ihnen
j wohl noch vernehmen können. Sie sind
I aber ausdrücklich als Vorstufen bezeichnet,
da die Maurerei sich erst in den Hoch-
graden vollende, und das System dieser
Hochgrade ist kein freimaureriBches, son-
i dem ein mystisch-theosophisches, ein kab-
; balistisch-rosenkreuzerisches.
II.*) Die lebendige Empfindung eines
< grossen Weltgeheimnisses, die Ahnung, dass
aas Natürliche »übernatürlich« sei, ist
' allen Menschen gemeinsam. Daraus ent-
, steht die Überzeugung, dass sich ein gros-
; ses, schaffendes, ordnendes und leitendes
! Wesen gleichsam hinter der Natur ver«
; berge, um sich uns fasslich zu machen,
und aus dieser Überzeugung entspringt
das Verlangen, die Kluft zu überbrücken,
die sich zwischen dem Ewigen und Zeit-
lichen, zwischen Gott und Mensch auf-
thut. »Einen Gott erkennen, sich die
würdigsten Begriffe von ihm zu machen
suchen, auf diese würdigsten Begriffe bei
allen unsern Handlungen und Gedanken
Rücksicht nehmen, ist der vollständigste
Inbegriff aller natürlichen R.« sagt Les-
sing. Er stellt dabei der natürlichen R.,
zu der »ein jeder Mensch nach dem Masse
seiner Kräfte aufgelegt und verbunden
ist«, der »geoffenbarten oder positiven« R.
gegenüber, die »ihre Sanktion durch das
Ansehen ihres Stifters« hat. Die R. hat
ihren Ursprung in dem metaphysischen
Bedürfnis des Menschen, dem natürlichen
Verlangen der menschlichen Vernunft nach
einer Lösung der Rätsel des Daseins.
Nicht mit Unrecht bezeichnet daher Scho-
penhauer die R. als Volksmetaphysik.
Dieses metaphysische Bedürfnis des Men-
I sehen erkennt auch die Freimaurerei an.
I Sie bezeichnet es als den »göttlichen Fun-
ken«, der in des Menschen Brust gelegt
ist, und sieht die Aufgabe ihrer Jünger
darin, diesen Funken zu einer hellleuch-
tenden Flamme anzufachen, in deren
Lichte sie die Lösung der Lebensrätsel
finden können. Das Wesen der R. sieht
die Freimaurerei in der durch eine ideale
i Weltanschauung und Lebensauffassung be-
wirkten innerlichen Umwandlung des Men-
schen, die sich äusserlich kund thut in
seiner Gesinnung, in seiner ganzen Art zu
denken, zu fühlen und zu handeln. Weit
entfernt davon, religionslos oder gar eine
Feindin der R. zu sein, wie ihre Gegner
behaupten, verlangt die Freimaurerei viel-
*) Wir bringen, um auch dem von uni nicht ver-
tretnen gegenteiligen Standpunkt mm Wort kommen
«u lassen, hier noch einen andern Artikel, in dem
der Kernpunkt der ganten Sache vollständig unbe-
rührt bleibt, warum diejenigen, die da« Christentum
immer aU Aushangeschild gebrauchen, Nichtohristen,
wenn auch von echt christlichem Sinne durchdrungen,
nur weil sie nicht getaufte Christen aind , ron der
»chlleasen.
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Religion.
237
mehr tiefste Religiosität von ihren Jün-
gern. »Ein Olaube ohne Irrwahn und Aber-
glauben, eine Frömmigkeit ohne Frömmelei,
ein Sueben der über Welt und Mensch-
heit mit Vaterliebe waltenden Gottheit in
allen ibren Segensspuren , eine Gemein-
schaft mit ihr in stetem Bewußtsein ihrer
unmittelbaren Nähe, ein Geheiligtsein
durch den Gedanken an sie« , das ist des
Freimaurers Religiosität, und darum wird
von ihm gefordert: »Reine Ehrfurcht
gegen das höchste Wesen!« Wie ganz
ungerechtfertigt es ist, die Freimaurerei
der Religionslosigkeit oder gar der Reli-
gionsfeindschaft ku beschuldigen, geht
auch aus den sogenannten »Alten Pflich-
ten« des englischen Konstitutionenbuchs
der Freimaurer von 1723 hervor. Die er-
ste Pflicht, »Gott und die Religion betref-
fend«, beginnt nämlich mit folgenden Wor-
ten: »Der Maurer ist als solcher verbunden,
dem Sittengesetz zu gehorchen, und
wenn er die Kunst recht versteht, wird
er weder ein dummer Gottesleugner, noch
ein religionsloser Freigeist [vgl. oben
II, 8. 150 Anm.] sein«. Die »Alten
Pflichten« geben zugleich auch Antwort
auf die vielerörterte Frage, in welchem
Verhältnis die Freimaurerei zu den posi-
tiven R., insbesondere zum Christentum
steht. Unter den Freimaurern selbst giebt
es bekanntlich solche, die unter Berufung
auf die »Alten Pflichten« behaupten, dass
das reine Humanitätsprinzip ursprünglich
in der Freimaurerei allein herrschend ge-
wesen sei, und die Art, wie sie diese Be-
hauptung vertreten, könnte den 8chein
erwecken, als ob das Christentum im Ver-
gleich zum Freimaurertum ein überwund-
ner Standpunkt und die freimaurerische
Welt- und Lebensanschauung höher zu
stellen sei, als die geistliche. Eine sol-
che Auffassung wäre jedoch mit dem kla-
ren Wortlaut der »Alten Pflichten« eben-
sowenig vereinbar, wie der Vorwurf der
Feindschaft gegen das Christentum, den
kirchliche Strenggl&ubigkeit der Freimau-
rerei macht. Wie irrig es ist, sich gegen
den christlichen Ursprung und Charakter
der Freimaurerei auf das Zeugnis der
»Alten Pflichten« des englischen Konsti-
tutionenbuchs von 1723 berufen zu wol-
len, hat schon Krause (s. d.) in seinem Werke
über »Die drei ältesten Kunsturkunden
der Freimaurerbrüderschaft« nachgewiesen,
und ein Blick in die hier in Betracht
kommenden beiden »Alten Pflichten« I
und VI dürfte genügen, um zu erkennen,
dass die Verfasser des englischen Konsti-
tutionenbuchs unter »der R., in der alle
Menschen übereinstimmen« oder der »ca-
tholick Religion« die christliche R. verstan-
den haben. Im Anscbluss an die bereits
erwähnten Eingangsworte in der ersten
Pflicht, »Gott und die R. betreffend«,
heisst es nämlich: »Aber obgleich in alten
Zeiten den Maurern vorgeschrieben war,
sich in jedem Lande zur R. dieses Landes
oder dieser Nation zu bekennen, welche
immer es war, so hält, man es doch immer
für ratsamer, sie bloss zu der R. zu ver-
pflichten, in der alle Menschen überein-
stimmen, und jedem seine besondere
Meinung zu belassen.« In Pflicht VI, 2
j heisst es dann: »Denn wir bekennen uns
i als Maurer einzig zu der oben erwähnten
allgemeinen (catnolick) R., wir gehören
auch allen Nationen, Zungen, Verwandt-
schaften und Sprachen an und sind ent-
schieden gegen iede Politik, die bisher
noch nie zur Wohlfahrt der Loge gereicht
hat und nie gereichen wird. Diese Pflicht
ist jederzeit streng eingeschärft worden,
aber besonders seit der Reformation in
Britannien oder seit der Abweichung und
I Trennung dieser Nation von der Gemein-
schaft mit Rom«. Die letzte Bemerkung
stellt es ausser jedem Zweifel, dass die
»catholick R., in which all Men
agree« der »Alten Pflichten» die reine Je-
suslehre, die »Religion Jesu« ist. Dass
die englische Grossloge von Anfang an
das Christentum als die R. der Freimau-
rer betrachtet hat, ergiebt sich aber auch
aus den Aufnahmegebräuchen und den
Lehrfragestücken, die bis zum Jahre 1813
in allen nach dem Ritual der englischen
Grossloge in London arbeitenden Logen im
Gebrauch waren. Hier erscheint die Bibel
nicht bloss alsSymbol der Religiosität über-
haupt, sondern als positive Urkunde des
Christentums, und der Glaube an die darin
offenbarte Wahrheit der R. wird geradezu
als Glaube an Christus und als echt
christlicher Glaube bezeichnet. In der
Lobrede auf die »allgemeine Liebe« heisst
es: »Lasset uns bedenken, dass wir Chri-
sten und Maurer sind«, und im Gebet
bei der Aufnahme kommen Stellen vor,
wie: »Sei mit uns, o Herr, wie Du ver-
sprochen hast, wenn zwei oder drei in
Deinem Namen versammelt sind, wollest
Du mitten unter ihnen sein«; — »Lass
Gnade und Friede an ihm vielfältig wer-
den durch die Erkenntnis unsere Herrn Jesu
Christi«; — »Verleihe, dass wir alle vereint
sein mögen wie Einer durch unsern Herrn
Jesum Christum, der da lebet und regieret
von Ewigkeit zu Ewigkeit«. Damit ist,
wie schon Krause erkannt hat, deutlich
' genug bekundet, dass die englische Gross-
loge von Ix)ndon von Anfang an das Chri-
I stentum als die R. der Freimaurerei fest-
gehalten hat. Wenn sie trotzdem schon
früh NichtChristen zur Aufnahme zuge-
lassen hat, so mögen dafür vielleicht zu-
i nächst Interessen des Handels und der
i Kolonialpolitik bestimmend gewesen sein,
I indem man im Logentum ein Mittel zur
Förderung und Stärkung englischen Ein-
flusses und englischer Herrschaft in nicht-
christlichen Ländern erblickte. Somit
geben die »Alten Pflichten« denen Recht,
die behaupten, da»s das Christentum die
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288
Religion.
eigentliche Richtschnur für alles freimau- I
maurerische Streben bilden muss, dass
unter Christentum aber nicht die Zusam-
menfassung bestimmter Glaubensartikel
und Satzungen zu verstehen ist, wie sol-
che im Laufe der Zeiten von den einzel-
nen Konfessionskirchen aufgestellt sind,
sondern nur die reine unverfälschte Lehre
Jesu Christi. Denn durch die kirchenge-
schichtliche Entwicklung des Christentums
ist wie die Person, so auch die Lehre j
Jesu unBrer Anschauung viel mehr verdun- ;
kelt und ferngerückt, als enthüllt und j
von den entstellenden Zuthaten der >
Überlieferung gereinigt worden. Auf ■
diese Thatsache uat zuerst Leasing hinge-
wiesen, als er 1780 den Unterschied fest-
stellte, der zwischen der «Religion Chri-
sti«, der R. , die Christus «als Mensch
selbst erkanute und übte«, und der •christ-
lichen Religion« besteht, der R., die es
für wahr annimmt, dass Christus mehr .
als Mensch gewesen ist und die ihn selbst j
als solchen zum Gegenstand ihrer Ver-
ehrung macht«. Wie diese beiden R., die
R. Christi sowohl, als die christliche, in j
Christo als in einer und eben derselben
Person bestehen können, sei unbegreiflich ;
kaum Hessen sich die Lehren und Grund-
sätze beider in ein und demselben
Buche finden; wenigstens sei augenschein- |
lieh, dass jene, nämlich die K. Christi, !
ganz anders in den Evangelisten enthalten
ist, als die christliche; die R. Christi sei
mit den klarsten und deutlichsten Worten
darin enthalten, die christliche hingegen
so ungewiss und vieldeutig, dass es schwer-
lich eine einzige Stelle giebt, mit der zwei
Menschen, solange als die Welt steht, den
nämlichen Gedanken verbunden haben.
Die Auffassung Lessings ist durch die .
sichern Ergebnisse der wissenschaftlichen !
Forschungen des 19. Jahrhunderts vollauf j
bestätigt worden. Dass Christus als Mensch
gelebt hat, ist geschichtlich ebenso sicher
nachgewiesen, wie die Thattache, dass die
Überlieferungen, die von ihm berichten,
wieviel sie auch des Erdichteten, Schwan-
kenden, Unklaren und Widersprechenden
enthalten mögen, die Hauptzüge seines
Lebens und seiner Lehre getreu wieder-
geben. So überaus dürftig und lücken-
haft die geschichtliche Überlieferung ist,
die sittliche und geistige Persönlichkeit
des Zimmermannssohnes Jesu von Naza-
reth, wie seine Zeitgenossen und seine
Jünger ihn nennen, steht heute so leuchtend
klar vor unsern Augen, dass wir erkennen
und bekennen müssen, die Entstehung
der christlichen R. ist in ihrem letzten
Grunde auf den schier unvergleichlichen
Eindruck zurückzuführen, den diese eine
Persönlichkeit auf ihre Umgebung gemacht
und hinterlassen hatte. Jesus und seine
Lehre sind Quelle und Mittelpunkt alles
Christentums, und wenn wir das eigentliche ■
Wesen und den innersten Kern des Chri- ;
stentums erkennen wollen, so müssen wir
die Erscheinung Christi von allem geschicht-
lichen Christentum sorgfältig trennen und
uns lediglich an die Geschichtsurkunden
halten, in denen wir erwiesenermasseu
sichere Grundlagen für die Beurteilung
der Persönlichkeit und der Lehre Jesu
von Nazareth haben. Diese Geschicht«-
urkunden sind, wie die historisch-kritische
Bibelforschung unumstösslich festgestellt
hat, die drei synoptischen Evangelien nach
Matthäus,Markua und Lukas, zu denen das
vierte Evangelium nach Johannes wert-
volle Ergänzungen liefert, besonders in
den sogenannten Abschiedsreden Jesu (Ev.
Job. 14 — 17). Die übrigen Schriften des
Neuen Testaments, auch die Briefe des
Apostels Paulus, enthalten Betrachtungen
über Christus und das Christentum, per-
sönliche Auffassungen und Beweisführun-
gen zu Gunsten des Christentums, verbun-
den mit dem Zweck, für Christus zu ge-
winnen. — Wie alle R. so hat auch die
R. Jesu ihre Grundlage in der Auffassung
des Verhältnisses zwischen dem Zeitlichen
und Ewigen, zwischen Mensch und Gott.
Jesus hat aus sich selbst heraus eine ganz
neue Auffassung dieses Verhältnisses ge-
wonnen. Sie knüpft an alttestamentliche
Vorstellungen an, namentlich an die, das«
der Mensen nach dem Bilde Gottes ge-
schaffen sei, sowie an solche des Prophe-
ten Jesaias; aber diese Vorstellungen hat
Jesus zu einer ganz neuen Art von Gottes-
anschauung vertieft und geläutert. Die
alten R. sind Stammesreligionen und stel-
len Gott als unendlich erhaben über dem
Menschen dar. Jesus dagegen betont die
Zusammengehörigkeit aller Menschen durch
ihre Gottesverwandtschaft und bringt dies
in der frohen Botschaft von der Gottos-
kindschaft aller Menschen zum Ausdruck.
Wie das Verhältnis der Kinder zum Va-
ter und der Kinder eines Vater» zu einan-
der ist, so soll sich das Verhältnis der
Menschen zu Gott und zu einander gestal-
ten. Die Menschen sollen Gott nacheifern
in seiner Vaterliebe, die so gross ist, dass
Bie, wie Jesus in der Bergpredigt darthut,
sogar die Undankbaren umfasst; denn der
Gott, den Jesus der Welt verkündet, ist
nicht der zürnende und strafende Gott
Israels, sondern der Gott der Liebe und
Barmherzigkeit, der »lässt seine Sonne
aufgehen über die Bösen und über die
Guten und lässt regnen über Gerechte
und Ungerechte«. In der Liebe zu den
Mitmenschen bethütigt sich die Liebe zu
Gott. Die R. Jesu ist die R. der Liebe,
der Liebe zu Gott und den Menschen.
Menschenliebe und Gottesliebe stehen in
engster Beziehung zu einander; diese be-
währt »ich durch jene, und alle Äusserun-
gen der Gottesliebe, das heisst, des eigent-
lichen religiösen Verhältnisses zu Gott,
haben keinen Wert ohne die praktische
Übung der Menschenliebe. Der Schwer-
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ReligioD.
T.i9
punkt der R. Jesu liegt also im Sittlichen.
Die religiöse Gesinnung bethätigt sich im
sittlichen Handeln, wie es da« Gesetz der
Menschenliebe vorschreibt. Die R. Jesu
ist darum die wahre Humanität; denn
durch Bie hat die Menschheit erst die
Möglichkeit einer sittlichen Kultur ge-
wonnen, indem der einzelne Mensch in
ihr zum Bewusstsein seines sittlichen Be-
rufs erwacht und sich als ein sittliches
Wesen erkennt. Das ist ausgesprochen in
der Idee vom Reiche Gottes, deren Ver-
wirklichung Jesu als das Ziel aller Ge-
schichte und aller Entwicklung vorschwebte
und die er der Menschheit als die Grund-
lage eine« neuen Geistesbaues verkündet
hat. Diese Idee ist so tief, dass sie die
Christenheit noch lange nicht völlig er-
faset und zu ihrem Eigentum gemacht hat,
obwohl Jesus selbst das, was er unter dem
Reiche Gottes dachte, und wie es im Leben
der Menschheit verwirklicht werden sollte,
ganz klar und unzweideutig dargethan
hat. »Das Reich Gottes — sagt er —
kommt nicht mit äusserlichen Gebärden;
man wird auch nicht sagen: Siehe, hier
oder da ist es; denn sehot, das Reich
Gottes ist inwendig in euch*. Er selbst
nennt es «das Geheimnis«, weil es sich
nicht in Worte fassen, nicht begrifflich
darthun lässt, aber er selbst hat in den
Gleichnissen vom Sämann, vom still und
verborgen wachsenden Samen, vom Sauer-
teig, von dem im Acker verborgnen
Schatz und vom Kaufmann, der schöne
Perlen suchte, den Weg gezeigt, zu diesem
Geheimnis hindurch zu dringen. Das
•Reich Gottes« oder, wie es JesuB auch
nennt, das »Himmelreich« ist ein Reich
des Geistes, aufgerichtet auf dem Grund
der Anschauung, dass die Menschen alle
Kinder Gottes und Brüder sind. Es ist
eine Gemeinschaft der Gesinnung, eine die
ganze Menschheit umfassende, alle ihre
Lebensverhältnisse durchdringende und
gestaltende, aber wesentlich auf Freiheit
und Freiwilligkeit beruhende, jeden Zwang
anschliessende Liebesgemeinschaft unter
der Verantwortlichkeit aller vor allen.
Diese Auffassung Jesu vom Reiche Gottes
ist aber in der dogmatisch-kirchlichen Ent-
wicklung des Christentums nicht als das
Wesentliche festgehalten worden. Man
legte das Schwergewicht nicht auf die
Lehre Jesu, sondern auf die Auffassung
der Person Jesu als die in Menschengestalt
erschienene Gottheit. Nicht die Berg-
predigt, nicht die neue Gottesanschauung,
nicht die sittlichen Grundsätze, nicht die
neue Auffassung von dem Verhältnis der
Menschen zu Gott und zu einander, auch
nicht die Aussagen Jesu über sich selbst
wurden und werden noch immer nicht als
massgebend für das Christentum angesehen,
sondern die Vorschriften und Bekenntnisse
der Kirchen, die doch nur als Zeugnisse
von der Art, wie die priesterliche Mehr-
heit einer bestimmten Zeit das Christen-
| tum auf fasste, geschichtlichen Wert haben,
aber niemals auf unbedingte Wahrheit und
allgemeine dauernde Gültigkeit Anspruch
erheben können. So hat das Dogma immer
mehr den geschichtlichen Christus und
sein Christentum verdrängt. An Stelle des
geschichtlichen Jesuschristentums, dessen
innere Wahrheit in der lebendigen, den
Forderungen von Vernunft und Wissen-
schaft in keiner Weise widerstreitenden
Einheit von R. und Sittlichkeit jedem
überzeugend entgegentritt, ist für die kirch-
liche Rechtgläubigkeit das Bekenntnis-
Christentum massgebend geworden, an
dessen innerer Wahrheit, ganz abgesehen
von der Unglaublichkeit gewisser grund-
legender Dogmen, allein schon aus seiner
Vielspältigkeit und Vielgestaltigkeit be-
rechtigte Zweifel entstehen müssen. Einen
I Glauben an seine Person, wie ihn die
I kirchlichen Bekenntnisse zum eigentlichen
Kern und Kennzeichen des Christentums
; machen, hat Jesus nie und nirgends ge-
fordert. Seine Selbstbezeichnung als Sohn
Gottes soll sein Verhältnis zu Gott keines-
wegs in einem andern und höhern Lichte
I erscheinen lassen, als das der Menschen,
und für die kirchlich -dogmatische Lehre
von der »wahren Gottheit Christi« bietet
sie daher keinen Anhalt. Von der »Gott-
, heit Christi« in einem andern Sinne zu
reden, als um dadurch die einzigartige
religiöse und sittliche Vollkommenheit
Jesu zu bezeichnen, hat nach der in den
drei synoptischen Evangelien enthaltnen
reinen Jesuslehre keine Berechtigung.
Nicht den Glauben an die »Gottheit«
seiner Person hat Jesus zum Mittelpunkt
i seiner Lehre gemacht, sondern den Glau-
ben an seine frohe Botschaft von der Auf-
richtung eines Gottesreiches auf Erden
nach dem Gesetz der Liebe. Die religiös-
sittlichen Grundsätze, die sich ihm aus
■ seiner neuen Auffassung vom Verhältnis
! zwischen Gott und Meusch ergaben, ihre
Aneignung als Gesinnung und ihre prak-
j tische Bestätigung im Leben, das war für
| Jesus die Hauptsache, und es ist eine der
I verhängnisvollsten Wendungen in der
j kirchengeschichtlichen Entwicklung des
I Christentums, dass man dies so früh ver-
! kannt und statt dessen die Aufstellung
; von Lehren über die Person Jesu und
deren gläubige Annahme zur Hauptsache
I gemacht hat. Dieser dogmatische Irrtum
hat es zum guten Teil verschuldet, dass
; das Christentum neunzehnhundert Jahre
; nach dem Tode seines Stifters die unvoll-
kommenem Religionen noch nicht über-
wunden hat, dass sich ihm vielmehr immer
weitere Kreise und gerade die Besten und
Redlichsten entfremden. Aber es ist auch
ein Beweis für die unverwüstliche Kraft
der Jesulehre, dass sie trotz aller dogma-
tischen Entstellungen noch nicht verloren
gegangen ist, ihre sittlichen Grundsätze
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240
Religion.
för das Kulturleben der Menschheit viel-
mehr in immer höherm Grade massgebend
geworden sind. Diese Lebenskraft der
Jesuslehre beruht nicht bloss darin, dass
sie das höchste Sittengesetz enthält, die
interkonfessionelle uud internationale Mo-
ral, die so viele immer noch glicht finden
können, obwohl sie so nahe liegt, sondern
ebenso sehr darin, dass Jesus durch sein
eignes Beispiel gezeigt hat, wie der Mensch
seinen sittlichen Beruf zu erfüllen vermag.
Die Erscheinung Jesu ist für die Mensch-
heit der Ausgangspunkt einer neuen Ent-
wicklung. Die Auffassung von der sitt-
lichen Bedeutung des Menschen, die
gesamte »moralische Weltanschauung« hat
durch ihn eine völlige Umwandlung er-
fahren. Der einzelne erscheint im Ver-
hältnis zu sich selbst und zu andern, so-
wie zur umgebenden Natur in einem ganz
neuen, früher nie geahnten Lichte, so dass
alle Beweggründe des Handelns, alle Ideale,
alle Uerzensbegehr und Hoffnung von
Grund aus umzugestalten sind. Die Kette,
die den Menschen an das Tier fesselte,
dem er entstammt ist, hat Jesus zerbrochen.
Diese Kette war in der vorchristlichen
Welt und ist bis heute noch der Egois-
mus, die schrankenlose Selbstsucht, die
Quelle alles Unfriedens und aller Feind-
schaft unter den Menschen. Mit Jesus
beginnt die Herrschaft der Menschenliebe,
und in ihrem Zeichen richtet sich allmäh-
lich auf den Trümmern der alten Welt
eine neue Kultur auf, die aber heute noch
weit davon entfernt ist, den Namen «christ-
lich« zu verdienen. Jesus selbst hat über
die äussern Formen, in denen sich das
von ihm geschaute und verkündete Gottes-
reich aufbauen und verwirklichen sollte,
keine Vorschriften gegeben. Wie er selbst
seine Aufgabe lediglich darin sah, die ihm
gewordne neue Gottesanschauung und
Lebensauffassung der Menschheit zu ver-
künden und ihr die Möglichkeit der Er-
füllung des neuen Sittengesetzes durch
sein eignes Beispiel zu beweisen, so hat
er auch seinen Jüngern nur die allgemeine
Aufgabe gestellt, seinem Beispiel zu fol-
gen uud den Völkern das Evangelium zu
predigen. Dass die Menschheit erfüllt
werde von dem Gedanken des Reiches
Gottes und dass jeder einzelne Mensch
seine ganze Lebensführung diesem Ge-
danken gemäss gestalte, war ihm die Haupt-
sache. Ist dies erst geschehen, dann wird
die ganze Menschheit eine einzige Liebes-
gemeinschaft sein, und die neue Gesell-
schaftsordnung wird sich von selbst bilden.
Denn das Reich Gottes kann nicht durch
äussern Zwang entstehen, es kann vielmehr
nur aus der freiwilligen Vereinigung von
Persönlichkeiten hervorgehen, die in freier
Überzeugungsbildung die Wahrheit der
reinen JeBuslehre ergriffen haben und da-
nach handeln. Jesu Ansicht war es, dass
alle bürgerliche und gesellschaftliche Frei-
1 heit ohne Wert und Halt ist, wenn sie
, nicht ruht auf der innern sittlichen Frei-
heit der nur in ihrem Gotte gebundnen
, geistig selbständigen Persönlichkeit. Und
darum hat er auch weder ein politisches,
noch ein soziale«, noch ein kirchliches
Programm aufgestellt. Er erwartete alles
] nur von der auf Freiheit und Freiwillig-
keit beruhenden Sammlung aller Menschen
und Völker unter seinen religiös-sittlichen
Grundsätzen und deren Bethätigung durch
die einzelnen im Leben. Die ersten
Christengemeinden stellten solche Samm-
J lungen im Kleinen dar; denn sie waren
I Gemeinden freier durch die Liebe ver-
einigter Menschen, in denen es weder Be-
vorzugte, noch Rechtlose, weder Herren,
noch Sklaven, weder Reiche, noch Arme
[ gab. Das wurde anders mit dem fort-
i schreitenden Sieg des Christentums in der
I römischen Welt und mit der Ausbildung
der kirchlichen Hierarchie unter der Herr-
schaft der Bischöfe, namentlich aber nach-
dem das Christentum im Anfang des
i vierten Jahrhunderts aus rein politischen
! Gründen zur römischen Staatereligion er-
klärt worden war. Dies hat zu einer Ent-
wicklung geführt, die durch ununter-
brochne, bis auf den heutigen Tag währende
! und sich immer mehr verschärfende
Gegensätze gekennzeichnet ist, deren
falsche Richtung sich aber überaus deut-
lich darin offenbart, dass es gegenwärtig
mehrere •christliche« Kirchen giebt, von
denen jede im Alleinbesitz der «christ-
lichen Wahrheit« zu sein behauptet. Man
wird auch nicht sagen: »Siehe, hier oder
da ist es; denn sehet, das Reich Gottes
ist inwendig in euch.« Es hat aber immer
einzelne gegeben, die in der kirchenge-
schichtlichen Entwicklung des Christen-
tums eine Abirrung von der reinen Jesus-
lehre sahen und die sich vielfach mit
Gleichgesinnten zusammenthaten, um diese
Lehre festzuhalten. Die Ergebnisse wissen-
schaftlicher Geschichteforschung haben
; dies ausser allen Zweifel gestellt, indem
sie Aufschluss geben über das Wesen der
»altevangelischen Gemeinden« des Mittel-
alters, zugleich haben sie aber auch die
, Vermutung nahe gelegt und fast zur Ge-
: wissheit erhoben, dass diese altevangeli-
' sehen Gemeinden den Boden für die Er-
: scheinung bereitet haben, die mit der
Stiftung der Londoner Grossloge im Jahre
, 1717. unter dem Namen »Freimaurerei« in
I die Öffentlichkeit trat. Jedenfalls kann
| sich die Freimaurerei kein höheres Ziel
stecken, als die Aufgabe fortzuführen, die
Jesus, der Meister von Nazareth, sich selbst
und seinen Jüngern in der Verkündigung
der frohen Botschaft vom Reiche Gottes
gestellt hatte, und ihre Logen zu Sammel-
stätten derer zu machen, die fähig und
gewillt sind, an der Erfüllung dieser Auf-
gabe im Sinne Jesu zu arbeiten. In einem
Bolchen Ziele können alle freimaurerischen
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Reliquie — Reiuienkampff.
241
Lehrarten, ohne ihre Eigenart aufgeben zu |
müssen, jene Einigung im Geiste finden,
die auf andern Wegen vergeblich gesucht
wird, zugleich ist darin die unangreifbarste
Rechtfertigung des Freimaurertums gegen-
über allen Einwendungen gegeben, die
von kirchlicher und andrer Seite gegen
seinen Bestand geltend gemacht werden.
Man nennt unsre Zeit zwar unreligiös,
aber noch nie ist seit den ersten christ-
lichen Jahrhunderten der Person Jesu und
seiner Lehre ein so allgemeine« und leb-
haftes Interesse entgegengebracht worden,
wie gerade in unsrer Zeit. Das zeigt sich
in dem grossen Verlangen nach den
Schriften, die Jesus und seine Lehre
zum Gegenstand freier wissenschaftlicher
Forschung machen. Unkirchlich ist unsre
Zeit allerdings, aber nicht weil sie un-
religiös ist, sondern gerade deshalb, weil
ihr tieferes religiöses Bedürfnis in den
christlichen Bekenntniskirchen nicht die
Befriedigung findet, wonach sie so sehn-
süchtig verlangt. Diese Befriedigung
kann aber die Freimaurerei gewähren, ohne l
die Kirchen für überflüssig zu erklären,
wenn ihre Logen ihre Aufgabe recht ver-
stehen, um Sammelstellen aller derer zu
werden, die Gott im Geist und in der
Wahrheit anbeten. [Vgl. Begriff der R.:
A. 1882, S. 88. R. und Freimaurerei : A.
1897, S. 1. Bh. 1880, Nr. 21; 1882, S.
201; 1885, S. 89; 1887, S. 86; 1889, S. 64;
1890, S. 170; 1896, 8. 125. FZ. 1866, S.
321; 1893, S. 273. L. XXVIII, 6; 1879,
8. 42. M. L. 1884/85, S. 161; 1890/91, 8.
94. Br. L. 1885/6, S. 78. Die Pflege des
Religiösen in der Loge: Br. L. 1892/93,
S. 57. Die religiöse Bedeutung der Frei-
maurerei : Marbach, An der Säule der Weis-
heit (Lpz. 1876), S. 178. Religiosität: FZ.
1892, S. 73; 1898, S. 20. Freimaurerei
und Christentum: Fensen, Freimaurer-
thum und Christenthum (1886); Döring,
Jerusalem. Ein Beitrag zur Frage über
das Verhältniss des Christenthums zur Frei-
maurerei (Kattowitz 1881); Der Bischof
Dräseke als Freimaurer (Magdeb. 1865), S.
158. Br. L. 1883/84, S. 20; 1888/89, S. 84;
1897/98, S. 34. FZ. 1885, S. 141, 318.
Reliquie. Obgleich man vermuten sollte,
das» die Freimaurerbrüderschaft sich nicht
mit R. abgeben würde, so findet sich
doch in der schwedischen Lehrart im
Grade Magister Tempil (Purpur band) eine
solche, nämlich der Zeigefinger der rechten
Hand des heiligen Johannes des Täufers,
den Molay testamentarisch Beaujeu ver-
machte.
Remscheid (St. in der Rbein-
provinz, 47285 E.). Hier besteht unter
der Loge in Barmen eine Maurerver-
einigung, gest. 1878, nachmals neugegr.
11. Mai 1885, bestätigt 19. Okt. 1892. Mit-
gliederzahl (1900) 44. Vers. 2. Sonnabend
im Juni, Oktober, Dezember, Febr. und
April.
Allgemeine« Handbuch der Freimaureroi. II.
Rendsburg (St in der preues. Provinz
Schleswig-Holstein, 18728 E.). 1) Hierher
wurde 10. Sept. 1771 die in Kolding (s.d.) ge-
gründete una dann nach Schleswig^, d.) ver-
legte Loge Josua unterm Namen Zum
Korallenbaum verlegt. In ihr wurde
Prinz Karl von Hessen-Kassel (s. d.) auf-
genommen und F. L. Schröder (s. d.) 6.
Jan. 1775 in den dritten Grad erhoben.
1776 erhielt die Loge, die der strikten Obser-
vanz angehörte, eine neue 8tiftungsurkunde
unterm Namen Josua zum Korallen-
baum, wurde aber 1781 unthätig. 2) Am
31. Jan. 1819 wurde die Loge Karl zum
roten Löwen errichtet, in der 1823
Prinz Friedrich von Hessen-Kassel (s, d.)
Meister vom Stuhl war. Auch sie ist
später eingegangen. 8) Eine neue Loge
Zum Nordstern wurde 27. März 1865
unter der Grossen Loge Royal York ge-
gründet und 6. Juni 1865 eingeweiht,
trat aber 21. März 1868 zur Grossen Landes-
loge in Berlin über. Mitgliederzahl (1900):
72. Vers. Montags. Klub: Donnerstags.
Ferien: Juli und August.
Rennenkampff, Karl Jakob Alex, v.,
Oldenburg. Kammerherr, geb. 29. Jan. (9.
Febr.) 1788 auf seinem Stammschloss
Heimet in Livland, nach reichem vielbe-
wegten Leben gest. 9. April 1854 in Olden-
burg. Er war 26. April 1802 in der Loge
Pythagoras zum flammenden Stern in
Berlin aufgenommen und erhielt 1810 in
Petersburg durch Fessler (s. d.), in dessen
Erziehungsanstalt zu Berlin er früher ge-
wesen war, den Meistergrad und den Auf-
trag, zur Aufnahme des russischen Geheim-
rats Speransky in den Freimaurerbund die
Rituale ins Französische zu übersetzen.
Der Aufnahme selbst — von der man sich
für die Maurerei in Russland viel ver-
sprach — wohnten ausser Fessler und R.
noch bei Geheimrat v. Rosenkampff, Staats-
rat Derebin, Professor v. Hauenschüd,
Professor Lodi, ein Maurer, dessen Name
R. vergessen hatte, und ein alter dienender
Bruder. Am 1. März 1817 trat R. der
Loge Zum goldnen Hirsch in Oldenburg
bei und übernahm verschiedne Logen-
ämter. Als 1842 die Loge wieder erwachte,
übernahm er den erBten Hammer und
sorgte mit grosser Umsicht für die an-
vertraute Loge, wobei er durch Merzdorf
j (s. d.) und Strackerjan (s. d.) kräftig unter-
I stützt wurde. Als eigentlicher, maurerischer
Schriftsteller (ausser in einigen in Zeit-
schriften veröffentlichten Reden und Auf-
sätzen) ist er nicht aufgetreten, doch sind
seine »Umrisse aus meinem Skizzenbuche«
durchdrungen von maurerischem Geist
und den feinsten Beobachtungen. Am
26. April 1852 feierte er sein 50 jähriges
Maureriubiläum, wobei sein einziger Sohn,
Peter Friedrich Ludwig, der am 1. Juni
1861 auf dem Stammgute Heimet plötz-
lich starb, aufgenommen wurde. [Ein aus-
führlicher Nekrolog in FZ. 1854, S. 193.]
16
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242
Tteiitweinsdorf — Rcu*s.
Rentwelnsdorf (Marktflecken im bavr. I
Kreise Unterfranken, 600 E.). Eine Jo-
hannisloge Aristides zur Wahrheit
und Gerechtigkeit wurde hier 24. Juni
1805 und eine schottische Loge Wahr-
heit und Gerechtigkeit 9. April 1810,
beide von der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln auf dem Schlosse
des Freiherrn v. Kotenhan (s. d.) ge-
gründet, gingen nach der Abtretung von
Ansbach und Bayreuth sehen Preußens an
Bayern zum fränkischen Logenbund über
und sind seit 1815 geschlossen.
Repräsentanten, s. Vertreter.
Reudnitz -Nenschönefeld (früher selb-
ständige Orte, jetzt mit Leipzig ver-
einigt). Hier war 8. Juli 1879 ein Bruder-
verein im Osten von Leipzig gegründet
worden, der aber nachmals eingegangen ist.
Rlunlon (früher Bourbon, franz.-afrika-
nische Insel im Indischen Ozean). Hier
gründete 1775 oder 1777 der Grossorient
von Frankreich eine Loge in St. -Denis,
der alsbald eine weitere Loge das. und
eine dritte in St. -Pierre folgten. 1781
wurde hier auch eine französische Pro-
vinzialgrossloge errichtet. Alle diese Logen
sind später wieder eingegangen. Dasgleiche
Schicksal hatten drei weitere Tochterlogeu
des genannteu Grossorients. Gegenwärtig
besteht eine Loge unterm Grossorient von
Frankreich in St.-Denis (gest. 1816). [Vgl.
L. 1900, S. 124.]
Reusa (Fürstentümer.) 1) R. ältere
Linie. Das Land hat für Freimaurerei
im allgemeinen nie Entgegenkommen ge-
zeigt. Den Staatsdieuern ist es auch
jetzt nicht gestattet, ihr beizutreten. Den-
noch hat sich in der zweiten Hälfte des
19. Jahrb. die Maurerei hier Boden ver-
schafft, indem sich zunächst in der Haupt-
stadt Greiz (s. d.) ein maurerisches Kränz- |
chen bildete, aus dem später eine Loge
unter der Grossloge von Sachsen entstand.
2) R. jüngere Linie pflegte die Frei-
maurerei schon von Anfang des 19. Jahr-
hunderts und fand bis in die zweite Hälfte
desselben (1866) Unterstützung in den t
souveränen Fürstenhäusern, die dem Bunde
angehörten und teilweise Protektoren der
altera Loge in Gera waren. Es besteben
in Gera (s. d.) zwei Logen, die eine seit
1804, unabhängig, die andre unter der
Grossen Landesloge in Berlin seit 1874.
Renas (Fürstenhaus). Aus diesem
Fürstenhause sind neun Mitglieder dem
Freimaurerbunde beigetreten. I. R. ältere
Linie. 1) Heinrich XIV., Graf, dann
Prinz, Sohn des Fürsten Heinrich XL, *
geb. 6. Nov. 1749, gest. 12. April 1799, :
trat in österr. Militärdienste, war 1785 |
bereits Oberst und zugleich bis 1791
Gesandter am preussischen Hofe und
ward, zurückgekehrt, Generalmajor. Am
6. Sept. 1774 in der Loge L'union et
l'amitie' in Aachen aufgenommen, schloss ;
er sich 5. Febr. 1777 der Prager Loge ;
Zu den drei gekrönten Säulen an, trat
1782 zur Prager Loge Zu den drei ge-
krönten Sternen über und 1784 zur Wiener
Loge Zu den drei Adlern, nachdem er im
Jahr vorher an der Stiftung der Loge Zu
den sieben Weisen in Linz teilgenommen
hatte. [Vgl. _Abafi, Geschichte der Frei-
maurerei in Österreich-Ungarn, III, 102;
IV, 27U, 848; V, 88, 91. HZC. 1897,98,
S. 55J
2) Heinrich XV., Graf, dann Prinz,
Bruder des Vorigen, geb. 22. Febr. 1751
in Greiz, gest. 30. Aug. 1825. ebenda, war
gleich seinem Bruder österr. Militär, wurde
1782 Major und im türkischen Kriege 1788
Flügeladjutant des Kaisers, 1789 Oberst,
1797 Feldmarschallleutnant und in den
Napoleonischen Kriegen Feldmarschall.
Seit 1784 Mitglied der Prager Loge Zu den
drei gekrönten Sternen, war er 1787—88
deren zugeordneter Meister und zugleich
Mitglied der Präfektur Rodomskoy. (Vgl.
Abafi, Geschichte der Freimaurerei in
Österreich-Ungarn, V, 91. HZC. 1897,98,
S. 57J
3) Heinrich XVII., Graf, dann Prinz,
Bruder des Vorigen, geb. 25. Mai 1761,
gest. 27. Febr. 1807, Oberstleutnant in
Holland, 1797 in portugiesischen Diensten,
wurde 22. April oder März 1778 durch
eine Abordnung der Loge Zum goldnen
Apfel in Zwickau (jetzt in Dresden) auf
dem Vorwerk Regnitz bei Greiz aufge-
genommen. [Vgl. HCZ. 1897(98, 8. 56.]
II. R. jüngere Linie, a) R.-Loben-
stein. 4) Heinrich LIV., Graf, dann
Fürst, geb. 18. Okt. 1767 in Herrnhut,
gest. 7. Mai 1824, wurde 2. Okt. 1800 in
der Loge Günther zum stehenden Löwen
in Rudolstadt aufgenommen und 1805 zum
Meistergrad befördert; er erschien 1810
zum ersten Mal in der 1804 errichteten
Loge Archimedes zum ewigen Bunde in
Gera und übernahm dann das Protektorat
über sie. [Vgl. HZC. 1897/98, S. 56.1
b) R.-Ebersdorf. 5)Heinrich LXXIL,
Fürst, geb. 27. März 1797 in Ebersdorf,
gest. 17. Febr. 1853 in Dresden, wurde
31. Okt. 1823 in der Loge Zu den drei
Adlern in Erfurt aufgenommen, übernahm
1828 das Protektorat der Loge Archimedes
zum ewigen Bunde in Gera und erhielt
durch sie 1828 den 2. und 3. Grad histo-
risch. [Vgl. HZC 1897/98, S. 60.]
c) R.-Schleiz. 6) Heinrich LXVII.,
Fürst, geb. 20. Okt. 1789, gest. 11. Juli
1867 in Gera, trat 13. Mai 1852 in Gera
dem Bunde zu und wurde Protektor der
dortigen Loge Archimedes zum ewigen
Bunde. [Vgl. HZC. 1897/98, S. 62. FZ.
1852, 8. 184.]
d) R.-Köstritz. 7)Hei n rieh XXX VIIL,
Prinz, Sohn des Grafen Heinrich IX., geb.
9. Okt. 1748, gest. 10. April 1835, wurde
1778 in der Loge Zur Beständigkeit in
Berlin aufgenommen und entsagte 1782 der
Mitgliedschaft. [Vgl. HZC. 1897/98, S. 56.]
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Reutlingen — Rheinisch-westfälischer Logenverband.
243
8) Heinrich XXXIX., Prinz, Bruder I
de« Vorigen, geb. 24. Jan. 1750, gest. 15.
Febr. 1815, Oberamtsrat in Brieg, war
1777 Mitglied der Loge Zur Säule in Bres-
lau und deckte 1783. [Vgl. HZC. 1897/98,
8. 56J
9) Heinrich XLIV, Prinz, Bruder des
Vorigen, geb. 20. April 1753, gest. 8. Juli
1832, Referendar bei der Kgl. Kammer in
Breslau, war 1777 Mitglied der dortigen
Loge Zur Säule und 1781 Redner der
Loge Zur Beständigkeit in Berlin. Er
entsagte 1782 mit seinem Bruder unter 7
der Mitgliedschaft. [Vgl. HZC. 1897,98,
S. 56.)
Reutlingen (St. im Königr. Württem- ■
berg, 19828 E.). Aus dem am 2. März
1878 gestifteten Kränzchen Am Fusse der 1
Alb zu Metzingen (s. d.) ging unter der
Grossen Loge von Hamburg 22. Mai 1886
die Loge Glocke am Fusse der Alb
in R. hervor, die 3. Okt. 1886 eingeweiht
wurde. Mitgliederzahl (1900): 51. Vers. 2.
Samstag. Klub: Donnerstags. Eignes
Logenhaus: Oberamteistr. 29. [Vgl. HZC.
1898/99, S. 5.]
Keval(Hauptst. des russischen Gouverne-
ments Esthland, [1898] 53200 E.). 1) Hier
bestand eine nach der Lehrart der Grossen
Landesloge in Berlin 12. Okt. 1773 (oder
nach andern, aber unrichtig, 22. Febr. 1774)
durch Fürst Trubetzky und von Reichel
gegründete Loge Isis; sie deckte Oktober
1794, arbeitete aber später unter der
Grossen Loge Asträa in Petersburg nach
dem englischen, von Schröder umgearbei-
teten Ritual. 2) Aus den Jahren 1777 und
1780 wird eine Loge Zur Bruderliebe er-
wähnt, die von Weimar aus gestiftet zu
sein scheint. So wird wenigstens von Kloss,
Bibliographie unter Nr. 1542 b, ein Lieder-
buch aufgeführt als • Freimaurerlieder zum
Gebrauch der Loge der Bruderliebe in R.
gestiftet von W(eimar) 1777«.
Revell de la Nature, Soclete du, nannte
sich eine 9. Mai 1804 durch Mercadier in
Paris errichtete Gesellschaft, die ausser
Verbindung mit der Maurerei stehend,
doch lediglich aus Mitgliedern des Gross-
orients von Frankreich gebildet war. Ihr
Zweck war, durch eine harmlose Festfeier
die Rückkehr des Frühlings zu begrQssen.
Sie durfte aus nicht mehr als 15 Mitgliedern
und 18 Angenommenen bestehen, die sämt-
lich Abgeordnete oder Mitglieder des Gross-
orients sein mussten. Ein Brudermahl,
gewürzt durch erheiternde Vorträge und
frohe Gesänge, genügte zum Fest, dessen
Schilderungen und Gesetze im Druck er-
schienen sind. [Kloss. Bibliographie, Nr.
37 10 fg.; Kloss, Geschichte der Freimaurerei
in Frankreich, I, 403.]
Revers, s. Verpflichtungsschein.
Revig, Johann, wurde unter dem Gross- |
meister Crawford 1734 zum Grossschrift-
führer der englischen Grossloge ernannt
und bekleidete dieses mühselige Amt bis
1759, in welchem Jahre er durch den Gross-
meister Aberdour zum zugeordneten Gross-
meister ernannt wurde; das Amt behielt
er bis 3. Mai 176*. Sein Name kommt
zum letzten Mal in dem Protokoll der
Grossloge vom 23. April 1765 vor. R.
wurde 1733 nach dem Abgang Blakerbys
zugleich zum Schatzmeister ernannt, er
lehnte aber dieses weitere Amt ab, »weil
beide Amter nicht ein und derselben Person
übertragen werden könnten, da eins auf
das andre Achtung zu geben hätte«; er
behielt deshalb auf Ersuchen des Gross-
meisters dieses zweite Amt nur so lange,
bis ein neuer Schatzmeister bestellt werden
konnte.
Revolution. Wie für vieles andre, hat
man auch für die R., namentlich seiten
der Ultramontanen, die Freimaurer verant-
wortlich machen wollen. Alle R., die im
Laufe der letzten beiden Jahrhunderte
entstanden sind, so insbesondere die fran-
zösische R., soll von den Freimaurern aus-
gegangen und unterstützt worden Bein.
Wie thöricht das ist, ergiebt sich schon
aus den Alten Pflichten (s. d.), die unter n
• Von der höchsten und untergeordneten
bürgerlichen Obrigkeit« ausdrücklich be-
stimmen: »Ein Maurer ist ein friedfertiger
Unterthan der bürgerlichen Gewalt, wo er
auch wohnt und arbeitet, und muss sich
nie in Meuterei oder Verschwörungen
gegen den Frieden und die Wohlfahrt der
Nation einlassen, sich auch nicht pflicht-
widrig gegen die Unterobrigkeiten be-
tragen«. So wie die Freimaurerei Duldung
auf religiösem Gebiet predigt, aber Be-
obachtung des Sittengesetzes und Gottes-
furcht vorschreibt, so verlangt sie auch
auf staatlichem Gebiet Befolgung der
obrigkeitlichen Anordnungen. Auflehnung
gegen diese, in eigner Person, wie im
Verein mit andern, soll vom Maurer fern
bleiben. Im Gegenteil ist von ihm zu er-
warten, dass er das Beste der Gesellschaft
unterstützt und die Wohlfahrt des Vater-
landes eifrig fördert. Denn das Wohl de.s
Ganzen wirkt ebenso auf das der einzelnen,
als umgekehrt die Wohlfahrt des einzelnen
die des Ganzen zur Folge hat. Glück-
seligkeit zu verbreiten, ist des Maurers
heilige Aufgabe; daher muss ihm an dem
iunern Frieden des Staatskörpers vor allem
gelegen sein. Die Maurerci ist eine Tochter
des Friedens, daher dieser der Ausdruck
ihres Willens. Alle Künste blühen im
Frieden, mit ihnen auch die Maurerei.
Vgl. R. Fischer, Die Alten Pflichten (2. Aufl.,
4>z. 1897, S. 17. Reform 1869, S. 39.]
Rezeption, s. Aufnahme.
Rheiufelden (St. im Schweiz. Kanton
Aargau [1*88], 2400 E.). Hier besteht ein
maurerisches Kränzchen.
Rheinisch -westfälisch er Logen verb und.
Dieser Verband ist, nachdem* bereite 6.
Juni 1852 in Bielefeld eine Versammlung
stattgefunden hatte [FZ. 1853, S. 393],
16*
i
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Rheiiwberg — Rhode.
1876 gegründet worden, wo 6. August
in Iserlohn die erste Vereinigung der
betreffenden Logen stattfand. Zweck war,
das maurerische Leben in den Bau-
hütten zu fördern durch regern gegen-
seitigen Verkehr und gleichmassige Be-
handlung der maurerischen Aufgaben.
(Statuten abgedruckt FZ. 1889, S. 147.
L. 1882, 8. 119.) Ursprünglich traten nur
5 Logen bei , im nächsten Jahre hob
sich die Zahl auf 8. In den ersten
Jahren wurde das Verbandsfest regel-
mässig abgehalten, nämlich das 2. in Biele-
feld 12. Mai 1877, das dritte in Krefeld
19. Okt. 1879, das 4. in Osnabrück 30. Mai
1880. Dann trat ein Stillstand ein. Das
5. Verbandsfest fand wieder statt in Hamm
11. Mai 1884 [FZ. 1884, S. 196], das 6. in
Dortmund 17. Mai 1885, das 7. in Biele-
feld 28. Mai 1886, das 8. in Dortmund
5. Juni 1887, das 9. in Iserlohn 80. Mai
1888, das 10. wieder das. 29. Sept. 1889
[M. L. 1889/90, S. 92], das 11. in Krefeld
4. Mai 1890 [L. 1890, S. 88], das 12. in
Köln 31. Mai 1891 [FZ. 1891, S. 198], das
18. in Düsseldorf 27./28. Mai 1898 [FZ.
1893, S. 2271, das 14. in Bochum 22. 23.
Sept. 1894 [FZ. 1894, S. 338. L. 1894,
5. 162], das 15. in Trier 24 /25. Aug. 1895
[FZ. 1895, S. 292. L. 1895, 8. 157], das
16. in Elberfeld 26./28. Sept. 1896 IL. 1896,
8. 180], das 17. in Elberfeld 1897, das 18. in
Münster 4./5. Juni 1898 [FZ. 1898, S. 237.
L. 1898 , 8. 102], das 19. in Köln 27/29.
Mai 1899 [L. 1899 8. 132], das 20. in Det-
mold 19./20. Mai 1900. Zum Verband gehören
jetzt 41 Logen. Der Verband hat eine
Stiftung »Kinderfürsorge» gegründet, um
kranken und hilfsbedürftigen Kindern
eine Kur zu ermöglichen, und einen
»Leasing-Preis» (s. d.) gestiftet für Bear-
beitung maurerischer Fragen durch junge
Studierende. [Vgl. zur Geschichte des Ver-
bands FZ. 1889, 8. 147 und die über ein-
zelne Versammlungen erschienenen beson-
dern Berichte.]
Rheinsberg (St und Schloss im Königr.
Preuseen, 2800 E.). Hier bestand die 1738
von Friedrich dem Grossen als Kronprinz
gestiftete Loge La premiere. [Vgl. oben
8. 189 u. 193.]
Rbeinthal. Freimaurerkränzchen, gegr.
10. Okt. 1892 in Rheineck unter der Loge
Concordia in St. Gallen zwischen den
Maurern auf der Strecke Buchs bis Ror-
schach. Versammlungen sind monatlich.
Mitgliederzahl (1899): 20.
Rhesa, Ludwig, Professor, geb. 1777
auf der Kurischen Nehrung, gest. 80. Aug.
1840 in Königsberg i. Pr.t nahm an den
Befreiungskriegen Teil und wurde dann
Professor an der Königsberger Universi-
tät, wo er den akademischen Lehrstuhl
der litauischen Sprache begründete. Er
stiftete eine Anstalt zur Aufnahme
armer Studenten, das Rhesianum getauft
und 1854 im Bau vollendet wurde. — R.
ist 4. Nov. 1806 in den Freimaurerbund
1 in der Loge Zu den drei Kronen in Kö-
nigsberg i. Pr. aufgenommen, war 1816 und
1817 Redner und ist der Loge bis zu
seinem Tode treu geblieben.
Rhetorik, s. Wissenschaften.
Rheti, 1) Aug. Wilh. v., geb. 1721 in
Riddagshausen bei Braunschweig, gest.
1796 als braunschw. Generalmajor, war
Mitstifter der Loge Jonathan in Braun-
schweig (8. d.) und bis zu seinem Tode
Mitglied aller daselbst thätigen Logen.
1767 trat er der strikten Observanz zu;
v. Hund ernannte ihn zum Commendator
equitura und 1770 Herzog Ferdinand (s. d.)
zu seinem zugeordneten Großmeister. Er
vermittelte auch 1771 den Zutritt der
Herzöge Karl und Ferdinand zur Loge
und zur strikten Observanz. Als Ab-
geordneter des Herzogs Ferdinand ging
er 1777 zur Vorkonferenz in Hamburg
und wurde 1780 zum Präses des Direk-
toriums und Präfekt von Braunschweig
I erwählt. Nachdem 1781 der Herzog von
Södermanland (s. d.) seine Würden nieder-
gelegt hatte, setzte Herzog Ferdinand
aus eigner Machtvollkommenheit R. als
i schottischen Obermeister und Präfekt im
| Kapitel ein. Die Mitglieder des Provin-
zialkapitels erklärten dieses für ungesetz-
lich. Damit nun für die Provinz kein
Unheil hieraus entstehen sollte, hob
Herzog Ferdinand mit Genehmigung seines
Bruders alle Maurerarbeiten auf (s. Braun-
sen weig). R. blieb Präfekt und schotti-
scher Obermeister.
2) Konrad Franz v., geb. 1726 in Rid-
dagshausen, gest. 1788 als braunschw.
Landdrost, wurde 18. Juni 1744 in der
Loge Jonathan in Braunschweig Maurer;
1755 zum Meister vom Stuhl erwählt, war
er nicht wenig am damaligen Schlaf der
Loge schuld, weil er, auf seinem Gute
I eine Stunde von der Stadt wohnend, die
Loge nie zusammenrief. Er trat 1767 der
strikten Observanz zu und wurde 1773
schottischer G rosasiege) bewahrer, 1775Vize-
i Thesaurarius Provinciae.
Rheydt, s. Gladbach.
Rhod, s. Essingen.
Rhode, Johann Gottlieb, geb. 1762
I in Halberstadt, gest. 23. Aug. 1827 in
Breslau, lebte als Privatgelehrter und
I kam nach Berlin, wo er 1797 mit Jon.
I K. Aug. Fischer (s. d.) und Fessler (s. d.)
1 die Eunomia herausgab. 1800 zog er
nach Breslau als Professor an der Kriegs-
schule. Ausser den der Kunst gewid-
meten Schriften haben nach seinem Tode
die Forschungen über die Geschichte
und über das Altertum der Baktrer und
Indier in dem Werke: »Die heilige Sage
j und das gesamte Religionssystem der alten
Baktrer, Meder und Perser, oder des Zend-
volks» (Frkf. 1820) seinen Wert als Ge-
lehrter erkennen lassen. Er gab auch
»Jahrbücher der Grossen Loge Royale
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Rhode Island — Richard.
243
York« heraus, worin die damaligen kriti-
schen Verhaltnisse dieser Grossen Loge,
der er als eifriger Mitglied angehörte,
geschildert werden, von denen aber nur
ein Jahrgang (1798/9) erschien.
Rhode Island, einer der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Die Grossloge
von Boston erteilte 1749 einen Freibrief an
Maurer in Newport. Eine zweite Loge
wurde 1757 ebenfalls von Boston aus in
Providence gegründet; sie stellte 1769 ihre
Arbeiten ein, nahm sie jedoch 1778 wieder
auf. Durch diese zwei Logen wurde 25.
Juni 1791 die Grossloge von R. I. gebildet,
die 1796 ihren ersten Freibrief an die
Washington Lodge Nr. 8 in Warren aus-
gab, dem 1799 ein weiterer an die Mount
Vernon Lodge folgte. Die friedliche Ent-
wicklung des Logenwesens wurde, wie
anderswo, durch die im Gefolge von
Morgans (s. d.) angebliche Entführung auf-
tretende Verfolgung empfindlich gestört.
Am 14. Dez. 1830 traten 67 Abgeordnete
zu einer antimaurerischen Staatskonvention
in Providence zusammen und forderten
von dem Staat Zurücknahme der früher
von ihm verliehenen Körperschaftsrechte
und Verbot der maurerischen Eide. Die
Grossloge erliess sofort gegen dieses Gesuch
eine Adresse an das Volk, in der sie sich
erbot, den gesetzlichen Behörden eine
Untersuchung der Grundsätze des Bundes
zu gestatten, zu diesem Zweck alle Akten
vorzulegen u. s. w. [vgl. Amer. Freem., II,
26, 27, 84, 85, 42, 48]; die Mitglieder der
Logen würden sich ihre bürgerlichen
Recht« nur durch Gewalt rauben lassen.
Eine zweite antimaurerische Staatskon-
vention wurde 1881 in Providence ab-
gehalten. Dem Staat wurde eine Denk-
schrift überreicht, worauf dieser einen
Untersuchungsausschuss niedersetzte, der
zu Gunsten der Maurerei berichtete.
Auch im folgenden Jahre wurden von
einem Ausschuss in einer umfassenden
Arbeit die Logen von sämtlichen Beschul-
digungen freigesprochen, jedoch die Auf-
lösung empfohlen. Die Grossloge leistete
festen Widerstand. Endlich erhielten die
Antimaurer das Obergewicht im Staats-
körper, in dem ein Gesetz durchging, das
außergerichtliche Eide für sVrafbar er-
klärte. Ein antimaurerischcr Governor
und Senator wurden gewählt (1883); die
Maurerfeinde forderten, dass der 8taat
die Civilcharters zurückziehe. Darauf
erliesaen mehr als die Hälfte aller Maurer
R. I.'s eine öffentliche Erklärung, in der
sie abermals ihre Grundsätze vertraten.
[Amer. Freem., II, 58.] Die Grossloge,
vom Staat zu einer Erklärung aufgefordert,
erhob sich gegen dieses Verlangen. Alle
maurerischen Körperschaften wurden vor
die General Assembly in Providence auf
das Stadthaus geladen und hier öffent-
lich verhört. Im Jan. 1834 zog der Staat
sechs Civilcharters zurück, hess jedoch
16 andre bestehen, die auf immer ver-
liehen waren, und machte ihren Inhabern
zur Pflicht, jahrlich statistische Berichte
an den Staatssekretär einzusenden, die
Formen der Aufnahmen und der Eide, den
Platz und die Zeit der Versammlungen an-
zuzeigen, ein Verzeichnis ihres Eigentums
vorzulegen u. s. w. Infolge des furcht-
baren Drucks der öffentlichen Meinung
beschloss (17. März 1834) die Grossloge
selbst, ihren Civilcharter zurückzugeben,
und empfahl ihren Tochterlogen denselben
Schritt. Dagegen lehnte sich besonders
die St. Johns Lodge Nr. 2 in Providence
auf und suchte alle andern von der Be-
folgung des gegebnen Rats abzuhalten.
Dieses Beispiel wirkte; zwar gaben die
meisten Logen ihre Charters zurück, aber
nicht eine löste sich auf [Amer. Freem.,
II, 75] ; sie überdauerten die schwere Zeit
der Bedrängnis. Die Grossloge mit dem
Sitz in Providence zählte 1898 87 Logen
mit 4993 Mitgliedern. Auch besteht hier
eine Grossloge der Farbigen, gest. 6. Okt.
1856, mit 8 Logen und 400 Mitgliedern.
[Zeitschrift: The Freemasons' Repository
(Providence 1870—98).]
Rhodesl« (Matabeleland, brit. Schutz-
gebiet in Südafrika). Hier wurde die
erste Loge 1898 in Salisbury von der
Grossloge von England errichtet. Gegen-
wärtig bestehen hier sieben Logen : I. unter
der Grossloge von England vier in Salis-
bury, Buluwayo (2) und Umtali. II. unter
der Grossloge von Schottland zwei in
Buluwayo undGwelo und III. unterm Gro»a-
osten der Niederlande eine in Buluwayo.
Richard, August Viktor, Pastor an
der reformierten Kirche in Dresden, geb.
29. Nov. 1807 in Mülhausen (Elsass),
gest. 21. Juli 1867, ein Mann voll Geist
und Kraft, ein Maurer voll Begeisterung
für Wahrheit und Fortschritt, war erst
Lehrer in Frankfurt a. O. , dann Prediger
in Lütt ich und von 1842 an Pastor in
Dresden. — Am 16. Dez. 1837 wurde R. in
der Loge Parfaite intelligence et l'dtoile
reunis in Lüttich aufgenommen, 1842 aber
in der Schwerter-Loge in Dresden ange-
nommen und bald mit der Führung erster
Ämter betraut. 1844—1852 neben Th.
Winkler (s. d.) zugeordneter Meister vom
Stuhl, führte er nach dessen Tode 1856
bis 1859 den ersten Hammer. 13 Jahre
lang war er zugleich Vorsitzender des Frei-
maurererinstituts (s.d.) inDresden-Friedrich-
stadt 1859 trat er von seinen Ämtern
zurück. Geistige Aufregungen und Trüb-
sinn verdüsterten später sein Gemüt, wes-
halb er sich auch der Loge mehr ent-
fremdete. Rumpelt -Walther pries ihn
als einen Feuergeist, als einen Charakter,
der, ausgestattet mit allen Vorzügen, doch
nicht geboren war, glücklich zu sein.
[Vgl. Festschrift zum Jubiläum des 150-
j ährigen Bestehens der Loge zu den drei
Schwertern (1890), S. 52, wo auch sein Bild.]
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240
Ricbmood und Lennox — Riedesel.
Rlchmond und Lennox, Karl Lennox,
Herzog v., nachher auch von Aubigny,
wurde zum Grossmeister der Grossloge
von England 24. Juni 1724 eingesetzt und
behielt dies Amt bis zum 27. Dez. 1725.
Martin Folkes, Esq., ernannte er zu seinem
Zugeordneten und den vormaligen Gross-
meister Georg Payne (s. d.) und den seit-
herigen Grossaufseher Sorell zu Grossauf-
sehern. Wilhelm Cowper wurde als Schrift-
führer bestätigt. Das Konstitutionenbuch
(b. d.) weiss, entgegen dem Protokoll (vgl. I,
S. 235), über die Einsetzung sehr viel zu
erzählen. So wurde K. von dem seit-
herigen Grossmeister Dalkeith auf Salomos
Stuhl geführt, sowie dessen Zugeordneter
auf den Stuhl Hiram Abiffs. 'Die Ver-
sammlung wurde höchst anmutig unter-
halten durch Reden, MuBik und maurerische
Gesänge, bis dass der Grossmeister seinem
Grossaufseher Payne befahl, die Loge zu
gerechter Zeit zu schliessen. Nunmehr
wurde die Maurerei glänzend zu London
und auswärts, und die Logen vermehrten
sich.« — Unter R. hörten die einzelnen
Maurer nicht auf, nach alter Gewohnheit
sich in Logen zusammenzuthun und Auf-
nahmen vorzunehmen, was der Grossloge
nicht genehm sein konnte. Daher wurde
21. Nov. 1724 die Neue Verordnung VIII
erlassen: «Wenn einige Brüder ohne Er-
laubnis eine Loge bilden und auf unregel-
mässige Weise neue Brüder aufnehmen,
so sollen sie in keine regelmässige Loge,
auch nicht einmal als Besuchende, ein-
gelassen werden, bis sie eine triftige Ur-
sache vorbringen oder sich gebührlich
unterwerfen.« Auch wurde sämtlichen
Logen durch die Neue Verordnung III
aufgegeben, Veränderungen ihres Wohn- j
Bitzes dem Grossschriftführer unverzüglich
anzuzeigen. An demselben Tage beschloss
man, den abgegangnen Grossmeistern die
Berechtigung zur Abstimmung in der
Grossloge zu gewähren — die erste Ab-
weichung von dem ursprünglichen Grund-
satz, dass nur die Vertreter der Logen
selbst neben dem Grossmeister die Gross-
loge zu bilden hätten, und der erste Keim
zu einer Logenaristokratie und zum Meister-
grade. Erfreulicher ist, dasB an diesem
Tage der gewesne Grossmeister Dalkeith
die erste Anregung zur Gründung der
Almosenkommission gab (s. d.), was 17.
März 1725 zur Bildung eines Ausschusses
führte, »um die beste Methode, den all-
gemeinen Almosenfonds der Maurer zu
regulieren«, in Erwägung zu ziehen. Am
27. Nov. wurde sodann das Nähere fest-
gesetzt. R. blieb auch für die Folge ein
fiejssiger Besucher der Grosslogeuversamm-
lungen und bekundete damit ein reges
Interesse an der Maurerei.
Richter, Jean Paul Friedr., gewöhn-
lich nur Jean Paul genannt, soll in der
Loge Zum Morgenstern in Hof Frei-
maurer geworden sein. Im dortigen Ar-
chiv ist darüber nicht« zu finden. Es ist
sogar sehr wahrscheinlich, dass R. dem
Freimaurerbund nie beigetreten ist. [Vgl.
A. 1896, S. 105. FZ. 1863, S. 116. Bh.
1878, S. 207. Z. 1885, S. 9. Gedenkblatt
zum 100jährigen Stiftungsfeste der Loge
Zum Morgenstern in Hof (Hof 1899), S. 28.]
Richtscheit, s. Wasserwage.
Rldel, Cornelius Job. Rudolf, wei-
marscher Kanimerdirektor, geb. 25. Mai
1759 in Hamburg, gest. 16. Jan. 1821,
arbeitete am Reichskammergericht zu
Wetzlar, wurde Rechtsanwalt in Hamburg,
kam als Reisebegleiter eines jungen Grafen
Taube nach Weimar, blieb daselbst als
Landkammerrat, war 1787—99 Erzieher
des spätem Grossherzogs Karl Friedrich,
dann Mitglied der Generalpolizeidirektion
und 1817 Kammerdirektor. AIb Student
in der Göttinger Loge Augusta zu den
drei Flammen aufgenommen, schloss er
sich in Weimar der lx>ge Amalia an, und
trotz der längern Unterbrechung ihrer
Arbeiten blieb seine rege Teilnahme für
die Maurerei ungeschwächt, besonders in-
folge der langjährigen Verbindung mit
Bode (s. d ), dem hellsehenden Würdiger
aller Lehrarten, und sollte endlich wieder
zur äussern Wirksamkeit gelangen. Durch
Schröders Vertrauen in alle Erfolge seiner
scharfsinnigen Forschungen eingeweiht,
verband sich R. 1808 mit Bertuch (s. d.)
und sieben andern Maurern zur Wieder-
erweckung der Loge Amalia nach dem
von Schröder veränderten Gebrauchtum.
Er wurde alsbald zum ersten Schaffner,
ein halbes Jahr später zum zugeordneten
Meister und Johannis 1810 zum Meister
vom Stuhl erwählt, welches Amt er neun
Jahre bekleidete. Seine beiden Söhne
führte er selbst dem Bunde zu, den er
als eine höhere Schule des Lebens ansah.
Unermüdet widmete er sich den Logen-
arbeiten, und die Loge verdankt ihm
ein sinnreich geordnetes Liederbuch
und das Archiv manche schätzbare Be-
reicherung, darunter seinen »Versuch eines
alphabetischen Verzeichnisses der wich-
tigern Nachrichten zur Kenntniss und Ge-
schichte der Freimaurerei« (Jena 1817),
der zugleich ein Inhaltsverzeichnis der
Engbundarbeiten bildet, ein höchst ver-
dienstliches Werk, von dem nur zu be-
dauern ist, dass niemand gewagt hat, es
weiter zu führen. [Vgl. R.'s und der
früher heimgegangenen Brüder Kästner,
Krumbholz, Slevoigt und Jagemann Tod-
tenfeyer in der Loge Amalia zu Weimar,
am 15. Juni 1821; A. V, S. 107.1
Riedesel, Friedr. Adolf Freiherr
von R. zu Eisenbach, General, geb. 3. Juni
1738 in Lauterbach in Oberhessen, gest.
6. Jan. 1800 in Braunschweig, zeichnete
sich im Siebenjährigen Krieg wiederholt
aus, war dann in Kauada unter dem von
Braunschweig an England gelieferten Hilfs-
korps als Generalmajor, wurde mit einem
ized by
Rieflei — Rinteln.
247
Teile desselben bei Saratoga (unter Bour-
goyne) 1777 gefangen und zuerst in die
Gegend von Boston, dann von Char-
lotteville in Virginien geführt, wo die
braunschweigschen und hessen-hanau-
achen Offiziere sich der beim 20. eng-
lischen Regiment von der irländischen
Grossloge (unter der Nr. 67) gebildeten
Feldloge anschlössen, nebenbei aber wäh-
rend des J. 1780 eigne maurerische Zu-
sammenkünfte unter einem zeitweilig
gewählten Meister vom Stuhl mit allen
Gebräuchen, aber ohne selbst jemanden
aufzunehmen, veranstalteten. R. nahm
nicht daran Teil, weil er schon 1779 zur
Auswechslung nach New York ging. 1780
ausgewechselt und wieder thätig geworden,
kehrte er 1788 nach dem Frieden nach
Deutschland zurück, führte 1788 das in
holländischen Sold gegebne braunschweig-
sche Hilfskorps nach Maastricht, war
aber nicht bei dessen Belagerung. — 1763
in der Loge Jonathan in Braunschweig
dem Maurerbunde zugetreten, blieb er bis
an sein Ende Mitglied der Braunschweig-
schen Logen. Seine Gattin, geborne
Freiin v. Massow, erweckte damals allge-
meine Bewunderung durch deu Helden-
mut, mit dem sie ihm mit drei kleinen
Kindern nach Kanada folgte und auf
allen Zügen in Amerika in seiner
Nähe blieb. 1772 bei einer Hungersnot
leitete R. mit werkthätiger Hilfe seiner
Gattin einen Teil der Verteilungen von
Armenspenden der Loge, die ihr nach deren
Rückkehr aus Amerika 1786 ein beson-
deres Dankschreiben nebst einem Exem-
plar der früher geschlagnen Denkmünze
sandte. [Vgl. Max v. Eelking, Leben
und Wirken des herzogl. braunschw.
Generalleutnants Fr. Ad. lt., Freiherrn v.
Eisenbach (3 Bde., Lpz. 1856); Die Berufs-
reisc nach Amerika. Briefe der Generalin
von R. (Brl. 1800; neue Ausg. Freiburg
L Br. 1881).]
Rleffel, Franz Jos. Friedr. Thad-
däus Freih. v., geb. 1810, gest. im Mai
1858 als grossherz. hessischer Ministerial-
rat, in den Freimaurerbund aufgenommen
1838, stand längere Zeit (von Juni 1850
bis 1853) an der Spitze der Loge Johannes
der Evangelist zur Eintracht in Darm-
stadt und war ein sehr thätiges Mitglied
des neu begründeten Bundes derGrossenFrei-
m aurer löge Zur Eintracht, zu deren Grün-
dung er wesentlich beitrug, f L. XVIII, S.210.]
Ries» (St. im Königr. Sachsen, 11 768 E.).
Hier bestand 1) ein maurerisches Kränz-
chen, gegr. 4. Juni 1864, wieder eröffnet
30. Nov. 1878, seit 8. Mai 1890 unter der
Dresdner Loge Zum goldnen Apfel, das
sich 2) 18. Febr. 1894 in eine Loge Her-
kules an der Elbe unter der Grossen
Landesloge von Sachsen umwandelte.
Vers.: Mittwochs; Ferien: Johanni bis
Michaeli. Mitgliederzahl (1899): 50. Haus-
gesetz vom 12. Dez. 1894.
Riesser, Dr. jur. Gabriel geb. 2. April
1806 in Hamburg, gest. das. 22. April 1868,
begründete 1832 die Zeitschrift »Der Jude
periodische Blätter für Religions- und
Gewissensfreiheit«. 1836 begab er sich
nach Bockenheim bei Frankfurt a. M. und
wurde später öffentlicher Notar in Ham-
burg. Er war Mitglied des Vorparlaments
und des deutscheu Parlaments, gehörte
dem Verfassungsausschuss des letztern an
und war zweimal Vizepräsident des Par-
laments. Hier, wie auch später im Er-
furter Parlament, zählte er zu den hervor-
ragendsten Kräften des Liberalismus. 1859
wurde er Obergerichtsrat in Hamburg.
Als Vizepräsident der neuen »Bürgerschaft«
förderte er den Ausbau der Verfassung. —
Freimaurer wurde R. 1. Aug. 1832 in der
Loge Zur aufgehenden Morgenröte in
Frankfurt a. M., der er bis zu seinem
Tode angehörte und die ihn zu ihren be-
deutendsten Mitgliedern zählte. Auch
als Freimaurer nahm er lebhaften Anteil
an dem Kampfe für die Emanzipation
der Juden überhaupt, wie im besondern
für deren Gleichberechtigung innerhalb
der Logen. [Vgl. Bh. 1863, S. 814.]
Riga (Hauptst. des russ. Gouvernements
Livland,[1893]: 182754 E.). Hier bestanden
u. a. unter der Grossen Landesloge in Ber-
lin die Logen Apollo, eingew. 14. Aug.
1775, und Castor, gest. 6. April 1778,
von denen 1814 keine Spur mehr vorhan-
den war. [Vgl. Rigascher Almanach 1900,
S. 1. L. 1900. S. 89.]
Ringe, Akademie der erhabnen Meister
vom leuchtenden (Academie des sublimes
maitres de l'anneau lumineux), ist ge-
nau betrachtet eine scientifische höhere
Erkenntnisstufe, die in einigen franzö-
sischen Logen bestand, namentlich im
philosophisch - schottischen Ritus, wo
sie den achten Grad ausmachte. Gestiftet
war sie von Graut, Baron de Blaerfindy,
Mitglied der Loge Le Contrat-Social una
Grossoffizier des philosophisch-schottischen
Systems 1780. Diese Akademie zerfiel in
drei Ordnungen, deren zwei erstem
sich mit der Geschichte der Frei-
maurerei beschäftigten, in deren drittem
das Dogma der ganzen Gesellschaft den
Eingeweihten und dessen Anwendung auf
die höhern Wissenschaften mitgeteilt
wurde. 1784 setzte sich diese Akademie
im Schosse der Loge Parfaite union in
Douai nieder. [Vgl. Annuaire mac. de la
parfaite union de Douai 1814, S. 91 ; Thory,
Acta latom. , I, 290; Ragon, Orthodoxie
maconnique, S. 171; Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, I, 391.]
Rinteln (St. in der preuBs. Prov. Hessen-
Nassau, 4394 E.). 1) Hier bestand eine
Loge Zum Löwen, gest. 25. Aug. 1776
von der Grossen Landesloge in Berlin,
später eingegangen. 2) Eine Loge Wil-
helm zum Nesselblatt hat sicher schon
1787 bestanden [vgl. Bst. R. 1883, S. 167[.
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248
Rio de Janeiro — Ritter, Rittertum in der Freimaurerei.
1794 nmsste sie in Ausführung des Be-
schlüsse* des Reichstags in Regensburg
decken. Als unter Bardelebens (s. d.) Lei-
tung 1814 die hessischen Logen wieder zu
arbeiten begannen, schloss sich ihnen auch
die wiedererwachte, am 80. Okt. 1815 neu
gegründete Loge an und eröffnete ihre |
Arbeiten Mai 1816. Sie schloss sich an j
die Grosse Provinzialloge von Kurhessen
an und wurde den 21. Juli 1824 aufgelöst
(s. oben I, S. 447). 3) Seit 1895 besteht
hier wieder ein Kränzchen Wilhelm
zum Nesselblatt unter der Loge in j
Hameln, genehmigt 10. Okt. 1896. Mit- !
gliederzahl(1900): 12.
Rio de Janeiro (Hauptst. der Vereinig- >
ten Staaten von Brasilien, [1890] 422756 E.).
Hier besteht eine deutsche Loge Zur
Eintracht, gegr. 22. März 1897, unterm
Grossorient von Brasilien.
Rio Grande do Sul (Föderativstaat von
Brasilien), s. Brasilien (oben I, S. 124).
Rlpon, George Frederick Samuel
Robison, Marquis von R., Graf de
Grey, geb. 24. Okt. 1827, war von 1870
bis 1874 Grossmeister der Grossloge von
England. 27 Jahre alt, trat er als erklärter
Radikaler in das Parlament und huldigte
damals der Richtung eines spekulativen
Sozialismus. Nachdem er 1859 — 63 in
der Eigenschaft eines Unterstaatssekretärs
im Kriegsministerium und im Ministerium
für Indien gedient hatte, wurde er 1863
zum Staatssekretär des Kriegs und 1866 I
zum Staatssekretär für Indien ernannt.
Im Ministerium Gladstone bekleidete er
das Amt eines Präsidenten des Geheimen
Rata bis 1874. 1880—84 war er Vizekönig
von Indien, 1886 erster Lord der Admira-
lität und 1892—95 Kolonialminister. —
Seine Wahl zum Grossmeister von England
iateinBeweisdergesellschaftlichenStelluiig,
in der er sich Defand, und sein grosser i
Reichtum machte ihn zu einem wichtigen j
Glied der Grossloge. Er war einer der
tonangebenden Aristokraten Englands
und wurde zugleich als schätzbares Mit-
glied der liberalen Partei betrachtet. Kein
Wunder, dass die Jesuiten für gut fanden, I
diesen Mann zu erobern. Er trat 4. Sept.
1874 zur römisch-katholischen Kirche über ,
und hat als ersten weitern Schritt am 9. j
Sept. 1874 sein Amt als Großmeister
niedergelegt. Er erklärte, »dnss er sich
in Zukunft unfähig fühle, die Pflichten
eines Grossmeisters zu erfüllen, und folg-
lich sich genötigt sehe, seine Stelle nieder-
zulegen.. [Vgl. FZ. 1876, S. 96. Z. 1874,
8. 158, 180, 183. Allgemeine österrichische
Freimaurer-Zeitung 1874, S. 45.]
Rlqnet, August, reformierter Prediger
in Dresden, war 1809 bei der Loge Zu
den drei Schwertern in Dresden angenom-
men worden. Als 1810 die Krause-Moss-
dorf sehe Angelegenheit (s. oben I, S. 575) zur
Verhandlung in der Loge kam, trat er
warm für die Angeklagten ein [vgl. »Vor-
trag in einer allgemeinen Versammlung etc.
am 17. Dec. 1810« (Dresd. 1811)], und
als seine Verteidigung ohne Erfolg blieb,
deckte er, sowie seine Gesinnungsgenossen
Maler Meyer und Dr. jur. Burkhardt die
Loge. [Vgl. Peuckert, Geschichte der
Loge zu den drei Schwertern etc. (Lpz.
1883), S. 110.]
Rite, an sich gleichbedeutend mit Ritual
(s. d ), wird in der französischen Freimau-
rerei gleichbedeutend mit Lehrart (System)
(s. d.) gebraucht.
Rite ancien reTorme" heisst die Lehrart
des Grossorients von Frankreich in den
Niederlanden.
Rite leossais ancient et accepte\ b.
Schottischer Ritus.
Rite eeofisais phllosophlqne, s. Schot-
tischer philosophischer Ritua.
Rite primitif, s. Primitif Rite.
Rite rectiflß, s. Rektifiziertes System.
Rite reTorme oder Reformiertes System
wurde manchmal das auf dem Konvent des
Gaules in Lyon (s. d.) 1778 angenommene
System der Chevaliers de la Sainte Cite"
genannt. (S. Rektifiziertes System.)
Rittberg, Benno George Albrecht
Heinrich Graf von, Landrat des
Kreises Marienwerder und Geheimer Re-
gierungsrat, geb. 2. Mai 1802 in Stangen-
berg, Kreis Stuhm, gest. 8. Nov. 187o in
Marienwerder, trat beim Kammergericht
in Berlin in den Justizdienst und wurde
bald darauf an das Oberlandesgericht in
Marienwerder versetzt. Nachdem er kurze
Zeit ein Richteramt in Tolkemit bekleidet
hatte, wurde er 1. Jan. 1834 Landrat des
Kreises Marienwerder und blieb es fast
32 Jahre bis zu seiner Versetzung in den
Ruhestand am 1. Okt. 1865. Die Stadt
Marien werder ernannte ihn in Anerkennung
seiner Verdienste um den Kreis zum Ehren-
bürger. — R. wurde 24. Juni 1834 in der
Loge Zur goldnen Harfe in Marienwerder
aufgenommen, war 1842—1846 ihr zweiter
Aufseher, 1848—1849 zugeordneter und
1849—1851 delegierter altschottischer Ober-
meister der dortigen Schottenloge.
Ritter (Chevalier, Knight), Rittertum
In der Freimaurerei. Die gegen die Mitte
des 18. Jahrh. von Frankreich aus ver-
breitete Auffassung der Freimaurerei als
eines Ordens, der mit den Ritterorden des
Mittelalters in engem geschichtlichen Zu-
sammenhange stehe, ist Veranlassung zu
den unheilvollsten Verirrungen der Frei-
maurerei von ihrem wahren Ziel und
ursprünglichen Pfad geworden. Die Un-
richtigkeit jener Auffassung ist erst in
neuerer Zeit, insbesondere auf Grund der
gründlichen geschichtlichen Forschungen
deutscher Gelehrter dargelegt und die
wahre Entstehung der Freimaurerei aus
den Bauhütten der Steinmetzen nachge-
wiesen worden; gleichwohl zählt sie in
Frankreich, England und besonders Nord-
amerika noch viele Anhänger, und auch in
Ritter, schwarze — Ritual.
249
Deutschland findet sie in der sogenannten
schwedischen oder Zinnendorfscnen Lehr-
art (s. d.) noch eine Statte. In dem letz-
tern tritt das Rittertum gleich von der
untersten Stufe an hervor, indem man als
Freimaurer-Ritter und -Lehrling aufge-
nommen wird. In andern, ausserdeutschen
Lehrarten, die Hochgrade (a. d.) kennen,
werden verschiedne höhere Grade als die
von Rittern mit verschiednen Beinamen
bezeichnet. [Vgl. Schiffmann, Die Ent-
stehung der Rittergrade um die Mitte des
18. Jahrhunderts. (Leipzig 1882).]
Ritter, schwarze, s. Schwarze Brüder.
Ritterbund hiess die Gesellschaft, die
sich in Wetzlar bei Goethes (s. d.) Aufenthalt
daselbst und durch dessen Vermittlung
und besondere Beihülfe Goues (s. d.) 1771
gebildet hatte. Er erscheint gewisserweise
alseine Nachbildung der strikten Observanz,
die Mitglieder führten Ritternamen und
sprachen scherzweise im Stil des mittel-
alterlichen Rittertums, um sich andern
Anwesenden gegenüber als zu einander
gehörig zu erkennen. Ausser den Ritter-
namen war auch ein symbolisches Buch
»Die vier Haimonskinder« vorhanden,
dessen Inhalt Goethe behandelte, damit
sie bei Festen und Feierlichkeiten vorge-
tragen werden sollten. >In dieses Ritter-
wesen verschlang sich*, wie Goethe [Werke,
Bd. 18 der 30 bändigen Ausgabe 1851, S 77]
in seinem Leben sagt, »noch ein seltsamer
Orden, welcher mystisch und philosophisch
sein sollte und keinen eigentlichen Namen
hatte. Der erste Grad hiess der Übergang,
der zweite _des Übergangs Übergang^ der
dritte des Übergang» Übergang zum Über-
gang,und der vierte des Übergangs Übergang
zu des Übergangs Übergang. Den hohen Sinn
dieser Stufenfolge auszulegen, war die
Pflicht der Eingeweihten, und dieses ge-
schah nach Massgabe eines gedruckten
Büchelchens, in dem jene seltsamen Worte
auf eine noch seltsamere Weise erklärt
oder vielmehr amplifiziert waren.« Ausser
den von Goethe mitgeteilten Namen, er-
fahren wir nur noch durch Bretschneider
in seiner Reise nach London und Paris
(Brl. 1817) die Namen von Ganz und
Jerusalem (der sich 29. Okt. 1772 erschoss).
Die Seele des Ganzen war Goue\ von dem
Goethe (a. a. O., S. 76, 77] ein charakte-
ristisches Bild entwirft. [Vgl. auch Blätter
für literar. Unterhaltung, 1852, Nr. 52,
S 1226 ]
Ritter der heiligen Stadt (Chevaliers
bienfnisants de la Sainte Cit£) s. Hekttfl-
ziörtos System.
Ritter der Wohlthiitigkeit. Diese Be-
zeichnung nahmen die deutschen Provinzen
des bisherigen v. Huudschen Tempel-
herrensystems (s. d.) 1782 auf dem Kon-
vent zu Wilhelmsbad (s. d.) an; man be-
hielt die bisherigen sechs Grade bei,
arbeitete aber die Rituale um.
Ritter-Koinniandeurehiesseu früherauch
die Mitglieder des 10. Grads der Lehrart
der Grossen Landesloge in Berlin, die jetzt
Brüder vom roten Kreuz heissen.
Ritternamen, s. Ordenanamen.
Rlttershaiis, Emil, deutscher Dichter,
geb. S. April 1884 in Barmen, gest. das.
8. März 1897, widmete sich dem Handel
' als Lebensberuf, während er seine Muse-
I stunden der Dichtkunst weihte. In den
Freimaurerbund wurde er 20. Mai 1868
in der Loge Zum westfälischen Löwen
\ in Schwelm aufgenommen und beteiligte
i sich an Gründung der Loge Lessing in
; Barmen, in der er von 1875 zugeordneter
I Meister, von 1878—1886 Meister vom Stuhl
war und dann zum Ehrenmeister ernannt
wurde. Seit 1879 war er Vorsitzen-
der des Vereins deutscher Freimaurer, in
welcher Eigenschaft er viel wirkte. R.
war auch im bürgerlichen Leben für hu-
manitäre Bestrebungen und Einrich-
tungen ungemein thätig in seiner Heimat.
Er gründete den Bürgerverein, dessen Prä-
sident er war und aus dem eine Fort-
bildungsschule hervorging. Seine dichte-
rischen Erzeugnisse haben allgemeinen
Anklang gefunden, so »Gedichte«, »Neue
Gedichte«, »Am Rhein und beim Wein«,
•Das Buch der Leidenschaften«, »Aus den
| Sommertagen«. In unzähligen Zeitschrif-
ten finden sich Gedichte von ihm. Ein
Denkmal für R. ist im Stadtpark zu Bar-
men errichtet und 20. Juni 1900 einge-
weiht worden, zu dem auch die Freimau-
rerlogen namhafte Beiträge lieferten. 1874
erschien von ihm: »Dem Papste!« Ant-
wort auf die Enzyklika vom 21. Nov. 1873,
in der die Freimaurer verflucht werden,
1900 die fünfte Auflage seiner »Frei-
maurerischen Dichtungen« (Lpz.) und »In
Bruderliebe und Brudertreue« (Lpz.
1893). [Vgl. Mittheilungen aus dem Ver-
ein deutscher Freimaurer 1897/98, S. 58.
Bbl. 1897. S. 181. Bh. 1897, S. 118; 1900,
S. 289. FZ. 1897, S. 97. L. 1893, S. 201;
1897, S. 41, 57. Andriessen, Emil R. als
Dichter und Mensch (.1897).]
Ritter und Brüder St. Johannis des
Evangelisten, s. Asiatische Brüder.
Ritter vom Osten, der 6. Grad in der
Lehrart der Grossen Landesloge in Berlin.
Ritter vom Osten und Westen, s. Kai-
ser vom Osten und Westen.
Ritter vom Westen, der 7. Grad in der
Lehrart der Grossen Landesloge in Berlin.
[Vgl. Schiffmann, Entstehung der Ritter-
grade (Lpz. 1882i, S. 152. |
Ritter von den drei Königen, s. Könige.
Ritter von R. S. Y. C. 8. (d. i. Rosy-
cross), s. R. 8. Y. C. 8- und Heredom.
Ritual (Gebrauchtum, welcher Ausdruck
aber nicht ganz den Begriff deckt) bezeich-
net die bestimmte Ordnung, in der eine
sinnbildliche Handlung oder ein Gebrauch
vor sich gehen soll. I. Das Ii. ist vielfach
den alten Handwerksgebräuchen der Stein-
metzen nachgebildet und hat von da seinen
ized by Google
250
Ritual.
Ursprung, wie mau dies noch heute deut-
lich erkennt. II. Das R. hat innerhalb
der Freimaurerei seine besondere Bedeu-
tung, weil die freimaurerischen Lehren
nicht durch Worte, sondern durch sinn-
bildliche Formen und Gebräuche mitgeteilt
werden, in diesen als Schatz enthalten und
verborgen sind. Eine kurze Deutung giebt
der Katechismus (s. d.); aber sie ist so
kurz, dass sie nur als eine Anregung zu
weiterm Nachdenken aufgefaest werden
kann. Das K. und im Zusammenhang da-
mit die Sinnbilder — s. d. — (Symbole) sind
der Freimaurerei so wesentlich, dass sie
ohne solche nicht wäre, was sie ist.
III. Beinahe jede maurerische Lehrart hat
ihr besonderes, bald mehr, bald weniger
abweichendes lt. , ja selbst innerhalb ein
und derselben Lehrart ist es oft verschie-
den. Im R. spiegelt sich gewissermassen
die besondere Lehrart ab und teilt jenem
ihren eignen Charakter mit, wenn auch
in den Grundgedanken eine Einheitlich-
keit nicht zu verkennen ist. Eine durch-
gehende Einheitlichkeit erscheint nicht
einmal wünschenswert ; die Mannigfaltig-
keit im einzelnen erfrischt und belebt,
sichtet und läutert. IV. Das R. ist von
den einzelnen Grosslogen ihren Tochter-
logen vorgeschrieben; einzelne gewahren
indes eine gewisse R.-Freiheit. Diese be-
steht entweder darin, dass die Wahl des
R. ganz freigestellt bleibt und nur die
Genehmigung der Grossloge vorbehalten
ist, damit nichts dem Wesen der Frei-
maurerei Fremdes sich einschleiche, oder
in der Zulassung gewisser Abwechslungen,
um der Eintönigkeit vorzubeugen. Das
erfordert allerdings Geschick und Ver-
ständnis. In dieser Beziehung hatten Mar-
bach fs. d.) durch seine »Agenden« (J ,
4. Aufl., 1877. B., 3. Aufl., 1*93. MB., 2
Aufl., 1874) und R.Fischer (s. d.) durch seine
»Maurerweihe« (3. Aufl., 1900), insbeson-
dere auch die Zeitschrift »Am Reissbrette«
(s. d.) in neuerer Zeit viel genützt und ge-
schaffen. Dadurch ist eine Durchgeistigung
des R. eingeführt. Manche Logen wollen
davon nichts wissen; es erfordert für den
leitenden Meister Arbeit und geistige Kraft,
belebt aber die Logenversammlungen und
hebt die Teilnahme. Einzelne Grosslogen
verlangen unbedingtes Festhalten am Her-
gebrachten, so dass sie keinerlei Ände-
rungen selbst am Buchstäblichen zulassen.
Das ist keinesfalls zu billigen. [Vgl.
Mittheilungen aus dem Verein deutscher
Freimaurer 1900/1, Anh. VIII.] V. Das
Bedürfnis einer fortschreitenden Verbesse-
rung des R. (R. -Reform) ist schon lange
zu Tuge getreten und anerkannt worden,
weshalb vielerlei Änderungen schon von
Grosslogen vorgenommen worden sind.
Deutschland ist in dieser Beziehung voran,
während Amerika und teilweise selbst Eng-
land noch sehr im alten Gleisesich bewegen.
Schröder (s. d.) hat zuerst nebst Fessler
I (s. d.) umfassende Änderungen vorgenom-
] men. Die Loge Zur edeln Aussicht in
Freiburg schuf durch ihren Meister vom
Stuhl Ficke (s. d.) ein R. auf ganz neuer
Grundlage (I. Gr. 1866, 1870. U. Gr. 1867.
III. Gr. 1876). Auch Bluntschli (s. d.) ver-
fasste ein R. (1867). Ebenso hat die Gross-
loge Zur Sonne ein solches aufgestellt,
und Findel gab für alle drei Grade einR. her-
aus (2. Aufl. 1875). Beachtenswert ist ferner
das R. der Loge Concordia in St. Gallen
(1868). Die R.-Reform wird auch nicht
ruhen. Denn das R. hat das Gepräge der
Zeit zu tragen (s. über die Grundsätze der
R.-Reform Gebräuche ). Das Ideal einea
R. beruht darin, »dass jede einzelne Ar-
beiteloge mit allem, was in ihr gesprochen
wird, ein kunstgerechtes, d. h. in sich ein-
heitliches Ganze darstellt. Jeder Logen-
arbeit sollte das wesentlich aus Handlungen
bestehende R. gleichsam als festes Knochen-
gerüst zu Grunde liegen, um das sich als
ein geistiger Leib alles, was gesprochen
wird, zur Darstellung einer schönen indi-
viduellen Gestalt an- und umlegt. Zur
klarsten und ausdrucksvollsten Erschei-
nung muss der Gedanke, um dessen Dar-
legung es sich handelt, im Lehrvortrag
kommen, was sonst an Zurufen, Sprüchen,
Gebeten u. s. w. gesagt wird, darf nur
vorbereitend, erläuternd, zur begeisterten
Auffassung hinleitend um den Vortrag sich
stellen.» VI. Das R. -Buch enthält das vor-
geschriebene R. Ursprünglich wurde das
Ii. nicht gedruckt, sondern mündlich über-
liefert. Die in England noch gebräuchlichen
sog. Unterrichtslogen (s. d.) sind eigent-
lich nur zurEinprägung des R. vorhanden.
Heutzutage giebt es, wenigstens in Deutsch-
land allenthalben, R.-Bücher, doch sind
sie teilweise noch nur geschrieben. Ihre
sorgfältige Aufbewahrung gilt als beson-
dere Verpflichtung. [Vgl. R., dessen Ein-
übung und was damit zusammenhängt in
I England: HZC. 1897 98, S. 45. Geschichte
des maurerischen R. in England und Ame-
| rika: Mittheilungen aus dem Verein deut-
i scher Freimaurer I, Heft 2, S. 18. Bh.
1863, S. 89. Vollständige R. enthält:
Ragon, F. M., Francmaconnerie (Rituels
maconniques) (Paris 1861, 16 Hefte);
ferner Freemasonry illustrated. A complete
Exposition of the" first seven masonic de-
grees, bv Jacob O. Doesburg (12. Aufl.,
Chicago "1895 1. Wichtigkeit und Bedeu-
tung des R.: Bbl. 1895, S. 538. Bh. 1885,
8. 265. R.-Freiheit: Bh. 1876, S. 175. Re-
form der R.: Bh. 1860, S. 171; 1866, S.
13; 1868, S. 250; 1885, S. 137. FZ. 1890,
S. 251. Sl. 1896, S. 52. Triangel 1869,
S. 122. Z. 1874, S. 94. R.-Freiheit in
der Grossloge Zur Sonne: Bh. 1872, S. 11.
Feustel, Denkschrift über die Verhand-
lungen der Grossloge Zur Sonne, bez.
der R.-Frage (1872). R. Fischer, Entwurf
zu einem Handbuch für die Amtstätig-
keit der Logenmeister (Lpz. 1891), S. 69.]
Ritus — Rocke.
251
Ritus, 8. Rite. Ritual.
Rlroll. Timoteo, Grossmeister der ita-
lienischen Freimaurerei, gest. 1H95 88 Jahre
alt in Turin, hatte als vertrauter Freund
Garibaldis (s. d.) desaen sämtliche Feldzüge
mitgemacht und »ich als Säule der italieni-
schen Freimaurerei einen Namen erworben.
[Vgl. Bbl. 1895, S. 272.]
Robert, Karl Wilhelm, geb. 1740 in
Kassel, gest. das. 1803, war Oberkonsisto-
rialrat, Generalsuperintendent und Professor
der Theologie in Marburg^ legte 1778 seine
sämtlichen theologischen Ämter nieder, stu-
dierte die Rechte und wurde 1782 ordent-
licher Professor der Hechte in Marburg und
später 1797 Oberappellationsrat in Kassel.
— Er wurde in der Loge La concorde in
Lyon 1768 aufgenommen und in der Loge
La vertu in Paris befördert. 1772 war er
Meister vom Stuhl der Loge Zu den drei
Löwen in Marburg und blieb in diesem Amte
aueh noch bei der 2. Okt. 1772 als Filial-
loge gestifteten Loge Zum gekrönten Löwen
das. Er trat der strikten Observanz bei.
Das Marburger Archiv enthält viele seiner
Reden und Arbeiten.
Rohison, John, geb. in Boghall bei
Stirling, 1762 Flottenoffizier, dann 1774
Professor der Naturgeschichte und Sekre-
tär der königlichen Akademie der Wissen-
schaften in Edinburg, woselbst er 30. Jan.
1805 starb, war neben Barruel einer der hef-
tigsten Gegner des Maurerbundes und trat
gegen diesen 1797 mit dem Buche auf:
»Proofs of a conspiraey against all the Reli-
gionsand Governments ofEurope carried on
in the Secret Meetings of the Freemasons,
Illuminati, and Reading Societies« (Edin-
burg 1797), das verschiedne Auflagen und
Übersetzungen ins Französische, Deutsche
und Holländische erlebte. Aus der deut-
schen Übersetzung, in der der Vorrede
nach alles das weggelassen ist, was nur dem
Engländer von Belang ist oder was nicht
gerade zum Zweck führt, steht ein langer
Auszug in dem (Köthener) Taschenbuch
für Freimaurer auf das J. 1802, S. 892—413,
und in dem Jahrgang 1803, S. 151-218
ein Aufsatz: Ȇber die Beschuldigungen,
welche dem Freimaurerorden in den neues-
ten Zeiten von den Gegnern desselben
gemacht worden sind, in Beziehung auf
den von der batavischen Brüderschaft des-
halb ausgesetzten Preis auf die beste Wi-
derlegungsschrift.« Die Freimaurer in der
damaligen batavischen Republik hatten
1801 dem, der am besten beweisen würde,
•dass die Schriften Barruels, R.'s, des ano-
nymen Verfassers des Tombeau de Jac-
ques Molay und so vieler andern, die
sich erlaubten, die Freimaurer zu beschul-
digen, dass sie die Ursache sowohl der
religiösen, als der politischen und gesell-
schaftlichen Trennungen und Zwistigkei-
ten in Europa wären, nicht einmal einen
Schatten von Wahrheit besässen und folglich
die Verachtung verdienten, welche die Frei-
maurer selbst dagegen bewiesen hätten«,
eine Denkmünze von 50 holländischen Du-
katen im Werte versprochen. [Vgl. Merz-
dorf, Denkmünzen, ö. 100, Nr. 17, s. auch
Preisaufgaben.] Die Antworten sollten
noch vor dem 1. Mai 1802 an den General-
sekretär P. Brouwer zu Amsterdam ein-
gesendet werden. Allein noch früher,
als dieser Preis ausgesetzt wurde, hatte
i Mounier (s. d.), während seines Aufent-
! balts im Schlosse Belvedere bei Weimar
seine Schrift: »De l'infiuence attribuee
aux Philosophes, aux Franc-Macons et aux
Illumines sur la revolution de France«
(Tübingen 1801) drucken lassen, von
der eine deutsche, eine englische und
zwei holländische Übersetzungen erschie-
nen. [Vgl. über das Buch Neuer Teut-
scher Merkur, 1801, St. 6, S. 158 bis
158.1 Über R.'s Buch fällt Mounier am
Schlüsse der Einleitung in einer Note fol-
gendes Urteil: »Es verdient unter denen,
gegen welche diese Schrift gerichtet ist,
eine ehrenvolle Ausnahme; denn es ent-
hält Thatsachen, in Ansehung deren R.
falsch berichtet worden war und aus de-
nen er Schlüsse zog, die ich nicht gelten
lassen kann; aber wenigstens trägt doch
alles in demselben das Gepräge von der
Reinheit seiner Absichten; auch findet
man darin sehr nützliche Wahrheiten.
Wenn er ein Feind des Unglaubens und
der Zügel losigkeit ist, so ist er nicht we-
niger dem Despotismus und dem Aber-
glauben abhold, und er hält keineswegs
die Mönchsgelübde, die Inquisition, das
Lehnwesen und die willkürliche Gewalt
für den höchsten Grad der Vollkommen-
heit des menschlichen Geistes«.
RochefouOHult-Bayers, Marquis de la,
war von 1776—85 Grossmeister der soge-
nannten Mutterloge des schottisch-philoso-
phischen Ritus, dessen Auftreten vor dem
maurerischen Publikum von besonderm
Einfluss war und der sich namentlich durch
seine Versammlungen (Convents philoso-
phiques) Achtung erwarb, da deren Zweck
war, über Materien, die zum Geschicht-
lichen oder Dogmatischen der Freimaurerei
gehörten, Belehrung zu erteilen.
Rochester (St. im nordatnerikan. Staat
New York, [1895) 160000 E.). Hier be-
steht unter der einheimischen Grossloge
eine deutsche Loge Germania Nr. 722,
gegr. 7. März 1872. Vers.: 2. und 4. Mitt-
woch im Masonic Temple.
Rochlltx <8t. im Königr. Sachsen, 6847
E.). I. Schon 1822 bestand hier ein Klub
Der kleine Zirkel des Archimedes,
dessen Vorsitzender Fallou (s. d.) war.
II. Ein neues Kränzchen wurde am 21. Dez.
1*6;» gegründet, ist aber längst wieder ein-
gegangen. — Über die hier bestandne Stein-
metzhütte s. R. 1891, S. 53.
Rocke, Gotthelf Moritz, geb. 1816 in
Zschortau, gest. 1873 als Prediger in Kalbe
a. d. Saale, wurde aufgenommen in den
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262
Rück aer — lioehr.
Freimaurerbund in der Loge Zu den drei
Degen in Holle a. 8. 1866 und war 1860
bis 1864 deren Redner. [Vgl. Hertzberg,
Hallesche Festschrift (1898), S. 15 J Ver-
öffentlicht hat er: »Maurergruss in (86)
Liedern. Kleine Symbolik des ersten Mau-
rergrades« (Lpz. 1862) und verschiedne j
Reden in FZ. 1860.
Röckner, Gottlieb Christian, Kon-
sistorialdirektor, geb. 5. Mai 1766 in Bla-
diau bei Heiligenbeil, gest. 1. Juni 1828
in Marienwerder, wurde 1788 Feldprediger
und machte als solcher den polnischen
Feldzug von 1794 mit. Später wurde er
Feld probst, 1809 Landpfarrer in Pobethen
im Samland und 1810 erster Pfarrer, Su-
perintendent und Konsistorialrat in Ma-
rienwerder. Er machte sich verdient um
die Kirchenpflege und das Schulwesen, !
namentlich durch die Einrichtung vieler i
Schullehrerseminare. — R. wurde in der j
Loge Zur goldnen Harfe in Marienwerder
27. März 1811 aufgenommen und war dort
1814-1818 Redner, 1818—1823 zugeord-
neter Meister und 1828—1828 Meister vom
Stuhl.
Röder zu Diersburg, Karl Freiherr
v., Generalleutnant z. D., geb. 20. März
1828, gest. 7. Febr. 1899, gehörte seit
2. Febr. 1848 der Loge in Worms an, die
sein treues und eifriges freimaurerisches
Wirken durch die Wahl zum zugeordneten
Meister vom Stuhl, später durch die Er-
nennung zum Ehrenmeister würdigte. Seit
1868 war er Mitglied der Grossen Frei-
maurerloge Zur Eintracht in Darmstadt.
RoSttlers de Montaleau, 1) Alex. Louis,
Direktor der Münze, dann Mitglied der
Finanzkammer in Paris, geb. 1748 das.,
gest. 30. Jan. 1808, war zuerst Mitglied
der Mfcre-Loge Ecossaise in Marseille 1772,
dann des Grand Orient seit 7. April 1780,
schloss 2. Febr. 1784 den Vertrag zur Bil-
dung des Grand Chapitre de France und
ward beauftragt, die Hefte der Hochgrade i
durchzusehen und auf eine einzige und
übereinstimmende Gestalt zurückzuführen.
Am 24. März 1785 unterzeichnete er »im
dritten Jahre unsers Amtes als 55. Gross- I
meister » denVertrag, wodurch sich dasGross-
kapitel mit dem Gerbierschen Grand Cha- j
pitre de France vereinigte, und war unter
den zum Konvent der Philalcthen (s.d.) einge-
ladnen Mitgliedern der Loge Amis r<*uni*. Er
war 1792 Hammerführender dieser Loge,
1793 Mitglied der Loge Le centre des atnis
und führte 1808 deren Hammer, wie er
auch — trotz seiner hohen Stellung im
Grossorient - 1804 und 1805 Vorsitzen-
der der Loge L'amitie* und Mitglied der
Loge Le centre des amis war. Seit 7. April
17*U Mitglied des Grossorients, wurde er
1787 Präsident der Kammer von Paris,
17«8 Präsident des neu errichteten Cha-
pitre Metropolitain und dessen fünften (in-
nersten) Ordre, 1789 Präsident der Kam-
mer der Grade und, nachdem 1793 Tassin
unter der Guillotine gefallen war, President
du Chambre d' Administration. Aus Arg-
wohn eingekerkert, rettete ihn der 9. Ther-
midor (28. Juli) 1794 vor der Guillotine.
Er sammelte die zersprengten Glieder des
Vereins, brachte eine Vereinigung der
Grande Loge de France mit dem Gross-
orient wieder zu stände, bildete eine neue
Oberbehörde, sammelte die zerstreuten Ur-
kunden, knüpfte den Briefwechsel wieder
an, suchte alle Streitigkeiten zu schlichten
und gab der französischen Maurerei aufs
neue Festigkeit. Obgleich 1795 zum Gross-
meister der Logen von Frankreich ernannt,
nahm er wohl dessen Arbeiten auf sich,
nicht aber den Titel und begnügte sich
mit dem eines Grand Vene>able. Sein Tod
ward allgemein betrauert, und einer seiner
Lobredner sagt: »Er schloss sein Leben
als ein Philosoph: er hatte als Menschen-
freund gelebt und das Glück seiner Kin-
der, sowie seiner ganzen Umgebung ge-
gründet«. [Vgl. Thory, Histoire, S. 75 bis
94; Heldmann, Denkmäler, S. 506. Kloss,
Geschichte der Freimaurerei in Frankreich,
I, 844—346, 348, 352, 426, 466, 521-525.]
2) Chevalier Alexander Henri
Nicolas, Sohn des Vorigen, wurde 12. Febr.
1808 an die Stelle seines Vaters — vorzüglich
um dessen Andenken den verdienten Tribut
zu zollen — zum Repräsentant particulier
du Grand -Maltre de l'Ordre en France
ernannt. Als der Grossmeister Joseph
Napoleon 1814 seiner grossmeisterlichen
Würde für verlustig erklärt und durch
drei Conservateurs ersetzt wurde, führte
er den Titel: Repräsentant des trois Grand-
Conservateurs de l'Ordre, wurde später,
als Macdonald Grand Maltre adioint war,
wieder Repräsentant particulier au Grand-
Mattre. [Kloss, Geschichte der Freimaurerei
in Frankreich, I, 344, 521 und an ver-
schiednen Stellen im zweiten Bande.)
Roelir, Eduard, geb. 19. Juli 1815 in
Schleiz, studierte auf der Universität Leip-
zig die Rechte, sah sich aber infolge sei-
ner Beteiligung an den Freiheitsbestrebun-
gen genötigt, im Juli 1849 nach Amerika
zu gehen. Mit mancherlei widerwärtigen
Schicksalen kämpfend, errichtete er 1851
eine deutsche Buchhandlung in der Stadt
Williamsburg, gegenüber New York. Im
Februar 1853 in der in Williamsburg eben
gegründeten deutschen Loge Schiller Nr.
3u4 aufgenommen, entwickelte er bald in-
und ausserhalb der Loge eine rege maure-
rische Thätigkcit, gründete 1854 die stets
eine eiuflussreiche Wirksamkeit entfaltende
maurerische Zeitschrift »Der Triangel« (s.d.),
die 1879 mit dem 25. Jahrgang eingegan-
gen ist, und gab 1856, 1857 und 1859 Mb
1860 die »Amerikanisch -Deutschen Jahr-
bücher für Freimaurer« heraus, die eben-
falls zur Hebung der deutschen Maurerei
in Amerika von ausgezeichnetem Nutzen
waren und die Hauptquelle über deutsch-
amerikanische maurerische Zustände bil-
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Rüllig — Roman.
253
deten. Sein »Allgemeines maurerisches
Liederbuch« (Williamsburg 1856) erschien
1864 in zweiter Auflage. Die Ausdauer
und die Verdienste K.'s erhielten auch
Ton selten der deutschen Maurer in Ame-
rika sowohl, als seitens der amerikanischen
Maurerund der maurerischenPresseDeutsch-
lands vollständige Anerkennung. Beschlüsse
der deutschen Loge Buffalos nennen ihn
den «Pionier der deutschen Maurerei« in
Amerika; die Universität des Staats Ken-
tucky in La Orange — unter maurerischem
Protektorat stehend — erteilte ihm im
Juni 1860 das Ehrendiplom eines »Dok-
tors der Rechte«. Er bekleidete 1856 und
1857, ferner 1859 und 1860 mit ausgezeich-
netem Erfolg das Amt des Meister vom
Stuhl der deutschen Loge Schiller Nr. 304
zu Williamsburg und gründete im Dezem-
ber 1868 die deutsche Loge Copernicus Nr.
545 in Brooklyn, in der er mit Eifer und
Erfolg den Hammer führte. — Den lang-
jährigen, unermüdlichen Bestrebungen R. s
ist es besonders zu verdanken, dass das
Verständnis der strebenden und denkenden
deutschen Maurerei den deutschen Maurern
Amerikas näher geführt und der wahre,
einfache maurerische Geist unter ihnen
angefacht, mehr und mehr verbreitet und
erhalten wurde.
RtflUg, Karl Ludwig geb. 1760, gest.
1804 in Wien. Schon als Kind von be-
deutendem musikalischen Talent machte
er mit seiner Glasharmonika 1780
Reisen durch Deutschland und Frankreich
und spielte 1781 in Wien mit ungemeinem
Erfolg. 1782 trat er dem Freimaurerbunde
bei. Er erhielt einen Ruf nach Paris.
Hier wurde er mit Mesmer (s. d.) bekannt,
bei dessen magnetischen Versuchen er mit-
wirkte; er verlor aber an Ansehen und
musste in kleinen Städten spielen. In
einer dieser, wahrscheinlich in Lyon, über-
fiel ihn eine Krankheit, von der ihn der
wunderthätige Magus Cagliostro (s. d.)
binnen zwei Tagen heilte. Nachdem er
hierauf längere Zeit in Berlin und sonstigen
deutschen Städten gespielt hatte, kehrte
er 1785 nach Wien zurück, wo er sich
lebhaft am Logenleben beteiligte. Ohne
einer Loge beizutreten, diente er allen
durch sein meisterhaftes Spiel. Kränklich
geworden, musste er dieses aufgeben. Er
suchte Hilfe bei Cagliostro, der 1788 in
einem Landhause in Währing bei Wien
wohnte, allein ohne Erfolg. Born (s. d.)
verschaffte ihm 1790 die Stelle eines Be-
amten der Bibliothek, die er bis zu seinem
Tode bekleidete. [Vgl. Abafi, Geschichte
der Freimaurerei in Österreich- Ungarn IV,
276. L. XXVII, 257 ]
Roman. Neben der ernsten Litteratur
des Freimaurerbundes spielt ausser den
Gedichten und Schauspielen auch die
R.-Form eine Rolle, indem man entweder
der Phantasie allein Spielraum gewährte
oder in romanhafter Form die Geschichte
einzelner Systeme oder Personen darstellte.
Wie jede andre geistige Schöpfung hat in
dieser Beziehung der R. seine volle Be-
rechtigung, obgleich für das wirkliche
Freimaurertum derselbe ohne erhebliche
Wirkung gewesen ist. Kloss führt in seiner
Bibliographie unter Abteilung XXIH gegen
hundert Stück auf, zu denen aber noch
diejenigen kommen, die er aus gewichtigen
Gründen in »einem Buche an andern
Stellen aufgeführt hat oder die erst nach
dem Erseheinen der Bibliographie ans
Licht traten. In der L. XXIII, 13, findet
sich eine Aufzählung und Beurtei-
lung dieser schriftstellerischen Gattung,
die eine kundige Hand verrät und der
wir hier folgen. Man vgl. auch Taute,
Maurerische Bücherkunde (Lpz. 1886), Nr.
2638—2681. — Aus den Staatsromanen,
die Schilderungen freigeschaffner staat-
licher Zustände darstellen, entwickelten
sich die gesellschaftlichen und freimau-
rerischen R , und namentlich sind Morus'
•Utopia«, Campanellas »Civitaa solis«,
J.V. Andreaes »Christianopolis« und Bacons
• Nova Atlantis« die Ausgangspunkte aller
spätem Erscheinungen und haben daher
in den verschiednen Logenbibliotheken
ihren Platz gefunden, weil der Geist dieser
Schriften freimaureriseben Anschauungen
huldigt, die sogar in einigen hochgradigen
Systemen, freilich in Abschwächung, ihren
Wiederhall finden. Durch zwei franzö-
sische R., die Nachahmungen des FeneMon-
schen »Telemach« sind, Ramsays »Voyages
de Cynm« undTerrassons »Sethos«, wird der
Obergang zu den wirklichen freimau-
rerischen R. gebildet, von denen jener
durch den gewichtigen Namen des Ver-
fassers, dieser durch die Hinweisung auf
ägyptische Mysterien zu grossem Ansehen
gelangte ; denn den Ramsavschen R. brachte
man mit dessen Rede in Verbindung, und
| Terrassons Arbeit fand bei Lenoir (s. d.) und
Laurens («. d ), als sie die ägyptischen Mys-
terien in der Freimaurerei in Szene setzten,
grosse Berücksichtigung. — Aus dieser
Vorgeschichte entwickelte sich der frei-
maurerische R., der gerade im 18. Jahr-
hundert einen fruchtbaren Boden fand,
weil damals alles Glück in den Unter-
i Stützungen geheimer Gesellschaften gesucht
wurde. Von dieser Idee wurden damals die
meisten Schriften getragen, es ist deshalb
nur an Goethes »Meister«, Wielands (s. d.)
»Peregrinus Proteus« und andre zu erinnern;
ja Bahrdt (s. d.) suchte sogar das Christen-
tum mit geheimen Gesellschaften in Be-
rührung zu bringen, ein Unternehmen,
aus dem sich ein gewisses System mit dem
vorgeblichen Urchristentum und dessen
apokalyptischer Auffassung zum Schaden
der wahren, reinen Freimaurerei er-
giebt. Neben den geheimen Gesellschaften
wirkten natürlich Geistererscheinungen und
Wunder aller Art, die bald offen, bald
unter Verhüllungen auftraten. Es war eine
ized by Google
Roman.
wunderliche Litteratur, die »ich ent-
faltete. Graue und schwarze Brüder tauchten
auf, Männer der Finsternis und rätselhafte
menschenfreundliche Alte, die das Ganze
lenkten und mit Jahrtausende alter Weis-
heit leiteten, einer Weisheit, die sie aus
den Katakomben der Pyramiden und den
Felsentempeln Indiens auf geheimnisvolle
Weise erhalten hatten. Die Titel dieser
Machwerke blendeten und verwirrten die
Phantasie und Hessen auf Gold schliessen,
das sich jedoch meist nur als Katzengold
erwies. Namentlich verstand man durch
Namenanklänge das Publikum zu locken.
Wir nennen nur z. B. die «Geschichte des
Sonnen ritters, eines Bruders Kosiclair und
ihrer Nachkommenschaft« (1781 /83), »Adel-
bert, der Kreuzritter; oder die schreck-
lichen Proben des geheimnissvollen Buudes
der Magier« (1802), »Marino Falieri, oder
die Bundesbrüder zur Loge des grossen
afrikanischen Löwen« (1804), »Emauuel
oder der schwarze Bund der Kreuzfrommen«,
auch mit dem Nebentitel: »Zenamide oder
die Ritter der heiligen Stadt« (1805). Der-
Sleichen R. waren zumeist voll des höhern
llödsinus und auf Schauerregungen för
ein Leihbibliothekpublikum angelegt.
Die Verfasser hatten es wenigstens nicht
auf eine Täuschung angelegt, die nur
Dr. J. Chr. Ehrmaun (a. d.), der Stifter
des Ordens der verrückten Hofräte, mit
seinem unter Jean Pauls Namen heraus-
fegebnen R.: »Das Buch Glaube, Liebe,
loffnung, oder die notgedrungene Aus-
wanderung des Oberförsters Joseph Wolf
im Jahre 1807« beabsichtigte und erreichte,
da er denen, die sich über die dunkeln
Andeutungen im Buche Aufschlüsse er-
baten, ebenso rätselhaft mitteilte: »Es sei
damit der Bund der Brüder des Thaies
gemeint, welcher kein maurerischer Grad
sei, aber dessen Geschichtliches an alle
neuen Systeme streife.« Die eigentlichen
freimaurerischen R. bewegen sich entweder
in allgemeinen Anschauungen oder huldigen
besondern Richtungen und Neigungen.
Unter den allgemeinen — also solchen, in
denen das Ganze des Bundes zur An-
schauung gebracht werden soll, und
was man dadurch zu erreichen sucht,
dass man den Helden durch alle die
verschiednen Systeme und Grade ge-
wöhnlich mit Hilfe von Exjesuiten hin-
durchführt — sind als die vorzüglichsten
zu nennen: v. Goues (s. d.), »Uber das
Ganze der Maurerei« (1782) (mit dem
spätem Titel »Notuma«) [1788], Göch-
hausens (s. d.) »Freymaurerische Wande-
rungen des weisen Junkers Don Quixote
von Mancha* (1787), Ragotzkys (s. d.) vor-
trefflicher »Franz Hell, oder die Irrwege«
(18U3), Herb. Raus »Mysterien eines Frei-
maurers« (1841). J. G. Kühnes »Frei-
maurer« (18.">.r)) sind nicht der Rede wert,
sowie Max Rings »Rosenkreuzer und Illu-
minaten« (1861) vollständige Unkenntnis
I maurerischer Geschichte verraten. Oswald
Steins »Bundesbrüder« (1864) sind ganz
gewöhnliches Leihbibliothekfutter und
könnten ebenso gut jeden andern Titel
führen. Nicht übergehen dürfen wir aber
die Novellen im Feuilleton der FZ. von
Karl Pilz (s. d.), die von der wärmsten
maurerischen Gesinnung getragen werden,
Beyer — s. d. — (O. Byr), Erzherzog Karls
| Liebe (Stuttg. 1888) und Findel (s. d.),
I Schach Bismarck (2. Aufl., Lpz. 1896). Von
ausländischer Litteratur möge nur das eine
genannt werden: Arnolds »The sign et of
King Salomon« (1860). — Man hat sich aber
nicht begnügt, sich mit der Freimaurerei
im allgemeinen zu beschäftigen, sondern
man ging auch den Anschauungen nach,
die nach und nach den Bund beeinflussen,
und so bildeten sich vier grosse Gruppen,
je nachdem die Mysterien, die Templer,
die Rosenkreuzer und Illuminaten oder
die Steinmetzen in den Vordergrund ge-
stellt und zu Trägern des freimaurerisch ea
Gedankens gemacht wurden. — An die
Spitze der Phantasieerzeugnisse, die die
Mysterien zum Vorwurfe haben, ist von
Mayerns R. »Dya-Na-Sore« ( 1 789) zu stellen,
■ der einen in maurerischen Formen höhern
■ Stils arbeitenden Bund schildert. Ihm ist
Weishaupte »Pythagoras« (1790) beizu-
1 gesellen, worin die Pythagoreischen Lehren
mit Illuminatismus verquickt werden, sowie
Bouterweks »Paullus Septimius« (1795), dei
freilich einen stark philosophischen Hinter-
i grund hat. Kanne sucht in seinen »Sä-
j mundis Führungen« (1816) die Ansicht
i derer zu vermitteln, die das Christentum
als einen Geheimbund entstehen lassen,
der eigentlich Maurerei gewesen sein soll.
— Die zweite Abteilung hatte mit den
Tempelherren zu thun und darin einen
vortrefflichen Tummelplatz gewonnen, alle
Künste der Einbildung spielen zu lassen.
Hier hätte man vermuten sollen, lauter
I Schriften zu erhalten, die das Mass der
Mittelmässigkeit wenigstens überschritten.
Dem ist aber nicht so; denn der erste
dieser R. Nauberts »Walther von Mont-
barry« (1786) beschäftigt sich weniger mit
den Tempelherren, als einer jenem ange-
dichteten Liebschaft. Die bessern die-
ser Klasse sind Spindlers »Erschlagener
Meister. (1829), worin die Entstehung des
Gebrauchs der Frauenhandschuhe erzählt
wird, sowie der 1888 erschienene »Tempel-
ritter«, in dem um die einfache Verwick-
lung der Geheimlehre des Ordens, das
Ritual, die Dogmatik und Scholastik, sowie
das Ritter- und Mönchswesen geschickt
gruppiert ist. — Aus der Abteilung, die
sich mit der Nachtseite unsrer Verbindung
abgiebt, also der Goldmachern, Rosen-
kreuzerei, Magie, Illuminatismus, ist eigent-
lich nur Albrechts »Geheime Geschichte
eines Rosenkreuzers« (1792) hervorzuheben,
die jedoch kein R. ist, sondern die wirk-
lichen Begebenheiten Radickes so drastisch
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Romberg — Rönnefahrt.
schildert, dass für besondere Erfindungen
— wenn sie überraschend sein sollen —
nichts übrig bleibt. Glücklicherweise hat
diese ganze Gattung mit den geschilderten
Zuständen sich ausgelebt. — Die letzte
Abteilung bilden die R., in denen die
Steinmetzen als Träger der maurerischen
Ideen erscheinen. Diese folgen alle Becks
•Geschichte eines deutschen Steinmetzen«
(1834), die sich als eine Originalmitteilung
betrachtet wissen will und der Melas'
(Schwarz) »Erwin von Steinbach« (1884)
auf dem Fusse nachfolgte. 1840 schrieb
Klencke (unter dem Pseudonym K. L.
Hencke) »Die Freien Steinmetzen« und
Sab denselben K., erweitert 1863, unter
em Namen »Die Bauleute zu Köln« von
neuem heraus. In diesen beiden Schriften
wird Wahrheit und Dichtung bunt durch-
einander geworfen, sodass es eines kenntnis-
reichen Lesers bedarf, wenn man sich nicht
durch falsche Vorstellungen auf eine un-
sichere Bahn verlocken lassen will. Einen
R. ähnliche Richtung finden wir in Luise
Ottos »Nürnberg 1859«. — Neben diesen
Hauptrubriken laufen auch noch solche
Schriftstücke, in denen einzelnen Personen
ein freimaurerischer Hintergrund gegeben
wird, wie: »Das Haupt der Asiatischen
Brüder Boheman« (1804), Libers »Theo-
phrastus Paracelsus«, Klenckes »Beireis«
u. a. Auch die Frauen finden in diesen Phan-
tasiegebilden ihren Platz, und so gab 1856
Monaelet, »Die Freimaurerei der Frauen«
heraus, worin die Idee durchgeführt wird,
dass sich die Frauen, wie die Männer zur
Durchführung höherer Zwecke vereinigen
sollten. In einer grossen Anzahl R. wird
beiläufig der Freimaurerei gedacht, so
wird z. B. in Müllers Geschichte »Selims
des Glücklichen« (1792) im vierzigsten
Kapitel das Starcksche Klerikat geschildert,
in Tiecks • Wundersüchtigen« die deut-
schen Freimaurer um 1770, und Bungener
in seinem »Julien, ou la An d'un siede«
(1854) gebraucht die Freimaurerei als not-
wendige Durchgangsphase seines Schütz-
lings. — In neuerer Zeit sind wiederholt
Versuche gemacht worden, die Freimau-
rerei in R. einzuflechten und teilweise
ganze Aufnahmen und Rituale dabei zu
benutzen. Sie alle hier aufzuzählen, hat
keinen Zweck. Zumeist gehen sie von
Leuten aus, die nur aus sogen. Verräter-
schriften geschöpft haben und daher Rich-
tiges mit Falschem vermengt bieten. Er-
wähnt sei nur von den neuern Schriften
Sauers »Loge zur brennenden Fackel«
(Görlitz 1876). Besser unterrichtet ist in
manchen Beziehungen Karl Gutzkow in
seinen für Freimaurer höchst lehrreichen
»Rittern vom Geiste«. Aus dem Bunde
selbst nahm diesen zum Vorwurf Schnee-
berger (s. d.), genannt Arthur Storch,
in seinem »Freimaurer und Jesuit« (Wien
1869). Das Leben Hunds (b. d.) behandelt
der in der FZ. 1875 als Feuilleton
erschienene R. von O. Henne-Am Rhyn:
»Neutempler und Rosenkreuzer«. — Für
den Bund sind alle diese Erzeugnisse
ohne Wert; denn ein für Freimaurer ge-
schriebner R. müsste den vollen Überblick
1 über den ganzen Freimaurerbuud mit all
seinen Abschattierungen, Verzweigungen,
seinem Ringen, Fehlen und Streben ge-
währen und wie in einem Spiegel aas
ganze grosse Gebäude vor Augen stellen.
Dazu gehört aber mehr als eine gewandte
Feder, und wir glauben, auf solch einen
R. verzichten zu müssen.
Homberg, Andreas, Violinspieler und
Komponist, geb. 27. April 1767 in Vechta,
gest. 10. Nov. 1821 in Gotha, lebte in
Hamburg und seit 1815 als Kapellmeister
: in Gotha. Von seinen Kompositionen ist
die zu Schillers Glocke am bekanntesten.
R. war Freimaurer und besuchte in Gotha
die dortige Loge.
Bonge, Johannes, Hauptstifter der
deutsch-katholischen Kirche, geb. 16. Okt.
1813 in Bischofswalde, gest. 26. Okt. 1887
in Wien, wurde 1840 Kaplan in Grottkau
und wirkte hier für Bildung und Aufklä-
rung. Durch einige öffentliche Artikel in
der Frage der Bestätigung des Fürstbi-
schofs von Breslau machte er sich miss-
liebig und wurde zuletzt seines Amts ent-
setzt. Er wurde darauf Begründer der
deutsch -katholischen Gemeinden. 1848
I wandte er sich auch der Politik zu, ging
1849 nach London, kehrte aber 1861 infolge
j der Amnestie nach Breslau zurück und
wurde Geistlicher der dortigen Gemeinde.
1868 gründete er in Frankfurt a. M. den
Religiösen Reformverein. Seit 1873 lebte
er in Darmstadt und später in Wien. —
R. war Freimaurer und hat 25. Mai 1864
die Loge Zur edeln Aussicht in Freiburg
i. Br. besucht. [Vgl. Ficke, Geschichte
dieser Loge (Freiburg 1874), S. 82.]
Rönnefaürt, Johann Gottfried,8chul-
mann, geb. 16. Febr. 1810 in Stendal, gest.
1892, widmete sich dem Lehrerberuf, ging
1838 als Rektor der höhern Töchterschule
nach Neuruppin und übernahm 1846
eine ähnliche Stellung in seiner Heimat
Stendal. — Aufgenommen in den Freimaurer-
bund in der Loge Ferdinand zum roten
Adler in Neuruppin 1889, wurde er 1848
daselbst zum Redner gewählt. 1862 schied
er aus dieser Loge, um der in diesem Jahre
in Stendal neuerrichteten Loge Zur gold-
nen Krone beizutreten und hier das
Redneramt zu übernehmen. Er behielt es
bis 1874. wo er zugeordneter Meister vom
Stuhl wurde. 1884 ernannte man ihn zum
Ehrenmeister. Seine Reden sind vielfach
abgedruckt in der Asträa und in der Frei-
maurer-Zeitung. R. hat aber auch andre
schriftstellerische Arbeiten veröffentlicht,
namentlich aus der dramatischen Littera-
tur. Erwähnt seien hiervon nur: 1) Goethes
Faust und Schillers Wilhelm Teil in ihrer
weltgeschichtlichen Bedeutung und gegen-
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256
Köpert — Rosa.
seitigen Ergänzung (1855); 2) Leasings
Nathan der Weise (1863). Auf Veranlas-
sung des Königs Ludwig II. von Bayern
schrieb er einen Kommentar zu Schillers
Don Carlos (1865). Echt freimaurerisch
ist auch »Der Tod Ahasvers, de» ewigen
Juden« (Tangermünde 1855). In dieser
Schrift stellt er unter dem ewigen Juden
den auf geschichtlichem Wege oder ob-
jektiv dem Ziele des Daseins zustrebenden
Menschen dar, der kämpft für die reli-
giöse, geistige und politische Freiheit des
Menschen gegen die Unduldsamkeit eines
herrschsüchtigen Pfaffentums und gegen
die Willkürherrschaft eines despotischen
Regiments oder für das reine Menschen-
tum. (Vgl. Bbl. 1893, S. 124.]
Röpert, Georg Christoph v., auf
Trollenhagen bei Neubrandenburg, wurde
1762 in der Loge Friedrich in Hannover
Freimaurer, trat (1766?) der Loge Zu den
drei Sternen in Rostock zu und stiftete in
deren Auftrag 1774 die Loge Zum ge-
krönten goldnen Greif in Neubrandenburg,
deren erster Meister vom Stuhl und nach-
her Obermeister der schottischen Loge
Adolf zum Ritterring er war. Vorher
(also spätestens 1773) war er der strikten
Observanz zugetreten. 1776 war er für
Neubrandenburg, auch als Bevollmächtig-
ter des Herzogs Karl von Mecklenburg-
Strelitz (s.d.) und derPräfekturen Wismar und
Rostock, auf dem Konvent in Wiesbaden
(s. d.) und einer der Gläubigsten; im Ok-
tober desselben Jahres schlug er noch eine
in der Nähe von Wismar gelegne, von
Morästen und Gräben umgebene Insel, das
Gehöft Steinkenhoff (s. d\), zum Ankauf
vor, um darauf das von Gugomos gefor-
derte Adytum sacrum zu bauen. Im
folgenden Jahre stand er noch in Verbin-
dung mit dem verborgen lebenden Gu-
gomos, der ihn in seinen Briefen an den
Herzog von Mecklenburg als einen seiner
hoffnungsvollsten Schüler lobt. Schon
1774 hatte er auf Unabhängigkeit seiner
Loge von ihrer Mutter in Rostock ge-
drungen, erlangte sie aber erst 1778 auf
dem Konvent in Wolfenbüttel. In Wies-
baden hatte er Wöllner und v. Bischoff-
werder (s. d.) kennen gelernt, und wurde
durch sie in die Rosenkreuzerverbindung
gezogen, der er dann von 1780 an ange-
hörte. Wahrscheinlich war diese Verbin-
dung Veranlassung zu seiner Übersiedlung
nach Potsdam, wo er in hohem Alter starb.
Den Klerikern (s. d.) trat er nicht bei, aber
v. Raven (s. d.) hatte ihm in einer seiner
öftern Verlegenheiten alle von Starck er-
haltnen Papiere aufzubewahren gegeben,
und er weigerte sich später, sie zurückzu-
geben. Sein Briefwechsel darüber mit
Starck, der nach seinem Tode in Wöllners
Besitz kam, ist im 3. und 4. Band des
Siguatsterns (Berlin 1804, 1806) abgedruckt
Kosa, Philipp Samuel, stammte aus
dem Iaenburgschen, nach andrer Angabe
aus Bremen und hiess eigentlich Dietrich
Schuhmacher [vgl. Kolbe, Geschichte der
Freimaurerei in Kassel (Brl. 1883), S. 13].
Er kam nach Köthcn, wo er 20. März
1737 Superintendent und Konsistorial-
rat wurde und diese Ämter neben der
Oberpfarre zu St. Jakob bekleidete.
Wegen anstössigen Umgangs wurde er
1737 entlassen. Er begann nun ein
herumziehendes Leben, bei dem er die
Sucht seiner Zeitgenossen nach Geheim-
nissen schlau zu benutzen und auszubeuten
verstand. Nachdem er sich in Berlin ca.
1742 in die Loge Zu den drei Weltkugeln
hatte aufnehmen lassen, wandte er sich
nach Halle und erhielt hier Eintritt in
die Loge Zu den drei goldnen Schlüsseln.
Aber sein auffälliger Lebenswandel, seine
gotteslästerlichen Reden, seine lügenhaften
Ausplaudereien der Logenverhandlungen,
seine prahlerischen Anmassungen erregten
grossen Anstoss, und die Loge wendete
sich deshalb nach Berlin, Braunschweig
und Hamburg 15. Juli 1745, um wegen
des Ausschlusses dieses ganz unwürdigen
Maurers anzufragen. Am 9. Aug. wurde
über die Ausschliessung abgestimmt und
■sein Angedenken aus unsrer gerechten
Versammlung und bei allen Freimaurern
vertilgt«. 1746 fand er doch wieder in
Braunschweig Eingang und teilte dort
schriftlich viel Nachteiliges über die Hal-
lesche Loge mit, wogegen diese sich aus-
führlich zu rechtfertigen für nötig erach-
tete. Es folgt eine Reihe von Jahren,
aus denen über seinen Aufenthalt wenig
bekannt ist. Allgemein wird erzählt, das*
er 1754 in Potsdam gewesen sei und den
Geheimen Kämmerer Fredersdorf für sein
neues Verfahren, Gold aus dem Samen-
Btaube zu machen, gewonnen habe. Als
ihm dieser kein Geld zu seinen abenteuer-
lichen Versuchen geben wollte, musste
er Schulden halber Potsdam verlassen.
Eine neue Erwerbsquelle bot sich ihm in
der Verbreitung der Clermontschen Hoch-
grade, für die 1757 der als Kriegsgefangener
in Berlin lebende Marquis de Lernais (s. d.)
mit dem Meister der Loge Zu den drei
Weltkugeln Freiherrn von Printzen (a. d.)
ein Grosskapitel errichtet hatte. Dieser
bevollmächtigte ihn, die Städte Nord-
deutschlands zu bereisen, deren Logen
unterwürfig zu machen und neue Kapitel
der Hochgrade bei ihnen zu errichten.
Solche Kapitel hat er auch an mehrern
Orten, wie in Jena, Leipzig, Magdeburg,
Bayreuth, Braunschweig, Hamburg, Halle
u. s. w. errichtet. R. teilte die Grundsätze
und Regeln des hohen Ordens als ein
Heiligtum und streng zu verschweigendes
Geheimnis mit in einem lateinisch ab-
gefassten Buche (in lateinischer Sprache
sind auch die Protokolle abgefa-sst und
der Briefwechsel geführt), das voll-
ständige Kenntnis von allen sieben Gra-
den gab und ausserdem »scientias divinas
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KosalinO llwv
257
elatas« und allerlei Mechanisches, wie Ma-
schinenkunde, Anzieh- und Antreibekunst
u. dgl. lehrt. Diese Thätigkeit hatte
ihn 1759 auch nach Halle geführt, wo er
bis 1765 seinen festen Wohnsitz genommen
zu haben scheint. Am 17. Sept. 1759 er-
scheint er in der Loge Philadelphia als
besuchender Bruder, bereits 1. Okt. wird
er als ordentliches Mitglied aufgenommen
und wusste durch sein einnehmendes Wesen
die Mitglieder so zu gewinnen, dass er
als zugeordneter Meister die Leitung der
Loge in die Hand nehmen und deren Ar-
beiten in seinem Hause veranstalten durfte.
Auffallend bleibt, dass er in Halle wieder
das Vertrauen erlangen konnte, nachdem
er 14 Jahre vorher von einer Halleschen
Loge ausgeschlossen worden war. Im
Sept. 1760 wurde er zum Meister vom
Stuhl gewählt. Daas er in diesem Amte
für Ordnung gesorgt hat, darf nicht ver-
kannt werden: die Versammlungen wur-
den regelmässig gehalten, pünktlich be-
gonnen und angemessne Vorträge ge-
halten, so dass die Logen immer zahlreich
besucht waren. Aber seine Stellung zu
den Kapiteln der Hochgrade nötigte ihn
zu vielfachen Reisen. So war er 1761
öfter in Jena, wo er unter dem Namen
der Rosenschule eine Realschule zu er-
richten beabsichtigte, für die er an allen
Orten sammelte, ohne je ernstlich an eine
Ausführung des Plans zu denken. Im
April 1762 war er in Braunschweig, wo er
sogar als Stuhlmeister eine Aufnahme voll-
zog [Lachmann, Geschichte der Freimau-
rerei in Braunschweig, S. 18J, während des
Sommers längere Zeit in Berlin, 1763
zweimal in Hamburg. Die Mittel zu sol-
chen Reisen musste die Logenkasse tragen,
was endlich so grosse Unzufriedenheit
unter den Mitgliedern erweckte, dass er
1763 vom Meisteramt entfernt wurde. Im
Sept. 1763 begannen in Jena die John-
sonschen (s.d.) Umtriebe, bei denen R. eine
höchst zweideutige Rolle spielte. Man hatte
ihn dorthin entboten, um über das Hiero-
solymitanische Grosskapitel in Berlin Ge-
naueres zu erfuhren. Johnson übernahm
selbst seine Prüfung, fand ihn sehr un-
wissend und bestritt die Rechtmässigkeit j
des Berliner Kapitels ganz entschieden.
R. soll dies auch zugegeben und zugleich ,
versichert haben, er habe schon längst j
sein Amt als legatus generalis aufzugeben
beabsichtigt; in Halle stellte er die Angabe
des Jenaschen Protokolls in Abrede.
Natürlich wollte er hier Bein Ansehen er- |
halten, nachdem man ihn in Jena zurück- |
gewiesen hatte. Darum hatte er die
Halleschen Kapitularen 11. Okt. vermocht,
der Mutterloge treu zu bleiben und das
neue Jenasche System zu verwerfen, auch
in Hamburg davor gewarnt. Insgeheim
aber war er mit Johnson in Verbindung
getreten, um Stiftungsurkunden für eine
neue Schotten- und eine neue Johannis-
Allgemelnei Handbuch der Freimaurerei. II.
I löge in Halle zu erlangen. Eine Ab-
schrift des Briefs schickte Johnson nach
Halle, wo endlich den Verblendeten die
Augen geöffnet wurden über das eigen-
nützige Treiben R.'s. Rangstreitigkeiten
kamen hinzu, und die Loge schloss ihn
abermals aus. Von nun an lebte er in
drückendster Armut in Halle: die Loge
bezahlte nicht nur viele Schulden für ihn,
sondern forderte auch befreundete Logen
auf, vierteljährlich zu seiner Unterstützung
beizutragen. Noch im Herbst 1765 befand
er sich in Halle, 1766 in Harburg. Seine
spätem Lebensschicksale sind unbekannt.
In Holland (Leyden) soll er gestorben sein.
— R. war im Umgang liebenswürdig und
gewandt; als guter Gesellschafter erwarb
er sich leicht Zuneigung. In der Frei-
maurerei hat er seine nach abenteuerlichen
Geheimnissen suchenden Zeitgenossen aus-
gebeutet und gemiasbraucht zur Befrie-
digung seines Eigennutzes und seiner
Selbstsucht. Ungebildet war er sicherlich
nicht, wie man wohl aus einer Schrift
über die Rechtschreibung vermutet hat.
Auch hier wollte er ein neues System als
Vorläufer Wolkescher Schrullen schaffen
und schrieb 1753 «Der Deudschen Buch-
staben und Schreibzeichen Rächdschrei-
bung« (erschien in Potsdam in 8.) und
nannte sich auf dem Titel »consisdorialrad,
Superintende und Hof bredicher«. Meusel
hat ihn im 9. Bd. seines Lexikons nicht
vergessen. [Vgl. Eckstein, Geschichte der
Freimaurerloge in Halle, S. 21, 35, 48—57;
Polick, Geschichte der Freimaurerei in
Mecklenburg, I, 25; Bh. 1881, S. 888. R.
1896, S. 12.J
Rosallno, Franz de Paula, Welt-
priester und theol. Bücherzensor, geb. 31.
März 1736, gest. 20. Febr. 1793, war von
1778—1798 Mitglied und mehrere Jahre
Beamter der Loge Zur Hoffnung in Wien.
Er wirkte im Sinne der Aufklärung und
zog dadurch den Hass des Klerus auf sich.
Er war ein Feind der Bigotterie und des
Pharisäertums und wünschte die Rück-
kehr zur reinen Christuslehre. R. war
auch schriftstellerisch thätig und erwarb
sich namentlich durch die verbesserte
Ausgabe der deutschen Bibel wesentliche
Verdienste. Sein Charakter war vortreff-
lich; aufrichtig, kaum selbst vor Mangel
gesichert, fand Armut und leidendes Ver-
dienst bei ihm nicht nur Vorspräche,
sondern auch thätige Hilfe. [Vgl. Schlichte-
groll, Nekrolog auf d. J. 1793, U, S. 288;
Taute, Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei (Lpz. 1895), S. 72.]
Ronasches Kapitel wird das Clermont-
sche Kapitel meistens genannt, auch wühl
Clermont-Rosasches, weil Rosa (s. d.) es in
Deutschland verbreitete. (S. Lehrarten.)
Rose. DieR., die Königin der Blumen, ist
das Sinnbild der Schönheit, der Jugend,
der Liebe, der Freude und der Verschwie-
genheit. Als Sinnbild der Schönheit war
17
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258 Rosecroix —
sie bei den Griechen der Aphrodite ge-
weiht, der Göttin der Liebe. Ebenso gilt
sie als Bild der kraftvoll schwellenden
Jugend. Die Höre des Frühlings trägt
eine B. in der Hand, und Homer giebt
der Göttin der Morgenröte rosige
Finger. Bei frohen Gelagen bekränzten ;
sich mit R. die Hebräer, daher heisst
es Weish. Saloin. 2, 8: »Lasst un9 Kränze
tragen von jungen Rosen, ehe sie welk
werden!«; dasselbe geschah bei Griechen
und Römern. Bei den Römern war diese
Sitte besonders verbreitet: während der
Winterzeit kamen ganze Schiffsladungen
von R. aus Alexandrien nach Rom. Bei
den Sybariten war es Sitte, auf Rosen-
blättern zu schlafen. In Betreff der Ver-
schwiegenheit bemerkt Schauberg,, Sym-
bolik der Freimaurerei, 1, 203: »In Ägypten |
und Griechenland trugen die in die My-
sterien Einzuweihenden vorzüglich die R. ;
R. waren der stete Schmuck der Einweih-
ungsstätten und der Mysterienfeste. Was
die Eingeweihten, die mit der R. Ge-
schmückten als Geheimnis (sub rosa) er-
fahren hatten, sollten sie unverbrüchlich
verschweigen; demnach ist die R., zumal
bei den Maurern, auch das Symbol der
versprochnen, aber auch treu zu beobach-
tenden Verschwiegenheit. Auch bei den
Gastmahlen der alten Deutschen hing von
der Decke des Zimmers über der Tafel
ein Kranz herab, in dessen Mitte eine R.
schimmerte, zum Zeichen, dass alles, was
dabei gesprochen wurde, unter den Teil-
nehmern der Gesellschaft geheim gehalten
werden sollte.« So ist denn nach viel-
facher Beziehung die R., die Königin der
Blumen, die Lieblingsblume der Freimaurer ;
ihr höchstes Fest, das Johannisfest, ist reich
mit R. geschmückt und erinnert sie ebenso
an die Liebe, wie an die Freude und die
Verschwiegenheit. fVgl. Hauck, »Die R.
als Sinnbild«, im Album des litterarischen
Vereins in Nürnberg (Nürnb. 1865), 8.213
bis 228; Die R., in Geschichte, Sage und
Symbolik: FZ. 1867, S. 877; 1869, S. 885;
1874, S. 250; 1879, S. 293; 1893, S. 193.
Bh. 1861, S. 258; 1881, S. 241; 1891, S,
211; 1897, S. 161. Br. L. 1888/84, S. 9;
1895/96, S. 14. BZC. 1888, S. 186. L.
1891, S. 104.]
Rosecroix, s. RoBenkreuz (Ritter vom).
Rosen, P., Verfasser mehrerer Schriften
gegen die Freimaurerei, soll in Wirklich-
keit Moses L. Nazareth sein, der in den
Pseudo-Enthüllungen als der gefährlichste
Geheimagent der palladistischen Freimau-
rerei ausgegeben wird.
Rosenberg, 1) Georg v., aus Kurland
gebürtig, war Kapitän im Lucknerschen
Korps gewesen und hatte den Siebenjäh-
rigen Krieg mitgemacht Früher stand er
in preussiscben Diensten. — Auf Empfeh-
lung des Grafen Brühl 1752 in Dres-
den zum Lehrling und Gesellen, 1753 in
Torgau zum Meister aufgenommen, erhielt
Rosenberg.
er in Paris in der Loge La candeur die
schottischen Grade und bald darauf in der
Loge St. -Jean in Metz mehrere höhere
Stufen. 1765 war er in Hamburg bemüht,
einen Logenverein zu stände zu bringen.
Neben andern Maurern war er für die
Gründung der Loge Zu den drei Rosen in
Hamburg sehr thätig. Da er sich manche
Unregelmässigkeiten zu schulden kommen
Hess, die von der Grossen Landesloge
in Berlin ernstlich gerügt wurden, wurde
er 1778 genötigt, den Hammer niederzu-
legen, und später musste noch ernsthafter
gegen ihn verfahren werden. Gegen Ende
seines Aufenthalts in Hamburg fand er
Eingang bei den Mitgliedern der englischen
Provinzialloge, denen er mancherlei unrich-
tige Angaben über die Grosse Landesloge
machte. 1775 ging er nach Russland, wo
er mit abwechselndem Erfolg maurerisch
thätig war. Bald stand er in hohem An-
sehen, bald geriet er mit den dortigen Mau-
rern in Streit, bald zu besondern Abord-
nungen bestimmt, bald ausgeschlossen, bald
wieder zu den Arbeiten zugelassen. In gröss-
ter Dürftigkeit starb er 1798. [Vgl. v. Net-
telbladt, Gesch. freim. Systeme (Brl. 1879),
S. 560, 561, 567, 776.] Im Kalender für
die Provinzialloge von Mecklenburg, 1836,
S. 81/82, heisst es über ihn: »Der Vor-
wurf, derunabwendlich auf ihm lastete, war
der, dass er die Maurcrei für finanzielle
Zwecke inissbrauchte, zu seinem Lebens-
unterhalt benutzte. Das war früher in
Hamburg der Fall und ward mit der Grund
zu seiner Ausschliessung, und eben dies
wiederholte sich in Petersburg, wohin er
gegangen war, um sein Glück zu machen.
Schröder behauptet in seinen Materialien
T. 2, S. 208, dass er bei seinem Weggang
aus Hamburg die Logenkasse mitgenom-
men habe und öffentlich in den Zeitungen
proklamiert sei; das ist indes nicht rich-
tig. Wohl aber nahm er ohne Auswahl
auf, liess sich rücksichtlich der Geldange-
legenheiten der Loge mancherlei zu schul-
den kommen, liess sich in unangemesane
Verhandlungen und Mitteilungen ein, wo-
bei er Beine Verpflichtungen brach, und
nahm Aktenstücke bei seinem Abgange
mit. In Petersburg selbst, wo er in Hoff-
nung auf die Unterstützung seiner Brüder
seinen Wohnsitz aufschlug, brachte er die
letzten Jahre seines Lebens in grossen Be-
drängnissen zu und lebte von den Unter-
stützungen der wenigen Mitglieder der
Loge Apollo, die übrig geblieben waren«.
Auch Böber charakterisiert ihn (a. a. O.
S. 81) in ebensowenig günstiger Weise. —
[Vgl. ferner Schröders Materialien II, 181,
146, 208; IV, 11.]
2) Anton Heinrich Albert v. , Kam-
merherr, gest. 1818, gehörte der Loge Zur
goldnen Harfe in Marienwerder an und
war das. 1809 Redner, 1814—1817 zuge-
ordneter Meister vom Stuhl.
8) Anton Heinrich Albert Frei-
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Rosenkreuz, Ritter, auch Prinz vom — Rosenkreuz.
259
herr v., geb. 19. Juni 1798 in Danzig,
wur Leutnant im leichten Garde-Kavalle-
rie-Regiment, wurde 1818 Landrat. des
Kreises Marienwerder und trat 1833 als
solcher in den Ruhestand, nachdem er
1832 General -Landachaftedirektor gewor-
den war. In dieser Stellung gelang es
seiner Energie und weisen Sparsamkeit, die
infolge der Befreiungskriege 1813/14 er-
schütterten finanziellen Verhältnisse der
Westpreuss. Landschaft wieder herzustel-
len. — In den Freimaurerbund wurde v.
R. 10. Dez. 1814 in der Loge Zur goldnen
Harfe in Marienwerder aufgenommen, war
1826-1832 Redner und 1832-1841 Mei-
ster vom Stuhl.
4) Anton Felix Raphael Freiherr
v., Rittergutsbesitzer in Hochzehren, geb.
'8. Okt. 1822, gest. 9. Nov. 1898 in Berlin,
war 1876—78 Vorbereitender und 1878-80
zugeordneter Meister vom Stuhl der Loge
Zur goldnen Harfe in Marienwerder.
5) Emil, Prorektor, geb. 6. April 1849
in Anklam, studierte klassische Philologie
und Germanistik, war Gymnasiallehrer in
Gotha, Husum, Altona, Ratibor und ist
seit Michaelis 1876 Prorektor in Hirsch-
berg i. Schi. R. hat auf seinem Gebiet
grosse litterarische Thätigkeit entfaltet,
schrieb namentlich über Horaz, die atti-
schen Redner, Homer, Lateinische Gramma-
tik u. s. w., was ihm auch 1888 die Ernen-
nung zum Professor eintrug. — In den
Freimaurerbund wurde R. 20. Jan. 1879 in
der Loge Zur heissen Quelle in Hirsch-
berg in Schi, aufgenommen. Er war
lange Jahre Redner und ist zugeordneter
Meister vom Stuhl. Viele maurerische
Zeitschriften enthalten Vorträge von ihm.
Auch veröffentlichte er solche gesammelt
in zwei Bänden »Maurerische Fest-Klänge«
(Hirechberg 1888 und 1893).
Rosen k rem, Ritter, auch Prinz vom
(Souverain Prince Rosecroix, Sovereign
Prince Rose Croix), sowie der Ritter
vom Adler und Pelikan gehören nicht
zu den mystischen Gold- und Rosen-
kreuzern, sondern sind die Benennungen
für den am meisten unter allen höhern
Graden verbreiteten Grad, der im Rite
francais ou moderne der 7. und letzte ist,
im Rite aucien et accente* der 18. [vgl.
Manuel maconnique, S. 133—141, 259, Ta-
fel XrH— XV], der 3. und letzte im Orden
von neredom von Kilwinning, der 18. im
Conseil des Empereurs d'Orient et d'Occi-
dent, der 64. im Systeme Misralm, der 7.
der Philalethen und der 12. der Auser-
wählten der Wahrheit. In diesem Grade
wird dos Ritterwesen nachgeahmt und die
Erinnerung an den Tod und das Wieder-
aufleben Jesu auf eine katholisch-religiöse
Weise gefeiert. Das ist der Grundton, der
mit Abänderungen in den verschiednen
Riten durchläuft.
Kosen kreuz, Christian, ist der sagen-
hafte Held einer angeblichen geheimen
Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, aus der
von verschiednen Seiten die Freimaurerei
hergeleitet worden ist. 1614 erschien zu
Kassel ein Büchlein: »Allgemeine und Ge-
neral Reformation der gantzen weiten Welt.
Beneben der Fama Fraternitatis, dess Löb-
lichen Ordens des Rosenkreutzes, an alle
Gelehrte und Häupter Europae geschrie-
ben: Auch einer kurtzen Responsion, von
dem Herrn Haselmeyer gestellet, welcher
desswegen von den Jesuitern ist gefänglich
eingezogen und auffeine Gal leren geschmie-
det: Jtzo öffentlich in Druck verfertiget
und allen trewen Hertzen communiciret wor-
den. Gedruckt zu Cassel, durch Wilhelm
Wcssell, Anno M.DC.XIV.« — Das Büch-
lein besteht aus drei Stücken. Das erst«
ist eine Übersetzung von einer Satire des
Italieners Trajano Boccalini aus dessen
•Nachrichten vom Parnasa«, was aber da-
mals nur vereinzelte Leute gemerkt haben.
Boccalini erzählt, wie auf Befehl Apollos
die 7 Weisen Griechenlands und andre
hochgelehrte Leute über eine Reformation
der Welt beraten, wie dabei die abenteuer-
lichsten und lächerlichsten Vorschläge zu
Tage kommen und man schliesslich nach
Besichtigung des kranken Jahrhunderts
von dem Vorhaben ablässt, dann aber ei-
nige nichtssagende Verbesserungen anord-
net, um dem grossen Haufen Eindruck zu
machen, der denn auch lautes Beifallsge-
schrei erhebt; die Klugen aber, schliesst
Boccalini, wissen, dass die Welt niemals
frei von Unvollkommenheiten sein wird, es
also das Beste ist, sie zu lassen, wie man
sie gefunden hat. — Das zweite Stück, die
»Fama Fraternitatis, Oder Bruderschafft
des Hochlöblichen Ordens des R. C«, be-
richtet von einem Fr. C. R., d. i. Frater
Christianus Rosencreutz, der in jugendli-
chem Alter mit einem ältern Klosterbru-
der nach Jerusalem geschickt wird und
nach dem Tode seines Gefährten auf Cy-
pern von dort allein weiter reist, um über
Damaskus nach Jerusalem zu gelangen.
In Damaskus wird er krank, reist aber
nach seiner Genesung auf den Rat von
Freunden, die er hier gewonnen, zu den
weisen Arabern in Damcar, wo er über al-
les Mögliche und Unmögliche belehrt
wird und unter andern Sachen auch den
»Uber M.« (Mundi) erhält. Nach drei Jah-
ren reist er über Ägypten nach Fez mit
Empfehlungen an die dortigen arabischen
Weisen, bei denen er wieder andreKenntnisse
erwirbt. Nach zwei weitern Jahren kommt
er nach Spanien und möchte hier allerlei
reformieren, was man ihm aber übel nimmt;
ebenso ergeht es ihm in andern Ländern,
und so kehrt er endlich nach Deutschland
j zurück, arbeitet erst fünf Jahre für sich,
dann aber kommt ihm wieder der Gedanke
an eine Reformation, und er verbindet sich
nun mit drei Klosterbrüdern. So beginnt
»die Brüderschaft des R. C«, d. i. »des Ro-
sencreutz«, nicht »des Rosencreutzes«,
17*
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260
Rosen kreuz.
wie schon fälschlich auf dem Titel steht
und nachher irrtümlich fast immer geschrie-
ben wird. Der Name kommt von der Per-
son des Stifters, wie die Fama ganz deut-
lich zeigt. Sie errichten ein verborgnes
Haus Sancti Spiritus und nehmen noch
vier Genossen an, dann verteilen sie sich
auf alle Länder, versammeln sich aber einmal
jährlich in ihrem Hause, wo »Vatter R.
C.« seinen dauernden Wohnsitz behält und
immer zwei Brüder ihm Gesellschaft lei-
sten. Jeder hatte, ehe er starb, einen
Nachfolger zu stellen. Die Jüngern wissen
nichts davon, wann »Vatter K. C.« ge-
storben ist; eines Tages aber finden sie
zufällig sein Grab in einem kleinen Ge-
wölbe mit allerlei Zeichen und Inschrif-
ten; R. C. war 120 Jahre vorher verstor-
ben. Sie erwarten jetzt, was die Gelehrten
und Ungelehrten für Bescheid und Urteil
geben werden, bekennen sich als Anhänger
der Kirchenreformation und der Philoso-
phie, wie sie Adam nach seinem Fall er-
halten und Moses und Salomo geübt ha-
ben. Das »verflucht Goldmachen« ver-
werfen sie, rühmen sich aber, dass es ihnen
selbst nur ein »parergon« (eine Nebenar-
beit) Bei, »derengleichen sie noch wol an-
dere etlich tausend bessere stücklein ha-
ben«. Wer sich meldet und seinen Namen
angiebt, soll mündlich oder schriftlich wei-
tern Bescheid haben, falls er es ehrlich
meint; den Geldgierigen aber wird das
Gebäude verborgen bleiben. Aus dem
Schreiben des Adam Haselmayr, das 1612
im Druck erschienen war, erfährt man,
dass er eine Handschrift der Fama bereit«
1610 gehabt hat (noch von andrer Seite
giebt es eine gleiche Nachricht) und sich
nach dem offnen Erscheinen der Brüder
sehnt, um in Gemeinschaft mit ihnen die
Bosheiten der Welt zu bekämpfen. — 1615
folgte ein zweites Bändchen: »Fama Fra-
ternitatis R. C. Das ist Gerücht der Brü-
derschaft^ des Hochlöblichen Ordens R. C.
An alle Gelehrte und Heupter Europae.
Beneben deroselben Lateinischen Confes-
sion, Welche vorhin in Druck noch nie
ausgangen, nuhnmehr aber auff vielfältiges
nachfragen, zusampt deren beygefügten
Teutschen Version zu freundlichen gefal-
len, allen Sittsamen guthertzigen Gemüh-
tern wolgemeint in Druck gegeben und
communiciret. Von einem des Liechts,
Warheit, und Friedens Liebhabenden und
begierigen Philomago. Gedruckt zu Cassel,
durch Wilhelm Wessel, Anno M.DC.XV...
— In der Fama sind hier viele Fehler ver-
bessert ; die Confessio verkündet weiter die
Absichten der Brüderschaft, nennt das Ge-
burtsjahr des Christianus, nämlich 1378,
und berichtet, dass er 106 Jahre alt ge-
worden sei; sie spricht von göttlichen Vor-
zeichen und nahem Weltuntergang, auch
von der künftigen Reformation und ähn-
lichen ernsten Dingen. Beiden Schriften
gemeinsam sind sehr scharfe Ausfalle ge-
gen den Papst, ja seine völlige Vernich-
tung wird geradezu auf den Plan ge-
stellt. — Dies sind die beiden alleinigen
Originalausgaben, alle andern sind nach-
weislich nur Nachdrucke. Die Schriften
erregten gewaltiges Aufsehen und riefen
eine Litteratur hervor, die sich bis 16*24
auf annähernd 200 Nummern beläuft. Von
verschiednen derselben ist behauptet wor-
den, sie seien von Mitgliedern der Gesell-
schaft verfasst, aber bei näherm Zusehen
erkennt man das Gegenteil [vgl. Monats-
hefte der Comenius-Gesellschaft VI, 207,
VIH, 162]; nicht eine einzige ausser den
beiden Grundschriften (Fama und Confes-
sio) ist als wirkliche Rosenkreuzerschrift
zu erweisen. Es ist immer noch eine off-
ne Streitfrage, ob die in Fama und Con-
fessio angekündigte Gesellschaft wirklich
bestanden hat oder ob diese Schriften
1 nur auf ihre Begründung hinarbeiten
wollten oder ob das Ganze nur ein
Possenspiel war, wie in zeitgenössischen
Äusserungen oft ausgesprochen wird; die
\ meisten heutigen Vertreter der ernsten
j Wissenschaft neigen sich der letzten Auf-
fassung zu, jedoch ist seit Hossbach kein
Gelehrter mit allseitigen Untersuchungen
der Frage näher getreten. Die meisten
Zeitgenossen und viele Spätere haben die
Brüderschaft als eine wirkliche ange-
sehen und oft genug angefeindet, nament-
lich dio eifernden Theologen des 17. Jahr-
hunderts. Schon bald nach 1720 werden
i in England die neuen Freimaurer mit ihnen
in Verbindung gebracht, aber der erste,
der einen ernstlichen Versuch machte, die
Freimaurerei aus der Rosenkreuzerei her-
zuleiten, war Friedrich Nicolai (s. d.) in
seinem »Versuch über die Beschuldigun-
gen, welche dem Tempelherrenorden ge-
I macht werden, und über dessen Geheimniss ;
nebst einem Anhange über das Entstehen
der Freymaurergesellschaft« (Brl. u. Stet-
tin 1782; wiederholt mit der Bezeichnung
»Erster Teil. Zweyte verbesserte Auf-
lage«, ebendas. 1782). Nicolai nimmt als
ausgemacht an, dass Joh. Val. Andreä (s.
d.) der Verfasser der Grundschriften ge-
wesen, und meint, er habe »diese Gesell-
schaft aus moralischen und politischen Ab-
sichten als ein Gedicht ersonnen« (S. 168),
sein Gedicht sei für wahr angenommen, ob-
wohl er selbst es später verleugnete, und
habe in England um 1646 Anlass zur Stif-
tung der Gesellschaft der Freimaurer ge-
geben. Diese Anschauung bekämpfte Her-
der (s.d.) gleich nach Erscheinen des Buchs
im »Teutschen Merkur« (März 1782, S. 224
bis 255; Supban, Herders Werke. XV, 57),
indem er vielmehr betont, Anareä habe
nicht daran gedacht, mit den Schriften
eine Gesellschaft zu gründen, die Sache
sei ihm nur ein »Spiel« gewesen, wie
er sie in seinen andern Schriften ia
auch oft genug bezeichnet. Zur Verteidi-
gung seiner Ansichten lieas Nicolai zu
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Rosenkreuzer.
2G1
seiner Schrift einen »Zweiten Theil« er-
scheinen (ebenda 1782), worin er sich wei-
ter über den Gegenstand verbreitet und
namentlich die Schriften des Theophilus
Schweighardt heranzieht. [Vgl. BZC. 1896,
S. 249.] Zwei Jahrzehnte später gab
Joh. Gottl. Buhle ein Buch heraus:
•Über den Ursprung und die vornehmsten
Schicksale der Orden der Rosenkreuzer
und Freymaurer« (Güttingen 1804). Auch
er hält Andrea für den Verfasser und legt
ihm die Absicht bei, eine Gesellschaft
zur Verbesserung des Zustand» der Mensch- <
heit zu bilden; nachher aber, als er die '
üble Wirkung sah, »verlachte und ver- i
spottete er sein eignes Projekt« (S. 168).
Buhle meint weiter, Michael Maier habe
die Rosenkreuzerei nach England gebracht,
und daraus sei dann die Freimaurerei ent-
standen, besonders unter Mitwirkung von
Robert Fludd (s. d.). Der Standpunkt
Bühles ist also im wesentlichen derselbe,
wie der Nicolais; aber da dieser mehrfach
angegriffen war und Buhle sich allerlei
Blössen gegeben hatte, so schrieb Nicolai
eine Erwiderung: »Einige Bemerkungen
über den Ursprung und die Geschichte
der Rosenkreuzer und Freymaurer. Ver-
anlasst durch die sogenannte historisch-
kritische Untersuchung des Herrn Hof-
rats Buhle über diesen Gegenstand« (Brl.
u. Stettin 1806). Ausser manchen wirkli-
chen Berichtigungen bringt er namentlich
eine Widerlegung der Meinung Bühles,
Rob. Fludd sei der Hauptbegründer der
Freimaurerei gewesen, woran Nicolai jeden-
falls recht hat. Nicolai und Buhle stimm-
ten also darin überein, dass Andreä die
Grundschriften verfasste, sowie dass in
England durch diese Bewegung die Frei-
maurerei entstanden sei. Herder betrach-
tete gleichfalls Andreä als den Urheber der
Sache, hielt sie aber für ein »Spiel« und
lehnte die Entstehung der Freimaurerei
daraus ab. In gleichem Sinne schrieb Wil-
helm Hossbach ein Buch unter dem Titel:
•Johann Valentin Andreä und sein Zeit-
alter« (Brl. 1819), worin die Verfasserschaft
Andreas durch Heranziehung seiner übri-
gen Werke weiter begründet und die »Fa-
ma« als ein gegen die vielen Schwärmer
jener Zeit gerichtetes Possenspiel gekenn-
zeichnet wird. Später hat Guhrauer in I
»Joachim Jungius und sein Zeitalter«
(Stuttg. u. Tüb. 1850), sowie in Niedners
Zeitschrift f. d. histor. Theologie (1852,
Kritische Bemerkungen über d. Verf. u.
d. urspr. Sinn u. Zweck der Fama Frater-
nitatis) in der gleichen Richtung weiter
?;earbeitet, wenn auch nicht immer mit
Hück. Was seit Hossbach und Guhrauer
über Andreä und die Rosenkreuzer ge-
schrieben ist, sind nur nebensächliche
Behandlungen der Frage, die hier nicht
berücksichtigt werden können. An einer
abschliessenden Arbeit fehlt es noch; denn
der Versuch, der iu neuester Zeit wieder |
gemacht ist, die Freimaurerei von den
Rosenkreuzern abzuleiten, ist gänzlich
misslungen. Er findet sich in einem Werke
von Ferdinand Katsch (s. d.): »Die Ent-
stehung und der wahre Endzweck der Frei-
maurerei« (Brl. 1897). Das Buch bricht
mit einer an massenden Geringschätzung
über alles früher Geschriebene den Stab,
aber der Verfasser bekundet auf Schritt
und Tritt einen oft wahrhaft verblüffenden
• Mangel an unerlässlichen Vorkenntnissen ■ ,
den er seinen Vorgängern vorwirft, und
namentlich in der Rosenkreuzerfrage eine
so ungenügende Bekanntschaft mit den
betreffenden Schriften, dass er die richtige
Losung nicht finden konnte. Er nimmt
Bühles Traum von Fludds bestimmendem
Einfluss auf die Entstehung der Freimau-
rerei wieder auf, leugnet aber, dass Andreä
die Fama verfasst habe. Dabei zieht er
diesen deutschen Theologen, den alle Sach-
verständigen als einen der bedeutendsten
Geister des 17. Jahrhunderts anerkennen,
stark herunter, während er den phanta-
sierenden Fludd, der längst zu den wissen-
schaftlichen Toten geworfen ist, fast in
den Himmel hebt. Das Buch verfehlt in
J'edcr Beziehung seinen—Zweck [vgl. die
Besprechung desselben von Begemann,
Mon.-Hefte der Comen.-Ges. VI, 204—2111.
Professor Kvaczala in Dorpat versucht auch
Andreä die Verfasserschaft der »Fama«
abzusprechen, indem er Gründe dafür und
dagegen zusammenhält [»J. V. Andreas An-
theil an geheimen Gesellschaften« (Jurjew
1899); aber die Arbeit ist sehr wenig er-
schöpfend, und die Grflndo für Andreäs Ver-
fasserschaft sind Kvaczala gegenüber erheb-
lich verstärkt durch Begemanns Aufsatz
»Johann Valentin Andreä und die Rosen-
kreuzer« [Mon.-Hefte der Comen.-Ges. VUI,
145—168]. Die letzte Entscheidung steht
noch aus.
Kosen kreuze r. I. So nennt man zu-
nächst die geheime Brüderschaft, deren
Bestehen durch die im vorstehenden Ar-
tikel besprochnen Schriften »Fama Fra-
ternitatis R. C.« und »Confessio Fraterni-
tatis R. C.« der Welt verkündigt wurde,
gegen deren Wirklichkeit aber schon ver-
ständige Zeitgenossen begründete Zweifel
aussprachen. Die in der »Fama« mitge-
teilten, von ihnen vereinbarten Satzungen
(»ihre vergleichung«) waren folgende: »1)
keiner solle sich keiner andern profeasion
aussthun, denn krancken zu curiren, und
diss alles umbsonst: 2) keiner sol genötigt
sein, von der Bröderschafft wegen ein ge-
wiss Kleid zu tragen, soudern sich des
Landes art gebrauchen : 3) ein jeder Bruder
soll alle Jahr sich auff C. Tag bei S. Spi-
ritus einstellen, oder seines aussenbleibens
ursach schicken: 4) ein jeder Bruder sol
sich umb ein tügliche Person umbsehen, die
ihm auf den fall [des todes] möchte succe-
diren: 5) dass Wort R. C. sol ihr Siegel,
Losung und Charakter sein: 6) die Brüder-
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262
Rosenkreuzer.
schaft boI ein hundert Jahr verschwiegen
bleiben.« — Es meldeteu sich viele Be-
werber, aber keiner erhielt eine Antwort,
so dass sich auch Betrüger die Sache zu
nutze machten und sich als R. ausgaben.
Der Hauptlärm spielte sich von 1614 bis
1624 ab, das Weitere sind nur noch Nach-
rele. In den Spuk hinein schrieb An-
äs damaliger Freund, der Professor
Christoph Besold in Tübingen, im An-
hange zur 2. Ausgabe von Thomas Cam-
parellas Schrift »Von der Spanischen Mo-
narch}'« (o. O. 1623) folgende Worte: »dass
auch die gantze Christenheit mit solchen
Köpfen (d. i. Neuerern) hin und wieder
überhäuft, gibt übernissig die genandte
Fraternitas Koseae Crucis zu erkennen.
Dann als solches Phantasma kaum auss-
geschlossen, ungeacht auch deren Fama
und Confessio in vielen unterschiedlichen
Orten klärlich bezeuget, dass dieses allein
ein lusus ingenii nimium laseivientis: Weil
jedoch darin ein Hoffnung solcher general
Reformation gemacht, und von vielen selt-
samen Künsten, von theils lächerlich, theils
ungläublichen Sachen, anregung gethon
worden: haben sich in allen Landen, auch
sehr gelehrt und fromme Leut damit so
ferr äffen lassen, dass sie ihre Dienst und
guten Willen, etwan mit Benennung ihrer
Namen, angebotten u.s.w.« (S. 48). Dieses
Urteil ist um so mehr wert, als aus Besolds
Feder aller Wahrscheinlichkeit nach die
Übersetzung der •General-Reformation«
des Boccalini hervorgegangen und auf den
Schreibtisch des Herausgebers der «Fama«
gewandert ist; Besold musste also genau
Bescheid wissen. Die »Alten R.«, wie man
die vorgebliche Brüderschaft des 17. Jahrh.
genannt hat, haben also in Wirklichkeit
als Gesellschaft höchst wahrscheinlich
niemals bestanden. — II. Während anfangs
in den sogenannten Rosenkreuzerschriften,
wie man kurz die ganze hergehörige Litte-
rat ur nennt, vielfach die ernsten und from-
men Seiten der »Fama« und »Confessio«
weiter verfolgt wurden, traten bei dem
völligen Schweigen der Brüderschaft all-
mählich mehr die auf Goldmachen ge-
richteten Schriften in den Vordergrund,
und nach 1680 etwa finden wir die Rosen-
kreuzerei kaum noch anders denn als Gold-
macherkunst behandelt. In den englischen
Ausgaben der Fama und Confessio (1652
und 1653) werden die R. nur noch als
Alchymisten angesehen, und »Rosicrucians«
nannte man in England im 17. Jahrhun-
dert alle Alchymisten und Freunde des
Steins der Weisen. Was der sich Or-
vius nennende Herausgeber der »Occulta
Philosophia« (1737) in seiner Vorrede von
einem R.-Bund in Holland erzählt, lassen
wir auf sich beruhen ; denn es macht, wie
Hermann Kopp [Die Alchemie in älterer
und neuerer Zeit (Heidelberg 1886). II. Teil,
S. 204] unzweifelhaft richtig bemerkt,
»den Eindruck einer frechen Erdichtung«
(S. 205). Dort wird auch berichtet, dass
die Angabe von Kloss (unter Nr. 2688),
die Vorrede sei 1635 geschrieben, nicht
zutrifft. Mit diesen Amsterdamer R. von
angeblich 1622, die man wohl »mittlere«
genannt hat, ist es also auch wohl nichts
vor dem Forum der geschichtlichen Kritik;
mögen sie in Frieden ruhen! — HI. Im
' Anfange des 18. Jahrh. erschienen die
J »Gold- und R.« oder die Brüder des »Or-
dens des Gülden- und Rosen-Creutzes«,
welche die Alchymie und Goldmacherkunst
der frühern Jahrhunderte fortsetzten. Das
erste Werk, das unter ihrem Namen ge-
druckt wurde, ist »Die wahrhafte und voll-
kommene Bereitung des philosophischen
Steins der Brüderschaft aus dem Orden
des Gülden- und Rosen-Creutzes u. s. w.«
(Brsl. 1710 und 1714) von S. R. (so 1710)
oder Sincerus Renatus (so 1714), d. i. Sa-
muel Richter (vgl. Missiv an die Hoch-
erleuchtete Brüderschaft des Ordens des
Goldenen und Rosenkreutzes u. s. w. (Lpz.
1783, S. 8)1. Nach dem, was Kopp (a. a. O.
II, S. 9 und Anm.*) mitteilt, scheinen in den
1720 er Jahren damalige Adepten in näherer
Verbindung miteinander gestanden zu ha-
ben, dass sie aber einen wirklichen Bund
gebildet hätten, ist bisher nicht nachge-
wiesen. In der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts drang die Gold- und Rosenkreu-
zerei auch in die Logen ein und hat hier
viel Verwirrung und Unheil gestiftet, ja
es war eine Zeitlang die Gefahr vorhan-
den, dass der anscheinend bald nach 1750
entstandne Orden der Gold- und R. mit
seinen unbekannten Obern, von denen
die grossartigsten Leistungen und Offen-
barungen verheissen wurden, die ganze
Freimaurerei in seine Hände bekommen
hätte. Eine Schilderung der verderblichen
Umtriebe von Zeitgenossen haben wir in
der von Knigge (s. d.) zugeschriebenen
und von Joseph Aloisius Maier, einem
ehemaligen Jesuiten , herausgegebnen
Schrift: Ȇber Jesuiten, Freymaurer und
deutsche Rosen creutzer« (Lpz. 1781). Wer
sich weiter über diese dunkle Zeit, an
der auch Jesuiten einen Anteil gehabt
haben sollen, unterrichten will, findet eine
Menge Stoff in dem 2. Teil des angeführ-
ten Werks von Kopp »Die Alchemie in
älterer und neuerer Zeit« (S. 1—152,
204—287), wo auch auf die Beziehungen
der Gold- und R. zur Freimaurerei einge-
gangen wird, mit häufiger Bezugnahme
auf freimaurerische Litteratur. [Vgl. auch
Klose, Bibliographie der Freimaurerei,
Nr. 2620—2690. R. 1884 , 8. 82. Dr. L.
1899, S. 2599. Vorige Auflage, IH, 84.]
IV. Hier Bei nur folgendes geschichtlich noch
festgestellt. Nach dem Rückgang der mitt-
lem R. unternahmen es einige Männer in
Süddeutschland, die alte Societas roseae
et aureae crucis umzugestalten. Sie nann-
ten sie Sozietät oder Fraternität der gol-
denen R. So trat sie 1757 in Frankfurt a. M.
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Rosenorden
auf und wurde 1761 nach Prag getragen,
dort aber 1764 wieder aufgehoben. 1767
wurde eine Reform vorgenommen, wobei
man die Templerei fallen Hess und sich
ganz auf biblischen Standpunkt stellte.
Es wurden verschiedne Zirkel gebildet,
deren jeder aus 9 Mitgliedern bestand. Die
Reform bewegte sich anfangs in ziemlich
engem Kreise. 1775 gelang es, die wich-
tige Stellung Wien einzunehmen, das nun
für Jahre hinaus den Mittelpunkt für
Österreich, Ungarn, Bayern, Württemberg
und Polen bildete. Für Norddeutschland
sollten die Mittelpunkte in Berlin und
Frankfurt a. M. sein. In Schlesien und
in der Oberlausitz zeigten sich die R. 1773;
der Leipziger Zirkel wurde von Wien aus
geleitet. In Berlin stand an der Spitze
der nachmalige Generalleutnant und Mi-
nister von Bischoffwerder (s. d.). Er ge-
wann 1782 den Kronprinzen Friedrich
Wilhelm für den Orden, wobei der nach-
malige Staatsminister von Wöllner (s. d.)
ihn unterstützte. Prinz Friedrich von
Braunschweig (s. d.) löste indes den Zirkel
auf. Von Berlin gelangte der Orden nach
Hamburg, wo der Arzt v. Exter (s. d.)
dem Zirkel vorstand. In Wien wurden die
R. besonders durch den Seidenhändler
Biicciochi verbreitet, der mit Keller in
Regensburg in Verbindung trat und be-
sonders die Alchemie betrieb. 1775 wurde
Bacciocbi bankrott. Die Leitung übernahm
Steeb, der auch den Grafen Brühl auf-
nahm und das goldne Rosenkreuz an der
Weichsel aufpflanzte. Er bildete mit Brühl
einen besondern geheimen Zirkel. Allein
1775 wurden alle chemischen Arbeiten ver-
boten, und der Zirkel löste sich auf. 1777
trat eine neue Reform ein, wobei einge-
schärft wurde, nicht den Mammon, sondern
das Reich Gottes zu suchen. Die Arbei-
ten wurden wieder in allen Zirkeln be-
gonnen, aber ohne Erfolg. 1780 trat der
Oberstallmeister und Grossmeister der
Provinzialloge von Osterreich, Graf Diet-
richstein (s. d.) bei, mit dem Steeb aber-
mals einen geheimen Zirkel bildete. Aber
auch auswärts wurden wieder neue Zirkel
eingerichtet in Leipzig, Nürnberg, Mün-
chen, Augsburg, Stuttgart. Es gelang selbst,
den König Stanislaus II. für den Orden
zu gewinnen. Graf Dietrichstein übernahm
1783—1785 die Oberhauptdirektion inWien,
unter der verschiedne Zirkel entstanden.
Man erkannte aber allmählich, dass die
ganzen Ideen undurchführbar seien. Viele
zogen sich zurück und stellten sich selbst
dem Orden feindlich gegenüber. Zu diesen
fehörte Graf Dietrichstein zuletzt selbst.
!r veranlasste den Kaiser zu der Frci-
maurerverordnung vom Dezember 1785,
durch die auch den R. der Boden unter
den Füssen weggezogen wurde. Man suchte
zwar unter der neuen Leitung von Mesmer
(s. d.) 1786—1792 Dietrichstein wieder zu
gewinnen, aber ohne Erfolg. Mesmer wurde
— Rosskampff. 263
der Sache selbst überdrüssig und stellte
alle Thätigkeit ein. Als 1790 Leopold II.
den Thron bestieg, dessen Neigung zur
Alchemie bekannt war, erwachte Mesmers
Thätigkeit zu neuem Leben. Man grün-
dete die Freimaurerloge Zur Liebe und
Wahrheit, in der nur solche aufgenommen
werden sollten, die man als für den R.-
Orden geeignet hielt. Als jedoch Leo-
pold II. starb, löste sich auf Befehl des
Vizegeneralata vom 7. April 1792 der
ganze Orden auf. Man wollte die getreuen
Mitglieder in religiös -moralischer Rich-
tung fortleiten und bildete ein geheimes
Direktorium unter dem Namen »Die Stillen
im Lande«. Allein auch dieser Zustand
| war nicht von Dauer. Im März 1793 wurde
die Loge aufgelöst. Der Orden war von
da an für immer erloschen. [Vgl. Bh.
1893, S. 81. L. 1885, S. 153; 1892, S. 124.
Triangel 1863, S. 125, 142, 148. Geschichte
der Rosenkreuzer in Deutschland (von
Brand): FZ. 1862, S. 73 fg. Geschichte
der Rosenkreuzer in Böhmen: Allgemeine
österreichische Freimaurer- Zeitung 1878,
S. 69 fg.. Ein neues Rosenkreuzer-Ritual :
FZ. 1884, S. 931
Rosenorden. Der berüchtigte Grossinger
(s. d.) errichtete 1783 einen R., auch Rosen-
inBtitut genannt, der auf Schwindelei und
Geldschneiderei beruhte und deshalb 1788
für erloschen erklärt wurde und an dessen
Stelle der Harmonieorden (s. d.) trat. Als
Oberhaupt des R. gab er eine Frau von
Rosenwald aus, während er als immerwäh-
render Sekretär alle Aufnahmegelder und
Gebühren einschob. [Vgl. L. XXVII, 50.]
Rosenstiel, Friedrich Philipp, Berg-
mann, geb. 1754 in Modesheim im Elsass,
gest. in Berlin 18. März 1832, wurde 1777
als Bergassessor in Berlin angestellt, 1780
Bergrat, 1786 Oberber^rat, 1790 Mitglied
des Senats der Akademie der Künste, 1794
Geheimer Bergrat, 1802 Direktor der könig-
lichen Porzellanmanufaktur zu Berlin und
1804 Geheimer Oberfinanzrat. — Zum
Freimaurer wurde er 10. Febr. 1781 in der
Loge Zur Eintracht in Berlin aufgenom-
men, deren Vorsitzender Meister er 1815
bis 1825 war. 1801 trat er in die Grosse
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln, wurde 1Ö29 Mitglied des Alt-
schottischen (Bundes-) Direktoriums und
war von 1829—1882 Nationalgrossmeister.
[Vgl. Geschichte der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890), S. 488.]
Roglln, Rosslvn, s. Sinclair.
Rosskampff, Georg Heinr. v., Sachsen -
meiningscher Geheim rat und Bürgermeister
in Heilbronn, geb. 1720, war Mitglied
der Loge Zu den drei Nelken in Meiningen,
nachher der Loge Zu den drei Gedern in
Stuttgart und trat der strikten Observanz
zu. 1776 folgte er der Einladung des
Gugomos (s. d.) zum Konvent in Wies-
baden (s. d.). Ungläubig, setzte er den
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264 Rosalau
Betrüger wiederholt durch Fragen und
Einwürfe in Verlegenheit, lies» »ich aber,
um alles zu erfahren, 31. Aug. mit
andern von ihm einweihen. Im folgenden
Jahre Hess er Gugomos' frühern Bedienten
verhaften und brachte ihn zum Geständnis,
dass alles, was sein Herr an Freibriefen,
Siegeln u. s. w. vorgezeigt hatte, von diesem
selbst angefertigt war. 1777 sandte er an
Herzog Ferdinand von Braunschweig einen
Aufsatz, der nachher gedruckt wurde:
»Meine Gedanken über das Svstem des
R. a C. T.« [Ritters a Cygno triumphante,
d. i. Gugomos], Auch liess er sich zuerst
mit dem in Heilbronn auftretenden
sogenannten Grafen v. Tourouvres ein,
duldete, obgleich er schon den ganzen
Betrug durchschaute, die Berufung des
sogenannten Konvents zu Heilbronn (s.
d.) 10. Jan. 1778, entlarvte den Betrüger
in Gegenwart der Betrognen und liess
ihn festnehmen. 1782 war er auf dem
Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.) ; auf seinen
Antrag wurde beschlossen, sich wieder der
christlichen Zeitrechnung zu bedienen, und
die bisher im System gebräuchliche (s.
Zeitrechnung) abzuschaffen; über den von
ihm gestellten ebenso vernünftigen Antrag,
die unverständlichen Benennungen der
Präfekturen und Kapitel abzuschaffen,
wurde stillschweigend hinweggegangen.
Rosslau (St. im Herzogtum Anhalt,
8588 E.). Hier bestand seit 11. April 1883
ein maurerisches Kränzchen, das seit 1888
nicht mehr thätig ist.
Rftssler, Karl A., Superintendent in
Merseburg, gest. 16. Aug. 1837, wurde 22.
Okt. 1820 Mitglied der dortigen Loge Zum
goldnen Kreuz und war dort 1821—22
Redner, 1822—24 erster Aufseher, 1824 bis
1828 zugeordneter Meister und 1828 bis zu
seinem Tode Meister vom Stuhl. Er schrieb:
Ȇber die Freimaurerei und ihre heutigen
Gegnerc (Lpz. 1822), nachdem er vorher
gegen Steffens' »Karrikaturen des Heilig-
sten* (Lpz. 1821) zugleich mit L. Wanckel,
Chr. Weiss (s. d.) und Grävell (s. d.) auf-
getreten war in der Schrift: »Gegen die
Angriffe des Prof. Steffens auf die Frei-
maurerei' (Lpz. 1821); ferner »Zum fünf-
zigjährigen Jubiläum des Ehrenmeisters
Dr. Starcke« (1830); unterm Namen »Acer-
rellos« (Umstellung der Buchstaben seines
Namens], »Die Freimaurerei in ihrem Zu-
sammenhang mit den Religionen der alten
Ägypter, der Juden und der Christen* (4
Bde., 2. Aufl., Lpz. 1836). Dieses Werk ist
in den ersten drei Bänden eine freie und mit
Anmerkungen versehene Bearbeitung des
französischen: »La Maconnerie considere'e
comme le resultat des religions dgyptienne,
juive et chrdtienne« von Reghellini de
Schio (Paris 1833), worin der Zusammen-
hang „der Freimaurerei mit den Mysterien
der Ägypter zu erweisen versucht wird.
Die drei ersten Teile sind eine leicht-
fertige Arbeit, enthalten aber doch manches
- Rostock.
von kulturhistorischem Interesse. Von
Wert für die Geschichte der Freimaurerei
ist nur der 4. Band, der R. zum Verfasser
hat. [Vgl. Taute, Maurcrische Bücher-
j künde (Lpz. 1886), zu Nr. 834.]
Kost, Reinhold, Orientalist, geb. 2.
Febr. 1822 in Eisenberg i. Alt., gest. 8.
Febr. 1896 in Canterbury, war Lehrer der
orientalischen Sprachen am St. Augustin's
College in Canterbury, daneben seit 1863
Sekretär der Royal Asiatic Society in Lon-
don und seit 1869 Oberbibliothekar des
Indischen Amts. — R. war als Freimaurer
aufgenommen 23. Juni 1846 in der Loge
Archimedes zum ewigen Bunde in Gera
und ist ihr bis zu seinem Tode treu ge-
blieben. [Vgl. L. 1896, S. 88.]
Rostock (St. im Grossherzogt. Mecklen-
burg-Schwerin, 49689 E.). I. Die älteste
der hiesigen Logen wurde unter dem Namen
Zu den drei Sternen, von der Grossen
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln 10.
Juni 1760 gestiftet und arbeitete anfangs
nach der sogenannten neuenglischen
Lehrart. Sie verband bereits 28. März 1761
damit eine schottische Loge unter dem
Namen (Karl) zur Sonne und erhielt
auch 1762 ein sogenanntes Clermontsches
Kapitel. (S. Clermont.) Vier Jahre später
trat sie zur strikten Observanz (s. d.)
1 und wurde 24. Jan. 1765 zu einer
| Mutterloge und zum Sitz des Subpriorats
I Ratzeburg erhoben, dessen Sprengel alle
Logen der beiden Herzogtümer Mecklen-
burg, des Königreichs Dänemark, der
Lande Schwedisch - Pommern , Wismar,
Rügen, Holstein, Hamburg, Lübeck, der
sämtlichen preußischen und der russischen
Ostseeprovinzen in seinen Präfekturen und
Hauskomtureien umfassen sollte. Sie
gründete die Loge Zu den drei Löwen in
Wismar (s. d.) 1767, die Loge Zum ge-
krönten Greif in Neubrandenburg (s. d.)
1774 und setzte ihre Arbeiten bis nach
dem Wilhclmsbader Konvent (s. d.) fort,
wonach sie ihre förmlichen Versammlungen
einstellte. Herzog Karl von Mecklenburg-
j Strelitz (s. d.) setzte sie aufs neue als
I englischer Provinzialgrossmeister 29. April
1799 ein; 1802 nahm sie das Hamburger
(Schrödersche) Ritual an, erhielt 4. Mai
1815 ein Verfassungs- und Gesetzbuch
nebst Anerkennung ihrer Eigenschaft als
Mutterloge und wurde 1802 unter Nr. 594 in
der Matrikel der englischen Grossloge
eingetragen. 1822 trat eine Spaltung m
. ihr ein, in deren Folge ein Teil ihrer Mit-
glieder zu der Grossen Landesloge in
Berlin überging und von dieser als
Loge Zu den drei Sternen anerkannt und
29. Jan. 1823 angenommen wurde, während
der andre Teil die alte Loge unter dem-
selben Namen fortsetzte, sodass beide
Logen den Anspruch auf Namen und Ver-
mögen der alten Loge erhoben. Nach
langen Verhandlungen der beiden Grosa-
logen wurde durch einen Vergleich der
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Rot — Rotenburg.
265
Rostocker Logen die Angelegenheit dahin
ausgeglichen, daas die von der Grossen
Landesloge gestiftete jüngere Loge den
Namen Irene zu den drei Sternen
erhielt. Aber schon früher hatten sich
zwei andre Logen Zum Tempel der
Wahrheit 1800 und Prometheus 1821
von der alten Loge Zu den drei Sternen
abgezweigt, die sich 1855 zu einer Loge
mit der Loge Irene zu den drei Sternen
vereinigten. Es bestehen mithin gegen-
wärtig folgende Logen in R. : I. Unter der
Grossen Loge von Hamburg: die Loge Zu
den drei Sternen, gest. 10. Juni 1760.
Mitgliederzahl (1900): 249. Vers. 1. Mitt-
woch im Monat. Klub : Mittwochs. Ferien :
Juli und August. Eignes Logenhaus,
Schwaansche Strasse 3, eingew. 3. Jan.
1880. Hausgesetze von 1878. — H. Unter
der Grossen Landesloge in Berlin: 1) die
vereinigte Johannisloge Irene zu den
drei Sternen, gest. 10. Juni 1760, angen.
29. Jan. 1823; Tempel der Wahrheit,
gest. 18. Juli 1800; Prometheus, gest.
19. Dez. 1821; vereinigt 24. März 1855.
Mitgliederzahl (1900): 273. Vers. Sonn-
abends. Ferien: Juli bis Sept. 2) Die
Andreasloge Lucens, gest. 2. April 1812.
3) Ausserdem bestehen hier unter der
Grossen Landesloge zu Berlin : a) das Pro-
vinzialkapitel Inseparabilis von Meck-
lenburg und Neuvorpommern, errichtet
18. Okt. 1820, eingesetzt 4. März 1821;
b) die Provinzialloge von Mecklen-
burg, errichtet 17. Sept. 1819. Die Pro-
vinzialgrossmeister waren Baron v. Nettel-
bladt 1. (s. d.), Vizekanzler v. Both, Lan-
dessekretär Dr. Wiggers, Ratssekretär Dr.
Giese, Baron v. Nettelbladt H. (s. d.),
Dr. med. Lehmann, Pries, Simonis, Kühl,
Marcus, Begemann (s. d.), Gaettens. Bei
ihr besteht eine Sterbekasse für die Mit-
glieder der ihr untergebnen Logen. [Vgl.
M. L. 1889/90, S. 11.] — Die von der
Grossloge von Hamburg am 24. Juni 1819
gegründete, 15. Nov. 1819 eingeweihte
Provinzialloge von Mecklenburg-
Schwerin und Strelitz ist 1881 wieder
eingegangen. Ihre Provinzialgrossmeister
waren Geheimer Medizinalrat Josephi,
Geheimer Kommemenrat Levenhagen,
Kammerherr v. Vieregge, Landessteuer-
direktor und Drost v. Wickede, ßank-
direktor Capell. — Denkmünzen: Zur
Säkularfeier der Einführung der Frei-
maurerei in Mecklenburg 1854 und zum
lOOjähr. Bestehen der Loge Zu den drei
Sternen 1860 (HMW. Nr. 148 u. 149).
Bot. Diese Farbe ist die kennzeich-
nende der höhern, namentlich sogenannten
schottischen Grade; von ihr, die bald
blutrot, bald karmoisin ist, haben diese
Grade im Gegensatz zu den Johannis-
graden (den blauen) den Namen der roten
Grade angenommen. R. war zugleich die
Farbe der Stuarts. — In der ältern Heraldik
[vgl. G. A. Seiler, Geschichte der Heraldik,
Nürnb. 1885)], z. B. bei Clement Prinsault
1416 nimmt das R. (Tapferkeit) in der
Rangordnung der 7 Hauptfarben die dritte
Stelle ein, und nur Gold (= Edelmut,
Hoheit) und Silber (= Ehrenhaftigkeit,
Reinheit) sind vornehmer. Der deutsche
Meister Altswert um 1440 legt R. als »Frau
Ehre« aus; Gold bedeutet für ihn »Frau
Venus«, Weiss «Frau Mässigung«. Der
heutigen Auffassung näher steht Barthol
Clamorin in Meissen um 1590, indem er
erklärt: Weiss bedeute »Reinheit«, Gelb
»Weisheit«, R. »Liebe«. — So wenig
wie über die Bedeutung wurden die Ge-
lehrten jemals über die Rangordnung der
einzelnen Farben einig[vgl. O. v. Hechingen,
Die Farben unsrer Wappen, in Tägl. Rund-
schau 1898 Nr. 268 S. 1069.] — In der
französischen Maurerei soll die rote Farbe
an das Blut Christi erinnern. — In der
schwedischen Lehrart wird das rote Band
getragen »zum Gedächtnis unzähliger
Märtyrer und Helden, die ihr Blut zur
Verteidigung der Wahrheit und des christ-
lichen Glaubens vergossen haben.« — Im
Royal Arch-Grad soll rot (scharlach) den
Eifer andeuten, der die Mitglieder dieses
Grads beseelt.
Rotae et aureae enteis, Fratres. Ein
dem Rosenkreuzerorden nachgebildetes
System, das H. H. v. Ecker und Eckhoffen
(s. d.), nachdem er sein Vermögen ver-
geudet und ihm die Obern des Rosen-
kreuzerordens das angesuchte Darlehen
verweigerten, erdachte, um die Mitte! zu
fernerm Wohlleben zu erlangen. Der
»Hauptplan« des Systems war ein »in Form
eines Rads gezeichnetes Kreuz«, d. i. ein
Kreuz, einem Kreise eingefügt, dessen
leere Zwischenräume den Text enthielten.
Anzahl und Benennung der Grade waren
in treuer Nachäffung des Rosenkreuzordens
folgende 9: Junior, TheoreticuB, Practicus,
Philosophus, Minor, Major, Adeptus
exemptus, Magister, Magus. Auf Grund
dieses Systems begann Ecker 1776 in Burg-
hausen Suchende aufzunehmen, sie mit
kabbalistischen Namen und Wappen zu
versehen, die Aufnahmegelder aber zu
eignen Zwecken zu verwenden. Seine
Jünger durchschauten ihn jedoch und
forderten ihr Geld zurück, wodurch er
gezwungen war, 1779 zu flüchten. Nach
München gekommen, setzte er das Geschäft
in grösserm Massstabe fort, verunglimpfte
die Obern des Rosenkreuzerorden», die
ihm mit Ausschliessung gedroht hatten,
und gewann zahlreiche Anhänger, die
bald unzufrieden waren und ihn wegen Be-
trugs verklagten. 1781 flüchtete Ecker —
von den Obern des Rosenkreuzordens in
den Bann gelegt — nach Wien, wo er
bald mit einem neuen Orden auftrat. (S.
Ritter und Brüder des Lichta.) [Abafi,
Geschichte der Rosenkreuzer, M. S.]
Rotenburg (St. in der preuss. Prov.
Hessen -Nassau, 3007 E.), war von 1783
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266 Rotenhan —
bis 1790 Sitz einer Loge Konstantin zu
den drei Kränzen, diu dem Eklektischen
Bunde beitrat. — Im J. 1819 wurde da-
selbst die Errichtung einer neuen Loge
Constantia zum engern Hunde bei
der Grossloge von Kurhessen angeregt, je-
doch erfolglos.
Rotenhan, 1) Sigmund johann Chris-
toph Friedr. Frhr. v.f kgl. bayerscher
Kammerherr und Rittergutsbesitzer von
Rentweinsdorf, geb. 31. März 1761 das.,
gest. 28. Juli 1826, wurde aufgenommen
11. März 1782 in der Loge zu Navreuth
und in den 2. Grad befördert 1. Febr. 1784
in der Loge Charles de l'union in Mann-
heim, trat später dem Illuminatenorden
bei, sagte sich aber wieder davon los und
kehrte zum Freimaurerbund zurück, bei
dem er auch bis zu seinem Tode blieb.
In den 3. Grad befördert wurde er 17. Juni
1789 in der Loge zu Bayreuth. Von da
ging er zur Loge Libanon zu den drei
Cedern in Erlangen über, aus deren Ver-
band er 24. Juni 1805 trat, um in
Rentweinsdorf (s. d.) eine eigne Loge
Anacharsis zur Wahrheit und Gerechtigkeit
zu gründen, wo er einige Zeit den ersten
Hammer führte. Zugleich war er zuge-
ordneter Grossmeister der Grossen Mutter-
loge Anacharsis zum erhabnen Zweck in
Ansbach. Nach Auflösung der Loge in
Rentweinsdorf trat er wieder 3. Mai
1815 in der Erlanger Loge ein und wurde
dort zum Meister vom Stuhl gewählt. 1818
trat er freiwillig zurück und wurde 1821
zum Ehrenmeister ernannt. Er war eine
Stütze und Zierde der Freimaurerei in
Bayern. Auf seinen Gütern herrschte
Fleiss und Wohlhabenheit; seine Grund-
holden aller Konfessionen (er gehörte der
protestantischen Linie an) liebten ihn wie
ihren Vater und nannten ihn auch so.
Von seiner patriotischen Gesinnung zeugen
auch die »Freimüthig-patriotischen Bemer-
kungen über die gegenwärtigen öffent-
lichen Angelegenheiten in Deutschland«,
die er 1818 (Leipzig) veröffentlichte und
worin er S. 526 den Freimaurerbund als
ein Nationalbildungsmittel höherer Art |
empfiehlt. [Vgl. A. VI, 221. FZ. 1868,
S. 125; 1864, S. 195. L. 1886, S. 150. Ge-
schichte der Familie R. älterer Linie (Würz-
burg 1865) II 416, 486.]
2) Gottlieb Job. Georg Heinrich v.,
Erbherr auf Rentweinsdorf, preuss. Kammer-
herr, wird als Mitglied der Loge Zum
schwarzen Bär in Hannover 1778—92 auf-
geführt.
Roth, Eduard Max, geb. 12. Okt. 1807
in Hanau, gest. 7. Juli 1858 als Professor
an der Universität Heidelberg, ein gelehrter
Kenner des alten Orients, war Mitglied der
Loge Einigkeit zu Frankfurt a. M., in die
er 9. Okt. 1830 aufgenommen wurde. [Vgl.
seine vortreffliche Schrift Ȇber den Zweck
der Maurerei aus den alten Landmarken.
Vortrag gehalten am 21. Jan. 1882 in der
Royal Arch.
Loge Zur Einigkeit (Frkf. a. M. 1832.)
Auch abgedruckt in der A. Z. 1833 — 34.]
Rothenberg hiess Meiningen in der
strikten Observanz als Kapitular-Komturei-
kapitel der achten Provinz 1782. Weil
der 1776 gestorbene Heermeister der
siebenten Provinz von Hund auch Heer-
meister der achten unter dem Titel Ad-
ministrator gewesen war, fand im Februar
1777 in R. eine Vorversammlung von
Kapitularen der süddeutschen Hälfte der
achten Provinz statt, um die Wahl des
neuen Heermeisters vorzubereiten, bei dem
der Grossmeister Herzog Ferdinand von
Braunschweig vom 17. — 19. zugegen war.
Rotmänner (Orden der), besonders im
Westen der Vereinigten Staaten unter den
Deutschen verbreitet, hat die Unterstützung
der Kranken, Witwen und Waisen zum
Zweck; sein Motto beim deutschen Zweig
ist: »Freiheit, Edelmut, Bruderliebe«, das
beim englischen : Freundschaft, Harmonie,
Union. In seinen Formen ahmt er, wie der
Tammanyorden unter den Amerikanern,
Sprache," Tracht und sonstige Gebräuche
der Indianer nach. Die Logen heiasen
»Stämme« (tribes), die Groasloge »Grosse
Ratsversammlung« (Great Council); die
drei Grade : der tapfere Grad, der Kriegers-
grad, der Häuptlingsgrad, ausserdem giebt
es noch zwei Grade für die Mitglieder der
Staatsgrossstämme. 1857 wurden auch
Hochgrade eingeführt, die in Lagern er-
teilt werden. [Vgl. Triangel, 1860, S. 78;
1870, 8. 50, 62. Bh. 1860, S. 319. FZ.
1869, S.225; 1874, S. 145. L. 1897, S.200;
1898, S. 24. R. Clemen, Ursprung, Ent-
wickelung und Bedeutung der geheimen
Gesellschaften (Columbus, Ohio, 1860).]
Rotterdam (St. in der niederl. Provinz
Südholland, [1894] 234916 E.). Hier wurde
19. (nach andern 6.) Febr. 1764 von der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln in Berlin eine Loge Zur Ein-
tracht (La concorde prussienne) errichtet
und 26. Mai eingeweiht, die nachmals (1781)
unter den Grossorient der Niederlande
trat.
Röter, Friedrich, Professor in Hil-
desheim, geb. 7. Febr. 1844 in Steinhude,
trat 17. Jan. 1874 in den Maurerbund
in der Loge Georg zur wahren Bruder-
treue in Leer, schloss sich 12. April
1878 der Loge Pforte zum Tempel des
Lichts in Hildesheim an, deren Vorsitzen-
der Meister er seit 1890 ist. Bemüht, die
Loge auf der durch Menge (s. d.) erreichten
Höhe zu erhalten, sucht er Begeisterung
für Maurerei und echten Maurersinn, als
dessen Grundstein er den Glauben an Gott,
an Tugend und Ewigkeit betrachtet, zu
wecken und zu pflegen durch Beispiel,
Wort und Schrift. Arbeiten von ihm er-
schienen in verschiednen Zeitschriften und
Jahrbüchern.
Royal Arch, s. englische Lehrart, I,
S. 257.
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Royal York
— Ruhende Brüder.
267
Royal York, genannt zur Freundschaft,
Grossloge in Berlin, s. Berlin, I, S. 95.
Rosier, Jos. Bapt. Franz, Abb£, Ritter
der Kirche von Lyon, machte sich um die
französische Freimaurerei »ehr verdient,
war Meister vom Stuhl einer Loge in Lyon,
1773 Präsident der Chambre des Provinces
des Grossorients. In der Sitzung des Grosa-
orients vom 12. Juli 1773 schlug er vor, Pro-
vinziallogen zu errichten, wogegen Lalande
(s. d.) auftrat. Guillotin (s. d.) erhielt den
Auftrag, eine Verständigung zu erzielen, es
wurde dann auch der von diesen dreien
ausgearbeitete Gesetzentwurf vom 22. Okt.
1773 genehmigt. 1781 war R. Mitglied der
Loge Les amis reunis in Paris. In Kloss'
Geschichte der Freimaurerei in Frank-
reich erscheint häutig sein Name als thä-
tiger und einflussreicher Freimauerer, so I,
S. 168, 170, 183, 201, 238. [Vgl. Taute,
Die katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), S. 72.]
R. S. Y. C. 8., d. i. Rosyeross. Damit
wird die eine Abteilung des Königlichen
Ordens von Schottland bezeichnet, wäh-
rend die andre H. R. D. M. (Heredom) als
Bezeichnung führt. [Vgl. oben I, S.
259.]
Rückert, Friedrich, Ivrischer Dichter,
geb. 16. Mai 1788 in ScWeiufurt, gest.
31. Jan. 1866 in Neuses bei Koburg, be-
schäftigte sich mit philosophischen und
belletristischen Studien, wurde 1811 Do-
zent in Jena, privatisierte an verBchied-
nen Orten, begab Bich 1816 nach Stutt-
gart, wo er an der Leitung des »Morgen-
blattst Teil nahm, Hess sich in Neuses
nieder, wurde 1826 Professor der orienta-
lischen Sprachen an der Universität Er-
langen, kam 1841 als Geh. Regierungsrat
und Professor nach Berlin und kehrte 1846
nach Neuses zurück. Seine litterarische
Thätigkeit ist wohl die bunteste und viel-
fältigste, die je zu deutschen Versen be-
geistert hat. — Aufgenommen in den Frei-
maurerbund wurde R in der Loge Karl
zum Rautenkranz in Hildburghausen wäh-
rend eines Besuch* bei Verwandten
3. Mai 1810, welcher Loge er bis 1815 an-
gehörte. Später scheint er sich nicht mehr
an maurerischen Arbeiten beteiligt zu
haben; doch finden sich in seinen Werken
freimaurerisebe Gedanken und Anklänge
in Menge. [Vgl. Dr. C. Boyer, Fr. R. als
Dichter und Freimaurer. Eine maurerische
Studie (Stuttg. 1879). L. 1879, S. 140. O.
1889, S. 78. Z. 1888, S. 40.]
Rudolstadt (Hauptst. des Fürstentum
Schwarzburg-Rudolstadt, 11907 E.). l)Hier
ward 21. Sept. 1785 die Loge Günther
zum stehenden Löwen gegründet, die
27. Nov. dem Eklektischen Freimaurer-
bund beitrat. [Vgl. Keller, Geschichte des
Eklektischen Freimaurerbundes, S. 103.]
Nachdem sie einige Jahre geruht hatte, be-
gann sie 1793 ihre Arbeiten wieder. In
diesem Jahre war nämlich der regierende
Fürst Ludwig Friedrich (s. d.) vom Herzog
Georg von Sachsen-Meiningen (s. d.) auf-
genommen worden und blieb bis zu seinem
Tode 1807 Mitglied und Protektor der
Loge. 1794 erschien eine «Auswahl von
Frcymaurerliedern zum Gebrauche der
Loge Günther zum stehenden Löwen«.
Am 1. Jan. 1801 trat die Loge der Ham-
burger, von Schröder verbesserten Arbeits-
weise und der Provinzialgrosslogc von
Hamburg bei, wo sie unter Nr. {»88 in
das Register der Grossloge von England
eingetragen wurde Unter dem Vorsitz
des Meisters vom Stuhl, v. Beulwitz (s. d.),
blühte die Loge besonders empor. 1801
errichtete sie eine Sonntagsschule. Bei
der Wiederherstellung der Loge Amalia
in Weimar machte sie sich vielfach
i verdient; daher bemerkt Ridel (s. d.) in
! seinem »Versuch eines alphabetischen
Verzeichnisses u. s. w.», S. 159: »Mit
| tiefgefühlter Dankbarkeit erwähnt die
Loge Amalia in Weimar es hier gern,
: wie sehr die brüderliche Liebe und der
thätige Eifer dieser guten Loge und ihres
würdigen Meisters vom Stuhl, v. Beulwitz,
ihr im J. 1808, als sie sich dem Verein
anschloss, behilflich gewesen sind.« Die
Loge arbeitete fort bis 1829, wo v. Beul-
witz die Arbeiten schloss, da sich die
Teilnahme sehr verringert hatte. Bei der
Wiedererweckung 14. Sept. 1859 wechselte
die Loge den Namen und die Arbeits-
weise. 2) Unter dem Namen Günther
zur Eintracht trat sie zur Grossen Lau-
desloge in Berlin, von der sie 14. Sept.
1859 gegründet und 27. Nov. desselben
Jahres eingeweiht wurde. Mitgliederzahl
(1899): 90. Vers. 3. Donnerstag im Monat;
Klub: Dienstags und Donnerstags; Ferien:
Juli. Eignes Logenhaus, Fürstengarten 3,
| eingew. 4. Sept. 1892. Hausgesetze v. 1899.
Milde Stiftung: Hoffmann- Stiftung für
Maurerwitwen und Waisen, Kapital 6000 M.
[Vgl. Bloss, Gedenk-Blatt zur Feier des
25 jähr. Bestehens der L. (1884); Die Weihe
des neuen Logenhauses (1892)].
RUgenwalde (St. in der preuss. Provinz
Poramern, 5383 E). Eine Loge Zur
Einigkeit an der Ostsee wurde da-
selbst von der Grossen National -Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln 18. Okt. 1809
gegründet, 24. Jan. 1810 eingeweiht und
1820 auf ihren Wunsch nach Schlawe (s. d.)
verlegt, wo Bie 5. Juli 1834 geschlossen
wurde.
Ruhende Brüder werden diejenigen Frei-
maurer genannt, die, ohne im maurerischen
Verfahren entlassen zu sein, einer aner-
kannten Loge angehört haben. In Deutsch-
land werden sie in der Regel gar nicht
mehr zu den freimaurerischen Versamm-
lungen einer andern Loge, höchstens zum
Johannisfest, zugelassen. In Frankreich
werden sie dreimal, in England (s. Be-
suchende) wenigstens einmal zum Besuch
, einer Loge zugelaseeu, in der Voraus-
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268
Ruhende (inaktive) Logen — Rumänien.
aetzung, dass sie später ihre Annahme bei
einer aktiven Loge bewirken.
Ruhende (Inaktive) Logen sind solche,
die ihre Thätigkeit eingestellt haben. Die
Verfassung der Symbolischen Grossloge
von Ungarn § 227 spricht von »Einschlä-
ferung« der Logen.
Ruhrort (St. in der preusa. Rheinpro-
vinz, 11712 E.). I. Hier bestand 1791 eine
Loge Zu den zwei Zahlen. Sie erhielt
in diesem Jahre eine Stiftungsurkunde von
der Grossen Nationalloge der Niederlande,
war aber schon einige Jahre vorher in
Thätigkeit. [Liederbuch von 1791 bei
Kloss, Bibl., Nr. 1608.] II. Ein in den
fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts ge-
gründetes Kränzchen ist ebenfalls wieder
eingegangen.
Rulffs, August Friedrich, geb. 19. Jan.
1736 in Bremen, gesf nach 1800, war
Tabakfabrikant erst in Bremen, dann in
Lübeck, bekam den Titel eines braun-
achweig-lüneburgschen Kommissars, wurde
Generaldirektor der allgemeinen Versor-
gungsanstalten in den kurfürstlich mainz-
schen Landen, Mitglied des mainzschen
General- und Spezial- Armendirektoriums
und seit 1791 Wirklicher Hof kammerrat
in Mainz. Er hat sich viel mit sozialen
Fragen beschäftigt, namentlich dem Armen-
und Waisenwesen, löste auch eine Preis-
frage: »Von der vorteilhaftesten Einrich-
tung der Werk- und Zuchthäuser« (1783),
wozu ein (auch französischer) Anhang er-
schien, der sich mit den Arbeiten für
Werk- und Zuchthäuser beschäftigte und
an den Freimaurerbund gerichtet war.
— R. wurde in der Loge Jonathan in
Braunschweig aufgenommen 10. Aug.
1763, trat 30. Juli 1765 daselbst dem
v. Hundschen Tempel herrensystem als So-
cius und Amicus Ordinis zu und stiftete
im April 1767 die Loge Zum goldnen
Schlüssel in Bremen, deren Meister vom
Stuhl er wurde; sie war Filialloge von
Braunschweig und Hannover. Auch war
er Praepositua des auf dem Konvent zu
Kohlo (s. d.) genehmigten Fraepositur-
kapitels in Bremen.
Rumänien (Königreich). Hier fand die
Freimaurerei wahrscheinlich erst 18.59
durch die Gründung einer Loge L'ltoile
Danubienne in Bukarest unter dem fran-
zösischen Grossorient Eingang. Ihr folgten
in der nächsten Zeit mehrere andre, so
26. Aug. 1863 die Loge Lea Sagcs d'Helio-
polis in Bukarest. 1867 klagten Besuchende
über dort herrschenden Kastengeist (FZ.
1867, S. 8), welcher Ansicht von andrer
Seite widersprochen wurde (ebend. S. 64).
Man begann damals in einzelnen Logen,
z. B. in Galatz, besondere Abende für
die andere Sprachen sprechenden Mit-
glieder einzurichten, so auch für die
Deutschen. Schon im April desselben
Jahres sprach man in R. davon, sich von
dem französischen Grossorient, dem die
meisten Logen des Landes untergeordnet
waren, zu trennen und eine eigne Gross-
loge von R. zu gründen. Daneben be-
schäftigte man sich aber auch mit der
Verwirklichung humaner Zwecke; es ent-
stand in Galatz dasComit^ philanthropique.
Trotzdem wurde von offizieller Seite in
der Zeitung »Romanul« (FZ. 1867, S. 223)
gegen den Bund als einen geheimen
offnes Übelwollen zur Schau getragen,
ja es wurden die untern Telegraphen-
beamten, die dem Bunde angehörten, vom
Amte entsetzt, obschon der Fürst Karl
selbst mit der Absicht umging, sich auf-
nehmen zu lassen. Doch breitete sich der
Bund auB. 1867 wurden neue Logen in
Bakau, Botuscbani, Filtischeni und Fok-
schani, ferner in Bukarest 1868 unter der
Grossen Landesloge von Sachsen die Loge
Romania (?) und 1875 unter der Grossloge
von Ungarn die Loge Zur Brüderlichkeit
und unterm Grossorient von Frankreich
die Loge Egalite* gegründet. 1880 bestan-
den in R. neun Logen unterm Grossorient
von Frankreich, zehn unter dem von Ita-
lien und eine unter der Grossloge von
Ungarn. Am 8. Sept. 1880 wurde die
Nationalgrosaloge von R. errichtet, die
1882 19 und 1884 23 Tochterlogen zählte.
Am 24. Juni 1881 folgte ein Supreme Con-
seil des Ritus von Memphis, am 8. Sept.
1881 ein Supreme Conseil des schottischen
Ritus, die sich beide 1886 vereinigten.
1882 ein Royal Arch- Grosskapitel und
j 22. März 1883 eine Grossloge und Tempel
des Swedenborg-Ritus. Daneben begann
auch der LuBitanische Grossorient Logen in
Bukarest, Turn -Severin (3), Ploesci und
Giurgewo zu errichten. Zur Zeit bestehen
hier: I. Die Nationalgrosaloge von R. mit
25 Logen, davon zwei in Bulgarien und
3 in Amerika; II. das Grosskapitel der
Royal Arch -Maurer mit zwei Kapiteln;
III. das Vereinigte Supröme Conseil mit
einem Tribunal, einem Senat und neun
| Kapiteln; IV. die Grossloge und Tempel
des Swedenborg-Ritus mit zwei Tempeln*);
V. unterm Grossorient von Frankreich
| vier Logen (in Botuschani, Braila, Con-
l stantza und Galatz); VI. unterm Gross-
J Orient von Italien fünf Logen (in Bakau,
Botuschani, Bukarest, Calarasi und Fok-
: schaui); VII. unter der Grossloge Zur
Sonne in Bayreuth ein Kränzchen in
Bukarest (s. d.). Ob auch noch portugie-
sische Logen in R. bestehen, war nicht
zu ermitteln. In Bukarest erschienen die
Zeitschriften »Mistria« (seit 1874) und
«Triunghiul« (seit 1880); seit 1900 erscheint
die »Romania Masonicä*. Uber eine Denk-
münze vgl. Bh. 1881, S. 400; 1882, S. 23.
*) So nach dem Cosmopolitan Calendar Tür 1900.
Nach einer Mitteilung aus Bukarest soll dagegen die
Uro«tloge nur 1 Loge und da« Supreme Conseil nur
1 Areopag nnd 1 Kapitel , «Amtlich in Bukarest, be-
sitzen, andre Logen es aber in B. nicht geben.
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Rumpelt — Russland.
269
Rumpelt, gen. Walther, Emil Adolf
Ferdinand, Hofschauspieler in Dresden,
geb. 6. Febr. 1820 in Dresden, gest. das.
30. Aug. 1888, studierte 1838 in Leipzig
Rechtswissenschaft, siedelte 1839 nach Ber-
lin aber und entschloss sich hier, Litterat
und Schauspieler zu werden. Dadurch
kam er mit seinem Vater in Zwiespalt
und konnte nur auf geringe Unterstützung
von seiner Familie rechnen. Als Mit-
arbeiter beteiligte er sich am »Komet«, an
dem von Gutzkow herausgegebnen «Te-
legraph« und an dem von rhilippi ge-
leiteten «Planet«. Ein von ihm erschienener
Roman: «Eduard Sternthal«, in dessen
Helden er sich selbst malt, schildert seine !
Sturm- und Drangperiode. Nachdem vom
Vater die Erlaubnis, Schauspieler zu wer-
den, erlangt war, ging er nach Weimar, i
um als Volontär auf der Bahne thätig zu ,
sein. Er kam an die Theater zu Gotha, !
Bremen, Detmold, Elberfeld, Köln, Aachen,
ans Königstüdtische Theater zu Berlin, j
nach Königsberg und Halle. 1847 folgte j
er einem Gastspielantrag des Dresdner
Hoftheaters. Hier wurde er angestellt
und war bis zu seinem Tode thätig.
Er gehörte in den Zeiten Gutzkows und
Devrients zu den besten Darstellern in
seinem Fach. — Am 23. Dezember 1847 in
der Loge Zu den drei Schwertern in Dres-
den aufgenommen, trat er bald in den
Beamtenverein der Loge ein, war Vorbe-
reitender, 1863—1869 zugeordneter Meis- !
ter und darnach 19 Jahre lang 1869 ,
bis 1888 hammerfahrender Meister vom ;
Stuhl, zugleich von 1865 bis zum Tode
Mitvorsteher des Freimaurerinstituts (b. d.)
in Dresden. Er war mit seiner Loge
aufs Innigste verwachsen und wusste ihr
den Stempel seines vornehmen Wesens |
aufzuprägen, dadurch aber das Ansehen,
das die Loge in Dresden, Sachsen und
Deutschland geniesst, nur noch zu heben.
Seiner Anregung und Thätigkeit verdankt
die Loge eine gesunde Vereinfachung des
Rituals, die Herausgabe ihres neuen Ge-
sang- und des Gesetzbuchs von 1882, die
Beseitigung der Beförderungsgebühren, die
obrigkeitliche Anerkennung der Loge als
juristische Person, der ersten in Sachsen.
In der Grossen Landesloge von Sachsen
war er seit 1851 u. a. als Grossredner
und 1. Grossaufseher thätig und be-
kleidete 1885 bis 1888 die Würde des
zugeordneten Grossmeisters. Getreu der
Richtung der freiheitlich organisierten
sächsischen Grossloge wirkte R.-W. für
die selbständige freie Entwicklung der
einzelnen Bauhütten und war darum Feind
ungesunder Zentral isierungs- und Unifor-
mierungsbestrebungen. Auch schriftstelle-
risch war er maurerisch th&tig. Er war
Mitbegründer (1871) und hauptsächlichster
Mitarbeiter des »Dresdener Logeublattes«
(s.d.). Von ihm erschienen: «Aus meiner
Werkstätte« (Dresd. 1873) und »Bruch-
steine zum Bau« (Lpz. 1882). Das Beste
seiner dichterischen Muse ist das bei Ge-
legenheit der Feier des 50jährigen Be-
stehens der Grossen Landesloge von Sachsen
1861 zum ersten Mal erklungne Lied: »Der
Gedanke der Maurerei« (abgedruckt FZ.
1874, S. 407). Ob erfolgreicher Hammer-
führung von der Loge vielfach gefeiert,
ernannte ihn letztere beim 40jährigen
Maurerjubiläum zum Alt- und Ehren-
meister und überreichte ihm die »R. -W.-
Stiftung«. Nach seinem Tode wurde auf
ihn 1888 eine Denkmünze geprägt (HMW.
Nr. 59). [Vgl. Festschrift zum Jubiläum
des 150 jährigen Bestehens der Loge zu
den drei Schwertern (1890) S. 66, wo auch
sein Bild. Peuckert, Die Loge zu den drei
Schwertern (Lpz. 1888). Zum Gedächtnis
Br. E. R.-W. (1888). Dr. L. 1888, Beilage
zu Nr. 154. Bh. 1888, 8. 888.]
Rupp, Jul. Aug. Friedrich, Protestant.
Theolog, Stifter der freien evangelisch-
katholischen Gemeinde, geb. 13. Aug. 1809
in Königsberg i. Pr. , gest. das. 11. Juli
1889, war Hilfslehrer, Prorektor des Gym-
nasiums in Marienwerder und wurde 1842
Divisionsprediger in Königsberg. Er grün-
dete das »Christliche VoUtsblatt« und ent-
wickelte eine vielseitige wissenschaftliche
Thätigkeit. Da er infolge seiner freien
Richtung, die er in Predigten und Schrif-
ten verteidigte, seines Amts entsetzt
wurde, gründete er 16. Jan. 1846 die freie
evangelisch-katholische Gemeinde, auf die
fortan seine Wirksamkeit beschränkt blieb.
— Die Aufnahme R.'s in den Freimaurer-
bund erfolgte in der Vereinigten Loge zu
Königsberg i. Pr. 16. Juni 1845. Wegen
seines Verhaltens zur Staatsregierung und
seiner desfallsigen Bestrafung wurde er
15. Mai 1851 zum freiwilligen Austritt ver-
anlasst und, da er dem nicht nachkam,
21. Febr. 1856 die Suspension über ihn
verhängt und 21. März 1856 beschlossen,
seinen Namen aus der Logenliste wegzu-
lassen. (Vgl. Hieber, Geschichte der
Verein. Johannisloge Zum Todtenkopf und
Phönix in Königsberg i. Pr. (1899),
S. 179. FZ. 1852, 8. 168.]
Ruppin, s. Neuruppin.
Rllssdorf (Dorf und Schönburgsches
Schloss bei Lichtenstein im Kgr. Sachsen).
Hierher wurde 1781 die in Sachsenfeld
(s.d.) gestiftete Loge Zu den drei Rosen
verlegt, wo sie noch vor 1800 einging (vgl.
Schönburg).
Rußland. (Kaiserreich.) »Die Ge-
schichte der Freimaurerei in R. ist eine
der mannigfaltigsten und interessant -be-
lehrendsten aller maurerischen Landes-
geschichten ; mannigfaltig durch die Viel-
heit der Systeme, den Wechsel der leitenden
Kräfte und die Einflüsse provinzieller
Verschiedenheiten; interessant und be-
lehrend zugleich, namentlich für die Ge-
schichte der deutschen Maurerei dadurch,
dass sie eine eigentümliche Kopie der
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270
Russlaixl.
hervorragendeten deutschen und auch
andrer freimaurerischer Institutionen auf-
weist.. [L. XXI, 112 ] — Die Berichte
Ober die Anfänge des Frciinaurertums in
Ii. verlieren »ich weit in das Sagenhafte.
In das Bereich der Sage gehört die An-
nahme, dass Peter der Grosse während
seines Aufenthalts in Holland (1697—1698)
zum Freimaurer aufgenommen sei, das*
die Stiftung des russischen Andreasordens
(1698) mit der Freimaurerei schottischen
Ursprungs zusammenhänge, endlich dass
bereits damals in Petersburg eine Loge
bestanden habe, deren Meister vom Stuhl
Le Fort, 1. Aufseher Gordon, 2. Aufseher
Peter der Grosse selbst gewesen sei. Ebenso
wenig lässt sich beweisen, dass der Czar
von Christoph Wreu aufgenommen sei.
Zu dem Jahre 1731 bemerkt Thory, Acta
Latomorum I, 25: »Die Freimaurerei ist
in R durch die Grossloge von England
im Laufe dieses Jahres eingeführt worden.
Die Kaiserin Anna Iwanowna regierte
damals«. Für die Folgezeit fliesst aus der-
selben Quelle die Nachricht: »Es ist wahr-
scheinlich, dass die Versammlungen sehr
geheim und vielleicht unter dieser Re-
gierung beschränkt waren, die bemerkens-
wert ist durch die Schwäche der Herr-
scherin und die Grausamkeit von Ernst
Johann von Biron, ihrem Günstling . . .«
Mit dem Anfang der vorstehenden Notiz '
steht im Einklang die Stelle in Andersons
Konstitutionenbuch von 1738 (deutsche
Ausg., S. 536), wonach Kapitän Phillips zum
ProvinzialgrossmeiBter für R. von der
Grossloge von England ernannt sei. [Vgl.
Nettelbladt im Kai. f. d. Provinzialloge
von Mecklenburg, 1835, S. 36.] Um 1740
soll nach Xettelbladts Darstellung Lorenz
Natter (s. d.) aus Florenz nach Petersburg ge-
kommen sein (a. a. O. S. 87). Von irgend
einer freimaurerischen Thätigkeit oder Ein-
wirkung seinerseits findet sich keine Spur.
1741 wurde der General James Keith (s. d.)
von seinem Bruder, dem englischen Gross-
meister John Keith, Lord of Kingstone,
für R. als Provinzialgrossmeister be-
stellt. Es ist anzunehmen, dass sowohl
Keith, als Phillips von der englischen
Grossloge einen Freibrief erhielten, um das
Recht zu haben, in R. da, wo geeignete
Elemente sich fänden, Logen zu er-
richten. Doch verlautet nichts über den
Erfolg ihrer Versuche. — Nach zuverläs-
sigen Nachrichten [Kai. f. d. Provinzial-
loge von Mecklenburg 1835, S. 37 und
1836, S. 38] arbeitete im April 1750 eine
Loge Zur Verschwiegenheit *) in Petersburg,
und im selben Jahre wurde in Riga die
Loge Zum Nordstern errichtet. Von da
an machte die Verbreitung der Freimau-
rerei in R. schnelle Fortschritte. 1762
besass die Loge Zur Beständigkeit in
*) KIom, Geschichte der Freimaurerei in England,
8. 146.
Petersburg ein eignes Haus (Meister vom
Stuhl war damals der Konsulent Sellye),
und der Czar Peter III. soll während seiner
kurzen Regierung in Oranienbaum maure-
rische Versammlungen zugelassen haben.
Auch die Kaiserin Katharina IL verhielt
sich wenigstens in den ersten Jahren ihrer
Regierung dem Freimaurertum gegenüber
nicht feindselig. Doch darf daraus nicht
ein besonderer Schutz, den die Re-
gentin den Logen Russlands bewiesen
hätte, gefolgert werden.*) In den sech-
ziger Jahren des 18. Jahrhunderts ge-
wann die strikte Observanz weite Ver-
breitung; dafür war namentlich der Graf
Mussin-Puschkin thätig, ebeuso v. Starck
(a. d.), der zuerst 1763—65 in Petersburg
weilte. Letzterer hatte nur an der Aus-
breitung, nicht aber an der Begründung
teil. Zugleich war er bemüht, diese Ver-
einigung in Verbindung mit dem System
Melesinos (s. d.) zu bringen. 1768 wieder
in Petersburg, begründete von Starck
am 23. Juni eine Präfektur der strikten
Observanz, bei der v. Schwerdtheim
curator domus und commis. capit. ward,
sowie eine Loge (Hauskomturei), deren
Meister Lüder wurde. Schon gegen Ende
des Jahres 1769 ging diese Präfektur ein.
— 1770 ging v. Reichel**) nach Petersburg
und machte seinen Einnuss dahin geltend,
dass aut Grund der Akten, die ihm von
v. Zinnendorf anvertraut waren, in der
Loge Apollo in Petersburg gearbeitet wurde.
Ob v. Reichel als Stifter dieser Loge zu
bezeichnen ist, bleibt zweifelhaft. In
der Folgezeit gründete er nacheinander
die Logen Isis in Reval, Harpokrates
in Petersburg und Apollo in Riga,
Auf diese Weise fand die schwedische
Lehrart in R. Eingang. Der Freemasons
Calendar für 1777 (S. 38) und für 1778
(S. 40) enthalten gleichlautend folgende
Nachricht: »Die erste regelmässige Loge,
die in dem weitausgedehnten russischen
Reich errichtet wurde, war die im Monat
Juni 1771 gegründete Loge Zur vollkom-
menen Einigkeit (parfaite union) in Pe-
tersburg. Der Meister vom Stuhl und die
meisten Mitglieder waren dort wohnende
englische Kaufleute, die diese Anstalt mit
grosser Rcgelmässigkeit und vielem Eifer
aufrecht hielten. Da viele russische Edel-
leute und Vornehme zur Zeit der Errich-
tung dieser Loge Freimaurer waren, so
erhielten sie auf ihr Ansuchen im Juhre
*) Der württembergsche Hofrat Oeorg Reinbeck
hat in Minen .Flüchtigen Bemerkungen anf einer
Rehe Ton 8t. Peterebarg Uber Moskwa* (Lp*. 1806),
II, 8. 160 über den Zuitand der Freimaurerei in
R. wahrend der ersten Zeit ein« Schilderung ge-
geben, die in der vorigen Auflage III, 8. 107, ab-
gedruckt ist.
••) VormaU Prinsenhofmeister in Braunschweig,
dann Inspektor des adligen Kadettenkorps in Peters-
burg, spater Oeneralauditeur der Garden und Kon-
sulent der OesetxkommUsion (gest. 1798).
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271
1772 von der Grossloge von England für
Se.Excellenz Johann Yelaguine, Senator und
Geheimrat, eine von dem Herzog v. Beau-
fort unterzeichnete Bestallung als Provin-
zialgrosameifiter im russischen Reich. Dieser
lieas sich die Pflichten seines Amts so
angelegen sein, dass verschiedne vorzüg-
liche Logen in Petersburg und an andern
Orten errichtet wurden. Der hohe Adel
des Reichs munterte nicht nur die Kunst
durch sein Ansehen auf, sondern übernahm
auch Beamtenstellen in der Grossen und
in den Tochterlogen, und die Provinzial-
loge von R. ist im Begriff, ein Logenhaus
zu erbauen, um darin ihre Versammlungen
zu halten. Unter den Grossbeamten wird
Graf Roman Worezzow, der Günstling
Katharinas, als zugeordneter Grossmeister
aufgeführt.« — In der That entfaltete
Yelaguine eine weitausgebreitete Thätig-
keit; er gründete 1773 und 1774 als Pro-
vinzialgrossmeister 5 Logen: Zu den neun
Musen, Urania und Zum flammenden
Stern in Petersburg, Mars in Jassy und
Klio in Moskau. 1775 kam Rosenberg (s.
d.) nach Petersburg und eröffnete wieder
die Loge Apollo, deren Arbeiten inzwischen
geruht hatten. Im Verein mit Reichel
stiftete er die Loge Horus. So gab es in
R. Logen der schwedischen und der eng-
lischen Lehrart. Die Logen beider Lehrarten
vereinigten Bich 1776 zu einer Grossen
Provinzialloge, die sich auch Grosse
Nationalloge nannte, unter Yelaguine als
Provinzialgrossmeister; sein Zugeordneter
war der Graf Peter Iwanowitach Panin, Bru-
der des Ministers und Erziehers des Kaisers
Pauli.; unter den Grossbeamten befanden
sich der Generalleutnant von Melesino (s. d.),
die Generale Leyzano und Nicolay, Baron
Ungern-Sternberg, Butturlin u. a. Zwölf
Logen waren unter der Provinzialgrossloge
vereinigt, bei den vierteljährlichen Ver-
sammlungen durch die Stuhlmeister und
die beiden Aufseher vertreten. Die Ver-
sammlungen der Provinzialgrossloge, sowie
die Loge Zu den neun Musen, deren Mei-
ster vom Stuhl Yelaguine war, wurden in
dessen Hause abgehalten. Alsbald aber
entstanden mancherlei Mishelligkeiten,
so daas die Grossloge wenig gedeihen
konnte. Reichel zog sich von Rosen-
berg, wie überhaupt vom Logenwesen zu-
rück, da er mancherlei Unregelmässigkeiten
in den vereinigten Logen verschiedner
Lehrarten zu bemerken glaubte.*) Der mit
ihm verbunden gewesne Fürst Trubetzkoi,
dessen Wünschen die Oberleitung von
Yelaguine nicht entsprach, ging nach Mos-
kau und verlegte dahin die von ihm ge-
stiftete Loge Osiris, sowie die Logen Isis
und Latona. Diese nach Moskau ver-
pflanzten Logen erfreuten sich der Teil-
nahme des hohen Adels, z. B. der Fürsten
•) Vgl. K»l«nd«r Tür die ProrimiftUog« ron ileck-
Unburg 183«, S. Sb.
Tscherbatof, Dolgoruky, Gagarin, Galizin,
Wolkonsky, Grafen Soltikow u. a. Georg
v. Rosenberg schloss sich mit seiner
Loge Apollo nicht an die Provinzialloge
an, sondern arbeitete allein fort, bis
er eine Gelegenheit fand, sich einer an-
dern russischen Grossloge anzuschli essen,
die bereits in der Bildung begriffen war.
Fürst Kurakin nämlich, russischer Ge-
sandter in Schweden, an dessen Seite sich
Wilhelm v. Rosenberg, Bruder von Georg
v. Rosenberg, als Gesandtschaftssekretär
befand, war von der Grossloge von Schwe-
den in die Geheimnisse der schwedischen
Maurerei vollständig eingeweiht worden,
und der Herzog Karl von Södermanland
hatte Wilhelm v. Rosenberg Aussichten
auf die Stiftung einer Grossen Laudesloge
und eines Kapitels der höchsten Grade
eröffnet, unter der Bedingung, dass eine
angemessne Anzahl von Logen in R.
sich unter die Oberleitung von Schweden
zu stellen bereit wäre. Zur Förderung
dieses Plans benutzte man die Anwesen-
heit des Königs Gustav III. von Schweden
in Petersburg; ihm zu Ehren wurden Ende
Juni 1777 in der Loge Apollo auf den
Wunsch des Grafen Steenbock glänzende
Versammlungen gehalten. In demselben
Jahre kehrte Fürst Kurakin nach Peters-
burg zurück und erteilte dem Fürsten Ga-
garin, dem General Melesino, dem Baron
Ungern-Sternberg und dem Kaufmann
Jäger die obersten Grade der schwedi-
schen Lehrart. Mehrere von den unter
Yelaguine arbeitenden Logen wendeten
sich dieser unter Gagarin zu, z. B.
die Petersburger Logen Zur Wohlthätig-
keit unter Freese, Phönix unter Ga-
garin, Zum heiligen Alexander unter Ku-
rakin und Schmeling, ferner die Loge
Neptun in Kronstadt und die in Reval
1778 gestiftete Loge Zu den drei Streit-
hammern. Nach diesen Vorbereitungen
wurde 25. Mai 1779 die Provinzialloge
des russischen Reichs unter dem Fürsten
Gabriel Gabgarin errichtet mit der Geneh-
migung de« Herzogs Karl von Söderman-
land als des Grossmeisters des schwedischen
Kapitels und unter Anerkennung der Or-
densobern der russischen Grossloge. Diese
Provinzialloge des russischen Reichs nannte
sich auch Nationalloge oder Landes-
loge von R. Die Absicht der schwedi-
schen Grossloge ging dahin, die russische
Grossloge in Abhängigkeit von Schweden
zu erhalten ; für diesen Plan waren beson-
ders der Fürst Kurakin und Georg v. Ro-
senberg thätig. Die neugebildete Provin-
zialloge begann alsbald ihre Wirksamkeit
damit, daas Bie au sämtliche russische
Logen in einem Rundschreiben die Auf-
forderung erliess, sich ihr anzuschlieasen.
Mit dieser Aufforderung war die Drohung
verbunden, dass man sie im entgegenge-
setzten Fall für unrechtmässig erklären,
somit in Acht und Bann thun würde. Da9
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272
Russlainl.
Rundschreiben war von dem National-
grosssekretär Bober (s. d.) ausgegangen.
Die Logen der deutschen Ostseepro-
vinzen waren durchaus nicht sofort ge-
neigt, der Aufforderung nachzukommen.
Die schon lange in Reval bestehende Loge
Isis, an die das Rundschreiben 26. Juni
1779 von Böber gesendet wurde, erklärte
offen, dass sie sich der neuen Grossloge
nicht anschliessen würde. Hierauf er-
folgte 24. Aug. deren Ausschliessung in
einer an die Loge Zu den drei Streitham-
mern gerichteten Urkunde, die von G. v.
Rosenberg und Böber unterzeichnet wor-
den war. Wie die Loge Isis, so weigerte
sich auch die Loge Zum Schwert in Riga,
die von Braunschweig eine Stiftungsur-
kunde erhalten hatte, der neuen Grossloge
beizutreten. Ihr Meister vom Stuhl war
der Kollegienassessor Balth. Bergmann.
Er hatte den Konvent zu Wolfenbüttel
(s. d.) besucht und berief sich auf die An-
erkennung seiner Loge von den Logen in
Deutschland, Italien, Frankreich, England
und Schweden. Von den Logen der Ost-
seeprovinzen trat nur die Loge Zu den drei
Streithämmern in Reval der Nationalloge
bei, dagegen blieben die Rigaer Logen
Apollo, Castor, Zum Schwert, Isis in Re-
val und Pol lux in Dorpat bei dem Ver-
band unter Yelaguine. Zur Nationalloge
unter Fürst Gargarin gehörten 13 Logen:
6 in Petersburg: Apollo, Zum Phönix,
Zum heiligen Alexander, Zum flammenden
Stern, Zur Wohlthätigkeit und Horus,
8 in Moskau: Zu den drei Degen, Zu den
drei (christlichen) Tugenden und Apis,
ferner Zu den drei Streithammern in Reval,
eine Militärloge in Kimburn, Osiris in
Petersburg, später in Moskau, und Neptun
in Kronstadt. Im August 1780 erhielt
zwar die Nationalloge alle noch fehlenden
Regalien des Ordens, dennoch nahm sie
keinen Aufschwung; zwischen ihren Füh-
rern nämlich, besonders zwischen Georg
v. Rosenberg und Gagarin, waren Misshel-
ligkeiten entstanden, hauptsächlich in Be-
treff der Abhängigkeit von Schweden. Da-
zu kam die 15. März 1780 in Stockholm
erfolgte Einsetzung des Herzogs Karl von
Södermanland zum ersten Ordensobern
(Vicarius Salomonis) der siebenten und
der neunten Provinz, zu deren letztern auch
R. gehörte. Er gründete 9. Mai 1780 in
Petersburg das Kapitel Zum Phönix. Ge-
gen diese Abhängigkeit legten die russi-
schen Logen unter Yelaguine und Gagarin
Verwahrung ein, um so mehr, da ein der-
artiges Verhältnis bei der Kaiserin Katha-
rina ernste Bedenken erregte. Infolge
dieser Lage der Dinge stellte die Natio-
nalloge ihre Arbeiten ein, Füret Ga-
garin verliess Petersburg und begab sich
10. Nov. 1781 nach Moskau, nachdem noch
die Nationalloge die Ausschliessung der
Brüder Rosenberg beschlossen hatte. [Vgl.
Nettelbladt, Provinzial-Kalender von 1836,
I S. 91.] Ohne Beteiligung an diesen Käm-
pfen um die Oberleitung der Logen blühte
in Moskau die Maurerei besonders dadurch,
dass man sich vereinigte, um wohlthätig
und bildungsförderlich zu wirken. R. war
nämlich auf dem Wilhelmsbader Konvent
(s. d.) als 8. Provinz anerkannt worden,
und die Moskauer Loge Zu den drei Ban-
nern wurde der Mittelpunkt der Verwal-
tung. 1783 trat Gagarin mit dem grössten
Teil der schwedischen Logen zur 8. Pro-
vinz über und wurde leitender Meister der
Mutterloge Zum Phönix in Moskau. Nur
ßöbers Loge Zum gekrönten Pelikan wollte
sich nicht von Schweden trennen. Fischer,
preuss. Hofrat und Herausgeber der
Eleusinien des 19. Jahrhunderts, erzählt
in »Die Maurerei im Orient von R.
unter der Regierung der Kaiserin Katha-
rina II.« [A. Z. 1823, S. 33J: »Eine An-
zahl reicher und für gemeinnützige Thä-
tigkeit erwärmter Brüder hatten sich zu
einem grossen Institut mannigfachen Zwecks
vereinigt. Sie kauften zuerst einige an-
sehnliche Paläste, deren Gärten aneinan-
der stiessen, und widmeten diese ihren
! Anstalten. Die erste Idee war, ein Er-
j ziehungsinstitut zu errichten, welches aber
nicht ganz zu stände kam, weil sie mit den
Jesuiten verglichen und verdächtig zu wer-
den fürchten mussten. Sodann hatten sie
sich ein Privilegium zu einer Apotheke
verschafft, die sie auf den vollkommensten
Fuss einrichteten. . . . Bei einer entstehenden
Teuerung kauften sie grosse Quantitäten
Getreide aus der Ferne für ungeheure
Summen auf, die sie dann teils zu wohl-
feilen Preisen verkauften, teils an Arme
verschenkten. . . . [Ausserdem] arbeiteten sie
für Beförderung der Aufklärung. Dies
war ihr wichtigstes Geschäfts, welches sie
wahrhaft ins Grosse trieben. Zwei Brüder
dieses Bundes, der Major v. Kutusow, ein
Russe, und v. Schröder, ein Mecklenbur-
ger, waren beständig auf Reisen, besonders
in Deutschland, um von allen merkwürdi-
gen, gemeinnützigen und zweckmässigen
Erscheinungen Nachricht zu geben und
besonders die besten neuern Schriften zum
Übersetzen ins Russische einzusenden.
Diese Übersetzungen ausländischer, die
Aufklärung befördernder Schriften war das
Hauptaugenmerk der Gesellschaft, welches
sie freilich nach dem Massstab ihrer eige-
nen Bildung verfolgte. Da sie nun selbst
den berühmteren Schrifstellern der Fran-
zosen und Engländer ihre Aufklärung zu
danken hatten, so sahen sie vorzüglich
auch diese als die Hauptmittel an, die
Aufklärung unter ihren Landsleuten durch
Übersetzungen zu befördern, daher ihre
erste Wahl auf Voltaire, Rousseau, Mon-
tesquieu, Hume u. a. dgl. fiel. Als Über-
setzer und Korrektoren wohnten einige
Gelehrte im Institute selbst, teils bedien-
ten sie sich auch mehrerer an den Uni-
versitäten zu Petersburg, Moskau und Kiew
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Riibfclauil.
278
angestellter Professoren zu ihren gelehrten
Arbeiten. Da die Unternehmer für ihre
Kapitalien mit sehr geringen Zinsen zu-
frieden waren, so konnten sie ungeheure
Auflagen machen und die Bücher zum
Preis der gemeinen (d. h. gewöhnlichen)
Gebetbücher verkaufen lassen. Die Drucke-
rei bestand aus einigen dreissig Pressen.
Allein da diese Anstalt, die grösste, die
je Freimaurer als solche unternahmen,
noch kaum zur Hälfte auf dem Flor stand,
den sie nach den Absichten der Stifter er-
reichen sollte, fand sie unerwartet nebst
ihren edlen Stiftern den Untergang. Die
weitgreifende Wirksamkeit des moskowiti-
schen Adels erregte die Eifersucht und
das Misstrauen des Hofadels in Peters-
burg; man stellte die Verbreitung der
Aufklärung als gefährlich für Staat und
Kirche dar und behauptete, die Freimau-
rer in Moskau hätten in ihren Kellern
einen Waffenvorrat zur Ausrüstung eines
Heeres aufgehäuft. Der Polizeimeister von
Moskau erhielt den Befehl, das ganze In-
stitut mit Wache zu umzingeln, alles zu
versiegeln und vor allem nach Waffen zu
suchen. Man fand zwar keine Waffen-,
noch Pulvervorräte, nichtsdestoweniger
wurde das Institut aufgehoben, und einige
der Vorsteher wurden nach Sibirien ver-
wiesen, die erst unter Paul wieder zurück-
kehren durften. Die Einkünfte des Majors
v. Kutusow wurden eingezogen; er selbst
blieb in Berlin, wo er sich eben zufällig auf-
hielt.« Um diese Zeit fanden die verschie-
densten freimaurerischen Lehrarten und
Sekten in R.Eingang und Verbreitung. 1782
wurde der Rosen kreuzerorden durch den
Moskauer Professor Schwarz eingeführt,
der auf einer Reise nach Deutschland zum
Wilhelmsbader Konvent (s.d.) die Bekannt-
schaft von Anhängern dieses neuen Sys-
tems gemacht hatte. Schwarz und seine
Genossen in Moskau glaubten, dass sie
hier die in den verschiednen andernSystemen
vergebens gesuchten Geheimnisse endlich
gefunden hätten. Pypin, Quellen und
Beiträge zur Geschichte der Freimaurer-
logen R.'s (Riga 1896), S. 4- 41, giebt einige
wichtige Notizen zur Geschichte dieses
Ordens in R. (Von bisher nicht veröffent-
lichten Urkunden sind besonders die
drei Briefe Colovions [Rosenkreuzername
für N. J. NowikowJ, eine Art schriftlicher
Beichte, die dem Obern eingereicht wer-
den musste, und ein Rundschreiben, in dem
vor dem Illuminatenorden gewarnt wurde,
beachtenswert.) Es kamen die Zeiten der
französischen Revolution und mit ihr die
Verdächtigungen eines Barruel (s. d.) und
Robison (s. d.), welche die Freimaurerei
als Anstifterin dieser Revolution darstell-
ten. Katharina wurde nicht zum wenig-
sten dadurch bewogen, gewisse Beschrän-
kungen als wünschenswert zu bezeichnen;
doch hat sie kein Verbot gegen die Frei-
maurerei erlassen. Reinbeck, a. a. O., S.
Allgemeine« Handbuch der Freimaurerei. II.
I 177. berichtet hierüber: »Katharina
fand es für notwendig, ihre Missbilligung
gegen diejenigen ihrer Staatsdiener, von
welchen sie wusste, dass sie zur Gesell-
schaft gehörten, deutlicher zu erkennen zu
geben, und diese rieten den Brüdern, um
allen Missverständnissen auszuweichen, ihre
Arbeiten einstweilen einzustellen. Dies
geschah allgemein, wenigstens in der Re-
sidenz, jedoch in der Hoffnung, dass diese
Massregel nur für den Augenblick statt-
finden würde; denn wer sah wohl die Wen-
dung voraus, welche die Begebenheiten
in Europa, sowie sie jetzt vor unser n er-
staunten Blicken liegen, nehmen würden?
Wie wenig von einem öffentlichen Verbot
oder von einer förmlichen Aufhebung die
Rede war, zeigte sich beim Absterben
des Generals Yelaguine, Provinzialgross-
meisters der Gesellschaft. Es erging eine
allgemeine Einladung an die Maurer, sich
zur Veranstaltung seiner feierlichen Beer-
digung als Brüder zu vereinigen. Die An-
stalten zum Feste waren prachtvoll ge-
troffen; die Trauermusik und die Zeremo-
nien waren angeordnet; da aber der Poli-
zei keine Anzeige davon geschehen war,
so nahm diese Notiz davon. — und die
Feierlichkeit unterblieb.« Dabestieg Pauli,
1796 den Thron, und es schien anfangs,
als ob für die Freimaurerei unter ihm
besonders günstige Verhältnisse eintreten
sollten, da er seibat bereits in den Bund auf-
genommen worden war. Doch alsbald wurde
er gegen die Freimaurerei eingenommen und
für den Malteserorden gewonnen, so dass er
Verbote gegen alle geheimen Zusammen-
künfte erliess. Hierdurch wurde dieFreimau-
rerei in Unthätigkeit versetzt, da sich da-
durch auch die Logen getroffen fühlten, wenn
sie auch nicht mit Namen bezeichnet
worden waren. [Vgl. Reinbeck a. a. O.,
S. 179.] 1801 war Alexander I. Paul I.
gefolgt und hatte das Verbot seines Vor-
gängers gegen die geheimen Gesellschaften
erneuert; jedoch bereits 1803 änderte er
seine Ansichten so weit, dass er nicht nur
das Verbot widerrief, sondern sogar selbst
dem Bunde beitrat. Nun nahmen die
frühern Logen ihre Arbeiten wieder auf,
und neue Logen entstanden. Die Herren
des Hofadels errichteten wieder zum Teil
ihre besondern Logen. Schon 1802 oder
1803 war in Petersburg nach französischem
I Ritus die Loge Les amis re'unis und dar-
auf die Loge Palestine gegründet worden;
ihnen folgte 1805 die Loge Pelikan, die
sich 1810 in die Logen Alexander, Elisa-
beth und Peter teilte, die die schwedische
Lehrart befolgten. Daneben bestanden um
jene Zeit die französischen Kapitel Zum
Berge Tabor und von Jerusalem [vgl.
Pypin a. a. O., S. 74—76]. 1811 wurde
auf Grund der alten schwedischen Stif-
tungsurkunde die Grosse Direktorial-
loge Wladimir zur Ordnung und
I 1815 die Grosse Freimaurerloge
18
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274
RiLsslaiid.
Asträa*) gegründet. Ferner schlössen
sich die schwedischen Logen Alexander,
Elisabeth und Peter, später die beiden
französischen Logen Les amis rlunis
und Palestine und 1813 die wieder er-
öffneten Logen Isis in Reval und Neptun
in Kronstadt an. Die Orossloge Asträa
wurde vom Meister vom Stuhl der Loge
Elisabeth, Ellisen, ins Leben gerufen. Zu
ihr traten die Logen Peter, Palestine,
Isis und _Neptun über. So gewann sie
bald das Übergewicht. Im September 1815
eröffnete sie die Loge Zum auserwählten
Michael, und im Oktober schlug* sich die
Loge Alexander ihr an. Als Ersatz für diesen
Ausfall eröffnete die Direktorialloge unter
den Grossmeistern Böber und 1814 Graf
M usain- Puschkin -Bruce ihrerseits eben-
falls neue Logen. Am 10. Nov. 1815
wurde die Loge L'ötoile flamboyante in
Petersburg bestätigt, am 26. Nov. die
Wiedereröffnung der Loge Zu den drei
gekrönten Schwertern in Mitau genehmigt
und am 11. Jan. 1816 die Loge Zu den
drei Tugenden in Petersburg eröffnet. Am
19. Mai 1816 wurde Sherebzow zum Gross-
meister der Direktorialloge gewählt, Wiel-
horski und Nikolas Borosdin zum ersten
und zweiten stellvertretenden Grossmeister.
Da Sherebzow zur Zeit abwesend war, lag
die Leitung in den Händen Wielhorskis.
Die meisten Mitglieder der Direktorial-
loge waren dem Plane geneigt, dass eine
bruderliche Annäherung an die Asträa
versucht würde. Am 19. Sept. wurde
unter Sherebzows Vorsitz eine Versamm-
lung abgehalten, die der Leitende damit
schloss, dass er den Grossaufsehern den
Befehl erteilte, den Mitgliedern anzukün-
digen, die Direktorialloge Wladimir sei
geschlossen und an ihre Stelle trete die
Grosse Provinzialloge. Diese wurde
am 4. Nov. 1816 feierlichst eröffnet. Zwischen
beiden Grosslogen kam am 12. Dez. 1817
ein Vertrag zu stände, die die beider-
seitigen Rechte und Pflichten abgrenzte. Im
Laufe des Okt. 1816 wurde ein Gesuch um
Eröffnung der Loge Zu den drei Streit-
hämmern (Trois masses d'armes) in Reval
unter der Bedingung genehmigt, dass die
Mitglieder das Ritual der Provinzial-
loge annehmen. (Um die Mitte des Jahres
1817 gehörte sie bereits zum Bunde der
Asträa.) Am 4. Dez. 1816 wurde die Loge
Zu den drei Fackeln in Petersburg ein-
geweiht Am 11. Dez. 1816 begannen
Verhandlungen wegen des Ausscheidens
zweier Logen Les amis röunis und L'etoile
*) Die von der Regierang genehmigt« Verfseeung
der Attrfte beruhte auf den rier HaupJtfruuii*atzeu :
1) Tolera.ni eller maureriichen Sytteme; 2) voll-
kommae Gleichheit der Vertretung jeder ein-
seinen Loge in der Oroeeloge; 8) Beeetxung aller
Logen&mter durch Jahrliche freie Wahl und 4) Nicht-
einmischung der Oroaaloge in die Angelegenheiten
der etwa bei der einen oder andern Loge bestehen-
den höhern Grade und umgekehrt.
flamboyante, die im Anfang des Jahres
1817 in den Bund der Asträa aufgenommen
wurden. Im März 1817 wurde die Geneh-
migung zur Eröffnung der Logen Zum
Eichthal und die Freunde des Nordens in
Petersburg erteilt. Am 26. Febr. 1817
wurde angeregt, eine Loge Zum Polar-
stern in YVolagda zu gründen, die 1820
— als nie eröffnet — für geschlossen er-
klärt wurde. Den 24. Nov. 1817 wurde
bekannt gemacht, dass die Eröffnung der
Loge Zu den Manna-Suchenden in Moskau
genehmigt sei, und am 7. Dez. 1817 wurde
sie eingeweiht. Ende dieses Jahres be-
gannen Verhandlungen bezüglich der Er-
öffnung der Loge Zum Pontus Euxinus in
Odessa. Im Laufe des Jahres 1818 mussten
die Logen Zu den Freunden des Nordens
und die Mitauer Loge Zu den drei ge-
krönten Schwertern entlassen werden.
Beide schlössen sich der Asträa an. Am
8. Dez. 1818 wurde die Loge Orpheus in
Petersburg eröffnet. 1819 wurde beab-
sichtigt, in Nishni-Nowgorod ein Loge Zur
aufs neue entzündeten Fackel an den drei
Säulen zu eröffnen. Ob es dazu kam,
lässt sich nicht feststellen. Somit ver-
blieben im Verband der Provinzialloge
(1819-22): 1) Elisabeth, 2) Zu den drei
Tugenden, 8) Zum Eichtbal, 4) Zu den
drei Fackeln und 5) Orpheus in Petersburg,
6) Zum Pontus Euxinus in Odessa und
7) Die Manna-Suchenden ia Moskau.
Ausserdem bestanden unter ihr die An-
dreaslogen Alexander zum goldnen Löwen,
Zur Sphinx und St. Georg in Petersburg
I und eine (wohl nicht ins Leben getretne)
Andreasloge Zu den drei Reichen der
I Natur in Odessa; ferner gab es ein Kapitel
I Zum Phönix und einen Obersten Ordens-
rat, der sich 3. April 1819 in ein Oberstes
Direktorium umwandelte. Dagegen wur-
den von der Grossloge Asträa folgende
Logen eröffnet: 1) den 30. Aug. 1817
Alexander zum dreifachen Gruas in Mos-
kau (arbeitete 1818 bis 1819 nach dem
System des Wilhelmsbader Konvents, zu-
erst in deutscher, dann aber auch in rus-
sischer und französischer Sprache; Meister
vom Stuhl war der Kaufmann Job. Am-
bros. Roseustrauch) ; — 2) den 12. März 1818
Schlüssel zur Tugend in Simbirsk (Schwe-
dische Lehrart; Logensprache: franzö-
sisch und russisch; Meister vom Stuhl
1818—21 Fürst Mich. Petr. Barataieff);
— 3) den 12. März 1818 Zum russischen
Adler in Petersburg (Logensprache: nur
russisch; Meister vom Stuhl 1818—19
Fürst Iw. Alexej Gagarin, 1820—21 Fürst
Paul. Gabr. Gagarin); — 4) den 12. März
1818 Die vereinten Slaven in Kiew (ar-
beitete zuerst nach dem System des Grossen
Orients von Polen, dann nach dem schot-
tischen Ritus; Logensprache: russisch und
französisch; Meister vom Stuhl 1818/9
Val. Rosciszewski, 1820/21 Fr. Charlinski);
— 5) den 30. April 1818 Wahrheitsliebe
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Russland.
275
in Pultawa (altenglische Lehrart; rus-
sische Sprache; Meister vom Stuhl Mich.
Nik. Nowikoff. 1820 stellte sie die Arbeiten
ein); — 6) den 24. Juni 1818 Zum weissen
Adler in Petersburg (System des Grossen
Orients von Polen; polnische Sprache;
Meister vom Stuhl 1818/9 Graf Ad. Rze-
wuski, 1820 21 Joseph Oleskiewicz); —
7) den 27. Juli 1818 Zum goldnen Ring
in Bialystock (wiedereröffnet; über ihr
System schwanken die Nachrichten; Logen-
sprache: polnisch und deutsch; Meister
vom Stuhl 1818/9 J. F. Michelis, 1820/21
Kas. Downorowicz; das Gründungsjahr ist
1804 (27. Okt.); — 8) den 27. Juli 1818
Alexander zur Biene in Jamburg (arbei-
tete nach der (Yelaguineschen) englischen
Lehrart in deutscher Sprache; Meister
vom Stuhl S. Fr. Lieb); — 9) den 30. Aug.
1818 Zur Leuchte des Ostens in Tomsk (alt-
englische Lehrart, russische Sprache; Meis-
ter vom Stuhl N. Petr. Gorlofl); — 10) den
26. Dez. 1818 Osiris zum Flammenden Stern
in Kamenetz-Podolsk (System unbekannt;
Logensprache: russisch, polnisch und fran-
zösisch; Meister vom Stuhl 1820/21 Fr.
Damer); — 11) den 20. Jan. 1822 Ovid in
Kischineff. So war unter dem Schutz
Alexanders I. die Freimaurerei durch das
ganze russische Reich verbreitet und trug
nach Kräften und mit Fleiss dazu bei,
unter der russischen Bevölkerung allge-
meine Menschenliebe und Weltburgersinn
heimisch zu machen. Da erschien plötz-
lich und unerwartet Anfang (s. u.) Aug.
1822 ein Verbot gegen die Freimaurerei.
Die Veranlassung hierzu läset sich nicht
genau feststellen. R. folgte dem Beispiel
andrer Länder, in denen die Verfolgungen
geheimer Gesellschaften und des Frei-
maurerbunds damals begannen und fort-
gesetzt wurden. Von Bedeutung ist eine
Stelle aus einem Brief Puschkins (1826?):
»In Kischineff war ich mit dem Major R.,
dem General P. u. s. w. befreundet ... ich
war Freimaurer in der Kischineffschen
Loge, d. h. in der Loge, um derentwillen
alle Logen in R. geschlossen wurden.«
(Pypin, a. a. O., S. 105 fg.) Dass die
Freimaurer wenigstens in Petersburg so-
fort die Arbeiten einstellten, erhellt aus
der noch vorhandnen Abschrift eines Be-
richts S. Lanskois an den Minister Kot-
schubej vom 16. (oder 17.) Aug. 1822.
(Pypin, a. a. O., S. 145 fg.). In diesem
Bcncht ist übrigens als Datum des kaiser-
lichen ükases nicht der 12., sondern der
6. Aug. angegeben; dagegen wird beson-
ders hervorgehoben, dass am 12. (Aug.) die
hier (in Petersburg) unter der Leitung
der Grossen Provinzialloge stehenden
fünf Freimaurerlogen ohne weiteres ge-
schlossen und den Mitgliedern Reverse
abgefordert wurden. Am 21, April 1826
erhess der Kaiser Nikolaus I. an den
Leiter des Ministeriums des Innern Lans-
koi eine Verordnung, in der anbefohlen
wurde, aufs neue Reverse hinsichtlich der
Nichtangehörigkeit zu geheimen Gesell-
schaften einzufordern und über solche
Gesellschaften, falls sie irgendwo entdeckt
werden sollten, Bericht zu erstatten. Trotz
alledem beweist das im Moskauer Museum
befindliche Aktenstück, Nr. 92, überschrie-
ben: »Der von den Freimaurern im Sept.
1827 gelegentlich des Verbots der Logen
gefasste Beschluss« (Pypin, a. a. O., S. 166
bis 176) ganz unwiderleglich, dass doch
noch von einzelnen Mitgliedern des Bundes
der Grossen Provinzialloge weiter gearbeitet
ist. Vgl. a. a. O., S. 172: »Die Arbeiten
sind nach den durchgesehenen und mit
dem Original kollationierten Akten aus-
zuführen«, oder S. 173: »Aufnahme, Ein-
weihung und Beförderung in allen Graden
dürfen nicht anders als mit Genehmigung
des Obersten des theoretischen Grades vor-
genommen werden.« — Dieses Aktenstück
vom 10. Sept. 1827 ist die letzte urkund-
lich beglaubigte Nachricht über das
russische Freimaurertum. Was in jenem
Kreise weiter vorging, in dem der
eben angeführte Beschluss gefasst wurde,
unter welcher Gestalt und auf welche
Zeitdauer die Freimaurerei in der russi-
schen Gesellschaft fortgelebt haben mag,
unterliegt nur dunkeln Andeutungen und
haltlosen Vermutungen.*) [Vgl.: Thory,
Nettelbladt I, Reinbeck, Fischer, Pvpin
a. a. O. L. Xin, 149; XXI, 112, 806;
XXII, 225; 1887, S. 76. Bh. 1862, 8. 156;
197; 1895, S. 155. Z. 1874, S. 69; 1878,
Nr. 4; 1895, Nr. 4. Pypin, Chronologische
Tabellen zur Geschichte der russischen
Logen 1731—1824 (Petersburg 1878). Pe-
karsky, Ergänzungen zur Geschichte der
Freimaurerei in R. im XVIII. Jahrhun-
dert (Petersburg 1869). HMW. Nr. 203
(bringt eine Denkmünze auf die Vereinigung
der Logen unter Hofrat Friedrich Freese
von 1780).]
Russland (Herrscherhaus). 1) Ka-
tharina II. Alexiewna, seit 1762 Kai-
serin von It., geb. 2. Mai 1729 in Stettin,
gest. 17. Nov. 1796, wurde 16 Jahre alt
mit Peter III. vermählt, den sie aber
vollständig übersah. »Nichts ist schlim-
mer, als ein Kind zum Manne zu haben«,
schreibt sie. Nach dessen Entthronung
(1762) ergriff sie mit fester Hand die
Zügel der Regierung, war unermüdlich
thätig und beförderte die Kultur R.'s auf
allen Gebieten. Sie war eine Herrscher-
natur, ganz Nerv und Spannkraft, reich
an Gemüt und Humor. Ihrer Richtung
nach gehörte sie der Aufklärung an, stand
in Briefwechsel mit Voltaire und wollte
»lepourquoi du pourquoi« wissen. DieReli-
*) Dabin gehört auch dl« Notii in The Fr(«miioni
Mag.inno und Maaonio Mirror (London 1857), De».
8. 109«, wo auf «in Wiederaufleben der Freimau-
rerei unter Alexander n. hinffewieaen wird. (L. XIV,
180 u. 131.)
18*
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276
Rutowski.
gion war ihr etwas Äusserliches. »Die
Priester sind durchaus dieselben von Lis-
sabon bis Tobolsk« schrieb sie. Ein
dunkler Flecken in ihrem Charakter und
in ihrer Regierung ist die Günstlings-
wirtschaft. Unter ihrer Regierung genoss
die Freimaurerbrüderschaft allgemeine Dul-
dung, die man wohl als ein Erbteil ihres
Vorgängers in der Regierung ansehen
muss. da wenigstens nach einem Schrei-
ben des Prinzen Ernst Karl von Kurland
an den Grossmeister der drei Weltkugeln,
v. Printzen — s. d. — (vorgelegt 2. Mai
1763) die Loge Glückliche Eintracht »mit
Genehmigung und unter dem Schutz Sr.
Majestät des Kaisers« eingesetzt worden
ist. Von einem Schutz der Brüderschaft
im allgemeinen oder im besondern über
die Loge Klio in Moskau, wie Thorv,
Acta Latom., I, 85 (gestützt auf die Re-
cherches sur lea institutions anciennes et
modernes, S. 157), will oder gar von einer
auf ihr Verlangen von Schottland aus in
Petersburg 1784 gestifteten Loge [Thory,
Acta Latom., I, 159] «die kaiserlich schot-
tische Loge« genannt [vgl. darüber Lawrie,
History, 1S59, S. 137; Merzdorf, Geschichte
Schottlands, S. 44, wonach die Sache ganz
anders sich gestaltet], kann gar nicht die
Rede sein. Sie duldete eben nur die Ge-
nossenschaft, der sie persönlich abgeneigt
war. Dieses Missfallen mit der Freimaurer-
schaft, der Schwindel Cagliostros (s. d.),
den sie durch drei dramatische Schriften,
»Der Betrüger«, »Der Schamane von Si-
birien« und »Der Verblendete« (Petersb.
1786 u. Berlin 1788) geisselte, die durch
die französische Revolution auftauchenden
hämischen Beschuldigungen gegen die
Freimaurerei, sowie endlich und haupt-
sächlich die Ausbreitung der schwedischen
Maurerei in R. und die Unterordnung
der russischen Logen unter Schweden ver-
anlassten K., die Logen zu schliessen, aber
mit Vorwissen der Polizei eine Vermögens-
verwaltung einzusetzen, was 1794 geschah.
Wie viel au der Sage [vgl. Reinbeck,
Flüchtige Bemerkungen auf einer Reise
von St. Petersburg über Moskwa u. s. w.,
Tl. 2, 42. Brief] ist, dass mit K.'s Ein-
willigung oder gar auf ihr Verlangen ihr
Nachfolger Kaiser Paul I. in den Frei-
maurerbund eingeweiht worden sei und
sie selbst der Aufnahme verborgen bei-
gewohnt habe, lässt sich nach Obigem
leicht ermessen, es sei denn, sie habe
einen politischen Zweck dabei verfolgt.
[Vgl. Memoires de l'implratrice Catharina II,
ecrits par elle-m§me (deutsch, Hannover
1859.) Brückner, Katharina II. (Bri. 1883).
Bh. 1862, S. 156.]
2) Alexander I., Kaiser von R., geb. 23.
Dez. 1 777 in Petersburg, gest. 1 . Dez. 1825 auf
einer Reise zu Taganrog, neigte schon von
Jugend auf zu einer mystischen Frömmig-
keit, die nach den Befreiungskriegen durch
den Einfluss der Frau von Krüdener noch
I bestärkt wurde. Seinem Kopfe entsprang
die Idee der heiligen Alliance, die zwar
den Frieden schützen sollte, in Wirk-
lichkeit eine Handhabe der Reaktion
ward und die Unzufriedenheit der Völker
noch steigerte. Auf den Kongressen zu
Troppau, Laibach und Verona suchte man
die Freiheit der Völker durch polizeiliche
Mittel zu unterdrücken, und A. bot willig
die Hand dazu. In R. wurde die Zensur
und strenge Überwachung der Bücherein-
fuhr eingeführt, Untersuchungen wegen
demagogischer Umtriebe eingeleitet und
durch einen Ukas vom 12. Aug. 1822 auch
die Freimaurerei verboten, während A.
seit seinem Regierungsantritt sie still-
schweigend geduldet hatte. Er selbst soll
der Verbindung angehört haben, und zwar
einer Meinung nach in Erfurt 1808 in
Napoleons Gegenwart, einer andern nach
in Petersburg [Thory, Acta Latom., I, 218],
und einer dritten zufolge soll er mit dem
König Friedrich Wilhelm DU. von Preussen
1813 in Paris aufgenommen worden sein.
3) Konstantin Cäsarewitsch Paulo-
witsch, Grossfürst von R., Bruder des
Vorigen, geb. 8. Mai 1779, gest. 27. Juni
1831 in Witebsk, soll zugleich mit Kaiser
Alexander I. in den Bund aufgenommen
worden und zum Grossmeister der Frei-
maurer in R. bestimmt gewesen sein. [Vgl.
Ridel, Versuch u. s. w., S. 104.]
Rutowski, Friedr. Aug. Graf v., Sohn
des Kurfürsten von Sachsen und Königs
j von Polen August des Starken, geb. 1.
Mai (oder 17. Juni) 1702 in Warschau,
gest. 16. März 1764 in Pillnitz, war Oberst
in sardinischen Diensten, trat 1727 als
Oberst der Garde du corps in sächsische
Dienste, wurde 1735 Generalleutnant, 1738
General der Infanterie, 1746 General en
chef und 1749 Generalfeldmarschall. Zu-
gleich war er von 1740 an Gouverneur von
Dresden. Er nahm an den Kämpfen gegen
die Franzosen unter Prinz Eugen, gegen
die Türken in Ungarn, an den Schlesiechen
Kriegen teil, aber nach Beendigung des
Siebenjährigen Kriegs legte er seine Ämter
nieder. R genoss eine gute Erziehung,
bildete sich auf Reisen (Paris, Italien)
und erwarb sich den Ruf eines tüchtigen
Militärs, zugleich aber auch den eines
durch Gesittung und feine Lebensart sich
auszeichnenden Mannes. — Jedenfalls in
Warschau zum Freimaurer aufgenommen,
trug er den Ordensnamen Chevalier
de l'aigle (nach seinem Wappen). Er ist
der Begründer der Freimaurerei in Sachsen.
Als er 1788 nach Dresden gekommen war,
entstand auf sein Betreiben hin die erste
sächsische Loge Aux trois aigles blanca,
deren ersten Hammer er führte. 1741
wurde er zum Grossmeister der Grossloge
von Obersachsen (s. oben I, S. 207) Aux
trois aigles blancs ernannt, zu der die
Logen in Dresden und Leipzig gehörten und
von der die Logen in Altenburg, Sachsen-
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Rüxleben —
Saarbrücken.
277
feld und Nossen gegründet wurden. [Vgl.
Festschrift zum Jubiläum des 150jährigen
Bestehens der Loge zu den drei Schwertern
in Dresden (1890), wo auch sein Bild,
8. 7. Peuckert, Die g. u. v. St J. Loge
zu den drei Schwertern und Asträa zur
grünenden Raute in Dresden 1778—1882
(Ldz. 1883),^ S. 4. S. L. 1891, S. 111. Z.
Küxleben, Albrecht Anton v., fürstl.
sächa. Wirkl. Geheimer Rat, Kanzler und
Minister in Gotha, geb. 14. Nov. 1705 in
Auleben b. Heringen a. d. Helme, gest. l.März
1770 in Gotha Die Zeit »eines Eintritts in den
Freimaurerbund ist unbekannt, 1741 wurde
er in der Loge Auz trois compas in Leipzig
(jetzt Minerva zu den drei Palmen) in den
dritten Grad befördert und war mit seinen
beiden Schwägern Johann August und
Ludwig Heinrich Bachoff v. Echt (s. d.)
der Stifter und erste Meister vom Stuhl
der Loge Achimedes zu den drei Reiss-
brettern in Altenburg (s. d.)
Rylands, William Harry, geb. 20. Dez.
1847 zu Warrington in Lancashire, Mit-
glied der Gesellschaft der Altertumsforscher
und andrer gelehrten Gesellschaften, seit
1878 Sekretär der Gesellschaft für biblische
Archäologie, wurde Freimaurer 1872 in
der Loge Faith and Unanimity Nr. 417 in
Dorchester und trat 1881 zur Lodge of
Antiquity Nr. 2 in London über, die er
als Meister bis 1889 leitete. Von 1887—88
war er Grossschaffner der Grossloge. Dem
Royal Arch-Kapitel St. James in London
ist er bereits 1882 beigetreten und war
dessen Zerubabel 1892—98. Er ist Mit-
stifter der wissenschaftlichen Loge Quatuor
Coronati Nr. 2076 in London (s. d.), war
1886 ihr erster Älterer Aufseher und 1891
bis 1892 ihr Meister. Seine erste grössere
Arbeit ist •Freemasonry in the seventeenth
Century«: Warrington *1646, ehester 1650
bis 1700 (Masonic Magazine IX, S. 221
bis 286 u. S. 265—274, 809-819), ausser-
ordentlich wertvolle Beiträge zur Vorge-
schichte der Freimaurerei. Gleich darauf
folgte eine kleinere Arbeit über das Siegel
der Abtei Arbroath in Schottland, das für
maurerisch ausgegeben worden war (ebenda
S. 441 — 445). R. weist sicher nach, dass es
eine Darstellung der Ermordung des Thomas
a Beck et ist, dessen Andenken die Abtei ge-
weihtwar. Die Äusserungen von Charles Cor-
diner in dessen »Remarkable Ruins in the
North of Scotland«, die auch Krause abge-
druckt und übersetzt hat (Kunsturkunden
II, 2, S. 489—445), beruhen auf einem Miss-
verstehen des Siegelbildes. Weiter hat
R. die alten englischen Chroniken durch-
forscht, um Stoff für die Beurteilung der
Zunftsage über Einführung der Maurerei
in England zu finden (Mas. Mag. IX,
S. 898—402; Mas. Monthly, S. 96—109.
270—278, 825—835). Von Bedeutung sind
zwei Abhandlungen über die französische
Compagnonnage , in denen er die Erzäh-
lungen von Salomo, Maltre Jacques und
Pere Soubise untersucht und deren Ent-
stehung in der jetzigen Gestalt in den
Anfang des 19. Jahrhunderts verlegt, wo-
für er sehr gewichtige Gründe vorträgt,
die Überzeugend wirken (AQC. I, 116 bis
126; H, 52—67). Höchst lehrreich ist der
Aufsatz über den »Orden der Böcke«
(AQC. HI, 140-162), eine Nachahmung
der Freimaurerei in London im 18. Jahr-
hundert. Unter den sonstigen wertvollen
Beiträgen zur AQC. ist noch hervorzu-
heben die Abhandlung »The Masonic
Apron« (der Maurerschurz) mit 88 Abbil-
dungen von Schürzen aus der Zeit 1717
bis 1843, meist aus dem 18. Jahrhun-
dert (V, 172—186 und 12 Tafeln). Auch
für freimaurerische Blätter in England
und Amerika hat R. viele Arbeiten ge-
liefert. Alles, was er schreibt, zeugt von
gründlichem Wissen und sorgfaltiger For-
schung, sowie von besonnenem Urteil und
scharfsinniger Beweisführung, so dass man
ihm fast immer zustimmen muss, und selbst
wenn er nicht ganz überzeugt, liest man
seine Sachen nie, ohne etwas Nützliches
zu lernen.
S.
Saal feld (St. im Herzogt. Sachsen-Mei-
ningen, 9960 E.). Hier besteht eine freie
brüderliche Vereinigung Zum hohen
Schwärm an der Saale, gegr. 4. Febr.
1878. Mitgliederzahl (1900): 80. Vers.
Montags. Ferien : August. Eignes Lokal :
Auf der Saalterrasse am Baderberg Nr. 7.
Saalfeld (St. in der Prov. Ostpreussen,
2666 E.). Hier bestand seit 4. Mai 1889
ein maurerisches Kränzchen Zur Freund-
schaft und Brudertreue unter der El-
binger Loge, das seit 1894 eingegangen ist.
Saarau (Dorf in der preuss. Prov. Schle-
sien, 2413 E.). Hier besteht ein maure-
risches Kränzchen.
Saarbrücken (St. in Rheinpreussen,
17082 E.). 1) Früher bestanden hier die
Loge Les braves macons de Saint-
Louis, die 13. März 1780 dem schotti-
schen Direktorium des Hundschen Tempel-
herrensystems einverleibt wurde, und die
Loge St. Heinrich, die 29. Aug. 1779
eingeweiht wurde, und zwar durch das
französische Gouvernement ggneral de
l'ordre des Francmacons, jedoch 1782 wie-
der einging. In dieser Loge war Fürst
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278 Saarburg
Ludwig zu Nassau -8. Meister vom Stuhl.
Ebenso wird von einer Loge St. Ludwig
dort berichtet, ohne dass indes etwas Nä-
heres bekannt geworden ist. — 2) Jetzt
besteht hier unter der Grossen Loge Royal
York eine Loge Zur Starke und Schön-
heit, gest. 2. März 1840. Mitgliederzahl
(1900): 84. Vers. Dienstags; Klub Sonn-
tags. Logenlokal : St. Johann a. S., Schiller-
strasse 7. Bei Herstellung der evangeli-
schen Kirche 1868 hat die Loge ein
Kirchenfenster mit ihrem Wappen ge-
spendet.
Saarbnrg (St. in Lothringen, 8725 E.).
Hier bestand unter dem schottischen Di-
rektorium des Hundschen Tempelherren-
systems (Hochkapitel der fünften Provinz
Bourgogne) eine Loge Lea vrais Bour-
guignons. [8. vorige Aufl. HI, S. 334b.)
Saargemünd (St. inLothringen, 18919E.).
Eine Loge Les vrais ainis war hier
schon 6. Juli 1780 gegründet worden [vgl.
W. J. II, 178]. Eine Loge gleichen Namens
wurde dann unter dem Grossorient von
Frankreich 14. Marz 1866 errichtet. Nach
Einverleibung von Elsass-Lot bringen in
das Deutsche Reich ist sie aber ausser
Th&tigkeit getreten.
Sa»rlouls (St. in der preuss. Rheinpro-
vinz, 7875 E). Logen das. bestanden I.
Saint-Jean de la Sarre, gegr. 1785,
H. Les amis re*unis de la Sarre, gegr.
27. Dez. 1806 vom Grossorient'von Frank-
reich, die, als 1815 S. an Preussen abge-
treten wurde, am 6. Sept. 1816 von der
Grossen Loge Royal York als Loge Zu d en
vereinigten freunden angenommen
wurde. Da nur 6 Mitglieder am Orte wohn-
ten und viele des Deutschen nicht mächtig
waren, trat sie 1822 ausser Thätigkeit, er-
öffnete jedoch 1835 ihre Arbeiten wieder, um
sie 1848 abermals einzustellen. [Vgl. Chaine
d'union 1877, S. 437; Flohr, Geschichte
der Grossen Loge Royal York (1898) H,
S. 147.]
Saas (St. in Böhmen, [1890] 13234 E.).
Hier besteht ein Kranzchen Kette unter
der Loge Zu den drei Schwertern und
Astraa zur grünenden Raute in Dresden,
gegr. 1888, genehmigt 17. Febr. 1894 als
• nicht-politischer Verein«. Vers. Freitags.
• Mitgliederzahl (1899) : 40 in Saaz und Um-
gebung.
Sachse, Christian Friedrich Hein-
rich, Konsistorialrat und Hofprediger,
feb. 2. Juli 1785 in Eisenberg, gest.
. Okt. 1860 in Altenburg, wurde 2. Juli
1809 in der Loge Zum goldnen Kreuz in
Merseburg aufgenommen, schloss sich
31. Jan. 1824 der Loge Archimedes zu den
drei Reissbrettern in Altenburg an, wo er
lange das Amt des Redners und Vor-
stehers bekleidete. Ein geschätzter Kanzel-
redner und Dichter geistlicher Lieder, ist
sein Name weit verbreitet. Gleich vor-
trefflich sind seine Logenreden und Frei-
maurerlieder, die sich zum Teil in der
— Hachsen.
A. Z., zum Teil in den «Gesängen der •
Loge Archimedes zu den drei Reiss-
brettern« finden und auch in andre Logen-
• liederbücher übergegangen sind. [Vgl. Diet-
rich, Aus vergangnen Tagen (Altbg. 1889),
S. 126, und Deutsches Logenleben (Altbg.
1890), S. 1690
Sachsen (Königreich). In S. fand die
Freimaurerei bald nach 1717, dem Geburts-
jahr der vergeistigten Maurerei, Eingang.
Bereits 1788 erschien in Leipzig eine kleine
Wochenschrift: Der Freymäurer, und in
demselben Jahre, ein Jahr nach der Bildung
der ersten Loge in Deutschland, Absalom
in Hamburg, wurde die erste Loge in S.
(damals Kurfürstentum) gegründet. In
dem genannten Jahre erschien die erste
päpstliche Bulle gegen die Freimaurerei:
»In eminenti apostolatus specula«, und
die Mitglieder der ersten sächsischen Loge
i waren zum grössten Teil vornehme Per-
I sonen, die dem (katholischen) sächsischen
Hofe nahe standen. Der Begründer der
Maurerei in S. war selbst ein Sohn Fried-
rich Augusts des Starken, der Graf v. Ru-
towski (s. d.), und die erste sächsische
Loge kann in gewissem Sinne eine Hof-
loge genannt werden. In Warschau, wo
der Kurfürst August n. von 8., zugleich
König von Polen, in der ersten Zeit seiner
Regierung (von 1738 an) lebte, war bereits
von hochstehenden Personen des Hof-
staats vor 1738 eine Freimaurerloge er-
richtet worden, die jedoch im Geheimen
arbeitete. Ihre Entstehung war sicherlich
französischem Einfluss zu verdanken. Als
I v. Rutowski 1738 dauernden Aufenthalt
[ in Dresden nahm, stiftete er im Verein
mit dem Geh. Kriegsrat v. Arnett, dem
Generalmajor v. Albedyll (s. dJ, dem Geh.
Kriegsrat v. Suhm und dem Sekretär der
französischen Gesandtschaft d'Ecombes die
; erste sächsische Loge in Dresden: Aus
j trois aigles — Zu den drei Adlern. (S. Dres-
den I, S. 205.) Die Weiterentfaltong der
j Freimaurerei machte in Dresden bald be-
deutende Fortachritte, und von da aus
wurden Logen an andern Orten S.'s ge-
gründet. Wenn sich auch bald in Leip-
zig unter andern Verhältnissen eben-
falls eine Bauhütte entfaltete, so war doch
Dresden der Mittelpunkt für die maure-
rischen Bestrebungen und blieb es auch
für die Zukunft. S. bot der Entwick-
lung der Freimaurerei und des Logen-
; wesens den fruchtbarsten Boden. Wenn
1 auch die Freimaurer als eine geheime Ge-
■ sellschaft in S. von seiten des Staats nicht
als berechtigt anerkannt waren, so haben
die Logen doch allzeit Duldung er-
fahren, hat man sich ihnen nie eigentlich
feindlich gegenübergestellt und bei von
privaten Seiten ausgehenden Anfeindungen
seitens des Staats in vorurteilsloser und
wohlwollenderWeise Erwägungen und Ver-
, teidigungen gern Raum gegönnt. Seit dem
I Jahre 1882 erlangten die Logen, nachdem
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Sachsen.
279
die Schwerter-Loge in Dresden zuerst bahn-
brechend geworden war, in 8. als Ge-
nossenschaft ten die Rechte juristischer Per-
sonen. Unter solchen Verhaltnissen völlig
unbeeinflusst, war der Freimaurerei im
sächsischen Staat die freieste Entwick-
lung möglich, die, zugleich in einem pro-
testantischen Lande und unter einem
geistig regsamen, klar denkenden und
ideal angelegten Volke sich verbreitend,
bald zahlreiche Mitglieder gewinnen una
trotz aller Wirrnisse auch zum Erkennen
des wahren Kerns der Maurerei hindurch-
dringen musste. Da die ersten Logen nach
dem Vorbild der französischen geschaffen
wurden, so war bis in die Mitte der 50er
Jahre des 18. Jahrhunderts in der sachsi-
schen Freimaurerei französischer Einfluss
zu bemerken. Dann aber fand in S. die
strikte Observanz den fruchtbarsten Boden.
Das war auch die Zeit, in der auswärtige
Grosslogen (3 Weltkugeln, Grosse Landes-
loge in Berlin, Royal York zur Freund-
schaft, Wachsende zu den drei Schlüsseln
in Regensburg) im sächsischen Lande Lo-
gen stifteten, in der von Rosenkreuzern etc.
Logengründungen versucht wurden. Be-
reits von 1785 an wandten sich aber die
sächsischen Logen (dem Vorgehen der
Dresdner Loge Zu den 8 Schwertern fol-
gend) wieder der altenglischen Maurerei
zu, und so hat die Schrödersche Lehr-
art in S. das Übergewicht und charak-
teristische Vertretung. Die historische
Bedeutung der Freimaurerei in S. liegt
darin, dass in diesem Lande die Frei-
maurerei sich zuerst mit entwickelte, so-
dann, dass hier die v. Hundschen Bewe-
gungen, die ganz Deutschland berührten,
ihren Ausgang nahmen und ihre bedeu-
tendsten Vertreter und Verfechter hatten,
und endlich darin, dass durch geistig hoch-
stehende Mitglieder der Logen die wissen-
schaftliche Pflege der Freimaurerei in 8.
reichste Förderung erfuhr. — I. Ge-
schichte. Über die Begründung der
Freimaurerei in S. wurde oben ge-
sprochen (vgl. auch Dresden, Butowaki).
Während der Zeit des Entstehens der
Dresdner Logen entwickelte sich freimau-
rerische Thätigkeit auch in S'.s zweiter
Hauptstadt, in Leipzig. Mehrere Frei-
maurer, die im Ausland aufgenommen
waren, eröffneten auf eigne Machtvoll-
kommenheit hin 20. März 1741 die Loge
Aux troix compas (Zu den drei Zirkeln),
und aus dieser Bauhütte ging später
die Loge Minerva zu den drei Palmen
hervor. Auch sie arbeitete nach franzö-
sischem Vorbild und trat in demselben
Jahre der von Rutowski geleiteten Gross-
loge Aux trois aigles blancs bei (s. oben
I, 8. 207). Von Leipzig aus erhielten
1742 mehrere Freimaurer in Altenburg die
Erlaubnis, eine Loge zu errichten, die den
Namen Aux trois planches a tracer (Zu
den drei Reissbrettern) erhielt. Ebenso fand
im Erzgebirge die Maurerei Eingang, und
zwar von Dresden aus durch den Grafen
v. Solms (s. Sachsenfeld); ferner wurden
1744 die Loge in Nossen und 1749 die
Loge Aux trois marteaux (Zu den drei
Hammern) in Naumburg gegründet. Wie
erwähnt, standen diese Logen zumeist noch
unter französischem Einfluss. Jeder Auf-
genommene erhielt einen französischen
Ritternamen, und in den Dresdner Logen
war Französisch die Logensprache. Man
kannte ursprünglich nur die 8 Johannis-
grade; häufig kam es vor, dass einem
Suchenden an einem Tage die 2 ersten
Grade gegeben wurden. Schon 1744 tauchte
in Leipzig, von Frankreich her beeinflusst,
Hochgradwesen auf: man lernte den Schot-
tengrad kennen, machte Maftres öcossais,
und 1747 wurde daselbst eine Schotten-
loge mit Namen Apollo begründet, die
von 1774 an zu Ehren des Protektors der
sächsischen Logen sich Karl zu den drei
Palmen nannte. Bereits zu dieser Zeit
entstanden auch, namentlich von franzö-
sischen Industrierittern um des Geldge-
winnes willen gestiftete Winkellogen in
Dresden und Leipzig. Die freimaureri-
schen Versammlungen fanden im Ge-
heimen statt und wurden in gemieteten
Räumen abgehalten. Die grosse Masse
des Publikums stand der Freimaurerei
gleichgültig gegenüber oder vermutete
hinter der Geheimthucrei politische
oder unsittliche Zwecke, namentlich Un-
mässigkeit im Essen und Trinken. An-
nahmen, dass die Freimaurer »mehr
könnten, als andre Leute«, traten erst
später auf. Der gebildete Teil der Nicht-
maurer hielt die verschieden auftauchen-
den unsinnigen Ideen über Freimaurerei
für Märchen, vermutete aber auch geheime
Zwecke, die das Licht scheuen müssten.
In der Monatsschrift »Alte und Neue
Curiosa Saxonica« 1742 sagt ein gelehrter
Mitarbeiter: ein Freimaurer sei soviel als
ein honnete homme, der ohne Zwang und
Gewalt alles thut, was an sich honnet ist.
Im engern Sinne heisse ein Franc-Macon
nur derjenige, der ein Mitglied ihrer Ge-
sellschaft und Zeremonien sei. Die Ge-
sellschaft gleiche einem Orden und habe
ihre Ordenszeichen und Statuten. »Was
man aber an dieser Gesellschaft lobt, ist
das Absehen dieser fruchtbringenden Ge-
sellschaft, so sie auf die Erhaltung der
Freiheit im Denken und Glauben, auf den
Estime der erwiesenen Verschwiegenheit,
Treue. Generosite* und andre Verdienste,
endlich auf die Beihülfe für arme Socie-
tätsgenossen gerichtet. Was man aber an
ihnen tadelt, ist die Pedagogie (soll heissen
Pedanterie, d. V.) der Zeremonien, so nicht
aller Gemüter Werk und einigermaßen
selbst mit der Freiheit streitet.« Ferner
sagt der Artikel, dass »die Politici noch
nicht von einerlei Meinung seien, ob die
hin und wieder entstandenen Freimaurer-
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280
Sachsen.
logen öffentlich zu dulden seien«. Wahrend
de» Siebenjährigen Kriegs ruhte die Thä-
tigkeit der sächsischen Bauhütten fast
gänzlich; gehörten ja, namentlich in Dres-
den, die hervorragenden Mitglieder der
Armee an und war 8. ein Zentralgebiet
der politischen, kriegerischen Thätigkeit.
Aber von preussischen (militärischen) Frei-
maurern wurden in dieser Zeit Fcldlogen
abgehalten, und die Dresdner Loge Zu den
drei Schwertern begann 1759 wieder zu arbei-
ten, nahm auch viel Offiziere der kaiserlichen
Armee als Freimaurer auf oder beförderte
solche, die in Prag oder Wien aufgenom-
men worden waren. Von grösserer Be-
deutung für die sächsische Maurerei
wurde der von preussischen Freimaurern
hierher getragne Einfluss hinsichtlich
des Hochgradwesens, der den Boden
für die Wirksamkeit des Freiherrn v.
Hund nur ebnen konnte. Es handelte
sich um nichts Geringeres, als der Mau-
rerei den wahren Inhalt zu geben, den
sie bis dahin nicht erkannt und gehabt
habo. Neue Anregung kam in das frei-
maurerische Leben, und die Ideen gingen
von S. aus. Schon 1761 meinten Dresdner
Freimaurer, »die Freimaurerei sei in Ver-
fall gekommen, und es gelte, sie von dem
völligen Ruin zu retten.« So entstand die
Loge Zu den drei Granaten in Dresden,
die sich 1762 der Grossloge Zu den drei
Weltkugeln in Berlin anschloss, 1763 aber
auch von den Bestrebungen Rosas (s. d.)
berührt wurde. In denselben Jahren ent-
faltete v. Hund (s. d.) seine Hauptthätig-
keit. Er fand für seine Darstellungen
gläubige Freimaurer und führte Hochgrade
ein. Er stiftete schon 1751 in dem ihm ge-
hörigen Schloss Kittlitz (s. d.) eine Loge Zu
den drei Säulen, die auch in Unwürde (s. d.)
arbeitete und 1764 unter dem Namen Zur
gekrönten Schlange nach Görlitz verlegt
wurde, während der ältere Name der von
Hund und einigen Görlitzer Freimaurern
1764 in Guben begründeten Loge gegeben
wurde. 1755 gründete er in Dresden
die Loge Zu den drei Palmen, und von
dieser «ältesten Schwester« aus begann die
Umformung der Logen later Observanz
zur strikten Observanz. Bedeutende Unter-
stützung zur Weiterentwicklung seiner
Pläne fand v. Hund namentlich in seinem
Jugendfreunde Graf H. A. v. Schönberg
(s. d.), der, vorher Meister vom Stuhl der
Loge Zu den drei Palmen, 1762 auch die
wichtigste sächsische Loge Zu den drei
Schwertern in Dresden der strikten Ob-
servanz zuführte, die aber erst 3 Jahre
später ihr entschieden beitrat. Auch
die Loge Minerva in Leipzig schloss
sich an, und 1774 musste die Sachsen-
felder Filialloge der Schwerter-Loge ihren
Beitritt erklären. Um seinen »Rittern«
gewisse Präbenden zu schaffen, richtete
v. Hund eine Ordenskasse ein und ent-
warf Jordan, Regimentsquartiermeister
in Dresden, einen sogen, ökonomischen
Plan (s. d.), der 1766 vollendet war und
für die Obern des Ordens Pensionen ge-
währen sollte. Trotz der persönlichen
Opfer, die v. Hund brachte, und der war-
men Empfehlungen des Plans durch Schu-
} bart vom Kleeteld (s. d.) fand der Plan
keine Annahme. Damit stand in Zusam-
menhang die Errichtung einer Tabak-
manufaktur in Pförten in der Oberlausitz,
später in Dresden (s. Pförten), eines
Ordensunternehmens, das ebenfalls schei-
terte. 1764 hatte sich die Loge Zu
den 3 Granaten der strikten Observanz
zugewandt, und 1772 erfolgte der Bei-
tritt der Loge Aux vrais aiuis. Bis zur
Zeit des Konvents zu Kohlo (s. d.) reicht
die Glanzzeit v. Hunds für seine reforma-
torische Thätigkeit. In Baron v. Weiler
(s. d.) fand v. Hund einen Ordensfreund,
der namentlich für die Ausbreitung des
Systems in Frankreich und dem rhei-
nischen deutschen Gebiete thätig war.
Trotz aller Machtentfaltung des Systems
und der Ignoranz, mit denen man die
»nichtvereinigten« Logen ansah, machten
sich in S. in diesen gärenden Jahren
noch andre Einflüsse geltend. Graf Aloy-
sius Friedrich v. Brühl (s. d.) gründete,
auf einem Freibrief der Grossen Loge
zu London fussend, 1766 die Loge St.-
Jean des voyageurs zu Dresden; später
wurde diese Machtbefugnis auf v. Agdollo
(s. d.) von England übertragen. Dem oben-
genannten v. Weiler gelang es, als »Gross-
deputiertem der Loge Royale militaire de
Vienne«, dem Grafen A. F. v. Brühl 1768 eine
Bestallung zu verschaffen, die diesen ermäch-
tigte, neue Logen zu gründen, und dies
wurde die Ursache, dass 1768 aus der
letztgenannten Dresdner Loge die neue
Bauhütte Aux vrais amis hervorging. Auch
die von Starck (s. d.) hervorgerufnen Be-
wegungen wirkten in S. nach. Mit dem Kon-
vent zu Kohlo begann v. Hunds Stern zu
erbleichen. Vor allem war es der stete
Hinweis v. Hunds auf unbekannte Obere,
der namentlich in Dresden Zweifel an der
Richtigkeit der von ihm gewollten Mau-
rerei hervorrief. Auf dem Konvent wurde
ein Ordensdirektorium eingesetzt, das sei-
nen Sitz in Dresden hatte. Nach dem Tode
v. Hunds 1776 und dem Deputationstag zu
Braunschweig (s. d.) 1779 begann die Be-
deutung des Svstems zu sinken und seinem
Zerfall zuzueilen. Man war bestrebt, das
System der strikten Observanz mit dem
der schwedischen Grossloge zu vereinigen
und Karl, Herzog v. Södermanland, zum
Oberhaupt der VII. Provinz des Ordens
zu machen. Deshalb erschienen 1777 die
Grafen v. Oxenstierna (s. d.) und v. Plom-
menfeldt (s. d.) in Dresden, um für die
Vereinigung zu wirken ; aber die Dresdner
Logen hielten sich zurück. In diesen be-
wegten Zeiten war es, als die Freimaurerei
in S. öffentlich hervortrat. 1772 wurde.
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281
um der furchtbaren Hungersnot im Erz-
gebirge zu steuern, in Dresden die »De-
putation der Freimaurer in Chursachsen
für das Armut« und das »Freimaurerinsti-
tut« zu Dresden-Friedrichstadt gegründet
(s. I, S. 206). 1776 wurde in Wildenfels
die Loge Zum goldnen Apfel gegründet,
die 1781 ihren Sitz nach Dresden verlegte
(s. I, S. 205). Mit der Wahl des Ober-
hofraarechalls v. Räcknitz (s.d.) zum Meister
vom Stuhl der Loge Zu den drei Schwertern
in Dresden trat Wandlung zum Bessern in
der Freimaurerei in S. ein. Bereits als er
1780 sein Logenamt antrat, war zu
•erkennen, dass er alles aufbieten werde,
die Freimaurerei von ihren Schlacken zu
reinigen und die altenglische Maurerei
wieder herzustellen, um Beruhigung, Ver-
trauen und Zufriedenheit zu schaffen.
Wenn auch nicht zu leugnen ist, dass die
bis aufs Einzelnste sich erstreckenden Vor-
schriften der strikten Observanz eine
gewisse scharfe Zucht in den Logen
erzeugt hatten, so war man doch der
drückenden Fesseln für die Entwicklung
grösserer Freiheit und Unabhängigkeit
überdrüssig geworden. Schon von 1780
an wurden auf v. Räcknitz' Veranlassung
keine Beförderungen in die Rittergrade
mehr vorgenommen; 1782 wurde der 4.
(schottische) Grad nur noch einmal histo-
risch erteilt, und vom August 1784 bis
Johannis 1785 ruhte die Loge Zu den drei
Schwertern und wahren Freunden, um neue
Rituale allein für die 8 ersten Grade herzu-
stellen. Zum Johannisfest 1785 wurden zwei
Suchende nach diesem neuen Ritual aufge-
nommen, und in demselben Jahre wurde auch
der alte Eid (s.d.) abgeschafft, der in einzelnen
Stellen als anstössig, unschicklich und zum
Teil sogar »Gott beleidigend« befunden
wurde. An seine Stelle trat das Hand-
gelöbnis. Den übrigen sächsischen Logen
wurde hiervon Mitteilung gemacht, und
allgemein fand das Dresdner Vorgehen
Anklang und Beifall. Das Abschiedswort
an die freimaurerischen Wirrnisse und
Irrungen sprach v. Räcknitz aus: »Den-
jenigen Mitgliedern (der Logen), welche
ihren Ehrgeiz, ihre Neugierde oder Nei-
gung zu ausserordentlichen Dingen hier
nicht befriedigt finden muss es freistehen,
die Befriedigung ihrer Wünsche auf eignen
beliebigen Wegen zu suchen«. Die Re-
formbestrebungen des genannten Stuhl-
meisters konnten um so mehr mit Energie
durchgeführt werden, als Herzog Karl
v. Kurland, der Protektor der säch-
sischen Logen, diesen Änderungen und
Wendungen zum Bessern fördernd gegen-
über stand. Die schottische Loge blieb
in Dresden noch fortbestehen und stif-
tete 1786 in Weissenfeis (s. d.) die
Loge Zum Zirkel der Eintracht. Schliess-
lich sei noch erwähnt, dass in dieser
Periode der Maurerei in S. auch die bei-
den Abenteurer St. Germain (s. d.) und
Schrepfer (s. d.), die vorgaben, »wahre*
Maurer zu sein und das wahre Geheimnis
zu kennen, in Dresden und Leipzig im
trüben zu fischen suchten. St. Germain
stattete 1770 — 80 Dresden mehrere Besuche
ab, und Schrepfer trieb in Leipzig, wo er
mit der Loge Minerva in Streit kam, und
in Dresden, wo er in den höchsten Kreisen
Aufnahme fand, sein Unwesen. Wie in
Dresden, so entwickelte sich auch in Leip-
zig während dieses Zeitraums reges mau-
rerisches Leben. 1758 wurde hier die neu-
gestiftete Loge St. -Jean des voyageurs
j aux trois nombres auf Veranlassung v. Ru-
towskis als Winkelloge aufgelöst, und
1766 ging aus der Loge Minerva zu
den drei Zirkeln, die sich der strikten
Observanz zuneigende Loge Minerva zu
den drei Palmen hervor. Schubart
v. Kleefeld war hier für v. Hund
thätig. Die Konvente zu Kohlo, Braun -
schweig und Wolfen büttel wurden von
Leipziger Vertretern beschickt, aber bald
lockerte sich das Band mit v. Hunds Sy-
stem, wenn auch das Ordenskapitel
noch fortbestand. Von mehreren Leip-
ziger Freimaurern wurde 1776 die Loge
Balduin gegründet, die sich unter die
Grosse Landesloge zu Berlin stellte, von
1788 als Loge Zur Linde arbeitete, sich
1807 für selbständig erklärte, von 1809
an den Namen Balduin zur Linde annahm
und sich gleichzeitig der Schröderschen
Lehrart anschloss. Ausser den vorgenann-
ten Logen in Dresden, Leipzig, Görlitz etc.
waren im Kurfürstentum S. noch entstan-
den : in Meissen die Loge St. Karl zu den
drei Totengerippen, 1768 errichtet, aber
bald unthätig; in Freiberg die Militärloge
Pour la vertu, die 1771—72 arbeitete; in
Marienberg eine Bergloge unter Berghaupt-
mann v. Trebra; in Querfurt die Loge
Minerva zu den drei Lichtern 1777; in
Magdeburg (Aschersleben) die Loge Zu den
drei Kleeblättern 1778; auch in Langen-
salza 1780 eine Loge, deren Namen und
Dauer unbekannt sind. In den letzten zwei
Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts war all-
mählich Beruhigung der Gemüter und der
Bauhütten im Innern eingetreten, dafür
aber traten von aussen, hervorgerufen
durch die politischen Zeitverhaltnisse,
mancherlei Schwierigkeiten an sie heran,
die sogar ihr Fortbestehen in Zweifel stel-
len mussten. Die Loge Zu den drei
Schwertern und wahren Freunden in
Dresden unterbrach von 1790—97 ihre
Arbeiten gänzlich, sorgte jedoch auf-
opfernd im Verein mit den Logen Zum
goldnen Apfel, den Leipziger Logen, der
Loge in Görlitz u. a. für die Erhal-
tung des Friedrichstädter Instituts. Die
Loge Zum goldnen Apfel hielt ihre Ver-
sammlungen (wenn auch nur wenige) in
dieser Zeit ab, ja es entstanden neue Logen
in S. : 1789 die Loge Zu den drei Flammen
| in Plauen i. V., 1797 die Loge Zum
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282
Sachsen.
Brunnen in der Wüste in Kottbus, 1798
die Loge Zu den drei Bergen in Freiberg
und 1799 die Logen Apollo in Leipzig
und Harmonie in Hohenstein (seit 1824
in Chemnitz). Um 1800 trat plötzlich
eine von der staatlichen Behörde aus-
gehende schwere Besorgnis an die sächsi-
sche Maurerwelt heran. Trotz der päpst-
lichen Bannbullen war in S. gegen die
Freimaurer mit aller Milde und Schonung
verfahren worden. Da wurde plötzlich in-
folge des preussischen Edikts von 1798 (s.d.)
die sächsische Kegierung veranlasst, ihre
Aufmerksamkeit auf die geheimen Gesell-
schaften zu richten, von denen man Ge-
fahren für die Religion, den Staat und
die Sitten befürchtete. Es erschien 1799
ein Erlass der Landesregierung an alle
Behörden, Berichte über geheime Verbin-
dungen einzusenden, und da in S. andre
nicht bestanden, erschien 18. Juli 1801
ein neuer Erlass, über die Logen (deren
Mitglieder. Gesetze, Verpflichtungen, Ab-
zeichen, Siegel) zu berichten. Man be-
fürchtete das Schlimmste, und die Loge
Zum goldnen Apfel stellte deshalb sogar
für kurze Zeit ihre Arbeit ein. Von Leipzig
reiste Graf v. Hohen thal (s.d.) auf Städteln,
Obermeister der Loge Minerva, nach Dres-
den und erhielt vom Kurfürsten selbst
beruhigende Zusicherungen; die Dresdner
Loge Zu den drei Schwertern gab einen
eingehenden Bericht an den Magistrat ab,
in dem sie Beschuldigungen zurückwies und
auf die Mitgliedschaft zahlreicher Herren
hinwies, die dem kurfürstlichen Hofe nahe-
standen. Es erfolgten keine Weiterungen.
Mit 1805 begannen die Verhandlungen
unter den sächsischen Logen zwecks Grün-
dung einer sächsischen Grossloge, die
1811 zur Verwirklichung führten (s. oben
I S. 208). Diesem Bunde trat die
1802 von der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln in Berlin
gegründete Loge Zur goldnen Mauer in
Bautzen bei; das Doppelverhältnis der
Loge, die nach dem Ritual der Weltkugeln
arbeitet, zu den beiden Grosslogen wurde
durch einen Vertrag 1812 geordnet. Ebenso
schloss sich die 1809 in Schneeberg ge-
stiftete Loge Archimedes zum sächsischen
Bunde an. Durch die Teilung S.'s 1815
verlor das Königreich die Logen in Kott-
bus, Görlitz, Lauban, Lübben, Merseburg
und Triobel; doch entstand 28. Sept. 1815
die Loge Friedrich August zu den drei
Zirkeln in Zittau. In der Folgezeit bil-
deten sich in S. weiter folgende Logen:
1820 erneuerte sich die Loge Zu den drei
Flammen in Plauen i. V., die 1816 ihre
Arbeiten eingestellt hatte, unter dem Namen
Zur Pyramide; 1819 entstand die Loge
Friedrich August zum treuen Bunde in
Würzen, 1846 Zur Verschwisterung der
Menschheit in Glauchau, 1847 Zur Akazie in
Meissen, 1855 Zum treuen Bruderherzen
in Annaberg, 1858 Albert zur Eintracht
in Grimma, 1863 Zu den ehernen Säulen
in Dresden-N. und Zu den drei Schwanen
in Zwickau, 1883 Zur Wahrhaftigkeit und
Bruderliebe in Döbeln, 1892 Phoenix in
Leipzig, 1894 Herkules an der Elbe in
Riesa und Zum goldnen Kreuz in Dresden
(s. diese). — Wie zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts, so mussten sich auch in dessen
Mitte die Freimaurerlogen gegen Ver-
dächtigungen verteidigen, die namentlich
von dem Dresdner Advokat Eckert (s. d.)
ausgingen und schliesslich zu öffentlichen
Verhandlungen in den sächsischen Stände-
kammern führten. 1850 erschienen in der
l »Freimüthigen Sachsenzeitung« (herausgeg.
von Eckert) mehrere Artikel, welche die
Logen beschuldigten, Brutstätten politi-
I scher, sozialer und religiöser Sonderinter-
essen zu sein; die Freimaurerei sei für die
Entstehung und die Folgen der Revolutio-
nen in den kurz vorangeguugnen Jahren
verantwortlich zu machen, und es sei von
der Kriminaljustiz und dem Landtage die
j Aufhebung des Freimaurerbundes zu for-
dern. Eckert richtete wie an verschiedne
Staatsbehörden, so auch an die Stände-
versammlung das »Gesuch um Aufhebung
des Ordens der Freimaurer als nach Or-
ganismus und nach Wirksamkeit unver-
träglich mit dem Staatswohl«. Im Febr.
1852 erschien bei der I. Kammer eine »Be-
schwerde des Advokat Eckert wegen Ver-
sagung einer genügenden Resolution auf
seine gestellte Forderung der Aufhebung
etc.» Daraufhin kam am 20. Febr. 1852
die Angelegenheit vor die I. Kammer.
Der Präsident v. Schönfels erklärte die
Eingabe Eckerts als formell unzulässig,
da sie weder eine Beschwerde, noch
eine Petition sei. Auf Antrag des Abge-
ordneten Starke und, nachdem auch Prinz
Johann das Wort genommen, wurde zur
weitern Erledigung sofort in eine geheime
Sitzung eingetreten und darnach in öffent-
licher Sitzung beschlossen, die Eingabe
alB Petition anzusehen und so nach Land-
tagsordnung an die IV. Deputation zu
verweisen. Am 28. April wurde, nachdem
der Bericht der letztern gegeben, und
nachdem v. Posern, v. Heynitz-Heynitz,
v. Erdmannsdorf, v. Zehmen, Gottschald,
v. Welck, auch Prinz Jobann in der rein
formellen Seite der Eingabe das Wort ge-
nommen hatten, beschlossen, die Be-
schwerde als unzulässig zurückzuweisen.
So gelangte sie nun an die H. Kammer und
wurde dort gleichfalls am 30. April samt dem
Protokollauszug der Verhandlung vom
28. April der IV. Deputation überwiesen.
In der letzten Sitzung dieses Landlag-,
21. Mai 1852, kam die Angelegenheit
öffentlich zur Sprache. Der Berichterstatter
der IV. Deputation empfahl als Beschluss
das Vorgehen der I. Kammer und die Ab-
weisung der Eingabe als »formell un-
zulässig«; Abgeordneter von Nostiz-
Drzewicki legte dar, wie die Eingabe
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Sachsen.
283
«so viele Beleidigungen gegen einzelne
Staatsdiener, das Ministerium, selbst gegen
auswärtige Ministerien enthalte, das» sie
masalose und zum grössten Teil nicht er-
wiesne Angriffe auf verschiedne Staats-
diener ausspreche, dass in ihr Verdächti-
gungen und selbst offenbare Lügen zu
finden seien, dass Leute darin zu Frei- ,
maurern gezählt würden, die in ihrem
ganzen Leben auch nicht im entferntesten '
daran gedacht hätten, dem Orden beizu-
treten.« Dementsprechend wurde von
der Kammer beschlossen und die Pe-
tition «auf sich beruhen gelassen«. Soweit
hatte es sich in beiden Kammern zunächst
nur um die Beurteilung des Formellen ge-
handelt. Aber auch die materielle Seite
gelangte zur Besprechung. Bereits in der
Sitzung der I. Kammer 28. April 1852 war
von einigen Mitgliedern der IV. Deputa-
tion der Antrag in Aussicht gestellt wor-
den, es mochte seitens der Kammer auch
auf die materielle Seite der Angelegen-
heit eingegangen werden. Staatsminister
v. Zscbinsky teilte mit, dass das Ministe-
rium des Innern bereits Erörterungen an-
stellen lasse, ob das Vereinsgesetz auf den \
Freimaurerbund anwendbar sei etc., dass ;
die Regierung auch auf diplomatischem |
Wege bei mehreren deutschen Regierungen
über die Stellung des Bundes, sein Ver-
halten und sein Verhältnis zur Regierung
sowohl, als zu den Vereinsgesetzen ange-
fragt habe u. s. f. In der Deputations-
sitzung hatte der Minister des Innern ferner
Auskunft gegeben, dass aus Bayern, wo
sich früher der Bund am verdächtigsten
gemacht habe, auf polizeilichem Wege die
Antwort gekommen sei, es habe sich nach
allergründlichsten Erörterungen durchaus
etwas Nachteiliges nicht finden lassen.
Auf v. Welcks Antrag wurde beschlossen:
die Staatsregierung zu ersuchen, der Stände-
versammlung entweder auf diesem Land-
tage noch oder auf dem nächsten ausser-
ordentlichen in Bezug auf die Erfolge, die I
aus den Erörterungen hervorgehen, Mit-
teilung zu machen. In der II. Kammer
wurde der Antrag v. Welcks nicht ange-
nommen, da nach dem Bericht die Depu-
tation und ferner auch die Besprechung aar-
legte, dass es sich hierbei nur um Verwal-
tungatnawefroln handle, die nicht zur Zu-
ständigkeit desständischen Wirkungskreises
gehörten. Der Abgeordnete Seiler wies
darauf hin, dass in dem Antrag v. Welcks
Misstrauen der I. Kammer gegen die Frei-
maurerei gezeigt werde und dass die
Nichtannahme des Antrags ein Vertrauens-
votum gegen das Ministerium bilde. Darum
fiel der Antrag. Aber noch nach einer
andern Seite kam die Maurerei im Land-
tag zur Sprache. Infolge der Hetzereien
gegen die Maurerei in ultramontanen und
konservativen Blättern begannen bereits
Anfang 1852 die Regierungen, Erörterungen
über die Freimaurerei (in S. namentlich in
Leipzig und Dresden) anzustellen, und der
Kriegsminister von Rabenhorst erliess
14. April 1852 eine Verfügung an die
sächsische Armee, in der befohlen wurde,
dass sämtliche dem Freimaurerbund an-
gehörige Offiziere binnen kurzer Frist aus
ihm auszuscheiden hätten, da nach dem
Gesetz vom 22. Nov. 1850 den Mitgliedern
der Armee untersagt sei, unter anderm
auch an Vereinen und Versammlungen
teilzunehmen, in denen religiöse, politische
und überhaupt das öffentliche Leben be-
rührende Gegenstände beraten würden.
In der mehrfach erwähnten Sitzung der
I. Kammer 28. April 1852 nahm der Ab-
geordnete Kölz (nicht Freimaurer) das
Wort, um den Kriegsminister um Angabe
der Gründe zu dieser Massregelung zu er-
suchen. Nachdem die Interpellation schrift-
lich eingereicht war, beantwortete sie
Kriegsminister v. Rabenhorst in der öffent-
lichen Sitzung 1. Mai 1852 dahin, dass der
Freimaurerbund eine geheime Gesellschaft
sei, von dem man zum Teil noch nicht
wisse, inwiefern seine Thiitigkeit mit der
bestehenden Gesetzgebung über Vereine
in Übereinstimmung stehe. Wenn auch
in S. bis jetzt etwas Strafbares noch
nicht nachzuweisen sei, so sei doch unbe-
kannt, ob eine solche nicht untergelegt
werden könnte, obschon er für seine Per-
son dies nicht behaupten wolle. Diese
Gründe hätten das Ministerium geleitet,
den aktiven Offizieren, die Mitglieder des
Bundes seien, binnen 8 Monaten den Aus-
tritt aus dem Bund zu befehlen und die
Kommandobehörden aufzufordern , von
jedem Offizier bei seinem Eintritt in die
Armee die Versicherung auf seine Pflicht
zu verlangen, dass er nicht in den Bund
eintreten werde. Der Abgeordnete Kölz
war mit dieser Antwort nicht zu-
frieden und berief sich auf das Gesetz
vom 21. Nov. 1850, indem er erklärte,
der Freimaurerbund falle nicht unter die
Vereine, die sich mit öffentlichen An-
gelegenheiten beschäftigten. Eine weitere
Aussprache erfolgte nicht. Seit 1869 wer-
den den sächsischen Offizieren keine Re-
verse mehr abverlangt, dass sie einer ge-
heimen Gesellschaft nicht angehören.
Endlich reichte 4. Mai 1852 der Abge-
ordnete Käferstein an die II. Kammer eine
Petition ein, die um fernem Schutz für
die Freimaurerei in S. bat. Sie wurde mit
der Angelegenheit Eckert der IV. Depu-
tation übergeben und durch die obenge-
nannten Beschlüsse der Sitzung 21. Mai
1852 als erledigt betrachtet. Damit schloss
diese »Verfolgung« der Freimaurer in S.,
die in den Tagesblättern auf gegnerischer
Seite oft mit Hass und Erbitterung ge-
führt wurde. Durch die Logen S.'s ging nur
ein Zug stillen Wartens und Hoffens, ge-
paart mit Wehmut, da sie hochangesehne
Mitglieder verlieren mussten, die dem mili-
tärischen oder geistlichen Stande ange-
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Sachsen.
hörten, die hohe Staatsämter bekleideten, |
da sich diese in ihrem Gewissen verpflichtet
fühlten, der herrschenden, der Freimaurerei
im allgemeinen ungünstigen Stimmung
nachzugeben. Die Logen selbst verhielten
sich selbstverständlich den eingeleiteten
Erörterungen gegenüber vollständig ent-
gegenkommend; sie sprachen sich über
Art und Zweck der Verbindung unter sich
und mit andern, sowie über die Verpflich-
tungen der Mitglieder mit grösster Offen-
heit aus und legten ihre Gesetzbücher vor.
Das grösste Verdienst erwarb sich Held
(s. d.), der in einem ungemeines Auf-
sehen erregenden, zunächst in Logenkreisen
Dresdens gehaltnen und dann gedruckt er- ;
achienenen Vortrag die vielfachen schmäh- j
liehen Verdächtigungen der Freimaurerei j
in ruhiger und klarer Sprache widerlegte. <
Gewiss ist, dass diese auch an die Staats* !
regierung abgegebene Darlegung bei ihr
wohlwollende Berücksichtigung erfuhr. —
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert«
erfreute sich die Freimaurerei in S. aner-
kannten Schutzes und hat sich auch unter
der Bevölkerung allgemeines Ansehen und
grösste Achtung erworben. — II. Sta-
tist i k. In S. arbeiten gegenwärtig 22 Logen :
je 4 in Dresden und Leipzig, je 1 in Anna-
berg, Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Freiberg,
Glauchau, Grimma, Meissen, Plauen i. V.,
Riesa, Schneeberg, Würzen, Zittau und
Zwickau, mit zusammen (1899) rund 4850
Mitgliedern. Von diesen Bauhütten ge-
hören 19 zum Verband der Grossen Lan-
desloge von S.t eine (Bautzen) zugleich
mit zur Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln in Berlin, zwei (Bai- „
duin zur Linde und Minerva zu den drei
Palmen in Leipzig) sind unabhängig, und
eine (Zum goldnen Kreuz in Dresden) ge-
hört zur Grossen Landesloge in Berlin.
Sachsen (Fürstenhaus. Albertinische
Linie). Aus dieser Linie sind zwei Mit-
glieder, beides Söhne des Kurfürsten Fried-
rich August II. (Königs August HI. von
Polen), Freimaurer geworden: 1) Karl
Christian Joseph, Herzog von Semgallen,
Kgl. Prinz in Polen und Litauen, geb. 13.
Juli 1738, gest. 16. Juli 1796, wurde 1758
zum Herzog von Kurland gewählt, musste
aber 1763 dem Herzog von Biron weichen
und lebte von da an in Dresden. Durch
den Verkehr am Hofe kam er mit zahl-
reichen hochstehenden Freimaurern in Be-
rührung, und dies führte 1772 zu seinen
Eintritt in den Freimaurerbund. Mit ■
Eifer schloss er sich den Hundschen Be- <
strebungen an und wurde 17. Sept. 1772
zum Socius und Amicus aufgenommen,
nachdem er schon auf dem Konvent zu
Kohlo(s. d.) zum Superior und Protector ordi-
nis in Saxonia ernannt worden war (die
Protektion Über die Dresdner Logen strik- ,
ter Observanz hatte er schon auf Bitten v.
Ferbers (s.d.) bei seinem erstmaligen Besuch
der Loge Zu den drei Schwertern im Mai
1772 übernommen). 1774 nahm die Schot-
tenloge Apollo in Leipzig ihm zu Ehren
den Namen Karl zu den drei Palmen an.
Nach dem Erbleichen des Hundschen Sterns
und der Abschaffung des Systems der
•unbekannten Obern« blieb er »Chef de
tous les mattres ecossais«, und die Dresd-
ner Schottenloge nannte sich nach ihm
Karl zu den drei Schwertern. Unter
seiner Leitung wurde 1775 der Beschluss
gefasst, auf dem bevorstehenden Konvent
zu Braunschweig (s. d.) von Hund genaue
Ausweise über seine Machtvollkommen-
heit zu verlangen ; und als sich dann nach
Hunds Tode 1776 und der Wahl des Her-
zogs Karl von Södermanland zum Ober-
haupt der VU. Provinz die Verhältnisse
im Innern der Ordensleitung nicht besserten
und klärten, beantragte die Präfektur
Gommern (Dresden) auf dem Deputat ions-
tag zu Braunschweig (s. d.), den Orden auf
Zeit gänzlich zu »abolieren« und nur auf
die Beibehaltung der drei untersten Grade
das Augenmerk zu richten. Sie beteiligte
sich auch nicht an der Wahl eines neuen
Hochmeisters, die dem Herzog von Kur-
land (8. d.) zugedacht war, der sie aber aus-
schlug. Als dann 1780 v. Räcknitz (s. d.)
zur Leitung der Ix>ge Zu den drei Schwer-
tern berufen worden war, gelang es die-
sem unter dem besondern Schutz des
Herzogs, eine Reformation in Dresden
durchzuführen und die Hochgrade abzu-
schaffen. — K. war ein eifriger Frei-
maurer. Er nahm an den Versammlungen
der Loge den regsten Anteil und war
mit den Mitgliedern innig verbunden.
Er erwarb sich aller Gegenliebe, die
sich auch bei den verschiedensten per-
sönlichen Angelegenheiten offenbarte. Die
von ihm ausgehende Anregung brachte
den Logen in verhängnisvoller Zeit neues
Leben. Wenn auch anfänglich in die Or-
densfesseln gezwängt, beugte er die Logen
doch nicht unter die starren Formen der
so nahe liegenden unbeschränkten Gewalt,
sondern Hess ihnen freie Entwicklung.
Der Drang nach Wahrheit liess ihn han-
deln und führte ihn auch zur Erkenntnis
der reinen Humanitätsmaurerei. ALb Kind
seiner Zeit und beeinflusst von gläubigen
Freunden, wie v. Bischoffwerder (s. d.), gab
er sich den übrigen Strömungen seiner
Lebensperiode hin. Sogenannte »höhere«
Kenntnisse und Wissenschaft zu er-
langen, führten ihn mit dem berüchtigten
Schrepfer (s. d.) zusammen. Als dieser
gegen die Loge Minerva in Leipzig
eine Schmähschrift hatte drucken lassen
und verbreitete, die auch Beleidigungen
gegen den Herzog enthielt, liess ihm der
Herzog 18. Sept. 1773 hundert Stockhiebe
geben, deren Empfang Schrepfer be-
scheinigen musste. Dennoch machten
Schrepfers Vorspiegelungen grosses Auf-
sehen und fanden bei hochstehenden und
gebildeten Leuten Glauben, so dass Schrep-
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Hachsen-AI tenburg.
fer 1774 sogar nach Dresden berufen |
wurde, bei Graf Friedrich von Hohenthal,
Minister von Wurmb, Oberst von Fröden,
Kammerherr von Heynitz, Geh. Kriegsrat
von Hopfgarten beste Aufnahme und
starken Glauben fand und schliesslich
auch im Palais des Herzogs erscheinen
konnte. Schrepfers Prahlereien brachten es
dahin, dass er Dresden eiligst verlassen J
musste. Auch nach der 8eite der Wohl-
thätigkeit machte sich der Herzog sehr i
verdient, besonders lag ihm das Frei mau-
rerinstitut (s. d.) der Loge Zu den drei
Schwertern, Qber das er sich regelmässig
»Kupport« erstatten Hess, sehr am Herzen.
2) Albert Kasimir, Herzog von Sach-
sen-Teschen, Bruder des Vorigen, geb.
11. Juli 1788 in Moritzburg bei Dresden,
gest. 12. Febr. 1B22 in Wien, kam in jun-
en Jahren an den Wiener Hof, machte
en Siebenjährigen Krieg mit und wurde
schon 1761 Feldmarschallleutnant 1766
vermählt mit Christine Marie, der Lieb-
lingstochter Maria Theresias, kam er als
Statthalter nach Ungarn, dann 1781 in
gleicher Eigenschaft in die Niederlande,
die er jedoch wegen des infolge der Joseph i-
nischen Gewaltmassregeln ausgebrochnen
Aufstands 1787 verlassen musste. Als Feld-
marschall beteiligte er sich an dem Krieg
gegen Frankreich, zog sich aber 1794 ganz
zurück nach Wien, wo er seiner Gattin
1798 ein prachtvolles Denkmal, das Mei-
sterwerk Canovas, errichten liess und zu
ihrem Andenken der Wiener Blinden-
anstalt 50000 fl. spendet«. — Er wurde
17. März 1764 in der Dresdner Loge Zu
den drei Schwertern in die beiden ersten
rade aufgenommen, scheint sich aber in
aterreich-Ungarn eigentlich keiner Loge
angeschlossen zu haben, obgleich er der
dortigen Freimaurerei ein reges Interesse
entgegenbrachte und dies bei jeder Gele-
genheit bezeugte. So gestattete er 1774
und 1776, dass die Prager und die Wiener
sc hottischen Log^n seine Vornamen in ihren
Namen einflochten, und führte mit ersterer
einen regen Briefwechsel. Er wurde in
aller Form als Protektor der Freimaurerei
in der Monarchie betrachtet und war seit
1774 ein treuer Anhänger der strikten Ob-
servanz, obgleich er sich von Sudthausen
(s. d.) auch in die Lehrart der Berliner
Grossen Landesloge einweihen Hess. Dem
Dresdner Freimaurerinstitut (s. d.) liess er
reichliche Spenden zu fli essen und seiner
Fürsprache ist es zu danken, dass die
Kaiserin das Prager Waisenhaus tbatkräftig
unterstützte. [Vgl. Peuckert, Geschichte
der Loge zu den drei Schwertern etc.
(Lpz. 1888), S. 57, 245. Abafi, Geschichte
der Freimaurerei in Österreich-Ungarn II,
61. Allgem. österr. Freimaurer -Zeitung
1873, S. 20. Z. 1882, 8. 65.]
Sacmsen<Altenburg (Herzogtum). Hier
besteht seit 1742 eine Freimaurerloge in
Altenburg (s. d.).
Sachsen-AlteHburg, bis 1826 Sachsen-
HUdburghausen (Herzogshaus). Aus
dieser Fürstenfamilie sind vier Mitglieder
dem Bunde beigetreten (vgl. auch Sachsen-
Gotha und Altenburg): 1) Joseph Fried-
rich Wilhelm HoUandinus, Prinz von
S.-H., jüngerer Sohn des Herzogs Ernst
(gest. 1715), geb. 5. Okt. 1702, gest. 4. Jan.
1787, Österreich. General -Feldmarschall
und Feldzeugmeister, trat 1727 zur katho-
lischen Kirche über und wurde 1780 Ober-
vormund und Landesregent in S.-H. Er
trat 1775 dem v. Hundschen Tempelherren-
orden bei.
2) Friedrich, regierender Herzog von
S.-H., seit 1826 von S.-A., geb. 29. April
1763 in Hildburghausen, gest. 29. Sept.
1834 in Hummelshain, wurde 6. Dez. 1788
in die Loge Karl zum Rautenkranz in
Hildburghausen aufgenommen und über-
nahm das Protektorat über sie. Bei der
Erbteilung der Sachsen- Erneatinischen Für-
stenhäuser erhielt er 1826 das Fürstentum
Altenburg, hielt im Nov. 1826 seinen Ein-
zug in die Residenzstadt Altenburg und
übernahm 31. Jan. 1827 das Protektorat
über die dortige Loge Archimedes zu den
drei Reissbrettern. [Vgl. Dietrich, Blätter
der Erinnerung (Altbg. 1889), S. 51
bis 67J Auf seine Mutter Ernestine Au-
guste Sophie, geb. Prinzessin von Sachsen-
Weimar, geb. 5. Jan. 1740, liess zur Vor-
feier von deren Geburstag 1759 die Loge
Ernestus in Hildburghausen eine Denk-
münze prägen [vgl. HMW. Nr. 113].
8) Joseph Friedrich Ernst Georg
Karl, 1834—1848 regierender Herzog von
S.-A., Sohn des Vorigen, geb. 27. Aug.
1789 in Hildburghausen, gest. 25. Nov.
1868 in Altenburg. Auf seine Geburt
wurde von der Loge Karl zum Rauten-
kranz in Hildburghausen eine Denkmünze
geprägt [vgl. HMW. Nr. 1141. — Er wurde
29. Jan. 1813 in die Loge Karl zum Rau-
tenkranz in Hildburghausen aufgenommen
und durch die Loge Archimedes zu den
drei Reissbrettern in Altenburg 1827 histo-
risch in den 2. und 3. Grad befördert.
1848 legte er die Regierung in die Hände
seines Bruders Georg (s. Nr. 4). Trotz
der wohlwollendsten Gesinnung gegen die
Loge nahm er .nicht an deren Arbeiten
teil. Seine maurerische Hinterlassenschaft
wurde ihm nach seinem ausdrücklichen
Befehl in den Sarg mitgegeben. [Vgl.
Dietrich, Blätter der Erinnerung (Altbg.
1889), S. 67—70.]
4) Georg Karl Friedrich, seit 1848
regierender Herzog von S.-A., Bruder des
Vorigen und Vater des jetzt regierenden
Herzogs Ernst, geb. 24. Juli 1796 in Hild-
burghausen, gest. 8. August 1858 in Hum-
melshain, wurde 29. Jan. 1818 in der Loge
Karl zum Rautenkranz in Hildburghausen
aufgenommen, scheint jedoch bala wieder
dem Bunde entsagt zu haben, da er in
österreichsche Militärdienste trat. [Vgl.
8
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286
Sachsen-Coburg und Gotha.
Dietrich, Blätter der Erinnerung (Altbg.
1889), S. 70—84.]
Sachsen -Coburg nnd Gotha (Herzog-
tum). Hier bestehen Freimaurerlogen in
Koburg (s. d.) und Gotha (s. d.), jene un-
ter dem Eklektischen Bund, diese unter
der Grossen National - Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln.
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogs-
haus). Aus diesem Herzogshaus haben
sich zwei Mitglieder dem Freimaurerbunde
angeschlossen (vgl. auch 8achsen- Gotha
und Altonburg):
1) Leopold I., seit 1881 König der
Belgier (s. Belgien, I, S. 86).
2) Ernst II. August Karl Johannes
Leopold Alexander Eduard, Herzog von
8.-C. und G., Neffe des Vorigen, geb. 21.
Juni 1818 in Koburg, gest. 22. Aug. 1898
in Reinhardsbrunn. Auf Grund seiner
trefflichen Erziehung wendete er von
Jugend auf besondern Fleiss auf Natur-
wissenschaft und Tonkunst. Auf seine
religiöse Entwicklung war u. a. auch der
Generalsuperintendent K. G. Bretschneider
(s. d.) in Gotha nicht ohne Einfluss. In
seinem Werke: «Aus meinem Leben und
aus meiner Zeit«, sagt Herzog E- darüber
(Bd. I, S. 21): »Ein wahres Glück, dass in
diesen leidenschaftlichen Zeiten religiöser
Kämpfe einige so ernste und treffliche
Männer unsern Umgang bildeten, wie
Bretschneider. Er war wie ein Freund
unsrer Familie. Seine ausserordentliche
Gelehrsamkeit und seine seltne Thätigkeit,
seine grossen wissenschaftlichen Leistungen,
sowie seine leichten geselligen Formen
schützten ihn und uns vor dem Vorwurf,
als nähme man es mit den Sachen der
Religion und mit den historischen Rätseln
der Dogmati k zu leicht; aber unser Christen-
tum fand sich an der Hand Bretschneiders
und seiner Gesinnungsgenossen in einer
erfreulichen Übereinstimmung mit den
Begriffen der modernen Menschen und in
einer, man möchte sagen, behaglichen
Sicherheit in Bezug auf die Vereinbarkeit
von Vernunft und Glauben.« 1836 reiste
er mit seinem Bruder Albert nach England
und Frankreich und sodann nach Belgien
an den Hof des Oheims, Königs Leopold I.,
studierte in Bonn und trat in sächsischen
Militärdienst Nachdem er grössere Reisen
gemacht hatte, vermählte er sich 1842 mit
Alexandrine von Baden und Hess sich in
Koburg nieder. Am 29. Jan. 1844 über-
nahm er nach dem Tode seines Vaters,
des Herzogs Ernst I., die Regierung seines
Landes. Er beteiligte sich am Krieg mit
Dänemark und erfocht 5. April 1849
den Sieg bei Eckernförde. Opferwillig
schloss er sich den deutschen Einheits-
bestrebungen an und trat mit Entschieden-
heit den röckgängigen Bewegungen in der
Kirche entgegen. Unter seinem Schutz
entstand der National verein. Seine Länder
wurden manchen, die wegen ihrer politi-
schen oder religiösen Gesinnung aus Heimat
oder amtlicher Stellung weichen mussten,
eine neue Heimat. Populär wurde Herzog
E. zu Beginn der 60er Jahre durch seinen
Einfluss auf die nationale Entwicklung
der Schützen-, Turn- und Sängervereine, die
in seinem Lande die ersten Bundesfeste
feierten Als einer der ersten der deut-
schen Fürsten hat sich Herzog E., als der
Zusammenbruch des alten deuten Bundes
unvermeidlich wurde, rückhaltlos Preussen
angeschlossen und stets treu zu Preussen
gestanden. Bereits 1862 schloss er mit
Preussen eine Militärkonvention. Bekannt
ist des Herzogs thatkräftigea Eingreifen
im Kriege von 1866 und die hervorragende
Teilnahme der Gothaschen Truppen an
den Ereignissen von Langensalza. >V ährend
des Kriegs von 1870/71 schloss er sich
dem siegreichen deutschen Heere an und
nahm Teil an der Kaiserernennung zu
Versailles am 18. Jan. 1871, bei welchem
Ereignis Kaiser Wilhelm I. des Herzogs
nationales Wirken mit den Worten an-
erkannte, »dass er bei dem Erfolg des
heutigen Tags auch an seine, des Herzogs
langjährige Thätigkeit denke.« Nach dem
Friedensschluss galt sein Bestreben der
Erhaltung und Bewahrung des Errungenen,
wie er auch sein erwähntes Werk mit der
Mahnung schliesst, nie zu vergessen, mit
wie schweren Kämpfen das Errungene er-
worben werden musste. Seine eignen
Länder haben sich unter ihm einer langen,
gesegneten Regierung erfreut. Mit inniger
Teilnahme des ganzen Landes wurde im
J. 1892 die Feier der goldnen Hochzeit
des Herzogspaares begangen, und man ge-
dachte schon der Vorbereitungen zur Feier
des 50jährigen Regierungsjubiläums des
Herzogs, als ihn, im 76. Jahre seines
Lebens, der Tod ereilte. E. H. war ein
Förderer und Schützer von Kunst und
Wissenschaft und derer, die sie übten.
Er war selbst Komponist (»Hymne«, die
Opern »Tony«, »Casilda«, »Santa Chiara«
und »Diana von Solanges«) und Schrift-
steller (Dichtungen »Aus frühen Tagen«,
»Reise des Herzogs E. II. von S.-C. und G.
nach Ägypten und den Ländern der Habab,
Mensa und Bogos«, »Aus meinem Leben
und aus meiner Zeit«). Seine Werke haben
von der Kritik Anerkennung gefunden.
Sicher ist wohl, dass die ausserordentlichen
geistigen und leiblichen Anstrengungen,
die ihm die Vorbereitung und Aufführung
einer Anzahl von Musteropern bereitete,
zu der er berühmte Sänger und Musiker
im Juli 1893 in Gotha um sich versammelte,
den Schlaganfall verschuldeten, der ihn
am Tage nach dem Abschluss dieser Vor-
stellungen traf und nach drei Wochen
seinen Tod herbeiführte. Dass ein Mann
von der Bedeutung Herzog E.'s sowohl bei
Lebzeiten, als auch nach seinem Tode von
Gegnern heftig angegriffen wurde, ist wohl
bedauerlich, aber auch verständlich. — Am
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Sachsen-Coburg und Gotha.
287
30. Jan. 1857, am Stiftungsfest der Loge
Ernst zum Compass in Gotha, schloss er
sich, um sich offen und durch die That
Segen die Angriffe zu erklären, welche
ie Freimaurerei in Deutschland damals
erfuhr, als Mitglied dieser Loge an und
wurde hier mit der Hoffnung begrüsst,
dass er als ein hellleuchtender Stern »sein
helles Licht und seinen voraussichtlich
reichen Segen nicht bloss aber seine Bau-
hütte ausgiessen, sondern auch mit seinen
Strahlen die ganze weite Maurerwelt be-
lebend durchdringen werde«. Seine Auf-
nahme in Gemeinschaft mit dem Königl.
Preuss. Wirkl. Geh. Rat und Kammerherrn
Guido von Usedom und dem Legationsrat
Karl Fr. Lucian Samwer erfolgte durch
den Meister vom Stuhl Walther. Der
Grossen Loge von Hamburg, die dem
Herzog durch ein besonderes Schreiben
ihre Freude zu erkennen gegeben, ant-
wortete er hierauf 8. März 1857 unter
anderm: »Seien Sie versichert, dass ich
meinen Entschluss zum Eintritt in den
grossen maurerischen Bund sorgfältig er-
wogen hatte. Ich sah, welchen Angriffen
derselbe in der neuesten Zeit ausgesetzt
war und von welcher Seite dieselben aus-
gingen. Ich hielt mich überzeugt, dass
unsre Nation in ihm eins der vorzüglich-
sten Mittel besitze, um den Stand ihrer
schwer errungenen geistigen Freiheit gegen
eine Rückkehr der alten Finsternis zu De-
wahren und dass die Menschheit in ihm
eine kräftige Verteidigung ihres Werts
und ihrer Rechte gegen Vorurteil und
Selbstsucht besitze.« Bereits 9. Aug. 1857
übernahm er als Meister vom Stuhl die
Leitung seiner Loge. Bei seiner feierlichen
Einsetzung war die Grosse National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln durch
drei Abgeordnete vertreten. Spater wurde
er mit seiner Zustimmung zum beständigen
Vorsitzenden auf Lebenszeit gewählt und
hat diese Würde auch bis zu seinem Tode
bekleidet. Die Übernahme des Amts als
Meister vom Stuhl wurde als ein bedeut-
sames Ereignis unter zahl rei eher Beteil igung
von seiten der Maurerwelt Deutschlands
festlich gefeiert. Zur Erinnerung an diesen
Tag gründete die Gothaer Loge die Ernst-
Stiftung zur »Unterstützung von solchen
in rechtmässiger Ehe erzeugten volljährigen
und unverheiratet gebliebnen Töchtern
oder Sühnen ihrer bis zu ihrem Tode aktiv
gewesnen Mitglieder, denen es infolge
des Ablebens der letztern und ohne eignes
Verschulden ganz oder teilweise an den
Mitteln zu einer angemessnen Subsistenz
gebricht«. Der Herzog sprach sich bei
dieser Gelegenheit über seine Stellung in
der Loge und über die Freimaurerei mit
folgenden Worten aus: »Mein Herz drängt
mich, schliesslich auch meine persönliche
Stellung zu berühren. Im Bunde sind wir
alle gleichgestellte Brüder; die Standes-
unterschiede verschwinden; der Mensch
verkehrt mit dem Menschen ; nur moralische
und geistige Vorzüge haben Geltung. Dieser
Wahrheit gegenüber wird sich manchem
im Stillen die Frage aufgedrängt haben:
warum ich wohl, dem die Vorsehung ohne-
hin eine wirkungsreiche Stellung ange-
wiesen, dem Bunde beigetreten bin ? Nicht
obgleich, sondern weil ich ein Fürst, bin
ich Maurer geworden. Die Fürsten sind
geborne Maurer. Denn ihre höchsten
Pflichten sind nichts mehr und nichts
weniger als maurerische. Allein ausser-
dem auch hoffe ich, im Orden die Mög-
lichkeit gefunden zu haben, näher an das
gemeinsame höchste Ziel zu gelangen, als
ich es in meiner Stellung allein vermocht
hätte. Denn die Loge steht gleichsam
über dem Staat, sie steht auch über der
Kirche. Die Loge will Menschen erziehen,
und zwar in harmonischer Ausbildung von
Natur, Vernunft und Freiheit; der Staat
fasst in sich die grosse Menge im allge-
meinen; die Kirche erzieht nur Glaubens-
genossen. Nicht der Zauber eurer alt-
ehrwürdigen Formen, nicht die Erinnerung
an das Edle und Grosse, was die Frei-
maurerei seit Jahrhunderten erstrebt, nicht
das trauliche Gefühl, einem engen und
doch weiten Buude der edelsten Menschen
zu gemeinsamem Zwecke anzugehören,
drängt mich, Maurer zu werden, sondern
die feste Überzeugung, im Verein mit
euch, ihr lieben Brüder, der freien Ent-
wicklung des Geistes im Volke eine Stütze
zu sein, ein Schutz, wenn auch geheim,
gegen Willkür uud Rückschritt, ein An-
trieb, offen und frei, zur Wahrheit, Huma-
nität und Sittlichkeit. In der gebildeten
Welt hat von Alters her das jedesmalige
Welt- und Selbstbewußtsein sich auch
seine sittlichen Bildungsmittel geschaffen.
So entstand einst das Freimaurertum als
eine Schule, als ein Bildungsmittel für
das seiner Zeit vorausgeeilte Welt-, Selbst-
und Gottesbewusstsein. Das Maurertum
gab vor Jahrhunderten die Charakteristik
des Zeitgeists. Mit raschen Flügeln ist
seitdem aas Menschengeschlecht in seiner
Entwicklung vorwärts geeilt; darum zeige
nun auch das Maurertum, dass es mit ihm
gleichen Schritt gehalten ; es repräsentiere
auch jetzt die höchsten Ideen des Fort-
schritts ; in ihm spiegele sich, wie damals,
veredelt nicht nur die Zeit, sondern auch
das spezielle Wollen ihrer Menschen,
es sei eine freie Gemeinde von Gleich-
gesinnten, unabhängig von Staat und
Kirche, dem Vorwärtsstrebenden eine lei-
tende Hand, dem geistig und körperlich
Gedrückten ein helfender Bruder, edel im
Wollen, frei im Denken und freudig zur
That!« Bei seiner Anwesenheit in Gotha
erschien der Herzog wiederholt in der
Loge. In einer von ihm geleiteten Loge
am 2. März 1858 führte er bei einer
Rede über die maurerische Freiheit den
Gedanken aus, dass die wahre Freiheit
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288
Sachsen-Coburg und Gotha.
und die daraus folgende Brüderlichkeit
auf der Vervollkommnung deB innern
Menschen beruhen und dass Intelligenz
und Moralität allein vor zügelloser Frei-
heit und Brutalitat schützen. Bei einer
Loge am 11. April 1859 mahnte er die
Mitglieder, in diesen bedenklichen und
Solitisch bewegten Zeiten die Grundsätze
er Maurerei festzuhalten; Eintracht, die
stark macht, und deutscher Patriotismus
müssten vor allem gepflegt werden. Her-
vorragend beteiligte sich der Herzog an
der 75jährigen Jubelfeier der Gothaer
Loge 30. Jan. 1881. In pietätvollem An-
gedenken an seinen Urgrossvater, Herzog
E. n. von S.-G. und Altenburg (s. d.),
ordnete er die feierliche Festloge in den
Räumen des Schlosses Friedenstein an,
dessen Festsaal hierzu eingerichtet wurde.
Der Herzog äusserte in seiner Ansprache
den W unscn, dass es gelingen möge, die
Mitglieder aller deutschen Logen nach
dem Vorbild der ganzen Nation in eine
einzige Loge zu vereinigen, «eine Gross-
loge der Eintracht und des Friedens.«
Neben vielen Begrüssungen und Ehren-
mitgl iedachaften auswärtiger Logen empfing
der Herzog bei diesem Feste auch Glück-
wunschschreiben von Kaiser Wilhelm I.
und Kronprinz Friedrich Wilhelm. Die
eigne Gotnaer Loge beschenkte ihn mit
einer von Helfricht gestochnen und gepräg-
ten Jubelfestdenkmünze, die sein treffend
ähnliches Brustbild trägt [vgl. HMW.
Nr. 751. Am 3. Sept. 1882 wurde mit der
Feier der Einweihung des nicht zum ge-
ringsten Teil durch die kräftige Anregung
und Unterstützung des Herzogs zu Stande
gekommenen Neubaus des Logenhauses
die Feier des 25jährigen Jubiläums des
Herzogs als hammerführenden Meisters vom
Stuhl der Gothaer Loge begangen. Nach
der Weihe des Tempels durch den National-
grossmeister Dr. Schaper (s. d.) hielt der
Herzog eine ergreifende Ansprache, in der
er zunächst auf die vor 25 Jahren bei seiner
Einsetzung von ihm betonten Grundsätze
und Wünsche hinwies und fortfuhr: »25
Jahre sind seitdem verflossen, ein neuer
Tempel hat uns von heute an aufgenommen,
eine lange mühsame Arbeit liegt hinter
uns. Trotz aller welterschütternden Er-
eignissen ist die maurerische Thätigkeit
nicht erlahmt, der ehrwürdige Bund nicht
geschädigt. Jedoch regt sich in den
Brüdern - folgend dem Strom unsrer
Zeit — immer mehr der Drang zur Ver-
mehrung geistiger Arbeit, zustrebend den
höchsten erreichbaren Zielen. Die Form
allein ist nicht mehr genügend, nur der
Geist macht lebendig. — Nach einem
Vierteljahrhundert erneuere ich nun mein
Versprechen: auch ferner, so lange meine
schwachen Kräfte es erlauben werden, auf
meinem Posten auszuharren, meiner guten
Loge stets Schutz und Schirm zu gewähren,
meinen Brüdern mit Rat und That zur
Hand zu gehen. Zur Urkunde dessen uud
zum ewigen Andenken an den Tag, an
1 welchem ich einst die Hammerführung
I übernahm, habe ich der Loge Ernst zum
| Compass mein Protektorium verliehen,
1 welches ich hiermit übergebe.« Ausserdem
schenkte der Herzog der Loge sein Bild
(Ölgemälde) »mit der Bitte, ihm in dem
i neugeweihten Tempel einen bescheidnen
; Platz zu gewähren«. Endlich dankte er
j dem Nationalgrosameister und den zum
, Feste erschienenen Maurern auswärtiger
Logen für ihre Teilnahme. Es folgte
die Überreichung des silbergestickten Meis-
terschurzes, der Geschichte der Gothaer
Loge, wie auch einer grössern Zahl von
Ehrenmitgliedschaften und Adressen an
den Herzog. An der Tafelloge nahm der
Herzog nicht teil. Es war das letzte Mal,
dass der Herzog zur Leitung einer Loge
im Tempel erschien. Aber wenn er auch
durch sein fühlbar werdendes Alter sich
von der persönlichen Beteiligung an den
Logenarbeiten abgehalten sah, brachte er
doch fortwährend den Angelegenheiten
und Bestrebungen der Gothaer Loge bis
zu seinem Ende das lebendigste Interesse
entgegen. Die zugeordneten Meister wurden
öfters von ihm zur Entgegennahme von
Berichten empfangen, die ausgesprochen
Wünsche wurden in wohlwollender Weise
angehört, stets in Berücksichtigung ge-
zogen und, wenn irgend möglich, auch er-
füllt. Manche Beweise des Wohlwollens
und der Huld des Herzogs hat die Gothaer
Loge in den letzten 11 Jahren, und zwar
I bis zu den letzten Wochen vor seinem
Tode, zu verzeichnen. Bei der Feier der
goldnen Hochzeit des Herzogspaares 8. Mai
1892 übersandte die Loge diesem eine mit
dessen Brustbildern versehene, von Hel-
fricht kunstreich hergestellte goldne Denk-
münze mit einer Adresse (vgl. HMW. Nr.
76]. Auch die Koburger Loge Ernst für
Wahrheit, Freundschaft und Recht, deren
Protektorat der Herzog bereits nach dem
, Tode seines Vaters am 29. Febr. 1844 über-
| nommen hatte, hat er 1857 und 1858 be-
sucht, wie ihm auch diese mehrfache
Adressen überreichte. Sowohl bei der
Überführung der Leiche des Herzogs von
Reinhardsbrunn nach Koburg, als auch bei
I der Beisetzung daselbst waren die Logen
von Gotha undKoburg und viele auswärtige
Logen, sowie Grosslogen durch Abgesandte
vertreten. Am Tage der Beisetzung fand
in der Koburger Loge eine Trauerloge statt,
an der die anwesenden Abgesandten teil-
nahmen. Die Gothaer Loge aber hielt
zum ehrenden Gedächtnis ihres durch-
lauchtigsten Meisters vom Stuhl 10. Sept.
1893 eine zahlreich besuchte Trauerloge.
[Litteratur: Dr. August Beck, Geschichte
des Gothaischen Landes, Bd. I, Geschichte
der Regenten (Gotha 1868). Dr. C. Beyer,
Der Vorkämpfer deutscher Grösse, Herzog
E. II. (Brl. 1894). Tempeltey, Herzog E.
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Sachsenfeld
— Sachsen-Gotha und Altenburg.
289
von Coburg und das Jahr 1866 (Brl. 1898).
Aua meinem Leben und aus meiner Zeit.
Von E II., Herzog zu S.-C. und G., 8 Bde.
(Brl. 1889). Bretschneider, Freimaurerkalen-
der 1860, 8. 241—253. A. 1857, S. 87. Bh.
1882, Nr. 38. FZ. 1857, Nr. 2, 28, 34, 37; 1858,
Nr. 2, 22; 1900, 8. 277. L. XIV, 86. Demutb,
Geschichte der Loge Ernst zum Compass in
Gotha von 1806—1881 nebst Beschreibung
des 75jährigen Jubiläums derselben am
30. Jan. 1881 (Gotha 1882). Festfeier der
Einweihung des neuerbauten Logenhauses
und des 25jährigen Jubiläums Sr. Hobeit
des Herzogs E. II. von S.-C. und G. als
hammerführenden Meisters vom Stuhl
der Loge Ernst zum Compass im Orient
Gotha, am 3. Sept. 1882. Bbl. 1893, Nr. 17.
Nekrolog, vorgetragen in der am 10. Sept.
1893 abgehaltenen Trauerloge der Loge
Ernst zum Compass in Gotha zum ehren-
den Gedächtnis Sr. Hoheit Herzog E. II.
von S.-C. und G. von Bruder Steiner, zu-
geoidnetem Meister vom Stuhl. Bh. 1893,
8. 289, 313. Bbl. 1893, S. 153, 439.
L. 1893, 8. 153. FZ. 1893 8. 87. Leut-
heusser, Kurzer Abriss der Geschichte
der Loge Ernst für Wahrheit, Freund-
schaft und Recht in Coburg zur Feier
ihres 75 jähr. Stiftungstages am 30. Aug.
1891.
Sachsen feld (Rittergut bei Schwarzen-
berg im sächs. Erzgebirge). Hier stiftete
2. Sept. 1741 (nach Peuckert, Die Loge
zu den drei Schwertern und Asträa
zur grünenden Raute in Dresden [Lpz.
1883], S. 30, 1742) Graf Friedrich Lud-
wig zu Solms, Wirkl. Geheimrat und
Landeshauptmann, unter dem Grossmei-
ster Rutowsky die Loge Zu den drei
Rosen, die der strikten Observanz bei-
trat und 1781 nach Rüssdorf (s. d.) verlegt
wurde. Bereits 1781 hatte Graf Fr. L
zu Solms seinem Neffen, dem Grafen Fried-
rich Magnus zu Solms (s.d.), Herrn der Herr-
schaft Wildenfels, den Vorsitz der Loge über-
geben ; die Zahl der Mitglieder betrug damals
86. Die Loge kehrte 1785 zur englischen
Arbeitsweise zurück. Die geschichtlichen
Überlieferungen dieser Loge sind sehr dürf-
tig. 1774 — 1789 erfreute sie sich einer
grossen Blüte. Das letzte vorhandne Mit-
gliederverzeichnis von 1789 nennt 146. Bald
nachdem sie 12. Dez. 1789 die Loge Zu den
drei Flammen in Plauen (s. d.) gegründet
hatte, stellte sie ihre Arbeiten ein und
war noch vor Ende des 18. Jahrhunderts
erloschen. Jedenfalls bestand sie 1799
nicht mehr. Eine Anzahl Mitglieder traten
der neugestifteten Loge Harmonie in Chem-
nitz (s. d.) bei. Eine Denkmünze dieser
Loge von 1758 im HMW. Nr. 150. [Vgl.
R. 1898, S. 35 fg. Peuckert, Die Loge zu
den drei Schwertern etc. in Dresden (Lpz.
1888), S. 195.]
Sachsen -Gotha und Altenburg (Für-
stenhaus). Von dieser 1825 erloschenen
Linie sind fünf Fürsten dem Bund bei-
AUgeoeioe« Htndbuch der Freimaurerei. II.
getreten (vgl. auch Sachsen- Altenburg
und Sachsen-Coburg und Gotha) : 1) Lud-
wig Ernst, Prinz von S.-G. u. A., geb.
28. Dez. 1707 in Gotha als Sohn des Her-
zogs Friedrich H. von S.-G. u. A., gest.
das. 13. Aug. 1763, kursächs. und münster-
scher Generalleutnant, wurde am 9. April
1742 in der 31. Jan. dieses Jahres neu er-
richteten Loge Archimedes zu den drei
Reissbrettern in Altenburg aufgenommen
und 25. Juni zum Meister vom Stuhl er-
wählt. Er begleitete dieses Amt bis zu
seinem Tode. Am Vormittag des Freitags
vor Allerseelen 1750 wurde er durch die
Loge in Jena als Schottischer Meister auf-
genommen und erhielt 23. Jan. 1751 den vom
Grossmeister v. Printzen (s. d.) vollzognen
Freibrief zur Errichtung eines schottischen
Kapitels unter dem Namen Les quatre
pierres cubes in Altenburg. Doch trat
dieses nicht ins Leben. Obgleich fast
immer von Altenburg abwesend und durch
den zugeordneten Meister vertreten, zeigte
er doch in seinen Briefen stets den wärmsten
Anteil für die Loge und gab ihr durch
Wort und That manche segensreiche An-
regung. [Vgl. Dietrich, Blätter der Er-
innerung (Altbg. 1889), 8. 8—14.]
2) Moritz, Prinz von S.-G. u. A., Bru-
der de« Vorigen, geb. 11. Mai 1711 in
Gotha, gest. 3. Sept. 1777 in Altenburg,
hessischer Generalleutnant, wurde 28. Juni
1777 in seinem Palais in Altenburg in
Gegenwart sämtlicher Beamten der dor-
tigen Loge Archimedes zu den drei Reiss-
brettern in den Freimaurerbund aufge-
nommen. In der kurzen Zeit seiner Zu-
gehörigkeit zur Loge gab er ihr ver-
schiedne Zeichen seiner wohlthätigen Ge-
sinnung und seiner Liebe zu ihr. [Vgl.
Dietrich, Blätter der Erinnerung (Altbg.
1889), S. 14 — 18.1
3) Johann Adolf, Prinz von 8.-G. u. A.,
Bruder des Vorigen, geb. 18. Mai 1721 in
Gotha, gest. 29. April 1799 in Friedrichs-
tanneck bei Eisenberg, polnischer und kur-
Hächsischer Generalleutnant, wurde 27. Jan.
1750 in der Loge Zu den drei Hammern
in Naumburg angenommen und unterm
Namen Chevalier de la truelle d'or zum
Meister befördert. Er war noch in dem-
selben Jahre deren zweiter Vorsteher. Wo
er in den Bund aufgenommen worden ist,
ist nicht bekannt.
4) Ludwig Ernst IL, seit 1772 Herzog
zu 8.-G. u. A., Sohn des Herzogs Fried-
rich HI., Neffe der Vorigen, geb. 30. Jan.
1745 in Gotha, gest. das. 20. April 1804,
wird als einer der grössten Wohlthäter
seines Landes gepriesen und war lange
Jahre hindurch ein sehr eifriger und
thätiger Maurer. Lautere Gottesfurcht,
zarte Gewissenhaftigkeit, inniger Abscheu
j vor Ungerechtigkeiten jeder Art, tief em-
I pfundne Anerkennung des hohen Werts
I der Wissenschaften, heller Verstand und
Reichtum an mannigfaltigen Kenntnissen:
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290
Sachsen -Gotha und Altenburg.
diese herrlichen Eigenschaften waren es,
die, verbanden mit einer wahrhaft iandes-
väterlichen Gesinnung, ihm den Ruhm eines
vortrefflichen Füreton erwarben und sicher-
ten. Ihn leitete bei seinem rühmlichen
Streben hauptsächlich der Grundsatz, Men-
schen beglück ung durch Menscheubildung
zu befordern. [Vgl. F. Jakobs Vermischte
Schriften (Gotha 1823), I, 8—88; v. Thüm-
mel, Denkwürdigkeiten aus dem Leben
E.'s II. (Gotha 1804), S. 69—111; National-
zeitung der Deutschen, 1804, Stück 23;
Schulze, Heimathskunde f. d. Bewohner des
Herzogth. G., 2. Bd., Geschichte d. Herzog-
thums G. (Gotha 1846), S. 228 fg.; Beck,
E. II, Herzog zu S.-G. u. A. als Pfleger
und Beschützer der Wissenschaft u. Kunst
(Gotha 1854); ders., Geschichte des Goth.
Landes, Bd. I, Geschichte der Regenten
(Gotha 1868), S. 407, 412; H. A. 0. Rei-
chard (1751—1828), Seine Selbstbiographie,
herausgeg. v. Uhde (Stuttg 1877); dies
Werk ist für die Biographie des Herzogs
besonders wichtig, da der Herzog bis zu
seinem Tode im innigsten freundschaft-
lichen Verkehr mit Reichard stand;
Vehse, Hofgeschichten aus den Thüring.
Herzogtümern (Lpz., o. J.), S. 43;
Allg. deutsche Biogr., Bd. 6, S. 808.]
Den Grund zur Entwicklung seiner vor-
trefflichen Eigenschaften legte die sorg-
fältige Erziehung, die er hauptsächlich
seiner geistreichen, durch französische
Litteratur gebildeten Mutter Luise Doro-
thea, gebornen Prinzessin vonS.-Meiningen,
zu verdanken hatte. Tüchtige Lehrer
unterrichteten ihn, namentlich Bause (spä-
ter Oberhofprediger), Rousseau von Berlin
(später Hofrat in Gotha und Freimaurer) und
der Oberhofmeister v. Rotberg (später Mi-
nisterin Gotha). Reisen durch Holland, Eng-
land und Frankreich, die er 1767—69 unter-
nahm, vermehrten seine bereits erworbnen
Kenntnisse. Ganz besonders viel Gutes
geschah unter E. II. für Wissenschaften
und Künste, weil er selbst ein Freund und
Kenner derselben war. An allem Neuen
und Wissenswerten nahm er lebendig teil,
ehrte die Gelehrsamkeit, verkehrte viel
mit Gelehrten des Iu- und Auslands, för-
derte durch Rat und Unterstützung wissen-
schaftliche Forschungen und gestattete
einen weisen Gebrauch der Presse. Am
meisten pflegte er die Wissenschaften der
Physik und Astronomie. Für jene legete
er sich ein kostbares physikalisches Ka-
binett an, für diese errichtete er die Stern-
warte Seeberg. Ganz vorzüglich gedieh
unter ihm das Schulwesen. In Bezug auf
das Kirchenwesen ist besonders anzuer-
kennen, dass E. U. Denk- und Gewissens-
freiheit in hohem Grade begünstigte und
Duldsamkeit, freimütiges Forschen und
religiöse Aufklärung unter ihm immer
herrschender wurde. In seinem Privatleben
war E. IL nicht minder ehrwürdig, als in
seinem öffentlichen. Von der regsten
Wissbegierde getrieben, widmete er auch
als Regent den grössten Teil seiner Er-
holungsstunden der Erlernung neuer Kennt-
nisse, worin er von seinen Freunden unter-
stützt wurde. — In den Freimaurerbund
wurde Herzog E. gleichzeitig mit seinem
Bruder August (s. Nr. 5) kurz nach Er-
richtung der Loge Kosmopolit zu Gotha
(s. d.) im Jahre 1774 daselbst privatim
durch den Psgenhofmeister Dumpf aufge-
nommen, der als schottischer Meister der
Loge Zu den drei Rosen in Hamburg
dazu berechtigt war. Ob die Aufnahme
auf dem Schlosse Friedenstein oder im
Gasthof Zur Schrapfe am Neumarkt
(später Stadt Altenburg, jetzt Struppsches
Haus), wo die Loge ihre Arbeiten abhielt,
stattfand, lässt sich nicht feststellen. Nach
der Aufnahme der beiden fürstlichen Perso-
nen vertauschte die Loge ihren zeitherigen
Namen Kosmopolit gegen den »Zum Rau-
tenkranz«, als Schmuck und Bild des alten
sächsischen Wappens. Am 21. Okt. 1774
schrieb sich Herzog E. II. ins Präsenz-
buch ein und seitdem ziert seine schöne
Handschrift mit jener Schärfe, Nettheit
und Gleichheit, die sie auszeichnet,
alle Präsenzlisten der Logen, denen er bis
zur Zeit der eklektischen Maurerei bei-
wohnte. Selten versäumte er eine Loge
und nie eine Aufnahme. Nachdem er den
Schottengrad in der Jenaer Loge Zu den
drei Rosen und im April 1775 von Zinnen-
dorf (s. d.) und Castillon (s. d.) die höhern
Grade der schwedischen Lehrart in Gotha
erhalten hatte, wurde ihm noch in dem-
selben Jahre die Landesgrossmeisterstelle
der Grossen Landesloge in Berlin über-
tragen, die zeither von Zinnendorf (s. d.)
bekleidete. Als solcher setzte er in der
Provinzialloge Zum Rautenkranz in Gotha
am 13. Aj.ril 1776 die Loge Balduin zu
Leipzig ein, zu welchem Zwecke du Bosc
(s. d\), Schlegel und Hoffmann von dort
nach Gotha kamen. [Vgl. Fuchs, Die Frei-
maurerloge Balduin zur Linde, Festschrift
(Lpz. 1876), S. 2-4. R. 1881, S.91.] Aus den
Protokollen der Loge zu Gotha geht her-
vor, dass der Herzog E. II. währendder Ver-
waltung dieser hohen Stelle ganz seinen frei-
sinnigen Grundsätzen gemäss dahin strebte,
eine Annäherung, womöglich Vereinigung
der verschiednen deutschen Logenlehrarten,
insbesondere der strikten Observanz und
der Grossen Landesloge zu bewirken. Am
80. Juni 1776 wurde diese Wahl zwar er-
neuert, allein des Herzogs edler Duldungs-
sinn scheiterte an dem Sektengeist und
zog ihm sogar bittere Unannehmlichkeiten
zu. Zwar hatten die deswegen 1777 nach
Gotha gekommenen Mitglieder der Grossen
Loge, v. Zinnendorf und v. d. Goltz (der
Nachfolger E.'s II. in der Grossmeister-
würde), in Gegenwart von v. Helmolt und
Dumpf versprochen, schriftlich sich beim
Herzog zu entschuldigen. Allein da dieser,
wenn er einmal einen Entschluss gefasst
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Sachsen-Gotha und Altenborg.
291
hatte, fest dabei beharrte und ihm nichts
gehässiger und empfindlicher war, als
wenn er wahrzunehmen glaubte, dass man
nur seinen Rang in der Aussenwelt ins
Auge gefasst hätte, um diesen zum Schild
zu benutzen, ao legte er die Landesgross-
meisterstelle nieder. Der Herzog selbst
machte dies der Loge Zum Bautenkranz
in Gotha 11. Jao. 1777 in geöffneter
Loge unter Angabe der Gründe bekannt,
die ihn zu diesem Schritt bewogen. Er
erteilte jedoch zugleich der Loge Zum
Rautenkranz die Versicherung, dass er
ihre brüderliche Liebe und Freundschaft
fernerhin erwidern und diese Gesinnungen
mit Rat und That beweisen werde, legte
seine Erklärung auch schriftlich zu den
Akten nieder. Von der Zeit an erscheinen
sein und seines Bruders Namen auf den
gedruckten Logenlisten nur als Mitglieder,
aber mit grösserer Schrift. Noch eine
Stelle aus einem Privatbrief des Fürsten
an v. Zinnendorf fasst ein ehrenvolles
Zeugnis für die Freimaurerei in sich.
»Ich bin«, schreibt er, »der Biedermann,
der, selbst in der gleichgültigsten Sache,
nie von der Wahrheit und seiner Über-
zeugung abwich, »ich bin bisher Maurer
von ganzem Herzen gewesen, und diejenigen
Kenntnisse der Freimaurerei, welche ich
durch die verechiednen Grade besitze, die
ich in derselben erlangt habe, haben mich
von ihrer Würde und Aussichten sowohl,
Als von ihren Gerechtsamen und wahren
Einrichtungen Überzeugt; ich kann daher
diesen Schritt zu meiner Rechtfertigung
behaupten, und Ihnen, mein lieber Zinnen-
dorf, ist es besser, als jemand bekannt,
von wem ich mich richten lassen darf.«
Wie treu er der echten Freimaurerei blieb,
wie tbätig er auch noch in der Folge
bei mancher wichtigen Verhandlung ein-
trat, davon mag allein schon seine Teil-
nahme an den Konventen zu Wilhelms-
bad und zu Wiesbaden (s. d.) zeugen. Den
ersten beschickte er durch Bode (s. d.),
den Wiesbadner Konvent besuchte er
in Person. Er war es, der, nach dem
Zeugnis «einer damaligen Begleiter Breu-
ning und Schröter H. nach einer stürmi-
schen Konferenz Gugomos (s. d.) dahin
brachte, aus Wiesbaden um Mitternacht
zu verschwinden. [Vgl. Reichard, Ge-
schichte der Gothaer Loge (1824) S. 17.]
Ein herrlicher Geist waltete über der
Loge Zum Rautenkranz in Gotha und
.zeigte sich selbst in äussern Dingen. So
wenig Herzog E. U. solche Auszeichnungen
liebte, so gestattete er doch, dass viele
Mitglieder in einer Art Maureruniform
öffentlich erscheinen durften; ein dunkel-
blauer Frack mit rotem Kragen und weissen
Unterkleidern, auf den stark vergoldeten
Knöpfen war noch oben ein Rautenkranz
Abgebildet. Um das Jahr 1784 hatte die
von Professor Weishaupt (s. d.) gestiftete
Verbindung der TUuminaten (s. d.) einen
I so mächtigen Einfluss und eine solche
Verschmelzung mit der deutschen Frei-
maurerei, besonders durch Bode (s. d.) und
v. Knigge (s. d.), sich zu eigen zu machen
gewusst, dass die Freimaurerei Hilfsmittel
ihrer Mysterien wurde, ohne es zu ahnen.
Viele deutsche Fürsten waren Hluminaten,
wie die beiden Fürsten E. II. unter dem
Namen »Timoleon« und August unter dem
Namen »Walther Fürst«; die meisten Mit-
glieder der Logen Zum Rautenkranz und
Zum Kompass gehörten dazu und hielten
ihre Minervalogen (erster Illuminaten-
grad) in der Gärtnerwohnung am sogen,
herzogl. Küchengarten. Als aber die be-
kannten aufgefundnen Papiere zu Mün-
chen im Druck erschienen und so viele
Grossen sich darin unter ihren Dluminaten-
namen biossgestellt fanden, auch Her-
zog E. II. und Prinz August, so entzogen
sich diese einer Verbindung, die bloss den
Einfluss ihres Fürstenrangs bei ihrer
Mitgliedschaft berücksichtigt zu haben
schien. Dass Herzog E. II. Bodes Nach-
lass und Schriften von dessen Erben um
eine bedeutende Summe erkaufte, dazu
bewog ihn bloss sein Unwille über die
damals häufigen, durch den Druck ver-
vielfältigten Klatschereien. Er wollte
manche unter diesen Papieren befindlichen
Briefe vor gleichem Schicksal retten.
Nach wie vor blieb Herzog E. II. Be-
schützer der Loge und Maurer im Herzen,
trotz allem, was um und neben ihm ge-
schah. Davon zeugt ehrenvoll die Sorg-
falt, mit der er auf seinem so schnellen
Sterbelager für die Sicherheit seines mau-
rerischen Nachlasses wachte. »Als er,«
so schreibt Reicbard in seiner Geschichte
der Gothaer Loge (S. 37), »in jener, mir
schmerzlich unvergeßlichen Nachmittags-
stunde und nur wenige Tage vor seinem
Lebensende, mich mit dem hohen Zutrauen
der Punkte seines Codicills beehrte und
die Rede auf die Sicherstellung seiner
maurerischen Papiere und Urkunden kam
und ich ihm vorschlug, sie zu verbrennen, da
entgegnete er mir mit der ihm so eignen
zärten Gewissenhaftigkeit: ,Sie sind nicht
mein Eigentum, sondern von verstorbnen
Brüdern meiner Rechtlichkeit anvertraut;
ich kann mir nicht anmassen, über ihre
Vernichtung zu entscheiden'. — Und so
wählte er zum Aufbewahrungsort Stock-
holm, wo die Freimaurerei mit dem Staat
in enger Verbindung steht, und unter den
beiden, zur Sichtung seiner Schriften be-
auftragten Ehrenmännern von festem Sinn
und Wort, wählte er auch einen Freimau-
rer, den Regierungsrat Geissler. Dieser
hat das Vorgefundne sorgsam gepackt,
zugleich mit den oben erwähnten Bode-
schen Kisten an den Herzog von Söderman-
land, damaligen Landesgrossmeister, gegen
dessen Empfangschein abgesendet. Alles
ruhte bis zum Dez. 1880 im Stockholmer
Maurerarchiv. [S. auch insbes. Reichards
19*
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292 Sachaenhausen —
Selbstbiographie S. 168—169.] Unerwartet
schnell und tief betrauert starb £. II.
an der Auszehrung in Gotha. Wie er
selbst angeordnet hatte, wurden seine irdi-
Überreste, ohne Sarg und nur in ein lei-
nenes Tuch gewickelt, auf der Insel im
Park, seinem Lieblingsplätzchen, um Mit-
ternacht der Erde wiedergegeben. Auf
ihn und zugleich auf die Herzöge August,
wie Friedrich IV., seine beiden Söhne
und letzten Herzöge von S.-G. u. A.,
die beide nicht Maurer waren, Hess
der mchrgenannte Reichard 1825 eine
Denkmünze schlagen; sein Bild schmückt
ferner die Denkmünze aufs 50jährige Jubi-
läum der Gothaer Loge [vgl. HM W.Nr. 73 u.
74]. AufVeranlaasungHerzogErnstsII. von
S.-Coburg und Gotha (s.d.) sind die 1804 dem
Maurerarchiv in Stockholm übersandten
Akten nach Gotha zurückgeschickt worden,
wo sie 5. Jan. 1881 wieder anlangten und
im Archiv der Loge Ernst zum Compass
ruhen. Ihre Prüfung und Bearbeitung ist
bisher wegen der namentlich in der Fülle
und Eigenart des Materials ruhenden
Schwierigkeiten noch nicht vollendet. Es
sind die Akten in drei Teile zu teilen,
Uluminatendokumente, Maurerische Schrif-
ten, Bodes hinterlassne Schriften und
Briefe. [Vgl. Demuth, Geschichte der
Loge Ernst zum Compass in Gotha (Gotha
1882), S. 1; Bretschneider, Freimaurer-
kalender, 1855, S. 38—43; A. 1824, S. 145;
Maurerische Todesfeicr des verewigten
Bruders E., Herzogs zu S., veranst. v. d. L.
Archimedes z. d. drei Reissbr. in Alten-
burg, d. 28. Mai 1804; Eine Feier der
Erinnerung an Herzog E. H. von S.-G. u.
A. und Grossmeister im Freimaurerbunde,
zur hundertsten Wiederkehr des Gedenk-
tags seiner Geburt begangen in der Loge
in Altenburg (Cahla 1845); Herzog E.'s
Testament mit Anordn. betr. die schwed.
Akten, s. bei Beck, E. II. (s. oben), S. 414
bis 415; Dietrich, Blätter der Erinnerung
(Altbg. 1899), S. 18-44; ders., Die Ver-
bindung der Loge Archimedes zu den drei
Reissbretern in Altenburg mit der Grossen
Landesloge in Berlin (Altbg. 1900); FZ.
1900, S. 277; R. 1884, S. 6J
5) August, Prinz v. S.-G. u. A., Bru-
der des Vorigen, geb. 14. Aug. 1747 in
Gotha, gest. 28. Sept. 1806 das., wurde
Hauptmann, zuletzt General des Gotha-
schen Regiments in Holland, gab diesen
Beruf 1771 auf und pflegte Litteratur und
Musik, in eifrigem Verkehr mit den
Geistesheroen und Gebildeten seiner Zeit.
In den Freimaurerbund 1774 mit seinem
Bruder, Herzog Ernst (s. Nr. 4), zusam-
men durch den Schottenmeister Dumpf
privatim aufgenommen, blieb er den Go-
thaer Logen Kosmopolit, Zum Kompass
und Ernst zum Kompass bis an sein Ende
ein eifriges Mitglied Er war auch IUu-
minat unter dem Namen Walther Fürst.
Der 1806 neu begründeten Loge Ernst
Saehsen-Meiningeu.
zum Compass in Gotha (s. d.) schloss
er Bich alsbald an. Die Grosse National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln über-
sandte ihm ihr Mitgliedszeichen »als Merk-
mal und Pfand tiefempfundener Verehrung
und Bruderliebe*. Die Druckkosten des
1806 gedruckten Liederbuchs der Loge
wurden von ihm getragen. Noch in dem-
selben Jahre starb er. fv. Thümmel, Beitr.
z. Kenntnis des Herzogth. Altenburg
(Altbg. 1818); Vehse, Hofgeschichten aus
den Thür. Herzogthüroern (Lpz.), S. 89
u. 48; Beck, Ernst IL, Herzog zu S.-G. u.
A. (Gotha 1854) S. 9 Anm. 10, S. 9, 78, 79,
330, 410; ders., Geschichte des gothaischen
Landes, Bd. I, Geschichte der Regenten
(Gotha 18681, S. 407; Burkhardt, Stamm-
tafeln der Ernestinischen Linien des Hau-
ses S. pp., Weimar (1885), Tafel 5 und
Anm. 238; Allg. Deutsche Biogr. Bd. 1,
S. 681; Demuth, Geschichte der Loge
Ernst zum Compass in Gotha (Gotha 1882),
S. 4; Reichard, Versuch einer Geschichte
der Loge Ernst zum Kompass in Gotha
(Gotha 1824), S. 11; H. A. O. Reichard
(1751—1828). Seine Selbstbiographie über-
arbeitet und herausgegeben von Hermann
Uhde (Stuttg. 1877), S. 116; Dietrich,
Blätter der Erinnerung (Altbg. 1889), S. 44.]
Sachsenhausen (Vorst, von Frankfurt
a. M.). Hier hat eine Loge Zur Freund-
schaft bestanden, doch ist die Zeit ihrer
Gründung und Dauer unbekannt.
Sachsen-Hildburghansen (Herzogshaus),
s. Sachsen- Altenburg (Herzogshaus).
Sachsen-Melningen (Herzogtum). Hier
bestehen Freimaurerlogen in Meiningen
(s. d.), Hildburghausen (s. d.) und Pöss-
neck (s, d.), die erste und die letzte unter
der Grossen Landesloge von Sachsen, wäh-
rend die Hildburghäuser Loge unabhän-
gig ist.
Sachsen -Heiningen (Herzogshaus).
Aus dem S.-M.'schen Fürstenhause sind
drei Mitglieder dem Freimaurerbunde bei-
getreten :
1) Karl Friedrich, Herzog von S.-M.,
zweiter Sohn des Herzogs Ernst Ludwig I.,
geb. 18. Juli 1712, gest. 28. März 1743,
wurde 15. Sept. 1741 auf dem Schlosse
Molsdorf (s.d.) bei Gotha durch den Grafen
Gotter (s. d.) von einer Abordnung der
Loge Aux trois globes in Berlin aufge-
nommen und stiftete die bald wieder ein-
gegangne Loge Aux trois bouBsoles in
Meiningen (s. d.).
2) August Friedrich Karl Wilhelm,
seit 19. >iov. 1775 regierender Herzog von
S.-M., Sohn des Herzogs Anton Ulrich
und Vetter des Vorigen, geb. 19. Nov.
1754 in Frankfurt a. M., gest. 21. Juli 1782
in Sonneberg, wurde 10. Jan. 1775 in der
Loge Charlotte zu den drei Nelken in
Meiningen zum Freimaurer und 25. Okt.
1776 vom Heermeister v. Hund (s. d.),
wenige Tage vor dessen Tode, in der
Präfektur Rothenberg (Meiningen) in die
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293
strikte Observanz aufgenommen und zum
Protector Franconiae erklärt. Bei den
Verhandlungen über die Heermeisterwahl
1777 wurde er von den deutschen Kapiteln
der achten Provinz (Süddeutschland) zum
Heermeister ausersehen. 1781 war er Pro-
tector VHIae Provinciae et Consiliar. ad
honores primae Classis im Grosspriorat
Italien (Turin). Auf seiner Vermählung
mit der Prinzessin Luise von Stolberg Hess
die Meininger Loge 1780 eine Denkmünze
prägen [vgl. HMW. Nr. 1261.
8) Georg I. Friedrich Karl, seit 22.
Juli 1782 regierender Herzog von S.-M.,
Bruder des Vorigen, Grossvater des gegen-
wärtig regierenden Herzogs Georg II., geb.
4. Febr. 1761 in Frankfurt a. M., gest.
24. Dez. 1803, war einer der edelsten Für-
sten mit klarem, praktischem Verstand und
offnem, festem Charakter. Er wurde 16.
Febr. 1777 in der Loge Charlotte zu den
drei Nelken in Meiningen aufgenommen, trat
in der Präfektur Rothenberg (Meiningen)
der strikten Observanz zu und wurde zum
Hauskomtur, d. h. Meister vom Stuhl,
erklärt; bei der Aufnahme des regierenden
Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt (s. d.)
30. Aug. 1793 war er in der Loge Gün-
ther zum stehenden Löwen in Rudolstadt
Meister vom Stuhl.
Sachsen- Welmar-Eigenach (Grossher-
zogtum). Die Geschichte der Freimau-
rerei im Grossherzogtum S. beginnt mit
der Gründung einer Loge Zu den drei Ro-
sen in Jena (s. d.), die 1746 als Tochter
der Berliner Loge Zu den drei Weltkugeln
erwähnt wird. Uber ihre Thätigkeit giebt
es nur spärliche Nachrichten; so auch
über die von den Freimaurern 1762 be-
gründete Realschule (die Rosenschule in
Camsdorf bei Jena), die nicht lange be-
standen zu haben scheint. Die Tempel-
herren-Schwärmerei, durch Rosa (s. d.),
Johnson (s. d.) und v. Hund (s. d.)
veranlasst, brachte für Jena und Um-
gegend allerhand aufregende und un-
würdige Auftritte, die nach dem Konvent
zu Altenberge (s d.) mit der Aufhebung
der Rosen-Loge und der Verhaftung John-
sons (Febr. 1765) abschlössen. Einige Mit-
glieder der Jenaer Loge vereinigten sich,
mit Genehmigung der Herzogin Anna Ama-
lia, zur Eröffnung einer neuen Loge (schot-
tische Lehrart) in Weimar (s. d.)f die
unter Hammerfübrung des Freiherrn v.
Fritsch (s. d.) 24. Okt. 1764 ins Leben trat,
anfaugs aber keine sonderlich rege Thä-
tigkeit entfaltete. Später erlangte sie
ziemliches Ansehen; die noch immer herr-
schenden Systemstreitigkeiten Hessen aber
1782 die Einstellung der Arbeiten als ge-
boten erscheinen. Um die Wende des 18.
Jahrhunderts wurde namentlich durch Her-
der (a. d.) und Bertuch (s. d.), unter Zu-
stimmung des Grossherzogs Karl August
(s. d.) die Teilnahme für die Reform der
Freimaurerei durch Schröder (s. d.) erweckt.
Eine Loge in Allstedt (s. d.) aber, die 1801
I gegründet wurde und Schrödersches Ritual
annahm, erwies sich nicht als lebensfähig.
1807 wurde in Jena (s. d.) abermals die
Errichtung einer Loge versucht, wofür
sich auch der französische Stadtkomman-
dant Pocholle interessierte. Sie erhielt
zwar die Genehmigung der Grossen Na-
tional-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln,
kam aber zu keiner Thätigkeit, teils weil
die Mitglieder sich veruneinigten, teils weil
die Regierung, besonders auf Goethes Gut-
achten hin, eine Neugründung gerade in
der Universitätsstadt Jena nicht dulden
wollte. Dafür wurde 1808 die Loge Ama-
lia wieder belebt, unter Anschluss an die
Grossloge von Hamburg. Diese blieb 50
Jahre lang die einzige des Landes. Aus
den Freimaurerkränzchen in Eisenach (s. d.)
und Jena (s. d.), später auch in Ilmenau
(s. d.) und Neustadt a. d. Orla (s. d.), gingen
Logen hervor. Von der Loge in Jena, die
mit dem Namen Karl August den alten
■ Zu den drei Rosen* verbunden und sich
der Grossloge von Hamburg angeschlossen
hatte, zweigten sich 1889 und 1891 zwei
andre Logen das. ab; sie selbst wurde
30. Sept. 1891 von neuem als Tochterloge
von der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln angenommen. Zur
Zeit bestehen im Grossherzogtum 10 Lo-
gen: 1) unter der Grossloge von Hamburg
2, in Weimar und Eisenach; 2) unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln 1 in Jena; 3) unter der Gros-
sen Landesloge zu Berlin 5, in Eisenach.
Ilmenau, Münchenbernsdorf, Triptis und
Wenigenjena; 4) unter der Grossen Landes-
loge von Sachsen 1 in Neustadt a. O.; 5)
i unter der Grossloge Zur Sonne 1 in Jena.
Saehsen- Weimar -Elsenach (Fürsten-
haus). Aus diesem Fürstenhaus waren
I zwei Mitglieder Freimaurer: der Gross-
herzog Karl August und der Herzog Bern-
hard. Bei den nahen Beziehungen, in
denen deren Mutter und Grossmutter zu
der Loge in Weimar stand, ist es aber an-
I gezeigt, auch ihrer an dieser Stelle zu ge-
j denken.
1) Anna Amalia, Tochter des Her-
! zogs Karl von Braunschweig- Wolfenbüttel,
J Schwester der Prinzen Ferdinand und Leo-
pold von Braunschweig, geb. 24. Okt. 1789,
gest. 10. April 1807, wurde mit 17 Jahren
Gemahlin des Herzogs Ernst August von
S.-W., übernahm nach dessen Tode, von
1758—1775, die Regentschaft für ihren Sohn
Karl August (s. Nr. 2), war auf Herstellung
I einer guten Finanzwirtschaft, wie auf die
1 geistige Hebung ihres Volkes bedacht,
sorgte für sorgfältige Erziehung ihrer bei-
i den Söhne, namentlich durch Wieland (s. d.),
versammelte an ihrem Hofe einen Kreis
bedeutender Männer und nahm lebhaften
Anteil an Kunst und Wissenschaft, wie
an den politischen Ereignissen, deren trau-
' rige Wendung nach der Schlacht bei Jena
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Sach»en-Weimar-F.iRcnRch.
ihren Tod beschleunigte. Der Freimaure-
rei erwies sie entschiednes Wohlwollen.
An ihrem 25. Geburtstag wurde in Wei-
mar (s. d.) die Loge Anna Amalia tu den
drei Rosen gegründet, die unter dem Na-
men Amalia noch besteht Als der Be-
trüger Johnson (s. d.) von der Wartburg, wo er
auf Anordnung des Ministers v.Fritscn (s.d.)
gefangen gehalten wurde, ein verleumde-
risches Schreiben an sie abgesandt hatte,
lehnte sie ab, davon Kenntnis zu nehmen,
und versicherte die Maurer ihres fortr
dauernden Vertrauens in so rücksichts-
voller Weise, dass man einsah, man werde
sich ihren Schutz erhalten, auch ohne dass
man sie in die Logengeheimnisse feierlich
einweihte, und ausdrücklich zur »amica et
protectrix Ordinis« erklärte. Dieser von
Dresden ausgegangne Vorschlag wurde
daher aufgegeben. (Vgl. v. Beaulieu-Mar-
connay, Anna A., Karl August und der
Minister v. Fritsch (Weimar 1874); R.
Springer, Anna A. und ihre politische Ta-
felrunde (Brl. 1875); Bornhak, Anna A.
von Sachsen-Weimar-Eisenach (Brl. 1892);
A. 1887, S. 180.]
2) Karl August, Herzog, seit 1815
Grossherzog von S.-W. , geb. 8. Sept.
1757, gest 14. Juni 1828, verlor seinen
Vater, Herzog Ernst August Konstantin,
schon 28. Mai 1758 und stand unter Vor-
mundschaft seiner Mutter Amalia (s. Nr. 1),
wurde von Wieland erzogen, lernte 1774
auf der Durchreise durch Frankfurt
Goethe (s. d.) kennen, berief ihn 1775
nach Weimar und schloss mit ihm einen
bis zum Tode dauernden Freundschafts-
bund. Am 3. Sept. 1775 übernahm er die
Regierung und trat 1786 in preussische
Kriegsdienste, machte die Feldzüge 1792
und 1793 gegen Frankreich mit und be-
fehligte 1806 ein Armeekorps. Aus dem
preußischen Heer entlassen, trat er 1806
dem Rheinbund und 1813 dem Bund gegen
Napoleon zu und führte 1814 als russi-
scher General ein vereinigtes Heer nach
den Niederlanden. Er starb auf der Rück-
reise von Berlin am Schlagfluss in Graditz
bei Torgau und ruht seinem Willen ge-
mäss neben Schiller und Goethe. Seine
hohen Verdienste um sein Land haben
ihm ein ehrenvolles Andenken gesichert.
— Am 5. Febr. 1782 wurde er in die Loge
Amalia in Weimar aufgenommen und
schloss sich nach wenigen Wochen der
strikten Observanz an Auf seine Anregung
wurde die 1782 in Ruhe getretne Loge
Amalia 1808 wieder eröffnet und verehrte
ihn bis zu seinem Tode als Protektor.
Auch liess er 3. Aug. 1801 durch den da-
maligen zugeordneten Grossmeister der
Provinzialloge von Hamburg und Nieder-
sachsen Schröder (s. d.) auf seinem Schlosse
in Allstedt (s. d.) eine Loge unter dem
Namen Karl August einsetzen, die 1808
wieder zu arbeiten aufhörte. Eine Loge
Karl August zu den drei Rosen besteht
I seit 1880 in Jena. [Vgl. Weimarische Frei-
maurer-Analekten. Heft HL rV, XH; G.
Th. Stichling, Über die Bedeutung der
Freimaurerei (Weimar 1857); Bh. 1875, 8.
338; FZ. 1857, S. 876. Briefwechsel des
Grossh. Karl August mit Goethe (v. Schöll,
Weimar 1863). Schöll, Karl August-Büch-
lein (Weimar 1857), v. Beaulien-Marconnay,
Anna Amalia, Karl August und der Minister
Fritsch (Weimar 1874).]
3) Karl Bernhard, Herzog v. S.-W.,
jüngster Sohn des Vorigen, geb. 30. Mai
1792 in Weimar, gest. 31. Juli 1862 in
Bad Liebenstein, focht schon in der Schlacht
bei Jena unter preussischer Fahne, wurde
1807 sächsischer Gardehauptmann, er-
kämpfte in der Schlacht bei Wagram 1809
alB Major die ersten militärischen Lor-
beern und nahm an der Schlacht bei Water-
loo teil als Oberst des Regiments Oranien-
Nassau in holländischen Diensten, in die er
im Mai desselben Jahres getreten war. Nach
j dem Frieden wurde er als Generalmajor
1819 Gouverneur von Ostflandern und
wohnte in Gent. 1825 unternahm er
eine Reise nach Nordamerika, deren Be-
schreibung nach des Herzogs Tagebuch
Luden 1828 herausgab. 1831 erhielt er
als Generalleutnant den Oberbefehl in
Luxemburg und später über die zweite
Armeedivision. Nach der belgischen Re-
volution nahm er seinen Wohnsitz im
j Haag und war 1849—1852 niederländischer
i Militärgouverneur in Java. — Herzog B.
! wurde 9. Sept. 1809 in der Loge Amalia
I in Weimar in den Freimaurerbund aufge-
nommen. 1816 wurde seine Vermählung
mit der Prinzessin Ida von Sachsen-Mei-
ningen von der Loge durch ein Schwestern-
fest gefeiert, dem das hohe Paar beiwohnte.
Bei seiner Rückkehr von Nordamerika 1826
begrüsste ihn die Loge festlich, wozu Goethe
(s. d.) das Lied: »Das Segel steigt, das
Segel schwillt« dichtete. Am 9. Sept. 1859
wurde sein goldnes Maurerjubiläum unter
| eigner Teilnahme in Bad Liebenstein von
I den benachbarten Logen feiert ich begangen,
wobei er bekannte, »dass er in den Bau-
I hotten die schönsten Weihestunden mit ver-
lebt habe und dass ihm die maurerische
Kunst von Jahr zu Jahr lieber geworden
und in einem schönern Lichte erschienen
sei«. [Vgl. A. 1859/60 , 8. 847.] Als ihn
1860 die Stuttgarter Loge Zu den drei
; Gedern zum Ehrenmitglied ernannt hatte,
dankte er unterm 30. Okt. 1860 mit den
Worten: »Die Maurerei ist eine Kette, zu
welcher zu gehören ich seit meinen Jüng-
lingsiahren mir zur Ehre rechne und der
ich für die Ausbildung meines Geistes und
Herzens zum Dank mich verpflichtet fühle*.
[Vgl. G. Th. Stichling, H erzog B. von
S -W. Eine Gedächtnisrede (Weim. Frei-
maurer-Analekten, Heft X); Starkloff. Da»
Leben des Herzogs Bernhard von Sachsen-
Weimar-Eisenach (Gotha 1865-66, 2 Bde.);
I A. 1889, 8. 135 ]
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Südlingen — Saokville-Deukmütue.
295
Säckingen (St. im Groesherzogt. Baden,
3983 E.). Hier beateht unter der Loge
Zur edeln Aussicht in Freiburg i. B. ein
maurerisches Kränzchen Zur lichten
Pforte d es Schwarzwalds, gest. 18C9
in Waldshut, erneuert 1. Dez. 1872 in S.
Mitgliederzahl (1899): 4.
Sackreuter, Karl Albert Joseph, geb.
1821 in Frankfurt a. M., gest. 19. Juni
1899 in New York, war Advokat in Frank-
furt a. M., musste wegen Beteiligung an
den Freiheitskämpfen 1848 flüchten, be-
gab sich nach London und von da nach
Amerika, wo er Approvisor im Zollhaus
in New York und später Zollhausmakler
wurde. — S. wurde 8. Okt. 1844 in der
Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in
Frankfurt a. M. aufgenommen und schloss
sich 1848 der Copernicus-Loge Nr. 545 in
Brooklyn an, deren zweiter Stuhlmeister
er wurde. Er legte mit den Grundstein
zu dem herrlichen Aufblühen dieser echt
deutschen Loge, in der die deutsche
Wissenschaft eine bleibende Stätte ge-
funden hat. 1869—1872 bekleidete er das
Amt eines deutschen Distriktsgrossmeisters
und führte lange Zeit den schriftlichen
Verkehr mit den ausländischen Logen, wozu
ihn seine grosse Sprachkenntnis befähigte.
[Vgl. Führer 1899, Nr. 16.]
SackvlIle-DenkmUnze. Sir CharlesSack-
ville, Earl von Middleaex, geb. 6. Febr.
1711, gest. 16. Jan. 1769. soll 1733 in Flo-
renz eine Loge gestiftet nahen, wovon eine
im selben Jahre von L.Natter (s.d.) gefertigte
Denkmünze Kunde giebt. Die Nachricht
ist angezweifelt und die Echtheit der Denk-
münze bestritten worden , letzteres mit Un-
recht; denn bereits die einige Jahre später
erschienene Schrift •Gründliche Nachricht
von den Frey-Maurern nebst angehängter
historischen Schutz -Schritt!« (Franckfurt
am Mayn. 1738; 2. Ausgabe 1740) bringt
auf dem Titel eine Abbildung beider Sei-
ten der Münze und berichtet: »Von Flo-
rentz ward nicht weniger gemeldet, dass
der Lord Carl Sackville. Hertzog von
Middlesex, ein Sohn des Englischen Her-
tzogs von Dorset, allda eine Loge und
Gesellschaft von Frey -Maurern gestifflet,
und eine Müntze auf dieselbe schlagen
lassen. Auf der ersten Seite stund dessen
Brust-Bild auf Romische Art, mit der Um-
schrift!: CAROLUS SACKVILLE, MAGI-
STER FLORENTINUS (auf der Münze
steht nur FL.). Auf der andern Seite sähe
man den Harpocratem, oder den heydni-
schen GOtt des Stillschweigens, als eine
nackende Manns-Person, welche eine Blu-
me auf dem Haupt hatte, einen Finger
der rechten Hand auf die Lippen legte,
und in der lincken Hand ein mit Blumen
und Früchten gefülltes Horn des Über-
flusses hielte. Neben demselben waren
auf einer Seite allerhand Werckzeuge der
Maurer; auf der andern aber der Geheim-
niss- volle Kasten mit der Schlange« (S.
137; 2. Ausgabe, S. 186). Diese letz-
tere Seite trägt die Umschrift: »*AB. ORI-
GINE*« und unten die Worte: »L. NAT-
TER. F. FLORENT:« Auch unter dem
Kopf auf der andern Seite steht: »L.
NATTER 1788«. Es ist keinerlei Grund
vorhanden, dieser Nachricht von einer Loge
zu misstrauen; wir haben vielmehr eine
Bestätigung aus Florenz, abgedruckt in
der »St. James Evening Post«, in einem
Briefe vom 24. Mai 1738, die lautet: »Die
Freimaurer- Logen, die während des Lebens
des Grossherzogs hier verboten worden wa-
ren, werden jetzt wiedermit aller denkbaren
Freiheit abgehalten, ohne irgend welche
Furcht vor der Inquisition, die kein Recht
hat, eine Gesellschaft anzugreifen, welcher
der neue Herrscher als Mitglied angehört«
[vgl. Mas. Mag. IV, 421]. Darnach hatte
es also vorher schon Logen in Florenz ge-
geben, die freilich nicht von London aus,
sondern von englischen oder irischen Frei-
maurern aus eigner Machtvollkommenheit
gegründet waren, was damals oft geschehen
ist. Die Denkmünze war bereits 1786 in
j Köhlers »Historischer Münzbelustigung«
(Bd. 3, S. 129) abgebildet, und Köhler be-
merkt dazu, sie sei ihm vor zwei Jahren
(also 1734) von einem Freunde aus Florenz
gesandt worden. Von andrer Seite wird
ausserdem bestätigt, dass Charles Sackville
wirklich von Anfang Oktober 1782 bis in
den Juni 1733 in Florenz gewesen ist,
nämlich in einem erst 1820 gedruckten
Briefwechsel seines Reisebegleiters Joseph
Spence, der später Professor der Dicht-
kunst in Oxford war, ein Freund des be-
kannten Pope. Von Florenz reiste er nach
England zurück und von dort mit seinem
Vater Lionel -Cranfield Sackville, Herzog
von Dorset, nach Dublin, wo der Vater
I seit 1731 seinen Wohnsitz hatte. Am 22.
' Sept. wohnte er einer Versammlung der
dortigen Grossloge bei. Dass er Freimau-
rer war, steht also fest; aber da er bereits
im Herbst 1780 von Oxford aus seine Reise
antrat, damals also erst 19 W, Jahre zählte,
und da in Irland 21, in England sogar
25 Jahre für die Aufnahme vorgeschrieben
waren, so ist er sicher abgereist, ohne Frei-
maurer zu sein, und wahrscheinlich erst in
Florenz, wo es nach anderweitigen Nach-
richten schon vor seiner Anwesenheit eine
Loge gegeben hat, als Freimaurer aufge-
nommen. Er hat also keinesfalls die Loge
gegründet, der er angehörte, sondern ist
erst nach seiner Aufnahme zum Meister
gewählt worden, was bei adligen Herrn
damals oft sehr schnell geschah.*) Die
Denkmünze nennt ihn ja auch nur »Ma-
*) Die«« Nachrichten sind den Aushängebogen des
8. Heflei der AQC. Bd. XIII entnommen, wo Crawlejr
in den „Note« on Iriah Freemaaonry , Nr. V über
diesen Gegenstand handelt. In einem „Addendum"
bespricht Späth die Denkmünse und bringt den Nach-
weis über Köhler.
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296
Sadler — Sager.
gister Florentinua«. Dass Sackville im j
Auftrag seines Vaters, der als Freimaurer
gar nicht bekannt ist, Akten nach Florenz
geflüchtet, sie dort Natter gegeben, das«
dieser sie nach Schweden oder Petersburg
gebracht habe, ist eine spatere Sage, die
keinen Glauben verdient. Besondere frei-
maurerische Geheimnisse waren auch da-
mals in England wohl nicht vorhanden.
Der Bruder von Charles Sackville, Lord
George Sackville, war 1751 — 53 Grossmei-
ster von Irland. [In HMW, I, Vorrede]
Sadler, Henry, geb. 19. Okt. 1840 in
Essex, ging mit 15 Jahren zur See, war
von 1863—65 Geschäftsreisender in London
und trat 1865 in den Dienst der Grossloge als
Gehilfe des Grand Tyler bei der Aufsicht
Ober die neuen Bauten; seit 1879 ist er
Grand Tyler, seit 1887 zugleich Unter-
bibliothekar; er wohnt in Freemasons Hall
und ist auch eine Art Kastellan der Gross-
loge. Freimaurer wurde er 1862 in der
Lodge of Justice in London und war 1872
deren Meister, 1886 Mitstifter und erster
Meister der Walsingham-Loge Nr. 2148 in
Wilmington. 1869 erhielt er im Royal
York-Kapitel den Royal Arch-Grad, trat
1872 zum Temperance-Kapitel in London
über und war 1880 —81 dessen Zerubabel;
ausserdem ist er Grand Janitor im Gross-
kapitel seit 1879. Seit 1892 ist er Mit-
glied einer Markmeisterloge und war 1895
bis 1896 deren leitender Meister; 1897—98 1
war er Grand Inner Guard bei der Groaa-
loge der Markmeistermaurer. Nachdem
er schon viele kleinere und grössere Auf-
sätze im »Freemason« veröffentlicht hatte,
gab er sein erstes Werk heraus unter dem
Titel »Masonic Facta and Fictions, com-
prising a new Theory of the Origin of '
the ,Ancient' Grand Lodge. Founded on
Official Records and recently discovered
Documenta« (London 1887). Das Buch
erregte gewaltiges Aufsehen und ist epoche-
machend geworden für die Geschichte der
• Ancients«, indem es die unwiderleglichen
Beweise bringt, dass diese keine »Seceders«
(Abtrünnige, Überläufer) waren, sondern
eine ganz selbständige Vereinigung von
ursprünglich irischen Maurern (vgl. Ahiman
Rezon, Ancient Maaons, Dermott). An-
fangs fand S. vielen Widerspruch ; aber heute
wird seine »neue Theorie« von allen Sach-
verständigen anerkannt. Ein kleineres
Buch »Notes on the Ceremony of In-
stallation« folgte 1889; zwei Jahre später
wieder ein bedeutendes Werk: »Thomas
Dunckcrley, his Life, Labours and Letters,
including some Masonic and Naval Me-
morials of the 18 th Century« (Lon-
don 1891), worin eine Masse geschicht-
lichen Stoffs aufgespeichert ist, z. B. auch
alte Logenprotokolle, die bis 1731 zurück-
reichen. Das neuste Werk sind »Masonic
Reprints and Historical Revelations, in-
cluding Original Notes and Additions«
(London 1898) mit einer wertvollen Ein- |
leitung von Crawley (s. d. und Irland I).
Das Buch enthält Neudrucke von Swifts
»Letter from the Grand Mistress of the
Female Freemasons« (zuerst gedruckt
Dublin 1731, die Originalausgabe ist je-
doch nicht erhalten), sowie von »A Defence
of Masonry« (London 1765), einer ober-
flächlichen Schmähschrift gegen Dermott
und die »Alten Maurer«; darauf folgt »A
Defence of Laurence Dermott and the
Antients«, bestehend aus einer Wieder-
holung von acht Artikeln, mit denen S.
1880 und 1889 seine »Theorie« gegen An-
griffe von Norton in Boston mit entschei-
dendem Erfolg im »Freemasons' Chronicle*
verteidigt hatte. Grosse Verdienste hat
sich S. um die Archive und die Bücherei
der Grossloge erworben, die vor seinem
Eingreifen ziemlich verwahrlost waren.
Unzählige wichtige Briefe und Aktenstücke
hat er wieder ans Licht gebracht, und die
Bücherei, die vorher nur aus einigen hun-
dert Bänden bestand, zählt jetzt durch
seine andauernden Bemühungen mehr als
6000 Bände. Eine Sammlung von Münzen,
Drucksachen und andern Altertümern ist
von ihm erst geschaffen worden. Er hat
es auch durchgesetzt, dass die geeigneten
Räumlichkeiten gebaut wurden. S. liefert
nicht nur fortwährend Beiträge zur Ge-
schichte der Freimaurerei, sondern ist auch
unermüdlich, andern Forschern die oft von
ihm erbetnen Auskünfte aus den Archiv-
stücken der Grossloge in erschöpfender
Weise zu gewähren. Er hat das unbe-
strittne Verdienst, die schlummernden
Quellenschätze der Grossloge den Forschern
wieder zugänglich gemacht zu haben. 8eine
Bücher sind wahre Fundgruben von Mit-
teilungen aus lange vergraben gewesnen
Quellen. [Vgl. Freemason 1900, S. 566.]
Sagau (St. in der preuss. Prov. Schlesien,
13 184 E.). Hier besteht unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln die Loge Victoria vom Fels
zum Meer, gegr. 27. Dez. 1861, eröffnet
2. Febr. 1862. Mitgliederzahl (1900): 64.
Vers.: Mittwochs. Klub: Sonnabends.
Ferien: Juli Mb September. Eignes Logen-
haus, Seminarstr. 2, eingew. 1867, erwei-
tert 1892. Milde Stiftungen (drei) mit
ca. 6000 M. Gesamtkapital. Ortegesetz vom
15. Nov. 1893.
Sager, Christian The od., Postdirektor
in Altona, geb. 16. Febr. 1823 in Lütjen-
burg (Holstein), gest. 4. Mai 1876 in Al-
tona, bezog 1845 die Universität Berlin, um
Rechtswissenschaft zu studieren, und ging
1847 nach Kiel, wo seine Studien aber
bald durch den Ausbruch des Kriegs mit
Dänemark unterbrochen wurden. Am 24.
März 1848 trat S. in das Studenten- und
Turnerkorps, wurde in dem Gefecht bei
Bau gefangen und nach Kopenhagen ge-
bracht, wo er mit vielen seiner Kampf-
genossen auf dem Kriegsschiff »Dronning
Maria« gefangen gehalten wurde. Erst
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Sa^inaw — Saint-Jean.
297
nach Abschluss des Malmöer Waffenstill-
stands wurde S. nach Rendsburg ausge-
liefert, worauf er seine Studien wieder auf-
nahm, sich jedoch der Volkswirtschaft und
Finanzwissenschaft zuwandte. Durch un-
glückliche Umstände wurde er gezwungen,
1850 auch dies Studium aufzugeben. S.
trat beim Finanzdepartement der Schles-
wig-Holsteinschen Regierung in Kiel in
eine bescheidne Stellung ein und siedelte
mit nach Kopenhagen Ober, wo er 6. Jan.
1854 im Finanzministerium definitiv an-
r stellt wurde. Am 29. Okt. 1855 wurde
expedierender Sekretär beim Ministe-
rium des Innern (Abteilung für Postwesen
der Herzogtümer) und 29. Mai 1859 Post-
meister in Altona. Als solcher trat er
nach Einverleibung der Herzogtümer in
den preussischen Staat in dessen Dienst
mit über und wurde 1. Nov. 1867 Post-
direktor. — S. wurde in der Loge Karl
zum Felsen in Altona 12. Sept. 1860 auf-
genommen und erstieg rasch alle Stufen
bis zum neunten Grad, den er im März
1876 in Berlin erhielt. 1867 zum ersten
Aufseher berufen, wählte man ihn 5. März
1869 zum Logenmeister, und auch die
Andreasloge Concordia, deren erster Auf-
seher er seit 1868 war, übertrug ihm am
20. Okt. 1871 den ersten Hammer. Beide
Logen leitete er mit seltner Begabung und
grossem Geschick.
Saglnaw (St im nordamerikan. Staat
Michigan, [1890] 46832 E.). Hier besteht
unter der einheimischen Grossloge eine
deutsche Loge Germania zur Flamme
im Walde Nr. 79, gegr. 5. März 1854.
Saint-Bartbllemy (franz.- westind. Insel,
eine der kleinen Antillen). 1797—1820
bestand hier eine Tochterloge der Grossen
Landesloge von Schweden.
Saint Christopher (St. Kitts, eine der
brit- westind. Leewardinseln). 1789 — 68
errichtete hier die Grossloge von England
vier Logen, ernannte auch 1798 und 1808
Provinzialgrossmeister für die Insel, es
sind aber sämtliche Logen jetzt ausser
Thätigkeit. Die Grossloge von Schottland
stiftete ebenfalls 1769—1835 vier Logen,
von denen nur noch eine (gest. 1835) besteht.
1786 — 92 war die Insel der Sitz der schot-
tischen Provinzialgrossloge für Westindien.
Sainte-Alousie, «. Santa Lucia.
Sainte-Crotx(dänisch-westind. Insel, eine
der Jungferninseln). Hier wurde von der
Grossloge von England 1756 eine Loge
gegründet, die vermutlich 1776 unter dä-
nische Gerichtsbarkeit kam und 1788 er-
losch. 1777 ernannte zwar die Grossloge
von England einen Provinzialgrossmeister
für die Insel; es wurde aber keine eng-
lische Loge wieder gestiftet. Jetzt besteht
hier eine Tochterloge der Grossloge von
Schottland in Christianstad, gegr. 1877.
Salnte-Marle aux mlnes, s. Markirch.
Saint- Eiutache, s. Sankt Eustatius.
Saint -Germain, Graf v., berüchtigter
Abenteurer des 18..Tahrh., der auch als Mar-
quis v. Aymar, Marquis v. Betmar, Belmare,
Bellamarc u. s. w. auftrat und der sich
namentlich ein vorgebliches hohes Alter
zuschrieb und sich einen Jugendgenossen
Federico Gualdos, einen Adepten der Gold-
und Rosenkreuzergesellschaft desselben
nannte. Er lebte viel auf Reisen und be-
wegte sich gern an Höfen, namentlich
Frankreichs, Italiens, zuletzt bei dem Land-
grafen Karl von Hessen (s. d.) in Schles-
wig, wo er zwischen 1780 und 1784, nach
andern 1795 starb. Er bahnte mit seinem
Auftreten und Ansprüchen Personen, wie
Schrepffer, Cagliostro (s. diese), den Weg.
Auch in der Freimaurerei behauptete er
die tiefste Weihe zu besitzen, wie er auch
zu den Kongressen der Franzosen einge-
laden war, an denen Cagliostro und v. Glei-
chen teilnahmen; es ist wohl möglich, dass
er für seine Zwecke eine geheime Gesell-
schaft errichtet haben mag, die sich mit Al-
chemie u. dgl. abgab. Auf seinen vielen
Reisen kam er Anfang 1777 nach Leipzig
und nannte sich Comte de Wethlone oder
Woeldonc, Hess aber merken, er sei eigent-
lich ein Prinz Ragotzky, und wurde da dem
Rat du Bosc (s. d.) bekannt, der (in Briefen
an Prinz Friedrich August von Braun-
schweig, in der Wolfenbütteischen Biblio-
thek) zugestand, er verstehe sich auf Fär-
ben in Seide und Wolle (habe in Moskau
I einer Indiennefabrik vorgestanden), könne
Edelsteine färben, aber nicht Diamanten,
auch weder solche, noch Gold machen.
Gegen den Geheimrat von Wurmb (s. d.), der
ihn nach Dresden kommen Hess (wie aus
eben desselben Freimaurerbricfwechsel
des Herzogs Friedrich hervorgeht), gestand
er, nicht älter zu sein, als er aussehe
(zwischen 60 und 70 Jahren). Er erklärte,
er sei Maurer, habe den vierten Grad,
wisse sich aber der Zeichen nicht mehr
zu erinnern. [Vgl. über ihn M£moires de
Mad. Duhausset (Paris 1825). Öttinger,
Graf S. (Lpz. 1846). Bülau, Geheime Ge-
schichten, Bd. 1 (2. Aufl., das. 1863). Ersch
und Gruber, I, 61, S. 169—71. Ragon, Ortho-
doxie maconnique, S. 256. Heselciel, Aben-
teuerliche Gesellen (Brl. 1862), Bd. I. In
dem Roman »Tzarogy« hat v. Bibra (1865)
und W.Jensen in dem Roman »Die Wun-
der auf Schloss Gottorp« (1893) auch das
Treiben S.-G.'s geschildert.]
Saint-Jean, de, Arzt, Präsident des Or-
densrats des Grossorients von Frankreich,
geb. gegen 1809 in Lyon, gest. 31. Dez.
1882 in Paris, kam früh nach Paris und
beteiligte sich an der Julirevolution 1830.
Jung in den Bund aufgenommen, blieb er
' stets ein thätiger Maurer. Während meh-
rerer Jahre war er Meister vom Stuhl der
Loge St.-Picrre des vrais experts in Paris
! und bekleidete diese Stelle mit grosser
. Auszeichnung. Als Mitglied des Gross-
i Orients nahm er lange Zeit den Sitz eines
I Präsidenten des Ordensrats ein. Dabei
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298 Saint Kitt«
fiel ihm die ganze Last der Verwaltung
zu, da sich die Grossmeister nur bei fest-
lichen Anlassen bethätigten. Nach Ab-
schaffung der Grossmeisterwürde und Über-
tragung ihrer Geschäfte an den Ordens-
rat (1871) wurde er von 1872 bis zu seinem
Tode jedes Jahr zu dessen Vorsitzenden
berufen. Er besass eine ausgebreitete
Kenntnis der Freimaurerei.
Saint Kitts, s. Saint Christopher.
Saint Louis (St. im nordaraerikanischen
Staate Missouri, [1896] 600000 E ). Hier
besteht unter der einheimischen Gross-
loge eine deutsche Loge Erwin Nr. 121,
gegr. 26. April 1850; Vers.: 2. und 4. Frei-
tag. Nies Hall, Franklin Ave. Früher be-
standen noch folgende deutsche Logen:
1) Meridian Nr. 2 (seit 1861 deutsch);
2) St. Louis Nr. 20; 8) Naphthali
Nr. 25; 4) Corner Stone Nr. 323;
5) Ilaska Nr. 420. Ausserdem gab es
einen maurerischen Verein Bruderschaft
der königlichen Kunst und eine Mau-
rerische historische Gesellschaft,
gest. 7. Febr. 1874.
Saint Lact«, s. Santa Lucia,
Saint Martin (eine der kleinen Antillen,
teils franz., teils holl.). 1800 stiftete die
Grossloge der Niederlande hier zwei Logen,
die längst wieder eingegangen sind.
Saint- Martin, 1) Louis de, geb. 10. Jan.
1758 in Paris, gest. 13. Juni 1819 in Lüt-
tich, erwählte den geistlichen Stand, wurde
1781 Conseiller cleve am Chatelet de
Paris und am 25. Aug. 1784 beauftragt,
in der Akademie die Lobrede auf den
heiligen Ludwig zu halten. Später nahm
er die Grundsätze der Revolution an und
wurde Rat des Obersten Gerichtshofs in
Lüttich. — Er war eifriger Freimaurer und
vermachte seiner Loge La parfaite intelli-
gence 800 Fr. zur Verteilung an Arme und
500 Fr. zur Verschönerung des Logen-
anal os. Er verlangte auch, dass sein
Körper im Garten der Loge begraben
werden solle, weshalb der Klerus die Be-
teiligung am Begräbnis verweigerte. [Vgl.
Taute, Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei (Lpz. 1895), S. 78.1
2) Louis Claude Marquis de, s.
Martin.
Salnt-Nicaise, der Titel eines bekannten
maurerischen Buchs, vollständig: »Saint-
Nicaise oder eine Sammlung merkwürdiger
maurerischer Briefe, für Freymäurer und
die es nicht sind Aus dem Französischen«
(1785; 2. Aufl., Frkf. a. M. 1786), ein
maurerischer Roman, dessen Verfasser
Starck (s. d.) ist, als welcher er sich in
einem von ihm verschenkten Exemplar
eigenhändig bezeichnet hat. Weil darin
die strikte Observanz, v. Hund (s. d.)
und Schubart (s. d ) geschmäht wurden,
schrieb Kessler v. Sprengseysen (s.d.) »Anti-
Saint-Nicaise. Ein Turnier des XVIII.
Jahrh., gehalten von zwey T. H., als etwas
für Freymaurer und die es nicht sind« (Lpz.
— SaUseh.
1786); »Archidemides oder des Anti-Saint-
Nicaise zweyter Theil« (Lpz. 1786); »Scala
algebraica oeconomica oder des Anti-
Saint-Nicaise dritter und letzter Theil«
(Lpz. 1787), um seine Freunde zu vertei-
digen. Diese Schriften sind geschichtlich
wichtig, denn sie enthalten v. Hunds Le-
benslauf und Charakter, die wichtigsten
Briefe über den Zutritt der Kleriker zum
v. Hundseben Tempelherrensystem, den
Ökonomischen Plan der strikten Observanz
von 1766 und den von Starck eingesandten
klerikalen Plan. [Vgl Taute, Maurerische
Bücherkunde (Lpz. 1886), zu Nr. 836.]
Saint Thomas, s. Sankt Thomas und
Bäo Thome.
Saint Vincent (brit.-westind. Insel, eine
der kleinen Antillen). 1806 stiftete hier
die Grossloge von Irland, 1821, 1845 und
1*96 die Grossloge von England Logen,
von denen nur noch die von 1896 thätig ist.
Salfl, Francesco, ital. Schriftsteller,
geb. 24. Jan. 1759 in Cosenza in Kala-
brien, gest. 5. Sept. 1882 in Passy bei
Paris, bekleidete in Neapel und Mailand
verschiedne Amter, wurde 1800 Professor
der Philosophie und Geschichte an der
Brera und musste 1814 nach Paris fliehen.
Er schrieb eine grosse Anzahl wissenschaft-
licher, namentlich litterar- historischer
Werke. Von ihm erschien «Deila utilta
della Franca-Massoneria sotto il rapporto
filantropico e morale, discorso di F. Salfl,
Coronato della R. L. Napoleone al O. di
Livorno« (Milano 1811).
Salis, Johann Gaudenz Freih. v.
S.-Seewis, Dichter, geb. 26. Dez. 1762
zu Seewis in Graubünden, gest. 29. Jan.
1834 in Malans, trat 1779 in Paris in
das Schwei zerregiment, verliess aber 1792
den Dienst und kehrte in die Heimat
zurück. Schon von Paris aus hatte er
mit den führenden Geistern Deutschlands,
das er als seine wahre geistige Heimat
ansah, litterarische Verbindungen ange-
knüpft. Er ist bekannt als gemütreicher,
die Natur und das Naturleben feiernder
Dichter. — Als Freimaurer machte er sich
um die Gründung der Loge Concordia
cum libertate (Freiheit und Eintracht) in
Chur 17. Aug 1819 besonders verdient; er
übernahm in ihr, nachdem er das Amt
des Meisters vom Stuhl abgelehnt hatte,
das Amt des ersten Aufsehers und blieb
ihr eifriges Mitglied bis an seinen Tod.
Saliseh, Karl Heinrich Julius Graf
v., aus Dobrisehau in Schlesien, geb.
8. Jan. 1769, gest. als gothascher Ober-
hofmarschall 12. Juni 1838 in Karls-
bad. Er wurde 18. Jan. 1788 als Stu-
dent in der Loge Zu den drei Degen in
Halle aufgenommen; der Gothaer Loge
Zum Kompass trat er 81. Mai 1791 bei.
Auf seine Veranlassung traten 14 ehe-
malige Mitglieder der Loge Zum Kom-
pass 10. Jan. 1806 zusammen und be-
schlossen die Wiedergründung einer Loge
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Salm-HooffBtraetea — Salomo.
299
in Gotha unter dem Namen Ernst zum
Compass; Graf von S. war bis zu seinem
Tode erster Meister vom Stuhl dieser Loge.
Sein ÖOjähriges Maurerjubiläum wurde auf
seinen Wunsch mit dem Stiftungsfest der
Loge am 30. Januar 1838 verbunden. Die
Festloge wurde unter Zustimmung der
Grossloge geleitet durch den dazu einge-
ladnen Meister vom Stuhl der Loge Zu
den drei Degen in Halle, Germar (s.d.). [Vgl.
Eckstein, Geschichte der Freimaurerloge
im Orient von Halle, S. 180; Beck, Ernst II.,
Herzog von Sachsen -Gotha und Alten-
burg (Gotha 1854), S. 139; Rcichard, Ver-
such einer Geschichte der Loge Ernst zum
Kompass u. s. w. in Gotha (1824) S. 30, 39;
Allg. deutsche Biographie, Bd. 30, S. 251 ;
Demuth, Geschichte der Loge Ernst zum
Kompass in Gotha u. s. w. (Gotha 1882), S.
37 und Anlagen III, VI, XX, XXI;
H. A. O. Reichard (1751-1828), seine
Selbstbiographie, herausgegeben von Uhde
(Stuttg. 1877), S. 865-866.]
Salm-Uoogstraeten, Hermann Graf v.,
geb. 13. Juni 1821. wurde am 19. Okt. 1852
aufgenommen , eröffnete 1857 die Loge
Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz in
Bonn wieder mit, wurde deren erster Logen-
meister und ist noch gegenwärtig ihr 1. ab-
geordneter Logenmeister. 1865 rief er die
König Wilhelm-Stiftung (s. d.) ins Leben.
Salm-Reifferscheid, 1) Franz Wenzel
Graf v., Kämmerer und Konsesaualrat in
Prag, geb. 5. März 1746 in Prag. Am 4. Jan.
1775 in der Prager Loge Zu den drei ge-
krönten Sternen aufgenommen, war er
1778—79 ihr Meister vom Stuhl, nachdem
er 22. Febr. 1778 den Rittergrad erlangt
hatte. 1782 wurde er zum zugeordneten
Grossmeister der Provinzialloge von Böh-
men gewählt, trat 1784 in die Loge
Wahrheit und Einigkeit in Prag und schloss
sich 1787 der Loge Zu den neun Sternen
das. an, deren Hammer er 1791 fährte.
2) Karl Anton Graf v., seit 1804 Fürst
Kämmerer und Gubernialrat in Brünn,
geb. 3. April 1750, gest. 16. Juni 1838.
Wahrscheinlich in Wien 1776 aufgenom-
men, war er 1779 Mitglied der Grosskom-
turei St. Pölten (Wien), trat 1782 der Loge
Zur gekrönten Hoffnung bei, war Vertreter
der Wiener Logen auf dem Konvent zu
Wilhelmsbad und schloss sich 1784 der
Brünner Loge Zur Sonne an, deren Hammer
er 1784 — 85 fährte. Er deckte dann, um
sich ranz seinem in Brünn 1784 errich-
teten Rosenkreuzerzirkel widmen zu können.
3) Karl Anton Joseph Graf v., Oheim
des Vorigen, geb. 1697, gest. 13. Juli 1755,
war k. k. Wirklicher Geheimer Rat und
wurde 26. Okt. 1742 in der Wiener Loge
Zu den drei Kanonen zum Freimaurer auf-
genommen. [Vgl. Abaß, Geschichte der
Freimaurerei in Österreich-Ungarn, I, S.
85J
Salomo, Sohn Davids und der Bathseba;
sein Name bezeichnet den kurzen Höhe-
punkt des gesamt - israelitischen Reichs.
Nachdem er seinen Thron durch die Tötung
seines Bruders Adonai und des gefähr-
lichen Joab gesichert hatte, ging er an
die ihm von David hinterlassnen Auf-
gaben, nämlich Sicherung des Besitzes
nach aussen hin und Organisation im
Innern des Reichs. Seine Grenzen schützte
er durch Verträge, die er mit den benach-
barten Fürsten schloss; besonders pflegte
er die Freundschaft mit Hiram, dem
König von Tyrus. Wichtiger sind seine
Reformen im Innern des Reichs. Um die
Zerrissenheit des Volks zu beseitigen
und ein Nationalheiligtum zu schallen,
baute er den Tempel, der innerhalb
sieben Jahren vollendet wurde. An diesen
Bau schlössen sich andre Prachtbauten,
wie das Zeughaus, der Palast der Königin,
Gerichts- und Säulenhallen. Durch diese
Bauthätigkeit wurden Handel und Ge-
werbe mächtig befördert und der Volks-
wohlstand vermehrt. Während der langen
Friedensjahre fand auch Kunst und Wis-
senschaft bei den Israeliten Eingang. Ihm
selbst wurden 3000 Sprüche und 1005 Lie-
der zugeschrieben. Und wenn auch manche
ihm fälschlich beigelegt wurden, so ist
dieser Umstand doch ein Beweis dafür,
wie sehr sein Name bei dem Volk in
Ansehen stand. Denn spätere Genera-
tionen sahen in seiner Regierung die
Blütezeit des Reichs. In der Erinnerung
seines Volks lebte er als Friedensfürst,
als letzter König des ganzen Reichs und
als Stifter des Tempels, dessen Herrlich-
keit begeistert gepriesen wurde. Doch
dass diese Blütezeit von so kurzer Dauer
war und schon nach seinem Tode für
immer verschwand, daran hat seine Regie-
rung die Hauptschuld, mag auch der un-
mittelbare Abfall der 10 Stämme in dem
unklugen Benehmen des Rehabeam seinen
augenblicklichen Grund gehabt haben.
Über die Schattenseiten seiner Regierung
giebt uns die Bibel Andeutungen. Es
war vor allem der Frohndienst, der den
Unwillen der Bevölkerung hervorrief. Nach
1. König 5, 13—15 mussten 80000 Israe-
liten, über die 3300 Aufseher gesetzt waren,
Frohndienst leisten. Dazu mussten wegen
der immer üppiger werdenden Hofhaltung,
wegen der Vermehrung des Heeres und
der vielen Bauten grosse Geschenke
gegeben werden, die sich aber durch den
Zusatz »jährlich« (1. König 10, 25) als
Steuern charakterisierten. Am meisten
wurde der Volksunwille dadurch erregt,
dass S. immer mehr die Sitten orien-
talischer Fürsten annahm, sich einen zahl-
reichen Harem gründete und. weil seine
ausländischen Weiber fremden Kulten
huldigten, er auch die Verehrung heid-
nischer Gottheiten zuliess. Man wird in
dem Urteil nicht fehl gehen, wenn man
ihn als prachtliebenden Fürsten, Bau-
meister und Dichter bezeichnet, dem es
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300
Salomon — Salomos Siegelring.
in der letzten Hälfte Beiner Regierung an
der nötigen Thatkraft fehlte, so dass sofort
nach seinem Tode die Spaltung zwischen
Juda und Ephraim wieder hervorbrach. —
Da dem König S. ausser der in der
Bibel erwähnten Schriften viele apokry-
phische Schriften zugeschrieben werden,
namentlich die sogenannte Clavicula, eine
Geisterbeschwörung, so bildete sich um
ihn ein grosser Sagenkreis, in dem er
als Beherrscher der Dämonen erschien.
Daher spielte er bei den Geistersehern
und Alchemisten eine grosse Rolle. Auch
in der geschichtlichen Sage der Freimau-
rerei ist S. als der Erbauer des grossen Tem-
pels eine Hauptperson, der sogar als Gross-
meister (nach der Yorker Urkunde — s. d. — )
eine würdige Gesellschaft der Baukünstler
begründete. In der ersten und zweiten
Ausgabe des Konstitutionenbuchs von 1723
und 1738 wird er erwähnt und als der
Fürst des Friedens und der Baukunst ver-
herrlicht: er sei Grossmeister der Loge zu
Jerusalem gewesen, habe viele Logen er-
richtet und sich der Brüderschaft bei der
Ausfuhrung seiner Bauten bedient. Daher
heisst es auch in dem Brownschen Kate-
chismus auf die Frage, warum wir dem
König S. unsre mit Geräten und Klein-
odieu ausgestattete Loge widmeten, »weil
er der erste Grossmeister war, der die
Freimaurerei in gehörige Formen brachte
und unter dessen königlichem Schutz viele
unsrer Mysterien die erste öffentliche An-
erkennung erhielten«. Während er aber
in den Johannisgraden nur nebenbei er-
wähnt wird und in einigen Lehrarten
die Säule der Weisheit darstellt, ist
seine Bedeutung für die Hochgrade
hervorragender. In der allegorisch-mysti-
schen Symbolik der schwedischen Lehr-
art wird er Christus gleichgestellt. Der
Vikarius S., also der Stellvertreter Christi,
steht an der Spitze des Ganzen und ist
Bewahrer und Austeiler des dogmatischen
und geschichtlichen Kenntnisschatzes.
Einige höhere Grade, die sogenannten un-
ausgesprochen, die den Schlussstein des
33 gradigen Systems bilden, sollen beim
Bau des Salomonischen Tempels entstanden
sein. Die Anhänger dieser Grade begrün-
den diese Ansicht durch Erzählung eines
Märchens, wonach S. aus besonderer Ver-
anlassung jene Grade gestiftet habe. (Das
Märchen ist abgedruckt in der vorigen
Aufl., III, 8. 134.)
Salomon, Gotthold, geb. 1. Nov. 1784
in Sandersleben, gest. 17. Nov. 1862 in
Hamburg, widmete sich früh dem gelehrten
Fach und wurde Rabbiner. Längere Zeit
war er als Lehrer an der Franzschulc in
Dessau thätig und wurde 1818 Prediger
an dem »Neuen israelitischen Tempel-
verein in Hamburg«, in welcher Stellung
er bis 1857 blieb, wo er sich von seinem
Amte zurückzog. — Er war Mitglied der
Loge Zur aufgehenden Morgenröte in
Frankfurt a. M. und hat u. d. T.: »Stim-
men aus Osten« (Hmbg. 1845) eine vor-
treffliche Sammlung Reden und Betrach-
tungen maurerischen Inhalts herausgegeben.
[Vgl. Breza, ber. Männer, fortges. von
Auerbach (Stuttg. 1838), S. 36, sowie die
1863 zu Leipzig erschienene Selbstbiogra-
phie.]
Salomos Haus. Der gelehrte Kanzler
Bacon von Verulam (s. d.) behauptete: »die
Wissenschaften müasten unter allen den-
kenden Menschen verbreitet werden, damit
sie nicht in ein leeres Gewäsch aus-
arteten*. Neben seinen andern Schriften
suchte er diese Ideen vorzüglich durch
seinen Roman: »Nova Atlantis« zu bewerk-
stelligen [vgl. Baoon, A. J. I, 286; II, 581
bis 605, L. XXHI, 16], ins Publikum zu
bringen. In diesem Roman dichtet er,
dass ein Schiff an einer unbekannten Insel,
die er Bensalem nennt, landet, auf der
ehemals ein König Salomona geherrscht
und eine weitläufige Anstalt gestiftet habe
unter dem Namen: »das Salomonische
Haus oder das Kollegium der Werke der
sechs Tage«, d. h. der Schöpfung. Dieses
Kollegium sei der Beförderung der Er-
kenntnis von den Ursachen und Eigen-
schaften der natürlichen Dinge, nebst der
Erweiterung der Grenzen des menschlichen
Geistes gewidmet und einer grossen Menge
von Gelehrten eingeräumt gewesen, von
denen jeder in seinem Fache das, was ihm
obgelegen, besorgt habe u. s. w. Dieser
Roman erregte allgemeine Aufmerkaam-
I keit, und König Karl I. von England war
gesonnen, eine solche Gesellschaft zu er-
richten, wurde aber durch die bürger-
lichen Unruhen verhindert. Doch traten
um 1646 mehrere Gelehrte zu ähnlichem
Zweck zu einer Gesellschaft zusammen,
aus der dann einige Jahre später die
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften
in London entstand.
Salomos Siegel. In der schwedischen
Lehrart wird das Siegel Salomos dem auf-
zunehmenden Lehrling gegenüber sinnbild-
lich gebraucht. »Wer seinen Mund und seine
Zunge bewahrt, bewahrt seine Seele vor
Angst«, sagt Salomo an einer Stelle seiner
Sprüche , und sein Siegelring galt als ein
, Talisman der Weisheit und Zauberkraft.
! [Vgl. M. L. 1892/93, S. 44. BZC. 1873,
S. 269; 1886, S. 15.]
Salomos Siegelring. Wie Salomo in
den Sagenkreis hineingezogen wurde, so
auch alles, was mit ihm im Zusammen-
hang stand. Der Sage nach waren Sa-
lomo die Geister, namentlich die Elemen-
targeister, unterthänig, die er durch seinen
mystischen Siegelring — Dschem — bän-
digte. Auf diesem befand sich ein Sechseck
| [vgl. die Abbildung in Bürmanns Maure-
! rischem Archiv, Bd. I, Heft 1, Taf. III].
Dieser sogenannte Siegelring ist von den
Alchemisten und Rosenkreuzern vielfach
| ausgenutzt worden, und von den Talmu-
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Salomos Stuhl oder Thron — Salomos Tempel.
301
diäten wurde sogar behauptet, die Chiffer
»ei dem Grundstein des Salomonischen
Tempels eingefügt gewesen. Herder hat
in der Adrastea, Bd. IV, St. 2, ein Ge-
spräch S. 8-, S. 298-309, gegeben, in dem
er über die Freimaurerei spricht.
Salomos Stuhl oder Thron. 1) Der
Stuhl, den Salomo von dem Gold, das
ihm die arabische Königin geschenkt hatte,
sich machen lies» und zu uem Stufen hin-
aufführten, auf denen je sechs Löwen
angebracht waren. Dieser Thron ist in
mohammedanischen Sagen noch weiter
verherrlicht; denn die zwölf Löwen brüll-
ten, sobald sich ein böser Mensch dem
Throne nahte. Ausserdem umgaben ihn
goldne Bäume mit singenden Vögeln von
Edelsteinen, Weinstöcke mit Trauben von
Edelsteinen u. s. w. Christlich-typologisch
entsprachen die zwölf Löwen den zwölf
Aposteln, die zu Salomo (Christus) hin-
führen. 2) Ein Ort (Jakut Soliman)
im Solimangcbirge oberhalb Kabul in
Afghanistan, bis wohin Salomo, nach-
dem er Tadmor oder Palmyra gegrün-
det und sein Reich weit nach Osten aus-
gedehnt hatte, gedrungen sein und von
hier aus in das ferne Indien hinabgeblickt
haben soll. 31 Kommt diese Benennung
als Stuhl des Grossmeisters zuerbt im Kon-
stitutionenbuch von 1738 bei der Grossen
Loge von Irland vor (S. 224, 228, 280,
257, 259, 272 u. s. w.). Das Clermontsche
System und dessen Nachfolger wundelten
nachher den Stuhl in einen völligen Thron-
sitz um.
Salomos Tempel. 1) Maurerische
Sage. S. T. wird in Andersons Kon-
stitutionenbuch, insbesondere in der von
dem englischen Gelehrten Noorthouck be-
sorgten 5. Aufl. (1784) als der Ausgangs-
punkt der Freimaurerei angesehen. Der
freimaurerischen Sage zufolge teilte
König Salomo alle an dem mächtigen
Werk arbeitenden Aufseher und Gesellen,
deren Zahl 113000 betrug, nach ihrem Ge-
schick und nach der Art ihrer Arbeit in
verschiedne Klassen und vereinigte sie
in besondere Logen, durch die «ein fester
Grund zur vollkommenen Übereinstimmung
in der Brüderschaft gelegt wurde. Die
Loge war stark verkittet durch Liebe und
Freundschaft; jeder Bruder erhielt gehörige
Anweisung zur Geheimhaltung und Klug-
heit, zu sittlichem Betragen und guter
Kameradschaft.« Die einzelnen Logen
wurden von einem Meister und von Auf-
sehern geleitet. Salomo selbst war der
Grossmeister aller Logen. Er bestellte Hi-
ram Abif »zum zugeordneten Grossmeister,
um in seiner Abwesenheit den Stuhl ein-
zunehmen, in seiner Gegenwart aber zu
vertreten die Stelle des ältern Grossvor-
stehers, des Werkmeisters und obersten
Aufsehers aller Künstler.« Allerdings ent-
behrt diese Erzählung jeglicher geschicht-
lichen Grundlage; jedoch ist S. T. zu allen
Zeiten innerhalb, wie ausserhalb des Frei-
maurerbundes Gegenstand der Vergeisti-
gung und Versinnbildlichung gewesen
und greift durch seinen Baumeister Hiram,
durch seine Säulen Jachin und Boas u. a.
i so tief in die maurerische Symbolik ein,
dass seine Einrichtung, Symbolik und Ge-
| schichte auch hier behandelt werden muss.
2) Einrichtung. Der Tempel war die
vergrösserte und in Stein aufgeführte
Stiftshütte. Er bildete ein längliches Vier-
eck, dessen schmälere Seiten nach Osten,
wo sich der Haupteingang befand, und
nach Westen gerichtet waren, während die
I längern nach Nord und Süd lagen. Den
Haupteingang dieses Tempelhauses, zu dem
man auf einer zehn Stufen hohen Treppe
i (a) gelangte, bildete ein Portal von 14 Ellen
: Weite (b), in dem zu beiden Seiten zwei
I aus Erz gegossne Säulen (c und c, Jachin
und Boas) standen. (Die jüdische Elle
betrug 48,8 cm.) Dieses Portal führte zu-
nächst in eine Vorhalle (A), die eine Tiefe
von 10 Ellen und eine Breite von 20 Ellen
und wie das Hauptgebäude eine Höhe von
80 Ellen hatte. Die Stärke ihrer Mauern
(d und e) war ungleich und wurde durch
Fenster, die mit denen des Tempels in
einer Linie standen, durchbrochen. Aus
der Halle gelangte man durch die Um-
gebungsmauer des Hauptgebäudes (h) ver-
mittelst einer Thür (i) von 10 Ellen Weite
in das Heilige (B), das 20 Ellen breit,
40 Ellen lang und 30 Ellen hoch war.
Seine Fenster waren in der Höhe ange-
bracht. In ihm standen der Schaubrot-
tisch (1), 10 goldne Leuchter (m) und der
Räucheraltar (n). Die in das Allerheilig-
ste (C) durch eine 2 Ellen starke Scheide-
wand (o) führende 6 Ellen weite und wahr-
scheinlich 10 Ellen hohe Thür (p) war
von starkem Ölbaumholz und mit einem
Vorhang versehen. Das Allerheiligste
(C) bildete einen Kubus von 30 Ellen und
hatte keine Fenster, sondern nur Luftzüge.
In ihm stand die Bundeslade (r), die
mit Gold überzogne Cherubsgestalten be-
deckten. Sämtliche Wände der Vorhalle, de»
Heiligen und des Allerheiligen waren mit
Zedernholz bekleidet und mit basrelief-
artigem, vergoldetem Schnitzwerk von
Koloquinthen, Blumengehäogen , Cherubs
und Palmen geschmückt. Der aus Zy-
pressenholz gefertigte Fussboden war in
Vierecke mit Gold überzogen. Das Heiligste
und das Allerheiligste waren von einem
drei Stockwerk enthaltenden Anbau (D)
umgeben. Es ging nämlich um die Mauer
des eigentlichen Tempelgebäudes (h) an
der nördlichen, westlichen und südlichen
Seite in einer Entfernung von 5 Ellen
eine 5 Ellen starke zweite Mauer (S. S.)
herum. Dieser zwischen beiden Mauern
befindliche Raum stieg in erweiterten Ver-
hältnissen drei Stockwerke durch, was
durch Abnahme der Tempelmauern erreicht
wurde. Jedes dieser Stockwerke war 5 Ellen
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302
Salomos Tempel.
hoch und enthielt 30 kleine, untereinander
in Verbindung stehende, mit je einem Fen-
ster versehene Gemächer (x). Dieser Um-
bau stand durch eine im Erdgeschoss an-
gebrachte Thür (y) mit dem Heiligen in
Verbindung. Der äussere Zugang zu die-
sem Umbau wurde durch eine Treppe {£)
vermittelt, die sich in der Mitte der süd-
lichen Seite (Z) befand. Eine in der äussern
Mauer angebrachte Wendeltreppe (o) führte
aus einem Stockwerk tum andern empor.
Die äussere Höhe des Anbaus mochte
im ganzen wohl 18 Ellen betragen, so dass
das eigentliche (mittlere) Tempelhaus dar-
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über noch 14 Ellen emporragte. An
diesem obern freien Raum der Tempel-
mauern (E) waren die viereckigen, mehr
hohen als breiten überdeckten Fenster
des Tempels angebracht. Das ganze Tem-
pelgebäude stand auf einer 6 Ellen hohen,
allenthalben 5 Ellen vorspringenden Unter-
lage (f f). Die äussere Lange des Gebäudes
betrug mit Ausschluss der Unterlage und
der Eingangstreppe gerade 100 Ellen, die ]
äussere Breite 52 Ellen, die äussere Höhe
34 Ellen und demnach die Höhe mit der
Unterlage 40 Ellen. Der Tempel hatte
zwei Vorhöfe, einen innern (seiner erhöh-
ten Lage nach obern), der vor dem öst-
lichen Eingang des Tempelhauses lag
und in dem der Brandopferaltar, sowie das
sogenannte eherne Meer nebst den zu
diesem Gefäss gehörenden Wasserbecken
standen, und einen äussern Vorhof, in
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Salomos
dem sich viele zum Teil mehrstöckige Ge-
bäude mit Vorratskammern aller Art,
Wohnungen für Tempeldiener, Wirtschaf-
ten u. dergl. befanden. 8) Symbolik.
Im 17. Jahrhundert wurde der geistige
Bau der Kirche, als des Reiches Gottes,
unter dem Bild des S. T. gedacht, und J
in dieses kleidete Comenius auch seine
Idee einer «allgemeinen, rein menschlichen,
christlichen Gesellschaft aller Menschen
für alles Menschliche*, die wohl mit als
Zweck und Vorbild der Freimaurerbrüder-
schaft gedient haben mag. Schon damit,
dass das zunächst für das auserwählte Volk
bestimmte Heiligtum doch von einem
heidnischen Baumeister (Hiram Abif) er-
baut wurde, ist nicht undeutlich kundge-
geben: Nicht nur Israel, sondern alle 1
Völker sind zum Dienst des einen, wahren
Gottes berufen. Wie darum der S. T. mit
seinem Vorhof für die Heiden ein Bethaus
für alle Völker war, so ist im Maurerbunde
auch ein Tempel aufgerichtet, an dem die
gesammte Menschheit bauen, der die ganze
Welt umfassen und in sich aufnehmen
soll. Auf die Allgemeinheit weist auch
die kubische Gestalt des Allerh eiligsten,
das Symbol des Universums, hin; denn
der Kubus ist »das Symbol des Makro- und
des Mikrokosmus, der grossen Welt und
des kleinen Menschen«. Dieser Tempel
vermag aber nur dann alle Menschen zu
umfassen, wenn sie allgemein menschlichen
oder weltbürgerlichen Sinnes sind. «Jedes
Stück des Tempels, es mochte Holz, Stein
oder Metall sein, wurde fertig behauen,
zugerichtet und geglättet nach Jerusalem
gebracht, so dass man keine andern Werk-
zeuge brauchte oder hörte, als solche,
die unumgänglich nötig waren, um die
verschiednen Teile miteinander zu ver-
binden. Jedwedes Geräusch von Äxten,
Hämmern und Sägen beschränkte sich auf
das Gebirge Libanon, sowie auf die Stein-
brüche und die Ebenen von Zeredathah,
damit unter den Masonen in Sion nichts,
als von Eintracht und Frieden zu hören
wäre. Die verschiednen Abteilungen des
S. T. deuten auf die drei Grade der Jo-
h an nism aurerei, sowie darauf hin, dass
noch nicht jeder Freimaurer befähigt ist,
in das San et um Sanctorum zugelassen zu
werden. Wie die Sonne und die Ent-
wicklung der Menschheit, so hält auch die
Aufeinanderfolge von Vorhof, Heiligem
und Allerheiligem die Richtung von Ost
nach West inne. Als Bild der Vollkom-
menheit stellte er sich durch das Niehtcin-
greifen der Anbauten in die Tempelmauern,
durch die köstlichen Marraorquadcrn statt
der Bruchsteine, sowie dadurch dar, dass
das Orakel oder Allerheiligste ein voll-
kommner Kubus war und dass seine
Masse beherrscht werden von der Drei als
der Zahl Gottes und der Zehn als der Zahl
der Vollkommenheit.« «Gleichwie ausser-
dem die Gestalt des Vierecks beim Bauen
Tempel. 303
die festeste ist, so sollte diese Ausdehnung
des Orakels die Beständigkeit, die Dauer
und das Endlose des Himmels bezeichnen.
Auch die zwei riesenstarken Erzsäulen und
die zwei Riesencherube am Allerheil igsten
waren Sinnbilder der Beständigkeit.« Dass
j das Allerheiligste dunkel war, deutete auf
das Geheimnisvolle und Unbegreifliche
des göttlichen Wesens hin. Die Palmen
sollten die Schöpferherrlichkeit innerhalb
des Pflanzen lebens, wie die Cherube das
seelische Leben auf seinen höchsten Stufen
darstellen und also Spiegel der göttlichen
Herrlichkeit sein. Der Überzug aus Gold,
dem Himmels- und Sonnenmetall, war
nicht nur asiatischer Prunk, sondern sollte
den Tempel zur Himmelswohnung auf Er-
l den machen. Die golduen Blumen, Palmen
und Cherubs bezeichneten den Tempel
auch als Haus des Lichts und Lebens,
der Heiligkeit und Herrlichkeit, des Frie-
dens und der Seligkeit. — Gegen die
Symbolik des S. T. findet sich ein Ar-
tikel in FZ. 1874, 8.845. 4) Geschichte.
König Salomo, der von 1015 — 975 v. Chr.
regierte, begann den Bau des Tempels im
4. Jahre seiner Regierung und vollendete
ihn nach 7'/, Jahren. 586 v. Chr. wurde
er durch Nebukadnezar zerstört. Nachdem
die Juden aus der babylonischen Gefangen-
schaft zurückgekehrt waren, errichtete der
davidische Königserbe und von Cyrus ein-
gesetzte Statthalter Serubabel 586—516
v. Chr. an der Stelle des S. T. Jehova
eine neue Wohnung, die aber jener an
Grösse und Pracht nachstand. Vor allem
fehlte ihr ausser dem reichen Goldschmuck
die 586 mit verbrannte Bundeslade, deren
Stelle ein Stein vertreten musste. Als
dieser Tempel wieder einigerm aasen zu
Schmuck und Reichtum gelangt war, plün-
derte ihn 167 v. Chr. der 8yrerkönig An-
tiochus Epiphanes und entweihte ihn durch
Götzendienst. Judas Maccabäus schmückte
und befestigte ihn 165 v. Chr. von neuem.
68 v. Chr. erstürmte Pompeius und 37 v.
Chr. der Edomiter Herodes der Grosse Je-
rusalem, wobei mehrere Hallen des Tem-
pels zerstört wurden. Derselbe Herodes
suchte sich dann durch einen grossartigen
Umbau des ganzen Tempels das Zutrauen
der Juden und salomonischen Ruhm zu
erwerben. Der prächtige Marmorbau wurde
12 v. Chr. eingeweiht; an ihm gearbeitet
wurde aber bis 64 n. Chr. 70 n. Chr.
wurde er bei der Zerstörung Jerusalems
durch Titus ein Raub der Flammen. 186
n. Chr. stand auf Moriah ein Tempel des
Jupiter Capitolinus, und an der Stelle, wo
einst Jehova im unnahbaren Dunkel des
Allerheil igsten gewohnt hatte, glänzte das
eherne Reiterstandbild des Kaisers Ha-
drian. Jetzt steht auf dem Tempelplatz
die grosse, achteckige Moschee Omars.
Übrigens ist der Grundstein des S. T. auf-
gefunden worden, 90 Fuss unter der gegen-
wärtigen Bodenfläche. In seiner Nähe
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804 Salomos Vicarius
befand sich ein schöner phönizischer Krug.
5) Litteratur. Andersons Konstitutionen-
buch (5. Aufl. v. Noorthouck 1784). Krause,
Kunsturkunden, I, 2, S. 139, 465. Schau-
berg, Symbolik der Freimaurerei, 2. Bd.,
S. 125. " Mittheilungen aus dem Verein
deutscher Freimaurer, 1868, S. 197. A. 1882,
S. 3; 1883, S. 27. S. L. 1884, S. 68. AQC. I
XII, S. 135; Xni, S. 24. — Bibl. Bücher,
1. Könige 5—8, 2. Chron. 2—7. Schnaase, ,
Geschichte der bildenden Künste (1843), I, :
264. O. Thenius, Das vorexilische Je- j
rusalem und dessen Tempel (1849), S. 25. |
Bahr, Symbolik des mosaischen Kultus,
(2 Bde., 1837, 1839; Bd. 1 in 2. Aufl. 1874).
Keil, Handbuch der biblischen Archäologie
(2. Aufl., 1875). Riehm, Handwörterbuch
der biblischen Altertümer für gebildete
Bibelleser (1884). Herzog, Pütt und Hnuck,
Rcal-Encyklopädie für protestantische The-
ologie, 15. Bd. (1885), S. 279. Friedrich,
Tempel und Palast Salomos (1887).
Salomos Vicarini, B.Vicariua Salomonis.
Salvador (Republik in Zentralamerika).
1882, wo die Freimaurerei schon Fuss
hier gefasst hatte, wurden die Logen ge-
schlossen. Aber noch in demselben Jahre
Selang es, in der Hauptstadt San Salva-
or wieder eine Loge zu eröffnen. Etwas
Weiteres ist über die Verbreitung der Frei-
maurerei in S. nicht bekannt.
Salzbund. Unter diesem Titel wurde
das Bodesche Ritual (in Heft E, Nr. 6) im
Göttinger Revolutionsalmanach für 1802,
S. 78 — 112 und später in der Allgemeinen
österreichischen Freimaurer-Zeitung 1875,
S. 24 und in Schaible, »Der 8. Ein
Zweig des Freimaurer-Ordens in den thü-
ringischen Landen im 18. Jahrhundert*
(London 1882) abgedruckt und dadurch
das Misverständnis gezeitigt, als habe ein
solcher S. wirklich bestanden [vgl. FZ.
1883, S. 4]. Das Ritual ist ein Teil des 1
Rituals, das Bode (s. d.) für den von ihm
geplanten Deutschen Freimaurerbund (s.d.)
entworfen hat. (Vgl. Taute, Maurerische
Bücherkunde (Lpz. 1885), Nr. 1302, 1410.
Bh. 1881, 8. 209; 1887, S. 152. L. 1887,
S. 136, 152.]
Salzbarg (Hauptst. des österr. Kronlands
gleichen Namens, [1890] 27244 E.). 1740
wurde hier gegen die Freimaurerei gepre-
digt, als deren Stifter man den berühmten
Gelehrten Muratori (s. d.) ansah, der 1741
in einer anonymen Schrift »Vindiciae ad-
versus Sycophantas luvavienses« dagegen
auftrat. 1783 erstand hier die Loge Zur
Für sieht, die 8. Okt. 1783 ihren Beitritt
zum Eklektischen Bund in Frankfurt a. M.
meldete, dem sie noch 1789 angehörte.
Zur selben Zeit bestanden hier die Logen
Apollo und Wissenschaft über die
keine Nachrichten vorliegen. Eine davon
dürfte durch die Illuminaten gestiftet wor- '
den »ein, deren Vertreter in S. Domherr
Graf Wolfegg war.
Salzmaitn, Christian Gotthilf, geb. i
— Samaritaner.
I. Juni 1744 in Sömmerda bei Erfurt, gest.
81. Okt. 1811 in Schnepfenthal bei Gotha,
Professor der Philanthropie in Dessau, Mit-
glied desConcordienordens, der aber nichts
enthalte, was der Religion, dem Staat und
der Freimaurerei entgegen sei, Stifter der
Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, ward
20. März 1783 in der Loge Zum Rauten-
kranz in Gotha in den Freimaurerbund
aufgenommen. [Vgl. Beck, Ernst der
Zweite, Herzog von Sachsen - Gotha und
(Gotha 18 54) an versch. Stellen,
auch S. 189, 423; Ders., Gesch. des
goth. Landes, Bd. I., Gesch. der Regen-
ten u. s. w. (Gotha 1868), 8. 423, Bd. HL
Geschichte der Landstädte u. s. w., Teil
II, 8.181. Dem u th , G esch . d erLogeErnst zum
Gompass in Gotha u. s. w. (Gotha 1882),
8. 12, wo irrtümlich 1812 als Todesjahr
angegeben ist. Pilz, Glockenschläge, Neue
Folge, S. 57. Ausfeld, Erinnerungen an
8. 's Leben (Schnepfenthal 1813, neue Ausg.
Lpz. 1884). Kreyenberg, Gotth. S. (2. Aufl.
Frkf. 1896). FZ. 1894, 8. 177. L. 1885,
S. 7; 1886, S. 123.]
Salzungen (St. im Herzogt. Sachsen-
Meiningen, 4391 E.). Hier besteht unter
der Loge in Meiningen ein maurerisches
Kränzchen, gest. 16. Nov. 1859, das im
Winter im Kurhaus, im Sommer im Hotel
Appold a. See sich versammelt. Mitglie-
derzahl (1900): 14.
Salzwedel (St. in der preuss. Prov. Sach-
sen, 9964 E.). 1) Früher bestand hier eine
15. Aug. 1782 von der Grossen Landesloge
in Berlin gestiftete Loge Zur goldnen
Harfe, die schon Ende August 1788 ihre
Thätigkeit einstellte; ebenso wird 2) eine
Loge Zum goldnen Arm genannt, die
ebenfalls eingegangen ist. 3) Die noch jetzt
hier bestehende Loge Johannes zum
Wohle der Menschheit wurde 29. Sept.
(23. Nov ) 1801 von der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln gegr.
und 3. Juni 1802 eingeweiht Sie war vom
24. Mai 1839 bis 22. April 1846 ausser Thä-
tigkeit. Mitgliederzahl (1900): 92. Vers.:
Dienstag nach dem 15. des Monats. Fe-
rien: Juli und August. Eignes Logen -
haus, eingeweiht 8. Juni 1894. Hier besteht
das 4. Reichswaisenhaus der Reichsfecht-
schule, wozu die Loge 5600 M. unter Vor-
behalt einer Freistelle gespendet hat.
4) Eine delegierte altschottische Loge
Albertine zum erhabenen Muster,
war von derselben Grossloge 21. Nov. 1804
gestiftet, ist seit 29. Mai 1839 ausser Thä-
tigkeit.
Samaritaner, ein Orden, der 1874 in
Hannover gegründet wurde und aus den
Odd-Fellows (s. d.) hervorging, alles
Geheimnis verwarf und die Gründung
einer Grossloge des Deutschen Reichs
beabsichtigte.. Er suchte das Wirken der
Odd-Fellows und der Freimaurer zu ver-
binden, namentlich in werkthätiger Be-
ziehung, und bahnte durch Hilfe der Loge
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Samariter, der barmherzige — Sankt Petersburg.
305
Archimedea zum ewigen Bunde in Gera
eine Verschmelzung mit dem Freimaurer-
bunde an, die an den äussern Förmlichkeiten
scheiterte. Er ist seitdem längst einge-
gangen und überhaupt nur von kurzer
Dauer gewesen. [Vgl. Bh. 1874, S. 153.
FZ. 1874, 8. 197.]
Samariter, der barmherzige (The good
ßamaritan). Dies ist ein Nebengrad zum
Royal Arch in Nordamerika, der auch an
Frauen verliehen wird. Nach Berichten
ist er von allen Nebengraden der schönste
und tiefste und gründet sich auf Lucas 10,
30 — 35. Ein Samariter ist verbunden, so-
bald er den Grad erhalten, einen Neb en-
menschen oder vielmehr Nebensaraariter
in Krankheit zu verpflegen. Hier sei noch
bemerkt, das» Redslob (s. d.) in einem
Aufsatz in der Zeitschrift der deutschen
morgenländischen Gesellschaft über das
alte Tempelherrensiegel, das zwei Reiter
auf einem Pferde zeigt, angenommen
hat, dass in diesen Reitern auf Lucas, Kap.
10, angespielt sei und die Reiter keine Rit-
ter vorstellten, sondern den barmherzigen
S. mit seinem kranken Pflegling.
Samber, Robert, war Verfasser des
Buchs Long Livers, von dem besonders
die Vorrede von Interesse ist und vielfach
behandelt wurde. Sie ist abgedruckt in
Masonic Magazine 1876/77, IV, S. 161,
sowie Mittheilungen aus dem Verein
deutscher Freimaurer 1884/85, S. 68 und
ist am 1. März 1721 (oder vielleicht rich-
tiger 1722) geschrieben. S. schrieb unter
dem Namen »Eugenius Philalethes jun.«.
[Vgl. Bh. 1886, S. 313. Hughan, Origin
of tbe English Rite of Freemosonry, S.
40. Gould, History of Freemasonry, III,
S. 124.]
Sander, Georg Heinrich, Advokat in
Hildesheim, gest. 26. Juni 1814, ward 24.
Juni 1784 in der Loge Pforte zur Ewigkeit
das. aufgenommen und später Logenmei-
ster; als welcher er für die Loge sehr thä-
tig war.
San-Doniingo, s. Haiti.
Sandwichinseltt, s. Hawai.
San Francisco (St. im nordamerikan.
Staat Kalifornien, [1895] 850000 E.). Hier
besteht eine in deutscher Sprache arbei-
tende Loge Hermann Nr. 127, gegr. 20.
Mai 1858. Vers.: Mittwochs.
Sangerhausen (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 11418 E.). Die Grosse Loge
Royal York stiftete hier 7. März 1823
eine Loge Zur Brudertreue. Mitglie-
derzahl (1900): 128. Vers.: Freitags. Fe-
rien: Juli und August. Mit der Loge ist
eine Gesellschaft »Eintracht« verbunden,
die ausser den Logen tagen die Gesellschafts-
räume und den Garten mit benutzt.
Sanhedrin war das höchste Obergericht
der alten Juden und bestand aus dem
Hohenpriester und 70 Beisitzern, die teils
aus den Priestern, teils aus den Ältesten
der 12 Stämme Israels gewählt wurden.
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. II.
Dieses Gericht hatte in einem eignen zum
Tempel gehörigen Gebäude seinen Sitz
[vgl. Decius, Hebräische Mysterien, S. 131
bis 140, oder W. J. 1786, Quart. I, S.
43 — 52]. Mit dem Namen Synedrium
wurde bei den Griechen und Römern der
Versammlungsort, besonders einer beraten*
den Behörde verstanden, dann die Ver-
sammlung selbst und dann auch jedes
Kollegium, wie auch das S. mit diesem Aus-
druck bezeichnet wurde. In verschied nen
höhern französischen Graden, wie auch
bei den asiatischen Brüdern (s. d.), werden
die Versammlungen mit diesem Ausdruck
belegt. Ebenso nennt man in Schweden
die höchste Abteilung des Kapitels S. (vgl.
Schwedische Lehrart).
Sankt Eustatius (St.-Eustache, dänisch-
westind. Insel, eine der kleinen Antillen).
Im 18. Jahrh. bestanden hier 3 englische
(gest. 1747, 1754 und 1772) und 4 hollän-
dische Logen, und 1754 und 1777 wurden
von den Grosslogen beider Länder Pro-
vinzialgrossmeister für die Insel ernannt.
1813 wurde nochmals eine Loge von der
englischen Grossloge der Ancients hier er-
richtet, aber auch sie war ohne dauern-
den Bestand.
Sankt Gallen (Hauptstadt des gleich-
namigen schweizer. Kantons, [1888] 27842
E.). I. Hier bestand früher eine Loge
Zur Eintracht, gegr. 1817, cingew. 28.
Sept. 1818. Sie gehörte zum schweizer,
schottischen Direktorium (s. 8chweiz), trat
aber 1828 ausser Thätigkeit. — II. Von
der Zürcher Loge ward 30. Sept. 1860
eine Loge Concordia zur Tanne gegr.
und 19. Mai 1861 eingeweiht. Sie steht
unter der Grossloge Alpina. Die Loge
nahm 1868 auf der Grundlage ihres von
Zürich überkommnen Rituals (nach dem
rektifizierten schottischenSystem)ein neues,
vereinfachtes für die drei symbolischen
Grade an und schaffte alle Titulaturen (s.
Anreden) ab. Der Zusatz «Zur Tanne €
wurde weggelassen, als die Loge das Haus
Zur Tanne verliess und ihr neueB Lokal
im Stadthause bezog. Jetzt hat sie ein
eignes Logenhaus am Rosenberg. Mitglie-
derzahl (1900): 119. Vers.: Donnerstags.
Sankt Helena (brit. Insel im Atlanti-
schen Ozean). Die erste Loge gründete
hier in Jamestown 1764 die Atholl-Gross-
loge. 1798 gründete auch die ältere eng-
lische Grossloge hier eine Tochterloge,
ernannte auch 1801 einen Provinzialgross-
meister für die Insel. Beide Logen sind
nur kurze Zeit thätig gewesen. 1819 — 21
lag hier zur Bewachung Napoleons I. das
20. britische Infanterieregiment, bei dem
eine irische Loge bestand; diese hat sich
aber hier nicht versammelt. Gegenwärtig
befinden sich in Jamestown zwei Logen
unter der Grossloge von England, gest.
1843 und 1862.
Sankt Petersburg (Hauptst. des russ.
Reichs, [1896] 1119000 E.). Hier war
20
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Sankt Thomas —
Sarsena.
1) 2. März 1763 unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln eine
Loge Zur glücklichen Eintracht und
2) 15. Okt. 1771 unter der Grossen Landes-
loge in Berlin eine Loge Apollo gegrün-
det worden, die beide nach der Zeit ein-
gegangen sind.
Sankt Thomas (dänisch -westind. Insel,
eine der Jungferninseln). 1792 wurde von
der Grossloge von Pennsylvanien die Er-
laubnis erteilt, hier sechs Monate lang
Loge zu halten. 1798 stiftete die Gross-
loge von Dänemark eine längst wieder er-
lcjschne Loge. 1818 folgte eine Tochter-
loge der Grossloge von England. 1855
und 1861 entstanden Logen unterm Su-
prdme Conseil von Frankreich. Vorüber-
gehend bestand hier auch eine 1871 er-
richtete Tochterloge der Grossloge von
Colon. Jetzt arbeitet hier nur die 1818
gestiftete englische und die 1855 gestiftete
französische Loge. 8. auch S&o Thome.
SanULucla(Sainte-Alousie,brit.-westind.
Insel, eine der Windwardinseln). 1784
gründete der Grossorient von Frankreich
zwei Logen hier, die, ebenso wie die 1845
gestiftete Tochterloge der Grossloge von
England, ohne langen Bestand waren.
Eine neue Loge hat die englische Gross-
loge 1899 gegründet.
Santiago (Hauptst. der Republik Chile,
[1895] 250000 E.). Hier besteht eine
deutsche Loge Drei Ringe unter der
Grossen Loge von Hamburg, gegr. 23.
Sept. 1898, eingew. 8. Aug. 1894.
Santo Domingo, s. Haiti.
Sho Paolo (Hauptst. des gleichnamigen
brasilischen Staats, [1892] 100000 E.). Hier
hat die Grosse National -Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln eine Loge Pro-
metheus 19. Dez. 1899 errichtet und am
5. Mai 1900 eingeweiht. [Vgl. Bbl. 1900,
8. 354.]
Säo Thomä (Sankt Thomas, portugies.
Insel an der Westküste Afrikas). 1876
bestand in der gleichnamigen Hauptstadt
eine Tochterloge des Grande Oriente Lusi-
tano Unido, die aber schon 1877 ihre
Thätigkeit einstellte.
Saraüin, Felix, Grossmeister des rek-
tifizierten schottischen Direktoriums der
Schweiz, ein durch Gemeinsinn und Wohl-
thätigkeit ausgezeichneter Bürger seiner
Vaterstadt, geb. 9. März 1771 in Basel als
Sohn des geistig angeregten Basler Band-
fabrikanten Karl S., gest. 19. Dez. 1839
das., Hess sich in der Militärloge in
Hüningen 1809 in den Freimaurerbund
aufnehmen und nahm eifrig Teil an der
Gründung der Basler Loge, deren vortreff-
licher Meister er von 1812 — 22 war: eben-
so stand er dem Innern Orden als Prä-
fekt vor. Am 1. Dez. 1822 wurde er in
Brugg zum Grossmeister gewählt und
suchte als solcher eine Reform des rekti-
fizierten Systems und die Einheit der
schweizerschen Logen herbeizuführen; da
I er aber bei den Genfer Ordensrittern
auf hartnäckigen Widerstand traf, trat er
31. März 1828 zurück. [Vgl. Boos, Ge-
schieht« der Freimaurerei in Basel 1744
bis 1891 (Basel 1892), S. 60.]
Sarg. Bei der Bedeutung, welche die
Lehre von dem Tode und der Unsterb-
lichkeit in der Freimaurerei hat, kommt
auch der Sarg in symbolischer Bedeutung
vor und spielt eine besondere Rolle. [Vgl.
A. XXX, 8. 164; Bh. 1860, S. 195; 1873,
8. 389; FZ. 1857, S. 345; 1858, S. 2.]
Sarmiento, Domingo Faustino, ar-
gentinischer Staatsmann, geb. 13. Febr.
1811 in San Juan, gest. 12. Sept. 1888 in
Asuncion, war Journalist in Chile und
wurde vom dortigen Minister Montt 1845
bis 1847 nach Europa gesandt, um das
Schulwesen zu studieren. 1851 Hess er
sich in Buenos Aires nieder, wo er 1857
Direktor der ersten Unterrichtsbehörde,
1860 Senator und 1861 Minister des Unter-
richts und des Innern wurde. 1862 war
er Gouverneur von San Juan, 1864 Ge-
sandter in Chile und 1865 in Washington.
1868 wurde er zum Präsidenten der Argen-
tinischen Republik gewählt und bekleidete
dieses Amt bis 1874. Von da an wurde
er wieder Senator und leitete die Zeitung
El Censor. S. war Freimaurer. [Vgl. L.
1900, S. 175.]
Barry, Karl, stiftete als zugeordneter
Grossmeistor von Preussen und Branden-
burg die erste deutsche Loge in Hamburg
(später Absalom genannt) 6. Dez. 1737,
leitete während seiner Anwesenheit in
Hamburg die Meisterlogen 23. Dez. 1787
und 8. Febr. 1738, nahm 21. Febr. Ab-
schied von der Loge und reiste nach Hol-
land. [Vgl. Schröders Materialien.] Am
6. Juni 1741 trat S. der Loge Aux trois
globes in Berlin als Mitglied bei, ward 9. Juni
1741 zum ersten Steward und 9. Sept. 1741
zum ersten Aufseher dieser Loge gewählt. Als
j solcher war er 15. Sept. 1741 in Molsdorf
; (s. d.) bei der Deputationsloge zur Auf-
nahme des Herzogs Karl Friedrich zu
Sachsen-Meiningen (s.d.). Am 6. Sept. 1742
wurde er zum Meister vom Stuhl gewählt
und schied 7. März 1743 freiwillig aus
der Mitgliedschaft. Am 13. Dez. 1743
wurde er von neuem zum Mitglied dieser
Loge erklärt. Weitere Mitteilungen über
S. fehlen. [Vgl. Geschichte der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), S. 489.1
Sarsena. Unter diesem Namen erschien
1816 eine verräterische Schrift, die viel
Aufsehen erregte. Der vollständige Titel
lautet: »Sarsena, oder der vollkommene
Baumeister. Enthaltend die Geschichte
und Entstehung des Freimaurerordens und
die verschiedenen Meinungen darüber, was
er in unsern Zeiten seyn könnte; was eine
Loge ist, die Art der Aufnahme, Öff-
nung und Schliessung derselben; in dem
ersten, und die Beförderung in den zweiten
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Sartori —
und dritten der St. Johannisgrade; sowie
auch der höhern Schottengrade und An-
dreasritter. Treu und wahr niedergeschrie-
ben von einem wahren und vollkommnen
Bruder Freimaurer. Aus dessen hinter-
lassenen Papieren gezogen und unverän-
dert zum Druck übergeben. Im Jahre
5816. A-« Der Verleger war F. Kunz in
Bamberg. 10. Aufl. (Lpz. 1882). Nach
dem Erscheinen der ersten Auflage wies
v. Nettelbladt im Allgemeinen Anzeiger
der Deutschen vom 4. Aug. 1817, Nr. 205,
die Quellen nach, aus denen das ganze
Werk zusammengesetzt war. Ferner er-
schien eine unentgeltliche Flugschrift:
»Zu S. oder der vollkommene Bau-
meister. Eine Vorrede zu diesem Buche
für Personen, welche es kaufen wollen«
(Nürnb. 1805). Der Verleger Kunz ver-
öffentlichte : »Unparteiische Ansichten eines
tiefeingeweihten Freimaurers. 5817. A «
Dagegen erschien ferner: »Sarsena oder
der vollkommene Baumeister. Zweiter
Teil. Der beleuchtete S.. oder freymü-
thige Bemerkungen über die bey Kunz in
Bamberg erschienene Schrift unter dem
Titel: S., von einem noch lebenden Frei-
maurer, dem Buchdrucker und Buchhänd-
ler Joh. Chr. Fr. Gcrlach« (Freiberg 1817);
»Anti-S. für Freymaurer und Nicht-
Freymaurer« (Sonderehausen 1817); »Rahul
der Freie über 8., ähnliche Schriften und
über die Freimaurerei überhaupt im Occi-
dente und dem J. 5818, nebst einem Vor-
worte über Anti-S.« (Brei. 1817); »Unpar-
teiisches Urtheil über den Inhalt der beiden
Tractätchen S. und Anti-S.«, von Dr. J.
Meyer (Lpz. 1819); Z. Funk (Fr. Kunz),
•Kurze Geschichte des Buchs: S. Nebst
einem bisher noch ungedruckten Manu-
skripte Dr. G. W. Wetzers über diesen
Gegenstand« (Bamberg 1838). Eine hol-
ländische Übersetzung erschien in Amster-
dam 1840 (3. Ausg. Rotterdam 1865).
Ridel, »Versuch« (Jena 1817), bemerkt
über das Buch: »Am meisten ist vom
System der Grossen Landesloge in Ber-
lin verraten. Der Verfasser nennt sich
auch S. 108 ein Mitglied einer Toch-
terloge derselben. Vieles ist aus dem
»Signatstera' abgedruckt. Viel Wahres,
viel Falsches steht in dem Machwerk
neben einander, Falsches besonders in
Ansehung der frühern Geschichte«. Als
»ruhmwürdiger Stifter« wird S. 7 der »be-
kannte Cromwell« in England angegegeben.
Gädicke, Freimaurer-Lexicon (Brl. 1818),
sagt über das Werk: »Dasselbe wurde in
allen öffentlichen Blättern von dem nicht
genannten Verleger als das echte Geheim-
nis der Freimaurerei ausgeboten, und
unter jeder Anzeige stand der Feuer-
triangel A« Durch diese mystische An-
kündigung erlangte man die beabsichtigte
Wirkung, nämlich Käufer. Wer der grosse
Baumeister S. gewesen ist (das Vorwort
sagt: ,DerName eines schottischen Meisters'
Sauerlander. 307
und S. 231 wird er im Katechismus bei
der Aufnahme eines schottischen Alt- oder
Obermeisters und Ritters des heil. Andreas
als Passwort bezeichnet), erfährt man
ebensowenig aus dem Buche, als dieser
Name bekannt ist. Ebensowenig wird
das Geheimnis des Ordens entdeckt, im
Gegenteil bekennt der Verfasser auf vie-
len Seiten des Buchs, er wisse es nicht,
habe es nie erfahren, ob er gleich 43 Jahre
Freimaurer sei, und dennoch wurde in den
öffentlichen Blättern sein Buch das Ge-
heimnis des Ordens genannt. Das Neue,
was er darin liefert, besonders die soge-
nannte Geschichte, enthält sehr wenig
Wahrheit, und das Alte ist seit länger als
50 Jahren bekannt gewesen.« Der Ver-
fasser des S. ist nie bekannt geworden
(wahrscheinlich ist es der Verleger selbst);
als mutmasslichen Verfasser bezeichnet von
Selasinsky (s. d.) in seiner Weihnaehtsgabe
den Musikdirektor Karl Friedrich Ebers,
geb. 1770 in Kassel, gest. 1836 in Berlin,
der eine Zeit lang Kammerponist des Her-
zogs von Mecklenburg -Schwerin, dann
Kapellmeister an verschiednen Theatern
war und später in Leipzig und von 1822
in Berlin als Privatmann lebte. Das Buch
hat sich aber bis jetzt erhalten. Mit der
5. Auflage ging es in den Verlag von F.
A. Brockbaus in Leipzig über. 1882 er-
schien schon die 10. Auflage, ohne irgend
welche Abänderungen oder Verbesserungen
des vielen Falschen, das diese Schrift ent-
hält, trotzdem in der ebenfalls bei Brock-
haus erschienenen vorigen Auflage dieses
Handbuchs das ausdrücklich erklärt wor-
den ist. (Vgl. Taute, Maurerische Bücher-
kunde (Lpz. 1885), zu Nr. 1408.]
Sartori, August Heinrich Andreas,
Professor am Katharineum zu Lübeck,
geb. 8. Aug. 1827, wurde 21. März 1850 in
der Loge Zur Weltkugel in Lübeck in
den Freimaurerbund aufgenommen und
war 1879 — 98 deren Meister vom Stuhl,
in welcher Eigenschaft er viel für die
Loge gewirkt hat. Am 15. März 1900
wurde sein 50 jähr. Maurer jubiläum ge-
feiert. [Vgl. HZC. 1900/1, S. 7.]
Satzung, s. Gesetzbuch.
Sauerläuder, Heinrich Remigius,
schweizerischer Buchhändler und Verleger,
geb. 14. Dez. 1776 in Frankfurt a. M., gest.
i 2. Juni 1847 in Aarau, siedelte frühzeitig
nach Basel und von da 1805 nach Aarau
über, wo er die noch jetzt bestehende
Buchhandlung übernahm. Eins der ersten
grössern Verlagswerke war ein »Sonn-
tagsblatt« religiösen Inhalts, die später so
bekannt gewordnen »Stunden der Andacht«,
deren Verfasser noch lange Jahre, nach-
dem das Buch längst schon seine vielen
Tausende von Verehrern, soweit die deutsche
Zunge reicht, gefunden hatte, unbekannt
war. Das »Sonntagsblatt« erschien von
1808 an acht Jahre lang, wurde dann unter
dem Titel: »Stunden der Andacht« als
20*
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Säulen.
achtbändiges Buch in etwas veränderter
Form neu gedruckt und durch die Schweiz
und Deutschland nochmals verbreitet,
wobei es solchen Anklang fand, dass eine
grosse Anzahl neuer Auflagen nötig wurde,
auch jetzt noch häufige Nachfrage nach
demselben ist. Erst 1842 nannte sich
Heinrich Zschokke (s. d.) in seiner »Selbst-
schau« öffentlich als den wahren und ein-
zigen Verfasser der «Stunden der Andacht«.
Heinrich Zschokke und Remigius S. blieben
in treuer Freundschaft verbunden bis an
des letztern Lebensende. — Als 1810
überall in der Schweiz die Freimaurerei
nach den mannigfachen politischen
Umgestaltungen und Unruhen wieder
thätiger wurde, reiste S. mit zwei andern
Freunden, sowie Heldmann (s. d.) und
Zschokke (s.d.), nach Freiburg im Breisgau,
wo er in den Freimaurerbund aufgenommen
ward. Auf der Rückreise besprachen die
fünf die Gründung einer eignen Loge in
Aarau. Nachdem sich ihnen noch zwei
ältere Meister angeschlossen hatten, er-
reichten sie auch schon im folgenden Jahre
ihr Ziel. In der neuen Loge Wilhelm Teil
bekleidete S. zuerst das Amt des Redners,
und nachdem er Meister geworden war,
das des Schriftführers, das er auch
beibehielt, als 1815 die Loge unter dem
Namen Brudertreue förmlich durch das
rektifizierte schottische Direktorium in
Basel gegründet worden war. S. blieb
immer bis zu seinem Tode ein sehr thätiges
Mitglied der Loge. Er bekleidete unter
mehrern Ämtern auch acht Jahre lang
das eines Redners. Als er 1830 zum
Meister vom Stuhl gewählt wurde,
lehnte er aus Bescheidenheit diese Ehre
beharrlich ab. Ein grosses Verdienst
um manche schweizerische Bauhütten
erwarb er sich 1823 durch einen beredten
Vortrag, den er als Abgeordneter zur Ein-
setzung eines neuen schottischen Gross-
meisters in Basel hielt, worin er die Grün-
dung einer gemeinsamen Witwen- und
Waisenkasse empfahl. Wenn auch seine
ursprüngliche Idee nicht in dem Umfange,
wie er gewünscht, zur Ausführung kam,
so war sie doch der Anstoss, dass in vielen
Logen solche gegründet wurden, und 8. trug
eine schöne Summe bei, eine solche in der
Loge Brudertreue ins Leben zu rufen. —
Die anstrengende Leitung der ausgebreiteten
weitverzweigten Geschäfte hielt ihn aber
nicht ab, immer regen Anteil zu nehmen
an allem, was Gutes und Gemeinnütziges
im Lande geschah und gewirkt werden
sollte. Obgleich er nie ein andres öffent-
liches Amt annahm, als das eines Be-
zirksschulrats, das er aber lange Jahre
bekleidete, so war er doch thätiges Mit-
glied mehrerer gemeinnütziger Gesell-
schaften und namentlich der aargauschen
Kulturgesellschaft, deren Mitstifter und
viel jähriger Präsident er gewesen. Durch
Wort, Schrift und Druck wirkte er, wo
I sich Gelegenheit bot, für politische Frei-
heit, Religiosität, Sittlichkeit und Volks-
bildung. Manche Bibliotheken von gemein-
nützigen Unterrichtsanstalten, Lehrerver-
einen, Landschulen und Dörfern beschenkte
er reichlich mit geeigneten Büchern.
Säulen. I. Zwei S. Darunter sind die S.
Jachin (s. d.) und Boas (s. d.) zu verstehen,
die sich an der Ostseite des Salomonischen
Tempels vor dessen Vorhalle erheben, und
zwar Jachin zur Rechten, Boas zur Linken.
Sie waren aus Erz. Jede war 18 Ellen
(jüdische Elle = 48,3 cm) hoch und hatte
12 Ellen im Umfang, also im Durchmesser
etwa 4 Ellen. Die Dicke des Erzes betrug
4 Finger. Die aus Erz gegossnen Kapi-
tale waren 5 Ellen hoch. 8ie waren rings-
um mit Lilien verziert und diese wieder
mit einem Netzwerk überzogen, auf dem
in zwei Reihen, oben und unten, je 100
Granatäpfel standen. Diese S. waren keine
Tragstützen, sondern nur eine symbolische
Verzierung des Tempels. Sie sollten ein
Triumphzeichen sein, das Salomo nach
Vollendung des Baues errichtete, in Er-
innerung an die Worte, die sein Vater
David zu ihm gesprochen, nachdem er ihn
zum Bau des Gotteshauses ermahnt hatte:
»Sei fest und stark und richte es aus«.
Deshalb sind sie das Svmbol der ewigen
Unwandelbarkeit und Macht der Gottheit
und erfahren in der Freimaurerei eine
dementsprechende moralische Deutung.
[Vgl. Bibel, 1. KÖn. 7, 15-21. 2 Chron.
8, 15—17. Jer. 52, 21—23. Schauberg,
Symbolik der Freimaurerei, Bd. I, S. 64,
II, S. 138 fg. Fallou, Mysterien der Frei-
maurer (2. Aufl. 1857). L. 1883 S. 65.
A.Z. 1824, S. 1 (wo Abbildung der Säulen).]
II. DreiS. Als die drei S. oder Pfeiler
des maurerischen Tempelbaus werden die
drei Grundbedingungen des Bauens be-
zeichnet, nämlich Weisheit (a. d.), Schön-
heit (s. d.) und Stärke (s. d.). Das sind
die Stützen des Tempels der Humanität.
In Weisheit, die entwirft und leitet, in
Stärke, die ausführt, und in Schönheit, die
ziert, muss das Denken und Handeln so-
wohl des einzelnen, wie der Gesamtheit
I zum Ausdruck kommen; sonst kann kein
gutes Werk, kann auch der Tempelbau
der Menschheit, an dem die Freimaurerei
arbeitet, nicht fortgeführt und glücklich
vollendet werden. Um auf diese Wahrheit
recht eindringlich hinzuweisen, werden
Weisheit, Stärke und Schönheit nicht nur
durch drei S. versinnbildlicht, sondern
auch durch die drei obersten Beamten der
I Loge liturgisch dargestellt: die Weisheit
durch den Meister vom Stuhl, die Stärke
durch den ersten und die Schönheit durch
den zweiten Aufseher. Hier und da findet
indes eine andre Stellung der S. statt.
Auch in der Anordnung der 8. im Tempel
zeigt sich Verschiedenheit. [Vgl. Fischer,
Lehrlings -Katechismus (29. Aufl. 1900),
I Frage 24—29. Marbach, Katechismusreden
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Säulenordnung, freünaureriache — Schadow.
309
J. (4. Aufl. 1892). 8. 209. Carus, Logen- I
arbeiten (Lpz. 1882), 8. 84. A. XVIII, 8.
69; XIV, 8. 90; XVI, 8. 105. Bh. 1860, 8.
9; 1866, 8.846; 1868, 8. 166; 1880, 8. 89.
FZ. 1857, 8. 145; 1858, 8. 225; 1867, 8. 129,
845; 1878, 8. 8. Hohlfeld, Maurerischer
Nachläse (Dresd. 1851), 8. 88.] (8. auch
Säulenordnung, Schönheit, Stärke, Weis-
heit)
Säulenordnung, frelmaurerigche. Die
Stellung der Säulen der Weisheit, Starke
und Schönheit, auf denen die Loge ruht,
war nicht zu allen Zeiten die gleiche, und
ist es auch jetzt nicht. Ursprünglich, alB
die Maurerarbeit noch am Tage vollzogen
wurde, sassen die drei obersten Beamten
der Loge (Meister vom Stuhl und Aufseher),
da sie das meiste Licht bedurften, an den
drei Fenstern (s. d. im Nachtrag) im Osten,
Westen und Süden. Als die Logen auf-
hörten, Baulogen zu sein, und die Logen-
Versammlungen abends abgehalten wurden,
verschwanden die Fenster, und man gab
jenen drei Beamten das beste Licht durch
Hinstellung dreier Kerzen auf Säulen, der
drei kleinen Lichter. Die Beamten selbst
rückten samt den Kerzen von den Fenstern
weg in die Zeichnung des länglichen Vier-
ecks auf dem Fussboden, das die Loge
bedeutet. Erst als man statt der Zeich-
nung von Kreide auf dem Fussboden den
künstlich gemalten Teppich (s.d.) anwendete,
hatten die Beamten nicht mehr auf diesem
Raum und erhielten darum ihre Stellung
ausserhalb des Teppichs und gleich ihnen
die drei Säulen mit den Lichtern. Auch die
sonstige Stellung der drei Säulen ist nicht
in allen Logen gleich; jedenfalls sollen
sie in einem rechten Winkel zu einander
stehen, allein diesen bildet man teils durch
die Stellung der einen im Osten, der zweiten
im Westen, der dritten im Süden, teils
durch Stellung der einen im Osten und
der beiden andern im Westen. Nicht
minder verschieden ist die Bezeichnung
der Säulen. Während in den meisten Logen
die Weisheit die erste, die Stärke die
zweite und die Schönheit die dritte Säule
genannt wird, steht in andern die Säule j
der Schönheit an zweiter und die Säule
der Stärke an dritter Stelle. [Vgl. Fischer, {
R., Lehrlingskatechismus (29. Aufl., Lpz.
1900), S. 79. Marbach, O., Agenda MB. (2.
Aufl., Lpz. 1874), S. 91.]
Saatler, Heinrich, Exjesuit, ist der
wahre Name des Erich Servati, der meh-
rere Schriften gegen den Freimaurerbund
herausgab: * Verteidigung zwoer päpst-
licher Bullen wider den Freymaurer M(i-
chaeler)« (Augsb. 1788), »Warum soll ich
. ein Freymäurer werden? (Basel 1786),
»Bruchstücke zur Geschichte der deutschen
Freymäurerey« (Basel 1787), »Apologie der
ersten Frage: Warum soll ich etc.« (Basel
1787). S. auch Michaeler.
Sarai ette de Langes, s. Langes.
Sayer, Anthony, wurde 24. Juni 1717
bei Begründung der Londoner Grossloge
durch vier alte Logen der erste Gross-
meister [vgl. oben I, 8. 284J. Er war ver-
mutlich schon damals Mitglied der Loge
No. 8, als deren Älterer Aufseher er 1722 die
»Genehmigung« der ersten Ausgabedes Kon-
stitutionenbuchs (s. d.) mit unterschrieben
hat und der er nachweislich 1728, 1725 und
1780 gleichfalls angehörte. Unter Desa-
guliers (s. d.) als GrossmeiBter war er vom
24. Juni 1719 bis dahin 1720 Älterer Gross-
aufseher. Nicht die geringste Leistung
wird von ihm gemeldet. Seine Lebens-
stellung war keine günstige, vielmehr lag
bereits am 21. Nov. 1724 ein schriftliches
Gesuch von ihm um eine Unterstützung
der Grossloge vor, das der Grossmeister
Herzog von Kichmond auch empfahl, von
dessen weiterer Berücksichtigung aber
nichts gemeldet wird. Wahrscheinlich hat
S. damals nichts bekommen können, weil
für UnterstützungBzwecke noch kein Geld
vorhanden war. Der Fall hat offenbar den
Anstoss gegeben zur Bildung der Unter-
stützungskasse; denn unmittelbar im An-
schluss an die Verlesung und Empfehlung
des Gesuchs stellte der vorige Grossmeis-
ter Graf von Dalkeith einen Antrag auf
Gründung der Kasse [vgl. oben I, S. 244].
Erst 21. April 1730 konnte ein neues Ge-
such S.'s Berücksichtigung finden; es wur-
den 20 £ für ihn vorgeschlagen , von an-
dern dagegen nur 10 jt, von dritter Seite
die Mittelsumme von 15 £, und diese wur-
den ihm bewilligt, »mit Rücksicht darauf,
dass er Grosameister gewesen war«. Am
17. April 1741 bekam er noch einmal zwei
Guineen, später erscheint sein Name nicht
mehr in den Protokollen. Inzwischen aber
hatten am 28. Aug. 1730 Meister und Auf-
seher seiner Loge eine Anklage wegen
»grosser Unregelmässigkeiten« bei der
Grossloge gegen ihn eingereicht, und
15. Dez. 1730 musste er sich verantworten.
Was er begangen hatte, steht nicht in den
Protokollen ; aber es erhob sich ein Streit
darüber, ob das, was er gethan hatte,
»clandestine or irregulär only« wäre, d. h.
etwa »gesetzwidrig (unerlaubt) oder nur
anstössig«. Die Menrheit entschied, es
wäre »nur anstössig«; er wurde also frei-
gesprochen, erhielt aber die Mahnung,
•nichts so Anstößiges in Zukunft zu thun«.
Dass er 1741 mit nur zwei Guineen be-
dacht wurde, Hess schon vermuten, dass
er damals nicht mehr in besonderm An-
sehen stand, sondern noch mehr herunter-
gekommen war, und Sadler hat 1898 die
Entdeckung gemacht, dass S. 1741 als »ge-
wöhnlicher Thürhüter« (ordinary Tyler)
einer Loge gedient hat und als solcher
Ende 1741 oder ganz zu Anfang von 1742
gestorben ist. [Freemason 1898, S. 633.
Vgl. auch Gould TV, 342, 846, 847, 377,
887; Sadler, Facta and Fictions, S. 41.1
Schadow, Johann Gottfried, Bild-
hauer, geb. 20. Mai 1764 in Berlin, gest.
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310
Schaffcr — Schanz.
das. 27. Jan. 1850, besuchte 1785 Italien
und wurde nach seiner Rückkehr nach
Berlin 1788 Hofbildhauer, 1805 Rektor
und 1816 Direktor der Akademie der Künste
das., der er bis zu seinem Tod vorstand.
Er ist einer der hervorragendsten Bild-
hauer, der erste, der der Antike wieder |
zu ihrem Recht verhalf. Von ihm stam-
men u. a. das Modell zur Quadriga auf
dem Brandenburger Thor in Berlin, die
Marmorstatue des Generals von Ziethen im
Kadettenhaus in Lichterfelde, das Denk-
mal des Fürsten Leopold von Dessau in
Berlin, das Blüchers in Rostock und die ;
Lutherstatue in Wittenberg. Auch eine
grosse Anzahl Büsten, namentlich für die |
Walhalla, schuf er, wie es auch mehrere
Radierungen von ihm giebt. — S. war Mit- i
glied der Loge Friedrich Wilhelm zur ge-
krönten Gerechtigkeit in Berlin und Be-
amter im Innersten Orient der Grossen
Loge Royal York.
Schaffer, Johann Heinrich, Sanger,
später Musikdirektor und Männergesangs-
komponist, geb. 26. Febr. 1808 in Kassel,
gest. 28. Nov. 1874 in Hamburg, war in
Magdeburg, Braunschweig und seit 1832 in
Hamburg als Tenorsäuger am Theater thä-
tig, zog sich 183S von der Bühne zurück
und widmete sich der Komposition. — Er
wurde 15. Juni 1837 in die Loge Ferdi-
nande Caroline das. aufgenommen und war
1840—44 Schaffner, dann erster Aufseher
seiner Loge, von 1844—69 und 1870—73
Meister vom Stuhl der Loge Absalom eben- l
dort. Er war Komponist vieler (auch mau- I
rerischer) Gesänge und hat in den fünf I
vereinigten Logen in Hamburg die Musik
auf eine hohe Stufe gebracht.
Schaffgotsch, Philipp Gotthard Graf
von, Fürstbischof von Breslau, geb.
3. Juli 1716 in Warmbrunn, gest. 5. Jan.
1795 auf Si-hloss Johannesberg, wurde
6. März 1742 in der Loge Zu den drei
Totengerippen in Breslau in den Frei-
maurerbund aufgenommen und gründete
1744 eine Loge in dem Dorfe Brockau bei
Breslau. [Vgl. Lange u. Krebs, S. als Frei-
maurer (Brsl. 1891). Abaß, Geschichte der
Freimaurerei in Österreich-Ungarn, I, 72,
92. Taute, Die katholische Geistlichkeit
und die Freimaurerei (Lpz. 1895), S. 75.] —
Sein älterer Bruder, Leopold Graf von
8., preuss. Major, geb. 19. Mai 1714, war
ebenfalls Freimaurer, in der Loge Zu den
drei Totengerippen in Breslau 1742 aufge-
nommen und 1746/47 Meister vom Stuhl
der Loge Zu den drei Ankern in Königs-
berg i. Pr.
Sehaffhausen (Hauptst. des gleichna-
migen Schweizerkantons, [1888] 12402
E.). Hier entstand 1875 unter dem Sup-
röme Conseil des schottischen Ritus in
Lausanne die Loge Freier Rhein. Nach-
dem sich diese mit dem damaligen frei-
maurerischen Kränzchen vereinigt hatte,
fand im Jahre 1877 die Aufnahme in die
schweizerische Grossloge Alpina statt. In-
folge heftiger Angriffe in der Prease so-
wohl, als im grossen Rat wurde die fernere
maurerische Wirksamkeit gehemmt, und die
Loge deckte Anfang 1887. 1896 nahmen
eine Anzahl Freimaurer die Zusammen-
künfte wieder auf, und es erfolgte die
Gründung eines Kränzchens am 23. März
1897, das unter der Loge Akazia in Win-
terthur steht. Mitgliederzahl (1900): 1.'.
Schaffner (Schaffer). Das Logenamt der
S. wird in der Regel von zwei Personen
(erster und zweiter Schaffner) bekleidet.
Sie sind die Gehilfen der beiden Auf-
seher (s. d.) und haben mitunter noch
die Stellung eines Ordners (s. d.), wenn
nicht ein besonderer Beamter hierfür be-
stellt ist, sowie des Krankenpflegers u. s. w.
In der Regel unterstützen sie den
Ordner bei der Ordnung der Tafellogen,
beim Empfang von besuchenden Brüdern,
bei Vornahme der Kugelung, Sammlung
für die Armen und sollen die nötigen
Vorbereitungen zur Arbeit besorgen, damit
alles im gehörigen Stand sei. Der zweite
Schaffner hat meist die Obliegenheit eines
Ziegeldeckers (s. d.) — In England sind
diese Verrichtungen etwas anders verteilt
und werden teils von den Stewards (s. d.),
teils von den Deacons — s. d. — (= Dia-
konen) besorgt. Der erstere Ausdruck,
der auch im Dänischen und Schwedischen
vorkommt, ist zugleich auf einige deutsche
Logenrituale übergegangen. — In Frank-
reich stehen die oeiden experta den S.
am nächsten; doch giebt es auch hier in
manchen Logen besondere diacres. — In
den Niederlanden besorgen die beiden
onderzoekers zunächst nur die Verrich-
tungen der Ordner. — In Italien rindet
sich in gleicher Stellung, wie die S., ein
esperto.
Schaible, Karl Heinrich, Professor,
geb. 7. April 1824 in Offenburg, gest.
22. Sept. 1899 in Heidelberg, hat sich als
Student lebhaft an den politischen Bewe-
gungen 1848/49 beteiligt und musste des-
halb ins Ausland fliehen, von wo er erst
1883 zurückkehrte. Er war littcrarisch
in deutscher und englischer Sprache thä-
tig. — Wann und wo er in den Freimau-
rerbund aufgenommen wurde, ist nicht
bekannt. Von ihm erschien 1882 in Lon-
don: »Der Salzbund. Ein Zweig des Frei-
maurerordens in den Thüringschen Landen
im 18. Jahrhundert«, ein Abdruck des Ri-
tuals von Bode, Heft E, Nr. 6. [Vgl. Salz-
bund.]
Schanghai (St. in China, etwa 400000 E.).
Hier besteht eine deutsche Loge Germa-
n i a unter der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln, gegr. 10. Juli
1873, ausser Thätigkeit 7. Okt. 1883, er-
neuert 29. Mai 1895.
Schanz, Moritz, geb. 24. Dez. 1826 in
Ölsnitz, gest. 23. Juli 1883 in Chemnitz,
wurde Kaufmann, etablierte sich 1848 in
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Schuper — Schatz- und AJmoHen-Comite.
311
Treuen und 1855 in Chemnitz. Hier wid-
mete er bald den gröbsten Teil seiner freien
Zeit solchen Anstalten und Unternehmun-
gen, die gemeinnützige oder wohlthätige
Zwecke verfolgen, war 1866 Mitbegründer
des Vereins zu Rat und That, dessen erster
Vorsteher er 1867 wurde und beteiligte sich
überaus thätig an den 1866 und 1870 ent-
etandnen Hilfsvereinen für die Kriegsarmee
und für Verwundete. — In den Bund der Frei-
maurer trat er 10. April 1849 bei der Loge
Zur Pyramide in Plauen, wurde 7. April 1857
bei der Loge Zur Harmonie in Chemnitz
angenommen und gehörte zu deren Beam-
tenkollegium seit 1858. Von 1870 bis zu
seinem Tode war er Meister vom Stuhl I
dieser Loge. Mit regstem Eifer und un- i
begrenzter Liebe für die Freimaurerei sorgte ;
er für das Gedeihen dieses Bundes im all- |
gemeinen und seiner Loge ganz besonders. |
Von seinen zahlreichen maurerischen Vor- i
trägen sind viele durch Aufnahme in mau-
rerische Zeitschriften, namentlich in FZ.
von 1875 — 1883, bekannt geworden. Auch
an der Abfassung der Gesetzbücher seiner
Loge vom Jahre 1866 und 1878 hat er her-
vorragenden Anteil genommen und beson-
ders die Loge» Verwaltung inzeitgemässester
Weise eingerichtet und unermüdlich ge-
leitet. [Vgl. Bh. 1884, S. 18. L. 1883, S.
185. FZ. 1883, S. 297.]
Schaper, Karl Heinrich Jul., Schul-
mann, geb. 15. März 1828 in Elbing, gest.
6. Okt. 1886 in Berlin, begann seine Lehr-
tätigkeit am Collegium Fredericianum
in Königsberg i. Pr, kam 1853 an das Gym-
nasium zu Tilsit, 1858 an das Altstfidtische
Gymnasium zu Königsberg, von hier als
erster Oberlehrer au das städtische Gym-
nasium zu Insterburg, 1864 als Direktor an
das Gymnasium zu Lyck, 1868 in gleicher
Eigenschaft nach Posen und 1874 an das
Joachimsthaler Gymnasium zu Berlin. —
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde S. in der Loge Irene zu Tilsit
8. Febr. 1856, trat 15. Marz 1862 der Loge ;
Zum Tempel der Eintracht in Posen bei, \
schloss sich 8. März 1874 der Loge Zum
flammenden Stern in Berlin an, war über-
all als Beamter thätig, namentlich als Red-
ner, wurde 30. Dez. 1874 Meister vom 8tuhl
der Loge Zur Eintracht in Berlin und
23. Sept. 1875 zum Mitglied der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Weltku- j
kugeln, 29. Okt. 1876 in das Bundesdirekto- i
rium gewählt, 18. Sept. 1879 zum zugeord-
neten und 2. Juni 1881 zum National-
Grossmeister ernannt. Ihm wurde auf dem
Friedhof der 12 Apostelgemeindc in Schö-
neberg ein Denkmal gesetzt. [Vgl. FZ.
1886, S. 853. Bbl. 1888, S. 545. Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890), 8.
489.]
Scharmbeck Osterholz, s. Osterholz.
Scharnhorst, Gerh. Dav. v., preussi-
scher Feldherr, geb. 10. Nov. 1756 in Hä-
melsee in Hannover,*) gest. 28. Juni 1813
in Prag, trat 1801 in preussische Dienste,
wurde 1804 in den Adelstand erhoben, lei-
tete 1807 — 10 das Kriegsdepartement, be-
reitete die Bildung der Landwehr vor,
war 1813 Chef vom General stab Blüchers
und wurde bei Grossgörschen tödlich ver-
wundet. Unter seinen Schriften zeichnen
sich aus: »Handbuch für Offiziere« (8 Bde.,
Hann. 1787—90; neue Aufl. von Hoyer,
4 Bde., Hann., 1817—20); .Militärische
Denkwürdigkeiten (5 Bde., Hann., 1797 —
1805). Sein von Rauch gefertigtes Stand-
bild wurde 1822 in Berlin aufgestellt.
Zum Freimaurer wurde er 10. März 1779
in der Loge Zum goldnen Zirkel in Göt-
tingen aufgenommen und in den zweiten
Grad befördert das. 8. März 1780. [Vgl.
Heyne, Mitteilungen zur Vorgeschichte
der Loge Augusta zum goldnen Zirkel in
Göttingen (1896), S. 19. Bh. 1895, S. 308.]
Schatzmeister (treasurer, tresoricr), ein
Logenamt, dessen Bedeutung sich von
gelbst ergiebt. Der erste Schatzmeister in
England wurde 24. Juni 1727 ernannt.
[Vgl. England, I, S. 242. (S. auch Armen-
pfleger).]
Schatz- und Almoxen Comlte, die Finanz-
behörde der fünf vereinigten Logen in
Hamburg. Sie versammelte sich noch 1788
mit dem Ritual des Andreasgrads. Unter
Exters (s. d.) Provinzialgrossmeisterschaft
wurde durch Schröder (s. d.) dieser Ge-
brauch aufgehoben, aber 1791 aufs neue
eingerichtet. Sie hielt alsdann bis 1869 ihre
Versammlungen im Meistergrad, seitdem
ohne maurerische Bekleidung. Seit der Re-
vision der Hausgesetze im Jahre 1898 ist
der Name »Verwaltungsausschuss« ange-
nommen. Diesem Verwaltungsausschuss
untersteht die Verwaltung aller gemein-
samen Angelegenheiten der 5 Logen als:
die Verwaltung des gemeinsamen Vermö-
gens, Beschlussfassung über die Jahres-
voranschläge, Entgegennahme der Jahres-
berichte und Rechnungslegungen der Fach-
abteilungen (Bau- und Inventarkommis-
sion, Wirtschaftskommission, Freimaurer-
krankenhaus, Stiftung der fünf Logen zur
Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder), Er-
nennung der Revisoren, Bewilligung von
Unterstützungen aus der Armenkasse und
der Generalkasse, Aufsicht über die gemein-
samen milden Stiftungen, über das Archiv,
die Sammlungen und die Bibliothek, Be-
stätigung der Wahlen der Vorsteher und
Ärzte des Freimaurerkrankenhauses u. s. w.
Mitglieder des Verwaltungsausschusses sind :
der Vorsitzende, dessen Vertreter, der Ge-
neralschatzmeister, der Generalschriftfüh-
rer, der Archivar und der Bibliothekar,
der Vorsitzende der Prüfungskommission,
*) Im Mitgliederverzeichnii der Loge in Göttin gen
vom S. Febr 1780 ist alt Geburttort Bordenau im Amt
Neustmit angegeben und der damalige Stand: Fahnd-
rieh beim Dragonerregiment ron Eetorff.
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312
Scbauberg — Schauspielerverein.
die 5 Stuhlmeister, 5 Aufseher, 5 Schaff-
ner, die 5 Schatzmeister und die 5 Schrift-
führer der Einzellogen. Beratende Stimme
haben: die zug. Stuhlmeister, der Leiter
des Logenblatte und je 1 Vertreter
der gemeinsamen milden Stiftungen. —
Übersteigt dieSumme einer besondern Aus-
gabe M. 1500, so muss die Sache an eine
allgemeine Mitgliederversammlung zur
Abstimmung gebracht werden, der auch
die Bewilligung ausserordentlicher Ab-
gaben oder die Erhöhung der jährlichen
Beiträge vorbehalten bleibt (s. Armen-
pflege).
Srhauberg, Jos., Rechtsanwalt in Zürich,
eb. 2. März 1808 zu Annweiler in der
ayerechen Rheinpfalz, gest. 14. März 1866
in Zürich, studierte in München, wo er den
Philosophen Krause (s. d.) kennen lernte.
Dann siedelte er nach Zürich über. Hier
trat er 1887 der Loge bei. Er beteiligte
sich als fleissiger Mitarbeiter an der »Frei-
maurer-Zeitung«, hernach an der »Bau-
hütte«, in der er unter anderm auch als
mutiger Vorkämpfer für Reformen im Bunde
auftrat. 1859 und 1860 gab er das mau-
rerische Jahrbuch »Alpina« heraus. 1860
regte er im Verein mit Seydel (s. d.) und
Findel (s. d.) die Gründung eiues wissen-
schaftlichen Vereins deutscher Freimaurer
(s. d.) an, wodurch er sich ein bleibendes
Verdienst erwarb. Seine in maurerischen
Zeitschriften erschienenen Arbeiten gab er
vermehrt und überarbeitet in einem durch
Fülle des Stoffs und erstaunliche Be-
lesenheit ausgezeichneten »Vergleichenden
Handbuch der Symbolik der Freimaurerei,
mit besonderer Rücksicht auf die Mytho-
logieen und Mysterien des Alterthums«
(Scbaflhausen 1861) in zwei Bänden heraus,
denen sich in der Folge als dritter Band
eine umfassende »Allgemeine äussere und
innere Geschichte der Bauhütte« (Schaff-
hausen 1863) anschloss. Infolge der Ver-
öffentlichung der Symbolik verliess er die
Loge in Zürich und schloss sich an die
Loge Amis fideles in Genf an, deren Eh-
renmitglied er seit 1859 in Anerkennung
seiner entschlossnen Haltung in der Gross-
loge zu Lausanne war. — Ausgehend von
der Ansicht, dass zwischen der Geschichte
und Symbolik der Freimaurerei und den
Mythologieen und Mysterien der Alten ein
inniger geistiger Zusammenhang stattfinde,
war S. als maurerischer Schriftsteller vor
allem bestrebt, die Maurerei mit der Wis-
senschaft, insbesondere mit der Altertums-
kunde und Rechtegeschichte in Verbindung
zu setzen und geistig und wisenschaftlich
zu heben, sowie den meistens in den Ge-
bräuchen und Symbolen lebenden Sinn und
Geist zu ergründen und wo möglich wie-
derzuerwecken. [Vgl. Bh. 1867, S. 76.]
Schaubrote. Unter S. versteht man
die zwölf Brotkuchen nach der Zahl
der zwölf Stämme des israelitischen
Volks, die im Heiligtum der Stifts-
hütte und des Tempels auf einem über-
goldeten Tisch in zwei Stössen aufge-
stellt waren. Sie wurden jede Woche er-
neuert und fielen den Priestern zu, die
sie an heiliger Stätte verzehrten. — Der
Schaubrottisch (aber nur mit sieben Bro-
ten) hat im alten Andreasrittergrad —
freilich ohne Erklärung — auch Platz ge-
funden. In der Lehrart der Grossen Nu-
tional-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
werden die Brote »auf Bekämpfung der
Sinnenlust« gedeutet; auch in andern fran-
zösischen höhern Graden fanden sie Platz.
Schauspieler. Im 18. Jahrh. griffen
hier und da die alten Vorurteile gegen
diesen Stand in der bürgerlichen Gesell-
schaft auch unter den Freimaurern Platz
und verschlossen den S. den Zutritt zu den
Logen. Merkwürdig ist in dieser Hin-
sicht ein Beschluss des Grossorients von
Frankreich vom 24. Juni 1776, in dem es
heisst: »Die für die öffentlichen Theater
bestimmten Profanen werden vom Gross-
orient nicht anerkannt, nicht wegen der
Entsittlichung, die man diesem Stande bei-
raisst, es giebt unter ihnen welche, die
hinreichend Mut besitzen können, untadel-
hafte Sitten zu bewahren — , sondern weil
ihr Stand sie in eine solche Abhängigkeit
von den Launen des Publikums versetzt,
dass sie schweren Prüfungen ausgesetzt
werden und jenen kostbaren Teil unsrer
Verpflichtungen nicht ausüben könnten,
nämlich unsern Brüdern beizustehen, wenn
sie ungerechter Weise unterdrückt werden.
Man hat da» Ausschliessen nicht auf die
Harmonie [die sogenannten musikalischen
Brüder (s. d\)J ausgedehnt; wie könnte man
nicht diese einschmeichelnde und erhabene
Verbindung der KunBt mit der Natur re-
spektieren, welche durch ihren melodischen
und mächtigen Zauber den Mut anregt
und belebt, den Schmerz lindert und trös-
tet und den Wunsch, zu gefallen und das
Bedürfnis zu lieben, die ersten Antriebe
zur Gestaltung des geselligen Lebens, un-
terhält oder erzeugt?« [Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, I, 200J.
Von dieser Anschauung hat sich die Frei-
maurerei losgerungen, und man findet S.
allerwärts in den Logen verkehren. Ihrer
Aufnahme als solcher steht kein Hinder-
nis mehr entgegen, sofern sie sonst den
Bedingungen hierzu genügen.
Schäuspielerverein. Unterm 81. Jan.
1815 schreibt Joh. Merkel (s.d.), Meister
vom Stuhl der Loge Zu den drei Pfeilen
in Nürnberg, an F. L. Schröder (s. d.) in
Hamburg: »Ein Schauspieler in Stuttgart,
Namens Hunnius, ein Freimaurer, hat vor
ohngefähr zwei Jahren eine Verbindung
unter den Schauspielern gestiftet und ihr
den Namen Die Mysterien Thaliens ge-
geben. Nur moralische Würdigkeit kann
zur Aufnahme qualifizieren, und ausser
| einer gewissen Richtung auf die mora-
| lische Vervollkommnung der Mitglieder
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Schau- und Lustspiele — Schechina.
313
ist auch noch die Wohlthatigkeit ein be-
sonderer Zweck dieser Verbindung; für be-
dürftige Mitglieder werden Reisegelder,
Witwen Versorgungen und Pensionen ge-
zahlt; daher ist der monatliche Beitrag
etwas stark und betragt 8 Fl. 36 Kr. Die
Verbindung, in welche nur Schauspieler
treten dürfen, besteht aus drei Graden,
welche Priester des 1., 2. und 8. Grads
fenannt werden. Bei den Versammlungen
nden auch eigne Gebräuche statt. Vor
Eröffnung fragt der Vorsitzende: .Wächter
des 1. Grads, sehet zu, ob wir nicht be-
lauscht sind?' Die Mitglieder nennen sich
Brüder und klatschen bei den Versamm-
lungen; sie erkennen sich an dem Zeichen,
dass sie sich die Hände geben, sie falten
und sie so an die Achsel legen und sich
dann küssen. Der Kuss wird dreimal ge-
geben. Ausserdem tragen sie auch noch
Ringe; der 1. Grad trägt einen einfachen
goldnen Ring mit grünem Steinchen am
Zeigefinger, der 2. Grad einen solchen
mit rotem Steinchen am Mittelfinger, und
der 8. Grad einen Ring mit goldoer durch-
brochner Krone, mit einem Reichsapfel
und Kreuz an der Spitze. Um sich zu er-
kennen, fragt man: Wo haben Sie diesen
Ring gekauft? Antwort: Ich habe ihn
nicht gekauft, sondern zum Geschenk be-
kommen. In Stuttgart ist das Kapitel; die
Versammlungen an andern Orten heissen
Konvente; sie waren hier, in Regensburg
und München; ob sie noch bestehen,
weiss ich nicht; auch in Karlsruhe und
Frankfurt sind Konvente.« Es ist unbe-
kannt, ob sich der Verein erhalten hat.
[Vgl. Bh. 1878, S. 404; 1893, S. 390. FZ.
1893, 8. 79.]
Schau- and Lustspiele, welche die Frei-
maurerei zum Gegenstand haben. Klosa
[Bibl., Nr/4018— 4053] und Taute [Maure-
rische Bücherkunde, M. 2682—2696] führen
eine Anzahl Schauspiele an, die noch ver-
mehrt werden kann. Wenn bei den Romanen
(s. d.) zum grossen Teil ein ernster Zug, der
sie berührt und durchwebt, zu finden ist,
so treffen wir hier mehr das Bestreben,
die Maurerei von der lächerlichen und ko-
mischen Seite darzustellen und dadurch
zu erreichen, dass man ihr abhold werde.
Es kann daher diesen Erzeugnissen, denen
meist selbst die technische, bühnengerechte
Behandlung abgeht, kein besonderes Ge-
wicht beigelegt werden, zumal da die
wenigsten auf anständigen Bühnen aufge-
führt worden sind, höchstens auf solchen
Plätzen, wo man auch jetzt noch zur An-
lockung des Publikums photographische
Darstellungen von Freimaureraufnahmen
findet. Man hat, indem man die Frei-
maurerei dramatisch darstellte, versucht,
ihr zu schaden, und das ist von vorn-
herein missglückt, wie wir aus der Ge-
schichte Frankreichs wissen, näm-
lich die polizeilichen Veröffentlichungen
der Rituale nicht den gehofften Eindruck
machten, schrieb Clement de Geneve unter
dem falschen Namen Vincent 1787 ein
S.: »Les Francs-Macons«, das 1739 auf-
geführt und 1740 gedruckt wurde. Das
Mittel, die Freimaurerei lächerlich zu
machen, schlug fehl. Denselben Erfolg
' hatte die Pantomime, die 2. Aug. 1741 im
Kollegium Dubois zu Caen von den Je-
suitenschülern nach der Aufführung des
8. •Rhadamistus und Zenobia« dargestellt
wurde und die Aufnahme eines Freimau-
rers mit allen dabei üblichen Gebräuchen
zum Vorwurf hatte. Auch im Jeu de
Bienfait und von den Marionetten des
Gillot wurde 1744 in Paris der Polichinelle
Franc-Macon dem Publikum zur Schau
gestellt, ohne der Maurerei Schaden
zu thun. — Das älteste bekannte S. ist
>The Generous Freemason; or, the Con-
stant Lady. A tragi-comi-farcical Bailad
Opera in three acta« (London 1731). Aus
neuerer Zeit sind zu erwähnen das S. von
Kotzebue »Die Freimaurer«; »Himmel und
Hölle«, Volksdrama von Arthur Storch
(Sch neeberger, s. d., Wien 1875), in Öster-
reich verboten, und »Der Turm zu Babel«,
S. in vier Aufzügen von Tubalkain (Witt-
stock, Lpz. 1876), welch letzteres indes
einen ernstern Charakter trägt und nicht
zur Schädigung der Freimaurerei dient.
Nicht ungewöhnlich ist, namentlich in
Schottland, dass eine Loge, um einem
Schauspieler eine Huldigung oder eine
Unterstützung zu gewähren, in vollem
Schmuck das Theater besucht, wie es
z. B. 9. Mai 1850 zum Benefiz von Wynd-
ham geschah. [Vgl. Lawrie, Historv (ed.
2), S. 27.]
Schechina, »Wolke der Erscheinung«,
die im Heiligtum Israels (der Stiftshütte
und dem Tempel) war und deren Vorstel-
lung aus Feuer und Rauch gemischt der
Führung Israels durch die Wüste und dem
Bundeszeichen Abrahams 1. Mos. 15, 17
entspricht. — In einigen höhern Graden,
namentlich im System Melesinos, kommt
dieses Wort »als Schatten Gottes, Gottes
heilige Gegenwart« vor, und lautet der
Schluss der Erklärung des mystischen
Teppichs im Melesinoschen System so:
• Rabbi Zoar sagt: Gott ist von Ewigkeit
her gewesen, und sein Reich hat weder
Anfang, noch Ende, und er war in sich
selbst, und vor der Erschaffung war nichts,
ausser dem Wesen Gottes, so die Propheten
Ensoph (unendliches We*en)genannt haben.
Es war also nur ein einziger Abbah Jeho-
vah, der in sich das Wesen des Sohnes
und des heiligen Geistes enthielt, mit
einem Wort, die vollkommene Dreieinigkeit
in Wesen und in Kraft. Das ewige Wort:
I ,Es geschehe!' kam aus dem Munde des
Vaters; und der Geist Gottes schwebte
über den Gewässern. Sehen Sie hier schon
die Dreieinigkeit entwickelt und das grosse
Wort der Schöpfung durch das Chaos an-
gefangen ! — In die Schöpfung schuf Gott
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S14 Scheffcr —
vier Räume, so die Profanen vier ver-
schiedne Himmel nannten. Das erste ist
genannt: Aziloh. — In dem lichtvollen
leeren Räume, der ganz mit der Herrlich-
keit des Ewigen erfüllt ist, hat der S.
seinen Sitz, der der Schatten Gottes ist
und den wir einen Geist nennen, der von
der ganzen Macht ausgeht.« — Im Mittel-
unkt des S. findet sich der flammende
tern, der »als ein Gedächtnis des Glanzes
der Gottheit über der Bundeslade zu be-
trachten ist und bedeutet, dass wir immer
den wahren Gott als unsern Führer und
Beschützer vor Augen haben sollen.« [Vgl.
Die maurerisch-theosophische Enthüllung
der vier Grade und ihrer Mysterien in
der Schrift: Der vierte Grad der Frei-
maurerei u. 8. w. (1826).]
Scheffer, Karl Fredrik, Freiherr, seit
1766 Graf, geb. 28. März 1715 in Nykö-
ping, gest. 27. Aug. 1786 in Stockholm,
trat in die König!. Kanzlei und machte
nach 1735 Reisen ins Ausland. In Paris
wurde er 10. Sept. 1787 in der »Prinz
Clermont-Loge« als Freimaurer aufge-
nommen, infolge näherer Bekanntschaft
mit dem französischen Grossmeister Grafen
Derwentwater Charles Radclyffc, und er-
hielt von diesem unterm 25. Nov. 1737
eine förmliche Vollmacht, in Schweden
Logen zu errichten, Suchende in die drei
ersten Grade aufzunehmen, auch später
einen eignen Grossmeister ernennen zu
dürfen. Die Urkunde befindet sich im
Archiv zu Stockholm. Auf deren Grund
bestätigte er die wahrscheinlich 1735
vom Grafen Wredc-Sparrc (s. d.) ge-
gründete Loge und diesen selbst als deren
Meister, verschaffte ihm auch »Regle»
gt'>neralcs de la Maconneric« aus Paris, die
von der dortigen Grossloge beschlossen
waren. Er selbst wurde Mitglied dieser
Loge. 1743 ging er als schwedischer Ge-
sandter nach Puris und erhielt, jedenfalls
erst jetzt, die schottischen Grade. 1746
wurde er Kanzleirat und 1751 Reichsrat.
1756 erwählte ihn der König zum Gou-
verneur des Kronprinzen und der beiden
Erbprinzen (nachmals Gustav III., Herzog
Karl von Södermanland und Herzog Fredrik
Adolf von Ostgotland) und erhob ihn 1766
in den Grafenstand. 1753 war er mit dem
Grafen Sparrc und andern Mitgliedern von
dessen Loge zu der 1752 vom Grafen
Posse gestifteten Loge St.-Jean Auxiliaire
übergetreten und auf Grund seiner oben
erwähnten Vollmacht zum Landesgross-
meister von den Mitgliedern dieser Loge
ernannt worden. Als solcher erteilte er
Vollmachten zur Gründung der Logen
St. Erik, St. Edward und L'union in
Stockholm, sowie Salomon in Gotenburg
und St. Augustin in Heisingfora (vgl.
8ohweden). Nachdem 1760 noch die
»Siebente Johannisloge« von Eckleff (s. d.)
gestiftet war, errichteten die sieben Ix>gen
zusammen 1760 die »Schwedische Grosse
Schenkendorf.
Landesloge«, indem S. Landesgross-
meister blieb. Am 80. Nov. 1774 gin*
das Amt an Herzog Karl von Södermanland
über, so dass S. von 1753—74 Landes-
grossmeister von Schweden gewesen ist.
Er starb im selben Jahre, wie Eckleff (gest.
30. Juni 1786), zwei Monate nach ihm,
und beiden zu Ehren wurde im März 1788
eine allgemeine Trauerloge abgehalten.
[Vgl. Meddelanden frän Svenska Stora
Lnndtlogcns arkiv och bibliotek; Heft I,
1892; Heft II, 1898].
Scheffner, Johann Georg, Kriegs- und
Steuerrat, Schriftsteller, geb. 8. Aug. 1736
in Königsberg, gest. 20. Aug. 1820 das.,
wurde 28. Jan. 1761 in der dortigen Loge
Zu den drei Kronen aufgenommen. S.
Hess mehrere seiner Werke drucken, unter
, andern »Mein Leben« (Selbstbiographie,
1816). S.'s Bibliothek kaufte die Loge
Zu den drei Kronen 7. Juli 1788 für
3000 Thaler. S. war mit Kant, Hippel
(s. d) und Kraus (s. d ) enge befreundet
und gehörte zu Kants Tafelrunde.
Scheibe, J. Adolf, Musiker, geb. in
Leipzig 1708, gest. April 1776 als däni-
scher Hofkapellmeister in Kopenhagen,
geschätzt als Komponist und gründlicher
Theoretiker, war Mitglied der Loge Zoro-
babel in Kopenhagen und gab 1749 ver-
schiedne von ihm komponierte Freimaurer-
lieder heraus, sowie ein vollständige« Lieder-
buch in zwei Büchern (Kopenhagen und
Lpz. 1776 und 1785).
Schelle, Eugen Theobald, geb. 31.
I Aug. 1797 in Weiden, gest. 4. Mai 1847,
Konsistorialrat und Oberprediger in Bern-
burg, war Begründer der Anstalt zur Er-
rettung aus sittlichem und bürgerlichem
Verderben und des Asyls für die gefähr-
j detc Jugend, um deren fernerer Verwahr-
losung vorzubeugen, und Mitglied der
Loge Alexius zur Beständigkeit in Bern-
burg. [Vgl. Zd. 1847, S. 138.]
Scheltema, Jak., geb. 1768 in Franeker
in Friesland, gest. 1835, ein niederländi-
scher Schriftsteller, dessen historische Ar-
beiten sehr geschätzt sind; als Mitglied
der Loge Ultrajectina in Utrecht hielt er
1833 einen Vortrag über die Geschichte
der Freimaurerei in den Niederlanden, der
1837 im Haag im Druck erschien. [Kloaa,
Bibl., Nr. 3080.]
Schenkendorf, l)Max Gottlob Ferdi-
nand v., Dichter, geb. 11. Dez. 1783 in
Tilsit, gest. 11. Dez. 1817 in Koblenz,
nahm am Freiheitskriege 1813 teil und
erhielt nach dem Frieden Anstellung als
Regierungsrat in Koblenz. — S. ist jeden-
falls schon vor 1815 (wahrscheinlich Ende
1813 in der Feldloge Friedrich zur Vater-
landsliebe) dem Freimaurerbunde beige-
treten; er findet sich eingetragen am 10.
Aug. 1817 als erster Steward in der Loge
Friedrich zur Vaterlandsliebe in Koblenz.
Er soll vorher der Loge Karl zur Treue
in Karlsruhe angehört haben. [Vgl. Bbl.
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Scheppler — Schiffmann.
315
1890, S. 541; 1895, S. S07. M. L. 1890/91,
8. 75, 81.]
2) Emil Gustav Theodor v., Tele-
graphieret in Görlitz, geb. 21. Mai 1837
in Soldin, bekanntes Mitglied des preussi-
schen Abgeordnetenhauses, wurde 15. Dez.
1869 in der Loge Zu den drei Hammern
in Naumburg aufgenommen, trat aber 1878
aus der Loge wieder aus. [Vgl. Schröder,
Geschichte der Freimaurerei in Naumburg
(1896), S. 227.]
Scheppler, Franz Joseph Karl v.,
Ritter des päpstlichen Ordens vom goldnen
8porn und Graf v. Lateran, Fürstlicher Pri-
mat, Hof- und Appellationsrat in Aschaffen-
burg, war Mitglied der Loge Karl zur
Eintracht in Mannheim. Er hatte in
Wörth bei Aschaffenburg eine Loge, ge-
nannt Napoleon und Alexander zum Tem-
pel des Friedens, errichtet; da aber keine
sieben Mitglieder in Wörth wohnten, ver-
legte er die Loge nach Miltenberg (s. d.).
Die Stiftungsurkunde wurde ihm versagt.
Schewe, Christian Friedrich, Kon-
sistorialrat und Abt zu Kloster Berge bei
Magdeburg, geb. 1750, gest. 1. Jan. 1812.
war seit 1780 Mitglied der Loge Ferdinand
zur Glückseligkeit in Magdeburg, von
1784 bis 24. Juni 1808 ihr Meister vom
Stuhl und hat sich um sie grosse Ver-
dienste erworben. Von 1808 bis zu seinem
Tode war er Grossmeister der 1807 errich-
teten Grossen Mutterloge Friedrich zur
grünenden Linde. Die Bildung der Grossen
Mutterloge beantragte S., damit die Loge
Ferdinand zur Glückseligkeit, nachdem
Magdeburg dem Königreich Westfalen zu-
geteilt worden war, nicht genötigt werden
könnte, sich der Grossloge des Königreichs
Westfalen in Kassel unterzuordnen. [Vgl.
Funk, Geschichte der Loge Ferdinand
zur Glückseligkeit (Magdeburg 1861), S.
49—89.]
Schibboleth heisst Kornähre oder Wasser-
fall. Dieses Wort diente (Richter 12, 5
und 6) den Gileaditern in dem Kriege, den
sie unter Jephta gegen die Ephraimiten
führten, als Losungswort, da diese das
Sch. (Schin) nicht aussprechen konnten
und S (Sin) sagten, also nicht S., son-
dern Sibboleth. Das Wort deutet darauf
hin, dass, wie die Körner der Ahre sich
innerlich aneinander schmiegen und die
Ähren auf dem Felde mit einander hin-
und herwogen, eine die andre schützend
und haltend, obgleich die eine höher auf
dem Stengel sitzt als die andre, so auch
die Freimaurer in echter, treuer Freund-
schaft auf dem Felde ihrer freimaure-
rischen Thätigkeit, zu dem das ganze Erden-
wallen werden muss, zu einander Btehen
und, gleich den in der Höhe wogenden
Ähren, sich über das Alltägliche und Ge-
meine erheben und himmelan streben
sollen. Reich, wie die segenapendenden
Ähren an nährenden Körnern, soll das
Leben des Freimaurers an guten Thaten
sein. [Vgl. Fischer, R., Gesellenkatechismus
(18. Aufl., Lpz. 1897); Schwalbach, Ge-
schichte des älteren maurerischen Ge-
brauchtums (Brl. 1889), S. 49.]
Schldlitz (Vorstadt von Danzig in der
Prov. Westpreussen , 7153 E.). Hier er-
richtete 18. Juli 1786 die Danziger Loge
Eugenia zum gekrönten Löwen eine De-
putationsloge Eugenia zum gekrönten
Löwen auf dem Stoltzen berge, die
1793 wieder mit der Stammloge vereinigt
wurde.
Schiff, das Mast und Segel verloren hat
und auf stillem Meere schwebt, mit der
Beischrift: »Stillschweigen und Hoffen ist
meine Stärke« galt in der strikten Obser-
vanz als das Sinnbild des Meisters. Man
findet es oft auf Buchtiteln.
Schiffmann, Gustav Adolf, protest.
Geistlicher, geb. 30. Juli 1814 in Stettin,
gest. 18. Juli 1883 in Tabarz, erhielt 1843
die Parochie St. Jakobi in Stettin, in der
er 1854 Archidiakonus wurde und dieses
Amt bis zu seinem Tode behielt. In kirch-
licher Beziehung gehörte er der Richtung
des Protestantenvereins an. — Am 22. Mai
1851 wurde er in der zum Verband der
Grossen Landesloge in Berlin gehörigen
Loge Drei goldne Anker aufgenommen.
Am 8. März 1853 wurde er zu ihrem
Meister vom Stuhl gewählt und bekleidete
diese Stellung 9 Jahre bis 1862. Seit
1860 erhielt er die höhern Grade, war
1858—76 Provinzialgrossmeister von Pom-
mern, seit 1865 Unterarchitekt und Über-
nahm dann noch einmal von 1867 —73 den
ersten Hammer in seiner Loge. Da 8. das
Vertrauen des Ordensmeisters, des deut-
schen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (s.d.)
im hohen Grade genoss, beauftragte ihn
dieser, dem Zweifel über den angeblich alten
Ursprung der schwedischen Lehrart (s. d.)
gekommen waren, nachzuforschen, wie weit
die Überlieferungen der Grossen Landes-
loge sicher und fest begründet wären. S.
unterzog sich dieser Aufgabe mit grossem
Eifer, studierte die Akten mit Sorgfalt
und trug einen Teil der Erfolge seiner
Forschungen in mehrern im Kapitel des
achten Grads gehaltnen Vorträgen im
Laufe des Jahres 1873 vor. Aus diesen
Vorträgen ging hervor, dass er gewisse in
den Ecklcffschon Akten der schwedischen
Grossloge übergebne Mitteilungen des
Ordens für irrtümlich hielt und die Lehren
des 8. Grads als kabbalistische Träume-
reien bezeichnete. (Rundschreiben an die
Mitglieder der Grossen Landesloge, welche
Kapitelgrade besitzen, vom 11. Dezember
1874.) Dadurch erregte er das Misstrauen
des Ordensrats, der ihm nun bei weitem
Studien Hindernisse in den Weg legte.
Auch dem Kronprinzen entging nicht,
dass man seinem Drängen nach geschicht-
licher Gewissheit Widerstand entgegen-
setzte; er legte daher am 7. März 1874 sein
ordensmeisterliches Amt nieder. An seine
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316
Schikaiieder.
Stelle trat der Kammerherr des Kaisers,
v. Dachröden, und S. rückte nun in das
Amt de» Oberarchitekten gesetzlich nach,
stand aber ziemlich einsam im Ordensrat
da. Um zu verhindern, dass nach dem
Abgang v. Dachröden« (s.d.) S.Ordensmeister
würde, wie es bisher in der Grossen Landes-
loge üblich gewesen war, wurde das Wahl-
gesetz dahin abgeändert, dass die Ritter-
kommandeure den Ordensmeister wählen
sollten, mit der Beschränkung, dass dieser
in Berlin wohnen müsse. S. war auch
wegen seiner freien» religiösen Richtung
in den höhern Kreisen missliebig. Die
Änderung des Wahlgesetzes rechtfertigte
in einem Promemona ein Mitglied des
Ordensrate, Widmann (s.d.). Dagegen schrieb
S. »Beleuchtung des Promemoria des Br.
Widmann, betr. die Einwendung gegen das
neue Gesetz über die freie Wahl des
Ordensmeisters« (Stettin 1874). Da beide
Schriften gedruckt waren, mussten sie not-
gedrungen zur Kenntnis eines weitern
Kreises kommen. Weitere Streitschriften
S.'s erschienen: »Der Ordensrat und die
historisch-kritischen Forschungen« (Stettin
1875) und »Geschichte des Kapitels der
Grossen Landesloge von Deutschland«
(1876). Infolgedessen wurde S. »eines
Amts als wort führender Meister des Stet-
tiner Kapitels enthoben (1. Mai 1876). Zu
gleicher Zeit veröffentlichte die Bh. (Jahr-
gang 1876) eine Anzahl darauf bezüglicher
Aktenstücke. Die ganze Sache erregte
ungeheures Aufsehen: alle freimaurerischen
Blätterjener Jahre zeugen davon; ja sie drang
schliesslich sogar in öffentliche Kreise. In-
folge dieser Veröffentlichungen, dicaber der
Bh. nicht von S.(Bh. 1876,S. 322 j i zugegangen
waren, wurde dieser unter der Beschul-
digung, das Gelübde der Verschwiegenheit
gebrochen und die Geheimnisse der Hoch-
grade preisgegeben zu haben, 1. Juli 1876
ausgeschlossen, nachdem er wenige Tage
vorher sein 25jähriges Maurerjubiläuni mit
allen Ehrenbezeugungen gefeiert hatte.
Die Loge Drei goldne Anker zu Liebe und
Treue in Stettin ersuchte die Grosse
Landesloge um Aufhebung des Urteils,
wurde aber infolgedessen suspendiert. Da
brach diese die Verhandlungen mit ihrer
Mutterloge ab, schloss sich der Grossen
Loge Royal York an, die auch, wie andre
Grosslogen, das Verfahren gegen S. gemiss-
billigt hatte und S. aufnahm. 1882 hob
die Grosse Landesloge freiwillig die über
S. verhängte Ausschliessung auf; Der ab-
geordnete Landesgrossmeister Gartz (vgl. Br.
L. 1891/92, S.7) sagt: »Die Ausschliessung
S.'s ist um so bedauerlicher, als spätere For-
schungen ergeben haben, dass die historische
Ansicht S.'s im wesentlichen richtig war«,
nur fügt er hinzu: »Aber seine Aus-
schliessung war unbedingt notwendig, denn
die Gründe, welche S. für seine Ansicht
vorbrachte und nach dem damaligen Stand
der historischen Forschung vorbringen
konnte, waren nicht vollständig, sie hatten
viele Lücken, die S. durch Hvpothesen
und Konjekturen ergänzte, welche aber
■ den Brüdern der Grossen Land es löge
die ganze Beweisführung S.'s verdächtig
, machten. Diese Brüder hätten müssen
durch ordensmeisterlichen Befehl . . . ver-
gewaltigt werden, und dies hätte einen
schweren, vielleicht unheilbaren Riss in
I die Grosse Landesloge gebracht.« Übrigens
I hatte eine öffentliche Erklärung S.'a, dass
! er an dem christlichen Prinzip auch unter
der Grossen Loge Royal York festhalte und
dieses nicht beseitigt wissen wolle, einen
Rückgang der Sympathien für ihn zur
Folge, die sogar öffentlichen Ausdruck
erhielt, weil man allgemein der Meinung
war, S. breche auch mit diesem Prinzip.
(Vgl. Bh. 1878, S. 97.] Von freimau-
rer lachen Schriften S.'s sind ferner zu
erwähnen: »Das Verhältnis der Freimau-
rerei zum Christenthum und zur Kirche«
(Stettin 1857), »Rede zur Jubelfeier der
Loge Drei goldne Anker zu Liebe und
1 Treue in Stettin am 8. März 1870 gehalten«
(Stettin 1870), »Andreas Michael Ramsay«
I (Lpz. 1878), »Die Freimaurerei in Frank-
I reich in der ersten Hälfte desXVHI. Jahrh.«
j (Lpz. 1881), »Die Entstehung der Ritter-
; grade in der Freimaurerei um die Mitte
desX VIII. Jahrh.« (Lpz.1882), »Offener Brief
an Herrn Dr. Nielsen als Antwort auf seine
Schrift Freimaurerthum und Christenthum«
(Lpz. 1883). [Vgl. Findel, S. und die Grosse
Landesloge (Lpz. 1877). S., Mein Verhalten
als Architekt der Grossen Landesloge und
die Gründe meiner Verurtheilung (Stettin
1876). S., Entgegnung wider den Ordens-
meister von Dachröden (Stettin 1876). Rund-
; schreiben der Loge Drei goldne Anker
I zu Liebe und Treue in Stettin, vom
August 1876. Bh. 1876, S. 237, 266, 293,
299, 308, 319, 322, 324, 345, 359; 1877,
S. 17, 85, 45, 73, 85, 98, 183; 1883, S. 248;
1888, 8. 216, 233, 239. A. 1886, S. 118.
, L. 1888, S. 184, 158. Der Freimaurer 1877,
I S. 1 (mit Bildnis).]
Schlkaneder, Emanuel, Schauspieler
| und Theaterdirektor, geb. 1751 in Regens-
burg, gest. 21. Sept. 1812 in Wien, seit
früher Jugend wandernder begabter Schau-
j spieler, dann Direktor der Theater in Pest,
Pressburg und Prag, erbaute das Theater
j an der Wien in Wien, sowie das Theater
I in Brünn, schrieb zahlreiche Lustspiele
. und Opern, angeblich auch den Text zur
•Zauberflöte« (s.d.), der eigentlich von K. L.
Giesecke herrührt. Die Oper, die Mozart
(s. d.) in Musik setzte, wurde im Theater
von S. in Wien zuerst am 30. Sept. 1791
I und schon am 10. Okt. 1795 zum 185. Male
• aufgeführt und brachte S. reiche Ein-
nahmen, was ihn jedoch nicht hinderte,
den Komponisten so gut wie gänzlich auszu-
spielen, d\ i. ihn um seinen Gewinnanteil zu
bringen. DassS. dem Freimaurerbunde ange-
I hörte, ist wahrscheinlich, aber nicht erwiesen.
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Schild Davids
Schild Davids, s. Hexagramm.
Schillbach, Ernst Ludwig, Arzt, geb.
25. Nov. 1825 in Pfuhlborn, gest. 29. April
1898 in Jena, war praktischer Arzt in
Stotternheim, dann in Jena, wo er zu-
f gleich erst Privatdozent, später 1862 ordent-
icher Professor der Medizin, Chirurgie
und Augenheilkunde wurde. — In den Frei-
maurerbund trat er 18. Jan. 1858 in der
Loge Amalia in Weimar, beteiligte sich
lebhaft an dem Freimaurerklub in Jena,
aus dem 17. Okt 1880 die Loge Karl
August zu den drei Rosen hervorging,
deren erster Meister vom Stuhl er war.
Bis zu seinem Tode hat er fast ununter-
brochen dieses Amt bekleidet und da»
Wohl der Maurerei, wie seiner Loge stets
im Auge behalten. Harte Kämpfe hatte
er bei Abzweigung der Loge Friedrich
zur ernsten Arbeit in Jena(s. d.) zu bestehen,
wie bei der weitern Bildung der dritten Bau-
hütte in Jena Zur Akazie am Saalstrande,
und dem Übergangseiner Loge zum Verband
der Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln in Berlin unter Austritt
aus dem Verband der Grossloge von
Hamburg. Er war ein begeisterter Ver-
fechter der Einigkeitsbestrebungen auf
dem Gebiet der deutschen Freimaurerei
und ist für sie litterarisch vielfach thätig
gewesen. Auch dem Zusammenschluss der
Thüringer Logen hat er seine Kraft ge-
widmet, und die Jenaer Frühlingsfeste
nahmen unter seiner Leitung einen leb-
haften Aufschwung. Viele seiner Vorträge
sind in maurerischen Blättern veröffent-
licht; von ihm verfasst erschien auch »Die
deutsche Löget (Lpz. 1886). [Vgl. Bbl.
1898, 8. 239.]
Schüler, 1) Friedrich v., Dichter, geb.
10. Nov. 1759 in Marbach, gest. 9. Mai
1805 in Weimar, war kein Freimaurer,
obgleich in seinen Anschauungen dem
Bunde verwandt. Ihm war in Jena, wie in
Weimar, die Gelegenheit; nicht gegeben, 1
Freimaurer zu werden. Die Loge in Jena i
hatte 1764 ihre Arbeiten eingestellt, und I
die Loge in Weimar war 1782 unthätig 1
geworden und nahm eret 1808 ihre Arbeiten
wieder auf. In einem Brief an Körner (s. d.)
schreibt 8., dass Bode (s.d.) ihn habe veran-
lagen wollen, dem Freimaurerbunde beizu- ;
treten. Körner, der selbst Freimaurer '
war, riet ihm ab, da Bode ihn nur für die \
Illuminaten werde gewinnen wollen. Im 10.
Brief über Don Carlos erklärt S.: »Bin
weder Illuminat, noch Freimaurer«. Man
darf wohl annehmen, dass die unlautere
Gestalt der Freimaurerei seiner Zeit ihn 1
vom Eintritt abgehalten hat, während er
seinen Ideen und Bestrebungen nach die 1
entschiedenste Verwandtschaft mit dem
Freimaurerbund an den Tag gelegt hat.
Dies spricht er in dem erwähnten Brief
weiter aus: »Wenn beide Verbrüderungen
den moralischen Zweck mit einander ge-
mein haben und wenn dieser Zweck für
— Schläge. 817
die menschliche Gesellschaft der wichtigste
ist, so muss er mit demjenigen, den Marquis
Posa sich vorsetzte, wenigstens sehr nahe
verwandt sein. Was man durch eine ge-
heime Verbindung mehrerer, durch die
Welt zerstreuter thätiger Mitglieder zu
bewirken sucht, will der letztere voll-
ständiger und kürzer durch ein einziges
Subjekt ausführen«. Deshalb hat sein Don
Carlos viele Anklänge an die Freimaurerei
[vgl. A. 1888, S. 180. FZ. 1859, S. 89 1;
1860, S. 353; 1871, S. 407], nicht minder
sein Lied an die Freude. [Vgl. Bh. 1869,
S. 137. Im übrigen s. A. 1891, 8. 35
(MaurerischeGedanken eines Nichtmaurers),
1888, 8. 102 (S. im Lichte der Freimaurerei) ;
ferner: Bh. 1858, S. 21, 36, 46; 1859, S. 877 ;
1870, 8. 361; 1877, 8. 371; 1888, 8. 345;
L. 1895, 8. 177. M. L. 1890/91, 8. 14. Alpina
1892,8.6. Z. 1891, 8.4. Osterwald, Wilh.,
Johanniskränze (Lpz. 1860), 8. 110.]
2) Karl Friedrich Ludwig Frei-
herr v., Sohn des Vorigen, geb. 14. Sept.
1793 in Ludwigsburg, gest. 21. Juni 1857
in Stuttgart, württembergscher Oberförster
in Lorch, wurde 1815 in der Loge Amalia
in Weimar in den Freimaurerbund aufge-
nommen.
Schilling v. Can stadt, Karl Friedrich
Freiherr v., badischer Geheimrat, war
Meister vom Stuhl der 1808 wieder er-
standnen Loge Karl zur Einigkeit in
Karlsruhe und Grossmeister des 23. Mai
1809 gebildeten Grossen Landeslogen-
vereins in Baden. Er bemühte sich 1808
um Vereinigung des Eklektischen Bundes
in Karlsruhe mit dem Grossorient von
Baden. (S. Baden und Karlsruhe.)
Schlafende Loge nennt man eine ausser
Thätigkeit getretne Loge. (S. Buhende
Iiogen.)
Schläge, starke, öffnen dem Aufnahme
Suchenden die Pforte der Loge. Nicht
ohne sein Zuthun erhält er Einlas« in den
Tempel der Humanität. Das kräftige An-
klopfen soll die Stärke des Willens und
des Eifers andeuten, der den Eintretenden
beseelt. — Ein ähnlicher Gebrauch kam
früher in England bei öffentlichen Feier-
lichkeiten vor, wenn der Zug an das Temple
Bar (das grosso Portal, das die City vom
Westend scheidet) gelangte; dieses wurde
erst nach dreimaligem Rufen und Anklopfen
mit dem Stab des Herolds des Königs ge-
öffnet. — Schläge des Meisters und der
beiden Aufseher ertönen auch bei der Eröff-
nung und beim Schluss der Loge, ferner
inmitten der Arbeit, verschieden zwar in
ihrer Art, immer aber die Maurer in
ernster Weise an ihre Pflicht gemahnend
und zur Ordnung rufend. [Vgl. Fischer,
R., Ritual und Svmbol (Lpz. 1878), 8. 220.
Bh. 1887, 8. 28*7. Br. L. 1894/95, S. 9.
BZC. 1886,8.195; 1887, S. 111; 1899, S. 148.
FZ. 1856, 8. 89; 1860, S. 369; 1884, 8. 49;
1887, 8. 356. M. L. 1899/00, S. 77. Triangel
1868, 8. 169. Zd. 1837, 8. 6.] Über den
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818 Schlange —
Ursprung des Klopfens und dessen noch
gegenwärtigen Gebrauch in den israeliti-
schen Gemeinden in Polen, Ungarn, Ga-
lizien, Böhmen, Mähren, Schlesien u. s. w.
s. M. L. 1884/85, 8. 194.
Sehlange. Die S. ist kein eigentlich
maurerisches Sinnbild, wohl aber ein altes,
wo die sich ringelnde oder schlingende S.,
die mit dem Kopf das Ende erfasst, als Sinn-
bild der Unendlichkeit, der Ewigkeit dient.
[Vgl. Schauberg, Symbolik II, 64.] So
erscheint die S. jetzt auch in maurerischer
Anwendung als Zeichen der Einigkeit.
Schlaraffl* heisst eine Gesellschaft, die
— nach den betreffenden Gesetzen — »die
Gemeinschaft gleichgesinnter Männer ist,
deren Zweck die Pflege von Humor und
Kunst nach bestimmten Formen und unter
Beobachtung eines gewissen Zeremoniells
und deren Grundprinzip die Freundschaft
ist«. Man hat es hier mit Übertragung
freimaurerischer Satzungen und Riten auf
einen reinen Kneipkomment zu thun. Es
wird sogar von einem hervorragenden Mit-
glied der Gesellschaft zugestanden, dass
die Gründer Freimaurer gewesen sein
mögen. [Vgl. FZ. 1877, S. 157; 1890, S.
291, 308.]
Schlawe (St. in der preuss. Provinz
Pommern, 5656 E.). Hierher wurde 1820
die in Rügenwalde (s. d.) von der Gross-
loge Zu den drei \Veltkugelu gestiftete
Loge Zur Einigkeit an der Ostsee verlegt.
Sie ist seit 5. Juli 1834 geschlossen.
Schlegel, Johann Samuel Benedikt,
Kaufmann in Leipzig, geb. das. 22. März
1733, wurde in den Freimaurerbund 8. Febr.
1763 aufgenommen in der Loge Jonathan
in Braunschweig und 27. März 1765 bei
der Loge Minerva zu den drei Palmen in
Leipzig angenommen. 1776 wurde er Mit-
stifter der Loge Balduin zur Linde das.
Bei dieser war er 1776 2. Aufseher, 1777
1. Aufseher, 1779 zugeordneter Meister,
1781—1796 Meister vom Stuhl. — Alters-
schwäche und Geldverlegenheiten fährten
seinen Abgang herbei. [Vgl. Fuchs, Ge-
schichte der Loge Balduin zur Linde
(Lpz), S. 11.] Er war zuerst (1773) Schüler
und Anhänger Schrepfers (s. d.), zog sich
aber bald zurück, als er ihn als gemeinen
Betrüger erkannt hatte, und hinterliess
ein Tagebuch über Schrepfer, das sein
Stiefsohn, der Buchhändler Köhler, nach
seinem Tode herausgab: »Joh. Sam.
Ben. S.'s Tagebuch seines mit J. G.
Schrepfer gepflogenen Umgangs, nebst
Beylagen, vielen Briefen und einer Charak-
terschilderung Schrepfers, zu deutlicher
Übersicht seiner Gaukeleyen und natür-
lichen Magie« (Brl. und Lpz. 5806).
Schleiden, Jakob, Jurist, geb. 13. März
1773 in Röderiis bei Husum, gest. 5. Mai
1852 in Hamburg, wurde in die Loge
Ferdinand zum Felsen das. aufgenommen
1. Febr. 1800 und war Meister vom Stuhl
dieser Loge von 1807—20, Grossmeister
Schleswig.
der Grossen Loge von Hamburg von 1825
bis 1834 und wurde 1850 zum Ehrcngross-
roeister ernannt. (S. Hamburg, oben I,
S. 413.)
Schleife, s. Kokarde.
Schleiz (St. im Fürstentum Reusa jüngerer
Linie, 5094 E.). Hier besteht ein mau-
rerischer Bruderverein Ruthenia unter
der Loge Archimedes zum ewigen Bunde
in Gera, gegr. 28 Sept. 1872. Mitgliedcrzahl
(1899): 11. Vers, den letzten Sonnabend.
Schlesien (Österr. Kronland). 1) Mehrere
Offiziere der Koburg- Dragoner, im
bayerschen Erbfolgekrieg nach S. be-
ordert, wandten sich als Mitglieder der
Loge Sine£rit£ 2. Dez. 1778 an die Prager
schottische Loge mit der Bitte, ihnen die
Errichtung einer Loge volante Joseph
zu den drei Trophäen in Teschen zu
gestatten. Dem ward willfahrt, und nun
mochte die Loge auch alsbald eröffnet
worden sein. Nach dem Frieden von
Teschen (13. Mai 1779) kam das Regiment
wieder nach Böhmen, die Mitglieder lösten
die Loge auf und traten wieder der Loge
SinceVite* bei. 2) In demselben unblutigen
Kriege besetzte ein preussisches Armee-
korps unter dem Kommando des National-
grossmeisters, Generalleutnants Prinz Fried-
rich August von Braunschweig (s. d.), im
Herbst 1778 Troppau, wo eine Feldloge er-
richtet wurde, die aber bald nach ihrem
Abgang (Mai 1779) einging. 3) Aus ihren
Trümmern schuf (1784?) Generalmajor
Ulrich Frh. Hutten eine neue Loge, die
nach Erscheinen der Freimaurerverordnung
ihren Fortbestand vergeblich zu erwirken
suchte. Diese Loge war eine Filiale der
Brünner Loge Zu den wahren vereinigten
Freunden und huldigte gleich dieser dem
Illuminatismus. 4) Nachmals scheint in
Troppau eine Loge der Asiatischen Brüder
bestanden zu haben; darauf deutet ein
Petschaft mit der Jahreszahl 1726 (Ab-
bildung in: Der Freimaurer 1873, S. 79), das
der Überlieferung nach dasjenige der Loge
Pythagoras in Troppau war, die F. G.
Graf Starhemberg als zugeordneter Pro-
vinzialgrossmeister unter dem Grossorient
von Frankreich gestiftet haben soll. (Jeden-
falls ein Irrtum, veranlasst durch die
französische Aufschrift des Siegels). Die
Jahreszahl dürfte mit 1786 zu deuten sein.
5) 1848 soll in Troppau eine Loge ent-
standen sein, die 1849 auf Befehl dea
Fürsten Windischgrätz gewaltsam aufge-
hoben wurde.
Schleswig (Hauptst. in der preuss. Prov.
Schleswig-Holstein, 17255 E.). I. Hier be-
standen früher unter der strikten Observanz,
in derS. den Namen Eydendorp führte, l)die
Loge Salomo zum goldnen Löwen,
gest. Juli 1768, geschlossen 1796. Über ein
von dieser Loge gegründetes Armen-Hos-
pital, zu dem der Grossmeister Landgraf
Karl zu Hessen 3. Mai 1802 den Grundstein
legte, s. A. Z. I, S. 442 ; 2) die altschot-
ized by Google
Schleswig-Holstein
— Schleswig-Uolsteinscher Logenverband.
319
tische Loge Karl zum stehenden Lö-
wen; 3) die in Kolding gegründete Loge
Josua arbeitete 1768 bis 10.Sept.1771 eben
falls hier, wurde aber dann nacn Rendsburg
(b. d.) verlegt. II. Jetzt besteht das. unter
der Grossen Landesloge in Berlin eine
Loge Karl zur Treue, gest. 30. Sept.
1867. Mitgliederzahl (1900): 66. Vers.:
Mittwochs. Klub : Mittwochs. Lokal: Loll-
fuss 7. Quartier.
Schleswig-Holstein (früher Herzogt.,jetzt
preuss. Prov). Hier bestanden früher Logen
in Schleswig (s. d.), Kiel (s.d.), Kolding (s.d.),
Rendsburg (s. d.), Husum (s. d.), Haders-
leben (s. d.), Flensburg (s. d.). In den Jah-
ren 1855 und 1860 wurden Versuche ge-
macht, Logen in Kiel und an andern Or-
ten nach der Lehrart von Royal York und
der Schröderscheu Lehrart zu gründen.
Diese Versuche bewirkten, dass die Grosse
Landesloge in Berlin energische Schritte
that, in Kiel und Neumünster Logen ins
Leben zu rufen. Dies ist gelungen, und
so sind, nach der Stiftung der Loge in
Kiel 1866, mehrere Johannislogen von der
Grossen Landesloge in Berlin gegründet
worden; es bestehen zur Zeit solche in
Kiel, Schleswig, Hadersleben, Eckernförde,
Apenrade, Itzehoe, Rendsburg, Flensburg,
Altona (2), Marne, Neumünster, Sonder-
burg, Wandsbeck. [Vgl. Zur Geschichte
der Loge Alma an der Ostsee in Kiel
(1891), Anhang.] Die Freimaurer Schles-
wig-Holsteins halten alljährlich eine Pro-
vinzial Versammlung ab, die 23. am 11. und
12. Aug. 1900 in Itzehoe.
Schleswig - Holstein (Fürstenhaus).
Von den deutschen Linien dieses Hauses
(die dänischen s. unter Dänemark) waren
folgende Mitglieder Freimaurer:
I. Aus der Linie Holstcin-Gottorp:
Georg Ludwig, Prinz von H.-G., Vater
des Herzogs Peter von Oldenburg, geb.
16. März 1719, gest. 7. Sept. 1763. Er
wurde 1741 in der Loge Aux trois glaives
d'or in Dresden aufgenommen und schloss
sich 2. Juni 1742 der Loge Absalom in
Hamburg an.
II. AusderLinicSchl es w ig- Holstein-
Sonderburg - Auguatenburg : Fried-
rich Christian II., Herzog von Schl.-
H.-S.-A., geb. 28. Sept. 1765, gest. 18. Juni
1814. Er wurde als Erbprinz 11. Okt. 1794
in Hamburg Freimaurer; schon früher war
er dem Illuminatenorden zugetreten.
HI. Aus der Linie Schleswig- Hol-
stein - (Beck) Sonderburg - Glücks-
burg: 1) Friedrich Wilhelm, Herzog
von Holstein-Beck, geb. 18. Juni 1687, gest
11. Nov. 1749 in Königsberg i. Pr. Er wurde
zusammen mit dem Prinzen August Wil-
helm von Preussen (s. d.) und dem Mark-
grafen Karl von Schwedt durch Friedrich
den Grossen in den Tagen vom 13.— 19.
Juni 1740 im Charlottenburger Schloss
aufgenommen [BZC. 1889, S. 308. Hieber,
Geschichte der Vereinigten Logen in Kö-
nigsberg (1897), S. 65]. Am 11. Aug. 1747
wurde er zum Vizegrossmeister der Gros-
sen Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
gewählt.
2) Ein Prinz von Holstein (vielleicht
Friedrich, seit 1749 Herzog von Hol-
stein-Beck, Sohn des Vorigen, geb. 4. Nov.
1713, geblieben in der Schlacht bei Prag
6. Mai 1757) ist 16. März 1748 auf Vorschlag
des Markgrafen Heinrich von Schwedt in
der Grossen Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln aufgenommen worden [vgl. deren
Geschichte (1890), 8. 27].
3) Friedrich Karl Ludwig, Herzog
von Holstein-Beck, Sohn dea Herzogs Karl
Anton August (gest. 1759), geb. 20. Aug,
1757, gest. 25. März 1816, war seit 1775 als
Protektor und 1779—81 als Meister vom
Stuhl der Loge Augusta zur goldnen Krone
in Stargard i. P. thätig. 18 15/ 1 6 war er Meister
vom Stuhl der Loge Karl zum Felsen in
Altona und Obermeister der dortigen Alt-
schottischen Loge Juliane zur Freund-
schaft.
4) Friedrich Wilhelm Paul Leopold,
Herzog von Sch.-S.-G., Sohn des Vorigen
und "Vater des Königs Christian IX. von
Dänemark, geb. 4. Jan. 1785, gest. 17. Febr.
1831, wurde 1803 Ehrenmitglied der Loge
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig.
5) Karl, Herzog von Sch.-H.-S.-G., Sohn
! des Vorigen, geb. 30. Sept. 1813, gest. 24.
Okt. 1878, wurde 31. Juli 1858 in der Loge
\ Karl zum Felsen in Altona zum Freimau-
rer aufgenommen. Er war Mitgründer
und 1876—78 Logenmeister der Loge Karl
zur Treue in Schleswig, die sich nach ihm
: nennt und der er das ihm gehörige, vou
der Loge gemietete Haus schenkte. 1877
bis 78 war er auch wortführender Meister
der Andreasloge Fortunata in Kiel und
führte 9. Sept. 1877 den Vorsitz in der
: ersten Jahresversammlung des Schleswig-
Holsteinschen Logenverbands in Neumüns-
ter.
6) Johann (Hans), Prinz von Sch.-H.-
S.-G., Bruder des Vorigen, geb. 5. Dez.
1825, dänischer General, trat dem Bunde
22. Febr. 1867 bei, wurde 1870 Meister vom
Stuhl der Loge Kosmos in Helsingör und
ist gegenwärtig Grossmeister der Grossen
Landesloge von Dänemark.
Schleswlg-Uolstelnscher Logenverband.
Dieser Verband trat auf Anregung der Loge
in Kiel zum ersten Male 9. Sept. 1877 un-
term Vorsitz des Herzogs Karl von SchleB-
wig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (s. d.)
in Xeumünster zusammen, um »mit den
andern Logen in der Provinz mehr be-
kannt zu werden«. Die Ix>gen sollten Abge-
ordneteernennen, um allgemeine, dieschles-
wig-holsteinschen Logen berührende Fra-
1 gen vor den eigentlichen Jahresversamm-
lungen zu erörtern«. Ein eigentliches Sta-
tut wurde 1882 abgelehnt; man einigte sich
i nur über einige Hauptpunkte. Die Abge-
; ordnetenversammlungcn haben anfänglich
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820 Schleuer —
verschiedne praktische maurerische Dinge
behandelt ; von 1884 an sinddieseBeratungen
weggefallen, und es haben die Versamm-
lungen nur noch den Zweck bruderlicher
Annäherung. Die beabsichtigte Gründung
einer Sterbekaase fand keinen Anklang.
Zum Verband gehören 11 Logen. [Vgl.
L. 1895, 8. 87.] Im Bbl. 1899. S. 435 wird
die Versammlung »Provinziallogentag der
Schleswig • holsteinschen Freimaurer« ge-
nannt.
Schletter, Herrn. Theod. , Jurist, geb.
23. April 1816 in Dresden, gest. 19. Aug.
1873 in Leipzig, habilitierte sich 1839 als
Privatdozent der Rechte an der Universität
Leipzig, wo er 1848 ausserordentlicher Pro-
fessor und 1865 ordentlicher Honorarpro-
fessor der Juristenfakultät für das neu be-
gründete Lehrfach des Verwaltungsrechts
ward. Daneben Jbekleidete er noch ver-
schiedne andre Ämter; er war 1837 — 48
bei der Univereitätsbiblothck angestellt,
1851 und 1852 mit der Leitung des offi-
ziellen Pressorgans der sächsischen Regie-
rung, des »Dresdner Journals«, beauftragt,
1853 — 57 ausserordentlicher Beisitzer im
Kriminalsenat des Appellationsgerichts in
Leipzig und seit 1865 in gleicher Stel-
lung bei der Kreisdirektion das. 1862
wurde er auch von der Regierung zum
Mitglied des litterarischen Sachveretän-
digenvereins berufen. Seine akademische
Thätigkeit war vorzugsweise dem Kriminal-
prozess und dem Staats- und Verwaltungs-
recht gewidmet. Kr veröffentlichte 1845
bis 55 in 43 Bänden die «Fortgesetzten
Hitzig'schen Annalen der Criminalrechts-
pflege«, »Das rheinische Strafverfahren«
(1847) und »Das neue sächsische Strafpro-
zessrecht« (2. Aufl. 18G2). Eine Reihe andrer
seiner wissenschaftlichen Arbeiten gehört
dem Gebiet der Rechtsgeschichte an, so na-
mentlich sein Werk über die Konstitutionen
Kurfürst Augusts von Sachsen (1856) und
seiue Textkritik der Carolina. Seit 1855
gab er die »Jahrbücher der deutschen
Rechtswissenschaft und Gesetzgebung« her-
aus, worin er ein weit verbreitetes Zentral-
blatt der deutschen Rechtswissenschaft
schuf, das namentlich auch durch die bei-
gegebnen »Berichte über internationales
und ausländisches Recht« den rechtswissen-
schaftlichen Verkehr mit dem Ausland
vermittelte. Sehr fruchtbar war auch, na-
mentlich in früherer Zeit, S.'s publizisti-
sche Thätigkeit; er hat nach und nach
zehn politische Zeitschriften (die vorge-
nannten juristischen ungerechnet) geleitet.
— Dem Freimaurerbunde trat S. 28. Mai
18119 in der Loge Balduin zur Linde in
Leipzig bei, in der er 1845 — 47 Schriftführer,
1 860, 1 870 - 73 1 . Aufseher, 1 860-78 Bücher-
wart, 1861, 1867—69 Redner, 1865 Vor-
bereitender, 1857—58 und 1862—66 Zu-
geordneter Meister vom Stuhl war.
Ausserdem war er noch Leiter des bei
der Loge bestehenden • Maurerischen Kor-
Schlichtegroll.
respondenzbureauB« seit 1857 und Eng-
bundsvorsitzender seit 1860, beides bis zu
seinem Tode. Bereits 1847 trat er in einer
anonymen Schrift: »Der Freimaurerbund
in seiner gegenwärtigen Bedeutung« einem
damals gegen die Freimaurerei: »Der Frei-
maurerbund in seiner Nichtigkeit« (Lpz.
1847)erhobnenAngrifFentgegen. Seine mau-
rerischen Grundsätze und Ansichten fin-
den sich in zahlreichen Vorträgen und Auf-
sätzen, die namentlich in der »Freimaurer-
Zeitung« veröffentlicht, teilweise auch in
seiner Schrift: »Maurerische Lebensan-
schauungen« (Lpz. 1863) wieder abgedruckt
sind, femer in der seit Meissners (b. d.)
Tode 1861 von ihm in Gemeinschaft mit
Merzdorf (s. d.) herausgegebnen freimau-
rerischen Vierteljahrschrift »Latomia« (s.d.)
und endlich in der vorigen Auflage dieses
Handbuchs, dessen Mitherausgeber er neben
Zille (s. d.) war — namentlich in dem
Art. Philosophie der Freimaurerei. —
Nach Zilie« Tode 1872 übernahm er. die
Leitung der »Freimaurer -Zeitung« (Über
seine Bestattung vgl. FZ. 1873, 8. 285 fgj.
Schlettstadt (St. im Unterelsass, 9304
E.). Hier bestanden: 1) eine Loge La
1 parfaite alliance, gegr. 4. Okt. 1806
vom Grossorient von Frankreich, 2) ein
| Kränzchen Zur elsassischen Bruder-
1 kette unter der Loge Zum treuen Herzen
in Strassburg, gegr. 18. Mai 1879. Hieraus
entstand 3) die Loge gleichen Namens,
unter der Grossen Loge Royal York, gegr.
| 4. Juni 1883, cingew. 16. Sept 1883, seit
' 1887 ausser Thätigkeit.
Schlicht, Karl Fricdr. Ludwig, Stadt-
1 sekretär zu Berlin, geb. 20. Juli 1749,
gest. 18. Okt. 1799, war von 1795 biszu seinem
Tode Vorsitzender Meister der Grossen
Loge Royal York und Verfasser der
I Geschichte dieser Loge, die sich S. 53 — 72
findet in: »Die gute Sache der Freymau-
rerey in ihrer Würde dargestellt« (Zülli-
chau 1798). [Über ihn vgl. Fesalers Rück-
blicke (Dresd. 1804), Abt 1, 8. 6-807,
namentlich S. 50.J
Schlich tegroll, Adolf HeinrichFried -
rieh von, geb. 8. Dez. 1765 in Waltershau-
sen (Gotha), gest. 4. Dez. 1822 in München,
war Lehrer am Gymnasium in Gotha, Hilfs-
arbeiter an der Herzogl. Bibliothek und
Leiter des Münzkabinetts und ging Ende
Mai 1807 als Direktor und Generalsekretär
der Akademie der Wissenschaften nach
München. Er verfasste Schriften archäolo-
gischen, numismatischen und biographi-
schen Inhalts, gab die Annalen der ge-
samten Numismatik heraus und leitete bis
zu seinem Tode die Jahresberichte der
Münchner Akademie. Besonders bekannt
ist er als Begründer des Nekrologs der
Deutschen, über dessen Plan er sich in
einer Gothaer Logenrede vom 14. April
1789 aussprach. — Freimaurer wurde 8.
10. Okt. 1786 in der Loge Zum Kompass
in Gotha, deren letzter Schriftführer er
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Schlichting — Schmalz. 321
war, ebenso erster Schriftführer der neuen
Loge Ernst zum Compass 1806. [Vgl.
Neuer Nekrolog der Deutschen, Erster
Jahrg. 1823, S. 2. — Beck, Ernst der
Zweite, Herzog v. 8.-G. u. Altbg., Gotha
1854, S. 141. — Beck, Gesch. d. Goth.
Landes, Bd. I, Gesch. der Regenten, Gotha
1868, S. 420. Bd. II, Gesch. d. Stadt
Gotha, S. 447.]
Schlichting, Julius, Professor an der
technischen Hochschule in Berlin, geb.
23. Jan. 1835, gest. 18. Nov. 1894 in Ber-
lin, wurde in den Freimaurerbund in der
Loge Zum goldnen Schwerdt in Wesel
16. Sept. 1860 aufgenommen, schloss sich,
nach Berlin als kgl. Wasserbauinspektor
versetzt, 30. April 1880 der dortigen Loge
Zur Eintracht an und hat später dann
mehrere Jahre hindurch das Amt des zu-
geordneten Meisters vom Stuhl bekleidet.
Auf Lebenszeit zum Mitglied der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Weltku-
geln gewählt, war er vom 17. Sept. 1885
bis 1889 Mitglied des Bundesdirektoriums.
[Vgl. Bbl. 1894, S. 580.J
Sohnemann, Heinrich, berühmter
Altertumsforscher, geb. 6. Jan. 1822 in
Neubuckow in Mecklenburg-Schwerin, gest.
27. Dez. 1890 in Neapel, bekannt durch
seine Ausgrabungen in Kleinasien und
Griechenland, ist in Paris dem Freimau-
rerbund beigetreten. [Vgl. Bbl. 1890, S.
52. FZ. 1891, S. 121.]
Schlosser, Joh. Georg, Schriftsteller,
geb. 9. Dez. 1789 in Frankfurt a. M., gest.
das. 17. Okt. 1799, war ein Jugendfreund
Goethes und verheiratete sich als badischer
Oberamtmann in Emmendingen 1773 mit
Goethes Schwester Cornelia. 1787 wurde
er geheimer Archivar in Rastatt und von
da als wirklicher Geheimrat nach Karls-
ruhe versetzt. 1794 nahm er seine Ent-
lassung, lebte eine Zeit lang als Privat-
mann, Dia er 1798 zum Syndikus von Frank-
furt a. M. gewählt wurde. Als Philosoph
und genauer Kenner der Alten, war er ein
geschätzter Schriftsteller und nahm eine
hervorragende Stelle unter den vorzüg-
lichsten Denkern ein. — S. war 1784— 85
Meister vom Stuhl der Loge Zur edlen
Aussicht in Freiburg i. B. und während
seines Aufenthalts in Karlsruhe Meister
vom Stuhl der dortigen Loge Karl zur
Einigkeit. — Von seinen Schriften seien
als wahrhaft human erwähnt: «Katechis-
mus der Sittenlehre fürs Landvolk« und
»Katechismus der Religion fürs Landvolk«,
Nach dem Stil und der Schreibart zu ur-
teilen, sind die » Frey mäurerischen Regeln«
und die »Instruktionen zum Gebrauch der
Loge Zur edlen Aussicht im Orient Frey-
burg« von ihm verfasst. [Vgl. Abafi, Ge-
schichte der Freimaurerei in Österreich-
Ungarn, V, 26.1
Schlnsa der Loge, s. Öffnung.
Schlüssel. Ein elfenbeinerner Schlüssel
kommt teils als Sinnbild der Verschwie-
Allgemeinet Handbuch der Freimaurerei. II.
genheit — (in den ägyptischen Isismyste-
rien die Hieroglyphe »des Öffnens des Ge-
müts oder der Denkart der im Toten-
reiche zu richtenden Seele«, nach Sickler
in Isis vom J. 1822, St. 11, S. 1112)
i teils als Gradabzeichen, teils als Abzeichen
des Schatzmeisters in der Freimaurerei
vor. [Über ersteres vgl. Krause, Kunst-
urkunden, I, Abt. 2, S. 38, 76, 128, 284, und
die einschlagenden Katcchismusfragen im
Recueil pr£cieux, I, S. 101, Lennings Ency-
klopädie (erste Aufl. dieses Handbuchs),
II, 246, Frage 16—26, auch abgedruckt in
den Schriften : Archiv der Freymäurer-Loge
in Livorno (Lpz. 1803), S. 364. Sarsena
(1816), S. 151. Ferner System der Frey-
maurerloge zu P%*, S. 297. Über den
Schlüssel als Zeichen des Schatzmeisters
vgl. Krause, Kunsturkunden, I, 233.]
Schmalkalden (St. in der preuss. Prov.
Hessen-Nassau, 7888 E.). Hier wurde 29.
März 1876 ein maurerisches Kränzchen
unter der Meininger Loge gegründet, das
unter der Grossen Loge Royal York in
eine Loge Friedrich Wilhelm zur
Glückseligkeit umgewandelt und 28.
April 1878 eingeweiht wurde. Mitglieder-
zahl (1899): 24. Vers.: 2. Freitag.
Schmalz, Theodor Heinrich Anton,
geistreicher Schriftsteller im Gebiet der
Staatswissenschaften und Rechtslehre, geb.
17. Febr. 1760 in Hannover, gest. 20. Mai
1831 in Berlin, studierte in Güttingen
Theologie, wandte sich aber dann dem
Studium der Rechte zu, folgte 1789 einem
Ruf als Professor der Rechte an die Uni-
versität zu Königsberg und wurde dort
1798 Konsistorialrat und 1801 Kanzler und
Direktor der Universität. 1803 erhielt er
einen Ruf als Direktor der Universität
zu Halle. Als Halle zum Königreich West-
falen geschlagen wurde, ging er nach
Memel und Berlin und wurde hier bei
Gründung der Universität deren erster
Rektor. — In den Freimaurerbund trat S.
17. November 1779 in der Loge Zum
goldnen Zirkel in Göttingen, war 1784
bis 1786 deren Redner, wurde 1789 der
Loge Zu den drei Kronen in Königsberg
angeschlossen und war dort auch lange
Zeit Redner. 1803 wurde er in der Loge
Zu den drei Degen in Halle angenommen
und 1804 ihr zugeordneter Meister. 1808
trat er in Berlin der Loge Zum flammen-
den Stern bei, wurde 1808 deren Meister
vom Stuhl und 1809 Mitglied des Alt-
schottischen Direktoriums. 1814 trat er
vom Verband der drei Weltkugeln zur
Grossen Landcsloge in Berlin über, deren
Grossredner er wurde. Zugleich führte er
den Hammer der Loge Pegase in Berlin.
Durch seine Schrift: Ȇber politische Ver-
eine« griff er den Tugendbund und alle
patriotischen Bestrebungen an, wie er über-
haupt in den letzten Jahren sich dem
strengsten Absolutismus und der Pietisterei
ergab. [Neuer Nekrolog der Deutschen,
21
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822 Schmettau
IX, 488—443; Geschichte der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), S. 440.]
Scbmettau, Graf v., errichtete 1744 die
erste schottische Loge Judica in Hamburg
(s.d.); früher war er in Berlin und stiftete
dort auch eine schottische Loge. [Vgl.
Eleusinien des 19. Jahrhunderts, I, 77.]
Schmid, 1) Konrad Jakob, Herr auf
Auerstadt in Thüringen, geb. das. 16. Dez.
1722, gest. 12. Dez. 1753 (nach andrer An-
gabe 6. Dez. 1752), polnischer und säch-
sischer Premierleutnant, stiftete unter dem
Namen Chevalier du Marteau d'or ge-
meinschaftlich mit v. Tanner, Chevalier de
la Franconie, auf einen Freibrief des Gross-
meisters unterm 8. Juli 1749 die Loge Zu
den drei Hammern in Naumburg, wurde
im Okt. 1750 ihr zweiter (d. h. zugeord-
neter) Meister vom Stuhl, trat (vielleicht
1751) der strikten Observanz zu und war
als Prior des Provinzialkapitels der erste
Helfer des Heermeisters v. Hund (s.d.). [Vgl.
Schröder, Geschichte der Freimaurerei in
Naumburg a. S. (Naumb. 1896), S. 171.]
2) Ernst Johann Georg, des Vorigen
Bruder, geb. 13. April 1724 in Auerstadt,
gest. 1. Aug. 1757 in Eisleben, Prcmier-
leutnant, wurde 27. Jan. 1750 in der Loge
Zu den drei Hammern in Naumburg auf-
genommen, war ihr erster Aufseher und
nach seines Bruders Tode Meister vom
Stuhl; er trat der strikten Observanz zu.
Er war ein Mann von hervorragenden
geistigen Fähigkeiten. Er verfasste mo-
ralische Regeln (s. d.) in neun Paragraphen,
die von Hund (s. d.) bestätigt wurden,
war überhaupt sehr thätig. Französisch
schrieb er besser, als deutsch. [Vgl.
Schröder, Geschichte der Freimaurerei in
Naumburg a. S. (Naumb. 1896), S. 173.1
Schmldburg, 1) Friedrich Wilhelm
Freiherr v., k. k. Hauptmann, 1790 Major,
geb. 19. Febr. 1742 zu Tuln in Österreich,
war 1763 bereits Mitglied der Prager Loge
Zu den drei gekrönten Sternen, wurde
bald darauf Mitglied des Kapitels Zu den
vier Evangelisten, als dessen Vertreter er
sich 1764 zum Konvent nach Altenberge
(s. d.) begab, wo er dem Freiherrn v. Hund
(s. d.) huldigte, von diesem den Ritter-
schlag erhielt und zum Hauskomtur
(Stuhlmeister der Loge), 1779 aber zum
Kapiteldekan und Praefectus ad honores er-
nannt wurde. Nach Wien gekommen,
stiftete er hier 1771 die Loge Zu den drei
Adlern, der er bis 1775 als Stuhlmeister
vorstand, und wurde 1776 Mitglied der
Grosskomturei St. Pölten (Wien). Nach
Prag zurückversetzt, trat er der Loge Zu
den drei gekrönten Sternen 1782 wieder
bei und führte mehrere Jahre deren
Hammer.
2) Karl Friedrich Freiherr v., k. k.
Oberstleutnant, dann Oberst und Schloss-
kommandant in Fogaras, geb. 12. Okt. 1722
in Franken, gest. 1. April 1780 in Fogaras
— Schmidt.
(Siebenbürgen), war 1763 Mitglied der
Prager Loge Zu den drei gekrönten Ster-
nen und deren Kapitels, sowie Vertreter
des letztern zu Altenberge, wurde vom
Freiherrn v. Hund zum Ritter geschlagen
und zum Kapitelkommissar, 1766 aber zum
Praefectus aa interim ernannt. Nach Sieben-
bürgen gekommen, betrieb er die Erneu-
erung der Loge St. Andreas in Hermann-
Stadt, wo er 1777 ein Kapitel errichtete,
zu dessen Subprior er -ernannt wurde, sich
aber bald zurückzog.
Schmidt, 1) J o h. H e i n r. O tt o v., geb. 18.
Nov. 1758 in Wöblitz in Pommern, gest. 5.
Febr. 1841, tratschon 1772 indiepreussische
Armee, wurde 1778 Offizier, 1791 dem zur
Reorganisation der türkischen Armee nach
Konstantinopel gesendeten Obersten von
Götze beigegeben und machte im türki-
schen Heere den Feldzug gegen die Russen
mit, wofür er bei seiner Rückkehr mit
Erhebung in den Adelstand belohnt
wurde, trat dann in das preussische
Oberkriegskollegium ein, zeichnete sich
1812 als Führer der Artillerie aus, wurde
1815 Generalleutnant und trat 1824 in
den Ruhestand. — Dem Freimaurerbund
war S. 30. Aug. 1798 in der Loge Zum
goldnen Schiff in Berlin beigetreten, stieg
allmählich zu den höhern Stufen empor
und war von 1821—39 der erste Gehülfe des
I Ordensmeisters Palmie* (s. d.), von 1818—37
| aber Landesgrossmeister der Grossen Lan-
desloge in Berlin. Altersschwäche veran-
lasste ihn 1837, den Hammer niederzulegen.
Er wirkte sehr thätig und verdienstlich,
namentlich veranlasste er die Zusammen-
stellung aller seit 1770 erlassnen Verord-
nungen über die Arbeiten, Verfassung und
allgemeinen Beziehungen der Logen, ferner
die Bildung eines Fonds für Unterstützung
armer Schulkinder u. s. w. [Mecklenbur-
gischer Provinzialkalender 1841, S. 62;
Archiv für Freimaurer von Horstmann und
Straus, I, 103 fgj
2) J oh. Phil. Samuel, geb. zu Königs-
berg in Preussen 8. Sept. 1779, Komponist
und Rat im königl. preussischen Finanz-
. departement bei der Seehandlung. Unter
der grossen Anzahl Freimaurerlieder, die
[ er komponiert hat, nimmt das Bundeslied
von Loest: »In die Unendlichkeit hinaus«
eine der ersten Stellen ein.
3) Gustav Philipp, Jurist, geb. 2. Aug.
1797 in Naumburg a. S., gest. 22. Nov.
1848 in Berlin, studierte die Rechte und
war zuerst am Obergericht in Naumburg
thätig, wurde dann nach Jülich und
Münster als Auditeur und 1829 nach Berlin
als Korpsauditeur versetzt. 1841 wurde er
Justizrat und 1844 Geheimer Justizrat. —
In den Freimaurerbund wurde S. 20. Sept.
1817 in der Loge Zu den drei Hammern
in Naumburg aufgenommen, schloss sich
21. März 1834 in Berlin der Loge Zur
Verschwiegenheit an. 1838 wurde er Mit-
glied der Grossen National-Mutterloge Zu
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Schmiedeberg — Schmitthenner.
823
den drei Weltkugeln und 1841 Mitglied
des Bundesdirektoriums. Bei der Revision
der Bundesstaaten 1840 entwickelte er
eindringende Thätigkeit, insbesondere ist er
der Verfasser der Allgemeinen Grundsätze
§§ 1 —23 der Bundesstatuten, [Vgl. Schröder,
Geschichte der Freimaurerei in Naumburg
(1896), S. 193. Geschichte der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1870), S. 441.]
4) Friedri ch Julius, Schulmann, geb.
27. Jan. 1816 in Breslau, gest. 20. Sept.
1892 in Schweidnitz, Professor am Gym-
nasium zu Schweidnitz, wurde in den Frei-
maurerbund aufgenommen am 10. Sept.
1847 in der Loge Zur wahren Eintracht
in Schweidnitz und bekleidete von 1848 an
sechs Jahre lang das Redneramt. Am 22.
Jan. 1858 schloss er sich der Loge Her-
kules in Schweidnitz an und wurde bald
darauf zum Logenmeister erwählt, welches
Amt er 33 Jahre verwaltete. Im Okt.
1858 wurde er in das Kapitel nach Breslau
berufen und erstieg in den nächsten Jahren
die höchsten Ordensstufen. Er errichtete
die Delegation der altschottischen Loge
Montana, die später als eine selbständige
Andreasloge unter dem Namen Virtus 1.
Nov. 1891 eingeweiht und deren Vorsitzender
Meister er wurde. [Vgl. S. L. 1892, S. 140.]
5) Alexis Bravmann, Journalist, geb.
5. Juli 1818 in Berlin, war Chefredakteur
der Spenerschen Zeitung und Sekretär der
Berliner Kaufmannschaft. Am 31. Okt.
1854 wurde er in der Loge Zu den drei
goldnen Schlüsseln in Berlin zum Frei-
maurer aufgenommen, war von 1872—82
ihr Vorsitzender Meister und gleichzeitig
wortführender Meister _der Andreasloge
Indissolubilis, welche Ämter er nieder-
legte, als er 10. Sept. 1882 als Ordens-
meister der Grossen Landesloge in Berlin
gewählt wurde. Krankheit veranlasste ihn,
15. Dez. 1895 von seinem Amte zurück-
zutreten. S. war durch seine vielseitigen
maurerischen Kenntnisse ein gewandter
Redner, gleichzeitig aber auch ein frucht-
barer maurerischer Schriftsteller. Für alle
Grade der Grossen Landesloge hat er In-
struktionen verfasst und die Rituale zeit-
§emäss umgearbeitet. Viele Aufsätze in
er Berliner Zirkelcorrespondenz und den
Andreasheften zeigen von seinem ausser-
ordentlichen Fleiss und der Hingabe zur
Maurerei. An maurerischen Auszeich-
nungen besitzt er u. a. das Ritterkreuz
vom Schwedischen Orden Karls XIH.
6) Otto Richard (Schmidt-Cabanis
(spr. Kahbannisl), Schriftsteller, geb. 22.
Juni 1838 in Berlin, war zunächst im
Bankfach, Buchhandel und an der Schau-
bühne thätig, musste das Theater Krank-
heitshalber 1867 verlassen und wendete
sich allein der Schriftstellerei , nament-
lich der Journalistik und dem Gebiet der
Satire und des Humors zu. — In den
Freimaurerbund trat er in der Loge Zur
siegenden Wahrheit in Berlin Mai 1873,
wo er seit mehreren Jahren Redner ist.
Er gab maurcriBche Dichtungen unterm
Titel »In der Bruderkette« (Lpz. 1891)
heraus. Mehrere Arbeiten finden sich in
den »Werkstücken aus den Bauhütten der
Grossloge Royal York« (1896).
7) Theodor, Landgerichtsdirektor, geb.
20. Febr. 1842, gest. 24. Jan. 1895 in
Breslau, wurde 18. Okt. 1871 in der Loge
Luise zur Unsterblichkeit in Meseritz in
den Freimaurerbund aufgenommen, wurde
24. April 1893 Mitglied der Loge Horus
in Breslau und war zuletzt Provinzialgross-
meister der Grossen Provinzialloge von
Schlesien. [Vgl. S. L. 1895, S. 49.]
Schiniedeberg (St. in der preuss. Prov.
Schlesien, 4818 E.). Loge das. unter der
Grossen Landesloge in Berlin: Zu den
drei Felsen, gest. 31. Mai 1776, unthätig
seit 15. Mai 1807, wieder eröffnet 24. Juni
1811, arbeitete eine Zeit lang in Hirsch-
berg (s.d.). Mitgliederzahl (1900): 60. [Vgl.
Mitgliederverzeichnis der Loge für 1894.]
Schmiedeberg (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 2626 E.). Hier finden während
der Kurzeit freimaurerische Versamm-
lungen statt.
Schmieder, Karl Christoph, Schul-
mann, geb. 5. Dez. 1778 in Eisleben, gest.
23. Okt. 1850, Professor und Direktor der
Realschule in Kassel, wurde 6. Juni 1806
Mitglied der Loge Zu den drei Degen in
Halle, schloss sich später in Kassel der
Loge Zur vollkommnen Eintracht und
Freundschaft an. Als maurerischer Schrift-
steller gab er unter dem Namen S. Ch. M.
Jeder in Berlin 1824 »Allotrien« heraus,
auch, als Verteidiger der Alchemie, eine
Geschichte derselben (1832). Überhaupt
war er ein vielseitiger und thätiger Schrift-
steller, jedoch ohne besondere Tiefe und
Originalität.
Schmitthenner, Friedrich Jakob,
Geheimer Regierungsrat und ordentlicher
Professor der Staatswissenschaften an der
Universität Glessen, geb. 17. März 1796
in Oberdreis im Fürstentum Wied, gest.
19. Juni 1850 in Giessen, wurde zuerst
Geistlicher am Taunus, dann Prorektor
am Pädagogium in Dillenburg, 1828 Direk-
tor des Schullehrerseminars in Idstein und
im Herbst als Professor der Geschichte
nach Giessen berufen, wo ihm 1830 auch
die Professur der Staats Wissenschaften
übertragen wurde. Die ihm 1832 über-
gebne Stelle eines Oberetudienrats in
Darmstadt legte er bereits 1835 nieder
und trat in sein früheres Amt in Giessen
zurück. 8. hat sich als Schriftsteller
schon früh einen Namen erworben, und
die Zahl seiner Werke, die sich durch
Gedankenreichtum auszeichnen, ist gross.
— S. wurde in der Loge Ludewig zur
Treue in Giessen aufgenommen 17. Jan.
1840. Obschon seine Zeit vielfach in An-
spruch genommen war, beteiligte er sich
21*
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824 Schmölln — Schneeberger.
4
oft an den Arbeiten der Loge und trug
vieles bei zu ihrer Hebung uud Belebung.
Schmölln (St. im Herzogtum Sachsen-
Altenburg, 9755 E.). Hier besteht ein
Bruderverein unter der Loge in Alten-
burg, gegr. 11. März 1867. Vers, am 1.
Montag im Monat. Mitgliederzahl (1900):
25. [Vgl. Bericht über die Thätigkeit des
Brudervoreins von 1862—87.] — Seit 1843
fiuden hier, mit einigen Unterbrechungen,
jährlich Zusammenkünfte der Logen Ar-
chimedes zu den drei Reissbrettern in
Altenburg und Archimcdcs zum ewigen
Bunde in Gera statt. Am 23. Mai 1894 fand
das Fest des 50 jähr. Bestehens dieser Ver-
sammlungen statt. [Vgl. R. Fischer, Der
Schmöllner Klub (1894).] — Der Bruder-
verein das. ist bei den Quartal Versamm-
lungen in Gössnitz (s. d.) beteiligt.
Schmttckert, Gottlob Heinrich, Post-
beamter, geb. 12. Nov. 1790 in Greifen-
berg in Pommern, gest. in Berlin 3. Febr.
1862, machte den Feldzug von 1807 und
die Befreiungskriege von 1813—15 mit,
wurde 1815 im Postdienst angestellt und
1816 Postrat in Berlin. Er erwarb sich
grosse Verdienste um die Einrichtung
und Verwaltung des Postwesens. Bei der
Gründung des Zollvereins 1830, bei den
Postkonventiouen mit Russland und Däne-
mark war er Bevollmächtigter. 1846 wurde
er Direktor des Gcneralpostamts und 1849
Mitglied des Staatsrats. — In den Frei-
maurerbund wurde er 20. Sept. 1816 in
Berlin in der Loge Zur Verschwiegenheit
aufgenommen. Am 7. Juni 1830 wurde er
Mitglied der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln und 9. März 1839
des Altschottischen (Bundes-) Direktoriums
und zugeordneter Nationalgrossmeistcr.
[Vgl. Geschichte der Grossen National-
Mutterloge Zu deu drei Weltkugeln (Brl.
1890). S.' 441.]
Schnukenburg, Johann Ferdinand,
geb. 11. Nov. 1807 in Berlin, gest. 31. Jan.
1873 das., trieb eifrig Sprachstudien, kam
als Lehrer an die Augustaschule und ans
Gymnasium zum grauen Kloster; 1839
wurde er Professor, dann Lehrer der
Töchter der Prinzen Albrecht und Karl;
später kam er an die Kriegsakademie
und wurde Mitglied der Humanitäts-
gesellschaft und Präsident der Italieni-
schen Gesellschaft. Als Mitglied der
Sociöte- de Histoire de France gab er 1840
Tableau des idiomes populaires de France
heraus. — Der Loge Pythagoras zum flam-
menden Stern in Berlin 15. Dez. 1836 zu-
geführt, trat er 1839 in den Innern
Orient, war von 1848 — 68 Meister vom
Stuhl der Loge und seit 1863 Gross-
meister der Grossen Loge Royal York,
nachdem er vorher GrOBsredner und zu-
geordneter Grossmeister, sowie Oberster
Meister im Innersten Orient gewesen war.
Seine Johannisreden waren von tiefer Re-
ligiosität durchdrungen und packten
i durch poetische Empfindung des Vor-
trags. Durch seine freimaurerische Arbeit
hat er für die Erkenntnis der Symbolik
und die Auffassung der Lehren der Frei-
I maurerei viel geleistet. Zeugnis davoo
legt eine grosse Reihe von Reden ab, die
er gehalten hat, und besonders seine Thätig-
keit bei Revision der Rituale, die unter
seiner Leitung unternommen wurde. Den
deutschen Grossmeistertagen 1868 — 78 wid-
mete er erfolgreiche Teilnahme. [Vgl.
Bst. R. 1881, 8. 114; Flohr, Geschichte
der Grossen Loge Royal York (Brl. 1898),
U, 8. 81.]
Schneeberg (St. im Königr. Sachsen,
8284 E.). Die hier bestehende Johannis-
loge Archimedes zum sächsischen
Bunde wurde (auf Grund eines Vertrags
vom 23. Jan. 1809) 5. Febr. 1809 als De-
putationsloge von der Loge in Altenburg
gegründet, nachdem seit 1805 ein Klub
bestanden hatte, und trat 5. Febr. 1812
zur Grossen Landesloge von Sachsen.
Mitgliederzahl (1900): 125. Vers.: Mitt-
wochs und Sonntags. Ferien: Juli und
August. Eignes Logenhaus, Seminarstrasse,
eingew. 14. Sept. 1884. Hausgesetze von
1876. Milde Stiftungen: a) Witwen- und
Waisenkasse mit ca. 6500 M. Kapital,
b) Almosenkasse mit 600 M. Kapital. Die
Loge gab für sich »Maurerische Gesänge«
heraus (1824).
Schneeberger, Franz Julius, Schrift-
steller, geb. 1827 in Wien, gest. 25. Juli
1892 in Graz, trat 1850 als Oberbeamter
in den österreichschen Staatstelegraphen-
dienst und 1860 als Ingenieur in den
Dienst der Südbahn, den er 1866 verliess,
worauf er sich ganz der Schriftstellerei
! hingab, in der er unter dem Pseudonym
Arthur Storch bekannt ist. 1868 gründete
er mit Lewis (s. d.) die Loge Einigkeit
im Vatcrlande in Budapest und war von
da an rastlos thätig, der Freimaurerei
eine Heimstätte in Osterreich zu gründen.
Hier hat die Polizei das Recht, zu jeder
Versammlung eines Vereins einen Kom-
missar zu entsenden. Vergeblich war, als
man in Wien 1869 eine Loge gründen
wollte, das Anerbieten, einen Beamten, den
die Regierung zum Berichterstatter be-
stimmt hatte, als Freimaurer aufzunehmen.
Minister Giskra wies dies schroff zurück. Es
gelang S., ein Mittel zu finden, um, ohne
die Gesetze zu verletzen, _ doch der mau-
rerischen Thätigkeit in Österreich einen
Platz zu sichern. In Ungarn nämlich
konnte sich das Logenwesen ganz frei
entwickeln, und keinem Österreicher kann
es verwehrt sein, sich auf ungarischem
Boden in eine Loge aufnehmen zu lassen,
da ein Verbot, Freimaurer zu werden,
in Österreich nicht besteht. S. setzte
sjch mit der Loge Zur Verbrüderung in
ÖdenburginVerbindung(1869);dort wurden
die rituellen Arbeiten vorgenommen, in
Wien aber gründete er einen nichtpoliti-
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Schmidemühl — Schneider.
325
sehen Verein Humanitas, der die humani-
täre Verwaltungs- und wissenschaftliche
Thätigkeit der, Loge durchführte. Da das
Reisen nach Ödenburg mit vielem Zeit-
verlust verbunden war und daher viele
Mitglieder die Loge selten oder gar nicht
besuchen konnten, wurde 1871 in dem bei
Wiener-Neustadt gelegnen Neudörfl eine
Loge Humanitas errichtet, die die rituellen
Arbeiten für die Mitglieder des Wiener
Vereins besorgte. S.'s maurerische Ar-
beiten erschienen im 'Zirkel* und andern
freimaurerischen Zeitschriften. In seinen
nichtmaurerischen Schriften spielt übrigens
auch die Freimaurerei eine grosse Rolle,
so z. B. in seinen Romanen »Die Geheim-
nisvollen, oder Freimaurer und Jesuit«
(4 Bde., Wien und Lpz. 1869; 4. Aufl. 1874),
»Die Katakomben von Wien« u. s. w.
Später gehörte S. einer zweiten Loge in
Neudörfl (Eintracht), sowie dem nichtpoli-
tischen Vereine Pestalozzi in Wien an,
den er ebenfalls gegründet hat. [Vgl.
Alpina 1892, S. 300. ßbl. 1892, S. 370.
Bh. 1892, S. 370. Z. 1892, S. 63. Allge-
meine österreichische Freimaurer-Zeitung,
1879, Nr. 23.]
Schneidemühl (St. in der preuss. Prov.
Posen, 17050 E.). Unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln bestehen hier : 1 ) die Loge Borussia,
gegr. 20. Febr. 1820, eingew. 23. Mai 1820.
Mitgliederzahl (1900): 114. Vers. Mitt-
wochs. Eignes Logenlokal, eingew. 23.
Mai 1881. Ferien: Juli und August.
Milde Stiftung: Leipziger Stiftungsfonds
zur Unterstützung der Söhne hilfsbedürf-
tiger Mitglieder zu ihrer wissenschaftlichen
oder technischen Ausbildung, Kapital:
4000 M. Hausgesetze von 1898. [Vgl.
Rademacher, Geschichte der Loge (1895)].
2) Die delegierte altschottische Loge Esra,
gegr. 2. Nov. 1820, eingew. 3. Aug. 1821.
Schneider, 1) Johann August, herz,
sächs. Rat in Altenburg, geb. 26. Mai 1756
zu Vierzehnheiligen im Herzogtum Sachsen-
Meiningen, gest. 13. Aug. 1816, ein um
die freimaurerische Geschichtsforschung
sehr verdienter Gelehrter, wurde in der
Loge Archimedes zu den drei Reissbrettern
in Altenburg 1788 in den Freimaurerbund
aufgenommen und 1806 deren Meister vom
Stuhl, erwies sich in einer Zeit, wo die
Freimaurerei in Deutschland noch grössten-
teils in den Fesseln geistiger Befangen-
heit lag, in den Bestrebungen dieser Loge,
über das Wesen und den Zweck der Frei-
maurerbrüderschaft sich zu verständigen
und sich selbst demgemäss neu zu gestalten^
ganz vorzüglich thätig und wurde dabei
besonders von der Überzeugung geleitet,
dass nur ein kritisches Studium der Ge-
schichte des Freimaurertums gegen Irr-
wege sichern kann, die ohne solches bei
jedem Streben schwerlich zu vermeiden
gewesen sein würden. Er war nicht nur
Anordner und Herausgeber des »Con-
stitutionsbuchs« der Loge Archimedes in
Altenburg (s. d.) und bearbeitete mehrere
Abschnitte darin, besonders die die allge-
meine Rechtsverhältnisse der Logenmit-
glieder betreffen, sondern bereicherte es
auch mit einem damals auf einzige
Weise belehrenden Anhang, der (bis auf
die von S. 218 an beigefügten Kapitel)
ganz sein Werk ist. In diesem sprach
er sich über den geschichtlichen Teil des
Freimaurertums, hauptsächlich über die
Abweichungen vom rechten Pfade, auf
die es in neuerer Zeit geraten war, mit
einer Freimütigkeit aus, die bei dem Er-
scheinen dieses Anhangs vielen befrem-
dend vorkam. Infolgedessen hatte er viel
litterarische Fehden, besonders mit Fessler
(s. d.) zu bestehen, die er furchtlos im
Dienste der Wahrheit zu Ende führte.
Ebenso war er ein fleissiger Mitarbeiter
an dem »Journal für Freimaurerei«, und
der erste Band des »Neuen Journals«,
sowie die »A. Z.« enthalten mehrere» aus
seinem handschriftlichen Nachlass. Haupt-
sächlich wurden die geschichtlichen Unter-
suchungen über die Beziehung, in welche
die Culdeer (s. d.) im Mittelalter zu der
Verbrüderung der Freimaurer zu bringen
sind, von ihm angeregt in zwei Aufsätzen
des angeführten Journals für Freimaurerei
(I, 171 fg., 368), woran sich Unter-
suchungen über die erste oder sogenannte
Yorker Konstitution (s. d.). die S. von den
Culdeern herrührend annahm, anknüpften
[vgl. dagegen Anton, Über die Culdeer,
1805 (zweiter Abdruck 1819), und zur
Widerlegung 8. im angef. Journal für
Freimaurerei, Bd. H], Ein weiteres Ver-
dienst erwarb er sich dadurch, dass er sich
zuerst die erwähnte Yorker Urkunde (s. d.)
in Deutschland in einer beglaubigten latei-
nischen Übersetzung verschaffte. Seine
Ansichten über den Wert und die Bedeu-
tung dieser Urkunde, die freilich von der
neuern Kritik für irrig gehalten werden,
sind in die Schriften Krauses (s. d.),
den er dem Freimaurerbunde in der
Loge Archimedes zu den drei Reiss-
brettern am 4. April 1805 zuführte, nament-
lich in dessen »Kunsturkunden«, vielfach
übergegangen. Dr. Schauberg sagt von
ihm: »Ohne die maurerischen Verdienste
von Fessler und Schröder irgend schmälern
und übersehen zu wollen, darf behauptet
werden, dass der geistige und wissenschaft-
liche Tempel der deutschen Maurerei in
den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahr-
hunderts in Sachsen aufgebaut und durch
S. , Mossdorf und Krause als den drei
Pfeilern getragen worden ist«. [Vgl. Diet-
rich, Aus vergangnen Tagen (Altbg. 1889),
S. 50.]
2) Johann Christian Friedrich,
Komponist, geb. 3. Jan. 1786 in Altwal-
tersdorf (Lausitz), gest. 23. Nov. 1853 in
Dessau, trug schon 1790 ein vom Vater
komponiertes Stück auf dem Klavier vor
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326
Schneider.
und galt als ein Wunderkind. Mit zwölf
Jahren verfasste er bereits selbst Musik-
stücke. Seit 1 798 besuchte er das Gymnasium
in Zittau, widmete sich hier den klassischen
Studien und komponierte in den Musestun-
den. Eine Menge Kompositionen für Orgel,
Klavier, Orchester und Gesang stammen aus
dieser Zeit, und namentlich machten drei
Sonaten Aufsehen, die 1804 bei Breitkopf
und Härtel in Leipzig erschienen. 1805 ging
er nach Leipzig, wo ihm das Organisten-
amt in der Kirche zu St. Pauli in Leipzig
übertragen wurde. 1810 bekam er die
Direktorstelle am Operninstitut des Joseph
Seconda, und bald darauf wurde er Organist
an der Thomaskirche. 1821 siedelte er
nach Dessau über, wo er zum Hofkapell-
meister ernannt wurde. Hier gründete er
auch 1829 eine Musikschule, die er 1846
wegen mangelnder Mittel wieder Bchloss.
S. war einer der berühmtesten Musiker
seiner Zeit. — Zum Freimaurer wurde S. in
der Loge Balduin zur Linde in Leipzig
9. Jan. 1807 aufgenommen; in demselben
Jahre wegen innererLogenzwistigkeiten aus-
geschlossen, trat er nach Aufhebung seines
Ausschlusses 19. Nov. 1811 wieder ein und
ward Musikdirektor dieser Loge 1815—21.
Seine Anhänglichkeit an sie bewies er
unter anderm dadurch, dass er zu der
Einweihung ihres neuen Hauses 1847 eine
Festkantate komponierte, die er auch am
Einweihungstage selbst aufführte. [Vgl.
R. 1895, S. 91J
3) Johann Gottlob, Bruder des Vor-
genannten, Hoforganist an der evang. Hof-
kirche in Dresden, geb. 28. Okt. 1789 in
Altgersdorf, gest. 13. April 1864 in Dresden,
erhielt von seinem Vater den ersten Unter-
richt und zeigte bald ein ungewöhn-
liches musikalisches Talent. S. wandte
sich ganz der Musik zu, übernahm die
Organistenstelle an der Universitätskirche
und wurde Gesangslehrer an der Ratsfrei-
schule in Leipzig, 1812 Organist an der
Hauptkirche in Görlitz, und von dieser Zeit
an stammt sein Ruf aU Virtuos des Orgel-
spiels. Er gab Orgelkonzerte, machte
Kunstreisen und bildete sich dabei immer
mehr aus. Da er seine Studien auch auf
den Orgelbau ausdehnte, wusste er sein
Instrument zu behandeln, wie selten ein
andrer Meister. 1825 wurde ihm das Amt
des Organisten an der evang. Hofkirche
zu Dresden übertragen, das er auch bis
zu seinem Tode inne hatte. Er kompo-
nierte für sein Chor, schrieb Choralbücher,
leitete musikalische Abendunterhaltungen
am Königl. Hofe, veranstaltete Orgel-
konzerte und bildete eine grosse Anzahl
Schüler aus; auch übernahm er die Direk-
tion der Dreissigschen Singakademie. Er
war Freund der altklassischen Musik, ein
Anhänger und Schüler Bachs, Mozarts,
Händeis u. s. w. 1853 war er in London
und trat dort in zwei Konzerten auf; sein
Ruf und Ruhm ging dort in allgemeine
Bewunderung über. Von seinem König
durch Verleihung hoher Orden geehrt,
verlieh ihm die Universität Leipzig den
Titel eines Doktors der Philosophie. Seine
Schüler gründeten eine »S. -Stiftung« für
Stipendien an elternlose Lehrerssöhne, die
sich dem besondern Studium des Orgel-
spiels widmen wollen. — 8. trat 2. Nov.
1815 dem Freimaurerbunde in der Loge
Zur gekrönten Schlange in Görlitz bei,
schloss sich 9. Febr. 1827 der Loge Zum
goldnen Apfel in Dresden an und be-
kleidete bei ihr jahrelang die Stelle des
Musikmeisters; zugleich war er eine Zeit
lang stellvertretender 2. Grossaufseher bei
der Grossen Landesloge von Sachsen. Ihn
kennzeichneten echte Humanität, Beschei-
denheit, innige Religiosität und grösste
Liebe zu seiner Kunst, die im Hörer nicht
Bewunderung des Künstlers als solchen,
Bondern Andacht erwecken wollte.
4) Louis, Schauspieler und Schriftstel-
ler, geb. 29. April 1805 in Berlin, gest.
16. Dez. 1878 in Potsdam, war seit 1820
an der kgl. Bühne in Berlin angestellt und
wirkte dort fast SO Jahre als Komiker.
Seit 1845 war er Regisseur, zog sich aber
1848 zurück und wurde Vorleser des Kö-
nigs Friedrich Wilhelm IV. Dieser er-
nannte ihn auch zum Hofrat und nahm
ihn als Begleiter auf seine Reisen mit.
König Wilhelm I. beliess ihn in seiner
Stellung, übergab ihm die Verwaltung der
kgl. Privatbibliothek und ernannte ihn 1865
zum Geh. Hofrat. In den Kriegen gegen
Österreich und Frankreich begleitete er
den König im Hauptquartier. Ausser
mehreren Romanen, Schauspiel ernovellen
und Schwänken erschienen von ihm »Die
Galerie der Kostüme*, die »Geschichte der
Oper und des Opernhauses zu Berlin«,
»Die preussischen Orden«, »Aus dem Le-
ben Kaiser Wilhelms 1849—1873«. Auf-
sehen erregten die nach seinem Tode er-
schienenen Denkwürdigkeiten »Aus meinem
Leben« (8 Bde., Brl. 1879—80). — S. war
Freimaurer und stand auch dem Kron-
prinzen, spätem Kaiser Friedrich HJ., nahe.
Von ihm wird erzählt, dass letzterer in
Versailles sehr bedeutsame freimaurerische
Reformen entwickelt habe, die nachmals
zu unliebsamen Verwicklungen geführt,
mit Ausschliessung des Vertrauten des
Kronprinzen, des Predigers Schiffmann
(s.d.), geendet und selbst eine Entfremdung
des Kronprinzen zur Folge gehabt hätten.
[Vgl. Bh. 1880, S. 110. L. 1880, S. 88;
1888, 8. 183.]
5) Anton, Arzt, geb. 1817 in Csäkova,
gest. 1. Sept. 1897 in Budapest, war erst
Apotheker und Arzt und schloss sich 1848
der politischen Bewegung an. Seine mili-
tärische Laufbahn war eine Reihe von
Heldenthaten. Bei dem unglücklichen
Ausgang der Bewegung flüchtete er nach
der Türkei, um auch hier ins Militär ein-
zutreten. 1859 wollte er einen Aufstand
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Schneien — Schünaich-Carolath.
327
in Ungarn anzetteln, wurde aber gefangen
genommen und ins Gefängnis geworfen.
Nach langer Zeit entlassen, wandte er
sich nach Korfu, von da nach Italien.
1869 begnadigt, kehrte er ins Vaterland
zurück, übernahm ein Amt im Finanz-
ministerium und verbrachte die übrige
Zeit seines Lebens in stiller Arbeit. —
Er war der Nestor der ungarschen Frei-
maurerei, Grosskanzler der Hocbgrade,
Mitglied der Loge Hungaria und nahm
an der Gründung der Grossloge von Ungarn
teil. [Vgl. O. 1897, S. 256.]
Schneien, s. Regnen.
Schneller, David Andreas, braun-
schweig. Oberstleutnant im Ingenieurkorps,
geb. 1723 in Strassburg, gest. 1790, war
ein gelehrter und aufgeklärter Mann, Leh-
rer des Prinzen Friedrich August „(nach-
her Herzog von Braunschweig -Öls) in
den Kriegswissenschaften. S. wurde 4.
Febr. 1761 in der Loge Jonathan aufge-
nommen, am 10. schon Meister und am
9. Juni zum Redner ernannt. Am 14. Aug.
1765 der Reform (strikte Observanz) zuge-
treten und zweiter Aufseher der Loge Jona-
than zum Pfeiler, wurde er 1767 Ritter;
von 1773 war er erster Vorsteher der
Loge Zur gekrönten Säule, erster Gross-
vorsteher und bis 1785 schottischer zweiter
Aufseher. Im J. 1775 wurde er auf dem
Konvent zu Braunschweig(s.d.) zum Vicarius
des Procurator Generalis Provinciae beim
Direktorium mit Rang und Titel vom
Präfekt ernannt, zugleich war er Dekan
des braunschweigseben Kapitels; 1776 ging
er als Abgeordneter des Herzogs Ferdinand
zum Konvent nach Wiesbaden (s. d.), war
aber ebenso wenig gläubig, als sein Kollege
Schwartz; auf dem Deputationstag zu
Braunschweig 1779 (s. d.) war er Vertreter
des Prior Equitum und als solcher Prä-
sident des Konvents.
Schnur (die geschlungne) , eine in ein-
zelnen Lehrarten vorkommende Zierat,
über die zu vgl. Krause, Kunsturkunden,
1. Abt. 2, 8. 70, 206; Nicolai, Anmerkungen
u. s. w. , Anhang S. 42. Sie findet sich
auch auf dem Teppich nach der schwedi-
schen Lehrart.
Scböler, Reinh. O. Fr. Aug. v., geb.
2. Okt. 1772 in Wesel, gest. 28. Okt. 1840, j
trat in die preußische Armee, stieg bis
zum General der Infanterie, war bis 1835
preussischer Gesandter am russischen Hof
und von da an bei der deutschen Bundes-
versammlung. — In Berlin in der Loge Zu den
drei Seraphim 1816 in den Freimaurerbund
aufgenommen, war er in Petersburg Mit-
glied der Grossen Loge Asträa bis zum
Schluss der Logen 1823, trat 1827 in die
Loge Zum goldnen Schilf in Berlin und
war zuletzt Mitglied der höchsten Ordens-
abteilung der Grossen Landesloge das.
Scholl, Joh. Paul Friedrich, Arzt,
geb. 18. Okt. 1831 in Buschewald in
Schlesien, studierte Arznei Wissenschaft, war I
Kreisphysikus, 1868—96 Direktor der
Kranken- und Irrenanstalt in Bremen und ist
zur Zeit praktizierender Arzt das. S. hat
ausser einem Lehrbuch der Irrenheilkunde
mehrere grössere und kleinere Schriften
herausgegeben. — In den Freimaurerbund
trat S. in der Loge Friedrich Wilhelm
zur Eintracht in Bremen 12. Mai 1880
und wurde 1888 zum Meister vom Stuhl
und Obermeister des Innern Orients ge-
wählt. Er gab eine Sammlung von Logen-
reden unter dem Titel: »Sursum corda«
(Bremen 1898) heraus.
Scholz-Hermengdorfr, Karl Friedr. v.,
JuriBt, geb. 18. Okt. 1788 in Berlin, gest.
28. Juli 1865 in Arendstowo bei Filehne,
studierte die Rechte, war 1809 Auskultator
beim Stadtgericht in Berlin, machte die
Feldzüge von 1818—15 mit und wurde
1816 Assessor beim Oberlandesgericht in
Breslau, 1818 Appellationsgerichtsrat in
Frankfurt a. O. und 1835 Geheimer Ober-
tribunalsrat in Berlin. — Zum Freimaurer
wurde er in einer Feldloge in Mainz 9. Sept.
1814 aufgenommen, schloss sich 1818 der
Loge Zum aufrichtigen Herzen in Frank-
furt a. O. an und 19. April 1842 der Loge
Zur Verschwiegenheit in Berlin; 1846 trat er
in die Grosse National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln und wurde 1856 Mitglied
des Bundesdirektoriums. [Vgl. Geschichte
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln (Brl. 1890), S. 442.)
Schömberg, s. Schönberg.
Schön, Heinrich Theodor v., Staats-
mann, geb. 20. Jan. 1773 in Schreitlauken
in Prcussisch -Litauen, gest. 23. Juli 1856
in Arnau bei Königsberg, studierte in
Königsberg die Rechte und war daneben
ein ochüler Kants und des National-
ökonomen Kraus, trat 1798 in preussische
Staatsdienste und reiste 1798 nach Eng-
land, wurde dann Kriegs- und Domänen-
rat in Bialystok und 1802 Geh. Finanzrat
im Generaldirektorium in Berlin. Nach
der Katastrophe von Jena folgte er dem
Hof nach Königsberg und wurde Geh.
Staatsrat. Er fasste ein Gutachten über
die Aufhebung der Erbunterthänigkeit ab
und den Entwurf von Steins »Politischen
Testament • . Nach Stei ns Tod wurde er Leiter
des staatswissenschaftlichen Departements
im Ministerium und Obernahm dann das
Regierungspräsidium in Gumbinnen; 1818
wurde er Generalgouverneur des Landes zwi-
schen Weichsel und der russischen Grenze,
1816 Oberpräsident von Westpreussen
und 1824 solcher von ganz Preussen. Von
Friedrich Wilhelm IV. zugleich zum Staats-
minister ernannt, schied er 1842 aus dem
Staatsdienst und wurde zum Burggraf von
Marienburg ernannt, dessen Schloss er zu
erneuern begonnen hatte. — Er trat als
Student in der Königsberger Loge Zu den
drei Kronen in den Freimaurerbund und
wird zuletzt 1802 als Gesell aufgeführt.
Schönaich-Carolath, s. Carola th.
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328
Schönberg — Schönheyder.
Schönberg, 1) Wolff Christian v.,
Herr auf Arnsdorf, Weiche etc., geb. 2.
März 1727 in Bautzen, gest. 1791, war
kurf. sächs. Geh. Kriegsrat, Kammerherr
und Landeshauptmann in der Markgraf-
schaft Oberlausitz. Er war der liebste
Jugendfreund des Freih. v. Hund (s. d.i,
dessen jugendliches Feuer er zu idealen
Zielen begeisterte. Am 23. Febr. 1750 wurde
8. in der Loge Zu den drei Hammern in
Naumburg dem Maurerbunde zugeführt,
und v. Hund nahm ihn noch in demselben
Jahre in sein System auf. Er war Mit-
glied der Loge Zu den drei Schwertern in
Dresden, Subprior von Ratzeburg, Prior
und Ordensmarschall, auch Komtur von
Skonberg und Trittau. 1705 trat er zurück,
wurde Socius unter Beibehaltung seines
Ranges uud trat zur religiösen Sekte der
Stillen im Lande über. [Vgl. Schröder,
Geschichte der Freimaurerei in Naumburg
(Naumb. 1896), S. 174.]
2) auch Schömberg, Heinrich Adolf
Graf v., einem der ältesten, angesehensten
und verbreitetsten Adelsgeschlcchter Sach-
sens angehörend, geb. 5. Aug. 1734, gest.
1795, war kursäebs. Konferenzminister und
Wirkl. Geh. Rat, auch erster Botschafter
bei den Wahlen der Kaiser Leopold II.
und Franz II. Er trat 3. Febr. 1754 der
strikten Observanz bei, wurde in dem-
selben Jahre Komtur und Hauskomtur
von Meissen und war ein begeisterter An-
hänger v. Hunds (s. d.). S. war in Dresden
Meister vom Stuhl der von Hund gestif-
teten Loge Zu den drei Palmen, Mitglied
der Loge Zu den drei Schwertern und führte
diese Bauhütte 1762 zur Annahme der
strikten Observanz; auf seinen Namen
war die Stiftungsurkunde ausgestellt. 1764
verzichtete er auf seine Ordensämter und
trat mit dem Rang eines Komturs unter
die Socios des Ordens.
Schön bürg, Otto Karl Friedrich
Fürst von, geb. 2. Febr. 1758 in Walden-
burg, gest. 29. Jan. 1800, wurde 1790 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Vor 1779
trat er dem Freimaurerbunde in der Loge
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig
bei und schloss sich dann der Loge Zu
den drei Rosen in Sachsenfeld an, der er
auch 1781 sein Schloss in Rüssdorf (s. d.) zu
ihren Versammlungen einräumte und in
der er das Amt eines zweiten Vorstehers
versah, bis die Loge infolge eines Umbaus
des Schlosses ihre Thätigkeit einstellte.
Schönebeck a. d. Elbe (St. in der preuss.
Prov. Sachsen, 14811 E.). Hier besteht
ein maurerisches Kränzchen unter der Loge
in Kalbe a.S., gegr. 11. Febr. 1874, bestätigt
16. April 1890. Mitgliederzahl (1900): 44.
Vers.: Dienstags im Hötel Landhaus.
Schönertnark , Anton Detlef von,
Chef der Hamburger Dragoner, gest. 1809,
wurde in den Freimaurerbund in der Loge
Zu den drei Löwen in Wismar 28. Sept.
1769 aufgenommen, war Mitstifter der Loge
[ Zur goldnen Kugel in Hamburg, Stifter
der Logen Zur goldnen Traube in Lüne-
burg und Zum grossen Christoph in
Stade, IfOgenmeister der Loge Zur gold-
nen Kugel in Hamburg 1785—1793,
1800—1802 abgeordneter Provinzialgross-
meister in Hamburg 1789—1791 und 1791
bis 1806 Provinzialgrossmeister das. [Vgl.
BZC. 1899, S. 337, 414.J
Sehönfeld, Joh. Phil., geb. 1742 in
Strasburg, wandte sich der Musik zu und
war 1782 Kapellmeister in Strassburg, wo
er zu Anfang des 19. Jahrhunderts starb.
Gegen sechs Sammlungen seiner Lieder
und Gesänge sind im Druck erschienen;
von besonderm Werte sind seine Freimau-
rerlieder, die er als Mitglied der Braun-
schweiger Loge 1772 herausgab.
Schönheit. Die S., eine der Säulen (s. d.)
der Freimaurerei, ist eine Grundbedingung
der Vollendung eines Bauwerks, das sie
ziert; eine gleiche Bedeutung hat die S.
auch in dem geistigen Bau der Frei-
maurerei. Dienen die Gebäude auch zu-
| nächst dem Bedürfnis und gilt es zuerst,
dieses zu befriedigen, also Nützliches zu
I schaffen, so verbindet sich doch die S. mit
I dem Nützlichen als die das Ganze vollen-
j dende Zierde. Die S. ist zuerst äusserlich
I sichtbar in der ruhenden festen Gestalt
Diese ruhende 8. besteht in dem Eben-
mass der einzelnen Teile, sodann in der
| Übereinstimmung der einzelnen Teile zu
i einem vollkommnen Ganzen. Die S. ist die
j wohlgefällige Einheit einer Vielheit, die
I sich abschliessende Verbindung einer Man-
i nigfaltigkeit. Die S. zeigt sich aber auch
in der Bewegung und wird als solche An-
mut genannt; die schöne Bewegung oder
Anmut fordert Sicherheit und Leichtigkeit.
Demnach besteht die geistige 8. oder die
S. der Seele in der Sicherheit und Leich-
tigkeit des geistigen, des sittlichen Le-
bens, in der Sicherheit und Leichtigkeit
der Erfüllung der sittlichen Gebote. Je
lebendiger das Urbild des Schönen in uns
ist, desto mehr wird die geistige Erechei-
ung des Menschen im Glänze der S. sich
offenbaren, desto mehr auch die Welt sich
im Lichte dioseB Ideals zeigen. [Vgl. A.
1896, S. 37. Bh. 1870, S. 394; 1876, S.
281; 1892, 8. 291. FZ. 1861, 8.398; 1863,
S. 10; 1893, S. 145. W. J. UI, 107. Z. 1893,
S. 17. Zd. 1840, 8. 129. Dietrich, Aus
vergangenen Tagen (Altbg. 1889), 8. 210.
Löwe, Zwischen den drei Säulen (Stuttg.
1884), S. 95. R. Fischer, Lehrlingskatechis-
mus (29. Aufl., Lpz. 1900), S. 71, 75, 77,
103, 129. Marbach, Katechismusreden (8.
Aufl., Lpz. 1874), S. 245. S. auch Starke
und Weisheit.]
Schönheyder, Joh. Martin, dän. Kon-
ferenzrat, geb. 4. Febr. 1752 in Kopenha-
gen, gest. das. 9. Juli 1831, wurde 21. Febr.
1781 in der dortigen Loge Zorobabel zum
Nordstern zum Freimaurer aufgenommen,
die ihn zum Redner und 1803—18 und
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Schöningen — Schotte, Schottischer.
329
1821—28 zum Meister vom Stuhl erwähl-
te. [Vgl. FZ. 1874, S. 45.1
Schöningen (St. im Herzogt. Braun-
schweig, 8115 E.). Hier besteht unter den
beiden Logen in Wolfenbüttel und Helm-
stedt eine freimaurerische Vereinigung,
gest. 25. Aug. 1857, nachdem schon seit
1855 Zusammenkünfte stattgefunden hatten;
die Statuten wurden 14. Jan./21. Aug. 1858
genehmigt. Von 1859 bis Sept. 1865 wurden
sehr spärliche Versammlungen abgehalten.
Mitgliederzahl (1900): 20.
Schopfheim (St. im Grossherzogt. Baden,
8357 E.). Hier bestand seit dem 16. Aug.
1874 ein maurerisches Kränzchen Zur
Eintracht im Wiesenthal, unter der
Loge Zur edlen Aussicht zu Freiburg i. Br.,
das sich später in Wiesenthal (s. d.) förm-
lich aufthat.
Schotte, Schottischer (Ecossais, Scotch),
eine in den Hochgradsystemen mit mannig-
fach verschiednen Nebenbenennungen vor-
kommende Oradbezeichnung. Neben den
Namen merken wir dieSysteme oder Schrif-
ten an, in denen sie sich finden.
1) S. von Alcidony (Ecossais d'Alci-
dony): aufgeführt in Considdrations philoso-
phiquea sur la Franche-Maconnerie (Hmbg.
1776). 2) Der Alt-S. oder der schot-
tische Altmeister: Klerikales Svstem
(5. Grad) und Martinistcn (4. Grad). 8) 8.
des hl. Andreas (Ec. de St.-Andrd
d'Ecosse) : von Baron v. Tschoudy gegründet,
im Rite ancien et aeeeptd 29. Grad, im
Metropolitankapitel von Frankreich 6. Serie
63. Grad, = der vierfach ehrw. Meister
(quatre foiB respectable Maltre) 6. Serie
47. Grad, und = S. des hl. Andreas von
Chardon 9. Serie 75. Grad, im Rite Misraim
21. Grad (auch 81. Grad), im philosophisch-
schottischen System zu Paris 6. Grad, im
System der Auserwählten der Wahrheit
10. Grad, bei den Philalethen 5. Grad [vgl.
Manuel mac, S. 190—194], in der strikten
Observanz 4. Grad. 4) S. von Angers
(Ecossais d' Angers): aufgeführt in Consi-
ddrations philosophiques sur la Franche-
Maconnerie (Hmbg. 1776). ö) S. Bau-
meister, erhabener (Illustre architecte
Ecossais): findet sich in dpr Sammlung von
Viany, vollkommner (Ecossais architecte
parfait) in der Sammlung von Pyron. 6) S.
Alt-Bruder, englischer S. (Ec. anglais
oder des Freres aines): Archiv der Mutter-
loge des philos. Ritus; S. der alten
Brüder pder des dreifachen Tri-
angels (Ecossais des Freres alnds ou de
triple Triangle): Sammlung des Metro-
politankapitels von Frankreich 5. Serie 37.
Grad. 7) S. von Clermont (Ec. de Cler-
mont), Metropolitankapitel von Frankreich
4. Reihe 30. Grad, zerfiel in 3 Abteilungen.
8) S. der hl. Dreieinigkeit (Ec. de la
Sainte Trinitd): Nomenklatur Fustiers.
9) S. von Dunkirchen: Nomenklatur
Fustiers. 10) 8., erhabener, der Gross-
loge des Prinzen Eduard (Sublime
dcossais de la Gr. L. du prince Edouard):
Sammlung von Pyron. 11) S. von Eng-
land (Ec. d'Angleterre) : Sammlung von
Lp Rouge; S., englischer, erhabener
(Ecossais anglais, sublime): Metropolitan-
kapitel von Frankreich 5. Serie 38. Grad.
12) S. von Franville (Ec. de Fr.): Metro-
politankapitel von Frankreich 4. Reihe
31. Grad. 13) S., französischer: Samm-
lung de» Metropolitankapitels von Frank-
reich 4. Serie 45. Grad. 14) S.der kleinen
Gemächer (Ec. des petits appartements) :
Nomenklatur Fustiers. 15) S. des hl.
Georg (Ec. de St. -Georges): Sammlung
von Le Page. 16) S. Grossbaumeister
(Grand architecte de): Sammlung des
Metropolitankapitels von Frankreich 45.
Grad; S. Grossbaumeister von Eng-
land oder Gross-Patriar ch(Grand archi-
tecte anglais de. ou Grand Patriarche):
Sammlung von Viany. 171 S. vom hl.
Gewölbe Jakobs VI. (Ec. de la voüte
saerde de Jacques VI.), verfertigt vom
Baron v. Tschoudy, Sammlung des Metro-
Solitankapitels von Frankreich 4. Serie
3. Grad; MisraYm, 20. Grad; Gross-S.
von der hl. Gruft Jakobs VI. soll
nach Dictionnaire mac. 1741 von Englän-
dern an französische Offiziere, die sie
gastlich aufgenommen, und vom Präten-
denten Jakob an einige französische Offi-
ziere, die ihn auf seinem unglücklichen
Zug nach Schottland begleitet hät-
ten, erteilt worden sein. [Vgl. Manuel
mac., S. 114-120, planches IX— XII.]
Grossschotte ist der 8. der hohen Instruk-
tionsgrade des philos. Ritus. Der erhabene
Meister des leuchtenden Rings (s. Akade-
mie des erhabenen Meisters) wurde auch
Grossschotte genannt. Der Grosser-
wählte vollkommene Altmeister
und erhabene Maurer (Grand-Llu
ancien maitre parfait et sublime ruacon):
Rite ancien et aeeeptd 14. Grad und Rite
Misraim zu Paris 20. Grad. Er führte auch
den Namen Grossschotte von der hl. Gruft
(vom hl. Gewölbe) Jakobs VI. oder Gross-
schotte von der Vollkommenheit, 18) 8.,
grüner (Ec. vert): Royal York in Berlin
ältestes System 2. Stufe des 5. Grads ; auch
Archiv der Loge St.-Louis des amis rdunis
zu Calais. 19) 8. von Hdrddom (Ec
de Hdrddom): Rite Misraim 30. Grad.
20.) 8., erhabener, oder himmlisch es
Jerusalem, (Sublime de. ou la Jdrusalem
cdleste): von Chastannier nach Swedenborgs
System verfertigt. 21) S. desHiram(Ec.
d'Hiram): Archiv des philosophisch-schotti-
schen Ritus. 22) DerunbekannteS. der
drei J. (Inconnus): Metropolitankapitel
von Frankreich 4. Serie 82. Grad; Rite
Misraim 19. Grad (JJJ = Jordan, Jeho-
vah, Jachin). [Vgl. Manuel mac., S. 283.]
23) Der Jung- oder Klein-S.: kleri-
kales System 4. Grad. Auserwählte der
Wahrheit 8. Grad. 24) Gross-S. von
Kopenhagen oder der Walachei oder
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Schotte — Schottische Lehrart.
von Kopenhagen und Stockholm
oder Grad de» Innern: Nomenklatur
Fustiers. 25) Gros8-S. der Kreuzzüge
(Grand-Ec. des Croisades): Sammlung von
Viany. 26) S. Levite und Märtvrer
(Ec. levite et martyr): Nomenklatur
Fustiera. 27) S. von Lille: Nomen-
klatur Fustiera. 28) S. der Loge des
Prinzen Eduard Grossmeister (Ec. de
la Loge du prince Edouard G. M.): Samm-
lung von Pyron. 29) S. von Lyon: Ar-
chiv der Loge St.-Louis des amis rlunis
zu Calais. 30) S. von Messina: Nomen-
klatur Fustiers. 31) S. der Militärlügen,
zerfallt in 3 Abteilungen, Sammlung von
Pyron. 32) S. von Montpellier: Samm-
lung des Metropolitankapitels von Frank-
reich 4. Serie 86. Grad. 38) S. von
Neapel: gleichfalls, 5. Serie 42 Grad.
34) S. Pariser ^Ec. parisien) : Rite Misralm,
17. Grad, ähnlich dem folgenden: S. von
Paris (Ec. de Paris), Considerations philo- ,
sophiques sur la Franche - Maconnerie
(Hmbg. 1776). 35) Gross-S. der Patri-
archen: Sammlung von Viany. 36) Der
preussische S. (Ec. de Prusse): Archiv
der Mutterloge des philosophisch - schotti-
schen Ritus. 87) S.Reiniger, erhabener,
(sublime Ecossais purificateur) : Sammlung
Fustiera. 88) S. Ritter, Lcossais Chevalier;
Illuminatus dirigens): im Illuminatismus
der 5. Zwischengrad; im franz. System
der 5. Grad, auch bei den Philalethen.
[Vgl. Manuel mac., S. 241—247, planches
XXII, IX— XII.] 39) S. vom Ringe (Ec
de l'Anneau) : Nomenklatur Fustiers. 40) S.,
roter (Ec. rouge): Royal York zu Berlin,
altes System, erste Stufe des 5. Grads.
41) S. der alten Schnur, die treuen
(Ec. de la vielle bru), soll 1747 durch
den Prätendenten Karl Eduard Stuart zum
Dank dafür gegründet sein, dass die dor-
tigen Maurer seinen Adjutanten Sir Sam.
Lockard aufgenommen hatten. (Nach
Borel.) I. Kapitel: symbolische Maurerei
in 4 Graden. II. Kapitel: vier Grade.
LII. Kapitel, die Geheimnisse der scienti-
fischen Maurerei: der 9. und letzte Grad.
I, II und III vereint Messen Konsistorium.
Die Menazzechim (hebr. aus I. Kön. 5, 16 |
= Aufseher, Vorsteher) bildeten den
obersten Rat, der das System regierte.
42) S. von Sizilien: Metropolitankapitel
von Frankreich 5. Reihe 42. Grad. 43) S.
der alten Sühne (Ec. de fils aines):
Nomenklatur Fustiers. 44) S. von Tou-
louse: Sammlung der Archive der Mutter-
loge des philosophisch-schottischen Ritus.
45) S. der Vierzig (Ec. des Quarante):
Metropolitankapitel von Frankreich 4. Serie
34. Grad, ähnlich dem S. von Montpellier
und Paris. 46) S., vollkommener engl.
Meister- (Parfait maitre anglais ecossais):
Sammlung von Pyron. S., vollkommener
(Ec. parfait): Archiv der Mutterloge des
philosophisch-schottischen Ritus und No-
menklatur Fustiers. S. derVollkommen- |
heit (l£c. de la Perfection): Sammlung des
Metropolitankapitels von Frankreich 5. Serie
89. Grad. 47) S. Trinitarier (Ec. Trini-
taire) : Metropolitankapitel von Frankreich,
Nomenklatur Fustiers. Auch: Globus der
Grossmeister -Kommandeure des Tempels
(Ec. Trin. ou Globe des Grand- Maitres
Commandeur du Temple): Sammlung von
He'cart; auch: Mächtiger Grossmeister des
Ordens der hl. Dreieinigkeit (Ec. Trin. ou
Suissant, Grand-Maitre de l'Ordre de la
t. Trinitl): Archiv der Mutterloge des
philosophisch-schottischen Ritus; auch im
Rite Misralm: 14. bis 16. Grad, Lehrling,
Gesell, Meister.
Schotte, der (Ecossais, Scotch). Schot-
tische Grade und Kapitel, b. den Artikel:
Schottische Maurerei.
Schottische Lehrart. Aus den Proto-
kollen der schottischen Logen vor der
Entstehung der Grossloge von Schott-
land geht hervor, dass es hier zwei
Stufen gab, die des »eingetragnen«
Lehrlings und die des »Genossen oder
Meisters« ; aber es ist bemerkenswert, dass
dem »Übergang zum Zunftgenossen« vor-
schriftsmässig auch zwei Lehrlinge bei-
wohnen mussten. Der Lehrling bekam
das »Maurerwort« und »die Geheimnisse
des Maurerworts«. Dasselbe war ohne
Zweifel das jetzige Wort des IL Grads
auf dem Festland; denn dieses ist in England
(auch Irland und Schottland) ursprünglich
das Wort des I. Grads gewesen und ist es
wieder seit 1809 (vgl. oben S. 246); ver-
mutlich wurde bei der Beförderung zum
»Zunftgenossen« das zweite Wort leise ge-
geben, so dass die anwesenden Lehrlinge
es nicht hören konnten. Es muss aber
auch eine symbolische Handlung dabei
vorgenommen sein; denn es heisst im Pro-
tokoll vom 27. Dez. 1720 der Loge zu Dun-
blane: »er wurde nach der Prüfung gehörig
befördert vom Winkelmass zum Zirkel und
vom eingetragnen Lehrling zum Zunft-
genossen dieser Loge« (Lyon, S. 416). Dazu
stimmt eine Frage bei Prichard im III. Grad :
»Wie wurden Sie zum Meister befördert?«
Antwort: »Vom Winkelmass zum Zirkel«
(5. Frage). Dass geflüstert wurde, bestätigt
ein Protokoll vom 22. Dez. 1702 der Ix>ge
zu Haughfoot, wo es heisst: »Dann flüstern
sie das Wort wie zuvor, und der Meister-
Maurer fasst (grips) seine Hand in der ge-
wöhnlichen Weise« (Vernon, S. 282). Die
Keime zu zwei getrennten Graden waren
jedenfalls in den alten Logen vorhanden,
aber von einer dritten Stufe ist nichts zu
entdecken, sondern die Ausdrücke »Zunft-
genoss« und »Meister« werden immer als
gleichbedeutend gebraucht. Der Unter-
schied zwischen Lehrlingen und Zunft-
enossen kann nicht gross gewesen sein;
enn die Nichtmaurer von gesellschaft-
licher Stellung, von denen in Edinburg
in den Jahren 1684 — 47, 1667 und 1670
eine ganze Anzahl sich anschloss, wurden
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Schottische Lchrart.
331
sämtlich gleich als »Zunftgenossen« oder
als • Zunftgenossen und Brüder« oder als
»Zunftgenossen und Meister* zugelassen,
erhielten also das «Maurerwort* mit seinen
Geheimnissen (d. h. Zeichen und Griff)
und das zweite Wort gleichzeitig. Der
dritte Grad ist erst von England einge-
führt und hat sich nur sehr langsam ver-
breitet. Das älteste Protokoll über eine
Meisterbeförderung finden wir bei der Loge
•Cannongate Kilwinning« zu Edinburg
unterm 31. Marz 1735. »Mutter Kilwinning«
erwähnt den Grad zuerst am 24. Juni 1736,
die erste »Erhebung« wird aber erst 1741
verzeichnet. In der Loge »Cannongate Kil-
winning from Leith« (jetzt St. Davids
Loge) in Edinburg wird zuerst am 2. März
1738 ein Bruder »zum Grad eines Meister-
Maurers erhoben«; in der alten Loge
•Marien-Kapelle« zu Edinburg geschieht
es zuerst am 1. Nov. 1738, am 26. Dez.
1738 findet eine Massenbeförderung statt
(12). Die alten Logen zu Atcheson Baven,
Dunblane, Haughfoot, Peebles kennen den
dritten Grad 1760 noch nicht [vgl. Lyon,
S. 212; Mackenzie, Cannongate Kilwinning,
8. 29). Der Meistergrad wird auch nicht
verlangt von der Grossloge von Schott-
land, sondern in den »Verordnungen«, die
bei der Gründung 1786 vereinbart wurden,
genügt für die zu erwählenden Gross-
beatnten, »dass sie Zunftgenossen oder
Meister -Maurer sind« [vgl. Lyon, S. 168
und 213); erst in der neuen Fassung der
•Gesetze und Verordnungen der Grossloge
von Schottland« von 1801 heisst es Kap. 1,
§ 4: »Dass kein Bruder Mitglied der Gross-
loge sein kann, wenn er nicht zum erhab-
nen Grad eines Meister-Maurers erhoben
worden ist« (Lawrie, 1804, S. 306). Auch
die Loge »Marien -Kapelle« wahrte den
»Zunftgenossen« die alten Rechte und be-
stimmte erst 1765, dass Maurer unter dem
Rang eines Meister-Maurers nicht be-
rechtigt seien, ein Amt zu bekleiden (Lvon,
S.213). Nach Lyon (S. 214) ist der dritte
Grad erst nach 1760 den Schottischen
Logen gemeinsam geworden. In der »St.
Machar's Lodge« zu Aberdeen haben von
260 Mitgliedern, die bis zum Jahre 1775
den ersten Grad erhalten hatten, nur 137
die beiden andern genommen [vgl.Hughan,
Origin, S. 33). Die Grossloge hat fast alle
weitern Grade bis auf den heutigen Tag
abgelehnt, aber wie in England und Irland
sind auch in Schottland viele höhere Grade
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrb. bear-
beitet worden. Der »Royal Arch« ist
schon 1743 in Stirling nachgewiesen [vgl.
oben I, S. 257]; etwas später erscheint
er auch in andern schottischen Logen, es
finden sich sogar Logen mit dem Namen
»Royal Arch-Loge», so in Glasgow 1755,
in Stirling 1759, in Edinburg 1765 u. a.
[vgl. Hughan, Rite; S. 83]. Neben dem
Royal Arch erscheinen bald »Excellent«
und »Super-Excellent«, sowie »Tempel-
ritter« und »Ritter von Malta«, ausserdem
•Mark Mason« und »Mark Master« [vgl.
oben I, S. 259]. Ein »Höchstes Gross-
kapitel der Royal Arch-Maurerei« hat sich
erst 1817 in Schottland gebildet, aber wie
stark dieser Zweig verbreitet war, zeigt
sich darin, dass damals 43 Kapitel sich
zuBammenthaten, trotz des Widerspruchs
der Grossloge (Hughan, Origin, S. 83;
Lyon, S. 290, 295). Das Grosskapitel
bearbeitet heute die Grade des Mark-
Meisters, des Ausgezeichneten Meisters,
des Royal Arch, die Einsetzungsgrade der
drei Prinzipals Z., H. und J. [vgl. oben I,
S. 259], den Grad des eingesetzten Meis-
ters im Mark-Grad, als Nebengrade den
des Königlichen Archenschi fiers, den
»Babylonish Pass« oder Grad des Roten
Kreuzes, der aus den Rittern des Schwertes,
des Ostens, sowie des Ostens und WestenB
besteht. Der einzige Grad, den die Gross-
loge anerkannt hat und in ihren Logen
erteilen lässt, ist der Mark-Meister-Grad.
Nach einer Vereinbarung zwischen der
Grossloge und dem Grosskapitel des Royal
Arch ist bestimmt, dass der Grad nur
Meister-Maurern gegeben werden soll, auch
haben die genannten Behörden ein gleiches
Ritual angenommen; der Royal Arch soll
als vierter Grad in der Maurerei gelten.
Halb und halb hat die Grossloge damit
auch diesen Grad anerkannt, und die volle
Anerkennung ist wohl nur noch eine Frage
der Zeit. Der von Amerika eingeführte
»Grossrat der Königlichen und Erlesenen
Meister« mit seinen vier Stufen besteht
seit 1880; man nennt diesen Zweig »kryp-
tische Maurerei«, wie in England. Auch
die »Verbundenen maurerischen Grade«
sind in Schottland vertreten, aber nur
mit drei Graden, denn der »Orden des
Roten Kreuzes von Babylon« gehört mit
etwas andrer Benennung zum »Grosskapitel
des Royal Arch« (vgl. oben). Über den
»Königlichen Orden von Schottland« vgl.
oben I, S. 259. Der »Alte und Ange-
nommene Schottische Ritus« fehlt auch in
Schottland nicht, obwohl er hiersieber nicht
entstanden ist; die Bearbeitung der Grade
ist wie in England [vgl. oben I, S. 259].
Der »Orden der Tempelritter« ist zweifach
vertreten, einmal in einer von Alexander
Deuchar 1811 begründeten abweichenden
Form, jetzt unter einem sogenannten »Gene-
ralkapitel« mit elf Prioreien, sodann das
»Alte Grosslager der Tempelritter« in
einer dem englischen Orden ähnlichen
Weise mit 20 Lagern. Endlich sind ver-
treten die maurerischen und militärischen
Orden der Ritter von Rom und des Roten
Kreuzes des Konstantin, der Ritter des
Heiligen Grabes und der Ritter des Hei-
ligen Johannes. Die » Rosen kreuzergesell-
schaft« arbeitet in Schottland wie in Eng-
land [vgl. oben I, S. 260]. Nähere Einzel-
I heiten finden sich in Crowes »The Scottish •
! Master Mason's Handbook« (London 1894),
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Schottische Logen — Schottische Maurcrei.
auch in den unter Englische Lehrart ge-
nannten Encyklopädien.
Sehottbche Logen werden diejenigen
genannt, in denen solche Grade bearbeitet
werden, die entweder als die ersten und letz-
ten der sogenannten höhern Grade be-
trachtet werden, in denen der vorgebliche
Abschluss der höhern Kenntnis erteilt wird,
oder die zwischen die Johannis- und die
Kapitelgrade eingeschoben sind. In der
schwedischen Lehrart (s. d.) heissen sie
Andreaslogen (h. d.), in der Lehrart der
Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln (delegierte) altschottische
Logen. Mögen sie nun jenen oder diesen
Zweck verfolgen, so haben sie doch mit
allen übrigen sogenannten Hochgraden
das Gemeinsame, dass sie mit der eigent- i
liehen Freimaurerei nichts zu thun
haben und ihr nur aufgepfropft sind. Er-
kennt man an, dass die drei Johannis-
grade ein vollständiges Ganze bilden,
so erscheinen diese s. L. — bei dem
reinsten, ethischen Inhalt — wenigstens
als etwas Überflüssiges. Wenn aber diesen
Graden eine Aufsicht über die Johannis-
logen beigelegt, wenn ihnen die Kassen-
verwaltung und die Leitung administrati-
ver Geschäfte übertragen wird und
man die Johannislogen ganz in die
Hände derjenigen legt, die s. L. ange-
hören, und zwar so, dass die Beamten-
stellen der Johannisloge, namentlich die
Stelle eines Vorsitzenden Meisters in kei-
ner andern Hand sein dürfen, als in der von
Mitgliedern der höhern Grade, dann ist das
dem Ansehen und der Würde der Johannis-
logen zuwider, und diese erscheinen als
eine Abteilung zweiten Ranges. Schneider
(s. d.) S. 122 im Anhang des Alteuburger
Constitutionsbuchs (Altbg. 1803) sagt:
»Die Versammlung eines neben einer Gros- |
sen Loge bestehenden Innern Orients heisst
technisch das schottische Kapitel (bei dem
Wilhelmsbader Systeme [und andern] aber
das schottische Direktorium), und die Ver-
sammlung eines davon an einzelne Logen
eines Bundes ausgegangnen Zweigs ein
Filialkapitel. Solche Kapitel sind in An-
sehung der Ausspendung der sogenannten
höhern Grade und des innern Zwecks der-
selben eben das, was die Johannislogen
hinsichts der drei wahren Grade und
des mit diesen verbundnen Zwecks sind,
und deswegen heissen sie auch s. L.
Wir verschweigen mehrere auffallende
Dinge, erklären aber zugleich ganz offen:
die Innern Oriente waren und aus ihnen
kamen, unmittelbar oder mittelbar, die so-
genannten Ordensväter, hohen Obern, auch
unbekannten Obern, worüber der Freimau-
rerei immer viel Vorwürfe gemacht worden
sind, und das mit vollem Recht«. Mau
kann dem vollkommen beistimmen; denn
in diesen Hochgraden (s. d.) liegt der
- Grund des Zwiespalts für den Bund, aus
ihnen heraus ist bis jetzt jedes Übel er-
wachsen, das den Bund getroffen hat und
was ihm Feinde und Verächter geschaffen
hat. Aus diesem Grunde hat man sich
vielfach gegen diese s. L. erklärt. [Vgl.
auch Schottische Maurerei, Bchottiache
Meistor.]
Schottische Maurerei (Maconnerie e"cos-
saise, Scotch Masonry). Mit dieser doppel-
sinnigen Benennung bezeichnet man eine
Reihe von sogenannten höhern Graden, die
sich an den Meistergrad anschliessen und
die entweder in sich selbst einen Abschluß
haben oder nur Zwischenglieder zwischen
den Johannisgraden und der höchsten Or-
densabteilung (Kapiteln) bilden. [S. Lind-
ner, Mac-Benac(1819), S.49— 53; Der vierte
Grad der Freimaurerei oder schottischer
Ritterorden (Lpz. 1826) in der Einleitung.]
Zweideutig ist diese Benennung, weil man
unter Schottischen Logen, 8. M., an Schott-
land und das dortige Logenwesen denken
kann und soll. Aber die Grosse Loge von
Schottland hat mehrfach erklärt, dass sie
mit dieser S. M. nichts zu thun habe,
und die alte Loge von Kilwinning (s. d.),
die zur Grossen Loge von Schottland ge-
wisserweise dieselbe Stellung, wie York zur
Grossen Loge von England, einnimmt, hat
versichert, dass sie nie höhere Grade bear-
beitet, noch gar Freibriefe dafür ausgegeben
habe. In der kleinen, sehr seltnen, in
Berlin 1802 erschienenen Schrift: »Wer ist
unter der Parabel : ,Die Familie der Ami-
citier' zu verstehen?« [vgl. Krause, Kunst-
urkunden, Bd. I., Abt. 2, S. 844] erzählt
der Verfasser ohne Angabe seiner Quellen,
dass nach der Hinrichtung Karls I. die
alte Maurerbrüderschaft zu einer Kon-
trerevolution gegen Oliver Cromwell und
zur Zurückfuhrung Karls H. auf den
englischen Thron benutzt worden seien.
Als dann später Jakob 11. vertrieben wor-
den, sei die Maurerei wiederum zu politi-
schen Zwecken gebraucht worden, indem
sich Parteigänger des vertriebnen Königs
in St.- Germain -en- Lay e zu maurerischen
Gesellschaften behufs der Zurückfüh-
rung desselben und zur Wiederberstel-
lung des schottischen Hauses Stuart ver-
bunden hätten. Hinter diesen Jakobiten
hätten die Jesuiten gestanden, denen es
dabei um Ermordung Wilhelms von Ora-
nien und um die Unterdrückung der pro-
testantischen Religion in England zu thun
gewesen wäre. Jakob H. hätte damals den
schottischen Orden des heiligen Andreas
von der Distel wiederhergestellt, um ihn
seinen Getreuen im Exil zur Belohnung zu
geben. Nettelbladt (s. d.) erzählt in seinen
(in der Grossen Landesloge in Berlin
offiziell gewesnen) historischen Instruk-
tionen in dem Hefte, das seine sehr un-
kritisch behandelte Geschichte der Mau-
rerci in Frankreich enthält, ein Gleiches.
Ähnliches hat auch die dem Paul Rapin
de Thoyras zugeschriebne Schrift »Von
der Ankunft und dem Wachstum einer
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Schottische Maurerei.
Sekte in Paria, welche anjetzo viel Auf-
sehen erregt hat« (aus dem Französischen
Hmbg. 1839) berichtet, und Schneider (s.d.)
hat in den Anmerkungen zu dem alten
Altenburger Constitutionabuch die Zu-
verlässigkeit dieser Angaben bestätigt, weil
dem Paul Rapin de Thoyras geheime Ar-
chive in Versailles 1787 zugänglich gewesen
seien. Paul Thoyras hat aber als Hugenotte
schon längst vor diesem Jahre Frankreich
verlassen und im Auslande gelebt. Über-
dies ist er schon 1725 in Wesel verstorben.
Sonach ist ausgeschlossen, dass er geheime
Archive in Frankreich benutzt und er, der
Verfasser der Geschichte von England,
jene kleine Schrift über die Freimaurerei
in Frankreich verfasst haben könne, die
von dem Todesjahre Paul Thoyras er-
zählt, in ihm hätten die Logen ange-
fangen, sich in Frankreich zu ver-
breiten. Diese Schrift wird vielmehr von
seinem 1763 in Stettin verstorbnen Sohne
Jacques Benjamin herrühren. G. A.
Schift'mann hat in seinen Schriften: »Die
Freimaurerei in Frankreich in der ersten
Hälfte des XVDI. Jahrh.« (Lpz. 1881) und
• Die Entstehung der Kittergrade« (das.
1882) nachgewiesen, dass alle diese Erzäh-
lungen von der Entstehung der S. M.
gänzlich unhaltbar sind. Um das Jahr
1725 kam die Freimaurerei völlig unver-
fälscht von England nach Frankreich und
fand hier als etwas Geheimnisvolles, Neues,
als Modesache, als etwas der französischen
Eitelkeit Schmeichelndes und als eine
Einrichtung, die dem Streben des dritten
Standes nach Gleichberechtigung mit den
höhern Ständen entgegenzukommen schien,
bald grosse Aufnahme. Das unsittliche
Leben indessen bei Hofe und in den Sa-
lons, das Geschäft, das man aus den Auf-
nahmen machte, und das völlig kritiklose
Verfahren bei der Zulassung und Beför-
derung brachte es bald dahin, dass
die Maurerei in Frankreich, vorwiegend
in Paris, in einen Zustand unwürdiger Ent-
artung verfiel und dem Spott ihrer Feinde,
der Polizei, der Geistlichkeit und den über
ihre Ausschliessung erhosten Frauen den
reichsten Anlass und zahlreiche Handhaben
bot. Den ernster gesonnenen Maurern
musste sich immer mehr die Notwendig-
keit einer Reform aufdrängen, und so fan-
den sich in den vierziger Jahren des 18.
Jahrh. Maurer zusammen, die diese Re-
form durchzusetzen strebten. Die Ver-
sammlungen von Maurern wurden damals
allgemein Logen genannt. War in ihnen
ein Vorsitzender Meister nicht anwesend,
so erwählten die Versammelten aus ihrer
Mitte einen Vorsitzenden. Daher ist das
Missverständnis gekommen, als habe es
damals schon besondere Logen schottischer
Meister gegeben. Die reformfreundlichen
Meister wählten zu ihrem Erkennungszei-
chen den Namen maitre acassais, Akazien-
meister, den sie der Hiramsage des
Meistergrads entlehnten, woraus mattre
dcossais, Schottischer Meister, entstanden
sein soll, sei es dass ein Missverständnis diese
Änderung herbeiführte, sei es dass sich den
reformfreundlichen Meistern eine grössere
Vcrbergung ihrer Absichten nötig machte,
sei es dass Maurer aus Schottland bei dem
Unternehmen, die Maurerei in Frankreich
auf ihre Ursprünglichkeit zurückzuführen,
sich beteiligten (s. übrigens Akazienbrader).
Natürlich musste diesen Maurern sehr da-
ran liegen, in den vorhandnen Logen sich
der einflussreichen Beamtenstellen des Vor-
sitzenden und der Aufseher zu bemäch-
tigen, sowie zum Ansehn einer aufsicht-
führenden Behörde zu gelangen, und es
erklärt sich aus diesem Umstände, dass
die Grosslogen Versammlung vom 11. Dez.
1743 [A. Z. 1836, S. 151] gewisse An-
sprüche, welche die sogen, schottischen
Meister machten, und besondere Vor-
rechte, die sie begehrten, als unberechtigt
bezeichnete. [Vgl. auch Lo Parfait macon
(1744).] Die beabsichtigte Reform drang
nicht durch, und aus den Überbleibseln
des schottischen Maurertums entstand in
der Folgezeit ein Hochgradsystem, das Ka-
! pitel von Clermont (s. d.). Es wurden neue
' Systeme erfunden, neue Grade auf die alten
gepfropft, ältere umgemodelt und durch-
einander geschoben, so dass in Frankreich
ein buntscheckiges Gewirr entstand (s.
schottischer Ritus). Auch nach England,
Schottland und Irland wanderte die S.
M. ; aber während im letztgenannten Lande
die Hochgrade wesentliche Teile der Grossen
Loge sind, dürfen sie sich in den Logen
von England und Schottland nicht geltend
machen und ist ihre Bearbeitung den ein-
zelnen Maurern überlassen. In Deutsch-
land wurden die ersten schottischen Logen
(L'union zu Berlin und Judica zu Ham-
burg) durch den Grafen v. Sehmettau (s. d.)
begründet. Sie arbeiteten mit französi-
schem Ritual, und es ist daher gewiss un-
richtig, was die »Acta, betr. die Säkular-
feier der allg. altschottischen Loge Zu den
drei Weltkugeln in Berlin 30. Nov. 1842«
in Beilage E behaupten, das alte St. An-
dreasritual sei von Schottland über Ham-
burg nach Berlin gekommen. Verfeinerung
des Geselligkeitszustands und Wohlthfitig-
keit war Gegenstand dieser S. M. Dann
aber kam durch Marquis Gab. Tilly do
Lerney (s. d.) und Baron v. Printzen (s. d.)
1760 das Clermontsche System nachDeutsch-
land. Der berüchtigte Rosa (s. d.) brachte
1763 das 15. und letzte Hochkapitel. Nach-
dem sodann eine Zeit lang die gleichfalls
auf französischen Ritualen beruhende
strikte Observanz fs. d.) befolgt worden,
wurde 5. Aug. 1783 ein neues Ritual zu
einem vierten Ordensgrad angenommen
und endlich nach schon 1797 gefassten Be-
schlüssen 1839 das Ritualbuch der allg. alt-
schottischen Loge revidiert, vervollständigt
| und erläutert. In dieser Fassung steht es
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Schottischer (oder Aadreas-)Gesell
— Schottischer Ritus.
noch heute hei der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln in
Kraft. Auch in der Grossen Loge Royal
York zur Freundschaft waren die schotti-
schen Grade französischen Ursprungs. Durch
Fesslere (s. d.) Reform trat an ihre Stelle
der Innerste Orient, der in Verbindung
mit dem von ihm gestifteten Innern Orient
seine besondern Statuten und besondere
Initiation hat und Bewahrer, Vermehrer
und Austeiler des gesamten Erkenntnis-
schatzes der Grossen Loge, mithin kein
Hochgrad, sondern lediglich eine Erkennt-
nisstufe ist. Noch vor der strikten Obser-
vanz hatte in Schweden die Hochgradmau-
rerei sich nach französischen Ritualen die
ihrigen zurechtgemacht. Diese schwe-
dische Lehrart (s. d.), worin die S. M. die
Zwischenstufe zwischen den Johannis-
und den Kapitelgraden bildet, wusste
sich Zinnendorf (s. d.) zu verschaffen und
in Deutschland einzuführen, wo sie in
der Grossen Landesloge in Berlin be-
arbeitet wird. Der Unterschied zwischen
den Schwedischen und den Landeslogen-
Schottengraden liegt nur darin, dass dort
Lehrlinge und Gesellen als zwei besondere
Stufen behandelt werden, hier aber eine
einzige Stufe, die der »auserwählten Brü-
der« oildcn. Der Inhalt dieser Grade ist
christlich (L. XXIV, 119), was namentlich
bei Erteilung des roten Bandes und bei
Übergabe des mit dem roten, griechischen
Kreuz versehenen Büchleins, das Gebete
zum Lamm Gottes enthält, zur Erschei-
nung kommt, sowie bei der Ansprache, in
der ausdrücklich erklärt wird, dass »dieser
Schmuck niemals jemandem erteilt werde,
der nicht als eine auserwählte Person und
als ein wahrer Christ bekannt sei«, und
wobei gelobt wird, »dem heiligen Glauben
bis auf den letzten Atem getreu zu sein*.
[Vgl. Bh. 1888, S. 100; ferner alle mit der
S. M. zusammenhängenden Artikel: Aus-
erwählter, Bonne ville, Clermont, Grade,
Heredom, v. Hund, Kilwinning, Natter,
Philadelphen, Rite primitif de Narbonne,
Schottischer Ritus, bchottisch-philosophi-
scher Ritus, Schwedische Lehrart, Karl
Eduard Stuart; insbesondere auch die
vorige Aufl. dieses Handbuchs, ni, 166;
R. 1899, 8. 49 ]
Schottischer (oder Andreas-) Gesell, je
nachdem derselbe allein oder mit dem
schottischen Lehrling gegeben wird, bil-
det er den 5. oder 4. Grad der schwedi-
schen, bez. Zinnendorfschen Lehrart.
Schottischer (oder Andreas-) Lehrling
ist der 4. Grad der schwedischen Lehrart
(s. d.).
Schottischer Meister (Maitre Ecossais)
ist der Name des ersten der deutschen
Hochgrade, z.B. der 6. des schwedischen, des
>. der Zinnendorfschen Lehrart und des 4.
n der Lehrart der Drei Weltkugeln u. s. w.
Vgl. Recueil precieux etc. (1787), H, 87
>is 106; Lea Archivcs de la Franc -Maconn.,
S. 215—234; Manuel maconnique, S. 278
bis 282; Signatstern, I, 147—172; H, 203
bis 230, 257-281; III, 3—50, 53-115; Sar-
sena, S. 192—217.1 — S. M. nannten
sich früher solche Mitglieder der Pariser
Logen, die sich bestrebten, die Freimau-
rerei wieder auf die frühere einfache Form
der englischen Johannislogen zurückzu-
führen, um den Verirrungen im französi-
schen Logenleben Einhalt zu thun. Wir
hören zum erstenmal von ihnen durch
einen Beschluss der französischen Gross-
loge vom 11. Dez. 1743, wonach die erst
kurz sich ankündigenden S. M. als ein-
fache Lehrlinge und Gesellen zu behandeln
sind, also keine Vorrechte gemessen sollen.
Am 4. Juli 1755 hob die Grossloge von
Paris diesen Beschluss wieder auf und
räumte den S. M. die Aufsicht über die
Arbeiten der Johannislogen ein. Das
scheint auch die Veranlassung gewesen zu
sein, dass sich die Schotten, deren Namen
mit Schottland ausser allem Zusammen-
hang steht, zu einem besondern Grad her-
ausbildeten. In Frankreich bildete die
schottische Loge einen in innigem Zusam-
menhang mit den Johannisgraden stehen-
den besondern Grad, in Deutschland aber
einen von den Johannislogen losgelösten
Orden. Graf von Schmettau (s. d.) war
der Vater der deutschen 8. M. [Vgl.
Findel, Br. Schi Aman n und die Grosse
Landesloge von Deutschland (Lpz. 1877),
S. 129. 8. M. und Ritter G. (Rudolst.
1805). Schröder, Fr. Ludw., Erklärung
des 8. M. oder Ritters des hl. Andreas zur
Distel (Rudolst. 1805). 8. M. und Ritter
des heiligen Andreas zur Distel (Rudolst.
1805). Taute, Maurerische Bücherkunde
(Lpz. 1885), zu Nr. 1289, 1411, 1412.]
Schottischer Ritas (Rite ecossais ancien
et accepte\ Ancient and aeeepted scoteh
rite), auch kurzweg nach seiner höchsten
Behörde Supreme Conscil (Oberster Rat)
genannt, ist der Name eines aus 33 Graden
bestehenden Systems, das von Frankreich
nach Amerika verpflanzt wurde, von hier
dorthin zurückkehrte und, als etwas Neues
aufgenommen, sich über Frankreich, Bel-
gien, Spanien, Portugal und Italien aus-
breitete und auch in Grossbritannien An-
hänger gewann. Nach seiner Ordenssage,
die von dem mit dem Grossorient von
Frankreich verbundnen Supreme Conseil
1832 als unecht bezeichnet und deren
Unechtheit von Merzdorf [vgl. L. XX, 289;
XXI, 42] nachgewiesen wurde, soll der
Grossmeister der Hohen Maurerei, der
letzte Stuart, Prinz Karl Eduard, von Rom
aus Friedrich den Grossen zu seinem
Nachfolger ernannt und dieser die Hie-
rarchie der Grade des Rite ecossais ancien
et aeeepte" von 25 auf 33 erhoben haben.
Die höchste Gewalt habe dieser einem
souveränen Kapitel aus neun Mitgliedern
unter der Benennung Supreme Conseil der
Souverains Grands Inspecteurs G^ne*raux
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Schottischer Ritus.
335
vom höchsten Grade übertragen und durch
eine Verfassung vom 1. Mai 1786 an-
geordnet, dass nur ein einziges Conseil in
einer jeden Nation oder in einem König-
reich von Europa bestehen solle, in den
Vereinigten Staaten von Amerika dagegen
zwei. Entstanden ist dieses Hochgrad-
system in Frankreich, und zwar aus den
kleinen Anfangen jener freien Meister-
vereinigungen, die man Akazienmeister
oder schottische Meister nannte. (S. den
Artikel: Schottische Maurerei.) Da man
in England jeden Suchenden gentleman
nannte und dies in den französischen Lo-
gen durch gentil homme übersetzte, so
wurde in Frankreich das Wort Chevalier
gleichbedeutend mit fröre gebraucht, ohne
ass diese Benennung ursprünglich eine
Beziehung auf die Ritterorden des Mittel-
alters gehabt hatte. Die Gleichheit der
Menschen in der Loge schien dadurch am
besten herbeigeführt, dass jeder Maurer
als adlig galt. Nicht nur den Stand legte
man beim Eintritt in die Loge ab, sondern
auch den Namen und empfang schon auf
den untersten Stufen einen besondern
Logennamen (nom de guerre, z. B. Chevalier
de l'aigle, de l'epee). Auch diese Logen-
namen hatten anfänglich keinerlei Bezie-
hung auf die mittelalterlichen Ritterorden.
[Schröder, Materialien I, 101 ; J. Emile Da-
ruty, Recherche* sur leRite Ecossai8(1859).]
la Wirklichkeit war aber mit jener Über-
brOckung der Kluft zwischen Adligen und
Bürgerlichen für die Einheit und Gleich-
heit in den Logen wenig gewonnen. Die
Adligen überhoben sich doch über die
Bürgerlichen, und nicht minder klein war
die trennende Kluft innerhalb des Adel-
Standes selbst; denn der hohe Adel von
Geblüt verachtete den niedern Adel, den
erkauften (noblesse par patente) und den
Beamtenadel (de la robe), und nur der
Militäradel (de l'e'pee) stand in Ansehen.
Diese allgemein geachtete Adelsklasse nahm
man für sämtliche Freimaurer in Anspruch
und schuf dazu den Grad des Chevalier
de l'Orient, dessen Sage an die biblische
Geschichte von der Rückkehr der Juden
aus dem Babylonischen Exil und von dem
Wiederaufbau des zerstörten Salomonischen
Tempels in Jerusalem anknüpfte. Der
ursprünglichen Form dieses Grads stehen
Alchemie, Kabbala, Rosenkreuzerei und
die mittelalterlichen Ritterorden gänzlich
fern, fremde Elemente, die sich erst in
den fünfziger Jahren des 18. Jahrh. der
Freimaurerei beimischten. Unter den Che-
valiers de l'Orient sind nach der Sage
die unter den Juden noch vorhandnen
Maurer zu verstehen, die Zorobabel, ein
Prinz vom Stamme Juda, als Ritter be-
waffnete und zur Bewachung der Tempel-
schätze an die Spitze des Zugs setzte.
König Cyrus war es, der die Juden frei-
liess. Ihn vertritt in diesem Grad der
Vorsitzende als Souverain. Alle seine Mit-
glieder heissen Prinzen. Offenbar ist alles
darauf angelegt, in diesem höhern Grad
einen höhern Adel darzustellen. Er ist
vor 1755 entstanden und hatte schon 1764
•unendliche Unterabteilungen«. [L'Etoile
flamboyante I, 201.] Als sich seit den
fünfziger Jahren des 18. Jahrh. im sozialen
Leben Frankreichs der Kampf zwischen
Adligen und Bürgerlichen immer lebhafter
gestaltete und auch innerhalb der Logen-
kreise ein Ringen der Adligen und Bür-
gerlichen um den Vorrang zu verschiednen
Absonderungen führte, schuf man erst be-
sondere Logen nur für Adlige, dann be-
sondere Grade und zuletzt besondere höhere
Abteilungen in der Stufenleiter der Grade.
(Die Loge de la Chambre du Roi wurde
schon am 26. Okt. 1745 gegründet; von
einer zweiten, La nouvelle France, wird
1760 berichtet.) Man nahm reichere Aus-
zeichnungen an, wie sie bei den höchsten
Orden des Staats herkömmlich waren,
und nannte die Gemeinschaften und Ver-
sammlungen nicht mehr Logen, sondern
Kollegien, Conseils oder Kapitel. Die
Sage schloss man an die Weiterbildung
der Hiramsage oder an die Geschichte
des Tempels und des Tempelbaus oder an
die Behauptung Ramsays (s.d ) an, die Frei-
maurerei verdanke ihren Ursprung der
Verbindung von Kreuzfahrern mit den
ilospitaliten des heiligen Johann, des
Bischofs von Jerusalem, daselbst; aber
nirgends findet sich eine Spur von der Er-
innerung an die spätem Geschicke des
Templerordens. Der Grad des Chevalier
de l'Occident knüpft an die Kreuzzüge an.
In ihr abendländisches Vaterland zurück-
gekehrte Kreuzfahrer hätten sich zu dem
Zweck, die Ehre des Allerhöchsten auf
Erden zu verteidigen und zu verbreiten,
mit den Maurern verbunden. Ebensowenig
wie dieser Grad, hat auch der Grad des
Chevalier du temple eine Beziehung zu
dem Tempelherrenorden. Die Mitglieder
dieses Grads heissen Tempelritter, weil
sie das Recht haben, in den Tempel ein-
zugehen und zu beten: in diesem Aller-
heiligsten, heisst es, sei die Ruhe des
Friedens und der Gleichheit. Dieser Grad
ist offenbar ein Elu-Grad; man fing eben
an, in der sich mehrenden Anzahl von
Graden, die man mit dem Namen System
belegte, die höchsten Gruppen für den
Adel vorzubehalten. {Vgl. aas von Eckleff
an v. Zinnendorf übersandte handschrift-
liche Ritual zur Errichtung eines Gross-
kapitels.] Die Konstitutionen von 1762
teilen dem Rite 6cossais ancien et aeeepte"
25 Grade zu. Aus Amerika kam die Ein-
teilung in 88 Grade. Da aber in Amerika
noch 12 Grade zwischen den untern und
den Hochgraden eingeschoben sind, so hat
dieser Ritus dort eigentlich 45 Grade.
Unter den Dokumenten, die den Tempel-
herrenorden mit der Freimaurerei in Ver-
bindung bringen, gehört das älteste den
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J
336 Schottischer Ritus.
Rosenkreuzern (s. d.) an. Es ist die nach
1744 entstandne Deuxieme Section: De la
Maconnerie panni les ehrtftiens, die
abschriftlich au» Schweden nach Deutsch-
landgekommen und, da Kckleff franzosische
Quellen zu den nach ihm benannten Akten
benutzte, auf Frankreich zurückweist.
[Siehe bei Schiffmann , Entstehung der
Rittergrade, im Anhang die Abschrift für
das Strassburger Kapitel.] Die Templerei
muss, da vor 1760 ein Auftreten von
Teniplergraden in der Freimaurerei nicht
nachweisbar ist, um dieses Jahr von den
Rosenkreuzern her in die Freimaurerei
eingeführt worden sein. Gott soll den 1
ersten Menschen besondere geheimnisvolle
Erkenntnisse anvertraut haben, die auf die
Essäer vererbt und von Jesus, der ihrem
Bunde angehört hätte, weiter an Aus-
erwählte der Menschheit überliefert worden
wären. Da« Geheimnis sei endlich von
Boethius, Symmachus und Ausonius weiter
fortgepflanzt, zuletzt dem Tcmpelherren-
orden überantwortet worden und werde
nach dem Untergang dieses Ordens von
übrig gebliebnen, sich bis zur rechten
Zeit verborgen haltenden Templern noch
jetzt aufbewahrt. (Das königliche Ge-
heimnis.) Die Templerei soll die eigent-
liche und die uralte Freimaurerei, die Jo-
hannisgrade sollen nur eine äussere, die
Schottengrade nur eine innere Hülle der
wahren Freimaurerei sein. Nachdem das
mittelalterliche Rittertum mit denChevalier-
graden in Verbindung gebracht worden,
vergrösserte sich die Verwirrung, die
durch beide in der Freimaurerei Frank-
reichs hervorgerufen worden, noch in er-
heblichem Masse. Der Supreme Conseil
de France ist der Grund aller Streitigkeiten
in Frankreich gewesen, und seine Ge-
schichte hat von zahlreichen Versuchen,
eine Einigung zwischen dem Grossorient
und ihm herbeizuführen, zu erzählen, die
aber alle bis auf den heutigen Tag ver-
geblich geblieben sind. Viele Grosslogen
sahen sich genötigt, die höhern Grade
auch ihrem System einzuverleiben, indem
sie dabei von der Idee ausgingen, dass
nichts, wa« an Maurerei erinnerte oder
deren Farben und Fahnen aufsteckte,
bestehen dürfte, ohne dass die Grosse
Loge davon Notiz nähme. So der Gross-
orient von Frankreich und die Grossloge
von Irland. In England ist es nicht üblich,
in den vor dem 18. liegenden Graden zu
arbeiten, und stehen nur die höhern Grade
vom 18. an in Übung. Auch wird in den
britischen und nordamerikanischen Logen
noch der Besitz des Past- Master -Grads
(s. d.) zur Verleihung der höhern Grade
erfordert. Auf Veranlassung des südlichen
Supreme Conseil von Nordamerika traten
6.-22. Sept. 1875 22 Suprcmes Conseils
in Lausanne zu einer Versammlung zu-
sammen und schlössen dort einen solida-
risch verbindlichen Vertrag ab. Darnach
sollte ein Schiedsgericht von besondern
Abgeordneten aus fünf Supr&mes Conseils
alle Streitigkeiten entscheiden; den Gross-
orienten wurde nur das Recht zuerkannt,
die Johannisgrade zu erteilen; ausser den
33 Graden des S. R. sollte kein Grad als
regelmässig anerkannt werden; jedes Su-
preme Conseil sollte in seinem Gebiet das
Sprengelrecht ausüben; endlich wurden
auch die Erkennungswörter unwesentlich
abgeändert. [Vgl. Näheres in der vorigen
Aufl. dieses Handbuchs IV, S. 100. Der
Wortlaut des Vertrags ist zu finden im
Bol. of. do Gr. Or. Lusitano Unido 1875/76,
8. 179, ein ausführlicher Bericht über die
Versammlung das. 1882/83, S. 21, 51.] Es
sollte alle drei oder vier Jahre eine gleiche
Versammlung stattfinden. Es ist indes nicht
dazu gekommen, weil die Beschlüsse der
Lausanner Versammlung heftige Streitig-
keiten zwischen den Suprcmes Conseils
und den Grossorienten, aber auch zwischen
den Suprcmes Conseils selbst hervorriefen,
so dass die Suprcmes Conseils von Nord-
amerika (Süden), Schottland, Irland und
Griechenland alsbald wieder vom Vertrag
zurücktraten und 11. Sept. 1877 eine eigne
Zusammenkunft in Edinburg abhielten.
[Geschichte und Einrichtung, insbesondere
die einzelnen 33 Grade des Rite geossais
anc. et acc. s. in der vorigen Auflage dieses
Handbuchs III, S. 171 und Lachmann,
Geschichte und Gebräuche der mauren-
schen Hochgrade (Braunschw. 1866), S. 185.
Ferner vergl. G. A. Schiffmann, Die Ent-
stehung der Rittergrade in der Freimaurerei
um die Mitte des 18. Jahrh. (Lpz. 1882);
Kloss, Bibl., S. 331—50, 388—90; die Ge-
schichtsbücher von Thory, Besuchet, Kloss,
Findel, Jouaust; Folger, The ancient and
aeeepted scottish rite in Thirtythrec degree
(New York 1802); Ragon, Orthodoxie ina-
connique (Paris 1858), S. 315—51; Rebold,
Hist. des trois grandes Loges de Francs-
Macons (Paris 1864), S. 443- 545; L. XIX,
210; XX, 289; XXI, 42; XXU, 200,
248, 380; XXIV, 801; Bbl. 1893, S. 9;
FZ. 1876, S. 113; Bcgue-Clavel, Histoire
pittoresque; Mabru, De"cadcnce de la
Franc- Maconnerie (Paris 1865). Die vom
Supreme Conseil de France ausgegang-
nen Denkmünzen bei Merzdorf, Denk-
münzen, S. 55, Nr. 25; S. 74, Nr. 94; S. 76,
Nr. 100; S. 80, Nr. 119, 120, wozu noch
die Denkmünze von 1862 auf Vienne
kommt, worüber Monde maconnique Juni
1863, S. 82 berichtet.] Der gegen-
wärtige Bestand des Rite ecossais anc. et
acc. ist folgender: 1) England (The cos-
mopolitan masouic Calendar for 1900, Lon-
don George Kenning, S. 83), 2) Schott-
land (S. 88), 8) Irland (S. 108), 4) Frank-
reich (S. 110), 5) Belgien (S. 116), 6) Genf
(S. 118), 7) Spanien (S. 124), 8) Portugal
(S. 132), 9) Italien (S. 135), 10) Luxemburg
(S. 138), 11) Griechenland (S. 142), 12)
Rumänien und Bulgarien (S. 143), 13)Türkei
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Schottische» (altechottisches)
Direktorium — Schottland.
337
(S. 144), 14) Ägypten, 15) Kanada (S. 159),
16) u. 17) Vereinigte Staaten von Nord-
amerika, südliches und nördliches Supreme
Council (S. 195), 18) Brasilien (S. 197),
19) Columbia (S. 197), 20) Uruguay (S. 199),
21) Mexiko (S. 200), 22) Peru (S. 200),
28) Santo Domingo (S. 202), 24) Venezuela
(S. 208), 25) Cuba (S. 206), 26) Argentinien,
27) Chile. [Vgl. Bbl. 1893, S. 9.]
Schottisches (altschottisches) Direkto-
rium. So nennen sich noch die Über-
bleibsel der strikten Observanz, wie sich
diese als höhere (Schotten-) Grade bei der
Loge Minerva zu den drei Palmen in Leip-
zig und der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln in Berlin finden.
Schottisch-philosophischer Ritus (Rite
eco88ais-philo8ophique), s. Contrat social.
Schottland (Königreich). An den Namen
S. knüpften sich im 18. Jahrhundert allerlei
Sagen überVorgeschichte undFortpflanzung
der Freimaurerei, die heute als geschichtlich
unhaltbar aufgegeben sind und nur noch
wenig Gläubige finden. Dass man [mit
diesen Sagen gerade auf S. verfiel, wird
seinen Grund haben in der Erhaltung zahl-
reicher Urkunden von Logen, die bis ins
Ende des 16. Jahrhunderts zurückreichen,
sowie darin, dass die Könige von S. den
alten Logen ein besonderes Wohlwollen
erwiesen haben sollen. Früher machte
man sich von den alten Urkunden
falsche Vorstellungen; heute wissen wir,
dass sie sämtlich werkmaurerischen Ur-
sprungs sind und für die Sagen keinerlei
Unterlage bilden. Namentlich hat die
Loge von Kilwinning eine grosse Rolle
darin gespielt, aber nach Bekanntwerden
ihrer alten Protokolle ist der ihr durch
die Sage verliehene Schimmer einer nüch-
ternen geschichtlichen Betrachtung ge-
wichen. — I. Vorgeschichte der schot-
tischen Grossloge. Die ältesten Pro-
tokolle in S. besitzt die Loge Marienkapelle
in Edinburg; sie reichen bis ins Jahr 1599
zurück, aber noch weiter die ersten soge-
nannten Schaw-Statuten vom 28. Dez. 1598.
Die Erforschung der alten Quellenstücke
verdanken wir hauptsächlich David Murray
Lyon (s. d.). der in seiner »History of the
Lodge of Edinburgh« (Edinburg 1873; neue
Ausgabe, London 1900) eine grosse Masse
Stoff für die Geschichte der Maurerei in ganz
S. zusammengetragen und verarbeitet hat.
Was Anderson (s.d.) 1728 und 1738 über S. er-
zählt, ist unbeglaubigt. Nach Lyon wurden
für alle Zünfte von Staats wegen Aufseher
geschaffen, die sich die Zünfte zwar selbst
wählten, die aber die Aufgabe hatten, »alle
Arbeiten, die von den Zunftleuten ihrer
Zunft verrichtet wurden, zu leiten und zu
prüfen«, während die Festsetzung der
Löhne für Maurer und Zimmerleute dem
Stadtrat überlassen war. Der Leiter einer
Zunft hiesa »Deacon or Master-man«, d. i.
etwa Zunftmeister oder Innungsraeister;
neben ihn kam nachher noch ein «Warden«,
AUgemeiDes Handbuch der Freimaurerei. II.
I der die Stadtbehörde in der Lohnregelung
vertrat, aber auch von der Zunft erwählt
wurde. Die Barone versahen das letztere
Amt in ihren Bezirken, wie z. B. 1590 der
Laird von Udaught durch königl. Voll-
macht zum »Aufseherund Richter« (Warden
and Justice) über die Maurer in den Graf-
schaften Aberdeen, Banff und Kincardine
ernannt wurde. Der »Deacon« war Fach-
aufseher, der »Warden« war Führungs-
aufseher und Richter. »Grossmeister«,
von denen Anderson und Laurie (s. d.)
sprechen, gab es in alter Zeit nicht, wohl
aber «Hauptaufseher und Obermeister der
Maurer«, die königliche Beamte waren
und das Rechte hatten, alle Versammlungen
der Zunftleute, auch ihre Logen, zu be-
suchen, um nach dem Rechten zu sehen.
Dieses Amt bekleidete seit 1583 William
Schaw, »Seiner Majestät Werkmeister«
(His Majesty's Maister of Wark), wie er
genannt wird und sich selbst unterschreibt
(Lyon. S. 9, 11, 14 54). Er hatte alle
königlichen Bauten des Landes unter seiner
Aufsicht, ausserdem war er »Principal
Warden« oder »Warden General« oder
»General Warden« und »Chief Maister«
aller Maurer. Kraft seines Amtes wohnte
er am 8. Juni 1600 einer Sitzung der Loge
von Edinburg bei, _ als der Aufseher der
Loge wegen einer Übertretung mit Strafe
belegt wurde. Schaw war aber selbst nicht
Mitglied der Loge, überhaupt nicht Mit-
glied der Brüderschaft, ebenso wenig wie
die königlichen »Aufseher und Richter«
der einzelnen Grafschaften. Die ersten soge-
nannten »Schaw-Statuten« oder»Schaw-
Verordnungen« sind in zwei Handschriften
erhalten; eine ist im Besitz der Loge Marien-
kapelle, die andre im Archiv der Grossloge
von S. Diese Statuten sind abgedruckt
in Lawries History of Freemasonry (8. 441
bis 444) und bei Lyon (S. 9 — 11), in deut-
scher Übersetzung BZC. 1889 (S. 39).
Die Überschrift lautet: »Statuten und Ver-
ordnungen, welche von allen Meister-
maurern im Königreich zu beobachten
sind, festgestellt von William Schaw, Werk-
meister Sr. Majestät und Oberaufseher der
genannten Zunft, mit Zustimmung der
nachher angeführten Meister«. Es sind
22 »Item«, die sich vielfach mit den
»Pflichten« der englischen Werkmaurer
berühren; sie lauten abgekürzt: 1) Sie
sollen einander treu sein und liebe-
voll zusammen leben. 2) Sie sollen ihren
Aufsehern, Vorstehern (deacons) und Mei-
stern gehorchen. 3) Sie sollen redlich,
zuverlässig und fleissig sein und ehrlich
ihre Arbeit besorgen. 4) Keiner soll eine
Arbeit übernehmen, die er nicht ausführen
kann. 5) Kein Meister soll einem andern
die Arbeit wegnehmen. 6) Kein Meister
soll eine Arbeit weiterführen, die andre
begonnen haben, solange diese nicht nach
Gebühr bezahlt sind. 7) Jedes Jahr soll
ein Aufseher für jede Loge gewählt werden,
22
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338
Schottland.
und zwar von den Meistern der Loge, mit I
Bestätigung des Generalauf aehers. 8) Kein
Meister soll mehr als drei Lehrlinge an-
nehmen während seiner Lebenszeit, ohne
besondere Genehmigung der gesamten Auf-
seher, Vorsteher und Meister des Bezirks,
in dem der Lehrling wohnt. 9) Kein
Meister soll einen Lehrling für weniger
als 7 Jahre nehmen, und er soll erst
zum Bruder und Zunftgenossen gemacht
werden, nachdem er weitere 7 Jahre ge-
dient hat, nach richtiger Prüfung der
Würdigkeit und Geschicklichkeit. 10) Kein
Meister soll seinen Lehrling einem andern
Meister verkaufen oder des Lehrlings Zeit
abkürzen für Geld. 11) Kein Meister soll
einen Lehrling annehmen, ohne ihn dem
Aufseher der Loge anzumelden, damit sein
Name und der Tag der Annahme gehörig
gebucht werden. 12) Kein Lehrling soll
anders eingeführt werden, als nach der-
selben Bestimmung, damit der Tag der
Einführung gebucht werden kann. 13)
Kein Meister oder Zunftgenosse soll auf-
enommen oder zugelassen werden ohne
ie Zahl von 6 Meistern und 2 einge-
führten Lehrlingen, der Aufseher der Loge
soll einer der 6 sein; und der Tag der
Aufnahme, sowie sein Name und seine
Marke sollen gebucht werden mit den
Namen der 6 Zulasscr und 2 eingeführten
Lehrlinge, sowie den Namen der Unter-
weiser (intenders); auch soll niemand zu-
gelassen werden ohne Probestück. 14)
Kein Meister soll eine Arbeit ausführen
unter einem andern Zunftmanne, der eine
Maurerarbeit übernimmt. 15) Kein Meister
soll einen Unzünftigen (cowan) bei sich
beschäftigen oder einen seiner Diener mit
Unzünftigen arbeiten lassen. 16) Einge-
führte Lehrlinge sollen keine selbständige
Arbeit über 10 Pfund unternehmen. 17)
Bei Streitigkeiten sollen die Parteien die
Sache den Aufsehern oder Vorstehern
ihrer Loge vortragen, damit die Streit-
frage entschieden und Versöhnung herge-
stellt werden kann; wer eigensinnig wider-
strebt, soll das Vorrecht der Loge ver-
lieren und nicht arbeiten dürfen, bis er
sich fügt. 18) Alle Meister sollen ihre
Gerüste fest und sicher bauen, damit nie-
mand zu Schaden komme. 19) Kein Meister
soll eines andern Meisters Lehrling, der
entlaufen ist, bei sich aufnehmen. 20) Alle
Leute der Maurerzunft sollen nach vor-
schriftsmässiger Ladung Zeit und Ort der
Versammlung innehalten. 21) Alle Meister
sollen in den Versammlungen eidlich ver-
sichern, dass sie keinerlei Übertretungen
verhehlen. 22) Alle Strafen sollen von
den Aufsehern, Vorstehern und Meistern
der Logen erhoben und zu milden Zwecken
verteilt werden. Schlusssatz: Zur Erfüllung
und Beobachtung dieser Verordnungen
verbinden und verpflichten sich die ge-
samten Meister und haben deshalb ihren
Generalaufseher ersucht, Gegenwärtiges
mit eigner Hand zu unterschreiben, damit
jeder Einzelloge im Königreich eine ur-
kundliche Abschrift gesandt werden kann.
Unterschrift: William Schaw, Werkmeister.
Die zweite Schaw-Urkunde vom 28. Dez.
1599 enthält besondere Bestimmungen für
die Loge zu Kilwinning. Sie ist erst 1861
aufgefunden und steht abgedruckt bei
Lyon (S. 12 — 14), in deutscher Übersetzung
BZC. 1889 (S. 44—48). Sie hat 13 »Item.,
die kurz folgenden Inhalt haben: 1) Der
Aufseher innerhalb des Gebiets von Kil-
winning und der Orte, die der Loge unter-
stehen, soll jährlich von den Meistern am
20. Dez. gewählt werden, und zwar in der
Kirche zu Kilwinning; dem Generalauf-
seher ist Anzeige zu machen. 2) Jede
Loge soll ihre alten und hergebrachten
Freiheiten haben, insbesondere soll die
Loge von Kilwinning, als zweite Haupt-
loge S/s, ihren Aufsener bei der Wahl der
Aufseher innerhalb ihres Gebiets gegen-
wärtig haben; auch sollen Aufseher und
Vorsteher von Kilwinning die übrigen
Aufseher und Vorsteher nach Bedürfnis
versammeln können. 3) Edinburg soll in
aller Zukunft, wie früher, die erste und
oberste Loge in S. sein, Kilwinning die
zweite, wie in unsern alten Schriften ur-
kundlich feststeht, und Stirling die dritte,
ihren alten Vorrechten gemäss. 4) Der
Aufseher einer jeden Loge soll den Kirchen-
ältesten für die Vergehungen der Maurer
verantwortlich sein; der dritte Teil der
Strafen soll für milde Zwecke der Loge
verwandt werden. 5) Die Übertretungen
sollen jährlich von den Aufsehern und
ältesten Meistern untersucht und bestraft
werden. 6) Der Aufseher von Kilwinning
soll 6 der Vollkommensten innerhalb des
Gebiets auswählen, um alle Maurer auf
ihre Tüchtigkeit zu prüfen. 7) Aufseher
und Vorsteher von Kilwinning haben Voll-
macht, alle Widerwilligen auszuschliessen.
8) Aufseher und Vorsteher zusammen mit
den Bezirksmeistern sollen einen aner-
kannten Notar zum Schriftführer wählen,
der alle Schriftstücke in Sachen der Zunft
anzufertigen und zu unterschreiben hat.
9) Alle alten Satzungen sollen treu ge-
halten werden; Lehrlinge und Zunftleute
sollen nur in der Kirche von Kilwinning
zugelassen und eingeführt, alle Einführungs-
schmäuse von Lehrlingen und Zunftge-
nossen in der Loge von Kilwinning ge-
halten werden. 10) Jeder Zunftgenosse
zahlt bei seiner Einführung an die Loge
10 Pfund und 10 sh. für Handschuhe; vor
der Zulassung soll er ein Probestück liefern,
sowie von Aufseher, Vorstehern und Bezirks-
meister der Loge geprüft werden. 11) Alle
Lehrlinge zahlen vor der Zulassung 6 Pfund
zum Schmaus. 12) Aufseher und Vor-
steher der Loge von Kilwinning haben
allen Meistern und Zunftgenossen des Be-
zirks die eidliche Verpflichtung abzunehmen,
mit Unzünftigen nicht zu arbeiten oder
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Schottland.
339
Diener und Lehrlinge mit ihnen nicht ar-
beiten zu lassen. 13) Die Loge von Kil-
winning soll Fertigkeit und Wissen jedes
Zunftgenossen und Lehrlings jährlich prü-
fen ; wer etwas verlernt hat, zahlt Strafe. Der
Schiusa giebt den Aufsehern, Vorstehern
und Bezirksmeistern Vollmacht, auf die
Erfüllung dieser Verordnungen zu halten
und nach Bedürfnis zur Aufrechterhaltung
der Ordnung neue Bestimmungen zu treffen.
Weiter wird der Loge die baldige Er-
ledigung einer schwebenden Angelegenheit
verheissen, sobald der König zurück sein
werde. Unterschrift: William Schaw, Werk-
meister, Aufseher der Maurer. — Wichtig
ist hier der urkundliche Nachweis, dass
nicht Kilwinning, sondern Edinburg seit
alten Zeiten die erste und oberste Loge in S.
war. Die n&chsten wichtigen Urkunden sind
die sogenannten «Freibriefe« (Charters)
der schottischen Maurer für «William
Sinclair von Rosling«, sich vom Könige
•Freiheit und Gerichtsbarkeit« über die
Maurer gewähren zu lassen. Beide sind
schon abgedruckt beim ältern Lawrie
(History 1804, S. 297—804), aber nach einer
ungenauen Abschrift, besser nach den
Originalen beim jüngern Laune (History
1859, S. 435 — 440), am genausten mit Bei-
gabe von vollständigen Faksimiles bei
Lyon (S. 58 — 62).*) Den ersten dieser beiden
•St. Clair Charters«, wie sie auch genannt
werden, setzte man früher hinter die Ver-
einigung von S. mit England, also nach
1603; Lyon weist nach, dass er schon 1600
oder 1601 ausgestellt wurde (S. 62). William
Schaw, der ihn unterschrieben hat, starb
im April 1602, und die Vertreter der Edin-
burger Loge, die mit unterschrieben,
waren Beamte von Ende 1600 bis Ende
1601, in dieser Zeit muss er also abgefasst
sein. Die Urkunde sagt, dass die Guts-
herren von Rosling immer «Schirmherren
und Schützer von uns und unsern Vor-
rechten« gewesen, dies sei seit einigen
Jahren versäumt, «wodurch nicht nur der
Gutsherr von Rosling sein gutes Recht ein-
gebüsst, sondern auch unsre ganze Zunft
eines Schirmherrn, Schützers und Beauf-
sichtigers (patron, protector and overseer)
entbehrt hat«; es seien deshalb manche
Mängel hervorgetreten und das Ansehen
der Zunft geschädigt worden; um dem ab-
zuhelfen, «genehmigen wir für uns selbst
und im Namen aller unsrer Brüder und
Zunftleute und willigen ein, dass William
Sinclair von Rosling für sich selbst und
seine Erben erwerbe und erlange aus den
Händen unsere allerhöchsten Herrn Frei-
*) Nach den Originalen »ach tchon »Ii Anhinge B.
and 8. in .The I*aws »nd Constitution» of the Grand
Lodge of ScotUnd" ron 1848 (8. 120—127). Als An-
h»ng Q. find dort »noh die Schaw-Statuten ron 1598
mitgeteilt (8. 107—112). Verfasser wer der Jüngere
Laurie, der damals als Grossschriftfuhrer wirkte.
Der erste Freibrief steht in deutscher Übersetzung
ron Begemana in BZC. 1SS9, 8. 62.
heit und Gerichtsbarkeit über uns und
unsre Nachfolger für alle Zukunft als
Schirmherrn und Richter für uns und die
gesamten Ausüber unsrer Zunft im König-
reiche«. Die zweite Urkunde legte man
früher infolge eines willkürlichen Zusatzes
in der mangelhaften Abschrift ins Jahr
1630, das Original hat kein Datum; aus
den Unterschriften zeigte schon Laurie in
dem Gesetzbuch von 1848, dass sie 1627
oder 1628 abgefasst sein müsse (Einleitung,
S. XVII, Anm. 3) und wiederholte das
1859 in seiner History (S. 52, Anm. 4).
Lyon zieht noch andre Einzelheiten herbei
und schliesst mit grösster Wahrscheinlich-
keit auf den April 1628 (S. 63). Diese
zweite Urkunde ist eine Bestätigung der
ersten, deren Vollzugsexemplar dem Herrn
von Rosling verbrannt war; sie ist för den
Sohn des Vorigen ausgestellt. Verleitet
durch Anderson, der schon 1723 die schot-
tischen Könige «oft die Grossmeister« sein
lässt und einen ständigen • Grossmeister«,
sowie einen »Grossaufseher« erfindet, 1738
aber die Grossmeister zu Dutzenden
hernennt, unter ihnen auch William
Sinclair, einen Ahnherrn der Roslings,
(S. 89), hat der ältere Lawrie diesen selben,
angeblich von Jakob IL eingesetzten Gross-
meister und seine Nachkommen zu «erb-
lichen Grossmeistern von S.« befördert
(History, S. 100); er lässt sie jährliche
Hauptversammlungen in Kilwinning ab-
halten, das er den «Geburtsort der schot-
tischen Maurerei« nennt und wegen der
zahlreichen Freibriefe für neue Logen
als deren Mutterloge preist. Der jüngere
Laurie wiederholt alles wörtlich (History
1859, S. 51), und obwohl beide die «St.
Clair Chartere« vor sich hatten, in denen
von einem «Grossmeister* gar keine Rede
ist, obwohl auch in der ihnen vorliegen-
den Entaagungsurkunde des spätem Herrn
von Roslin vom 24. Nov. 1786 dieser aus-
drücklich seine Vorfahren nicht »Gross-
meister«, sondern den altenUrkunden gemäss
richtig »Schirmherren, Schützer, Richter
oder Meister« nennt,*) halten sie an den »erb-
lichen Grossmeistern« fest. — Alte Logen gab
es schon im 16. Jahrh. in grösserer Zahl; es
waren Logen von Werkmaurern, zu denen
aber auch Leute andrer Berufsarten zuge-
lassen wurden; noch mehr geschah dies im
17. und 18. Jahrh. — Da die Edinburger
Loge in der zweiten Schaw -Urkunde
ausdrücklich als die »erste und oberste Loge
in S.« bezeichnet wird, noch dazu in einem
Schriftstück, das nur für Kilwinning be-
stimmt war, ohne den geringsten Wider-
spruch von dieser Seite, so ist es selbst-
*) Wenn der junge Roslin 1786 noch die Be-
nennung „Meister" hinzufügt, so ist das ein Zuge-
ständnis an die inawisohen reranderten Verhaltnisse,
da man damals bereits angefangen hatte, die leiten-
den Personen .Meister" tu nennen; darum steht
dieser Käme auch hinter den drei andern, die in
den alten Urkunden gebraucht werden.
22*
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340
Schottland.
verständlich , das« damals dies die allgemein
anerkannte Überlieferung war. Das älteste
erhaltne Protokoll der Edinburger Loge
ist vom 31. Juli 1599 und handelt von der
Bestrafung eines Maurers, der einen Un-
zQnftigen (cowan) beschäftigt hat. Am
27. Nov. 1599 wird bestimmt, dass jährlich
am St. Johannistag (27. Dez.) ein Aufseher
gewählt werden soll, der dem Generalauf-
seher zu melden ist. Im selben Protokoll
wird das Wort »ludge« (Loge) zweimal so
gebraucht, dass es die Körperschaft der
dazu gehörigen Maurer bezeichnet; denn
es ist von »Angelegenheiten der Loge« und
von der «Gerichtsbarkeit der Loge« die
Rede; auch die Schaw-Urkunden von 1598
und 1599 lassen den Übergang der Bedeu-
tung schon erkennen. In Protokollen vom
28. Dez. 1599 wird zwischen der »Annah-
me« und »Einführung« eines Lehrlings
unterschieden. Beide Vorgänge wurden
gebucht, aber die »Annahme« war weiter
nichts als der Tag des Antritte der 7 Lehr-
jahre, während die »Einführung« innerhalb
dieser Zeit nur auf Antrag des Lehrmeis-
ters und mit Zustimmung der Loge er-
folgen konnte. Das Wort »enteret!« be-
deutete in diesem Falle ursprünglich jeden-
falls »eingetragen«, d. h. eingeschrieben in
das Verzeichnis der zum Logenverband
gehörigen Lehrlinge, wie das Wort »passed«
bei den Meistern und Zunftgenossen zu
erklären ist als »übertragen«, d. h. vom
Verzeichnis der Lehrlinge übertragen in
das der Meister und Zunftgenossen. Mit
dieser geschäftsmässigen Buchung verband
•ich aber auch eine geheime Förmlichkeit,
durch die dem Lehrling nach Ablegung
eines Eids der Verschwiegenheit das »5lau-
rerwort« (Mason Word) anvertraut wurde,
nämlich das Wort des Gesellcngrads bei uns
(vgl. Englische u. Schottische Lehrart].
Wie es mit dem zweiten Wort gehalten
wurde, ist ungewiss • nach einem Bericht von
etwa 1727 hiess es das »Fellow craft word«
(Zunftgenossenwort) und war das Wort
unsere Lehrlingsgrads. Vermutlich er-
hielten es die ausgedienten Lehrlinge, wenn
sie in den innern Kreis der »Brüder und
Zunftgenossen« gelangten, wobei 6 Meister
und 2 eingeführte Lehrlinge zugegen sein
mussten; der letztern wegen wurde das
Wort dann wahrscheinlich leise mitgeteilt.
Die Herrenmaurer wurden anscheinend
gleich mit beiden Wörtern bekannt ge-
macht. Das erste Protokoll, das die Mit-
gliedschaft eines Nichtmaurers bezeugt,
ist vom 8. Juni 1600, wo der Laird von
Auchinleck zugegen war und das Protokoll
mit unterschrieb (Lyon, 8. 51). Lawrie,
Vater und Sohn, machen ihn zum Aufseher
(1804, 8. 102; 1859, S. 52), wovon aber das
Protokoll nichts weiss; dieses nennt viel-
mehr ausdrücklich John Broune als Auf-
seher der Loge. Auchinleck war natürlich
damals schon Mitglied, und da die Proto-
kolle vorher seine Aufnahme nicht melden,
muss er bereits vor Mitte 1599 aufge-
nommen sein. Von 1684 — 1670 (Lyon, S.
79) zeigt eine Reihe von 13 Protokollen,
dass die Nichtmaurer gleich als »Zunft-
genossen« oder »Zunftgenossen und Brü-
der« oder » Zunftgenossen und Meister«
aufgenommen wurden, wobei die verschied-
nen Ausdrücke dasselbe meinen ; denn in
S. ist der Doppelname »Meister und Zunft-
genosse« üblich für einen und denselben
Begriff: Zunftgenossen heissen sie als voll-
berechtigte Mitglieder der Zunft, Meister,
weil sie als solche von nun an berechtigt
sind, auch als Bauleiter aufzutreten. Am
2. März 1653 wird ein Meister Schiefer-
decker, der in der Loge zu Linlithgow
»eingeführt und übertragen« (entered and
passed) worden war, gleich als »Bruder und
Genoss unsrer Gesellschaft« angenommen ;
hier ist eine schottische Zweistufigkeit
ganz deutlich gekennzeichnet.*) An der
Spitze der Loge in Edinburg stand der
»Vorsteher« (Deacon), der als solcher an die
Spitze der Korporation gewählt wurde und
zugleich Leiter der Loge war. Daneben
wänlte die Loge ihren »Aufseher«, der die
Kasse verwaltete und in Abwesenheit des
Vorstehers die Loge leitete. Bisweilen waren
beide Ämter in einer Hand, dann heisst
der Träger in den Protokollen »Vorsteher
der Maurer und Aufseher der Loge« (Lyon,
S. 41). Von 1710 an wird der Leiter oft
bezeichnet als »Vorsteher der Maurer (von
I Edinburg), zur Zeit Vorsitzender« (preses),
I was aber keine Änderung bedeutet, son-
! dem nur genauer das Verhältnis angiebt,
j Als 1721 ein Glasermeister, Namens Andrew
| Wardrope, zum Vorsteher der Maurer-
körperschaft gewählt war, konnte dieser
nicht ohne weiteres Vorsitzender der Loge
werden, sondern man wählte am Johannis-
tage (27. Dez.) einen frühern Zunftvor-
steher zum »Präses«; aber man machte
jenen zum Mitglied der Loge, und am
nächsten Johannistage wählte ihn die Mehr-
heit der Loge auch zum Präses. Es war
der erste Fall, dass ein Nichtmaurer an
der Spitze der Loge stand, und fortan
wurde der Präses alljährlich gewählt, wie
der Aufseher, so dass sich damit die
Loge unabhängig von der Köiperechaft
der Maurer gemacht hatte. Ein Teil der
maurerischen Mitglieder der Loge war ge-
gen die Wahl des Nichtmaurers, und ob-
wohl in den nächsten Jahren wieder Mau-
rer gewählt wurden, mag doch eine
Besorgnis für die Zukunft nahe gelegen
haben. Deshalb wurden am 27. Dez. 1726
verschiedne Geschäftsleute, obwohl sie
eine Guinee für milde Zwecke der Loge
•) In DunManc werden 1696 ,«ntrjru und „r«"nR~
getagt, dast niemand hinfort sngleich „entered aad
pattL werden tollte, aoater tolohen Herren, die nicht
tu einer »weiten Verna mm lang kommen können
I [Lyon, 8. 417].
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Schottland.
341
zahlen wollten, von der Mehrheit der
Mitglieder abgewiesen, während bis dahin
Nichtmaurer stets anatandslos angenom-
men worden waren. Dies führte zu
Reibereien, aus denen die Nichtmaurer,
die sich inzwischen durch Aufnahmen
nach alter Weise verstärkt hatten, sieg-
reich hervorgingen, so dass sie am 27. Dez.
1727 den Rechtsanwalt William Brown
zum Aufseher wählten. Im nächsten Jahre
siegten die Maurer, aber 1729 vereinigten
sich alle in der Wahl eines Nichtmaurers
zum Präses oder «Meister«, wie man seit
1727 den Vorsitzenden nannte (vorüber-
gehend 1731 — 38 hiess er sogar »Gross-
meister«, Lyon, S. 160 fg.], und von 1781
bis 1735 wurden gleichfalls Nichtmaurer
gewählt. Seit 1721 wählte die Loge auch
jährlich einen «Ältesten eingeführten Lehr-
ling« , aber über seine Verrichtungen er-
fahren wir nichts. Seit 1712 hielt sich
die Loge einen »Diener« (Officer), der später
»Tyler« genannt wurde. — Die zweite
Hauptloge S.'s, die zu Kilwinning,
reicht mit ihren Protokollen nur bis 20.
Dez. 1642 zurück, ihr Bestehen 1599 wird
aber durch die zweite Schaw- Urkunde
bewiesen. Die Loge besitzt auch eine Ab-
schrift der alten Verfassung, die von der-
selben Hand geschrieben ist, wie die Edin-
burger Protokolle von 1675 — 78, also
jedenfalls von Edinburg bezogen wurde,
wo sich demnach damals eine ältere Hand-
schrift befunden haben muss (vgl. Lyon,
S. 107). Das erste Protokoll berichtet,
dass sich auf einmal 26 Leute in die Rolle
der Loge haben eintragen lassen (enrolled
themselves). Die Loge wählte alljährlich
einen Aufseher und einen Vorsteher (deacon),
die 1644 für das Ehrenamt jeder 3 Pfund
in die Kasse zahlen, mit der Bestimmung,
dass hinfort alle, die eins der Ämter zum
erstenmal erhalten, die gleiche Summe
zahlen sollen. Alle Meister und Lehrlinge
sollen zur Generalversammlung am 20. Dez.
in Kilwinning erscheinen. Es werden
immer nur zwei Klassen unterschieden, wie
in Edinburg, »eingeführte Lehrlinge« und
»Meister oder Zunftgenossen«. Am 19.
Dez. 1646 werden verschiedne Maurer als
Mitbrüder (fellow brcthren) »empfangen
und angenommen« (received and accepted).
Ein Lehrling war »Diener« (officer) der
Loge. Die Loge hatte auch einen »Schrift-
führer« (clerk), der wie in Edinburg ein
Notar sein musste. Man wählte 1672 einen
Grafen, der noch Lehrling war, zum Vor-
steher; ihm folgten in den nächsten Jah-
ren zwei andre Adlige, von denen der
letzte auch noch Lehrling war, und_1687
wurde ein Edelmann Aufseher. Die Ämter
waren aber nur Ehrenämter; denn man
ernannte zugleich »Abgeordnete« (Deputes)
aus der Mitte der Werkmaurer. [Vgl.
Lyon, S. 52, 410.] Die »History of the
Mother Lodge Kilwinning« von Wvlie
(Glasgow 1878) giebt nur einige unbedeu-
tende Auszüge aus den alten Protokollen,
ist daher für das 17. und 18. Jahrb.
wertlos, wir sind für diese Zeit ganz auf
Lyon angewiesen. — Die dritte Hauptloge
zu Stirling hat zwar die Roslin-Urkunae
von 1628 durch ihre Vertreter mit unter-
schreiben lassen, aber Protokolle aus dem
17. und 18. Jahrh. vor Gründung der
Grossloge sind nicht erhalten, das älteste
ist vom 28. Dez. 1741 (AQC. VI, S. 109).
Die Loge war 1736 nicht unter den Stifte-
rinnen der Grossloge, sondern hat sich
erst später angeschlossen. Noch ver-
schiedne andre Logen reichen bis ins 17.
oder bis zum Beginn des 18. Jahrh. zu-
rück, unter denen die zu Aberdeen und
zu Melrose am meisten hervorragen. Das
auffallendste Schriftstück befindet sich aber
im Besitz der Loge von Scoon und Perth,
dessen Echtheit lange bezweifelt worden
ist, weil es sowohl durch seinen Inhalt
wie seine Sprachformen vielfach verdächtig
erschien und seinesgleichen nicht hat.
Seit aber die »History of the Ancient Ma-
sonic Lodge of Scoon and Perth« von
Crawford Smith (Perth 1898) erschienen
ist, mit einem getreuen Faksimile, müssen
die Zweifel verstummen. Es ist übrigens
nicht eine Stiftungsurkunde, wie man
früher meinte, sondern eine gegenseitige
Vereinbarung der Mitglieder unterm 24.
Dez. 1658, durch die sie sich verpflich-
ten, die alten Ordnungen aufrecht zu er-
halten. Eine geschichtliche Einleitung
sagt, die Maurer hätten seit dem Bau des
»Tempels der Tempel« eine Gemeinschaft
über die ganze Welt, von jenem Tempel
stamme einer zu Kilwinning in S. und von
dem viele mehr im Königreich, auch die
Abtei und die Loge von Scoon, wo die
Bauleute eine zweite Loge im Lande er-
richteten, die jetzt in Perth sei, vor etwa
465 Jahren; später sei John Mylne ge-
kommen, Seiner Königl. Majestät Meister-
maurer und Meister der Loge zu Scoon,
nach ihm sein Sohn, gleichfalls des Kö-
nigs Meistermaurer und Meister der Loge;
von diesem zweiten John Mylne habe sich
König Jakob VI. zum Zunftgenossen auf-
nehmen lassen und sei sein Lebenlang Mit-
glied der Loge zu Scoon geblieben; es
seien dann noch mehrere Mylne als Meis-
termaurer des Königs und Meister der
Loge gefolgt bis 1657, wo der letzte Mylne
gestorben sei. Dann folgt als zweite
Hälfte des Ganzen das, was sie miteinander
vereinbart und unterschrieben haben, näm-
lich Bestimmungen über die Zugehörigkeit
zur Loge und über die Ausübung des Hand-
werks, wobei auch hier die beiden Stufen
des »entering and passing« oder des »enter-
ed prentice« und des «passed fellow craft«
bestimmt unterschieden werden. Die ge-
schichtliche Einleitung ist Sage, indem
die Loge zu Kilwinning unmittelbar vom
Tempelbau Salomos hergeleitet und Scoon
als die zweite Loge S.'s hingestellt wird.
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342
Schottland.
Die zweite Schaw-Urkunde von 1599 zeigt
das wirkliche Rangverhältnis der schotti-
schen Logen und ist allein massgebend
dafür. Dass »ganze Geschlechter« der Mylne
Meistermaurer des Königs und Meister der
Loge in Scoon gewesen, ist gleichfalls Fa-
bel ; denn der erste John Mylne, der Meister-
maurer des Königs war, wurde 1631 erst
dazu ernannt, als Jakob VI. schon 6 Jahre
tot war. Die Aufnahme des letztern
wurde daher schon 1742 von der Schotti-
schen Grossloge als »apokryphisch« ange-
sehen (vgl. Smith, S. 53) und muss auch
heute noch so gelten, trotz der Bemühun-
gen Smiths, die Sache wahrscheinlich
zu machen. Die erhaltnen Protokolle
der Loge beginnen am 17. Dez. 1725. Die
Loge hat sich erst 1742 der Grossloge an-
geschlossen und auf Grund der Urkunde
von 1658 damals die No. 6 (jetzt No. 8)
erhalten. — Die Loge von Aberdeen hat
sich 1670 neue »Gesetze und Statuten* j
gegeben. Der Aufseher ist ständig in sei-
nem Amte, der Meister wird jährlich am
Johannistag (27. Dez.) neu gewählt, ebenso
ein Büchsenmeister (box master, Kassen-
wart) und ein Schlüsselmeister, desgl. ein
Schriftführer (clerk) und ein Diener (offi-
cer). Keine Loge soll in einem Wohn-
hause gehalten werden, sondern in den
offnen Feldern, ausser bei schlechtem Wet-
ter, und dann in einem Hause, wo niemand
sie hören oder sehen kann. Niemand soll
ohne Erlaubnis reden oder flüstern. Bei
dem Eide, den sie beim Empfang »der
Wohlthat des Maurerwortes« ablegten, ver-
pflichteten sie sich, die »Maurerbüchse von
Aberdeen und dieser Loge« zu unterhalten,
aber nur für notleidende Maurer, besonders
der eignen Loge. Trunkenbolde und Niehts-
thuer sollen nicht unterstützt werden, wohl
aber Kinder von würdigen verstorbnen
Maurern und arme fremde Maurer. Wei-
ter werden die Leistungen bei Aufnahmen
und Beförderungen festgesetzt: die Lehr-
linge liefern Schurze, Handschuhe, Essen
und Wein, die Genossen nur Essen und
Wein; »Herrenmaurer« können auch stär-
ker belastet werden. Die Lehrlinge sollen
in der „alten Feldloge draussen« einge-
führt werden und sind von ihrem »Unter-
weiser« (Intender) zu unterrichten, sie
werden bei den öffentlichen Versammlun-
gen geprüft. Der volle Wortlaut der Ge-
setze steht bei Lyon (S. 423—27), ein Aus-
zug bei Gould (II, S. 428—80). Die
Namen der unterschreibenden Meister (49)
schliessen sich an, abgedruckt bei Gould
(II, S. 434). Bei der Einführung eines
Lehrlings sollen jedesmal die ganzen
Gesetze des Buchs und der »Maurer-
freibrief« verlesen werden. Das letz-
tere Schriftstück ist eine Abschrift der
alten Maurer Verfassung. Die Liste der
Meister und Zunftgenossen enthält 4 Edel-
leute, 1 Advokaten, 1 Professor der Mathe-
matik, 9 Kaufleute, 2 Wundärzte, mehrere
andre Herren und 15 Gewerbsleute, ver-
schiedne unsichere und 8 — 10 Werkmau-
rer. Unter den ersten 12, also den ältesten
Mitgliedern, sind sicher 8 Werkmaurer,
woraus wir den alten Charakter der Loge
noch erkennen. Die zwei Stufen der »ein-
geführten Lehrlinge« einerseits, der »Meis-
ter« oder »Zunftgenossen« anderseits, tre-
ten auch in Aberdeen ganz bestimmt
hervor. Die alte Loge von Melrose, die
ihre Zusammenkünfte bis 1743 in Newstead
hielt, besitzt Protokolle seit 1674, eine Ab-
schrift der alten Verfassung von 1674 und
eine »Gegenseitige Vereinbarung« (mutual
agreement) von 1675. Die Verfassung
brachte Hughan (Mas. Mag. VII. 8. 29ö
bis 294), die Protokolle und die Ver-
einbarung Vernon (ebenda, S. 323, 365,
409, 453); alles ist jetzt bequem zu-
sammen in Vernons History of Free-
masonry in the Province of Roxburgh,
Peebles" and Selkirkshires (London 1893,
S. 1 — 64). Die Verfassung bezeichnet sich
selbst als eine Abschrift einer Handschrift
von 1581. Die Vereinbarung sagt, infolge
grosser Mängel und Unregelmässigkeiten
habe man verabredet, strengere Kegeln
aufzustellen. Mehr als 80 haben unter-
schrieben, unter ihnen ein Mälzer, ein We-
ber, ein Weinhändler und ein Gastwirt;
da die andern ihre Namen ohne Zusatz
geben, haben wir sie als Maurer anzusehen.
Als Beamte werden ein Meistermaurer, ein
Aufseher und ein Büchsenmeister genannt.
Der Johannistag (27. Dez.) ist stets festlich
begangen worden, und trotz der ungünstigen
Jahreszeit ziehen die Mitglieder seit 1745
noch jetzt alljährlich bei Fackelschein
durch die Stadt Melrose nach den Ruinen
der alten Abtei, die sie mit Buntfeuer er-
leuchten; nachher speisen sie zusammen.
Im Protokoll vom 27. Dez. 1690 wird
durch Abstimmung erklärt: »Jeder Maurer,
der in der Kirche vor seinem ältern Bru-
der Platz nimmt, ist ein grosser Esel« (Ver-
non, S. 20). Wie in andern Logen werden
auch in Melrose öfter Prüfungen erwähnt,
die Unwissenden werden bestraft. Mit
grosser Zähigkeit haben die Melroser Mau-
rer ihre Selbständigkeit behauptet und
sich erst 1891 der Grossloge von 8. ange-
schlossen. Aber die Entstehung der Gross-
loge hat ihre Spuren hinterlassen; denn
am 27. Dez. 1745 spricht das Protokoll vom
»Grossmeister«, den die Mitglieder, mit
reinem Schurz und Handschuhen bekleidet,
abholen und im Zug nach dem Versamm-
lungsort begleiten sollen; zugleich wird
beschlossen, dass Lehrlinge und Zunftge-
nossen statt der Handschuhe, die sie den
Mitgliedern zu geben hatten, hinfort 5
Schillinge Sterling in die Büchse zahlen
sollten. Am 27. Dez. 1749 beschloss man die
Anschaffung von »Kleinoden oder Zieraten«
(jewels or Ornaments) für die Loge. Schon
1738 begegnet ein »Älterer Aufseher«, und
1750 werden zwei Aufseher ausdrücklich
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Schottland.
neben dem Grossmeister genannt. Bemer- I
kenswert ist das Protokoll vom 27. Dez.
1764: »Es wird durch gegenwärtige Ver-
sammlung vereinbart, dass das Maurerwort
auf einfache Art und Weise erteilt werde,
frei von allem Sündlichen und Abergläu-
bischen, nur Wort, Zeichen und Griff und
einige einfache Fragen, um einen Maurer
von einem andern Mann zu unterscheiden,
und alles unter einem einfachen Verspre-
chen, es nicht zu offenbaren, bei keiner
geringem Strafe, als Recht und Anspruch
auf alle der Loge beiwohnenden Vorteile zu
verwirken und von jedem Maurer verab-
scheut zu werden« (Vernon, S. 34). Am
26. Dez. 1765 werden neue Regeln aufge-
stellt in Bezug auf die moralischen Eigen-
schaften der Aufzunehmenden, wie den
Lebenswandel der Mitglieder und Strafen
für Vergehen. Die Loge hatte auch einen
Schriftführer und einen Diener. 1787
hatte man Lust, einen »Freibrief« von der
Grossloge zu erlangen, scheint aber wenig
Entgegenkommen gefunden zu haben, des-
halb unterblieb der Anschluss. 1796 stos-
sen wir wieder auf »Neue Vorordnungen«
in 36 Artikeln, worin noch immer nur 2
Grade, Lehrling und Zunftgenoss, unter-
schieden werden; der Leiter heisst nun
wieder einfach »Meister«, ihm zur Seite
stehen 1 Abgeordneter, 2 Aufseher, 1 Schatz-
meister, 3 Büchsenmeister (schon früher),
2 Schaffner (Stewards), 1 Bannerträger,
1 Schriftführer und 1 Diener. 1812 wurde
ein Vorschlag von Edinburg, der Grossloge
beizutreten, rundweg und einstimmig an- |
gelehnt, da es sehr unpassend und tadelns-
wert sein würde, die von den Vorfahren
seit vielen Menschenaltern bewahrte Un-
abhängigkeit aufzugeben. Verhandlungen
wegen des endlichen Anschlusses wurden
1890 wieder aufgenommen und führten
eine Verständigung herbei ; darnach nahm
die Loge einen »Freibrief« von der Gross-
loge und verpflichtete sich, ihre Ge-
setze anzuerkennen, während die Loge
einen ihrem Alter entsprechenden Platz
erhielt unter No. la. Mit grosser Feier-
lichkeit fand am 25. Febr. 1891 die Ein-
verleibung statt (vgl. Vernon, S. 50—54);
es war die einzige Loge in 8., die ihre
Unabhängigkeit so lange bewahrte. —
Protokolle seit 1687 hat die Loge »Dum-
fries Kilwinning« No. 58 (früher »Alte
Loge«), seit 1696 die Loge »Dunblane St.
John« No. 9, seit 1701 die Loge zu Kelso
No. 58, seit 1702 die Loge zu Haughfoot,
seit 1716 die Loge zu Peebles. Für die
erste haben wir die »History of the Old
Lodge of Dumf ries« von Br. James Smith
(Dumfries 1892) und erfahren daraus man-
che bemerkenswerte Züge. Die Loge hat
eine alte Lade mit der Jahreszahl 1515,
die aber nach Smith für 1575 irrtümlich
erneuert ist, denn eine Nachricht von 1750
giebt 1575 als Gründungsjahr an. Am
20. Mai 1687 haben nach dem ersten Pro-
tokoll 7 Maurer die Loge erneuert, einen
»Meister« und einen »Aufseher« gewählt,
sowie vereinbart, dass keiner von ihnen
ohne Zustimmung des Meisters, des Auf-
sehers und der Genossen (fellows) inner-
halb 12 Meilen von der Loge jemand
»einfuhren oder befördern« (enter or pass)
soll. Da bei ihren Versammlungen Miss-
bräuche vorgekommen sind und Gott durch
Fluchen und Schwören beleidigt ist, soll
fortan niemand fluchen oder schwören oder
den Namen Gottes eitel in den Mund neh-
men. Sie nennen sich die »Ehrwürdige
Gesellschaft der Maurerei« und ernennen
auch noch einen geschickten Mann »ad
vitam aut ad culpam« zum Schriftführer.
Schon am 2. Juni wählen sie einen neuen
»Meistermaurer«, weil der erste »durch
viele gemeine Ausdrücke und mehrere
grosse Flüche« Anstoss erregt hat. Der
eingeführte Lehrling soll 1 Mark für seine
Marke zahlen und dem Schriftführer 1 Mark
für die Buchung; ist er Handwerker (me-
chanic), an die Loge noch 10 Pfd. nebst
Handschuhen und Verpflegung für die Mit-
glieder; jeder »Zunftgenoss« zahlt 5 Pfd.
nebst Handschuhen und Verpflegung; bei
Nichthandwerkern ist die Zahl vor dem
Worte Pfund nicht eingetragen, die Summe
sollte jedenfalls höher sein und noch fest-
gestellt werden. Am 27. Dez. 1687 heisst
der erste Beamte »Vorsteher« (Deacon),
später aber wieder »Meister«. Am 27. Dez.
1688 wird bestimmt, dass am ersten Montag
in jedem Vierteljahr eine Versammlung
stattfinden soll, zu der jeder erscheinen
muss. Nichtmaurer wurden gleich als
»freie Genossen« aufgenommen, wie wir
am 27. Dez. 1717 sehen (a. a. O., S. 14)
1696 und 1718 wird die alte Verfassung
erwähnt, die noch heute im Besitz der
Loge und bei Smith abgedruckt ist (S.
85). 1720 erhält die Loge eine schöne
neue Bibel, die der Aufseher in der Lade
aufzubewahren hat; sie ist noch vorhanden.
Am 9. Jan. 1724 werden einige neue »Ar-
tikel« vereinbart, wo plötzlich neben Meis-
ter und Aufseher auch ein »Grossmeister«
erscheint, und wir sehen in den nächsten
Jahren bis 1739, dass die Loge »Gross-
meister, Grossaufseher, Meister und Auf-
seher« als Beamte hat, gewiss ohne Seiten-
stück in der Geschiente der Maurerei.
Von 1740 an haben wir 1 Meister und 2
Aufseher, ältern und jüngern. Am 23.
Jan. 1749 wird zum erstenmal ein Zunft-
genoss zum Meister befördert (advanced).
1750 nahm die Loge Verfassung von der
Grossloge und schloss sich ihr an, seit 1755
nennt sie sich »Dumfries Kilwinning«.
Für Dunblane sind wir bisher ganz auf
Lyons (S. 415 fg.) Auszüge angewiesen. Dar-
nach waren am 28. Jan. 1696 13 Mitglieder
versammelt, darunter 5 Edelleute, 4 Mau-
rer, 1 Gürtler, 1 Rechtsgelehrter und 2
ohne Bezeichnung. Die 2 Stufen des »en-
tering« und »passing« sind vorhanden,
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8*44
.Schottland.
sollen aber nach späterm Beschluss (1716)
nur ausnahmsweise zu gleicher Zeit erteilt
werden. Wichtig ist besonders ein Ausdruck
vom 27. Dez. 1720, wo jemand »vom Winkel-
mass zum Zirkel und vom Eingeführten
Lehrling zum Zunftgenossen dieser Loge
befördert« wurde [vgl. Englische u. Schot-
tische Lehrart]. Am 6. Sept: 1723 schenkt
ein Mitglied ein Exemplar von .Andersons
Konstitutionenbuch. Die Mitglieder haben
die längste Zeit Schurz und Handschuhe
anscheinend nicht getragen; denn erst 1730
wird beschlossen, dass alle am Johannis-
tage weisse Schürzen und weisse Hand-
schuhe anlegen sollen. Ein »Intender«
(Unterweiser) wird oft erwähnt und 1725
gesagt, seine Pflicht sei, «die Lehrlinge
zu vervollkommnen« (Lyon, S. 18). 1760 erst
schloss sich die Loge der Grossloge an.
Die Loge von Kelso war früher schon
durch Vernon der Forschung näher ge-
rückt in dessen »History of the Lodge
of Kelso No. 58« (Kelso 1878); jetzt liegt
ihre Geschichte, bis 1891 fortgesetzt, vor
in des gleichen Verfassers »History of
Freemasonry in the Pr. of Roxb. Peebles
und Selk.. (s. o., S. 83-152). Das erste
Protokoll vom 27. Dez. 1701 zeigt, dass
die Loge längst im Gange war. Einführung
und Beförderung sind ähnlich, wie anders-
wo; aber es heisst hier »entering or re-
cording« und »regist rat as Master or fellow
of the Craft«, wodurch bestätigt wird,
dass die Benennungen »entered* und
»passed« für die beiden Stufen von der
Buchung hergenommen sind. In den Pro-
tokollen wird auch von den Zunftgenossen
Eesagt, sie seien »entered fellows of craft«.
>ie ersten Beamten sind raeist Edelleute
oder andre »Herren«. Am Johannistage
fanden seit 1718 Prüfungen der Lehrlinge
statt. Auch »Unterweiser« (intenders) wer-
den erwähnt; jeder Lehrling wählt sich zwei,
27. Dez. 1736. Am 28. Dez. 1741 nennt man
sich die »Gesellschaft der Freien und ange-
nommenen Maurer in Kelso« (S. 102). Am
21. Dez. 1742 wird beschlossen, am Johannis-
tage von der Morgenversammlung zum
Hause, wo sie speisen, einen Festzug zu
machen, »bekleidet mit weissen Schürzen
und Handschuhen« (S. 103); hier werden
Schürzen zuerst erwähnt. 1743 passte man
die Beamten der neuen Ordnung an: Meister,
Abgeordneter, zwei Aufseher und Schrift-
führer werden fortan gewählt und erhalten
auch die üblich gewordnen Kleinode.
1754 stellte sich die Loge unter die Gross-
loge. Am 18. Juni 1754 waren einige
besuchende Brüder aus Edinburg in Kelso
und zeigten dort die neue Art der Be-
förderung von Zunftgenossen, wie sie »in
und um Edinburg« geübt wurde. Im Ge-
spräch mit den Edinburger Maurern ent-
deckten die Kelsoer einen »sehr wesent-
lichen Mangel ihrer Verfassung, nämlich,
dass diese Loge nur die beiden Grade der
Lehrlinge und Zunftgenossen erlangt hätte
und nichts vom Meisterteil wisse«; dem-
gemäss »erhoben« (raised) die Edinburger
auch einige Kelsoer »zu dem Rang von
Meistern« (S. 120}.*) Gleich darauf bezog
man auch Teppiche von Edinburg und
stellte das lästige Zeichnen auf den Fuss-
boden für die verschiednen Grade ein,
auch das Liefern von Handschuhen seitens
der Aufgenommenen und der Beförderten
wurde abgeschafft, so dass die Loge seit
1756 ganz auf modernem Boden steht Von
1844—1878 hat sie geruht, ist aber jetzt
wieder in voller Blüte. Die Protokolle der
! Loge zu Haughfoot und Galashiels-
, Selkirk von 1702—1763 hat Sandcrson im
Freemasons' Magazine von 1869 und 1870
( vollständig abgedruckt; Vernon in seiner
mehrfach genannten History giebt nur die
| ersten Jahre vollständiger, von 1708 an
! nur Auszüge, jedoch mit Hervorhebuog der
wesentlichsten Sachen. Das erste Pro-
tokoll vom 22. Dez. 1702 ist leider nicht
ganz erhalten, aber aus dem Bruchstück
ist zu ersehen, dass man ein Wort flüsterte,
anscheinend bei einer Beförderung zum
Genossen. Am 14. Jan. 1704 wird genehmigt,
dass beliebige fünf Mitglieder das Recht
haben sollen, Lehrlinge und Genossen für
die Loge aufzunehmen. Am 27. Dez. 1707
wird bestimmt, dass sie hinfort nur unter
besondern Umständen jemand zugleich als
Lehrling und als Genossen zulassen wollen,
wenigstens ein Jahr soll dazwischen liegen ;
Ausnahmen werden aber öfter gemacht.
Die Mehrzahl der Mitglieder waren Nicht-
i maurer, Grundbesitzer und andre Herren,
besonders auch Handwerker. Bis 1759
merkt man nichts von einem Einfluss der
1736 gestifteten Grossloge; dann aber er-
scheinen neben »Präses* und »Büchsen-
meister« auch zwei »Aufseher«, und am
27. Dez. 1763 werden Meister, zwei Aufseher,
Schatzmeister, Schriftführerund vier Schaff-
ner (Stewards) gewählt. Damit schliessen
die Protokolle dieser Loge, die sich der
Grossloge niemals angeschlossen hat. Die
Protokolle der Loge zu Peebles von
1716 — 1764 wurden von Sanderson im
Scottish Freemason (Vol. H, 1878 und
Vol. III, 1879) abgedruckt, die spätem
von 1775—1804 im Masonic Magazine
(Vol. VII— IX) und Masonic Monthly (8.
55). Die ersten Protokolle stehen auch
bei Lyon (S. 418), Vernon (History,
S. 305 — 311) giebt nur eine ganz kurze
Skizze. Das erste Protokoll vom 18. Okt.
1716 sagt, dass eine »hinreichende Anzahl
von Maurern« zusammengetreten ist, um
eine Loge zu bilden, weil es keine in der
Stadt gab. Am 27. Dez. 1716 findet eine
•) Dass die Kelsoer Maarer bli dahin die alte
Werkmaurerweise fortgesetst hatten, ist klar, und
das* darnach mwei Orade wirklich unterschieden
waren , ergiebt «ich an» dieser Stelle ; folglich gab
es Tor der Gründung der Grossloge schon »wei
Orade. aber nicht mehr, in S. In England wird es
ahnlich gewesen sein.
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Schottland.
345
Prüfung statt, ein Suchender wird aufge-
nommen und wählt sich zwei Unterweiser
(Intendera); dasselbe wiederholt sich am
27. Dez. 1717 und sehr oft in den folgen-
den Jahren. Den Aufzunehmenden wurden
auch die »Gesetze der Gesellschaft« vor-
gelesen, die sie nachher zu unterschreiben
hatten ; diese Gesetze sind leider nicht er-
halten. Edelleute, Grundbesitzer, Kauf-
leute und andre Herren Hessen sich auf-
nehmen und bekleideten Ämter, sie erhielten
zugleich die zwei Grade der Lehrlinge
und Genossen, während 27. Dez. 1721 ein
Maurer nur als eingeführter Lehrling an-
genommen und am 28. Dez. 1724 ein aus-
wärtiger Maurer als Genosse zugelassen
wird. Alle Mitglieder bekamen gegen
Zahlung eine Marke (^Wertzeichen). Am 27.
Dez. 1725 schenkt ein Mitglied der Loge
ein Exemplar von Andersons Konstitu-
tionenbuch, das in der Lade aufbewahrt
werden soll. Am 26. Dez. 1726 erfahren wir,
dass eine Bibel, das Konstitutionenbuch,
das Winkelmaas und ein Ende Tau sich
in der Lade befinden; am 8. Jan. 1728
wird daneben noch ein Zirkel erwähnt,
ebenso am 27. Jan. 1729, während diese
später wieder fehlt. Die Loge wurde
mit Gebet eröffnet. An der Gründung der
Grossloge 1736 nahm die Loge teil und
wählte seitdem zwei Aufseher, während
der «Meister« oder »Meistermaurer« einen
»Abgeordneten* ernannte. Von 1788 an
wird die Beförderung zum Genossen von
der Lehrlingsaufnahme getrennt, doch
werden auch manchmal beide Grade zu-
gleich gegeben; eine Erhebung in den
Meistergrad wird 1787 zuerst erwähnt. —
Von den Logen, die ferner noch Protokolle
haben aus der Zeit zwischen 1717 und 1736,
ist nichts Besonderes zu sagen. — II. Bil-
dung und Entwicklung der Gross-
loge von 8. Während die Anfänge der
Londoner Grossloge in Dunkel gehüllt
sind, indem wir ausser den Namen der
Beamten aus den Jahren 1717—23 nur wenig
Zuverlässiges wissen (vgl. England II),
können wir die Gründung der sc hottischen
Grossloge aktenmässig verfolgen. Ohne
Zweifel hat das Beispiel der Haupt-
stadt London den Anstoss gegeben, aber
sicher nicht so früh, wie Lyon glauben
machen will. Dieser berichtet über einen
zweimaligen Besuch, den Desaguliers (s. d.)
bei Gelegenheit seiner Anwesenheit in
Edinburg am 24. und 25. Aug. 1721 der
Loge zur Marienkapelle gemacht hat und
wovon die Protokolle der beiden Tage
Zeugnis ablegen (S. 151). Lyon stellt
die durch nichts zu begründende Ver-
mutung auf, Desaguliers habe diese Be-
suche benutzt, um die von ihm und Ander-
son gestaltete neue Arbeitsweise den
schottischen Maurern bekannt zu machen
und sie auch bei ihnen einzuführen, ja
er habe selbst wohl die Arbeit geleitet.
Diese Annahme schwebt in der Luft, ist
aber in Deutschland trotzdem kritiklos
nachgeschrieben worden. Schon Gould
hat die Zulässigkeit jener Vermutung
angezweifelt (IV, 8. 286), sie ist in der
That willkürlich und unhaltbar (vgl.
BZC. 1889, S. 73 M. L. 1894/95, S. 213.
Bh. 1896, S. 169). Der Besuch Desaguliers
ist spurlos vorübergegangen, wohl aber
sehen wir, dass Andersons Konstitutionen-
buch (s. d.) mehrfach Eingang in schotti-
sche Logen gefunden hat, z.B. schon 1723
in Dunblane (Lyon, S. 416) und 1725 in
Peebles (S. 419), höchst wahrscheinlich
auch sonst noch. Eine Anzahl schottischer
Logen war im Besitz von Handschriften
der Werkmaurerverfassung, aber diese
sind erst von England nach S. über-
gegangen, wie der Wortlaut verschiedner
Stellen beweist, vielleicht erst nach der
Vereinigung S.'s mit England ; denn keine
der bisher aufgefundnen Abschriften
reicht über 1650 zurück, während in Eng-
land die Cooke-Fassung, die als die Mutter
aller spätem Fassungen nachgewiesen ist,
bis in den Anfang des 15. Jahrh. zurück-
reicht, in ihrem letzten Bestandteil sogar
bis ins 14. Jahrh. (vgl. oben I, S. 226). Die
Wirkungen des Londoner Konstitutionen-
buchs zeigen sich seit etwa 1725 in 8.,
zuerst in Edinburg durch die Einführung
des Namens »Free Mason«, der früher in
S. und besonders in Edinburg nicht üblich
war.*) Am 29. Jan. 1725 wird die Loge zum
erstenmal als »Society of Free Masons«
bezeichnet (Lyon, 8. 79), und von 1729
an wird der Name häufig (ebenda); in Kil-
winning erscheint er zuerst 1735 (ebenda).
Auch dass der Vorsitzende in Edinburg seit
1728 »Meister« und von 1731-38 sogar »Gross-
meister« heisst, ist eine Nachahmung des
Londoner Brauchs, obwohl der Titel
»Meister« oder »Meistermaurer« in andern
schottischen Logen schon viel früher
üblich war. Auch andre schottische
Logen machten von dem Titel • Gross-
meister« Gebrauch, der in alten Zeiten
dort gänzlich unbekannt war. Schon Lyon
hat gezeigt, dass die Loge Canongate
Kilwinning zu Edinburg den Anstoss zur
Einsetzung eines Grossmeisters gegeben
hat (S. 167). Man erfährt jetzt Genaueres
darüber aus Mackenzies »History of the
Lodge Canongate Kilwinning No. 2« (Edin-
burgh 1888). Diese Loge war 1677 von
Mitgliedern der Loge zu Kilwinning, die
in Edinburg wohnten, gebildet worden,
wie ein Kilwinninger Protokoll vom 20.
Dez. 1677 zeigt (Lyon, S. 101 ; Mackenzie,
S. 12). Da ein grosser Teil der Mitglieder
der Stuartpartei angehörte und durch Be-
teiligung an dem Aufstand von 1715 Tod
oder Verbannung erlitten hatte, scheint
*) Die Protokolle der Edlnburger Logen haben
16M ein gana vereinieltee „frie mwonea", das
Lyon gcwlae antreffend all für daa aonat Übliche
(8. 79).
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346
Schottland.
die Loge bald nachher eingeschlafen zu
sein, wurde aber Ende 1734 oder Anfang
1735 von zehn Mitgliedern wieder ins Leben
gerufen, und zwar gleich mit Annahme
von neuen englischen Formen. Das erste
erhaltne Protokoll ist vom »18. Febr. A.D.
1735, A. M. 5735« (S. 28), es ist vom Meister
und zwei Aufsehern unterschrieben, die
in den nächsten Protokollen nach eng-
lischer Weise als Älterer nnd Jüngerer
Aufseher bezeichnet werden. Am 31. März
1785 (»Jahr der Welt 5735.) halten die
Meister der Loge eine Zusammenkunft,
machen einen am 27. Febr. aufgenommnen
Maurer zum »Zunftgenossen« und drei
andre zu »Meistermaurern« (S. 29). Dies
ist die erste urkundliche Nachricht Ober
die Erteilung des neuen Londoner Meister-
grades in S. In Kilwinning wird er zuerst
1786 erwähnt, in der Loge zur Marien-
kapelle zuerst 1738 (vgl. Schott. Lehrart).
Dass die Loge die jährliche Wahl der
Beamten auf den Tag Johannis des Täufers
legte und diesen als Hauptfest annahm,
ist gleichfalls Nachahmung englischen
Brauchs. Am 29. Sept. 1785 ernennt die
Loge einen Ausschuss, »um Vorschläge
zu gestalten, die den verschiednen Logen
vorgelegt werden sollen, um einen Gross-
meister für S. zu wählen« (S. 81). Am
15. Okt. wird die Angelegenheit wieder
betont, und der Ausschuss betreibt sie
mehrere Monate lang mit grossem Eifer,
namentlich setzt er sich mit William St.
Clair von Roslyn, dem Nachkommen der
ehemaligen Beschützer und Richter der
Maurer, in Verbindung und erreicht von
ihm, dass er sich am 18. Mai 1736 als
»Bruder der Alten und Ehrwürdigen
Brüderschaft der Freien und Angenommnen
Maurer« aufnehmen lässt. Am 2. Juni wird
er »Mitglied dieser Loge« und »zum Grad
eines Zunftgenossen befördert«, am 22.
Nov. »zum Grad eines Meistermaurers
erhoben« (S. 31, 32, 84). Inzwischen waren
am 29. Sept. einige Mitglieder der Loge
»Kilwinning Scots Arms« (gestiftet 1729)
in der Loge Canongate Kilwinning zu
Besuch gewesen und hatten »einige Vor-
schläge, betreffend einen Grossmeister von
S.«, unterbreitet. Am 11. Okt. wurden,
nachdem mit drei der andern Logen »in
und um Edinburg« verhandelt worden war,
die ausgearbeiteten Vorschläge des Aus-
schusses genehmigt und für den 15. Okt.
eine Versammlung von Vertretern der vier
Logen angesetzt, nämlich Marienkapelle,
Canongate Kilwinning, Kilwinning Scots
Arms und Leith Kilwinning.-) Man ver-
einbarte am genannten Tage ein »Ver-
*) Es gab damals noch swei weitere Logen in
Edinburg, „Canongate und Leith und Leith nnd
Canongate" und die „Journeymen Lüdge" ((ieiellen-
loge); da sich diese aber beide von Marienkapelle
getrennt hatten, so sollten sie nicht angelassen wer-
den. 8pater bei der wirklichen Griiudung der Oross-
loge wurden sie jedoch mit
fahren« für die Wahl eines Groasmeisters
und besondere »Verordnungen«, die von
den vier Logen genehmigt wurden (S. 33,
vgl. Lyon, S. 168—170). Diese gingen
mit einem Begleitschreiben an »alle De-
kannten regelmässigen Logen in S.«, durch
das diese aufgefordert wurden, bis
zum Martinstag Antwort zu geben, ob
sie einverstanden seien; die Wahl solle
zum erstenmal am Andreastag stattfinden,
in Zukunft aber am Tage Johannis des
Täufers, die Meister und Aufseher der
Logen möchten erscheinen und sich an
der Wahl beteiligen. Sie fand auch
wirklich am 30. Nov. 1736 in der Loge
Marienkapelle statt, wo sich die Meister
und Aufseher bezw. Stellvertreter von 33
Logen einfanden. Die Loge Marienkapelle
hatte am 2ö. Nov. ihren Vertretern Auf-
trag gegeben, den Grafen von Home als
Grossmeister zu wählen, aber die Loge
Canongate Kilwinning hatte bereits durch
Aufnahme und Beförderung des Herrn St.
Clair von Roslyn vorgesorgt und am 8.
Nov. diesen als die »würdigste Pereon«
ins Auge gefasst. Am Wahltage über-
raschte man die versammelten Vertreter
mit einem Schriftstück, in dem Wil-
liam St. Clair mit Bezugnahme auf das
Amt seiner Vorfahren auf sein daraus
herzuleitendes Vorrecht freiwillig ver-
zichtete. Da die Maurer von S. durch
verschiedne Urkunden (vgl. unter I) seine
Vorfahren und deren Erben zu ihren
»Schutzherren, Beschützern, Richtern oder
Meistern« ernannt hätten und sein An-
spruch auf »solche Gerichtsbarkeit, Recht
oder Vorrecht« der Zunft der Maurer,
deren Mitglied er sei, Abbruch thun könnte,
so verzichte er, da er das Gute und den
Vorteil der Maurerei zu fördern wünsche,
für sich und seine Erben auf jeden An-
spruch, »Schutzberr, Beschützer, Richter
oder Meister der Maurer von S.« zu sein,
für jetzt und immer. Zum Zeugnis dessen
habe er Gegenwärtiges am 24. Nov. 1736
unterschrieben, vor den Meistern der Logi>n
Canongate Kilwinning und Leith Kil-
winning als Zeugen.*) Die Verlesung
dieses Verzichts machte auf die Versamm-
lung den gewünschten Eindruck, der Graf
von Home war vergessen, und einmütig
stimmten alle Anwesenden für William
St. Clair von Roslyn als »Grossmeister-
maurer von S.«, obwohl nach dem Zeugnis
eines Briefs vom 16. Nov. 1736 die Logen
Marienkapelle, Glasgow, Hamilton, Falkirk,
Dunfermhng und viele andre den Grafen
von Home hatten wählen wollen. Die
Loge Canongate, von ihrer Tochterloge
Leith unterstützt, hat also durch einen
meisterhaften Kunstgriff ihrem Kandi-
daten den Sieg verschafft, indem Bie ihn
*) Das Schriftstück ist rollsUndig abgedruckt bei
Lawrie (1804, 8. litt), Laune (1859, 8. 99), Lyon
(S. 173), Oould (V, 8. 49) und Mackencie (S. 8«).
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Schottland
347
auf eine längst veraltet«, völlig in Ver- |
gessenheit geratne erbliche Würde feier- i
lieh verzichten Hess. Nach den Vorschlägen I
des neuen Grossmeisters wurden dann ;
noch ein abgeordneter Grossmeister, ein j
älterer Grossauf seh er, ein jüngerer Gross-
aufseher, ein Grossschatzineister, ein Gross-
sekretär, vier Grossschaffner und ein Gross-
schriftführer (Grand Clerk, Notar) ernannt
und eingesetzt. Die Amtszeichen sollten
nach den »Verordnungen« (§ 7) die be-
treffenden Mitglieder sich selbst anschaffen
und auf ihre Nachfolger vererben; sie
wurden an einem grünen Band getragen.*)
Die Vierteljahrsversammlungen sollten
immer in Edinburg stattfinden 5), bei
Festlichkeiten sollte der Grossmeister so-
viel Schaffner (Stewards) ernennen, wie er
für passend hielte (§ 8); der zukünftige
Grossmeister sollte immer in der letzten
Vierteljahrsversammlung vor dem Johannis-
tag genannt werden (§ 9). Die erste
Vierteljahrsversammlung fand am 12. Jan.
1737 in der Loge Marienkapelle statt; die
Protokolle und Verhandlungen des Aus-
schusses der vier Logen, der die Wahl des
Grossmeisters vorbereitet hatte, sowie das
Protokoll der Wahl selbst wurden ver-
lesen und genehmigt; alle Logen, die nicht
regelrecht gegründet wären, sollten um eine
neue Stiftungsurkunde von der Grossen
Loge nachsuchen, und die regelrecht ge-
gründeten sollten ihre Freibriefe zur Bestä-
tigung vorlegen; § 11 der »Verordnungen«,
wonach alle seit dem Wahltag aufge-
nommnen und in Zukunft aufzunehmenden
Mitglieder der Logen an die Grossloge
2 sh. 6 d. zahlen sollten, wurde einge-
schärft und dazu bestimmt, dass daraus
eine Unterstützungskasse (Charity Fund)
für bedürftige und notleidende Maurer
gebildet werden sollte; ein Antrag von
Kilwinning, die Werkmaurer von diesem
Beitrage auszuscbliessen, wurde abgelehnt;
ebenso erging es einigen Anderungsvor-
schlägen derselben Loge zu den »Verord-
nungen« (vgl. Laune 1859, S. 100; Lyon,
S. 17D. Am 13. April 1737 wurde bestimmt,
dass die jährlichen Wahlen nicht am Tage
Johannis des Täufers stattfinden sollten,
sondern am 30. Nov., dem Geburtstag des
heil. Andreas, des Schutzheiligen von S.
Am 30. Nov. 1787 wurde beschlossen, die
Logen nach dem Alter zu ordnen, je nach- \
dem sie urkundliche Belege beizubringen
vermöchten. Darnach wurde Marienkapelle
Nr. 1, Kilwinning Nr. 2; aber die letztere
Loge war damit nicht zufrieden, obwohl
sie sich einige Jahre der Ordnung fügte
und sich bei den Versammlungen ver-
•) Die „Verordnungen" sind abgedruckt bei Lyon
(8. 168), ihre Mitteilung würde hier tu weit fuhren.
Bestimmungen, wie die „Alten Pflichten" der lon-
doner Grosaloge, hat die schottische niemals aufge-
stellt, sondern erst in nenester Zeit als Anhang ihren
„Gesotten" beigefugt. Das Protokoll der ersten Wahl
ist abgedruckt bei Maokentie (8. 40).
treten liess. Im Dez. 1743 schrieb sie an
ihre alte Tochterloge Canongate und be-
klagte sich über die Zurücksetzung, da
sie doch die erste und Mutterloge von S.
sei. Der Brief lag im Febr. 1744 der
Grossloge vor; die Klage wurde aber als
unbegründet abgelehnt, da die Loge ihren
angeblichen Altersvorrang nicht beweisen
könne, Marienkapelle sei daher als die
älteste Loge zu betrachten. Infolgedessen
Bchied Kilwinning, ohne sich auf weitere
Nachweise und Verhandlungen einzulassen,
aus dem Verband der Grossloge aus und
behauptete bis 1807 eine unabhängige
Stellung als » Mutterloge«, wie sie auch
schon früher Stiftungsbriefe (Charters)
ausgestellt hatte, woraus sie ein Vor-
recht als »Muttorloge« herleitete. Als ihre
ältesten Tochterlogen gelten Canongate
Kilwinning in Edinburg (1677) und »Old
Kilwinning St. Johns« in Inverness (1678,
vgl. Wylie, S. 329), obwohl die letztere
unsicher ist. Auch bei verschiednen andern
Logen aus der Zeit vor 1736, die sich den
Namen Kilwinning beilegten, ist die Ab-
leitung nicht nachzuweisen und wahr-
scheinlich nur spätere Zuthat, weil die
Abstammung von jener alten Loge als
eine Art Ehre galt. Sicher sind Torphichen
Kilwinning in Bathgate (erneuert 1729,
bestätigt 1737), Moortoun of Garran (1734),
Kilmarnock (1734, sogar mit Verordnungen,
Wylie, S. 335-337), Ost-Kilbridge (1788,
also schon nach Gründung der Grossloge).
Nach der Lossagung von der Grossloge
(1744) hat die »Mutterloge« von 1746 bis
1806 nicht weniger als 81 Tochterlogen
gegründet. In den betreffenden Urkunden
heisst der erste Beamte seit 1756 der »Ehr-
würdige Grossmeister der Mutterloge von
Kilwinning«, daneben wird aber auch noch
die einfache Benennung »Meister« ge-
braucht.*) Anfangs scheint sich die Gross-
loge aus dem Abfall nicht viel gemacht
zu haben; denn 1750 wurde der Graf von
Eglinton, der unmittelbar vorher mehrere
Jahre Meister von Kilwinning gewesen
war und als solcher die ersten fünf Frei-
briefe für Tochterlogen ausgestellt hatte,
zum Grossmeister von S. erwählt; auch
liess die Grossloge ihre Logen ungehindert
mit den Kilwinninglogen verkehren. Erst
später hat sie ihren Angehörigen den Ver-
kehr verboten und 1801 in ihre »Gesetze«
eine ausdrückliche Bestimmung darüber
aufgenommen (vgl. Lawrie 1804, S. 324,
Chap. XII. Irregulär Lodges). Seit 1803
war der Graf von Moira in Edinburg und
bewirkte eine Annäherung zwischen den
beiden Grosslogen. Am 2. Dez. 1805
wählte die schottische Grossloge den
Prinzen von Wales, der Grossmeister in
London war, gleichfalls zum »Grossmeister
*) Eine erschöpfende Übersicht mit Abdruck der
8chrift*tucke giebt Wylie in seiner „History of th«
Mother Lodge, Kilwinning" (8. 829—877).
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348
Schottland.
und Schutzherrn« und wiederholte alljähr-
lich diese Wahl, zum letztenmal am 30.
Nov. 1819 (1820 wurde der Prinz König).
In den Jahren 1806—1808 war der Graf
von Moira sogenannter »Acting Grand
Master«, und wie er in London auf die
Vereinigung der beiden feindlichen Gross-
logen hinarbeitete, brachte er in S. die
Aussöhnung zwischen der Grossloge und
Kilwinning zustande. Im Okt. 1807 kamen
Vertreter von beiden Seiten in Glasgow
zusammen. Die Maurer von Kilwinning
legten eine Abschrift der oben besprochnen
»Vereinbarung« der Loge von Scoon und
Perth vor, worin Kilwinning als die älteste
Loge in S. bezeichnet wird, und darauf
hin gestand man ihr den ersten Platz zu.
Die Marienkapelle erhob freilich Wider-
spruch, aber die Grossloge genehmigte
trotzdem die Abmachungen von Glasgow,
wonach Kilwinning selbst an die Spitze
kam und ihre Tochterlogen dem Alter
nach in die Ordnung eingeschaltet wurden;
der Meister von Kilwinning sollte fortan
zugleich stets Provinzialgrossmeister von
Ayrshire sein. Marienkapelle behielt Nr. I,
aber Kilwinning wurde ihr vorangestellt und
steht noch heute an der Spitze mit Nr. 0.
Die zweite Schaw-Urkunde war damals noch
nicht bekannt (erst seit 1861), so dass man
die sagenhafte Angabe von Scoon und
Perth gelten lies», obwohl Marienkapelle
ein mehr beglaubigtes Zeugnis verlangte.
Heute wissen wir, dass dieser Loge Un-
recht geschehen und sie als die wirk-
lich älteste anzuerkennen ist (vgl. dar-
über Lyon, S. 239— 254). — Am 30. Nov.
1737 wurde der Graf von Cromarty Gross-
meister. Man beschlos», fortan regelmässig
Vierteljahrsveraammlungen zu halten, und
zwar stete in der Loge Marienkapelle. Am
24. Aug. 1738 legte der Grossmeister auf
Ersuchen des BauausscbusBes den Grund-
stein zum neuen Königl. Krankenhaus
mit grosser Feierlichkeit unter Beteiligung
aller Logen in Edinburg und Umgegend
in maurerischer Kleidung. Derartige
Grundsteinlegungen wiederholten sich in
S. seitdem in sehr grosser Zahl, sie sind
noch heute, wie auch in England und
Irland, eine ganz gewöhnliche Erscheinung.
Am30.Nov. 1738wurde derGraf vonKintore
Grossmeister; ausser dem zugeordneten
Grossmeister wurde seitdem auch noch ein
«substituierter« (Substitute) Grossmeister er-
nannt. Im Verlauf des Jahres wurde zuerst
ein Provinzialgrossmeister für die Logen in
den westlichen Grafschaften von S. einge-
setzt. Am 30. Nov. 1739 folgte der Graf
von Morton, unter ihm wurden neue
Kleinode für die Grossbeamten und sechs
Exemplare von Smiths Pocket Companion
angeschafft; er war 1741—1742 Gross-
meister in London. Am 1. Dez. 1740 kam der
Graf von Strathmore und Kinghorn, der
einen Briefwechsel mit der Londoner Gross-
loge herbeiführte. Die gewesnen Gross-
meister Cromarty und Morton schenkten
ieder 10 Guineen für die Unterstützungs-
kasse; was von den abgehenden Gross-
meistern fortan gleichfalls geschah. Weiter
wurden Grossmeister die Grafen von Leven
(1741), von Kilmarnock (1742), von Wemyss
(1743), von Moray (1744), von Buchau
(1745) . Unter dem Esquire William Nisbet
(1746) wurden sämtliche Logen S.'s in
Provinzen geteilt und unter Provinzial-
grossmeister gestellt. Unter dem Ehren-
werten Francis Charteris (1747) erhielt
Drummond auf sein Ansuchen eine
» Pro vinzial vollmacht« (Provincial Coin-
mission), in den Teilen Europas und Asiens,
die ans Mittelmeer grenzen, Logen zu er-
richten. Es folgten Hugh Seton (1748),
| Lord Erskine (1749), Graf von Eglinton
' (1750), Lord Boyd (1751), George Drum-
I mond Lord Provost von Edinburg (1752);
der Letztere legte den Grundstein der
neuen Börse mit besonders grosser Feier-
lichkeit und der erstmaligen Anwendung
von Korn, Wein und Öl am 13. Sept. 1753.
Sein Nachfolger war der Advokat Charles
Hamilton Gordon (1753); bei der Ein-
setzung des Herrn von Forbes (30. Nov.
1754) fand zum erstenmal ein grosser Zug
von Marienkapelle nach der Hochschule
bei Fackelschein statt. Unter Lord Aber-
dour (seit 1. Dez. 1755) wurde beschlossen,
dass der jedesmalige Grossmeister als Mit-
glied aller Tochterlogen geführt werden
sollte; ausserdem wird in diesem Jahr
zum erstenmal ein Grosskaplan erwähnt
für die Weihe einer Loge. Am 80. Nov.
1756 wird Lord Aberdour für ein zweite«
Jahr gewählt, was bis dahin noch nie ge-
schehen war, in Zukunft sich aber häufiger
wiederholte, so gleich beim Grafen von
Galloway (1757 u. 1758), unter dem der
Grosskaplan als ständiges Mitglied der
Grossloge anerkannt wurde. Auch der
nächste GrosBmeister Graf von Leven blieb
zwei Jahre (1759 und 1760); bei seiner
Wiederwahl am 1. Dez. 1760 wurde aus-
gemacht, dass in solchen Fällen dem
Grossmeister stete ein »Erwählter Gross-
meister« (Grand Master Elect) zur Seite
gestellt werden sollte, der dann im nächsten
Jahr sein Nachfolger wurde, so dass es
in solchen Jahren vier Grossmeister gab:
den eigentlichen, den »Elect«, den
»Deputy« und den „ Substitute« Gross-
meister. Die nächsten Grossmeister waren
Graf von Elgin (1761 und 1762), Graf von
Kellin (1763 und 1764), Lord Provost James
Stewart (1765 und 1766), Graf von Dal-
housie (1767 und 1768), Generalleutnant
James Adolphus Oughton (1769 und 1770),
Graf von Dumfries (1771 und 1772), Herzog
von Athole (1778), der 1771—74 Gross-
meister der »Alten Maurer« iu London war
und im Nov. 1774 starb, David Dalrymple
(1774 und 1775), Baron et William Jorbes
(1776 und 1777), der jüngere Herzog von
Athole (1778 und 1779), der 1779 auch
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Schottland.
34»
Grossmeister der »Alten« in London wurde,
Graf von Balcarras (1780 und 1781), Graf
von Buchan (1782 und 1783), Lord Haddo
(1784 und 1785), LordElcho (1786 und 1787),
Lord N&pier (1788 und 1789), Graf von
Morton (1790 und 1791), Marquis von Huntly
(1792 und 1793), Graf von Ancrum (1794
und 1795), Lord Doune (1796 und 1797),
Lord Provost Baronet James Stirling (1798
und 1799). Zu bemerken ist aus diesem
Zeitabschnitt, dass 1768 die Ausfertigung
von »Diplomen« in lateinischer Sprache
eingeführt wurde, wofür ein Schema bei
Lawrie abgedruckt ist; die Grossloge nennt
sich darin «Summa Societas Architectonica
Scotica« (1804, S. 808).*) 1772 wurde auf
Vorschlag der Grossloge der »Alten« in
London ein freundschaftlicher Briefwechsel
beschlossen, indem zugleich der Gross-
meister der »Alten«, der Herzog von Athole,
am 30. Nov. 1772 als »Erwählter Gross-
meister« in Edinburg für 1772 — 73 ernannt
wurde. Als 1775 die »Alten« eine Streit-
frage mit der Grossloge der »Neuern« der
schottischen Grossloge zur Entscheidung
unterbreitete, lehnte diese aus Gründen
des Zartgefühls höflich ab. Am 24. Jan.
1778 starb der erste schottische Gross-
meister William St. Clair von Roslyn im
Alter von 78 Jahren ; ihm zu Ehren wurde
am 14. Febr. eine »Grosse Trauerloge«
(Grand Funeral Lodge) veranstaltet, an der
sich mehr als 400 Maurer beteiligten ; die
dabei vom Grossmeister Forbes gehaltne
Gedächtnisrede ist abgedruckt bei Laurie
(1859, S. 131—35). Am 80. Nov. 1786
gingen die Maurer nach der Wahl der
Grossbeamten im Zuge nach der St. An-
dreaskirche, wo der Prediger Wright eine
Festpredigt hielt; dieser veröffentlichte
auch eine Schrift »A Recommendation to
Brotherly Love upon the principlca of
Christianity«, die von der Grossloge amt-
lich und öffentlich empfohlen wurde (Laurie
1859, S. 140, Anm.). Am 1. Aug. 1791
wurde erklärt, dass Verschiedenheit poli-
tischer Ansichten kein Hindernis für mau-
rerische Genossenschaft sei, jede Tochter-
loge, die daraufhin ein Mitglied aus-
schliesse, werde sich eine Zurechtweisung
von der Grossloge zuziehen. 1797 trat die
Grossloge in brüderlichen Briefwechsel mit
der Grossloge von Irland. Das Jabr 1799
brachte die Parlamentsakte gegen geheime
Gesellschaften (vgl. oben I, S. 250), wodurch
auch die schottischen Freimaurer in Auf-
regung versetzt wurden. Die Grossloge gab
am 15. Aug. allerlei Vorschriften für das
Verhalten ihrer Tochterlogen, wodurch
dem Gesetze genügt und die Gefahr ab-
*) In der lateinischen Beglaubigung unter der
sogenannten Yorker Konstitution wird die Groseloge
gleichfalls „summa societas architectonica" genannt
(Krause III, S. 101). Vielleicht kannte der Verfaater
ein schottische* Diplom and entlehnte die Beaeich-
nung.
I gewendet wurde. Auf eine an den Lord-
anwalt für S. gerichtete Anfrage erfolgte der
Bescheid, dass Neugründungen von Logen
nicht mehr statthaft seien ; deshalb wählte
man einstweilen nach dem Vorgang und
dem Rat der Londoner Grossloge den Aus-
weg, die Freibriefe und Nummern einge-
gangner Logen neuen Bewerbern zuzu-
weisen (vgl. die ausführliche Darstellung
| bei Laurie, 1859, S. 151—62). Am 10. Nov.
1800 wurden der Grossloge die Protokolle
einer Loge in Rom vom J. 1735 überwiesen,
wozu Laurie die Anmerkung macht, dies
sei die Loge, der Prinz Karl Eduard (Stuart)
vorgestanden habe (1859, S. 163). Das
war der Sohn des Prätendenten Jakob
Eduard; aber die noch jetzt im Archiv er-
haltnen Protokolle wissen nichts von des
Prinzen Mitgliedschaft, die auch wegen
seiner Religion und der engen Beziehungen
der Stuarts zum Papst an sich kaum denk-
bar gewesen wäre; denn die Loge wurde
1737 von Klemens XII. aufgehoben; die
Protokolle reichen von 1735-37 (vgl.Lyon,
Freemason 1891, I, S. 133).*) Am 1.
Dez. 1800 wurde der Graf von Dalkeith
zum Grossmeister gewählt und blieb es bis
80. Nov. 1802. Unter ihm wurde eine neue
Einteilung der Provinzen vorgenommen
I und wurden neue Verordnungen für diePro-
' vinzialgrossmeister erlassen (vgl. bei Lawrie
i 1804, 6. 315; 1859, S. 489) dem Lawrie
(oder Laurie) die Herausgabe einer »Ge-
schichte der Freimaurerei« gestattet, die
aber erst 1804 erschien, und die erste Aus-
i gäbe der »Gesetze und Verordnungen der
i Grossloge von S.« genehmigt, aber erst
gedruckt bei Lawrie (1804, Appendix
HI, S. 305—27). Bei der Wahl des Grafen
1 von Aboyne zum Grossmeister am 30. Nov.
1802 fand ein glänzender Zug von über
1200 Maurern vom Parlamentshaus (wo
meist die Wahlen vorgenommen wurden)
I nach dem Wirtshaus zum Königswappen
statt. Bei dessen Wiederwahl am 30. Nov.
1803 wurde ein grosser Festgottesdienst
abgehalten, und abends beim Festmahl
war der Graf von Moira zugegen, der einen
freundschaftlichen Verkehr zwischen der
Grossloge von S. und der Londoner Gross-
loge annahnte. Die Wahl des Grafen von
Dalhousie am 80. Nov. 1804 wurde durch
einen grossen Fackelzug von mehr als 1500
Maurern verherrlicht. Gegen Ende des
Logenjahrs, im Nov. 1805, schenkte der
Baronet John Stewart, Provinzialgross-
meister von Lanarkshire, der Grossloge ein
kostbares Kleinod, das der Grossmeister
bei allen öffentlichen maurerischen Gele-
genheiten tragen sollte: das Bild des heil.
Andreas mit dem Kreuz in Schmelz auf
*) Der Prin« war 1720 geboren, hatte also im Alter
von 15 bis 17 Jahren die Loge geleitet, waa an «ich
kaum glaublich i»t. Auch die weitern Ersahlungen
Uber seine Stellung in der Freimaurerei sind unver-
bürgt und deshalb als unrichtig su betrachten.
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Schottland.
blauem Grund, von einem elliptischen
Strahlenkranz mit Brillanten umgeben,
unten daran Zirkel mit Kreisbogen und
Winkelmass von vergoldetem Silber. Ein
ganz ähnliche« Kleinod trägt der Gross-
meister noch heute als Amtszeichen (vgl.
die Abbildungen in den grossem Ausgaben
der »Constitution and Laws«auf den Tafeln
am Ende). Vom 2. Dez. 1805 bis 30. Nov.
1820 war der Prinz von Wales Grossmeister
uud Patron der schottischen Maurer, na-
türlich nur dem Namen nach; denn der
wirkliche Leiter war der jedesmalige
•Acting Grand Master«, Graf von Dalhousie
1805—6, Graf von Moira 180«— 8, der
Ehrenwerte William Ramsav Maule 1803
bis 1810, Graf von Roslyn 1810—12, Lord
Duncan 1812— 14, Graf von Fife 1814—16,
Baron John Marjoribanks von Lees 1816
bis 1818, Marquis von Twecddale 1818—20.
In diese Jahre fällt ausser der schon be-
sprochnen Vereinbarung mit »Mutter Kil-
winning« die Einweihung eines angekauften
und umgebauten Hauses als ■Maurerhalle*
am 21. Nov. 1809, bei welcher Gelegenheit
ein »Grossarchitekt« in die Erscheinung
tritt. Die Feierlichkeit wird von Lauric
(8. 180 — 82) genau beschrieben. Wir er-
fahren dabei, dass der gewesne Gross-
meister den Zirkel trug, der abgeordnete
Grossmeister die Wasserwage, der Ältere
Aufseher das Winkelmaass und der Jün-
gere Aufseher das Senkblei. Wir bemerken
dazu gleich, dass 1846 die drei letztern
Beamten noch die gleichen Kleinode
trugen (Laurie, S. 262), aber in den
»La WS and Constitutions« von 1848 erhielt
der zugeordnete Grossmeister Zirkel und
Winkelmass, der substituierte Grossmeiater
das Winkelmass, der Ältere Grossaufseher
die Wasserwage und der Jüngere Gross-
aufseher das Senkblei (Kap. XXIII, S. 49).
Der Versöhnung mit »Mutter Kilwinning«
war bereits 1808 ein Zwiespalt mit einigen
Edinburger Logen gefolgt, die aus der
Grossloge austraten und eine neue Ver-
einigung bildeten, nämlich »Die ver-
bundnen Logen, die sich von der gegen-
wärtigen Grossloge von S. trennen«. Die
Grossloge hatte einen Dr. Mitchell von der
•Calcdonian Lodge« seiuer maurerischen
Vorrechte entkleidet, was diese Ix>ge damit
beantwortete, dass sie den Verurteilten
drei Tage später zum Meister wählte und
ihre Verbindung mit der Grossloge löste.
Darauf schloss die Grossloge den Dr. M i tchel 1
aus der Maurerei aus, drohte die gleiche
Strafe deuen an, die eine Loge unter ihm
besuchen würden, und verfuhr demnach
gegen verschiedne Mitglieder andrer Lo-
gen, namentlich der Marienkapelle und
Canongate Kilwinning. Infolgedessen
schlössen sich diese beiden, sowie die
Davids-Loge uad St. Andreas-Loge*) der
•) PI««« 9t. AndroM-Loge ist dut eine Jobannia-
logc, die Tom schottischen Schutzheiligen den Namen
entlehnt hat.
Caledonian-Loge an und bildeten mit ihr
die genannte Vereinigung. Bei der Ma-
rienkapelle wirkte der Groll über die bei
der Versöhnung mit Kilwinning ihr ange-
thane Zurücksetzung wesentlich mit. Der
Vorsitz bei den jährlichen Festen der
»Verbundnen Logen« wechselte. Erst
1813 wurde der Bruch geheilt, nachdem
die Grossloge alle Strafen ausser der Ober
den Dr. Mitchell verhängten wieder aufge-
hoben hatte; die Verhandlungen haben
länger als ein Jahr gedauert, aber zuletzt
musste die Grossloge bis auf den einen Fall
nachgeben. Am 30. Nov. 1813 fand wieder
ein grosser Fackelzug vom Parlamentshause
nach der Maurerhalle statt, wo mehr als
1500 Maurer das Andreasfest feierten.
Unterm 3. Aug. 1818 wird der Tod des
ersten »Grossbibelträgers« gemeldet, der
nach dem Verzeichnis im Anhang bei
Laurie seit 1813 das Amt verwaltet hatte.
Von 1820—30 war König Georg IV. Patron
der schottischen Maurer, Grossmeister in
der Zeit waren Herzog von Hamilton
(1820—22), Herzog von Argyle (1822—24),
Viscount Glenorcnv (1824 — 26), Graf von
Kinnoul (1826—27),* Lord Elcho (1827—30).
Von 1830—37 war König Wilhelm IV.
Patron, Grossmeister waren Lord Kiunaird
(1830—32), Graf von Buchan (1882—33),
Marquis von Douglas (1833 — 35), Viscount
Fincastle (1835—36), Lord Ramsay (1836
bis 1888). Am 27. Aug. 1822 sah Edinburg
eine seiner grössten Feierlichkeiten, die
Grundsteinlegung des Nationaldenkmals
für die in den letzten Kriegen gefallnen
Streiter, die von der Grossloge unter Teil-
nahme aller Behörden vollzogen wurde.
Die Hoffnung, den König gegenwärtig zu
sehen, hatte sich freilich nicht erfüllt;
aber ausser den zahlreichen Grossbeamten
und Provinzialgrossbeamten und den Ver-
tretern der Tochterlogen gingen im Zuge
mehr als 3000 Maurer. Nach Erledigung
der üblichen Förmlichkeiten hielt der
Grossmeister Herzog von Hamilton die
Weihrede. Die Beschreibung der Feier
füllt bei Laurie zehn Seiten (196—205). Im
März 1831 starb Alexander Laurie (s.d.), der
20 Jahre als Grosssekretär gewirkt hatte;
die Grossloge widmete ihm in ihren Proto-
kollen einen langen, anerkennenden Nach-
ruf. Nachfolger wurde sein Sohn William
Alexander Laurie (s.d.). Der am 3. Aug. 1829
eingesetzte Ausschuss zur Abfassung einer
neuen Ausgabe der »Laws and Constitu-
tions« legte am 9. Nov. 1885 das fertige
Werk der Grossloge vor, das nun geneh-
migt und veröffentlicht wurde. Der am
30. Nov. 1836 gewählte Grossmeister Lord
Ramsay konnte mit der Brüderschaft das
100jährige Bestehen der Grossloge feiern;
am Abend wurde ein grosser Fackelzug
gemacht, und unter Beteiligung von nahezu
1000 Maurern fand die Festfeier in der
Freimaurerhalle statt; zur Erinnerung
daran wurde eine Denkmünze geschlagen,
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Schottland.
351
von der die Grossmeister von England
und Irland je eine in Gold erhielten. Die
Zahl der Grossheamten hatte sich seit
1786 über die Zahl 7 allmählich erhoben;
es waren hinzugekommen: ein »Substitute
Grand Master« (seit 1738), ein «Grand
Tyler« (seit 1741), ein «Grand Chaplain«
(seit 1758), ein »Grand Master Elect« (seit
1760), ein »Grand Jeweller« (seit 1801),
ein «Grand Architect« (1809, ständig seit
1823), ein «Grand Bible-ßearer« (seit 1813),
ein Grand Marshai « (seit 1834), zwei «Grand
Deacons« (seit 1836), ein »Grand Bard«
(seit 1836). Ein »Grand Master Elect«
tritt zum letztenmal ein am 30. Nov. 1830;
die «Laws« von 1848— 96 verzeichnen an
zweiter Stelle einen »Past Grand Master«*),
an dritter einen »Depute Grand Master« und
an vierter einen «Substitute Grand Master«.
Nach 1836 finden wir noch einen »Grand
Director of Ceremonies« (seit 1842), einen |
»Grand Sword Bearer« (seit 1843), einen
»Grand Director of Music« (seit 1845).
Die «Constitution and Laws« von 1896
führen noch einen «Grand Organist« und
einen «Grand Inner Guard«, ausserdem
zwei «Grand Chaplains« auf, wogegen der
• Grand Clerk« verschwunden ist.**) Gross-
meister seit 1838 waren der Lord Provost
James Forrest von Comiston (1838—40),
Graf von Rothe« (1840—41), Lord Fitz-
Clarence (1841—43), Lord Glenlyon, spater
Herzog von Athole (1843—64), John Whvte
Melvill le von Bennochy und Strathkinness
(1864-67), Graf von Dalhousie (1867-70),
Graf von Roslyn (1870 — 73), Baronet
Michael Robert Shaw-Stewart (1873—82).
Graf von Mar und Kellie (1882—85), Lord
Blythswood(l885-92),GrafvonHaddington
(1892—94), Baronet Charles Dalrymple
(1894—97), Lord Saltoun (1897—99), der
ehrenwerte James Hozier (seit 1899). Am 14.
Mai 1838 wurde beschlossen, mit den Gross-
logen von England und Irland gegenseitige
Vertretung zu schaffen, die mit England aber
erst 1847 zu stände kam, mit Irland gar
erst 1857; 1844 geschah dasselbe mit der
Grossen Loge Royal York in Berlin. Eine
»Schottische maurerische Wohlthätigkeits-
kasse« wurde 1846 begründet, die »Regeln«
stehen bei Laurie (S. 257). Am 7. Febr.
1848 wurde die dritte Ausgabe der »Laws
and Constitutions« genehmigt. Im Sept.
1849 erbte die Grossloge die wertvolle
maurerische Bücher- und Handschriften-
sammlung des in Paris verstorbnen Dr.
Morison (s. d.), deren Wort von einem Sach-
verständigen auf 20000 Franken geschätzt
worden war (Laurie, S. 275, Anm.); sie
•) Der erste „Put Grsnd Master" w«r Lord FiU-
CUrence, der 1941—43 Grosssieister w«r und 1865
•Urb.
**) Die nL»ws* ron 1866 zeigen noch denselben Be-
(itand wie 1S48 ; wann D*ch 1866 die Anderuimi'n
vorgenommen sind, können wir nicbt sagen , da die
Ja» wischen liegenden
LI and sind.
bildet noch jetzt den wertvollsten Bestand-
teil der Bücherei der Grossloge. Gegen-
seitige Vertretung mit dem Grossosten der
Niederlande und brüderlicher Verkehr mit
der Grossloge Alpina in der Schweiz wur-
den 1850 vereinbart. Maurerische Klubs
ausserhalb der Logen, auch zu Zwecken
maurerischer Belehrung, wurden 1851 streng
verboten bei Strafe der Ausschliessung
aus dem Bunde; jedoch erklärte sich die
Grossloge bereit, zur Abhaltung von
Unterrichtslogen (Lodges of Instruction)
in den einzelnen Bezirken oder Provinzen
unentgeltlich Vollmachten auszustellen.
König Oskar I. von Schweden (s. d.) und
Prinz Friedrich der Niederlande (s. d.)
wurden am 3. Febr. 1851 zu »Ehren-
mitgliedern« ernannt, der erste Fall dieser
Art; die Dankschreiben beider sind bei
Laurie abgedruckt (S. 291, 294). Später
ernannte die Grossloge auch Georg V. von
Hannover und Wilhelm I. von Preussen
zu Ehrenmitgliedern. Am 2. Aug. 1852
wurde dem Vertreter der Grossloge bei
der Grossloge von England der Rang eines
»Past Senior Grand Warden« verliehen,
was der erste Fall dieser Art war. Am
Belben Tage beschloss man die Einrichtung
gegenseitiger Vertretung mit den Gross-
logcn von Schweden und von Hamburg.
Später ist das gleiche Verhältnis geschaffen
worden mit der Grossloge Zu den drei
Weltkugeln und der Grossen Landeslogc
zu Berlin, sowie mit den Groaslogen von
Dänemark, Griechenland, Spanien und
Ungarn, ausserdem mit einer grossen Zahl
überseeischer Grosslogen, namentlich in
Amerika. Am 24. Juni 1858 wurde vom
Grossmeister Herzog von Athole der Grund-
stein zu einer neuen Maurerhalle gelegt,
und am 24. Febr. 1859 fand die Weihe
des Hauses statt, beides mit grosser Feier-
lichkeit und unter ungeheurer Beteiligung
(genaue Beschreibungen bei Laurie, S. 319
bis 344, 351—59). Mit dein Bericht über
die Weihe schliesst Laurie seine fortlaufende
Geschichte der Grossloge. Aus der spä-
tem Zeit ist nur weniges zu bemerken.
Am 16. Okt. 1870 war der Prinz von Wales
in Edinburg und wurde als Patron der
schottischen Freimaurer eingesetzt, zu-
gleich alB Mitglied in die Liste der Marien-
kapelle eingezeichnet; am folgenden Tage
legte er den Grundstein zum neuen Königl.
Krankcuhause mit maurerischen Formen.
Schon unter der langen Regierung des
Herzogs von Athole waren Unregelmässig-
keiten und geschäftswidrige Verschlep-
pungen in der Grossloge üblich geworden,
denen auch die nächsten Grossmeister
trotz mehrfacher Versuche kein Ende
machen konnten, bis endlich der Gross-
meister Baronet Shaw-Stewart durch that-
kräftigcs Eingreifen Wandel schaffte. Der
Grossschriftführer John Laurie trat 1877 zu-
rück und wurde durch David Murray Lyon
ersetzt, der mit unsäglicher Mühe wieder
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352
Schottland.
mehr Ordnung in die Geschäftsführung
brachte; er legte wegen Kränklichkeit
Ende 1900 sein Amt nieder (vgl. Lyon). —
III. Verhalten der Grossloge von 8.
zu hühern Graden. Als 1736 die Gross-
loge gegründet wurde, nach dem Vorbild
der Londoner Grossloge, liess sie die in-
zwischen in England ausgebildeten drei
Johannisgrade gelten, erkannte aber die
Inhaber der bis 1735 ausschliesslich in S.
bearbeiteten Lehrlings- und Genossengrade
als vollberechtigte Mitglieder an, die in
alle Ämter eintreten konnten; denn nur
wenige Logen, an erster Stelle Canongate
Kilwinning, hatten damals den neuen
Meistergrad bereits angenommen. In der
Folgezeit hat die Grossloge auch an den
drei Graden festgehalten und weitern
grundsätzlich die Anerkennung versagt,
obwohl sie 1768 einer Loge, die sich von
der Loge St. Lukas abzweigte und «Royal
Arch« nannte, Freibrief erteilte, natür-
lich nur für die drei Grade. Am 26. Mai
1800 erliess die Grossloge zum erstenmal
eine besondere Verfügung, dass sie nur »die
drei grossen Orden der Maurerei, und diese
allein, die des Lehrlings, des Zunftgenossen
und des Meister - Maurers« anerkenne
(sanetion), und da sich »andre Bezeich-
nungen von Maurern, unter verschiednen
Titeln«, in das Land eingeschlichen hätten,
die »mit der Reinheit und den wahren
Grundsätzen des Ordens unvereinbar«
wären, so solle keine Loge, die einen Frei-
brief von der Grossloge habe, andre Ver-
sammlungen abhalten als »jene der drei
oben bezeichneten Orden«, bei Strafe der
Entziehung des Freibriefs (Laurie, S. 162).
Als 1817 eine neue Parlamentsverfügung
gegen aufrührerische Vereinigungen er-
lassen war, schärfte die Grossloge ihren
Tochterlogen wieder ein, sich vor Neue-
rungen zu hüten, durch welche die Rein-
heit des Ordens beeinträchtigt werden
könnte; die Grossloge erkenne nur »die
drei Grade des Lehrlings, des Zunft-
genossen und des Meister-Maurers in der
8t. Johannismaurerei« an; keine Tochter-
loge dürfe Angehörige andrer Grade, ein-
zeln oder als Körperschaft, mit andern
Abzeichen, als denen der Johannismaurerei
an ihren Zusammenkünften oder an Auf-
zügen teilnehmen lassen, bei Strafe strenger
Massregelung; die Provinzialgrossmeister
sollen angewiesen werden, in ihren Be-
zirken für die Befolgung dieser Vorschriften
zu sorgen (vgl. Laurie, S. 189). Dieses
scharfe Vorgehen war dadurch mit veran-
lasst, dass Alexander Deuchar. gewesner
Meister der Marienkapelle, una mehr als
30 andre Maurer als »Tempelritter, Ritter
von Jerusalem, Ritter des heil. Kreuzes
u. s. w.« mit Abzeichen, die nicht zur
Johannismaurerei gehörten, an Versamm-
lungen iener Loge und ebenso an Auf-
zügen bei einigen Grundsteinlegungen
teilgenommen hatten. Am 3. Nov. 1817
wurde sogar mit einer Mehrheit von 155
gegen 27 Stimmen beschlossen, dass vom
27. Dez. 1817 an »niemand, der in einer
maurerischen Körperschaft, die höhere
Grade als die der Johannismaurerei an-
erkennt, eine amtliche Stellung einnimmt,
berechtigt sein soll, in der Grossloge von
8. zu sitzen, zu wirken oder zu stimmen«
(Lyon, S. 295). Wenige Monate vorher,
am 28. August 1817, hatten sich 34 in S.
bestehende Kapitel vom Royal Arch zu
, einem »Höchsten Grosskapitel vom Royal
Arch von S.« (Supreme Grand Royal Arch
Cbapter of Scotland) vereinigt, und gegen
diese neue »maurerische Körperschaft«
war die Kriegserklärung der Grossloge be-
sonders gerichtet. Die Bemühungen des
Grosskapitels, eine Verbindung mit der
Grossloge nach Art der in England ein-
gegangnen herzustellen, war vergeblich,
obwohl zwei gewesne Grossmeister das
| Gesuch unterstützten, ja auf Antrag
i des Vertreters von Kilwinning wurde
das betreffende Schreiben gar nicht ein-
mal verlesen. Ein weiterer Versuch
vom August 1820, den Beschluss vom 3.
Nov. 1817 aufzuheben, scheiterte gleich-
falls; aber nach Lyons Aussage (S. 296)
hatte die Grossloge, obwohl sie die Nicht-
anerkennung höherer Grade aufrecht er-
hielt, schon 1873, als Lyons Buch erschien,
längst nicht mehr ihre Verhinderungs-
bestimmungen beobachtet, sondern es
ruhig geschehen lassen, dass die Abzeichen
höherer Grade in den Johannislogen ge-
tragen wurden und die Mitglieder Ämter
in ihnen bekleideten. Am 14. Mai
1888 lag ein Gesuch des Provinzialgross-
meisters von Westindien vor, den Mark-
Maurer-Grad arbeiten zu dürfen, was die
Grossloge entschieden ablehnte, mit er-
neutem Hinweis auf die einzig erlaubten
»drei Orden des Lehrlings, des Zunft-
genossen und des Meistermaurers« (Laurie,
8. 229), obwohl zwei Markgrade seit 1778
in Banff und einer seit 1789 in der
Journeymen-I/Oge in Edinburg (vermutlich
auch sonst noch) erteilt wurden. 1858 da-
Segen erkannte die Grossloge die beiden
larkgrade als Ergänzungen des Zunft-
genossen- und des Meistergrads an (Laurie,
8. 346 , 428) und gestattete ihre Bear-
beitung; darum lautet § 8 der »Constitution
and Laws« (1896): »Die Grossloge erkennt
I keine Grade der Maurerei an ausser denen
des Eingeführten Lehrlings, des Zunft-
genossen (mit Einschluss des Markgrads)
und des Meistermaurers«. Heute wird
nur noch der Markmeistergrad erteilt, und
zwar infolge eines Vertrags zwischen der
Grossloge und dem Grosskapitel nur an
Meistermaurer, obwohl er eigentlich nach
Auffassung der Grossloge ein zweiter Teil
des Genossengrads ist (vgl. Englische
und Schottische Lehrart; Crowe, The
Scottish Master Mason's Handbook, 8. 56).
Nach Laurie wurde auch der Grad eines
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Schottland.
358
»Htuhlmeif»ters« oder »Gewesnen Meuten«
in vielen Logen bearbeitet, aber nur »neu
erwählten Meistern« mitgeteilt, wenn sie
eingesetzt werden tollten. Unter Groas-
meister Roslyn (1870 — 78) wurde diener
Grad ab der eines * Eingesetzten Meisten«
• Installed Master) amtlich anerkannt, und
$ 4 der »Constitution and Lews« bestimmt
Uarüber, daas nur Grosameister, Provinz!*!-
und Distriktsgroaameister, suwie Logen -
meister ihn erhalten dürfen, ausserdem
geweane Meister, wenn sie eine ein-
ährige regelrechte Amtsführung nach-
weisen können, es müssen aber immer
mindestens drei »Eingesetzte Meister« zu-
gegen sein. Über die weitem in S. be-
kannten Grade vergleiche man Englische
und Bchottiaohe Lehrart. — IV. Wachs-
tum und Ausbreitung der Schotti-
schen Grossloge. Mit 88 Logen trat
sie 1736 ins Leben, und die Zahl ist zu-
nächst nur langsam gestiegen; denn nach
den statistischen Heigeben der beiden
I-auric (1804 und 1859) ist 1745 ent die
Xumnier 60 erreicht worden. Die Liste
de» filtern Lawrie von 1804 (Appendix V,
h. H87— 40) hat 271 Logen, aber ohne
Nummern, nach spatern Listen kann man
jedoch »YnUtellen, daas die letzte von ihm
aufgeführte Loge die Nummer 278 hatte.
Bereite 1787 wurden die Logen nach dem
Alter geordnet, zunächst anscheinend ohne
Nummern; denn die Loge von Scoon und
l'erth, die erst 1742 beitrat, hat in der
ältesten erhaltnen Zahlung Nr. 6 (heute
Nr. 8); die Zahlen können also kaum vor
1742 hinzugefügt sein. Anderseits hatte
Kilwinning in der alten Zahlung Nr. 2,
und da nach 1744, ais die Loge wieder
au*ge*chiedeu war, diese Nummer frei
Seitlichen ist, so niuas die Beifügung der
nhlen zwischen 1742 und 1744 erfolgt
«ein. Nach einer Mitteilung Lyons an
Goul! iilistory V, 64) war aber die Be-
zeichnung der Logen nach Nummern bin
etwa 1790 nicht üblich, fing dann au, Ge-
wohnheit zu werden, und wurde amtlicher
Brauch seit 1802. Die alten Nummern
galten bis 1816, nur Kilwinning wurde bei
ihrem Wiedereintritt 1807 mit Nr. 0 an
die Hpitze gestellt und hat noch heute
dieselbe Stelle und Bezeichnung. Marien-
kapelle hat Nr. 1 behalten, Nr. 2 wurde
IMG Ca nongnte Kilwinning, Nr. 8 Scoon
und Perxh. Die Loge zu Melrose erhielt
bei ihrem Zutritt Nr. 1", Aberdeen wurde
von Nr. 84 auf Nr. 1* gebracht, so daas
jetzt Nr. 8 in Wirklichkeit ent die fünfte
ijogn ist. 1804 verzeichnet Lawrie in
Appendix IV (8. 829 -86) 16 Distrikte mit
Frovinzialgrosameistern in 8., ausserdem
l'rovinzialgrossmeister für die schottischen
Logen in Frankreich und für die Bermuda*-
insrin. Nr. 100 war 1760, Nr. 200 1781
erreicht worden, 1807 vor Zutritt von
«Mutter Kilwinning« mit ihren Tochter-
logen Nr. 288. Diese Tochterlogen wurden
AUfniMM Hu.ihi.-h rfrr I'rei»»urcrti. IL
zunächst am Ende hinzugefügt, dann aber
nach ihrem Alter an den betreffenden
Stellen eingeschaltet (vgl. Gould V, 65).
Die Neuzahlung ergab bis Ende 1816 Nr. 0
und Nr. 1—262, also 268 Logen, während
nach der alten Zahlung Nr. 888 die letzte
war, so daas seit Beginn der Zählung (1742)
70 Logen wieder eingegangen oder aus-
geschieden waren. Die »Law* and Con-
stitution-« von 1848 zählen mit Ende 1847
bis Nr. 851 (nach alter Zahlung 422), Lauriea
•History« (1889) geht mit Ende 1868 bis
Nr. 889 (die alte Zählung ist über 422
nicht weitergeführt), es bestanden aber
1847 bezw. 1858 nur 242 besw. 278 Logen.
Hiervon waren 1847 217 in 8., 4 beim
Militär und 21 im Ausland, 1858 227 in
8., 2 beim Militär und 44 im Ausland.
Lawrie verzeichnet 1804 noch 20 Auslands-
logen, davon 14 in Nordamerika und auf
den amerikanischen Inseln, 1 in Namur,
1 in Gotenburg, 1 in Petersburg, 8 in
Marseille; aber 1816 sind diese bis auf
2 (Bermudas, Barbados) verschwunden und
nur 5 (Ceylon, Turksinseln, Spanien, Ba-
hamas,Trinidad) hinzugekommen, von denen
allen nur 8 (Bermudas, Bahamas, Trinidad)
noch heute bestehen. Lanrie zählt 1859
29 Distrikte oder Provinzen in 8. mit
Provinzialgrossmeistern an der Spitze (nur
Edinborg hat keinen), und dieselben Pro-
vinzen, nur mit kleinen Verechiebnngen,
giebt es noch heute; als 80. Provinz ist
1893 Sutherlandshire mit einer Loge (Nr.
790) neu gebildet, aber einstweilen ohne
Provinzialgrossmeister. Die Gesamtzahl
der tagen in 8. Anfang 1900 betrug 407.
Auslandsprovinzen zählt Laurie (1859) 18
mit 44 Logen. Anfang 1900 gab es 82 Pro-
vinzen und Bezirke {mit 218 Logen), von
denen 6 unter einem Distriktagrossmeister
und 6 unter einem IVovinxisJgrosameister
stehen, der Leiter der Provinz Indien heisst
•Grossmeister der ganzen schottischen Frei-
maurerei in Indien«, die andern 19 Bezirke
stehen unmittelbar unter der Grossloge.
Anfang 1900 war in der Matrikel die Nr.
906 erreicht, es bestanden aber nur 625
Logen im Ganzen, 407 in 8.. 218 im Aus-
land. Die ersten Aualandslogen waren
1756 zu Boston und zu Blandford in Vir-
5 Dil an gestiftet; die liuupt Verbreitung
raussen fand die schottische Maurerei
erst nach 1836, nachdem die Grosaloge ihr
100. Jubelfest begangen hatte. Die Zahl
der Neugründungen, sowohl in 8., wie im
Ausland, ist hesonden seit 1892 eine recht
bedeutende. Das Jahr 1891 schloss mit
Nr. 781, und Anfang 1900 war Nr. 90C er-
reicht, das macht in acht Jahren einen
Zuwachs von 126 Logen. Seit 1846 be-
sitzt die Grossloge eine maurerische Unter-
stützungskasse, die in den Monaten Jan.
bis Män 1900 £ 494. 10 vereinnahmte und
£ 251. 15 an bedürftige Maurer oder Wit-
wen von Brüdern verteilte. Ausserdem
besteht seit 1888 bei der Grosaloge eine
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Sehottmitller — Schreiber.
Annuitätskasae, die durcti Sammlnugen in
den Logen am Johannistage unterhalten
wird, für 1899 sind 4-485.7.0 eingeliefert
worden; die Auslandsingen beteiligen {■ick
daran nur vereinreit, und auch viele liegen
im Inland halten mit Beiträgen zurück.
Schott« u Her, tConrad, Heh. Rctrie- j
rungsrat und Vorl rage.uder Rat im Minis-
terium für geiatliche Angelegenheiten in I
Berlin, geh. 28. Sept. 1841 in Berlin, gest.
16 Mai 1«98 in Rom, wurde fn den Frei- )
niaurerbund 9. Okt. 1876 in der l>ogc
Friedrich Wilhelm zur Morgenröte in Ber-
lin aufgenommen und war das. 1883—88
Vorsitzender Meister. Da er nach Born
Übersiedelte, legte er diese* Amt nieder,
frein grosstes Werk ist: »Dir Untergang \
des Ti-mplerordens mit Urkunden und kri- !
tischen Beitragen» |2 Bde., Brl. 1887).
Es gah daau Veranlassung, dass die Groaee i
l andeBloge in Berlin 1888 die bis dahin i
f< stgehaltne Ten»plerfiberlirfeniug fnflen |
lies*. [Vgl. BZC. 1894, 8. 16. L. 1898, !
S. 95.]
Sehoute«, Jan, geb. 1787, gest. 23. April
1853, war 1840 — 51 abgeordneter Groß-
meister des Orosaotttens der Niederlande '
und Meister vom Stuhl der Loge La natu- j
boy ante in Dord recht. Er ist bekannt durch :
■ein Gedicht »Vrijmetselarij« (Rotterdam I
1817; deutsch, Varel 1822), wovon in 18 !
Monaten swei Auflagen vergriffen waren.
Zur Ehre seiner funfundy.wanaigjährigen |
maurerischen Weihe ward 21. Nov. 1836
eine Denkmünze geschlagen fHMW. Nr. {
220 J und lieas man ein den Namen Broe-
dertrouw tragendes Schiff vom Stapel, wei-
ches letztere auch au »einer Ehre nach
seinem Tode mit einem andern Schiff ge-
schah, i
Schräder, l)Paul August herzoglich
hraunschweigscher Hofrat, wurde 6. Marz
1769 in der Loge Jonathan in Braun- j
schweig aufgenommen und schon Johan- •
L.is 17fc0 zum Meister vom Stuhl i^ewahlt; j
1770 wurde er Meister vom Stuhl der von
d *n Herzogen als Tochterloge der französi- ;
»••heu lx»ge St. -Charles de la concorde |
gestifteten und 11. Okt. eingeweihten Loge <
Jonatb in zu den drei Säulen, verbat aber
schon gegen Johannis 1771 die Wieder*
ward, weil er sich nicht Kraft genug
vuiraute, seine Brüder zu regieren, die
aiert nui ungern und widerstrebend in die
v i» den Fügten gegebnen Gesetze und
oft gar nicht in die von ihnen verlangte
Abhängigkeit von der Mutterloge fugen
tauchten; er besuchte seitdem keine Loge
melir und stiftete dafür den Argouaulen-
orden d.). f Vgl. Lach mann, Geschiecte i
tt-r fle v? rade t Kraunschweig 1866), 8.
ü'Jb.j
2) Julius Antonio, geb. 16. Juni V'lö I
ja Berlin, besuchte die Berliner und die :
lMlsse.ld .rfer Akademie, ging 1845— 47 nach
Italien und lie*« sich dann in Berlin nie-
der. 1856 -9'? war er Lehrer an der Aka-
demie d-is und nei. 1853 Mitglied ihres
Senats tf. ist geschitzt durch seine Ge-
schichU'bilder und Porträts. — Er wurde
17. Jan. 18i',2 in der Loge Zur Verschwie-
genheit in üerlin in den Freimaurerbund
aufgenommen. [Vgl. FZ. 1862, S. 31.)
Schreber. Johann Christian Daniel
v.. NatorfoKchei und Mediziner, geb. 1739
in Weissen*«*, gest. 10. Dez. lblO in
Erlangen, bezog 19 Jahre alt die Uni-
versität Halte und legte hier bereite
d*>n Grund zu seiner vielseitigen Gelehr-
äsmke t. Seine Vorliebe für Botanik trieb
ihn 1760 nach Upsala, um Linne* zu hören.
Hier erwarb er sich die medizinische Dok-
torwürde. 1761 erhielt er die Stella Hees
Arztes am Pädagogium in Bützuw und die
Berechtigung, an der dort mit gegrün-
deten Universität offvnrliuhe Vorlesungen
zu halten. Zwischen 1764 und 1770 ent-
faltet* er von Leipzig und Berlin aus eine
ungernein triebe schriftstellerische Thätig-
keit, die ihm die Mitgliedschaft vieler
wissenschaftlichen Körperschaften ein-
brach ie und seiue Berufung zutn ordent-
lichen Professur der Medizin in Erlangen
zur Folge hatte. Dort hat er voin Aag.
1770 bis an sein Ende aegeusreich ge-
wirkt. Er erhielt 1773 das Direktorat
Über den neuangelegten botanischen
Garten, 1776 die Professur der Naturge-
schichte und rückte 1791 iu die erste ordent-
liche Professur der Medizin ein, nach-
dem er schon vorher infolge seiner Wshl
zum Präsidenten der Carolinisch-lcopol-
diuischen Akademie der Naturforscher
den Charakter eines kaiserl. Rats, lfalx-
grafeu und I/eibarzts 'erhalten hatte und
geadelt worden war. — Freimaurer wurde
er in Halle IL Dez, 1759 bei Gelegenheit
des dritten Stiftungsfests der Loge Phila-
delphia, die an diesem Tage auch durch Rosa
(s.u.) als eine Tochterloge der Berliner Ix>ge
Aux trois globes gegrüudct wurtle. Ö. er-
hielt am 2. Jan. 1760 den zweiten Grad und
wurde gleichzeitig (als der erste) Bibliothe-
kar. Am 14. Jan. 1760 erstieg er die dritte
Stufe. Er verlies* wohl nach Ostern 1760
Halk, d'tfni sein Logeuamt wurde im Mai
neu b^et/t.
Skshreckeefzeioheu (snrne de detreasc).
ein im Meistergrad vorkommende» und
mit der Sage vom Tode Hirama (s. d.» zu-
aamtnentiä'igendes Zeichen, verwandt mit
dem Not- und Hilfreichen b». d.).
Schreiber, Aloys Wilhelm, geb. \&.
Okt. 1763 in Kapel unter Windeck in Ba-
den, gest. 21. Okt. 1841 abj badiacber Hof-
rat und J iftoriograph in Baden-Baden,
war ein überaus thfitiger Schriftsteller,
nanculitcu war früher sein Handbuch für
Reisende <m Rhein ein beliebtes Buch
Als freimrurert^cbe»- Schtiftateller trat er
(Heidelberg 181.'i) mit den »Palmb!ätt»rn
fii> Krcin "trer» auf, wahrend die ihm
auch <.u?i- hitebeiu- .Schrift »Das Jndtu-
thi.ut >\ vi " I r^in aurerei« deu bekannt* n
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N< hreibweiae — Schräder.
.ludenhasaer Ehr mann (9. d.) zun Ver-
fasser hat.
Schreibweise, maureriscbe. I. Der Stil
war, wie sonst, einst schwülstig, hat sich
aber mehr und mehr dem allgemeinen Ge-
hrauch angeschlossen. Es liegt auch kein
Grün«) vor, von dem gewöhnlirhen Sprach-
gebrauch ubz u weiche». Selbstverständlich
tritt, mehr das brüderliche, also freund-
schaftliche Verhältnis im Briefstil in den
Vordergrund, wobei vou aller unmänn-
lichen SÜsalicb Weit abzusehen ist. .IT. Auch
in der Form unterscheiden sjchvnaureri*che
Schriitstttcke nicht wesentlich von andern.
Bei Zuschritten der Logen und Grosslogen
ene heint obenan der Nalnc oder das Ab-
zeichen der betreffenden Loge, oft auch,
namentlich im Aunlaud, der Spruch: Z.
K. d a. B. a. W. ~ Zum Uuhro des all-
mächtigen Baumeisters (s. d.) aller Welten.
In 1 »POtKphland bat auch das fast ganz
aufgehört. ITI. Die Anreden (s. d.) waren
früher schwülstig und nahmen eine nach
und nach einfachere Form an, wie auch
in» persönlichen Logen verkehr. Immerhin
wer<W die einmal eingeführten Bezeich-
nungen, namentlich bei den Gro*slogen
gebraucht, aurh bei Logen und Logen-
meistern, jedoch nur in gewissermassen
amtlicher Stellung. JV. Der Gebrauch
der (tc-zeichnung »Orient« findet sich noch
vielfach in amtlichen Schriftatückeu beim
Namen de* Ort*, nichr -o im privaten Brief-
vt rkehr. Die Jahreszahl mich manreriacher
Arr mit Verwendung eine« liegenden (Au-
di • aa-) Kreuz tv zu teilen , kommt ebenso
m«-hr und mehr ah, als der Gebranch der
.»:ihrcs*.ahl mit dem Zusatz von 4000, also
z B. .'•899. Das sind Spielereien, wie die in
schottischen l^ogen vorkommende Art, die
Monate von Johanni an zu rechnen. Da-
hin gehören auch V. bei Abkürzungen die
drei Tunkte im Dreieck. 1 >ie Abkürzungen
an sieb sind nicht su verwerfen und die-
nen gleichzeitig in Wirklichkeit zur Kürze.
Man wird «ich in sie bald einleben, da
sich die frei maureriscbe Presse ihrer viel-
fieh bedient. Richtig ist e* dabei, einen
Funkt yn netzen, wenn die Abkürzung
nicht mit dem letzten Buchstaben des
Woites schliefst. VI. Die Benutzung einer j
Gehci<ie>ehrifi d.) ist ganz geschwunden,
und mit Ueehl. l>er Charakter des Ge-
heimen und Heimlichen gebührt der Frei-
maurerei nicht. [Vgl. FZ. 1<SB0, 8. 277.)
Schrein, Orden vom Mystischen (Ancient
Arahic Order of the Nobles of the Myftic
Shrine, alter arabischer Orden der Edlen
das M. 8.). Dieser Orden, der 1872 in
New York gegründet ist, benutzt bei seinen
Aufnahmen arabische Gebrinche und führt
ueinen Frsprnng auf den Kalifen Ali, den |
Schwiegersohn Mohammeds, zurück. Die
Idee soll von einem Schauspieler William
J. Florence stammen, der bei seiner Bück-
kehr aus dem Orient einem seiner Freunde
«veis gemacht habe, er sei dort in einer im
Islam weitverbreiteten geheimen Gesell-
schaft aufgenommen worden, und dabei
die Aufnahmezeremonie geschildert habe.
Diene - Erzählung habe sieh weiter ver-
t breite/, und die Grundlage /.«im Orden ab-
! gegetan. In Nordamerika besieht jetzt
' ein Imperial Council mit Sl Tümpeln und
! etwa 50000 Mitgliedern. An der Spitz..«
I steht ein Imperial Potentate. | Vgl. L. I8i>7,
S. 176; 1898, 8. I6iM
Schreiner, W.Theob. Otto, Geh.Begi«
rungwat und Stadtrat, geb. 17. Juli 181« in
Frankfurt a. O., gest. 2X. Mai 1893 in Ber-
lin, hat nach neunjährigem Staatsdienst
50 Jahre hing im Armen- und Schulwesen
als Stadtrat dem Beniner Magistrat ge-
dient. — Aufrenommeu in den Frohnau-
rerbund wurde 8. 21. Mai 1858 iu der
Loge Zum aufrichtigen Herren in Frank-
furt a. O., Hchlosa sieh der Loge Zum gold-
neu Schiff in Berlin an und wurde in dieser
1868 mit dem ersten Hammer betraut, den
er 30 Jahre lang führte. 1877 wurde er
Mitglied des Ordensrats und 1882 Ordens-
unterarchitekt der Grossen Landesloge
das., welche' Stell uog er bia 1825 inne hatte.
(Vgl. L 1898, S. 108.j
Schrepfer (eigentlich Schrepffer), Jo-
hann Georg, ein Hauptapostol der Gold-
und Koaenkreuzer, geb. 1739 in Nflro-
herg, gest. 8. Okt. 1774 als Selbstmörder
in Leipzig, war im Anfang des Sieben-
jahrigen Kriegs preußischer Husar, dann
Kaffeewirt, in Leipzig. Obgleich er nie
in einer wirklichen Freimaurerloge Auf-
nahme gefunden hat, behauptete er doch,
im Besitz der Kenntnis der wahren Frei
maurerei zu sein, und suchte die wirk-
lichen Freimaurer von ihren Logen ab-
wendig zu machen. Namentlich hatte
dio I .oge Minerva in Leipzig viel von ihm
zu leiden. Er beleidigte deren Mitglieder,
drang sogar einmal, mit Degen und Pistole
bewaffnet, in die Logenveraammlnng eir
und schmähte den Meister vom Stuhl, Pro
fessor Eck (s. d.), der. da sich viele Mit-
glieder von S.'s angeblichen Geheimnissen
blenden lieasen und schwankend wurden,
sein Amt niederlegte. S. hatte namllch in
seinem Billardzimmer eine Loge errichtet,
in der er Geister zitierte und allerhand
Unfug trieb. Er galt als Wuudcrmann,
and sein Anhang wucha. Ais er mit sei-
nen Baachimpfungen gegen die Loge fort-
fuhr, sogHr Zettel undSchmahschriften gegen
einzelne Freimaurer auf der Strasse aus-
streute und an die Hausthüren anschlug,
ersuchte die Loge Minerva die Obrigkeit
um Schutz. Er wurde mit einer Geld-
strafe belegt, lie.4 sich aber dadurch nicht
von seinen Schmähungen abbringen. Da
nahm sich der Protektor der sächsi-
schen Logen, Herzog Karl von Kur-
land, der Loge an. Er schrieb an den
Stadtkommandanten von Leipzig, Oberst
v. Zanthier, und befahl ihm, dem Kuffee-
wirt 8. 100 Prügel verabfolgen zu lassen.
23*
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866
Die Strafe wurde auch (Sept. 17 7.;. aus-
geführt. S. erhielt aber nach dem Pro-
tokoll nur 10— 12 Prügel und bescheinigte
die Tollen hundert. Der Brief des Her-
zog« und die Quittung S.'s im abge-
druckt in der FZ. 188«, K. 116. Natür-
lich schlug 8. Linn, eilte, von »einen
Freunden unterstützt, auf das Rathaus
und forderte all Leipziger Börger Genug-
tuung und Schutz. Aber »Senatus, so
hiuss es in der Resolution, sei von denn
Vorgang auf keine legale Art informiert
und finde überhaupt bedenklich, sich in
die Äff* ire eines Prinzen vom Haus zu mi-
schen. Wenn S. glaube, dass ihm au viel
geschehen, so werde er am besteu thun,
wenn er den Rat aus dem Sidele Hesse
und seine Beschwerde immediate hftch-
stcn Orts anbrächte». Nach diesem Vor-
gang wurde ihm der Boden in Leipzig doch
zu beiss; er ging nach Frankfurt a, M.,
wo er sein Wesen weiter trieb [vgl. oben I.
S. 298;, dann nach Braunschweig, und
hier gelang es ihm, durch bcine Freunde
die; Vermittlung de« Herzogs Ferdinand
und des dortigen Kapitel* zu erhalten.
Man fürchtete hauptsächlich, er werde
etwaige Geheim nisse des Ordern« veröffent-
lichen, und behandelte ihn infolgedessen
sehr rücksichtsvoll Unter der Bedingung,
dass er in der Minerva-Loge feierlich ein-
geführt, als Besuchender erscheinen und
man ihn und seine Anhänger für Ehren-
männer und wahre Maurer erklären solle,
versprach er, Frieden zu halten und der
Loge dieselbe Erklärung zu geben. Da«
geschah denn auch (16. April 1774). Dar-
auf reiste er wieder nach Leipzig ab. Trotz
aller Vorgänge und trotz, ues Aufseheiis
war der Glaube an «eine geheimnisvolle
omgivjhe Kraft so gross, das« selbst hoch-
gebildete Männer an seinen Arbeiten teil- !
uahnieu. Dadurch wurde der Herzog
Karl von Kurland neugierig und sandte |
.on Bischoffwerder (s. d.) nach («eipzig, j
um seine Arbeiten zu prüfen
wurde so sehr davon eingenommen, dass
der l*rins S. su sich nach Dresden kommen
lies« und bald mit ihm so vertraut wurde,
dass man den königlichen Prinzen mit
dem Kaffeewirt Ann in Ann auf der Strasse
gehen sah; auch andre hochgestellte Per-
M>neu gingen offen mit ihm um. Nun h urdeer
vollem!« anmessend. Er kehrte n»>:li kurzer
Zeit in französischer Uniform nach Leipzig
zurnVk, nannte sich Oberst Harun v. Stein-
bach und Hess merken, er »ei Bastard eines
französischen Prinzen. Darüber vom fran-
zösischen Gesandten mQudlicL und schrift-
lich zur Kode gesetzt und bedroht, zu-
gleich auch in Geldverlegenheit, aus der
t«r «ich nicht su helfen wusste, bescbloss
*r. sich das lieben zu nehmen. Nachdem
••r in der Nacht noch eine sogenannte
Loge mit seinen Anhängen! gehalten hatte,
ging er mit vier von ihnen, unter denen v.
hischoflwerder war, «m *. Okt. 1774 früh
! 8 Uhr ins Kosenthat bei Leipzig spa-
) zieren, entfernte sieh auf einige Schritte
und erschoss sich mit einer Pistole — noch
nicht 85 Jahre alt Die Akten der Logo
Minerva Ober S. schliessen mit einem Epi-
j gramm:
Oy git frapi>«< d'un coup mortel,
Schroepfer nw terminait sa route,
San« avoir expliqoe' le doute,
S'il etait cafetier on colonol.
Über seine Person und Kunstgriffe findet
sich Näheres in der vorigen Auflage, HI,
S. 19*. f Vgl. Joh. Sani. Schlegel V Tagebuch
seines mit J G. S. geptlogenen Umgang»
u. s. w. (Brl. u. Lpz. 1806); Kleusinien des
neunzehnten Jahrhundert« (1. Händeben,
Brl. 1802), S. 121; Maurerischer Lebenslauf
de» Bis. — t, im O. a *** genannt, — eine
Erzählung, die aus dem Gedächtnis nieder-
ge*chriel*en, manehe Verwechslungen,
nicht selten ein Uystemn proteron ent-
hält. Bedenken eines berühmten Gelehr»
ten über de« tamoseu S.'s G eiste r-Citiren
(1776); Sammlongen von Briefen and Auf»
afitzeu über die Gassnerischen und S.'i sehen
Geisterbeschwörungen u. s. w., herausg.
von Semler (Halle 1776); Ertappter Brief-
wechsel von der Zauberei, S/s Künsten,
Nativitätstelleu u. s. w., herausg. von Ent-
stein (Lpz. 1777); Kästner« neue Miscella-
neen, St. 2, S. 180-202; St. 11, 810 bi»
818; Hamburgische Monatsschrift 1791,
St. 2. 8. 4. 6.; J. G. S. und die Loge Mi-
nerva zu den drei Palmen su Leipzig in
L. XIX, 8. 146: wichtiger Bericht des v.
W urmb (s. d.) über ihn an den Kurfürsten
von Sachsen Friedrich August HJ. vom
21. Okt. 1774 in: Webers Ans 4 Jahrhun-
derten. Neue Folge (Lps. 1861), I, 881
bis 347; Sierke, Schwärmer und Schwind»
ler (Lpz. 1874). A. Z. 1841, S. 266. Dr. L.
1885, S. 1066. FZ. 1847. & 210; 1874, S.
837; 1886. S. 118. K 1888, S. 66. S. L.
15*86, S. 77. L. 1882. S. 166. Z. 16*6, S.
S*. S. auch die Art. Btseh o lfw wrdor ,
Brenekenhof, Frölich, Sachsen foben II.
a 284).l
Hehrlfteawechsel der tagen. Eine Ver-
bindung der Logen untereinander durch
schriftliche oder statt Handschrift ge-
druckte Mitteilungen findet teils durch
Vermittlung der Grosslogen, teik un-
mittelbar statt. Abgesehen von den
geschäftlichen Veranlassungen zum 6.
einzelner Logen untereinander, war es
frOber in Deutschland Sitte, alljährliche
Runduhreiben, die sogenannten Johannis»
schreiben (s. Locenaehreiben), ergehen zu
lassen oder wenigstens die Mitgljederver-
zeichnisse einander zuzusenden. Zur Ver-
mittlung dieses Verkehrs dient jetzt die
früher Maureri«chea Korrespoudenzbureau
genannte Geschäftsstelle für den Ana-
tausch von Logenlisten (e. n.,; ein vom
Buchhändler Jonas in Berlin 1882 unter*
nouiuienes Speditionsbureau [A. Z. 1886,
IQIllZCQ Dy Vjüü^jlv.
Schriftführer, Sei
8. 454 j besteht »ohon langst nicht mehr.
— Die Führung den geschäftlichen S. d.
Lb untereinander und mit einzelnen Mit-
fliedcrti ist in den meinten deutschen
<>fr> n einem be sondern Beamten , dem
Verkehrsschriftführcr übertragen; wo dies
nseht der Fsll ist, fallt sie dem für sUe
Cvjiriftfnhrung der I/Ogen überhaupt be-
stellten Schriftführer (s. d.) zu. [Gute Be-
merkuusren über S. iu der A. Z. 1982—88,
III, 86. |
Schriftführer, Sekretär, Name eines
Logen beamten, dessen Thitigkeit in der
Protokollführung und im Briefverkehr be-
steht. Bei grossern Logen ist für jede
dieser beiden Zweige ein besonderer 8.
sn gestellt und pflegen gewöhnlich Stellver-
treter (awistants) oder Gehilfen (in Euglaad
Clerks) beigegeben zu sein; in manchen,
namentlich amerikanischen Logen em-
pfangen sie aus gleichem Grund, wenigstens
die bei den Grosslogeu angestellten Gross-
schriftführer, ein Gehalt. Der erste Gross-
Schriftführer der Grossloge Ton England
wsr WilLCowper, Esq., der am 24. Juni 1728
ernannt wurde [s. England, I, 242], wäh-
rend bis dahiu dies Amt von den Gross-
aufsehern besorgt worden war. [Northoucks
Ausgabe des Konstitutionenbuchs, 8. 212.J
I)cr S. kommt gleich nach den beiden
Aufsehern. Er vertritt mit diesen und dem
Vorsitzenden Meister die Loge nach süssen,
indem er die Schriftstücke mit den ge-
nannten Beamten, weniger wichtige Schnft-
Btücke mit dem Vorsitzenden Meister allein
vollzieht. Ihm ist meistens auch die Ver-
waltung dea Archivs anvertraut (a. Archi-
var). [Vgl. L. 1889 , 8. «0. B. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die Amts-
tätigkeit der Logenmeister (Lpz. 1891),
8.77.J — In den Royal Arch- Kapiteln
beisst der 8. Scribe.
Schrlftmaarer wurden bei den Hand-
werksmaurern die Maurer genannt, die im
Gegensatz zu den in die geheimen Ver-
bindungen Eingeweihten, die mit demGrunae
bekannt waren, solchen nicht kannten, son-
dern nur schriftliche Zeugnisse, sogenannte
Kundschaften, aufzuweisen hatten. (8.
Maurergrus» )
Schritte Iu mehreren Graden kommen
8., die allegorische Bedeutung haben,
in vemchiedner Zahl und Weise vor.
[Vgl. A. XXII, H. 177. FZ. 1874, 8. 65;
1880. Nr. 11. Triangel 1869, s. 109. B.
Fischer, Ritual und Symbol (Lpz. 1878),
& 29*. Schauberg, Symbolik der Frei-
maurerei (Schaffh. 1861), 8 438.]
Schröder, 1) Joachim Heinrich
nieckUnburgscher Justizrat, geb. 1726 in
Rostock, gest das. 1795, ging 1767 als
Wirklicher Geheimer Justizrat und zweiter
Gesandter seines Hots nach Wetzlar und
war zuletzt Kanzleidirektor in Rostock.
Er war 1760 einer «ÄftT Stifter der l*»ge
Zu d« ti drei St.-rnen in Rostock und zuerst
ihr erster Vorsteher, von 1761~64<:i Meis-
rretar — Schrtklor. 357
ter vom Stuhl. In dem 1762 von Rosa «s.d.)
eingesetzten Clermonts« hen Kapitel war er
Prior; im Januar 1704 ging er als Abge-
ordneter dieses Kapitels nach Jena und
wurde von v. Hund (s.d.) in Altenberge 15.Mai
zum Sitter ^schlagen, dann zum Subprior
in Ratzehurg t Mecklenburg) und I)«canu*«
l de« t'roviuziaikapitela ernannt. 1767 er-
klärte er vou Wetzlar aus (wo er in dem-
selben Jahre die I<oge Joseph zu den drei
Helmen ntift< n half, d*ren erster Vor-
steher er war), seiner fortwährenden
Entfern m g v>n seinem Kapitel wegen die
Stelle ein«» Subpriors nicht ferner heklei-
den zu wollen, wwrde aber 1772 auf dem
Konvent in Koblo (s. d.) wieder eingesetzt
und zum iH'cnnu* des Präfektnrkapitcls in
Eckhorst (Rostock) erklärt; 1776 war er
daselbat schottischer Obermeister und
unterzeichnete 1778 als Subprior und Prfi-
fekt in Ratzeburg. 1779 erklärte er sich
als Emeritus und entsagte allen Ordens-
verbindungen. Er war ein aufgeklärter,
von Vorurteilen und Sucht nach Geheim-
nissen freier Manu. (Vgl. Polick, Beitrage
zur Geschichte der Freimaurerei in den
beiden Grossherzogthümern Mecklenburg.
Heft 8 (Rostock 1855). :
2) Christian Nikolaus v., Bruder
des Vorigen, geb. 1729 (oder 1781) in Ro-
stock, nreussischer Hauptmann und Kava-
lier auf Rövershagen, trat 1765 der strikteu
Observanz zu, weihte 1767 die Loge Zu
den drei L6weu in Wismar ein und wurde
1778 Commendator equitum in Kckhorst
(Rostock). Er soll auch Rosenkreuzer ge-
worden sein.
3) Friedr. Ludw. Wilh., Doktor und
Professor der Arzneikunde in Marburg,
geb. 19. Mar/. 1783 in Bielefeld, gest. 27.
Okt. 1778 in Marburg, war besonders für
I Verbreitung des Rosenkrenzerordeiis und
alchemiatischer Künste thatig. »Allg. D.
Bibl.., Anh. v. 25. -86. Bd., Abt. 5, S. 2927
sagt von ihm: »Er gehört unter die Ge-
lehrten, denen die Alchemie das Gehirn
verbraunt und die Paradoxensucht den
Kopf verrückt haben.« Freiherr v. Knigge
(s.d.) hebt von 8. hervor in der Henri ft» Über
Jesuiten«, dass er hauptsächlich dazu bei-
getragen habe, die Freimaurerei mit der
Ronen kreuzerei in Verbindung zu bringen.
In der Anzeige des 18. Bds. des Htried er-
sehen Werkes «Grundlage zu einer hessi-
schen Gelehrten- und Schriftstellerge-
schichte« (Kassel 1802) in »N. Allg. I>.
Bibl.«, Bd. 78, St. 2 (1802), 409—413
[ finden sich über 8. und da* Treiben der
! Ro-enkreuzer wichtige Mitteilungen, die
in der vorigen Auflage dieses Handbuch*
III. 109 abgedruckt sind. - Unter den
von Strieder verzeichnete« tfc.hrifteu S 's.
ehemisch« n und alcLemi*.-heo Inhal««), be-
findet »ich such 8. 802- »l>aas das We»eu
I der Men«chen in der Grösse ihre« Berzvua
gesucht werden m(K-e; «ine Rede au
I bannistsge in der I^oge Zu den drei Löwen
358
Pohredw.
Öffentlich abgelesen von dem Br. Redner
(Marburg 1766).« Viele Reden und Ar-
beiten von 8. befinden eich im Archiv
der Marbnrger Loge.
4) Friedr. Ludw., geb. 8. Nov. 1744
in Schwerin, gest. 3. Sept. 1816 in Rellingen.
Seine Eltern waren Schauspieler. Oer
junge 8. begleitete sie auf ihren Wander-
tagen, wodurch sein Schul unterriebt oft
unterbrochen wurde und lückenhaft blieb.
Er war ziemlich weh selbst überla>ie»i
und geriet in Ohle Hände. 1701 übernahm
«ein Stiefvater, der berühmte Schnuspn l<*r
Ackermann, die Leitung des neu m'g run-
deten Stadttheater» in Hamborg, uud nach
dessen Tode 1771 folgte er seinem Va»er
als Direktor. Diese Zeit sein, r ersten
Hamburger Leitung von 1171 — M» war die
OlanzperiodeS.'salsBnhnenl .itcr. DicThat-
kraft, die er. erst 30 Jahre hU, dabei zeigte,
war bewunderungswürdig. Erziehung des
Publikums vom Standpunkt der bloss
massigen Scbaugelüsten Iröhnenden Menge
zu höherer Einsieht und die moralische und
soziale Hebuug seines Standes waren seine
Hauptziele. Grosses Verdienst erwarb er
»ich auch durch Einführung Shakespeare«
in den Spielplan, wozu er selbst die I ».-amen
des großen Briten bearbeitete, so iIhms
binnen 3 Monaten Hamlet in Hamburg
13 mal gegeben wurde, damals etwas Un-
erhörtes. Er selbst verfassic in diesen
Jahren eine Anzahl (20) dramaüsche Stücke,
die im Geiste Kotzebuescher oder Iffland-
scher Lustspiele geschrieben waren. Gut;*
Bühnenwirkung hatten von diesen: Der
Vetter von Lissabon,' Das Porträt der
Mutter, Stille \Vuss«t sind tief und Der
Ring. Allerhand Zwis i^kciten veranlagten
ihn, 1780 vou der Leitung de« Theaters
zurückzutreten. Er f'ng narli Wien, sehnte
sieh aber bald nach Hainburg zurück, wo
er zum zweiten Mal 1785 die Leitung
des Theaters übernahm. Nach dem Urteil
von Kennern steht- der Spielplan der
zweiten Hamburger Leitung, die 13 Jahre
währte, nicht ganz auf der Höbe der ernten.
Nur er selbst war iu der Darstellung
tragischer, besonders Shakespeare her Bol-
len unübertroffen uud ist bis jetzt noch
nicht erreicht worden. Seit 1797 lebte S.
auf seinen? Laudsitz Rellingen bei Piune-
berg. wo ein behaglicher Wohlstand ihm
gestattete, ga'iz ncinen wissenschaftlichen
uud literarischen Neigungen zu leben.
Zum dritten Mal übernahm er 1811/12 die
Leitung des Hamburger Theaters; aber
diese «infame Eutrepnae« , wi>; er selbst
nagt, war ein gänzlicher Misserfolg. Für
ihn war es ein Glück, dass die politi-
schen Ereignisse des Jahres 1818 die all-
gemeine öffentliche Aufmerksamkeit iu
Anspruch nahmen. Als glühender Vater-
landsfreund verfolgte er die Ereignisse
mit steigender Freude; seine muster-
haft geführten Au*g;thehüchcr vorraien.
welche selbst für seine Vermöj/ensverhalf -
nisse ungewöhnlich bedeutenden Opfer der
nationalen Sache er brachte. Er über-
lebte die Freiheitskriege nicht lange. Die
Freimaurer ehrten ihren berühmten Gross-
meitter durch eine glhn/.ende Totenfeier
im Logensaal; einen großen Künstler, einen
edlen Menschen, eineo Wohlthäter der
Armen hatte man zu heklngeii. Er wuHe
auf dem Pctrikirchb.».'» begraben. Seine
Grabschrift fasst »ehr .-<chön die Summ*
sein.»* Leiten* zusammen: Dem Freundo
der Wahrheit und des Kerbt», dem För-
derer menschlichen Glück», .Itiu uner-
reichten Kün-tler. — S wurde Jurch Bode
(s. d.) dem Hunde zur» führt , -cm Zutritt
war der Euc*chluss des damals schon
reifen und viel in der Welt geprüf-
ten dreißigjährigen Mannes, Bewunderns-
wert ist es, wie ein Mann, dessen Jugend
d irch eine gedrückte Lage, vielfache Sor-
gen, uustate Lebensart und mangelhaften
Schulunterricht bezeichnet werden uiuas,
au* eigner Kraft, im Stande gewesen ist,
sich in der Kunst, wie im Logenwesen eine
so ehrenvolle Kahn zu brechen. Ea ist
merkwürdig, das-- ein Mann, der sich selbst
so viel verdankt, der sich ans dem Schlamm
seiner Umgebungen hervorarbeiten niusste,
sieb so selbständig, so sittlich den Besten
seiner Zeit nicht bloss an/, nach Hessen, ja
sie zu fesseln, zu beherrschen verstand.
— Durch sein ganzes maureri&ches, wie
künstlerische)« Leben zieht sich der
sittliche Ernst, der allen Autodidakten
eigentümlich iat. Er verfocht da« mit
grosser Mulm Erreichte hartnackig, war
aber, wie alle Heformatoren, streng uud
un«lubb>am. Was ihn von vielen unter-
schied, war Milde und Versöhnlichkeit,
sobald e* nicht, die Sache, sondern die
Per. -r ii betruf. — S. wurde 8. Sept. 1774
in «ler Loge Emanuel zur Maieublume iu
Hamburg in den J-reimaurcruiind aufge-
nommen, und miwi hielt ihn der Aufnahme
m» würdig, d:n» von dei Kugelunir abge-
sehen wurde. Am 23. Okt. 1774 errichtete
ei in Hamburg eine Winkelloge »Elise
/ui.i warmen llerzcu», die bis 1777 bestand.
LrM 177ö wurde er in Schleswig zam
Kleister erhoben. Während seines Aufent-
halts in Wien war er der Freimaurerei
fern geblieben, aber kaum zurückgekehrt,
ward er 28. Juni 1787 zum Meister vom
Stuhl der Loire Emanuel zur Maienblume
in Hamburg erwählt. Kein Wunder, das««
der kraftige Mann in jener Zeit der Gärung
in den deutschen Logen, in denen die
strikte Observanz iu ihrer Blüte stand und
Rosenkreuzer, Ooldmschcr, Geisterseher
und Mystiker miteinander kämpften, gleich
Weishattpt mit seinem Illuminatenorden
(s. d.), ein strengeres Sittlichkeilsgefühl
und Un?f rordmiug einführen wollte.
In Hamburg arbeiteten damals diu vier
vereinigten Logen Absalom, St. Georg,
Emanuel uud Ferdinande Caroline. Die
altenglische Lehnut erkannte zwar nur die
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Schröder
859
drei Johannisgrade an; aber auch hier
halt« Bich 'Schotten! uiu und Ro»enkreuzcrei
eingeschlichen. Schon 1783 waren Mit-
glieder beauftrajrt worden, die Gesetze zu
bearbeiten und den altachoUiaehen Grad
abzuschaffen.- 1788 wurde 8. in den Aus-
schust gezahlt und ihm die Arbeit über-
trugen, die er 18; Dez. 1788 voltendete.
Er hatte das alten ^tische Konstitutionen-
buch zu Grunde gelegt; eine allgemeine
Versammlung hatte die Gesetze genehmigt.
Die altschottische und die schot tische Loge
sollton aufhören. Doch mit <Jer Durcn-
fQhrtmg der Gesetze halte es gute Zeit.
Ein Streit war darüber entstanden, dem
S. oin schnelles Ende bereitete, indem er
1791 seine Wiederwahl «um Meister vom
ütuhl ablehnte. Das wirkte. Die Ge-
setze wurd.-n veröffentlicht, und die un-
rufriedneti Mitglieder traten aus Eine
meiner leitenden Ideen war die Ab-
schaffung der llochgrade mit ihrem Ein-
fluß* auf die. Johflnnisgrade. Er war der
Meinung, das* die*« alles enthalten, was
symbolisch als Leitfadi n zur sittlichen Frei-
heit und Bruderliebe von der Geburt bis
zum Tode dem denkenden Menschen hel-
fend, erinnernd zur Seite stehen könne,
und er verfocht die Idee des maurerischen
Kepubliknnismu», sowie der Wurde des
Meistergr&ds als Vollendung der maure-
rischen Bildung — wie dies auch im Hand-
werk statin udet — mit Beharrlichkeit.
Eine andre damit in Verbindung »te-
ilende Idee war die Aufstellung einer
sichern, wenigstens glaubwürdigen Ge-
schichte der Freimaurerei; Ihm war es
klar geworden fvtrl. seine »Materialien zur
Geschichte der Freimaurerei seit ihrer
hntstehung bu* 1723«], dass die Freimaurer-
brüderschaft, von römischen Baukorp-ira-
tiooen und der Zunft der Steinmetzen ab-
stammend, ais Baukunst und Freimaurerei
int Christentum und zwar in England ent-
standen sei und dass das alte Ritual und
die Luu.lii.nrken (s. d.) das Zengnia ihrer
Echtheit in sich tragen. Nach diesem
Masastab, verlangte er, müsaten die alten
l'rkunden der Brüderschaft geprüft und
gewürdigt werden. Er unternahm es
diibcr, eine sichere, wenigstens glaub-
würdige Geschichte der Freimaurerei von
ihr«-r EntMtehung an festzustellen. Dazu
war er durch Lewing und besonders Bode
vorbereitet worden. Die Ergebnisse seiner
Forschungen legte er in den »Materialien
zur Geschichte der Freimaurerei« (s. unten)
nieder, denen man die Anerkennung sieht
versagen konnte und die selbst Kessler
rückhaltl'jB würdigte, indem er gestand,
dass er »darin gründliche Belehrung und
überraschende Bestätigung dessen gefunden
habe, w.is er selbst über diesen wichtigen
Gegenstand des maurerischen Forsch ens ge-
dacht und herausgebracht habe«. IMe dritte
Idee war die Aufrecht haltung einerGcheiin-
lehre, -so lange bis eine vemönfü geFreimau-
rerei in Deutsehland wenigstens allgemein
eingeführt werden wird.« Daher «eine Ab-
neigung gegen eine a>in andern bean-
spruchte Öffentlichkeit. Daher, der Kampf
Kegeu Hieveking (a. d.) in Hamburg, der alle
Formen der Maurerei abschütteln wollte,
gegen Krauses (s. d.) Menschheitsbund,
gegen Kessler (a. d.), der ihm in »o
vieler Hinsicht ähnlich war. Daher
die mannigfachen Kämpfe, die er mit
letztern, sowie mit Moeadorf (s. d.),
Schneider (s. d.), Heidinann (s. d.) hatte,
ohne andrer zu gedenken. Daher end-
lich die Abneigung gegen die Zinuen-
dorfsche Lehrart, deren innerer Kern
dem seinigen geradezu gegenüberstand.
8. giug mit allem Eifer an eine Bearbei-
tung des Rituals oder des Gebrauchtum*,
in dem die freimaureriacheu Lebren durch
sinnbildliche Formen und Gebrauche mit-
geteilt werden. Wahrend er die Sinnbilder
(Symbole) als das Bleibende iu der Mau-
rerei betrachtete, sollte das Ritual zu
de»«*eu Verständnis fuhren. Auf Grund der
altenglischen Fragestücke und eines auf-
gefunduen altenglischen Rituals unternahm
es 8., für die Hamburger vereinigten Logen
Katechismen und Rituale für die ver-
schiednen Grade auszuarbeiten. Er hatte
sich mit Fessier verbunden, der eine gleiche
Arbeit für die Grosse Loge Royal York
unternahm. Beide wollten ihre Arbeit bei
einer Anzahl vertrauter Maurer in Umlauf
setzen uud von ihnen verbessern lassen,
und, was die Mehrzahl festsetzte, sollte
von beiden Grosslogen angenommen werden.
Bei dieser Arbeit gingen die Ansichten der
beiden grossen Männer auseinander. Fess-
ier, etwas raje: ich angehaucht, nahm in
seinen Ritualen und initiationeu (s. d.) »so
manches auf, was der stets auf realem
Boden stehende S. nicht billigen konnte.
S. hatte zwar seine Arbeit an Fessier ge-
ssrult, um sie mit üei 1 1 »-n Bemerkungen zu
versehen und sie zu gleichem Behuf in
der verabredeten Weise weiter zu senden.
Kessler lie*» sie jedoch nicht weiter gehen,
behauptete vielmehr, dass sich seine Mit-
glieder die von ihm bearbeiteten sechs
Stufen nicht nehmen licssen, und sandte
endlich nach mehrfachen Mahnungen die
Arbeit mit der Erklärung zurück: so
müsste das Ritual für Berlin bleiben, man
würde sich dort nie zu der grossen Sim-
plizität der S.'schen Entwürfe bequemen.«
8. sandte nun seinen Entwurf an die ver-
trauten Brüder, der bis auf einige Kleinig-
keiten angenommen wurde, und so eut-
stand nach einigen Verbesserungen die
sogen. »Schrüdersche Lehrart« (s. 3 ). Be-
sonder« erwähnenswert ist noch der von
ihm für geschichtliche Forschungen ge-
bildete sog. Engbund (s. d.). — .w. hatte
tüchtige gelehrte Mitarbeiter. Wir zählen
dazu Brokmann (s.d.), l*rof. Meyer (s.d.),
Leonhard Wächter (s. d.i in Hamburg,
Trede in Eutin, ferner Herder (s. d ),
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Böttiger (a. d.), Zwicker. Hauptmann,
nnd den Jurint Hufeland. Bode uud
(s. d.) bitten ihn tu solchen
igeu tüchtig vorbereitet. Ausser
deinen geschichtlichen Arbeiten bezeugen
unzählige Briefe. Abbandlungen, Gut-
achten und »elb»t geführt. Protokolle
des Engbunds seine ungemeine Thätig-
keit, Schärfe des Urteil«, und Milde »eines
persönlichen Charakters. Prof. Meyer
schildert ihn als Mensch und Künstler
zwar mit den Farben des Freundes und
Verehrers, aber durchgängig wahr. Was
bei S.'s Reformen fast am meisten zu be-
wundern ist, möchte seiu, das« er in eiuer
alten Hansastadt, in der alle Formen
aich so schwer beseitigen lassen, zumal
als Schauspieler, welchem Stande damals
noch fast gar nicht die gute Gesellschaft
geöffnet war, nicht nur zum LogenmeUter,
ja zum zugeordneten IWinzialgroMuiei*-
tez und 1814 zum Groesmeister erwählt
wurde und mit siegendem Frfolg die Hoch-
grade bei Seite schob. Zwar trag sein Huf
als Künstler, die .sittliche Streuge, die er
ah Leiter des Stadl thesters übte, seine
musterhafte Häuslichkeit, die Aufnahme,
die er an deutschen Höfen gefunden hatte,
und der Umstand wesentlich dazu bei, das«
er seine Zeitgenossen abersah, ihnen we-
nigsten« Achtung einzuflösscu verstand,
ohne daas man sich dadurch verletzt fühlte.
Auch wäre er wahrscheinlich nicht so
leicht durchgedrungen, wenn er nicht
für die Schöpfung des Kngbunds und
die Anschaffung so vieler Aktenstücke,
selbst für deren Druck bedeutende
Opfer gebracht hätte und als wohl-
habender Mann hätte bringen können.
S. hat der Maurerei eine neue Bahn ge-
brochen: seine l.ehmrt, gegründet auf zeit-
gemäase, vernünftige Anschauungen , be-
steht heute noch und hat wenig Än-
derungen erfahren. Er selbst war weit
entfernt, sein Werk als vollendet anzusehen ;
es sollte vielmehr zeitgemäss weiter ge-
fördert werden. Marbach fs. d.) nennt
diese Weiterförderung nicht Reform, son-
dern Fortbildung und meint, daas eine
solche zu jeder Zeit bedürftig sei. Die
höhere geistige Selbständigkeit, au der die
Menschheit sich entwickelt habe, fordere
auch in deu Logen «individualisierende
Mannigfaltigkeit«, und freie Beweglichkeit
des Gedankens. So ist S. in der That ein
Förderer der Maurerei geworden, dessen
Geist weiter wirkt und nicht mit ihm ge-
wichen ist, weil er der Geist der aittlichen
Verbrüderung auf dem Boden der Huma-
nität, der Geist der ewig fortschreitenden
Menschheit ist. S.'s Hauptwerk sind die
»Materialien zur Geschichte der Freimau-
rerei seit ihrer Entstehung bis 1728« (1.
Bd. in 4. Jena 1815) und die •Materialien
zur Geschichte der Freymsurerej seit der
Wiederherstellung der grossen Loge in
1717. 4 Bde.). Eine Abhandli
• Über alte und neue Frei-Msurerei« ist in
Wedekinds Bruchstücken [*. Sauiml. 1821,
S. 801 mit Anmerkungen von Schneider)
Elruckt. Ausserdem giebt es eine
ihe geschichtlicher Kiiizelarbeiten von
ihm in den Geheimdruckeu für den
Engbund, zu denen auch die beiden
erstgenannten grossen Werke gehören:
•Materialien au Zinnendorfs maurerischer
Laufbahn und dessen System« (ca. 1808)
, Verhandlungen des Vicariat» der streikten.
Obs(ervans) mit deu Schwedischen Depu-
taten des erleuchteten Capiuds. vom Sept
1777 bis ult. April 1778. (1816); »Boten
kreuzerey« (ca. 1805); »Verzeichnis d»-r
Ritualien und Ordensschriften der Kit»« i
nnd Brüder St. Johann des Evangelisten
ans Aaien in Europa« (nn. 1805- ; »Die
Constitutionen der Freimaurer, welche die
Geschichte, Vorschriften, Anordnungen
u. s. w. dieser sehr alten nnd ehrwürdigen
Brüderschaft enthalten« (Hmbg 1806);
•Sammlung von Katechismen. Zum Ge-
brauch der verbundenen Logen der alten
englischen Freimnureiei« (Jena 1815); •Er-
klärung des schottischen Meisters oder
Kitters des heiligen Andreas zur Distel«
(ca. 1805). Noch nennen ihn Mo*dorf
fl<enning-i Eneyklopädie, I1J, 81 Ij und
Kl<>*- als Verfasser eines in Wien 1784
aufgeführten Lustspiels »Die Freimaurer«,
was jedoch zweifelhaft ist [vgl. Ahati.
Geschichte der Freimaurerei in Osterreich-
Ungarn, IV, 17»]. — Am Jubeltage zur
Erinnerung an S.'s Geburt 1844 ward ein
einseitiges Medaillon ausgegeben [vgl.
HMW. Nr. 991. Auch zu Ehren seines
150 jährigen Geburtstags veranstalteten
Hamburger und viele andre Logen be-
sondere Gedächtniafeieru. Ober ihn giebt
es viele Biographien aua Freimaurer-
kreisen, s. B. von Meyer (1819), Wächter,
Folick (1844), Brünier (1884). Das beste
Werk aus profanen Kreisen ist: Li ta-
rn im n , L, S. , ein Beitrag sur deutschen
Litteratur und Tlu atergeachichte (2 Bde.,
Hmbg. 1890, 94 t Laube, Das Burg-
theater (Lpa. 1868), H, 44. A. 1824, 8.
170. A. Z. 1824, S. 276. Bh. 1858, 8.
188; 1885, & 297: 18»8, 8. 90; 1894. 6.
403; 1895, S. 88. BbL 1894, S. 590. H. L
1868, Nr. 9; 1894, Nr. 269 (mit Bildnis);
189ö, Nr. 271. FZ. 1859, S. 2; 1860, 8. 2
Hajnal 1871/72, 8. 57». L. V,228; XXIX.
100. Der Freimaurer 1876, 8. 23 (mit Bild-
nis). R. 1889, 8. 51. Marbach. Am rohen
Stein (Lpz. 1877), 8. 294. Kumpelt- Wal-
ther, Bruchsteine am Bau (Lpa. 1882), & 1.
Pils, Glockenschläge, Neue Folge (Zittau
1896), S. 85. Glitza, iu »Festversaiumlung
der 0 rosten Logo von Hamburg und der
fn n f vereinigten Logen, I >iens« ag den 8. Sept.
1874 zur Feier des hundertjährigen Be-
stehens der Loge Kmanuel zur Maienblume
uud der vor hundert Jahren erfolgten Auf-
des Bruders F. L. 8.- (Hmbg 1S74
IT, in .Aua dem Vcriuächtn
ung | Heubner,
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SchrSdersche Lehrart — Solmbarlfl»).
Stil
Heimgegangenen« (Plauen 1878). Z. 1899,
8. 41J.
HehrMersene Lehrart wird, obwohl
nicht ganz richtig, die englische l^ehrart
<a. d.) der Freimaurerei in mr von F. L.
^hröder (s. d.) unter Herder« Mitarbeit
bewirkten Umgestaltung genannt, in der es,
ausser in den Tuch ter logen der G rosa !» -pc v o n
Hamburg (seit 29. Juni 1801), noch in einer
grossen Anzahl deutacher Logen eingeführt
jst, fw in fast allen unter der Grossen Lan-
detdoge von Sachsen arbeitenden Logen,
in den meinten hannoverschen I/Ogeu, die
zurGroaaeii Ix>ge Royal York in Berlin über-
getreten sind, in den unabhängigen I-ogen
in Leipzig (Balduin zur Linde), Gera
(Archimedea zum ewigen Bunde) und Hild-
burghauticn, desgleichen r.um Teil in der
Hymbolischen Grossloge von Ungarn und
mehreren deutsch arbeitenden Logen der
Schweis. Ihre Grundsätze und Rituale
finden sich aber auch in verachiednen
au dern deutschen Jxtgen wieder. In ihr
Stalle* hineingelegt, was, wiePchröder sagt,
• symbolisch als I*eitfaden zur sittlichen
Freiheit nnd Bruderliebe von der Geburt
bis zum Tode dem denkenden Menschen
helfend und warnend zur Seite stehen
kann.« In ihr ist »die Idee des mau-
rerischeu RepublikanismuK« verfochten und
dem Meistergrad die volle Würde wieder-
gegeben. Alles, was anderwärts in dun
hohem Graden und von Feasler in den
Erkenn tniatftufen gelehrt wird, ist in den
sogen, historischeu Kugbund (s. et) ver-
wiesen. |VgL R. Fischer, ILstorisch-dog-
matische Darstellung der hauntsuchlichaten
freimaurerischen Bvsteme (6. Anfl., Lpz.
1896), S. 20]
AehrMter, Friedr. Leopold Baron v..
geb. 1743 in Wahnsdorfl, gest. 30. Juni
1815, Leutnant im Meierachen Dragouer-
regiment, war 1778 .Senior de» Präfektur-
kapitel» in Königsberg, 1778 Hauptmann
bei Ponadowakys Dragonern. Ihn soll
Wöllner (s. d.) nachher (nach einer Be-
hauptung im rolit. Journ 1804, St. 9, S.
851) nach Rußland geschickt haben, weil
es hiese, daa alte griechische Kirchen-
ritual harmoniere sehr mit dem der Mau-
rerei-and unter den Griechen könne man
da« wahre Geheimnis entdeeken. Er en-
dete seine politische Laufbahn als preussi-
Bvhti St»iu:«in in ister.
Schröter, Robert, Krei*schulin»pektor
und .Schulrat, geh. 19. Mai 1839 in Olta-
schin, Kre?s Breslau, gest. 15. No*. 1894
in Ohlau, wurde 19. Juni 1881 in der Loge
Wilhelm /ur deutschen Eiche in Ohlau in
den Freimaurerbund aufgenommen und
bekleidete darin 18H5/MJ bis 1888/89 dar
A mt des Rednern und von «la bis zu seinem
Tode das des Meister« vom Stuhl. [Vgl.
Bbl. 1*94, 8. 582. L. 1894, F. 206.)
Schnbartfl), Johann Chri«U»n, Edler
vom Kleefelde, Laadwirt, geb. 24 Febr.
1784 in Zeit* gest. 23. April 1787, war im
Siebenjährigen Krieg groashrita unischer
Kriegskommissar. Von 1768 an lebte er
fast allein der Maurerei, namentlich dem
Aufbau und der Verbreitung des v. Huud-
schen Tempelherrensvstems (der strikten
Observanz), 1768 zog er sich davon zurück,
bekümmerte sich nur brieflich noch um
das System, kaufte mehrere I«andgüter und
lebte der Landwirtschaft, am deren Ver-
besserung er sich grosse Verdienste er-
warb. Er erhielt 1782 von der Ber-
liner Akademie der Wissenschaften den
ersten Preis für eine Schrift über den
Anbau der Futterkrauter, stellte ein neue«
verbessertes System der Landwirtschaft
auf, führte Tabak-, Krapp- nnd Runkel-
rüben bau ein nnd ach rieb: » Ökonomisch -
kameralirtische Öchriftei« (6 Bde., Lpz.
1783 — 84' und «ökonomischer Briefwechsel •
(4 Hefte, Lpz. 1786); dafür wurde er als Edler
vom Kleefelde in den Adelutand erhohen
uud zum sachsen-koburg-saalfeldschen Ge-
heimrat ernannt. — 8. wurde als Kriegs-
komumgar in Hildedieiro, wo damals noch
keine Loge war, 4. Okt. 1762 in der Braun-
schweiger Loge Jonathan in die beiden
ersten Grade angenommen, erhielt den
3. Grad 7. Okt. T762 in der Loge Georg
in Hannover, trat in demselben Jahre in
Brauiirfchweig dem Clermont- Rosaschen
Kapitel an und erhielt den 4.— 6. Grad an
einem Tage, den 7. in Berlin durch v.
Reichel im Auftrag des Kapitels in Braun-
schweig. Noch 1 763 wurde er Mitglied and
zugeordneter Meister der Grossen Mutter-
lose Zu den drei Weltkugeln in Berlin
und gründete die Loge Zu den drei
Säulen im Regiment Ferdinand in Magde-
burg. Zu Johnson (s. d.) ging er nach
Jena als Abgeordneter für Hannover (weil
ihn Johnson nicht ab Abgeordneten für das
eben von ihm für ausgeaeoloseen erklärte
Kapitel in Berlin annehmen wollte), trat
in Altenberge (s. Konvent au ▲Itenberve)
der strikten Observanz zu and wurde 25.
Mai 1764 von v. Hand zum Ritter ge-
schlagen und im November zum Commen-
dator und Officialis Provisor Pnmorum
und zum Delegat us vi Gommlas, an allen
Logen latae Obeervantiae ernannt. AU
solcher machte er viele Reisen und brachte
zuerst das Berliner und dann viele andre
Kapitel und Logen zum Übertritt der
strikten Observanz Nebenbei war er sehr
thltig im Ausarbeiten der Instruktionen
für das sich jetzt, besonder* durch seine
Bemühungen ( immer mehr auabreitende
System (wenigstens sind d'e im Braun-
sen weiger Logenarchiv befindlichen fast
all« von seiner Hand gesehrieben oder
doch von ihm beglaubigt), auch den grossen
Ökonomieehen Plan (s. d.) von 1766 hat
er ausgearbeitet. 1765 wurde er zum
Ordenarat und Praefect, ad honor. mit dem
Rechte, Novizen zu Rittern zu schlagen,
1766 zum Provisor Domorum nnd Visltator
Als ihn v. Hund
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Pchubin — flehults.
Ende 1767 nach Wittmar <*<hicken wollte,
am das Stsrcksche Klcrikat fs. Kleriker
uud Starok» zu prüfen, lehnte er ab, weil
ihm die Kleriker verdächtig erschienen
und er nicht* mit Geheimniskrämerei zu
thun haben wollte. Mancherlei Vcrdricss-
lichkeiten (ihm wurde Geldgier und Hab-
sucht, »Stolz und Herrschsucht naebgesngt)
und dae* auch v. Hund gegen ihn ein-
genommen wurde, veranlassten ihn, 1768
von meinen Ämtern zurückzutreten und
«ich ganz der Landwirtschaft zu widmen.
Nur mit seilten nahern Freunden unter-
hielt er noch einige Jahre hindurch einen
Briefwechsel über maurerische Sachen and
erteilte ihnen bereitwillig Rat. So liegt
ein von ihm »7. Febr. 1770 von seinem
Gute Würchwitz abgesandte» Ritual .zur
Aufnahme eines regierenden Fürsten in die
-trikt« Observanz vor. 1772 wurde ihm
auf dem Konvent zu Kohlo (a. d.) bei
«einem Abgang von der Versammlung
ein chreude* Dankschreiben für seine Be-
mühungen um den Bund gewidmet. —
Mögen auch jene ihm vorgeworfnen
Fehler nicht ganz abzuleugnen sein, so
war er doch jedenfalls ein kluger uud
für da« einmal liebgewonnene System aufs
eifrigste t listiger Maun, den namentlich
«riu uud v. Hunds Freund, Kessler v.
Sj.rengveysen fim dritten Teil des Anti-
Saint-Nitaise(Lp£. 1786)] warm verteidigte,
ja jene Charakterschwachen selbst in Ab-
rede stellt«. [Vgl. Job. Christ. $., Edler
von Kleefeld (Dresd. 1845\. Denkmünte
auf ihn HMW. Nr. IM Wanner, Ge-
schichte der Loge zum weissen Pferd ju
Hannover (lSOd). S. 48.]
Hehn bin (St. in der preuss. Prov. Posen,
8!.'l4 E •. Ein freimsurerischer Klub, der
einst hier bestand, ist eingegangen.
Schuderoflf, Joh. Georg Jonathan,
Gebeimer KonHistorialrat und Superin ten-
dent in Ronneburg, geb. 24. Okt. 1766 in
Gotha, gest. 31. Okt. 1848 in Renne-
bürg, wurde 1777 Diakonua, 1805 Archi-
diukouus in Altonburg, 1806 Super-
intendent in Ronneburg uud ist bekannt
durch seineu Kampf gegen das weit über
die Grenzen des Altcnburger Landes Auf-
sehen erregende Konsistorialreskript vom
13. Nov. 1838, das die Einforderung von
Gutachten der theologischen Fakultäten
mehrerer deutscher Universitäten verur-
sachte. Als Schriftsteller war S. ausser-
ordentlich fruchtbar und gehörte zu den
gefeiertsten Namen seiner Zeit, besonders
auf dein Gebiet des Kirchenrechts, der
Homiletik, der Philosophie, Pädagogik u.a.
— Er wurde 27. Mai 1800 in der Loge
Archiuudea zu den drei Reißbrettern
in Altenburg aufgenommen and war als
Redner and zugeordneter Meister tbstig.
Er war einer der Begründer und Leiter
des Alten burger «Journal« für Freimau-
rerei«. Jedenfalls haben seine philo-
sophischen und kritischen Abhandlungen,
J die ebenso, wie seine Reden, nicht immer
frei von verletzender Scharfe waren, viel
dazu beigetragen, diu deutsche Maurer-
welt aus veralteten Anschauungen zu be-
freien und sie zu einer reineren uud
hühem Auftassimg ihres Wesens zc leiten.
Mit besonderer Schroffheit trat er Fessler*
| (s. d j Lehren und Anschauungen entgegen
i Am 18. Juni 1820 wurde er von der Tx.ge.
auf seiu Gesuch hin entlassen und ver-
öffentlichte 1824 die Schrift: »Über den
dermaligen Zugtsnd der deutsehen Frei-
maurerei*, sowie 1820 -Ober Freimaurerei
und Logenwesen«, in denen er eine ebenso
herbe, als ungerechtfertigte Kritik an der
Freimaurerei uud der Loge Archtmedcs in
Alten bürg übte. [Vgl. Dietrich, Aus ver-
gangenen Tagen (Altbg. 1880). S. 64— 85;
L 1882. S. 170.]
Schab, niedergetretaer, kommt bei der
| Aufnahme vor und deutet auf die Heilig-
! keit des Orts, den man betritt. [Vgl.
! Scbuuberg, Symbolik der Freimaurerei
(SchatfK 1861), I, S. 446.)
Schulen für Kinder, Knaben und Mäd-
chen, die der Erziehung und des Unter-
richts bedürftig sind, zu gründen, erkannte
man frühzeitig für eine angemessne Er-
weisung frei meuterischer Wohlthfltigkeit,
weil die Aufgabe der Freimaurerei die
Humanität ist, d. i. ausser Menschen-
freundlichkeit auch Menschenbildung, und
ebenso ist es weit mehr die Pflicht der
Freimaurerei, der geistigen, als der leib-
lichen Not abzuhelfen. Nachdem in Stock-
holm 1753 ein Wai Dunaus von Frcimau-
! rern gegründet worden war. stiftete Daries
i bei Jena 1762 die Rosenschule, d. i. eine
Realschule zur Ernährung uud Erziehung
I armer Kinder zum Nutzen der wirtsebaft-
j liehen Beschäftigungen. Die Loge. Zu den
drei Schwertern stiftete 1773 in Dresden das
, Freimaurerinstitut {». d.j. 1801 gründete die
. Loge zu Rudolstadt, eine Sonn tagsschule,
| 1811 die xu Gotha und 18l6 die L'»ge
| Balduin zur Linde in I<eipzig solche,
ebenso wurde 1830 eine Souutagsschule
für Handweikslehrlinge in Schwerin ge-
gründet. Unter der Regierung Josephs II.
unterhielten die Logen in Prag ein W aisen-
h:"us. 1788 wurde eine Schale für ver-
waiste oder arme Freiniaurerkinder weib-
lichen Geschlecht? und 1708 eine Schule
für dergleichen Kinder mannlichen Ge~
! schlecht* in London gestiftet. 1852 ward
j von der Ix>ge Zum goldenen Äpfel in
I Dresden eine Erziehungsanstalt für ver-
| waiste Töchter aus gebildeten Familien
! gegründet vnd damit 1859 eine Anstalt-
j zur Bildung von Lehrerinnen verbunden.
I — Zu einer weiter gehenden, menschheit-
! bildenden Thitigkeit von selten der Logen
in dieser Beziehung fordett ein Aufruf
auf, der 1866 in Nr. 2 und 4 der FZ. er-
schien.
Schultz Joh an u Ernst, Geistlicher,
geb. in Frcysen in Westpreusscn, gest. 9.
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*cLu)i - Kehn«. 363
April 1806, ward 1771 Prediger nm kgl.
Wai.'euhau* in Königsberg i. Pr., 1778
Ob« ■ rbo tp rediger , C i i: neralsupcr i n tend ent
und erster Rorudstorialrat. Gleichzeitig
erhielt er eint' Professur an der theologi-
schen Fakultät und wurde Dr. th'.'rd. In
seinem Amt als OberKofpredigtr war er der
tininitielhare Nachfolger von Starck d.),
der die klerikalen Grade iu die Loge Zu
den drei Kronen in Königsberg i. Pr. ei»«
fahrte. S. war seit 1773 Mitglied der
I/Oge Zum Totenkopf in Königfberg i. Pr.
und 1774—78 das. I ledner, 1779 abgeord-
ueter Logenmeister. [Vgl. Hieber, Ge-
schichte der vereinigten Loge Zum Toten-
kopf und Phönix, zu Königsberg i. Pr.
Königsberg 1897), S. 20.]
Hob all. David, p rötest. Theolog, geb.
29. Not. 1779 in Pürbcn bei Freistadt in
Niedcrschlesien, gest. 17. Febr. 1854 in
Breslau, wurde 1806 Dozent an der philo-
sophischen Fakultät der Universität in
Halle, später ausserordentlicher Professor
d«<r Theologie und Philosophie das., lböö
ordentlicher Professor der Theologie in
Frankfurt «.d.O. uud siedelte 1811 mit
dieser Universität nach Breslau über. Hier
wurde er 1819 auch Mitglied des Kon-
sistoriums für Schlesien, aber 1845 dieser
.Stalle wegeu meiner rationalistischen Rich-
tung wieder enthoben. — 8. war Freimaurer
und ist bekannt durch das Gedicht »Mein
Glaube« (abgedruckt u. a. Dh. 1889. 8. 136).
Sehnlse-Delltseeh, Ilerman n, deutscher
Politiker uud Begründer der Erwerbs- und
Wirtschaftsgenossenschaften, geb. 29. Aug.
1M)8 in Delitzsch, gest. 29. April 1888 in
Potsdam, studierte die Hechte, wurde 1830
AmdctdtatGr in Naumburg, 18:Ȁ Assessor
am Kammergericbt in Kerlin und 1841
rnuimonialricliter in Delitzsch. 1848 wurde
er in die preussisebe Nationalversammlung
g -wählt. Am» Kreisgericht nach Wreechen
versetzt, schied er aus dem Staatedienst,
zog sieh nach Delitzsch zurück und grün-
dete hier deu emen Vorschussverein. Von
da an widmete er sich der Förderung des
Genossenschaftswesens und blieb 1859 bis
y.u -«einem Tode Leiter und Anwalt des
Geiiosicnschaftsvorbands. Seit 1861 nahm
er mich wieder am politischen Leben An-
teil, w»ir Mitglied des Abgeordnetenhauses
und seit 1867 des Reichstaga. — S.-D. war
Mitglied der Loge Zur Beständigkeit in
Berlin ivgl. Bh. 1865, 8. 296].
behauter. Zacharias, zuletzt Kou-
aisiorioldirektor in Bayrouth, gest. 22. Sept.
18:15, hat sich um die Muttertage Zur
s*onne gronse Verdienste erworben, indem
er sie unter schwierigen Verhältnissen
sicher leitete Und etat zur Provinzial-
gTossloge, Janu zur Grossloge erhob. Er
war 1786 in der Loge Zu den drei
Flammen in Göttingen aufgenommen und
»chloss »ich 1788 der Sonnen -Loge in
Bayreuth an, die ihm bald ihren ersten
Hammer anvertraute, deu er Jahrzehnte
1 lang mit Eifer und Umsicht führte.
1815 mnaste er auf königlichen Befehl
decken, doch wirkte *ein reger Geist trotz-
dem mit Hingebung für die Sache fort
bis zu »einem Tode. Nach innen und
aussen gleich thätig, war ihm diu Erhal-
tung der Maurerei iu Franken und Bayern
vorzugsweise zu danken. Von 1806—1810
bekleideto er das Amt eines 1 rovinzial-
gro Sameisters iu Bayreuth, von 1811—15
das eine* Grossmeisters des Sonneubundn.
[Vgl. Findel, Geschichte der Gro*sloge
zur Sonne (Lp*. 1898), S. 55.)
Sehers, Karl, amerikan. Staatsmanu,
geb. 2. März 1829 in Libla bei Köln,
studierte Philologie und Geschichte, be-
teiligte sich 1849 am Aufstand in Baden,
wurde in Rastatt gefuugen genommen uud
entfloh nach der Schweiz. 1850 befreite
er Kinkel aus dem Gefängnis in Spandau.
1852 ging 8. nach Amerika und lies» sich
anfangs in Philadelphia und später in
Watertown in Wiin.<>usin nieder. Bald
wurde er einer der cinrlussreichsteu Führer
der republikanischen Partei und von Lin-
coln zum Gesandten in Spanien ernannt.
1862 kehrte er aber nach Amerika zurück
und trat ab General ins Unionsheer
Später gründete er in Detroit in Michigan
die Zeitung »Detroit Post« und wurde
dann in St. Louis Miteigentümer und Leiter
der »Westlichen Post«. 1868 von Missouri
zum Senator gewählt, trat er gegen die
Korruption auf und wurde unter lisyes
(1877—81) Minister des Innern. — S. ist
in der deutschen Loge Hermann Nr. 125
in Philadelphia Freimaurer geworden.
Sehurz (oder ScfaHrse, Schurzfell) [engl,
aprou, franz. le »ablierj. Der S. ist ein
Hauptteil der maurerischen Bekleidung.
Er besteht aus weissem Lammfell und
hat, je nach dem maurerischen Grad
seines Trägers, ein weisses oder blaues
Band und eine weisse oder blaue Klappe.
Zuweilen sind auf ihm auch maurerische
Sinnbilder angebracht, die auf verschiedne
Abstufungen In der Freimaurerei hin-
deuten. Jubelschürze siud mit Silber oder
I Gold verbrämt. Gestalt und Form des
6. lassen erkennen, dase er, obwohl
wahrscheinlich vou den Werkmaurern
hergenommen, doch nicht zur wirk-
lichen Arbeit bestimmt ist , sondern eine
symbolische Bedeutung hat. Kr soll den
Maurer daran erinnern, das* dieser ein
Arbeiter ist und in redlicher Arbeit im
Dienste der Menschheit seine höchste Ehre
zu finden hat. Das Lammfell und die
weisse Farbe gemahnen an die Unschuld
des einzelnen und des Friedenshuudea,
das Weiss insbesondere auch an das Lieht
und an die Wahrheit, wonach in Maurer-
tempeln gerungen wird, und die blaue
Farbe an die Treue und Standhaft igke it.
— [Vgl. Krause, Kunsturkuuden, Bd. I,
S. 177 fg.; Alpina, 1860, K 201; Schsu-
I berg, Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1,
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8. 29 , 76; Bd. II,. 8. «09, 438; Fischer,
Kitual u. Symbol I-pr 1878), 8. 62; FZ.
1858, ß. 167; 1855, 8. 17; 1868, 8. 209;
1875, 8. 241. Z. 1874, 8 59. A. Z. I,
8. 48.J
Sehaster, Andreas Friedrich, Ober-
lehrer, geb. 6. Febr. 1819 in Friedebarg
im Msnsfeldschen, gest. 2t>. Min 1896 in
Leipzig, trat de« Freimaurerbunde am
24 Juni 1847 in der Loge Zu den drei
weinen Feinen in Weissenfeis bei und
schlos* sich bei seiner Übersiedlung nach
Leipzig der dortigen Logo Minerva zu den
drei Palmen 1. April 1856 an. 8ehr
bald wurde er hier zum Redner (1856 bis
1861), 1. Vorsteher (1861 -1862), 1. Redner
(1862-1872,, Bibliothekar (1872-1875),
zugeordneten Meister vom Stuhl (1874 bis
1881, 1882—1891) und Meister vom Stuhl
11881—1882, 1893 bis zu seinem Tode) ge-
wählt 8. hat sich durch seine Freund-
lichkeit und seine echt maurerische Ge-
flinnung hohe Verdienste um die Forde-
rung der Freimaurerei in seiner Loge er-
worben. Viele seiner maurerischen Vor-
träge sind abgedruckt, namentlich in dar
Freimaurer- Zeitung und iu der Astraa.
rVgl. FZ. 1896, 8. 129. I.. 1896, S. 58.
Zwei Arbeiten in der Loge Minerva zu
den drei Palmen in Leipzig (Lp*. 1896).]
Sebntabrlef oder Protektorium ist die
Urkunde, in der von seiten der Souveräne
eines Lwudes der ürüiler* -halt Schutz und
Duldung zugesagt wird. Dergleichen 8.,
ohne dass die Souveräne selbst Freimaurer
sind, bestehen inuerhalb Deutschlands in
Hessen und Mecklenburg-Streit tz. Auch in
den Niederlanden genoas die Bruderschaft
solchen Schutzes, und iu Grosshritannien be-
steht der Gebrauch, dose, sobald der Lan-
desherr Maurer ist, er zum Protektor oder
Patron ernannt wird. Ea ist vielfach die
Frage aufgeworfen worden, ob dergleichen
Protektonen nötig seien, und man kann
denen recht geben, welebe die Protekto-
rien wenigsten* für eine überflüssige Sache
ansehen, da durch diese häufig dem Logeu-
wesen ein Stempel aufgedrückt wird, der
leicht zu Missdeutnngen führen kann. Abge-
druckt sind solche 8. (% 21 Juli 1877 und
81. Marz 1892) in Dr. K. Nie«, Der Frei-
maurerbund zur Eintracht t Mainz 18%),
8. 80. Vgl. auch Protektor.
Scbwabach (St. im Königreich Bayern,
8405 E.). Hier besteht seit 1*91 ein mau-
rerisches K ranze ben, deren Mitglieder sich
Je am 2. Donnerstag im Monat im Gasthof
zur Rose versammeln.
Sehwlhtofc vMnd, s. Gmünd.
Kcnwlblseti Halt. s. Hall.
Schwalhaeh, Fr an/, Schulmann, geb.
8. Dez. 18JW in KOaigsberg i. d. Neumark,
studierte Theologie, erar einige Jahre Haus-
lehrer, widmete sich aber dann den neuere
Sprachen. Er kam 1864 alt Innrer nach
Phnx-heu «Provinz Puseu), in demselben
Jahr nach Krotoschin ans Gymnasium,
i 1870 an das Realgymnasium zu Sprottau,
! Micbatdia 1881 ala Rektor nach Marne
und Michaeli* 18H7 als Direktor an das
Realgymnasium zu Harburg a. d. El He. 8.
hat mehrere fach* issenschaftliche Schriften,
namentlich Grammatiken, herausgegeben,
auch eine Reihe von Schulausgaben »eu-
j sprachlicher Schriftsteller besorgt. — In
I den Freimaurerbund trat 8. in der I*»ge
i Tempel zur Pflichttreue in Krotoschin 12.
I Dez. 1866 und versah daselbst das Redner
amt Bei seiner Übersiedlung nach Sprottau
trat er in die dortige Loge Augusts ein.
bekleidete zuerst das Amt des Redners
und war von 1878 — Ml Meister , vom Stnbl.
Di -auf wurde er auf einige Jahre Miiglosd
der Log« Zur gekrönten Schlange in Gör-
litz. In Marne beteiligte er sich an den
Arbeiten der Loge Dithmarsia und wurde
iu Harburg Mitglied und seit 1890 Meister
vom Stahl der Loge Ernst August zäun g"kt-
nen Anker, bis er aus Gesundheitsrück-
sichten veranlasst war, 1896 diese Würde
niederzulegen. Seine Thatigkeit bei der
Neugestaltung der Rituale brachte ihm
die Ehrenmitgliedachaft der Grossen Loge
Royal York und des Innersten Orient*
derselben ein. Von seineu maureriacben
Schriften sind — auaser mehrfachen, ins-
besondere gegen die Geschichtsauffassung
von Katsch gerichteten Aufsätzen in der
•Bauhütte« — zn nennen: »Studien über
den Meistergrad* (1884, vorher in den •Bau-
steinen* erschienen); •Kurzgefasste Ge-
schichte der Freimaurerei. Historische
Instruktionen für Brüder Freimaurer«
(Krotoschin 1876); «Das Sloane MS.«
(Brl. 1884); »Die ersten Jahre der
Grossloge von London« (zwei Broschüren,
Lpz. 188:1, llmbg. 1*84, gegen die ton
Krüger- Schwerin in dem •Mecklenbur-
gischen Logenblatt« ausgesprochnen An
' sichten über Anderson, den augusteischen
i Stil u.a. w.); «Geschichte des älteren man-
; rerischen Gcbrauchtums« ( 1. Teil, Brl. 1889;
; Da in letzterer Zeit die Krankheit 8. 's,
> der bereits zu einem langern Aufenthalt
I in Italien genötigt worden ist, sich ver-
schlimmert hat, lasst sich nicht absehen,
ob er diese «Geschichte« zu Ende führen
kann.
Hehwaaenerden. 1) Ein fabelhafter Orden
I in Kleve, der aas dem 6. Jshrh. herrühren
• soll, dessen Zeichen ein sitzender Schwan
I an goldner Kette ist. 2) Orden des Schwans
! oder Pnsrer Lieb«» Frau von Branden -
! bürg tSodalitas beatae Matiae Virginia)
wurde 1448 vom Kurfürst Friedrieh II. im
j Kloster auf dem Berge bei Altbranden
bürg gestiftet und breitete sich bis zur
Reformation sehr ans: er erlosch und wurde
I 24. Des. 1848 von Friedrich Wilhelm IV.
wieder erneuert, ob aber wirklich ausge-
führt? Der alte Zweck: Bekenntnis der
christlichen Wahrheit durch t hat kra/liges
! Handeln sollte wiedor hervortreten. Das
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Schwarte — ScbwarzbtirgRudoUudt.
3«o
veränderte sein, denn man fühlte doch,
data die Jungfrau Maria nicht zu einein
protestantischen Orden pemte. [Vgl. J.
I>. Kwler, resp. G. E. Fi tick Irr, H»tr;i et
jlluntritt sodalttas Beatac Marine Virginia
in monte ad vettis Brandeuburgum h. e.
Die OntHirJult iJnarer Lieben Frauen auf
dem Berge bei Mtbrandeubnrg (Altorf 1723);
R. Marc B. Freiherr t. Stilifried-Rattoeitz,
Stammbach der löblichen Rittergesellschali
IJnarer Lieben Frau auf dem Berge bei
Altbraudenburg oder Denkmale de« 8chwa-
uenorden* (IlrL 1842).] 8cbon 1767 ver-
Michte der Markgraf von Anspach, dicaen
Orden wieder herzustellen, um deu Templer-
orden dahinter zu verstecken und diesi-r«
auf diene Weise weltlich« n .Schutz au ver-
schaffen, aber der Plan zerschlug Mch.
Sehwarti, Johann Friedrich v.. gvb.
21. Okt. 1788 in Straaaburg, geat. 1*07 auf
der Domaue Hessen, war von 17ft3 an
Kaufmann in Braunachweig, von 1772 bia
1792 Ueheiaisekretar dea Herzogt. Ferdi-
nand von Braunschweig, erhielt 1776 vom
König von (Schweden den Titel Kammerrat,
vom König tob Dünemark den eine« Ktatarat*
und noch in demselben Jahre vom Kaise«-
den Adel. — 1761 in der Loge Zur Einigkeit
in Frankfurt a. M. Maurer geworden, trat
er 1763 der l#oge Jonatbar inbrauunehwiig
zu und war 177« Schatanieiater, von 1784
bia 1794 Meister vom Stuhl der Loge Zur
gekrönten Säule und von 1796— 1M)3
schottischer Obermeister, ala Vorsitzender
de« achottiachen Ordensdircktoriums, daa
den Obergang au der Kenntnisstufe isplter
Kngbund) bildete. Er trat 12. Aug. 1767
der strikten Observanz zu, wurde 1771
Commendator minor und. nach dem Zu-
tritt des Herzuas Ferdinand (Anfang 1771)
ala Geheimer Kämmerer dessen maure-
riacher Geheimaekretlr ued Katgeber, auch
bestand iger Begleiter anfallen maureriachen
lio-. ti de« Herzogs. 177:9 war er ala Ab-
geordneter der Prafektiv Braunschweig auf
dem Konvent in Kohlo, wurde 1773 vom
Herzog zum Heernteister v. Hund und
zum Direktorium in Dresden abgesandt,
1775 auf dem Konvent au Braunachweig
(s. d.) Vicariua für den Visttator Geueralia
et Provisor Domorum beim Direktorium
(also Mitglied desselben) in Braunachweig,
mit Rang und Titel ala Prafekt, war 1776
mit dem Hersog in Maltiaholiu, in dem»
selben Jah-e auf demKonvent in Wiesbaden
\». d. ala Abgeordneter der Herzöge Karl
und Ferdinand von Braunschweig, des Land-
grafen Karl von Hessen-Kassel" des Her-
zog« Karl vou Kurland und der Prafekt ur-
kapital in Braunschweig, Kopennagen und
Schleswig. Er kannte Gagomos (a. d.)
schon aua Bode« Beschreibung, beobach-
tete ihn • ut nau und trug viel daan bei,
ihn an entlarven , lies«, sich aber, um alles
kennen au lernen, von ihm einweihen.
1777 nahm er an der Konferenz in Ham-
burg teil und trat 1779 dem Lyoner Syetem
I (s d. «d Konvent au Lyon zu. 17M)
wurde er l'ränideut de* l'rovinz<aldirck-
tOffinni«. war 1782 auf dem Konvent in
I Wilhelnmbad (a. d.) als deutscher (»ine-
i raJsekrrtlr uud wind« vor dem Sehl «im
dea Konvent» vom (icncralgr'Nunneiater
. zu in * ieneral»okrH4r dea Orden« ernannt,
! endlicb 1784 zum Vizepresidenten des
! Dircktoiinm> der ersten Piovin*. I m dem
> Herzog berichten an können, lies« <:r h
i auch mtt den Gebrüdern v. ISeker und t>k-
I hülfen (s. d.) ein und trat lieft in den
1 Orden der Axiatischen Brüder (a. d.). Nach
des Herzogs Tode 1 1792) lebt* er meinten«
mit der Dornen« Weodhau»cn bei Braun-
I »chweig und bekflnuimrte aich nur dann
um die Maurerei, wenn aein Rat gelordeii
wurde. An der Kenntniaetufe teilzunehmen
; fand er nicht für nötig, ja et hielt *v für
Brauubchweig überhaupt für überflüssig,
weil er meinte, da« reiche Archiv enthalte
vielleicht mehr, als Sehröder bieten könne.
So war S. Über 41) Jahre hindurch mit-
. wirkender 7' uge aller wichtigen Begcben-
• heiten in der Maurerwelt Teutschlands
. und vielleicht nach Bode derjenige, der
! die meisten Systeme kannte: Bode hntto
aber vor ihm die grössere, Md'.^tcnvorbnc,
• gelehrte Bildung voraua; ebriiBO tleissig
! war S., davon enthalten fant alle Akten
; dea Archivs in Braunsrhweig zahlreiche Be-
j weiae; auch war sein Urteil «U ta nüchtern
| und unbefangen, und er lies« sich niemals
zu Aberglauben oder Roseitkreuzerei hin-
| reissen.
Schwarzbarg (K ü r 1 1 e n t ü m e r;. I.
Schwarz 1> urg-Rudol stadt Hier hatte
dio Freimaurerei bereits 1785 Fuss gefasat
in der Hauptatadt Rudolstadt unter dem
i regierenden Fürsten Ludwig Friedrich, wo
I eine Loge aich bildete, die mit Unter-
■I brechung von 80 Jahren (1829—59) noch
heute, wenn auch unter veränderten Ver-
hiltniaseo, besteht Weitere Pfiegeetätteu
der Mauren i sind iin Lande nicht (s. Ru-
dolstadt). Il.Sch wuraburg-Sondcre-
hausen. Hier hat lange Zeit die Frei-
maurerei keinen Boden gehabt, bis 1881
war es der -i ringe deutsche Staat, der gar
keine Loge bexaaa. In diesem Jahre that
sich eine Loge in Arnstadt (a. d.) auf.
Sie iat bia jetzt auch die einzige geblieben.
Hehwarzbnrg- Kudolstsdt (Faraten-
hii'M Auf» diesem Fürstenhaua aind zwei
Mitglieder Freimaurer geweaen: 1) Lud-
wig Friedrieh, seit 18. April 179S Füret,
von S.-R., Sohn dea Fürsten Friedrich Karl,
geh. 9. Aug. 1767, geat. 28. April 1807,
wurde 80. Aug. 1798 zusammen mit seinem
Bruder
2) Karl, Prinz von &-R., geb. 28. Aug.
1771, geat. 4. Febr. 1825, in der Loge-
Günther «um atehenden I^öwen in Rudol-
stadt vom Herzog Georg von Sech*en-
Meiningen (a. d.i aufgenommen. Beide
blieben bia au ihrem lüde Mitglieder der
Loge, jener augleich ihr Protektor und
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Solnr»rzbarg-Smid*r*h»u**A — Schwulen.
dieser zweiter Aufseber: Ein Brief vou
Ludwig Friedrich aus de» Jahre L794 ist
FZ. 1862, Nr. 27 abgedruckt. Beide be-
teiligtun «ich mit ßeulwitz (b. d.) leb-
haft an den Reformbestrcbungen, und im
Juli 1800 verkehrten sie deshalb mit
Schröder (s. d.), der sogar am 7. Juli 1900
beim Fü rasen als Gast war. Der Komman-
dant dat., Oberstleutnant Heuber, der
Stallmeister u. a. dort waren FrefnjAurei-.
Schwanbarg'SonderakauseafK ür-ten-
haus). Aus diesem Fürstenhaus sind r.wci
Mitglieder dem Freimaurerbunde beige-
treten: lj August, Prins von S..8., Bru-
der de« Fürsten Christian Günther UI.
igest. 1794), geb. 8. Des. 1788, gest. 10.
Febr. 1806, Herr auf Otter wisch bei Leipzig,
wurde 1786 in der Loge Minerva zu den
drei Palmen in Leipzig aufgenommen und
1782 und 1793 in die beiden höhern Grade
befördert.
2) Friedrich Christian Albrecbt, Prinz
*on S.-S., 8ohn des Vorigen, geb. 14. M»i
1 TrtH, geet 26. Okt. 1791 in Otterwisch,
Kurf, sachs. Rittmeister, studierte in Leiden,
wurde ebenfalls 1786 in der genannten
liOge aufgenommen nndl789 in den zweiten
Grad befördert.
Sehwarze Brüder fauch der schwarze
Orden oder Harmonieordcnl war einer
der vielen im 18. Jahrb. aufgetauchten
•Studentenorden, der aber ein ideelleres
Ziel gehabt haben soll, als die übrigen.
Man behauptet, seine Stiftung falte Ins J.
1777 nnd es sei diu Mutterloge in Erlangen
eine Tuchtoringe in Gieasen gewesen. Eine
J834 erschienene Schrift »G esebichte Fried-
richs« necut ihn den Urquell der vorzüg-
lichsten n ''adomischen Verbindungen, ob-
gleich andrerseits dies heftig bestritten
wird. JVg«. Friederich, Der geheime Bond
d«r schwanen Brüder (Mainz 1884); Fabri-
«•nu, Die Studentenorden (Jena 1891).j
Man hat iufoleedess« n die Aufmerksamkeit
Huf im Frehnaurerbund bestehende Grade
gelenkt, die auch deu Namen der schwarzen
Bn'Kier führen. Dien sind die *choi tischen
Lvhrlioge, Oeaellen und Meistor der »••lwe-
discbcn'l/ehrart fvgl. ."». und 6. 'feil des
Logenbuchs, abgedruckt im Signutetcm,
III, 8- im die mit dem 1640 zu Florenz
vorgeblich bestandnen Kapitel der schwar-
zen Ritter zusaminenzu hangen vorgeben.
Jedenfalls ist aber die Bezeichnung
Schaarze Bruder auf die Studentenverbin-
buu,; gerichtet. (Vgl. FZ. 1892, 8. 123.
Reform 1870. S. 87, 123, 189, 168.J
Schwarte Kam Bier, s. Kammer.
Schwarzenbach, Andreas, Dr. tbeol.
nnd Domherr an der Linzer Kathedrale,
k. k. Rat, Beisitzer der geistlichen Filiul-
kommission. bischöi li.-.hf r Konsistorialrat
und KxaminationadireV'.nr des Priester-
hansep, wurde als Cooperator der Pfarrei
St. Florian der Wiener Vorstadt Matzlein-
dorf in der Loge Zur Beständigkeit in Wien
als Freimaurer aufgenommen. Wiewohl
r In jeder Beziehung musterhafter Printer,
war ihm der vorgesetzte unduldsame Kar-
dinal Migar.zi von diesem Augenöl ick an
feindlich gesinnt Lr erhielt deshalb die
magere, gerade damals vak.vnt gewordne
Pfarrstelle in Hfltteldorf. Als die Kleri-
[ kalen dem verfehmten Pmrrer gar zr. arg
zu Leibe gingen, ernannte ihn K*fi>> i Jo«eph
zum Domherrn zu Linz. Derv «r der
l»ge Zn den sieben Weisen bei und Über-
nahm da» Amt als zugeordneter Meister
vom Stuhl. fVgl. Taute, Die katholisch«
Geistliehkeit und die Freimaurerei ,Lpz.
1895), fe. 7ö; L. XXV, 27.)
Schwarzenberg (St im Kr..dgr. Sachsen,
j 8788 K.). Hier bestand 1} unter der Log»:
in Chemnitz. (Hohenstein) seit Juni 1811
I ein ruaureriseber Zirkel, der nach 1312
einging; 2) ein maur^risvhes Kranrehen,
gegr. 16. Jan. 1868, das aber auch wieder
eingegangen ist.
Schwarzenfels, Friedr. Karl Adam v.,
Sachsen gothascher Hofrnt und Oberamti-
hauptmann in Tonus, geb. 1788 in Gotha,
gest. 2. Nov. 1 789 in Alienberge, kam 1783
uacb Altenburg, wo er Vizekanzler und
Chef der Ree^ezung und 1786 Kanzler und
Obersteuerdirekior wurde. Er war der
Besitzer des Guts Altenberge, auf dem der
erste Konvent der strikten Observanz ge-
halten wurde (a. Konvent zu Altenberge),
und wurde auf ihm als einer der ersten
zum Ritter gescb lagen. 1763 sc bloss er
sich der Loge Archimedes zu den drei
Reissbrettern in Alieuburg an.
Schwarzl, Karl, Dr. theo)., geistlicher
Rat und Professor an der Universität
Innsbruck, geb. 19. Febr. 1746, gest. 4.
Marz 1*09. war von 1783 üb Professor det
Pastoral tbeologie und FUidtpfatrer sin
Münster in Freiburg i. Tir» Ein eifriger
Freimaurer, war er 1788 Stifter und Meis-
ter vom Stuhl der Lope Zn den drei Flara-
I meu in TnosbrueV. dann Mitbegründer der
Loge Zur eu. In Aufsicht in Preiburg Br.,
1785 erster Affiner und 17W- «7 Meister
vom Stuhl. Er war in' der Loge sei»''
thätig und trug besonders zur Hebung des
Gesangs bei. Eine maurerisehe Rede von
ihm »Über die tnaurerische Schönheit- •».
W. J. 1786, II, 8. 107. fVgl. Taute, DJ-
katholische Geistlichkeit und die Frcimai
rerei (Lpa. 189ni, S. 77.]
Schweden (Königreich). I. Ge-
schichte. Die Anfänge der Freimau-
rerei in diesem Land« sind bi» in die
neueste Zeit in Dunkel gebüllt gewesen,
so diuM nur unsichere und widersprechende
Nachrichten verbreitet waren. Endlich
haben die schwedischen Maurer t»eib«t der
Geschichte der Freimaurerei in ihrer Hei-
mat sich angenommen und die Ergebnisse
der Archivfo rechungen durch den Druck
| bekannt gemacht, nämlich in den »Meddo-
landen Iran Svenska Stora Landtlogcns
arkiv och bibliotek* (Mitteilungeu aus
Archiv und Bibliothek der schwedischen.
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Schnellen.
Grossen Landesloge). l»us 1. Heft erschien i
IB92, das Tl. 1808, beide zu Stockholm, j
»ene* umfahr die Zeit von 1735 bis 1774,
dieses diefol. senden Jshre bis 1800. rkrGrnt' ,
Axel EricHou Wredc-iSparre (s. d.), wie. au~h !
bisher schon angegeben wurde, war nach ;
seiner eigenhändigen Aufzeichnung vom 1
11. April 1753 am 4. Mai 1781 in Pari» i
als Lehrling aufgenommen, am 16. Nov.
cum Gesellen und 1783 zum MeifU-r be-
fordert [vgl. Medd. 1 Oj. Er hat dann in
Stockholm die erste Loge eingerichtet, wie
er selbst sagt, und nach den Papieren, die
er- 1753 beim Übertritt zur Loge fck-Jean
auxiliaire deren Meister ühcvgab |8. UJ*),
scheint die I<oge 1735 eröffnet worden zu j
sein; denn unter diesem Jahr sind die ersten
Aufnahmen verzeichnet. Ihre Thatigkeit
ia«st sich bis 1746 bestimmt verfolgen,
hat dann aber wohl bald aufgehört, da
1758 Spurre selbst und 8 andre Mitglieder
der Loge, vermutlich die noch übrig ge-
blicbncn, tu der genannten jüugern Über-
gingen.4*} Eine A ollmacht zu Logengrün-
dungen hat Huarre gewiss nicht gehabt,
da er davon nichts sagt und die Loge erst
'iiicbtrüglirh vom Baron Scheffer (s. d.) 1787
oder 1738 auf Grund einer Vollmacht von
Paris gesetzlich gegründet wurde [1, 13].
Freiherr Karl Friedrich Scheffer (aeit 1766
Graf» erhielt 10. Sept. 1737 in der »Prinz
Clertuont-Loge« zu Paria den 1. Grad und
muso s-br schuell in den 2. und 3. Grad
befördert sein; denn bereits unterm 25. Nov.
1737 erhielt er von dem damaligen «Grosa-
meister der sehr alten und sehr erlauchten
Gesellschaft der Freimaurer im König-
reich Frankreich« eine Vollmacht, eine
oder mehrere Logen im Königreich S. zu
errichten und Suchende :n die 8 Grade
aufzunehmen, auch wortiührende Meister
und Autscher zu ernennen. Diese Logen
HoUtcti unter dem franzosischen Grossmeis-
ter s*ehen, bis sie einen eignen Gross-
meister gehörig einsetzen würden. Als
Großmeister unterschrieben hat der Graf
lierwentwater (s. d.), der nach der im
•Stockholmer Logenarchiv no<:h vorhand-
nen Urkunde und nach einem andern < r-
halu.en Schriftstück 1736 Groösnn; «er
von Frankreich g«wordeu und 1787 »loch
gewesen ist.f) Die Gegenzeichnung ist
*) Dia«« '/liste Paaiahon iuh auf dl« vorgenannte«
„ M >»d d « lau d on • .
*•) 173* «oU König Friedrt-b I. (11*}— 51) Lvgen-
f«tummlu|(u b«4 Tod«««»raf« «erbot«», 'li«s«« Ver-
bot aber bald wind« aufgeholt«* hnban. Ol« daranf
dnroh/onchtan Akten da« UeioheraU tat Reich* arohi»
enthalten nicht«, wedet vou d«m Verbot, noch T«a
dornen Anfhobang. und d* «In derartig «iebttre«
VrrtM>t mit Tode»«tmfe ahn» vorb'.-rig« Verhandlung
im Bei ob «rat nioht wohl •rl*t»«n vertigo könnt«, Ist
e« T«imuUlaS nicmala «rtjaiinea (vgL Medd. 1, 18].
t) !><• Nnehitnhl TOM LiliuJ«, Di n» ontwnter habe
ar.hon 1725 «in« Log* in P.iri« ««gTt:..dvt( tat «^.»ub-
wurdig, d» «t bereits |7I6 an» Swgti.ud fliehen nteU
und «rat 1746 naed Kthn.'.Jnnd fahr. Kr kann «.]«•>
von J. Mooie «Grosssekretar und Siegel-
bewahrer« (Vgl Mcdd. I. 11— !8J. .Schoffer
bü 'b Mitglied von Spane* !*>ge, bis er
1753 mit zu öl. -Jean auxilinire. übertrat:
r.ovor wai er von 1743 einige Zeit wieder
in Frankreich untl hat wohl warrend die.-«?»
<*ve",s«n Aufenthalte die S^hottengrud*- sich
erteilen lasi<en. Während «iner Ahwes^u-
helt, im Winter 1743 — 14, stiftete d«r be-
rühmte General Keith (c d.)t der u tun»'*-
in russischen Diensten stand und tu 8.
russische Hilfstruppen befehligte, ei m? u .'ue
Loge, die «General Keith-Loge«, die aber
ihre Arbeiten eingestellt zu haben scheint,
als Keith im Juli 1744 8. v*>rla.«.eu hatte;
doch traten 1753 noch 2 Mitglieder der-
selben zu St-Jean auxiliaire »tbci. Keith
besass eine Vollmacht als englischer Vtu-
vinzialgrosMutshtter für Bussland [vgl. Const .
1756, S. 334"| und errichtete aal' deren
Grund die kurzlebige Loi;^ in Stook-
holm, der sich übrigen* einige Mitglie-
der vou Spurre* Loge anschlonscn (J, 1-S'.
1750 oder 1751 entstauden zwei weitere
Logeu, «iue sogenannte Gardeloge, deren
Stifter nicht bekannt ist (vielleicht «ior
Graf Tessin1, und Sorbous Loge, die <*er
Zollkontrolleur Sorbon ins Lebcu n »* vrr
mutlich vermöge der < Brechte- in.' die « r
als Schottenmeister erworben: denn er hatte
iu Straanborg sowohl die Johonnicgrndc,
wie die Andreasgrade erhalten fl, 15 fc.j.
Am 30. Nor. 1751 traten 9 Mauror zu-
sammen, um die Loge St -Jean auzilhdre
zu gründen und wällten zum wortflih<^i»-
den Meister den Grafen Knut farl^on
Posse, der 1746 und 1747 in Metz die Jo-
hanuisgmde erhalten, 174* in .Sihu*burg
««in and 1735 nooh kein« J<og« ^ugrund«t b»bi'ii. <K
di« Vrni«MUt«r«l bit dahin in FrvjiWr«ich auch kc-ren
Klagnn« g<fund«n bntt«. Or««ame'«tcr war «r
•r«t rnobt nleht. Bs «rgi«M «ich an» deu Su>ckh>>!tn. r
H«pier«n , dna« 1739 «ia MacUaoe (irutan 'W*«r .r
nnd •» ?7. Okt. d. J. „KegU* G^norali« Je W M«.
<;onnorie" b«<t^il^t«; D«rw»^<iwnt«jr unid - ITC» «eir
K»chfi>lR«r und «rlndftrholtc die F«*tktignnu i>ut. -in
27. Okt. d. J. Hior lntch wird dip Ao^^|{< d ir
Sohrift: sO«r «ioli ■•->lb»t «urthciaiffcnd« ün»nr«-c-
(Frk». u Lpt. 174«) »V- nichtig bu.t.ttg*. 0«c er.i«
«.bMhniit d«r«':tben, .Ht«tv.ri«rl.e Nuohriobl vl'i .»ein
berflninton Ord«a der Krej müartr- (B. 6- -4S), hai.« .- t
aZmliob Im g 6 von Frnnk/eiob nnd borichtet .,d#.»
«n Kod« de* 1788. Jabra« mehr *l» SO OHe lur Ter
«ammalt ^ewe*ea, ««l^b« den Herrn Charle« H«d-
liff, Grafen von Dtrwwutwater, Pair ton Knulntid.
ihrem (>ro«snt«iiter «rkiMctan, nachdem aohou \«.>'.i-r
Jnoqae« Hootor Madeau«, ein •rbottiaouar )lit:tr,
di teer atodiunnag vlrt Jabre Toru.^tand.'ii" (8. -3;
1)1« Sohretb- od«r Drmckfchl.r rRaJ^Utf" fdr ,K*.!
ehfl* (Radol^ff«) and ,H*deanoy für sMnuleauu
dürfen nicht beirren. d«r Verfa**» r noigt «ich in der
Haupu*chor*cht «ntorriebtet. Wann M.uleeu« Gron»-
ntaliver gnworden, bMbt nnn nueh uut<ewl«j, und ob
Ourwentwatar über 1747 hinan«, alao lantr«r «da »in
Jahr, Gro«aoi«i«t«r gnwMon, Ut gleinbialU noch un-
»iehar; ▼Ull< icht wurd« 1737 Lord Karaoue iei * -n
Kaohf;lg«r Gii« l7SS>, in nach Lalnnde h«r*.tv «TM .
g« wählt werden e«in »dl. w*j «ich JeUt nla nnriehfi«
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schottiscber Lehrling -Mitbruder und 21
Juni 17 50 in Köln schottischer Meister
geworden war; Much soll er eine Vollmacht
von französischen Grosemeirter Grafen
(Heruvont-Tonnerre bekommen haben. Die
Einsetzung der Loge erfolgte 18. Jan. 1752
(a. St.,), unter den Stiftern befand aicb
auch der eben genannte Sorbon, der ab-
geordneter Meiner wurde and seine Loge
eingeben )»<•«. Noch 1752 traten bei:
6 Mitglieder der Gardeloge. 8 Mitglieder
von ausländischen oder andern nicht ge-
nannten Logen, 80 neue Bachende, so das*
Ki.de dea Jahres 58 Mitglieder da waren.
1 753 folgten 9 Mitglieder von Sparres Loge
(darunter er aelbat und Scheuer), 2 von
der Gardeloga, 2 von Reiths Loge, 1 von
Yfttad, 16 von ausländischen oder andern
nicht genannten Logen, 56 neue Suchende,
im ganaen ein Zuwachs von 66. Die Loge
hat »ehr bald den Altern allen die Lebens-
fähigkeit geraubt; nur die Gardeloge
K-heint »ich dadurch erhalten zu haben,
•Ihm König Adolf Friedrich (1751—71) au*
dea übrig gebliebnen Mitgliedern 1753
eiue neue Loge unter seinem Naaaeu stiftete ;
das* er sie selbst geleitet hübe, ist eine
spatere, anscheinend unverbürgte Nachricht
aua dem Jahre 1806 jl, 20]. Am 7. Juli
1758 übernahm der König die «Ober-
meiaterachaft über alle Freimaurervereini-
gungen im Reiche« und wurde so de»
schwedischen Ordens erster «Beschützer«.
E» ist aber zweifelhaft, ob er jemals als
Freimaurer richtig aufgenommen ist, und
er hat auch fernerhin anscheinend keiner-
lei hervortretende Kolle in der Freimaurerei
gespielt, war auch nicht Mitglied der
Schottenloge und des Kapitels II, 211. Die
Loge Adolf Friedrich zahlte die längste.
Zeil nicht zu den ge»etr.rnä*»igen Logen,
sondern wurde erst 1762 als Nr. 9 von der
inzwischen errichteten (jrotsloge «imma-
trikuliert. [I, 86, 52, .»Ol. Von 1752-54
galt St.-Jean auxiliaire als die einzige ge-
setzmäßige Loge in 8. und wird in der
Folw/.oit als »S.'a Muttvrioge«, »die erste
gcxcUinäsHige schwedische Loge«, »Landes-
gruaslogc« oder «schwedische Landesloge«
bezeichnet [I, 17]. Bekannt waren in ihr
bereit» 7 Grade, fix welche Kolumnen in
der Matrikel vorgesehen sind : 1 — 8 = Jo-
h.tunisgrade, 4 und 6 Andreasgrade,
6 ■= St. Johannis vertraute lirüder, 7 tm
AuserwHhlte Brüder. Bei der Bildung der
Loge 1752 wurde in den Kolumnen für 6
und 7 angemerkt, das» aicb «für diese
Grude« niemand angemeldet hatte, aber
nachgetragen ist nachher von de» Grafen
des wortführenden Meister», eigner •
Hand (Um er 24. Mai 1754 in der «Stock- I
holmer Loge Grimseu« zum »au «er wählten ]
Meister« befordert sei ff, 19 j. 1752 waren
neben den 8 Jobannixgraden die 2 Au- I
dr< asjrradc iu Stockholm bereits mehrfach !
vi (treten, und es gab 1754 wenigstens eine >
Loge («Griii»»'!.«), in der such b und 7 '
erteilt wurden; ausserdem gab es
den Vorsteher« des von deu Freimaurern
1758 in Stockholm gegründeten Waisen-
hauses schon 5 Mitglieder dea 6. Grads
[1, 28]. Die Rituale, nach denen gearbeitet
wurde, stammten zweifellos aua französi-
schen oder nsch französischer Weise ar-
beitenden Logen, wo eiue Anzahl schwe-
discher Maurer die Grade 1—5 erhalten
hatte, in Paris, Mr.tz und Stramburg, und
die •Andreasloge« iu Köln, in der Graf
Posse 1750 Schotten nteiater geworden, war
gewiss such französischen Ursprungs. 175"
erfolgte noch ein weiterer wichtiger Fort-
schritt, indem die Mitglieder von Su-Jeuu
suxiliaire den Grafen Schefler ersuchten,
auf Grund der ihm von DerwentwaU.r er-
teilten Vollmacht, er möge die «Groa*-
nieisierschaft -V* Landes« übernehmen,
was denn auch 18. April d. J. geschah;
der König bestätigte ihn 28. Dezember in
seiner Würde. 1754 wurde, als die Ma-
trikel 1758 mit 189 Mitgliedern sbachlon»,
ernstlich eiue Teilung der Loge erwogen,
da die Zahl der »Ritter und Brüder« so
gestiegen sei, dos» man Raummangel oder
Unordnung vom Gedränge befürchten
müsse ; aber e* wurde nicht» au» der Tei-
lung. Dagegen entstand 1754 eine neue
Loge Salomen a trois serrurea in Goten-
burg durch Dr. Karl Diedrich Engelhardt,
der in der «Prins Clennont-Loge« in Pari»
1748—44 aufgenommen und bei seiner Ah-
reise von Paris mit einer Vollmacht zu
Ixigengrfindungen versehen war [I, 27J.*)
1756 wurde die Loge 8t. Augustin in Hel-
singfors von der »Mutterloge« gestiftet
und 24. Juni d. J. von ihrem wort führen-
der! Meister John Jennings in Arbeit ge-
setzt. Zu dieser Zeit bestanden in Stock-
holm 5 unechte oder «Baatardlogen« ; man
ging gegen aie vor, einige lösten sich auf,
und aus einer ging die neue Loge St. Erik
hervor, die uuterm 80. Nov. 1756 einen
Stiftungsbrief erhielt, unterschrieben von
Scheffer als Landeagrosameiater, sowie von
dem Meister, den Aufsebern und dem Se-
kretär der »ältesten und Grossen Frei-
maurerloge in Stockholm« [I, 851. In der-
selben Form wurde den Mitgliedern einer
andern jener Logen 1757 ein Stiftungabrief
verabfolgt und diese 24. Jnni als Loge
8t Edvard eingesetzt; sie bestand aber
nur bis 1781 und vereinigte sich dann mit
St. -Jean auxiliaire. Am 15. Juni 175y
ging au» den Kreisen der unechten Logen
noch eine französische bervor, unter dem
Namen L'onion gegründet und in Ar-
beit gesetzt von der «Mutterlose« : Logen -
meister wurde Freiherr Friedrich Horn,
der im Elsas» in einer französischen Fdd-
*) IM« Loge «t«IU* «ich t75I unttr Sic 1t ut Urloff«
and c rlunl t »iura 8tifiunf»hritf, i*r auf d«a 10. X»«.
17*4 lurucW Utirrt wurd»,
I, afcsr*»*
17*« *«.OUeiei. Htockholin.r Log* St. En».
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Schweden.
369
luge 1748 die Johannisgrade und dann in
Frenells Ix>ge in Metz die Andreasgrade
erhalten hatte [I, 45]. Inzwischen war
schon 1756 von einem Aussen usa unter
Leitung des Grafen Posse eine neue Be-
arbeitung des Lehrlingsgrads vorgenom-
men, da man wünschte, die gebrauchten
Übersetzungen genau nachzuprüfen, sowie
dem Grad einen ernstern und erheben-
dem Inhalt zu geben, als er in dem bis-
herigen Ritual gefunden wurde [I, 87J.
Ferner war 1756 der damalige Kanzlist
Karl Friedrich Eckleff (s. d., seit 1767 als
Kanzleirat verabschiedet) in den Vorder-
grund der Stockholmer Freimaurerei ge-
treten. Bis dahin hatte man weiter nichts
von ihm erfahren, als dass er 8. Dez. 1752
vom Kanzleirat Carleson, der 1757 Meister
von St. Edvard wurde, in der Loge 8t.-
Jean auxiliaire angemeldet war, »um als
Freimaurer Eintritt zu erlangen« [I, 39].
Es hatte sich aber zur Aufnahme nicht
eingestellt und lange nichts von sich hö-
ren lassen, so dass er von der Anmelde-
liste gestrichen wurde. Als jedoch 3. Sep-
tember 1756 31 Mitglieder der unechten
Loge des Juweliers (spätem Bürgermei-
sters) Lijdbergh (s. d.) zur • Mutterloge«
übergingen, erschien auch Eckleff unter
ihnen; er hatte sich also inzwischen ver-
mutlich gleich nach seiner Anmeldung
dort. Ende 1752 oder Anfang 1753, der
Lijdbergh-Loge angeschlossen und dämm
in der »Muttertage« damals vergeb-
lich erwarten lassen [vgl. I, 86, 89].
Alsbald nach seinem jetzigen Anschluss
trat er mit seiner vom AusTand bezognen
Vollmacht*) hervor, die als völlig echt
und gesetzmassig anerkannt wurde, und
stiftete auf deren Grand 30. November
1756 mit 6 andern schottischen Maurern
die Andreasloge L'innocente. Hofrat
v. Haren vom auswärtigen Amt, in dem
auch Eckleff und Bierken (s. d.), ein Mit-
stifter, als Kanzlisten angestellt waren,
wurde zuerst wortführender Meister, aber
nur für kurze Zeit dem Namen nach, dann
trat Eckleff selbst an die Spitze. 1757 wur-
den nur drei Maurer angenommen, die alle
schon früher »schottische Meister und er-
leuchtete Brüder höherer Grade« geworden
waren [I, 41], die ersten Beförderungen von
Johannismeistern erfolgten erat 10. Juni
1758; aber dann ging die Entwicklung rasch
vorwärts, so dass schon 25. Dez. 1759 das
Grosskapitel L'innocente gestiftet werden
konnte**), und zwar mit 24 Mitgliedern,
unter denen sich viele der angesehensten
Maurer befanden [vgl. I, 51]. Eckleff
wurde auf Grand seiner Vollmacht zum
höchsten Leiter gewählt und führte den
") Ober die«© Vollmacht und Ja», tu damit «u-
sammenhangt, Tgl. Schwedische Lehrart IT, B. 380.
"*) Die bisherige Annahme, der 25. De«. 1769 «ei
der 8tiftong»Ug der Grossen Landesloge, ist also ein
Irrtum, dieee wurde erst 1760 gegründet.
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. II.
Namen »Ordensmeister« oder auch, nach
dem Wortlaut seiner Dokumente, »Vicaire
de Salonion«, wofür in S. seit 1780 die
lateinische Form »Salomonis Vicarius«
üblich geworden ist. Aus dem Ausdruck
»Sage des Sages« ist die Zubenennung
•Visast« (Weisester) entnommen. Mit der
ihm zuerkannten Gerechtsame stiftete
Eckleff, ohne jeden Einspruch des Lan-
desgrossmeisters Scheffer und der »Mutter-
loge«, zu den 6 vorhandnen Logen (St.-
Jean auxiliaire, Salonion ä tr. s. in
Gotenburg, St. Augustin in Heisingfora,
St. Erik, St. Edvard und L'union) 1. Mai
1760 noch eine neue, die er die »Siebente
St. Joh.-Loge« nannte und selbst als Mei-
ster leitete. In dem Stiftungsbrief werden
die 9 Stifter • Herrar bröder« (»Brüder
Herren«, nach der Bezeichnung »Freres
Seigneurs« in Eckleff» Freibrief) genannt,
weil sie alle dem Kapitel angehörten, das
seit seiner Gründung weitem Zuwachs er-
halten hatte. Noch im selben Jahre ging
man daran, eine »Schwedische Grosse
Landesloge« zu errichten, um nach dem
Brauch des Auslands eine Vertreterver-
sammlung von Mitgliedern der verschied-
en Johannislogen zu schaffen, mit dem
Landesgrossmeister als Wortführendem.
Die Organisation wurde aber erst 1761
vollendet und am 27. Dez. d. J. ein Ver-
zeichnis aller Mitglieder aufgestellt. Die
bisherige »Mutterloge« trat als solche zu-
rück und als Nr. 1 in eine Reihe mit den
übrigen sechs Logen. Landesgrossmeister
blieb der Graf Scheffer, Eckleff wurde
sein Zugeordneter, Graf Posse erster Gross-
aufseher, Rittmeister JenningszweiterGross-
aufseher, Banksekretär Lundmark Gross-
schriftführer, Kanzleirat Ekestubbe Gross-
redner, Freiherr v. Hegardt Grossschatz-
meister, Freiherr v. Horn Grosszeremonien-
meister. Sonstige Mitglieder der Grossloge
waren die wortführenden und abgeordneten
Meister und Aufseher, sowie solche Maurer,
die eins dieser Ämter früher bekleidet
hatten. Die Landesloge sollte sich nur
mit Angelegenheiten der Johannislogen be-
fassen; daher wurden Kapitel und Andreas-
loge ohne Nummer in die Laudesloge ein-
getragen und sollten auch keinen Zutritt
haben, nur die »drei höchsten Beamten«
des Kapitels, die vorher die »höchsten
Amter« einer Johannisloge bekleidet haben
mussten, hatten Sitz und Stimme, sollten
aber bei den Verhandlungen ein »gold-
kantiges purpurfarbnes oder schwarzes
Band« tragen [vgl. I, 53—55]. Die Grosse
Landesloge von S., in ihrer ursprünglichen
Gestalt dem englisch-französischen Muster
entsprechend aus sieben Johannislogen
gebildet, mit einem Grossmeister an der
hpitze, der sich im rechtmässigen Besitz
einer unanfechtbaren Vollmacht des fran-
zösischen Grossmeisters Grafen Derwent-
water befand, steht auf gesetzmässigem
Boden und ist auch 1770 von der Londoner
24
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370
Schweden.
Grossloge ausdrücklich mit allen ihren
Johannislogen als gesetzlich anerkannt
worden. Die erste Stiftungsurkunde von
der neuen Grossloge erhielt die deutsch
arbeitende Loge Karl, unter Nr. 8, die
27. Dez. 1761 vom zugeordneten Landes-
groBsxneister Eckleff geweiht wurde. 1762
wurde die Loge Adolf Friedrich in die
Landesloge aufgenommen und erhielt Nr. 9;
neu gegründet wurden 25. März d. J. die
Logen St. Harald (jetzt Gustav) in Karls-
krona und 4. Sept. die Schwedische Armee-
loge in Stockholm, Nr. 10 und Nr. 11.*)
Als »Tochterlogen« der letzten zweigten
sich ab die Logen Zu den drei Greifen in j
Greifs wald und La Charite* in Stralsund,
die beide unterm 17. Febr. 1768 vom
Landesgrossmeister Scheffer als «deta-
chierte« Logen der Armeeloge anerkannt
wurden und deshalb unter derselben
Matrikelnummer arbeiten sollten. 1763
entstanden noch Sinceritas oder La sin-
ce^ite" in Stockholm und die Eintracht in
Stralsund, Nr. 12 und Nr. 13. In diese
gedeihliche Entwicklung der schwedi-
schen Logen griff plötzlich 1765 Char-
les Tullmann, Sekretär der englischen
Gesandtschaft in Stockholm, mit ehr-
geizigen Plänen ein. Er war vorher in
Dänemark gewesen und verschaffte sich
für Stockholm von dem Londoner Gross-
meister Blaney eine Ernennung zum Pro-
vinzialgrossmeiBter für S. mit der Voll-
macht, Freimaurer aufzunehmen und nach
Bedarf Logen zu gründen. Die Urkunde
trügt das Datum des 10. April 1765 [vgl.
Kloss, Geschichte der Freimaurerei in
England, 8. 187].**) Der Gesandte Good-
ricke war selbst englischer Freimaurer und
scheint seinen Sekretär unterstützt zu
haben, wenigstens übernahm er die Stellung
eines zugeordneten Provinzialgroasmeisters
und des wortführenden Meisters in der
unterm 7. Aug. 1765 gestifteten Loge
Britannia. Nach der in Stockholm befind-
lichen Stiftungsurkunde wurde diese für
sieben Bewerber ausgestellt [I, 66]. Erst
unterm 30. Nov. 1767 konnte eine zweite
Loge gestiftet werden, nachdem Mitglieder
aus den ältern Logen gewonnen waren,
namentlich aus der Andreasloge L'innocente
unter Führung des Hofmedikus Dr. Od-
helius, der auch wortführender Meister
dieser neuen Loge Phönix wurde. Die
Stiftungsurkunde ist für zwölf »schottische
Ritter und Meister« ausgestellt, mit der
*) Die Anfinge dieser Loge liegen schon im Jahr
17<1, die Stiftung erfolgte aber erst 1782 [Tgl. I,
67—61].
«*) Klose nennt ihn nach dem englischen Konsti-
tutionenbnch „Fullmenn", nnd so ist er seitdem stete
genannt worden. Schon Kupfersehinidt [Tgl. A(jC.
I, 309; Bh. 1889, 8. 35] giebt den Namen richtig,
ebenso die schwedischen .Mitteilungen* von 1899,
8. «5. Kloss giebt den Tollen Wortlaut der VoU-
macht deutsch, sagt aber nicht, wober er ihn ent-
Berechtigung, »das Licht auszuteilen vom
Lehrlings- bis zum schottischen St. Andreas-
grad«. Von den zwölf Stiftern hatten
elf vorher zu L'innocente gehört, Odhelius
war dort Redner gewesen. Sie waren aus-
geschieden »unter dem Vorgeben von mehr
Licht mit geringem Kosten«. Die Ur-
kunde ist unterschrieben von Tullmann
und zwei Mitgliedern der Britannia. Die
Loge hat ausser den drei Johannis-
graden auch einen Schottengrad bearbeitet.
Dies Zugeständnis Tullmanns läset durch-
blicken, wie schwer es ihm geworden ist,
in Stockhohn Boden zu gewinnen*), auch
hat er sich dazu verstehen müssen, die
Stiftungsurkunde in schwedischer Sprache
zu liefern [vgl. über alles dies I, 66].
In Stockholm hat er eine weitere Loge
nicht zu stände gebracht, sondern nur noch
eine in Gotenburg, St. Georg genannt und
gestiftet im Sept. 1768 (der Tag ist nicht
angegeben) von acht Maurern; die Stif-
tungsurkunde ist von denselben drei Mau-
rern unterschrieben, wie die vorige, aber
englisch abgefasst. Erster Meister war
ein bedeutender Kaufmann Namens v.
Cahman (auch »Ghaman« geschrieben).
Tullmanns Auftreten, das nicht gerade be-
scheiden gewesen zu sein scheint, hat wohl
die schwedische Grossloge zu dem Ent-
schluss angeregt, seinetwegen in London
anzufragen; wenigstens schrieb er 1769
einen Brief nach London, worin er auf
eine derartige Anfrage vorbereitet. Dieser
ist von Kupferschmidt aus dem Archiv
der Londoner Grossloge mitgeteilt [AQC.
1, 208. Bh. 1889, S. 25) und bewegt sich
in höchst anmassenden Ausdrücken gegen
•) Dass er gewühlt haben musa, .eigen der Abfall
der elf Andreasbrüder Ton L'innocente und die
Zugeständnisse, die er ihnen machte ; es wird au»er-
t\em l>f itatiKt durch Briefe Eckleffs an Zinnendorf,
die sich im ArchiT der Grossen Landenlofje au Berlin
befinden. Eckleff beklagt sich darin über die Zudring-
lichkeit Tullmanni und namentlich darüber, daas er
aufrührerischen Maurern einen BUckbalt gebe, d. h.
er bat Unsufriedne bestärkt und su »ich herüber-
gelockt. Die Cntufriedenheit besog sich aber nicht
auf das Hinausgehen über die Johaanisgrade; denn
die 11 Abtrünnigen Wessen sich ja gerade die Fort-
setzung der Andreasmaurerei gewährleisten. Bei
Odhelius scheint Ehrgeis die Triebfeder gewesen sa
sein, worauf auch die Wahl de* Namens Phönix
seb) leisen lasst, der sohr anspruchsToll klingt. Ober
Eckleffs Briefe Tgl. BZC. 1878, S. 149. Dieser oft
gerühmte Vertreter der „reiuen englischen Maurerei*
bat sogar auch ein Kapitel gegründet, wie aus dem
Protokoll des schwedischen Kapitels vom 16. Des.
178& berrorgeht. Darnach wurde beschlossen, „dass
die Mitglieder der Stuartloge, die in dem Ton Tull-
mann errichteten Kapitel aufgenommen waren, spater
auch su diesem Kapitel Einlaas gewinnen sollten".
Im folgenden Jahre traten auch Mitglieder ein, die
früher cum Tullmannsoben Kapitel gehört hatten,
und wurden befunden, „wirklich au haben und su
besitsen die sn diesem Grad gehörenden wichtigen
und TolUtnndiKon Kenntnisse* [II, 107]. Vermutlich
hatten sie diese Kenntnisse Ton solchen Maurern, die
Ton Tullmann cum Abfall Terleitet waren, wie Odhe-
lius und seine Genossen der Andreealoge.
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Schweden.
871
die schwedische Grossloge, lässt aber zu-
gleich einen verbissnen Arger Qber seine
geringen Erfolge durchfühlen, indem er
die Unterstützung der Londoner Gross-
loge für seine Bemühungen nachsucht:
•aber es ist dringend nötig, dass alle Logen
unter englischem Schutz angewiesen wer-
den, keinen Maurer, der von 8. kommt,
ohne einen Pass der drei englischen Logen,
oder von mir selbst unterschrieben, zu
ihren Versammlungen zuzulassen«. Die
von den 8. nach seiner Angabe beabsich-
tigte Anfrage nennt er eine » Unverschämt-
heit« und hofft, man werde sie gar nicht
beantworten oder sagen, «sie müssten sich
an mich wenden«. Zugleich werden die
drei Logen von ihm angemeldet, als Nr. 1,
Nr. 2 und Nr. 3 bezeichnet, die beiden
letzten aber mit unrichtigen Daten.*) Der
Brief Tüll man ns scheint ein Schreiben des
Londoner Provinzialgrossmeisters für aus-
ländische Logen, de Vignoles (s. d.), an die
schwedische Grossloge veranlasst zu haben ;
denn das Stockholmer Archiv besitzt die
Urschrift eines Schreibens vom Grafen
Scheffer, worin dieser die Londoner Gross-
loge über die Geschichte der Freimaurerei
in S. aufklärt, indem er von der dem
Grafen Posse vom Grafen Clermont-
Tonnerre erteilten Vollmacht und seiner
eignen vom Grafen Derwentwater berichtet,
auch mitteilt, dass König Adolf Friedrich
eich zum «Beschützer« des Ordens erklärt
habe. Vorher sagt er, ihm sei das aus-
schliessliche Vorrecht der englischen Gross-
loge, fremde Grosslogen zu stiften, unbe-
kannt gewesen, er erkenne die englische
Grossloge als den Mittelpunkt aller Frei-
maurergesellschaften an und wünsche mit
ihr die schwedische Maurerei unauflöslich
zu vereinigen. Weiter spricht er von der
Spaltung, die durch Tullmanns Ernennung
hervorgerufen sei, indem manche Mit-
Slieder sich von den ursprünglichen schwe-
igehen Logen getrennt und mit T ulimann
vereinigt hätten. Schliesslich begehrt er,
die englische Grossloge möge die schwe-
*) Das Datum des Briefs teilt Kupferschmidt nicht
mit. Die von Tullmann angemeldeten Logen er-
schienen 1T70 In der Logenliste der englischen Gross-
loge unter Nr. 885, Nr. 388 und Kr. 387, als »Nr. 1,
Schweden", „Nr. 2, Schwoden" und „Nr. 3, Schwe-
den", ohne Namen und Stiftungsseit. Die Liste ist
abgi<druukt bei Oould [The four uld Lodges (London
1879), 8. 62 — 65]. Bei den Dmslhlungen von 1780
und 1781 erhielten sie die Nrn. 298 — 800, beiw. 899
bi. 301 (die Liste ron 1781 bei Gould , 8. 68-72),
.ebenso beieichnet wie 1770, aber unter dem Jahre
1769. 1793 wurden sie Nr. 250—59 (Litte bei Oonld,
S. 75—80), gleichfalls unter dem Jahr 1769. Diese
■drei Logen werden bis 1S13 immer fortgeführt , ob-
wohl sie bereit* 1770 snr schwedischen Grossloge
Ubergetreten waren, nachdem der englische Prorin-
.cialgroesmeistor Tullmaun Infolge der Verständigung
•wischen Stockholm und London sein Amt hatte auf-
geben müssen. Erst 18U nach der Vereinigung de?
beiden Londoner Oroeslogen wurden sie gestrichen.
{Vgl. auch Lane, Masonio Becords (1896), 8. 169.]
dische Grosse Landesloge (1* Gk L- Natio-
nale en Suede) »bestätigen und stiften«
(confirmer et constituer), ihn selbst zum
Grossmeister und Pfeiff zum Zugeordneten
ernennen, auch die unter der Grossen
Landesloge von S. arbeitenden 18 Logen
neu bestätigen [I, 68]. Darauf erfolgte
von England unterm 7. März 1770 eine
förmliche Anerkennungsurkunde, in der es
heisst: «wir anerkennen, erklären und
stiften die genannten 13 Versammlungen
als rechtmässige Logen und wollen, dass
alles, was sie bis heute getban haben, als
aus einer gesetzlichen Vollmacht fliessend
anerkannt werde« [I, S. 69 Anm.]. Es wird
ferner erklärt, dass die genannten Logen
die »schwedische Grosse Landesloge«
(Grande Loge nationale de Suede) bilden
sollen und dass der Graf Karl Friedrich
Scheffer*Landesgrossmei8tcr«(GrandMaftre
national) werde. Zuletzt wird die für Tull-
mann ausgefertigte Bestallung als »Provin-
zialgrossmeister« (Grand maitre provincial)
widerrufen und gewünscht, es möchte eine
»alliance ferme, sincere et inalterable«
zwischen der Grossloge von England und
der schwedischen Grossen Landesloge
bestehen fl, S. 69], Weder in dem
Schreiben Scheffers, noch in der Londoner
Bestätigung ist von einem Zugeständnis
der »Unrechtmäasigkeit der von Paris
(also dem Clermontschen Kapitel) er-
haltnen Konstitutionen« [vgl. vorige Auf-
lage dieses Handbuchs III, 207] die Rede,
vielmehr werden von London aus die bis-
herigen Handlungen der schwedischen
Johannislogen ausdrücklich als »emanant
d'une autoritä legale« anerkannt, die fran-
zösischen Vollmachten also, die, wie wir
nunmehr wissen, nicht vom Clermontschen
Kapitel, sondern von den rechtmässigen
französischen Grossmeistern Derwentwater
und Clermont herrühren, als rechtsgültig
behandelt. Die schwedische Grosse Landes-
loge war also als selbständige Grossloge
anerkannt und nicht etwa bloss als eng-
lische Provinzialloge, die letztere vielmehr
förmlich aufgehoben. Wie es bei dieser
offenkundigen Sachlage möglich war, dass
der englische Grossschriftführer Heseltine
(s. d.), der die Anerkennungsurkunde für S.
selbst mit unterschrieben hatte, kaum zwei
Jahre später behaupten konnte, der Herzog
von Beaufort habe den Grafen Scheffer
nur zum »Provinzialgrossmeister für S.«
ernannt, ist unverständlich, und noch un-
begreiflicher ist es, dass sogar ein Brief an
den Grafen Scheffer erging, der diesen als
Provinzialgrossmeister anredete und auf
seine Pflichten gegen den englischen Gross-
meister hinwies [vgl. Briefe Hesel tines bei
Kupferschmidt, AQU I, 204. Bh. 1889,
S. 27].*) Kein Wunder, dass Scheffer sich
•) Nach Hughans Angabe (AQC. I, 907) steht
8cheffer als „ProTiusialgrossmeister Ton 8." auf
Logenlisten seit 1770, wahrend vorher Fullmann (so !)
24*
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372
Schweden.
zu keiner Antwort bewogen fohlte. Übri- j
gens hat selbst Tullmann in einem Brief
an de Vignoles (s.d.) vom 27. Marz 1770 die
Anerkennung der Schwedischen Grossloge
gebilligt, wie de Vignoles unterm 27. Mai
bemerkt [I, S. 71]. Die meisten Mitglieder
der Tullmannschen Logen gingen zu den
schwedischen Logen über. Die Loge Bri-
tannia schloss sich als solche an, ging aber
1777 ein [McddeL II, S. 26]; die Loge Phö-
nix arbeitete unter Odhehus als Schotten-
luge weiter und wurde 1777 nach Heising-
fore verlegt [II, S. 25], sie teilte später das
Schicksal aller finnischen Logen; von St.
Georg in Gotenburg wird nichts Näheres
mitgeteilt, sie hat jedenfalls 1774 noch be-
standen [I, S. 67], aber wohl nicht mehr
als englische Loge. In den letzten Jahren
vor 1770 hatten die Stockholmer Logen
wenig gearbeitet, vielleicht infolge der
durch Tullmann hervorgcrufnen Streitig-
keiten, aber sie erwachten 1770 wieder,
namentlich seit König Gustav III. und
»eine Brüder, Karl*) und Friedrich Adolf,
1771 dem Orden beigetreten waren. Der
König erklärte sich zum »Beschützer* der
schwedischen Freimaurerei, nach dem
Beispiel seines Vaters, aber Grossmeister
ist er niemals gewesen. Prinz Adolf Fried-
rich übernahm noch 18. Dez. desselben
Jahres den Hammer der Schwedischen
Armeeloge. Am 4. Mai 1773 Hess sich
Herzog Karl in das Grosskapitel aufneh-
men**), am 17. August folgten ihm König
Gustav und Herzog Friedrich Adolf, und
der König wurde nun des Ordens »Hoher
Beschützer«, vermutlich nach der Bezeich-
nung «Grand Protecteur», den Salomo in
der »Instruction pour le Depute* de Salo-
mon« führt [vgl. BZC. 1878, S. 62]; noch
heute ist der schwedische König »Ordens
aufgeführt wurde. Im Konstitutionenbuch you 1767
■teht gleichfalls Pullmann, aber 1784 (8. 4t9) wird
Graf Scheffer uoeh als ProvinzialgrossmeUter für 8.
genannt, obwohl er seit 1774 nicht mehr Landes-
groMineister war.
•> Lachmann (Geschichte der Freimaurerei in
Braunschweig [1844], 8. M>) erz»hlt, 11. Okt. 1770 sei
Prinz Karl von 8. auf der Durchreise zu Braun-
schweig in der Loge St. -Charles de la conoorde ge-
wesen, habe der Aufnahme des Printen Leopold bei-
gewohnt und habe auf seinen Wunsch die Mitglied-
schaft der Loge erhalteu. Prins Karl wurde in Stock-
holm erst im folgenden Jahre aufgenommen, ist also
in Braunschweig jedenfalls nur, vermutlich auf seinen
Wunich, weil er ein fremder Prin» war, vom Herzog
Ferdinand mitgenommen worden.
**) Herzog von Södermanland war er seit 1772. In
seiner Abaageschrift an die strikte Observanz vom
10. April 1781 (bei Nettelbladt, Geschichte Freimau-
rerischer Systeme [1879], 8. 404) bezeichnet er 1772
als das Jahr seiner Aufnahme in den „U. O.' (hoben
Orden). Ks ist nicht klar, ob er damit seine erst«
Aufnahme oder seinen Eintritt ins Kapitel meint; auf
Jeden Fall ist er im Irrtum , denn aus dem Stock-
holmer Archiv ergiebt sich, da«» er 1771 aufge-
nommen und 177S ins Kapitel gekommen ist [Meddel.
I, 73, 74J. — Prinz Friedrich Adolf war seit 1778
Herzog von Ustgotland.
j Höge Beskyddare« (des Ordens Hoher
Beschützer). Im April 1774 stiftete Her-
zog Karl auf Grund einer von der An-
dreasloge L'innocente erbetnen Urkunde
die neue Andreasloge Glindrande Stjür-
nan (Flammender Stern), die er bis 1777 als
wortführender Meister selbst leitete. Wie
Eckleff 1766 an die Berliner Maurer Ak-
ten und Gerechtsame verkauft hatte, da
er sie als persönliches Eigentum betrach-
tete, so trat er in Stockholm Ende 1773
oder Anfang 1774 Amt, Akten und Ge-
rechtsame für Geld an Herzog Karl ab,
worüber Eckleff selbst und Bierken in
Briefen an Zinnendorf mehrfach berichten
[vgl. BZC. 1878, S. 143], und aus den
Stockholmer Protokollen erfahren wir, das*
Eckleff 14. Mai 1774 zum letzten Mal ein
Kapitel leitete, dann sein Amt niederlegte
und dem Herzog Karl zugleich mit allen
dem Ordenskapitel gehörigen Akten auch
das Gerätinventar übergab. Am 17. Juni
liess sich der Herzog noch förmlich zum
Leiter (styresman) des schwedischen Gross-
kapitels wählen. Er vervollständigte daun
die Beamten des Kapitels, so dase ihm
(als Ordensmeister) 1 Oberarchitekt, 1 Un-
terarchitekt und 9 andre »höchste Beamte«
zur Seite standen (I, S. 78]. Am 80. Nov.
1774 legte Graf Scheffer sein Amt nieder
und übcrlicss es dem Herzog Karl, der
nun auch Landesgrossmeister wurde. Er
griff alsbald thatkräftig ein, um eine
strengere Ordnung im Verhältnis der Toch-
terlogen zur Grossloge herbeizuführen.
Da die schwedische Freimaurerei infolge
ihrer Herkunft aus Frankreich vorwiegend
französisches Gepräge trug, sowohl im Ge-
brauchtum, wie in den Gesetzen, ander-
seits aber seit 1770 Anknüpfung an Eng-
land erreicht war, obwohl die Engländer
nach ihrer Art die Beziehungen sehr
gleichgültig behandelten, wollte Herzog
Karl doch eine gewisse Annäherung an
die englische Weise bewirken. Er befahl
29. März 1775 die Anfertigung einer ge-
nauen Übersetzung der englischen Frei-
maurergesetze, die er hatte kommen lassen,
und verkündete, er wolle nach englischem
Muster eine »Stewardsloge« stiften, zu-
nächst mit 12 ausgewählten Mitgliedern
der höhern Grade. Eingesetzt wurde sie
9. Dez. d. J., in der Stiftungsurkunde ist
aber der 29. März 1775 als Stiftungstag:
angegeben; ihre Bestimmung soll sein,
»alles zu bewerkstelligen und zu veran-
stalten, was die Grosse Landesloge ihr
aufträgt und was zu des uralten und
ehrwürdigen Freimaurer- Ordens Glanz,
und Ansehen in S. gereichen kann«
[Meddel. II, S. 2—4]. Die Loge soll da»
Kecht haben, stets 12 Abgeordnete in die
Grossloge zu senden (wie io England).
Zugleich verbot der Herzog den Mitglie-
dern höherer Grade, denen niederer Grade
über Dasein. Arbeitszeit und Ort des Ka-
pitels irgendwelche Mitteilungen zu ma-
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Schweden.
373
eben, nur Johannisloge, Andreasloge und
Stewardsloge sollteu den letztern bekannt
sein. Eine Bückkehr zu den englischen
Ritualen beabsichtigte aber der Herzog
nicht, vielmehr wurde 19. Nov. 1777 ver-
fügt, dass alle Logenmeister die Ritual-
akten ihrer Logen zur Durchsicht bis zum
21. Dez. einsenden sollten. Dann folgten
Bestimmungen für Herstellung der Einheit
in den Ritualarbeiten, und dabei haben
die Eckleffschen Akten wieder als Muster
gedient [II, 8. 29]. 1776 war v. Castillon
(s. d.) als Abgesandter Zinnendorfs in
Stockholm, um die zur Errichtung eines Ka-
pitels in Berlin noch fehlenden Dinge
zu erlangen. Er wurde freundlich aufge-
nommen, auch von Herzog Karl selbst,
und erhielt auf dessen Befehl ein wichtiges
Kleinod, sowie das Ordenspanier und das
Ordensschwert, die Eckleff benutzt hatte,
auch eine in Stockholm angefertigte
grosse Ordenskette [vgl. BZC. 1876, S. 2].
Der H erzog schrieb unterm 18. Sept. 1776
einen Brief an Zinnendorf, in dem er seine
hohe Befriedigung ausspricht, dass die
Maurer in Berlin nun endlich ein Gross-
kapitel bilden können, um die Wahrheit
und das Licht bei sich zu befestigen [ab-
gedruckt bei Nettelbladt, Gesch., S. 716;
zum Teil auch BZC. 1878, 8. 151, Anm .**].
Inzwischen waren durch Vermittlung
Plommenfeldts (s. d.), der Reisen ge-
macht hatte und besondere Kundschaft
zu besitzen vorgab, Unterhandlungen zwi-
schen der strikten Observanz in Deutsch-
land und dem Herzog Karl angeknüpft
worden, die auf eine engere Verbindung
beider hinzielten. Der deutsche Heermeis-
ter v. Hund war gestorben, und man be-
mühte sich, Herzog Karl zu seinem Nach-
folger wählen zu Tassen.*) Eine der Be-
dingungen der strikten Observanz war
aber, dass die S. die Stiftungsurkunde,
die Zinnendorf von Stockholm erhalten, für
nichtig erklären und die Akten zurückfor-
dern sollten. Der Herzog widerstrebte erst
[vgl. Nettelbladt, 8. 384], Hess sich aber
zuletzt doch herumbringen und gab 1777
unter Mitwirkung seiner Beamten die Er-
klärung ab, die schwedische Grossloge habe
niemals eine Zinnendorf von EcklefT ge-
gebene Vollmacht bestätigt, diese sei also
ungesetzmässig und für ungültig zu erklä-
ren. Hierzu hatte der Herzog kein Recht,
denn er selbst hatte seine Gerechtsame
ebenso wie Zinnendorf, nämlich durch
Kauf, von Eckleft' erworben, konnte also
") Ausführliche Mitteilungen darüber finden sich
bei Schröder, Materialien cur Geschichte der Frei-
maurerei, III, 64—72, 78, 82- 89, 112— 116, 124—129,
1»+— 145 nehet einer Ansaht Ton Heilagen und einer
beaondern nachträglichen Beilage: „Verhandlungen
de« VicariaU der strikten Observans mit den schwe-
dischen Deputirten des erleuchteten Capitels; vom
8ept. 1777 bis ult. April 1778" (Jena 1810) Vgl. ausser-
dem Nettelbladt, Oeschichte Fretmaurcrischcr Sys-
teme, 8. 882-411.
Zinnendorf dessen Gerechtsame nicht strei-
tig machen oder gar absprechen. Das Ver-
fahren hatte keinen Rechteboden, die
Aufhebung des Freibriefs war wider-
rechtlich und gesetzlich wirkungslos,
konnte daher auch keinen Erfolg haben;
sie zerstörte aber das bisherige freund-
schaftliche Verhältnis zwischen Berlin
und Stockholm, wenn auch ein privater
Briefwechsel wohl noch eine Zeitlang fort-
gesetzt wurde. Die langwierigen Verhand-
lungen führten endlich 1778 dahin, das*
Herzog Karl zum Heermeister der VII.
Provinz gewählt wurde; aber er hat
keine Freude davon gehabt, sondern
nur Verdriesslichkeiten , die ihn veran-
lassten, durch ein ausführliches Schreiben
vom 10. April 1781 auf sein Amt zu ver-
zichten.41) Inzwischen hatten die 8. vou
der strikten Observanz und dem da-
mit verbundnen Klerikat, wohl auch von
Plommenfeldt, mancherlei angenommen,
z. B. die lateinischen Ritternamen, die
templerischen Provinzen, verschiedne neue
Logenämter, eine stärkere Betonung des
Templertums, die Berufung auf unbe-
kannte Obere, die Einsetzung geistlicher
Würdenträger, die Einflechtung alchemis-
tischer Dinge. Den Höhepunkt templeri-
scher Neigungen in Anlehnung an die
strikte Observanz bezeichnet die am 15.
März 1780 in feierlichster Weise vollzogne
Aufrichtung der IX. Provinz für S. König
Gustav HI. begeisterte sich sehr für die
wirkliche Erneuerung des Ordens und
wollte sogar verdienten Rittern des In-
und Auslands einträgliche Lehen zu-
kommen lassen; er unterschreibt sich Pro-
tector Ordinis und Eques a Corona vindi-
cata [vgl. Schröder, III, 279—81]. Auf
seine Veranlassung erfolgte die Aufrich-
tung der IX. Provinz und die Einsetzung
des Herzogs Karl zum »Vicarius Salomo-
nis« (Beschreibung bei Schröder, III, 361
bis 378); diese Benennung ist aber nicht
neu und nicht templerisch, sondern aus
den Eckleffschen Dokumenten entnommen
[vgl. oben S. 869], wo der unbekannte
Oberste »Salomo* und sein Vertreter
»Vicaire« oder »Depute" et Vicaire« heisst,
also »Vicaire de Salomon«. Am 22. März
1779, als seine Wahl zum Heermeister
der VII. Provinz gesichert schien, hatte
Herzog Karl Beinen Bruder Herzog
Friedrich Adolf von Ostgotland als »Lan-
desgrossmeister« eingesetzt, dem später
die Benennung »Salomonis Procurator«
beigelegt wurde [II, 8. 66]. Schon 1777
war die Zahl der Grossbeamten auf 21
vermehrt, und 10 Unterbeamte waren hin-
zugefügt [II, 29]. Ob damals zugleich die
Einrichtung der Landesloge bereits so
umgestaltet oder vorbereitet wurde, wie
*) Der Brief ist vollständig abgedruckt bei Nettel-
bladt (a. a. O. S. 404—411), gerichtet an das Direk-
torium der VII. Prorinr.
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374
Schweden.
sie später erscheint, ist nicht ersichtlich,
lässt »ich aber vermuten. Darnach wurde
die Grosse Landesloge mit dem Kapitel
derartig verschmolzen, dass beide ein
Ganzes bildeten und die Befugnisse der
ursprünglichen Landesloge auf die höchste
Abteilung übergingen [I, 55]. 1779 erhielt
das Grosskapitel in den höhern Graden
den Namen »Nordisches Priorat« (auch
»Schwedisches Priorat«), und es wurde
dafür ein » Direktorium« eingerichtet, ah
dessen Wortführenden der Ordensmeister
seinen Bruder am 22. März feierlich ein-
setzte. Dieses »Direktorium des nordi-
schen Priorats von der IX. Provinz«, wie
es sich nach dem 15. März 1780 nannte,
»andte einen Bericht über die Feierlichkeit
nach Deutschland, da unliebsame Gerüchte
sich verbreitet hatten, um die deutschen
Maurer zu beruhigen (bei Schröder, III,
361—78). Die Missstimmung blieb aber
bestehen, und als Herzog Ferdinand von
Braunschwei? (s. d.) zu einem allgemeinen
Konvent einlud, ohne dem Heermeister
Herzog Karl Kunde zu geben, verbot
dieser die Abhaltung in einem sehr ent-
schieden gehaltnen Schreiben vom 20. Febr.
1781 [vgl. Schröder, HI, 138]. Das Di-
rektorium entgegnete darauf unterm 28.
März 1781 ; ehe jedoch diese Antwort den
Herzog erreichte, sandte er seinen Absage-
brief vom 10. April 1781 (s. o.). Von nun
an richtete er sein Augenmerk um so eif-
riger auf den Ausbau der schwedischen
Lehrart. Schon 1778 war ein Ausschuss
ernannt, um Gesetze, Rituale und Ge-
bräuche neu zu bearbeiten. Die Andreas-
logen erhielten Sitz und Stimme in der
Grossen Landesloge, die fortan dreimal
jährlich zusammentreten sollte. Zur Er-
gänzung der Akten, die in den höchsten
Graden noch Lücken hatten, bemühte er
sich, neue Erwerbungen zu machen, und
muss auch manches zusammengebracht
haben [I, 50; II, 71], worüber aber heute
nichts Gewisses mehr gesagt werden kann,
da nach Fertigstellung der neuen Bear-
beitungen (um 1800) die benutzten Hilfs-
mittel beseitigt worden sind. Zuerst sind
anscheinend die Kapitelgrade vervollstän-
digt worden, wohl noch in den 80er Jahren;
gegen Ende des Jahrhunderts wurden die
Johannis- und Andreasgrade neu bearbeitet
und ein sehr umfangreiches Grundgesetz
zum Abschluss gebracht. Während einer
Reise, die der Herzog 1798 und 1799
machte, wo er Bich in Prag und Wien
längere Zeit aufhielt, hat er manches ge-
funden, auch fortwährend eigenhändig
die Akten der Grade 1 — 5 in Arbeit ge-
habt und die fertigen Stücke immer nach
Stockhohn gesandt [vgl. Meddel. II, S. 117
bis 122, vgl. auch Schwedische Lehrart].
Inzwischen hatte sich der Bestand der
Logen -mehrfach geändert. Die Loge Adolf
Friedrich stellte 1775 ihre Arbeiten ein,
Sinceritas 1777, St. Edvard vereinigte sich
1781 mit St.-Jean auxiliaire, die Siebente
Johannisloge 1797 mit L'union, diese 1799
mit St.-Jean auxiliaire unter dem Namen
Nordische Erste, die Schwedische Armee-
loge ging 1788 ein, die deutsche Loge Karl
anscheinend schon früher; die Andreas-
logen L'innocente und Flammender Stern
traten 1800 zusammen als Der nordische
Zirkel. Neu gegründet waren die Johannis-
logen St. Christoph in Christianstad 1776,
EliBabet 1787 in Kanton in China (einge-
gangen), Gustav Adolf zu den drei Strahlen
1798 in Stralsund (gehört jetzt zur Grossen
Landesloge in Berlin)*), Södermanland 1798
in Gustavia auf St.-Barthdlemy (ging bald
ein), Karl zu den drei Greifen 1800 in
Greifswald (s.d.), Die mittlere Säule 1800 in
Jönköping, die Andreaslogen Der kubische
Stein in Christianstad und Die drei ver»
einigten Kronen in Gotenburg, beide 1777,
Quatuor Elements 1800 in Stralsund (ge-
hört jetzt zur Grossen Landesloge in Berlin).
»Kapitel- oder Stuartslogen« unter »Pro-
vinzialmeistern« entstanden 1778 in Abo
in Finland und in Christianstad, 1779 in
Gotenburg; ein 1779 für Stralsund ge-
plantes Kapitel scheint nicht zustande
gekommen zu sein [II, 47], ebensowenig
eins 1784 für Strassburg [II, 106]. In Russ-
land hatte die schwedische Lehrart bereite
1770 Eingang gefunden und seit 1774 durch
v. Rosenberg eine stärkere Verbreitung
gewonnen, so dass 1776 der bisherige eng-
lische Provinzialgrossmeister Yelagin (s. d.)
mit seinen Logen zu den schwedischen über-
trat und nun schwedischer »Provinzial-
meister« für Russland wurde. 1778 wurde
die Stiftung eines schwedischen Provinzial-
kapitels in Petersburg vorbereitet und 1779
wirklich vollzogen, mit dem Fürsten Ga-
garin als Meister, nachdem dieser vorher
im selben Jahre, weil Yelagin sich miss-
liebig gemacht, eine neue Provinzialloge
gegründet hatte und vom Herzog Karl als
Provinzialgrossmeister anerkannt worden
war. Diese Provinzialloge nannte sich
aber bereits »Nationalgrossloge«, und Ga-
garin äusserte bald seine Unzufrieden-
heit über die Abhängigkeit von S. , die
bei der Kaiserin Missvergnügen erregt
habe [II, 82]; 1783 hörte die Verbindung
auf [vgl. oben H, S. 272]. 1780 entstand
in Gotenburg eine Loge St. Magnus mit
Urkunde von der Grossloge von Schott-
land, scheint aber nicht lange gearbeitet
zu haben; da die Stiftungsurkunde im Be-
sitz der Loge Salomon gefunden ist, sind
die Mitglieder vermutlich zu dieser über-
getreten [U, 79]. 1800 umfasste also die
schwedische Grossloge neben dem Gross-
*) Die Logen Eintracht und La Charit* (beide von
176S) waren in den 70er Jahren eingegangen, aneb
die itrikte Obierran* hatte «ich sieht halten können ;
da wandten »ich 1797 einige pornmenche Maurer
wieder uach Stockholm und erhielten 1796 Ton dort
eine Stiftungeurkande.
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Schweden.
375
kapitel drei Provinzialkapitel (Provinzial-
logen), vier Andreaslogen und zehn Jo-
hannistagen. Die finnischen Logen mussten
1810 eingehen, als Finland an Russland
kam, die Logen in Greifswald und Stral-
sund mussten 1816 zur Grossen Landesloge
in Berlin übertreten. Es sind aber nach
1800 viele neue Logen gegründet worden,
so dasa heute, nachdem 1891 die norweg-
schen zu einer getrennten Grossen Landes-
loge sich zusammengethan haben, 4 Pro-
vinziallogen, 12 Andreastagen und 21 Jo-
hannislogen zur Grossen Landestage von
S. gehören (wegen der Gliederung
vgl. Schwedische Lehrart). — Die kö-
nigliche Familie ist dem Orden treu ge-
blieben. Der am 1. Nov. 1778 geborne
Kronprinz (später König Gustav IV.)
wurde gleich am folgenden Tage mit des
Königs Zustimmung zum Mitglied des
Ordens ernannt und das rote Kreuz ihm
vom Vater in die Wiege gelegt. Dasselbe
geschah im Aug. 1782 mit dem am 25. Aug.
1782 gebornen Prinzen Karl Gustav [II,
47, 97J. Als der Kronprinz seinem 1792
ermordeten Vater gefolgt war, wünschte
er dem Orden förmlich beizutreten. Er
wurde am 20. März 1793 von Herzog Karl
in einer kleinen Versammlung der vor-
nehmsten Mitglieder historisch aufgenom-
men und mit dem roten Kreuz geschmückt
und erschien am 22. März im Grosskapitel
als »Ordensbeschützer« [II, 111]. Am
22. April 1795 wurde eine grossartige
Trauerloge für Gustav III. abgehalten.
Der junge König besuchte fleissig die Ar-
beiten, zeigte grosses Interesse für die
Freimaurerei und begünstigte den Orden,
so lange er König war (bis 1809). Sein
Oheim HerzogKarl folgte ihm als Karl XIII.
auf dem Thron, blieb aber Ordensmeister
bis zu seinem Tode (1818). Herzog Fried-
rich Adolf, sein Bruder, war Landesgross-
meister (seit 1779) bis zu seinem Tode
(12. Dez. 1808); ihm folgte Bein Neffe Karl
Gustav (19. März 1804), der aber schon 10.
Sept. 1805 starb. Die nächsten Jahre ver-
waltete Herzog Karl wieder selbst (wie
1774 — 79) zugleich dieses Amt, übertrug
es aber 26. Dez. 1810, da er 1809 König
geworden war, dem am 5. Nov. 1810 von ihm
adoptierten Marschall Bemadotte, der als
schwedischer Kronprinz die Namen Karl
Johann annahm. Karl XIII. verwandelte
27. Mai 1811 das rote Kreuz in einen öf-
fentlichen Staatsorden als Orden Karls XIII.
(s. d.), der aber nur einer beschränkten
Zahl von Maurern verliehen wird, an aus-
ländische nur sehr selten, und dann nur
ganz vereinzelt an nichtfürstliche.*) Als
*) Nach G.W. v.Francken» Matrikel öfver Svenska
Stora Landtlogen« Grundlaggare och Embetaman
(Stockholm 1880), der auch die obigen Angaben über
die schwedischen Landesgrossmeister (8. 22) ent-
nommen sind, haben folgende Atislander den Orden
erhalten : Prinz Wilhelm Friedrich Karl der Nieder-
lande, König Friedrich VII. von Danemark, Kaiser
König wurde Karl XIII. auch wie seine
Vorgänger »Ordensbeschützer«, nachdem
GuBtav IV. Adolf 1811 vom Ausland aus
dieses Amt niedergelegt hatte. Karl XIV.
Johann übernahm 1818 nach dem Tode
Karls XIII. das Amt des Ordensmeisters
und Beschützers und ernannte seinen Sohn,
den Kronprinzen Oskar, zum Landesgross-
meister. Dieser wurde als Oskar I. 1844
Ordensmeister und Beschützer, blieb aber
auch zugleich Landesgrossmeister, weil
der Kronprinz Karl damals erst 18 Jahre
alt war; er wurde 1849 als Landesgross-
meister eingesetzt. 1859 folgte er als
Karl XV. seinem Vater als Ordensmeister
und Beschützer, sein Bruder, Prinz Oskar,
Herzog von Ostgotland, wurde Landes-
grossmeister.*) 1872 wurde er König als
Oskar II., weil Karl XV. keinen Sohn
hatte, und ist seitdem Ordensmeister sowie
Beschützer, während er seinen Bruder,
Herzog August von Dalekarlien, zum
Landesgrossmeister machte. Dieser starb
bereits 4. März 1873, so dass der König
selbst zugleich das Amt übernahm und es
erst 22. März 1880 dem Kronprinzen Oskar
Gustav Adolf übertrug. Die Prinzen des
Königl. Hauses werden grundsätzlich in
den Orden aufgenommen. — Über das Ver-
hältnis zu England ist zu bemerken, dass
nach 1770 bezw. 1772 der Verkehr aufgehört
hatte; ein Versuch der Wiederanknüpfung
ist 26. Mai 1784 von schwedischer Seite
gemacht worden mit einem Schreiben, das
Kupferschmidt im Archiv der Londoner
Grosstage aufgefunden hat [vgl. AQC. I,
206; Bh. 1889, S. 36]. Es wird gesagt,
dass aller Briefwechsel aufgehört habe,
»seit der Zeit, wo Tullmanns ungeziemende
Ansprüche die Hauptursache waren«, man
wünsche aber die Beziehungen herzustellen,
sende daher ein Verzeichnis der Gross-
beamten und erbitte die gleiche Aufmerk-
samkeit. Dieser Brief ist niemals beant-
wortet worden. Erst 1799 sandte Herzog
Karl wieder einen Brief an den damaligen
englischen Grossmeister Prinzen von Wales,
worin um eine Vereinigung und gegen-
seitige Vertretung nachgesucht wurde,
worauf man diesmal in London bereit-
willig einging, zumal da jenes Schrei-
ben vom 24. Jan. 1798 von dem schwe-
dischen Legationssekretär Freiherrn Sil-
fverhjelm als besondenn Bevollmächtigten
Wilhelm I., Kaiser Friedrich III., der danischo Ge-
heime Ronferenzrat Cosinus, der Prinz von Wales,
der Berliner Ordensmeister v. Dachroeden, der Kron-
prinz von Dänemark (8. 21). Spater erhielten ihn
Prinz Hans von Schleswig -Holstein -Sonderburg-
OlUcksburg, Prinz Friedrich Leopold von Preussen
nnd der frühere Ordensmeister Alexis Schmidt.
') In der Schrift „Einige Aufzeichnungen Uber den
Freimaurerorden in 8. und Norwegen" (Stockholm
1884) wird gesagt, er sei schon 1862 Landeagroes-
moister geworden (8. 0), aber die« ist gewiss ein
Druckfehler, denn v. Franckun gisbt 1869 (a.a.O.
| 8. 23) als da« Jahr an.
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376
Schweden.
des Herzogs Karl 10. April 1799 persön-
lich überreicht wurde. Seitdem hat ein
ungestörtes freundschaftliches Verhältnis
zwischen beiden Grosslogen bestanden. —
Eine Verbindung zwischen den Grossen
Landeslogen von Berlin und Stockholm
wurde durch deutsche Abgesandte 1819
wieder hergestellt und ist in der Folgezeit
immer enger geworden. Die schwedische
Lehrart wurde 1855 in Dänemark einge-
führt und herrscht dort allein. Allmählich
sind zwischen 8. und den meisten euro-
päischen, sowie vielen aussereuropäischen
Grosslogen Beziehungen angeknüpft wor-
den; die neuste »Matrikel« (für 1900) führt
23 Grosslogen auf, mit denen gegenseitige
Vertretung gilt, und 18 Grosslogen, mit
•denen Briefwechsel unterhalten wird; von
den deutschen Grosslogen gehören drei
(Grosse Landesloge, Zur Eintracht, Frank-
furt a. M.) zur ersten, vier (Drei Welt-
kugeln, Royal York, Hamburg, Sachsen)
zur zweiten Gruppe, während mit der
Grossloge Zur Sonne in Bayreuth gar keine
Verbindung besteht, vermutlich wegen
des Zwists der Tochterlogcn dieser Gross-
loge in Norwegen mit den Logen schwe-
discher Lehrart. — II. Über die Organi-
sation der Grossen Landesloge von S.
vgl. Schwedische Lehrart. — HI. Sta-
tistik. Die Grosse Landesloge von S.
zählt 1900 4 Provinziallogen in Christian-
stad, Gotenburg, Linköping und Karlstad;
12 Andreaslogen in den nachstehend mit
* versehenen Städten und 21 Johannislogen
in Stockholm (2)* Gotenburg* Karls-
krona*, Christianstad*, Jönköping, Karl-
stad*, Linköping*, Halmstad*, Kalmar*,
Norrköping, Gefle* Malmö* Örebro*,
Visby, Venersborg, Sköfde, Oskarshamn,
Sundsvall, Eskilstuna und Heisingborg*.
Die Mitgliederzahl betrug Ende 1899
10985. — IV. Litteratur. Trotz der
grossen Verbreitung, der sich die Frei-
maurerei in S. erfreut, ist die Litteratur
nur gering. Das bedeutendste freimaure-
rische Werk ist eine Bearbeitung dieses
Handbuchs, das unterm Titel »Handbok
fÖr Frimurare« 1892 fg. in Stockholm er-
schienen ist. Für die Geschichte sind die
oben erwähnten »Meddelanden fr&nSvenska
Stora Landslogens arkiv och bibliotek«
(2 Hefte, Stockholm 1892 und 1898) die
wichtigste Quelle, der gegenüber Dahl-
green, Frimureriet med tillämning p&
Sverige (Stockholm 1842) und G. W. v.
Francken, Matrikel öfver Svenska Stora
Landtlogens Grundläggare och Embetsmän
(das. 1880) nunmehr veraltet sind. Weiter
seien erwähnt: Einige Aufzeichnungen
über den Freimaurerorden in S. und Nor-
wegen während der Jahre 1872—82 (das.
1884); Füll Middag, Bidrag tili svenska
frimureriets historia (das. 1885); Frölich,
Mina Frimurare-Minnen fr&n Stockholm
och London (das. 1889). Aus dem Deut-
schen wurden übersetzt Slarcks Apologie
(Stockholm 1773), Sareena (das. 1820),
Hengstenbergs Die Freimaurerei und das
Evangelische Pfarramt (Norrköping 1860),
Henne-Am Rhyns Adhuc stat (Stockholm
1864). Die Festreden, die König Oskar II.
1852—68 in der Loge St. Erik in Stock-
holm als deren hammerführender Meister
gehalten hat, erschienen gesammelt in
deutscher Übersetzung (Oberhausen und
Lpz. 1882). — V. In S. ist eine grössere
Anzahl freimaurerischer Denkmünzen
geprägt worden; wir verweisen auf HMW.
Nr. 173—202 und Merzdorf, Die Münzen
der Freimaurerbrüderschaft S.'s (Lpz. 1866)
(Abdruck aus L. XXV, 51—68. Vgl. Bh. 1889,
S.25. HZC. Nr. 139, S. 50. L. 1879, S. 84.]
Schweden (Königshaus). In keinem
andern Lande hat die Freimaurerei eine
so weitgehende Teilnahme und Förderung
von seiten des Herrscherhauses erfahren,
wie in S.
1) Die Nachricht, dasa König Fried-
rich I. (1720—51) unterm 21. Okt 1738
die Versammlungen der Freimaurer bei
i Todesstrafe verboten, aber bald darauf
diese Verordnung wieder aufgehoben habe,
ist unverbürgt und ganz unwahrscheinlich
[vgl. Meddelanden I, 18].
2) Sein Nachfolger Adolf Friedrich,
seit 1751 König von S., geb. H.Mai 1710,
gest. 12. Febr. 1771, übernahm 1753 die
»Obermeisterschaft aller Freimaurerver-
einigungen im Reiche* und nannte sich
ihren »Beschützer« [vgl. Meddel. I, 20].
Ob er förmlich als Mitglied aufge-
nommen wurde, ist zweifelhaft, wir er-
fahren nur aus einem spätem Schrift-
stück des Landesgrossmeisters Grafen
Scheffer, dasa er »geruht hat, den Rang
und den Namen eines Bruders anzuneh-
men« (aeeepter la qualite' et le titre de
Frere). Die Loge Adolf Friedrich in
Stockholm, die seinen Namen erhielt, galt
lange nicht als gesetzmässige Loge [vgl.
oben S. 370], und dass der König ihr
Meister gewesen, wird erst 1806 behauptet.
Von einer nennenswerten Teilnahme für
die Freimaurerei ist nichts Sicheres be-
kannt, auch war er nicht Mitglied der
Andreasloge und des Kapitels, sondern
sein Name begegnet nur in den Matrikeln
der Loge Adolf Friedrich und der Schwe-
dischen Armeeloge (gest. 1762). Zur Feier
der Geburt des Kronprinzen Gustav (13. Jan.
1746 a. St.) und der Prinzessin Sophie
Albertine (8. Okt. 1753) wurden Denk-
münzen gesojihigen [vgl. HMW. Nr. 173
bis 175] und feierlich überreicht; zu Ehren
der letztern schritt man auch zur Grün-
dung eines Waisenhauses in Stockholm,
dessen Beschützerin sie später wurde (vgl
HWM. Nr. 1811.
3) Gustav III., seit 1771 König von S.,
Sohn des Vorigen, geb. 24. Jan. 1746, gest.
29. März 1792, wurde alsbald mit seinen
Brüdern Karl, seit 1772 Herzog von Söder-
| manland (Nr. 7), und Friedrich Adolf, seit
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»Schweden.
377
1772 Herzog von Oatgotland (Nr. 4), Frei-
maurer und erklärte sich als dessen
•Beschützer« , er hat aber nie ein Amt
bekleidet Am 17. Aug. 1773 liess er sich
ins Kapitel aufnehmen, zugleich mit. sei-
nem jüngsten Bruder [Meddel. I, 74]. Über
die Ernennung seiner Söhne, des Kron-
prinzen Gustav Adolf (Nr. 5) und des
Prinzen Karl Gustav (Nr. 6), zu Freimau-
rern gleich nach ihrer Geburt vgl. oben
8. 375). Auf seine Geburt und seinen Tod
wurden Denkmünzen geprägt [vgl. HMW.
Nr. 173, 184]. Er erliess eine Erklärung,
die öffentliche Wiederherstellung des Tem-
pelherrenordens betr., die abgedruckt ist L.
XXVin, 19.
4) Friedrich Adolf, schwedischer Erb-
fürst, Herzog von Ostgotland, Bruder des
Vorigen, geb. 28. Juli 1750, geat. 12. Dez.
1803 in Montpellier, war 22. März 1779 bis
zu seinem Tode Landesgrossmeister der
Grossen Landesloge von 8. [Vgl. Bh.
1889, S. 36.[
5) Gustav IV. Adolf, 1792-1809 König
von S., Sohn Gustavs III., geb. 1. Nov.
1778 in Stockholm, gest. 7. Febr. 1887
als Oberst Gustafson im Exil in St. Gallen,
stand zuerst unter der Vormundschaft
seines Oheims, des Herzogs Karl von
Südermanland, liess sich von diesem am
20. März 1793 aufnehmen und am
22. März als » Ordensbeschützer« den Ka-
pitelbrüdern vorstellen (vgl. oben S. 875).
Er hat auch rege Teilnahme gezeigt und
erst 1811, als er schon zwei Jahre im Aus-
land geweilt hatte, auf seine Stellung als
»Beschützer« verzichtet. Dass er nach
seinem Regierungsantritt alle schwedischen
Prinzen für geborne Freimaurer erklärt
habe, wird gesagt, ist aber unverbürgt,
nach Aussage eines unterrichteten schwe-
dischen Maurers sogar unrichtig. Dagegen
hat der König kurz vor seiner Entthronung
(13. März 1809) von einer gegen geheime
Gesellschaften gerichteten Verordnung die
Freimaurer ausgenommen [vgl. Thory, Acta
Lat. H, 89].
6) Karl Gustav, Herzog von Samland
una später Grossfürst von Finnland, Bruder
des Vorigen, geb. 25. Aug. 1782, gest.
10. Sept. 1805, war vom 19. März 1804
bis zu Beinern Tode Salomos Procurator oder
Landesgrossmeister.
7) Karl XIII., seit 1809 König von 8.,
vorher Herzog von Södermanland, Bruder
Gustavs IH. (Nr. 3), geb. 7. Okt. 1748,
gest. 5. Febr. 1818, folgte 1809 seinem ent-
thronten Neffen Gustav IV. Er war mit
schwärmerischer Begeisterung der Freimau-
rerei ergeben und einer ihrer eifrigsten För-
derer, die je gelebt haben. Seine Thätig-
keit ist in den Artikeln «Schweden« und
»Schwedische Lehrart« dargelegt. Von der
Freimaurerei und ihren Zwecken und Zielen I
hatte er eine hohe ideale Auffassung, die
in den hauptsächlich von ihm bearbeiteten
Akten stark ausgeprägt ist. Abenteuern-
den Männern, wie Plommenfeldt (s. d.), lieh
er wohl manchmal ein zu williges und zu
gläubiges Ohr. Dass bei der Bewerbung
um die Führung der VH. Provinz der
strikten Observanz politische Beweggründe
wirksam gewesen seien, wird meist be-
hauptet, ist jedoch keineswegs sicher zu
erweisen. 1771 in den Orden aufgenom-
men, trat er am 4. Mai 1778 ins Kapitel,
wurde 7. Juni 1774 Ordensmeister bis zu
seinem Tode und war zweimal zugleich
Landesgrossmeister, 30. Nov. 1774 bis
22. März 1779 und 10. Sept. 1805 bis
26. Dez. 1810. Am 27. Mai 1811 verwan-
delte er das rote Kreuz in einen Staats-
orden (Orden Karls XIII., s. d.J, zu
dessen Inhabern seitdem die schwedischen
Prinzen gleich nach ihrer Geburt ernannt
werden, den sie aber erst später tragen
dürfen, wenn sie Freimaurer geworden
sind und die entsprechende Stufe erreicht
haben (nach Mitteilung aus S.). Dam zu
Ehren wurden zwei Denkmünzen (1787
und auf seinen Tod 1818) geschlagen [vgl.
HMW. Nr. 188, 189. Z. 1886, 8. 61].
8) Karl XIV. Johann, ursprünglich
Jean Baptiste Jules Bernadette , seit 1818
König von S. und Norwegen, geb. 24. Juni
1763 in Pau, gest 8. März 1844, war 1810
bis 1818 als Kronprinz Landesgrossmeister,
als König Ordensmeister bis zu seinem
Tode. Unter ihm vollzog sich die Aus-
söhnung der Grossen Landesloge in
Berlin mit der schwedischen Gross-
loge, und eine Gesandtschaft der erstem,
die 1819 in Schweden war, erwirkte die
Mitteilung der umgearbeiteten und er-
weiterten Akten, so dass nun auch in
Deutschland eine Umarbeitung erfolgen
konnte, die hauptsächlich von Christian
K. F. W. Freiherrn von Nettelbladt (s. d.)
bewirkt wurde. Zu seinem 25 jährigen
Regierungsjubiläum 1848 wurde eine Denk-
münze geschlagen [vgl. HMW. Nr. 190].
9) Oskar I. Joseph Franz, seit 1844
König von 8. und Norwegen, 8ohn des
Vorigen, geb. 4. Juli 1799 in Paris, gest.
8. Juli 1859, als Kronprinz (1818—1844)
Landesgrossmeister, blieb bei seiner Thron-
besteigung noch Landesgrossmeister (bis
1849) und wurde Ordensmeister (bis 1859).
Über die Denkmünze zu seiner Volljährig-
keit vgl. HMW. Nr. 188.
10) Karl XV. Ludwig Eugen, seit 1859
König von S. und Norwegen, Sohn des
Vorigen, geb. 3. Mai 1826, gest. 18. Sept.
1872 in Malmö, wurde 1847 in der Stock-
holmer Loge Nordiska första zum Frei-
maurer aufgenommen, war als Kronprinz
Landesgrossmeister (1849—59), wurde bei
seiner Thronbesteigung Ordensmeister (bis
1872) und setzte seinen Bruder Oskar, Her-
zog von Ostgotland (Nr. 12), als Landes-
grossmeister ein. Auf seine Vermählung
und seinen Tod wurden 1850 und 1872
Denkmünzen geprägt [vgl. HMW. Nr. 191,
192. Z. 1872, S. 94],
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378
Schwedische Lehrart.
11) Franz Gustav Oskar, Herzog von
Uplaud, Bruder des Vorigen, geb. 1827,
gest. 1852 in Christiania, war ebenfalls
Freimaurer und 1849—52 wortführender
Meister der Loge St. Erik in Stockholm.
12) Oskar II. Friedrich, seit 1872 König
von S. und Norwegen, Bruder des Vorigen,
geb. 21. Jan. 1829, ist 7. Dez. 1848 von
seinem Vater, dem König Oskar I., in der
Loge Nordiska första in Stockholm zum
Freimaureraufgenommen worden und wurde
nach dem Tode seines Bruders Gustav (Nr.
11) 12. Nov. 1852 wortführender Meister
der Loge St. Erik in Stockholm, was er
bis 1872 blieb. Seine hier gehaltncn
Reden sind in deutscher Übersetzung er-
schienen unterm Titel: »Festreden, ge-
halten in der Freimaurer St. Johannis-
Loge St. Erik in Stockholm während der
Jahre 1852 bis 1868* (Oberhausen u. Lpz.
1882). Er war ferner als Erbprinz Landes-
grossmeister (1859—72), übernahm 1872
selbst das ordensmeisterlichc Amt und
machte seinen Bruder Nikolaus August,
Herzog von Dalekarlien, zum Landesgross-
meister, der aber schon 1878 starb, so dass
der König das Amt zugleich mit verwaltete
bis 1880, wo er es dem Kronprinzen
Gustav übertrug. Er war stets mit regstem
Eifer thätig, ist dies auch im höchsten
Amte geblieben. Viele gedruckte Vorträge
zeugen von seiner gründlichen Kenntnis
der Freimaurerei und von dem tiefen
Ernst, mit dem er ihre Aufgaben erfasst
hat. Mit Begründung der Grossen Landes-
loge von Norwegen 1891 übernahm er das
Amt des Ordensmeisters auch in dieser.
Auf seine silberne Hochzeit (1882) und
sein 25 jähriges Jubiläum als Ordensmeister
(1888) liess die Grosse Laudesloge Denk-
müuzeu schlagen [vgl. HMW. Nr. 199, 202],
und 7. Dez. 1898 beging sie sein goldnes
Freimaurerjubiläum in feierlicher Weise
(vgl. BZC. 1899, S. 35; die von ihm dabei
gehaltne Rede s. das. S. 233]. Von seinen
4 Söhnen sind 3 (Nr. 14—16) dem Bunde
beigetreten.
13) Nikolaus August, Herzog von Dale-
karlien, Bruder des Vorigen, geb. 24. Aug.
1831 auf Schloss Drottningholm , gest.
4. März 1873 in Stockholm, wurde 1852
in der Loge St. Erik in Stockholm in den
Freimaurerbund aufgenommen und war
von 1859 bis zu seinem Tode wortführen-
der Meister der Andreasloge Den nordiska
cirkeln das. 1860 wurde er zum abgeord-
neten Landesgrossmeister und 1872 zum
Landesgrossmeister ernannt.
14) Oskar Gustav Adolf, Kronprinz
von S. und Norwegen, Herzog von \\ erm-
land, Sohn de» Königs Oskar H. (Nr. 12),
geb. 16. Juni 1858 in Schloss Drottning-
holm, wurde 13. Jan. 1877 von seinem
Vater in der Loge Nordiska första in
Stockholm zum Freimaurer aufgenommen
und nach erlangter Grossjährigkeit 22. März
1880 zum Landesgrossmeister der Grossen
Landesloge von S. und nach Errichtung
, der Grossen Landesloge von Norwegen
1891 auch zum Landesgrossmeister dieser
ernannt Seit 1882 ist er Vorsitzender
des Freimaurerwaisenhauses in Stockholm.
15) Oskar Karl August. Herzog von
Gotland, seit seiner Vermählung mit Ebba
Munck (1888) Prinz Bernadotte. Bruder
des Vorigen, geb. 15. Nov. 1869 in Schloss
Drottningholm, wurde 25. Nov. 1879 in der
Stockholmer Loge St. Erik aufgenommen
und ist seit 22. März 1882 stellv. abgeord-
neter Landesgrossmeister von S. 1886 bis
1888 war er wortführender Meister der Loge
St. Erik, legte aber das Amt bei seiner
Versetzung nach Karlskrona nieder.
16) Oskar Karl Wilhelm, Herzog von
Westgotland, Bruder des Vorigen, geb. 27.
Febr. 1861 in Stockholm, wurde 1881 in
der Loge Nordiska första in Stockholm
zum Freimaurer aufgenommen und ist
abgeordneter Landesgrossmeister der
Grossen Landeslogen von S. und Norwegen.
Auch war er eine kurze Zeit (bis 1895)
wortführender Meister der Andreasloge
Nordiska cirkeln in Stockholm.
Schwedische Lehrart. Mit diesem Namen
j bezeichnet man dasjenige freimaurerische
Gebrauchtum, das in Schweden, Norwegen,
Dänemark und der Grossen Landesloge zn
Berlin geübt wird. Es ist zuerst in Schweden
eingeführt worden, kam dann nach Berlin,
später nach Norwegen und zuletzt nach
I Dänemark. Gewöhnlich wird Karl Friedrich
i Eckleff (s. d.) für das ganze Lehrgebäude
verantwortlich gemacht; aber es ergiebt
, sich aus der nunmehr klarer gelegten Ge-
i Bchichte der Anfänge der Freimaurerei in
1 Schweden (s. d.), dass bereits mehrere
I Jahre vor Ecklefis Auftreten 7 Grade in
[ Schweden bekannt waren, sowie dass
i mehrere schwedische Freimaurer bereits
i 1750 und früher höhere Grade im Aus-
land bekommen hatten, und zwar an ver-
schiednen Orten, unter denen Paris, Metz,
Strassburg und Köln besonders genannt
werden. Die Matrikel der Loge St.-Jean
auxiliaire in Stockholm (gestiftet 1752)
war von Anfang an auf 7 Grade einge-
richtet, 3 Johannisgrade, 2 Andreasgrade
und 2 höhere Grade, und wenn sich auch
nicht gleich für sämtliche Grade Mitglieder
fanden, so doch von Anfang an für 1—5;
bereits 1753 weist der Vorstand des Waisen-
hauses 5 Mitglieder vom 6. Grade auf,
und am 24. Mai erhielt Graf Posse, der
wortführende Meister der Loge, den 7. Grad,
den Grad eines »Auserwählten Meisters«,
in einer Stockholmer Loge »Grimsen«,
die wahrscheinlich nach ihrem Gründer
oder Leiter benannt wurde und keine
gesetzmassig gegründete Loge war, wenn
sie nicht etwa auf einer unbekannten aus-
ländischen Vollmacht beruhte. Es gab in
den 50er Jahren in Stockholm eine Anzahl
sogenannter » Bastardlogen« [vgl. Medde-
landen fr&n Svenska Stora Landslogens
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Sehweilische Lehrart.
379
arkiv och bibliotek (Stockholm 1892),
Heft I, 33]. Eine dieser war die des
Juweliere (später Bürgermeistern) Andere
Lijdbergh (a. d.), aus der Eckleff am 3. Sept.
1756 mit 80 andern Mitgliedern zu St.-Jean
auxiliaire übertrat. Er war 1752 in dieser
letzten Loge zur Aufnahme vorgeschlagen
[vgl. Schweden], hat sich dann aber Lijd-
berghs Loge angeschlossen, und zwar ver-
mutlich noch 1752, da nach seiner Angabe
in Briefen an Zinnendorf (s. d.) bereits
1752 nach seinen Akten in Stockholm ge-
arbeitet sein soll, was er wohl nur von
der Loge zu sagen vermochte, der er selbst
angehorte und bei deren Gründung er
vielleicht persönlich beteiligt gewesen war
(vgl. BZC. 1878, S. 146]. Er behauptet in
seinen Briefen, er habe bereits 1750 seine
Akten so ausgearbeitet bekommen, wie er
sie abschriftlich 1765/66 Zinnendorfs Ab-
gesandten Baumann überliess (vgl. Zinnen-
dorf). Für die Dokumente (Freibrief, An-
weisung für den Deputierten Salomos,
Anweisung zur Einrichtung eines Kapitels),
sowie für die Akten der Johannis- und der
Andreasgrade (diese letztern waren vor
1750 in französischen Logen schon be-
kannt) könnte das zutreffen, aber für die
Kapitelgrade, wie sie 1766 nach Berlin
geliefert wurden, sicherlich nicht; denn
die waren damals noch ganz unfertig und
1750 zweifellos so noch nicht vorhanden.
Eckleff ist in seinen Aussagen nicht immer
zuverlässig, er wollte durch eine solche
Behauptung den Berliner Maurern seine
Sachen nur wertvoller erscheinen lassen.
Es ist längst bekannt gegeben [vgl. BZC.
1874, S. 69], dass die von Eckleff 1766
ausgelieferten Akten nur die Grade 1—7
vollständig, vom 8. und 9. nur Teile des
Inhalts bieten, sowie dass anderseits die
im Stockholmer Archiv noch vorhandncn
Eckleffschen Akten genau die gleiche Un-
vollständigkeit zeigen, überhaupt mit den
alten Berliner Akten ganz gleichlautend
sind. Eckleff hat also 1766 nicht etwa
den Berliner Maurern etwas vorenthalten,
sondern er konnte damals nicht mehr
geben, weil er selbst noch nicht mehr
hatte. Nur sogenannte «Architektenakten«
hat er besessen und nicht herausgegeben,
aber an Herzog Karl von Södermanland
mit den übrigen Sachen verkauft; sie
waren noch 1798 im Besitz des letztern,
sind aber jetzt verschwunden [vgl. BZC
1878, S. 140—142]. Jene Unvollständig-
keit der höchsten Grade erklärt sich nur
aus der Annahme, dass eine begonnene
Umarbeitung und Erweiterung älterer
Akten nicht vollendet war oder nicht
vollendet werden konnte, weil noch kein
genügendes Material zu beschaffen gewesen
war. Die alten Akten lassen ganz deut-
lich erkennen, dass Eckleffs ursprünglichstes
Gebäude nur aus 7 Graden bestanden hat,
denen die Templerei gänzlich fremd war;
es umfasste die jetzigen Grade 1—6 und
8 und lehrte einen Zusammenhang der
Freimaurerei mit den Johannitern zur Zeit
der Kreuzzüge, von dem Ramsay (s. d.) in
seinem bekannten • Discours« zuerst ge-
sprochen hatte.*) Daraus darf man zu-
gleich schliessen, dass dieser 7 stufige Bau
nicht über 1740 zurückreicht; wahrschein-
lich ist er noch jünger, erst im Laufe der
40er Jahre entwickelt, denn das eine
Dokument, die »Instruction pourle Dcpute*
de Salomon« (abgedruckt BZC. 1878, S. 62
bis 72J enthält erhebliche Stücke, die nur
aus dem Buche des De la Tierce, »Histoire,
Obligations et Statuts de la tres vlnlrable
Oonfrateruite* des Francs- Macons etc.«
(Frkf. 1742) entlehnt sein können, weil die
»Instruction« mit auffallenden Über-
setzungsfehlern und -Freiheiten des De la
Tierce übereinstimmt. Andre Eigentüm-
lichkeiten weisen auf noch spätere Schriften
(1746), namentlich eine Eigenheit der ganzen
Lehrart, die auch im »Freibrief« hervor-
tritt; doch lässt sich hier darauf nicht
eingehen. Dass 7 Grade bereits 1752/54
in Stockholm bekannt waren und erteilt
wurden, ist oben berührt, und die in der
Matrikel der Loge St.-Jean auxiliaire ver-
zeichneten Namen für 6 und 7 sind gerade
»St. Johannis vertraut« Brüder« und » Aus-
erwählte Brüder« [Meddel. I, 19], wie in
den alten Eckleffschen Akten die beiden
Grade genannt werden, die mit den 5
vorhergehenden zusammen »den Orden
vollkommen machen«, womit also das ur-
sprüngliche Gebäude geschlossen war. Dem-
nach muss Eckleffs älterer Bau mit den
damals in Stockholm offenbar schon be-
arbeiteten Graden übereingestimmt haben,
wenigstens in der Gliederung. Eckleff
könnte sich demnach die Kenntnis dieser
Grade auch wohl in Stockholm angeeignet
haben, während er den Berliner Maurern
gegenüber behauptet, sie seien ihm 1750
aus Genf zugegangen. Die Richtigkeit
dessen lässt sich weder beweisen, noch
mit Sicherheit bestreiten; aber auffallend
ist jedenfalls, dass der »Freibrief«, der von
einer »Confraternite* L'IUuminle« auf den
Namen Eckleffs ausgestellt ist, weder Jahr
und Ort, noch eine Namensunterschrift
trägt, wie in gleicher Weise der für Zinnen-
dorf ausgestellte Freibrief (vgl. Zinnen-
dorf) ohne jedes Zeichen der Zeit und
*) Daae Biouj der VerfaaHcr war, konnte schon
längst »1« geaiohert gölten [vgl. Schiffmann, Andrea«
Michael Ramaar (Lpi. 1878)]. Noch unsweifelhafter
•teht e» fe«t durch »wei Briefe Ramaaye an den Kar-
dinal Fleury, die ergeben, data die Rede am 21. MAti
1737 gehalten »ein muii [vgl. Gould, History V,
83). Darnach ist auch die Auaaage von Jouauat,
«je sei 1758 im Haag xuerat gedruckt (a. a. O., S. 83),
wahrscheinlich , wenn er auch Tag und Gelegenheit
unrichtig giebt. Die Behauptung im ersten arhaltnen
Druck de« „Atmanach dea Cocua" von 1741, ea aei
ein „Diaouurs prononce a la Reception de« Prie-
Macons. Par M. de R. . . . grand Orateur de l'Urdre-1
(nach eigner Abacbrift), trifft jeden/all« eher «u.
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880
Schwedische Lehrart.
des Orts, sowie der Aussteller ist, nur
dass hier die »Confraternite* L'Innocente«
(Name des Stockholmer Kapitels) die Voll-
macht erteilt, wobei freilich die Thatsache
besteht, dass Ecklen" sein Kapitel gar nicht
efragt hat, so dass hier in der Aussage
es Freibriefs eine zweifellose Unwahr-
heit vorliegt [vgl. BZC. 1878, 8. 143]. Die
Behauptung, aas Stockholmer Kapitel habe
seine Gerechtsame von einem Kapitel in
Genf erhalten, wird auch später in Schweden
wiederholt, selbst von Herzog Karl in seiner
Absage an die strikte Observanz [vgl.
Schweden] im Jahre 1781 (»Das Kapitel zu
Stockholm war von dem Klerikalen Kapitel
zu Geneve gegründet worden« [vgl. Net-
telbladt, Geschichte Freimaurerischer Sys-
teme (Brl. 1879), 8. 404], aber der Beweis
ist niemals erbracht. Von Herzog Karl
ist anzunehmen, dass er wirklich daran
geglaubt hat, vermutlich war er von Plom-
menfeldt (s. d.), der ihm anscheinend
manches vorgeredet hat, in dem Glau-
ben bestärkt worden; denn in einem
Brief, den Herzog Karl 1780 an den
Stuartprätendenten geschrieben [vgl. Schrö-
der, Mater. III, 141 — 43], erzählte er diesem,
Flommenfeldt habe ihm erhabne theore-
tische Kenntnisse aus Florenz zugetragen
und ihm auch «den Grossmeister und den
ganzen h. O.« bekannt gemacht. So mag
Plommenfeldt ihm auch den Glauben an
das 'klerikale Kapitel« in Genf beige-
bracht haben*), denn dieser Mann war ein
freimaurerischer Hochstapler, den auch
später das Schicksal in Schweden ereilte.
— Das 8treben, die Templerei in die
Lehrart hineinzubringen, wurde Anl.i^s
zur Einschiebung eines Templergrads
zwischen 6 und 7 und zur Anfügung eines
9. Grads mit dem gleichen Zweck. Wann
diese Erweiterung zuerst beliebt worden
ist, entzieht sich jeder Kenntnis; wir haben
nur eine Nachricht von Ungern-Sternbcrg,
der 1777 in Schweden war, dass die Temp-
lerei 1760 durch Plumenock nach Schweden
•) Den Vertretern der strikten Observanz gegen-
über behauptete Plommenfeldt, dsi Stockholmer Ka-
pitel »ei ron dem Kapitel von Oenf gegründet und
etebe in engster Verbindung mit dem Grosskapitel
der Kleriker <u Florenz, dleeee aber tei von dorn
Hauptkapitel in Cypern gegründet, und die 8. be-
trieben die Wahl dee Herzogs und die Vereinigung
mit der VII. Provinz, nicht ohne die Bewilligung ibrer
Obern, deren Daeeln lie verbürgen (vgl. Schröder,
Verhandlungen (Jena 1818), S. 18—90]. Ähnliches
hat er dem Hersog vorgeredet, so da** dieser feet
an die Obern glaubte , wie er denn noch in «einem
Absagebrief 1781 zum Soblut* sagt: „und erkennen
Wir *on«t niemand al* den Grossmeister und die
wahren Superioren, die Un» bekannt «ind, für Untere
O.-Haupter" INettelbladt, a. a O., 8. 411). Die ab-
lehnende Antwort de* Prätendenten, der nicht« so
Witten erklärte [Schröder, Met. III, 143], vom 26. Sept.
1780, mag am 10. April 1781 noch nicht in de* Her-
sog* Hand geweaen «ein, hat ihn vielleicht auch nie
erreicht, *o das* er an seinem Glauben festhielt, auch
noch in viel späterer Zelt.
gekommen und von diesem und EcklefT
in die Lehrart eingeführt sei. Dies ist
eine nicht weiter verbürgte Behauptung,
die schon deshalb nicht zutreffen kann, weil
Plumenoek (v. Ecker und Eckhoffen, s. d.)
1760 erst 10 (bezw. 6) Jahre alt war. Selbst
wenn eine Verwechslung mit Plommenfeldt
vorläge, würde die Sache nicht besser,
denn dieser ist auch erat 1750 geboren
[Meddel. H, 15]. Die oft versicherte Her-
stammung aus dem Clermontschen Kapitel
kann für Kenner nicht in Frage kommen;
denn die Anklänge sind ganz gering-
fügig und betreffen nur einige Äußerlich-
keiten, das innere Wesen ist völlig ver-
schieden. Die Herkunft der Ecktenschen
Templerei ist also durchaus in Dunkel
gehüllt Die Thatsache der spätem Ein-
fügung ist unbestreitbar, aber wann ge-
schehen und woher genommen, ist bis jetzt
nicht zu sagen. Jedenfalls erhielt Zinnen-
dorf 1766 bereits einen Bau von 9 Graden,
in dem aber die nachträgliche Zufügung
von 7 und 9 noch unverkennbar hervor-
tritt. Die 9 Grade bilden noch kein Ganzes,
und dies war vermutlich der Grund, wes-
halb Herzog Karl den Vertretern der
strikten Observanz nur den 6., 7. und 9.
Grad verabfolgen liess, den 8. aber zurück-
hielt, weil er die Templerei des 7. und 9.
Grads störend unterbrach.*) Es wird all-
gemein angenommen, Eckleff habe vor 1750
Reisen gemacht und seinen Stoff mitge-
bracht; aber man weiss in Stockholm (nach
Mitteilung auf Anfrage) nichts Bestimmtes
I über diese Reisen, und die »Meddelanden«,
die bei andern Freimaurern deren Ab-
| Wesenheit von Schweden immer angeben,
I sagen bei Eckleff nichts von Auelands-
I fahrten (I, 89).**) Das Kapitel L'innocente
| (sc. Confraternite*) wurde am 25. Dez. 1759
i gestiftet von 24 Maurern, Eckleff einge-
schlossen, und dabei erscheinen schon, nach
*) Kettelbladt [Gesch. S. 401] und andre nach ihm
behaupten, die S. hatten nur den 6. und 7. Grad
verabfolgt, aber nach Lachmann [Geschichte und Ge-
brauche der maurerischen Hochgrade und Hochgrad-
Systeme (Braunschweig 1868) , 8. 60] mwi auch ein
8. Grad übergeben sein, der aber nicht der eigent-
liche 8., sondern eine entsprechende Ziututriiiig de«
9. Grades war und als „Chapltre illumlney bezeichnet
I wurde. So wird auch wahrend der VerhatidJutitfcu
mit der strikten Observanz das schwedische Kapitel
von beiden Seiten immer genannt.
••) Eckleff war am 26. Juni 1788 geboren, wurde
1743 auaeerordentlicher Kantlist Im auswärtigen Amt,
1744 ordentlicher Kopist daselbst, 1768 Reglstrator
und Protokollführer im Bat, 1754 ordentlicher Kanz-
list, 1V60 königl. bevollmächtigter Sekretär und 1767
beim Abschied tum Kantleirat ernannt. Man sieht
nicht recht, wo hier Baum tu grössern Reisen sein
aoll, und wäre er bei den schwedischen Geeandt-
achaften im Aualand etwa beschäftigt geweaen, so
wurde dies sicher angemerkt aein. Kr starb 178».
Man weis* auch nicht* Uber seine etwaige Aufnahme
zum Freimaurer im Ausland, vielmehr sieht die An-
meldung bei St. -Jesu auxiliaire 17M (vgl. Schweden »
ganz so aas, als wollte er dort erst aufgenommen
| werden.
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Schwedische Lehrart.
331
den Graden getrennt, vier Stufen von
Beamten :Grossbeamte,Oberbeamte,Be&mte,
Unterbeamte (1, 52), woraus sich eine Vier-
zahl von Kapitelgraden mit Beamtenrang
ergiebt, zu denen als Vorstufe noch ein
fünfter kommt. Die Grossbeamten waren
Brüder mit dem roten Kreuz (10. Grad),
die Oberbeamten Mitglieder des 9. Grads,
die Beamten Mitglieder des 8., die Unter-
beamten Mitglieder des 7., ohne Amt
die Mitglieder des 6. Grads, also im
ganzen 6 Kapitelgrade von 6 — 10, wie
sie 1766 nach Berlin kamen und hier
noch heute gelten. Demnach müssen die
Templergrade schon 1 759 eingeschaltet ge-
wesen sein. Es ist ja auch wenig wahr-
scheinlich, dass Eckleff 1759 mit einem
dreigradigen Kapitel begonnen haben und
gleich 1760 zu einem fünfgradigen über-
gegangen sein sollte, noch dazu mit einer
ganz neuen Richtung. Wahrscheinlicher
ist, dass Eckleff schon früher templerische
Grade irgendwoher bekommen und seinen
altern Rittergraden beigemischt hatte; sind
doch in Frankreich schon vor 1750 temp-
lerische Grade bearbeitet worden. Dass
Eckleff die Grade erfunden hätte, kann
man nicht glauben, weil dann alles
mehr organische Ubereinstimmung zeigen
müsste, während offenbar ganz verschieden-
artige, ursprünglich selbständige Baustücke
von ihm zusammengeschweißt sind, so
dass ein einheitlicher Bau nicht ent-
stehen konnte, sondern erst später all-
mählich hergestellt werden musste. Wir
haben demnach anzunehmen, dass, nach-
dem 1756 die Andreasloge L'innocente
und 1759 das gleichnamige Kapitel ge-
stiftet waren, ein neunstufiger Bau mit
einer höchsten 10. Rangstufe (Rotes Kreuz)
dastand, wenn auch an dem innern Aus-
bau noch manches fehlte. An diesem hat
Herzog Karl mit unermüdlichem Eifer
und Fleiss jahrzehntelang gearbeitet und
Stoff dazu von verschiednen Seiten zu-
sammengetragen, so dass erst durch ihn
das ursprünglich fehlende vollständige Ge-
füge geschaffen wurde. Zuerst scheinen
die Kapitelgrade ergänzt und durchgebildet
zu sein, wohl schon in den 70 er und 80 er
Jahren. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts
wurden die Akten der Johannis- und der An-
dreasgrade von ihm persönlich neu durch-
gearbeitet, mit Benutzung von «grossen
Entdeckungen«, die er während einer Reise
1798 in Prag gemacht haben will, sowie
auf Grund von mündlichen «Mitteilungen«
von »sehr erleuchteten und eifrigen Ordens-
mitgliedern«, die er im Winter 1798 — 99
in Wien kennen lernte [Meddel. II, 117
bis 122]. Zugleich wurde eine ungeheuer
umfangreiche »Fundamentalkonstitution«
hergestellt und 1800 gedruckt (in deut-
scher Übersetzung in den »Historischen
Belehrungen der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln« (Brl. 1871),
S. 876—671). Darnach zählte man um
diese Zeit noch neun eigentliche Grade
und einen zehnten für die Ritterkomture
mit dem roten Kreuz (wie noch heute in
Berlin), nämlich drei Johannisgrade, zwei
Andreasgrade, vier bezw. fünf Kapitel-
grade; später hat man den Andreas-Lehr-
ling-Gesellengrad geteilt, so dass man jetzt
drei Andreasgrude zählt (vier, fünf und sechs),
die Grade fünf bis neun, bezw. zehn also
sich um je eine Zahl erhöht haben und
nun sechs bis zehn, bezw. elf sind. Im
Wesen der Grade hat sich aber nicht«
geändert, nur die Zählung hat sich ver-
schoben. Bedeutungsvoller für die Ord-
nung des Gesamtbaua sind die Umgestal-
tungen in der Organisation, wie sie von
Herzog Karl schon bald nach seinem
Amtsantritt angebahnt und allmählich
weiter durchgeführt wurden. Dass dio
Kapitel schon früh (anscheinend bereite
1777) auch • Stewardslogen« oder fälsch-
lich • Stuartelogen« heissen, ist unwesent-
lich und lediglich eine Folge der Ein-
setzung einer besondern »Stewardsloge«
nach englischem Muster im Jahre 1775
i und des daran angeschlossnen Verbots,
I des »Kapitels« Erwähnung zu thun [vgl.
Medd. 11,2—4; auch Schweden]. Im Ver-
fassungsbuch von 1800 werden demnach
Johannislogen, Andreaslogen und Ste-
wardslogen als die drei Hauptabteilungen
aufgestellt. Daneben heissen die Mit-
glieder des 1. Kapitelgrads (des 6. bezw.
7. Grads) 1800 »Stewardsbrüder«, heute
»Stuartsbrüder», vermutlich infolge davon,
dass 1775 die neue »Stewardsloge« als der
nächste Grad über dem Andreasmeister-
grad hervortrat und so der Name • Ste-
wardsbrüder« für die Mitglieder des nächst
höhern Grads üblich wurde. Der Name
•Grosse Landesloge« für die sichtbare Ver-
waltungsbehörde und Vertretungskörper-
schaft ging dann auf das Grosskapitel mit
über, und beide verschmolzen derartig
miteinander, dass die ursprünglichen Be-
i fugnisse der Landesloge auf die gemein-
same höchste Abteilung mit übergingen
und der Name »Kapitel« ausser Gebrauch
kam. Die ursprünglichen zwölf Beamten
des Grosskapitels (Ordensmeister, Ordens-
oberarchitekt, Ordensunterarchitekt, fünf
höchste Bewahrcr, zwei höchste Aufseher,
höchster Sekretär, höchster Schatzmeister)
hörten damit auf, ebenso die acht Gross-
beamten der ursprünglichen Grossen Landes-
loge (Landesgrossmeister, Abgeordneter
Landesgrossmeister, zwei Grossaufseher,
Grossschriftführer, Grossredner, Gross-
schatzmeister, Grosszeremonienmeister),
und es wurden fünf neue Gruppen von
Beamten geschaffen mit ganz andern Rang-
ordnungen und grossenteils ganz neuen
Benennungen. So giebt es neben dem
»Weisesten Salomonis Vicarius« zunächst
elf »höchste Beamte«, neun weltliche und
zwei geistliche (die letztern ohne Zweifel
infolge der Einwirkung des Klerikate), die
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382
Schwedische Lehrart.
zusammen den • Höchsten Rat« bilden,
1800 »Sanhedrin« genannt. Ihre Rang-
folge ist: 1) Salomonis Procurator, zugleich
Landesgrossmeister; 2) der Grossen Landes-
loge höchster Prälat; 8) Salomos Tempels
Statthalter, zugleich Abgeordneter Landes-
grossmeister; 4) Vikarius des höchsten
Prälaten der Grossen Landesloge; 5) Sa-
lomos Tempels Siegelbewahrer; 6) Salomos
Tempels Oberarchitekt; 7) Salomos Tem-
5 eis Administrator; 8) Salomos Tempels
.ufsichtsmeister; 9) oalomos Tempels Rent-
meister; 10) Salomos Tempels Grossmar-
schall; 11) Salomos Tempels Wappenfüh-
rer.*) Diese »höchsten Beamten der IX.
Freimaurerprovinz* sind zugleich die
Beamten des Grosskapitels in Stockholm,
das aber »der IX. Freimaurerprovinz höchst-
erleuchtete und höchstwirkende Grosse
Landesloge« genannt wird und alle Ka-
pitelgrade, auch das Rote Kreuz, austeilt.
Die »Grosse Landesloge« hat zunächst
neben den zwei Landesgrossmeistern zwölf
»Grossbeamte« {Grossredner, Kanzler, 2.
Architekt, G rosshospital ier.G rossin quisi tor,
Oberstewardsmeister, zwei Grossaufseher,
Grossprovisor, Grossintendant, Grossintro-
duktör, Grosswachthabender). Die höch-
sten Beamten und Grossbeamten müssen
Inhaber des Roten Kreuzes sein. Dann
kommen sieben »Oberbeamte« (Stewards-
meister, zwei Oberaufseher, Grosszeremo-
nienmeister, Grosssekretär, Oberkastellan,
Oberschatzmeister), die den 10. Grad haben
müssen. Weiter giebt es sieben »gewöhn-
liche Beamte« (zwei Zeremonienmeister,
zwei Grossstewards, ObcrsekretAr, Unter-
kastellan, Unterschatzmeister), die den 9.
Grad haben müssen. Endlich folgen noch
sechs »Unterbeamte« (zwei Unterstewards,
Untersekretär, Archivar, Registrator, Rent-
meister!, die den 8. Grad haben müssen.
Ausserdem stehen neben den Oberbcamten
und gewöhnlichen Beamten noch eine An-
zahl »Kleriker« mit dem gleichen Beamten-
rang.**) Die Mitglieder des 7. Grads, die
»Stuartsbrüder«, können kein Amt in der
Grossen Landesloge bekleiden, haben auch
nur Sitz, aber keine Stimme. Neben und
unter der Grossen Landesloge in Stock-
holm stehen vier Pro vinziallogen (Christian-
stad, Gotenburg, Linköping, Karlstad), die
zugleich Provinzialkapitel sind, aber nur
7 — 9 erteilen dürfen. An der Spitze steht
ein »Provinzialmeister«, ihm zur Seite ein
Abgeordneter Provinzialmeister, sechs
• Oberbeamte« (Kanzler, Redner, Stewards-
meister, zwei Oberaufseher, Marschall),
drei »gewöhnliche Beamte« (Oberzeremo-
nienmeister, Sekretär, Schatzmeister), fünf
*) Di« schwedische „Matrikel" führt die beiden
Prälaten an letster Stelle auf, die Rangordnung ist
aber die obige. Einige der höchsten Beamten haben
auch Stellvertreter neben eich.
•*) 8olche „Kleriker* worden In der dänischen
.Matrikel" nicht aufgezählt, man bat dort also diese
Klatee von Beamten nicht mit eingeführt.
»Unterbeamte « (Unterzeremonienmeister,
zwei Unterstewards, Archivar, Rentmeister)
vom 10., 9. und 8. Grad nebst Klerikern
mit gleichem Rang bei den beiden ersten
Gruppen. Die Andreaslogen und die Johan-
nislogen stehen teils unmittelbar unter der
Grossen Landesloge, teils unter einer der
vierProvinziallogen. In diesen Abteilungen
I sind die Beamten die allgemein üblichen,
in den Andreaslogen : wortfuhrenderMeister,
abgeordneter Meister, zwei Aufseher, Red-
ner, Zeremonienmeister, Sekretär, Schatz-
meister, einführender Bruder, zwei Ste-
wards; in den Johannislogen dieselben,
jedoch ohne die beiden Stewards. — Die
Grosse Landesloge von Dänemark ist ganz
ebenso eingerichtet, wie die von Schweden,
mit denselben Gliederungen und denselben
verschiednen Gruppen von Beamten. Auch
die Grosse Landesloge von Norwegen, die
1891 als selbständige Körperschaft von
der schwedischen getrennt wurde, hat na-
türlich die gleichen Einrichtungen, doch
ist König Oskar II. Ordensmeister und
Kronprinz Gustav Landesgrossmeister von
Norwegen. Die Grosse Landesloge in
Berlin hat aber die ursprüngliche Gliede-
rung und Einrichtung beibehalten; nur
ist 1896 das »Grosse regierende Ordens-
kapitel« in Berlin von der höchsten Ordens-
abteilung losgelöst und als selbständiges
Kapitel den Provinzialkapiteln gleich-
gestellt worden. An der Spitze des ganzen
Baus steht der Ordensmeister mit den elf
»höchsten Beamten« und bildet mit ihnen
den • Ordensrat«, dem sämtliche Kapitel,
auch das »Grosse Ordeuskapitel« zu Berlin,
wie es jetzt heisst, unterstehen*); ausser-
dem ist er die oberste Behörde auch für
Ritual und Lehre der Andreas- und der
Johannislogen. Die Grosse Landesloge
hat zu Mitgliedern die Vorsitzenden
und abgeordneten Logenmeister, sowie
I die Aufseher aller Andreas- und Johan-
nistagen ohne Rücksicht auf ihren Grad,
ausserdem sämtliche Brüder vom 7. Grad
an aufwärts. Sie ist zuständig für alle
gemeinsamen Verwaltungsangelegenheiten
der Gesamtbrüderschaft, sowie für die An-
gelegenheiten der Andreas- und der Johan-
nislogen ausser Ritual und Lehre. Sie hält
vier Quartalversammlungen jährlich ab
(Oktober, Januar, März oder April, Mai),
und zu der dritten müssen sämtliche Logen-
meister (oder Vertreter derselben) in Berlin
erscheinen, um wichtigere Sachen mit zu be-
raten. Die Andreas- und die Johannislogen
unterstehen der Grossen Landesloge, neu-
gewählte oder wiedergewählte Logenmeister
beider Abteilungen sind vom Landesgross-
*) Die Unterscheidung von gesetuniansiBcn , ver-
besserten und vollkommenen Kapiteln hat aufgehört,
da jetzt alle 8 Kapitel vollkommen sind und den
6.-9. Grad erteilen können. Das rote Krens soU
eigentlich steU in Berlin durch den Ordcnameiater
verliehen werden, doch wird die Verleihung manch-
mal auch den auswärtigen Kapitelmeirtern fibertragen.
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Schwedt — Sch weillichen.
383
meiste r zu bestätigen, doch kann dieser
die Bestätigung von Wiederwahlen auch
den ProvinziaTgrossmeistern übertragen.
Die Kapitel haben einen Kapitelmeister,
sowie einen ersten und einen zweiten Ar-
chitekten, ausserdem je neun Oberbeamte
(9. Grad), Beamte (8. Grad) und Unter-
beamte (7. Grad), nämlich je fünf Be-
wahrer, je zwei Aufseher, je einen Schatz-
meister. Die Beamten der Grossloge, der
Andreaslogen und der Johannislogen sind
die üblichen (zwei Meister, zwei Aufseher,
Sekretär und Archivar, Redner, Schatz-
meister, Zeremonienmeister). Der Ordens-
meister und die Kapitelmeister (vom Ordens-
meister zu bestätigen) werden auf Lebens-
zeit gewählt, der Landesgrossmeister (vom
Ordensmeister zu bestätigen) und alle
Logen m ei ster auf je drei Jahre, können
aber beliebig oft wiedergewählt werden.
Die beiden Aufseher und der Schatzmeister
werden jährlich gewählt (auch wiederge-
wählt) und bedürfen keiner Bestätigung,
die übrigen Beamten ernennt der Gross-
meister bezw. Logenmeister, auch jedesmal
für ein Jahr. Die Neueinsetzungen finden
in der Grosslogc und in den Provinzial-
grosslogen am 24. Juni, in den Andreas-
logen am 30. Nov., in den Johannislogen
am Stiftungsfeste statt. — Der Grund, auf
dem die S. L. ruht, ist die Lehre Christi,
wie sie in den Evangelien dargeboten
wird, so dass die Bibel, die diese Bücher
enthält, ihr nicht ein blosses Symbol der
Religiosität ist, sondern in Wirklichkeit
eins der «grossen Lichter«, ja »das grösste
aller Lichter« ist. Darum können Nicht-
christen keine Aufnahme finden, denn
wollte man ihnen auch die Johannisgrade
öffnen, was allenfalls durchführbar sein
würde, so müssten ihnen doch die weitern
Abteilungen verschlossen bleiben. Wenn
schon die Johannislehrlinge bei der Auf-
nahme als »Freimaurerritter« bezeichnet
werden, handelt es sich dabei nur um ein
geistiges Rittertum, und selbst das Tempel-
rittertum des Kapitels hat immer nur
symbolische Bedeutung gehabt, trotz der
früher behaupteten Herstammung vom
Orden der Tempelherren. Die Grosse
Landesloge zu Berlin hat diesen Ursprung
1888 als geschichtlich nicht nachweisbar
amtlich aufgegeben. Sowohl in Deutsch-
land, wie in Schweden, ist wiederholt der
Wunsch hervorgetreten, den Bau zu ver-
einfachen, namentlich in den Kapitel-
graden, aber bei dem jetzigen festen Ge-
füge des Ganzen wäre das ein sehr schwie-
riges Unternehmen, wobei es leicht zu Miss-
helligkeiten und Zerwürfnissen kommen
könnte; ausserdem würde auch die Über-
einstimmung zwischen Deutschland, Schwe-
den, Dänemark und Norwegen gefährdet
werden. [Vgl. übrigens auch HZC. Nr. 121,
S. 63. L. XXIX, 1.]
Schwedt (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 10114 E.). Unter der Grossen
Landesloge zu Berlin besteht hier eine
Johannisloge Tempel der Tugend, gest.
4. Juni 1778. Wahlspruch: Procul esto pro-
fani. Mitgliederzahl (1900): 44. Vers.: 2.
Donnerstag im Monat. Lokal: Hotel zum
goldnen Hirsch.
Schwedt, Markgrafen von S., s.
Preussen (Königshaus) unter Nr. 4 und 5
(oben S. 196).
Schweidnitz (St. in der preuss. Provinz
Schlesien, 26130 E.). Hier bestehen I.
unter der Grossen Landesloge in Berlin:
1) die Johannisloge Herkules, gest. als
vierte Loge dieses Verbands 5. Juli 1770
in Potsdam, 1773 nach Reichenbach und
28. Sept. 1775 nach S. verlegt. Mitglieder-
zahl (1900): 75. [Vgl. Jul. Schmidt, Die
Loge H. während des ersten Jahrhunderts
ihres Bestehens (1870); FZ. 1871, S. 837.
5. L. 1882, Nr. 27.] Denkmünze zur 50-
jährigen Jubelfeier 1820 (HMW. Nr. 153).
2) Die Andreasloge Virtus, gest. 17. Sept.
1891. — II. Unter der Grossen Loge Royal
York: 1) die Loge Zur wahren Ein-
tracht, gegr. H.Juli 1788, seit 1816 unter
der Grossen Provinzial-Loge von Schlesien
stehend. Mitgliederzahl (1900): 96. Vers.:
Montags. Ferien : Juli und August. Eignes
Logenhaus, Vor dem Kroischthor. Lokal-
gesetz von 1899. Milde Stiftungen: 4.
Denkmünze znr 25 jähr. Jubelfeier 1813
und zur 50 jähr. Jubelfeier 1888 (HMW.
Nr. 152, 154). 2) Ein Innerer Orient,
gest. 1789.
Schweigen ist verschieden von Ver-
schwiegenheit (s. d.), mindestens nicht in
jedem Betracht damit gleichbedeutend.
Wenn der Freimaurer zur Verschwiegenheit
über bekannte, aber nicht nach aussen zu
tragende Dinge erzogen wird, so ist das
nicht weniger der Fall beim 8., und das
Sprichwort: »Reden ist Silber, S. Gold»
hat hier seine Berechtigung. Zum S. ge-
hört noch eine grössere Charakterfestigkeit,
als zur Verschwiegenheit. Die Kunst des
8. ist eine schwere und seltne Kunst.
Deshalb haben — nach schwedischer
Lehrart — die Lehrlinge zunächst zu
schweigen, deshalb der Trinkspruch der
alten Freimaurer: »Dem Herzen, das ver-
hehlt, der Zunge, die niemals erzählt.«
[Vgl. FZ. 1892, S. 49; 1894, S. 25.]
Schweinfurt (St. im Königr. Bayern,
13515 E.). 1) Hier bestand seit 1867
ein maurerisches Kränzchen Bruder-
treue am Main unter der Loge in Bay-
reuth, das Bich 2) 22. Nov. 1868 in eine
Loge gleichen Namens unter der Grossloge
Zur Sonne umwandelte. Mitgliederzahl
(1900): 64. Vers, am ersten Montag im
Monat. Klub: Montags. Eignes Logen-
lokal An der Neuthorstr., 21. Nov. 1875
eingeweiht. Milde Stiftung für Witwen
und Waisen, Kapital : ca. 6000 M.
Sehweinleben, Herrn. Georg Eugen v.,
Militär, geb. 10. Juni 1823, gest. 5. Mai
1884 in Berlin, trat in die Armee ein,
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384
Schweitzer — Schweiz.
schied nach der Schlacht bei Königsgrätz
seiner Schwerhörigkeit wegen aus dem
aktiven Dienst and widmete sich von da
ab zumeist der Freimaurerei. — Er wurde
als Freimaurer aufgenommen 19. Sept. 1849
in der Loge Ferdinand zum roten Adler
in Neuruppin. Am 24. Juni 1868 schloss
er sich der Loge Zum flammenden Stern
in Berlin an, wurde 9. Sept. 1869 zum
Mitglied der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln erwählt und 1.
Dez. 1869 zum stellvertretenden Gross-
archivar ernannt. Am 14. Mai 1872 über-
nahm er das Amt des Grossarchivars, das
er bis zu seinem Tode mit hingebender
Treue verwaltet hat. Von 1880—82 hat
er den (Dalenschen) Kalender für Frei-
maurer (s. d.) geleitet. [Vgl. FZ. 1884, S.
263.]
Schweitzer, Richard Ottomar Va-
lentin, Apotheker, geb. 22. März 1816
in Berlin, gest. 7. Jan. 1899 in Marien-
werder, ging nach beendigter Lehrzeit 1.
Okt. 1838 nach Frankfurt a. M. und kehrte
1. Okt. 1840 nach Berlin zurück, um die
Leitung des Laboratoriums Heines Onkels
zu übernehmen. Nach abgelegtem Staats-
examen kaufte S. die Apotheke zum Eng-
lischen Wappen in Danzig. Hier erwarb
er sich durch volkstümliche Vortrage
grossen Beifall. 1854 siedelte S. nach
Marien werder über. — S. war 4. Nov. 1843
in der Loge Zur Einigkeit in Danzig auf-
genommen, seit 1856 der Loge Zur gold-
nen Harfe in Marienwerder angeschlossen
und hier 1857—59 und 1861—71 zweiter
und erster Schaffner, 1871/72 Vorbereiten-
der, 1872—80 Redner, 1880—87 zugeord-
neter Meister und vom Sept. 1887—92
Meister vom Stuhl. Am 5. Nov. 1893
feierte S. sein 50jähriges Maurerjubiläum.
So wie S. lange Jahre hindurch die Seele
des Logenlebens gewesen war, so übte er
auch während länger als einem Viertel-
jahrhundert einen grossen Einnuss auf die
städtische Verwaltung aus. Die städtischen
Körperschaften ehrten ihn durch die Er-
nennung zum Ehrenbürger und zum Stadt-
ältesten.
Schweis. A. Geschichte. Auch in
die S. wurde die Maurerei zuerst von Eng-
ländern gebracht, und zwar die neueng-
lische Lehrart. Bald aber kamen Schweizer-
Offiziere, die in französischen Kriegsdiensten
gestanden, zurück, und nun gewannen auch
die in Frankreich herrschenden Lehrarten
Boden. Indessen sagte die aus Deutsch-
land stammende strikte Observanz und
das daraus entstandne rektifizierte schot-
tische System namentlich den deutschen
Schweizern besonders zu. Während der
Weltherrschaft Frankreichs wurden alle
übrigen Rite von dem in Paris gegründeten
französischen mehr oder weniger zurück-
gedrängt. Sobald sich die S. wieder un-
abhängiger fühlte, neigte sich die roma-
manische S. wieder dem schottischen Ritus
zu, die deutsche dem rektifizierten schot-
tischen, das Waadtland einem eigentüm-
lichen, von einem Mitbürger aufgestellten.
Bald erkannte man die Gehaltlosigkeit der
Hochgrade, die überdies den republika-
nischen Ansichten widerstrebten, und das
System der alten und angenommenen
Maurer gewann eine breitere Grundlage,
bis seine Grundidee, dass die wahre Frei-
maurerei nur in den drei Johannisgra-
den beruhe, allgemeine Geltung fand, so
dass gegenwärtig, ohne Rücksicht auf
Ritus, nur noch diese anerkannt wer-
den, während sich die Hochgrade bloss
noch in Lausanne und Genf kümmerlich
erhalten. Genf, diese geistig sehr reg-
same Stadt, war der günstigste Boden, in
dem die Freimaurerei Wurzel fassen konnte.
1736 gründeten einige Engländer ein mau-
rerisches Kränzchen unter dem Namen
Socie'te' des Macons libres du Parfait Con-
tentement. Da auch Einheimische bei-
traten, trat das Konsistorium dagegen auf,
weil die Gesellschaft eine Schule des Un-
glaubens sei. Den 5. März wurde der
Meister der Loge, Georg Hamilton, ein
schottischer Edelmann, aer Bürger von
Genf geworden war, vor den Rat beschie-
den und ihm verboten, »Einwohner der
Stadt in die Gesellschaft aufzunehmen.«
Indessen erhielt die neue Bauhütte noch
in demselben Jahr von der Grossloge
von England und ihrem damaligen Gross-
meister Graf v. Darnley den erbetnen
Freibrief. 1737 wurde dann G. Hamilton
zum englischen ProvinzialgrossmeiBter der
Genfer Logen gemacht. Denn trotz der
Klagen der Geistlichkeit vermehrte sich in
j Genf auch die Zahl der Logen, und von
hier aus setzte sie sich im Waadtland
fest. In Lausanne eröffnete, mit Frei*
brief vom 20. Febr. 1739, die von
Engländern gegründete Loge La par-
1 faite union des Prangere unter der Lon-
doner Grossloge ihre Arbeiten. Weitere
Logen entstanden im Waadtland, die sich
in einen Verband zusammenthaten unter
dem Namen Directoire national Helvä-
tique Roman. Auch in der deutschen
Schweiz begannen die Maurer, wenn gleich
sehr im Verborgnen, sich ihre Tempel zu
gründen, so in Zürich 1740; aber sie ar-
beiteten in solcher Stille, dass sie nicht
einmal den Namen ihrer Loge bekannt
wissen wollten. Eine von den Freimaurern
Bodmer und Breitinger herausgegebne
Wochenschrift, betitelt: »Der Brachmann«,
brachte damals eine in hoher Begeisterung
für den Bund geschriebne Verteidigung
der Freimaurerei. Namentlich im Waadt-
land fand sie viele Anhänger. Als die
Berner Regierung davon Kunde erhielt,
wurde Schultheis« Steger 24. Juli 1744 mit
der Untersuchung beauftragt. Allein der
25. Jan. 1745 eingegangne Bericht des Ge-
heimen Rats lautete so günstig, dass der
Antrag gestellt wurde, die Sache ruhen
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zu lassen. Inzwischen waren neue Nach-
richten über die Ausbreitung der Frei-
maurerei im Waadtland eingelaufen, wo-
rauf 11. Febr. 1745 der Kleine Rat ein Ver-
bot aller geheimen Gesellschaften erliess.
Die Mitglieder mu&sten ihre Mitglied-
schaft abschwören; es waren 14 Personen,
die meist der regierenden Aristokratie an-
gehörten. Am 8. März 1745 wurde vom
Grossen Rat ein Beschluss erlassen, der
durch öffentlichen Anschlag und von den
Kanzeln in deutschen und welschen Lan-
den bekannt gemacht werden sollte, wonach
jede Verbindung mit dem Freimaurer-
bunde bei Strafe von 100 Thalern und Ver-
lust aller Ehren und Ämter verboten sein
sollte. In Bern gelang es, die Freimau-
rerei zu unterdrücken, nicht aber in Lau-
sanne. Wiederholt berichtete der dortige
Bernische Amtmann Ryhiner an seine Re-
gierung darüber. Das gewaltthätige Vor-
gehen der Berner Regierung erregte in
Europa grosses Aufsehen. Zu ihrer Ver-
teidigung Hessen die Berner Freimaurer
eine in Frankfurt verlegte Schrift: Le
Franc-Macon dans la Republique etc. 1746
nachdrucken, deren Verfasser wahrschein-
lich der um die Freimaurerei höchst ver-
diente Ph. Fried. Steinheil inFrankfurta.M.
(s. d.) war. Als Antwort darauf erschien das
Buch »Lettre ä l'auteur d'un ouvrage in-
titule* : Le F. M. dans la republique, dans
lequel on examine, si l'auteur est fonde"
a se plaindre de l'ordonnance de la Re-
publique de Berne contre le dit Ordre«
(o. 0. 1747). Alle bekannten und bis heute
wiederholten Gemeinplätze und Anklagen
gegen die Freimaurerei finden sich bereits
hier vor. Allein trotz aller Verbote gab
es in Bern doch Freimaurer, meist solche,
die sich in den französischen Feldlogen
hatten aufnehmen lassen. Diese standen
mit den Maurern in Genf und Neuenburg,
wo die Freimaurerei erlaubt war, in reger
Verbindung. Am 6. Juni 1743 erteilte
König Friedrich der Grosse Perret die
Erlaubnis, in Neuchfttel (s. d.) eine Loge
zu errichten, die sich Aux trois etoiles
flatnbovantes nannte. In Locle wohnten
ebenfalls Freimaurer, die 20. Okt. 1747
die Loge Lea vrais freres unis gründeten. I
Die genannte Loge in Neuchätel ging bald
wieder ein, und erst 5. Juni 1791 entstand
unter der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln in Berlin die Loge
La bonne harmonie. Zufällig erfuhr die
Berner Regierung von geheimen Zusammen-
künften der Freimaurer in Bern, die meist
in Genf aufgenommen worden waren. Am
80. Juli 1764 mussten sie nach der Formel
von 1745 die Mitgliedschaft abschwören.
In besonders gefährlichem Lichte erschien
die Freimaurerei durch ein Ereignis in
Freiburg. Dort plante ein Herr Gotrau
de Bilancc, Mitglied des Rats der Republik
Freiburg, den Umsturz der Verfassung mit
Hilfe der Freimaurer. Die Regierung ent- I
Allgemeines Handbuch der Frelm*ur«r*l. II.
deckte diese Umtriebe und ging gegen die
Verschwornen streng vor. Aus den Akten
ersieht man, dass jener Ratsherr 1761 in
Freiburg eine Johannisloge gestiftet hatte
und daneben noch einen phantastischen
Orden »Latium«. Diese Logen wurden 1763
aufgehoben. Durch die eingeleitete Unter-
suchung gelangte auch die Berner Regie-
rung zur Kenntnis der freimaurerischen
Verbindungen in ihrem Lande; aber trotz
aller Verfolgungen entstanden im Waadt-
land immer wieder neue Logen, die
meist ebenso rasch wieder verschwanden.
Auch in Genf kam derselbe rasche
Wechsel der Logen vor. Viele daselbst
waren nichts als Wohlthätigkeitsgesell-
schaften oder gesellige Vereine. Nament-
lich übte das benachbarte Frankreich einen
verderblichen Einfluss auf die Freimaurerei
in Genf aus. Alle Hochgradsysteme waren
hier vertreten, und manche neue gingen
von hier aus. Die geachtetste Genfer Loge
war die 7. Febr. 1768 gestiftete Union des
coeurs. 1769 traten infolge der Bemühungen
des Alexander Girard zehn Genfer Logen
zu einem Grosslogenverband Grande Loge
Nationale de Geneve zusammen und er-
klärten die andern nicht ihr zugehörigen
Logen als Winkellogen. Infolgedessen
traten ihr noch acht Logen bei. Die 1781
ausgebrochnen politischen Unruhen wirkten
schädlich auf die Freimaurerei, und noch
mehr die französische Revolution. Mit
der Einverleibung Genfs in Frankreich
bekam der Grossorient von Frankreich
auch hier die Obergewalt. Weit grössere
Schwierigkeiten stellten sich der Frei-
maurerei in der deutschen Schweiz ent-
gegen, da die aristokratischen Regierungen
jede freie Regung mit Misstrauen ver-
folgten. In Zürich entstand in aller Stille
1740 die Loge La concorde, deren Mit-
glieder meist ehemalige Offiziere waren.
Die Loge Union in Frankfurt a. M., an
die sie sich um Übermittlung eines
englischen Freibriefs gewandt hatte, er-
kannte sie 5. Jan. 1745 als gesetzmässige
Loge an. Am 13. Aug. 1762 gründeten
die Offiziere des in Thionville stehenden
Zürcher Standesregiments eine Feldloge
»Zur Schweizerischen Freiheit«. Andre
Zürcher stifteten die Loge La discretion,
die 1772 von der Genfer Grossloge einen
Freibrief erhielt. Die Mitglieder dieser
beiden Logen vereinigten sich und hielten
unter der Hammerführung von Job. Nägeli
23. Aug. 1771 ihre erste Sitzung ab. Sie
arbeiteten nach französischen Ritualen und
in französischer Sprache. Inzwischen hatte
die strikte Observanz ihren Triumphzug
durch Deutschland gehalten, und wer, wie
die Loge Union in Frankfurt, ihr zu wider-
stehen wagte, der war schweren Anfech-
tungen ausgesetzt. Trotz der Warnung
der Frankfurter traten 11. Nov. 1772 die
Zürcher der strikten Observanz bei. In
Zürich übte Dr. Diethelm Lavater (s. d.),
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8*6
Schweiz.
der in Leipzig tief in die maurerischen
Fragen eingeweiht worden war, einen
massgebenden Ein Auas aus. Er setzte sich
mit Andreas Buxtorf, Ratsherrn von Basel,
in Verbindung, der in der Schottischen
Loge Zu den drei Disteln in Frankfurt a. M.
aufgenommen worden war. In Basel be-
stand schon seit 1744 eine Loge, ausserdem
lebten hier mehrere Freimaurer, die teils
der genannten Frankfurter Loge, teils an-
dern Logen angehörten. Buxtorf einigte
diese 1765 zu einer neuen Loge, genannt
Libertas (Zur Freiheit), für die er einen
Freibrief von der Präfektur Ritters-
feld (Zu den drei Disteln in Frank-
furt) erhielt; er wünschte sich mit der
Zürcher Loge zu vereinigen und die beiden
Logen möglichst unabhiLngig vom Ausland
zu stellen, während Lavater sich tief mit
J. Chr. Schubart (s. d.) einliess. Lavater
erhoffte von der Maurerei das Höchste,
die Einweihung in die innersten Geheim-
nisse der Natur und vor allem das Glück
der Menschen. Schubart bot Lavater seine
Hilfe an und weihte ihn in die Geschichte
der Entstehung der strikten Observanz
ein. In der Schweiz sollten Präfekturen
in Zürich, Basel, Bern, Genf u. s. w. er-
richtet werden, die dem Subpriorat Zürich
unterstünden; ihn, Schubart, möchten sie
dann zum Heermeister erwählen. Er schickte
Lavater das grosse Ordensbuch uud be-
vollmächtigte ihn, Komture zu ernennen
und Maurer in den Innern Orient einzu-
führen. Zugleich warnte er ihn vor den
Umtrieben v. Zinnendorfs (s. d.). Im Nov.
1772 vollzog die Schottische Loge Libertas
in Basel mit der Loge Modestia in Zürich
die Vereinigung zu einer Präfektur, und
1. April 1773 unterzeichneten die beiden
Basler Komture Buxtorf und Peter Burck-
hard (s. d.) ihren Unterwerfungsvertrag,
indem sie dem Visitator generalis Schubart
und dem Präfekten Lavater Gehorsam
gelobten. Inzwischen war die V. Provinz
der strikten Observanz, Burgund und ein
Provinzialkapitel inStrassburg eingerichtet
worden. Basel wurde zum Beitritt einge-
laden. Schubart warnte Lavater vor dieser
Machenschaft und verdächtigte die Basler.
Auch die Berliner Maurer von den drei
Weltkugeln suchten die Basler zu gewinnen
(1776), was diese mit der Bemerkung ab-
lehnten, sie dürften sich fremden Obern
nicht unterwerfen. Nicht minder suchte
sie der Landgraf Ludwig von Hessen-Darm -
Btadt (s. d.) zu ködern, indem er sie 1777 zu
einem Konvent in Heilbronn (s. d.) einlud,
wo das Geheimnis, Gold zu machen, ge-
löst werden sollte: doch, gewarnt durch
Merck in Darmstadt, lehnten sie ab. Die
Zürcher Loge Modestia arbeitete indessen
still und fruchtbar weiter; sie enthielt die
Elite der Zürcher Gesellschaft, auch nach-
mals berühmte Fremde, wie den Kompo-
nisten Chr. Ph. Kaiser von Frankfurt,
Klinger, den Verfasser von Sturm und
Drang, Chr. K. Körner(s.d.), den VaterTheo-
dor Körners u. s. w. Vereint mit den Basler
Maurern machten sie 17*0 dem berühmten
Weltumsegler Forster (s. d.) ein namhaftes
Geschenk. In Basel kam es zu Zwistigkeiten
unter den Mitgliedern, und Peter Burckhard
gründete 1778 eine neue Loge Zur voll-
vollkommenen Freundschaft, die 3. Juli
1779 durch D. Lavater feierlich eingeweiht
wurde. Gerade diese Streitigkeiten in
Basel legten Lavater den Wunsch nahe,
einen festen Anschluss zu suchen. Denn
die strikte Observanz ging infolge der
Gründung der Grossen Landesloge in
Berlin ihrem gänzlichen Verfall entge-
gen. Am 13. Febr. 1776 schlössen die
drei Schottischen Direktorien in Stras-
burg, Lyon und Bordeaux mit dem
Grossorient in Paris einen Vertrag, der die
Riten beider Systeme anerkannte und den
Mitgliedern gegenseitige Zulassung in die
Loge gewährte. R. Salzmann in Stras-
burg, Kanzler der V. Provinz, bestürmte
Lavater, um ihn zum Beitritt zur V.
Provinz zu bewegen, und Johann v. Türk-
heim (s. d.), Visitator generalis, lud ihn
zum Kongress in Lyon ein (b. d.). Hier
wurde beschlossen, den Namen Tempel-
ritter fallen zu lassen und sich Chevaliers
Bienfaisans de la Cite* sainte zu nennen.
Der bisherige Grossmeiater der strikten
Observanz, Herzog Ferdinand von Braun-
schweig, wurde als Oberer anerkannt und
zugleich die Unabhängigkeit des zu grün-
denden schweizerschen Priorats. Zu diesem
Zweck fand im Aug. 1779 in Basel ein
Konvent des Provinzialkapitels von Strass-
burg und der Schweizer Maurer statt, dem
v. Türkheim vorstand. Das schweizereebe
Priorat wurde hier für unabhängig erklärt
und Bu.m:1 zur Präfektur erhoben. Das
auf dem Lyoner Kongress umgearbeitete
Gesetzbuch und die Rituale (drei Jo-
hannisgrade, der Schottengrad, Novizen-
grad und Rittergrad) auch für Zürich und
Basel angenommen. Die beiden Präfek-
I turen Zürich und Basel wählten Lavater
! zum Prior und huldigten 19. Okt. 1779
dem Grossmeister, Herzog Ferdinand von
' Braunschweig. Mit diesem führte Lavater
einen eifrigen Briefwechsel über Wesen
und Zweck der Freimaurerei. Ihm zu Ge-
1 fallen begab er sich mit Kaiser 1782 nach
Wilhelmsbad, wo ein vom Herzog aus-
geschriebner grosser Konvent (s. d.)
stattfand. Anstatt der Wiederherstellung
! der Eintracht hatte dieser Konvent den
1 bittersten Streit zur Folge, und Lavater
. wurde in seiner Begeisterung für die Frei-
. maurerei beirrt, und sein Interesse daran
begann zu erkalten. Darum schenkte er
auch den phantastischen Bestrebungen von
Savalette de Langes (s. d.) in Paria, der
1773 die Gesellschaft der Philalethen (s. d.)
gestiftet hatte, wenig Beachtung. Mit dieser
schloss das Directoire helvötique Roman
16. Juli 1785 einen Voreinigungsvertrag. Der
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Schweiz.
387
Konvent der Philalethen wünschte einen
Freimaurerkongress in Lausanne abzu-
halten, was indesa das genannt« Direktorium
im Einverständnis mit Lavater ablehnte.
Denn seit 1779 waren die drei Gross-
inapektoren der Logen im Waadtland mit
Lavater in Verbindung getreten, indem
sie um Zulassung in die strikte Observanz
warben. Doch verhinderte die Berner
Regierung 1782 mit einem neuen Verbot
diese Verbindung derwelächen unddeutsch-
schweizerechen Logen. 1786 machten die
Lausanner einen neuen vergeblichen Ver-
such, denn die Zeitumstände wurden für
die Ausbreitung und Entwicklung der
Freimaurerei ganz ungünstig. Am 1. März
1786 hielt die Zürcher Loge ihre letzte
Arbeit im 18. Jahrhundert, nachdem
die Basler schon 1785 eingeschlafen war.
Hier in Basel trieb der berüchtigte Cag-
lioatro (a. d.) 1787 seinen Spuk und brachte
die Freimaurerei in Verruf. In den achtziger
Jahren machten die Illuminatenlogen der
Freimaurerei viel zu schaffen, doch auch
sie schliefen bald ein. Denn die revo-
lutionäre Propaganda suchte sich des
Logenwesens zu bemächtigen, und da fand
es Lavater für geboten, die Arbeiten
gänzlich einzustellen. Unter Napoleon I.
lebten die Logen wieder auf, aber sie
mussten sich alle dem Grossorient von
Frankreich, dessen Oberhaupt Cambadrcs
(s. d.) war, unterordnen. Die Verhältnisse
lagen in Genf und im Waadtland sehr
ungünstig, wo im bunten Wechsel Logen
entstanden und vergingen. Am 29. Juli
1810 wurde in Lausanne ein Rosenkreuzer-
kapitel eingesetzt. Dieses lud 15. Oktober
die Stuhlmeister der Waadtländer Logen
und andre Maurer zu eiuer Versammlung in
die Loge Amitie' et Pers£v6rance in Lau-
sanne ein. Sieben Logen waren vertreten,
die eine Grossloge Grand Orient national
helvi'tique gründeten, deren Einsetzung
1. März 1811 stattfand. Grossmeister
wurde Maurice Glaire, ehemaliger Mi-
nister des Polenkönigs Stanislaus und
Mitglied des Direktoriums der Helve-
tischen Republik. Diese Grossloge be-
kannte sich zum rektifizierten schottischen
Ritus. Nach der Schlacht bei Leipzig
stellten die Waadtländer Logen ihre Ar-
beiten ein; doch schon 9. Mai 1814 lud
sie Glaire ein, ihre Tempel wieder zu
eröffnen. Die Unordnung im Logenwesen
war jedoch sehr gross, darum suchte der
neue Grossmeister Dr. med. Fr. Verdeil durch
eine Verfassungsrevision 1816 den Ubel-
ständen abzuhelfen. Dem Grand Souverain
Chapitre stand die oberste dogmatische
Gewalt zu, während die vollziehende Ge-
walt dem Directoire supn>me oblag. Das
Unwesen im Logenleben dauerte indes
fort, und auch dem dritten Grossmeister
J. Samuel Bergier d'IUens (1819) gelang es
nicht, geordnete Verhältnisse zu schaffen
und einen bessern Geist in die Waadtlogen
einzupflanzen. Bergier, der alle maure-
rischen Lehrarten und Grade kennen ge-
lernt hatte, lies« sich 1821 verleiten, sogar
dem Misralm- Ritus beizutreten. Infolge-
dessen kam es zu Streitigkeiten, und der
Grand Orient helv&ique Roman löste sich
auf. Da die Waadtländer Logen schon
längst den Wunsch nach einer entern Ver-
bindung mit den übrigen schweizerschen
Freimaurern gehegt hatten, fand der Vor-
schlag, mit der Berner Loge einen Ver-
einigungsvertrag zu schliessen, Beifall. Die
französische Herrschaft brachte auch das
Logenwesen nach Bern, wo es bis jetzt
verpönt gewesen war. 1802 und 1803
wurden zwei Militärlogen gegründet, von
denen die eine, Zur Hoffnung, lebenskräftig
blieb. Sie wurde 14. Sept. 1802 von
Antoine Pallandre, Präsidenten des sou-
veränen Rosenkreuzerkapitels, eingesetzt
und 7. Febr. 1804 durch Abgeordnete des
Grossorients von Frankreich eingeweiht.
Ihr traten Patrizier und Mitglieder der
fremden Gesandtschaften bei. Mit ihr
wurde ein Rosenkreuzerkapitel verbunden.
Auch in Basel bestand ein solches. Foraise
aus Paris wirkte in der S. für den Rite
d'Orient, dessen Grossprior Peter Burck-
hard in Basel werden sollte. Doch hatte die
Sache keine Folgen. Die Rituale der Berner
Loge waren französisch, wie die Sprache.
Da jedoch mit dem Sturz Napoleons die
Verbindung mit dem Grossorient von
Frankreich sich löste, wünschte die Loge
Zur Hoffnung Anschluss an eine andre
Grossloge, und zu diesem Zweck reiste
Haller 1806 nach London; doch machte
das Rosenkreuzerkapitel Schwierigkeiten.
Zugleich verhandelte man mit dem schwei-
zerschen Direktorium des rektifizierten
schottischen Systems in Zürich, aber Held-
mann (s. d.) arbeitete dagegen, und durch
Vermittlung dea berühmten Barons v. Stock -
mar erhielt die Berner Loge 17. Juli 1818
vom Grossmeiater von England, August
Friedrich, Herzog von Sussex (s. d.),
einen Freibrief. Peter Ludwig von Tavel
wurde zum Provinzialgrossmeister der
S. ernannt. Da nach den englischen Gc-
i setzen die Rituale weder gedruckt, noch
geschrieben mitgeteilt werden durften, erbat
man sich von der Grossloge von Hamburg
die Schröderachen ^Rituale, die 2. Febr.
1820 mit wenigen Änderungen eingeführt
wurden. Am 24. Juni 1819 fand unter
grosser Teilnahme der schweizerschen
Freimaurer die Einweihung der Grossen
Provinzialloge in Bern statt. Am 27. Sept.
1821 hatte sie die Freude, eine Toehter-
loge Zur Freundschaft in La Chaux-de-
Fonda einweihen zu können. 1822 fanden
sodann Verhandlungen mitdenWaadtländer
Freimaurern statt, die zur Bildung der
Grossen Landesloge der S. führte, die am
24. Juni eingeweiht wurde. Sie zählte 1823
elf Logen. Am 12. Jan. 1808 gründeten
neun Ireimaurcr in Basel die Loge Zur
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Schweis.
Freundschaft und Beständigkeit, die 3. Okt.
eine Stiftungsurkunde vom Grossorient
von Frankreich erhielt, 19. De«, eingeweiht
und 18. Jan. 1809 hei grosser Beteiligung
eröffnet wurde. Peter Burckhard, Präfekt
des Baaler Kapitels, arbeitete an der Wieder-
belebung der alten Präfektur, und 23. Jan.
1809 versammelte sich eine Anzahl ehe-
maliger Kapitulare. Man wandte sich an
Dr. Diethelm Lavater in Zürich, der aber
nichts von der Sache wissen wollte, schliess-
lich doch seine Zustimmung gab, indem
er 8. Jan. 1810 seine Verzichterklärung
schickte und Peter Burckhard zum Prior
ernannte. Mitglieder des ehemaligen Pro-
vinzialkapitels zu Strassburg arbeiteten
an der Wiederaufrichtung der V. Provinz.
Am 20. Mai 1810 versammelte sich das
Provinzialkapitel in Besancon, wobei die
Basler Kapitulare vertreten waren und wo
der 1779 mit der V. Provinz geschlossne
Vertrag des schweizerschen Direktoriums
erneuert wurde. Auch in Zürich fanden
sich die ehemaligen Mitglieder der Loge
Zur Bescheidenheit 1811 wieder zusammen,
die am 27. März eingeweiht wurde; am
20. Mai unterwarf sie sich dem schottischen
Direktorium in Basel. Das Kapitel in
Zürich wurde ebenfalls wieder errichtet
und 9. Nov. 1812 vom Direktorium in
Basel genehmigt. So erhielt die strikte
Observanz in Basel und Zürich wieder
neues Leben, indem sie, wie J. J.
Ilottinger (s. d.) sagt, »auf wahres
Christentum gebaut ist, fern von allem
theologischen und negativen Streit, alles
in sich fasst, wodurch wir unsre Zwecke
der Humanität befördern und erreichen
können«. So lange Napoleon regierte, war
Cambace>es auch Grossmeister des rekti-
fizierten schottischen Systems. Nach
Napoleons Sturz wurde das Provinzial-
kapitel von Besancon nach Strassburg
zurückverlegt, das schweizerische Direk-
torium erneuerte die alte Freundschaft mit
den Strassburger Kapitularen Johann v.
Türkheim und Salzmann und huldigte
am 20. Okt. 1820 dem Heermeister der
deutschen Provinzen, dem Landgrafen Karl
von Hessen - Kassel fs. d.). Trotz dieser i
Verbindung mit dem Heermeister und dem
Strassburger Provinzialkapitel bewahrte
das schweizersche Direktorium seine volle
nationale Unabhängigkeit. 1827 löste sich
ohnehin das Strassburger Kapitel auf,
dessen Akten das Direktorium in Basel
in Verwahrung nahm. An der Spitze des
schweizerschen Direktoriums stand Peter
Burckhard, Bürgermeister von Basel, 1812
Landammann der S., ein Maurer im besten
Sinne des Wortes, der es ernst mit seiner
Würde als Grossmeister oder Prior nahm.
Nach seinem Tode, 24. März 1817, fiel durch
Wahl die Grossmeisterstelle Hans Kaspar
Ott (s.d.), Alt- Ratsherrn von Zürich, zu,
und damit wurde der Sitz des Direktoriums
von Basel mich Zürich verlegt. Aber Ott
starb schon 16. Juli 1820. Infolge der
politischen Gährung war die Besetzung
der Grossmeisterstelle schwierig, denn der
einzig befähigte Mann, Felix Sarasin (s. d.)
von Basel, war den konservativen Kapi-
tularen in Zürich und Genf (Union des
cocurs) nicht genehm, weil er den verän-
derten Zeitverhältnissen entgegenkommen
wollte. Er wurde endlich 1. Dez. 1822 in
Brugg doch gewählt, nahm zwar das
Amt mit Vorbehalt an, trat jedoch, da
er mit seinen Reformvorsch lägen nicht
durchdringen konnte, am 31. März 1828
zurück. Die Loge Zur Freundschaft und
Beständigkeit in Basel und die Loge Zur
Bescheidenheit in Zürich (Modestia cum
Libertate) bildeten den Grundstock des
rektifizierten schottischen Systems in der
S. und hielten fest zusammen. Beide
Logen hatten ausgezeichnete Männer als
Mitglieder; die von Basel waren indes
eher Neuerungen zugeneigt, als die Zürcher
Aristokraten. Als dritte Loge trat die
Loge Zur Brudertreue in Aarau dem
Direktorium bei. Schon 1811 that sich
dort eine Loge Wilhelm Teil auf. Aber
es bedurfte der Überwindung vieler Schwie-
rigkeiten, bis das Direktorium die Aarauer
Loge, die nun den Namen Zur Brudertreue
erhielt, 27. Febr. 1815 einweihen konnte. Die
vorzüglichste welsche Loge war unstreitig
die Union des coeurs in Genf, 1768 ge-
stiftet; 1816 schloss sie sich dem schwei-
zerschen Direktorium an, und 1817 wurde
eine Präfektur errichtet. Sie war von
einem strengkonservativen, pietistischen
Geist beseelt und widersetzte sich allen
Reformen. Die beiden Logen La bonne
harmonie in Neuchätel und Les vrais
freres unis in Locle schlössen sich 1817
dem rektifizierten System an, doch konnte
der Vertreter des Direktoriums, Felix
Sarasin, erst 21. und 23. Aug. 1820 ihre
Einweihung vornehmen. Am 24. Febr. 1829
trat jedoch die Loge in Locle der Grossen
Landesloge in Bern bei. 1819 entstand in
Chur eine Loge Zur Freiheit und Ein-
tracht, die am 2. Nov. vom Direktorium
den Freibrief erhielt, aber schon 1888 wieder
erlosch. Noch kürzer war die Lebensdauer
der Loge Las Agnas in Engadin, die vom
Direktorium 2.Nov. 1816 einen Freibrief be-
kam. Am 17. Juni 1817 stellte das Direk-
torium der Loge Zur Eintracht (Concordia)
in St. Galleu einen Freibrief aus, aber schon
2. Dez. 1828 musste sie decken. Kräftiger
entwickelte sich die jüngste Tochter des
rektifizierten Systems, Akazie in Winter-
thur, die 16. Juni 1821 eingeweiht wurde.
So vortrefflich auch die massgebenden
Männer des rektifizierten Systems waren,
so krankte es doch an vielen Übel-
ständen. Die Basler erkannten die Un-
haltbnrkcit dieses Templersystems, sie
wollten von dem Ritterspiel, das im
5. und 6. Grad getrieben wurde, nichts
wissen und sich nur auf die vier symbo-
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Schweiz.
389
Hachen Grade beschränken. F. Sarasin
begann 1817 mit der Arbeit der Revision
des Lyoner Code maconnique und legte
1821 seinen Entwarf dem Zürcher Kapitel
vor; dieser fand jedoch bei den Genfern,
die das rektifizierte System in seiner Rein-
heit erhalten wollten, keine Gnade, und
die Zürcher suchten nun zwischen beiden
Parteien zu vermitteln, was nicht gelang.
Da sich die Baaler Präfektur 1828 auf-
löste, trat Sarasin von seinem Posten als
Grossmeister zurück. — Die Loge Zur
Hoffnung in Bern hatte sich 1803 gleich-
sam symbolisch diesen Namen beigelegt,
um damit den Wunsch auszudrücken, dass
einst alle maurerischen Vereine der S. sich
in einem einzigen grossen, alle Kantone
umfassenden, von jedem fremden Einfluß
unabhängigen nationalen Logenbund ver-
einigen möchten. Die Berner Loge setzte
in der That 24. Mai 1809 die Loge Zur
Freundschaft und Beständigkeit in Basel
ein und 11. Dez. 1809 die Loge Zur Ein-
tracht in Solothurn. Doch der Grand
Orient helv£tique Roman und das schot-
tische Direktorium durchkreuzten das
Streben der Berncr. Ludwig v. Tavel gab
indes den Gedanken einer schweizerschen
Grossloge nicht auf und übermittelte 1818
den Logen in Basel und Zürich einen
Verfassungsentwurf, mit dem Wunsche,
dass unter dem Vorsitz des Peter Burck-
hard ein schweizerscher Freimaurerkon-
gress abgehalten werden sollte. Allein
das Direktorium lehnte mit Hinweis auf
die Verschiedenheit der Lehrarten ab.
1817 erneuerten die Berner dieses Liebes-
werben, worauf das Prioratkapitel den
Oberst K. Ott nach Bern schickte, um
sich vorsichtig zu erkundigen, ob die
Berner Brüder geneigt wären, dem rekti-
fizierten System beizutreten. Die Verhand-
lungen zerschlugen sich jedoch ; die Berner
unterwarfen sich der englischen Grossloge
und eröffneten den Kampf gegen das
schottische Direktorium und das rekti-
fizierte System, unter der Vorgabe, dass es
von fremden Obrigkeiten abhängig sei.
Die Verstimmung wurde durch das schöne
Fest der Einweihung der Loge in Neu-
chätel und Locle 21. und 23. Aug. 1820
beseitigt, woselbst sich Felix Sarasin die
Sympathie der Berner Maurer eroberte und
die Erkenntnis kam, dass das veraltete
Gesetzbuch des rektifizierten Systems (des
Code maconnique von Lyon) das Haupt-
hindernis einer Vereinigung bildete. Die
Berner machten nun bestimmte, nicht un-
billige Vorschläge zu einer Vereinigung,
aber es fehlte den alten Herrn in Zürich
an Verständnis für die Lage. Am 1 1. Dez.
1821 wollte auch der Grand Orient helve1-
tique Roman mit dem Direktorium in
Verhandlung wegen einer Vereinigung der
schweizerschen Logen treten, ebenfalls
ohne Erfolg, worauf sich jene Grossloge
mit der Berner zur Grossen Landesloge
in Bern vereinigte. Sie zeigte dies dem
Grossmeister F. Sarasin an, mit der Be-
merkung, jetzt sei der Zeitpunkt zu einer
Vereinigung aller schweizerschen Frei-
maurer gekommen. Das Direktorium er-
klärte jedoch in einem Rundschreiben
vom 17. Mai 1822 an die ihm untergebnen
Logen, einer Vereinigung, so wünschens-
wert sie sei, stünden viele Hindernisse im
Wege. F. Sarasin unterhielt freundlichen
i Verkehr mit Bern, aber zu grösserer An-
näherung kam es nicht, weil das Direk-
torium die Unordnungen, die zumal in
den welschen Logen herrechten, verab-
scheute. 1830 machte Bern nochmals
einen Versuch, Zürich zu sich her-
überzuziehen, wiederum erfolglos, und
die Verstimmung der Zürcher Brüder
war grösser, als vorher. Die politische Auf-
regung seit der Julirevolution 1830 ver-
pflanzte sich auch in die Logen; weshalb
das Direktorium in einem Rundschreiben
die Logen davor warnte, politische Fragen
zu erörtern. Aber da die leitenden Maurer iu
Zürich sich mehr und mehr in Schweigen
hüllten, verlor das Direktorium fast jeden
Einfluss auf die Logen, und jede ging
ihren eignen Weg. von grosser Bedeu-
tung für die Geschichte der schweizerschen
Freimaurerei wurde das am 20. und 21.
Aug. 1836 in Zürich gefeierte Jubiläums-
fest, wozu sich die Maurer aus den Bundes-
logen, sowie aus Bern zahlreich einge-
funden hatten. Selbstverständlich kam die
Einheitsfrage kräftig zur Sprache. Es
wurde beschlossen, in Bern wieder zu-
sammenzukommen, was 24. und 25. Juni
1838 geschah. Als das beste Mittel einer
Verständigung fand man, dass eine jede
Loge eine Geschichte ihrer Vergangenheit
der Berner Loge einreiche, denn die Ver-
| einigung der schweizerschen Logen müsse
auf einer geschichtlichen Grundlage be-
I ruhen. Es ist der Anregung der Basler Loge
zu verdanken, dass der Wunsch nach einer
Vereinigung nun greifbare Gestalt gewann,
j Laut Bescnluss der Berner Versamm-
i lung lud der Meister der Basler Loge, der
| geniale Professor der Medizin, K. G. Jung
I (a. d.), die schweizerschen Logen auf da*
Johannisfest in Basel 1840 ein und unter-
breitete den I/Ogen ein genaues Programm
als Grundlage für eine Vereinigung, das
28. Juni angenommen wurde. Zur weitern
Ausarbeitung wurde ein Dreierausschuss
erwählt. In der Basler Loge war ein
freierer Geist aufgekommen, und sie gab nun
die Losung aus: »Ein System! Ein Ritual!«
Davor schraken die Mitglieder des Direk-
toriums zurück, und um ihr System zu
retten, machten sie den Vorschlag, dass alle
zwei Jahre die schweizerschen Logen zu
einer gemeinsamen Feier zusammenkommen
sollten. Die Vorsteher der festgebenden
Bauhütte sollten die Arbeiten leiten und
als Zentralbehörde alle Geschäfte besorgen,
soweit sie nicht Systemangelegenheiten
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390
Schweiz.
betreffen. Das Direktorium wollte eine
Vereinigung der schweizerschen Logen
auf Grundlage eines Logenvereins herbei-
fuhren, Jung auf Grundlage eines Logen-
bundes. Es handelte sich hier um den
Gegensatz zweier Weltanschauungen: des
Absolutismus und der Volkssouveränität.
Bei den Zürchern spielte auch die ge-
schichtlich begründete Rivalität mit Bern
mit. Basel suchte zu vermitteln, und
es gelang auf dem stark besuchten Tag
in Locle, 24. Juni 1842, das Einigungswerk
mächtig zu fördern. Die Zürcher Loge
wurde hier mit der Ausarbeitung der
Verfassung des künftigen Logenvereins
beauftragt, der den Namen Alpina erhielt.
Nach gründlicher Beratung wurde dieser
1 Entwurf vom Direktorium und der Grossen
Landesloge in Bern 18. Sept. 1848 auge-
iiommcn, während die Genfer Union des
coeurs entgegentrat und fortan ihre eigne
Wege ging, bis Bie sich eines Bessern be-
sann und 25. April 1851 um Aufnahme in
die Alpina bat. Das rektifizierte System
führte in Zürich und Genf noch eine Zeit
lang ein Scheinleben, und auch in Lau-
sanne tauchte nach Begründung der Alpina
das 1821 aufgelöste Grand Directoire hel-
v£ti<iue Roman als Hochgradloge wieder
auf. Noch vor der Genehmigung des
Verfassungsentwurfs der Alpina durch die
beiden Grosslogen in Zürich und Bern war
Professor Dr. J. J. Hottinger (s.d.) in Zürich
zum Grossmeister der Alpina gewählt
worden. Am 22.-24. Juni 1844 fand in
Zürich das Bundesfest in wahrhaft er-
hebender Weise statt. Folgende Logen
unterzeichneten am 22. Juni den Bundes-
vertrag: 1) Brudertreue in Aarau: 2) La
conBtance in Aubonne; S) Freundschaft
und Beständigkeit in Basel; 4) Hoffnung
in Bern; 5) La rlunion in Bex; 6) L'amiti£
in La Chaux-de-Fonds; 7) L'amitie" in Genf;
8) La prudence in Genf; 9) Esperance et
cord iahte" in Lausanne; 10) Lea amis freres
unis in Locle; 11) La bonne harmonie in
Neuchätel; 12) La constante in Vevcy;
18) Acacia in Winterthur; 14) Modestia
cum Libertate in Zürich. Der Verwaltungs-
rat wurde bestellt, es erfolgte am 28. die
Feier des Johannisfesta und die Ein-
setzung des Grossmeisters; am 24. Juni
fand die Eröffnung und Einweihung der
Grossloge statt, wobei wie schon an den
vorhergehenden Tagen wahrhaft herrliche,
geistvolle und gehaltreiche Kedeu von
Meyer- Hoffmeister, Tavel, Bluntschli
(s. d.), Furrer (s. d.), J. J. Hottinger
u. a. gehalten wurden. Diese Gründung
der Alpina hatte in den darauf ausbrechen-
den politischen Wirren (Freischarenzüge
und Sonderbundskrieg) die Feuerprobe zu
bestehen, aber Hottinger verstand es meister-
haft, das gefährdete Schifflein durch alle
Wogen der Parteileidenschaft zu steuern.
Das zweite Grosslogen fest in La Chaux-
de-fonds, 26. Juli 1846 war eins der
schönsten freimaurerischen Feste, voller
Schwung und Weihe. Gemeinsam mit
Bluntschli arbeitete Hottinger »die
Grundsätze des schweizerschen Logen-
vereins« aus, um das Publikum über die
Natur und den Zweck des Logenvereins
zu belehren, die auf der Grossloge in
Zürich 23. Nov. 1848 angenommen wurden
und auch noch heute gültig sind. Dem
ausserordentlichen Organisationstalent Hot-
tingers gelang es, alle Schwierigkeiten zu
beseitigen und den Bau der Alpina zu
kräftigen, so das» er getrosten Muts am
5. Okt. 1H50 in Bern die Zeichen seines
Amts seinem daselbst gewählten Nach-
folger Jung (s.d.) von Basel abtreten konnte.
Die Alpina verdankt ihre Entstehung dem
erstarkten schweizerschen Nationalgefühl.
Wie die Dinge in den vierziger Jahren
lagen, musste man zufrieden sein, dass es
gelang, die Logen in der lockern Form
eines Vereins zusammenzufassen; aber der
Zweck ging dahin, diesen Logen verein
in einen Logenbund zu verwandeln. Schon
der zweite Grossmeister Jung hatte schwer
für den Bestand dieses Logenvereins zu
kämpfen; denn naehdem der erste Bausch
der Begeisterung verflogen war, trat die Ver-
' schiedenheit der maurerischen Lehrarten
l und Denkweise schroff zu Tage, nament-
I lieh zeigten sich die welschen Logen oft
unbotmässig, politische Umtriebe störten
den Frieden, und die Anhänger der Hoch-
grade erhoben ihr Haupt und bestritten
dem Grossmeister seine Gewalt. Doch
gelanges, die Ordnung und den Frieden wie-
der herzustellen. Auf der VIII. Grosslogen-
versammlung 20. Okt. 1856 wurde D. A.
Meystre, Meister vom Stuhl der Loge Espe-
rance et cordialitc in Lausannne, gewählt,
der der Anschauungsweise der welschen
Logen mehr Rechnung tragen konnte, als
ein Deutsehschweizer. 1860 zählte der
Logenverein bereits 25 Logen; die Ge-
; schäfte des VcrwaltungBrats waren stark
gewachsen, und man empfand das Bedürfnis
nach Reformen ; aber die grösste Vorsicht
war bei der Abneigung der welschen
Logen vor einer Zentralisation geboten.
Am 16. Nov. 1862 wurde in Lausanne
Professor Dr. E. Gelpke (s. d.) in Bern
zum vierten Grossmeister gewählt, der die
Reformarbeit in die Hand nahm. Am 7.
Okt. 1866 hielt er in Zürich eine zündende
Reformrede. Die Freimaurerei habe die
Aufgabe, den Menschen zu wahrer Ideali-
tät heranzubilden; die Loge solle eine
Pflanzstätte wahrer Humanität und eine
I Heimat brüderlich vereinter Herzen sein,
i Durch diese Rede hatte Gelpke die Geister
| entfesselt, und es folgte nun eine lange
stürmische Zeit für die Alpina. Der 4.
Okt. 1868 in Aarau gewählte fünfte Gross-
meister J. J. Ruegg war in seiner Thätig-
keit durch die Opposition der Welschen
I gelähmt. Auch warf das Kriegsjahr 1870
| dunkle Schatten auf die Alpina, da sich
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Schwelm —
diese durch den Meister der Neuehäteler |
Loge verleiten Hess, ein Manifest zu Gunsten !
de« Friedeus [vgl. Bh. 1870, S. 305. FZ.
1870, S. 3041 zu erlassen, wodurch es zum
Bruch mit den deutschen Grosslogen kam,
uud ebenso kam es zum Bruch mit dem
Directoire supreme helvdtique Roman in
Lausanne, das nacheinander sechs von der
Alpina unabhängige Logen gründete:
Avenir in Vevey, Liberte in Lausanne,
Courage et pers<Sve>ance in Payerne, Verite" ;
et progres in Bex, Freier Rhein in Schaff- '
hausen und Amine" dcossaisc in Genf. In
Bern wurde 28. Okt. 1871 Aim«1 Humbert
von Neuchätel zum sechsten Grossmeister
gewählt, der mit der höchst schwierigen
Aufgabe betraut wurde, eine neue Ver-
fassung auszuarbeiten. Die Zürcher er-
hoben gegen diesen Entwurf Einspruch, l
aber um der Eintracht willen stimmten
sie doch für provisorische Annahme dieser
Statuten. Unter dem siebenten Gross-
meistcr. dem vortrefflichen Karl v. Tschar-
ner (s. a.) glätteten sich die Wogen der Er-
regung in der Alpina; der Streit mit dem
Supreme Conseil in Lausanne wurde güt-
lich beigelegt, und 1877 unterwarfen sich
die vom Supreme Conseil gegründeten
Logen der Alpina. Auch gelang es, nach
langen Verhandlungen die neue Verfassung
19. April 1879 unter Dach und Fach zu
bringen. Die nächsten zehn Jahre unter
den Grossmeistern John Culnoud von Genf
und E. K. Jung (s. d.) von Basel, waren reich
an fruchtbarer Arbeit, durch keine Zwistig-
keiten gestört. Am 19. April 1890 wurde
der zehnte Grossmeister Elie" Ducommun
in Bern gewählt, der sich bemühte,
der schweizerschen Freimaurerei ein
grösseres Arbeitsfeld zu erobern, indem er
der Überzeugung war, dass sich die Alpina
zum Ziel stecken müsse: »die fortschreitende
Verwirklichung des humanitären Ge-
dankens«, und sein Nachfolger (1895—1900)
C. F. Hausmann in St. Gallen verfolgte
mit gleicher Beharrlichkeit dieses Ziel.
Nach ihm kam 1900 als Grossmeister
Ed. Quartier -la- Tente in Neuchätel. —
B. Statistik. In der S. bestehen gegen-
wärtig 33 Logen, davon I. unter der Gross-
loge Alpina 32, mit 3287 Mitgliedern,
nämlich in Aarau, Aigle, Aubonne, Basel,
Bern, Bex, Biel, Chaux- de -Fonds, Chur,
Fleurier, Freiburg, Genf (7), Lausanne (2),
Locle, Lugano, Montreux, Neuchätel, Nyon,
Pruntrut, St. Gallen, St. Immer, Vevey,
Winterthur, Yverdon und Zürich (daneben
bestehen 15 Kränzchen) und II. unterm
Grossorient von Frankreich 1 (in Genf).
Neben der Grossloge Alpina besteht in
Lausanne das Supreme Conseil pour la
Suissc, in das sich 22. Juni 1873 das frühere
Directoire supreme helvdtique Roman
umgewandelt hat, und in Genf das Direc-
toire äcossais et rectifie" en Helv^tie. —
C. Litteratur. Die ältere Litterat ur
s. bei Kloss, Bibliogr., Nr. 3150 fg. An
Schwerin. 391
Zeitschriften erschienen »Esquisses macon-
niques Suisses* in Lausanne (1853 — 56,
1868 fg.), »La Vcnte. das. (1870—78) und
»L'l'nion maconnique Suisse« das. (1872
bis 1874). Seit 1875 giebt die Grossloge
Alpina die Zeitschrift »Alpina* heraus.
An hervorragenden freimaurerischenSchrift-
steilem sind zu erwähnen: Hottinger (s. d.),
Schauberg (s. d.), Bluntschli (s. d.), Dr. J.
B. G. Galiffe, Henne-Am Rhyn (s. d.) und
Prof. Boos (s. d.). [Vgl. Alpina 1900, S. 21.
FZ. 1861, S. 338. L. XXVI, S. 107.1
Schwelm (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 14716 E.). Die hier bestehende
Johannisloge Zum westfälischen Lö-
wen wurde unter der Grossen Landesloge
in Berlin 25. April 1792 gestiftet, und
zwar unter dem Namen Zum goldnen
Löwen. Die Loge tagte zunächst in
Leveringhausen und wurde 1795 nach Hagen
verlegt. Der Name wurde 81. Mai 1814
umgewandelt in : Zum westfälischen Löwen ;
1818 wurde die Loge nach dem Schwelmer
Brunnen verlegt, 1. Aug. 1829 endlich
nach der Stadt S. Mitgliederzahl (1900):
88. Vers.: 1. und 3. Dienstag im Monat.
Klub: Montags. Logenlokal: Märkischer
Hof. [Vgl. Zur Erinnerung an die lOOjähr.
Jubelfeier der Loge am 25. April 1892
(Schwelm 1892).]
Schwerin (Hauptst. des Grossherzogt.
Mecklenburg-Schwerin, 88643 E.). 1) Hier
wurde 1754 die erste mecklenburgscbe
Freimaurerloge errichtet. Sie erhielt den
Freibrief von der damaligen englischen
Provinzialloge von Niedersachsen in Ham-
burg 15. Mai und wurde 27. Mai unter
dem Namen S t. M i c h a e 1 eingeweiht. Be-
reits unterm 15. März 1754 war ihr eine be-
sondere herzogliche Genehmigungsurkunde
verliehen worden. Ihr erster Logenmeister
war der überpost- und Münzdirektor Ge-
heimrat v. Brunsich, Freiherr v. Brun , der
eigentliche Gründer der Freimaurerei in
Mecklenburg aber Geheimrat Freiherr v.
Ditmar (s. d.). Sie stellte bereits 30. April
1756 ihre Thätigkeit ein. Auf das Jubiläum
dieser Loge, als der ersten Freimaurer-
loge Mecklenburgs, wurde 1854 eine Denk-
münze geschlagen (HMW. Nr. 148, 149). —
2) Erst 1809 erwachte die Freimaurerei in
S. von neuem. Unter der Leitung des
Dr.Wehber-Schuldt, der früher Vorsitzender
Meister der Loge Zur goldnen Kugel in
Hamburg gewesen war, wurde 21. Juli
1809 die noch jetzt bestehende Loge Har-
Sokrates zur Morgenröte gegründet,
io ihre Stiftungsurkunde von der Grossen
Landesloge zu Berlin erhielt und 11. Sept.
in Arbeit trat. Mit Gründung dieser Loge
wurde die schwedische Lehrart in Meck-
lenburg eingeführt. Mitgliederzahl (1900):
151. Logenlokal: Schlachtestr. 17. Milde
Stiftungen : Friedrich Franz-Stiftung (gest.
1835, aufgehoben 1878) und Peitzner-
Stiftung (gest. 1864). [Polick, Beiträge
zur Geschichte der Freimaurerei in Meck-
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392
Schwerin an der Warthe — Schwestern.
lenburg, I, 6; III, 30; v. Nettelb ladt» Ge-
schichte der Freimaurerei in Mecklenburg,
im Mecklenb. Provinzialkalender von 1824,
8. 69. ] — 3) Ausserdem besteht hier noch
unter der Grossen Landesloge in Berlin
die Andreasloge Anastasis, gest. 11. Dez.
1886.
Schwerin an der Warthe (8t. in der
preuss. Prov. Posen, 7206 E.). Hier be-
stand seit 1875 ein maurerisches Kranzchen,
das 1894 eingegangen ist.
Schwert über den Gebrauch des S.'s
in den Logen mancher Lehrarten s. Degen.
Eigentümlich ist das Vortragen des S.'s
bei den feierlichen Umzügen der Gross-
loge von England. Es wird im Konsti-
tutionenbuch, freilich im Widerspruch
mit den Protokollen der Grossloge (vgl.
oben I, 8. 235), zuerst aus dem J. 1724
berichtet, dass hier bei der Einsetzung
des Grossmeisters Karl Lennox, Herzogs
von Richmond, Lennox und Aubigny, ein
8. nebst dem Konstitutionenbuch dem
zugeordneten Grossmeister nachgetragen
wurde. Als 1731 der damalige Gross-
meister Thomas Howard. Herzog von
Norfolk, in Venedig das 8. Gustav
Adolfs, das auch Herzog Bernhard von
Sachsen -Wreimar geführt hat, erworben
hatte, sendete er es der Grussloge in Lon-
don mit dem Auftrag, durch den könig-
lichen Schwertfeger Stroody einen mit
maurerischen Abzeichen geschmücktenGriff
und eine kostbare, mit Sinnbildern und
dem Wappen der Herzöge von Norfolk,
sowie der Grossloge gezierte Scheide dazu
zu fertigen. Dieses 8. (abgebildet in der
1762 veranstalteten Übersetzung des eng-
lischen Konstitutionenbuchs von 1738)
dient seitdem der Grossloge als Staats-S.,
und der erwähnte Stroody war der erste
Grossschwertträger. (S. Schwertträger.) —
Nach dem Muster dieses S.'s Hess Prinz
August von Preussen (s. d. ) ein gleiches an-
fertigen, das er in der Schlussloge deB 18.
Jahrhunderts, die in der Grossen Loge
Royal York feierlich abgehalten wurde,
dieser »als Symbol der vollziehenden mau-
rerischen Gewalt und der strafenden Ge-
rechtigkeit zum Geschenk machte. [Vgl.
Fesslers säramtliche Schriften über Frey-
maurerey (Brl. 1801), S.327; L. XIX, 148;
Schauberg, Svmbolik der Freimaurerei
(8chaff hausen 1861), I, S. 22; M. L. 1899,
S. 59; Alpina 1887, 8. 315.1
Schwerterhelm, eine wohlthätige mau-
rerische Stiftung in Dresden, die auf
Anregung von R. Siefert Mitglieder
der Loge Zu den drei Schwertern und
Asträa zur grünenden Raute 1893 bildeten.
Die Genossenschaft, die sich «die Sorge
für das Wohl der minder bemittelten Be-
wohner von Dresden und Umgegend und
in Verfolgung dieses ZielB zunächst die Er-
bauung gesunder und billiger Wohnungen
zur Aufgabe stellt,» erbaute 1896 und 1900
in Löbtau bei Dresden, einem namentlich
von Arbeiterbevölkerung dicht bewohnten
Vorort Dresdens, auf einem Bauland von
12000 qm zwei schmucke Doppelhäuser,
jedes aus Keller-, Erd-, 1. und 2. Ober-
geschoss, Mansarden und Dachboden be-
stehend und 26 geräumige, gesunde Woh-
nungen enthaltend, die für einen billigen
Mietzins an Minderbemittelte vermietet
werden. Wasserleitung, Gasbeleuchtung,
Waschküche und Badeeinrichtungen sind
in jedem der beiden Häuser vorhanden;
vor den Häusern sind Vorgärten, und
beide grosse Gebäude werden durch einen
Garten und einen Kinderspielplatz von
200 qm Fläche voneinander getrennt. Um
zugleich auch der erziehlichen Fürsorge
zu dienen, wird im zweiten Doppelhaus
ein Kindergarten, eine Bibliothek und ein
grösserer Raum für gemeinschaftliche Ver-
anstaltungen der Bewohner des S.'s ge-
schaffen. Es ist geplant, in einigen dieser
Wohnungen auch unbemittelte Witwen
von Maurern und bedürftige Maurer auf-
zunehmen. Würdig stellt sich das S. neben
das Freimaurerinstitut (s. d.) zu Dresden-
j Striesen, eine Stiftung derselben Loge.
Schwertträger (engl. Swordbearer). S. ist
I ein Logenamt, das bei den Tempelrittern
und bei den Rittern vom roten Kreuz Kon-
I stantins vorkommt. — In der Grossen Loge
' von England besteht seit 1733 ein beson-
deres Amt des Gross-S.'s (Grand Sword-
bearer), der das Staatsschwert bei öffent-
lichen Aufzügen trügt. In einigen andern
Grosslogen heisst es auch der Gross-
herold (Grand Pursuivant). (8. Schwert
und England, I, S. 241.)
Schwesterloge ist die Bezeichnung, die
sich die zu einem maurerischen Verband
gehörigen oder wenigstens von einer und
derselben Mutterloge (s. d.) gegründeten
Logen untereinander zu geben pflegen;
meist bezieht man den Ausdruck aber
auch auf alle andern anerkannten Logen.
Schwestern werden in der Logenwelt
die Gattinnen, Bräute und Witwen der
Freimaurer genannt. Trotz dieses die nahe
Beziehung zu den Brüdern bezeichnenden
Namens werden die Frauen (s. d.) dennoch
von den Versammlungen der Freimaurer
fern gehalten, so dass sie nur bei ausser-
ordentlichen Gelegenheiten die Loge be-
suchen. Herder in •Adrastea« in dem
Gespräch zwischen Faust uud Linda über
die »Freimaurer« erklärt und begründet
das Fernbleiben der Frauen auf treff liehe
Weise. »Linda: Es ist angenehm, sich
eine geschlossene, das Wohl der Mensch-
heit beratende, im stillen wirkende Männer-
gesellschaft zu denken, denen ihr Werk
gewissermas8en selbst ein Geheimnis sein
muss, daran sie wie an einem endlosen
Plan arbeiten. Faust: Du siehst, warum
dein Geschlecht von diesem beratenden
und helfenden Bunde ausgeschlossen sein
darf und sein muss. Zuerst weil ihr einer
solchen Sonderung menschlicher und bür-
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Sehwcstcrufe*te.
393
gerlicher, Kirchen- und Staatspflichten
nicht bedürft. Männer gehören dem Staat;
in ihrem Beruf und Stand, ihrer bürger-
lichen Pflicht und Lebensart sind sie mit
so viel Banden und Rücksichten, in denen
sich Blick und Herz verengt, umflochten,
dass ihnen eine kleine Losschüttlung
dieser Bande, eine Erweiterung des Ge-
aichtskreises Über ihre Berufssphäre un-
entbehrlich, mithin Erholung und Wohl-
that wird. ,Hier sind wir — mögen sie
sich einander zusingen oder zusprechen —
die täglichen Lebensfesseln abgelegt,
Menschen'. Sie suchen also ein Paradies,
das dein Geschlecht immer besitzt und
nie verlieren darf, das jede Edle deines
Geschlechts als ihr Kleinod bewahrt. In
der bürgerlichen Gesellschaft seid ihr
glücklicherweise nicht«, ihr bedürft immer
eines Vormunds. In der menschlichen hat
euch die Natur ihre liebsten Keime, ihre
schönsten Schätze anvertraut; ihr seid
Kind, Jungfrau, dauu werdet ihr Ehe-
genossen, die dem ausser dem Hause von
Sorgen gedrückten, von Geschäften zer-
streuten Mann im Hause ein Paradies,
stille Einkehr in sich, Genuss seiner selbst
und der Seinigen erschaffen sollen. Dafür
muss er für sich und euch die Lasten
des bürgerlichen Lebens tragen. Als Er-
zieherinnen der Menschheit lebt ihr fort-
während im Paradies, indes der Mann
ausser demselben unter Dornen und Disteln
den Acker baut. Ihr erzieht eure Kinder:
Pflanzen, Blüten, Sprossen für die Nach-
welt; das Geschäft erfordert Mühe, geht
lange fort, lohnt Bich aber reichlich; mit
ihm ist euer Beruf schön umgrenzt.«
Dennoch werden die S. in den Logen
hochgeehrt. Jedem Neuaufgenommenen
wird dies bei Überreichung eines Paars
weisser Frauenhandschuhc ans Herz ge- j
legt. Bei jeder Tafelloge wird in einem j
Trinkspruch der S. gedacht. In mehreren |
Logen ist es Sitte, dass ein Mitglied im j
Namen der S. den Dank dafür ausspricht.
Um dieser Verehrung offenkundigen Aus- |
druck zu geben, werden auch besondere |
Schwesternfeste (s. d.) und Schwesternlogen
(s. d.) gefeiert. In neuerer Zeit hat man
das weibliche Geschlecht mehr in die
Logenwelt hereingezogen, zum Teil zu ge-
selligen Vergnügungen, bei denen auch,
wie in mehreren preussischen Logen, selbst
der Tanz nicht ausgeschlossen ist, sowie
zu Kränzchen (s. Schwesternkränzchen),
besonders während der Sommermonate,
sodann aber auch zur Unterstützung bei
wohlthätigen Werken. In dieser Bezie-
hung können die S. sehr segensreich wir-
ken als wahre Gehülfinnen der Brüder.
Sie gründen z. B. einen Verein für arme
Wöchnerinnen, Kinderbewahranstalten,
sind thätig in Krankenhäusern, Pflege-
häusern für verwahrloste Kinder, fertigen
teilweise die Anzüge für Konfirmanden-
bekleidungen und Weihnachtsbescherun- i
Sen. Vgl. Lachmann, Wie beteiligen wir
ie S. am Maurerwerke? [FZ. 1860, Nr.
44], da heisst es: »Dass es uns in meh-
rerer Hinsicht wünschenswert sein muss,
auch die S. an der Maurerarbeit zu be-
teiligen, bedarf kaum eines Beweises : je mehr
Gehülfen, je besser. Wir werden wohl
alle darin einig sein, dass es den denken-
den S. nicht genügen kann, wenn wir sie
einige Mal im Jahre in unBern Räumen
zusammenkommen lassen und sie mit Ge-
sang und Musik, auch wohl mit Tanz und
Essen erfreuen, Sehwesternfeste, selbst
Schwesternlogen veranstalten, in denen
wir ihnen Reden halten, um ihnen, so
viel thunlich, mitzuteilen, was wir eigent-
lich wollen. Der weibliche Charakter ist
mehr fürs Handeln, als fürs Denken ein-
gerichtet; das wahre Weib überlegt nicht
viel, aber es handelt, und sein Thun pflegt
praktisch, oft praktischer, als das unsrige
zu sein. Auch wird, wenn wir nicht bloss
reden, sondern sie selbst zum Handeln
veranlassen, also ihnen aus eigner Erfah-
rung zeigen, was die Maurer unter dem
Worte Arbeit verstehen, das nicht unbe-
deutend dazu beitragen, ihnen eine um so
höhere Achtung vor dem Bunde einzu-
flössen und durch sie, da sie ja doch nicht
Bchweigen können, auch, was sie erfahren,
nicht verschweigen sollen, eine bessere
Meinung von unaermThun in diesen Hallen
im Publikum zu verbreiten, wo man so
manche irrige Ansicht vou unsenn Bunde
zu haben scheint, unter denen die glimpf-
lichste die sein möchte, dass wir zusammen-
kommen, nur um gut zu essen und zu
trinken. Dass, wenn wir von Schwestern-
arbeit sprechen, vorzugsweise von Wohl-
thätigkeitsübungen die Rede sein kann,
versteht sich von selbst, aber mehrere
solcher Anstalten, die durch sie, und besser
durch die Frauen, als durch Männer ge-
leitet werden, weil auf Kinder und auf
das weibliche Geschlecht das Weib weit
passender einwirken kann, als Männer — ,
mehrere solche durch S. unter unsrer Ober-
leitung zu besorgende Anstalten wirken
nicht bloss auf Verbesserung des leiblichen
Wohls, sondern unterstützen auch sehr
stark unsern höchsten Zweck: Menscheu-
bildung, Menschen Veredlung.« — Der S.
wird endlich von den Freimaurern dadurch
in Liebe gedacht, dass beinahe bei den
meisten Logen Witwen- und Waisenkassen
bestehen, aus denen den hinterlassnen
Witwen der Mitglieder Unterstützung zuteil
wird. [Vgl. Neues Journal für Freimau-
rerei I, S. 473; A. 1*86, S. 186; Bh. 1861,
S. 121; 1870, S. 108, 115; 1872, S. 316;
1875, S. 332; FZ. 1851, S. 63; 1856. S. 345;
1857, S. 337; 1878, S. 337 (Maurerische
Aufgaben und Pflichten der S.); 1894, S.
837; Studien über die Thätigkeit der S. in
den schweizerischen Logen (1887); H. L.
1899, S. 2757. S. auch Frauen]
Sehwesternfeste sind festliche Versamm-
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394
Schwesternhaus — Scientifisohcr Bund.
lungert der Freimaurer, an denen sich die I
Schwestern (s. d.) beteiligen. Wenn sie in
irgend ritueller Form stattfinden, nament-
lich mit ernster Arbeit im Tempel, nennt
man sie Schwesternlogen (s. d.).
Schwesternhaus in Dahme, s. Vikto-
ria-Stiftung.
Schwesternkränzchen sind gesellige Ver- I
Sammlungen der Schwestern (s.d.) im Logen- I
lokal, zumeist mit Übung der Wohlthätig- |
keit verbunden. Von Hamburg aus ist 1899 i
die Mahnung ergangen, einen Bund der .
Schwestern zu gründen, durch den nach
aussen gewirkt werden könne: Verpflan- [
zung der freimaurerischen Grundsätze ins |
Haus, Ansporn der eignen Kinder, au den
Nebenmenschen zudenken und mitzuhelfen
an der Verbesserung der Lage der Hilfs-
bedürftigen u. s. w. [Vgl. H L. 1899, S.
2744; Besson, Studien Ober die Thätigkeit
der Schwestern in den schweizerischen
Logen. Statistische Notizen bis zum Jahre
1885 (Beru 1887).)
Schwesternloge wird die maurerische
ausserordentliche Arbeit genannt, bei der
auch Schwestern zugegegen sind. Die
Versammlung wird in Formen abgehalten,
die dem gewöhnlichen Gebrauchtum
ähnlich sind. Dabei haben besonders
die Vorträge die Absicht, die Schwestern
mit dem Wesen und Geist, mit den
Grundgedanken und Grundsätzen der Frei-
maurerei bekannt zu machen und sie dafür
zu erwärmen. Auf die Arbeit folgt dann
gewöhnlich ein Festmahl , sodass die S.
grösstenteils auch als Schwesternfeste be-
zeichnet werden. Die Ansichten über die
S. sind verschieden. Einige sind ent-
schiedne Gegner [vgl. L. 1884, S. 117],
andre billigen sie. In der Loge Karl zum
Felsen in Altona ist schon 1797 eine S.
abgehalten worden [vgl. deren Geschichte
(18971, S. 22]. Die Grosse National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln hat, nachdem
sie noch im Johannisschreiben von 1856 i
die Abhaltung förmlicher S. verboten hatte, :
erst 1889 entschieden, dass S. zulässig
seien unter der Voraussetzung, dass weder \
maurerisches Ritual im engern Sinne, noch :
maurcrische Abzeichen zur Verwendung i
kommen und der Tempel des beweglichen
symbolischen Schmucks, mit Ausnahme
des Altäre, entkleidet werde [vgl. Bbl. 1889,
S. 533]. Unter solchen Umständen sind
derartige Logen ebenso unbedenklich, als
empfehlenswert. Einzelne Logen verbinden
sie sogar mit dem Johannisfest. Die
Grosse Landesloge in Berlin lässt sie
nicht zu. Stoff zu S. bieten: R. Fischer,
Die S. (Lpz. 1878); Lierseh, Am Brunneu der
Wüste. Ansprachen bei Schwesternfesten.
[Vgl. R. Fischer, Entwurf zu einem Hand-
buch für die Amtstätigkeit der Logen-
meister (Lpz. 1891), S. 55. Bh. 1861, S. 49;
1896, 8. 95. FZ. 1847, S. 409; 1851, S.
63; 1852, S. 273; 1857, S. 54, 273; 1869,
S. 871; 1880, S. 355; 1895, S. 44.J
Schwetschke, Karl Gustav, Buch-
händler und Buchdruckereibesitzer in Halle,
geb. das. 5. April 1804, gest. 4. Okt. 1881
das., wurde 8. Dez. 1828 zum Freimaurer
in der dortigen Loge Zu den drei Degen
aufgenommen, um die sich Bcbon sein
Vater grosse Verdienste erworben hatte.
Er war lange zugeordneter Meister. In der
maureri*cheu Litteratur hat er sich durch
seine Untersuchungen über die Unecht-
heit der Kölner Urkunde (s. d.), sowie die
Edwinsage bekannt gemacht. Von seinen
Schriften sind zu nennen: Mag. Eckstein
(1842); Paläographischer Nachw eis der Un-
echtheit der Kölner Freimaurer- Urkunde
vom Jahre 1535 (Halle 1843); die Halle-
schen Steinmetzzeichen (Halle 1852); Prinz-
Edwins-Sage (2. Aufl., Halle 1876). Zu S.'s
öOjährigem Maurerjubiläum gab Marbach
18. d.) die »Geschichte von Vater Noah
und seinem Kasten, zu Ehren eines ge-
treuen Noachidenc (1878) heraus. [Vgl.
Bh. 1881, S. 336. L. 1881, S. 187.]
Schwefe, s. Kulm-Bchwetz.
Schwiebng (St. in der preuss. Provinz,
Brandenburg, 8431 E ). Hier besteht ein
Maurerkränzchen, gest. 8. Dez. 1875. Mit-
gliederzahl (1900): 18. Vers. Mittwochs.
Schwitzky, Karl Wilhelm, Rendant
der pommerseben Haupttabakskasse in
Stettin, nachher kurmärkiacher Tabaks-
direktor, war, nach Johnsons (s. d.) Angabe
Subprior des Rosaschen Kapitels in Stettin
1763 und trat 1769 der strikten Observanz
zu. Er war 1774 in der, wahrscheinlich
eben errichteten Loge Zu den drei Zirkeln
in Stettin Archivar und erster Schrift-
führer, nachher in der Loge Zu den drei
goldnen Zirkeln zugeordneter Meister,
dann Meister vom Stuhl, 1796 (in Berlin
wohnend) Ehrenmeister.
Schwur, s. Eid,
Scientlflscher Bond. Dieser von Fessler
(s. d.) angeregte Bund wurde 28. Okt.
1802 von Fischer, Fessler (s. d.), Darbes.
Tidmar, Meissner (s. d.), Mossdorf (s. d.)
und Wigand gebildet. Die Mitglieder
verpflichteten sich, durch gemeinschaft-
liche Forschung die Geschichte der
Freimaurerbrüderschaft von ihrem Ur-
sprung an im Ganzen und in allen ihren
Teilen, sowie in allen ihren Lehrarten und
Ausartungen in höchst möglicher Voll-
kommenheit zu bearbeiten und solches
würdig befundnen vertrauten Maurern
mitzuteilen. Bei den einzelnen Versamm-
lungen der wirklichen Mitglieder, von
denen vorausgesetzt ward, dass sie voll-
ständige Kenntnis der sog. acht Erkennt-
nisstufen hatten, fand weder ein Ritual, noch
irgend welches Gebrauchtum statt; ebenso-
wenig bediente man sich besonderer Be-
nennungen oder einer äussern Kleidung.
Nur das gemeinschaftliche Interesse und
Achtungsgefühl für Wahrheit, der gemein-
schaftliche Abscheu vor Täuschung, Betrug
und Geheimniskrämerei verband sie zu
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Scott — Seckendorff.
395
ihrem Zweck. Infolgedessen waren sich
alle Glieder an Rechten und Pflichten
gleich; sie anerkannten weder eine Über-,
noch irgend welche maurerische Unter-
ordnung. Jeder Maurer, gleichgültig zu
welcher Lehrart er sich bekannte, konnte
Mitglied werden. Das Dasein des Bundes,
sein Zweck und seine Beschäftigung sollten
den Logen weder angekündigt, noch ge-
heim gehalten werden. Er stand mit
diesen in gar keinem Zusammenhang und
wollte Logen weder gründen, noch leiten.
Das Hauptarchiv und das Zentrum des
Bundes sollte Berlin sein. In jeder Stadt
oder Loge, wo wenigsten drei scientifische
Maurer- Meister lebten, hatten diese das
Recht, ein Archiv zu gründen. Das Werk,
das Kessler hegte, sowie der Organisations-
plan fanden nicht allenthalben Billigung.
Man fürchtete namentlich auch für den
Bestand der Innersten Oriente. Inmittelst
kaufte Kessler Kleinwall, was ihn so
abzog, dass jeder Schritt zur Erreichung
einer Konzession seiten der Regierung
unterblieb. 1804 trat Dr. theol. Münter
(s. d.) in Kopenhagen bei, ihm folgten
mehrere andre Maurer. Leider hatte aber
um diese Zeit die Sache bereits ihreu
Todesstoss erlitten. In dem von der Loge
zu Altenburg herausgegebuen Constitu-
tionsbuch war eine r esslers Initiationen
betreffende, beleidigende Anmerkung ent-
halten, infolge deren zwischen den vertrau-
ten Brüdern in Dresden, Ereiberg und
andern sächsischen Archiven jede weitere
Verbindung in Betreff des s. B. aufhörte.
Dazu kam das Streben nach einem säch-
sischen Logenverband. Der dadurch not-
wendig gewordne Briefwechsel, Versamm-
lungen und sonstige Arbeiten hatten
Zeit und Kräfte des gebildetem Teils
der Maurer in den einzelnen Logen so in
Anspruch genommen, dass man den s. B.
um so eher vergass, je weniger Kessler
selbst sich um sein ideales Kind kümmerte,
und je mehr wohl auch die damaligen
Kriegszustände die Maurer in andrer Be-
ziehung in Anspruch nahmen. Der s. B.
gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
Das Gute aber, was ihm zu Grunde lag,
erhob sich im Historischen Engbund (s. d.)
Schröders, obgleich auch dieser, wenngleich
nach längerer Zeit, seine Bedeutung und
seinen Anhang verlor. [Vgl. KZ. 1HG1 ,
S.2. L. XVIII, 33; XXIX, 100. Dietrich,
Deutsches Logenleben (Altbg. 1890), S. 63.]
Scott, 1 ) J o n a t h a n , Buchhändler i n Lon-
don, war der Herausgeber und Verleger
des Buchs: »A pocket companion and his-
toryofKreemasonry, containingtheir origin,
progress and present State etc.«, das zu Lon-
don 1754 erschien und öfter abgedruckt
wurde und dessen Verfasser vermutlich
Entick (s. d.) ist. Es ist ein sehr erweiterter
Abdruck vom Konstitutionenbuch (». d.)
und enthält viele eigentümliche Nach-
richten, die jedoch mit Vorsicht zu be-
nutzen sind. S. wies in einer Eingabe
der Grossloge 1754 nach, dass eine neue
Ausgabe des Konstitutionenbuchs not-
wendig geworden sei, und schlug vor, es
auf Zeichnung der Logen drucken zu
lassen und einen etwaigen Gewinn dem
allgemeinen Almosenfonds zuzuweisen. Um
die nötigen Zusätze und Abänderungen
zu machen, möchte ein Ausschuss bestellt
werden. Der Beschluss der Grossloge ging
dahin, dass das Konstitutionenbuch durch-
gesehen und die erforderlichen Abände-
rungen und Zusätze mit den Gesetzen und
1 Regeln der Maurerei in Übereinstimmung
gebracht werden sollten. Mit der Durch-
sicht beauftragt wurden ausser dem Gross-
meister und den Grossbeamten verschiedne
Personen. Die Seele des Ganzen war
Entick (s. d.). S. übernahm den Vertrieb
der erst 1756 erschienenen neuen Auflage,
I machte aber damit schlechte Geschäfte,
I scheint überhaupt immer mehr in miss-
I liehe Verhältnisse geraten zu sein; denn
er wurde 1766 bei der Grossloge ange-
klagt, gegen geringfügige Gebühren Auf-
nahmen vorgenommen zu haben. Den
Polgen solcher unerlaubten Handlungs-
weise kam er dadurch zuvor, dass er öffent-
lich in einer Sitzung der Grossloge des-
i halb um Verzeihung bat, und da er durch
| Zeugnisse nachwies, dass die von ihm Auf-
genommenen seitdem in Logen angenommen
worden seien, und versprach, sich nie wie-
der eine solche Handlung zu Schulden
kommen zu lassen, wurde ihm verziehen, und
man bewilligte sogar neue Kristen für Ab-
tragung seiner Schuld wegen der von ihm
käuflich von der Grossloge zu geringem
Preis übernommenen Konstitutionenbücher
[vgl. oben I, S. 254.1
2) Sir Walter, berühmter englischer
Dichter, Roman- und Geschichtsschreiber,
geb. 15. Aug. 1771 in Edinburg, gest. 21.
Sept. 1832 in Abboteford, wurde am 2.
März 1801 in der St. Davids-Loge zu Kdin-
j bürg als Ereimaurer aufgenommen, ist aber
als solcher nicht weiter besonders hervor-
getreten. [Vgl. L. IX, 318.]
Seranton (St. im nordamerikan. Staat
Pcnnsylvanien, [1896] 112000 E.). Hier
besteht unter der einheimischen Grossloge
; eine deutsche Logo Schiller Nr. 345,
gegr. 7. März 1864. Vers. 2. Montag.
Sechs, s. Zahlen.
Sechseckiger Stern, s. Hexagramm.
Seckendorf!*, Adolf Kreiherr v., geb.
9. März 1829 in Trier, ge*t. 18. Juni 1878,
' wurde dem Kreimaurerbunde zugeführt 15.
Mai 1854 in der Loge Georg zur wahren
Treue in Neustrelitz, wo er seit 26. Mai
1869 Vorsitzender Meister war. Seit 11.
Mai 1877 war er Unterarchitekt im Pro-
vinzialkapitel für Mecklenburg und Neu-
Vorpommern. Er schrieb »Iustruktions-
vorträge für Johannis-Lehrlinge« (Bützow
1878) und leitete eine Zeit lang das Meck-
I lenburgsche Logenblatt (s. d.).
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— Selaxinsky.
Seebass, Christian Ludwig, geb.
23. Mai 1754 in Grosshennersdorf bei
Zittau, gest. 16. Okt. 1806, Professor der
Philosophie zu Leipzig, trat 22. Febr. 1801
der Loge Apollo zu den drei Akazien
das. bei und wurde 1803 deren Meister
vom Stuhl. Unter seiner Leitung schloss
sich die Loge 13. April 1805 unter dem
Namen Apollo der Provinzialloge zu Ham-
burg an und machte zugleich die von
Schröder verbesserte Arbeitsweise zu der
ihrigen. Lebhaft beteiligte er sich an den
Verhandlungen, die in demselben Jahre
bereits über die Gründung einer säch-
sischen Grossloge geführt wurden. S. be-
sorgte die Herausgabe des «Magazin für
Freimaurer, enthaltend Nachrichten über
den Ursprung, Zustand und Fortgang der
Freimaurerei im Auslande, und vorzüglich
in Grosbritannien; nebst dahin gehörigen
Abhandlungen« (Lpz. 1806), vier Stücke,
von denen er das 1.— 3., und Dr. C. J.
Kühn das vierte herausgab. [Vgl. FZ.
1855, S. 158; 1881, S. 207 ]
Seedorf, Franz, reicher Jesuitenpater,
Erzieher des Kurfürsten Karl Theodor und
nachmals dessen Gewissensrat, war Frei-
maurer und Mitglied der Mannheimer Loge
St. -Charles de l'union. [Vgl. Neuwieder
Freimaurerzeitung Nr. 46 vom 7. Juni 1787.
Schwarz, Geschichte der Loge Karl zur
Eintracht in Mannheim (1896), S. 27.]
Seesen (St. im Herzogt. Braunschweig,
4462 E.). 1) Schon in der Mitte des 19.
Jahrh. bestand hier eiu Kränzchen, dessen
Mitglieder grösstenteils zur Klausthaler
Loge gehörten. E.s löste sich in den sechziger
Jahren auf. 2) Jetzt besteht hier unter
der Loge in Braunschweig ein maurerisches
Kränzchen, gest. 15. Juni 1878. Mitglieder-
zahl (1900): 16. Vers. 1. und 3. Mittwoch
im Monat. Lokal: Gasthof zur Krone.
Seetzen, Ulrich Jasper, Reisender und
Naturforscher, geb. 30. Jan. 1767 in Sophien-
groden in Jeverland, gest. im Okt. 1^11 in
Arabien, studierte in Güttingen und ging
1802 nach Ägypten, besuchte 1809 Mekka
und Medina und 1810 Jemen und starb,
wahrscheinlich vergiftet, auf dem Wege
von Mekka nach Sana. Seine reichen
Sammlungen befinden Bich in Gotha. — S.
war Mitglied der Loge Zum silbernen
Schlüssel in Jever und 2. März 1802 auf-
genommen.
SefTner, Gabriel, Bürgermeister in
Merseburg, geb. 16. Nov. 1805, gest. 19.
Jan. 1888, wurde in der dortigen Loge
Zum goldnen Kreuz 22. Okt. 1834 zum Frei-
maurer aufgenommen und war das. 1839—41
Ordner, 1841—49 Meister vom Stuhl, 1851
bis 1853 zugeordneter Meister, 1853—72
wiederum Meister vom Stuhl und von da
bis zu seinem Tode Ehrenmeister. S. war
mit lebhaftestem Eifer der Maurerei er-
geben. Zum 50jährigen Stiftungsfest
seiner Loge schrieb er deren »Geschichte«
(Merseburg 1855).
Seger, Joh. Gottlieb, Jurist, geb. 4.
Sept. 1785 in Seifersbach bei Meissen,
gest. 21. April 1786 als Professor der
Rechte in Leipzig, wurde in den Frei-
maurerbund in der Loge Minerva zu den
drei Palmen das. 80. März 1772 aufge-
nommen und leitete bereits 1773 als zu-
geordneter Meister vom Stuhl die Arbeiten
der Loge.
Seil, verschlungnes, eine Zierat auf der
Lehrlingstafel der Schwedischen Lehrart.
(S. Verbindungsband.)
Seltengrade Nebengrade] sind solche
Grade, die eigentlich in keiner Verbin-
dung mit dem maurerischen Ritual stehen
und deren Gesetzmässigkeit durch die
Grosslogen nicht anerkannt ist. Gewöhn-
lich sind sie Erfindung der sogenannten
Vorleser (Lecturer). Manche sind von
höchstem Interesse und ausgezeichnet in
ihrem moralischen Zweck, manche jedoch
sehr nichtssagend und ohne bestimmten
Endzweck und irgend einen moralischen
Hintergrund. Im ganzen kann man sie
als unschädliche und harmlose Spielereien
betrachten, welcher Ansicht auch Hut-
chinson in seinem Spirit of Masonry, S.
113, ist.
Sekretär, a. Schriftführer.
Selasinsky, Karl Friedrich v., preuss.
General der Infanterie, geb. 24. Jan. 1786
in Vargow bei Lupow in Pommern, gest.
26. April 1860, nahm 1851 den Abschied
und widmete Bich seitdem vorzugsweise
den Angelegenheiten des Freimaurerbundes,
in dem er oereits vorher hohe Stufen er-
langt hatte. Aufgenommen durch Henckel
v. Donnersmarck (s. d.) 1816 in der da-
mals in Erfurt thätigen Loge Friedrich
Wilhelm zum eisernen Kreuz, angeschlossen
der Loge Pegase in Berlin 1>*S8, be-
kleidete er, bald in die höhern Grade be-
tordert, 1838 — 41 das Amt eines zugeord-
neten Landesgrossmeisters, erhielt 1839
den 8. und 9. Grad in der Grossen Lan-
desloge, wurde 1840 Ritter- Komman-
deur, 1841 in den Ordensrat berufen, war
bis 1842 Wortführender [^andesgrossmeister
: und wurde 22. Okt. 1849 als Ordensmeister
eingesetzt, welche höchste Stellung in
der Grossen Landesloge er bis zu seinem
Tode bekleidete. Er hat sich in dieser
eiuflussreichen und wichtigen Stellung
höchst verdient gemacht und nament-
lich auch sowohl deren Lehre in zahl-
reichen Vorträgen und Instruktionen be-
handelt, als auch den Freimaurerbund und
dessen Christlichkeit gegen die von zelo-
tischen Geistlichen erhobnen Angriffe
kräftig und wirksam in Schutz genommen.
[Biographie S.'s in L. XIX, 184. Bb.
1860, S. 186. M. L. IV 21.] Seine -Vor-
träge für St. -Johannislehrlinge« sind in
Berlin 1855 und 1858 in zwei Teilen er-
schienen. Ausserdem sind zu erwähnen:
•Zwei Vorträge, gehalten im Ordens-Kapitel
der Grossen Landesloge von Deutschland
ized by
Selbständige Logen — Senfkorn, Orden vom.
397
in Berlin« (1849). Nach seinem Tode wurde
9. Juni 1860 eine Trauerloge abgehalten,
worüber ein gedruckter Bericht erschien.
Selbständige Logen, s. unabhängige
Logen.
Selbstbeherrschung ist die Starke der
Freimaurerei, die den Geist befähigt, über
alle Unebenheiten, die sich auf dem Wege
derTugend entgegenstellen, hinwegzugehen,
und sich von ihnen nicht abschrecken zu
lassen, das ins Auge genommene Ziel stand-
haft zu verfolgen. [Vgl. FZ. 1858, S. 241.]
Selbsterkenntnis ist die Frucht der
Weisheit, die das rechte Verständnis dessen
bietet, was dem einzelnen not thut. Die
8. führt zur Reue und somit zur Besserung
und Selbstvervollkommnung in allen Tu-
genden. [Vgl. A. 1883, S. 102; Bh. 1860,
8. 173; 1875, S. 162; FZ. 1882, S. 289;
1887, S. 41; Br. L. 1886/87, S. 62; L. 1895,
S. 89; 1896, S. 83.]
Selbstveredlung gewinnt sich durch
Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung
und ist eine Frucht der Schönheit. [Vgl.
Bh. 1869, S. 198; FZ. 1857, S. 118.]
Selchow, Friedrich Wilh. Eugen v.,
Geh. Regierungsrat, Landrat, Landesältester
und Rittergutsbesitzer, geb. 14. Juli 1828
in Breslau, gest. 12. Nov. 1897 in Rudnik,
studierte Rechtswissenschaft und Cameralia
und war lange Jahre Landrat des Kreises
Ratibor. — Aufgenommen wurde S. in
den Freimaurerbund 21. Juni 1855 in der
Loge Friedrich Wilhelm zur Gerechtigkeit
in Ratibor. Nachdem er mehrere Jahre deren
Redner gewesen war, wurde er 1864 zum Vor-
sitzenden Meister gewählt und 1868 zum
delegierten Obermeister der Altschottischen
Loge Friedrich VVilhelm zur Eintracht in
Ratibor. Beide Ämter hatte er bis 1872
inne, wo er sie Krankheitshalber nieder-
legte. 1890 ward er nochmals Meister
vom Stuhl bis 1896. 8. schrieb, ausser
vielen Aufsätzen und Vorträgen in den
freimaurerischen Zeitschriften, namentlich
in der «Bauhütte«: »Das Endziel der Frei-
maurerei, ein Königtum, das die Freiheit
der Beherrschten über alles liebt« (Lpz.
1883); »Videant consules. Ein freimau-
rerischer Reformvorschlag« (1890). S. ge-
hörte zu den freisinnigen Maurern. [Vgl.
Bbl. 1897, S. 598. S. L. 1897, S. 185.]
Sellentin , F r. W i 1 h. A u g. v.; preussischer
Geheimrat und Staatssekretär in Berlin,
gest. 18. Mai 1807, war 28. Okt. 1798 bis
5. Juni 1801 Grossmeister der Grossen
Loge Royal York, also zu einer Zeit, in
der Fessler (s. d.) in Berlin weilte und
gerade für diese Grossloge eine besondere
Thätigkeit entwickelte. S.'s Bildnis be-
findet sich im »Maurerischen Taschenbuch
auf das J. 1803—4 von X. Y. Z.« Die
Feierlichkeiten der Einsetzung S.'s in die
grossmeisterliche Wörde beschreibt Süvern
in den »Jahrbüchern der Grossen Loge
Royal York« auf das J. 1798, S. 217-245.
[Vgl. Fessler's sämmtliche Schriften über
Freymaurerey, Bd. 2, Abt. 1, S. 274-81
und 369.]
Semesterwort [le mot de semestre] wird
seit 3. Juli 1777 (nicht 28. Okt. 1773, wie
sonst angegeben wird) in den französischen
Logen alle sechs Monate von den beiden
Oberbehörden, dem Grossorient, wie dem
Supreme Conseil, an die zu ihnen gehörigen
Logen abgegeben. Die Kapitel der höhern
Grade erhalten jährlich ein solches Wort.
Einzelne andre Grosslogen, z. B. die un-
garsche, geben ein solches nur jährlich
(vgl. Jahrwort) aus. Der Zweck der Ein-
führung war der, ein Mittel in der Hand
zu haben, Mitglieder von nicht aner-
kannten Logen zurückzuweisen und die
eignen Mitglieder zu lebhafterm Logen-
besuch anzuspornen. [Kloss, Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, I, 398.
Vgl. auch den Art. Passwort.]
Senegamblen (Land in Afrika). Schon
1735 ernannte die Grossloge von England
einen Provinzialgrossmeister für »Gambay«,
aber erst 1792 wurde in ßolama (portu-
giesisch Guinea) und 1851 in Bathurst
eine Loge errichtet, die ohne langen Be-
stand waren. Das gleiche Schicksal teilten
I zwei Logen, die der Grossorient von Frank-
j reich 1874 und der von Italien in St.-Louis
\ gründeten. Gegenwärtig besteht hier eine
i Loge unterm Grossorient von Frankreich :
L'avenir du Senegal, gest. 1893.
Senfkorn, Orden vom. Dieser in Eng-
land, Holland, Deutschland verbreitete pro-
testantische geistliche Ritterorden soll
1708 in London gestiftet sein. Der Stifter
ist unbekannt, und die Meinung, dass der
Orden eine Herrnhutsche Stiftung sei,
ward sowohl von den Herrnhutern, als
dem Orden selbst in Abrede gestellt. Er
sah sich genötigt, 1736 zu London seine
Ordensregeln bekannt zu machen, die 1740
zu Büdingen verdeutscht erschienen. Einige
behaupteten, der Orden sei erst 1739 im
Schoss der evangelischen Brüdergemeinde
entstanden und habe zu Gnadenstadt jähr-
lich seine feierlichen Zusammenkünfte in
der Schlosskapelle abgehalten. Der Haupt-
zweck des Ordens war Religion, und zwar
sollen die Mitglieder dem S. gleich (Marc.
4, 80—32) im Geheimen und Verborgnen
wirken. Die Mitglieder trugen einen gold-
nen Ring mit der Umschrift: »Unser keiner
lebet ihm selber». Das besondere Ordens-
zeichen ist ein auf den Ecken grün
emailliertes goldnes Kreuz, in dessen Mitte
ein Senfbaura in einem Oval mit den
Worteu »Quod fuit ante nihil« abgebildet
ist. Es ward teils an goldner Kette, teils
an verschiedenfarbigem Seidenband getra-
gen, je nachdem das Mitglied ein welt-
i licher oder geistlicher Herr war. Der 25.
I März (Mariä Verkündigungtund derl6. Aug.
i (der Tag nach Mariä Himmelfahrt) waren
die zu Zusammenkünften bestimmten Tage.
[Berliner Monatsschrift, 1790, XV, 546;
Bicdenfeld, Geschichte und Verfassung
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398
Senior Cupituli — Scssler.
der Ritterorden, I, 80; Lleusinien des 19. I
Jahrhunderts, II, 197. j Hauptquellen sind: |
Ratio illustris Ordinis, cui a Sinape nomen 1
est (Emdae 1749), welche Schrift Vogel
zu Utrecht übersetzte in: »Ursprung und
Fortgang der falschen mystischen Gottes-
gclahrtheit. Monatliches Gesprach von
einer fruchtbringenden Gesellschaft, YVorinu
zum Vorschein kommt, Was von den Be-
gebenheiten und Heimlichkeiten der Wclt-
beruflenen Herrnhuthischen Gemeiud und
der Freymaurcr Gesellschaft von Zeit zu
Zeit durch Briefwechsel oder sonst ent-
deckt wird, Nebst einer Lebens- Beschrei-
bung Des» Herrn Grafen von Zinzendorßs
dissmahleu Canonisch erwählten Bischoffes
der Mährischen Brüderechafll und Stiflter
des Ordens vom S.« [dies fehlt bei Stück 'S,
u. s. w. (o. ü. 1741), 6 Stück, S. 127—31,
134 ist vom S. -Orden die Rede. Das Ge-
spräch dieses Werks steht auch in: »Das
neueste Gespräch In dem Reiche der Le-
bendigen Zwischen dem Herrnhutischen
Herrn Grafen von Zinzcndorff, vnd einem
Frevmäurcr» etc. (2 Teile, Frkf. und Lpz.
1741-42). Des S.-Ordens wird Erwähnung
gethan S. 14 und 18, sowie S. 9 und 13
in der andern, durch eugern Druck sich
unterscheidenden Ausgabe.
Senior Capitull war in der strikten Ob-
servanz mehr eine Würde, als ein Amt.
Er hatte die Aufsicht über die Novizen,
dienenden Brüder, Zeremonienmeister. Im
Fall der Vakanz der Heermeisterwürde
war er einer der vier Vikarien, welche die
Provinz regierten.
Senioren sind Jubilare von 50 bezw. 60
maurerischen Jahren; sie stehen den Ehren-
meistern gleich.
Henkblei (the plummct, le plomb). Das S.
gehört zu den drei beweglichen Klein-
odien der Freimaurerei. Wie es dem Mau-
rer dazu dient, das Bauwerk senkrecht
aufzuführen, worin schon eine Bürgschaft
seines Bestauds liegt, so ermahnt es den
Freimaurer zur Geradheit und Aufrichtig-
keit gegen sich selbst und gegen seine
Neben menschen, wodurch er in das rich-
tige Verhältnis zu diesen kommt. Das S.
wird vom zweiten Aufseher als Zeichen
seines Amt» getragen. Auf der Beobach-
tung der geraden Linie beruht die Gestalt
und Schönheit des Baus. Da der zweite
Aufseher an der Säule der Schönheit steht,
so ist das S. der erschöpfendste Ausdruck
seiner Würde. Durch dasselbe wird er an
seine Pflicht erinnert, allzeit darauf zu
achten, dass die Mitglieder die Pfade der
Tugend und Ehre wandeln; denn nur dann
kann der freimaurerische Bau in gerader
Richtung sich erheben und strahlen in der
Schönheit himmlischen Lichtes. [Vgl.
Fischer, Lehrlingskatechismus (29. Aull.,
Lpz. 1900), S. 92, 97, 99, 103, 122; der-
selbe, Gesellenkatechismus (20. Aufl., Lpz.,
1900), S. 61; Marbach, Katechismusreden J
(4. Aufl., Lpz. 1892), S. 295; Bat. R.
1884, S. 89. FZ. 1877, S. 217; 1876, S.
217.]
Serbien (Königreich). Hier bestand
seit 1848 in Belgrad eine türkische Loge
Alikotsch, deren Meister vom Stuhl 1854
der dortige Pascha war. Die Mitglieder
dieser Loge gehörten durchweg dem Offi-
zier und Beamtenstande der dortigen tür-
kischen Garnison an. Mit der Räumung
der Festung Belgrad durch die Türken
verschwand diese Loge. — Am 4. April
1877 wurde vom Grossorient von Italien
das. eine neue Loge Das Licht des Bal-
kans errichtet. Das Zustandekommen dieser
Loge verdankt man dem in Belgrad an-
sässigen deutschen Element, das inzwischen
die besten geistigen Kräfte des Landes an
sich gezogen hatte. An der Gründung und
Organisation dieser Loge beteiligte sich
persönlich Schneeberger (s. d.) aus Wien,
der auch diese Loge als deren hammer-
führender Ehrenmeister ad vitara in ganz
oaterreich-Ungarn vertrat. Die Loge ging
1885 wieder ein. — Am 7. Dez. 1890 er-
I richtete die Grosslogc von Ungarn in Bel-
I grad eine neue Loge Pobratim (Verbrüde-
rung), die noch thätig ist, während eine
von derselben Grosslogc in Nisch 24. April
1892 gestiftete Loge Nemanya 1897 wieder
aufgelöst werden musste.
Serre, Johann Friedrich Anton,
preussischer Major, Rittergutsbesitzer auf
Maxen bei Dresden, geb. 28. Juli 1789 in
Bromberg, gest. 3. März 1863 in Dres-
den, studierte die Rechtswissenschaft,
nahm 1813 als freiwilliger Jäger an den
Freiheitskämpfen teil und wohnte dann in
Maxen und Dresden. Sein Haus wurde
ein Sammelpunkt der hervorragendsten
Künstler, Gelehrten und Schriftsteller.
Geistreich und edel in seim-iu ganzen
I Wesen, war er ein Wohlthäter der Armen,
für die er, namentlich in Maxen, ge-
meinnützige Einrichtungen schuf, ein
Freund und Gönner der Litteratur und
Kunst. Sein Hauptverdienst war die von
: ihm in seinem 70. Lebensjahr begründete
| Schillerlotterie, die der kurz vorher ent-
standnen Schillerstiftung einen Fond von
300000 Thalern zuführte. — Aufgenommen
in der Loge Zum flammenden Stern in
Berlin, wurde er 16. Sept. 1823 bei der
Loge Asträa zur grünenden Raute in
Dresden angeschlossen und 1833 bei der
Vereinigung Mitglied der Schwerter-Loge.
[Vgl. Ziegler, Zur Geschichte der Schiller-
, lotterie (Dresd. 1864).]
Servati, Erich, s. Sautier, Heinrich.
Seschellen (Seychellen, Mahginseln, brit.-
afrikanische Inselgruppe im Indischen
Ozean). In Mahd errichtete der Gross-
: Orient von Frankreich 1869 eine Loge, die •
nicht mehr thätig ist.
Sessler, Johann Heinrich, Advokat,
geb. 28. Jan. 1817 in Frankfurt a. M.,
gest. das. 2. Mai 1863, erwarb sich in
seiner Vaterstadt eine ausgedehnte, erfolg-
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Setier —
reiche Wirksamkeit als Rechtsanwalt. S.
war ein unbeugsamer Mann, gemessen im
Denken, langsam, aber entschlossen im
Handeln, klar und bestimmt in der Arbeit,
vorsichtig im Behaupten und Verwerfen,
aber standhaft in der Ausführung seiuer
wohldurchdachten Ideen. — Aufgenommen
28. Nov. 1844 in der Loge Carl zum auf-
gehenden Licht in Frankfurt a. M., wurde
er, nachdem er die Ämter des Schrift-
führers, zweiten Aufsehers und zugeord-
neten Meisters vom Stuhl bekleidet hatte,
1852 mit dem ersten Hammer betraut, den
er bis 1858 führte. Als Mitglied der
Grossen Mutterloge des Eklektischen Bun-
des und als langjähriger Grossschriftführer
hat er sich durch seine organisatorische Thä-
tigkeit grosse Verdienste erworben. [Vgl.
Trauerloge der Loge Carl zum aufgehen-
den Licht in Frankfurt a. M. am 15. Nov.
1863 (Frkf. a. M. 1864), worin Nekrolog
von S.J
Setier, L. P., Buchdrucker und Buch-
händler des israelitischen Konsistoriums
zu Paris, starb das. 1835, zeichnete sich
auch ausser in andern Fächern als mau-
rerischer Schriftsteller und Redner aus.
Settegast, Hermann, Prof., Geh. Regie-
rungsrat, geb. 30. April 1819 in Königs-
berg i. Pr., erlernte die Landwirtschaft
während neun Jahren, studierte diese so-
dann auf der Universität in Berlin und
der landwirtschaftlichen Akademie zu Ho-
henheim. 1847 wurde er Lehrer der Land-
wirtschaft und Administrator der Muster-
Gutswirtschaft in Proskau und 1858
Direktor der landwirtschaftlichen Hoch-
schule Waldau. 1863 kehrte er nach Pros-
kau als Landesökonomierat zurück und
leitete die dortige Anetalt bis 1881, wo
sie zum Zweck der Gründung der land-
wirtschaftlichen Hochschule in Berlin auf-
gelöst wurde. S. wurde zum Professor an
dieser Hochschule ernannt und blieb
dies bis 1889, wo er in den Ruhestand
trat. S. war in seiner Thätigkeit ein
hervorragender Lehrer und zugleich frucht-
barer Schriftsteller. Erwähnt seien von
seinen Schriften: »Anleitung zur Wirt-
schaftsführung auf grössern Landgütern«
(1848), »Eine landwirtschaftliche Reise
durch England« (1851), »Der Betrieb der
Landwirtschaft in Proskau« (1856), »Über
die Tierzüchtung« (1859), »Der landwirt-
schaftliche Unterricht« (1873), »Der Realis-
mus und die Landwirtschaft« (1886), »Die
Tierzucht» (1868), »Die Landwirtschaft und
ihr Betrieb. (1875). In der Schrift »Er-
lebtes und Erstrebtes« (Brl. 1892) hat S.
seine Erlebnisse in anziehender Weise ge-
schildert. — In den Freimaurerbund wurde
S. in der Loge Psyche in Oppeln 11. Dez.
1854 aufgenommen, schloss sich 1859 der
LogeZumTotenkopf und Phönix in Königs-
berg i. Pr. an und trat bei seiner Über-
siedlung nach Berlin 1881 in die Loge
Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerech-
Settegaat. 399
tigkeit das. ein. Von 1884—89 war er zu-
geordneter Grossmeister der Grossen Loge
Royal York in Berlin und wurde nach dem
Tode Herrigs (s. d.) 3. Juni 1889 an dessen
Stelle zum Grossmeister gewählt. Ab S.
wahrzunehmen glaubte, dass infolge der
Zeitströmung jüdischen Suchenden nicht-
sachliche Schwierigkeiten von den Logen
bereitet wurden [vgl. Bst. F. 1894, S. 171,
beantragte er eine Abänderung der Grund-
gesetze in Beziehung auf die beiden Kol-
legien der Grossloge, und als diese abge-
lehnt wurde [vgl. oben I, S. 96; Flonr,
Geschichte der Grossen Loge Royal York,
H, S. 113], legte er 15. Nov. 1889 sein
Amt nieder, Hess sich auch durch eine Ab-
ordnung von diesem Beschluss nicht ab-
bringen. Er begründete 1892 die Grosse
Freimaurer-Loge von Preussen, genannt
Kaiser Friedrich zur Bundestreue in Ber-
lin (s. oben I, S. 99), nachdem er vorher
der Loge Ferdinande Caroline in Ham-
burg beigetreten, von dieser aber wieder
entlassen worden war. [Vgl. hierüber des
weitern oben I, S. 414.] In dieser neuen
Grossloge war er 1892—94 und 1897-98
Grossmeister und seit 1894 Ehrengross-
meister. S. vertritt das humanistische Prin-
zip. Er verwirft die Hochgrade, als nicht
zur Johannistnaurerei gehörig, was er in
verschiednen Schriften dargelegt hat: »Der
Darwinismus in seinem Verhältnis zur
Naturforechung, Religion und Freimaure-
rei« (1889), »Die deutsche Freimaurerei,
ihr Wesen, ihre Ziele und Zukunft im Hin-
blick auf den freimaurerischen Notbstand
in Preussen« (1892), wogegen »Zur Abwehr«
eine Beleuchtung von O. Hieber (s. d.)
in Königsberg i. Pr. (Brl. 1892) erschien,
»Die Grosse Freimaurerloge gen. Kaiser
Friedrich zur Bundestreue« (1892), »Mehr
Licht! Das Geheimniss, das christliche
Princip und die Hochgrade in der Frei-
maurerei« (1893, 3. Aufl. 1896), »Woher —
wohin? Eine freimaurerische Betrachtung«
(1893), »Wesen und Lehre der freimaure-
rischen Grade«, »Was die Freimaurerei
noch retten kann« (1896). Diese Schriften
und einiges andre ist dann zusamtnen-
gefasst in dem Sammelwerk »Der deut-
schen Freimaurerei Gegenwart und Zu-
kunft« (Brl. 1897), wo auch S.'s Bildnis.
S. ist ferner Begründer der »Bausteine,
Organ der Grossen Freimaurer- Loge von
Preussen, gen. Kaiser Friedrich zur Bun-
destreue« (s. d.). Durch seine 8chriften
zieht sich ein gesunder, lebenswarmer
Idealismus, an dem er mit überzeugungs-
treuer, manchmal schroff erscheinender
Zähigkeit festhält. Von strenger Religiosi-
tät, stellt er die Religion über die Kon-
fession, der Menschheitsbund ist das Ziel
seines Idealismus. Die historische Bedeu-
tung S.'s liegt in der allgemeinen Einfüh-
rung der humanistischen Freimaurerei in
Preussen, namentlich in Berlin, die er mit
Hintansetzung der eignen Person, durch-
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400 Setzwage —
drangen von unbeugsamem Rechtegefühl,
durchsetzte. Es bedurfte hierzu eines
Rechtsstreits gegen die Verwaltungsbe-
hörde, die die Neugründung, als gegen
das Edikt von 1798 verstossend, unter-
sagte. Als dieses Edikt durch den
Ausspruch des höchsten Gerichtshofs für
nicht mehr rechtsgültig erklärt wurde,
gründeten drei humanistische Grosslogen
Deutschlands in Berlin Tochterlogen. 1896
versuchte S. die »Gründung eines deut-
schen Freimaurerbundes auf liberaler
Grundlage« in der obengedachten Schrift:
«Was die deutsche Freimaurerei noch
retten kann«, indem er darin »Ideen und
Plan zu einer Reform des deutschen
Grosslogenbundes« entwickelte, auch die
Grundlagen dazu veröffentlichte. Er lud
zugleich zur »Konstituierung des neuen
Bundes« auf den Ostermontag 1897 nach
Berlin ein. Die Sache kam aber nicht
zur Verwirklichung. Im J. 1900 wurde
die Grossloge Kaiser Friedrich zur Bun-
destreue aufgelöst, indem ihre Tochter-
logen zum Verband der Grossen Loge von
Hamburg übergingen und diese in Berlin
eine ProvinziallgroBBloge gründete. S.
wurde hierbei zum Ehrenmitglied der
Grossen Loge von Hamburg ernannt. [Vgl.
Berlin im Nachtrag.). [Vgl. Flohr, Ge-
schichte der Grossen Loge Royal York,
II, S. 109. L. 1885, S. 6. Bh. 1895, S. 28.]
Setzwage, s. WasBerwage.
Seydel, G.K.Rudolf, philosophischer
und theologischer Schriftsteller, geb. 27.
Mai 1885 in Dresden, gest. 8. Dez. 1892
in Leipzig, bezog 1852 die Universit&t
Leipzig, um dem Studium der Philologie,
Theologie und Philosophie obzuliegen,
welche letztere er zu seinem Berufs-
zweig w&hlte und die er seit 1860 als Pri-
vatdozent und seit 1867 als ausserordent-
licher Professor in ihren verschiednen
Zweigen an der genannten Universität
vortrug. Unter den tonangebenden Phi-
losophen der Gegenwart hat er sich am
engsten an Ch. H. Weisse in Leipzig ange-
schlossen. — Dem Freimaurerbunde wurde
er bereits im 18. Lebensjahre 12. Mai
1858 in der Loge Zum goldnen Apfel in
Dresden durch seinen Vater zugeführt.
Er war ein eifriger Mitarbeiter der »Bau-
hütte« in den ersten Jahren ihres Bestehens
und gab heraus: »Reden über Freimau-
rerei an denkende Nicbt^Maurer« (2. Aufl.,
Lpz. 1860), ferner »Kritik und Fortbildung
des Lessingschen Begriffs der Freimaurerei
in Ernst und Falk« (.Mittheilungen aus dem
Verein deutscher Freimaurer I, S. 16)
und »Katholieismus und Freimaurerei.
Ein Wort der Entgegnung auf die vom
Freiherrn von KetteTer, Bischof von Mainz,
wider den Freimaurerbund erhobenen An-
klagen» (Lpz. 1862), die eine Übersetzung
ins Holländische erfuhr, vom Bischof
Ketteier (s. d.) erwidert wurde fKann ein
gläubiger Christ Freimaurer sein? Ant-
Siebenbürgeu.
wort u. s. w. [Mainz 1865]) und deshalb mit
einem Nachworte neu ausgegeben werden
musste (Lpz. 1865). Von 1862—71 war er
Vorsitzender des Vereins deutscher Frei-
maurer (s. d.) und wirkte vor allem für
philosophische Begründung und Reform
des Bundes. Am 12. Mai 1878 wurde in
seinem Wohnort Gohlis vom Leipziger
Klub Masonia sein 25jähriges Maurerjubi-
läum gefeiert [Bh. 1878, S. 165. FZ. 1878,
S. 158. L. 1878, S. 73 und oben II, S. 159].
Shaftesbury, Anthony Ashley Coo-
per, 7. Graf v., geb. 28. April 1801, gest.
l.Okt. 1885, war Mitglied des Unter- und
des Oberhauses und leitete zahlreiche ge-
meinnützige Anstalten zur Verbesserung
der Lage der Arbeiter. S. war Freimaurer,
wenn auch ein schlechter Logenbesucher,
dagegen ein werkthätiges Glied des Bun-
des in jeder Beziehung. [Vgl. Bh. 1885,
S. 389.]
Shakespeare, Will., englischer drama-
tischer Dichter, geb. im April 1564 in
Stratford am Avon, gest. das.28.April 1616.
Vielfach ist die Vermutung aufgestellt
worden, daas S. Freimaurer gewesen sei.
Eine Freimaurerei im heutigen Sinn hat
es bei seinen Lebzeiten nicht gegeben; er
kann also auch Freimaurer nicht gewesen
sein. Ob er in einer der damals vorhand-
nen Baulogen Aufnahme gefunden hat,
wird schwerlich mit Sicherheit festzustellen
sein. [Vgl.Bh. 1891, S. 415; 1896, S. 837.
FZ. 1891, 8. 407.]
Shanghai, s. Schanghai.
Sheboygan (St. im nordamerikan. Staat
Wisconsin, [1890] 16859 E.). Hier besteht
unter der einheimischen Grossloge eine
deutsche Loge Sheboygan Nr. 11.
Sie transit glorta mundi (So vergeht
die Herrlichkeit der Welt!), ein Auaruf,
der in dem Gebrauchtem der englischen
Ritter vom Hosenbandorden bei der Be-
erdigung in dem Augenblick der Ver-
senkung der Waffen in die Gruft gebraucht
wird und auch bei gewissen feierlichen
Gebräuchen in mehreren freimaurerischen
Logen üblich ist.
Siebelis, Karl Gottfr., Schulmann,
geb. 10. Okt. 1769 in Naumburg a. d. S.,
gest. 7. Aug. 1843, war seit 1804 Rektor des
Gymnasiums in Bautzen und trat 1841 in
den Ruhestand. Sein wissenschaftliches
Hauptwerk ist die Ausgabe des »Pausanias«
(Lpz. 1822). Eine von ihm selbst abge-
fasste Lebensbeschreibung erschien 1843
im Druck; nach dieser sind von ihm 54
verschied ne Schriften und Schulprogramme
in Druck herausgegeben worden. Er ge-
I hörte der Loge Zur goldnen Mauer in
Bautzen seit 6. März 1816 als thätiges
', Mitglied an. (Vgl. FZ. 1870, S. 10.]
Sieben, b. Zahlen.
Siebenbürgen (ehemals Grossfürstentum
und österr. Kronland, jetzt zu Ungarn ge-
hörend). Die ersten Logen in diesem
Lande wurden 175U in Kronstadt unter
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Siebengestirn — Siegelbewahrer.
401
den Berliner Logen L'union und Aux trois
globes als Loge Zu den drei Säulen
und schottische Loge Zu den vier Mon-
den gegründet; sie gingen jedoch bald ein,
wurden 1777 erneuert und 1786 abermals
geschlossen. 1789 dürften sie aufs neue
aufgelebt sein, um sich 1794 gänzlich auf-
zulösen. — Eine dritte Loge entstand in
Hermannstadt 1767 als Loge St. Andreas
zu den drei Seeblättern auf Grund einer
Genehmigung des Heermeisters v. Hund
(1764), der der Loge 1768 auch eine Stif-
tungsurkunde erteilte. Die Loge hielt
sich mehrere Jahre höchst geheim und
erlangte 1777 von der Wiener Loge Zu
den drei Adlern eine Verfassung strikter
Observanz. Inzwischen hatte Oberst Frei-
herr Schmidburg mehrere zu Rittern ge-
weiht und 7. Aug. 1777 im benachbarten
Grossau ein Kapitel eröffnet. Die Wiener
Grosskomturei , hiervon verständigt, ver-
weigerte die Anerkennung. Darüber be-
schwerte man sich beim Grossmeister
Herzog Ferdinand von Braunschweig und
bat, den Sprengel in die VIII. Provinz
zu versetzen. Der Herzog verwies 29. Dez.
1777 an die Vikariatsregierung, welche die
Errichtung des Kapitels guthiess und es
ermächtigte, in Ungarn und S. weitere Ka-
pitel zu gründen. Schmidburg aber erhielt
1. Febr. 1778 die Würde eines Subpriors
von Ungarn, nachdem er 27. Nov. 1777 die
Filialloge Zu den drei Ankern gegründet
hatte. Nun erst setzte er 22. Juni 1778
die Loge ein. Im Konvent zu Wil-
helmsbad (s. d.) durch die Wiener Abgeord-
neten Graten Kolowrat (s. d.) und Salm ver-
treten, wirkte das Kapitel lebhaft für
das Zustandekommen einer österreich-
schen Landesloge und nahm 1781 die Form
einer Pro vinzial löge von S. an mit dem
Subprior Graf BänfFy (s.d.) als Grossmeister
und seinem Stellvertreter W. Frh. Bänffy
als zugeordnetem Grossmeister, die
nach Eröffnung der Landesloge 1784
eingesetzt wurden. Die Provinzialloge
umfosste die Logen in Hermannstadt,
Kronstadt, K.-Väsarhely und in St. Phi-
lippen in der Bukowina. Das Kapitel trat
nunmehr als schottische Loge auf, die
eine rege Thätigkeit entfaltete. Als Jo-
seph IL starb, dem die Loge 15. März
1790 eine Trauerarbeit widmete, wurden
die Arbeiten einstweilen eingestellt, blieben
es aber für immer. Als 1792 die strikte
Observanz durch Hauptmann Aigner (s. d.)
in Ungarn Fuss gefasst hatte, suchte dieser
das Hermannstädter Kapitel wieder zu er-
wecken, was jedoch nicht gelang. — In
Hermannstadt entstand 1773 noch die Loge
Zum geheiligten Eifer, die von der Re-
gensburger Loge Zu den drei Schlüsseln
Stiftungsurkunde erhielt. Graf Drasko-
vich, Grossmeister der Draskovich-Obaer-
vanz (s. d.), Ende 1779 als Oberst zum 1.
Szekler Grenzregiment hierher versetzt,
trat der Loge bei und gewann sie für sein
Allgemeines Hutdbnch der Freimaurerei. II.
System. Nach seinem Abgang (Ende 1781)
dürfte die Loge in Verfall geraten sein. —
Graf Draskovich errichtete auch im Be-
reich der beiden Szekler Grenzregimenter
1780 die Loge Zur wahren Eintracht, erst
in Csik-Szereda, dann in Kezdi-Väsärhely,
die sich der Provinzialloge anBchloss, aber
1784 auflöste. — Auch in Klausenburg
entstand 1782 eine Loge, die jedoch nicht
namentlich bekannt ist; sie löste sich an-
fangs 1785 auf. — Die Loge in St. Phi-
lippen, die nominell zur Provinzialloge
von S. gehörte, stand mit dieser niemals
in Berü! arung (s. Bukowina). Über die
Neuzeit s. Ungarn. [Vgl. Z. 1874, Nr. 22
bis 24; v. Zieglauer, Geschichte der Frei-
maurerloge St. Andreas zu den drei See-
blättern in Hermannstadt (Hermannstadt
1876); Abafi, Geschichte der Freimaurerei
in Österreich-Ungarn, I, HI, V.J
Siebengestirn. Das S. findet sich auf
dem Titelkupfer von »Jachin and Boaz«
unter dem Auge Gottes und wird erklärt
als »ein astronomisches Zeichen, das häufig
in von den Freimaurern gebrauchten Denk-
münzen eingraviert ist«. Mossdorf (s.d.) in
seinen 'Mittheilungen für denkende Mau-
rer« (Dresd. 1818), S.246 sagt: «Die himm-
lischen Wohnungen der Seligen, auf deren
Besitznahme alle Menschen hoffen, werden
durch das S. bildlich vorgestellt.« Damit
hängt Bazots (s. d.) Meinung (in seinem »Ma-
nuel«, S. 7) zusammen, dass eine von 7
Sternen gebildete Krone das Sinnbild der
Unsterblichkeit sei, und das »Dictionnaire
Matjonnique« (Paris 1825) lägst diese 7
Sterne das Zeichen der Freundschaft, der
Demut, der Treue, der Klugheit, der
Mässigung, der Verschwiegenheit und der
Barmherzigkeit sein. [Vgl. Art. Zahlen,
die Bedeutung der Siebenzahl.]
Siegel. Diese werden zur Gültigkeits-
erklärung der maurerischen Urkunden ge-
braucht, und unter mancher Grossloge ist
sogar der Gebrauch eingeführt, dass keine
Urkunde und kein Logen pass Gültigkeit
hat, es sei denn, dass neben dem Siegel
der Johannisloge noch das der Grossloge
stehe. Jede Loge und maurerische Kör-
perschaft führt ein S., das sich jedoch
meist ändert, wenn die Loge ihren Verband
wechselt. In dieser Beziehung sind S.-
Sammlungen wichtig und interessant, weil
sie so eine urkundliche Geschichte der
einzelnen Logen liefern. Man hat ange-
fangen, maurerische S. zu sammeln. Eine
der grössten Sammlungen besassen Zacha-
rias (s.d.) in Dresden und Merzdorf (s. d )
in Oldenburg; jetzt mögen wohl die Samm-
lungen der vereinigten Loggen in Rostock
und der Loge Zur Einigkeit in Frankfurt
a. M. die bedeutendsten sein. Das S. hat
übrigens hier und da dem Stempel Platz
gemacht. [Vgl. Der Freimaurer 1876, 8.
134. L. XXVII, 27.)
Siegelbewahrer, ein in einigen wenigen
Logen noch vorkommendes, nieist mit dem
26
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402
Siegel Salomos — Silva.
des Archivars oder des Schriftführers ver-
bundnes Amt.
Siegel Salomos, s. Salomos Siegel.
Siegen (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 19303 E.). 1) Em Bruderverein bil-
dete sich hier 1820. Daraus entstand 2)
unter der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln die Loge Zu den
drei eisernen Bergen, gegr. 3. Mai
1822, eingew. 4. Dez. 1822. Mitglieder-
zahl (1900): 88. Vers.: 1. Sonnabend im
Monat; Klub: Sonnabends. Lokal: Im
obern Schloss. Milde Stiftungen: Sterbe-
kassenverein, gegr. 24. Juli 1854, und
Manger -Stiftuug, gegr. 1887, Kapital:
1772 M. [Vgl. Bausteine zu einer Ge-
schichte der Loge (1897). L. 1898, S. 2.]
Siemen, Joachim Friedrich, Arzt
in Hamburg, geb. das. 20. April 1792, war
Homöopath, beschäftigte sich viel mit Bo-
tanik, ging 1857 nach Oldenburg und starb
daselbst bei seinem Schwiegersohn Merz-
dorf (s. d.) 25. Jan. 1863. — Zum Freimaurer
wurde er in der Loge Emanuel in Ham-
burg 17. Sept. 1811 aufgenommen, war
Meister vom Stuhl dieser Loge 1832—47
und Vorsitzender des Engbunds von 1838
bis 1848. Seine frühern Reisen brachten
ihn in den regsten persönlichen Verkehr
mit den unterrichtetsten Maurern aller
Lehrarten, und sein bis zu seinem Tode
ausgebreiteter brieflicher Verkehr mit
diesen zeigt von der grossen Meinung, die
man überall von seinen Einsichten und
seiner maurerischen Kenntnis hatte. Seine
Stimme im Rat der Grosslogen war von
grosser Bedeutung. Es gab keinen Aus-
schuss, keine wichtigere Angelegenheit
im Bunde, bei der er nicht beteiligt ge-
wesen wäre, und da sind vor allen die
Arbeiten in Bezug auf das Hamburgsche
Gesetzbuch und die Ritualrevision zu
nennen. Durch ihn wurde die Zulassung
der jüdischen Brüder in andern Logen
durchgesetzt, wodurch er sich das grösste
Verdienst um die Bundesidee erwarb, wenn-
gleich eine augenblickliche Störung des
Grosslogenverkehrs der Grossen Loge von
Hamburg und der Grossen Landesloge in
Berlin herbeigeführt wurde. [Vgl. L. XXII,
231.]
Sierra Leone (brit-westafrikanische Ko-
lonie in Oberguinea). Hier errictete die
Grossloge von England in Freetown 1820,
1882, 1894 und 1900 4 Logen, von denen
die älteste nicht mehr thätig ist.
Sieveking, Georg Heinrich, bedeu-
tender Kaufherr, geb. 25. Jan. 1751 in
Hamburg, gest. 25. Jan. 1799, wurde 1789
Meister vom Stuhl der Loge St. Georg
das. Er versuchte den Hamburger Logeu
verwirrende Anhängsel der Freimaurerei
beizubringen, dem Schröder (s. d.) ent-
gegentrat. Auf S. wurde 1799 eine nicht-
freimaurerische Denkmünze geprägt(HMW.
Nr. 92).
Signale für die deutsche Maurerwelt
ist der Titel einer von J. G. Findel (s. d.)
in Leipzig 1896 gegründeten Zeitschrift
(s. Presse).
Slgnatatern. Der »S. oder die ent-
hüllten sämmtlichen sieben Grade der mys-
tischen Freimaurerei« ist der Titel eines
16bändigen 1803—21 in Berlin (1866 teil-
weise in 8. Aufl.) erschienenen Werks,
dessen fünf erste Bände wichtige Akten-
stücke enthalten, die jedoch ungeordnet
durcheinander geworfen sind. Diese Bände
enthalten die nachgelassen maurerischen
Papiere des Ministers von WöIIner; sie
hat Fr. L. Schröder (s. d.) geordnet und
nachgewiesen, wohin jegliches gehört und
woher entnommen. Die spätem Bände
enthalten meist Zusammentragungen aus
neuern gedruckten Werken. [Vgl. Taute,
Bücherkunde (Lpz. 1886), zu Nr. 1417 ]
Slgiiol, Alphons, dramatischer Schrift-
' steller in Paris, machte sich 1826 im
Freimaurerbunde bekannt, da er damals
als Redner der Loge Sainte- Auguste
de la parfaite intelligence angehörte. Die
Jesuiten hatten innerhalb und ausserhalb
der Kammer die Freimaurer angegriffen.
S. hob den Handschuh auf und erklärte
in einem Vortrag 27. Juli 1826, dass die
Freimaurerei den Beruf habe, der Theo-
kratie und dem mit dieser verbündeten Ser-
vilismus entgegenzutreten. Die Rede war
sehr politisch gehalten, und eine Auf-
regung folgte ihr, die sogar so weit zu
greifen schien, dass von Massnahmen der
Regierung gegen den Bund die Rede war.
Der Grossorient belegte S. mit dem Bann
und veröffentlichte ein Manifest, worin
er erklärte, dass die Maurerei nichts sei,
als eine Verbindung zur Wohlthätigkeit
und Menschenliebe. S. hatte Berufung
eingereicht, und Dupin, Mitglied des Su-
preme Conseil, sollte ihn verteidigen. Auf
dessen Zureden reichte S. einen schrift-
lichen Widerruf ein, leistete aber auf
immer auf die Maurerei Verzicht, weil sie
sich weder mit der Politik, noch mit der
Religion beschäftigen wolle. [Vgl. Kloss,
Bibl., Nr. 8551—3559; den»., Geschichte
der Freimaurerei in Frankreich, H, 212
bis 214.]
SlUcernlnm, s. Totenmahl.
Silva, Visconde Vieira da, Staats-
mann, geb. 2. Okt. 1828 in der Hauptstadt
von Maranhar, gest. 8. Nov. 1889, machte
in Deutschland seine Studien, diente als
Provinzialsekrotär in Maranhar, ward Di-
rektor der Staatsländereien , widmete sich
der Advokatur, wurde 1871 Senator, führte
1869—70 die Präsidentschaft der Provinz
von Bianhy und wurde 1888 Staatsrat. Er
veröffentlichte mehrere juristische Werke,
u. a. eine Geschichte des römischen Rechts.
Er war langjähriges Mitglied der Frei-
maurerei, deren Sache er verteidigte; zu-
letzt war er von 1885 bis zu seinem Tode
Grossmeister und Grosskommandeur des
Grossorients und Supremo Cooaelho von
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Simeon — Sinnbilder.
403
Brasilien und hat der brasilischen Mau-
rerei ausserordentliche Dienste geleistet.
[Vgl. Bh. 1890, S. 125. FZ. 1890, S. 202.]
Simeon, Jos. Je"rome Vicomte, geb.
80. Sept. 1749 in Aix in der Provence,
gest. 31. Jan. 1842 in Paris, französischer
Staatsrat und Pair von Frankreich, war
im Königreich Westfalen Justizminister
und erwarb sich durch sein Benehmen
viele Freunde. Er war Grand Conserva-
teur du Grand Orient und schützte die
Freimaurer in Kassel, so viel er konnte.
Simon, 1) Philipp, geb. 26. Okt. 1714
in Berlin, gest. 27. Mai 1788 in Breslau,
wurde 1887 Kaufmann in Hamburg, ging
dann nach Berlin, von dort nach Breslau
und war 1742 Sekretär bei der Kriegs-
und Domänenkammer in Glogau. Er legte
in Breslau eine Färberei an. — In den
Freimaurerbund wurde er 14. Nov. 1737 in
Hamburg aufgenommen, gründete 1740
(13. Sept.) die Loge Aux trois globes in
Berlin mit und ist ihr erster Vorsitzender
Meister gewesen. In Breslau stiftete er
18. Mai 1741 die Loge Aux trois sque-
lettes, deren erster Vorsitzender Meister er
ebenfalls wurde. 1745 stiftete er in Glogau
die Loge Aux trois piddestaux und war
auch hier ihr erster Meister vom Stuhl. 1774
wird er zum letztenmal in der Liste der
abwesenden Mitglieder aufgeführt. [Vgl.
Geschichte der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890),
S. 443.]
2) August Heinrich, Jurist, geb. 8.
Sept. 1780 in Breslau, gest. 28. Okt. 1857
in Berlin, studierte die Rechte, war 1802
Auskultator beim Kammergericht in Berlin,
1810 Assessor, 1816 Oberlandesgerichtsrat
in Glogau, wurde 1820 ins Justizministe-
rium berufen und im Jahre 1844 Geh.
Oberjustizrat. Seit 1846 war er zugleich
Präsident der Justizprüfungskommission.
— Zum Freimaurer wurde er 9. Okt. 1809
in Berlin in der Loge Zur Eintracht auf-
genommen, 1829 trat er in die Grosse
National - Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln und wurde 1844 Mitglied des Bun-
desdirektoriums, aus dem er 1856 schied.
Er war ein sehr eifriger Mitarbeiter bei
der Neugestaltung des maurerischen Straf-
verfahrens 1832, bei der Durchsicht der
Grundverfassung 1840 und bei der Ab-
fassung der Lokalstatuten 1841. [Vgl. Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890), S. 445.]
Sinai, Berg in der arabischen Wüste auf
einer von zwei Armen des Roten Meeres
gebildeten Halbinsel. Hier empfingen die
Israeliten durch Moses die Gesetze. In
dem Katechismus des Grads Grand Ar-
chitect wird dieser Berg neben Moriah
und dem Gebirge von Heredom ge-
nannt und hat in den schottischen Graden
die Bedeutung des Sitzes der Wahrheit.
[Vgl. auch Oliver, Histor. Landmavks, U,
221.]
Sinclair (auch St. Clair), s. Schottland.
Singleton, William R., Zivilingenieur
und Architekt in Washington, Gross-
Schriftführer der Grossloge des Distrikts Co-
lumbia und Generalinspektor des 33. Grads
vom alten schottischen Ritus, wurde am
25. Nov. 1839 in der Naphtali-Loge in St.
Louis aufgenommen, erhielt die Royal
Arch-Grade im Aug. 1840 im Royal Arch-
Kapitel Nr. 1 in St. Louis, Mo., und 1841
die schottischen Grade. S. ist als
maurerischer Schriftsteller bekannt und
geachtet, Verfasser der Geschichte der
Grossloge des Distrikts, besass eine wert-
volle maurerische Bibliothek und sammelte
maurerische Altertümer.
Sinnbilder oder Symbole haben für
die Freimaurerei eine besondere Wichtig-
keit, da sie eine sinnbildliche Baukunst
ist und sich daher hauptsächlich mit S.
beschäftigt. Wie das ganze Werk der
j Freimaurerei unter dem Bild des Bauens
aufgefasst wird, so wird dieses Bild auch
folgerichtig weiter in einzelnen Zügen
ausgeführt, so dass die Hauptwahrheiten
des Bundes in Bildern und bildlichen
Handlungen dargestellt werden. Die frei-
maurerischen S. bestehen demgemäss 1) in
Lehrzeichen, 2) in symbolischen Hand-
I lungen, die a) in sinnbildliche Ge-
bräuche und b) in Erkennungszeichen zer-
fallen. Zu den Lehrzeichen gehören die
drei grossen und die drei kleinen Lichter,
ferner der Teppich mit seinen bildlichen
Darstellungen u. s. w.; die sinnbildlichen
Gebräuche werden bei der Aufnahme und
bei den Beförderungen in höhere Grade
angewendet, und die Erkennungszeichen
sind Handbewegungen und Handgriffe,
durch die sich die Mitglieder des Bundes
überhaupt oder eines besondern Grads
I als solche gegenseitig ausweisen. Somit
besteht die Freimaurerei in einer fort-
laufenden Kette von S., und die Logen-
versammlungen werden gehalten, um die
sinnbildlichen Gebräuche auszuführen und
den Sinn der S. in kurzen Worten anzu-
geben oder in längern Vorträgen zu er-
läutern. Der Geist der Freimaurerei offen-
bart sich also seinem Wesen nach nicht
zunächst durch Worte, sondern durch Ge-
stalten und Handlungen. Diese sind voll-
kommnere und reichhaltigere Kundge-
bungen des Geistes, als Worte ; daher ist ein
Geist, der in solchen hervortritt, immer höher
zu schätzen, als derjenige, der sich nur in
Begriffen und Worten offenbart. In der
Gestaltung tritt uns der künstlerisch
schaffende Geist entgegen und in der
Handlung der kräftig zur That treibende
Wille, während wir in den Worten nur
die denkende und erkennende Geisteskraft
wahrnehmen. Die Gestaltung hat sodann
den Vorzug der lebendigen Anschaulich-
keit; daher wird auch die Rede des
Sprechenden gern bildlich, um die Ge-
danken und Uegriffe nicht nur hören, son-
26*
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404
Sion — Sittlichkeit.
dem auch anschauen zu lassen. Wie
ferner die Handlung eine grössere Geistes-
kraft voraussetzt, als das Wort, so hat sie
auch eine grössere Wirkung, einen ein- I
greifendem Einfluss auf die Aussenwelt, j
besonders auch auf die Menschenwelt.
Andrerseits leiden stumme Gestalten und
Handlungen an Undeutlichkeit und zum
Teil wohl auch an Unverständlichkeit;
das deutliche Verständnis erlangen wir
durch das belehrende Wort Die S. ver-
langen daher nach der Deutung durch das
Wort; zu der Schönheit der Gestalt und
der Starke der Handlung muss die Weis-
heit des Wortes treten. Demgemäss fehlt
bei den freimaurerischen Lehrzeichen und
Gebrauchen innerhalb der Loge nie das
deutende und erklärende Wort; aber das
Wort ist nur der Begleiter, der Diener
der Gestalt und Handlung, die beide in
der Freimaurerei vorherrschen. Hiermit
ergiebt sich, wie unbegründet der Vorwurf
ist, das» die Freimaurerei ein Spiel mit
Bildern sei, das umsomehr auffalle, weil
sich Männer mit ihm befassen. Die frei-
maurerische Symbolik lehrt uns die grosse
Wahrheit: »Was kein Verstand der Ver-
ständigen sieht, das übet in Einfalt ein
kindlich Gemüt.« Ein tiefer Sinn liegt ,
in der sinnbildlichen Auffassung und Dar- [
Stellung des Geistes innerhalb der Frei-
maurerei, ein Sinn, dem nachzudenken und
nachzutrachten eben nur ernste Männer
fähig sind. Mit den S. ist das Geheimnis
verbunden, aber nur für die, die den
Sinn der Bilder nicht kennen, die i
ausserhalb des Bundes stehen. Nach dem-
selben Grundsatz verfuhren im Altertum
die Mysterien, die ihre Lehren in Bilder
und bildliche Gebräuche kleideten. Die
Deutung der S. ist nicht unbedingt fest
und bestimmt; deshalb beschäftigen sie
den denkenden Geist und gestatten ihm
eine Freiheit der Betrachtung, die der ge-
bildete Mann fordert. Andrerseits ist ge-
wiss, dass der minder gebildete Mann gern
sinnbildliche Darstellungen und Hand-
lungen betrachtet, indem er den Geist
ahnt, auf den das Bild hinweist. Ebenso
dienen die S als verständliches Binde-
mittel für die Genossen verschiedner Völker,
die durch die Sprache voneinander ge-
schieden sind; sie würden einander
völlig fremd sein, das S. und das sinn-
bildliche Erkennungszeichen führt sie
zusammen. So ist die Symbolik eine
Eigentümlichkeit des Freimaurerbundcs,
ganz seinem Wesen und Zweck ent-
sprechend. [Vgl. Seydel, Grundsätze für
jede Umgestaltung der Formen freimau-
rerischer Zusammenkünfte (Bh. 1861, S. öl,
sowie den Art. Beform). Schauberg, Ver-
gleichendes Handbuch der Symbolik der
Freimaurerei (3 Bde., Schaff hausen 1861
bis 1863); Clavel, Histoire pittoresque de
la Francmaconnerie avec 25 gravures re-
presentant les röceptionH et ceremouies
maconniques däcrites dans le texte (Paris
1843). J. G. Findel, Geist und Form der
Freimaurerei (6. Aufl., Lpz. 1898), S. 173.
R. Fischer, Entwurf zu einem Handbuch
über die Amtstätigkeit der Logenmeister
(Lpz. 1891), S. 72. Krause, Höhere Ver-
geistigung der echt überlieferten Grund-
symbole der Freimaurerei (Dresd. 1811),
8. 46. Maurerischer Blüthenkranz aus den
Archiven deutscher Logen (Mannh. 1822),
8. 108. Zille, Sandkörner (Lpz. 1854), S.
109. A. 1883, S. 19; 1885, S. 25 (Wesen
und Wert der S.); 1887, S. 16; 1891, S. 10;
1897, 8. 94. A. Z. 1824, Heft 1, 8. 1. Bbl.
1888, S. 537. Bh. 1881, 8. 91; 1886, S.
297; 1888, S. 850; 1896, S. 66. FZ. 1868,
S. 241; 1886, 8. 97 (Zur Einleitung in die
maurerische Symbolik); 1889,8.387; 1892,
8. 44, 169, 217; 1893, 8. 140 (8. und frei-
maurerische Wissenschaft) ; 1895, 265. Dr.
L. 1898, S. 2607. L. 1879, S. 27, 35; 1886,
Nr. 8, 10; 1889, S. 89. M. L. 1890/91, S.
143 (Zur Geschichte der S.). Z. 1889, S. 78.
Sion, Berg im Thale Josaphat bei Jeru-
salem, kommt in der Lehrart der Grossen
Landesloge in Berlin vor. Er besass zwei
Spitzen, von denen eine S., die andre
Moria(h) hiess.
Sittlichkeit nennt man diejenige Be-
schaffenheit des geistig -geschichtlichen
Lebens des einzelnen Menschen oder
menschlicher Gemeinschaftskreise, die
dadurch entsteht, dass Gesinnung und
Leben sich durch die Sittengesetze regeln
lassen. Die Sitte ist das Georauchtum im
menschlichen Handeln, wie es ursprüng-
lich vom sittlichen Instinkt gefunden,
dann im geistig- geschichtlichen Leben
weiter ausgebildet wurde und nunmehr in
der Familie, im Volk und in der Religions-
gemeinde geübt wird. Die Sitte zeigt das,
was gut und schön ist. Die Unsitte er-
streckt sich auf das, was schlecht und
böse ist. Die Sittengesetze schreiben das,
was sein soll, was gut ist, vor und sind
Naturgesetze des geistig -geschichtlichen
Lebens der Menschheit in dem Sinne, dass
gesundes und in sich befriedigtes Leben
nur möglich ist, wo sie als Gesetz in die
Gesinnung des Menschen aufgenommen
werden. Wie den physikalischen Gesetzen
gegenüber ist auch den Sittengesetzen
gegenüber der Mensch vom Instinkt zur
Erkenntnis gelangt und in dieser allmählich
mehr und mehr fortgeschritten. In dieser
Entwicklung ist das menschliche Ver-
mögen der sittlichen Urteilskraft, das Ge-
wissen, mehr und mehr ausgebildet worden.
Herangebildet durch die Erziehung in
Haus und Schule, Religionsgemeinde und
Leben, bleibt das Gewissen des einzelneu
Menschen unter dem Einfluss der allge-
meinen sittlichen Bildung, der öffentlichen
Moral Die S. des einzelnen wird beein-
trächtigt durch die Wirkungen einer
mangel- oder fehlerhaften Erziehung, durch
die verderblichen Einflüsse der sittlichen
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Sittlichkeit.
405
Umgehung, in der sein Geistesleben atmet,
aber auch durch gewisse Idiosynkrasieen
Reiner Leiblichkeit und gewisse geistige
Mängel, sei es seines Intellekts, sei es
Reines Gefühlslebens, sei es seiner Willens-
art. Die Gewöhnung im Guten oder im
Schlechten fuhrt am Menschen eine Ge-
staltung herbei, die dort die Freiheit zum
Guten zu seinem Charakter macht, hier
ihm die sittliche Freiheit raubt und ihn
in die Fesseln des Lasters schlagt. Der
Boden der öffentlichen Moral reicht bis
an die Höhe der geistig durchgebildeten
8. nicht heran; es ist aber Aufgabe der
Gesellschaft, nach einer entsprechenden
Erhöhung dieses Bodens, nach einer Be-
richtigung und Verbesserung der öffent-
lichen Moral zu streben. Das, was das
vorschreibende Sittengesetz gebietet, nennt
man Pflicht. Das, was das beschreibende
Sittengesetz dem Menschen als Ideal vor-
hält und hierbei seine Phantasie im Bilde
schöner, vollkommner Erfüllung und Ver-
wirklichung ihm vormalt, nennt man das
sittliche Gut. Das, wodurch das vom Sitten-
gesetz als Gegenstand des menschlichen
Handelns und der menschlichen Tüchtig-
keit Bezeichnete gewirkt und hervorge-
bracht wird, die angewandte sittliche
Empfindung und Erkenntnis, die Kraft
der sittlichen Gesinnung, die Stärke des
Willens, nennt man Tugend. Wir haben
Pflichten gegen uns selbst (Selbstpflichten,
berechtigte Eigenliebe) und Pflichten gegen
unsre Mitmenschen (gesellschaftliche Pflich-
ten, Nächstenliebe). Wir sind unserm
Nächsten Gerechtigkeit schuldig; aber
vollkommner ist unsre S., wenn die Liebe
die Norm und Kraft unsere Verhaltens
und Handelns in der menschlichen Gesell-
schaft ist; am vollkommensten, wenn sich
diese Liebe selbst bis auf unsern Feind er-
streckt, d. h. die Anerkennung des Men-
schen und des Verwandtschaftlichen in
ihm, das Wohlwollen und die Nachsicht,
das Mitgefühl und das Mitleid gegen ihn.
Verfehlungen gegen die Sittengesetze sind
Unsittlichkeiten ; sofern aber durch sie die
heilige Majestät des Urgrunds alles Guten
und Schönen verletzt ist, diese also
wieder versöhnt werden und auf 8eite des
Menschen eine Sühne durch Reue und
Busse, durch Umkehr und Besserung statt-
finden muss, nennen wir sie Sünden. In
Trieben und Kegungen, in Gefühlen und
Begehrungen, in Phantasieen und Gedanken
kommen die innern Sünden vor; in Ge-
bärden und Worten, in Werken, Thaten
und Handlungen ereignen sich die äussern
Sünden. Mit diesem Unterschied deckt
sich keineswegs jener andre zwischen feinen
und groben Sünden, bei denen vielmehr
das nackte Hervortreten der Versündigung
oder ihre mit mehr oder weniger Raffine-
ment vorgenommne Verschleierung den
Unterschied macht und vom sittlichen
Urteil die grössere Verschuldung häufig
den feinen zugemessen werden muss. Da
die 8. den innersten Lebensnerv des mensch-
lichen Kulturdaseins bildet und von ihr
auf alle Sphären des geistig-geschichtlichen
Menschenlebens die allerwichtigsten Wir-
kungen ausgehen, so betrachtet die Frei-
maurerei die S. als das hauptsächlichste
Gebiet ihrer Thätigkeit. Sie will mit-
arbeiten an der kulturell -sittlichen Er-
hebung des Menschengeschlechts, bemüht
sich deshalb, beizutragen zur Erhöhung
des ZuBtands der öffentlichen Moral und
widmet daher ein lebendiges Interesse
allen gemeinnützigen Veranstaltungen, die
diesen Zweck fördern können (den Wohl-
thätigkeitsanstalten, dem Erziehungs-, dem
soziologischen und dem Kunstwesen, der
Schaubühne, Presse und Belletristik). Der
Tempelbau der Menschheit setzt sich aber
aus den Bausteinen der einzelnen Per-
I sonen zusammen. Aus diesem Grunde hält
sie ihre einzelnen Mitglieder an, den rauhen
Stein an sich selbst zu bearbeiten und
zur Einfügung in den Bau des Ganzen
immer besser herzurichten. Sie lehrt die
Weisheit eines sittlich -gesunden und in
sich befriedigten Lebens und warnt vor
der Gefahr der Gewöhnung im Schlech-
ten und Bösen, vor dem Verlust der sitt-
lichen Freiheit, vor der Knechtschaft
des Lasters. Sie malt die Schönheit
der sittlichen Ideale vor die Seele. Sie
lässt es ihre unermüdliche Arbeit sein,
die Vernunft zu erleuchten und die
Herzen für die Tugend zu erwärmen. Sie
strebt, den Willen zu stärken und zu
stählen, dass man das Gute, wie schwer es
auch immer sein mag, vollbringe und
immer mehr mit Gesinnung und Leben
im Sittengeseti aufgehe. Sie leitet zur
Selbstprüfung und Selbsterkenntnis an
und kommt der Selbstzucht ihrer Jünger
durch die sittlich erziehende Einwirkung,
die von ihr ausgeht, zur Hilfe. Sie
deckt die Verborgenheiten auf. Sie legt
mahnend den Finger auf den faulen Fleck
des sittlichen Lebens. Sie enthüllt den
Frevel der Sünde und zeigt den Weg der
Sühne. Sie erbarmt sich des GefaHnen.
Sie hilft dem Schwachen auf. Sie vertritt
dem Irrenden den Weg. Sie entreisst den
Augen des Verblendeten die Binde. Sie
ladet mit begeisterdem Mahnruf an das gute
Teil im Menschen ein zum Reich der
Ideale und weist überzeugend nach, da»«
das wahre Wohlsein und die wahre Glück-
seligkeit des Menschen als eines mo-
ralischen Wesens nur in der S. zu finden
ist. Sie arbeitet so an ihrem Teile mit
daran, dass sich das Reich der S. in der
Menschheit immer mehr ausbreite und
der Tempelbau der Menschheit mehr und
mehr zu seiner Vollendung gefördert werde.
[Vgl. Ethik von Benedikt von Spinoza,
übersetzt und erläutert von J. H. v. Kirch-
mann (Brl. 1868). Dr. G. Gizycki, Grund-
züge der Moral (Lpz. 1881.) L. 1890, 8.
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Sit* — Smith.
121. Br. L. 1898/94, S. 94. D. Richard
Rothe, Theologische Ethik (neue Ausgabe,
Wittenberg 1869—1871), Dr. H. Martensen,
die christliche Ethik (4. Aufl., Karlsruhe
und Lpz. 1886). Das menschliche Han-
deln, philosophische Ethik von D. A. Dor-
ner (Brl. 1895). System der Ethik von Prof.
Dr. Friedrich Paulsen (3. Aufl., Brl. 1894).
Die Monologen von Friedr. Schleiermacher
(Lpz. 1868). Entwurf eines Systems der
Sittenlehre von Friedr. Schieiermacher
(Brl. 1835). Dr. Ad. Rothenbücher, Hand-
buch der Moral (Kottbus 1884) (von frei-
maurerischer Seite). Dr. Ad. Rothen-
bücher, der Philosoph für die Welt (Kott-
bus 1885). Fensch, Zur Arbeit am rauhen
Stein (ein Tagebuch zur Beförderung der
Selbstprüf ung und Selbsterkenntnis, der
Selbstüberwachung und Selbstzucht, zur
Mitgabe bei Antritt der Maurerlaufbahn
und zu Geschenken zwischen Brüdern ge-
eignet) (Lpz. 1889).]
Sita. Der S. in der Loge ist für die Beamten
bestimmt. Es wird sogar bei Öffnung der
Versammlung darnach gefragt, damit alles
in Ordnung ist. Aber auch Lehrlinge,
Gesellen und Meister, Beamte und besu-
chende Mitglieder haben bestimmte Plätze.
Sklen (St. im norweg. Amte Bratsberg,
[1891] 8959 E). Hier bestand 1 ) ein Kränzchen
Huinanitaä til de to liljer (zu den
zwei Lilien) unter der Loge Olaf Kyrre
in Christi an ia, gegr. 1893. Daraus ist 2) eine
Loge erwachsen unter dem gleichen Namen,
die 8. Okt. 1899 gestiftet, 21. Jan. 1900 ein-
geweiht wordeu ist und unter der Grossen
Loge Zur Sonne in Bayreuth steht. Mit-
gliederzahl (1900j: 27.
Sklaverei. Die Bewegung zur Aufhe-
bung der Negersklaverei in den Vereinigten
Staaten Nordamerikas, namentlich während
des dortigen Bürgerkriegs (1861—65), er-
regte auch in freimaurerischen Kreisen
die Aufmerksamkeit. Gegen Ende des
Jahres 1866 forderte der GroBsorient
von Frankreich den von Brasilien auf,
mit allen Kräften für Aufhebung der
damals nur noch in Brasilien bestehen-
den S. zu wirken; zunächst, wurde in
dieser Aufforderung gesagt, müsse jeder
Freimaurer, der Sklaven besitze, diese frei-
geben, wenn er noch als Maurer an-
erkannt werden wolle. Der Grossorient
von Frankreich drohte dem von Brasilien
mit Abbruch der Beziehungen, wenn keine
Maßregeln zur Abschaffung der S. ge-
troffen würden. Dagegen verhielten sich
die Logen der Weissen in den Vereinigten
Staaten Nordamerikas auch nach dortiger
Aufhebung der S. stets schroff gegen
die farbigen Maurer, wenige Ausnahmen
(s. Farbige) abgerechnet. In Brasilien
dagegen, wo die S. fortbestand, waren es
durchweg die Freimaurer, die auf deren
Abschaffung hinarbeiteten und deren
Bemühungen vorzüglich das Gesetz vom
28. Sept. 1871 zu verdanken ist, nach dem
| von diesem Tage an in Brasilien niemand
mehr als Sklave geboren werden konnte.
Fast jede Zeitung berichtete damals von
Logen, die aus ihren Mitteln eine Anzahl
von Sklaven loskauften, und am 2. März
1872 wurde in der Grossloge von Lavradio
ein Fest abgehalten, an dem 12 Sklaven-
kinder Freiheitsurkunden erhielten [vgl.Bh.
1872, Nr. 251. 1875 wurden die Sklaven-
halter und Sklavenhändler von der Auf-
nahme in die Logen des Vereinigten Gross-
orients von Brasilien (dos Benedictinos)
ausgeschlossen; 1876 schenkte Mainede
Amuro Lopez in Bahia 60 Sklaven die
! Freiheit und die Mittel zu feruerm Unter-
halt, und die Loge Segredo in Rio de
Janeiro kaufte seit 1865 55 Sklaven aus
eignen Mitteln los, wofür sie vom genannten
Grossorient den Ehrentitel »Benemerita«
erhielt. 1877 erklärte derselbe Grossorient
auch geborne Sklaven für aufnahmefähig.
Skrodzky, G. E. v., kam im Sept. 1763
fast zugleich mit Johnson (s. d.) nach Jena
(als Führer des jungen Barons v. Fircks
[h. d.J aus Kurland) und war Mitglied seines
Hochkapitels und einer seiner vertrautesten
Freunde; demungeachtet hielt Johnson im
Febr. 1764 Gericht über ihn und verdammte
ihn als Verräter und Meineidigen zur Ker-
keratrafc, lediglich um seinen Jüngern und
v. Hund (s.d.) ein Beispiel der Strenge und
ihres Gehorsams zu geben. S. Bollte An-
schläge gegen Johnsons Leben geschmiedet
und von den Geheimnissen des Ordens
Besprochen haben; er wurde eigentlich
es Todes schuldig erkannt und soll über
vier Monate eingesperrt geblieben sein.
Als auf dem Konvent zu Altenberge (s. d.)
Johnson entlarvt und geflohen war, wurde
S. von Prangen und Teichmeyer verhört
und nachher mit Reisegeld in sein Vater-
land (Polen?) entlassen.
Skrutlnium bezeichnet im Kirchenrecht
die der Übertragung eines geistlichen
Amte vorausgehende Untersuchung, ob
der zum Amt Berufne zu dessen Annahme
fähie sei oder nicht, in der katholischen
Kirche die mittelst versiegelter Stimmzettel
vorgenommne Wahl eines Bischofs und
daher dann im allgemeinen jede Wahl
mittelst Stimmzettel. In den Logen wird
demgcmäs8 die Wahl der obersten Beamten
(s. d.) mittelst geheimer Abstimmung, also
mittelst Stimmzettel, ebenfalls oft S. ge-
nannt. Teilweise geschieht es auch durch
Einwerfen von Marken in einen, die Na-
men aller wählbaren Mitglieder der Loge
enthaltenden Kasten, der vor der Wahl
verschlossen wird und nur die Einwurf-
stellen bei jedem Namen offen hat, ein
Verfahren, das nur bei ganz kleinen Logen
anwendbar erscheint und vor Irrtümern
nicht schützt.
Smith, George, Kapitän, Provinxial-
grossmeister für Kent, wurde von dem
Grossmeister Herzog von Manchester 1780
| zum Amt eines zweiten Grossaufsehers be-
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Smitt — Solothurn.
407
stimmt, eine Anordnung, der Heseltine
(a. d.) widersprach, da es eine Herabsetzung
für einen ProvinzialgrossmeiBter sei, ein
solches Amt zu übernehmen. Mit Recht
behauptete S., dass kein Gesetz, bestände,
das die Vereinigung von zwei Ämtern in
einer Person ausdrücklich untersage, und
als man dies bestritt, erklärte er sich bereit,
seine Provinzialgrossmeisterstelle nieder-
zulegen, wenn die behauptete Ungehörigkeit
erwiesen würde. Des Festtags wegen
wurde die Sache vertagt, S. aber vom
Grossmeister kurze Zeit darauf zu dem
ihm bestimmten Amte ernannt. Wahrschein-
lich hatte das zu Misshelligkeiten geführt;
denn 8. schickte am 1. Nov. 1780 seine
Entlassung als Grossaufseher ein. Dieser
Vorfall wirkte noch lange nach; denn als
S. 1783 bei der Grossloge um Genehmi-
gung eines von ihm geschriebnen Buchs
»Nutzen und Missbrauch der Freimaurerei«
[Use and Abuse of Freemasonry (London
1783)] einkam, wurde ihm solche nach-
drücklich verweigert. S.'s Buch ist dem
König Friedrich II. von Preussen gewidmet
und enthält manche sonst nirgends sich
findende Nachricht aus früherer Zeit, ist
jedoch mit grosser Vorsicht zu gebrauchen,
da es verdächtige oder ganz unrichtige
Angaben enthält und sehr flüchtig gear-
beitet ist.
Smitt, Willem Karl Claasens,
Direktor der öffentlichen Buchhänd-
lerlehranstalt und der S.-(Hauschild)-
schen höhern Töchterschule in Leipzig,
geb. 22. Dez. 1832 in Altona, wurde in den
Freimaurerbund aufgenommen in der Loge
Apollo in Leipzig 8. Juni 1860, verwaltete
verschiedne Ämter in dieser Loge und ist
seit 1874 deren Vorsitzender Meister.
Wiederholt war er Vertreter der Grossen
Landesloge von Sachsen beim Deutschen
Grosslogentag und hat Berichte mehrerer
Ausschüsse bei diesem in Sachen der
Einigungsfrage verfasst. Von ihm er-
erschienen: 1) Erkenne dich selbst (Lpz.
1880), 2) Tempclwacht (Lpz. 1888), 3) Ad-
huc »tat et stabit postnac (Lpz. 1889),
4) Einschau und Ausschau (Lpz. 1895),
5) Katechismus der Freimaurerei (2. Aufl.,
Lpz. 1899). Viele seiner gehaltvollen Vor-
träge sind, namentlich in der FZ., abge-
druckt. [Vgl. FZ. 1899, S. 169.]
8. M. 8. 0., Serenissimus Magnus Supe-
rior Ordinis per Germaniam inferiorem;
unter diesem Titel wurde der Herzog Fer-
dinand von Braunschweig (s. d.) 1772 auf
dem Konvent zu Kohlo (s. d.) zum Gross-
meister aller vereinigten schottischen und
Freimaurerlogen ernannt. Der Kürze wegen
schrieb man nur die Anfangsbuchstaben.
Soeins. Fürsten und andre, die auf
keine Präbende Anspruch machen konnten,
aber dem Orden auf irgend eine Art nütz-
ten, wurden in der strikten Observanz als
Socius et Amicus Ordinis (wörtlich: Ge-
nosse und Freund de» Ordens) aufgenommen.
Sie erhielten, die Fürsten ausgenommen,
den förmlichen Ritterschlag und hiessen
also auch Eques.
Soest (St. in der preuss. Prov. Westfalen,
15407 E.). Hier besteht unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: 1) die Johannisloge Zur Bundes-
kette, gegr. 24. Juni 1808, eingew. 2. Nov.
1808. Mitgliederzahl (1900): 80. Vers.:
Sonnabends. Ferien: Mitte Aug. bis Mitte
Sept. Eignes Logenhaus am Steingraben,
eingew. 1874. Milde Stiftung: Heim-Stif-
tung, Kapital: 3500 M. [Vgl. Böse, Ge-
schichte der Loge von 180>S— 83 (1883).]
2) Die 24. Juni 1808 gegründete delegierte
altschottische Loge Zur höhern Voll-
kommenheit ist 7. Sept. 1863 geschlossen
worden.
Sohne der Witwe, s. Kinder der Witwe.
Soldin (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 6115 E.). Hier besteht unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln eine Loge Hermann zur
Bruderliebe, gest. 20. April 1861. Mit-
gliederzahl (1900) : 44. Vers. : Donnerstags.
Logenlokal: Mauerstr. 111.
Solingen (St. in der preuss. Rhein-
provinz, 41000 E.). Unter der Grossen
Landesloge in Berlin besteht hier
eine Loge Prinz von Preussen zu
den drei Schwertern, gest. 21. Okt.
1840, eingew. 5. Dez. 1840. Mitgliodcrzahl
(1900): 56. Vers.: 1. Mittwoch im Monat.
Gesellige Zusammenkunft: Mittwochs.
Ferien : Juli und Aug. Eignes Logenhaus,
Brüderstr. 31, eingew. 7. Sept. 1851. Milde
Stiftung: Benninghaus- Stiftung, Kapital
20000 M. [Vgl. Messerschmidt, Bilder aus
der Geschichte der Loge (1890).]
Solms-Wildenfels, Friedrich Ludwig
Graf v., kursächsischer Geheimrat und
Landeshauptmann, geb. 2. Sept. 1708, gest.
1789, wurde 1 742 als Mitglied der Loge Zu den
drei Schwertern in Dresden aufgenommen.
Er war ein verdienter Freimaurer, der zuerst
die maurerischen Gedanken nach dem
Süden Sachsens verpflanzte, und zwar durch
die Gründung der Loge Zu den drei Rosen
in Sachsenfeld ('s. d.). Er stand den Be-
strebungen der strikten Observanz feind-
lich gegenüber, inusste aber als Meister
vom Stuhl seine Loge dieser zuführen,
wenn er ihr auch viele Ausnahmen erhielt.
1780 legte er wegen Alter und Kränklich-
keit die Hammerführung in die Hände
seines Neffen, Friedrich Magnus Grafen
von Solms-Wildenfels (geb. 31. Aug. 1743),
ausser dem noch drei weitere Grafen von
1 Solms der Sachsenfelder Loge angehörten,
I darunter der Sohn des Grafen Friedrich
Ludwig, Otto Wilhelm (geb. 30. Juli
1744) als erster Vorsteher.
Solothurn (Hauptst. des gleichnam.
Schweiz. Kantons, [1888] 8460 E.). I. Hier
wurde 16. Jan. 1809 eine Loge La Con-
corde gegründet, die am 19. Sept. 1809
eröffnet wurde und 10. April 1810 vom
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408 Sommerfeld
Grossorient von Frankreich eine Stif-
tungsurkunde erhielt, infolge deren die
Einweihung am 17. Nov. 1810 stattfand. Die
Loge scheint nur einige Jahre in Thätig-
keit gewesen zu sein. — II. Jetzt besteht
hier seit 15. April 1879 ein Kränzchen,
das 10. Febr. 1880 mit dem Namen Pro-
metheus belegt und unter die Loge in
Aarau gestellt wurde. 1885 wurden die
Versammlungen infolge ultramontaner An-
feindungen eingestellt. Am 18. Febr. 1891
beschloss man, die Arbeiten wieder auf-
zunehmen, was auch 19. Mai 1891 geschah.
Mitgliederzahl (1898): 31. Vers.: letzten
Dienstag im Monat.
Sommerfeld (St. in der preuss. Provinz
Brandenburg, 11881 E.). Hier bestand
seit 1883 ein maurerisches Kränzchen, das
1894 eingegangen ist.
Sonderburg (St. in der preuss. Provinz
Schleswig-Holstein, 5247 E.). Hier besteht
unter der Grossen Landesloge in Berlin
eine Loge Zur festen Burg am Alsen-
Bund, gest. 13. April 1889. Mitglieder-
zahl (1900): 59. Vers.: Dienstags, 14tägig.
Ferien: Juli und Aug. Lokal: Henning-
sches Gasthaus.
Sondershausen (Hauptst. des Fürstent.
Schwarzburg-Sondershausen, 7018 E.). Hier
war 1860 der Plan gefasst, eine Loge zu
gründen, wozu auch vom damaligen Fürsten
die Genehmigung erteilt worden war. Der
Plan hat sich indes nach der Zeit zer-
schlagen. [Vgl. L. XIH, S. 95.]
Sonne. Die S. ist eins der drei kleinen
Lichter der Freimaurerei. Was könnte
der Licht suchenden und Licht spendenden
Freimaurerei schöner zur Versinnbild-
lichung dienen, als das mächtige Tages-
gestirn, dessen Strahlenglanz unsern Erd-
ball erleuchtet. Wie die S. Licht und
Wärme spendet, so soll in der Loge die
Weisheit, die aus Osten strahlt, den Ver-
stand erleuchten und das Gemüt erwärmen.
Wie schon die Alten in der S. den
Urquell alles Lebens ahnten und in hei-
ligem Schauer zu ihr aufblickten, so sehen
auch wir in der S., die durch die
Kraft der Anziehung die Weltkörper um
sich kreisen lässt, die durch ihr Licht
und ihre Wärme alle Keime der Natur
zum Leben erweckt, das Urprinzip der
schaffenden, erhaltenden und regierenden
Macht der Gottheit angedeutet, die, gleich
wie die S. seit Äonen unwandelbar ihre
Bahn vollendet, erhaben ist über allen
Wechsel in Raum und Zeit. Wie alles
irdische Leben ersterben würde ohne die
belebenden Sonnenstrahlen, so siecht alles
geistige und sittliche Leben im Menschen
dahin, wenn das Licht der Erkenntnis
Gottes in ihm sich verdunkelt oder wohl
gar erlischt. Wie aber unser leibliches
Ange das volle Sonnenlicht nicht zu er-
tragen vermag, so leuchtet auch unserm
geistigen Auge erst die volle Wahrheit,
die in Gott ist, in der letzten Stunde,
— Sonnenfels.
I wenn beim Eingehen in den ewigen Osten
die Binde von unsern Augen fällt. (S.
Bonne, Mond und Sterne.) [Vgl. Schau-
berg, Vergleichendes Handbuch der Sym-
bolik der Freimaurerei (Schaff hausen 1861 ).
I, 205; Fischer, R., Lehrlingskatechis-
mus (29. Aufl., Lpz. 1900), 8. 51—61; ders.,
Ritual und Symbol (Lpz. 1878), S. 141.
FZ. 1858, S. 41, 82; 1860, 8. 225. L. 1880,
S. 77.)
Soane, Grossloge Zur, s. Bayreuth,
oben I, S. 75.
Sonne, Mond und Sterne. In manchen
I freimaurerischen Lehrarten wird der Meister
vom Stuhl mit der S. verglichen; denn
wie diese den Tag regiert und die Welt
! erleuchtet, so soll er die Loge regieren und
, die Mitglieder erleuchten. Der M. , der
| seine Strahlen von der S. erhält und zur
Nachtzeit leuchtet, ist das Bild für die
beiden Aufseher (Vorsteher), die unter
Aufsicht des Meisters bemüht sind,
| die Wahrheit zu finden. Die Meister
| und Gesellen werden mit den 8t. ver-
glichen. Wie diese in dunklen Nächten
den Reisenden leuchten auf ihren Pfaden,
so unterrichten die Meister und Ge-
sellen die Lehrlinge und führen sie auf
den diesen noch ungewohnten Wegen der
Maurerei. Man findet deshalb 8., M. und
Sterne vielfach auf den Teppichen (s. d.)
abgebildet.
Sonneberg (St. im Herzogt. Sachsen-
Meiningen, 12167 E ). Hier besteht unter
der Loge in Koburg ein maurerisches
Kränzchen Zur aufgehenden Sonne,
gest. Frühjahr 1881, eingew. 27. Mai 1883.
Mitgliederzahl (1900): 35. Vers.: 1. Mitt-
woch im Monat. Lokal : Erholung. Ferien :
Juni bis Sept. Gesetze vom 1. Mai 1888. Das
Kränzchen will ein Mädchenheim gründen;
dermaliges Kapital dazu z. Z. 2000 M.
Sonneburg hiess in der strikten Obser-
vanz der Sitz des Heermeisters der sie-
benten Provinz, zuerst Unwürde, dann
Lipse; als der Herzog von Södermanland
zum Heermeister gewählt war, wurde be-
stimmt, dass auch er alle Erlasse seine«
Provinzialkapitels aus 8. unterzeichnen
solle.
Sonnenfels, Joseph Reichsfreiherr
v., Schriftsteller, geb. 1782 zu Nikolsburg
in Mähren, gest. 25. April 1817 in Wien,
war anfangs Soldat, später aber (1763)
Professor der Staatswissenschaften in Wien,
unter Maria Theresia wirklicher Hofrat
bei der Geheimen böhmischen und öster-
reichschen Hof kanzlei, von Kaiser Franz II.
in den Reichsfrei herrnstand erhoben und
1811 zum Präsidenten der k. k. Akademie
der bildenden Künste ernannt. Von ihm
erschienen: »Über Abschaffung der Tortur«
(Zürich 1 775), Gesammelte Schriften(18Bde.,
Wien 1783-87). Aus allen seinen Schriften
spricht ein ebenso freimütiger, wie Men-
schenfreundlicher Geist grosse Verdieuste
| erwarb er sich um ganz Österreich, indem
|iti*e<
er wichtige Verbesserungen im peinlichen
Recht, in der Polizei und dem Finanz-
wesen durchfuhren half. — Am 6. Juli
1782 wurde S. in der Loge Zur wahren
Eintracht in Wien in den Freimaurerbund
aufgenommen und war eine ihrer Haupt-
zierden. Er bekleidete in ihr die Stelle
des Redners und war später zugeordneter
Meister. Am 80. Jan. 1784 gründete diese
Loge nach dem Antrag von S. eine Privat-
gesellschaft der Wissenschaften. Das Wiener
•Journal für Freymaurer* verdankt ihm
zum grossen Teil seine Entstehung. Im
1. Heft dieser Zeitschrift, 1784, befindet
sich von ihm ein trefflicher Vortrag: »Von
dem Einflüsse der Maurerei auf die bür-
gerliche Gesellschaft.« Infolge der Frei-
maurerverordnung Kaiser Josephs II. (Dez.
1785) wurden die früher in Wien bestan-
denen sechs Logen in zwei zusammen-
gezogen, und in diesen findet sich S. nicht
mehr als Mitglied aufgeführt. Es scheint,
als wenn er von da an dem Illuminaten-
orden angehört hätte. In der bekannten
Verfolgungssache von Prof. Leopold Aloys
Hofmann (s. d.) spielt S. eine grosse Rolle.
Die Universität nahm sich seiner an und
wählte ihn 1794 zum Rektor, Hess auch
sein Bildnis malen und im Festsaal an-
bringen. [Vgl. Z. 1887, 8. 27. Alpina
1887, S. 150.1 In dem historischen Lust-
spiel «Der Mann ohne Vorurteil« von
Sacher- Masoch (Lpz. 1866) ist S. der ver-
herrlichte Held des Stücks.
Sonnenkalb. Johann Heinr. Felix,
Dr. jur., Oberbeamter am Hypothekenamt
in Hamburg, geb. 8. Jan. 1855, wurde in
den Freimaurerbund aufgenommen in der
Loge Boanerges zur Bruderliebe in Ham-
burg 29. April 1878, ist Provinzialgross-
bibliuthekar und Aufseher der Münzen-
sammlung und hat mehrere geschichtliche
Aufsätze in freimaurerischen Zeitschriften,
namentlich der Berliner Zirkelcorrespon-
denz und dem Mecklenburgschen Logen-
blatt, veröffentlicht.
Sonnenritter (Knight of the Sun, Che-
valier du soleil ou prince Adepte) ist einer
der von Bernetti erfundnen hermetischen
Grade (s. d.), obgleich Ragon, Cours
philosophique, S. 861, das in Abrede
stellt und ihn einen höchsten Grad vom
höchsten Altertum nennt, der die Lehren
der natürlichen Religion enthalten sollte,
die einen wesentlichen Teil der alten
Mysterien gebildet haben Bollen. Die
Rituale dieses Grads sind darauf ge-
richtet, alle vorhergehenden Grade zu er-
klären; sein Hauptzweck geht darauf hin-
aus, das Gefühl für Wahrheit zu stärken.
Die ersten Beamten werden dreifach voll-
kommner Vater Adam und Bruder Wahr-
heit genannt, die andern Beamten nach den
Namen der sieben Engel und die Mitglie-
der Sylphen. Das Abzeichen ist eine goldne
Denkmünze, mit einer von Strahlen um-
gebnen Sonne auf der einen Seite, auf der
) - Sörgel. 409
andern die Weltkugel. Der Versammlungs-
raum wird nur durch ein Licht, das aus
einer mit Wasser gefüllten Kugel scheint,
erhellt. Auch in andre Lehrarten ist dieser
Grad übergegangen, und so bildete er im
Supreme Conseil den 28., im schottisch-
philosophischen den 7. und im System
Misralm den 51. [Vgl. Manuel mac., S.
181—189 und pl. XVII.l
Sophislenn (Ordre de« 8.). Dinaux H, 224
erwähnt zwei Orden dieses Namens. 1) Auf
Veranstaltung mehrerer französischer Gene-
rale, die den Feldzug nach Ägypten mitge-
macht hatten, wurde eine freimaurerische
Verbindung, die von H. (Horus), gegründet,
die Ordre sacre* des 8. hiess und aus drei
Stufen bestand: 1) den Aspiranten, die
nur Ja und Nein sagen durften, 2) den
Eingeweihten (Inities), 3) den Mitgliedern
der Grossen Mysterien. Der Wahlspruch
war: »L'ltude est soeur d'Horus«. [Vgl.
Ragon, Orthodoxie maconnique (Paris
1853), S. 181—184; Kloss, Geschichte der
Freimaurerei in Frankreich, I, 406.1 2) Der
andre soll 1801 oder 1802 von Cuvetier,
wahrscheinlich dem dramatischen Dichter,
gestiftet sein, ist aber sonst unbekannt
[Vgl. L. XXVHJ, S. HO.]
Sorau (St. in der preuss. Prov. Branden-
burg, 14814 E.). Hier bestehen unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: 1) Die Loge Zu den drei
Rosen im Walde, gegr. 18. Jan. 1820,
eingew. 29. Mai 1820. Mitgliederzahl (1900):
73. Vers.: Mittwochs; Klub: Sonnabends.
Ferien: Juli. Eignes Logenhaus in der
Logenstrasae, eingew. 1847. Klinkemüller-
Stiftung für hilfsbedürftige Mitglieder
und deren Witwen und Waisen, gegr.
25. Jan. 1858, Kapital: ca. 10000 M. Pen-
sionskasse für die Witwen und Waisen der
Mitglieder, gegr. 2. Febr. 1899. Haus^e-
setze vom 12. Aug. 1889. Gesangbuch für
Freimaurerlogen von 1840. Verzeichnis
der Bücher der Bibliothek der Loge (1883).
I Geschichte der Loge, sowie der Loge Zu
| den drei Säulen in Triebel von Ilgen
| (1901). Ein Versuch, schon um 1782 hier
eine Loge zu gründen, scheiterte. [Vgl.
Bbl. 1895, S. 829.] 2) Die delegierte alt-
schottische Loge gleichen Namens, gegr.
9. März 1830.
Sörgel, Ernst August, Pfarrer, geb.
10. März 1763 in Schmiedehausen bei Cam-
burg, gest. 5. Juli 1842 in Rüdersdorf bei
Gera, wurde in den Freimaurerbund auf-
genommen 27. Mai 1800 in der Loge Archi-
medes zu den drei Rcissbrettern in Alten-
burg, schloss sich 1803 der Loge Ar-
chimedes zum ewigen Bunde in Gera
an, nachdem er schon vorher Vorsitzen-
der des das. 13. Jan. 1803 gegründeten
! Klubs gewesen war. Er wurde Meister
I vom Stuhl der neuen Loge bis 1807, wo
j er von dem nahen Röpsen nach dem ent-
' ferntern Dorfe Rüdersdorf versetzt wurde,
I übernahm aber nochmals von 1816—19
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410
Soult — Sozietät der Freimaurer.
den ersten Hammer, während er inzwischen
1810 noch als zugeordneter Meister thätig
gewesen war. 8. war ein einflußreiches
Mitglied »einer Loge, schrieb 1804 eine
Ȇbersicht der vornehmsten Ereignisse
der (damaligen) Deputationsloge in Gera«
und hat schon 1804 die maurerischen Uu-
terrichtsklubs mit Vorträgen und münd-
licher Aussprache eingeführt, obgleich sie
nur kurze Zeit währten, um 1884 wieder
aufzuleben und dann unausgesetzt bis jetzt
in der Loge fortgesetzt zu werden. 8. hat
auch eine kurze Zeit die Geraer Zeitung
geleitet. [Vgl. A. XVII, 268J
Soult, Nikolas Jean de Dieu, Her-
zog von Dalmatien, franz. Marschall,
geb. 29. März 1769 in St.-Amnns-la-Bastide
(Tarn), gest. 26. Nov. 1851 auf seinem dor-
tigen Schloss, wurde 1794 Brigadegeneral
und später Divisionsgeneral und focht in
Deutschland, der Schweiz und Italien.
Nach Napoleons I. Thronbesteigung wurde
er Marschall und kämpfte bei Austcrlitz,
Jena und Eylau. Zum Herzog von Dal-
matien ernannt, erhielt er den Befehl über
die Zentralarmee in Spanien, l'uter Lud-
wig XVIII. Kriegsminister, wurde er nach
Napoleons Rückkehr Generalstnbsehcf.
Später war er wiederholt Kriegnminister
und Ministerpräsident und wurde 1847 zum
Mardchal g<5ne>al ernannt. — S. war Frei-
maurer, was ihn aber nicht abhielt, 1845
den Offizieren den Eintritt in den Bund
zu verbieten. fVgl. Bh. 1882, S. 391. L.
1896, S. 95.J
Souveraln (Sovereign). Mit diesem Bei-
satz werden eine grosse Anzahl der höhern
französischen Maurergrade bezeichnet,
z. B.: S. Commandeur du Temple, S. Grand
InBpecteur u. s. w.
Sozialdemokratie. Die S. hat in neu-
ester Zeit die Freimaurerei als gegen die
Öffentlichkeit und Rechtsgleichheit ver-
stossend wiederholt gehässig angegriffen,
so u. a. Bernhard Becker in seiner Schrift :
»Der alte und der neue Jesuitismus oder
die Jesuiten und die Freimaurer iBraun-
achweig 1875, 4. Aufl.) , und Meninünger
in »Die Freimaurer. Eine Gefängnisarbeit«
(Nürnb. 1872). Alle diese und ähnliehe
Machwerke, wie auch die bezüglichen
Stellen der sozialdemokratischen Presse
zeugen von der tiefsten Unwissenheit über
freimaurerische Verhältnisse und stehen
den ultramontanen Angriffen, welche die
Freimaurerei für die Entstehung der S.
sogar verantwortlich machen, würdig zur
Seite. [Vgl. Bh. 1895, S. 141. Büchle,
Die Freimaurerei im Lichte der Zeit. Eine
Abwehr der Angriffe der Ultramontanen
und Sozialdemokraten (2. Aufl., Lpz. 1873).]
Soziale Bestrebungen sind dem Frei-
maurerbunde nie fern gewesen. Noch ehe
die sog. soziale Frage gegen das Ende
des 19. Jahrh. brennend wurde, haben die
Logen vielfach in ihrem Sinne gewirkt
und gehandelt, daa soziale Elend, das
nicht neu, sondern uralt ist und nur von
Zeit zu Zeit entweder wirklich schroffer
auftritt oder eindringlicher behandelt wird,
durch mancherlei Einrichtungen zu mil-
dern. Infolgedessen hat die Erörterung
der sozialen Frage in Maurerkreisen in
neuerer Zeit erneuten Aufschwung ge-
nommen. Wenn auch die Logen als solche
nur vereinzelt thatsächlich eingreifen und
durch allgemeine humanitäre Einrich-
tungen der Not aufzuhelfen bestrebt sind,
teilweise auch durch pekuniäre Zuschüsse
zu den bestehenden Anstalten aller Art,
so erzieht man in den Logen deren Mit-
glieder zum richtigen Verständnis der
Sache und regt sie an, im Leben persön-
lich mit einzugreifen und zu helfeu. Nichts
kann der Freimaurerei näher liegen, als
die Lösung der sozialeu Frage, wenn sie
auch nur die Kräfte der einzelnen in den
Dienst stellen kann. Die freimaurerische
Presse ist denn auch in letzter Zeit voll
Artikel über diese Angelegenheit, ein Be-
weis, welche Beachtung man in Maurer-
kreisen den 8. B. schenkt. (Vgl. Bh. 1866,
Nr. 20* 1878, Nr. 32; 1888, S. 69, 143;
1890, S. 105, 153, 345; 1895, S. 203; 1898,
S.75. Bbl. 1887, S. 106; 1897, S. 126. FZ.
1883, S. 345; 1890, S. 169, 381; 1891, S.
1 16. 217; 1895. S. 153. L. 1895, S. 67. Mit-
theilungen aus dem Verein deutscher Frei-
I maurer 1893/94, S. 57. Proudhon, De la
justize dans la revolution et dans l'eglise
(1S6Ü), 8. 71 J
Sozietät (Gesellschaft) der Freimaurer
lautet die Bezeichnung, die neben den
Namen Loge und »Brüderschaft der Frei-
maurer« während der ersteu Jahrzehnte, etwa
1717 bis 1750, in England, Deutschland und
der Schweiz amtlich, wie ausscramtlich
ganz überwiegend im Gebrauch ist. Die
Namen »Orden der Freimaurer« und
! selbst »Bund dor Freimaurer« kommen erst
j später häufiger vor und sie entstammen
(vielleicht abgesehen von Frankreich und
I andern katholischen Ländern) meist den
i Kreisen von Nicbtmaurern, denen der
Name S. weniger geläufig oder bekannt
war. Diese Thatsachen sind von geschicht-
licher, wie von sachlicher Erwägung aus
bedeutungsvoll. In der Bestätigungsurkunde
des wichtigsten niaurcrischen Dokuments
der Anfangsjahre, des Koustitutionenbuchs
von 1723, heisst es, dass »dieses Buch in
der Vierteljahrsversammlung . . . von der
8. bestätigt worden ist«. In demselben J.
1723 erschien in der Zeitschrift »The Fly-
ing Post« eine Art raaurerischer Katechis-
mus, in dessen Einleitung die »Fraternity
of Free and Accepted Masons« ausdrück-
lich als S. bezeichnet wird. 1725 ward zu
London (bei A. Moore) eine viel beachtete
Schrift gedruckt unter dem Titel: »Two
Letters to a Friend : The First, concerning
The Society of Free-Masons. The Second,
giving an Account of the Most Ancient
Order of Gormogons« etc. Der Inhalt der
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Sozietäten
Schrift, die wahrscheinlich von einem
Gegner der S. d. F., jedenfalls aber von
einem genauen Kenner der Sache, über
die er schreibt, verfasst ist, beweist, dass
die Wahl der Bezeichnungen Society und
Order keine zufällige, sondern eine beab-
sichtigte ist; die Gormogonen (s. d.) sollen
schon durch die Bezeichnung als »Orden«
sich vorteilhaft von der S. abheben. In den
30er Jahren erschien in englischer Sprache
— 1741 ward eine deutsche Übersetzung
veranstaltet — ein Sendschreiben einesFrei-
maurers an Mylord Robert Truell (Mitglied
der »Gesellschaft der Plauderer«) über die
Ausschliessung des schönen Geschlechts
aus der »Society of Freemasons«. 1788
ward von maurerischer Seite zu Dublin eine
später in London neu aufgelegte Vertei-
digungsschrift unter dem Titel veröffent-
licht: »Relation apologique et historique
de la SociC'tc" des Francs -Masous par F.
G. D. M. F. M.«. Der gleiche Gebrauch ist
in Deutschland und in der Schweiz nach-
weisbar. Am 7. März 1738 erklärt der
Senat zu Hamburg, dass er »die Gesell-
schaft der Freymaurer« gänzlich »suppri-
miert« wissen wolle. In der im .1. 1738 zu
Leipzig erschienenen Wochenschrift »Der
Freymäurer« (Herausgeber war Joh.
Joachim Schwabe) ist fast ausschliesslich
von der S. (Gesellschaft) d. F. die Rede.
Viele weitere Beispiele bei Ludw. Keller,
Die deutschen Gesellschaften des 18. Jahrb.
und die moralischen Wochenschriften (Brl.
1900).
Sozietäten (Sodalitäten , Gesellschaften)
nennen sich seit dem 15. und 16. Jahrh.
vielfach diejenigen Vereinigungen, in
deren Verbänden als eine Art von innern
Ringen die sog. Akademien {». d.) nachweis-
bar sind. Seit dem Mittelalter taucht gegen
diese »Societates« (ital. auch Compagnien)
der Vorwurf auf, dass sie einen Geheim-
bund bildeten. Ihre Geschichte ist einiger-
massen in Dunkel gehüllt, und wir erfahren
Näheres über die Organisation erst seit
dem Emporkommen der Humanisten des
15. und 16. Jahrh., die in diesen S. ihre
vornehmste Stütze besassen. [Vgl. L. Keller,
Die römische Akademie und die altchristl.
Katakomben (Brl. 1899).]
Sozietäteorden der ewigen Freund-
schaft, wohl der älteste der nach dem Vor-
bild der Freimaurerei entstandnen Stu-
dentenorden. Er hatte bereits 1749 in Leip-
zig eine Loge und ist angeblich von einem
Herrn v. Stettnitz in Brauusehweig ge-
stiftet worden. [Vgl. die Mittheilungen
über die Hallesche Loge auf Grund von
Universitätggerichtsakten im Bbl. 1888,
S. 18.1
Sozietateorden der redlichen Freund-
schaft, eine Gesellschaft, die in Anlehnung
an die Formen und Gebräuche der Frei-
maurerei »zu Ehren und Beförderung einer
aufrichtigen redlichen und wohlmeinenden
Freundschaft und zum Geschmack des Ver-
— Spanien. 411
I gnügens unter Wohldenkcnden verabredet
und 17. Mai 1759 gestiftet wurde«. An
der Spitze stand der Brigademajor v. Hessel.
[Vgl. S. L. 1889, S. 81. FZ. 1889, S. 193.]
Spandan (St. in der preuss. Provinz
Brandenburg, 55841 E.). Loge das. unter
der Grossen Landesloge in Berlin: Viktor
zum goldnen Hammer, in Delitzsch
gegr. 26. Sept. 1823, in S. erneuert 4. Juni
1859. Mitgliederaahl (1900): 108. Eignes
Logenhaus Bahnhofstr. 3. Vers. Frei-
tags. Ferien: Ende Juni bis Mitte
August.
Spangenberg, Professor in Marburg,
einer der Mitstifter des Ordens der Asiati-
schen Brüder (s. d.) und ihr oberster Ar-
chivbewahrer (»Ocker Harim«). Von ihm
sollen die hebräischen Worte, mit denen
dieses System ausgeschmückt war, her-
rühren und die meisten Ordenspapiere aus-
gegangen sein, wie auch seine Unzufrie-
denheit, als die dafür zugesagte Entschä-
digung nicht gewährt ward, das Ende des
• Ordens« herbeiführte.
Spanien (Königreich). In keinem
Lande sind die Freimaurer so starken Ver-
folgungen ausgesetzt gewesen, als in S.,
dem Lande der religiösen Märtyrer. Die
erste Loge wurde vom Herzog von Wharton
(s. d.) 15. Febr. 1728 in Madrid unter dem
Schutz der Grossloge von England er-
richtet; bald darauf entstanden mehrere
Logen, so dass 11 Jahre später der Kapitän
Commerford zum Proviozialgrossmeister
für Andalusien ernannt werden konnte.
Aber schon 1740 verbannte Philipp V.,
durch den päpstlichen Erlass von 1738 be-
wogen, alle Freimaurer aus S. , mehrere
Mitglieder des Bundes wurden eingekerkert
und zur Galeerenstrafe verurteilt. Trotz-
dem vermehrten sich die Logen. Da wurden
durch den Bannfluch Benedikts XIV. und
durch den Haas des Revisors des heiligen
Officiums der Inquisition, Joseph Torrubia
(s. d.), 1751 die Verfolgungen erneuert, alle
maurerischen Versammlungen verboten und
ihre Mitglieder als Hochverräter verurteilt.
Unter Karl III. (1759—88) atmete die Frei-
maurerei wieder auf. 1767 wurde die
Grossloge von S. (Gran Logia Espanola)
unter dem Grafen von Aranda gegrün-
det, die 1780 den Namen Grossorient
von S. annahm. Nach Karls III. Tode
trat ein Rückschlag ein, da Godoy den
Grafen von Aranda anklagte und verbannte.
Sein Nachfolger wurde der Graf von Montijo.
Neuen Aufschwung erhielt die Maurerei
durch den Einmarsch der französischen
Truppen 1807. Binnen kurzem befanden
sich beinahe in allen Städten S.'s Logen,
die unter französischem Schutz und nach
französischem System arbeiteten. Ja die
Franzosen errichteten 3. Nov. 1809 im
Palast der Inquisitiou einen eignen Gran
Oriente de Espana mit Hochgraden, der
vom Grossorient von Frankreich abhängig
war, weshalb die Spanier ihren Grossorient
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412
Spanien.
nun Grande Oriente Nacional de Espana
nannten. Schon vorher war durch Tilly,
einen Vetter des Grafen Grasse-Tilly (s. d.),
der schottische Ritus nach S. verpflanzt
und in Aranjuez 17. Dez. 1808 ein Oberster
Rat (Supremo Consejo) gegründet worden.
Einen zweiten Obersten Kat errichtete der
Graf von Grasse-Tilly selbst 4. Juli 1811,
an dessen Spitze, ebenso wie an der des
französischen Grossorients, der frühere
Minister Azanza stand, so dass damals
vier Grossbehörden in 8. bestanden. Selbst
die vorzüglichsten Verteidiger der spa-
nischen Freiheit, Ballesteros, Morillo, AJava
u. a. Hessen sich in den Bund aufnehmen.
Nach der Rückkehr Ferdinands VII. 1814
hatte diese Freiheit ein Ende; er stellte
sofort die Inquisition wieder her und ver-
bot die Freimaurerei bei den härtesten
Strafen. Wiederum wurde eine Anzahl
Freimaurer, darunter der Marquis Tolosa,
der Gelehrte Marina, der königliche Leibarzt
Dr. Luque, der General Alava, der sechs
Jahre Wellingtons Generaladjutant ge-
wesen war, verhaftet, gefoltert und in die
Kerker geworfen. Aber trotz der Verfol-
gung blieb die Freimaurerei derart mächtig,
dans sie sich an die Spitze jeder fort-
schrittlichen Bewegung stellte und in
S. den Boden für die später errungnen
Freiheiten bereitete. 1817 hatte sich der
Bund erneuert, und alle Logen und Lehr-
arten schlössen sich zusammen, indem
man eine Grosskammer aller Riten (Gran
Camera do todos los Ritos) schuf. 1820
trat Riego an die Spitze des Bundes und
nach seinem Tode (1823) der Infant Fran-
cisco de Paula de Borbön. Auch die Re-
volution von 1820 ist durch spanische
Freimaurer bewirkt worden. Damals be-
freite General Ballesteros unter der
Herrschaft der Corte« alle verhafteten
Freimaurer. Bekanntlich wurde die Re-
volution durch französische Truppen
unterdrückt, und Ferdinand VII. stellte
das absolute Regiment wieder her, er-
lieas auch sofort 1. Aug. 1824 ein erneutes
Verbot der Freimaurerei, demzufolge die
Mitglieder binnen 30 Tagen sich selbst
als solche angeben und ihre Logenpässe
abliefern sollten, widrigenfalls sie oei spä-
terer Entdeckung verhaftet und ohne wei-
tern Prozess innerhalb 24 Stunden auf-
gehängt werden sollten. Infolge dieses
Erlasses wurden 1825 sieben den höhern
Ständen angehörige Freimaurer in Granada
gehängt, die man zwei Monate vorher bei
einer Aufnahme überrascht hatte; der Auf-
zunehmende wurde zu acht Jahren Eisen-
strafe verurteilt. Neue Spuren der Frei-
maurerei fanden sich 1829 in Barcelona;
ein Oberst Galvez wurde hingerichtet, zwei
andre zu den Galeeren auf Lebenszeit ver-
urteilt. Nach dem Tode des Tyrannen
(1833) entstanden wieder heimlich Logen,
drei in Cadiz und Gibraltar, letztere stan-
den unter englischem Schutz. Im allge-
meinen machte die Freimaurerei in 8. bis
zum Jahre 1868 wenig Fortschritte. Nur
die gebildeten Kreise bekannten sich in
kleiner Anzahl zu ihm, hauptsächlich Mili-
tärs und Politiker, die in den Logen Propa-
ganda für ihre Ideen zu machen versuchten.
Auch während dieser Zeit fahndete die
Polizei auf die Freimaurer, obgleich Hin-
richtungen nicht mehr stattfanden. Da kam
die Revolution des Jahres 1868; Isabella
wurde vertrieben und Amadeus von 8avoyen,
der selber Freimaurer war, König. Die Frei-
maurerei nahm nun einen kühnen Auf-
schwung; eine grosse Anzahl Logen wurde
gegründet, in denen das republikanische
Element bei weitem die Mehrheit hatte.
1869 bildete sich der Nationale Grossorient
von S. neu, unter Calatrava als Gross-
meister; das Gleiche geschah mit dem
Grossorient von S., an dessen Spitze der
Ministerpräsident Zorilla trat. Endlich
wurde von Portugal aus ein Iberischer
Grossorient gegründet. Nach dem Rück-
tritt Zorillas 1874 teilte sich der Gross-
orient in zwei Zweige, von denen sich der
eine im folgenden Jahre mit einem Teil
des Iberischen Grossorients verschmolz,
sich aber 1876 abermals in zwei Zweige
teilte unter den Grossmeistern Sagasta und
Perez. Mitte 1877 zählte man in S. fünf
Grosslogen, welche sich gegenseitig als
Gegner bekämpften. Es waren dies
der Nationale Grossorient unterm Gross-
meister Marquis de Seoane, der Grossorint
unter den Grossmeistern Magnan, Carvajal,
Ferrer, Conder, Avalos, Oriero und Pan-
zano, die Grossloge unter den Grossmeistern
Sagasta, Ortiz, Becerra, der Grossorient
unterm Grossmeistcr Perez und der Ibe-
rische Grossorient. Dazu gründeten 28.
Dez. 1879 zwei portugiesische Logen in
Malaga ein Grosses maurerische« Zentral-
konsistorium des 82. Grads und in dem-
selben Jahre auf einem Kongress in Se-
villa 18 portugiesische Logen eine Ver-
einigung (Confederaciön) unterm Groes-
kommandeur Padilla, von der sich 7. Febr.
1881 die Unabhängige spanische Gross-
loge von Sevilla (Gran Logia Independiento
Espaflola) abzweigte, die später ihren Sitz
nach Cadiz verlegte. Es war schon lange das
Bestreben der leitenden freimaurerischen
Kreise gewesen, die zerrissene spanische
Freimaurerei zu vereinigen und einen
neuen Grossorient auf rein demokratischer
Grundlage, in der die übrigen aufgehen
sollten, zu gründen. Dieser neue Orient
sollte die geschichtliche Überlieferung und
den Fortschritt der Zeiten zum Ausdruck
bringen, kräftig und gründlich die Misa-
bräuche in der Verwaltung verbessern und
auf seine Rechte der Besteuerung, der
Aufnahme und Annahme, sowie auf die
Erhebung in die drei symbolischen Grade
einschliesslich des Rechts der Diplome
des ersten, zweiten und dritten Grads
zu Gunsten der Logen Verzicht leisten.
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Spanien.
413
Eine Versammlung von Vertretern ver-
schiedner Systeme fand nach langen Be-
ratungen 1885 statt. Man einigte sich
auch und gründete eine neue Körper-
schaft, die den Namen »Nationaler Gross-
orient von S.« erhielt. Leider hatten
nicht alle Mitglieder des Obersten Rats
diese Schwenkung mitgemacht; da sie von
konservativen Auffassungen ausgingen,
wollten Bio ihren alten Grossorient nicht
auflösen, so dass jetzt der € beistand da-
durch noch grösser war, indem es zwei
Grossoriente mit demselben Namen gab.
Durch die Wahl des Grafen von Ros zum
Grossmeister des neuen Orients splitterte
noch ein Teil von diesem unter dem Uni-
versitätsprofessor Miguel Morayta ab, dessen
Anhänger 24. Febr. 1889 eine neue Gross-
behörde, «Spanischer Grossorient* (Gran
Oriente Espaüol), gründeten. So hatte
man statt eines einzigen zwei neue. Um
kein Hindernis der Vereinigung zu bilden,
legte der Graf von Ros sein Grossmeister-
amt nieder, aber die übrigen folgten nicht
seinem Beispiel. Da erhielt der stellver-
tretende Grossmeister Rispa y Perpina,
früher Mitglied des Abgeordnetenhauses,
den Auftrag, vor allem die Vereinigung
der Freimaurer zu bewerkstelligen. Er
erliess 1891 einen Aufruf an sämtliche
Freimaurer und forderte sie mit dringenden
Worten zur Vereinigung auf. Zwei Jahre
kämpfte der Oberste Rat des 1885 entstand-
nen Grossorients unter Führung Perpinas
für die Vereinigungsbestrebungen des
Nationalen Grossorients. Aber das korpo-
rative Interesse war mächtiger, als der Ge-
danke der Vereinigung. Dazu war 8. Febr.
1887 in Madrid ein Gran Consejo General
Iberico und in Verbindung mit ihm 21.
März 1889 eine Gran Logia Simbolica Es-
paüola entstanden. Um die Missverständ-
nisse, die durch die Gründung des neuen
Nationalen Orients im Jahr 1885 entstan-
den waren, zu beseitigen, taufte dieser
seinen Namen um und nannte sich von
1893 an »Iberischer Grossorient«. Im Sept.
desselben Jahres lud dieser Grossorient alle
übrigen Grossoriente und Grosslogen zu
einer Versammlung ein, auf der die Bildung
eines einzigen GroBsorients, einer einzigen
Behörde und eines einzigen Gesetzes be-
ratschlagt werden könnte. Aber es ant-
worteten ablehnend der Nationale Gross-
orient und der Spanische Grossorient,
ebenso die Symbolische Grossloge von
Galizien und die Provinzialloge von Ma-
laga und Murcia. Dagegen nahm die Sym-
bolische Grossloge von Andalusien den
Vorschlag an. Nur die Symbolische kata-
lonisch-balearische Grossloge, deren Sitz
in Barcelona war, begab sich unter die
Botmässigkeit des Iberischen Grossorients.
In den letzten Jahren hat die spanische
Freimaurerei unter Verfolgungen arg zu
leiden gehabt, indem ihr Schuld gegeben
wurde, den Aufstand auf den Philippinen
angezettelt zu haben. Es wurde sogar das
Archiv des Nationalen Grossorients be-
schlagnahmt und der Grossmeister Pantoja
und der Grossschriftführer de Puga ver-
haftet. Dasselbe Schicksal traf sechs Gross-
beamte des Spanischen Grossorients, da-
runter den GroBsmeister Morayta. Infolge-
dessen ruhte die Thätigkeit der Logen fast
ganz, und erst neuerdings hat man ver-
sucht, die Thätigkeit wieder aufzunehmen.
Im Nov. 1898 that dies die Gran Logia
Simbölica Regional Catalana-Balear in
Barcelona, und 1900 hat der Spanische
Grossorient unterm Grossmeister Morayta
seine Beamten wiedergewählt. Über die
andern Grosslogen verlautet noch nichts.
(Vgl. Bbl. 1893, S. 205; 1895, S. 76. Bh.
1881, Nr. 49; 1886, S. 108. FZ. 1893, S.
148; 1894, S. 869; 1895, S. 74. L. 1895,
S. 47; 1897, 8. 95. Z. 1874, S. 1; 1875, S.
| 121; 1894, S. 1. Triangel 1894, S. 1;
1875, 8. 121. Alpina 1874, Nr. 10 u. 11.
Eybert, Die Märtyrer der Freimaurerei S.'s
i. J. 1853, mit einer historischen Skizze
der Verfolgung des Maurerthums auf der
iberischen Halbinsel seit Philipp V. bis
auf die Jetztzeit. Deutsch mit Seiten-
blicken auf den Zusammenhang der anti-
maurerischen Verfolgung in Frankreich,
Deutschland u. s. w. (Weimar 1854).]
Spanien (Königshaus). 1) Karl HJ.,
seit 1759 König von S., Sohn König Phi-
lipps V., geb. 2Q. Jan. 1716, gest. 14. Dez.
1788, bekam 1730 vom Kaiser Karl VI.
das Herzogtum Parma, eroberte im Kriege
zwischen Österreich und Frankreich 1734
Neapel, wurde zum König beider Sizilien
ernannt und erhielt dieses Königreich
1738 im Wiener Frieden förmlich abge-
treten, das er als Karl IV. mit seinem
Minister Tanucci gut regierte. Nach dem
Tode seines Halbbruders Ferdinand VI.
(1759) bestieg er den spanischen Thron,
übergab aber zuvor die neapolitanische
Krone seinem Sohne Ferdinand IV. K.
führte zwei Kriege mit England und Por-
tugal und erwies sich im Innern als thä-
tiger und einsichtsvoller Regent. Er för-
derte, unterstützt von seinen Ministern,
darunter Aranda, Handel und Ackerbau,
schränkte die Inquisition ein und vertrieb
1767 die Jesuiten. K. soll Freimaurer gewesen
und in Neapel aufgenommen worden sein.
Zum mindesten war er der Freimaurerei
freundlich gesinnt. Denn wenn er auch als
König beider Sizilien 10. Juli 1751 infolge
der in diesem Jahre erlassneu Bulle Be-
nedikts XIV. die Versammlungen der Frei-
maurer verbot, so änderte er doch bald
seine Ansicht und übertrug sogar einem
Freimaurer die Erziehung seines Sohnes
und wählte ihnselbst zum Beichtvater. Unter
ihm gelangte die Freimaurerei in Neapel
zu grosser Blüte. Das Gleiche geschah
nach Übernahme der spanischen Krone
durch K. in S. (s. d.), wo der Bund vorher
I schweren Verfolgungen ausgesetzt war.
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414
Spartacus — Sperber.
2) Franz de Paula Anton Maria de [
Bourbon, Infant von S., Herzog von Cadiz,
Enkel des Vorigen, Sohn de« Königs KarlFV.,
geb. 10. März 1794 in Aranjuez, gest. 13.
April 1805 in Madrid, wurde 1829 Gross-
meister des Nationalen Grossorients und
souveräner Kommandeur des Obersten Rata
von 8. Unter ihm nahm die spanische
Freimaurerei wieder einen grossen Auf-
schwung, und es gelang ihm, die verschied-
nen Lehrarten zu vereinigen, bis 1848 neue
Verfolgungen ausbrachen und er, vom
Papst exkommuniziert, aus S. fliehen
musste.
3) Franz de Assisi Maria Ferdinand,
de Bourbon, Herzog von Cadiz, Sohn des
Vorigen, als Gemahl der Königin Isa-
bella II. Titularköuig von S., geb. 18. Mai
1822, soll Freimaurer und Meister vom ;
Stuhl einer Loge gewesen sein, die er in
seinem Palast hielt.
4) Heinrich Maria Ferdinand von Bour- j
bon, Infant von S., Herzog von Sevilla,
Bruder des Vorigen, geb. 17. April 1823
in Sevilla, 12. März 1870 in Dehesa de
Carabranchel vom Herzog von Montpensier
(fünftem Sohne des Königs Ludwig Phi-
lipp von Frankreich) im Duell erschossen,
wurde 14. März 1868 in der Loge Henri rV.
in Paris in den Freimaurerbund aufge-
nommen [vgl. L. XXVU, 224] und besass
den 33. Grad des schottischen Ritus. Sein
Sarkophag trug freimaurerische Zeichen
und Wappen, und das Bahrtuch wurde an
den Zipfeln von Würdenträgern des 33.
Grads gehalten.
5) Amadeus Ferdinand Maria, Herzog
von Aosta, 1870—78 König von 8., Sohn
des Königs Viktor Emanuel II. von Ita-
lien, geb. 30. Mai 1845, gest. 18. Jan. 1890
in Turin, soll Freimaurer gewesen sein.
Spartaens, s. Weishaupt.
Spaur, 1) Friedrich Franz Joseph i
Graf v., Domherr zu Salzburg und Passau,
geb. 1. Febr. 1756 in Mainz, trat 2. März i
1777 dem Tempelhcrrensystem zu und grün-
dete, wahrscheinlich unter persönlicher Mit-
wirkung des freisinnigen Erzbischofs Collo-
redo, 1783 die Loge Zur Fürsicht in Salz-
burg, in der er das Amt des Meisters vom
Stuhl Übernahm.
2} Leopold Maria Jos. Graf v., !
Fürstbischof von Brixen, geb. 10. Mai 1696,
gest. 31. Dez. 1778, war Mitglied der Inns-
brucker Loge Zu den drei Bergen, und es
ist nicht unwahrscheinlich, dass er in
Brixen um 1780 eine Loge stiftete. [Vgl.
Taute, Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 78.1
Spekulative Maurerei ist die englische,
namentlich durch Hutchinson herbeige- ,
führte Benennung für Freimaurerei, im
Gegensatz zur Werkmaurcrei (operative).
Aber man ist weiter gegangen und hat
diese Bezeichnung auf die höhern Grade
angewendet, was nicht zulässig ist. Das, I
was die Werkmaurer mit Steinen auszu- |
führen gedachten und wozu sie die Ver-
ordnungen erhalten hatten, wurde von den
Freimaurern spekulativ angewendet, d. h.
vergeistigt; und wie dort mit Steinen, so
wird hier mit Herzen gebaut. Die dort
gebrauchten Werkzeuge, die wirklich vor-
handen sind, werden hier nur symbolisch
angewendet und alle Gebräuche eben so;
denn die Zirkel und Winkelhaken, die
Steine und Reissbretter der Freimaurer sind
nicht zum wirklichen Gebrauch vorhanden,
sondern nur zur moralischen Anwendung.
Insofern ist der Ausdruck sp. M. im Ge-
gensatz zur Werkmaurerei am Platze.
Speranskij, Michael Graf, geb. 1. Jan.
1772 in Tscherkutino im Gouv. Wladi-
mir, gest. 23. Febr. 1839 in Petersburg,
Sohn eines niedern Geistlichen, wurde
1792 Professor der Mathematik, trat 1797
in das Ministerium des Unterrichts, war
1801 Staatssekretär, 1808 Organisator der
Gesetzkommission, 1809 Geheimer Rat
und Alexanders treuester Ratgeber, der
aber 1812 den Kabalen unterliegen musste
und als Zivilgouverneur nach Sibirien ver-
setzt wurde, wo er bis 1821 blieb, dann
nach Petersburg zurückkehrte, aber still
für sich lebte, bis ihn Nikolaus wieder in
Thätigkeit setzte. Ihm verdankt Russland
sehr viel, namentlich sind seine Reformen
im Schulwesen, Münzsystem, Gesetzgebung
epochemachend gewesen. — 1810 wurde 8.
durch Fessler, der sein Ritual durch v.
Rennenkampff (s. d.) ins Französische hatte
übersetzen lassen, privatim zum Freimaurer
aufgenommen. Die Aufnahme geschah in
einem Gartenhause, und es waren ausser
Fessler und v. Rennenkampff noch zugegen
der Geheimrat v. Rosenkampff. Staatsrat
Derebin, Professor v. Hauenschild, Pro-
fessor Codi, ein Maurer, dessen Namen
v. Rennenkampff vergessen hatte, und ein
alter dienender Bruder. Fessler hatte sich
von der Aufnahme viel Erfolg versprochen,
aber S.'s baldiger Fall Hess die Hoffnungen
bald verdorren.
Sperber. Der 8. kommt auf dem Teppich
(s. d.) des schottischen Grads der strikten
Observanz vor und soll die Schnelligkeit
bezeichnen, mit der der schottische Maurer
die Befehle der Obern ausführt.
Sperber, K a r 1 J u 1 i u s , Geh. Regierungs-
rat in Dresden, geb. 21. April 1812 in Lucka
(Altenburg), gest. 12. April 1893 in Dresden,
studierte in Leipzig die Recht« und trat
1840 in den Staatsdienst ein. 1849 kam
er als Regierungsrat nach Zwickau und
von dort 1855 in gleicher Eigenschaft nach
Dresden. 1874 wurde er zum Geh. Re-
gierungsrat ernannt und trat nach fast
50 jährigem Staatsdienst 1886 in den Ruhe-
stand. — Am 8. Febr. 1840 wurde er in der
Loge Zum goldnen Apfel in Dresden auf-
genommen, und, nach Dresden zurück-
gekommen, widmete er seiner Loge und
der Freimaurerei seine volle Kraft. Er
bekleidete in seiner Bauhütte verschiedne
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Speth — Sphinx.
415
Ämter und wurde 1892 zum Alt- und Ehren-
meister ernannt. Sp. war zugleich Gross-
aufseher, 1880 zugeordneter Grossmeister
der Grossen Landesloge von Sachsen und
wurde in Anerkennung seiner Vordienste
auch zum Ehrenmitglied dieser Grossloge
ernannt. Während seines Aufenthalts in
Zwickau war er in echt maurerischem
Sinne für die Bekämpfung der Not im
Erzgebirge durch die Stiftung und Leitung
eines Unterstützungswerks zur Bekleidung
armer erzgebirgscher Kinder thätig [vgl.
Bericht von sämtlichen Freimaurerlogen
im Königreich Sachsen (Zwickau 1856)],
und bei der Grossen Landesloge von Sachsen
erwarb er sich besondere Verdienste durch
die Verwaltung des Invalidenfonds, die
ganz in seinen Händen ruhte. Ferner
widmete er sich der vom Grossmeistertag
1869 angeregten Gründung eines »Deut-
schen Zirkelbundes der Freimaurer« (s. d.)
und Hess eine gedruckte Vorlage hierzu
ergehen (Dresd. 1871).
Speth, George William, geb. 30. April
1847 in London, genoss Unterricht in Eng-
land, Frankreich und Deutschland, wurde
Kaufmann und verbrachte 5 Jahre in
Havannah (1868—73), wo er während der
ersten Revolution von den Spaniern bei-
nahe als amerikanischer Flibustier er-
schossen wäre, wenn ihn nicht das recht-
zeitige Erscheinen eines ihm bekannten
zpanischen Obersten gerettet hätte. Seit
1878 lebt er als Privatmann, jetzt zu Bromley
in Kent, und hat sich ganz der maure-
rischen Wissenschaft gewidmet. Er wurde
1872 Freimaurer in der Lodge of Unity
Nr. 183 zu London, in der sein Vater
30 Jahre früher aufgenommen war; 1876/77
war der Sohn leitender Meister. Er nahm
1888 den Royal Arch-Grad in dem Sir
Francis Burdett-Kapitel, hat sich aber mit
weitern Hochgraden oder Nebengraden
nicht befasst. Er erhielt 1896 den Rang eines
gewesnen Hilfs-Grosszeremonienmeisters in
der Grossloge. Er war 1886 Mitstifter der
wissenschaftlichen Loge Quatuor Coronati
in London und ist ihr ständiger Sekretär.
Er verfasste 1881 »The Historv of the
Lodge of Unity No. 183« und schrieb 1885
für den »Keystone« in Philadelphia die
»Royal Freemaaoos«, die auch als Sonder-
heft gedruckt worden sind und alle Frei-
maurer aus fürstlichen Häusern von 1717
bis 1885 aufzählen, mit Angaben über ihre
Aufnahmen und ihre Stellungen im Bunde;
1893 erschienen von ihm »Builders* Rites«.
Für maurerische Zeitschriften in England
und Amerika hat er Beiträge geliefert,
seine Hauptthätigkeit besteht at>er seit
1886 in seinen Arbeiten für die Loge
Quatuor Coronati (s. d.) und deren Ver-
öffentlichungen, die zahlreiche und wert-
volle Aufsätze und Mitteilungen aus seiner
Feder enthalten. Er ist die Seele der Loge,
besorgt die Herausgabe der »Are Quatuor
Coronatorum«, d. h. der Verhandlungen
I der Loge, mit Beigabe von Bücher-
besprechungen, Nachrichten über frei-
maurerische Dinge aller Länder, archäo-
logischen und sonstigen Mitteilungen, per-
sönlichen Angelegenheiten u. s.w. Daneben
besorgt er auch die Herausgabe der so-
genannten »Quatuor Coronatorum Anti-
| grapha« oder »Masouic Reprints of the
Lodge Quatuor Coronati, No. 2076, Lon-
don«, von denen bisher 9 Bände erschienen
sind ( Näheres darüber s. Quatuor Coronati-
Loge). Die Arbeit, die S. damit leistet, ist von
bleibendem Wert. Auch die gewaltige Aus-
dehnung des Kreises korrespondierender
Mitglieder ist in erster Linie sein Verdienst.
Hervorzuheben ist ausserdem noch, das»
er Gould (s. d.) bei seiner Geschichte der
Freimaurerei Jahre lang den uneigennützig-
sten Beistand geleistet hat, indem er die
Teile über Deutschland, Frankreich und
das übrige Festland für ihn bearbeitete.
Speyer (8t. in der baver. Rheinpfalz,
19045 E.). Den 20. Okt. 1802 wurde hier
eine Loge La grande famille unter
dem Grossorient von Frankreich errichtet
und am 16. Juni 1805 eingeweiht, die
wahrscheinlich schon mit dem Ende des
ersten Kaiserreichs einging.
Sphinx, die, I. ursprünglich ägyptisches
| Symbol für Stärke und Weisheit. In
Ägypten war sie in den frühesten Zeiten
| als männliches Wesen abgebildet, was sich
i zum Teil noch an den Überresten der Büste
I erkennen lässt, später — und so auch bei
• den Griechen — kam zu dem Löwenleib,
der öfters weibliche Brüste zeigte, ein
Jungfrauenkopf. Die ägyptischen S.
waren im Ganzen betrachtet das Symbol
der Weisheit, des verborgnen Wissens, des
Mysteriums, in den einzelnen Teilen, im
Jungfrauenkopf sollte aber auch die
Schönheit und im Löwenleib die Stärke
angedeutet werden. fVgl. Freemas. Magaz.,
Vol. IV (1796), S. 399—402, den Aufsatz
' über die den Mysterien der Maurerei auf-
| gedrückte Geheimhaltung (secrecv), und
j Born im W. J. 1784, Quart. 1, S. 116.] Die
griechische Sphinx unterscheidet sich sym-
bolisch von _der ägyptischen dadurch,
! dass, was in Ägypten Mvsterinni war, in
| Griechenland Rätsel wurde. Ihr bekanntes
Rätsel von dem Menschen als Tier, das
I am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei
und am Abend auf drei Beinen gehe und
| das Oedipus löste, hat den Sinn, dass die
Griechen die von den Göttern und Men-
i sehen gegebne Aufgabe befriedigend ge-
I löst haben. — II. Als wirkliches Symbol
I hat die S. in der Freimaurerei keinen
I Eingang gefunden, doch wird auf Siegeln
und Denkmünzen, sowie am Eingang zu
den Logenhäusern und in den Tempeln
selbst Ott von ihr Gebrauch gemacht, und
soll dann stets das Geheimnisvolle, Unauf-
lösliche angedeutet werden, ohne auf eine
etwaige Abstammung oder einen Zusammen-
hang mit dem ägyptischen Mysterienwesen
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416
Sphragistik — Spork.
zu nehmen. (Vgl. Bh. 1859, S. 65;
1863," S. 329; 1868, S. 313. FZ. 1865, S. 233.
R. 1896, 8. 46 ] - III. S. dient als Titel
zu einem maurerischen Taschenbuch von
Besetzny — g. d. — (Wien 1878). — IV. Ob
Sphinx oder Sphynx s. FZ. 1872, 8. 302.
Sphragistik, s. Siegel.
Spiegel. 1 h t s kommt zum erstenmal in der
strikten Observanz vor (1782). Er ist dann
übergegangen als ein maurerisches Symbol
der Selbsterkenntnis in einzelne Lehrarten,
wird aber als Sinnbild der Eitelkeit von
andern verworfen, wie denn eigentlich 8.
in Logenhäusern nicht angetroffen wer-
den sollen. [Vgl. FZ. 1863, S. 217. R.
1890, S. 1. Schauberg, Symbolik der Frei-
maurerei (8chaffh. 1861). I, S. 104.1
Spiel war in den alten Logen nicht er-
laubt und wird auch heute noch vielfach
nicht angetroffen, sondern verpönt. Symbol
und Gebrauchtum. wie ernste Gespräche
Sehen genugsam Stoff zur Unterhaltung
er Mitglieder. Leider hat das Spiel (mit
Karte, Billard, Kegel) mancher Orten die
Bedeutung der Logen herabgedrückt zu
gewöhnlichen Gesellschaftsräumen.
Spiritismus ist eine neue Erscheinungs-
form des uralten Zauber- und Hexenwesens,
der Magie und namentlich des unter dem
Namen Nekromantie bekannten Zweigs der
Magie, um die Geister der Verstorbnen
wiedererscheinen zu lassen. Alle Reli-
gionen der Kulturvölker verwerfen der-
artiges Unwesen. Auch die Freimaurerei
stellt sich auf diesen Standpunkt; denn
der 8. läuft auf Unwissenheit über das
Wesen des Geistes hinaus, dessen Lebens-
element die Freiheit ist. [Vgl. FZ. 1873,
8. 187. L. 1879, 8. 125, 147. Falb, Ru-
dolf, Das Geheimnis der Freimaurerei und
der S. (Graz 1884).]
Spittler, Ludwig Timotheus Frei-
herr v., Geschichtsschreiber und Publi-
zist, geb. 10. Nov. 1752 in Stuttgart, gest.
14. März 1810, studierte in Tübingen und
Göttingen Theologie und Geschichte, wurde
1778 Repetent am Theologischen Seminar
in Tübingen, 1779 Professor der Philo-
sophie in Göttingen, 1797 Präsident der
Oberstudiendirektion in Stuttgart, 1806
Kanzler der Universität Tübingen und
württembergscher Staatsminister. Er ver-
öffentlichte eine Anzahl bedeutender ge-
schichtlicher Werke. Eine Gesamtausgabe
veranstaltete sein Schwiegersohn K. v.
Wächter (15 Bde., Stuttg. 1827—37). — S.
wurde 27. Dez. 1782 in der Loge Augusta
zu den drei Flammen in Göttingen zum Frei-
maurer aufgenommen. 1784 zum Meister
vom Stuhl gewählt, begegnete er An-
feindungen, die ihn veranlassten, sich
zurückzuziehen; am 3. Aug. 1785 scheint
er die letzte Loge geleitet zu haben. Er
wurde aber wieder gewählt, und 24. März
1789 findet man ihn wieder als Vorsitzen-
den Meister, welches Amt er dann geführt
hat bis zur Unterdrückung der Loge am
24. Juni 1798. [Vgl. Moritz Heyne, Mit-
teilungen zur Vorgeschichte der Loge
Augusta zum goldenen Zirkel in Göttingen
(1896), 8. 10-14; Planck, S. als Historiker
(Göttingen 1811)].
Spitzhammer (the small hammer, le
grelet), ein maurerisches Symbol, Werk-
zeug des Lehrlings zum Behauen des
rohen Steins (s. d.), s. Hammer. (Vgl.
Fischer, Robert, Erläuterung des Lehrlings-
katechismus (29. Aufl., Lpz. 1900), S. 104
bis 108; Marbach, Katechismusreden (4.
Aufl., Lpz. 1892), S. 312—314. FZ. 1897,
S. 257.]
Spleny, Frz. Freiherr, Bischof zu
Waitzen, geb. 4. Mai 1784, zuerst Jesuit,
dann Studienpräfekt im Pazmaneum und
Theresianum in Wien, 1768 — 73 Konvikts-
Rektor, nach Aufhebung des Jesuiten-
ordens Kanonikus in Graz und 1787
Bischof, war 1778 Meister vom Stuhl der
Loge Zur Verschwiegenheit in Pressburg
und General- Visitator der freimaurerischen
Draskovich-Observanz (s. d.). [Vgl. Taute,
Die katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), 8. 79.]
Spohr, Ludwig, Violin virtuos und
Komponist, geb. 5. April 1784 in Braun-
schweig — nach andern in Seesen — , gest.
22. Okt. 1859 in Kassel, wurde 1805 Herzog-
licher Konzertmeister in Gotha, verliess 1812
Gotha, machte weite Kunstreisen und wurde
Hofkapellmeister in Kassel. Er schrieb Kon-
zerte, Symphonien u. s. w., ein Oratorium
•Die letzten Dinge«, auch mehrere Opern,
wovon > Jessonda« hervorzuheben. — In den
Maurerbund wurde er am 26. Januar 1807
in der Loge Ernst zum Compass in Gotha
aufgenommen, das. auch in den 2. Grad
befördert, während er den 3. Grad später
in Berlin erlangt haben soll. Er war noch
im Jahre 1843/44 Mitgl. der Gothaer Loge.
[Vgl. (Schleuer in) Allg. Deutsche Bio-
graphie, Bd. 35, S. 239 u. die das. An-
geführten; Beck. Gesch. d. goth. Landes
(Gotha 1868), Bd. I, Gesch. d. Regenten,
8. 442 ; Demuth, Geschichte der Loge Ernst
zum Compass in Gotha (Gotha 1882), 8. 6.
FZ. 1860, S. 368.]
Spork, Franz Anton Graf, einer der
begütertsten Aristokraten Böhmens, geb.
9. März 1662 in H-Miestccz, gest. 30. März
1738, verlor mit 17 Jahren seinen Vater,
den berühmten Reitereeneral, und trat
1680 eine Reise durch Europa an, um die
vornehmsten Höfe zu besuchen. In den
Niederlanden trat er der Gesellschaft der
Freunde vom Kreuz (b. d.) uud 1717 auch
dem Freimaurerbunde bei. Heimgekehrt,
suchte er all das auch hier ins Leben zu
rufen, was er in der Fremde für gut und
nützlich erkannt hatte, und entfaltete in
Förderung von Kuust und Wissenschaft.,
wie in Pflege der Humanität eine Wirksam-
keit, die seine Zeitgenossen mit Bewunde-
rung erfüllte. Zu nennen sind: Errichtung
einer Buchdruckerei, Errichtung von Bib-
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Spottdukaten
— Sprengel recht.
417
liotheken, Berufung von Malern, Kupfer-
stechern und Bildhauern, Erbauung von
Theatern, Kirchen, Klöstern und Spi-
tälern. 1690 wurde er zum Kämmerer.
1691 zum Statthalter von Böhmen una
1692 zum Wirkl. geh. Rat ernannt. Auch
die Gesellschaft der Freunde vom Kreuze,
derzeit schon Werkloge, hatte er einge-
bürgert und sie 1726 in eine Frei-
maurerloge umgestaltet. Das Wirken S.'s
war den Jesuiten, mit denen er stets in
Fehde lag, ein Dorn im Auge. Sie ver-
dächtigten ihn bei Hof, dass er religionswid-
rige und aufrührerische Schriften drucken
und verbreiten lasse. Daraufhin wurde
der Graf 1729 verhaftet und ihm der Pro-
zess gemacht, aus dem er nach sieben
Jahren zwar schuldlos hervorging, allein
die Kränkung brachte ihm den Tod. [Vgl.
Abafi, Geschichte der Freimaurerei in
Österreich-Ungarn, I, 37.]
Spottdukaten nennt man eine Münze
aus den vierziger Jahren des 18. Jahrhun-
derts, die auf Veranlassung des Grafen
von Zinzendorf, des Stifters der Herrnhuter
Gemeinde, geprägt wurde und eine Ver-
spottung der Freimaurerei sein soll. [Vgl.
HMW. Nr. 155.]
Sprache, s. Iiogenspraohe.
Spratt, Eduard, Grossschriftführer der
Grossloge von Irland, ist der verdienst-
volle Herausgeber des Andersonschen
Konstitutionenbuchs von 1738 zum Ge-
brauch der Logen in Irland, das unter
dem Titel erschien: »The new book of
Constitution». Published in England, in
the year 1738, by our worthy Br. James
Anderson, D. I). For the use of the
lodges in Ireland, by Ew. Spratt. Secr.
Dublin 1751.« Das Weitere s. oben I,
S. 489 u. 568.
Spremberg (St. in d. preuas. Prov. Bran-
denburg, 11122 E.). Hier besteht unter
der Grossen Landesloge in Berlin eine Loge
St. Georgspforte zum Frieden, gegr.
18. Okt., eingew. 14. Nov. 1884. Mitglieder-
zahl (1900): 49.
Sprengelrecht. Unter S. (richtiger
Sprengelzwang) versteht man teils das
ausschliessende Recht einer bestimmten
Grossloge zur Errichtung von Logen inner-
halb eines gewissen Gebiets (Sprengeis),
teils das ausscnliessende Recht einer be-
stimmten Loge zur Aufnahme von Suchen-
den in den Freimaurerbund innerhalb eines
gewissen Sprengeis. 1) Nachdem sich
in der ersten Zeit der Entstehung des
Freimaurerbunds in seiner jetzigen Ge-
stalt an verschied nen Orten Logen durch
freie Vereinigung von Freimaurern ohne
Gründung durch andre Logen gebildet
hatten, eignete sich die Grosse Loge von
England bald die ausschliessliche Befugnis
an, zur Errichtung von Logen allent-
halben einen Freibrief zu verleihen.
Gegenüber dieser Ausschliesslichkeit nah-
men alsbald in andern Ländern die nach
Allgemeine« Handbuch der Freimaurerei, il.
und nach entstandnen Grosslogen die
gleiche Befugnis auch ihrerseits in An-
spruch, und es bildete sich hieraus zunächst
der jetet in ziemlicher Allgemeinheit gel-
tende, nur ausnahmsweise und dann meist
erfolglos bestrittne Gebrauch, nach dem
eine regelmässige (s. d.) Loge nur durch
Freibrief einer anerkannten Grossloge
gegründet werden kann. Indem nun aber
einzelne Grosslogen diese Befugnis zur
Verleihung einer Stiftungsurkunde (s.d.) für
die im Bezirk des Staats, in dem sie ihren
Sitz haben, zu errichtenden Logen aus-
schliesslich in Anspruch nahmen und die
Unterordnung der bereits in diesem Staat
bestandnen unter ihre maurerische Ober-
hoheit beanspruchten, bildete sich der Be-
griff des S.'s. Die gegenseitige Anerkennung
dieses S. ist von mehreren Grosslogen,
z. B. denen von Frankreich, Belgien, den
Niederlanden und den drei grossbritanni-
schen, ausdrücklich vorbehalten oder findet
doch den eignen Grosslogenstatuten ge-
mäss statt, wie z. B. in Amerika, wo es
am stärksten ausgebildet ist und als Grund-
satz gilt, dass jede Grossloge die alleinige
und ausschliessliche Gerichtsbarkeit (rieht
of Jurisdiction) innerhalb der Grenze des
Staats habe. In Deutschland fand ein
sehr verschiedenartiges Verhältnis in dieser
Beziehung statt, je nach der Stellung der
Freimaurerei zu den betreffenden Staats-
regierungen. In den kleinen deutschen
Staaten ist ein S. einzelner Groselogen
nicht vorhanden. Dies gilt auch von
denen, in welchen, wie in dem Frei-
staat Hamburg, dergleichen ihren Sitz
haben. Die Logen dieser Staaten gehören
daher den verschiedensten deutschen Gross-
logen an oder sind anch ganz von solchen
unabhängig (unabhängige Logen, s. d.). In
andern und grössern, wie Hessen-Darmstadt,
Sachsen, Bayern, bestehen besondere Gross-
logen, die jedoch kein S. geltend machen.
In Preussen war das S. ausdrücklich durch
das Edikt vom 20. Okt. 1798 (s.d.) festgestellt,
aber nach 1870 thatsächlich ausser Geltung
gesetzt durch die Anerkennung der Gross-
loge des Eklektischen Bundes in Frank-
furt a. M., während es nach Gründung der
Grossloge Kaiser Friedrich durch Sette-
gast (s. d.) durch Erkenntnis des Oberver-
waltungsgerichts vom 22. April 1893 für
ungültig erklärt wurde. Auch der Beschluss
des Grosslogenbundes (s. d.), der das ganze
Reichsgebiet als gemeinsam erklärt, setzte
es eigentlich vollständig ausser Geltung,
wenn man nicht den Zusatz «soweit nicht
die Gesetze des Staats entgegenstehen*
auf Preussen als Ausnahmestaat, wie es
wirklich geschehen war, bezog und damit
wieder beschränkte. — Über die Zweck-
mässigkeit eines S.'s. kann man je nach
dem Standpunkt der Entwicklung der
Freimaurerei in einem Staat und der
politischen Entwicklung des Staats selbst
verschieden urteilen. Während es da, wo
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418
Sprengelrecht.
die Freimaurerei noch im Entstehen be-
griffen, aber das Staataleben selbst noch
unentwickelt ist, jedenfalls zur Ver-
hütung von Verirrungen, wie sie die Ge-
schichte der Freimaurerei kennt, dienen
wird, wenn eine einheitliche Oberbehörde
die Leitung des Freimauererbundes in
diesen Staaten ausschliesslich unter sich
hat, wird es in politisch höher stehenden
und reifern Staaten und bei einer grössern
geistigen Durchbildung des Freimaurer-
bundes innerhalb derselben einer solchen
Ausschliesslichkeit nicht nur nicht be-
dürfen, sondern sie wird sogar unter Um-
standen der Fortbildung der Freimaurerei
hinderlich sein, letzteres insbesondere dann,
wenn die das S. behauptende Grossloge
einer Lehrart zugethan ist, die jener
freiem Ausbildung der freimaurerischen
Grundsätze keinen Raum lässt. Merk-
würdigerweise sind allerdings gerade in
Staaten mit freiester Verfassung, wie Eng-
land und Nordamerika, die S. um be-
stimmtesten anerkannt, wogegen freilich
nicht zu verkennen ist, dass sowohl die
Freimaurerei dort keineswegs auf dem
Höhepunkt geistiger Entfaltung steht, als
auch dass dieses ausschliessliche Recht
andrerseits durch die vielen andern dort
bestehenden besonderu maurerischen Ober-
behörden der sogenannten Hochgrad-
syBtcme vielfach verändert wird. Leider
führt in Amerika das strenge Festhalten
an dem S. nicht bloss zu fortdauernden
Streitigkeiten, sondern auch zu einer un-
maurischen Verfemung der hiernach als
•unregelmässig« erachteten Logen und
deren Angehörigen. Dies zeigte sich ins-
besondere bei deu von der Hamburger Gross-
loge gegründeten Logen in New York. | Vgl.
Glitza, Denkschrift über das S. (1873). Ant-
wort der Grossen Loge von Hamburg auf
die »Letzte Aufforderung« der Grossloge
von Virginien (Hmbg. 1874). liraband,
Entgegnung der Grossen Loge des Staates
New York auf die Denkschrift des Br.
Glitza (Hmbg. 1874). Bh. 1870, 8. 59;
1874, S. 399; 1875, 8. 145, 369; 1877, S.
324. FZ. 1874, 8. 49, 73, 81, 93; 1894,
8. 35, 44. L. XIX, S. 80; XXV, S. 193.
Alpina 1875, 8. 225. Triangel 1860, 8. 58.
Z. 1880, S. 93.) — 2) In der zweiten
oben angeführten Bedeutung — als aus-
schliessliches Recht einer bestimmten Loge
zur Aufnahme von Personen, die inner-
halb eines gewissen Gebiets, des Sprengeis
dieser Loge, wohnen — ist das 8. in einer
ganz andern Hinsicht von Wichtigkeit.
Es handelt sich hier nicht, wie im ersten
Falle, um Einheitlichkeit des freimaure-
rischen Organismus, sondern um die Würde
des Freimaurerbundes als solchen. Da der
einmal in einer anerkannten Loge Auf-
genommene den Zutritt zu allen andern
Logen hat, so liegt viel daran, die Wür-
digkeit des Aspiranten zu prüfen (s. Auf-
nahme), und es könnte dies leicht, absicht-
1 lieh, umgangen werden, wenn der letztere
sich bei einer Loge zur Aufnahme vor-
schlagen lässt, die seinem gewöhnlichen
Wohnsitze fern ist und deren Mitglieder
mit seinen Lebensverhältnissen nicht näher
bekannt sind. Deswegen ist in manchen
Grundgesetzen von Grosslogen vorgeschrie-
ben, dass ein jeder nur in der Loge seines
Wohnorts oder der dieser zunächst liegen-
den Aufnahme suchen und finden könne.
So erfordete Art. 11 der Verfassung des
Grossorients von Frankreich, dass der Auf-
zunehmende mindestens seit sechs Monaten
in dem Departement, wo die betreffende
Loge, in der er aufgenommen sein will,
sich befindet, oder in einem Umkreis von
100 Kilometer wohne; und es sind hiervon
nur Militärpersonen, Seemänner und die-
jenigen, die durch ihren Beruf zu einem
Wechsel des Wohnorts genötigt sind, aus-
genommen. — In Deutschland hatte sich
unter den meisten Logen und Logenbünden
eine, hier und da wohl auch grundgesetz-
I lieh oder durch Reverse festgestellte Praxis
gebildet, wonach keine Loge einen aus-
wärts, an dem Orte oder in dem Bezirk einer
andern Loge lebenden Suchenden in den
Freimaurerbund aufnehmen sollte, ohue
vorher diese letztere Loge über dessen
Persönlichkeit befragt und gehört zu haben.
Diese Praxis ist durch das allgemeine deut-
sche Aufnahmegesetz des Deutschen GrOBs-
logenbundes, dem sich die 5 unabhängigen
Logen angeschlossen haben, geregelt
worden (s. Aufnahme). Für die Hand-
habung des 8. in diesem Sinne wird man sich
allerdings bedingungsweise aussprechen
können, da anderwärts Aufgenommene
dann in ihrem Wohnort die Rechte eines
Mitglieds des Freimauererbundes in An-
spruch nehmen. Abgesehen von solchen,
immerhin nur Ausnahmefüllen, hatte dies
in Deutschland noch eine besondere Be-
deutung dadurch, dass den in Preussen
wohnenden Israeliten auf keinem andern,
als diesem Wege der Zutritt zu dem Bunde
offen stand, du die preussischen Gross-
logen Nichtchristen nicht zur Aufnahme
als Freimaurer zuliessen, diese daher
stets sich an eine andre Loge wenden
mussten, — was gegenwärtig allerdings
eine Änderung erlitten hat. Das 8.
der Grossloge ist unbedingt verwerflich,
da es den Zwang über die Freiheit, das
Sonderinteresse über das allgemeine, den
Zunftgeist über die Grundsätze des Bundes
stellt. Als Maurer, sagt Mor. Zille, sind
wir nicht Deutsche, sondern Menschen,
nicht Staatsbürger, sondern Weltbürger.
Deshalb ist auch gegenwärtig in Deutsch-
land allgemein die volle Freizügigkeit an-
erkannt und thatsächlich durchgeführt, in-
dem sich fast in jeder Loge Mitglieder
befinden, die einem andern Ort oder Staat
angehören, selbst im Ausbind wohnen.
Und das zeugt von dem gesunden Geist
der deutschen Logen. Ebenso hat 1858
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Spreu gseysen — Staat.
419
der Grossmeister der englischen Grossloge
Earl of Zetland geäussert: »Jede Loge
bat das Recht, irgend jemand, den sie
für passend hält, aufzunehmen, ohne Rück-
sicht auf seinen Wohnsitz. Es ist Sache
dessen, der Aufnahme in den Bund sucht,
die Loge auszuwählen, in der er aufge-
nommen zu werden wünscht« [Vgl. Findel,
Geist und Form (6. Aufl., Lpz. 1898), 8.
151.)
Sprengsejwen t., s. Kessler.
Sprichwörter sind bei allen Völkern
anzutreffen und erlangen durch die ihnen
zu Grunde liegenden Darstellungen eine
volkstümliche Allgemeinheit und Bedeu-
tung. Sie sind im Munde des Volkes ent-
standen uud haben ihren Ursprung im
praktischen Leben. Sie stellen vielfach
wertvolle Lebensregeln dar, die in schwie-
rigen Fällen als Rat und Hilfe, wie als
Richtschnur dienen können. Daher hat
sich die Weisheit der alten Welt lange in
solchen einfachen Sprüchen auszudrücken
beliebt; namentlich teilten die vielen
Weisen Griechenlands die Früchte ihrer
Erfahrung und ihres Nachdenkens in dieser
Weise mit. Auf die Freimaurerei haben
viele S. ihre vollkommene Anwendung,
z. B. Ein guter Maurer verwirft keinen
Stein, oder: Wenn eine Säule bricht, fällt
der ganze Bau, oder: Weisheit, Kunst und
Stärke erbitt von Gott zum Werke, oder:
Die beste Weisheit, die man findet, ist,
dass sich einer selber kennt, oder: Es
wollen viele Meister, aber wenig Lehrlinge *
sein. [Vgl. FZ. 1890, S. 113.] Beachtens-
wert ist, dass auch die Freimaurerei selbst
in solchen kurzen und kernigen Sprüchen
ihre Lehren einkleidet und damit erreicht,
dass sie leicht aufgefaast und behalten
werden können, z. B. Jeder sei seiner Pflicht
eingedenk! oder: In Ordnung! oder: Recht-
winklig sei dein Wandel durchs Leben!
oder: Was das Licht für die Augen, da«
ist die Wahrheit für den Geist. [Vgl. L.
1895, S. 141.]
Sprickmann, 1) Anton Mathias, dra-
matischer Dichter, geb. 7. Sept. 1750, fand
Aufnahme in der I^oge Zum goldnen Zirkel
in Göttingen 8. Mai 1776. Er gestand,
dass er ehemals von einem Betrüger zum
Maurer gemacht worden sei, habe aber,
nachdem er es gemerkt, nie Gebrauch da-
von gemacht, sondern ihn gemieden. Er
wurde in den 2. Grad befördert 28. Okt. !
1776, in den 3. 1. Nov. 1776 gleichzeitig I
mit Bürger. Man schloss ihn 3. Febr. 1779
aus, weil er seiner eignen Aussagen nach
zur strikten Observanz übergetreten war.
[Vgl. M. Heyne, Mitteilungen zur Vor-
geschichte der Loge Augusta zum goldenen
Zirkel in Göttingen (1886), S. 18.J
2) Bernhard, Kanonikus und Scho-
lastiker an St. Martin in Münster, trat
21. März 1779 im 28. Lebensjahr der Loge
Zu den drei Balken in Münster bei und
wurde 1789 Meister vom Stuhl das. In
I der Mitgliederliste von 1803 wird er als
Logensekretär, »Scholaster, Kanonikus und
Domcapit.-Baumeister« aufgeführt. [Vgl.
Taute, Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 79.]
Sp rottau (St. in der preuss. Prov. Schle-
sien, 7676 E.). Loge Augusta das., unter
der Grossen Loge Royal York, gest. 4. März
1861, eingew. 14. Aug. 1861. Mitglieder-
zahl (1900): 42. Vers. 1. Montag im Monat;
Klub: Montags. Logenlokal: Gasthaus zum
weissen Schwan.
Staat Die Alten Pflichten (s. d.) be-
sagen unter II: «Ein Maurer ist ein friedfer-
tiger Unterthan der bürgerlichen Gewalten,
wo immer er auch wohnt und arbeitet,
und lässt sich nicht in Zusammenrottungen
und Verschwörungen gegen den Frieden
und die Wohlfahrt des Volkes ein, noch
beträgt er sich pflichtwidrig gegen die
Unterobrigkeiten. Denn, gleichwie Krieg,
Blutvergießen und Unruhen der Maurerei
immer nachteilig gewesen, also waren auch
von Alters her Könige und Fürsten sehr
geneigt, die Zunftmitglieder wegen ihrer
Friedfertigkeit und Börgertreue aufzumun-
tern, so den Spitzfindigkeiten ihrer Gegner
thatsächlich begegnend und die Ehre der
Brüderschaft befördernd, die immer in
Friedenszeiten blühte.« . . . «Die Zunft-
gen ossen sind ganz besonders verpflichtet,
den Frieden zu befördern, Eintracht zu
pflegen und der Einigkeit und Bruderliebe
gemäss zu leben.« So ist der Freimaurer
' gewissermassen eine Stütze des S.'s.
Bei allen Tafellogen (a. d.) wird auch der
erste pflichttnässige Trinkspruch auf die
weltliche Obrigkeit ausgebracht und ihr
das Gelübde des Gehorsams und der Treue
erneuert. Man sollte deshalb meinen, dass
der S. keinerlei Bedenken gegen den Frei-
maurerbund haben könne. Denn selten
besitzt ein andrer Verein der bürgerlichen
Gesellschaft ein so scharf ausgeprägtes
Gefühl der Treue gegen ihn, und mit
Recht hat Kaiser Wilhelm I. den Wahl-
spruch der Freimaurerei dahin bezeichnet:
»Treue dem König, Gehorsam dem Gesetz,
christliche Bruderliebe.« Da nun auch
kein Grund vorliegt, den Freimaurerbund
als eine geheime Gesellschaft zu fürchten,
die sie nicht ist und nie war, vielmehr
Geschichte, Zweck, Wesen und Mittel
offen vorliegen, so ist es nicht recht zu er-
j klären, warum mancher S. ihm feindlich
I gegenübersteht, ja ihn teilweise geradezu
verbietet. Der S. kann sich zum Frei-
maurerbund im allgemeinen in verschiedner
Weise verhalten. Entweder er verbietet
dessen Bestand oder er duldet ihn, oder
er beschützt ihn, oder er behandelt ihn
wie jeden andern Verein. 1) Ein Verbot
des Freimaurerbundes, wie es gegenwärtig
nur noch in wenigen Staaten besteht,
hängt teils, wie in Österreich und Spanien,
mit der Stellung der katholischen Kirche
zum Freimaurerbunde und zum S. zu-
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420
Staat.
sammen, teils fliesst es lediglich aus poli-
tischen Motiven, wie in Kussland und
früher in Kurhessen. Dass ein solches
Verbot in dem Wesen der Freimaurerei
und der sittlichen Aufgabe des Freimaurer-
bundes an sich keine Rechtfertigung findet, :
ist oben ausgeführt und namentlich auch
in dem Art. Freimaurerei naher ent-
wickelt worden. Der Zweck des S.'s be-
dingt, dass er der Entwicklung der sitt-
lichen Ideen der Menschheit keinerlei
Hindernisse entgegenstellt, und die Art,
wie sich diese Entwicklung vollzieht, nur
insoweit überwacht, als dies die Sorge für
die Abwendung von Gefahren seines eignen
Bestands nötig macht. Auch vom ledig-
lich politischen Standpunkt aus wird es j
sich rechtfertigen, kein dauerndes Verbot '
auszusprechen, da erweislich dadurch die j
Neigung zu geheimen Vereinigungen und
damit gerade zu staatsgefährlichen Ver- \
irrungen eher genährt wird. Eine andre
Frage, die hierbei auftaucht, ist die:
wie sich der Freimaurerbund in denjenigen
Staaten, wo er nicht verboten ist, gegen-
über den Staaten, in denen er verboten
ist. zu verhalten habe. Dass die ihm An-
Sehörigen von allen gesetzlich erlaubten
[itteln, um die Aufhebung eines solchen
Verbots in dem andern S. zu erwirken,
Gebrauch machen dürfen, ist selbstver-
ständlich. Der praktische Kernpunkt dieser
Frage liegt aber darin: wie es mit der
Aufnahme von Angehörigen eines S.'s,
wo der Freimaurerbund verboten ist, in
letztern seitens einer Freimaurerloge in
einem andern S. , wo er erlaubt ist,
stehe. Hier kommt allerdings eine weitere
Verschiedenheit dieses Verbots in Betracht.
Entweder bezieht sich dieses bloss auf die
Ausübung der Freimaurerei in Logen,
oder es erstreckt sich auch auf die An-
gehörigkeit zum Freimaurerbunde über-
haupt; mit andern Worten, entweder sind
nur die Logen verboten (wie z. B. früher
in Kurhessen), oder es ist verboten, Frei-
maurer zu sein. Im erstem Falle ist eine
solche Aufnahme zweifellos zulässig; im
letztern Falle aber muss sie, bei genauerer
Betrachtung, bedenklich fallen. Denn in-
sofern in dem betreffenden S. derjenige,
der dem Freimaurerbunde beitritt, das
dort bestehende Strafgesetz übertritt,
würde die wissentliche Aufnahme eines
solchen in diesen Bund eine Beihilfe zu
dieser Gesetzesübertretung sein, die in
dem betreffenden S. zweifellos gleichfalls
dem Strafgesetz verfallen würde. Ist nun
gleich die aufnehmende Loge nicht in
dem Bereich der Strafgewalt des letztern
S.'s, so erscheint es doch vom sittlichen
Standpunkt aus bedenklich, jemand wis-
sentlich in der Übertretung der Straf-
gesetze, denen er unterworfen ist, beizu-
stehen, und das Bewusstaeiu, hierbei le-
diglich sittliche Motive der besten Art zu
haben, wird über dieseu Zwiespalt nicht
hinwegzuheben vermögen, abgesehen davon,
dass auch in den seltensten Fällen ein in
den Freimaurerbund solcher Gestalt Auf-
genommener in der Lage sein wird, von
den sittlichen Vorteilen der Angehörigkeit
zum Freimaurerbunde für sich Gebrauch
zu machen. Mit Rücksicht hierauf hat
die Grosse Landesloge von Sachsen be-
schlossen, dass von ihren Tochterlogen
österreichische Staatsbeamte nicht aufzu-
nehmen seien, welcher Anschauung sich
der Deutsche Grosslogenbund 1889 ange-
schlossen hat. [Vgl. A. 1890, S. 252.]
2) In der grossen Mehrzahl der S., wo der
Freimaurerbund besteht, findet die zweite
Form des Verhältnisses zwischen Bund
I und S. statt, das der Duldung, jedoch in
1 verschiednen Abstufungen. Am freieaten
I gestaltet sich dasselbe in den republika-
nischen Staaten, wie den Vereinigten
Staaten von Nordamerika, den Republiken
Südamerikas, sowie in der Schweiz. Doch
wird auch in manchen der kleinern mo-
narchischen Staaten Deutschlands, nament-
lich denen, wo keine Grossloge besteht
und der Fürst nicht selbst dem Bunde
angehört, das Verhältnis kaum ein andres
sein, als in der erstgenannten, und ins-
besondere steht der Freimaurerbund auch
in Belgien ganz auf gleicher Stufe der Un-
abhängigkeit, wie in Amerika. Ähnlich
scheint es in Italien zu sein, soweit sich
über die dortige Lage des Freimaurer-
bundes urteilen lässt. Enger sind schon
"die Beziehungen zwischen Freimaurerbund
und S. in den meisten grössern Monar-
chien, wo besondere Grosslogen bestehen.
8) Von diesem zu der dritten Art des Ver-
hältnisses zwischen Bund und S., der Be-
schützung durch den letztern, liegt der
Übergang allerdings nahe durch die per-
sönliche Stellung mancher Grossmeister,
wenngleich prinzipiell beide wesentlich
verschieden sind. Als ausgesprochne Pro-
tektoren (s. d.) bestehen entweder, wie in
Preusseu, die Regenten oder doch Prinzen
des königlichen Hauses, oder es haben
sich, wie in Dänemark, Schweden, früher
Hannover, Gotha und Reuss j. L., die
Souveräne selbst an die Spitze des Bundes
gestellt. Ein derartiges Schutzverhältnis
würde allerdings als das den Interessen
des Bundes günstigste erscheinen, wenn
es der Freiheit seiner iunern und äussern
Entwicklung die gleichen Garantien böte,
wie seiner Sicherheit vor Angriffen und
Verfolgungen. Wie aber dieses Verhältnis
da, wo Fürsteu persönlich an der Spitze
stehen, aus naheliegenden Gründen nur zu
leicht zu einer Abhängigkeit von der per-
sönlichen Auffassuug des letztern fünrt,
so ist auch ein blosses Protektorat ein
nicht viel anderes, oder, wenn es dies
nicht schon ist, doch von der Art, dass
es leicht zu gleicher Abhängigkeit sich
umgestaltet. Selbst wo ie nach der Per-
sönlichkeit der betreffenden Fürsten hier-
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Stab -
von dem Bunde keinerlei Gefahrdung er-
wachse, würde doch schon das, da&s von
einem Wechsel dieser Persönlichkeit leicht
ein Wechsel in der ganzen Stellung des
Bundes herbeigeführt werden könnte, dem
letztern bedenklich sein. 4) Als das der
Förderung des Freimaurerbundes günstigste
und der Aufgabe des S.'s entsprechenaste
Verhältnis beider zu einander ist daher
das der Unterordnung unter diebestehenden
Gesetze des S.'s zu betrachten. Ohne
Vorrecht vor andern Vereinen, aber auch
nicht schlechter, als diese gestellt, wird
der Freimaurerbund sich in den einzelnen
Kreisen der Logen und den umfassendem
der Grosslogen die ihm eigentümliche
formelle Gestaltung geben und in diesen
Kreisen wieder seine Aufgabe zur Voll-
ziehung bringen können, ohne dass er
dafür weitere Unterstützung seitens des
S.'s bedürfte. Der S. aber wird seinerseits
diesem Bunde gegenüber keine grössern
Garantien nötig haben, als andern Ver-
einen gegenüber. Die Schwierigkeit in
letzterer Beziehung wird vielfach in der
Geheimnispflicht gesucht. Nach dem aber,
was über die wahre Bedeutung des •mau-
rerischen Geheimnisses» jetzt mehr und
mehr als die richtige Auffassung erkannt
und in dem Art. Geheimnis dargelegt ist,
kann hierin ein Hindernis nicht erblickt
werden. Denn das Oberaufflichterecht des
S.'b wird einem Verein zu sittlichen Zwecken
gegenüber, der nicht bloss den öffentlichen
Angelegenheiten sich grundsätzlich fern
hält, sondern in seinen Grundgesetzen
die Treue und den Gehorsam gegen die
Obrigkeit als eine der ersten Pflichten
seiner Angehörigen hervorhebt, seinen
völlig geeigneten Abschluss darin finden,
dass die oberste Staatsbehörde von den
Satzungen und den Mitgliedern des Bun-
des auf Verlangen jederzeit fortlau-
fende Kenntnis erhalten kann. Wenn der
Freimaurerbund nie vergisst, dass seine
Aufgabe, wie seine Macht nur eine sitt-
liche ist, die nur den innern Menschen an-
geht, und dass der Bund, so gut wie der
einzelne Mensch, im Bereich des mensch-
lichen Zusammenlebens der Unterordnung
unter die Staatsgewalt zur wahrhaft freien
Durchführung seiner Aufgabe und Ent-
faltung seiner Macht bedarf, so wird diese,
übrigens schon in den ältesten Grund-
gesetzen des Bundes vorgezeichnete Grenz-
linie leicht gefunden und innegehalten
werden, welche die wahre Freiheit, die
Freiheit in den Schranken der sittlich-
rechtlichen Gesamtordnung, von der ver-
meintlichen schrankenlosen Freiheit trennt.
Ks ist deshalb schon seither von vor-
urteilsfreier Seite offen anerkannt worden,
dass jede Loge als eine Privatgesellschaft
anzusehen ist, die den Gesetzen des S.'s
unterliegt. So lange sie sich nicht mit
öffentlichen Angelegenheiten befasst, hat
sie auch nicht eine Einmengung des S.'s
Sude. 421
und eine polizeiliche Beaufsichtigung zu
befürchten, auf die wohl der S. nirgends
(selbst nicht nach dem preußischen Edikt
von 1798) verzichtet hat. Einzelne Logen
haben die Rechte der juristischen Persön-
lichkeit vom S. erhalten, ausnahmsweise
(Gera, Archimedes zum ewigen Bunde)
sogar die Kechte der milden Stiftungen.
Damit haben sie gegenüber den Gerichten
eine leichtere Stellung in Bezug auf die
Legitimation und den Grunderwerb. Im
Königreich Sachsen konnten die Logen
infolge des Gesetzes über das Vereins-
wesen durch Eintragung in das Personen-
vereinsregister ebenfalls die Eigenschaft
und die Rechte einer juristischen Person
erlangen. Nach dem Bürgerlichen Gesetz-
buch für das Deutsche Reich, das 1900 in
Kraft trat, ist die rechtliche Stellung der
Logen klar vorgezeichnet. Soweit sie be-
reite staatlich die Rechtefähigkeit ver-
liehen erhalten haben, hat es dabei sein
Bewenden. Eine solche Verleihung findet
fortan nicht mehr statt, soweit ein Verein
nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäfts-
betrieb gerichtet ist. Die Logen können
nur noch als gewöhnliche Gesellschaften
im Sinne des Gesetzbuchs bestehen oder
müssen sich als Vereine in das Vereins-
register eintragen lassen und den für
solche bestehenden Bestimmungen unter-
werfen. Darnach haben sie ihre Satzung
dem Gericht vorzulegen, das zunächst die
Anmeldung der Verwaltungsbehörde mit-
zuteilen hat. Die Mitglieder des Vor-
stands sind jederzeit dem Gericht zur
Eintragung anzumelden, ebenso alle Än-
derungen in den Satzungen. Auch ist auf
Verlangen dem Gericht das Verzeichnis
der Vereinsmitglieder einzureichen. — Die
Stellung der Logen zum S erhellt auch
aus dessen Verpflichtung zur staatlichen
und kommunalen Besteuerung (s. Steuern)
in Bezug auf Grundbesitz, Wohn- und
Mieteteuer, Kapital- und Einkommensteuer.
[Vgl. R. Fischer, Entwurf zu einem Hand-
buch für die Amtstätigkeit der Logen-
meister (Lpz. 1891), S. 99; Fessler's sämmt-
liche Schriften, I, 8. 107. A. Z. 1827, S.
320; 1844, 8. 1. L. IV, S. 120; VI, S.242;
1892, S. 177. Bh. 1862, S. 377; 1880, S.
289, 309; 1891, S. 374; 1893, S. 3. Bbl.
1898, S. 522. BZC. 1879, S. 79.1
Stab ist das Abzeichen der Schaffner in
einer Loge. Die S. finden sich schon in
Webbs Monitor von 1816, selbst in Pres-
ton« Masonic Guide von 1804. Dort wird
bemerkt, dass die Vorsteher früher kleine
Säulen trugen, die ihnen bei der Ein-
setzung überreicht wurden, die aber später
in die Hände der beiden Aufseher über-
gingen, wofür die Vorsteher 8. erhielten.
Auch im Ahiman Rezon (s. d.) waren S.
für Säulen gesetzt. Der S. ist ein Symbol
der Ordnung und des Friedens.
Stade (St. in der preuss. Prov. Hanno-
ver, 10058 E.). Hier bestanden: 1) eine
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422
Stadthagen — Starck.
Loge Charlotte zur gekrönten Tu-
gend unter der Provinzialloge von Han-
nover, gegr. 16. Dez. 1790. Das letzte
Protokoll stammt aus dem Jahre 1798, das
letzte Stiftungsfest wurde von sechs Mit-
gliedern 1799 gefeiert. 2) Adolfus zur
gekrönten Tugend, hervorgegangen aus
der 7. Okt. 1816 (24. Juni 1815) in Conde*
gegründeten Feldloge Adolfus zur deut-
schen Einigkeit, gegr. von der Provinzial-
loge in Hannover 28. Jan. 1822, eingew.
22. Dez. 1822. Als das 9. Regiment 1825
verlegt wurde, erfolgte der Schluss der Loge
28. Marz 1825. 8) Zum grossen Chris-
toph, gegr. 24. Sept. 1777 von der Grossen
Landesloge in Berlin. Von 1803 — 14 ruhten
die Arbeiten. Am 21. Nov. 1856 fand die
letzte Versammlung statt. Die Loge sollte
sich der Grossloge von Hannover an-
schliessen, sie zog es aber vor, sich lieber
aufzulösen, als sich von ihrer Mutterloge
zu trennen. Mit ihr war eine Delegation
der Andreasloge Fidelitas in Hamburg
verbunden, gegr. 1844. 4) Gegenwärtig
besteht das. die Loge Friederike zur Un-
sterblichkeit, gegr. von der Grossloge
von Hannover 80. Aug. 1845, eingew. 25.
Sept. 1845, angenommen 8. Juni 1868 von
der Grossen Loge Royal York zur Freund-
schaft. Vermögen 1897: 25000 M. Milde
Stiftung: Friedrich Eichstädt-Stiftung für
Witwen und Waisen verstorbner Mit-
glieder, gegründet 1897 mit einem Grund-
kapital von 1000 M. zu Ehren des Apo-
thekers Eichstädt, der 28 Jahre den ersten
Hammer geführt hat. Eignes Logenhaus,
1. Dez. 1870 eingew. Logenfresetze von
1882. Mitgliederzahl (1900): 65. Vers.:
Freitags. [Vgl. Grube, Rückblicke aus
dem Logenleben der Loge (1870); Zechlin,
Geschichte der Stader Logen (1895).]
Stadtbagen (8t. im Fürstent. Schaumburg-
Lippe, 5525 E.). Hier besteht unter der
Grossloge von Hamburg eine Loge Al-
brecht Wolfgang, gegr. 12. Mai 1877,
eingeweiht 18. Okt. 1877. Vers. : Mittwochs.
Lokal: Hotel Hasse. Ferien: Mitte Mai
bis 1. Okt. Mitgliederzahl (1900): 27.
Stadtsulza, s. Sulza.
Stählernes Mewolhe, s. Gewölbe.
Stampach, Franz Wenzel Graf, k. k.
Geheimer Rat und Vizepräsident des Ap-
pellationsgerichts in Prag, war (1783 — 85)
Provinzialgrossmeister von Böhmen und
Mitglied der Loge Zu den drei gekrönten
Sternen in Prag
Standarte, s. Banner.
Ständig besuchende Brüder, s. Be-
suchende Brüder.
Stapleton (St. im nordamerikan. Staat
New York). Hier besteht unter der ein-
heimischen Grossloge eine deutsche Loge
Klops tock Nr. 760, gegr. 1875. Vers.:
2. und 4. Mittwoch in Tynan's Building.
Starck, Johann August Freiherr v.,
geb. 28. Okt. 1741 in Schwerin, gest. 3.
März 1816 in Darmstadt, war von 1763—65
in Petersburg Lehrer der orientalischen
Sprachen und der Altertumskunde an def
Petersschule, ging dann auf kurze Zeit
nach England und war vom Nov. 1765
bis Mitte Aug. 1766 Interpret der orien-
talischen Handschriften an der königlichen
Bibliothek in Paris, darauf bis 1768 Kon-
rektor in Wismar. Anfang Mai 1768 ging
er wieder nach Petersburg und war dann
von 1769—77 Professor der Theologie und
Hofprediger in Königsberg, 1776 Oberbof-
[ »rediger und Generalsuperintendent. Plötz-
ich forderte er seinen Abschied und ging
im Jan. 1777 nach Mitau als Professor der
Philosophie an die Akademie. Schon
gegen Ende 1777 wandten sich der Prinz
(nachherige Grossherzog) Karl von Meck-
lenburg-Strelitz (s. d.) und die hessen-
darmstädtischen Prinzen an ihn und
erbaten sich Belehrung in den ge-
heimen Wissenschaften. Er erwiderte, seine
weite Entfernung müsse das verhindern,
während ihn eine Anstellung in Deutsch-
land ihnen näher bringen würde [vgl.
Signatstern, III, 177—200]; darauf sorgte
der Erbprinz (nachherige Grossherzog
' Ludwig I.) von Hessen-Darmstadt für seine
Berufung nach Darmstadt (1781), wo er
als Oberhof prediger und Konsistorialrat
1807 das Grosskreuz des grossherzoglichen
i Verdienstordens erhielt und 1811 in den
Freiherrnstand erhoben wurde. S. war ein
sehr kenntnisreicher Mann, in Theologie
und Philosophie, wie in der Kunde der
orientalischen Sprachen gleich bewandert
und gab eine Menge theologische und an-
dre gelehrte Werke heraus. Wegen seines
Benehmens im Maurerbunde sagte man
ihm Kryptokatholizismus und Jesuitismus
nach; er verteidigte sich dagegen münd-
: lieh und schritt! ich ; aber ein Aufsatz in
der Biographie universelle ancienne et
moderne (Paris 1825, Vol. 43, S. 471-74,
übersetzt in der A. Z. 1826, 6. 419-25) giebt
hierüber folgenden Auf schluss [vgl. dazu
Keller, Geschichte der Freimaurerei in
Deutschland (2. Aufl., 1859), S. 179]: »S.,
der Sohn des Konsistorial Präsidenten Starck
in Schwerin, also Lutheraner, habe wäh-
rend seines ersten Aufenthalts in Peters-
burg, bei einer litterarischen Arbeit über
die Psalmen, durch die Lektüre von
Luthers Schriften einen Widerwillen gegen
die Reformation, das Werk eines so hef-
tigen und leidenschaftlichen Mannes, ge-
wonnen und sei durch Bossuets »Histoire
des Variation« des eglises protestantes«
(Paris 1688) darin bestärkt Er habe, als
er, um seine Studien zu vollenden, seinen
Abschied forderte, nach Rom gehen wollen,
wo er mit dem Kardinal Castelli, Präfekt
der Propaganda, in Beziehungen getreten
war, aber der französische Gesandte in
Petersburg, Marquis de Bausset, habe ihn
beredet, nach Paris zu gehen, wo er mehr
Unterstützung für seine Studien finden
würde und ihm Empfehlungsschreiben an
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Starck.
423
seinen Verwandten, M. de Jarente, Bischof
von Orleans, an den Abbe" de Bausset,
nachher Bischof von Frejus, und an den
Abbe* Bartln*te"my mitgegeben. Im Okt.
1765 in Paris angekommen, habe er, nach
den gehörigen Vorbereitungen, am 8. Febr.
1766 in der Kirche Saint-Sulpice seinen
Übertritt erklärt. Das beweise ein hand-
schriftliches Register der in Saint-Sulpice
von 1686 — 1791 angenommnen Abschwö-
rungen, das der Verfasser des Aufsatzes
(Abbe* Picot) selbst eingesehen habe. Ausser
S.'s Unterschrift trage die Abschwörungs-
schrift die des Abbe" Joubert von Saint-Sul-
pice, des Abbe" de ßausset und des Abbe" de
Chazal de la Morandie, Vikars. Auch habe
der Verfasser ein Memoire des Abbe" Jou-
bert gesehen, das ausdrücklich dieser Ab-
schwörung erwähne. S. sei die Stelle des Di-
rektors an der Petersschule in Petersburg,
auch eine Professur in Rostock angetragen ;
französische Freunde haben ihm vergebens
eine Stelle an der königlichen Bibliothek
in Paris oder eine Anstellung im Auswär-
tigen Amte zu verschaffen gesucht. S.,
noch wenig fest im Glauben, durch seine
Freunde und Verwandte getrieben (gegen
v. Raven hatte er bei seiner ersten Be-
kanntschaft erklärt, seinem Vater zu Ge-
fallen, der ihn gern als seinen Trost bei
sich haben wolle), vielleicht durch die
Not gedrängt, sei er nach Deutschland
zurückgekehrt, »et reprit l'excrcice de la
religion proteatante». Die Abschwörung
sei geheim gewesen und seinen Gegnern
immer verborgen geblieben. Seinen plötz-
lichen, unmotivierten Abgang von Königs-
berg nach Mitau erklärt der Verfasser aus
Selbstvorwürfen über seinen Abfall; auf
einem philosophischen I^ehrstuhl sei er
wenigstens dem mit seiner frühern Stellung
verbundnen Unterricht in der lutherischen
Lehre überhoben gewesen. Dennoch habe
er 1781 den Titel Oberhof p rediger und das
Amt des Konsistorialpräsidenten angenom-
men, welches letztere er nachher nieder-
gelegt habe, um sich ganz der Kanzel zu
widmen, wo er sicher sich damit begnügt
haben werde, allgemeine Wahrheiten der
Offenbarung und christliche Moral abzu-
handeln. Er habe die Anklage seiner
Feinde, geheimer Katholik zu sein, nie
ganz abgewiesen, sondern in seinen Schriften
seine Vorliebe für den katholischen Glau-
ben ausgesprochen und sich gern mit
katholischen Priestern unterhalten, die
verwundert gewesen seien, ihn fast ganz
dieselben Grundsätze, wie sie selbst, aus-
sprechen zu hören. Der Verfasser (der,
wie wir sehen, ebensogut Jesuit ist, wie
S.) bedauert ihn, das» zeitliche Interessen
ihn in einer Gemeinschaft zurückgehalten
hätten, die sein Gewissen verwarf. Er
habe vor seinem Tode verlangt, ohne
Zeremonien, auf dem heiligen Berge bei
Jugenheim begraben zu werden, wo früher
ein Nonnenkloster stand (also in geweihter
Erde). — S. war 1761 als Student in Göt-
tingen in einer französischen Militärlogc
Esp^rance vom Hofrat Diez in den Frci-
maurerbnnd aufgenommen worden; mit v.
Vegesack und v. Böbnen forderte er von
der zur strikten Observanz gehörenden
Loge Zu den drei Sternen in Rostock die
Stiftung einer Loge in Wismar, die 17.
Febr. 1767 unter dem Namen Zu den drei
Löwen als Filiallogc eingesetzt wurde.
Nun wandte er sich an den Geheimen
Justizrat v. Schröder (s. d.) in Rostock
mit der Behauptung, er habe von Peters-
burg maurerische Kenntnisse mitgebracht,
die allen in Deutschland fehlten, und habe
noch bedeutenden maurerische Brief-
wechsel mit Frankreich und Petersburg,
und bitte, sich zu Anknöpfung einer nä-
hern Verbindung an den Heermeister
wenden zu dürfen, v. Schröder, um nichts
zurückzuweisen, was dem Orden nützlich
werden könnte, aber doch alle Vorsicht
anzuwenden, wenn man es etwa mit einem
Betrüger zu thun haben sollte, verheim-
lichte ihm den weltlichen Namen des
Heermeisters und Bandte S.'s Schreiben an
diesen. In diesem Schreiben (das, wie die
hauptsächlichsten Schriftstücke aus diesem
Briefwechsel, im zweiten Teil des »Anti-
Saint-Nicaise« abgedruckt ist; der ganze
Briefwechsel zwischen S., seinen Kapil-
lären, v. Hund, dessen Provinzial-Kapitu-
laren, Schubart, v. Prangen, vom 8. April
1767 bis 2. Mai 1768 bildet im Archiv der
Loge Karl zur gekrönten Säule in Braun-
schweig unter dem Titel: Klerikale
Korrespondenz, einen Folioband von 340
Seiten) sagt er. ausserhalb Deutschland
(d. h. in Petersburg) bestehe eine Loge,
auf die er noch Einfluss besitze und die
er mit der strikten Observanz auf irgend
eine Weise zu verbinden wünsche, weil
ihre Führer die eigentlichen innern Ge-
heimnisse des Ordens besässen; er werde
im nächsten Sommer hinreisen und bitte,
ihn mit Weisungen zu versehen. Wäh-
rend der Heermeister die Frage mit seinem
(entfernt und zerstreut wohnenden) Ordens-
rat schriftlich verhandelte, wandte sich S.
an v. Raven (s. d.\ der, weil v. Schröder
als Gesandter auf lange Zeit nach Wetzlar
gegangen war, dessen Stelle im Kapitel in
Rostock versah, wusste ihn mit seinem
Hauptstreben, alchemistische Kenntnisse
zu erlangen, zu ködern, und v. Raven
drängte nun den Heermeister namentlich
mit S.'s Drohung, sich zurückzuziehen und
die dem Orden zuzuwendenden Kenntnisse
und Vorteile für sich zu behalten. Da er
mitdem Heermeister unmittelbar schriftlich
verkehren konnte, sprach sich S. deutlicher
aus, als bisher: die eigentlichen Geheim-
nisse seien nicht Eigentum der Ritter im
Tempelorden, sondern der Kleriker (Geist-
lichen) gewesen und von diesen bis auf
die jetzigen Zeiten erhalten. Von Italien,
wo Graf Sackville (s. 8ackvÜle-Denk-
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424 St
münse) noch Heermeister sei, seien sie durch
Natter (s. d.) nach Petersburg gekommen;
da bestehe noch ein Kapitel, dessen Mit-
glied er gewesen und noch sei. Er ver-
langte für sich und seine Kleriker Unab-
hängigkeit von den ritterlichen Obern, un-
mittelbare Abhängigkeit vom Heermeister.
Die Forderungen wurden zugestanden, und
v. Raven erhielt auf sein Andrängen schon
im Mai die Erlaubnis, die drei Kleriker
zu Kittern zu machen; sie selbst sandten
unterm 2. Juli an v. Hund eine in latei-
nischer Sprache abgefasste Anerkennungs-
schrift als Heermeister der siebenten Pro-
vinz. Der Ordenskanzler Mylius (s.d.) sollte
nach Wismar gehen, das Ganze zu prüfen,
lehnte aber ab. Schubart (damals in Leipzig)
aufgefordert, weigerte sich aber auch. Jetzt
sandte v.Hund v. Prangen ^s.d.) und gab ihm
den Ordenssekretär Jacobi (s. d.) mit. Sie
kamen im Febr. 1768 in Wismar an; man
legte ihm alle Schriften vor, er war ent-
zückt, zumal als er, mit Genehmigung des
Hcermeisters, zum Kleriker geweiht war,
und stattete diesem die günstigsten Be-
richte ab. Rituale und andre Schrifton
musste Jacobi abschreiben, gingen aber
leider mit dem Schiffe, auf dem er sie
absandte, im Sturm zu Grunde. S. be-
hauptete, beide Zweige des Ordens seien
in Schottland, wo sich die Originalakten
jetzt befänden, und in Frankreich noch
in Thätigkeit, in Schottland sei Sir James
Steward, in Genf de la Tour du Pin Heer-
meister; er sandte Rituale der verschied-
nen Maurer- und Rittergrade und an-
dre Instruktionen, auf deren Titelblättern
zu stehen pflegte: »wie sie in den fi.inzö-
sischen Provinzen gebräuchlich seien« ; ja
er hatte v. Hunds Liste der Grossmeister
seit Molays Tode schön ausgearbeitet
und mancherlei angebliche Handlungen
und Verordnungen bei einigen hinzu-
gefügt. Natürlich nahm v. Hund und sein
Provinzialkapitel diese Arbeiten dankbar
an; als S. aber im April 1768 zu seiner
Reise nach Petersburg vom Heermeister
200 Thlr. forderte und dieser sie verwei-
gerte, weil die Ordenskasse dazu nicht
reich genug sei, antwortete er auf eine so
grobe Weise, dass v. Hund den Brief-
wechsel abbrach, und von da an hatten
beide eigentlich mit einander gebrochen,
v. Prangens Reise hatte dem Heermeister
500 Thlr. gekostet und nichts von Kennt-
nissen der Kleriker eingebracht, ihm war
also nicht zu verdenken, dass er nicht
noch mehr wegwerfen wollte. In Peters-
burg traf S. mit v. Prangen zusammen,
der in russische Dienste trat und er-
fuhr, dass der Obere des dortigen Kapitels,
Pylades, der ganz ungebildete Uhrmacher
Schürger war. S. zeigte nun an, sein
Kapitel wolle sich nicht mit dem Ritter-
zweig vereinigen, sondern aussterben.
In Königsberg, wo er 7. Nov. 1769 in die
Loge Zu den drei Königen eintrat, errich-
tete er wieder ein klerikales Kapitel ;
aber bei diesen beiden, Wismar und Kö-
nigsberg, blieb es auch, und von den an-
dern Kapiteln forderte keins, einen Kle-
riker zu besitzen, während doch das zu deu
Bedingungen gehörte, die sie gestellt
hatten. An v. Raven, den er mit Erlaub-
nis des Heermeisters noch vor seinem Ab-
gang von Wismar zum Kleriker geweiht
hatte und der, seit v. Vegeseck und v.
Böhnen nach Schweden gegangen waren,
auch das klerikale Kapitel leiten sollte,
sandte S. von Petersburg eine Urkunde
in Chifferschrift (die dieser nicht entziffern
konnte), v. Raven trieb eifrig Alchemie,
während S. für sich Theosophie und Magie
zum Studium gewählt hatte. Zu den Kon-
venten 1772 und 1775 kam S. nicht, son-
dern immer der nunmehrige Prior cleri-
corum v. Raven. 1777 verheas S. Königs-
berg. Die bekannte Bleitafel mit kleri-
kaler Geheimschrift [vgl. BZC. 1896, S 147]
und viele Schriftstücke in den Akten,
sowie eine von ihm geschriebne Geschichte
der Freimaurerei in Königsberg, die Jahre
1746 — 60 umfassend, geben Zeugnis von
seiner Thätigkeit in der Loge. In Mi tau,
wohin er 1777 berufen wurde, scheint
er ebenfalls ein Klerikat gegründet zu
haben; dort entzweite er Bich mit dem
Präfekt von Tcmpelburg — Baron v.
Fircks (s. d.), der ihn auf dem Konvent
von Wolfenbüttol (s. d.) verklagte. 1778
erklärten die Kleriker auf diesem Kon-
vent ihren Austritt aus dem Verband
mit der siebenten Provinz: sie wollten für
sich fortarbeiten. 1785 erschien ein mau-
rerischer Roman »Saint-Xicaise (s. d.) oder
eine Sammlung merkwürdiger maurerischer
I Briefe« u. s. w. (Frkf. a. M.), angeblich
aus dem Französischen übersetzt, der
[ mancherlei über die dagewesuen Maurer-
| Systeme, aber auch beleidigende Äusse-
rungen über v. Hund und Schubart enthielt,
S. war Verfasser, wenigstens Herausgeber.
Um seine Freunde zu verteidigen, schrieb
v. Kessler, genannt Sprengsevsen (s. Kess-
ler), 1786 »Anti-Saint-Nicaise. Ein Tour-
nier im XVHI. Jahrhundert«, in dessen
erstem Teil er v. Hund verteidigte, im
zweiten (unter dem besondern Titel »Archi-
demides«) namentlich S. angriff und durch
seine eignen, aus dem Provinzialarchiv an-
geführten Briefe seinen Charakter darlegte,
und im dritten (unter dem besonderu Titel
•Scala algebraica oeconomica«) zu Schu-
barts Verteidigung dessen vielgeschmähten
Ökonomischen Plan (s. d.) und zur Ver-
gleichung, den von S. verfassten der Kleriker
abdrucken lies«. 8., der zu derselben Zeit
noch von verschiednen Seiten, namentlich
vonGedike(s d.), Biester (s. d.) und Nicolai
in der Berliner Monatsschrift angegriffen
wurde, schrieb 1787 Ȇber Krypto-Katholi-
cismus, Proselytenmacherey, Jesuitismus,
geheime Gesellschaften« u. s. w. in 2 Bdn.,
wogegen v. Kessler 1788 eine »Abgenöthigte
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Stargard.
425
Fortsetzung de« Anti-Saint-Nicaise« her-
ausgab, zur Abwehr der Angriffe auf
ihn selbst und die strikte Observanz,
von der 8. doch 1767 sich so sehr befrie-
digt erklärt hatte. Die Leiter der Ber-
liner Monatsschrift verklagte S. 1787, sie
wurden aber in zweiter Instanz freige-
sprochen. Dieser Prozess, wie überhaupt
die Anklage gegen ihn wegen Krypto-
katholizismus und Jesuitismus, veranlasste
eine Menge Schriften, die in Kloss' Biblio-
graphie unter den Nrn. 8897—8437 aufge-
zählt sind. Die 1825 bekannt gewordne
akten massige Bestätigung der Anklage war
damals noch nicht bekannt. In diesem
Streit behauptete er, seit 1776 sich nicht
mehr um Maurerei bekümmert zu haben;
ihm kam es aber, wie wir gesehen, auf
eine Unwahrheit mehr nicht an. Von seiner
1770 zuerst erschienenen «Apologie des
Ordens der Frey-Mäurer« giebt es eine
»Neue, ganz umgearbeitete und einzige
authentische« Ausgabe von 1778, und, als
v. Grolman (s. d.), später Regierungsdirektor,
1782 die Loge in Giessen, deren Meister
vom Stuhl er war, heimlich nach dem
IHuminatensystera einrichten wollte, er-
klärte S. ihm, er glaube nicht, dass der
Erbprinz (nachheriger Grossherzog) gern
gehen werde, wenn in seinem künftigen
Lande und in einer Loge, deren Protektor
er wäre, eine ihm unbekannte Maurerei
eingeführt würde, verlangte, sie solle sich
ganz frei machen und allein um ihren
Protektor bekümmern, und entwarf für sie
ein eignes Ritual: sie sollte eine Pflanz-
stätte der wahren Maurerei werden. Über
seine klerikalen Rituale hat man leider
nichts erfahren, weil die für den Heer-
meister abgeschriebnen Papiere verloren
gegangen sind; man weiss nur, dass er in
der Loge in Wismar eine förmliche Kapelle
für seinen klerikalen Kultus eingerichtet
hatte und dass v. Prangen mit einem stark
katholischen Ritus eingeweiht wurde.
[Ausser den im Text genannten Schriften
vgl. Signatstern 3. Bd. (1804), S. 177. BZC.
1877, S. 173. Nettelbladt, Geschichte
Freimaurerischer Systeme (1879), S. 292.
Vorige Auflage dieses Handbuchs III, 303.
A. 1824, S. 175. Bh. 1873, S. 15. FZ.
1848, S. 194; 1857, S. 286, 321, 340, 343.
L. XXIX, 65.]
Stargard (St. in der preuss. Prov. Pom-
mern, 26114 E.). 1) Unter dem Namen
Aui trois carreaux war hier von der
Loge Zu den drei Weltkugeln 80. Juni
1746 unter Vorsitz des Majors v. Biller-
beck eine Loge errichtet worden, die 1756
wieder einging. 2) Hierauf hatte v. Zin-
nendorf oder vielmehr die Loge Minerva in
Potsdam, 3. Nov. 1770 eine Loge Augusta
zur goldnen Krone in S. gestiftet, der
sie auch die höhern Grade, wenigstens
die beiden Schottengrade,, mitteilte. (Ab-
schrift der Rituale sandte der Prinz Fried-
rich August von Braunschweig 1775 an
das Direktorium in Braunschweig). 1774
schloss die Mehrzahl der Mitglieder (sie
bestand fast nur aus Offizieren) ihren Mei-
ster vom Stuhl, Major v. Manstein, wegen
seines herrischen und betrügerischen Ver-
fahrens nebst seinen Anhängern aus und ar-
beitete fort unter dem Namen Zur gold-
nen Krone, v. Zinnendorf liess, ohne
sie zu hören, in Stettin bekannt machen,
er habe die ganze Loge aufgehoben und
alle ihre Mitglieder ausgeschlossen, wegen
Verführung und Ungehorsams. Nun wandten
sie sich an die Grosse Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln und baten um Stiftungs-
urkunde, die 13. Jan. 1774 gewährt wurde
unter dem Namen Augusta zur gold-
nen Krone, nachdem am 3. Okt. der
ihnen bestimmte Meister vom Stuhl,
Premierleutnant Ernst Jul. v. Magusch,
und Leutnant Franz Otto Heinrich v. d.
Osten der strikten Observanz zugetreten
und als Obere der neuen Loge eingesetzt
worden waren. Sie führte in ihrer
ersten Liste (1775) den Herzog Friedrich
Karl Ludwig von Holstein-Beck (s. d.),
damals Major in S., und der Prinz
Eugen von Württemberg (s. d.) als ihre
Protektoren auf; von da an gehörten ihr
auch die Prinzen Ludwig und Friedrich
(später König Friedrich I.) v. Württem-
berg (s. d.) als Ehrenmitglieder und Pro-
tektoren an, den letzten ausgenommen,
bis zu ihrem Übergang in die Loge Julius
zur Eintracht 1805. Während der Meister
vom Stuhl, v. Magusch, im Felde war,
und da (in Troppau) den genannten Prinzen
Eugen für seine Loge in S. zum Maurer
machte, war (1779 bis wenigstens 1781) der
Herzog v. Holstein-Beck in S. Meister
vom Stuhl. 3) Unterdes hatte aber auch
bereits 15. Okt. 1774 die Grosse I*andesloge
wieder eine Johannisloge Zum Schild in
S. gegründet. 4) Am 29. Mai 1805 ver-
einigten sich diese beiden Logen Augusta
zur goldnen Krone und Zum Schild zu
der noch jetzt arbeitenden, von der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln 3. April 1805 mit Stiftungsurkunde
versehenen Loge Julius zur Eintracht;
erst da legte der langjährige Meister, v.
Magusch, sein Amt nieder. Mitgliederzahl
(1900): 101. Vers.: täglicher Klub. Logen-
lokal: Königstrasse 49. Holm-Stiftung
(1847) für Arme. 5) Eine zu letzterer ge-
hörige delegierte altschottische Loge Lud-
wig zum roten Löwen wurde 2. Dez.
1780 gegründet.
Stargard [auch Preussinch Stargard]
(St. in der preuss. Prov. Westpreussen,
7789 E.). 1) Eine Loge Urania zur
aufgehenden Sonne, von der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln 20. Okt. 1812 gegr., 12. Juli 1813
eingew., ist seit 1. Mai (nach der Geschichte
der Grossen National-Mutterloge [Brl. 1890],
S. 186 — seit 7. Jan.) 1826 ausser Thätig-
keit. 2) Unter der Grossen .Loge Royal
Digitized by LiOOQlc
Starke —
Stein.
York wurde 2. Dez. 1861 eine Lope
Augusta zur Unsterblichkeit ge-
gründet und 19. Jan. 1862 eingeweiht
Vers. Sonnabends. Mitgliederzahl (1900): 59.
Starke, Adolf Traug. Eduard, Bür-
germeisterin Bautzen, geb. das. 22. Aug. 1793,
gest. das. 28. Okt. 1858, ward in der Loge
Zur goldnen Mauer das. 27. März 1810
aufgenommen und ward vom 20. Mai 1840
bis zu seinem Tode Meister vom Stuhl,
in welcher Eigenschaft er sich grosse Ver-
dienste um die Loge und die Freimaurerei
in der Oberlausitz überhaupt, namentlich
auch um die Gründung der Assoziation der
4 Oberlausitzer Logen (s. d.) 1847 erwarb.
Ihm zu Ehren wurde 1845 eine Denkmünze
geprägt. [Vgl. HMW. Nr. 7. Bh. 1859,
S. 44. L. XVI 167.]
Starke. Die S. ist eine der Säulen (s. d.)
der Freimaurerei. Was die Weisheit er-
funden, das soll die S. ausführen und die
Schönheit zieren. Um ein von der Weis-
heit entworfnes Werk auszuführen, bedarf
man des Eifers und der Ausdauer; denn
es gilt nicht nur, ein Werk zu beginnen,
sondern man soll es auch fortführen bis
zu Ende, so dass es ganz und vollendet
dasteht. Bei allen Schwierigkeiten und
Hindernissen darf der Eifer nicht erkalten,
trotz aller Feindseligkeiten darf der Mut
nicht sinken. Im Kampfe mit den ent-
gegentretenden Hindernissen bewährt sich
die mannhafte 8.; Beharrlichkeit führt
zum Ziel, dessen Erreichung den Sieger
belohnt. Dagegen ist es ein Zeichen der
Schwäche, vieles und vielerlei zu beginnen
und nichts zu Ende zu bringen. Mit der
Schwäche verbindet sich die Feigheit, die
Mühseligkeiten flieht und vor Gefahren
zurückweicht. [Vgl. Zille, Sandkörner
(Lpz. 1866), S. 100; It. Fischer, Lehrlings-
Katechismus (29. Aufl., Lpz. 1900), S. 71,
74, 77, 129; Marbach, Katechismusreden
(3. Aufl., Lpz. 1874), S. 234. Br. L. 1883/84,
S. 57. FZ. 1853, S. 169; 1858, Nr. 11. S.
auch Schönheit, Weisheit.]
Starken bnrg (Burgruine bei Heppen-
heim im Grossherz. Hessen). Hier wurde
5. Juni 1853 ein maurerisches Frühlings-
fest abgehalten. [Vgl. FZ. 1853, S. 267.J
Stassfart (St. in der preuss. Prov. Sach-
sen, 18981 E.). Hier besteht ein Maurer-
kränzchen unter der Loge in Kalbe a. 8..
gegr. 7. Okt. 1876. Mitgliederzahl (1900):
36. Vers, am 2. Dienstag jedes Monat»
in dem Steinkopffschen Hotel.
Statistik des Frelmaurerbnndee. Wie
überhaupt die S. eine ziemlich neue
Wissenschaft, so ist sie auch auf den Frei-
maurerbund noch sehr wenig überein-
Htimmend angewendet worden, so wichtig
und nützlich dies auch in den verschie-
densten Beziehungen wäre. Nur wenige
Grosslogen geben regelmässig eingehende
statistische Aufstellungen über die Verände-
rungen des äussern Zustands des Frei-
maurerbundes in ihren Gebieten. Neuer-
I lieh haben auch manche Einzellogen in
ihren Jahresberichten dergleichen S. durch-
, zuführen angefangen und der Deutsche
Grosslogenbund giebt jährlich in seinen
Rundschreiben statistische Übereichten
über die deutschen Logen. [Vgl. Mit-
theilungen aus dem Verein deutscher
Freimaurer, III, S. 237. Bh. 1869, S. 305;
1872, 8. 21, 203; 1887, 8. 228. Bbl. 1896,
S. 16. L. 1886, S. 166; 1894, S. 195; 1895,
S. 86, 165, 204; 1897, S. 139. Findel, Geist
und Form der Freimaurerei (6. Aufl., Lpz.
1898), 8. 83.]
Statuten, s. Gesetzbuch.
Steglitz (Vorort von Berlin, in der preusa.
Prov. Brandenburg, 16522 E.). 1) Hier
wurde 14. April 1885 unter der Loge Zum
flammenden Stern in Berlin ein Kränz-
chen Bruderbund am Fichtenberg er-
richtet. Aus ihm entstand 2) eine Johannis-
loge gleichen Namens unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln, gest. 22. März 1886, eingew. 28. Marz
1886. Mitgliederzahl (1900): 158. Vers.
2. und 4. Donnerstag, sonst Klub. Logen-
haus : Albrechtstrasse 112a, eingew. 18. März
1894. Wölker-Stiftung zur Unterstützung
von Hinterbliebnen verstorbner Logenmit-
glieder. 3) Mit ihr verbunden ist eine dele-
gierte altechottischeLoge Zur Eintracht,
gest. 18. Okt. 1895.
Stegmann, Karl David, Tenorist und
Komponist, geb. 1751 in Dresden, gest.
1826 in Bonn, war unter Schröders Direk-
tion des Hamburger Theaters Musikdirektor
das.; er komponierte eine Freimaurer-
kantate, 24 Freimaurerlieder und 3 Frei-
maurergesänge.
Steiermark (Herzogtum und Österreich.
Kronland). In der Hauptstadt Graz bestand
1775 eine ziemlich starke Loge, über die
nicht« Näheres bekannt ist, sie dürfte auch
nicht von Dauer gewesen sein. 1782
wurde in der Kreisstadt Marburg die Loge
Zu den vereinigten Herzen gegründet,
aber 1783 nach Graz übertragen. Durch
die Freimaurerverordnung nicht berührt,
arbeitete die Loge weiter fort, zerfiel aber
allmählich. 1792 bestand sie noch, löste
sich jedoch jedenfalls 1794 auf. [Vgl. Z.
1885, S. 79.)
Stein, der rohe oder ranhe (the
as»hlar, le moellon), und der kubische
(smoth or perfect ashlar, pierre cu-
bique) sind unbewegliche Kleinodien
(s. d.). Ersterer ist das Sinnbild für
den Lehrling, letzterer für den Gesellen.
Der r. S., der auf den Arbeitsplatz ge-
bracht wird, ist das 8innbild des an Geist
und Herz unvollkommnen Menschen, bei
dem die sinnliche Natur die geistige über-
i wiegt, der aber mit rechtem Ernst und
, heiligem Eifer seiner geistigen und sitt-
lichen Vervollkommnung entgegenstrebt.
In diesem Sinnbild sind die wichtigsten
Pflichten des Maurers, die der Selbst-
I erkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbst-
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Stein — Stein der Weisen.
427
Veredelung, versinnbildlicht. In Erkenntnis
der eignen Unvollkommenheit wird er de-
mütig gegen Oott, streng gegen sich und
nachsichtig gegen andre sein, wodurch er
zu ihnen in ein derartig inniges Verhältnis
tritt, wie es dem Geist der Freimaurerei
entspricht. Er wird mit Kraft und Energie
alle unedlen Leidenschaften, die ihn herab-
zuziehen drohen in das Gemeine, be-
kämpfen; zugleich wird er dahin streben,
dass er durch möglichste Befreiung des
Verstands von Irrtümern und Vorurteilen
zur Klarheit sowohl der Anschauung, als
des Denkens, zur Erkenntnis des Wahren,
Schönen und Guten gelange, und dass das
Herz frei von Egoismus, dafür aber erfüllt
werde von reiner, selbstloser, opferfreu-
diger Nächstenliebe. So muss der Frei-
maurer unter Anwendung von Massstab
und Spitzhammer den r. S. bearbeiten,
dass er zu einem kubischen S. werde
mit rechtwinklig aufeinanderstossenden
und schöngearbeiteten Flächen. Die r.
S. geben, übereinandergeschichtet, nur
einen wüsten Haufen. Nur der kubische
S. ist geeignet, mit andern seinesgleichen
sich zusammenzufügen zum harmonischen
Bau, zur schönen Gestaltung, als Baustein
zu dienen beim Aufbau des herrlichsten
aller Tempel, des Tempels der Humanität.
Nur der durch Selbsterkenntnis zur Selbst-
beherrschung und Selbstveredlung ge-
langte Mann kann mitarbeiten an der
geistigen und sittlichen Hebung seiner
Mitmenschen, kann ein würdiges Glied
sein des idealen Bundes sittlich freier
Geister. [Vgl. über den rohen 8.: Bh. 1868,
8. 261; 1864, S. 129; 1866. 8. 180. BZC
1891, 8. 49. M. L. 1900/1, 8. 21. Zd. 1851,
S. 15. Blumenhagen. Maurerischer Nach-
las» (Hann. 1840), 8. 49; Über den k.
8.: BZC. 1892, 8. 39. FZ. 1857, S. 4.
L. 1884, 8. 161.] — II. 8. werden bei der
Kugelung (s. d.) verwendet, und zwar in
kubischer Form. Sie bejahen bei der
Abstimmung, während die Kugeln ver-
neinen.
Stein, Heinrich Friedrich Karl
Freiherr v. und zum 8., der berühmte
deutsche Staatsmann, geb. 26. Okt. 1757
in Nassau, gest. 29. Juni 1831 in Kappen-
berg, wurde 1777 oder 1778 in der Loge
Joseph zu den drei Helmen in Wetzlar
zum Freimaurer aufgenommen. Die noch
vorhandne Mitgliederliste führt 8. als
Mitglied ersten Grads auf. S. arbeitete
nach Beendigung seiner Studien in Göt-
tingen (1773 -1777) ein Jahr lang am
Reichskammergericht in Wetzlar und
wohnte damals im Hause des Assessors
und nachmaligen Anwalts am Reichs-
kammergericht Kasp. Friedr. Hofmann,
mit dem er innig befreundet war; letzterer
war ebenfalls Mitglied der genannten Loge.
Während der nächsten Jahre erwarb S.
den zweiten und dritten Grad; in der Be-
standliste der Wetzlarer Loge von 1784
wird er als Angehöriger des dritten Grads
aufgeführt. Über seine weitere maurcrische
Laufbahn ist einstweilen nichts bekannt
geworden.
Steinbach (St. im Grossherzogt. Baden,
1989 E.). Hier fand die Einweihung des
Denkmals für Erwin v. Steinbach in Ver-
bindung mit einer grössern freimaure-
rischen Versammlung 1845 statt (s. Erwin
v, Steinbaoh). Am 7. Mai 1899 wurde
abermals das. eine grössere solche Ver-
sammlung abgehalten.
Steinbach, Erwin v., s. Erwin v. Stein-
baoh.
Steinbach zu KranichHtein, OttoTheod.
F r e i h e r r v., infulierter Prälat, ehemals Abt
des Zisterzienser-Stifts Saco, geb. 13. Nov.
1751, gest. 19. Febr. 1791 in Wien, ein auf-
feklärter Mann und rastloser Forscher
er Landesgeschichte von Mähren, wurde
1784 in der Loge Zur Wahrheit und Einig-
keit in Prag aufgenommen und war 1787
Mitglied des Logenausschusses. Er trat
auch der strikten Observanz und den Asi-
atischen Brüdern (s.d.) bei. [Vgl. Taute, Die
katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), 8. 80.1
Steinbeck, Karl Wilh. Emilius,
Rechtsgelehrter, geb. 4. Mai 1784 in
Küstrin, gest. 19. Juni 1862 auf seinem
Gute Muhrau, wurde Kreisjustizrat in
Schweidnitz 1813, Justitiar des Oberberg-
amts in Brieg 1819 und trat 1860 in den
Ruhestand. 8. war litterarisch im Berg-
recht thätig. — Aufgenommen wurde 8. in
den Freimaurerbuna in der Loge Herkules
zu Schweidnitz 19. Aug. 1805, nahm zwar
nach Verlauf weniger Jahre seinen Ab-
schied, trat jedoch 1810 wieder in die
Loge ein, und zwar Zur wahren Eintracht
in Schweidnitz. 1814 erhielt er den ersten
Hammer, den er bis zu seiner Versetzung
1819 führte, während er später nur den
des Obermeisters im Innern Orient behielt.
1824 wurde er zum zugeordneten Pro-
vinzialgrossmeister von Schlesien ernannt,
bis er 1831 Provinzialgrossmeister selbst
wurde, welches Amt er 31 Jahre lang inne
hatte. Die allgemeine geschichtliche Be-
deutung der Freimaurerei erkannte 8. nur
in den Johannislogen in der Erstrebung
des Zwecks, der in den alten Grundsätzen
der Brüderschaft mit Klarheit als solcher
ausgesprochen ist. Für ihn gab es nur
Eine Maurcrei auf dem ganzen Erdenrund.
[Vgl. Bst. lt. 1881, S. 23.]
Stein der Weisen ist seit Aristoteles,
mehr aber noch nach der Meinung der
Alchemisten und Kabbalisten des Mittel-
alters und der Neuzeit, eine Materie, die
den Urstoff aller Dinge enthält, aber auch
die Kraft hat, alles in seine Bestandteile
aufzulösen, die Menschen zu verjüngen,
die unedeln Metalle in Gold zu verwan-
deln, alle Krankheiten zu entfernen u. s. w.
Vorzüglich führt eine Art Gold bei den
Alchemisten diesen Namen, das namentlich
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428
St«iufurt - SteinmetzlirÜHerschaftin.
die Kraft besass, die unedeln Metalle zu
verwandeln. Die Sage von diesem Stein
[vgl. Krug, Vorlesungen über den S. d. W.
in seinen universal-philosophischen Vor-
lesungen] war weit verbreitet, das Ge-
heimnis, seiner habhaft zu werden, aber
das grösste, was es überhaupt gab, auf
dessen Aufsuchung und Gewinnung von
vielen Gut und Leben gesetzt wurden,
ohne ihn zu finden. Die Veränderung der
Metalle spielte bis in die neueste Zeit
eine Rolle, und manche andre Erfindung
wurde durch diese gewonnen, wie z. B.
durch Bötticher das Meissner Porzellan.
Viele Chemiker und sogenannte Wunder-
thäter werden mit dem S. d. W. in Zu-
sammenhang gebracht, und selbst ausser
der rosenkreuzerischen Abart der Frei-
maurerei war es die in Frankreich auf-
gekommne hermetische (s. d.), die sich
damit beschäftigte.
Steinfurt, s. Burgsteinfurt.
Stein hell, Philipp Friedrich, kurf.
sachs. Legationssekretär in Frankfurt a. M.,
war einer der Stifter der dortigen Loge
L'union, jetzt Zur Einigkeit, und deren
erster Meister vom Stuhl (1742). Er war
in der Loge des Herzogs von Lothringen,
L'union in London, aufgenommen worden,
wo er sich als Mitglied der preussischen
Gesandtschaft 1741 noch aufhielt. Das
Amt eines Meisters vom Stuhl bekleidete
er noch Öfter und war überhaupt ein sehr
eifriger und wohl unterrichteter Maurer,
trat aber wegen angeblich widerfahrner
Zurücksetzung 1761 aus. — S. hat sich
rühmlich bekannt gemacht durch einen Vor-
trag, den er in der Grossen Loge in London
10. März 1741 in Gegenwart vieler hoher
englischer und deutscher Herren hielt und
der unter dem Titel »Discours prononce"
dans la GrandeLoge dcLondres ä l'occasion
de Telection d'un Grand-Maftre« in dem
von ihm höchst wahrscheinlich heraus-
gegebnen Buch: »Le Franc-Macon dans
la Re*publique ou Rdflexions apologiques
sur les persecutions de« F. M.« (Francfort
et Leipsic 1746) veröffentlicht wurde. Die
durch diese Rede sich bewegenden Haupt-
ideen hat er später in eine Uuterricht*-
rede für die Neuaufgenommnen in der
Loge Zur Einigkeit meistens wörtlich auf-
genommen (abgedruckt in dem von ihm
verfassten Werk: »Die Quintessenz der
ächten Freyinäurerey«, 1746). [Kloss, Au-
nalen der Loge Zur Einigkeit, S. 373;
Keller, Geschichte des eklektischen Frei-
maurerbundes, S. 68.] Sie bietet ein treues
Bild der damaligen Grundanschauungen
der Bundesmitglieder und ist in jeder
Hinsicht wert, erhalten zu bleiben.
Steinkenhoff (Gehöft in der Nachbar-
schaft von Wismar), wurde 1776 nach dein
Konvent von Wiesbaden (s. d. und Gugo-
mos) zum Ankauf vorgeschlagen, um das ,
von Gugomos zu seinen höchsten Myste- j
rien geforderte Adytum sacruin darauf zu |
bauen; es stand unter schwedischer Hoheit,
was man gerade deshalb vorzog, weil man
das schwedische Regiment für weniger
veränderlich hielt, als das mecklenburg-
sche, wo, bei etwaiger Sinnesänderung
des jetzigen Herzogs, der Pacht einer her-
zoglichen Domäne gefährlich werden könne
und weil man, der Ostsee nahe, im Not-
fall alles leicht in Sicherheit bringen
könne. Es trage 300 Thlr. Pacht und
werde für 5000—6000 Thlr. erstanden wer-
den können.
Stelnmetzbrüderschaften (Brüderschaft,
Gilde, Zünfte, Ordnung der Steinmetzen).
Schon in der ältesten deutschen Geschichte
begegnen uns Verbände, die Brüderschaften
oder Gilden heissen; sie entwickelten sich
seit dem zehnten Jahrhundert nach ver-
schiednen Seiten, bald mehr das religiöse,
bald mehr das weltliche Moment betonend.
Die religiösen Brüderschaften waren zum
Zweck der Instandhaltung von Kirchen,
zur Unterstützung von Geistlichen und
Klöstern, von Spitälern und Armenhäusern
gestiftet. Die weltlichen Brüderschaften
oder Gilden umfaasten alle Berufszweige
und Stände, gewährten ihren Mitgliedern
Rechtsschutz und sorgten für das Begräbnis
und Seelenheil verstorbner Brüder. Bei bei-
den Arten von Brüderschaften, geistlichen
wie weltlichen, wurde besonders die Gesel-
ligkeit gepflegt und Bruderliebe geübt. Sie
hatten ihre Ordnungen, ihren Vorstand, häu-
fig auch ihreigneB Vereinshaus und nannten
sich Brüder, weil sie sich gegenseitig bei-
standen und sich nicht vorGericht gegen-
seitig verklagen sollten. Ähnlichen Cha-
rakter hatten die gewerblichen Verbände,
Zünfte, Innungen genannt, die in Deutsch-
land, Frankreich und England von grosser
Bedeutung für das wirtschaftliche Leben
gewesen sind. Sie waren gestiftet zum
Schutz der Genossen nach aussen, zur
Regelung der das Handwerk berührenden
Fragen und zuletzt zur Befriedigung reli-
giöser und geselliger Bedürfnisse. Das
ganze soziale und gesellschaftliche Leben
ihrer Mitglieder spielte sich in den Zünften
ab; sie waren eine Welt im Kleinen, in
denen die Mitglieder Ehre und Ansehen
erlangen konnten. Es bildete sich eine
Reihe von Gebräuchen au«, die das täg-
liche Leben auf den Zunftstuben mit
poetischen Formen umkleideten und den
Mitgliedern, wohin sie auch kommen
mochten, das Gefühl gaben, in einen Kreis
gleichgesinnter Genossen zu treten. Unter
den Brüderschaften hat nur diejenige der
S. eine hervorragende Bedeutung sowohl
für die Entwicklung der Baukunst, als
auch für die symbolische Freimaurerei.
Es war naturgemäss, dass sich die Pflege
der Baukunst ursprünglich in den Händen
der Äbte und Mönche befand, die die Pläne
für ihre Kirchen und Klosteranlagen ent-
warfen und deren Bau leiteten. Daraus
| entsprangen feste Schulüberlieferungen,
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Steinmetxbrüderschaften .
429
und Verbindungen zwischen den einzelnen
Klöstern wurden angeknüpft. Als im Laufe
der Zeit an die Bauunternehmer und Ar-
beiter, besonders mit Einführung des Ge-
wölbebaus, grössere Anforderungen ge-
macht wurden, ging die Bauführung in
die Hände von Laien über. Die Auf-
führung der grossen Dome gotischen
Stils, die längere Jahre in Anspruch nahm,
vereinigte eine Anzahl Maurer und tech-
nische Arbeiter, namentlich auch Stein-
metzen, deren Kunst gerade ietzt von
hervorragender Bedeutung wurde. Diese
Leute vereinigten sich zu Brüderschaften.
Wann dies geschah, wird sich schwerlich
feststellen lassen ; jedoch wird es während
der Herrschaft der Gotik in Deutschland
geschehen sein, wenn auch die älteste
Ordnung der Steinmetzen erst aus dem
Jahre 1459 stammt; denn sie giebt sich
selbst als eine Erneuerung früherer Ord-
nungen und Rechte aus, und es ist klar,
dass ihre Bestimmungen schon lange vor-
her in Geltung waren, ehe man das Be-
dürfnis fühlte, sie schriftlich festzulegen.
Abgedruckt ist diese Ordnung in der
vorigen Auflage II, S. 484. Nach der-
selben traten infolge von Unordnungen
zu Regensburg 19 Meister aus Süddeutsch-
land zusammen (1459); diese arbeiteten
auf Grundlage alter Satzungen eine neue
aus, die später noch mehrere Male um-
gearbeitet und 1498 von Kaiser Maxi-
milian bestätigt wurde. Als obersten
Richter erkannten die Mitglieder die Werk-
meister der Bauhütten zu Strassburg, Wien,
Köln, Bern an; doch gelang es diesen
nicht, ihre Ansprüche überall durchzu-
setzen; denn die niedersächsischen Bau-
hütten, die zur Versammlung nicht einge-
laden waren, stifteten 1462 zu Torgau eine
neue Ordnung. [Vgl. Mittheilungen aus dem
Verein deutscher Freimaurer I, 2, S. 1 und
oben U, S. 126.] In Bezug auf das Wesen und
die Einrichtung der Bauhütten herrschten
viele Übertreibungen; man wollte viel
Symbolik und viele Beziehungen zur Frei-
maurerei in ihnen finden. Doch halten
diese Ansichten vor einer ernstern Kritik
nicht Stand. Natürlich hatten die Stein-
metzen, wie ^ede andre Zunft, ihre Sinn-
bilder und Zeichen, die vor andern geheim
gehalten wurden, und jede Hütte bildete
diese weiter aus, wie jederHüttengeselle auch
sein Zeichen führte. Auch die Satzungen
heben sich in nichts von den übrigen
Handwerksordnungen ab, sie enthalten im
wesentlichen die Bestimmungen über die
Verpflichtungen der Meister, Parlierer und
Gesellen, ihr Verhältnis zu einander und
das , was Handwerksbrauch und Hand-
werksrecht ist. Ähnlich wie auf dem Fest-
land entwickelten sich auch in England
die Brüderschaften und Zünfte. Gleich-
stellung der Zunftgenossen, Sorge für ihre
technische Ausbildung und Überwachung
der Mitglieder bezüglich ihres sittlichen
Betragens waren die Hauptsache. Auch
ihre Gebräuche stimmen mit denen ihrer
deutschen Genossen überein. Es scheint,
ab wenn die Steinmetzen keine besondere
Zunft gebildet hätten, sondern in den
Baulogen mit inbegriffen gewesen wären.
Die Zünfte waren alle gleichberechtigt;
denn der Name »Freemason«, der zuerst
1396 vorkommt, verleiht keinen Vorzug,
sondern bedeutet Mitglied einer privile-
gierten Zunft [vgl. Boos, Geschichte der
Freimaurerei, S. 53], wie denn auch Free-
carpenter, Freizimmermann, vorkommt.
Da die Mitglieder der Brüderschaft sich
in Logen versammelten, welches Wort so-
wohl den Ort, wo Steine behauen werden,
als auch den Raum, wo die Bauleute zur
Unterhaltung zusammenkamen, bezeichnet,
so entstand schon frühzeitig die Sitte,
Leute, die nicht zum Handwerk gehörten
— gewissermassen Liebhaber — in diese
Logen aufzunehmen. Schon vor 1640 ist
diese Sitte beglaubigt. Aus der alten
Sloane- Handschrift, die bis zu diesem
Jahre hinaufreicht, ersehen wir, dass auch
diesen Liebhabern bei der Aufnahme ge-
wisse Zeichen mitgeteilt wurden, woran
sie einander erkannten. An dem dort mit-
geteilten Ritual erkennen wir, wie ähnlich
dies dem Ritual der symbolischen Frei-
maurerei ist. [Vgl. Schwalbach, Geschichte
des maurerischen Gebrauchtums(Brl. 1889).]
Es ist dies nicht merkwürdig, da das Ritual
der Bauhütte die Form wurde, in die die
geistige Freimaurerei hineingegossen wurde.
Uberhaupt kann es nicht Wunder nehmen,
wenn so viele Gebräuche der Freimaurer
mit den alten Gebräuchen der Zünfte, be-
sonders der Steinmetzen, übereinstimmen.
Schon jede geschlossne Gesellschaft hat
viele Einrichtungen gemeinsam, umso mehr
ist dies der Fall, wenn die äussere Form
beibehalten wird. Die Trennung der
Meister, Gesellen und Lehrlinge, die Re-
gierung der Gesellschaft durch eiue ge-
wisse Zahl Beamte, Ausschliessung aller
Ungeweihten von ihrer Gemeinschaft, die
Vorrechte der Meistersöhne , die Be-
dingungen der Mitgliedschaft, die brüder-
liche Gleichheit der Zunftgenossen, die
gegenseitige Hülfeleistung und manche»
andre haben die heutigen Freimaurer mit
den alten Steinmetzen und Baubrüder-
schaften gemeinsam. Und da die Stein-
metzen ähnliche Gebräuche, wie alle an-
dern Korporationen, hatten, so haben einen
Teil davon die Freimaurer mit übernommen
und stimmen somit auch mit den übrigen
Innungen uberein. Solche sind: Rede und
Gegenrede der Vorsteher, die Meldung,
dass die Versammlung bereit sei, feierliche
Eröffnung und Schliessung der Sitzung,
Fragen und Antworten nach bestimmten
Formen, über die Zeit der Handlung u.s.w.
Nur eine Ähnlicheit sei ausgeführt: Da
im Mittelalter zwischen 10 und 11 Uhr
Mittag gegessen wurde und die Verhand-
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430
SteinmeUzeichen — Stephan.
lungen nach dem Mahl begannen, lautet
die Antwort auf die Frage: Welche Zeit
ist es? Nach 12 oder Hochmittag. [Vgl.
Gould, History of Freemasonry I, 107;
Boos, Geschichte der Freimaurerei (Aarau
1894}; Hegel, Städte und Gilden der ger-
manischen Völker im Mittelalter, 2. Bd.
(Lpz. 1891); Janner, Die Bauhütten des
deutschen Mittelalters (Lpz. 1876). Bbl.
1897, S. 312 (zur Geschichte der Stein-
metzen und ihrer Zeichen); 1898, S. 221.
BZC. 1897, S. 375. R. 1891, 8. 53. L.
XVIII, 61 ; 1887, S. 4 (die Steinmetztheorie.
Kritisch beleuchtet). HZC. Nr. 143, S. 5.J
Steinmetzzeichen. Nachdem die Erkennt-
nis wieder allgemein geworden war, daas
die Freimaurerei ihren Ursprung bei den
Werkmaurern und besonders bei den Stein-
metzen zu suchen habe, wurde die Auf-
merksamkeit in doppeltem Masse auf die
Zeichen hingelenkt, die sich an den
meisten alten Bauten finden und für die
man vergeblich eine Erklärung gesucht
hatte. Es hat seit jener Zeit nicht au
Versuchen gefehlt, etwas besonders Ge-
heimnisvolles hinter den Zeichen zu wittern,
die, manchmal halb versteckt, manchmal
offen dastehend, namentlich bei den Domen,
die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.
Wenn auch hie und da die alten Bauge-
nossen sich in geschichtlichen, satyrischen,
biblischen und mythischen Darstellungen
ergingen, so haben diese nichts zu schaffen
mit den einfachen Zeichen, die nur die
Zeichen sind für jeden einzelnen Arbeiter,
um daran zu erkennen, was er verfertigt
habe. Die Steinmetzen nannten solche
Zeichen Ehrenzeichen, und jeder musste
ein solches haben. In neuerer Zeit haben sich
Back |h. d.), Klemm (Württembergsche Bau-
meister u. s. w. [Stuttg. 1882J) um Samm-
lung und Mitteilung solcher Zeichen ver-
dient gemacht; man findet aber deren
selbst in architektonischen Werken abge-
druckt, so in Ütte, Geschichte der deut-
schen Baukunst, S. 288, solche vom Dome
zu Gurk aus dem 12. Jahrb., und er er-
wähnt, dass an der Schottenkirche in Re-
ensburg u. s. w. sich deren noch mehr
nden. — In England und Schottland
haben diese Zeichen (marks) Veranlassung
gegeben zur Stiftung eines Hochgrads: der
Mark-Masonry , und Laurie giebt iu der
Geschichte der Grossloge von Schottland,
1859,_vier Seiten voll Abbildungen von S.
aus Ägypten, Ungarn, Frankreich, Eng-
land, Irland, Schottland und selbst aus
Ostindien (Allahabad). Die ältesten ausser
den indischen stammen aus der Kathedrale
von Dunkeid, angeblich aus dem J. 1127,
also dem Jahrhundert, wo auch in Deutsch-
land und Frankreich sich solche Zeichen
finden. — Es ist nicht zu bezweifeln, dnsa
für den Suchenden sich noch eine reiche
Nachlese solcher Zeichen finden wird;
einen weitern Wert als den vou Ehren-
zeichen der alten Steinmetzen haben sie
aber nicht zu beanspruchen. [Vgl. Rziha,
Studien über S., (Wien 1883). Bh. 1862,
S. 28, 39, 80, 200; 1863, S. 210, 393. Bbl.
1897, S. 312. FZ. 1862, S. 408; 1868, S.
90, 324. L. XIX, 62; XXI, 159; XXH,
37, 134, 316; 1881, S. 67; 1889, S. 88.
Triangel 1863, S. 143; 1864, S. 19.]
Stelnschönau-Haida, s. Haida.
Steinway, William, Mitinhaber der
Weltfirma S. und Sons in New York, ein
unersch rockner Förderer des Deutschtums
in Amerika, geb. 1836, gest. 30. Nov. 1896
in New York, war Freimaurer.
Stellvertretende, deputierte, delegiert«
oder substituierte Beamte werden in
vielen Logen für die wichtigern Beamten-
stellen zur Vertretung der wirklichen Be-
amten ernannt; in grossen Logen sogar
erste und zweite stellvertretende Beamte.
— In Frankreich giebt es Däputes au
Grand Orient, d. h. Vertreter einer Loge
bei der maurerischen Oberbehörde zur
Wahrnehmung der Interessen der erstem;
ferner D£putes de löge a löge, d. h. gegen-
i seitige Vertreter angeschlossner Logen
untereinander. — Die s. B. gehören an sich
zum Beamtenrat und nehmen an dessen
Beratungen mit Teil. Abzeichen aber
tragen in der Loge nur die wirklichen
Beamten, die S. nur, wenn sie in Thfitig-
keit treten. Wegen der S. des Vorsitzen-
den Meisters s. Zugeordneter Meister vom
Stuhl.
Stendal (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 20666 E.). 1) Von der Grossen
Landesloge in Berlin 7. Juli 1775 gestiftet,
bestand hier früher eine 1824 eingegangne
Loge Zur goldnen Krone. 2) Am 22.
Febr. 1862 wurde die noch bestehende
Loge gleichen Namens unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln gegründet, eingew. 9. Mai 1862.
Mitgliederzahl (1900): 79. Vers.: Mitt-
wochs und Sonnabends; Donnerstags
Schwesternabend. Ferien: Juli. Eignes
Logenhaus, Poststrasse 2, eingew. 21. Juli
1877. Milde Stiftungen (4) mit ca. 19000 M.
Gesamtkapital. Ortsgesetz vom 13. März
1886.
Stentz, Theodor, Bergrat, geb. 23. Jan.
1819, gest. März 1871, aufgenommen in
den Freimaurerbund 19. Aug. 1858, wurde
er Meister vom Stuhl der Loge Zur
Ankerkette in Ückermünde und schloss
sich, nach Gleiwitz versetzt, 24. Mai 1862
der dortigen Loge Zur siegenden Wahr-
heit an, um sofort zum Vorsitzenden Meis-
ter gewählt zu werden, welche Stellung
er bis zu seinem Tode einnahm. Von ihm
erschien «Die Hirams-Sage« (Brl. 1871).
Stephan, Heinrich v.. Staatssekre-
tär des Deutschen Reichs-Postamts, geb.
7. Jan. 1881 in Stolp i. P., gest. 8. Sept.
1897 in Berlin, wurde in den Frei-
maurerbund aufgenommen 28. Okt. 1858
in der Loge Teutonia zur Weisheit in
Potsdam. fVgl. BbL 1897, S. 246. BZC.
I
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Sterbe kamen — Stern, Orden vom östlichen.
431
1898, S. 348. L. 1898, 8. 12. Diercks,
Männer der Zeit (Dresd. u. Lpz. 1897),
I. Bd.]
Sterbekassen. Obwohl der Freimaurer-
bund zunächst der idealen Richtung hul-
digt, haben die Logen doch die Unter-
stützung ihrer Mitglieder in Sterbefallen
nicht vergessen. Fast jede Loge besitzt
eine Witwen- und Waisenkasse, aus der
in bescheidnem Masse den Hinterblie-
benen verstorbner Mitglieder eine Auf-
hilfe gewährt wird. Ebenso bestehen ein-
zelne grössere S., die die Mittel zur
Deckung der unvermeidlichen Ausgaben
beim Ableben gewähren. Solche Kassen
können in einzeluen Logen keine ge-
nügend sichere Grundlage finden und
sind deshalb, wo sie eingerichtet wur-
den, meistenteils eingegangen. Dagegen
haben sich solche in grösserer Aus-
dehnung gebildet und wirken mit
grossem Segen. 1) S. für Brüder-Frei-
maurer vom Jahre 1800 in Hamburg,
neu geregelt 1. Juli 1895. Sterbegeld
600 M., Einlagen 10 Jahre lang in viertel-
jährigen Raten von 6 M. bis 14 M. 80 Pf.
"bei einem Lebensalter von 25 bis 60
Jahren. Mitgliederzahl (1899): 2145. Ver-
mögen (1899): 563431 M. [Vgl. H. L. Nr.
282, S. 2380. BZC. 1899, S. 412. HZC.
1900/1, S. 15.1 2) S. in Hannover, gegr.
März 1843, 1846 mit Körperschaftsreuhten
versehen, Mitgliederzahl (1898): 590 mit
2079 Versicherungen zu 300 M.. Neuauf-
nahmen finden nicht mehr statt. Der Verein
löst sich durch allmähliches Aussterben
seiner Mitglieder von selbstauf, wie der unter
10 gedachte. 3) S. für die in Berlin arbei-
tenden 5 Tochterlogen der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln, begr.
1. Jan. 1847. Vermögen (1900): 47358 M.
75 Pf. Mitgliederzahl: 379. 4) Anhal-
tischer Freimaurer-Sterbekassenverein in
Kothen, gegr. 12. April 1864. Sterbegeld:
400 M. Beiträge zahlbar nach bestimmten
Altersklassen und nach je einer gewissen
Anzahl von Sterbefällen. Mitgliederzahl
(1900): 2900. Eiserner Fonds (1900):
170671 M. 90 Pf. 5) Pommerscher
Sterbekassenverein für die Logen in Köslin,
Neustettin, Treptow, Pr. Stargard, Kolberg
und Stolp, gegr. 3. Aug. 1862. [Vgl. FZ. 1863,
S. 185.] 6) Allgemeiner Thüringer Frei-
maurer-Sterbekassenverein, gegr. 28. Febr.
1865 [vgl. Bh. 1865, 8. 63. FZ. 1864,
S. 236; 1865, 8. 88, 103, 150, 156, 172.
L. 1864, S. 367; 1865, S. 72J, ist eigent-
lich gar nicht ins Leben getreten, weil er
von Anfang an viele Widersacher fand.
Er war von Mathies (s. d.) in Gotha an-
geregt und dem Hannoverschen nachge-
bildet. 7) Die Loge inKottbus gründete
1864 eine 8. mit den Logen in Breslau,
Guben, Luckau und Sorau. [Vgl. L. XXIII,
8. 67.] Diese bat sich nur einige Jahre ge-
halten und musste sich auflösen aus Mangel
an genügender Beteiligung. 8) Vereini-
gung «Felsenfest« in Hamburg, gegr.
12. Febr. 1873, im allgemeinen zu gegen-
seitigem Beistand durch Rat und That
bei unerwarteten, besonders unverschul-
deten widerwärtigen und schwer zu lösen-
den Lebensverhältnissen, in der Haupt-
i sache beim Todesfall, bei dem den Hinter-
I bliebnen ein Sterbegeld von 1000 M. ge-
währt wird, neben Anordnung des Leichen-
gefolges, Ordnung der Nachlassverhält-
nisse, Übernahme der Vormundschaft. Den
Mitgliedern, die 25 Jahre der Vereinigung
angehören, wird eine silberne Denkmünze
verliehen (HMW. Nr. 282). 9) Die Logen
Karl zum Rautenkranz in Hildburg-
hausen und Charlotte zu den drei Nelken
in Meiningen haben einen Sterbekassen -
verein gemeinschaftlich, mit zwangsweisem
Beitritt. Neue Satzungen vom 1. April 1898.
10) Sterbekassen verein der Freimaurerlogen
in Dresden, der indes am 31. Dez. 1896
geschlossen worden ist und seiner Auf-
lösung entgegengeht.
Sterkin ist der Sage nach der Name
eines der drei Mörder Hirams, der am
südlichen Thore den Streich mit dem
Winkelhaken ausführte. Die beiden andern
Übelthäter waren Abiram und Oterfut.
Stern, der flammende [the blazing star,
l'<5toile flamboyante], ist eine Zierrat der
Loge. Da er durch seine Flammen leuchtet
und erwärmt , ist er ein Sinnbild des
geistigen und sittlichen Lebens des Men-
schen, das sich zeigt im Lichte der Er-
kenntnis, in der Stärke des Willens und
in der warmherzigen Bruder- und allge-
meinen Menschenliebe. Seine fünf Spitzen
weisen hin auf die Tugenden der Klug-
heit, der Gerechtigkeit, der Stärke, der
Massigkeit und des Fleisses. In vielen
Logen wird er als Symbol des höchsten
Wesens oder auch als Sinnbild des Lichts
der Wahrheit, deren Urquell Gott ist, be-
trachtet, der Wahrheit, die der Leitstern sein
soll durch die Nacht des Erdenlebens. —
Seine volle Dentung findet dieses Symbol
im Gesellengraü. (8. Sonne, Mond und
Sterne.) [Vgl. Schauberg, Symbolik. I,
105, 416, 605 u. 606. III, 369. Krause,
Die drei ältesten Kunsturkunden (2. Aufl.,
Lpz. 1819—21), I. Bd., 2. Abt., S. 206.
Fischer, R, Lehrlingskatechismus (29. Aufl.,
Lpz. 1900), S. 130. Derselbe, Gesellen-
katechismus (20. Aufl., Lpz. 1900), 8. 15.
R. 1894, 8. 46. L. 1879, S. 185. A. J.
1. Bd., 1. Heft, S. 410. W. J. 1784, Quart.
I, 8. 110. BZC. 1877, 8. 167; 1882, 8. 108;
1883, S. 107. Bh. 1861, 8. 870.]
Stern, Orden vom östlichen (Order of
the Eastern Star) ist ein Frauenordeu in
Nordamerika, der 1850 von Freimaurern
gestiftet wurde. Das Ritual wurde von Rob.
Morris geschaffen und nach manchen Um-
wandlungen 1868 durch Rob. Macoy ver-
bessert und endgültig festgestellt. Der
Zweck ist Emanzipation der Frauen in
dem Sinne ihrer Teilnahme an der allge-
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432
Stettin.
meinen Arbeit der Menschheit. Der Orden
hat 5 Grade: 1) die Tochter Jephthas,
die den Gehorsam gegen Gelübde dar-
stellt; 2) Ruth, die Anhänglichkeit an die
religiösen Grundsätze; 3) Esther, die Treue
gegen die Freunde; 4) Martha, der Glaube
in der Stunde der Gefahr; 5) Electa, die
Geduld uud Unterwürfigkeit selbst gegen-
über der Ungerechtigkeit. Die Symbolik
ist durchaus biblisch. Die Vereinigungen
heissen seit 1868 Kapitel (vorher con-
stellations oder Familien).
Stettin (Hauptst. der preuss. Prov. Pom-
mern, 140724 E.). Die Freimaurerei fand
zuerst durch kriegsgefangne österreichsche
Offiziere 1760 eine dauernde Stätte in S.,
die 1) eine Militärloge L'union gründeten.
Diese arbeitete nach einem französischen
System. Aus ihr ging bald 2) die von
Deutschen errichtete Loge La parfaite
union (Zur vollkommnen Einigkeit)
hervor, die 24. Sept. 1761 zusammentrat,
sich von der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln in Berlin eine
Urkunde erwirkte und von dieser 18. März
1762 angenommen und 4. April 1762 feier-
lich eingeweiht ward. Die Bewegungen,
die um diese Zeit den Freimaurerbund in
Deutschland in neue, freilich nicht der
Sache förderliche Bahnen lenkten, ergriffen
auch bald diese Loge. 3) Eine altschot-
tische Loge Zum funkelnden Morgen-
stern wurde von dem Generaldeputierten
Meister der Schottenloge Salem zu Halle,
Rosa (s. d.), 17. Jan. 1763 (nach einer an-
dern, wohl irrigen Angabe, schon 24. März
1762) eröffnet; die Stiftungsurkunde der
schottischen Mutterloge Zur Einigkeit in
Berlin ist vom 14. Febr. 1763. Als John-
son (s. d.) bald nachher mit seinen ver-
meintlichen Enthüllungen über das wahre
Wesen des Freimaurerordens auf- und Rosa
entgegentrat, wurde Fritze, den von Rosa
selbst der Loge empfohlen hatte, nach Jena
gesendet, um dort die verheissenen Auf-
schlüsse zu holen. Allein nicht bloss
dass er diese nicht bringen konnte, zerfiel
er auch mit der Loge, die sich nun in
ihrer drangvollen Unsicherheit nach Berlin
an Schubart (s. d.) wandte. Dieser weihte
bereits 14. Dez. 1764 4) die Johannis-
loge Zu den drei (goldneu oder gekrön-
ten?) Zirkeln in S. als eine zur strikten
Observanz gehörige Loge ein. Damit
fielen zunächst die bisherigen schottischen
Grade. Mit dem Rücktritt der Mutterloge
von der strikten Observanz 1779 wurde
auch der vormalige und gewöhnliche
Schottengrad Clormontschen Systems wie-
der hergestellt, jedoch mit Ausschluss allen
auf das HausStuart Bezüglichen. Den diesem
Grad damals noch anhaftenden Beige-
schmack von Alchemie verlor er erst durch
die Revision, die 1797 von den höchsten
Behörden dieser Lehrart vorgenommen
wurde. 1806 nahm die unter 3 aufge-
führte Schottenloge, die seit 5. Dez. 1764
den Namen Zu den drei Zirkeln ge-
führt hatte, den frühern Namen wie-
der an und besteht noch jetzt als dele-
gierte altschottische Loge Zum funkeln-
den Morgenstern, unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln. — Die JohanniBloge Zu den drei
Zirkeln verfiel jedoch bald nach ihrer
Errichtung innern Zerwürfnissen, die eine
Spaltung und in weiterer Folge die Grün-
dung einer neuen Loge herbeiführten.
5) Am 22. Juni 1769 vereinigten sich acHt
Maurer zur Stiftung der Loge Zu den
drei goldnen Ankern (nach der Zin-
nendorfschen Lehrart), die unterm 3. März
1770 durch Abgeordnete der Loge Minerva
eingeweiht wurde. Das innere und äussere
Leben der Loge wurde 4. Juli 1774 unter
Kölpins Leitung erneuert, der auch 6) ab-
geordneter Provinzialgrossmeister der 9.
Okt. 1777 gestifteten Pro vinzialloge für
Pommern, Neumark und Uckermark wurde,
die jedoch 1815 wieder einging. 7) Am
12. Dez. 1812 wurde nach gleicher Lehrart
eine Johannisloge Zur Liebe und
Treue errichtet, die sich 8) 21. Dez. 1824
mit der unter 5 genannten zur Johannis-
loge Drei goldne Anker zu Liebe
und Treue verband, und 9) 13. Sept. 1841
wurde von der Grossen Landesloge in
Berlin auch die Andreasloge Immuta-
bilis errichtet. Die Loge Drei goldne
Anker zu Liebe und Treue trat infolge
deB Ausschlusses ihres Meisters vom
Stuhl, des Archidiakonus Schiffmann (s. d.),
aus der Grossen Landesloge in Berlin
aus diesem Grosslogenverbande aus und
schloss sich 22. April 1877 der Grossen
Loge Royal York an. Damit erlosch zu-
gleich die vorgenannte Andreasloge. Die
Grosse Landesloge stiftete aber 10) am 22.
März 1881 eine neue Johannisloge Zum
Tempel des Friedens (eingew. 15. April
1881) und 11) am 11. Nov. 1890 die An-
dreasloge Spes coronata. Ausserdem
12) errichtete die Grosse Loge Royal York
noch einen Innern Orient neben der
betreffenden Johannisloge. — Gegenwärtig
bestehen ausser diesem, der unter 11 ge-
nannten Andreasloge und der bei 3 und
4 erwähnten altschottischen Loge Zum
funkelnden Morgenstern die Johannislogen :
a) Zu den drei Zirkeln, unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln. Mitgliederzahl (1900): 351.
Vers.: Mittwochs. Logenlokal: Gr. Woll-
weberstr. 29. Alphabetisches Bücherver-
zeichnis von 1777. Milde Stiftungen:
1) LouiBen-Stiftung (1804) für Kranke; 2)
Stipendienfonds (1825) für höhere Schulen;
3) Steffen-Stiftung (Statut vom 24. Juni
1868) für unverheiratete Töchter von
Logenmitgliedern zur Beschaffung einer
selbständigen Existenz; 4) Karl Friedrich
Weinreich-Stiftung (Statut vom 13. März
1872) für bedürftige Witwen oder unver-
heiratete Töchter verstorbner Logenmit-
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Steuern — Stiftshütte oder Hundeshütte.
433
glieder; 5) Hering-Stiftung (1874) zur Aus-
stattung von Bräuten, [vgl. Geschichte
der Loge bei der Säkularfeier 3./4. April
1862, von A. G. B. Lincke (Stettin 1862}].
b) Drei goldne Anker zu Liebe und
Treue, unter der Grossen Loge Roval
York. Mitgliederzahl (1900): 293. Logen-
lokal: Passauerstr. Nr. 2. [Vgl. Geschichte
der Loge bei der 50jähr. Jubelfeier
1820 und zur S&kularfeier 3. März 1870
von Fillie\ Milde Stiftung: Palmie^ und
Schiffmann-8tiftung, Kapital: 6000 M. Ge-
drucktes Bücherverzeichnis, c) Tempel
des Friedens unter der Grossen Landes-
loge in Berlin, gegr. 22. März 1881. Mit-
gliederzahl (1900): 190. Vers.: Dienstag».
Klub: Sonnabends. Ferien: Juli bis An-
fang Sept. Eignes Logenlokal: Linden-
Strasse 11, eingew. 8. Dez. 1889.
Steuern. Die Freimaurerlogen unter-
liegen den staatlichen und Gemeinde-
steuern rücksichtlich ihres Einkommens
aus Grundbesitz, Kapitalvermögen und
etwaigem Gewerbebetrieb, wie Weinverkauf
an Nichtmitglieder, gleich allen andern,
auch geschloBsnen Gesellschaften. Eine
Befreiung tritt nur ein, wo sie die Rechte
milder Stiftungen besitzen und diesen
unter bestimmten Einschränkungen Steuer-
freiheit vom Kapitalvermögen gesetzlich
zugestanden ist. In Ohio ist neuerdings
ein Staatsgesetz angenommen worden, das
das Eigentum der Freimaurer- und der
Odd-Fellow-Logen von Steuern befreit.
Stevens, Jean Pierre, Advokat, Vor-
sitzender des Supreme Conseil de Belgique
in Brüssel, geb. 1788 in Brüssel, gest. 16.
Juni 1855 in Grammont, widersetzte sich
dem Beschluss des Grossorients von Bel-
gien vom 24. Juni 1854, infolge dessen der
letztere politische Bestrebungen mit der
Freimaurerei für vereinbar erklärte, und
stand an der Spitze des Supreme Conseil.
Auf ihn wurde in Brössei 1855 eine Denk-
münze geprägt. [HMW. Nr. 256.]
Stewards. Unter dieser Bezeichnung wer-
den in England die Haushofmeister, Rent-
meister, Proviantmeister auf den Schiffen,
Verwalter auf den Landgütern und Aufseher
bezeichnet. In den Logen Engands beklei-
den sie das Amt von Helfern des zweiten
Aufsehers und haben die Pflicht, diesen bei
der Einsammlung der Beiträge für gewöhn-
liche und milde Ausgaben zu unterstützen,
für die nötigen Erfrischungen bei Tafel-
logen zu sorgen und den Diakonen (s.d.) und
andern Beamten in Ausübung ihrer Ämter
beizustehen. In den deutschen Logen
finden sich Beamte mit ziemlich denselben
Verpflichtungen unter dem Namen Schaff-
ner (s. d.). — Die Gross-S. in England,
die jetzt einen Teil der Grossloge bil-
den, sind 18 an der Zahl ; sie werden jähr-
lich ernannt und haben unter dem Vorsitz
des Grossmeisters die Einrichtungen für
• las - grosse Feat* zu besorgen. Ebenso haben
sie Beistand zu leisten für die nötigen
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. II.
Einrichtungen bei den vierteljährlichen
und sonstigen Zusammenkünften derGrosa-
loge. (S. England I, S. 253.)
Stichltng, Gottfried Theod., sachsen-
weimar. Staatsminister, ein Enkel Herders,
geb. 14. Juni 1814 in Weimar, gest. 22.
Juni 1891 das., trat nach bestandner Staats-
prüfung seine staatamännische Laufbahn
an, auf der er 1882 die Stellung eines lei-
tenden Staataministers erreichte. Die
Früchte seiner Wirksamkeit kamen nicht
bloss seinem kleinen Staat zu Gute; auch
dem grossen deutschen Vaterlande, an
dessen Entwicklung er nicht unbeteiligt
geblieben ist, galt seine warme Teilnahme.
Im Auftrag seines Landesherrn stellte er
im Dez. 1870 beim Bundesrat den Antrag,
auf die vom König von Bayern gegebne
Anregung einzugehen und im Namen der
Fürsten und freien Städte den König von
Preuasen zur Annahme der deutschen
Kaiserwürde aufzufordern. Im Sept. 1888
feierte er sein 50jähr.StaatadienerjuDiläum.
Im Febr. 1890 wurde ihm die erbetne
Entlassung gewährt. Die ihm zu teil ge-
wordne Müsse benutzte er vorzugsweise
zur Ausarbeitung der kurz vor seinem
Tode erschienenen Lebenserinnerungen.
Als 1844 die Loge Amalia in Weimar
Herders lOOjähr. Geburtstag feierte und
die erste Anregung zur Errichtung des
Herderdenkmals in Weimar gab, wurde
auch am Johannisfeste sein Enkel S. dem
Freimaurerbund zugeführt. 1851 übernahm
S. die Führung des Meisterhammers bis
zum Jahre 1866, das ihm schweres Herze-
leid durch den Tod seines in der Schlacht
bei Langensalza gefallnen jüngsten Sohnes
brachte. 1853 wurde durch S. das neue
Logengebäude in Weimar eingeweiht, unter
ihm 1855 eine Schwesternloge zum Gedächt-
nis der Grossherzogin Maria Paulowna, 1857
eine Festloge anlässlich des 100. Geburts-
tags Karl Augusts abgehalten und 1864 das
lOOjähr. Jubelfest der Loge Amalia be-
gangen. Als geschichtliche Arbeiten sind
von S. veröffentlicht worden: Über die
Mutter der Ernestiner; über Herzog Bern-
hard von Weimar; Historische Betrach-
tungen über das Bundesgericht u. a. Eine
Anzahl maurerischer Abhandlungen S.s
sind abgedruckt in Heft VIII, IX bis
I XII der Freimaurer- Analekten der Loge
Amalia. [Vgl. H. L. 1892, 8. 1977. 8.,
Erinnerung aus 53 Dienstjahren (Weimar
1891).]
Stiftshütte oder Bundeshütte (le taber-
nacle) wurde das von Moses zum Gottes-
dienst der Israeliten auf ihrem Zug aus
Ägypten eingerichtete Zelt genannt, in
dessen Allerheiligstem die Bundeslade i l'ar-
che d'alliance) stand. Von den Israeliten
wurde sie Zelt der Zusammenkunft
oder Zelt des Zeugnisses genannt und
stellt die Stätte vor, wo das ewige Wesen
Gottes waltet, sich offenbarend in seinem
heiligen Gesetz, auf dass in Israel gesegnet
28
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484 Stiftungsfest — Stoeckhardt.
werden alle Völker der Erde. In ihm er-
scheint symbolisch das Sakrament des
ewigen Bundes. Das ganze Heiligtum war
in drei Räume geteilt, den Vorhof A, das
Heilige B, das Allerheiligste C. Das
ganze Heiligtum umspannte ein vierseitiger
Kaum ron 100 Ellen Lange und 50 Ellen
Breite, die an der schmalen Seite nach
Osten hin zum Eingangsthor sich öffnete.
A A
C
m
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6
2>
O
A A
i_ . _
HtifUhUtt«.
Die Umgrenzung dieses Raums wurde von
60 Säulen zu fünf Ellen Höhe und fünf
Ellen Abstand gegen einander getragen,
so dass aich auf jeder Langseite 20, auf
jeder Breitseite 10 Säulen befanden. Diese
Säulen mit künstlichen, ägyptischen ähneln-
den Kapitälen trugen die Teppiche, welche
die Wand bildeten. Der Eingang befand
sich zwischen vier Säulen. In diesem Vor-
hof befanden sich der Brandopferaltar a
und das Wasserbecken b. Der Vor-
hof umgab einen aus einem hölzernen
Gerüst bestehenden Bau, der an . drei
Seiten aus einzelnen Bohlen zu einer Wand
zusammengefügt war und eine mehrfache
Umhüllung von Zclttüchern hatte. Der
Vorhofsthür gegenüber war auch hier der
Eingang durch mehrfache Teppiche ver-
hängt. Dieser hölzerne Bau war in zwei
Abteilungen getrennt, das Heilige D, in
dem der Schaubrottisch c, der goldne
Leuchter d und der Rauchaltar e stan-
den und das Allerheiligste C, in dem
die Bundeslade mit den Gesetztafeln und
den Kapporeth Platz fand. Die Form und
Einteilung der S. war auch beim nach-
herigen Tempel massgebend (s. S. 802).
Der Sage nach thronte im Allerheiligsten
als Symbol der Bundesoffenbarung Jeho-
vahs eine Wolke, die mit dem Namen Sche-
china (s. d.) bezeichnet wird. [Ausser an-
dern Schriften über die S. ist vor allen
einzusehen 2. Buch Mos. Kap. 25 — 40; Jo-
seph, ant. jud. III, c. 3; Hutchinson, Geist
der Maurerci, S. 75-76; Hirt, Tempel Sa-
lomonis, S. 14—17, Taf. 1 ; Wilh. Neumann,
Die S. in Bild und Wort, mit 79 Abbild,
und 5 Tafeln in Buntdruck (1861).] In
französischen höhern Graden spielt das
Tabernakel eine Rolle und giebt die Be-
zeichnung für verschiedne höhere Grade
ab. [Vgl. Manuel maconnique, S. 163—165;
Oliver, Hist. Landmarks, l£ 130.] — Es be-
steht auch ein Ritter de« heiligen Taber-
nakels von Jerusalem, auch Aaronsorden
genannt, der um 1780 in Irland entstanden
ist, 1809 nach England kam und sich an
die tempiarischen Hochgrade anlehnt.
Stiftungsfest wird von jeder Loge all-
jährlich gefeiert. Eine Beschränkung in
Bezug auf Einladungen dazu an andre
Logen wurde wiederholt angeregt und ist
auch teilweise eingeführt. [Vgl. Bbl. 1889,
S. 175, 348. J
Stiftungsurkunde (Konstitution, auch
Charte, Charter, Patent) ist diejenige Ur-
kunde, durch die einer Loge die gesetz-
massige Gründung von der entsprechenden
GrossToge bestätigt wird. Bis zur Errich-
tung der Grossen Loge von London ge-
nügte es, wenn sich die gehörige Anzahl
von Freimaurern vereinigte, um eine ge-
setzmässigeLoge zu gründen. [Vgl. Preston,
Illustr., S. 36.] Dem von der Grossen
Loge von England gegebnen Beispiel,
dass allenthalben eine S. erfordert wird,
folgten später in andern Ländern die üb-
rigen Grosslogen. Doch sind auch nach
der Zeit noch einzelne Logen ohne gross-
meisterliche Genehmigung gegründet wor-
I den. [Vgl. Bst. F. 1898, Nr. 7.] Im üb-
rigen vgl. den Artikel Loge.
Stiller, Karl Christoph, mecklen-
burgscher Hofbuchhändler in Rostock,
geb. 16. Mai 1763 zu Strehlen in Schlesien,
gest. 80. April 1836, war ein eifriger Frei-
maurer, eine Zeit lang Meister vom Stuhl
der Loge Zum Tempel der Wahrheit und
trat auch als freimaurerischer Schriftsteller
auf: Deutsche Bücherkunde der Freimau-
rerei u.s.w. (Rostock u. Schwerin, 1830);
Neues Taschenbuch für Freimaurer (Ros-
tock 1801); Auserlesene Freimaurer-Lieder
(Rostock 1798).
Stoeckhardt, 1) Gerhard Heinrich
Jakobjan, geb. 28. März 1772 in Schwepn-
itz, gest. 28. Okt. 1830 in Bautzen als
Pastor secundarius, gehörte der Loge das.
seit 1805 an und machte sich um sie in
verschiednen Logenämtern und als Stuhl-
meister von 1816 — 80, sowie als thiltiger
Beförderer des von der Loge errichteten
Vereins zu Rat und That besonders ver-
dient.
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Stockholm
2) Ernst Theodor, Sohn des Vorigen,
Landwirt, geb. 4. Jan. 1816 in Bautzen,
gest. 27. März 1898 das., errichtete in
Brösa 1847 eine landwirtschaftliche Lehr-
anstalt, wurde 1850 Professor der Land-
wirtschaft an der höhern Gewerbeschule
in Chemnitz, 1861 Professor und Direktor
der landwirtschaftl ichen Lehranstalt inJena,
1872 Geheimer Regierungsrat im gross-
herzoglich sächsischen Staatsministerium,
Mitglied des Deutschen Landwirtschafts-
rats und gleichzeitig Immediat-Forstkom-
missar für die Universität Jena. — Dem
Bunde der Freimaurer trat er 1. Aug. 1838
als Mitglied der Loge Zur goldnen Mauer
in Bautzen bei, gründete 1864 und leitete
längere Jahre hindurch den Bruderklub
Zu den drei Rosen in Jena. 1886 nahm
er seinen Abschied und kehrte in seine
Vaterstadt Bautzen zurück, wo er 1890
den ersten Hammer übernahm und bis
Johanni 1897 behielt. S. widmete sich
namentlich archivalischen Forschungen
über die Verhaftung und Gefangenhaltung
Johnsons, die er der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln über-
mittelte. Verschiedne seiner Vorträge sind
in die freimaurerische Presse übergegangen,
namentlich in die Freimaurer-Zeitung.
(Vgl. Bbl. 1898, S. 174, 509. FZ. 1898,
S. 153.J
Stockholm (Hauptst des Königr. Schwe-
den, [1895] 271638 E.). Über die Anfänge
der Freimaurerei das. seit 1735 vgl. Schwe-
den. Nachdem bereits 1759 eine in fran-
zösischer Sprache arbeitende Loge unter
dem Vorsitz des Freiherrn Fredrik Horn,
der früher in einer Militärloge im Elsass
die Johannisgrade und dann inFrenellsLoge
in Metz die Andreasgrade erhalten hatte,
vom Landesgrossmeister Freiherrn Scheffer
(s. d.) gestiftet worden war, errichtete nach
liingern Vorbereitungen der Grosshändler
Karl Wilhelm Seele, Mitglied der Loge
St.- Jean auxiliaire, auf Grund einer Stif-
tungsurkunde der 1760 neu gegründeten
schwedischen Grossen Landesloge (vgl.
Schweden) eine Loge mit Arbeiten in
deutscher Sprache, die 27. Dez. 1761 von
Eckleff (s. d.) als Abgeordnetem Landes-
rossmeister eingeweiht wurde, unter Nr. 8
er neuen Matrikel und unter dem Namen
Karl. Sie stellte ihre Thätigkeit in den
80 er Jahren ein. [Vgl. Meddelanden fr&n
Svenska Stora Landslogen arkiv och bib-
liotek, Heft I (1892), S. 45, 55, 79.]
Stolherg, 1) Christian Graf zu, Dich-
ter, geb. 15. Okt. 1748 in Hamburg, gest.
18. Jan. 1821 auf Beinern Gute Windebye
bei Eckernförde, war Mitglied des Hain-
bundes. Seine Werke zeichnen sich durch
kraftvollen Ausdruck und Lieblichkeit aus.
Seine Staatsämter legte er zeitig nieder, um
sich seiner Muse zu widmen. — Freimaurer
wurde er in der Loge Zu den drei Rosen
in Hamburg 11. Mai 1774, woselbst er 22.
April 1775 auch den Meistergrad erhielt.
- Stolten. 485
[Vgl. Heyne, Mitteilungen zurVorgeschichte
der Loge Augusta zum goldnen Zirkel in
Göttingen aus dem 18. Jahrh. (Göttingen
1896), S. 17; BZC. 1899, S. 19.] Höhere
Stufen erhielt er in Berlin, doch zog
er sich zeitig vom Bunde zurück, wahr-
scheinlich aus denselben Gründen, wie
sein Bruder unter 2.
2) Friedrich Leopold Graf zu,
Bruder des Vorigen, geb. 7. Nov. 1750 in
Bramstedt, gest. 5. Dez. 1819 zu Sonder-
mühlen im Osnabrückschen, war ein gu-
ter Staatsmann, legte aber 1800 seine Amter
nieder, um sich den theologischen Studien,
nach seinem Übertritt zum Katholizismus,
zu widmen. Natur, Freundschaft und Frei-
heit waren das Lieblingsthema seiner Ge-
dichte, die sich durch grössere Kühnheit
der Gedanken von denen seines Bruders
unterscheiden. — Er wurde 11. Mai 1774 in
der Loge Zu den drei Rosen in Hamburg
aufgenommen, 22. April 1775 Meister und
erhielt später in Berlin höhere Grade, zog
sich aber vom Bunde zurück, da dieser
seinen religiösen Anschauungen nicht mehr
genügte.*) [Vgl. wie unter 1 Hevne und
BZC.J
Stolkln hiess nach der Sage des Meis-
tergrads derjenige, der zuerst von den
neun zur Aufsuchung des vermissten Hiram
ausgesendeten Meistern dessen Leichnam
entdeckte.
Stolp (St. in der preuss. Prov. Pommern,
24845 E.). I. Hier bestanden unter der
Grossen Landesloge in Berlin die Logen
St. Johannes zum Tempel der Tu-
gend, Zum roten Löwen (gegr. 1775,
eingew. 9. März 1776) und Zur strahlen-
den Sonne an der Ostsee (gegr. 12.
Sept. 1775), alle drei jetzt eingegangen.
II. Gegenwärtig bestehen das. unter
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln: 1) die Loge Zur
Morgenröte des höhern Lichts,
gegr. 29. Sept. 1816, eingew. 24. Jan.
1817. Mitgliederzahl (1009): 115. Vers,
werden durch Stadtzeitungen bekannt
gegeben. Klub: täglich. Ferien: Juli und
August. Eignes Logenhaus, Blumenstr. 24.
Milde Stiftungen (5) mit ca. 10000 M. Kapital.
Sterbekassenverein vom 12. Febr. 1861,
neue Satzungen vom 1. Nov. 1889. Haus-
gesetze vom 9. April 1897. 2) Die dele-
gierte altschottische Loge Zur strahlen-
den Sonne an der Ostsee, gegr. 12. Aug.
1840.
Stolten, Franz Edm., Kanonikus iu
Hildesheim, gest. 1812 als Dechant, wurde
Nov. oder Dez. 1762 in der Loge Pforte
zur Ewigkeit in Hildesheim als Freimaurer
aufgenommen, trat später zu der 1775 das.
gegründeten Loge Ferdinand zur gekrönten
Säule über, schloss sich aber 1809 der Loge
•) Zu berichtigen i»t I, 8. 877, daet die üebr. S.
der Loge Zum goldnen Zirkel in Göttingen Ange-
hört hatten.
28*
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436
Stoltte — Stralsund.
Zum stillen Tempel ebenda«, an. [Vgl.
Taute, Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 80.]
Stoltie, Johann August, geb. 15. Sept.
1802 in Dresden, gest. 7. Mai 1858 das.
als Oberappellationsgerichtssekretär, wurde
aufgenommen in den Freimaurerbund 28.
Nov. 1888 in der Loge Zu den drei Schwer-
tern in Dresden, war deren Schriftführer
und seit 1847 Vorsitzender des Dresdner ge-
schichtlichen Engbunds. Er bearbeitete
das Gesetzbuch der Loge und die Ur-
kundensammlung zu den Hazeliusschen
'Materialien zur Geschichte des deutschen
Logentuma.« [Vgl. Bh. 1858, S. 58. L.
XV, 167.]
Stolzenberg, s. Schidlitz.
Stoli, Alban, ultramontaner Volks-
schriftsteller, geb. 8. April 1808 in Bühl
im Badischen, gest. 16. Okt. 1888, wurde
1888 zum Priester geweiht und gab seit
1848 den «Kalender für Zeit und Ewig-
keit« heraus. Seit 1848 war er Professor der
l'aütoraltheologie und Pädagogik an der
Universität in Freiburg i. Br. Er schrieb
gegen die Freimaurerei »Mörtel für die
Freimaurer« (6. Aufl., Freiburg i. Br. 1876);
»Akazien-Zweig für Freimaurer« (2. Aufl.,
das. 1862) und »Naturgeschichte der Frei-
maurer« (Wien 1869). Gegen eratere Schrift
erschienen Venedeys »Dankschreiben eines
Freimaurers an seinen Bruder in Christo
Alban Stolz« (Lahr 1862); »Der unberufne
Mörtellieferant für Freimaurer« (Frei-
burg i. Br. 1862) und Günsts »Wijwater
voor Roomsch-Katholieken (Amsterdam
1868). [Vgl. FZ. 1862, S. 310, 324, 388,
404; 1873, S. 885, 393, 401, 409. Hagele,
Alban 8. (3. Aufl., Freiburg 1889).]
Stomachale, 8. Bauchzeichen.
Stone, Nikolaus, ein seiner Zeit ge-
schätzter Bildhauer in England, der von
dem berühmten Inigo Jones (s. d.) bei der
Verzierung seiner Bauten vielfach beschäf-
tigt wurde. Das Konstitutionenbuch (s. d.)
von 1723 meldet von ihm, dass er unter
Jones als Meistermaurer das Bankethaus
vollendet habe, das das schönste Gebäude
auf Erden sei. Die Ausgabe von 1788
macht ihn daher auch zum Aufseher unter
Jones und berichtet ferner, dass er eine
Schrift über Baukunst geschrieben habe,
die 1720 mit einigen andern schätzbaren
Handschriften von einigen zu ängstlichen
Maurern verbrannt worden Bei, als der
Grossmeister Payne (s. d.) eine Sammlung
der alten Urkunden vornahm, um daraus
die alten Gebräuche kennen zu lernen.
Wenn es auch sehr zu bedauern ist, dass
in dieser Weise manche vielleicht recht
wertvolle Urkunden vernichtet worden sind,
so beweist das Bekanntwerden von einer
immer grössern Zahl alter echter Kon-
stitutionen, dass etwas Wesentliches für die
Geschichte der alten Brüderschaft schwer-
lich mit vernichtet worden ist. Über S.'s Le-
bensumstände findet sich nichts weiter vor.
Storch, 1) Ludwig, Schriftsteller, geb.
14. April 1803 in Ruhla bei Eisenach,
gest. 5. Febr. 18dl in Kreuzwertheim am
Main, studierte Theologie, wendete sich
jedoch der schriftstellerischen Laufbahn
zu und ist hier namentlich durch sein
»Ein deutscher Leinweber« bekannt ge-
worden. — S. wurde in der Loge Charlotte
zu den drei Nelken in Meiningen 18. April
1864 in den Freimaurerbund aufgenommen.
[Vgl. A. XXVI, S. 357; XXVII, S. 252.
Bh. 1864, S. 199.)
2) Arthur, s. ächneeb erger.
Strackerjan, Christian Friedrich,
Oldenburg. Oberamtmann und Hofrat, geb.
23. Dez. 1777 in StoUhamm, gest. 20. Jan.
1848 in Oldenburg, war ein Forscher
in maurerischer Geschichte, obgleich nichts
von seinen Forschungen in die Öffent-
lichkeit gelangte, bis auf den kleinen
Geschichtsabriss im Ortsgesetzbuch der
Loge Zum goldnen Hirsch und einige
maurerische Gesänge. Er war der erste, der
auf die Uncchtheit der sogenannten Kölner
Urkunde (s. d.) hinwies und den reichsten
Stoff dazu zusammenbrachte. Aufge-
nommen in der Loge Zum goldnen Hirsch
in Oldenburg 8. Mai 1802, stiftete er 24.
Juni 1810 die Loge Wilhelm zum silbernen
Kreuz in Varel (s. d.), deren erster und
einziger Meister er bis zu deren Vereini-
gung mit der Loge Zum goldnen Hirsch
in Oldenburg 24. Juni 1842 war, wo er
als Ehrenaltmeister und Senior letzterer
wieder beitrat und sich mit Merzdorf (s. d.)
und Rennenkampff (s. d.) grosse Verdienste
um sie erwarb.
Strafen, s. Beoht.
Stralts Settlements (brit. Kolonie auf
der Halbinsel Malakka). Die erste Loge
in den S. S. wurde von der Atholl-
Grossloge in Pinang 1809 gegründet,
die bis 1819 thätig war. 1822 folgte
eine Militärloge. Nach ihrem Erlöschen
wurde von der Grossloge von England die
alte Loge in Pinang wieder erneuert und
arbeitete bis 1846. Darauf errichtete die-
selbe Grossloge in Pinang 1850 eine neue
Loge, die 1862 aus der Matrikel schied,
sodann 1875 und 1889 zwei Logen, die
noch thätig sind. In Malakka stiftete die
englische Provinzialgrossloge von Bengalen
1825 eine Loge, die ihre Thätigkeit wieder
eingestellt hat. In Singapur gründete die
Grossloge von England 1845, 1858 und 1867
drei Logen, von denen sich zwei 1867 ver-
schmolzen. Endlich errichtete dieselbe
Grossloge 1887 in Taiping (Malaienstaat
Perak) eine Loge, die 1894 nach Batu ver-
legt wurde, und 1889 in Kuala Lainpur
(Malaienstaat Selangor) eine solche. Die
sechs Logen in den S. S. unterstehen der
englischen Distriktsgrossloge des Eastern
Archipelago.
Stralsund (St. in der preuss. Provinz
Pommern, 80097 EX I. Früher bestanden
hier: 1) die von der Grossen Landesloge von
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Strasburg —
Schweden 20. Okt. 1762 gestiftete Johannis- j
löge Zur Eintracht, bereits seit 1772
eingegangen ; 2) die von der schwedischen
Feldloge zu Greifswald gestiftete und 17.
Febr. 1763 von der Grossen Landesloge von
Schweden anerkannte Johannisloge La
charitl, nachmals gleichfalls geschlossen.
— II. Gegenwärtig hestehen hier: 1) die
von der Grossen Landeslogo von Schweden
8. Febr. 1798 gestiftete, 14. Nov. 1816 bei
der Grossen Landesloge zu Berlin ange-
nommene Johannisloge GustavAdolfzu
dendreiStrahlen. Mitgliederzahl ( 1 900) :
127. Vers.: Dienstags und Sonnabends.
fDenkmünze derselben HMW. Nr. 156.
Pütter, Th. Aug. Ferd., Geschichte der
Loge, umfassend die ersten 50 Jahre
ihres Bestehens (Stralsund 1858). Bst. R.
1882, S. 8 (Die ersten Anfänge der Frei-
maurerei in Neu-Vorpommern, Schwedisch-
Pommern und besonders in Stralsund).]
2) Die Andreasloge Qua tu or elementa,
gest. 19. Febr. 18C0, gleichfalls von der
Grossen Landesloge von Schweden und
14. Juli 1817 bei der Grossen Landesloge
zu Berlin angenommen. [Vgl. Geschicht-
liche Notizen über die Loge, gesammelt
zu deren 50 jähr. Stiftungsfeier 80. Nov.
1850 (Greifew. 1850).] 8) Unter der Grossen
Loge Royal York die Loge Sundia zur
Wahrheit, eingew. 23. Sept. 1877. Mit-
gliederzahl (1900): 142. Vers.: 2. und 4.
Dienstag. Klub: Dienstags. Freitags und
Sonntags. Ferien : Juli una Aug. Logen-
lokal: Bielkenhagen.
Strasburg (St. in der preuss. Provinz
Westpreussen, 6725 E.). Hier besteht unter
der Loge in Graudenz ein maurerisches
Kränzchen Zur Wacht im Osten, gegr.
6. März 1895. Mitgliederzahl (1900): 15.
Gesetze vom 28. Aug. 1895 3. März 1896.
Strass, Karl Friedrich Heinrich.
Geh. Kreigjustizrat, Rechtsanwalt und
Notar in Berlin, geb. das. 18. Jan. 1803, I
gest. im Juni 1864, trat 1888 in den Frei-
maurerbund und bekleidete bald die wich-
tigsten Ämter sowohl in seiner Loge Zu
den drei goldnen Schlüsseln in Berlin, als
in der Grossen Landesloge das., bei der er
namentlich mehrere Jahre als Grossredner
thätig war. Zunehmende Kränklichkeit
nötigte ihn zur Abgabe der Ämter, von
denen er nur den Vorsitz der Mittwoch-
tische oder -Brudermahle behielt, eine der
Grossen Landesloge eigentümlichen Ein-
richtung.
Strasburg (Hauptst. von El sasa- Loth-
ringen, 185608 E.). I. Hier bestanden
unter der französischen Herrschaft folgende
Logen*): 1) La Concorde, gest. 17. Jan.
*) Nach ictner Angabe hat r. Hand (». d.) 174S
auf seiner Rückxeiee ron Pari* in S. eine Log« Zum
goldnen Schwert mit gründen helfen [Tgl.
Schröder, Geschichte der Freimaurerei in Naumburg
e. d. 8. (189«), 8. 10]. Vgl. auch Sohwedea und
8chwe4lMBM Spte».
Strasburg. 487
1757, neu gegr. vom Grossorient von
Frankreich 27. Aug. 1808. 2) La can-
deur wurde nach dem Siebenjährigen
Kriege von der Loge St. -Jean des voya-
geurs (die 1778 Les vrais amis hiess) ge-
stiftet und bearbeitete die gewöhnlichen
französischen Hochgrade, namentlich den
Chevalier de l'orient, Rosecroix, als Schluss
den Chevalier du Dragon (worunter man
den Tempelorden versteckte). Sie bildete
ein Conseil priv£, das sie mit dem Namen
eines Grosskapitels belegte. Am 2. Mai 1772
erhielt sie von der Grossloge von England
durch den Provinzialgrossmeister Gogel (s.d.)
in Frankfurt a. M. eine Stiftungsurkunde
und wurde 22. Dez. 1777 dem schottischen
Direktorium einverleibt. 8) L'aniitie\
Diese Loge wurde nicht anerkannt und
vereinigte sich 17. Okt. 1764 mit der Loge
unter 2. 4) St.-Jean d'Heredom de
Sainte-Ge"ne>ieve, gest. 17. Jan. 1757
(identisch mit Nr. 1?). 5) Le parfait
silence, gest. 4. Febr. 1767, trat später
zur strikten Observanz über. 6) 1775
wurde S. eine Präfektur und der Sitz des
Hochkapitels der fünften Provinz der
strikten Observanz (Bourgogne). Unterm
schottischen Direktorium in S. standen
die Logen La candeur und Le parfait
silence in S., Les vrais Bourgignons in
Saarburg, L'auguste fidelite* in Nancy, La
Concorde in Kofmar und La bienfaisance in
Buchsweiler. 7) Ferdinand aux neuf
6 toi les, bestand 1782 unterm schottischen
Direktorium. 8) Les beaux arts, eine
schottische Loge mit dazu gehörigem
Kapitel des Ordre royal de H-r-d-m von
Kilwinning, 1787. 9) La vraie frater-
nitä, gest. 16. Mai 1808 vom Grossorient
von Frankreich. 10) Les freres r£unis,
gest. 5. Okt. 1811 nach dem schot-
tischen Ritus. Sie Hess zu Ehren Opper-
manns 1841 eine Denkmünze schlagen
[vgl. L. IX, 116]. 11) Les coeurs f ideles,
bestand in den zwanziger Jahren des
neunzehnten Jahrhunderts. 12) Les trois
epoques Nr. 108, gest. 1846 vom Supreme
Conseil von Frankreich. Bei der Ein-
verleibung ElBass- Lotbringens in das Deut-
sche Reich bestand nur noch die Loge
unter Nr. 10, die sich auflöste, weil sie
sich nicht einer deutschen Grossloge
unterstellen wollte. — H. Seitdem sind
folgende Logen in S. entstanden: 18)
Zum treuen Herzen, gest. 5. Jan. 1873
unter der Grossloge Zur Sonne, die 3. Jan.
1876 zur Grossen Loge Royal York Über-
trat. Mitgliederzahl (1900): 140. Vers.:
Mittwochs. Gesellige Zusammenkünfte:
Mittwochs, Sonnabends und Sonntags.
Kignes Logenhaus: Möllerstrasse 11.
Ortsgesetz von 1872. Milde Stiftung:
Witwen- und Waisenstiftung, Kapital ca.
10000 M. Am 12. Sept. 1886 hielt Kaiser
Friedrich III. in dieser Loge seine letzte
maurerische Arbeit. [Vgl. Zur Feier des
25 jähr. Bestehen» der Loge (Strassb. 1898)].
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438
Strassburger Münster — Stuart.
Mit der Loge ist ein Innerer Orient
verbunden, gest. 2. Jan. 1886. 14) Die
Loge An Erwine Dom, hervorgegangen
aus einem Kränzchen gleichen Namens,
das sich 21. Mai 1881 bildete und unter
der Loge Zur Einigkeit in Frankfurt a. M.
stand, gest. unter dem Eklektischen Frei-
maurerbund 23. Jan. 1882, eingew. 12. Febr.
1882. Mitgliederzahl (1900): 72. Vers,
und gesellige Vereinigungen: Sonnabends.
Lokal Am hohen Steg 25. Ferien: Juni
bis 15. Sept. Milde Stiftungen: a) Wit-
wen- und Waisenkasee, mit einem Sterbe-
geld von 400 M. b) Stiftung zur Unter-
stützung hilfsbedürftiger Kranker (in der
Bildung begriffen). [\gl. Entstehung und
Einsetzung der jüngsten Eklektischen
Tochterloge An Erwins Dom 12. Febr. 1882
(Lpz. 1882)1. — In S. wurden 16.-18. Aug.
1846 und 1849 maurerische Kongresse (s. d.)
abgehalten [vgl. L. IX, 5].
Strassburger Münster, s. Münster.
Straus, Johann Karl Andreas, Schul-
vorsteher in Hamburg, geb. das. 25. Aug.
1793, gest. 27. Dez. 1852 das., wurde 19. Nov.
1828 in die Loge Zum Pelikan aufgenom-
men, war Mitstifter der Loge Boanerges
zur Bruderliebe 1832 und Redner, Schrift-
führer, 2. und 1. Aufseher, abgeordneter
Logenmeister dieser Loge, dann Provin-
zialgrossschriftführer. Er gab mit Horst-
mann (s. d.) das »Archiv für Freimaurer«
(Hmbg. 1841—48) heraus.
(Streichung ist die einfache Weglassung
des Namens eines Logenmitglieds in dem
Mitgliederverzeichnis. Sie erfolgt In der
Regel, wenn ein solches längere Zeit keine
Nachricht von sich gegeben nat oder, wenn
über See befindlich, als verschollen an-
zusehen ist, ausserdem bei Nichterfüllung
der pekuniären Verbindlichkeiten (Nicht-
entrichtung der laufenden Beitrage). Ein
besonderes Verfahren ist dabei meist nicht
vorgeschrieben.
Strick. Nach dem ältesten englischen
Gebrauchtem wird dem Aufzunehmenden
ein S. (Kabeltau genannt, s.d.), der hinten
nachschleift, einmal um den Hals gelegt.
In der neuenglischen Lehrart ist der S.
gleich bei dessen Entstehung abgeschafft
worden. Denn er findet sich weder im
Grand Mystery, noch bei Prichard, noch bei
Browne. Vielleicht war er schon vor 1717
nicht mehr gebräuchlich. Er kommt aber
noch in amerikanischen Logen vor (im an-
cient York Rite). Ebenso geschah es im
Französischen Der S. soll darauf hin-
deuten, dass der Geist des Profanen um-
schlungen gehalten werde von allen Vor-
urteilen, die ihn verhindern, den Wert der
Andersgläubigen oder der dem äussern
Anschein nach etwa durch andre Geburt
minder gut bedachten Menschen richtig zu
schätzen; sodann soll er hinweisen auf die
Gewalt, die den Menschen hin und her
treibt, d.h. auf die Leidenschaften. [Vgl. FZ.
1883, S. 882, 864.] Frühzeitig wurde dieser
Brauch aus dem Lehrlings^rad in den
sogenannten schottischen Grad (s. d.) ver-
legt und späterhin der S. Hirams Ehren-
band genannt [vgl. Krause I» 2. Abt., S. 290].
Ein Seil um den Hals trugen bei den alten
Germanen [vgl. Jak. Grimms Rechtsalter-
tümer] sowohl solche, die sich auf Tod
und Leben ergaben, als an gewissen Orten
die Freibauern, zum Zeichen geringerer
Knechtschaft oder Hörigkeit. Über die
dreifache Schnur der Brahminen — die
Schnur des Gehorsams — , über die Korde
der christlichen Einsiedler und Mönche,
über die Bedeutung der Schnur bei Auf-
nahme in den Jonannisorden s. Krause
III, S. 471 Anm.; IV, S. 64 Anm. b. [Vgl.
Schauberg, Symbolik der Freimaurerei
(Schaffh. 1861) I, 8. 381.]
Striegau (St. in der preuss. Prov. Schle-
sien, 12627 E.). Eine Loge Friedrich
zur Treue an den drei Bergen wurde
hier 17. Jan. 1860 von der Grossen Landes-
loge in Berlin gegründet und 4. Juni
1860 eingeweiht. Vers. Mittwochs; Klub:
Dienstags und Sonnabends; Ferien: Juli
und August. Mitgliederzahlf (1900): 71.
[Vgl. S. L. 1900, S. 157.]
Strikte Observanz , s. Observantia
atricta: d. i. (das v. Hundsche) Tempel-
herrensystem (b. d.).
Stuart, Karl Eduard, Sohn des Präten-
denten der englischen Krone Jakobs VHI.
(als König von Schottland) oder Jakobs ni.
(als König von England), geb. 31. Dez. 1720
in Rom, gest. das. 81. Jan. 1788, hatte eine
kurze Zeit den berühmten Ramsay (s. d.)
als Erzieher, von dem er wahrscheinlich
auch mit den Haustraditionen bekannt
gemacht wurde. Wie sein Vater Jakob,
so versuchte auch er sich mit Waffen-
gewalt den Thron Schottlands zu erobern
und unternahm 27. Juni 1745 einen Ein-
fall, sich bis zum April 1746 im Königs-
glanz behauptend. Die Schlacht bei Cullo-
den am 27. April 1746 machte aber seiner
Regierung ein Ende, und fünf Monate
lang war er gezwungen, sich als Flücht-
ling im eignen Königreich zu verbergen,
bis es ihm gelang, 10. Okt. 1746 das feste
Land (Frankreich) zu gewinnen. Von 1746
an lebte er erst in Frankreich, dann in
Italien. Durch seine Leiden während
seines flüchtigen Umherirrens nach der
Schlacht von Culloden hatte er die Auf-
merksamkeit von Europa auf sich gezogen
und erwarb sich die Auszeichnung, dass
er bald als einGrossmeister der Freimaurerei,
bald als ein unbekannter Gro&Bmeister der
Templer angesehen wurde, wenigstens dass
man in ihm den ersten Spender des Rose-
croix in Frankreich sab. Möglich, aber un-
erwiesen, dass er den alten Überlieferungen
folgend, »ich in Frankreich — wenn
das überaupt nötig war — zum Frei-
maurer aufnehmen liese, und da»s er oder
seine Anhänger die freimaurerischen Hoch-
grade zu politischen Zwecken entweder
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Stuartsbruder
— Studentenorden.
439
benutzten oder mit denselben politische
Dienste belohnten. Selbst die unter dem
Text befindliche Note bei Laurie (2. Ausg.),
History of Freemasonry, S. 163, bei Ge-
legenheit der Erwähnung eines Protokoll-
buchs einer zu Rom 1735 bestehenden
Loge: »dies ist die Loge, welcher der Prinz
Karl Eduard vorstand«, ist mit grosser
Vorsicht aufzunehmen; wenigstens kann
er bis 1750 nicht dereu Meister gewesen
sein, und es ist überhaupt unwahrschein-
lich, dass er, der strenge Katholik, einer .
unter dem Banne befindlichen Gesellschaft :
angehört habe, namentlich da er vom Papst (
Unterstützung gehabt. Was sonst über die
maurerische Thätigkeit des Prinzen gesagt
wird, beschränkt sich auf folgende Ordens-
sagen: 1) Das Schottisch- Jakobitische Cha-
pitre primordial vom Rosecroix in Arras
will von ihm seine Stiftung mit ausgeschrie-
benen Worten: »Donnerstag den 15. Tag
des zweiten Monats 1745« erhalten haben,
zur Anerkennung der von den Maurern zu :
Arras und den Offizieren der Garnison, I
während seines sechsmonatlichen Aufent-
halts daselbst, erhaltnen Beweise der Wohl-
thätigkeit und Anhänglichkeit (bienfai-
sance et attachement). 2) Das System
der Ecossais fideles de la vielle bru in
Toulouse will 1747 vom Prinz -Präten-
denten seine Stiftung erhalten haben zur j
Erkenntlichkeit der guten Aufnahme, die
Sir Samuel Lockard von den Maurern
zu Toulouse erfahren habe. 3) Der Parfait
Maitre Anglais soll nach der Aussage
seines Verfertigers Boucher de Lenoncourt \
(1760) vor 1740 in Frankreich wenig be-
kannt gewesen und damals erst von eng- I
lischen Kriegsgefangneu aus Dankbarkeit
für empfangne Höflichkeiten mitgeteilt
worden sein, wie ihn auch der Prinz-
Prätendent einigen Stabsoffizieren erteilt
hätte, die ihn nach Schottland begleitet
hätten. 4) In den 1843 zu Edinburg
erschienenen Statuten des Templerordens
XVI wird aus einem Brief des Herzogs
von Perth an Lord Ogilvie vom 20. Sept.
1745 (der auch in Freemas. Magaz. 1862,
Sept. 27, S. 256 abgedruckt ist) erzählt:
»Der Prinz sei am Donnerstag, 24. Sept.
(richtiger 23.Spt.), in Anwesenheit von zehn
Rittern, in vollem Ornat, in dem allein
noch arbeitenden nördlichen Konvent zum
Tempelherrn aufgenommen worden und
habe gelobt, den Tempel wieder herzu-
stellen, höher als er gewesen zur Zeit Wil-
helms des Löwen, worauf Lord Athol seine '
Würde als Regent niedergelegt habe und j
Se. königliche Hoheit zum Grossmeister ,
erwählt worden sei.« Oliver legt sich die
Sache so zurecht, dass nicht vom Tempel-
orden, sondern vom königlichen Orden
Robert Bruces die Rede sei und dass nur
später als vorgeblicher Grossmeister von
Heredom der Prinz zu Arras und Toulouse
diese ungesetzmägsigen Kapitel, nament-
lich das vom Adler und Pelikan geneh- '
migt habe. [Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, I, 74 — 76 ; Oliver,
Historical Landmarks, n, 40-42; Thory,
Hist. du Grand Orient de France, 8. 184,
findet sich die Urkunde für Arras, deren
wir oben erwähnten, die auch Lenning, III,
437 vollständig abgedruckt hat, nur frei-
lich mit der falschen Jahreszahl 5747, statt
5745.] 5) Wird die Vermutung ausgespro-
chen, dass der v. Hund (s. d.) verborgne als
21. nach der Wiederherstellung desTempler-
ordens 1743 erwählte (unbekannte) Gross-
meister der Prinz-Prätendent gewesen sei.
Die Kleriker nannten seinen Namen gerade-
zu. Die Sache ist aber sehr unsicher,
selbst wenn man die verneinende Antwort
des Prinzen vom J. 1780 auf die unmittel-
bare Anfrage des Herzogs von Söderman-
land wegen der Grossmeisterschaft auch
so auslegen wollte, dass er, der sich der
Trunkenheit ziemlich ergeben hatte, doch
so viel Klugheit noch besass, jede Ver-
bindung mit der Freimaurerei und dem
Innern Orden abzulehnen, da er von der
Unterstützung des Papstes lebte. Dass er
sich in frühern Jahren, als dem Rechte
nach König von Schottland, zugleich ala
erblicher Grossmeister des Maurerbundes
betrachtet haben mag, wie auch Reumout
Gräfin v. Albany (Brl. 1860) I, 239, meint,
ist nicht unwahrscheinlich. [Vgl. L. 1875,
S. 8.]
Stuartsbrüder ist die Benennung des
7. Grads der schwedischen Lehrart (s. d.)
in Skandinavien.
Stuartsloge, s. Steward. Ausserdem
werden S. auch die Kapitel in der schwe-
dischen Lehrart (s. d.) genannt.
Studentenorden. Die S. haben eigent-
lich nichts mit dem Freimaurerbunde zu
thun, es kann sich hier nur um das All-
gemeine handeln. Auf den alten Uni-
versitäten waren die Nationalitäten (Lands-
mannschaften) oder die Zusammenwohnen-
den ( Bursari i) gewissermassen der Stamm
der spätem Verbindungen, die sich er-
weiterten uud auch den zur Universität
neu Hinzutretenden ähnlich mitspielten,
wie es in den Gilden, Innungen und
Zünften geschah, also den sogenannten
Pennalismus ausübten. Nach dem Dreissig-
jährigen Krieg — in dem alles verwilder-
ter und roher wurde — war das Leben
der Studenten meist sehr ungeordnet und
wüst und hob sich auch nicht, als die
Orden im 18. Jahrhundert auftraten, deren
frühester wohl der Inviolable Orden oder
die unverletzbare Verbindung ist, denen
sich dann der Mosellanerorden , der Ami-
cisten- und Concordienorden (s. d.), der der
Schwarzen Brüder (s. d.), der Oonstantisten,
Unitisten, Defensionisten u. a. anschlössen.
Das Haupt dieser Orden war der Senior,
daneben ein Sekretär, dann folgten die
Ordensbrüder, die Ordenszeichen trugen
und sich nach geschriebnen Gesetzen,
den Ordensregeln, richteten. Allen diesea
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440
Stufen — Stukeley.
Orden, die freilich vielfach ausarteten,
lagen nach F. Chr. Laukhard {Der Mosei-
laoer- oder Amicistenorden nach Beiner
Entstehung (Halle 1799), S. 39], der eine
glaubwürdige Quelle ist, da er sich in dem
Ordenswesen vielfach herumgetrieben hat,
folgende Gesetze zu Grunde: 1) Niemand
kann aufgenommen werden, ehe man weiss,
ob er Religion hat, verschwiegen und auf-
richtig ist. 2) Kein Bruder darf jemand
vorschlagen, der nicht geeignet erscheint.
Der Vorschlagende haftet für den Auf-
genommnen. 8) Jeder ist verbunden,
seinem Bruder zu helfen, wenn es ohne
seinen merklichen Schaden geschehen kann.
4) Duell und Selbstrache ist verboten,
der von einem Bruder Beleidigte hat sich
dem Ausspruch des Ordens zu unterwerfen.
5) Die Brüder sind verbunden, einander
auf ihre Pflichten und Fehler freundschaft-
lich aufmerksam zu machen. 6) Drei Tage
ist völlige Gastfreundschaft zu üben. Un-
nötigerweise den Brüdern zur Last zu
fallen, ist verboten. 7) Niemand darf eine
Abschrift der Gesetze haben, auch in
keinen andern Orden treten oder eine neue
Loge errichten, wenn er nicht vom Ordens-
meister dazu bevollmächtigt ist. Diese
Ordensverbindungen, deren einige ihren
Einfluss über das akademische Leben hin-
aus auszudehnen versuchten, dauerten nur
bis Ende des 18. Jahrhunderts und wurden
von den Landsmannschaften und Corps, die
nebenher schon bestanden, abgelöst, deren
ursprünglicher Zweck ein erheiterndes Zu-
sammenleben gleich gestimmter und ge-
sinnter Universitätsfreunde war. [Vgl. über
die S. und namentlich die wunderlichen
Gebräuche der Deposition und des Pennal-
wesens vgl. Kloss, Bibl., Nr. 2769—2807;
ferner Tholuk, Akademisches Leben des
17. Jahrh. (2 Bd., Halle 1864); Fuchs, Die
S. des 18. Jahrhunderts: A. 1893, S. 74
u. 79; Freimaurerische Studentenverbin-
dungen: Bbl. 1888, 8. 343. Bh. 1892, S.
184. FZ. 1850, S. 181. L. 1884, S. 132;
Fabricius, Die S. des 18. Jahrh. und ihr
Verhältnis zu den gleichzeitigen Lands-
mannschaften (Jena 1891); H. L. 1896, 8.
2417; S. L. 1894, S. 139. Pernwerth v.
Bärnstein, Beiträge zur Geschichte und
Litteratur des deutschen Studententums
(Würzburg 1882).]
Stufen, eine in der Freimaurerei häufige
und in verschiedner Art angewendete Be-
zeichnung. (S. Grade.)
Stuhlmeister, s. Meister vom Stuhl.
Htuhlmeisterrersammlungen. Nebenden
Logengau verbänden bestehen noch sog. S.,
zu denen nur Vorsitzende Meister als Ver-
treter zugelassen werden. Man wollte ein
Gleiches auch für die Logengau verbände,
weil diese dadurch mehr » Vertrauen « bei
den Grosslogen erhielten. Man hat sich
aber im allgemeinen damit nicht befreun-
den können und der freien Vereinigung
den Vorzug gegeben, wenn auch bei
den Vertreterversammlungen der Gauver-
bände thatsächlich meist nur Vorsitzende
Meister die Vertretung haben. 1) Der
älteste Verband der Stuhlmeister ist der
1861 in Hannover unter den Stuhl-
meistern der dortigen drei Logen gegrün-
dete. 2) Die mecklenburgsche S. be-
steht aus den 8 Mecklenburger Tochter-
logen der Grossen Landesloge in Berlin,
seit 1883. 3) Die 7 württembergschen
Logen in Stuttgart (2), Hall, Heilbronn,
Luc Iwigsburg, Reutlingen und Ulm hatten
9. Febr. 1890 einen Verband gegründet
zum Zweck der Besprechung von An-
gelegenheiten, die die württembergschen
Logen gemeinsam und die Freimaurerei
im allgemeinen betreffen, er ist aber
nur wenige Jahre thätig gewesen, ohne
sich eigentlich aufzulösen. [Vgl. L. 1895,
S. 41.] 4) Die Meistervercinigung der
Johannislogen in Berlin und der Pro-
vinz Brandenburg mit Satzungen
vom 16. April 1890, zum Zweck, durch
einen regelmässigen persönlichen Verkehr
die Verständigung über Fragen zu er-
leichtern, die das Leben und die Entwick-
lung der Einzellogen, sowie des gesamten
Maurertums berühren, angeregt 16. April
1888 bei Gelegenheit der Einweihung der
neuerbauten Festräume der Grossen Na-
tional-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln.
Die Vereinigung hat 1894 eine »Zentral-
; stelle zur Registrierung von Beitritts- und
Entlassungsgesuchen« ins Leben gerufen,
1 die 1897 in eine > Auskunftsstelle« (s.d.) um-
gewandelt worden ist und eine Kontrole
darüber bezweckt, ob die Suchenden
schon früher einmal die Aufnahme nach-
. gesucht haben, warum diese nicht erfolgt
i ist und weshalb solche, die Annahme oder
Wiederaufnahme wünschen, entlassen wor-
den sind. [Vgl. L. 1894, S. 125; 1895,
S. 92; 1898, S. 62.] 5) Die Meisterkonfe-
renzen der Logenmeister von Hamburg
und Umgegend. Über diese beiden Ver-
j Sammlungen verlautet nur wenig, selbst
nur selten über die Zeit der Zusammen-
1 künfte, über die Verhandlungen und Be-
schlüsse gar nichts. 6) Die hammer-
führenden Beamten der pom m er sehen
Logen treten seit 1894 alljährlich zusam-
men. [Vgl. L. 1895, 8. 101; 1897, 8. 104.]
7) Die hammerführenden Meister der bay-
er sehen Logen haben seit 1896 begonnen,
periodisch wiederkehrende Besprechungen
zu halten. [Vgl. Bayern u. L. 1896, S.
45.] _ Seit Nov. 1899 haben auch die
Schweizer Stuhlmeister solche Versamm-
i lungen eingerichtet, und gleich die erste
ist in die praktische Thätigkeit eingetreten,
indem verschiedne Angelegenheiten be-
hufs einheitlicher Regelung besprochen
worden sind.
Stukeley, William, Rev., Dr. med., geb.
7. Nov. 1687 zu Holbach in Lincolnshire,
gest. 1765 in London, war Arzt bis 1729
und wurde dann Geistlicher. Seit 1717
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Stuttgart.
441
in London, wurde er 1718 Mitglied der
Königlichen Gesellschaft und nahm an
der Ern eueruDp der Gesellschaft der Alter-
tumsforscher teil. Nachdem schon früher
wichtige Einzelheiten aus seinem hand-
schriftlichen Nachlas« bekannt geworden
waren, hat W. G. Luids in den Veröffent-
lichungen der »Surtee« Society« [Vol. 78
(1880), 76 (1883) und 80 (1885)] S. s Tage-
bücher und Briefe bekannt gemacht, wo-
nach Gould (s. d.) eine Zusammenstellung
der die Freimaurerei betreffenden Nach-
richten geliefert hat, indem er den Ver-
fasser als Nr. 5 der »Maurerischen Be-
rühmtheiten« vorführt (AQC. VI, 127—148).
S. wurde 2. Jan. 1721 mit zwei andern
Herrn als Freimaurer aufgenommen, wie
er im Tagebuch erzählt, und in seiner
Lebensbeschreibung fügt er hinzu, es sei
damals in ganz London nur mit Mühe
die nötige Zahl zu finden gewesen, was
natürlich so zu verstehen ist, dass seine
Standesgenossen zu jener Zeit nur sehr
spärlich unter den Freimaurern vertreten
waren; denn Maurer niedererHerkunft wären
wohl leichter aufzutreiben gewesen. Nach
seiner Aufnahme sei der Beitritt öffentliche
Mode gewordeu, die sich nicht allein über
Britannien und Irland, sondern über ganz
Europa verbreitete. Am 24. Juni 1721
wohnte S. der Versammlung der Grossloge
bei (vgl. oben I, S. 234), 27. Dez. wurde
er Mitstifter und erster Meister einer neuen
Loge; 25. Mai 17*22 war in seiner Loge
eine Versammlung von vornehmen Mau-
rern, um das Johannisfest vorzubereiten,
3. Nov. besuchten der Grossmeister Her-
zog v. Wharton (s. d.) und Lord Dalkeith
seine Loge. Am 7. Nov. 1722 stiftete er
den »Orden des Buches oder der Römi-
schen Kitterschaft«.*) 1726 ging er nach
Grantham, um eine Zeitlang auf dem
Lande zu leben; er gründete dort eine
Loge und hielt diese, bis er 1730 den Ort
verliess, um eine Pfarre in Stamford an-
zutreten. Von 1748 bis zu seinem Tode
hatte er eine Pfarre in London, von
Logenbesuchen erfährt man aber nichts
mehr. An einer andern Stelle äussert er
sich ausführlich über Martin Folkes, von
dem er nicht viel gehalten hat; in Reli-
gionssachen sei er ein irrender Ungläubiger
und ein lauter Spötter, bekenne sich als
Gevatter aller Affen, glaube nichts von
einem künftigen Zustand, von der Schrift
und von der Offenbarung, er habe viele
Adlige verführt, glaube, es sei kein Unter-
schied zwischen uns und den Tieren; im
Jahre 1720 habe er ihn (S.) zu einem un-
gläubigen Klub eingeladen, den er Sonn-
tags abends in seinem Hause abhielt, seit
jener Zeit habe er den Unglauben mit
grosser Beharrlichkeit verbreitet und in
der Königl. Gesellschaft modisch gemacht.
Bemerkenswert ist, dass S. bei allen seinen
*) Über diesen Orden 1*1 tonst nicht« weiter bekannt.
absprechenden Äusserungen Über Folkes
niemals dessen Beziehungen zur Freimau-
rerei erwähnt, auch nicht, dass er seine
ungläubige Richtung in die Logen ge-
tragen habe, sondern er spricht nur von
seinem Einfluss in der Königlichen Ge-
sellschaft. Es ist auch zweifellos, dass
8., ein ganz frommer Mann, nicht Jahre
lang ein so eifriger Freimaurer gewesen
wäre, wenn er unter den Maurern jene un-
gläubige Richtung hätte herrschen sehen.
Eingetreten war er, wie er selbst erzählt,
weil er Überbleibsel der Mysterien der
Alten in der Maurerei zu finden hoffte;
der gleiche Beweggrund mag auch andre
Männer zum Beitritt bewogen haben.
Stuttgart (Hauptst. des Königr. Würt-
temberg, 158321 E.). I. Die erste Loge
das. war die 1768 mit der Ludwigsburger
Loge Zur vollkommnen Einigkeit (s. d.)
vereinigte Loge Zu den drei C'edern,
mit der eine Scbottenloge Jerusalem und
ein Rosasches Jerusalerakapitel verbunden
war, über die aber nur noch wenige Ur-
kunden vorhanden sind (Konferenz vom
I 18. Okt. 1768). [Vgl. Festschrift zur Feier
des 50 jähr. Jubiläums der Loge Wilhelm
zur aufgehenden Sonne von J. Ph.
Glökler (1885)]. Wegen verschiednerlei
Missständen bei der Ludwigsburger Loge
trennte sie sich von ihr und liess sich
1774 von der Frankfurter Grossloge mit
Einwilligung des Herzogs Karl von
Württemberg eine Stiftungsurkunde der
strikten Observanz ausstellen. In dieser
wurde S. Herrenburg genannt. Infolge
herzoglichen Befehls vom 7. Juli 1784
musste sie, wie die Ludwigsburger Loge,
ihre Arbeiten einstellen, da die Logen von
der Regierung mit Misstrauen beobachtet
wurden. Sie that es mit den Worten:
»Wir stellen unsre Arbeiten ein, mit dem
Wunsche, einer glücklichern Nachkom-
menschaft zu überlassen, was wir mit
bestem Willen nicht zu bewirken ver-
mögend waren.« II. 1834 gelang es dem
Opernregisseur Krebs (s. d.), durch eine
Eingabe König Wilhelm I. von Württem-
berg für die Freimaurerei zu gewinnen,
so dass von nun an nach einer Zuschrift
des Ministers des Innern v. Schlayer die
Freimaurer »an der Ausübung der Frei-
maurerei ferner nicht behindert waren«.
Infolgedessen wurde die jetzt noch be-
stehende Loge Wilhelm zur aufgehen-
den Sonne von der Grossloge Zur Sonne
gestiftet und am 26. Sept. 1835 eingeweiht.
Ihr erster Meister vom Stuhl wurde Krebs,
der das Amt bis zu seinem Tode 1851
verwaltete. Mitgliederzahl (1900): 154.
Eignes Logenhaus: Augustenstr. 11. Klub:
Sonnabends. Bücherverzeichnis 1881. Milde
Stiftungen: a) Caritas, zur Unterstützung
von Witwen und Waisen, Kapital 7500 M. ;
b) Fraternitas, zur Unterstützung bedürf-
tiger Mitglieder, Kapital 8500 M.; c) Hu-
manitas, für Wohlthätigkeit, Kapital
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Sublime — SüdauBtralien.
7500 M. [Vgl. Glökler, Festschrift zur
Feier des 50jähr. Jubiläums der Loge
(Stuttg. 1885).] Krebs* theosophischen
Lehren veranlassten 1840 mehrere Mit-
glieder auszuscheiden, die III. unter der i
Fuhrung v. Kölles (s. d.) unter der Grossen
Loge von Hamburg die Loge Zu den
Cedern gründeten, die 13. Aug. 1840
eingeweiht wurde. Mitgliederzahl (1900):
150. Vers, in der Kegel Sonnabends.
Klub: Donnerstags. Eignes Logenhaus:
Sehlossstr. 76. Hausgesetze von 1841,
Neudruck 1844, 1881, 1899. Verzeichnis
der Büchersammlung 1883. Milde Stif-
tungen mit Gesamtkapital von 80000 M.
— In S. wurde 1847 ein Freimaurer-
kongress abgebalten. [Vgl. L. XI, 5.] —
Nach einem in der Loge Zur Einigkeit in
Frankfurt a. M. aufbewahrten Logenpass
muss 1770 — 1778 auch eine Loge La sin-
ce>it6 oder Sinceres freres gen.
Eugen zu den drei Kanonen bestanden
haben, worüber aber nichts bekannt ist.
[Vgl. Bh. 1895, S. 355.]
Sublime in französischen Logen die
Bezeichnung des Meisters, doch wird im
Recueil precieux de la Maconnerie Adon-
hiramite (1787), I, 106, oderiAvignon 1810),
S. 101, auch als Passwort angegeben.
Snbprtor, Würde im v. Hundschen
Tempelherrensystem, über dem Präfekten,
für den er drei Komture zur Wahl in
Vorschlag brachte. Er hing unmittelbar
vom Visitator Generalis ab, an den er zu
berichten und dessen etwaige Erinnerungen
bei Besuchen er abzustellen hatte. Ihm
war das Politicum und Oeconomicum an-
vertraut. Ihm lag die Rüstung der Ritter
ob, er hatte deshalb nach ihrer Einweihung
Namen, Wappen und Devise einzusenden.
Succow [Suckow], Laurentius Johann
Daniel, Sachsen - weimarscher Kammerrat
und Professor der Physik in Jena, geb.
19. Febr. 1721 in Schwerin, gest. 1801 in
Jena wurde Freimaurer in der Loge Zu
den drei Degen in Halle, half 1744 die Loge
Zu den drei Rosen in Jena stiften, deren
Schriftführer und 1756 zugeordneter Meis-
ter er wurde, beteiligte sich am Rosaschen |
Kapitel und war einer der ersten Anhänger
von Johnson (1763), in dessen Hochkapitel
er Subprior war. Auf dem Konvent zu Al-
tenberge (s. d.) wurde er v. Hund 17. Mai
1764 von neuem zum Kitter geschlagen
und ihm der Rang eines Präfekts und Or-
densrats im Provinzialkapitel beigelegt.
Einer Liste von 1777 zufolge war er Mit-
glied der Loge Amalia in Weimar.
Suchender Kandidat, Aspirant (franz.
reeipiendaire, engl, candidate) heisst, wer I
die Aufnahme in den Freimaurerbund be- '
gehrt, bis zu dem Augenblick, wo die Auf-
nahmefeierlichkeit an ihm vollzogen ist.
[Vgl. Aufnahme.]
Südafrikanische Republik (früher Trans-
vaal, Staat in Südafrika). I>ie ersten Logen
errichtete der Grossosten der Niederlande |
1869 in Pretoria und 1876 in Potschef-
stroom und Rustenburg. 1878 stiftete die
Grossloge von England die erste Tochter-
loge in Pretoria und errichtete eine Dis-
triktsgrossloge für die S. R. 1886 folgte die
Grossloge von Schottland mit der ersten
Loge inLijdenburg; auch sie errichtete 1896
eine Provinzial-Grossloge. Seit 1895hatend-
lich auch die Grossloge von Irland von der
S. R. Besitz ergriffen. 1898 bestanden 45
Logen, von denen 22 zur Grossloge von
England, 13 zu der von Schottland, 8 zum
GrossoBten der Niederlande und 2 zur
Grossloge von Irland gehören.
Südamerika. In S. ist die Freimaurerei
zuerst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
in Guayana von Holland, England und
Frankreich aus eingeführt worden. Hier ha-
ben sich bis heute noch keine selbständigen
Grosslogen gebildet, während sich im Laufe
des 19. Jahrh. solche in Brasilien, Kolum-
bien, Venezuela, Uruguay, Argentinien,
Chile, Peru, Paraguay gründeten. Nur Bo-
livia und Ecuador haben allein von den
südamerikanischen Freistaaten noch keine
eignen Grosslogen. Daneben haben sich
in jenen Staaten Tochterlogen auswärtiger
Grosslogen erhalten, sind auch neu ge-
gründet worden. Es haben jetzt Tochter-
logen in S. L die Grossloge von England
12, nämlich 7 in Argentinien, 3 in Britisch-
Guayana und je 1 in Chile und Uruguay;
II. die Grossloge von Schottland 10, näm-
lich je 4 in Chile und Peru und je 1 in
Britisch-Guayana und Kolumbien; III. der
Grossorient von Italien 21, nämlich 15 in
Argentinien, 3 in Brasilien und je 1 in
Peru, Uruguay und Paraguay; IV. die
Grosse Loge von Hamburg 5, nämlich 3
in Chile und je 1 in Argentinien und Bra-
silien; V. der Grossorient von Frankreich
3 in Argentinien, Chile und Uruguav; VI.
das Supreme Conseil von Frankreich 1 in
Französisch-Guayana; VII. der Grossosten
der Niederlande 1 inNiederläudiseh-Guaya-
na; VIII. die spanischen Grosslogen mehrere
der Zahl nach nicht näher bekannte Logen
in Argentinien; IX. die Grossloge von
Massachusetts 8 in Chile; X. die Grossloge
von Peru 3 ausserhalb ihres Landes, näm-
lich 1 in Chile und 2 in Ecuador. Eine
unabhängige Loge besteht in Joinville
(Brasilien). Genaue Zahlen über die Toch-
terlogen der einheimischen Grosslogen an-
zugeben, ist nicht möglich. Im übrigen
vgl. die einzelnen Länder.
Sttdaustrallen (brit. Kolonie in Austra-
lien). Die erste Loge in S. war die eng-
lische South Australian Lodge of Friend-
ship Nr. 423 (jetzt Nr. 1, 8. A.), die 1834
in London gegründet und 1838 nach Ade-
laide verlegt wurde. 1844 wurde die erste
Tochterloge der Grossloge von Schottland
und 1855 die erste Tochterloge der von
Irland errichtet. 1846 bildete die Gros»-
loge von Schottland, 1848 die von England
und 1860 die von Irland Provinzialgross-
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Südcarolina — 8üvern.
443
logen. 28 Logen traten 16. April 1884 zu
einer selbständigen Grossloge von S.
zusammen, der sich alsdann die übri-
gen Logen bis auf eine irische (Nr. 368
in Adelaide) anschlössen. Die Grossloge
zahlte 1900 43 Logen mit 2498 Mit-
gliedern. Maureriscne Zeitschriften er-
schienen «The rough Ashlar« (seit 1880
in Adelaide) und »The South Australian
Freemason« (seit 1888).
Südcarolina, s. Carolina.
Süddakota, Dakota.
Süddeutsche Logen. Freie Vereinigungen
dieser (s. Logenguuverbände) haben
stattgefunden: 28. Sept. 1890 in Heidel-
berg [vgl. FZ. 1890, S. 333] ; 6. Sept. 1891
in Frankfurt a. M. [vgl. FZ. 1891, S. 314);
23. Okt. 1892 in Mainz [vgl. Bh. 1892, 8.
405]; 8. Sept. 1893 in Würzburg [vgl. FZ.
1893, S. 349]; 7. Sept. 1894 in Wiesbaden
[vgl. L. 1894, S. 172]. Seitdem scheinen
sie eingegangen zu sein.
Süden, s. Himmelsgegenden.
Sudthausen, Franz Heinrich August
v., dänischer Rittmeister im v. Trumbach-
schen Freikorps, gest. 1802, wurde nach
seiner Behauptung in die Loge Zu den
drei goldnen Schlüsseln in Halle aufge-
nommen, kam 1770 nach Hamburg, schloss
sich dort als Gegner der strikten Obser-
vanz der Winkelloge Zu den drei gold-
nen Kosen an, bemühte sich, diese Loge
durch eine gesetzmässige Gründung mit
andern echten Logen in Verbindung zu
setzen, wurde Mitglied der Abordnung,
die am 9. Okt. 1770 nach Berlin reiste
(s. Hamburg), und war ein vertrauter
Freund Zinnendorfs (s. d.). Am 3. April
1771 trat er zur Loge Zur goldnen Kugel
in Hamburg über, nahm dort sofort eine
ffibrende Stellung ein und wurde am 7.
Okt. 1772 zum Logenmeister gewählt.
Er bekämpfte die strikte Observanz,
sandte unter andern 1773 eine Abord-
nung an Jänisch mit einem Schreiben
Heseltines (s. d.), Grosssekretära der Gross-
loge von England, worin Jänisch die Be-
stallung als Grosflmei8ter abgefordert und
alle fernem Arbeiten untersagt wurden,
auch Besser in seiner Loge die Anerkennung
des Herzogs Ferdinand von Braunschweig
als Landesgrossmeister ablehnen. 1775
begab sich v. S. im Auftrag der Berliner
Grossen Landesloge nach Wien, setzte dort
den Fürsten von Dietrichstein (s. d.) zum
Provinzialgrossmeiater ein, beförderte den
Herzog Albert von Sachsen-Teschen («. d.)
in die höhern Grade und suchte den Kai-
ser Joseph II. (s. d.) für den Bund zu ge-
winnen. Er kehrte zwar Johannis 1777
wieder nach Hamburg zurück, legte aber
am 28. Aug. sein Amt als Logenmeister
nieder, war 1789 — 91 noch einmal in
Hamburg, lebte im übrigen auf sei-
nem Gute Heidthof in der Grafschaft
Mark, wo er starb. Eine Trauerloge
zu seinem Andenken fand am 14. April
1802 statt. (Vgl. Graupenstein, Geschichte
der Loge zur goldenen Kugel (Hambg. 1870).
BZC. I, 325. L. XXVIII, 280. Z. 1874,
i S. 57.J
Suhl (St. in der preuss. Prov. Sachsen,
11887 E.). 1) Hier gründete 1888 die
Grosse National -Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln eine Loge Friedrich zur
Henneberger Treue, die längst wieder
eingegangen ist. 2) Jetzt besteht hier un-
ter der Loge in Erfurt ein maurerisches
Kränzchen Zur Henneberger Bruder-
kette, gest. 7. Febr. 1867. Mitglieder-
zahl (1900): 43. Vers, jeden 1. Mittwoch
im Monat. Eignes Haus, Am Sand 110.
SnlÜTan, Sir Arthur, engl. Kompo-
nist, geb. 13. Mai 1842 in London, gest
das. 22. Nov. 1900, besuchte die Londoner
Royal Academy of Music und das Leip-
ziger Konservatorium, wurde 1861 Kom-
positionsprofessor an der Akademie, 1876
Direktor der National Training School for
Music und später Vorstandsmitglied des
Royal College of Music in London. Von
i seinen Kompositionen machte ihn nament-
lich die Operette Der Mikado weit be-
kannt.—8. war Freimaurer und 1887 Gross-
organist der Grossloge von Englaud.
Sulza (Stadt-Sulza, St. im Grossher-
zogt. Sachsen -Weimar, 2801 E). Hier
besteht unter der Loge in Weimar ein
maurerisches Kränzchen, gest. 22. Jan.
1877. Mitgliederzahl (1900): 5. Vers.:
Montags mit ungeradem Datum. Lokal:
Kurhaus.
Sulzbach (St. im Königr. Bayern, 5462
E.). Hier besteht unter der Loge Liba-
non zu den drei Cedern in Erlangen ein
maurerisches Kränzchen Zur Bruder-
treue am Rosenbach, gest. 22. Juni 1878,
bestätigt 18. April 1879. Mitgliederzahl
(1900): 23. Eignes Haus.
Snperior (Serenissimus Magnus Supe-
rior Ordinla) war der Titel, der 1772 auf
dem Konvent zu Kohlo (s. d.) dem Her-
zog Ferdinand von Braunschweig beigelegt
wurde.
Supremc Consell, s. Schottischer Ri-
tus.
Surinam, s. Guayana.
Suspension, s. Ausschliessung.
Suter, Pfarrer von Laxenburg, war
Freimaurer, ohne dass sich hat ermitteln
lassen, welcher Loge er angehörte. Er
hatte aber durch diese Angehörigkeit zum
Freimaurerbund sich den Hass des Kar-
dinals Migazzi zugezogen, von dem ihn
Kaiser Joseph befreite, indem er ihn zum
Domherrn ernannte und nach Linz ver-
setzte, wo er 1802 starb. [Vgl. Taute, Die
katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), S. 81. L. XXV, 28.]
Sttveru, Johann Wilhelm, Philolog
und einflussreicher preuss. Schulmann, geb.
3. Jan. 1775 in Lemgo, gest. 2. Okt. 1829
I in Berlin, 1807 Professor der Philologie
I in Königsberg, 1808 Hilfsarbeiter und 1809
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Suworow — Swedenborgsches System.
»Staatsrat im preuss. Ministerium 1817
Wirklicher Geheimer Oberregierunggrat
und Mitdirektor der Abteilung für den
öffentlichen Unterricht in Berlin. An der
Neugestaltung des preussischen Unter-
richtswesens hat er wesentlichen Anteil. —
Er wurde 7. Okt. 1796 in der Loge Zu
den drei Degen in Halle aufgenommen
und schloss sich später der Grossen Lan-
desloge in Berlin au.
Suworow,Alexand er Wasilje witsch,
Graf von S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij,
russ. Feldherr, geb. 24. Nov. 1729 in
Moskau, gest. 18. Mai 1800 in Petersburg,
gehörte der Loge Aux trois etoiles in Pe-
tersburg an, trat dann der Loge Zu den
drei Kronen in Königsberg i. Pr. bei, als
er im Siebenjährigen Krieg als Gouverneur
in Königsberg kommandierte, und Hess
sich am 27. Jan. 1761 als Mitglied in die,
mit der Loge Zu den drei Kronen verbun-
dene Schottenloge Zum goldnen Leuch-
ter und als Kitter des Ordens des heiligen
Andreas zur Distel aufnehmen. Es ist
bekannt, dass die Stadt Königsberg dem
Umstände, dass S. der Loge Zu den drei
Kronen beitrat, die überaus milde Behand-
lung verdankte, die er ihr während der
Besetzung zu teil werden Hess.
Swedenborg [eigentl. Swedberg], E ma-
tt uel v., schwedischer Gelehrter und Theo-
soph, geb. 29. Jan. 1688 in Stockholm,
gest. 29. März 1772 in London, studierte
in Upsala bis 1710, ging dann ins Ausland
und Desuchte die Universitäten Englands,
Frankreichs und Deutschlands bis 1714,
wo er ins Vaterland zurückkehrte, sich in
Upsala niederliess und dort seine erste
merkwürdige Schrift, die mathematische
und physische Gegenstände betraf, heraus-
gab. 1716wurde er vom König Karl XII. zum
Mitglied des Bergkollegiums ernannt und
widmete sich dem Bau der Docks in Karls-
krona, sowie dem damals schon ins Auge
gefasstenTrollhätta-Kanal. Ehe er sein Amt
wirklich antrat, was erst 1722 geschah, be-
suchte er noch die grössern Bergwerke in
Sachsen und Ungarn und wurde dann
1724 Assessor Ordinarius im Bergkollegium.
Während seiner Amtstätigkeit befasste
er sich mit mineralischen und philoso-
phischen Arbeiten, die ihm einen guten
Ruf verschafften und sich durch Klarheit
und Schärfe auszeichneten. So lebte er
bis in die Mitte des April 1745, wo sich
ihm in London zum erstenmal die Geis-
terwelt crschloss. Auf sein Ansuchen
wurde er seines Amts, mit Beibehaltung
eines Gehalts, entlassen und widmete sich
nun völlig der Theologie. Von jetzt an
lebte er viel auf Reisen, namentlich in
Holland und England. Niemand hat je es
gewagt, auf S. und seinen sittlichen Cha-
rakter irgend einen Schatten zu werfen.
Er ist seinen Regeln, die er sich für sein
Verhalten im Leben vorgeschrieben hatte,
nie untreu geworden. Seinen Zeitgenossen
j ist er bekannt geworden durch seinen Ver-
kehr mit der Geisterwelt, und diese stritten
schon, ob er ein Schwärmer oder Betrüger
gewesen sei. Er selbst war jedenfalls von der
| Wahrheit seines Verkehrs mit Geistern
! überzeugt und hielt daran fest, daas er
: mitten in gesellschaftlichen Kreisen von
Geistern umgeben sei. Es sind besonders
drei Ereignisse, die als Zeugnisse eines
wunderbaren Blicks in die Zukunft und ins
Verborgne von Beinen Anhängern ange-
führt werden: 1) das Gespräch mit Luise
Ulrike wegen ihres verstorbnen Bruders,
des branaenburgschen Prinzen August
Wilhelm, 2) die Auffindung der Quittung
Mäste villes, 8) die Voraussagung der Feuers-
brunst in Stockholm (alle 8 ausführlich
erzählt bei Hase, Kirchengeschichte HI,
S. 105). Doch liegt in allen 3 Erlebnissen
nach Hase kein Beweis wahrhaftigen jen-
seitigen Wissens. Sie sind zu erklären
aus Hallucinationen und aus einer
krankhaft religiös aufgeregten Phan-
tasie. Aber sie wurden die Veran-
lassung zur Gründung der Kirche des
neuen Jerusalems. Obgleich er selbst nie
eifrig für seine neue Offenbarung warb
und Dei seinen Lebzeiten nur etwa 50 An-
hänger hatte, zeigt er uns die seltne Er-
scheinung eines sc hriftlichenReligionsgrün-
ders. In seinen Schriften verhält er sich
vielfach ablehnend gegen die Kirchenlehre,
namentlich verwirft er das Dogma von der
Trinität und der Erbsünde, betont aber
die Notwendigkeit guter Werke. Nach
seinem Tode bildete sich in London 1788
ein kleiner Verein von Gläubigen, die
seine Schriften als göttliche Offenbarungen
betrachteten. Von hier breiteten sie sich
über England und Amerika aus. Zur
Zeit bestehen über 100 kleine Gemein-
den, die sich auch eine besondere Ver-
fassung und ein besonderes Glaubens-
bekenntnis gegeben haben. Mit den Swe-
denborgianern suchten sich Freimaurer
mystischer AnBehauung zu vereinigen (s.
Swedenborgsches System). JVgl. Ausser
Hase, Kirchengeschichte, Bd. IU (Lpz.
1892); Sierke, Schwärmer und Schwind-
ler (Lpz. 1879); Der Geisterseher S.: L.
1886, S. 155].
Swedenborgsches System ist ein Aus-
druck, der eigentlich das nicht umfasst,
was er aussagt; denn von einem maureri-
schen System Swedenborgs kann nicht die
Rede sein, da des berühmten Geistersehers
Anhänger, die Swedenborgianer, sich wohl
zusammenhielten und als eine kleine stille
Gemeinde frommer Männer lebten, sich
aber weder durch Kleidung, noch äussere
I Zeichen von den Bekennern andrer Kir-
chen unterschieden. Das System als mau-
rerisches ist nur eine Phantasie französi-
scher Schriftsteller. Damit ist aber ein
Einfluss Swedenborgs auf verschiedne mau-
rerische Lehrarten nicht ausgeschlossen.
Die Swedenborgsche Idee des neuen Je-
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Swecrt»-Spork
— Systeme.
44 i i
rusalem wurde namentlich von Bened.
Chastanier aufgefusst, um die geheime Ge-
sellschaft der Illumiues Th£osophes zu
verbreiten, und in dieser Gesellschaft in
»ieben Stufen bearbeitet. In diesem Sinne
kann man die mystischen Freimaurer-
lehrarten alle zu den Swedenborgschen
rechnen, und doch war Swedenborg selbst
weit davon entfernt, nur irgend wie sich
unmittelbar mit der Freimaurerei zu be-
schäftigen. (S. Swedenborg.)
Sweerts-Spork, 1) Franz Karl Rudolf,
Graf, geb. 14. Okt. 1688, gest. 30. Nov.
1757, war als Freiherr Sweerts Kreishaupt-
mann in Bunzlau und heiratete die Toch-
ter des Grafen Spork (s. d.), der ihn adop-
tierte, worauf er als S.-S. in den Grafen-
stand erhoben wurde. Er war 1726 Mit-
gründer der Prager Loge Zu den drei
Sternen.
2) Philipp Johann, der Enkel des
Vorigen, geb. 30. Sept. 1753 in Lissa,
gest. 4. April 1810 in Lemberg, Kämmerer
und Appellationsrat, später Oberkriminal-
gerichtsrat in Prag, sodann Vizepräsident
des Appellationagerich ts in Lemberg. —
1775 in der Loge Zu den drei gekrönten Ster-
nen in Prag aufgenommen, erhielt er 1779
den Ritterschlag und bewährte sich im
Kapitel sowohl, wie in der Loge als ein
überaus eifriger Freimaurer. An der Grün-
dung der Loge Zu den neun Sternen das.
beteiligt, wurde er deren zugeordneter
Meister, dann Meister vom Stuhl und trat
Ende 1791, als Kinigl (s. d.)Prag (s. d.) ver-
lies«, an die Spitze des Ordensdirektoriums.
8) Joseph Franz, Bruder des Vorigen,
geb. 9. Juni 1756, gest. 21. Mai 1821 in
Wien, war Kreishauptmann, dann Gu-
bernialrat in Prag, Hofrat und zuletzt
Vizepräsident des galizischen Guberniums
und Geheimer Rat. Als Mitglied der Loge
Zu den drei gekrönten Sternen (1777—90),
sowie des Kapitels (seit 1780) bezeugte er
sich stets als eifriger Freimaurer.
Swlnemllnde (St. in der preuss. Prov.
Pommern, 9391 E.). Die hier 22. Sept.
1851 gestiftete, 18. Okt. 1851 eingew., un-
ter der Grossen Landesloge in Berlin
arbeitende Loge Zum sichern Hafen,
hält ihre Versammlungen Donnerstags,
vierzehntägig, vom 27. Okt. bis 8. Juni.
Eignes Logenhaus, Gartenstr., eingew. 24.
Juni 1896. Mitgliederzahl (1900): 58.
Sydow, Christian Friedr. Wilh. v.,
geb. 23. Mai 1780 in Langensalza, gest.
19. Dez. 1845 in Sondershausen, Sohn de«
durch manchen geschichtlich bekannten
Geniestreich bemerkbar gewordnen Leib-
pagen und Günstling« Friedrichs II., wurde
zur militärischen Laufbahn erzogen , der
er in der Napoleonischen Zeit bis 1811
folgte; 1815 trat er in preussisehc Dienste
als Landwehrhauptmann. 1830 wendete
er sich nach Sondershausen, nachdem er
sich als Schriftsteller und gemeinnütziger
Menschenfreund und Förderer der Kunst,
I besonders des Gesangs und der Gesang-
vereine ausgezeichnet hatte. — Am 15.
Dez. 1810 trat S. in der Loge Zu den
drei Bergen zu Freiberg dem Freimaurer-
bunde bei. In den Kriegsjahren 1812 und
1813 hatte er vielfach Gelegenheit, den
Wert der Freimaurerei kennen zu lernen ;
er sagt hierüber: »Damals erhielt ich einen
Begriff von der Ausbreitung unser» Bundes.
Eine höchst erfreuliche Erscheinung war
es mir z. B., als mir ein Neger den Bruder-
kuss gab und mir die schwarze Hand zum
maurerischen Druck bot Er war in Do-
mingo aufgenommen und damals französi-
scher Offizier«. 1815 erschien von ihm
ein Bändchen freimaurerischer Gesänge:
»Freimaurerlieder« (Selbstverlag). Beson-
ders verdient machte er sich durch die
Begründung des freimaurerischen Taschen-
buchs »Asträa« (s. d.), deren Herausgabe er
von 1824—45 leitete. Wenige Tage vorseinem
Tode vollendete er noch zwei maurerisehe
Arbeiten: »Uber die immer auflallender her-
vortretende Öffentlichkeit in Beziehung auf
maurerische Gegenstände« und ein Gedicht:
»Maurerworte, dem Br. v. Ziegeler zu »ei-
nem Wiegenfeste gewidmet« ; neide Arbei-
ten befinden sich in »Asträa« 1846 und
1847. [Vgl. A. III, S. 130; XII, S. 125.
Sylt (Insel in der Nordsee, zur preuss.
Prov. Schleswig -Holstein gehörig). Hier
besteht in Westerland eine brüderliche
Vereinigung, die während der Kurzeit Ver-
sammlungen abhält. Seit 1886 sammelt sie
einen Fonds zur Schaffung einer Freistelle
für ein Freimaurerkind in der Kinderheil-
stätte in Westerland, dessen Verwaltung
seit 1895 der Grossloge von Hamburg über-
wiesen ist [vgl. L. 1895, S. 38, 101.J
Symanskl. J. D., geb. 8. Sept. 1789 in
Königsberg i. Pr., Geheimer expedierender
Sekretär beim medizinisch -chirurgischen
Stab in Berlin, gest. das. 1846, ist be-
i kannt durch seine grosse Verehrung der
, Blumenwelt und seine poetische Beschäf-
tigung mit dieser. Auch sonst hat er sich
I als Leiter einiger belletristischen Jour-
! nale (»Die Leuchte«, 1818; »Der Freimü-
thige f. Deutschland«, 1819—20; »Der Zu-
schauer«, 1821—28) und durch Herausgabe
poetischer Werke: »Schriftproben« (Brl.
1816), »Blüthen« (Brl. 1817), »Ernst, Scherz
und Laune« (Brl. 1839) einen Namen er-
worben. — Dem Bunde der Freimaurer ge-
hörte S. als Mitglied der Loge Zum flam-
menden Stern in Berlin an. Er hat viele
Maurerlieder, namentlich grössere Kanta-
ten gedichtet und zwei Freimaurergesang-
bücher: »Liedertafel für Maurer« (Brl. 1827)
und »Mnemoeynon« (Brl. 1839) herausge-
geben.
Symbol, Symbolik, s. Sinnbild.
Symbolische Grade nennt man die drei
\ Johannisgrade (s. d.). S. Freimaurerei.
I S. Grossloge ist die, die nur diese Grade
behandeln lässt.
Systeme, s. Lehrarten.
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Szapary — Tafelloge oder Banket.
446
Szapary, Paul Qraf v. , königl.
kaiserl. Kammerherr, erschien 1782 auf
dem Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.)
als Abgeordneter für Ungarn und wurde,
um zugelassen zu werden, vor Eröffnung
des Konvente am 15. Juli vom Landgrafen
Karl von Hessen - Kassel in den Tempel*
herrenorden aufgenommen.
SzonHtagh, Abraham v. , homöopathi-
scher Arzt und Sanitäterat in Budapest,
geb. 1830 in Dobsina (Komitat Gömör),
gründete den Verein homöopathischer Ärzte,
sowie einen Turnverein, dem er fünf Jahre
vorstand, und leitete 1866—67 eine homöo-
pathische Zeitschrift in ungar. Sprache. —
1872 iu der Loge St. Stephan aufge-
nommen, war er bald Aufseher und zuge-
ordneter Meister das., 1876 Mitglied des
Beamtenkollegiums der Johannisgrossloge
von Ungarn, 1878 aber zugeordneter Gross-
meister der Johannisgrossloge, in welcher
Stellung er auf dem Verwaltungsgebiet
eine ausserordentliche Rührigkeit entfal-
tete uud für die Ausgabe guter Volks-
»chrifteu wirkte. Das von der Grossloge
herausgegebne Schriftchen »Die Freimau-
rerei, ihr Wesen etc.« (in deutscher und
ungar. Sprache) ist seinen Bemühungen
zu danken. Für die Vereinigung der bei-
den Riten in Ungarn trat er mannhaft ein.
T.
Tabernakel, a._ Stiftshütte.
Tabor, der Überlieferung nach »der
Berg der Verklärung Jesu», während nach
Matth. 17, 1 die Verklärung auf irgend
einem hohen Berg in der Nähe von Cäsarea
Philippi vorgefallen sein muss, der Berg
T. aber, der berühmteste Berggipfel Pa-
lästinas an der Grenze der Stämme Issa-
schar und Sebulon als ein Grenzstein
zwischen dem Jordan-Ghor und der gegen-
überliegenden Hauptebene des südlichen
Galiläa lag. In dem 11. Grad (erhabener,
auserwähltcr Ritter) des Rite ancien et
aeeepte* wird einem der auserwählten
Meister dieser Name beigelegt.
Tadpole, Daniel, soll nach glaubwür-
digen Nachrichten der Verfasser des die
Gebrauchtümer der sog. Alten Maurer (s.d.)
in England enthaltenden Buches sein: »The
three distinet Knocks, or the Door of the
most Ancieut Free-Masonry, opening to
all Men, neither nacked nor cloathd, bare-
foot nor shod. Being a universal description
of all its branches, from its first rise to
tbis present time, as it is deliver'd in all
lodges etc. By W-O-V-n, Member of a
lodge in Eugland at this time.« (Die drei
starken Schläge, oder das Thor der ältesten
Freimaurerei, das sich öffnet für alle Men-
schen, ob nackt oder bekleidet, barfuss
oder beschuhet. Das ist: eine vollständige
Beschreibung aller ihrer Zweige, von ihrem
ersten Ursprung bis auf die gegenwärtige
Zeit, wie sie in allen Logen mitgeteilt
wird. Von W-O-V-n, gegenwärtig Mitglied
einer englischen Loge.) Der Verfasser sagt
in dem Buch, das keinen besonders gebil-
deten Mann verrät, er sei unweit Berlin
geboren und habe in einer englischen Fa-
milie etwas von deren Sprache gelernt.
Nach Frankreich gekommen, habe er durch
Prichards (s. d.) Buch »Die zergliederte
Freimaurerei«, das er auswendig gelernt,
Eintritt in eine Loge erhalten, ohne jemals
aufgenommen worden zu sein, und habe
von dieser einen Logenpass erhalten, mit
dem er in England um so mehr Einlas*
gefunden, als die Brüder dort sehr neu-
gierig gewesen, die Gebrauchtümer frem-
der Länder kennen zu lernen. Er sei her-
nach Mitglied verschiedner Logen gewe-
sen, sowohl derjenigen, die unter der Gross-
löge von England ständen, als iener der
sog. Alten Maurer, auch habe er den Royal
Arch-Grad erhalten und sei Meister einiger
Logen geworden. T. erklärt das, was im
Prichardschen Buche steht, für unrichtig,
und sagt, dass es alles dasjenige enthalte,
was zur Zeit seines Erscheinens üblich ge-
wesen; es sei aber nicht die Hälfte von
dem, was jetzt im Gebrauche wäre. T.
giebt das damalige Gebrauchtum der sog.
Alten Maurer, was so ziemlich gleichlau-
tend ist mit demjenigen, das in der Schrift
Jachin and Boaz sich findet. Krause
[Kunsturkunden, I, 220 hat längere
Auszüge aus beiden Büchern gegeben. —
Über T., dessen Name auf keinen deut-
schen Ursprung hinweist, erfahren wir
weiter nichts, als dass er, vom Schuldarrest
bedroht, in die Felder entronnen sein soll,
wo er sich in einer Sand- oder Lehmgrube
verborgen habe, und dass er dort im Kote
erstickt sei. Die obige Angabe seiner
Autorschaft stützt sich vornehmlich auf
Dermott (s. d.). [Vgl. oben I, S. 32.]
Tafel nennt man hier und da jedes
maurcrische Schriftstück, das zum Vortrag
in der Loge gelangt, als: Protokolle,
Schreiben u. s. w. (S. auch Architekto-
nische Tafel.)
Tafelloge oder Banket unterscheidet
sich von dem Brudermahl dadurch, dass bei
ihr ein bestimmtes Gebrauchtum beobach-
tet wird. Die T. findet regelmässig bei
Festen und oft nach Aufnahmen statt. Geis-
tige Anregung und Erhebung wird durch
Trinksprüche (s. d), musikalische Vorträge
und gemeinschaftliche Gesänge geboten. Als
oberstes Gesetz des Mahles gilt die Mässig-
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Tafelinciist«
— Tanner.
447
kcit, welche die Aufrechthaltung der ge-
brauchtümlichen Ordnung bis zum Ende
ermöglicht und die Gemüter auch für die
ernstesten Worte der 8precher offen und
-empfänglich erhält. So geschieht es häufig,
dass gerade bei den T. die Herzen am tief-
sten ergriffen, am innigsten gerührt und
auf das brüderlichste verbunden werden.
»Von reinster Lust durchdrungene fühlen
die Versammelten »des Daseins Wert« und
die Weihe der Liebe, die sich auch
oft durch Sammlungen für wohlthätige
Zwecke bethätigt. Selbst dem heitern
Scherze ist der Zutritt nicht verwehrt,
Auch findet im Gebrauchtum die männ-
liche Stärke ihren kräftigen Ausdruck.
Durch die schöne Mischung von Ernst und
Scherz, von Rede und Gesang, durch die
Verbindung von leiblichen und geistjgen
Genüssen flechten die T. einen Blüten-
kranz von hohen Freuden, bilden sie die
Krone des maurerischen, geselligen Froh-
sinns und Geben allen Tischgenossen
das freudigste Bewusstsein edler Mensch-
lichkeit. Der hohe Wert der maurerischen
Tafelfreuden macht sich daher auch allen
Teilnehmern von selbst fühlbar und lehrt
sie eine Kunst verehren und lieben, die
ebenso ernste, wie heitere Stunden zu be-
reiten versteht. Die T. sind vor 1717 nicht
gebräuchlich gewesen. Die Franzosen waren
es jedenfalls, denen wir sie verdanken. Der-
wentwater(s.d.) soll die T. eingeführt haben.
T. sind rituelle Versammlungen, werden
daher Logen genannt. Die Ordnung ent-
spricht der rituellen Loge, daher mit inau-
rerischer Bekleidung und gewisser Ordnung
der Plätze. Über ein gemeinsames Ritual hat
man sich in Deutschland noch nicht
geeinigt, obgleich daraufhin Anträge ge-
stellt wurden. [Vgl. FZ. 1895, S. 38. j Der
Deutsche Grosslogenbund hat einen dahin
gehenden Antrag 1898 abgelehnt. Es
scheint das auch nicht nötig, da im all-
gemeinen Einheitlichkeit herrscht, Ab-
weichung in Nebendingen nicht stört.
Von den alten Gebräuchen und Bezeich-
nungen bei T. für die Tischgerätschaften
und die gangbarsten Genüsse [L. IX, 74J
kommt man in neuerer Zeit mit Recht
immer mehr ab. Das Ritual bei den T.
anz abzuschaffen, ist nicht anzuraten ; es
ient zur Aufrechterhaltung der Ordnung
und der edeln Stimmung. Es muss nur
in der rechten Weise gehandhabt werden.
Eine Tafelordnung ist notwendig bei
grössern Festen; dazu dient auch ein
Tafelmeister. Ruhe und Ordnung sind
streng aufrecht zu erhalten. Strafen für
unzulässige Handlungen (der sog. gelbe
Mann) sind noch hier und da gebräuch-
lich, dienen aber mehr der Armenkasse,
als der Ordnung und wirken oft das Ge-
genteil. Man hat deshalb die sog. Ge-
fängnisse in vielen Logen abgeschafft und
bessere Ordnung erzielt. Die Dauer der
T. sollte nicht zu weit ausgedehnt werden ;
jeder Luxus ist zu vermeiden. T. mit
Schwestern werden unter besonderm Ritual
abgehalten. Die Frage, die T. wegen der
der damit verbundnen Ausgaben einzu-
schränken, ist in neuerer Zeit mehrfach
aufgeworfen worden. Ausserhalb Deutsch-
land sind die eigentlichen nach Ritual ab-
gehalten T. nur bei festlichen Gelegen-
heiten üblich, so in Frankreich regel-
mässig nur am Johannisfest. In England
und Amerika finden zwar ziemlich häufig
nach den freimaurerischen Versammlungen
gemeinschaftliche Mahle statt, aber ohne
Anwendung besonderer maurerischer For-
men. [Vgl. A. U, S. 58; VII, S. 96;
IX, S. 68, 74; XIII, S. 193; 1895, S. 51.
Bh. 1878, S. 56. BZC. 1899, S. 202 (Die
ideale Bedeutung der T.). FZ. 1856, S. 369;
1862, S. 37; 1876, S. 134, 152, 363; 1881,
S. 3; 1895, S. 38. Dr. L. 1897, Nr. 231,
S. 2402. L. VII, 145; IX, 68; 1887, S. 97;
1892, S. 67, 85. M. L. 1895/96, S. 156. R.
1892, S. 84. Gesetze für die T. (Brl. 1777);
Besondere Gesetze der Loge Ferdinand zum
Felsen in Hamburg für die T. (1790); R.
Fischer, Entwurf zu einem Handbuch für
die Amtstätigkeit der Logenmeister (Lpz.
1891), S. 50; Findel, Geist und Form der
Freimaurerei (6. Aufl., Lpz. 1899), S. 61 ;
Bunge, Instruktionen für den Lehrlings-
grad (2. Aufl., 1894), S. 47.]
Tafelmeister (hier und da Intendant
genannt), s. Tafelloge.
Tag, Freimaurer-, reicht vou Anfang
des Jahres bis zu dessen letztem Tag, um
dadurch zu erkennen zu geben, dass die
Freimaurer Tag für Tag, Woche zu Woche,
Monat zu Monat, und von einem Jahr bis
zum andern für das Beste der Brüder, wie
zu eines jeden Nutzen und Wohl arbeiten.
Talentbrüder nennt man hier und da
die musikalischen Brüder (s. d.).
Tammany, eine geheime Gesellschaft in
Nordamerika, die ähnlich den Rotmännern
(s. d.) ihre Sinnbilder von den Indianern
entlehnte und dabei wohlthätige Zwecke
hatte, gestaltete sich jedoch in der Folge
zu einem politischen Verein um, der be-
sonders in New York ein verderbliches
Wesen trieb. Durch den Schutz, den sie
dem berüchtigten Tweed und seinen Hel-
fershelfern angedeihen Hess, ist sie mora-
lisch zu Grunde gegangen. [Vgl. Reform
1868, S. 97.]
Tanner, Karl Albert Gottlob Baron
v., geb. in Nürnberg, stiftete auf einen
Freibrief des Grossmeisters (Rutowski oder
C. G. v. Marschall) hin am 8. Juli 1749 ge-
meinschaftlich mit dem Leutnant Konrad
Jak. Schmid (s. d.) die Loge Zu den drei
Hammern in Naumburg (s. 3.), deren erster
MeiBter vom Stuhl er vom 8. Juli 1749
j bis 14. Okt. 1750 war. Über »ein Alter
und seinen Stand, wie seine Schicksale ist
i nichts bekannt. [Vgl. R. Schröder, Ge-
| schichte der Freimaurerei in Naumburg
| (1896), S. 171.]
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448 Tanz —
Tanz war früher in den Logen nirgends j
bekannt, noch erlaubt, hat '»ich in neuerer
Zeit, namentlich in deutschen Logen zu
Versammlungen mit den Schwestern viel-
fach eingebürgert, wird aber ebenso von
andrer Seite gemissbilligt und nicht zu-
gelassen. Die Grossloge von Utah hat
freilich entschieden, dass der T. mehr er-
mutigt, als verboten werden sollte.
Tapte, s. Teppich.
Tarnowlti (St. in der preuss. Prov.
Schlesien, 11281 £.). Logen das. unter der
Grossen Landesloge in Berlin: 1) Johannis-
loge Zum Silberfels, gest. 27. Febr. 1813.
Mitgliederzahl (1900): 112. Vers, den 8.
Sonnabend jeden Monats. Eignes Logen-
haus, Schützenstrasse. Milde Stiftungen (5)
mit 24000 M. Gesamtkapital. 2) Andreas-
loge Tarnomontana, gest. 22. März 1892.
Taschenbuch, s. Presse.
Tasmanien (früher Vandiemensland,
brit.-auBtral. Insel). Die ersten Logen
wurden hier in Hobarttown 1828—48 von
der Grossloge von Irland gegründet. 1846
folgte die Grossloge von England mit einer
Tochterloge ebendaselbst und 1876 die
Grossloge von Schottland. 1856 errichtete
die Grossloge von England, später die von
Schottland und 1884 die von Irland Pro-
vinzialgrosslogen. Am 26. Juni 1890 bil-
deten die Logen eine selbständige Gross-
loge von T., die jetzt 24 Tochterlogen mit
ca. 12—1500 Mitgliedern besitzt.
Tan, 8. Kabeltau.
Tanbe und Taubstumme. Die Grosse Lan-
desloge von Sachsen hat sich unterm 9.
Mai 1854 gegen die Aufnahme der T. und
T. ausgesprochen. Ungefähr um dieselbe
Zeit wurde aber in Hamburg einem T.
das Licht erteilt, und die dortige Gross-
loge erklärte sich gegen die Ansicht der
Grossen Landesloge von Sachsen. (8. im
übrigen Aufnahme.)
Taucha ( St. im Königr. Sachsen, 3328 E.).
Hier bestand ein 8. Jan. 1867 gegründetes
freimaurerisches Kränzchen, das 1892 wieder
einging.
Taufe, manrerische (Adoption). Die
Loge hat sich aller kirchlichen Einrich-
tungen zu enthalten, da sie mit der Kirche
nichts zu thun hat, ihr vielmehr alle Rechte
und Gebräuche lässt ; dennoch hat dieTaufe
in Nordamerika, wie in Frankreich Eingang
gefunden. In jenem Lande beschränkt sie
sich auf Xamengebung der jungen Mit-
bürger im Kreise der versammelten Fa- ,
milien der Loge und ist dort ein alter
Gebrauch [vgl. Bh. 1865, Nr. 37; 1866,
Nr. 13], gegen den man sich doch erklären j
muss, da solche Handlungen nicht Sache i
der Loge sind. Der Ausdruck ist jeden- |
falls ungenau, da eine T. nicht stattfindet.
Für die französische Maurerei hat der
Ausdruck keine Bedeutung, da keine T.-
Hundlung statthat, sondern nur unter ge-
wissen Gebräuchen den Lufton (s. d.) unter
den Schutz der Loge stellt und den ein-
Taxil.
zelnen Mitgliedern für die Ausbildung und
Erziehung der verwaisten Luftons die
Sorge überträgt. [Vgl. Clavel, Histoire
pittoresque, S. 40 — 42, über diese Art An-
nahme, und vorzüglich J. M. Ragon, Li-
turgie Maconnique; Rituel d' Adoption de
jeunes Louvetons (Lowtons) improprement
appelle* bapteme maconnique (Paris 1862),
und die Besprechung in L. XXI, 150. FZ.
1860, 8. 386. R. 1897, S. 38.J
Tante, Reinhold, Oberzahlmeister, geb.
16. Febr. 1851 in Zeitz, aufgenommen 12.
Juni 1879 in der Loge Karl zu den drei
Ulmen in Ulm, in der er lange Jahre das
Amt des Bibliothekars und 2. Aufsehers
bekleidete, lebt jetzt in Stuttgart, schloss
sich 13. Okt. 1900 der dortigen Loge Zu
den drei Gedern an und wurde von dieser
zum zugeordneten Meister vom Stuhl ge-
wählt. Er schrieb: »Maurerische Bücher-
kunde. Ein Wegweiser durch die Litte-
ratur der Freimaurerei mit litterarisch-
kritischen Notizen« (Lpz. 1886); »Gebhard
Leberecht v. Blücher, der Held der Be-
freiungskriege, als Freimaurer« (Ulm 1882);
•Johnson und die strikte Observanz« (Lpz.
1885); »Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei« (2. Aufl., das. 1895); »Die
deutsche Freimaurer- Bibliographie« (Lpz.
1897, auch in den Mittheilungen aus dem
Verein deutscher Freimaurer 1896/97, S.
86); »Geschichte des Vereins deutscher
Freimaurer« (mit R. Fischer, Lpz. 1895);
»Organisation und Grundgesetze der deut-
schen Grosslogen« (Lpz. 1900). Ausserdem
veröffentlichte er zahlreiche journalistische
Artikel über Freimaurerei in den maure-
rischen Zeitschriften.
Taxll, Leo, eigentlich Gabriel (nach der
Chaine d'union 1889, S. 45: Maurice) Jo-
gand-Pages, geb. 21. März 1854 in Mar-
seille, in einer Korrektionsanstalt von den
Jesuiten erzogen, dann extrem radikaler
Agitator und Publizist, gründete zahl-
reiche Freidenkervereine und trat 1881
dem Freimaurerbunde bei, aus dem er aber
bald wegen Streitigkeiten wieder aus-
schied. T. leistete bis zum 23. April 1885
an Verwegenheit der Bekämpfung des
Klerikalismus ganz Unglaubliches unter
vielfacher Hervorhebung des Schlüpfrigen.
Am genannten Tage vollzog er zur Ver-
wirklichung einer Mystifikation der katho-
lischen Kirche seine angebliche Bekehrung,
die als solche eines Freimaurers (er war
nur Lehrling) von den Klerikalen als
Triumph gefeiert wurde und ihm eine
Audienz beim Papste erwirkte, den er vor-
weg für seinen Plan gewinnen musste,
wenn er gelingen sollte. Sich an die En-
cyklika »Humanuni genus« anlehnend,
fasste er die klerikalen Gegner und die
grossgezogne Leichtgläubigkeit bei ihrem
Hasse gegen die Freimaurerei und mit der
Würze gläubigfrommer Redensarten. Sein
erstes Werk, die »Drei Punkte-Brüder«
(1885), in dem, wie in den spätem, Wahres
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Tayssen — Teleiosis.
449
mit FalHchem gemischt war, machte un-
geheures Aufsehen und warf ihm reich-
lichen buchhändlerischen Gewinn ab.
Nachdem der Weg gebahnt schien, setzte
T., unterstützt von einer Anzahl Mitarbei-
ter, wie Dr. Hacks, Margiotta (8. d.) u. a., in
einer Anzahl von Schriften die unglaub-
lichsten Dinge in die Welt, »frei aus dem
Handgelenk erfunden«, die wie ein Evan-
gelium geglaubt und von der Jesuiten-
presße in der ganzen Welt weiterverbreitet
wurden, hinter ihm her Legionen von An-
hängern, Laien und Abbls, Bischöfe und
Kardinäle. Von andern Fabeln niedrer Art
abgesehen, hatte T. einen ganzen Roman
erfunden, in dem zwei Frauen eine Rolle
spielten, — Sophie Walder, ein Ausbund
von Schlechtigkeit, die einen Teufel zur
»Mutter« hatte, und eine Miss Vaughan,
eine Luciferianerin und Grossmeisterin der
Palladisten. Diese bekehrte Bich nachher
und veröffentlichte die »Memoiren einer
Kxpalladistin«, unter deren Firma sich die
T.'sche Ware, darunter auch Pornographi-
sches, in christliche Familien und Klöster
einschlich, auch in Frauenklöster, und die
katholische Welt mit den saftigsten Teufels-
geschichten erbaute. Diese Miss Diana
Vaughan hat sich angeblich nach ihren
Bekenntnissen zur römischen Kirche be-
kehrt, weil sie empört war Ober den von
den Freimaurern (Palladisten) getriebnen
Satanskultus, der schon in einem Hirten-
brief des Regensburger Bischofs spukte,
sowie über die Entweihung von Hostien.
In diesen Memoiren regte T. einen inter-
nationalen Kongress zur Zerschmetterung
der Freimaurerei an, eine Idee, die mit
Begeisterung aufgenommen wurde. Zahl-
reiche Geistliche in Frankreich, voran der
Bischof Fava von Grenoble, in Italien und
anderwärts bildeten Ausschüsse zur Vor-
bereitung dea Antifreimaurer- Kongresses
(s. d.) 1896 in Trient, der ein klägliches
Ende nahm. Vorher nämlich hatte Mar-
giotta, ebenfalls ein angeblich bekehrter
Freimaurer, ein in vielen Auflagen er-
schienenes Buch veröffentlicht, von dem
unterm Titel »Die zentrale Leitung der
Freimaurerei und ihr derzeitiges Oberhaupt«
in Paderborn eine deutsche Übersetzung
erschien. Dagegen trat Findel (s. d.) in der
Gegenschrift »Katholischer Schwindel«
(Lpz. 1896) auf, worin er die Behauptung
einer Zentralleitung des Bundes zurück-
wies und den Palladismus- und Vaughan-
schwinde! aufdeckte, Enthüllungen, die der
Jesuitenpater Gruber (s. d ), der Übersetzer
der »Drei-Punkte-Brüder«, weiterführte
und ergänzte {vgl. Gruber, Leo T.'s Palla-
dismus-Roman (Brl. 1897, STeile)]. Schliess-
lich gestand T. am 19. April 1897 in Paris
unter dem Lärm seiner getäuschten Zu-
hörer, das» er nur den Versuch gemacht
habe, der Welt zu zeigen, wessen die
katholische Leichtgläubigkeit und die
grenzenlose Dummheit fähig ist. Die
Allgemein« Handbuch der Freimaurerei. II.
I Rolle der Miss Vaughan musste seine
I Schreiberin spielen. Diese Selbstenthüllung
erfolgte früher, als beabsichtigt war, weil
er nach eignem Geständnis die Mystifika-
tion nach dem Erscheinen von Findels
Schrift nicht gut weiterführen konnte.
(S. Angriffe und Verfolgungen.) Man
hatte indess selbst versucht, die ganze
Sache als eine freimaurerische Mystifika-
tion darzustellen, und ganz ist der Glaube
an die Wahrheit der T.'schen Schwin-
deleien nicht geschwunden, wird vielmehr
in klerikalen Kreisen noch vielfach auf-
recht erhalten und genährt, trotzdem T.
nachträglich mit dem grossen Bannfluch
vom Papste belegt worden ist. [Vgl. noch
Gaston Mery, Ün complot maeonnique
(Paris 1897); Abbe" de la Tour de No<5, La
vlritl sur Miss Diana Vaughan la Sainte
et Taxil le Tartuffe (Toulouse 1897); Rieks,
Dr. J., Leo XIII. und der Satanskult
(Brl. 1897); Gruber, Betrug als Ende eines
Betruges (Brl. 1897). Bräunlich, P., Der
neue Teufelsschwindel (Lpz. 1897).]
Taygsen , Peter Christian, war ein
Adept, den der Prinz Ludwig von Hessen-
Darmstadt Anfang 1776 aus Italien mit-
brachte und mit dem Titel Ökonomierat
in seinem Hofstaat Heilbronn anstellte,
»zur Zeigung, Unterrichtung und Erklä-
rung des grossen Werks.« Er behauptete,
in Norwegen sieben Jahre mit Aufwand
von 8000 Thlrn. laboriert, in Venedig acht
Monate gesucht und viel gesehen zu haben,
aber in Dresden sei, was seine Feder weder
könne, noch dürfe beschreiben, v. Gem-
mingen ^s. d.) und v. Bischoffwerder (s. d.)
waren seine Freunde und fleissigen Schüler.
Er besass 20 Arcana und bot Wöllner
(s. d.) in Berlin ein Arcanum an, alle Ge-
treidearten so zu bereiten, dass sie 12 und
mehrfache Ernte geben, ebenso das Re-
[ zept eine« Arcani gegen Misereremei, wo-
bei er den giftigen Mercurius vulgi seines
Gifts und seiner Schwärze beraubte und
nach der Kur den Merkur wieder aus den
Exkrementen ausschied. (Aus dem maure-
rischen Briefwechsel des Herzogs Friedrich
August von Braunschweig in der Biblio-
thek zu Wolfenbüttel.)
Teichmeyer, Aug. Heinr. Ludw., Dr.
med. in Jena, geb. in Jena 1731, wurde
1758 mit Leucht, dem nachherigen Johnson
(s. d.), bekannt und Prior des von diesem ge-
stifteten Hochkapitels. Er wurde von ihm
zum Tempelritter geschlagen und war einer
seiner treuesten Anhänger. Als Johnson
entlarvt war, wurde T. mit dem Bann be-
legt und ausgeschlossen.
Telelohls nannte Fessler (s. d.) die letz-
ten Aufschlüsse, d. i. die vollständige
Geschichte der maurererischen Gnostik
(s. d.). Sie sollte nur auserwählten 12
Maurern mitgeteilt werden, die den eigent-
lichen und wahren Innersten Orient bilden
sollten, dem das Wohl und Wehe der
Brüderschaft anvertraut ist. Sie »behandelt
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450
Tempel — Tempelherren (strikte Observanz).
in ihrem ersten Teil den Ursprung und
das Wesen der ältesten Mysterien bis auf
Christus, die esoterische Lehre von Christus,
der von den Essäern (s. d.) erzogen war,
den Aposteln und den Gnostikern; im
2. Teil die Gnosis in den kirchlichen Ge-
meinden, ihre Verhüllung unter dem Man-
tel der Mystik und ihre Aufbewahrung in
den Mönchsklöstern des Orients, die Auf-
bewahrung der Gnosis des göttlichen Reichs
im 4. bis 10. Jahrhundert durch die Lehre
des Pelagius, die Aufbewahrung und Fort-
Sflanzung im 10. bis 14. Jahrhundert; der
ritte Teil behandelt die Fortpflanzung
der Gnosis des göttlichen Reichs durch
die Freien Maurer; vom 7. bis 11. Jahr-
hundert wurde die höhere Baukunst nur
von Mönchen ausgeübt und gelehrt; im
12. bis 14. Jahrhundert nahmen auch Laien
Teil, es bildeten sich privilegierte Korpora-
tionen, die ihre eigentümlichen Kunstge-
heimnisse und ihre höhere Gnosis hatten,
die sie ausserordentlich verborgen gehalten
haben; im 15. bis 16. Jahrhundert setzten
sie sich besonders in England fest; einige
bildeten sich zu städtischen Zünften aus,
andre pflanzten die alte Verbrüderung
fort, legten aber einen andern Zweck unter,
nahmen auch andre Stände unter sich auf,
so dflss die Brüderschaft mehr eine mora-
lische Verbrüderung war; im 17. Jahr-
hundert verfolgten die Logen hauptsäch-
lich politische Zwecke, wobei sie von den
Jesuiten unterstützt wurden, doch blieben
die meisten Logen in England von der
schottisch- jesui tischen Aftermaurerei frei,
bis 1717 das Grossmeistcrtum wieder her-
gestellt wurde.« [Vgl. Flohr, Geschichte
der Grossen Loge von Preussen, gen. Royal
York zur Freundschaft II, S. 18.]
Tempel, ein in der Freimaurerei üblicher
sinnbildlicher Ausdruck für das Gebäude
oder Lokal der freimaurerischen Versamm-
lungen, der daher auch in den Namen
einzelner Logen (T. der Wahrheit, stiller
T. u. s. w.) vorkommt. Dieser Ausdruck
steht in Beziehung zu dem T. Salomos
(s. d.). In neuerer Zeit pflegt man dieses
Sinnbild auch von dem moralischen Tem-
pclbau, dem Bau eines T.s Gottes im Her-
zen der Menschen und der Menschheit zu
verstehen, zu welcher Deutung mehrere
Stellen des Neuen Testaments (Mark. 14,
58. 1. Cor. S, 16, 17) Anlass geben. [Vgl.
Bh. 1896, S. 101. L. 1900, S. 57. J
Tempelherren (strikte Observanz). I.
Allgemeines. Um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts entstand die Sage, einige der
Vernichtung entgangne Tempelritter hätten
1314 vom letzten Ordensmeister wichtige
Geheimnisse des Ordens erhalten und nach
Schottland gerettet, um Bie in den dorti-
gen Bauhütten fortzupflanzen. Darnach
sollte dann die Freimaurerei gestaltet,
diese also auf den Orden der T. zurück-
zuführen sein. Verschiedne freitnaure-
rischc Lehrarten wurden darauf gegründet,
besonders in Frankreich, von wo diese Lieb-
haberei auch nach Deutschland kam und in
der sogen, strikten Observanz (s. unter II)
feste Gestalt zu gewinnen suchte, indem
der alte Orden wieder hergestellt werden
sollte. Auch in England, Irland, Schott-
land, Kanada (8. Templerorden, britischer)
und Nordamerika (s. d.) fand die Richtung
Eingang, und in diesen Ländern blühen die
Lager der »T.« (Encampments of Knight
Templars) heute mehr, als je zuvor, zeigen
sich in Amerika sogar mit Vorliebe öffent-
lich in ihrer vollen Ordenstracht. Auch in
der schwedischen Lehrart hat die Templerei
einen breiten Platz erhalten und in den
nordischen Grosslogen (Schweden, Däne-
mark, Norwegen) bis heute behauptet,
während die Grosse Landesloge in Berlin,
deren Gründer v. Zinnendorf (s. d.) die
Akten aus Schweden bezog, den Zusammen-
hang der Freimaurerei mit denT. in neuerer
Zeit aufgegeben hat, da er durch ge-
schichtliche Forschungen keine Bestätigung
finden konnte. Manche ältere Maurer
können zwar von dem Glauben an die
Richtigkeit der alten Überlieferung sich
noch nicht recht losreissen; da aber
quellenmässige Beweise dafür niemals zu
erbringen sein werden, so ist für die
deutsche Freimaurerei durch den förm-
lichen Beschluss der gesetzgebenden Ver-
sammlung derGrossen Landesloge in Berlin
die Frage als endgültig erledigt zu betrach-
ten. [Vgl. die Artikel Clermont, Gugo-
mos, Konvent au Wiesbaden, Meutern p-
ler, sowie die vorige Auflage III, S. 873.]
— II. Geschichte des v. Hundschen
T.-Systems, der sogen, strikten Obser-
vanz. Dieses System wurde wahrschein-
lich gegen oder um 1742 in Paris gestiftet,
um dadurch die Anhänger der Stuarts und
ihre Zwecke zusammenzuhalten und zu
verstecken. Um es in Deutschland zu ver-
breiten, wurde zuerst C. G. v. Marschall
(s. d.) darin eingeführt und zum Provin-
zialgrossmeister (Heenneister) der VEL
Provinz, Deutschland zwischen Elbe und
Oder, ernannt, dann als sein Nachfolger,
13. Okt. 1742, v. Hund (s. d.), den man an
ihn verwies, v. Marschall hatte die Loge
Aux trois marteaux in Naumburg fob
auch die in Dresden?) errichtet, und aen
Naumburger Maurern, schon im Lehrlings-
grad, Ritternamen gegeben, v. Hund fing
1750 oder 1751 an, einige Maurer zu Rittern
zu machen und errichtete ein Provinzial-
kapitel, beeilte sich aber, der kriegerischen
Zeiten wegen, so wenig mit der Ausbrei-
tung, dass er wahrscheinlich 1764 erst
etwa zehn Ritter hatte; nun berief ihn
Johnson (s. d. und Konvent su Alten-
berge) im Mai 1764 nach Altenberge, und
hier schlug er mehr als 30 zu Rittern.
Von jetzt an verbreitete sich das System
über ganz Deutschland (das Weitere s.
unter Hund). Im J. 1776 starb v. Hund,
der neben manchem Verdruss und vielerlei
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TemjHslherren (strikte Observanz).
451
Kränkungen erlebte, dass sich sein Sys-
tem auch nach Frankreich, Süddeutsch-
land und Italien verbreitete, wo die II.,
III., V. und VIII. Provinz eingerichtet
wurde. Nach v. Hunds Tode bewarb sich
der Herzog Karl von Södermanland (1809
bis 1818 als Karl XIH. König von Schweden)
um die Heermeisterstelle der VH. Provinz.
Eine Versammlung fand 16. Juli 1777
zwischen den schwedischen Abgeordneten,
QrafOzenstierna und v. Plommenfeldt (s.d.)
und dem Abgeordneten des Herzogs Fer-
dinand von Braunschweig und des Direkto-
riums, Schwartz (s. d.), v. Rhetz (b. d.) und
Graf Marschall statt, wo beide Teile einan-
der die Rituale aller Grade gegenseitig aus-
lieferten und vorläufige Bedingungen im
Fall der Wahl aufstellten; dann 16.— 22.
Okt. 1777 ein Konvent zu Leipzig (s. Kon-
vent zu Leipzig); vom 16. Juli bis 1.
Sept. 1778 der Wahlkonvent zu Wolfen-
büttel (s. d.) und endlich, weil der Herzog
von Södermanland die von ihm verlangten
Bedingungen verwarf, vom 24. Aug. bis
9. Dez. 1779 der Deputationstag zu Braun-
schweig (s. Deputationatag), auf dem der
Vereinigungsvertrag mit dem schwedischen
Hochkapitel endgültig abgeschlossen und
zuletzt 11. Dez. der Baron v. Leijonhufvud
(s. d.) für den schwedischen Herzog als Heer-
meister eingesetzt wurde. Der neue Heer-
meister fand bald, dass er sich in manchem
geirrt hatte; dass, während er in Deutsch-
land, wie in Schweden, über die ganze
Maurerwelt zu herrschen und dadurch viel-
leicht politische Zwecke zu verfolgen ge-
dacht hatte (das gab ihm der Landgraf
Karl von Hessen ohne weiteres Schuld),
man in Deutschland den Herzog Ferdi-
nand allgemein als den Höhern, als den
eigentlichen Grossmeister betrachtete, der
auch, ohne bei ihm angefragt zu haben,
Umlaufschreiben erliess, sogar schon 19.
Sept. 1779, also vor der Einsetzung des neuen
Heermeisters, eins, in dem er die Frage
aufwarf, ob man wirklich Recht habe, sich
für Nachfolger des Tempelordens zu hal-
ten, und auf den 5. Aug. des folgenden
Jahres zu einem Generalkonvent einlud,
der erst 1782 in Wilhelmsbad gehalten
wurde. Herzog Karl erfuhr bald, dass
man in Deutschland sich von seinen Ge-
sandten für betrogen halten musste, welche
die Mitteilung der in Schweden vorhand-
nen höhern Geheimnisse versprochen
hatten, an deren Auslieferung er nicht
dachte, und die ausgesagt hatten, er und
sein Hochkapitel kenne den noch amtieren-
den Grossmeister, den man noch immer
suchte. Man erfuhr aber, dass er dafür den
letzten Prätendenten hielt, der unter dem
Namen Graf v. Albanien in Florenz und
Rom lebte. Nun wurde ihm angezeigt,
dass dieser Prinz schon 1777 gegen v.
Wächter (s. d.) erklärt hatte, er sei es nicht
allein nicht, sondern sei niemals Frei-
maurer gewesen; ja als der Herzog Karl
ihm seine Wahl zum Heermeister mit der
Bitte um seine grossmeisterliche Bestä-
tigung angezeigt hatte, setzte sich der
Prätendent darüber mit v. Wächter in Ver-
bindung, und dieser sandte den ganzen
Briefwechsel in Abschrift nach Braun-
schweig. In ungnädigen Ausdrücken trat
der Herzog Karl von Södermanland zu
Anfang 1781 zurück und brach allen Ver-
kehr ab. Eine neue Heermeisterwahl fand
in der VH. Provinz nicht statt, weil man
schon längst mit der Zusammenberufung
des Generalkonvents umging, der(der letzte)
vom 16. Juli bis 1. Sept. 1782 zu Wilhelms-
bad in Kurhessen (s. Konvent su Wil-
helmsbad) gehalten wurde. Hier wurde
der Tempelorden verlassen und das schon
1778 von den französischen Provinzen an-
genommne System mit kleinen Abände-
rungen unter dem Namen der Ritter der
Wo h 1 1 h iit i gk eit (s.d. ) eingeführt. Herzog Fer-
dinand wurde Generalgrossmeister aller ver-
einigten Logen, Landgraf Karl von Hessen
| sein Vertreter und bezw. Nachfolger, und
die Einteilung von Europa in neun Pro-
vinzen wurde beibehalten, aber mit verän-
derter Reihenfolge, so dass die bisherige VIL
nun die erste wurde. Die V. Provinz,
Burgundia, deren Provinzialkapitel seinen
Sitz in Strassburg hatte, wurde in v. Hunds
Auftrag 1772 vom Major v. Weiler (s. d.)
eingerichtet, die II. Albernia (Auvergne),
die von Lyon aus regiert wurde, 1774, in
eben dem Jahre die HI. Occitania (Langue-
doc), deren Provinzialkapitel zuerst in Bor-
deaux war. Alle drei verehrten v. Hund als
ihren Heermeister, nannten ihn aber Gross-
administrator; 1776, noch vor seinem Tode,
schlössen sie einen Vereinigungsvertrag
mit dem Grossorient von Frankreich. Die
V. wählte 1777 den sachsen-meiningischen
Geheimrat v. Dürkheim zum Heermeister;
ob auch die beiden andern eine Ergän-
zungswahl gehalten haben, ist nicht be-
kannt geworden. Die U. und V. hielten
vom 25. Nov. bis 27. Dez. 1778 in Lyon
einen Konvent, auf dem sie den Namen
Tempelherr ablegten, weil er der französi-
schen Regierung Verdacht erwecken könnte,
und ihren Orden in den der Che-
valiers bienfaisants de la Sainte Cite" ver-
wandelten. — Auch die aus Süddeutsch-
land und Italien bestehende VHI. Provinz
war schon 1772 in Thätigkeit und in zwei
Grossprioreien geteilt, auch sie hatte v.
Hund zu ihrem Provinzialgrossmeister er-
wählt und in Deutschland einige Kapitel:
in Wien, München, Stuttgart, Meiningen,
in Italien nur eins, in Turin. 1777 wählte
sie den Grafen Bcrnez in Turin zum Pro-
vinzialgrossmeister und errichtete auch
Kapitel in Neapel und Padua. — HI. Ri-
tualistik. Das System bestand, ausser
den drei Maurergraden, aus 4. dem Schot-
tengrad, in dem alle diejenigen stehen
blieben, die man nicht zu Rittern zu machen
| beabsichtigte, 5. dem Novizen und 6. dem
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Tempelherren (strikte Observanz)
Tempelritter; etwa 1770 setzte v. Hund
noch einen 7. den Equea professus, hinzu.
Im Schottengrad ist der Aspirant verdäch-
tig, einer der Mörder Hirams zu sein, wird
aher ohne eigentliche Verteidigung be-
gnadigt. Hiram ist nicht tot, sondern er-
wacht und im Begriff, aufzustehen als No-
tuma (Anagramm von Aumont, der im
folgenden Grade als Molays erster Nach-
folger angegeben wird, also ist Hiram
Molay). Im Novizengrade war das Ritual
sehr einfach: er sollte die Prüflingsstufe
für die künftigen Ritter sein; in ihm
wurde die ierfundne) Geschichte des
Ordens seit Molays Tode mitgeteilt. Im
Rittergrad war die Einführung sehr
feierlich und das Ritual ganz lateinisch
mit ordentlichen Liturgien. Der neue
Ritter wurde mit einer Ritterrüstung be-
kleidet, erhielt knieend den förmlichen
Ritterschlag und dabei einen lateinischen
Ritternamen nebst Denkspruch. Dieser
Grad war der eigentliche Orden, der das
Ganze regierte, ohne den untern Graden
Rechenschaft schuldig zu sein. Das Ritual
des letzten Grads, Eques professus, war
ebenfalls lateinisch und, da sogar die
Regel des heiligen Bernhard beschworen
wurde, so vollständig katholisch, dass man
sich fast wundern möchte, dass, wenn auch
nicht viele, doch manche Protestanten,
nebst Fürsten, wie Herzog Ferdinand (1777),
ihn annahmen; am verbreitetsten war er
freilich in Süddeutachland und Italien. —
IV. Organisation. Der Orden war ein-
geteilt in Provinzen, Diözesen, Präfekturen
und Kommenden. Nach v. Hunds Angabe,
und zwar auf Grund einer von ihm be-
glaubigten Abschrift des angeblich in der
Grossloge von England befindlichen roten
Ordensbuchs, sollte Europa seit alten Zeiten
in Ordensprovinzen eingeteilt sein: 1) Ar-
ragonien, 2) Albernia (Auvergne), 3) Occi-
tania (Languedoc), 4) Legio (Leon, nicht
Lyon; Leon, Königreich im nordwestlichen
Spanien), 5) Burgundica, 6) Britanica (Bre-
tagne), 7) Germania inferior ad Albim et
Oderam (Deutschland an der Elbe und der
Oder), 8) Germania superior ad Danubium,
Padum et Tiberim (Oberdeutschland an
der Donau, dem Po und dem Tiber),
9) Graecia et Archipelagus (Griechenland
und den Inseln des Archipels). Jede Pro-
vinz hatte einen Provinzialgrossmeister,
ein bestimmtes Wappen, Farbe und Denk-
Mpruch. Diese, in die strikte Observanz
eingeführte Einteilung wurde, Bolange v.
Hund lebte, beibehalten. Da nicht alle
Provinzen in Thätigkcit gekommen waren,
wurde auf dem Konvent zu Wilhelmsbad
(s. d.) eine andre Reihenfolge und der
Sitz des Heermeisters beschlossen : 1) Nieder-
deutschland bis ans Baltische Meer (früher
siebente Provinz); Sitz des Heermeisters:
Sonneburg; 2) Auvergne (Paris); 3) Occi-
tania(Bordeaux); 4)Italien (Turin); 5)Bour-
gogne (Strassburg); 6) Oberdeutschland an
der Donau, dem Po, dem Tiber und Hol-
land (Heidelberg); 7) Österreich, Ungarn,
Böhmen und die Lombardei (Wien); b) und
9) waren für Russland und Schweden, falls
diese sich anschliessen würden, bestimmt.
Bis zur neuen Einteilung (17*2) war die
siebente Provinz die hervorragendste und
thätigste; sie war in vier Diözesen oder
Subpriorate, diese in Präfekturen einge-
teilt; die thätigsten unterstanden einem
Provinzial-Kapitel. Auf dem Konvent zu
Kohlo (s. d.) wurden die fünf ältern Prä-
fekturen: 1) Tempelburg (russische Provinz
Kurland); 2) Gommern (Dresden); 8) Derla
(Leipzig); 4) Brunopolis (früher Soltwedel,
! Braunschweig); 5) Kallenberg, die braun-
1 schweig-lüneburgschen Lande (Hannover),
für exemt erklärt und ihnen Sitz und
Stimme im Provinzial-Kapitel eingeräumt;
diesen folgten 6) Templin (Berlin); 7)Baruth
(Görlitz); 8) Rittersfelde (Frankfurt a. M.
und Mainz); 9) Nistiz in Schlesien, sonst
Grossglogau oder Appelstedt; 10) Königs-
berg i. Pr. und 11) Wismar; später: 12)
Ratzeburg oder Eckhorst (Mecklenburg);
13) Ivenak (Hamburg); 14) Templar (Kassel
mit den Hessen - Kasseischen Landen,
Aachen. Düsseldorf, Hochstift Köln und
den weiter am Rhein, auch in den Nieder-
landen zur siebenten Provinz gehörenden
Ländern, mit Ausschluss der preussischen
und den schon andern Sprengein zugewies-
nen); 15) Supplinburg (Ansbach und
Bayreuth); 16) Danneberg (Weimar und
Thüringen) ; 17) Binin ( Kopenhagen) ; Eyden-
dorp (Schleswig), Bremen und Lübeck ge-
hörten zu Ivenak; lb) Rodomskoy (Prag
mit dem Königreich Böhmen unter Aus-
schluss der Grafschaft Glatz. Die Verbrei-
tung und Erhaltung des Ordens, die beab-
sichtigten Wohlthätigkeitsanstalten, die zu
bauenden Fabriken und die den Rittern
und Waffenträgern zu zahlenden Präbcndeu,
erforderten bedeutende Summen. Obgleich
v. Hund schon sein ganzes Vermögen ge-
opfert hatte und die Einnahmen von 1760
bis 1787 auf 1500000 Thaler berechnet
waren (s. rotes Ordensbuch, Archiv zu
Braunschweig), wurden die Ausgaben nicht
gedeckt. Wer noch keinen Beitrag zum
Ordensfonds gemacht hatte, musste einen
•Reconciliationsrevers« ausstellen, d.h. auf
j die zu erwartende Präbende verzichten.
Nach v. Hunds Tode, bis zur Wahl eines
Heermeisters übernahm Herzog Ferdinand
von Braunschweig die Führung der sie-
benten Provinz. Das Ordensdirektorium
wurde 1786 nach Weimar und später nach
Dresden verlegt. Ausser der siebenten
Provinz war nur noch die frühere achte
in Thätigkeit getreten; zu ihr gehörten
j die Präfekturen: Rothenburg (Meiningen ),
Herrenburg (Stuttgart), das Subpriorat St.
Pölten (Wien), das Kapitel Phönix in
Petersburg, die Diözese Polen (Warschau)
und das Kapitel in Krakau. 1780 erneu-
erte der Herzog von Södermanland (König
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TempelherrenordeD, der neue
Karl XIII.) ohne Zustimmung der übrigen
Provinzen die neunte Provinz (Schweden
und Russland) und ernannte sich zu deren
Heermeister. — V. Litteratur. Aus der
reichhaltigen Litteratur über diesen Ge-
genstand [Lenning III, 495—504; Kloss,
Bibl., 8. 148 — 74; Taute, Maurerische
Bücherkunde, S. 806— 43; Wilcke Ge-
schichte der T. (2. Aufl., 1860), II, 506-21]
heben wir nur die Schriften über die
Fortsetzung des Templerordena und den
Zusammenhang mit der Freimaurerei
hervor: Fr. Nicolai, Versuch über die
Beschuldigungen, welche dem T.-Orden
gemacht wurden und über dessen Geheim-
nisse (Brl. und Stettin 1782), 2 Bde. K.
G. Anton, Untersuchung über das Geheim-
niss und die Gebräuche der T. (Dessau
1 782). (P. J. S.Vogel) Briefe, die Freimaurerei
und T. betreffend, 1. — 3. Sammlung (Nürb.
1788—85), Gmelin, Schuld oder Unschuld
des T.-Ordens (Stuttg. 1893). Schottmüller,
Der Untergang des Templerordens (2
Bde., 1887) und alle Schriften über die
strikte Observanz, das Klerikat, Gugomos,
die Schwedische Lehrart, die Neutempler
zu Paris, Heredom von Kilwinning u. s. w.
(s. die betr. Artikel). A. Z. 1824, S. 1,
276. Bh. 1861, S. 28; 1884, S. 337; 1889,
S. 408. FZ. 1880, Nr. 19. HZC. Nr. 138,
S. 30; Nr. 141, S. 40. L. 1879, Nr. 22;
1882, S. 124; 1896, S. 185.]
Tempelherrenorden, der neue, in Frank-
reich, s. Neutempler.
Tempelritter, 1) britische, s. Templer-
orden, britischer; 2) in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika, s. Nord-
amerika (oben II, S. 105).
Tempels, Geweiht« de» Innern, heisst
der 6. Grad in der Lehrart der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln in Berlin.
Temperenzbewegung. Sie hat in vielen
nordamerikanischen Logen Fuss gefasst
und sogar in der Verfassung und den Ge-
setzen einiger Grosslogen Anerkennung
gefunden.
Templar, Knight Templar (Templer,
Tempelritter), s. Tempelritter.
Templerorden, britischer, oder: die
vereinigten geistlichen Orden des Tempels
und des heiligen Johannes von Jerusalem,
Palästina, Rhodus und Malta (United Re-
ligious and Military Orders the Temple,
and of St. John of Jerusalem, Palestme,
Rhodes, and Malta). I. Allgemeines.
Dazu gehören, wenn auch voneinander
unabhängig: 1) die Grosspriorei (Great
Priory) von England und Wales; 2) das
Grosslager (Early Grand Encampment) von
Schottland; 3) das Chapter General von
Schottland ; 4) die Grosspriorei von Irland
und 5) die Grosspriorei von Kanada.
Der T. ist ein orthodox -christlicher (trini-
tarischer) und ritterlicher Orden, dessen
Hauptzweck die Verteidigung des christ-
lichen Glaubens bildet. Er ist von der Frei-
— Templerorden, britischer. 453
maurerei verschieden und hat mit ihr gegen-
wärtig nichts gemein. Ebenso ist er nicht
zu verwechseln mit der Templerei der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika (s. d.
unter II), sowie mit andern templerischen
Systemen. II. Geschichtliches. Bereits
um 1686 gab es in Schottland Temp-
ler, ja es gab schon in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in den
maurerischen Logen Templerei an zahl-
reichen Orten in Schottland und England
im Geheimen. Es wurde selbst Temple-
rei in den Logenräumen, getrennt von den
freimaurerischen Arbeiten, getrieben, wie
denn überhaupt in der damaligen Zeit
Templer und Johanniter unter dem Schutz
der freimaurerischen Logen angetroffen
werden. Alle diese templerischen Gruppen
waren aber voneinander unabhängig. Ge-
en Ende des 18. Jahrhunderts erging von
en Grosslogen von England und Schott-
land ein Verbot, andre als freimaurerische
Versammlungen in den Logenräumen ab-
zuhalten. Infolgedessen begannen die
Templer, sich selbständig zu organisieren.
Das geschah 1791 durch Thomas Duncker-
ley (s. d.), der sämtliche templerische Heer-
lager zu einem Grosskonklave vereinigte,
wobei Prinz Eduard, später Herzog von
Kent, das Protektorat übernahm. Nach
der Zeit erscheint die Templerei wieder
mit der Freimaurerei als ein Hochgrad
verquickt, namentlich unter der Grossmeis-
terschaft des Herzogs von Sussex (1812
bis 1848). Sein Nachfolger Charles Ke-
meys-Tynte (1846—1860) begann eine aber-
malige Trennung von der Freimaurerei
und andern Zuthaten. In Schottland, Irland
und Kanada waren ebenfalls eigne Gross-
behörden entstanden. Alle diese briti-
schen Zweige des Ordens wollte man 1873
unter ein Königliches Haupt vereinigen.
Als solches wurde der Prinz von Wales ge-
wonnen, doch blieb Schottland von der
Vereinigung fern. Verfassung, Gebrauch-
tum, Bekleidung u. s. w. wurde im Geist
der alten Ritterorden durch den »Gene-
ralkonvent«, wie sich die Vereinigung
nannte, umgeändert. 1883 schied aber
Kanada wieder aus dem Generalkon-
vent aus. Eine neue Generalreform er-
folgte 1895. Der Generalkonvent wurde
aufgelöst, die gemeinsamen obersten Or-
denswürden wurden abgeschafft, die Gross-
pioreien von England und Irland wurden
unabhängig. Nunmehr trat auch das Ge-
neralkapitel von Schottland der neuen
Organisation bei, während sich das dortige
Grand Encampment und die Grosspriorei
von Kanada von ihr fern hielten, und
der Prinz von Wales vereinigte als Ordens-
souverän diese Zweige der drei König-
reiche, ni. Statistik. Der Grosspriorei
von England und Wales unterstehen 120
Präzeptoreien mit ca. 2500 Rittern und
ca. 100 Malteser -Prioreien. Der Gross-
priorei von Irland sind ca. 50 Präzeptoreien,
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454 Tennessee -
dem Generalkapitel von Schottland ca. 12
Prioreien unterworfen. Das Grand En-
campment von Schottland zählt über 20
Heerlager (Encampments) und die Gross-
Priorei von Kanada über 30 Präzeptoreien.
Die Gesamtzahl ergiebt ca. 282 Präzep-
toreien mit ca. 0000 Rittern. IV. Littera-
tur. Sir Patrick Colquhoun, A Con-
ciBe History of the Ordre of the Temple.
Ausserdem bilden eine reiche Fundgrube
die jährlichen Ansprachen des Grossmeis-
ters W. J. B. MacLeod Moore. Ein kur-
zer Auszug davon als «British Templary«
befindet sich in H. L. Stillson und W. J.
Hughan, »History of the ancient and ho-
norable Fraternity of free and accepted
Masons and Concordant Ordres«. [Vgl.
auch L. 1897, 1898 und 1899 in den Ar-
tikeln: »Templaria Britannica« von L. v.
Malczovich.j
Tennessee, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Hier entstand eine
Grossloge am 27. Dez. 1813 mit dem Sitz
in Nash vi 11c. Sie zählte 1898 428 Logen
mit 17221 Mitgliedern, darunter eine deut-
sche Loge in Nashville (s. d.). Am 23.
Juni 1894 ward ein Freimaurerheim in
Nashville eingeweiht. Am 29. Jan. 1896
hat die Grossloge einen Aufruf für den
ewigen Frieden erlassen. Eine Neger-
Grossloge bildete sich 31. Aug. 1870 und
vereinigt in 88 Logen 1811 Mitglieder.
[Zeitschriften: The Masouic Kecord (Nash-
ville 1868 fg.); The Masonic Jewel (Mem-
phis 1870 fg.). T. Mason (Nashville).]
Tepliti (St. in Böhmen, [1890] 17526 E.).
Hier hat ein Kränzchen bestanden, das
1894 eingegangen ist.
Teppich, der, oder Tapis, auch Lehr-
lingstafel (namentlich in der schwedischen
Lehrart) genannt, befindet sich in jeder
Loge. Er enthält im Kähmen eines läng-
lichen Vierecks eine Darstellung der
hauptsächlichsten freimaurerischen Sinn-
bilder. Ihre Auswahl und die Art ihrer Zu-
sammenstellung ist je nach der freimau-
rerischen Lehrart verschieden, immer aber
können aus ihnen alle die sittlichen Leh-
ren abgeleitet werden, durch deren Befol-
gung der Freimaurer in ein solches Ver-
hältnis zu Gott und zu Beinen Mitmenschen
kommt, wie es dem Geist der Freimaurerei
entspricht. Der T. wird darum auch
Umriss und Grundriss des Salamonischen
Tempels genannt; war dieser doch das
erste prachtvolle Gebäude, das dem Dienste
des einzigen unsichtbaren Gottes gewid-
met war, dem auch die Maurerarbeit ge-
weiht ist. Um den T. versammeln sich
die Freimaurer, wie um das Allerheiligste,
aus dem sie Nahrung für Geist und Herz
ziehen und mit hinwegnehmen sollen. Irrig
ist die Auffassung, von der u. a. Polak
ausgeht, dass sich in den Sinnbildern des
T.'s eine uralte Geheimlehre fortpflanze,
und verfehlt sind darum die Versuche,
den T. zum Träger eines Systems der
- Testament.
Weltweisheit, verborgner Mysterien oder
historischer Überlieferungen zu machen.
— Der T. war ursprünglich nicht
im Gebrauch. Bei Beginn der Arbeit
wurde mit Kreide oder Kohle nur ein
längliches Viereck auf den Fussboden
gezeichnet und nach Schluss der Arbeit
wieder entfernt. Später zeichnete man in
das längliche Viereck auch andre mau-
rerische Sinnbilder. Weil Eimer und Kehr-
wisch, die zum Wegwischen der Zeich-
nungen notwendig waren, zum Spott
Veranlassung gaben, bediente man sich
zur Darstellung der sinnbildlichen Figuren
auch schmalen Bandes und kleiner Nägel.
Im altschottischen Grad wurde zuerst ein
T. gebraucht und erklärt nach dem Bei-
spiel der T. der Stiftshüttc 2. Mos. Kap.
26. Die Berliner Loge teilte der von ihr
errichteten Loge in Kopenhagen 1747
einen gezeichneten T. mit. Die gemalten
T. wurden durch die strikte Observanz
seit 1765 eingeführt; von Deutschland
fanden sie in England seit dem Anfang
des 19. Jahrb. Eingang. 1815 traf ein
deutscher Maurer in den englischen Logen
einen gemalten T. , der auf dem Boden
lag und aus mehreren Brettern bestand,
die zusammengelegt werden konnten. [Vgl.
Polak, Die T. in ihrer historisch-pädago-
gischen, wissenschaftlichen und morali-
schen Bedeutung (Amsterdam 1855). —
Krause, Die drei ältesten Kunsturkunden
(2. Aull., Lpz. 1819—21), Abt. I, Bd. 1, S.
237, 260. — Fischer, Ritual und Svmbol
! (Lpz. 1878), S. 157. — Findel, Geist und
Form der Freimaurerei (6. Aufl., Lpz. 1898),
S. 195. — Leutbecher, Der T. der Masonen
(Amsterdam u. Lpz. 1861). Fischer, R.,
Lehrlingskatechismus (29. Aufl., Lpz. 1900),
8. 120, 125. Bh. 1863, S. 101, 109; 1871,
S. 77. L. IX, 265; 1883, S. 53; 1885, 8.
28. Z. 1879, S. 9. Bst. R. 1881, 8. 42;
1882, S. 132. R. 1891, S, 69. BZC. 1898,
R. 360.]
Tercy ist der Name eines der neun aus-
erwählten Meister, die Salomo zur Auf-
findung des vermissten Hiram aussaudte.
Terrasson, Jean, Abbe" und Professor
der griechischen Sprache am College de
France u. s. w. , geb. in Lyon 1670, gest.
in Paris 15. Sept. 1750, schrieb antiqua-
risch -philologisch -philosophische Sehn-
ten. Durch seinen Roman » Sethos« (Pa-
ris 1731 und öfter, übersetzt ins Deutsche
von Wend, Hmbg. 1732, und Claudius,
Brsl. 1777, und ins Englische von Lediard,
London 1732), der den Stoff zu Mozarts
Zauberflöte gab, wurde die Idee des Ur-
sprungs der Freimaurerei aus Ägypten
verbreitet und fand viele Anhänger, unter
denen vorzüglich Lenoir (s. d), Laurens
(s. d.) und Reghellini de Schio (s. d.) zu
nennen sind, und worauf zum Teil das
System Misralm gegründet ist.
'Testament über den maurerischen Nach-
lass, s. NachlasB.
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Tetschen — Theurgie.
455
Tetschen a. d. Elbe (St. in Böhmen,
[1890] 7299 E.). Hier besteht ein nichts
politischer Verein Freundschaft, 1884
gegründet. 3Iitgliederzahl (1899): 19.
Tewflk Pascha, Mehemed, Vizekönig
von Ag)'pten, geb. 1852, gest. 7. Jan.
1892, war Grossmeister der Nationalgross-
loge von Ägypten.
Texas, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. In Houston befindet
sich seit 20. Dez. 1837 eine Grossloge
mit 602 Logen und 27662 Mitgliedern.
Sie besitzt seit 1900 ein Witwen- und
Waisenheim. Eine Grossloge der Farbigen
bildete sich 19. Aug. 1S75 und zählt in
42 Logen 903 Mitglieder. Hier erscheint
eine freimaurerische Zeitschrift Texas
Freemason.
Thal (Valle"e). I. In dem Rite ancien
£cossais und den ihm ähnlichen Uochgrad-
lehrarten ist T. Bezeichnung der Orte, wo
Chapitres ihren Sitz haben, entsprechend
dem »Orient« für die Johannislogen. II.
Sonst kommt T. auch für Orient selbst
vor, namentlich in romanischen Ländern.
Thals, Orden des. Zu Anfang des 19.
Jahrb. fasste Dr. med. Joh. Chr. Ehrmann
(s. d.) in Frankfurt a. M. den Plan, nach der
Idee des Kniggeschen «Ordens für voll-
kommene Freunde« einen O. d. T. zu stif-
ten, der auf das engste Freundschafts-
bündnis gegründet sein sollte und dessen
Hilfsmittel in philanthropischer Philoso-
phie zu suchen waren. Freunde und Be-
kannte von nah und fern wurden zu die-
ser Verbindung eingeladen; die Sache fand
jedoch nicht Anklang genug und blieb
nur eine Idee. Im Sinne dieses Ordens
schrieb Ehrmann den Roman: »Das
Buch Glaube, Liebe, Hoffnung, oder die
nothgedrungene Auswanderung des Ober-
försters Joseph Wolf, im J. 1807«, heraus-
geg. von Jean Paul (d. i. Christ. Ehr-
mann), Frkf. 1807. Tl. II, das. 1810. Es
bestehen zwei Siegel dieses Ordens, das
kleinere mit der Umschrift: Sigillum per-
petuae commissionis, hat unter einer Lilie
vier gekreuzte Stäbe # und ein Kreuz;
das grössere mit der Umschrift: Sigillum
secretum a x| u> lux ex tenebris, zeigt im
auergeteilten Feld ein Kreuz, dessen Mitte
das Hexagon ziert, in den Krcuzwinkeln
stehen die Buchstaben I. H. S. V.
Theden, Johann Christian Anton,
Arzt, geb. 13. Sept. 1714 in Steinbeck im
Mecklenburgschen , gest. 21. Okt. 1797 in
Berlin, im Anfang des Siebenjährigen
Kriegs erster Generalchirurgus der preußi-
schen Armee. 1765 trat er der strikten Ob-
servanz zu, war von 1765 — 67 Meister vom
Stuhl der Loge Zu den drei Zirkeln in
Stettin und von 1771—84 Hauskomtur
(Meister vom Stuhl) der Loge Zur Ein-
tracht in Berlin; von 1784—94 war er
Meister vom Stuhl der Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln, dann altschottischer
Obermeister; 1796 legte er seines Alters
wegen dieses Amt nieder. [Denkmünze
auf ihn: HMW., Nr. 9, 10. Geschichte
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln (Brl. 1890), 8. 63, 85,
89, 96.]
Theosophie« Die Maurerei als solche
in ihrer Reinheit hat eigentlich nichts
mit ihr zu thun. Man bezeichnet damit
im Gegenteil von Theologie die Lehren
solcher Begeisterter, die in ihren For-
schungen über Gott die Grenzen der
methodisch denkenden Vernunft über-
flogen und, hingerissen von der Kraft
und Innigkeit ihrer religiösen Gefühle
und Bedürfnisse, das Wesen und die Wir-
kungsart Gottes aus höherer Erleuchtung
j unmittelbar durch eine mystische Ver-
einigung mit Gott erfahren zu haben und
I andern mitteilen zu können glauben.
i Theosophische Lehren finden sich in den
ostasiatischen Religionen, wie in den
I philosophischen Systemen, die den Grund-
I gedanken des Pantheismus in das phan-
1 tastische Element einer religiösen Schwär-
merei einbringen. Dem Ernste wissen-
schaftlicher Untersuchunggegenüber hätten
dergleichen Träumereien schwerlich wieder
einen bedeutendem Einfluss gewinnen
können, wie zur Zeit Jak. Böhmers, Sweden-
borgs (s. d.), Saint-Martins (s. d.) und seibat
Sendlings. 1875 hat sich aber wieder in dem
für solche Schwärmereien alle Zeit geneig-
ten Nordamerika eine Theosophische Gesell-
schaft gebildet, die sich in verhältnismässig
kurzer Zeit über den ganzen Erdkreis ver-
breitet hat. Sie will den Kern einer allge-
meinen Menschenverbrüderung bilden, die
keinen Unterschied der Rasse, dea Glau-
bens, der Geschlechter und der Farbe
kennt, sowie — und das ist wohl die
Hauptsache und der Unterschied von der
. Freimaurerei — die unerklärten Natur-
gesetze, sowie die im Menschen schlum-
mernden physischen oder Seelenkräfte
erforschen. Das erstere wird freilich an-
geblich allein als unerlässliche Bediugung
zur Aufnahme in die Gesellschaft hinge-
stellt, um damit die Annäherung an die
I Freimaurerei zu erreichen. [Vgl. L. 1896,
S. 184. FZ. 1896, S. 291.]
ThesaurarioB. Einen solchen hatte jedes
' Kapitel im v. Hundschcn Tempelherren-
system, wie jede Hauskomturei (Loge)
ihren Schatzmeister. Der Schatzmeister
des Provinzialkapitels hiess T. generalis.
Magnus T., Schatzmeister de» ganzen Or-
dens, sollte der jedesmalige Priovinzial-
Grosssmeister der VI. Provinz, Burgund,
sein.
Theurgie, eigentlich göttliche Handlung,
Gottesthat, dann der Name der vorgeb-
lichen Wissenschaft, den Menschen durch
geheimnisvolle Gebräuche mit der Geister-
welt in unmittelbare Verbindung zu setzen.
Sie macht somit einen Teil der Magie aus.
(S. die Art. Kabbala, Magie, Theosopbie.)
i In der Pseudofreimaurerei mancher Hocli-
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456
Thielen — Thory.
grade , der Gold- und Rosenkreuzerei,
machte sich die T. auch bemerklich, una
es galten Cagliostro (s. d.), Schrepfer (s. d.)
und andre als grosse Theurgen.
Thielen, Dr. Adolph, geb. 29. Juni 1826
in Linden vor Hannover, gest. 9. Juni
1898 in Hildesheim, trat als Militär in
preussische Dienste, wurde zur Landgen-
darmerie versetzt und kam 1859 alsDistrikts-
kommandant nach Hildesheim, wo er un-
unterbrochen verblieb. 1880 zur Disposition
gestellt, widmete er seine Thätigkeit dem
Gemeinwohl und mancherlei andern
Zwecken, inbesondere der Militärdienst-
Versicherungsanstalt in Hannover, deren
Subdirektor er war. — In den Freimaurer-
bund trat T. in der Loge Zum stillen
Tempel in Hildesheim 6. März 1861, wurde
das. Schatzmeister, 1. Aufseher, zugeord-
neter Meister vom Stuhl und 1876 bis zu ,
seinem Tode Meister vom Stuhl. Viele
seiner vortrefflichen Vorträge sind in den
maurerischen Zeitschriften, vornehmlilch
der FZ., veröffentlicht. fVgl. Bh. 1898, |
S. 233. L. 1898, S. 121.] '
Thilo, Johann Karl, Professor der |
Theologie und Konsistorialrat in Halle, i
geb. 28. Nov. 1794 in Langensalza, gest. I
17. Mai 1853 in Halle, wurde 3. Aug. 1819
in der Loge Zu den drei Degen in Halle
in den Freimaurerbund aufgenommen. Als :
Theolog geschätzt, veröffentlichte er einen
»Codex apoeryphus novi testamenti«, in
dem das Evangelium der Neutempler
zum ersten Mal erschienen ist.
Tblonville, s. Diedenhofen im Nach-
trag.
te Thoms, Friedrich de, geb. wahrschein-
lich 1697, preuss. Geheimer Rat und ausser-
ordentlicher Gesandter des braunschweig-
scheu und dann aachsen-gothaschen Hofs
bei den englischen Königen Georg I.
und II., wurde unter der Grossmeisterschaft
des Herzogs von Norfolk (1729—30) Pro-
vinzialgrossmeister von Niedersachsen [vgl.
Konstitutionenbuch von 1738, engl. Ausg.
S. 194; Schröder, Materialien I, 30J. Dass
er sich aber jemals in Hamburg aufge-
halten habe, ist kaum anzunehmen, auch
sind Spuren seiner Thätigkeit nicht zu
finden. Iu den Listen der Londoner Logen
1723—35 ist sein Name nicht zu finden.
Er wird auch du Thou (Thuanus) genannt.
[Vgl. AQC. IX, 82 und HZC. 1896/97, S.
48, 105, wo sein Bildnis.]
Thore. Die drei T. entsprechen den
Eingängen des Salomonischen Tempels
im Westen, Osten und Süden. Ihre Deutung
ist in den eiuzelnen Lehrarten verschieden.
In der Schröderschen finden sie sich auf
dem Teppich iu der mauerartigen Ein-
fassung und bezeichnen die Plätze der
drei obersten Beamten der Loge, denen
die Pflicht obliegt, auf die Sicherheit des
Baus zu achten. Die drei T. geben zu-
gleich die drei Stufen der Maurerei
an. Das westliche T. ist der Eingang für
die Lehrlinge, darum ist nur dieses ge-
öffnet. Au ihm hat der erste Aufseher
seinen Platz, damit er die Eingehenden
Oberwache und nach beendeter Arbeit
das T. wieder schliesse. Die beiden andern
T. sind für die Mitglieder der höhern Grade
bestimmt und bleiben darum während der
Lehrlingsarbeit geschlossen. Sie öffnen
sich nur denen, die wegen ihres wahrhaft
inaurcrischen Strebens zum Einlass für
würdig erachtet werden. Der Eingang
durch sie führt durch Süden nach Osten,
nach dem Ort, wo das höchste Licht er-
strahlt. [Vgl. Fischer, R, Ritual und
Symbol (Lpz. 1878), S. 160.]
Thorn (St. in der preuss. Prov. West-
preussen, 30306 E,). 1. Am 10. Juli 1810
wurde hier eine Loge Der Totenkopf
vom Grossorient von Polen errichtet, die
24. Dez. 1811 geschlossen wurde. [Vgl.
oben II, S. 171.] — II. Jetzt bestehen hier
unter der Grossen Landesloge in Berlin:
1) eine Johannisloge Zum Bienenkorb,
gegr. 4. Juni 1793, eröffnet 5. Okt. 1793.
Mitgliederzahl (1900): 152. Vers.: Freitag
nach dem 1. im Monat; Ferien: Juli, August.
Eignes Logenhaus: Baderstrasse 18, seit
11. Okt. 1829, nach dem Umbau eingew.
5. April 1831. [Vgl. Kah, Geschichte der
Loge (1893)]. Milde Stiftung (eine) mit
einem Kapital von 780 M. 2) Die An-
dreasloge Sedula, gegr. 5. Nov. 1885.
Thorwaldsen, Bertel, berühmter Bild-
hauer, geb. 19. Nov. 1770 in Kopenhagen,
gest. das. 24. März 1844, war Freimaurer,
wenn auch nicht bekannt ist, wo er dem
Bunde beigetreten ist. Am 27. Okt. 1819
erschien er in der Kopenhagner Loge
Zorobabel und wurde zu dereu Ehrenmit-
glied ernannt, wobei Rahbek (s. d.) eine
Rede hielt.
Thory, Claude Antoine, Maire von
Paris, französischer Gelehrter und Mitglied
verschiedner gelehrter Gesellschaften, geb.
26. Mai 1759, gest. 27. Okt. 1827 in Paris.
Ausser seinen (namentlich naturwissen-
schaftlichen) Schriften, unter denen »Les
Rosest den nächsten Platz einnimmt, sind
zu erwähnen die • Annales originis« (Paris
1812) und die »Acta Latomorum* (Paris
1815), in denen eine grosse Anzahl Ur-
kunden abgedruckt sind und die neben
den neuern französischen Geschichts-
werken immer noch von Wert sind, wenn-
gleich T. von gewissen vorgefassten Mei-
nungen nicht ganz frei war. Er war ein
Hauptmitglied des Rite öcossais philoso-
phique und V6neVable der Mutterloge 1786,
1805, 1815, sowie der lebenslängliche Kon-
servateur des livres, manuscrits etc., und
hatte daher nach Auflösung des Systems
den ganzen Schatz in seinem Gewahrsam.
Wahrscheinlich ist nach seinem Tode das
Ganze in die Hände Morisons (s. &) über-
gegangen. T. war die Seele seines Systems,
sowie sein Einfluss im Bunde überhaupt
von grosser Bedeutung war. [Vgl. Kloss,
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Thou, du — Thüringer Logenverband.
457
Geschichte der Freimaurerei in Frankreich,
an den betreffenden Stellen, insbesondere
I, 365, 423; II, 304.]
ThOU, du, s. Thoma.
Thoux de la Salrerte, Jean de, königl.
poln. Oberst, stiftete 1763 in Warschau
unter maurerischen Formen eine Gesell-
schaft unter dem Namen Academie des
Soorets, eine Nachahmung der zu Anfang
des 16. Jahrb. von Porta in Born gestifteten
Akademie der Alten oder der Geheimnisse.
Der strikten Observanz gehörte er auch
an und zwar beim Kapitel in Krakau.
Thränen. Seit 1745 erscheinen diese
auf den Meisterteppichen in vcrschiednen
Lehrarten und wurden im Clermontschen
System auf die T. über Molays Tod, im
Zinnendorfschen auf die Betrübnis über
Hiram gedeutet. In der strikten Obser-
vanz haben sich die T. in Flammen ver-
wandelt und werden ganz natürlich auf
Molay gedeutet. Mit der Aufnahme der
T. in die Reihe der Sinnbilder betritt die
Freimaurerei ein ganz neues Gebiet, indem
sie damit aus dein Kreis der mathemati-
schen Figuren, Allegorien und Sinnbilder
in das volle Leben einführt, so zwar,
das» sie mit diesem neuen Sinnbild un-
mittelbar an die Wurzel des irdischen
Daseins anknüpft. [Vgl. BZC. 1878, S. 120.]
Thuhalkain, auch Tubalkain, nach der
biblischen Erzählung (1. Mos. 4, 22) der
Sohn Lamechs von der Zilla, der als Er-
finder der Erz- uud Eisenarbeiten bezeich-
net wird. Das Wort ist als Passwort in
der Freimaurerei bedeutungslos geworden,
da man es in den verschiednen Lehrarten
auch für verschiedne Grade anwendet.
Zudem wird fast allgemein der Zutritt zu
einer fremden Loge von der Vorzeigung
eines Logenpasses (s. d.) und der Kennt-
nis der betreffenden Erkennungszeichen
abhängig gemacht. T. heisst »der Besitz
der Schöpfung«, also »der Herr der Erde«.
Pfgl. Bh. 1873, S. 181. BZC. 1876, S. 245.
ischer, R., Lehrlingskatechismus, 29. Aufl.
(Lpz. 1900), S. 123.J
Thum (St. im Königr. Sachsen, 4134 E.).
Hier wurde mit Genehmigung der Loge
Zur Harmonie in Chemnitz vom 13. März
1861 ein maurerisches Kränzchen errichtet,
das nachmals wieder einging. [Vgl. Ge-
schichte der Loge Zur Harmonie in Chem-
nitz (1899), S. 120.]
Thun, 1) Wenzel Joseph Graf v.,
geb. 6. Febr. 1737 in Prag, gest. 15. Dez.
1796, k. k. Kämmerer und Oberst, 1778
Generalmajor , 1784 Generalfeldwacht-
meister, war schon 1763 Mitglied der
Prager Loge Zu den drei gekrönten Sternen,
schloss sich 1773 der Loge Zu den drei
gekrönten Säulen das. an, deren Hammer
er 1775—79 führte, sodann 1783 der Loge
Union und 1787 der Loge Zu den neun
Sternen das. In der schottischen Loge war er
1772 1. Aufseher und wurde 1775 zugeord-
neter altachottischer Obermeister, 1782
zugeordneter Grossmeister der Provinzial-
loge von Böhmen. Ausser ihm gehörten
noch folgende Grafen seines Namens dem
Bunde an :
2) Franz Joseph, älterer Bruder des
Vorigen, geb. 14. Sept. 1734, gest. 1801,
Kämmerer, 1763 Mitglied des Hochkapitels
St. Pölten, 1784 zugeordneter Meister der
Wiener Loge Zur Eintracht.
3) Sigismund Joseph, Bruder des
i Vorigen, geb. 3. Dez. 1739, gest, 15. März
1779, Malteser-Ritter, 1775 Mitglied der
Prager Loge Zu den drei gekrönten Sternen
und der schottischen Loge.
4) Johann Joseph, Bruder des Vori-
gen, geb. 29. Juli 1742, 1779 Kämmerer,
, 1785 1. Aufseher der Loge Zu den sieben
Weisen in Linz.
5) Joseph, Kämmerer und Hauptmann,
1789—93 Mitglied der Wiener Loge Zur
ueugekrönten Hoffnung.
Thürhüter, s. Ziegeidecker.
Thüringen. Über die Entwicklung der
Freimaurerei das. s. die einzelnen Länder.
Eine Zusammenstellung ist gegeben von
R. Fischer in Gera in FZ. 1898, S. 331.
Thüringer Logenrerband. Nachdem
schon vorher mehrere Jahre hindurch von
der Loge Karl August zu den drei Rosen
in Jena und noch früher von dem dasigen
Klub, aus dem diese Loge hervorgegangen
ist, Frühlingsfeste gefeiert worden waren,
wurde 1885 von den Thüringer Logen in
Weimar, Rudolstadt, Gera (Archimedes
zum ewigen Bunde), Greiz und Jena be-
schlösset!, diese Feste fortzufeiern unter
gegenseitiger Abwechslung in der geistigen
Leitung. Damals schon tauchte der Ge-
danke auf, den Verband auf ganz Thü-
ringen auszudehnen. Am 24. Aug. 1890
wurde sodann in Erfurt von 16 Logen der
Thüringer Logenverband gegründet zu dem
Zweck, »das freimaurerische Leben in den
einzelnen Bauhütten zu fördern durch
gleichmässige und zweckmässige Behand-
lung wichtiger freimaurerischer Zeitfragen
I und den Gedanken der Einheit innerhalb
des deutschen Volkes auch auf freimaure-
riBchem Gebiet zum Ausdruck zu bringen.«
[FZ. 1890, S. 283 ] Satzungen wurden nicht
beliebt. Die Sammlung eines Wohlthätig-
keitsfonds wurde 1897 aufgegeben. Zum
Verband gehören jetzt 26 Logen. Die Ver-
handlungen und Vorträge auf den Ver-
bandstagen werden in jährlichen »Verhand-
lungsschriften« gedruckt niedergelegt. Der-
gleichen sind jetzt zehn herausgegeben
worden. Der erste Verbandstag fand in
Erfurt statt 6. Sept. 1891, der zweite in
Gera 11. Mai 1893 [FZ. 1898, 8. 172], der
dritte in Weimar 9. Sept. 1894 [L. 1894,
S. 157], der vierte in WeiBsenfels 8. Sept.
1895 [L. 1895, S. 156], der fünfte in Ru-
dolstadt 6. Sept. 1896 [L. 1896, S. 149],
der sechste in Halle a. S. (Zu den fünf
Türmen am Salzquell) 5. Sept. 1897 [L.
1897, S. 158], der siebente in Naumburg 25.
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458 Thum und 1
Sept. 1898 [L. 1898, S. 1651, der achte
in Neustadt a. O. 24. Sept. 1899 [L. 1899,
S. 1621, der neunte in Erfurt 16. Sept.
1900 fL. 1900, S. 204; 1895, S. 29].
Thum und Taxig, 1) Karl Anselm,
seit 1783 Fürst von T. u. T., geb. 2. Juni
1733, Kaiserl. Erb-General- und Ober-
postmeister, wurde 8. Febr. 1762 in der
Bayreuther Loge aufgenommen und 12. Jan.
1763 in den dritten Grnd befördert [vgl.
Findel, Geschichte der Grossloge Zur Sonne
in Bayreuth (Lpz. 1898), S. lfij. 1765 grün-
dete er in Regensburg die Loge St.-Charles
de la coustance, hob sie aber 1774 wie-
der auf.
2) Karl Alexander, Fürst von T. u. T.,
Sohn des Vorigen, geb. 22. Febr. 1770,
war der Neffe des damals regierenden
Herzogs Friedrich von Sachsen-Hildburg-
hausen und eiu Enkel des Herzogs Karl
von Mecklenburg, des Stifters der Loge
Karl zum Rautenkranz in Hildburghausen,
und wurde in dieser 8. April 1789 aufge-
nommen und 14. Febr. 1791 in den zweiten
und wahrscheinlich auch in den dritten
Grad befördert. 1799 wurde er Gross-
meister der Regensburger Loge Die Wach-
sende Zu den drei Schlüsseln, die ihm zu
Ehren ihren Namen in: Karl zu den drei
Schlüsseln änderte. Gedichte auf ihn s.
bei Taute, Bücherk., Nr. 2094, 2623-25,
2632.
3) Thaddäus, Graf von T. und T., war
1777 Mitglied der Loge Zu den drei Ber-
gen in Innsbruck und 1783 zugeordneter
Meister der Loge Zum symbolischen Cy-
linder das.
4) Joseph, Graf von T. u. T., wurde
1778/79 in derselben Loge aufgenommen.
[Vgl. Abafi, Geschichte der Freimaurerei
in Österreich-Ungarn III, 347, 353.]
5) Ein Graf von Taxis war Mitglied der
Loge St.-Charles de l'union in Mannheim.
[Vgl. Schwarz, Geschichte der Loge Karl
zur Eintracht in Mannheim (1896), S. 27.]
Tichatsehek, Jos. Alois, Opernsänger,
geb. 1 I.Juli 1807 in Oberwekelsdorf in Böh-
men, gest. 18. Jan. 1886 in Dresden, wo er
am lfoftheater den ersten Rang behaup-
tete. 1870 trat er in den Ruhestand. — T.
wurde in den Freimaurerbund in der Loge
Zu den drei Schwertern in Dresden 10. Nov.
1838 aufgenommen und hat für Belebung
der Arbeiten und Feste durch Reinen Ge-
sang viel beigetragen. [Vgl Dr. L. 1887,
S. 1250.]
Tieck, Joh. Ludw., deutscher Dichter,
geb. 31. Mai 1778 in Berlin, gest. 28. April
1853 in Potsdam, war seiner Anschauung
nach Gegner des Bundes, namentlich der
Ausschreitungen in ihm und der Pe-
riode, wo sich der Wunderglaube einge-
nistet hatte. In diesem Sinne ist auch
die Novelle »Die Wundersüchtigen« ge-
schrieben, die eine getreue Schilderung des
Treibens im deutschen Freimaurerbunde
um 1770 darstellt.
axis — Tilly.
Tieree, de la, ein sehr unterrichteter
und unbefangner Maurer, der lange Zeit
in England, später in Deutschland lebte,
von dessen Lebensschicksalen nichts Nä-
heres bekannt ist, übersetzte das Kon-
stitutionenbuch von 1723 in die franzö-
sische Sprache; die Übersetzung erschien
bei Varrentrapp in Frankfurt a. M. 1742
unter dem Titel: »Histoire Obligation» et
Statuts de la tres venerable confraternite"
des francs-macons tirez de leurs archives
et couformes aux traditions les plus an-
■ ciennes: approuvez de toutes les Grandes
Loges et mis au jour pour l'usage commun
des Loges repandues sur la surface de la
terre.« Das Buch ist dem Reichsbaron
Gotthart Kettler gewidmet, der kaiserlich
russischer Kammerherr und von T. als
»ehrwürdiger Meister« angeredet wird, also
jedenfalls Freimaurer war. T. versichert,
dass sein Werk bereits 1733 die Gut-
heissung der Londoner Logen erlangt habe,
dass aber dessen damaliges Erscheinen
j durch seine Abreise von London verhindert
worden sei, und die im Buche selbst be-
1 Endliche Genehmigung bezeugt, dass sowohl
der damalige Grossmeister Jakob Lyon,
Graf v. Strathmore und Kiughorn, sowie .
die Beamten und Mitglieder der I^oge, die
man die des Herzogs von Lothringen nennt,
das Buch gleichlautend mit den Gesetzen
'■ und Einrichtungen der Brüderschaft ge-
funden haben. — Der geschichtliche Teil
von T.'s Werk hat der zweiten Ausgabe
des Konstitutionenbuchs zum Vorbild ge-
dient und Anderson, der in nahem freund-
schaftlichen Verhältnis zu T. stand, jeden-
falls im Manuskript vorgelegen. T. macht
überall den Eindruck eines unterrichteten
und gewissenhaften Mannes, der die rechte
Erkenntnis des Wesens der Freimaurerei
erfasst hat und darzustellen wusste, und es
I bleibt daher sein Buch einer der schätzens-
wertesten Bausteine zur maurerischen Ge-
schichte.
Tie!*, Leopold Jul. Ludw., preuss.
Schulrat und Schulinspektor, geb. IG. Dez.
1824 in Königsberg i. Pr., gest. 4. Febr.
1891 in Rudolstadt, war 1854—62 Rektor
der Stadtschule und Leiter des Lehrerinnen-
seminars in Tilsit, darauf Lehrer in Ma-
rienwerder, vier Jahre Leiter der hohem
Mädchenschule in Marienburg i. Pr. und
1868 Direktor der höhern Töchterschule
in Inajerburg, wurde 1875 als Kreisschul-
inspektor nach Braunsberg versetzt und
1877 in gleicher Eigenschaft nach Berlin.
Am 1. April 1890 trat er in Ruhestand. —
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde T. in der Loge Irene in Tilsit 1 . Mai
1855, war das. Redner, ebenso in Inster-
burg, in Braunsberg zugeordneter Meister
und in Berlin, wo er sich 8. Nov. 1878
der Loge Zum flammenden Stern anschloss.
neun Jahre Vorsitzender Meister. [Vgl.
FZ. 1891, S. 107. Bbl. 1891, S. 167.]
Tllly, s. Graase-Tilly.
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Tilsit — Tochterlogen.
459
Tilsit (St. in der preuss. Provinz Ost-
preußen, 28217 E.). I. Schon 1788 wollten
15 Mitglieder (meist der Königsberger
Logen) hier eine Loge gründen, die Grosse
Landesloge in Berlin lehnte aber ihr Ge-
such ab. [Vgl. Hieber, Geschichte der Ver-
ein. Loge in Königsberg (1897), S. 85.] —
II. Später bestanden hier unter der Grossen
National -Mutt erlöge Zu den drei Welt-
kugeln: 1) die Johannisloge Luise zum
aufrichtigen Herzen, gegr. 11. März,
eingew. 24. Juni 1799; 2) die delegierte Alt-
schottische Loge Friedrich Wilhelm
zum treuen Herzen, gegr. 12. Mai 1803;
beide Beit 1. April 1836 geschlossen. — III.
Gegenwärtig bestehen unter der Grossen
Landesloge in Herlin: 1) die Johannisloge
Irene, in Memel (s.d.) gegr. 24. Jan. 1799
und nach T. verlegt 26. Febr. 1824. Mitglie-
derzahl (1900): 100. Vers.: Dienstags. Klub:
Freitags. Ferien: von Johanni bis zum
1. Dienstag im Sept. Eignes Logenhaus,
Fabrikstrasse 42, eingew. 16. Nov. 1860.
Milde Stiftung: Guthsche Witwen- und
Waisenkasse, Kapital: 12000 M. Haus-
gesetz vom 13. Sept. 1898. [Vgl. Bartsch,
Geschichte der ersten fünfzig Jahre der
Loge (1874); Dorn, Geschichte der Loge
bis zum Jahre 1899 (1899).] 2) Die Au-
dreasloge Strenua, gegr. 8. Aug. 1877.
Tirol (geforstete Grafschafft und österr.
Kronland). Ausser in der Landeshauptstadt
Innsbruck (s. d.) sollen auch in Brixen,
Trient und Roveredo Logen bestanden
haben. Ob in Brixen eine Loge bestand, ist
nicht erwiesen, es ist aber nicht unwahr-
scheinlich, dass Bischof Graf Spaur (s. d.),
Mitglied der Innsbrucker Loge, hier eine
Loge stiftete. Im Fremdenbuch des Bades
Schulders findet sich 1781 eine Notiz, dass
eine »Freimaurercompagnie aus Brixen«
das Bad besucht habe. In Trient und Ro-
veredo soll Cagliostro (s. d.) Logen ge-
gründet haben. Als er um 1778 nach T.
kam, hielt er sich einige Zeit in Trient
auf, konnte aber beim Hofe des Bischofs,
der nebst mehreren Kavalieren Freimaurer
war, keinen Eingang finden. Auch in Ro-
veredo weilte Cagliostro längere Zeit. Mit
den von ihm gestifteten Logen soll er
einen regen Briefwechsel unterhalten haben.
Diese bestanden noch 1 783, als Graf Bassus
T. bereiste, um für die Ausbreitung des
Illuminatenordens zu wirken. Er pries
sich glücklich wegen der Freimaurerlogen,
die er »in ganz Tirol« vorfand. Denn
hier machte er seine besten Erfolge. In
Bozen wurde 1780 eine Loge gegründet
und von Weishaupt (s. d.), dem Stifter des
Illuminatenordens, persönlich eingeweiht;
allein seine Absicht, seinem Orden durch
diese Loge Eingang in ganz T. zu ver-
schaffen, scheiterte an dem Umstand, dass
der Stifter der Loge, Bankier Franz D. v.
Gummer, seit 1778 Rosenkreuzer und Di-
rektor des Bozener Zirkels, von seinen
Obern über die angebliche Gefährlichkeit
I des Illuminatenordens aufgeklärt, sich von
diesem zurückzog und ganz der Rosen-
I kreuzerei in die Arme warf. Diese Loge
diente nunmehr rein nur als Deckmantel
für die alchemistischenLaborationen, gegen
die der Klerus loszog, so dass das gemeine
Volk das Logenhaus zu stürmen drohte.
Die Loge löste sich auf, bevor die Frei-
maurerverordnung (1785) erschien, die ihr
ohnehin den Garaus gemacht haben würde.
(S. auch Rosenkreuzer.) [Vgl. Rapp, Frei-
maurer in T. (Innsbruck 1*67). Bh. 1867.
S. 84. Z. 1886, S. 41'; 1896, S. 68. M. L.
1884,85, S. 127.]
Titulaturen, s. Anreden.
Totste, s. Trinksprüche.
Tobago (brit.-westind. Insel). Hier be-
steht eine Tochterloge der Grossloge von
Schottland (gest. 1868).
Tochterlogen (Bundeslogcn). Die-
jenigen Johannislogen, die unter einer
Grossen oder Mutter-Loge arbeiten, sind
deren T. Als solche arbeiten sie ge-
wöhnlich nach der ihnen von der
Mutterloge mitgeteilten Lehrart, damit
diese bei allen in einer solchen Loge vor-
kommenden Zweifeln entscheiden könne.
Die T. entrichten jährlich einen Bei-
trag an die Mutterloge zur Bestreitung
der bei dieser vorkommenden Unkosten.
Das Altenburger Constitutionsbuch von
1803 sagt über das Verhältnis der grün-
denden Loge zu der neubegründeten, S.225:
J »Wenn eine Anzahl einzelner, bei verschied-
nen Logen aufgenommner Freimaurer
an einem Orte sich zu einer Loge recht-
' massig und zweckförmig vereinigt und
etwan das Ritual und die Gesetze von
I einer nahe oder fern gelegnen selbstän-
! digen Loge verlangt und erhält, so wird
dadurch kein Verhältnis einer Mutter-
oder Tochterschaft begründet, ob man es
gleich sonst glaubte, möge auch übrigens
die um Ritual und Gesetze requirierte
Loge ein Konstitutionspatent, welches
immer nichts weiter, als die Anerkennung
der neuen Loge für eine rechtmässige und
zweckförmige, auch gerechte und vollkom-
mene Loge aussprechen kann, ausgestellt
haben oder nicht. Es liegt in dem Be-
griff des freien Maurers, dass er maurerisch
mündig sei; die Gesellschaft also, zu der
sich mehrere Freimaurer vereinigt haben,
kann in keinem Verhältnis als maurerisch
unmündig betrachtet und behandelt wer-
den ; woraus folgt, dass zwischen derMutter-
und T., als solchen, keine andern Rechte
und Pflichten rechtlich statthaben können,
als welche zwischen Eltern und mündigen,
ihrem eignen Hauswesen vorstehenden
Kindern obwalten und auf jenes Verhält-
nis anwendbar sind: Dankbarkeit, gegen-
seitige Achtung und Unterstützung, im
Falle der Notwendigkeit und wenn es die
Kräfte erlauben, dass aber durch Verträge
verschiedne Berechtigungen unter Mutter-
und T., als zwischen zwei sich völlig
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460
Tod — Tolaiid.
gleichen, freien und selbständigen Logen
eingeführt werden können.« Die filtere
Geschichte der Freimaurerei weiss nichts
von T. und konnte nichts davon wissen;
denn es gab keine Loge, die ein Ober-
recht über die andern hatte, und auch die
Haupthütten der Steinmetzen in Deutsch-
land setzten sich nur aus einzelnen Ver-
tretern zusammen; was diese beschlossen,
hatte Gültigkeit. Auch die erste Gross-
loge in England kannte ein Verhältnis von
Mutter und Tochter, wie es sich in Deutsch-
land und anderwärts gestaltet hat, nicht;
die Groasloge setzte sich einzig und allein
zusammen aus den Meistern und Vorste-
hern der einzelnen Logen; nur was diese
innerhalb der alten Landmarken, mit Be-
fragung selbst des jüngsten Lehrlings, be-
schlossen, hatte Gültigkeit. Dies hat sich
nach und nach geändert, und die einzelnen
Grosslogen weisen teilweise grosse Ab-
weichungen unter einander auf. Die
Stellung der T. zu ihren Grosslogen richtet
sich nach der Verfassung dieser. Die
freieste Verfassung ist die, nach der die T.
die Grossloge bilden und zwar durch ihre
gewählten Vertreter bei dieser. Die Gross-
loge übt die Aufsicht über die T. aus in
Bezug auf Aufrechterhaltung der allge-
meinen maurerischen Grundsätze, Gesetze
und Rituale. Von ihr werden die Haus-
gesetze der T. bestätigt, auch sonstige
Verordnungen dieser genehmigt. Sie haben
jährliche Berichte an die Grossloge einzu-
senden. [Vgl. R. Fischer, Entwurf zu ei-
nem Handbuch für die Amtsthätigkeit der
Logenmeister (Lpz. 1891), S. 100.1
Tod. Die Freimauererei , die den Ein-
geweihten von der Geburt bis zum T.
führt und in allen Lagen des Lebens be-
gleitet, kann natürlich auch des Todes
nicht uneingedeuk bleiben und behandelt
ihn vor allem im Meistergrad, auf das
ewige Leben und die Unsterblichkeit hin-
weisend. Auch sie erkennt im Leben
nur die Vorbereitung des Menschen zur
Ewigkeit und bezeichnet den T. als den
Übergang zu dieser. Sie ermahnt deshalb
zur grössten Pflichterfüllung im irdischen
Dasein und zur Staudhaftigkeit im Ster-
ben, das zu neuem Leben führt. Sie bittet
deshalb um solche bei jedem stillen .
Trinkspruch ihrer Tafellogeu für die, die
sich beim Übergang in die Ewigkeit be-
finden. Unzählig und erhebend sind die '
Reden über den T. in den Trauerlogen.
[Vgl. A. 1889, S. 253; 1891, S. 199; 1H92, I
S. 161. Bh. 1882, S. 113; 1889, S. 42; 1894, \
S. 77. Br. L. 1882 83, S. 50. FZ. 1860,
S. 185; 1871, S. 287; 1872, S. 409. L.
1870, S. 189, 201; 1889, S. 201. 81. 1900,
S. 25. Marbach, An der Säule der Weis- |
heit (Lpz. 1876), S. 58, 308. Kippenberg, i
Helle Strahlen (Lpz. 1890), S. 179. |
Toland, John, engl. Philosoph, der
sich in seiner lateinischen Schrift »Pan- !
theistikon« nach seiuer Heimat, der iri-
schen Halbinsel Inis-Eogan, auch »Janus
Junius Eoganesius« nennt, geb. 80. Nov.
1699 in Redcastle bei Londonderry in Ir-
land, gest. 11. März 1722 in Putney bei
London. Durch zahlreiche, meist latei-
nisch und anonym geschriebne Abhand-
lungen und Bücher beteiligte er sich in
hervorragender Weise an dem Kampf der
englischen Freidenker um Duldung, Ge-
wissens- und Denkfreiheit. Keiner unter
ihnen ist im Naturalismus so weit vorge-
schritten und keiner mit seinen Anschau-
ungen dein modernen atheistischen Ma-
terialismus so nahe gekommen, wie er. Die
frühere Mutmassung unter den Freimau-
rern (s. vorige Aufl. unter Deismus 1, 8.
220), dass T.'s Pantheistikon unter dem
Eintiuss der Freimaurerei entstanden sei
oder diese von ihm entlehnt habe, ist
völlig unhaltbar. Die Ähnlichkeit ist rein
formeller Natur und besteht darin, dass
das freimaurerische Ritual aus den alten
Werk maurerlogen Wechsel reden besass
und das Pantheistikon für den Kultus
einer Pantheisten-Gemeinde, die T. gern
gestiftet hätte, liturgische Wechselreden
darbietet, für die das Vorbild in den an-
tiken Dialogen und der reich ausgestatte-
ten Liturgie der anglikanischen Kirche
allen vor Augen stand. Materiell dagegen
ist die Freimaurerei mit ihren theistischen
und spiritualistischen Grundsätzen, wie
die »Alten Pflichten« (s. d.) sie festgelegt
haben, von dem atheistischen und mate-
rialistischen Pantheistikon so weit, wie
überhaupt denkbar, getrennt. Darüber,
dass T. bei Gründung der englischen
Grossloge 1717 beteiligt gewesen sei, fehlt
jegliche Spur, besonders in Andersons
Konstitutionenbuch. Als die erste Ver-
öffentlichung freimaurerischer Wechsel-
reden 1723 stattfand, war das Pantheisti-
kon, das T. 1720 von »Coamopolia« da-
tierte und namenlos in wenig Exemplaren
ausgehen Hess, bereits geschrieben. Nur
als Aspirant der Freimaurerloge hätte T.,
zwar nicht von deren rituellen Wechsel-
reden, wohl aber von den »Alten Pflich-
ten« und den «Regulations«, den logen-
polizeilichen Verordnungen, etwaserfahren
können. Aber davon, dass er seine Auf-
nahme in die Loge nachgesucht, geschweige
ihr als Mitglied angehört habe, fehlt auf
beiden Seiten auch die allerleiseste Andeu-
tung. Wenn T. zu seinem Pantheistikon
von einem Vorbilde Anregungen empfan-
gen hat, so waren dies die aus Italien
stammenden freien Akademieen der Na-
turphilosophen und die Gelehrtenklubs in
England. Die Sehnsucht nach einer Stätte,
da der Mensch mit dem Menschen nach
so viel Wirren, Anfeindungen und Ver-
folgungen, wie Grossbritannien sie erlebt
hatte, in Frieden, Freundschaft und freier
Geistesbewegung verkehren könne, lag so-
wohl der Gründung der englischen Gross-
loge, als auch dem Pantheistikon zu Grunde.
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Toleranz — Torpadius.
4SI
Nach T.'s Tode wurde, anscheinend von
freimaurerischer Seite, der Versuch ge-
macht, die Hülle der Freimaurerei mit
den aus dem Pantheistikon entlehnten
Anschauungen zu füllen, aher ohne Erfolg.
Dies geschah durch die 1738 veröffentlichte,
aber nachweislich nicht von Michael Ram-
say (s. d.) verfaaste Schrift: Geschichtliche
Verteidigung der Freimaurer -Genossen-
schaft (Relation apologique et historique
de la Soctete* des Franc-Macons par J. G.
D. M. F. M. Dublin 1738, Londres 1749).
[Vgl. Fensch, Das Pantheistikon des John
T., übersetzt und mit Einleitung versehen
(Lpz. 1897): in der Einleitung T.'s Bio-
graphie und Beurteilung der wissenschaft-
lichen, religiösen und sozialen Beziehungen
des Pantheistikon, in den Anmerkungen
die T. - Litteratur. Merzdorf, Bibliothek.
Unterhaltungen, neue Sammlung, Olden-
burg 1850, S. 215—233. Bh. 1860, S. 338
bis 340; 1885, S. 209. L. VII, 195; 1890,
8. 187.]
Toleranz, s. Duldung und Gewissens-
freiheit.
Toleranzloge, ein maurerisch nicht zu-
treffender Ausdruck, da nicht die Duldung,
sondern die Gleichberechtigung die Grund-
lage des Logenwesens sein soll und muss.
Der Ausdruck T. hat sich aus dem Kir-
chenstaatsrecht in die Maurerhallen ge-
schlichen und stammt aus dem 18. Jahrh.,
in dem zuerst die religiöse Duldung, d. h.
die stillschweigende Gestattung der Übung
einer nicht herrschenden Religion ausge-
sprochen und durch sogenannte Toleranz-
edikte bezweckt wurde, deren bekanntestes
das von Joseph II. ist, wodurch den nicht
zur katholischen Kirche, sondern andern
Kirchen angehörigen Glaubensgenossen
die öffentliche Ausübung ihres religiösen
Kultus gestattet wurde. Unterm Eindruck
und Vorgang dieses Religionsedikts er-
klärt sich auch der Name T., der jedoch
nicht allgemein für alle die Logen wurde,
die auch andre Mitglieder, als bloss Chris-
ten hatten. Der Ausdruck T. wurde als
Logennamen von einer Anzahl jüdischer
Maurer gewählt, die zum Teil mit dem
Orden der Asiatischen Brüder (s. d.) und den
in den achtziger Jahren des 18. Jahrh. in
Hamburg bestehenden Judenlogen zusam-
mengehangen haben mögen. Namentlich
waren von Hirschfeld und Catter diejeni-
gen , die sich in Berlin zu jener Zeit an
die Spitze stellten und eine Verbindung
oder, wie sie es nannten, »eine T.« errich-
teten, und zwar in der Absicht, damit
•durch die Maurerei die Juden den Chris-
ten näher gebracht und veraltete Vorur-
teile verwischt, — damit die Juden gewisser-
maßen menschlicher gemacht und zu einer
höhern Stufe der geistigen Bildung er-
hoben würden«. Ihre Grundsätze ver-
öffentlichten sie in der seltnen Schrift:
'BekenntnisB der Loge der Toleranz« (Brl.
1790), die sehr viel Schönes enthält. Diese
T. oder Loge Zur Toleranz nahm aber
nicht etwa jeden ohne Unterschied auf,
sondern nur Bolche, die sich bereits auf
einer höhern Stufe geistiger Bildung be-
fanden und sich ihrer Familienverhältnisse
halber nicht öffentlich zur christlichen Re-
ligion bekennen wollten. Da ihre Arbeits-
weise nach dem Ritual der Grossen Landes-
loge in Berlin abgebalten wurde, wen-
deten sie sich an diese um eine Stif-
tungsurkunde, wurden aber zurückge-
wiesen, wie auch die Loge Zu den
drei Weltkugeln sich gegen sie erklärte,
< während die I/oge Royal York zur
Freundschaft noch für sich selbst zu
I kämpfen hatte. Sie erlangte zwar einen
, königlichen Schutzbrief, in dem gesagt
i wurde: »das» man gedachte Loge gern dul-
j den und schützen werde, insofern es nicht
auf Illuminatismus und sogenannte Auf-
klärung dabei abgesehen wäre«, musste
aber doch ihre Arbeiten einstellen. [Vgl.
die oben angezogne Schrift »Bekennt-
niss«; Maurerisches Taschenbuch auf das
Jahr 5802—5803 von X. Y. Z. (Brl ), worin
Bich S. 231—245 die Geschichte dieser
Loge befindet; Merzdorf, Die Symbole,
die Gesetze u. s. w. (Lpz. 1836), S. 32.]
Tougking (franz. Scnutzstaat in Hinter-
indien). Hier bestehen 2 Logen unterm
Grossorient von Frankreich: La fraternite*
tonkinoise in Hanoi, gest. 1886, und
L'ltoile du Tookiu in Haiphong, gest. 1892
Torgan (St. in der preuss. Prov. Sach-
sen, 11 780 E.). I. Hier bestanden früher:
1) eine Loge Zu den drei Kränzen, von
der Grossen Loge Royal York 18. Juni
1818 gest. und 24. Juni 1818 eingew. ; auf-
gelöst am 13. Juni 1832; 2) eine Loge
Friedrich Wilhelm zum eisernen
Kreuz, 10. Juni 1816 von der Grossen
Landesloge zu Berlin gest. und 5. Sept.
1816 eingew., die als Feldloge Nr. 2 mit
i dem Motto »Suum cuique« gegründet, bis
j 1819 in Erfurt (s. d.) arbeitete, hierauf
hierher und, nachdem sie 1826—57 geruht
hatte, nach Bonn (s. d ) verlegt wurde.
[Vgl. Flohr, Geschiebte der Grossen
Loge Royal York II, 8. 148.] — II. Jetzt
bestehen hier unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln:
1) die 22. Dez. 1847 gestiftete Loge
Friedrich Wilhelm zu den drei
Kränzen, die 24. Jan. 1848 ihre Arbei-
ten eröffnete. Vers. : Mittwochs Abend und
! Sonntags Nachmittag. Ferienzeit: Juli und
, August. Mitgliederzahl (1900): 5*. Eig-
nes Logenhaus seit 1868. Hausgesetze
vom 26. Okt. 18H5. Mildthätige Stiftungen
(5) mit einem Gesamtkapital von 9500 Mk.
[Vgl. Bbl. 1898, 8. 79, wo kurze Geschichte
der Loge.] 2) Eine delegierte altschotti-
sche Loge Wilhelm auf Hartenfels,
gegr. 4. April 1878.
Torpadlus, Joh. Israel, Senator der
Stadt Stockholm, geb. 172/, gest. 1760, war
1754 Stifter und lange Zeit erster Meister
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462
Torrubia — Trauerlogen.
der Loge St. Erik in Stockholm. T. ist
als Dichter in der schwedischen Literatur-
geschichte bekannt und hat durch seine
eifrige, fördernde Thätigkeit im Reichstag
und als Senator der Stadt, durch stete
Fürsorge für alle bürgerlichen Einrichtun-
gen sich hohe Verdienste erworben. Nach
seinem Tode wurde auf sein Andenken
1800 eine Denkmünze geprägt. (HMW.
Nr. 187.)
Torrubia, Joseph, einer der heftigsten
Verfolger der Freimaurer in Spanien,
war Prediger und apostolischer Missio- j
nar, Zensor und Revisor der Inquisi-
tion, Hess sich selbst in den Bund :
aufnehmen, um die Mitglieder den
geistlichen Gerichten zu überantworten.
Seine Ideen über die Freimaurerei und
das Verfahren, sie zu unterdrücken,
werden geschildert in: «Centinella contra
Francs-Massonee« (Madrid 1752), das K. A.
v. Soden in der Schrift: »T., Schildwache ,
gegen die Freymaurer« (Wallerstein und j
Ansbach 1785) und J. von Sonnenfels im i
W. J. I, 2. Vierteljahr, übersetzten. Die- !
ser verspottete sie auch in der Schrift:
» Gegen das verabscheuungswürdige Insti-
tut der Freimaurer« (Würzburg 1786). Auf
die Anklage T.'s hin verbot König Fer-
dinand Iv. von Spanien 2. Juli 1751 die
Freimaurerei. (Vgl. Taute, Die katholische
Geistlichkeit und die Freimaurerei (Lpz.
1895), S. 83.1
Tortola (brit.-westiud. Insel, zu den :
Jungferninseln gehörig). Hier errichtete I
die englische Grossloge der Ancients 2
Logen 1760 und 1763 und die der Modems
eine Loge 1765, die sämtlich längst einge-
gangen sind.
Toseana, Franz Grossherzog von, s.
Franz I., römisch-deutscher Kaiser, oben
II, S. 131.
Totenmahl (Leichenmahl, Silicernium).
Fessler hat ein solches Mahl nach der
Trauerloge abzuhalten f Qr die Loge Royal
York in Berlin entworfen, dessen Ritual
im Köthner Taschenbuch 1802, S. 248
bis 258, zu finden ist. Auch in einigen
andern Logen, z. B. in der Loge Balduin
zur Linde in Leipzig [vgl. R. 1890, S. 51],
sind von Zeit zu Zeit dergleichen ernste
Mahle abgehalten worden. Im allgemeinen
hat dieser Gebrauch keine weitere Ver-
breitung gefunden. [Vgl. L. 1890, S. 43;
1891, S. 80. R. 1864, S. 65.]
Tourouvres, Graf v., s. Konvent von
Heübronn.
Tradition. Die Sagen, auf die sich
die verschiednen Rituale und Lehrarten
gründen, leiden zum grossen Teil an
Willkürlichkeiten und Unzulässigkeiten,
so dass keine einzige besteht, von der man
mit Sicherheit behaupten kanu, sie ent-
halte eineThatsache rein und unverfälscht.
Das Höchste, was man zugeben kann, ist,
dass in einigen Sagen eine Thatsache
verborgen liegen mag, die Thatsache mit
Dichtung umgeben ist, in andern etwas
Geschichtliches untergeschoben ist und
in noch andern man für die Idee, die man
ausdrücken wollte, die sagenhafte Ge-
schichte erfand. Es ist nicht immer leicht,
diese T. von der Wahrheit zu unterschei-
den und den Kern herauszufinden; aber
es ist dies doch der einzige Weg, um den
geschichtlichen Wert oder Unwert eines
Rituals oder einer Lehrart zu ergründen.
Haben die Verfertiger solcher Din^e ver-
standen, Wahres und Falsches zu mischen,
die Kenntnis nur bruchstückweise erraten
zu lassen, und hüten sie sich, ihre T. offen
vorzulegen, so ist der Weg der Unter-
suchung schwierig, und es muss dabei
jeder einzelne Punkt berücksichtigt wer-
den. Auf diese Weise können ganz un-
schuldig aussehende Dinge vom grössten
Erfolge sein.
Träger, Albert, Rechtsanwalt und
Dichter, geb. 12. Juni 1880 in Augsburg,
lebt in Berlin und ist Mitglied des Reichs-
tags, sowie des preussischen Abgeordneten-
hauses. Als lyrischer Dichter hat er sich
mehrfach hervorgethan. — In den Frei-
maurerbund ist er in der Loge Lessing zu
Barmen 26. Juli 1877 aufgenommen worden.
Transvaal, s. Südafrikanische Repu-
blik.
Traner anzulegen in der Loge und
seitens der Mitglieder auf längere oder
kürzere Zeit ist in manchen Ländern und
Logen verbänden Sitte, wenn hochgestellte
Beamte (z. B. ein Grossmeister) oder ein
berühmtes Mitglied gestorben ist. In
manchen Logen trauern die Mitglieder drei
Tage lang um jedes verstorbne Mitglied.
Auch wird vieler Orten die Fahne auf
dem Logenhause halbmast gehisst. Bei
dem Tode eines im Amt verstorbnen
Grossmeisters pflegen auch wohl die Ar-
beiten auf bestimmte Zeit auagesetzt zu
werden. (Vgl. Constitution der Loge zu
den drei Pfeilen in Nürnberg vom Jahre
1846, § 39. L 1879, S. 156.]
Trauerlogen werden zu Ehren der ab-
geschiednen Mitglieder gefeiert. Mehrere
Grosslogen feiern alljährlich durch eine T.
das Andenken der verstorbnen Mitglieder
aller ihrer Logen, so die drei Berliner
Grosslogen, ebenso wie ihre Tochterlogen,
letztere auch dann, wenn von der eignen
Loge kein Mitglied verstorben ist. Sonst
wird es den einzelnen Logen überlassen,
ihre Toten durch besondere Feiern zu
ehren. Nach dem Tode hervorragender
Mitglieder, besonders nach dem Tode Vor-
sitzender Meister wird in unmittelbarem
Anschluss an das Begräbnis, das vielfach
vom Logenhause aus veranstaltet wird,
eine T. veranstaltet. Wenn eine Feier
vor dem Begräbnis im Logenhause statt-
findet, werden die Verwandten des
Verstorbnen, auch wenn sie nicht zum
Bunde gehören, eingeladen, während die
eigentlichen T. nur von den Bundesmit-
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Travenol — Trentowsky.
463
gliedern begangen werden. Die Ausstat-
tung dea Saals pflegt dann schwarz zu sein,
die Beleuchtung gedämpft; in der Mitte des
Saals befindet sich ein schwarzer Sarko-
phag. Hierüber sagt Goethe (s. d.) in seiner
«Rede zum Andenken des edlen Dichters,
Bruders und Freundes Wieland 1813« (in
den ges. Werken überall abgedruckt): »Ob
es gleich dem einzelnen unter keiner Be-
dingung geziemen will, alten ehrwürdigen
Gebräuchen sich entgegenzustellen und
das, was unsre weisen Vorfahren beliebt und
angeordnet, eigenwillig zu verändern, bo
würde ich doch, stände mir der Zauber-
stab wirklich zu Gebote, den die Muse
unserm abgeschiednen Freunde geistig an-
vertraut, ich würde diese ganze düstere
Umgebung augenblicklich in eine heitere
verwandeln, — dieses Finstere münste sich
gleich vor ihren Augen erhellen, und ein
festlich geschmückter Saal mit bunten
Teppichen und muntern Kränzen, so froh
und klar, als das Leben unsere Freundes,
sollte vor ihnen erscheinen.« Dieser Wunsch i
Goethes mag etwas weit gehen ; immerhin
sollte er mehr in Erfüllung gehen, auch
bei dieser Gelegenheit die mittelalterliche
Schreckgestalt des Todes aus den lichten
Hallen der Freimaurerei zu verbannen.
Der Sarkophag, als beredter Zeuge und ]
Mahner des Todes, kann bleiben, man
braucht aber nicht den ganzen Saal schwarz
auszuschlagen und kann an geeigneter
Stelle im Ritual jenen weiss überhängen,
um den Übergang vom Tod zum Leben
anzudeuten. — Der Gebrauch der T. ist
schon alt. Die erste in Deutschland ge-
haltene T.,«von der bis jetzt Kenntnis auf
uns gekommen ist, fand 28. Nov. 1757 in
Hamburg statt. Die dabei gehaltne Rede
ist gedruckt: »Elegie über das Absterben
der Gemahlin des M. v. St. der schottischen
Loge Judica, verlesen in der Trauerver-
sammlung am 28. Nov. 1757 vom Br. Secr.
und Redner Matth. Arn. Wodarch.« Von
da an wurde dieser Gebrauch in Deutsch-
land besonders gepflegt. Kloss führt in
seiner Bibliographie bis 1848 allein 218 und
Taute in seiner Bücherkunde S. 186—211
Reden und Arbeiten auf, die im Druck
erschienen sind. Darunter sind nicht in-
begriffen, die in maurerischen Jahrbüchern
und sonst zerstreut sind. — Als ein bei
Freimaurern eigentümliches Sinnbild bei
Trauerfeierlichkeiten ist die Akazie (s. d.)
zu erwähnen. [Vgl. W. J. Jahrg. 1 Heft 1,
S. 122. L. XIV, 142; XVII, S. 151.
FZ. 1873, S. 57. R. Fischer, Entwurf zu
einem Handbuch über die Amtstätigkeit
der Logenmeister (Lpz. 1891), 8.56. v. Grod-
deck u. Henne-Am Rhyn, Versuch einer
Darstellung des Positiven, inneren Frei-
maurerrechts (1876), 8. 891. Bbl. 1897,
S. 233. Beschreibung der Trauerfeste,
wie sie Fessler in der Grossen Loge Royal
York 1799 eingeführt hatte: Nöthener
Tuschenbuch für Freimaurer, 1802, S. 202.
Schauberg, Svmbolik der Freimaurerei
(8chatfh. 1861)" II, S. 1. Über französische
T. : Kloss, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich, I, 897, 407; Bh. 1861, S. 227;
1867, S. 66. FZ. 1867, S 318; 1873, S. 57.]
Travenol, Louis, Violon der Oper zu
Paris, geb. das. um 1698, gest. das. 1783,
kam 1739 zur Oper, bei der er bis 1759
blieb. Er war in musikalischer Hinsicht
in vielfache Händel verwickelt und ver-
schonte selbst Voltaire (s.d.) nicht mit seinen
Satyren. Unter dem Pseudonym Leonard
(labanon gab er heraus »Catlchisme des
Francs-Macons, deMie* au beau sexe. Je-
rusalem et Limoges. P. Mortier 5440
depuis le de*luge« (1740), der mehrmals
aufgelegt wurde [vgl. BZC. 1898, S. 240],
sowie auch »Lettre critique de M. le Cheva-
lier *** ä l'auteur du Catechisme des
Francs-Macons avec un brevet de calotte
aecorde* en faveur de tous les ze*le*s mem-
bres de leur sociöte\ Tyr, Marcel Lou-
veteau, nie de PEchelle, ä l'ltoile flam-
boyante, avec privilege du roi Hiram«,
38 "S. und Oeuvres meUees du 8***.
Trebra, Friedrich Wilhelm Hein-
rich Freih. v. , Kurf, sächs. Berghaupt-
mann in Marien berg, war Meister vom
Stuhl einer Bergloge das. unter der strikten
Observanz und wurde von der Schotten-
loge Karl zu den drei Schwertern in Dres-
den beauftragt, die Sachsenfelder Loge
mit der strikten Observanz zu vereinigen,
j [Vgl. Peuckert, Geschichte der Loge zu
den drei Schwertern etc. in Dresden (1883).]
Trede, Ludwig Benedikt, holstein-
lübeckscher Justizrat und Kabinettssek-
retär, geb. 7. Juni 1731 in Grünhaus in
Holstein, gest. 30. Dez. 1819, aufgenommen
1771 in der Loge Zum goldnen Apfel in
Eutin und letzter Meister dieser Loge
1776/77, trat 1780 zur Loge Zum goldnen
Hirsch in Oldenburg. Er war ein eifriger
Verfechter der Wahrheit, und seiner Klar-
heit ist zu verdanken, dass die Oldenburger
Loge sich von den Hochgraden fernhielt,
| sich erst dem eklektischen, dann dem
| deutschen Bunde zuneigte und endlich die
i Schödersche Lehrart annahm. Öffentlich
i ist er als maurerischer Schriftsteller nicht
! aufgetreten, aber seine vorhandnen hand-
I schriftlichen Aufsätze zeichnen sich be-
i sonders aus.
Trentowsky, Ferdinand Bronislaus
v., geb. in Opole in Russisch-Polen 21.
Jan. 1808, gest. 16. Juni 1869 in Frei-
burg i. Br., beteiligte sich an der Revo-
lution vom Jahre 1830, was ihn nötigte,
sein Heimatland zu verlassen. Nachdem er
seine Studien der Philosophie in Heidel-
berg fortgesetzt und sich dort die Doktor-
würde errungen hatte, siedelte er nach
Freiburg i. Br. über, wo er zuerst als
Privatdozent an der dortigen Hochschule,
später als Schriftsteller für die polnische
Auswanderung bis zu seinem Tode wirkte.
— Als Freimaurer wurde er 2. Febr. 1840
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464
Treptow a. d. Reg» — Treue.
in der Loge Parfaite harmonie in Mül-
hausen (Elsass) aufgenommen. Bei der
Erneuerung der Loge Zur edlen Aussicht
in Freiburg i. Br. 1847 trat er in diese
über und war 1848, 1849 und 1850 Meister
vom Stuhl, 1851 und 1852, wie schon vor-
her, Redner. Bei Wiederherstellung der
Loge 1857 wurde er abermals zum Redner
erwählt, welches Amt er mit Ausnahme
von 1863 und 1867, wo er zugeordneter
Meister war, bis kurz vor »einen Tod
bekleidete. T. bekämpfte eine Richtung,
die der Humanitätsidee ewige Gegnerin
sein wird. Reich und fruchtbringend,
zündend und begeisternd wirkte er in Wort
und Schrift für den Bund der Bünde. Die
bedeutendsten seiner schriftlichen Arbeiten
in maurerischer Beziehung sind das Bend-
schreiben aus der Loge von 1862, die im
Verein mit August Ficke (s. d.) verfassten
Rituale aller drei Grade der Loge Zur
edlen Aussicht und das «ehr extreme, mit
mancherlei Irrtümern erfüllte Werk: »Die
Freimaurerei in ihrem Wesen und Un-
wesen» (Lpz. 1873), das zur Ehre seines
Andenkens besser ungedruckt geblieben
wäre. Eigentümlich sind die historischen
Forschungen und Vorträge T.'s über die
ägyptischen, griechischen und andern Mys-
terien, deren unmittelbaren Zusammenhang
mit der heutigen Maurerei er seit 18M)
nachzuweisen suchte. Es wurden Instruk-
tionslogen nach sogenanntem ägyptischen
Ritus gehalten und Erklärungen Über die
»Hermesianische Säule«, den »Stein der
Weisen* und die »Enthüllte Wahrheit«
gegeben. Dass die Vortragsgabe und die
anregende Lebhaftigkeit T.'s der Sache Auf-
merksamkeit abzugewinnen wusste, wird
jeder begreifen, der ihn gekannt hat. Diese
offenbaren Verirrungen eines geistvollen,
aber phantastischen Kopfes schwanden
dahin, als die Loge zu Freiburg ihre Ar-
beiten wieder einstellte (um 1853). Bei
ihrer Wiedereröffnung 1857 kehrte ein
fortgeschrittner Geist ein und erfasste
auch T., der, gegen seine Neigung zwar,
aber von Ficke bewogen, kräftig am Werke
der Verbesserung des Logenwesens mit
arbeitete. [Vgl. Bh. 1862, 8. 861; 1869,
S. 277.]
Treptow a. d. Rega (St. in der preuss.
Provinz Pommern, 5997 E.). 1) Von der
Grossen Landesloge zu Berlin wurde hier
eine Loge Zur Eintracht 16. Febr. 1775
gegründet; Mitgliederzahl (1900): 28. Vers. :
Donnerstags nach dem Vollmond. Logen-
lokal: Bollenburg. 2) Unter der Grossen
National-Mutterlogc Zu den drei Welt-
kugeln wurde 20. Dez. 1785 eine Loge
Aurora gestiftet, die aber 26. Aug. 1840
geschlossen wurde. Beide Logen befanden
sich ursprünglich in Belgard (s. d.).
Treu, Johann Georg, geb. 1832 in
Winterhausen bei Würzburg, widmete sich
dem Handelsstande und wurde 14. Okt.
1856 in der Loge Ruprecht zu den fünf
Rosen in Heidelberg aufgenommen, trat
sodann, nach Pforzheim übersiedelnd, der
Loge Leopold zur Treue in Karlsruhe bei
und war Mitgründer des Pforzheimer
Kränzchens, aus dem die Loge Reuchlin
hervorging. 1860 geschäftlich nach der
Levante reisend, stiftete T. die Loge Ger-
mania in Konstantinopel, in der er 1863
die 8telle eines Meisters vom Stuhl einnahm
und bei seinem Scheiden 1867 zum Ehren-
meister ernannt wurde, veranlasste auch
die Gründung der Loge Sphinx in Kairo;
heimgekehrt, schloss er sich der Mann-
heimer Loge Karl zur Eintracht an. 1873
zur Ausstellung nach Wien gekommen,
blieb er als Bureaucbef des Centrai-Ordners
derselben in Wien, schloss sich dem Inter-
nationalen Freimaurerkränzchen an, das
den Vereinigungspunkt der Ausstellungs-
besucher bildete und sich 1877 zur Loge
Freundschaft umgestaltete. Ihr Mitglied
ist T. noch jetzt und bekleidete in ihr
die Ämter des Redners, ersten Aufsehers
und zugeordneten Meisters. T. ist Mit-
arbeiter in- und ausländischer freimaure-
rischer Zeitschriften unter verschiednen
Pseudonymen, zumeist als Erwin von Frie-
drichsfeld, unter welchem Namen er auch
auf die Hetzbroschüre »Der Hammer
der Freimaurer am Throne der Habs-
I burger« eine Entgegnung »Vom blau-
, weiss-goldnen Banner. Eine österreichische
Antwort auf römische Angriffe« (2. Au6.,
Wien 1881) erscheinen Hess. Er schrieb
ferner »Zum 10. Jahrestag des Vereins
deutscher Freimaurer« (Mannheim 1871);
»Ein Beitrag zur Lösung der Frage:
Welche Details im freimaureriscBen Logen-
leben sind geheim zu halten?« (Wien 1880.)
[Vgl. O. 1896, S. 810. Z. 1881, S. 74.]
Treue. Die T. ist eine der drei Hauptauf-
gaben oder Grundsätze der Freimaurerei.
Hierbei ist aber zu bemerken, dass das
deutsche Wort T. zwar mit dem englischen
Truth der Abstammung nach verwandt ist,
aber in der Bedeutung nicht übereinstimmt.
True bedeutet nicht treu, sondern wahr-
haftig, aufrichtig, wahr, echt, ehrlich, red-
lich; daher ist Truth mit Wahrhaftigkeit,
Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Redlich-
keit zu übersetzen. By my truth, in truth,
of a truth heisst in Wahrheit, im Ernst,
wahrhaftig! Preston (s. d.) in seinen »Illus-
trations of Masonry«, S. 43, sagt: »Die
Wahrhaftigkeit (Truth) ist eine göttliche
Eigenschaft und die Grundfeste jeder
Tugend. Gut und wahrhaftig zu sein,
ist der erste Unterricht, der uns in der
Maurerei erteilt wird. Dies ist die Auf-
gabe unsers ersten Nachdenkens; nach
dieser Vorschrift sind wir unsre Auffüh-
rung einzurichten bemüht. Unter dem
Einfiuss dieses Grundsatzes sind Heuchelei
und Betrug in der Loge etwas Unbekanntes;
Aufrichtigkeit und Geradheit im Handeln
zeichnen uns aus; indem Herz und Zunge
zur Beförderung der allgemeinen Wohlfahrt
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Triangel — Triest.
465
und dahin, dass einer sich Aber des an-
dern Wohlstand freue, sich vereinen.«
Unser Wort T. bezeichnen die Englander
mit faithfulness, daher verbinden sie »a
true and faithful brother*, d. i. ein red-
licher und treuer Bruder; »a true and
faithful heart«, d. i. ein rechtliches und
treues Herz; hiernach ist auch der Aus-
druck der 1. Alten Pflicht: »Good men
and true« zu übersetzen: biedre und red-
liche Manner. [Vgl. A. IX, 8. 132; X,
S. 75. Bh. 1893, 8. 233. Br. L. 1894/95,
S. 41.]
Triangel, 1) s. Dreieck. 2) So hiess die
erste amerikanisch -deutsche Zeitschrift,
herausgegeben von Röhr (s. d.), 1855 — 79
(Williamsburgh), die nicht mehr besteht. Sie
war der Verbreitung und Erhaltung des
alten und wahren Geistes der Freimaure-
rei gewidmet und machte den Vermittler
zwischen dem deutschen Mutterlande und
den zahlreichen deutschen Logen in Ame-
rika. Vom 1. Jan. 1880 an wurde der T.
als ein Teil des Sonntagsblatt» der Brook-
Ivner Freien Presse, gen. der Long Islän-
der, herausgegeben. 3) T. (triangle, trian-
gulo) heissen im Auslande vielfach die
freimaurerischen Kränzchen.
Tribunal des Himmel* (tribunale de
cielo) war nach Histoire de l'assassinat de
Gustave III, roi de Suede (Paris 1797), S.
128 und 131 eine geheime Verbindung in
Italien, deren Spuren sich vorzüglich
1750—90 in Rom, Florenz und Venedig
finden und die fälschlicherweise mit
dem Illuminatenorden und der Freimau-
rerbrüderschaft in Verbindung gebracht
wurde. Diese Verbindung soll eine Art
moralischer und politischer Inquisition aus-
geübt und sich dazu der Landessitte ge-
mäss des Dolchs und Gifts gegen die
Schuldigen bedient haben.
Trlebel iSt. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 1788 E.). Die hierher von Gu-
ben (s. d.) übergesiedelte Loge Zu den
drei Säulen wurde das. 81. Mai 1806 von
der englischen Provinzialloge zu Hamburg
gegründet und 20. Okt. 1806, sechs Tage
nach den Schlachten von Jena uud Auer-
städt, eingeweiht. Vom März 1810 bis Okt.
1811 wurden die Arbeiten in Zilmsdorf
im Hause des Meisters vom Stuhl v. Reib-
nitz abgehalten. 1812 schloss sich die
Loge der Grossen Landesloge von Sachsen
an, bei der sie bis 1814 blieb, wo sie ihre
Arbeiten einstellte. Nach einigen Jahren
nahm sie jedoch ihre Thätigkeit unter der
Grossen Loge Royal York wieder auf, von
der sie 5. Dez. 1817 angenommen wurde.
Sie deckte wieder 5. Jan. 1820, nachdem
es nur zu einer Arbeit gekommen war,
in der der Beschluss der Deckung der
Loge gefasst wurde. Die Mitglieder
schlössen sich meist der 18. Jan. 18*20 neu-
gegründeten Loge in Sorau (s. d.) an. Die
Akten und Protokolle der Loge sind bei
der Loge in Sorau in Verwahrung.
Allgemein«! Handbuch dar Freimaurerei. II.
Trlebel, Joh. Friedrich Wilhelm,
war schon 1779 in irgend einer auswär-
tigen Loge in den Freimaurerbund aufge-
nommen worden und trat nach Wiederer-
öffnung der Loge Karl zu den drei Rädern
in Erfurt als aktives Mitglied bei, war
das. zweiter, später erster Vorsteher bia
1811. Alsdann zum zugeordneten Meister
gewählt, lag ihm die ganze Leitung der
Loge in den schweren Jahren nach 1814
ob, wo der erwachte deutsche Geist und
Freiheitssinn nur noch mit Widerwillen
die Fesseln der französischen Knechtschaft
trug. Am 14. Jan. 1826 wurde eine Trauer-
loge für ihn in Erfurt abgehalten. [Vgl.
Festschrift zur Jubelfeier des 100 jähr. Be-
stehens der Loge Carl zu den drei Adlern
in Erfurt (1887), S. 68.]
Trlent, Antifreimaurer-Kongress das. s.
Antifreimaurer-Kongresa.
Trier (St. in der preuss. Rheinprov.,
40026 E.). Hier bestand: 1) unter dem
Grossorient von Frankreich eine Loge
La rlunion des amis de l'humanite*
(Statuten v. 22. März 1806), gest. 19. Nov.
1804, mit Urkunde vom Ib. März 1805,
eingew. 11. Apr. 1805. Eignes Logenhaus
(St. Annen-Fraucnklostcr), Wallramsneustr.
1, noch jetzt in Gebrauch, cingew. 14.
April 1808. 1813—1815 ruhten die Arbeiten,
die Versammlungen jedoch nicht. Nach
Übergang der Churtrierschen Lande an
Preussen wurde die Loge 2) unter die
Grosse Loge Royal York gestellt, 31. Jan.
1817 neu als Loge Zum Verein der
Menschenfreunde mit Stiftungsurkunde
versehen und 26. April 1817 eröffnet. Mit-
gliederzahl (1900): 98. Klub: täglich.
Ferien: Juli und August.
Triest (österr. Hafenstadt am Adriati-
tischen Meer, [1890] 157466 EX Seit 1765
bestanden hier fortwährend zeitweise
Winkellogen, die meist von Offizieren
französischer und englischer Schiffe an
Bord abgehalten wurden, doch fehlte es
nicht an solchen, die mehr auf den An-
Hü.HHigen ruhten. Die bedeutendste war
die des Perückenmachers Bailly, der die
Loge förmlich geschäftsmässig betrieb.
1778 kam der Werbeoffizier v. Welz nach
T., wo er, über die Verhältnisse unterrich-
tet, dem Unwesen BaillyB ein Ende machte,
indem er dessen behördliche Ausweisung
erwirkte und sodann auf Grund eines von
Freiherrn Schmidburg (s. d.) 1766 erlangten
Freibriefs 26. Febr. 1774 die Loge La
concordia stiftete. Die Loge wurde
1775 mit Stiftungsbrief von der Prager
Präfektur versehen. Bald danach dürfte
unter dem Namen Harmonie eine zweite
Loge entstanden sein, die sich jedoch mit
der frühern vereinigte und sich nunmehr
ZurallgemeinenHarmonic und Ein-
tracht (Harmonie et concorde univer-
selle) nannte. Diesen Namen führte die
Loge bereits 28. März 1784, als sie den
Anachluss an den Eklektischen Bund
30
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46G
Trinidad — Tri vi um.
suchte und 24. Juni 1784 erhielt. Am
10. Dez. 1784 schloss sich die Loge an die
österreichsche Landesloge an und wurde
der Pro vinzial löge von Österreich einver-
leibt. Als sich diese jedoch auflöste, trat
sie 1789 dem Eklektischen Bunde wieder
bei. 1794 ging sie ein. [Vgl. Abafi, Ge-
schichte der Freimaurerei in Österreich-
Ungarn, II, III.]
Trinidad (brit.-westind. Insel, die süd-
lichste und grösste der Kleinen Antillen).
Die erste Loge wurde 1798 von der Gross-
loge von Pennsylvanien errichtet. 1S11
wurde eine irische Loge von Martinique
hierher verlegt. 1818, 1854, 1864 und
1876 stiftete die Grossloge von Schottland
4 Logen und errichtete für sie eine Pro-
vinzialgrossloge. 1831—78 gründete die
Grossloge von England ihrerseits 5 Logen
und richtete für sie 1860—76 eine Pro-
vinzialgrossloge ein. Jetzt bestehen nur
noch die 4 Tochterlogen der Grossloge
von Schottland und 3 Tochterlogen der
Grossloge von England (gest. 1831, 1850
und 1861).
Triiiksprflche, Toaste. Über die Ent-
stehung der T. herrscht noch grosses
Dunkel. Die erste Ausgabe des Konsti-
tutionenbuchs (s.d.) von 1723 giebt keine
Auskunft darüber, ob und welche T. üb-
lich waren. Aus den diesem beigedruckten
Gesäugen, die jedoch erst nach Errichtung
der Grossloge entstanden sind, namentlich
aus dem Meistergesang von Anderson, ler-
nen wir indessen mehrere kennen: dem
Grossmeister; dem Meister und den Auf-
sehern; dein Andenken der Kaiser, Könige,
Prinzen, Grossen, Adligen, Geistlichen
und Gelehrten, welche die Kunst förder-
ten; dem Andenken aller Wiederher-
steller des Augustischen Stils. Die Aus-
gabe von 1738 berichtet, dass Desagu-
liers (s. d.) nach seiner Erwählung zum
Grossmeister sich «hätte angelegen sein
hissen, die alten regelmässigen T. oder
Gesundheiten der Freimaurer wieder ein-
zuführen«. Welche diese waren, bezeugt
das Buch bei den angehängten Maurer-
gesängen, die in der deutschen Ausgabe
fehlen. Sicherlich aber sind die meisten
der hier nachfolgend verzeichneten T.
eben so jungen Alters, wie der auf den
Prinzen von Wales. Sie bilden folgende
stattliche Reihenfolge: dem König und
der Zunft; dem Grossmeister; dem zuge-
ordneten Grossmeister und den Grossauf-
sehern; der gesamten Brüderschaft auf
dem Erdenrund ; unserm Bruder Friedrich,
Prinzen von Wales; unserm Bruder Franz,
dem Grossherzog von Toscana; allen edlen
Lord*, welche einmal Grossmeister ge-
wesen sind; allen wohlthätigen Maurern;
allen Treuen und Zuverlässigen; allen
Meistern und Aufsehern der regelmässi-
gen Logen; zur immerwährenden Ehre
der Freimaurer; den Künsten und Wissen-
schaften. Bezeichnend für die Stellung
der Grossloge zur damaligen Zeit zu den
Bauwissenschaften ist der Umstand, dass
der T. auf die Wiederhersteller des Au-
gustischen Stils, der nach der ersten Aus-
gabe des Konstitutionenbuchs üblich war,
sich nicht mehr vorfindet — Wie aus
Prestons (s.d.) Illustration hervorgeht, war
die Zahl der üblichen T in England noch
gegen Ende des 18. Jahrh. keine kleinere
geworden, obschon manche der hier ver-
zeichneten als zwecklos weggefallen waren.
In den deutschen Logen haben sich ähn-
liche T. eingebürgert. Sie sind eigentlich
»amtlich vom Vorsitzenden Meister zu hal-
ten; wo gute Kräfte vorhanden sind, ver-
teilt man sie, um mehr Abwechslung
zu schaffen. Sie sollen so verteilt sein,
dass sie die Tafel ausfüllen, im übrigen
kurz und bündig gehalten werden. Pflicht-
T. sind in der Regel: auf den Landes-
herrn und das Vaterland, auf den Protek-
tor (wo einer vorhanden ist), auf die Gross-
loge, auf die Stifter (nur bei Stiftungs-
festen), auf die besuchenden Brüder, auf
die Neuaufgenommenen, auf die Schwes-
tern, auf sämtliche Maurer des Erden-
runds. Daneben kommen, ausser den
Erwiderungen, noch vor: auf die Ehren-
mitglieder, die Jubilare, den Vorsitzen-
den Meister, die Beamten, insbesondere
die musikalischen Brüder, die dienen-
den Brüder. Den ersten und den letzten
T. hält meist der Vorsitzende Meister.
Das Salamanderreiben und Vivatrufen
(s Huzza) sollte nirgends geduldet wer-
den, beides gehört nicht in die Loge.
Die Gebräuche beim Ausbringen der T.
sind im allgemeinen gleich, nur im ein-
zelnen abweichend. Bemerkenswert ist,
dass hier und da (England, Nordamerika)
die T. erst am Schluss der Tafel ausge-
bracht werden. [Vgl. Fiscber, Entwurf
zu einem Handbuch für die Amtsthätig-
keit der Logen meister, S. 50; Schauberg,
Symbolik der Freimaurerei (Schaffh. l»61l,
S. 646. A. XIII, S. l»3; 1895, S. 51. Bh.
1878, S. 56. FZ. 1859, S. 33; 1867, S. 189;
1876, S. 364. L. 1892, S. 85. R. 1892,
S. 84; 1893, S. 15. Bunge, Instruktionen
(2. Aufl. 1894), I, S. 53. S. auch Tafel-
logen.]
Tripolis (türk. Wilajet). In der Haupt-
stadt T. gründete 1864 der Grossorient von
Italien eine Loge Stella Africana, die
später wieder einging. Jetzt besteht hier
unterm gleichen Grossorient die Loge
Cirenaica.
Triptis (St. im Grossherzogt. Sachsen,
2248 E.). Loge das. unter der Grossen
Landesloge in Berlin Zum grünenden
Zweig, gest. 7. Okt., eiugew. 20. Dez. 1874.
Mitgliederzahl (l»0ü): 48. Klub: Mon-
tags.
Tripunktieren heisst: seinen Namen mit
drei, im Dreieck stehendon Punkten ver-
sehen.
Trivlum ist ein Teil der sieben Wissen-
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Troddeln — Tagend und Ehre, Orden der. 467
Bchaften oder Künste und umfasst Gramma-
tik, Rhetorik, Logik (s. d.).
Troddeln, welche die vier Ecken der
gesackten Einfassung schmücken, deuten
(in der Schwedischen Lehrart) auf die
vier Kardinaltugenden: Klugheit, Stand-
haftigheit, Mässigkeit und Gerechtigkeit.
Trondujem, 8. Drontheim.
Troppan (Rauptet, von Österreichisch-
Schlesien, [1890] 22 867 E.). Hier bestand
ein Kränzchen als nicht politischer Verein
und Filiale des nicht politischen Vereins
Humanitas iu Pressburg, behördlich geneh-
migt 8. Febr. 1874 und eingeweiht 29. April
1874. lt*96 stellte der Verein seine Thä-
tigkeit infolge klerikaler Verfolgung ein.
[Vgl. Z. 19l>0, S. 70.]
Tscharner, Karl v., aus einer Patrizier-
familie des Kantons Graubünden, geb.
1812 in Chur, gest 28. Dez. 1879 in
Bern, wirkte 1849—1875 als Chefredakteur
des bedeutendsten schweizerschen Blattes
»Der Bund« in Bern, wo er sich auch 1863
in der Loge Zur Hoffnung aufnehmen
Hess. In ihr bekleidete er später die
höhern Ämter, wurde 1868 Grossredner
und 1876 bis zu seinem Tode Grossmeister
der Grossloge Alpina. Er war eine ideal
angelegte Persönlichkeit; allen wusste er
den Hauch der Begeisterung einzuflÖBsen,
die er selbst besass. [Vgl. Alpina 1880,
S. 860. Bh. 1880, S. 21 1J
Tschlrcb, Wilhelm, Komponist, geb.
8. Juni 1«18 in Liebenau bei Lauban,
gest. 6. Jan. 1892 als fürstl. Kapellmeister
in Gera, war 1843 städtischer Musikdirek-
tor und Chordirigent in Lauban und folgte
1. April 1854 einem Ruf als Gesanglehrer
am Gymnasium und Musiklehrer am Lan-
desseminar in Gera. Hier hat er ununter-
brochen gelebt und gewirkt. T. hat 104
Kompositionen herausgegeben. Besonders
thätig war er für Männerchor. — In den
Freimaurerbund trat er in der Loge
Pythagoras zu den drei Höhen in Liegnitz
7. Dez. 1848. Dieser Loge ist er treu ge-
blieben, wurde aber 1857 zum Ehrenmit-
glied der Loge Archimedes zum ewigen
unde in Gera ernannt, bei der er seit
1852 ständig Besuchender war. Er hat viel
maurerische Lieder komponiert und mit
R. Fischer (s. d.) ein Liederbuch für Frei-
maurerlogen (5. Aufl., Lpz. 1898) heraus-
gegeben. [Vgl. FZ. 1892, S. 89.1
Tscbondy, Baron Thäod. Henr. de,
in der Litteratur unter dem Namen des
Chevalier de Luzy bekannt, geb. um 1724
in Metz, gest. in Paris 28. Mai 1769,
schrieb als freimaurerischer Schriftsteller:
»Etrcnne au Pape, ou les Fr. Mac. venges«
1752, »Le Vatican vengg« 1752, »La muse
Maconne» 1752, »L'Etoile flamboyante«
1766, »Ecossais de Saint-Andre" d'Ecosset
1780, »Grand Inquisitcurc , »Grand Elu
ou Chevalier Kados* 1781, welche bei-
den letzteu Schriften, die echten und voll-
ständigen Grade des T.'schcn Systems, von
der Grossen schottischen Loge Le grand
globe francais, der Gegnerin, herausgege-
ben wurden. In Petersburg war er 1760
Redner einer Loge und brachte aus Russ-
land den Chevalier de la Palestine et de
l'Aurore als geheimen dirigierenden Grad
mit, der mit dem Starckschen Klerikat die
meiste Ähnlichkeit hatte. Am Johannis-
fest 1764 hielt er in Paris seine erste
Rede. Er errichtete auch einen Grad Des
quatrefois, resp. Mattre Ecossais de St.-
Andre1 d'Ecosse ein und zu Metz zu diesem
Zwecke das Chapitre fondateur Saint-
Theodore. Seine Commanderie de la
Ronde ist vom 25. Aug. 1765. [Vgl. Kloss,
Geschichte der Freimaurerei in Frank-
reich, I, 93.1
Tscbudi, Rudolf Freiherr v., Militär,
geb. 26. März 1766 in Dresden, gest. 4.
Okt. 1857 in Pyrmont, fürstl. Wald eckscher
Major, diente unter Napoleon 1806, machte
den russischen Feldzug mit, kam glück-
lich wieder zurück, verlor aber nach der
Völkerschlacht bei Leipzig Hab und Gut.
Der Fürst Georg Heinrich in Arolsen
machte ihn zum Erzieher seines jüngsten
Bruders Hermann. 1885—45 war er Kom-
mandeur in Pyrmont. — Aufgenommen in
den Freimaurerbund wurde T. in einer
Feldloge 1795, wirkte als Mitglied der
Loge in Alfeld und stiftete 6. Jan. 1842
die Loge Georg zur wachsenden Palme in
Arolsen, deren Meister vom Stuhl er
wurde. [Vgl. FZ. 1857, S. 365. j
Tobalk uin, s. Thubalkain.
Tübingen (St. im Königr. Württemberg,
18989 E.). Hier besteht seit 1886 eine
freimaurerische Vereinigung Eberhar-
dina, die sich 1899 unter die Loge Glocke
am Fusse der Alb in Reutlingen gestellt
hat. Die Einweihung erfolgte 24. Febr.
1899. Vers. 1. und 3. Freitag im Monat
Tneh, Joh. Christian Friedrich,
Orientalist, geb. 17. Dez. 1806 in Qued-
linburg, gest. 1867 als Kirchenrat und
Domherr in Leipzig, habilitierte sich 1880
bei der philosophischen Fakultät und ver-
öffentlichte 18*8 in seinem Kommentar
zur Genesis ein Werk ersten Ranges. Von
der litterarischen Lohnschreiberei, zu der
ihn bisher die bitterste Not gezwungen
hatte, befreite ihn erst 1842 die Berufung
nach Leipzig, wo er ausserordentlicher
und 1844 ordentlicher Professor der Theo-
logie wurde. 1857 war er Rektor der Uni-
versität — Er war 24. Juni 1>40 in der
Hai leschen Loge Zu den drei Degen auf-
genommen worden und ist ihr bis ans
Ende treu geblieben.
Tugend und Ehre, Orden der (Order
of virtue and honour), eine Verbindung,
die in den fünfziger und sechziger Jahren
des 18. Jahrb. im nördlichen Deutschland,
unter andern in Hamburg (s. d.) bestand.
Als Stifter wird der Herzog Louis von
Newcastle und als Stiftungsjahr 1748 (14.
Jan.) angegeben. Das Ordenszeichen war
80*
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468
Tugendbund oder Tugendverein — Türkische« Reich.
ein Herz, zur Lehre, das« die Brüder ein-
ander lieben aollen. Nur Adlige, Gelehrte
und Offiziere konnten diesen Orden er-
halten.
Tugendband oder Tugendrereln, eigent-
lich sittiich-wissenscbaftlicher Verein hicss
die Verbindung, die sich 18. März 1808
zu Königsberg im Geheimen bildete.
Der äussere Zweck ging darauf hinaus,
1) die durch das allgemeine Unglück auf-
geregten Gemüter zu beruhigen und zur
Ausdauer zu ermahnen, 2) die Liebe für
den König und sein Haus zu erhalten, die
zum Vaterland zu erwecken und zu ver-
mehren, 3) das Unglück des Staats im
einzelnen kennen zu lernen und Mittel
zu suchen, ihm abzuhelfen, 4) eine
zweckmässige Einrichtung des Militärs
herbeizuführen, 5) für die Verbesserung
der Erziehung zu sorgen, 6) die Not ein-
zelner zu mildern, 7) die Polizei zu unter-
stützen, 8) die Litteratur zu beleben und
zu kräftigen. Der geheime Zweck war,
das französische Joch zu brechen. Der
Verein wurde den Franzosen bald ver-
dächtig und daher durch ein königliches
Publicandum gegen geheime Gesellschaften
und Verbindungen, Königsberg, 18. Dez.
1808 (vgl. Allgemeine Zeitung von 1809,
Nr. 2, §.8) und die Kabinettsordre vom
31. Dez. 1809 aufgehoben, worauf er 15. Jan.
1810 seine letzte Versammlung hielt. Lange
nach dieser Aufhebung, als die Reaktion
in Preussen ihr Haupt erhob, erfuhr der
Bund vielfache Angriffe [KIoss, Bibl.,
Nr. 3608], die so arg wurden, dass [vgl.
Gesetzsammlung für die preußischen
Staaten von 1816, S. 5J »der Druck
aller Oiskussionen über denselben unter-
sagt werden musste.« Mit dem Freimaurer-
bunde hat dieser Verein nie etwas zu
thun gehabt, trotz der Ansichten die der
Verfasser der Schrift: »La verite" sur les
sociltes secretesenAUemagne, et l'occasion
de l'ouvrage ayant pour titre: Des sociltes
Becretes en Allemagne et en d'autres con-
trees etc.« Par un ancien Mumme" (Paris
1819), S. 59—116, darüber entwickelt hat.
[Vgl. Krug, Das Wesen und Wirken des
sog. T. und anderer angeblicher Bünde
(Lpz. 1816). Hieber, Geschichte der Ver-
ein. Loge in Königsberg i. Pr. (1897), S.
60. A. VIH, 161. L. 1880, Nr. 13.)
Tugenden. DieT., deren sich der Freimau-
rer (nach der schwedischen Lehrart) befleißi-
gen soll, sind: Verschwiegenheit, Mäßig-
keit, Vorsichtigkeit und Barmherzigkeit.
Nach der jetzt gebräuchlichen englischen
Lehrart sind die drei Tugenden eines neu
eingetretnen Mitglieds: ein treues Herz,
ein aufmerksames Ohr, eine schweigsame
Zunge.
Tumult (carillou), der sogenannte, auch
»Pfähle rammen*, war das Geräusch, das
bei den Tafel logen mit den Füssen ge-
macht wurde, nachdem ein Lied gesungen
war. Seit 1814 ist dieser Gebrauch — der
, zum wirklichen Tumult und Spektakel
ausartete — in Deutschland und auch
sonst abgeschafft. Hier und da hat sich
der Gebrauch in dem gleichfalls verwerf-
lichen studentischen Salamanderreiben fort-
gepflanzt.
Tonis (8chutzstaat Frankreichs). Hier
errichteten die ereten Logen in der Haupt-
stadt T. der Grossorient von Frankreich
1861 (La perseverance), das Suprdme
Conseil von Frankreich 1862 (Segretezza)
und der Grossorient von Italien (Carta-
gine ed Utica). 1877 und 1879 stiftete
die Grossloge von England in T. und La
Goletta Logen. Von allen diesen besteht
nur noch die englische Loge in T. und
eine 1885 das. gegründete Tochterloge de»
Grossorients von Frankreich. 1879 wurde
in T. auch eine eigne Grossloge von T.
ins Leben gerufen, die 17. Juli unter ihrem
| Grossmeister Cassanello ihre erste Ver-
| Sammlung abhielt und acht Logen zählte.
Sie erhielt 2. Mai 1881 eine Stiftungs-
urkunde vom Suprcmo Consiglio von Ita-
lien. Über ihre Thätigkeit ist fast nichts
bekannt.
Türckhelm, Johann v., Mitglied des
Magistrats von Strassburg, war Mitglied
der strikten Observanz und Visitator gene-
• ralis der V. Provinz, Bourgogne (Strass-
] bürg). Auf dem Konvent in Wilhelmsbad(s d.)
war er Grossschriftführer für die franzö-
>. Bische Sprache. [Vgl. die ihn betreffende
anonyme Schrift »Uber v. Wedekinds An-
führungen in seinem Buche über den Wil-
helmsbader Konvent« (1818) und Spach,
Biograph. Alsacienn. Vol. H (1866), S.
459-493.]
Türkisches Kelch. I. Europäische
Türkei. Das freimaurerische Leben in
der c. T. hat sich in der Hauptsache auf
Konstantinopel (s. d.) und seine Vororte be-
schränkt. Die erste bekannte Loge Kon-
stantinopels ist die 1769 gegründete Loge
St. -Jean du Levant, eine Tochterloge der
Grossloge von Genf. 1784 stiftete der
Grossorient von Polen in Konstantinopel
die Loge Die Morgenröte von Carogrod
| (Zarugrad). Beide scheinen nur einen kur-
zen Bestand gehabt zu haben. Eine leb-
haftere Thätigkeit erwachte erst nach dem
Krimkrieg, der den Orient mit dem west-
lichen Europa in innigere Berührung
brachte. 1856 gründete die Grossloge von
England wieder die erste Loge (Oriental) in
Konstantinopel, der sie schon 1860 eine
zweite (Deutscher Bund), die deutsch ar-
beitete, und 1861 eine dritte (Bulwer)
folgen Hess. 1861 wurde auch eine englische
Distriktsgrossloge für die Türkei errichtet,
an deren Spitze bis 1869 der englische
Botschafter Sir Henry Bulwer stand. Nun
begann die Blütezeit für die Maurerei.
1864 wurde die vierte Tochterloge der
Grossloge von England in Konstantinopel
gegründet, die unterm Namen Areti in
griechischer Sprache arbeitete und 1865
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Türr.
469
das englische Konstitutionenbuch ine Neu-
griechische übersetzen liesa. Daneben stif-
tete der Grossorient von Frankreich in
Konstantinopel vier Logen: 1858 L'ätoile
du Bosphore, 1862 L'union d'Orient, 1866
8er, die in armenischer, und 1868 Proodos,
die in griechischer Sprache arbeitete. 1863
errichtete der Grossorient von Turin die
Loge Italia in Konstantinopel; nach ihrem
Eingang bildeten sich 1868 das. vier Toch-
terlogen des Grossorients von Italien:
Italia risorta, Speranza, Fenice und Sin-
cerita, von denen sich die letzten drei
noch 1868 verschmolzen und den Namen
La tre in una und später Azizieh annah-
men. Zu ihnen kamen die Logen Mace-
donia in Saloniki (1866) und Luce Oriental
in Böjük-dere (1873), ebenfalls vom italie-
nischen Grossorient gestiftet. Ferner ent-
stand 1865 auch eine irländische und 1868
eine schottische Loge, jene in Konstanti-
nopel und diese (Caledonian) in Hasköj.
Endlich stiftete auch die Grossloge von
Hamburg 1862 die Loge Germania am
Goldnen Horn, die 1873 wieder einging,
und 1894 die Leuchte am Goldnen Horn,
beide in Konstantinopel. 1893 hatte der
Grossorient von Frankreich auch eine Loge
(Prome*thee) in Janina gegründet. Die
meisten dieser Logen sind, wie die eng-
lische Distriktagrossloge, nicht mehr thätig.
Auch ein 1869 errichteter Oberster Rat
fQr die Türkei, an dessen Spitze 1872 Prinz
Halim Pascha trat, scheint keine grosse
Wirksamkeit entfaltet zu haben. Abge-
sehen davon, dass die Logenbildungen von
den leitenden türkischen Kreisen wohl nicht
gern gesehen wurden, ist die Ursache des
schnellen Verfalls der Logen darin zu
suchen, dass die Leitung der Logen meist
in der Hand von Fremden lag, die sich
nur vorübergehend hier aufhielten. Ein-
heimische Mitglieder kehren aber der Loge
bald wieder den Rücken, da ihre Bildung
noch nicht derartig vorgeschritten ist, um
den Kern der Freimaurerei zu erfassen.
Auch hat die Freimaurerei durch Aufnahme
ungeeigneter Elemente stark an Ansehen
eingebüsst. Jetzt bestehen in der e. T.
sechs Logen, und zwar unter der Gross-
loge von England eine (Oriental); unter
der Grossloge von Hamburg eine (Die
Leuchte am Goldnen Horn); unterm
Grossorient von Italien eine (Italia risorta),
sämtlich in Konstantinopel, und unterm
Grossorient von Frankreich drei, nämlich
zwei in Konstantinopel (L'ltoile de Bos-
jhore und Proodos) und eine in Janina
Prom&hee). [Vgl. A. 1900, S. 91. A. Z.
827, 8.308.] - fi. Asiatische Türkei.
Her findet sich die erste Spur der
Freimaurerei 1788, wo von Logen in
Smyrna und Aleppo die Rede ist, ohne
da«» darüber Näheres bekannt ist. Später
wurde, jedenfalls von Drummond, Meister
vom Stuhl der Loge in Greenock Kil-
winning, eine Loge in Aleppo gegründet,
die 3. Febr. 1748 eine Stift im gsurkunde
von der Grossloge von Schottland erhielt
1760 wurde Drummond, der damals Konsul
dort war, selbst Meister vom Stuhl dieser
Loge. Aus dem 18. Jabrh. ist nur noch
bekannt, dass sich eine Loge La victoire
in Smyrna dem 1786 entstandnen Grand
Orient de Geneve anschloss. Weitere
Nachrichten beginnen erst seit Mitte des
19. Jahrh. Nach L. XTV (1858), S. 170
fanden in Smyrna während des Krimkrtegs
einzelne Versammlungen dort befindlicher
Mitglieder der Zivil- und Militärbehörden
statt, die aber nach und nach eine Loge
in englischer, eine in französischer und
eine dritte in griechischer Sprache förm-
lich einrichteten und schliesslich 1857
eine Grossloge der Türkei stifteten, über
die nur wenig bekannt ist. Sie wurde
von der Grossloge von England nicht an-
erkannt und ist t>ald wieder eingegangen.
1861 errichtete die Grossloge von England
eine Distriktagrossloge für die Türkei, die
jetzt wieder eingezogen ist. Sie hatte
schon 25. Jan. 1860 die Homer-Loge in
Smyrna gestiftet und gründete hier 1861,
1863, 1864 und 1870 fünf weitere Logen
und 1863 eine Loge in Ephesus, die aber
bis auf die erstgenannte sämtlich wieder
eingegangen sind. 1861 stiftete die Gross-
loge von Schottland in Beirut die Pales-
tine-Loge, 1889 in Mersina die Taurus- und
1890 in Alntab die Eden-Loge, die noch
thätig sind, errichtete auch für Syrien eine
Distriktsgrossloge. Auch der Grossorient
von Frankreich gründete 1867 und 1869
in Smyrna, 1868 in Beirut, 1869 in Ladi-
kieh und 1889 in Aleppo Logen, von de-
nen nur noch die in Beirut (Le Liban)
und in Aleppo (La Syrie) arbeiten. Der
Grossorient von Italien stiftete ebenfalls
| eine Anzahl Logen, von denen 1873 vier
in Smyrna und eine in Alexandrette be-
standen, die später eingingen, wogegen
heute eine Loge Heibon in Aleppo ar-
beitet. Endlich hat die Grossloge von
Kanada 7. Febr. 1873 in Jerusalem eine
Loge eingerichtet. Royal Solomon Motber
Lodge Nr. 293, die heute noch besteht.
[Vgl. L. 1898, S. 64.] Die türkische Re-
gierung war den Logen feindlich gesinnt,
so dass mehrere Logen ihre Arbeiten ein-
stellen mussten. [Vgl. L. 1898, S. 107.
H. L. 1895, S. 2271. Gould, The history
of Freemaaonry (Lond. 1882—87), VI, 820.]
Zur Zeit bestehen in der asiatischen Tür-
kei acht Logen, und zwar eine unter der
englischen, drei unter der schottischen
Grosaloge. zwei unterm Grossorient von
Frankreich, eine unterm Grossorient von
Italien und eine unter der Grossloge von
Kanada. Wegen Cypern s. d. [Vgl. A,
1900, S. 91.]
Türr, Stephan, ungarischer Patriot,
geb. 10. Aug. 1825 in Baja (Ungarn), wid-
mete sich der militärischen Laufbahn,
I flüchtete aber 1849 nach Piemont, wo er
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470
Tychsen — Ulm.
das Kommando einer sich bildenden un-
garschen Legion übernahm. Sodann ging
er nach Baden und wurde Oberst der Auf-
Btilndigen, machte dann in der englisch-
türkischen Armee den Krimkrieg mit, sowie
1856 den Kampf der Tsch er k essen gegen
Ruasland. 185» begab er sich nach Italien,
focht unter Garibaldi und war einer der
Tapfersten der tapfern Tausend von Mar-
Bala. Nachdem er zur Befreiung Italiens
mannhaft beigetragen, wurde er zum Feld-
marschallleutnant ernannt. Spater trat er
an die 8pitze einiger grossen Unterneh-
mungen, so 1881 derjenigen, die die Durch-
stechung der Landenge von Korinth be-
zweckte; in derselben Eigenschaft war er
bei dem Panamakanalunternehmen. Nach-
mals wandte er sich i mmer mehr der Friedens-
idee zu, zu deren Verwirklichung er eine
rege Thätigkeit entwickelte, auch den Vor-
sitz des i riedenskongresses in Budapest
(1896) führte. — Am 7. Nov. 1854 in Italien
Freimaurer geworden, begründete er mit
dem Freiherrn Nyary die schottische Frei-
maurerei in Ungarn, indem er die Buda-
pester Loge Corvin Mätyas stiftete und
deren Hammer führte, bis der Grossorient
von Ungarn zu Stande kam. Dem von der
Loge 1870 gegründeten Volksbildungs-
verein Btand er mehrere Jahre vor.
Tychsen, Thomas Christian, Orien-
talist, geb. 8. Mai 1758 in Horsbyll im
Schleswigschen, gest. 23. Okt. 1884 in
Göttingen, 1784 Professor der Theologie
das. und 1777 Präsident der dortigen Aka-
demie der Wissenschaften, wurde 14. Juli
1788 in der Loge Augusta zu den drei
Flammen in Göttingen zum Freimaurer
aufgenommen.
Tyroa, Name einer Stadt Phöniziens, die
angeblich als eine Kolonie von Sidon ge-
gründet war, sich durch ihre grossen Han-
delsbeziehungen auszeichnete und die
Mutterstadt Karthagos wurde. In der
freimaurerischen Sage wird sie dadurch
eingeführt, dass der König von T., Hiram,
dem israelitischen König Salomo (s. d.)
Werkmeister und Zedernholz zum Bau
seines Tempels sendete, wie ja auch schon
früher König David Zedernholz zum Bau
seines Palasts auf Jebus von dorther be-
zogen hatte.
Ückermünde (St. in der preuss. Prov.
Pommern, 6020 E.). Eine Loge Zur
Ankerkette wurde das. von der Grossen
National- Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln gest. 26. Aug. 1860. Vers.: Donners-
tags. Mitgliederzahl (1900): 46. Eignes
Logenhaus, eingeweiht 15. Jan. 1899. Vers.
Donnerstags. Ferien: Juli und August.
[Vgl. Bh. 1861, S. 27.J
Uden, Konrad Friedrich, nicht mit
dem am 29. Mai 1798 als Physiker in
Stendal verstorbnen Karl Friedrich Uden
zu verwechseln, war früher Arzt in Berlin,
dann Physikus in Spandau, 1800 Oberarzt
in Tschernigow in der Ukraine, 1802 in
Dorpat Professor der Therapie und kam
1807 nach Petersburg, wo er um 1830 starb.
Er war Herauseeber der auch jetzt noch
brauchbaren Zeitschriften «Archiv für
Freimaurer und Rosenkreuzer* (2 Tie.,
Brl. 1783 und 1785) und der »Ephcmeriden
der gesamten Freimaurerei in Deutschland«
(2 Bde., Altona 1785 und 1786).
Uffel, Adolf Christian Ernst v., auf
Roschitz, geb. im Osterland 1737, hannö-
verscher Oberappellationsrat inCelle, wurde
in der Loge Zu den drei Rosen in Jena auf-
genommen und 8. Sept. 1763 in der Loge
Archimedes zu den drei Reissbrettern in
Altenburg angenommen. Er war einer der
ersten Anhänger Johnsons (s.d.) in Jena, der
ihn zum Ritter schlug, ihn Anfang 1764
mit v. Prangen (s. d.) nach Unwürde zu v.
Hund (s. d.) sandte und nebenbei ihm we-
nigstens 1000 Thaler abnahm. In Alten-
berge wurde er 19. Mai 1764 von v. Hund
zum Ritter geschlagen; in dieser Eigen-
schaft war er auf dem Konvent in Kohlo
(s. d.). In seinem Hause in Celle geschah
1766 die Aufnahme des Prinzen (nach-
herigen Grossherzogs) Karl von Mecklen-
burg-Strelitz (s. d.).
. Uni, Alexander, geb. 9. Okt. 1836 in
Ödenburg, trat 1870 an die Spitze dei
ungarschen Munizipalbank als leitender
Direktor und 1876 in gleicher Eigenschaft
bei der ersten ungarschen Gewerbebank
ein. — U. trat in den Freimaurerbund
22. Dez. 1872 in der Loge Die alten Ge-
treuen in Budapest und wurde 1875 Gross-
schriftführer. Der lebhafte Geist und die
grosse Werkthätigkeit der ungarschen Logen
sind grösstenteils das Verdienst von U. Er
leitete auch eine Zeit lang den Kelet
(Orient — s. d. — ).
Ulm (St. im Königreich Württemberg,
39303 E.). 1) Daselbst bestand früher die
Loge Asträa zu den drei Ulmen,
gest. 26. März 1789, mit Urkunde vom 14.
Juni 1790 von der Grossloge von London,
deckte auf Befehl des Rats von Ulm vom
15. Okt. 1794, wurde wieder thätig 14. Dez.
1807 und deckte nochmals auf königl. Be-
fehl 10. Dez. 1810. In diese Periode fallen
maurerische Lieder des Dichters Joh.
Martin Miller (s. d.), Predigers am* Münster,
des Redners der Loge. (Abbild, des Siegels
dieser Loge AQC. XIH, 8. 89.) 2) Spater
stiftete die Grossloge von Hamburg 1. Pibv.
1848 die Loge Karl zu den drei Ulmen,
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Fltraniontaniamus — Unabhängige Logen.
471
eingew. 1. Mai 1844. Mitgliederzahl (1900):
58. Vers.: Donnerstags. Ferien: Juli bis
September. Lokal: Gasthof zum schwarzen
Ocli aen. Milde Stiftungen: a) Unter-
stützungsfonds, Kapital : 7000 M. b) Weih-
nachtabescherung mit jährlichen Gaben
von ca. 1000 M. Liederbuch der Loge
(Ulm 1844]. Statuten der Unterstützungs«
anstalt (Ulm 1846). Statuten des Unter-
stützungsvereins (Ulm 1878). Lokalgesetze
1844 (neu in Bearbeitung). Verzeichnis
der Bibliothek der Loge (Ulm 1847). Kata-
log der Bibliothek der Loge von Reinhold
Taute (Lpz. 1886). Hier fand 1. Juli 1877
aus Anlass des 500 jähr. Jubiläums des
Münsters ein gemeinsames Johannisfest
der schwäbischen Logen statt. [Vgl. Guat.
Maier, Geschichte der Freimaurerei in U.
(Ulm 1877); Das öOjfthr. Jubiläum der Loge
am 4. März 1894 (Ulm 1894); Heinrich
Kerler, Fragmente und Funde zur Ge-
schichte der Freimaurerei in U. (Ulm 1897),
zunächst abgedruckt HZC. 1896/97, S. 67.
L. XXVII, 254.)
Ultramontanismns nennt man das Be-
streben, die katholischen Nationalkirchen
dem Papst und der römischen Kurie mehr
zu unterwerfen, als landesherrliche Rechte
gestatten und die Wirksamkeit der im
Katholizismus enthaltnen christlichen Ele-
mente duldet. Seine Grundlage ist das
Ideakystem, das den weltlichen Regenten
nur so viel Einfluss auf die Kirche des Lan-
des nachlässt, als ihnen wegen politi-
scher Verhältnisse nicht füglich verweigert
werden kann. Als Quelle der Wahrheit
kennt der U. nur den Papst in Rom als
unmittelbaren Stellvertreter Christi auf
Erden; das Ideal des U. ist die Ausliefe-
rung der Menschheit mit Leib und Seele
an den Papst, unbedingte geistige Ab-
hängigkeit von ihm. Damit im Gegensatz
steht die Freimaurerei, die nach geistiger |
Freiheit ringt. Natürlich muss der U. I
sich gegen jene wenden und glaubt mit
ihrer Beseitigung seinen schlimmsten Feind
entfernt zu haben. Im Grunde genommen
geht der Kampf des U. aber gegen die
geistige Freiheit überhaupt, und nur in
nächster greifbarer Linie gegen die Frei-
maurerei als deren Vertreterin. Der U.
irrt daher, wenn er jener Ansicht huldigt.
Die Freimaurerei ist nichts anderes, als
eine äussere Form des ewig nach Frei-
heit ringenden Menschengeistes. Mit ihrer
Beseitigung würde dieser nicht untergehen ;
denn er kann nicht untergeben. In neuer
Gestalt und Form wird er kraftvoller her-
vorbrechen. Denn er strebt zum Licht.
Der Kampf des U. mit der Freimaurerei
ist mithin nur der Kampf der Finsternis
mit dem Licht. Dieser wird auf Erden
nicht aufhören, so wenig wie der Kampf
der Wolken mit der Sonne. So siegreich
diese stets bleiben wird, so die geistige,
zu Gott strebende, weil von Gott stammende
geistige Freiheit. [Vgl. B. R(itter), U. und
Freimaurertum (Jena 1885). Smitt, Wir
und die Ultramontanen (Lpz. 1873), Bh.
1868, S. 116; 1873, S. 350. BZC. 1872, 8. 73.]
Ültzen, Hermann Wilhelm Franz,
geb. 29. Sept. 1759 in Celle, gest. als
Pfarrer in Langlingen bei Celle 12. April
1*08. als Dichter und Mitarbeiter des Göt-
tingschen Musenalmanachs nicht unbe-
kannt (Gedichte, 1795—96, 2 Bde.), auch
Herausgeber verschiedner Predigten, wurde
im Juli 1780 in der Loge Zum goldnen
Zirkel in Göttingen aufgenommen und 2.
Aug. 1783 in der Loge Zum goldnen
Hirsch in Oldenburg angenommen, wo er
von 1784 — 78 das Amt eines Redners ver-
waltete. [Vgl. Rassmann, Litterarisches
Handwörterbuch der neuesten deutschen
Dij hter, S. 430.]
Ulxen (St. in der preuss. Provinz Han-
nover, 8196 E.). Hier wurde unter der
Grossloge von Hannover 21. Sept. 1860
die Loge Georg zur deutschen Eiche
gegründet. Nach Auflösung der hannover-
schen Grossloge trennte sie sich 18«6 von
der Mehrheit der Hannoverschen Tochter-
logen, mit denen sie bis dahin gemeinsam
vorgegangen war, und Bchloss sich 4. März
1869 der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln in Berlin an. Mit-
gliedcrzahl (l«00j: 28. Vera.: 3. Donners-
tag im Monat. Logenlokal : Lüneburgerstr.
16. Ferien: Juli und August. Stiftung:
Witwen- und Waisenkasse.
L'mfubrung, s. Reisen.
Umgang. Der Mensch ist nicht zum
Alleinleben bestimmt. Das Gesellschafts-
leben bildet den Kern der Menschheit,
aus dem sich das Staats- und Volksleben
entwickelt. Der Geist der Gemeinsamkeit
muss dabei alles durchwehen. Er wird in
der Familie begründet. Die Freimaurerei
bildet ihn weiter. Sie sucht dabei vor
allem den Geist der Geselligkeit, des edeln
U. mit andern zu pflegen, der durch die
heutige Gesellschaftsmasse mehr und mehr
zurückgedrängt wird. Statt der bloss
äussern Formen der Höflichkeit, die in
den gegenwärtigen Gesellschaften zu er-
kennen ist und die zu einem leeren Schein-
wesen führt, will die Freimaurerei den
Wert der geistigen Anregung und des
gegenseitigen Verkehrs ohne Unterschied
des Standes vertiefen, den U. der Menschen
untereinander heben. [Vgl. L. 1892, S. 38
und den Artikel Geselligkeit.)
Unabhängige Logen heissen Logen, die
unter keiner (anerkannten) Grossloge stehen.
Für neue Logen gilt solche Unterordnung
Gegenwärtig allgemein als Erfordernis,
m 18. Jahrhundert jedoch bildeten sich
zahlreiche Logen selbständig, ohne von
einer Grossloge eine Stiftungsurkunde zu
erhalten oder sich wenigstens ohne einer
solchen unterzuordnen. Nur fünf Logen in
Deutschland haben sich in unabhängiger
Stellung bis jetzt erhalten und sind
vom Deutschen Grosslogenbund ausdrück-
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I
472 Unabhängiger Freimaurer-Orden — Ungarn.
lieh als «regelmässiger Logen anerkannt
worden. Es sind dies die Logen Archi-
medes zu den drei Reissbrettern in Alten-
burg, Archimedes zum ewigen Bunde in
Gera, Karl zum Rautenkranz in Hildburg-
hausen und Minerva zu den drei Palmen und
Balduin zur Linde in Leipzig (s. diese). Die
frühere Benennung «Isolierte Logen«
haben sie durch Erklärung vom 14. April
1875 aufgegeben und dafür die Bezeich-
nung »U. L.« angenommen, besser ist viel-
leicht noch die Bezeichnung «Selbständige
Logen«, die aber nicht gebräuchlich ist.
Etwas ganz andres sind die sogenannten
Winkellogen (s. d.). Diese fünf deutschen
Logen haben als gemeinsames Organ die
Zeitschrift «Am Reissbrett« (s.d.) und unter-
einander 29. Dez. 1884 eine »Freie Ver-
einigung« gebildet, deren Statut FZ. 1884,
S. 44 abgedruckt ist. Im Deutschen Gross-
logenbund haben sie zur Zeit weder Sitz,
noch Stimme, obwohl dies wiederholt von
verschiedenen Grosslogen beantragt war.
Weil sie eben keine Grosslogen sind,
sollen sie darin keinen Platz haben. Die
Gegnerschaft ruhte stet» bei der Grossen
Landesloge von Sachsen. Dagegen sind
sie bei der Viktoria-Stiftung (s. d.) betei-
ligt und vertreten. [Vgl. Dr. Karl Back,
Ein selbständiger Logen-Bund (1867).]
Unabhängiger Freimaurer-Orden. Unter
diesem Namen ist Anfang der neunziger
Jahre des 19. Jahrb. in Berlin eine Ver-
einigung gegründet worden, über die wenig
bekannt geworden ist. Sie ist aus einer
Odd-Fellow-Loge des Manchester-Zweiges
hervorgegangen und arbeitete nach den
Agenden von Marbach (s. d.). Im Aug.
1897 wandelte sie sich in eine Bundes-
und Grossloge So k rat es zur Selbsterkennt-
nis um, nahm die von Findel (s. d.) bear-
beiteten Rituale an und bildete ihre Ver-
fassung nach der der Grossloge Zur Sonne
in Bayreuth, gab auch 1898 ein Lieder-
buch heraus. Daneben hat sich in Berlin
ein «Internationaler Orden unabhängiger
Freimaurer« gebildet. Beide haben mit
den anerkannten Freimaurerlogen nichts
gemein. (Vgl. L. 1898, S. 46, 94; 1900, S.
56, 95, 127, 135. 81. 1898. S. 78.]
Unbehagen, Paul Adolf, geb. 20. Mai
1847 in Hamburg, gest. das. 16. Dez. 1896,
Kaufmann, wurde 7. Okt. 1871 in der Loge
Ferdinand zum Felsen aufgenommen, ward
nacheinander Schriftführer, zweiter Auf-
seher und zugeordneter Meister seiner Loge.
Befähigt und eifriger Maurer widmete er
einen grossen Teil seiner Zeit den maure-
rischen Dingen, so dass er namentlich als
Grossschriftführer in den Jahren 1892—96
von massgebendem Einfluss war. Ihm ver-
danken hauptsächlich die deutschen Logen
die Herstellung der Bettlerlisten, die
der freimaurerischen Bettelei in Deutsch-
land Grenzen gesetzt haben. [Vgl.L. 1897,8.7.]
Unbekannte Obere, s. Obere (Unbe-
kannte).
Ungarn (Königreich). I. Hier fand die
Freimaurerei aus drei Richtungen Ein-
gang: 1) aus Wien in Pressburg, wo sich
frühzeitig Freimaurer fanden, ho daas der
Primas von Ungarn schon 1763 gegen
sie einschritt. Die erste Loge in Press-
burg (s. d.) tritt jedoch erst 1774 in die
Erscheinung; ihr folgte 1777 die Loge
Zur Sicherheit und 1782 die Loge Zur
Vereinigung. Durch Wiener Einfluss ent-
stand auch die Loge Zu den drei weissen
Lilien in Temesvär 1776, die erst der
Draskovich-, 1780 aber der strikten Obser-
vanz beitrat, ferner 1775 die Loge Zu den
drei Drachen, dann Zur Freundschaft in
Warasdin und die Loge Zum goldnen
Hirschen, dann Zum goldnen Rad in Eberau.
2) Aus Polen kam die Freimaurerei nach
Eperies (s. d.), wo mit Warschauer Freibrief
1770 die Loge Zum tugendhaften Reisenden
gegründet wurde, die mehrere Logen stif-
tete: 1774 die Loge Die tugendhaften
Menschenfreunde in Schemnitz (s. d.), am
I der 1783 die Loge Die tugendhaften Pil-
grime in B.-Gyarmath hervorging, 1776 die
Loge Zur gekrönten Hoffnung in Neusohl,
1779 die Loge Zum brennenden Busch in
Kaschau und 1781 die Loge Zum tugend-
haften Kosmopoliten in Miskolcz. 3) Im
Südwesten U.'s, in Kroatien (s. d.), tritt
ganz unvermittelt eine Logengruppe auf:
Zur Kriegsfreundschaft in Glina (1769,
Zur Klugheit in Agram (1770), L'union
parfaite, dann Zur Freiheit, dann Zum
Guten Rat in Warasdin (1772), Zur Wach-
samkeit in Essek (1778) und Zur Tapfer-
keit, dann Zur Kraft in Karlstadt (1779).
aus denen die Draskovich-Observanz (s. d. i,
das einzige, selbständige freimaurerische
System in Österreich-U., hervorging, dem
sich auch die 1772 entstandne Loge Zur
Grossmut in Budapest (s. d.), die obge-
nannte Temesvärer Loge, eine Loge in
Csik-Szereda und eine in Hermannstadt
anschloss. Die Prager Präfektur gründete
1779 die Loge L'invincible aux bras armes
im Likaner Grenzregiment, und eben-
daher stammte auch die Regimentsloge A
la belle e*toile in Battaazök. Ferner bildete
sich 1782 eine Loge strikter Observanz
St. Alexander zu den drei silbernen Ankern
und 1784 die Loge Zur ersten Unschuld
in Budapest (s. d.) und 1784 die Loge Zum
schlafenden Löwen in Eperies (b. d.). —
II. Schon 1779 wurde im Schosse der
Draskovich -Logen, deren Zentralleitung
sich Provinzialloge nannte, der Wunach
laut, sich einer grösseru freimaurerischen
Körperschaft anzuschliessen, und nachdem
der Anschluss an Prag nicht gelang, berief
Grossmeister Graf Draskovich (s. d.) 1781
eine Generalversammlung, welche die
Vereinigung mit Wien aussprach, worauf
Draskovich zurücktrat und an seine Stelle
Graf Palffy (s. d.) zum Provinzial-Gross-
meister gewählt wurde. Diese Würde be-
hielt er bei, als sich 1784 die Landesloge
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Ungarn.
473
von Österreich bildete. Die Provinzial-
loge von U. umfasstc nunmehr folgende
Logen: Zur Klugheit in Agram, Die
tugendhaften Pilgrime in B.-Gyarmath, Zur
Grossmut und Zur ersten Unschuld in
Budapest, Zum goldnen Rad in Eberau,
Zu den tugendhaften Reisenden in Eperies,
Zur Wachsamkeit in Essek, Zur Tapferkeit
in Karlstadt, Zu den tugendhaften Kosmo-
politen in Miskolcz, Zur gekrönten Hoff-
nung in Neusohl, Zur Sicherheit und Zur Ver-
schwiegenheit in Pressburg, Zu den tugend-
haften Menschenfreunden in Schemnitz, Zu
den drei weissen Linien in Temesvär, sowie
Zur Freundschaft und Zum guten Rat in
Warasdin. Die übrigen obengenannten
Logen waren teils eingegangen, teils mel-
deten sie ihren Anschlusa nicht an, wäh-
rend die Feldloge, in Bdttasze'k der Pro-
vinzialloge von Österreich beitrat. Die
Provinzialloge von U. bekümmerte sich
jedoch nicht besonders um ihre Logen,
die nach wie vor auf sich selber ange-
wiesen fortarbeiteten, bis die Verordnung
vom Dez. 1785 (s. Österreich) den meis-
ten ein Ende bereitete. Im Sinne dieser
Verordnung, die in U. am 1. Febr. 1786
in Kraft trat, durften künftig bloss in
Budapest (Ofen und Pest), Agram, Karl-
stadt und Peterwardein Logen bestehen;
in letzterm Orte gab es jedoch keine
Loge und durfte auch keine gegründet
werden. Dagegen bestand die von der Ver-
ordnung nicht berührte Feldloge in Bdtta-
sze'k fort, und auch in Budapest arbeitete
vorübergehend die Loge Zur heiligen Bar-
bara. Die Budapester Loge Zur Grossmut,
1784 ruhend, wurde erneuert, während die
Loge Zur ersten Unschuld sich mit der
von Pressburg hierher verlegten Loge Zur
Verschwiegenheit vereinigte. Die Karl-
städter Loge war von kurzer Dauer, wo-
fegen sich die Agramer forterhielt. —
IL Zur Zeit der Thronbesteigung Leo-
polds II. waren in U. nur zwei Logen
thätig: Zur Klugheit in Agram und Zur
Grossmut in Budapest. Der ungeheure
politische Umschwung, der nach Auf-
hebung der josephinischen Verordnungen
und nach Wiederherstellung der Landes-
verfassung sich allerorten kundgab, wurde
dazu benützt, die Logen in mehreren Pro-
vinzstädten zu erneuern; so erwachten die
Logen Zur Vereinigung in Pressburg, Zur
Wachsamkeit in Essek, Die tugendhaften
Pilgrime in B.-Gyarmath, Zur gekrönten
Hoffnung in Neusohl und die aus Waras-
din nach Zala-Egerezeg übertragne Loge
Zum guten Rat. Auch neue Logen wurden
eröffnet, so die Loge Zur unerschrocknen
Tugend in Kaschau und Probitas in
Almosd. Weit wichtiger war die Einfüh-
rung des Systems der strikten Observanz
durch Hauptmann Aigner (s. d.), der mit
Genehmigung des Prager Ordensdirekto-
riumB und Leopolds II. in Budapest die
altschottische Loge Franz zum wachenden
Löwen mit den Logen Zu den sieben
Sternen und zur Vereinigung gründete,
welch letztere jedoch bald unter dem
Namen Zu den sieben Sternen und Ver-
einigung sich verbanden. Mit Gutheissung
Franz' II. setzte diese Loge ihre Arbeiten
fort auch nach dem Verbot 1794 und
stellte diese erst auf besondern Befehl 1795
ein. — IV. Nach Schluss aller Logen -
thätigkeit hielten die Freimaurer noch
jahrelang zusammen (s. Budapest) und
vereinigten sich sogar in dem Schlosse
des k. k. Kämmerers Tersänszky in Fuss
zu einer förmlichen Loge, die jedoch sehr
geheim arbeitete. Erst nach den März-
tagen 1848 entstand in Budapest eine
eigentliche Loge Zur Morgenröte des höhern
Lichts, die im Belagerungszustand (Ende
1848) unterging. Während der absolu-
tistischen Herrschaft nach 1849 war an
eine Logenthätigkeit nicht zu denken.
1861 aber, als ein kurzer Scheinkonstitu-
tionalismus eintrat, gründete Eduard Graf
Karolyi die erste ungarisch arbeitende
Loge Szent Istvän (St. Stephan), die nach
einigen Monaten wieder einging. Der
Absolutismus griff wieder Platz. Einer
der Gründer dieser Loge stiftete 1863 in
Genf die Emigranten-Loge Ister, die sich
1864 auflöste. 1863 plante Lewis (s. d.)
die Gründung einer Loge in Budapest,
vermochte aber die obrigkeitliche Erlaub-
nis nicht zu erlangen. Erst nach der
Wiederherstellung der Landesverfassung
(1867) konnte 1868 die Loge Zur Einigkeit
im Vaterlande eröffnet werden, mit der eine
neue Zeit der Freimaurerei in U. begann.
I —V. Neuzeit 1868— 1900. l)Johannis-
1 grossloge. Durch Wiederherstellung der
i Landesverfassung und Krönung des König»
1867 bot sich der Freimaurerei die Mög-
lichkeit eines gesetzlichen Zustands. Es
wurden dann auch alsbald von Prof. Lewis
(s. d.) die entsprechenden Schritte zur Er-
richtung einer Loge eingeleitet, die 25. Mai
1868 zusammentrat und den Namen Einig-
I keit im Vaterlande annahm. Nachdem
deren Verfassung im Okt. 1868 von der
Regierung genehmigt worden war, stand
einer weitern Verbreitung des Bundes nichts
mehr im Wege. Es entstanden 1869 und*
anfangs 1870 die Logen Zu den drei
weissen Lilien in Temesvär (s. d.), Zur
Verbrüderung in Ödenburg (s. d.j, Zur
Wahrheit in Pressburg (s. d.), Honazeretet
(Zur Vaterlandsliebe) in Baja (gegr. 19. Dez.
1869) , Szent Istvän (St. Stephan) in Buda-
pest (s. d.) und Szech^nyi in Arad (28. Jan.
1870) , sowie andrerseits der schottische
Ritus Eingang fand. Die genannten 7
Logen gründeten 30. Jan. 1870 die Jo-
hannisgrossloge von U.j die Pulszkj
(s. d.) zum Grossmeister einsetzte. Ihr
Hauptbestreben war, die Anzahl ihrer
Logen möglichst rasch zu vermehren. 1870
und 1871 wurde eine ganze Reihe neuer
Logen eröffnet: Die alten Getreuen, Hala-
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474
Ungarn.
das (Fortschritt) und Galilei in Buda-
Sest (s. d.), Ar päd zur Brüderlichkeit in
zegedin (gegr. 29. Mai 1870), Petöfi in
Neu-Arad (gegr. 7. Febr. 1871), Glückauf zu
den drei Schlägeln in Oravicza (gegr. 21 .Febr.
1871 eingeg. 1877), Concordia in Lippa
(gegr. 1871) und Zur Nächstenliebe in Sissek
(gegr. 21. Sept. 1871), sowie eine Loge Zur
Brüderlichkeit in Bukarest (s. d.) in Rumä-
nien (gegr. 9. April 1871). Inzwischen
wurden Versuche gemacht, die Anhänger
beider Riten zu vereinigen [s. 2) Gross-
orient]. Dem Aufschwung 1870/71 war
ein Stillstand gefolgt, 1872/73 entstanden
nur wenige Logen: Zur Verschwiegen-
heit in Pressburg (s. d.), Kazinczy in Buda-
pest (s. d.) und Kisfaludy Käroly in Raab
(4. April 1872), aus der die Loge Kisfaludy
Bandor (21. Sept. 1873) hervorging; diese
beiden vereinigten sich aber 15. Juni 1875
als Loge Kisfaludy, die nach ihrer Auf-
lösung (1. Aug. i876) unter demselben
Namen als Kränzchen fortbestand; an-
drerseits gingen einige Logen ein, wogegen
sich die 9. März 1871 von Wiener Frei-
maurern in Pressburg errichtete Loge
Humanitas (später in Neudörfl, s. d.)
25. Febr. 1872 unter den Schutz der Gross-
loge stellte und ihr 1874 die Grcnzlogen
Zukunft und Sokrates in Pressburg (s. d.)
folgten. Auch die Herausgabe eines amt-
lichen Blattes veranlasste anfangs keine
grössere Rührigkeit. Dieses erschien vom
1. Febr. 1873 an unter dem Titel »Orient«
(später auch ungarisch »Kelet«) unter Lei-
tung von Dr. K. Mandello (s. d.), dem Fr.
Belänyi (s. d.), J. Elischer, B. v. Majläth,
A. Sturm u. a. folgten. Ein neues Auf-
blühen erfolgte erst, als 5. Nov. 1874
A. Berecz (s. ü.) zum zugeordneten Gross-
meister gewählt ward, der mit grossem Eifer
die Wiederbelebung bewirkte, unterstützt
von dem Grossschriftführer J. Stielly und
dann von A. Uhl (s. d.). Die Verwaltung wurde
geregelt, ein neues Heim mitten in der
Stadt bezogen, eine neue Verfassung aus-
gearbeitet, das amtliche Blatt allen Mit-
§ Uedem frei zugesandt, die Auflösung
er nur noch dem Namen nach bestehen-
den Logen ausgesprochen und neue Logen
1ns Leben gerufen: 1875 die Loge Kölcsey
Ferencz in Päpa (gegr. 19. Mai) und die
Grenzloge Eintracht derWiener-Ncustädter
Freimaurer in Neudörfl (s. d.), 1876
(29. Okt.) die Loge Läazlö kiräly (König
Ladislaus) in Grosswardein, 1877 die Loge
Tisza in M.-Sziget (gegr. 6. Jan.), die Loge
Zu den drei Säulen in Kronstadt (gegr. 3.
Sept.), sowie die Grenzlogen Freundschaft
und Columbus in Pressburg (s. d.), 1878
die Loge Felvidäk (Oberland) in Neusohl
(gegr. 4. Sept.), Phönix in Losoncz (8. Febr.
1880), Harmonie zu den drei Seeblättern
in Hermannstadt (16. Mai 1880), Tätra in
Iglö (10. Okt. 1880), Concordia in Neu-
dörfl (19. Sept. 1883) und Philantropique
in Mamornitza (8. Juni 1885). In den
meisten dieser Logen herrschte ein reges
geistiges Leben und ein opferwilliger Sinn
für Werke der Wohlthätigkeit Die unaus-
gesetzten Annäherungsversuche der schot-
tischen Freimaurer fanden nachgerade
auch in den Johannislogen Wiederhall, und
schon viele ihrer Mitglieder hielten eine
Vereinigung für wünschenswert, als die
Loge Tisza in M.-Sziget einen diesbezüg-
lichen Antrag einbrachte, infolge dessen die
Generalversammlung der Grossloge 1883 die
Vereinigung mit dem Grostorient grund-
sätzlich aussprach; die thatsächliche Ver-
| einigung erfolgte jedoch erst nach 3 Jahren.
— 2) De* schottische Grossorient.
Am 23. Mai 1869 wurde durch einige in
der Fremde Freimaurer gewordne Per-
sonen mit Baron A. Nyary und General
St. Türr (s. d ) die erste ungarisch arbei-
tende Loge Corvin Mätyäs (Matthias Cor-
vinus) gegründet, die bald den Sammel-
punkt der besten Elemente bildete und für
die Freimaurer deutscher Sprache 5. Dez.
1869 die Loge Humboldt errichtete, auch
bei Gründung der Johannis -Grossloge
(s. oben) mit Verschmelzungsanträgen heran-
trat, aber abgewiesen wurde. Nun wurde
eine besondere Verfassung der Regierung
vorgelegt und genehmigt. Gleichzeitig er-
bat man vom Grossorient von Frankreich die
Genehmigung für die bisher entstandnen
Logen, sowie die Anerkennung des zu er-
richtenden Grossoriente von IL, welch
letzteres wegen des deutsch-französischen
Kriegs erst im Herbst 1871 erfolgte. Bis
dahin traten folgende neue Logen ins
Leben: Zur Arbeit in Budapest (s. d.),
Arpäd in Budapest-Altofen, Hunyady in
Temesv&r (gegr. 2. Febr. 1870, eingeg.
1. Febr. 1873), Kosmos in Oravicza (gegr.
15. März 1870), Haladäs (Fortschritt) in
Kaschau (gegr. 20. März 1870, eingeg.
26. Sept. 1873), Concordia in Neuhäusel
(gegr. 10. April 1870), Egalitas in Wer-
schetz (gegr. 3. Dez. 1870), Fraternitas in
Arad (gegr. 28. Dez. 1870) und VilagoxsAg
(Licht) in Beregszäsz (gegr. 5. Aug. 1871).
Während die Logen die Entscheidung aus
Paris abwarteten, wurde ein neuer Ver-
schmelzungsversuch gemacht. Durch die
Kaschauer Loge veranlasst, traten die
Vertreter aller Logen beider Riten (mit
Ausnahme von 3 Johannnislogen) 4. Dez.
1870 in Budapest zusammen und einigten
sich in einer gemeinsamen Verwaltuug,
mit Wahruug der Riten. Auch dies wurde
von der Grossloge 19. Febr. 1871 abgelehnt.
Nun bearbeitete ein Ausschuss der Johannis-
tagen in Arad, Neu-Arad, Baja, Oravicza
und Szeged 21. Juni 1871 in Budapest
einen etwas veränderten Antrag, den
jedoch die ausserordentliche Generalver-
sammlung der Grossloge 20. Sept. 1871
Sieichfalls zurückwies. Darauf wurde die
ereits 29. Mai 1871 ausgesprochene Er-
richtung des Grossorients von U. 25.
Nov. 1871 ins Werk gesetzt und Staau-
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Ungarn.
475
sekretär Georg v. Joannovicz (a. d.) zum
Grossmeister, Theodor Graf Csäky zum
zugeordneten Grossmeister gewählt. Mit
Feuereifer schritt namentlich letzterer
daran, den Grossorient einzurichten und
ein neues Ritual, sowie eine neue Ver-
fügung auszuarbeiten, durch welche die
Verwaltung in die Hände eines Bundes-
rats (aus den Vertretern der Logen
gewählt) gelegt wurde. An Stelle eines
Privatunternehmens (Freimaurer- Beobach-
ter von L. Hollös, ungarisch-deutsch 1873)
wurde 1874 das amtliche Blatt Hajnal
(Morgenrot) gegründet, das anfangs von
Dr. B. Erödi und Dr. L. Fischer, 1875
bis 1877 aber von Dr. L. Rosenberg ge-
leitet wurde. Eine ganze Anzahl von
neuen Logen trat ins Leben und zwar:
1872 die Logen Hungaria, Összetartäs
(Unitas), die 29. Jan. 1875 in erstere auf-
ging, und Könyves Kälmän (König Kolo-
man) in Budapest (s. d.), Remäny (Hoff-
nung) in Szatmär (5. Jan. 1872), B6ke
(Frieden) in BökeVCsaba (1. April 1872),
Phönix in 8zamo9-Ujvär (4. Mai 1872),
Egyenlöseg (Gleichheit) in Ungvär (24. Mai
1872), Fels der Wahrheit in Weisskirchen
(26. Febr. 1873), Egyete>t£s (Eintracht) in
Kaschau, aus der Loge Haladäs (20. Jan.
1874) ; Fraternitas in Sillein (9. Jan. 1875),
Akäcz (Akazie) in T.-Sz.-Miklös (30. Mai
1875) ; Haladäs (Fortschritt) in Debreczin
(12. Sept. 1875), Thaies in Gross-Becskerek
(27. Okt. 1875), Libertas in Neusatz (15. Jan.
1876) und die Grenzloge Schiller in Press-
burg (24. Mai 1875); schliesslich trat die
Loge Zur Grossraut in Budapest 26. Juli
1872 von der Johannisgrossloge zum
Grossorient. Trotzdem der Grossorient
glänzend gedieh, wurden abermals Ver-
handlungen zur Verschmelzung mit der
Grossloge eingeleitet, diesmal mit solchem
Erfolge, dass sie 28. Nov. 1875 zuver-
sichtlich ausgesprochen werden sollte,
im letzten Moment aber von der Gross-
loge auf ein Jahr vertagt wurde. Diese
in Aussicht stehende Vereinigung, sowie die
rasche Zunahme der Logen be wog den Grafen
Csäky, den Grossorient und seine Logen zu
veranlassen, ein entsprechend eingerichtetes
neues Lokal zu beziehen. Dies erfolgte
20. Aug. 1876. Allein die Verschmelzung
mit der Grossloge unterblieb, weil der
Grossmeister in Angelegenheit der Auf-
nahme der Gräfin Hadik (s. d.) sehr bloss-
gestellt erschien. Nachdem das neue
Lokal des Grossorients sich für die schot-
tischen Logen allein als zu geräumig und
prunkhaft eingerichtet erwies, entstanden
in ihrem Schosse Uneinigkeiten, welche
die beiden Grossmeister Joannovicz und
Graf Csäky bewogen, ihre Würde nieder-
zulegen. Eine ausserordentliche General-
versammlung (März 1877) setzte erstem
neuerdings als Grossmeister ein, Hees aber
die Stelle des zugeordneten Grossmeisters
unbesetzt und übertrug dessen Thätigkeit
dem Vizepräsidenten des Bundesrats v.
Rakovszky (s. d.). Allein die Hadik- An-
gelegenheit, die zur Schliessung der
Loge in Ungvär führte und grosse Er-
bitterung hervorrief, sowie das Vor-
gehen gegen den hochverdienten Grafen
Csäky einerseits und die durch das
Lokal verursachte Schuldenlast andrerseits
veranlassten zahlreiche Mitglieder, sich
von den Logen zurückzuziehen, infolge*
dessen einige Logen die Arbeiten ein-
stellten, andre in eine missliche Lage
gerieten. Eine schwere Aufgabe harrte
daher des 1877 zum zugeordneten Gross-
meister gewählten N. Ndmeth, der unter
Mithilfe von E. Kapy und A. v. Rakovsz-
ky die verworrnen Finanzen regelte und
die schwebende Schuld durch eine frei-
willige Anleihe der Mitglieder (12000 fl.)
tilgte, die dann durch \ erlosung erstattet
wurde. Die Verwaltung wurde auch sonst
geordnet, die Leitung des ungarisch-deut-
schen Blattes Hajnal 1878 dem Dr. L. v.
Wekcrle übertragen, dem 1880—86 L.
Aigner- Abafi (s. d.) folgte; sodann wurden
die nur mehr dem Namen nach bestehen-
den Logen eingeschläfert. Die hierdurch
entstandnen Lücken wurden nur spärlich
ausgefüllt durch neue Logen; solche sind:
Räkdezi in S.-A.-Ujhely (23. Dez. 1881),
Irenea in Karansebes (12. Sept. 1882) und
Deäk Ferencz in Budapest (16. Juli 1885);
dagegen löste sich die Loge Zur Grossmut in
Budapest 1876 auf, und ihre Mitglieder er-
richteten die Loge Eötvös (5. Jan. 1877).
Sobald wieder geregelte Zustände herrsch-
ten, kehrte die frühere Arbeitslust zurück,
sowie der Wunsch, durch eine Vereini-
gung der beiden Riten eine einzige und
mächtige freimaurerische Körperschaft in
U. zu bilden. Diesem Wunsche verliehen
das übrigens unabhängige Blatt »Hajnal«
in zahlreichen Artikeln, sowie namentlich
die beiden Grossmeister Joannovicz und
N^meth bei jeder sich bietenden Gelegen-
heit Ausdruck. Die Aussaat fand immer
mehr fruchtbaren Boden, und nachgerade
erklärte sich die Grossloge 1883 zur Ver-
einigung bereit, die nunmehr, nachdem
man die Hochgrade als eine von den
Logen vollständig getrennte Einrichtung
anerkannt hatte, 1886 zu Stande kam.
— 8) Die Symbolische Grossloge
von U. wurde 21. März 1886 durch die
Vereinigung von 26 Logen der Johannis-
grossloge und 13 Logen des schottischen
Grossorients gebildet. Zum Grossmeister
wurde Franz Pulszky , zum zugeordneten
Grossmeister St. Rakovszky und Dr. A.
Szontagh (s. d.) eingesetzt, G. Joannovicz
und A. Berccz aber zu Ehrengrossmeistern
ernannt, während der schwerkranke N. N6-
meth nach einigen Monaten starb. Die
neue Oberbehörde mit ihrem Bundesrat
schritt mit Eifer daran, alles nach dem
neuen Fusse einzurichten. Die Verfassung
wurde revidiert, ein neues Strafverfahren,
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47«
Ungarn.
sowie ein neues Ritual (durch L. Aigner,
M. Gelllri [s. d.] und G. Spitzer) ausge-
arbeitet, das zweisprachige Blatt Hajnal
in eine ungarische Zeitschrift »Hajnal«
und eine deutsche «Orient« umgewandelt,
und mit der Leitung wurden L. Aigner
und M. Gellen betraut. Seit 1889 führt
erstere den Titel »Kelet«, geleitet von M.
Gelllri, der auch die Leitung des deut-
schen Blattes neben Dr. J. Sgalitzer, dann
Ed. Pay'r führt. Eins der beiden Blätter
erhält jedes aktive Mitglied unentgeltlich.
Als eine Hauptaufgabe betrachtete man
die Verbreitung des Bundes und die Grün-
dung neuer Logen. Solche entstanden
1886: Unio in Klausenburg (gegr. 5. Dez );
1888: Grossmut in Budapest (23. Mai),
die später den Namen Comenius an-
nahm , Osszetartäs (Eintracht) in Arad
(28. Juni), Vilägossäg (Licht) in Neupest
(27. Dez.), sowie die Grenzloge Zur Treue
in Pressburg (21. Okt.); 1889: Deraokratia
in Budapest (17. Okt.), Munka (Arbeit),
früher Kränzchen Kelle, in Gr.-Kanizsa (18.
Okt.) und Pannoniain Kronstadt (28. Dez.);
1890: Stella Orientalis in Semlin, später
in Pancsova (19. Jan.), Veritas in Neupest
(27. Nov.), Pobratim (Verbrüderung) in
Belgrad (7. Dez.); 1891: AlfÖld (Nieder-
land) in Szolnok (18. Okt.), sowie die
Grenzlogen der Lemberger Freimaurer:
Aufrichtige Freundschaft in Szolyva (16.
Febr.) und Menschenliebe in Lajosfalva
(19. Juli); 1892: Siculia in S-Sz.-Gvörgy
(27. Febr.), Nemanya in Nisch, Serbien
(22. April), Reform in Budapest (24. April),
Hrvatska Vila (Kroatischer Genius) in
Agram (14. Sept.) und die Grenzloge Goethe
in Pressburg (12. April); 1894: Minerva in
Budapest (20. Febr.); 1897: die Grenzloge
Lessing zu den drei Ringen in Pressburg
(6. Febr.); 1898: Patria in Budapest (17.
Nov.), sowie die Grenzloge Pionier in
Pressburg (20. Jan.); 1899: Resurrexit in
Kaschau (14. Jan.) und Szepes (Zips) in
Sz.-Bela (29. April). Inzwischen waren
in der Leitung der Grossloge grosse Ver-
änderungen erfolgt. 1887 traten der zu-
geordnete Grossmeister St Rakovszky
und 1888 der zugeordnete Grossmeister
A. Szontagh zurück, die beide zu Ehren-
grossmeistern ernannt wurden. An ihreStelle
traten A. Berecz und B. Majläth. 1888
legte auch Fr. Pulszky die Würde des
Grossmeisters nieder, die nun bis 1898
durch St. Rakovszky bekleidet wurde.
Nach ihm wurde E. Ivänka (s. d.) und nach
dessen Tode 1897 G. Joannovicz zum Gross-
meister gewählt. An seiner Seite wirkten
zur Zeit M. Neuschlosz (s. d.) und Dr. B.
Katona, die 1893 bezw. 1897 an Stelle der
zurückgetretnen B. Majläth und A. Berecz
zu zugeordneten Grossmeistern gewählt
wurden. Auch in dem wichtigen Amt
des Grossschriftführers traten Verände-
rungen ein: an Stelle von J. Hausdorfer trat
1889 M. Gellen, dem 1897 Dr. A. Fraenkel
[ folgte. Dieser Personenwechsel führte
I jedoch keinen Wechsel in den Grund-
i Sätzen der Grossloge herbei, die von Be-
ginn an die freisinnigsten waren, was
sich insbesondere darin bekundete, das«
die Grossloge die erste war, die 1893 die
neuentstandne Berliner Grossloge Kaiser
Friedrich zur Bundestreue anerkannte.
Ebenso bedeutungsvoll für die Grossloge
war es, dass die Freimaurer in Serbien
ihren Schutz suchten und unter diesem
I zwei Logen errichteten. Von grosser Wich-
> tigkeit war es für die Freimaurerei in U.,
1 dass es ihr gelang, sich in den Besitz
| eines prachtvollen Logenhauses zu setzen.
I Der Bau wurde vom zugeordneten Grosa-
j meister M. Neuschlosz angeregt, auf sein
Betreiben unter Heranziehung aller Logen
und Freimaurer ausgeführt und 11. Juni
1896 feierlich eingeweiht. Weittragend ist
I auch die Schöpfung eines Allgemeinen
freimaurerischen Hilfsfonds (Ende 1898:
14015 fl.), sowie die Herausgabe einer
Schrift zur Aufklärung der Aussen weit: Die
! Freimaurerei, ein Wort der Aufklärung
Ober Wesen, Grundsätze etc. derselben
(Budapest 1888) und des Werkes: »A sza-
badkömüvesseg hazänkbau« (Die Frei-
maurerei in IT. 1896), das ausser einer ge-
schichtlichen Skizze eine Schilderung der
freimaurerischen humanitären Schöpfungen
enthält. Gegenwärtig Btehen unter der
Symbolischen Grossloge folgende, 43 Lo-
gen: Hrvatska Vila in Agram; Összetar-
tas in Arad; Pobratim in Belgrad; Corvin
Mätyäs, Humboldt, Die alten Getreuen,
Haiadas, Galilei, Hungaria, Könyves Käl-
män, Eötvös, Deäk Ferencz, Comenius,
Demokratia, Reform, Minerva und Patria
in Budapest (s.d.); Haladäs in Debreczin;
Munka in Gr.-Kanizsa; Läszlö kiraly in
Grosswardein; Resurrexit in Kaschau; Unio
in Klausenburg; Zu den drei Säulen und
Pannonia in Kronstadt; Vilagossag in Neu-
pest; Felvidök in Neusohl; Zur Verbrü-
derung in Odenburg (s. d.); Stella Orientalis
in Pancsova; Humanitas, Zur Verschwie-
genheit, Zukunft, Sokrates, Eintracht,
Schiller, Freundschaft, Treue, Goethe,
Lessing und Pionier in Pressburg fs. d.);
Siculia in S.-Sz.-György; Arpäd in
Szegedin; Szepes in Käsmark; Alföld
in Szolnok, Aufrichtige Freundschaft
in Szolyva und Losonczy in Temesvär;
ferner folgende ruhende Logen, deren
Erweckung zu hoffen steht: Honszeretet
in Baja; Phoenix in Losoncz; Kölcaey
Ferencz in Päpa; Räköczi in S.-A.-
Ujhely; Fraternitas in Sillein; Nächsten-
liebe in Sissek und Akäcz in T.-Sz.-
Miklös. Letztere mitgerechnet, zählt die
Grossloge 52 Logen mit 3029 Mitgliedern.
Mehrere dieser Logen besitzen eigne statt-
liche Logenhäuser, so z. B. die in KlauBcn-
burg und Szeged; die allermeisten ver-
fügen über mehr oder minder bedeutende
I Fonds mit zusammen über 400000 fl. [Vgl
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Unglaube — Unterricht (Instruktion), Unterrichte- oder Instruktionalogen. 477
Bh. 1878. 8. 117; 1895, S. 161. Hajnal
1871/72, S. 546. L. XXIII, 334; 1895, S.
45. Z. 1895, S. 9. Abafi, Geschichte der
Freimaurerei in i sterreich-Ungarn.]
Unglaube ist der Mangel des Glaubens
(s.d.) an das, was durch Oberlieferung oder
durch Schriften als Offenbarung auftritt.
Die Neigung des Menschen, seinen Glau-
ben andern aufzudrängen, ja selbst auf-
zuzwingen und den 0. der andern als
eine Verirrung, ja als ein Verbrechen
zu behandeln, nennt man Glaubenshass,
der uns&glich viel Unheil angestiftet hat
und dem gereinigte sittliche Begriffe
und die Anerkennung der Rechte wissen-
schaftlicher Forschung nur sehr langsam
haben entgegenwirken können. Dem U.
steuerte die Freimaurerei von Anfang an;
denn schon in der ersten der Alten Pflichten
heisst es: »Der Maurer ist durch seinen
Beruf verbunden, dem Sittengesetz zu ge-
horchen, und wenn er die Kunst recht
versteht, wird er weder ein stumpfsinniger
Gottesleugner, noch ein irreligiöser Wüst-
ling sein,« d. h. wird er seinem Glauben
anhängen und kein »Ungläubiger« sein.
Aber er wird und soll nicht dem Glaubens-
hass verfallen, seinen besondern Glauben
andern aufdrängen und den Glauben dieser
als einen Irrtum verwerfen oder gar ver-
spotten, sondern mit wahrhaft christlicher
Liebe und Duldung jedem Andersgläubigen
begegnen ; denn selbst Gott lässt seine Sonne
scheinen über Gerechte und Ungerechte,
und i echtschaffen handeln ist stets mehr
wert gewesen, als «bloss andächtig schwär-
men.« [Vgl. Bh. 1878, S. 324; 1880 , 8.
265. FZ. 1851, S. 94, 215; 1856, S. 401.)
Union, Deutlich ft, s. Deutsche Union.
Union der deutschen Logen Amerikas
zum Zweck einer engern Verbindung der
deutschen maurerischen Bauhütten und
Vereine Amerikas, Anbahnung und Durch-
führung zeitgemässer, den Verhältnissen
Rechnung tragender Reformen, Anstrebung
einer edlern, mehr vergeistigten Auffas-
sung der Freimaurerei wurde 1866 geplant
und 6. Juni 1866 gegründet, scheint aber
nicht lange bestanden zu haben. [Vgl.
Bh. 1866, S. 285 , 292 (Statuten); ferner
Zirkel deutsch - amerikanischer Frei-
maurerlogen.]
Union Hill (St. im nordamerikan. Staat
New Jersey). Hier besteht unter der dor-
tigen Grossloge eine deutsche Loge Pal-
lisade Nr. 84, gegr. *3. Jan. 1868. Vers.:
1. und 3. Donnerstag. Ferien: Juli und
August. Masonic Hall 421 Fulton Str.
Universitäten. I. I) en zur strikten Ob-
servanz gehörenden Logen in Universitäts-
städten wurde 1772 auf dem Konvent zu
Kohlo (s.d ) das Recht zugestanden, auf der
Universität Studierende zu Maurern auf-
zunehmen, auch wenn sie eigentlich im
Sprengel einer andern verbündeten Loge
wohnhaft waren. — II. Zur Hebung des
Humanitätssinnes auf den U. sind von
rheinisch-westfälischen Logen zwei Stipen-
dien gegründet: die König Wilhelm-Stif-
tung (s. d.) und der Lessingpreis (s.d.).
Unna (St. in der preuss. Prov. Westfalen,
12355 £.). Hier besteht ein maurerisches
Kränzchen Glückauf zum hellen
Licht für Unna, Kamen und Umgegend,
gest. 7. Febr. 1892. Mitgliederzahl (1900):
25.
Unregelmässige Logen, s. Winkellogen.
Unsterblichkeit der Seele nennt man
die Fortdauer unsrer geistigen Persönlich-
keit nach dem Tode mit Bewusstsein und
Willen. Es ist hier nicht der Ort, über
die U. nähere Erörterungen anzustellen.
Die Freimaurerei hält an ihr fest und
giebt ihr auf mannigfache Weise Aus-
druck. Sie bezeichnet das Jenseits und
die Ewigkeit mit dem ewigen Osten, in
den die Seelen der verstorbnen Maurer
einkehren zur höhern Arbeit am geistigen
Bau. [Vgl. A. 1891, S. 185; 1892, S. 168;
1894, S. 214. Bh. 1861, 8. 385; 1868, 8.
126, 179; 1871, 8.877; 1872, S. 156; 1876,
S. 172, 3b9; 1*88, 8. 406; 1898, S. 17.
BZC. 1880, 8. 176; 1899, 8. 49. FZ. 1847,
S. 49; 1850, 8. 401; 1«58, 8. 353; 1859,
I 8. 89; 1867, S. 361; 1881, 8. 81; 1894, S.
233. L. 1880, S. 197. Horstmann, Maure-
rische Bausteine (Elberfeld 1892), S. 73.
Kippenberg, Helle Strahlen (Lpz. 1890),
8. 179. Marbach, Am rohen Stein (2. Aufl.,
| Lpz. 1877), 8. 173.]
i Unterricht (Instruktion), Unterrichts
i oder Inotruktlonslogen. Hierunter versteht
i man die in den Logen erfolgende Belehrung
über die Grundsätze, Sinnbilder, Formen
u.s.w. der Freimaurerei. Die Hauptsätze hier-
über wurden frühzeitig in Frage- und Ant-
wortform gekleidet und in besondern Kate-
chismen (s. d.) aufgestellt; später erwei-
terte man dies zu umfassenden Belehrungen,
die in mehreren Lehrarten in geordneter
Reihenfolge ausgearbeitet und gedruckt
den einzelnen Logen überliefert werden,
in denen sie dann den Gegenstand wei-
terer Vorträge des Vorsitzenden oder des
Redners bilden. Sie erstrecken sich auf
Erläuterungen zum Katechismus, unter-
richtende Formen andrer Lehrarten und
Geschichtliches. Freie, von jenen unab-
hängige Ausführungen freimaurerischer
Lehren sind nicht ausgeschlossen. Über
die U.-, Lehr- und Lernlogen in
England, die zur Einübung des Rituals
dienen, s. England I, 8. 253. In Deutsch-
land wird der maurerische U. verhältnis-
mässig mehr, als in den Logen andrer
Staaten gepflegt, wenn er gleich auch hier
nach Umfang und Gehalt noch in manchen
Logen und Lehrarten viel zu wünschen
übrig lässt. Alle Logenversammlungen,
in denen man sich nicht ausschliesslich
mit Aufnahmen u. s. w. beschäftigt oder
die nicht ausdrücklich besondern Zwecken
gewidmet sind, sind und heissen daher
hier U.-(Instruktions)logen. Eine grössere
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478
ITmentatzungsgosellschaft, Allgemeine Freimaurer- — Uriot.
Pflege der maureriochen Belehrung er-
scheint als ein dringendes Bedürfnis. Des-
halb hat man auch in einzelnen Logen be-
sondere »U.-(Instruktions)klubs« neben den
Logenversatmnlungen eingeführt. Auch
haben Grosslogen • Instruktionsbücher«
eingeführt, die sich im Besitz der Logen
und der Vorsitzenden Meister befinden, um
diesen Stoff* zur Belehrung der Mitglieder
zu bieten, so die Grosse S'ational-Muttcr-
loge Zu den drei Weltkugeln und die
Grosse Landesloge in Berlin, sowie die
Grosse Loge von Hamburg. Allgemeine
•Instruktionen« verfasste B.Cramer (s.d.) in
L. 1888 und 1*89, die auch in besonderm
Abdruck erschienen sind. Ausserdem be-
stehen Schriften zur Belehrung für: 1) die
Grosse National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: Emil Bunge (s. d.), Instruk-
tionen und Erliluterungen zur Einführung
in den Lehrlingsgrad und Gesellengrad
der Johannismaurerei (1890, 1898); 2) die
Grosse Landesloge in Berlin : F.Krüger(s.d.),
Instruktionsvorträge zu den Akten der
Johannisgrade (Büt/.ow 1875), A. v. Secken-
dorf^ s.d.),InstruktionsvorträgefürJohannis-
lehrlinge (Bützow 1878). H.Gloede(s. d.), In-
struktionen für die Johannisgrade illmbg.
1884). Ernst De ecke (s.d.), Instruktionen für
Freimaurerlehrlinge (Brl. 1887). In Form
ausgewählter Aufsätze aus der Zirkel-
korrespondenz (3 Hefte, Brl., E. S. Mitt-
ler & Sohn); für die Andreasgrade: Gloede,
Die Aufnahme- und Beförderungsritualien
der Andreasloge; AI. Schraid (s. d.), In-
struktionen über die beiden Andreasgrade.
8)GrosseLoge von Hamburg: Instruktionen
für die Tochterlogen der Grossen Loge von
Hamburg. Eingeführt 1855. Hierher rech-
nen noch die Erläuterungen des Katechis-
mus (s. d.). [Vgl. R. Fischer, Entwurf zu
einem Handbuch für die Amtstätigkeit
der Logenmeister (Lpz. 1891), S. 32. R.
Fischer, Ritual und Symbol. Instruktions-
vorträge (Lpz. 1874).* Bh. 1777, S. 379.
FZ. 1868, S. 305. Bischof Dräseke als
Freimaurer (Magdeb. 1865), S. 305. L. 1885,
S. 129; 1888, S. 163. Mittheilungen aus
dem Verein deutscher Freimaurer 1888, 89,
ß. 50. — In England bestehen besondere In-
struktionslogen (Lodges of Instruction), in
und um London 40 oder 50, in denen das
Ritual und Gebrauchtum wortgetreu ein-
geübt wird. Ausserdem besteht noch seit
1836 eine Emulationslodge of Improve-
ment, die sich damit abgiebt, das Ritual
zu ordnen und richtige Kenntnis davon zu
verbreiten. In den letzten Jahren, haupt-
sächlich seit der Errichtung der Quatuor
Coronati-Loge (s.d.), wird oft ein Abend an-
gesetzt, für den ein Maurer von höherem
Wissen gebeten wird, einen geschichtlichen
oder symbolischen Vortrag zu halten.
Damit erst fangen diese Instruktionslogen
an, sich zu heben und dem deutschen Cha-
rakter zu nähern. Ausserdem giebt es
sog. Lectures (s. d.) für jeden Grad. [Vgl.
HZC. 1897/98, S. 45. Triangel 1869, S.
57J
UnterstQtznngsgesellschaft, Allgemeine
Freimaurer-, (Masonic Relief Association)
der Vereinigten Staaten und Kanada be-
steht seit 1885 und hat den Zweck, dem
maurerischen Uettel zu steuern und wirk-
liche Bedürftige zu unterstützen. Seit dem
Bestehen der Gesellschaft bis 1897 sind
2142 Fälle betrügerischer Hilfsgesuche ent-
deckt worden.
Unterwerfungg« und Yereinignngsakte.
Eine solche musste jede Loge und jeder
einzelne beim Zutritt zur strikten Obser-
vanz ausstellen oder unterschreiben. [Vgl.
vorige Auflage III, S. 397. J
Unwttrde war das bei I. bau in der
sächsischen Oberlausitz gelegne Ritter-
gut, auf dem der Freiherr v. Hund (s. d.)
wohnte und wohin er auch seine erste in
Kittlitz (s.d.) gestiftete Loge verlegte, bis
er beide Güter 1768 verkaufte und nach
Lipse zog.
Uriot, Jos., geb. 1713 in Nancv, gest.
18. Okt. 1778 (nach Kloss, Annalen, 1788),
war erst Schauspieler in Bayreuth, dann
1763 Professor der Geschichte, Bibliothe-
kar und Lektor des Herzogs von Württem-
berg in Stuttgart, wohin er 1759 kam, so-
dann Professor der französischen Sprache
an der Militärakademie (Karlschule). Er
wurde 11. Juli 1742 in der Loge Zur
Einigkeit in Frankfurt a. M. angenommen
und ist der Verfasser der Rede: »Le ven-
table portrait d'un Francmacon £crit par
Mr. Uriot ä un de ses amis (Mr.de Vaux)
(Frkf. 1742), die grossen Beifall fand und
französisch uud in deutscher Übersetzung
auf Veranlassung der Loge Zur Einigkeit
gedruckt wurde. Sie kann, nach Kloss,
»als erste öffentliche Erklärung der Frei-
maurer in Deutschland betrachtet werden.«
Die »Lettres sur la Franche-Maconnerie«
(Stougard 1769) von demselben Verfasser
sind nur eine vermehrte Auflage dieser
Rede. Diese, wie Steinheils (s. d ) Rede
haben Behr viel beigetragen, der Freimau-
rerei den Eingang in Deutschland zu er-
leichtern und die Nichtmaurer von ihrer
Reinheit und Gefahrlosigkeit zu belehren;
denn beide geben Kunde von deren wah-
rem Zweck und Wesen. Die erste deutsche
Übersetzung führt den Titel: »Sendschrei-
ben eines Freimaurers der hiesigen Einig-
keitsloge an den Herrn v Vaux, das Ge-
heimnis der Freimaurer-Gesellschaft be-
treffend. Aus dem Französischen übersetzt
(Frkf. a. M. 1742)« und weitere Ausgaben
1743 und 1744, eine andre findet sich als
Anhang zu dem Buche: »Schutzschrift für
den Orden der Freimaurer, durch den
Herrn N., Mitglied des Ordens« (Halber-
stadt 1743); die bekannteste aber ist die
in dem Anhang zu der deutschen Ausgabe
des Konstitutionenbuchs von 1738, die 1748
und 1762 erschien und S. 149 unter
dem Titel steht: »Sendschreiben eines Frei-
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ürkundenwart — Vademecnm, The Freemasoiu.
479
maurers an seinen Freund, die Freimaurer
und deren Geheimnisse betreffend.« Aus
dem Inhalt geht hervor, dass die Alten
Pflichten zur Zeit ihrer Abfassung in un-
geschmälerter Achtung standen, und der
Beifall, den es erwarb, spricht dafür,
dass die deutschen Freimaurer weit davon
entfernt waren, den Freimaurerbund mit
Orden irgend welcher Art zu verwechseln.
Urkunden wart( Archivar, franz. archi viste
oder garde de« archives, engl, registrar)
heisst der Logenbeamte, dem die Über-
wachung und Instandhaltung des Archivs
(s. d.) obliegt, ein Amt, das häufig mit
dem des Schriftführers (s. d.), oft auch (be-
sonders bei alten Logen) mit dem des
Büchcrwarts (s. d.) verbunden ist. Das Amt
muss thunlichst in der Hand eines sach-
verständigen Mitglieds sein (juristischen
Verwaltung*beamten). Es erfordert grosse
Ordnungsliebe und Sachkenntnis; es darf
nichts aufgehäuft, sondern alles muss so-
fort eingereiht und eingeheftet werden.
IVgl. R Fischer, Entwurf zu einem Hand-
>uch für die Amtstätigkeit der Logen-
meister (Lpz. 1891), S. »d.l
Urteil (Kritik). Die Mitglieder der
Logen sind aus den verschiedensten Le-
bensstellungen hervorgegangen uud haben
die mannigfachsten Eigenschaften. Sie sind
ausserdem in der Loge teils mehr oder
weniger thätig, teils nur empfangend. Da
ist es sehr notwendig, dass sie gegenein-
ander in ihrem U. vorsichtig sind. Das
erfordert schon die Bruderliebe, mit der
einer dem andern begegnen soll. Von den
weniger geistig Begabten soll man nicht
mehr verlangen, als sie zu leisten ver-
mögen, und rücksichtlich derer, die die
meiste Arbeit in den Versammlungen und
in der Verwaltung entwickeln, die vielleicht
gar zur Leitung berufen sind, hat man zu
bedenken, welche Opfer sie der Loge
bringen, ohne dafür sichtlichen Vorteil zu
haben. Sie sind sich wohl selbst bewusst,
dass sie nicht über Irrtum erhaben, von
allen Schwächen frei sind. Dabei stellen
sie sich dem U. preis, von dem man er-
warten muss, dass es liebevoll und gerecht
sei. Gar mancher bedenke, dass er es
vielleicht nicht besser machen kann. Über-
haupt soll das U. der Maurer über ein-
ander in iedem Betracht mild und liebe-
voll, jedenfalls gerecht sein. [Vgl. FZ. 1851,
S. 79.]
Uruguay (Republik in Südamerika).
Schon 1832 erteilte die Grossloge von
Pennsylvanien einen Stiftungsbrief für eine
Loge in U. 1841 stiftete der Grossorient
von Frankreich in Montevideo die noch
heute thätige Loge Lea amis de la patrie.
Weitere Logen wurden von Brasilien aus
gegründet, das auch 1855 in Montevideo
einen Obersten Rat und einen Grossorient
stiftete, der 33 Logen zählte. Ausserdem
riefen auch die Grossloge von England
1861, das Supröme Conseit von Frankreich
1865, ferner eine spanische Grossloge je
eine Loge und der Grossorient von Italien
mehrere Logen ins Leben. Die italienischen
Logen traten bis auf eine zum Grossorient
von U. über, so dass jetzt nur noch je
eine Loge unter der Grossloge von Eng-
land und den Grossorienten von Frank-
reich und Italien in Montevideo besteht.
Uslar, Hermann v., geb. Sept. 1812,
I gest. 6. Juli 18*3, kam frühzeitig mit
seinem Vater nach Mexiko und machte
dort die blutigen Kriege der politischen
, Parteien mit durch, in die vielfach die
I Freimaurerei verflochten war. 1830 kehrte
U. nach Deutschland zurück, um Medizin
zu studieren. Er ging nach Güttingen und
wollte sich in die dasige Loge aufn eh inen
lassen. Er kam aber nicht dazu aus Mangel
an Mitteln. 1834 ging er wieder nach
Mexiko, um sich in Oaxaca als Arzt nie-
derzulassen. 1861 fand er in der Loge
La libertad in Tolüca Aufnahme als
Freimaurer. 1865 nahm er von neuem in
Deutschland Wohnsitz und zwar in Wolfen-
büttel, wo er sich der Loge Wilhelm zu
den drei Säulen anschloss, und zwar als
ständig Besuchender. 1874 erschien von
ihm »Die Freimaurerei in unsern Tagen*.
Er bekämpfte das Pfaftentum und den
Zelotismus in jeder Form und suchte
auch die Werkthätigkeit in andre Bah-
nen zu lenken. [Vgl. L. 1883, S. 81.]
Utah, einer der Vereinigten Staaten von
Nordamerika. In der Hauptstadt Salt
Lake City hat die am 17. Jan. 1872
stiftete Grossloge ihren Sitz, unter der 9
Logen mit 790 Mitgliedern stehen. Am
19 März 1896 wurde das neue Grosslogen-
gebäude eingeweiht.
V.
Vademecum, The Freemasons. Nur dem
Titel nach aus »The Freemasons Pocket
Companion by W. Smith« kennen wir diese
zuerst 1736 erschienene Schrift, vor der die
Grosse Loge von London, als einem ab-
geschmackten Nachdruck warnte. Wahr-
scheinlich enthielt die Schrift dasselbe,
wie der Pocket Companion von 1736, der
ein Auszug und teilweise Abdruck de»
Konstitutionenbuchs ist. [Vgl. Konstitu-
tionenbuch von 17*8, S. 282.] Wenn sich
in der Genehmigung des Konstitutionen-
buchs folgende Stelle findet: »Sintemal
einige ohne Erlaubnis der Grossen Loge
Bücher und Pamphlete über die Frei-
maurerei geschrieben und gedruckt haben,
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480 Vuillant
von denen einige als Nachdrücke und
Dummheiten (stupid) von der Grossen Loge
in vollständiger Form am 24. Febr. 1784
auf 1735 verdammt worden sind, wobei
die Brüder verwarnt wurden, deren Ver-
kauf zu begünstigen«, so ist damit nur
die eben bezeichnete Schrift gemeint. Denn
das Protokoll der Grossloge vom 24. Febr.
1734j35 nennt nur das eine Buch, das
kurz vorher erschienen sein muss und 1736
wiederholt wurde.
Vaillant, Johann Peter, Rechtsanwalt,
geb. 29. Juli 1822 in Amsterdam, gest. 13.
April 1896 im Haag, wurde 9. Dez. 1857
in der Loge L'union royale das. zum Frei-
maurer aufgenommen, war fast 40 Jahre
lang Mitglied des Beamtenkollegiums und
seit 1869 Meister vom Stuhl, später Ehren-
meister dieser Loge. Seit 1878 war er
Mitglied des Grossbeamtenkollegiums, erst
Grossschatzmeister, seit 1885 bis zu seinem
Tode Grossschriftführer des Grossostens
der Niederlande und einer der Leiter de«
Nederl. Jaarboekje und des Bulletin, in
welchen Zeitschriften er vieles veröffent-
lichte über die frühere und spätere Ge-
schichte des Freimaurerbundes. Als Gross-
schriftführer übte er lange einen grossen
Einfluss aus. [Vgl. Jaarboekje 1897,
B 7 1
V.ldMa (St. in der Republik Chile
(1885) 5680 E.). Hier bestand unter der
Loge Lessing in Valparaiso ein maure-
risches Kränzchen Eintracht und Treue,
gegr. 4. Febr. 1*88, bestätigt 22. Nov. 1888,
eröffnet 28. März 1889; ruht seit 1894.
Valparaiso (St. in der Republik Chile,
[1896] etwa 1500O0 E). I. Hier bestand seit
16. Juli 1861 eine deutsche Loge Germa-
nia Nr. 8 unterm Grossorient von Chile, die
aber später eingegangen ist. II. Jetzt be-
steht hier eine deutsche Loge Lessing
unter der Grossloge von Hamburg, gegr.
22. Jan. 1877, gest. 12. Mai 1877, eröffnet
10. Nov. 1877. [Vgl. Chodowiecki, A.,
Beiträge zur Geschichte der Loge (1877).
HZC. 189*/1900, S. 126.)
Varel (St. im Grossberzogt. Oldenburg,
4907 E.). Daselbst wurde durch Stracker-
jan (s. d.) am 7. Mai 1810 unter der
Grossen Loge von Hamburg die Loge
Wilhelm zum silbernen Kreuz ge-
stiftet, die Bich 1812 genötigt sah, um
allen durch die Einverleibung Oldenburgs
ins französische Kaiserreich herbeigeführten
Unannehmlichkeiten zu entgehen, einefran-
zösische Stiftungsurkunde anzunehmen. Die
Mere-loge du rite leossais phtlosophique
gab auf der Originalstiftungsurkunde
die Versicherung, dass die Loge Wilhelm
zum silbernen Kreuz am 21. Sept. 1810
von ihr angenommen worden sei, und auf
diese Weise blieb die Verbindung mit
Hamburg und das Ritual der Mutterloge
in Gebrauch. Der Stifter Strackerjan
war der Lebensnerv der Loge und deren
erster und letzter Meister. Als er auf
- Vater.
Vandammes Befehl erst nach Wesel und
dann nach Maastricht geschafft wurde, nur
durch einen Zufall dem Tode entgehend,
waren die Logenarbeiten gelähmt. Bei
seiner Rückkehr 1814 kam neues Leben
in die Loge; da er aber 1818 als Ober-
amtmann nach Jever versetzt wurde, so
kränkelte und siechte die Loge, wie die
in Oldenburg, bis sie 1833 — 36 gänzlich
erlosch und am 29. März 1842 nach sechs-
jähriger Ruhe ihre letzte Versammlung
hielt, in der Graf Gustav Adolf v. Bentinck
(s. d.) aufgenommen wurde. Am 24. Juni
1842 trat die Loge Wilhelm zum silbernen
Kreuz völlig zur Loge Zum goldnen Hirsch
in Oldenburg Ober, und es erlosch damit die
maurerische Arbeit in V. [Vgl. Merzdorf,
Geschichte der Freimaurerlogen im Her-
zogthum Oldenburg (Oldenburg 1852\ S.
125—139.]
Varn bairen v. Ense, Karl Aug., Schrift-
steller, geb. 21. Febr. 1785 in Düsseldorf,
; gest. 10. Okt. 1858 in Berlin, 1815—19 in
[ preussischen diplomatischen Diensten, aus-
gezeichnet als Biograph, Mitglied des
Frankfurter Parlaments, wurde in den Frei-
maurerbund in der Loge Zur goldnen
Kugel in Hamburg 13. Sept. 1813 auf-
genommen und 13. Sept. 1814 in den
zweiten Grad befördert. Von da an bat
man nichts mehr von ihm als Freimaurer
gehört.
Vassal, Pierre Gerard, Dr. med. in
Paris, geb. 14. Okt. 1769, gest. um 1835
in Paris, war einer der unterrichtetsteu
und eifrigsten Maurer Frankreichs und
von 1815—19 Grossschriftführer, von da
an Präsident im Kollegium der Riten.
Sein »Cour» complet de la Maconnerie ou
Histoire glnlrale de l'initiation etc.« (Paria
1x82) wird sehr gerühmt, ebenso «Essai
historique sur Institution du Rit Ecossais«
(Paris 1827). Er war auch praktisch tbätig
und richtete Schulen für gegenseitigen
Unterricht ein, die längere Zeit unter
seinem Vorsitz standen. Ihm, dem lang-
J 'ährigen Meister der Loge Sept-Ecossais-
llunis, wurde am 3. April 1830 eine Fest-
loge gegeben und ihm zu Ehren eine
Denkmüuze geschlagen.
Vater, Ludwig, Schulmann, geb. 30.
Nov. 1801 in Halle, gest. 22. Juni 1883
in Berlin, war 1824 Lehrer am Joachims-
thalschen Gymnasium in Berlin, 1831 bis
1880 an der Dorotheenstädtischen Kirche
das. Prediger. — Zum Freimaurer wurde er
18. Aug. 1826 in der Loge Zur Verschwiegen-
heit in Berlin aufgenommen, wo er Schrift-
führer und Redner war. Am 30. Mai 1839
trat er in die Grosse National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln, später in das
Bundesdirektorium, dem er bis 1877 als
wirkliches Mitglied, seitdem bis zu seinem
Tode als Ehrenmitglied angehörte. [Vgl.
Geschichte der Grossen National-Mutter-
loge zu den drei Weltkugeln (BrL 1890),
S. 446.]
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Vaterlandsliebe - VclthiiBen.
481
Vaterlandsliebe (Patriotismus). Der Ge- I
bore am gegen die Obrigkeit des Landes
bildet eine hauptsächliche Pflicht jedes
Freimaurers und ist durch die Alten
Pflichten schon annerkannt. Damit hängt
die Liebe zum Herrscher des Landes und
zum Vaterland notwendig zusammen. Im
ersten Trinkspruch (s. d.) bei allen maure-
rischen Festen spricht sich das unzwei-
deutig aus. Der Geburtstag des Landes-
herrn wird in den meisten deutschen Logen
festlich begangen; denn, wie alle Künste
nur im Frieden gedeihen, kann auch die
freimaurerische Kunst nur im friedlichen
Wettbewerb des staatlichen Lebens blühen,
und an der allgemeinen Wohlf alirt des Lan-
des nimmt der rechtschaffne Freimaurer
den lebendigsten Anteil, alle seine Kräfte
gern in dessen Dienst stellend. Deshalb
konnte auch Friedrich Wilhelm III. sagen,
dass die Freimaurer seine besten Unter-
thanen seien. Mit der V. ist der wahre Kos-
mopolitismus (s. d.) sehr wohl vereinbar, ia
dessen bester Genosse. Es ist daher falsch,
wenn man die Freimaurer der Vaterlands- i
losigkeit anklagt. [Vgl. A. 1887, S. 152. Bh.
1894, 8. 62; 1898, 8. 81. Bbl. 1890, S. 83.
FZ. 1864, S. 323; 1879, 8. 105; 1882, S. 275.
BZC. 1889, 8. 285. L. 1899, 8. 83. Fischer,
Licht, Liebe, Leben (Lpz. 1880), 8. 126.
Hohlfeld, Maurerischer Nachlaas (DreBd.
1851), 8. 96. Dietrich, Unterm Akazien-
baum (Altbg. 1887), 8. 117.]
Yaughan, Miss Diana, s. Taxil.
Yeda, die allgemeine Benennung der
ältesten Sanskrit-Schriften, ist im Bite de
Memphis (s. d.) zur Bezeichnung eines
Grads: Doktor der Vedas, verwendet
worden.
Vegesack (St. im Gebiet von Bremen,
3791 E.). 1) Maurerisches Kränzchen
unter der Loge Zum Ölzweig in Bremen,
gest. 14. April 1878. 2) Es wurde am
30. Jan. 1885 in die Loge Zum Anker
der Eintracht unter der Grossen Loge
Royal York umgewandelt. Lokal Weser-
str. 7. Mitgliederzahl (1900): 41.
Vegesack, Friedrich Baron v., geb. (
8. Okt. 1726 in Kirchau im Mecklenburg-
schen, gest. in Stockholm, stiftete mit v.
Bühnen und Stare k (s. diese) die Loge Zu
den drei Lüwen in Wismar, die 1767 von der
Loge Zu den drei Sternen in Rostock ge-
gründet wurde. Er behauptete, 1749 vom
Heermeister von Auvergne, Comte de la
Tour du Pin, in den Tempelherrenorden
aufgenommen zu sein, mit dem er auch
noch 1768 in Verbindung stand. Mit
den beiden Erstgenannten stiftete er das
klerikale Kapitel in Wismar und war i
dessen Oberer, bis er 1770 nach Stockholm
ging und das klerikale System da ein-
führte; seine Unterschrift befindet sich
unter einer auf dem Konvent zu Wolfen-
büttel (s. d.) übergebnen Schrift des Königs
Gustav III. von Schweden. — Er rühmte
sich (in einem Brief, abgedruckt in der
Allgemeine! Handbuch der Freimaurerei. IX.
»Abgen. Forts, des Anti-Saint-Nicaise«,
8. 134), das Innere des Tempelherren-
ordens so genau zu kennen, wie sonst
jemand, fand anfänglich grosses Vergnügen
am klerikalen System und wurde von
Starck als das Oberhaupt der Kleriker
bezeichnet [in «Etwas wider das Etwas der
Frau v. d. Recke« (Lpz. 1788), S. 22]. In
Wahrheit aber war er nur eine Puppe
Starcks, der ihn benutzte, seiner Erfindung
Ansehen zu geben, und scheint das bald
fenug eingesehen zu haben; denn als v.
fangen mit Jacobi (s. diese), vom Freiherrn
v. Hund geschickt, nach Wismar kam, um
sich mit den Klerikern in nähere Verbin-
dung zu setzen, war er gar nicht an-
wesend, sondern angeblich in Dienstge-
schäften in Stralsund, liess sich auch
später nicht sehen und hat ausser einigen
Handschreiben an v. Hund an der ganzen
8ache sehr wenig Anteil genommen, wes-
halb anzunehmen ist, dass er sich in der
Stille zurückgezogen habe. [Vgl. Provin-
zial-Kalender für Mecklenburg, 1825, 8.38.
»Über Krypto-Katholizismus« , Nachtrag,
8. 289, 802. Anti-Saint-Nicaise, IU, 117
bis 164.]
Veitnieyer, Ludwig Alexander, geb.
12. Okt. 1820 in Berlin, gest das. 8. Febr.
1899, bildete sich 1840—44 zum Zivilin-
genieur aus. 1845 wurde er im Staats-
auftrag nach Frankreich gesendet, um das
Leuchtturmwesen zu studieren. Er war im
Maschinen- und Eisenbahnbau thätig; die
Wasserversorgung und Kanalisation von
Berlin erfolgten, indem seine Gutachten
und Entwürfe mit zu Grunde gelegt
wurden. V. war Mitglied der Königlichen
Akademie für das Bauwesen und leitete
viele Jahre hindurch als Vorsitzender die
Verhandlungen der Polytechnischen Ge-
sellschaft. Bei der Patent-Gesetzgebung
hat er eifrig und erfolgreich mitgewirkt.
Grosse Verdienste erwarb er sich um die
Seebeleuchtung der deutschen Meeres-
küsten. Die meisten Leuchttürme sind
von ihm erbaut. Zuletzt war er Geheimer
Baurat. Sein Werk »Leuchtfeuer und
Leuchtapparate« erschien nach seinem
Tode 19U0. — In den Freimaurerbund
wurde V. 12. Dez. 1851 in der Loge Zu
den drei Seraphim zu Berlin aufgenommen.
1867 trat er in die Grosse National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln und wurde
am 2. Mai 1878 zum Mitglied des Bundes-
direktoriums gewählt, dem er bis zu seinem
Tode angehörte. [Vgl. Bbl. 1899, S. 125.]
Veithusen, Jon. Kasp., geb. 7. Aug.
1740 in Wismar, gest. 13. April 1814 in
Stade, war Prediger in Hameln, Lon-
don, GifThorn, Helmstedt, Professor
in Kiel und Rostock, zuletzt General-
superintendent und Konsistorialrat in
8tade. Er war einer der besten Kanzel-
redner seiner Zeit und besass gründliche
Kenntnisse der orientalischen Sprachen,
die er vorzüglich für die Exegese zu ver-
31
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482 Veuedey —
werten wusste. Er hat aber 90 selbständige j
Schriften herausgegeben und auch den
Versuch gemacht, das Verhältnis der
Maurerei zum Christentum festzustellen
(•Maurerei und Christentum«, Lpz. 1805),
welches Buch auch in den drei Abtei- ,
lungen: »Pokeach Iwrim« (Stade 1804),
»Historisch -kritische Nachforschungen«
(Lpz. 1805) und »Befestigungen meiner
Brüder« (Lpz. 1805) erschien und wozu
als Nachträge »Historische Winke« und
»Merklicher Einfluss« (Lpz. 1804 u. 1807)
gehören. Allerdings sind diese Schriften
nur mit sehr grosser Vorsicht zu benutzen.
Veuedey, Jakob, deutscher Schrift-
steller, geb. 24. Mai 18u5 in Köln, gest.
5. Febr. 1871 in Oberweiler in Baden,
studierte in Bonn und Heidelberg, wurde
als Beteiligter am Hambacher Fest ver-
haftet, entkam aus dem Gefängnis und
lebte 1832—48 in Frankreich, beteiligte
sich an den Ereignissen von 1848 und 1849
in gemässigter Weise, war Mitglied des
Frankfurter Parlaments, dann als Flücht-
ling in der Schweiz, kehrte nachher in
die Heimat zurück und lebte seit 1855 iu
Heidelberg und zuletzt in Oberweiler. — Er
wurde 1853 in Nancy in den Freimaurer-
bund aufgenommen, schloss sich 1858 der
Loge Zur edlen Aussicht in Freiburg im
Breisgau an und schrieb »Dankschreiben
eines Freimaurers an seinen Bruder in
Christo Alban Stolz« (Lahr 1862). Seine
übrigen zahlreichen, meist historischen
und politischen Schriften berühren die
Freimaurerei nicht, doch fühlt man aus
ihnen den freimaurerischen Geist heraus. ;
[Vgl. Bh. 1871, S. 74. FZ. H7i, 8. 85.] |
Venedig (Republik, dann von 1797 österr. '
Provinz, jetzt Gouvernement des König- ]
reichsltalieu). Bald nachdem Kaiser Franzi,
dem Bunde beigetreten (1731), entstanden !
in V., Padua, Verona und Vicenza Logen, i
welche die Republik jedoch 173** schliessen
Hess. Am 27. Nov. 1778 gründete die Gross-
loge von England die Loge Union in V.,
sowie 28. Nov. 1778 die Loge La vera I
luce in Verona. 1775 bestand auch in |
Treviso eine Loge, die, gleich jenen in j
Verona und Padua, in dem Turiner Gross- •
kapitel eine Commende bildete. Anfangs
der 80 er Jahre de<j 18. Jahrhunderts tritt
in V. die Loge La fidelitä auf, die, wie die
Logen zu Padua und Vicenza, 1785 unter
dem Präfekturalkapitel von Paduastand. Ihr
Meister vom Stuhl war Marcliese Michael
Cessa aus Neapel, ihr Schriftführer Karl
König aus Bayreuth; sie zählte 35 Mit-
glieder, darunter viele Patrizier und einige
Priester. Nachdem sie mehrere Jahre unbe-
helligt gearbeitet, wurde sie 1788 gewalt-
sam aufgehoben. Die Veranlassung war
eine eigentümliche. Es war ein grosses
neues Schiff in Brand gesteckt worden,
und das Volk murrte, weil man den Thäter
nicht fand. Da erklärte ein Tischler, er
habe in einem Palast merkwürdige Dinge
Venezuela.
gesehen. Das kam der Polizei gelegen. Sie
Hess den Palast scharf beobachten, was die
Maurer jedoch bemerkten und die Logen-
schriften beseitigten. Wenige Tage dar-
nach, 7. Mai 1785, drangen 60 Sbirren in
den Palast und nahmen die Logengeräte
und eine Truhe mit 4000 Dukaten weg.
Die Schwerter wurden im Hofe des Dogen-
Palastes zerbrochen, die übrigen Gerät-
schaften öffentlich verbrannt und die Asche
in alle Winde zerstreut, der Meister vom
Stuhl und der Schriftführer der Loge aber
landesverwiesen. So gelang es der In-
quisition, die Aufmerksamkeit von dem
Brande abzulenken und durch ein Beispiel
von grosser Strenge dem Pöbel die Lust
zu Ausschreitungen zu benehmen. [VgL
FZ. 1892, S. 245. Bbl. 1892, S. 175.]
Die Verfolgung wurde auch auf die aus-
wärtigen Logen erstreckt, und schon 9. Mai
forderte man die Behörden auf, den Frei-
maurerlogen nachzuspüren. Nun begann
die Hetze. Aus Verona wurde 14. Blai
berichtet, dass man die dortige Loge La
vera luce aufgehoben, ihre Gerätschaften
eingezogen und den Stifter und Meister
vom Stuhl, Joh. B. de Jouve, verhaftet
habe. Nach 25tägigem Kerker ward er
des Landes verwiesen. Auch die Loge
I veri amici in Vicenza unter dem Kapitel
Padua der IV. Provinz wurde aufgehoben.
Bei der Haussuchung fand man in
einem Erdgeschoss eine frisch geschlossne
Grube, worin sich 4 Knochen befanden.
DieserBericht erregte ungeheures Aufsehen,
bis ein Professor der Anatomie an der
Universität Padua eidlich erklärte, daas
die Knochen von einem Rind her-
stammten. Dies dürfte veranlasst haben,
dass man weitere Schritte gegen die Frei-
maurer unterliess. Die verbannten Frei-
maurer begaben sich nach Wien. Auf die
Nachricht hin, die Königin von Neapel,
Erzherzogin Karoline, habe dem neapoli-
tanischen Gesandten in V. aufgetragen,
sich für die verfolgten Freimaurer zu ver-
wenden und die Rückberufung der Ver-
bannten zu erwirken, erliess die Wiener
Loge Zur wahren Eintracht an die Königin
Karoline eine huldigende und anerkennende
Zuschrift. Infolge der Verwendung Ne-
apels und Österreichs wurden die Logen
wieder hergestellt und die Verbannten Be-
gnadigt. 1788 war die Loge zu Verona
wieder thätig. Wie lange sie bestanden,
ist nicht nachweisbar. Im übrigen vgl
Italien.
Venezuela (Republik in Südamerika).
Im heutigen Gebiet von V. ist die Frei-
maurerei anfang des 19. Jahrhunderts von
Spanien aus eingeführt worden, indem der
Grossorient von Spanien hier mehrere Lo-
gen stiftete. 1824 gründeten auch die
Grosslogen von England und Schottland
je eine Tochterloge, und 1825 errichtete
Jos. Cerneau in Caracas eine Grossloge
und einen Obersten Rat des Schott isoheu
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Veracrm — Vereiu deutscher Freimaurer.
48 3
Ritus. 1827 verbot jedoch Simon Bolivar
alle geheimen Gesellschaften, und die Lo-
gen stellten, bis auf eine in Porto Caballo,
ihre Arbeiten ein. Erat 1838 begann neues
maurerisches Leben, die alten Logen wur-
den wieder eröffnet und eine National -
groasloge von V. begründet. 1860 entstand
ein neuer Grossorient, der sich 12. Jan.
1865 mit der Nationalgrossloge zu einem
Nationalgrossorient verschmolz. Ein neues
Schisma entstand 1882, der Bruch wurde
aber schon 1884 wieder geheilt. Eine neue
Grossloge, die sich Gran Logia Soberana
e" Independiente nannte, bildete sich 1896.
Ob sie sich auch wieder mit dem Gross -
orient vereinigt hat, ist nicht bekannt.
Der Nationalgrossorient zahlt 85 Logen.
[Vgl. Bbl. 1895, S. 22.]
Veraerns (St. in Mexiko, 24000 E.).
Hier wurde im Febr. 1879 unter der Gross-
loge von Hamburg eine Loge gegründet,
Arbeiter Hirams (Obreros de Hiram)
Nr. 2 genannt, die aber 15. Okt. 1894 wie-
der gestrichen worden ist.
Verantwortlichkeit ist das Bewusstsein
der Erfüllung übernommner Pflichten.
Sie ist um so grösser, je mehr sie nach
aussen hin kenntlich wird, insbesondere in
Gemeinwesen. Auch die Mitglieder des
Freimaurerbundes und der Logen haben
eine V., deren man sich mehr und mehr
bewusst werden sollte. Denn die Achtung
der Welt hängt von der treuen Pflicht-
erfüllung, auch im Logenwesen, ab. Diese
V. sollte ganz besonders in den Logen ge-
pflegt und geweckt werden. Sie bezieht
sich ebenso auf die Beamten der Loge, als
auf jedes einzelne Mitglied; sie alle sind
verantwortlich für das, was von dieser aus-
geht [Vgl. L. 1891, 8. 21.]
Verblndungsbaud , s. Vereinigungs-
band.
Yerden (St. in der preuss. Provinz Han-
nover, 9586 E.). Hier wurde am 27. Mai
1857 unter der Grossen Loge des König-
reichs Hannover eine Loge Maria zum
Rautenkranz gegründet Mit den übri-
gen hannöverschen Logen trat sie 14. Sept.
18K8 zur Grossen Loge Royal York über.
Hausgesetze von 1874. Vers.: 1. Donners-
tag, gesellige Zusammenkunft: Mittwochs.
Ferien: von Johanni bis Mitte Septemb.
Mitgliederzahl (1900): 56. Logenlokal : Hotel
Hannover.
Verein deutsch -amerikanischer Frei*
m aurer. In New York hatte sich schon
1855 ein Verein »Masonia« (s. d.) gebil-
det, der sich fast dasselbe Ziel setzte,
wie die Engbünde der unter der
Grossen Loge von Hamburg stehenden
Logen. Diese Gesellschaft jedoch schien
den Anforderungen nicht zu genügen,
welche die Reformbewegungen stellten,
und namentlich war wohl der Unterschied
in den Ansichten amerikanischer und
deutsch-amerikanischer Freimaurer so gross,
dass es ratsam erschien, wenn diese eine
andre Vereinigung schlössen, in der sie
ihre Ansichten freier entwickeln könnten,
ohne in die vielleicht mögliche Lage zu
kommen, ihre Mitbrüder in vermeintlich
wohlerworbnen Rechten und altüberkom In-
nern Herkommen zu kranken. Es traten
daher unterm 30. Juni 1865 auf Einladung
Wiebers aus der Loge Copernicus in New
York mehrere Freimaurer — meist Deutsche,
die amerikanischen Logen angehörten —
zusammen und gründeten 7. Aug. 1865 den
Verein deutsch-amerikanischer Freimaurer,
als dessen Zweck hingestellt wurde: a) Ver-
breitung von Wissen über Geschichte, We-
sen, Zweck und Symbolik der Freimaure-
rei, b) Verschönerung und Vereinfachung
der Formen, c) Wahrung der Rechte der
Einzellogen, d) Pflege des geselligen Ver-
kehrs. [Vgl. FZ. 1855, S. 86. Triangel 1865,
S. 149.] Der Verein hatte gleich zu Anfang
harte Angriffe zu erdulden, da die ameri-
kanischen G rose logen das Gefühl hatten,
dass _die Bestrebungen des Vereins gegen
ihre Übergriffe, gegen ihre Unduldsamkeit,
gegen ihre Versteinerung gerichtet sei. Um
ihren Zweck zu erreichen, den Verein zu
stürzen, wurden schon 1865 Wieber und
Levy, beide Aufseher der Copernicus- Loge
in Williamsburgh, wegen »maurerischen
Verkehrs mit unregclmässigen Maurern«
von dieser Loge ausgeschlossen und An-
zeigen an sämtliche Logen des Staats ge-
1 macht. Dieser Schuss traf aber ins Blaue.
Der Verein erstarkte immer mehr und
schritt auf der Bahn weiter fort, für Re-
formen zu wirken; deshalb hat man auch
i im August 1867 die vom Verein deutscher
Freimaurer (s. d.) in Worms gefassten Be-
1 Schlüsse, insbesondere das dort angenom-
mene Grundgesetz des Freimaurerbundes,
als bindend anerkannt. Als Vereinsschrift er-
schienen 1866 : »Mittheilungen aus dem Ver-
eine deutsch-amerikanischer Freimaurer»,
die seit 1867 ihren Titel in »Die Reform,
Organ des Vereins deutsch-amerikanischer
Freimaurer« umgewandelt haben. Der
Verein ist indes nachher eingegangen,
auch die letztgedachte Zeitschrift hat auf-
gehört. Etwas anderes ist der Zirkel
deutsch-amerikanischer Freimaurer (s. d.).
Verein deutscher Freimaurer. Der V. d.
F. ist ein nach dem Muster der »Morgenlän-
dischenGesellschaf t» gegründeter freier Ver-
ein, um die Freimaurerei wissenschaftlich
und praktisch weiter zu führen, vornehmlich
die Maurer aller Lehrarten auf das diesen
Gemeinsame hinzuleiten. Der Verein be-
zweckt 1) Hebung des Logentums, bez. des
innern Logenwesens, 2) Förderung der
maurerischen Wissenschaft, 3) Ausübung
einer angemessnen Wohlthätigkeit. Diesen
Zweck sucht der Verein zu erreichen a)
durch eine jahrliche Generalversammlung
in einer deutschen Logenstadt zum Zweck
der Besprechung maurerischer Gegenstände ;
b) durch Einwirkung der Vereinsmitglieder
auf ihre Logen, um praktische Verbesse-
81*
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484
Verein deutscher Freimaurer.
rangen im Logenwesen durchzuführen; c)
durch Anregung und Unterstützung wissen-
schaftlicher maurerischer Unternehmungen
und Werke ; d) durch Unterstützung huma-
nitärer Anstalten und bedürftiger Maurer,
sowie deren Hinterlassnen oder sonstiger
strebsamer Jünglinge aus maurerischen und
nichttnaurerischen Kreisen. — Gegründet
wurde der Verein auf Anregung von Dr.
J. Schauberg (s. d.) und Dr. R. Scydel (s.
d.) in Potsdam Pfingsten 1861 (18. und
19. Mai) [vgl. Bh. 1861, Nr. 22]. Anfangs
mit Misstrauen betrachtet und von mehre-
ren Seiten heftig angefeindet [vgl. Bh.
1861, S. 305, 331, 337, 369; FZ. 1861, S. 379],
fand er in den ersten Jahren wenig Teil-
nahme, so dass mehrfach sein Bestehen
gefährdet war. Gleichwohl errang er sich
allmählich einen gewissen Eiufluss, ein
grösseres Verständnis für seine Absichten
und eine namhaftere Mitgliederzahl, die
gegenwärtig (1900) auf 2643 gestiegen
ist. Der Gedanke der Einigung der deut-
schen Freimaurerlogen hat ihn fortdauernd
beschäftigt, ihn hat er unausgesetzt leben-
dig erhalten und die verschiednen darüber
aufgetauchten Vorschläge beraten. Er ist
der natürliche Träger dieses Gedankens
geworden. Auf dem Gebiet des innern
Logenlebens kann er auf Erfolge binblicken
rücksichtlich der Aufhebung des Sprengel-
rechts, Einschränkung der maurerischen
Zensur, Einführung grosserer Freizügig-
keit durch Beseitigung der Annahmege-
bühren und angemessnerer Stellung der
ständig besuchenden Brüder, Regelung der
Beförderung durch anderweite Festsetzung
der Gebühren und Zurückführung auf wirk-
liches Verdienst, Belebung der freimaure-
rischen Klubs für die fern von ihren Logen
lebenden Maurer durch Aufstellung eiues
Musterstatuts, Einführung von Unter-
richtaklubs und Diskussionsabenden, geis-
tige Belebung des Rituals durch dessen
freiere Handhabung, Belehrung Suchender
über Ziele und Aufgaben der Freimaure-
rei u. s. w. Zu diesem Zweck wurde 1884
eine Autographierte Korrespondenz heraus-
gegeben, in der die verschiedensten prak-
tischen Logenfragen kurz behandelt wur-
den; aus Mangel an Teilnahme ging dieses
Unternehmen wieder ein. In Bezug auf
die Theorie der Freimaurerei suchte der
Verein Klärung über das maurerische Prin-
zip zu schaffen, stellte allgemeine Grund-
sätzeauf, die zur Fassung ebensolcher durch
den Deutschen Grossmeister tag (s. d.) 1&70
führten, behandelte die Stellung der Frei-
maurerei gegenüber Staat und Kirche, be-
fanste sich mit dergegenwärtigen Bedeutung
der sog. Alten Pflichten u. s. w. Selbst
der Frage des Weltfriedens hat er sich
genähert und solche erörtert. Die Förde-
rung der maurerischen Wissenschaft an-
langend, ist hinzuweisen auf die Studie
über die Yorker Urkunde, die Herausgabe
des Positiven innern Maurerrechts, eines
I Entwurfs zu einem Handbuch für die
Amtstätigkeit der Logenmeister; Abhand-
lungen wurden verfasst über die Torgauer
Steinmetzordnung, die Salomonischen Bau-
zünfte, die englischen Konstitutionen, die
Vorgeschichte des Freimaurerbundes, den
Royal Arch- Grad, die schottische Mutter-
loge in Marseille u. s. w. Nachdem der
Verein schon seither verschiedne Schrif-
ten, teils infolge von Preisausschreibungen,
wie wieder 19U0 rücksichtlich einer Ge-
schichte der Entstehung der Freimaurerei,
herausgegeben hat, hat er zur Heraus-
gabe dieser neuen Auflage des Allgemeinen
Handbuchs der Freimaurerei, zu dem er
das Verlagsrecht erworben, eine nam-
hafte Geldunterstützung gewährt. Mehr
als 15000 Mark sind zu solchen Zwecken
verwendet worden. Auch die Wohlthatig-
keit hat er gepflegt und teils bestehenden
humanitären Vereinen freiwillige Beiträge
fortlaufend gewährt (bis jetzt 6313 M.),
teils Logen zu humanitären Zwecken mittel-
bar (biB jetzt 8155 M.) zugewendet, teils
bedürftigen Maurern und deren Witwen
(bis jetzt 10970 M. 60 Pf.), besonders auch
Studierenden (bis jetzt 8270 M.) Unter-
stützungen und Beihilfen zukommen lassen.
Alsdann hat er die Frage über die rechte
Art maurerischer Werkthätigkeit behandelt
und statistische Erhebungen über die von
den deutschen Logen thatsüehlich geübte
Wohlthätigkeit angestellt. Bis jetzt hat
der Verein für Wohlthätigkeitezwecke,
ausser einem Beitrag von 15000 M. zur
Viktoria-Stiftung, 34718 M. verausgabt und
besitzt noch ein Vermögen von 650UO M..
das in erster Linio zur Gründung einer
der gesamten deutschen Freimaurerschaft
dienenden Anstalt bestimmt iBt. Bei der
Viktoria-Stiftung (s.d.) hat er das Recht, all
jährlich eine Schwester zur Unterstützung
t vorzuschlagen, und in der Reichsfechtschule
I (s. d.) eine Waisenstelle zu vergeben, die als
erste durch die Sammlungen des bei der
Reichsfechtschule gebildeten »Bruder-
! bunds« erworben worden ist. Aus alledem er-
: giebtsich die Mannigfaltigkeit der Wirksam-
keit des Vereins. Jeder Überstürzung auf
dem Gebiet der Reform ist er fern geblieben,
aber er hat diese, unter Schonung und
Achtung des Bestehenden, nach den ver-
schiedensten Seiten angebahnt und ge-
I fördert. Vieles, was nach dieser Richtung
im Laufe der Zeit geschehen ist, ist viel-
leicht nur auf die von ihm angeregten
Ideen zurückzuführen. Gerade darin, dass
er aus allen Grosslogenverbänden Zuwach*
erhalten hat, dass eine grosse Zahl von
Logenbeamten ihm angehören, liegt sein
Eiofluss auf die Entwicklung der deutschen
Maurerei. Er ist ein Mittel zur Einigung,
vielleicht schon infolge seines langen Be-
stands, — der beste, sicherlich der einzige
wahrhaft neutrale geistige Boden für die
gesamte deutsche Maurerschaft, der, wenn
er noch weitere Kreise auf sich vereinigt
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Vereinigt« Grwsloge von Deutschland — Verfolgungen.
4«5
am natürlichsten die einheitliche Gestal- \
tung des deutschen Logentums anzubahnen i
vermag. Den Vorsitz im Verein führten
Puhlmann (s. d.) in Potsdam 1861, ferner
Seydel (s. d.) in Leipzig 1861—1871, van
Dalen (s. d.) in Berlin 1871—1879, Ritters-
haus (s. d.) in Barmen 1879—1897, seitdem
R. Fischer (b. d.). Ausser dem Vorsitzen- '
den hat der Verein noch zwei ständige Vor-
Standsmitglieder. Alljährlich treten hierzu
noch zwei Mitglieder durch Zuwahl aus
dem Orte, wo die Jahresversammlung statt-
findet, oder dessen Umgebung, während jene
ständigen Mitglieder nach einer dreijähri-
gen Reihenfolge ausscheiden, jedoch wieder
wählbar sind. Der Verein giebt jedes Jahr
ein Heft • Mittheilungenc heraus, das die j
Verhandlungen der Jahresversammlungen
nebst den dabei gehaltnen Vorträgen,
sowie sonstige wissenschaftliche Arbeiten
enthält und an jede» Mitglied unentgelt-
lich, an Nichtmitglieder für 1 M. verabfolgt
wird. Ein genaues Inhaltsverzeichnis giebt
Taute, Maurerische Bücherkunde(Lpz.l886),
S. 19—23. Der Jahresbeitrag eines Mit-
gliedes, das nur ein aktives Mitglied einer
anerkannten Freimaurerloge sein kann,
beträgt 8 M.; durch Zahlung von 80 M.
wird die lebenslängliche Mitgliedschaft
erworben. Die Jahresversammlungen fanden 1
statt: 18./19. Mai 1861 in Potsdam, 23/24. •
Au£ 1862 in Wiesbaden, 22 /28. Aug. 1863 j
in Glauchau, 3./4. Sept. 1864 in Ramm.
12.13. Aug. 1805 in Eisenach, 8./9. Juni
1867 in Worms, 30./31. Mai 1868 in Hagen, I
4./Ö. Sept. 1869 in Dresden, 22 /23. Juli
1871 in Darmstadt, 27./28. Juli 1872 in
Hameln, 26./27. Juli 1873 in Karlsruhe,
4./5. Juli 1874 in Altenburg, 31. Juli/1.
Aug. 1875 in Berlin, 9./10. Sept. 1876 in
Nürnberg, 11./12. Aug. 1877 in Gera, 3./4.
Aug. 1878 in Düsseldorf, 6./7. Sept. 1879
in Frankfurt a.,'M., 18./19. Sept. 1880 in
Zittau, 10./11. Sept. 1881 in Stuttgart,
16./17. Nov. 1882 in Danzig, 25./2Ö. Aug.
1883 in Rhevdt, 13./14. Sept. 1884 in Greiz,
1./2. Aug. 1885 in Hirschberg i. Schi., :
18./19. Sept. 1886 in Nürnberg, 17./18. Sept.
1887 in Bremen, 15. 16. Sept. 1888 in Bar-
men, 7./8. Sept. 1889 in Königsberg i. Pr.,
20./21. Sept. 1890 in Kassel, 19./20. Sept.
1891 in Köln a. Rh , 26./27. Nov. 1892 in
Chemnitz, 2./3. Sept. 1893 in Stuttgart, ■
8./9. Sept. 1894 in Hirschberg i. 8chl., !
14./15. Sept 1895 in Bielefeld, 13./14.Sept, 1
1896 in Hamburg, 18./ 19. Sept. 1897 in I
Koburg, 10./11. Sept. 1898 in Karlsruhe, \
10./11. Sept. 1899 in Dresden, 15./ 16 Sept.
1900 in Wiesbaden. Die vom Verein ■
herausgegebnen Schriften sind, ausser den :
jährlichen Mittheilungshef ten : 1) Ver- |
such einer Darstellung des Positiven, inne- ;
ren Freimaurerrechts, von v. Groddeck
und O. Henne-Am Rhyn (Lpz. 1877). 2) ;
Freimaurerische Dichtungen von Emil Rit-
tershau» (5. Aufl., Lpz. 1897). 3) Zum j
10jährigen Jahrestag des V. d. F., von ,
G. Treu (Mannheim 1871). 4) Über die
Ideen der der Maurerei am meisten ent-
sprechende fruchtbarste und zweckmässig-
ste Art der maurerischen Werkthätigkeit,
von B. Gramer (1869). 5) Autographierte
Korrespondenz für Logenmeister, von B.
Cramer (1884). 6) Die Ziele und Aufgaben
des Freimaurerbundes. Kurze Mittheilungen
an Nichtfreimaurer, von B. Cramer (Lpz.
1885). 7) Der V. d. F. und seine Bestre-
bungen zur Reform des Logenwesens, von
B. Cramer (Lpz. 1896). 8) Der Deutsche
Grosslogenbund und die deutschen Jo-
hannislogen, von R. Fischer (1887). 9) Die
freimaurerische Werk- und Wohlthätigkeit
auf Grund statistischer Erhebungen, von
R. Fischer (1890). 10) Plan zu einem Hand-
buch für die Amtstätigkeit der I
meister: 1. Entwurf von R. Fischer; 2.
Entwurf von B. Cramer; (Lpz. 1891). 11)
Praktische Winke zur Hebung des Logen-
lebens, von R. Fischer (1894). 12) Ge-
schichte des V. d. F. 1861—1894, von R.
Taute und R. Fischer (Lpz. 1895). [Vgl.
A. 1883, S. 226; 1895, S. 81. L. 1900, S.
201.]
»reinigte Grossloge tob Deutschland,
s. Deutscher Grosslogenbund und Bini-
gungsb e st r eb ungen .
Vereinigte Logen nannten sich nach
dem Konvent von Kohlo (s.d.) die unter der
GroBsmeisterschaft des Herzogs Ferdinand
von Braunschweig arbeitenden Freimaurer-
logen des v. Hundschen Tempelherren-
systems. — In mehreren Städten Deutsch-
lands, z. B. in Hamburg, Breslau, werden
mehrere in einer gewissen Gemeinschaft
arbeitende oder aus frühern Einzellogen ver-
schmolzne Logen mit diesem Gesamtnamen,
statt ihrer Einzelbencnnungen, belegt.
Vereinigte Staaten von Nordamerika,
s. Nordamerika.
Vereinigungen, freie, s. Freimaurer-
vereine.
VereintgiingsbAnd (Verbindungsband),
ist das innerhalb des Rahmens auf der
Lehrlingstafel (s. d.) im Osten sichtbare,
ineinander geschlungene und mit Kränzen
gezierte Seil (eine Abbildung von der im
Tempel Salomonis im Allerheiligsten zur
Verzierung des Vorhangsdienenden Schnur),
das alle Brüder zur Ehre Gottes, zur Aus-
übung der Tugend und zur Wohlfahrt des
Menschengeschlechts vereinigt und zu-
sammenhält.
Verfassung, s. Gesetzbuch.
Verfolgungen. Unter Hinweis auf Art.
Angriffe haben wir es hier nur mit den
Massreglungen geistlicher und weltlicher
Obrigkeiten zu thun und behandeln diese
länderweise. 1) Da in Grossbritannien
die Freiheit sich zu versammelu und in
Gesellschaften abzuschliessen, stets be-
standen hat, so ist hier auch wenig über
staatliche und kirchliche V. zu sagen.
Kirchliche V. fanden allerdings in Schott-
land statt; denn schon 1745 eröffnete die
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4*Ü
Verfolgungen.
reformierte Generalsynode eine Unter-
suchung gegen die Freimaurer und na-
mentlich gegen deren Eid, die 6. März
1755 neu aufgenommen und durch einen
ßeschluss beendigt wurde, der sich gegen
alle die Freimaurer richtete, die nicht zur
Zunft der Maurer gehörten, denn diese
sollten nicht zu kirchlichen Ämtern zu-
gelassen und zugleich noch mit Kirchen-
strafen belegt werden. [Vgl. Scots Maga-
zine, 17.S7, August. Edinburgh Magazine.
1757, Oktober.] In Irland hatte sich von
Anfang an die katholische Geistlichkeit
gegen den Bund erklärt und hat diese V.
bis in das 19. Jahrhundert fortgesetzt, wo
der Erzbischof von Dublin, Dr. Gullen,
sich wacker an der V. beteiligt hat. [Vgl.
Freemasons Magazine, 1863, Nr. 201, S. 877 ;
Nr. 202, 8. 886. j Diese kirchlichen V.
waren in England nicht angebracht, aber
von dem Parlament aus wurde — gültig
für ganz Grossbritannien — , hervorgerufen
durch die schlimmen Zeiten der franzö-
sischen Revolution, ein Erlass gegeben zur
wirksamem Unterdrückung der zu Zwecken
der Empörung und des Hochverrats er-
richteten Gesellschaften, der man jedoch
einen Vorbehalt zu Gunsten der Freimaurer
einfügte. Und doch war dieser wohlge-
meinte Vorbehalt längere Zeit ein Hemmnis
für weitere Ausbreitung der Freimaurerei,
bis die Sache ins Gleichgewicht kam.
2) In Frankreich waren die V. von
kirchlicher Seite her kaum nennenswert.
Der Grund mag darin zu suchen sein,
dass die päpstlichen Bullen im Bereich
der gallikamschen Kirche nicht als bin-
dend angesehen wurden und dadurch ihren
Wert verloren. Allerdings erliessen 1742
der ErzbiBchof von Marseille, Belsunce de
Castelmoron, und 1751 der Erzbischof von
Avignon, Joseph de Guyon de Crochans,
Verordnungen, gaben 1748 einige Dokto-
ren der Sorbonne eine Untersuchung zu
Ungunsten der Freimaurer, doch hatte
diese keinen merklichen Erfolg. An die
Stelle der Kirche trat aber die Polizei,
die schon 1737 in Paris gegen die Frei-
maurerversammlungcn einschritt und die-
ses Verfahren 1744 und 1745 wiederholte;
aber von da an hatte der Freimaurer-
bund in Frankreich verhältnismässige
Buhe vor V. Während der Revolutions-
zeit lösten sich die Logen von selbst auf,
und als man am Ende des 18. Jahrhunderts
wieder zur Bildung neuer Logen schritt,
wurde das Zusammentreten der Freimaurer
sogar unterm 28. Sept. 1798 vom Polizei-
minister Le Chartier bestätigt. 8) In Dä-
nemark ist der Bund nie V. ausgesetzt
gewesen, ebensowenig 4) in Schweden
and Norwegen; denn der angebliche Er-
lass des Königs Friedrich I. vom 21. Okt.
1738, der die Versammlungen bei Todes-
strafe untersagte, ist nicht zu erweisen
(vgl. oben S. 366), und der König Gus-
tav IV. sah sich 1803 [vgl. Köthner
Taschenbuch aus dem J. 1805, S. 288
; bis 85; Thory, Acta Lat H, 89] ge-
nötigt, gegen die überhand nehmenden ge-
i heimen Gesellschaften eine Verordnung
| ergehen zu lassen, doch nahm er darin die
' Freimaurer, denen er Schutz gewährte, aus.
i 5) In den slavischen Ländern Polen und
Russland hat die Freimaurerei stossweise
Zeiten der Blüte und des Glanzes, aber
ebenso Zeiten der V. gehabt. Was Polen
anbelangt, so wurde infolge der päpst-
lichen Bulle »In eminenti« vom 27. April
1738 durch König August II. ein Verbot
; gegen die Versammlungen der Freimaurer
[vgl. Thory, Acta Lat. I, 44] erlassen, dem
jedoch im Ganzen nicht viel Folge ge-
leistet wurde. Erst als Polen mit Russ-
land vereinigt worden war und in diesem
• Lande durch kaiserlichen Ukas vom 12.
1 Aug. 1822 die Logen aufgehoben wurden,
; weil man in ihnen fälschlicherweise einen
Herd des Carbonarismus sah, schlössen
sich auch in diesem unglücklichen Lande
die Bauhütten. In Russland wurde, trotz
einzelner Angriffe der Polizei, die Mau-
rern stillschweigend geduldet und war von
einem Verbot unter Katharina II. nicht
: die Rede, wenngleich diese gegen die Ver-
bindung eingenommen war. Erst Paul I.
i erliess — ohne jedoch die Maurerei mit
j einer Silbe dabei zu erwähnen — ein Ver-
bot gegen alle geheimen Zusammenkünfte,
das bis 1802 mit der grössten Strenge
durchgeführt wurde, da auch Alexan-
der I. das Verbot erneuerte und es erst
1803 aufhob. Am 12. Aug. 1822 wurden
alle Logen im Reiche und dessen Zube-
hör aufgehoben und namentlich den
Beamten durch einen Revers die Ver-
sicherung abgenommen, dass sie zu keiner
, geheimen Gesellschaft (welches Namens
'■ diese auch sei) gehörten oder gehören
wollten. 6) Als sich gegen die Mitte des
18. Jahrh. in der Türkei, namentlich in
1 Konstantinopel, Freimaurerlogen gebildet
hatten, wurde 1748 vom Sultan der Befehl
gegeben, die Versammlung aufzuheben
und das Haus niederreissen zu lassen.
: Zugleich wurde allen auswärtigen Ge-
sandten von der Pforte eröffnet, dass sie
die Freimaurer als neue Sekte in ihren
Staaten nicht dulden wolle. 7) Auch in
Ungarn wurden 1760 durch den Bischof
von Strigonium (Gran) gegen den Frei-
' maurerbund Massregeln ergriffen, die je-
' doch unwirksam blieben, weil der Palatin
i sich der Maurer annahm. 8) Von Italien
i aus hat sich eine fortwährende Gegner-
; schaft gegen den Frei maurerbund ent-
1 wickelt, und es fand, nachdem am 25. Juni
1737 der Papst mit den Kardinälen Otto-
boni, Spinola, Zadedari und andern eine
Beratung über die Freimaurer abgehalten
I hatte, in Florenz 1737 die erste wirkliche
| V. statt, die sich bis 1738 erstreckte und
i manche Mitglieder des Bundes in die Hände
der Inquisition lieferte. Dieser stand die
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Verfolgungen.
4*7
Bulle des Papstes Clemens XII.: »In erui-
nenti« vom 28. April 1738 zur Seite und
machte dem Freimaurerbunde wenigstens
vorläufig rasch ein Ende. Selbst in Malta
wurde die Bulle vom Grossmeister schon
1741 veröffentlicht und veranlasste die
Entfernung vieler Freimaurer. Obgleich
man in Rom so streng verfuhr, hatten
sich doch in kurzer Zeit wieder englische
Freimaurer eingefunden und im Geheimen
die Arbeiten aufgenommen. Aber schon
18.Mai 1751 erliess der Papst Benedikt XIV.
eine neue, verschärfte Bulle »Providas», die
jedoch nur die Fcrnhaltung der Freimau-
rerei von den reinkatholischen, romani-
schen Landern bezweckte, einen Erfolg,
d* n auch nur die Bulle Pius VII. vom
7. Aug. 1814 »Sollicitudo omnium« hatte,
für die jedoch ein Grund vorlag, da Italien
unter französischer Herrschaft die Frei-
maurerei besser kennen gelernt und diese
sich Boden und Ansehen errungen hatte.
Dass aber auch diese Bulle ohne Erfolg
gewesen ist, beweisen die spätem Bullen.
Enzvkliken und Allokutionen der Päpste
(s. d ) Für Italien waren sie allerdings
wirksam, und namentlich wurden in Neapel
und Sizilien deren Folgen siebtbar, da
unterm 10. Juli 1751, 12. Sept. 1775 und
1781 Verbote gegen die Freimaurerei er-
gingen, denen die ausgedehntesten ge-
richtlichen V. und Einkerkerungen auf
dem Fusse folgten. Hatte dann später die
französische Herrschaft diesen V. ein Ziel
gesteckt, so traten sie unter den zurück-
gekehrten Bourbonen mit erneuter, mass-
loser Heftigkeit auf. In Oberitalien hatten
sich in Mailand, Turin, Venedig Frei-
maurerlogen sessbaft gemacht, aber die J.
1784 fg., sowie die Verordnungen vom 26.
Aug. und 14. Sept. 1814 griffen die Frei-
maurerei so an, dass diese vorzog, sich
den V. durch Aufgeben ihrer Arbeiten zu
entziehen. 9) Fast ubertroffen wurde Ita-
lien von Spanien und Portugal. In
jenem Lande Hess sich der Grossinquisitor
Torrubia (s. d.) sogar aufnehmen, um desto
sicherer den Bund verderben zu können.
Die J. 1740, 1743, 1751, 1775, 1818sind in der
Geschichte des Freimaurerhunds mit bluti-
gen Lettern geschrieben und die Foltern
eine» Joh. Coustos (s. d.), Alex. Jak. Mouton,
Major d'Alincourt, Don Oyres de Ornelles
Paracao aus dem 18. Jahrh., die Gefangen-
nahme versammelter Logen unter Ferdi-
nand VII., die Verbannung nach Indien
und die angedrohten Todesstrafen sprechen
deutlich genug, mit welchen Mitteln die
römisch gesinnten Regierungen den Frei-
maurern den Kampf führten. Noch 1896
wurden unter der von den Ultramontanen
ausgestreuten Beschuldigung, die spani-
schen Freimaurer hätten den Aufstand
auf den Philippinen angezettelt, eine An-
zahl Grossbearate des Grossorients und
des Nationalen Grossorients verhaftet.
10) Ein milderes Los fiel im Ganzen der
Freimaurerei in der Schweiz. Denn
wenn auch 1738 in Genf und 1740 in
Zürich Verordnungen gegen die Freimaurer
erlassen, wenn auch am 3. März 1745 in
Bern alle maurerischen Verbindungen im
ganzen Gebiete dieses Kantons aufgehoben
wurden, so hatten diese Verbote ebenso-
wenig Erfolg, als die 1770 von einigen
Schweizer Kantonen ausgegangnen Ver-
bote. Namentlich ist es der strikten Ob-
servanz und ihren fürstlichen Mitgliedern
zuzuschreiben, dass diese V. nicht die
Ausdehnung und den Erfolg gewannen,
den sie früher oder in katholischen Län-
, dem errungen hatten. 11) In den Nie-
derlanden begannen die Massregeln ge-
gen die damals dort schon ziemlich aus-
gebreitete Freimaurerei schon 1785. Die
Zusammenkünfte erregten, wahrscheinlich
auf Anstiften der Geistlichkeit, nament-
lich in Amsterdam Unruhen, weshalb die
städtischen Behörden die Logen verboten.
Die Nachricht einer neu errichteten Loge
war die Veranlassung, dass die Staaten
I von Holland und Westfriesland eine Kom-
mission zur Untersuchung der Sache ver-
ordneten und am 30. Nov. 1735 einen Be-
schluss fausten, nach dem der Freimaurer-
bund aufhören solle. Das Verbot wurde
strengausgeführt, und namentlich in Amster-
dam wurden Logen aufgehoben. Mit 1740
hörten aber die V. auf und die Freimau-
rerei wurde selbst in den österreichischen
Ländern geduldet. 12) In Österreich
selbst wurde die in Wien errichtete Loge
unterm 7. März 1743 aufgehoben, doch
wurden weitere unangenehme Folgen jetzt,
wie bei einem erneuerten Verbot 1764
durch Franz I. verhindert; erst 1795 wurde
derFreimaurerbund in den österreichschen
Staaten vollständig verboten, und 1801
noch wurden alle Staatsdiener verpflichtet,
sich von jeder geheimen Verbindung fem
zu halten. Seit dieser Zeit hat der Bund
in diesem Staate nie wieder festen Fuss
fassen können, wenn auch in neuerer Zeit
humanitäre Vereine in Wien unter dem
Schutz der Grossloge von Ungarn entstan-
den. Noch einmal tauchte 1895 die Frei-
maurerfrage in Osterreich auf, und zwar
bei Gelegenheit der Beratung des neuen
Strafgesetzbuchs. Der betreffende Para-
graph (150). der die Freimaurer treffen
sollte, wurde zwar abgelehnt, aber der
Minister Graf Schönbora erklärte sich in
der Verhandlung über das Strafgesetz
öffentlich gegen die Freimaurerei. [Vgl.
Bh. 1895, S. 129, 137.] 13) Was das Ge-
biet des Deutschen Reiches anlangt,
so hatte ein Antrag der Zentrumspartei
im Reichstag (1876), betr. die rechtliche
| Stellung der Freimaurerlogen keine
Folgen. In Preussen ist von V. nie die
Rede gewesen; denn das Edikt vom 20.
Okt. 1798 (s. d.), das alle geheimen Ver-
bindungen und Gesellschaften streng unter-
sagte, nahm die damaligen preuBsischen
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4ss
Verfolgungen.
drei Grosslogen davon aus; Angriffe, wie
sie durch orthodoxe Geistliche unternom-
men wurden, hatten keine Folgen. 1895
wurde die Freimaurerei im preussischen
Abgeordnetenhause vom Zentrum wieder
angeschnitten, wenn auch vergeblich. [Vgl.
Bbl 1895, 8. 187. L. 1895, 8. 70 ] Auch
das deutsche Adelsblatt rührte die alten
Angriffe von neuem ohne weitern Erfolg
auf [Vgl. Bbl. 1896, Nr. 11.] Bayern
hatte schon 1784 (22. Juni) ein atrenges
Verbot gegen alle «unbestätigten und un-
zulässigen Communitäten« ergehen lassen,
dem 2. März und 16. Aug. 1785 besondere
Verbote gegen die Freimaurer und Illu-
minaten folgten. Unterm 4. Nov. 1799
wurden diese Verbote erneuert, 1807 (28.
April und 8. Mai) und 1808 (17. Jan.) die
Logen in den neuerworbnen Besitzungen
unter Einhaltung gewisser Vorschriften
erlaubt, dabei aber von neuein eingeschärft,
dass kein Staatsbeamter an der Verbin-
dung der Freimaurer Anteil nehmen dürfe.
Später wurde auch dieses Verbot hinfällig
durch die Verordnung vom 15. März 1850.
Doch tauchten die V. wieder auf in der
Kammer der Abgeordneten 1894, wobei der
Abgeordnete Hahn freimütig die Freimau-
rerei verteidigte. [Vgl. Bh. 1894, 8. 92.
FZ. 1894, S. 105. L. 1894, 8. 60.] In
Sachsen ist von einem Verbot der Frei-
maurerei nicht die Rede; denn der Erlass
vom 29. Okt. 1799 bezog sich allgemein
auf das Vorhandensein geheimer Gesell-
schaften; nur sind in Sachsen nach einer
Verordnung des Kriegsministeriums vom
14. April 1852 gemäss dem Gesetz vom
22. Nov. 1850 die Mitglieder der aktiven
Armee von den Logen ausgeschlossen, »da
der Freimaurerorden zur Zeit ein geheimer
Verein ist und unter obiges Gesetz fallen
könnte.« In Baden — unberücksichtigt
der früher pfalzbayerschen Lande — wurden
unterm 16. Febr. 1813 und 7. März 1814
alle geheimen Gesellschaften, mit ihnen
auch die Freimaurerlogen, verboten, aber
seit 1847 sind diese Verordnungen ausser
Kraft gesetzt. In den hessischen Lan-
den hatte sich die Freimaurerei meist des
Schutzes der Landesherren zu erfreuen,
doch machte das Kurfürstentum Hessen-
Kassel eine Ausnahme; denn ein Befehl
vom 19. Juli 1824 schloss die dortigen
Logen, der bis zur Einverleibung des Kur-
fürstentums in Preussen in Kraft blieb,
da der Kurfürst unterm 13. Febr. 1855 die
Wiederzulassung der Freimaurerei in Kur-
hessen nicht genehmigte. In Hamburg
erliess schon 7. März 1788 der Senat ein
Verbot gegen die Freimaurer. [Vgl.
FZ. 1877, S. 826.] Auch der Danziger
Magistrat erliess unterm 3. Okt. 1763
ein Verbot, das ziemlich scharf war
und anfänglich allerhand Massnahmen
gegen die Freimaurer veranlasste, bald
aber so scharfe Beurteilungen hervorrief,
dass der Magistrat angemessen fand, die
) Freimaurer nicht weiter zu beunruhigen,
i (S. Danzig.) Die Hildesheimer Logen,
| die durch ärgerliche Streitigkeiten unter-
, einander und durch öffentliche Aufzüge
Aufsehen erregten, gaben 1775 den Grund
I eines Verbots des Fürstbischofs von Hil-
j desheim, Friedrich Wilhelm von Westfalen,
an seine Geistlichen und Diener, Logen
zu besuchen. Es wurde diesen Verlust
der landesherrlichen Gnade und jede Aus-
sicht auf Beförderung angedroht. Das
letzte Ereignis dieser Art in Deutschland
geschah in der damaligen Reichsstadt
Aachen 1779. (S. Aachen.) Auch in
Reu ss ä. L. ist, und zwar erst in der
| zweiten Hälfte des 19. Jahrh., wenn auch
i nicht durch einen öffentlichen Erlass, so
i doch durch höhere Anordnung, den Staats-
dienern der Zutritt zum Freimaurerbunde
i verboten worden. — Die V. in den ausser-
i europäischen Staaten darzustellen, ist
nicht wohl möglich, nur soviel ist anzu-
nehmen, dass in allen von der romanischen
Rasse bewohnten Ländern, die dem Papst-
tum unterworfen sind, die V. ihren letzten
Grund in der Geistlichkeit haben. Anders
gestaltete sich dies in Nordamerika, wo man
von Anfang an gegen den Maurerbund als
eine geschlossne Gesellschaft auftrat. Das
war jedoch an und für sich ohne grosse
Bedeutung. Erst von 1819 an begannen,
hervorgerufen durch die Presbyterialsyno-
den und begünstigt (1826) durch das rät-
selhafte Verschwinden Will. Morgans (s. d.)
V. im grossen Stile, indem sich die Gegner
des Bundes als Antimasons vereinigten
| und ihren politischen Einfluss gegen die
: Maurer geltend machten. Bis 1834 dauerte
I dieser die Logen schwer treffende Sturm.
(8. Antimaurer.) Einen ähnlichen Sturm,
wie in Amerika, eine internationale Or-
I ganisation zur V. plante auf Anstiften der
| mythischen Miss Vaughan (Taxils) die
katholische Geistlichkeit 1895 durch
Einberufung eines Antifreimaurer - Kon-
gresses (s. d.) nach Trient, von dem
man sich einen »imposanten Erfolg«
i versprach und den, unterstützt von den
hervorragendsten jesuitischen Organen
j der ganzen Welt, ein Turiner Ausschuss
vorbereitete. Der Plan misslang, schlug
] zum Nachteil der Klerisei aus und en-
• dete mit einer argen Blossstellung des
Papstes, der Kardinäle und aller mystifi-
! zierten Gläubigen. Dieser Taxiischwindei
ist unter Angriffe (s. d.) des nähern dar-
j gelegt. [Vgl. Nettelbladt, Geschichte der
Angriffe und V. gegen den Bund der
\ Freimaurer (Parchim 1881) (abgedruckt
I aus dem Kalender der Provinzialloge von
1 Mecklenburg, Jahrgang 1830). FZ. 1877,
8. 326 (die ersten V. der Freimaurer in
Deutschland). M. L. 1882/83, 8. 44. Mit-
theilungen des Vereins deutscher Frei-
maurer 1897/98, S. 65. Allgemeine öster-
1 reichische Freimaurer- Zeitung 1875, S.
1 87.]
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Verhaegcn — Verordnungen, allgemeine.
489
Verhaegen, Peter Theodor, Advokat, |
geb. 5. Sept. 1796 in Brüssel, gest. das. ;
8. Dez. 1862, war seit 1887 Vertreter seiner
Vaterstadt in der Abgeordnetenkammer,
deren Präsident er 1847—51 und wiederum
1857— 59 war, undeinerder einflussreichsten
öffentlichen Männer Belgiens, das Haupt
der liberalen Partei und deren Vorkämpfer
gegen die klerikale Richtung. In dieser
Beziehung machte er sich ausser seiner
langjährigen Thätigkeit in der Kammer
insbesondere namhaft und verdient durch
die Gründung der sogenannten Univcrsite'
libre in Brüssel, die er mit Hilfe seiner
Freunde ins Leben rief, um der katholi-
schen Universität in Löwen ein Gegcn-
fewicht zu bieten, und der er lange als
rofessor des praktischen Rechts, sowie
bis an seinen Tod als Oberinspektor seine
Kräfte und einen Teil seines Vermögens
widmete. Nächstdem bildete er 1847 in 1
der Association liberale in Brüssel einen
Mittelpunkt der liberalen Partei. — Er
war seit 1842 zugeordneter und seit 1854
Grossmeister des Grossorients von Belgien, i
Schon 1845 hatte er in der Kammer die
belgische Maurerei gegen die Angriffe des
Ministers Nothomb verteidigt. 1854 beim
Johannisfeste trat er mit einer Erklärung
hervor, die der Freimaurerei einen liberal-
demokratischen Beruf zuwies und viel Auf-
sehen erregte, auch eine Spaltung zwischen
dem Supreme Conseil und dem Gross-
orient von Belgien hervorrief, die lange
Zeit hindurch fortdauerte. — V. blieb
Grossmeister bis an seinen Tod, der ihn
unerwartet ereilte infolge einer Erkrankung,
die er sich durch eine Besuchsreise nach
Turin als Abgeordneter der belgischen
Maurerei an den Grossorient der italieni-
schen Mauer zugezogen hatte. [Vgl. Vrij-
metsel. Jaarh., 1863, S. 282. Bh. 1862, S.
405, 407; 1868, S. 103. FZ. 1863, S. 8,
28. L. XXII, 1, 57 , 84. HMW. Nr.
255.]
Verlassenschaftspflege ist eine Einrich-
tung, die sich in manchen Logen findet
und bezweckt, den nach dem Tode eines
Mitglieds hinterlassnen Angehörigen mit
Rat und That an die Hand zu gehen, da-
mit das Band der Liebe noch über Sarg
und Grab hinweg sich schlinge um die
Familie des Verstorbnen. In Zürich ist
diese Einrichtung schon 1840 eingeführt
und hat viel Gutes gewirkt. Vor allem
sollte man sich bestreben, die Vormund-
schaft Über hinterlassne Kinder verstorbner
Logenmitglieder zu übernehmen. [Vgl. O.
1889, S. 199. Alpina 1899, S. 37.]
Vermittlungsstelle /.um Ein- und Aus-
tausch freimaurerischer Bücher u. s. w.
Diese Anstalt ist von Dr. Reinhold in Brieg
1895 gegründet worden, um Logen und
Freimaurern Gelegenheit zu geben, Bücher
abzusetzen oder umzutauschen, die als
Doppelstücke da und dort vorhanden sind
und die man gern verwerten möchte. Solche
Bücher nimmt die V. in Kommission,
macht die Titel bekannt und giebt die
Bücher gegen festgesetzten Preis durch
Kauf oder Tausch ab. Oktober 1895
erschien das erste Bücherverzeichnis; bis
1900 sind deren 5 erschienen. Jährlich
sind gegen 800 Bücher umgesetzt worden.
Ein Geschäft ist diese V. nicht, weil von
dem Unternehmen kein Gewinn gemacht
wird; nur die unvermeidlichen Kosten
sollen durch möglichst gering bemeasne
Zuschläge und Abzüge gedeckt werden.
Der kaufmännisch geordnete Verkehr ist
durch eine Geschäftsordnung (Brieg 1897)
geregelt. Die V. hat schon viel zur He-
bung der Büchereien in den Logen bei-
getragen und so grossen Nutzen ge-
bracht.
Vermont, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. In Burlington hat die
am 14. Okt. 1794 gestiftete Grossloge ihren
Sitz, unter der 104 Logen mit 10193 Mit-
gliedern stehen.
Vernb.es, J. F., französischer Litterat und
Vorsitzender Meister der Loge La parfaite
humantte* in Montpellier, schrieb eine
Ritualistik Le parfait Macon (Montpellier
1820), die heftweise erschien, eine Apo-
logie (Montpellier 1821), die das sechste
Heft dieses Parfait Macon bildet, einen
Essai sur l'Histoire de la Franche-Macon-
nerie (Paris 1818), wie er sich auch als
Verteidiger des Rite Misralm : Defense de
MisraTm et quelques Apercus sur les divers
Rites maconniques en France (Paris 1822)
aufwarf.
Verordnungen, allgemeine [General Re-
gulation] der Grossloge zu London. Die
erste Ausgabe des Konstitutionenbuchs (s. d.)
von 1723 teilt von S. 58 an die »Allge-
meinen Verordnungen« mit, die »von Georg
Payne, als er 1720 Grossmeister war, zu-
sammengetragen worden waren und die
Genehmigung der Grossloge am Tage Jo-
hannis des Täufers 1721 erhalten hatten.«
Anderson verglich sie auf Befehl des Gross-
meisters Herzogs von Montagu (s. d.) »mit
den alten Urkunden, brachte sie mit
diesen und den seit unvordenklichen Zei-
ten üblichen Gebräuchen in Übereinstim-
mung« und ordnete sie, indem er über
manches Erklärungen gab, so dass sie den
IsOgen in London und seiner Umgebung
als Leitfaden dienen konnten. Ihre Zahl
betrug achtunddreissig; an demselben Tage
wurde aber noch eine neununddreissigste
beschlossen, die besonders dadurch wichtig
erscheint, dass sie gegen etwaige Ausschrei-
tungen der Grosslogenbeamten gerichtet
ist. [Vgl. übrigens auch oben II, S. 145.]
Diese V. lauten, möglichst getreu über-
tragen, folgendermaßen: I. Der Gross-
meister oder sein Zugeordneter hat die
Macht und das Recht, nicht allein in jeder
regelmässigen Ix>ge anwesend zu sein,
sondern auch den Vorsitz zu übernehmen,
mit dem Meister der Loge [Master of tue
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490 Verordnungen, Allgemeine.
Lodgej*) zu seiner linken Hand, und die j
Grossvorsteher zu seinem Beistand auf-
zufordern, und diese haben nur dann in den
Logen als Vorsteher zu handeln, wenn der
GroBsmeister gegenwärtig ist und solches
wünscht; denn dem letztern steht es frei,
die Vorsteher der betreffenden Loge oder
jeden andern Bruder nach seinem Belieben
aufzufordern, als Vorsteher für die Zeit
seines Vorsitzes einzutreten. — II. Der
Meister einer jeden Loge**) hat nicht allein
das Recht und die Macht, die Mitglieder
seiner Loge nach seinem Ermessen zu
einer Loge zusammenzurufen, wenn es
ihm rätlich erscheint, sondern auch Zeit
und Ort ihrer gewöhnlichen Zusammen-
kunft zu bestimmen. Im Falle von Krank- >
heit oder Tod oder zeitweiliger Abwesen- |
heit des Meisters soll der Altere (senior) |
Vorsteher seine Stelle vertreten, wenn nicht ;
etwa ein Bruder anwesend ist, der früher
Meister dieser Loge war; denn in diesem
Falle geht die Macht des abwesenden
Meisters auf den anwesenden frühern Meis- \
ter über, obschon er nichts thun kann,
bis der besagte Ältere Vorsteher die Loge
zusammenberufen hat, oder in dessen Ab-
wesenheit der Jüngere (junior (Vorsteher.***)
— III. Der Meister einer jeden Loge oder
einer von den Vorstehern oder ein andrer
von jenem dazu bestellter Bruder soll ein
Buch führen, das die Ortsgesetze [by-
laws|f), die Namen der Mitglieder, sowie
ein Verzeichnis aller Logen in der Stadt,
und Zeit und Ort ihrer Versammlung und
alle jene Verhandlungen enthält, die '
niedergeschrieben zu werden verdienen, ff)
— IV. Keine Loge soll mehr als fünf neue
Brüder auf einmal aufnehmen f+f), noch
•) £« «ei hier daran erinnert, da»» bei Abfassung
der V. der Meistergrad noch nicht bestand, daher .
Jede Loge nur einen Meister besass, nämlich ihren i
VorsiUenden, der jeUt Meister tod Stuhl genannt
wird. [Vgl. oben I, 8. 30 und Meister !
*•) Ober die Art der Wahl und auf wie
laufte enthalten die V. nichts. In Deutschland
wurden anfänglich die Logenmeister alle drei Mo-
nate neu gewählt, stammt« daa aus England? (Ge-
schichte der Grossen National- Mutterloge Zu den ,
drei Weltkugeln in Berlin (Brl. IftOO), 8. 18; Kloss, ,
Antialen der Loge Zur Einigkeit, 8. 9; Keller, Ge-
schichte der Freimaurerei in Deutschland ]
***) Der jctxt Altmeister genannte frühere Vor- I
sitseude der Loge hatte mitbin swar den Ebrenvor-
sita, aber nicht daa Recht eines amtierenden Beamten, |
als welche ausser dem Meister nur die beiden Vor-
steher galten, konnte daher die Loge nicht cusammen-
berufoti.
t) Den Logen blieb also anbeimgestellt , beson-
dere Bestimmungen für sich su treffen, die aber
jedenfalls nicht mit diesen V. in Widerspruch stehen
durften, noch weniger mit den Alten Pflichten (s.d.).
tt) Aus dieser Vorschrift erst bat sich das Amt |
eines Schriftfuhren (s. d.) entwickelt, was Torher
unbekannt war. (Vgl. XIII.)
fft) Bei den häufig nur gelegentlichen Zusammen-
kunft m der alten Bauhütten wurden nach rerschied-
nen erhaltnen Aufzeichnungen stets mehrere, bis su
sechs und mehr, auf einmal aufgenommen. Das«
man jetst noch eine Zahl von fünf gestattet, laast
jemand unter 25 Jahren, der noch dazu
selbständig sein muss; es sei denn die Er-
laubnis von dem Grossmeister oder dessen
Zugeordneten eingeholt worden — V. Jeder
Aufzunehmende muss einen Monat vorher
in der betreffenden Loge vorgeschlagen
werden, damit man Über seinen Kuf und
seine Fähigkeiten die nötigen Erkundi-
gungen einziehen kann, es sei denn die
vorgenannte Erlaubnis eingeholt worden.
— VI. Es kann aber niemand als Bruder
in eine Loge eintreten oder als Mitglied
zugelassen werden, ohne die einmütige
Zustimmung aller Mitglieder der Loge, die
bei dem Vorschlag des Suchenden an-
wesend sind, und der Meister ist schuldig,
sie um ihre Genehmigung ausdrücklich zu
befragen ; sie haben ihre Einwilligung oder
Nichteinwilligung so zu erkennen zu geben,
wie sie es für am passendsten halten, ent-
weder mündlich oder schriftlich, aber
Einstimmigkeit ist nötig. Diese jeder
Loge innewohnende Gerechtsame ist un-
antastbar; denn die Mitglieder einer jeden
Loge haben darüber das beste Urteil, und
wenn man ihnen ein zanksüchtiges Mit-
glied aufdrängen würde, so könnte ihre
Einigkeit zerstört und ihre Willensfreiheit
gehindert, ja selbst die Loge gänzlich zur
Auflösung gebracht werden, was von allen
guten und wahren Brüdern vermieden wer-
den muss. VII. Jeder neue Bruder hat bei
seiner Aufnahme die Loge, d. i. alle an-
wesenden Brüder anständig zu bekleiden*)
und einen Beitrag zu geben zur Unter-
stützung bedürftiger und herabgekommner
Brüder, so viel, als dem Suchenden recht
dünkt, ausser der geringen Abgabe, die
durch die Ortsgesetze seiner Loge be-
stimmt ist; dieses Almosen soll der Meister
oder Vorsteher, oder der Schatzmeister**),
wenn die Mitglieder es für geraten halten,
einen solchen zu wählen, verwahren. —
Auch Boll der Suchende feierlich ver-
sprechen, sich den Gesetzen, Gebräuchen
und Verordnungen zu unterwerfen, Bowie
allen guten Anordnungen, die ihm zu ge-
eigneter Zeit und an geeignetem Ort
mitgeteilt werden sollen. — VIII. Es soll
auch keine Vereinigung oder Anzahl von
Brüdern sich zurückziehen oder trennen
von derjenigen Loge, in der sie aufge-
nommen oder später als Mitglieder zuge-
den Bcblusa xu, dass das Gebrauchten bis dabin noch
sehr einfach geblieben war. Redner und Ordner in
den Logen waren noch unbekannte Dinge.
*) D. i. mit Handschuhen su versehen.
•*) Du Amt eine» Schatzmeister* (*. d.) nimmt icinrn
Ursprung aus dieser V. Die englischen Werkleute
scheinen keine gemeinsame Unterstützen gnkasa« ge-
habt au haben, da die alten Verfassungen vor-
halten können , man sie mit Geld bis sur nächsten
Loge unterstlltten solle. Die deutschen 8teinmets«n
hatten Büchsen, in welche die Beiträge gethan und
dann an die Ordnung anageantwortet wurden, um
„damit au fttrdern und unser Nothdurfft der Orde-
nunge xu Teraehn".
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Verordnungen, allgemeine.
491
lassen worden sind, es Bei denn, dass die
Loge zu zahlreich werde; aber auch dann
nicht ohne Erlaubnis des Grossmeisters
oder seines Zugeordneten. Wenn sie sich
aber in dieser Weise getrennt haben, so
müssen sie sich entweder sogleich der-
jenigen Loge anschließen, zu der sie treten
wollen, wenn diese einstimmig ihre Auf-
nahme beschlossen hat (wie oben verordnet
wurde); oder sie muss die Erlaubnis des
Grossmeisters erwirken, zu einer neuen
Loge zusammenzutreten. — Sollte eine
Anzahl Maurer es auf sich nehmen, eine
Loge ohne des Gross meistere Erlaubnis
zu errichten, so sollen die regelmässigen
Logen diese nicht unterstützen, noch sie
anerkenneu als rechtmassige Brüder und
gehörig eingesetzt, noch ihre Beschlüsse
und Handlungen gutheissen, sondern sie
müssen als Aufsässige behandelt werden,
bis sie sich demjenigen unterwerfen, was
der Grossmeister in seiner Weisheit über
sie beschliessen wird und bis er sie durch
seine Vollmacht anerkennt, welche Aner-
kenntnis den andern Logen anzuzeigen ist,
wie es der Gebrauch erfordert bei jeder
neuen Loge, die in das Verzeichnis der
Logen eingetragen wird.*) — IX. Wenn
ein Bruder sich so vergeht, dass seine
Loge übel mit ihm zufrieden ist, so soll
er zweimal in gehöriger Weise ermahnt
werden durch den Meister oder Vorsteher
in geöffneter Loge; l&sst er aber von
seinem Wesen nicht ab, hört er nicht auf
den Rat seiner Brüder, und kehrt er nicht
auf den rechten Weg zurück, so soll mit
ihm in der Weise verfahren werden, wie
es die Gesetze seiner Loge vorschreiben,
oder in der Weise, wie t>ei den viertel-
jährlichen Zusammenkünften weislich be-
schlossen werden wird, und es kann für
solche Falle eine neue V. später erlassen
werden. — X. Die Mehrheit einer jeden
versammelten Loge hat das Recht, ihrem
Meister und ihren Vorstehern die Vor-
schriften zu erteilen, wie sie bei der Zu-
sammenkunft des Grosskapitels oder der
Grossloge an den drei Vierteljahrssitzungen
und der jährlichen Grossloge zu stimmen
haben; denn der Meister und die Vor-
steher Bind ihre Vertreter und dazu da,
deren Überzeugung auszusprechen.**) —
XI. Alle einzelnen Logen sollen so viel
•) Dicte V. griff tief in die seitherigen Gewohn-
heiten ein, wonach es einigen wenigen Maurern frei
stand, eine Loge an dem Orte für eich tu errichten
und Aufnahmen in machen, wo sioh gerade la&Ki-rt*
Arbeit fand. Sie gab daher wohl die erste Veran-
lagung mr Unzufriedenheit der eigentlichen Werk-
maarer , die eich in der Wahl de« Herzog« von
Wharton («. d.) knrx nach der geschehenen Billigung
dieser V. durch die Grosslog« deuUieh aussprach. Der
Riss in der Brüderschaft wurde damals durch da*
klage Nachgeben de« Großmeisters Montagu (s. d.)
Termieilnn, [Tgl. auch oben I, 8. 889].
**) Hiermit ist deutlich ausgesprochen , dass die
Beechlüss« der Grossloge sich auf die Mehrheit der
als möglich dieselben Gebräuche beobach-
ten ; um dies zu fördern und zugleich unter
den Freimaurern ein gegenseitiges gutes
Einvernehmen zu unterhalten, sollen von
jeder Loge einige Mitglieder bestimmt
werden, welche die andern Logen so oft
zu besuchen haben, als man für notwendig
erachtet.*) — XII. Die Grossloge besteht
und ist zusammengesetzt aus den Meistern
und Vorstehern von allen regelmässigen
eingetragnen Logen, mit dem Grossmeister
an ihrer Spitze, seinem Zugeordneten an
seiner linken Seite und den Grossvor-
stehern an den ihnen zukommenden Plätzen
[vgl. oben I, S. 242]; sie hat vierteljährlich
' zusammenzutreten, an Michaeli, Weihnach-
ten und Mariä Verkündigung an einem
I geeigneten Ort, den der Grossmeister zu
bestimmen hat. [Vgl. oben I, S. 244. j
Kein Bruder darf bei diesen Versamm-
lungen ohne Erlaubnis anwesend sein, der
nicht zur Zeit Mitglied der Grossloge ist;
i aber auch dann ist ihm nicht erlaubt,
I mit abzustimmen oder auch nur seine
Meinung auszusprechen, wenn er nicht
| vorher die Grossloge darum um Er-
J laubnis angegangen und diese erhalten
hat, oder wenn er dazu aufgefordert
ist. — Alle Angelegenheiten, mit denen sich
die Grossloge beschäftigt, werden durch
die Mehrheit der Stimmen entschieden;
jedes Mitglied hat eine Stimme und der
Grossmeister zwei, es sei denn, dass sie
irgend einen besondern Gegenstand der
Entscheidung des Grossmeisters überlässt,
um ihn rascher zu erledigen. — XIII. An
| den besagten vierteljährlichen Zusammen-
künften sind alle Gegenstände, welche die
Brüderschaft im allgemeinen oder eine be-
sondere Loge oder einzelne Brüder be-
treffen, ruhig, gelassen und reiflich zu prüfen
und zu verhandeln; Lehrlinge dürfen nur
hier als Meister und Zunftgenosseu**) ange-
I nommen werden, es sei denn Erlaubnis
gegeben worden. [Vgl. oben I, S. 245.J
Ebenso sind hier alle Streitigkeiten, die
nicht privatim oder durch eine einzelne
Loge abgethan werden konnten ernstlich
zu erwägen und zu entscheiden. Wenn
irgend ein Bruder sich durch eine solche
Entscheidung verletzt fühlen sollte, so mag
er sich an die nächste jährliche Gross-
logenversammlung wenden und seine Be-
Mitglieder stüUen sollen; fern also von Üe-
waltanmassung will die Grossloge nur das Organ de«
Willens der Mehrheit der Mitglieder sein.
*) Eine neue V. ohne Zeitangabe sagt: „Einerlei
Gebrauche werden wirklich der Hauptsache nach in
jeder Loge beobachtet, was man den besuchenden
Brüdern verdankt, indem diese die Gebrauche mit-
einander su vergleichen im Sunde sind." Der Ar-
tikel ist nur nuter wenigen O rossmeistern in Aus-
übung gekommen.
**) Nach andern soll hier, wie in diesen V. weiter
| unten (XV nnd XVIII) Fellow indes nicht mit
I Zunftgenosse, sondern mit Geselle übersetst werden
I [Vgl. Bst. R. 1*88, 8 5.]
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492
Verordnungen, allgemeine.
rufung schriftlich entweder dem Gross-
meister oder dessen Zugeordneten oder den
Grossvorstehern überreichen. Auch soll
der Meister oder die Vorsteher einer jeden
Loge ein Verzeichnis von solchen Mit-
gliedern vorlegen, die seit der letzten Ver-
sammlung der Grossloge in ihrer Ix>ge
aufgenommen oder selbst nur zugelassen
worden sind.*) — Ebenso soll hier von
dem Grossmeister oder seinem Zugeord-
neten, oder besser von einem andern Bruder,
den die Grossloge zum Schriftführer er-
nennen wird, ein Buch geführt werden, in
das alle Logen eingetragen sind, sowie
Zeit und Ort ihrer Zusammenkunft und
die Namen aller Mitglieder jeder einzelnen
Loge, sowie alle Verhandlungen der Gross-
loge, deren Niederschreibung man für an-
gemessen erachtet.**) — Die Grossloge soll
ebenfalls die besten und ratsamsten Mittel
erwägen, um diejenigen Gelder zu sammeln
und zu verwenden, die ihr Obergeben und
anvertraut werden zu dem Behuf, damit
treue Brüder zu unterstützen, die in Armut
geraten sind, aber niemand anderes. Jede
einzelne Loge soll über ihren Armenstock
verfügen zu Gunsten armer Brüder je
nach ihren Gesetzen, bis etwa durch alle
Logen (in einer neuen V.) beschlossen
wird, die bei ihnen gesammelten Armen-
gelder der Grossloge bei der vierteljähr-
lich en oder der jährlichen Zusammenkunft
zu übergeben, um eine gemeinsame Kasse zu
bilden, aus der arme Brüder desto wirk-
samer unterstützt werden können.***) —
Auch soll ein Schatzmeister!) ernannt
werden, ein Bruder, der sich in guten Ver-
mögensverhältnissen befindet und vermöge
Beines Amts Mitglied der Grossloge sein
soll; dieser soll jederzeit anwesend sein,
es ist ihm erlaubt, in der Grossloge Ge-
genstände zur Sprache zu bringen, vorzugs-
weise solche, die mit seinem Amt in Ver-
bindung stehen. Ihm sollen alle Gelder
übergeben werden, die zu wohlthätigen
Zwecken bestimmt oder zum Gebrauch der
Grossloge erhoben werden. Die erhaltnen
Summen hat er in ein Buch einzutragen
mit der beigefügten Bemerkung, zu wel-
chem Zweck sie bestimmt sind, und er
soll solche verwenden oder auszahlen ge-
mäss einer bestimmten Vorschrift, über
welche die Grossloge Näheres in einer
neuen V. noch festsetzen wird. Er hat
das Stimmrecht bei allen Verhandlungen,
ausgenommen bei der Wahl des Gross-
meisters oder der Grossvorsteher. Gleicher-
weise soll auch der Schriftführer vermöge
seines Amts Mitglied der Grossloge sein
•> Krste Spur von geordneten Mitglledcrvcrielch-
njiieD.
•*) Grttudung des Amt« «ine* Scb.rifUub.rcr» (s. d.)
und der Protokollbücher. [Vgl. oben I, 8. 942.]
***) Gründung tob ArmcnkMjen und spater de« all-
gemeinen Almosoufonds. [Vgl. »neb oben I, 8. 244-1
t) Grandung de» SchatzmeUteramts, wen schon in
VII. erwähnt Lt.
j und das Stimmrecht haben, mit Ausnahme
bei der Wahl des Grossmeisters oder der
Grossvoreteher *) — Der Schatzmeister und
der Schriftführer sollen auch jeder einen
Schreiber halten, der ein Bruder und Zunft-
I genösse**) sein muss; doch darf ein solcher
I niemals Mitglied der Grossloge sein, noch
I sprechen, ohne dass es vorher erlaubt oder
gewünscht worden. — Dem Grossmeister
oder seinem Zugeordneten steht es frei,
jederzeit den Schatzmeister oder den Schrift-
führer aufzufordern, mit ihren Schreibern
und Büchern zu erscheinen, damit sie sich
nicht nur überzeugen können, wie der
! Stand der Sache ist, sondern damit
sie auch die nötigen Anordnungen in
dringenden Fällen zu treffen in der
! Lage sind. — Ein andrer Bruder [der
! ein Zunftgenosse***) sein muss) soll er-
I nannt werden, um auf die Thür der
Grossloge zu achten; doch soll dieser kein
Mitglied der Grossloge sein.f) — Alle diese
Ämter mögen weiter erklärt werden in
einer neuen V., wenn sich ihre Notwendig-
keit und Rätlichkeit der Brüderschaft
klarer darlegen wird, wie gegenwärtig. —
XIV. Wenn bei einer Grosslogenversamm-
lung, sei sie eine festgesetzte oder ge-
legentliche, vierteljährliche oder jährliche,
| beide, der Grossmeister und sein Zuge-
ordneter, abwesend sein sollten, so soll
1 derjenige Meister einer Loge, welcher der
I älteste Freimaurer ist, den Vorsitz führen
und als zeitiger Grossmeister handeln, ihm
auch alle Macht und Ehre für die Zeit
seines Vorsitzes zukommen, vorausgesetzt,
dass kein Bruder anwesend ist, der früher
Grossmeister oder zugeordneter Grossmeis-
ter war; ist ein solcher zugegen, so soll
er von Rechts wegen den Platz des ab-
wesenden Grossmeisters oder dessen Zu-
geordneten einnehmen. — XV. In der
Grossluge kann niemand als Grossvorsteher
amtiern, als diese selbst, wenn sie anwesend
sind; ist dies nicht der Fall, so soll der
Grossmeister oder derjenige, der seinen
Platz einnimmt, die Vorsteher einer Loge
! bestellen, um als zeitige Grossvorsteher zu
; dienen, deren Plätze wiederum von zwei
Zunftgenossen ff) derselben Loge auBzu-
*) Wie weiter unten zu ersehen, war diese eing»-
rtumte Mitgliedschaft und da« spater eingeräumte
Mitwablreoht Jahre lang auaaer Beachtung geblieben.
**) Kr muss Maurer und Zunftgenoiee «ein, d. h.
et «oll nicht einer aein , der swar Maurer ist, aber
i »eine tiebenjlhrige Lehrzeit ala Werkmeurer noch
nicht autgehalten hat, londern ein erfahrner Maurer.
•••) Da» Konatitutiononbuch Ton 1758 spricht Ton
„Moistermanrer1*.
t) Also ein deckender Prüder, Ziegeidecker.
I ft) Fellow-Craft; die iweite Ausgabe de» Kormi-
| tutionenbuchs hat : „zwei Zunftgenoasen (Meister-
i xnaurer)", da man doch den neuentstandneu Graden
, Vorrechte geben musste. Die Vorschrift ist es, daaa
keine Lehrlinge, sondern wirkliche Genomen der
Zunrt als Stellvertreter eintreten »oUen , wie Ja die
IV. Alte Pflicht vorschreibt, dass nur Zunftgeco^en
Vorsteher werden können; allein dass diese ftber-
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Verordnungen, allgemeine.
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füllen sind, die dazu aufgefordert oder von
dem Meister derselben Loge dahin gesendet
werden; sollte das letztere von dem be-
treffenden Meister unterlassen worden sein,
so sollen diese vom Grossmeister berufen
werden, damit die Grossloge immer voll-
ständig sei. — XVI. Der Grossvorsteher
oder einige andre haben vorerst mit dem
Zugeordneten Beratung zu pflegen in allen
Dingen, welche die Loge oder die
Brüder berühren, und sich nicht ohne
Vorwissen des Zugeordneten an den Gross-
meister zu wenden, es sei denn, dass der
Zugeordnete seine Mitwirkung bei irgend
einer notwendigen Sache verweigere, in
welchem Falle oder im Falle einer zwie-
spaltigen Meinung zwischen dem Zuge-
ordneten und den Grossvorstehern oder
andern Brüdern, beide Parteien sich an
den Grossmeister wenden sollen, dem es
kraft seines Amts nicht schwer fallen wird,
den Zwiespalt auszugleichen und die
Meinungsverschiedenheit zu heben. — Dem
Grossmeister sollen alle Berichte und Ge-
schäfte, welche die Freimaurerei betreffen, j
nur durch die Hände des Zugeordneten
zukommen, mit Ausnahme solcher Fälle,
die er zu beurteilen in der Lage ist; denn
wenn man sich unregelmässigerweise an
ihn gewendet hat, ist es ihm leicht, die
Grossvorsteher oder solche Brüder, die ihn
anriefen, an seinen Zugeordneten zu wei-
sen, der die Angelegenheit alsbald zu ord-
nen und dem Grossmeister vorzulegen hat.*)
— XVII. Kein Grossmeister, zugeordneter
Grossmeiwter, Grossvorsteher, Grossschatz-
meister, Grossschriftführer, oder wer an
ihre Stelle zeitweilig in Thätigkeit tritt,
kann zu gleicher Zeit Meister oder Vor-
steher einer besondern Loge sein; aber so-
bald er in Ehren von seinem Grosslogen-
amt zurückgetreten, übernimmt er wieder
diejenige Stelle in seiner Loge, von der
man ihn zu jenem Amte abgerufen hatte.**)
— XVIII. Im Falle von Krankheit oder ;
notwendiger Abwesenheit des zugeordneten
treten worden war und wenigstens ein TeU der Brü-
derschaft dafür hielt, eich die alte Gleichberech-
tigung wahren an müssen, beweift die dort er-
wähnte, nötig gewordne V. XII.
•) Die V. XIV — XVI. verdanken ihr Dasein dem i
Inhalte gemäss dorn Umstand, dass ein adliger Bruder
als Grossmelster an die Spitxe getreten war. Eine
neue V. sagt «war xu XVI. : „Es wurde dieses sur |
Bequemlichkeit des UroMmeisters nnd xu Ehren des j
Zugeordneten für gut befunden-, doch hat sich ein ^
dergleichen Fall su unsrer Zeit nicht sugetragen und
alle GrosumoiaU-r hubf<a mehr durch Liebe, als durch
Gewalt regiert." Aus dem Inhalt der V. geht her-
vor, das* man den Grosemeister nur als eine Art
von Protektor betrachtete, dessen Zugeordneten als
die leitende Hand.
**) Eine neue V, bemerkt biersu : „Einige von den
alten Gro«*beamten sind jetzt Beamte von besondern
Logen; doch nimmt ihnen dieses nicht ihr Vorrecht,
in der Grossloge als Grossbeamte su sitaen und ihre
Stimme sn geben. Nur hat an seiner Stelle ein andrer
aU Vertreter seiner Loge bei den vierteljährlichen
Grossmeistera kann sich der Grossmeister
einen Zunftgenossen*) auswählen, der zeit-
weilig als sein Zugeordneter in Thätigkeit
tritt; aber weder der erwählte Zugeord-
nete, noch die Grossvorsteher können von
ihren Ämtern entfernt werden ohne Ein-
willigung der Mehrheit in der Grossloge,
der ein solcher Fall vorzulegen ist. Ist
der Grossmeister mit einem dieser Beamten
nicht zufrieden, bo steht es ihm frei, die
Grossloge zusammenzuberufen, um ihr den
Fall vorzulegen und sie um ihren Rat und
ihre Mitwirkung zu ersuchen. Wenn es
in einem solchen Falle der Gross löge nicht
gelingt, den Grossmeister mit seinem Zu-
geordneten oder seinen Vorstehern auszu-
söhnen, so hat sie dem Grossmeister die
Erlaubnis zu erteilen, seinen Zugeordneten
oder seine Vorsteher zu entlassen und so-
fort neue zu erwählen, damit Frieden und
Eintracht erhalten bleibe.**) — XIX. Wenn
der Grossmeister sein Amt missbrauchen
und sich des Gehorsams und der Unter-
würfigkeit der Logen unwürdig zeigen
sollte, so soll mit ihm in einer Art und
Weise verfahren werden, wie sie in einer
neuen Y. noch festzusetzen ist; denn bis-
her hat die alte Brüderschaft noch keinen
Grund zu einer solchen V. gehabt, da ihre
frühern Grossmeister sich alle in einer
Weise betragen haben, wie es den Inha-
bern eines solchen Ehrenamts zukommt.
— XX. Der Grossmeister mit seinem Zu-
geordneten und seinen Vorstehern soll
(wenigstens einmal) während seiner Amts-
dauer alle Logen in der Stadt besuchen. —
XXI. 8tirbt der Grossmeister während seiner
Amtsdauer, oder ist er durch Krankheit,
Reise über See oder in andrer Weise an
der Ausübung seines Amts gehindert, so
soll der Zugeordnete, oder in dessen Ab-
wesenheit der Ältere Groflsvoreteher, oder
in dessen Abwesenheit der Jüngere, oder
in dessen Abwesenheit sollen irgend welche
drei anwesende Meister von Logen die
Grossloge sofort zusammenrufen, um über
einen solchen Fall zu beraten, und sollen
sie zwei aus ihrer Mitte abordnen, um den
zuletzt abgetretnen Grossmeister zu er-
suchen, sein Amt wieder zu übernehmen,
das hierdurch auf ihn zurückfällt; nimmt
er es nicht an, so wendet man sich an
dessen Vorgänger, und so rückwärts.***)
Findet sich aber kein früherer Grossmeister
zur Übernahme des Amts, so tritt der
Zugeordnete bis zu einer Neuwahl an
dessen Stelle, oder wenn kein Zugeord-
•) Das KontUtutlonenbucli von 1738 bat dafür
,.Bm der".
**) Der Grosemeister hat also swar das Beobt der
Wahl seiner Beamten, kann aber die einmal Er-
nannten nur mit Einwilligung der Grossloge wieder
entlassen.
*•*) Der V. liegt die Anschauung unter, dass ein
solches Amt nie verwaist sein darf. Die Altmeister
gewinnen damit eine besondere Bedeutung.
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Verordnungen, allgemeine.
neter da ist, der älteste Meister.*) — XXII.
Die Brüder aller Logen in und um Lon-
don und Westminster sollen sich zu einer
jährlichen Zusammenkunft und einem Fest
vereinigen, was an einem bestimmten Orte
am Tage Johannis des Täufers oder am
Tage Johannis des Evangelisten gefeiert
werden soll**), wie die Grussloge es am
passendsten finden wird in einer neuen V.;
in den letzten Jahren kam man am Tage
Johannis des Täufers zusammen, — vor-
ausgesetzt, dass die Mehrheit der Meister
una Vorsteher samt dem Grossmeister,
seinem Zugeordneten und seinen Vor-
stehern, bei der vierteljährlichen Zusammen-
kunft drei Monate zuvor Obereinkommen,
dass ein Fest und eine Hauptversammlung
sämtlicher Mitglieder gehalten werden soll.
Denn wenn entweder der Grossmeister oder
die Mehrheit der Meister der einzelnen
Logen sich dagegen entscheidet, unter-
bleibt es zur Zeit. — Mag indessen ein
Fest für alle Brüder gehalten werden
oder nicht, so muss doch die Grossloge
an einem passenden Orte jährlich am St.
Johannistage zusammentreten oder, wenn
das ein Sonntag int, am nächsten Tage,
damit jedes Jahr ein neuer Grossmeister,
Zugeordneter und Grossvorsteher gewählt
werden.***) — XXIII. Wenn man es für
rätlich erachtet und der Grossmeister samt
der Mehrheit der Meister und Vorsteher
beschliessen, das grosse Fest zu halten, ge-
mäss dem alten lobenswerten Herkommen
der Maurer, so fällt den Grossvorstehern
die Arbeit zu, die Einlasskarten zu besor-
gen, die mit dem 8iegel des Grossmeisters
zu versehen sind, sowie diese auszuteilen,
das Geld dafür in Empfang zu nehmen,
die für das Fest nötigen Gegenstände zu
kaufen, einen passenden Ort ausfindig zu
machen, an dem das Fest zu feiern ist,
sowie die Besorgung aller andern dahin
einschlägigen Sachen.f) — Damit aber die
beiden Gross Vorsteher nicht zu sehr mit
Arbeiten überhäuft werden und das Nötige
rasch und sicher besorgt wird, steht es
dem Grossmeister oder seinem Zugeord-
neten zu, eine gewisse Zahl von Schaffnern
[Stewards] ff) zu ernennen, so viel wie dem
Grossmeister gutdünkt, die mit den beiden
Grossvorstehern im Einvernehmen handeln
sollen; alle das Fest betreffende Sachen
sind unter ihnen durch die Mehrheit der
Stimmen zu entscheiden, es sei denn, dass
etwa der Grossmeister oder sein Zugeord-
*) Wie es bei Kntstehnng der Grossloge der Fall
war.
••) Vgl. die neue V. hierin n. oben I, 8. 244.
**•) Das Fest kann also ausfallen, die Versammlung
aber musa utattnnden.
t) Muu dachte nach diesen Einrichtungen als»
damals nicht an einen besonders hoben Aufschwung
dar Haarerei , so das« man die Grossvorsteber auch
noeb als Ökonomen (s. d.) verwenden konnte.
tt) Erster Anfang des spater so verhängnisvoll ein-
fluasieieh gewordnen Amtes. [Vgl. oben I, 8. 240.]
neter bei irgend einem Gegenstand selbst
die Entscheidung in die Hand nehmen.
— XXIV. Die Vorsteher und Schaffner
| sollen zur richtigen Zeit bei dem Gross-
meister oder seinem Zugeordneten vor-
sprechen, um die Befehle und Aufträge
wegen der Vorbereitungen in Empfang an
nehmeu; sind diese beiden aber krank oder
abwesend, so sollen sie die Meister und
Vorsteher der Logen zusammenrufen, um
deren Rat und Befehl zu empfangen; oder
sie mögen auch die ganze Sache auf sich
nehmen und nach bestem Ermessen han-
deln. — Die Grossvorsteher und Schaffner
müssen die Grossloge nach dem Mahle
Rechenschaft über alle Gelder*) ablegen,
die sie empfangen und ausgegeben haben,
oder auch zu einer andern Zeit, wenn die
Grossloge es so beschliesst. — Wenn es
dem Grossmeister so gefällt, kann er zur
richtigen Zeit alle Meister und Vorsteher
der Logen zusammenrufen, um mit ihnen
des grossen Festes wegen zu beratschlagen,
sowie wegen etwaiger Verkommenheiten
dabei, die ihren Beirat erfordern; oder er
kann auch das Ganze auf sich allein neh-
, men. — XXV. Die Logenmeister (Masters
[ of Lodges) sollen jeder einen erfahrnen
und zuverlässigen Zunftgenossen ihrer Loge
\ ernennen, um einen Ausschuss**) zu bilden,
bestehend aus Einem von jeder Loge, der
in einem geeigneten Zimmer zusammen-
tritt zur Prüfung der Einlasskarten, die
jeder einzelne vorzuzeigen hat, und diesem
soll die Entscheidung der Zulassung oder
Abweisung zustehen; doch dürfen sie nie-
mand zurückweisen, ohne dass sie vorher
sämtliche anwesende Brüder mit den Grün-
den bekannt gemacht haben, die sie zur
Abweisung veranlassten, damit kein Irrtum
geschieht und nicht etwa ein wahrer Bru-
der zurückgewiesen oder ein falscher Bru-
der als blosser Eindringling zugelassen
wird. Dieser Ausschuss muss am St. Jo-
hannistag an dem Festort so früh zur
Hand sein, dass niemand vor ihm mit Ein-
lasskarten erscheinen kann. — XXVI. Der
Grossmeister soll zwei oder mehrere zu-
verlässige Brüder zu Thürhütern ***| er-
nennen, die aus guten Gründen ebenso
früh am Platze sein müssen und die unter
dem Ausschuss zu stehen haben. — XXVII.
Die Grossvorsteher oder Schaffner sollen
im voraus so viele Brüder zur Auf-
wartung f) an der Tafel bestellen, wie sie
*) Dass sich hei diesen Wahlen stets Geldverlust
für die Schaffner herausstellte, den dies« trugen, war
die Ursache der spltern Bewilligung Ton besonderen
Vorrechten für diese.
PrUfungsausschuM : heutzutage fallt dieee Prü-
fung in vielen Logen dem Ordner (s. d.) an.
•••) Eine Ho«chafti<iiing, die, wo aie noch üblich,
gewöhnlich den dienenden Ilrudern lufollt; es tat
dies Amt nicht mit dem eines deckenden Bruders ra
verwechseln, welcher Wache innerhalb dar Loge
selbst halt. fVgl. Ziegeidecker. J
t) Also wirklich dienende Brüder.
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Verordnungen, allgemein«-.
495
für nötig finden, und sich mit den Meis-
tern una Vorstehern der Logen Ober die
geeignetsten Personen beraten, wenn sie
es für gut finden, oder sie mögen solche
auch auf Empfehlungen hin annehmen;
niemand aber darf an diesem Tage auf-
warten, als freie und angenommne Maurer,
damit die Zusammenkunft frei und ein-
trachtig ist*) — XXVIII. Alle Mitglieder
der Grossloge müssen lange vor dem Mahle
am Platze sein, mit dem Grossmeister oder
seinem Zugeordneten an ihrer Spitze, die
sich zurückziehen und als Grossloge for-
men sollen, zu dem Zweck: 1) um gemäss
dem oben Verordneten begründete Be-
schwerden entgegen zu nehmen, damit der
Beschwerdeführer gehört und seine Sache,
wenn möglich, noch vor dem Mahle fried-
lich geschlichtet werde; kann das nicht
geschehen, so muss die Sache bis nach
der Wahl des neuen Grossmeisters ver-
schoben werden; und wenn sie auch nach
dem Mahle nicht entschieden werden kann,
muss sie verschoben und an einen beson-
dern AusschuBs verwiesen werden, der dar-
über ruhig beraten und bei der nächsten
Vierteljahrsversammlung Bericht erstatten
soll, damit die brüderliche Liebe erhalten
bleibt; 2) um aller Zwietracht und Un-
einigkeit zuvorzukommen, die sich etwa
an diesem Tage zeigen könnte, damit keine
Unterbrechung der Eintracht und des Ver-
gnügens am grossen Feste stattfinde**);
8) über das zu beraten, was Schicklich-
keit und Anstand bei der grossen Zusam-
menkunft erfordern, um allen Ungehörig-
keiten und üblen Gewohnheiten vorzubeu-
gen, die bei einer solchen gemischten
Versammlung sich zeigen könnten***); 4)
passende Vorschläge zu empfangen und
in Betracht zu ziehen oder wichtige und
bedeutende Angelegenheiten zu beraten,
die von den einzelnen Logen an sie ge-
bracht worden durch ihre Bevollmächtigten,
die verschiednen Meister und Vorsteher. —
XXIX. Nach der Besprechung solcher Ge-
genstände sollen sich der Grossmeister und
sein Zugeordneter, die Gross Vorsteher oder
die Schaffner, der Schriftführer, der Schatz-
meister, die Schreiber und alle andern
Personen zurückziehen und die Meister und
Vorsteher der einzelnen Logen allein
lassen, damit diese ungestört über die Neu-
wahl eines Grossmeisters oder dessen
*) Et scheint hiernach fast, als ob man bei andern
Zusammenkünften , ähnlich wie bei den Tafel-
logen, nicht so gunau darauf geachtet hatte, dass
nor Maurer cor Aufwartung angesogen werden.
**) Diese Anordnung hat offenbar den Vorfall rom
M. Juni 1798 sunt Grunde, wo ron einem Teil der
Bruderschaft der Hersog Ton Wharton gegen den
Willen des andern gewählt wurde. [Vgl. oben I,
S. 885.]
**•) Eine sehr bezeichnende Vorsicht, die aber nicht
verbindarte , dum in späterer Zeit gerade die Vor-
nehmem sich der Unmaasigkelt schuldig machten;
rgl. Hogarths (s.d.) satirisches BUd: „Die Nacht«.
Wiederbestätigung beraten können*), wenn
sie das nicht schon den Tag zuvor gethan
haben ; erfolgt die Wiederwahl einstimmig,
so soll der Grossmeister hereingerufen
und gebeten werden, der Brüderschaft die
Ehre anzuthun, sie auch noch das nächste
Jahr zu regieren. Nach dem Mahle wird
es sich dann zeigen, ob er die Wiederwahl
> annimmt oder nicht; denn das soll nicht
i eher bekannt werden, als bei der Wahl
selbst. — XXX. Von da an bis zur Er-
öffnung der Tafel ist die Ordnung auf-
gehoben, so dass die Meister und Vorsteher
und alle Anwesenden sich nach Gefallen
miteinander unterhalten können; bei Er-
scheinen der ersten Speise aber hat jeder
seinen Platz an der Tafel einzunehmen.
— XXXI. Einige Zeit nach dem Mahle tritt
die Grossloge zusammen, nicht für sich, son-
dern in Gegenwart aller Brüder, die noch
nicht Mitglieder derselben sind und daher
nicht eher sprechen dürfen, als bis sie
' darum ersucht werden und Erlaubnis er-
halten haben. — XXXII. Wenn der letzt-
jährige Grossmeister vor der Wahl gegen-
über den Meistern und Vorstehern ein-
gewilligt hat, auch für das nächste Jahr
| sein Amt zu behalten, so soll einer, den
die Grossloge dazu bestimmt hat, allen
Brüdern die treffliche Verwaltung des
Grossmeisters darlegen u. s. w. und sich
zu ihm wendend ihn höflichst bitten, der
Brüderschaft die grosse Ehre (wenn es ein
Adliger, wenn nicht: die grosse Güte) zu
erzeigen, auch für das nächste Jahr an
ihrer Spitze zu bleiben.**) Wenn der Gross-
meister durch eine Verbeugung oder eine
Rede, wie es ihm gefällt, seine Einwilli-
gung erteilt hat, so soll das dazu bestimmte
Mitglied der Grossloge ihn als Grossmeister
ausrufen und alle Mitglieder sollen ihn in
der Üblichen Weise begrüssen. Auch
sollen alle Brüder einige Minuten lang die
Erlaubnis haben, ihre Genugthuung, ihr
Vergnügen und ihre Glückwünsche auszu-
drücken.***) — XXXIII. Wenn aber weder
die Meister und Vorsteher in ihrer beson-
dern Versammlung an diesem Tage vor
dem Mahle oder Tags zuvor den Gross-
meister ersucht haben, sein Amt auch für
das nächste Jahr beizubehalten, oder wenn
er, darum gebeten, nicht eingewilligt hat,
so soll der Grossmeister seinen Nachfolger
für das nächste Jahr nennen [nominate] f),
•) Kine sehr wichtige Bestimmung; also nur die
Vertreter der Logen haben das Recht der Wahl, das
nicht lange ungeschmälert blieb.
**) Die V. ist augenscheinlich in der Annahme ge-
macht, dass der damalige Herzog ron Montagu (s. d.)
wiedergewählt wurde, was durch die Kundgebung
der Werkmaurer su Gunsten des Hersog« von Whar-
ton vereitelt wurde.
***) Gewiss eine seltsame V., für die in den alt«n
Oberlieferungen ein Beispiel wohl schwer aufzufinden
I sein dürfte !
t) Nicht ernennen, denn die Wahl kommt nach
I V. XXIX. allein den Abgeordneten der Logen zu.
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496
Verordnungen, allgemeine.
der, wenn er einstimmig von der Grossloge
gutgeheissen wird und anwesend ist, aus-
gerufen, begrüsst und beglückwünscht
werden soll als neuernannter Grossmeister
und unmittelbar darauf in sein Amt ein-
zusetzen ist durch den abgehenden
Grossmeister, gemäss dem Gebrauche. —
XXXIV. Sollte jedoch diese Ernennung
nicht einstimmig gutgeheissen werden, so
wird der Grossmeister durch Stimmzettel
gewählt; jeder Meister und Vorsteher
schreibt den ihm Genehmen auf und der
gewesne Grossmeister ebenfalls; derjenige
nun, dessen Namen der gewesne Gross-
meister zuerst aus der Stimmurne nimmt,
soll für das nächste Jahr Grossmeister
sein*); ist er anwesend, so wird er sogleich
ausgerufen, begrüsst und beglückwünscht,
wie oben dargelegt, und sofort eingesetzt
durch den gewesnen Grossmeister, gemäss
dem Gebrauche. — XXXV. Nachdem der
so wiedergewählte oder neue Grossmeister
in sein Amt eingetreten, soll er zunächst
seinen zugeordneten Grossmeister nennen
und bezeichnen**), entweder den gewesnen
oder einen neuen, der ebenfalls wie oben
erwähnt verkündet, begrüsst und beglück-
wünscht werden soll. Ebenso soll der
Grossmeister die neuen Gross Vorsteher
nennen, und wenn diese einstimmig gut-
eheissen werden, so sollen sie verkündigt,
egrüsst und beglückwünscht werden, wie
oben erwähnt; wenn nicht, so sollen sie
in gleicher Weise, wie der Grossmeister,
durch Stimmzettel gewählt werden. Auch
in den einzelnen Logen sollen die Vor-
steher in dieser Weise erwählt werden,
wenn die Mitglieder mit der Wahl, die ihr
Meister getroffen, nicht zufrieden sind.***)
— XXXVI. Wenn aber derjenige Bruder,
den der Grossmeister als seinen Nach-
folger genannt oder den die Mehrheit der
Grossloge in obiger Weise gewählt hat,
wegen Krankheit oder andrer Abhaltungen
bei dem grossen Fest nicht anwesend ist,
so kann er nicht als Grossmeister aus-
gerufen werden, es sei denn, dass der alte
Grossmeister oder einige Meister und Vor-
steher der Grossloge bei der Ehre eines
Bruders dafür bürgen können, dass die
besagte Person, so ernannt oder gewählt,
bereit ist, das besagte Amt zu übernehmen ;
*) Eine eigentümliche An von Wahl, vermittelet
der ein Brader möglicherweise mit einer Stimme
Groasmeister werden konnte! Sie ist Übrigens nie
xur Ausübung gekommen , uud Ist nicht gut tu ver-
einigen mit dem letiten Hat* von V. XII.
••) Vgl. die Alte Pflicht IV.
•••) Hier so gani nebenbei erfahren wir, wie die
Vorsteher der Logen ernannt werden. Der Vor-
sitzende wurde von der Gesamtheit ernannt, reap.
er trat bei den alten Bauhütten als Baumeister oder
Bauverst&ndlgeter und Arbeitgeber von selbst an die
SpiUe. Wie früher die Wahl des Pari Ire rs (Bau-
führers) diesem Meister sukam, so übt er jetst noch
ein gleiches Becht, aber mit der durch veränderte
Umstände begründeten Beschränkung, dass den Mit-
gliedern ein andres Wahlrecht frei iteht.
I in diesem Falle soll der alte Grossmeister
als sein Stellvertreter handeln und Zu-
geordneten und die Vorsteher in dessen
Namen nennen und ebenso für ihn die
gebräuchlichen Ehrenbezeigungen, Hul-
digungen und Beglückwünschungen em-
pfangen. - XXXVII. Hierauf soll der
Grossmeister jedem Bruder, ob Zunftge-
nosse oder Lehrling, zu sprechen erlauben,
indem er seine Ansprache an den Gross-
meister richtet; auch Bteht es jedem frei,
Vorschläge zum Besten der Brüderschaft
zu machen, die entweder sogleich be-
raten und erledigt oder der nächsten Ver-
sammlung der Grossloge zur Erwägung
anheimgegeben werden. Wenn das vor-
über ist, XXXVHI, so soll der Gross-
meister oder sein Zugeordneter oder ein
von ihm bezeichneter Bruder die Brüder
anreden und ihnen gute Ratschläge er-
teilen; und nachdem zum Schlüsse noch
einige andre Verrichtungen geschehen
sind, die in keiner Sprache niedergeschrie-
ben werden können, mögen die Brüder
sich entweder entfernen oder auch noch
länger verweilen, wie es ihnen gefällt.
— XXXIX. Jede jährliche Grossloge
hat das ihr innewohnende Recht und die
Macht, neue V. zu machen oder diese
abzuändern, wo es das Wohl der alten
Brüderschaft erfordert; stets vorausgesetzt,
dass die alten Landmarken sorgsam er-
halten werden, dass Bolche Abänderungen
und neue V. vorgeschlagen und ange-
nommen werden bei der dritten viertel-
jährigen Versammlung, die dem jährlichen
grossen Feste voihergeht, und dass sie
vor dem Mahle allen Brüdern zur
Durchsiebt schriftlich dargeboten werden,
selbst dem jüngsten Lehrling; die Geneh-
migung und Zustimmung der Mehrheit
aller anwesenden Brüder ist durchaus er-
forderlich, um sie bindend und geltend zu
machen, und diese Zustimmung muss nach
dem Mahle und wenn der neue Gross -
meister eingesetzt worden ist, feierlich ver-
langt werden, wie sie verlangt und er-
halten worden für diese V., die der
Grossen Loge vorgeschlagen wurden am
Tage St. Johannis des Täufers 1721 in
Gegenwart von ungefähr 150 Brüdern.« —
Keller (s. d.) fügt der Mitteilung dieser V.
[vgl. FZ. 1864 , 8. 332] folgendes bei:
»Man siebt aus diesen A. V., dass mit
Einsetzung einer Grossloge auch Ein-
richtungen getroffen werden mussten,
welche die Brüderschaft früher nicht
nötig hatte und daher auch nicht
kannte: eine ganze Reihe von Ämtern
wurde nötig, Schriftführer und Schatz-
meister zuerst, Schaffner, deckende und
dienende Brüder, Ordner, Redner folgten,
während man früher bloss von dem Meister
und Vorsteher etwas wusste; aber das
Grundgesetz der Verbrüderung blieb in
der ganzen Einrichtung streng gewahrt,
wie die XXXIX. V. deutlich ausspricht: alle
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Verordnungen, allgemeine.
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hatten gleiches Recht, und selbst der
Grossmeister, dem man als (adligen) hohen
Gönner doch eine Ausnahmestellung ein-
geräumt, hat nicht das Recht, seinen Nach-
folger ohne Weiteres zu ernennen, sondern
er soll ihn (den von den Logenabgeord-
neten gewählten) der Versammlung nur
nennen oder bezeichnen; denn die Mehr-
heit entscheidet darüber, ob sie ihn an-
nehmen will. Die ganze Einrichtung hat
noch tief den Stempel der alten Bauhütten
eingeprägt: der Meister, die Zunftgenossen
(fellow-craft, bei uns Gesellen) und die
bereits eingetretnen Lehrlinge, das sind
solche, die ihre sieben Lehrjahre zwar
noch nicht vollendet hatten, aber in
den Bruderbund aufgenommen worden
waren. Diese V. lehren uns jedoch
ganz unverkennbar, dass die Brüderschaft
(iiimals von Graden nichts wusste: der
Meister heisst. wie oben bemerkt, überall
der Vorsitzende der Logen, sonst gab es
keinen. Er und die Vorsteher werden als
die natürlichen Vertreter der Logen in
der Grossloge betrachtet, doch durften
auch andre Brüder an deren Statt geschickt
werden, und das müssen mauchmnl selbst
Lehrlinge gewesen sein; denn eine neue
V. vom 28. Nov. 1728*) verbietet, dass
man einen blossen Lehrling als Ver-
treter in die Grossloge schickt. Mit der
Weiterbildung der Grossloge wurde es
anders, neue V. ergänzten, veränderten
und gestalteten nach und nach die alte
Einrichtung um, die äussern Abzeichen
wurden eingeführt und mehrten sich rasch,
Schwerter und Schmuck, der schlich-
ten Brüderschaft ganz fremd, traten
an die Stelle der einfachen Zunftzeichen,
es bildeten sich Abstufungen, die alten
Zunftgenossen kamen in Abgang, zogen
sich zum Teil auch wohl zurück, da sie
teure Festlichkeiten mitzumachen wohl
nicht in der Lage waren, hielten vielleicht
auch, wie wiederholte Verhandlungen
in der Grossloge zu bezeugen scheinen,
ihre altgewohnten Zusammenkünfte, die
von letzterer bekämpft wurden, hielten
sie vielleicht in England noch neben den
Logen her, — und die Brüderschaft war
unmerklich aus dem Kreise der Werk-
maurerei getreten, nur mit deren Zeichen
geschmückt und die Zwecke der alten
Brüderschaft in veredelterer Weise för-
dernd.« — Anderson berichtet in der
zweiten Ausgabe des KonBtitutionenbuchs
(von 1738) über die Entstehung der V.
folgendes: »Den 29. Sept. 1721 ver-
sammelte sich die Orossloge in völliger**)
•) Siebe weiter unten. Eine erläuternde Anmerkung
hierin findet eich oben bei XIII.
••) Dieser früher ganx unbekannte Ausdruck wurde
«pikter gebraucht bei Anwesenheit de* Groimmi'Uters
in der Versammlung; war er nicht gegenwärtig, to
war die Orowloge nur In gehöriger Form versammelt,
doch Ut diese Art von Unterscheidung spater lang«
Zeit ausser Beachtung geblieben.
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. II.
Form wieder zu Kings Arms, wobei sich
die vorigen Grossbeamten und die Abge-
ordneten von 16 Logen einfanden. Weil
der Grossmeister Montagu und die Loge
in allen Abschriften der alten gotischen
Konstitutionen Mängel gefunden, so erhielt
Jakob Anderson, A. M. (Artium Ma-
gister, unser Dr. phil.) Befehl, sie in eine
neue und bessere Form zu bringen. Am
St. Johann nistag (des Evangelisten), den
27. Dez. 1721, war Grossloge in besagten
Kings Arms, wobei die Grossbeamten und
die Vertreter von 20 Logen erschienen.
Der Grossmeister Montagu oef ah 1, auf Ver-
langen der Grossloge, vierzehn gelehrten
Brüdern, dass sie Andersons Manu-
skript untersuchen und sodann Bericht
erstatten sollten. Diese Zusammenkunft
wurde durch die Vorlesung einiger alten
Maurer sehr anmutig gemacht*). Den
25. März 1722 war Grossloge in völliger
Form zur Fontaine am Strand, bei Her
sich die vorigen Grossbearaten und die
von 24 Logen einstellten. Der ernannte
Ausschuss von 14 Bevollmächtigten gab
Nachricht, dass er Andersons Manu-
skript, enthaltend die Geschichte, Pflichten,
V. und den Meistergesang, durchgelesen
und solches nach einigen Verbesserungen
gebilligt hätte, worauf die Versammlung
den Grossmeister um einen Befehl ersuchte,
dieses Werk dem Druck zu übergeben.
Da geistreiche Männer von jeglichem Rang
und Stand sich überzeugt hatten, dass Liebe
und Freundschaft der Kitt der Logen sei,
so strebten sie ernstlich, zu Maurern auf-
genommen zu werden, indem sie sich mehr
zu dieser friedliebenden Brüderschaft hin-
gezogen fühlten, als zu andern Gesell-
schaften, die damals oft durch hitzigen
Wortstreit gestört wurden.**) Die gute
Regierung des Grossmeisters Montagu be-
wog den bessern***) Teil der Zunft, ihn
noch ein Jahr auf dem Stuhle zu belassen,
daher man die Vorbereitung zum Feste
aussetzte. Allein Philipp, Herzog von
Wharton (s. d.), der erst kürzlich zum
Maurer aufgenommen worden war, obgleich
nicht Meister einer Loge, war ehrsüchtig,
auf dem Stuhle zu sitzen, und zog eine
Anzahl von andern an sich, die mit ihm
am 24. Juni 1722 in der Buchhänderbörse
zusammenkamen. Da sie keine Gross-
beamten hatten, so setzten sie den ältesten
Meister-Maurer (der aber zu damaliger
*) Wahrscheinlich lasen sie aus alten Konstitu-
tionen vor. Letztere waren auf Betrieb von Payne
(s. d.) gesammelt worden und dienten Anderson bei
seiner Arbeit.
••) In den damaligen bewegten Zeiten in Kngland,
wo politische Parteien sich bitter befehdeten, waren
also die Logen da» Asyl, wohin man sich fluchtete,
um jenem Hader tu entgehen , und dies erklart das
rasche Wachsen der Bruderschaft. An deistische
und andre religiöse Kinwirkungen ist nicht Im ent-
ferntesten zu denken und Krauses (Drei Kunsturkun-
den) Vermutungen sind ohne allen Halt.
J •••) Das heisst hier die Gebildetem.
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Verordnungen, allgemeine.
Zeit nicht Meister einer Loge, also un-
regelmäßig war) auf den »Stuhl, und ohne
die üblichen anständigen Zeremonien*)
rief der besagte alte Maurer mit lauter
Stimme Philipp, Herzog von Wharton,
zum GroBsmeister der Maurer, Herrn Josua
Timson, einen Grobschmied, und Herrn
Wilhelm Hawkins, einen Maurer, zu Gross-
aufaehern aus. Der so erwählte Gross-
meister ernannte jedoch keinen Zugeord-
neten, auch wurde die Loge nicht in
gehöriger Form eröffnet und geschlossen,
weshalb die adligen Brüder und alle die-
jenigen, die Unregelmässigkeiten nicht
unterstützen wollten, Wharton nicht an-
erkannten. Der würdige Montagu heilte
diesen Bruch der Eintracht dadurch, dass
er die Grossloge 17. Jan. 1723 zusammen-
berief, woselbst der Herzog von Wharton,
nachdem er versprochen hatte, treu und
zuverlässig zu sein, von dem zugeordneten
Grossmeister Beal zum Grossmeister laut
ausgerufen wurde. Hierauf ernannte er
Desaguliers (s. d.) zum zugeordneten Gross-
meister und den oben erwähnten Josua
Timson und Anderson zu Grossvor-
stehern; denn Hawkins dankte ab, weil er
stet« ausserhalb der Stadt sein musste.
Als die vorigen Grossbeamten und die
Vertreter von 25 Logen ihre Huldigung
dargebracht hatten, legte der Grossvor-
steher Anderson das nunmehr in Druck
gegebne Konstitutionenbuch vor, das,
nebst der Zugabe von der alten Art,
eine Loge zu errichten, nachmals gebilligt
wurde. Nunmehr blühte die Maurerei in
Eintracht, Ansehen und Menge. Viele
Adlige und Herren vom ersten Range
wünschten, in die Brüderschaft aufge-
nommen zu werden, nebst andern gelehrten
Leuten, Kaufleuten, Geistlichen und Ge-
werbetreibenden, die fanden, daas eine
Loge eine sichere und anmutige Ruhestätte
ist von angestrengtem Studium oder dem
Drang der Geschäfte, fern von Politik
oder dem Streit der Parteien. Deshalb
sah sich der Grossmeister genötigt, mehr
neue Logen zu errichten, und zwar sehr
eifrig, jede Woche nebst seinem Zugeord-
neten und den Aufsehern die Logen zu
besuchen, und Se. Hochwürden war ebenso-
sehr über die zärtliche und ehrfurchtsvolle
Weise, ihn zu empfangen, als die Logen
über seinen leutseligen uud angenehmen
Umgang erfreut.« [Vgl. hierüber allent-
halben, teilweise zur Berichtigung dessen,
was Anderson hier berichtet, die Ar-
tikel England (oben I, S. 235) und Kon-
stitutlonenbuch.] — Trotz der für
einen Anfang so grossen Zahl von V.
kann man nicht sagen, dass sie er-
schöpfend erscheinen, feste Verwaltungs-
grundsätze für die Logen zu bilden;
doch war es immerhin ein bedeutungs-
voller Anfang, der das Selbstbestimmungs-
recht in möglichster Weise festhielt, wenn
auch einige V. bereits deutlich darauf
hinweisen, dass man dem vornehmen Gross-
meister besondere Rechte auf Kosten der
Gleichberechtigung aller einzuräumen sei-
tens der »gelehrten« Mitglieder bereit war.
— Durch die grosse, unerwartete Ausbrei-
tung der Brüderschaft lernte man manche
Bestimmungen der V. als nicht mehr aus-
fahrbar erkennen, während das sich ent-
wickelnde neue Logenleben bald genug
Mängel und Lücken erkennen Hess, denen
man nachträglich abzuhelfen suchte. So
finden sich schon in dem kurzen Zeitraum
bis gegen Ende 1724 wichtigere neue V.,
von denen indes vielleicht diese oder jene
doch erst später beschlossen wurde, aber
in der zweiten Auflage des Konstitutionen-
buchs hierher gesetzt wurde: Zu H. (Ver-
waltung der Loge in Verhinderung des
Vorsitzenden Meisters): » Wurde beliebt,
dass, wenn ein Meister einer Loge ab-
gesetzt worden oder sein Amt niedergelegt
hat, der Ältere Vorsteher sofort den Stuhl
des Meisters bis auf die nächste Wahlzeit
einuehmen soll. Seitdem bekleidet er in
des Meisters Abwesenheit allemal dessen
Amt, auch wenn ein ehemaliger Meister
zugegen ist.« — Zu III. (Aufzeichnung
der Ortsgesetze und Verzeichnis sämt-
licher Logen): »Als Dalkeith Gross-
meister war, wurde ein Verzeichnis aller
Logen von John Pyne in Kupfer ge-
stochen und in einem kleinen Band
herausgegeben, welches Verzeichnis ge-
wöhnlich bei Antritt iedes neuen Gross-
meisters aufgelegt und unter die Brüder
ausgeteilt wird.«*) — Zu IV. (Aufnahme-
beatimmungeo): »Kein Bruder soll je mehr
als einer Loge in dem Distrikt von Lon-
don angehören, wiewohl er sie alle be-
suchen mag, ausgenommen die Mitglieder
einer fremden Loge. Doch ist diese V.
aus verschiednen Ursachen nicht beob-
achtet worden und wird jetzt für unge-
bräuchlich gehalten.**) — Zu V. (Mit-
gliedschaft einer Loge): »Der Schriftführer
kann denen, die darum nachsuchen, zu förm-
licher Erlangung einer Befreiung förder-
lich sein, wenn diese nötig ist. Kennen
sie den Suchenden, so braucht es keiner.«
— Zu VI. (Einstimmigkeit bei der Ab-
stimmung zur Aufnahrae oder Annahme):
• Es soll kein Besuchender, obschon er in
der Maurerei erfahren ist, in einer Loge
zugelassen werden, ohne dass er persönlich
bekannt oder durch ein anwesendes Mit-
glied der Loge für gut angenommen und
*) D. b. «jolcho, die min bei Rinietcung det ersten
adligen Groeameiiten erdacht nnd in Anwendung ge-
bracht b»tte.
*) Die«» Litte iat wenigstem »um oftern und noca
am 1764 erschienen. [Klose, Bibl., Nr. 101.}
**) Alto eine bald wieder nasser Gebrauch
kommne Vorschrift. Es acheint hiernach, duts r*»(jcl
mit «»ige LogenbeitrAge noob nicht üblich waren, eooti
wäre ein eolches Verbot überflüssig gewesen ; Khretv
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Verordnungen, allgemeine.
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empfohlen worden. Es ward aber bei
verechiednen Fällen für nicht gemäss er-
achtet, auf Einmütigkeit der Stimmen zu
dringen; daher erlaubte der Grossmeister
den Logen, ein Mitglied zuzulassen, wenn
nicht über drei Stimmen sich dagegen
erklären, wiewohl einige Logen keine
solche Erlaubnis erfordern.«*) — Zu VIII.
(Mitgliedschaft bei einer Loge): »Ein jeder
Bruder, der sich dabei beteiligt, heimlich
Maurer zu machen, soll keine Erlaubnis
haben, die Logen zu besuchen, ehe und
bevor er sich der Grossloge unterworfen
hat; obschon die auf solche Art gemachten
Brüder zugelassen werden.**) Es Bollen
diejenigen, die eine beständige Loge ohne
des Grossmeisters Erlaubnis errichten,
keinen Zutritt in regelmässigen Logen
haben, bis sie sich unterwerfen und Ver-
zeihung erlangen. Wenn einige Brüder
ohne Erlaubnis eine Loge anlegen und auf
unregelmässige Art neue Brüder machen,
so soll man sie in einer regelmässigen Loge
nicht einmal als Besuchende zulassen, bis
sie gewichtige Gründe für ihr Verhalten
angegeben und sich auf gebührende Art
unterworfen haben.« — Zu XII. (Zusam-
mensetzung der Grossloge): »Es wird keine
neue Loge anerkannt, noch werden ihre
Beamten in die Grossloge zugelassen, es
sei denn, dass sie auf regelmässige Art
errichtet und in das Verzeichnis einge-
tragen werde.« ~ Zu XIII. (Vierteljahrs-
▼ersammlungen): »Die Grossloge erwählte
William Co» per zu ihrem Schriftführer.
Später bestellte der neue Grossmeister bei
seinem Antritt jedesmal den Schriftführer
oder bestätigte ihn von neuem, indem er
ihm die Bücher zurückgab. Sein Ehren-
zeichen besteht in zwei goldnen Federn,
die er kreuzweise gelegt auf seiner linken
Brust trägt.***) Auch ward beschlossen
(jedoch vergessen, in das Protokollbuch
der Grossloge einzutragen f), dass keine
Gesuche und Berufungen am Festtage oder
in der jährlichen Grossen Loge angehört,
noch solche Geschäfte, welche die Ein-
tracht der Versammlung stören könnten,
vorgenommen werden, sondern alles bis
auf die nächstkommende Grossloge auf-
zuschieben sei. Die Beamten der Logen
sollen der Grossloge die Verzeichnisse
aller Mitglieder ihrer Logen zustellen,
damit man solche in das Groaslogenbuch
*) Alto schon so früh bierin keine Überein-
stimmung! Bekanntlich herrschen hierüber noeb
heuUuUge die verschiedensten Ansichten und Be-
stimm tin 44 c u .
**) Eine sehr weise Bestimmung, in der Annahme
gemacht, dass ein einmal Eingeweihter Maurer bleibt,
habe er aneb die Weibe nicht von einer rcgrlniittmigen
Loge erhalten.
***) Der letzte Sati gehört ganz sicher einer spatern
Zeit an, da erst im Jahre 1729 der Grossmeister
Kingston das Geschenk der kreuzweise gelegten
goldnen Federn machte.
t) Vgl. weiter unten das au XXIII. Bescbloasne.
I eintrage « — Zu XXT1. (Jahresfest; Wahl-
tag): »Es wurde verordnet, dass eine von
den vierteljährlichen Zusammenkünften auf
St. Johannis des Evangelisten, eine andre
auf St. Johannis des Täufers Tag in jedem
Jahre soll gehalten werden, es möge als-
dann ein Fest oder eine Wahl sein oder
nicht, wenn es der Grossmeister zum
Besten der Zunft für dienlich findet, worauf
mehr, als auf die Tage zu sehen ist. Doch
hat der Grossmeister die letzten Jahre
daher, weil die meisten vornehmen Brüder
sich an beiden St. Johannistagen ausser-
halb der Stadt befinden, das Fest auf
einen solchen Tag verlegt, der der Brü-
derschaft am passendsten erschien.« —
Zu XXIII. (Anordnungen für das Jahres-
fest): »Die Grossvorsteher wurden vor
Alters von einer gewissen Anzahl Schaff-
ner (Stewards) bei jedem Fest unterstützt,
oder von einigen, welche die ganze An-
ordnung übernahmen . . . Die Grossloge
setzte fest: 1) dass die 8chaffner eher
keinen Wein gemessen sollen, als bis das
Mahl begonnen hat; 2) dass die Mitglieder
| jeder Loge so viel als möglich bei ein-
ander sitzen sollen; 3) dass die Schaffner
; nicht verbunden sein sollen, Wein oder
sonstige geistige Getränke nach 8 Uhr
abends herzugeben; 4) dass entweder das
Geld oder die Einlasskarten an die Schaff-
ner zurückgegeben werden.« — Zu XXV.
(Prüfungsausschuß) : »Die Grossloge be-
stimmte, daas der Prüfungsausschuss und
die Schaffner, nebst andern, bei früher
Tageszeit an dem Orte, wo das Mahl ge-
halten wird, Bich einfinden sollten, wegen
der in dieser alten V. gesetzten Zwecke.«
— Zu XXVIII. (Das grosse Fest; Ver-
söhnungstag): »An dem Tag der allge-
meinen Versammlung und dem Fest finden
keine Klagen und Berufungen statt; siehe
neue V. XIII. In alten Zeiten kamen die
Meister, Vorsteher und Zunftgenossen am
i St. Johannistag entweder in einem Kloster
' oder auf der Spitze des höchsten Hügels
; in der Gegend mit anbrechendem Tage
i zusammen, und nachdem sie ihre neuen
: Grossbeamten gewählt, begaben sie sich
in gehöriger Form herunter nach dem
Festort, der entweder ein Kloster oder
das Haus eines vornehmen Maurers oder
sonst ein geräumiges Wirtshaus war, das
sie für dazu geeignet hielten. Allein in
neuern Zeiten fahren sie in Kutschen, wie
bei dem Aufzug des Grossmeisters Norfolk
beschrieben. Zuweilen haben die Meister
und Vorsteher der einzelnen Logen den
Grossmeister und seine Begleiter an der
Thür oder dem Eingang erwartet und
ihn sodann im Logenzimmer begrüsst, zu-
weilen jedoch ist er mit seinen Begleitern
in das Logenzimmer getreten und hat durch
die Grossvorsteher die Meister und Vor-
steher zu sich rufen lassen. Doch ist das
einerlei : denn die Grossloge muss vor dem
Mahle zusammentreten.« — Zu XXIX.
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Verordnungen, allgemeine.
(Wahl des Grossmeisters)*): »Da man die
alte Anordnung nicht für passend erachtete,
so wurde bestimmt, dass der neue Gross-
meister durch den gegenwärtigen der Gross-
loge bei ihrer Zusammenkunft einige Zeit
vor dem jährlichen Feste solle vorgeschla-
gen werden; billigt man den Vorschlag
oder bringt man nichts dagegen vor, so
soll er, wenn zugegen, sogleich als er-
wählter Grossmeister begrüßet, ist er ab-
wesend, so soll seine Gesundheit als Gross-
meister getrunken werden, und dass er als
solcher, dem gegenwärtigen Grossmeister
zur Linken, sich zu dem Fest begeben
solle. In dieser Weise schlug am Marien-
tage 1721 der Grossmeister Payne den
Herzog von Montagu vor, und seitdem
geschah es bei allen. Daher wird jetzt vor
dem Mahle keine Wahl mehr vorgenommen,
sondern der neue Grossmeister nur noch-
mals bestätigt, was bald abgethan ist.**)
— Zu XXX. (Freie Unterhaltung bis zur
Tafelloge): »Der Grossmeister kann selbst
das Tischgebet verrichten oder einen Bruder,
der ein Geistlicher ist, oder auch den
Schriftführer dazu gebrauchen, dass er vor
und nach der Mahlzeit bete.«***) Zu XXXI.
(Zusammentritt der Grossloge in Gegen-
wart der Brüder): »Diese alte Einrichtung
hat man nicht für rätlich gefunden. Wenn
daher die ganze Versammlung in Form
einer Grossloge beisammen an der Tafel
sitzt, so geschieht keine Veränderung, son-
dern die Mitglieder der Grossloge bleiben
unter die andern Brüder gemischt an
ihren Plätzen.- — Zu XXXII. (Aus-
rufung des neuen Grossmeisters): »Es
hat sich bis in die Neuzeit keine Ge-
legenheit gefunden, diese alte V. anzuwen-
den, da der neue Grossmeister nunmehr
durch den abgehenden einige Zeit vor
dem Fest in Vorschlag gebracht und
von der Grossloge angenommen wird,
wie aus der neuen V. hervorgeht, und
weil kein Grossmeister seit jener Zeit er-
sucht worden, sein Amt noch ein Jahr zu
verwalten.!) — Zu XXXIII. (Nennung
des neuen Grossmeisters durch den ab-
gehenden): »Es ist bisher keine Gele-
Seuheit gewesen, diese alte V. in Anwen-
ung zu bringen, weil kein Grossmeister
in neuerer Zeit ersucht worden ist, sein
Amt noch ein Jahr zu verwalten. — Zu
*) Diese neue V. ist nach dem Konstitutionen-
buche tod 1738 Tom 27. Des. 1720, was ein Druck-
fehler ist, da Montagn, unter dem die A. V.
am 10. Juni 1721 genehmigt wurden, erit am 24. Juni
1721 eingesetzt wurde [Vgl. oben I, S. 561.]
**) Alto eine leere Form machto man aui dem
Wahlrecht, bloi um die Ehre tu haben, von einem
adligen Orosameister regiert in werden.
*••) Ei ist nicht bemerkt, wenn diese neue V. be-
«chlossen worden. Sie kann erst au« spaterer Zeit
«ein; mit Ihr wurde ein neues Amt begründet, das
eines Vorbeters.
t) In spaterer Zeit und noch heute ist letzteres so
sehr der Fall, daas fast gar kein Wechsel anders, als
mit dem Tode des Orossmeislers stattfindet.
XXXIV. (Art der Grossmeisterwahl): »In
neuerer Zeit hat sich keine Gelegenheit
gefunden, diese alte V. in Anwendung
zu bringen, und es kann auch jetzt
dergleichen nicht vorkommen, weil an
dem Festtage weder das Losen stattfindet,
noch Streitigkeiten verglichen werden.« —
Zu XXXV. (Wahl des zugeordneten Gross-
meisters und der Grossvorsteher): »Ein
Zugeordneter wurde jederzeit erfordert,
wenn der Grossmeister von edler Geburt
war. In unarer Zeit hat der erwählte
Grossmeister nicht vorher die Namen des
von ihm ausersehenen Zugeordneten und
seiner Vorsteher öffentlich angezeigt, son-
dern erst dann, wenn er auf den Stuhl
Salomos gesetzt worden war; dann erst
macht er sie namhaft und bestellt sie zur
Verwaltung ihres Amts, sobald sie einge-
setzt worden sind.« — Zu XXXVIIL (An-
rede an die Brüderschaft): »Nach dieser
Rede mögen die fünf üblichen Gesund-
heiten getrunken und vor oder nach jeder
ein Freimaurerlied mit Instrumentalbeglei-
tung gesungen werden. Andre Dinge,
welche die Pflichten u. s. w. des Gross-
meisters betreffen, sind der Brüderschaft
bekannt «*) — Zu XXXIX. (Die Recht«
der jährlichen allgemeinen Maurerversamm-
lung): »Es steht nicht in der Macht irgend
eines Menschen oder eines Vereins von
Menschen, irgend eine Abänderung oder
Neuerung in dem Verein der Maurerei
(body of masonry) zu machen, ohne vorher
erlangte Zustimmung der Grossloge. Eine
jede gehörig versammelte GrossToge hat
die Macht, eine jegliche von den gedruckten
V. im Konstitutionenbuch abzuändern
(amend) oder zu erläutern, wenn nur die
alten Ordnungen (rules) der Brüderschaft
nicht dadurch verletzt werden ; doch sollen
in diesem gedruckten Konstitutionenbuch
ohne Erlaubnis der Grossloge keine Än-
derungen vorgenommen werden. Diesem
nach zielen alle angeführten Änderungen
oder neuen V. bloss auf die Abänderung
oder Erläuterung der alten V. zum Besten
der Maurcrei, ohne den alten Vorschriften
der Maurer Eintrag zu thun, unter steter
Wahrung der Alten Landmarken. Sie
sind zu verschiednen Zeiten, wie man
es für erforderlich hielt, von der Groas-
loge abgefasst worden, die eine ihr zu-
stehende Macht hat, alles, was für un-
passend erachtet werden möchte, abzuän-
dern, und die gesetzmässige Macht besitzt,
bei dem jährlichen grossen Fest zum
Besten der Maurerei neue V., ohne Ein-
willigung sämtlicher Brüder zu machen.
Dies ist ihr seit dem 24. Juni 1721 nicht
bestritten worden; denn die Mitglieder der
Grossloge sind fürwahr die Vertreter der
ganzen Brüderschaft (all the fraternity)
*) Das Konstitutionenbuch Ton 1728 hat schon
mehrere Lieder mit Noten, darunter den Meister-
in fünf Teilen.
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Verordnungen, allgemeine.
501
zufolge der alten V. X.« — Keller fugt
[FZ. 1864, S. 849] diesen neuen V. bei:
»Unter diesen sind mehrere mitgeteilt
worden, die wahrscheinlich erst später be-
schlossen wurden, als die Zeit läuft, die
oben abschließt, die aber nur als Erläu-
terungen dienen; andre, zumal diejenigen,
welche die Orossloge als solche und ihre
Einrichtungen betreffen, nennen uub die
durch die Wahl von vornehmen Gross-
meistern nötig gewordnen oder von diesen
willkürlich oder unbewusst getroffnen Ab-
änderungen. Diese sind schon wichtiger,
obwohl bis hierher noch nichts vorkommt,
was die Zusammensetzung der Grossloge
durch die Vertreter der einzelnen Logen
beeinträchtigt. Zu beachten sind die Zu-
sätze zu VIII., da sie den Beweis liefern,
dass nicht alle die alten Maurer mit der
alten Einrichtung und Gestaltung der
Grossloge zufrieden waren, sondern nach
altem Herkommen Maurer machten, die
sie als gleichberechtigt betrachteten; die
Grossloge verbot zwar dieses alte Her-
kommen, war aber weise genug, auch die
so Eingeweihten als Maurer anzusehen.
Nur die Bildung von ständigen Logen, die
sich ihr nicht fügten, konnte sie nicht
dulden, und sie geriet dadurch in einen
Kampf mit sogenannten Winkellogen, der
viele Jahre dauerte ... — Das jährliche Fest
sollte ursprünglich dazu dienen, Streitig-
keiten zu schlichten, und schon die von
Halliwell (s.d.) aufgefundne Urkunde nennt
es daher den Versöhnungstag. Nach-
dem vornehme Männer an die Spitze
traten, mochte man diese nicht damit be-
lästigen, derlei unangenehme, für sie un-
bekannte und daher langweilige Dinge zu
schlichten, zumal da bei den nun üblich
werdenden grossartigen Schmausereien für
andre Sachen wenig Zeit blieb; man
machte es daher kurz, nahm diesem Ver-
söhnungstag seinen ganzen Charakter, ver-
wies die Streitigkeiten oder Berufungen
von der Versammlung der ganzen Brü-
derschaft weg und an eine viertel-
jährliche Zusammenkunft, die nicht den
Charakter einer allgemeinen Versamm-
lung trug und — legte damit den Grund
zu noch vielen andern Ausschreitungen
des Hergebrachten und zu mancher Un-
zufriedenheit. Dass die Grossvoreteher,
die selbst erst seit der Errichtung der
Grossloge in das Dasein getreten waren,
nicht von Alters her durch Schaffner unter-
stützt werden konnten, wie in der neuen
V. XXHJ behauptet wird, bedarf keiner
Beleuchtung; letztere wurden erst durch
die früher unerhörten Gastereien nötig. . . —
Wie sehr sich aber der Charakter der Brü-
derschaft in kurzer Zeit umgestaltet hatte,
das bezeugt am besten die neue V.XXXIX,
in der man zwar nochmals klar und deut-
lich aussprach, dass es in niemandes Hand
liege, Anordnungen in dem Wesen der Ge-
sellschaft zu machen, aber doch es nicht
mehr für erforderlich erachtete, dasa neue
V. nur mit Einwilligung der Mehrheit der
Mitglieder gemacht werden könnten, son-
dern dieses Recht, vorausgesetzt die Auf-
rechterhaltung der Alten Landmarken, der
Grossloge zuwies.« — Mit Ausnahme eines
sicherlich spätem Zusatzes zu der V. XIH,
der Auszeichnung des Schriftführers, ent-
halten die alten und neuen V. bis Ende
1724 nichts von Vorrechten und Auszeich-
nungen. Von jetzt an beginnen aber, nach-
dem den Äusserungen des Konstitutionen-
buchs von 1788 nach «die Maurerei be-
rühmt im Lande geworden», mit dem Ver-
schwinden der Werkmaurer die Auszeich-
nungen und Bevorzugungen, welche die
alte Gleichheit bedenklich beeinträchtigten.
Den wiederholten Versuchen gegenüber,
Logen ohne vorherige Erlaubnis der Gross-
loge zu errichten, kam ein neuer Zusatz
zu VIII: »Wenn einige Brüder ohne Er-
laubnis eine Loge errichten und auf un-
regelmässige Weise neue Brüder aufneh-
men, so sollen sie in keine regelmässige
Loge, auch nicht einmal als Besuchende
eingelassen werden, bis sie triftige Gründe
für ihr Verhalten beibringen oder sich ge-
i bührend unterwerfen.« Und damit eine
Überwachung stattfinden könne, Irrtum
: über die Rechtmässigkeit einer Loge aber
ausgeschlossen sei, verordnete man zu HI :
' »Wenn eine Loge ihre regelmässigen Ver-
sammlungen nach einem neuen Lokal ver-
legtu so müssen die Beamten solches unver-
züglich dem Grossschriftführer anzeigen. •—
Nachdem man die Verhandlungen von dem
allgemeinen Versammlungstage wegverlegt
hatte, war das in XIH. vorbehaltne Recht,
Lehrlinge zu Meistern und Zunftgenossen
zu machen, eine Last geworden; es wurde
daher 22.Nov.1725 verordnet: »Der Meister
einer Loge, nebst seinen Aufsehern und
einer erforderlichen Anzahl aus der in ge-
bührender Form versammelten Loge, kann
Meister und Zunftgenossen nach Ermessen
machen.« — Verhängnisvoll war, dass in
der Zusammensetzung der Grossloge Ver-
änderungen vorgenommen wurden; denn
zu der neuen V. XII.: »Alle diejenigen,
die Grossmeister gewesen oder sein werden,
sollen in der Grossloge Mitglieder sein
und Stimme haben«, kam bala darauf die
weitere, die den gewesnen Zugeordneten
das gleiche Recht einräumte, und 1727
erhielten auch die Grossvorsteher diese
Berechtigung. — Bereits treten nun auch
Rangstreitigkeiten unter den Logen selbst
auf, so dass man zu deren Beseitigung zu
III. verordnete: »Der Vorrang unter den
Logen ist begründet durch das Alter ihrer
Einsetzung«. Einen Vorrang also erkannte
man an, und nachdem man diese Bewilli-
gung den Logen gemacht, erscheint es
umso weniger auffällig, dass man äussere
Abzeichen anordnete und zu XII. die neue
V. machte: »Meister und Vorsteher der
Logen sollen sich niemals bei der Gross-
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502
Verordnungen, allgemeine.
löge ohne ihre Kleinodien und Bekleidung
einfinden.« Diesem fügte man zu derselben
alten V. bald darauf bei: »Wenn ir-
gend ein Beamter einer Loge nicht in der
Grossloge erscheinen kann, so mag er einen
Bruder derselben Loge, jedoch nicht einen
bloss eingetretnen Lehrling, mit seinem
Kleinod dahin schicken, damit er seine
Stelle vertrete und die Ehre seiner Loge
wahre.« Also bis dahin war es als der
beste Beweis der Gleichberechtigung aller
noch möglich gewesen, einen kaum Ein-
getretnen als Stellvertreter in die Gross-
loge zu schicken, trotz des Verbots in den
Alten Pflichten, was nicht denkbar wäre,
hätten Grade in früherer Zeit bestanden. —
Einzelne Zusätze zu den V., wie: «dass
kein Bruder in der Grossloge mehr als
einmal wegen einer Sache reden soll, es
Seschehe denn, um sich deutlicher auszu-
rücken oder wenn er von dem Vorsitzen-
den zum Sprechen aufgefordert wird«, und
zu XXII.: «dass keine besondere Loge
ein eignes Fest an dem Tage des allge-
meinen Festes haben soll«, bilden den
Übergnng zu einschneidenden) V., bo zu
I. (beschlossen 17. März 1731): «Zur Ab-
stellung von Unregelmässigkeiten soll nie-
mand als der Grossmeister, sein Zugeord-
neter und seine Vorsteher, welche die ein-
zigen Grossbeamten sind, ihre Kleinodien
in Gold an blauen Bändern um ihren Hals
und weisse lederne Schürzen mit blauer
Seide tragen; die ehemaligen Grossbeamten
dürfen gleiche Schürzen tragen«; zu II. (be-
schlossen an demselben Tage): »Die Meister
und Vorsteher der besondern Logen mö-
gen ihre weissen ledernen Schürzen mit
weisser Seide füttern und ihre Kleinodien
an weissen Bändern um den Hals hängen«;
zuXXHI. (beschlossen an demselben Tage):
•Die Schaffner haben die Erlaubnis, Klein-
odien von Silber (jedoch nicht vergoldet!
an roten Bändern um den Hals hängend
zu haben, weisse Stäbe zu tragen und ihre
weissen ledernen Schürzen mit roter Seide
zu füttern; die ehemaligen Schaffner dür-
fen gleiche Schürzen tragen.« [Vgl. oben
I, 8. 241.J — Aus diesen V. und den um
jene Zeit üblichen pomphaften öffentlichen
Aufzügen [vgl. oben I, S. 2471 weht ein
Geist, der der alten Brüderschaft fremd
war, und wenn solche Erlaubniserteilungen
das Streben nach äusserer Auszeichnung
begünstigten und den Luxus in den Mau-
rernalien heimisch machten, so konnten
sie auch nur dazu beitragen, die wirk-
lichen arbeitenden Maurer vollends aus
den Logen zu treiben, die kein Geld
für kostbare Auszeichnungen und Gaste-
reien übrig hatten. Dabei blieb es nicht,
denn es wurde bald darauf beschlossen,
zu XXIII.: «Die Schaffher sollen das
Vorrecht haben, dass ein jeder derselben
seinen Nachfolger in diesem Amt für das
folgende Jahr ernenne« [vgl. oben I, S. 240].
— Bereits fiel die Wahl der Grossvorsteher
in der Regel auf Schaffner; besorgten nun
diese die Tafel, so war es nur noch nötig,
auch die übrigen Geschäfte der Grossloge
an eine andre Behörde zu übertragen, um
von allen unbelästigt das Dasein als Gross-
loge feiern zu können. Eine solche Be-
hörde bot sich dar in der AlmoBenkom-
mission (s. d.), die durch thätige Mitglieder
errichtet und ausgebildet worden war, und
so beschloss man (am 13. Dez. 1733) zu
XIII.: «einstimmig, dass wegen der über-
hand nehmenden Geschäfte der Grossloge
das, was sie nicht erledigen könne, der
Almosenkommission überlassen solle, diese
aber der nächsten Grossloge davon Bericht
erstatten möge.« — «Hierdurch hat die Gross-
loge,« bemerkt Kloss, «gewissermassen den
Überrest ihrer Unabhängigkeit bei Fassung
von Beschlüssen freiwillig hingegeben, und
der ursprünglich zur Verwaltung der Ar-
mengelder bestimmte Ausschuss bildete
sich zu einer Meisterversammlung aus, in
dessen Hände die wichtigsten Verfügungen
und Vorbereitungen zu neuen Beschlüssen
gelegt und somit die oberste Gewalt der
Grossloge mehr oder weniger zweifelhaft
wurde. Auf diese Weise musste die ur-
alte Bestimmung der Generalversammlung
beim grossen teste immer mehr in den
Hintergrund treten und ihr hauptsächlich
nur die Repräsentation, sowie die Mahl-
zeit als äusserlicher Zweck übrig bleiben.
Es ist begreiflich, dass von nun an keine
Spur von Mitwirkung aller Mitglieder,
selbst des jüngsten Lehrlings, bei einem
Beschluss der Grossloge mehr vergönnt
war. Allerdings war die Stiftung eines
Ausschusses erforderlich, um die zur Ent-
scheidung vorzubringenden Gegenstände
vorzubereiten und zu ordnen; ob es aber
nicht zu Missständen führen musste, dass
gerade der ursprünglich aus sieben Mit-
gliedern gebildete Ausschuss, der den
Schlüssel zum Gelde in der Hand hatte,
eine so ausgedehnte Gewalt erhielt, dass
zumal sie mit dem Einziehen der Beiträge
der Logen und deren Verwaltung schon
hinreichend beschäftigt sein konnte, kann
billig kaum in Zweifel gezogen werden.
Durch diese Neuerung, die sich im Laufe
der Zeit immer mehr ausbildete, wurde
die Gleichheit in der Loge unter den
Brüdern gefährdet.« — Es kommen nun
folgende V.: Zu VIII.: »Wenn eine Loge
in dem Weichbild von London aufhören
sollte, zwölf Monate hintereinander sich
regelmässig zu versammeln, so soll ihr
Name und Lokal im grossen Logenhause
und in der gestochnen Logenliste auage-
strichen und getilgt werden, und wenn sie
wieder darum ansucht, als eine regelmässige
Loge anerkannt und eingetragen zu wer-
den, so muss sie ihre vorige Stelle und
Vorrang verlieren und sich einer neuen
Gründung unterwerfen.« — «In Betracht,
dass einige uns fremde Brüder in jüngster
Zeit heimlich aufgenommen worden, das
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Yerorduungeii, allgemeine.
503
heiBiit in keiner regelmässigen Loge, noch
kraft irgend einer Gewalt oder Befreiung
vom Grossmeiater und zur Unehre der
Zunft gegen wohlfeile und unwürdige Auf-
nahmegebühren , wird beschlossen, das«
keine also aufgenommne Person, noch wer
bei deren Aufnahme beteiligt gewesen,
weder Grossbeamter, noch ein Beamter
einer besondern Loge sein, an dem allge-
meinen Almosenfonds Anteil haben soll,
wenn sie in den Fall käme, Unterstützung
zu bedürfen.c — Zu XII.: »Alle gegen-
wärtigen und vormaligen Grossbeamten,
die den Versammlungen der Grossloge bei-
wohnten (mit Ausnahme des grossen Festes),
sollen eine halbe Krone zu den Unkosten
der Versammlung bezahlen.« — Zu XXIII.
(vom 24. Juni 1735): «Es verordnete die
Grossloge auf Ansuchen der gewesnen
Schaffner in betreff ihrer geleisteten Dienste
und künftigen Nutzbarkeit: 1) daas sie zu
einer Loge von Meistern, Scnaffner- (Ste-
wards-) Loge genannt, gebildet und als
solche im Grosslogenbuch und dem ge-
druckten Verzeichnis, nebst der Zeit und
dem Ort ihrer Arbeiten eingetragen wer-
den sollten; 2) daas die Schaffnerloge das
Vorrecht haben sollte, eine Abordnung von
Zwölfen zu jeder Grossloge zu schicken,
nämlich den Meister, die Aufseher und
neun andre, und »oll jeder der Zwölf
daselbst stimmen und jeder, der vor ihnen
erscheint, eine halbe Krone zu den Un-
kosten für die Grossloge erlegen; 3) daas
kein Bruder, der nicht Schaffner gewesen,
die ihnen gestattete Gattung von Schürzen
und Bändern tragen soll; 4) daas jeder der
zwölf Abgeordneten aus der Schaffnerloge
in der Grossloge ein besonderes Kleinod
an einem roten Band tragen soll; 5) daas
die zwölf dienstthuenden Schaffner des
laufenden Jahres stets mit ihrer besondern
Bekleidung und Kleinodien in der Gross-
loge erscheinen und zu den Unkosten der
Versammlung den Anteil von vier Logen
bezahlen sollten. Doch dürfen sie nicht
stimmen, ja selbst nicht einmal sprechen,
ausser auf Begehren oder sonst allein
über das, was das nächstfolgende Fest
angeht« [Vgl. oben I, S. 240.] Was
auf diese Weise unvermerkt eingeführt
ward, wurde schon am 14. Juni 1753 als
Herkommen ausgesprochen, worauf die
letzte Verfügung vom 3. Febr. 1779 dieser
Neuerung die Krone aufsetzte: »demnach
man aus dem Konstitutionenbuch ersieht,
daas es ein unwandelbarer Gebrauch der
Gesellschaft gewesen ist, die Beamten der
Grossloge lediglich aus denjenigen Brüdern
zu erwählen, die das Amt eines Gross-
schaffnera bekleidet haben, so wird be-
schlossen, dasa fortan kein Bruder als
Grossbeamter angestellt werde, er habe
denn das Amt eines Grosaschaffners bei
einem grossen Fest versehen, und er sei
ein wirklich konstituierendes Mitglied der
Schaffnerloge zur Zeit seiner Ernennung.«
Die Grossloge zu London hat hierdurch
den von den sogenannten höhern Graden
in reichem Masse benutzten Grundsatz,
daas das mehrzahlende Mitglied auch mehr
zu sagen habe, zu allererst in der Mau-
rerei eingeführt. Hierzu ist die Auszeich-
nung der Schaffner, die rote Farbe, zu
nehmen, die von den Hochgraden seit 1740
nutzbar angenommen wurde. Diese Farbe
ist somit erst seit dem 17. März 1731 unter
den Maurern bekannt. (Vgl. oben I, S. 241.]
Unzuträglichkeiten bei den Veraamm-
lungen hessen eine feste Geschäftsordnung
für die Groasloge vermissen. Der thätige
zugeordnete Grosameister Ward (s. d.) ent-
warf eine solche in zehn Artikeln, diese
wurde als XL. allgemeine V. am 6. April
1786 beschlossen: »Art. 1. Kein Bruder
soll in die Grossloge eingelassen werden,
ausser denen, die bekannte Mitglieder sind,
nämlich die vier dermaligen und alle frü-
hern Grossbeamten, der Schatzmeister und
der Schriftführer, die Meister und Aufseher
aller regelmässigen Logen; der Meister,
die Aufseher und noch weitere neun aus
der Schaffnerloge, mit Ausnahme eines
Bruders, der eine Bitte vorzubringen hat,
oder Zeuge ist in einem besondern Fall,
oder wer Dei einem Antrag berufen wird.
— Art. 2. Sobald der dritte Hammerschlag
des Grossmeisters ertönt (den der Ältere
I Grossvorsteher jederzeit wiederholen muss),
; hat allgemeines Stillschweigen einzutreten,
und wer es ohne Erlaubnis unterbricht,
soll vom Vorsitzenden öffentlich bestraft
werden. — Art. 8. Unter gleicher Strafe
muss ein jeder Bruder seinen Sitz ein-
nehmen und ein genaues Stillschweigen
beobachten, wenn der Grossmeiater oder
dessen Zugeordneter es für gut befin-
det, sich zu erheben und zur Ordnung zu
rufen. — Art. 4. Jedes Mitglied der Groas-
loge muss seinen Sitz behalten und darf
sich nicht während der Verhandlungen von
einem Platz zum andern begeben, die Gross-
vorsteher auagenommen, weil diese un-
mittelbar für die Loge Sorge tragen müssen.
— Art. 5. Nach der V. der Groasloge vom
21. April 1730 (wie jetzt im Grosslogen-
buch eingetragen worden) soll kein Bruder
mehr als einmal Über eine Sache reden,
es sei denn, daas er sein Vorbringen zu
erläutern habe oder vom Vorsitzenden auf-
gefordert werde, sich auszusprechen. —
Art. 6. Jeder Sprechende hat sich zu stellen
und gegen den Vorsitzenden hin zu wen-
den, und es darf ihm bei Strafe niemand
in die Rede fallen. Nimmt der Grossmeister
aber wahr, dasa er von dem Gegenstand
abweicht, über den er reden wollte, und
hält er es für dienlich, ihn zur Ordnung
zu rufen, so soll der Sprechende in die-
sem Falle sich niedersetzen ; sofern er sich
aber in die Ordnung fügt, steht es ihm
frei, weiter fortzufahren. — Art. 7. Wenn
ein Mitglied der Grossloge in einer Ver-
| sanimlung zweimal zur Ordnung ge-
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504
Verordnungen, allgemeine.
rufen worden und sich zum drittenmal
desselben Vergehens schuldig macht, so
soll der Vorsitzende ihm nachdrücklich
anbefehlen, den Sitzungssaal für denselben
Abend zu verlassen. — Art. 8. Wenn einer
sich so gröblich vergange, einen Bruder
hohnisch auszuzischen oder das, was ein
andrer gesagt hat, so soll er sofort von
der Versammlung ausgeschlossen und un-
fähig erklärt werden, künftig jemals wie-
der Mitglied der Grossloge zu werden; es
sei denn, dass er seine Fehler einsähe und
Verzeihung erlangte. — Art. 9. Es soll
kein Antrag wegen einer neuen V. oder
wegen Änderung einer alten geschehen,
ehe und bevor man ihn dem Vorsitzenden
schriftlich eingereicht hat. Hat der Gross-
meiötcr die Eingabe wenigstens zehn Mi-
nuten überlegt, so kann diese öffentlich
vorgetragen werden. Alsdann soll der
Schriftführer diese mit lauter Stimme vor-
lesen, und wenn zwei oder drei der Sache
beipflichten, so muss sie der ganzen Ver-
sammlung zu überlegen gegeben werden,
damit man ihre Meinung darüber höre.
Hierauf soll der Grossmeister die Frage
stellen: ,Ob der Vorschlag angenommen
oder abgelehnt wird.» — Art. 10. Die Mei-
nungen oder Stimmen der Brüder wer-
den stets dadurch bezeichnet, dass jeder
eine seiner Hände aufhebt Die Gross-
aufseher haben diese zu zählen, es sei
denn, dass die Zahl der Hände so ungleich
wäre, dass das Zählen überflüssig würde.
Auch soll keine andre Art von Abstim-
mung je unter Maurern zugelassen wer-
den.« — Bekanntlich wurde schon der erste
Grossmeister Sayer durch Mehrheit der
aufgehobnen Hände erwählt. — Wichtig
erscheint auch noch, was die Grossloge
unter dem 25. Jan. 1738 über die Selbst-
regierung in den Logen verordnete. — Zu
IX.: »Da sich über die Verlegung der
Logen aus einein Haus in ein andres
Zwistigkeiten erhoben haben über die
Frage: wem die Entscheidung darüber zu-
stehe, so wird hiermit angezeigt, dass keine
Loge ohne des Meisters vorwisseu verlegt
werden darf, dass keine Vorbereitung zu
einer solchen Verlegung in Abwesenheit
des Meisters getroffen werden darf, und
dass, wenn die Absicht zwei- oder dreimal
bekannt gemacht worden, von dem Meister
an jedes einzelne Mitglied eine Einladung
zu erlassen sei, worin von dieser Ange-
legenheit Meldung geschieht und ein be-
stimmter Tag zu ihrer Besprechung und
Entscheidung festgesetzt ist, auch muss
diese Benachrichtigung wenigstens zehn
Tage vorher erlassen werden. Der Besch luss
erfolgt durch Stimmenmehrheit dann, wenn
unter dieser sich die Stimme des Meisters
befindet; sollte dieser aber mit der Min-
derheit gestimmt haben, so soll die Loge
nur dann verlegt werden, wenn sich volle
Zweidritteile der Anwesenden dafür aus-
sprechen. Sollte jedoch der Meister sich
weigern, diese Einladungen zu erlassen, so
mag es einer von den Vorstehern thun,
und wenn der Meister sich an dem be-
stimmten Tage nicht einstellt, so kann der
Vorsteher bei Entscheidung der Sache in
beschriebner Art den Vorsitz führen. Doch
darf in des Meisters Abwesenheit kein
andrer Gegenstand als der, worauf die
Einladung lautet, vorgenommen werden.
Ist dann wegen Verlegung der Loge ein
regelrechter Beschluss erfolgt, so soll der
Meister oder Vorsteher den Schriftführer
der Grossen Loge davon benachrichtigen,
damit solches bei der nächsten viertel-
jährigen Versammlung kund gemacht
werde. « — Dies sind die allgemeinen alten
und neuen V. der Grossloge bis zur Her-
ausgabe der zweiten Auflage des Konsti-
tutionenbuchs. Von den weiter folgenden
genügt es, nur die wichtigern anzuführen.
Da findet sich kurz nachher (24. Juni 1741)
ein Beweis, wie mangelhaft diese V. ge-
kannt oder beachtet wurden, da man an
diesem Tage den Beschluss fasste: »Der
Schatzmeister der Gesellschaft soll alljähr-
lich in der auf das grosse Fest folgenden
Versammlung gewählt werden, und zwar
ausschliesslich von den in der vierteljähr-
lichen Versammlung zusammengekomm-
nen Brüdern; ebenso sollen der Schatz-
meister, der Schriftführer und der Schwert-
träger (s. d.) Mitglieder einer Vierteljahr-
versammlungoder Grossloge sein«, während
nach der V. XHI. die Mitglieder ersterer
ausser für die Wahl der Grossbeamten
schon längst Stimmrecht hatten. — Ver-
geblich wird man bis hierher in den alten
sowohl, als den neuen V. nach einer An-
ordnung suchen, die mit einer Zensur
Ähnlichkeit hätte. Man hielt die Maurer
wahrscheinlich durch ihr Versprechen für
hinlänglich gebunden und war ja selbst
durch die Herausgabe des Konstitutionen-
buchs mit dem Beispiel vorangegangen,
dass die Veröffentlichung der Geschichte
sowohl, wie der Gesetze ganz unbedenklich
geschehen könne. Erst 1741 schlug Fo-
therly Baker der Grossloge vor, «ein Ge-
setz oder einen Befehl zu erlassen, dass kein
Bruder sich unterfangen solle, die Ver-
handlungen irgend einer Loge oder einen
Teil oder die Namen der in einer solchen
Loge anwesenden Personen zu drucken
oder deren Abdruck zu veranlassen, ausser
im Auftrag des Grossmeisters oder seines
Zugeordneten, bei Strafe, nicht mehr als
Maurer anerkannt oder bei irgend einer
Versammlung der Grossloge oder in irgend
welcher Loge eingelassen und zugleich zur
Übernahme irgend eines Amts in der Zunft
unfähig zu werden«, — ein Vorschlag, der
•einstimmig angenommen und als Gesetz
in das grosse Logenbuch einzutragen be-
fohlen wurde.« — Am 3. April 1747 fasste
man den Entschluss, die öffentlichen Auf-
züge, die Anlass zu allerlei Ärgernis ge-
geben hatten, einzustellen, doch blieb
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Verordnungen, allgemeine.
505
die Anordnung nicht in Wirksamkeit.
[Vgl. oben I, S. 247.1 - Eine V. über
Aufnahmen vom 23. Nov. 1753 gestattet
einen Einblick auch in dieses Oebiet
der damaligen Maurerei: «Art. 1. Keine
Loge soll jemals einen Maurer aufneh-
men, ohne gehörige Nachforschung nach
seinem Charakter [vgl. Alte Pflichten V.];
auch soll keiner Loge gestattet sein, in
einer und derselben Logenarbeit denselben
Bruder aufzunehmen und zum Meister zu j
erheben, ohne vorgängige Befreiung des j
Grossmeisters, die jedoch nur bei beson-
dern Anlässen in Anspruch genommen
werden darf. Art. 2. Keine Loge soll je- I
mals einen Maurer aufnehmen unter einem
geringem Betrag, als einer Guinee. Diese
Guinee soll entweder dem besondern Lo-
genschatz oder dem allgemeinen Almosen- i
fonds ohne einigen Abzug für Bezahlung
des Speisewirts u. s. w. überwiesen werden, {
bei Strafe der Verwirkung des Freibriefs. !
Doch soll sich dies nicht auf die Auf- j
nähme von Aufwärtern, Dienern oder ge- |
ringen Redienten erstrecken, die von der
Loge, die sie bedienen sollen, eingeführt
werden können, vorausgesetzt, dass eine ]
dergleichen Aufnahme oder Einführung
ohne Aufnahmegebühr und Vergütung ge-
schieht.« — Am 27. Juni 1754 fasste man
einen Beschluss, der beweist, dass man sich
auch um die Logen ausserhalb Londons,
die seither sehr stiefmütterlich behandelt
worden waren, zu bekümmern begann. «Es
soll jeder Bruder, je nachdem er Gelegen-
heit findet, nach bestem Vermögen nach
den Arbeiten und der Aufführung der Lo-
gen im Laude Nachforschungen anstellen
und darüber in der nächsten Vierteljahr-
Versammlung geeignete Mitteilung macheu.
Alle Logen, über die kein befriedigender
Bericht erstattet werden kann, sollen aus-
gestrichen werden.« — Ernstlichere Ver-
bote gegen Hinaustragen der maurerischen
Auszeichnungen und Teilnahme an uu regel-
mässigen Arbeiten wurden am 29. ]Sov.
1754 erlassen: »Wenn irgend ein Maurer
ohne die besondereGestattung des jeweiligen
Grossmeisters oder seines Zugeordneten
als Maurer mit irgend einem der Kleino-
dien oder der Bekleidung der Zunft be-
kleidet irgend einem Begräbnis beiwohnen
wird, so soll er nicht allein für immer
unfähig sein, in einer Loge Beamter zu
werden, sondern selbst als wachthabender
Bruder in einer Loge zu erscheinen oder
an dem allgemeinen Almosenfonds Teil zu
haben, wenn er in den Fall kommen würde,
dieses zu bedürfen.« — »Wenn ein Thür-
hüter (Ziegeidecker — s. d. — Tyler) be-
suchen, bewachen, oder als Thürhüter
Dienste leisten sollte bei irgend Arbeiten
oder anmasslichen Logen von Personen,
die sich Maurer nennen, keine regelmässig
gebildete Logen sind, noch die Gewalt
unser« Grossmeisters anerkennen und sich
den Gesetzen der Grossloge nicht unter-
werfen, so soll ein solcher auf immer un-
fähig sein, ein Thürhüter oder ein Be-
suchender in einer Loge zu sein oder an
dem allgemeinen Almosenfonds Anteil zu
haben.« — An verschiednen Stellen abge-
ändert und in eine zweckmässigere Ord-
nung gebracht wurden die V. in der Aus-
gabe des Konstitutionenbuchs von 1767.
Es kam dazu noch eine solche am 26. April
1773, durch die der Eintritt in den Bund
zu einer Einnahmequelle für die Gross-
loge gemacht wurde: »Jede Loge hat dem
Grossschriftführer an oder vor einer Ver-
sammlung ein regelmässiges Verzeichnis
ihrer Mitglieder, nebst dem Tag ihres Bei-
tritts oder ihrer Aufnahme und der mög-
lichst genauen Angabe ihres Alters, ihrer
Titel, Gewerbe oder Geschäfte zuzustellen.
Für jede als Maurer eingeweihte Person
sollen fünf Schillinge und für jede als
Mitglied angenommene Person 2ljt Schil-
linge erlegt werden, um ihre Namen in
das Grosslogenbuch einzutragen. Auch
soll von nun an keine als Mitglied ange-
nommne Person Anspruch an den allge-
meinen Almosen fonds oder an irgend ein
andres Vorrecht der Grossloge haben, wenn
nicht ihr Name gebührend eingetragen
und die erwähnte Gebühr bezahlt ist.« —
Gegen das Verkaufen von Freibriefen und
Verlegen von Logen in andre Lokale fin-
det sich eine V. vom 1. Mai 1775: »Wenn
von nun an eine vorläufige Gestattung
(warrant) oder ein Logen freibrief verkauft
oder gegen eine Geldvergütung weiter ge-
geben oder irgend eine ungesetzliche Weise
zur Erlangung eines Freibriefs angewendet
werden würde, so soll ein solcher Freibrief
verwirkt sein und die Loge aus dem Ver-
zeichnis ausgestrichen werden. Keine Loge
soll fortan als regelmässig verlegt erachtet
werden, bis dass die in Kraft stehenden
Gesetze hinsichtlich der Verlegung des
Lokals genau erfüllt sind; und damit ein
solches gebührend vergewissert werde, so
wird verordnet, dass die Bücher einer jeden
Loge innerhalb des Weichbilds von Lon-
don, die auszuziehen beabsichtigt, vom
Grossschriftführer besonders eingesehen
werden, ehe eine solche Veränderung oder
der Auszug stattfindet; auch sollen die
Logen auf dem Lande öfters an die Ge-
setze über die. Verlegungen und an die
Folgen einer Übertretung dieser Gesetze
erinnert werden.« — Einer V. vom 14. Febr.
1776 nach hatten die Grossbeamten an den
seitherigen Zieraten noch nicht genug,
denn man beschlosB: »dass alle dermalige
und künftig gewesne Grossbeamte als Ab-
zeichen ein besonderes von Gold oder ver-
goldet tragen dürften. Jeder Beamte solle
sein ehemaliges Amtszeichen tragen, doch
müsse es in einem Zirkel oder einem
Oval ruhen, auf dessen Rand sich der
Name der Person und das Jahr ihres Amts
befinde. Der Grund des Kleinods soll
blau emailliert sein und dasselbe in der
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50Ü VerpflichtunpMchein (R
Grossloge an einem blauen Band getragen I
werden.« Der Eintritt königlicher Prinzen
leitete zu der V. (1782): »Wenn jemals
ein Prinz von königlichem Geblüt der Ge-
sellschaft die Ehre erzeigen sollte, das
Amt eines Grossineiaters anzunehmen , so
soll ihm freistehen, irgend einen Peer aus i
dem Königreich zu seinem dirigierenden
Grossmeister zu ernennen.« — Wenn nun
auch diese V. der ersten Grossloge für die
Gegenwart keine grosse praktische Be-
deutung mehr haben, sind sie doch äusserst
wichtig als Quelle von manchem, was heute
noch gültig ist, und als Fingerzeig dafür,
wie man von dem Einfachen weiter schritt,
um zuletzt zu einem Wulst von Zieraten
nicht allein, sondern auch zu einer Menge
Sesetzlicher Bestimmungen zu gelangen,
ie mit dem Ursprünglichen und der Gleich-
berechtigung in unvereinbarem Wider-
spruch stehen.
Verpfllchtungsscheln (Revers). 1) Die
Ausstellung eines solchen durch den Auf-
zunehmenden ist in mehreren Logen üb-
lich. — 2) In der strikten Observanz, b.
Unterwerfungsakte.
Verräterei. Eine der ersten Pflichten
eines Freimaurers ist die Verschwiegenheit
(s. Geheimnis, Verschwiegenheit), und
doch ist sie es gerade, die am meisten
verletzt worden ist. Die freimaurerischc
Litteratur ist dessen Zeuge. Nach der
Entstehung und Ausbildung des Bundes
war man eifrigst bemüht, dessen vermeint-
liches Geheimnis zu erfahren, und diese
Bemühungen wurden durch Mitglieder er-
leichtert, die entweder dem Bunde selbst
untreu geworden waren oder im Streit
der innern Parteiungen durch Mitteilungen
aus den Ritualen den Gegner zu schädigen
suchten. Dazu gesellten sich noch gewinn- l
süchtige Büchermacher, die auf die Neu- j
gierde der Nichtinaurer sowohl, alsder Mau-
rer rechnend, Bücher in die Welt schickten,
die Wahres und Falsches untereinander men-
gend, auf die Phantasie der Leser wirken
sollten. Von dem Grand Mystery (1724)
und dem Vademecum (s. d.) au finden
wir eine Reihe verschiedner Bücher vor,
die darauf gerichtet waren, das Rituelle
des Bundes dem Publikum vorzulegen. ,
Prichards Masonry dissected, (Traveuols) \
Catechisme, L'ordre des Francs -Macons 1
trahi, Lea Francs-Macons cerases, Jachin
and Boaz, Macounerie Adonhiramite, der i
Signatstern u. s. w. bis zum Macbenac,
Sursena, Hephata, um nur diese wenigen
Titel zu nennen (über die Reichhaltigkeit
dieser Schriftenklasse vgl. man Kloss, Bibl.,
Klasse VIU), machen Mitteilungen über
die verschiednen Rituale und Stufen, so
dass es nur sehr wenige geben möchte,
über die man sich nicht zur Genüge
unterrichten könnte. Freilich sind viele
Angaben mangelhaft und voller Fehler.
Diese ganze Klasse Schriften bezeichnen
wir als wirkliche Verräterschriften uud
svers) — Verräterei.
nehmen davon nur alle amtlich gedruckten
Rituale aus, weil bei diesen keine Absicht
des Verrats vorhanden ist. Deshalb
sind diese Mitteilungen auch nicht von
dem alten Eide getroffen. Diese Rituale
sollen nicht in die Öffentlichkeit kommen,
Bondern sind nur zum Gebrauch der Bun-
desangehörigen bestimmt. Aber, wenn
dem auch so sein soll, sie geraten doch
in fremde Hände und dienen dann dazu, das
Gebrauchtum ausserhalb des Kreises, für den
es bestimmt ist, zu verbreiten. Man kann
behaupten, dass es in ritueller Hinsicht
nichts mehr zu verraten giebt deshalb
das Versprechen der Verschwiegenheit
ganz unnütz und es nur Schuld der
Nichtmaurer ist, wenn diese immer noch
in dieser Richtung auf besondere Ent-
hüllungen begierig sind. Ob also in dieser
Beziehung noch Verrat geübt werden
kann, erscheint sehr zweifelhaft. Soviel
jedoch steht fest, dass ein Freimaurer, da
er darüber Verschwiegenheit angelobt hat,
nicht in öffentlichen Schriften das Rituelle
der Verbindung behandeln soll, wenn nicht
etwa geschichtliche Untersuchungen die
Veröffentlichung erheischen, so z. B. wenn
es sich um die Vergleichung des Hütten-
brauchs der Steinmetzen, des von Plot
veröffentlichten Katechismus und der
jetzigen Rituale handelt. Dergleichen
Arbeiten, die rein wissenschaftlich sind,
liegen ausserhalb des Verrats. Überhaupt
findet er selbst da, wo es sich um den Zweck
des Bundes, um die Aufstellung der Idee der
Freimaurerei handelt, wo die Untersuchun-
gen in ernstem, würdigem Ton geführt
werden, nicht _statt. Die Freimaurerei ist
soweit in die Öffentlichkeit getreten, dass
sie sich auch das Licht der Kritik muss
gefallen lassen; nur die Absicht und die
Freude, geheim gehaltne Gebräuche ver-
öffentlichen zu können, die Neugier Aussen-
stehender zu erregen, nur das macht den
Verrat, und der verfällt nicht etwa Strafen,
— sondern der moralischen Verachtung. Der
maureriBche Schriftsteller hat daher in
seinen Veröffentlichungen alles das zu ver-
meiden, wodurch das Rituelle und Sym-
bolische des Bundes preisgegeben wird,
während die Geschichte sowohl, als der
Zweck behandelt werden dürfen, damit
die Vorurteile zerstreut und das wahre
Wesen des Bundes auch den Nichtmaurern
bekannt werde. Nur die Form, unter der
dieser Zweck erreicht wird, bleibt von der
Mitteilung ausgeschlossen, weil sie ausser-
halb der Eigenart ihrer Darstellung leicht
missverstanden und dem Spott ausgesetzt
werden kann. Ausser diesen gedruckten
und schriftlichen Veröffentlichungen wird
jetzt wohl kaum eine andre Art Verrat
vorkommen, gelegentliche Ausplaudereien
(s.Verschwiegenheit) ausgenommen. Fälle
wie die Torrubias (s.d.), der sich zum Frei-
maurer aufnehmen Hess, um die Logenmit-
glieder der Inquisition anzuzeigen, sind
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Versammlungen
— Verschwiegenheit, Tugend und Treue, Orden der.
507
in der Gegenwart weniger denkbar und
fallen in die Kategorie der Verfolgungen
(b d ). Die vorhin erwähnten Ausplau-
dereien möchten wir — so tadelnswert und
unmännlich sie auch sind — nicht gerade
mit dem Ausdrucke »V.« bezeichnen, nur
mit dem der Fahrlässigkeit und Schwatz-
haftigkeit. Dasa sie hart gerügt werden
müssen, ist selbstredend; sie verletzen
das Gefühl der Vertraulichkeit, die un-
ter Maurern herrschen soll, und legen
häufig den Grund zum Unfrieden in den
Logen und zum Zerwürfnis unter den
Mitgliedern. Wie gemein — es giebt ]
keinen andern Ausdruck dafür — zeigt j
sich nicht die Gesinnung dessen, der z. B.
das, was bei einer Kugelung, bei einer
vertraulichen Besprechung über Aufnahme
u. dgl. geäussert wurde, dem Betreffenden
mitteilt. Diese Handlungsweise erscheint
als eine grössere Pflichtverletzung, als
jene, die vielleicht läppischer- und täppi-
scherweise einige Gebräuche, die man
auch aus Büchern kennen lernen kann,
einem Nichtmaurer mitteilt. Es wird durch
diese Handlungsweise das Vertrauen der
Mitglieder unter einander geschwächt und
stellt die Loge weit unter die gewöhn-
lichen Vergnügungsvereine und Gesell-
schaften, in denen man ebenfalls streng da-
rauf hält, dass über die innern Vorgänge
Verschwiegenheit bewahrt werde. Das Be-
kanntmachen maurerischer Gebräuche bil-
ligen wir nicht, sobald es nur in der Absicht
geschieht, sie zu veröffentlichen. Frei-
lich giebt es Fälle, wo man genötigt sein
kann, Angriffen auf den Bund nicht anders
zu entgegnen, als durch genaue Darlegung
des Innern. Hier ist die Erhaltung des
Bundes das Wichtigere. Die frühere Angst- ;
lichkeit und Geheimniskrämerei ist in
Deutschland, wie in andern Ländern dem
Geist der Öffentlichkeit gewichen, und man
hat darin nicht Unrecht gethan. Mag nur
jeder bei seinen Veröffentlichungen das
vermeiden, was in Inhalt und Form der
Sache und dem Geist der Maurerei wider-
spricht und in das eigenste, engbegrenzte
Gebiet der Verech wi egenh eit geh ört. Das G e-
heimnis des Bundes, das weder durch Wort,
noch durch Schrift verraten werden kann,
offenbart sich nur solchen, die mit ihrem
eignen Gemüt und Geist es erkennen und
empfinden. Es liegt im Geist der Mau-
rerei und der ganzen Eigentümlichkeit
ihres Wesens und kann nur an und in sich
selbst erfahren und erlebt werden.
Versammlungen I. In alter Zeit ver-
sammelte sich die Grossloge im Jahre nur
einmal; seit 1717 wurden vierteljährliche
sogen. Quartalversammlungen bei der
Grossloge von England eingeführt, die
auch bei den übrigen Grosslogen üblich
geworden sind. — n. Bei den Logen kennt
man: 1) rituelle V.. sogen. Arbeitslogen,
im 1., 2. und 3. Graa. Die V. im 1. Grad
finden meist monatlich mindestens einmal
statt, die V. der andern Grade seltner. Sie
sind entweder Unterrichts- oder Aufnahme-,
bezw. Beförderungslogen. Besondere Logen
bilden die Wahl-, die Trauer- (s. d.) und die
Festlogcn, letztere zur Feier des Johannis-
tags, des Stiftungstags, des Geburtstags vom
Landesherrn u. s. w. Zu den rituellen
V. rechnen auch die Tafellogen (s. d.), die
Schwesternfestlogen (s. d.). Ausserdem be-
stehen 2) ritualfreie V., wie Verhand-
lungen in den einzelnen Graden, Klub-V.,
gesellige V., Brudermahle (s. d.). Nach
den Graden teilen sich die V. in Meister-
V., an denen nur Meister Anteil nehmen,
Gesellen- V., an denen nur Meister und
Gesellen beteiligt sind, und Lehrlings-V.,
an denen die Maurer aller Grade zugelassen
sind. (Vgl. Bh. 1861. S. 51 (über Grund-
sätze für zukünftige Umgestaltung der
Formen freimaurerischer Zusammenkünfte).
R. Fischer, Entwurf zu einem Handbuch
für die Amtsthätigkeit der Logenmeister
(Lpz. 1891), 8. 42.T
Verschwiegenheit ist eine der ersten
Tugenden des Freimaurers, indem er die
symbolischen Formen des Bundes, sowie
die innern Angelegenheiten der Loge und der
Logenmitglieder als Geheimnis zu betrach-
ten hat, über die er nur gegen Mitglieder
des Bundes sich aussprechen darf und auch
hier nur innerhalb der betreffendenGrade. Im
allgemeinen ist die V. eine Tugend, deren
sich der Maurer befleissigen soll, um Gutes
zu befördern und Übles zu verhüten. Seine
Zunge im Zaum zu halten, ist eine Haupt-
erweisung der Selbstbeherrschung, die den
Maurer und jeden edeln Menschen zieren
soll. Ausplaudereien über innere Logen-
sachen sind streng zu rügen und zu be-
; strafen; sie verletzen das Gefühl der Ver-
traulichkeit, das unter den Mitgliedern
einer Loge, wie unter denen einer Familie,
als welche die Loge zu betrachten ist,
bestehen und gewahrt werden soll. Sie
legen häufig den Grund zum Unfrieden
und zu Zerwürfnissen. Es muss als eine
gemeine Gesinnung angesehen werden,
wenn z. B. das, was bei einer Kuglung,
bei einer vertraulichen Besprechung über
Aufnahme u. dergl. geäussert wurde, dem
Betreffenden mitgeteilt wird. Diese Hand-
lungsweise erscheint als eine der grössten
Pflichtverletzungen und stellt die Loge
weit unter die gewöhnlichsten Gesell-
schaften. Deshalb verdient sie die strengste
Bestrafung. [Vgl. Schweigen, Geheim-
nis. W. J. II, S. *108. Gnothi se auton
(Gera 1801) II, S. 31. A. XV, S. 129; 1884,
S. 74. Alpina 1900, S. 149. Bbl. 1895,
S. 450. Bh. 1875, S. 377; 1876, S. 41. FZ.
1895, S. 353. L. 1883, S. 72, 84. M. L.
1888/89, S. 75.]
Verschwiegenheit, Ritter des königl.
Ordens der. So nannten sich die Kle-
riker nach ihrem Rücktritt von der strikten
Observanz.
Verschwiegenheit, Tngend and Treue,
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508
Versicherungsanstalten — Verteidigungen.
Orden der, hiess eine 1759 zu Berlin er-
richtete Gesellschaft, deren Versamm-
lungen sich gleichfalls Logen nannten
una deren Hauptzweck darin bestand, von
jedem nur das Beste zu sprechen und alles
zum Besten zu wenden, weshalb auch das
Ordenszeichen, ein Kreuz, den Wahlspruch
führte: »Parlez pas mal d'autrui.« Es war
eine moralische Gesellschaft, die sich in
ihrem Gebrauchtum etwas der Frei-
maurerei näherte; so z. B. stand die Zahl
drei (zur Erinnerung an Treue) in hohem
Ansehen, sowie das Dreieck. Ob mit
dieser Gesellschaft die später in Berlin
errichtete Loge Zur Verschwiegenheit im
Zusammenhang steht, lässt sich nicht
nagen. [Vgl. übrigens: Gesetze Vor die
Mitglieder des Ordens der V., T. u. T.;
Wornach sie sich sämtlich auf das ge-
naueste zu halten. 1759. Mit einer Musik-
beilage und einem Steindruck (Brl. 1834),
81 8.]
Versicherungsanstalten gegen Krank-
heit, Leben und Feuer in den Logen sind
wohl manchmal geplant, teilweise (z. ß.
in der Loge Hansa in Bremen rücksicht-
lich des Lebens) durchgeführt, liegen aber
nicht im Rahmen der Freimaurerei, finden
sich dagegen in ausgeprägter Form bei
den Oda Fellows (». d.) und andernn ord-
amerikaniBchen Geheimbünden. [Vgl. FZ.
1889, 8. 94.]
Verteidigungen. Die Artikel Angriffe
und Verfolgungen zeigen deutlich, seit
wie lange und mit welchen Mitteln man
bemüht gewesen ist, den Freimaurerbund
als unerlaubt und schädlich hinzustellen.
Natürlich riefen die Angriffe auch V. her-
vor. Den Reigen eröffnete Anderson 1730
mit einer Verteidigungsschrift, die in dem
Konstitutionenbuch von 1738 wiederholt
wurde. In demselben Jahre erschien
auch die »Relation apologique et histo-
rique de la Soci^te" des Francs-Macons«,
die umfassend den Freimaurerbund zu
verteidigen unternahm. Diese Schriften, I
die sich mit der Aufgabe beschäftigen, den ;
Freimaurerbund gegen Angriffe und Ver-
folgungen sicher zu stellen, aufzuzählen,
würde hier zu weit führen. Es genügt,
was die ältesten Schriften anlangt, auf
Klos», Bibl., Abschnitt V, S. 20—56, zu
verweisen, wo das reichhaltigste Material
zu finden ist. In neuerer Zeit sind noch
viele Schriften erschienen, deren in dem
Artikel Angriffe in der Hauptsache ge-
dacht ist. Es sei nur auch auf Taute,
Bücherkunde (Lpz. 1886) unter Nr. 1483
bis 1840 verwiesen. Wie die Angriffe und
Verfolgungen bald von staatlichem, kirch-
lichem oder ethischem Standpunkt aus
Ktgen den Bund unternommen wurden, so
waren natürlich auch die Verteidiger be-
dacht, dergleichen Anschuldigungen zu
entkräften und zurückzuweisen, haben aber
eine schwierigere Stellung, als jene, indem
sie — wenn sie das Charakteristische des
Bundes schonen wollen — auf manche
Vorwürfe schweigen müssen, die doch
leicht zu widerlegen wären. So überzeu-
§end für Maurer — die mit dem Wesen
es Bundes vertraut sind und daher dessen
symbolische Ausdrucksweise kennen —
auch die schwächste V. sein mag, so unge-
nügend wird selbst die beste den nicht-
maurerischen Gegnern erscheinen, weil
ihnen nicht nur die Ausdrucksweise fremd
iBt, sondern auch die Besorgnis innewohnt,
der Maurer werde, weil durch Angelöbnis
gebunden, nicht alles sagen, — dürfe nicht
alles sagen — , und mancher könne über-
haupt nichts sagen, weil er vermöge seiner
geringen Kenntnis des Bundes keinen
Überblick über den ganzen Bund und
dessen Einrichtung habe. Vielleicht ge-
nügt keine einzige der vorhandnen V. des
Bundes völlig, es ist aber auch zuzuge-
stehen, dass es schwer ist, eine V. zu
schreiben, die auf das Schlagendste allen
gemachten Einwürfen nicht nur entgeg-
nete, sondern sie auch völlig vernichtete,
da es sich in der Hauptsache mehr um
eine Gefühlssache, als um Verstand und
Wissenschaft handelt und die Gegner meist
individuelle Anschauungen und Äusse-
rungen einzelner als Ausdruck der Ge-
samtheit betrachten. Dieses Einmischen
und Vorschieben persönlicher Verhältnisse,
das Ausbeuten ausgelebter, veralteter Ri-
tuale sind die Steine des Anstosses, an
denen selbst die besten V. des Bundes
Schaden erleiden müssen. Es bleibt immer
der Vorwurf in dem einen Falle sitzen,
dass der Bund sich bei der Aufnahme
nicht immer der erforderlichen Auswahl,
namentlich bei Angesehenen und Hoch-
stehenden, befleissigt hat und dass abge-
schmackte Rituale einst Geltung gehabt
haben, Ja — so lange höhere Grade über
den Meistergrad hinaus noch bestehen und
mit ängstlicher Sorgfalt gehütet werden,
so lange wird trotz aller Versicherungen
der Verdacht nicht unterdrückt werden
können, dass jene Grade und Stufen sich
mit Dingen beschäftigen und in Anschau-
ungen ergehen, die von der wahren
Maurerei weit ab liegen, ja man kann die
Wahrnehmung machen, dass gerade die
höhern Grade die meisten Angriffe hervor-
gerufen haben und noch finden. Alle V.
durch Worte helfen nichts, sie sind ge-
wisserweise nur für die Mitglieder des
Bundes geschrieben, für die Ausserh alb-
stehenden haben sie meist keinen andern
Wert als den, neues Material zu neuen
Angriffen und Verdächtigungen zu liefern.
Weder der Strenggläubige — einerlei ob
Jude, Moslem, Hindu oder Christ — wird
sein Urteil über die nach seiner Meinung
freigeistige Sekte ändern, noch der Aristo-
krat von der Ansicht zurückkommen, die
Maurerei treibe Demagogie, noch der
Demokrat die Maurer anders betrachten,
als eine die Grossen dieser Erde um-
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Vertraut« Brüder — Verzeichnis.
509
schmeichelnde Gesellschaft. Vergeblich
wird es sein, den schriftlichen Nachweis
liefern zu wollen, die Maurerei sei noch
nicht überflüssig und habe ihre Aufgabe
noch zu erfüllen; der Philosoph wird so
wenig sich überzeugen lassen, dass zur
ethischen Fortbildung ein Geheimbund
gehöre, als der Geheimniskrämer je zu-
S^ben wird, es sei die Behauptung, »die
aurerei habe gar keine Geheimnisse«,
wahr. Es giebt nur eine — und wir
glauben die einzige — wirksame V. Diese
besteht in der größtmöglichen Beach-
tung der Neutralität gegenüber politischen
und kirchlich-konfessionellen Dingen, so-
wie in dem mustergültigen Beispiel der
Mitglieder des Bundes. In jenem Punkte
lehre und übe man die wahre Vaterlands-
liebe, ohne andern Völkern zu nahe zu
treten, im gegenseitigen Wettbewerb um
Erhaltung und Pflege der höchsten Güter
der Menschheit und lasse nicht nur jedem
seinen Glauben, sondern präge ihm auch
echt religiösen Sinn ein, der nicht nur in
äusseren Handlungen, sondern in tief inner-
lichem Gefühl besteht. In letzterer Hinsicht
befleiäsige sich jeder eines wahrhaft tugend-
haften und gottesfürchtigen Lebenswandels
und erfülle gewissenhaft alle ihm im bör-
gerlichen Leben zukommenden Pflichten,
damit man an den Früchten erkenne den
Einfluss der Freimaurerei auf die sittliche
Vervollkommnung der einzelnen. Dann
werden mit solcner Thätigkeit Früchte
erwachsen, deren sich die Menschheit zu ;
erfreuen haben wird. Der Freimaurerbund
muss sich gewöhnen, nicht in Phrasen zu
reden; er muss das wenige Gute, was er
thut, ahnen lassen, ohne sich weiter
darum zu kümmern, ob seine Thaten auch
allseitig anerkannt oder bekannt werden.
Durchdringt dieses Gefühl die Mitglieder
des Bundes in weiten Kreisen und regelt
es deren Handlungen, dann bedarf es
keiner besondern Verteidigungsschriften.
Die getrockneten Thränen, das gelinderte
Elena sprechen wirksamer und beredter,
als die glänzendste Lobrede.
Vertraute Brüder. 1) So nannte Fr. L.
Schröder (s. d ) einen kleinern Kreis von
Forschern, mit denen er bei seinen For-
schungen vertraulichenBriefwechsel pflegte ;
mit ihnen arbeitete er die 1801 und 1802
ausgegebnen Rituale der Provinzialloge
von Hamburg um, die 1817 (nach seinem
Tode) von der Grossen Loge und ihren
Tochterlogen angenommen wurden. Ihre
Akten wurden 1835 mit denen der Engbünde
(s. d.) vereinigt. Es waren dieser V. B. schwer-
lich mehr als 70. [Vgl. L XXVUL S. 60.]
2) So heisst auch der 8. Grad der Grossen
Landesloge von Deutschland in Berlin.
Vertraute Brüder Salomos, früher im
Clermontschen System als Chevaliers d'Oc-
cident bekannt, ist die Bezeichnung des
8. Grads in der Schwedischen Lehrart (s. d.)
in Skandinavien.
Vertraute Brüder St. Andreas' (Ver-
traute Brüder der St. Andreasloge. Favoris
des Loges de St.-Andr6), gewöhnlich auch
Cordon pourpre, Ritter vom Purpurband
genannt, ist die Benennung des 10. Grads
in der Schwedischen Lehrart (s. d.) in
Skandinavien.
Vertraute Brüder St Johannis (auch
Ritter vom weissen Bande, Cordon blaue),
ist die Benennung des 9. Grads der Schwe-
dischen Lehrart (s. d.) in Skandinavien.
Vertraute der Vollendung heisst der
7. Grad in der Lehrart der Grossen Na-
tional Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
in Berlin.
Vertreter (Repräsentant), der am Ort
der Grossloge wohnhafte Stell Vertreter einer
Loge bei den Versammlungen der Gross-
loge, der in der Regel die Stimme für
diese (soweit möglich nach vorheriger An-
weisung) bei den Beratungen der Grossloge
abzugeben und deren Rechte wahrzu-
nehmen hat. Gegen diese Einrichtung
und für die in Frankreich, England, Nord-
amerika u. s. w. bestehende Bildung der
Grusslogenversammlungen aus jedesmal
dazu abgeordneten Mitgliedern der ein-
zelnen Logen sind vielfache Stimmen er-
hoben worden [s. insbesondere L. XXIV,
19 und 225J. Diese Ansicht hat sich teil-
weise auch durchgerungen (s. Grosalogen).
In manchen Grosslogenbünden bestehen
auch wieder V. (R ) der Grossloge bei den
einzelnen Tochterlogen. — Jn einem an-
dern Sinne spricht man von V. (garants
d'amitiä, representative members) und Ver-
tretung in Bezug auf das Verhältnis der
verachiednen Grosslogen untereinander.
Es sind dies, ähnlich den Gesandten, bei
den gegenseitig in Verbindung stehenden
Grosslogen deren beauftragte Mitglieder,
die den Briefwechsel und sonstigen Ver-
kehr der beiden Grosslogen untereinander
vermitteln. In der Grossen Landesloge
von Sachsen nennt man diese Gross- V.
Verulam, s. Bacon.
Verwattungsgrade (Grades administra-
tifs) Geissen in der französischen Freimau-
rerei die drei Grade des Rite ecossais: der
31. Inquisiteur Commandeur, der 82. Prince
du royal secret, der 33. Grand Inspecteur
gen£ral. Sie gehören nicht zur eigent-
lichen Hierarchie der Grade, sondern be-
fähigen bloss ihre Mitglieder zur Teil-
nahme an der höchsten Verwaltung des
Ordens.
Verzeichnig. I. In ältester Zeit wurde
kein Mitglieder-V. (Logenliste) geführt.
Deshalb lassen sich die Mitglieder nur aus
den Protokollen — soweit diese erhalten
sind — feststellen. Heute lassen die Logeu
meist alljährlich das V. ihrer Mitglieder
drucken und tauschen es mit andern Lo-
gen aus. In Deutschland geschieht der
Austausch für die einzelnen Logen durch
die Geschäftsstelle (s. d.) zum Austausch
von Logenlisten in Leipzig. In Preusscn
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510
Veterauenvereine, maurerische — Vicarius Salomoni«.
wurde es durch das Edikt vom J. 1798
den Logen zur Pflicht gemacht, alljährlich
ihre Mitglieder-V. durch die Grosslogen
dem König als Protektor einzureichen,
eine Verpflichtung, die noch besteht. Die
Mitglieder-V. dienen jetzt grossenteils als
Beweismittel für die Mitgliedschaft. Für
die Statistik hinsichtlich der Berufsver-
hältnisse, des Alters, der Durchschnitts-
zahl u. s. w. der Mitglieder, sind diese V.
wertvoll, historisch wichtig auch die
alten V. des 18. Jahrhunderts bis in die
60 er Jahre, ehe die Grosslogen anfingen
sich fest zu gründen. Einige deutsche
Logen, wie Halle, Hildesheim, Magdeburg,
Oldenburg, Danzig und andre haben
sämtliche Mitglieder von ihrer Gründung
an in ihren Geschichten zusammengestellt,
andre alte Logen haben diese Mühe ge-
scheut. Wie wichtig ist z. B. das V. der
alten Naumburger Loge vom J. 1749, aus
der die strikte Observanz hervorging. Die
V. der Mitglieder des Clermontschen und
Rosaschen Kapitel hat Schröder zusammen-
gestellt, die Mitglieder der strikten Ob-
servanz v. Lindl, Merzdorf, Siemen,
Zachariae. In der Anordnung der Mit-
glieder-V. ist auch eine bunte Mannig-
faltigkeit zu bemerken. Selbst das Format
ist verschieden, wenn auch in neuerer Zeit
mehr Einheitlichkeit eingeführt worden
ist. [Vgl. FZ. 1881, S. 38«.] Nähere An-
gaben und Vorschläge über einheitliche
Einrichtung der Mitglieder-V. (Mitglieder-
listen) sind enthalten in R. Fischer, Ent-
wurf zu einem Handbuch für die Amts-
tätigkeit der Logenmeister (Lpz. 1891),
S. 26 — 29. Einzelne Grosslogen, z. B. Zur
Sonne, Zur Eintracht und Alpina, sowie
die drei altpreussischen Grosslogcn be-
züglich der Berliner Logen, die Frankfurter
Logen des Eklektischen Bundes, die Meck-
lenburgische Provinzialloge der Grossen
Landesloge in Berlin, die fünf vereinigten
Hamburger Logen veröffentlichen gemein-
same Mitglieder-V. [Vgl. FZ. 1871, S. 359;
L. 1892, S 123.) — II. V: der Logen nach
Orten von 1717 an hat man zusammen-
zustellen gesucht. Für die englische Frei-
maurerei giebt Lanes Masonic Records
(2. Aufl., London 1895) eine mustergültige
Zusammenstellung. Ein vollständiges V.
sämtlicher frühem und jetzigen deutschen
Logen nach den Orten ist nach den Vor-
arbeiten Kretschmanns 1790 und92, Kaysers
1829, Hazelius' 1846, Policks 185», Thie-
manns 1859 versucht von Karl Broecker, Die
Freimaurerlogen Deutschlands von 1737
bis einschliesslich 1893 (Berlin 1894).
Der van Dalenscbe Kalender (s. d.) bietet
alljährlich (seit 1860) eine Übersicht der je-
weilig bestehenden deutschen Logen. Stoff
für den Bestand ihrer frühern und jetzigen
Tochterlogen bieten die Grosslogen- V. der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln und der Grossen Landesloge
in Berlin. Ein Verzeichnis der deutschen
! Logen nach deren Namen findet sich am
| Schluss dieses Handbuchs zum ersten Mal.
Veteranen Tereine, maurerlsche (Maso-
nic Veteran Associations) haben sich seit
I 80 Jahren in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika gebildet. Der erst« wurde
17. Juni 1871 in Connecticut ins Leben
! gerufen ; ihm folgte einer 25. Jan. 1872 in
New York, neben dem das. später noch
andre gegründet wurden. Der dritte Ver-
ein entstand 15. Okt. 1872 in Ohio, der
vierte 27. Dez. 1878 / 8. Jan. 1879, um-
fasste 12 Staaten und nahm seinen Namen
von der Pacißschen Küste; 1879 wurden
solche gebildet 24. Mai für Central -New
York in Syracuse, und 24. Aug. für den
Distrikt Columbia als siebenter folgte
3. Juni 1881 Pennsylvanien. Für West-
Pennsylvanien wurde 30. Nov. 18*5 ein
solcher in Pittsburg gebildet, für Illinois
13. Jan. 1886 in Chicago, für Minnesota
23. Juni 1892. Endlich besteht eine ähn-
liche Vereinigung für Brooklyn, die schon
25. Jan. 1877 ihr 25 jähriges Jubiläum
feierte, und eine Nationalassociation für
Veteranen aller Staaten trat 10. Aug. 1892
in Denver (Colorado) ins Leben. Neuer-
dings hat man diese Vereinsbildung nach
England und Schottland übertragen, wo
ebenfalls m. V. 21. März 1896 und 8. Juni
1897 begründet worden sind. Das Haupt-
erfordernis ist, daas man schon 21 — 25
Jahre Maurer ist. [Vgl. L. 1897, S. 186.]
Vicarius Saloraonla (Stellvertreter Sa-
lomos, mit dem Zusatz »Weisester«) ist der
höchste Beamte eines Landes in der schwe-
dischen Lehrart (s.d.). König Gustav IU. er-
teilte diese Würde am 15. März 1780 im
Hochkapitel zu Stockholm seinem Bruder,
dem Herzog von Södermanland, mit dem
grössten Pomp, indem er selbst mit dem
Bischof von Gotenburg ihm einen Mantel
von blauem Atlas, der mit goldnen Sternen
bestickt und mit Hermelin verbrämt war,
umhäugte und einen ebensolchen Hut auf-
setzte und darauf ihn als Haupt und Befehls-
haber aller in diesen Landen arbeitenden
und zerstreuten Freimaurer verkündete.
Der Titel ist aus den Vollmachten ent-
nommen, die Eckleff (s. d.) besessen und
1774 an den Herzog verkauft hatte. Die-
ser wurde dann Ordensmeister und nahm
als solcher bei jener Feierlichkeit den
Titel an, der in den Vollmachten in fran-
[ zösischer Sprache enthalten ist, indem der
höchste Leiter eines Grosskapitels Salomos
»Vicaire« oder •Depute* de Salomon« oder
•Depute' et Vicaire« genannt wird, woraus
nach dem damals in Deutschland anjre-
nommnen templerischen Brauch die la-
teinische Form »V. S.« oder »Salomoni«
Vicarius« hergestellt wurde. Salomo selbst
heisst in den Vollmachten »Le Sage des
Sages«, überträgt aber diesen seinen Namen
auch auf seinen Vertreter, der demnach
gleichfalls »Sage des Sages« angeredet wird,
daher der »Weiseste Vertreter Salomos«
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Victoria — Vier Gekrönte.
511
oder, wie in der Grossen Landesloge zu
Berlin üblich ist, der «Weiseste Ordens-
meister«. »Weisester Salomos Vertreter«
(V. S. V.) in Schweden und Norwegen ist
König Oskar II. (vgl. Schweden, Königs-
haus), in Dänemark der Kronprinz ; »Wei-
sester Ordensmeister« der Grossen Landes-
loge zu Berlin ist Prinz Friedrich Leopold
von Preussen.
Victoria (brit. Kolonie in Australien).
Die erste Loge wurde iu V. von der Gross-
loge von England 1841 in Melbourne ge-
gründet. Ihr folgten bald weitere. Die
Grossloge von Schottland errichtete hier
ihre erste Tochterloge 1843 und die Gross-
loge von Irland 1847. Alsbald bildete
auch die Grossloge von Schottland eine
Provinzialgrossloge, und ihrem Beispiel
folgten 1855 und 1856 die Grosslogen von
England und Irland. Schon 1863 regte
man die Gründung einer selbständigen
Grossloge an, man stiess aber bei der
GroBsloge von England auf Widerstand.
Erst 1883 konnte der Plan verwirklicht
werden; 16 Logen traten 2. Juli zur Gross-
loge von V. zusammen. Diese verschmolz
sich 20. März 1889 mit den britischen
Distrikts- und Provinzialgrosslogen zur
Vereinigten Grossloge von V. Damals be-
standen in V. 103 englische, 13 irische,
7 schottische und 14 Tochterlogen der
Grossloge von V. 1900 zählte die Ver-
einigte Grossloge 170 Logen mit etwa
10210 Mitgliedern. [Vgl. HZC. 1898/99,
8. 48.] Eine Loge, Comberraere Nr. 752
in Melbourne, ist der Vereinigten Gross-
loge nicht beigetreten, arbeitet vielmehr
noch heute unter der Grossloge von Eng-
land. In Melbourne erscheinen die Zeit-
schriften »Australasian Keystone«, »The
Victorian Freemason« (seit 1882) und
»The Victorian Masonic Journal« (seit
1883). . —
Ylennet, Jean Paul Guillaume, geb.
18. Nov. 1777 in Beziers, gest. 11. Juli
1868, früher Militär, seit 1827 Deputierter,
1839 Pair, in der litterarischen Welt als
Dichter namhaft, auch Mitglied der Aka-
demie, gehörte seit 1826 dem Supreme
Conseil des Rite ecossais ancien et aeeepte*
in Paris an [Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, II, 188J, wurde
1848 Lieutenant-Grand-Commandeur und
nach dem Tode des Herzogs Decazes (s. d.)
1860 bis zu seinem Tode Vorsitzender des
Supreme Conseil als Souverain Grand
Commandeur, in welcher Stellung er sich
namentlich durch seine, trotz seines hohen
Alters entschiedne Verteidigung der Selb-
ständigkeit des Supreme Conseil gegenüber
dessen vor einigen Jahren zu Gunsten des
Grand Orient versuchten Beschränkungen
verdient gemacht hat. [Denkmünze auf
ihn 1862, s. L XXI, 79.]
Tier, s. Zahlen.
Vier Gekrönte. Die heiligen vier Ge-
krönten waren die Schutzheiligen der deut-
schen mittelalterlichen Bauhütten, nicht
der englischen. In Südengland war Jo-
hannes der Täufer, in Schottland, dem sich
die nordenglischen Bauhütten anschlössen,
waren beide Johannes als Schutzpatrone
verehrt. Die Sage der v. G. ist keine
einheitliche, sie umfasst vielmehr die Lei-
densgeschichte von zwei Gruppen von
Heiligen. Der Urtext dieser Heiligen-
geschichte ist nicht bekannt; eine An-
zahl Abschriften davon sind erhalten,
die wichtigern darunter sind die Pariser
Handschrift (8. Jahrh.), die Berner (10.
Jahrb.), die Arundel in London (12.
Jahrh.) und die Gothaer (14. Jabrh.). Nach
einer Textkritik von Petschenig ist die
Abfassung der Sage mindestens in das
6., mit Wahrscheinlichkeit aber in das
5. Jahrh. zu setzen. Ausser in besondern
Handschriften finden wir Bie in den
Breviarien derjenigen deutschen Bis-
tümer ausführlich behandelt, an deren
Sitz im Mittelalter grosse Dombauten auf-
geführt wurden, so Speyer Ü477), Utrecht
(1497), Würzburg (1480). Auch die älteste
englische Maure rurkunde, dieHalliwellsche,
jetzt gewöhnlich liegius- Manuskript ge-
nannt, erwähnt die v. G., jedoch nicht als
Schutzputrone. Am Ende des werkmaure-
rischen Hauptteils führt sie diese unter
der Überschrift »Ars quatuor coronatorum«
als Muster frommer und getreuer Arbeiter
an, deren Märtyrertum mit einem Gebet
an Gott und die Mutter Maria eröffnet
wird, dass die Maurer alle vorher ange-
führten Artikel und Punkte halten mögen,
wie jene heiligen vier Märtyrer thaten, die
in dieser Kunst in hohem Ansehn standen.
Der Verfasser beruft sich auf die »Legenda
sanetorum« als Quelle, womit nur die im
Mittelalter weit verbreitete »Legenda au-
rea« des Jacobus de Voragine gemeint
sein kann (vgl. BZC. 1894, 167]. Allen
übrigen englischen Urkunden, selbst der
ziemlich gleichaltrigen Cookeschen, sind
die v. G. unbekannt. In den deutschen
Steinmetzordnungen (Strassb. 1459, Torgau
1462) und in den Beatätigungsurkunden
von 1498, 1563, 1578 und 1619 werden
sie ausdrücklich als Schutzheilige ange-
führt. Der Inhalt ist nach dem Arundel-
Manuskript (mitgeteilt durch Woodford in
AQC. I, 60-65) etwa folgender: Bei der
Auswahl von Gesteinen in den Stein-
brüchen PannonienslernteKaiserDiocletian
unter den Steinmetzen Männer von grosser
Kunstfertigkeit (mirificos in arte quadra-
taria) kennen, nämlich Claudius, Castorius,
Simphorianus und Nicostratus. Diese
waren heimlich Christen geworden und
meisseltcn alle ihre Kunstwerke im Namen
Jesu Christi. Auf Diocletians Befehl sollte
nun ein Standbild des Sonnengotts aus
einem Felsblock hergestellt werden. Als
die Künstler und Aufseher (philosophi)
sich über die Brauchbarkeit des ausge-
wählten Steins nicht einigen konnten, bat
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512
Vier Gekrönte.
Simphorianus im Vertrauen auf seinen
Glauben, ihm mit seinen Genossen (dis-
cipuli) Claudius. Simplicius, Nicostratus
und Castoriua die Arbeit zu überlassen.
So geschah es. Aus Freude Ober das ge-
lungne Bildwerk Hess Diocletian die fünf
Steinmetzen zu sich rufen und beauftragte
sie, Säulenkapitale aus Porphyr zu ver-
fertigen. Claudius verrichtete seine Arbeit
im tarnen des Herrn, und sie ging ihm
gut von statten. Simplicius, dem nichts
glückte, bemerkte dies und entschloss sich
nach einem längern Glaubensgespräch, auch
Christ zu werden. Sie begaben sich nun
des Nachts zum Bischof Quirillus von An-
tiochien, der in denselben Bergwerken ge-
fangen gehalten wurde und Simplicius
unterrichtete und taufte. Als sie die zuletzt
gewünschten Arbeiten ablieferten, belohnte
sie Diocletian königlich und trug ihnen
neben andern Kunstwerken auch ein Stand-
bild des Äskulap zu verfertigen auf. Sie
machten alle Arbeiten, nur nicht das Stand-
bild Äskulaps. Diocletian vermiete es
und trug es ihnen neben andern Bild-
werken noch einmal auf. Auch jetzt
machten sie es nicht. Als es Diocletian
wiederum vermisste, meldeten ihm die Auf-
seher, dass die fünf bevorzugten Stein-
metzen Christen wären. Nun liess sio
Diocletian vor sich rufen und fragte sie
nach dem Grund ihrer Weigerung, wor-
auf Claudius sagte: das Bild eines erbärm-
lichen Menschen werden wir niemals an-
fertigen. Heftig fuhren die Aufseher
auf, beschuldigten sie des Ungehorsams
und Trotzes gegen den Kaiser und er-
langten schliesslich von diesem die Zu-
sicherung, dass die Christen ihre verdiente
Strafe erleiden sollten, falls andre heid-
nische Künstler gefunden würden, die eben
so tüchtig wären. Dies gelang den Auf-
sehern. Das Standbild des Äskulap wurde
zur Zufriedenheit Diocletians ausgeführt.
So ereilte die Christen ihr Schicksal. Sie
wurden ins Gefängnis geworfen und vor
dem Tribunal des Lampadius der Zauberei
beschuldigt. Lampadius befahl ihnen, den
Gott des Kaisers, den Sonnengott, anzu-
beten. Dies verweigerten die Christen
htandhaft, auch als sie nach neun Tagen
wieder aufgefordert wurden, dem Sonnen-
gott zu opfern. Auf Befehl des Kaisers
sollten sie nun mit Skorpionen gezüchtigt
werden. Als man hierzu schreiten wollte,
wurde Lampadius auf seinem Richterstuhl
ron einem Dämon besessen und zerfleischte
sich selbst. Auf das Jammergeschrei seines
Weibes und Hausgesindes befahl Diocletian,
die fünf Christen lebendig in bleierne Särge
zu legen und in den Fluss zu werfen.
Dies geschah am 8. Nov. In denselben
Tagen zog Diocletian von dort nach
Syrma. Nach 42 Tagen jedoch hob ein
gewisser Nichodemus, ein Christ, die
Särge mit den Körpern der Heiligen aus
und setzte sie in seinem Hause bei. Als
Diocletian auf dem Rückweg von Syrma
nach elf Monaten nach Rom kam, befahl
er sogleich, an den Thermen des Trajan
einen Tempel des Äskulap zu bauen
und dessen Standbild zu errichten. Nach
der Fertigstellung befahl er, dass alle Sol-
daten zum Standbild des Äskulap kommen
und Weihrauch opfern sollten, in erster
I Linie die Stadtsoldaten. Mit allen wur-
I den auch vier mit einem Ehrenhorn Ge-
I schmückte zum Opfern befohlen, diese
i aber verweigerten es. Darauf befahl Dio-
| cletian, sie vor dem Standbild selbst mit
Bleiruten zu Tode zu peitschen und ihre
Körper den Hunden auf die Strasse zu
werfen. So geschah es auch. Hier lagen
ihre Körper fünf Tage. Dann hob der
nelige Sebastian mit dem heiligen Bischof
; Mclchiades bei Nacht die Körper auf und
! begrub sie an der Lavicanischen Strasse,
i drei Meilen von der Stadt, in einer Sand-
grube zusammen mit andern Heiligen. Da
i dies zu derselben Zeit, aber zwei Jahre
• später, d. h. am 8. Nov., geschah und ihre
Namen durchaus nicht ausfindig gemacht
werden konnten, so befahl Melchiadea,
1 dass ihr Jahrestag unter den Namen der
heiligen Märtyrer Claudius, Nicostratus,
Simpnorianus, Simplicius und Castoriua
j mitgefeiert werde. So die Sage. Bemerkt
sei noch, dass in andern Quellen als Na-
men der cornicularii Serinus, Severianua,
Carpoforus und Victorinus angegeben wer-
| den. Die Sage besteht also aus der
• Leidensgeschichte der fünf pannonischen
i Steinmetzen und der vier römischen
Stadtsoldaten. Von diesen beiden Grup-
pen kann doch wegen der nahen Be-
I Ziehungen zum Steinmetzenhandwerk nur
I die erste als die der Schutzheiligen der
Bauhütten angesehen werden. Überall, wo
I die Namen der Schutzheiligen genannt
i werden, finden wirNamen der pannonischen
i Steinmetzen, so in der Rochlitzer Stein -
| metzurkunde, auf dem Bilde des Hans
. Wagner von Culmbach, auf der Tafel in
I der uralten Bauhütte von St. Stephan in
Wien und auf deren Siegeln. Andre bild-
liche Darstellungen der Schutzheiligen, wie
im Isabella-Missale, auf der Zunftlade zu
Trier, dem Denkmal an der 8tadtpfnrr-
kirche zu Steyr in Oberösterrei ch, dem Grab-
mahl des h. Augustinus in der Kathedrale
zu Pavia zeigen sie sich ebenfalls als Stein-
metzen, nicht als Soldaten. Auch das Ge-
mälde irr der Kirche Quatuor coronati in
Rom (Einschliessung der Märtyrer zwischen
Felsplatten) und in der Bauhütte zu Basel
beziehen Bich auf die Leiden der Panno-
nier. Überdies kennen die ältern Hand-
schriften die Bezeichnung Passio quatuor
coronatorum, Sage der v. G., noch gar
nicht Diese Bezeichnung ist erst spätem
Datums. Die Berner Handschrift selbst
: endet mit den Worten: Hier schliefst das
j Leiden der heiligen Märtyrer Symphorianus,
| Claudius u. s. w. und der andern Märtyrer.
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Viernheim —
Vignoles.
513
Im Martyrologium des heil. Hieronymus
heisst es zum 8. Nov.: Namenstag der
heiligen Märtyrer Simplicius, Sympnoria-
nus, Claudius, Castorius, Nicostratus und
der heiligen v. G. Severus u. s. w. Ebenso
unterscheidet Ado von Vienne (859—79)
in seinem Martyrologium zwischen den
fünf Steinmetzen und den heiligen v. G.
Jacobus de Voragine schreibt in seiner
goldnen Legende aus dem letzten Viertel
des 18. Jahrh.: Die v. G. waren Severins,
Severianus, Carpophorns und Victorinus. —
Wie kommen die cornicularii zu der Be-
zeichnung coronati? Nach Livius Buch X,
Kap. 44 schmückte der Konsul Papirius
Cursor eine ganze Abteilung Fusssoldaten
mit armillis aureisque coronis (mit goldnen
Armspangen und Kronen) und die Reiter
mit corniculis armillisque argenteis (mit
silbernen Hörnchen und Armspangen).
Beide Aufzeichnungen waren also Dci den
Römern bekannt und gebräuchlich, die
erstgenannte natürlich ehrenvoller, als die
zweite. Wenn also die Sage die cor-
nicularii zu coronati macht, so handelt es
sich nur um eine Erhöbung ihrer kriege-
rischen Ehre, die durch das erlittne
Martyrertum ausserdem noch sehr nahe
lag. Wie die ganze Sage zu dem
Namen Quatuor coronati gexommen, er-
klärt sich leicht aus deren Schluss, wonach
der Bi8cbofMelchiades(3ll — 14) anordnete,
dass das Fest der vier cornicularii an ein
und demselben Tage mit dem der panno-
ni sehen Steinmetzen gefeiert werden solle.
Schon früh fing man an, die v. G. unterm
8. Nov. zuerst zu nennen, wie dies auch
in der »Legenda aurea« geschehen ist, und
so den Tag als ihnen in erster Linie ge-
hörig zu betrachten, wodurch dann die
Verwirrung entstand, dass sie als die ge-
schickten Steinmetzen und Schutzheiligen
der Kunst angesehen wurden. Aber die
untergeschobnen Namen der vier römi-
schen Brüder haben sich bei den Stein-
metzen nicht eingebürgert, sondern wenn
bestimmte Namen der Schutzheiligen ge-
nannt werden, dann sind es immer solche
von den pannonischen Steinmetzen, wenn
auch oft genug arg entstellt. [Vgl. Kloss,
die Freimaurerei in ihrer wahren Bedeu-
tung {Lpz. 1846), S. 257; Gould, The his-
story of Freemasonry I, S. 467; Begemann
in derBZC. 1894, S. 167-88; Janner, Die
Bauhütten des deutschen Mittelalters (Lpz.
1876); Nickel im Bbl. 1895, Heft 19 und in
derHZC. 1897/98, S. 115 (wo reiche Litte-
raturangaben); R. 1900, S. 84. AQC. XIH,
78]. Nach den v. G. hat sich die Loge
Quatuor Coronati (s. d.) in London be-
nannt.
Viernheim (Flecken im Grossherzogtum
Hessen, unweit Mannheim, 6550 E.). Hier
wurde von Mannheimer Freimaurern, die
sich infolge des Verbots der Freimaurerei
in Baden an die Loge in Frankenthal (s. d.)
angeschlossen hatten, dort aber in Zwistig-
Allgemeinos Handbuch der FreimMT«rei. II.
| keiten geraten waren, 19. Sept. 1817 eine
Loge Zum Tempel der Isis gegründet,
die aber schon 11. Juni 1818 wieder ein-
ging, nachdem sie weder vom General-
grossmeister Prinzen Karl von Hessen (s.d.),
noch von Frankfurt einen Freibrief er-
halten konnte [vgl. Schwarz, Geschichte
der Loge Karl zur Eintracht in Mannheini
(1896), S. 116]. Die meisten Mitglieder
schlössen sich dann der Loge in Alzey
(s. d.) an.
Tüttinghoff, Aug. Wilh. v., Militär,
gest. 1796, wurde in der Loge Philadelphia
in Halle 26. Jan. 1758 als Leutnant auf-
genommen, 1763 (nun Hauptmann) deren
i Meister vom Stuhl, führte in Halle die
strikte Observanz ein und wurde 1765
erster Meister vom Stuhl der Loge Zu den
drei Degen. 1769 wurde er in die Suite
des Prinzen von Preussen versetzt, und es
ist nicht unwahrscheinlich, dass er diesen,
den nachmaligen König Friedrich Wil-
helm IL, namens der vorgedachten Loge
zum Freimaurer aufgenommen hat. v. V.
stand bis 1790 in der Liste dieser Loge.
Er wurde Bpäter Generalmajor und General-
adjutant.
Vlgnoles, Johann Joseph Marquis
de, war ein angenommener harne; er hies*
Jean Joseph Joniot, geb. zu Vitry-le-Fran-
cois in der Champagne, entlief als Prämon-
stratenser einem Kloster in der Abbage
von Joyouval und kam nach Holland. Im
Haag gab er Sprachunterricht, lernte dort
eine Französin, die ein Bijouteriegeschäft be-
sass, kennen, verbrachte mit ihr in leicht-
sinniger Weise ihr ganzes Vermögen, floh
dann mit ihr und einigen illegitimen Kin-
dern nach London. Unter einem falschen
Namen erschlich er sich als französischer
Sprachmeister Eingang in bessere Gesell-
schaft. Ein Chevalier Deon Cardinaux
führte ihn als Marquis de Vignoles (diesen
Namen hatte er angenommen) in einen
Kreis von Männern, die, seine Schlauheit
bald erkennend, ihn zum Mitwissenden
eines politischen Geheimnisses machten,
das darin bestand, Mexiko für die Eng-
länder zu gewinnen. Der Plan wurde aber
I dem spanischen Gesandten, und zwar
j durch V., der glaubte, eine bedeu-
tende Belohnung dafür zu erhalten, ver-
raten. Hierdurch geriet er selbst in eine
unangenehme Lage, aus der er durch den
französischen Gesandten wieder befreit
wurde. — Zum Freimaurer wurde er nach
seiner Flucht aus Frankreich in einer Loge
im Haag durch Vermittlung des Schrift-
führers der Niederländischen Grossloge,
du Bois, aufgenommen. Der englischen
Grossloge waren in der Zeit von 17t>7 bis
1776 alle klaren Ideen ihrer Stellung ab-
handen gekommen; Fehlgriffe und Miss-
verhältnisse fanden nach allen Seiten hin
statt V., aller Existenzmittel entblösst.
versuchte mit Hilfe einiger Freunde,
zu denen auch Dillon gehörte, sich in die
33
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514
YikariaUregieruag — VillerwiMt.
Grossloge einzudrängen, um neue Mittel
xu erwerben. Mit Benutzung heimlich
betriebner Hochgrade bemächtigten sich
Dillon und V. der Leitung der Gross-
loge; sie missbrauchten ihre Stellung
zu Gunsten ihrer eignen Erhebung und
ihres Vorteils. 1772 wurde der zum Gross-
meister erwählte Lord R. £ Petre, Baron
v. Writtle, vierzehn Tage vor seiner Wahl,
durch V., in Gegenwart des Dillon, in der
Wohnung des \. zum Freimaurer aufge-
nommen. Um seine Taschen zu füllen,
verstand er's, in raffinierter Weise die
Grossloge für Schaffung eines neuen Amts,
eines Provinzialgrossmeisters für auswärtige
Logen, obgleich unnötig, zu gewinnen und
es ihm zu übertragen. Nun begann für
ihn die Zeit der Lrnte. Mit Benutzung
des Siegels und der Formulare der Gross-
loge, stellte er für im Ausland zu grün-
dende Logen Freibriefe aus, das Geld dafür
behielt er für sich. Von einer Loge in
Neapel*) wurden ihm 40 Pf. St. gesandt ; einen
Freibrief erhielt sie aber nicht. Für die dem
Herzog Ferdinand von Braunschweig aus-
gestellte Provinzialgrossmeisterbestallung
verlangte er 27*/« Guineen, diese wurden
aber der Grossloge nicht ausgehändigt.**)
Auf diese Weise verdiente er jährlich 600 bis
700 Pf. St. Durch den Grossschriftführer
Heseltine (s. d.) kamen der Grossloge seine
Betrügereien zu Ohren ; er wurde seines Amts
entsetzt und verurteilt, die unterschlagnen
Gelder zu ersetzen. In einer Klageschrift
zwischen V. und seiner frühern Loge The
Immortality of the Order in London***)
heisst es: »wurde er (V.) mit Schimpf,
nachdem vorhero in einer aparten Con-
ferenz seine vielen begangnen Streiche und
ungetreue Verwaltung klar dargethan, ab-
gewiesen.« Trotzdem stand er im regen
Briefwechsel mit du Bois (Grossloge der
Niederlande) und v. Zinnendorf (s. d.).
Noch einmal taucht sein Name in einer
am 23. März 1776 gehaltnen Grosslogen-
versammlung auf, dann verschwindet er
von der Bildfläche. Mit du Bois, Gross-
schriftführer der Niederlande, gab V. das
mehrmals französisch und holländisch er-
schienene Buch »La Lire maconne, ou
Recueil de Chansons des Francs Macons«
(A la Haye 1763) heraus.
Yikariatsregierung (sede Magistrali va-
cante). Für den Fall des Todes eines Heer-
meisters (Provinzialgrossmeisters) war in
der strikten Observanz (s.d.) festgesetzt, dass
bis zur Wahl des Nachfolgers die V. der
Provinz aus dem Prior equitum, Senior,
Decanus und Cancellarius bestehen sollte.
Nach v. Hunds Tode 1776, bestand sie in
der VH. Provinz (kam aber erst im Mai
1777 zu Stande) aus v. Fircks (s. d.) in
*) Origüuklbriefo im Archiv der Loge in Braun-
»i hwot«.
— > KbendueJbtt.
-••> l>t>»glcich«u.
Mitau (sein Stellvertreter war v. Schröder
in Rostock), v. Raven (s. d.) in Mecklen-
burg, Graf Brühl (s.d.) in Warschau (sein
Stellvertreter war v. Wurmb (s. d.) in Dres-
den) und Hofrat Jahn in Dresden. Weil den
Mitgliedern diese weite Entfernung von
einander die Ausübung ihres Amts fast
unmöglich machte, bekümmerten sich Her-
zog Ferdinand und das Direktorium in
Braunschweig sehr wenig um die V. und
handelten selbständig, worüber sich diese
freilich öfter beklagte. Mit der Eröffnung
des Wahlkonvents in Wolfenbüttel (s. d.)
wurde sie auch für verfassungsmässig auf-
gelöst erklärt.
Viktoria« Stiftung. Diese Stiftung ist
von den Freimaurern Deutschlands zum
Andenken an die 25. Jan. 1883 stattgehabte
silberne Hochzeit des damaligen Kron-
prinzen Friedrich Wilhelm von Preussen
und seiner Gemahlin mit dem Sitz in
Berlin gegründet worden, um bedürfti-
gen Witwen und Waisen von Frei-
maurern Unterstützungen zu gewähren.
Das Stiftungsvermögen besteht aus dem
von den Freimaurern Deutschlands ge-
sammelten Kapital von 108578 M. 65 Pf.
und den jährlichen Beiträgen der deut-
schen Logen, sowie aus Zuwendungen, die
der Stiftung etwa gemacht werden. Das
Kapital dient zur einen Hälfte für bare
Unterstützungen, zur andern für die
Gründung von Schwesternhäusern in ver-
schiednen Gegenden Deutschlands. Die
Verwaltung steht unter Oberaufsicht des
Deutschen Grosslogenbunds und ist einem
geschäftsführenden Ausschuss von fünf
Mitgliedern übertragen, die vom Deutschen
Grosslogentag für die Dauer von drei
Jahren ernannt werden. Das Statut ist
vom 1. Juni 1884; ihm ist ein Reglement
für die Verwaltung der Stiftung vom
gleichen Tage beigegeben. (Abgedruckt
A. 1885, S. 289 fg.) Das erste Schwestern-
haus ist in Dahme am 28. Sept. 1895 ein-
geweiht worden und barg 1900 21 In-
sassen. [Vgl. Das Erste Schwesternhaus
der V.-S. (Brl. 1894). Einweihung des
Viktoria-Stiftes in Dahme (Brl. 1895). Bbl.
1895, S. 477.] Das Vermögen der Stiftung
betrug 1900 für die Schwesternhausabtei-
lung 211344 M. 35 Pf., für die bare Un-
terstützung 87865 M. 5 Pf, für den Stif-
tungsfond von Dahme 12657 M. 50 Pf., im
Ganzen 311866 M. 90 Pf. Die Unter-
stützungsgesuche sind in der ersten Hälfte
des Februar einzureichen. Die Verleihung
der bewilligten Unterstützungen erfolgt
zum 21. Nov.
YlUermos, Jean Baptiste, Kaufmann
in Lyon, war Grosskanzler der II. Provinz,
Auvergne, im v. Hundschen Tempelherren-
system, Subprior der Normandie in Rouen ;
er war wahrscheinlich der Hauptstifter des
1778 in Lvon geschaffnen Systems des
Chevaliers bienfaisants de la Sainte Cit*5;
er nannte sich Depositariua generalis der
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Vilna -
höchsten Grade des Systems. Auf dem
Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.) war er
einer der Hauptredner und setzte es durch,
d&m sein System mit einigen Abänderungen
allgemein angenommen wurde. [Übrigens
ist nicht er, wie manche annehmen, son-
dern St.-M artin (s. d.) der Verfasser von
»Des Erreurs et de la VenteV]
Vilnft, 8. Wilna.
Virginia, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Es ist nicht bekannt,
wann die Freimaurerei hier zuerst Eingang
fand. Die erste Loge soll die St. John's
Lodge in Norfolk gewesen sein, die 1741
einen Freibrief von der Mutterloge Kil-
winning in Schottland erhalten haben soll;
1750 war auch eine Loge in Fredericks-
burg unter der Grosaloge von Schottland
thätig, in der Washington (a. d.) aufge-
nommen wurde. Mehrere weitere folgten
nach. Die Gründung einer eignen Gross-
loge für Virginia wurde am 6. Mai 1777
auf einer Versammlung von vier Logen
in Williamsburg angebahnt und am 13.
Okt. 1778 die Grossloge gegründet. Ihr
Sitz 18t jetzt Richmond, unter ihr stan- |
den 1899 258 Logen mit 12836 Mitglie-
dern. Eine Grossloge der Farbigen wurde
am 29. Okt. 1865 in Petersburgh gegründet;
sie hat jetzt ihren Sitz in Richmond und
zählt in 56 Logen 1338 Mitglieder. [Vgl.
Dove, Proceedings, Grand Lodge of Vir-
ginia, 1778 — 1822, with an introduetion,
Origin and Progress of Masonry in Vir-
ginia, from 1733 to 1778 (Richmond 1874).]
Vlrginlttche oder Jangfernlnsel, s. die
einzelnen Inseln.
Visitation einer Loge durch den Gross-
meister oder andre Abgeordneten der
Grossloge, zu der sie gehört, pflegt in
Deutschland nur außergewöhnlich vorzu-
kommen. Anderwärts, z. B. in Frankreich,
bestehen wegen derartiger V. besondere
Vorschriften.
Visitator generalis. Diese Würde war,
solange das v. Uundsche Tempelherren-
system dauerte, mit der des Provisor do-
morum (s. d.) in Einer Person vereinigt.
Der V. g. vertrat, wo er hinkam, den Heer-
meister, musste alle Logen und Präfekturen
fleissig besuchen und auf Abhilfe etwa ge-
fundner Abweichungen dringen. Aber er
durfte ohne Genehmigung des Provinzial-
kapitels und des Heermeisters weder Prä-
fekturen, noch Logen gründen, auch nicht
Beförderungen in die drei letzten Grade
ohne Erlaubnis vornehmen.
Vitzth u m v. Eckstedt, l)FriedrichAn-
ton, württembergscher Oberst und Kom-
mandeur eines Dragonerregiments, geb. 13.
März Ii 24 in Schaale bei Rudolstadt, wurde
10. April 1750 in der Loge Zu den drei
Hammern in Naumburg aufgenommen und
war einer der ersten, die der strikten Ob-
servanz zutraten. Er wurde, wahrscheinlich
1752, in Unwürde Ritter und des Ordens
Grossmeister zu Rathenau und Präfekt zu ]
Vogel. 515
Eydendorp (Schleswig). Sein Amt im Pro-
vinzialkapite) legte er bald einer Miss-
helligkeit wegen nieder. [Vgl. Schröder,
Geschichte der Freimaurerei in Naumburg
(Naumburg 1896), S. 176.]"
2) Christian Ernst Friedrich, kur-
fürstlich sächsischer Major, nachher Lan-
desältester im Fürstentum Sorau, Herr auf
Ratschütz in Schlesien, geb. 1725 zu Ober-
zeen in Franken (nach andern zu Rehrs-
dorf in Schlesien], wurde 29. Mai 1755 in
der Loge Zu den drei Hammern in
Naumburg Maurer, trat 1756 in Unwürde
der strikten Observanz zu und wurde 1764
Hauskomtur (Meister vom Stuhl) der Loge
Nistitz, d. h. Zur goldnen Himmelskugel
in Osten in Schlesien, 1773 zu Glogau,
und schottischer Obermeister (letzteres war
er noch 1779); 1772 wurde er auf dem
Konvent zu Kohlo (s. d.) Präfekt von
Nistitz (Schlesien) und war auch als sol-
cher 1775 auf dem Konvent in Braun-
schweig (s. d.). {Vgl. Schröder, Geschichte
der Freimaurerei in Naumburg (Naum-
burg 1895), S. 182.]
Vliess, Ritter vom goldnen, kommen
als ein maurerischer Grad in einigen
Hochgradlehrarten vor.
Vogel, 1) Samuel Gottlieb v., Medi-
ziner, geb. 14. März 1750 in Erfurt, gest.
1837 in Rostock, Sohn des berühmten
Mediziners Rudolf Augustin Vogel, war
mecklenburgscher Gebeimer Medizinalrat
und wurde 1832 vom König von Bayern
geadelt. Er wurde 7. Nov. 1800 in der
Loge Tempel der Wahrheit in Rostock
aufgenommen; die schottischen Grade er-
hielt er in der Andreasloge in Berlin, die
Stufen der höchsten Ordensabteilung 1812,
1814 und 1820. Am 5. Sept. 1823 wurde
er den Auserwählten zugeführt, und 20.
Aug. 1834 erhielt er das rote Kreuz. In
der Johannisloge war er 1801—2 und 1807
bis 1811 vorsitzeuder Meister. 1812 stiftete
er die Andreasloge in Rostock mit und
war bis 1817 deren erster Aufseher,
sodann abgeordneter Meister 1818 — 19. In
der 1821 errichteten höchsten Ordenaabtei-
lung in Rostock bekleidete er bis 1823 das
Amt des ersten Aufsehers, von da an war
er Wortführender, bis er auf seinen Wunsch
zum Senior erklärt wurde. Er legte den
Grund zur Stiftung des Armenkranken-
hauses in Doberan, das auf Kosten der
Loge erbaut wurde. — Mit seinem Vor-
gänger im Amte, dem Professor Sam.
Gottlieb Lange (s. d.), war er in einen
heftigen Streit verwickelt, der beinahe den
Untergang der Loge herbeigeführt hätte
[vgl. Kloss, Bibl., Nr. 2962—29661. Eine
verteidigende Biographie V.'s findet sich
im Kalender der Provinzialloge für Meck-
lenburg 1837, S. 29—39.
2) Paul Joachim Siegmund, Theo-
log, geb. 13. Jan. 1753, gest. 18. April 1*34,
studierte Theologie 1770 — 74 in Altdorf
und Jena, war 1775 in Nürnberg Hofmeister,
33*
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M6
Vogl — Voigt,.
wurde dano T /ehrer an der Sebaldusschule I
in Nürnberg und seit 8. Mai 1787 Rektor
dieser Schule. 1793 wurde er als Professor
der Theologie nach Altdorf berufen.
In gleicher Kigenschaft siedelte er 1808
nach Erlangen über, wo ihm 1815 der
Titel eines Geheimen Kirchenrats ver-
liehen wurde. — In den Freimaurerbund
wurde V. 1779 in der Loge Joseph zur
Einigkeit in Nürnberg aufgenommen. Er
war einer der gelehrtesten und aufgeklär-
testen Maurer zu Ende des 18. und An-
fang des 19. Jahrh., ein eifriger Philosoph
und Philolog, den die Magerkeit, wie der
Dunst der damals herrschenden Hochgrad-
tümelei nicht befriedigen konnte. Deshalb
forschte er in den vorhandnen spärlichen
Überlieferungen, mit kundigem Geist den
Kern auB der sagenhaften Schale heraus-
lösend, und schrieb seine »Briefe, die Frei-
maurerei betreffend« (Nttrnb. 1783—85).
Diese Briefe waren damals der erste ernst-
liche Versuch in Deutschland, die Ge-
schichte des Maurerbundes auf einen
wahren geschichtlichen Ursprung zurück-
zuführen, wovon auch seine Reden über
den Zweck, die Beschaffenheit und den
Ursprung der Freimaurerei (Brl. 1791) gül-
tiges Zeugnis ablegen. Die Loge Zu den
drei Pfeilen in Nürnberg verdankt ihre |
Entstehung 1789 hauptsächlich seiner An- 1
regung, und unter seinem EinfluB» und
»einer Führung — er war der Nachfolger
Wittwers (s. d.) im Amt des Meisters vom
Stuhl — gedieh diese junge Loge, für die
er die »Konstitution für den zweiten uud
dritten Grad« ausarbeitete, mehr und mehr, i
Seinem organisatorischen Talent war es auch
mit zu verdanken, dass sie sich in kurzer
Zeit eine hervorragende Stellung in der
Maurerwelt errungen hatte. Er war die
treibende Kraft zu Gunsten der Gothaer
Bestrebungen für Errichtung eines Deut-
schen Freimaurerbundes (s d.) und nach
dessen Entschlafen Mitgründer der da- :
nach entstandnen Zirkelkorrespondenz
(s. d.). Infolge seiner Berufung als Pro-
fessor der Theologie nach Altdorf hatte
er seine Logenämter niedergelegt, blieb
aber ein treuer Ratgeber Beiner Loge,
und ihm ist es auch zuzuschreiben,
dass 1803 das Schrödersche Ritual, nach
dem heute noch die Loge arbeitet, ein-
geführt wurde. 1808 musste er nach dem ,
Erlass der bayerschen Regierung, der
allen Staatsdienern und selbst den dem
geistlichen Stande angehörigen Maurern
die Mitgliedschaft im Freimaurerbund
untersagte, die Loge decken; doch blieb
er bis zu seinem Tode mit dem Ge-
schick und dem Wohl seiner Loge innig
verbunden. Dass seine hohen Ver-
dienste um die Loge reichlich gewürdigt
wurden und er bis ans Ende seines Lebens
allgemeine Verehrung und hohe Anerken-
nung genoss, drückte sich hauptsächlich
aus in der Feier seines 50jährigen Dienst-
jubiläums, das 1833 von der Loge beson-
ders festlich begangen wurde. [Vgl. Bh.
1896, 8. 181J
3) Job. Karl Christoph, verdienter
8chulmann, geb. 19. Juli 1795 in Stadtilm,
gest. 15. Nov. 1862 in Leipzig, zuerst Di-
rektor der höhern Stadtschule in Krefeld,
seit 1832 Direktor der allgemeinen Bürger-
schule und der von ihm gestifteten Real-
schule in Leipzig, wo er mit grossem Er-
folg wirkte, gehörte dem Bund der Frei-
maurer an und war Ehrenmitglied der Loge
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig
von 1833—53.
Yogi, Heinrich, Opernsänger, geb. 15.
Jan 1845 in München, gest. 23. April 1900
in Tutzing, bildete sich zum Lehrer aus
und ging dann zur Bühne über. Seit 1865
war er ein hervorragendes Mitglied des
Münchner Hoftheaters und einer der vor-
zuglichsten Wagner -Sänger. — V. ward
1887 in der Loge Zur Kette in München in
den Freimaurerbund aufgenommen.
Voigt, Johann Friedrich, Senator in
Dresden, geb. 5. Nov. 1729 in Naumburg,
wurde 31. Mai 1751 in der Loge Zu den
drei Hammern in Naumburg aufgenommen
und war einer der ersten, die der strikten
Observanz zutraten; er wurde wahrschein-
lich 1752 in Unwürde von v. Hund zum
Ritter geschlagen und in demselben Jahre,
12. Juni, zum Komtur in Gehofen er-
nannt. [Vgl. Schröder, Geschichte der
Freimaurerei in Naumburg (Naumburg
1896), S. 177.]
Voigts, Job an n es Friedr., geb.81. Okt.
1792 in Hannover, gest. 21. Nov. 1861,
trat 1810 als Registerschreiber in die
Dienste des Grafen v. Bernstorff, wurde
1813 Revisionsgehülfe bei der Steuer-
direktion und 1815 Steuerrevisor zu
Hannover. In diesem Amt verblieb er
bis zu seinem Tode. Neben Philoso-
phie, Naturwissenschaft, Geschichte und
den vielseitigsten maurerischen Studien
beschäftigte er sich vorzugsweise mit der
neuern, besonders deutschen Litteratur.
1844 erschien von ihm in Hannover die
umfangreichste und vorzüglichste seiner
Dichtungen: »Hölty«, ein Roman. Beson-
dere Verdienste erwarb er sich auch durch
Beurteilung schriftstellerischer Erzeugnisse
als Mitarbeiter an den bei Brockhaus in
Leipzig erscheinenden »Blättern für lite-
rarische Unterhaltung.« — In den Frei-
maurerbund trat er 4. Juni 1835 als Mit-
glied der Loge Zum schwarzen Bär in
Hannover, schloss sich aber 23. Sept 1847
der Loge Friedrich zum weissen Pferde
ebendaselbst an, wurde 1848 in dieser Loge
Redner und Archivar und 1857 Ehren-
meister. Als Schriftsteller war er auch auf
maureri sc hem Gebiete vielfach thätig, indem
er für die FZ., A. und L. zahlreiche Bei-
träge lieferte, sodann aber auch selbstän-
dige Schriften veröffentlichte: »Geschichte
der Loge Friedrich zum weissen Pferde«
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Volger — Vorbereitender, Vorbereitung.
517
(1846); »Rosen. Maurergedichte« (1848);
»Die Freimaurerlogen im Königreiche
Hannover. Geschichtlicher Abriss« (1855);
»Die Kunst der Freimaurerei im Lichte
von Fürstenstimmen« (1858); »Latomia-
bluroeu« [zugleich mit E. Rauschenbusch]
(1858). Seinen »Maurerischen Nachlass«,
der Festreden und Gedichte enthält, gab
Thiemann heraus (Hannover 1862). [Vgl.
Zd. 1844, 8. 83.]
Volger, Wilhelm Friedrich, Schul-
mann, geb. 81. März 1794 in Neetze bei
Lüneburg, gest. 6. März 1879 in Lüne-
burg, wurde 1815 Kollaborator in Lüne-
burg, 1830 Rektor und 1844 Direktor
der Realschule das. Michaelis 1867
trat er in den Ruhestand. Seine Lehr-
bücher der Geographie und Geschichte
(erschienen in den Jahren 1820— 36) waren
in zahlreichen Auflagen verbreitet. Eine
vielseitige Wirksamkeit übte er als Wort-
halter des Bürgervorsteherkollegiums, als
Vorsteher der Kinderpflegeanstalt, deren
Gründer er war, als Verwalter der Stadt-
bibliothek, als Stifter des Altertumsvereins
und als Herausgeber des Lüneburger Ur-
kundenbuchs. — Aufgenommen wurde er
2. Nov. 1818 in die Loge Selene zu den
drei Türmen in Lüneburg und war 1824
ihr erster Aufseher, 1827 zugeordneter
Meister und 1828 Meister vom Stuhl. Bis
zum Jahre 1873 — also 45 Jahre — hat
er den Meisterhammer geführt. Sein Wahl-
spruch, den er im Leben befolgte, war:
Alle« mit Mass. [Vgl. FZ. 1900, S. 176.]
Völkerrecht und Völkerfrieden, s. Frie-
den, ewiger. Ausserdem vgl. noch Har-
mening, Völkerrecht und Völkerfrieden
(Lpz. 1881). Bh. 1881, S. 177, 273; 1883,
S. 129. H. L. Nr. 135, S. 1073.
Volksbnnd, Deutscher, ist eine von Pro-
fessor Förster, dem Abgeordneten Böckel
und dem Schriftsteller Hans v. Mosch ins
Leben gerufne, über ganz Deuschland
verbreitete Gesellschaft, die dem Frei-
maurerbunde nachgebildet ist. Die Gründer
sind die derzeitigen Grossmeister des Bun-
des; unter ihnen stehen höhere und niedere
Beamte, sodann die Brüder. 1900 wurde
in Berlin ein Bundesheim eröffnet. [Vgl.
Bbl. 1900, S. 474. L. 1895, S. 176.]
Volksunterhaltungsabende werden von
der Loge Phönix in Leipzig seit 1891
veranstaltet. Sie wollen sich dem Wohl
der arbeitenden Klassen widmen durch
Vermehrung ihrer Kenntnisse, Anregung
ihres Denkens, Läuterung ihre« Empfin-
dens. Sie bieten dem Arbeiter gemütlich-
geselligen Verkehr und zugleich Belehrung
und Anregung, Erholung und Veredlung.
Sie finden Bich auch sonst in vielen Städten
seit neuerer Zeit, so in Berlin, Bremen,
Dresden, Kiel, Lüdenscheid u. s. w.
Vollkommner Meister oder Ritter vom
Adler, ist ein Hochgrad, der aus Lyon
stammt, wo ein förmliches Kapitel bestand.
1758 gelangte dieser Hochgrad durch den
Staatschirurg Fischer nach Wien, wo ihn
u. a. auch Kaiser Franz I. besass und mit
Zufriedenheit darin arbeitete. Nach sei-
nem Tode (1765) ging das Wiener Kapitel
ein, wurde aber nach 10 Jahren wieder
eröffnet. Die betreffenden Mitglieder em-
pfingen die Akten von Robert, dem Kam-
merdiener des Kaisers Franz I. Bis 1784
wurden nur wenige eingeführt, darunter
auch Job. Eubert Bödeker (s. d.). Nach-
dem dieser mit den Kapiteln, die seit 1787
in Hamburg und seit 1791 in Kempten
bestanden, in Verbindung gekommen und
auch den Zusammenhang mit den Kapiteln
der Auserwählten erlangt hatte, errichtete
er 1792 ein förmliches Kapitel, dem die
hervorragendem Mitglieder seiner Loge
angehörten, ebenso auch Hauptmann Aigner
(s. d.) in Pest.
Voltaire, Francois Marie Arouet de,
franz. Schriftsteller, geb. 21. Nov. 1694 in
Paris, gest. das. 30. Mai 1778. Obgleich
er früher in seiner »Questions sur l'encyclo-
fe'lie« unter Initiation ungünstig über die
'reimaurerei geurteilt hatte, worüber ihn
Bonneville (s. d.) in seiner Schrift »Les
Jesuiii- chassäs de la maconnerie«, U,
133, sehr scharf zurechtwies, Hess er
sich doch in seinem 83. Jahre, vier Mo-
nate vor seinem Tode, am 7. Febr. 1778
in der Loge Les neufs soeurs in Paris in
den Freimaurerbund aufnehmen. Er wurde
vom Abbe* Cordier de St.-Firmin vorge-
schlagen, von Franklin (s. d.) und Court de
Gebelin begleitet. Die Aufnahme vollzog
Lalande (s. d.). Er trug die maurerische
Bekleidung von Helvctius (s. d.). [Einen
Auszug aus dem bei seiner Aufnahme ge-
halten Protokoll enthält W. J. 1784, II,
231; Maurerisches Taschenbuch auf das
Jahr 1802/8 von X. Y. Z., S. 3. Vgl.
»Voltärs Aufnahme in den Freimaurer-
orden, nebst einem Briefe über diesen
Gegenstand. Von ihm selbst« (Brl. 1786);
Eucyclope*die maconnique (1821), H, 356;
Kloss, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich, I, 250. L. V, 266. Z. 1875,
8. 6; 1887, S. 52. FZ. 1856, S. 128; 1867,
S. 89; 1869, S. 94; 1878, S. 280; 1879, S.
137. Dr. L., S. 1862.]
Vorbereitender, Vorbereitung. V. oder
Einführender Bruder, auch Präparatear,
heisst derjenige Logenbeamte, der die
Aufzunehmenden vor der Aufnahme-
feierlichkeit in die entsprechende Ge-
mütsverfassung zu versetzen hat, damit
sie für die vorzunehmende Weihe em-
pfänglich seien. In der Grossen Lan-
desloge in Berlin ist dies Amt mit dem
des Redners verbunden. Der V. hat
das Wesen der Freimaurerei kurz zu
erläutern und die Pflichten hervorzuheben,
deren Erfüllung der Bund von seinen
Gliedern fordert. Der erste Eindruck auf
den Aufzunehmenden geht von dem V.
aus, und die Wirkung der Aufnahmefeier-
lichkeit hängt zum grossen Teil von
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518 Voretzsch V.
der Empfänglichkeit und der Stimmung
ab, die der V. zu erzeugen verstanden hat.
Da sich der Suchende vor der Aufnahme
schriftlich über den Beweggrund seines
Eintritts zu erklären hat, so wird es zweck-
mässig sein, wenn der V. darauf eingeht
und etwaige irrige Vorstellungen der Frei-
maurerei, die in dem Gesuch enthalten
sind, zu berichtigen Bucht. Ernst, Ruhe
und Wahrheit sind die Mittel, durch die
am besten in dem Aufzunehmenden die
richtige ernste und gesammelte Stimmung
erzeugt wird, in der er seine Aufnahme
an sich erfahren soll. In ähnlicher Weise
wie bei der Aufnahme findet auch bei
Beförderungen auf den 2. und 3. Grad
eine V. statt, und zwar in dem sogen.
Vorbereitungszimmer (s. Kammer, dunkle).
— In den franzosischen Logen heisst der
V. »frere terrible«, der fürchterliche Bru-
der, eine Bezeichnung, die sich in den
altern Ritualen des 18. Jahrhunderts auch
sonst findet, hauptsächlich deshalb, weil
dort der Aufzunehmende verschiednen
Proben unterworfen wird, die dessen Mut
in manigfachen Gefahren erproben sollen.
fVgl. Krause, Kunsturkunden, Bd. 1, Abt. 1,
8. 140. FZ. 1847, S. 147: Nr. 22, 43; 1855,
S. 125; 1861, S. 289. R. Fischer, Ent-
wurf zu einem Handbuch für die Amts-
tätigkeit der Logeumeister (Lpz. 1891),
S. 12.J
Voretzsch, Johann David Ludwig,
Kirchenrat und Archidiakonus in Alten-
burg, geb. 30. Aug. 1797, gest. 8. Febr.
1852, war Mitglied der Loge Archimedes zu
den drei Reissbrettern in Altenburg von
1838 bis zu seinem Tode. Er war ein
geistvoller Redner, dessen Ansprachen im
»Zd.«, den er einige Jahre lang selbst mit
leitete, zum grössten Teil enthalten sind,
auch Dichter maurerischer Gesänge. [Vgl.
Dietrich, Aus vergangenen Tagen (Altbg.
1889), S. 189-227. Bruderblätter 1852,
S. 25.]
Yorbang. Die V. vor den Thüren des
Salomonischen Tempels waren nach Jo-
sephus, Jüd. Krieg V, 5: «aus babyloni-
schem Gewebe, bunt gestickt aus Hyacinth
(violettblau), Byssus (weiss), Scharlach
und Purpur, ein Werk von wunderbarer
Arbeit wegen der sehenswerten Mischung
von Stoffen, gleichsam ein Bild des Welt-
alls. Der Scharlach schien das Feuer,
der Byssus (feine Flachsleinewand) die
Erde, der Hyacinth (blau) die Luft,
und der Purpur (wegen der im Meer leben-
den Purpurscnnecke) das Meer anzudeuten :
zwei durch die Farben, der Byssus und
Purpur aber durch ihren Ursprung, indem
jenen die Erde erzeugt, diesen das Meer,
— so stellte das Gewebe den Anblick des
Universums dar, den Tierkreis ausgenom-
men.« — Nach dem englischen Hochgrad -
system sind diese vier Farben die symbo-
lischen Farben der Maurerei geworden:
weiss als Farbe der Unschuld in den
•sehung, Auge der.
Handschuhen (s. d.) und dem Schurz (s. d.);
blau als Farbe der Freundschaft in den
symbolischen Graden; Scharlach als
Farbe des Eifers im Royal Arch-Grad;
pur pur, die Vereinigung von blau und
Scharlach, als Symbol der Einigkeit, in
den zwischen dem symbolischen und dem
Royal Arch-Grad in der Mitte stehenden
Graden. (S. Farben.)
Yorhof, eine von Salomos Tempel her-
genommene Bezeichnung, wird häufig
das Vorzimmer einer Loge genannt, in
dem man sich versammelt. Nach dem
alten Ritual finden sich die Gesellen dort
zusammen, um in die mittlere Kammer zu
gelangen; auch jetzt noch wird zum Teil
| so unterschieden, dass sich die Meister
• symbolisch im mittlem Raum versammeln,
während die Lehrlinge und Gesellen im
V. verweilen. — Bei den Franzosen wird
dieser V. (parvis), nach Bazot auch Saal
der verlornen Schritte genannt (Salle des
pas perdus), weil jeder Schritt, der
vor dem Eintritt in die Loge gethan
wurde oder der den Vorschriften der Frei-
maurerei nicht gemäss ist, als verloren be-
trachtet wird. (Die letztere Deutung dieses
Ausdrucks ist zwar überliefert, aber schwer-
lich die ursprüngliche; denn bekanntlich
heisst auch in dem Palais de justice zu
Paris die grosse Vorhalle,- in der sich die
Richter und Advokaten zu ergehen und
letztere mit ihren Klienten sich zu ver-
nehmen pflegen, ebenfalls salle de« pas
perdus.) [Vgl. auch Jakobsleiter.]
Vorhofs, Brüder des, heissen bei den
Rosenkreuzern die Mitglieder der drei Frei-
maurergrade.
Vorschläge zum allgemeinen Besten des
Bundes oder bloss einer einzelnen Loge
kann jedes ihrer Mitglieder nach der
in der betreffenden Loge oder Grossloge
vorgeschriebnen Ordnung machen. Dahin
gehören Anträge aller Art auf Änderungen
und Verbesserungen des Rituals oder der
Statuten, Beschwerden, Anmeldungen von
Aufnahme -Suchenden u. s. w. In man-
chen Logen und Logenverbänden ist das
Recht, derartige V., namentlich Auf nahm e-
i V., zu machen, nur den Mitgliedern,
die den Meistergrad haben, erteilt. — In
den französischen Logen pflegt zu diesem
Zweck in den Versammlungen ein sogen,
sac des propositions herumzugehen, in den
die schriftlich einzureichenden V. geworfen
werden. [Vgl. Bh. 1866, 8. 4; 1894, 8.369.]
Vorschlagstafel (Aspirantentafel) ist eine
Tafel in der Loge, auf der die Namen der
Aufhahme-Suchenden während der Zeit des
Vorschlags bis znr Kugelung (s. d.) ange-
schrieben werden, damit afie Mitglieder
der Loge davon Kenntnis erhalten und
sich über die betreffenden Personen er-
kundigen können.
Vorsehung, Auge der, eine der sinn-
bildlichen Figuren, die in manchen man-
rerischen Lehrarten üblich ist. (S. Stern,
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Vorstand der Loge — Wachsmuth.
519
•ler flammende.) [Vgl. Krause, Kunstur-
kunden, I, 2, a 467; II, 2, S. 266.]
Vorstand der Loge, s. Logenvoratand.
Vorsteher, s. Aufseher.
Vortrage, s. Rede.
Vorurteil ist eine Meinung, die ohne
hinlängliche Gründe zur Entscheidung über
einen Gegenstand gefasst wird. Es ent-
steht häutig aus Neigung oder Abneigung
für oder gegen eine Sache, erhält sich durch
Mangel an näherer Untersuchung und wird
selbBt zum herrschenden V. der Welt. Der-
gleichen V. giebt es eine Menge unter
den Menschen, die sich auf alle möglichen
Dinge und Verhältnisse des Lebens be-
ziehen, so die V. Ober gewisse Tage, Zah-
len u. s. w. Bedenklichere V. knüpfen
sich an Rang und Stand, an Reichtum
und Besitz, an Wissen und Können. Ein
wahrhaft gebildeter Mensch soll von Bolchen
V. frei sein. Die Freimaurerei strebt Frei-
heit auch von allerhand V. an; denn Irr-
tum und V. verhalten sich zur Wahrheit,
wie die Nacht zum Tage. Und Licht,
helles Licht, sucht die Freimaurerei, und
der Freimaurer soll sich von andern Leuten
vor allem durch eine von V. befreite
Denkart auszeichnen. (Vgl. FZ. 1857, S.
73. L. 1888, S. 37; 1898, S. 49. Z. 1896,
8. 43. Holtschmidt, Neue Offenbarungen
(Lpz. 1895), S. 17.]
Voss, Joh. Heinr., Dichter, geb. 20.
Febr. 1751 in Sommersdorf in Mecklen-
burg, gest. als Professor und Hofrat in
Heidelberg 29. März 1826, übernahm nach
vollendeten Studien die Leitung des Mu-
senalmanachs in Wandsbek, wurde 1778
Rektor in Otterndorf, wo es ihm »in den
stinkenden Marschnebeln« wenig gefiel und
leitete dann 20 Jahre lang die Schule in
Eutin. Da ihm durch den Bruch mit F. L.
Graf zu Stolberg (s. d.) der Aufenthalt in
Eutin verleidet wurde, wandte er sich
nach Heidelberg, wo er die letzten beiden
Jahrzehnte seines Lebens als Professor zu-
brachte. Auch hier hatte er manchen
Kampf mit der katholisierenden Richtung
und mit den Anhängern der romantischen
Schule zu bestehen. Aber gerade das
streitbare Element hielt seine Seele
frisch. V.'s bleibende Bedeutung für die
Litteratur liegt in seinen vorzüglichen
Übersetzungen. — In den Freimaurer-
bund wurde er 6. Juni 1774 zu Ham-
burg in der Loge Zu den drei Rosen,
die nach Zinnendorfscher Lehrart arbei-
tete, aufgenommen.*) Aber nachdem man
ihn benutzt hatte, in seinem Musenalma-
nach von 1776 die Akte, wodurch die
Grosse Loge von London die Zinnendorf-
sche Grossloge anerkannte, als öffentlichen
Beweis der Echtheit Zinnendorfscher Frei-
maurerei bekannt zu machen, fand er sich
völlig enttäuscht. Er schrieb an den da-
maligen Grossmeister der Landesloge einen
Absagebrief, in dem es u. a. heisst: »Wie
kann ein Orden auf Wahrheit oder Tugend
ausgehen, der sich öffentliche Unredlich-
keiten erlaubt* Bis 1784 findet sich sein
Name noch in der Logenliste. [Vgl. Herbst,
Joh. H. V. (2 Bde., Lpz. 1872—76); Iber,
V. und seine Bedeutung in der deutschen
Litteratur (Osnabrück 1833). Über ihn
als Freimaurer: Merzdorf, Geschichte der
Freimaurerlogen im Herzogthum Oldenburg
(Oldenbg 1852). Bh. 1867, S. 52. R. 1896,
S. 92; 1897, S. 15. Z. 1881, S. 17.]
Vredenbnrch, Joh. Will, van, geb. 6.
Aug. 1782, gest. 1850, war 1812—1842 Gross-
schriftführer der Grossen Loge von Hol-
land und ein eifriges Mitglied des Bun-
des. Bei der Einführung des neuen Sys-
tems war er sehr beteiligt, wie er auch
in der Geschichte der Kölner Urkunde
(s.d.) — die er namentlich Preller gegen-
über als echt eifrig in Schutz nahm —
eine grosse Rolle spielte. Nach seinem
Tode wurde durch seine Erben nach einem
gedruckten Schreiben vom 2. April 1852
an alle verbündeten Logen und Gross-
logen eine von L. P. Schouberg geschnittne
Denkmünze verteilt. [Vgl. HMW. Nr. 223,
224. HZC. Nr. 141, S. 1.]
Vulkan, der Erzarbeiter, wird in man-
chen Symbolisierungen als Thubalkain
(s. d.) genommen; mit der Maurerei hat
er aber nichts zu thun.
W.
Wache. Der Arbeitstag hat nach der
Schwedischen Lehrart (s. d.) 4 W., und
zwar von Glocke 6 des Morgens bis 12
des Tags, von Glocke 12 bis 6 des Abends,
von Glocke 6 des Abends bis 12 Nachts
und von Glocke 12 des Nachts bis 6 des
Morgens. Diese W. heissen Mittag, Hoch-
mittag, Mitternacht und Hochmitternacht
und deuten auf die vier Wochen eines
Monats. Auf eine Freimaurer- W. werden
6 allgemeine Stunden gerechnet, die die 6
Arbeitstage in der Woche vorstellen sollen.
Wachhabender Bruder, s. Ziegeldeoker.
Wachsmuth, Ernst Wilhelm Gott-
lieb, Geschichtsforscher, geb. 28. Dez. 1784
in Hildesheim, gest. 23. Jan. 1866 in Leip-
*) Darnach itt die Bemerkung I, S. 377 b tn be-
richtigen, dMa V. zur Loge Zum goldnen Zirkel in
Göttingen gehört habe.
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520
Wächter.
zig, war 1806 Lehrer an der Klosterschule in
Magdeburg, 1811 Subrektor am Gymnasium
in Zerbst, 1815 Lehrer an der Lateinischen
Hauptschule in Halle und zugleich Pro-
fessor der neuern Sprachen an der dor-
tigen Universität, 1820 Professor und
Direktor de* philologischen Seminars in
Kiel und 1825 Professor der Geschichte
in Leipzig. — W. trat in der Loge Zum
Tempel des Lichts in Hildesheim SO.
Sept. 1807 dem Freimaurerbunde bei. Am
2. Juni 1809 wurde er in der Loge Fer-
dinand zur Glückseligkeit in Magdeburg
angenommen. Er wurde sogleich Redner,
trat aber 9. Okt. 1812 aus, um sich in
Zerbst denjenigen Maurern anzuschließen,
die die eiug^cschlafne Loge Friedrich zur
Beständigkeit 1812 wieder eröffnen wollten;
als dies 1814 geschah, trat er ibr bei und
wurde ihr Redner. 1816—1820 war er
Mitglied der Loge Zu den drei Degen in
Halle; später gehörte er der Loge Minerva
zu den arei Palmen in Leipzig an.
Wächter, 1) Karl Eberhard v.t geb.
21. Mai 1746, gest. (angeblich) 25. Mai
1825 in Stuttgart, war 1778 Advokat und
1774 Kanzlei- und Ehegerichts- Advokat
in Stuttgart, 1776 sachsen-meiningschcr
Hofrat, 1777 sachseu-gothaischer Geheimer
Legationsrat , wurde 1779 auf Empfehlung
des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel (s.d.)
vom König von Dänemark geadelt und
zum Kammerherrn und Gesandten am
württembergscheu und pfalzbayerschen
Hof und beim fränkischen Kreis ernannt,
nachher al» Gesandter nach Paris geschickt,
wo er auch während der Revolution blieb.
1812 meldete die Frankfurter Zeitung, er
sei am 10. Juni 1810 in Paris wegen ehr-
loser Handlungen zu einer entehrenden
Strafe verurteilt und deshalb in Kopen-
hagen seiner Stellen und Ehren, auch des
Danebrog- Ordens für unwürdig erklärt;
er soll nach England geflohen und da ge-
storben sein. — Freimaurer muas er in
Tübingen geworden sein, denn als Mitglied
[ler dortigen Loge wurde er 1774 in der
I.<oge in Wetzlar anerkannt und in den
i. Grad erhoben. Er trat in demselben
Jahre zu der im Juli gestifteten Loge Zu
den drei Zedern in Stuttgart und wurde ihr
Schriftführer. Auch trat er 1774 in Frank-
furt in den Tempelherrenorden, besuchte
1775 den Konvent zu Braunschweig
(f. d.) al» Abgeordneter von Stuttgart,
1776 den in Wiesbaden (s. d.) für
Stuttgart, München, Wien und Mei-
ningen. Er verlangte von Gugomos (s. d.)
Beweise und Darlegung reeller Kennt-
nisse (d. h. damals Alchemie, die er selbst
später zu verachten vorgab) und behauptete
nachher, schon damals in den Anfängen
seiner später erlangten Kenntnisse unter-
richtet gewesen zu sein und daraus die
Gewissheit geschöpft zu haben, dass
.-ich Gugomos seine Vollmachten selbst
gegeben habe, wovon er sich nachher in
Rom und Florenz vollends überzeugt habe.
1777 war er in der schottischen Loge in
Stuttgart erster Vorsteher, im Kapitel zu
Herrenburg (Stuttgart) Kanzler, Oonsi-
liarius und Präfekt, auch im Provinzial-
kapitel der VIH. Provinz Decanus und
Canccllarius, Subprior in Schwaben und
Oommendator in Sultzberg. Als Kanzler
der VHL Provinz erhielt er v. Hund, als
Administrator der VIII. Provinz, den Auf-
trag, die deutschen Balleyen dieser Provinz
einzurichten, und setzte im Februar 1774
i Kapitel in Wien und München ein. Nach
j v. Hunds Tode erhielt er 1777 vom Her-
' zog Ferdinand von Braunschweig und
dem meiniugschen Geheimrat v. Eyben
denselben Auftrag für Italien, wo bis
dahin erst ein Kapitel in Turin be-
stand. Er setzte ein Kapitel in Neapel
ein und sollte nebenbei im Namen und
I Auftrag der sämtlichen vereinigten Logen
die sorgsamsten Nachsuchungen nach den,
! wie man noch immer meinte, in Italien
verborgneu Obern des Ordens anstellen,
namentlich sich, wo möglich, an den in
j Florenz unter dem Namen Graf v. Alba-
I nien lebenden letzten Prätendenten, Karl
j Eduard Stuart (s. d.), wenden, den man noch
j immer als den Erben der Stuarts für den
I Grossmeister hielt. Die Zusammenkunft
| mit dem Prinzen fand 12. Sept. 1777 statt,
und das von beiden unterzeichnete Proto-
koll sandte W. an den Herzog Ferdinand.
Auch als sich zu Anfang 1780 der Herzog
von Södermanland schriftlich bei dem
Prätendenten als seinem Obern meldete
und um Bestätigung seiner Wahl zum
Heermeister der VII. Provinz bat, korre-
spondierte der Prätendent deshalb mit W.
und erbat und befolgte seinen Rat. (Der
ganze Briefwechsel ist, von Schwarz ab-
geschrieben, im Archiv der Loge in Braun-
schweig.) W. kam im Jan. 1778 nach
Deutschland zurück, hatte, niemand wusste
wie, Vermögen erworben (er selbst be-
hauptete, durch glückliche Spekulationen,
andre meinten, von Jesuiten oder Rosen-
kreuzern, als deren Sendling man ihn be-
trachtete), und behauptete, in Italien die
wahren Geheimnisse des Bundes erhalten
zu haben, die aber mitgeteilt zu bekommen
niemand verlangen könne. Er teilte sie,
wie er wenigstens behauptete, nur den drei
Fürsten: Herzog Ferdinand von Braun-
schweig, Landgraf Karl von Hessen-Kassel
und Kronprinz (nachher König Friedrich
Wilhelm Ii.) von Preussen mit. Aus einigen
Briefen wissen wir, dass Theosophie und
Geisterbeschwörungen ihr Hauptinhalt
waren. Die ersten Einweihungen, die er
in Florenz empfangen haben will, sind zu
lesen im zweiten Teil desSignataterns, 8. 125
bis 152. (Nur ist. wenn auch die Erzäh-
lung, wie angegeben wird, aus Wöllner«
Nachläse herrühren mag, der ja der Leiter
des Königs in allen diesen Dingen war,
doch der Name des Lord Williams als de»
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Wacker —
Erzählers irrig; denn wir wissen aus sicherer
Quelle, das« W. der Erzähler dieses Mär-
chens ist.) Die Fürsten erklärten sieh von
seinen Geheimnissen sehr befriedigt; Land-
graf Karl verschaffte ihm Adel und Wür-,
den, und lauge war W. sein Ratgeber in
allem, was er that. Auf dem Konvent
in Wilhelmsbad (s. d.) legte W. (schriftlich)
sein Amt als Kanzler der VIII. Provinz
nieder.
2) Georg Philipp Ludwig Leon-
hard, bekannt unterm Namen Veit
Weber, Schriftsteller, geb. 25. Nov. 1762
in Ülzcn, gest. als Privatgelehrter 11. Dez.
1887 in Hamburg, machte den französi-
schen Revolutionskrieg als Freiwilliger
mit, ward Hauslehrer und widmete sich
später nur litterarischen Arbeiten, die
unter dem Namen »Veit Weber« erschie-
nen und meist mittelalterliche Stoffe be-
handelten. — Er wurde in der Loge Zum
goldnen Zirkel in Göttingen 6. Jan. 1784
aufgenommen. Bei seinem Aufenthalt in
Hamburg wurde er in der ersten Zeit
durch Albrecht (s. d.) vom Logenwesen ab-
gehalten, schloss sich aber später eng an
Fr. L. Schröder (s. d.) und Fr. L. W. Meyer
(s.d.) an, so dass er 18. Juli 1811 Grossredner
der Grossen Loge von Hamburg wurde und
im Okt. 1814 Meister der Loge Emanuel,
<lie er bis 1824 leitete. Von grossem Ein-
fluss auf die Erneuerung des Logenwesens,
sich vielfach litterarisch und rednerisch
dabei beteiligend, ist er als maurerischer
Schriftsteller doch nur zu nennen in der
kleinen Skizze des Lebens seines Freun-
des F. L. Schröder (Hmbg. 1823, 2 Tie.)
und in der Abhandlung über Schrepfers
(». d.) Maurerei, die sich in der von ihm
und Albrecht herausgegebnen Hamburgi-
schen Monatsschrift 1791, Stück 2—5 fin-
det. [Vgl. Heyne, Mitteilungen zur Vor-
geschichte der Loge Augusta zum goldenen |
Zirkel in Göttingen (1896), S. 19.]
Wacker, Johann Ludwig, Weinhänd-
ler und kurf. grossbrit. Faktor in Göttingen,
geb. 1716 in Kassel, trat 1766 der strikten
Observanz zu, war 1772 auf dem Konvent zu
Koblo (s. d.) als zweiter Abgeordneter der
Präfektur Callenberg(Hannover) und wurde
zum Meister vom Stuhl der Loge Augusta
zu den drei Flammen in Göttingen ernannt,
welche« Amt er über 14 Jahr bekleidete,
und zwar bis 10. Nov. 1779. Im Auftrag
des Kapitels in Braunschweig weihte er
13. Okt. 1771 die Filialloge Zum gekrön-
ten Löwen in Kassel ein. [Vgl. Moritz
Heyne, Mitteilungen zur Vorgeschichte
der Loge .Augusta zum goldnen Zirkel in
Göttingen aus dem 18. Jahrhundert (Göt-
tingen 1896), S. 1.]
Wackernagel, 1) Wilhelm, Dichter,
Geschichte- und Sprachforscher, geb. 23.
April 1806 in Berlin, gest. 21. Dez. 1869 in
Basel, Professor der deutschen Sprache I
und Litteratur an der Universität und dem I
Pädagogium in Basel von 1888—1869, be- |
Wagner. 521
rühmt als Schriftsteller durch die Ausgabe
des »Schwabenspiegels«, und eine Menge
sprachwissenschaftlicher Werke. W. wurde
20. Okt. 1838 in der Loge Freundschaft
und Beständigkeit in Basel als Freimaurer
aufgenommen, war 1840 das. Redner, ar-
beitete 1842 ein neues Ritual aus und
wurde 1845 zum Ehrenmitglied ernannt.
Seit 11. Okt. 1845 hat er aber die Loge
nicht mehr besucht und die Ehrenmit-
gliedschaft abgelehnt. Der Grund lag in
seinen ökonomischen Verhältnissen. [Vgl.
Alpina 1883, S. 49. Festgabe der Basler
Loge zum 75jährigen Bestehen (1883).]
2) Johaun Gottfried, geb. 26. Mai
1844 in Basel, gest. 1886 das., trat 1868
als RegierungBsekretär in die Staatskanzlci,
übernahm 1872 die Leitung der Basler
Nachrichten und war Mitglied des Grossen
Rats, dessen Verhandlungen er öfters
leitete. — Aufgenommen in den Freimaurer-
bund wurde W. im Nov. 1872 in der Loge
Freundschaft und Beständigkeit in Basel,
ward 1875 Redner, 1878 zweiter Aufseher.
1879 stellvertretender Meister vom Stuhl
und 1880 Meister vom Stuhl, welches Amt
er fünf Jahre hindurch erfolgreich beklei-
dete. [Vgl. Alpina 1886, S. 65.]
Wadzeck, Franz Daniel Friedr., Prof.
am Kadettenkorps, geb. 10. Aug. 1762 in
Berlin, gest. 2. März 1828, gründete
1809 ein Wochenblatt und stiftete 3.
Aug. 1819 eine Anstalt für 12 unmün-
dige arme Kinder unter 6 Jahren und
4. April 1820 eine Nachmittagsschule für
24 Mädchen, welche beiden Anstalten noch
unter dem Namen »W.- Anstalt« bestehen.
W. war eine Zeit lang Redner der Loge
Zum flammenden Stern in Berlin, und
es giebt gedruckte Reden von ihm.
1813/14 wird er noch als Redner der ge-
dachten Loge aufgeführt, doch hat er 1811
zum letztenmal das Amt ausgeführt. Später
erscheint sein Name nicht mehr in den
Mitgliederlisten. [Vgl. Bbl. 1898, S. 465,
493.]
Waffen, s. Degen, Metall, Schwert.
Wage, s. Wasserwege.
Wagenseil, C. D., Aktuar und Biblio-
thekar in Kaufbeuren, geb. 23. Nov. 1756,
gest. um 1840 als Regierungsrat in Augs-
burg, war litterarisch vielseitig thätig und
Mitglied der I^oge Charlotte zu den drei
Sternen in Kaufbeuren. Unter seinen »Ge-
dichten und Schauspielen« (Kempten 1794)
finden sich auch maurerische. [Vgl. Goe-
decke, Grundriss zur Geschichte der deut-
schen Dichtung (Hann. 1859), S. 632.
Taute, Maur. Bücherkunde (Lpz. 1886),
Nr. 2380].
Wagner, B r u n o A 1 w i n , Schulmann, geb.
21. Mai 1835 in Süderburg (Prov. Sachsen),
wurde 1865 Realschullehrer in Potsdam,
1867 am Luisenstädtischen Gymnasium
und der Viktoriaschule und 1894 Professor
am Friedrich Werderschen Gymnasium in
Berlin. — Er wurde 1871 in den Frei-
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522
Wahlen — Waldeck.
raaurerbnnd in der Loge Friedrich Wil-
helm zur gekrönten Gerechtigkeit in Berlin
aufgenommen, 1885 ihr zugeordneter Meis-
ter und 1890 Meister vom Stuhl, 1883
Grossredner und 1890 zugeordneter Gross-
racister der Grossen Loge Royal York, in
welcher Eigenschaft er vermöge seiner ge-
winnenden Persönlichkeit, hervorragenden
Beredsamkeit segensreich wirkte, so dass
er 1899, nachdem Prinz Schönaich-Carolath
<s. d.) eine Wiederwahl zum Grossmeister
abgelehnt hatte, zum Grossmeister er-
wählt wurde.
Wahlen, s. Abstimmung, Beamte.
Wahlspruch (Devise). Mit diesem Aus-
druck wird eine Art Spruchpoesie be-
zeichnet, wo die Worte in Verbindung mit
einem Bilde erscheinen, während das Em-
blem die bildlichen Darstellungen kenn-
zeichnet, die mit keinem Text begleitet
sind, das Motto jedoch ein Spruch ohne
Bild ist. In der Freimaurerbrüderschaft,
namentlich als sie dem templerischen
Ritterspiel ergeben war, finden wir W.
teils in der Symbolik, wie beim rohen Stein:
in me virtus, oder bei Logensicgeln, /.. B.
eine Säule, darunter: adhuestat; vor allem
bei der Lehrart der strikten Observanz,
wo nicht uur die einzelneu Provinzen ihre
W. hatten, sondern jeder einzelne Ritter.
Die W. der Provinzen wurden von Nicolai
in seiner Schrift gegen Buhle, Anm. 6,
S. 4 — 8, genauer besprochen und der spä-
tere Ursprung im Gegensatz zur Ordens-
fabel, nach der Harris schon 1318 die W.
eingeführt haben soll, nachgewiesen.
Wahrheit ist eine der wesentlichsten
Eigenschaften der Freimaurer, da Bie sich
um den «Altar der W.t scharen. Diese W.
ist zuerst eine sittliche (ethische) Tugend,
nämlich Wahrhaftigkeit, der Gegensatz
von allem erborgten und erlognen Schein.
Aufrichtige Geradheit und Offenheit ist
demgemäss des Maurers Zierde Die Eng-
länderbezeichnen diese maurerische Tugend
mit dem Worte truth (s. Treue) und sagen,
dass sie eine der drei Hauptgrundsätze der
Freimaurerei sei. Die wissenschaft-
liche W. besteht in der Erkenntnis von
der Dinge Grund, Ordnung, Zusammen-
hang und Zweck, in der Erkenntnis des
Wesens der Dinge. Die W. der Erkennt-
nis ist unendlich, und kein Mensch kann
und darf behaupten, im Besitz dieses
Schatzes zu sein, — wir können hier nur
suchen und forschen, fortschreiten von
einer Stufe zur andern, aber erreichen das
Ziel werden wir nie. Bei aller Unermüd-
lichkeit ziemt sich hier Bescheidenheit und
Demut, und nur der beschränkteste Kopf
kann Bich einbilden, das Wesen der Gott-
heit und des Weltalls bis in die tiefsten
Gründe erkannt zu haben. Dies haben
denn auch schon die alten Wahrheitsfor-
scher wohl bedacht, indem sie Bich nicht
Weise, sondern nur Freunde der Weisheit
(Philosophen) nannten. Die künstleri-
sche (ästhetische) W. besteht zunächst in
der Naturtreue der künstlerischen Dar-
stellung, sodann aber auch in der Wieder-
gabe des Geistes, der das Wesen des dar-
gestellten Gegenstands bezeichnet. Ver-
möge der W. hat der Künstler nicht allein
die gemeine Wirklichkeit wiederzugeben,
sondern er muss es verstehen, den innern
Geistesgehalt mit der äussern Wirklichkeit
| zu verbinden. — Die Freimaurerei hat es
| vor allem mit der sittlichen W. zu thun
■ uud pflegt sie, ohne die wissenschaftliche
und die ästhetische W. zu vernachlässigen.
Jene ist ihr hauptsächlichstes Arbeitsfeld,
! diese entspringt gewissermassen daraus und
, findet dort ihre Nahrung. [Vg\. Bh. 1876,
S. 881; 1888, S. 207; 1892, S. 189; 1895,
S. 377 ; 1900, S. 257. Bbl. 1890, S. 294. FZ.
1860, 'S. 145; 1861, S. 217; 1868, S. 42;
1894, S. 153. M. L. 1896/7, S. 51. O.
1895, S. 305. Marbach, In tiefer Mitter-
j nacht (Lpz. 1870), S. 25. Rumpelt-Walther,
j Bruchsteine zum Bau (Lpz. 1882), S. 150.]
Wahrheit, Ritter der. Unter dieser und
ähnlicher Bezeichnung finden sich in dem
Rite de Memphis und wohl auch in andern
Hochgradlehrarten mehrfach höhere Grade.
Waitz, Karl Friedrich, Geheimer
Kammerrat in Alteuburg, geb. 18. Febr.
1774 in Gotha, gest. 21. Aug. 1848 in Al-
tenburg, war Mitglied der Loge Archime-
' des zu den drei Reissbrettern in Altenburg
| seit 29. Jan. 1 792. W. gehörte im Anfang des
19. Jahrhunderts neben Schneider, Pierer,
Mörlin und Schuderoff (s. diese) zu den Mit-
gliedern der Loge, die einen neuen Geist
durch mutige Reformen und wissenschaft-
liche Bestrebung nicht bloss in ihrer Ix>ge,
sondern auch in der deutschen Freimaurerei
anbahnen halfen. Er war der Begründer
der von Mitgliedern der Loge ins lieben
gerufnen Sparkasse. In verschiednen
Logenämtern thätig, führte er auch mehrere
Male den ersten Hammer. Er verfasste
die Denkschrift zum 100jährigen Jubelfest
der Loge in Altenburg (1842). [Vgl. Diet-
rich, Aus vergangenen Tagen (Altbg. 1889),
S. 67. Zd. 1848, S. 165.]
Waitz v. Eschen, Friedrich Sieg-
mund, kurf. hess. Kriegsrat, auch Do-
I mänen- und Bergrat in Kassel, geb. 15.
Juni 1745 zu Sontra in Hessen, gest. 14.
Okt. 1808 in Kassel, war vor 1771 Mitglied
der Loge Josaphat in Kassel und in diesem
Jahre Mitglied und Schriftführer der Loge
Zum gekrönten Löwen. Im Jahre 1772
trat er in Braunschweig der strikten Ob-
servanz zu.
Waldeck (Fürstentum). In W. besteht
nur eine Loge, in Arolsen, unter der
Grosaen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln.
Waldeck (Fürstenhaus). Aus diesem
Fürstenhaus weist der Freimaurerbund nur
ein Mitglied auf: Ludwig, Prinz von
i W., jüngster Sohn des Fürsten Karl August
: Friedrich (gest. 1768), geb. 16. Dez. 1752,
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Waldenburg — Wanderredoer.
gest 14. Juni 1793 an einer Verwundung
im Treffen bei Werwick. Er war 1777
Mitglied der Loge Friedrich zu den drei
Quellen in Pyrmont [vgl. L. XXVIII, 224]
und trat 3. Aug. 1778 in Hannover zur
strikten Observanz, wird auch als Vor-
sitzender einer Adoptionsloge in Nimwegen
erwähnt [vgl. die vorige Aufl. dieses Hand-
buchs II, 257, 440].
Waldenburg (St. in der preuss. Provinz
Schlesien, 13989 E.). Loge das.: Glück
auf zur Brudertreue, von der Grossen
Landesloge zu Berlin gest. 18.Febr./31.Mai,
eingew. 12. Aug. 1847 in Neu-Weissstein
und 7. Okt. 1855 nach W. verlegt. Klub:
Donnerstags. Mitgliederzahl (1900): 99.
[Vgl. S. L 1900, S. 69.1
Waldow, Hermann, geb. 6. März 1800
in 8tolp, gest. 24. Sept. 1886 in Dresden,
trat in die väterliche Apotheke ein, die
ihm der Vater zur eignen Verwaltung über-
gab. 1830 und 1831 erschienen seine ersten
dichterischen Arbeiten, Gedichtsamm-
lungen und Novellen im Druck, dann 1837
seine »Maurerischen Lieder«. 1837 über-
nahm er die Herausgabe der Siona, die er
bis 1850 fortführte. 1*41 gab er die Gedicht-
sammlung Erato und als deren Ergänzung
1856 »Festtage des Lebens«, 1848 »Bilder
aus Karlsbad«, 1850 »Herbstblüthen«, 1869
»Schwanenlieder« und 1874 »Bausteine zum
Tempel der Humanität« heraus. Zuletzt lebte
er als Privatmann in Dresden, wohin er 1847
übersiedelte. Aufgenommen in den Frei-
maurerbund wurde W. 5. Juni 1834 in der
Loge Zur Morgenröte des höhern Lichts
in Stolp, der er auch treu blieb, so viel
er auch in den Dresdner Logen verkehrte.
[Vgl. FZ. 1886, 8. 868 J.
Waldubut, s. Säckingen.
Walsrode (St. in der preuss. Provinz
Hannover, 2544 E.). Eine Loge Walo zu
den drei Türmen wurde daselbst 18. Febr.
1865 gestiftet unter der Grossloge von
Hannover, bei deren Aufhören, 80. Sept.
1868, sich auch die Loge auflöste.
Waltersdorf, Ernst Friedrich v.,
dänischer Kammerherr, Mitglied der Loge
Zorobabel zum Nordstern in Kopenhagen,
stiftete in Paris unter der Leitung des
Grossorients von Frankreich 1788 die Loge
Im reunion des Prangere [W. J. 1785,
Jahrg. 2, S. 217—2351, die 1803 vom Gross-
orient gestrichen, aber Ende 1804 wieder
aufgenommen wurde. [Vgl. Thory, Hist.,
S. 140. j VV. soll nach Lefrancs Angabe
die Grade des Maitre parfait oder Maltre
ecossais und Grand Architecte 1784 in
Frankreich eingeführt haben.
Waltershausen (St. im Herzogt. Sachsen-
Coburg und Gotha, 5618 E.). Hier besteht
eine Freimaurervereinigung Kose am
Tenneberg unter der Loge in Gotha,
gest. 9. Jan. 1879. Mitgliederzahl (1900):
15. Vers. Dienstags, 14tägig. Lokal:
Gasthof zum Hirsch. [Vgl. FZ. 1884,
S. 91.]
Walther, 1) Ernst Bernhard Chris-
tian, geb. 15. Sept. 1793 in Gotha, gest.
7. Juli 1871 das., Advokat und Patrimonial-
ferichtsdirektor, Kammerkonaulen t, dann
[ammerassessor und Mitglied der Finanz-
abteilung der herzogl. Landesregierung,
wurde Regierungsrat, nach Aufhebung der
Landesregierung und Neuorganisation der
Landesbehörden Staatsanwalt, erhielt 1859
den Titel eines Geheimen Regierungsrat«
und die Stellung eines Hilfsrichters beim
Appellationsgericht in Gotha, die er bis
ins 70. Lebensjahr bekleidete. — Am 13.
April 1826 wurde W. Mitglied der Loge
Ernst zum Compass in Gotha, war 1831
deren Schriftführer, 1883—1838 Zeremo-
nienmeister, 1838 stellv. Vorsteher. 1841
; bis 1844 zugeordneter Meister und 1844
! bis 1857 Meister vom Stuhl. Als solcher
nahm er am Stiftungsfest der Loge, 30.
Jan. 1857, Herzog Ernst II. von Sachsen -
Coburg und Gotha (s. d.) in den Maurer-
bund auf. Nachdem Herzog Ernst den ersten
Hammer übernommen hatte, bekleidete
W. als sein Stellvertreter von 1857 bis
1865 das damals geschaffne Amt des zu-
geordneten Meisters vom Stuhl. W. war
bis zu seinem Todo ein eifriger Maurer
und ein bedeutendes, weithin grosses An-
sehen geniessendes Mitglied des Bundes.
2) Emil Rumpelt-VV., s. Rumpelt.
Wanderlogen. Unter diesem Namen ver-
steht man solche Logen, die bald in dieser,
bald in jener Stadt nach einer vorgeschrieb-
nen Reihenfolge ihre Versammlungen
halten, also Logen, deren Mitglieder Fast
zu gleichen Teilen zwei benachbarte Städte
bewohnen und nun — da keine der Städte
selbst eine eigne Loge haben kann —
übereingekommen sind, die Versammlungen
in regelmässiger Abwechslung bald in der
einen, bald in der andern Stadt zu halten,
f Früher war dieser Zustand häufiger, jetzt
aber haben sich die Logen zusammengelegt,
so Hohenstein mit Chemnitz, und kommen
wohl kaum noch vor, obwohl die jetzigen
Verkehrsverhältnisse eine solche Einrich-
tung wesentlich erleichtern. Solche Zu-
sammenlegungen sind den vielen kleinen,
mit Mühe sich haltenden Logen in un-
mittelbarer Nachbarschaft von einander
vorzuziehen. [Vgl. L. II, 820.]
Wandern, s. Reisen. [Vgl. auch HZC.
1898/9, 8. 47, Anm.]
Wanderredner sind Redner, die an ver-
schiednen Orten Vorträge halten und des-
halb von einem Ort zum andern ziehen.
Man trifft sie vornehmlich in neuerer Zeit
zur Hebung der allgemeinen Bildung in
Bildungsvereinen, kaufmännischen, Ge-
werbe-Vereinen u. s. w. Teilweise sind sie
förmlich organisiert, und man hat sich,
um für einen Vortrag einen W. zu erhal-
ten, nur an die betreffende Zentralstelle
zu wenden. Auf dem Gebiet der Frei-
maurerei vertreten in England und Nord-
amerika gewissermassen diese Stelle die
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524
WanderverMumnlougen — Ward.
sog. Lecturers (s. d.). In Deutschland hat
diese Einrichtung noch nicht Boden ge-
faxt, obgleich sie der Rheinisch-westfäli-
sche Logen verband 1891 angeregt hatt e
vgl. FZ. 1891, 8. 193], auch der Verein
deutscher Freimaurer wiederholt, zuletzt
1892 darauf zurückgekommen und selbst
eine Summe zur Unterstützung dieser Ein-
richtung aus seinen Mitteln auszuwerfen
bereit war (vgl. Mittheilungen aus dem Ver-
ein deutscher Freimaurer 1892/93, S. 14
und 70]. Als einzige W. können bis jetzt
nur etwa Karl Paul (s. d.) in Frankfurt
a. M. und R. Fischer h, d.) in Gera an-
gesehen werden, die in uneigennütziger
Weise in verschiednen Teilen Deutsehlands
Vortrüge gehalten haben.
Wanderveraamniliingen sind in dem
eigentlichen Sinne ihrer Bedeutung im
Freimaurerbund nicht gewöhnlich; wohl
aber kann man die Versammlungen der
Logengauvcrbändc (s. d.), die Frühlings-
feste (s. d.) und die Jahresversammlungen
des Vereins deutscher Freimaurer (s. d.)
so bezeichnen. Über deren Nutzen vgl.
FZ. 1877, S. 201.
Wandsbek (St. in der preuss. Prov. Schles-
wig-Holstein, 21666 E.). Hier besteht
unter der Grossen Landesloge in Berlin
eine Loge Matthias Claudius, gestiftet
10. Sept. 1892, eingeweiht 19. Nov. 1892,
hervorgegangen aus einem 6. Jan. 1892
gegründeten Kränzchen. Mitgliederzahl
1 1 900) : 48; Vers. Mittwochs, alle 2 oder
o Wochen. Lokal: Lübeekerstrasse 8.
Wanner der Ältere, Heinrich, geb.
2o. Jan. 1838, wurde zum Freimaurer auf-
genommen 26. Febr. 1870 in der Loge
Friedrich zum weissen Pferde in Hannover,
in der er 1872 das Amt des Vorbereiten-
den übernahm, 1877 zum ersten Redner
und 18£9 zum zugeordneten Meister vom
Stuhl erwählt wurde. Er lebt als pen-
sionierter Lehrer in Waldhausen bei Han-
nover. Als maurerischer Schriftsteller gab
er heraus: Johannisgrüssc aus der Loge
Friedrich zum weissen Pferde (Hann. 1878);
Weisheit, Stärke, Schönheit (1894); be-
schichte der Loge Friedrich zum weissen
Pferde (1896). Vorträge und Abhandlungen
von ihm enthalten verschiedne freimaure-
rische Zeitschriften.
Wappen. Jede Zunft führte im Mittel-
alter ein Wappen, das gewöhnlich mit dem
Schutzpatron der Genossenschaft im Zu-
sammenhang stand. So kam durch die
Baukorporation an die englische Grossloge
das alte W. [vgl. dessen Abbildung bei
Klos*. Die Freimaurerei in ihrer wahren
Bedeutung], das mit einer geringen Ver-
änderung noch heute gebräuchlich ist.
Ebenso nahmen andre Grosslogen W. an,
die entweder in Bezug auf das Land oder
die Stadt, wo die Grosse Loge war, stan-
den oder sich auf den Namen der Loge
selbst bezogen. Auf die Heraldik wurde
wenig Acht genommen; gewöhnlich er-
schien das W., mit bloss verschiednen,
zusammengeschobnen Handwerksgeräten
erhaben in glattem oder schraffiertem
Grund. Es waren meist mehr symbolische
Darstellungen. Als die Hochgrade, na-
mentlich die Rosaschen, aufkamen, fingen
Sonne, Mond und Sterne an, das W. zu
füllen. Von wirklichen W. kann aber erst
bei der strikten Observanz die Rede sein;
denn häufig wird das Ritter-W. des Vor-
sitzenden Meisters das Logen- W., so z. B.
führt Görlitz seine Schlange zu Ehren des
Meisters Ernst v. Oersdorf, Hamburg die
Maienblume in der Loge Emanuel (zur
Maienblume) zu Ehren Bodes, Georg (zur
grünenden Fichte) ebendaselbst zu Ehren
Kxters u. s. f. In den höhern, grössten-
teils erloschnen Stufen spielt Andreas, das
Rosenkreuz, der Pelikan im W. eine grosse
Rolle. In der neuern Zeit ist man auf das
Einfache zurückgekehrt und sucht meist
den Namen der Loge im W. anzubringen
in Form eines Symbols oder der natür-
lichen Abbildung, soweit diese sich durch
den Namen von selbst ergiebt, so drei
Zirkel im Dreieck (Zu den drei Zirkeln),
Balduin unter einem Baum (Balduin zur
Linde) u. s. w. Meist finden sich diese W.
auf den Logenzeichen (s. d.) wieder.
Warasdln (St. in Kroatien, [1890] 1 1055 E.).
Daselbst bestand die Loge Zur Freund-
schaft, gest. 1775, die 10. Aug. 1776 eine
Stift ungsurkunde von der Grossen Landes-
loge in Berlin erhielt. [Vgl. Der Frei-
maurer 1876, S. 92.]
Ward, John, nachher Lord Viscount
Dudley und Ward, Baron von Birmingham,
war unter den vielen englischen Grossen, die
sich dem Freimaurerbund anschlössen, eine
vereinzelte Erscheinung, indem er in unter-
geordneten Stellungen seine Thätigkeit
begann und wirksam eingriff. Am 7. Juni
1733 war er Schaffner und wurde zum
Jüngern Grossaufseher ernannt; 30. März
1734 wurde er Älterer Grossaufseher,
17. April 1735 zugeordneter Grossmeister
und blieb dies bis zum 3. Mai 1739. Seine
Hauptthätigkeit liegt in dem Jahre 1735
bis 1736, wo er den Grossmeister Lord
Weymouth ganz zu vertreten hatte. Gleich
in der ersten Versammlung, die er leitete,
24. Juni 1735, sprach er von der Unord-
nung, die bei den Verhandlungen manch-
mal herrsche, empfahl den Anwesenden
Anstand und Mäseigung, riet, daas nur
immer einer zur Zeit sprechen solle, und
äusserte den Wunsch, dase die Gepflogen-
heit der Grossloge in diesem Punkte ein
angemessnes Vorbild für jede Einzellogc
werden möge. Im Anschluss daran legte
er am 6. April 1786 eine Reihe von Ar-
tikeln vor, die zur Aufrechterhaltung de*
Anstands (Decency) in den Versamm-
lungen dienen sollten, dieselben, die unter
den «Neuen Verordnungen« ab Nr. XL (vgl.
oben S. 503) im Konstitutionenbuch in der
Ausgabe von 1738 abgedruckt sind (S. 176
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Waren — Wartensleben.
525
bis 178), freilich mit einigen willkürlichen
Änderungen im Wortlaut. In derselben
Versammlung wurde auch die Mitglied-
schuft der Grossloge neu geregelt [vgl.
oben I, 8. 247J, anscheinend weil sich in die
vorhergehende Versammlung am 11. Dez.
1785, wo die Vorrechte der Schaffner und
der Schaffnerloge heftig bekämpft wurden,
manche Unberechtigte eingedrängt und
den Wirrwarr vermehrt oder vielleicht gar
verursacht hatten [vgl. Qould IV, 891;
Sadler, Facts and Fictions, S. 50]. Am
27. April 1742 wurde er als GroBameister
eingesetzt, verwaltete das Amt bis zum
2. Mai 1744 und leitete personlich sämt-
liche Versammlungen bis zu diesem Tage,
wobei freilich zu bemerken ist, dass
zwischen dem 9. April 1743 und dem 4.
April 1744, also ein ganzes Jahr lang, gar
keine Sitzungen stattfanden. Den Grund-
satz der Ordnung brachte er auch als
wirklicher Grossmeister sofort wieder zur
Geltung, indem er streng darauf hielt, dass
die Logen Vertreter zu den Vierteljahrs-
versammlungen sandten und diejenigen,
die nach wiederholter Mahnung ihre Pflicht
nicht erfüllten, aus der Liste der Logen
gestrichen wurden. So liess er 24. Juni
1742 drei Logen, 9. April 1743 sieben Logen
und 4. April 1744 noch zwei Logen in den
Listen löschen, während bis dahin die
Grossloge sich solche Pflichtversäumnisse
ruhig hatte gefallen lassen. Mit einer
liebenswürdigen Mahnrede nahm er 2. Mai
1744 Abschied von der Brüderschaft. Im
»Pocket Companion« (1754, S. 119) wird
ihm eine warme Lobrede gehalten, die
freilich nach der Weise der Zeit sehr über-
schwänglich und im einzelnen auch über-
trieben ist, aber im Ganzen doch ein zu-
treffendes Bild von diesem Manne giebt,
der sicher einer der ^besten Grossraeister
war, die der Adel Englands der dortigen
Grossloge gestellt hat
Waren (St. im Grossherzogt. Mecklen-
burg-Schwerin, 8415 E.). Eine von der
Grossen Landesloge zu Berlin hier 8. Dez.
1884 gestiftete Loge Friedrich Franz
zur Wahrheit wurde 1848 geschlossen
und 6. Nov. 1880 wieder eröffnet; eingew.
im eignen Logengebäude, Langestr. 223, am
13. Nov. 1880. Mitgliederzahl (1900): 92.
Vers.: etwa alle 8 Wochen. Ferien: Juli
bis August. Witwen- und Waisenkasse,
Vermögen : 4200 M. Unterstützungsfonds:
ca. 800 M.
Warendorf (St. in der preuss. Provinz
Westfalen, 5819 E.). Eine Johannisloge
unter der Grossen National-Mutterloge zu
den drei Weltkugeln ward hier unter dem
Namen Zum schützenden Thor 24.
Jan. 1817 gegründet, 11. April d. J. ein-
geweiht, ist aber 26. Aug. 1840 geschlossen
worden.
Warmbrunn (Flecken und Badeort in
der preuss. Prov. Schlesien, 3590 E.). 1) Die
28. Okt. 1824 hier gegründete Loge Zur
heissen Quelle (zur Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ge-
hörig) erlosch 18. Sept. 1832 und wurde
28. Okt. 1882 wieder in Hirschberg (». d.)
errichtet 2) Jetzt besteht hier ein Frei-
maurerverein im Hotel zur Schneekoppe.
Vers.: Mittwochs.
Warnati, Gustav Heinrich, Arzt,
geb. 27. Febr. 1810 in Kamenz, gest. 18. Mai
1872 in Berlin, Medizinalrat, Beisitzer der
Königl. Kreisdirektion in Dresden, wurde
3. Nov. 1859 in die Loge Zum goldnen Apfel
das. aufgenommen und war ein von ernstem
Streben, begeisterter Liebe und festem
Willen beseelter Maurer. 1864 zum zu-
f geordneten Meister seiner Loge gewählt,
egte er das Amt nieder, als er 22. De/.
1864 zum Landesgrossmeister der Grossen
Landesloge von Sachsen ernannt wurde,
welches Amt er bis zu seinem Tode ver-
waltete. Sein Name ist verewigt durch
die Gründung des Deutschen Grosslogen-
bunds, eines Werkes, an dessen Vollen-
dung er jahrelang mit rastlosem Eifer gear-
beitet hat. Zu dessen endlichem Abschlug
zu Pfingsten 1872 war er nach Berlin gereist,
verschied aber daselbst am Vorabend des
Festes. [Vgl. Mitteilung über die Trauer-
feier der Grossen Landesloge von Sachsen
am 9. Juni 1872.)
Warnemünde (Flecken in Mecklenburg-
Schwerin, 3087 E.). Hier besteht unter
der Loge Zu den drei Sternen in Rostock
ein maurerisches Kränzchen Stern am
Ostseestrande, gest. 12. Mai, bestätigt
24. Juni, eingew. 4. Juli 1896. Mitglieder-
zahl (1900): 12. Vers.: vom 15. Juni bis
15. Sept. Sonnabends, Bonst 2. und 4. Sonn-
abend. Lokal: Seestern.
Warschau (St. im gleichnamigen rus*.
Gouvernement, [1894] 532261 E). Hier
wurde I. von der Mutterloge Royal York
1) die Loge Katharina zum Nordstern
1779 mit einem Freibrief versehen und
2) 13. Oktober 1780 eine Loge Tempel
der Isis und 3) am 15. Okt. 1780 die
Loge Die cleusinische Göttin (Dresse
Eleusine) gegründet. [Vgl. Klohr, Ge-
schichte der Grossen Loge Royal York (Brl.
1898), I, S. 94.1 — II. Weiter wurden vou
der Grossen Landesloge in Berlin drei
Logen gegründet: 4) 6. April 1797 Zum
goldnen Leuchter, 5) 19. Febr. 1802
Friedrich Wilhelm zur Säule, später
Samariter genannt (am 30. Sept. 1808
mussten die beiden Logen ihre Thätigkeit
einstellen; die letztere wurde geschlossen,
während die Loge unter 4 1809 sich wieder
aufthat); 6) 25. Mai 1805 Tempel der
Weisheit, die in polnischer Sprache ar-
beitete und 1809 mit der Loge Tempel
der Isis verschmolzen wurde. 1821 er-
loschen sämtliche noch thätigen Logen.
Wartensleben, Julius Cäsar Graf.
Jurist, geb. 11. Juni 1809 in Klein-Wier-
sewitz bei Guhrau in Schlesien, gest. 18.
Jan. 1882 in Berlin, studierte die Rechte
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526
Washington — Weber.
und wurde später Amtsgerich tarat in Ber- I
lin. — Am 30. April 1841 wurde er in
der Loge Zur Eintracht in Berliu zum
Freimaureraufgenommen. Am 28. Sept. 1858
trat er in die Grosse National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln und wurde 27.
April 1865 Mitglied des Bundesdirektoriums.
Wegen Kränklichkeit legte er 1875 sein
Amt nieder. Er beschäftigte sich ein-
gehend mit geschichtlichen Forschungen
auf dem Gebiet der Freimaurerei und lie-
ferte wertvolle Abhandlungen, welche die
Ergebnisse seiner Untersuchungen ent-
hielten. Sie sind niedergelegt in den
»Historischen Belehrungen für denMeister-
Sad des Bundes der Grossen National -
utterloge der Preußischen Staaten, gen.
Zu den drei Weltkugeln. (Brl. 1871). Auch
bearbeitete er die neue Ausgabe der »Ge-
schichte der Grossen National-Mutterloge
der Preussischen Staaten, gen. Zu den drei
Weltkugeln, nebst Bericht Ober die Grün-
dung und Wirksamkeit der Wohlthätig-
keitsanstalten « (Brl. 1869). [Vgl. Geschichte
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln (Brl. 1890), 8. 447.]
Washington, einer der Vereinigten Staa-
ten von Nordamerika. In Olympia besteht
Beit 8. Dez. 1858 eine Grossloge mit 104
Logen und 5399 Mitgliedern. Die Gross- |
löge hatte 1898 die Neger-Logen anerkannt;
infolgedessen brachen mehrere andre Gross-
logen in Nordamerika die Verbindung mit
ihr ab, worauf sie ihren Besch lusa 1899
wieder aufhob. [Zeitschriften: Masonic
Review and Washingtonian (Tacoma);
Pacific Mason (Seattle).]
Washington (Bundeshauptstadt der nord-
amerikan. Union im Distrikt Columbia,
[1890] 188932 E.). Hier besteht eine in
deutscher Sprache arbeitende Loge Ar-
minius Nr. 25, gegr. 26. Nov. 1876. Vers.:
am 2. und 4. Montag im Masonic Temple,
2. Saal.
Washington, Georg, der berühmte erste
Präsident der Vereinigten Staaten von
Nordamerika und Gründer ihrer Unab-
hängigkeit, geb. 22. Febr. 1782 in der
Grafschaft Westmoreland in Virginia, gest.
14. Dez. 1799 in Mount Vernon, wurde,
nach den Untersuchungen von Benj.French,
in der Fredericksburg-Loge Nr. 4 in Virgi-
nien 4. Nov. 1752 in den Freimaurerbund
aufgenommen, 8. März und 4. Aug. 1758
auf die beiden höhern Stufen der Frei-
maurerei befördert. Er war der erste
Meister vom Stuhl der Washington Ale-
xandria Lodge Nr. 22 in Alexandria, die
er auch während des Kriegs (1788) be-
suchte und die 16. Dez. 1799 sein Leichen-
begängnis besorgte. [Eine Denkmünze auf
ihn von 1797 s. bei Merzdorf, Denkmünzen,
S. 121, abgebildet in L. XVI, l.J Irrig
ist die Annahme, dass er Grossmeister
aller Freimaurer in den Vereinigten Staaten
gewesen sei. [Vgl. L. XVI, 20; XVII,
161. Mossdorf, Mittheilungen u. s. w., S.
189. FZ. 1853, S. 235; 1868, S. 252; 1880,
Nr. 86. Bbl. 1897, S. 487; 1899 , 8. 412.
Bh. 1882, S. 141. (Thost) George W. Ein
freim. Lebensbild, gezeichnet nach Sidney
Hayden'a Werk (Zwickau 1868). Alpina
1885, S. 21. Der Freimaurer 1877, S. 101
(mit Bildnis). R. 1895, S. 64. S. L. 1889,
S. 180. Triangel 1863, S. 94; 1864, S.
111; 1867, S. 166. Z. 1889, 8. 41, 49.]
Wasserwage oder Bleiwage (the level,
le niveau). Die W., eines der beweg-
lichen Kleinodien (s. d.) der Freimau-
rerei, dient dem Maurer dazu, die
Steine aneinander zu fügen, dass sie
eine wagerechte Ebene bilden. So ist
die W. ein Bild der Gleichheit, die unter
allen Freimaurern herrscht. Sie sind
Genossen gleichen Strebens, weshalb sie
alle Vorurteile des gewöhnlichen Lebens
abstreifen und sich als gleichberechtigte
und gleich verpflichtete Brüder erkennen
müssen. Da die wagerechte Stellung aller
Teile eines Bauwerks wesentlich dessen
Stärke bedingt, nämlich ienes Gleichge-
wicht anschaulich macht, bei dem
die Schwere ganz aufgehoben ist in
ihrer, den Fall und die Zerstörung nach
sich ziehenden Wirkung, ist die W. das
Sinnbild des ersten Aufsehers, der an
der Säule der Stärke steht. Mit Stärke
hat er auf die Gleichheit aller vor dem
Gesetz zu achten, aber auch alle ihre
maurerischen Bestrebungen auf deren Einig-
keit im Geist hin zu messen, damit brü-
derliche Eintracht in allen Stücken unter
ihnen walte. [Krause, Kunsturkunden, Bd. 1,
Abt. 2, 8. 116 fg., 216 fg. Fischer, R.,
Lehrlingskatechismus (29. Aufl., Lpz. 1900>,
S. 92, 98, 99, 103, 122. Ders., Gesellen-
katechismus (20. Aufl., Lpz. 1900), S. 59.
Marbach, O., Katechismusreden J. (4. Aufl.,
Lpz. 1897), S. 292. A. 1888, 8. 192. Bh.
1861, S. 193. Bat. R. 1883, S. 237.]
Watnon. William W.-Manuskript, s.
England I, S. 227.
Weber, 1) Andreas, geb. 27. März 1718
in Eisleben, gest. 26. Mai 1781 in Kiel,
wurde 1749 ausserordentlicher Professor der
Philosophie in Halle, 1750 Ordinarius in Göt-
ti ngen, 1770 ordentlicher Professor derPhilo-
sophie und ausserordentlicher Professor der
Theologie in Kiel. Er veröffentlichte 1748
bis 1750 ein vierbändiges Werk: Von der
Übereinstimmung der Natur und Gnade.
[Thiess, Gelehrtengeschichte von Kiel, L
462—71; Pütter, Gelehrtengeschichte von
Göttingen. 1, 172; H, 52.] — W. ist der erste
der in Halle selbst in der Loge Zu den
drei goldnen Schlüsseln Ende 1748 aufge-
nommenen Freimaurer. Bei der Feier des
ersten Johannisfests in Halle 24. Juni 1744
hielt er eine Rede über »Das Erhabene,
worzu die Freymäurerey ihre ächten
Schüler führet«, die gedruckt wurde.
[Über das Vorwort und über ihren In-
halt vgl. FZ. 1886, S. 286, 294, 323. Eug.
Wolff, Gottsched, II, 81.] Bei der Johanni*-
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Wedekind — Wegener.
festfeier 1746 untersuchte er in seiner I
Rede, ob ein ächter Freymäurer auch ein
rechtschaffner Christ sein müsse. Beine
1747 bei der Tafelloge zur Johannisfest-
feier vorgetragne Ode: »Der unüberwind-
liche Freymäurer« wurde zusammen mit
der von seinem Bruder gehaltnen Festrede
1748 durch den Druck veröffentlicht. Mit
dem Redneramte vereinigte er auch das
eines Aufsehers und vertrat oft die ab-
wesenden Meister vom Stuhl. Besondere
Verdienste hat er sich auch um die älteste
Schottenloge in Halle erworben. Er war
ihr Jüngerer Aufseher, Schriftführer und
Redner. Ihm verdankt man die Nach-
richten über die Anfänge der schottischen
Maurerei in Halle. [Vgl. St. Andreasgrade
der Grossen Landesloge, Heft 36 (Brl. I
1898).)
2) Christian, Bruder des Vorigen, gest.
6. Febr. 1762 in Halle, seit 1752 ausser- I
ordentlicher und seit 1756 ordentlicher
Professor der Philosophie das. Er wurde
14. März 1747 in der Loge Zu den drei
goldnen Schlüsseln in Halle aufgenommen.
Schon am 21. Aug. 1747 wurde ihm das
Redneramt übertragen. Die von ihm bei
der am 13. Sept. begangnen Feier des
Johannisfests gehaltne Rede über das
Thema: «Dass die Gesellschafft der Frey-
mäurer vollkommen und gerecht sey«, er-
schien 1748.
3) Veit, s. Wächter unter 2.
Wedekind, Georg Christian Gott-
lieb Freiherr v., grossherzoglich hessi-
scher Geheimrat und Leibarzt Ludwigs L,
einer der hellblickendsten und begabtesten
Freimaurer seiner Zeit, geb. 8. Jan. 1761
in Göttingen, gest. 28. Okt. 1831 in Darm-
stadt, erhielt 1787 einen Ruf nach Mainz
als Professor der Medizin an der dortigen
Universität und Leibarzt des Kurfürsten.
Bei dessen Vertreibung durch die Fran-
zosen blieb er in Mainz, wurde 1803 pen-
sioniert und Kantonsarzt in Kreuznach,
1805 Professor an der neuerrichteten Mili-
tärschule in Mainz und Medizinalrat, dann
Oberstabsarzt, trat 1808 als Leibarzt und
Geheimer Hofrat in die Dienste des Gross-
herzogs von Hessen, den er von einer ge-
fährlichen Krankheit geheilt hatte, und
wurde von diesem in den Freiherrnstand
erhoben. W., der auch in der Zeit seines
bewegtesten Lebens verschiedne Schriften
herausgegeben hatte, war einer der ersten
in Deutschland, welche die Kuhpocken-
impfung untersuchten, über die er eine
Abhandlung schrieb. — Zum Freimaurer
wurde er aufgenommen 1785 in der Loge
Maximilian zu den drei Lilien in Köln und
in der eklektischen Loge Caroline zu den
drei Pfauen in Neuwied 1787 zum Gesellen
und Meister befördert. W. war einer der-
jenigen in Mainz, die des Illuminatentums
beschuldigt wurden, obschon er sich dort
seiner Stellung wegen aller maurerischen
Verbindungen enthielt. Erst 1805, bei
seiner Wiederanstellung dort, schloss er
sich der Loge Die vereinigten Freunde an,
die unter dem Grossorient von Frankreich
arbeitete, fand aber nicht die gesuchte
Befriedigung und zog sich ganz zurück,
als dort der Satz aufgestellt und ange-
nommen worden war, »dass die Pforten
der Loge allen politischen Feinden Napo-
leons verschlossen werden müssten«. Mit
grossem Eifer aber trat er 1816 dem Mau-
rerkränzchen bei, das sich an seinem Wohn-
ort Darmstadt gebildet hatte und in kur-
zer Zeit in eine Loge umwandelte. Man
wählte W. 7. Juni 1816 einstimmig zum
Meister vom Stuhl, und als solcher eröffnete
er die neue Loge 5. Aug. 1816. W. hatte eine
sehr schwierige Stellung; die ältern Mit-
glieder gehörten den verschiedensten Lehr-
arten an, die Neubeigetretnen hatten noch
nicht die nötige Kenntnis und Erfahrung,
und daher kam es bald zu Ereignissen,
die W. zum Austritt veranlassten. Da»
Nähere hierüber ist in Lennings Ency-
clopädie und in der vorigen Auflage unter
• Wedekind« zu lesen. Hauptsächlich be-
wog ihn dazu der Drang mancher Mit-
glieder nach höhern Graden, denen er
durchaus abgeneigt war, insbesondere aber
deren Unterstützung durch den Landgrafen
Ludwig Georg Karl von Hessen, dessen
»Prinz Karl-System« man eingeführt wissen
wollte. W. hatte den ganzen damals be-
kannten geschichtlichen Stoff der Frei-
maurerei mit vorurteilsfreiem Geist durch-
forscht und war eifrig bemüht, die Er-
gebnisse seines Forschens zu verbreiten
und zur Geltung zu bringen, weshalb
manche seiner Abhandlungen auch heute
noch mit Aufmerksamkeit und Nutzen
gelesen werden. — Von seinen maure-
rischen Schriften seien hier aufgeführt:
1) Bruchstücke über Religion [auch
in den Baustücken abgedruckt] (Darmst.
1817); 2) Das Johannisfest in der Frei-
maurerei (Frkf. a. M. 1818); 3) Das Sucheu
des Freimaurers (Frkf. a. M. 1819); 4) Der
pythagoräische Orden, die Obskuranten-
vereine in der Christenheit und die Frei-
maurerei in gegenseitigen Verhältnissen
(Lpz. 1820): 5) Baustücke, ein Lesebuch
für Freimaurer (zwei Sammlungen, Giesseu
1820 und 1821).
Wegener, Kunimund, Schulmann,
geb. 9. Aug. 1824 in Köpenick, gest. 22.
Nov. 1891 in Frankfurt a. O., war seinem
Beruf nach Theolog, ging aber 1851 zum
Schuifach über und war 1861—90 Direktor
der Augusta-Schule und des damit ver-
bundnen Lehrerinnensem inars zu Frank-
furt a. O. — W. wurde in den Freimaurer-
bund aufgenommen 7. Sept. 1860 in der
Loge Zum aufrichtigen Herzen in Frank-
furt a. O. und war daselbst Redner 1872
bis 1878 und zugeordneter Meister vom
Stuhl 1878—86. Verschiedne seiner Vor-
träge sind in der Freimaurerzeitung (1878,
1879) abgedruckt.
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528
Wegneru — Weimer.
Wegnern, Karl Ludwig August v.,
Kanzler des Königreichs Preussen, Chef-
präsident des Oberlandesgerichts in Kö-
nigsberg i. Pr.. geb. 1777, gest. 8. Nov. 1854,
trat 1812 in der Loge Zur goldnen Harfe
in Marienwerder in den Bund der Frei-
maurer. Nach Königsberg versetzt, wurde
er Mitglied der Loge Zu den drei Kronen
das. und wirkte in ihr als Vorbereitender
1821-22, als zugeordneter Meister 1823
bis 1831 , als Meister vom Stuhl 1831 bis
24. Juni 1834 und als Ehrenmeister bis an
sein Ende.
Wegsehe! der, Julius August Lud-
wig, protestantischer Theolog, geb. 17.
Sept. 1771 in Kübbelingen im Herzogtum
BraunBchweig, gest. 27. Jan. 1849 in Halle,
wurde nach der Verwaltung mehrerer Lehr-
ämter 1806 Professor der Theologie in
Rinteln. Von hier wurde er 9. Febr. 1810
als ordentlicher Professor der Theologie
nach Halle berufen. Als Hauptvertreter
des theologischen Rationalismus hat er
einen bedeutenden Platz unter den pro-
testantischen Theologen eingenommen.
Er war während der ersten Jahrzehnte
des 18. Jahrhundert* mit Gesenius der
gefeiertste akademische I^ehrer auf der
ersten theologischen Universität, uuer-
schüttert in seinem Ansehen, bis zu-
erst die Hengstenbergsche Kirchenzeitung
mit Denunziation seiner angeblichen Irr-
lehren hervortrat und die seit 1840 mehr
hervortretende Reaktion auf kirchlichem
Gebiet Hich nicht scheute, sein 50 jähr.
Doktorjubiläum am 27. Dez. 1846 mit einem
kühlen Glückwunsch des Ministers Eich-
horn zu beachten. Den Menschen W.
musste auch sein erbittertster Gegner auf
wissenschaftlichem Gebiet hochachten.
Unter seinen Schriften haben die »In-
stitutiones theologicae christianae dogma-
ticae« 8. Auflagen (Halle 1848) erlebt. — In
den Freimaurerbund ist er 23. Juli 1795 auf
Autrag der Loge in Braunschweig in der
Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg
aufgenommen (seine Fragen beantwortung
befindet sich HZC. Nr. XXVI vom 16. Febr.
1805), trat dann der genannten Hamburger
Loge bei und war 1797—99 deren Schrift-
führer. Am 24. Juni 1815 schloss er sich
der Loge Zu den drei Degen in Halle an
und widmete ihr in den ersten Jahren
auch als Beamter seine hingebende Thätig-
keit. Bei seinem 50jäbr. Maurerjubiläum
am 23. Juli 1845 wurde er zum Ehren-
meister ernannt. Nach ihm nannte sich
der Wegscheiderverein (s. d.). [Vgl. Hertz-
bergs Hall. Festschrift von 1893, S. 11,
55, 92. L. 1880, S. 172. Zd. 1845, S. 106.]
Wegscheiderverein in Halle a. d. S.
wurde als »Verein zu wissenschaftlicher
Fortbildung in der Freimaurerei* 23. Juli
1845 gegründet. Er wurde von Wegschei-
der (s. d.) ins Leben gerufen und bestand
bis 1877, zuletzt ein kümmerliches Dasein
fristend. Eine Art Fortsetzung war der
1880 gebildete Freimaurerische wissen-
schaftliche Verein das., der aber auch nur
bis 1891 währte. [Vgl. Hertzberg, Halle-
sche Festschrift v. 1893, S. 5, 11, 55, 92.
FZ. 1868, S. 43.]
Wehber, Joh. Friedr. Basilius, ge-
nannt Wehber-Schuldt , Erbherr auf Gol-
densee im Lauenburgschen , geb. 29. Nov.
1773 in Borstel im alten Lande, gest.
7. April 1840 in Goldensee, wurde 25. März
1795 in die Loge Zum grossen Christoph
in Stade aufgenommen, kam bald darauf
nach Hamburg, trat 31. März 1798 zur
Loge Zur goldnen Kugel in Hamburg über,
wurde Redner, zugeordneter Meister, vom
25. Aug. 1802 bis 20. Febr. 1809 Logen-
meister und gleichzeitig von 1806 bis 1809
Provinzialgrossmeister von Niedersachsen.
Sein 1804 eingereichter Plan zur Gründung
eines Armenkomitees zur Unterstützung be-
dürftiger durchreisender Brüder wurde ge-
nehmigt und fand auch Annahme bei den
fünf unter der englischen Provinzialloge
stehenden Logen. Er veranlasste 1806 den
Vergleich mit der Grossen Landesloge in
Berlin über die Abgaben der Tochterlogen
(s. Hamburg), trat an die Spitze des Ver-
waltungsausschusses für das neue Logeu-
haus und führte am 20. März 1807 als
Provinzialgrossmeister die von ihm neu
bearbeiteten Ortsgesetze ein. Er fand in
der Provinzialloge Gegner seiner Bestre-
bungen, legte daher 1809 seine Ämter nieder
und siedelte nach seinem Gute Goldensee
über. Von hier aus stiftete er die Loge
Harpokrates zur Morgenröte in Schwerin,
eröffnete diese Loge 19. Juli 1809 und war
ihr Logenmeister bis 1836.
Wehlau (St. in der preuss. Prov. Ost-
preuasen, 5236 E.). Hier bestand seit
1860 eine freimaurerische Vereinigung [vgl.
L. XVIII, S. 96], die aber nicht lange
thätig gewesen zu sein scheint.
Wehner, Anton, Stadtpfarrer in Frank-
furt a. M, geb. 28. Jan. 1811 in Wasungen
bei Meiningen, gest. 2. Dez. 1878 in Frank-
furt a. M., war Religionslehrer an ver-
schiednen Anstalten Frankfurts und 1841
bis 1848 an der Katharinenschule thätig.
1843 erfolgte seine Berufung als Prediger
an die Dreikönigs-, 1851 an die Nikolai- und
endlich 1852 an die Paulskirche. Gleich-
zeitig war er Hospitalprediger am Sencken-
bergschen Bürgerspital und Verwaltungs-
mitglied an verschiednen Stiftungen und
gemeinnützigen Anstalten. — Aufgenommen
in den Freimaurerbund 21. Mai 1838 in
der Loge Carl zum aufgehenden Licht in
Frankfurt a. M., wurde er, nachdem er
das Redneramt lange Jahre bekleidet hatte,
mit dem ersten Hammer betraut, den er
von 1847—1852, und zwar in Zeiten weit
auseinandergehender Meinungen auf dem
Gebiete des Logenlebens und hochgehen-
der Wogen im politischen Leben, zu füh-
ren verstand; er blieb treu und beständig
seinem erwählten Wahlspruch: »Religion
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Wehrmann — Weiler.
529
ist religiöses Leben« durch seine vierzig-
jährige Maurerth&tigkeit. In Anerkennung
seiner vielen Verdienste um seine Loge
wurde er zum Ehrenmeister ernannt.
Wehrmann, Karl Friedrich, geb. 30.
Jan. 1809 in Lübeck, gest. das. 11. Sept.
1897 als Staatsarchivs^ a. D. Aufgenom-
men 16. März 1827 in der Loge Zur
Weltkugel in Lübeck, bekleidete er die
Ämter eines Bücherwarts, Vorbereitenden,
Schriftführers, wurde 1865 zugeordneter
und 1867 Vorsitzender Meister. Zwölf
Jahre führte er dieses Amt, leitete aber
noch längere Zeit den Engbund. Der
Schwerpunkt von W.'s Logenthätigkeit lag
in seinen Vorträgen. Er war Ehrengross-
meister der Grossen Loge von Hamburg.
Bedeutungsvoll war die Feier seines 70 jähr.
Muurerjubiläums, 16. März 1897. (Vgl.
HZC. 1896/7 , 8. 96; 1898/9 , 8. 38 (mit
Bildnis). L. 1897, S. 60.] Zu seinem An-
denken wurde 1899 eine Denkmünze ge-
prägt. [Vgl. HMW. Nr. 284 und 285. HZC.
1808/9. 8. 160.]
»eiberordr-n, s. Adoptionamaurerei.
Welkard, Melch. Adam, geb. 1742 in
Römershag bei Fulda, gest. 1803 als Chef
des Medizinalwesens in Fulda, führte die
Brownsche Lehre in Deutschland ein \
und war einer ihrer eifrigsten Anhänger.
Er war ein thätiger medizinischer Schrift-
steller und wendete auch 1786 (wo er in
Petersburg lebte und wahrscheinlich durch
das Treiben der dortigen Freimaurer dazu
bestimmt) den geheimen Gesellschaften
in der anonymen Schrift: »Gedanken eines
Weltbürgers über geheime Gesellschaften«
(St. Petersburg 1786) seine Aufmerksamkeit
zu. W. war in der Loge zu Gersfeld (s. d.)
aufgenommen, hat aber nie einen andern
Grad, als den des Lehrlings gehabt. Seine
Ansichten über den Maurerbund, sowie
dessen Zeitgeschichte findet sich in W.'s
»Denkwürdigkeiten aus der Lebensgeschich-
te« (Frkf. u. Lpz. 1802), S. 166—172.
Weilburg (St. in der preuss. Provinz
Hessen-Nassau, 3643 E.). I. Hier besteht
die Freimaurervereinigung Nassau, gegr.
1875 (stand als Kränzchen Wilhelm zur
Treue unter der Loge in Giessen 19. Nov.
1876 bis 1892). Mitgliederzahl (1900): 10.
Vers.: Mittwochs, Zur Traube. 1897 traten
Mitglieder aus und gründeten II. das
Kränzchen Wilina zum Felsen an der
Lahn unter der Loge in Wetzlar 12. Mai
1898. Mitgliederzahl (1900): 11; Vers. Frei-
tags im Rosenkranz.
Weiler, Georg August Baron v.,
geb. 1726, gest. 9. Nov. 1775, wurde in
Rom erzogen, trat in Militärdienste und
machte als österreichscher Major den
Siebenjährigen Krieg mit. Nachdem er den
Dienst verlassen, lebte er zunächst in Wien,
dann in Dresden, wo er als vermögender
und talentvoller Mann auftrat. Hier be-
gründete er 1768 im Verein mit A. F. v. Brühl
(s. d.), d'Agdollo (s. d.) und Leutnant Borghesi
AUgemelnet Handbuch dar Freimaurerei. II.
die Loge St.- Jean des voyageurs auf Grund
eines von der Grossloge zu London ausge-
stellten Freibriefs, den die Genannten zu
Provinzialgrossmeistern der englischen Lo-
gen des Kurfürstentums Sachsen ernannte,
v. W. behauptete, Tempelritter zu sein,
was er aber später widerrief. Ferner war
er mit dem Grafen von Kufstein in Wien
bekannt geworden, hatte sich dessen Lugen
angeschlossen und nannte sich Prior der
VUI. Provinz, Magister ambulans, und
war Elu en tous grades grand eccossais,
Chevalier d'Orient de Taigle de Rosecroix
et Commandeur du temple parfait archi-
tecte. Als in der obengenannten Loge
wegen der englischen Bestimmungen über
die Meisterwahl Zwistigkeiten ausbrachen,
verschaffte v. W. dem v. Brühl einen Freibrief
der »Loge Royale militaire de Vienne en
Autrichc«, das v. W. als Grossdeputiertem
das Recht gab, v. Brühl zu ermächtigen,
neue Logen zu gründen. Auf Grund des-
selben errichtete v. Brühl die Loge Aux
vrais amis — Zu den wahren Freunden —
in Dresden 1768. Bald neigte sich v. W. den
Bestrebungen v. Hunds (s. d.) zu, wusste ihn
für sich einzunehmen, und dieser ernannte
ihn 1770 zum Visitator specialis für die
Präfektur Gommern (Dresden). Von nun
an war v. W. für die Ausbreitung des
Hundschen Systems äusserst thätig, und
in der Loge Aux vrais amis in Dresden
war er die treibende Kraft. 1772 führte
er sie zur Annahme des 8ystems der strik-
ten Observanz. Das eigenmächtige Vor-
gehen v. Hunds nach dem Konvent zu
Kohlo (s. d.) 1772, an dem v. W. als be-
deutendste Stütze v. Hunds teilgenommen
hatte, die eigenmächtige Ernennung v. W.'s
zum Verbreiter des Ordens in Frankreich
und dessen Auftreten unter den Dresdner
Freimaurern schwächten sein Ansehen,
gaben auch bereits Ursache zu Zweifeln
an der Wahrheit des von W. Behaupteten.
Von W. setzte alle Kraft ein, die übrigen
Provinzen des Templerordens, in die Eu-
ropa geteilt werden sollte, herzustellen und
zu bewegen, den Herzog Ferdinand von
Braunschweig zum Grossmeister zu erwäh-
len. Er setzte 1773 die V. Provinz (Bur-
gund) in Strassburg ein, suchte die VIIL
(Am Rhein) in Gang zu bringen, giug
1774 wieder nach Frankreich und setzte
die H. Provinz (Auvergne) in Lyon, kurz
darauf die IU. (Occitanien) in Bordeaux
ein. Beide Provinzen huldigten v. Hund
als ihrem Provinzialmeister unter dem
Titel Grossadministrator und dem Herzog
Ferdinand als Grossmeister. Darnach setzte
er die PrioratsprRfektur Montpellier ein
und konnte nun an die VUI. Provinz
wieder herantreten, für die er schon in
Strassburg den Fürsten von Hohenzollcrn-
Hechingen (s.d.) in den Orden hatte aufneh-
men und als Socius et Protector Franconiae
verkünden lassen. Auf dem Konvent zu
Braunschweig (s. d.) 1775 wurden dem
34
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530
Weimar.
Heenneister Vorwürfe Aber diese einsei-
tigen, eigenmächtigen Handlungen gemacht
und v. W. (Anfang Juli) verhört. Weil die
Sache einmal geschehen war, also die neuen
Ritter nicht wieder ausgestoßen werden
konnten, wurde die vollendete Thatsache
angenommen, aber v. W. erhielt für, wie
man behauptete, dabei ihm nachgewiesne
Vergehungen (der Diener inusste für den
Herrn leiden) Verzeihung, musste seine
OrdenspHicht noch einmal ablegen und
einen Revers unterzeichnen, ohne des Heer-
meiaters ausdrückliche Genehmigung (die
er zu allen seinen Schritten vollkommen
gehabt: er korrespondierte von Anfang an
bis zum Tage seines Todes regelmässig mit
ihm) sich mit auswärtigen Provinzen nicht
in Verhandlungen einzulassen, den ange-
maßten Titel »Prior der VIII. Provinz«
abzulegen u. s. w. Obgleich krank, ging
er doch Ende Oktober nach Italien, um
den dortigen Teil der VIII. Provinz zu
ordnen, kam aber nur bis Turin. Hier
setzte er im •Grosspriorat Italien« das
Grosskapitel der Balley Lombardei ein
und wurde von diesem, als bisher einziger
Balley in Italien, zum Grossprior von Ita-
lien ernannt. [Vgl. Eloge funebre du Fr.
Baron de W. dans la Loge de Strasbourg
pur C. H. Laurent le 9. FSvrier 1776.]
Weimar (Hauptst. des Grossherzogtums
Sachsen, 26670 E.). Die Freimaurerei fand
hier schon frühzeitig Eingang. Die nächste
Veranlassung zur Stiftung der Loge Ama-
I i a gab die Auflösung der nach der strik-
ten Observanz arbeitenden Loge Zu den
drei Rosen in Jena (s. d.), in der der da-
malige Wirkliche Geheimrat Jakob Fried-
rich von Fritsch (s. d.) 1762 aufgenommen
worden war. Mit ihm vereinigten sich
mehrere Mitglieder dieser Loge zur Grün-
dung einer neuen Bauhütte in W. Diese
wurde mit Genehmigung der Herzogin
Amalia (s. d.) an deren Geburtstag, 24. Okt.
1764, gegründet und 28. Okt. 1764 im Hause
des zum hammerführenden Meister erwähl-
ten von Fritsch eingeweiht. Das Mit-
gliederverzeichnis der in erfreulichem
Wachstum begriffnen Loge weist manchen
berühmten Namen auf, z. B. Musäus (s. d.),
Bertuch (s.d.), Loder, aufgen. 1779, Bode (s.d.),
Goethe (s. d.), Grossherzog Karl August (s. d.)
u. a. m. Die Loge gewann bald ein sol-
ches Ansehen, dass der Herzog Ferdinand
von Braunschweig 1781—82 das Direkto-
rium nach W. zu verlegen beabsichtigte, was
jedoch Karl August ablehnte, da seinem
klaren Blick nicht entgangen war, das* dem
schottischen System, das Herzog Ferdinand
begünstigte und dem damals auch die Loge
Amalia folgte, die rechte geschichtliche
Grundlage fehlte. Später entstanden jedoch
in der Loge Streitigkeiten über den Wert der
verschiedneu Lehrarten, und als Bertuch 24.
Juni 1782 als Redner in offner Loge diesen
Gegenstand berührte, geriet er mit Bode
in einen so heftigeu Wortwechsel darüber,
dass der Meister vom Stuhl es für not-
wendig hielt, die Arbeiten bo lange aus-
zusetzen, bis der 16. Juli 1788 begonnene
Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.) über den
Wert der verschiednen maurerischen Lehr-
arten eine Einigung herbeigeführt haben
würde. Da diese jedoch nicht erfolgte,
blieb die Loge bis 1808 geschlossen, wo
Karl August zu der Wiedereröffnung Ver-
anlassung gab. Ein reges Leben hatte sich
uämlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts
in der Freimaurerei zu äussern begonnen.
Schröders (s. d.) eifrige Forschungen
hatten auch in W. ein wohlthätiges Licht
über die Rituale, den Zweck und die Be-
deutung der altenglischen Brüderschaft
verbreitet, und seine persönliche An-
wesenheit in W. hatte einige der ältern
Maurer besonders angezogen und mit die-
ser Lehrart befreundet. Der Krieg führte
die französischen Heere nach Thüringeu
und mit ihnen die militärischen Logen ;
der Platzkommandant in Jena, Pocholle,
fing an, freimaurerische Versammlungen
zu halten. Da fand es Karl August zweck-
mässig, eine deutsche Logen Verbindung zu
| begünstigen. Mehrere Mitglieder der frü-
hern Loge, von ihm angeregt, vereinigten
sich wieder, andre wurden in der Loge
Günther zum stehenden Löwen in Rudol-
stadt, die sich der Grossen Loge von
Hamburg angeschlossen hatte, aufge-
nommen, und so wurde die Loge Amalia
24. Okt. 1808 nach der Lehrart der Grossen
Loge von Hamburg wieder eröffnet. Da
der frühere Meister vom Stuhl, v. Fritsch,
seinen Beitritt versagt hatte, war Bertuch
zum Meister vom Stuhl erwählt worden.
Die Mitgliederzahl der wiedererstandnen
Loge stieg rasch von Jahr zu Jahr. Bis
in die neueste Zeit hat sie Namen von
bestem Klang zu ihren Arbeitern und För-
derern gezählt, unter denen besondere her-
vorleuchten Goethe, K. A. Böttiger (s. d.),
Friedrich v. Müller (s. d ), Wieland (s. d.),
Reinhold (s. d.), Prinz Bernhard von W.,
Oken (aufgenommen 4. Dez. 1809), Nepo-
muk Hummel (s. d.), Theodor Stiehl ing
(s. d.) u.a. m. Seit 1858 besitzt die unter dem
Schutz ihres Schirmherrn, des Grossher-
zogs von Sachsen, arbeitende Loge ein
eignes Heim, das 24. Okt. 1853 eingeweiht
wurde. Am 24. Okt. 1864 wurde das hundert-
jährige Jubelfest der Loge, am Johannis-
fest 1880 die Hundertjahrfeier der Auf-
nahme Goethes, 5. Febr. 1882 die Hundert-
jahrfeier der Aufnahme Karl Augusts, 24.
Okt. 1889 das 125 jährige Stiftungsfest und
23. Okt 1898 die Wiederkehr des Tages,
an dem die Loge nach 26jähriger Rune-
zeit ihre Arbeit im Anschluss an die Grosse
Loge von Hamburg wieder aufgenommen
hatte, feierlich begangen. Bei dieser Fest-
feier wurde das neugestaltete, der Loge
Amalia und ihrer jüngern Schwester, der
Loge Karl zur Wartburg in Eisenach, von
ihrem gemeinsamen Ehrenmitgliede A
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Weis — Weisheit.
531
Pause dargebrachte Liederbuch an Stelle
des von v. Fritsch der Loge gewidmeten
altem zum erstenmal in Gebrauch ge-
nommen. Seit 1810 giebt die Loge eine
Aua wähl ihrer Arbeiten u. d. T. : > Frei-
maurer-Anal ekten« (I— XIII) heraus. Milde
Stiftungen: Johannes-Stiftung, Hase-Stif-
tung, Hagenbruch-Stiftung, Tröbst-Stif-
tung, Kästner -Stiftung und die Armen-
kommiseion der Loge. Vers.: 1. Dienstag
im Monat. Ferien: Juli uud August.
Klub: Montags und Freitags, wahrend der
Sommermonate in Gemeinschaft mit den
Schwestern. [Vgl. Weimarische Freimaurer-
Analekten, Heft I— XIH (W. 1809—1889).
Gesänge der Loge Amalia (W. 1851): Ge-
schichtliche Einleitung von K. W. v.
Fritsch.]
Wels, auch Weiss, Friedrich Wil-
helm, Liederkomponist, geb. 1744, bekannt
durch drei Sammlungen Lieder mit Melo-
dien, erschienen 1775, 1776, 1779, mit
Texten namentlich von Bürger, Hölty, Voss,
Miller, Gleim, Eschenburg u.a. Bürger (s.d.)
hat ihm in dem 1778 entstandnen Liede
»Die beiden Liebenden« ein Denkmal ge-
setzt. Ausserdem verstand er die Kunst
des Silhouettenschneidens. Er gehörte der
Loge AugUBta zu den drei Flammen in
Göttingen an. [Vgl. Moritz Heyne, Mit-
teilungen zur Vorgeschichte der Loge
Augusta zum goldenen Zirkel in Güttingen
(1696), S. 14.]
Welshaupt, Adam, Stifter des Illumi-
natenordens (s. d.) und philosopischer
Schriftsteller, geb. 6. Febr. 1748 in Ingol-
stadt, gest. 18. Nov. 1830 als gothascher
Hofrat in Gotha, wurde 1772 ausserordent-
licher Professor und 1775 Professor des
Natur- und Kanonischen Rechts. Diese
Professur war bis dahin nur von Ordens-
geistlichen verwaltet worden, und es erregte
deren Neid, namentlich als W. unter den
jungen Männern vielen Zulauf erhielt und
diese an sich zu fesseln wusste. In der
Zeit vom 26. Nov. 1776 bis 8. Febr. 1777
wurde er in der Loge Zur Behutsamkeit
in München zum Freimaurer aufgenommen,
gründete 1780 in Bozen eine Freimaurerloge,
fühlte sich aber, wie er im »Pythagoras« er-
zählt, enttäuscht, nachdem er alle Grade
kennen gelernt hatte. Um nun »die Stu-
denten zu retten« und den Machenschaften
der Geistlichen entgegenzuarbeiten, ent-
schloss sich W., zu einem Gegenmittel
seine Zuflucht zu nehmen, d. h. einen
nach jesuitischem Muster eingerichteten
Orden, den »der Perfektibilisten« (s. d.), zu
stiften, aus dem sich dann der Illuminaten-
orden entwickelte. W. wurde Ordens-
general und verlangte, wie das bei den
Jesuiten üblich, blinden Gehorsam der
Untergebnen gegen die unbekannten
Obern; entere durften vom Ursprung des
Ordens und von ihren Obern nichts er-
fahren. Die Mitglieder sollten in der
Öffentlichkeit Einnuss zu gewinnen und
Amter zu erlangen suchen. Die Klasse
der Minervalen bildete die Pflanzschule
des Ordens, jeder Jünger erhielt einen
Ordensnamen gleich den Obern, die Areo-
pagiten hiessen. Die Ordensnamen waren
meist dem klassischen Altertum entlehnt.
W. selbst hiess 8partakus. Auch hatte
der Orden einen eignen Kalender und
seine eigne Geographie (z. B. Bayern hiess
Acbaja). Ritus und Gebrauchtum war dem
Freimaurerbund entnommen. (Das Nähere
siehe bei dem Artikel Hluminaten.) Da
aber die Gesinnungsgenossen der Jesuiten
unaufhörlich das Freimaurertum verhetz-
ten, erschienen unterm 24. Juni 1784 und
2. März 1785 jene bekannten Verbote, die
alle geheimen Verbindungen, aufhoben
und die Mitglieder ihrer Amter ent-
setzten. Auch W. traf dies Schicksal; er
ging nach Gotha und fand dort 1786
an Herzog Ernst II. einen treuen Be-
schützer. Dort lebte er von einer herzog-
lichen Pension litterarischen Arbeiten, die
sich (abgesehen von den Schriften über
Illuminatismus) über Philosophie und
Staatswesen verbreiten, aber alle in ge-
wisser Beziehung zu jenem und unterein-
ander stehen, indem sie sich auf Moral,
deren Anwendung, Welt- und Regierungs-
kunst beziehen. In allen seinen Schriften
betont er mit ermüdender Breite die Wich-
tigkeit der Sittlichkeit für die Glück-
seligkeit des Menschen. Er war ein Gegner
Kants; in Sachen des Glaubens vertrat er
den deistischen Standpunkt. Wenn auch
die Gründung seines Ordens verfehlt war,
so war er doch ein gescheiter Kopf, vom
engherzigen jesuitischen Standpunkt hatte
er sich zur freien philosophischen Erkennt-
nis heraufgearbeitet. Eine grosse Leben-
digkeit und Kraft des Geistes, ein seltner
Scharfsinn und ein treues Gedächtnis waren
ihm eigen, die seine Unterhaltung und
seinen Umgang lehrreich und angenehm
machten. [Vgl. L. 1892, S. 27.]
Weisheit. Die W. wird in der sinnbild-
lichen Sprache der Freimaurer als der erste
Pfeiler der Loge (s. Stärke und Schönheit)
und somit jedes Bauwerks bezeichnet.
Der W. wird die Leitung des Baus an-
vertraut. Das Ziel der W. ist die Wahr-
heit oder das Licht; daher steht sie im
Osten, von wo das Licht kommt, und
gleicht insofern der Sonne, die im Osten
aufgeht und den Tag regiert. Die W.
ist das selbständige Streben nach licht-
voller Erkenntnis des Wahren; daher
gilt in der Freimaurerei kein Ansehen der
Person, kein Ansehen der Überlieferung,
kein Ansehen irgend einer geheiligten
Urkunde: selbständiges Forschen, eigne*
Untersuchen der Gründe führt zur
Erkenntnis der Wahrheit. Vor allem
müssen wir Klarheit erlangen über uns
selbst und über unsre Bestimmung, denn
Selbsterkenntnis ist der W. Anfang. Die
I Selbsterkenntnis muss sich erweitern zur
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Weisheit, Orden der — WeUmann.
532
Menschenkenntnis, weil die eine ohne die
andre nicht denkbar ist. Alsdann werden
wir auch die rechten Mittel finden, die
der Förderung unsrer Bestimmung dienen,
werden zu einer so hohen Auffassung des
menschlichen Lebens und menschlichen
QlQcks gelangen, dass wir befähigt sind,
mitzuarbeiten an der Hebung mensch-
licher Wohlfahrt und Gesittung. [Vgl.
ryQ61 IE AYTON für jüngere Maurer-
brüder, 1. Sammlung (Gera 1801), S. 99.
Hohlfeldt, Maurerischer Nachlas« (Dresd.
1851), S. 73. Zille, Sandkörner (2. Aufl.,
Lpz. 1866), S. 101. Haage, Bausteine
(Naumburg 1855), S. 63. Pilz, Die Säulen
der Maurerei (Lpz. 1860), S. 7. FiBcher,
Erläuterung des Lehrlingskatechismus (29.
Aufl , Lpz. 1900). Bh. 1878, S. 242 fg. A.
1890, S. 19 fg. BZC. 1881, S. 249-256.
FZ. 1860, S. 17; 1898, S. 211 fg.]
Weisheit, Orden der, wurde 11. Sept.
1759 von v. Exter (s. d.), C. B. Meyer
und Beets gestiftet, welche die Papiere
bei einem gewissen Manecke gefunden
hatten. Dieser Orden soll von Addison,
Steele und 8wift gestiftet Bein, worauf
auch die Buchstaben A. S. 8. auf
deren Mitgliedzeicben deuten. Zu grosser
Ausdehnung ist der Orden nicht gekom-
men, da er 29. Febr. 176U schon erlosch
und nur sieben Brüder und eine Schwester,
die Frau Beets, die auch den Vorsitz in
der Irene und Konkordia (s. Hamburg)
führte, zu Mitgliedern hatte. Unter den
Ordensspielereien des 18. Jahrhunderts ist
dieser Orden nicht der schlechteste. [Das
Ritual findet sich in Schröders Geschichte,
I, Beilage 8, S. 222.]
Welsinann, Friedrich Heinrich
Bernhard, geb. 23. Aug. 1808 in Frank-
furt a. M., gest. 19. Jan. 1890 das., be-
kleidete in seiner Vaterstadt eine Haus-
lehrerstelle bis Ende 1839. Zugleich
wurde er 1883 als ständiger Vikar am
Gymnasium angestellt und erteilte Unter-
richt in Mädchenlehranatalten. Ende 1889
erhielt er an der Real- und Töchterschule,
•Musterschule« genannt, die Stelle eines
ordentlichen Lehrers, 1876 die Leitung der
nach der Mutter Goethes Elisabethen-
schule genannten höhern Töchterschule,
mit der ein Lehrerinnen-Seminar verbun-
den ist. Ib81 trat er in den Ruhestand.
Schriftstelleriftch ist W. aufgetreten mit
folgenden Werken: 1) »Aus Goethes
Knabenzeit 1757—59.« Mittheilungen aus
einem Original-Manuskript «Labores juve-
niles«, das die Frankfurter Stadtbibliothek
durch seine Vermittlung erworben hat,
erläutert und herausgegeben mit 6 Seiten
Faksimile (Frkf. a. M. 1846); 2) «Das
Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht«
(Frkf. a. M. 1850), 2 Bde.; 3) zwei Abhand-
lungen in den Einladungsschriften der
Musterschule: a) »Unlands Herzog Ernst
von Schwaben. (1863). b) »Die Kunst im
Dienste der Schule« (1865); 4) »Das erste
deutsche Bundesschiessen in Frankfurt
a. M. Gedenkbuch desselben mit kolo-
rierten Illustrationen« (Frkf. a. M. 1862);
5) »Geschichte des ersten Deutschen Sänger-
festes in Frankfurt a. M. 1838 und der
Mozart-Stiftung 1840. Zum 25 jährigen
Jubiläum des erstem« (Frkf. a. M. 1863);
6) »Unlands dramatische Dichtungen. Für
Schule und Haus erläutert« (Frkf. a. M.
1»63)- 7) »Ernst, Herzog von Schwaben,
von L. Uhland« (Schulausgabe, Stuttg.
1874; 2. Aufl. 1875); 8) »Ludwig der Baier
von L. Uhland« (Schulausgabe, Stuttg.
1874). Seiner lebhaften Beteiligung an
den Bestrebungen der Sänger, Turner und
Schützen von den dreissiger Jahren an bis
in die sechziger entsprangen eine Anzahl
von Dichtungen, von denen die Lieder,
in Musik gesetzt, zum Teil noch jetzt
vielfach gesungen werden, einige, wie der
Siiugermarsch: »Auf, ihr Brüder, lasst uns
wallen« und »Das deutsche Lied«, die dem
Geist des ersten Sängerfests ihre Ent-
stehung verdankten, auch in die Kommers-
bücher und in andre Liedersammlungen
aufgenommen sind — Als Freimaurer
wurde er am 11. Juli 1840 in der Loge Zur
Einigkeit aufgenommen _ und brachte es
bald zu hervorragenden Ämtern. Als noch
junges Mitglied verfasste er in schwung-
voller Weise die Beschreibung der Hundert-
jahrfeier seiner Loge. Er war Meister vom
Stuhl von 1863—69 und verstand es, in
der schwierigen Zeit der politischen Ver-
änderungen in Deutschland durch Klug-
heit und Festigkeit die entgegenstehenden
Meinungen in der Brüderschaft zu be-
schwichtigen, und hat dadurch den unge-
störten Fortbestand der Loge gesichert.
Die Meisterwürde musste er niederlegen,
da er von den Bundeslogen des Eklekti-
schen Bundes zum Grossmeister gewählt
wurde. Dieses Amt bekleidete er von
1869—74 und von 1883 -84. Er hatte
einen hervorragenden Anteil an dem Aus-
bau der Verfassung und des Gesetzbuchs,
an der Durchsicht des Rituals, sowie an
der Errichtung des Grosslogenbundes. Sein
letztes Werk war die lebensvolle und
wahre Schilderung des Lebens und Wir-
kens von Kloss (s. d.) bei der Feier seine*
100jährigen Geburtstags, der er leider
wegen vorgerückten Alters nicht mehr bei-
wohnen konnte. Nicht nur die Maurer
Frankfurts, sondern auch die bürgerlichen
Kreise vereinigten sich, ihm ein würdige»
Denkmal auf seiner Ruhestatte zu errich-
ten, das 1. Nov. 1891 enthüllt wurde. Von
seinen maurerischen Schriften sind zu er-
wähnen: »Die erste Säkularfeier der St. Jo-
hannisloge Zur Einigkeit zu Frankfurt a. M.
am 27. Juni 1842.« — • Gedächtnissrede auf
Friedr. Maxim. Hessemer bei Enthüllung
des Gedenksteins auf seinem Grabe am
81. Okt. 1863.» »Schiller, ein Vorbild des
Maurers« (Frkf. 1859). »Auf welche Eigen,
schaften haben wir bei den Aufzunehmen-
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den tu sehen?« (Frkf. 1861) •Begrüssunga-
vortrag, gehalten bei der Feier der 25 jähr.
Maurerwirksamkeit des Br. J. W. Pfarr
am 5. Febr. 1862. (Frkf. 1862). .Aufrich-
tigkeit, Liebe, Ernst und Ausdauer, Selbst-
überwindung. Vortrag bei einer Doppel-
aufnahme« (Frkf. 1862). »Rede bei der
Feier der 50 jahrigen Maurerwirksamkeit
des Br. Tilmann Jacob Spelte« (Frkf.
1868). [Vgl. Bh. 1891, S. 386. L. 1890,
8. 33.1
Weiss, die Farbe der Unschuld und
Herzensreinheit, kommt mehrfach in der
Freimaurerei in sinnbildlicher Bedeutung
vor. Weisse Kleidung findet sich in Ähn-
lichem Sinne auch bei den Essäern (s. d.),
den Pythagoreern (s. Pythagoras) u. a.
(S. Farbe.)
Weiss, Christian, Schulmann, geb.
26. Mai 1774 in Taucha, gest. 10. Febr.
1858 in Merseburg, machte als Erzieher
von Söhnen aus adligen Familien grössere
Reisen, wurde 1808 Direktor der Bürger-
schule in Naumburg und später Regierungs-
und Schulrat in Merseburg. — W. war
24. Juni 1811 in der Loge Apollo in Leipzig
aufgenommen worden. Er war 1815—19
und 1826 -34 Meister vom Stuhl der
Loge Zu den drei Hammern in Naum-
burg. Mit Wankel, Rös-ler und Grävell
(s. diese) trat er den Angriffen des Professor
Steffens auf die Freimaurerei entgegen:
•Gegen die Angriffe des Prof. Steffens auf
die Freimaurerei. Von vier Maurern«
(Lpz. 182R
Weisse Maurerei nennt man die Frei-
maurerei unter Beteiligung von Nicht-
maurern, die in Frankreich angestrebt,
aber vom Grossorient verboten wurde.
Daher heissen »weisse Versammlungen«
(tenues Manches) solche, an denen Nicht-
maurer teilnehmen. [Vgl. Alpina 1877,
S. 265.]
WeiB*enburg (St. in Unterelsass, 62R0 E.).
Hier gründete der Grossorient von Frank-
reich 3. Aug. 1787 die Loge La triple
union, die längst wieder eingegangen ist.
[Vgl. Chaine d'union 1877, 8. 287.1
Weissen borg am Saud (8t im Königr.
Bayern, 6315 E.). Hier besteht unter der
Loge Libanon zu den drei Cedern in
Erlangen ein maurerisches Kränzchen Zur
ernsten Arbeit, gegr. als Klub 24. Okt.
1892, eingew. als Kränzchen 13. März 1897.
Mitgliederzahl (1900): 12. Vers.: 2. Mon-
tag im Monat Ferien: August und Sep-
tember. Lokal: Gesellschaftshaus Kegel-
klub.
Weissen fela (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 25681 E.) 1) Hier bestand die
Loge Zum Zirkel der Eintracht, gegr.
17. März 1786 von der Loge Karl zu den
drei 8chwertem und wahren Freunden in
Dresden. Sie wurde, da W. nach den
Freiheitskriegen preussisch wurde, 5. 8ept.
1817 bei der Grossen Loge Royal York
angenommen und siedelte nach mancherlei
innern Zerwürfnissen 6. Aug. 1825 nach
Naumburg (s. d.) über, wobei ihr gestattet
wurde, an ihrem alten Sitze nach Bedürf-
nis Deputationslogen zu halten, vereinigte
sich aber schliesslich mit der 9. März lo27
daselbst unter derselben Grossloge gegrün-
deten Loge Zu den drei grossen Lichtern.
— 2) Gegenwartig arbeitet hier die Loge
Zu den drei weissen Felsen, gegr.
unter der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln 17. März 1820 von
mehreren aus der Loge Zum Zirkel der
Eintracht ausgetretnen Mitgliedern (eingew.
11. Mai 1820). Eignes Logenhaus, Langen-
dorfer Strasse 13, eingew. 1890. Vers.:
3. Freitag des Monats, an den übrigen
Freitagen maurerische Zusammenkünfte.
Ferien: Juli und August. Milde Stif-
tungen (9), Kapital ca. 26500 M. Orts-
gesetz vom 28. März 1898. Mitgliederzahl
(1900): 114. [Vgl. Felsz, Chronik der Loge
von 1820-95 (1895).)
Weisseritzthal, s. Deuben.
Weitzmana, Karl Barromäus, schwä-
bischer Volksdichter, geb. 25. Juni 1767
in Munderkingen in Oberschwaben, gest.
80. Mai 1828, studierte in Wien Philo-
sophie und Rechtswissenschaft, war zuerst
beim osterreichschen Kriegskommissariat
beschäftigt, dann Sekretär der niederöster-
reichschen Landstände und später Rechts-
anwalt in Ehingen. Bekannt durch seine
originellen, satyrisch-humoristiBchen Ge-
dichte, besonders in schwäbischer Mundart,
I. Sammlung 1808, II. Sammlung 1819,
Poetischer Nachlass (Stuttg. 1858). — Wo
und wann W. Freimaurer wurde, ist nicht
bekannt; am 10. Sept. 1x10 schloss er sich
der Loge Astraa zu den drei Ulmen in
Ulm an, der er durch den Herzog Heinrich
vonWürttemberg^ zugeführt worden war. Er
dichtete auch einige Maurerlieder. [Vgl.
Friedr. Weitzmann, K. W , Poetischer Nach-
lass. Nebst einer Auswahl seiner belieb-
testen rein deutschen und schwäbischen
Gedichte, einer kurzen Biographie und
dessen wohlgetroffnem Bildnis (Stuttg.
1858.)1
Weibrück, Franz Karl Graf v , 1772
bis 1784 Fürstbischof von Lüttich, war
Freimaurer und hat mitgewirkt, dass die
Freimaurerverfolgung in Aachen durch
die Mönche aufhörte. [Vgl. Taute, Die
katholische Geistlichkeit und die Frei-
maurerei (Lpz. 1895), S. 86.]
Weltkugel», Grosse National-Mutter-
loge Zu den drei, s. Berlin (oben I, S. 88).
Welt maurerei. Diese Bezeichnung ist
erst in jüngster Zeit aufgetaucht und hat
ihren Grund in der in Deutschland be-
stehenden Spaltung der Lehrarten nach
dem sogen, christlichen und dem Humani-
tätsprinzip (s. d.). Man will die vorherr-
schende Richtung des letztern auf dem
Erdenrund kennzeichnen, indem man unter
W. die, im Gegensatz zu einer verhältnis-
mässig kleinen Minderheit, alle Länder
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.S34
Wdtordnnng, die sittliche — Wendeltreppe.
umfassende Humanitätemaurerei versteht,
die keinen Unterschied in Bezug auf das
Glaubensbekenntnis bei der Aufnahme
macht. Von der W. sind zur Zeit nur
ausgeschlossen zwei deutsche Grosslogen
(die Grosse Landesloge und die Grosse
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln in Berlin) und die Grossen Landes-
logen von Schweden, Norwegen und Däne-
mark. Alle andern Grosslogen der Erde,
sowie die Freie Vereinigung der 5 unab-
hängigen Logen in Deutschland huldigen
der W. Das /ahlenverhältnis ist ca. 45000
zu ca. 2 Millionen Freimaurern [s. oben I,
S. 468J.
Weltordnung, die sittliche. Die Men-
schen befinden sich in einer W.,
die eine sittliche ist, d. h. in der Natur
des geistig -geschichtlichen Lebens des
Menschen im einzelnen und in der Gemein-
schaft sind gewisse Gesetze wirksam. Der
Mensch besitzt die Möglichkeit des Guten,
das sein soll, aber auch des Bösen, das
nicht sein soll. Er hat in seinem Ge-
wissen ein Vermögen der sittlichen Urteils-
kraft und in seiner Vernunft die Kraft
der Erkenntnis und des Gefühls ffir das
Gute und Böse. Die Natur ist zum Werk-
zeug und Mittel seiner Freiheit geordnet,
die Geschichte aber, in derLessing(s. d.), wie
Herder (s.d.) die »Erziehung des Menschen-
geschlechts« zur Sittlichkeit erblicken, von
dem Gesetz beherrscht: »Was der Mensch
säet, das wird er ernten.« Jeder Miss-
brauch der Freiheit führt früher oder
später seine notwendige, unausbleibliche
Reaktion mit sich: »Gottes Mühlen mahlen
langsam, mahlen aber trefflich klein«. Was
seit Urzeiten ein moralischer Naturtrieb
dem Menschen als das Gute oder das Böse
bezeichnet hat, das erweist sich als ein
naturgesetzmässig Erhaltendes und Be-
glückendes, oder umgekehrt als ein Zer-
störendes, Schmerz und Unfrieden Erzeu-
gendes. Alles, was dem Menschen an Wohl
und Wehe widerfährt, birgt einen sittlichen
Stoff in sich, den er herauszuheben und
zu verarbeiten berufen ist. Das Gesetz
des Guten und des Gewissens ist zugleich
das Weltgesetz: daher alles «denen zum
Besten dienen« muss, die diesem Gesetz
sich unterordnen, und alles denen zum
Unheil ausschlagen muss, die ihm wider-
streben. Hierin beruht die Wahrheit des
Schillerschen Wortes: »Die Weltgeschichte
ist das Weltgericht«, für einzelne Menschen,
sowie für menschliche Gesamtheiten. Fichte
(s. d.) erkannte in dieser moralischen W.
die Gottheit und war der Meinung:
»wenn unser endlicher Verstand diese uns
beherrschende Ordnung in ein bestehendes
Wesen verwandle, so thue er gerade, was
wir thun, wenn wir unser Frieren (von
uns unabhängige) Kälte nennen.« Die Re-
ligion des Rechtthuns galt ihm als die
wahre Religion, und in ähnlichem Sinne
redet Mackintire Salter, der Führer der
Gesellschaft für moralische Kultur in
Chicago, von der Religion der Moral;
denn die Moral sei selbstlose Bewunderung
und Hingebung an das Höchste, das
Höchste sei das Gesetz der Pflicht, und
ßeseligung sei das Zeichen einer voll-
brachten moralischen Handlung im
Lebensgefühl des Menschen. Wie in
der physikalischen W., so zeigt sich
auch in der moralischen W. die welt-
durchwaltende Allwirksamkeit des Ur-
grunds alles Seins, der Gottheit Die Frei-
maurerei will wohl den gemeinsamen Ur-
sprung der Religion und der Moral aner-
kennen: beide entspringen aus einer und
derselben Wurzel, aus der Sehnsucht des
Willens nach dem Vollkommnen. Allein
die Freimaurerei findet in beiden, zwar nor-
male, aber doch verschiedne Verrichtungen
des menschlichen Geistes: was in der Moral
als Forderung erscheint, das ist in der Re-
ligion Erfüllung; sittlich ist der Mensch,
sofern sich sein Wollen und Handeln nach
dem Vollkommnen streckt, fromm, sofern
sein Gefühl und seine symbolisierende
Phantasie, sein Glaube und seine Hoffnung
von dem Bild des Höchsten erfüllt ist.
Im Sittlichen ist innerhalb eines grossen
Gesittungs- und Kulturgebiets unter den
Menschen Übereinstimmung vorhanden.
Im Religiösen dagegen hat die Mannig-
faltigkeit der Gefühls- und Denkweisen
viele Verschiedenheiten erzeugt. Daher
überlässt die Freimaurerei jedem ihrer
Mitglieder die besondere Bildung seiner
religiösen Ansichten, wahrt ihnen ihr
Recht durch die Forderung religiöser Dul-
dung und hält sich nur an das Gemein-
menschliche, die Moral. Eingedenk
des gemeinsamen Ursprungs beider, ver-
kennt die Freimaurerei ebensowenig, das*
die Moral ein Ausgangs- und Stützpunkt
für die Metaphysik, wie auch umgekehrt
die Religion zur Grundlage, Anregerin
und Leiterin der Moral werden könne.
Daher verlangt sie von ihren Mitgliedern
die Anerkennung gewisser für die Welt-
und Lebensanschauung massgebender und
entscheidender Religionsgrundsätze: den
Glauben an den weltschaffenden, erhalten-
den und regierenden grossen Baumeister
aller Welten und an seine moralische W.,
an die Möglichkeit des Guten, die sitt-
liche Freiheit und Verantwortlichkeit de«
Menschen und an die Unsterblichkeit de«
innersten Menschenwesens zur Auswirkung
und Vollendung seiner höchsten Bestim-
mung im ewigen Osten, in der übersinn-
lichen Welt, im ewigen Reich der Ideen.
[Vgl. Die Religion der Moral, Vortrügt
von William Mackintire Salter, übersetzt
herausgegeben von Georg v. Giiecki (Lp*.-
Brl. 1885).]
Wendeltreppe wird in der englischen
Lehrart verwendet, und zwar im zweiten
Grad, wie die Jakobsleiter im ersten. [Vgl
1. Buch der Könige 6, V. 8.]
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Wendler — Werlau«.
535
Wendler, Christian Adolf, Mediziner,
geh. 18. Aug. 1783 in Leipzig, gest. das.
26. Aug. 1862, 1818 Professor der Heil-
kunde und 1831 Kreisamts- und Land-
physikus das., wurde 8. Juli 1810 in der
Loge Minerva zu den drei Palmen das.
zum Maurer aufgenommen und 20. Febr.
1827 nach Mablmanns (s. d.) Tode zum
Meister vom Stuhl erwählt, welches Amt
er bis 1861 inne hotte. Er war seines
grossen Vorgängers würdiger Nachfolger.
Wendt, 1)J oh. Amadeus, geb. 29. Sept.
1783 in Leipzig, gest. als Professor der
Philosophie in Göttingen 14. Okt. 1836,
war vorzüglich als ästhetischer Schrift-
steller thätig. In der Loge Minerva zu
den drei Palmen in Leipzig versah er
lange Zeit das Redneramt. Als maure-
rischer Schriftsteller trat er auf mit einer
Schrift: Über Zweck und Mittel, Gegen-
wart und Zukunft der Freimaurerei (Lpz.
1828) und einer Trauerrede auf Mahlmann
(s. d.) 1827.
2) Johann, £eb. in Tost (Oberschlesien),
gest. als Geheimer Medizinalrat und or-
dentlicher Professor in Breslau 13. April
1845, war ein vielbeschäftigter Arzt und
medizinischer Schriftsteller. Er wurde 30.
Juni 1811 in der Loge Zum goldnen Zepter
in Breslau aufgenommen, bekleidete meh-
rere Logenämter und war 1825—42 ihr
Meister vom Stuhl. 1828 wurde auf ihn
eine Denkmünze geprägt. [Vgl. HMW.
Nr. 45.]
Wengler, Friedrich Albert, Ober-
landesgerichtsrat in Dresden, geb. 20. März
1829 in Kleinwolmsdorf bei Radeberg, gest.
1. Juli 1884 in Dresden, war Aktuar in
Freiberg, 1858 in Chemnitz, wurde 1859
Gerichtsrat in Bautzen, 1867 Appellations-
rat in Zwickau und 1879 Oberlandes-
ger ich tarat in Dresden. W. war ein
tüchtiger Jurist, namentlich auf dem Ge-
biet des Zivilrechts eine anerkannte
Autorität. Seine fachwissenschaftlichen
Veröffentlichungen (Kommentar zum säch-
sischen Bürgerlichen Gesetzbuch, Konkurs-
ordnung, über Zivilurteil) wurden als vor-
züglich bezeichnet. — W. wurde 15. Dez.
1852 in der Loge Zu den drei Bergen in
Freiberg aufgenommen. Hier, sowie später
in Chemnitz, Bautzen, Zwickau beteiligte
er sich mit grösstem Eifer am Logenleben,
namentlich auch an gemeinnützigen Be-
strebungen. Nach Dresden gekommen,
übertrug man ihm 24. Nov. 1880 das Amt
des Landesgrossmeistere der Grossen Lan-
desloge von Sachsen, das er bis zu seinem
Tode verwaltete und in dem er das in ihn
gesetzte Vertrauen vollständig rechtfertigte.
Mit kräftiger Hand führte er das Steuer
des sächsischen Logenbundes, dessen Inter-
essen und freisinnige Verfassung nach
allen Seiten hin, auch auf dem Grosslogen-
tage, mit Beharrlichkeit vertretend. [Vgl.
Mittheilungen über die Trauerfeier der
Grossen Landesloge von Sachsen zum Ge-
dächtniss des GrosBmeisters F. A. Wengler,
abgehalten am 7. Sept. 1884. Bh. 1884,
993 1
Wenigenjena, s. Jena.
Wenz, Fr. Christ. Emil, Arzt,
geb. 7. Nov. 1834 in Frankfurt a. M.,
gest. 21. Okt. 1899 das.. wurde 28. Dez.
1862 in der Loge Carl zum aufgehen-
den Licht in Frankfurt a. M. aufge-
nommen, gehörte seit 1873 deren Beamten-
rat mit einigen Unterbrechungen bis zu
seinem Tode an, war 1878—77 zugeord-
neter Redner, 1880 — 81 zugeordneter Meister
vom Stuhl, 1882—85 Meister vom Stuhl.
1885—88 Altmeister und seit 1887 Ehren-
meister. 1881 wurde er Grossschriftführer
der Grossen Mutterluge des Eklektischen
Bundes. Er schrieb die »Geschichte der
Loge Carl zum aufgehenden Licht im Or.
Frankfurt a.M. (1816—1895)«. [Vgl. Trauer-
loge, gefeiert von der Eklektischen Bun-
desloge Carl zum aufgehenden Licht im
Orient Frankfurt a. M. am 5. Nov. 1899,
S. 7.]
Werkmaurer nannte man die wirklichen
handwerksmäßigen Baugenossen zum Un-
terschied von den angenommnen Mau-
rern, die nur die vergeistigte Maurerei
trieben.
Werkstätte (atelier), der allgemeine
Name für rituelle freimaurerische Vereini-
gung an einem bestimmten Ort, je nach
der Abstufung der letztern, Loge u. s. w.
genannt. (S. Loge, Bauhütte.)
Werkt hütlgkelt, s. Wohlthtätigkeit.
Werksenge der Lehrlinge (the workiug
tools of an entered apprentice, les instru-
menta des novices), sind der 24 zöllige
Massstab (s. d.) und der Spitzhammer
(s. d.). Nach der altenglischen Lehrart
wird noch das Winkelmass (s. d.), nach
der der Grossen Landesloge in Berlin
die Kelle (s. d.) dazu gerechnet. Wohl
werden sie dem Lehrlinge in die Hände
gegeben zu maurerischer Arbeit, sie sind
aber, ebenso wie ihm, selbst dem altbe-
währtesten Meister noch notwendig, hören
wir doch in Wahrheit niemals auf, Lehr-
linge zu sein. [Vgl. Fischer, R., Lehrlings-
katechismus (29. Aufl., Lpz. 1900), S. 104.
FZ. 1897, 8. 257. Bh. 1867, S. 137. M. L.
1882/83, S. 76J
Werlanff, Erich Christian, dänischer
Schriftsteller, geb. 2. Juli 1781 in Kopen-
hagen, gest. das. als Oberbibliothekar im
Juni 1871, verfasste mehrere geschichtliche
und litterarhistorische Schriften. Zum Frei-
maurer aufgenommen wurde er am 16. April
1807 in der Loge Friedrich zur gekrönten
Hoffnung in Kopenhagen, wo er mehrere
Jahre lang Redner war. In der Rahbek-
schen Neujahrsgabe Eleusis (1830) ist von
ihm eine Abhandlung über »Rittertum
und Freimaurerei« enthalten. Vor seiner
Aufnahme war er Mitglied der Kette (s. d.)
»Die drei Weisen aus dem Morgenlande*
gewordeu. [Vgl. FZ. 1874, S. 165.]
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SM
Werneburg - Wesel.
Werneburjr, Gottfried Christoph,
Regierungsrat, geb. 20. Aug. 1787 in Mühl-
hausen i. Th., gest. 8. Mai 1864 in Erfurt,
wurde 1816 als Regierungsrat nach Er-
furt berufen, in welcher Stellung er mehr
als drei Jahrzehnte segensreich gewirkt
hat. — Er wurde aufgenommen in den Frei-
maurerbund 2. Aug. 1814 in der Loge Zum
Tempel der Freundschaft in Heiligenstadt,
6. Mai 1826 aber in der Loge Carl zu den
drei Adlern in Erfurt angenommen. 1827 bis
1848 war er zugeordneter Meister und führte
dann den ersten Hammer bis 1854, wo er
infolge Kränklichkeit abtreten musste. Als
Ehrenmeister leistete er der Loge noch
treue Dienste bis an sein Lebensende.
Tiefe Religiosität atmen seine Reden,
deren eine Anzahl gedruckt wurden. [Vgl.
Festschrift zur Jubelfeier des hundert-
jährigen Bestehens der Loge Carl zu den
drei Adlern in Erfurt (1887), S. 87.1
Wernekke, Julius Hugo, Schulmann,
geb. 13. Mai 184r> in Dresden, studierte
Mathematik und Naturwissenschaften auf
der technischen Hochschule daselbst und
der Universität Leipzig, war Lehrer in
Dresden und Borna und ist seit 1870 Di-
rektor des Realgymnasiums in Weimar,
auch Vorstand des Ober-Aiehamts das. —
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde W. in der Loge Zum goldnen Apfel
in Dresden 5. Mai 1870, trat 1879 der Loge
Amalia in Weimar bei und war deren
Meister vom Stuhl 1889—99. Er veröffent-
lichte On life after Death (London 1882,
Übersetzung von Fechners Büchlein vom
Leben nach dem Tode) und eine Anzahl
Aufwitze in maurerischen Zeitschriften.
Werner, 1) Friedrich Ludwig Za-
charias, Domherr des Kathcdralkapitels
in Kanienz, geb. 18. Nov. 1768 in Königs-
berg i. Pr., gest. 17. Jan. 1823 in Wien,
bekannter Dichter derromantischen Schule,
verfasste als Freimaurer die in drei Auf-
lagen (zuletzt 1823) erschienene Tragödie
"Die Söhne des Thaies«, worin der Un-
tergang des Tempelherrenordens geschildert
wird. Er besuchte während seines Auf-
enthalts in Weimar 1807—1809 fleissig die
dortige Loge Amalia, wo er mit Goethe,
Wieland. Reinhold (8. diese) u. a. verkehrte
und ein Freimaurerlied auf Wieland dich-
tete. Er trat 1810 in Rom zur katholischen
Kirche über und wurde 1814 in Aschaffen-
burg zum Priester geweiht. [Vgl. Taute.
Die katholische Geistlichkeit und die
Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 87.]
2) Joseph, Kaufmann, geb. 6. Okt.
1841 in Mainz, trat 1856 in ein Bankhaus
in Frankfurt a. M. ein und erwarb 1869
eine dortige Lithographische Anstalt und
Druckerei. — Am 20. April 1872 in der
Loge Sokrates zur Standhaftigkeit dem
Bunde zugeführt, berief ihn, nachdem er
in verschiednen Beamtenstellungen ge-
wirkt hatte, 23. Febr. 1884 das Vertrauen
zur Führung des ersten Hammers, welchem
Ehrenamt er mit kleiner Unterbrechung
bis 1896 vorstand. Die Grosse Mutterloge
des Eklektischen Bundes entsandte ihn
vielfach als ihren Vertreter bei wichtigen
Anlässen und erwählte ihn 17. Jan. 1887
zu ihrem zugeordneten Grossmeister und
26. Nov. 1897 zum Grossmeister. Von
ihm wurden herausgegeben: •Gedächtniss-
rede zu Ph. Jac. Cretzschmars lOOjähr.
Geburtstagsfeier 11. Juli 1886«; «Zur Klä-
rung« (Juli 1892); »Sind Sie ein Freimau-
rer? Vortrag vom 2. Nov. 1889«.
Wernigerode (St. in der preuas. Prov.
Sachsen, 10480 E.). Hier besteht ein Frei-
maurerverein, gest. 21. Okt. 1881, seit 5.
Dez. 1892 unter der Loge in Halberstadt,
bestätigt 18. Jan. 1893. Mitgliederzahl
(1900): 25. Vers.: Montags. Lokal: Hotel
Zum weissen Hirsch. Satzungen vom 18. Jan.
1893. Zur Zeit schweben Verhandlungen be-
hufs Umwandlung des Vereins in eine Loge.
Werra • Fulda - Lelnethal - Logenguuver-
band wurde 10. Jan. 1897 in Münden ge-
gründet und ist gebildet von den Logen
in Kassel (Zur Eintracht und Standhaftig-
keit), Göttingen, Heiligenstadt, Hersfeld
und Münden. Zweck ist: »gemeinschaft-
liche Pflege freimaurerischen Lebens und
Förderung des deutschen Einigungsgedan-
kens auf maurerischem Gebiet« [vgl. L.
1897, S. 21]. Die 1. Versammlung fand
16. Mai 1897 in Kassel statt [vgl. L.
1897, S. 103]. Er ist hervorgegangen aus
einer seit lange bestehenden Vereinigung
der 4 Logen in Kassel, Göttingen, Hei-
ligenstadt und Münden zum Zweck der
Bildung einer Unterstützungsanstalt für
nachgelassne Witwen und Waisen verstorb-
ner Bundesmitglieder, beschlossen 5. Juni
1838, gegründet 6. Okt. 1840. Diese Ver-
einigung wird neben und mit dem Gau-
verband unter den genannten Logen fort-
geführt. [Vgl. L. 1895, S. 37.1
Werthern, Graf v., um 1766 von der
Grossloge in London zum Provinzialgross-
meister des obersächsischen Kreises er-
nannt, trat aber dieses Amt nie an, da er
alsbald zur strikten Observanz überging.
Die ihm erteilte Vollmacht wurde von der
englischen Grossloge in dem 1773 der
Grossen Landesloge in Berlin erteilten
Stiftungsbrief widerrufen. [Vgl. Anhang
zu J. G. Voss' Poetischer Blumenlese für
das J. 1776, S. 236.]
Wesel (St. in der preuss. Rheinprovinz,
22259 E.). Hier bestand früher 1) die
Loge Zu den drei ehernen Säulen
(Aux trois colonnes d'airain), gest. 6. Aug.
1744, die nachmals einging, und 2) von
der Grossen National-Mutterloge Zu den
I drei Weltkugeln 15. Juni 1775 unter
dem Namen Zum goldenen Schwerdt
neu gegr. und 25. Jan. 1776 eingeweiht
wurde. Während der französischen Fremd-
herrschaft erhielt die Loge 21. Juli 1810
einen Freibrief vom Grossorient von
| Frankreich unterm Namen Le glaive d'or
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Wesley — Wetzlar.
537
[vgl. Chaine d'union 1877, S. 5511. Vera.
Dienstags. Mitgliederzahl (1900): 110.
Logenlokal: Entenmarkt 1218. Friedrich-
Wilhelm -Augusten -Stiftung (Statut vom
21. Nov. 1854) für Witwen und Waisen
verstorbner Logenmitglieder. Zum 125jähr.
Jubiläum (10. Mai 1900) wurde eine Denk-
münze geprägt (vgl. L. 1900, S. 93]. [Vgl.
Fiedler, Blätter der Erinnerung aus dem
lOu jähr. Leben der Loge zu deren Säcular-
Feier am 18. Juni 1875.1 8) Zu letzterer ge-
hört die altschottische Loge Zum golde-
nen Schwerdt, gegr. 28. Nov. 1783.
Wesley, John, Stifter der Methodisten,
geb. 17. Juni 1703 in Epworth in der
Grafschaft Lincoln, gest. 2. März 1791,
wurde 30. Okt. 1738 in der Downpatrick-
Loge Nr. 867 zumFreimeurer aufgenommen.
[Vgl. Bh. 1892, S. 256.]
Wesselburen (Flecken in der preuss.
Provinz Schleswig-Holstein, 6846 E.). Hier
besteht unter der Loge in Marne eine Freie
maurerische Vereinigung, gest. 17. Febr.
1885. Vers.: 1. und 8. Freitag im Monat.
Ferien: Mai bis 1. Okt. Lokal: Konvent-
garten.
Westaustralien (brit. Kolonie in Austra-
lien). Hier wurde die erste Loge 1842 in
Perth von der Grossloge von England ge-
gründet, die auch 1887 eine Distriktsgross-
loge errichtete. 1896 wurde, ebenfalls in
Perth, die erste Tochterloge von Schottland
gestiftet, die in der Folge auch eine Pro-
vinzialgrossloge bildete. 1899 hat die
Grossloge von Irland ihrerseits ebenfalls
zwei Logen in Perth errichtet. Die eng-
lischen Tochterlogen gründeten 11. Okt.
1899 eine Grossloge von W., die 1900 45
Logen mit 2000 Mitgliedern zählte.
Westen, s. Himmelsgegenden.
Westerland, s. Sylt.
Westfalen. 1) Für den ehemaligen west-
fälischen Kreis des Deutschen Reichs gab
es von 1762—73 einen Provinzialgross-
meister der Grossloge von England, v. Ham-
merstein, von dessen Wirksamkeit jedoch
weiter nichts bekannt ist. 2) Wegen des
Grossorients des Königreichs W., der 4.
Dez. 1813 geschlossen ward, s. Hessen-
Kassel (Kurfürstentum) und Kassel. 3)
Wegen der Logen in der jetzigen preussi-
sehen Provinz W. s. Preussen.
Westindien. Die Freimaurerei ist auf
den westindischen Inseln zuerst durch die
Engländer, zum Teil über Nordamerika,
eingeführt worden. Bald entstanden aber
auch französische, holländische, spanische,
dänische und selbst eine schwedische Loge.
Selbständige Grosslogen haben sich nur
auf Cuba, Haiti (4) und Puerto Rico ge-
bildet, die übrigen Logen stehen unter
europäischen Grosslogen, und zwar I. unter
der Grossloge von England 27 Logen auf
den Bahamas (3), Jamaica (13), St. Thomas
(1), Antigua (2), St. Vincent (1), Barbados
(3), Trinidad (3) und Curassao(l); II. unter
der Grossloge von Schottland 15 Logen
auf den Bahamas (1), Jamaica (4), St.-Croix
(1), St. Christopher (1), Grenada (2), Bar-
bados (1), Tobago (1) und Trinidad (4);
III unterm Grossorient von Frankreich 3
Logen auf Guadeloupe; rV. unterm Su-
preme Conseil von Frankreich 4 Logen
auf Haiti (2), St. Thomas (1) und Marti-
nique (1); V. unterm Grossosten der Nieder-
lande 1 Loge in Curassao. Nach Been-
I digung der Wirren haben auch die Gross-
logen von Cuba und Puerto Rico ihre
Thätigkeit wieder aufgenommen, von denen
jene 27 Logen mit 952 Mitgliedern und
diese 11 Logen mit 896 Mitgliedern zählt.
Über die 4 Grosslogen auf Haiti fehlen
genauere Angaben aus der Neuzeit. Früher
bestanden auch Logen auf Tortola, St.
Martin, St. BartheTemy, St. Eustatius,
Nevis, Montserrat, Marie- Galante, Domi-
nica und St. Lucia. Wegen des Nähern
vgl. die einzelnen Inseln.
Westpreusslsch • Poramerscher Logen-
ganverband. Nach einer Vorbesprechung
in Danzig 1891 wurde dieser Verband ge-
gründet mit dem Sitz in Danzig. Die 1.
Versammlung fand 29. Mai 1892 statt
[M. L. 1891/2, S. 216], die 2. 28. Mai 1893
M. L. 1892/3, 8. 217 , die 3. 20. Mai 1894
[M. L. 1893/4, S. 206], die 4. 27. Okt. 1895
M. L. 1895/6, S. 64J, die 5. 1. Nov. 1896
M. L. 1896/7, S. 87], die 6. 17. Okt 1897
L. 1897, S. 198|, die 7. 30. Okt. 1898 [L.
1898, S. 207], die 8. 15. Okt. 1899 [M. L.
1899/1900, S. 51J, die 9. 28. Sept. 1900 in
Danzig [L. 1900, 8. 179], Der Verband
besteht aus 13 Logen, den 3 Danziger Lo-
gen und den Logen in Hirschau, Elbing,
Graudenz, Könitz, Kulm-Schwetz , Lauen-
burg, Marienburg, Marienwerder, Stolp und
Pr. Stargard.
West Virginia, einer der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Hier wurde
11. Mai 1862 eine Grossloge mit dem Sitz
in Wheeling gegründet, die 115 Logen mit
6567 Mitgliedern zählt. Eine Grossloge
der Farbigen entstand 23. Nov. 1881; sie
umfasst 17 Lo^en mit 281 Mitgliedern.
Wetzlar (St. in der preuss. Rheinprovinz,
8350 E.). 1) In diese ehemalige freie
Reichsstadt, berühmt als Sitz des Reichs-
kammergerichts, wurde das maurerische
Licht getragen durch Errichtung einer
Filialloge der zur Präfektur Rittersfelde
der strikten Observanz gehörigen Loge Zu
den drei Disteln in Mainz, später Frank-
furt a. M. , die den Namen Joseph zu
den drei Helmen annahm. Das Grün-
dungsjahr ist nicht genau festzustellen.
Nur kann angenommen werden, dass die
Loge schon längere Zeit vor 1764 bestan-
den und mit Erfolg gewirkt hat. Da
das Frankfurter Kapitel, von dem diese
Filialloge abhing, sich der strikten Obser-
vanz nicht anschloss, wurde das Gross-
kapitel als Provinzialloge 1777 nach W.
verlegt. Schon seit 28. Aug. 1776 hatte
die Filialloge in W. das Recht erlangt,
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538 Wharton —
Aufnahmen und Beförderungen vorzu-
nehmen ; mit ihr verband sich die Schotten-
loge Joseph tum Reichsadler, deren
Obermeister v. Ditfurth (s. d ) war wäh-
rend v. Bostel als dessen Zugeordneter
wirkte. Eine ganze Reihe von VV. aus be-
gründeter Filiallogen spricht für die
ungemeine Thätigkeit des dortigen Ka-
pitels, die viel weniger seinem Kanzler
v. Waldenfels, als dem so begabten v. Dit-
furth zugeschrieben werden muss. Dieser
war es auch, der die Hohlheit des templeri-
schen Systems erkannte und Verbindungen
mit Frankfurt a. M. anknüpfte, die zur
Gründung der sogenannten eklektischen
Maurerei führten, an deren Spitze die
Provinziallogen in Frankfurt a. M. und
Joseph zum Reichsadler in W. traten. Letz-
terer folgten ihre sämtlichen Tochterlogen
(München, Augsburg, Neuwied, Münster,
Kaiserslautern, Kassel, Rotenburg, Aachen,
Salzburg, Wiesbaden, Brünn, Giessen und
Burgsteinfurt) mit Ausnahme von Fried-
berg (s.d.). Mit v. DitfurthB Versetzung 1791
erlahmte auch die Thätigkeit der dortigen
Loge Joseph zu den drei Helmen, doch
hat die Loge noch bis 1800 bestanden und
ihr nicht unbeträchtliches Vermögen zu
Gründung einer Oberschule, des jetzigen
Gymnasiunis, vermacht. 2) Am 28. Aug.
1843 wurde in W. von der Grossen Na-
tional-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
die Loge Wilhelm zu den drei Hel-
men gegr. und 21. Okt. 1843 eingeweiht,
die gegenwärtig 82 Mitglieder zählt. Vera.:
jeden Mittwoch. Eignes Logenhaus an
der Promenade, eingew. 24. März 1889.
[Vgl. Ebertz, Geschichte des Orients W.
(1893).)
Wharton, Philipp Wharton Herzog
von, geb. Dez. 16y8, gest. 81. Mai 1731,
ist nach mehrfachen Zeitungsnachrichten
im Alter von noch nicht 24 Jahren, 24.
Juni 1722, als Grossmeister regelrecht ein-
gesetzt worden mit Desaguliers (s. d.) als
zugeordnetem Grossmeister. Grossaufseher
waren zuerst Timson und Hawkins, an des
letztern Stelle trat später Anderson (s. d.).
Was dieser 1738 über die Vorgänge am 24. 1
Juni 1722, sowie am 24. Juni 1723 erzählt,
ist falsch [vgl. oben I, S. 33, 234, 560].
Die Unterschreibung der »Genehmigung»
des Konstitutionenbuchs muss im Oktober
oder November 1722 erfolgt sein; denn
am 17. Jan. 1723 lag das Ganze fertig ge-
druckt vor, wie man aus der Schlussbe-
merkung und dem Protokoll vom 23. Juni
1723 bestimmt weiss. Am letztern Tage rief
W. einen Streit hervor [vgl. oben I, S. 235]
und verlies» grollend die Grossloge, ohne J
sie jemals wieder zu besuchen oder mit 1
der Brüderschaft Fühlung zu behalten; im
Gegenteil, er hat sich Ende 1724 ganz von i
ihr losgesagt [vgl. oben I, S. 370], und I
wenn er später (1728) während eines Auf-
enthalts in Madrid auf Ansuchen einiger
dortigen englischen Freimaurer diese als
Widmann.
»zugeordneter Grossmeister« zu einer Loge
erhob, so war das der Ausfluas einer augen-
blicklichen Laune, was bei dem so überaus
wankelmütigen Manne nicht überraschen
kann. Zu Dewundern ist nur, dass die
Grossloge eine solche Anmaasung des treu-
losen ehemaligen Grossmeisters sich ge-
fallen Hess und mit einer Gesundheit »auf
die Brüder der Loge zu Madrid« die von
dem eigenmächtigen »zugeordneten Grosa-
meister« eingesetzte Loge sofort als recht-
mässig anerkannte; die schriftliche Be-
stätigung musste freilich unterm 27. März
1729 von dem persönlich erschienenen
Meister der Loge noch einmal ange-
regt und von der Grossloge neu ange-
ordnet werden, da der am 17. April 1728
in dieser Richtung gefasste Beschlus«
nicht ausgeführt worden war. Maurer
in Gibraltar, die bereits 1724 um einen
Freibrief nachgesucht hatten, mussten
sogar bis 1729 warten. Es war wohl
kaum jemals ein Mann weniger geeignet,
die Führung einer idealen Sache zu über-
nehmen, als W., der in mehr als einer
Beziehung den übelsten Ruf hatte. Wei-
teres über ihn unter Gormogonen und
eine ausführliche Darstellung seines Ver-
haltens in der AQC. VHJ, 114—135.
AQC. XII, 106 bringt einen kürzlich
ans Licht gekommnen Brief Andersons vom
29. Juni 1723 an den Herzog von Montagu,
worin diesem gedankt wird für seinen
»guten Bock« und seine »grossmütige Zah-
lung für die Tischkarte«, die er zum Fest
am 24. gespendet hatte; Anderson meint,
des Herzogs von Montagu Anwesenheit
wäre nützlich gewesen, da der Herzog
von W. sich bemühte, die Brüder zu spal-
ten gegen Desaguliers »nach einer Ver-
einbarung des Herzogs und einiger, die er
an jenem Morgen überredet hatte, sich ihm
anzuschliessen« ; auch werde die Sache vor
der Rückkehr des neuen Grossmeisters
(Grafen von Dalkeith) kaum ganz geregelt
werden. Man sieht hieraus, dass W. schon
vor der Versammlung gegen Deaaguliem,
der sein Zugeordneter gewesen war, ge-
wühlt hatte, vielleicht, weil er ihm ge-
legentlich wegen seines Verhaltens Vor-
stellungen gemacht hatte. [Vgl. A. 1896,
S. 122. L. 1895, S. 195. S. auch oben I,
S. 870.J
Whlteaeher Katechismus heiast nach
dem Verfasser Andreas White ein Frage-
stück : »The Mystery of Freemasons. Taken
From a Manuscript Found among the Pa-
pers of a deccas'd Brother«, von dem ein
Abdruck auf einem Blatt in Kupferstich,
vielleicht der einzige noch vorhandne, sich
in der Bibliothek der Loge Minerva zu
den drei Palmen in Leipzig befindet. Ein
Faksimile davon ist abgedruckt in L. 1899,
S. 44/45. [Vgl. auch Mittheilungen aus
dem Verein deutscher Freimaurer 1864,
3. Heft.1
Widmann, Christian Adoll Fried-
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Wiedereinsetzen (ReKnetallieren) — Wieland.
rieh, politischer und belletristischer
Schriftsteller, geb. 7. Mai 1818 in Herreo-
alb im Schwarzwald, gest. 26. Mai 1878 in
Berlin, wurde 2. Febr. 1844 in der Loge
Zur Beständigkeit in Berlin in den Frei-
maurerbund aufgenommen, wo er 1847 bis
1850, 1861—63 stellvertretender Redner,
von 1864 an Redner und von 1866 an
Meister vom Stuhl war. Er rief sog. sym-
bolische Abende ins Leben, in denen die
Früchte der Aktenstudien mitgeteilt und
die Erfahrungen ausgetauscht wurden. Am
8. März 1872 wurde er zum Mitglied des
Ordensrats ernannt. 1869 sandte man ihn
mit Gnospelius nach Schweden, um die
Akten der Grossen Landesloge in Berlin
mit denen der schwedischen Grossen Lan-
desloge zu vergleichen. Er entwarf eine
Verfassung einer deutschen Grossloge,
die 11. Nov. 1871 veröffentlicht wurde.
[Vgl. BZC. 1877, S. 271.] W. ist auch der
Begründer der • Zirkel correspondenz unter
den Johannis-Logenmeistern der Grossen
Landesloge von Deutschland* (Berlin
1872 fg.), die er auch bis zu seinem Tode
leitete. Er hat sich durch zahlreiche In-
struktionsarbeiten für alle Grade der schwe-
dischen Lehrart um deren Ausbau grosse
Verdienste erworben. [Vgl. F. Possart,
Blatter der Erinnerungen (Brl. 18781, mit
Bildnis. BZC. 1878, S. 165. FZ. 1878, S.
191. L. 1879, S. 183. M. L. VI, 8. 173;
VIII, S. 58. Die Johannisloge Zur Bestän-
digkeit in Berlin von 1775 bis 1900 (Brl.
1900), S. 29.]
Wiedereinsetzen (Reinstallieren), die
feierliche Handlung, durch die eine ausser
Thätigkeit (Aktivität) getretne Loge wieder
in Thätigkeit gesetzt wird. (S. Einaet
zung.)
Wlebe, Carl Cornelius, Kaufmann,
geb. 28. Febr. 1850 in Hamburg, wurde in
der Loge Ferdinande Caroline das. 2. April
1870 aufgenommen, war 1885 Schatzmeister,
1886 bis 1889 Vorsteher des Krankenhauses,
1886 bis 1891 Meister vom Stuhl seiner
Loge und ist seit 1893 Grossmeister der
Grossen Loge von Hamburg. Trotz Beiner
letzthin wenig starken Gesundheit wid-
met er sich mit grossem Eifer seinem
Amte und speziell der Geschichte der Frei-
maurerei. Ihm haben die Freimaurer die
Bettlerlisten, die Erneuerung der Hamburg-
schen Zirkel-Correspondenz und die Abbil-
dungen freimaurerischer Denkmünzen zu
verdanken, auch ist er lebhaft bei den
Einheitsbestrebungen der deutschen Frei-
maurer beteiligt. Ein grosses Verdienst
hat er sich 1900 erworben durch Heran-
ziehung der sog. Settcgastlogen zur Grossen
Loge von Hamburg, Auflösung der Grossen
Loge von Preussen, genannt Kaiser Fried-
rich zur Bundestreue, und Begründung
einer Provinzialgrossloge in Berlin, wodurch
die bis dahin bestandnen Unregelmässig-
keiten und Zwistigkeiten zwischen diesen
Logen und den altpreussiBchen Grosslogen
beseitigt wurden. [Vgl. Berlin im Nach-
trag]
Wieland, Christoph Martin, Dichter,
geb. 5. Sept. 1738 in Oberholzheim bei
Biberach, gest. 20. Jan. 1818 in Weimar,
studierte 1751 in Tübingen die Rechte,
beschäftigte sich aber mehr mit Philo-
sophie und Litteratur, ging 1752 nach der
Sch weiz, wo er sich anderthalb Jahr im
Hause Bödmen? in Zürich aufhielt, dann
in Winterthur und Bern als Erzieher thätig
war, zugleich mit schriftstellerischen Ar-
beiten beschäftigt, bis er 1760 einen Ruf
in den Magistrat seiner Vaterstadt erhielt.
1769 wurde er Professor der Philosophie
in Erfurt, 1772 als weimarscher Hofrat
Erzieher der beiden Söhne der Herzogin
Anna Amalia, die ihm zeitlebens ihre
Hochschätzung bewahrte. Sein dichteri-
sches Schaffen, anfangs in streng religiöser
Richtung, nahm später einen heitern Charak-
ter an, indem er die französischen und grie-
chischen Schriftwerke auf sich einwirken
Hess. Dieser Richtung folgen »Musarion
oder die Philosophie der Grazien« (1768),
»Der neue Amadis« (1771), das grosse ro-
mantische Heldengedicht »Oberon« (1780).
Von seinen prosaischen Schriften ist vor
allem berühmt der »Agathon* (1776). Im
»Agathodämon* giebt er treffende Bemer-
kungen über die geschichtliche Bedeutung
des Christentums; im »Peregrinus Proteus«
(1791) schildert er anspielend auf Lavater,
religiöse Schwärmerei; seine »Götterge-
spräche« gewähren ebenfalls Einsicht in
seine religiöse Lebensanschauung. Seine
staatsbürgerlichen Ansichten findet man in
dem lehrhaften Roman »Der goldne Spiegel
oder die Könige von Scheschian.« In den
»Abderiten« (1753) schildert er das spiess-
bürgerliche Wesen kleiner Städte und im
»Anstipp« (1800/1) athenisches Leben zur
Blütezeit. Von seinen Übersetzungen
sind zu nennen: 28 Schauspiele des
; Shakespeare, Horaz und Lucian. Vom
: grössten Einfluss auf deutsche Bildung
und deutsches Schriftwesen war der »Teut-
sche Merkur«, eine ästhetisch-litterarische
Wochenschrift, die er 1773—1803 heraus-
gab. Darin war in den achtziger Jahren
mehrmals von der Freimaurerei die Rede;
W. selbst hatte in einem Zusatz zu dem
gelegentlichen günstigen Urteil eines Un-
genannten über den Bund (1786, S. 217)
bemerkt: »Was die Digression zum Lobe
des Freimaurerordens betrifft, zu welchem
sich unser ungenannter Verfasser durch
einen sonderbaren Anfall von Leidenschaft
bei einer Gelegenheit, wo gewiss niemand
eine solche Ejakulation erwartete, hin-
reissen Hess, so begnüge ich mich, zu
erklären, dass ich mit aller möglichen Ehr-
erbietung für die bekannten und unbe-
kannten Obern und Glieder einer so weit
ausgebreiteten Gesellschaft an diesem un-
j verlangten Zeugnisse von der Herrlichkeit
I und den Verdiensten des Ordens, dessen
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540
Wien.
Mysterien, wie es scheint, nun bald das
Öffentliche Geheimnis sein werden, nicht
den geringsten Anteil nehme. Wahr-
scheinlicherweise wird kein Menschenalter
mehr dazu gehören, um die Welt über
diesen noch mit vieler Finsternis umhüllten
Gegenstand ins Klare zu setzen; aber um
zu sehen, dass das Eloge unsere Verfassers
übertrieben ist, braucht man wohl nicht
mehr zu wissen, als die meisten Ordens-
glieder selbst; und ich kann deswegen
kühnlich auf ihr eignes Bewusstsein pro-
vozieren .... Es giebt vom ägyptischen
Priesterorden bis zum Orden der Table
ronde und von diesem herab bis zum
Kapuzinerorden inklusive keinen Orden
in der Welt, von welchem nicht mit Wahr-
heit viel Gutes und viel Böses zu sagen
wäre. Ob das Gute oder das Böse, das
ein solcher Orden in der Welt gestiftet
und veranlasst hat, das Übergewicht hat,
darauf kommt es an; und diese Frage
wird in Rücksicht des Freimaurerordens
sowohl, als des Kapuzinerordens in weniger
als 20 Jahren, so Gott will, völlig ent-
schieden sein.« Für ihn war sie nach
20 Jahren in der That entschieden, und
zwar so sehr zu Gunsten der Freimaurerei
— dank seiner Begegnung mit Fr. L.
Schröder (s.d.), seinem Verkehr mit Herder
(s. d.) und namentlich mit Bertuch (s. d.)
— dass er noch als 76 jähriger Greis Ver-
langen empfand, »in die edle und wür-
dige Freimaurerverbrüderung, nach ihrer
dermal igen verbesserten und in ihre ur-
sprüngliche Lauterkeit und Einfachheit
zurückgekehrten Verfassung, aufgenommen
zu werden « Seinem Wunsche wurde durch
das Entgegenkommen Bertuchs (s. d.) be-
reitwillig entsprochen, auch bezüglich der
«Dispensation von gewissen Formalitäten«,
die dem betagten Manne hätten beschwer-
lich werden können. In den ersten Tagen
des April 18o9 wurde W. in einer De-
sondern »stillen Loge« zum Freimaurer
aufgenommen und erhielt die Weihen des
1., 2. und 8. Grads, in der am 4. April
folgenden Lebrlingsloge wurde er feier-
lich eingeführt und den versammelten
Brüdern vorgestellt. Er wurde ein so eif-
riges Mitglied der Loge, dass er bei keiner
ihrer Versammlungen fehlte, wenn nicht
Krankheit ihn abhielt. Die Mitglie-
der vergalten ihm durch treue Teilnahme
an allem, was ihm begegnete. Bei seinem
Eintritt in das 80. Lebensjahr konnte keine
Loge gehalten werden; doch wurde eine
Abordnung zu ihm nach Jena gesandt, um
ihm (wie Böttiger in der Zeitung für die
elegante Welt, 1812, S. 1506, berichtet)
eine von dem jüngern Bertuch entworfne
goldne Denkmünze zu überreichen, »von
dem trefflichen Graveur Facius in Weimar
verfertigt, im Namen einer sehr ehrwür-
digen, im Bau der grossen Geisterwelt alt
gewordnen und über den ganzen Erdkreis
zum Segen verbreiteten Gesellschaft, die
stolz darauf ist, auch den Verfasser des
,Peregrinus Proteus' und des .Agatho-
dämon' unter ihre erlesnen Mitglieder
zählen zu können.« Drei Logenreden W.'s
sind bekannt: Ȇber den Geist und das*
Wesen der Freimaurerei«; »Über das Ver-
hältnis des Ideals der Freimaurerei zu
ihrer dermaligen Gestalt«; »Über das Fort-
leben im Andenken der Nachwelt« Nach-
dem er 20. Jan. 1818 kurz vor Mitternacht
nach einem Krankenlager von 10 Tagen
entschlummert war, wurde die Leiche im
Bertucbschen Hause ausgestellt und nach
Osmannstädt, seiner frühern ländlichen
Besitzung, wo seine Gattin und die
Tochter seiner Freundin Sophie Laroche
ruhten, gebracht und dort 25. Jan. Nach-
mittag feierlich beerdigt, indem 15 Maurer
den Sarg abwechselnd trugen. Am 18. Febr.
beging sodann die Loge Amalia die Ge-
dächtnisfeier W.'s, an der sich der Hof,
Männer und Frauen beteiligten und Goethe
seine weihevolle Rede »zum brüderlichen
Andenken W.'s« hielt. [Vgl. Fischer,
Deutsche Geistesheroen (Lpz. 1881), S. 99.
W.'s Todtenfeier in der Loge Amalia (Frei-
maurer-Analekten, Heft IL 1818). A. I,
! S. 176. Bh. 1900, 8. 91. Dr. L. 1885, S. 1098.
FZ. 1858, 8. 367; 1891, S. 374. HZC.
1896/97, S. 17. L.XVH, S. 127; 1882. S.
29; 1892, S. 45. R. 1890, S. 71. Z. 1880,
8. 25.)
Wien (llauptst. des Kaiserstaats Oster-
reich, [1890] 1364548 E.). I. Hier wurde
1) die Loge Zu den drei Kanonen
(Aux trois canons) 17. Sept. 1742 unter
der Breslauer Loge Zu den drei Toten-
gerippen gegründet; es gehörten ihr 65
Mitglieder meist von hohem Adel und
selbst Kaiser Franz I. an, als sie 7. März
1743 von einer Abteilung Soldaten
überfallen wurden. Die Prinzen und
Fremden Hess man unbehelligt, andre
Standespersonen erhielten Hausarrest, die
Bürgerlichen aber brachte man ins Polizei-
haus, sie wurden jedoch auf Fürsprache
des Kaisers nach lütägiger Haft wieder
freigelassen. Trotzdem setzte die Loge die
Arbeiten insgeheim fort und bestand 1754
noch. 2) Die Loge Zu den drei Herzen
(Aux trois coeurs) wurde als Deputations-
loge der Loge Friedrich in Hannover am
21. Juni 1754 eröffnet, 1755 aber aufge-
löst. 3) Die Loge der Freigebigen,
auch Loge royal militaire, wurde um 1761
errichtet von J. H. Graf Kufstein, der
wahrscheinlich in Paris aus derselben
Quelle, wie Freiherr v. Hund (s. d.), den
Titel eines Grossmeisters der templenschen
VIII. Provinz nebst verschiednen Hoch-
graden empfing, die er in W. in dem aus
der Loge gebildeten Hochkapitel St.
Pölten einführte. Ende 1768 wurde er
nach Altenberge gerufen, wo er sich durch
die Prager Abgeordneten vertreten liess,
die aber, hierzu nicht ermächtigt, dem
Heermeister W. nicht unterordneten. Das
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Wien.
541
Hochkapitel schloss sich der strikten
Observanz auch nicht an und nannte sich
1767 Grand-Loge d'Autriche. als mit
einem von ihr ausgefertigten Freibrief von
1766 der österreichsche Major Weiler (s.d.) in
Dresden die Loge Aux vrais amis neu
gründete. Graf kufstein führte den Titel
eines Grosam eisten» der VIII. Provinz bis
1773, wo er seine Würde niederlegte und
das Hochkapitel auflöste, nachdem die
Loge schon einige Jahre geruht hatte.
4) Die Loge Zu den drei Adlern wurde
von Hauptmann Fr. W. Freiherrn Sehmid-
burg (s. d.) auf Grund eines aus Dresden
(30. Dez. 1770) erwirkten Stiftungsbriefs
errichtet und ordnete sich 19. Jan. 1778
der Prager schottischen Loge unter. Mit
Genehmigung des Konvents von Braun-
schweig (8. d.) wurde, auf diese Loge ge-
stützt, 2. März 1776 die Grosskomturei
St. Pölten errichtet und Georg Herzog
von Mecklenburg (s. d.) als Grosskomtur
eingesetzt, während Herzog Albert von
Sachsen-Teschen (s. d ) das Protektorat über-
nahm und gestattete, dass die Grosskom-
turei als grossschottische und schottische
Loge den Namen Albert zum goldnen
Helm führte. Nachdem es jedoch wün-
schenswert erschien, dass diese zu mindest
aus zwei Logen bestehe, wurde aus einem
Teil der Mitglieder die Loge Zum Palm-
baum gebildet, beide neu gestiftet und
vom Grosskomtur 18. und 19. März 1776
eingeweiht. Allein weder die Logen, noch
das Kapitel kam in Blüte, so dass dieses
1781 gänzlich einging, worauf sich die
beiden Logen wieder vereinigten (nunmehr
Zu den drei Adlern und Palmbaum).
Sie trennten sich 1783 abermals und waren
endlich genötigt, sich Ende 1785 aufzulösen.
5) Die Loge Zur Hoffnung wurde 1769
errichtet und 9. Febr. 1770 eröffnet. Man
erbat und erhielt 7. März 1771 von der
Regensburger Loge Zu den drei Schlüsseln
einen Stiftungsbrief. Hiermit nicht zu-
frieden, suchte man den Anschluss an
Prag, und nachdem dies misslungen war,
erbat man von der Berliner Grossen Landes-
loge einen Stiftungsbrief, den die Loge
8. Febr. 1775 erhielt, wobei sie ihren
Namen in: Zur gekrönten Hoffnung
abänderte. Am 8. Febr. 1776 wurde sie
eingesetzt. Infolge der Freimaurerverord-
nung (Dez. 1785) war sie gezwungen, sich
mit den Logen Zur Wohlthätigkeit und
Zu den drei Feuern zu vereinigen und
nahm nun den NamenZur neugekrönten
Hoffnung an. Aber die Kriegsverhält-
nisse zwangen sie, in Gemeinschaft mit
der Loge Zum heiligen Joseph Dez. 1793
ihre Arbeiten einzustellen. 6) Die Loge
Zum heiligen Joseph wurde 15. Nov.
1771 gegründet, sie stand unter der Ber-
liner Grossen Landesloge und wurde von
dieser 7. März 1776 eingeweiht. Infolge
der Freimaurerverordnung löste sich die
Loge Ende 1785 auf, wurde aber nach der
Thronbesteigung Leopolds n. 13. Juli 1790
erneuert in der Hoffnung, es werde nach
Gewinnung einiger Logen in W., Linz,
Brünn, Laibach u. a. gelingen, an Stelle
der eingegangnen österreichschen Landes-
loge und der Provinzialloge von Öster-
reich, die Loge zum Range einer Pro-
vinzialloge zu erheben. Es wurde 28.
Mai 1792 darum in Berlin angehalten
und die Gewährung zugesagt. Ls sollte
jedoch nicht dazu kommen. Die Stim-
mung wurde immer ungünstiger für die
Freimaurerei, so dass sich die Loge mit
der Loge Zur ueugekrönten Hoffnung auf-
löste. 7) Die Loge Zu den drei Schwer-
tern wurde Ende 1772 oder anfangs 1773
von dem Begründer des Rosenkreuzer-
Ordens in Österreich, Bacciochi, mit
Genehmigung seiner Obern gestiftet. Nach
einer Pause von 5 Jahren wurde Sprach-
meister Roth zum Stuhlmeister eingesetzt,
der die Loge zu einer wahren Pflanzstätte
des Rosenkreuzer-Ordens gestaltete, indem
er einen neuen, den theoretisch-salomo-
nischen Grad ausarbeitete, der auch in
der Provinz verbreitet, 1788 aber aufge-
lassen wurde. Bis dahin fanden die Ver-
sammlungen in Gruppen von io 9 Mit-
gliedern statt. Ob sie sich dabei des
Namens der Loge bediente, ist nicht ge-
wiss; sie wird 1778 zuletzt genannt. 8) Die
Loge Zur Beständigkeit arbeitete einige
Jahre ohne Stiftungsurkunde, bis sie 1779
eine solche von der Regensburger Loge
Zu den drei Schlüsseln erwirkte. Die Loge
musste Ende 1785 die Arbeiten einstellen,
worauf ein Teil ihrer Mitglieder der Loge
Zur neugekrönten Hoffnung beitrat. 9) Die
Loge Zu den sieben Himmeln wurde
von dem Gründer des Ordens der Asiati-
schen Brüder, Freiherr Ecker (s. d.), gestiftet,
löste sich aber bald, jedenfalls vor 1784,
auf. 10) Die Loge Zur Wohlthätigkeit
entstand 2. Febr. 1783. Ende 1785 löste
sie sich auf und ein Teil ihrer Mitglieder
schloss sich der Loge Zur neugekrönten
Hoffnung an. 11) Die Loge Zu den drei
Feuern entstand im Sommer 1783 und
bewarb sich alsbald in Frankfurt a. M.
um eine Stiftungsurkunde, _ wurde aber
an die Provinzialloge von Österreich ge-
wiesen, die ihr Dez. 1784 eine solche er-
teilte. Die Loge arbeitete sehr geheim,
löste sich Ende 1785 auf, worauf ein Teil
ihrer Mitglieder der Loge Zur neugekrön-
ten Hoffnung beitrat. 12) Die Loge Zur
wahren Eintracht wurde 12. März 17H1
gegründet Hofrat Bora (s. d.), der 1782
den Vorsitz führte, wollte eine freimaure-
rische Gesellschaft der Wissenschaft grün-
den, um seiner Loge das Ansehen einer
Akademie zu verleihen, was ihm auch
bestens gelang; denn die 197 Mitglieder
gehörten grösstenteils zu den ersten Män-
nern der Wissenschaft, Litteratur und
Kunst. Der ausgesprochne Zweck der
Loge war es, zur Beförderung der nunmehr
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Wien.
von der Regierung begünstigten Gewissens-
und Denkfreiheit zu wirken und Aber-
glauben und Schwärmerei zu bekämpfen.
Es war der feste Wille der Loge, der Frei-
maurerei eine Gestalt zu geben, in der sie
im strengsten und edelsten Siune nützlich
werden niusste. Ende 1785 wurde die Loge
infolge der Freimaurerverordnung ge-
schlossen. 13) Die Loge Zur Wahrheit
entstand 21. Dez. 1785, als infolge der
Freimaurerverordnung die Logen Zur wah-
ren Eintracht, Zu den drei Adlern und
Zum Palmbaum sich unter der Hammer-
führung Borns vereinigten. Im Sommer
1786 deckte Born die Loge, die nun in
Verfall geriet und sich 1787 auflöste.
14) Die Loge Zur Liebe und Wahrheit
wurde bald nach der Thronbesteigung
Leopolds II. errichtet, sie wollte »höhere
Kenntnisse« erteilen, die Illuminatcn be-
kämpfen und jede darauf zielende Re-
gung bei der Polizei anzeigen. Unter den
»höhern Kenntnissen« sind die Geheim-
nisse der Rosenkreuzer zu verstehen, durch
deren Vermittlung von der Regensburger
Loge Zu den drei Schlüsseln der Frei-
brief erwirkt werden sollte. Dies sowohl,
wie die Doppelrichtung der Loge wurde
vom Kaiser gebilligt. Die Loge wurde
7. Dez. 1790 eröffnet und im Besitz der
Stiftungsurkunde vom 1. Jan. 1791 am
24. Febr. 1791 eingeweiht. Auch erwirkte
man 28. Febr. 1791 von Regensburg Er-
laubnis, andre Logen zu gründen, um die
Loge mit Gutheissung des Kaisers als
Provinzialloge zum Zentrum der Frei-
maurerei in der Monarchie zu gestalten,
wozu es jedoch nicht kommen sollte. Der
rosenkreuzerische Einfluss kam immer
mehr zur Geltung. Die Oberhauptdirek-
tion der Rosenkreuzer in W. betraute mit
der geheimen Oberleitung der Loge
Z. Winzler, der das Gesetzbuch der Loge
im rosenkreuzerischen Geiste umarbeitete,
auch eine zündende Denkschrift über
die üluminaten verfasste. Diese wurde
dem Kaiser überreicht and erlangte dessen
vollen Beifall, so dass er sie auf eigne
Kosten herauszugeben erklärte, was jedoch
durch seinen plötzlichen Tod vereitelt
wurde. 1792 gelangte der Hammer an den
Rechnungsrat Loibel, dem der junge Kaiser
Franz II. gnädig versicherte, dass er die
Grundsätze der Loge kenne und billige.
Trotzdem war die Loge genötigt, im März
1793 den Tempel zu schhessen. — II. 1805
besetzte Napoleon W. für 2 Monate, 1809
über ein halbes Jahr. Bei letzterer Ge-
legenheit wurde hier die französisch arbei-
tende Loge La concorde ä l'Orient du
Dan übe aus mehreren Wienern und Offi-
zieren des franz. 24. leichten Infanterie Regi-
ments errichtet. Zu derselben Zeit arbeitete
hier auch die französische Feldloge S u u m
c u i q u e , deren Ausläufer es gewesen sein
mochten, die 1813 als geheime Gesellschaft
i m Rathausgässchen aufgehoben wurden und
I zu der mehrere hohe Beamte gehörten.
! 1810 entstand in der Vorstadt Hernais die
, Loge Zu den drei blauen Himmeln,
, die in tiefster Verborgenheit arbeitete,
| 1813 aber entdeckt und aufgelöst wurde.
1812 bestand eine Loge unter Leitung
des Fürsten Dietrichstein (h. d.), zu der alle
Grossen gehörten, doch hatten bloss Souve-
raine Princes Rose-Croix Zutritt; sie dürfte
1813 den Wink erhalten haben, die Versamm-
lungen einzustellen. Beim Wiener Kongress
1814 waren mehrere preussische Offiziere,
die unter vier Augen aufnahmen und dann
auch Logen halten wollten, was jedoch
1815 untersagt wurde. Dagegen hielten
französische und italienische Freimaurer
1817 im Dianabad Logen ab. — Nach
dem Tode Franz' n. zeigte sich einige
freiere Stimmung, die man zur Gründung
einer Loge in der Dorotheergasse benützte;
Generale, höhere Beamte und angesehne
Bürger gehörten ihr an. 1841 wurde die
Loge aufgehoben, die ansässigen Mitglieder
unter polizeiliche Aufsicht gestellt, die
Beamten in die Provinz versetzt, die Aus-
j länder aber «ausgestaubt.« Metternich
wollte derlei Versammlungen nicht dulden.
Das Jahr 1848 warf ihn und sein Regime
! über den Haufen. Nun unternahm es
, Lewis (s. d.), die Loge Zum heiligen
| Joseph zu erneuern, zu welchem Behuf
er von der Berliner Grossen Landes-
loge Stiftungsbrief erbat. Dieser wurde
22. Juli 1848 erteilt, jedoch mit der Be-
dingung, dass die Loge die obrigkeitliche
Erlaubnis erlange. Nachdem dies erfolgt,
fand die Einweihung der Loge 5. Okt. 1848
statt. Bald aber wurde über W. der Be-
lagerungszustand verhängt, und Lewis be-
mühte sich vergeblich, Erlaubnis zur
fernem Abhaltung von Logen zu erhalten.
1867 versuchte Lewis abermals, die Loge
wieder zu erwecken, was jedoch nicht ge-
stattet wurde. — Nachdem der Versuch,
in W. eine regelrechte und gesetzlich an-
erkannte Freimaurerloge zu errichten, ge-
scheitert war. gründeten die Freimaurer
in W. nichtpolitische Vereine, die einen we-
sentlichen Teil von auf dem Boden Ungarns
gestifteten Logen bildeten (s. Österreich).
Der erste nichtpolitische Verein Huma-
nitas wurde durch F. J. Schneeberger
(s. d.), der die Seele der ganzen Bewegung
war, 23. Juni 1869 ins Leben gerufen. Die
Mehrzahl der Mitglieder gehörte der Loge
in Ödenburg an; es zeigte sich jedoch
bald die Notwendigkeit, eine eigne Loge
zu gründen. Nachdem für diese in der
zunächst gelegnen ungarschen Ortschaft
Neudörfi (s. d.) ein entsprechendes Lokal
für die rituellen Arbeiten gefunden war,
wurde 9. März 1871 die Loge Humanitas
gegründet, die sich 25. Febr. 1872 unter
den Schutz der Grossloge von Ungarn
begab. Seit dieser Zejt sind die Geschicke
der Freimaurerei in Osterreich an jene in
Ungarn geknüpft, denn auch die fernerhin
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Wiera — Wiesbaden.
543
entatandnen Logen stellten sich unter den
Schutz der Grossloge oder des Grossorients
von Ungarn und gründeten, gleich ihrer
Vorgängerin, zu gleicher Zeit nichtpoli-
tische Vereine in W. Solche sogenannte
Grenzlogen traten nun in rascher Folge
ins Leben. Am 4. Juni 1874 bildete sich die
Loge Zukunft in Pressburg (nichtpolit.
Verein Litterarischer GeselTigkeitsklub);
6. Sept. 1874 die Loge Sokrates in
Pressburg (nichtpolit. Verein Einigkeit);
24. Sept. 1875 die Loge Schiller in Press-
burg (nichtpolit. Verein Bildung); 24. Juli
1875 die Loge Eintracht in Neudörfl
(nichtpolit. Verein Pestalozzi, ursprünglich
in Wiener Neustadt, dann in W.); 28. Jan.
1877 die Loge Freundschaft in Press-
burg (nichtpolit. Verein Freundschaft);
im Marz 1877 die Loge Columbus zum
Weltmeer (nichtpolit. Verein Freundes-
kreis), die 22. März 189« von der Gross-
loge amtlich eingeschläfert wurde; 8. Mai
1883 die Loge Concordia in Neudörfl
(nichtpolit. Verein Einigkeit an der Donau),
die 27. Febr. 1889 mit der Humanitas ver-
schmolzen wurde; 21. Okt 1888 die Loge
Treue in Pressburg (nichtpolit. Verein
Treue); 12. April 1892 die Loge Goethe
(nichtpolit. Verein Goethe); 13. März 1897
die Loge Lessing zu den drei Ringen
(nichtpolit. Verein Lessing zu den drei
Ringen) und 20. Jan. 1898 die Loge Pio-
nier in Pressburg (nichtpolit. Verein
Pionier). Alle diese Logen verfügen über
meist beträchtliche Fonds, so die Loge
Humanitas (darunter Bruderlade 1885 ge-
gründet, die 1898 bereits auf 10000 fl.
angewachsen war); Zukunft (Witwen- und
Waisenfond 103116 fl.); Sokrates (Witwen-
und Waisenfond 23000 fl.); Freundschaft
(Aushilfsfonds 30 013 fl.; Witwen- und
Waisenfonds 5503 fl., Fonds desRekouvales-
zcntenheims 88419 fl.); Goethe (Bruderlade
4995 fl., Handelfonds 706 fl.); Lessing
(Lessingfonds 964 fl., Ruziökafonds 604 fl.)
etc. In humanitärer Hinsicht haben die
Brudervereine in W. Bedeutendes geleistet.
Die Loge Humanitas errichtete 1875
auf Anregung von Viktor Schmidt sen.
das Kinderasyl in Kahlenbergdörfl , das
sich zu einer auf mehreren hygienischen
Ausstellungen prämiierten humanitären
Musteranstalt herausbildete. Bis 1896
wurden 137 Kinder von ihrem 3. Jahre
an herangezogen und trefflich unterrichtet.
Aus Anlass des 50 jährigen Regierungs-
jubiläums Franz Josephs wurde beschlossen,
das Asyl, das jetzt 50—60 Kinder beher-
bergt, für 100 Kinder zu erweitern, und
nachdem 2 Mitglieder 50000 fl. und
auch eine Wiener Dame eine grössere
Summe gespendet hatte, wurde auch in
einem für diesen Zweck geschenkten
Hause in Sauperadorf ein Asyl errichtet.
Die Humanitas giebt die Zeitschrift
•Zirkel* (s. d.) heraus. Andre milde Stif-
tungen der Loge Columbus: Kinder-
| schutzverein; der Loge Freundschaft:
Rekonvaleszentenheim für arme Wöch-
nerinnen, gegr. 1889; Vereinsvermögen:
76000 fl.; der Loge Schiller: Asyl für
Erblindete, gegr. 1896, Verein gegen Ver-
armung und Bettelei, Volksbibliotheka-
Verein; der Loge Sokrates: Ferienkolo-
nien, gegr. 1882; der Loge Treue: Re-
konvaleszentcnheim für Frauen ; der Loge
Zukunft: die freimaurerische Vormund-
schaft für arme Waisenkinder.
Wier«, Joh. Jakob, von Straaaburg,
war Mitglied der Loge in Rochelle, wurde
in der Loge Zur Einigkeit in Frankfurt
a. M. 28. Jan. 1764 angenommen und war bis
zum Johannistag 1769 deren Schriftführer,
Schatzmeister, zuletzt zweiter Aufseher.
Er zeichnete sich durch seine Kenntnisse
und Forschungen aus. Er ist Verfasser
des Buchs »Der Aufgezogne Vorhang der
Freymaurerey« (Frkf. a. M. 1790), hatte
aber wegen ökonomischer Umstände längst
gedeckt, als er das Buch schrieb. Er war
in dieser Zeit im Hause des frühern Pro-
vinzialgroaameistera Gogel (s. d.) als Buch-
halter angestellt, und es ist nicht ganz
unwahrscheinlich, dass er von diesem früher
I (von 1784) Nachrichten erhalten hat. Ausser
j diesem Buche hat er noch zwei Schriften in
i Sachen der Illuminaten geschrieben.
Wiesbaden (St. in der preuss. Provinz
I Hessen-Nassau, 74133 E.). 1) Hier be-
stand 1783 eine Loge Zur beständigen
Einigkeit, die 9. März 1784 zum Eklek-
tischen Bunde trat, aber 1785 [Kloss,
Annalen der Loge Zur Einigkeit. S. 198],
nach andern 1788 [Roth, Rückblick auf
die 25jährige Thätigkeit der Loge Plato
zur beständigen Einigkeit, S. 121 einge-
gangen ist. 2) Am 7. Jan. 1852 bildete sich
ein maurerisches Kränzchen mit dem Plan
zur Gründung einer neuen Loge, das ihr
Lokal 19. April 1853 einweihte. Hieraus
entstand dann auch 3) die zum Eklektischen
Bunde gehörige Loge Plato zur bestän-
digen Einigkeit, gest. 14. Febr. 1858,
eingew. 2. Mai 1858. Mitgliederzahl (1900):
169. Vers.: 1. Freitag im Monat; Klub:
täglich. Eignes Logenhaus: Friedrich-
straaae 27, eingew. 15. Nov. 1863, bez.
20. Mai 1896. Denkmünze darauf HMW.
Nr. 163. Ebenso hat die Loge 1897 zur
Erinnerung an den Tag, an dem Kaiser
Wilhelm I. vor hundert Jahren geboren
wurde, eine Denkmünze prägen lassen
(HMW. Nr. 164). Hausgesetze v. 10. Dez.
1889. Auch gab die Loge ein Faksimile de»
Konstitutionenbuchs (s. d.) von 1723 heraus
(1900). [Vgl. Roth, Rückblick auf die
Thätigkeit der Loge (1883). Ballmanu,
Der Neubau der Loge (1897).] Lugen-
bühl-Stiftung mit Kapital: 10000 M. 4)
Ferner besteht hier unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
eine Loge Hohenzollern, gest. 5. Mai,
eingew. 2. Okt. 1881. Mitgliederzahl (1900):
| 96. Vers.: Dienstags, gesellige Vers, täg-
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Wie«enthal - Willenno*.
lieh; Hauptklub: Dienstags und Freitags.
Ferien Juli bis 8ept. Eignes Logenhaus:
Moritzstrasse 16, eingew. 20. Sept. 1896. —
— Über den Konvent zu W., s. d.
Wiesenthal (industriereiches Thal im
badischen Oberland). Maurerisches Kränz-
chen Zur Eintracht im Wiesenthal,
unter der Loge Zur edeln Aussicht in
Freiburg i. Br., gegr. 16. Aug. 1874. Vers.:
am 8. Sonntag jeden Monats, abwechselnd
in Zell, Lßrrach und Wehr. (8. Schopf-
heim.)
Wigard, Franz Jakob, Stenograph
und Arzt, geb. 81. Mai 1807 in Mannheim,
gest. 25. Sept. 1885 in Dresden, studierte
Rechtswissenschaft, wendete sich aber dann
in München der Stenographie zu und kam
1888 nach Dresden, wo er das königliche
stenographische Institut gründete. Er
musste den Staatsdienst verlassen infolge
seiner Beteiligung an den Freiheitsbewe-
gungen 1849 und studierte noch in spätem
Alter Arznei Wissenschaft. Als Stenograph
nimmt er einen hohen Rang ein und hat
mehrere bedeutende Schriften als solcher
veröffentlicht. Er war Abgeordneter in
der zweiten Kammer, Stadtverordneter und
zuletzt Stadtrat in Dresden. — Aufgenom-
men in den Freimaurerbund wurde W. in
der Loge Zum goldnen Apfel in Dresden,
9_. Febr. If88 und hat dort verachiedne
Ämter bekleidet, solche auch bei der
Grossen Landesloge von Sachsen iune ge-
habt. [Vgl. Bh. 1885, S. 819. FZ. 1885,
S. 878.]
Wilcke, Wilhelm Ferdinand, Predi-
ger in Rothenburg, aus Halle gebürtig,
wurde 2. Sept. 1825 in der Loge Zu den
drei Degen daselbst aufgenommen. Als
Schriftsteller ist er vorzüglich durch seine
vortreffliche «Geschichte des Ordens der
Tempelherren« (2. Aufl., Halle lc60, 2 Bde.)
bekannt.
Wildbad (St. im Königr. Württemberg,
3477 E.). 1) Schon seit 1888 bestand hier
eine freie Vereinigung von W. besuchen-
den Freimaurern, die sich in zwangloser
Weise wöchentlich versammelten. 2) Jetzt
besteht hier unter der Loge in Pforz-
heim seit 1. Mai 1896 ein maurerisches
Kränzchen Zur Heilquelle. Mitglieder-
zahl (1900): 11. Vers.: Mittwochs während
der Sommermonate im Hotel Ross.
Wildenfels (St. im Königreich Sachsen,
2624 E.). Die hier 16. Nov. 1776 gegrün-
dete Loge Zum goldnen Apfel (s.
Zwickau) ward 1781 nach Dresden (s. d.)
verlegt.
Wildenstein, Schloss bei Wiener-Neu-
stadt. In letztrer Stadt entstand 1790 eine
Gesellschaft, die der Freimaurerei ziem-
lich nahe kam und ihre Versammlungen
auf der Hochburg W. des Schlosses Seben-
stein abhielt. Sie nannte sich die W.er
Ritterschaft zur blauen Erde. Zweck der
Gesellschaft war die Pflege unverbrüch-
licher Freundschaft und Wohlthun. Sie
erneuerte sich 1806 und führte ein ganz
ritterliches Gepränge, ihre Mitglieder
teilten sich in Knappen, Ritter und Schöp-
pen. Der Vorsitzende hieas Oberritter.
Alle führten Ritternamen. Stifter und
Oberritter war 1806 A. D. Steiger von
Am-Stein. Die Mitgliedersetzten sich aus an-
gesehnen Bürgern, hohen Beamten, Militärs
und Aristokraten zusammen, auch der Erz-
bischof von Olmütz zählte dazu. Nach-
dem 1811 Kaiser Franz (später auch seine
Gemahlin) die Ritterschaft mit seinem Be-
such ausgezeichnet, trat 1813 auch Erz-
herzog Johann bei, dem 1816 Prinz Wil-
helm von Preussen (der nachmal ige deutsche
Kaiser), Leopold Prinz von Salerno (der
König der Belgier) und Erzherzog Anton,
1818 aber Karl August von Sachsen- Wei-
mar (Goethes Freund) folgte. Um so auf-
fallender ist es, dass die Gesellschaft 1820
plötzlich ohne irgend eine Veranlassung
aufgefordert wurde, sich unverzüglich auf-
zulösen.
Wildungen (St. im Fürstentum Waldeck,
2997 E.). Hier besteht unter der Loge in
Arolsen ein maurerisches Kränzchen, gest.
16. Aug. 1888, das während der Kurzeit
an durch Anschlag bekannt gemachten
Tagen Versammlungen im neuen Kurhaus
hält.
Wilhelmsbad (Badeort bei Hanau in
der preuss. Provinz Hessen-Nassau), s. Kon-
vent zu Wilhelmabad. Hier wurde 14.
Mai 1882 eine grosse maurerische Zusam-
menkunft in Erinnerung an den Konvent
abgehalten [vgl. L. 1882 , 8. 83. Bericht
über das Frühlingsfest (Lpz. 1882)].
Wilhelmshaven (St. in der preuss. Prov.
Hannover, 19422 E.). 1) Hier bildete sich
1874 ein maurerisches Kränzchen; aus
diesem entstand 2j die Loge das. Wil-
helm zum silbernen Anker, unter der
Grossen Loge Royal York in Berlin, ein-
gew. 9. März 1879. Mitgliederzahl (15*00):
«7. Vers.: 1. und 8. Mittwoch. Klub:
täglich. Ferien: Juli und August. Logen-
lokal: Roonstrasse 23 a.
Wilhelm -Mlftung, König, s. König
Wilhelm-Stiftung.
Willebraud, Chr. Ludwig, geb. 18. Okt.
1750 in Lübeck, gest. 24. Juli 1837 in
Hamburg, wurde 1771 Dr. jur. und kam
bald darauf nach Hamburg. Er wurde
2. Okt. 1790 in die Loge Zur Einigkeit in
Frankfurt a. M. aufgenommen, der Loge
Absalom in Hamburg 7. März 1801 ange-
schlossen und war 1812 bis 1816 Gross-
schriftführer und 1818 bis 1822 Gross-
archivar der Grossen Loge von Hamburg.
Ihm verdankt diese die Ordnung ihrer
Bibliothek, deren Verzeichnis 1818 ge-
druckt erschien.
Willermoz, Jean Baptiste, Kaufmann
in Lyon, wurde 1753 Grossmeister der
dortigen, erst 21. Nov. 1756 anerkaunten
Loge La parfaite amitie" und im v. Hund-
schen Tempelherrensystem Subprior der
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Wilna —
Normandie in Rouen. Er war wahrschein-
lich der Hauptstifter des 1778 in Lyon
S geschaffnen Systems des Chevaliers bien-
aisants de la Sainte Cit*5 und nannte sich
Depositarius generalis der höchsten Grade
des Systems. Auf dem Konvent zu Wil-
helmsbad (s. d.) war er einer der Haupt-
redner und setzte es durch, dass sein Sy-
stem mit einigen Abänderungen allgemein
angenommen wurde. Von seinen Brüdern
war Antoine, Kaufmann in Lyon, Kapitu-
larkomtur in Orleans, und Pierre Jacques,
Dr. med. in Lyon, Grosskomtur in Nantes.
»'11 na (St. im gleichnamigen russ. Gouver-
nement, [1897] 159568 E.). Hier bestanden,
von der Mutterloge Royal York in Berlin
17. Okt. 1780 genehmigt, drei Logen: Bon
Pasteur, Lithuanien z6\6, Tcmple
de la sagesse, nachdem sie von der
Loge Catharine a l'dtoile du Nord in
Warschau provisorisch gegründet worden
waren. [Vgl. Flohr, Geschichte der Grossen
Loge Royal York (Brl. 1898), I, S. 94 ]
»Ind. DerW .blast, allegorisch gesprochen,
für den Freimaurer von Osten nach Westen.
Tn Jachin and Boaz (London 1773), S. 21,
lautet Frage 106 deB Lehrlingskatechis-
mus: »Wie (oder woher) bläst eines Maurers
W.?« Antwort: „Genau von Osten nach
Westen.« Ebenso bei Prichard Frage 91
[vgl. Krause, Kunsturkunden I, 1, S. 217
und 81], während in Brownes Meisterkate-
chismus [vgl. Krause I, 2, S. 248], woraus
Preston die Fragen entlehnte, die Ant-
worten erweitert werden durch Hinweis
auf die wunderbare Errettung der Israeliten
beim Durchzug durch das Rote Meer, das
der Herr »durch einen starken Ostwind,
der die ganze Nacht blies, ablaufen Hess«,
ein Wunder, in dem Israel der Macht una
Gnade Jahwes gewiss wurde. — Dem gegen-
über liease sich auf Krause I, 1, 8. 219,
Anm. verweisen, wonach die Phrase: »wie
blast eines Maurers W.?« im Englischen
ein Schifferausdruck ist, der nur die Rich-
tung des Luftzugs von einer bestimmten
Seite her bezeichnet. — Die einfachste
und wahrscheinlichste Deutung der oben an-
geführten Frage 106 (wonach unsre gesamte
Kultur immer den ewigen Weg von Osten
nach Westen vollendet) bietet Krause a.
a. O. Anm. 116 (vgl. S. 212): »Dieser Aus-
spruch möchte etwa also zu verstehen
sein: sowie sich die Maurerei zuerst, mit
geschichtlichem Geist, von Osten nach
Westen verbreitet hat, so soll sie auch
dasselbe in Zukunft thun und sich immer
im Geist der Erziehung und Ausbildung
der Menschheit auf der ganzen Erde
halten. Wohl könnte auch der Grund
dieser Antwort in der allgemeinen, im
Mittelalter verbreiteten Meinung liegen,
dass alles Gute von Osten komme, woher
auch das Licht, sowie das Evangelium Jesu
kommt. Vielleicht soll auch nur die ver-
gangne Zeit ausgedrückt werden, so dass
der Sinn bloss wäre: ,Mit welchem W.
Allgemein» Handbuch der Freimaurerei. II.
Winkelloge. 545
[ (woher?) ist der Maurer gekommen?'« —
Preston sagt in ähnlichem Zusammen-
hang [Ulustrations 1812, S. 119; 1792,
S. 146, vgl. Krause I, 2, 175 Anm.] unter
Hinweis auf Ezechiel 48, 2: »Und siehe, die
Glorie des Gottes von Israel kam den
Weg von Osten her.« — »Es ist bekannt
genug, dass wissenschaftliche Bildung sich
von Osten über die abendländische Welt
verbreitete und stufenweis in Europa fort-
schritt.« — In solchem Sinne sind die
gezwungnen, jetzt grossen teils veralteten
Deutungen Nettelbladts in der vorigen
Auflage dieses Handbuchs III, 8. 475,
aufzufassen. — Unverständlich ist Sarsena
im Katechismus des vollkommnen (schotti-
schen) Meisters, 5. Aufl., S. 172: Frage:
»Wo kommt der W. her?« Antwort: »Aus
den glücklichen Teilen der Welt.« [Vgl.
HZC. Nr. 130, S. 25.]
» Inkel. Der rechte W. findet im freimau-
rerischen Gebrauchtum die weitgehendste
Anwendung. Immer soll durch ihn der
Freimaurer daran erinnert werden, dass
sein ganzer Wandel rechtwinklig sein, d. h.
niemals von Recht und Pflicht abweichen
soll. [Vgl. BZC. 1872, S. 16; 1881, S. 100;
1887, 8. 259.]
»inkel löge (engl, clandestine Lodge,
franz. Loge irreguliere). Herkömmlich be-
zeichnet man mit dem Namen einer W.
eine solche Loge, die nicht von einer ge-
setzmässig anerkannten maurerischen Be-
hörde eingesetzt worden ist. Schneider
[im A. J. II, 73] sagt: »Nach gereinigten
Begriffen ist nur das eine W., die sich
ihre Kunstarbeiten, mit Hintansetzung des
(angeblich) ältesten, bis 1717 in England
üblich gewesnen, wahren Rituals willkür-
lich selbst vorzeichnet.« Kaum ein Wort
ist in der Freimaurerei so willkürlich ge-
braucht wordeu, als die Bezeichnung W.
Mit Gründung einer Grossloge unter festen
Gesetzen und Einrichtungen begannen
die Kämpfe mit denen, die nach altem
Herkommen nach wie vor je nach Zufall
an diesem oder jenem Orte in geeigneter
Zahl zusammentraten und Maurer machten,
ohne andre Regeln, als die in den alten
Konstitutionen vorgeschriebnen. Alle Mass-
regeln, die dagegen ergriffen wurden, zeig-
ten Bich wirkungslos, und das um so mehr,
je weiter sich die englische Grossloge von
den alten einfachen Einrichtungen ent-
fernte. Solche Zusammentritte von Mau-
rern darf man gar nicht als W. bezeich-
nen, da sie eine Berechtigung aus sich
selbst hatten ; gerecht war nur der Kampf
gegen jene, die mit Missbrauch der Zere-
monien Nichtmaurer zum Gelderwerb auf-
nahmen und damit die Brüderschaft herab-
würdigten. Hätte nur die erste Grossloge
selbst an dem Herkömmlichen festgehalten
Da sie sich aber darum in einzelnen Fällen
nicht kümmerte, so erzeugte dies immer
i neuen Stoff zu Ungehörigem; Unregel-
! massiges übertrug sich auf das Festland
35
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Winkelmass — Winkler.
und fand dort eine reiche .Stütze an der
Svstemmaurerei und den höhern Graden.
Kaller (Geschichte der Freimaurerei in
Deutschland, 2. Aufl., S. 110 fg.] sagt über
\Y\: «Mit dem Namen \V. hat es eine eigne
Bewandtnis. Gemäss dem uralten Gebrauch
der Maurerbrüderschaft, wonach fünf Brüder
eine Loge bilden und Aufnahmen machen
können, hätten viele der sogenannten W.
in die Reihe der rechtmässig arbeitenden
versetzt werden müssen, während andre,
von weniger als fünf Brüdern errichtet,
nie hätten rechtmässig anerkannt werden
dürfen. Nach Errichtung der ersten Gross-
loge legte sich diese in der Alten Verord-
nung VIII (s. d.) das Recht bei, allein Logen
errichten zu dürfen, und erklärte alle, die
dennoch solche errichteten, für Rebellen,
bis sie sich ihr unterwürfen. Es führte
diese Willkürmassregel bald zu Streitig-
keiten und endlich zur Errichtung einer
zweiten Grossloge, deren Mitglieder sich
,alte Freimaurer' nannten. Mit Missach-
tung des Alten Gesetzes gab die erstere
Grossloge Patente zur Errichtung von
Logen sogar an einzelne Brüder, ohne sich
darum zu kümmern, ob jenes erste Erfor-
dernis, nämlich die Zahl von fünf Brü-
dern, vorhanden war. In Deutschland
legten sich verschiedne Logen mit Recht
oder Unrecht dasselbe Konstitutionsrecht
bei und erklärten ebenso wie in England
diejenigen für Rebellen, die nicht ihre
Autorität anerkannten. Dies der Ursprung
der W., die fast aller Orten auftauchten.« —
In Deutschland sind W. seit jener Zeit
verschwunden, wo eine Ordnung in das
Logenwesen gebracht wurde und der Staat
sich um die Logen mehr zu bekümmern
begann. Noch in neuester Zeit ist es aber
vorgekommen, dass Logen ohne Stiftung
einer Grossloge sich gebildet hatten, ja
selbst zu einer neuen Grossloge zusammen-
getreten sind. Die Verhältnisse haben
sich durch den Deutschen Grosslogenbund
so gestaltet, dass ohne dessen Anerkennung
neue Logen und Grosslogen nicht mehr
lebensfähig sind. Die Alte Verordnung
VIII vom 24. April 1723 hat damit hier
eine feste Grundlage erhalten. Nicht als
W. zu bezeichnen sind eine Menge von
Vereinen, die den Ausdruck Logen für
sich in Anspruch nehmen, mit der Frei-
maurerei aber nichts zu thun haben, selbst
wenn sie diesen Namen mit hereinziehen.
Dass für die wahre Freimaurerei hieraus
ernste Gefahren entstehen können, insofern
die Welt keinen Unterschied macht und
machen kann, ist nicht zu leugnen. Bei
der Freiheit des Vereinswesens ist dagegen
nur schwer anzukämpfen. — Das soge-
nannte Sprengelrecht (s. d.), d. h. das
Recht, das verschiedne Grosslogen in An-
spruch nehmen, in ihrem Bezirk nur solche
Logen anzuerkennen, die sich ihr unter-
werfen, hat zur Folge, dass selbst solche
Logen, die sonst als vollberechtigt erschei-
nen, von jenen Grosslogen als W. ange-
sehen und behandelt werden. [Bh. 1893,
S. 203. FZ. 1850, 8. 325.]
Winkelmass (the square, l'/querre).
Das W. trug bei den alten Ägyptern
Osiris als Totenrichter in der Hand, und
bei den Pythagoreern war das gleich-
schenklige W., der Gnomon, das Mass der
Zeit, des Raums und der Zahl. In der
maurerischen Symbolik ist das WT.
das Symbol dessen, der die Zeit, den
Raum und die Zahl gesetzt hat. Es ist
eins der drei grossen Lichter, das unsre
Handlungen richtet und ordnet, so dass
sie sich immer innerhalb der rechten
Schranken der göttlichen und menschlichen
Gesetze halten. Deren beiden Arme deu-
ten auf Recht und Pflicht hin, weshalb es
die symbolische Bezeichnung der Recht-
schaflenheit und Sittlichkeit ist. Das W.
ist auch eins der drei beweglichen Klein-
odien, da es die wagerechte und die lot-
rechte Linie, die Wasserwage und das
Senkblei, die Abzeichen der beiden Auf-
seher, zugleich in sich fasst: so ist es
wohl geeignet, das Zeichen für den obersten
Beamten der Loge, für den Meister vom
Stuhl zu sein, der allen Mitgliedern vor-
angehen soll auf dem Pfad der Tugend,
dessen Aufgabe es aber auch ist, den Bau
und die Loge nach Recht und Pflicht zu
leiten, wie es dem Bau förderlich ist.
(S. Kleinodien, Lichter.) [Vgl. Preston,
Illustrations, Ausgabe von 1812, S. 87, Note
Hutchinson, Spirit of Masonry (London
1815), S. 328 des Anhangs. Fischer, Er-
läuterung des Lehrlingskatechismus (29.
Aufl., Lpz. 1900). Fischer, Ritual und
Symbol (Lpz. 1878), S. 134 bis 141.
Marbach, katechismusreden J (4. Aufl.,
Lpz.. 1892), S. 170-77. Holtschmidt,
Ketzerreden (Lpz. 1889), S. 88. Kippen-
berg, Helle Strahlen (Lpz. 1890), S. 49.
Dietrich, Aus vergangnen Tagen (Altbg.
1895), S. 245. Löwe, Zwischen den drei
Säulen (Stuttg. 1884), S. 46. A. 1882, S.
84; 1891, S. 28. Bh. 1898, S. 273. L.
1880, Nr. 14. Zd. 1849, S. 66. Bst. R.
1881, S. 220. AQC. XIII, 28.]
Winkler, 1) Karl Gottfried Theo-
1 dor, unterm Namen Theod. Hell be-
kannter Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1775
' in Waldenburg in Sachsen, gest. 24.
| Sept. 1856 in Dresden, wurde Justiz -
beamter in Dresden und 1841 Vizedirektor
! des königlichen Hoftheaters und der
Hofkapelle. Daneben leitete er 1817—43
die »Abendzeitung*, das belletristische
I Hauptorgan der Restaurationszeit, und
übersetzte und bearbeitete ausländische
Werke. — Am 21. Febr. 1804 wurde er
von der Loge Zum goldnen Apfel in Dres-
den in den Freimaurerbund aufgenommen.
Bereits 8. Febr. 1805 trug er die beiden
ersten Gesänge seines 1816 in neun Ge-
sängen erschienenen Gedichts »Des Mau-
rers Leben« vor. 1806—14 war er proto-
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Winterfeldt — Wirres Geräusch der Welt.
547
kollierender Schriftführer. Am 14. Nov.
1815 gründete er die Loge Asträa zur
grünenden Raute in Dresden mit; in dieser
bekleidete er zuerst das Amt des proto-
kollierenden Schriftführers, 1823 übernahm
er das des zugeordneten Meisters und 1829
das des Meisters vom Stuhl. Am 17. Nov.
1831 vereinigten sich die Logen Zu den
drei Schwertern und Asträa zur grünenden
Raute zu Einer Loge, in der ihm 1832
die Stelle des zugeordneten Meisters und
1833 die des Meisters vom Stuhl übertragen
wurde. Bei den Verhandlungen der säch-
sischen Logen wegen Gründung der Grossen
Landesloge von Sachsen 23.-26. Febr. 1811
führte er die Protokolle und wurde in der
neuen Grossloge Grossschriftführer. 1834
wurde er zum zugeordneten Grossmeister
gewählt, um an der Seite des gleichfalls als
Dichter bekannten v. Nostiz und Jäncken-
dorf (s.d.), Arthur vom Nordstern) die Gross-
loge zu leiten. Nach dem Tode des Gross-
meisters v. Gersdorf (s. d.) wurde er 15.
März 1841 zur grossmeisterlichen Würde
berufen, die ihm bis zu seinem Tode aller
drei Jahre wieder übertragen wurde. Sein
70. Geburtstag und sein 50jähriges Maurer-
jubelfest wurden, letzteres 21. Febr. 1854,
feierlich begangen. An diesem letztern
Tage trat die von seiner Loge gegründete
• W.-Stiftung« mit einem Stammkapital
von 650 Thlrn. in Wirksamkeit; der Zweck
der Stiftung ist, hilfsbedürftige Zöglinge
auf Freistellen des Freimaurer -Instituts
(s.d.) in Dresden-Striesen bei ihrem Austritt
aus der Anstalt nach vollzogner Kon-
firmation und bei ihrem Eintritt in die
erwählte Laufbahn durch Verabreichung
eines entsprechenden Geschenks zu unter-
stützen. Auch hatte W. an seinem Jubel-
tage die Freude, seinen Sohn Eugen (s. unter
2) in den Hund aufzunehmen. Die Beschrei-
bungen dieser Festfeiern sind im Druck
erschienen (Dresd. 1854). Von bleibendem
Wert ist seine vortreffliche Dichtung
»Des Maurers Leben« (4. Aufl., 1863) in
neun Gesängen, von denen der erste der
Religion, der zweite der Vaterlandsliebe,
der dritte der Bruderliebe, der vierte der
Liebe zu den Schwestern, der fünfte den
Hallen der Weihe, der sechste der Wohl-
thätigkeit, der siebente den Festen des
Maurers, der achte dem Maurer in der
Fremde, der neunte dem Hinübergehen in
den ewigen Osten gewidmet ist. [Vgl.
Festschrift zum Jubiläum des 150iähr. Be-
stehens der Loge zu den drei Schwertern
(Dresd. 1890), 8. 41, wo auch sein Bild.
A. XIX, S. 226. L. XIV, 8. 142, 175.]
2) Eugen Theodor, Sohn des Vorigen,
Transportdirektor der sächsischen Staats-
bahnen a. D. in Dresden, geb. 3. Dez. 1836
in Dresden, wurde gelegentlich der Feier
des 50jährigen Maurerjubiläums seines
Vaters am 21. Febr. 1854 von diesem der Loge
Zu den drei Schwertern und Asträa zur
grünenden Raute in Dresden zugeführt.
Nach Rumpelt- Walthers (s. d.) Tode 1888
i führte er den ersten Hammer der Loge, wurde
; 1894 zum Alt- und Ehrenmeister ernannt,
legte aber 1898 das Stuhlmeisteramt nieder.
Unter seiner Leitung beging die Loge 1890
die Feier ihres 150 jährigen Bestehens.
Zahlreiche maurerische Dichtungen, viel-
fach im Dresdner Logenblatt abgedruckt,
bekunden das vom Vater ererbte poetische
Talent (Vgl. Festschrift zum 150 jähr.
Bestehen der Loge zu den drei Schwertern
u. s. w. (Dresd. 1890), wo auch sein Bildnis.]
Winterfeldt, 1) Christian Alexander
, V i v i g e n z v., Rechtsgelehrter, geb. 1 4. Juli
! 1754 in Menkin in der Uckermark, gest.
20. April 1822 in Berlin, kam 1776 an das
Kammergericht in Berlin, 1783 als Rat an
das ostpreussische Tribunal nach Königs-
berg, wo er Geheimer Justizrat und Prä-
sident dieses Gerichtshofs wurde. 1809
wurde er in gleicher Eigenschaft nach
Marien werder versetzt, nahm 1812 seinen
Abschied und ging nach Berlin. — Zum
Freimaurer wurde er 1774 in der Loge
Zum aufrichtigen Herzen in Frankfurt a.O.
aufgenommen, schloss sich 1777 der Loge
Zum flammenden Stern in Berlin an, war
1778 Redner in der Loge Zu den drei
Seraphim das. und 1804 Meister vom Stuhl
der Loge Zu den drei Kronen in Königs-
berg. 1814 wurde er in Berlin Mitglied
des Altschottischen (Bundes-) Direktoriums
der Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln. [Vgl. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1890), S. 448.]
2) Karl Friedrich Gotthilf v., Bru-
; der des Vorigen, Jurist, geb. 17. Mai 1757
in Menkin in der Uckermark, gest. 14. Sept.
1824 in Berlin, studierte die Rechte, kam
1778 an das Kammergericht in Berlin,
wurde 1782 bei der Regierung in Küstrin
angestellt, kehrte 1789 an das Kammer-
gericht in Berlin zurück und wurde 1797
Geheimer Oberfinanzrat. — Zum Frei-
maurer wurde er 24. Jan. 1778 in der Loge
Zu den drei Seraphim in Berlin aufge-
nommen. 1815 trat er in die Grosse
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln und wurde 25. Aug. 1818 Mitglied
des Altschottischen (Bundes-) Direktoriums.
[Vgl. Geschichte der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890), S. 449.]
Winter thur (St. im Schweiz. Kanton
Zürich, [1895] 17701 E.). Loge das. unter
der Grossloge Alpina: Akazia. gest. durch
Maurer von Zürich 8. Jan. 1821, eingew.
16. Juni 1821. Sie half 1844 die Grossloge
Alpina gründen. Mitgliederzahl (1900): 69.
Vers.: 1. und 3. Donnerstag. Eignes Logen-
haus »Zur Bauhütte«, Oberer Graben 97.
Neue Gesetze vom 19. Mai 1877.
Wirres Geräusch der Welt Das w. G.
d. W. darf den Freimaurer nicht abhalten
vom Pfad der Pflicht. Unter jenem sind
alle Zerstreuungen des irdischen Lebens,
35*
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548
Wirtshäuser — Wissenschaften, sieben.
alle Förderungen des Sinnenrausche«, alle
Verführungen zu äussern Vorteilen zu ver-
stehen, die vom lautern Weg des Rechts
und der Tugend abwendig machen.
Wirtshäuser. In den ersten Zeiten des
erneuerten Freimaurerbundes pflegten sich
die Logen in Gasthäusern zu versammeln,
was auch jetzt noch zum Teil in Eng-
land und Nordamerika der Fall ist.
Nach den W.-Schildern erhielten daher
auch viele der alten Logen ihren Namen.
Dieses W.-Leben äusserte jedoch auf die
Logenthätigkeit und Logenwürde Übeln
Einfluas, weshalb man, sobald e« nur ging,
sich eigne Lokale — sei es eigentümlich
oder mietweise — zu gewinnen suchte, ein
Verfahren, das namentlich in Deutschland
für das Logenwesen von grossem Segen
geworden ist und die ganze Handhabung
des Rituals erleichtert. Nach dem Bericht
Merkels vom J. 1819 gab es in London
damals noch verschiedne Logen, die in
W. abgehalten wurden und durch ein
angebrachtes Schild bemerklich machten:
»Hier werden Freimaurer gemacht.« Dieser
Gebrauch hat jetzt aufgehört. Am vorteil-
haftesten ist überhaupt die Errichtung
eigner Logengebäude oder wenigstens fest-
gemieteter Privathäuser. Wo dies nicht
der Fall sein kann und die Logen ge-
nötigt sind, ihre Versammlungen in Gast-
häusern zu halten, muss die grösste Sorg-
falt angewendet werden, dass das Gasthaus-
leben einerseits die Loge nicht belästigt,
andrerseits keinen Übeln Einfluss ausübt
und etwa die Gastzimmer bevölkert, wäh-
rend die Logenräume leer stehen.
Wisconsin, eiuer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die dortige Grosslogc,
mit dem Sitz in Milwaukee, gest. 18. Dez.
1843, hat 287 Logen mit 16949 Mitglie-
dern, darunter drei deutsche Logen in
Cedarburg, Milwaukee und Sheboygan (s.
alle diese). [Zeitschrift: Masonic Tidings
(Milwaukee).]
Wismar (St. im Grossherzogt. Mecklen-
burg-Schwerin, 17809 E.). 1) Einige hier
lebende Freimaurer, namentlich v. Vege-
sack, v. Rönnen und Starck (s. d. drei),
forderten 1766 die Loge Zu den drei
Sternen in Rostock auf, eine Tochterloge
in W. zu errichten. Dies geschah 17. Febr.
1767. Die Loge erhielt den Namen Zu
den drei Löwen [vgl. Z. 1885, 8. 82,
47], eine bei ihr errichtete Schotten-
loge den Namen Gustav zum goldnen
Hammer. Die Vorgenannten errichteten
1768 das. ein klerikales Kapitel, das 1772
auf dem Konvent zu Kohlo (s. d.) zur
exemten Präfektur erhoben wurde. Die
Loge ging in den 80er Jahren ein; die
letzte Logenversammlung ist 24. Jan. 1783
gehalten worden. 2) Am 4. März 1819
wurde eine neue Loge unter der Grossen
Loge von Hamburg: Zur Vaterlands-
liebe gegründet und 8. April 1819 ein-
geweiht. Mitgliederzahl (1900): 100. Vers.:
den 1. Freitag. Vereinigung: jeden Frei-
tag. Logenlokal: Lübsche Strasse 50. [Denk-
münze, HMW. Nr. 165.] 8) Von der Grossen
Landesloge zu Berlin wurde 15. Nov. 1850
die Loge Athanasia zu den drei Lö-
wen eingesetzt. Mitgliederzahl (1900): 98.
Vers.: Freitags. Vereinigung: Mittwochs.
Logenlokal: Lübsche Strasse 80. [Vgl.
M. L. 1900/1, S. 67.]
Wissenschaft , s. Freiniaurerische W.
Wissenschaften, sieben. Die s. W. oder
sieben Künste werden in der sogenannten
Yorker Urkunde [vgl. Krause, Kunsturkun-
den III, S. 78] genannt, die »Euklid ordent-
lich vorgetragen und Grammatik, Rheto-
rik, Logik, Arithmetik, Geometrie, Musik
und Astronomie« genannt habe. Diese
s. W. soll ein Architekt alle kennen, dabei
aber auch noch andre Wissenschaften der
Römer. Als Grundlage der Baukunst
bleibt die Geometrie (s. Geometrie), und
die Kenntnis dieser ist keinem zu er-
1 lassen. — Der alte Katechismus, die soge-
; nannte zweite Kunsturkunde, führt den
Grund an, warum sieben eine Loge machen:
»Weil es sieben freie W. giebt« ; die Kennt-
nisse, die man durch diese erlangt, sind
folgende [vgl. Krause a. a. O. S. 202]:
»Grammatik lehrt mich die Sprache, worin
ich Unterricht erhalte, schreiben und
sprechen nach der ersten, zweiten und
dritten Zusammenfügung. Die Rhetorik
lehrt die Kunst, über jeden Gegenstand
zu sprechen. Die Logik lehrt die Kunst,
die Vernunft wohl zu brauchen, um da-
durch die Wahrheit vom Irrtum zu un-
terscheiden. Arithmetik lehrt die Eigen-
schaft der Zahlen. Geometrie lehrt die
Kunst zu messen. Musik lehrt die Eigen-
schaft der Töne. Astronomie lehrt die
Kenntnis der Himmelskörper.« Ganz das-
selbe mit einigen Veränderungen im Aus-
druck sagen die verschiednen nach und
nach aufgefundnen Konstitutionen [vgl.
besonders das Cooke- und Halliwell-MS.] ;
sie alle legen Zeugnis dafür ab, dass für
die wissenschaftlichen Kenntnisse der alten
Baukorporationen in dem Zusammenhang
mit Geistlichen die Quelle zu suchen sei.
— Die genannten s. W., das Trivium
(Grammatik, Rhetorik, Logik) und das
Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik,
Astronomie), umfassten im Mittelalter den
ganzen Kreis der Wissenschaften und ent-
hielten weit mehr als jene dürftigen Er-
läuterungen besagen. Ihre Pflege dürfte
auch heute noch dem Freimaurer reichen
innern Gewinn bringen für die Erkennt-
nis seines eignen Wesens und seiner Be-
stimmung, sowie für die Einsicht in sein
Verhältnis zu der ihn umgebenden Natur.
Auch heute noch könnte von jedem Frei-
maurer die Aneignung jenes Triviums in
maurerischem Sinne gefordert werden:
Beherrschung der Grammatik oder Sprach-
lehre als Wissenschaft von der allegori-
schen und symbolischen Sprech- und
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Witten — Wittwer.
549
Schreibweise des Freimaurertums;
nis der Rhetorik als Kunst, diese maure-
rische Weltsprache vornehmlich för die
Veredlung des eignen Herzens wirksam
zu machen; Übung der Logik, um durch
kunstgerechtes Denken das Wesen der
Dinge zu erforschen und um überall vom
Schein zur Wahrheit hindurchzudringen.
Ähnlich könnte das Gebiet des Quadri-
viums auch heute noch als ein echt frei-
maurerisches in Betracht kommen: die
Arithmetik als »die W. von Zahl, Mass
und Gewicht, um den vortrefflichen Zu-
sammenhang zu erkennen, der die Werke
Gottes in einer ununterbrochnen Kette
vereinigt, und um das berechnete Mass
ihrer gegenseitigen Wirkungen und Ver-
bindungen verstehen zu lernen«; die Mess-
kunst oder Geometrie, um »nach den
Gründen der Wahrheit Gedanken und
Handlungen abzumessen und nach ihren
festen Bestimmungen alle unsre Werke zu
bauen und auszuführen«; die Musik, »um
in der Harmonie und im Rhythmus der
Töne ein Sinnbild des innern Friedens zu
erkennen, den wir uns schaffen sollen, und
zugleich ein Vorbild der Harmonie, die
wir als rechte Freimaurer unter den Brü-
dern und den Mitmenschen stiften sollen«;
und endlich die Astronomie, »um den Ge-
danken nachzudenken, die des Schöpfers
ewige Weisheit dem unendlich grossen
Wunderbau der Welt eingebildet hat, und
um zugleich achten zu lernen auf des
Schicksals Sterne in der eignen Brust«.
[Vgl. Jakobsleiter, über die 10 freien
Künste des Honorius von Autun.j
Witten (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 28769 E.). Hier wurde 2. Dez. 1891
ein Freimaurerverein unter der Loge in
Bochum gegründet und 20. Juni 1892 be-
stätigt. Aus ihm entstand unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln die Loge Friedrich Leopold
zurMarkaner Treue, gest. 8. Okt., best.
12. Nov. und 15. Nov. 1896 eingew. Mit-
gliederzahl (1900): 57. Vers.: Montags;
Ferien: Mitte Juli bis Mitte September.
Logenlokal: Gerichtsstr. 36. Milde Stif-
tung: Witwen- und Waisenkasse.
Wittenberg (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 16479 E.). Loge das.: Zum
treuen Verein unter der Grossen Loge
Royal York, gest. 31. Okt. 1828. Mitglie-
derzahl (1900): 86. Vers.: Freitags. Logen-
lokal: Berliner Strasse 3. — Unverbürgt
ist die Gründung einer Loge durch die
Grossloge von Obersachsen unter dem
Grafen Rutowsky (s. Sachsen).
Wittenberge (St. in der preuss. Prov.
Brandenburg, 14561 E.). Hier bestehen
1) unter der Loge in Perleberg ein Logen-
verein seit 1890. Mitgliederzahl (1900):
23. Vers.: 1. und 3. Montag; Klub an
den übrigen Montagen. Lokal: Hotel
Stadt Hamburg; 2) unter der Loge in
Kyritz ein Logenverein Zu den weissen
Bergen seit 1900. Vers. 2. und 4. Mon-
tag im Monat. Mitgliederzahl (1900): 10.
Lokal: Hotel Stadt Hamburg.
Wittgenstein, Karl Theodor Wilh.
Ludwig Friedrich (Ferdinand?) Graf
zu, Erbherr auf W., das. geb. 17. April
1744, trat in Braunachweig 1767 der Loge
Jonathan zum Pfeiler, 1770 St.-Charles de
la Concorde und 1773 Zur gekrönten Säule
und 1768 der strikten Observanz zu.
Wittstock (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 7720 E). Loge das. unter der
Grossen Loge Royal York: Constantia,
gest. 5. Dez. 1836 in Kyritz (s. d.), führte
seit 6. Jan. 1847 mit einer zweiten in W.
gebildeten Loge den Namen »Constantia
der vereinigten Oriente Kyritz und W.«
und wurde 1853 nach W. verlegt. Mit-
gliederzahl (1900): 49. Vers.: Freitags.
[Vgl. Knak, Geschichte der Loge (1895).
Flohr, Geschichte der Grossen Loge Royal
York, II, S. 150.1
Wittwer, Phil. Ludwig, geb. 19. Mai
1752 in Nürnberg, gest. das. 29. Dez.
1792, war einer der gesuchtesten prak-
tischen Ärzte und ein eifriger Förderer
gemeinnütziger Bestrebungen. So suchte
er unter anderm in seiner Vaterstadt
eine Besserung der Medizinalanstalten
vorzunehmen, hatte vor, eine Hebammen-
schule, sowie eine Verpflegungsanstalt für
dürftige Kranke zu errichten. Leider hin-
derte ihn seine Kränklichkeit an der Aus-
führung dieser Pläne. Seinen Beruf aU
ausübender Arzt gab er jedoch trotz seines
langwierigen Leidens nicht auf und blieb
bis an sein Lebensende rastlos und
unermüdlich thätig auf dem Felde der
Humanität. — 1773 wurde W. in der Loge
La candeur in Strassburg zum Freimaurer
aufgenommen. Zurückgekehrt in seine
Vaterstadt 1774, trat er der damals allein
bestehenden Nürnberger Loge L'union bei
und bekleidete viele Jahre das Amt eines
Redners. Eine seiner hervorragenden Re-
den, wodurch er besonders die 8. Jan.
1778 abgehaltne Einweihungsfeier — die
Loge war unter dem Namen Joseph zur
Einigkeit der strikten Observanz bei-
getreten — verherrlichte, ist im Druck
erschienen. Er selbst gehörte den
höhern Graden an, erkannte jedoch bald
deren Schalheit und Zwecklosigkeit, und
als die Unordnungen in der Loge und
Verwicklungen in den obern Graden immer
mehr zunahmen, war er einer der ersten,
der die Notwendigkeit einer Reform für
dringend nötig erachtete und zur Rück-
kehr zur altenglischen Freimaurerei auf-
forderte. Nachdem er mit diesen An-
schauungen jedoch bei der Mehrzahl der
Mitglieder dieser Loge, die die strikte
Observanz nicht preisgeben wollten, nicht
durchdrang, trat er mit 12 Mitgliedern,
die seine Anschauung teilten, aus und be-
gründete 1789 die Loge Zu den drei Pfei-
len in Nürnberg, in der er den zweiten
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550 Witwe, Kinder oder Söhne der —
Wohlthätigkeit, Wohlthätigkeitfianstalten.
und ein Jahr darauf den ersten Hammer
übernahm. Während seiner Hammerführung
beschäftigte er sich, so viel es seine zu-
nehmende Kränklichkeit erlaubte, ernst-
lich mit der Verbesserung der inncrn Ver-
fassung, und zwar besonders mit der Ord-
nung der »Konstitution« des ersten Grads.
Er war auch der erste, der die Idee, das
Band der Freundschaft, der Liebe und
Einigkeit, das die Brüder zusammenhielt,
auch um die Schwestern zu schlingen,
lebhaft aufgriff und im Frühjahr 1792 das
erste Schwesternfest veranstaltete.
Witwe, Kinder oder Söhne der. Nach
einem französischen Ritual, das seine
Erklärung in Bezug auf Henriette findet,
ist der Ausdruck Kinder der W. symbo-
lisch für Freimaurer in Aufnahme ge-
kommen. Eine andre Ableitung dieses
Ausdrucks findet sich darin, das» Hiram
Abif, als dessen Nachfolger die Maurer
sich ansehen, einer W. Sohn war. In der
Zinnendorfschen Lehrart wird noch »von
Naphthali» hinzugesetzt. [Vgl. Bh. 1872,
8. 148, s. auch den Artikel Hiram, I, S.
456 a]
Witwensack nennt man hier und dort
(Ungarn) den Kasten oder Beutel, der zum
Besten der Wohlthätigkeitsbestrebungen
der Loge nm Scbluss jeder maurerischen
Zusammenkunft herumgereicht wird. In
Brüssel wurde 1836 eine Denkmünze:
Denier de la Veuve geprägt, die jeden-
falls den Mitgliedern der Loge (Les vrais
amis de l'union) gegen Zahlung eines be-
stimmten Preises vom Almosenpfleger über-
lassen wurde und dann bei der nurge-
dachten Sammlung Verwendung fand.
Witwen- und Waisenkassen bestehen
fast in allen Logen. Sie sollen keine
eigentliche Pension zum vollständigen Un-
terhalt gewähren, sondern nur einen be-
scheidnen Beitrag und so das Band zwischen
den Heimgegangnen und deren Hinter-
bliebnen auch äusBerlich aufrecht erhalten.
Man sehe das Weitere bei den einzelnen
Logen. Die Grundsätze, die dabei einge-
halten werden, sind verschieden: entweder
wird, was freilich nicht anzuraten ist, ein
im voraus bestimmter Betrag jährlich ge-
währt, oder es werden immer nur die Zinsen
des anwachsenden Kapitals gleichmässig
verteilt.
Witzleben, Johann Gottfried, Cand.
jur. und Mathematiker, lebte von 1758 bis
1762 als Gouverneur eines jungen Edel-
manns, nachher von Privatunterricht in
Leipzig, trat 1762 zum Clermont-Rosaschen
System und war selbst Prior des dortigen
Kapitels, wurde anfangs 1764 von Johnson
(s. d.) nach Jena berufen und in sein
Noviziat eingeführt, in Altenberge von
v. Hund (s. d.) aufgenommen, zog sich aber
bald zurück.
Wodarch, Matthias Arnold, geb.
1. März 1715 in Hamburg, gest. 17. Dez.
1761 das., cand. theol., trat aus der Zahl
der Kandidaten des Ministeriums und
wurde Protokollist der Kommerz-Deputa-
tion in Hamburg. Er wurde 20. Dez. 1741
in die Loge Absalom in Hamburg auf-
genommen, war 1744 deren zweiter Auf-
seher, 1746 Schriftführer der Schotten-
loge Judica das., 1747 erster Aufseher,
dann Schriftführer der Loge Absalom,
Mitstifter der Schlüssel-Loge Gideon und
der afrikanischen Loge, 1753 Gehilfe
des Grossschriftführers Manecke und nach
dessen Tode 1758 Grossschriftführer der
Provinzial-Gro8aloge von Hamburg. Die
ganze Last des Schreibens und der Ord-
nung lag auf ihm. Mit seiner Kränklich-
keit und seinem Tode hörte alle Ordnung
in ihr auf. Von 1752—57 war W. Gross-
siegelbewahrer und setzte als zugeordneter
Grossmeister 1754 die Loge St. Michel in
Schwerin ein. Seine freimaurerischeu
Schriften sind: Gedichte auf den Verlust
des Br. Lossau, Rede in der Loge Absalom
1756, Elegie über das Absterben der Ge-
mahlin des Meisters vom Stuhl der Loge
Judica 1757, verschiedne Reden auf
Carpser den Jüngern 1758 und Carpser
den Altern 1759.
Wohlthiitigkeit (Werkthätigkeit), Wohl-
thUtigkeltsaustalteii. Der Umfang der
W. ist an sich für die Freimaurerei
nicht in besondere Grenzen gezogen,
noch sind ihr durch die Freimaurerei
besondere Richtungen angewiesen; nur
dass es dem Geist der Freimaurerei
entspricht, ihre Wohltaten insbesondere
auf Förderung des sittlichen und geistigen
Wohls zu richten, zumal in Betracht, dass
in dem jetzigen Staatsleben fast überall
für die Beschaffung der materiellen Be-
dürfnisse der Armen durch gesetzliche
Anordnungen gesorgt ist und durch die
öffentlichen Organe besser und treffender
gesorgt werden kann. Überblickt man
die sehr verschiednen W., die bei den
einzelnen Logen und Grosslogen be-
stehen, und zieht man hierbei zugleich
die Zeit ihrer Errichtung in Betracht,
so kann man die Beobachtung machen,
dass in früherer Zeit, namentlich des 18.
Jahrhunderts, eine Reihe zum Teil gross-
artiger Anstalten für Zwecke der öffent-
lichen W., und zwar von den grössern
Logen errichtet worden sind, während in
neuerer Zeit in einer viel zahlreichern
Weise bei den einzelnen, auch den kleinern
Logen W. und Einrichtungen ins Leben
gerufen worden sind. In überwiegender
Zahl aber ist hierbei das Absehen in einer
Beziehung auf besondere Organisation für
einzelne Unterrichtszwecke, in andrer Be-
ziehung vorerst auf die Interessen der dem
Bunde Angehörigen und ihrer Hinterblie-
benen gerichtet. Insofern es hierüber,
wie sehr häufig noch, hinausgreift,
tritt die W. nicht sowohl selbständig in
besondern Anstalten, sondern beihelfend
zu andern Einrichtungen oder bloss geld-
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Wohlthätigkeit, WohlthHtigkeitsanstalten.
551
spendend hervor. Man wird diesen
Gang, den die freimaurerische Wohlthätig-
keitspflege im Ganzen und Grossen ge-
nommen hat, dem entsprechend finden,
dass in neuerer Zeit der Antrieb zu
besondern Stiftungen für öffentliche Wohl-
thätigkeitszwecke der verschiedensten Art
meistenteils von einzelnen wohlhabenden
Privaten in Geschenken und Legaten in
ausgiebiger Weise und so gegeben wird,
das» für die Logen weniger Veranlassung
hierfür vorliegt, sie aber auch nicht mehr
mit der immer weiter um sich greifenden
öffentlichen W. in Wettbewerb treten
können. Die viel ausgebildetere Form der
Organisation von einzelnen kleinern Wohl-
thätigkeitskassen in dem engern Bereich der
einzelnen Loge oder doch in der Begren-
zung auf die Gebiete des Maurcrbundö und
deren Angehörige bilden ein viel frucht-
bareres und den Kräften der einzelnen Logen
viel angemessneres Feld, das eben des-
halb auch in viel ausgedehntem! Umfang,
als früher, bebaut wird. Der Schein einer
ewissen Engherzigkeit, die am wenigsten
er Freimaurerei ziemen würde, erledigt
sich durch die kaum in irgend einer Loge
fehlende Beihilfe, die diese in einer
oder der andern Weise der öffentlichen
Armenpflege und jedenfalls in grösserm
Masse, als unter gleichen Verhältnissen
seitens andrer Gesellschaften, geschieht, da
zuflieasen lässt, wo öffentliche Wohlthätig-
keitsanstalten der Loge nicht bestehen.
Dass aber von der Neugründung grösserer
solcher Anstalten durch die Logen abge-
sehen wird, erscheint im Hinblick auf das
Vorbemerkte ebeuso gerechtfertigt, als
dass die auch in engern Kreisen zweck-
mässig organisierbaren verschiednen , für
Maurer bestimmten Kassen, in so manig-
facher Weise sich neuerlich gebildet haben.
Hierbei soll nicht überwiegend bloss das
materielle Wohl berücksichtigt werden,
vielmehr soll sich die Unterstützung vor-
zugsweise auf Beratung und Beistand je
nach Bedürfnis und Wunsch, sowie auf
geistige und sittliche Hebung ausdehnen,
z. B. in Beförderung von Erziehungs-
zwecken, Gewährung von Stipendien für
Bildungsanstalten der verschiedensten Art,
geistig-sittlicher und religiöser Aufrichtung
Armer oder sonst dem Verderben entgegen
Gehender, so dass die Logen und deren
Mitglieder auch maurerisch handelnd auf-
treten. Unterscheiden wir die allgemeinen,
d. h. nicht auf maurerische Kreise be-
schrankten (wenngleich denselben nicht
verschlossnen) Anstalten von denen, die
nur den Gliedern des Bundes oder deren
Angehörigen zu Gute kommen, so sind an
allgemeinen W. aus früherer Zeit hervor-
ragend zu nennen das Krankenhaus in
Edinburg, gest. 1737, die von den
Hamburger vereinigten Logen (Grossloge
von Hamburg) 1795 gestiftete Anstalt für
männliche und weibliche Kranke, die
Blindenanstalt in Amsterdam, gestiftet von
den vier dortigen Logen 1806 ; die Nachhilfe-
oder Sonntagsschulen, als : der frühern Loge
Günther zum stehenden Löwen in Rudol-
stadt 1801, der jetzigen Logen Ernst zum
Compaas in Gotha 1811, Balduin zur Linde
in Leipzig 1815, zu den drei Bergen in Frei-
berg i. S. 1818 u. a. Eine Unterrichtsanstalt
für arme Knaben, von der Loge gestiftet,
bestand in Braunschweig von 1770—1858;
ähnlich war wohl schon vorher die 1762
in Jena von Darjes (s. d.) gegründete
Rosenschulc; häufig sind Freistellen auf
I zunächst für Kinder armer Freimaurer
bestimmten, dann auch auf Pensionäre
ausgedehnten Bildungsanstalten vorhanden.
In Stockholm besteht seit 1753 ein grosses,
von der Loge gestiftetes Waisenhaus, in
Gotenburg gleichfalls seit dem 18. Jahr-
hundert ein Erziehungshaus für arme
Kinder. In Deutschland sind in der Mehr-
zahl aller Logen Spenden der Liebe für
arme Kinder üblich, sei es zum Weih-
nachtsfest, sei es bei ihrem Austritt aus
der Schule in das Leben, der Konfirma-
tion. Besondere Veranlassung zu Wohl-
thätigkeitaspenden gaben die kriegerischen
Ereignisse zu Anfang des 19. Jahrhunderts,
wie in neuester Zeit; aus ersterer Periode
verdient namentlich Erwähnung, was von
der Loge Zum schwarzen Bär in Hannover
für die Unterstützung der Witwen und
Waisen von Soldaten nach den Freiheits-
kriegen gethan wurde. In neuerer Zeit
wollte man schon von vorhinein für Hilfe
in Kriegszwecken arbeiten, was aber keinen
Anklang fand. [Vgl. Possart, Was den
Freimaurern noth thut (Brl. 1888). Der-
selbe, Die gemeinsame Werkthätigkeit
der deutschen Freimaurer (Brl. 1889).
Dagegen M. L. 1888/89, S. 91, 121,
188.1 Vieler Orten bestehen auch be-
sondere Stiftungen bei den Logen für
einzelne Zwecke, so die Augustenstiftung
(s. d.) in Berlin, aus der Ehe- Jubel paare
Geldspenden erhalten. Als eine Stiftung
solcher besondern Art ist namentlich der
unter Leitung der Loge Balduin zur Linde
stehende Frauenverein zur Unterstützung
hilfsbedürftiger verheirateter Wöchnerin-
nen zu nennen, ferner die Suppenanstalt
in Braunschweig, verschiedne Volksbiblio-
theken u. a. Für Freimaurer und deren
Angehörige bestimmte W. sind ab die be-
deutendsten die Erziehungsanstalten für
Kinder armer Freimaurer zu nennen, deren
in London (zwei, für Knaben 1788, für
Mädchen 1795), Dresden (1772) und andern
Orten errichtet worden sind. Ebenso giebt
es Asyle für alte arme Freimaurer, so in
Paris die Maison de secours und nament-
lich in Amerika die Altersheime. In
Deutachland sind am verbreitetsten die
Unterstützungskassen für Witwen und
Waisen (s. d.) der Freimaurer, sowie die
Sterbeka^cn (s. d.) zu nennen, in neuerer
Zeit das von den deutschen Freimaurern
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.552
Wohlthätigkeit, Ritter der — Wolfenbüttel.
gegründete Schwesternhaus (s. d.) in
Dahme und das von der Loge in Ein-
beck geplante Altersheim (s. d.) für
bedürftige Brüder-Freimaurer. Die Frage
der maurerischen Werk- und W. ist viel-
fach in der maurerischen Presse behandelt
und erörtert worden. Der Verein deutscher
Freimaurer hat eine preisgekrönte Schrift
hierüber herausgegeben: Cramer, Über die
den Ideen der Maurerei am meisten entspre-
chende, fruchtbarste und zweckmassigste
Art maurerischer Werkthätigkeit [Mitthei-
lungen aus dem Verein deutscher Frei-
maurer in, S. 1, auch in Bh. 1869, S. 202].
Ebenso hat der gedachte Verein statistische
Erhebungen über die thatsächliche maure-
rische Werk- und W. anstellen lassen und
die Ergebnisse in der Schrift veröffentlicht:
R. Fischer, Die freimaurerische Werk- und
W. (Lpz. 1890, auch in den Mittheilungen
aus dem Verein deutscher Freimaurer
1889/90). Eine gleiche Erhebung war
schon 1878 von Erfurt aus angestellt
worden. 1868 tauchte der Plan auf, Logen-
genossenschaften zur Verfolgung allge-
meiner humanitärer Zwecke zu bilden
[vgl. Bh. 1868, S. 105, 130, 186, 2131, der
aber beim Vorschlag verblieb. Auch be-
sondere Thesen über maurerische Werk-
thätigkeit wurden aufgestellt [vgl. Bbl.
1889, S. 260. M. L. 1896/97, S. 1171. Über
Organisation der maurerischen Werkthätig-
keit handelt ein Artikel in den Mitthei-
lungen aus dem Verein deutscher Frei-
maurer III, 244. Selbst die Frage wurde
aufgeworfen, ob die Logen berechtigt und
verpflichtet sind, sich durch laufende Bei-
trage und Mithilfe an öffentlichen Wohl-
thätigkeitsbestrebungen zu beteiligen. [Vgl.
L. 1897, S. 74. Im Übrigen vgl. man
noch: Zumpe, Zur Frage über maurerische
Werkthätigkeit (Altbg. 1876). A. XXIV,
112; 1893, S. 19. Bbl. 1889, S. 439. Bh.
1866, S. 72; 1869, S. 209, 232; 1884, S.
197, 281; 1885, S. 9, 49, 173; 1889, S. 373;
1896, S. 149. FZ. 1852, S. 345; 1890, S.
68; 1892, S. 401. L. 1887, S. 170; 1892,
S. 183. Mittheilungen aus dem Verein
deutscher Freimaurer 1887/88, S. 30, insbes.
R. Fischer, Entwurf zu einem Handbuch
für die Amtstätigkeit der Logenmeister
(Lpz. 1891), S. 88. Findel. Geist und Form
der Freimaurerei (6. Aufl., Lpz. 1898), S.
89. Smitt, Katechismus der Freimaurerei
(2. Aufl., Lpz. 1899), S. 101.)
Wohlthätigkeit, Ritter der. Das 1782
in Wilhelmsbad angenommene SyBtem der
R. d. W., fast gleichlautend mit dem 1778
in Frankreich auf dem Konvent zu Lyon
s. d.) eingeführten der Chevaliers bien-
faisants de la Sainte Cite*, bestand aus
den drei Maurergraden, 4. dem Schot-
ten. 5. dem Noviz, in Frankreich Ecuyer,
und 6. dem Ritter; im letzten Grad sollte
die Geschichte des Tempelordens, aber
nur historisch, mitgeteilt werden. In
Deutschland nahm es fast allein der Land-
graf Karl von Hessen, als Provinzialgrose-
meister von Dänemark und Nachfolger
des Herzogs Ferdinand, an und führte es
in Dänemark und den Herzogtümern ein;
auch da wurde es 1855 abgeschafft, als
König Friedrich VII. die schwedische
Lehrart einführte. In Frankreich und der
Schweiz hat es noch Anhänger und ist
unter dem Namen Rite rectine* vom Gross-
orient von Frankreich anerkannt, der einen
Vertreter in seinem Conseil des Rites hat.
Woitjlak, Ernst, Schulmann, geb.
14. März 1837 in Gleiwitz, gest. 21. Okt.
1896 in Tarnowitz, war zunächst Lehrer
am Gymnasium zu Gleiwitz, dann zu Gross-
strelitz bis 1873, von da bis Juli 1876
Kreis-Schulinspektor zu Pless und dann
bis zu seinem Tode in Tarnowitz. — Auf-
genommen wurde W. in den Freimaurer-
bund in der Loge Zum Silberfels in Tar-
nowitz 11. Dez. 1878. In das Provinzial-
kapitel von Schlesien fand er 12. Sept.
1884 Aufnahme. Von 1884 bis 1888
war er stellvertretender wortführender
Meister der altschottischen Delegation
in Tarnowitz und wurde 17. Dez. 1888
an die Spitze der Loge und der Dele-
gation gewählt. Am 21. Okt. 1897 fand
die Einweihung des für ihn auf dem Fried-
hof in Tarnowitz errichteten Denkmals
statt. [Vgl.S.L. 1896, S. 153; 1897, S. 179.]
Wolf, Friedr. August, berühmter
Philolog und Begründer der Altertums-
wissenschaft, geb. 15. Febr. 1759 in Hayn-
rode bei Norahausen, gest. 8. Aug. 1824
auf einer Badereise in Marseille, lies*
sich Ostern 1777 in Göttingen als »philo-
logiae Studiosus«, der erste in Deutsch -
J land überhaupt, immatrikulieren. Im Okt.
1779 übernahm er eine Kollaboratorstelle
am Pädagogium in Ilfeld a. H., ging 1782
als Rektor der Stadtschule nach Osterode
a. H., von wo er im Aug. 1788 als ordent-
licher Professor der Philologie nach Halle
berufen wurde. Ostern 1795 erschienen
: seine Prolegomena ad Homerum. Seitdem
galt W. unbestritten als »der Fürst der
Philologen«. — W. wurde 14. Jan. 1783
in der Loge Zum goldnen Zirkel in
Göttingen zum Freimaurer aufgenommen
und schloss Bich 1793 der Loge Zu den
drei Degen in Halle an, die ihn bis April
1807, wo W. nach Berlin ging, als Mit-
glied in ihren Listen führte. [Vgl. Heyne,
Mitteilungen zur Vorgeschichte der Loge
Augusta zum goldnen Zirkel in Göttingen
(1896), S. 20.]
Wolfenbüttel (St. im Herzogtum Braun-
schweig, 15505 E.). Hier wurde im her-
zoglichen Schloss vom 15. Juli bis 27. Aug.
1778 der Wahlkonvent (s. Konvent zu
Wolfenbüttel) gehalten, auf dem der Her-
zog Karl von Södermanland zum Heer-
meister der VII. Provinz des v. Hundschen
Tempelherrensystems definitiv erwählt
wurde. — Die Freimaurer in W. gehörten
der Mehrzahl nach zur Loge in Braun -
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Wolff — Wöllner.
5f,3
schweig und hatten seit Anfang der vier-
ziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen
geselligen Verein, der sich 1847 zur Bil-
dung einer selbständigen Loge entschloss.
Diese wurde, unter dem Protektorat des
regierenden Herzogs, am 8. Mai 1847 unter
dem Namen Wilhelm zu den drei
Säulen von der Grossen Loge von Ham-
burg gestiftet und 8. Sept. 1847 eingeweiht.
Mitghederzahl (1900): 95. Vers.: Diens-
tags und Freitags. Ferien: Juli bis Sept.
Eignes Logenhaus, Kanzleistrasse 287.
Hausgesetze von 1901. Bücherverzeichnis
1887. Milde Stiftungen: 1) Unterstützungs-
kasse, Kapital 3000 M.; 2) Schwesternhilfe,
Kapital 6000 M.; 3) v. Ungersches Legat,
Kapital 1600 M.; 4) Stiftung der Schwester
Mund, Kapital 6000 M. ; 5) Grotrianscher
Kapitalfonds 150 M.; 6) Stipendienfonds.
Kapital 4500 M. [Vgl. Nicolai, Geschichte
der Loge (1897). HZC. 1897;8, S. 131.]
Wolf, 1) Theodor Gustav, Rechte-
anwalt, geb. 18. Dez. 1816 in Berlin, gest.
das. 12. Aug. 1876, war zuerst am Berliner
Stadt- und Kammergericht thätig, wurde
dann nach Posen und später nach Bunzlau
versetzt. 1857 wurde er Rechtsanwalt beim
Ober-Tribunal in Berlin. — In den Frei-
maurerbund wurde er 14. Okt. 1850 in der
Loge Psyche in Oppeln aufgenommen.
In Berlin schloss er sich 15. Okt. 1858 der
Loge Zum flammenden Stern an, wo er,
mit verschiednen Ämtern betraut, 5. Sept.
1863 in die Grosse National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln eintrat. Im April
1871 wählte ihn die Loge Zur Eintracht,
in die er infolgedessen eintrat, zum zu-
geordneten Meister und im Mai 1872 zum
Meister vom Stuhl. Dies Amt verwaltete
er bis zum 9. Dez. 1872, wo er als Mit-
glied des Bundesdirektoriums erwählt
wurde. [Vgl. Geschichte der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), 8. 451.]
2) Julius, Schriftsteller, geb. 16. Sept.
1834 in Quedlinburg, Verfasser des Ratten-
fängers von Hameln u. a., ist Mitglied der
Loge Zur goldnen Wage in Quedlinburg
seit 7. Mai 1859, war deren Redner 1866
bis 1867 und lebt in Charlotten bürg.
Wolfsgarten (Jagdschloss im Grossher-
zogtum Hessen). Hier hat ein Festraum
für Logen bestanden. Landgraf Ludwig
Georg Karl von Hessen (s. d.) wurde
30. Aug. 1768 in der Loge Zu den drei
Disteln in W. aufgenommen. [Vgl. Nies,
Der Freimaurerbund zur Eintracht (1896),
S. 8.]
Wolgast (St. in der preuss. Provinz
Pommern, 8147 E.). Hier besteht eine
Freimaurervereinigung für W. und Um-
gegend, gest. 23. Aug. 1889. Mitglieder-
zahl (1900): 15. Vers.: vierzehntägig.
WolkeuMteln (St. im Königreich Sachsen,
2099 E.). Hier hat ein maurerisches Kränz-
chen bestanden.
Wöllner, Johann Christoph v., geb.
19. Mai 1732 in Döbritz bei Spandau, gest.
11. Sept. 1800 in Grossriez, wurde 1754
Prediger zu Gross- und Klein-Behnitz bei
Berlin, legte dieses Amt nieder, um seine
erpachteten Güter zu bewirtschaften (er ver-
fasste mehrere wertvolle Schriften über
Landwirtschaft) und wurde Kanonikus in
Halberstadt, 1767 Rat in der Domänen-
kammer des Prinzen Heinrich von PreuBsen,
1786 Kammerrat bei König Friedrich Wil-
helm II., der ihn in den Adelstand erhob
und zum Geheimen Oberfinanzrat und
Intendant des königlichen Bauwesens er-
nannte. 1788 wurde er Staatsminister und
Chef des Departements der geistlichen An-
I Gelegenheiten, als welcher er 1788 durch
das bekannte Glaubensedikt und durch
Einführung der Zensur die Toleranz und
Aufklärung des vorigen Königs vernichtete.
Nach des Königs Tode 1797 entlassen,
lebte er bis zu seinem Tode auf seinem
Gute Grossriez bei Beeskow. — W. wurde
18. Febr. 1766 in der Loge Zur Eintracht
in Berlin in den Freimaurerbund aufge-
nommen. In demselben Jahre trat er zur
i strikten Observanz über. Bei der vom
Nationalgrossmeister Prinz Friedrich
August von Braunschweig auf Veranlassung
des Herzogs Karl von Mecklenburg-Strelitz
und des Landgrafen Ludwig von Hessen-
Darmstadt nach Berlin berufnen Konferenz
(1773) zur Versöhnung der strikten Obser-
vanz mit v. Zinnendorf (s.d.) und seinen An-
hängern, führte er das Protokoll, war 1775
als Abgeordneter des Berliner Kapitels auf
; dem Konvent zu Braunschweig (s.d.), wurde
I 5. Dez. 1775 Präfekt und Präpositus der
Präfektur Templin (Berlin) und altschotti-
scher Obermeister der Mutterloge Zu den
[ drei Weltkugeln. 1791 wurde er zum zu-
geordneten Grossmeister derselben Gross-
loge gewählt. Als solcher wirkte er wohl-
thuend für die Organisation der Loge und
besonders für das Kassenwesen , aber
nachteilig durch das Einführen der
Rosenkreuzerei in diese. Denn er war
deren eifriger Anhänger. Die geheime
Lehre der rosenkreuzerischen Philosophie
von der Gemeinschaft mit den Geistern
hielt er für das einzig wahre Wissen, trieb
Magie und Geisterseherei und glaubte
sogar an die Wahrheit der von Lobs auf
dem Konvent zu Wolfenbüttel (s. d.) vor-
getragnen Wundergeschichte und der Zau-
bernasche. Er stand an der Spitze des
Rosenkreuzerordens und wusste diesem
eine grosse Ausdehnung zu geben, ausser-
dem glückte es ihm, den König Friedrich
Wilhelm II. und den Herzog Friedrich
August von Braunschweig dafür zu ge-
winnen. Sein Charakter war herrsch- und
selbstsüchtig, aber sein übriges Leben
ohne Tadel. »Die spätem Generationen
werden ihn gerechter beurteilen, als seine
Zeitgenoasen.« Von ihm haben wir meh-
rere gedruckte Reden, aber auch Rosen-
| kreuzerschriften. Aus seinem Nachlasse
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r,54 Wokniretedt
sollen die in den ersten Teilen des Signat-
sterns (Brl. 1803 fg.) bekannt gemachten
Systemrituale und andre maurerische Pa-
piere genommen sein. [Vgl. Geschichte
der Grossloge Zu den drei Weltkugeln
(1890), 8. 449. L. 1888, 8. 124. Bbl. 1897,
8. 75.1
Wolmlrstedt (St. in der preuss. Provinz
Brandenburg, 4170 E.j. Loge das. unter
der Grossen National-Mutterlogc Zu den
drei Weltkugeln: Asträa, gest. 1. Mai
1821, eingew. 13. Juli 1821. Mitglieder-
zahl (1900): 24. Vers, am 27. jeden Monats.
Ferien : Juli und August. Lokal : Gasthof
zur Sonne. Milde Stiftungen: a) Sterbe-
k asten verein (Statut vom 20. Aug. 1823);
b) Witwen- Versorgungsanstalt (Statut vom
20. Aug. 1823).
Wongrowltz (St. in der preuss. Provinz
Posen, 5260 E.). Hier besteht unter der
Loge in Gnesen ein Freimaurerverein, gest.
23. Jan. 1884, genehmigt 6. Jan. 1885.
Mitgliederzahl (1900): 9. Vers.: Diens-
tags nach dem 1. und 15. des Monats.
Lokal: Hotel Ziegel.
Woodford, Adolphus Frederick
Alexander, Rev., geb. 9. Juli 1821, gest.
23. Dez. 1887 in London, 1838—41 Leut-
nant im Coldstream-Garderegiment, stu-
dierte 1842—47 Theologie in Durham,
erwarb die akademischen Grade, war 1847
bis 1872 Pfarrer in Leeds und lebte seitdem
als Privatmann in London. Er wurde 1842
Freimaurer in Gibraltar, wo er seinen
Vater, den Feldmarschuli W., besuchte,
und schloss sich dann gleich der Loge
Nr. 124 in Durham an, die er 1844 und
1845 als Meister leitete. 1854 wurde er
Mitglied der Loge Nr. 304 in Leeds, 1858
und 1859 deren Meister. 1863 trat er der
Lodge of Antiquity Nr. 2 in London bei
und war hier 187« zugeordneter Meister
unter dem Herzog von Albany. Den
Royal Arch-Grad nahm er 1848 in Durham
und bekleidete 1863 im Philanthropie-
Kapitel zu Leeds das Amt des Zerubanel,
ging 1874 zum St. James-Kapitel in London
über und war 1882 auch hier Zerubabel.
Ausserdem ist er 1847.. Provinzialgroas-
k aplan von Durham, 1857 Älterer Provinzial-
Grossaufseher und 1860 Provinzialgross-
knplan von Wcst-Yorkshire gewesen, end-
lich 1863 Grosskaplan von England. Die
Thätigkeit des Unterstützungsauaschusses
von West-Yorkshire leitete er als Vor-
sitzender von 1869 — 70. Schon früh be-
gann er kleinere und grossere Beitrage zu
freimaurerischen Zeitschriften zu liefern,
besonders unter dem Namen »Masonic
Student«, und war bald einer der bekann-
testen maurerischen Schriftsteller Englands,
zugleich derjenige, dessen Anregung die
nun seit mehr als 30 Jahren mit regem
Eifer betriebne maurerische Forschung
in England in erster Linie zu danken ist.
Schon im April 1864 wies er in einem
lehrreichen Artikel auf das Archiv der
— AVoodford.
Union-Loge in York hin, harte damals
schon Abschriften von alten Handschriften
der Werkmaurer gesammelt und ein gründ-
: liches St udium dieses wichtigen Zweigs mau-
i rererischer Litteratur in Angriff genommen,
j Von 1873—85 war er Herausgeber des
»Freemason«, zugleich gründete er eine
■ neue Monatsschrift für maurcrische For-
■ schung unter dem Titel »The Masonic Ma-
gazine: A Monthly Digest of Freemasonry
in all its Branches«, deren erstes Heft im
Juli 1873 erschien. Nach Vollendung von
9 Bänden bis Juni 1882 wurde das l nter-
* nehmen abgeschlossen, weil die Teil-
nahme nicht gross genug war. Das Blatt
enthielt auch nichtmaurerischen Unterhal-
tungsstoff, weil Verleger und Herausgeber
gehofft hatten, die Zahl der Abnehmer
dadurch zu steigern; aber das war nicht
der Fall, und diejenigen Leser, die mau-
rerische Belehrung wünschten, waren mit
den »nichtmaurerischen« Zugaben nicht
zufrieden. Man versuchte nun die Fort-
setzung eines rein maurerischen Blatte«
unter dem Titel »Masonic Monthly«, aber
davon erschienen nur 6 Hefte bis Dez.
1882. Seitdem hat der im gleichen Verlag
befindliche »Freemason« die wissenschaft-
lichen Bedürfnisse mitbestreiten müssen,
bis 1886 unter W.'s eifriger Teilnahme die
Loge Quatuor Coronati (s. d) gegründet
wurde und die »Are Quatuor Coronatorum«
die Lücke ausfüllte. Mit grossen Hoff-
nungen hielt er als Vertreter des Gross-
kaplans bei der Einsetzung der Loge am
12. Jan. 1886 die Festrede und wurde erster
sogenannter »Immediate Past Master«;
als solcher hat er noch zweimal, 8. Sept.
und 8. Nov. 1887, den Vorsitz in der Loge
geführt, ehe er seine Werkzeuge nieder-
legte. Auch enthält der I. Band der AQC.
noch einige wertvolle Beiträge, nament-
lich einen zur Sage der Vier Gekrönten (s.d.)
mit Abdruck der wichtigsten Stücke der
Arundel-Handschrift im British Museum
aus dem 12. Jahrhundert (I, 59— 65). Sein
grosstes Werk ist »Kennings Masonic Cyclo-
paedia and Handbook of Masonic Archaeo-
logy, History and Biography« (London
1878, 656 8.); unzählig sind seine Aufsätze,
namentlich im »Masonic Magazine« und
im »Masonic Monthly«, aber auch im
»Freemason«. Mit Hughan (s. d.) war er
eng verbunden und unterstützte diesen
viele Jahre bei der Sammlung und Behand-
lung der alten Werkmaurerhandschriften.
Als Redner wurde er sehr gefeiert, und
als er 27. April 1864 bei der Grundstein-
legung zum STeubau von Freemasons' Hall
eine Rede über »Die Würde des Ordens
und die Grundsätze der Freimaurerei« ge-
halten hatte, waren die Teilnehmer der
J Feier so ergriffen, dass ihm 1. Juni in der
Grossloge ein einstimmiger herzlicher und
inniger Dank ausgesprochen und zu Proto-
; koll gegeben wurde. Bis zu seinem Todes-
j jähre hat er oft im Auftrag der Grossloge
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Woog — Wren.
555
bei Logenstiftungen als Grosskaplan mit-
gewirkt, stets zur grossen Freude der Be-
teiligten. Allgemeine Liebe und Verehrung
waren sein Lohn.
Woog, Karl Christian, geb. 1718 iu
Dresden, gest. 24. Aug. 1771, Prediger in
Dresden, nachher Mag. Philos. und Pro-
fessor der griechischen und lateinischen
Sprache in Leipzig, wurde 1740 in London
Maurer, erhielt auch angeblich da den
Schottengrad; er war von 1758— 66 Meister
vom Stuhl der Schottenloge in Leipzig und
ging 1763 auf Johnsons (s. d.) Einladung
nach Jena, wurde aber nicht gläubig, trat
auch nachher dem v. Hundschen System
nicht zu. Verfasser des Aufsatzes im W.
J. III, 147 ist nicht er, sondern Witzleben
(s. d.).
Worms (St. im Grossherzogtum Hessen,
28636 E.). 1) Bereits im 18. Jahrhundert
bestand hier eine von der Provinzialloge
zu Wetzlar gestiftete Loge Johannes zur
brüderlichen Liebe. Sic wurde zu-
nächst als deren Filialloge 11. Okt. 1779
und als selbständige Loge 23. April 1781
gestiftet und 27. April 1781 eingeweiht.
Ihr erster Meister vom Stuhl war Wolf-
gang Heribert von und zu Dalberg (s. d.).
Nach kurzer Dauer wurde sie misslicher
Verhältnisse wegen 28. Aug. 1782 für auf-
gehoben erklärt. Sie wandte sich darauf
an den Eklektischen Bund 23. Mai 1783
um Aufnahme; dieser wies aber nach an-
fänglicher Zusage das Gesuch ab. [Vgl.
Nies, Der Freimaurerbund zur Eintracht
(Mainz 1896), S. 13.) 2) Am 30. Aug.
1808 beschlossen die übrig gebliebnen
Mitglieder der alten Loge, eine neue zu
errichten. Diese erhielt unterm Namen
Zum wiedererbauten Tempel der
Bruderliebe 24. Febr. 1809 eine Stif-
tunesurkunde vom Grossorient von Frank-
reich und wurde 8. Mai 1811 eingeweiht.
Am 1. Aug. 1816 verlieh ihr Grossherzog
Ludwig L sein Protektorium. Am 4. Nov.
1816 trat sie zum Eklektischen Bund, wo
sie 25. Mai 1817 aufgenommen wurde, und
25. März 1859 zur Grossloge Zur Eintracht
in Darmstadt Mitgliederzahl (1900): 74.
Vers.: Donnerstags. Monatslogen an jedem
letzten Sonnabend des Monats. Verzeichnis
der Büchersammlung von 1894. Die Loge
hat: Witwenkasse, Sterbekasse, Münch-
Stiftung zur Weckung und Unterstützung
geistigen Strebens und Kaiser-Stiftung.
Wort. Das W. ist eines der Erkennungs-
merkmale der Freimaurer, da es aber nicht
einheitlich durchgeführt ist, nicht von
grosser Bedeutung. Das W. hat aber sonst
eine wertvollen Sinn, und zwar als W. des
ehrlichen Mannes, das den heiligsten Eid
ersetzen soll. »Ein W. ein Mann« gilt in
der Freimaurerei als unverletzlich, und »auf
Maurerwort« ist die höchste Beteuerung,
deren Nichtachtung den Ausschluss er-
wirkt. [Vgl. A. XXV, S. 44. FZ. 1872,
S. 138. W. J. I, S. 165. R. Fischer,
Ritual und Symbol (Lpz. 1878), S.
170.)
Wörth (St. im Königreich Bayern bei
Aschaffenburg, 1645 E.). Hier wurde 1809
oder 1810 die Loge Napoleon und
Alexander zum Tempel des Frie-
dens errichtet, die dann unter dem Na-
men Napoleon und Luise zur glücklichen
Vereinigung nach Miltenberg (s. d.) verlegt
wurde. Der Grossorient von Baden ver-
sagte ihr die nachgesuchte Stiftungs-
urkunde. (S. Soheppler,)
Wrede, Johann Friedrich, olden-
burgscher Zollinspektor, geb. 7. März 1746
in Oldenburg, gest. 8. Febr. 1805 in Els-
fleth, aufgenommen 1772 in der Loge Zu den
drei Rosen in Hamburg, erhielt in Berlin 1775
die höhern Grade, war 1776 Mitstifter der
Loge Zum heiligen Joseph in Wien und
der Loge Zum goldnen Hirsch in Olden-
burg, deren erster Aufseher er bis zum 8.
Mai 1778 war, wo er wieder auf Reisen
ging, in Ostende die Loge Zur Harmonie
errichten half und 1780 mit Leonhardi
(s. d.) in London die Loge Zum Pilger
gründete, deren zweiter Aufseher er war.
1784 Hess er sich in Baltimore nieder und
erhielt im April 1787 von der Grossen
Landesloge in Berlin die Vollmacht, in
Amerika Logen zu errichten. Der Auf-
trag kam nicht zur Ausführung, er kehrte
1791 nach Oldenburg zurück und verwal-
tete noch mehrfach Logenämter.
Wrede-Sparre, Axel Ericson Graf,
geb. 1. Dez. 1708, gest. 19. Jan. 1772,
trat ins Heer, wurde 1731 Leutnant, 1744
Rittmeister, 1747 Oberstleutnant, 1749
Oberst, 1760 Generalmajor der Kavallerie,
1768 Präsident des Kriegsamts und 1770
Oberstatthalter in Stockholm. — Nach seiner
eignen Angabe wurde er am 4. Mai 1731
in Paris als Lehrling aufgenommen, am
16. Nov. 1731 zum Gesellen und 1733 zum
Meister befördert. Er errichtete die erste
Loge in Stockholm, anscheinend 1785, da
unter diesem Jahr die ersten Aufnahmen
verzeichnet sind. Sie wurde 1787 vom
Freiherrn SchefTer (s. d.) auf Grund
einer französischen Vollmacht bestätigt.
Am 14. Jan. 1753 trat Graf W.-S. mit
acht Mitgliedern seiner Loge (darunter
auch Scheffer) zu der 1752 vom Grafen
Posse gestifteten Loge St.-Jean auxiliaire
über und übergab dem Meister seine Pa-
piere, die noch im Archiv zu Stockholm
aufbewahrt werden. In der Folgezeit tritt
er in der Geschichte der schwedischen
Maurerei nicht mehr hervor [vgl. Medde-
landen frän Svenska Stora Landslogens
arkiv och bibliotek, Heft I, 1892, S. 9-18,
und oben II, S. 867.]
Wren, Sir Christoph, Dr. der Rechte,
Oberaufseher der königlichen Gebäude,
Präsident der königlichen Gesellschaft der
Wissenschaften in London, geb. 20. Okt.
1632 zu East Knoyle in Wiltshire, wo sein
Vater Pfarrer war, gest. 25. Febr. 1723,
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Wriezen —
Württemberg.
war einer der hervorragendsten Baumeister
Englands. Das Konstitutionenbuch von 1738
erzählt wunderbare Dinge über seine frei-
maurerische Laufbahn. Darnach soll er 1663
Älterer Grossaufseher, 1666 zugeordneter
Grossmeister und 1685_ Grossmeister ge-
worden sein. Solche Ämter gab es da-
mals noch gar nicht, und man erfährt
von Beinern Zeitgenossen Aubrey, dass
er 18. Mai 1691 überhaupt erst als
Freimaurer aufgenommen werden sollte
(vgl. oben I, S. 232); ob es wirklieb
eben ist, weiss man nicht sicher,
er unter den Freimaurern jemals
eine Rolle gespielt hat, ist unwahr-
scheinlich, auch weiss das Konstitu-
tionenbuch von 1728 nichts darüber,
sondern erwähnt ihn nur als Baukünstler,
und alles, was im Laufe des 18. Jahrh.
von W. als Freimaurer angegeben wor-
den ist, gründet sich lediglich auf An-
dersons Erzählung von 1738. Als W. 25.
Febr. 1728 gestorben war, meldeten zahl-
reiche Zeitungsanzeigen seinen Tod, aber
von den 16, die Gould (s. d.) hat auffinden
können, bezeichnen ihn nur zwei mit dem
Zusatz »that worthy Freemason« (jener
würdige Freimaurer); in der Folgezeit
wird er bis 1738 niemals und nirgends als
Freimaurer namhaft gemacht, weder von
den Freimaurern selbst, noch von andern
Seiten. Ausführlich handelt hierüberGould
(History III, 4—12).
Wriezen (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 7142 E.). Eine Loge das., unter
dem Namen Zur Einigkeit, wurde vou
der Grossen Landesloge zu Berlin 12. Febr.
1819 gestiftet Mitgliederzahl (1900): 80.
Vers.: Donnerstags. Klub: Mittwochs und
Sonnabends.
W Unzer, Theodor, Geh. Hofrat und
Direktor des Hoftheaters zu Darmstadt,
geb. 3. Okt. 1831 in Schwabmünchen in
Bayern, gest. 18. Mai 1897, wurde in
der Loge Johannes der Evangelist zur
Eintracht in Darmstadt 5. April 1886
zum Freimaurer aufgenommen, war 1888
bis 1890 und 1896/97 deren Meister vom
Stuhl und ein echter deutscher Mann,
durchdrungen von seinen Pflichten als
Maurer. Er wandte sich zuerst juristischen
Studien, später einem unwiderstehlichen
innern Drange folgend, der Bühne zu, auf
der er nach harten Kämpfen zur höchsten
künstlerischen Vollendung durchdrang.
Wurmb, Friedrich Ludwig v., geb.
1725, gest. in Dresden 18. Jan. 1800 als
kurfürstlich sächsischer Kabinetts- und
Konferenzminister und Direktor der Kom-
merziendeputation, wurde als Student in
Halle in der Loge Aux clefs d'or 16. Sept.
1744 aufgenommen, 7. Okt. zum Gesellen
befördert und erhielt noch vor seinem
Abgang von der Universität 19. Okt. den
Meistergrad. Am 20. März 1759 wurde er bei
der Loge Zu den drei Schwertern in Dresden
angenommen und war 1760 deren zweiter
Aufseher. In einem 1795 verf aasten Manus-
kript u. d. T.: »Cours de Maconnerie«, von
dem die erste Ausgabe dieses Handbuchs
(III, 627 fg.) Auszüge enthält, erwähnt er,
dass er Meister vom Stuhl einer Loge in
Warschau gewesen sei. Er trat auch dem
Hundschen Tempelherrenorden bei, ver-
kehrte mit Schrepfer (s. d.), glaubte an
Gugomos (s. d.) und wurde Rosenkreuzer.
Nach dem Fall des Hundschen Systems war
er mit v. Räcknitz (s. d.) an der Wiederher-
stellung der alten Maurerei thätig und
half 1785 bei der Einführung des um-
gearbeiteten Rituals, aber seitdem wohnte
er sehr wenigen, in den letzten Jahren
gar keinen maurerischen Arbeiten mehr
bei, weil ihm das Widersprechende einer
geheimen Gesellschaft, die kein Geheimnis
hat, befremdlich erschien.
Württemberg (K ö n i g r e i c h). Die ersten
Logen waren die Loge Zur vollkommnen
Einigkeit (La parfaite union) in Ludwigs-
burg (s.d.), die 1761 von österreichschen,
württembergschen und schwedischen Offi-
zieren in Magdeburg (s. d.) gegründet, am
5. März 1762 von der Grossen National -
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ge-
stiftet und nach Ludwigsburg verlegt
worden war, und die mit ihr vereinigte,
zuerst 1768 erwähnte Loge Zu den drei
Cedern in Stuttgart (s. d.). Beide muasten,
da sie von der Regierung mit Misstrauen
betrachtet wurden, am 7. Juli 1784 infolge
herzoglichen Befehls sich auflösen [vgl.
W. J. 1784, S. 245]. Das gleiche Schicksal
teilte 1810 die seit 1789 in Ulm arbeitende
Loge Asträa Zu den drei Ulmen (s. d.),
nachdem die ehemals freie Reichsstadt an
Württemberg gekommen war. Eine 1809
in Heilbronn (s. d.) gestiftete Loge Zum
Felsen der Wahrheit bestand nur wenige
Monate. Erst 1834 wusste der Opern-
regisseur Krebs (s. d.) in Stuttgart König
Wilhelm I. durch eine Adresse (auszüglich
Bh. 1862, Nr. 43J für die Freimaurerei zu
gewinnen, so dass die württembergschen
Freimaurer nach einer Zuschrift des Mi-
nisters des Innern v. Schlager »an der
Ausübung der Freimaurerei ferner nicht
behindert waren.« Infolgedessen entstan-
den 1885 die Loge Wilhelm zur aufgehen-
den Sonne in Stuttgart (s. d.), 1840 die
Loge Zu den drei Cedern das. (s. d.), 1843
die Loge in Ulm (s. d.), 1855 die in Heil-
bronn (s. d.) und Ludwigsburg (s. d.), 1859
die in Hall (s. d.) und 1886 die in Reut-
lingen (s. d.). Von diesen sieben jetzt
hier bestehenden Logen arbeiten zwei
unter der Grossloge Zur Sonne (Wilhelm
z. a. S. in Stuttgart und Ludwigsburg),
die übrigen fünf unter der Grossen Loge
von Hamburg. Alle fünf Jahre feiern diese
Logen gemeinschaftlich das Johannisfest.
[Vgl. L. 1898, S. 127.]
Württemberg (Königshaus). Von dem
württembergischen Königshaus sind neun
Mitglieder dem Freimaurerbuode beige-
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Württemberg.
557
treten. Daas schon der regierende Herzog
Friedrich Eugen (geb. 1732, gest. 1797)
Freimaurer war und der Verfasser der
•Freymäurerischen Versammlungsreden c ist
(vgl, die vorige Auflage dieses Handbuchs
HI, 489], beruht auf Irrtum und einer
Verwechslung mit seinem Sohn Eugen
(s. unter Nr. 3). Wohl aber haben sich
sechs seiner Söhne dem Bunde ange-
HC Ii 1 Ö88CO *
1) Friedrich I. Wilhelm Karl, seit 1797
Herzog, seit 1803 Kurfürst und seit 1806
König von W., ältester Sohn des Herzogs
Friedrich Eugen, geb. 6. Nov. 1754 in
Treptow, gest. 30. Okt. 1816 in Stuttgart,
trat 1777 in preussische Kriegsdienste und
stieg im Bayerschen Erbfolgekrieg bis zum
Generalmajor. 1783 wurde er russischer
Generalleutnant und Generalgouverneur
in Finnland bis 1787. 1796 stellte er sich
den Franzosen entgegen, musste aber der
Übermacht weichen. Nach seinem Regie-
rungsantritt schloss er sich 1799 an die
zweite Koalition gegen Frankreich an.
Nach Erhebung W.'a zum Königreich or-
ganisierte er Regierung und Verwaltung
neu, führte aber später eine üppige Hof-
haltung ein und zeigte sich als eifriges |
Mitglied des Rheinbunds und getreuer i
Verbündeter Napoleons. — Er wurde 9. Jan.
1776 in der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln als Mitglied an-
genommen [vgl. Geschichte ders. (1890),
S. 65 j, wird aber schon 1775 als Ehren-
mitglied und Protektor der Loge Augusta
zur goldnen Krone in Stargard i. P. auf-
geführt. 1777 gründete er die Loge Maria
zum goldnen Schwert in Köslin und wurde
1796 ihr Ehrenmitglied und Obermeister
vgl. Mehring, Geschichte dieser Loge
1872)]. 1778 wurde er (nach andern sein
Bruder Eugen [Nr. 8p Meister vom Stuhl
der neugegründeten Loge Fridericia zum
Totenkopf in Lüben {vgl. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (1890), S. 69). Am 5. Okt. 1778
trat er der strikten Observanz bei und
wurde Mitglied der Präfektur Stuttgart
(Herrenburg)ohneRitternamen.Im>Tableau
des Loges rlunies en Allemagne trav. sous
la Gr. Maltrise de S. A. S. M. le Duc
Ferdinand de Br. et Lüneb.« wird er als
Protektor der vereinigten Logen genannt.
[Vgl. Pfister, König Friedrich von W. und
seine Zeit (Stuttg. 1888).] Von seinen
Söhnen schloss sich der Herzog Paul (Nr. 7)
dem Bunde an.
2) Ludwig Friedrich Alexander, Herzog
von W., Bruder des Vorigen, preussischer
und russischer Generalfeldmarschall, geb.
30. Aug. 1756 in Treptow, gest. 2». Sept.
1817, wurde 9. Jan. 1776 in der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln mit seinem vorgenannten Bruder
zum Freimaurer aufgenommen. [Vgl. Ge-
schichte dieser Grossloge (1890), S. 65.]
Am 25. Mai 1779 trat er der strikten Ob-
servanz in der Präfektur Stuttgart bei.
Auch er wird in dem bei Nr. 1 erwähnten
•Tableau« als Protektor aufgeführt. 1784
führte er bei Einsetzung der Belgarder
Loge Aurora den Vorsitz. Er wird end-
lich auch als Protektor und Ehrenmitglied
der Logen Augusta zur goldnen Krone
und Julius zur Eintracht in Stargard i. P.
erwähnt. [Vgl. Findel, Geschichte der
Grossloge zur Sonne (Lpz. 1897), S. 87.
HZC. Nr. 146, 8. 38.]
3) Eugen Friedrich Heinrich, Herzog
von W., Bruder des Vorigen, preussischer
General der Kavallerie, geb. 21. Nov. 1758,
gest. 20. Juni 1822 in Meiningen, trat früh
in preussische Dienste, befehligte 1806 die
Reservearmee und wurde 17. Okt. 1806 von
Bernadotte bei Halle geschlagen. Nach
dem Frieden nahm er seinen Abschied.
Er wurde 1778 in einer Feldloge in Trop-
Sm für die Loge Augusta zur goldnen
rone in Stargard i. P. aufgenommen,
deren Protektor er wurde. 1779 beteiligte
er sich an der Gründung der Branden-
burger Loge Friedrich zur Tugend und
blieb bis 1806 ihr Mitglied [vgl. Sachs, Ge-
schichte dieser Loge ( 1879), S. 2 fg.). Er(nach
andern sein Bruder Friedrich [Nr.l ]) war auch
Meister vom Stuhl der Loge Fridericia zum
Totenkopf, die 1778—82 in Lüben bestand.
In den 80er Jahren des 18. Jahrh. war er
Schottischer Meister und Visitator per-
petuus der Glogauer Mutterloge Zur gold-
nen Himmelskugel und wohnte in dieser
Eigenschaft 1783 der Einweihung der
Brieger Loge Friedrich zur aufgehenden
Sonne bei [vgl. Fitzner, Annalen dieser Loge
1883), S. 7 fg., 213 fg.]. Auch als Mitglied
der Breslauer Loge Friedrich zum goldnen
Zepter wird er in den Jahren 1778 — 88
aufgeführt [vgl. Rehbaum, Chronik dieser
Loge (1869), S. 10]. Von ihm erschienen
im Druck :»Freymäurerische Versammlungs-
reden« (Frkf. und Lpz. [Brsl.] 1784—85,
neue Ausg. 1794), die freilich etwas rosen-
kreuzerisch gefärbt sind. Von seinen Söh-
nen war Herzog Paul (Nr. 8) Freimaurer.
4) Friedrich August Ferdinand, Herzog
von W., Bruder des Vorigen, Feldmarschall,
geb. 22. Okt. 1763, gest. 20. Jan. 1834,
war 1784 Mitglied der Wiener Loge Zu
den drei Adlern [vgl. Abafi, Geschichte der
Freimaurerei in Österreich -Ungarn (1890
fg.), IV, 270].
5) Alexander Friedrich Karl, Herzog
von W., Bruder des Vorigen, russischer
General, geb. 24. April 1771, gest. 4. Juli
1833, wurde 21. Jan. 1808 in der Pariser
Loge Phönix aufgenommen [vgl. Kloss,
Geschichte der Freimaurerei in Frank-
reich (1«52), 1, 528] und war 1810 Mitglied
(im Rosenkreuzergrad) der Loge Les amis
reunis in St. Petersburg. Ihm widmete die
dortige Loge St. -Jean de Palatino einen
»Cantique«, den Boieldieu (s. d.) kompo-
nierte. [Vgl. Pypin, Quellen und Bei-
träge zur Geschichte der Freimaurerlogen
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558
Wüntburg — Yelaguine.
Rusalands (Riga 1896), S. 40, 63, 95
Anm. 1.]
6) Heinrich Friedrich Karl, Herzog
von W., Bruder des Vorigen, geb. 3. Juli
1772, gest. 28. Juli 1838, war Mitglied der
Ulmer Loge Asträa zu den drei Ulmen
und suchte, leider erfolglos, deren Schlie-
ssung zu verhindern, die 1810 auf könig-
lichen Befehl erfolgte (vgl. Maier, Ge-
schichte der Freimaurerei in Ulm (1877)].
7) Paul Karl Friedrich August, Herzog
von W., Sohn des Königs Friedrich I.
(Nr. 1), geb. 19. Jan. 1785, gest. 16. April
1852, wurde 1805 in der Hildburghfluser
Loge Karl zum Rautenkranz zum Frei-
maurer aufgenommen [vgl. Ehrhardt, Ab-
riss der Geschichte dieser Loge (1887)]
und war später Mitglied und Grand-Secrä-
taire du St.-£mpire im Grand Conseil du
Rite ecossais ancien et accepte* in Paris,
bei dessen Winterjohannisfest er 1851 den
Vorsitz führte.
8) Friedrich Paul Wilhelm, Herzog von
W., Sohn des Herzogs Eugen (Nr. 3), geb.
25. Juni 1797 in Karlsruhe in Schlesien,
gest. 25. Nov. 1860 in Mergentheim, wurde
1815 preußischer Hauptmann, unternahm
im Okt. 1822 eine Reise nach Nordame-
rika, wo er die Flussgebiete des Mississippi
und des Missouri durchforschte. Die Ergeb-
nisse dieser Reise gab er in der Schrift:
»Erste Reise nach dem nördlichen Ame-
rika« (Stuttg. 1835) heraus. Auf einer
zweiten Reiscü829— 32)besuchte er Mexiko
und die südlichen Staaten der Union;
1839 — 40 beteiligte er sich an der Ex-
pedition, die Mehemed Ali, der Vizekönig
von Ägypten, zur Erforschung des oberu
Nils anordnete. Auf einer dritten Reise
(1849—56) durchzog er Amerika in ver-
schiednen Richtungen, und eine vierte
Reise (1857 — 59) führte ihn nochmals an
den untern Mississippi und von dort nach
Australien und Neuseeland, von wo er
über Ceylon und Ägypten heimkehrte. — Er
wurde 1817 in der Trierer Loge Zum Verein
der Menschenfreunde zum Freimaurer auf-
genommen und 1845 in der Stuttgarter
Loge Zu den drei Gedern angenommen,
zu deren Ehrenmeister er ernannt wurde.
Sein Sohn
9) Wilhelm Ferdinand Maximilian
Karl, Herzog von W., geb. 3. Sept. 1828
auf Schloss Taxis bei Neresheim, gest. 30.
Juli 1888 in Regensburg, trat 1861 in der
vorgenannten Stuttgarter Loge dem Bunde
bei. [Vgl. A. XXHI, 204. Bh 1888, S.
300.]
»Ürzbnrg (St. im Königreich Bavern,
68747 E.). J) Hier wurde 1801 nach dem
Vorgange Österreichs die Freimaurerei
verboten [Köthner Taschenbuch 1802, S.
288]. 2) Im J. 1809 wurden auf Veran-
lassung französischer Offiziere oder Mili-
tärbeamten zwei französische Logen ge-
gründet: Amis confldäres und Ami»
r£unis. Sie arbeiteten unter dem Gross-
orient von Frankreich, konnten sich aber
nach dem Abzug der Franzosen nicht mehr
halten und verschwanden mit diesen.
3) Am 27. Okt. 1869 bildete sich ein
Freimaurerkränzchen Zu den zwei Säu-
len am Stein unter der Loge in Schwein-
furt, das sich 4) 1. Okt. 1871 als Loge
gleichen Namens unter der Grossloge Zur
Sonne aufthat. Mitgliederzahl (1900): »2.
Vers.: letzten Sonnabend im Monat. Klub:
Dienstags.. Logengebäude: Grasweg 3,
eingew. 17. Nov. 1895. — Im Dom zu
Würzburg befinden sich Nachbildungen der
beideu Säulen des Salomonischen Tempels
(s. d.). [Vgl. A. Z. 1824, S. 1. Bbl. 1897,
S. 97. FZ. 1856, S. 80.]
Wunen (St. im Königreich Sachsen,
15672 E.). Hier wurde 1) 11. Nov. 1815 ein
Klub gegründet Aus ihm entstand 2) die
Loge Friedrich August zum treuen
Bunde unter der Grossen Landesloge von
Sachsen, gest. 7. Juni 1819. Mitglieder-
zahl (1900): 97. Vers.: Montags nächst
dem Vollmond. Lokal: Eignes Haus am
Bahnhof. Milde Stiftung: Seume-Stiftung
(1864), Kapital: 9000 M., zur Unterstützung
verschämter Armer mit Naturalien.
Wyoming, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. In Saratoga besteht
seit 15. Dez. 1874 eine Grossloge mit 16
Logen und 1044 Mitgliedern.
X,
Xalntrallles, s. Palntraille.
Y. Dieser Ruchstabe, auch der Pytha-
goreische Buchstabe genannt, zeigt nach
Pythagoras das Leben eines Menschen an,
der im Anfang in der unschuldigen Kind-
heit einen ebnen und geraden Weg vor sich
hatte, wenn er aber das verständige Alter
erreicht, den Scheideweg der Tugend und
des Lasters vor sich sieht, wo er alle Ur-
sache hat, zu bedenken, welchen unter
beiden er einschlagen will, weil sie zu
Y.
einem gar ungleichen Ausgang führen.
In diesem Siune wird dieser Buchstabe
auch freimaurerisch gedeutet und mit dem
Dreieck in Zusammenhang gesetzt.
Yelaguine, IwanPerfiljewitsch(andre
schreiben Jelagin, auch Gelagin), kais.
russ. Oberhofmeister, Wirklicher Geheime-
rat, Kabinettsminister, erhielt 1772 von
der Grossen Loge von England eine Be-
stallung als Provinzialgrossmeister im
russischen Reich und stiftete mehrere
Logen in Petersburg und an andern Orten.
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York.
559
Weil die englische Grossloge keine ge-
schriebnen Rituale ausgab, \. also seinen
Logen solche auch nur aus dem Gedächt-
nis niedergeschrieben hatte übergeben
können, forderte und erhielt er von v.
Reichel (der 1771 mit v. Rosenberg [s. d.]
die schwedische Lehrart in Petersburg^
eingeführt hatte) dessen Rituale der drei
Grade. Nun schlössen sich Beiner Pro-
vinzialgrossloge auch einige der schwedi-
schen Logen im Kaiserreich an, und 1776
wurde Y. als Provinzialgrossmeister der
universellen Maurerei in Russland aner-
kannt; diese Provinzialgrossloge nannte
sich auch Grosse Nationalloge; sie bestand
nachher neben der von der schwedischen
Grossloge 1779 gegründeten Provinzial-
loge des russischen Reichs unter dem
Fürsten Gagarin, und Y. verwahrte sich
femeinschaftlich mit letzteren gegen die,
er Kaiserin sehr unliebsame Abhängig-
keit von Schweden. Als die Herrnhuter
in Saratow eine Kolonie errichteten, soll
diese durch seinen Einfluss auf Saratow
beschränkt geblieben sein, weil damals
die der strikten Observanz anhängenden
Maurer auf Veranlassung des Grafen
Mussin-Puschkin ebenfalls den Plan ge-
fasst hatten, in Saratow Kolonien zu er-
richten, was jedoch unterblieb. Noch 1791
stiftete Y. eine Loge in Sckloff (oder
Sklow) im Gouvernement Mohilew. Als
1794 die Kaiserin dem Maurerbunde ihren
Schutz entzog, hörte auch die National-
loge auf zu arbeiten. Y. starb in dieser
Zeit; die Maurer wollten sein Leichen-
begängnis mit Trauermusik und Zeremo-
nien begehen, die Feierlichkeit unterblieb
aber, weil der Polizei keine Anzeige da-
von gemacht war. (S. Russland.)
York (Hauptstadt der engl. Grafschaft
Yorkshire, [1891 J 67004 E.) ist für die
Geschichte der Freimaurerei von einiger
Bedeutung. Die beiden ältesten Formen
der Zunftsage, die man kennt, die des
maurerischen Gedichts und des Cooke-MS.
(s. oben I, S. 226), wissen noch nichts von Y.,
aber die um 1480 verfasste Umarbeitung
des letztern nennt Edwin (s. d.) Sohn
Athelstans und lässt ihn eine Versamm-
lung in Y. abhalten, in der nach alten
.Schriften und Büchern der Zunft neue
»Pflichten« zusammengestellt sein sollten.
Eine Handschrift dieser Familie hat An-
derson (s. d.) 1723 benutzt und die Sage
noch dadurch erweitert, dass er Edwin
als » Grossmeister« dieser Versammlung be-
zeichnet, wovon die alten Handschriften
noch nichts wissen. In der Ausgabe
von 1738 ist Edwin nicht mehr Athel-
stans «jüngster Sohn«, wie in der
Zunftsage und dem Konstitutionenbuch
von 1723, sondern Athelstans «Bru-
der«, da das von Cole 1729 und 1781
herausgegebne »Buch der alten Ver-
fassungen«, wahrscheinlich infolge von
Plots (s. d.) kritischen Bemerkungen in
I dessen Naturgeschichte von Staffordshire,
Edwin bereits als Athelstans Bruder vor-
geführt hatte. Vielleicht hat Anderson
selbst aus Plot geschöpft, jedenfalls be-
richtet er weiter darüber, wie Athelstans
Bruder Edwin schon jung umgekommen
sein solle. Ausserdem ist 1738 aus der
•Allgemeinen Loge« (General Lodge) von
1723 eine •Grossloge« geworden, und die
Jahreszahl 926 ist hinzugefügt. Von hier
oder wahrscheinlicher aus Spratts Nach-
druck von 1751 (s. oben I, S.489) entnahm
Dermott (s. d) folgende Anmerkung, die
er der 2. Ausgabe des »Ahiman Rezon«
(s. d.) beigab: »Sie heissen Y.-Maurcr, weil
die erste Grossloge in England zu Y. im
Jahre 926 von Prinz Edwin versammelt
wurde, welcher (zur selben Zeit) zum Besten
der Brüderschaft einen Freibrief von
König Athelstan kaufte« (1764, S. 89).
Darnach erscheint in den spätem Stif-
tungsurkunden der »Alten Maurer« (bis
1769 sicher nicht) der Zusatz: »nach der
alten Verfassung, die von S. K. H. dem
Prinzen Edwin gewährt wurde, A. D. 926,
und im Jahr der Maurerei 4926«. Auf
Anderson gehen natürlich alle spätem
Nachrichten über das Jahr 926 zurück,
haben also nicht die mindeste Gewähr.
Der in die Zunftsage um 1480 eingeführte
Edwin ist übrigens weder Sohn, noch Bru-
der Athelstans, sondern höchst wahrschein-
lich König Edwin von Northumbrien, von
dem Beda in seiner Kirchengeschichte er-
zählt, dass er 627 zuerst eine Kirche aus
Holz in Y. baute und auf Betreiben des
Bischofs Paulinus im selben Jahre eine
grössere und stattlichere Kirche aus Stein
begann, die er aber nicht vollenden konnte,
weil er 633 getötet wurde. Paulinus, der
Edwin getauft hatte, baute mit des Königs
Unterstützung noch eine andre Kirche in
Campodonum, wo damals ein königlicher
Landsitz war [vgl. BZC. 1894, S. 808].
Eine weitere Nachricht meldet, dass dieser
Edwin 627 ein Parlament bei Y. hielt, in
dem Gesetze und Freibriefe bewilligt wur-
den (vgl. Rylands, AQC. IV, 214J. Die
Verwirrung in der Chronologie braucht
nicht abzuhalten, an diese Beziehungen zu
glauben; denn darin ist die Zunftsage
überhaupt gross. Die im Anfang des 19.
Jahrhunderts aufgetauchte sogenannte Y.er
Urkunde (s. d.) ist längst als unecht er-
kannt; sie setzt in verschiednen Dingen
Andersons Buch von 1738 unbedingt vor-
aus. Die in den »Fabric Rolls of Y.
Minster« (Durham 1859) enthaltnen »Ver-
ordnungen« von 1352, 1370 und 1409 sind
lediglich für die in den Bauhütten arbei-
tenden Werkmaurer bestimmt und können
l übergangen werden ; die erste und dritte
[ sind lateinisch und nennen die Bauhütte
•logium«, die von 1370 ist englisch und
| hat den Namen »löge« (S. 171, 181,
198). Wann aus oder in Verbindung
| mit den Bauhütten sich eine oder mehrere
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560
York.
Logenbrüderschaften in Y. entwickelt
haben, entzieht sich bisher unarer Kennt-
nis; die Wahrscheinlichkeit spricht dafür,
dass im 17. Jahrhundert jedenfalls eine
solche Vereinigung bestanden hat, da zu
Anfang de« 18. Jahrhunderts ihr Dasein
bezeugt wird. Ein 1779 amtlich aufge-
nommenes Verzeichnis der damals im
Besitz der Y.er Grossloge befindlichen
Gegenstände und Schriftstücke ist erhalten.
Von letztern erscheinen unter Nr. 1—6
ebenso viele Handschriften der Werk-
maurerverfassung, die bis auf Nr. 3 sämt-
lich auch heute noch vorhanden sind.
Nr. 7 ist »eine andre Pergamentrolle, ent-
haltend die eigenhändigen Unterschriften
u. s. w. von Personen, die in der Gross-
loge zu Maurern gemacht sind«. Sie be-
Sinnt am 19. März 1712 und endet mit
em Protokoll einer Loge am 4. Mai 1730
[vgl. Hughan, Mas. Sketches and Reprints,
S. 34]; Nr. 9 ist »Ein kleiner schmaler
Pergamentstreifen, enthaltend eine Liste
der Meistermaurer*, und zuletzt steht, ohne
Nummer »Ein schmales handschriftliches
Buch, beginnend am 7. März 1705/6, ent-
haltend verschiedne Berichte und Aufzeich-
nungen in Bezug auf die Grosslogc« (a.a.O).
Nr. 7 und Nr. 9 sind erhalten, das letzte
• Buch* ist leider verloren, es giebt aber
ein andres Zeugnis von 1778, dass es
damals vorhanden war; denn der Y.er
Grossschriftführer Bussey schrieb am 29.
Aug. 1778, als die »Lodge of Antiquity« mit
der Londoner Grossloge in Streit war (vgl.
England HI), an Bradley in London, er
habe ein »Original-Protokollbuch dieser
Grossloge, beginnend 1705 und endigend
1734«, eingesehen und die Namen der
Grossmeister während dieser Zeit ausge-
zogen. Die Liste, die er giebt, ist sicher
authentisch, nur waren die Genannten
natürlich nicht Grossmeister, Bondern »Prä-
sidenten*, wie sie vor 1725 hi essen. Nach
dem verlornen Buche war der Baronet
George Tempest 1705/6 der Vorsitzende,
jedenfalls »Präsident* genannt, wie man
aus dem erhaltnen Protokokollbuch mit
Sicherheit schliessen darf. Auch in dem
Protokoll, das auf die Auasenseite der
Scarborough-Handschrift geschrieben ist,
heisst der Vorsitzende »Präsident*. Es
lautet: »Memorandum, dass in einer Privat-
loge, gehalten zu Scarborough in der
Grafschaft Y., am 10. Tage des Juli 1705,
vor William Thompson Esq., Präsidenten
der genannten Loge, und mehreren andern
Brüdern Freimaurern die verschiednen Per-
sonen, deren Namen hier unterschrieben
sind, damals in die genannte Brüderschaft
zugelassen wurden« (folgen 6 Unterschrif-
ten). Die Aufnehmenden waren vermutlich
eine Abordnung von Y., wie nach einem
Protokoll des verlornen Buchs Freimaurer
aus Y. 1713 eine Loge in Bradford ab-
hielten, in der »18 Herren der ersten
Familien in jener Nachbarschaft zu Mau-
rern gemacht wurden« (vgl. Mas. Repr. V,
Part. I, und Gould IV, 408). Der Esquire
William Thompson war also vielleicht der
Vorgänger des Baronet George Tempest,
der 27. Dez. 1705 »Präsident« geworden
sein wird. Auch die folgenden Präsi-
denten waren Leute in angesehnen gesell-
schaftlichen Stellungen, Baroneta und Es-
quires, 1707 der damalige Lord Mayor von
Y., der sehr ehrwürdige Robert Bensonr
der 1718 zum Baron Bingley ernannt wurde.
Die Y.er Loge war daher bereits 1705
keine reine Werkmaurerloge mehr, sondern
eine Brüderschaft von Mitgliedern auch
der bessern Gesellschaftskreise, wenngleich
Handwerker nicht ausgeschlossen waren.
Dem Präsidenten stand nach dem Wort-
laut mehrerer Protokolle ein »Abgeord-
neter Präsident« (Deputy President) zur
Seite; das Amt bekleidete 1712 und 1713
der Esquire George Bowes, aus einer hoch-
angesehnen Y.er Familie; 1714 und 1716
nennen Protokolle den Esquire Charles
Fairfax; 1721 erscheint der Esquire
Robert Fairfax, der 1715 Lord Mayor
war. Unter den Aufgenommnen befand
sich 1713 auch ein Geistlicher, der ehr-
würdige Robert Barker. Aus der Gewohn-
heit, dass die Aufgenommnen in den
Protokollen »Personen« genannt werden,
hat man voreilige Schlüsse gezogen in
Bezug auf deren gesellschaftliche Stellung;
bei näherm Zusehen findet man, dass die
Bezeichnung »Gentlemen« überhaupt vor
dem 27. Dez. 1725 gar nicht vorkommt,
nachher aber ohne Unterschied bald von
»Persons«, bald von »Gentlemen* die Red»
ist; unter den »Persons* bis 1725 finden
sich z. B. neben Mitgliedern andrer an-
gesehnen Familien auch der nachmalige
erste Grossmeister Charles Bathurst (21. Juli
1725), sowie der nachmalige Jüngere Gross-
aufseher und Grossmeister Francis Drake
(6. Sept. 1725) und der Baronet Matthew
St. Quintin (24. Dez. 1725), die natürlich
»Gentlemen« waren, trotzdem daas der
Schreiber der Protokolle sie »Persons«
nennt, die Wahl der Auadrücke ist offen-
bar eine willkürliche und zufallige. Ebenso
zufällig und willkürlich handelt der Schrei-
ber, wenn er von 1712—24 bald »honour-
able Society and fraternity of Free-Ma-
sons«, bald »honourable Society and Com-
pany of Freemaaons«, bald »honourable
Society of Free Maaons«, bald »Ancient
and Honourable Society of Free Maaons*,
bald »Antient Society of Free Maaons«,
bald bloss »Society of Free Maaons« und
dann plötzlich 21. Juli 1725 zweimal »So-
ciety of Free and Accepted Maaons«
Bcbrcibt, nachher aber wieder meist »An-
tient Society of Free Maaons* (18 mal)
oder »thia Antient and Honourable So-
ciety* (2 mal) oder »Society of Freemasona«
(2 mal), dann ganz vereinzelt 4. Mai 1726
wieder einmal »Society of Free and Accep-
ted Masons* und weiter aufa neue »Antient
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•
Society ui Free Masons« 7 mal) oder bloss
• HonotiroWe Society«. Dm« der Ausdruck
•Free and Arcepted Masona« der neuen
Londoner Weise nachgeschrieben ist, leuch-
tet ein, *>><>r weitere Schlüsse daraus zu
ziehen, ixt verfehlt. Die Versammlungen
heis^n gewöhnlich «private Lodge«, aner
24. Juni und 27. Dez. »General Lodge«,
24. Juni 1713 heisst es «General Lodge
ou St. John» Day«, 27. De*. 1716 und 1721
•8t. Johns Lodge in Chriatma««, 24. Juoi
1729 «Ht. Johns Lodge.. Die übliche
Wendung bei Aufnahmen bis 1725 is(
•ad mitten and sworn« (zugelassen und
vereidigt), seltner »sworn and admitted«.
aber seit 27. Dez. 1725 immer »sworn and
sdniitted« ; natürlich hat da» nicht« weiter
tu bedeuten. Von irgend solchen Be
forderungen ist in den erhaltnen Proto-
kollen von 1712 — 30 niemals die Hede,
:md doch ist eine »Liste von Meister-
manrern« vorhanden ^Nr. 9 des Verzeich
i»i*«**s von 1779), die freilich erst 1729
begonnen zu »ein scheint, aber ober den
7. Juli 1784 hiuaunreicht (vgl. Hughau,
a. a. <>. S. 65). Der Meistergrad war also
anscheinend 1729 noch neu, wurde aber
jedenfalls in einer gesonderten lx»g*n-
arheit er« eilt; vielleicht enthielt das ver-
lorne Buch, da» wie die Liste bin 1734
reichte, Protokolle aber die Meisterbefor-
tleru ngen. Die beiden Altern Grade der
Lehrlinge und Genossen wurden vermut-
i<rk zugleich gegeben, wie das in Schott-
tand bei Herren-Maurern auch zu geschehen
pflegte ,'vgl. oben S. 330) Von 1712
bis 175>1 wird der Vorsitzende genannt
und als • President« oder »Deo. President«
bezeichnet, der erstere mit dem Beiwort
»Wondiipful« (Ehrwürdig; ; von 1722—25
erwähuen die Protokolle die Vorsitzenden
gar nicht, und am 21. Juli 1725 erscheint
ohne weitere Bemerkung der Esquire Ed.
Hell als »Meister«. In diesem Jahre fan-
den zahlreiche Arbeite« statt, und viermal
werden neben dem »Ehrwürdigen Meister«
mch Awei »Aufseher« (Wardens) namhaft
gemacht, was früher nie der Kall ist und
auch spater bi« 1730 nicht wieder geschieht,
ausser an den Tagen, wo i.eue Beamte
• ingeseut werden, zuerst 27. Dez. 1725
und dann noch einmal 24. Juni 1729.
Ohrsens sind die Protokolle unvollständig,
t. B. fehlt das Protokoll \om 24. Juni 172$,
an weichten Tage der Baron-.t Milner als
1 Jrossmeistcr eingesetzt wurde (vgl. Whyte-
head, Home Ancient Y. Masona, Freeniason
1884j; vielleicht war dieses und anderes in
dem verlornen Buche enthalten. 1723 be-
iraun eine regere Thfttigkeit, wenigstens
nach den erhaltnen Protokol'en zu ur-
teilen. Zu diesem Aufschwung hatte ge-
die sei. dem 24. Juni 1721 unter neu
sdligcn Grosauieistern in Blüte gekomuine
londoner Freimaurerei die Anregung ^e-
ireben, obwohl von einem EinfluM im
Innern zunächst nichts nachzuweisen ist.
AUf««A*iuM Hund brich d«r **reiB»»orer»i II.
>rk. 561
1 Im Verlauf des Jahres 1725 entwarf man
such eine Hei he von neuen Verordnungen,
i die gleichfalls erhalten sind; es sind 19,
die keinerlei bemerkenswerte Züge tragen
'vgl. unter Bngland I) und noch aus der
Zeit vor der Eröffnung der »Groasloge«
-tammen, denn sie sind noch von Ed. Bell
: .de .Meister« an erster Stelle unterschrie-
ben, ausserdem von 87 Mitgliedern, von
denen freilich manche erst nach 1725
beigetreten sind und unterzeichnet haben:
denn jedes neue Mitglied musste seinen
Namen darunter setzen. Am 27. Dez. 1725,
dem »Festtag Johannis des Evangelisten«,
machte die Gesellschaft einen Festzug
nach der Kaufmannshalle, hielt dort einen
Pestschmaus und wühlte darnach den
» Khrwürdigen« Charles Bathurst zumGrosa-
nieister, einen Herrn Johnson zum Ab-
geordneten, die Herreu Pawson und Drake
, zu Aufsehern, Herrn Scourfield zum Schatz-
meister und John Russell zum Schriftführer
für das kommende Jahr. Am HL Dez.
1725 wurden noch mehrere Henen auf-
genommen, und 1726 fanden nicht weniger
»Is 13 Versammlungen statt mit 33 Auf-
' nahmen; aus den Jahren 1727 und 1728
ist kein einziges Protokoll erhalten, aus
1729 und 1780 uur je eins, und das letztere
; la««t •'inen Nacblass des Eifers erkennen.
' da den Beamten eingeschärft wird, bin-
1 fort bei den »monatlichen Logen« nicht
zu fehlen, bei Strafe von 1 sh. für jede
, Versäumnis Die Bestimmung linst aber
i andrerseits auch erkennen, dass die »Mo-
; natslogen« noch üblich waren, e« halten
daher sieher mehr Arbeiten stattgefunden,
als die erhaltnen Protokolle aufweisen.
Eine Lücke von 1728 wurde oben schon
erwähnt, ebenso fehlt ein Protokoll über
die Feier des Johannisfests am 27. Dez.
1726, bei der der Jüngere Grossauf-
seher Francis Drake einen Vortrag ge-
halten hat, der sogar gedruckt worden »si,
und zwar in wiederholten Auflagen in Y.
und in London. Der Verfasser geht davon
aus, dass die menschliche Geselligkeit
grosse Vorteile gezeitigt habe, gute Sitten,
gute Erziehung u. dgl. Dann geht er /.ur
! Maurerei über, deren hohes Alter und
| hoher Wert von Altertumsforschern ent-
. sprechend gewürdigt werde; die Geometrie
i habe mit ihr begonnen, beide zusammen
| hatten die erstaunlichen Bauw.-rke zu
Stande gebracht, es sei daher begreiflich,
dass man aus den Regeln dieser Knust
ein Geheimnis gemacht habe. Aber er
werde daraus mich etwas der Welt olfen-
bar, was allein genüge, alle Vorwürfe der
Bosheit und Unwissenheit zu widerlegen.
: so namentlich die »drei grossen Grund-
I satze der brüderlichen Liehe, des Beisein -
I des und der Treue untereinander«. Weiter
macht er eine symbolische Anwenduug der
Begriffe Punkt, Linie, Flache und Körper
(die auch bei Prichard vorkommen), sow- ic
von Fuder, Stift und Kelle. Könige,
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562
York.
Fürsten und EdoHeute haben «ich deshalb
immer gern einweihen lassen in den ge-
heimen Teil der Gesellschaft und be-
trachteten es nicht als Herabsetzung, wenn
ein Maurer sieh Bruder und Geuose eine»
Königs nennt. Vom Osten kam die Kunst
nach Frankreich und Deutschland, nach
Kngiaud durch 8t. Alban, den Erstniftrtyrer
von England, aber diu erste Grossloge in
England wurde in dieser Stadt gehalten,
iu der Edwin, welcher den (trund zur
Kathedrale legte, Grossmeister war. Darum
könnten sie den Logen in London den
Rang streitig machen, aber da in einer
Brüderschaft so etwas nicht vorkommen
soll, gOnnen sie ihnen gern den »Titel
eines GrossnieUter* von England, aber den
Totiua Angiiae beanspruchen wir als unser
unzweifelhaftes Kocht«. Nach kurzen
Worten an den Großmeister, den zugeord-
neten Großmeister und den «Bruder Auf-
seher« wendet er sich an die Werkmaurer
und empfiehlt ihnen die Beobachtung der
Verfassung, dann giebt er den Mitgliedern
andrer Gewerke gute Ratschläge, ihr
eigentliche» Geschäft nicht zu vernach-
lässigen, endlich erhallen auch die
• Herren« (Gentlemen) ihre Ermahnungen,
namentlich Künste und Wissenschaften zu
{»liegen und zu begünstigen; in Logen zu
Hindun und andern Teilen des König-
reich»», habe er gehört, würde bei jeder
Versammlung ein Vortrag über einen
Punkt der Geometrie oder der Baukunst
gehalteu, waruui sollte da »die Mutter logt
von ihnen allen« ihre eignen Einrich-
tungen vergessen; kein »Herr«, der sich
Freimaurer nennen lasse, solle vor einer
Aufgabe der Geometrie, einem Satze de*
Enklid zurückschrecken oder iu der Ge-
schichte und den Fntcrschieden der fünf
i »rduungcu der Baukuust unbewandert
sein. Im übrigen »oll nichts die flurmonie
stören, »die Welt möge höreu und be-
wundern, dass selbst in dieser kritischen
Zeit alle Parteien in der Maurerei begraben
sind; al»er wir wollen uns hier und über-
all .sonst so benehmen, dass die unter-
scheidenden Kennzeichen der ganzen Brü-
derschaft sein mögen, gute Christen,
gehorsame Unterthanen, treue Briten so-
w »hl wie Freie Muurer zu heissen.« In
dii>er Rede wird zuerst die Bezeichnung
«Tot i us Angiiae« gebraucht, wofür nachher
englisch »of All England« gesagt wurde,
aber erst in späterer Zeit. Bei dem da-
mals herrschenden Glauben an die Rich-
tigkeit der Zunflsage hatten die Y.er
Freimaurer * mit ihren Altenau Sprüchen
vollkommen recht, auch ist ibnen von
deutschen Maurern in ganz willkürlicher
Weise die Berechtigung abgesprochen
wurden, sich als Grussloge zu bezeichnen,
wiiiirend es keinen Augenblick zwcilel
halt sein kann, dass die Y.er Freimaurer
geutiu dasselbe Recht hatten, eine Gross-
'oge tu bilden, wie die londoner 1717.
: Ja, iu Y. waren 1725 gan.*. andre JCrifte
■ vorhanden, als 1717 in London, also e^ne
; gam andre und viel bessere Grundlage,
J und die londoner Grosaloge hat nur da-
durch das f'bergewicht bekommen, «las»
sie in der viel grössern Hauptstadt, dem
Mitte.punkt def Königreichs, ins Lebeu
' trat und durch /ire adligen Grussmeister
die ungemeine mfnicrksamkeit auf sich
lenkte; ohue diese beiden günstigem Um-
stände 'vare aus ib»" sicher nicht* Grosse*
: geworden. Die englischen Forscher
j denken such gar nicht daran, das Recht
1 der Y.er zu bezweifeln: so sagt Hughau
j sehr nachdrücklich: «Es gab vor dem
| ls. Jahrhundert keine Gesetze, die ent-
schieden, wie, wann oder wo Groselogen
t eingerichtet werden sollten; und sicherlich,
wenn einige i/Ogen im Südeu Englands
beliebten, sich zusammcnziithun und ihre
Versammlungen eine Grossloge zu uennen.
so hutteu die Mitglieder aller andern alten
Logen eiu gleiches Recht, ihre Zusammen-
j künfte so zu bezeichnen' (a. a. (>. S. 67).
Auch bat die Londoner Grossloge selbst-
verständlich niemals in der ersten Zeit
beansprucht, die alleinige rechtmässige
! Gro**loge zu sein, vielmehr sagt \ndereon
noch 17Kb ausdrücklich: »Die alte Loge in
der Stadt Y., sowie die Logen in Schott-
land, Irland, Frankreich und Italien, welche
UunUbangigkeit beanspruch eitstehen unter
ihren eignen Grossmeistern, obwohl sie
im wesentlichen dieselben Verfassungen,
Pflichten, Verordnnngen u. s. w. haben,
wie ihre Brüder in England, und ebenso
l eifrig für den Augustischen Stil und die
Geheimnisse der alten ehrwürdigeu Brüder-
schaft sind« (8. 196). Wenn schon die
• Liste der Meistermaurer«, deren 27. Namen
am 7. .luli 1734 eingetragen wurde und
die hinler diesem noch 8 weitere Namen
hat, die Fortdauer der Arbeiten bi« 1784
«der I7HÖ sicher beweist, so lernen wir
aus Andersons Äusserung, dass die Grosa-
loge auch 17H8 noch bestand; aus Daaeignya
(s. d ) «Euouiry« von 1744 erfahrt man,
dass damals in Y. eine Loge Royal Arch-
M aurerei beirieb, und da nachweislich vor
I 17« keine andre I«oge*; iu der Stadt Y.
i bestanden hat ala die alte, die sich aeit
1725 Grossloge nannte, so muas diese eben
I 1744 oder kurz zuvor noch thatig gewesen
*) Dir Kebaaptuitg Prcwton», c« «oi«n !7S4 von dar
I Irrfudoner UmMloge twei Tnahterlofttu in Y. «ti.f*-
Mttl, ift l(uK>t at« irrig oseliffawieaen ;»gl. Iiti*ban.
a. a. O. H. 4i). In Hcarl.orotta-h ».aben dt« lon-
doner 171» «tin* L>'(* ffaatifUt, d». »r>er r*l&»«.>jt
' wurdr, «U|flei»i mit 90 andern, Jlxm alle »ett Jabraa
hh hl« m- tir Ton »tuh 1 atteu hui«n Innen (Conat.
17j6, S, .'64). IV* uOcü-:e fjondoiw-r Tojh»erlo|rc iu
Voeluihire wui-1* I73ft ku Jlalif.m g«trriindet, «e ba-
•teht noth tient* als rl<o«l^o . ■{ Proli , < y - Nr. Sl. Von
. den* Verwarf i.;« t»!»rb*n den Ulden Gn>«»<otpH».
da* l're-fnn aJ« Pobje de» a»a;i-blichaa tfrba-
; ilunit««' . *. -Hbrt, die -*lrU'< Uo ')««chicBtr
; »ucl. u. ü •
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Y.rfk
563
sein. Zwischen 1744 und 1781 -ind bin
jetzt kein« weitem Nachrichten Aber den
Fortbestand der Grossloge aufgefunden;
wie lange vor 1761 sie eingeschlafen ist,
weiss man also nicht, aber vermutlich
nicht allzu lange vorher; denn bei der
Wiederbelebung am 17. Marz 1761 er-
scheinen ein Grossineister, sein Abgeord-
neter und zwei Grossaufseher in ihren
Ämtern, waren also von früher her -dazu
berechtigt, während Tasker zum Schrift-
führer ui»d Schatzmeister erst an diesem
Tage neu gewählt wurde. Der »über-
lebenden Mitglieder« waren* nur 6, es
hatten sich aber 12 besuchende Brüder
eingestellt, vou denen 2 sich gleich an-
schlössen; über 5 Suchende wurde ge-
kugelt, deren Aufnahme 11. Mai erfolgte;
am 28. Mai fanden Beförderungen in den
2. und 3. Grad statt. Meistermaurer gab
es j« schon früher, wie die von 1729—84
(1785) reichende Liste beweist, aber von
Beförderungen in den Gesellengrad ist
trüber nie die Kede (s. o.), jene müssen
also in der Zwischenzeit eingeführt worden
sein. Den Anstoss zur Neubelebung der
Grossloge gab jedenfalls die durch Stif-
tungsur künde vom 12. Jan. 1761 (das erste
Protokoll ist vom 2. Febr.) gegründete
londoner Tochterloge Nr. 259 in der
•Punch Bowl« in Stonegate zu Y., vou
deren 11 Mitgliedern 17. Marz 9 der Wie-
dereröffnung der Grossloge beiwohnten.
Die beiden Logen standen sehr freundlich
zusammen, denn eine Anzahl von Maurern
gehörte gleichzeitig beiden an; aber an-
fangs 1764 schlössen sich samtliche Mit-
glieder von Nr. 2A9 der Gronsloge an und
Hessen ihre Loge eingehen [vgl. Hughan,
History of the Apollo Lodge Y. (London
1889), 8. 18—18]. Infolgedessen gelangten
1767 mehrere an die schon längst ent-
schlafne Tochterloge gerichtete Schrei-
ben der Londoner Grosidoge an die Y.er
Grossloge, und die*e teilte unterm 14. Dez.
1767 den Londoner Maurern mit, daas die
Loge Nr. 259 seit einigen Jahren einge-
gangen sei und dass die »»ehr Alte Crol-
lage von ganz England, die seit undenk-
licher Zeit in dieser Stadt gehalten wird,
die einzige darin gehaltne Loge ist«. Sie
erkenne keine »Höhere« (Superior) an,
sondern bestehe durch eignes Recht, ge-
wahre Konstitutionen unn Zertifikate in
der gleichen Weise, wie die Grossloge zu
London, und verteile ihre eigne Unter-
stützung (its own Uharity) nach den Grund-
sätzen der Maurer j das Siegel der Loge
zeige drei königliche Kronen mit der
Umschrift »Sigillum Edwini Northum.
Regis«, wovon ein Abdruck beiliege. Die
Urossloge zu London werde ohne Zweifel
dem Rechnung tragen und allen bittenden
Brüdern Unterweisung und Beistand ge-
währen, wie »diese Loge« für die in Lon-
don und alle ihre Brüder die grösste
4«'htuug hege; sie werde auch gern mit
i der londoner Orossloge »ich verständigen
I und Mitteilungen mit gebührender Ach-
j tnng entgegennehmen. Von einem weitern
Briefwechsel ist nichts bekannt. Der Name
• ( irossloge« blieb aWr nicht ein »leerer
Titel«, sondern von 1762 — 90 sind nicht
weniger al» 10 oder 11 Tochterlogen ge-
stiftet worden, und die »Lodge of Antj-
j uuity« zu London iiess Dich 1779 eine
Vollmacht ausstellen, als •(Trossloge von
I England südlich von dem Flusse Trent«
aufzutreten [vgl. England III; auch Lane,
»Masonic Records«, 2. Aufl., 8. 26j. Die
Grossloge hat bis 17b2 aicher beständen,
denn 28. Aug. d. J. wurde wieder
> ein neuer Grosemeixter gewählt, und von
1761 bis dahin sind 14 Groasmeister be-
kannt; die Protokolle sind nnr bis 1780
erhalten, werden aber durch anderweitige
Nachrichten ergänzt. Die Londoner Tochter-
loge von 1761 hatte sehr bald den Royal
Arch-Grad bearbeitet, worüber Protokolle
! seit dem 7. Febr. 1762 erhalten sind;
die Y.er Grossloge übernahm den Grad
j and bildete 1768 ein • Grosskapitel«, von
[ dem 1770 und 1780 vier Vollmachten für
! Bildung von Kapiteln nachgewiesen sind;
vermutlich sind noch andre erteilt worden.
I Die Grossloge erkannte 5 Grade an, die
| 3 gewöhnlichen, sowie den Royal Arch
und den Tempelritte rgrad (1779 und 80)
I [vgl. Hughan, a. a. O. S. 81; Apollo
Iyodge 8/ 93], hielt ausser Royal Arch-
Kapitcln auch »Royal Eucampments«
(Königliche l^ager) für den Iüttergrad ab
und nannte sich auch »Royal Eocamp-
ment of all England«; Vollmachten zur
Abhaltung von «Lagern« wurden 178(1 (für
Rotherharo) und 1786 (Nr. 15 für Man-
chester) erteilt; noch 1791 ist brieflicher
Verkehr zwischen Y. und Manchester nach-
gewiesen (Hughan, S. 80). Die Grose-
t löge hat also uicht bloss »vegetiert«,
j sondern von 1761—92 jedenfalls eine be-
j merkcn&werteThütigkcit eutfaltet, trotzdem
dass 1773 die Londoner Grossloge da-
zwischen kam und eine neue Tocbterloge
stiftete, die »Apollo-Loge«, und 1777 noch
eine zweite, die »Union- Loge« , welch
letztere als »Y. 7 Loge« noeh heute be-
steht uud die Überbleibsel das Archivs
der Grossloge In ihrem Besitz bewahrt
Sadler (s. d.) hat im Archiv, der lon-
doner Grossloge einen Brief aus Y. von!
8. Juni 1778 aufgefunden, in dem Richard
Garland, der nachherige Jüngere Aufseher
der Apollo-Loge, an Morris in London
schreibt, eine Anzahl Mitglieder der Gross-
loge zu Y. möchten einen Stiftunrshrief
aus London haben, es seien sehr achtbare
Mäuner, die zugleich wünichteu, dass ihr
Meister zum ProvinziaJgrossmeister von
Yorkshire ernannt würde fvgt Freeirason
1889, II, S. 128]. Gründe werden nicht
j angegeben, der zweite Wunsch aber l***1
; mit etwas wie Ehrgeiz aeblicaaeu. l>er
; Brief hat seine Wirkung gethan: unterin
36*
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Yorker Urkunde.
31. Juli 1773 wurde die gewünschte Voll-
ui acht erteilt und 8. Aug. die Loge durch
den vorher ernannten Provinzialgross-
meister Baronet Thomas Tancred eröffnet;
in dem Protokoll wird I/ord Petre der
»Groesmeister von ganz England« genannt
iHughan. Apollo Lodge, S. 21), womit man
j»ich wohl der Y.er Groaaloge entgegen»
■teilen wollte. Die ProvinzialgTossloge
wurde 16. Febr. 1774 in Angriff genommen,
alter anscheinend erst 97. Dez. wirklich
in Tbatigkeit geseUt (vgl. Hughan. 8. 36];
die Beamten der Apolio-T/Oge sollten zu-
gleich Provinzialgrossbeamte sein, der Meis-
ter zugeordneter Provinzialgroasmeister.
Nach Hughan s Darstellung (8. 47) war die
1777 gegründete Union-Loge 178) so zu-
sammengeschmolzen, das* nur noch zwei
Mitglieder vorhanden waren, zu denen Eule
aus der Apollo-Loge fibertrat, um die Loge
wieder in Gang ru bringen, was ihm
auch gelang. Die Y.er Maurer haben
sich durch ihre Nebenbuhlerschaft offen-
bar gegenseitig ihr Dasein erschwert;
für 8 Logen war kein Platz, daher un-
terlagen die alte Loge und die Apollo-
liOge nach 1792 in dem Wettstreit.
— Auster den schon mehrfach ange-
führten Schriften ist besonders Gould
noch zu nennen, der am ausführlichsten
alles behandelt und sämtliche alten Proto-
kolle von 1712—80 abgedruckt hat (IV,
270—76, 401—33). Whytehead behandelt
besonders die gesellschaftliche Stellung
der alten Mitglieder, sein Aufsatz »The
Urand Lodge st Y.« (AQC. II, 110—14)
ist aber nur eine kurze 8kizze. In neuster
Zeit haben ITughau und Whytehead den
Gegenstand in der Loge Quatuor Coronati
noch einmal behandelt. Der Erstere bringt
nicht* wesentlich Neues, sondern nur die
bekannten Hachen in übersichtlicher Zu-
sammenfassung, mit nochmaligem Alidruck
d»*r alteu Protokolle (1712 -SO» und der
» Alten Kegeln« von 1725 [vgl. Aq<\ Xlll,
4— 17;. Whytehead dagegen bietet man-
• h» s Neue und zeigt namentlich aus den
Protokollen der alten »Union Lodge«, dass
noch im August 1802 der GroH-«m' ister
und dci (irosskaplan der Gros..,loge von
»ran/ Kngland als Besuchende /»igegen
uareu. im Oktober ein amir*"* Mitglied
der alteu Gro*?loge, und der Groaskaplan
kann bi* 1813 als Besucher verfolgt werden.
Die Hpureo dieser Groasloge reichen al*o
vi«*l weiter, als insu h^her ahnte [vgl
AQ< XII I, 93-120).
Vorher Urkunde. Alf die dritte der an-
geblich «drei ältesten Kunsturkunden der
Freimaurerbrüderschaft« hat Krause (m. d.)
eine Urkunde mitgeteilt, die grosses Auf-
sehen erregt« und lange (\>r echt galt, bis
sie von Kloas (s.d.) einer kriti<»< beti Prüfung
unterzogen wurde, die da* Irrtümliche
der Krauseschen Auffassung darlegte Ob-
schon bei när-rcr Kenntni* ''er wirtlichen
Geschichted. r «-eimaur^r» i ur-d i* >r --Fiii-
richtung im allgemeinen, sowie der «eng-
lischen Bauhütten insbesondere sich die
Unnahbarkeit der Krauseschen Ansicht
immer klarer stellte und auch noch
andre Forscher, wie Asher, Keller (a. d ,
u. a,, die gewichtigsten Gründe gegen
die Echtheit der Urkunde vorbrachten,
fehlte es doch Lieht au solchen, die sie
als vollgültig ansahen, und dies führte
sogar zu einer vom Verein deutscher Frei-
maurer (s.d.) angeregten Forschungsreise
Findels <s. d.) nach England, deren Er-
gebnis unten folgt. Krause lies» sich hier,
wie bei der Prüfung des sog. Frei maurerver-
hors (e. d.) und des angeblich ältesten Aof-
nahmerituals, von seiner Idee eines Menach-
he itbunde* leiten, dessen Anfang er in der
Freimaurerei zu finden glaubte, und diese
vorgefasste Meiuuug hob ihn über alle
Bedenklichkeiten hiuaua, die sich dem
fleissigen Forscher aus der wirklichen Ge-
schichte der Freimaurerei und andern
(Quellen ergaben, so datw er umgekehrt die
Quellenschriften, die der Verfasser der
sogenannten Y. U. benutzte, ais aus
dieser hergeleitet betrachtete und dadurch
zu einem Ergebnis kam, das zu den er-
heblichsten Irrtümern führte die maur*
rische Geschichtschreibung bis zu Klos*
herab heeinflu&ste und diese dadurch in
ihrem Wert und ihrer Verliaslichkeit
sehr beeinträchtigte. — In der Vorerin De-
ining zu der Mitteilung der angeblichen
alten Urkunde (Drei Kunsturkunden, II,
8 fg.) legt Krause nicht nur seine An-
sichten über diese nieder, sondern erzählt
auch, wie sie aufgefunden wurde und in
seine Hände gelangte. Aus den drei
ältesten Kunsturkunden det Freimaurerei,
sagt er, werde ihr Geschichtsbegriff erkannt
und der Beweis vollendet, das* sie ein teil-
weise ahnender Anfang des Menschheit-
bundes ist. «Der erste Teil dieses Be-
weises liegt in den beiden ersten Kunst-
urkunden vor Augen Nur der letzte Teil
ist noch zu führen übrig . . . Glücklicher
weise hat sich auch ein Denkmal der äl-
testen, von den Baulogen in England im
J. 926 zu York angenommnen Verfassung
bis heute erhalten, welches nicht allein
lenen Beweis vollendet, sondern auch zum
richtigen Verständnis und zur gründlichen
Beurteilung der beiden zuvor mitgeteilten
Kunsturkundeu dient.« Die Urkunde,
worin jene iU teste Verfassung dargestellt
wird und »in der alten vaterländischen
fc*praihe«, also angelsächsisch, verfasst ist.
meinte er irrtümlich, werde noch beute
bei der Grossloge iu York aufbewahrt.
• Die (irossloge zu York hat sich aus der
ältesten, vom 10. Jahrb.. an daselbst un-
unterbrochen fortarbeitenden Maurerloge
gebildet, welche, da in York seit dem J
926 viele Aügemeinversammlungen (Gene-
ralversammlungen) der Maurer gehalten
wurden, bis tum .1. 1717 als der wahre
S t - i :id a» der Mittelpunkt der panren
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Yorker
englÄndischen Brüderschaft angesehen und
geachtet wurde.« Seine Voreingenommen-
Seit ging ao weit, dasa er annahm, aus
dieser Urkunde seien durch allerlei Ände-
rungen und Umgestaltungen alle andern
j ungern Konstitutionen der Mauierlogeo
in England, Schottland und Irland vor
u..u nach dem J. 1717 geflWen; ja seihst
die älteste Verfassungsurkunde der Stein-
metzen in Deutschland, die » Orden unge
der Steinmetzen xu Strasburg« zeige mit
der Yorker Konstitution eine völlige Über-
einstimmung. Die neuenglisehe (altere)
Groseloge in London legte ihm zufolge
für ihr Konatitationenbuch die Urkunde
der Yorker Konstitution zu Grunde. Da
nun die angeblich aua der Yorker Kon-
stitution geflogenen alten Grundgesetze
(old charges) von allen in und ausser
Europa arbeitenden Freimaurerlogen als
Grundgesetz des Bundes angenommen
worden seien, ao sei der Eintlua» dieser
Kunsturkunde auf die allmähliche Aua-
bildung der Verfassung der Bruderschaft
und auf die geschichtliche Beurteilung
der bestehenden Verfassung unverkennbar.
Wir lassen zunächst Krause selbst weiter
sprechen. — »Der verstorbne Br. Schnei der in
Altenburg hatte eine briefliche Nachricht
de» Hr. Böttger, der im J. 1799 zu Lon-
don ein Exemplar der Yorker Konstitution
gesehen hatte. Br. Böttger beschreibt [vgl.
A. J. I, 408) diese Handschrift ,als einen
sehr alten, aus 107 Blättern bestehenden
Codex in gross Folio, wovon ungefähr ein
Dritteil ihm unverständlich gewesen, weil
es alte englische Sprache sei} daher er
auch einen gelehrten Engländer ala Dol-
inetacher habe brauchen müssen . . / —
Diese Nachricht veranlasste Br. Schneider,
in Vereinigung mit den Brüdern Pierer
(s. d.) und Mörlm (s. d), Aber die Yorker
Konstitution weitere Nachforschungen
in England selbst anzustellen. Des-
halb bat er aeinen Freund, Br. van Dyk
in Holland, als derselbe im J. 1808 durch
Altenburg reiste, dass er die Yorker Kon-
stitution abschriftlich oder in lateinischer
Übersetzung zu erhalten suchen mochte;
aber erst zu Anfang des J. 1808 langte
die von selbigem besorgte Übersetzung in
Altenburg an. Diese Übersetzung erhielt
van Dyk durch einen seiner Freunde,
William Erskine, Obersten in Schott-
land, der sich den Sommer Ober manch-
mal in oder um York aufhielt. Dass
die^e Übersetzung echt und treu sei,
hat zu Ende derselben ein Herr Stone-
houao in York durch Namensunter-
schrift und Siegel bescheinigt. Nach
dieser Stonehousischen lateinischen Über-
setzung verfertigte Br. Schneider eine
deutsche; er legte sie mehreren Kennern
der lateinischen und englischen Sprache
vor, welche dieselbe durchgesehen und
als treu, wie unten folgt, beglaubigt,
haben. Auch Br. van Dyk wollte
Urkunde. 5uj>
nach dieser Stonehousischen lateinischen
eine holländische besorgen. V >n dieser
aeiner deutschen Übersetzung der Yorker
Konstitution übersandte mir nun Br.
Schneider die beglaubigte Abschrift. Dass
Culdeer die Yorker Konstitution verfasst
haben, wird im Folgenden gezeigt werden.«
— «Die äussern Zeugnisse der Echtheit
dieser Urkunde sind vorzüglich folgende:
1) Die Urkundlichkeit der hier mitgeteilten
deutschen Übersetzung derselben beruht
auf dem Zeugnis* de» .T. Stonohouse, des
1 Erskine, des Br. van l\vk. Hierzu kommen
aber noch ferner viele ältere und neuere,
von Freunden und Feinden der Bruder-
schaft herrührende Zeugnisse üb»*r das Vor-
bander.sein der ältesten Maurerkonstitution
in York, wovon ich hier die vorzüglichsten
anführte. 2) Das ueuenglische, im J. 1717
aus vier einzelneu Londoner Logen xu-
summengetretene Grossmeistertum. . . legte
zwar bei dem Entwürfe seines Konstitu-
tionenbuchesdieälteste YorkerKonstitution
in verschiedenen Rezensionen zu Grunde,
erlaubte sich aber dabei viele Erweite-
rungen, Weglassungen und wesentliche
Abänderungen der Kunstsprache und fand
besonders für gut, vorzuspiegeln, als wären
seine Einrichtungen und Ansichten der
Verfassung nicht neu, .sondern nur in der
ältesten Konstitution enthalten . . . Diese
Grossloge nuisste überhaupt die alten
Konstitutionen annehmen und beibehalten,
und ihre veränderte Gesellschaft als un-
veränderte alte darstellen, weil sie sonst
vom Staate schwerlich Duldung erhalten
gekonnt hätte.« — Ks folgen hier nun
Auszüge aus dem geschichtlichen Teil der
Konstitutionen bücher von 1728 und 173*,
der Zueignung der erstem Ausgabe und
der in der Anmerkung erwähnten Appro-
bation, wozu Krause allerlei die ursprüng-
liche Grossloge verdächtigende, irrige Be-
merkungen macht, die wir hier weglassen.
Dann schliesst er: »So wie sich das alt-
englische Ritual 2U den übrigen Ritualen
vor und nach dem .1. 1717 verhält, so auch
die Yorker Konstitution zu allen übrigen
Konstitutionen; — man erkennt in ihnen
allen die alte Urkunde als ihre gemein-
same Grundlage. Schon hieraus wurde
sich, im Vereine mit den inuern Gründen
ihrer Echtheit die Schlussfolge ergeben:
dass diese alte Yorker Konstitution die
älteste, echte uud ursprüngliche ist,
woraus alle neuern entsprungen sind
i uud ihren masonischeu Gehalt, dem
] Erstwesentlichen nach, entlehnt haben.«
j »Diese Urkunde setzt es ausser Zweifel,
das« die Freimaurerbrüderschaft weil älter,
als das neuenglische Grossmeistertum ist,
und da*s sie ursprünglich eine ganz andre
Verfassung hatte, als die 1717 begonnene
j Verfassung des erwähnten Grossmeister-
, tums . . . Die vier einzelnen trogen in
! London, die nur ein Teil der damals iu
! England, Schottlaud, Irland und Frank-
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Yorker tTrkuud>
reich*» bestehenden Brüderschaft waren, .
hatten daher im J. 1717 wohl daa Hecht, !
»ich unter irgend einer ihnen zweckmässig j
erscheinenden geselligen Form, Verfassung
und Benennung zu einem geselligen Gau-
zen zu vereinigen und innerhalb ihres
Kreises völlig neue Einrichtungen zu
machen, auch dienen ihren Kreis so weit-
hin auszubreiten, als sie ea vermochten;
aber es ist dagegen dasselbe Recht auch
allen andern Freimaurergesellachafteu zu- :
zugestehen, uud auch diesen ist, es freizu-
stellen, ob sie bei der allen Verfassung
bleiben oder sich eine neue geben . . . i
Man vurstehc jedoch diene meine Behaup-
tungen nicht so, als halte ich die Ausser»»
Form und Verfaasuug unsrer Brüderschaft
oder sonst einer menschlichen Gesellschaft
für gleichgültig, oder als nehme ich an,
eine Masonei Verfassung habe das Recht,
ganz oder teilweise; fernerhin zu bestehen,
irgend deshalb, weil sie alt oder neu sei
oder weil sie jetzt besiehe oder weil sie
von dieser oder jener Person «*ier Ges-Il- •
schaft herrühre. Denn alle (Jöltigkeit '
einer Maurer Verfassung beruht erstweseut-
lich darauf, daas sie dem ewigen Urbegnffe j
und Urbilde gemäaa (der ewigen Idee und
dem ewigen Ideal harmonisch) und dabei
icitgcmäss ist . . . Sowie daa Älteste Gc-
brauchtum (Ritual), so enthält aueb die
in unsrer Urkunde dargestellte Verfassung
einige Einrichtungen, die dem Wesent-
lichen mich für alle Zeiten im werdenden
Merischhcitbuude beibehalten zu werden
verdienen . . . Eine Beurteilung uud Um-
bildung der Verfassung der Brüderschaft i
ist jetzt so nötig, als jene Nenschöpfung j
der Bundiunung (Liturgie) und der ganzen
WerkthÄtigkeit. Dem herangewachsnen,
höher auflebenden Bunde sind die alten ■
Formen viel zu eng; er bildet im reinen I
freien Geiste der alten Verfassung eine
edlere neue, die sein höhere* Leben er-
hält und bekräftiget« . . . Diener Einleitung
folgt nunmehr die sogenannte Yorker Kon-
stitution mit ihren Anhängen, iS. diese ;
\« örtlich iu der vorigen Auflage 11 1, S. f»04.) j
Nach einer längern Einleitung, die bis auf }
die ältesten Zeiten zurückgeht und die
Baukunst schildert, heisst es weiter im
Auszug: »Doch wurden auch schon durch
die Baukunst überall grosse und vortreff-
liche Gebäude hergestellt gefunden; so
blieben sie doch alle weit zurück gegen ;
den heiligen Tempel, welchen der weise •
König Sahmio dem wahren (lotte zu Ehren |
in Jerusalem aufführen Hess u'id wobei, l
wir in den heiligen Büchern ftudcu, |
»• e un»«'ii»eiu grj m Anzahl Arbeiter ge-
\>i un-ht wurden; und dazu gab der Könij.-
• \ ». II^IUUUCI ,n K.-ank u( Ii »II «|.»>« '/.>• 1 llft<
»:*•'< i»t» jut-.t r,i. ht «Ii.- «crinv»«. i u> tun «tri .
i.illi>u »u'rhr »bot, wir n^u.Tdiuw* H- !«itu!m- \i>- ,
d. .tu- nea e§ ileukhar atclieu , ii: lrlaii.1 ri> ■>
h*> ... «o •(■ndi-n dlct"» doch mit .l«-n>n "n V n«».u
Hiram von Tyrus auch noch eiue Anzahl.
Unter diesen zugesendeten Gehilfen war
des Königs Efiram geschicktester Bau-
melst« r, einer Witwe Sohn, welcher den
Namen Hiram Abif führte und der her-
nach so vortreffliche Einrichtungen machte
und die kostbarsten Arbciteu lieferte,
welche alle in den heiligen Büchern auf-
gezeichnet sind. Alle diese Arbeiter waren
in gewisse Ordnungen eingeteilt, welche
König Salomo genehmigt hatte: und so
wurde bei diesem grossen Bau zuerst eine
würdige Gesellschaft der Bauküustler be-
gründet. Ahnliche Einrichtungen trafen
hernach die Griechen und Römer, und
»on den Römern sind sie hernach üher
das Meer, aus Italieu und Gallien, zu uns
herüber gekommen. Es bestanden aber
diese Einrichtungen darin, dass die Kunst -
arbeiter je nach dem, was sie arbeiteten,
in Kollegien oder Logen verteilt wurden,
wovon jede einen Werkmeister und etliche
Vorsteher hatte, woher es kam, dass die
Anordnungen der Baumeister pünktlich
befolgt werden konnten. ... Ea mussteo
aber auch immer Lehrlinge augezogen
werden, damit es nie an Arbeitern fehlen
möchte. So entstand «ine vollkommene
Vereinigung unter allen, und da die Werk-
meister und Vorsteher die Anordnungen
von den Baumeistern erhielten, auch eine
Vereinigung aller dieser Logen unterein-
ander; und Liebe und Freundschaft ver-
band alle zusammen ho stark, dass jeder
seinen Überfluss mit seinem bedürftigen
Bruder teilte, und alle nicht nur die oei
der Arbeit, sondern auch die an sieh selbst
bemerkten Fehler verbesserten. Vermut-
lich bei eben so schönen Anordnungen
und bei den vielen angestellten Arbeitern
wurde das bewundernswürdige Werk des
Salomo, welches 80000 Personen fassen
konnte, zum Erstaunen aller benachbarten
Völker, von denen "Cenner nach Jerusalem
kamen und es betrachteten, in 7 .lahren
d Monaten durch Salomo, den Weisesten
unter den .Menschen, in seiner Grösse und
klugen innern Einrichtung zu Stande er-
bracht. Nachdem dies geschehen wai.
feierte man ein uljgeineines Fest, und die
Freude über die glückliche Vollendung
konnte nur dadurch getrübt werden, datss
bald darnach der vortreffliche Meister Iii
rain Abif starb. Man begrub ihn vor dem
Tempel, und \on allen wurde er betrauert.
So verbreitete sich 8 her die an diesem
heiligen Gebäude zu Jerusalem angew andte
ausnehmende Baukunst. Sie hatte bei
allen Völkern groases Auschen gewonnen;
daher dieses viele Bsumcistei und eriah
rene Arbeiter benutztet), welche den Bau
mit hatten voüendeu helfen und nun weit
umherzogen, um diejenigen zu belehren,
welche weniger Geachicklichkeit baHen.
wobei sie ähnliche Einrichtungen trafen.
al% sie iu Jerusalem gelcrn". hstteti t Es
folgt die t^eschichte • 1er Baukunst weiter
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Yorker l »runde.
r.67
in Phönizicn, Griechenland. Rom u. s. »*• ,
bis die Kunst nach Britawiitn kam. Daun
hebst es: »Nun wurdeu die Kirchen in
Canterbury und Rochetter zuerst wieder
erbauet und die altern Gotteshäuser re-
pariert. Hernach schickte auch der König
Karl Mar teil viele Maurer über das Meer
1..4CU Britannien, weil es die Bäch*i*chen
Könige verlangt hatten; und so lebte die
Baukunst unter Leitung der alten briti-
schen Baumeister immer mehr auf. Zu
bedauern ist freilich, daas die Einfälle der
Dänen manches schöne Augustische Ge-
bäude verwüstet, und daas sie viele Nach-
richten von der Gesellschaft mit den
Klöstern verbrannt hatten, worin die1x»gen
schon damals gehalten wurdep; diesem
Mangel aber bat der fromme König Athel-
xtau. der die Kunst so Behr schätzte, dos*
er, « ie unf bekannt ist, als er Friede mit
den Danen gemacht hatte, viele prächtige
Gebäude hergestellt hat, abzuhelfen be-
schlossen. Er hat daher befohlen, dass die
\ou dem heiligen Albanus eingeführte
Einrichtung der Römer wieder hergestellt
und bestätigt werde; daher er auch seinem
jüngsten Sohne Edwin einen Befreiungs-
brief für die Maurer, um sich selbst unter-
einander regieren und Einrichtungen zum
Gedeihen der Kunst treffen zu können,
ausgebändigt hat, weil dieser die Chargen
selbst angenommen und die Gebräuche
erlernt bat. Er hat auch gallische Maurer
kommen lassen und sie nun mit zu Vor-
stehern bestellt, und die Einrichtungen
der Griechen, Kömer und Gallier, welche
sie in Schriften mitgebracht haben, nennt
des heiligen Albanus Einrichtungen durch-
sehen lassen; und hiernach sollen nun alle
Maurergesellachaften eingerichtet werden.
Sehet also nun in dem frommen Prinz
Edwin euern Beschützer, der den könig-
lichen Befehl ausrichten, euch unterein-
ander aufmuntern und ermahnen wird,
- begangene Fehler nicht wieder vorkommen
zu lassen. Daher sollen alle Jahre die
Baumeister um) Vorsteber von »Uen Logen
einmal zusammenkommen und ihm Berieht
über die Bauten und was bei der Arbeit
zu verbessern sein möchte, abstatten. Er
hat euch hierher nach York zusammen-
berufen lassen, und die Vorsteher sollen
euch nun die Gesetze vorsagen, welche
sich in den alten glaubwürdigen Nach-
richten, die durchgegangen worden sind,
gefunden haben und welche zu beobachten
nützlich sind. Folgendes aber sind die
Gesetze, die ihr annehmen, uud, wenn ihr
sie angenommen habt, mittel" Auflegung
der Hand auf das heilige Buch, da* die
Vorsteher darhalten werden, zu beobachten
versprechen werdet. Auch »oB jeder
Meister sie in seiner Loge vorlesen lassen
und es ebenso holten. Auch soll jeder
Meister sie in seiner Loge vorlesen lassen,
wenn ein neuer Bruder angenommen wird,
indem ein solcher »ich ebenfalls auf dem
Rvaiigclium dazu verbindlich machen ».oll.
n Die erste Pflicht ist, dass ihr aufrichtig
Gott verehren unddieGesetzederNoachiden
befolgen wollt, weil es göttliche Gesetze
sind, die alle Welt befolgen soll. Daher
follt ihr auch alle Irrlehren meiden und
euch dadurch nicht an Gott versündigen.
' 'l< Fuerm Könige sollt ihr getreu sein
j ohne Verräterei, und der Obrigkeit, wo
ihr euch auch befinden werdet, gehorchen
• ohne Falschheit. Hochverrat sei fem von'
1 euch, uud erfahrt ihr des etwas, so sollt
| ihr den König warnen. 8) Gegen alle
! Menschen sollt ihr dienstfertig sein, und,
! soviel ihr könnt, treue Freundschaft mit
ihnen stiften, auch euch nicht daran
kehren, wenn sie einer andern Keligion
oder Meinung zugethan sind. 4) Beson-
ders sollt ihr auch immer treu gegenein-
ander sein, einander redlich leinen und
in der Kunst beistehen, einander nicht
verleumden, sondern euch uuter. inander
thun, wie ihr wollet, dass euch andre
thun sollen. Sollte sich uaher auch ein
Bruder gegen irgend jemanden oder einen
Milbruder, vergehen oder sonst fehlen,
niüa-.-n ihm alle beistehen, «ein' Vergehen
wieder gut machen zu können, auf dass
er gebessert werde. "»> Treulich habt ihr
euch auch zu den Beratschlagungen und
Arbeiten der Mitglieder iu jeder Loge zu
halten, und gegen jedermann, der kein
Bruder ist, die Merkmale geheim zu halten.
6) Jeder soll sieh der Untreue enthalten,
weil die Brüderschaft nicht ohne Treue
und Ehrlichkeit bestehen kann und ein
guter Name ein grosses Gut ist. Auch
sollt ihr immer Auf des Herrn oder Meis-
ters, dem ihr dieuet, Nutzen sehen und
ihn befördern helfen und immer seine
Arbeit redlich zu Ende bringen. 7)
Ehrlich sollt ihr au-'h immer bezahlen,
wo ihr schuldig seid, uud überhaupt nichts
zu Schulden bringen, wodurch der gute
Ruf der Brüderschaft Gefahr laufen könnte.
8} Sodann soll aber auch kein Meister ein
Werk übernehmen, wenn er sich nicht für
Seschickt genug dazu hält; denn er würde
cm Baumeister und der Brüderschaft nur
Schande machen. Ferner, jeder Meister
soll billigen Lohn fordern, doch so, dass
er leben und »eine Gesellen bezahlen kann.
9) Ferner, niemand soll einen andern ver-
drängen, sondern ihm die gefundene Ar-
beit lassen, es sei denn, dass er untüchtig
dazu wäre. 10) Ferner, kein Meister soll
einen Lehrling anders, als auf die Zeit
von sieben Jahren annehmen ; und da soll
er ihn erst, nach Rat und Bestimmung
I seiner Mitbrüder, zum Maurer uneben.
11) Ferner soll kein Meistet oder GttJeil
! Gebuhren nehmen, um jemand zum Masrer
\ au machen, wenn er nicht frei geboren
ist, in gutem Ruf stehet, gute Fähigkeiten
und gesunde Glieder hat. 12) Ferner, kein
Gesell soll den andern tadeln, wenn er es
nicht besser zu macheu weiss, als der, den
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Ynrker Urkunde.
er tadelt 18) Ferner, jeder Meister soll
anhören, wenn er von dem Baumeister,
und jeder Gesell, wenn er von dem Meister
angehalten wird. Mine Arbeiten zu ver-
beMern und «ich darnach zu achten.
14} Ferner, alle Maurer »ollen den Vorge-
setzten Gehorsam erweisen und willig
thun, was sie ihnen heissen. 15) Ferner,
jeder Maurer soll Gesellen aufnehmen, die
über Land kommen und die ihm die Merk-
male geben. Er soll dann für sie sorgen,
wie ihm gelehret ist. Auch soll er not-
leidenden Brüdern su Hilfe kommen, wenn
er Wissennchaft von ihrer Bedrängnis er-
hält, wie er gelehret ist, und sollte es auch
bis auf eine halbe Meile Weges sein.
16) Ferner, kein Meister oder Gesell soll
einen andern, der nicht zum Msurer ge-
macht worden ist, in die Loge zulassen,
um die Kunst des Formens su sehen, oder
ihn Steine formen zu lassen, auch ihm
kein Wlnkelmass oder Richtscheit machen,
oder die Anwendung davon lehren;*) —
Dies sind die Pflichten, die zu halten gut
und nützlich sind. Was künftig noch gut
und nützlich befunden werden wird, soll
immer aufgeschrieben und von den Vor-
stehern besannt gemacht werden, damit
alle Brüder ebenfalls darauf verpflichtet j
werden können. Hier endet sich die Kon- j
stitution.« — Zur Geschichte sei mit Keller
[FZ. 1863, S. 385] bemerkt, dass es höchst i
auffällig erscheint, darin den berühmten
Alcuin (s. d.) nicht erwähnt su finden, der in
York im 8. Jahrb. einer höhern Bildung»- ]
anstalt vorstand, und dass sie des Baues
der Peterskirche in York nicht gedenkt, j
die von Alcuin erbaut und 780 eingeweiht
wurde, während sie doch die viel später
gebauten und ferner liegenden Kirchen
von Oanterbury und Rochester erwähnt. —
Was die Prinz Edwinsc.he Konstitution
betrifft, so zeigt sich bei einem Vergleich
mit den inzwischen aufgefundnen echten
alten Konstitutionen, so z. B. der Halli-
wel Uchen und der Cookeschen, dass sich
gerade die Punkte, auf die Krause so
hohen Wert legt und die den milden Geist
ihrer Verfasser sowohl, wie ihrer Zeit be-
kunden sollen, iu den echten alten Ur-
kunden nicht finden, obschon das Ganze
augenscheinlich nach einer echten Urkunde
bearbeitet wurde. Weiter hat die Edwin-
»che Urkunde die Verbote der Diebe*-
hehlerei, Unkeuschheit u. s. w., die alle
Urkuuden haben, wenn auch nicht ganz
umgangen, doch in einer milden timscnrel-
bendeu Weise berührt; umgekehrt fehlen
ihr die Artikel, die in den alten Zeiten
von besonderer Wichtigkeit sein mussten,
um Einmischungen der weltlichen Macht
in das Innere Her Brüderschaft zu um-
gehen und die deshalb in geeigneter Weisein !
die Alten Pflichten (s.d. übertragen worden J
•» M. hrm «IImot B«rtiamuD«m f»bl«t in »Km I
KotutitutiontiD.
sind: der Versöhuuugsiag und die Schlich-
tung von beginnendem Streit zwischen
Meister und tienosne^ — l>ie angeblich
auf Befehl des Koni?* Wilhelm Hl. ge-
sammelten Alten Pflichten zeigen bei
einem Vergleich mit den echten alten
Konstitutionen, denen sie ganz unverkenn-
bar nachgebildet sind, namentlich der im
Gentlemans Magazine, ebenfalls, dass für
die Punkte, die eine für ihre Zeit ganz
auffällig milde Gesinnung atmen, etwas
Ähnliches in den alten Konstitutionen
nicht zu entdecken ist. Auch die wieder-
holten Anmietungen auf Zeichen sind in
den echten Urkunden nicht vorhaudeu. —
Konnte nun selb»! noch in jüngerer Zeit
und nachdem Krauses Annahme von
(^uldeern, alt Ahfaesern der Yorker Kon-
stitution, und Zusammenhang der alten
Brüderschaften mit den römischen Bau-
korporationen in Staub zerfallen war,
noch immer eine Möglichkeit aufdämmern,
dass die beiden ersten Teile der Urkunde,
wenn auch in vergleichsweise neuer Zeit
überarbeitet, einer Logt in York ab Gruud-
Sesetz gedient hätten, obschon der Redner
er dortigen Loge 1726 seiner nicht ge-
dachte, so ist es jetzt durch Findel tisch -
f «wiesen, dass daran gar nichts ist, und
amit stellt sich die sogen. Yorker Kon-
stitution immer deutlicher als das Mach-
werk von solchen heraus, die Verwirrung
in der Brüderschaft anzustiften gedachten
— Klose glaubte sich bereits aus seinen
Forschungen über die Yorker Konstitution
zu folgenden Schlüssen berechtigt: • !> Es
hat erwiesuermassen zu York im J. 1726
eine alte Handschrift, sogar damals noch
verbindend für die Brüderschaft, vorge-
legen; sie ist zur Befolgung empfohlen
worden, mit gänzlicher Ignorierung des
von Anderson 17*23 berausgegebnen Kon-
stitutionenbuchs; 2} diese Handschrift zu
York war aber mit den übrigen in Eng-
land vorfindlichen übereinstimmend und
enthielt namentlich nicht die Berufung
auf die Noachiden, ebensowenig die der
Krauseschen Urkunde ausschliesslich eigen-
tümliche Verordnung; 8) die der Krause-
schen Urkunde beigefügten Konstitutionen
unter Wilhelm IIL bieten wirklich eine
jüngere Redaktion dar, laut ihrer innern
Annäherung au die sogen. Y. U.; 4) letztere
ist jedoch später, als 1727, von irgend
einem Bruder, mit zum Teil beabsich-
tigten Lehrsätzen, zum Teil mit einer ge-
lehrten Ausstattung versehen, in die latei-
nische Sprache übertragen worden. Ute
Richtung dieses Verfassers beurkundet
sich durch die Nichterwähnung St Alban*,
als Protoinartyrs von Kngland, im Wider-
spruch mit der Rede vom .1. 172t>, 5) da
nur die zweite Ausgabe des AndcmMUKchen
Konstitutionenbuchs 1788 der V>a--hi«Ien
erwähnt, im J. 1756 aber diese Fassung der
Alten Pflichten von der Grossloge m Lon-
don aufgehoben wird, dagegen die um 1754
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Yorker Urkunde.
auftauchende Spaltung der Brüderschaft,
die sich alt«- Masoneo furtan benannt
hat, in ihrem ersten Gesctzbuche Ahimau
Ke/on 1756, und fortan ii. allen ihren fol-
genden verwandton Gc*eubüchcm die Be-
rufung auf die Noachiden ah Gegensatz
gegen das Qrossmeistertum zu Ix»ndon bei-
behalten hat, eo 6' darf man annehmen,
das« die Übertragung der nach 1726 in
altenglischer Sprache vorhanduen Kon-
stitution in die erweiterte lateinische Über-
Hetzung später als um da* J. 1788 (resp.
1756) vorgenommen worden sei} und zwar
sv einer Zeit, wo der Parteistreit der
sogen. Alten .Maurer ge/en die sogen.
Modernen Maurer um 1772 auf da« Leb-
hafteste entbrannt war; 7) dass die Rin-
Heehtung des Noachismus in die Alten
Pflichten keineswegs auf einer oder meh-
reren unzweifelhaft echten Handschriften
beruhe, ergiebt sich ans dem höchst wich-
tigen urkundlichen Umstand, daas, ob-
gleich die Groasloge zu London bei ihrer
Vereinigung mit der Oroasloge der Alten
Maurer, am 23. Dez. ISIS, manch«» aus
dem Ritual der letztern aufgenommen hat,
dennoch die ursprünglich« Redaktion der
Alten Pflicht mit Hinwcglassung der Noa-
vhiden, wieder hergestellt und beibehalten
worden ist, es wäre denn , Baas man hier-
durch eine Unterscheidung von den in
Amerika sich fortwährend als Maurer be-
nennenden Brüdern hätte beibehalten wol-
len. Sicherlich aber ergeht hieraus der
Beweis, daas für die Noachiden keine alte
unverdächtige Urkunde sprach; 8) dass
somit die Urkunde Krauses, wie getreu
und gewissenhaft aie auch nach der von
Stonenoune erhaltneu Abschrift von Schnei-
der übersetzt nnd von Krause abgedruckt
ist, bei weitem nicht die Glaubwürdigkeit
der vorhandnen alten englischen Konati-
stitutionen verdient, das» sie eine Umar-
beitung derselben ist und dass sie unter
allen bekannt gewordneu Handschriften
als die aller jüngste, manchmal sogar will-
kürlich umgearbeitete echte alte Urkunde
betrachtet und behandelt werden muss.« —
Es hat nicht an Bemühungen gefehlt,
diesen Schlüssen gegenüber die Echtheit
der sogen. Yorker Konstitution aufrecht
zu halten, obschon die seit. dem Erschei-
nen der Klossschen Schrift weiter bekannt
gewordneu echten alten Konstitutionen
und die Aufdeckung der alten malerischen
Geschichte immer mehr das l'rtoil vüii
Kloss bestätigten. Jeue erwähnten Be
müh Hilgen veranlassten Asher in Hamburg
h XXIII, 48], eben fall*- un die Prü-
fung der Yorker Konstitution zu gehen,
und nachdem er durch den Kenner der
englischen Geschichte, Lappenberg, seine
Zweifel an dem Vorhandensein einer
solchen Urkunde vollkommen bestätigt
fand, kam er zu den Aussprüchen: »1) Ver-
fassung, Sitten und Geist jener Zeit wider-
sprechen sowohl der Veranlassung, wie
i dem Inhalt des Dokuments; 2i würde in
| einer Zeit, wo alle Urkunden in öffent-
lichen Versammlungen aufgenommen wur-
den, bei einer solchen Satzung gewiss keine
Ausnahme stattgefunden hüben. K<jiu Ge-
schichtschreiber erwähnt, seines Wissens,
der augeblichen Zusammenkunft, d;e doch
grosses Aufseben hätte machen müssen;
8) die Verpflichtung in Artikel 3: Euch
nicht daran kehren, wenn sie einer andern
Religion oder Meinung zugethan sind,
können wohl nicht aus eiuer Zeit her-
rühren, wo es in der Christenheit nur
Rechtgläubige und Ketzer gab und den
Juden kaum Menschenrechte zugestanden
wurden. t — So wenig aber es lange nicht
gelungen ist, die Voreingenommenheit ein-
zelner für die Echtheit des sogen. Frei-
maurerverhörs zu erschüttern, so wenig
war dies den Forschungen gegenüber der
angeblichen Echtheit der sogen Y. U. ge-
lungen, trotzdem Nachsuchungeu an Ort
undStelle Findel zu folgeuden Aussprüchen
veranlassten: »1) Weder einer Generalver-
sammlung der englischen Masonen, noch
der unter Edwin (oder Athelstan) eutworf-
neu Konstitution wird in den von der
Surtees-Society veröffentlichten »Baurolleu
von York-Minster« (I)urham 1859) gedacht.
Eine in angelsächsischer Sprache verfasste
Pcrgamen trolle war demzufolge im 12.-- 14.
Jahrb.. zu York nicht vorhanden. 2) Der
gelehrte Altertumskenner und Geschicht-
schreiber Yorks, Dr.ike, thut in seiner 1726
gehaltnen Re'le einer Originalknnstitulion
oder der Krai. teschen Urkunde keiner Er-
j wähuuug, sowie er auch einzelne Beson-
' derheiten derselben nicht hervorhebt. Die
alte Urkunde, auf die er sich bezieht,
kann die Hundschrift vom J. 1693 sein
oder das Original der Abschrift vom J. 1704.
3) im Protokoll vom J. 1761 über die
Wiedereröffnung der Grossloge von York
findet sich keine Bezugnahme darauf.
4) Tu dem 1777 an ge fertigt eu, noch vor-
handuen Inventar über das Archiv der
ehemaligen Grossloge steht diese eben-
falls nicht mit x'erzeichnet. 5) Vor etwa
einem Jahrzehnt hat eine der Berliner
Grosslogen in York über die Krausesche
Urkunde Erkundigungen eingezogen. Da-
raufhin hat der gegenwärtige Schatzmeister
und Pastmeisler Cowling vergeblich Nach-
forschungen augestellt sowohl beim Biblio-
thekar des Münsters, wie bei den zwei
; berühmtesten Altertumskennern, die deren
Vorhandensein entschieden in Abrede
| stellten. 6) Der Bestätiger der angebücheu
: lateinischen I Versetzung, Stoncmouae, ist
i in York völlig unbekannt, und es konnten
( sieh die ältesten Leute einer Familie diese«
Namens nicht entsinnen. 7) Hat in der
Zeit um 1806 eine architektonische Gesell-
schaft zu York nicht bestanden. Soll aber
das »Summa societa* aichitectouicai in
der Bestätigung so viel al* »Gronslogc
heissen, so bestand damals auch diese nicht
Digitized by VjOOQle
570
YpMlanti — Zyklen.
mehr. 8) Es ist du mit der Krauseschen I
Übersetzung übereinstimmende Original
in England Dia jetzt nirgends aufgefunden
worden; die maurerischen Schriftsteller
Englands bezeichnen vielmehr die Halli
Weitsche Urkunde (oder auch die andern
Handschriften aus dem 16. Jahrh.) als die
Athelstan-Konstitution. 9) Die bis jetzt j
bekaunt gewordnen alten Konstitutionen
stimmen dem Wesen nach miteinander
uberein und gewähren damit ein wenigstens j
indirektes Zeugnis gegen die Krauseacbt
Darüber, das« eine masontsche Urkunde
vom J. 926 nicht vorhanden sei, kann ein
Zweifel wohl kaum mehr aufkommen.
Alle Folgerungen, die an das vermeintliche
hohe Alter der sogen. Y. U. geknüpft j
wurden oder werden, zerfallen in nicht«.
Daes ein mit der Krauseschen Übersetzung j
gleichlautendes Original oder eine andre ,
Urkunde, die die mit der Krauseschen !
übereinstimmenden Züge bei Andetson i
enthalt, noch aufgefunden werden könne, >
ist nicht unmöglich, wenn auch unwahr- I
hcheinlich; das« aber dann eine solch«'
Handschrift jüngern Datums, als die bis !
jetzt bekannten sei, lBsst «ich mit alle»
Bestimmtheit behaupten. Keinesfalls kann '
sie auf den Namen einer Y. IT. fernerhin
Anspruch machen.« Die Handschrift in
altenglischer Sprache, die Büttner 1779
in London gesehen hat, ist jedenfalls
eine ganz andre gewesen, als die, die
Sehneider (s. d.) in lateinischer Sprache
übersetzt erhalten haben will. Es bleibt
mithin kein Zweifel, dass Schneider in j
Altenburg mit dieser verfälschten Urkunde |
betrogen worden ist. Denkbar ist — uud
die Überlieferungen in York deuten darauf
hiu, — das» einst, vielleicht veranlagt
durch die von Aleuin dort gegründete
Schule, die längere Zeit bestanden hat, in
York eine Versammlung von Bauvers»9n-
digen stattfand und die'Ertnnerung daran
sich unter den Bnugenossen erhielt; a»»c
Aufzeichnungen selbst viel ursprünglicherer
Art sind aus so fernen Zeiten undenkbar.
[Vgl. des Ausführlichen in der vorigen
Auflage TU, 492-519; femer BZC. 1890,
S. 165; Gould, Hi^orv of Freemasonrv I.
494. Rh. 1863, S. 301; 1864. S. 2, 2l9:
1^65, S. 145. Mittheilungen au« d*>m Ver-
ein deutscher Freimaurer 1864. 8.
HZ«?. Nr. 188, S. 59.
Iptdiantt, Alexander Kürst, geb.
12. l»ea. 1792 in Konstantinopel. gest. 81.
Jan. 1828 in Wien, wurde 18«>9 russischer
Offizier, 1814 Oberst und 1*17 General-
major. 1820 trat er an die Spitze der
HetÄrie der Philiker und fiel ISil in die
Moldau ein. Da die 1? riechen aler nicht
gegen die Türken aufstanden, wurde er
21..Kmi 1821 beim Kloster Drag^schan vom
den Türken geschlafen und floh nach
Siel« »bürgen, wo er von der österrcich-
sclien Regierung verhuftH und nach
Munk.us, später nach Thcresien-tadt in
Böhmen gebracht wurde. Erst 1827 wurde
er eut lassen. — Y. wurde 1810 in der
Loge PalAstina in Petersburg Freimaurer
[vgl. Pypin, Quellen und Beitrage zur O
schichte der Freimaurerlogen Russl«"*!*
(Riga 1896), S. 113j.
Ytcnbiirg, s Isenburg.
Zabrse Landgemeinde in der preuss. I
Prov. Schlesien, 14012E.). Hier wurde unter !
der Aufsicht der LogeZut siegeudeu Wahr- j
heit in Gleiwitz 7. < >kt. 18'»» ein Freimaurer-
kranzchen eröffnet. Ks bestand schon seit
1894 als zwanglose Vereinigung. Mit-
gliederzahl (1900): 17.
Zacharias, Ernst Wilhelm, geb. 15..
April 1789 in Dresden, gest. 26. Marz 1847
das., Sekretär beim Appellationsgericht
in Dresden, wurde zum Freimaurer auf-
genommen in der Loge Zum goldnen
Apfel in Dresden 4. Okt. 1811 und war
Schriftführer und dann Bibliothekar
dieser Loge. 1815 trennte er sich von
ihr, schloss sich 1819 der Loge Asträa zur
grünenden Kaute das. an und verwaltete
sowohl bei dieser, als nach deren 1831 er-
folgten Vereinigung mit der Loge Zu den
dre» Schwertern mehrere Ämter, bis er
Mai 1844 zum Altmeister ernannt wurde.
Seit 1830 war er zugleich Grossredner bei i
der Grossen I*andesloge von Sachsen und
übernahm 1» Dez. 1833 den Vorsitz im j
geschichtlichen Engbund Dresden, .seit
1840 gab er auf eigne Kosten eine Nu-
motheca numismatica Latoruorum heraus
(Dresden), von der bis zu seinem Tode
8 Hefte erschienen. [Vgl. FZ. 1847, S. 214.
Peuckert, Geschichte der Loge Zu den drei
Schwertern in Dresden (Lpz. 1883). L. IX,
S. 92.1
Zahlen. Nach der Lehre der Pythago-
reer ist Z. und Harmonie das Wesen, die
bestimmende Macht und das Gesetz der
Welt. Selbst des Menschen Seele und das
sittliche und vernünftige Leben seines
Geistes wird von Pythagoras unter dem
Begriff der Zahl gefasst, Tugend als
Z.-Harmonie bestimmt. In der Musik
kommen, wie Pythagoraa (a. d.) uud
nach ihm Krause (s. d.) in seiner »Theorie
der Musik« es ausgesprochen, die Z. nach '
ihrer Bedeutsamkeit, nach ihrem Ursinn
in Betracht als Formen göttlicher Wesen-
heiten, die das Leben, Gestalten und Wer-
den in der Zeit beherrschen. •Harmonie
und Melodie beruhen«, so heiast es bei
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Zfthleti
Krause; ,ihrer Erscheinung nÄCh auf der-
seilten ewige» Grundlage, den Verhält-
nissen der Z., nach ihrer innersten Wesen
lieh aber auf der Gliederung de» gesainten
Organismus der Wesen und der Well
deren ewige Form und Ordnung in d«-u
Z. und in den Verhältnissen der Z. er-
scheint. Mehrere verschiedne hohe Töne,
die, zugleich oder nacheinander ertönend,
unser Gemüt befriedigen, nennen wirWohl-
laute oder Konsonanzen; die hingegen,
welche unser Gemüt iu Spannung und Er-
wartung versetzen, nennen wir Gegenklänge
und Dissonanzen, und diese verlangen, in
Konsonanzen befriedigt oder aufgelöst zu
werden, sowie jede Spannung entgegenge-
setzter Kräfte in der Gesundheit und Schön-
heit des liebem sich wiederum zu harmo-
nischer Befriedigung lost. Jedes konso-
uierende und jedes dissonierende Intervall
ist Ausdruck eine» bestimmten Z.-Verhalt-
nisses, oder es stellt im Reiche der Töne
eine oder mehrere bestimmte Z. lebendig
dar. Alle Oktaven sind durch die Z. Zwei
bestimmt, alle Quinten durch die Z. Drei,
die grosseu oder harten Terzen durch die
Z. iünf, die kleinen oder die weichen
Terzen durch die vereinten Z. Fünf und
frei, die kleinen oder wesentlichen Sep-
timen ursprünglich durch die Z. 8ieben,
in unserm jetzigen Teilsystem aber durch
die vereinten Z. Zwei und Drei oder Drei
und Fünf, die grosse None, sowie auf an-
dre Art auch die kleine, durch die Z. Zwei,
Drei und Fünf. Da nun auf diesen Inter-
vallen die ganze Harmonie und Melodie
beruht, so kann, indem auch die Septime
als durch Zwei und Drei bestimmt aus-
geübt wird, insofern gesagt werden, dass
die Grund-Z. F.in.s, Zwei, Drei und Fünf
dfe Grundlage unsrer ganzen Musik aus-
machen, und zwar uies um so mehr, als
auch Oer musi kn lisch e Rhythmus eben diesen
'/.. folgl. Leihniz sagte daher: , Die Seele,
indem sie Musik hört und empfindet, übt
bcwusstlos eiue hohe Arithmetik aus; sie
zählt, ohne *s zu wissen- [Kpist. ad divers.
I. 144. Vgl. auch Vischer, Ästhetik (Stuttg.
ICAT», IU, 2 $ 762: ,Die Musik ist
ein unbewusstes Rechnen'; M. Carriere,
Ä»th-tik (Lp». 1873), II, 355 i. Aber die
Seele verrichtet diese Zahlung nicht,
xmdt-m es wird ihr gezählt; e- ist das Ge-
fühi \on Befriedigung oder Erwartung, das
sie in uiu-ikaliach geordneten Klingen un-
uiiuvlbar wahrnimmt. Nach meiner Über-
zeuguuji ist der Grund des Wohlgefallens
au allen Guten und Schönen darin ent-
lislitn. Ih*s das Gute und Schöne in seiner
Eudltcbic-it und in seiner bestimmten Form
die. Kij. (.'jischaften oder Wesenheiten der
Golthen seJ'»st darstellt und eben dadurch
gotlähnlit h, ja göttlich ist, und diese Idee
stimm- mii jener L-hre des l'vthagora»
überc-in; d^mi «Ii'- Z. sind ursprünglich
eine eigentümliche Darstellung der gött-
lichen Kigc'jv.naAcn, der Grundgesetze
des Weltbans und des allgemeinen Lehens
\ nach deren Form . und die Welt in ihrem
! ewigen Gliederbaue, sowie in ihrem zeit-
lichen Leben ist selbst ein endliches, aber
treues Abbild der Vollkommenheit Gottes,
' als ihres Urhebers, Ordners und Regierers -
— Die l'ythagoreer und die Verfasser
der biblischen Schriften, Philon wie die
Vertreter des Deismus, die Naturforscher
wie die Mystiker, sie alle legen den Z.
einen tiefern Sinn unter; dem einen sind
sie der Schlüssel zu aller Erkenntnis,
dem andern nur die leitenden Fühlfaden
im Gebiet der Spekulation. [Über die
symbolische Bedeutung der Z. in der Bibel
vgl. Jahrbücher für deutsche Theologie
(1864) IX, 8—48; Riehm, Handwörterbuch
des bibl. Altertums (Bielefeld u. Lpz. 1884)
II, 1777/851. Die Pvthagorcer bezeichnen
den Geist (Äther) als Eins, als Einheit,
weil er nicht etwa aus verschiedenartigen
Bestandteilen zusammengesetzt ist, sondern
als durchaus einzigartig und einfach be-
trachtet wird. Der Stoff dagegen heisst
bei Pythagoraa die Zwei, denn man denkt
sich die Materie aus verschiedenartigen
Beatandteilen, aus Erde und Wasser oder
dem unendlich Grossen und dem unendlich
Kleinen zusammengesetzt. Der Eins kommt
die schöpferische Thal, die Aktivität zu,
der Zwei das Leiden, das Passive; die Zwei
nimmt gleichsam die schöpferische Thfltig-
keit oder Einwirkung des Geistes in sich
: auf. — Eins und Zwei, Mouas und Dyas,
vereinigen sich in der Drei, der Trias, zn
höherer Einheit. Als pythagoreischer Buch-
stabe wurde das griechische Y angesehen,
das iu seiner Gabelung das Hervortreten
der Zwei aus der Eins versinnbildlicht, in
seiner Gestalt aber die Zusammenfassung
der Dreiheit in der Einheit verkörpert. —
Die Vier ist QuXl und Wurzel aller Dinge
und bezeichnet symbolisch den Raum, die
Weltordnung. Die heilige Vier gebiert
»die Mutter des Alls, die alles aufnehmende,
alles umgrenzende, erstgebornc, nie ab-
lenkende, nimmer ermüdende, heilige Zehn,
die Sehlüsselhalterin de* Alls, die der Ur-
zahl gleichet in allem.« Diese Entstehung
der Zehn aus der Vier veranschaulicht
Milanta. Response S. ^3 dergestalt, wie
Ramtel es angeblich auf seinem Gemälde
• Die Schule von Athen» auf der dem Py-
thagora« gewiesneu Tafel zur Darstellung
bringt. - Die Fünf, die Pcn-
tas, bedeutet l»f i den Pytba- |
goreern die 5 Elemente;^ der I , I
schöpferische Geist oder Äther | ' | ' i ' |
bringt durch Einwirkung auf
die l.Trmaterie: Fem .• und \ x
Luft , Wasser und Erde her-
I vor. die Grundbestandteile der dem Wech-
j ycl und Wandel unt^rworfnen Welt. —
1 Die Sechs bezeichnet die 6 Gattungen der
i hescelien (belebten Wesen: Götter, l>ä
otonen, Heroen (Halbgötter;, Menschen.
I Tiere und Pflanzen. — Ganz besonders
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r>72
Zshlen
hoch gewertet wird die Sieben-/., denn
die N:itur bringt in 7 Jähren oder in 7
Moniten oder in 7 Tagen die meisten phy-
sischen Dinge hervor. Darum heisst die
•Sieben das M:i*a der Zeit, denn bei den
meisten Geschöpfen treten die zeitlichen
Perioden ihrer Entstehung und Vollendung
nach dem Gesetz der Siebenr.ahl ein. Der
Mensch wird in 7 Monaten voll entwickelt,
wechselt mit 7 Jahren die Zahne, wird ein
Jüngling mit 2x7 und mannbar mit 8x7
Jahren u. s. w. Auch unter den Himmels-
körpern herrscht die Siebon-Z.; die 7
Planeten (die bekannten fünf nebst Sonne
tind Mond; sind »göttliche, mit Intelligenz
begabte Wesen, die in unwandelbarer Ord-
nung und in ewiger (:nvergänglichkeit und
.Tugendfrische ihre Bahnen durchlaufen.«
— Der Kosmos, der höhere und reinere
Teil der Welt, wird von acht göttlichen
Wesen, den 8 Sphäreu oder Firmamenten
eingeschlossen : »den 7 durchsichtigen Pla-
ueteuaphären , an denen diese Himmels-
körper befestigt sind, und der undurch-
sichtigen Fi.vternsphäre. Diese 8 Sphären
mit den an ihuen befestigten Planeteu und
Sternen find ihrerseits wieder nach har-
monischen Verhältnissen geordnet, &o da*»
ihre Abstände den Intervallen einer musi-
kalischen Tonleiter innerhalb einer Oktave
entsprechen« — »Die acht Sphären oder
Firmament«? mit der Erde una der Gegen-
erde teilen das gesarote Innare der VVelt
in neun grosse kosmische Räume: einen
mittelsten von der Erde und Gegenerde
eingeschlossnen, von dem Zcutrslfeuer
erfüllten, dann von der Erde an bis zum
Saturn die von den 7 PlanetensphAren ein-
geschlossnen 7 grossen Welträume, und
endlich als äußersten uud letzten 9. den
Zwischenraum zwischen dem Saturn und
der Fixstern Sphäre. — D\e ganze Welt-
kugel endlich besteht ans zehn Gesamt-
bestandteilen: aus dem Fixsternfirmaraent
mit sämtlichen Gestirnen, aus den 7 Pla-
netenfirmamenten und den daran befestig-
ten Himmelskörpern vom Saturn bis zum
Mond, und endlich aus Erde und Gegen-
erde, die, vereinigt, eine feste ilohlkugel
bilden, diedas Zentralfeuer in sich schliesst«.
— So ist nach der Pythagoreer Lehre die
ganze Welt Z. und Harmonie. [Höth,
Gesch. unserer abendländ. Philosophie H,
2 8. 868—988; auch E. Baltzer, Pythago-
ras der Weise von Samos (Nordhansen
18oKJ? 8. Iö3.] — Theosophcn, wie Jak.
Bühnte, St.- Martin u. a. haben sich be-
sondere Z. -Theorien gebildet und ver-
sucht, die Bedeutung der Z. auseinander
zu setzvn. Auch die Freimaurerei hat die
Z. Symbolik Überkommen und pflegt «i<>
zum Teil noch. In der Antwort auf die
erste Frage des sog. Freimaunn erb»rs
(s. d.) ort». Leint die Wissens» haft von den
Z. al>> Huuptgegenstand des Interesse.* des
Mam.srs. Nach den »Three distinet knocks«
und in ».fachin and Roaz« lehrt uns die
Arithmetik die Eigenschaft (den Gebrauch,
Wert oder die Kraft) der Zahlen. Krause,
Kunsturkunden I, 1, 6. 203—206 Ann». 94.
weist, in Anknüpfung an diese Katechis-
I musantworten, in geistvoller Deutung die
, Brauchbarkeit der Zahlen 1, 2 nnd 8 als
j maurerische Symbole nach: »Der Maurer
t soll die Zahlen 1. 2, 8 verstehen und nach
' ihnen arbeiten; denn sie sind Symbole der
I Einheit, des Gegensatzes und der Harmo-
nie, welche der Maurer in all seinen Den-
I ken, Empfinden und Handeln wohl beob-
achten soll. Die Eins erinnere den Maurer,
: dass Einheit. Ganzheit, Selbständigkeit
und Freiheit das Erste sind, wonach er
alt 8elbvreseu in seiner eignen Person
streben soll, und dass die Menschheit ein
Ganzes ist; auch dass er an allen Dingen
ihre Einheit zuvörderst achte uud gegen
sie alle gerecht sei. Die Zwei ist Symbol
der Gegenheit, nämlich des Gegensatzes
' wirklicher artgleicber Wesen und Wesen-
heiten, nicht wie Tugend und Laster, Licht
und Finsternis, wie Etwas und Nichts,
sondern wie Etwas und ein in der gemein-
samen Gleichartigkeil anderartiges Etwas:
wie Vernunft und Natur, Leib und Geist,
Mann und Weib, Ich und Du, wie Wissen-
schaft und Kunst, Verstand und Eiubil-
dungHkraft, Gegenwart und Zukunft.
Solche sich gletchwcsenlich gegenüber-
stehende Dinge sind nach Gottes Gesetz
gleichwesenlich ; und wie der Maurer die
Zwei versteht, so achtet er sie gleichför-
mig, so hält er die Natur nicht für etwas
Geringeres, weil es nicht Vernunft, den
Leih nicht lur etwas Geringeres, weil er
nicht Geist, die Frau nicht für etwas Ge-
ringeres, weil sie kein Mann, den Neben-
menschen nicht für etwas Geringeres, weil
dieser nicht Er ist. — Die Drei ist Lehr-
zeichen (Symbol) der Liebe und Eintracht.
WTo nur zwei wirklich entgegengesetzte
Dinge sind, da sollen sie in Gott sich
vereinigen und zusammenleben und im
Zusammenleben ihren augestammten Ge-
gensatz erhalten und ausbilden. So in,
mit und durch Gott vereinigt, ist Geist -
weaen (Vernunft) und Ixdbweaen fNatur)
Menschheit, Leib und Geist Ein Mensch,
Mann und Weib Ein Leib und Geist,
Ein Mensch in der Ehe ... AUo
erinnere die Drei den Maurer an Liebe
und Vereinleben, dass er die Entgegen-
gesetzten in der Vereinigung als ein
Drittes auabilde in Gerechtigkeit, Liebe
uud Schönheit, dass er auch in der Ver-
einigung über dem GeiBtweaen (Vernunft'
nicht da» I/eibwcsen (Nntur), über dem
Geist nicht den Leib, über dem Mann,
nicht das Weib, über der Wissenschaft
uicht die Kunst, über dem Unwesenlichen
um! l'rnildlirhen nicht das Wirkliche ver-
gesse, noch unigekehrt, sondern, stete
oeides gleichförmig besorgend, Ein ver-
' cinlebltches, vollwcsonliche», urgeeundes
l Drittes bilde . (Vgl. Herzog, Th. Real
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/.»hl*-.».
.578
Eucyklop., 2. Auf!., XV, Stil 88. B«t. R.
IV, 8. 86—44. BZO. 1884,8. 41—56. Kunst-
urkunden I, 2, 3. 450 L. IX, 387.1 Von
der Vi erzähl in maurerischtm Siune han-
delt das l^brlingfragstück nach Prichard,
Masonry dissected Fr. 72— 77, nach Browne,
Maater Key Fr. 187— 89. Bei Krause, Kunst-
urkuuden I, 2, 8. 286—45, werden die vier
Haupttugenden erörtert In dem Gesellen-
grad eines französischen System* finden
«•ich folgende Fragen und Antworten:
Fr.: »Was bedeuten die vier obersten
Reken an dem kubischen Stein?« A :
• Die Allgemeinheit des Ordens und die
vier Weltteile, in welchen sie verbreitet
int.« Fr: »Wmh bedeuten die vier untern
Winkel?t A.: »Die vier Tugenden, welche
den Orundaiein unser* Ordens aufmachen.«
Diese vier Huunttugeiiden nennt schon
i'lato in seiner Republik ah» die Weisheit,
Tapferkeit, Maa*ii»ung und Gerechtigkeit.
Sie werden, zusammengenommen, auch die
Quadratur der Tugenden genannt. Auch
die Brahnianeti kennen vier Haupttugenden,
ulmlich Sanftmut Duldung, Seibatbeherr-
schung und Freigebigkeit • - Im Meleeino-
schen System wird bei Erklärung den
mystischen Teppichs erzählt, Gott habe
in die Schöpfung vier Räume geschaffen,
weiche die Propheten vier verschiedne
Himmel nannten. — Über die Vierzahl selbst
und ihr verschiedne» Vorkommen vgl.
Petr. Bunge, Numerorum mysteria (Lut.
Par.1678), 8. 192—249, 496 fg.; App. 8. 18
bin 24. Über das Tetragrammaton (Jhvh)
vgl. Kleuker, Mayut&v (Frkf. 1784), 8. 163,
844 fg. Schauberg, Handbuch der Sym-
bolik (1861), II, 481, wo des Materials eine
Überfalle zu finden ist. Die spfttroeen-
kreuzerisehe Deutung der Vierzanl findet
sich in »Geh. Figuren der Ronen kreuzen
(1785\ Heft 1, Bl. 5. Bh. 1861, 8. 898. —
Auch Fünf ist eine in der Freimaurerei
bedeutsame Z.; ale soll sich auf die fünf
Sinne, ferner auf die fünfte der sieben
freien Künste, die Geometrie, sowio auf
die fünf vornehmsten Saulenordnungen
beziehen. In dem Ältesten Lehrlingfrag-
stück wird auf die Frage: »Warum machen
fünf Manoncn (der Meister, die beiden
Aufseber und zwei Gesellen) eine Loge?*
geantwortet: »Weil jeder Mensch mit fünf
Samen begabt ist« Dazu giebt Fessler
[Schriften über Freimaurerei, III, 87) fol-
gende Erklärung: »Die zu einer Loge
versammelten Brüder sollen so innig ver
einigt sein, das* sie gleichsam nur einen
einzigen Menschen ausmachen. Der Mensch
ist ein vollendetes Ganzes, dem jedoch fünf
verschiedne Sinne den Stoff au seinen
feistigen Wirkungen zuführen müssen.«
>ie fünf äussern Sinne werden in dem
Gesellen fragstück nach Browne [vgl. Krause,
Kunsturkunden, Bd. I, 2, 8. 269] er-
kürt. (Vgl. Hchauberg a. a. O. II, 825;
Bh. 1861. Nr. 88. FZ. 1861, Nr. 85.] Be-
treffs der maurerischen Bedeutung der
Sechs vgl. dm Artikel Hexagramm -■■
Die %. Sieben erscheint neben 3, 5 und
9 als die wichtigste: nie ist aus der Ver-
einigung der in ihrer Art vollkominnen Z.
8 und 4 hervorgegangen. lu den alten
ManreTkonstitutiouen wurde bestimmt, tlass
kein Lehrling auf kürzere Zeit als auf
j 7 Jahre in die Lehre genommen werden
soll. Daraus Rind auch die Fragen: »Wie
alt sind Sie?« und deren Antworten: • L'n'-r
Sieben« und »Über Sieben« herzuleiten,
deren erstere sich auf den Lehrlingsgrad,
deren zweite sich auf den Meistergrad
bezieht. [Vgl. Krause, Kunstnrkunden I
2, 8. 80, Frage 88 und S. 2S2— 85;
| II, 1, S. 105, such Anm. c] Die Z 7
hat von jeher in den virsrhiedncn mau-
I reri^chen Graden und Symbolen ihre An-
' wendung gefunden, so z. B. giebt Bazot
in seinem »Manuel«. S. 7, eine von 7 Ster-
nen gebildete Krone als das Symbol der
lTnst*rb!iehkf iv an, und die in eiuigeu
Systemen getirfiuehliche Jakobsleiter (s. d.)
hat 7 fStufeu, die 7 moralische I Eigen-
schaften bedeuteu. Wie vielfach die Be-
ziehungen der Z. 7 innerhalb der ver-
schiednen Grade sind, zeigt das «Diction
naire Maconuique« (Paris 1S25), 6. 139. Inder
j Schrift: «Der vierte Grad der Freimaurerei
oder schottischer Rittergrad« (Lp*. 1825
und 1827) wird eine •maureriaene theoeo-
I phische Enthüllung der vier Grade und ihrer
[ Mysterien« gegeben, deren Unechtheit nach-
gewiesen ist. In dem von Krause (Kunst-
I Urkunden, Bd. I) mitgeteilten Katechismus
I wird die Frage: «Warum sollen Sieben
i eine Loge ausmachen?« die Antwort ge-
l geben : »Weil es sieben freie Wissenschaften
| giebt« [vgl. a. a. O. I, 1, S. 201-8; F. 2,
I S. 270]. — Der Gesellenunterricht in dem
•Oomplete Magazine« von 1764 (angehängt
in der deutschen Übersetzung von Bonne-
villes «Schottischer Maurerei., 8. 167—224)
giebt S. 206—9 Nachstehendes. Fr.: «Auf
welche Art brachte mau Euch nach dem
j Ort, wo die Gesellen ihren Lohn em-
I pfangen?« A.: «Man befahl mir, durch
den Vorsaal mit 7 Schritten zu jenem
Gemach zu gehen.« Fr.: »In welcher
Form?« A.: «In einer solchen, als nie-
i mandem, der nicht ein Maurer ist oder
! der nicht nach dem Winkelmass handelt,
! auszuführen möglich ist.« Fr.: »Sagte
\ man Euch keinen Grund für einen solchen
; förmlichen Stufengaug (gradatiou ) > A.:
, »Ja, man sagte mir: ich sei ein Graduier-
! ter in ihrer Kunst und Innung (mystery)
I geworden.« Fr.: »Gab man Euch nicht
J auch einen symbolischen Grund an?« A.:
| «Man belehrte mich, dass die drei, fünf
! und sieben Schritte, mit denen ich auf-
\ gestiegen, die mystischen Z. in der Ma-
sonei wären.« Fr.: »Wie so?' A.: »Weii
aus der Z. drei die Grade in der Masonei
und die Regierung jeder Loge bestehen,
weil ferner die Fünf die fünfte Wissen-
schaft und die 5 vornehmsten Saulönord-
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574
Zappatorv
miniren in dei Baukunst bezeichnet, und
weil endlich die Sieben die 7 Alter der
Welt, in denen die Masonei reblüht hat,
vorprellt und die Weisung riebt, das* die
Gesellen sich nicht zur Arbeit versammeln
•Hillen, wenn nie nicht diese Z. und darüber
aufmachen können.« Fr.: »(lab man Euch
nicht noch eine andre Auslegung anV-
A.: »Jal Die Drei bezeichnet dun Ghiu-
beu, dio Hoffnung und die Linde; die Fünf
bringt uns die Klugheit, die Gerechtigkeit,
den Starkmut (fortitude), die Massigkeit
und den Flein inn Andenken und die '/..
Sieben bezeichnet die Weisheil, die Starke,
die Schönheit, die Sanftmut, die Bruder-
liebe, die Hilfeleistung und die Treue.« —
In den Jnhanuisgrudeu der Groden Na-
tional-Muttcrloge Zu den drei Weltkugeln
i*t die ritualmäsidge Vorschrift, das*, wenn
der neuaufzunehmende Gesell die 7 Stufen
erstiegen und «ich dem Altar durch drei
grosse Schritte genähert hat, der Logen
meister zu ihm sage : »Mein Bruder. Sie hauen
im Bilde die 7 Stufeu des Tempel* glück-
lich erstiegen. — Erbitten Sie sieh vom er-
habnen Baumeister der Welt die 7 Gaben
der Weisheit, damit Sie ins Heiligtum
eingehen mögen und im Lichte d<»r Wahr-
heit sich dem Altar nähern dunen!« —
Im Fragebuche I der Grossen Landesloge
in Berlin findet sich tlie Frage: »Welches
»tud die sieben Grade, die dem Orden
Stärke geben?« worauf die Antwort folgt:
• A naser den fünf vorgenannten Graden
yJen drei Johanuiagraden. den schottischen
Mithrüdern und schottischen Meistern] aind
es die Grade der Stuartsbrüder und der
vertrauten Brüder Salomes»; und im Ge-
»ellcngrad wird auf d.* Frage: »Waa be-
deuten die sieben Stulln?« folgende Ant-
wort erteilt: »Sie bedeuten 1. die neben
symbolischen Grade des Ordens, welche
die Grundkenntnisse unsrer Wissenschaft
enthalten: 1) den Johannis- Lehrlings-,
2) deu Johannis-Gesellen-, 8) den Johannis-
Meister-, 4) den Andreas- Lehrlings-, 5) den
Andreas- Gesellen-, 6) den Andreas-Meister-,
7) deu Stuartsbrudergrad; IL die sieben
Hauptzeit punkte des menschlichen Lebens:
1 1 Geburt, 2) Kindheit, 3) Jugend, 4) männ-
liches Alter, 5) Alter der Erfahrung, 6) Grei-
soualter, 7; Tod; III. weisen sie auf die
sieben Haupttugenden hin, deren Ausübung
ein Maurerbruder sich eifrig betieissigen
muss: 1) Müdigkeit, 2) Standhafligkeit,
3) Arbeitsamkeit, 4j Redlichkeit, 5) Ver-
schwiegenheit, 6i Vorsichtigkeit, 7) Barm-
herzigkeit oder Liebe gegen untre Neben«
menschen; IV. die sieben Wissenschaften
oder Künste, deren Kenntnis und Aus-
übung dem Maurerbruder nötig ist: 1) Zei-
cheukuust, 2; Dichtkunst, 3) Musik, 4) Bnu-
kuust, 5j Messkun*i oder Geometrie,
Bechen knust, 7; Astronomie, V. die
sieben Hauptfehler de* Menschen, die ein
Freimaurer unterdrücken muss: 1; Leicht-
sinn 2> Eigensinn, 8' Furchtsamkeit,
4) Trägheit, 51 Verraeasenheit, 6) Eigen-
' liebe, 7) Argwohn; VI. die sieben Haupt -
I laster, die ein rechtschaffner Maurerbruder
| fliehen und verabscheuen muss: 1) Hoch-
| mut, 2) Geiz, 8) UnmRasigkeit, 4) Neid,
j 5'i Falschheit, 6) Wollust, 7) Rachgier;
i VII. die sieben Gaben des heiligen Geistes,
! die ein rechter Freitnaurer «ich von Gott
j erbitten soll und iu deren Erlangung die
i endliehe Belohnung wiukelrevnter Arhelt
; beruht: 1) der Geial der Weisheit, 2) de»»
Verstandes, 8) de* Rates. 4> der Stärke,
5) der Erkenntnis, 6) der Gottesfurcht,
7^ der Liebe.« — [Über die Siebenzahl vgl. :
! J. Fr. niederer, Die bedenkliche Z. Sieben
! tXürnb. 1719); Fr. Vikt. Lebr. Plessing.
i Osiris und Sokrates (Brl. 1788), S. 78—82,
J 5rS0 92. die Abhandlung über die Z.
! Sieben; Stieglitz in der A. Z. 1825, S. 35«.
j Schaubrrg a. a. O. II, 895—481, sowie dio
dort im Register 8. 808 angegebnen Stellen ;
' Gass, Geschichte der ehr. Ethik (Brl. 18*1,.
I I, 140, 165 , 262-67.J — Die symbolische
1 Achtzahl gewinnt hauptsächlich imZusam-
meiihang mit dem Kubus, dem kubischen
| Stein, ihre Bedeutung, insofern der Maurer
t den rohen Stein, sein eignes Ben, nach
dem Muster der Achtzahl des vollendeten
I Würfels (nach der Ogdoas) veredeln soll. —
Die Neun, deren Produkte, quer addiert,
wieder 9 ergeben [z.B. 9x2= 18(1 +8=9);
9x5 = 45 (4+ 5 = 9); 9 x 7 = 68 (6 -f 3
= 9); 9 x 24 + 216 (2 -f- 1 + 6 9)J, wird
freimanreriach durch 8x3 bezeichnet, d. i.
durch die Summe der Buchstaben der Er-
kennuugaworte des I. und U. Gradea. —
In der strikten Observanz bestand die
Meisterloge aus 9 Meistern, denn «tausend
Gesellen und Lehrlinge machen nie eine
tage, aber wohl neun Meister.« [Vgl. L.
IX, 287.J — Die Zehn zahl wird in der Mau-
rerei nicht selten mit der Z. der zehn
Gebote in Verbindung gebracht (m Zehn-
geeets (Dekalog) sind gleichsam die sitt-
lichen Grundgesetze der ganzen Menschheit
zuaammengefaast: das religiöse Pfliehtgebot
der Gottesanbetung; die naturrechtliche
Verbindlichkeit in der Heilighaltung der
Ehe und der Familie und die soziale Ver-
pflichtung in der Sicherstellung des Lebens
und Eigentums jedes einzelnen. — Im
Grad des Chevalier d'orient wird dem
Aufzunehmenden, der den Namen »Zoro-
babel« führt, ein Alter von 10 Jahres-
j wochen beigelegt. — Über die Zehnzahl in
I der Kabbala vgl. den Art. Kabbai* und
j Sephiroth. — Uber die Z. Zwölf s. diese.
[Vgl. BZC. 1900, S 21 4. j
Zanpatori. So nannte sich eine gegen
die rreiinaurerei gerichtete Gesellschaft in
Neapel uud Sizilien, deren Zweck es war,
den Bund zu verraten, überall lächerlich
zu machen und dessen Papiere dem Publi-
| kum bekannt zu machen. Dire Symbole
j waren ein Baum, bei dem eine Axt lag,
uud ein Freimaurer, der davon lief. Sie
j hielten ordentliche tagen und gebrauch-
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Zauberei
ten, wenn sie sich schrieb«*, da« Motto*
•Fratello ricorde tevi >he il spehdere
danari e ana cuglioRtJria.« Ihre Haupt-
»itze waren Palermo und Syrakus In
Neapel gab es ausser den Z. 1785.88 noch
andre geheime Gesell «chatten, die gegen
die Freimaurer gerichtet waren. (Vgl.
M*cK aburgischerProvinzialkalenderl83l.
8„ l*>l.j
Zauberei. (S. die Art. Alchemie, Gnosis,
Kabbai«, Magia, Myatik, Roaenkreuser.)
Das Gebiet dieser vermeintlichen Kunst,
übernatürliche Wirkungen hervorzu-
bringen, ist aehr gross und zerfallt in ver-
schiedne Zweige^ die hier nur kurz aufzu-
führen sind, weil die eigentliche Freimau-
rerei mit dieser Nachtseite menschln-her
Erkenutnis nicht« zu thun hat und nur
die mystischen Zweige de« Freimaurer-
bundes sich zu ihrem eignen und der reinen
Maurcrei Schaden damit beschäftigt und
Abenteurern, wie Cagliostro und ^ehvepfer
(». beide), erlaubt haben, unter dem Vorgeben,
übernatürlicher Kräfte den Freimnurerhund
lächerlich zu machen. Man unterscheidet
eine natürliche Z., vo durch besondere,
uur einzelnen Mensehen bekanute Kräfte,
Wirkungen hervorgebracht werden, eine
übernatürliche, wo diene Wirkungen durch
übermenschliche Mittel erreicht werden,
und diese zerfällt wieder in die weisse,
wenn gute Geister im Spiele waren, und
in die schwarze, wenn die bösen Geister
angerufen wurden. Allerlei Mittel wurden
gebraucht, um die gewünschten Wirkungen
hervorzubringen, und Zauberformeln, Zau-
bersprüche, Zaubertränke, Zauberaalben,
Besprechungen, Gebete, Wahrsagereien,
alles, was irgend mit den überirdischen
und unterirdischen Kräften in Berührung
Sebracht werden konnte, musste dem Zweck
er Z. dienen.
Zauberflöt*. Über diene Oper Mozarta
is. d.) >«t Mehr >icl geschrieben worden. Dass
sie eiu echt freimaurerisches Erzeugnis ist,
bekeuut selbst Jahn in seiner Biographie
Mozart«*: «Wie hoch oder wie gering mau
auch den Wert der frei mau rer (sehen An-
sichten, w iche hier in die Mysterien der
Isis hineingeheimnisset siud. anschlagen
mag, für Mozart, den wir als einen eifrigen
Freimaurer haben kennen lernen, waren
*:e ohne Zweifel ein Motiv, diese Partie
mit tic.fetu r>u*t aufzufassen, und die hohe
Würde, der leuchtende Glanz, wodurch
die Musik die Symbolik dieser Mysterien
erklärt hat. haben sicherlich in seiner
iunigen Hingebung an die freimaurerischen
Ideen ihren («rund.« In bei reff* des Liedes
«In diesen heiligen Hallen« bemerk» der-
selbe: <Mozart, der überzeugt war, das«
der Freimaurerorden ir> der That zu echter
Menschenliebe und wahrer Freundschaft
leite, hat mit aller Wärme und Innigkeit,
so einfach und schön, als könnte es eben
nicht anders ausgedrückt werden, uicht
ob- erbauliche Predig! des Texte- in Musik
— Z*HUii». 575
i gebracht, sondern dem edoln und hohen
{ inensfldn In n Gefühl, auf welches er sie
| in se-nem Mer/en zurückführte, den rein-
: sten und edelsten künstlerischen Auadruck
| gegeben.* So ist man darüber ziemlich
I allgemein «nuig, dass die Z. allerdings eine
| Verherrlichung der Freimaurerei enthalte,
i Nur erscheinen statt ihrer die Mysterien
I der Isis und (Mris aus Ägypten, die da-
I mala ohnehin Gegenstand^ maureriscb'n
Nachdenkens waren. Dass der Text von
Jon- Georg Karl Ludwig Gieseke herrühre,
wie oben II, 316 bemerkt, wird (im Z.
1876, S. 130) bestritten, da dieser zur Zeit der
Entstehung der Z. ei>t Iß Jahr alt gewesen
s»d. Am 30. Sept. 1791 erfolgte die erste
Aufführung und *ehon am 30. Mai 1792
kündigte Sehikaneder (s. d.) die 100. uuH
am 22. Okt. 1795 die 200. Vorstellung an.
Den Text hat man wohl »abgeschmackt
und ftinulo*« genannt, für einen »bunten
Zauberspuk« gehalten. Der Freimaurer
findet darin leicht sich zurecht Über die
eigentliche Deutung des Stücks gehen die
Ansichten auch unter den Freimaurern
aufeinander. Sie stellen eben doch uur
Vermutungen dar. Mau nehme die Oper,
wie sie ist, ebenso herrlich in ihrer Musik,
als erhebend in verschiednen Gedanken,
denen freilich im Ausdruck der rechte
| Schwung und die edle Form fehlt. Man
i darf wohl aunehmeu, dasa die ursprfiug-
I liehe Grundlage der Oper ein einfaches
! Zaubermäreheu war, nach dem eine schöne
I Königstochter geraubt war und ein gleich
i schöner Prinz sie entführte. Die Ver-
j bindung dieses Märchens mit der Frei-
■ maurerei macht dem Ganzen keinen Ein-
trag. Möglich bleibt immer, daas die
einzelneu Charaktere <les Stücks dem eignen
Leben Mozart« '-entnommen siud. {Vgl.
Litteratur unter Itoaart a. E. Ausserdem:
Bh. 1882. 8. 46; 18VI6, S. 144. FZ. 1878.
| 8. 183. L. 18*0, S. 28.]
Zaaebe (Nieder-Z. , Dorf in der preuss.
; Provinz Schlesien). Hier bestand eine von
[ der strikten Observanz gestiftete Loge
! Zum glänzenden Siebengestirn, wäh-
I rend «Ter sieb/.iger Jahre des 18. Jalirhun-
| derta. (8. OlogauJ
Zechel. Brunt», Verlngsbuchhändler in
Leipzig, geb. 9. Juni lsy4 in Lausigk
wurde in der Loge Balduin zur Linde in
Leipzig 24. Nov. 1868 zum Freimaurer
aufgenommen, war das. korresp. Schrift-
führer 1875—95, Archivar von 1896 an
und ist seit 1873 mit der Leitung der
•Geschäftsstelle («. d.l für den Austausch^
der Logenlisten« betraut. Er hat ein**u
bedeutenden Verlag fteimaureriacher Werke
von Marbach, R. Fischer, Carus, Eckstein,
Holtscbmidt, Peuckert, Pilz, Schitlhiaun,
Smitt n. a. is. diese).
ZeehJift, Arthur, Direktor der höhern
Mädchenschule in Lüueburg, geb. 2£. M ir/
1849 in Ketschdorf in Schlesien, wurde
1874 Koktor in Pvbt\ 1*7» Lehr« ' an der
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f.76
Ihlendorf — Z«it, Zeiteinteilung and Zeitrechnung.
l,anlwirt*chaits*e.bule in £chivelbein, 1889
Direktor der hßhern Madchenschule in
Stade und int seit 1896 in gleicher Stellung
in Lüneburg. — Aufgenommen in die Loge
Friedrich zur Unsterblichkeit in Stade 2i.
Juni 1*91, warZ 1898 96 deren Redner.
Am 24. Sept. 189*« sc bloss er sich der Loge
r^elene 7.11 den ilrei Thür nun in Lüneburg
an. wurde 1898 ihr zugeordneter McUter
vom Htiihl und ist seit 1899 Meister vom
Stuhl. Schriftstellerisch war Z. auf ge-
schichtlichem uud geographischem Gebiet
ihätig. Er schrieb: Geschichte der Stader
Logen (1895) und verschiedne Aufsitze in
t'rei'inaurerischen Zeitschriften.
Zehleudorf (Vorort von Herlin in der
om'uhb. Provinz Brandenburg, 6081 EA
Hier btt.teut eine Brudervereinigung,
de<»n Mitglieder Mittwoch» im Fürstenhof
z"*aninienknmmei!.
Zehn, s. Zahlen.
Zeichen ist eines det freimaurerischen
Krkennungsmerkmale, das aber noch be-
sondere symbolische Bedeutung hat. (Vgl.
L. 1807, 8. 146.1
Zeleliaiiag. Dem franzüsisebeu maure-
rischen Ausdruck: plauch» tracee ent-
sprechend, wird auch in Deutschland ein
maurerisc her Vortrag eine Z. genannt. (S.
Rode.:
Zell. Ferdinand Christoph Graf
r. u W a 1 d b u r g - Z. , Reichserbtruch Keb.
6 l ebr 1719, gest. 1772, Fürstbischof zn
Chiemsee, Domkapitular zu Salzburg und
Augsburg (iD Salzburg wohnend), war 1777
als Gesandter der Bischüfe in Bayern zum
bay< rscb**n K.inkordatenkongres» in Mün-
chen uno wahrend der Zeit schottischer
erster Vorsteher bei der Loge Behutsamkeit
in München. 1784 trat er der Loge Zur
FQraicht in Salzburg bei. [Vgl. Taute,
Die katholische GeistMchkeit und dieFrei-
mütr-crei «Lp*. !«<95). S. 90. J
Zeisig. Kari Wilh., geb. 30. Apr
177* in Freibcn*. gest. 7. Marz IS.,2
erster Stadtrat in t'hemnit/. , wurde
I.Y Mai 180^ in der Loge Zur Harmonie
das aufgenommen , bekleidete 1810— 22
mehrere Lngenäuiter, wurde 4. Aug.
182? zum zugeordneten und 25. Juni
1*48 zum vo'sitzenden Meister erwählt,
l'nter seiner Leitung entwickelte sich die
Loge iu grossem Umfang und baute ihr
Logenhaus Wegen hohen Alters legte er
12 M»i 1847 sein Amt nieder und wurde
zum Ehrenaltmeister ernannt. Ihn zeich-
nete grosse Arbeitskraft und Ausdauer,
unermüdlicher Fleins, besondere geistige
Begabung, namentlich auch in Poesie, und
seltnen Organisationstalent aus. Seine zahl-
reichen \ ortrage sind als Manuskript im
Logenarchiv aufbewahrt.
Zelt. Die Freimauierei hat zwar ihr
Schwergewicht auf das Ideale, da« Ewige,
gelegt weis« e* aber mit dem Zeitlichen
in rechte Verbindung zu bringen. Denu
der Mensch lebt einmal iu dei Z.. und
[ diese ist ihm vom Schöpu*r gegeben, um
I sie weise auszunutzen rw Vorbe^eit-mg
für sein ewiges Leben. Deshalb hst der
Freimaurer den Masaatab (s. d.), um die Z.
mit Weisheit einzuteilen, '«unit er jeder-
zeit bereit sein könne zu sterben und
i einsugehen zu höherer Arbeit JVgi Bk
' 1879, Nr. 1. FZ. 1892, 8. 4L}
Zelt (mnureriscbei, Zeiteinteilung •md
Zeitrechnung. T. In. ncuenglischen Lehrling-
fragstück nach Brown. Fr Uli u. f. *Kr*u»e.
, KunBturkunden 1, 2, S 24.» richtet dt«
I Meister an den Altern AuKher die Frage,
welche Z. ea sei. und erhält zur An; wort.'
«Hohe Z .«, worauf der Jüngere Aufsehe«
f die Frage: »Was Li bei hoher Z zu thun?«
i dahin beantworte : »Die Leute von di r Ar-
beit zur Erholung abzurufen und dafür au
' »orgen. dasssic »ich nicht her.als man »ie
j errufen kann, entfernen und y.u v.ehöriger /.
1 wiederkommen, damit der Meister und die
I Leute darau« Vergnügen und Nutzen
schöpfeu. Brüder, erhob n Sie sich nach
j Beliehen, jedoch mit Besonnenheit, inner-
I halb des Hufes, so das» sie zu gehöriger
I Z. wiederkommen, sobald es vom Meister
befohlen wird.« Diene Frage und Antwort
j findet sich in verachiedner Weise beim
Übergang von derArbeitzurErholung. beim
; Schinna der Arbeitsloge. — II. Zeitein-
teilung. Nach dem Fragebuch einer deot-
I sehen Grosaloge giebt cm fünf Logcnstun-
I den, die fünf Zuatinde dea menschliche»
Daseins bezeichnen: Zwölf-- die Geburt;
Mittag - das Jünglingsalter ; Hochmittag
das Mannesalt4»r; Mitternacht — da*
Greisenalter; Hochmitternacht — den Tod
Der Freimaurer hat nur drei Arbeit»
stunden: Mittag, Hoebuiittag und Mitter-
nacht, «denn als eigentliche Arbeitaz. gilt
nach maurerischer Auffassung die Z., da
wir als Jünglinge unsre selbständige Kraft
entwickeln als Männer auf der Ilhhe der
Z. stehen und ah Greise unsre K>aft all-
I gemach erlahmen fühlen.« — Der Arbeits-
tag de» Freimaurers hat 4 Wachen (s.d.,
— Die Dan« 1 eine* Freimaurertags reich*,
«von nes JaNre* Anfang bis zu dea Jahre»-
letztem Taj» Der Freimaurer s<ill Tag
für Tag und von Wuchs zu Woche, von
Monat zu Monat und von einem Jahr zum
audern sowohl für des Ordens Bestes Über-
haupt, wie inabesondere zu eines jeden
Bruder* Nutzen arheiteu.* — Jll.Zeitrech-
11 u ng (maurerische). Die Freimaurer hatten
frühe» meist eine vom üblichen Kalender
ab '\ eichende Z., ie nachdem man diesen
oder jenen geschichtlichen Zeitpunkt als
Anfang des Freiuiaurertums annahm. Ge-
genwartig rechnet man in Deutach I and
nieist nach der christlichen Z. und läb*«t
das Manrerjahr mit dem 24. Juui, dem
Tage Johannis dea Taufers, als allgemeinem
Bundesfest •, beginnen. Der schottische
Ritus, der mit dem jüdischen Kalender
die hebräischen Monat.«uamen angenommen,
längt sein Arbeitsjahr in der zweiten Hllfte
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Zeitgeist — Zensur.
577
des September an,*) der Ritus von York I
mit dem 1. Januar, der französische mit dem
I. Marz. — Die maurerische Zeitrech-
nung zählt vielfach von der Erschaffung
der Welt als Anfangstermin (A. L. = anno
lucis), also A. L. 5900= 1900 n. Chr.; der
Mit<raim-Ritus hat seit 1824 die Zeitrech-
nung Ushers und rechnet noch vier Jahre
hinzu, also A. L. (anno lucis) oder A. M.
(anno mundi) 5904 = 1900 n. Chr. Im
schottischen Ritus wird auch mit Er-
schaffung der Welt begonnen, aber die
jüdische Z. angewendet, so das» A. H.
(anno hebralco) oder A. M. 5660/61 (das
Jahr beginnt im September, s. o.)=1900
n. Chr. sein würde. Die Royal Arch-
Grade gehen in ihrer Z. vom Jahre 530
v. Chr. aus, in dem Zerubabel den Bau
des zweiten Tempels begonnen haben soll,
so dass A. I. (anno inventionis) 2430 =
1900 n. Chr. sein würde. Die Royal and
and select Masons reebnen von dem Jahre
ab, in dem der Bau des ersten Salomo-
nischen Tempels beendet war (1000 v. Chr.);
demnach wäre A. 1). (anno depositionis)
2900 = 1900 n. Chr. Die Neutempler
zählen von der Stiftung des Templer-
ordens (1118 n. Chr.), demnach wäre
A. O. (anno ordiuis) 782 = 1900 n. Chr.
Die Jahreszählung der strikten Observanz
(nicht die der Kleriker) weicht insofern
davon ab, als hier von 1314 an (d. i. dem
Jahre des Untergangs des Templerordens
bezw. dessen Fortsetzung) datiert wird,
z. B. A. O. (anno ordinis) 586 = 1900
n. Chr.; A. O. 458 Konvent zu Kohlo =
1772 n. Chr. Eine eigne Z. scheint man I
früher vorübergehend in England gehabt zu I
haben, wo der annus lucis um 3998 Jahre i
höher angenommen wurde, als der annus J
domini, alio 5785 = 1787. — Eine ziemlich
vollständige Liste der vorgeblichen Stif-
tungsjahre der verechiednen Lehrarten und |
Grade giebt Oliver, Historical landmarks ;
II, 672. — Diese besondere Art, die
Jahre zu bezeichnen, hat eigentlich gar
keinen denkbar vernünftigen Zweck. Das
Einfachste und Natürlichste ist, wenn
man sich der herrschenden Z. anschliesst,
wie das auch schon in Deutschland allge-
mein geschieht. Ein solcher Vorschlag ist
wiederholt gemacht worden. [Vgl. FZ.
1874, S. 86. Br. L. 1894/95, S. 84. BZC.
1883, S. 519. Z. 1874, S. 30 ]
Zeitgeist nennt man die Summe herr-
schender Ideen, die nach Inhalt oder Form
einer Zeit eigentümlich angehören, ihr
Charakterisches und sie von andern Unter-
scheidendes bilden. Es hat damit dieselbe
*) Vgl. Buot, M anuol da Franc-Mikron (Pari« IB4Ä),
I, 89; Cbappron, Xlceeaaire Martinique (Pari« 1817);
(Vuillanme) Maurer liebes Handbuch, mit einem Ka-
lender hebräischer Monate. Au* dem Fraiuöaiachen
(Lp«. 1821/9), 8. 303—314, woaelbat auch wie im
r Manuel des Chevaliers de l'ordre du Temple" (Paria
1826), 8. 389—397 ein immerwährender Kalender tod
1*21—1900 sich befindet.
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei. II.
Bewandtnis, wie mit der öffentlichen Mei-
nung. Auch er ist eine Macht, aber das
Berufen darauf sehr trügerisch. Im heu-
tigen Z. liegt jedenfalls ein rühmliches
Streben nach erweiterter bürgerlicher und
kirchlicher Freiheit, das im Vergleich zum
18. Jahrhundert einen nationalen Charakter
angenommen hat. Die Freimaurerei kann
sich dem Fortschritt der Zeit nicht ent-
ziehen, weil sie in ihr lebt, muss aber mit
dem sog. Z. vorsichtig umgehen, da er eben
oft trügerisch ist und vorübergeht, während
die Freimaurerei ewigen Idealen nachstrebt.
So ist z.B. der antisemitische Z., der sich am
Ende des 19. Jahrhunderts geltend gemacht
hat, verderblich für die Ideen der Frei-
maurerei, die nach Gewissensfreiheit ringt.
[Vgl. Bh. 1866, S. 142. FZ. 1882, S. 321.]
Zeitschriften, s. Presse.
Zeitz iSt. in der preuss. Provinz Sachsen,
24834 E.). 1) Hier bestand früher unter
der Grossen Loge Royal York eine Loge
Elisabeth zur festen Burg, geat.
16. Febr. 1827, eingegangen 1834. 2) 1856
bildete sich ein maurerischer Klub, der
sich aber bald wieder auflöste, nachdem
der Stifter verzogen war. 3) Gegenwärtig
besteht daselbst unter der Grossen Landes-
loge in Berlin die Loge Viktoria zur
beglückenden Liebe, gest. 21. Febr
1859. Mitgliederzahl (1900): 77. Vers.:
Donnerstags. Ges. Vers.: Sonntag, Diens-
s tags, Donnerstags, Sonnabends. Eignes
Logenhaus, Nikolaiplatz 2, seit 1879. [Vgl.
Dünne, Gedenkblatt zur Feier des 25jähr.
Jubiläums der Loge 24.Febr. 1884 (Z. 1884 ).
/eil, s. Wiesenthal.
Zellerfeld, s. Klausthal.
Zensor (gelber Mann) nennt man das
mit der Aufsicht über Gebrauch unritueller
Bezeichnungen, namentlich bei Tafellogen.
betraute Mitglied. Diese Einrichtung ist
in neuerer Zeit immer mehr weggefallen
[s. Grefängnis.] — In frühern Zeiten ver-
stand man unter Z. diejenigen, die auf
die moralische Entwicklung der Logen -
mitglieder Acht zu geben hatten (s. Dis-
ziplin).
Zensur ist die präventive Massregel, die
der Staat über die Gedankenbewegungen
und über ihr vornehmstes Mittel, die
Presse, ausübt. Diese Z. ist auch auf
1 den Freimaurerbund übergegangen, und
! nach dem alten, nicht mehr gebräuch-
lichen Freimaurereid durfte nichts auf
irgend eine Weise veröffentlicht wer-
den. Die erste Grossloge der Welt
hat durch Herausgabe ihres Gesetzbuchs
1728 selbst die Z. beschnitten und die
maurerische Li tteratur begründet. In diesem
Gesetzbuch findet sich keine Spur von
einer Vorschrift, die nach Z. schmeckt.
Sie bot die Geschichte der Maurerei in
der Form, in der sie überliefert worden,
zum Unterricht der Mitglieder dar, fügte die
Gesetze und Verordnungen und sogar die
üblichen Gesänge bei und hielt nur Zei-
37
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578
Zentrahuuerika — Zeschau.
chen und Gebräuche zurück. Sie hielt i
dafür, das» die feierliche Verpflichtung,
der sich jeder Maurer bei seinem Eintritt
in den Bund unterwirft, vollkommen ge-
genüge, um die geheimen Gebrauche sicher
zu stellen, und dass für den, den sein
Ehrenwort nicht bindet, alle Z. -Vor- 1
Schriften nichts nützen. Und so ist es
noch heute,' um so mehr, als in-
mittelst alles durch Verräterhände preis-
gegeben worden ist. Zwar haben noch
bis in die neuste Zeit herein verschiedne j
Logen die Z. in ihren Gesetzbüchern ge- i
habt (in Sachsen wurde die Z. 1871 ab- |
geschaßt), wohl teilweise noch (so in der '<
Grossen Landesloge von Berlin jvgl. deren !
Handbuch (Brl. 1889), § 16], gehandhabt
wird sie kaum sehr, und das Prinzip der
Öffentlichkeit, das das 19. Jahrhundert
durchdrang, duldet eine solche Massregel
einfach nicht mehr. Jeder einzelne bleibt
für seine Handlungen verantwortlich und
mag so auch bei allen Druckschriften ■
verfahren, daas er dem Bunde nur dadurch '
nützt und ihn in den Augen der Welt ins
rechte Licht setzt. So urteilte auch Oswald
Marbach (s. d.), der sich selbst nicht
scheute, Agenden für die Johannisgrade
im Druck erscheinen zu lassen, die zwar
zunächst für Maurer bestimmt sind, doch
nicht dem weitern Publikum verschlossen
bleiben können. [Vgl. Bh. 1862, S. 65;
1874, S. 289, sowie, die Artikel über Eid,
Geheimnis und Öffentlichkeit]
Zentralumerika. Schon 1763 gründete
die Grossloge von England zwei Logen
in Nicaragua und Britisch-Honduras, die
aber, wie spätere, eingingen. Dagegen
bestehen jetzt noch in Nicaragua 8 Toch-
terlogen der Grossloge von Schottland.
1870 hat sich ein Grossorient und Suprdme
Conseil für Z. in San Jose" (Costarica) ge-
bildet, der die Republiken Guatemala,
Honduras, Salvador, Nicaragua und Costa-
rica (s. alle d.) umfasst und nach dem
Schottischen System mit 88 Graden ar-
beitet. 1886 zählte er 23 Logen. Wieviel
er jetzt Tochterlogen besitzt, ist nicht be-
kannt. 1899 hat sich für Costarica eine
eigne Grossloge in San Jose* gebildet.
Zentralhilfskasse, maurerische. Eine
solche zu bilden hatten der Eklektische
Freimaurerbund und die Grossloge Zur
Eintracht in Darmstadt 1880 beim Deut-
schen Grosslogenbund vorgeschlagen, um
bei plötzlich hereinbrechenden Notfällen
die Mittel zur Linderung und Abhilfe so-
fort bereit zu haben. Der Deutsche Gross-
logentag 1880 lehnte den Vorschlag ab.
[Vgl. Nies, Der Freimaurerbund Zur Ein-
tracht (Mainz 1896), S. 92; Paul, Annalen
des Eklektischen Freimaurerbunds (Frkf.
a,M. 1883), S. 210. Bh. 1880, S. 127.] Auch 1
der Verein deutscher Freimaurer hat eine j
solche Z. gebildet, und zwar für eine grös-
sere der gesamten deutschen Freimaurerei !
zu gute kommende Wohlthätigkeitsanstalt. j
Das Kapital ist zur Zeit auf ca. 60000 M.
angewachsen.
Zentralorgan der Freimaurerei, s. Presse.
Zerbul. Einer der auserwählten Meister,
welche die Mörder Hiraras auf ihrer Flucht
entdeckten, führte diesen Namen.
Zerbst (St im Herzogt. Anhalt, 16983
E.). Unter der Grossen National -Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln bestehen
hier: 1) die Johannisloge Fsiedrich zur
Beständigkeit, gegr. 24. April, eingew.
24. Mai 1783; sie wurde 16. Aug. 1834 ge-
schlossen und 1. Dez. 1842 neu eingesetzt.
Wahlspruch: In hac decus. Mitgliederzahl
(1900): 172. Vers.: Donnerstags. Ferien:
Juli und August. Eignes Logenhaus,
Schlossfreiheit, eingew. 28. Aug. 1867. Milde
Stiftungen (4) mit ca. 8000 M. Kapital.
2) Delegierte altschottische Loge Zur
Bundeslade, gegr. 28. März 1785, ge-
schlossen 16. Aug. 1834, neu eröffnet 22.
Febr. 1843.
Zeremonien, s. Gebrauohe.
Zeremonienmeister, s. Ordner.
Zertifikat, s. Logenpasa.
Zernbabel oder Herubabel, auch Zoro-
babel, ein Sprössling des Davi dachen Kö-
nigshauses, nahm unter den Verbannten
die Stellung eines Fürsten über Juda ein
und wurde zum Statthalter der wieder
zurückkehrenden Juden gemacht. 537 v.Chr.
führte er mit dem Hohenpriester Jesua
die erste Abteilung der Israeliten nach
Jerusalem zurück und nahm dort wirk-
samen Anteil an der Wiedereinführung
der Religionsgebräuche und an dem Auf-
bau des [Tempels, wovon er die Samariter
zurückwies und dadurch eine Unterbrechung
des Tempelbaus veranlasste. Der Tempel-
bau wurde dann wieder aufgenommen und
zu Ende geführt, wofür Z. der Ehren-
name eines »Knechts Jehovahs« beigelegt
wurde. — Diese Erzählung des Tempel-
baus war für die freimaurerische Sage und
Geschichte ein Vorwurf, den man sich
nicht entgehen Hess. Fast überall finden
sich Anspielungen, namentlich in den
höhern französischem Graden, zumal da
auch das englische Konstitutionenbuch (s.d.)
in seiner Zunftgeschichte den Z. erwähnt.
Im Royal Arch - Grad spielt Z. ebenfalls
eine grosse Rolle, nicht minder in der schwe-
dischen Lehrart. Für die Johannismaure rei
(s. d.) hat er gar keine Bedeutung, kommt
auch dort nirgends vor.
ZeBchan, 1) Heinrich Wilhelm v.,
königl.sächs. Generalleutnant, geb. 22. Aug.
1760 zu Garenchen in der Niederlausitz, gest.
14. Nov. 1832 in Dresden, war seit 1778 in
sächsischen Militärdiensten, bei sämtlichen
Feldzügen des sächsischen Heeres 1793 bis
1809 beteiligt, zog 1812 mit nach Rus*-
land, führte 1813 in der Schlacht bei Leipzig
die sächsische Heeresabteilung und folgte
dem König in die Gefangenschaft, wurde
1815 erster Generaladjutant des Königs,
Chef der geheimen Kriegskanzlei, 1816
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— Ziegeidecker oder wachhabender Bruder.
579
Präsident der Kriegsverwaltungskammer,
1818 Staatssekretär der Militärangelegen-
heiten und 1823 Gouverneur von Dresden.
— In der Loge Zum Zirkel der Eintracht
in Weissenfeis wurde er 29. Juni 1786
zum Freimaurer aufgenommen _und ver-
waltete das. 1797 und 1798 die Ämter des
zweiten und deB ersten Vorstehers, 1801
«las des zugeordneten Meisters vom Stuhl.
1810 schloss er sich der Loge Zum gold-
nen Apfel in Dresden an, wurde deren
zugeordneter Meister und 1811 deren
Meister vom Stuhl. 1815 trennte er sich
von ihr und schloss sich der neugegrün-
deten Loge Asträa zur grünenden Raute
an. Durch seine Mitwirkung wurde 1811 die
Grosse Landesloge von Sachsen gegrüudet
und er zu deren zugeordnetem Grossmeister,
1815 zum Landesgrossmeister und 1831 zum
Gross-Senior erwählt. Unter seinem Hani-
merschlage feierten 20OFreimaurerl817 das
Jubelfest der vergeistigten Maurerei, und
am 26. Juni 1828 widmete der sächsische
Logenbund dem vor 50 Jahren in das
Heer eingetretnen Grossmeister eine Denk-
münze, die das auf dem Maurerhammer
ruhende Kriegsschwert zeigt, umgeben von
«■inem Lorbeerkranz und der Kelle. [Vgl.
HMW. Nr. 54. Seine Selbstbiographie in :
Die Freimaurerloge zum goldnen Apfel in
Dresden 1776—1876, Beilage III. Erinne-
rungen an H. W. v. Zeachau (2. Aufl.,
Dresd. 1866).]
2) Heinrich Anton v., Vetter des
Vorigen, geb. 4. Febr. 1789 zu Jessen in der
Niederlausitz, gest. 17. März 1870 in Dres-
den, war 1811 während der deutsch-franzö-
sischen Kriege Amtshauptmann des Witten-
berger Kreises, wurde 1819Regierungarat in
Potsdam, 1822 Geh. Finanzrat in Dresden,
1830 Präsident des Oberkonaitoriums, 1831
Finanzminister, als welcher er den säch-
sischen Staatshaushalt neu organisierte,
und 1835 daneben noch Minister der Aus-
wärtigen Angelegenheiten. Infolge der Be-
wegungen von 1848 schied er aus dem
Staatsdienst aus, wurde 1849 Ordenskanz-
ler, übernahm 1851 das Ministerium des
königlichen Hauses und trat 1869 in den
Ruhestand. — Seine Aufnahme in den
Freimaurerbund erfolgte am 18. Sept. 1811
in der I/Oge Apollo zu Leipzig, so dass er
1861 sein goldnes Maurerjubelfest feiern
konnte. Seine Teilnahme an dem Bunde
hat er besonders durch Beiträge zu wohl-
thätigen Anstalten bewiesen. [Vgl. v. Witz-
leben, Heinrich Anton v. Z. Sein Leben
und sein öffentliches Wirken (Lpz. 1874).]
Zestermann, Aug. Christian Adolf,
Tertius am Gvmnasium zu St. Thomä in
Leipzig, geb. 10. Jan. 1807 in Wilka, gest. 16.
März 1869 in Leipzig, namhaft und auch im
Auslande hochgeschätzt als Altertums-
forscher, trat dem Freimaurerbunde in der
Loge Minerva zu den drei Palmen in
Leipzig 6. Juni 1854 bei, war 1856—69
♦2. Redner und 1856-69 Bibliothekar.
Zetland, Thomas Dundas, 2. Earl
of, geb. 1790, gest 6. Mai 1873, wurde 18.
Juni 1830 in der Prinz von Wales-Loge in
London als Freimaurer aufgenommen, 1887
deren Meister vom Stuhl, 1882 erster Gross-
aufseher, 1H39 zugeordneter Grossmeister,
1840 Pro -Grossmeister und 1843 Gross-
meister der Grossloge von England, als
welcher er jährlich bestätigt wurde, bis er
1870 sein Amt niederlegte. Bei dieser Ge-
legenheit wurde zu seiner Ehrung eine
Summe von 2730 L aufgebracht und als
Z.-Stiftung zur Unterstützung für auage-
zeichnete Freimaurer, die bedürftig ge-
worden sind, angelegt. Unter seiner Gross-
meisterschaft hat die Grossloge von Eng-
land einen mächtigen Aufschwung genom-
men.
Zenlenroda(St. im Fürstentum Reusa ä.L.,
8942 E.). Hier besteht seit 1892 ein mau-
rerisches Kränzchen. Mitgliederzahl (1900):
7. Vers.: 1. Donnerstag im Monat.
Zlegeldecker oder wachhabender Bru-
der (Tyler, tiler, couvreur, tuileur), ist
der Beamte, der darüber zu wachen hat,
dass niemand in die Loge eingeht, der
nicht als echter Freimaurer anerkannt ist.
Einen ähnlichen Posten hatten die gehei-
men Gesellschaften aller Zeiten. Der
wachhabende Bruder (in deutschen Logen,
besonders in den Logen schwedischer
Lehrart, ein vom Ordner dazu bestimmter
neubeförderter Meister) hat dem Neuauf-
zunehmenden vor Eintritt in die Loge be-
stimmte Fragen vorzulegen, ehe er ihn in
die Loge einlässt. Ebenso hat er die nach
Eröffnung der Loge ankommenden Brüder
einzulassen. — Nach Jachin und Boas
(Ausg. 1776, S.4Nr.4) ist der Z. eine Schild-
wache vor der Logenthür, der den Auf-
sehern meldet, wenn jemand Einlass be-
gehrt, damit der Aufseher herauskomme
und ihn prüfe. Nach Brownes Masterkey
hat er einen Degen in der Hand und dafür zu
sorgen, dass die Suchenden gehörig vor-
bereitet werden. Das englische Konstitu-
tionenbuch bestimmt die Pflichten des Z.
ganz genau, fordert aber daneben noch
einen Wachhabenden innerhalb des Logen-
raums und zwar den jüngsten Lehrling.
In Deutschland überlässt man die Be-
wachung der Aussenloge meist einem die-
nenden Bruder. — Die Grossloge von
England hat nach dem Konstitutionenbucb
einen Grand-tyler, der Meister sein muss,
vom Grossmeister ernannt wird und (wie
alle Beamte) in seinem Amte bleibt, bo
lange es ihm gefällt. Er hat auch die Ein-
ladungsschreiben zu den Versammlungen
vom Grossschriftführer zu empfangen
und zu besorgen und darauf zu sehen, dass
kein Unberechtigter in die Grossloge Ein-
tritt erhält. Neben dem Tyler haben die
britischen und amerikanischen Logen auch
eine »innere Wache« (Inner Guard). [Vgl.
Krause, Kunsturkunden (2. Aufl.), Bd. I,
Abt. I, S. 254, Note **) und 805; Bd. I,
37*
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Ziegeldecker, Der, im Osten von Altenburg — Zieraten der Loge.
Abt. II, 8. 110, Note 11; 8. 146, Frage
56, 58, 66, 148. W. J. 1784, Quart. 2, S. 44.
Freemason 1897, Christmas -Nr., 8. 51.
FZ. 1871, 8. 860. BZC. 1900, 8. 83.]
Ziegeldecker, Der, Im Osten von Altcn-
burg, eine freimaurerische Monatsschrift
(s. Presse).
Ziegenhain (8t. in der preuss. Provinz
Hessen-Nassau, 1866 E.). Eine Loge Zur
Aufrichtigkeit wurde das. von der
Crossen Loge von Kurhessen 4. Sept. 1816
gegründet und 21. Nov. 1816 eröffnet.
Später teilte sie das Schicksal aller kur-
hessischen Logen. (8. Hessen -Kassel,
oben I, 8. 448.)
Ziegler, Gustav Adolf v., General-
major, geb. 8. Aug. 1808 in Berlin, gest.
12. Juni 1882 das., verliess den Militär-
dienst 1870 und widmete von da ab sein
ferneres Leben der Maurerei. Er wurde
30. Mai 1834 durch seinen Vater in der
F^oge Zum goldnen Schiff in Berlin zum
Freimaurer aufgenommen und erstieg die
höchsten Stufen der Grossen Landesloge
iu Berlin. Am 24. Juni 1872 wurde er zum
Landesgrossmeister und am 15. Juni 1877
/um Ordensmeister eingesetzt und versah
beide Ämter bis zu seinem Tode. Sein
hauptsächliches Bestreben war, dass der
reiche Schatz maurerischer Lehre den
Mitgliedern nicht vorenthalten, sondern
erschlossen werde. Dafür bat er mit vol-
ler Kraft bis an sein Ende gewirkt. [Vgl.
BZC. 1882, 8. 175. S. L. 1882, Nr. 28 und
30. FZ. 1882, 8. 330. M. L. 1882/83, S.
17.]
Zielen/Ig (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 6023 E.). Loge das.: ZumStern
St. Johannis unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln, gegr.
y. Febr. 1833, eingew. 29. März 1833. Mit-
gliederzahl (1900): 86. Eignes Gebäude.
Gesellige Vers, und Arbeitslogen Don-
nerstags. Ferien: 1. Juli bis 15. August.
Uaasschc Stiftung (Statut vom 31. Okt.
1867) zur Unterstützung von Witwen und
Waisen verstorbner Logenmitglieder; Ka-
pital: 2500 Mk.
Zieraten der Loge. Hierunter wer-
den zweierlei verstanden, einmal die Z.
selbst, das andre Mal die Kleinodien
(h. d.), ja Bazot in seinem Manual, S.
154, kennt nur Ornemens, wie tabliers
und cordons des gradea ou d'un office,
also nur Bijoux, nennt aber 8. 204 doch
andre Ornemens (Z.). Mit dieser An-
sicht stimmt auch Jachin and Boaz (1773),
S. 39 (1776, S. 37), wo unter der Rubrik:
» Beschreibung der Z. (Ornaments), welche
die verschiednen Beamten in versam-
melter Loge tragen, und der ihnen zu-
kommenden Sitze« die Kleinodien und
Bijoux der verschiednen Logenbeamten
aufgezählt werden (Krause I, 1, S. 283 fg.).
Prichard (Fragen 87—41) kennt keine Un-
terscheidung zwischen Z. (ornaments)
und Gerät (furniture); denn bei ihm ist
das musivische Pflaster (s. d.), der flam-
mende Stern (s. d.) und die buntgewirkte
(zackige) Einfassung (s. d.) »furniture«,
wie Bibel, Zirkel und Winkelmasa die
übrigen Geräte einer Loge (other furniture;
genannt werden. [Vgl. Krause, Bd. I, 2,
S. 71, 206, 389.1 Erst in Browne« Masterkev
[vgl. Krause, S. 91 und S. 206-11] tritt
eine Trennung ein in: 1) Z. (orna-
ments): »Das musivische Pflaster als das
schöne Grundwerk einer Maurerloge, der
flammende Stern als die Glorie des Mittel-
punkts und die mit Quasten versehene
Einfassung, das Randwerk rund um die
Loge,« — 2) Geräte: «Bibel, Zirkel und
Winkelmass« und 3) Kleinodien, und zwar
bewegliche (jewels): «Winkelmass, Richt-
scheit und Bleiwage« und unbewegliche:
»das RciBsbrett, der rauhe und der voll-
kommne Bruchstein«. — In dem alten
französischen Ritual lautet die Frage so:
»Wieviele Z. hat die Loge?« Antw. :
»Drei: das mosaische Pflaster, den fun-
kelnden Stern und die zackige Quaste«,
wofür im Ritual der strikten Observanz
von 1764 die Frage nach den Z. in
folgender Reihenfolge beantwortet wird:
»Der flammende Stern, das mosaische
Pflaster und die verzierte Einfassung.« —
In der schwedischen Lehrart (so bei der
Grossen Landesloge in Berlin) ist die Reihen-
folge der Z.: »Der flammende Stern,
der mit Spitzen geschmückte Fransen und
der rautige oder musivische Fussboden.*
»Die Freimaurer haben ihren Logen
diese Z. des Salomonischen Tempels zu-
geeignet: zur Erinnerung, dass ihre Logen
dienen sollen zur Aufbauung eines geis-
tigen und gleich vollkotnmnen Tempel»
im Herzen eines jeden Maurers.« — In
dem Prager System (der Loge »Wahrheit
und Einigkeit zu den drei gekrönten Säu-
len« in Prag [Taute, Bücherk., Nr. 1419p,
S. 221 heisst es: »Der mosaische Fuas-
boden verschönert die Grundfeste de-*
Tempels; die Franse schmückt den Vor-
hang vor dem Allerheiligsten; der flam-
mende Stern bestrahlt das Allerheiligate
selbst.« Hier, wie anderwärts, werden
die Z. im Lehrlingsgrad erwähnt; im
Gesellengrad jedoch haben sie meist in
den französischen Systemen oder in solchen,
deren Ursprung auf diese zurückführt, ihre
Stelle, so im Recueil precieux etc. I, 68,
in Chapprons Necessaire, 8. 68, in Ba-
zots Manuel, 8. 204. Der Signatstern, I,
36 (offenbar aus dem Französischen ent-
lehnt), giebt eine ganz ähnliche Erklä-
rung der moralischen Bedeutung dieser
Z. Im Sarsena, S. 139 (ebenfalls nach
französischer Quelle) heisst es: »Das
mosaische Pflaster, das aus verschiednen
zusammengesetzten Steinen besteht, be-
zeichnet die enge Vereinigung der Maurer,
die durch Tugend miteinander verbunden
sind. — Die ausgezackte Schnur ist das
Sinnbild der äussern Zierde, so die Loge
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Zille — Zinnendorf.
581
«Jurch die Bitten der Brüder, die sie aus-
machen, erhält. — Der flammende Stern
ist da» Symbol der Sonne der Welt.« Im
Archiv der Loge in Livorno [Taute, Bucheric.
Nr. 1292), S. 285, wird dieselbe Deu-
tung der Z. gegeben und zu der Erklä-
rung des flammenden Stern hinzugefügt:
»Wie die Sonne der Mittelpunkt des Welt-
lichta ist, also soll eine Maurerloge die
Sonne und der Mittelpunkt der Tugenden
«ein.« [Vgl. M. L. 1900, S. 95.)
Zille, Moritz Alexander, Dr. phil.{
geb. 31. März 1814 zu Oberullersdorf bei
Zittau, gest. 7. Febr. 1872 in Leipzig,
wurde 1838 Nachmittagsprediger an der
Universitätskirche und als solcher 1845
ordiniert. Zugleich war er von 1838—43
Lehrer am Waisenhause. 1846 übernahm
er die Leitung der »Allgemeinen Zeitung
für Christenthum und Kirche«. Hatte er
in dieser für eine lichte und warme Auf-
fassung des Christentums, für Gleich-
berechtigung aller Religionsbekenntnisse
im Staat gegenüber einer blossen Tole-
ranz, für Freiheit von hierarchischen Fes-
»cln schriftlich gewirkt, so gab ihm das
J. 1848 Gelegenheit, auch thataächlich für
seine Überzeugungen und Ideale aufzu-
treten. Die Gründung eines «Kirchlichen
Vereins für alle Religionsbekenntnisse« in
Leipzig und die Absendung einer Adresse
an die versammelten Vertreter der deut-
schen Nation in Frankfurt, worin Tren-
nung der Kirche vom Staat, völlige
Rechtsgleichheit aller religiösen Bekennt-
nisse und jedes kirchlichen Vereins, der
nicht mit den Gesetzen des Staats im
Widerspruch steht, verlangt wurde: dies
war zum grossen Teil sein Werk. Die
Ermattung der folgenden Zeit war jedoch
derartigen Bestrebungen nicht günstig, und
»o ging die Zeitschrift »Christenthum und
Kirche« 1850ein. Nun widmeteZ.seineKräfte
wieder der Schule. Er wurde Lehrer am Ge-
samtgymnasium Dr. Hauschilds. Als dieser
1857 nach Brünn ging, übernahm Z. die
Leitung der Anstalt selbst, die sich einen
guten Klang im ganzen deutschen Vater-
land erwarb. Nebenbei verfasste er zahl-
reiche Schriften pädagogischen und erbau-
lichen Inhalts, z. B. Geschichten der christ-
lichen Kirche (1841); Das Reich Gottes in
Gleichnissen (1850); Die sämtlichen Psal-
men der Heiligen Schrift, Lieder der An-
dacht, des Trostes und der Erhebung, nach
dem Urtexte metrisch übersetzt (1844);
Weltbürgertum und Schule (1862) u. m. a.
— Aufgenommen zum Freimaurer wurde
er in der Loge Apollo 12. April 1847.
1859—64 war er deren zugeordneter Meister,
und von 1870 bis zu seinem Tode
deren Meister vom Stuhl. Seit 1852
leitete er die Freimaurer -Zeitung (7. — 25.
Jahrg.), die noch jetzt Eigentum seiner
Erben ist. Auch war er Mitheraus-
geber und Mitbearbeiter der vorigen Auf-
lage dieses Handbuchs. Von ihm erschie-
nen: Sandkörner. Maurerische Aufsätze,
Vortrage und Dichtungen (2. Aufl., Lpc.
1866); Spitzhammer und Kelle. Maure-
rische Abhandlungen und Aufsätze, Vor-
träge, Zeitstimmen, Gedichte. Heraus-
gegeben von Schleuer (Lpz. 1872); Ander-
son, ein Johannisfestspiel (Lpz. 1855); Di«
Zauberflöte, Texterläuterungen für alle
Verehrer Mozarts (Lpz. 1866). Ausserdem
befinden sich unzählige Beiträge aus seiner
Hand in der Freimaurer -Zeitung. [Vgl.
Bh. 1872, 8. 123. FZ. 1872, 8. 105. Pilz,
Der Geist der Freimaurerei (Lpz. 1882\
S. 55.]
Zilmsdorf (Dorf bei Triebel in der
preuss. Provinz Brandenburg). Hier wur-
den eine Zeit lang die Arbeiten der Loge
Zu den drei Säulen in Triebel (s. d.) ab-
gehalten.
Zimmermann, Eberh. Aug. Wilh. v..
geb. 17. Aug. 1743, Sohn des Propst« und
Superintendenten Joh. Christ. Z. in Ülzen,
gest. 4. Juli 1815, wurde 1766 Professor der
Physik am Collegium Carolinum in Braun-
schweig, erhielt nachher den Titel Hofrat
und wurde vom Kaiser Leopold geadelt.
1801 mit dem Titel Etatsrat seiner Ge-
schäfte am Carolinum entbunden, ernannte
ihn Herzog Friedrich Wilhelm 1814 bei
der Umgestaltung dieser Anstalt zum Mit-
glied des Direktoriums. Als Schriftsteller
war er hochgeachtet in den Fächern der
Geographie, Ethnographie, Anthropologie
und Zoologie. — Wann und wo Z. Maurer
geworden, ist unbekannt. Sein Name
nndet sich zuerst in der Liste der Loge
Jonathan zum Pfeiler in Braunschweig
als Meister und Mitglied 1766 und von
da an in den darauf folgenden Logen -
listen. In seinem Statistisch-historischen
Archiv (Lpz. 1795), S. 98-124, findet sich
der Aufsatz: Freimaurerorden a priori
(auch Jerusalems-Orden genannt), der
wieder abgedruckt ist A. Z. 1823, S. 306
bis 348. (S. Jerusalems-Orden.)
Zinkeisen, Eduard, Fabrikant in Ham-
burg, geb. 9. Mai 1826 in Altenburg, wurde
in die Loge Ferdinand zum Felsen in
Hamburg 6. März 1858 aufgenommen, be-
kleidete nacheinander das Amt einesSchrift-
führers und ersten Aufsehers und war von
1870-73 und 1879—82 Meister vom Stuhl
seiner Loge, von 1886 — 87 zugeordneter
Grossmeister und von 1887—93 Grossmeister
der Grossen Loge von Hamburg. Unter
seiner Leitung rand 1887 die Feier de«
150jährigen Bestehens der Freimaurerei in
Hamburg und 1890 die Einweihung des
neuen Logenhauses statt.
Zinnendorf, Joh. Wilh. Kellner v.,
eigentl i chEllenberger, geb. 1 0. Aug. 1 731
in Halle als Sohn Friedr. Aug. Ellenbergers,
Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn zu Erdeborn
im Mansfeldschen, gest. 8. Juni 1782. Seine
Mutter war eine geborne Sophia Wilhelmine
Kellner v.Z., und sein Grossvater, der preus*.
Hofrat Joh. Wilh. Kellner v. Z , nahm
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582
Zinnenilorf.
den Enkel an Kindesstatt an, setzte ihm I
auch ein Fideikoramissvermögen aus, mit
der Bedingung, Namen, Wappen und Rechte
der Familie anzunehmen. Z. studierte
Arznei Wissenschaft, erlangte 1756 die Dok-
torwürde und trat gleich darauf als Feld-
medikus ins preussische Heer, dem er 23
Jahre und in 8 Feldzügen angehörte. 1765
wurde er zum Lohn seiner Verdienste
erster Generalchirurgus und Chef des ge-
samten Medizinal wesens der Armee. 1779
trat er in den Ruhestand. — Schon 1754
«rar Z. in der Loge Philadelphia in Halle
als Freimaurer aufgenommen und his zum
Meistergrad befördert worden; in Breslau
erhielt er 1758 den Schottengrad und in
Halle 1763 die Rosaschen Kapitelgrade.*)
In demselben Jahre verband er sich, da
das bisher Krfahrene ihm nicht genügte,
in Berlin mit Kulpin. Baumann und Schopp
in dem Streben, die »wahre Freimaurerei«
aus England bczw. Schottland oder Schwe-
den nach Deutschland herüberzuholen.
Ein Schreiben an Mylord Oramby in Lon- |
don blieb ohne Antwort. Im Dez. 1763
reiste Schopp nach Stockholm, erreichte
aber bis Ende Marz so wenig und forderte
eine so bedeutende Summe (220 Dukaten),
dass Z. und Baumanu noch Starckgrai
i Meister der Loge Zu den drei Weltkugeln),
Serre ( Meister der Concordia) und v. Assum
• s.d.1 heranzogen. Diese schlössen ein förm-
liches Abkommen, wodurch Z. versprach,
eiue von der Grossloge in Stockholm ge-
gründete und von der englischen bestätigte
Schotten löge unter dem Namen »Loge
Germanien« zu errichten, Vereinigung und
Freundschaft aller auswärtigen Schotten-
logen mit der neuen Schotten löge herzu-
stellen, die genannten 3 Maurer in allen Ge-
heimnissen und Gebräuchen der Schotten-
loge zu unterrichten, ihnen alle Vorteile
einer Schottenloge vor den später Aufzuneh-
menden zu sichern, endlich sie zu Gliedern
der zu errichtenden Grossloge zu machen.
Dafür versprachen sie, aus ihren Logen-
kassen 220 Dukaten vorzuschiessen und
nach erhaltnerStiftungsurkunde von Schwe-
den und Bestätigung von England zur Er-
reichung des Endzwecks mit allen Kräf-
ten beizutragen [BZC. I. 55]. Abschrift
dieses Vertrags mit Begleitschreiben der
Genannten vom 11. April 1764 ging nach
Stockholm, wurde durch Schopp 25. April
Eckleff (s. d.) überreicht und von diesem
unterm 27. April derartig beantwortet, dass
die Berliner misstrauisch wurden und Z.
nur mit Mühe den Kreis zusammengehalten
*) Diese Kinxelhriten giebt Hoburg In ««inen Bei-
tragen iut Oo«cbichte der Grossen Landesloge [BZC,
I. u. II. .lahrg.j, die eich auf 7 Bande de« Brief-
wechsels Z.'s mit Zeitgenossen im Ordensarchiv der
(.rossen Landesloge gründen. i)uu kommen Kr-
gansungen von Widinenn (BZC., VII. Jahrg ]. Auf
dieeen archivaliachen Stadien beruhen die folgenden
Mitteilungen, die von '/.. and seinem Thun ein andres
lUld, »1« dir alu-rn Darstellungen, geben.
zu haben scheint, zumal seit die strikte
Observanz des Barons v. Hund (s. d.) näher
und anziehenderwirkte, so dass sei bat Z. sich
bewegen lieas, den neuen Propheten auf-
zusuchen und sich aufnehmen und unter-
richten zu lassen Im Oktober 1764 war
er in Dresden und Unwürde (Oberlausitz j
und wurde zum Provinzial- und Orden«-
obern in den preus*ischen Landen und
ganz Niedersachsen ernannt, zugleich mit
dem Gute Tempelhof bei Berlin belehnt
[vgl. BZC. II, 189]. Er teilte dem Baron
v. Hund seine Unterhandlungen mit Schwe-
den mit, wie er zuvor auch von EcklefT
dessen Zustimmung zum Anschluss an die
strikte Observanz eingeholt hatte [vgl.
BCZ., I, 5«]. Im April 1765 erhielt Z.
von Stockholm die bestimmte Erklärung,
die Mitglieder der strikten Observanz seien
unvollkommen unterrichtet, und da er schon
diese Unvollkommenkeit erkannt hatte,
wollte er mit Baumann selbst nach Stock-
holm reisen, um sich zu überzeugen. Seine
Verbündeten, unter denen auch noch ein
Pierre Dieu erscheint, weigerten sich, den
Plan zu unterstützen; deshalb sandte er
auf eigne Gefahr und Rechnung im Mai
1765 Baumann mit einer Vollmacht nach
Schweden.*) Schon am 1. Juni 1764 hatte
er EcklefT selbst angezeigt, dass die von
ihm allein, ohne Beihilfe von andrer Seite,
aufgebrachten 100 Dukaten für die Schotten -
löge Germanien und 120 Dukaten für die
legitime Errichtung eines Kapitels seit S
Wochen bereit lägen. Am 27. Juni schreibt
er an Gadebusch, der inzwischen die Ver-
mittlung übernommen hatte, die 100 Du-
katen wolle er sofort zahlen, sobald er
Gewissheit hätte, dass die in Berlin *u
errichtende Schottenloge Germanien von
Stockholm aus mit Urkunde versehen und
von England bestätigt sei [BZC. I, 59 .
Dieser Vorbehalt zeigt, wie Z. bestrebt war
eine gesetzmassige Stiftungsurkunde zu
erlangen; sein ganzes Verhalten bekundet
überhaupt den allerbesten Willen und die
redlichste Überzeugung. EcklefT hat ihn
und seine Beauftragten lange Zeit mit
i unerfüllten Zusagen ningezogen und Bau-
mann länger als ein Jahr in Stockholm
festgehalten. Erst am 14. Sept. 1766 trat
dieser wieder in Berlin ein; er brachte
die Akten aller Grade mit und drei chiff-
rierte Dokumente: einen Freibrief, eine
Instruktion für den Deputierten Salome«
und eine Instruktion zur Errichtung eine*
I Kapitels, ausserdem eine briefliche An-
*> In der von Berlin 1706 seitens der Anbin«- r
der strikten Observanz an das Direktorium gesandte
Anklageschrift in dem Band „Zinnendorfiana" [vgl
vorige Auflage dieses Handbachs III , &S4] sind d>*
Vorgange eittsteUt; die BerUner Bruder waren von
allem unterrichtet, da Z. gemeinschaftlich mit iharo
auch weiter vorgehen woUte , aber eine Ablehcuaur
erfuhr. Die Oelder hat er allein aufgebracht nu«
nichts aus der Kasse der strikten Observao« ent-
nommen |vgl. BZC. 1872, R. 50].
Zinneadorf.
583
Weisung Ecklefls an den neuen Ordens-
meister in Berlin, wie er die Akten und
Dokumente aufzufassen und bei der Er-
richtung einer Grossen Landesloge und
eines Kapitels zu verfahren habe.*) Die
drei Dokumente und Ecklefls Anweisung
behielt Baumann zunächst für sich (warum,
wird man nachher sehen), dagegen diktierte
er die deutsche Übersetzung der schwedi-
schen Abschrift der Akten Z. in die Feder,
und diese Übersetzung wurde von dem
sprachkundigen schwedischen Legations-
sekretär v. Küdinger sorgfältig nachgeprüft
und gutgeheissen [BZC. I, 621. Bald darauf
machte Z. dem Baron v. Hund und den Ber-
liner Maurern von dem nunmehrigen «Be-
sitz der wahren Freimaurerei« Anzeige und
lud sie zur Teilnahme ein, zugleich mit
dem Ersuchen, ihm, im Falle der Ver-
einigung mit ihm, die aufgewandten Kosten
von 1 100 Thalern Gold zu ersetzen. **) Da
er zurückgewiesen wurde, sagte er sich in
einem Schreiben an Baron v. Hund unterm
16. Nov. 1766 von der Gemeinschaft mit
den Logen und Behörden der strikten
Observanz und der siebenten Provinz los
und verlangte am 20. Jan. 1767 Streichung
seines Namens in allen ihren Büchern und
Verzeichnissen [a. a. O. 8. 62]. Der Freibrief
und Ecklefls Anweisung waren nicht für Z.
ausgefertigt, sondern, wie Widmann nach-
gewiesen bat, für »Br. Pierre Dieu« [BCZ.
VII, 46, 58, 154—58]; darum hat Bau-
mann diese Dokumente für sich behalten,
indem er glaubte, nicht ohne Ecklefls Er-
mächtigung so wichtige Vollmachten einem
Dritten übergeben zu dürfen.***) Die Aus-
fertigung für Dieu muss vor Baumanns
Abreise nach Schweden mündlich unter
den Berlinern vereinbart sein, da die ge-
wechselten Briefe nichts hierüber sagen.
Widmann hat ermittelt, dass die Verbün-
deten nicht Z. als zukünftiges Oberhaupt
annehmen wollten, vermutlich wegen seiner
heftigen und schroffen, auch herrischen
Natur, und dass sich Z. dieser Verabredung
gefügt hatte fBZC. VII, 155]. Trotzdem
•) Der Freibrief und die erste Instruktion sind
vollständig mitgeteilt durch Widmann [BZO. VII,
47 fg., 62—73], Ton Eckleff» Anweisung nur Anfang
und Sohluss (8. 53) , die tweite Instruktion konnte
natürlich nicht bekannt gegeben werden.
••) 2. hatte 1100 Th. ausgelegt und ersuchte
um deren Krstattuug nur für den Fall der Ver-
einigung mit ihm [BZC. I, 63], wahrend die Berliner
Klageschrift ihm, offenbar wider besseres Wiesen, die
widerrechtliche Entnahme von 1100 Tb. aus der
Logenkasse vorwarf (vgl. die vorige Auflage die«-*
Handb. III, 684].
***) Dass dies seine Auffassung war, ergiebt sich
aus dem Doch su erwähnenden Schreiben an Kekleff
Vom 34. Not. 1769. Ob nooh andre Gründe Ihn be-
«timmten, laset sich nicht feststellen, jedenfalls bat
er erst nach drei Jahren, im Angesicht des Todes,
«ich sur Herausgabe entschlossen. Er starb am
16. Des. 1769 infolge eines sweimaligen Sehlaganfalls.
Am 31. Nov., wohl nach dem ersten Anfall, übergab
»r Z. Ecklefls Anweisung, am 84. Nov. schrieb er an
war und blieb er die treibende Kraft. Da
Z. zunächst nicht als Ordensmeister galt
und auch keine Vollmachten besass, Dieu
aber zur Zeit von Baumanns Rückkehr
bereits völlig der strikten Observanz sich
hingegeben hatte, blieben die Vollmachten
unbenutzt in ßaumanns Händen. Dieu
betrachtete man als einen Verstorbnen
[vgl. BZC. VH, 158]; darum wurde ihm
von den schwedischen Sachen nichts ver-
abfolgt, die Akten der Grade aber mussten
natürlich Z. zufallen, da er die Kosten für
den Erwerb bis dahin allein getragen
hatte. Der Inhalt erfüllte ihn mit Be-
geisterung, und weil die alten Verbündeten
nicht mehr sich beteiligen wollten, machte
er sich allein ans Werk. Aber da ihm
die Vollmachten fehlten, kam er nur lang-
sam vorwärts, zumal er von den Anhängern
der strikten Observanz mit Haas und arger
Verleumdung verfolgt wurde. Er wollte
offenbar ungesetzliche Gründungen ver-
meiden. Erst am 15. Mai 1768 gründete
v. Geusau (s. d.) kraft der ihm verliehnen
Gerechtsame in Potsdam die Loge Minerva,
die erste nach schwedischer Lehrart in
Preussen. Am 10. Aug. 1769 stiftete Z.
SersÖnlich die Loge Zu den drei goldnen
chlflsseln in Berlin, und zwar, wie er
selbst schrieb, auf Grund einer ihm von
dem Grossmeister der von 1748 — 49 in
Halle bestandnen Loge Zu den drei
goldnen Schlüsseln erteilten Erlaubnis, in
Berlin eine Loge gleichen Namens zu er-
richten, wozu ihm von genanntem Meister
alle der ehemaligen Loge gehörenden
Möbel, Papiere und Bücher am 7. Mai 1769
zu seinem Gebrauch überlassen worden
waren [vgl. BZC. I, 621. Am 22. Nov.
1769, nachdem er am 21. Nov. die nun-
mehr auf seinen Namen umgeschriebne
Anweisung Ecklefls von Baumann erhalten
hatte (vermutlich auf Z.'s Drängen), stiftete
er die Schottenloge •Indissolubilis« , wie
der Name des später zu stiftenden Kapitels
in jener Anweisung bestimmt war, denn
die Schottenloge sollte und musste die
Vorstufe des Kapitels werden. Am 24. Nov.
1769 schrieb dann Baumann an Eckletf,
er habe das «Letzte«, was er für Dieu em-
pfangen, vor 3 Tagen Z. anvertraut und
bitte, dies zu genehmigen und die Urkunde
auf diesen ausfertigen zu lassen [BZC. VII,
158]. Damit ist der Freibrief gemeint, den
Baumann beilegte, der aber von Eckleff
nicht umgeschrieben, sondern durch Ver-
änderung des Namens für Z. gültig ge-
macht wurde. Da Z. die Chiffer nicht
lesen konnte, sandte Eckleff* zugleich mit
dem geänderten Freibrief eine Abschrift
in gewöhnlicher Schrift und nun natürlich
gleich mit dem Namen Z 's. Im März 1770
kamen beide Schriftstücke in Berlin an.
Erst im Besitz der schwedischen Voll-
machten fühlte Z. einen sichern Rechts-
boden unter sich; denn er war von der
gesetzmilsaigen Gerechtsame Ecklefls, Frei-
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584
Zinnendorf.
briefe und Vollmachten zur Gründung von
Einzellogen, Grosslogen und Kapiteln zu
erteilen, fest überzeugt und konnte daher
an seiner nunmehrigen eignen Gerechtsame
nicht zweifeln. Deshalb beschleunigte er
die Gründung einer Grossen Landesloge
nach schwedischem Muster, die am 27. Dez.
1770 in einer Versammlung der Vertreter
von 7 schon bestehenden und 4 in Bil-
dung begriffnen Johannislogen*) sich ge-
staltete und den 24. Juni 1770 als ihren
Stiftungstag bestimmte [BZC. I, 167]. Sie
nannte sich »die hochwürdige Grosse Lan-
desloge der Freimaurer von Deutschland«.
Kröncke wurde zum Landesgrossmeister,
v. Z. zum zugeordneten Landesgrossmeister
gewählt. Bei der Auffassung von seiner
Gerechtsame konnte Z. nicht auf den Ge-
danken kommen, zuvor bei den Grosslogen
von Schweden und England (andre kamen
damals nicht in Betracht) die Genehmigung
der Gründung einer Grossloge nachzu-
suchen, wie behauptet worden ist, sondern
beiden wurde die vollendete Thatsache
angezeigt und sie lediglich um Anerkennung
angegangen. Den Verlauf derVerhandlungen
zu verfolgen, würde hier zu weit führen,
wer aber eine sachliche Unterlage zum
Urteilen gewinnen will, lese die archiva-
lischen Beiträge von Hoburg [BZC. I,
173-89, 275-84,. Z. und die Grosse
Landesloge brauchen das Urteil einer un-
befangnen Geschichtsforschung nicht zu
scheuen.**) Nachdem Z. einige Jahre zuge-
•) Die Souotterilogc war nicht beteiligt, denn sie
galt alt Vurstufe de« Kapitel«; die Schotten- oder
Andreaslogen etsnden daher früher nicht anter der
Grossen L»tid«>«loge , sondern nnter den Kapiteln,
erst si->t 1X48 sind sie der Grossen Landesloge unter-
geordnet.
••) Gegen Z. hat man die «cbwero Beschuldigung
erhoben, er habe im Jan. 1772 die Loge Royal York
getauscht : wahrend einer Aufnahme in deren Räumen
sei heimlich ein Blatt Papier in das Protokollbuch
der Loge Royal York eingeschoben, um darauf Pro-
tokoll eu führen . dieses sei ron deren Mitgliedern
unterzeichnet, dann wieder heimlich entfernt und
nach England gesandt worden. Die jetzt vorliegende
anellenmaesigc Darstellung [Flohr, Geschichte der
Grossen Loge von Preussen (Brl. 1898), I, 8.18),
deren Unparteilichkeit wohl nicht bestritten wird,
zeigt, dass jene Erslhlung unwahr ist. Die Aufnahme-
loge am 10. .lau. 1772 war eine solche der Schlüssel-
Loge, bei der nur „mehrere" Mitglieder von Royal York
als Gäste zugegen waren , es handelte sich also um
ein Protokoll der arbeitenden Loge, mit dessen Un-
terzeichnung (die übrigens nor eine Mitunterzeich-
nnng sein konnte) die Mitglieder von Royal York
eigentlich nichts tu schaffen hatten. Ausserdem
konnte dieses Protokoll vom 10. Jan. 1772 noch nicht
nach England gelangt sein, als von dort am 24. Des.
1771 geschrieben wurde. Zum Überfluss ist in dem
Antwortschreiben von Royal York nach London aus-
drücklich von dem Protokoll vom 10. Jan. die Rede
als einem der Hehl (Issel-Loge gehörigen, das die Mit-
glieder von Royal York „nur als Zeugen der Auf-
nahme" unterschrieben bitten and das nichts be-
weisen könne, „wenn* es der Grossen Loge von Eng-
land angehen sollte. Die Kinanidung des Protokolls
wird also nur als möglich angesetst, und von einer
ordneter Grossmeister gewesen, war er 1774
bis 1775 und 1780— 82 Landesgrossraeiater.
Seinem Freibrief gemäss wurde er 20. Dez.
1776 bei der Errichtung des Grossen Re-
gierenden Ordenskapitels auch Ordens-
meister und blieb es bis zu seinem Tode
(8. Juni 1782), so das» er die beiden letzten
Jahre seines Lebens zugleich Ordensmeister
und Landesgrossmeister war. Aus.terdem
war er von 1769—76 Logenmeister der
Johannisloge Zu den drei goldnen Schlüs-
seln. — Während die Mitglieder der Grossen
Landesloge ihn ehrten und liebten, trotz sei-
ner Neigung zu Heftigkeit und Schroffheit,
weil sie zu schätzen wussten, was sie ihm
verdankten, und seinen unermüdlichen,
uneigennützigen Eifer bewundernd aner-
j kannten, verfolgten seit seiner Lossagung
von der strikten Observanz deren Anhänger
ihn Jahre lang mit der bittersten Feind-
schaft. Namentlich wurde ihm immer
wieder nachgesagt, er habe Gelder aus der
von ihm früher verwalteten Kasse zu
seinem Vorteil verwendet, obwohl bereits
am 22. und 28. Juli 1766, als er noch der
strikten Observanz angehörte, bei Abnahme
der Rechnungen durch zwei Abgesandte
der Oberbchörde festgestellt war, dass
vielmehr Z. noch 747 Thaler zu erhalten
habe [BZC. II, 189].*) Diese wurden ihm
vorenthalten, und als man eine neue Prü-
fung verlangte, war Z. sofort bereit; das
Ergebnis war laut Protokoll vom 17. und
18. Juli 1767 für Z. eine vollkommene
Rechtfertigung (BZC. II, 189— 94J. Trotz-
dem hörten die Verleumdungen nicht auf;
da legte sich Köppen (s. d.), Grossmeister
der afrikanischen Bauherren, ins Mittel, und
nochmals wurde nach gründlicher Prüfung
am 29. Nov. 1770 Z. eine Ehrenerklärung
gegeben, ja sogar ihm von den Logen der
strikten Observanz ein Dank »für die bei
Führung seines Amtes bewiesne Treue
und Dienste« ins Protokoll geschrieben.
Die Verdächtigungen gingen weiter, so
< dass Z. durch zwei Schreiben vom 20. März,
und 17. April 1771 von Theden (s. d.),
einem seiner Hauptfeinde, wiederholt eine
betrügerischen Beschaffung desselben ist keine Rede
I Z. hatte ferner recht, wenn er eine Verhandlang
über ein Londoner Schreiben , das nur auf einem
■ Missverstandnis der dortigen Grossloge benähen
konnte, ablehnt« [vgl. Flohr, a. a. 0. 8. 20]. fVgl.
hieran noch Flohr, a. a. O. S. 20—21, wo von einem
Schreiben der Grossloge von England Uber die neue
Groesloge Z.'s die Rade ist.]
*) In der vorigen Auflage des Handbuchs (III,
I SSs) wird behauptet, man habe „des Friedens wagen-1
I die Rechnung fdr erledigt erklart. Man könnt« am
ihrer Richtigkeit nichts aussetzen, darum mosst« man
sie anerkennen. Weiter heisst es von Z.: „von nun
an war er der erklärte Feind der strikten Observanz*
(8. &8S). Die Urakehruug ist richtig: die Mitglieder
der strikten Observans waren von nun an Z.'s
bitterste Feinde, er selbst hat sich wesentlich nur
abwehrend verhalten. Der Artikel beruht auf ein-
seitiger Benutzung der gegnerischen Quellen.
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Zirkel —
nochmalige Revision der Rechnungen ver-
langte, bis man sich endlich dazu be-
quemen musste. Dem dafür ernannten
Ausschuss unterbreitete Z. am 2. Mai 1771
alle Rechnungen mit einem Begleitschreiben
über da«, was bisher in der Sache ge-
schehen war. Der Ausschuss stellte ihm
am 27. Juni 1771 wiederum eine tadellose
Ehrenerklärung aus [a. a. 0. S. 196—98].
Als dennoch immer weiter verleumdet
wurde, ernannten der Landesgrossmeister,
Prinz Ludwig von Hessen, und der Pro-
tektor der strikten Observanz, Prinz Fer-
dinand von Braunschweig, gemeinschaftlich
noch einmal einen Ausschuss, der unter
dem persönlichen Vorsitz des Prinzen von
Hessen vom 29. Juni bis 2. Juli 1773
täglich Sitzungen hielt und alles aufs
Peinlichste untersuchte. In dem Schluss-
urteil vom 5. Juli 1773 heisst es, allen Logen
«olle bekannt gegeben werden, »dass die
Handlungen des Br. v. Z. von einer Höchst-
ernannten Kommission untersucht und er
überall als ein guter, ehrlicher, redlicher
und treuer Bruder befunden worden« [vgl.
BZC. U, 199—207]. Die beharrlichen
Verleumdungen waren durch den Schrift-
führer der holländischen Grosslüge auch
nach England gebracht und hauptsächlich
schuld daran, dass man sich dort so lange
Ablehnend verhielt [vgl. BZC. 1, 189 ; II, 208j.
Noch heute wollen die Verleumdungen
nicht schweigen, obwohl die Wahrheit seit
fast 30 Jahren jedermann zugänglich ge-
macht ist durch die Archivforschungen
von Hoburg JBZC. II, 189—2801. Z. blieb
seiner Schöpfung treu bis zum Tode. Am
6. Juni 1782 leitete er die 4. Quartal Ver-
sammlung, konnte aber eine begonnene Vor
lesung nicht zu Ende führen, die Sprache
versagte ihm und er sank infolge eines
.Schlaganfalls in die Arme v.Castillonals.d.).
In einem Schreiben v. Rüdingers an Leon-
hard i (s. d.) in London spricht sich eine
überschwängliche Liebe und Verehrung
aus; er heisst dort »der von uns allen
ganz unaussprechlich geliebte Bruder«,
• unser bester Bruder und Vater«, »unser
zärtlichst geliebter Bruder«, und zum
Schluss sagt er: »nun wollen wir ein Denk-
mal mit einer ungekünstelten Inschrift
setzen lassen und zum Teil, denn ganz
kann sie es nicht, der Nachwelt sagen,
was uns unser Bruder v. Z. gewesen ist«
[BZC. II, 211]. Z. war ein Mensch
und hatte menschliche Schwächen, aber
seine Verdienste sind gross, und wenn er
auch von Freimaurern andrer Richtungen
oft und hart geschmäht worden ist, in der
Grossen Landesloge wird sein Andenken
ewig leben, denn ihre Geschichte und ihr
Archiv bergen die glänzendsten Zeugnisse
für sein Wollen und sein Können. [Vgl.
Felix Possart, Die St. Johannisloge zur
Beständigkeit von 177.")— 1900 (Brl. 1900),
S. 5. BZC. 1872. S. L. 1887, S. 163
(Die Anfänge der maurerischen Laufbahn
Zirkel, Der. 585
I von Z.) — A. 1824, S. 81. L. VII, 306; 1886,
8.143,151,159. M.L. 1886/87,8.47; 1897 bis
1898, 8. 1. Bröcker, Die Freimaurerlogen
Deutschlands (Brl. 1894), 8. 43. HM W.
I., 8. 22.] — Rücksichtlich der von vor-
stehendem Artikel abweichenden Ansich-
ten über Z. vgl. (Schröder, Fr. Ludw.),
Materialien zu Z.'s maurerischer Laufbahn
und dessen System als Beilage der Ge-
I schichte der Freimaurerei seit 1717 (Ru-
dolstadt 1803). Findel, Geschichte der Frei-
maurerei (4. Aufl.), S. 418, 430, 461, 596.
Ders., Schi ff mann und die Grosse Landes-
loge, 8. 8-14. H. L. 1899, 8. 2768. Flohr.
Geschichte der Grossen Loge von Preussen.
gen. Royal York zur Freundschaft in Berlin,
8. 18-38. FZ. 1848, 8. 65. Bh. 1873, S. 869
L. 1898 , 8. 149. R. 1896, 8. 92. Die-
ser letzte Artikel gab Veranlassung zu
weitern Auseinandersetzungen über Z. in
R. 1897, 8. 15 , 21, die sich fortsetzen in
M. L 1897/98, S. 1. Man vgl. auch die
vorige Auflage dieses Handbuchs, HI, S.
533. — Ein Bildnis von Z. findet sich im
i HMW. Nr. 11 und 18.
Zirkel (painof com passes, le compas). Der
Z. ist eins der drei grossen Lichter dei
Freimaurerei. Wie er die vollendetste Figur
bildet, die weder Anfang, noch Ende hat
und deren Teile alle gleichweit vom Mittel-
punkt entfernt sind, so versinnbildlicht
er die vollendetste Form des Verhältnisse*
zu unserm Bau und zu allen Menschen,
die sich darstellt nicht nur in der Gleich-
heit der Rechte und Pflichten, sondern
auch in den, in der Tiefe des Gemüt.*
wurzelnden innigen Beziehungen. Der
1 Z. ist das Sinnbild der allumfassenden
reinen Menschenliebe. [Vgl. Fischer, Lehr-
! lingskatechismus (29. Aufl., Lpz. 1900 ,
8. 44; Fischer, Ritual und Symbol
(Lpz. 1878), 8. 175; Zille. Spitzhammer und
I Kelle (Lpz. 1872), 8. 181—87; Marbach,
I Katechismusreden J (4. Aufl., Lpz. 1892 f,
, 8. 178; Dietrich, Aus vergangenen Tagen
(Altbg. 1895), S. 254; Carus, Logenarbeiten
(Lpz. 1882), 8. 109; Kippenberg, Helle
Strahlen (Lpz. 1890), S. 109. A.188y, 8. 184;
1891, S. 28. R. 1896, S. 57. Bh. 1868,
I 8. 330; 1873, 8. 92; 1887, S. 233; 1898,
S. 273. FZ. 1859, 8. 821; 1869, 8. 257;
1873, 8. 184. HL. 1897, 8. 2546. L. 1887,
8. 33. R. 1900, 8. 25. Zd. 1852 , 8. 185.1
Zirkel, Der, Titel einer freimaurerischen
Zeitschrift, Eigentum und Organ der Loge
Humanitas in Neudörfl bei Wien, jetzt in
Pressburg, gegründet 1871 von Schnee-
berger (s. d.) und in dessen Eigentum bis
| Okt 1874, dann in das Eigentum der ge-
i dachten Loge übergegangen. Leiter waren :
J. P. v. Kiräly bis Juni 1871, Jul. Bründl
bis 1876, Amster (s. d) bis (Nr. 5) Okt.
1900, von da Glücksmann. Erscheinen:
von 1872—78 monatlich zweimal, von 1879
an nur noch monatlich; vom Okt. 1900 a«
während der Arbeitszeit wöchentlich, im
den Ferien monatlich.
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.'»86
Zirkelbund, Deutscher — Zittau.
Zirkelbund, Deutscher. So nannte «ich der
von dem Geheimen Regierungsrat Sperber
(s. d.) in Dresden 1671 ausgearbeitete Plan
zur gemeinschaftlichen Übung der frei-
maurerischen Werkthätigkeit (Zentralhilfs-
verein). Man wollte allmählich ein Stamm-
vermögen (Deutscher Zirkelfonds) sammeln,
und zwar durch Zahlung von je 3 M. für
jedes Mitglied der beigetretnen Logen auf
das Jahr. Solange das Stammvermögen
nicht den 50 000 fachen Thalerbetrag der
Zahl der dem Bunde angehörenden Logen
ausmachte, sollte von den ordentlichen Bei-
trägen zu Bundeszwecken nichts verwen-
det werden. In Verbindung damit war
eine Sparkasse gebracht worden. Von
jenen Jahresbeiträgen sollten bis zum 25.
Thaler für jedes Logenmitglied je 4/ft, vom
26.-50. Thaler je «/5 u. s. w , vom 100.
bis 200. Thaler je '/„ und von jedem wei-
tern Thaler llta zum Stamm vermögen
kommen, der Rest als Eigentum dem ein-
zelnen betreffenden Logenmitglied bezw.
der beigetretnen Loge gutgeschrieben
werden. Der Plan war zu weit aussehend
und verwickelt, die Wohlthätigkeitsfrage
trat zu sehr in den Vordergrund. Der
Deutsche Grosslogenbund lehnte den Plan
ab. [Vgl. Vorlage für den deutschen Gross-
raeistertag, die projectierte Errichtung des
d. Z. der Freimaurer betreffend (Dresd.
1871). FZ. 1872, S. 52. Bh. 1872, S. 10, 81.]
Zirkel deutsch -amerikanischer Frei-
maurer ist 27. Mai 1897 in Cleveland ge-
gründet zu dem Zweck, die deutschen Frei-
maurer der Union einander in geistiger und
geselliger Beziehung näher zu bringen, ins-
besondere deutsche Sprache und deutschen
Sinn im Logenleben zu heben und die
Arbeiten aller Jurisdiktionen kennen zu
lernen. Berechtigt zur Teilnahme sind
alle deutsch arbeitenden, regelmässig ge-
gründeten Logen Nordamerikas. Die 2.
Jahresversammlung fand 9. Juni 1898 in
Cincinnati statt. Darüber erschien eine
Verhandlungsschrift (Cincinnati 1898). Die
8. Versammlung wurde 25. Mai 1899 in
Detroit, die 4. am 6. Juni 1900 in Mil-
waukee abgehalten. Künftig sollen nur
aller zwei Jahre Versammlungen statt-
finden. Dem Z. gehören 12 Logen mit
1375 Mitgliedern an; die sämtlichen deut-
schen Logen in New York stehen dem Z.
fern. [Vgl. L. 1897, S. 184]
Zlrkelkurrespondenz. I. Die Loge Zu
den drei Pfeilen in Nürnberg schlug 19.
Aug. 1793 einen maurerischen Briefwechsel
vor [vgl. Birkner, Geschichte dieser Loge
(1889), S. 23]. Diesem Vorschlag traten bei
die Logen in Kempten, Memmingen, Ulm,
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig,
Rudolstadt, Hildesheim, die Hamburger
vier bereinigten Logen. Später schlössen
«ich Oldenburg, Küstrin, Lübeck, Joseph
zur Einigkeit in Nürnberg und die Grosse
Loge Royal York in Berlin an. Mit Anfang
des 19 Jahrhunderts aber erlosch diese Kor-
respondenz. (S. Engbund.) F. L. Schrö-
der in Hamburg rief sie bei Errichtung
des Engbunds wieder ins Leben. Ausser den
Protokollen der Versammlungen und Be-
richten über interessante Logenarbeiten sen-
dete jeder Engbuud in verabredeter Reihen-
folge seine Fragen, Bedenken, Zustim-
mungen, Abhandlungen einzelner Mitglie-
der an den nächstgelegnen Engbund, der die
Nummer mit seinen Bemerkungen weiter
schickte. So machte jede Nummer den
Kreislauf bei allen Engbünden. Ergaben
sich wichtige Abweichungen der Ansichten,
so wurde ein doppelter Umlauf veranlasst.
Diese Z. bietet interessanten Stoff der
Akten der Engbünde, und man würde
sich nicht darin zurechtfinden können,
wenn nicht Ridel (s. d.) 1817 mit grossem
Fleiss ein Inhaltsverzeichnis dazu ge-
liefert hätte, das, unter dem Titel: »Ver-
such eines alphabetischen Verzeichnisses
der wichtigsten Nachrichten zur Kenntnis»
und Geschichte der Freimaurerei* u. s. w.
(Jena 1817) gedruckt, einen sehr brauch-
baren Leitfaden dazu gäbe. Die Z. kam
bis 1830 mehrfach in Unordnung; manche
Engbflnde Hessen die Packele ungebühr-
lich lange liegen, einige Nummern wurden
durch Nachlässigkeit auf Jahre verlegt
oder gingen verloren, so dass ihre Ergän-
zung durch Abschriften verzögert wurde
j und nur wenige Archive der Engbünde
eine vollständige Reihenfolge besitzen.
Der damalige Vorsitzende des Mutter-
bundes, Dr. Siemers (s. d ). machte deshalb
1838 einen Vorschlag zur Lithographierung
der Korrespondenz, der von allen Eng-
bünden angenommen wurde. Alle Enir-
bünde sandten diesem Vorschlag gemäss
ihre Arbeiten jährlich dem Mutterbunde
ein. Dieser fügt den Protokollen die da-
selbst mitgeteilten Arbeiten der Töchter-
| engbünde hinzu, und jährlich erschien ein
1 lithographiertes Heft in Folio, das den
Engbünden zugeschickt ward. Das erste
lithographierte Heft trug die Nr. 117.
Diese Einrichtung hat sich auf die Dauer
bewährt und es gehen die Nummern bis
147 zu Johannis 1867, so dass 29 Jahr-
gänge vorhanden sind. [Vgl. L. XXni,
S. 116; XXVIII, S. 51.1 Seitdem hatte die
Z. aufgehört, wird aber in veränderter
Gestalt unter dem Titel • Hamburgische
Zirkel -Correspondenz. Maurerische Ar-
beiten aus dem Kreise der Grossen Loge
von Hamburg« seit 1. Sept. 1896 fortge-
setzt und mit Nr. 148 weitergezählt. Sie
erscheint jährlich in fünf Heften. Für
die Mitarbeiter wurde 1899 eine Denk-
münze geprägt. [Vgl. HZC. 1899/00, S.
75.] — II. Unter diesem selben Namen
giebt die Grosse Landesloge von Deutsch-
land in Berlin seit 1872 eine Zeitschrift
für ihre Johannislogenmeister heraus. (S.
Zittau (St. im Königr. Sachsen, 28132 E.).
Die ersten Versuche, die Freimaurerei in
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Zobel — Zollstab.
587
Z. einzuführen, gehen bis auf 1740 und
1766 zurück; sie waren aber erfolglos. Am
13. Febr. 1814 erteilte der Grossorient von
Warschau einen Freibrief zu einer Loge
Tempel der brüderlichen Aufnahme.
Ks ist aber auch davon kein Gebrauch
gemacht worden, wahrscheinlich weil die
Grosse Landesloge von Hachsen es verhin-
derte. Die jetzt noch unter der Grossen
Landesloge von Sachsen bestehende Loge
Friedrich August zu den drei Zir-
keln ward gegr. 28. Sept. 1815, eröffnet 7.
Juni 1816, stellte ihre Arbeiten 1828 ein,
nahm sie aber 19. Febr. 1847 wieder auf. Mit-
gliederzahl (1901): 171. Vers.: Dienstags.
Ferien: Juli und August. Eignes Logen-
haus, Oybinerstr. 7, eingew. lt<75. Gesetz-
buch von 187« mit Nachträgen von 1884
und 1889. Die Loge gab 1878 •Neun Punkte
zur Selbstprüfung für Suchende« heraus
und 1849 einen gutachtlichen Bericht über
Reformen im Logenwesen. Milde Stif-
tungen: 1) Witwenkasse; 2) Unterstützungs-
kasse für bedürftige Witwen und Waisen,
jetzt Rudolf Meusel -Stiftung; 8) Waisen-
kasse ( Rosen k n ospe, jetzt Brösi ng-St iftung) ;
4) Legat für Konfirmandenbescherung;
5) Otto Just-Stiftuug (Kapital: 7200 M.);
6) Wärme-Stiftung (vom 18. Mai 1891).
Vgl. Einiges zur Geschichte der Loge
1 1891)]
Zobel, Philipp v., Domherr zu Mainz,
wurde 22. Jan. 1767 in den v. Hundschen
Tempelherrenorden aufgenommen und am
29. Juni zum Präfekt von Rittersfelde
(Mainz) ernannt. Weil aber wenige Tage
nachher allen Domherrn vom Domkapitel
die eidliche Verpflichtung abgenommen
wurde, sich nicht ferner mit Maurerei ab-
zugeben, musste er sogleich wieder aus-
treten.
Zoflngen (St. im Schweiz. Kanton Aar-
gau, [1888] 4496 E.). Hier bestand ein
inaurerisches Kränzchen, das aber längst
eingegangen ist.
Zöllner, 1) Joh. Friedrich, Oberkon-
sistorial- und Oberschulrat, geb. 24. April
1753 in Neudamm in der Neumark, gest.
12. Sept. 1804 in Frankfurt a. O., 1770
Prediger an der Charitekirche in Berlin,
1782 an der Marienkirche, 1788 Propst
von Berlin. — In den Freimaurerbund in
der Loge Zum aufrichtigen Herzen in
Frankfurt a. O. aufgenommen, schloss er
sich 14. Mai 1779 der Loge Zur Eintracht
in Berlin an, wurde 17^6 deren Meister
vom Stuhl und zugleich Grossredner der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln. 1796 wurde er zum Vor-
sitzenden Meister der Mutterloge gewählt;
unter seiner Mitwirkung erhielt die Grosse
National-Mutterloge 22. Nov. 1798 eine
neue Grundverfassung; 7. März 1799 wurde
-er zum Nationalgrossmeister erwählt und
bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tode.
Besondere Verdienste erwarb er sich durch
die neue Bearbeitung der Rituale und
Instruktionen (enthalten in «Die drei
Johanuisgrade der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln«
[Lpz. 1825]), die in der Hauptsache noch
gegenwärtig in Geltung sind. Er ist so-
mit der Schöpfer ihrer neugeordneten
Lehrart. Z. hat nur fünf Grade und den
Anfang des sechsten bearbeitet. Der Tod
hinderte ihn an der Vollendung seiner
Aufgabe. Unter Z. wurde 5. Sept. 1799
das Grundstück Splittgerbergasse 3, in
dem 60 Jahre vorher die Entwürfe zur
Gründung der Loge Zu den drei Welt-
kugeln gemacht worden waren, als Eigen-
tum erworben und 19. Dez. 1800 feierlich
eingeweiht. Eine Rede zur Gedächtnisfeier
Z.'s, gehalten in der Loge Alexander zu
den drei Sternen in Ansbach, enthält das
Pappenheimer Taschenbuch für Freimaurer
auf das J. 1808—9, S. 42-66. Zum An-
denken an Z. gründete die Grossloge Zu
den drei Weltkugeln 8. März 1806 eiu
1 Stipendium von jährlich 150 Thlr. für be-
dürftige studierende Maurersöhne; unter
den Bewerbern soll vorzugsweise auf die
in dem Kölnischen Gymnasium in Berlin,
dessen Ephorus Z. war, gebildeten Jüng-
linge Rücksicht genommen werden. [Vgl.
A. 1824, S. 182. Geschichte der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), 8. 452.1
2) Hermann, Oberst z. D. der Artillerie,
geb. 10. Sept. 1822 in I nun Stadt bei Erfurt,
trat bei der Artillerie ein und rückte bis
zum Obersten auf. — Z. wurde 18. Dez. 1855
in der Loge Wilhelm zur Männerkraft in
Kolberg zum Freimaurer aufgenommen,
schloss sich 20. Dez. 1860 in Stralsund
der Loge Gustav Adolf zu den drei
1 Strahlen an und war in mehreren Logen-
I ämtern thätig. Nach Rendsburg versetzt,
i hat er die dortige Loge Zum Nordstern.
: nachdem diese aus dem Verband der
Grossen Loge Royal York zur Freund-
schaft entlassen worden war, neu begrün-
den helfen, sie auch als erster Vorsitzen-
der Meister der Grossen Landesloge in
Berlin 21. März 1868 zugeführt und bis zu
seiner Versetzung nach Wesel 1869 geleitet.
Bis 1875 war Z. als Kommandeur eines
Artillerieregiments in Koblenz und nahm
das. seinen Abschied. Er verzog nach Dres-
den und kurze Zeit darauf nach Berlin.
Hier widmete er sich ganz der Maurerei. Er
wurde 24. Juni 1877 zweiter abgeordneter
Landesgrossmeister, 1882 — 1891 wortfüh-
render Meister der Andreasloge Indissolu-
bilis und am 24. Juni 1891 Landes-
grossmeister, welches Amt er bis 17. Juni
1900 inne hatte und dann Alters halber
niederlegte. Am 4. Febr. 1892 trat er bei
der Loge Zum goldnen Pflug in Berlin
ein. Seine in Marmor ausgeführte Büste-
ist im neuen Ordenshause in Berlin auf-
gestellt. !Vgl. Berliner Herold 1900, Nr.
22, wo auch sein Bildnis.]
Zollstal», s. Masstab.
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Zopf —
Zopf, Theodor, Arzt geb. 19. Okt. 1834
in Greiz, gest. das. 3. Mai 1897, wurde in
der Loge Archimedes zum ewigen Bunde
in Gera 2. Febr. 1860 aufgenommen, grün-
dete 22. Jan. 1867 die Loge Lessing zu den
drei Ringen in Greiz und ist dereu Meister
und Leiter gewesen bis zu seinem Tod.
Kr war die Heule der Loge, ein Mann von
vielseitigem Wissen und glänzender Be-
redtsamkeit. Zugleich hat er für die
humanitären Bestrebungen seiner Stadt
viel gethan und stand überall an deren
Spitze. Auch im parlamentarischen Leben
hat er als Vorsitzender des Landtags eine
bedeutende Rolle gespielt. Von ihm sind
verfasst zwei Vortrage bei Schwestern -
festen: 1) Weisheit, Stärke, Schönheit und
Glaube, Liebe, Hoffnung (Lpz. 1869);
2i Eiu Wort Aber die Zukunft der Frauen
(Greiz 1874); ausserdem : Die Liebe zurNatur,
zur Wahrheit, zur Poesie des Freimaurers
Zeichen, Griff und Wort (1882). [Vgl. L.
1897, S. 105. FZ. 1898, S. 9.]
Zschiesche, Fried r. Hieronymus
Eduard, Schulmann, geb. 30. Sept. 1805 in
Berlin, gest. 28. April 1883 das., war zu-
nächst Lehrer an der Stadtschule in Char-
lottenburg, 1K27 Konrektor, 1849 Inspektor
des Grossen Friedrichs-Waiaenhauses und
1859 Direktor dieser Anstalt. 1868 trat
er in den Ruhestand. — Aufgenommen in
den Freimaurerbund wurde Z. 18. Juni
1840 in der Loge Pegase in Berlin, deckte
28. Juli 1849 und schloss sich 12. Okt.
1849 der Loge Zur Eintracht an. 1850
bis 1855 war er das. stellvertretender Red-
ner, 1857 — 1863 erster Aufseher, 1863 bis
1866 Meister vom Stuhl, seitdem Ehren-
meister, 1871— 1872 nochmals Meister vom
Stuhl. Seit 8. Mai 1856 war er Mitglied
der Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln und wurde 7. Sept. 1865
in das ßundeadirektorium und 19. Okt.
1876 zum NationalgroHsmci*ter gewählt,
welches Amt er bis 14. Mai 1881 bekleidete.
[Vgl. A. 1884, S. 196. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1890), S. 453.J
Zscbokke, 1) Johann Heinrich Da-
niel, deutscher Schriftsteller, geb. 22. März
1771 in Magdeburg, gest. 27. Juni 1848
auf seinem Landsitz Blumenhalde an der
Aare, studierte in Frankfurt a. d. Oder,
habilierte sich das. 1792, ging auf Reisen,
übernahm 1796 die Leitung der Erziehungs-
anstalt in Reichenau bei Chur, musste
aber 1798 flüchten, weil er sich für den
Anschluss Graubündens an die Schweiz
aussprach. Er trat in den Dienst der
helvetischen Regierung, wurde Regierungs-
statthalter in l nterwalden und in Basel,
1H03 Mitglied des Oberforst- und Berg-
aints in Aargau und 1809 Oberforst- und
Bergrat und später Mitglied verschiedner
Behörden und Kommissionen. — Am 28.
März 1792 wurde er in Frankfurt a. d. O.
in der Loge Zum aufrichtigen Herzen
nach dem Ritus der strikten Observanz
zum Freimaurer aufgenommen. 1809 be-
sprach er die Freimaurerei in einem
Artikel des » Schweizerboten«. Am 9. Nov.
1810 vereinigte sich Z. mit vier andern in
Aarau wohnenden Freimaurern zur Grün-
dung eine Bauhütte. Das Kränzchen, da*
man zunächst ins Leben gerufen hatte, grün-
dete auf Z.'s Antrag eine profane Gesell-
schaft gemeinnütziger Männer die •Ge-
sellschaft für vaterländische Kultur«, durch
welche die maurerischen Bestrebungen
offen verfolgt werden konnten. Sie wirkt
noch heute zum Segen des Landes. Z.
war sehr oft ihr Vorsitzender. Bei den
Unterhandlungen wegen Gründung der
Loge mit dem Direktorium der rektifizierten
schottischen Maurerei in Basel schrieb Z.
4. Aug. 1811 unter anderm: »Wenn wir
Aarauer eine Loge gründen wollen, so soll
sie kein Surrogat eines Kasino werden,
sondern für den gebildeten Mann eine
Schule der Weisheit und eine Bahn
weiser Thätigkeit. Daher ist uns alles
! Zufällige gleichgültig. Wir gedenken zum
Ältesten der Maurerei und zu ihrer ur-
sprünglichen Einfachheit zurückzukehren.
Die verschiednen Systeme genügen uns
wenig. Moral ist die Vorschule der Mau-
rcrei, die erste Bedingung zum Eintritt
in das Heilige, alles übrige ihm fremd.
Aus diesen Gründen nehmen wir keinen
Anstand zu bekennen, dass es uns gleich -
giltig sei, welchem Systeme diejenigen
angehören, die uns zu einer unabhängigen
maurerischen Loge konstituieren. Doch
wünschen wir von einem schweizerischen
Orient und keinem ausländischen kon-
stituiert zu sein.« — Als das Direktorium
den Code maconnique und die Rituale
übersandte, übernahm er es, diese zu über-
setzen, wobei er Unzweckmässiges wegliess
und Wesentliches verschönerte. Am 31. Okt.
1811 wurde die Loge Wilhelm Teil pro-
visorisch gegründet. Z. schrieb dieses
Jahr eine Abhandlung über die Geschichte
der Maurerei in der Schweiz, die in Held-
manns »Akazienblüthen« erschien. Ein
bedauerlicher Vorfall bei einer Kugelung
in der Loge bewog ihn, 26. Febr. 1812
i seine Austrittserklärung einzureichen. Er
schrieb: »Nachdem ich durch das Betragen
zweier Brüder überzeugt wurde, dass die
Loge nicht denjenigen Ideen entspricht,
i welche mich allein an sie fesseln konnten,
I finde ich es meinem Gemüte angemesaner,
, dass ich, gewiss nicht ohne Leid, von
1 Ihnen und meinen schönsten Hoffnungen
; scheide u. s. w.« Durch inständige Bitten
t einiger Mitglieder liess ersieh zwar bewegen,
I wieder in ihren Kreis zurückzukehren,
i dann aber schrieb er den 30. März: «Er
habe bei seinem Besuch im Bruderkreise
f »fühlt, dass er nicht mehr dahin gehöre,
r fühle, dass das grosse Ideal, welches
ihn einst begeistert, nun vernichtet sei.
dass er dort nicht mehr als mit Wider-
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Zachopau
willen sitzen könne, in welchem er sich
zuletzt selbst verächtlich werden müaste.«
— Bei der 27. Febr. 1815 vollzognen Ein-
weihung der neuen Loge Zur Brudertreue
nahm Z. als Besuchender teil und blieb
ihr bis in sein höchstes Alter zugethan.
Ihm verdankt sie das schöne Ritual der
Trauerloge. [Vgl. Bh. 1867, 8. 18; 1871,
S. 94. FZ. 1850, S. 289; 1867, 8. 94; 1868,
S. 166; 1879, S. 313; 1890, 8. 281. S.L. 1889,
S. 161. Boos, Handbuch der Freimaurerei,
S. 40O.j
2) Joseph Karl Theodor, ältester
Sohn des Vorigen, geb. 16. Jan. 1806.
gest. 18. Dez. 1866, studierte Natur- und
Arzneiwissenschaften, besuchte 1830 zu
weiterer Ausbildung Paris und Hess sich
hierauf in Aarau als ausübender Arzt
nieder, wo er 1831 Garnisonarzt, 1833 Be-
zirksarzt, 1836 Mitglied der Gemeinde-
schulpflege und 1839 Mitglied der Kanton-
schulpflege wurde, 184U erhielt er die
Professur für Naturwissenschaften an der
Kantonachule. — 1828, bald nach seiner
Heimkehr von der Hochschule, trat er in
die Loge Zur Brudertreue in Aarau; 1858
wurde er Meister vom Stuhl dieser Loge
und verwaltete dieses Amt bis zum Früh-
jahr 1866. Für den Freimaurerbund war
er auch wissenschaftlich thätig als Mit-
arbeiter au der Asträa, Freimaurerzeitung
und an der vorigen Auflage dieses Hand-
buchs. [Vgl.Bh. 1867, S. 13. FZ. 1867, 8. 260.]
Zttchopan (St. im Königreich Sachsen,
6962 E.). Hier wurde am 11. Dez. 1892
unter der Aufsicht der Loge Zur Harmonie
in Chemnitz ein Freimaurerklub gegründet
und am 6. Nov. 1894 von der Grossen Lau-
desloge von Sachsen anerkannt. Vers, am
2. Montag im Monat. Ferien: Juli und
August. Mitgliederzahl (1900): 17. Lokal:
Deutsches Haus.
Zufriedenheit strebt die Freimaurerei in
ihren Mitgliedern an für alle Lagen des
Lebens; denn sie ist die Grundlage allen
Glücks und Wohlbefindens. Vor allem
in unsrer jetzigen Zeit mit ihren hef-
tigen Gegensätzen und Kämpfen auf poli-
tischem, kirchlichem und sozialem Ge-
biet bildet Z. das beste Schutzmittel und
bedarf besonderer Pflege. Deshalb heisst
es auf die Frage: «Hast du deinen Lohn
empfangen?« — ilch bin zufrieden.« Einen
schönern Lohn kann es allerdings kaum
geben. [Vgl. FZ. 1852, 8. 46. Blumen-
hagen, Maurerischer Nachlass (1840),
S. 267. L. 1894, S. 164.]
Zugeordneter, abgeordneter, beigeord-
neter, deputierter MeUter, der Stellver-
treter des Meisters vom Stuhl (s. d.) einer
Loge in den meisten Logen verbänden, ein
Amt, das jedoch in der frühern Zeit der
Freimaurerei, wie noch heute in England,
nicht bestand. Wie bei allen übrigen
Beamtenstellen haben grössere Logen meh-
rere z. M. (erster, zweiter). Diese tragen
alle ihr Abzeichen in der Loge, haben
— Zürich. 589
auch in den Beamtenberatungen Stimm-
recht. Dagegen treten sie sonst nur dann
in die Rechte und Obliegenheiten des Vor-
sitzenden M., wenn sie in Verhinderung
dieses dessen Amt besorgen. In einzelnen
Logen wählt deshalb auch der Vorsitzende
M. selbst diesen seinen Stellvertreter. Hier
und da macht man einen Unterschied und
bezeichnet als stellvertretenden (substi-
tuierten) Meister vom Stuhl den, der au»
der Wahl der Brüder hervorgegangen ist
und von der betreffenden Grossloge be-
stätigt wird, als z. M. den, den sich der
M. vom Stuhl selbst wählt und der ihn
vertritt, wenn er Belbst verhindert ist. Bei
der Amtsniederlegung des Meisters vom
vom Stuhl tritt der z. M. mit zurück, wäh-
I rend der stellvertretende in seiner Stellung
verbleibt. [Vgl. FZ. 1871, S. 360.]
Zü llle hau (St in der preuss. Provinz
Brandenburg, 7561 E.). Hier besteht unter
der Loge in Grünberg ein maurerische»
Kränzchen Zur Kette für Geist und
Herz, gest. 16. Febr. 1878. Mitgliederzahl
(1900): 16. Vers.: Montags nach dem
1. und 15. des Monats. Lokal: Hoter
Scheibler.
Zürich (St. des gleichnam. Schweiz. Kan-
tons, [1897J 157288 E). Hier wurde schon
1740 eine Loge La concorde eröffnet,
die ihren Freibrief von der Loge des Re-
giments Schadorff in Maubeuge erhalten
hatte. Die Loge Union in Frankfurt a. M.
erkannte sie 5. Jan. 1745 als gesetzmäßige
Loge an. Sie arbeitete jedoch nur vier
bis fünf Jahr in tiefster Verborgenheit.
Nach dem goldnen Buch der Loge Union
des coeurs in Genf wurde 1769 von Genfer
Maurern wieder eine Loge La discre"-
1 tion eröffnet, die sich 1772 dem Grand
Orient de Geneve anschloss. Es waren
aber noch viele andre Maurer in Z., na-
mentlich Offiziere einea Z.er Standesregi-
ment« in französischen Diensten, aus der
Feldloge Zur schweizerschen Freiheit ia
Thionville (gegr. 18. Aug. 1762). Diese
scheinen sich mit den Genfern vereinigt
und vom 1. Aug. 1771 an die Discretion
mehr in deutschem Sinne fortgeführt zu
haben. Die Z.er bezeichnen diesen letzten»
Tag als Stiftungstag, indem wahrscheinlich
früh er von den Genfern, wie es damals in
Genf Sitte gewesen, noch keine Protokolle
geführt worden sind. Die regelmässigen
Arbeiten begannen nach französischem
Ritus und in französischer Sprache am
23. Aug. 1772 in einem gemieteten Lokal
unter der Hammerführung Diethelm La-
vaters (s. d.). Schon nach zwei Jahren
wurde jedoch die deutsche Sprache und
ein vereinfachtes Ritual in Gebrauch ge-
nommen. Lavater und sein thätiger Mit-
arbeiter Christian Kaiser, der intime
Jugendfreund Goethes (s. d.), gründeten ein
schottisches Kapitel, das unter der maure-
rischen Provinz Burgund stand, um die
neue Bauhütte der strikten Observanz zuzu-
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590
Zürich.
führen, was 11. Nov. 1772 geschah. Siebeide
besuchten 1778 den Konvent von Lyon (s.d.),
wo Lavater kräftig für Verbesserung der
strikten Observanz und das sogenannte
rektifizierte schottische System, sowie für
die Unabhängigkeit der" schweizerschen
Maurerei mitwirkte. Am 11. Nov. 1779
wurde in ihr die Vereinigung mit dem
altschottischen rektifizierten System be-
kannt gemacht, aber erst 1. März 1780
unterzeichnete man den Code maconni-
«ue, und die Loge nahm den Namen
Modestia cum libertate an, den letz-
tern Ausdruck wahrscheinlich zur Er-
innerung au die erwähnte Feldloge Zur
schweizerschen Freiheit. Von der grossen
Thätigkeit dieser Werkstätte zeugt die
Gründung einer Wohlthäigkeitskasse und
die Herausgabe einerSammlung von Logen-
reden. Infolge der Revolutionsetürme hör-
ten indessen nach der Neujahrsfestloge
1786 die Versammlungen plötzlich auf.
— Erst 4. März 1811 traten in Z 8
Maurer zusammen, um die Arbeiten
von neuem zu beginnen. Schon am
27. März konnte die Loge und am 19. Aug.
im Hause Zum wilden Mann der neue
Tempel eingeweiht werden. Die Stif-
tungsurkunde wurde vom helvetischen
Direktorium der rektifizierten schottischen
Maurerei, das damals seinen Sitz in Basel
hatte, am 19. Sept. ausgefertigt. Das
Kapitel wurde ebenfalls wieder errichtet
und 9. Nov. 1812 vom Direktorium in
Hasel genehmigt. 1817 führte man ein von
Heinr. Lavater (s. d.) bearbeitetes, wesentlich
verbessertes deutsches Ritual ein. 1820
gründeten eine Anzahl Maurer der Z.er
Werkstätte eine Tochterloge Akazia in
Winterthur. Während der für die Frei-
maurerei so drückenden zwanziger Jahre
zeigte sich die Loge Modestia cum liber-
tate in ihrem Verkehr nach aussen vor-
sichtiger und zurückhaltender, während
ihre innern Arbeiten unter Leitung treff-
licher Meister einen ungestörten Fortgang
nahmen. Die politischen Stürme im An-
fang der dreissiger Jahre lichteten zwar
in bedenklicher Weise die Reihen, aber
ein Antrag, die Loge zu decken, wurde
7. Juli 1882 verworfen. Wöchentliche Zu-
sammenkünfte wurden eingeführt, in denen
in weniger gebundner Form die Arbeiten
um so angenehmer vorgenommen wurden.
Ihr erstes Schwesternfest feierte die Loge
1834. Zur 25jährigen Stiftungsfeier 20. Aug.
1836 wurde bestimmt, allgemeine achwei-
ze reche Bruderfeste alle zwei Jahre zu
begehen, woraus sich dann der schweizer-
sche Logenbund entwickelte. 1840 wurde
ein Versorgeverein für Witwen und Waisen
Zürcherscher Maurer gegründet und 1841
bei einem zweiten Schwesternfeste ein
Schwesternverein ins Leben gerufen zur
Unterstützung armer Wöchnerinnen und
ihrer Kinder. Er dehnte seine wohlthätige
Wirksam keit auch weiter aus, indem er
z. B. 1847 zur Zeit des Sonderbundskriegs
einen Zweigverein für örtliche Organisation
des Hilfsdienstes gründete. 1844 versam-
melten sich im Tempel der Modestia die
Abgeordneten von 14 schweizerschen Bau-
hütten, um den schweizerschen Logenbund
Alpina zu gründen. Infolge der Besetzung
der Stellen für den Grossen Orient wurden
zwar der Bauhütte viele ihrer besten Kräfte
entzogen, jedoch unverdrossen setzte sie
ihre Arbeiten fort. Nach Ablauf der
sechsjährigen Amtsdauer nahm sie einen
neuen Aufschwung. 1851 wurde ein drittes
Schwesternfest gefeiert, an dem ein Bericht
des Schwesternvereins vorlag, nach dem
dieser während der verflossnen 10 Jahre
715 Wöchnerinnen und 232 Kranke ver-
pflegt, an 1363 dürftige erwachsne Frauens-
personen und 4848 Kinder Wäsche und
Kleidungsstücke verteilt, in den Teuerungs-
jahren über 2000 Suppenportionen ausge-
geben und beim Sonderbundskrieg 12
Transportwagen mit Weisszeug und Ver-
bandmitteln an die Feldspitäler nach Lu-
zern, Altorf und Z. abgesendet hatte. Die
Zahl der Mitglieder mehrte sich nun so,
dass der Raum im bisherigen Lokal
zu klein wurde. Ein Neubau an einem
der schönsten Plätze der Stadtgegend
(am Lindenhof) wurde beschlossen und
in Angriff genommen, auch 1854 ein-
geweiht. 1858 trennte sich eine Anzahl Mit-
glieder, um in Chur eine neue Bauhütte,
Liberias cum concordia, zu gründen, und
1861 entstand eine dritte Tochterloge, die
Concordia in St. Gallen. 1891 wurde das
50jährige Jubiläum des Schwesternvereins
gefeiert. Das Jahr 1894 brachte das fest-
liche Ereignis der dOjiihrigen Jubelfeier
der Gründung der schweizerschen Gross-
loge Alpina. Über das Fest, das mit dem
Grosslogentag verbunden war, ist eine be-
sondere Denkschrift herausgegeben wor-
den. — Die Loge von Z. hatte von jeher
das Glück, unter ihren Mitgliedern eine
Menge ausgezeichneter Männer einzu-
schliessen, z. B. Diethelm Lavater (s. <L),
Christian Kaiser, Pfarrer Kaspar Lavater,
Heinrich Lavater (s. d.V, Kaspar Ott (s. d.),
Bluntschli (s.d.). Jonas Furrer (s.d.), Ludwig
Meyer, Heinrich v. Orell, J. J. Hottinger
(s. d.). Sie zeichneten sich nicht nur
durch grossartige Wohlthätigkeit, son-
dern auch durch thätige Verbreitung
der Freimaurerei aus. Das Ritual der
Loge wurde anfangs der 80er Jahre voll-
ständig umgearbeitet, vereinfacht und der
neuern Zeit angepasst. Mitgliederaahl
(1900): 154. Vers.: Sonnabends. Verzeich-
nis der Büchersammlung (1834 und 1888).
[Vgl. Fragmente zur Geschichte der schwei-
zerschen Freimaurerei (Bern 1840); Riedel,
Grundlegung und Aufbau der Modestia
cum Libertate in Schaubergs Alpina (Z.
1859); Meyer-Hoffmeister, Erinnerung an
das Jubelfest der Modestia cum Libertate
(Z. 1861).] Custere, Festklänge zur Erinne-
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Zuruf — Zwölf.
591
rung an das 50jänrige Jubiläum des
Schwestern Vereins 1891.]
Zoruf (Akklamation) bezeichnet 1) die
in der Regel durch Erteilung des Beifalls-
zeichens (s. d.) erfolgte allgemeine Zu-
stimmung zu einem Vorschlag, die in
minder wichtigen Sachen an die Stelle der
Abstimmung (s. d.) tritt. 2) In englischen
und französischen Logen so viel als Aus-
ruf: bestimmte Worte, die auf besonders
gegebne Veranlassung zur Begrüssung oder
bei Trinksprüchen (in England auch als
Antwort am Schlüsse eines Gebets) von
allen ausgesprochen werden. In Frankreich
sind dies die Worte: Vivat! oder in an-
dern Logen: Huzza (s. d.)!; in England:
So mote it be! (so seie es = Amen!)
Zwackb, Franz Xaver v., kurfürstlich
pfalzbayerscher Regierungsrat in Landshut,
ein höchst achtbarer, vorurteilsfreier, aber
deswegen von der unduldsamen Pfaffen-
partei seiner Umgebung gehasster Mann,
schloss sich, wie so manche andre edle
Männer, den Illuminaten (s. d.) an, von
deren Wirken sie Grosses erwarteten.
Nachdem man durch schwere Beschuldi-
gungen es dahin gebracht hatte, daas diese
Verbindung verpönt wurde, blieben einzelne,
die Einfluss bei Hof hatten, ausser jeder
Verfolgung, über andre ergoss sich der
ganze Groll der finstern Partei, und so
nahm man auch die Gelegenheit wahr, an
Z. Rache zu üben, indem man am 11./ 12.
Okt. 1786 in dessen Abwesenheit eine Haus-
suchung bei ihm vornahm; die dort ge-
fundnen Papiere wurden, bo unschuldig
sie im Ganzen waren, bald darauf veröffent-
licht unter dem Titel: »Einige Original-
schriften des Illuminatenordens« {München
1787), wozu aber Z. selbst in demselben
Jahre einen Nachtrag gab. Man glaubte
damit der 8ache den Todeastoss ver-
setzt zu haben. Z. selbst rettete sich durch
die Flucht und entging so, wie WeiBhaupt
(s.d.) u.a., einer peinlichen Haft. Durch
Verwendung erhielt Z. später die Stelle
eines fürstlich Salmschen Geheimrats. —
Z. war schon 27. Nov. 1778 Mitglied einer
Loge geworden und hatte, eifrig wie er
war, alle damals üblichen Grade er-
halten, war also hinreichend eingeweiht.
Er wusste, daas die Freimaurerei nicht
für jedermann sei, und darum drang
er zwar eifrig dahin, die Logen zu Pflanz-
schulen des Ordens der Illuminaten zu
machen ; zugleich aber sollten die Glieder
<lieser Logen nichts davon erfahren, das»
noch etwas anderes oder Höheres da sei,
und alle des Illuminatismus Unfähige
sollten nicht weiter befördert werden. Z.
war eben durch pfäffische Erziehung trotz
seines bessern Wissens nicht im Stande ge-
wesen zu erkennen, daas das Gute nur
durch Gutes erstrebt und erwirkt werden
kann und dass sich der Vernunft nicht
gebieten lasse. — Seine fernem Lebens-
schicksale sind nicht bekannt geworden.
Zwei, s. Zahlen.
Zweibrücken (St. in der bayr. Rhein-
pfalz, 12000 E.). 1) Hier bestand 1763
eine Loge St.-Jean. 2) Am 23. Okt. 1806
stiftete der Grossorient von Frankreich
die Loge St.-Joseph Napoleon, die
längst wieder eingegangen ist. [Reglement
bei Klose, Bibl. Nr. 5106 ]
Zwickau (St. im Königr.Sachsen, 50 89 1 E.).
1) Loge Zum goldnen Apfel, gegr. von
Peterraann, Hofmeister beim Grafen Meng-
den in WildenfelB, durch die Grosse Lan-
desloge in Berlin, 16./26. Nov. 1776, eingew.
28. Okt. 1777 in Zwickau. Der Sitz der
Loge blieb jedoch in Wildcnfels (s. d.).
1781 wurde sie nach Dresden (s. d.) ver-
legt. 2) Freimaurerklub, gegr. 19. Okt. 1860
unter der Loge Zur Harmonie in Chem-
nitz. Aus diesem ging 8) die Loge Bru-
derkette zu den drei Schwanen her-
vor, gegr. 2. Jan. 1868, eingew. 12. April
1868. Mitgliederzahl (1900): 168. Vers.:
3. Donnerstag im Monat. Klub: Mitt-
wochs. Ferien : Juli und August. Eignes
Logenhaus, Schulgrabcnweg 15, 17. Haus-
gesetz (Logenordnung) vom 20. Mai 1886,
bestätigt 18. Jan. 1887, nebst Nachträgen
und Anhang. Milde Stiftungen (8) mit
einem Gesamtkapital von ca. 21000 M.
Verzeichnis der Bücher und Zeitschriften
(1883); erster Nachtrag (1887); Fortsetzung
(1889). [Vgl. Becker, Geschichte der Loge
(1888)1
Zwölf. Diese Zahl kommt in den Jo-
hannisgraden nicht vor. Sie wird nur in
französischen höhern Graden gebraucht
und mit allerlei Dingen in Beziehung ge-
setzt, so 1) mit den zwölf Patriarchen,
2) mit den zwölf Edelsteinen auf Aarons
Brustplatte, in welche die Namen der
zwölf Stämme Israels gegraben waren,
8) mit den zwölf ehernen Ochsen, die das
eherne Meer in Salomos Tempel trugen
und die zwölf Monate des Jahres bezeich-
neten, was durch ihre Stellung nach den
vier Himmelsgegenden angedeutet wurde.
Eine vierte Beziehung ist die auf die zwölf
Apostel (vgl. Les plus secrets mysteres,
Fig. XVI), «die alle Hindernisse besiegten
und sogar die am besten verteidigten Pässe
erstürmten, um den wahren Glauben in
der ganzen Welt zu verbreiten.« Dieser
Erläuterung ist die des schottischen Meister-
grads der schwedischen Lehrart anzu-
reihen, in der gesagt wird: »Die zwölf
Lichter, die auf allen Seiten dieser Tafel
verteilt sind, sind dort zum Gedächtnis
der zwölf ältesten Architekten (d. i. der
Apostel ), die die Baukunst in allen Teilen
der Welt auszubreiten suchten, hingestellt.*
Man erkennt daraus den Zusammenhang
der schwedischen Lehrart mit den fran-
zösischen Hochgraden.
Digitized by L>O0j9l£
Nachträge und Berichtigungen.
(Die in [ ) den Artikelworten folgenden Zahlen bezeichnen Band und Seite dies«»
Werkes, auf welche sich die Nachtrage u. 8. w. beziehen. Die Buchstaben a und b-
verweisen auf die Spalten der betreffenden Seiten hin. Die Zeilen sind, soweit der
Artikel nicht über eine ganze Spalte hinausreicht, nur innerhalb dieses selbst zu zahlen. )
Aberglaube [I, 2b]. Vgl. noch Bb. 1885,
». 212. FZ. 1876, S. 281.
Adel [I, 4al. Vgl. noch 81. 1900, S. 68.
Adelung, Johann Christoph, deut-
scher Sprachforscher, geb. 8. Aug. 1732 in
Hpantekow bei Auklam, gest. 10. Sept. 1806
in Dresden, studierte Theologie in Halle,
wurde 1759 Professor am Erfurter Gym-
nasium, gab aber 1761 sein Amt auf und
widmete sich in Leipzig litterarischen Ar-
beiten. Seit 1787 lebte er als Hofrat und
Oberbibliothekar in Dresdeu. A. war bei
der Aufnahme Zinnendorf» in der Loge
Philadelphia in Halle Schriftführer. [Vgl.
S. L. 1887, S. 164.1
Ägypten [I, 8aJ. 1899 hat die Gross-
loge _ von England eine Distriktsgrossloge
für Ä. und den Sudan errichtet.
Albany ;i, 15b], Die Loge arbeitet
neuerdings in englischer Sprache.
Alethophilen [1, 17a]. Vgl. noch L.
1893, S. 144.
Alexandcr-Katz, Hugo, Regierungs-
rat a. D. und Justizrat in Berlin, geb.
7. Juli 1846 in Öls in Schlesien, trat 1870
in den preußischen Staatsdienst, den
er Jedoch bald unterbrach, um als Kriegs-
freiwilliger am Feldzug gegen Frankreich
teilzunehmen. 1875 Kreisrichter, gab er
die richterliche Laufbahn auf, um sich
der Staatsverwaltung zu widmen. 1885
zum Kegierungsrat ernannt, verlieas er
1886 den Staatsdienst und wurde in Berlin
Rechtsanwalt und Notar. Schriftstellerisch
bethätigte er sich auf dem Gebiet des
Aktienrechts und der Börsengesetzgebung.
— In den Freimaurerbund aufgenommen
wurde A.-K. in der Loge Balduin zur
Linde in Leipzig 1883. Von da trat er
1893 aus, um sich der Grossloge Kaiser
Friedrich zur Buudestreue in Berlin
,s. d.) anzuschliessen. Er führte deren
l'rozess gegen das Berliner Polizeipräsi-
dium, in dem die staatliche Zulässigkeit
der Gründung der gedachten Gross-
loge und die Hinfälligkeit der von den
nltpreussischen Grosslogen festgehaltnen
Vorrechte erwiesen wurde, ward Stuhl-
aieister der Loge Viktoria, zugeordneter
< irossmeister und bei seinem Ausscheiden
aus dem Amte Ehrengrossmeister seiner
Grossloge. Nach deren Auflösung 1900
trat er zur Loge Viktoria unter der Grossen
Loge von Hamburg. In vielfachen Ar-
tikeln der Bausteine (s. d.) und der Bau-
hütte is. d.) erörterte er, zum Teil pole-
misch, maurerische Probleme. Von ihm
erschien: »Die Freimaurerei in Preussen
und das Edikt vom 20. Okt. 1798. Au»
dem Verwaltungsstreite der Grossloge
Kaiser Friedrich zur Bundestreue* (Brl.
1893).
Alexandria (St. in Ägypten). Hier hat
unterm Grossorient von Italien eine deutsche
Loge Moeris bestanden, über die nichts
Näheres bekannt geworden und die nach
1885 eingegangen ist.
Alxinger [I, 28a]. Vgl. noch FZ. 1851,
S. 187.
Amlciaten [I, 24a]. Vgl. noch Fabriciu*,
Die Studentenorden (Jena 1891), S 33—70.
Bh. 1892, S. 184.
Amster [I, 24b]. Z. 9 v. u. lies -1876.
anstatt .1873«.
Anrient Masons [I, 24b]. S. 30 a; Z. 28
v. u. lies »Blessington« anstatt »Blesinton*.
— S. 82 b, Z. 22 lies .1760« statt »1860« ; Z.
25 lies *1762' statt »1862«, Z. 33 »1766*
statt »1866«.
Andrassy [I, 35a]. Z. 9 ist nach »PariM
einzuschalten »2. Mai 1854«.
AndriesBen, Buchdrucker und Verleger,
geb. 5. Okt. 1805 in Dordrecht, gest. 15.
Juni 1862 in Utrecht, wurde in der Loge
Standvastigheid en trouw in Vianen 20.
Okt. 1842 als Freimaurer aufgenommen
und schloss sich später der Loge Ultra-
jectina in Utrecht an, in der er die Amter
des Schriftführers und Redners, zuletzt des
Archivars und Bibliothekars bekleidete.
Er begründete 1852 das Maconniek Week-
blad, das später von seinem Sohn geleitet
ward, und gab ausserdem die Zeitschrift
Acacia heraus. In beiden hat er sich
durch Übertragung gediegner Arbeiten
deutscher Maurer ins Holländische ein
wesentliches Verdienst um die Förderung
der Freimaurerei und Verbreitung deut-
schen Maurergeistes in weite Ferne er-
worben. [Vgl. Bh. 1862, S. 220.]
Angriffe [I, 37a]. Z. 18 lies »1885« stau
• 1843«. — Über A. in den Landtagen vgl.
bez. Bayerns: Bh. 1894, S. 92. FZ. 1894.
S. 105. L. 1894, S. 60; bez. Österreichs:
Bh. 1895, S. 129, 137; bez. Preuseens: BW.
1895, 8. 187.
Anreden [I, 40b]. Vgl. noch Bh. 1883,
S. 214.
Anscbütx [I, 41b]. Vgl. noch FZ. 1894.
S. 164.
Ashmole [I, 49aj. Z. 5 ist nach »Uni-
versität« einzuschalten »Oxford«.
Asiatische Brüder [I, 50 b]. Z. 27 lies
»anerkannt* statt »erkannt«.
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Nachträge u. s. w. Aufnahme in den Freimaurerbund
Berlin.
593
Aufnahme in den Frelmaurerbnnd [I,
56b]. Z. II v. u. ist noch beizufügen:
»v. Reinhardt, Offener Brief über die Ziele
der Freimaurerei an Solche, welche sich
für den Freimaurerbund interessieren (8.
Aufl., Ulm 1899)«. — 8. 57a, Z. 19 v. u.
ist hinter «IV.« einzuschalten: »A.- Ge-
bühren, s. Beiträge. V.«
Auge der Vorsehung [I, 58b]. Z. 1 lies
•Altare« statt »Altäre«.
Augsburg [I, 58 bj. Z. 15 lies »8chiess-
grabcnstrasse« statt »Schiessgraben«, und
Z. 22 lies »2500« statt »1600«.
Aaserwählte Coena [I, 59 a]. Z. 8 v. u.
lies »Freimaurerei« statt »Freimaurer«.
Aaserwählte der Wahrheit [I, 59 bj. Z.
9 lies »Freimaurerei« statt »Freimaurer«.
Australien [I, 60b]. Am 11. Okt. 1899
ist in Perth eine selbständige Grossloge
von West-A. (s. d.) gegründet worden, die
1900 45 Logen zahlte.
Avlgnon [I, 62b]. Z. 6 v. u. lies »Frei-
maurerei« statt »Freimaurer«.
Baden [I, 63]. 8. 64 a, Z. 8 v. u. lies
»Cannstatt« statt »Cannstadt«. — 8. 64b, Z.
6 lies »Heidelberg« statt »Mannheim«.
Basel [I, 69 b]. Z. 2 v. u. lies »19. Dez.
1308« statt »24. März 1809«.
Bataille, Dr., sonst Charles Hacks,
machte in den 1890er Jahren in franzö-
sischen Kreisen viel von sich reden als
Gegner der Freimaurerei. Er wurde aber
des krassesten Atheismus bezichtigt. Er
war Schiflaarzt und als Genosse Taxils
(fi. d.) Miterreger der antifreimaurerischen
Bestrebungen, die den Antifreimaurer-
kongress (s. d.) in Trient hervorgerufen
haben. Jetzt ist er Restaurateur.
Bayerlein, Julius. Kaufmann, geb. 23.
Jan. 1838 in Bayreuth, gest. das. 21. Mai
1899, war allen humanitären Bestrebungen
zugethan, Mitglied und Vorstand vieler
wohlthätigen Vereine, trat 1884 in das Ge-
meinde- und 1892 in das Magistratskolle-
gium, vertrat auch 1893— 1898 im Deutschen
Reichstag den Bayreuther Wahlkreis. —
Als Freimaurer wurde er in der Loge
Eleusis zur Verschwiegenheit 1878 aufge-
nommen, bekleidete darin mehrere Ämter,
zuletzt das des Meisters vom Stuhl. 1884
wurde er zum stellvertretenden und 1890
zum wirklichen Grossmeister der Gross-
loge Zur Sonne gewählt, welches Amt er
bis 1896 bekleidete, worauf er zum Ehren-
grossmeister ernannt wurde. [Vgl. Nekro-
log für B. (Bayreuth 1899). L. 1899, & 94.]
Bayreuth [I, 75 a]. Die Grossloge Zur
Sonne giebt seit 1. Juli 1900 eine frei-
maurerische Monatsschrift »Bayreuther
Bundesblatt« heraus. Die Leitung hat G.
Niehrenheim in Bayreuth.
Beförderung [I, 79 b]. Vgl. noch Bh.
1900, 8. 188.
Belgien [I, 84a]. Z. 17 v. u.: Seit 1899
ist Gust. Royers, städtischer Ingenieur in
Antwerpen, Grossmeister. — Zu 8. 84b, Z.
14: Seit 1900 ist Graf Eugen Goblet d'Al-
viella Grand Commandeur.
Belgrad (St. in Serbien). Hier ist unter
dem Grossorient von Italien 4. April 1877
eine Loge La luce dei Balkani, die in
serbischer, italienischer und deutscher
8prache arbeitete, gegründet worden. 8ie
ist nach 1885 wieder eingegangen.
Benjamin [I, 86b]. Vgl. noch Bh. 1900,
8. 115.
Berlin [I, 86a]. Zu 94a, Z. 34 v. u.
lies »2. Febr.« statt »2. Jan.«. — Z. 94b,
Z. 23: Die Unterscheidung von gesetz-
massigen, verbesserten und vollkommnen
Kapiteln hat aufgehört; alle 8 Kapitel
sind jetzt vollkommen und können den
6.-9. Grad erteilen. (Vgl. H, 8. 882b,
Anm.l Ebenso ist die Bezeichnung des
B.er Kapitels als »Grosses regierendes Or-
denskapitel« gefallen. — Zu 8. 94 b, Z. 8
v. u. füge hinzu: »28) 24. Juni 1900 v.
Kuycke«. — 8. 98a, Z. 28 zu Nr. 4): Vgl.
Bbl. 1900. 8. 73. Zwickau, Kurzer Abm»
der Geschichte der Loge für die Zeit von
der Stiftung bis 15. Jan. 1900. — S. 98a,
Z. 32, Milde Stiftungen (noch): »Unter-
stützung besonders bedürftiger Wöch-
nerinnen. Statut vom 9. Okt. 1897«. —
Zu 98 a, Z. 20 v. u.: Das neue Ordenshaus
befindet sich in Schöneberg, Eisenacher
Strasse Nr. 12 und ist am 18. Nov. 1900
eingeweiht worden. [Vgl. W. V, Kurze
Darstellung der Geschichte des neuen
Ordenshauses der Grossen Land es löge der
Freimaurer von Deutschland (Brl. 1900).]
Zur Erinnerung an die Logenhausweihe
wurde eine Denkmünze geprägt. — Zu 8.
98b, Z. 5: Vgl. Felix Possart, Die 8t
Johannis -Loge zur Beständigkeit in B.
von 1775-1900. — 8. 98b, Z. 18 ist hin-
zuzufügen: »9) Friedrich Leopold
zum Friedensbunde, eingew. 14. Nov.
1900, entstanden aus dem Kränzchen Zum
Friedensbunde in Friedenau [vgl. BZC.
1900, 8. 501]«. — 8. 99a, Z. 19 lies .(1900):
164« statt »(1899): 136«, — ebenda Z. 22
lies »9. Juni« statt »5. Juni«, — ebenda
Z. 23 lies »(1900): 89« statt »(1899): 35«
und füge hinzu: »Hausgesetze vom 14. Mai
1898. Schröder-Stiftung für Witwen und
Waisen verstorbner Mitglieder. Vers.:
Dienstags, bez. Donnerstags«. — S. 99a
Z. 27 ist beizufügen: »3) Viktoria, gesf
26. Mai, eingew. 12. Juni 1900. 4) Ger-
mania zur Einigkeit; 5) Humanitas;
6) Pestalozzi zur Wahrheit, diese drei
gest. 18. Okt., eingew. 28. Okt. 1900.« Das.
lies »F.« anstatt »E.« — 8. 99b, Z. 27 v.
u. lies »1. Aug.« statt »27. Nov.« — 8.
100a: Die Grosse Loge von Preussen, ge-
nannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue,
ist am 28. Okt. 1900 aufgelöst und dafür
von der Grossen Loge von Hamburg eine
Provinzialgrossloge unter dem Provinzial-
grossmeister Möller eingesetzt worden, der
die B.er Logen Hammonia zur Treue, Fried-
rich Ludwig Schröder, Viktoria, Germania
38
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594 Nachträge u. 8. w. B
zur Einigkeit, Humanitas und Pestalozzi
zur Wahrheit, die Charlottenburger Loge
Zum Spiegel der Wahrheit und die Stettiner
Loge nunmehr als Tochterlogen der Grossen
Loge von Hamburg unterstehen. Dabei
ist ein Erinnerungszeichen in Form einer
Denkmünze von der letztern ausgegeben
worden. [Vgl. L. 1901, 8. 5.J
Bern [I, lu2al. Vgl. noch Schmid, Dr.
F., Das alte und das neue Heim der Frei-
maurerloge Zur Hoflhung(Bern 1900). Hoch,
Charles, Ein geschichtlicher Abriss über
die Loge (Bern 1889).
Berteeh (1, 103a]. Vgl. noch HCZ. 1900/1
S. 65, mit Bildnis.
Beruf, Berufsarten Fichte in seinen
Briefen an Konstaut über Philosophie der
Freimaurerei (Eleusinien des 19 Jahrhun-
derts I, S. 29) sagt: «Der einzige Zweck
des menschlichen Daseins auf der Erde
ist allein die Menschheit und ihre höchst-
mögliche Ausbildung. Diese aber ist in
Teile getrennt, jedem Stand sein beson-
deres Feld der Mitwirkung angewiesen.
Jeder einzelne bildet sich vorzüglich für
den Staud, den er gewählt hat. Daraus
entsteht eine gewisse Halbheit und Ein-
seitigkeit. Die Freimaurerei hat nun den
Zweck, die Nachteile der Bildungsweise
in der grossem Gesellschaft wieder aufzu-
heben und die einseitige Bildung für den
besondern Stand in die gemein-menschliche
Bildung, in die allseitige der ganzen
Menschen als Menschen zu verschmelzen. . . .
Hier treten Männer aus allen Ständen frei
zusammen und bringen die Bildung, die
jeder nach seiner Individualität in seinem
Stande erwerben konnte, auf einen Haufen.
. . . Deshalb ist es notwendig, dass in einer ;
Loge, wie auch gewöhnlich geschieht, nicht
nur Gelehrte, sondern auch Ungelehrte
beisammen sind und keiner den andern 1
darüber scheel ansieht, dass er jenes ist .
und dieses nicht ist. . . . Und so wäre der
Freimaurerbund eine der wichtigsten An-
stalten für die Welt, die ohne ihn in der-
selben mangelt.* So finden sich im Frei-
maurerbund alle Berufsarten zusammen.
Die Ausschliesslichkeit der frühern Zeit,
wo nur Adlige und die höhern Stände in
ihm verkehrten, hat aufgehört, und am
Ende des 19. Jahrhundert* sehen wir alle
Berufsarten hier vertreten, soweit sie, wie
Lessing sagt, die .gehörige Anlage' dazu
in Bich tragen. Zwar hat man selbst in
neuerer Zeit in England versucht, Logen
zu bilden, in denen nur bestimmte Stände,
z. B. Arzte, zugelassen werden. [Vgl. L.
1900, S. 198.] Es ist dies aber mit dem
Geist der Freimaurerei unvereinbar und
eine Verirrung der Zeit. In ihr müssen
alle Platz haben, die den innern Drang
haben, Menschen im edelsten Sinne des
Wortes zu sein oder zu werden. Zu allen
Zeiten haben alle Berufsarten hervor-
ragende Manner in dem Freimaurerbund
gehabt. Es giebt keinen menschlichen
rn — Birkenwerder.
Beruf, für den die Freimaurerei nicht
einen Gewinn zu bieten vermöchte, und
wäre es nur der, dem Beruf treu und ge-
wissenhaft zu dienen, da man hierfür dem
Bunde verantwortlich wird. [Vgl. FZ.
1881, S. 134, 184 (Zusammenstellung der
verschiednen Berufsarten in den Logen
aus dem Jahre 1881); 1893, 8. 3. Bh
1880, S. 149.
Berufung (nach dem Gesetz des Deut-
schen Grosslogenbunds über das Verfah-
ren bei Verletzung maurerischer Pflichten)
ist der Einspruch gegen die Urteile des
Ehrenrata (s. d.) einer Johannisloge, die
an den Ehrenrat der Grossloge gebt- Die
B. muas dio Gründe, auf die sie sich stützt,
enthalten und bei der Grossloge schrift-
lich eingelegt werden.
Beul witi [I, 105a]. B. war vom 20. Jan.
1784 bis zu seinem Tode Vorsitzender
Meister der Berliner Loge Zur Beständig-
keit. [Vgl. Die St. Johannisloge zur Be-
ständigkeit in Berlin von 1775 — 1900 (Brl.
1900), 8. 17.]
Beuthen (St. in der preuss. Provinz
Schlesien, Reg. -Bez. Oppeln, 42343 E
Hier wurde Oktober 1872 ein Maurer-
kränzchen gestiftet, das nicht lange be-
standen hat.
Bibel [I, 106b]. Vgl. R. 1900, S. 63.
Bildung heisst: »ein Rohes nach einem
Zweck gestalten und in diesem eine
Idee ausprägen, um es dadurch zu ver-
edeln.« Wahre B. erweist sich nicht
nur in der Entwicklung der Intelligenz,
sondern auch in der Entfaltung aller
übrigen Geisteskräfte des Menschen, vor
allem in der höhern Stufe der Sittlichkeit.
Der Gebildete soll durch seine ganze Per-
sönlichkeit den Gebildeten kennzeichnen.
B. gehört auch zum Freimaurer; B. und
Freimaurerei berühren sich innig. [Vgl.
Z. 1889, S. 89. H. L. 1898, S. 2605.]
Blreh-llfrschfeld |I, 108b]. Z. 1 v. u
ist beizufügen : »und war 1883 deren Meister
vom Stuhl.«
Birken feld, Vermund, geistlicher Rat
und katholischer Stadtpfarrer in OfFen-
bach a. M., war 1812 unter den Gründern
der Loge Karl und Charlotte zur Treue
in Offenbach, anfangs Redner und Vor-
stand der Wohlthätigkeitakasse, dann
Meister vom Stuhl, als welcher er August
1820 starb. Der evangelische Konsistorial-
rat undGrossmeister Dr. Friederich widmete
seine Schrift »Der Freimaurerbund und
die jesuitisch -hierarchische Propaganda«
(2. Aufl., Darmstadt 1845) B. in dankbarer
Anerkennung seines Eifers und seiner Ver-
dienste um die Loge bis an den Tod.
[Vgl. Taute, Die katholische Geistlichkeit
und die Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 25.]
Birkenwerder (Dorf in der preuss. Bran-
denburg). Hier wurde unter der Grossen
Landesloge in Berlin 7. Nov. 1900 eine
Loge Kurfürstin Luise Henriette ein-
gesetzt. [Vgl. L. 1900, S. 205.]
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Nachtrüge u. e. w. Biamarcklogcn
— Buenos Aires.
595
Bismarcklogen. Unter diesem Namen
sind seit 1897 Logen entstanden, die aus
der Allgemeinen Börgerloge (s. I, S. 145)
hervorgegangen sind, aber mit den aner-
kannten deutschen Freimaurerlogen nichts
gemein habe. Die Grosse Landesloge von
.achsen hat sich gegen diese Loge Öffent-
lich 1900 verwahrt.
Blutmischung ist eine in der schwedischen
Lehrart noch vorkommende sinnbildliche
Handlung, die zur Liebe gegen die Neben-
menschen verbinden soll, weil das Blut
das unsichtbare geheimnisvolle Zeichen
ist, das unmittelbar alle auf dem Erden-
rund als Brüder verbindet, die ihr Ge-
schlecht von demselben Stammvater her-
leiten, dessen erster Blutstropfen in ihren
Adern rinnt und täglich Sprösslinge des-
selben Stammea ans Licht treibt. [Vgl. BZC.
1876, S. 95J
Bockel [I, 114a]. Z. 2 ist hinter »und«
• 1832« einzuschalten.
Bödeker, 2 [I, 115b]. Geb. in Kirchberg
bei Uchte in Hannover. Z. 7 lies »1828«
anstatt «1829«.
Bodelschwingh, Karl Freiherr v.,
auf Drais bei Wiesbaden, königl. preuss.
Kammerherr, war 8. Febr. 1785 dem Frei-
maurerbunde beigetreten und in der Loge
Zum hellen Licht in Hamm 1800— 18u2
zugeordneter Meister, vom 8. Febr. 1802
bis 24. Juni 1827 Vorsitzender Meister.
Er war der Loge namentlich 1806 eine
feste Stütze. Damals wurde infolge der
politischen Wirren die Rcsourcengesell-
schaft, die mit der Loge ein gemeinsames
Haus hatte, aufgelöst und das Haus ver-
kauft. B. erstand es und sicherte dadurch
den Bestand der Loge. Als 1821 die Loge
in Hamm (s. d.) zur Provinzialloge zwischen
Weser und Rhein ernannt wurde, wurde
B. Provinzialgrossmeister, bis die Wieder-
vereinigung der Märkischen Lande mit
Preussen die Thätigkeit der Provinzialloge
nicht mehr erheischte. Denkmünze auf ß.
v. 1835. [HMW. Nr. 107.1
Böhmen (I, 117 a]. Vgl. noch Dr. L.
1900, S. 2748.
Born [I, 118b]. Vergl. noch AQC.
XIII, 73. %
Rouche, Karl August, Postdirektor,
geb. 1816, gest. 10. Nov. 1894 in Berlin,
ward 21. Nov. 1844 in den Freimaurerbund
iu der Loge Urania zur Unsterblich-
keit in Berlin aufgenommen und 1859
Grossschrift föhrer und Grossarchivar bei
der Grossen Loge Royal York in Berlin,
welche Stellungen er bis zu seinem Tode
inne hatte. [Vgl. Bbl. 1894, S. 581. L.
1894, S. 198.]
Brandverslcherung. Eine gegenseitige B.
der Logen Deutschlands wurde angeregt in-
folge des Brandes der Danziger Loge und
dürfte durchaus nicht ganz zu verwerfen
sein, da diese Versicherung gewiss sehr
billige Prämien zu fordern haben würde.
[Vgl. FZ. 1889, S. 94.]
Brasilien [I, 124 b]. Z. 83 lies «Prome-
theus« anstatt »Premetheus«. — In den
.südlichen Staaten sind in den neunziger
Jahren des 19. Jahrhunderts neben dem
Grossorient von B. unabhängige Gross-
oriente entstanden, so in Säo Paulo 20. Mai
(nach andern 30. Juni) 1893 und in Rio
Grande do Sul 17. Juni 1898; auch in Minas
Gera es soll dies der Fall sein. Der Gross-
orient von Rio Grande do Sul, dessen Logen
zumeist den schottischen Ritus befolgen,
zählte 1900 über 80 Logen mit über 4000
Mitgliedern; unter ihm stehen die am Ende
des Artikels erwähnten fünf deutschen
Logen, die noch thätig sind und zu denen
neuerdings eine Loge in Teutonia (s. d.)
gekommen ist. [Vgl. Bbl. 1895, 8. 213;
1898, S. 117; 1901, S. 82.]
Braunschweig(Fürstenhaus). [I,125a].
Z. 3 v. u. lies anstatt »1743 erhielt er in
Breslau«: »Am 7. Juli 1742 erhielt er in
der Loge Zu den drei Totengerippen in
Breslau.«
Bremen [I, 130a]. Der Innere Orient
ist 1888 gestiftet.
Breslau [I, 130b]. Neben der Loge Zu
den drei Totengerippen bestand Mitte des
18. Jahrhunderts eine Schottenloge Aux
quatre quarreaux.
Brigidolo, Friedrich Franz, Fürst-
bischof von Laibach, wurde als Zipser
Bischof von der Loge Zur Grossmut in
Pest zum Freimaurer aufgenommen und
trat 21. März 1788 zur strikten Observanz
über.
Bröcker [I, 133 b]. Der Schlusssatz
»Ausserdem — 1884)« ist zu streichen.
Buenos Aires [I, 143b]. Die erste deut-
sche Loge war die von der Grossloge von
England 16. Mai 1859 gestiftete und 18.
Okt. 1859 eingeweihte Loge Teutonia.
Neben ihr entstand unterm Grossorient
von Argentinien 24. Nov. 1863 als zweite
deutsche die Loge Germania. Durch
die Verheerungen, die 1870 das gelbe
Fieber unter den Einwohnern anrichtete,
wurden auch die Reihen der deutschen
Freimaurer gelichtet; die Loge Teu-
tonia sah sich veranlasst, ihre Thätigkeit
einzustellen, und wurde II. Okt. 1872 aus
dem Register gestrichen, während sich die
Loge Germania erhielt. 1877 trat aber in
ihr eine Spaltung ein, und einige Mit-
glieder gründeten eineneue Loge Deutsch-
land, die 12. Mai von der Grossen Loge
von Hamburg mit Stiftungsbrief versehen
und 26. Sept. eingeweiht wurde. 1882
vereinigten sich beide Logen wieder zur
Loge Teutonia unter der Hamburger
Grossloge. 1894 entstand eine neue Spal-
tung, die zur Gründung der Loge Fried-
rich IU. führte. Diese arbeitete zuerst
unabhängig und trat dann unter den Gross-
orient von Argentinien. 1900 löste sie
sich jedoch auf, und ihre Mitglieder
schlössen sich wieder der Loge Teutonia
an. [Vgl. Berliner Herold 1900, Nr. 20.]
38»
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596 Nachträge u. s. w. Bundesbli
Bandesblatt (I, 144 al. Seit 1. Juli 1900
erscheint auch ein » Bayreuther B.« als
•Freimaureriache Zeitschrift der Gross-Loge
Zur 8onne« unter der Leitung von G.
Niehrenheim, jährlich in 12 Nummern.
Bürger [I, 145 a]. Z. 2 lies »Morvens-
wende« statt »Molmere wende«.
Burghansen (St. im Königr. Bayern,
3040 E.). Hier gründete Ecker und Eck-
hoffen (s. d.) 1776 den Orden Pro fratribus
rotae et aureae crucis.
Burnes, 1) Sir James, Generalarzt, geb.
1801 in Montrose in Schottland, gest. 19.
Sept. 1862 in Manchester, trat in die Dienste
der englisch-ostindischen Kompagnie und
erwarb sich um das Medizinalwesen in
Indien, wie um das dortige Logenlehen
grosse Verdienste. — Aufgenommen im Aug.
1834 in der St. Peter's Lodge in Montrose
wurde er 1836 Provinzialgrossmeister der
neugeschaffnen schottischen Provinzial-
groBaloge für die westlichen Provinzen
Indiens. 1843 gründete er für die Einge-
bornen die Loge Rising Star of Western
Iudia in Bombay (Denkmünze darauf bei
Merzdorf S. 123, Nr. 1) und wurde ihr
erster Meister vom Stuhl. 1848 wurde er
zum Provinzialgrossmeister der schottischen
Freimaurer in Indien ernannt. Im folgen-
den Jahre kehrte er nach 28j ahrigem Aufent-
halt nach England zurück. [Vgl. Laurie,
History of Freemasonry (2. Ausg., 1859),
8. 895. AQC. XIII, 44].
2) Sir Aexander, bekannt durch seine
Reise nach Zentralasien, Bruder des Vorigen,
{reb. 16. Mai 1805 in Montrose in Schott-
and, gest. 2. Nov. 1841 in Kabul, ging
1821 als Kadett nach Ostindien und be-
reiste 1882/38 die damals noch wenig be-
kannten Lander Balch, Kunduz und Bochara
[Travels into Bochara (London 1834,
deutsch Weimar 1884—35]. 1886 erhielt
er den Auftrag, mit einigen indischen
Fürsten ein Bündnis gegen Kussland und
Persien abzuschliesaen, was ihm aber nicht
gelang. 1839 wurde er politischer Agent
in Kabul, wo er bei einem Aufstand der
Afghanen seinen Tod fand. Er war Mit-
glied der Benevolent Lodge Nr. 746 in
Poona, später in Bombay.
Candelaria (St. in dem brasil. Staate Rio
Grande do Sul). Hier besteht seit etwa 1895
eine deutsche Loge Germania unter dem
Grossorient von Rio Grande do Sul.
Caros [I, 150a]. Z. 8 v. u. lies »1894*
statt »1881«.
Onotaphium. Damit bezeichnet man
die feierliche symbolische Beerdigung ver-
dienter heimgegangner Freimaurer.
Charlottenburg Tl, 152a]. Hinzuzufügen
ist »III. unter der Grossen Loge von Ham-
burg die Loge Zum Spiegel der Wahr-
heit, gest. 18. Okt., eingesetzt 28. Okt.
1900. Sie ist aus der Loge Zu den drei
Sternen hervorgegangen, die 10. Okt.
1897 von der Grossloge Kaiser Fried-
tt — Deutscher Gn»slogenbund.
rieh zur Bundestreue eingeweiht wor-
den ist.«
Concepclon [I, 160 al. Das Kränzchen
Glückauf ist von der Grosaloge von
Hamburg 24. März 1900 zu einer Loge er-
hoben und am 16. Juni 1900 eingeweiht
worden. [Vgl. HZC. 1900/01, S. 73.]
Costarica [I, 162 a]. Hier wurde 1899
eine eigne Grossloge errichtet.
Czernowltz (Rauptet, des Österreich.
Herzogt. Bukowina, [18901 54171 EA Hier
hat in Verbindung mit der Loge in Ma-
mornitza (s. d.) ein freimaurerisches Kränz-
chen seit Juli 1884 kurze Zeit bestanden.
Dahmes, Wilhelm, Staatsbeamter, geb.
25. Aug. 1846 in Lützerath, gest. 23. Jan.
1897 in Aachen, war 1874—76 Friedens-
richter in Eupen, dann Staatsprokurator
in Simmern und Koblenz, 1879 —81 Staats-
anwalt und später Landgerich tarat in Aachen,
in welcher Eigenschaft er den von den
Alexianerbrüdern gegen Melage und Ge-
nossen angestrengten bekannten Prozess
leitete, der für die Irrenpflege von grund-
legender Bedeutung wurde. — Als Frei-
maurer wurde D. in der Loge Zur Be-
ständigkeit und Eintracht in Aachen 13.
Febr. 1875 aufgenommen, war 1880/81 und
1888/84 Redner und 1884—91 Meister vom
Stuhl dieser Loge. Ursprünglich Katholik,
trat er zur protestantischen Kirche über.
[Vgl. BbL 1897, S. 118.]
Dänemark [I, 170a]. Z. 18 liea »1746«
anstatt »1753«.
Deecke, 2 [I, 179 a^. Z. 2 ist einzu-
fügen »Sohn des Vorigen.« Vgl. noch:
Beiträge zur Kunde der indogermanischen
Sprachen (herausgeg. von Dr. Bezzenberger
und Dr. Prell witz), Bd. 25, Heft 8 (Göt-
tingen 1900), S. 296.
Derwentwater [I, 185a]. Z. 2 v. u. ist
nach »(1852)« einzufügen: »I, 8. 18«.
Desanlti [I, 185b]. Z. 2 ist beizufügen
»gest. 1862«. — Z. 3 lies »19« statt »18«. —
S. 186 a, Z. 7 ist beizufügen »L. XXI, 832.«
Deutscher Freimaurerbund [I, 188 a].
Vgl. noch L. XXVH, 91.
Deutscher Grosslogenbund [I, 18Sa
Der 27. Grosalogentag wurde 8. Juni 19ÜÖ
in Darmstadt abgehalten. Von Wichtig-
keit ist der Beschluss, die Einigungsbe-
strehungen (s. d.) der Johannislogen ab-
zulehnen, dagegen durch die deutschen
Grossmeister in eine (neue) Vorberatung
über die Wege zur weitern Ausgestaltung
des Deutschen Grosslogenbundes im Sinne
einer engern Vereinigung der deutschen
Maurerei unter Erwägung der seither zu
Tage getretnen Wünsche einzutreten. Die
acht Grossmeister haben am 19. Nov. 1900
in Berlin einen neuen Entwurf auf förde-
rativer Grundlage beraten; da aber drei
von ihnen sich sofort dagegen erklärt
haben, dürfte beim nächsten Grosslogen-
tag 1901 der Entwurf die erforderliche
Einstimmigkeit nicht erlangen.
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Nachträge u. s w. Deutachland.
597
Deutschland [I, 196 bj. Die Grossloge
Kaiser Friedrich zur Bundestreue wurde
28. Okt. 1900 aufgelöst. Vier ihr ange-
hörige Logen in Berlin, sowie die in Char-
lnttenburg traten zur Grossen Loge von
Hamburg, die Bie neu gründete, über, und
diese bildete in Berlin eine Provinzial-
frossloge, wodurch dieser Zustand ein
:nde nahm. — Ende 1900 zählten die 8
deutschen Grosslogen und die 5 unab-
hängigen Logen 443 Johannislogen, über
deren Verteilung nachfolgende Tabelle
Aufschluss giebt (a = Grosse National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln,
b= Grosse Landesloge in Berlin, c = Grosse
Loge Royal York , d = Grosse Loge von
Hamburg, e = Grossloge Zur Sonne in
Bayreuth, f = Grosse Landesloge von Sach-
sen, g = Grosse Mutterloge des Eklekti-
schen Freimaurerbundes in Frankfurt a.M.,
h = Grosse Freimaurerloge Zur Eintracht
in Darmstadt, i = unabhängige Logen):
Ostpreußen . .
Westprcusseu . .
Brandenburg . .
Pommern . . .
Posen ...
Schlesien . . .
Sachsen ....
Schleswig-Holstein
Hannover . . .
Westfalen . . .
JI essen -Nassau
Rheinprovinz . .
Preussen
Bayern
Sachsen
Württemberg
Baden .
Hessen
Mecklenburg-Schwerin . .
Sachsen- Weimar
Mecklenburg-Strelitz . . .
Oldenburg
Braunschweig
Sachsen-Meiningen . . . ,
Sachsen-Altcnburg . .
Sachsen-Coburg und Gotha
Anhalt
Schwarzburg -Sondershausen
Scbwarzbnrg-Rudolstadt .
Waldeck
Reuss ä. L
Reuss j. L
Schaumburg-Lippe . . . .
Lippe- •
Lübeck
Bremen
Hamburg
Elsass-Lothringen . . . ,
27
10
12
17
4
10
5
14
TTs~
o
2
22
10
1
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12
12
65
23
10
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3
3
1
2
4
1
1
l
1
2
.:
1
2
5
17
5
Deutsches Reich
Dänemark . .
Norwegen . .
Portugal . .
Türkei . . .
China . . .
Vereinigte
Argentinien
Insgesamt
113
67
32
1
. 134
113
67
28
5
23
•) Di« Loge in Bautien , die sowohl «ur Grossen National-!
ron Sachten gehört, Ut in der Summe nur einmal geslhlt.
1 - -
1
3
1
41~i33 23
alt
20 | 8
20; 8 | 5 j 443*)
La
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598 Nachtrüge u. s. w. Dcvrient — Einigungubestrebungen der deutschen Freimaurer.
August, Schauspieler,
Berlin, gest. 3. Aug.
Harz,
»evrlcnt, Kar
geb. 5. April 1797 in
1872 in Lauterburg am Harz, widmete
sich 1819 der Bühne, wurde lb21 ans Hof-
theater in Dresden berufen, wo er sich
1823 mit Wilhelmine Schröder verheiratete,
und siedelte 1835 nach Karlsruhe und
1839 nach Hannover über. Hier wurde
er 16. Mai 1844 in der Loge Zur Ceder
in den Freimaurerbund aufgenommen.
Diedeuhofcn (Thionville, St. in Loth-
ringen, 9167 E). Hier bestanden zwei
Logen: La double union, gest. 24. Dez.
1775 (nach andern 21. Marz 1776), in der
1816 der spatere Nationalgrossmeister v.
Messerschraidt {s. d.) aufgenommen wurde,
und La fideTite\ gest. 26. April 1781.
Beide sind längst unthiitig.
»Ulnar [I, 202a]. Z. 2 v. u. lies »III«
anstatt »IV«.
Dobrowsky, Joseph, Abbe\ berühmter
Slavist,ersterWiederbeleber der böhmischen
Litteratur, geb. 17. Aug. 1753 in Gyermct
bei Raab, gest. 6. Jan. 1829 in Brünn,
trat 1772 in den Jesuitenorden, war 1776
Diakon, dann Rektor des Generalseminars
in Hradisch. D. , der 1779 der Loge Zu
den drei gekrönten Sternen in Prag bei-
trat, war ein eifriger, sogar überspannter
Freimaurer, der wegen seiner Vorliebe für
die blaue Farbe seiner Loge der blaue
Abbe" genannt wurde. [Vgl. Abafi, Ge-
schichte der Freimaurerei in Österreich-
Ungarn, II, 96. Taute, Die katholische
Geistlichkeit und die Freimaurerei (Lpz.
1895), S. 37.]
Dresden [I, 209 a]. Über den Unter-
stützungsfonds der Grossen Landesloge von
Sachsen ist unter dem 3. Mai 1900 ein
neues «Regulativ« erschienen. — Zu 209b,
Z. 8 ist noch hinzuzufügen: FZ. 1886,
S. 861.
Dresser [I, 210a]. Z. 16 ist nach »Mate-
rialien« beizufügen: »I, 275; II, 84, 188,
193, 206; IV, 9«.
DUrckhelm, Franz Christian Eck-
brecht Freiherr v., geb. 1729, sachsen-
meiningscher Geheimrat und Oberhof-
meister, war 1 775 dem v.Hundschen Tempel-
herrensystem zugetreten, wurde Anfang 1777
vom Herzog Ferdinand von Brauuacnweig
und den französischen Provinzen beauf-
tragt, den Briefwechsel zwischen diesen
und der siebenten und achten Provinz zu
führen, und 8. April 1777 zum Heermeister
der fünften Provinz erwählt und 4. Okt.
eingesetzt. Als solcher wohnte er dem
Konvent zu Wilhelmsbad (s. d.) bei. [Vgl.
Lillia Bild. Geschichtlich entworfen von
Graf Ferd. Albrecht v. D. (Nördlingen
1879).]
Eberau [I, 213a]. Z. 1 lies »Monyo-
rökerelt« statt »Monyovökeräk«.
Eckardtshausen, Karl v., geb. 1752 auf
Schloss Haimhausen in Oberbayern, gest.
1803 als Hofrat und Geheimer Hausarc hivar
zu München, Verfasser zahlreicher Schrif-
ten im Fache der belletristischen und
populären Litteratur, auch über Mysterien
und geheime Naturkräfte. [Vgl. dieselben,
soweit sie hierher gehören, bei Klos-*,
Bibl., Nr. 3914, 3915, 3921, 3924, 3974.
Ecker und Eckhoffen, 1 [I, 213 b]. Z. 7
und 10 lies »Burghausen« statt »Berg-
hausen.« — Z. 3 v. u. lies »umgearbeiteten«
statt »neugearbeiteten«. — S. 214a, Z. 5
lies »nun« statt »vou«, Z. 6 »Wilhelms-
bad« statt »Wilhelmbad« und Z 9 »zur«
statt »zu*.
Eckleff [I, 215J. Ein Bildnis vou E.
findet sich in HZC. 1900/1, S. 86. Vgl. noch
II, S. 380b, Anm.**
Eggerti, Karl Fried rieh Peter, Schrift-
steller, geb. 7. Juni 1826 in Rostock, gest.
18. Juli 1900 in Warnemünde, studierte
Rechtswissenschaft und trieb nebenbei
philosophische und ästhetische Studien.
Er Hess sich in Rostock als Rechtsanwalt
nieder, dagegen wurde ihm wegen der
Strafrechtstheorie, die er in Beiner Disser-
tation vertreten hatte, die Erlaubnis, an
der dortigen Universität Vorlesungen zu
halten, nicht erteilt. 1854 wurde er
Senator in Rostock, musstc indes diese
Stelle schon nach zwei Jahren Krankheits-
halber wieder aufgeben. Er ging nun
seiner Lieblingsbeschäftigung nach und
trieb kunstgeschichtliche Studien. So
vollendete er das von seinem Bruder, dem
bekannten Kunstschriftsteller Friedrich E.,
begonnene Werk über den Bildhauer Rauch
(5 Bde., Brl. 1873—90), dem er »Rauch
und Goethe« (das. 1889) und »Briefwechsel
zwischen Rauch und Rictschel« (2 Bde.
das. 1890—91) folgen lies«. Daneben ent-
wickelte er eine reiche Thätigkeit als
stenographischer Schriftsteller. — Dem
Bunde der Freimaurer trat er 1845 in der
Loge Zu den drei Sternen in Rostock bei.
Einfassung, zackige (the tasselated
border, auch buntgewirkte E. genannt) ist
das Randwerk des musivischen Pflaster»
(s. d.) und erinnert daran, dass, wie die
Wellen des Ozeans das Land kosend um-
spülen, uns liebreiche Sorge der Vorsehung
zärtlich umfängt, so lange wir uns der
Tugenden der Mässigung, Standhaftigkeit,
Klugheit und Gerechtigkeit befleissigen.
[Vgl. Krause, Die drei ältesten Kunst-
urkunden der Freimaurerbrüderschaft (2.
Aufl., Dresd. 1819—21), 1. Abt., 2. Bd.,
S. 206—209. Fischer R., Lehrlingskate-
chismus (29. Aufl., Lpz. 1900), S. 130.]
Einführender Bruder wird mitunter für
Vorbereitender (s. d.) Bruder gebraucht.
ElnigungsbeBtrebungen der deutschen
Freimaurer [L, 220a]. Die neue Bewegung,
von unten herauf eine Einigung herbei-
zuführen, ist ebenfalls gescheitert. Der
deutsche Grosslogentag hat am 8. Juni
1900 den Antrag des Engern Ausschusses
auf Bildung einer »Johannisgrossloge des
Deutschen Reichs« mit allen gegen eine
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Nachträge u. *. w. Einachlüfern —
Fn're-Orban.
599
Stimme abgelehnt, da er nur auf „ föde-
rativer« Grundlage einen weitern Auabau
des Deutschen Grosslogenbundes glaubt
anbahnen zu können. Gleichzeitig hat er
beschlossen, einen solchen Ausbau durch
die acht deutschen Grossmeister unter
Berücksichtigung der bisher geltend ge-
machten Wünsche »beraten* zu lassen.
Da eine Grossloge (Frankfurt) schon an-
fangs dem Besch luss nicht beigetreten ist,
dürfte eine Einstimmigkeit von vornherein
ausgeschlossen sein, die ganze Sache also als
durchaus aussichtslos betrachtet werden
müssen. Die E. sind damit am Anfang
des 20. Jahrhunderts als begraben anzu-
sehen, nachdem ein halbes Jahrhundert
lang vergebeng daran gearbeitet worden
ist. Im übrigen s. Deutscher Grosslogen-
bund im Nachtrag.
Einschläfern (Inaktivieren) nennt man
hier und da (Ungarn) eine Loge ausser
Thätigkeit setzen.
Elgersburg (Dorf im Herzogt. Sachsen-
Gotha). Hier finden Versammlungen jeden
Montag im Rittersaale der Burg E. statt.
Emmerich [I, 224a]. Z. 6 lies .22. Aug.«
statt .20. Aug.«.
Erfurt [I, 261 bj. Zu den milden Stif-
tungen kommen: i) Büschelberger-Wiebe-
Stiftung (1891); k) Br. Fischer -Stiftung
(1893); 1) Dittrich-Stiftung. Geeamtkapital
(1900): 96520 M. — Unter d) lies »Pinkert-«
statt »Pönkert-Stiftung«, unter f) »Mücke-
Klöpfel-Stiftung« ; ferner Z. 18 und 19
»Auf das 50jährige Jubiläum de« Ober-
lehrers Fehre wurde« statt »Auf das 100-
jährige Jubiläum der Loge wurde« und
Z. 12 v. u. statt »1889« »1898« unter Weg-
fall der Worte »nebst 1. Nachtrag (1889).«
Erhebung (eng. to raise, franz. elever)
nennt man die Beförderung in den dritten
Grad der Freimaurerei (b. Grade).
Esoterisch [I, 264 a]. Vgl. auch Scholz,
Sursum corda (Lpz. 1898), S. 145.
Estrich, s. Pflaster.
Ethik, Sittenlehre, Moral, ist die Wissen-
schaft vom Guten und Bösen. Sie ist ein
Teil der Philosophie und wurde schon
von den alten Griechen, insbesondere Plato,
behandelt, freilich in anderm Sinne, als es
später durch den Einfluss des Christen-
tums geschah, das unmittelbar auf die Ge-
sinnung, den Willen, die Reinigung und
Heiligkeit des Herzens drang. Das 17. und
18. Jahrhundert trennte vielfach diese
Rechtslehre von der Moral, wie sie Kant
und Fichte durchzuführen versuchten.
Dieser Unterschied wird richtigerweise
gegenwärtig nicht mehr anerkannt. Man
sucht vielmehr die Beziehungen wieder auf,
die zwischen einer sittlichen Ordnung des
Staatslebens und der sittlichen Durch-
bildung der Privatverhältnisse obwalten.
Eine für die Geschichte der sittlichen Be-
griffe einflussreiche Nebenbestimmung er- ,
hält die E. durch die Beziehung sittlicher j
Gebote auf die statutarischen Überliefe- |
rungen der positiven Religion, indem der
; Begriff der Offenbarung auch auf das sitt-
liche Gebiet übertragen und sittliche Ge-
bote als unmittelbare Gebote Gottes dar-
gestellt werden. Darauf beruht die Unter-
j scheidung der religiösen oder theologischen
E. von der philosophischen. Es kann
daher so viel religiöse E. geben, als es
i Religionsformen giebt. Die E. der Frei-
j maurerei hebt sich von diesen verschiednen
| Religionsformen ab, stützt sich zwar auch
' auf unmittelbare Gebote Gottes, erkennt
• sie aber zugleich als solche, die sich aus
I dem Verhältnis des Menschen zu Gott und
| seinen Nebenmenschen vernunftgemäss von
selbst ergeben. Sie ist deshalb frei von
irgend welchem Glaubensdogma und findet
sich wieder _ in der übereinstimmenden
Ansicht und Überzeugung aller Gebildeten,
Männer von Ehre und Rechtschaffenheit,
Gottesfurcht und Nächstenliebe zu sein.
Sie greift damit in das praktische Leben
über und sucht neben der Gesinnung die
wahre E. in der That und deren Wert-
beurteilung. [Vgl. Bh. 1893, S. 161.1
Eutin [I, 269a]. Z. 5 lies »Sprachlehrer«
statt »Sprachleher«.
Esoterisch fl, 271b]. Vgl. auch Scholz,
Sursum corda (Lpz. 1898), S. 145.
Fenster. Die Loge hat drei F., eines
gegen Morgen, eines gegen Mittag, eines
gegen Abend; aber sie hat kein F. gegen
Mitternacht, weil die Sonne keine Strahlen
von dorther werfen kann. Diese drei F.
bezeichnen die Vernunft, den Verstand
und des Meisters guten Willen, wodurch
alle Brüder erleuchtet werden.
Festeties [I, 282 b]. Z. 12 v. u. lies
• Nagyväti« statt »Nappväti« und Z. 7 v.
u. lies »Hlviz« statt »He'vir«.
Finsterwalde [I, 288 a]. Das Kränzchen
hat sich zu einer Loge Durch Nacht
zum Licht unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln am
13. Mai 1900 umgewandelt, die 4. Nov.
1900 eingeweiht wurde. [Vgl. FZ. 1900,
8. 192.]
Forster, 1 [I, 292b]. Z. 17 ist statt
»Wo — bekannt« zu Betzen: »Er wurde
12. März 1765 in der Loge Zu den drei
Kronen in Königsberg i. Pr. zum Frei-
maurer aufgenommen«.
Frankfurt a M. [I, 305a]. Die Bibliothek
der Loge Carl zum aufgehenden Licht um-
fasst jetzt 2000 Bände und enthält die sehr
wertvolle, mit reichen Seltenheiten ver-
sehene Bücherei der altechotti sehen Direk-
torialloge Carl zur aufgehenden Sonne,
über die 1849 ein Sonderkatalog erschie-
nen ist. — 8. 305b, Z. 29 lies »Donners-
tags« statt »Mittwochs«.
Freibrief, s. v. a. Stiftungsurkunde (s. <L).
Frere-Orbnn, Hubert Joseph Wal-
ther, belg. Staatsmann, geb. 24. Apr. 1812
in Lüttich, gest. 2. Jan. 1896 in Brüssel,
liess sich 1832 in Lüttich als Rechtsanwalt
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fiOO
t
Nachträge u. s. w. Friedenau — Hamburg.
nieder, wurde 1847 in die Kammer ge-
wählt, übernahm das Portefeuille der
öffentlichen Arbeiten und 1852 das der
Finanzen. 1860—70 und 1878—84 war er
Ministerpräsident. — F.-O. war Freimaurer.
Friedenau [I, 332 b], Die freimaure-
rische Vereinigung unter 2 ist in eine Loge
Friedrich Leopold zum Fricdens-
bund unter der Grossen Landesloge in
Berlin umgewandelt worden, deren Ein-
weihung 14. Nov. 1900 stattgefunden hat
und die ihre Versammlungen im neuen
Ordenshause der Grossen Landesloge in
Berlin abhält. fVgl. BZC. 1900, S. 501.]
Führer, Der. So nennt sich eine deutsche
Zeitschrift, die als Organ der deutschen
Freimaurer und Odd Fellows seit 1872 in
New York wöchentlich erscheint.
Geheimnis [I, 344 a]. Vgl. noch FZ.
1900, S. 361. Z. 1900, S. 100.
Geistliche "I, 346 aj. Z. 9 v. u. lies .Ge-
wissensfreiheit' statt »Gewissenhaftigkeit«.
Gelübde [I, 347 a]. Der Grossmeister-
verein (s. d.) der Grosslogen von Ham-
burg, Bayreuth und Frankfurt a. M. hat
im Oktober 1900 die »Feststellung eines
gemeinsamen Wortlauts der Verpflichtung
für Aufzunehmende (G.)« und desseu Auf-
nahme in das Ritual in die Hand ge-
nommen.
Geschäftsittelle znm Austausch tob
Logenlisten [I, 354 aj. Wegen des »All-
gemeinen maureriseben Speditionsbureaus«
vgl. SohriftenweohBel.
Gewerbetreibende [I, 357 al. Vgl. noch
Bh. 1889, 8. 178.
Gloeden, 2 [I, 368a]. Der hier unter 2
aufgeführte Gloeden heisst Gloede und
gehört auf S. 362 b.
Goa (portug. Besitzung an der West-
küste Ostindiens). Hier bestand 1845 eine
Tochterloge des Grande Oriente Lusitano.
Goblet d'Alriella, Eugen, Dozent der
Religionsgcschichte an der Universität
Brüssel und Mitredakteur der »Revue de
Belgique«, geb. 10. Aug. 1846, war bis 1884
liberaler Deputierter von Brüssel und
wurde 1892 in den Senat gewählt. Er be-
reiste 1872 die Sahara und begleitete 1875
den Prinzen von Wales auf dessen Reise
nach Indien. G. verfasste mehrere, na-
mentlich religionsgeschichtliche, Werke.
Seit 1900 bekleidet er im Supreme Conseil
von Belgien die Stelle des Grosskomman-
deurs, nachdem er vorher dessen Stellver-
treter gewesen war.
Goffanx, Franz Leop., Kanonikus des
Johanneskapitels und Hofkaplan in Hildes-
heim, trat 27. Dez. 1762 in die Loge Pforte
zur Ewigkeit in Hildesheim ein und war
1763—65 Redner dieser Loge. G. über-
reichte als Mitglied der Hildesheimschen
Landstände 1789 der Landschaft eine
Denkschrift, worin er die harten Be-
drückungen der Unterthanen aufdeckte,
was den seiner Zeit viel besprochnen
Bauernprozess zur Folge hatte. [Vgl.
Taute, Die katholische Geistlichkeit und
die Freimaurerei (Lpz. 1895), 8. 45.]
Göttingen [I, 377b]. Z. 2 sind die
Worte »Voss — Stolbcrg (s.d.)« zu streichen.
Grävell [I, 383a}. Z. ö lies »Wozu ist
die Freimaurerei? und was«.
Gross, Ferdinand, Feuilletonist, geb.
| 8. April 1849 in Wien, gest. 21. Dez. 1900
| das., widmete sich frühzeitig der Schrift-
stellerei und veröffentlichte seine Feuille-
tonaufsatze in vielen Sammlungen. 1879
bis 1881 leitete er das Feuilleton der Frank-
furter Zeitung, dann war er in gleicher
Weise an Wiener Blättern thätig. — G.
wurde 10. April 1880 in der LogeSokrates in
Frankfurt a. M. aufgenommen und schloss
sich 1882 der Loge Zukunft in Pressburg an.
[Vgl. Z. 19001, S. 248. O. 1901, S. 25.]
Guben [I, 395a]. Z. 9 v. u. lies »75«
statt »80«. — S. 395b, Z. 15 Bind die
Worte »durch v. Anton geweiht« zu
streichen. Anton hatte kommen wollen,
war aber infolge des inzwischen ausge-
brochnen Kriegs daran verhindert worden.
— Z. 6 v. u. lies »200 M.« statt »75 M «.
Halberstadt [I, 403b]. Am 6. Juni 1900
wurde hier eine Delegation des Innern
Orients unter der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln gestiftet und
am 14. Okt. 1900 eröffnet.
Halle [1, 404 al. Nach neuern Forschungen
sind schon 1737 Freimaurer hier zusammen-
getreten. — S. 405 a, zu 3) Loge Zu den
fünf Türmen am Salzquell. Milde Stif-
tungen: a) Witwen- und Waisenfonds.
Satzungen vom 1. Juli 1890. b) C. 8.
Schulze -Most- Stiftung. Satzungen vom
30. Mai 1891. Ortsgesetze 1899.
Hambarg [I, 407a]. Z. 19 lies »Ma-
necke« statt »Marecke«. — Z. 27 lies
»Abgeordneten« statt »Zugeordneten«. —
S. 408 a. Z. 7 v. u.: Über die Einverlei-
bung der Loge La candeur (Zur Redlich-
keit) vgl. HZC. 1900/1, 8. 77. - 8. 408b., Z.
3 v. u. ist hinter »Hüffel« einzufügen »war«
und Z. 2 v. u. ist »waren« zu streichen. —
8. 414 b. Der Grossen Loge von Ham-
burg gebührt das Verdienst, die Ange-
legenheit der sog. Settegastachen Logen
in die richtigen Wege geleitet und damit
geordnete Zustände in Berlin wieder her-
beigeführt zu haben. Sie hat die das. be-
standnen Logen Viktoria am 12. Juni
1900, sowie Germania zur Einigkeit, Hu-
manitas und Pestalozzi zur Wahrheit, iu-
gleichen die Loge Zu den drei Sternen
in Charlottenburg (letztere unter dem neuen
Namen Z umSpiegel der Wahrheit) am 28.0k t.
1900 und die Loge Friedrich der Edle in
Stettinam 13.Jan. 1901 als ihre Tochterlogen,
nach Erfüllung der erforderlichen Förm-
lichkeiten, eingeweiht, auch die Grosse
Loge von Preussen, gen. Kaiser Friedrich
zur Bundestreue, aufgelöst und dafür eine
| unter ihr stehende Provinzialgrossloge
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Nachträge h. s. w. Hannover — Hutnbert.
601
mit dem Vorsitz Möllers als Provinzial-
grossmeister eingesetzt. — S. 415a. Die
Statistik ändert sich insofern, als nunmehr
41 Logen der Grossen Loge von Hamburg
unterstehen, und zwar 32 im Deutschen
Reich, 8 in Preusaen (Berlin 6, Charlotten-
burg, Stettin) und 9 im Auslande (dazu
kommt Kopenhagen). — S. 416 a. Mit-
gliederzahl der Loge Zum Pelikan 1900:
182.
Hannover [I, 427b]. AU neue Loge
kommt noch hinzu unter der Grossen Na-
tional-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln
<iie Loge Wilhelm zur deutschen
Treue, gest. 18. Mai 1900, eingew. 6. Jan.
1901.
Harugarl [I, 429b]. Vgl. noch Bbl. 1900,
S. 449.
Uenckel t. Donnersniark [I, 435a]. H.
war 1812 und 1814 — 16 Logenmeister der
Berliner Loge Zur Beständigkeit, trat 9.
Juli 1816 aus ihr aus, schloss sich aber
1884 ihr wieder an. [Vgl. noch Possart,
Die St. Johannisloge zur Beständigkeit in
Berlin von 1775-1900 (Brl. 1900), S. 20.]
Hermannstadt (Nagyszeben, St. im gleich-
namigen ungar. Komitat Siebenbargen,
(1890] 21465 E.). 1) Hier entstand 1767 auf
Grund eines Dresdner Freibriefs die Loge
St. Andreas zu den drei Seeblättern,
die jedoch neun Jahre ruhte. Erst als
1778 die Draskovich-Loge Zum geheilig-
ten Eifer [vgl. Der Freimaurer 1876, S.
90] zu wirken begann (sie stand 1780 noch
in Bifite), erwachte auch 1776 die Loge
St. Andreas und bewarb sich 1777 bei der
Wiener Loge Zu den drei Adlern um einen
Freibrief strikter Observanz. Bevor dieser
jedoch gewährt wurde, gründete Freiherr
C. F. Schmidburg (s. d.) ein Templerkapitel ;
in Wien verweigerte man aber die An-
erkennung. Man wandte sich daher an
Herzog Ferdinand von Braunschweig (s. d ),
der die Anerkennung erteilen und Schmid-
burg zum Subprior ernennen Hess, dem bald
Graf Georg Bänffy (s. d.) folgte. Die Loge,
die 1780 bereits 80 Mitglieder zählte, grün-
dete 1777 in Grossau bei H. eine Filial-
loge Zu den drei Ankern und nahm die
1750 in Kronstadt (Brassö) entstandne
Loge Zu den drei Säulen in sich auf, nebst
deren schottischer Loge Zu den vier Mon-
den, jedoch nur für kurze Dauer. Als
man 1781 daran ging, eine österreich-
sche Landeslogc zu errichten, verwandelte
sich das Kapitel in eine Provinzialloge
von Siebenbürgen (s. d.) mit Graf G.
Bänffy an der Spitze. Die Loge St. An-
dreas entfaltete nach wie vor eine heil-
same Wirksamkeit und zählte 149 aktive
Mitglieder, als sie infolge des Reform-
patents anfangs 1786 einige Monate ruhte.
Im Sinne dieses Patents durfte sie von
1786 an in Siebenbürgen bloss als einzige
Loge bestehen. Sie blühte immer mehr
auf und zählte 198 Mitglieder, als sie nach
dem Tode Josephs II. die Arbeiten auf Zeit
einstellte. An der Wiederaufnahme wurde
sie durch die politischen Strömungen ver-
hindert. Die Loge hat ausser zahllosen
Wohlthätigkeitsakten ihre Mitglieder mit
oft erheblichen Anleihen unterstützt, hu-
manitäre Anstalten unterhalten, durch ihre
Ärzte arme Kranke behandeln und mit
Arzneien unentgeltlich versehen lassen.
Zur geistigen Anregung der Mitglieder
wurden zahlreiche Vorträge gehalten, so-
wie eine bedeutende Mineraliensammlung
und Bibliothek angeschafft, die nachmaU
dem Bruckenthal-Museum in H. einverleibt
wurden. [Vgl. v. Zieglauer, Geschichte
der Loge St. Andreas zu den drei See-
blätteru in U. 1767—1790 (H. 1876). Z.
1874, Nr. 22—24.1 — 2) Unter der Johannis-
grossloge von Ungarn entstand 16. Mai
1880 die Loge Harmonie zu den drei
Seeblättern, die jedoch bald wieder
einging.
Herrn stadt [I, 442 a]. Vgl. auch Rn-
witsoh im Nachtrag.
He »gern er [I, 443b]. Z. 13 lies «in den
1854 in Leipzig erschienenen« statt »in
den 1857 erschienenen«.
Hiram [I, 456b]. Vgl. noch R. 1900,
S. 57.
Hogg, James, genannt der Ettrick-
schäfer, schott. Dichter, geb. im Dez. 1770
im Dorf Ettrick in Südschottland, gest.
21. Nov. 1835, wurde, wie Burns (s. d.), von
der Loge Canongate Kilwinning Nr. 2 in
Edinburg zum Poeta laureatus ernannt.
Humanitätspriuzip [I, 468b]. Vgl. noch
R. 1900, S. 68.
Humbert, Aime\ geb. 29. Juni 1819
nahe bei La Chaux-de- Fonds, gest. 19.
Sept. 1900 in Neuchätel, wurde schon im
Alter von 25 Jahren Professor der franzö-
sischen Sprache und der allgemeinen Litte-
ratur in Morges, 1845 in Bern, wo er die
Revue suisse mit gründete. 1848 begab er
sich nach La Chaux-de-Fonds und nahm
an der Errichtung der Republik seines
Landes teil, wurde Sekretär der proviso-
rischen Regierung, Mitglied der konsti-
tuierenden Versammlung, Direktor der
Kanzlei und des öffentlichen Unterrichts.
1856 wurde er Präsident des Staatsrats. AI«
Neuchätel wieder beruhigt war, trat er von
der politischen Thätigkeit zurück und wid-
mete sich dem Handelsfach, ging nach
Singapore und leitete eine schweizerische
Sendung nach Japan. Seit 1866 war er
Professor und Rektor der Akademie in Neu-
chätel. Er schrieb »Voyage au Japon« und
die Geschichte der Gründung der Republik
Neuchätel 1848—1858. — H. wurde 2. Apr.
1842 in der Loge La constance in Vevey
in den Freimaurerbund aufgenommen und
schloss sich dann der Loge Zur Hoffnung
in Bern, La bonne harmonie in Neuchätel
(1852) und L'amitie' in La Chaux-de-
Fonds an. Nach seiner Rückkehr aus
Japan wurde er wieder Mitglied der Loge
in Neuchätel. 1869 ernannte man ihn zum
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Nachtrüge u. s. w. Innsbruck — Kötflin.
zugeordneten Grossmeister der Grossloge I
Alpina, und er leitete in dieser Eigenschaft
die Grosslogen sitzung in Lausanne am 3.
Sept. 1870, die die von ihm verfasste
Denkschrift zu Gunsten des Friedens
zwischen Deutschland und Frankreich an-
nahm. 1871 wurde er zum Grossmeiater
ernannt und verwaltete dies* =j Amt bis
1874. [Vgl. Bh. 1900, S. 3ö L. 1900, ;
S. 183.]
Innsbruck [I, 481b). Z. 4 ist nach »die
sich« einzuschalten '1778«.
Jena [I, 503 aj. Z. 5 lies »Saalstrande«
statt »Saalestrand«.
Johan nisburg [I, 507 bl. Daselbst ist
seit 22. Mai 1861 ein Privatkränzchen ge-
bildet und daraus 9. Juni 1900 ein frei-
inaurerischer Verein gestiftet worden unter
der Loge Zu den drei Thoren des Tempels
in Rasteuburg, bestätigt am 12. Sept. 1900.
Der Verein führt den frühem Namen Zur
preussischen Burg weiter. Mitglieder- |
zahl (1900): 12. Vers, am 2. Sonnabend
des Monats. [Vgl. Bbl. 1900, S. 469 ]
Juden (I, 513 b]. Z. 14 lies »1732« statt
»1723«.
Kalabar (Küstengebiet am Golf von
Benin in Westafrika). Hier errichtete
1899 die Grossloge von Irland die erste
Loge in Duke Town (Altkalabar).
Kalender [I, 523 aj. Neuerdings erscheint
auch als erster Jahrgang auf 1900—1901
für die Grosse Landesloge in Berlin ein
»Taschenbuch und Arbeits-K.», heraus- j
fegeben von Dr. Joh. Natge in Berlin-
empelhof. — Ein Abreisskalender mit
maurerischen Daten ist vor einigen Jahren
von Jena aus, seit 1901 von Frankfurt a. M.
aus, herausgegeben worden.
Kanten [I, 528 aj. Z. 1 v. u. lies »Diet-
rich Ludwig Gustav« statt »Daniel Lud-
wig«. — S. 528b, Z. 2 lies »21. Mai« statt
»19. Mai*.
Karaten, Gustav, Physiker, geb. 24.
Nov. 1820 in Berlin, gest. 15. März 1900
in Kiel, studierte Mathematik und Natur-
wissenschaften, habilitierte sich 1845 in
Berlin, wurde 1848 Professor der Physik
in Kiel, 1859 Direktor des Eichungswesens
für die Elbherzogtümer und 1869 Mitglied
der Normaleichungskommission des Deut-
schen Reichs. K. verfasste mehrere phy-
sikalische Werke, war 1867—72 Mitglied
des preussischen Abgeordnetenhauses und
1878—81 Mitglied des Reichstags. — Er
wurde 18. Aug. 1868 in der Loge Alma an
der Ostsee in Kiel in den Freimaurerbund
aufgenommen und war 1874—92 deren
Logenmeister und 1878—98 wortführender
Meister der Andreasloge Fortunata das.
K. gründete den Schleswig- Holsteinschen
Logenverband (s. d.). Er schrieb: »Zur
Erinnerung an die erste Kieler Freimaurer-
loge Louise zur gekrönten Freundschaft«
(Kiel 1876) und »Zur Geschichte der St.
Johannisloge Alma an der Ostsee« [Kie\
1891).
Kattowltz [I, 531b]. Vgl. R. Nitschke,
Geschichte der Loge (1894). S. L. 1900,
S. 126.
Kleriker [l, 543b]. Z. 15 v. u. lies
»Schürger« statt »Schürges«.
Kolb, Karl, Kaufmann, geb. 14. Juli
1824 in Koburg, gest. 28. Nov. 1895 in
Bayreuth, wurde 9. Juli 1843 in der Loge
Eleusia zur Verschwiegenheit in Bayreuth
als Freimaurer aufgenommen und versah
darin verschiedne Amter als erster und
zweiter Aufseher, Redner und Meister vom
Stuhl; von 1881—83 war er zugeordneter
Grossmeister der Grossloge Zur Sonne. Er
begutachtete für diese die Rituale vou
Bluntschli, Ficke, Puschkin, Redlich und
Findel, fand aber damit mehrfachen Wider-
spruch. [Vgl. Eimer, Offnes Sendschreiben
an Br. Karl Kolb (Freiburg in Br. 1872 .
Bh. 1872, S il, 42, 59.] Auch seine Schrift
• Das Ebenbild Gottes. Instruktion zum
Bundesritual« (Bayreuth 1884) hatte gross*
Erregung in dem Verband der Groasloge
Zur Sonne hervorgerufen, namentlich
seitens der Logen in Freiburg i. Br. und
Bamberg, infolgedessen die Schrift als eine
reine Privatarbeit hingestellt und jedes
amtlichen Charakters entkleidet wurde
[vgl. Findel, Geschichte der Grossloge
Zur Sonne in Bayreuth (Lpz. 1897), S.
141. Bh. 1884, S*. 37, 62, 108. Br. L.
1883/4, S. 56]. Ausserdem sind mehrere
Vorträge von K. in den Protokollen der
Grossloge Zur Sonne abgedruckt.
Kolozsvasy [I, 557a] lies »Kolozsvary«
und Z. 5 »Warasdin« statt »Warschau«.
Konferenzen [I, 557 bj. Z. 8 lies »Juni«
statt »Juli«.
Kongresse [I, 558a]. Z. 16 lies »ein
für 1898 geplanter Kongress in Genf«.
Königsberg I. Pr. [I, 559a]. Z. 16 ist
hinzuzufügen: h) Kaiser Wilhelm-Stiftung
zur Unterstützung von Witwen verstorbner
Mitglieder, die erziehungsbedürftige Kinder
haben (Statut 1896).
König Wilhelm -Stiftung [I, 559b]. Z.
4 lies »Salm-Hoogstraeten« anstatt »Salm-
Hoogs traaten«.
Konstitutionenbuch [I, 560a], Man ver-
gleiche noch die neuesten Angaben über
ein älteres K. als das Andersonsche von
1723 in HZC. 1900/1, S. 28.
Konvent zu Leipzig [I, 566b]. Z. 22
lies »Karl von Södermanland« anstatt
»Friedrich von Södermanland«.
Kopenhagen [I, 570b]. Hier hat die
Grosse Loge von Hamburg eine Tochter-
loge Christian zum Palmbaum 13.
Nov. 1900 gestiftet und 17. Jan. 1901 ein-
geweiht.
Kophtha [I, 571a] lies »Kophta«.
Köslin [I, 573a]. Vgl Mehring, Ge-
schichte der Loge Maria zum goldnen
Schwert (1872).
dby G(
Nachträge u. 8. w. Kreuz, rote»
— Matthüi-Logen.
603
Kreil», rotes [I, 579 b]. Z. 4 lies .Ritter-
Kommandeure« statt »rote K.«.
Krüger, 2 [I, 583a]. Z. 6 ist nach »A.
1809« beizufügen »S. 92«.
Kulm -Sch wetz fl, 585 b]. Vers, jetzt
Mittwochs und Sonnabends. Mitglieder-
y.ahl (1900): 42.
Kühne, Ferdinand Gustav, Schrift-
steller, geb. 27. Dez. 1806 in Magdeburg,
gest. 22. April 1«88 in Dresden, studierte
in Berlin Philosophie, war eine Zeit lang
Mitarbeiter der »Preussischen Staats-
zeitung«, leitete 1835—42 in Leipzig die
«Zeitung für die elegante Welt« und gab
seit 1846 das. die Zeitschrift »Europa«
heraus. 1SÖ6 siedelte er uach Dresden
über. Er veröffentlichte Gedichte, eine
grosse Anzahl Novellen, mehrere Dramen,
kritische Schriften und einen Roman »Der
Freimaurer. Eine Familiengeschichte aus
dem vorigen Jahrhundert« (l«rkf. 1855), der
freilich volle Unkenntnis der maurerischen
Geschichte verrät und mehr von Jesuiten,
Rosenkreuzern und Waldensern, als von
Freimaurern handelt. [Vgl. Taute, Mau-
rerische Bücherkunde (Lpz. 1886), zu
Nr. 2661. Pierson, Gustav K., sein Lebens-
bild und Briefwechsel (Dresd. 1890). J
Landau [I, 591 b]. 3) Hier besteht wie-
der seit 1900 eine »Vereinigung von Brü-
der Freimaurern«, die am 1. und 3. Mon-
tag jeden Monats, zur Zeit ohne bestimmtes
Lokal, zusammenkommen.
Laufs, Karl, Lustspieldichter, geb. 20.
Dez. 1858 in Mainz, gest. 13. Aug. 1900,
bekannt durch den mit Kurt Kraatz 1897
verfassten Schwank »Die Logenbrüder«,
ist 6. Okt. 1892 in der Loge Zur Eintracht
und Standhaftigkeit in Kassel in den Frei-
maurerbund aufgenommen worden.
Lenczjza (Lentschiza, St. im russ. Gou-
vernement Kaiisch, 6803 E.). Hier wurde
von der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln in Berliu 24. Juni
1811 eine Loge Zur wahren Brüder-
schaft gegründet [vgl. Geschichte der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln (Brl. 1890), S. 134L die später
zu dem Grossen Orient von Polen über-
ging-
Logcnblatt [I, 626 bj. Hierher rechnet
noch das Nieders&chsischc L. , das von
1881—1885 in Hamburg erschien.
Logenganverbände [I, 627 b]. Auch in
Frankreich finden Gauverbandsversamm-
lungen der Logen statt. So tagte 29. Nov.
1899 der Maurertag der beiden Charente-
Departements; 19. — 22. April 1900 fand
eine Versammlung der südwestlichen
Logen statt. Der 15. Gautag der südlichen
Logen tagte zu derselben Zeit in Nizza;
am 19. und 20. Mai 1900 versammelten
sich die nordwestlichen Logen in Rouen.
[Vgl. L. 1900, S. 199.J
Logensprache [L, 628b]. Rücksichtlich
der Verdeutschung der L. hat der Gross-
meisterverein (s. d.) der Grosslogen von
Hamburg, Bayreuth und Frankfurt a. M.
im Oktober 1900 die »Aufstellung gemein-
samer deutscher Bezeichnungen für frei-
muurerische Funktionen und Begriffe«
ebenfalls angeregt.
Lomza (Lomsha, Hauptst. des gleichnam.
russ. Gouvernements, {1890] 18405 E.). Hier
wurde von der Grossen National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln 24. Juni
1811 eine Loge Zum aufgehenden
Morgenstern gegründet [vgl. Geschiehte
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln (Brl. 1890), S. 134h die
später zum Grossen Orient von Polen
überging und sich 1821 auflöste.
Ludwigsuafen (St. in der bayerschen
Rheinprovinz, 39799 E.). Hier kommen
monatlich zweimal einzelne, den benach-
barten Logen angehörige Freimaurer zwang-
los zusammen.
Ludwigslust (St. im Grossherzogtum
Mecklenburg-Schwerin, 6660 E.i. Hier
wurde 23. Okt. 1859 von Freiherrn von
Printz, Mitglied der Loge Zur goldnen
Harfe in Marieuwcrder, ein freimaure-
rischer Verein gegründet, aus Mitgliedern
der benachbarten Logen, der seine erste
Sitzung 10. Nov. 1859 hielt. Weiteres
darüber ist nicht bekannt. [Vgl. Bh. 1859,
S. 30.]
Madagaskar [II, Ib'j. Hier besteht noch
eine zweite Loge in Tamatave.
Mngdeburg [II, 2a]. Z. 3 v. u. lies
»Ludwigsburg« statt »Königsberg«.
Mailand [II, 5aj. Z. 3 lies »Loge« statt
»freimaurerische Vereinigung«.
Mamornitza [II, 7b]. Hier gründeten
ferner die Grossloge von Ungarn 24. Juni
1^85/16. Febr. 1886 die Loge Philan-
tropique und der Grossorient von Lusi-
tanien (Portugal) 24. Febr. 1888 die Loge
Carol I., die später den Namen Zur
Nächstenliebe annahm und sich 27.
Juni 1891 mit der Loge Philantropique
verschmolz, wobei diese den Namen
Menschenliebe annahm und nach Lud-
wigsdorf (Siebenbürgen) übersiedelte, dort
aber nachher einging.
Marktsteft [II, 14a]. Z. 17 v. u. lies
»Dr. med. Karl Ludw. Imm. SchuderofT«
statt »Schuderoff (s. d.)«.
Martinlsten [II. 17b]. Z. 3 v. u. lies
»Trubetzkoy« statt »Trubetzky«.
Massenhaft) [II, 21 al. M. wurde nach
neuern Ermittlungen 10. Okt. 1775 in der
Loge Zu den drei Kronen in Königsberg
i. Pr. aufgenommen; am 4. Juni 1780
richtete er von Insterburg aus an die ge-
nannte Loge das erste Schreiben wegen
Errichtung einer neuen Loge das.
Mntthäl-Logen nennen sich die Glieder
der frühern Allgemeinen Bürgerloge (s. I,
S. 145), weil die unfreiwillig ausgeschiednen
Berliner Mitglieder als Loge weiter arbei-
teten und den Namen Allgemeine Bürger-
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Nachtrüge u. s. w. Militärlogen — Odd Fellows.
löge (A. B. L.) beibehielten. Sie haben aber
mit der Freimaurerei auch so nicht« gemein.
[Vgl. Sl. 1900, S. 96, 116. L. 1901, S. 7.]
MilitUrlogen [II, 41a]. Vgl. noch John
T. Thorp, French Prisoncrs' Lodgcs (Lei-
cester 1900), wo sich Nachweise über das
Bestehen von Logen und Kapiteln unter
den zwischen 1756 und 1814 in F.ngland
gewesnen französischen Kriegsgefangnen
finden. [Vgl. HZC. 1900/01, S. 85.]
Milwaiikee (II, 42b]. Die Loge Aurora
ist 15. Dez. 1849 gest. und 16. April 1850
eingew. worden. [Vgl. Ruschhaupt, Fest-
schrift zum 7. Juni 1900 der Feier des
50jährigen JubiläuniB der Loge Aurora
Nr. 30 (M. 1900).]
Moralische Regeln [II, 51 &). Z. 6 lies
»Schtnid« statt »Schmidt«.
Morgan f IT, 53a]. Nach einer Nachricht
in The American Ty ler 1900 01, S. 167
ist M. gar nicht Freimaurer gewesen.
München [II, 62a]. Die Loge Zur Kette
hat jetzt ihr Logenhaus in der Schwan-
thalerstrasse Nr. 60, eingew. 18. Nov. 1900.
Mitgliederzahl (1900): 137. [Vgl.Bavreuther
Bundesblatt 1900/01, S. 161 J — Am 30.
Nov. 1900 wurde unter der Grossen Lan-
deslogc in Berlin in M. eine Andreasloge
Prudens eingesetzt.
Mysterien [II, 69a]. Über die eleusi-
nischen M. vgl noch ßbl. 1900, S. 475. —
Zu S. 70a. Über den Mith rasdien st vgl.
noch Prof. Franz Cumont, Traites et
Documenta figures relatifs aux Mysteres
de Mithra avec une Introduction critique
(Bruxelles 1896-99). AQC. XIII, 90.
Hassan (Fürstenhaus) [II, 77a]. Frei-
maurer war ferner: Ludwig, seit 1768
Fürst von N.- Saarbrücken, Vetter des
Fürsten Karl Wilhelm von N.- Usingen,
geb. 3. Jan. 1745; er leitete die Loge St.
Heinrich in Saarbrücken als ihr Äleister
vom Stuhl.
Neisse [II, 80 a]. Vgl. über die Loge
unter I, 1 noch BZC. 1900, S. 352.
»uch&tel [II, 82b]. Z. 12 füge hinzu:
•5. Juni« 1791 und Z. 8 v. u. lies »21.
Aug. 1820«.
Neu Hamburg (St. in dem brasil. Staate
Rio Grande do Sul). Hier besteht seit
etwa 1895 unterm Grossorient von Rio
Grande do Sul eine deutsche Loge Forc,a
e Uniäo.
Neusohl (Beszterczebanva, St. im ungar.
Komitat Sohl, [1890] 7485 E). 1) Hier wurde
1775 die Loge Zur gekrönten Hoff-
nung gegründet; die Arbeiten wurden im
benachbarten Kastell Radvdny des Stuhl-
meisters, Oberstleutnants v. Ravanuszky
abgehalten. Das Wirken der Loge war
dem Bischof Graf Berchtold ein Dorn im
Auge. Er zeigte daher die Mitglieder
1785 an, dass sie von dem Eintretenden
einen Eid und Abgaben fordern, auch den
religiösen Frieden der Gemeinde stören.
Nachdem dies erfolglos blieb, ging er auf
eigne Faust vor, schloss die Freimaurer
von den Sakramenten aus und liess in
allen Kirchen gegen sie in der mass-
losesten Weise predigen. Nachdem ein
Ersuchen beim Bischof erfolglos geblieben,
wandten sich die Mitglieder an Kaiser
Joseph II., der sofort Abhilfe schaffte.
17^6 musste sich die Loge wegen des Re-
formpatents auflösen, erwachte jedoch 1792
wieder, um 1794 für immer einzugehen.
2) 1878 cutstand hier die Loge Felvidtfk,
die bis heute trotz der geringen Mitglie-
dcrzahl »ehr erspriesslich wirkt.
Niederlande [II, 98a]. Z. 6 v. u. lies
»1891« statt »1882«.
Nordamerika [II, 106 b]. Z. 6 v. u. ist
»Lincoln« zu streichen. Im Freemason,
1900, S. 560 wird unter den Präsidenten
der Vereinigten Staaten, die Freimaurer
waren, noch Fillmore aufgeführt, während
sich dort die Namen Jefferson, Madison,
Monroe, Harrison, Tyler, Taylor und Pierce
nicht finden.
Nova Petropolis (deutsche Kolonie im
brasil. Staate Rio Grande do Sul). Hier
besteht seit etwa 1895 unterm Grossorient
von Rio Grande do Sul eine deutsche Loge
Zum treuen Bunde.
Nürnberg [II, 110a]. Z. 29 v. u. lies
»30000 M.« statt »25600 M.« — S. lila, Z.
13 lies »3000 M.« statt 9000 M.«.
öchelhäuser, 1) Wilhelm, Industrieller,
geb. 26. Aug. 1820 in Siegen, Geheimer
Kommerzienrat in Dessau, war 1855 — 90
Generaldirektor der Deutschen Continental-
Gasgesellschaft in Dessau. Er ist Ehren-
bürger der Stadt Dessau, Begründer und
Präsident der Deutschen Shakespeare-
Gesellschaft in Weimar und hat eine
Bühnen- und Familienausgabe von Shake-
speares dramatischen Werken, sowie (in
2. Aufl.) die Einführungen in Shakespeares
Bühnendramen herausgegeben. Ausserdem
hat er handelspolitische und soziale Schrif-
ten verfasst. 1852 — 53 gehörte er dem
preuss. Abgeordnetenhause, _ 1878— 93 dem
Deutschen Reichstag an. — Ö. wurde aufge-
nommen in die Loge Esiko zum aufgehen-
den Licht in Dessau 20. Febr. 1859 und
war das. Meister vom Stuhl 1875 — 93,
worauf er zum Ehrenmeister ernannt wurde.
2) Wilhelm v., Sohn des Vorigen, geb.
4. Jan. 1850 in Frankfurt a. M., seit 1890
Generaldirektor der Deutschen Continental -
Gasgesellschaft in Dessau, wurde in den
Freimaurerbund in der Loge Esiko zum
aufgehenden Licht in Dessau 22. Febr.
1877 aufgenommen, bekleidete das Amt
des Redners von 1882—93 und das des
1. Aufsehers von 1893 — 98. Die von ihm
gehaltnen Reden gab er 1900 im Druck
heraus.
Odd Fellows {II, 113 a], Über den gegen-
wärtigen Stand des O. F.-Ordens in Deutsch-
land vgl. Bayreuther Bundesblatt 1900/1,
5. 180.
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Nachträge u. 8. w. Oldesloe — Preussen. 605
Oldesloe (St. in der preuas. Prov. Schles-
wig-Holstein, 4286 E.). Hier hat sich
1900 unter der Loge Zum Füllhorn in
Lübeck eine freimaurerische Vereinigung
Stormarnia gebildet. Mitgliederzahl 82.
Pflicht [H, 150a]. Vgl. noch H. L.
1900, S. 2957.
Pike [II, 162a]. Vgl. noch O. 1900,
S. 822.
Polk, James Knox, 11. Präsident der
Vereinigten Staaten von Nordamerika,
geb. 2. Nov. 1795 in der Grafschaft Meck-
lenburg in Nordcarolina, gest. 15. Juni
1849 in Nash vi Ue, ward als Freimaurer
aufgenommen in der Columbia- Loge Nr. 31
i. J. 1820, bekleidete im folgenden Jahre
das Amt eines Jüngern Aufsehers und war
auch Royal Arch-Maurer. Er wurde auf
eignes Verlangen mit maurerischen Ehren
begraben im Garten seines Besitztums in
Niishville. Ein Denkmal schmückt seine
Grabstätte. [Vgl. Freemason 1900, S. 560.]
Porto Alegre [U, 178 b]. Die Loge Zur
Eintracht steht jetzt unter dem Grossorient
von Bio Grande do Sul. Weiter besteht
hier unterm Grossorient von Brasilien die
deutsche Loge Zu den drei Palmen,
gest. 16. Febr. 1899.
Posurt, 1) Christoph Adolf Felix,
Maler, geb. 7. März 1887 in Berlin, studierte
als Maler, wurde aber nach Erfüllung
seiner Militärpflicht Beamter, und zwar
zunächst Sekretariats-Assistent, später
nach besondern juristischen Studien und
Prüfungen 1867 beim Berliner Kreisgericht
diätarisch beschäftigt, 1871 zum Kreis-
richter in Küstrin ernannt und 1878 Stadt-
gerichtsrat in Berlin. Nach der Reorgani-
sation der Justizbehörden 1879 war er
noch kurze Zeit als Amtsgerichtsrat thätig,
wurde 1882 mit Pension verabschiedet
nnd lebt seitdem der Malerei in Babels-
berg. — P. wurde 27. Febr. 1868 in der
Loge Friedrich Wilhelm zur gekrönten
Gerechtigkeit in Berlin in den Freimaurer-
bund aufgenommen, trat aber 1869 zur
Loge Zur Beständigkeit und damit zum
Verband der Grossen Landesloge in Berlin
über. 1876—88 war er deren Logenmeister
und bekleidet dieses Amt wieder seit 1892.
Seit Herbst 1874 leitete er die Berliner
Zirkelcorrespondenz, bis 1881 Gesundheits-
rücksichten ihn nötigten, von der Leitung
zurückzutreten. 1879 gab er Nettelbladts
•Geschichte freimaurerischer Systeme* neu
heraus, machte auch die »Geheimlehre und
Geheimstatuten des Tempelherrenordens«
von Prof. Hans Prutz zugänglich. Ausser-
dem hat P. viele Lehrvorträge und Auf-
sätze in der BZC. veröffentlicht und die
»Geschichte der Loge zur Beständigkeit in
Berlin von 1775—1875« verfasst. Erstere
wurden von ihm 1900 als »Ausgewählte
Abhandlungen und Vorträge über den
Lehrinhalt der drei Johannisgrade der
Grossen Landesloge in Berlin« heraus-
gegeben. Bemerkenswert sind auch seine
Schriften : »Was den Freimaurern noth
thut« (Brl. 1888) und »Die gemeinsame
Werkthätigkeit der deutschen Freimau-
rerei. (Brl. 1889). [Vgl. Die 8t. John-
Loge zur Beständigkeit in Berlin von
1775-1900 (Brl. 1900), S. 84.]
2) Ernst, Schauspieler, Bruder des
Vorigen, geb. 11. Mai 1841 in Berlin, er-
lernte den Buchhandel, wandte sich aber
dann der Bühne zu und wirkte in Breslau,
Berlin und Hamburg, bis er 1864 als erster
Charakterdarsteller nach München an die
Hofbühne berufen wurde. 1878 wurde er
zugleich Oberregisseur und 1878 zum Pro-
fessor und Königl. Schauspieldirektor er-
nannt. 1887 schied er aus den Verband
der Münchner Hofbühne und ging auf
Gastspielreisen, kehrte aber 1892 nach
München zurück, wo er zum General-
direktor und 1895 zum Intendanten der
Königl. Hoftheater ernannt wurde. — P.
ist Mitglied der Berliner Loge Zur Be-
ständigkeit.
Preisaufgaben [II, 183a]. Im J. 1901
hat die Loge Pionier in Pressburg einen
Preis von 500 Kronen ausgesetzt für die
beste Schrift für Neuaufgenommne über
Geschichte, Form und Geist der Freimau-
rerei mit besonderer Bezugnahme auf
Österreich-Ungarn. [Vgl. Z. 1901, 8. 252.]
Prenzlan [II, 184 a]. Z. 9 lies »28« statt
•29/30.« — Z. 8 v. u. lies »1600« statt
•1500«. — Z. 7 v. u. lies .8400« statt
»8000«. — Z. 6 v. u. lies »9600« statt »8000«.
Pressbnrg [II, 184 a]. Über die Loge
Schiller (Nr. 4) vgl.Z. 1900/01, S. 104 und
Durst, Geschichte der Loge Schiller (1900).
Über die Loge Eintracht vgl. Chronik
der Loge 1875 - 1900 (P. 1900).
Presse [II, 185 b]. Z. 29 v. u. lies »Nieder-
sächsische« statt •Niederschlesische«. —
Z. 25 v. u. Die Braunschweiger Logen -
Correspondenz wird nicht mehr von der
Loge in Braunschweig herausgegeben,
sondern ist seit dem Jahrgang 1899/1900
Privateigentum des Leiters Holtschmidt.
— Z. 8 v. u. Der Zirkel unter Nr. 8 er-
scheint seit Oktober 1900 während der
Arbeitszeit wöchentlich, während der Ferien
monatlich. — Z. 6 v. u. Die Zirkel-Corre-
spondenz unter Nr. 9 wird seit 1901 vier-
zehntägig herausgegeben.
Preussen [II, 190b]. Z. 19 v. u. lies
•allerdings« statt «nur«. — S. 191b, Z. 16
ist hinzuzufügen: Die Grosse Freimaurer-
loge von P., genannt Kaiser Friedrich zur
Hundestreue, wurde 28. Okt. 1900 aufge-
löst, dafür von der Grossen Loge von
Hamburg eine Pro vi nzial gross! oge einge-
richtet, unter der als deren Tochterlogen
sechs Logen in Berlin und je eine Loge
in Charlottenburg und Stettin stehen. —
S. 192a, Z. 10 lies »einschliesslich acht«
statt »einschliesslich drei«; ferner Z. 13
»285« statt »279«, sowie »58« statt »52».
— Z. 16 v. u. »26« statt »23«; — Z. 18 v. u.
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«06
Nachtrüge u 8. w. Pulsnitz — Schwarze.
»von Hamborg 6« statt «von Hamburg 3«;
— Z. 11 v. u. »88« statt »37«. — S. 192b,
Z. 8 ist beizufügen »d) zur Grossen Loge
von Hamburg 1(0): Charlottenburg«, ferner
lies »23' statt »22«; — Z. 11 ist hinzu-
zufügen : »d) zur Grossen Loge von Ham-
burg 1(0): Stettin«. — 8. 195a, Z. 25 lies
»Maconnerie« statt »Maconniere«; ebendas.
Z. 81 lies »Cat* statt »Gate«. — S. 196a,
Z. 9 v. u. lies »Cothenius« statt »Cathe-
nius«. — S. 196 b, Z. 24 v. u. lies »Lottum«
statt »Cottum»; Z. 19 v. u. lies »ihrer«
statt »seiner«.
Pulsnitz [H, 206a]. Der Freimaurerverein
ist unter der Loge Zu den ehernen Säulen
in Dresden 1900 wieder aufgelebt und hat
den Namen Zur ßrudertreue ange-
nommen.
Rawttsch [II, 220a]. Die Loge Castor
und Pollux hatte ihren Sitz in Herrnstadt
i. Schi.; aber die Mehrzahl ihrer Mitglieder
wohnten in R.
Redslob [II, 224b]. Z. 5 lies »28. Febr..
statt »22. Jan.«
Regensburg [II, 227 a]. Z. 11 v. u. lies
»Beitech« statt »Baitech«.
Reicuenbaeh [H, 228b]. Mitgliederzahl
(1900): 66. Vgl. noch Schönwälder, 75 jähr.
Bestehen der Loge (16. Nov. 1890.)
Reral [II, 243a]. Z 6 lies »Trubetzkoy«
statt »Trubetzky«.
Roeke [II, 251 b]. Z. 3 v. u. lies »geb.
6. Dez. 1816« und S. 252a, Z. 2 lies »7.
Dez. 1855«.
Sucher- Masocb, Leopold v., Schrift-
steller, geb. 27. Jan. 1«35 in Lemberg,
gest. 9. März 1895 in Lindheim in Hessen,
studierte die Rechte, Hess sich 1855 in
Graz als Dozent für Geschichte nieder
und veröffentlichte mehrere historische
Werke, widmete »ich aber bald ganz der
Litteratur und lebte seitdem in verschiednen
Städten Österreichs, seit 1882 in Leipzig,
dann in Paris und zuletzt in Lindheim.
Er schrieb ein historisches Lustspiel »Der
Mann ohne Vorurteil« (Lpz. 1866), das
den Kampf der Freimaurer und der Jesuiten
am Hofe Murin Theresiaa behandelt, der
mit dem Siege der Freimaurer und der
Niederlage und Aufhebung der Jesuiten
endet. Der Held des Stücks ist der Reichs-
freiherr von Sonnenfels (s. d.). S.-M. hat
den gleichen Stoff auch als Novelle be-
arbeitet in »Maria Theresia und die Frei-
maurerei« (Lpz. 1873), die ins Holländische
Obersetzt wurde. [Vgl. Taute, Maurerische
Bücherkunde (Lpz. 1885), zu Nr. 2690.]
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogs-
haus) [II, 286a]. Die Linie führte bis
1826 den Namen S.-C.-Saalfeld, und es
gehörte aus ihr ferner dem Freimaurer-
bunde an: Ludwig Karl Friedrich, Prinz
von S.-C.-Saalfeld, Bruder des Herzogs
Franz (1800-1 «06) und Oheim des Königs
Leopold I. von Belgien, geb. 2. Jan. 1755,
gest. 5. Juli 1806 in Coburg als General
leldmarschall- Leutnant, war bis 1778
preuasiBcher Hauptmann und später würt-
tembergseber Oberst und Generaladjutant.
Er wurde 18. Sept. 1776 Mitglied der
Berliner Loge Zur Beständigkeit.
Sacken (von der Osten genannt), Karl
Christoph, Erbherr des Gutes Senten in
Kurland, geb. 1740 in Senten, gest. 14
Sept. 1811 auf dem Gute Alt-Sehren in
Kurland, war in die Starckschen Streitig-
keiten verwickelt. [Vgl. darüber Kloas,
Bibl., Nr. 3418, 3421, 8422.]
Sankt «allen [U, 305 bl Z. 4 lies »17.
Juni 1817« und Z. 7 »2. Dez. 1828«.
Santa Cruz (deutsche Kolonie im brasil.
Staate Rio Grande do Sul). Hier besteht
seit etwa 1895 unterm Grossorient von
Rio Grande do Sul eine deutsche Loge
LeBsing.
Scheffer [H, 314b]. Z. 11 lies »Lands-
logens« statt »Landtlogcns«.
Schleis*, Bernhard Joseph v., Hofrat
zu Sulzbach, machte sich zuerst bekannt
durch seine Verteidigung der Wunder-
kuren und Geisterbeschwörungen, mitdenen
in den 70 er Jahren des 18. Jahrhunderts
Pater Gassner grosses Aufsehen erregte
und die Lavater (s. d.) anzweifelte. Er
trat in drei Schriften als Verteidiger
Gassners auf. Sie beweisen, dass S. für
alle geheimen Wissenschaften sehr einge-
nommen war. 1777 gab er unter dem
Namen Karl Hubert Lobreich von Plume-
uoek ein Werk heraus, das den Rosen-
kreuzerorden öffentlich verteidigte: »Ge-
offenbarter Einfluss in das allgemeine Wohl
der Staaten derächten Freymäurerey « u. s. w.
Diese »ausgeworfene Tonne für Walfische«,
wie man das Buch bezeichnete, wurde
bisher irrtümlich dem Freiherrn Hans Karl
von Ecker (s. d.) zugeschrieben, aber auch
mit einem Freiherrn Proek von Lobreich
in Verbindung gebracht. Drei Jahre später
trat S. gegen von Ecker (s. d.) und seine
Anfeindungen mit einer Apologie auf den
Rosenkreuzerorden auf. 1785 nannte er
sich einen sehr alten Manu, lebte aber 1798
noch still und für sich von der Welt und
von der Ordensgeschichte zurückgezogen.
(Vgl. Bh. 1893, S. 84.]
Schneeberger (II. 324b]. S. ist am 7.
Sept. 1827 geb. Vgl. Chronik der Loge
Eintracht in Pressburg 1875-1900, S. SO,
wo auch sein Bildnis.
Schottische Ingeln. Im Ritual der
| strikten Observanz werden die schottischen
Meister daselbst aufgenommen. Bode (s. d.)
erklärt dies als eine Chiffcr für das schotti-
sche Kollegium zu Paris, das auf der Isle
1 des Temple liegt.
Schwarze, Louis Friedrich Oskar v.,
Kriminalist, geb. 30. Sept. 1816 in Löbau,
' gest. 17. Jan. 1886 in Dresden, studierte
in Leipzig, wurde 1839 Sekretär im Kultus-
1 ministerium iu Dresden, 1843 Assessor am
; Appellationsgericht das., 1846 Justizrat am
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Nachträge u. s. w. Seckt
607
Spruchkollegium in Leipzig, 1848 Appella-
tionsgerichtsrat am Dresdner Obernppella-
tionsgericht, 1849 Mitglied der Gesetz-
gebungskommission und Referent des von
ihm verfassten Entwurfs der Strafprozess-
ordnung, 1854 Oberappellationsgerichtsrat,
1856 Ober- und 1860 Generalstaatsanwalt.
1867—1882 gehörte er dem Reichstag an.
1875 wurde er vom Kaiser von Österreich
geadelt. Von seinen wissenschaftlichen
Arbeiten seien die Kommentare zum Straf-
gesetzbuch, zur Strafprozessordnung und
zum Pressgesetz erwähnt. Auch beteiligte
«r sich an der Leitung der > Neuen Jahr-
bücher für sächsisches Strafrecht« und des
»Gerichtssaal es« und gab 1857 — 71 die
»Allgemeine Gerichtszeitung für das König-
reich Sachsen« heraus. — S. wurde 11. Okt.
1839 in der Loge Zum goldnen Apfel in
Dresden zum Freimaurer aufgenommen
und 1848 ihr zugeordneter und 1849 ihr
Meister vom Stuhl. Dieses Amt bekleidete
er bis 1856, wo er, zum Oberstaatsanwalt
•ernannt, auf Veranlassung der Regierung,
wenn auch schweren Herzens, aus dem
Bunde ausschied. [Vgl. FZ. 1856, S. 313.]
Seckt, Felix, Schulmann, geb. im Febr.
1848, seit 1870 Oberlehrer am Kgl. Fried-
rich Wilhelms-Gymnasium zu Berlin, wurde
16. März 1874 in der Loge Zum goldnen
Pflug daselbst zum Freimaurer aufge-
nommen und ist seit 1876 Mitarbeiter
und seit 1895 (Jetzt in Gemeinschaft mit
Dr. Wald) Leiter der Zirkelcorrespon-
denz der Grossen Landesloge in Berlin.
Daneben giebt er seit 1898 »Ausgewählte
Vortrüge, Forschungen und Instruktionen
für die Andreasgrade« der gedachten Gross-
loge heraus, deren Herausgabe zuerst
Possart (8. d.) und seit 1877 Gartz (s. d.)
besorgten. Weitern Kreisen ist S. in seinem
Amt als Grossredner bekannt geworden.
Seit 1900 ist er Vorsitzender Meister der
Andreasloge Indissolubilis.
Silber, Benjamin (Pseudonym: Karl
Sebald), war ursprünglich Theolog, ver-
tauschte aber infolge der kriegerischen
Verhältnisse das Studium mit dem Sol-
datenstaud, ward Artillerieleutnant in den -
Garnisonen Freiberg und Dresden, bis er
1806 wegen einer Verwundung nach der
Festung Königstein als Kapitän vom Thor-
schloss versetzt wurde. 1812 erbielt er <
den Abschied unter Ernennung zum
Kassierer des Soldatenknabeninstituts zu
Annaberg, woselbst er später als preußi-
scher Major bis zu seinem Tode gewirkt
zu haben scheint. Während dieser Zeit
war S. litterarisch sehr thätig. Er schrieb
u. a. ein Trauerspiel »Churfürst Johann
Friedrich« und später ein Geschichtswerk
»Oliver Cromwell, Protektor von Eng-
land«. — Seine maurerischc Laufbahn be-
gann 1803, wo er am 17. Mai in Freiberg
aufgenommen wurde. 1806 war er das.
Redner. Er hatte grossen Einfluss im
Innern Orient und beim Scientifischen
Bund (s. d.). Eine besondere Thätigkeit
entfaltete er auch bei Errichtung des säch-
sischen Logenbunds in den Versamm-
lungen zu Dresden vom 31. Okt. und 1. Nov.
1805. Mit Schröder (s. d.) in Hamburg
stand er in regem Briefwechsel. 1815 ist
er aus der Loge ausgetreten. Er gab
»Vertraute Briefe über die Schrift des
Freymaurers Mossdorf: Mittheilungen an
denkende Freymaurer« (Dresd. 1819) her-
aus. [Vgl. HZC. Nr. 147, S. 9.]
Stendal [II, 430b]. Mitgliederzahl: 80.
Z. 4 v. u. lies »21. Januar 1877« statt
•21. Juli 1877«.
Strasburg [H, 438al. Z. 11 lies »23«
statt »25«. — Z. 14: Die Stiftung unter
b fällt weg.
Striegaa [II, 438b]. Z. 3 v. u. lies »Frei-
tags« statt »Dienstags und Sonnabends«.
Teutonia (deutsche Kolonie im brasil.
Staate Rio Grande do Sul). Hier besteht
unterm Grossorient von Rio Grande do
Sul eine deutsche Loge Zur Treue und
Redlichkeit, gest. 1900. [Vgl. Bbl. 1901,
S. 84.]
Ungarn [II, 476 al. Z. 4 v. u. ist bei-
zufügen: 1900 wurde B. v. Katona zum
ersten Martin MArtonfy zum zweiten und
Dr.A.Schermann zum dritten zugeordneten
Grossmeister gewählt, während Ncuschlosz
zum Ehrengrossmeister ernannt wurde.
Weisser Hirsch (Dorf und Kurort bei
Dresden im Königreich 8achsen, 1047 E ).
Hier finden Versammlungen jeden Mitt-
woch bei Würffel statt.
Wolgast [II, S. 553a]. Z. 4 ist beizu-
fügen: Zur festen Burg am Peene-
strom.
Zirkelcorrespondenz [II, 586b]. Die
Z. unter H. erscheint von 1901 an vier-
zebntägig und hat ihren Titel in »Z. der
Grossen Landealoge der Freimaurer von
Deutschland« umgeändert, ist auch fortan
Gesellen und Lehrlingen zugänglich. Für
Meister sollen jährlich zwei wissenschaft-
liche Hefte ausgegeben werden.
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Verzeichnis der Namen
sämtlicher (eingegangnen und noch thätigen) deutschen Grosslogen, Logen,.
Kapitel und Kränzchen, einschliesslich derer, die im Ausland von deutschen
G rosalogen und Logen gegründet worden sind oder sich der deutschen Sprache
bedienen.
Der gesperrt gedruckte Ort zeigt an, dass die dortige Loge etc. noch besteht..
: A. = Andrenloge; Gr. L. = Groeeloge ; H. V. = Hummnitirer Verein; K. —
Vereinigung; Kp. = K»i>ltol ; M. = MiliUrloge; 8. = Schottcnloge.
Abel, Oldenburg.
Absalom. Hamburg.
— zu den drei Nesseln, Hamburg.
Accordia Nr. 277, Chicago.
Adamas zur heiligen Burg, Burg.
Adeptes, Lea, de lacroix du Nord, Hamburg.
Adler, Zum Frankfurter, Frankfurt a. M.
— , goldnen, Hamburg.
— , preussischen, (auch S.) I n s t e r -
bürg.
— , roten, Hamburg.
— , siegenden, (M.) Potsdam.
— . weissen, Posen.
Adlern, Zu den drei, Wien.
— * » • königlichen, Aurich.
— • • • weissen, (auch Gr. L.)
Dresden.
Adolf zum Elver-Felde (8.) Elberfeld.
— , Ritterring,(S.)Neubrandenburg.
Adolfus zur deutschen Einigkeit und
Treue, (M.) Stade.
— zur gekrönten Tugend. (M.) Stade.
Adraatäa zur Wahrheit und Gerechtigkeit,
(S.) Marienwerder.
Afrikanische Loge, Hamburg.
Agrippina, Köln.
Ähren, Zu den drei, Danzig.
Akazie, Zur, Meissen. Winterthur.
— Zur, am BaalBtrande, Wenigenjena.
Akazienverein, (K.) Cölln bei Meissen.
Alb, Am Fuss der (K.) Reutlingen.
Albanus zur Weisheit, (S.) Havelberg.
Albert zur Eintracht, Grimma.
Albertine zum erhabnen Meister, (S.) Salz-
wedel.
— zur Vollkommenheit, Plozk.
Albrecht Wolfgang, Stadthagen.
Alexander zu den drei Sternen, (K., L.)
Ansbach.
Alexius zur Beständigkeit, Bernberg.
Alfred zur Linde, Essen.
Allemannia Nr. 132, Jersey.
— „ 740, Brooklyn.
Alliance, Parfaite, 8chlettstadt.
Allvater zum freien Gedanken, Lahr.
Alma an der Ostsee, Kiel.
Amalia, Weimar.
Amicitia, (H. V.) Prag.
Amis Alsaciens, Les Trais, Markirch.
— confederes, Würzburg.
— Les, de la veritl, Metz.
— re'unis, Altkirch, Mainz, Würzburg.
— „ de la Sarre, Saarlouis.
— Aux vrais, Dresden.
— Les vrais, Metz, Saargemünd.
Amitie*, L', Strassburg.
— L', aux trois colombes, Berlin.
Anacharsis zum erhabnen Zweck,
bach.
Anastasis, (A.) Schwerin.
Andreas zum Frieden, (8.) Gnesen.
— , goldnen Leuchter, (S.) Kö-
nigsberg i. Pr.
Anker der Eintracht, Zum, Vegesack.
— Drei goldne, zur Liebe und Treuer
Stettin.
Ankern, Zu den drei, Bremen, "Bremer-
haven, Königsberg i. Pr.
— Zu den drei goldnen, Stettin.
Ankerkette, Zur, Ück ermünde.
Anna Amalia zu den drei Rosen, Weimar.
Anschar zum Friedenshafen. Kuxhaven.
Apfel, Zum goldnen, Dresden, Eutin.
Apollo, Leipzig (S.) Leipzig, Peters-
burg, Riga, Salzburg.
— zu den drei Akazien, Leipzig.
Arbeit, Zur ernsten, (K.) Weissenburg
am Sand.
Arbeiter Hirams Nr. 2, Veracruz.
Archimedes Nr. 877, Belle ville.
— zu den drei Reissbrettern, Altenbu rg.
— zum ewigen Bunde, Gera.
— „ sächsischen Bunde Schneeberg.
Aristides zur Wahrheit und Gerechtigkeit,
Markt-Rentweinsdorf.
Arm, Zum goldnen, Salzwedel.
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Ver/eichni« der Namen deuUcher (uwtUeea u. h. ».
609
Anneeloge Nr. 1, Bialystock.
Armiu zur deutschen Treue. Bielefeld.
Arininius Nr. 25, Washington.
Arta, Lea. et l'araiti«?-, Kasael.
_ — Le» beaux, Strasburg.
Äskulap, Zum. Helberg.
Assidua, (\.) Bfiuen.
Astraa, (H. V.) Asch, (K.) Diez, Wolmir-
«tadt.
St. 104, Cedarburgh.
•- su den drei Ulmen, Ulm.
— zur grünenden Kaute, Dresden.
Aeiernaluseparabil ium Fraternitas, Leipzig.
Athanasia zu den drei Löwen, Wismar.
Atlachonient, Le (»arfait, Besancon
Aufrichtigkeit, Zur, (8 - Frankfurt a. M.,
Leipzig, Ziegenhain.
Augusts, Augsburg, Celle, Sprottau.
— zu den drei Flammen, Güttingen.
— zum flammenden Stern, Kopenhagen.
— zxxin goldnen Zirkel, Göttingen.
— zur gekrönten Hoffnung, Jena.
— , goldnen Krone, Stargaxd i. P.
„ Unsterblichkeit , Pr. Stargardt.
Augustin zur wahren Treue, (8.) Könitz.
Aurora. Belgard, Bielefeld, Celle, Min-
den. Treptow.
— (8.) Rastenburg, (8.) Johannisburg.
— Nr. 30, Milwaukee.
— , 355, Louisville.
— zum Tempel der Weisheit, (8.) Memel.
— zur ehernenKette, Reichenbach i.Schl.
— zur vollkommnen Gleichheit, Krefeld.
Aurore, I/, naissant, Frankfurt a. M.
Auasicht, Zur edeln, Freibnrg i. Br.
Hadenia zum Fortschritt, Baden-Baden.
Balduin, Leipzig.
— zur Linde, Leipzig.
Baidur, (K.) Kirchberg.
Balken des neuen Tempel, Zu den drei,
(8.) Münster i. W.
— Zu den drei, Munster i. W.
Bar. Zum schwarzen, Hannover.
Barbara, Lübeck.
Barbarossa zur deutschen Treue, Kaisers-
lautern.
Barnim zur goldnen Aue, Gollnow.
Bauhütt«, Zur, iK.) Grevesraöblen, (K.)
[^ehesten.
Baum, Zum anfblüheudeu, Eisleben.
Becher, Zum goldnen, (M.) Leer.
Beethoven Nr 154, Patterson.
— Nr. 661, New York.
Beharrlichkeit. Zur, Lauterburg.
Behutsamkeit, Zur, München.
Bergen, Zu den drei, Frei borg, Innsbruck.
„ eisernen, S iegen.
« , weissen. (K.) Wittenberge.
Berglo^c, Eisle!>en, Marienb'-rg.
Berothobaidua, {S.) Ii^oau.
Beständigkeit, Zur, Aachen, Bi rlin. Mag-
deburg. Parsau, Wien.
-- Zur «ekiönten, Posen.
— . a« hott »sehen, f i rüiiat «ttf .
— tin«i Kintr:icht, Zur, Aachen.
Betbesd*, (K.; Kissing« n.
Alt«r«n>»inr« Hundt u<b «ior I ti m.crir.., I).
Bethlehem, (8.) Marburg.
Biederkeit, Zur deutschen. Heidelberg.
BicdenuHuu, Zum, Ilmberg.
Bienenkorb, Zum, Thorn.
Bienfaisance, La, Buchaweiler, Hagenau.
Bienfait anonyme, Le, [M.) Hannover.
Bildung, (H. V.) Wien.
Bleiwagen, Zu den drei, Danzig.
Blücher von Wahlstadt, Charlotten-
burg.
— zu den vier Linden im freien Felde,
(8.) Liegnitz.
Boatierges zur Bruderliebe, iFamburg.
Bourguignoos, Les vrtds, Saarbarg.
Borussia, Hchneidemühl.
— zur Heilquelle, <S.i Aachen.
Boussoles, Auz troia, Gotha. Meiningen.
Braunfels zur Beharrlichkeit, 11 au au.
Broich zur verklärten Louise, Mülheim
(Buhr).
Brothers, United, Nr. 356, Now York.
Brüder am Vogelaberg, Die vereinigten,
Lauterbach.
— an der Bergstrasse, Pia vereinigten,
(K.) Bensheim.
— in der Zerstreuung, (K.) Liugen.
— Die drei, War?» Sau
Bruderbund am Fichtenberg, Steglitz.
— an der Ilm, (K.) Ilmenau.
— , , , Glückauf, Ilmenau.
Bruderherzen, Zum treuen, Annaberg
I Bruderkette, (K.) Frankeuberg.
| — zu den drei Schwanen, Zwickau.
j — Zur, Hamburg, Marmonitza.
— Zur elsässischen, Schlettatadt.
Brüderlichkeit, Zur, (K.) Bukarest.
Bruderliebe, Zur Keval.
— „ treuen. ,K.) Gandersheim,
(K.) Le«sc.
Brüdern, Zu den sieben vereinigten. Jülich.
Brüderschaft, Zur wahren, Lenczy/a.
— der königlicheu Kuust, (K.) Su Louis.
Brudersinn, Zum, Michelstadt.
Brudertreue, Zur, Aarau, Goldapp, (K.^
Pulsnitz, ^angerhausen.
— am Mail«, Schweinfurt.
— . Bosenbach, (K.) So lzbach.
— an der Elbe, Hamburg.
— „ Jsst, München.
— . t 8thwale,N( umünslei i II. »ist.
Brud» rverein , (K.) )l?erane, (K>
Schmölln.
— Zum edeln, HersiVld.
— im Weiserit-zthai, 'K.i Deuoea.
Bninnen in der Wüste. Zum, Kotthux.
Bruno zum Poppelkreuz, Brautisberg.
Bund, DeuUcher, Konstant inopel.
— Zum treuen, Nova Pt'tropoUs.
i Bunde«kett<, Zur, Soest
Bündeülade, „ ih.» Zerb-t.
Bunde-«treue, , ihV, Liesthal.
Burg. Offene, zur KrWen.ilni*. <K.) Otfrn-
burg.
— Zur de ngelten, I »u ii»i»u»-g.
— „ ie-ten, Krochen an dei Ode
— .. „ ;iro Ahen.sund, tfond« ~
b u r <r
39
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Ve«-«eiahnia der Kauen deutscher Groeslogen u. s. w.
B ■• • * ;, Znr festen, am Peeneatrom, (K.) W o 1 -
gast
— M „ an der Neid»*, Neidenburg.
— „ „ „ „ Saale, Kalbe a. 8.
— , neufn. an der Saale, (8.) Naum-
burg.
— , offnen, Ottenburg, iK.) Laar.
— Zur preußischen, (K ) Johannesburg.
Candeur, La, Berlin, Mamburg, Mai/,
Strasburg.
Caritas, (A.) Lübeck.
Oart, s. Karl.
Carolina. Kixenath, t>.) il elm -tadt.
— zu neu drei Pfauen, Neuwied.
— zum gekrönten weissen Löwen, Grüu-
ntadt.
Carolus an dem Rhein, (K.) Biehrich.
Carreanx, Aux trois. Htargard i. Pr.
Casimir zu den neun Sternen, Prag.
Oastor, Riga.
— und Pollux, Rawitxaeh.
Catherine de la parfaite union, Kastel.
Ceder, Zur, Hannover.
Odern, Zu den drei, Stuttgart.
Chatne d'union, Altkirch.
Charit*, La, Stralsund.
Charlotte zu den drei Nelken, Meiningen.
— „ „ „ Sternen, Kaufbeuren,
— 7.or gekrönten Tugend, Stade.
Cherub vor Kden, Gr.-Glogau.
Chevaliers deCatherine la bieiiaim/e, Kassel.
Christian zum Firmament, (P.) Gross-Osteo.
„ Palmbaum, Kopenhagen.
— zur Palme. (S.) Kopenhagen.
— brüderlichen Einigkeit, Haders-
leben.
Christoph, Zum grossen, Stade.
Coeurs, Les ttdeles, Strasburg.
— amia, WVnx trois, Wien
Colombes, Aux trois, Berlin
Coionne* d'airain, Aux trois, Wesel.
— Lea trois, (M.) Magdeburg.
Colnmbu» zum Weltmeer, Pressburg.
Comenius, Lissa.
Compas, Au, d'or, Gftitingcu.
— Aux trois, Leipzig.
Compass, Zum, Gotha, (K.) Misd/ov.
i 'oneordc, I^a, Aachen, Kol mar, Solothurn,
Strassburg, Zürich.
— La petite. Berlin.
Concordia. (A.i Altona, Nr. 143 Buffalo,
Nr. 845 Clcvelaiid, St. Gallen,
Le obschut/, Paris, (Neudörtlj Preas-
burg, Triesl
cum liberlate, CLur.
— zur Landskrone, Oppenheim.
— »zur Tanne I, St. Gallen.
Conjuncta, (A. u. Ki») Krefeld.
Connecticut Rock Nr. 92, New Häven.
Constauce, I*a, Aachen, Magdeburg, Metr.
— courounle, Posen.
instantia, Nr. 788 Chicago, (A.)Flene-
burg, Kyritr., Wittstock.
— zu den drei roten Kränzen, Rothen-
burg a. d Ohm.
— zur Kreund.Hchaft, (S.; Brandenborg.
I Constantia zur gekrönten Eintracht, El
hing.
— zur ZuTersicht, Konstanz.
Corner Stone Nr. 328, St. Louis.
i Coperuieus Nr. 545, Brooklyn.
j Crescena, (A. u. Kp.) Nordhausen.
; C'ylinder, Zum symbolischen, Innsbruck.
\ Degen. Zu den drei, Halle a. S.
DcutKchlaiid, Buenos- Aires.
\ Diamant, Zum, Potsdam.
Diogenns Nr. 22, Newark.
! Discreta, (A.) Königsberg i. Pr.
i Discrction, La, Beru, Züricu.
I Disteln, Zu den drei, Frankfurt a. M.,
Mainz, Wolfsgarten.
üitmarsia, (K.) Heide, Marne,
i Dracheu, Zu den drei. Waraadin.
Drufis zur Mutter Natur, Elbing.
| Dürer, Albrecht, Nüruberg.
Eberhardina, (K.) Tübingen.
Ecole de la aage.tae, Met/..
I Eduard, Dresden,
j Egalite, La parfaite, Krefeld.
; Ki che. Zur, Hameln.
I — „ grünen, (K.) Peine.
— «..„ grünenden, Leipzig.
! — „ königlichen, Hameln.
• Eifei. Zum geheiligten, Hermannatadt.
Einigkeit, fH.V.) Haide, (K.) Wien.
— an der Donau, (K. V.) Wien.
— Zur, Dauxig. Frank fürt a.M., Nürn-
berg, Wrie/.en.
— „ an der Ostsee, Rügenwaide,
Schlawe.
— „ bestandigen, Hiebrieb, Wiesbaden.
- „ freien, Lsaingen.
— „ unverbrüchlichen, Hamburg.
— „ vollkommnen Ludwigsburg,
Stettin, Magdeburg.
F.iutracht, Maximilianische, München.
— Zur, (K.) Blankenese, Belgard
Berlin, Kapstadt, (Gr. L.) Darm
Stadt, (S.J Halle, Porto Alegre, (Neudorn)
Pressburg, Rio de Janeiro, Rotter-
dam , (S.) S t eg 1 i t z , Stralsund .Treptow.
— Zur, am Niederrhein, Cleve.
— , im Wiesen thal, (K.) Z.ell im
Wiesenthal, (K.) Schopf-
heim.
— „ glücklichen. Petersburg.
— wahren, Schweidnitz.
— und Freundschaft, Zur voll komm nen,
Kass<.,l.
— ., Sündhaftigkeit, Zur, Kassel.
— „ Treue, (K.i Valdivia.
— zur Aka/.ie, Allendorf, Esch weg e.
Fteiuüa zur Verschwiegenheit, Bayreuth.
Elisabeth zur fönten Burg, Zeit/.
Elise cum warmen Herzen, Hamburg.
Elpi/on, iS.) Bnrg.
j Emoruc) ur Maieubbime), Hamburg.
Enfant- «h. S'upolton, Los, (M.) Magdeburg.
Engt), Zum »Mutenden, Augiburg
Eos. Krefeld.
Epoqjes, I.e« tr,.ih, Strassburg i. E.
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Verzeiclmi» der N'aiaeu deutscher Uruwlogeu a. n. w.
HU
Erde. Zur roten, Herford
Ernst August zuni golduenAuker, H ar b u rg.
Ernettte (Ernestus), Hildhurghauseii
Ernat für Wahrheit, Freund n'hatl uud
Recht, Koburg.
— und Falk, (K.) Mörs.
— zuin Kompaß, Gotha (auch S.)
— zur Dankbarkeit, ;S.) Merseburg.
— „ Gerechtigkeit, Altenburg.
— „ Wahrhaftigkeit, Altcnbiirg.
Erwin, (auch K.) kehl
— Nr. 121, St. Louis.
— Nr. «15, Alton.
— für Lichi und Recht, Grimberg.
ErwiüÄ Dom, An, Strusshurg i. E.
Falko zuin aufgehenden Licht, Dessau.
K.<pt?raiice, Gottingen, Bern, Mülhausen i E.
Esra, ;S.) S» h ue idemüh l.
Ktoile anseat ii:iic, L', Osnabrück.
— du Nord, Hainburg'.
Etoilc«, Aus trob tlamboyantes, Neuenburg.
Etraugere, Dresden.
Euevn zu den drei Kanonen, Stuttgart.
Eugenia cum gekrönten Löwen {und S)
Danzig.
— zum gekrönten l.,«juen auf den Stolt-
/.«•nber^-. Sc.hidiitz.
Eule uul' der Warte, Zur, Eilen bürg.
Kuthauasia zur I '('Sterblichkeit, Becskow,
Frankfurt a. O.
Evangelisten, Zu den vit-r, <K|»^ Frag.
Ewigkeil, Pforte der, Hildcdivim.
Kamillo, Lh ifr:tmlc, Speyer.
FeTicite". 1*1, .Magdeburg
Fels. Vom, /.um Meer, Hamburg
Felben der Wahrheit, Zum, D\iiL-ionn.
— Zu den drei, S. hmiedebei i>, Hirsch-
berg i Sehl.
- ,. „ weissen, Weissen fei*.
— Zuui glänzenden, Hamburg.
FeUentompel, Zum, Obctsteiu.
Ferdinand aux neu! ctuiles, Struaaburg i.E.
— zum lelseu. Hamburg.
— roten Adler, Neuruppiu.
— zur gekrönten Säule, Hildeabcim.
„ Glückseligkeit, Magdeburg.
— ., goldnen Eintracht, (8.) Marien -
burir.
Ferdinaude Caroline, Hamburg.
Fehler Nr 576, New York.
Feate an der Murg.Zur treuen, Kastatt(K.)
Feuer. Zum bedien, (aurh K.) HettStÄdt
Fiat Iuji, lK.) Luzeru
Fidelis, tA.) Hamburg.
Fidt-liua aempiterua Kp.) Königsberg
i. Fr.
Fidilit.4. La, (3t. i Berlin, Diedeuhofeti,
Koltuar, Köln, Magdeburg,
aux uoi» colotnhes, La. Bromberg
Fides, (A.i Da uz ig.
Firmament, Zum, Glogau
Flammen, Zu deu drei, (iörlitz, Innsbruck,
Plauen.
Flamme« Aua tr»ia, \ivifuiute-. Neustadt
a. d. II.
Floren*, ;A.) Kieloben.
Flüssen, Zu deu vereinigten drei, (K.)
Passau.
Forca e Uni&o, Neu-tiumburg.
Fortschritt, Zum, (K.) Markirch.
Fortunata, (A.) Kiel.
Francais «t Polonai* t>:unis, Posen.
Franklin Nr. 2, New York.
Franz zu den *erhs Lilien. (S) Nei««e.
— zum treuen Herzen, <i reifenhagen
— „ wachenden l/öwen, Ofen.
— Xaver zum Rechteck, (S.) Gl atz.
Fraternidade aa trea Luzes, Lissabon.
FcaterniU'-, La vraic, Straasburg i. E.
Friidtfrie aux trois soraphini, Berlin.
— Guillaume Ja bonue harmonie. Neuen-
bürg.
Frederik, Flensburg.
Freimut und Wahrheit, |K.) Köln.
Freimütigkeit, Zur, Uörz.
— am Rhein, Zur. Frankenthal.
Frfcre« couraguux, Les, Bonn.
— reunis, Les, Straasburg i. E.
— sineferes, Leu, Stuttgart
Freunde, an der Nahe, Vereinigte, Kreuz-
nach.
- Die vereinigten, (S.) Mainz, SaarloutH.
., „ der Nahe und de«
Rheims, Kreuznach.
- der Humanität. Lübeck.
— Vereinigte, zur Wahrheit und Einig-
keit, Prag.
- /ur Eintracht, Di«, Mainz.
Freunden, Zu den vereinigten, Ansbach,
Bruou, Rochlitz.
--- Zu deu wahren, Dresden.
— .. „ „ vereinigten, Brünn.
FreunUaehafl, Pi essbu rg, \R. V.) Tet-
aehen, Waiasdin, (H.\.) Wien.
Zur, Bu< hswt-iler, Kassel, Saehaen-
huitsen.
-- Zur vollkommen, Masel.
— an dei Haardt, Zur, Neustadt u. d.H.
— und Ht stsudigkt it, Basel.
— „ Biudertr.ue, Zur, (K.) Saalfeld
i. Ostpr.
— „ Wohltbätigkeit, Havelberg.
— zum südln-hen Kreuz, DeuUche, Join-
ville.
Friderica Auguata, (S.) Anklam.
— LudoTiru zur Treue, Parchim.
Friderieia /.um Totenkopf, Lüben
Flieden, Zum, Fulda. (S.) Plo/.k.
, Friedensbunde, Zum, (K.) Friedenau, Neu-
brandenburg.
Friedenspalme, Zur, Bluinetmu.
Friedenstempel, Zum, Friedland i. Meckl.
Friederike zur Unsterblichkeit, Stade.
Friedrich, Flensburg, Güttingen, Hannover.
— August zu dun drei Zirkeln, Zittau.
— „ zum treuen Bunde, Würzen.
— Franz zur Wahrheit, War >n.
— Karl Joseph zum goldnen Rad, Maina.
— „ „ „ Stern. Mainz.
— Leopold zum Friedeusbuud , Berlin.
„ zur Markaner Treue, Witten
a .i. R
„ Morgeuröte, Görlitz.
39*
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612
Ver/rulim» der Nnmn »leuti^her t'.roe«l'>g< n u. «.. «*.
Friedrich, Kaiser, Johannesburg.
— III., Buenos Aire«.
— der Edle, Stettin.
— von der Freund«; hart, Kwsel.
fodendrei Hämmern, Ebers-
wal dt.
„ 2tt den drei Kranren, T o r g a u
„ zum eisernen Kreuz, Boun,
Erfurt, Herrnstadt, Torgau.
„ zum goldneu Zepter.Kfl st r i n.
„ wir beglückenden Eintracht,
Posen,
zur Eintracht, B~*nien.
zur Gerechtigkeit, (aueh S)
Ratibor.
zur gekrönte» Gerechtigkeit.
Berlin,
sur Ghvk*» ligkeit, Schmal-
kalden.
sur Hoffnung, Arnswalde.
cur höhern Vereinigung, rS.)
Neuruppin.
„ zur Liebe und Treue, D ern-
enn.
„ zur Morgenröte, Berlin.
— mm treuen Herzen, Tilsit,
zur Saul«\ Warschau.
„ zur Wahrheit und Treue,
Rathenow.
— au den drei Balken, Mitunter i. W.
— „ „ „ Quellen, (K.) Pyrmont.
— „ ., „ Seraphim, Berlin.
— „ „ ,. Türmen, Hayuau.
— rum goldnen Löwen, Berlin.
— ., „ Zepter,fauchH.)ßreslau.
— „ Nordsteru,(K.)Homburga.d.H.
(früher auih L.)
- „ Tempel, Hildenheiru.
— „ unauslöschlichen Gedächtnis,
Hirschau.
„ weissen Pferde, Hannover.
— aur aufgehenden Sonne, (au eh 8.) B r i e g.
., Beständigkeit, Zerbst.
— „ deutschen Treue, Kassel.
— ;, erriKltn Arbeit, Jena.
— „ l lankentieoe, Ku»mhach.
— ;. Gerechtigkeit, Berlin.
— „ grün* ndeuLinde, iS.)Magdeburg.
-- H<;uneberger Treue, (K.) Suhl.
— „ Treu«-, Frei bürg ». Br.
— „ „ an den drei Bergen, Strie-
gau.
— ,i Tugend. Brandenburg a. H.
— „ Vaterlandsliebe, Koblenz.
— Vaterlandtitreue, Gardclegen.
— „ «ahren Freundschaft, Könitz.
— „ Wahrheit, Altona.
Friedrichs Ehre, (ü.) Landsberg.
Fruehthorn. Zum, Lübeck.
Füllhorn. Zum, Lübeck.
Fürsicht, Salzburg.
Företeostein, Zum, Frei bürg i. Schi.
Caalüei, Budapest.
— t.iii enigen Wahrheit. Berlin.
Geheimnis, Das volllnn.mm- Dubno.
— der drei Könige Zum, Köln.
I Georg. Hannover.
j — zu den drei Säulen, hin heck.
— zun» silbernen Einhorn, Nienburg.
— aur deutschen Eiche, Olsen.
— „ gekrönten SAuIe, Klausthal -
Zel l-rfeld.
— „ wK<>o&cndeB Palme, Arolsen.
— „ wahren ^rudertreue, Leer.
— „ ., Treue, NcustrelitK.
Guthard mit treoen Hot, (K.1 Buxtehude.
German Pilgrim Nr. 17^. New York.
— Union Nr. 54, Ne» York.
Gt rniania, Boston, Bueuo* Aires, Sc hau g>
hni, Valparaiso.
— Nr. 40, N ew-Grleans.
„ 128, Newark.
— ., löO. Baltimore.
— „ 182, Chic ago, New York.
— „ 220, Meziko.
— „ 801, Indianapolis.
— „ 3.55, Nashville.
— „ 509, Pittsburg.
— „ 722, Ko ehester.
— am goldnen Horn, Konstautinopel.
— zur deutschen Treue, Erlangen.
— „ Einigkeit, Berlin.
— „ Flamme im Wald Nr. 79, Sa g i n a w.
Gideon, Hamburg
Glauben, Zum wahren, (S) Oppeln.
Gleichen, Zu den drei, Arnstadt.
Gleichheit» Zur vollkommnen, Krefeld.
Globea, Au* trois, Berlin.
Globus, Hamburg.
Glocke am Fuase der Alb. Reutlingen.
— Zur, Breslau.
Glück auf!, Goncepcion (Chile).
— zum hellen Licht, (K.) (Jona-Garnen.
— zur Brudertreue, Wardenburg.
Glüekaeligkeit, Zur, Magdeburg.
Goethe, Pössneck, Pressburg.
— Nr. 629, New York.
Goethes Ahnenstatte. Zu Wolfgang, (K.)
Artern.
Gottfried zu den sieben Sternen, (S.) Hanshrg.
Güttin, Die eleusinmche, Warschau.
Granatäpfeln, Zu den drei, Dresden.
Granate, Zur brennenden, Pirmasens.
Greif, Zun. gekrönten goldnen, Neu-Bran-
denburg.
Greifen, Zu den drei, Greifawalde.
Grossmut, Zur, Budapest.
Gflnther zum stehenden Löwen, Rudolstadt.
— zur Eintracht, Rudolstadt.
Gustav Adolf zu den drei Strahlen, Stral-
sund.
— zum goldnen Hammer, (&.) Wismar.
Gutenberg Nr. 737. AlbarJv.
Hafen, Zum aichem. Swinemünde.
Haladaa, Budapest
' Halle zum Tempel, (K.) Gera,
j Hamilton Nr. Uli, Hamilton.
HHinmer, Zum m&rkischen. Lüdenscheid.
Hammern, Zu den drei, Halberstadt,
Naumburg.
; — Zu den drei goldnen, Halbi rstndt, Jever.
Hrnnmonia zur Treue. Herl in.
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WrMieliui» der Kamen tentfclicr t.Mvd»«g"n u. k. w.
613
Hansa, Zur, Bremen
Hanxelmann Nr. 208, Cincinnati.
Harfe, Zur g oldoen, Leer, Mar ieuwerder,
Salzwedel.
Harmonie, (S.) Berlin, (H.V.) Prag, Triest.
(H. V ) Pilsen.
— La honue, Neucbäiel.
La parfaite, Mülhausen i. Ele.
— Zar, Oheinn itz.
— Nr. 142, Milwaukee.
— „ 1119, New York.
— ,, 699, Buffalo.
Harpokrates, Magdeburg.
— zur Morgenröte. Schwerin.
Hebron, (8.) Magdeburg.
Hedwig zum Liebt, Neuste* tin.
Heilquelle, Zur, (K.) W'ildbad.
Heinrich ?um aufgehenden Licht, (K.)
Dirschau.
— zur Treue, Gera.
Helenen, Zu Wen drei, Krakau.
Hercynia zum flammenden Stern, Goslar.
— zur Brutlertreue, Klausthal.
Herder Nr. 669, Chicago.
— ,. 698, Brook! vn.
Heredon, (S.) Köln.
Herkules, Mannheim, Potadam, Reichen-
buch i. Sehl.. Sobweidnitz.
— an der Elbe, Riesa.
Hermann Nr. 89, Quincv.
— Nr. 81,Eli*abetlnÜnionCounty\
— „ 125, Philadelphia.
— „ 127, San Francisco
— ,. 268, New York.
— ron Salza, Langensalza.
— zu den neun Sternen, (S.) Goslar.
— zum Diamaut, (S.) Potsdam.
— „ Lande der Berge, Elberfeld.
— zur Beständigkeit, Breslau.
— „ Bruderliebe, So] diu.
— ., deutschen Treue, Mali Ihausen
i. T h
Hermannseiche, Zur, (K.; Mus z au.
Herme« Triimegiste de l'amitil, Landau.
— Triamegistua zum himmlischen Feuer,
(8.) Inowrazlaw.
Hermine zum Nessel blatt, Rüi'keburg.
Herzen, Zu den drei, Wien.
— Zu den drei brennenden, Jena, Kopen-
hagen.
— Zu den vereinigten, Graz.
— Zum aufrichtigen, Frankf urt .u O.
— treuen, Stras&bu rg i. E.
Herzens, Zur Reiuigkeit de», Leipzig.
Hesperus. Kaliach.
Hieronymus zur Treue, Braunschweig.
Himmelskugel, Zur goldnen, Gr. Glogau.
Hirsch, Zmn golduen, Oldenburg.
Hirschen. Zum golduen, Eberau
iiirte, I»er gute, Wilua.
Hoffnung, Auf, (K.) Anger münde.
Zur, Bern, Cleve, Duisburg, Wien.
— gekrönten, Wien.
— „ grünenden, (S.) Frankfurt a. O.
,, ungekrönten. Wien.
— ,. * ihren. Friedrichstein, (K.) Neu:
wied.
! Hobenzullern, Wiesbaden,
j — treu und beständig, Magdeburg,
j Holsteutreue. Zur, tvK.) Elmshorn
i Horn, Am golduen, Konstantinopel.
Horas, Breslau.
Hudson Nr. 71. Hohoken.
Hügeln Zions. Zu den drei, Alkersleben,
Haiherstadt.
Humanitua, Berlin. Pressburg (früher
Neudörfl), (H. V.) Wien.
— zu den zwei Lilien, Skien.
Humanität und Eintracht, (K.) Gross
lichterfslde.
Humboldt, Budapest
— Nr. 42, Indianapolis.
— „ 114, Patterson.
— ,. 359, Philadelphia.
— „ 476, Colnmbus.
— „ 512, New York.
1 — „ 555, Ottawa
t Ilaska Nr. 420, 8t. Louis.
J Immanuel, Königsberg i Pr.
( Lnmutabilis ('A.) Stettin,
inipavidn. »A.j Aschorslebeu.
Inditteolitbilk», (A.) Berlin.
Inseparabilis, 'Kp.) Rostock.
]nsepar:«bles. Lea, Met*.
Integra, [Kj>.) Breslau.
Intrepida, ( A.) M ünchenbernsdorf.
inriolabilia, (Kp.) Hamburg.
Irene, Meinel, Til-.it
— zu den drei Sternen, Rostock.
Isis, Lanban, (8.) Auklam, Reval.
Janur», Bromberg.
Jefferson Nr. 288, Allegbany City.
Jerusalem, (S.\ Halle a. S , [H.) Hamburc.
(8.) Stuttgart.
Joachim, Zum be;,;jen, Düsseldorf.
Johannes. Zum heiligen. Kammin.
— am Orlahtrande, (K.j Neustadt a. O.
— der Evangcliet mr Eintracht, Darm-
stadt.
— im Orlagau, Neustadl a. O.
— '\i den sieben Sternen, Bremen.
— cum Degen, fM.) Hoya.
— „ Felseu, Kalha-b
„ Neumond, (8.1 Bremen.
— „ wiedererbauten Tempel, Lud-
wigsburg.
— ., Wohle der Menschheit, 8nlr-
wedel.
— zur brüderlichen Liebe, Worms.
— „ Woblthätigkeit, Buchaweiler.
Johannisrose, Zur, (K.) Oolditz.
Jonathan, Braunschweig.
— zum Pfeiler, Brauuschweig.
— zu den drei Säulen, Braunschweig.
Josaphat, Zum Thale, Pritzwalk, Kassel.
Joaepb. Zum heiligen, Wien.
t- zu den drei Helmen, Wetzlar.
— Napoleon, Zweibrttokvn.
— zum kaiserlichen Adler, (S.j Linz.
— „ Reichsadler. Wetzlar (S.<
— zur Einigkeit, Nürnberg.
Josua, Hailerhleben, Koldiug, Schleswig.
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Verzeichui* der
u. ». w.
M
•>
>>
Josua su den drei Brücken, Haderiiieben.
— zum KoraJlenbaum, Rendsburg.
Judica, (H.) Hamburg.
Julia Carolin» tu den drei Helmen.
Helmstedt.
Juliane zu den drei Löwen, Altona.
— zur Freundschaft, (S.) Altona.
Julia» ku den drei empfindsamen Herzen,
Anklam.
— zur Eintracht, Stargard i Pr
Kanonen, Zu den drei, Wien.
Karl, Stockholm.
— August, All« ladt.
— „ zu den drei Hemmenden llt r/.en
Kaiserslautern
— „ ,. .. „ Ro?cn, Jen».
— und Charlotte zur Treue, Offen bach.
— „ Engen Napoleon rur festen Ver-
einigung, Asch »den bürg.
„ Stephanie nur Harmonie, Mann-
heim.
— zu den drei Adlern, Krfurt.
,, Greifen, Greifswald.
„ Helmen, Krakau, War-
schau. •
„ Palmeu, (S.} Leipzig.
„ Hadern, Erfurt.
„ Schlüsseln. Kegenaburg.
.. Schwertern, (S.) Dreaden.
— ., „ „ Ulmen. Flui.
— „ sieben Bürgin, Hall
— zum aufgehenden Lieht, Frankfurt
h M.
— ,. Bruntieu des Heils. Heilbronn.
— „ eisernen Kreut, (8.) Erfurt.
„ Felsen, Altona.
- ., Licht. fS.) Mainz.
Lindenberg, Krsnkfurt a. M.
Lnwen, (S.) Koj ( uhugen.
— ., neuen Licht, Alzey.
— „ norwegischen Löwen, Merten.
— ., Purpurinantel, (S.) Hannover.
- ,, Rautenkranz. Iii ldburghau*en.
— ., Reichsapie). Heidelberg.
— „ roten J,öwen, Rendsburg.
• ., stehenden Löwer», <S.> Schleswig.
— zur deutschen Biederkeit. Heidelberg
„ Einigkeit, (8.) Erfurt, Karlsruhe,
Mannheim, Nürnberg.
— „ Eintracht, Mannheim.
— gekrönten Säule, Braunschwe ig.
., geprflften Treue, Heidelberg
— .. guten Hoffnung. Heidelberg. Hu-
sum.
-- „ heiligen Wahrheit. fS.) Altona.
— ., Sonne, (S.; Rostock.
- „ Treue, Karlsruhe, Pappen beim,
Schleswig.
- „ Wartburg, Eise nach
Karoline zu den drei Kellen. Markisiefl.
■— „ ,, „ Pfauen, Neuwied.
- zum gekröuieu weissen I^ßwen, Grün
atadt.
Kasimir zu den drei gekrönten Sternen
und den drei gekrönten Säui«M». Prag.
Katharina zum Nordstern. Warsc hau.
Katharinenlinde. Zur, (K.) Easl i ngen a. N.
Kette, (H. V.) Saaz.
— Znr, München.
— .. goldnen, BunzUu. Kolbra
— für Geist und Herz, Zur, (K.) Zii Mi-
ch au.
Kinzigthal, Vereiniguug v.#n Brüdern im,
(K.) (l r.l nhausen.
Kleeblattern, zu den drei. Atelier«! eben,
Magdeburg.
Klop»tock Nr 760, Stapleton.
Klugheit, Zur, Agrain.
Kulbein til den opgaaende Sol (zur auf-
gehenden Sonne). Lillehammer.
Kornpass, Zum. tiothn
Konstantin zu den drei Kränzen l: • en-
burg.
K oral ) tri bau n<, Zum, Rendsburg.
Kosmopolit, Gotha.
Kosmos, Breslau, Helsingor.
— Nr. 171, New Orleans.
Kranach. Lukas, (K.) Kronach
Kranich, Zum, Dan/ig.
Kränzen, Zu den drei, Torgau.
Kreuz, Zum goldnen, Dresden, Merse-
burg.
— „ lebendigen, Lippstadt-j. K.).
— „ roten, Dan/. ig.
Krokodil, Zum, Harburg.
Krone der Elisabeth. Zur, Eise nach.
Kronen, Zu den drei, Danzig, Klbing,
Königsberg i. Pr., Memel.
— Zur goldnen, Siargard i. P., Stade,
Stendal.
Kubus, Zum bekränzten, Gnesen.
Kugei, Zur goldnen, Hamburg.
I^atomia, (K ) Grimma, (K.) Reicheu berg.
I«eberecht zum Andreaskreuz, fS.) HaF-
berstadt.
Leoparden, Zum, Lübben, Luc kau.
Leopold zur Treue, Karlsruhe.
Leoj.oldinr zur Abendsonne, Plo/V
Lewing. Barmen. Snuta Cruz. Val-
paraiso.
-- Nr. 464, Evansville, Indianapolis
.. &A7, Chicago.
— .. 608, Brooklyn.
— zu den drei Ringen, Greiz, Press -
bürg, (II. V.) Wien.
— zur Humanität, (K.) Grosslichterfelde.
Leuchte am goldnen Horn, Konstan-
tinopel.
— um Strande, Eckernförde.
l<euchter, Zuui goldnen, (A.) Königsberg
i. Pr., Warschau.
— Zum silberneu, (8.) Danzig.
Leuchtturm au der Ostsee, Zum, Lauen-
bürg.
Leyer. Zur goldnen. Gumbinneu, Mr
nenweider.
Libauou, (A ) Hirscbberg i. Schi.
— ku den drei Cedern, Erlangen.
Libertus, Basel.
— - et concordia, Fhur.
Licht, Zum helleu, Hamm.
— der Wahrheit, Zum (S ) Köslin.
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Verzeichnis der Xauten deou-cher Grostd.'gcn u. s. w.
615
laicht im Orten, Zum, Greil'enhagen, I n o w-
razlaw, Kattowitz.
— im Walde, Zum, Forst.
— Liebe, lieben, Dahm' . Erlangen.
Lichter im Felde, Drei, Grosslichter-
felde.
Lichtern, Zu den drei grossen, Naumburg.
i..wbe und Treue, Ziur, ig.) Tosen, Stettin.
— „ Wahrheit, Zur, Wien.
Lilie, I'ur weissen, Kyritz.
Lilien, Zu den drei, (8.) Braunachweig.
— „ „ sechs, Geisse.
— „ zwei, Wien.
Lincoln Nr. 748, New York.
Linde der Verschwiegenen. Zur, Diez.
— Zur alten, Dortmund^
— „ grünenden, (8.) Magdeburg.
Lingg zur Brudertreue, Uersfeld.
Liihnanien /£\6, Wilna.
Loge volante, Marienburg.
Lotoe, (K.) Krimmitschau (auch vollst.
Ivotoxblnme, Zur goldnen).
Löwen, Zu den drei, Marburg, Marienburg,
Wismar.
— Zum, Rinteln.
„ blauen, Kassel.
„ gekrönten, Kassel, Marburg,
goldnen, Em per Strasse, Ebingen,
Hagen, (S.) Marienwerdt-r.
„ grünen, Prag.
„ hellen, (8.) Hamm.
— „ roten, Rinteln, Stolp.
— ., schlafenden, Eperies.
„ stehenden, (S.i Schleswig.
westfälischen, Hagen, Hattingen,
Schwelm.
Luee dei Balcuni. La. Belgrad.
Lucens, (A.) Rostock.
Ludewig zur Treue, Giesseu.
Ludwig zu den drei Kronen, (K.) Fried-
berg i. H.
— zu den drei goldneu Löwen, Gieseen.
— „ M Sternen, Friedberg i. H.
— /.um Felsen, (8.) Jülich
— ,, Ibunnienden Stern, Burgsteinfurt.
„ halben Mond, Augsburg.
- „ I'Hlrobaum, Röthen.
— „ roten Löwen, (8.) Stargard i. 1\
■- ziu Eintracht, Mainz.
Luise, Charlottenburg.
— Auguste zu den drei Sternen, Alfeld.
— Henriette zur Weisheit uud Schön-
heit, (K.) Oranienburg.
— Hen riette, Kurfürstin .Birken werde r.
— zum aufrichtigen Herzen, Tilsit.
— „ tröstenden Enge), Angerburg.
— zur gekrönten Freundschaft, Kiel.
— „ „ Schönheit, Oharlotten-
burg.
— „ Unsterblichkeit. Meseritz.
Luwiere, La triple, Hüningen.
■acons de St.-Louis, Les braves, Saar-
brücken.
Marc Aurel zum flammenden Stern, Mar-
burg.
Maria zu den drei Herzen, Odense.
Maria zum goldnen Schwert, Köslin.
,. Rautenkranz, Verden.
Marianne, Zur wohltbatigen, Klagenfurt.
Mors, Göttingen.
— und Minerva zur Treue, Mannheim.
— Mtnerva und Karl zur Treue, Mann-
heim.
Masocia, (K.) Leipzig.
Matthias Clandins, Wandsbeck.
Mauer, Zur goldnen, (auch 8.) Bautzen.
Maximilian zu den drei Lilien, Köln.
Maximiliauische F.mtracht, München.
Mogapolia zur Vollkommenheit, (&.} Güs-
trow.
Memphis. Meruel.
— zum Obelink, Memel.
Mensch, Vou, Nr. 765, East New York.
Meridian Nr. 8t. Louis.
Minerva, Budapest, Leipzig, Mannheim,
Potsdam
— zu deu drei Lichtern, Querfurt.
— „ „ „ Palmen, Leipzig.
-- „ „ „ Pfeilern, Jever.
— „ „ ,, Zirleln, Leipzig.
— zur Humanität und Rhenana zum
vaterländischen Verein (M. Rhenana),
Köln a. Rh.
Modert» Nr. MO, liuffalo.
— cum 1 ibertat e l -Zürich.
Mouis, AlcxaudrU *
Monden, Zu den vier, (S.) Kronstadt.
Montana, (Ä.) Breslau
Murgonrot am Helikon, Zum, ?S.) Hirscb-
berg i. Schi.
Morgenröte, Zur, Memmingen.
— am Rhein, Zum, (S.) Düsseldorf.
— „ aufgehenden, Frankfurt a. M
— de« höhern Lichta, Zur, Stolp, Buda-
pest.
Morgenstern, Zum, Hof.
— Zum aufgebenden, Lomza.
— ,. funkelnden, (S.» Stettin.
Moria, Im Gebirge, Innabrnck.
Mount Zion Nr. 147, Lou:*ville.
Mozart Nr. 121, Camden.
— „ 656, Bloomington.
Muuificentia, (H. V.) Karlsbad.
Mytra Nr 410, Chicago.
Wacht, Durch, zum Licht, Fiusterwalde.
Naphthali Nr. 26, St. Louis.
Nais»ance du roi de Rome, Köln.
Napoleon, Les enfant« de, (M.) Magdeburg.
— Jovepbine des amis röunis, Mainz.
— ■ und Alexander zum Tempel des Frie-
dens, Klingenberg, Wörth.
— und Luise zur glücklichen Vereinigung,
Miltenberg.
— zur Hoffnung de« ewigen Friedens,
Klinge im »erg.
Nassau; (K.j \Vei Iburg.
Navigator Nr. 232, New York.
Neptun aur Hofftmng, Kronstadt.
Neumond, Zum. Bremen.
Noble Loge, Berlin.
i Nordstern, Zum. Rendsburg
: — '/aixd funkelnden, (S.) Grc
Greifswsld
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616 Vertetchnib der Natura d
Olaf Kyrre ül den gyldne Kjaedc (zor
goldnen Kette), Oh ristiana.
— Trygvason til de ayv Stjerner, (K.)
Frederikshatd.
Olympia, Hauiburg.
Ölzweig, Zum, Bremen.
Ordnung Nr. I, Mexiko.
Oscaria zur Bruderireue, (K.~ Oscherslebun
Osten , Auf dem Weg nach, O s t e r o d e i . O« tpr .
Otto zu den fünf Türmen. (K.) Northeim.
— zum aufgehenden lacht, Pjritz.
Paladienne, Erfurt.
Pallas Athen«, (S.) Leipzig.
Palliaade Nr. 84, Union Hill.
Palmbaum, Zum. Ottenbach.
I'alme, Zur, Pasewa Ik.
Pulnieji, Zu den drei. Dresden, Porto
Ailegre.
Pasteur, Bern, Wdna.
Pax et concordia, Binden.
— inimica malis, Emmerich.
Pcgase, Berlin.
Pelikau. Zum, Altona, Hamburg.
Perle am Berge, Zur Perleberg.
Pestalozzi. Neapel.
— zur Wahrheit, Berlin
Pfauen, Zu den drei, Neuwied.
Pfeilen, „ „ ,. N&mberg.
Pferde, Zum weissen, Hannover.
J 'flieh ttreue, Zur, Birkeufeld.
Pflug, Zum goldnen, Berlin.
Pforte dea Schwarzwalda, Zur lichten, (K.)
Sickingau.
— zum Tempel dea Lichte, Hildesheim.
— zur Ewigkeit, Hildeshein.
Phare du Nord, Münater i. W.
Philadelphia zn den drei goldnen Armen,
Halle,
Phobu* Apollo, Güstrow.
Phönix, Königeberg i. Pr„ Leipzig
— zur runden Tafel, Lemberg
Piaat zu den drei saraiatischen Fäulen,
Poaen.
Pi4destaux, Aux trois, Glogau.
Pilger, Der, Nr. 288, London
Piigrim, Zum, Berlin.
Pilot, (K.) Pillau.
Pionier, Preaeburg, (H. V.) Wien.
Planet) a traeer, Aux troia, Altenburg.
Plato zur beständigen Einigkeit, Wies-
baden.
Polln x zu den drei Lichtern, Eichstädt.
Postamenten, Zu den drei, Gr.-Ologau.
Premiere, La, Rhein« berg.
Prinz von Preußen > u den drei «ch wertern.
Solingen.
Probüas, AJmoad.
Progres, l.f, Markircb
Pwnetheus, Rostock. Säo ^aulo, K.)
Äolothorn.
Prudeua (A München.
Psyche, Oppeln.
Pvraroide, Zur, Plauen.
PtTamiden, Zu den drei. Danzig.
Pythagoras Nr. 1. Brooklyn.
„ *♦>, New York.
lutoebflr Urologen u. ». w.
j Pythagoras Nr. 3.*>ö) Indianapolis
~ zu den drei Hohen, Lieguitz
~ ,, „ „ Strömen, Münden.
— /.um flammenden Stern, Berlin
i
Quar-eaux. Aux qnatre. Breslau
; Ijuatuor elemenla, (A.j Stralsund.
Quelle. Zur heilbringenden, (K ) Oeyn-
hausen.
| — Zur heissen, Hirsch berg i. Sehl
j Quellen, Zu den drei, Erfurt, Freienwalde.
I Rad. Zum goldnen, Eberau. Main/.. Osna-
brück.
[ Rmitenkran/., Zum, Gotha.
I Recht und Licht, Für. (K.) Ölten.
! Redlichkeit. Hamburg.
' — Zur deutschen, Iserlohn.
| Reisenden, Zum tugendhaften, Eperiea.
' Romsthal. Im. (K.| Gmünd.
; Resolution. La, Magdeburg.
< Reuchlin, Pforzheim.
Rcuuion des amis d'Hsnovre. Hannover,
i — „ „ de l'humanite, Trier.
1 Rhein, Freier, (K.) So ha f Ihausen.
Rbenana zur Humanität, Köln.
| Ring, Zum golduen, Bialystock, Gr -G logau.
; Ringe, Drei, Santiago,
t Ringen, Zu den drei, Mannheim,
j Ritterkreuz, Zum, Bromberg,
i Roland, Hamburg.
Roise am Tenneberg, (K.)Waltcrshausen.
— „ Teutoburger Wald. Zur, Detmold.
— und Akazie. Düsseldorf.
Rosen, Zu den drei, Halberstadt, Ham-
burg. Jena, Marburg, Potsdam, Küss-
dorl, Sachsenfeld.
— Zu den drei goldnen. Hamburg, Jena.
— ,. „ „ im Walde, Sorau (früher
auch K.).
Rosenknospen, Zu den drei (auch 8.)
Bochum.
Royale Jerotnc Napoleon de la fidelite\
Kassel.
Royal York da l'amitie, Berlin.
— „ zurFreundachaft,(Gr.L.)Berlia.
Rudolf zu den drei 8chwanen, Friedberg.
Rugia zur Hoffnung, Putbus.
Ruprecht zu den fünf Rosen, Heidelberg.
Rutheuia, (K.) Schlei z.
Salem, (8.) Halle a. 8,
Salomon Nr. 231, Pittsburg.
— Kiug. Nr. 279, New York.
— zum goldnen Lhweti, Schleswig
SaUqueil, Am, (h.) Frankenh tusen.
Samariter, Warschau.
8t. Alban zum echten Feue», Hoya
— ., ,. und »ahren Feuer,
Hildenheim.
St. Alexander zu den drei silbernen Ankern,
Budapest.
St. Andrea*, zu den drei Seeblattern,
i Hermanns! ad«.
St. Barbara, Budamat.
! St -Charles de ia eoncordr. Braunschweig,
i — „ „ eon^tanee, Regensburg.
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Vtrceirhui» der Nsmeu deur-eher «.irovilf^en u. *. *
6 J V
de F£toiIe et de sperauee,
frsternite", Bniun-
H am-
8t.-Charks
Kolraar.
- de riiidifMoluble
-ehweig.
— de l'union, Mannheim.
St. Georg zur grünenden Ficht*.
bürg.
8t. Georsrspiorte zum Frieden. Sparn-
berg
St. Hahard zum flammenden Stern, Uamar.
8t. Heinrich, S:iarbrückeu.
.St -Jean, Zweibrücken.
— dTJe^klom,Ste-Gen<?vi?'ve,Str&38-
burg.
— „ de la Sarre, Saarlouis.
— de» voyageurs, Dresden.
St. Johannes zum schwarzen Adler, Lands-
berga, d. W.
— ,. ,. Tempel der Tugend. Stolp.
8t. Kar! zu den drei ToU-ukßpfen, Meisseu
— ., zur Kiot rächt, Mannheim.
8t. Louis Nr. 20, St. Louis.
— „ triple aeeord, Metz.
8t. Ludwig, Saarbrücken.
8t. Martin zu d.>n drei goldnen Ähren.
J au er.
6t. Michael, Schwerin.
St. Nicolaus an der otinen Khede, A penrade,
St. Olaf zum wiedererbauten Tempel.
Drontheim.
8t. Theodor zum guten Hat. Mtincken.
Santis. (K.) Rennau.
Rarmaie, Der tugendhafte, (S.) Dukla.
SäuJe, Zur, Berlin, Breslau.
— Zur, am Fusse des Donnersbergs, Alzey,
Kirchheimbolanden.
— „ an d«m Vogesen, Mülhausen!. E.
— ., auf Tabor. (S.) Blomberg.
., gekrönten. Braunachweig.
Säulen. Zu d<u drei, Ansbach, Dan/ig.
Gö.litr., Guben. Kittlitt, Kronstadt, (M.)
Magdeburg. Prag, Triebel.
— Zu den drei, am Weinberg, Guben
— ., „ ., uekronteu. Frag.
— .. ., „ «rhernen, Dresden
— „ „ eueruen, Wesel.
— ., ,. xwei, am Stein, Würz bürg.
Schiff. Zum colduen, Berlin.
SchilOj Zum, otargard i. IV
Schiller Nr. 41. Denver Prensburg.
— Nr. 66, Newark.
— . Detroit.
— , Mi, Brooklyn.
— .. 385, P, »ria.
.. H4ö. Ser:iriton
Sehnige, Zur gekioiiun. Görlitz.
Seul'issel, Zu.n ailhernen Bremen, Jever.
Set !:1 -sH u, Die «ae.hsende zu den drei,
PaoMtu, Pegeii*b.irg.
— Zu deu urei goldnen, Beel in. Halle.
Ncbmcttow, (S.) Hamburg.
Scbrödei, Friedrich Ludwig. Berlin
Schule der Weisheit, Zur, Poseu
Schwanen, Zu den drei, Dresden
8cbwa-m. Zum hohen, tK.) Saalfeld.
Schwerdt, Zum golduen, (auch S t Wesel,
Strasshurg i. R.
i J-Vhw ert, Zum belIuVu,n«'udeu. Paderborn.
I Seit wertern. Zu den -Irci golduen, Dresden.
: — Zu den drei, und wahren Freundet..
Dtvndcu.
~ Zu den drei, und _\atr:u» zur f<rünt n-
den Uauii. Dresden.
Sechseck, Zum ireWrimten. Gncsen.
Secret, Le, uns tr<»is roix, Köln.
Sedula, (A.i fKorn.
; Selene xu den diei Türmen, i.üncbuig.
! »Seraphim, Zu den drei, Berlin.
1 Se'pcut. Le. d'nirain. Kassel,
j Severa, (A r G um binnen,
j Sheboygnn Nr. II. Sheboygan.
i Siebengestirn, Zum gliin/.enden. Ni-rder-
Zauelu..
i Silberfei.-, /lnu, Tiviuwitz.
• Silenee, Le }»arfait, .strassburg.
. öinocr tn-, Pilsen, Ilamiover.
Sin«-, -rite, La, Stuttgart.
, Simerity Nr. 181, Baltimore,
i Sionitin zum gekrönten I^öwen, (8) Mar-
bnrg.
, Sitieus, <A.) Kottbua.
I Si.krates, Freusburg.
I — Nr. 59.'., New York.
— /.a deu drei Flammen, Kaiisch.
1 — zur Sündhaftigkeit, Frankfurt a. M.
! Solon Nr 771, New Vork.
! Sonne, Zur, (S.) Kost oek, (Gr.L.)Bayreu ib,
(S.) Frankfurt a. M.
— Zur aufgehenden, (S.) Blankenburg,
Brunn, Ha Iberstadt, (S.)Küttrin, Kemp-
ten, Lei (»/ig, (K.) Sonneberg.
— au der Ostsee, Zur strahlenden, (S.)S t o 1 p.
— der vereinigten Freunde, Zur, Brünn.
Sophie Friederike zu den neun vernirngten
Herzen, Odense.
Sophrosyne. [K.) Ohrdruf
Spes, (Ä.) Neisse.
— coronata, (A.) Stettin.
Sphinx, Kairo.
Spiegel der Wahrheit, Zum, Charlotten-
burg.
Squelette». Au* trois, Breslau.
Standhaftigkeit, Zur, Posen, Potsdam.
— Die geprüfte, Kaiisch.
Starke und Schönheit, Zur, Saarbrücken.
Stein, Am rauhen, Fürsten walde.
— an der Alle, All enstein.
Stern am Ostseestrande , (K.) Warne-
münde.
— der Hoffnung, Zum, Luckenwalde.
— St. Johannis, Zum, Zielenzig.
--- Zum flammenden, Berlin. Hamburg.
— „ heUlencht« nden, Celle.
; Sternen, Zu den drei, Ansbach. Danzig,
Prag, Rostock,
j — .... .. gekrönten, Prag.
., ., ,. ., und zu
den drei gek-röuteu Siulen, Prag.
— Zu den drei gekrönten, und zur Red-
lichkeit, Prag.
neun, Braunscbweig, Prag,
sieben, iK.) Dissen. Pest.
und zur Vereinigung,
Pesi Ofen.
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618 Verzeichnis der Nuten •]«
Stormarnia, (K.) Oldesloe.
Streuua, (A.j Tilsit.
Sundia zur Wahrheit, Stralsund.
Sympathie, Altona.
Tarnomontana, (A.) Tarnowitz.
Taube. Zur weissen, Dannstadt, Nei>y<i.
TaunuHroae, (K.> Höchst a. M.
Teil, Wilhelm, Aarau.
Tempel, Zum. iS.j Hildeaheitn.
— Zum hellen, Paderborn.
— der Bruderliebe, Ra witsch.
-- „ „ Zum wiedererbauten,
Wörme.
— der Eintracht, Zum, Osterode a. lt.,
Posen.
- „ Freundschaft, Zun), Bingen,
Heiligenstadt.
— „ Freundschaft und Wohlthfttigkeit,
Zum, Hovelberg.
— „ Isis, Viernheim.
— „ Pflichttreue, Zum, Krotoschin. ;
— „ Treue im Osten, Zum, Ostrowu.
— „ Tugend, Zum, Schwedt.
— „ wahren Eintracht, Zum, Kassel.
Nentershausen.
— Wahrheit, Zum. Kreuzbar g,
Rostock.
— des Friedens, Zum, Metz, Stettin. I
— „ Johannes, Zum, Königsberg \
i. d. N.
— ,, vaterl&n<) jachen Wohls, Zum, j
Bruchsal.
Tempels, Zu den drei Thoren de«, Rasten- j
bürg
Teutonia, Buenos Aires, Mexiko.
— Nr. 72, Jersey, ITity.
— ,. 367. He «ding. ,
„ 617 New York.
— zur Weisheit, Potsdam.
Thal Josaphat, Kassel, Pritzwalk.
Thekla, eiue Leuchte in Franken, iK.)
K itzingeu.
Theodor rum bergischen Löwen, Düssel-
dorf.
— zur festen Burg im Altuiühlihale,
Pappenheim.
Thor, Zum schützenden, Warendorf.
Thoren des Tempels, Zu den drei, Ras-
tonburg.
Tbörmen am Salzquell, Zu den fünf,
Halle a. S.
— an der Lahn, Zu den drei, Limburg
a. d. L.
Toleranzloge, Berlin.
Toleranz und Einigkeit, Hamburg.
Totengerippen, Zu den drei, Dresden,
Breslau.
Totenkopf, Der, Thorn, Königsberg i.Pr.
Traube, Zur goldeneu, Lüneburg.
Treue, Zur, Berlin, Kolmar, (H. V.)
Wien
— Zur wahren, Emden, Neustrelitz.
— an uer Ka Ubach, Zur, Ooldberg.
— fest. In, München.
— und Redlichkeit, Zur Teutonia.
— „ Starke, Zur, Rathenow.
U«her Grosslogen u. *. w.
Triangeln, Zu den drei, Glatz.
Trir.ity Nr. 12, New York.
Ehland Nr. 735, New York.
Union, Berlin, (M.) Stettin.
La double, Diedenhofen.
— parfaite, (M.) Ludwigsburg. Mag-
deburg.
— „ triple, Weisaentourg.
1 nschuld. Z:ir gekrönten. N'ird hauten.
Fusterhlichkt it. Zur, ;S.) Hilde.*heim
Iptalsboom. Zum, (K ) Aurich.
I ranta zur aufgehenden Sonne, Si&rgard
',. Pr.
Eintracht, Bötzow.
.'. Fu-terblichkeil. Berliu.
Vaterlandsliebe, Zur, f>\) Iserlohn. Wie-
ma r.
Vehmlinde, Zur (S.) Dortmund.
Verbrüderung, Zur, Mailand, Odeuburg.
-- an der Heinitz, Zur, Bamberg.
Verbündeten, Zu den drei, Düsseldorf.
Verein .un Uieaeugebuge, Zum innigen,
Laudeshut i. Schi,
der Menschenfreunde, Zum, Trier,
treuen, Wittenberg.
— ,. vaterländischen, Köln.
Vereinigte Freunde zur Wahrheit und
Einigkeit. Prag.
Vereinigte Logen, Breslau, Königsberg
i. Pr.. Mannheim, Rostock
Vereinigung, Zur biedern, Budapest. Gr.-
tilugau.
■ zur ersehnten, (S.) Koblenz.
Ventas, (A.) Potsdam.
Verschwiegenheit zu den drei verbundnen
Händen Berlin.
— Zur. Berlin, Budapest, Freusburg.
Vcrschwisterung der Menschheit . Zur,
tri an oh» u.
Vertu, La. Main/.
— - Pour la, (M.) Freiberg.
Verroll Linn mnung, Zur, <ß.\ Ologau.
Vesta zu den drei Törmen, Boizenburg.
Victor zum goldnen Hammer, Spandau,
DeliL '.<?ch.
— zun» grünen Hummer, Delitzsch.
Victoris, Berlin.
— vom Fels zum Mter, Sagan.
— zu den drei gekrönten Türmen, Grau-
denz, Marienburg.
— zum flammenden Stern, M ü neben -
bernsdorf.
— zur beglückenden l.l«be, Zeitz.
— „ Liebe und Treue, Fraukenstein.
— „ Morgenröte, Ensingen, Hagen.
Virtus, (A.) Schweidnitz.
Vollkommenheit, Zur höhern, (8.) Soest.
Vorurteil, Zum überwuudnen, Krakau.
Vorwarte, M. -Gladbach-Rheydt.
— (8.) Charlotteuburg.
Wage, Zur goldnen, Hof, Quedlinburg'
Wachsende zu den drei Schlüsseln, Die,
Regensburg.
Wacht, Zur treuen, (K., Quakenbrück.
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V
Xamen deutlicher r.rt»i<*)og*i> u. w.
Wacht im Osten, Zur, (K.) Strasburg.
Wahrhaftigkeit und Bruderliebe, Zur, Dö-
beln.
Wahrheit. Zur, (auch S.)Prenzlau, (S.l
M.-Gladbnch.
- Zur siegenden, Berlin, Gleiwitz.
Kosel, (K./ Kreuzburg.
- und Einigkeit, Prajc.
— „ .. zu den drei gekrönten
Säulen, Prag.
- - „ .. r.u den neben vereinig-
ten Brüdern. .1 fl 1 i c h.
and Freundschaft. Zur, Förth.
— „ Gerechtigkeit, Zur/ 8., R«utweins-
dorf.
- Treue, Zur, Heideiberg, Neu-
wied.
— ., Tug«-nd,Zur, N'eusalz, Gr.-Ologau.
Waldeck Nr «74. Chicago.
Waldesfriedt um Keinhurdsbrunn, (K.)
Fried r leb roda,
Walhalla Nr. «6, Oharie<Uon.
Walo zu den «Irei Tünnen, Walarode.
Wawern. Zn den drei, Pasaau.
— „ „ vereinigten, Paasau.
Wawel, l»er Bern, (8.) Krakau
Wegweiser, Zum. Armeeluge Nr. II, Bialy-
stock, Löwenherg i. Sehl.
Weisen, Zu den sieben, Linz.
Weisheit. Die. Potsdam.
— Zur Schuh« der, P«»*en.
— „ unverfälschten, Magdeburg.
Weltkugel. Zur, Lübeck.
Weltkugeln. Zu deu .Irei, (Gr. L. u. S.)
ß e r Ii n.
Wesifalin. i'S.) Minden.
— /.nr Eintracht. Arnsberg.
Wh» b r, Zum. Berlin.
WM.,nd Nr. 714. New York.
- zur trauen Freundschaft. (K.l Biberau h.
Wilhelm Huf Hartenfels, (S.i Torgau.
/.u den drei llclmeu, Wetzlar.
— .. ,. ,. Kornblumen, (K.> De-
litzsch.
.. Nelken. (8.) Halle a. 8.
Kosen, (8.) Frankfurt a.M.,
(o.) Maina.
Raulen, Wolfenbüttel.
zum ei«.vrnen Kreuz, (M.) Mainz, Varel.
„ gekrönten Anker, Glückstadt,
Itzehoe.
Li« ht, (8.) Gross- Lichter fei de.
Löwen, (K.) itraunsch*eig.
— „ Nesaelblatt, Rinteln.
— ,. „ iK.J Rinteln.
— ., Sehwai<wa|d, ,'M.) Rastatt.
— silbernen Kreuz, Varel.
Anker, Wilhelmsha-
ven
l —
Wilhelm zur aufgehenden Sonne, Stutt-
gart, Diez,
zur Dankbarkeit, Mannheim,
deutschen Eiche, Ohlau.
Treue, (8.) Müh Ihau-
sen i. Tb., Hauuover
— „ Einigkeit, Oeynhausen , (8.) Kol-
., gekrönten tfAule. Gls.
— „ 1/Midskrone. Görlitz.
— „ Liebe und Treue. Del itzscu. .
— „ Mannerkraft, Kolberg.
— ,, nordischen Treue. Flensburg.
— ostpreiibsiscbeu Treue, Barten
stein.
— ., I*alme de> Friedens. N'men.
„ Standhaftigkeit, Ka.^cl
*;.rahlcnd*'U Gerechtigkeit, K u 1 in -
Schweiz..
— „ Unsterblichkeit, Frankfurt a. M.
— „ Wahrheit und Brudertreue, Lüb-
ben.
— t. i, „ Tugend, Gross«
Glogau.
Wilhelmine Caroline, Hanau.
— zu den drei Buchen, Gersfeld
Wilhelm Teil, Aarau.
Wilina riim Felsen an der Lahn, <K.)
We «Iburg.
Willi« Stewart Nr. 224, Louisv ill e.
Winkelbaken, Zu den drei, Glogau.
Winkelmassen, Zu den drei. Noaaen.
Wissenschaft, Salzburg.
Wittekind, Minden.
— zur" westfälischen Pforte, Minden.
WohlthÄtigkeit und Sündhaftigkeit. Zur.
Laibach.
Wolfgang zur Treue, (8.) Beruburg.
Wunderrose, Zur, Mainz.
Zuhlen, Zu den drei, I/eipzig.
~ „ „ zwei, Duisburg, Ruhrort.
Zeton zum Licht, Hoboken.
Zinnendorf zur Treue, (K.l Bublitz.
Zion, (8.) Jena.
— Mount, Nr. 147, LouisTille.
Zirkel der Eintracht, Im, (K.) Gstcrholz-
Seharmbeck.
-- Zum, Naumburg, Weissenfeis.
— Der kleine, des Arcbimedea, Rochlitc.
Zirkeln, Zu den drei. Stettin.
~~ .» »„ goldnen, Kniphauaen.
— Zum, (K.) Kempten.
— .. goldnen, Göttingen.
Zschokke Nr. 202, New York.
Zukunft, Pressburg.
Zweig, Zum grünenden, Triptis.
Zylinder, cum symbolischen, Innsbruck.
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Verzeichnis von Namen nnd Gegenständen,
du- keine bewundern Artikel bilden oder nicht unter dem betrHffcndvn Stit ü* ort. he*.
nui in andern Artikeln erwähnt sind.
l> r N»bUchen ZifTrrt) beciobea aicb uuf du Stute, v.rA tftt, «oweit nicht II (= s*«iMr Baad) daTontcbt,
au." ««-•» intn tf»ed , dl« BuchsUb«»« » und o ««ton rfi« 8j>»lt#n dt* SalUn %a. — Wu uo*.«r C rwnuii
wiril, tuobe au <uit*r X. oder K.
Aalborg, 171a.
Aarhus, 171b.
AbberiUe, 312b.
Abbott, 25»
Aber coro, Herzöge 490a.
Aherdeen, Logein, 11842a.
Aberdour, Lord, 243 a.
11 243b. 843 b.
t. ß. L., 145a.
bo, II 374k
Aboyue Graf It M2b. |
Abraaadabra. 3 a.
Abrahams, Söhne, 617 a.
Abramson, 132 b.
Abrantes de Castro, Dr., !
II 125b.
Acacia, Zeitschrift, II lfifib. \
Academie Rueso-Suedoise,
14 b
— des nage», 14 b.
— „ <*ecreu», 14b.
— sublimes maftres, !
14b.
— „ rrais m&9<iutt , Hb. !
Acaasais, 2Ma.
Aocra, 252 b. II *JIa.
A oluthus, 512a.
A<!am, dreifach vollkomm- j
uar Vater, II 4u9a.
Adams, John, 42b
Adelaide, II 442b.
Aden, 52a.
*dept. 580a.
Adler, C, 628b.
— Ritter vom «rissen nud '
schwarzen, 020 h
Adloff, Jnl. Otto, 412b.
Adolf Friedrich IVM Herzog
von .Mncklenburg-Strelitz, |
II, 21».
-- Friedrich, Konig von
S .-bereden, 11 ÜlÜb.
Adonhirarn, 455
Adnniratn, 455 h.
Adorai», 4Ma_
Aersaen -Beyeren vnn Hoo- ,
gerheiden, A. K. van, ■
II 9h* a.
African-Loge Jir. L 27?, b.
Agen, 812 b.
Aguirre, Ego, II 148a.
Ägyptische Kun-»t. HSs.
-- Maurerei in Nordame <
rika, II 1Mb.
Ahawath Israel, 512 a.
Ahlborn, Lea, 182b.
Aigle, II 391a.
Alntab, II 4fi3b.
AYn-Temoucbent, 12 a.
Aix, aiab.
Aix-les-Baina, 812b.
Akademie der wahren Mau-
rer. 809b.
— der Weisen, 809 b.
Akaroa, II 84a.
Akhub, 2b.
Akkra, 867b. II 21a.
Alais. 812b.
Alamiaoa, OonTerntur, II
158 a.
Alara, II 412a.
Albanien, Oral ▼., II 451a.
Alhanr, Leopold Herzog v.,
253b. 889a.
Albrdyll , 406a. II 193 b. 278b.
Albern ia, II 452 a.
Alben Herzog von Cla-
rence, 889 b.
— Herzog von Sachsen-
Teachen, II 2Sia.
Eduard, Prinz ron
Wale*, 888 b.
Albertville, 313a.
Alhi, 812b.
Albrecht, Wilh., Outsbe-
tdtzer, II 131 a.
— Wolf gang, Graf t. Lippe-
Bock eburg, 621a.
Albuqurrqne, II 89a.
Aleppu, II M9a
A ) «tsandrie.498 a.
Alexander. Herzog v. Würt-
ti iuberg, II 552b.
— Markgraf tob Brand on-
Uurg-Ansbach und Bay-
reuth, 75a. 122a.
— Prinz der Niederlage,
U 2Mb.
— Li Kaiser von Kusslsnd,
11 276:».
Alexen«! rette, II 46N L
Alesandrinns, Themas i u«-o-
haldua, Ii 85b
Alfort, ;'l3a.
Algier, 15 a.
Ahuoourt, Major «r, Ii 174b.
4ä2a.
Alkmaar, II 32b.
Allen, .lohn, 558a.
— Lord, 487 b.
Almanach, Berliner, II lfiüb.
Alopeus, Maximilian, Mi-
nister, 415b.
Alovuu, Öoi-i^ d', II 85b.
Alanig, l«2b.
Altamarino, U 82 a.
Altbruder, englischer schot-
tischer, II 329a.
Altkalabar, Ii 602 *
Altmeister, schottische, II
329 a.
Altmeisterzirkel, deutscher,
in Nee- Jersey, II 88 b.
Altmfihlthal, II 132 b.
AlwSchotte, II 329*.
Alt- und EhrenmeuUr, 1183a.
Alves de Mauro Coutucho,
D 176b.
AlTiella, Graf Eugen Goiv
let d', II 523b.
Amadeus, Konig ton Spa-
nien, II 414b.
Amanta du plaisir, II 15g«
Amberien, 312b.
Ainbrosch, 116 b.
Ambulante Logen, fl
41a.
American Tyler. IT 1Mb.
Amersfoort, II 82 b.
Amherst, Graf, 253 b.
Amiable, 818 b.
Amiens, 312b.
Arnos, GroasmeifW, 614a
Amoy, 153a.
Amsterdam, II 92b.
Anco na, 428 a.
Ancnun, Graf v. , II 349a
Andrade, Goroes Freire d',
n 175b.
— Corro, Jose d' II 175b
Andre. Jean-Bon. St, II 6«
Andrean, Dietrich Wilh.,
II 82b.
Andreas- Geaeli, 35b.
— -Kreuz, 522a.
— -l^ebrling, 35b.
— -tagen, 85 b.
Meister, 8üb.
— -Ritter, 280 b
— . Schotte des heiligen.
II 322 a.
— -Vertraute, Mb.
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Yrrzeichni« von Namcu und ' <v ^un-m u. s. w.
621
Chardon ,
heiligen , II
Freimuu-
Andrean von
Bcbotte de«
32» h.
Anduae, 312 b.
Angenommene
rerei, 4 b.
Angern, 312b.
- Schotte von. II 329 a.
Angouleme, 812 b.
Anhalt- Bernburg, Erbprinz
von. Müh.
Anker, Gesellschaft '1er
Herren und Damen Tum,
22fib.
Annahme (in Schottland),
II 340a.
Annapolis, II 18 b. t*4a.
IMa.
Annecy. 312 b. 313 a.
Annonay, aLib.
Antananarivo, II lb.
Amin. Herzog v., 155 b. 308b.
Antoponlos, 3E5b.
Aotnm, Graf v., 80 a, ü<{!a.
Antwerpen, W>b. 558b.
Anzeiarer, Wöehentlh-her,
U 186a
Apoldoorn, TJ 97 d
Aphrodite, Mysterien der,
II xüa.
Appelsted t, II 452 b.
Aquila, IMa.
Arad, IC ITJlb. 424b. 42ßa.
176 b.
Ar.inda, Graf von, 11411b.
Aranjuez, II 412a.
Arbalctier, 4Ü4a.
Arbeit, Kitter von der, 44 b.
Arbeitstagen, 11 5il2a,
Arbeitsstunden, II 576b.
Arbteu. Uüb.
Archen^'bitfer, KfmiglicVe,
259b.
Ar«-I»ii>-1 o?ti' discber, 5 ?a.
Ar.-hiptfiapus, II 452a.
Vrt bi»- für Freimaurerei. U
185 b.
Aremberg, Henog v., 82 b.
AffcOpagit'-Hj 422 a.
Argenteuil, 31 Ii«.
Argvle, Itenog v., II 850 b.
Arithmetik, 500b.
Anueelogeii, U 41a.
Armento. n
Arnctt, v., 11 27? b.
Arnheim, II 97b.
Arnold, Hein d in, i60b.
Arragonien, II 452a.
Arrezo, 4Ha.
Ars quatunr t o-onatorum,
II 18Üa. 211».
Aithur, Herzog v. Con-
u&nght, 88t» a.
Artbunins, 483a.
Ai>eoli Pieom«, 4fi£a.
Aakeri. Chan, II 147 b.
Asnius. Lülb.
\a»pirantenta!i-: LI 518b.
.ssen, II 97 K
Asuncidn, II 139a.
Athen, 885b.
Athole (Atholl), Herzöge v., ,
12a. äfia 54 a. II 310 b.
Maurer, 32a.
Atoka, 481a.
Anbenas, 312 b.
Aubonne, II 3'.»la.
xtiohiuleck, I.Hird \ , II Ü40a. j
Auc-kiand. II 84a.
Auerabvrg.Joa. Graf, II 181b
Aufzüge lEnelaud), 247 a, II
5ÜAb.
Aucufct Friedrich. Herzog v. ,
Sn?*«x, 888».
— Herzog v. Dalekarlien,
II 3Üa.
— Prii»7. von Badrn, 6_5_a.
— ,. ,. 8ebwarzburg-
Sondershau.Hen, II äßfia.
Aubiay, Graf Charte» Loui» •
I.e Peletier d', n 86 a.
Ai rillae, 313a.
Aumßnier, i£b. 42 b.
Australaaian Kcvstone, II
ltifib.
Autun. älSa.
Anvergue, II 452a.
Auxerre, 312 b.
Avalos. II 412 b.
A versa, 498 a.
Avignon, 312 K 465 a II
142 a.
Aym»r, Marmiis v., II 2(.'«' b.
Avrea de ürvellaa Pera^ao,
II 12ib.
Azanza, Minister. II 412a.
Baader, Prof.. 479 a, II 62a.
Bahaud-Laribiere, 81 1 b.
Baeci, Cltaae, II lßfib.
Bacciocbi, II 268 a. 541b.
Haina. 124 a.
Hn'.qn«-.-« - Quinte - Rudegnnde. '
Ttaüh. Ii 46>r. iL
B. ja !• 473b. 4 7Gb.
buk^u, II 266b.
Baharr:»*, Graf v., II 349a. j
Bull. Will, 11 146 a.
BalleHteroa, U 412a.
Balsam o, 146 a.
Band , - II 97 b. Wa.
Bantai. Ä; Fur»f Mich. Pe4r.,
II 224 b.
bart>» rron, II 97 b.
UarLier d»> 1 innn. .,.'«?> a.
ßnrbo Graf. II 180b
Bar<< hma, 11 412a. 4LSb. I
Bari, 4fiffn.
Barker, Hir Peter, 3£Sb.
— Robert, II 5ÜUb.
Bardel >u«% 812b
Barnaart, W. Phil.. II 94a.
Barmel, 42b. 11 «Ha. 251t. I
Bartrlnn't*, Dt. Adam II
UOa.
Baruch, lÄb, 119u
Baruth. II 452b.
Bafkinridgr, U 88b.
B«-^f -Terrt, 39öa.
Bawua, Graf, II 4M«
Baravia, Ii 82 b, S3h
Bathgatc, V. 347 b.
Bathurst ,Stadt), U 397b
BattasrVk, II 130 a 472b-
t l,:irl*.b, H 56ub. '.61b
Bato, t\ 43üb.
Baumami, 92a. n agJ2a h.
— Hans Carl, 404b.
H»umb:icb, * 17 b.
Baumeister , ScboUiscber
erhabuer, 11 329 a.
— »Schottischer, voükomm-
ner, 11 ,129 a.
Bayonne. H12b
Bnyreuther Bundcsblatt, U
löib.
Beal. Dr. John, 235a
Beaufort, Herzog v., '-Ja.
243 a. II 167 a.
Beanjeu, de, General 294 b.
Beuuue, 31 3 a.
Beautais, 812b.
Becerrs. IT 412 b
ßecbtholsheitn , Hofrat v
511a.
Becker, F, A., 6Jiüb.
B«:-darieu\, 312b.
B^darride, Joseph, II 43a.
— Marc, II 43a
— Miehel, II 4öa.
Bcdu//.i, a4üa.
Bietern h&lz.
llehm. 377 a.
Beigel, 867 b. II l36a.
Beiruth, II 46<«h.
BekiWCaab». II 475a.
Be-la, Sz., 11 476 a.
Belcrtdi. Graf v, Lüh.
Bei fort 312 b.
Belgrad, IJWHb. t76a 476b.
Buirzi\ 133 h
Beil, Ed.. U 561b.
Bellamare, Marquis v , II
292 b.
Beileide, Marqui.« de, 294 a.
Bellfield, Visc, 490a.
Belmar«*, Marquib v., II 297 b.
Behunec de Ca«*t«dijQoroii, TI
43£a.
Beuar<l, Prof., 206a.
Banaz^. de. O. II 13^b
Benedikt MV . 4M . !I118a
Benjambis, Gvhnv. M7a.
Beukulen, U 98 b
BOBtoU, Prof., J^iüa,
Benaon, Robert, 11 560b.
Bentitick, Graf t'briatia
Friedr Anton v . «I »"a
Reregeiaaa, II 4 «4b.
Bereaf»»rd M rjuhallj! 12T»b
xJ by Google
V«r»>i»'hnU von Kamen und Oe^eDitändm a. s. w.
Bergamo, 498«.
Berge, Henri, 84m.
Bergen, 170 b. 11107 b. 108«.
Beigen op Zoom, II 92b.
Bergerac, 312b.
Bcrgier d'Illens, J. Samuel,
U 3Ü2a.
Bergmann. Balth., II 272a.
Rerliiig, 22a.
Bernadotte , Jean Baptist«
Jules, n 377b.
— Prin« II 378b.
Berne*, Graf, 4Mb. II 451b.
Bernonville, Graf, 161a.
n»rnst<»rflf, <iraf, 115 b.
Bf-aiiron, 312b. II 388a.
ßr.wlznv, Hr., 14b.
Be*«»ld,'Prof Ohriatoph, II
2ü2a
B^Uudig, Gt-org, II 5 b.
Bethlen, Or»f, 164a.
Betmar, Marquis v.. 11222b.
Bet^chuana, 6 a. 132 a.
HrtT.t L25b.
Bei, II 391a.
Htüm, 312b.
Biaas«, 49_8a.
Bi^brr, J».h. Ehlen, 417b.
Biel, R 391 h.
Biebmy, II 1671».
BielfVJd, Jean, 402a.
Biester, Job. Erkh, 842 a.
Bifli, Graf. 164 a.
Bijleveld, C. G.. II 24 a.
Billerbeok, Major v., 11425a.
Binin, 170a. II 452b.
Birkholz, Prof.. 6ü5a.
Birkner, Dr., II 112 b.
Birner, Großmeister, 26 b.
Bincbof, Karl A. L., 50a.
Bisaon, 102a.
Bioruson, Peter Elia«, II 108a.
Blakerbv, 18a. 244b. 11243b.
Bbmdford, U 8.*»B b.
Blanke , Stempelschneider,
182b.
Blatiu, Prof. Dr. A., 312b.
Binde Mnurerei, 508a.
Ulavnev, Lord, 80b. 245 Ii.
24» h. 3H7a. 490a
Vle.^iiigton, Wilh. Graf v.,
9b HO:» 4H7 h.
Biot in tont« in, II 123»-
Mloi*. 31 2 Ii.
Bloom, H 53 b.
Blucfield>>, II 91 ii.
Blythswootl, Lord, II 851a.
!Uiard of Benevoleneo, 252 a.
- ,. Finauc«, 252 b.
— „ Gem-ral Purposea,
252 b.
Boardman, Jobn, 489b.
Poccaliui, Trajano, 11259b.
Bootaelacr, van, 553a. 1198a
222a
Bogota, 557 a.
Böhmer, 877 a.
Boileau, 440a.
Bois, Du, II 514«.
Boi»-Colombes, 312 b.
Boise City, 472a.
Boink dere, n 462a.
Bokelberg, 428a.
Bolama, II 322 b.
Boletim do Gr. Or. de Braeil,
II 188b.
Boletin Masonico, II 186b.
— oficial del Grande
Oriente Nacional de Es-
pana, II 186 b.
Bolinghroke, 180 a
Bolivar, 552 a.
Bologna. 498a.
Bommel, Bi*ch«>f. v., 84b.
Bouani, Pater, II 85b.
Bongars, Poliüeiehef, 448 a.
Bönigk, v., 407a.
Borbon, Francisco de Paula
de, 11 412a 414a.
Kordeiiux. 312b. 813a. II
142 b.
ßorghesi, Leutuam. Ha. 136b.
I' 52« a.
Borj<ia, 498a
Borneo, II 9jja.
Bor.wdin, Nikolai, II 274»
Bwstpl, Friedrich v. 2981».
444 b. II 58«a.
Both, v., II 265 a.
Botuscuani, II 2«8b.
Boucher de Lenoncourt, DT
439 a.
Boulogne, 813a.
— sur-Mer, 8_lüa.
Bourbon, Her/.ogin, v.,
— Franz de Paula
II 414a.
Bourdai», 522 b.
Bourg-cn-Breeae, 313 a.
Bouscb, de, 510»
Bousquet, Isaak, (I 94a.
— de Laiiran*. Karl, 574 b.
II 167 b.
B'iwea, George, II 560b.
Boyat'4. 557 a.
Bovd, Ixrnl, II 348b.
Boj-er. Prasid.-ut, 274a 402a
Bozen, TI !'»0h. 459a.
Brncmt. Stein pel*chncider.
1-21)
Brnciirnp, 22a.
Brnila, II 268 b.
Brancacio, II 160 b.
Brandt, l«Vrd., 626b.
. Steinpelachneider, l*2b.
Branmh, Etiler von Brun,
II 25b.
Brant, ludiiu *rbüu|»t)ihg,
480 h.
Brasle\ Thomm, II 124a.
Braut»». 427 u.
BrauusWitvciger Logen-Cor-
rcHpoudenx, II 185 b.
Breda, II ü2b.
5 a.
de,
Bndikow, Herin. Ad. Alex..
417 b.
Bref, 622b.
Brehmer, Stempelechoeider,
lÜ2b.
— v., II 196 b
Breitenbach, 441b.
Bre*ci, Hauptmann, 5&lb
Bresria, 428 a.
Brest, 813a.
Breun ing, II 221h.
Briellp, II 9Jb.
Brindisi, 498a.
Brisbane, H 212 a
Britaniea(Breiug'u- . Ü452a.
Biiw, 813a.
Brokkeuhutt». General, I)
Ulla.
Brokmann, Sihauspi«*ier,
-tUr b
Broten», d'A volar, II 174 b.
Brourie, John, If «'40 a.
Brouirer. P.. II 251b.
Brown. William, II 341a
Bruce. Eli, U 53a
— (»ruf MiiKsin Puschkin.
113a. 407b. II 270b. 224a.
— RoWrt, 538b.
j Brüder. Schotte der alten,
II ;i29».
— de.i drritai-hen Triangel*,
| II 829a
Bruderblärn II 185b.
Briid« rbiind der Reichafecht-
svhul«'. 11 222a.
Briid<*rki-i»e (Zeitschrift), Tl
M.»b.
Brugg*-, S^b.
Brügeen, v. d., 2ÜÜJL 566 b
II 156a.
Brun, Freiherr v., DT 3*1 b.
Bruneteau, I^axare Phfl.t
161«
Bruueville, de, 3181».
Brüning. U 156a.
Hrftaac!, 82 b— 8« a.
Buckau. <»raf v., II 348b.
349h. 850 b.
! Buch auan, Präsident, II I0«b.
' BüclusennioMMt-r, II 342a.
Buivtengh. 11 erzog, v., 18a.
34 a.
- Büdingen, Graf von Isen-
burg-, 491 b.
| BuhK .l.»b. GottL, 622b.
II 26);:
I Buiteur.<>rg, II 97b. 99a.
! Bnluwavo, II »7 b. 245b.
i Buller in du Gr. Or. de Bel-
gi<|iie, II 186a.
— d. * truvaux du Hupr.
<\in*fil de Bclgique,
Ii lS'ia.
— .\lnr.ouni»! jC .Frauk-
rti«.-!i,. II l >6a.
Bulw^r. Sir Henry, II 4i£b.
Buud»-!»igen, II 4590.
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Verzeichnis von N'unen und Gegenständen u. ». w.
Runiwan, II 134b.
Burgundica, II 452 a.
Bürgeln rf, v., 206 a.
Burkhardt, Dr. jur., II 24£k
Burlington, 483a. II 88b.
489 b.
Buttlar, v., 442b. 529b.
Butturlin, JI 271a.
Buxdorf, Andreas, 69 H. 145 b
U 386 a.
Byron, Lord, 243 u.
By water. 25 a.
«Jabal, da Costa, If l?6a.
Cadet-Gaaaieourt, 313 b.
Cadiz, II 412a.
Caen, 313a.
Cagliari, 4i£a.
Cahman, v., II 370b.
Cahors, 313 a.
Calais, 818a.
Calarasi, II 268b.
Calatrava, IL 412b.
Culcott, 623 a
< 'alepio, 4iiaa.
Callao, Ulliii
CaUisen. A., 21b.
«Elvert. 12a.
Cambm, 313 a.
«'ampbeU, Donald. II la.
tainne. IV. Friedr., 838 b.
Cainpobelio di Licata. 498a.
i anadian Craftaniao, 1 1 186b.
Canitz, v., 447 a. 529 a.
l'anne, 313 a.
Canthier, Alardus v.t 15b.
CantwclTs Bridge. 180b.
Cape Coa-t ('autle, 302 k
Capell, »an kdirektor, 11265a.
Cape Towu, 522 a.
Capua, 498h.
i Caracas, II 4S2b.
Caramanica, Füret di, 491a.
< 'arcasMinne, 318a.
Cardinaux, Denn, II 518b.
t "arleaon, Kaazleirat, II 3il9a.
Carloforte, 498a,
Carnarvon L, Marqui» v.,
243 a.
- II.. Marquis v., 248a
< "up^ntras, 313a.
i trpophorus, II 512b.
C.-rtasrena, 557 a.
Cartbajro, 534a.
Canon. Operistin, 308 b.
Carvajal, II 112 b.
Carralho, da Silva, II 176a.
Carvsfort. Ix>rd. 243a.
Ca*Viirson. Prof., 4471»
< a.-.unt Ho. TI 4fi£b.
• :t-tij?liouo deila 8tiviere,
4i£a.
< 'astillon - nur - Dordogne,
313 a.
t'astres. 313a.
Castorius, II 511b.
Catani» 498a.
Cattnxaro, 498 a
Caw, de, II 195 a.
Cateau, 813 a.
Ciuea, 552 a.
Gausaade, 318a.
Ca van, Orsf v., 490«
Cavite, II 158 a.
Cayenne, 313b. 395 a
Cayes, lfLia
Cedar Rapid», 488a.
Cetebe«. II 99a.
Cerneau, Jos., 156a. 166b.
439a. II 482b.
Cessa, Marciieae Michael, II
482a.
Cette, 318a.
• Vuta, II 14b
CliHtn«' d'nnion, 314a. 465b.
II 186a
Cbalon snr-Saonu, 313a.
* lialon.t-jnif -Marne, 31Ha,
Omni!»»», v.. Ii ;570b.
Chamb^v, '.13a. «18 b.
CliHmbonr«, de, 27r» b.
Cbupi'ilf, Graf Vincent de
la. 1! S*2a.
< lmpure\f»<tropolitain, 810a.
Charge», The, il 150a.
Cbaitaov, 85b. 86a.
Ch i.levi!lt , 318a.
— Graf v., 490a.
Charlinaki, Fr.. II 274b.
< harlottetowu, II 202b.
Charteris, Francis, II 848 b.
Chartier, Le, II 486 a.
Chartrea, Herzog v., 3(»9h.
Chastanier, Bened., II 445a.
Chnsteler, Marquis v., 82 b.
Chiiteauroux, 313a.
Chatellerault, 313 a.
Chauinont, 813a.
< haux-de-Fouda, II 391a.
Chellier, Dr. med., 842b.
Chemin-Dupontes, 312b.
Cherbury, Herbert, v., lfiQa.
Cherokee County, 481a
C'herplu, 313 b. 022 b.
Chevalier bicnfaiHunt de la
Hainte Cite, 562 a. II 231 a-
545. a. 552 a.
de la couronne de chene,
H 76 b.
— de la clef dor, 161b.
— de l'aigle elu, 155 b.
42üa
— de la to'tson d'or. 161 b.
— de Ko-*e-Croix, 310a.
522a
— des Argonauten, 161b.
d'Iris, 161b.
— d'Orient, 300a, 3I0a.
521 a
I — d'Orient et d'Occident,
527 a
! — du ' Holeil, II 161b.
— illustre, 155b. 470a
| — illustre sublime, 155b.
ChevalierRoval- Arche, 62$b.
— Royale Hache, H 161 b.
— sublime, 420a.
— n elu, 52£b.
ChevUlon, Claude Matth.
Radix de, 11 86a.
Cheycnne, 156 b.
Chiavar», 498 a.
Chinon, 31£a.
Chin-Quaw Kvix», 3091»
Ghinanra, Ii l"4b.
Chippawaya- Indianer, üil a.
Chuiseul, Herzog v., 312b.
Choubrah, Sa
Christi, Brüder des (Jfw.t«ea.
117 a.
Christian VII., König von
Dänemark, 170 b.
— VIII., Köni* von Däne-
mark, 120b. 172 b.
— IX., König von Däne-
mark, 171b.
— Prinz, von Dänemark,
123 b.
— Prinz. >on >nhwarzburg-
Honderhausen, DL 356 a.
- Ludwig, Landgraf von
Hessen, 174 b. 446 a.
Cbristiaoi, v., 395b.
ChriHtiausaund. II 108a.
CbriftianhUd. II 3741». 376a.
Chusbro. Nicholn.sa.,lI53b.
Cineinnati, Orü< n der, 42b
Cingoli, 438a
Ciotat, 313a. :»13b.
Civelli, II 186b.
CiviUvecchia, ifiga
Clairvaux, Bernh. v., II 22 a.
Clarence, Albert Herzog v.,
3Mb.
— Wilb. IV.. Köllig von
Grossbritannien , Herzor
v., 24fib. 887 b.
Claudius, II 511b.
Clemens XU., H 132b.
— XIV., 504a.
— August, Herzog von
Baveru, Kurfürst von Köln,
74b.
Clermont, Oraf. 5511:
— Schotte von, II 329 a.
— «Ferrand, 313 a.
— -Tonnerrc, < iraf, 1 1 368 a.
Clichy-la-Garenne, 312b.
Clifford, Lord, 5üib.
Clock d'Obernav, Joseph de,
402 a.
Globen, 377 b.
Codi. Prof, II 414b.
Coelhu, Juan, 621b. 11 176 b
Cognac, 313 a. 813 b
C-oYmbra II 124b.
CoMwater, II 41a.
Colerainc, Lord, 236a,
Colfavru, J.-C. 812a
Collin.*, 231 u
Colon, 167 a. lG7b. 557 a.
£24
Verzeichnis von Xanten und GegcnstUurioi u. s. *.
Cototion, II 222*.
Columbine, Oberst, 288 r.
Comiaton, Lord Provost Ja-
mes Forreat ▼., 11351a.
Commanderiea, II 105b.
Comxnandeur, II 76 b.
Commerford, Kapitän, II
411 b,
(Wimittee of charity, 12b.
24Üa.
Cumpiegne, 313b.
CondC, 422a. H 422».
Conder, Grossmeister - II
412b.
Condom, 213 a»
Coofcf^io Fraternität is. II
2ßQa.
i !onfoederati, 512a.
Confucius, 369 b.
Conn, 413».
Connaught, Artbar Herzog
r., 252 b. m.%.
Consalvi, Kardinal, II 188 a.
Co n seil des Prinoes du royal
»ecret, 521a.
Constantine, 12 a.
Conttantza, II 268 b.
Oonteaaa, 2ü9b.
Contreras, Cav. Teodoro,
422 b.
Convents philosophtque«,
3fi9b.
Corbeil, 318a.
Cordova, Minister, 495 b.
Cordwell, John, 234 b.
Coruill, IL Aul.. 304b.
Corres da Serra, Abt, TI
124 b.
Corre*ponnVnce Cireb , Ii
210b.
Corydon, 480 a.
Cosandcy, 478 b.
Cosenza, 4.»>< a
Coamann, II l£5b.
Cosoi1- Itrissae, Herzog \.,
II 8 »b.
Co«t» Cabal, Gr<>ssmei*ier,
II llßa.
Costanzo, Manpii.H >., 201 b.
2»8 b. 475 b. 47Gb.
Cotbeniug, Gcneralstahs-
mediku«, II 196 a.
Cotrone, 498».
Councils, 17b. 161 a. II 106a.
Cour» eomwercisux, 312a.
Cousin. Charte», 312».
t^oiitauce*, III 3a.
Couvreur, Aug. Pierre, 64«.
101a.
Covern- Garden 'Theater,
25X1 u.
Cowp.r, William, 235a. II
24Ja. 352a.
Cox, Daniel 288 b. II 88 b.
103 b.
Craftaman, The, II 18tia.
Cramer, Onbo-meitrter, 84b.
Cranstoun, Lord, 248 a.
Crassous, Mb.
Crawford, Graf t., 243a.
CreiJ, 313a.
Cremona. 49ha. II 122 b.
Cromarty, Graf v., II M*a.
Crome, 654 b.
Croydon. 166 b.
Crudeli, Dr., 493 b. II 182a
Caik-Szereda, II 422b.
Cuenoud, John, II 391a.
Cuinana, II 18 b.
<^unberlan«l, Krnst Aug.,
Herzog v., Konig von Han-
nover, 24» b. 3Säa. 424 b.
— Heinr, Herzog t., 243a.
245 b. 387 a.
— Wilh. Aug., Herzog t.,
242a.
— Kreemaxons Schoo! ,
Royal, 250_a.
Cundinamarca, 557 a.
Cunha, Da, II 174b.
— Souto Major, Isäo da,
II 176».
Cunningbam, .f., II 202a.
Cuvetier, II üjfih.
Czernowit/, II 7 b.
jDacca, II L34b
Dagran, Ü 93 a.
Dahl, Prof., 220a.
Dalhousie, Graf v., 1120b.
848 b. 849 b. 350a. 351a.
Dalkeith, Graf v., 18a. 34a.
II 246 t. 30Üb. 349b.
Dab-vtnple, Baronet Charles,
II 351a.
— Dau'd. II 348b.
D*ini, Großmeister, II 148a.
hainatkiiios, N., 385 b.
Dambulla, 151b.
i'-antr, Kr., II 275 n.
lianburv, l«0b.
Daw». n. i jt ii 452b
Danue>kJold ! ,«v , Graf
t.'Sristiaii Kon 'i.u LZua.
Jl min.
Dan /.er, Kanonikus, 478 b.
Darbt-*, 2.8a. II äiiab.
Darulcy.Grafv., 243a H 15a.
i>ars<»uvnl, v., 635 j .
Daruty, J.Emile, 313b. 622 b.
David« ii. TutialbaUit. die
Brüderschaft, 260a. 1 14«b.
Davit*«. J.H., Oberst, 534b.
1 >e»Kcc7iiT7~ir 475 a. 470 b.
Drean^ville, Hl 3a.
Defac|/. d*Ath. Eu^eu. Ma.
Defenfio'tisteu, Ii 439b.
DHft. LI 97 h.
Delfr.ijl, II '.»7b.
Üclprar, ''Mb.
i>enj««kruo?, 16a.
Denier ile In veuvi^, 181 b.
Derebio. Htantara*. 'I 241 b.
414t..
l>erla, II 452 b
Descoua, IIa.
De*mons, F., 312b.
Deapocher, 510a.
Doportes, Felix, 551 Ii
Detenhoff. 416a.
htiichar, Alex., II 362 v
Deufseii, 409a.
Deutscher, v , V 7 b
Uevcuter II 971.
Dt»v:-»*nay*te?u, 344 a.
Diekev, William, 30a
Diekir'ch, fiüÜb
Dieppe, 313»
Dierck*. Dr., 144a.
Dietrichs, Tnbuualrat, 8JJ a.
Dieu, Pierre, II 582b.
Diez, Hofrat, II 428b.
Diggelen, Dr. P. J. G. van,
0. 97 a.
Diion, 318a.
Dillon, 30 b. 248a. Li 514a.
Doesburg, II 97 b.
Dokkum, II 97 b.
Ddle, 313 a.
Polgorukow, Fürst, Ii 13b.
Dolgoruky, Fürst, 1J 271b.
Doncraile', 16 b. 4f5a. 487b.
Dononghmore, Baron, 490a.
Dordrecht, U »2 b.
Dottigny, Mad., 465b.
Douglas, Marquis v., II 8501».
Doune, Iaird, H !i42a.
Downe, 18 a.
Drake, Francis, II 560b.
561b.
Drammen, II 107 b.
Dreieinigkeit, Schotte der
heiligen, II 829a,
Drcieukschrift, :144a.
Drei hei tsgesel) Schaft, 153 b.
Dreipunktebrüder, II 2ߣb.
I >re*dener Logen blatt. 82* b.
II 185 b.
Hn. er, J. M., II 119a.
Droit bnmain, I^t, 5 b. 134a.
312b. S4Ib.
DroiuheiiA, II 107 a.
Dro«.-, Ferd., 440».
Droam, .Iac«;i:e«. 11 8 b.
Druinmond, Lor«i Prov<««t
II 848 b.
- Konani, D 469 &
Dschein, II 300 b.
Dachokd*<.-hokart*, II 82b.
Ü9».
Dubuque. 483a.
Dublin. 488b.
Duchantea-J, II 17 it. 140 b.
Diicoinmun. Ehe, II 391a.
Duke Towu. II U'2l\
Dukla, II 166b
Dumfri»?t». <» u( v.. LI 2üb.
348 b.
- Loge in, LI 343a
Dumpf. FW. HU b. Ii 29 'b.
'^92 h.
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Verzeichnis vou Namen und Gegenständen u. s. w.
625
Dunblane, Loge in, II 242 b.
Dunc&n, Lord, II 350a.
Dundas, Lord, Graf v. Zet-
land, 253a. II 529b.
Dunedin, II 81a.
Dunkerque, 313 a.
Dünkirenen , Schotte von,
H 329 a.
Dunluce, Visc, 190 a.
Durban, II Ha.
Durham, Graf v., 253a.
Durini, Nuntius, U lfilb.
Dürkheim, Baron v., 328b.
II 451b.
Dürrich, Modelleur, 182 b.
Düyffcke, Prof., 182 b.
Dzinsky, General, II lfilb.
Ebers, Karl Friedr., II 301 b.
Echternach, 639 b.
Eckardt, Meister, H 22a.
Eckhorst, II 452b.
Ecombes, d', II 228b.
Ecuyers, II 103 a. 552 b.
Edd'elbüttel, L., fi2£b.
Edinburg, Loge Mary's Cha-
nel, II 339b.
Eduard, Herzog v. York,
3*2 a.
— Herzog von Kent, 382 b.
— VII., König von Gross-
britannien, 388b.
— Erhabner Schotte der
Grossloge des Prinzen,
H 329a.
Effinghain, Graf v., 242 b.
Egalite, L. P. J., 314 b.
Egidy, 266 a.
Egitto Masonico, L', 9 a.
H 186 b.
Eglinton, Graf v., II 341 b.
348b.
Eichhorn, A. A. W. v., 425b.
Eichstadt, 475 b.
Eickstädt (Eichstadt), v.,
II 48a.
Eimbeck, Hauptmann, 82 b.
Einverstandnen, Moralischer
Bund der, II 230 a.
Ekestubbe, Kanzleirat,
iL 869b.
Elbcuf, 313a.
Elcho, Lord, H349a. 350 b.
Elgin, Graf v., II 348b.
Elisabeth (Stadt), II 88b.
Elischer, J., II 424a.
Elliot, Joseph, 234a.
Ellisen, Dr. med. J. G. D.,
4fi5a. II 274 a.
Ellrodt, v., 301a.
lopura, II 99a.
lu des neuf, Maitrc 526. b.
— dea quinze, Grana, 526b.
— ecossais, 526 b.
— Sublime chevalier, 526 b.
Elvas, II 125 b.
Emboli, 498a.
Empereurs d'Orient et d'Oc-
cident, 309a. 520b.
Emulation Lodge of Impro-
vement, 253 a. II 428a.
Encampment, II 105 b.
Engadin, II 388b.
Engel -Reimers, Joh. Aug.
Jul., 412 b.
Engeström, Lorenz v., 51a.
England, Schotte von, 11329a.
Englischer erhabener
Schotte, IL 329a.
Enochs Pfeiler, II 101b.
Entered (in Schottland),
II 340a. 344a.
Ephemeriden, 11 185 a. 470a.
Ephcsus, II 469 b.
Epinal, 313a.
Epistasien, Epistaten, 220a.
Erde, 518 a.
Erdödy, 213 a.
Ernst, Prinz von Mecklen-
burg-Strelitz, II 28a.
— II., Herzog von Sach-
sen - Coburg und Gotha,
II 286a.
— IL, Herzog von Sachsen-
Gotha und Altenburg,
II 289b.
— August, Herzog von
Cumberland, König von
Hannover, 388a. 424 b.
— Konstantin, Prinz von
Hessen-Philippsthal,450b.
— Konstantin , Landgraf
von Hessen -Kheinfels-
Kotenburg, 450b.
— Gottlob Albert Prinz
von Mecklenburg-Strelitz,
H 28a.
— Ludwig, Grossherzog v.
Hessen, 122a. 442a.
Erödi, Dr. B., H 425a.
Erskine, Lord, U 348b.
Erwinia, 264a.
Erzerum, 425b.
EBkilstuna, H 316 a.
Esreff, 320 b.
Essek, 581b. II 422b.
Estrella nacional, 5b. H39b.
Estrich, II 150a.
Eugen, Herzog von Würt-
temberg, II 552b.
Evans, Grossmeister, H 89 b.
Ewald, Pfarrer, 323b.
Exmeister, H 114 a.
Exorcist, 512 a.
Eyben, Kammerherr v., 170b.
— Geheimrat v., IL 520b.
Eydendorp, II 452b.
Fabre^Palaprat, Raymond,
- II 85b.
Fabri (Baugewerke), läfia.
Fabriano, 498 a.
Facius , Stempelschneider,
182b.
Faenza, 498a.
Fairfax, Rob.. IL 560 b.
Fairfield, lfiüb. 483 a.
Falkenstein, 206 a.
Faller, F. J., 76a.
Falmouth, II 5 a. 104 a.
Fama Fraternitatis, 35 a.
II 259b.
Kamill ieureu x , Carton de,
84b.
Farrokh Chan, IL 142 b
Farwinter, Kapitän Ralph,
H 134b.
Fava, Bischof, II 128 b. 440 a.
Fayetteville, 42 a.
Fecamp, 212a.
Fehrmann, C. G., Stempel -
Schneider, 182 b. «*, ><j
Feliciani, Lorenza, 142 a.
Fellow craft word, IL 340 a.
Fenice, Conte di, 142 a.
Ferdinand, Fürst v. Anhalt-
Köthen-Pless, 40 a.
— Herzog von Braun-
schweig, 124a.
— Herzog von Württem-
berg, II 552b.
— Prinz von Preusseu,
II 195 b.
— IV.,Königv.Neapel,494a.
— VI., König von Spanien,
II 138a.
— VH., König von Spanien,
504 a. II 412a.
Fermo, 498a.
Ferrara, 498a.
Ferraris, Freiherr, 112 a.
Ferrer, G rossmei ster, H 4 1 2b.
Ferrers, Graf, 243 a.
Fez, II 14b.
Fife, Graf v., II 350 a.
Fife Points of Fellowship,
II 186 b.
Figlia, Paolo, 492b.
Filiallogen, 188a.
Fillmore, Präsident. II 604! >.
Filtischeni, II 2fi8b.
Fincastle, Visc, II 350b.
Fiorillo, 322 a.
Firrao, Kardinal, 493b.
H 137b.
Fisch, Stempelschneider,
182b.
Fischer, Dr. L., II 425a.
— Staatschirurg, 11 512b.
Fitz-Clarence, Lord, H851 a.
Fiume, 479b.
Fiellebro, 120 a.
Fleurier, H 391a.
Florence, Will. J., II 355 a.
Florenz, 498a.
Foggia, 498a.
Foix, 813a.
Fokschani, II 268b.
Folkes, Martin, 181a. 235b.
494a. II 246a. 441a.
Foraise, II 387 b.
40
A)tff«m«lnet Handbuch der Freimaurerei II.
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626
Verzeichnis von Namen uud Gegenständen u. r. w.
Forbes,BaronetWill.,n848b.
Forges-les-Eaux, 318 a.
Foulhouze, II 54 b.
Fraenkel, Dr. A., II 416 a.
Frank, Pater, ±28 b.
Frankfort, 534a.
Franville, Schotte von,
U 329b.
Franz I., Deutscher Kaiser,
II 336b.
— de Assisi de Bourbon,
Herzog v. Cadiz, II ±i±a.
— de Paula de Bourbon, In-
fant von Spanien, II 414a.
Französischer Schotte,
II 829b.
Frauen-Maurerei, 4 b.
Fredericksburg, II 515 a.
Freecarpenter, II 429b.
Fredersdorf, Kämmerer,
II 2Mb.
FreemasontThe, 11186a. 186b.
— and Fez, II 186 b.
— of New England, 11186 b.
— 's Chronicle, II 186 a.
Freese, Friedr., Hofrat,
II 225b.
Freetown, II ±Q2a.
Freiburg in der Schweiz,
11 891a.
Freimaurer-Examen, 329a.
Freimaurer-Halle in Lon-
don, 248 a.
Freimaurerverein, Grosser,
629a.
Freising, 22 a.
Freitag, Friedr. Gotthilf,
n 29a.
French, Thomas, 11 188 b.
Frcnne, J. de, 85b.
Fr eres acasaais, 15 a.
Fresnel, ±Ü2b.
Friedrich, Herzog von Sach-
sen -{Hildburghausen) Al-
tenburg, 11 285b.
— Herzog von York und
Albany, 382b.
— Kronprinz von Däne-
mark, 178 a.
— Landgraf von Hessen-
Kassel, ±5üa. ±5üb.
— Markgraf von Branden-
burg-Bayreuth, 122 b.
— Pfalzgraf von Zwei-
brücken, H 8b.
— Prinz der Niederlande,
U 98 b.
— Prinz von Holstein,
H 319b.
— Prinz v. Wales, SSfib.
— Lt König v. Schweden,
II 326 b.
— L, König von Wfirttem- !
berg, II 552a.
— IL (der Grosse), II 198a. !
— III., Deutscher Kaiser, ;
König v.Preussen, 11198 b.
Friedrich V., Landgraf v.
Hessen-Homburg, 447 a.
— VL, König von Dane-
mark, 172 a.
— VII., König von Däne-
mark, 122 b.
— Adolf, schwed. Erbfüret,
II 322a.
— August, Herzog von
Braunsen weig-Öls, 126 a.
— August, Herzog von
Nassau, H 22 a.
— Christian, Markgraf von
Brandenburg - Bayreuth,
122b.
— Christian ILj Herzog v.
Schleswig - Holstein -Son-
derburg • Augustenburg,
II 319 a.
— Eugen, Herzog von
Württemberg, II 552a.
— Franz, Prinz von An-
halt-Bernburg, ±0a.
— Karl Ludwig, Herzog v.
Holstein-Beck, H 319b.
— Leopold, Prinz von
Preussen, II 2Qüa.
— Ludwig, Erbgrossherzog j
von Mecklenburg-Schwe-
rin, II 212 a.
— Ludwig, Prinz v. Hessen-
Darmstadt, 4±5b.
— Wilhelm, Grossherzog
von Mecklenburg-Strelitz,
11 28a.
— Wilhelm, Herzog von
Holstein-Beck, 11 319 a.
— Wilhelm IL, König v.
Preussen, II 196 a.
— Wilhelm III., König v.
Preussen, II 195 b.
Friedrichsfeld , Erwin v.,
11 4Mb.
Fritzlar, II 5 b.
Frizius, Joachim, 291b.
Fröden, Oberst v., II 285 a.
Frühauf, Pastor, 228 a.
Fucecchio, 498a.
Fullmann, II 320 a.
Funk, Dr. theol. Karl, 335 b.
Füss, H ±23b.
Fusszeichen, 262 b.
Futsch ou, 153 a.
Gabanon. Leonhard, 11468b.
Gabelkreuz, 529a.
Gäbler,Oberpräsident v., 51a.
Gadebusch, 92 a. 384a.
Gaettens, II 265 a.
Gagarin, Fürst, H 271b. 274b.
Gaillac, 313a.
Galani, Prof. Em., 285 b.
Galashiels - Selkirk , Loge
in, II 344b.
Galatz, n 268a.
Galiffe, Dr.J.B.G., H391b.
Galilei (Zeitschrift), U 182b.
Galizin, Füret v., 869 a.
U 18 a. 271b.
Galloway, Graf v., H 848 b.
Galvez, Oberst, II 412a.
Gaminville, 392a.
Ganguillet, 101a.
Gap, 313 a.
Garenne-Colombe, La. 312 b.
Garneid, Präsident, II 106 b.
Garland, Rieh., II 5fi3b.
Gamms, Dr. W., 62fib.
Gaaser, Dr. med. Joh., 169 a
265b.
Gaston, Grossherzog von
Toscana, 493b.
Gaules, Convent national des,
567 a.
Gaurn, Wilh., Oberhofge-
richtsrat, 64 a.
Gavre, Prinz v., 82 b.
Gebler, Job., II 130. a.
Gefle, II 326a.
Geheimer Warner, Hb.
II 48b.
Geheimniskrämerei, 342 b.
Geissler, Regierungsrat, H
291b.
Gelagin, U 558 b.
Gemächer, Schotte der klei-
nen, 11 329b.
Gent, 82 a. 85 b. 86 a.
Gentils, Marquis de, 294 b.
Genua, 498a.
Georg, Schotte des heiligen,
H 329b.
— Herzog von Sachsen-
Altenburg, U 285 b.
— Prinz von Mecklenburg-
Strelitz, II 28a.
— L, Herzog von Sachsen-
Meiningen, II 293a.
— IV., König von Groß-
britannien und Hannover,
382b.
— V., König von Hannover.
388 b. ±2±b.
— Karl, Landgraf v.Heasen-
Darmstadt, 446 b.
— Ludwig, Prinz von Hol-
stein-Gottorp, H 319 a.
— Wilhelm, Prinz von
Hessen-Darmstadt, 442 a.
Georgenberg, 260 b. H 129b.
Georgetown, 395a. 584 a.
Gerber, Hildebrand, 392 a.
Gertach, Prof., 454a.
Germania inferior, H 452 a.
— superior, II 452a.
Geredorf, Joh. Erdm. v.,
532 b.
— Joh. Ernst v., 368a.
Geredorff, v., Oberhofen ei* -
ter, Hofmarschall , 442a.
529a.
Geweihter, 589 a.
— des Innern, 580. a.
Gewölbe, dunkles, H 33a.
Verzeichnis Ton Namen und Gegenständen u. s. w.
627
Ghet* - Hin - Gesellschaft,
158b.
Giarratana, 498 a.
Gibeon, 332a,
Giech, Graf v., Ifib.
Giesecke, K. L., II 816b.
5I5b.'
Gijn, S. M. Hugo van, U 91 a.
Girard, Alexander, II 385 b.
Girgenti, 49R a.
Giurgewo, II 268 b.
Glaire, Maurice, U Sü7a.
Glass, Prof., 441b.
Glave, Regierungsrat, 482 b.
Gleichen, v., II 291b.
Glenlyon, Lord, II 351 a.
Glenorchy, Visc., 11 350 b.
Glerawly, Visc, 490 a.
Glina 581b. H 412b.
Globus der Grossmeister-
Kommandeure des Tem-
pels, II 330b.
Gloucester, Wilh. Friedr.,
Herzog v., 249 b. 388 b.
— Wilh. Heinr., Herzog v.,
245b. 381a.
Glyszczynski , Präfekt v.,
134 a.
Gnospelius, II 539a.
Golf, 402a.
Goflon, 12 a.
Golden city, 1Mb.
Goldfuss, Prof., 454a.
Gold Hill, 15fib.
Goldner, Minister v., 444 a.
Goletta, La, II 468 b.
Goltz, Graf v. der, 92 b.
Gommern, II 452 b.
Goodricke, Gesandter, II
329 a.
Gordon, Charles Hamilton,
II 348b.
— Georg, II 174 a.
Gorinchem, II 92 b.
Gorloff, N. Petr., II 215a.
Goschen, 412 b.
Gotenburg, II 353b. 368 b.
369 b. 370 b 322a. 374b.
31Öa.
Gotrau de Bilance, II 385a.
Götz, Prediger, 441b.
Gouda, H 91b.
Grade, verbundne maure-
rische, (Allied Masonic
Degrees), Hb. 259b.
Graecia, II 452 a.
Gramby, Lord, 92 a.
Grand chapitre g£ne*ral de
France, 3Iüa.
— Conseil des rites, 312a.
— Council, II 31b.
— directoire des rite«, 310b.
— elu, U 17a. 76b.
— Lodge Club, 166 m..
Grande Loge £cossaise Le
droit humain, 5b. 312b.
341b.
Grande Loge ggne'ral ecos-
saise, 310 b.
— Loge symbolique 6coa-
saise, 312b.
Grant, Baron de Blaerfindy,
K 241b.
Gratzfeld, Dr., 42a.
Gray, 813a. H 82a.
Graz, II 130 a.
Greenwich, 160 b.
Gregor XVL, II 138a.
Greinemann, Pater, la.
Grenoble, 313 a. 313b.
Grey and Bippon, Graf v.,
253b. 3Ma. H 248a.
Greytown, II 91a.
Gridley, Jac, H 2öb.
— Jeremy, II 104 a.
— Bich., II 42a.
Griffith, Schauspieler, 485 b.
Grimmeissen, 295 a.
Griqualand, 521a.
Grodno, II 112 a.
Groningen, H 91b.
Groot, J. H. de, II 91a.
Grossarchitekt, 45a. 242b.
II Ha. 329b.
Grossbaumeister, 45 a.
— (von England), Schotte,
II 329b.
Gross-Becskerek, II 475a.
Grosserwählter, II 17 a.
Grosaeto, 498a.
Grossglogau, 363b.
Gross-Hoher-Priester, IIb.
259 b.
Gross- Kanizsa. II 416 a. b.
Grosskaplan, 242b. II 224 b.
Grosslogenhandgchrift,en gl.,
221b.
Grossorganist, 242 b.
Grossorient, II 126 b.
— von Frankreich, 309 b.
Grosspatriarch, H 142 b.
— Schotte, II 329 b.
Grossporträtmaler, 242b.
Grossrat, 12b. II 31 b.
Grossschaffner, englische,
253a.
Grossschotte, II 329b.
— von der heiligen Gruft
Jakobs VI., n 329 b.
— von der Vollkommen-
heit, II 329b.
Grosswardein , II 414 a.
476 b.
Gr ossziegeldecker desKö n i gs
Salomo, IIb.
Grünberger, 418 b.
Gründler, Prof., 263 a. 454a.
Gualdo, Federico, 11297 b.
Guayaquil, 21üa.
Gube, Stern pelschndr., 182 b.
Guäret, 313 a.
Guesclin, du, II 85 b.
Guhrauer, II 261a.
Guignes de Moreton et de
Chabrillan, Charles For-
tune* Jules, II Sab.
Guildford, 160 b.
Guldberg, Prof. Cato Max.,
II 108a.
Gull mann. C, 338b.
Gummer, Franz D. v., H459a,
Gflndel, Dr. A., II 23üb.
Gustav, Herzog v. Upland,
II 378a.
— UL, König v. Schweden,
II 316 b.
— IV., König von Schwe-
den, 11 322 a.
— Adolf, Kronprinz von
Schweden, U 318a.
Gustavia, H 314 b.
Guttakowski, Ludwig v., II
171a.
Guyon de Crochans, Jos. de.
62b.
Gwelo, II 245 b.
Gyarmath, B.-, II 412b.
György,S.-8z.-, 11476a. 476b.
Haag, 568 a. II 91 b.
Haarlem, II 91 b.
Hacks, Dr., II 593 a.
Haddington, Graf v., U351 a.
Haddo, Lord, II 349 a.
Hugarty, James, 28a.
Hagen, Prof. Dr. tt, 18.b.
Haimonskinder, H 249 a.
Haiphong, II 461b.
Hajnal, 18b. n475b. 476a.
Halifax, II 84a.
Hai im Pascha, Prinz, 8 b.
II 469a.
Hallen -Kasse in England,
245 b.
Halliwell-Gedicht, 226 a.
Halmstad, II 376 a.
Halszeichen, 262b.
Hamburger, Pastor, 21b.
— Logeublatt, 626 b. H
185 b.
Hamburgiscbe Zirkel-Corre-
spondenz, II 186 a. 5811 b.
Hamilton, Georg, 11 384b.
— John, 29 a.
— Graf v., II 35üb.
— (Stadt), 524 b.
Hammerstein, Gottl. Max v.r
377 a. II 531a.
Hanbury, Charles, 411a.
Handtwig, Hofrat Dr., 431 b.
II 26a.
Handzeichen, 262 b.
Hang Chi, 369 b.
Hankeou, 153 a.
Hanoi, II 461b.
Hans, Prinz von Schles-
wig-Holstein-Sonderburg-
Glücksburg, 11 319b.
Harald, Prinz von Däne-
mark, 113 b.
Hardenberg, Graf, 441 b.
40*
628
Verzeichnis von Kamen und Gegenständen u. s. w.
Haren, Hofrat v., 11 869a.
Harenberg, Abt, lila.
Harles*, Prof., 263a.
Harley-MS., II 211b.
Harlingen, II 91b.
Harper, Thomas, 12 b. 250 a.
1Mb.
Harrington, T. D., 524b.
Harrismith, II 92b.
HarriBon, Präsident, 11196b.
— George, H 88b.
Hart, Stempelschneider,
182b.
Hartford, lfiQb. II IMa.
Hartlieb, Samuel, 157b.
Häseler, G. EL 112b.
Haselmayr, Adam, II 2fiüa.
Ha^eroth, Stempelschneider,
182 b.
Hasköj, n 169 a.
Hüaling, Stempelschneider,
182 b.
Hassan, Mirza Abul, H 147 b.
Hasselt, W. J.C. van, II 28a.
Hatton, 151b.
Hattorf, v., 422_a.
Hauenschild, Prof. v., II j
241b. 414b.
Haughfood, Logein, 11344b.
Hausdorfer, Job., 11 127a.
426 a.
Hausmann, C. Fr., 18b. II
391a.
Havana, 166 b.
Uavre, 313 a.
Hayking, Baron v., 11162 b.
Hays, Moses M., II 2Qb.
Ht gardt, Freiherr v., H369b.
Heidemann, Prof. Dr., II
292b.
Heiliger, 126 b.
— (Grad), H 12b.
Heinrich, Fürst von Anhalt-
Köthen-Pless, 40 a.
— Herzog von Cuinber-
land, 382 a.
— Herzog von Württem-
berg, II 558a.
— Markgraf von Schwedt,
II 196b.
— XIV., Graf Reuss, 11
212a.
— XV., Graf Reuss, H242b.
— XVII., Graf Reusa, II
212 b.
— XXXVIII., Prinz Reuss,
II 212b.
— XXXIX., Prinz Reuss,
II 243a.
— XLIV., Prinz Reuss, II
212 a.
— LIV., Fürst Reuss, II
242 b.
— LXVII., Füret Reuss, 11
242 b.
— LXXII., Füret Reuss,
11 242b.
Heinrich v. Bourbon, In-
fant v. Spanien, II lila.
Heister, Graf, 481 b. 11 130. a.
Hekate, Mysterien der, H
76a.
Helder, II 92b.
Helfricht, Stempelschnei-
der, 182 b.
Hell, Theodor, II 54fib.
Helly, Baron, II 132 b.
Helmolt, v., H 290b.
Helmschwerdt, General v.,
448 b. 539 a.
Heisingborg, II 326a.
Helsingfors, II 322a.
Helsingör, 171a.
Hemburg, 635a.
| Hemfler, O., 115b. 11 22fib.
Hemming, Dr., 251a.
Hengeloo, U 22 b.
He>ault, Rene*, 308b. II
216a.
Hdre'dom, Schotte von, H
329 b.
Hermetische Kunst, 16 a.
Hernouester, Lord, 398b.
. H erold ( Pursui van t), 11206 b.
Herrenburg, II 152b.
Hertel, Hof rat, 429 a.
Herzogenbusch, II 92b.
Heuber, Oberstleutnant, II
366a.
Hexagon, 451b.
Heyden, Major v., II IMa.
Heynitz, Kammerherr v.,
II 285a.
Hidalgo y Castilla, Don Mi-
chael, II 38 b.
Himmel und Erde, Bund von,
153b.
Hinüber, Jobst Ant. v., 421a.
Hiram or the Grand Master»
Key, 32 b.
— Schotte des, II 329b.
Hirsch, Bernh., 626b.
Hobarttown, II 418a.
Hobby, Thomas, 231b.
Hoffmann, B. G., 417 a.
Hoffnung, Orden der Ritter
und Damen der, 264b.
Hofmann , Kasp. Friedr.,
II 422a.
Hohenlohe, Füret v., 93 a.
Hohenthal, Graf Friedr. v.,
II 285a.
Holbacb, Baron, U 17a. 140b.
Hollenstein, v., 429a.
Holzhacker, Orden der, 276a.
Holzkohle, 528 a.
Homberg, 129 b.
Home, Graf v., II 316b.
Honis, Sam., II 31b,
Honnorez, II 9_£a.
Honolulu, 431a.
Hoorn, II 91 b.
Hoplgarten.v., 206 a. 11285 a.
Horcher, II 228a.
I Horn, Friedr. Freiherr v.,
II 868 b. 369b. 435 a.
Horeens, 170a,
Hossbach, Wilh., II 261a.
Houghton, Dan., 235b.
Houston, H 455a.
Howard, Thomes, II 392a.
Hoym, Minister, 229b.
. Hozier, James, 11 351a.
Hüffel, Hofrat, 498 b.
Hülsen, Joseph Graf v.,
II 162b.
Humanität, Gesellschaft der
Freunde der, 222b.
Hunnius, Schauspieler,
II 812b.
Huntly, Marq. v., H 319a.
Husum, 129 a.
Hutten, Generalmajor Ulrich
Freih. v., 11 Slöb.
Huy, 85b.
I, der unbekannte Schotte
der drei, II 329 b.
Iglö, II 424a.
lUuminatus dirigens, 477 b.
— major, 422b.
— minor, 422b.
Illumines d'Avignon, 62b.
Dten, Hofrichter v., 425 a.
Inchiquin, Graf v., 235 b.
Indian Freemason, II 134b.
ISfib.
Indisch Maconniek Tijd-
schrift, II Ü9a. 1*6 b.
Ingignac, General, 402 a.
Ingolstadt, 22a.
Innern, Grad des, II 330 u.
Instruction, Lodge of, 253a.
U 428a. w • 4
Intendant des bätiments,
526b.
Intender, 11342 a. 344a. 345a.
Inverness, Loge in, II 312 b.
Inviolabler Orden, 11 4.'39K
Irvine, 4Mb.
Iselin, Isaak, 145b.
Isenburg -Büdingen, ^ Oraf
Casimir v., 411a. . ;
Isenburg von Buri, Ludw.,
42 a.
Isis, Mysterien der, 11 20 a.
Ismailia, 8a.
Isolierte Logen, II 422 a.
Ispahan, II 112 b.
Israel, 411a.'*
— Neues, 4G5 a.
Ivenak, II 152b.
Ivrea, 498 a.
Jaarboekje voor Neder-
landsch Vrijmetaelaren, 11
98a. 186a.
Jabal, 513 a.
Jablonowski.Konst , 11166b.
Jachin and Boaz, 32 b.
Jacmel, 402a.
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Verzeichnis von Namen und Gegenständen u. s. w.
02!)
JOger, Kaufmann, II 271b.
Jagersfontein, II 92 b.
Jahn, Hofrat, II 514 b.
Jahrbuch, 628 a.
Jahresversammlungen, 241a.
Jakobs VI., Schotte vom
heiligen Gewölbe, 11323b.
— Grossschotte von der
heiligen Gruft, II 322b.
Jamburg, II 225a.
Jamestown, II M5b.
Janina, II 462 a.
Java, II Sfib.
Javioli, Graf, 422a.
Jean Paul, II 246 a.
Jefferson, II 1Mb.
Jelagin, II 55äa.
Jennings, John, II 368b.
3Mb.
Jequitinhonha, Visc, de,
123 a.
Jeremia, 402 a.
Jeröme Bonaparte, 315a.
Jerusalem, II 462 b.
— Erhabnes oder Himm-
lisches, II 329b.
— Prinz v., 483 b. 522a.
— Rat der Fürsten von,
259 b.
— Vereinigte religiöse und
militärische Orden des
Tempels und des heiligen
Johannes von, 2fiüa.
II 453 a.
Jesi, 498 a.
Jetzke, Stadtsekretär, 884 b.
Je weis, Centenarv-, 255 b.
— Charity-, 255b.
Jewett, 123 a.
Johann, Prinz von Schles-
wig-Holstein-Sonderburg-
Glücksburg, II 812 b.
— V., König v. Portugal,
II 174a.
— VI., König v. Portugal,
II 175b.
— Adolf, Prinz von Nassau-
Usingen, H 22 a.
— Adolf, Prinz von Sach-
sen-Gotha und Altenburg,
H 289 b.
Johannisopfer, 522b.
Johannispfennig, .r>07 b.
John, Bürgermeister, II 13 b.
Johnson, Präsident, U 106b.
Joigny, 813a.
Jokohama, 501b.
Jonas, Speditionsbureau,
354a.
— Grossmeister v. Illinois,
II 55b.
Joniot, Jean Joseph, II
513b.
Jönköping, II 324b.
Jordan, Quartiermeister, II
2SQa.
Joseph Bonaparte, 315a.
Joseph, Herzog v. Sachsen-
Altenburg, 11 285 b.
— Prinz von Sachsen-Hild-
burghausen, 11 285 b.
— I., König von Portugal,
II 124b.
— IL, Deutscher Kaiser,
IlT82b.
Josephi, Medizinalrat, II
265 a.
Jouaust, A. G., 313 b. 622b.
Journal f. Freimaurerei, H
lÜ5a.
— f. Freymäurer, II lüüa.
— Neues, f. Freimaurerei,
II 185a.
Jouve, J. B., de, H 482 b.
Jouvenel, Stempelschneider,
182 b.
Juge, 313 b.
— secret, II 26 b.
Jungferninseln, II äüfia.
Jungschotte, 11 329 b.
Kabeiren, Mysterien der, 11
62b.
Kabul, 6 a.
Kadosch, 11 12 b.
— Grand Chevalier Grand
Fllu, II 161 b.
— vom schwarzen und
weissen Adler, 252 b.
Käferstein, Abgeordn., H
283b.
Kahlenbergdörfl, II 543 a.
Kaihebar, Gesellschaft des
Gross-, H 201a.
Kaiser, Chr. Ph., Komponist,
U Sfifia.
— Christian, LI 582b.
Kalakaua, König von Ha-
wal, 431a.
Kalkutta, II 184b.
Kallenberg, II 452b.
Kalmar, II 326a.
KamehamehalV., König von
Hawal, 481a.
Kamenetz-Podolzk, 11225a.
Kaminiez, II 122 a.
Kammer, die mittlere,
524 a.
Kampen, H 22 b.
Kanaria, Gran, 525b.
Kandy, 151a.
Kanton, 158 a. U 374 b.
Kaplan, 242b. II 224b.
Kapy, E., II 425 b.
Karamsin, II 12 b.
Karansebes, II 425b.
Karatschi, U 135a.
Karl, Grossherzog v. Meck-
lenburg-Strelitz, II 22 b.
— Herzog von Sachsen-
Meiningen, H 222 b.
— Herzog von Schleswig-
Ii oistein - Sonder burg-
Glücksburg, H 319 b.
Karl, Herzog von Semgalleu
und Kurland etc., 11284a.
— Herzog von Weatgot-
land, 11878 b.
— Landgraf von HesBen-
Kassel, 448b.
— Markgraf von Schwedt,
II 126a.
— Prinz v. Dänemark,
173 b.
— Prinz von Schwarzburg-
Rudolstadt, II 365b.
— L_, Herzog von Braun-
schweig, 125 a.
— HL, König v. Spanien,
H 413b.
— VI., Deutscher Kaiser,
H 187 b.
— X., König von Frank-
reich, 314b.
— XHI., König v.Schweden,
H 377 a.
— XIV., König v.Schweden
u. Norwegen, II 377 b.
— XV., König v. Schweden
u. Norwegen, H 822b.
— August, Grossherzog v.
Sachsen- Weimar, H 294a.
— Eduard Stuart, schot-
tischer Prinz, II 438 b.
— Friedrich, Grossherzog
von Baden, 65 a.
— Gustav, Grossfürst von
Finland, II 322 a.
— Wilhelm, Fürst zu
Nassau-Usingen, H 22 a.
Karlskrona, H 326 a.
Karlstadt, 581b. LI 376a.
422 b.
Karoline, Königin von Ne-
apel, 424a. 11 133b.
— Prinzessin von Weimar,
813b.
Kärolyi, Eduard Graf, II
473b.
Karrons, U 162 b.
Kaschau, H 422b. 414 b.
475 a. 476 a. 476b.
Käsmark, II 426b.
Katharina IL, Kaiserin von
Russland, II 215b.
Katona, Dr. B., H 426a.
Kaufmann, 313b. 622 b.
Kaven, J. IL, 21b.
Kebir, LI 14b.
Keferetein, Dr. jur., II lüfia.
Kelet, II 122 a. 186 a. 414 a.
416 a.
Keller, IL, 18b.
Kellin, Graf v., II 348 b.
Kelly, Graf v., 9 b. 3üa.
Keimann, Dr., 144a.
Kelso, Loge in, II 344 a.
Kennedie, John, 538b.
Kent, Eduard Herzog v.,
Söa. 242b. 382b.
Keoku, 4S3a.
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630
Verzeichnis von Namen und Gegenständen u. s. w.
Kesher.Shel Barzel, 516b.
Kestner, Prof., 7 b.
Kette, Gesellschaft der deut-
schen, 536 a.
Kettler, Gotthart, Reichs-
baron, 11 458b.
Keystone, II 186 b.
Kielland, Chr., II 108 a.
Kierulf, Otto Richard,
II 108 a.
Kiew, mn. II 221b.
Kildare, Maro, v.. 490 a.
Kilmarnock, Lora, 469a.
— Graf v., II 348b.
Kilwarlin, Visc, 490 a.
Kimberley, II 98 a.
Kinderfürsorge (Stiftung),
II 244a.
Kinft 12 a.
— Baronet, 4flüa.
Kingsborough, Lord, 487 b.
Kingöland, Lord, 481 b.
Kingston, Lord, 58a. 236a.
486. a.
— Graf v., 490 a.
— (8tadt), 501a.
Kingstown, 524a.
Kinnaird, Lord, II 35Qb.
Kinnoul, Graf v., U 350 b.
Kircheisen, II 48a.
Kirchmann, Garnisonpre-
diger, 421a.
Kischineff, II 215a.
Kistner, 423b.
Klattau, U2a.
Klausenburg, II 401b. 476a.
416 b.
Kleinschotte, II 822b .
Klerikat, II 33a.
Klerksdorp, U 98 a.
Klinger, O. 386a.
Klinker, Joh., U 98a.
Knecht, Dr. med. Matth.,
404b.
Knight of Malta, 260 a.
— of the triple croBS, 580 a.
— Templar, 260 a.
Knocks, The three distinct,
32b.
Kobe, 501b.
Kofton, George, 142 a. 521a.
Kolding, 170 a.
Kolombo, 151a.
Kölpin, 92 a. II 432 b.
Kölz, Abgeordn., II 283b.
Kongsberg, II 101b.
König, Karl, II 4£2a.
Konin, II 172b.
Konstantin, Grossfürst von
Russland, II 226b.
Kopenhagen, Grossschotte
von, II 329b.
Korff, Baron v., 169 b.
Korn, 221b.
Koromandelkfiste, II 135 a.
Korsitzky, 227 b.
Koseritz, Karl v., II 178b.
Köthke, J.H P., 417b.
Kotschubej, Minister, 11275a.
Kotta-Radscha, II 97b. 98b.
Koväts, Dr. Georg, 11184 b.
Kratzenstein, J.C. L., 412b.
Kräuter, Franz Ant., 64b.
Kreil, Prof., 141a.
Kreaa v. Kressenstein, 402 a.
Kressl, Joh., II 130a.
Kretzschmann, Ch.G., 605 a.
Kreutz (Stadt), 581b.
— General v., 415b
Kreuz von Babylon, Orden
des roten, 259b.
Kreuzform, 529b.
Kreuznach , Grosskomturei,
298a.
Kreuzzüge, Grossschotte der,
II 330a.
Krönke, Martin, 92b. 11584a.
Kroonstad, II 123 b.
Kronstadt, II 129b. 400b.
426a. 47t; h.
Krop, 406b.
Kroyher, 141a.
Krüdener, Frau v., II 18a.
Krüger, Prof. J. G., 404a.
Krugersdorp, II 98a.
KryptischeMaurerei, 11331b.
Kuala Lampur, II 436b.
Kufstein, Graf v., II 529b.
540 b.
Kühl, II 265a.
K Ullrich, 182 b.
Künast, J. G. C, 419a.
Kupferschmidt, II 370b.
Kurakin, Fürst, II 271b.
Kurnaul, II 134 b.
Kutusow, Major v., II 272b.
Kvaczala, Prof., II 261b.
Kvan - Taih - Gesellschaft,
"153b.
Kybele Rhea, II 69 b.
Lachten, Mc. Intosh, 30 a.
Ladies degrees, 5b.
Ladikieh, H 4fiflb.
Ladrone, II 5 b.
Lafisse, 161b.
Lagergrade, II 114a.
La Goletta, II 468b.
Lagrange, 534b.
Lahme, 584 b.
Lajosfalva, II 426a.
Lamball, Jakob, 234a.
Lamballe, Prinzessin v., 5 a.
Landesloge, Grosse, der Frei-
maurer von Deutachland,
98 a.
— Grosse, von Sachsen 207a.
Landmarks, II 150a.
Landschaffnerloge, 242a.
Landsdowne MS., II 211b.
Landskoi, Minister, II 275a.
Langa, v„ 182 b.
Langres, 313a.
Lanzarote, 525b.
Laon, 313 a.
La Paz, 117 b.
Lapukin, II 12 b.
Larissa, 385b.
Lärmen ius, Joh. Marcus,
n 85b.
Larnaka, 167 b.
Larvik, II 108 a.
Latomia Society, 594 b.
Latour, Graf de, 615 a.
Laurentius, Orden von St.,
17 b. 259b.
Lausanne, II 391 a.
Lautaro, II 186b.
La Valette, H 2 b.
Lawrence , Sam. Crocker,
182 a.
Lawson, Loton, II 53 b.
Laiansky, Graf, 1 17a. II 180b.
Leaven worth, 526a,
Lector, 512 a.
Lecturers, II 224b.
Ledru, H 85b.
Lees, Baron John Marjori-
banks v., II 350a.
Leeuwarden, II 92 b.
Lee ward Islands, 42 a.
Lefort, Baron, 465a. II 166b.
Legio, II 452a.
Lehaie, Ch.Houseau de, 84a.
Lehmann, Dr. med., 11265 a,
Lehr- und Lernlogen, 258 a.
Leiden, II 82b.
Leinster, Herzog v., 490a.
Leipziger, Leutn. v., 269 b..
Leitmeritz, 116 b. U 129 b.
Lektüre, ßöüa.
Leleihoku, William Pitt,
431a.
Lemberg, 340 a.
Lemissol, 385 b.
Leo Xn., II 138 a.
— Xni., II 138 b.
Leon, a Ponte, Graf, II 5 b.
Leonhardt, CG. F., 626b.
Leopold, Herzog von Al-
fa an y, 389a.
— Herzog von Braun-
schweig, 126 b.
— I., König der Belgier,
86 a.
— IL, Deutscher Kaiser,
13^711 181a. 478a.
i Lesehallen, H 182 b.
Letchworth, 562b.
Leucht, Joh. Sam., 510a.
Levallois-Perret, 312b.
Levanto, 498a.
Leven, Graf v.. H 348 b.
Levenhagen, Geh. Kommer-
zienrat, II 265 a.
Levite undMartyrer, Schotte,
H 330a.
Levuka, 285b.
Lexington, 534a. 558a. 1144b.
Leyzano, General, II 271a.
Li bau, II 34a.
Verzeichnis von Namen und Gegenständen n. s. w.
631
Libourne, 313 a. 813 b.
Liebt, Sekretär, II 150a.
Lichtenau, Gräfin, 615 b.
Lieb, 8. Fr., IL 225a.
Liebeherr, Kabinettarat,
122 b.
Uebler, v., II ßa.
Liebmann, R., 020 b.
Ligne, Prinz v., 82 b.
Lijdenburg, II 442b.
Lilie, weisse, 153b.
Lille 313 a. 313 b.
— Schotte von, II 380a.
Limaaol, 167 b.
Limmenghe, Baron v., la.
Limmer, Fastor, 278 a.
Limogea, 813 a.
Lindberg, 182b.
Linharea, Maro, v., II 175a.
LinkOping, II 326a,
Linstrow, v., II 113 a.
Lintz, Wilh., Ifi2a.
Lippa, II 424a.
Lisieux, 313 a.
Little Bock, 42 a.
Livorno, 438 a.
Ljungberger, 182b.
Lobreich, Freih. v., II ßflfib.
Lochner, v., 23 a.
Locle, II 385a. 391a.
Loder, II 530a.
Lodi, Prof., U 241b.
Logau, v., 404 a.
Logengründung, 025 b.
Loge und Haus, Familien-
blatt, II 182 a.
Loibel,Rechnungsrat,II542a.
Lombard, Dr., 492 b.
Longcbampa, Francoia, II
102 a.
Lons-le-Saunier, 313 a.
Loo, van, Maler, 53 a.
Loomis' Musical and Maso-
nic Journal, II 186b.
Lorenz, Stempelschneider,
182 b.
Lorenzo, Marquis, II 50 a.
Loreto, 438a.
I^orient, 313 a.
Loschge, Prof., 263a.
Losoncz, II 424a. 420 b
Losaau, 406 b.
Loudoun, Graf v., 243 a.
Lovel, Lord, 2Ma. 243 a.
Löw, Freiherr, v. u. zu Stein-
furth, 332 b.
Löwen, 85 b.
— v., 406a. II 133b.
Löwendahl, Kanzler v., 479 a.
Löwenstein, FürstKarl, 41 b.
Loyola, Ignaz, 503b.
Lublin, II 171a. 172 a.
Lubomiraki, Fürst Nikol.,
U 166b.
— Fürstin, II 169 b.
Luca, Franz v., 430a.
Lucca, 498 a.
Lucian Bonaparte, 315 a.
Lucipia, Louis, 312 b.
Luckhardt, Georg, 530 a.
Lüdge, II 340a.
Ludwig, Fürst zu Nassau-
Saarbrücken, U278a.604a.
— Herzog v. Württemberg,
U 552a.
— Prinz von Pfalz -Zwei-
brücken, 24 a.
— Prinz von Waldeck,
II 522b.
— I.Grossherzogv. Hessen,
174 b. 445 b.
— LLj Grossherzog v. Hes-
sen, 442 a.
— in., Grossherzog von
Hessen, 126 a. 442 a.
— IV., Grossherzog von
Hessen. 122 a. 442 a.
— VHI., Landgraf von
Hessen-Darmstadt , 445 a.
' — IX., Landgraf von Hes-
sen-Darmstadt, 445 b.
— X., Landgraf v. Hessen-
Darmstadt. 445b.
— XVI., König v. Frank-
reich, iil4b.
— XVIH., König v. Frank-
reich, 314 b.
— Bonaparte, 315 a.
— Ernst, Prinz von Sach-
sen-Gotha und Altenburg,
II 28fib.
— Friedrich, Fürst von
Schwarzburg - Rudolstadt,
II 3fi5b.
— Georg Karl, Landgraf
v.Hessen-Darmstadt, 446a.
— Karl Friedrich, Prinz
v. Sachsen -Coburg- Saal-
feld, 11 606 a.
— Philipp, König der
Franzosen, 314b.
— Philipp Joseph, Herzog
von Orleans, 314a.
Lugano, II 891a.
Luini, Hofsanger, 584 b.
Lumley, 12 a.
Lundmark, Banksekr., II
369 b.
Lungro, 438 a.
Luque, Dr., IL 412a.
Lüttich, 82b. 85b.
Luxemburg, Herzog v., 303 b.
Lyncker, Baron v., 502 a.
Lynen, Viktor, 84a.
Lyon, 313a. 313b.
— Konvent zu, 582a.
— Schotte von, 330a.
Maastricht, II 97 b.
Mabille, P., fi2b. 440 a.
Macbena, II ßa.
Mac Benäh, II 6 a.
Macerata, 438a.
Mach, Optiker, 142 b.
MacKinstry, 480b.
Macleane, II 302 b.
Macnab, Sir Allan Napier,
524 b.
Macon, le vrai, lül b.
— le vrai, dang la voie droite,
161 b.
Macon, 813 a. 343 a.
Macon nerie blanche, 4b.
— d'adoption, 4 b.
Maconniek Weekblad, II
180 a.
Macoy. Rob., II 431b.
MadÄch, Advokat, 141b.
Maddalena, 498 a.
Madden, 12 a.
Madeane, U 302b.
Madeweis, Geheimrat v., H
lüfia.
Madison, 480 a.
— Fort, 483a.
— Präsident, II lOßb.
Madrid, II 411b.
Mafeking, lßßa.
Magdalena, 552a.
Magelang, II 82b. 93a.
Magmen, 312 b.
Magusch, Ernst Jul. v., II
425 b.
Mahabone, n 6a. 40a.
Mahemseln, U 338 b.
Mähren, n 130a,
Maier, Michael, 11 261 a.
Mainwaring Oberst, 43 a.
Maison de Secours, 312a.
Maltre architecte, Grand,
52flb.
— elu, 470 a.
— elu des neufs, 520 b.
— parfait, 520b.
— Royale- Arche, 526 b.
— secret, 520 b.
Majläth, II 424a.
Makassar, H 32b. 39a.
Malaga, U 412b.
Malakka, II 430b.
Malleville, de, 120 a.
Malmesbury, II 98 a.
Malmö, II 320a.
Malta, Ritter v., 483b.
Malteser, II 100a.
Maitz, J. G. B., 412 b.
Manchester, Herzog v., 243a.
Manecke, 402 a.
Manningham, Dr., 243 b.
Manila, II 42 a. 158 a.
Maus, 313a.
Manse!, Sir Edw., 238a.
Manstein, Major v., II 425b.
Mansura, 8 a.
Mantes, 313a.
Manthey, Geh. Legationsrat,
170b.
Mantova, 498a.
Manuzzi. 494 a.
Mar und Kellie, Graf v., II
351a.
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632
Verzeichnis von Namen und Gegenstände
n u. s. w.
Marblehead, II 104 a.
Marchand, Arzt, II 5b.
Marcb.es, Marq. des, 494 a.
Marchot, P. C, Advokat, II
202 a.
Murconis, 8b. II 31b.
Marcus, II 265a.
Marennes, 313 a.
Maria L, Königin v. Portugal,
II 174b.
— Theresia, II 129 a. 132 a.
180a.
Mariana, 291b.
Marienkapelle in Edinburg,
ii aaia.
Marina, II 412 a.
Mariner, Royal Ark, 45a.
259b.
Mariwil, Baron, II 170a.
Mark-MeiBter-Grad, 252b.
4Mb. II 331b.
Marlborough, Fort, II 23 b.
Marie, van, 554 b.
Marmande, 313a.
Marinaduke Wyvill, Lord,
487b. 489b.
Marolo, 49fia.
Marrique, Generalintendant,
II 125a.
Marseille, 313a. II 353 b.
Martell, Karl, 16 b.
Martigues, 313 b.
Martin, v., 510 a.
— Prof., 432 a.
Martinique, 312 b.
Märtonfy, Martin, II 601a.
Mascara, IIa.
Masonei, 3_2üb.
Masonic Advocate, II lfißb.
— Chronicle, II 186b.
— Constellation, U lfißb.
— Herald, II lfißb.
— Home Journal, H 186b.
— Illustrated, II 186 a.
— Journal, II 186a. 186b.
— Review, II lfißb.
— Review and Washing-
tonian, H, 186b.
— Standard, H 186 b.
— Sun, II 186b.
— Tidings, II lfißb.
— Token, II lfißb.
— Trowel, II 186 b.
— Voice and Review, H
lfißb.
Masonry dissected, H 200b.
Massa Carrara, 498 a.
Masaaua, 264a.
Master, Most Excellent, 259 b.
— Royal, 259b.
— 8elect, 259 b.
-- Super Excellent, 259b.
Matabeleland, Sa. H 245b.
Matheus, II 174 b.
Mathew, Thomas, 30 a.
Matolay, II 130b.
Matthifi, Konrektor, 461a.
Maui, 431a.
Maule, 313 a.
— William Ramsay, 11350a.
Maurer des Geheimnisses,
II 17b.
Maurokordatoa, 385 b.
Maximilian I. , König von
Bayern, 22b7 15 a
— Herzog von Württem-
berg, II 558 b.
Maymus Grecus, 22fia.
Maynard, Oberst, 48£a.
Mechanik, 501a.
Mecklenburgisches Logen-
blatt, fi2fib. II lfißb.
Medan, II 92 b. 98 b.
Medcm, Reichsgraf, 142 a.
Meden, v. der, 417 b.
Mehnert, 603 a.
1 Meiners, Jak. Herrn., 411b.
Meissner, Kriegssekr., 4ß5a.
Meister, Auserwählte, 1133a.
— des schwarzen Adlers
St. Johannis, 529b.
— weisse, 42 b.
Meisterschotte , vollkomm-
ner englischer, II 3Ma.
Melanchthon, Phil., 553b.
Melbourne, II 511a.
Melchisedek Eins, 49 b.
Melfi, 498 a.
Melilla, II 14b.
Melissino, II 33b.
Mellinet, General, 311b.
Mellrichstadt, 471a.
Melrose, Loge in, II 342b.
Melun, 313 a.
Melville v. Bennochy, H 351a.
Memtirisorta, 2 a.
Mende, 313 a.
Menschenfreunde, Die wah-
I ren, II 142 b.
Meschorer, Dr. Emil, 220a.
Mcssiua, 498 a.
— Schotte von, II 330 a.
Messkunst, 348 a.
Metternich, Fürst, II 196 b.
Mettlerkamp,Dav.Chr.,417b.
Metzsch, v., 25 a.
Meulan, 813a.
Meyer, Ludwig, II 59Üb.
— Maler, II 248b.
— Rud\, 689 b.
— -Hoffmeister, II 390a.
Meystre, Dr. A., II 320 b.
Michelis, J. F., H 275 a.
Middelburg, IL 22 b.
Middletown, lfiüb. II gfib.
104a.
Miethofen, 326 b.
Migazzi, Kardinal, II 3ßßb.
Miguel, Dom, II 126 a.
Miklös, T.-Sz.-, H425a.476b.
Militärlogen, Schotte der,
II 320a.
Millau, 213 a.
Milner, Baronet, II 561a.
Minerva (Taschenbuch), II
185b.
Minervalgrad, 477 a.
Minsk, Ii 112a.
Mioche, Kaufm., II 167 b.
Miquelon, Insel, II 83_a.
Miramas, 313 a.
Miranda, Goncalves de, LI
176 b.
Mirza, Oveis, II 141b.
Mischpheretb, U 4Üa.
Mischtar, II 43 a.
Miskolcz, 260b. II 472 b.
Misphraim, H 43 a.
Missouri Freemason, H186 b.
Missy, Jean Rousset de, II
92 b
Mitaui LI 274b. 424b.
Mitchell, Dr., H 850 a.
Mitchelstown, 4Mb.
Mithofen, v., 326 b.
Mithrasdienst, II 20 a.
Mittwochs - Brudermahle,
25 b.
Mniszek, Stanial., 514 b. II
lfißb.
Mocsary, Geza, 401a.
Modena, 498 a.
Modica, 498 a.
Möhler, Friedr. Wilh., 296 b.
Mohr, Buchhändler, 28fib.
Mokronowski, Andreas, II
lß9b.
Mollendo, II 148 a.
Möller, Prof. Dr. IL, 100 a.
— Oberpräs, v., 448b. 530a.
Monde maconnique, II 186 a.
Monroe, Präsident, U 106 b.
Monrovia. 614 a.
Möns, 85 b.
Monsegur, 313a.
Monson, Jose" Maria, H147b.
1 Montagu, Visc, 242 a.
Moutauban, 313a.
Montbeliard, 318 a.
Mont-de-Marsan, 313 a.
Monteiras de Carvalho e
Oliveira, II 175 a.
Moateleone, 498a.
Montälimar, 313 a.
Monterosso al Mare, 498a.
Montevideo, H 479a.
Montgelas, 22 b.
Montgomery, 15 a.
Monthlerv. äläb.
Montijo, Graf v., U 411b.
Montlofier, Graf, II 144 a.
Montlucon, 313 a.
Montmorency, 313a.
; Montpellier, 14b. 813a. 313b.
440 a. n 142 a.
— Schotte von, II 330 a.
Montreal, 524a. H 212 a.
Montreux, II 391a.
Moutrichärd, 313 a.
Montrouge, 313 b.
Monza, 49fia.
Verzeichnis von Namen und Gegenständen u. s. w.
633
Moore, Lord. 490a. H 381b.
Moray, Graf v., II 348b.
Morayta, Prof., II 413 a.
Moreno, Guarcia, 21fia.
Moretti, 529 a.
Morgan, John, 28b.
Morgenatem, Gust. Jak.,
414b.
MoriUo, II 412a.
Moritz, Prinz v. SachBen-
Gotha u. Altenburg, II
289 b.
Mornington, Graf v., 49üa.
Morrice, Thom., 234 b.
— Rob., 534 b. II 431b.
Morriatown, II 88b.
Morse, II 114 a.
Morton, Graf v., 248a.
II MSa. 319a.
Morville, Hugo de, 538 a.
Moskau, II 274b.
Mossamedes, 35 a.
Mustaganem, 12 a.
Mot, Emile de, 84b.
Motte-Bouchot, 313a.
Moulins, 313 a.
Mountjoy, Lord, 487 b.
Mousseaux, 314a.
Mouton, Alex. Jacq., II 174 a.
481a.
Mocambique, 6_a. II 5_ß_a.
Muller, Franz (Turin), 496. b.
— Joh. v., 12üb.
— Nikolaus, Adv., II 9 a.
— Ordensmeister, 94 b.
Münch, K. Fr., 7ßb.
Muni, Enrico, II 38 b.
Mürmich, Baron, lii9b.
Murschidabad, II 134b.
Murusi, Alex. Fürst, 140b.
Musäus, Geh. Rat Prof Dr.,
assb.
Muscatine, 483 a.
Mu«kerry, Baron, 49üa.
Musgin - Puschkin - Bruce,
113a. 407b. II 270b. 274a.
Muszinski, Graf Aug., 11166b.
Mylne, John, H 341b.
Nadermann, II 229a.
Nagant, 114 b. 210a. 408 b.
409b.
Nagasaki, 501b.
Nägeli, Joh., II 385b.
Namur, 85b. Ii 202a. 353b.
Nancy, 313 a.
Nantes, 31 3 a. 313 b.
Napier, Lord, II 349 a.
Napoleon L, 315a.
— Prinz (Plon-Plon), 315 b.
Narbonne, 313 a.
Naselli, Diego, 494a.
Nathge, Dr. J., H ßi)2a.
Nausori Rewa, 285b.
Nazareth, Moses L., II 258 a.
Neapel, Schotte von, 11330 a.
Nebengrade, H 39fib.
Neergard, LZÖa.
Negapatam, H 135 a.
Nemeth, N., II 415b.
Nettirvill , Nicholas Lord
Visc, 4Mb.
Neu- Amsterdam, 395 a.
Neu-Arad, Jl 414a.
Neuhäusel, II 414b.
Neuilly-sur-Seine, 312 b.
Neu-Kreuznach, 298b.
Neu-Pest, n 41fia. 41fib.
Neusalz, II 415a.
Neuville-de-Poitou, 318a.
Neuzen, Ter, II 91b.
Nevers, 313 a.
New Barcelona, II 18 b.
Newbaven, 130b. II 104a.
New London, lfiÜb. II lÜ4a.
New Orleans, 632 a.
Newport, II 104a 245 a.
Newtonbutler, Lord, 49üa.
New Zealand Craftsman,
H 1Mb.
Nicastro Novaro, 498a.
Nicolay, General, II 271a.
Nicostratus, II 511b.
Niedcraächsisches Logen-
blatt, II 185 b.
Niehrenheim, Buchhändler,
II 593a.
Nieswicz, II lila.
Nigra, Ritter, 495 b.
Nlmes, 813a. 313b.
Nimwegen, II 91b.
Ningpo, 158 a.
Nino de Andreis, 491a.
Ninus Gräcus, 228a.
Niort, 318 b.
Nisbet, William, II 3Mb.
Nisch, II 41fia.
Nishni-Nowgorod, II 274b.
Nitzky, 204a.
Niutschuang, 153 a.
Nizza, 313a. 313 b.
Noachitische Schrift, 344a.
Noot, H. van der, 82 b.
Nordisk Frimurer-Tidende,
H 108 b. 186 a.
Nordstern, Arthur v., 11108b.
Norfolk, H 51öa.
— Herzog v., 58a. 236 a.
245a.
Norrköping, IL 31ßa.
Norwalk, 160 b.
Nothomb, Minister, 84b.
Nowikoff, Mich. Nik., H275a.
Nowogrod, II 112 b.
Noyer, de, 12 a.
Nukahiwa, II 14a.
Nuraea, II ä3a.
Nyäry, Baron A., H '474b.
N'vkj'öbing, 171b.
Nyon, H 391a.
O'Brien, James William,
48fia.
Ocafia, 551a.
Occitania, II 452a.
Odessa, 11 '274 b.
Odhelius, Dr.. II 310a.
Oeynhausen, Oberjägermeis-
ter v., 529 a.
Oginski, Fürst Andreas,
II 166b.
Okah Tubbee, 480 b.
Ökonomik, 501a.
Oldershausen, Jobstv., 425a.
Oleski ewicz, Jos., II 275a.
Olthof, 92 a.
Oliveira, d', II llfib.
Olympia, II 52fia
Omdit-ul-Omrah Bahauder,
II 135a.
Ontario, 525a. II 103 b.
Oporto, II 174 b.
Oran, Ha.
Oranieu, Prinzessin v., 5a.
Oravicza, H 414 a.
Orbetello. 498 a.
Örebro, II 31&a.
O'ReiUy. Dr. med., II 181 a.
Orell, Hnr. v., II 590b.
Orense, H 158 a.
Orient and Sheaf, II 1Mb.
Oriero, II 412 b.
Origny, d\ II H4b.
Orleans, 313 a.
— Herzog v., 309 b.
Orleansville, IIa.
Orphische Mysterien, II 70 a.
Ortiz, n 412 b.
Oruro, 117 b.
Osimo, 498a.
Oskar I., König von Schwe-
den undNorwegen, II 877b.
— H., König v. Schweden
und Norwegen, H 318a.
— Herzog v. Gotland, II
318b.
Oskarshamn, H 313a.
Ostearius, 512a.
Osten, Franz O. Heinr. v. d.,
II 425b.
Oatflorida, 291a.
Otocac, 581b.
Ott, Hofmedikus, II 130 a.
Ottoboni, Kardinal, 423 b.
Ottoiano, di, 494 b.
Oughton, James Adolphu»,
II 848b.
Oxnard , Grossmeister,
H 20b. 104a.
Oyres de Ornelles Paracao,
U 487a.
Ozeanien, 60 b.
Ozieri, 488a.
Paarl, De, II 98a.
Pacific Mason, H 186 b.
Pacy-sur-Eure, 313 a.
Pad'ang, II 91b. 98b.
Padilla, II 412b.
Padua, 498a. II 482a.
Padula, 498a.
634 Verzeichnis von Namen und Gegenständen u. s. w.
Paisley, Lord, 235 b.
Palaiseau, 313a.
Palaprat, II 86_b.
Palermo, 9 a. 498a.
Palestine Bulletin, II 186b.
Pallaudre, Antoine, II SSI b.
Palma, 525b.
Palmi, 498a.
Panama, 552a.
Pancsova, II 426 a, 426 b.
Panin, Graf, II 271a.
Pause, A., II 531 a.
Pantin, 312 b.
Pantoja, II 413 b.
Panzano, II 412 b.
Päpa, H 421a. 426b.
Papadokis, Prof., 885 b.
Papeete, 355 a.
Pappenheim, Graf v., 419a.
Papua (Dr. En causse), II IS a.
Paramaribo, 395a.
Paraty, Graf, II 176b.
Parfait initie\ II 26b.
Paris (Kentucky), 531a.
Pariser Schotte, II 330 a.
Parker, Indianerhäuptling,
Parkville, 150b.
Parma, 128 a.
Partenico, Ma.
Parthenay, 313 b.
Parte, Hofrat, 425 a.
Pascha, U 141a.
Paschen, 408b.
Paachwitz, J. K. EL v., 76b.
202 b.
Passed (in Schottland),
II 840a. 341a.
Passionskreuz, 579 a.
Paesos, II 125 a.
— Manuel da Silva, 11176a.
Patagonien, 24a. *
Patna, II 134 b.
Patras, 385b.
Patriarchen, G rosaschotte
der, II 830 ii.
Patterson, General, II 42a.
Patti, 493 a.
Pau, 313 a.
Paul L Kaiser v. Russland,
II 216. a.
— III., Papst, 503 b.
— Friedrich Wilh., Herzog
v. Württemberg, II 558 a.
— Karl Friedrich AuguBt,
Herzog von Württemberg,
II 558a.
Payens, Hugo de, El 86 b.
Pay'r, Eduard, II 127 a. 476 a.
Pechy, Emerich v., 12b.
Pedro L, Kaiser v. Brasi-
lien, 124 a. n 176 a.
— Sula, 4fi3b.
Peebles, Loge in, II 344b.
Pen, Ritter, II 20b.
Penavaire, Hufinarschall v.,
»7 b.
Penneil, 10 b. 483b. 491b.
Penaacola, 291a.
Penz, Konferenzrat, 120a.
Perard, Minister, 206. a.
Perez, II 412 b.
— Benito, 402 b.
Pergen, Graf, 50 b.
Perigueux, 313 a. 81 3 b.
Perpignan, 313 b.
Perponcher, v., II 9fib.
Perret, II 385a.
Perreux, Le, 312b.
Perrugia, 198 a.
Perth, Loge in, II 841b.
— (Westaustr.), II 532a.
591 a.
Pertuis, 313b.
Peaaro, 498a.
Peter der Grosse, II 270a.
Peters, William, 242 b.
Petereburgh, II 515a.
Peter wardein, II 473 a.
Pethion, Präsident, 402a.
Petit Goave, 402a.
Pfähle rammen, II 4üfia.
Pfeiff, II 371b.
Pfeuffer, Stempelschneider.
182 b.
Piacenza, 428 a.
Philadelpbes de Narbonne,
H 20b.
Philandria, 42 a.
Philipps, Grossmeister, H
89b.
Phillips, John, 238 b.
Physik, 500b.
Pie'rce, Präsident, II 106b.
Pietermuritzburg, II 22 a.
Pigoatelli di Stromboli,
494 b.
Pilgrime, Orden der Kette
der, 530 a.
Pinang, II 136 b.
Pine, 240 b.
Piräua, 285 b.
Pisa, 198a.
Pithiviers, 313a.
PiuB VII., 495 a. öüla.
II 138 a.
— VIII., K 138 a.
— IX., 504a. II 138a.
PlestcheyfT, Admiral, II 17b.
Ploesci, II 208b.
Plumenoek, H 380a. 6Mb.
Pocholle, Stadtkomman-
dant, II 293b. 580b.
Podoski, Erzbischof Primas,
II 162 b.
Poeras, Don Antonio. 102 a.
Point de Galle, 151a.
Pointe-ä-Pitre, 895a.
Polak, M. S., 623a.
Polk, Präsident, II lflfib.
Pombal, Minister, 501a.
Pomfret, George, 238 a.
II 134b.
Pouditacherri, II 185 a.
Ponickau, v., II 2a.
Poninski, Füret Joh. Nepo-
mucenus, II 102 b.
Pons, 318a.
Pontarlier, 313 a.
Pontoise, 313 a.
Poppe, 409 b.
Pordenone, 498 a.
Port-au-Prince, 402a.
— Blair, 33 a.
Portland, II 5 a.
Port- Louis, II 25 a.
Portoferraio, 498 a.
Port Royal, 501a.
Port-Said, 8a.
Portsmouth, II 20b. 88 a.
101a.
Port-Vendrea, 313b.
Posse, Knut Carlsson, Graf,
II 311a. 302b. 555b.
Potenza, 498a.
Potocka, Anna, geb. Fürstin
Sapieha, 5 b. H 171a.
Potocki, Johann, II 171b.
Potschefstroom, n 412b.
Prato, 198 a.
Prendergast, Sir Thomas,
235b. 185b.
Pretoria, II 98a. 412b.
Preussischer Schotte , 1 1
330a.
Pr6"v6t et juge, 520 b.
Pries, U 205a.
Priester, Auserwählte, 59a.
— Königliche, 49 b.
Priestergeselle, IL 12 b.
Priestergrad, 122 b.
PriesterTehrling, EL 12 a.
Priestermeister, II 12 a.
Prince Adepte, II 161b.
— de Libanon, 613a. II
161a.
— Hall, 223b.
Princeton, EL 88 b.
Prinzen-Maurer, Grosskapi-
tel der, 183 b.
Prinz von Jerusalem, II
12b.
Proal, Louis, 812 b.
Probolingo, II 92 b. 99 a.
Profess, II 231a.
Profession, La petite und
La grande, 567 a.
Promulgation , Lodge of,
250 b. •
Providence, El 104a. 215a,
Pruntrut, II 891a.
Puello, General, 402 b.
Puerto Cortez, 403b.
Puga, de, H 113b.
Pultawa, II 225 a
Puna, EL 135b.
Puschkin, s. Mussin.
Puteaux, 312b.
Puv, 818 a.
Pvthagoras (Zeitschrift).
385 b. II 180 b.
Verzeichnis von Namen und Gegenständen u. s. w.
685
«fcuadratschrift, 344a.
Quartal Versammlungen, II
502a.
Quartier-la-Tente, II 891 a.
Quay, Sam.t Süa.
Quesnoy, 813b.
Quetta, 8fib,
Quincy, 291b. 124s.
Quito, 216 a.
Raab, II 424a.
Rabat, II 14b.
Ratu-n hörst. V., II 283b.
Radom, II 171b.
Radziwill, Fürst Nicol., II
167 b.
Rafalcow, II 122 a.
Ragione, La, 9 a.
Raguaa, 479 h
Raleigh, 149b.
Rambouillet, 313 a.
Ramel, Grossmeiater, 81b.
Ramleh, 8a.
Ramsay, Lord, II BfiOb,
Randen, 171b.
Rank in, William, 30 a.
Raoul, Jean Marie, II 86 b.
Rapin de Thoyraa, Jacq. B.,
II 333a.
— de Thoyraa, Paul, II
333a.
Rascher, Dr., 153b.
Raschig, Pastor, 2Mb.
Rath hone, II 210 a.
Ratzeburg, II 452b.
Ravenna, 198a.
Raymond, Graf v., 243a.
Reading, II 146 a.
Rebekkagrad, II 115a.
Rebold, 813 b. 820 b. 622b.
Reconciliation Lodge of,
251a.
Reconciliation« -Revers, II
452b.
Recum, van, 5HQa.
Red crosB, II 105b.
— Jacket, 480b.
Redwitz, Freiherr Karl v.,
2fib.
Reepmaker, M. W., II Mb.
Regentengrad, 422 b.
Reggio, 498a.
Regis, Paul de, 588a.
Regius-MS., 226a.
Reibnitz, v., 269 b. II 4fi5a.
Reichel, v., U 248 a. 271b.
Reims, 313 a.
Reinhard, Hofprediger,
120b.
Reinhold, Dr., II 489 a.
Reinsberg, Arzt, 510 a.
Reisse, Em est, 84 a.
Rembang, II 99a.
Remiremont, 313 a.
Renard, Generalleutn., 84b.
Renatus, Sincerus, II 262 b.
Renier, 495a.
Rennenkampff, P. Fr L., II
241b.
Rennea, 59 a. 313a.
Rentscb, 626b.
Reole, 313 a.
Revista Masönica, 814 a.
H 186b.
Revue Maconnique, II 186 a.
Rex, 422 b.
Rhodokanakis, Prinz, 385b.
RiWrac, 313 a.
Ricard, Henry, 64 a.
Richard, J. B., II 124b.
Richmond, II 515a.
Richter, Sam., II 262 b.
Riddagshausen, 46 b.
Riego, II 412 a.
Rietz, Gust., II 182 a.
Ring, Schotte vom, II 330a.
Rio Grande do Sul, II
595b.
Riphat, 51b.
Rispa y Perpinn, U 413 a.
Rite de penection, 439 a.
— moderne oder francais,
Bill*.
— reform e" de Dresde,309b.
Ritt, Georg Martin, 412 b.
Ritter der Sonne, II 161b.
— des Heiligen Grabes,
2fiüa. II 331b.
— des Heiligen Johannes,
260a. II 831b.
— des Stillschweigens, 1 b.
— des weissen u. schwarzen
Adlers, U 161b.
— Preussischer, H 100 b.
— Schotte, H 330a.
— Staatsanwalt, 24 a.
— und Brüder Johannis
des Evangelisten, 49a.
— vom Aal er, II 511 a.
— „ „ und Pelikan
u. s. w., 259b.
— von Konstantinopel, 17b.
259 b.
— von Malta, 260a.
— „ Osten und Westen,
259 b.
— von Palästina, II 12 b.
— „ Rom und des roten
Kreuzes von Konstantin,
260a. II 331b.
Rittersfelde, 298a. U 452 b.
Riversdale, II 98a.
Riviere noire, La, II 25 a.
Rivista della Massoneria Ita-
liana, U 186 a.
Rizza Bey, Ali, 128b.
Roanne, 318 a.
Rocca, Duca della, 494a.
Rochefort-sur-Mer, 313 a.
Rochelle, 318a.
Roche-aur-Yon, 313a.
Rodez, 313 a.
Rodomskoy, II 452b.
Rogalinski, Kasp., II 168 a.
Rohan, Prinz Louis Ren6
Edouard de, 142 b.
Roitzsch, 202a.
Rom, 498a.
Roman, Graf, II 271a.
Romänia Maaonica, U 186b.
Romio d'AlaideTeive, Fem.,
H 175 b.
Römische Maurerei, 58 b.
Roa, Graf v., II 413a.
Rosalino, Dr. med., 61a. 220b.
Rosciszewski, Val., II 2141 >.
Roseau, 202 b.
Rosenberg, Dr. L., 144 a.
Rosenkampff, v., U 241b.
414b.
Rosenmüller, Dr. Fedoi
Alexis, 612b.
Rosenschule in Jena, LZA!>.
502a. n 551b.
Rosenstrauch, Joh. Ambr.,
II 274 b.
Rosenwald, Frau, v., II 263b.
Rosling, Sinclair v., II 339a.
Roslyn, Graf v., U 350 a.
351a.
— William St. Clair v., II
346a.
Rosse, Graf v., 485a.
Rosain, II 122a.
Rosy Croas, 259 a.
Roter Schotte, II 330 a
Rotes Kreuz von Babylon,
17 b.
Roth, Sprachmeister, II 541b .
Rothenburg, II 452b.
Rothes, Graf v., II 351a.
Rotonda, 498a.
Rotschurz-Logen, 253a.
Rotterdam, II 92 b.
Rouen, 313 a.
Rouyer, General, 84 b.
Rousseau, Hofrat, II 290a.
Rouxville, II 98 a.
Roveredo, 11 459 a.
Rovigo, 498a
Rowe,J.,Prov.-Grossmei8ter,
234a. 11 20b.
Royal Ark Mariner, 45a. 259b.
— Craftaman, II 186 b.
— Masonic Benevolent In-
stitution, 252b.
— Masonic Institution for
Boys, for Girls, 252b.
Royan-les-Bains, 313 a.
Royera, Gust., II 593a.
Roznicki, Alex., II 171b.
Rozrazewski, Graf, II lflZa.
Rüdinger, v., II 583a.
Ruegg, J. J., II 390 b.
Ruoil. 313a.
Ruffec, 313a.
Rustenburg, II 98a. 442b.
Rustinck, 144 a.
Ruspini, 382a.
Rustschuck, 144 a.
Ry hiner, Amtmann, II 885 a.
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Verzeichnis von Namen uud Gegenständen u. s. w.
Rzewoaski, Fürstin, II 162 b.
Rzewuski, Ad. Graf, 11275a.
— Kasimir, II 162 a.
Sables d'Olonne, 313 a.
Sachsen, Grosse Landesloge
von,. 202 a.
Sadagora, II 122b.
Sagas ta, II 412 b.
Saigon, 524 a.
Saint- Affrique, 313 a.
— Anthony, II 43 a.
— -Auban, 313 a.
— Augustine, 291a.
— Clalr Charters, II 222 a.
— „ von Roslyn, II
346 a.
— -Claude, S13a.
— -Denis, 812 b. II 242 a.
— -du-Sig, 12 a.
Sainte-^oy-la-Grande, 813 a.
baint-Etienne, 313a. 313b.
— Genevieve, II Mb.
Genies - de - Malgoires,
— George Cay. 133 a.
— „ Lord, 482a.
— „ Fort, II 135 a.
Germain-en-Laye,813a.
Jean, de, 312 a.
— -Jean-d'AngeUy, 813 a.
— John, II 82 a.
— Johns Card, II 211a.
— Lambert, 402 b.
— Louis, II 44 a.
— Mandä-Vincennes,312b.
— -Maur, 312 b. 313 b.
Nazaire, 313a.
— Paul, II 43 a.
— -Pierre, II 242 a.
— -Quentin, 313a.
Saintes, 813 b.
Salumanderreiben, II 466 b.
4Mb.
Salatiga, II 02 b. 22 a.
Sala Consilina, 498 a.
Saldanha, Marq. v., II 126 a.
Salisbury, II 245b.
Salmo Schlone, 510a.
Salomonischer Stern, 451b.
Salomonisches Sechseck,
451b.
Salon, 313a.
Saloniki, II 462 a.
Salt Lake City, II 55b. 422b.
Salter, Oberst, 382 a.
Saltoun, Lord, II 351a.
Salverte, Thoux de la, 14 b.
U 452a.
Salza, v., Generalleutnant,
383 b.
Salzmann, R., II 886 b.
Samarang, II 32b. 22a.
Sambor, 340b.
Sampajo, Sebast Jose" de, II
125 a.
Sampierdarena, 428a.
Samwer, K. F. L., II 282a.
Sanches, Ribeiro, II 124 b.
Sanctuaire, II 34 b.
Sandakan, II 29a.
8an Joae\ II 528b.
Sankt Immer, II 391a.
— Philippen, 143 b. II
401a.
— Pölten, II 129a. 452b.
San Salvador, II 304a.
San Sepolcro, 428a.
Santa Marta, 552 a.
Santana, Präsident, 402 b.
San tander, 55? a.
Sant'Elia, Fürst, 426 a.
Santiago, 167 a.
San Terenzio, 42£a.
Säo Paulo, n 525b.
Sapieha, Fürst Kasimir, II
120 a.
Saratschinsky, v., 362a.
Saas, v., 523a.
Sassari, 428a.
Saumur, 313 a.
Saupersdorf, II 543a.
Sa van nah, 342a.
Savona, 428a.
Sawyer, Edw., II 53 b.
Saxtorph, Prof. M., 536 a.
Sealheber, II 201b.
Schaasberg, Stempelschnei-
der, 182 b.
Schäffer, 413b.
Schaffnerloge, 240 b.
Schauer. Prof. Gust., 100a.
Schaustücke, 181a.
Schaw, William, II 332b.
Schaw-Statuteu, II 332 b.
Scheel, 510 a.
— Senator, 406 a.
Schell, Baron v., 224b.
Schemnitz, 260 b. II 129 b.
Schermann, Dr. A., II 622 a.
Schiebler, Kapitän, 408b.
Schienmaier, Superint, 51 a.
Schkler, Ludw. v., II 142 b.
222a.
Schleinitz, v., II 156 a.
Schlesischea Logenblatt,
626b. n 186a.
Schmeling, II 271b.
Schmidt, Moritz, II 110a.
— sen., Viktor, II 543 a.
Schneider, Karl, 453 b.
Schnur, Die treuen Schotten
der alten, II 332a.
Schönborn, Graf v., II 482b.
Schönburg -Waldenburg,
Fürst O. K. F., 461b.
Schönemann, Theaterdir.,
421a.
Schönfels, v., Präsident, EI
282b.
Schöning, G. IL Chr. v..
H 142b.
Schoor, Jos. Vikt. van, 84a
Schopp, 22a. II 582a.
Schotte, Grüner, II 322b.
I Schottischer Meister- und
Rittergrad, II 33 a.
I — Noviz, 422 b.
Schouberg, Stempelschnei-
der, 182b.
| Schritte, Saal der verlornen,
II 518b.
Schuhmacher, Dietrich, II
250b.
Schuff. Dominikaner, la.
Schuldes, Bad, 133a.
Schulenburg, Graf v. d., II
8a
Schürger, Uhrmacher, 543b.
U 182 b. 222a. 424a.
Schwabe, Prof., J. J., 11185 a.
Schwarz, Pfarrer, 32a.
— Prof., II 223a.
Schwarzflaggen, 158 b.
Schwerdtheim, v., II 220b.
Schwerts von Osten, Ritter
des, 483b.
Sciarrone, Domenico, 9 a.
Scoon, Loge in, II 841b.
Sebald, Karl. II 602a.
Sechseck, 451b.
Secrätaire intime, 520b.
Sedan, 313 a.
Seele, C. W., II 435 a.
See logen, II 41a.
Segur, Graf de, 178 b. 555 b.
Sellin, 144 a.
Sellye, Konsulent, II 220b.
Semlin, II 426 a.
Senex, John, 235 a
Sens, 818 a.
Seoane, Marq. de, II 412b.
84tif, 12 a.
Seton, Alex., 482b.
— Hugh, II 348 b.
Severianus, II 512 b.
Severo, Principe, 8., 424b.
Severus, II 512b.
Seychellen, 398 b.
Sgalitzer, Dr., LL 8a. 182b.
42£a.
Shackles (Hull), 182a.
Shallum, 2b.
Shaw-Stewart, Baronet, II
851b.
Shelbyville, 534a.
Sherebzow, II 224a.
Sidi-bel-Abbea, I2a.
Sieck, Zahnarzt, 423 b.
Siedlec, II 122 a.
Siefert, R., II 322a.
Signet, II 186 b.
Sigismund II. August von
Polen, II 166 b.
SiUein, II 425a 426b.
Silverhjelm, Freiherr, II
875 b.
Simbirsk, n 224b.
Simeon, Graf, 128b. 522 b.
Simon, 406 b.
— J. G. F.. 2fib.
Simonis, II 265 a.
Verzeichnis von Namen und Gegenständen n. s. w.
637
Sinclair v. Rosling, II 3_32a.
Singapur, II 432b.
Sinzendorf, Graf, 52 a.
Sissek, U 424a. 422b.
Sistowa, ml».
Sizilien, Schotte von, II
332 a.
Slavonien, II 132a.
Sliedrecht, II 02 b.
Smith, J. G., 122b.
— Jos., II 55 b.
— William, H 18b.
— Sir William Sidney,
II 86 b.
Smyrna, II 4Mb.
Sneek, U 82b.
Sofia, 144 a.
Söhne, Schotte der alten,
II 332a.
— Abrahams, 512 a.
— Benjamins, 517a.
Soissons, 313 a.
Solm-Braunf eis, Prinz Ernst,
425b.
— Prinz Georg, 423a. 425b.
Soltikow, Graf, II 271b.
Sommery, 510 a.
Sommieres, äliia.
Sonne, Ritter der, 482b.
Sophi, Der junge, 322 b.
Sorbon, ZoÜkontrolleur, II
322 b.
Sorell, Francis, 235 a. 256 b.
II 24fia.
Southwell, Lord, 482 b. 422a.
Souverain Prince, II 43 b.
Souza, Kardinal, II I2fia.
Sovereignty, II 128 b.
Spaa, 82 b.
Spagirische Kunst, 12 a.
Speditionsbureau, maureri-
sches, 354 a. II 352b.
Spezia, 428 a.
Spezzano, Albanese, 428 a.
Sphären, 322a.
Spinola, Kardinal, 493 b.
Spitzer, Gabriel, 14 a.
Spoleto, 428a.
Spörcken, A. L., Freiherr v.,
416 a.
Square and Com pass, II 186b.
Stachelhausen, v., II 222 b.
Staff, Auguste Gräfin v.,
428 a.
Stahlberg, A., 22b.
Starckgraf, 22 a. II 582 a.
Starhemberg, F. G. Graf,
II 318b.
Stassart, Baron v., 84 a.
Stauber, 428 a.
Stavanger, II 128 a.
Stearns, Prediger, 43 a.
Steeb, II 222a.
Steele, II 532 a.
Steenbock, Graf, II 271b.
Steffens, Prof., 3JZa.
Steger, Schultheis^ II 384 b.
Steiger von Am - Stein, II
544 b.
Stein, Prof., 442b. 522a.
Steinbach, Baron v.t II 356a.
— von Kranichstein, 51b.
Steinbeck (Breslau), 222b.
Stempelschneider, 182 b.
Sternorden, nationaler, 5b.
II 32b.
Stettnitz, v., II 411a.
Steward, Lord Jacq., 538 a.
— Lord James, II 424a.
Stewardslogen, II 381b.
Stielly, J., II 8a. 424a.
Stillen im Lande, Die, II
223 b.
Still water, II 43 a.
Stimmzeichen, 222b.
Stirling, Loge zu, DI 341b.
— Lord, II 342 a.
Stockmar, Baron v., II 387b.
Stonehouse, II 525 a.
Stratford, 160 b.
Strathmore L Graf v., 243 a.
422 a.
— II, Graf v., 243a.
— u. Kinghorn, Graf v.,
II 248 a.
Strobl, Buchhändler, 42&a.
Stroody, Schwertfeger, H
222 a.
Studnitz, IL A., Obermar-
schall, 371b.
Sturm, A., II 414 a.
Stüven, 4Mb.
Subdiakonus, 512 a.
Sucre, 112 b.
Suez, 8 a.
Suhm, v., Geh. Kriegsrat, U
278b.
Sumatra, II 28b.
Summus Vicarius, 512 a.
Sunds vall. II 32fia.
Supermagistri, II 4a.
Supplinburg, U 452b.
Suprßme Conseil Grande
Loge de France, 312 b.
— Conseil pour les lies
francaiges d'Amdrique,
810b.
Surabaja, II 22 b. 22a.
Surakarta, U 22 b. 22a.
Surate, II 135a.
Sussex, Aug. Friedr., Herzog
v., 101a. 248 a. 249 b. 388a.
Sutherlandshire, Dl 353 b.
Suva, 285 b.
Swift, U 532a.
Sydney, 20 b. U 85a.
Sylphen, II 422a.
Sylvester v. Grumbach, 568a.
Symbolische Maurerei, 508a.
Symphorianus, II 511b.
Synedrion, 42 b.
Syrakus, 498 a.
Szamos-Ujvär, Dl 425 a.
Szatmar, II 425 a.
Szegedin, U 424a. 422 b.
Szembek, Graf Alex., II
122a.
Sziget, U 414 a.
Szolnok, II 42fia.
Szolyva, H 412 a.
Tabernakel von Jerusalem,
Ritter des heiligen, K434b.
Tabody, Eugen, 422b.
Tacna, 151a.
Tadpole, Daniel, IIa.
Tahiti, 355a.
Taiping, Dl 436 b.
Tallahassee, 291b.
Talmon, 2 b.
Tamatave, U 223 b.
Tancred, Baronet Thomas,
U 524a.
Tanger, U 14a.
Tannucci, Minister, 424a.
Tappan, II 22a.
Tarare, 313 a.
Tarbes, 313 a.
Tarent, 498 a.
Tarnow, 340 b.
Tarsus, 422 a.
Taschenbuch , Köthener,
H 185b.
— Neues (Berliner), DI 185b.
— , (Freiberger), II
185 b.
Tauler, Dl 22 a.
Tavel, v., 100 b. II 387 b.
Taylor, Präsident, H 106 b.
Tayssen, 342 b. 446 a.
Tegal, D 22 b. 29 a.
Tegucigalpa, 423 b.
Teichmeyer, 510 b.
Tel oni us, 412 b.
Temesvär, U 422b. 424b.
422 b.
Tempest, Baronet, II 522 a.
Tempelburg, II 452b.
Tempels, Orden des, D453a.
Templar, U 452b.
Templeton, John, Dl 128a.
Tempi ier, 155 b. 422a.
Templin, 82b. Dl 452b.
Teneriffa, 525 b.
Tennessee Mason, U 186 b.
Teramo, 428a.
Termini Imerese, 428a.
Terni, 428a.
Terrae filius, 484 a.
Terceira, Insel, Dl 122a.
Tersänszky, Kämmerer, II
423b.
Teschen, 112a. Dl 129b.
Tessin, Graf, II 322 b.
Tetechen, 112a.
Tetuan, U 14 b.
Tew-MS., 227b.
Texas Freemason, U 182 b.
Teylingen, van, 553a. U98b.
Theologen, 345b.
Thiemann, 422 b.
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€38
Verzeichnis von Namen und Gegenständen a. s. w.
Thiering, Kurt, II 115 b.
Thilo, fi ISfia.
Thoma, Buchhändler, 141 b.
Thomas, Oberstabsarzt, II
Iflöb.
Thompson, William, II 563 a.
Thouare, 313 b.
Throntisch des Palast«, Ida.
Thuanus, II 453 a.
Thulie", Dr. med., 312 b.
Thürheim, Graf v., 22 b.
Tidmar, II 894b.
Tidow, 542b. 335 b.
Tiedke, J., 623 b.
Tiel, II 92b.
Tientsin, 153 s,
Tietz, Musikdir., 454b.
Timbrune, Graf v. Valence,
161a.
Tlemcen, 12a.
Tochmas, Prinz, 869 b.
Todel, Prälat, 571b.
Toh - Poh - Kong - Gesell-
schaft, 153 b.
Tokens, Masonic, 181b.
Tokio, 501b.
Tolima, 552a.
Toll, v., Generaladjut., 5JVZa.
Tolosa, Maro., II 412 a.
Tomlinson, II 20b. 103 b.
Tompkina, D., 156 a.
Tomak, II 225a.
Tonking, 313 a.
Topeka, 523 a.
Toronto, 524 b.
Toulon, 313a.
Toulouse, 313 a,
— Schotte von, II 330a.
Tour du Pin, Comte de la,
II 481 a.
Tournus, 313 a.
Tourouvres, 446 b. 449 b.
Tours, 313a.
Trapani, 498 a.
Traufentropfer, II 228a.
Travelling Lodges, II 42 a.
Treusch, Wilh., Palastprä-
fekt, 442 b.
Trestle Board, II 186 b.
Tribunal in Berlin, 89a,
H 189a.
Trient, II 458a.
Trinitarier, Schotte, II 330a.
Tripolis, 6 a.
Tripos, 131a.
Tritschinapalli, II 135 a.
Trop, Geh. Etatsrat, 171b.
Trouville, 313 a.
Troves, 313 a.
Trubetzkoy, Fürst Nicol.,
H 12 b. 243a. 271a.
Tschandarnagar, II 134 b.
Tscheppe, v., 510a.
Tscherbatof, Fürst, II 271b.
Tschingkiang, 153 a.
Tucson, 42 a.
Tulczyn, 340 b. II 170 a.
Tullamore, Lord, 487 b.
Tülle, 313 a.
Tullmann, Charles, Gesandt-
schaftssekr., 170a. II 370a.
Turin, 9 a. 498a.
Turner, Rob., 30a.
Turn-Severin, II 233 b.
Tuscaloosa, 15 a.
Tusco, Fechtmeister, 408 a.
Tweddale, Marq. v., II 350a.
Tyler, Präsident, II lfifib.
Tyrone, Lord, 482 b.
Tyskiewicz, Theresa, II 169b.
Vdaught, Laird v., II 332b.
Udine, 429b. 498a.
Ujhely, S.-A.-, 11475b. 423b.
Ulster, Grossosten v., 490 b.
Umtali, II 245b.
Ungar, Prof., 51b.
— Domherr, 117a. II 180b.
Unger, Dr., 209b.
Ungern-Sternberg, II 271a
380 a.
Ungvar, 401a. II 475 a.
Union fraternelle (Zeitschr.),
II 98a. 183a.
Unterstützungskasse der
Groesloge v. England, 252a.
Urbino, 498a.
Usedom, Guido v., U 282a.
Utika, II 9Qa.
Utrecht, U 92 b.
Utzschneider, 423 b.
Valckenberg, 415 a.
Valence, 313 a.
— Graf de, 12fib. 312 b.
Valenciennes, 313b.
Vanua Levu, 285 b.
Väsarhely, K.-, II 401a.
Vaughan, Edw., 3Qa.
Vendicio in Fonnia, 498 a.
Vendöme, 313 a.
Venersborg, U 323 a.
Ventiniiglia, 498a.
Verbundne maurerische
Grade, 12 a. II 331b.
Verdeil, Dr. med. Fr., H387a.
Vernon-sur-Seine, 313a.
Verona, U. 482a.
Versailles, 313a.
Verstümmelte, 583 a.
Verus Gommodus, 484 b.
Verviers, 85 b.
Vcsinet, 313 b.
Vesoul, 818 a.
V estner, Stempelschneider,
182b.
Vibrave, Vicomte de, 533a.
Vicenza, 493a. II 432a.
Vicby, 313 a.
Victoria (Stadt), 133 a.
Victorinus, II 512b.
Vidal, 495 a.
Vienne, 313a.
Viereckschrift, 344 a.
Vieregge, Kammerherr v..
II 265 a.
Vierteljahrsversammlungen.
244 a.
Vierzig, Schotte der, 11330 a.
Viggiano, 493a.
Viguier, Paul, 812b.
Vühelmus, Georgius, 344b.
Villefranche - sur - Saöne,
313 a.
Villenau, Josiah, 234b.
Villeneuve-sur-Lot, 313a.
Vincennes, 312b.
Viol, Arthur, 411a.
Virginia City, DT 33a.
Visby, Pastor, 22 a.
— (Stadt), II 32fia.
Visser, G. Vas, II 92a.
Vital Bischof, 123 b.
Vitry-le-Francois, 313 a.
Vitzthum, Graf v., 202 b.
Vlissingen, II 97 b.
Voigt, Chr. G. v., 334a.
— Geheimrat, 322 b.
Voiron, 318 a.
Voisin, AbWP.L., 11102 t..
Voitel, 162 b.
Volk Gottes, 435a,
Vollkommenheit, Loge der,
259b.
— Schotte der, II 330 a,
— Schottischer Kitter der,
259b.
Vollkommner Schotte, n
339 a.
Volo, 385b.
Volterra, 498 a.
Vorbefcer, II 503 a.
Voss, v., £23 b.
Vraden, 12 a.
Vrede, H 98a.
Vredendali, Frederiks, 553 a.
Vrijburg, 133 a.
Waffenträger, 42 b.
Wage i Hamburg), 414a.
Wagner, Emil, II 185 b.
Wah-bah-Goosh, 481a.
Wahrheit, Bruder II 409a.
— Gesellschaft der Kin-
der der, 153 b.
Wailuku, 431a.
Walachei, Grossschotte der,
II 329b.
Waidenfels, v., II 538a.
Wales, Albert Eduard, Prinz
v., 388b.
— Friedr., Prinz v., 386 b.
Wall, Graf, II 132a.
Wallingford, 160. b.
Wallrawe, General, II 195a.
Walther (Gotha), U 282 a.
Walther u. Croneck, Kasp.
Ehrenreich v., 395 a.
Wanderlogen, II 42a.
Wandsbecker Bote, 154 b.
Warasdin, 581b. n 422b.
Verzeichnis von Namen und Gegenständen u. s. w.
639
Warburton, Bischof, 154a.
288a.
Ward, Lord, 243 a.
Warden, II 837 a.
Wardrope, Andrew, II 340b.
Ware, Rieh., 234 b.
Warna, 144a.
Warner, Der geheime, II 48 b.
Warren (Stadt), II 245 a.
— Sir Charles, II 210b.
— Joseph, II 20b. 104a.
Wartensleben, Reichagrafv.,
n 193b.
Wassenaar, van, 553 a.
Wassmuth, Federigo, 497 a.
Waterbury, 160b.
Watten wyl, v., 100b.
Webb, Jos., II 20 b.
— Thomas Smith, 524a. i
n 105b.
Wedell-Pieasdorf, v„ Land-
rat, n 100a.
Wehnke, H.M., 626 b.
Weihers, Phil. Ernst v., 352a.
Wein, 221b.
Weinedel,Buchhändler,354a.
Weisakirchen, II 475 a.
Wekerle, Dr. L. v., 13 b.
n 475 b.
Wellington, II 84 a.
Welz, v., II 465 b.
Wemyss, Graf v., II 848 b.
Werkzeichen, H 345 a.
Wermuth , Stempelschnei-
der, 182 b.
Werechetz, II 474 b.
Westenrieder, Prof., 478a.
Westerholt, Graf v., 74a.
II 227 b.
Wethlone.Comtede, H297b.
Weymouth, Visc., 248a,
Weyrae h, v., 403 a.
Wheeling, U 537 b.
Wickede, v., Landeaateuer-
direktor, II 265 a.
Wied, Friedr. Alex. Graf zu,
H 87b.
Wieland, Dr. J., 2a.
Wielhorski, Graf, H 166 b.
274 a
Wielizka, 340 b.
Wiener, Stempelschneider,
182b.
Wigand, H 394b.
Wiggers, Landessekr. Dr.,
U 265 a.
Wilhelm, Herzoe von Schles-
wig u. s. w., II 819 b.
— Prinz von Baden, 65a.
— Prinz von Braunschweig,
126 b.
— Prinz u. Landgraf von
Hessen-Kassel, 450 a.
— Prinz von Hessen-Phi-
lippsthal, 450 b.
— Prinz von Hessen-Phi-
lippsthal-Barchfeld, 450b.
— I., Deutscher Kaiser,
II 197a.
— H., König der Nieder-
lande, II 98 a.
— IL, Kurfürst v. Hessen-
Kassel, 448 a.
— IV., Herzog v. Clarence,
König v. Grossbritannien
und Hannover, 387 b.
— Friedrich, Herzog von
Gloucester, 388 b.
— Heinrich, Herzog von
Gloucester, 387 b.
Willard, Grossmeister, U89b.
Willermoz, Antoine, II
545 a.
— Pierre Jacq., Dr. med.,
U 545 a.
Willowmoore, H 98 a.
Wilmington, 180 b.
Wilna, H 170 a.
Wilson vonSimcoe, Merier,
524 b.
Winburg, 11 98 a.
Windwardinseln, II 306 a.
Winzingeroda, 447 b.
Wirtschaftsbeamter, II 118 a.
Wischnowitz, U 166 b.
Witte, Phil, de, la.
Witzleben, Baron v., H 119 a.
Woeldonc, Comte de, U
297 b.
Wohlthätige Ritter der hei-
ligen Stadt, 567 a. II 17 b.
Wolagda, H 274 b.
Wolfegg, Domherr Graf,
II 304 a.
Wolkonsky, Fürst, U271b.
Wooster, David, 160 b.
Worezzow, Graf Roman,
II 271a.
Wortführender Meister,
H 32a
Wortmann, Hofgerichtarat,
176 a.
Wortmaurer, H 23 b.
Woyna, Franz, H 169 b.
Wrbna, Graf, 49 a.
Wright, Prediger, H 349a.
Wroclaweck, II 172 b.
Wund, Karl Kasimir, Prof,
168 b.
Xiver, J. B., II 174b.
York, Eduard, Herzog v.,
96a. 245b. 387 a.
— Friedrich, Herzog v.,
249 b. 887 b.
Maurer, 32 a.
Yverdon, II 391a.
Zaandam, II 97 b.
Zadedari, Kardinal, 493 b.
Zftjaczek, Jos., U 167 b.
Zala-Egerszeg, 581b. II
478 a.
Zalescyki, 340 b.
Zante, 385 a.
Zara, 479 b.
Zeitschrift f. Freimaurerei,
II 185 a.
— Neueste, f. Freimaurerei,
H 185 a.
Zentralblatt, Deutsches,
II 187 a.
Zentralstelle zur Registrie-
rung von Beitritts- und
Kntla3siingsgesueheu,60a.
Zerboni. 269 b.
Zergliederte Maurerei, II
200 b.
Zierikzee, H 97 b.
Zimmermann,Leibarzt, 272b .
Zion, Kapitel v., 426 a.
Zitomir, II 170 a.
ZN., 264 b.
Zola, S. A., 8 b.
Zorilla, Ministerpräsident,
II 412b.
Zschinsky, v.,
ter, U 283 a.
Zutphen, U 97 b.
Zwolle, U 97 b.
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>
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Aigner, Ludwig, Budapest.
Bahnson, Prof. Dr. Frans Wilhelm Viborg,
Hamburg.
Begemann, Dr. Wilhelm, Schuldirektor in
Charlottenburg.
Bernhard!, Prof. Dr. Fr. Wilhelm, Berlin.
Blelankowskl, Theodor, Königsberg i. Pr.
Boos, Prof. Dr. Heinrich, Basel.
BÖttner, Richard, Landrichter in Gotha.
Bröcker, Johann Karl, Obertelegraphen-
Ht kretär a. D. in Hamburg.
Dietrich, Edmund Gustaf, Archidiakonus
in Altenburg.
Fensen, Dr. Ludwig, Oberpfarrer in Forst
i. d. L.
Findel, Gott fr. Joh. Gabriel, Buchhändler
und Schriftsteller in Leipzig.
Fischer, Alfred, Obertelegraphensekretär
in Berlin.
Fischer, Heinrich Paul, Landrichter inGera.
Fischer, Julius Robert, Geh. Regierungs-
rat in Gera.
Henckel, Paul, Oberlehrer am Progym-
nasium in Lauenburg i. P.
Henne-Am Rhyn, Otto, Staatsarchivar in
St. Gallen.
J ottrand, Gustav, Rechtsanwalt in Brüssel.
Keller. Dr. Ludwig, Geh. Staatsarchivar
in Charlottenburg.
Hessling, Dr. Franz, Schuldirektor in
Leipzig.
Kistner, Ferdinand, Kammermusikus a. D.
in Braunschweig.
Kraenter, Friedrich Alexander, Kaufmann
in Mainz.
Kuntsemüller, Dr. Otto, Redakteur in
Aachen.
Ltnge, Albert, Schuldirektor in Leipzig.
Maennel, Prof. Dr. Rudolf, Oberlehrer am
Realgymnasium in Halle a. d. S.
Müffelmann, Dr. Ludwig, Redakteur ia
Rostock.
Mfiller, Franz, Kaufmann in Turin.
Nickel, Dr. med. August, Kreiswundarzt in
Perleberg.
Nielsen, Rasmus, Kopenhagen.
Nitzsche, E. Reinhold, Kaufmann in
Leipzig.
fPaul, Joh. Karl, Lehrer in Frankfurt
a. M.
Peuckert, Friedrieh Adolf, Oberlehrer
in Dresden.
Rosenberg, Prof. Dr. Emil, Prorektor ia
Hirschberg i. Sehl.
Rothfels, Dr. Max, Rechtsanwalt in Kassel.
Schauerhammer, Gottlob H., Realschul-
oberlehrer in Leipzig.
Schwan, Wilhelm, Institutsvorsteher ia
Mannheim.
Seckt, Dr. Felix, Gymnasialprofessor in
Berlin.
Taute, Reinhold, Oberzahlmeister in Stutt-
gart.
Wald, Prof. Dr. Wilhelm, Berlin.
Wanner (der Altere), Georg Heinrieh,
Realschullehrer a. D. in Hannover.
Wernekke, Prof. Dr. JuUus Hugo, Hofrat
und Realgymnasialdirektor in Weimar.
Wiehe, Karl, Kaufmann in Hamburg.
Zcchlin, Dr. Arthur, Direktor der höhern
Töchterschule in Lüneburg.
Zern in, Ed., Verlagsbuchhändler in Darm-
stadt.
Druck Ton Hene A Becker in Leip«ig.
Digitized by Google
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