Stuttgarter
Kunst,
1 794-1 860
Max Bach
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nach gleichzeitigen Berichten,
Briefen und Erinnerungen
Kunst
1360.
Iflax Bacb.
Stuttgart.
Adolf BOUS (r Comp.
V
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Shiftprfer Hmt|I
1794-1860.
i
Barfj gUtrfjjnttijen Bsridjfsn, Briefen
unb
(Erinnerungen
von
Man Bad].
iMitftyarf.
Verlag uon 2lbolf S3on§ & (iomp.
1900.
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SJrucf oon 8. »«nj» «eben tn Stuttgart.
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A/6 U<*
Brjrtoort
hieben iberltn ocrbtrnen in
Xoutidtlanti Stuttgart unb
Jefiou ^flanaftäbte Der beut*
fdien Hunft genannt ju werben.
Dr. ». § a g e n 1857.
bebarf xüo\)1 angeftd()t3 beS oorfteljenben 9Hotto£
feiner Rechtfertigung barüber, ob ber gewählte Stoff für be*
beutenb genug erad)tct ttrirb, um ein ganzes SBudf) barüber
ju fdfjreiben.
2)ie Erinnerung an biefe flafftfd&e $tit ber Stuttgarter
Jlunft unferer (Generation roieber ins ©ebä($tm8 gurücfjurufen,
ift bafjer ber 3roetf ber üorliegenben ©$rift. ($8 lag nafje,
audf) nodfj bie folgenbe 3eit unter ber fegen8reidf)en Regierung
Äöntg 2öilf)elm8 I. mit herein ju jiefjen, fie fte^t nodf) unter
bem Statten ber großen TOctfter , beren Schüler bie alten
Xrabitionen fortpflanzten. X an ne der ift nodf) bi£ in bie
breifeiger Qafjre hinein ber 3Hagnet, um ben fidf) ba3 ganje
Stuttgarter ßunftleben breljt unb of)ne dl ap p , ben Ijodfj*
gebilbeten Kaufmann, Ihmftfreunb unb Äunftbilettanten ge*
fdf)ief)t nid^tö in ber Stabt, maS irgenbroie mit ttunft 3U=
fammenf)ängt. $)ie mannigfachen Sauten beä §ofe3 unb
bie bamit jufammenljängenben Arbeiten befd&äftigen eine 9iei^e
von Jlünftlern, bie Slunft b(üf)t trofc ben f<f)ledfjten Qzittn in
ber fiauptftabt, eine 9ieif)e oon Vereinen entfielen, ber $unft*
jv^3456
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fjanbel Ijebt fidfj unb alle neueren tedfjmfdfjen (Srrungenfdfjaften
ftnben batb ©inlafj, unterftüfct burdf) begeifterte £iebl)aber unb
begüterte Dilettanten.
2Bie fd&on ber Xitel fagt, ift bag Sudfj nadf) gleidfoeitigen
23ertdf)ten, Briefen unb Erinnerungen jufatnmengefteflt, bamit
fott erreidfjt werben, beut £efer ein unmittelbare^ S3ilb von
ben ©mpftnbungen unb ben ßunftanfdfjauungen ber betreffenben
Seit ju geben, bie wefentltdfj oerf Rieben fmb von ber heutigen
$unftbeurt eilung, bie bebingt ift burdf) bie Settftrömung unb
ben großen internationalen ^erfe^r.
Um bag 23ud() audf) für weitere Äreife lesbar ju madf)en,
war irf) beftrebt alle« beibringen, wag iä) in ber 2Remoiren*
litteratur über «Stuttgarter ^unftjuftänbe ober ftünftler fanb;
lange 23efdj)reibungen oon Shmftwerfen, bie ofme 2lbbilbungen
nur ermüben unb wertlog fmb, §abe tdfj unterlaffen; bag 23io*
grapfjifd&e meift fe^r eingefdfjränft unb gewöfmlidfj nur bag
mitgeteilt, wag jum Skrftänbnig beg 23tlbungggangg unb ber
<Sf)araftereigentümltd()feiten beg ßünftterg notwenbig erfdfu'en.
Dagegen f)abe id& (Spifoben unb Slnefboten Dollen SRaum ge=
gönnt unb burd& Mitteilung von Briefen ben unmittelbaren
©mpftnbungen ber Äünftler Siedlung getragen.
Einzelne ßapttel ftnb teilweife fd&on in ber SHünd&ener
Allgemeinen 3 e *tung unb in Ijiefigen £ofalblättern gum Slbbrucf
gelangt. Sßeitaug bag meifte tnufjte jebod^ erft neu jufammen
gefugt werben, wag bei bem jerftreuten Material feine leidste
Aufgabe war. 3wtädf)ft war eg notwenbig, nidfjt allein bie alten
Stunftjeitfd&riften, oor allem bag Gottafdfje 5lunftblatt, fonbern
audf) befonbers für bie neuere 3^it ben Sdfjmäbifcfjen SJkrfur
§u ejrcerpieren. ©ine ergiebige Quelle waren bann bie gebrucften
Kammeroerljaublungen, welche regelmäßig bei ber Beratung
beg ftunftetatg, fielen, meift ftatiftifdfjen, aber aud) hiltur*
l;iftorifdfjen Stoff ergaben. Söeitere Duellen ftnb an ben be*
treffenben ©teilen genannt unb mödfjte idfj nur nodf) &aaft)g
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— V —
„Beiträge jur neueren beutfdfjen $unftgef deichte", 2Bagner£
„©efdjid&te ber ^of)en ftarfefd&ule", SöintterUnS „SBürttem*
bergifd&e Mnftler" unb SoijfereeS Briefe erwähnen.
9codfj fyabt idfj bafür SRedfjenfchaft ju geben, warum idf)
gerabe bie Sßertobe von 1794—1860 abgegrenzt unb jur $ar*
(teüung gebraut fyabt. $)a3 ergiebt ftd) einfadfj barauS, bafj
mit Aufhebung ber Raxläfäuk in ber Xljat ein neuer Abfdfmitt
im Stuttgarter Äunftleben beginnt unb ebenfo bie Regierung
SBilhelmS I. mit einer 3 e ü abfdfjlie&t, bie eine in ftcf) $u*
fammengefdfjloffene Sßeriobe bilbet. 9tach bem $af)re 1860
fann man uon einer Stuttgarter Älunft im eigentlichen ©um
nicht mehr fpredf)en, fie hat ihren fpejießen mürttembergifchen
Gharafter oerloren; bie großen üom &ofe auSgefjenben Sauten
unb ^erfdjönerungen ber Sfteftbenj unb ihrer Umgebungen
waren bis bahnt in ber &auptfache oollenbet unb auch in
politifd^er Sejiehung trat eine Söenbung ein, buref) ben feit
1859 immer mehr abnehmenben ©inffufe DefterreidjS auf bie
fübbeutf djjen Angelegenheiten.
$)ie ßetme unferer heutigen, fo roeit üorgef dfjritt enen
taft, gehen aber alle jurücf auf bie hier gefdfjtlberte Seit,
fte rourgeln in ben gnftituten, bie oereint üon &of unb Staat
gefchaffen mürben §ur Hebung ber $unft in unferem £anb,
unb e$ bürfte ba^er nicht unpaffenb erfcheinen, roenn ich auf
bie £)arftellung ber Entroicflung unferer Staatsanwälten jur
Pflege ber Äunft befonberen 2öert gelegt habe.
Aber auch bie Sßrit>att^ätigfeit ift nicht ju furj gekommen,
ben Vereinen habe ich ein paar Kapitel genribmet, ganj neu
erforfdjjt unb erftmalS bearbeitet ift ber tfunftfwnbel unb ba3,
roaS über ^rioatfammlungen unb Sammler gefagt ift. SDas
Schtufjfapttel ift lebtglidf) meinen eigenen Erinnerungen ent*
nommen unb bürfte manchem erroünfcht fein, welcher fid^
mit ben früheren Einrichtungen unferer ftuttfiföltte unb bem
bortigen Seben unb treiben bdannt machen miß.
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Sttöge nun bctS 23ud) hinaus gef)en unb fidfj greunbe
erroerben, jugletd^ aber audj einen Settrag liefern jur $ater*
lanbafunbe, benn nur bie Siebe jum ^aterlanbe fd^afft gute
Bürger unb bewahrt uns cor bem eroigen $rang nadj
Beuern. Semen mir auö bem 23ucf) ber ©efdf)idjte unfere
eigenen ©djmädjen erfennen unb adjten wir ba3 Sfobenfen
unferer alten üDieifter, bie oft unter ben fdjroierigften polt-
tifdjen unb fokalen SBer^ältniffen unüerjagt weiterarbeiteten.
©ef ^rieben im äRärj 1900.
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Seite
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25ic 2ftater fcetfd), Sdjicf unb SBäcfjter
80
®ic ftunftbeftrcbungen ßönifl 2öilf)elm8 I. in bcr erften ftälftc
99
119
134
151
170
3. ft. (votta unb bcr Stuttgarter ftujiftüerlafl
185
3krcin&n)e)en (Äünftler unb ftunftüereinn
209
226
243
$ic 3(ufäuac bet £itboarapt)te unb bte f. iit^ograpfjifdje 2lnftalt 256
266
^unftbcftrcbunacn ftönig 2Bilf)clm8 I. in bcr ^toeiten fcälfte
285
312
$ic ftunftfdjule unb it)rc Einrichtung am @nbe bcr fünfziger 3ar)rc
321
lieber bic Stuttgarter Käufer unb ttjrc Einrichtung bor 100 fahren 334
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£ie Xustfänge bcr Wabemic bcr ftünftc unb bcr fiujjfer«
fieser 3. ©. Stüter.
j§tc ift nicht mehr bic portreffUd^e 2tfabemie, au£ bcren
©chofe fdfjon fo mattier ßünftler ging! fd^reibt Teufel im
3af)r 1794. 6ie ift nicht mehr btefe -oielumfaffenbe Hnftalt
Marls, bie in einen guten £eil SdjroabenS fo oiel $efd)macf
um fidj oerbrettete unb bie felbft auf bie $3ilbung ber Stutt*
garter fo mächtig roirfte!
3lm 4. Januar 1794 erfchien ein Erlafe be£ öerjogS
Subwig Eugen, in welchem &urcf>laucht nach reiflicher Er=
roägung aller twrwaltenben , oon ben gegenwärtigen Seiten
ein neue§ ©cwtdht erhaltenben ©rünbe, welche bie gortbauer
ber hohen ÄarlSfdjule alliier nicht geftatten, ben Entfchlufj
gefaxt, gebaute« Qnftitut aufzuheben.
3n ber am 18. 2lr>ril erlafjenen näheren 2lu£führungS*
beftimmung Reifet e3 bann weiter: eS werbe im gadje ber
fünfte noch ferner öffentlicher Unterricht erteilt werben, in»
bem SereniffimuS ju Errichtung einer Academie des Arts
auf ben gufe, wie oorbem ein folcheS Qnftitut beftanben fyat,
%$xt gnäbigfte Einwilligung erteilt unb hieju benjenigen Xtxi
be3 Slfabemiegebäube^, welcher bereits für ßunftunterridjt
eingerichtet ift, oorläuftg gnäbigft beftimmt haben, batjer auch
bie ßünftler ihre Arbeiten unauSgefefct fortfefeen tonnen.
lieber bie ©rünbe ber Aufhebung biefeS berühmten Qu*
ftitut* belehren uns am beften bie Slufjeichnungen be3 $er*
Sacfj, Stuttgarter fcunft. 1
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äoglidjen ©efjeimfefretärS Sdjroab, welchen wir folgenbeä
entnehmen:*)
„3$ f e fe e bit 2luf§ebung ber $arl£afabemie unter bie
grofeen Operationen, bie roä^renb ber Regierung &ubroig
ßugen^ oorgenommen roorben fmb. @3 gehörte genrifj fein
geringer -Dfut baju, ein Qnftitut , ba8 im 2luelanb fo Diel
2luffef)en gemalt unb eine fo grofce (Eelebrität erhalten §atte,
aufgeben; unb nur ein gürft, ber, roenn er redr)t ju ^an--
beln glaubte, fidt> über bie Urteile ber 9)ienfrf)en fo InnauS--
fefete roie Subroig ©ugen, tonnte fid) ba§u entfd)liefjen. Ueb=
rigenS boten fid) bei 2lufl)ebung ber Schule fo oiel Sd)roierig=
feiten bar, bafj fie üieOeic^t einen anbern gürften abgefd)redt
unb ifm bewogen Ratten, foldje langfam fterben gu (äffen,
roeldje8 für bie Sefjrer unb göglinge bie aüerfd)iimmfte 2lrt
ber 2lufljebung geroefen märe. Sdjon gegen ba£ (Snbe ber
Regierung §erjog $arl£ füllte man e* nur ju fefjr, bafe
biefer gürft an feiner Stiftung feine fonberlid&e greube mefjr
fjatte; benn er liefe ben $>u%ub, ben bie Slfabemiefaffe bisher von
ber ©eneralfafje erhalten tjatte, um ein ^3eträd;ttidr)cj8 Dermin*
bern, roeldjeS bie golge fjatte, bafe bie 23efolbungen ber $orftel)er
unb &el)rer immer fpäter auSbe^lt mürben unb man fidj für
glürflid) galten mufjte, menn man feine oiertelj ädrige SBefolbung
cor bem Ablauf beä jroeiten üuartalS erhielt."
s JJkn fragte ftd): 1. 2öar btefe Sdntle für ben tDürttem*
bergifdjen Staat notraenbig? 2. ^afjte fie in ba3 ganje
toürttembergifdje ©rgie^ungS* unb Unterridjtfcfnftem? 3. konnte
ber Staat bie jur Unterhaltung biefeS 3nftttut$ erforberlid&en
Soften, of)ne fidj toef) ju ttyun, unb oljne Dkd^teil für anbere
mefentlidje 2lttftalten, beftreiten? 2lße biefe fragen mußten
bei näherer ^Betrachtung Derneint merben; benn baS mit*
umfaffenbe ^nftttut, ba§ alle anberen ^nftitute mit SluSna^me
ber tf)eologifd)en gafultät ju x>erfdjlingen bro^te, habe bod)
*) Stclje SBürttcmbcrgtf^c 23ierteliaf)r8l)efte 1894 8. 159 ff.
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— 3 —
ber ttanbeäumoerfität in Bübingen unb bem ©umnafium in
Stuttgart roefentlichen Abbruch getf)an, bie fic^rcr ent-
mutigt unb fic mi&oergmigt gemalt.
SlnberS Derzeit fidj'S mit ber Äunftf chule, ^iefür war
nnrftid) ein SBebürfniS oorhanben. „(Sin öerjog oon 2öürttem=
berg brauet ein Drdjefter, er muß -Jttaler, Silbhauer, 23au-
meifkr unb (rocil man boch einmal bei &of unb im ^ublifum
gern fprtngen fteht) Sänjer unb £änjerinnen ^aben. Man
raei&, roa^ ben fieqog frembe Rünftler fofteten unb roie teuer
er bie Sprünge einer $eftri$ bejahte. — 3n ber ßarlSafa*
bemie rourbe nun of)tte gro&en Slufroanb in allen biefen
fünften Unterricht gegeben unb in einer jeben bilbeten fieb
einige oortreffliche Stünftler, roooon befonberä bie 9)}aler,
SÖUbfmuer unb ßupferftecher mit ben berühmteren ftünftlern
biefer ©attungen in 2)eutid)lanb unb DteHeid)t in (Suropa um
ben $orjug ftreiten fönnten."
2>a& biefer dlufym ber Stuttgarter SUmftler rotrflich be=
grünbet mar, baoon belehrt uns ein anbereö gleichseitiges
3eugni3, ba§ be3 51. ©ro&britannifchen ftofratS unb ^ro=
feprS ber ^ilofop^ie in ©öttingen, G. deiner«, welcher
in feinen 9tafefchtiberungen folgenbeS fchreibt:
„Stuttgart fyat jroar feine großen öffentlichen ober $ri=
oatfammlungen oon SBerfen ber $unft, roie man fic in anbern
Sfafibenjen unfereS Sßaterlanbeä pnbet; bagegen fann ©tutt«
gart um befto ftoljer auf feine lebenben ßünftler fein, unter
melden Füller, £etfch, Sd)effauer unb ftanneefer
in unb außerhalb £eutfd)lanb£ berühmt finb. SDie Arbeiten
oon Füller roaren fdjon lange in granfreid) unb ßnglanb
ebenfo befannt, unb rourbeu noch eifriger gefugt al£ in
SDeutfdjlanb. Die SBerbienfte oon £etfch, Scheffau er
unb 25annecfer roerben in ihrem Sßaterlanbe nicht weniger
anerfannt als in $arte unb Bonbon; allein fie tonnen nicht
in bem ©rabe belohnt roerben roie in ben großen §aupt=
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ftöbten (Suropaä. 2)er ©efchmacf für bie ßunft, ben ber
oerfiorbene £erjog angefaßt ^at, toirb oon ben nnirbigen
burdfj ihn gebtlbeten Mnftlern unterhalten unb immer mehr
verbreitet." Weniger entjüdft ifl Heiners oon ber Stobt
felbft, ihrer Sage unb ihrer Sauart, ganj entgegengefegt oon
ben Urteilen fpäterer s Jietfenben, meldte bie fd^öne Sage ber
Stabt ftetS l)eroor^eben. „$a Stuttgart toeber eine oor*
äüglidfj ftf)öne Sage, ober Spaziergänge, noch auch fchöneä
s $flafter, eine fdfjöne ^Bauart ober fd)öne öffentliche ^>läfce hat;
fo fann man fxe 5toar feine eigentlich fchöne Stabt nennen.
Scichtäbeftotoeniger macht fie baburdfj auf ben iHeifenben einen
angenehmen (Sinbrucf, baß man allenthalben Setoeife oon nicht
geringem, ftetö junehmenbem SMjlftanbe unb wenige ober
gar feine Spuren oon Armfetigfeit ober Serfallenheit oon
Wohnungen fielet."
fahren mir in ben Aufzeichnungen Schwabs fort.
„2öenn ber §erjog bei Aufhebung ber $arl8afabemte
bem ©eheimenrat^foßegio ben Auftrag gab, auf ^erbefferung
unb (Snoeiterung ber oaterlänbifdfjenSehranftaften ben 23ebacf)t
ju nehmen unb ihm Sorfcfjläge barüber $u machen, fo behielt
er fidO bie Errichtung einer ^unftaf abemie oor, welche
nicht nur junge Äünftler btlben, fonbern auch ^anbroerfs*
leuten 5U einer Schule bienen foßte. Subtoig (Sugen liebte
bie fünfte, unb ^erfonen oon WUtkx haben miä) oerfid^ert,
ba& er in ber Malerei, Silbhauerei unb 2Ruft! einen feinen
©efehmaef ^atte unb über bie SBerfe ber ßunft treffeub urteilte.
(*r hielt auch bie fchönen fünfte für unfchäblicher al£ bie @e*
(ehrfamfeit, oon ber er glaubte, baß fie in neueren QtxUn
nicht nur in einer Art oon Sur^uS, ben man eher befdhränfen
al3 begünftigen müffe, ausgeartet, fonbern auch roirflich jum
Nachteil ber 3ttenfdf)heit mißbraucht raorben märe unb noch
mißbraucht mürbe.
£)a ber &er$og einmal entfchloffen mar, eine 5lunftafa*
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bemic gu grünben, meld&e oon ber, bem 9iamen naä) nodfj bt-
ftetyenben, im ©runb aber ganj erlofd&enen Acad^mie des
Arts oerfd&ieben fein foüte, fo legte idj i^m einen t)on £erm
fianbelämann 9iapp in Stuttgart, meinem ©djroager, ber
ein ^ieb^aber unb flenner ber frönen fünfte ift, üerferttgten
^ßlan t>or, nadfj roeldjem biefeS neue Qnftitut jä^rlidt) nidfjt
roeiter als 3—4000 fl. gefoflet ptte. $em öerjog gefiel
biefer $lan naa) allen teilen fo wofyl, bafs er if)n fogleid)
mit einem Sefret bem ©e^eimenratsfoüegio 3ur Stealtfierung
pgefjen laffen wollte. 2lud) mar ber Herzog bereit, von ben
125 000 %, bie im flammerplan für bie Hofhaltung au$ge=
rcorfen roaren, 25 000 fl. bem neuen flunftinftitut jujuroenben
unb mit 100000 fl. bie jäOrlidjen floften beS &ofe3 gu be=
ftreiten. @r ftarb aber über all biefen planen, ohne bem
£anb geigen gu tonnen, rote er gürforge getroffen für bie
flunft auf floften ber fcoföfonomie."
9iun geht aber aus ben üon SBagner abgebrühten Elften
ber Slfabemie tyxvox, bafe fdjon am 3. Quni 1794 gemä&
ben 2lu8führung3beftimmungen beä 2lufhebungÄbefret3 ber
©ef). £egation8rat flaufmann beauftragt mar, einen betaiU
Herten Pan über bie Errichtung einer flunftafabemte gu ent«
werfen. 2Bir fennen baä betreffenbe Slftenftücf nid&t, au3 bem
Gutachten be$ Geheimer atefottegiumS, batiert 28. 9flärg 1795,
furg vox bem Xobe be8 &ergog£, geht aber tyxvox, ba& von
Seiten ber ftergogl. 9?entfammer feine Geneigtheit beftanb,
bie Slnftalt gu unterftüfcen unb man nur bie feither auf not=
bürftige gortfefcung ber flupferftecherfchule nebft £rucferei
oerroenbeten floften von 1200 fl. genehmigte.
$ie Hoffnungen, welche man auf ben Nachfolger be£
HergogS flarl fefete, pnben in einer Stuttgarter florrefpon*
beng com 8. £)egember 1793 in 9fteufel3 3flufeum ihren 2tu3=
brucf: „SDurch ben Stob be3 §ergog$ flarl finb bie flünfte
in SBürttemberg nichts weniger al£ üerwaift. 2Jton mufe
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§roar befennen, bafc Staxl trieleS für ßünftler getfjan &abe,
nodf) lange roerben baoon £)enfmäler, bic er tyinterlaffen,
jeugen. Slber nitf)t weniger barf man ftdfj suoerläfftg r-on
bem jefct regierenben &ergog in biefer $Rid)tung r>erfpre<$en,
beffen erfte 9ftegterung$tage fdfjon ade von tfjm gemachten
Hoffnungen übertreffen, tiefer eble fanfte 9ftenfd& auf bem
£f)rone mit einem fo feinen unb geübten ©efü^I für alles,
roaä gut unb fdfjön tft, wirb audfj bie fünfte nidf)t blo& be£
©lanseS falber, fonberu als Kenner nähren. 3Jiödf)te man
bteä in jebem anbern £anbe mit fo oieler Uebergeugung, fo
fern oon fried)enber Sdf)meidfjelei, rote \d) biefeS fdEjreibe,
rühmen fönnen! D! SubroigS Regierung roirb in jeber $üdf=
fxdt)t ein fanfter grü^lingStag für Württemberg fein."
$)iefe Soffnungen ftnb leiber bur$ ben frühen £ob be$
&er$og3 ntdf)t eingetroffen, griebridf) (Sugen mar ben fünften
weniger Ijolb, er f)atte lange 3^it in -iftömpelgarb gelebt,
bann in SBaireutl) unb braute in ben legten Qaljren 1794/95
bie Sommermonate in §oljenf)eim gu, roeldfjeS if)tn fein 23ruber
überlaffen ^atte. W\t Qubel warb ber eljrroürbige Regent
oon feinem s l>olfe begrübt; oon feiner 5traft erwartete man
Sd&ufc in ber bebenflidfjen Qtit, tum feiner SBeiefjeit 2lbf)ilfe
ber klagen, meldte bie <Sdfjroädf)e ber $orfaf)ren erregt Ratten,
oon feiner Wiibt (Srletdfjterung ber haften; triumpf)terenb
warb ba£ 2Bort roieberfjolt, mit bem er bie 9läte ber 9Re=
gierung empfangen §atte: ,,3<f) will ©ered&tigf eit üben ; benn
audf) idj trete früher ober fpäter nor ©otteS 9tidf)terftu^l!"
£ie friegerifd&en ©reigniffe biefer $t\t erlaubten jebod)
nidfjt für bie fünfte ju forgen, unb bie klagen ber r»on ber
f)of)en ftarlSfdmle nod) übrig gebliebenen unb einftroeilen fpär*
lidf) befolbeten 5lünftler brangen immer einbringlid&er an baS
Dfjr ber Regierung.
^rofeffor Füller fjatte am 22. Cftober 1795 über
ben $wtd unb ben gortgang be8 ßupferftedfjer=3nftituts einen
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33erid)t eingereiht unb barin als 23eweife feiner Stiftungen
bie Arbeiten ber r>on i§m gebilbeten Hünftler unb bie 2luf*
träge com SluSlanb, befonberS au« Dürnberg, granffurt,
^aris, Slmflerbam unb ßonbon, unb bie i&m vom 2luelanb
anoertrauten Sdfjüler, als weldfje bie Soften beS Qnftitutö
befreiten Reifen, angeführt unb baS Qnftitut ber Hupfer*
brucferei als unentbehrlich unb ftd& felbft er^altenb bärge»
ftettt, auct) bamit bie „gortbauer" beS QnftitutS 3U begrünben
gefugt ; fobann in einer weiteren unmittelbaren Eingabe vom
2. 2)egember 1795 unter 2Bieberf)olung ber ber (Srridfjtung
ber 3lnftalt von §ersog ßarl (£ugen unterlegten SHotioe,
bringenb bie (Srfmltung beS ^nftituts empfohlen. „S>enn in
einem Ort, wo ber grö&te Seil beS ^PubltfumS unb nidt>t blofc
bie niebere klaffe beSfelben fo wenig ©efcrjmacf unb ©efütjt für
bie freien fünfte fjat, unb wirflidfj fdj)lecf)te Hünftler von bem
gewö§nlidf)en &anbwerfer faum ju unterfdfjeiben weife, müffen
jene unfehlbar mutlog werben unb in tljrer ßunft gurüd*
fommen, wenn fie fidfj felbft überlaffen bleiben unb md)t bie
c)ör)erc^ßrotehtori beS&anbeSregenten ju geniefjen baben foUten."
Slber audf) baS fruchtete nid&t, bie Rentfammer blieb
barauf befielen, bafc bei ber gegenwärtigen &age eine weitere
Unterftüfeung beS Qnftitut« nid^t tr)unlicr) fei.
2öir laffen audfj f)ier eine Stimme aus ber treffe folgen.*)
Stuttgart 27. Sunt 1795.
„9Jfit bem Regierungsantritt unfereS geliebteften ^ergogS,
griebrid) (£ugen, fdjeint audfj für bie fünfte eine neue glücf*
tidt)e (Spocfje in SBirtemberg ju beginnen. 9Jtit Sßerwunberung
Dat biefer ungemein tfjätige gürft unter anbern ©egenftänben
feiner Slufmerf fantfeit audfj bie grofje Slnga^l ber jutn £etl
oortreffli^en Hünftler aller 2lrt, befonberS ju Stuttgart, be*
merft unb fie als einen fdfjäfebaren $laö)lab oon ber Regie»
rung feines burd&laudfjtigen SruberS ßarl, biefeS befannten
*) 2K«ufeI 3ltut 2fli3c. I. 6. 116.
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Remters unb $Jefd)üfcer$ bcr frönen fünfte mit eben bem
fichtbaren 2BohlgefaHen betrachtet, mit meinem er überhaupt
bei allen Senfmälern feines t>ereroigten SBruberS oerroeilt.
3^m fiel fd)on vox einem Sahr, als er felbft von unferem
jefcigen Erbprinzen begleitet, ba£ Sltelier unfereS liebend
roürbigen unb fleißigen ^rofefforS Scheffauers befugte,
bie SBüfte unfereS fjod^erjigen öerjogS 5?arl, meldte biefer
banfbare 3 ö G^ n 9 feinem großen 2Bo^ltf)äter gu Ehren eigent=
lief) con amore gerabe bamatS bearbeitete, fo auf, ba& er
mit Führung fie lange betrachtete, unb enblidj nebft unferem
eblen Erbprinzen mit Xljränen baoonging. (Seitbem hat ber
£ünftler biefe SBüfte »oßenbet unb ber ßerjog fyat fie für
80 SouiSb'or gefauft. ©ie ift nach einem ÖipSabbrucf mv*
fertigt unb bie Äunft ^at baS uottfornmen erfefct, n>aS an
bem Leichnam fdjon alteriert fein mu&te. $)aS Profil, be*
fonberS von ber rechten Seite t)cr betrachtet, ift fpredjenb.
Slufeer biefer 23üfte haben mich oorjügltch groei niebliche 3)2ufen
angezogen. SBeiter finb fertig bie Süfte ber Cleopatra, $er*
feuS in Basrelief. SlchilleS im $t\t, roie ihm bie 2lfcf)en=
urne beS ^ßatrocluS gebracht roirb. 2lrria unb s £aetuS.
3)ie Errichtung einer neuen 2lfabemie ber fünfte
ift, feit ber Aufhebung ber ßarlsfchule, bis jefet noch fo
roenig als bie übrigen Sehranftalten, welche SBirtemberg für
ben $erluft jeneö allumfaffenben QftftitutS entfchäbigen foHten,
jUt ftanbe gefommen. 3Bir roünfchen aber, unb hoffen recht
ftarf, bie Ausführung jener Entwürfe unter ber Regierung
unfereS oortreff liehen unb fehr thätigen &er§ogS grieb*
rieh Eugen befchleunigt ju fehen."
2>och nicht allein Füller, fonbern auch bie übrigen Än«
gehörigen beS 3nftitutS, bie£offupferftecher£et)bolb, Schlot*
terbeef, 2lbel unb $etterlinuS, fahenfich itt ihren ^ntereffen
fdjroer gefchäbigt unb in ihrer Ejiftenj bebroht; fie baten um bie
Errichtung einer 3eid)nungSfchule, inbem bie Errichtung einer
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folgen 2lnftalt roefentücheä Bebürfniä unb fett Aufhebung
ber hoh en $arl$fdmle allgemeiner 2öunfch be8 ^iefigcn ^ubli=
fum£ fei, weit erft burdj Kenntnis in ber 3eidmungSfunft
auch fogar ber ftanbroerfer mehreren Gefdmtacf unb Wott-
fommenheit in feinen Arbeiten erlangen unb monier 3üng=
ling feine oerborgenen unb fonft ungenüfcten Anlagen au^u*
bilöen Gelegenheit befommen roürbe. $>a8 gleite gefdjah-in
einer Eingabe be3 §offupferfted)er3 Keffer, melier fid^ bei
ber gemeinfcfwftlidfjen BorfteUung ber übrigen &offupferftecher
nid)t beteiligt hatte; aufeerbem Ratten auch eine Slngaht e^e=
maliger Äunftjöglinge gebeten, ihnen ba£ jum 3eidjnen nad)
ber Statur noch eingerichtete 3"™™^ bell Slftfaal, nebft
freier fieijung unb Beleuchtung ju überladen. Schlie<d)
fal; ftch aud; noch ocr ehemalige Sehrer ber 3lrchiteftur an
ber hohen ilarlSfdjule, Sftajor gif eher, veranlagt, in einer Ein*
gäbe an ben &er$og com 10. 3)Mrj 1796, roenigften* bie
Errichtung einer 3^$^nfchule in ben von ber Slfabemie Der»
laffenen Räumen §u geftatten, trofcbem, rote roir gefef)en
haben, fchon föerjog Subroig Eugen btefem Slnftnnen ent*
fprodjen hatte. Unb fo fam enblid), roenigftenS bie mm §of«
fupferftecher Keffer geleitete 3eichenfchule in Gang unb würbe
am 1. 3uli 1796 mit 40 Schülern eröffnet. s 2Mt ber 2luf=
hebung beS Kupferftecherei*3>nftitut8 rourbe aber üoüer Ernft
gemacht unb am 15. September be3 genannten 3ahre£ er=
fchien eine „höchf* gnäbigfte Spesialrefolution", in welcher
foroohl bem ^rofeffor Füller als auch ben übrigen £of*
fupferftedjern eröffnet rourbe, bafj iljr Gehalt nunmehr gänz-
lich 5« faffieren fei, fie aber bie bisher innegehabten 3intmer
noch ferner ju benu&en nicht gehinbert feien. £>a$ mar ein
harter Schlag für bie beteiligten ftünftler unb nun erfolgte
ba£ bebeutfame Pro-Memoria be$ ^rofeffor^ Füller, worin
er ausführlich über feine Sauf bahn, feinen Eintritt in bie
StarlSfchule unb feine f eiterigen Erfolge unb Bemühungen
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um ba3 $upfer|lecherei*3nftitut, beffen SBorfknb unb ©rünber
er war, fidf) auSfpradj.
21m ©df)lufe feiner Eingabe bewerft Füller: „Sange e^e
ber f)bd)ftfelige §erpg Raxl beu ©ebanfen faffen fonnte, in
Der aufgehobenen fyotyn 5larl$fdnile ein StupferftechersQnftitut
5U errieten, warb idj oon bem Regenten 2Bürttemberg3 unter
wieberholten Sortierungen oon ©nabe, Unterftüfcung unb
s £erforgung baju beftimmt, in btefem Teil ber fünften in
meinem $aterlaub gleidfifam bie $3af)n 3U brechen ober
ben ©runb ju legen. Qdf) warb aud; mirflidfj ju bem (£nbe
grofemütigft unterftüfct. 3d(j glau6te in biefem ©ange ber
Sadf)e, in ben an midf) gebrauten Slufforberungen unb ben
93erftcf) erungen , womit fold&e begleitet routben unb in ber
mir wirflidf) gu Seil geworbenen Unterfiüfcung eine 5lrt oon
oertragSgemäfeer SBerbinbltd^feit ju fmben, bie midj jebeit
anberroärtigen Antrag auflagen liefe. 3<$ glaubte aber
audf), bafe td), ba ich nun mirflidf) in bie SDienfte eintrat, auf
gegenüberftefjenber Seite meinet gnäbtgften §errn unb feiner
burchlaudjtigften S'tegierungSnachfolger, auf Slnerfennung einer
gleichmäßigen Sßerbinblidjfeit midfj nid^t nadf) SBiHfür unb ohne
in meinem betragen liegenbeu ©rünbe aus $ienft unb 23e*
folbung fefcen &u fönnen, mürbe rechnen bürfen. 2Bar id)
ju befdjetben, mir foldfjeS auSbrütflicf) ju bebingen, was ber
»Qergog $arl, ba er midf) surüdrief, mir gemife auf baä bün*
btgfte für fidt> unb feine burdf)laud)tigften $egierung$nadf)folger
3ugefid)ert haben mürbe: fo fann ich mich bodf) nicht über-
zeugen, bafe ich nach bem gangen 3ufammenhang ber oorge*
legten 33erf)ältniffe nun meniger gegrüubete 2Infprad^e baran
haben — unb bafe meine Sefchetbenheit ber ©runb meinet
UnglüdS werben follte."
ßtne weitere ©ingabe betont, bafe er in bie SRotwenbig*
feit gefefct fein werbe, bie Leitung ber $upferbrutferei audj
in 3**t«f* f elbpt %\x übernehmen, „wenn anber3 biejenigen
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Ijiefigeu ßupferftedf)er , bie ftdfj mit bcr Bearbeitung feinerer
platten befd&äfiigen, nidfjt aufeer ftanb gefe&t fein foflen,
ir)rc Arbeiten gehörig ju r»oÜenben." — £rofc attebem mürbe
tf>m am 15. Quni 1797 bie unbebingte @nt$ief)ung feines
©ef)alt8 eröffnet, mit bem £roft, bafe bei fünftigen (Megen*
Reiten, roenn bie Berbefferung beä famer aliftifdfjen 3ufianbe$
einen mehreren Slufmanb jur Unterftüfeung unb Beförberung
ber fünfte geftatten werbe, auf iljn befonbere ^üdftd)t 5U
nehmen.
(£3 ift Oier nid&t ber Ort, näfjer auf bie £eben3fdf)icf=
fate unb bie Berbienfte be3 berühmten 5lupferfted(jer3 ein^u*
gelten, in ber golge unferer Betrachtungen roirb nodf) mandfje«
auf ir)n besüglidfje jur Spraye fommen. (Sinftroeilen gentige
ba3, roaS ber oon uns angebogene Heiners über 3)tüHcr unb
feine $unft fagt. „$ie Hauptarbeit be§ Herrn s £rofeffor
Füller ift je&t eine platte, auf n?cldt)er er ein ©emälbe beS
amerifanifc^en Cberften £rumbuH nadf)fticf)t. tiefer Oberfte
XrumbuQ arbeitete bie nricrjtigften (Scenen be£ amerifaniferjen
Kriegs in einer S^ei^e von ©emälbeu aue, unb ©erteilte bie
©emälbe an bie gröfjten Äupferfted&er in (Suropa. Xa$*
jenige, maS §err 3JlüHer erhielt, fteüt bie berühmte (5d)[aä)t
bei 33unfer$(ull, ntdfjt roeit oon Bofton, mit einer unbefefureib*
liefen $raft unb $unft bar;*) unb &xx Füller fjat uon
feiner platte, fo roeit fie jefct aufgearbeitet ift, einige 316*
brüefe nehmen laffen. 3ticr)tfenner fönnten nadf) biefen 2tb*
brüefen glauben, ba& bie Arbeit iljrer Bollenbung nafje fei.
35er $ünftler hingegen oerfidfjert, bafe nodf) ebenfo tnel ju
trjun ü6rig, als fdfjon getrau roorben fei. Sittgemein befannt
ift bie r;of>e Bollenbung, meldte Herr 3JJülIer allen feinen
SBerfen giebt. 9?idf)t fo befannt ift ber aufjerorbentlidjje gleife,
mit meinem er unabläfftg unb tote feine greunbe fürchten,
bis §um ©dfjaben feiner ©efunb^eit arbeitet. Ueberfjaupt t>er=
*) 2)a3 93latt erfaßten erft 1798 bei 21. ®. 5ßoggt in Soubon.
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bienen bie Stuttgartifcf)en ftünftler ben feltenen SRufjm, bajj
fie eben fo untabelidfj in iljrem Söanbet als angenehm im
Umgange ftnb."
£er Söefud) (Stoetzes in Stuttgart.
Heber ben 3uftanb ber fünfte in Stuttgart im 3a^r
1797 werben mir burdf) feinen (Geringeren als ©oetf)e auf«
etngerjenbfte unterridjtet. @3 war im Spätfommer 1797, als
berfelbe auf einer Sd^meijerreife Stuttgart berührte unb ftdj
neun Sage bafelbft auffielt. @r ftanb bamals in feinem
48. Lebensjahre, auf bem ^ö^epunft feiner geiftigen ©röfce,
unb jeber Kenner ber ©oetrjefdjen Schriften wirb gerabe au<$
jenen $eifebericf)t, obgleidfj er fo wie er uns oorliegt, mö)t
von ©oetfje felbft, fonbern erft aus feinen Tagebüchern unb
Briefen nadf) feinem £obe ^ufammengefteßt ift, gu ben SMeiffcr«
werfen beS $)idfjterS rechnen.
©oetlje fam r»on granffurt über ^etbeibcrg unb igeil-
bronn, baS i(jn aucf) ferjr intereffterte, am 29. Sluguft abenbs
in Stuttgart an unb ftieg im römiftfjen Slaifer ab. 2>ie Sage
ber Stabt, „in einem Greife r>on fanften ©ebirgen, machte
in biefer SageSjeit einen ernften (Sinbrucf." 2lm anbern
s J)iorgen fdt)on früt) 6 Uf)r mar er nadE) feiner ©erooljnf)eit
auf ben Seinen, um bie Stabt mit ifiren Umgebungen ju
refogno^ieren. SDie bamals faft nodf) twflftänbig erhaltene
Stabtmauer t>ergleicf)t er mit berjenigen §eilbromtS, obgleich
bie lefctere ftattlicfjer fei. (5r rütjmt bie frönen SlHeen in
ber Umgebung ber beiben ©d&löffer. S)aS neue Sd&lofe „ift
üon bem ©efdfjmacf ber &älfte biefeS ^arjrlmnbertS, baS
©anje aber anftänbig frei unb breit." SDaS alte ©<$lof3 ge=
fällt if)m gar nidfjt, e$ fei faum nodj) ju einer £fjeaterbefo=
ration gut! „£>ie alte Stabt gleist granffurt in i^ren alten
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teilen, fte liegt in ber £tefe na$ bem i (einen 5Baffer 31t.
2>ie neue ©tabt ift in entfdjiebenen Dichtungen meift grab-
linig unb red)troinflig gebaut, ohne Slengftlichfeit in ber 2lu8=
führung. Wlan fieht Käufer mit mehr ober weniger lieber*
Rängen, ganj perpenbifulär, von oerfchiebener 5lrt unb Öröfje."
$>er erfte SBefuch galt bem Kaufmann SHapp, an ben
er Empfehlungen hatte, unb fanb an ihm einen worunter*
richteten t>erftänbigen $unftfreunb. Er jeigte ihm eine fd&öne
Sanbfdfjaft oon Soth unb ein merfroürbigeS ofteologifd&ea s J>rä=
parat, dlavp, ber Schwager $)annecfer8, mar bamal3 eine
hertwrragenbe Stuttgarter ^erfönlichfeit, befannt als ftunft*
freunb unb Sammler , er befafc baS &au8 bei ber 6ttffe&«
fircf)e, jefet im löefife be£ SBuchhänblerS Sturfc. (Setjr ein*
ge^enb fpridf)t ©oethe über feinen 23efu<h bei X an ne der,
ben er öfter in feinem Stubio im Schlöffe auffudjte.
„2öir fanben bei ihm einen &eftor, ber ben ^arte fchüt,
ein etwas über SebenSgrö&e in GHpS ausgeführtes 9)tobell,
forote auch eine ruhenbe natfte weibliche gigur im G^arafter
ber fel)nfud£)t£t>ollen Sappljo, in ©ip£ fertig unb in 9)larmor
angefangen ; begleichen eine fleine trauernb fifcenbe gigur ju
einem 3intmermonument. Qdfj fah ferner bei ihm baS ©ip£*
mobeü eines ftopfeS oom gegenwärtigen §er§og (griebrid)
Eugen), ber befonberS in Marmor fefp: gut gelungen fein
foll, fomie auch feine eigene ^öüfte, bte, ohne llebertreiluntg,
geiftreidf) unb lebhaft ift. 2öaS mich aber befonberS frap*
pierte, mar ber CriginalauSgufj oon Schillers Süfte, ber eine
fold&e Söaljrljeit unb SluSfü^rtic^fcit fyat, ba& er wirfltdh Er»
ftaunen erregt. Qdfj fah nodfj fleine Sflobelle bei ihm, rcdt)t
artig gebacfjt unb angegeben; nur leibet er baran, woran
mir 2Hobernen äße leiben, an ber 2Baf)l beS ©egenftanbeS. —
2lucf) fah tdj eine $8afe bei ihm, aus graugeftreiftem 2lla=
bafter, von Sfopi, oon bem uns SBoljogen fo Diel erzählte.
(SS ge^t aber über alle SBefchreibung unb niemanb fann ftdf)
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ol)ne Slnfdjaumtg einen Begriff von biefer Bollfommenfjeit
ber 2Irbett machen. — £errn ^rofeffor ©djeffauerS
SBevfftatt fonb tdfj eine fdjlafenbe BenuS mit einem 2lmor,
ber fte auföecft, mm feigem 9Harmor, raofjl gearbeitet unb
gelegt; nur wollte ber 2lrm, ben fte rüdroärts unter ben
$opf gebraut tyatte, gerabe an ber (Stelle ber &auptanftd)t
feine gute Söirfung tlutn. einige Basreliefs antifen 3n*
fjaltS, ferner bie Lobelie ju beut Monument, n>eldt)e£ bie
©ernannt beS jefcigen jQerjoge auf bie burd& ©ebete bes
Golfes unb ber gamilie mieber erlangte ©enefung beS gürften
aufridjten läfet. $)er DbeltSf fte^t f$on auf bem ©d&lo&=
plafce mit ben ©ipSmobellen gegiert."
3n Begleitung r>on£l)ouret unb Sd&eff auer nrirb ba£
neue Sd)lo& beftd&tigt, beffen redetet glügel gegen bie plante
eben im Bau begriffen mar. „Wan ift eben mit ben ©e=
fimfen unb Redten befd)äftigt. 3fopt mobeQiert bie £eile,
bie aisbann tum auberen Stuftatoren auSgegoffen unb etn=
gefcfct roerben. Seine Regierungen finb fe&r geiflreidr) unb
gefdjmacfDoH; er l;at eine befonbere Liebhaberei gu Sögeln,
bie er fefjr gut mobeüiert unb mit anberen ßkxaten gu--
fammenfteöt. Sie tfompofitton beS ©anjen f>at etroaS Ort*
gineßeS unb £eid&te3." 3m übrigen fprid&t (idj ©oetf)e nidr)t
fefjr günftig über ben Bau be$ <£d()loffe3 aus. @r finbet
nichts uadjalmtungSroertcS bort, im ©egenteil unjä^lige Bei=
fptele beffen, roaS man oermeiben foll. „$te Marmore, be*
fonberS aber ber Sllabafter beS £anbe£, nimmt ftdt) fe&r gut
au«, ift aber nidfjt jur glüdflidfjften ^Defloration »erroenbet.
UebrigenS finb bie 3imnier, man möchte fagen, gemein vov-
ne&m; fo 5. B. fie^t man auf einem gemein angeftridjenen
roeifjen ©ipSgrunbe oiele oergolbete 2lrd&iteftur , bie Spüren
bei tyren fd&nörfelfjaften Bergolbungen mit ßeimfarbe ange=
ftridfjen, bie ©uibatfdfjen <piafonbg nadfj ber befannten 2lrt.
3n bem 2Bolm$immer beS jefeigen ^ergogS faf) idfj eine fjalbe
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gigur, bic auf ©uercin f)inbeutet, einige &mbf<$aften au«
23iermann« früherer 3 e ^ * in 9 ute $ 8tlO f iHm §etfd(), bie
Butter ber ©rächen im ©egenfafc mit ber eitlen Römerin
norftellenb" (icfet in ber 51. Staat«galerie). SDie Söeftd&tigung
be« ©d&loffe« giebt ©oetfje Veranlagung, einen @£fur« über
ard()iteftomfd)e $eforation r)ier ein3ufdfjalten. (£r intereffiert
ftdfj für alle«, namentlich aud) für ©laemalerei, über meldte
er audfj feine ©ebanfen nieberfcfjreibt, anlä&lidf) eine« SBefudje«
in £of>enl)eim. Von weiteren Siünftlern befugt er ^ c t f dt),
s J)füller unb §arper.
„3n 2lbmefenf)eit be« ^rofeffor« &etfdf) liefe un« beffen
Oattin feinen 2lrbeit«faal feigen. Sein gamtlienbilb in gangen
lebensgroßen giguren f>at oiel Verbienft, befonber« ift feine
eigene f)ödf)ft waf>r unb natürlich @« ift in SHom gemalt.
Seine ^orträ't« finb fet)r gut unb lebhaft unb foüen fefjr
äfcnlidf) fein, ©r !)at ein fjiftorifd&e« 33ilb nor, au« ber
^efliabe, oa 9)?aria fidf) mit ^orcia, ber grau be« Pilatus, uon
©lüdfeligfeit be« einigen £eben« unterhält unb fte baoon über-
geugt. 2öa« läfet fid^ über bie 2öa&l eine« folgen ©egem
ftanb« fagen? unb wa« fann ein fdfjöne« ©eftdfjt ausbrürfen,
ba« bie ©ntjütfung be« Gimmel« r>orau«füf)len fott? lieber*
bie« fjat er gu bem Alopf ber $oräa jroei Stubien nadf> ber
9ktur gemalt, ba« eine natf) einer Römerin, einer geift* unb
gefü^looßen tyerrlidfjen brünette, unb ba« anbere nadf) einer
blonben guten meinen SDeutfdfjen. SDer 2lu«brud oon beiben
©efid&tern ift, wie fidf)'« oerftefjt, nidjt« weniger al« über*
irbifdf), unb wenn fo ein SBilb audf) gemalt werben fönnte,
fo bürften feine inbtoibueUen 3^9* oarin erfdjjeüten. Qnbeffen
möchte man ben $opf ber Römerin immer cor Slugen fjaben.
(5« f)at mtdj fo ein erjbeutfdfjer (Sinfall ganj üerbrie&lid& ge=
mad^t: ba& boc§ ber gute bilbenbe ßünftler mit bem ^oeten
wetteifern will, ba er bod& eigentlich burdfj ba«, wa« er allein
machen fann unb 311 machen fjätte, ben £tdf)ter jur Vergweif*
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lung bringen fönnte!" — s }kofeffor 9Jtüller, ber berühmte
Slupf erftecher, arbeitete an bem ^orträt be£ SJialer ©raff unb an
feiner ©d)(a<$t bei Sunfeld oon bem Simerifaner £rum*
büß, welche (5tidfje oon ©oethe fetyr gerühmt werben. „Stuch
fah idj ba3 bewunberungäwürbige Tupfer beS (efeten ßönigä
oon grantreich (£ubwig XVI.) in einem oorjüglichen Slbbrucf
aufgeteilt."
„darauf befugten mir s £rofeffor &arper, einen geborenen
l'anbfchaftgmaler. £)ie ^Begebenheiten unb ^Bewegungen ber
Statur finb ihm fefjr gegenwärtig, fo bafe er mit oielem ©e=
fd&macf lanbf dfjaftliche ©emälbe ^eroorbringt. freilich finb
e£ nur imaginäre Silber unb feine garbe ift fyaxt unb roh;
allein er malt fo aus ©runbfäfcen, inbem er behauptet, bafc
fein Kolorit mit ber Qtit ^on unb Harmonie befomme, toie
benn auch einige breifeig- unb oterjigjährtge Silber oon ihm
ju bemeifen fcheinen. @r ift ein gar guter, allgemein be*
liebter, wohlerhaltener Wlam in ben ©ewigem unb wirb
oon hier balb nach Berlin abgeben."
G£ ift fefjr interaffant, fd&reibt ©oetfje an ben &erjog
oon Sßeimar, ju beobachten, auf meinem fünfte bie fünfte
gegenwärtig in Stuttgart fielen, fierjog ßarl, bem man bei
feinen Unternehmungen eine gewiffe ©rofehevt nidf)t abfpred&en
fann, wirfte boa) nur jur Sefriebigung feiner augenblicfltchen
^eibenfdfjaften unb jur 9iealifierung abwechfelnber ^h an ^ a ^ en -
3nbem er auf Sdfjein, ^epräfentation , (Sffeft arbeitete, fo
beburfte er befonberS ber ßünfiler, unb inbem er nur ben
niebrigen $md im 2luge hatte, mufjte er boef) bie höhten
beförbern. 3ft Sfulptur, Malerei unb Slupferftich feien oor*
äügltche 3Jieifter herangebilbet worben; in ber Saufunft, beren
ber fiergog bodh am meiften beburfte, fcheine er ftdfj mit <5ub*
jeften, bie er um (ich hatte unb gewöhnt war, begnügt unb
burdfj fxe feine eigenen 3been aufgeführt 5U haben. „£)afür
fann man aber auch bei allem, wa$ in SubroigS bürg, Stutt*
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gart unb ^o^en^etm gefdjefjeu ift, nur ba3 Material, ba$
©elb, bic 3*ü, foroic bie cerlorene 5traft unb ©elegenfjeit,
etroaä ©ute3 ju machen, bebauern."
VefonberS über £>of)enf)eim tagt ©oetf>e feine fdjjarfe
Äritif lo£; ba$ ©anje ift ifjm eine merfroürbige (£rfdfjeinung,
„ba* <2d[)loB gewährt ben gleidjjgülttgften Slnblicf von ber
SBett, foroie aud& fämtlid^c ©ebäube ganj weife angeftrid&en
finb. SRan fann oom Weufeern ber ©ebäube fagen, bafe fie
in gar feinem ©efdmiatf erbaut finb, inbem fie nid&t bic
geringfte (£mpfinbung meber von Neigung nod) SBiberroiHen
erregen. (S^er ift baS (Sfjarafterlofe einer blofeen, beinahe
nur (janbroerfämä&tgen SBauart auffallenb." Slnerfennenb
bagegen fprid)t er fidfj über bie ©ipSarbeit beS 3fopi auä;
„e$ ift fjöd&ft merf würbig, befonberä wie bie freifte^enben
Slätter ber s Jiofen unb bie f)of)len itronen aufgearbeitet unb
auf Seilen sufammengefefct werben, woburdj) fe^r fdf)öne unb
bur<3) Statten wirffame Vertiefungen entfteljen. — Von ben
größeren $ofen bringt ein Arbeiter nur eine ben Sag im
ftanbe. ©ie arbeiten feit 3fopt£ 3Mreftion mit großem Ver=
gnügen, weil fie fefjen, wie fefjr fie in i()rer ©efd&tdlid&feit
junelmten."
lieber bie ^Jerfönltdftfeit be$ 3)feifier$ äußert er fidfj alfo :
3fopi ift ein fürdfjterlidj) paffionierter Italiener, bie 2lrt, rate
er bie granjofen fja&t unb wie er fie fd&ilbert, ift einjig,
fowie er überhaupt eine ^öd^ft interejfante Statur ift. 2U3
bie granjofen (1796) nadf) Stuttgart famen, fürdjjtete man eine
^lünberung. @r ^atte feine Vafen woljl eingepacft im £)amt*
ederfd&en Saufe ftetyen. &eimltdfj fauft er fidfj ein paar £afcf)en=
piftolen, ^uloer unb Vlei unb trägt bie SSaffen geloben mit
fidf) l)erum, unb ba man in ber erften 9ta<f)t unoorftdfjtiger*
weife einige grangofen tn$ &au$ läfet, bie ju trinfen forberten,
fidfj aber nacfytyx äiemltdfj unartig bejeigten, ftanb er immer
babei unb fjatte bie &änbe in ben Saften, entfdfjloffen, bem
8a$, Stuttgarter «unfr. 2
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18 —
erften, ber fid& feinem 3"itmer unb ben Giften genähert f)ätte,
eine Äuget burdfj ben £etb ju jagen unb neben feinen Arbeiten
3U Serben.
Xudj) nodj im §erbfl 1797 faf) eS friegerifd& in StutU
gart au8. 3 ro ifö cn 2Rüf)lfmufen unb Elbingen bis gegen
§od)berg fampierten 25 000 2)iann Ceflerreic^er unter ®vy-
tjerjog Karl. ©oetf)e madjjte einen 2lu3flug borten unb mürbe
tum bem Hauptmann ^aforborosfg uom ©eneralftab fef>r gut
aufgenommen unb geführt.
Son ben Stuttgarter nnffenfdfjaftltdfjen 3lnftalten ermähnt
©oetl)e nur bie öibliotfjef, „ein ungeheures ^ötjerneS ®e*
bäube, ba$ ehemals ein Üauff)au3 war", (Da3 ehemalige
£errenf)aue auf bem üttarft). Sibliotbefare (inb ^ßeterfen
unb §ofrat Sdfjott. ßligeittlid) roiffenfdfjaftlicfje 9iicf)tung be*
merft man in Stuttgart wenig; ftc fa^eint mit ber Raxi&
afabemie wo mdf)t uerfdjwunben, bodfj fefjr oereinjelt ju fein,
lleber^aupt oerfe^rt ©oetlje faft nur mit tfünftlern unb tfunft*
freunben; er üerfäumt nid&t, alle if)tn befannt geworbenen
^rioatfammlungen ju befugen. Um bie ©emälbefammlung
be» SegationSratS 2lbel §u fef)en, bie au£ gurd£)t oor ben
granjofen bei greunben verteilt mar, fam er in mehrere
Käufer, befonberS ju bem preujjifd&en ©efanbten oon 9Habe=
weife, ber in einem ber fdf)önften Käufer be3 bamaligen Stutt*
gart, SlönigSftrafje 35, jefct SHominger, wofmte. gerner werben
bie Sammlungen beS ßonfiftorialrat 9iuoff unb beS Dtegie*
rungSratä grommann befugt, lefcterer befafc audfj einige au£
ber franjöfifdfjen ?Keoo(ution gerettete Silber. „Sobann bei
§errn Sfteper, ber rerfd&iebene gute ©emälbe Imt. (5r jeigte
mir öfumeu- unb grudfjtftücfe oon einem gemiffen SBolffer*
mann, ber erft mit natur^iftorifdöen Arbeiten angefangen, ftd&
aber barauf nadfj be &eem unb föupfum gebilbet unb fowoftf
Sßaffer* aU Delfarbe, grüßte unb 3nfeften aufjerorbentlidf)
gut madfjt." Set Oberftteutnant s 28eng faf) er and) ein Silb
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- 19 —
oon &etfch, einige angebliche Hubens nnb einen grons gloriS.
2)ie Silber oon ©ctfd; nnmfcht er überhaupt mehr burdjge*
führt. 2lud> üerfäumt er nicht, ben bamate berühmten Mecha*
ntfuS Lebemann aufenfudjen , welker befonberS gute gern*
gläfer fabrijterte.
$on mufifaltfchen ©röfcen befugte ©oethe ben ÄapelU
meifier 3umfteeg nnb fcerrn Meiling, „ein fehr pafftonierter
£iebf)aber ber 2Kufif, befonberä be3 ©efangeS. 2lu£ ben
brillanten Seiten beä öergogS Karl, roo Qomefli bie Oper
birigierte, ift ber ©inbrucf unb bie &iebe jur italienifchen
Mufif bei älteren ^erfonen §ier noch lebhaft oerblieben.
Man fieht, wie fef;r fich etroafc int s ^ublifunt erhält, ba*
einmal foltb gepflanzt ift. Leiber bienen bie 3 c ^umftänbe
ben Oberen ju einer 2lrt Rechtfertigung, bafe man bie fünfte,
bie mit wenigem hier ju erhalten unb ju beleben mären,
nach unb nach ganj jittfen unb oerflingen läfet." Ueber ba3
Sweater äu&erte (Ich ®oetf)e ebenfalls fehr mißfällig; man
merfe an einer gewijfen (Steifheit unb Xrocfenheit feinen
afabemifchen Urfprung gar leicht ab. £a$ Sßublifum h a &e
nur burch ©eroohnheit unb hergebrachte 9Zad^fic^t eine 2lrt
oon kümmerlicher greube, unb eine rounberüche 5tonftttution
ber £f)eaterauf ficht mache jebe SBerbefferung fehr fchtuterig.
©oethe hörte im Sweater ben 2)on Garloä oon Schiller
unb fagt barüber: „3<h h^e nicht leicht ein ©anjeS gefehen,
baS Reh fo fehr bem Marionettentheater nähert als biefee.
©ine Steifheit, eine $älte, eine ©efchmacfloiigfeit, ein Uli«
{jefchief, auch nur bie Möbel auf bem Xfyzattx ju fteßen, ein
Mangel an richtiger Sprache unb $eflamation in jeber 2lrt
2luSbrucf irgenb eine« ©efühU ober höheren ©ebanfenS, bafc
man fich eben 20 Qafjre unb länger jurücf werfest fühlt.
Unb mag am merfroürbtgften ift, fein einziger finbet fich
unter ihnen, ber auch nur irgenb gu feinem Vorteil fich au ^ s
zeichnete; fte paffen alle auf bas befte jufammen."
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©anj twberä urteilt ©oetlje über bie bübenbe Kunft;
Mütter unb&anneder roaren bamalS ftorgpfyäen, bereit
Dfluf im 3n* unb 2lu3lanb roeit oerbreitet war. Kupfer*
ftedfjen fteljt roirflid) Ijier auf einem f)of)en fünfte, fdfjreibt er
an ben &er§og oon Sßeimar; „^rofeffor Füller ift einer ber
erften Künftler in biefer 2lrt unb fwt eine ausgebreitete
Sdfjule, bie, inbem er nur große Arbeiten unternimmt, bie
geringeren budj()änblerifcf)en Sebürfniffe unter feiner 2luffi<$t
befriebigt. ^ßrofeffor Setjüolb, fein Sdfuiler, arbeitet gletdfj*
falls nur an größeren platten unb mürbe an einem anberen
Orte in 2lbftd)t ber SBirfung auf eine Sd&ule baS balb leiften,
roa3 ^rofeffor Füller ^ier $ut. ^rofeffor Sannecfer ift
als Künftler unb 2)?enfd) eine l)errlidf)e ^atur unb mürbe
in einem reiferen Kunftelement nod) meljr teiften al$ f)ier,
roo er 511 oiel aus fidfj felbft nehmen muß."
3ntereffant ift, roaä 2)annedter felbft in einem Briefe
an SBoljogen über ben 2lufentlmlt ©oetf;cg in (Stuttgart fagt:
„Sie fennen feine ungeheure KunftfenntniS, feine i'tebe 3um
Großen, ^oüenbeten, (if)arafteriftifcfjen, ©d)önen. D, idf>
bin äußerft glüdlidf), einige fd&öne Meinungen, bie mir nun
®efefc bleiben, oon ifmt gelernt ju f)aben; ja, roaS er mir
fagte, mar in mir, jroar mie ein hiebet, fdjon e^e er nur
311 mir fam, aber baß icfy'S nidfjt auSbrürfen fonnte; nun
müßte icfj'S gleidf) ju Saufenben anjuraenben. $>a£ ift
gcroiß, baß id) in meinem £eben nidjtS meljr ausführen
merbe, ba8 nid)t fojufagen in fid) eine SBelt auSmadfjte.
£äglidfj roaren roir beifammen unb er madfjte mir ein
Kompliment, ba3 idf) für groß ^alte, inbem er mir fagte:
„nun §abe icf) £age (jier oerlebt, mie idf) fie in $om
lebte."
„llnfere gelehrten Männer fpifcten it)re DJafen, ba fie ifjn
nur mit einem 23ilbf)auer ober Kaufmann gelten fallen unb
fie nidfjt einmal 23efu<§e oon ilmt erhielten, gür micij maren
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— 21 —
bie Sage, bic idf) mit i^m burdjjbradfjte, gefte unb blieben
mir unoergeßlidf).
deinem ©djmager (9iapp) unb feiner grau, meinem
lieben &>eibd£)en unb mir lag er etne$ 2Ibenb$ feine (Slegie
(Hermann unb £orotf)ea, bantatt nodf) unter ber treffe) uor.
3H& ©Ott, mte Wölt, wie groß, wie t>o(I ©efüljl ift biefeS
SBerf! 2)a3 (jei^ id) jeiefmen, malen, bilben; fur3, id) mar
entjüdt; e3 fatiguierte mid) attdfj fo, ba& idfj ben anbern
Sag ju nichts taugte. SdjiüerS ^orträt unb mein ©appfjo
gefällt tym befonberS."
Ucberficr)t man nun mit einem SBlirfe, fagt ©oetfje am
©djjluß feiner ^Betrachtungen , alle biefe ermähnten 3tDeige
ber Äunfi unb anbere, bie fidj nodfj weiter verbreiten, fo
überjeugt man ftdf) letdfjt, baß nur bei einer fo langen dlt-
gierung, burd) eine eigene s Jttd)tung eines gürften (Marl)
biefe (Smte gepflanzt unb auSgefäet merben fonnte; ja, man
fann rootyl fagen, baß bie fpäteren unb befferen grüdjte
je&t erft ju reifen anfangen. 2öie fdfjabe ift e§ baljer, baß
man gegenmärtig nicf)t einfielt, roeldf) ein großes Kapital
matt baran befifct, mit mie mäßigen Soften e£ ju erhalten
unb weit f)öl)er ju treiben fei. Slber es fd£)eint niemanb
einjufefjen, roeldfjen fyotyn ©rab üon Sßirfung bie fünfte in
s ^erbinbuttg mit ben SBiffenfdfjaften / föanbmerfen unb ®e*
merben in einem <5taat fjeroorbrtttgen. Sie (Sinfdjränfungen,
bie ber Slugenblicf gebietet, Ijat man üon biefer (Seite ange*
fangen unb baburd& mehrere gute Seilte mißmutig unb jur
2lu3roattberung geneigt gemad&t.
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$er aWMjauer Sdjeffauer.
J$on ben älteren Stuttgarter ßünftlern, roeldfje fd;on
am ©übe be8 oorigeu Qa^r^unbert^ ju befonberem -Ku^m ge*
langten, gehört audj ber 23ilbl)auer Scheffau er. 2Bir finbeu
über U)n roteber&olte 3 e ugntffe in ber bamaligen ßunft*
litteratur. 2>er Stuttgarter $8eridf)terftatter für 9Jieufe(£
s JJhifeum, in roeldjem roir ben fpäter nod) öfter ju nennenben
Kaufmann 9tapp üermuten, f treibt im gebruar 1794 mit
großer Segeifterung : „Soeben fomme id) aus ber 2öerf*
)tättt eines unferer oortreff ttdjen Äünftler, mit jenem @ntt)u*
fiaSmuS jurücf, ber bei bem Slnblicfe trefflicher $unftroerre
fidt> mit unroiberfte^lic^er ©eioalt audfj beä fiaien bemeiftert,
roenn er anberä nid^t von eben ber 3Roffe i% raeldje be3
5lünftler3 Üttei&el bearbeitet. SBic freue tdEj midf), mein Sdfjerf*
lein jum £obe eine£ s J)ianne3 beizutragen, von welchem Sie
fd&on burdf) 9)toria*) e^renoolle ßrroä^nung gelefen f)aben! 3<^
rebe von unferem, als 9)tenfdf) unb 5?ünftler ad^tungmürbigen
^ofbilb^auer ^rofeffor S df) e f f a u e r, einem Sftann, beffen
frül)3eitig tjeroorftedjenbe Talente unferem oerftorbenen §er$og
Maxi fo fef)r in$ Sluge fielen, bafe er bie glücflidje (Sntroid*
lung berfelben, rixfyt nur in ber mit ber f)of)en Startefd&ule
uerbunbenen „Academie des Arts", fonbern auef) burdf)
großmütige ilnterftüfcung ju 9tom, roo fierr Sdf)effauer ftd)
5 Qafjre auffielt, beförberte. 2Bie fef>r ber junge s D?ann
ben Erwartungen feinet erhabenen SBefdfjüfeerS entfprad),
baoon jeugen neben bem allgemeinen Seifall unbeftodfjener
Kenner, befonberS bie ^Dieifierftüde , meldte er als grudf)t
feinet Stubiumä bei feiner 3urüdfunft oon 9iom bem &er$og
oorftellte; ber SBinter unb grüf)ltng, meldte aud; in ber ju
s Jtom erfd&einenben ftunftseitung angezeigt ftnb."
*) Herausgeber einer flunft$eitfd)riit.
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©ine fpätere $orrefponben§ oom 3af)re 1800 befpridfjt
beS 3WeifkrS Relief „Greftes unb ©leftra", bem ftünftler
fdfjeint eS jebod) am Abfafc feiner Söerfe ju biefer $eit fef)r
gemangelt ju fyabtn, benn in SBielanbS 2)eutfdf)em 9)terfur
üom 3<*h re 1801 ftnbet fidf) ein Verzeichnis feiner ju oer*
faufenben SBerfe mit Angabe ber greife unb einer Aufmun*
terung an baS ^ßublifum, worin eS Reifet: „(Sine weitere
Sphäre unb mehr Aufmunterung von aufjenfjer fdfjetnen
allein biefem Sftanne, roie fo manchem anberen Mnftler,
noch ju Reifen, um fein in £)eutfd)lanb fo felteneS $unft*
gefdjicf jur »öden ©ntroicffong unb üftotorität gu bringen."
Am 1. fDejember 1802 fonnte bann ber 3J2erfur mit
ftchtlid&em Wohlbehagen berieten: „Unfere iRünftter ftnb alle
uollauf befdfjäftigt. 6 dfj e f f a u e r f)at auf 4 Qa^re Arbeit
beim -SDkrfgrafen oon 23aben, £)annecfer arbeitet an
ben ©rabmälern beS ©rafen oon 3 e PP e ^« £atmterS,
fietf d&ifl in Korn."
SDie Arbeit für Karlsruhe beftanb in bem ©rabmal beS
(Srbprinjen , einigen lüften unb bem (Sntnmrf eines £enf*
mals für ben Sflarfgrafen £arl von 23aben, bem Erbauer
ber Stabt Karlsruhe. Seiber (am biefeS £>enfmal ntdfjt jur
Ausführung.
yioti) ein Qa^r cor feinem £obe ^atte <5<$effauer baS
©lücf, an ben ßurfürften von Württemberg mehrere SBaS*
reliefs unb eine ©tatue oerfauft ju fyaUn, worüber ftcf)
feine grau in einem Briefe au ihren SBruber alfo äufjert:
„SBie glücflich bifc ©reignifc meinen t. ©djeffauer macht, in
einem 2ftonat im ganzen 3891 ©ulben einzunehmen! . . .
©ott \)at merflidf) für uns geforgt, mit Reiften frönen
habe ich ihm bafür gebanft." *)
28ir geben nad&folgenb nodj ben 9iefro(og, welchen 9kpp
in« 9)iorgenblatt gef ^rieben hat.
*T©intterlin 6. 79.
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2lm 13. -ftooember 1808 oerlor Stuttgart einen fef>r
gefd&ä'fcten unb berühmten ftünfUer, ben §errn ^rofeffor $f)t=
lipp 3af. t». Scfjeffauer, f. £ofbilbljauer unb bitter be£
3itut 5 $erbienft=Drben3. (5r ftarb jefm Monate nadf) bem
£obe feiner ©attin Caroline, geb. §eigeltn, an einer §e^renben
ßrantyeit unb hinterläßt einen Sof)n unb brei £öd)ter, bie
nun als oater= unb mutterlofe SBatfen ben SBerluft ber $äxU
li^fien ©Itern beweinen.
<perr o. Sd&effauer mar 1756 in Stuttgart geboren, im
3af)r 1772 hatte er ba3 ©lüd, von bem fjödtftfeligen §er-
joge $arl in bie SDtilitärafabenüe aufgenommen gu roerben.
3n biefem Snftitute, roo fo mausern fähigen $opfe bie fernere
^aufbafm geöffnet, unb roo befonberä aud^ für bie bilbenben
fünfte in Württemberg eine neue ober gar ifjre erfte @po<$e
gegrünbet nmrbc, entroidelte fid; fein entfdjtebeneS Talent.
($r blieb bis 1780 in ber Slfabemie, roo er fieben greife er*
Ijtelt unb fich fo vorteilhaft auägeidfjnete, baß ber §erjog if)u
bei feinem SluStritte gum ßofbilohauer ernannte, unb ifmi
einen ©ehalt auäfefcte. Salb nachher befam er bie (Srlaub*
niS ju einer ^unftreife. 3n sparte uerroeilte er jroei Qa^re
unb errang fidt> bei ber f. fransöfifdfjen 3lfabemie eine Sftebaiüe
für baS 3Jiobettieren nach ber 9tatur. 2)ann roenbete er fidt)
nach 9^om unb bitbete fich bort burd) fünfjährigen Slufent-
fjatt ju bem oollenbeten ÜJieifter, ben mir feitt)er berounberten.
3n 9iom verfertigte er für ben &erjog jtüei marmorne Sta*
tuen in &alMebenSgrö&e, ben SBinter unb ben grübltng t»or*
fteüenb, unb unternahm auch noch ein vortrefflich fompo*
nierteS SBaäreltef, bie $omöbie mit ber ^oefte, baä er nadf)*
her in Stuttgart vollenbete. 2)iefe brei Stüde mürben allein
hinreichen, ihm einen bauernben tarnen ju fidlem. $)ie
ßunftafabemien ju Bologna, üDtantua unb Souloufe ernannten
it)n ju ihrem ©^renmitglieb. ©egen @nbe 1789 rourbe er in feine
SBaterftabt 3urüdgerufen , um als ^rofeffor ber bilbenben
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— 25
fünfte bei ber f)of)en MarlSfdfjule angefteflt gu werben. 3«
ber golge arbeitete er trofe einer langen tfränflid)feit mit
unermübetem @ifcr forool)l für bie Aufträge feine« £errn,
al« audfj für auswärtige £iebl)aber unb lögt jefet mandje*
aültige 3« u 9 n ^ Bon feinen glücflidfjen Anlagen unb feinen
Kenntniffen jurücf. $er s Jiaum erlaubt e« nid&t, fie ade Ijier
anjufü^ren. £ür$lidf> fjat er nod& ein ßunftroerf feine« Stteijjel«,
eine fdfjlafenbe ^enu« an ©eine SJJajeftät ben ßönig von 2$eft s
falen gefanbt unb als feine lefcte Arbeit bie öüfte ßeppler«
für ben Kronprinzen von kapern oerfertigt.
$on ©eftalt war Sd&effauer fet)r anfef)nlid) unb ange--
nefym, oon Gf)arafter befdjeiben unb bienftfertig, gut meinenb
gegen jeben. 3ta förperlidf)e Reiben jogen äuroeilen einen
Soleier von 2>üfterf)eit über feine Sleufeerungen. ©onft blieb
er immer ein guter ©efeUfdfmfter. 3lud^ ^atte er fiele 2ln=
läge jur 2Wufit.
$amtetfer unb feine Äreife.
JJm 18. SRoöember 1888 rourbe in Stuttgart ba« nom
„herein jur görberung ber Kunft" geftiftete, r»on SBilbljauer
Gurfefe gefertigte £enfmal S)annecfer« feierlich enthüllt.
£)er geftrebner, ^rofeffor Dr. Söintterlin, leitete feine geifc
reiche 2Bei(jerebe bamit ein, ba& Sannecfer meber §u ben
armen $erfannten, benen erft bie fpäte ^ad^roelt ®ered&tig=
feit roiberfa^ren läfjt, no<$ ju ben $ielgefeierten unb 8alD^
oergeffenen gehörte, £aufenb Stimmen feiner 3 e ^genoffen
jeugen bafür, ba& bem Sebenben ein reiche« 3Hafj begeifterter
Snerfennung ju teil mürbe, unb feine Sßerfe f)aben ben tarnen
be« Sfteifter« im Sttunbe feine« Golfes unb frember Nationen
allezeit lebenbig erhalten. 2)annecfer beburfte alfo feine« 2>enf <
mal«, aber Söürttemberg mufete fein ftannecferbenfmal f>aben.
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3Bir mußten ber 2Belt einmal fagen, bag fidf) bie &auptftabr
unfereg £anbe3 ber (Sfjre unb be3 ©lücfS banfbar beroufjt
ift, ©eburtSort, SBilbungSftätte unb Sdf)arfen$f)eimat eine« ber
gröBten ßünftler ber beutföen Nation gerocfen 511 fein.
Wlit biefen fo roafjr unb fdfjön gefprodfjenen ©orten
führen wir ben £efer ein in eine speriobe ber Stuttgarter
$unftgefdf)id)te, bie an ©lan$ unb 9iufmt alles bt£ jefct
bagemefene überfteigt, unb f^toerli^ je toieber fommen wirb;
beim unfere rafdf) lebenbe, aUeö nioeHierenbe 3«* ift
baju angetfmn, (Sfjaraftere ju bilben, bie wie 2>annecfer fo
rein unb ebel empfinden, fo au$ beut §ergen arbeiten, unb
bie ßunft gteid&fam als ein Heiligtum betrauten, bie von
profanen &änben nid^t befubelt werben barf. 2lu<f) ßunft*
freunbe unb $unftbefdf)auer ftnb anbere geworben; bie ©e*
legenfyeit Hunfhoerfe ju betrauten unb ju genießen, ift in
einem SDtafee geftiegen, wie unfere Vorfahren n>of)l niemals
afmen tonnten. Damit ift aber audfj eine gewiffe ^>rofanation
ber Kunft eingetreten, eine Verallgemeinerung be£ fünftem*
pfinbenS unb ßunftroiffenS, roa$ feine3roeg3 förbernb unb er*
mutigenb für ben auSübenben ftünftler felbft geroefen ift.
Danneef er oerbanft feine Kunftbilbung bem ^erjog,
Hart (Sugen, bem großen Hart, wie Teufel im Qa^r 1800
begeiftert ausruft: ber Stuttgart „$u einem btü^enben Sifce
ber ßunft erhoben fmt. ^nax fudjen jefct mehrere ßünftler
im StuSlanb tyr 23rot (&ier ift befonberS 2B ä tfjter, Stein»
fopf unb fiep bolb gemeint), aber i^re äöerfe werben nod>
immer einen £eil i^reö 9iut)meg unb VerbienfteS Stuttgart
ü6erlaffen. Durdfj if)ren 9iat unterftü|t, fammelten ftdfj oiele
AUtnftüebtjaber unb Dilettanten, bercn eS jefct mehrere bafelbft
giebt, ftunftwerfe, bie fonft trieüeidfjt in irgenb einem böo*
tifd^en Söinfel ifyr Dafein unb itjrcn Schöpfer betrauert
Ratten. Von ifjrer igänbe Söerfen prangen bie Säte unb
©arten ber ©rofjen in Stuttgart unb oerbreiten Siebe $ur
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£unft unb ©efd&macf in 2lu^roat)l bcr SBcrfe. £urd) fie
ift Stuttgart au$ im 2lu8lanbe mc^r befannt unb mandjcr
gefü^bottc Kenner beS (Spänen (wie furj no$, efje idf)
ba war ©oet^c) eilt in feine dauern, um an feinen grofeeu
9Jtännern unb ©eiftelfinbern 2lug unb §er$ ju laben." —
2)er 23efucf> Teufels ober feinet ©etuctyrgmamtS in Stutt*
gart fanb im 3af)r 1798 ftatt. „$on ©dfjeffauer gingen
mir gu s Jkofeffor 2)annecfer", Reifet e£ weiter, „ber fdf)ou
beim erften Slnblid burdE) feine Stellung unb fein feurigeö
2luge üerrät, bafe er ein grofeer 9JJann ift.
SBtrflidf) ift ber s J)famt audfj nur fürg ©rofee gefd&affen,
ba3 geigen feine Entwürfe, fein 5fteifeel, fein großer, ebler
Faltenwurf, fein fürjner §eftor unb enbltdfj feine eigenen
eblen unb fd&önen §anblungen, t>on benen idfj einige erjagen
tonnte, wenn id& nidf)t glaubte, feine SBefct)etbcnr)eit §u be*
leibigen. ©r Ijat bie grofee 9iatur in allen iljren ge^eimften
s Jiüancen belaufet; unb babei weife er, ma£ fo wenige fönnen,
mit feinem natürlitf)en geuer einen fo fd^ön an allen feinen
3been unb auf ben 2Begen, wo ftdf) bie s Jtatur am fdfjönften
unb wärmjten faffen lägt, f)erum$ufü|)ren, bafe man an feiner
&anb ba3 Sd&öne boppelt geniefet. $n feinem Arbeitszimmer
fafj iü) SdfjillerS 33üfte unb biejenige be$ ^erjogS $arl. ©r
arbeitete eben an ber Süfte ber nerftorbenen Sergogm, Butter
ber rufftfd&en Itaiferm, für meldte (efetcre fie audf) beftimmt
ift. (5r mufete uorljer fdf?on auf iljren $efel)l il)re3 fyofy
f)er-$igen SSaterS Söüfte nadf) Petersburg f Riefen, burfte bafür
nadfj SöiHfür ben preis anfefcen, unb erhielt aufeerbem nodf)
eine 23elof)nung, oon t<$ weife nid&t wie fiel Rubeln, einen
Srillantfcfjmude oon $of)em 2Bert, nebft bem Anerbieten, in
it)rc 5Dienfte gu treten."
@£ ift f)ier mdf)t ber Ort, eine ooUftänbige 23iograpf)ie
2)annecfer8 gu liefern, mir wollen nur bie unmittelbaren
(Smbrücfe unb Erinnerungen von S^tgenoffen wtebergeben;
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junächft mag eine furje Söiograplu'e be3 9)?eifter3 einen ^lafc
finben, meldte Pfarrer (Sf^riftmann fcfjon im Söürttembergi*
fdfjen Tafchenbudfj oon 1806 oeröffentlicht l)at.
„Sannecfer rourbe Stuttgart am 15. Oftober 1758
uon sroar mittellofen aber redf)tfchaffenen unb um ba8 (Blücf
ihrer Kinber järtlichft beforgten ©Item geboren, kleine
9iebenbefchäfttgungen ber fttnber finb fehr oft bie früheren
Verräter ihrer Tatente, bie noch in ber 23lütenfnofpe fdfjlum*
mern, unb laffen ihre fünftige öeftimmung ahnen. 21ber
feiten giebt e3 ©Item, roeldje bie pfnd&ifche Semiotif fennen,
nodfj oiel weniger bei ber 23tlbung it)rer Kinber berüdftchtigen.
2)ie£ beftätigte fidf) aud; fdfjon bei &errn SDannecfer, benn
fdfjon als Knabe fcfmf er ftch nicht nur bemalte ftefjenbe
^apier^eere, benn er Derbarb auch einem Steinmauer mannen
fct)on beljauenen Stein, in meldten er mit augefchltffenen
Nägeln Blumen unb anbere giguren eingrub; allein man
betrachtete e8 blofe als unbebeutenbeS Spielroerf eine« ge=
fchäftelofen Kinbeä. Qebocf) ma$ unter ben elterlichen Slufpicien
fidt) nicht beftimmter entroicfeln fonnte unb foüte, ba3 mufete
burch anbere llmftänbe feiner (^ntmicfelung näher gebracht
werben. 3m Qa^t 1771, ba aud) Württemberg r»on 2eu*
rung unb Langel an ben nötigften &eben$bebürfniffen em=
pfinbltch gebrüdt mürbe, machte &er5og Äarl bem $ater San*
neder$ ben freiwilligen 2Intrag, eines feiner Kinber ju r>er*
forgen unb ba^felbe in bie bamalige ^flanjfdjjule auf ber
Solitube, biefe für Künftler einft fo treffliche 8ilbuitg*anftalt
aufzunehmen, tiefer aber, burch falfdje SBorftellungen irre
geleitet — benn oiele Seute ber geringen Klaffen träumten
nur oon Söeftimmung ber Böglmge für bie -äfluSfete — lehnte
bie ©nabe beS gürften ab. SJtefe (Sntfchlie&ung aber ftanb
mit ben Sünfchen beä Knaben im geiaben Söiberfprudf). ©in
geroiffeä bunfleä ©efüf)l ber Seele liefe eS ir)n vielleicht ahnen,
bafe btefeS Qnftitut, ba3 in ben gluten ber 3*ü e i nen frühen
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— 29 —
Untergang fanb, einft bie Pflegemutter feinet ©enieä werben
würbe. (£r tag ba^er feinen Altern mit Ungeftüm an ju
reoocteren. Qe lauter er nun aber feine 2öünftf)e werben
ließ, befto fjartnäcfigeren 2Biberftanb faub er, unb um be$
ewigen SöitteuS einmal lo$ ju werben, fafjen fic^ jene ge=
nötigt, i^rem 3>eto burdf) 3im me ™rreft ßtöfieren 9Jad)brucf
ju geben.
(SrnftereS 3tacf)benfen befdfjäftigte jefct ben ©eilt be*
Knaben in biefer (Sinfamfeit, unb bie einmal aufgefaßte bunfle
3bee fixierte fid& tiefer in feiner jugenbltd&en Seele. 3iocf)
motten tnelleidjt s l*ater unb Butter über ben wtberfpenftigen
©eift be3 SofjneS fidt> unterhalten, fidt> oielleid&t gefreut fjaben,
ihn gebemütigt ju fe^en, ober gar über neue Slorreftionä*
mittel bebatttert fjaben, als biefer unbeinerft au£ bem genfter
auf bie ©trage ftieg, neun feiner Hameraben im (litten fogleid)
anwarb unb fie überrebete, gemeinfd^aftltd^e Sadjje mit tym
ju machen, unmittelbar oor ben &er$og, welker fidt) bamaU
in £ubmtg$burg auffielt, mit ifym ju gef)en unb benfelben
felbft um bie Aufnahme in fein SnfHtut gu bitten. Sie
würben oorgelaffen ; ber gürft, entjücft über ben Mut unb
bie (Sntfd&loffen&eü biefer jungen Seute, jetgte gegen fie eine
milbe &erablaffung unb ba3 ^Rcfultat baoon war, bafe £an=
neder mit 3wet anbern .Uanbibaten bereits am folgenben
£age, nämlidf) ben 2. 2lpril 1771 fidt) auf ber Solitube befaub.
$er Triumph bes Knaben über elterlid&e Autorität, war
gugleid^ ein Xriumpf) für bie oaterlänbifd&e Eunft: benn l)ier
fanb fein aufftrebenbeS ©enie ben weiteften Spielraum, unb
neben bem Stubium ber franjöftfd^en unb italtenifdfjen Spraye,
ber ©efdf)td&te, 2)h;tl)ologte unb ber Altertümer, ber Cfteo*
(ogie, perfpeftioe unb anberer 2Biffenf haften wtbmcte er fidt>
gan§ ber bilbenben Hunft. Unb meldfje gortfdfjritte tonnte
nityt bamalS jeber talentvolle Qüngling machen, ba in biefem
gad&e Männer ju Sehern aufgefteüt waren, bie ifjre Äunft
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— 30 —
niemals bloß mechanifch trieben, fonbern oom fyotyn ©efüljle
berfelben ganj burchbrungen roaren. 2ln ihrer fianb burdfj*
toanberte auch Sannecfer ba3 fdfjöne ©ebiet ber $unft,
beffen $fab er einmal bttveUn hatte. Von fiofbübljauer
Sauer unb &offtuffator Sonnen fchein, jefeigem ^ro*
feffor in Sern, empfing er bie erften ©runbfäfce, unter £e
Qeune aber, &arper unb ©uibal, ber inSbefonbere bie
©abe hatte, jeben 3ögHng nach feinen eigentümlichen Gräften
unb feinem ßfjarafter ju behanbeln, bilbete er jene aus unb
oerfeinerte fein äfthetifcheS ©efühl bi£ auf benjenigen ©rab,
ber nur burdf) ba3 intenftoe Stubtum ber Slntifen jebem
Jlünftler ju erreichen möglich ift.
Sei bem öffentlichen Unterricht in biefem Äünftferinfrituie
gebührt unftreitig ©uibal ba3 größte Serbienft, benn
nur er mar tmftanbe, über bie Theorie ber ©rftnbung, über
ben fyofyen ftxotd ber Hunft unb bergleichen feine 3 ö 9^ n 9 e
mit ben nrichtigften 2lnft<hten befannt ju machen unb babei
ihr Ehrgefühl bergeftalt anzureisen, baß fie, gleichfam mit
ber Buttermilch ihrer $unft Verachtung gegen afleä mittel*
mäßige einfogen. 2)annecfer machte fu$ auch, fotoohl ben
theorettfehen Unterricht fo su duften, baß er toährenb feine«
afabemifchen SlurfeS jroei ^rei^mebaiHen erhielt: bie erfte in
feinem 14. 3 a h rc m kopieren nach einem ©ipSabguß, bie
anbere aber burch eine tfompofttion, welche ben Athleten s i)ülon
oon Mrotona oorftellt, ba er ben Stamm einer ßiche oon
einanber reißen totll, feine &anb aber in ben 9iiß einge*
<iuetfd)t unb er oon einem Dörnen jerriffen wirb.
9iach einem Aufenthalt oon neun 3 a hr*n in biefem 3n*
ftitut, trat er im 2)e$ember 1780 au3 bemfelben unb rourbe
mit bem ©ehalt oon 300 ft. al$ &ofbilbhauer angeftellt.
€in Qahr h^nach aber begann unfer ßünftler bie jweite
§älfte feiner Saufbahn in ber fybfyexen Silbungäanftalt be8
SluSlanbeS, unb reifte juerft im Qahre 1783 oon Stuttgart
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gu gujj nadj^ariS. $telleid)t hatte baS Verlangen, feinen
ehemaligen £ef)rer © u i 6 a l bafelbft roieber ju feticn unb
ftd^ bemfelben, als ben gereifteren Jlünftter &u jeigen, eben
fo gro&en Anteil an biefer Steife nach grantreich als bic
AuSficht, bafelbft (Gelegenheit ju finben, fein ©enie in bie
redete SBtrffamfeit ju fefcen unb eS jur üoflenbeteren ©rö&e
empor ju tytbtn. @r fanb auc% in feinem oorigen £el)rer
ben alten mannen greunb, auf beffen Empfehlung ihn ber
berühmte ^rofeffor unb SBilbhauer ^> a j o u ju ftch aufnahm.
3n feinem Atelier arbeitete 2)annecfer bis 3um 20. Auguft
1785 unb kopierte roährenb biefer mit meiern glei&, eine
^Befestigung, roobei ihrer mistigen Vorteile ungeadjtet,
bennodj bie Freiheit eines ©enteS unenbltdfj befchränft wirb,
inbem ftch feine 3been ben Sbeen anberer fflaoifd) appro*
n'mieren muffen, ber ÄünfHer, um nichts ju überfehen, immer
falt bleiben unb nicht feiten feine Lanier ju arbeiten gänjlich
oerleugnen mufe. Offenbar mar Sannecfer bamals fchon
über biefe Art von 23efdjäftigung hinaus. @* oerliefe bafjer
mit bem ©efüfjle höherer ©eifteSbebürfniffe ^SariS unb roan=
berte ju gufc nach SRom, wo er am 2. Dftober 1785 anfam.
Set bem erften Anblicf ber Altertümer in ber 23tlb*
tjauerei, glaubte er von einem höhten ©entuS begeiftert ju
werben. 2)a er juuor beinahe nichts als bie 9tatur, oft arme
■ftatur gefehen unb in ^ßariS ftd> am kopieren abgeftumpft
hatte, fo mar fein (5nt$ücfen über bie frönen gefunben gor»
men befto größer, ©ein Auge üerfdjlang bie erhabenen
iteberrefte ber alten ©rieben unb feetrurier unb er lernte
an ihnen fidt> abftrahteren, mie jene bie 9tatur anfahen. @r
ftanb nun in 9^om allein unb ohne Sehrer unb fudjte auch
feinen, als bie Verdorbenen , bie ihm bie Wahrheit fagten,
ihn aber auch oft faft ju SBoben brüeften, menn er feinen
<5Jeift an ihrer 9iiefengrö&e majj unb benfelben in bem 6tu=
bium ber guten Anttfen übte. Allein baS ©elbflgefühl eige*
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«et Äraft Ijob feinen finfenben Wlut balb roieber empor,
unb roaä jenes beroirfte, ba£ beroirften ein Grippel*) nnb
ein (Sanooa, §roei Männer, bie unfern $ünftler f gälten
unb liebten, feinen 9ftut ansufadjen unb feinöenie in fort*
bauernber SBirffamfeit $u erhalten fugten.
3n Mom oerfertigte er feine erfte Arbeit in -DJarmor
naä) eigener ©rfinbung. Sie beftefjt in jroei Statuen oon
oier gufe &öl)e. 2)ie erfte ift eine (SereS unb bie anbere ein
$acdju3 unb finb in beut furfürftlidjen Äonferen^immer in
Stuttgart aufgefteüt. ©ine fritifdje Steige über biefe beibeu
Drtgmalroerfe, an benen ber Stempel be$ griecfnfdjen ©eniuS
unoerfennbar ift unb baburd) ber -Warne be$ EünftlerS bieg*
fettö unb jenfeits ber Sllpen in ben rufjmoollften SHuf ge=
bradjt mürbe, finbet man in ben Memoire delle belle arti.
2lud) §err &irtf) fjat von bem SBacdjuä einen Umrife nef)*
men unb in feinen Sd)riften eine 23ef<$retbung baoon brutfen
laffen. SDodj bie$ roaren nid)t bie einzigen Lorbeeren, bie
er oon ben ©rftlingen feiner ßunft einerntete. Sie oer*
fdjafften üjm sugletd) bie (S&re, bafe i^n bie Slfabemien §u
Bologna unb 3)iantua ju ifjrem (Sfjremmtglteb ernannten.
3m 3al)re 1790 mürbe er oon feinem dürften mieber
in3 SBaterlanb surücf berufen. 9t om unb Stuttgart —
toeldj ein Sßedrfel für einen jungen ßünftler in ber fdjönfien
s ^eriobe feiner Ijjöfjeren Kultur, nod) ooH oon glürjcnber $p§an>
tafie, nod) burftenb nad) größerer $olIfommenl;ett unb£ünftler=
©röße! — SDort ben frönen italienifd^en Gimmel, Ijier
ben büfteren -Hebel, mit bem bie Sonne eroig fampfen mufc,
roemt fie bie SBeroofjner biefer oon bergen eingefrorenen
Stabt anlächeln im EL — $ort unumfdjränfte grei^eit beS
©etfteS, f)ier ^eruf^roang, — bort bie erhabenen 2)enfmale
altgried)ifd)er ttunft, f)ter roieber arme 9totur. — 2)odj ber
^ünftler roar gebilbet unb ba3 Sdn'cffal begünftigte ilm auf
*) Sllejanber Grippel, SSitb^auer, geb. 1744, f ju Rom 1793.
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— 33 —
eine anbete 2lrt in feinem ^aterlanbe. (5r erhielt nicht nur
bie Stelle eines SprofefforS an ber ehemaligen 9tfabemie mit
einem jährlichen ©ehalt von 800 (Bulben, wobei er jebocr)
alle ihm aufgetrageneu ^crr f af t= Arbeiten in feinem ga<f)e
verfertigen mufete; fonbern ber ©entuS ber Siebe führte ihm
auch in ber Softer beS ehemaligen £errn ftommeräienratS
•ftapp eine ©attin $u, bie ftch feinem (Seift unb §erjen gleich
teuer unb mistig §u machen mu&te unb ihn in ben Stanb
feite, mit feiner totft nie nach 33rot gehen 3U bürfen.
3ur Erleichterung in feinen ©efd)äften , gaben ihm feine
jefst regierenbe furfürftlidje Durchlaucht ben ©errn Dtftel=
barth als ©ehtlfen ju, einen Diann, ber fidh auf feinen
Reifen nach Tfranfreich unb Italien jeben Sinn für baS
Schöne unb ©rofje unb einen anfefmlichen Reichtum prafti*
fcher Äenntniffe erworben ^at. 2lud) ift ihm ein junger
Sflenfcr) von 14 fahren wtt Kamen DomtnifuS 5!ing,
ber Sohu eines fehlsten SanbmannS von 9tieber=@fchach bei
Kottweil als ^enfionär übergeben. (Sine in &0I3 gefdmifcte
2lrbeit biefeS Änaben 30g ben Scharfblicf feiner furfürftltchen
Durchlaucht, als fte oorigeS 3 a h r jene ©egenb bereiften,
juerft auf biefeS auffeimenbe ßunfttalent, unb man fann mit
©runb hoffen, bafe bie inftruftioe Zuführung beS SerjrerS
auf einen ferjr fruchtbaren SBoben gefallen unb bafj aus bem
Schofje unfereS SBaterlanbeS ju feiner 3eit wieber ein 3J2ann
heroorgehen werbe, ber ben fürftlichen 2Jufwanb auf feine
Äunfibilbung mit bem fchönftenSöucher wieber erfefeen roerbe."
Die nahen Beziehungen DannedferSjuSchiller finb
berannt, fdfjon auf ber Slfabemie lernten fte fich fennen.
Schiller trat bafelbft 1773, Dannecfer aber fchon 1771 ein.
Der letztere, geboren am 15. Oftober 1758, roar nur ein
3at)r älter als Schiller unb verliefe bie Schule am 15. Dejember
1780 als h^joglicher §ofbtlbhauer, gleichseitig auch Schiller,
welcher als ^egimcntSarjt in baS Regiment Sluge eintrat.
«ad), Stuttgarter ffunft. 3
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— 34 -
2Bir leiten unfere bieSbejügltdfjen Mitteilungen ein mit
bem benfroürbigen Schreiben Stillere an Börner oom 17. SRärj
1794. ©Ritter tarn anfangs 2luguft 1793 nach ficilbronn unb
fiebelte oon bort im «September nach £ubnrigSburg über, wo
er in bem &aufe feines QugenbfreunbeS von föooen wohnte,
bort nmrbe ihm auch fein erfter Sohn geboren. üftachbem £er*
jog $arl am 24. Dftober in Hohenheim geworben mar, fonnte
er eS roagen nach Stuttgart ju gießen, roaS auch im gebruar
1794 erfolgte.
Schiller f treibt: „3$ !)öbe jefct meinen Aufenthalt t>er*
änbert, unb jroar in 9iücffidjt beS gefeüfdfjaft liehen Umgangs
fe^r oorteilhaft, weil hier in Stuttgart gute $öpfe aller 5lrt
unb Hantierung fich pfammenfinben. 3$ fann & mir nid;t
oergethen, bafc ich biefen (Sntfchlufe nicht früher gefaxt ^abe :
benn felbft in ^üdffidjjt ber ginanjen hätte ich nid^t oiet babei
verloren. 9tun roerbe ich einige Monate angenehm hier ju=
bringen; benn t>or ©nbe Mai roerbe ich roohl ntd^t abreifen.
3<h hoffe meinem Söater hier nicht ganj unnüfclich gu fein,
ob ich gleich oon ben SBerbmbungen, in benen idfj bin, für
mich felbft nichts erroarten fann. $ie Militärafabemie ift
jefet aufgehoben, unb bteS roirb mit SRecht beflagt, obgleich
fie nicht mehr in ifjrer 33Iüte mar. 2lu&er ben beträchtlichen
SKeoenuen, roeld^e Stuttgart barauS jog, t;at biefeS Qnftitut
ungemein oiel ßenntniffe, artiftifcheS unb roiffenfchaftUcheS
Qntereffe unter ben hieftgen (Sinroohnern oerbreitet, ba nic^t
nur bie Sehrer ber Slfabemie eine fefjr beträchtliche 3^1)1 unter
benfelben ausmachen, fonbern auch bie meiften fubalternen unb
mittleren Stellen burch arabemtfehe 3ö9linge befefct finb. Sie
fünfte blühen hier in einem für baS fübliche Seutfdjlanb
nicht gewöhnlichen ©rabe, unb bie gafyi °er ^ünftler, barunter
einige faum ben eurigen etroaS nachgeben, fyat ben ®efchmacf
an Malerei, SBilbhauerei unb Mufif fehr oerfeinert. ©ine
SefegefeKföaft ift hier, roelche beS Jahres 1300 fl. aufroenbet,
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um ba$ neueftc aus bcr Sitteratur unb ^olitif ju haben. 2lud;
ift f)ier ein paffable^ Sweater mit einem vortrefflichen Ord&efter
unb fef)r gutem Ballett. — Unter ben ßünftlem ift Xann*
eefer, ein Silbhauer, bei weitem ber befte. (Sin n>af)re$
ßünftlergenie, ben ein oierjä^riger Aufenthalt in s Jiom vor-
trefflich gebilbet hat. Sein Umgang tf)ut mir gar tvohl, unb
id) lerne viel von ihm. (Sr mobelltert jefet meine SBüfte, bie
<janj vortrefflich tvirb. Füller mirb vielleicht auf Cftern
mit meinem 5tupferfttdh fertig fein, ^ c t f dt) ift 5Dtr fdf)on U-
fannt, biefer aber ift, n>a3 ba§ ©enie betrifft, mitSannecfer
nid£)t ivl vergleichen. (Sin anberer fehr gefchiefter 33ilbhauer,
ber mit 2)annecfer jugleich in $om mar, ift Scheffauer.
Unter ben Xonfünftlern ift 3uwfteeg bzx gefdfjicftefte, ber
aber mehr ©enie al£ 9lu$bilbung befifet. Unter ben (Mehrten
ift ein fat^otifc^er Kaplan be£ vorigen &erjog<3 tarnen« 2£erf*
meifier*) vorzüglich, unb mir ift er e$ burcr; fein 3nter*
effe für bie £antifcf)e ^f)ifofopc)ie noer) mehr. UebrigenS giebt
es unter ber gelehrten klaffe mehr 9)Jittetföpfe als voqüg*
liehe ©enieS, tvobei man ftdfj aber nicht immer fdfjlimmer be>
finbet. — Sflein gleife wirb biefe aa)t Sodfjen ntdt)t fehr grofc
fein, aber e$ wirb mir nach einer aö)t 3)?onate langen $)ürre
rool)ltf)un, midh lieber unter benfenben üDienfdfjen jubefinben."
$ie Schiüerbüfte, von tveldfjer in vorftehenbem Schreiben
bie 9iebe ift, \)at S)annecfer be3 öfteren ausgeführt. £a3
Original ber Heineren Ausführung in £eben3grö&e, befinbet
fidh in ber J>er$ogltd;en Sibltothef 1 gu SBeimar, bie größere
foloffale im Sftufeum 51t Stuttgart, aus bem Söefifc dortig
SBilhelm I. — lieber beibe SBüften eriftiert nodfj ein SBrief*
rvedhfel §mifchen Schiller unb 2)annccfer, auS tvelchem
mir folgenbeS entnehmen.
Am 22. September fd^reibt $annecfer an Schiller:
*) 58. SR. SBertmeifter, §ofprebißer, fpäter Cberttrdjcnrat in
Stuttgart, geb. in ^üßen 1745, f 16. 3ult 1823.
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„Oft wirft $>u gebaut fjabeu, $anneder hat mich gan5 mit
meinem ^orträt üergeffen; uiemanb fonnte e3 aber ärger*
lidjer gemefen fein als mir, ba& ich foIdr)e§ nicht bälber habe
abfchiden tonnen. Stelle £)ir vox, lieber Schifler, fchou eine
lange $e\t hatte tdf) ba3 SBruftbilb ooßenbet, ber gormer
fonnte nicht bap gebraut werben, unb als er eS enblid)
unternahm, würbe fie auch fo fd£)lecht, bajj ich Stfühe genug
befam, ben erften Slbgufc reparieren fönnen, um oon bem
nur ein wenig @l)re ju ermatten (b. h- deinen 33ei)faß). 3<h
habe e£ fo gut mir möglich mar nach bem erften Original
mieber auSgebeffert unb werbe biefeS um feinen greife her*
geben, e3 ift unb bleibt mir fo lange id; lebe heilig; follte
id; fterben, fo befommt'S (mann e£ 2>u anberft nid;t wünfchen
wirft) mein befter greunb. @£ ift fonberbar, als id) ? S voll-
enbet l;atte, ba bift Xu 3 e uge, f° gefiel e£ mir nicht, jefct
bin td) wie ein Starr oerliebt barin. %<f) mu& 2>ir aber
auch fagen, ba§ $ein SBilb einen unbegreiflichen ©inbrud in
bie SJlcnfdr)en macht: bie 5Did& geferjen, finben eS ooßfommen
ähnlich, bie £)td; nur auS deinen Schriften femten, finben
in biefem SBtlb mef;r, al§ ü;r 3beal fdfjaffen fonnte. — 3cf>
gefiele meine Eigenliebe, mir fommt nun auch oor, als wenn
biefeS meine befte Slrbeit, bie ich gemacht habe, wäre; id;
habe berwegen fdfjon oor einem Tlonat carrarifchen -Diarmor
ba§u beftellt. &aft 2>u ©e(egenl;ett, bafe ein guter greunb,
ber fold)e$ münfchte, an3ubringen, fo miß id&'S, fo balb ich
ben Marmor habe, anfangen, 100 ßouiSb'orS ift ber greife,
ich ^abe mid) fyin unb ^er befonnen, ob eS ntdfjt möglich
wäre, wohlfeiler }U machen, allein bie oielen Reinheiten in
bem £opf unb Slrbeit in ben paaren fagen mir fd;on int
r>orau*, ba& id) mele 3eit ba$u brauchen werbe. Soßte
biefeS 93ilb einer in 9}?armor befi|en woßen, fo bitte ich
$icr) mtr'3 ju fchreiben, ba fannft auch einem jeben oerfichern,
bafc id; nicht um ba« 23rob arbeite."
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— 37 —
©djüler antwortet barauf am 5. Oftober: „£)ie SSüfte
ift glücflid) unb ohne ben geringften geiler angelangt, unb
ich fann Sir nicht genug für bie greube banfen, lieber
greunb, bie $)u mir bamit gemacht ^aft. ©anje (Stunben
fönnte ich baoor fte^en unb mürbe immer neue (Schönheiten
an biefer Arbeit entbeefen. 2Ber fie noch gefehen, ber be*
fennt, ba& ihm noch nichts fo Ausgeführtes, fo ^oÖenbeteS
oon <5fulptur üorgefommen ift. 3$ felbft höbe einige Ab*
güffe oon Anttfen in meinem 3i mmer ftehen, bie ich feither
nicht mehr anfehen mag. üftun bin ich äufjerft begierig, einige
Äünftler von ^rofeffion barüber 3U hören, unb werbe $ir
treulich Alles, roaS fie anmerfen, berichten. . . ©enufc ift
biefe Arbeit es raert, bafr Xu fte in Marmor auSführft, unb
ein Käufer wirb fid) gemife baju finben, wenn e£ nötig ift.
$öenn meine ©efunbheit mich nicht hebert, eine Arbeit au3=
3uführen, mit ber ich jefet umgehe, fo gönne ich bie Marmor«
büfte niemanb anberft als mir felbft." 3 u 9* e i$ &<*t « ihn
um einen Abgufe für feinen greunb Hörner.*) £)ann=
eefer, roohl t)on ©efdjäften überhäuft, antwortet erft am
3. SDeäember 1794:
„fciebfter greunb ! Söenn ich fchon S5ir nicht gleid) auf
*) @d)ifler fdjreibt an Börner am 9. Oftober 94:
/Uteine S3üfte ift glücflid) üon ©t. angelangt, unb ein edjteS
U'teifterftücf geworben. 2Ber fie fteht, erfraunt über bie SBafjrrjeit
unb grofce föunft ber Ausführung. $)annecfer totü fie in Marmor
ausarbeiten unb hat jdiou carrarijajen Marmor aus Italien befteUt.
SMcS macfjt il)n etroaS bifftcilc in Anlegung ber 2lbgüffc, bod) Ijoffe
ii), ba& er mir nod) einen liefern fott. 3ä) habe i&m fdjon barum
Ocfct)rteben, unb bafe er it>n gerabe au 3>id) ab[d)icfen fott."
SBctter ftfretbt berfelbe an Börner am 19. ^e^ember 94:
„üfleine S3üfte errjältft $>u nun gemiß, unb bicöeid)t e& ein
Wlonat vergangen ift. Abgegoffcn ift fie nun, rote mir £>annecfer
jdjrieb, unb er Ijat nicht bio& bie lefcte §anb baran ju tt)ürt. 2Reöer
unb ©oetlje ftub äufeerft motu* bamit aufrieben."
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— 38 —
Sein billiges öegefjren geantwortet Ijabe, fo fjabe id) es bod;
nidfjt jur SBergeffen^eit gruppiert, ©in SluSgufc uon deinem
Porträt oon deinem t^eucrften greunb ift gemalt, unb werbe
jejo fudf)en, 3eit ju geroinnen, um tyn fo balb als möglidfj
ju reparieren unb abäufdfjiden. @S t^ut mir redfjt woljl, bafc
2)u fo fe^r bamit aufrieben bift unb greube baran Ijaft. Qn
Marmor wirb er (b. 1). mein Sdjiüer) nodf) roeit beffer aus*
fefjen, bie gein^eiten burdf) baS transparente beS 3J?armorS
geben bem $opf gemife nodf) mefjr ©rofjeS; fie (äffen fic3t> audf)
leichter unb beffer ausführen. 3$ will mir audf) fo otel
Wlüf)t geben etwas heraus $u bringen, bafe jebeS fagen mufj,
eS ift gut! unb eS ift nidfjt eines jeben Sadfje, fo ein 33ilb gu
madfjen — ja lieber ©dritter lad&e nur — lieber will idf) fterben,
unb baS Sterben ift fo meine Sadfje nidf)t — als ber 2£elt
mdfjt gejeigt $u Ijaben, bafj idf) oerbiente Sein 23ilb gemalt
ju Ijaben. fiieber ©filier, idfj bin fo glüdlid), feit bem idf)
Seinen Horner befifce! idf) fjabc ein Sujet barauS genommen,
es ift roie £eftor feinem trüber Vorwürfe madfjt."
Sie 23üfte mad&te allgemein grofteS 3luffe^en unb £ör*
ner roar baoon fo begetftert, bafe er bem Mnftler einen
ftuf nadf) Saufen oerfdf)affen wollte, von bem fid) aber
Stiller feinen @rfolg oerfprid^t. 2luS Sanfbarfeit gegen
ben feerjog $arl wollte Sanneder Stuttgart nidf)t oer-
laffen.
Caroline oon Sßoljogen erjagt in Sd&tllerS £eben:
„3d(j gebenfe immer mit s Jiüf)rung beS SlugenblidS , wo
Sanneder, als er bie lefcte §anb an bie 23üfte gelegt,
3U mir ins Nebenzimmer trat, Sfjränen ftanben in feinen
Slugen unb er fagte: — 2ldfj eS ift bodf) nid&t ganz was idf)
gewollt f)abe! — 2Bie fpridfjt fidf) baS ©efüfjl beS edfjten
©eniuS, ber immer ein fjöljereS Qbeal audf) feiner ooHforn*
menften SBerfe in fidf) birgt, fo fdfjön in biefen 2Borten aus!"
2luS einem fpäteren SBrtef SannecferS an Sdfjiller
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— 39 —
vom 6. Slpril 1796 erfahren wir, ba& ber Steifte je&t baran
gef)t, bie Süfte in 3)2armor auszuführen. „ s ])Jein 3)iarmor
ror $>ein öruftbilb ift nod) nid^t augefommen, idfj bin fe^r
mifjoergnügt barüber, bie Garrartner motten wegen ben gran*
jofen nid&t trauen etroaS abjufd^icfen." ,,(£nblid&," fd&retbt
2) an ne der am 25. 3uni, „habe ich meinen längft befteüten
carrarifdfjen Marmor erhalten, er ift von ber fünften 2lrt
unb fdfjeint mir auch ohne glecfen $u fein. 3<h bin fo frei,
bie grage an $)ich $u machen , ob 2>u nicht auf beine 9kdf) s
nung bein Sruftbilb in Marmor ausgeführt fyabtn millft?
ich mache £ir jugleich wegen ber Sejahlung einen Sßorfchlag,
SU meinem £u bequem SMcfj uerftefjen f önnteft : ba ift, 2 Qaljre
3ahlungSjeit, nehmlich jebeS ^albe 3ahr 25 ßomSb'or«,
foHteft £>u aber feinen £uft bagu §aben, fo fei fo gut unb
fchreibe mir einen deiner Verehrer, bamit ich midfj an ifjn
roenben fann. 3$ gefte^e es, bafe ich gar ju gerne $>ein
Sruftbilb in 2Warmor auszuführen münfchte, auch follte ich
glauben, bafj eS $)ir leidet märe, einen £iebf)aber ju deinem
Sruftbilb in Marmor gu befommen, inbem $)eine $erficherung,
bafe eS gut gemalt wirb, — mehr ©eroicht §at , als beS
RünftlerS eigenes ©eftcmbniö, inbem mau eS leidet oor ©igen«
liebe aufnehmen fönnte. Qdf) mürbe mir bie gröjjte 9)Uif)e
geben, bag meine Runft auch noch ben 2öerth beS Porträts
erhöhte, ©ei fo gut lieber ©dritter unb gebe mir balb 9iadfj*
ridf)t deiner ©efinnung, benn jeber Tag ift mir $eitöerluft
unb meine Segierbe gefeffelt."
(SDte Antwort ©Ritter« ift nicht erhalten).
2lm 25. gebruar 1805 f treibt ©filier an ©otta:
„SBolIen ©ie nicht $)annecfer bitten, ba& er baS ©eftcht
oon meiner Süfte abgiefeen laffen unb bireft an &errn $ro*
feffor £ifchbein nach ßeipjig fd&icfen mödjte. tiefer hat
mich gezeichnet, roeil er aber feine ju einem ausgeführten
23tlb ^atte (ba ich franf mar), fo münfcht er feine S e ^*
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nung an ber Süfte 31t belichtigen. Das SBilb fall für bie
Prachtausgabe meiner ©ebidjte, meldte GrufiuS ueranftaltet,
geftochen werben." (Dtefe Prachtausgabe fam nicht 51t ftanbe.
DifchbetnS Sdfjillerporträt ift geftochen in 4" oon SBrutf*
ner unb in 8° oon 9to3mä&ler, baS Driginalbilb beftnbet
fich im ftä'btifchen -iDcufeum in Seipjig.)
Sei ber tobe üon bem £obe be3 Dichters ermaßt
bem $ünftler jum erftenmal ber ©ebanfe, fein $ilb foloffal
auszuführen, unb er fdfjreibt barüber, niebergebrüdt burd)
bie Drauerpoft, bie er anfänglich nicht glauben wollte, an
Sßolgogen: „3h* SBrief erfcfjredte mich nun gan§, unb t<h
fürchtete mich, tfm ju lefen, fing an unb warf tyn bei ber
erften 3*ile weg . . . ich wollte weiteriefen unb fonnte nicht
. . . icfj glaubte, bie SBruft mu&te mir jerfpringen unb fo
plagte midjg ben ganjen Tag. Den anbern borgen, beim
(Erwachen, mar ber göttliche SDtann vor meinen Slugen, ba
fam mir'« in ben (5hm, ich will ©djiller lebenbig machen,
aber ber fann nicht anberS lebenbig fein, als fotoffal.
©filier mufe foloffal in ber SBilbhauerei leben, ich will
eine 9lpot^eofe."
SBeiter fdfjreibt Dann e der im Januar 1806 in feiner
lebhaften anfdjaulidjen SBeife: „$or 6 ^Bochen mar mein
tönig bei mir im Sitetier. 2Bie er ©filier fah, fagte
er: ^ßofctaufenb roie grofc ! — 5lber warum fo grofc? —
3<$ ' 3^ Durchlaucht, Stiller muß fo grofj fein. — 2lber
was motten ©ie bamit machen? — 3&* Durchlaucht,
ber Schwab mufc bem (Schwaben ein SRonument machen."
3m SJcärj 1806 ift bie Heinere SBüfte fertig, Danneef er
fdfjreibt barüber: foflS freuen, roenn man in Söeimar
bamit aufrieben ift, ich glaube, ba& biefe SBüfte für bie
gamtlte am tntereffanteften fein roirb, weit fie flreng nad)
ber Statur gefertigt ift ; meine toloffalbüfte werbe ich f™* r
bearbeiten, ohne bem tyaxatttx fdfjaben."
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©leidfoeitig fü^rt audf) $ an necf er feine ^aoater*
büfte auf, ooit roeldjer ber 2)eutfcf)e s 3JJerfur fc&reibt : „Sie
einigt fpred)enbe 2lef)nlid)feit mit einer geroiffen ^bealität,
bic an einen ^ropf)eten ober 9J2ann ©otteS erinnert, ^efannt--
liä) fjat Die ©ipSbüfte fdjon baf Skceffit in s £ari3 erhalten ;
buxä) bie 2(u$füf)rung in Marmor aber geroann fie fo oiel,
bafj man fidt) faum mefjr bei jener aufhalten mag. 23efon*
berf Ijat ber ftünftler ben Slugen — burdf) bie forgfältige
2lufrunbung unb Vertiefung ber 2lepfel unb fiiber unb burd)
bie ganje 9tidjtung be§ BlirfeS, fooiel 9totürlidf)feit gegeben,
bafj fie bad SBilb 3U beleben unb nid)t, mie bie meiften SBüften,
3U oerfteinern fd&einen."
$te SBitroe Saoaterä fod beim erften Slnblirf bef fertig*
geworbenen s JKobeü3 erfdjrotfen aufgerufen Ijaben: 3efu$
mie fenntftd) ! unb alf ber Itarbinal $eüa ©enga , nadjmals
<Papft £eo XII. im 3af)re 1810 in «Darnieder« Atelier
eintrat, blieb er oor ber Söüfte oermunbert fte^en unb fragte
ben SKeifter, ob baf ein Stodinal märe, worauf ifjm bie
rafdie Slntroort mürbe: nein, aber er fjätte oerbient $apft
$u fein!
3n£ Qa^r 1805 fällt aud) bie Voüenbung bef Senf*
malf für ben ©rafen oon 3*PPeKn in Subroigfburg, raooon
bie genannte 3^tfd^rift eine auffüfyrltdje 23efd)reibung giebt.
Selten, Reifet e$ bort, roirb man ein 9JJarmorbilb (Sie
trauernbe ^rcunbfd^aft) mit btefer £iebe unb biefem oerroeU
lenben gleite in allen teilen aufgeführt finben. ©ine 21b*
bilbung unb Beitreibung bef ©rabtempelf bringt aud) ba*
2Bürttembergifd)e £afdjjenbud(j auf baf 3af)r 1806.
2)af gefeiertfte SSerf bef 3)ieifter^ bie Slriabne auf bem
^ant^er, ift gleidifattf imSa^r 1806 entftanben. $er Beriet*
erftatter bef SDeutfdjen Sflerfur äußert ftd) barüber: ,,9)tid)
freut e£, bafe etroaf im 2Berf ift, maf biefem roadern ftünfi«
ler audf) aufcer Seutfdjjlanb feinen SRang in ber 9feif)e ber
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belferen Silb^auer anroeifen rotrb. (Sr ^at eine foloffate
s 2lriabne oerfertigt, bie jefct jroar nodfj in ©ipS bafterjt, man
fagt aber, er gebenfe fie in SJtormor auSjufürjren unb bann
nad) $ari3 511 fdfjtcfen. ©leide) entfernt oon ber füfelid&en,
offerierten £rit>ialität, ftennjeicfjen ber mobernen franjöfifd&en
©dfmte nub von ber crjaraftertofen, antiquarifdljen geierlidf)*
feit unb $älte au§ ber neueften be$ SDatrib, ging 2)ann*
ecfer ben 2£eg ber 9ktur unb beS ®enie£, ben ein 2)iann
dou folgern Saft unb ©tubium gefjeu mußte, gaft foüte
id& eS U)m abbitten , baß xä) if)tn bieä als SBerbienft anrenne.
$a3 größte ttob biefeS ßunftroerfö liegt in feinen Umgebung
gen. 2)er Äronprinj t>on SBürttemberg liefe nämlicfj au£
löblichem (Sifer für bie SBeförberung be3 ßunftftubiumS eine
^enge 2Ibgüffe ber beften 2lntifen beS ^arifer ^ufeumS
nadfj Stuttgart bringen.*) $iefe ftanben prooifortfcf) in
*) 3)ie gewöhnliche Annahme, biefe Slbgüffe wären crft im %al)t
1811 üom Stronprinj SKilhclm in SßariS getauft morben, ift bemnad)
;,u berichtigen. $>abin führte offenbar ein Slrttfel im $of- unb
StaatSfalenber oon 1811 über ben Slntifenfaal ; ba& $annecfer im
3at)r 1806 in $ari« mar unb bie 2lbgitffe fclbft ausgewählt bat,
gebt au0 einem ©riefe oon ©ajicf aus föom ^eröor. (9tr. 70 bei
§aafh.) ®ocb fcbeint erft im 3af)r 1808 bie Sammlung oollftänbig
geworben gu fein; Sotta fdjreibt barüber an (Sljarlotte oon ©a)iQer
am 7. 3uni 1808:
„3u Stuttgart, wo ich meine Familie abholte, oerlebte ich einen
rübrenben Slbenb. Sannccfer weihte feinen Slntif enfaal , in bem bie
iöüfte unfereS Oerewigten ftreunbeS eine fajöne ©teile einnimmt. ©r
war ber §auptpuntt unfercr Unterhaltung, unb als jwei ber ge=
fdjmacfooflften Xonfünftier „frreube fchöner ©ötterfunfen" uns oor*
fangen, wer fonnte ba bie Xhränen ber SBefjmut, Skrcbrung,
©ehnfuctjt surücfhalten? 2ld) er lebt ewig unter uns."
$)annerfer fclbft gab in einem 23riefe an ©chicf eine 53efa)reibung
feines neugebauten 2ltelier8, unb lefctercr erwibert barauf am 23. 2lug.
1808; „3$ mödjte eS motu* fetjen, eS mufe baS fdjönfte in ©uropa
fein. Sie Üfllenge oon Slbgüffen antifer Statuen unb SBüften, bie Sie
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$annecfer3 Sltelier. 2)ic Slrtabne fteht unter allen biefeit
fiaofoonS, oatifanifchen 2lpoll3, ©ermanifuffen, mebi$eif djen
$enuS, §ermaphrobiten — oljne bie minbefte nachteilige
Söirfung von ihnen ju empfangen ; man bemerft in if)r aud>
feine SReminiSjens älterer Stubien, e£ ift eigener natürlicher
gebiegener ©ebanfe unb 2lu8führung. ©ro& granbioS unb
bennoch lieblich fleht fie ba, rote ein SBerf ber (Sinquecen*
tiften neben ben Söerfen alter Äunfl.
Söährenb meiner Slnroefeuheit fam gerabe jemanb au£
Italien über SBien. @r hatte am legten Drt (Sanox>a£ neu»
efteS gepriefeneS Monument unb in beffen &eimat mehrere
SBerfe biefeä s D(*etfierS gefel;en. (§r fprad) mit ©ruft unb
fcheinbar falt. (*r mar ganj fremb, ich konnte alfo feine
Steuerungen nicht für 2)eflamattonen anfehen. (Sanooa, uer=
ficherte er, fyabt nie eine fold;e weibliche Jigur erf Raffen,
feine fei in folgern grofeen Stil gebaut, ftd) zugleich ans
Siebliche hinneigenb. Ueberhaupt ruhe ein £ett von (SanouaS
s Jiuhm auf feiner äu&erft 5ärtlichen $8ef)anblung be3 s i)iarmor3,
roaS bei ber ©ip$figur nicht beftefjen fann. £>er ^erfeuS
im oatifanifchen 3)2ufeum werbe burch bie 2lbgüffe be£ 8n*
tinouä unb 2lpoüS fehr jurütfgebrängt, aber bie Slriabne
oerliere nichts burd) bie antifen 2lbgüf)e."
2lu3 bem fchon ermähnten Sluffafc über $)annecfer&
2lntifenfaal im Staatäfalenber von 1811 fei noch folgenbe
Stelle angezogen. JEtet Sinn für baS ©ro&e unb Schöne
hat, ber fomme unb fehe: ber ©eroinn für ihn ift ficher,
für ba3 Mgemetne nicht ju berechnen, £tef angerührt roirb
man biefen Saal oerlaffen unb banfbar ben erhabenen Stifter
beSfelben fegnen."
Schwerlich roirb aber jemanb au£ bem Slntifenfaal
bei fid) aufgeteilt Ijabcn , muß einen fefjr prächtigen Slnblicf ge*
roätireii unb Seiten felbft nod) bei Shrem (Stubtum üon grofeem
duften fein."
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gefjen, ofjne aud) ben 53efi&er beS &aufeS in feiner 2Berf<
ftätte ju grüben. 2Ber bafyin fommt, ber mufc ftcf) f)eräli<f)
freuen, 311 fet)en r wie na§e bie neue äunfl unb bie öot)c
alte roieber üerroanbt fütb. 2)annecferS SIriabne ftünbe
mit (Sljren in bem Slnttfenfaal. ©ein foloffaTer 6dn'ller würbe,
von «Jafjrtaufenben auf unS ererbt, unfere ganje 23eroun=
berung erregen; aber als teures unb getreues 23ilb beS S)id)=
terS forbert eS nodfj mefjr: eS forbert unfere £eilnarjme
unb ben innigften $anf bem grofeen ftünftler, ber aud; bie
bebeutenbe &ülle feines greunbeS unfterblidf) gemacht l;at.
3luj$er biefen &auptftücfen ftefjt unb f)ört man nocf) oiel
<2d()öneS bei biefem lieben ^ünftler, beffen ©enialität unb
eöle 23efd)etben£)ett gleid) ftarf aufprägen.
2Me Striabne, baS <Qauptroerf beS 9fteifterS, oerbient aber
uodj eine roettere 53efprec^ung unb mir mahlen bagu ben mit
großer 23egeifterung getriebenen Slrtifel in ber erften Kummer
be0 5lunftblattc^ von 1817, beffen Sßerfaffer olme B^eifel
dlavv i)t
„Unfer $unftblatt bringt ben oerefjrltcijen fiefern jum
freunblidjen Slngebinbe für baS neue Qa^r, bem Qa^r ber
Hoffnung für 2We unb 2lUeS, roaS bisher nod) unter ber
eifernen §anb beS SBerfjäugniffeS gefeufjt Imt, eine ©abe,
bie ilmeu geroif? angenehm unb als $3enmS, bafc aud£> tjarte
3etten uodfj Sdf)öneS gebären, befonberS rcert fein roirb:
nämtidf) eine möglidrft getreue Slbbtlbung r>on 2>anne<ferS
Slriabne, tote fte nod& Üflüller, ber feltene 3^"^ unb
Sted;er gefafjt unb mitteilbar gemalt fjat. 2)iefeS ed)te
.Hunftroerf ift nidjt nur bem tarnen nad) bereits bem gebü=
beten Europa befannt; nein, eS ift fdjon von fo üielen
Zennern aus aßen Stationen, von $aifern unb Königen unb
üou un3ä^ligen Neugierigen beS Qn= unb SluSlanbS in ber
2öerfftätte beS ßünftlerS befudfjt, geprüft unb nadfj SSürben
gerühmt roorben, unb infofern bieten ttrir nichts Neues. —
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(§tn foldfjeS Bilb gtebt nid£)t jcber £ag unb nid)t jcbe^ £anb
unb beßmegen gehört es ber unb ber Söelt überhaupt
an; aber weld;e3 %al)x unb welches Bolf würbe ftd) uid&t
freuen, aus feiner Witte einen Beitrag ju ftiften, ber in
ber 5lunftgefdf)i$te ßrpodje machen muß! 2Öir fageu es mit
befdfjeibenem Stolj: (£3 ift, — ba$ rolje Waterial abge=
rechnet, — burdjauS ein beutftf>e3 2Ber( oor unfern Slugen
entftanben unb ausgeführt. 2lber unter meldfjen Umftänben ?
Witten unter bem Söedfjfel von $rieg unb ^rieben, unb auf
einem Boben, bem ber weniger begabte Künftler fo gern
bie Unfruchtbarkeit äufdfjiebt. 2Iüein ber große tfunftgeift
jeugt immer unb überall. Ser erfte ©ebanfe ju biefer fo
berühmt geworbenen 2lriabne mürbe um ba§ 3afjr 1804 in
Stuttgart gefaßt unb entworfen. @lf Wonate fpäter mar
fdf)on ba3 große Wobei! fertig. Unbekümmert um bie Stürme
oon außen, ging ber ßünftler feinen ®ang rufjig unb feften
Schrittes twrwärtä, unb als er ba3 2Serf foroeit oollenbet
batte, überließ er eS ber Beurteilung oou greunben unb
getnben. 2öir bürfen e3 um ber ©efdfjicljte mitten nid&t über*
gef;en, baß unter bem $)rang ber bamaligen Bertyältniffe
biefeS 33i(b von Oben jmar Beifall, aber feine weitere Ulis
terftüfcung fanb, baß e3 dou ber nädfjfien einljeimifd)en Um*
gebung erkannt unb bewunbert, — aber audf), baß e£ dou
gremblingen gan§ gefd&üfct würbe. Bei ben bamaligen (;äu*
figen Surd&jügen ber gran3ofen, jeigte fidf) nämlidj biefe Btl*
bung unb Urbität, bie biefeä Bolk audfj in feinen fdf)lag*
fertigen beeren nodfj auSjeicr^net. (53 war balb etwas gewöhn*
lidfjeS, baß ftd; nidfjt nur bie ^eerfü^rer, fonbern aucfj bie
Offiziere nadfj ber SBerfftätte unfereS ftünftlerS unb nadf)
feinem neuen Bilbe, als einer unter tlmen bekannten Sadf)e,
erfunbigten, mel^r ift eS aber nodjj, baß einft, als Napoleons
©arben in ber Umgegenb t>on Stuttgart Safttag gelten,
juerfi wenige gemeine Solbaten nadjj ber Stabt kamen unb
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um (Sinlaft in bie Söerfftätte baten, nadlet ergriffen oon
bem ©enufe unb ber gefälligen 2lufnaljme tf)re ©efä^rten
fanbten, bie oon ferne Ijerfommenb, ben £ag über in Raufen
oon 15—20 ftd) ablöften unb mit einer gein^eit benahmen,
TOc(dt)e mir an gemeinen Kriegern fonft mdf)t geroofntt roaren.
3)annecfer, ber nidjt aus ©itelfeit geigt, aber gern
alle Urteile für unb toiber feine Arbeiten fybtt, um ba£
Steffenbe benüfcen &u fönnen, entfdjlofe fi^ fpäterl)tn, auf
bie 33emerfung eines $enner3, au bem fertigen 23ilbe nocb
«ine SSerbefferung oorjune^men unb if)m mit großer 3)Utr)e
unb 3eüaufroanb eine anbere SBeroegung ju geben. (Vorher
bog biegigur bie redete &anb um ben linfengu^ ber5hmft=
fenner glaubte aber, bafe eine oeränberte Sage ber fianb
eine beffere SBirfung Ijeroorbringen fönnte.) Qn ber oon
bem $ünftler nun für gefd&loffen unb unabänberlidfj erflärten
öeftalt blieb aber bie 2lrtabne nod& immer als ©ipSbilb
nur bie Sterbe ber SBerfjtötte, 6i8 im 3a$r 1810 ein feiner
unb reifer Kenner bie Soften ber Sluäfüfjrung in Sftarmor
übernahm unb mit roenigen Sßorten einen ebenfo ehrenhaften
als billigen Vertrag barüber fd&lofe. 2Jitt ebler Ergebung
legte er bie Erfüllung feinet SBunföe« ganj in ben 2Biöen
■beS 2)Jeifter£, wobei er freiließ nur geroinnen fonnte; benn
toaS ba-S 23ilb burd) au#§örrenbeS geilen be£ 2tteifter§ nod)
gewonnen fyat, ba$ faf) nad) feiner ^ollenbung audf) ein
roeniger gebilbeteS 2luge. ©eit jefct ungefähr anbertf)alb 3af)ren
mag ba3 9J2armorbilb fertig fein unb glücflidf) genug für
un3 roeilte e£ nodf) ein falbes Qa^r in unferer SJHtte.
2Bar e3 fcf)on vorder befugt, fo toudfjS jefct fein 5Ruf unb
mit biefem bie ftofyi f^ner SBetounberer. SDie oeränberten
Seiten brauten jefet audj) anbere (Säfte. SDeutfdfje unb 33rit=
ien, Italiener unb Muffen, fur$ grembe aller Nationen unb
Bungen, bie burdfj Stuttgart reiften, h u ^^9 ten ocm 8itb,
ba$ für eine ^erfroürbtgfeit galt. (Sin grembenbudE) , oon
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SDannecferS greunben geftiftet, beroafjrt eine unglaublich
Srofce 3<*!)l *>on tarnen aus allen Stänben unb baruntcr weit
oorragenb audfj ben tarnen SlleranberS, bie feiner erhabenen
<5cfjroefter unb Sruber. <So würbe DannecferS Söerfftatt
ber allgemeine #erfammlungSort, wo ftdfj ©eift unb SBilbung
otjrte ^angftreit unb 3 roan g wie in i^rem SBrennpunfte oer*
-einten. 9tun mögen e$ ungefähr 6 Monate fein, baf$ biefeS
SBilb ben Drt feiner (Sntfteljung verliefe unb feinem jefcigen
93ejtfcer, bem ruffifdfjen Staatsrat oon Seemann in granffurt
jueilte. 2lud) bort ift es nadfj Söürben gefd)äfct unb geehrt
unb wirb ebenfo Ijäufig befugt.
®a3 3beal, bas Ungemeine
©djafft neue ZBunber. <5te& mein §reunb:
SSor beinern tute befeelten ©tetne
©teijt ber Seieelte tote gefteint. Saug."
3mmer meljr fteigert fi4 ber SRutym be3 5tünftler3 , f aft
alle berühmten Männer, ßaifer unb Könige, Diplomaten,
(Mehrte, ÜttilitärS u. f. tu., tueldje Stuttgart berührten, uer=
fäumten nidjt, ba3 Sltelier be8 3JkifterS ju befugen, bafür
jeugt ba3 grembeubuef) , meines noef) bie öffentliche Öibliot^e!
fretuafjrt.*) SDaS fcf)licf)te üuartfjeft trägt bie SCuf fc^rtft :
„Stammen ber ^remben, meldte baä Dannecferfdfje Slttelier
befugten uom 15. September 1814 bte s Jcouember 1817."
©er benfroürbigfte Sefudfj mar berjenige be$ $aifer3 oon
9ht&lanb am 3. Wlai 1815; Darnieder oereroigte biefen $3e=
fudfj burdfj eine 9Jiarmortafel im <Qau3gang. SBir erfahren
rtär)ere§ barüber im 5ftorgenblatt von 1815: „Den ftaifer
uon Defterreidfj, uon ber järtlid^ften ©ema^lin forgfam be*
gleitet, nafmt fein früher entworfener ^eifeptan fd;neH oon
uns Ijinroeg; ber grofee Sllejanber aber uertueilte um
einen £ag länger. Diefer ebenfalls nie raftenbe <Qerrfdf)er
*) ©. barüber litt. Beilage s«m <3taat8an$eiger 1893, @. 73.
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oerroenbete f aft jeben SDtoment ber furzen $tit, um alles,
roaä ihm neu uub merfroürbtg mar, §u fehen unb $u prüfen.
Wan fagt, unb roofjl mit Siecht, bafe ber fdjöne »oben Sßürt*
tembergä, jum erftenmale von feinem 2luge erbtieft, einen
tiefen (Sinbrucf auf ihn gemalt habe. — ©o rooHte er fdfjon
an bem erften Sage bie 2öerfftätte unfereS bieberen $>annecfer
befugen, aber ber unaufhaltfame Strom ber £age3ereigniffe
50g ihn mit ftch fort unb ber Mnftler blieb unbefugt unb
öergeffen. 2lm folgenben £ag lehrte ber ßaifer mit unferem
$önig ganj unvermutet unb in ber ©tille au3 SubttrigSburg
Surücf, nur um noch bie nahe bei Stuttgart liegenbe Äö*
niglidje Menagerie*) unb nachher bie Slünftlerroerfftätte
ju fehen. 9Jht melier Sichtung er Ijier bie SBerfe be£ an*
tifen s 3Neifter!$ ber neuen $z\t baoon fönnen nur ber
befdfjeibene tfünftler unb bie wenigen nriffen, bie oon bem
3ufatt begünftigt, 2lugenaeugen be3 äufcerft merfroürbigen
s 2luftritt8 roaren. 2lber bie unbefangene §of)eit, bie in beu
s JJknfchen ben 3)Zenfd^en e^rt unb bodfj sugleich wahre @^r*
furcht gebietet, bie rourbe tief von aßen gefüllt, bie nod>
ba3 ©lücf tyatttn, ben Monarchen bei feiner Slnfunft ober
bei bem Slbfchieb ju fehen. 2Ba3 burch bie halbgeöffneten
X^üren fich feiert unb erraten liefe, ba<S jeigte hinlänglich,
baf* üon bem Monarchen auch ®tö Wenige, roaS ber $ünftler
üon feiner Arbeit oorjeigen tonnte, üorjüglich bie noch fyivc
befinbliche SIriabne, ber foloffate Schiller unb ber foeben
auä ben fchöpferifchen £änben h^roorgehenbe unb oielleicht
jum gebiegenften 2Berf beS 9MfkrS reifenbe Slmor **) nicht
*) Ueber biefc oergl. ben Huffafc &on 9lucff im ©djmäb. Wltv*
!ur 1874, <S. 2725 f.
**) 3*fct auf bem SRofcnftein. Unfer 2>anne<fer lafet feinen lieb»
Itajen 2lmor abformen, Reifet e8 in einer Äorrefponbenj im borgen*
blatt öom 25. Februar 1811.
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flüchtig, fonbern mit Sad&fenntniS unb Siebe befid&tigt, be*
fprodfjen unb belobt würbe. — }Jad) fo meiert namhaften
^erfonen ber oerbunbenen fteere fa(j imfer oon jelier eifrig
befugter 2)annecfer fur$ nadfc einanber bie (5rjf)er$oge ?yer=
binanb, Subroig unb s JJ?arüniIian bei fid) unb gleid) barauf
ben $aifer aller 9teu&en burdj unfern #ömg eingeführt.
3n ^Begleitung be« ßaiferS befanben Ttrf; ber ©raf
©olorofin unb ber ©raf £fd)ermtfcf). 2lm 24. (September
1816 befudjte ber &er$og von 5lent, am 23. Wooember ber
fierjog oon Gambribge baä Atelier. 3m gleiten f$otyt ber
^irinj unb bie ^rinjeffm oon SButera, ber Üonte be Sturn
et $alfafftna unb ber fran$öfifd)e aWimflet Saron be 9Ron<
talembert; 1817 Diele Muffen, worunter ber gürft ©ort*
feijatoff, ber ©raf 3 mno 9^ u. f« m - s ^0" berühmten
Mnftlern finb ju nennen (Eanooa, melier fid) folgenber*
ma&en einfd&rieb: „Gao. (Sanooa ©cultore romano", in feiner
^Begleitung befanb fidf) „Mbatt (Sanoua" unb Slleffanbro
cVEste di Roma, bann £f)orroalbfen unb 2>aoib o. SlngerS.
Won XfiortoalbfenS 2lntoefenf)eit in (Stuttgart am 9. Januar
1820 erjctylt audD £aug in einem 23rief an 9)lattt)tffon.
„Sjjortoalbfen ift t)ier. ein ftattlid&er 3Jiann! 2ln ber
Xafel im $önig oon (Snglanb fonnte td) nid&t umtun, ben
großen $ünftlert)elben mit einem poetifdf)en £oaft angureben."
9)iel)r nodf) roetfe Navy in feinem unftberid&t im britten
Sa^rgang ber 2öürttembergtfdf)en 3at)rbüd)er über biefen benf*
totirbigen S3efud& ju erjagen: „SMefer ebenfo liebeneioürbige
unb befd&eibene, al£ allgemein geehrte unb gefeierte Äünftler
mar bamalä im Segriff, oon feinem jefcigen 2Bot)nort 9lom
aus, nadfj jroeiunbjroanjigjäbriger 2lbtoefenf)ett, feine Sßater-
ftabt Kopenhagen toieber ju befugen. (Sr nat)m feinen 2öeg
über Stuttgart, um ftannecferS perfönlid^e Sefanntfdjaft ju
machen, unb bie auch in SRom befannt geworbene SBoifferee*
©alerie ju fefjen. 2)aS 3ufammentreffen ber jtoei im ©eift
©ad), 2 tu t ta at i rr {fünft. 4
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— 50 —
unb Sinn fo nalje oerroanbten $ünftler, beförberte noä) ein
freunbtidfjer 3"faü. (Sin 3ögling von darnieder fanb nämlicfc
auf ber SKücffeljr von einer gufjreife bei ber testen Station
jroei s Jteifenbe, bie eben auf ber ^oft umfpannen wollten,
unb bat um einen ^lafc in bem Sagen , ber ifjm gan§ willig
eingeräumt mürbe. UnterroegS roufjte er riel von feinem
s JJ?eifter unb be(fen 2Berfen &u erjagen unb fefete enblidf)
f)inju, ba& berfelbe mit ©etjnfud^t einen SBefudj üon bem be=
türmten S£f)orroalbfen erwarte. ,$\) J — entgegnete man
if)m — , ,ba wirb er nid>t lange me^r warten bürfen, benn ber
bin iii). 1 — «Wan fann ftdfj baS freubige (Srftaunen be£ $unfc
jüngerS benfen, ber nun mdf)t£ SlngelegenereS fjatte, al£
naef) bem Sprung aus bem Söagen , ber 3ßerf fiätte jujueUen,
unb fein ©IM ju oerfünben. 2)annetfer machte fid) fogleidfj
auf, ben fremben 2lufömmling ju begrüben, biefer aber fyatte
ben ©aftlwf nidt>t betreten, um nur redjt balb ben teuren
Kunftgenoffen ju fe^en. So begegneten ftd) biefe beiben
Männer ba$ erftemat auf ber Strafe unter freiem, offenem
Gimmel. 5Ba3 fidf) fo fucf)et, ba£ üerftetjt fidt) an<S) leidet:
@m üBlicf, ein &änbebrucf unb fie waren auf immer Der*
bunben. äton biefem 2lugenblicf an trennten fie fief) audjj
mdfjt mefyr bi$ gu bem möglidfjft entfernten 2lbfdf)ieb, unb
£f)orwalbfen legte feinem 2luf enthalt , ber nur fur§ bauern
foUte, einen £ag um ben anbern gu. Qn ber SSerfftätte
beS beittfcr)en SlünftlerS fanb fid& ber eble ®äne wie gu §aufe,
benn fjier mar tneüeidfjt nodf) meljr al£ er gefugt Imtte.
Unb biefe SBerfftätte fann nun i>on fidf) fagen, bafj bie brei
größten Bübljauer unfern &it (Sanotm 1815) in ifjr geroeilt
f)aben.
3u Segleitimg von £ formal bfen reifte ber bänifdfje
^ßrofeffor ber fiiftorienmalerei &ubmig£unb, ber eben einen
^weiten 2lufentt)alt in SRorn beenbigt f)atte unb mit großen
Aufträgen beehrt, auf immer nadjj &aufe jurüdffe^rte.
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- 51 —
3n ber ©efeHfdjaft war ^^orroalbfen fo anfprud)lo£
unb fo mtttetlfam, als ob jeber feine^gleichen wäre. $on
fich fpract) er nie; mann er aber gefragt würbe, fo teilte er
bie 9Jott5ett über feine (Sntwicfelung al$ tfünftler unb über
fein (Schief fal offen mit, als wenn e* etwas ganj gewöhn*
licheS wäre. Dirne fich barum bewerben, erwarb er bie
Siebe aller, bie ilm nur f ernten."
©pätjahr 1820 fam auch ber für bie &unftgefd)ichte
fo merfmürbige &orb (Slgin mit feiner Jamilie nad) Stutt*
gart, ber burdj bie Rettung ber legten Ueberrefte ber höchften
griedjifchen $unft aus 3ltf)en unb Umgegenb fich ein un*
fterblicheS ^erbienft erworben f)atte. (£ine gefährliche ftranf*
heit feiner £od)ter nötigte ihn, bei uns ju überwintern;
er befugte unfere ausgezeichneten Äünftler unb ftunftfamm*
lungen fleifeig unb jeigte fid) überaß als ben roar)r^aft fein*
gebilbeten 9Nann unb Kenner.*)
Qm %al)t 1841 fam ^J)ortüatbf en wieber unb mürbe
t>on $önig 2Bitt)elm unb oon ber Stabt mit großen täfyxtn
empfangen unb bewirtet; er wohnte imftönig von (Snglanb,
wo ihm ftetS eine fontglidje §ofequipage jur Verfügung ftanb
unb Don wo er auch in einem SBiererjuge ju weiteren Touren,
j. 23. nach Hohenheim unb bie föntglidjen ©eftüte abgeholt
würbe. 2Iud) oeranftaltete ihm ber ftönig ein grofjeS SBanfett
in ben Räumen beS Gattnftatter ßurfaaleS, an welchem ber=
felbe jebod), gemafe bamaliger ßtifette, nid)t teil nehmen
fomtte, bagegen fämtliche s Üiinifter befohlen würben, wobei
bie artige ©ef Richte oorfiel, bafe ber ginanjmtnifter oon
£erbegen beforgt einen Kollegen fragte: „2lber was (ann
man benn eigentlich mit einem foldjen s J)tonn reben?" Sfw* 5
walbfen, ber fein $)eutfd) fprad), foH bamalS einen fchwung*
haften £oaft mit einem breimaligen Zeigen be£ JpaupteS unb
breimaligem merci beantwortet haben.
*) Sörgl. auch £f)ortoalbfen u. Stuttgart, Sc^tü. Sljromf 1894,91r.69.
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— 52 —
21m Sage barauf gab ilmt bic ©tabt , fotoie bic Hunfc
fd^ulbireftion ein geft auf bcr <5ilberburg, unb rourbe ber
2X(tmeifter nadf) Seenbigung beweiben, gegen 9ttitternad&t,
unter fortroctyrenbem Qubel jahlreidf? Ijerbeigeftrömter 3***
fdfjauer, mit gacfelbegleitung junger Hunftgenoffen nach feiner
2öohnung jurücfbegleitet, ihm t>orf)er aber noch oor bem
$enfmale Schiller« eine gro&artige Doation gebraut.
(fcacflänber.)
$om Qahr 1818 an finben fidf) regelmäßige Hunftbe=
richte au« ber geber 9iapp« in ben oon Demming er be*
grünbeten 35Mirttemb ergif d)en 3af)rbüchent. 3Rit melier Siebe
unb Verehrung für ben gro&en s JJktfter fein ^c^roager fchreibt,
läßt ftdf) ahnen, ohne e« felbft gelefen ju haben.
©leidf) im erften iBerid^t Reifet e«, nachbem oon ben
leibigen Krieg«jeiten bie 9iebe mar: „211« dufter unb $or=
bilb leuchtete in bieten traurigen Sagen noch unfer allgemein
Bereiter SDannecfer, ber mit unerf Mütterlichem Wut felbft
unter (Stürmen unb £)rang, feine 23afjn ruhig fortging, unb
mir roiifen e« ja , welche herrlichen Silber er gerabe ju biefer
Seit ber äBelt gab. 2)a« teuere feiner geiftigen ©rjeugniffe
befteht in mehreren SBüften, burdjj bie er £ebenbe unb &er*
ftorbene gum nmrbigen Slnbenfen ber Fachwelt überlieferte;
fo rief er ba« $ilbm« unfere« uorigen Honig« mit einer,
ben ganzen ©etft biefe« gro&en 2J?anne« bi« jum ©rftaunen
au«fprechenber Slehnlidftfeit unb Söirflichfeit jurücf. (Sbenfo
fd&enfte fein 9ftei&el ber trauernben gamilie einer ju früh
oollenbeten , trefflichen unb allgemein gefd^äfeten grau (&of*
rätin ^iftoriu«) baS feelenoolle unb unvergängliche SBilb ber
©attin unb 3)iutter. Unb wirf lieh geht — mag un« alle er*
freut — eine täufdfjenb äfmlidfje SBüfte unfere« vielgeliebten
Honig« au« feinen föänben henwr.
$on größeren Arbeiten ift jefct auch oa ^ Sttobell einer
^fijche fertig, ba« al« ©egenftücf feine« fytxxlifyn 2lmor«
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— 53 —
gebadfjt unb erfd&affcn ift, aber leibcr bicfcm nidf)t gegenüber
ftefjen, fonbern nadf) ©nglanb auäroanbern wirb. 2öir werben
fie balb in Marmor fe&en unb fte bann auf immer oermiffen !
£)ie größte Qbee be$ großen ftünftlerS aber, bie er fdfjon
Qaljre lang in ftdfj berumträgt, unb mit ber er feinen £ri*
umpfj ju feiern gebenft, ein foloffaleS <£f)riftu3bilb in ganjer
gigur, wirb voofy baä erfte fein, mag jefet in bie Arbeit
fommt. <Bä)on fief)t man ein fleine« SJiobell in feiner SBerf«
ftätte, baS uns beutltdf) §eigt, baß ber ftünftler bie l)ödf)fte
2Bürbe mit ber f)öcf)ften ©infac^^eit befleiben wirb. Unb roer
feine gafjlreid&en ©tubien über bie Kopfform §u fef)en befommt,
ber mag baoon urteilen, mit weldfjer ©enriffenljaftigfeit Sann*
eefer alle gegebenen Sebingungen ber 3)ienfc^engeftalt burdfj*
gef)t, um bie ju finben, unter melden ber ©ottmenfdf) er*
f<f)ienen fein muß."
Sefct wallfahrtet bie 9Kenge nadE) SDannecferS SBerfftätte,
wie §u ber SBotffereef djen SBUberfammlung , t>on melier mir
fpäter nodfj reben werben ; unb warum ? SBeil e$ \f)x freunb*
liä) oergönnt ift, fidf) in beiben umjufetyen, fidt> bort p er*
l)eben unb §u genießen, fd&reibt 9fapp im Qa&rgang 1821
ber genannten 3eitfdf)rift. „Unb was mar e£ benn, ba$ in
ber neueren 3ßit bie SBerfftätte SDannederS fo befugt mad&te,
baß ftdjj faft $u jeber Stunbe $unftfreunbe unb Seljluftige
melben ? Slußer ber wotylwollenben ©üte beS -äfteifterS unb
ber ©elebrität feines tarnen«, finb e* roo&l feine neueren
SBetfe, bie mit gewohntem ober üielmefjr mit gefteigertem
®efüf)l aus feinen §änben ^eroorgingen. 2)a£ SBruftbilb un*
ferer »ereroigteu Königin f)at er zweimal in 3J?armor gegeben
unb jwar fo, baß tfjre irbifd&e ©eftalt mit bem gan$en2lu3*
bruefe beS fjoljen ©etfteS unfterblidfj geworben ift. 9Ke f)at
üießeid^t ein 33ilbner baS Sebeutenbe be£ ßebenS l^er unb
glüeflieljer ergriffen. 9kdf) biefen madfjte er baS 23ruftbilb
unfereS allgeliebten Königs mit gleichem Erfolg, ebenfalls in
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Marmor, ebenfo roafjr unb ebenfo getftig, lebenbig." —
25a« s iflobelI ju bcm (Shri)"tu«bilb ift fett furjem fertig. „üttach
bem gewöhnlichen Urteil übertrifft e« alle«, roa« ber liebe
ilünftler bisher gemacht hat. £er gewöhnliche Genfer) , ber
e« üietteid^t eben noch oerwerf lieh fanb, einen (Shriftu« bar-
fteHen ju wollen, fte^t betroffen ftiH unb ^ulbiget biefer
Roheit: Unb ber fromme oeug* im ©eift fein 5tnie, glau=
benb, bafj e« möglich fei, fein §err unb TOciftcr habe fo
au«gefef)en. $)er ßinbruef ift unglaublich unb einen höheren
Triumph famt bie iUtnft nicht feiern." ©rüneifen erjählt:*)
9tachbem er bie 6fi^e leicht entworfen hatte, jeigte er fte
ber Heuten £odjter eine« greunbe«, welche fjäufig in fein
&au« gefommen mar. Sa* unroillfürlid^e §änbefalten be«
Rinbe« unb auf bie Jyrage, wer ba« wohl fei? bie Antwort
,,ba«, ^ßapa SDannecfer, ba« ift ber föeilanb !" war ifjm ba«
fcäftigfte 3 eu ani«, oa & e ^ fo fortzufahren habe. $loä) eine
anbere ©efdjichte erjagt R. £afe in feinen Qugenbertnne*
rungen. „3n Stuttgart fonnte ich i*W ohne befonbere SergünftU
gung mich an ben Silbern ber Sotfferee erfreuen, unb fah
2)amte<fer« @hnftu«natur ooüenben. Qch ging bort einmal
gegen 9lbenb mit SBurm,**) mir waren fpötttfeh geftimmt
über Unoollfommenheiten, bie bod) auch bie fdjmäbifche (Srbe
bot, unb rebeten baoon, einen tfalenber für« taufenbjährige
S^eich ju fchreiben, ba traten mir in 2)aunecfer« Söerfftätte.
$er 2fteifter mar weggegangen , ba« Slbenbrot leuchtete burch
ba« .Huppelfenfter, mir ftanben lange fchroeigenb oor bem
meinen, milben ©r)riftu^bilbc, unb gingen bann fchroeigenb
unter ben hohen Säumen be« ©chlofjgarten« , bi« enblich mein
©efährte ba« apoftolifche 2öort im griechifchen £erU fpradf):
„2Bir haben ben §errn gefehen!" unb fo roar un« ju Sttute."
*) Wftl. ÄunftM. 1858, 3. 14.
**) ©qmnai'ialprofeffor in Stuttgart, geb. 1760, f 1833.
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— 55 -
3m3af)rl822 fchreibt bann Mapp weiter : „£anneder*
CShnftuSbilb ftefyt nun in Marmor oor un*, unb roaS ben
5lopf betrifft, beinahe ganj fertig, bag übrige roirb e$ roobl
erft in 3ahre3frift werben ; benn bie Arbeit ift grofe. Slber
in meiner §ol)ett blieft baS göttliche 23ilb uns jefct an unb
roelche «Steigerung ift bem s i)Jeifter bei ber 2luvfüt)rung nod)
gelungen! 2)a3 SHobell fd)ien unübertrefflich unb bod) hat
ber (Seift bie Sebeutung unb ben 2lu$brutf nod) um fo uiel
weiter gehoben, ba& felbft ber Renner betroffen fte&t unb bie
Wlatyt beS fdmffenben 3)2cnfct;cn berounbert."
3m 5lntifenfaal oerfammelten fiefj aber nicht blofe auäroär*
tige Äunftfreunbe unb norübergebenbe s Jieifenbe, fonbem auch
bie Stuttgarter Runftfreunbe an geroiffen 2lbenben; baoou
fchreibt ^ombefan 3 au mann in feiner ,,©efd)ichte einer
©emälbefammlung" : „3£ie fror) erinnere id) mid) noch ber
fdjönen 3lbenbe in ber ®annederiana, in ©efeUfchaft t>on 3)iän=
nem nrie t)on SBangenheim , oonSchmifc, non Neurath , ©raf
SMbed, 9iapp, ßaug, £efjr, Vebret u. f. ro. Sifcenb mitten
unter ben ©öttem unb &eroen ©ried)enlanD3 unb s Jiom3 unb
beren unfterblid;en s 3)ieifterroerfen, rcenn auch nur in ©ip3*
abbrüden, bie geiftertjaft über un$ ^ereinblidten! SBie fdmeU
flo&en ba bie Stunben unter traulichen ©efprädjen , SBetrad)*
tung neuer ©emälbe ober ftupferftiche , $orlefen von ©ebid)ten
unb felbft auc^ unter fröhlichem ©efange bei einem frugalen
Snmpofion." ©päter bilbete ftch bei ©eheimrat oon &art=
mann (f 1849) ein ähnlicher ßreiä, mo aWatthiffon, Steinbetf,
Xherefe &uber, Suftinu« ferner, Surfe o. fcerber, ber
Jlupferftedjer Smttenhofer, ©. ©d)trjab, ©rüneifen, &auff,
©. ^faer, überhaupt alle geiftigen ©rö&en be3 bamaligen
Stuttgart oerfehrten unb zahlreiche grembe eingeführt
mürben.*)
*) $rgl. Erinnerungen öon 3. ©. 81. ü. §artmann, 1849.
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56 -
2ln Saunecfer uor feinem (^riftuS:
©o ftanb be3 ©rotgen ©olm.
3ft SBimber? ßeben? &erfläruug?
Z<b tenn, id) lieb' ilw ja fdjon.
3d) laufdj auf be8 ßctjrer« £on,
Unb fdjroör im Sperren SSefehrung.
O frreunb! 2Btc grofc ift betn ^ol)ii!
£ein ©f)riftu« crfodjt btc Verehrung
2)er (Shrtftu« Religion. £aug 1821.
$ie Statue fanb bei ber $aifertn Flavia von Ru&lanb,
Butter ber Königin Katharina von Württemberg, fo grofjeS
Wohlgefallen, bafe fie bie SluSführung in Marmor befteüte.
s Jiod) erzählt man ftch eine SIneföote, meldte gleichfalls ®rün*
etfen mitteilt: bie Königin führte einmal ihren ©ruber, ben
ßaifer RifolauS I. unb it>rc Butter in SannecferS Atelier.
5ll£ ba£ ©erüfte gu gittern anfing, auf meinem ber ßünftler
bem fyotyn 23efuch fein Werf erflärte, oeranlafjte bie Königin
bie beiben gefrönten Häupter, mit ihr baSfelbe ju galten,
ftie Statue mürbe im 3uni 1823 nach Petersburg abge*
fdjitft unb mürbe bort in einer eigen« baju errichteten Xempel*
ruine beS ©arten« r»on SarSfojefelo aufgeteilt. (Später be*
[teilte bie oerroitroetc gürftüt oon %fyurn unb Xarte, Schme[ter
ber Königin £ui[e tum ^reufren, eine 9?ad)bilbung für bie
©rabfapelle, bie fie ihrem oerftorbenen ©emahl in ber $tird)e
ju 9tereÄ^eim fyattt einrichten, bann im Kreuggang ju St.
(Smmeran in RegenSburg hat erbauen laffen. S)a$ ^D^obeH
biefe* jroeiten IDfarmorbilbeS ftiftete SDannecfer am 20. Sunt
1834 in banfbarer Erinnerung an bie frommen (Stnbrücfe
feiner 3ugenb als „Weüjegefchenf" ber &ofpttalfirche inStutt*
gart, roo eS im (Efjor aufgeteilt ift.
i*on ben fpäteren Werfen beS 9)teifter£ nenne ich
bie 3ohanne^Statue für ben Rothenberg, nollenbet 1826,
Diel ift barüber gefchrieben roorben, mir aber fdjlie&en uns
uoüftänbig bem Urteil WintterlinS an, ber in 2)annecfer3
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57 -
religtöfen Arbeiten fdjon eine Slbnaljme fetner ftunft gu er=
fennen glaubt. $>a3 überfdf)roenglid)e £ob, roeldjeg, tüte wir
gefeiten §aben, 9lapp feinem GfjrtftuS fpenbet, ift für un$
teuere nid^t mef)r jutreffettb. *) $>annerfer8 Xalent eignete
fid) roeit merjr für mt)tljologifd)e als religiöfe Stoffe. SBie
fein empfunben ift nod) bie betenbe gigur für ba£ ©rabmal
ber ©ro&fjersogin von Dlbenburg, betitelt „$)er Sieg im ®e*
bet", aber ^ier tonnte eben ber 3)ieifter nod) frei, ofjne trjeo*
logtfdfj*bogmattfdfjen (Smfluf} arbeiten, ba3 Sujet erlaubte nod)
einen geroiffen ;IRaturali$mu8, einen porträtartigen Stil, roeld&er
bei rein religtöfen Qbealgeftalten niä)t roofjl burd&füljrbar ift.
©anj fd)ön gelöft mar aud) bie Aufgabe, meldte SDanneder
nodfj im 3lnfang be£ Qaljrfjunbertä buref) ^onfiftorialbireftor
S^uoff geftellt mar, nämlidf) bie $>arfteQung ber brei fcfjönften
£ugenben in Relief für ba$ ©rabmal ber beiben Sötyne beS
benannten; Hoffnung, ©laube unb £iebe. §ier ift in grie*
crjifdfjen gormen eine dr)rtftlidt)c Ueberjeugung mit ^o^er ©dfjön*
rjeit unb mit ber Qnnigfeit bargefteüt, bie bem großen 33ilb=
fjauer fo eigentümlich mar. (©rüneifen.)
$ie Gräfte beS Weifter« nehmen in ber jroeiten £älfte
ber 3")an§iger 3arjre jufefjenbS ab. £)er £ob feiner erften
©ernannt, geb. 5Rapp, im Qa^r 1823, erfd&ütterte fd&on feine
©efunbf)eit unb feinen Sebent unb Schaff enSmut. 25te mit
grofeer SBegeifterung gefdfjriebenen $Berid)te im ftunftblatt unb
in ben 3aljrbüdf)em werben feltener; in ber $unftau3ftellung
vom Sa^r 1824 mar fein ©er! beS SWetfter« auSgeftellt,
1825 ift bie 9iebe üon ber 2öteberf)olung ber ^fndfje für ben
©eneral 9Kurran unb ber 23üfte ber $rau von SBenrfenborf,
für beren 9ttaufoleum in £e3la<$. ©leicfoeittg arbeitete
*) 2ludj 9ttenjel lagt tu feinen ©enfroürbigfeiten: fein (SljriftuS,
ben er felbft über atleS rühmte, gefiel mir weniger, fam mir &u ge=
lecft, su untjcilig üor.
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— 5H —
Sanne der an ber 2öieber(jolung bcr großen ©dnflerbüfte
für ben (Brafen S<$önborn*3£iefenf)aib, bcr 9Jleifter fyat fic
mit berfel6cn Siebe ausgeführt wie ba$ Original unb nidfjt
untertaffen, an einigen Teilen ber &aare, bie if)m oon feinen
bamaligen ©efnlfen nicf)t nad) SBunfö gearbeitet würben,
^öerbefferungen anzubringen.
D^ne feinen Sftapp, fagte 3Bagner, ber 6df)üler Sanm
edferä einmal, ^ätte berfelbe roeber eine Slriabne nodf) eine
s Jtymphengruppe*) gefd&affen.
Dlocb eine fdfjöne (Spifobe au$ bem fpäteren l'eben be3
2Weifter$ bürfen mir bem &efer nidfjt vorenthalten. (58 ift
ber 39efu$ Üongfeüoraä (^aul glemming) bei Sannecfer im
3a|t 1836.
„glemming fd)ltdf) ^inau^ in bie fülle,**) menfd&enleere
©trage unb fud&te ben greifen $tlbf)auer £>annecfer auf.
@r fanb ben Äünftler allein bei feinem ^falter unb feineu
nal^u acf)t$igjäl)rigen Erinnerungen. 2113 glemming herein*
fam, ftanb er vom (Sofa auf unb roanfte i^m entgegen, eine
©eftalt ef)rroürbig burd& 2llter, uon fleinem 2ttud&3, in eine
weite roeifje 3adte gefleibet, mit einem ©eftdf)t gleich bem 23en=
jamin granfünS, umrahmt oon fdfmeeroeifjem §aar, ba$ über
bie Sdjmltem flof$, unb belebt burdf) ein blaffe* blauet 2luge.
,,©ie finb alfo oon 2lmerifa," fagte er. „3(jr 9tame
aber ift beutfdf). s ßaul glemmtng mar einer unferer alten
Sidjjter. Qn Slmerifa bin id[j nodj nidfjt geroefen unb merbe
auef) nie hingegen, baju bin idfj gu alt. £>ocf) mar idf) in
s $ari3 unb 9tom; aber ba3 ift lange tjer. 3;d; bin jefct
78." — $amit na^m er glemming an ber &anb unb
nötigte ilm auf bem ©ofa neben ifjm $la| ju nehmen. Eine
gefjeimntöuolle ^eilige Sd&eu burdfjbebte unfern Slmerttaner,
*) 2)tc befamtte ©ruppe in ben Stuttgarter Anlagen.
**) Otto @d)anienbad) im 9?euen STagblatt, 2. Oftober 89.
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— 59
als er bie §anb beS waefern 2llten berührte, ber fo Reiter
bafaji unter beut nahenben Schatten ber 3at)re imb ber 2Ibenb=
glodte beS Gebens laufchte, welche mit 78 feierlichen Schlägen
irmi oerfünbigte , bie ©tunbe fei ba, wo baS geuer aller
irbifetjen l'eibenfchaften im Innern ausgelöst werben muffe,
unb ber 2J?enf<h ftet) §u rüften fyabt, um fict) nieber^utegen
unb auszuruhen oorn Tagmerf bis jum borgen, ,,©ie fehen,"
fährt ^Darnieder im Tone ber äöefjmut fort, „meine £änbe
finb (alt, fälter als bie 3^rigen. ©ie waren einft wärmer.
Scfet bin ic§ ein alter 3Wann. M
Unb boct) finb es bie §änbe, ermiberte glemmtng, meiere
bie ^crrlid^c Slriabne mit bem ^antfjer fdfmfen. „£)aS &ers
altert nicht — auch bie 9Jatur nicht/' fagte ber alte &err,
bem bie Slnfpielung auf fein berühmtes Kunftwerf gefiel,
unb beutete auf bie grünen Säume nor feinem genfter. „£)iefe
greube fyohz ich noct) immer. 91oct) ift mein ©efict)t gut, noch
fann ich $>inge auf jenem Serge bort brüben beutlich er*
rennen. 2Iuch mein ©erjör t)at nicht gelitten, gür all baS
banfe ich ©Ott!' 1
•Nun lenfte £)annecfer glemmingS Slufmerffamfeit auf
einen prachtvollen ©tidf), ber an ber SBanb gegenüber ^ing,
unb fährt fort: „SDieS ift ein ©tict) tum (SanooaS Religion,
^ch fifee gerne tytx unb fehe mir ihn an ftunbenlang, fo fdf)ön
ift er. (£anooa machte bie Statue für feinen ©eburtSort,
wo eS feine Rixfyt gab, bie er feinen ^anbsleuten eine bauU.
@r ftettte bie Silbfäule barin auf unb fd&ifte mir ben ®ti<$
jum ©efct)enf. 2lch baS mar ein lieber braoer SJknfch. $>en
tarnen feines ©eburtSortS h aoe i<5 oergeffen. 2){ein ®e*
bächtniS läfjt mich im ©tich- 3cf) fann feine tarnen mehr
behalten."
2IuS gurct)t, ben greifen Künftler in feiner 2)iorgenanbacht
$u ftören, blieb glemming nicht lange. (Sr nahm ungern 3lb*
fchieb oon ihm. Qn ber ©cene, welche er foeben beobachtet,
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— 60 —
lag etroaS (Srgreifenbeä : biefeS fdf)öne fjofje Hilter be£ 5lünft*
ler3, ber an bem fetten ©ommermorgen am offenen genfter
fifet ; bie Arbeit beS Sebent ift getrau; ber fiorijont ift er*
reid&t, roo fitmmel unb (Srbe ftdfj berühren, ju alt jur $tr<$e
ju gelten, fjält er e8 für @ngel£muftf , als er ba8 (Slocfen*
geläute l)ört. — ©ebanfenooll verlieft $lemmtng ba£ 25ann*
etferl)au3, ooH großer @ntfdf)lüffe, rott Sd^affenSbrang ; er
gelobte fidfj, alle feine Gräfte anguftrengen , um nad^ reb*
lidfjem ^agroerf in fiterem 2llter, bem fdfjroäbifdjjen ^ünftler
gleicf), ju ©aufe fid^ f)infefcen, feine iQänbe in ber ©rille
falten unb feine 23ibel mit ben gro&en SBudfjftaben lefen ju
fönnen.
2lu$ £acflänber erjäf)lt in bem Vornan feines fiebenS
(S. 240) über bie legten fiebenSjafyre 2)annecfer3:
$)ie allgemeine Sage, er märe finbifdj geworben, fei, roie
il)m beffen ©dfjüler SBagner oerftcf)erte, burdfjauä nidfjt ber
Sali unb Imtte fid^ mo^t burd) ben Umftanb oerbreitet, bafe
$)annecfer, ber feine Söo^nung nidfjt mef)r verliefe, bort mit
einer eigentümlidf)en Unruhe unb ^ebenbigfeit unter ben 2lb=
güffen feiner eigenen 3Jleifterroerf e , foroie ber Slntifen per-
fekte, wie er felbft nodf) gefe^en l>abe. „SDort fd&ritt er be*
tracf)tenb, and) roof)l an einem ©lafe Sßein ntppenb, burd&
ben ©aal, ber feine (Sammlungen enthielt, foroie burd& bie
anftofeenben 2ltelter3. ©ommerS in einer furjen fetten Qacfe,
ein ©ammetrappd&en auf bem meifeen £aar. §äufig erfdfjien
er au<$, freubig geftifulierenb , am genfter feinet im erften
Stocf gelegenen (Stimmers, menn bie SBadfjparabe aufjog
unb ein befreunbeter Offizier, Dberft oon fiatjn, einen tum
SDannecfer befonberS geliebten 2)torf<f) fpieleu liefe. $)afe tym
feine berühmte ©d&iüerbüfte fd&liefelidjj roeggenommen werben
mufete, weil er am Hinterkopfe gar ju rücfftdjtSloS fortar*
beitete, ift allerbing§ roa^r, bod) fjat fid& ber alte &err in
ben Äopf gefegt, bafe maüenbe Socfen für einen fo ernften
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- 61 —
Genfer bod& roo^l ntd)t red&t paffenb feien, roeSljalb er fic
in fdf)lidf)tere3 &aar umroanbeln rooöte."
SDem Sdfjroager SDannecferS Häuf mann $app muffen mir
fd&lie&lidf} nodfj ein paar £eilen mibmen. SBintterlin Imt ba3
ßeben biefe$ roacferen s Dianne3 in ben 2Bürttembergifdf)en
33iertelja^r^^eftcn 1892 Mograpf)ifdf} gefd)Ubert unb üermeifen
mir beSfwlb auf biefe flei&ige Arbeit; nur über feine 23e$ie*
jungen jum Stuttgarter Äunftleben unb §ur $unft überhaupt
fei nodfj etroaS beigebracht. Söintterlin teilt au8 ben eigen*
^änbigen Slufeeicfmungen 9kpp$ eine Stelle mit, in ber er über
feine Äünftlerberanntfdjaften fidt> aifo oernefjmen läfet : „^Biel*
leidet mar e8 ein ©lücf, ntd&t et>er in $erüf)rung mit $ünft=
lern vom ftanbroerf gefommen ju fein , al£ bis mein eigenes
Urteil einige s Jieife erhalten unb fd)on ein 9iedf)t an i^re
(Sqeugniffe fmtte, fo bafj idf) jefct medfjamfdfje Operationen of)ne
©efa^r be3 ©efd&matfS beobad&ten unb etnfeljen tonnte. $enn
al$ id) in fpäteren Qaljren mit ftünftlern von ©enie, mit
Männern von fjofjem, aber üerfdf)iebenem 33erbienft in engere
$erbinbung trat; ba mar \d) n\d)t Heuling metyr, aber and) nifyt
oerborben, unb nun entroicfelte ftdfj fdfmell unb flar alles,
mag big jefet jum £eil nur als SJiaterialienoorrat olme 2ln*
roenbung gefammelt unb oerfd^loffen mar. $)em Umgang
mit biefen Männern fmbe id) es ju rerbanfen, baf$ id) jum
füfeen üöüigen ®enufc fam unb bafj fidf) mein natürlidfj gebiU
beteS Urteil nun immer meljr aud& in ein funftgeredf)te£ um*
formte. "
£>ie ^erbinbung ber Sdfjroefter s Jiapp$, §einrtde, mit bem
jungen 2)anneder, fanb am 14. November 1790 ftatt, furj
nad^bem berfelbe t>om &er$og gum ^rofeffor an ber Aca-
demie des Arts ernannt roorben mar. %on ba an entfpann
ficf) ein inniges $Berf)ältmS jnrifd&en ben beiben fjamitien ;
nidf)t blofc greub unb £eib mürben geteilt; fonbern aud)
fünfilerifd) unb geiftig roud&fen fte fo eng aneinanber, bafj fein
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62 —
2Berf ofyne gegenfeitige ^Beratung unb oertrauenbem 2lu£taufdfj
ber Meinungen entftanben ift. ©anj fd&ön fagt ©rünetfen
in feinem 9cetrolog*)$)annecfer3: „SDer grö&ere gorijont von
dlappS lüiffenfd^aftlid^cn $enntniffen imb ber geübtere fünft-
tertfcfje £aft £)annecfer8 famen fidt> einanber ergänjenb ent*
gegen, um bie frönen 3;been, bie in ber Seele beä 2ftetfter3
ermaßt, ober bie i(jm burdfj einen Sßinf beä greunbeS bar=
geboten waren, jur mürbigften 2lu£füf)rung bringen."
SBon ben $erfudf)en s Jiar>p3 jur ©infüfjrung ber &itf)o*
grapf)ie in Württemberg, wirb fpäter nodf) ju reben fein,
ebenfo oon feinen SBerbienften um bie @rrid^tung ber $unft*
fcr)ute unb be8 2Bürttembergifdf)en $unftoerein3.
3>m &aufe dlavv unb bei S)annecfer fonjentrierte fidf)
bamalä ba£ ganje^unftleben ber 9ieftbenäftabt, ofme biefe beiben
Männer, ofme ifjren s Jfat rourbe nichts unternommen, roa8
irgenb nrie in ben $ereid& ber $unft gehörte. SDie Könige
grtebridfj unb 2BiU)e(m ehrten $iapp in oielfadf)er SBeife unb
übertrugen ifmt ef)renooHe Remter; am 11. SJcärj 1832 erlag
ber trefflid^e Sflann rctebertyolten ©dfjlaganfällen.
$te fittttftbeftrebunßen ftSnig 3rriebrid)3.
JJQit eintritt ber Regierung griebricp im 3af)r 1798
begann audfj für Stuttgart eine neue &\t; er oergröfeerte
bie §auotftabt, inbem er fie juglcid^ oerfdfjönerte, ooüenbete
ben 2lu£bau be3 neuen ©dfjloffeä unb t>erjierte barin feine
SBofmjimmer mit mürbeooüem ©efdfjmacfe; brachte in einer
baju mufter^aft eingerichteten ©alerte, bie mit erlefenen
^radjtroerfen glänjenb auggefiattete^rioatbibliotljef jufammen;
*) flunftblatt 3af)rgang 1842, ©. 1 ff.
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— 63
führte bic grofjen ©artenanlagen uom neuen Sdfjloffe bi« jum
föniglid&en Sommerfifc Seßeoue, fdfjuf bie 2anbfdjaft«gärten
oon £ubroig«burg unb Üftonrepo«; gewährte mehreren
oorftedfjenben ßünftlern feine« ßanbe« 2lu«5eia)imngen unb
(Srwerb, unterftüfcte manchen ifjrer ratentoollen ©dritter unb
orbnete in ben 3al)ren 1812 unb 1816 $unftau«ftellungen an,
uerfcfmffte bem §oft()eater burdf) unmittelbare« Einwürfen
eljreitüoHen 9iuf im Qn- unb 2lu«lanb, er&ob bie &offapel!e
burcf) Aufteilung namhafter Virtuofen julefet auf eine Stufe,
bie faft feine f)öf)ere mefjr wünfdfjen liefe unb oermefyrte bie
Sef)en«mürbigfeiten Stuttgart« burdf) einen botanifcfjen ©arten/
nid&t minber au«3eicf)nung«wert wegen be« beträchtlichen Weich*
tum« an tropifchen (Srjeugniffen, al« wegen ber ungewöhnlich
fraftüollen Vegetation. OJttattljiffon.)
Stuf bie detail« näher etngefjeub, betrauten mir ju»
nächft ba« Nejtbenafchlofj unb bie von SUnxq griebrich ange=
orbneten Neuerungen.
2)er ©runbftein jum Schlöffe mürbe burd) fier^og ftarl
am 3. September 1746 gelegt, 1750 fam ber redete, 1755
ber linfe glügel unter £ad), 1762, nad&bem ber redete glügel
fdfjon üoüftänbig eingeridjtet mar, rourbe er burch geuer 5er*
ftört unb ber 23au fam in« Stocfen, erft 1782 mar ber linfe
glügel üoflftänbig möbliert, bie Sßieber^erfteduug be« redeten
begann aber erft 1783 unb rourbe 1787 DoQenbet, fo bafj
1791 ba« Schloß roenigften« üon außen DoOenbet baftanb.
Slber erft bem $önig grtebrich roar e« norbe^alten, ba« Schlofj
in feiner inneren Einrichtung ganj ju üoUenben. ©erabeju über-
fchwenglich ift bie SBefcbreibung be« Schlöffe« von £ef)r im
&of* unb Staat«falenber uon 1811, mir roollen bie fiefer
bamit nicht langweilen. Wut eine fleine ^ßrobe foll fjier
folgen:
„Unb nun werfen Sie noch einen 23licf auf bie mit einer
in Eifen üergolbeten ©riHage umgebene Kuppel be« Schlöffe«
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— 64 —
unb ba3 auf berfelben auf üergolbeter 2)roperie*) ftolj
prangenbe Snfigne be3 erlaubten ^egentenfmufeS — eine Der*
golbete ßöniggfrone, überf Clauen Sie bann nod) einmal bie
©efamtmaffe unb fud&en Sie ftdfj ben erften unb fd&önften
©efamteinbruef nodb einmal in bie Seele gu jaubern unb
bann breljen Sie fi<§ rafdfj um. 3)en ^palaft im Sftücfen,
fefjen Sie nun ftatt be8 toten ©efteinä ein lebenbigeS 2lmp^
t^eater ron ben ^crrlidjftcn alten $aftanien, in ifjrer Wlxttt
einen freunblid&en frifdfj*grünen 9iafenpla& mit einem etnfa*
djen 2)enfmal, ba£ oerefjrungSroürbige Sofmeäliebe bem t>er*
ehrten $ater geftiftet, bergenb, unb fo ben fd)önen 3auberfrei$
befd&liefeenb, ber bie ^efibenj ju einer in fid^ felbft oollen*
beten, für fid^ felbft befte^enben unb oon allem anbern ab*
gef onberten SBelt mad^t. 2)iefe ^tjramibe fefetc ber regierenbe
3)tonard() feinem erlaubten SSater , bem fyodfjfeligen öer^og
grtebridf) (Sugen jum Slngebenfen, einfach, ofjne Jtunft unb
3ieraten, unb aus getDöfmHdfjem Sanbftetn ausgeführt, aber
bennoef) fd&ön unb tntereffant, toeil banf barer unb treuer,
frommer ßinberfinn it)re Errichtung biftierte. Sie §at feine
Embleme, bie etroaS bebeuten follen, aber eine einfädle 3>n>
febrift auf ihrem SBürfel, bie alles bebeuten roiH unb fann:
Pietas Friderico Eugenio unb einige gu& über ihr baä in
Metall gegoffene Sruftbilb be3 §erjog£ en medaillon, nach
einem 9M>elI oon ber ßünftterfjanb unfereS tyxxlityn SDann*
eefer."
S3on Snteteffe ift ba3 Urteil, welches gürft pcflcr*
9Jhi3fau, anlä&lidf) feines 23efud&8 in Stuttgart im 3af>r 1808
über baS Schloß unb feine innere Einrichtung fagt:
„Stuttgart, in einer fd&önen, von Sergen umfd&loffenen
*) ßetber tourbe biejer Xtppiti bei ber neueften SRefiauration
ntdjt wieber hergcfteHt, »a8 ben üornef)m fünftlcrifdjen Einbrucf
toefentlic^ ftört.
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— 65 —
©egenb , ift nicht groß , aber freunblidjer imb hübfcher gebaut
als München. Säglid; trägt übrigens $öntg gricbrid^ $ur
$erfd)önerung ber Stabt burd) neue ©ebäube bei, bie $u*
gleich üon bem ©efchmad unb ber ^rad)t i^rcS (SrbauerS
jeugen. @in in jeber §inftcht tntereff anter ■ittann, ber Ober*
bautneifter ^^ouret, unterftüfet bie Spiäne beS Königs unb
führt feine gbeen mit ebenfooiel Kenntnis als ©efd;idüch*
feit aus.
(Sinen lebhaften 23eroeiS liefern bie fönigltchen 3*™™^
im neuen Schloß, roo ©lanj, Öefchmad, ßunft unb Statut
vereinigt ftub, um einen reijenben Aufenthalt ^erworjubrin-
gen. . . durchgängig herrfd)t eine eble Simplizität; wo eS
ber ^lafe erlaubt Ijat, finb 2lbgüffe ber fd)önften SBilbfäuleu
beS Altertums, 3lpolI, 2lnttnouS, $enuS, ber gelter u. f. m.
nebft ben beften ^probuften dou 2)annecfer unb Sd)effauer
aufgeftellt. 9iirgenbS bemerft man Ueberlabung, nirgenbS
£eere, roeber eine $u fünftlidje Crbnung, noch einen 9)Jangel
an Snntmetrie, ber bie Slugen beleibigen fönnte; eine ÜDfenge
frifdjer Blumen, bie, gefchmadooll angebracht, in mit grünem
3)iooS bebecfter ©rbe ftehen, erfüllen bie fcuft mit ihrem
2öohlgerud), unb um ber Scene noch mehr £eben ju geben,
fiefjt man mitten unter ifmen Papageien unb aubere bunte
$ögel beSSübenS, bie teils frei auf einzelnen Pfeilern, teils
in fdjönen ©ebauern oon 9)ietaU bem Singe bie größte Wlan*
nigfaltigfeit ber blenbenbfien garbeu barbieteu. (SS ift ein
boppelteS ^erbienft biefer 3immer, ba§ ber größte Xei(
ber -ättöbel im #anbe felbft gemadjt ift; fie fiub fo oor*
trefflief) gearbeitet, baß man mit ungleich meljr Soften fie
ferner im Sluelanb beffer mürbe verfertigen laffeu fönuen.
SWU einem Sßort, inet 9ietttgfeit ift überall mit großer Smed*
mäßigfeit oerbunben unb giebt ein ©an$eS, baS ich an feinem
Orte fo iuof)l erfunben unb fo glüdlich ausgeführt angetroffen
habe."
$3 ad), Stuttgarter fttUtft. 5
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— 66 -
3Jtemminger §at in feiner Beitreibung x>on Stuttgart
1816 ba§ ©dfjlofe unb feine bamaltge innere (Stnridjjtung au£*
f it^rlid^ befdjrieben unb fönnen wir be3l)alb barauf üerjidfjten,
auf weitere^ Ijier netyer einzugehen.
■Jtur oon Sfopi unb feinen SBappentieren am ©djjlofc
portal möge nod) etwas folgen. ©traufi erjagt in feinen
flehten ©djriften (1862 S. 397) barüber eine ^eitere ©e*
fdüd&te, bie wir unfern ^efern nidf)t vorenthalten wollen.
3fopi befam ben Auftrag oon §ergog griebridf), ben ©ingang
3um <Bd)to6^of , welcher bis baf)ht nur mit ßanbelabern be=
$eid)net mar, burdfj bie Sßappenfjalter beS 2Bürttembergifdf)en
Söappenä, $\x\ä) unb £öroe ju f ermüden, lieber ben $or*
ftubten na<$ ber Dktur unb ber allmählich fortfd&reitenben
2lu§fü()rung gingen, jumal bei 3fopt3 fdfjmanfenber ©efunb*
fjett 3af)re l)in: ber fjofje 33cftetler fyat bie SBolIenbung be3
23erfe3 nid&t erlebt. Slber aud) bem ftünftter foßte e8 feine
greube bringen. 2IIS e$ enbltdfj gegoffen mar unb aufgeftellt
werben foHte, hielt ihn ßranfheit in &ubwig§burg feft. Unb
wie er bann erfuhr unb fpäter fah, wie man e8 aufgeftellt
hatte, wäre e$ beinahe fein £ob gewefen. @r artete bie
Arbeit üteler Qafjre , ba$ «gauptwerf feines £eben3, verloren,
•ättan (jatte e3 oerfe^rt aufgeftellt.*)
©eine Slbfidjt war gewefen, ba& bie beiben, über ben
(5<f)Uöern auffteigeuben Siere ftdf) gegeneinanber f ehren, ba*
burdf) bem oom ©chlofjplafee §erfommenben bie gange £ang*
feite ihrer Körper jeigen, unb jitfammen eine pt;ramibale
©ruppe bilben follten. Statt beffen tyatte man fie parallel,
beibe auf ben Sdfjlo&plafc ^erau^fefienb, ^ingeftellt, fo bajj
fie ben &eranfommenben nur bie fdfjmale SBorberfeite bieten,
*) 9lud) @. ü. SBadjter. befprtd)t btefe Angelegenheit in einem
»riefe an Uejfüa üom 4. 3uli 1823, 9tr. 35, in ben Beiträgen au3
2Bürttemberg, herausgegeben üon §aaff).
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unb in tyrer ganzen gigur nur jebeS für ftdj burdf) Umgeben,
roie bic beibcn äufammenljängenben SBappenfd^ilbcr gar nur
von &roei entgegengefefcten (Seiten aus betrautet roerben
fönnen. ®efdfjef)en war gefdfjefjen, bic teuren ^oftantente
einmal fo gebaut, an eine 2lenberung ntdfjt ju benfen.
mar f)er3bred)enb, ben roatfern SWeifter über biefen Unfall
jammern ju frören. $>ocf) er wäre fein Italiener geroefen,
wenn er barin blo& jufäüigen Unoerftanb (Der freiließ unbe=
greiflief) grofe war) unb nidf)t oielmetjr ßünftlerneib unb Kabale
gefefyen (jätte. (£$ mar ein Streif, um it)n ntdfjt auffommen
51t laffen, um i^n in feinem anfef)nlidf)ften SBerfe ju fdt)änben.
Unb fein fdfjledfjterer als SDannecfer mar e3, bem er biefen
©treid) sufd^rieb. 2Ber SDaunedfer gefannt fjat, roeifc rote
unfähig ber reblidje 9ftann einer fo niebrigen ßanblung roar,
ganj abgefe^en baoon , bafj bei ber $erfdjjiebent)eit ber gädf)er
beiber 9)?eifter, oon (Stferfudfjt ^ier gar nidfjt bie 9iebe fein
fonnte. $on biefem 3 u 9 e fd^roarjgaßigen 2Irgroof)n3 abge*
fefyen, roar übrigens Qfopi eine gemütliche, faft finblidje
9tatur. 3)Ut Siebe fingen feine Schüler an tljm, bie er l)in*
roieberum feine £inber nannte. Dbroof)l Italiener unb $atf)oltf,
roar er bodj) für bie 2lngelegen^eiten feiner beutfd^proteftan=
tifd^en Umgebung feine£roeg£ üerfd&loffen. 211$ ju @nbe ber
SBefreiungSfrtege ein lrodf)geadf)teter ©eiftlidfjer feines 2öof)nortS
SubroigSburg, ber SBater beS 2leftf>ettfer3 33tfdf)er, an bem
EppfjuS geftorben roar, ben er ft<f), feinem Berufe treu, in
einem TOlitärfpitale geholt fjatte, unb nun in ber ©emeinbe
Beiträge ju einem 2>enfmal für benfelben gefammelt rourben,
erbot ftd^ 3fopi, bie Arbeit umfonft gu machen, fo, bafj
ber größere £eil ber gefammelten ©umme ber SBitroe unb
ben ftinbern blieb. 2)aS ©rabmal mit feiner sierltdj burdfj«
brodfjenen Slrbeit ift, neben einem anbern mm QfopiS 9fteifjel,
eine Qkxbt beS ßird(jl;of£ in SubroigSburg.
2Bir raffen nodf) einen Srief beS ftünftlerS folgen, welchen
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berfelfce uon 9)2ündjen au$ an ben bamaltgen §üttent>erroalter
gaber bu gaur in 2Baffera[fina,en fdnrieb, nacfybem ifym biefer
bic Mitteilung t)on bem glücfltcf) uoHenbeten ©u& feine« <Qtrs
fdjeä gemadjt tjatte. — Ser Srief trägt ben ^oftftempel
24. Dftober 1819 unb lautet:
Wohlgeboren
Herrn Hüttenamtsverwalter Faber du Faur!
„Ach keinen schönere und köstlichere Brief hätten
Sie mir nicht schreiben können. Zum ersten freute
mich gewiss recht sehr, dass Sie recht gesund und
wohl sind, und noch das . . . erworben haben; ge-
wiss, das freut mir; ich wünsche ihne eine gesund
und friedliche, glückliche Zukunft, und unser Herr
Gott sol ihnen Alles was Sie wünschen, nicht nur
geben, aber noch vermehren, ja Sie verdienen es.
Laider ich habe meine ihr liebevolle Brief sehr spet
bekommen, und durch die hiesige Polizei erst den
19. diese Monat spet in der Nacht bekommen; jetzt
aber muss ich ihne wissen lassen, dass ich für fraide
über der glückliche schöne raine Kus von meine ehe-
malige ferdammte Hirsch habe gar nicht schlafen
können , und am morgen um 9 Uhr bin ich aufge-
standen und gleich in die Kirche gegangen um unsern
Herr Gott zu danken; stellen Sie sich vor: seit dass
ihre schöne Brief bekommen habe, ist mir leichter in
meine gemüth und in meine ganze Körper, und diese
hat an meine Gesundheit sehr viel beigetragen; ich
befinde mich gegenwärtig leichter und munterer; aber
ich bin kein undankbarer Mensch; vorher muss ich
unsere Herr Gott danken, ja wenn sie noch so viele
Liebe und Mühe für mich gehabt hätten, gewiss der
Hirsch und der Löwe wären nicht so geworden; ja
ich bin ihnen alles schuldig : sie haben mir an meine
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— 69 —
grosse Arbeit 5 Jahre lang geholfen, in alles beige-
standen und wie ein liebenswürdiger Bruder geliebt;
ja ich kann mir nicht genug ausdrucken, ich kann
nicht in deutsche Sprache schreiben ; ich bitte sie um
mir zu glauben, dass ich der glückliche vollkommene
Vollendung von meiner arbeit an ihne schuldig bin,
und ich hoffe noch ein mahl mündlich meine grosse
danksagung mit ihm machen zu können und das glück
zu haben, sie recht herzlich zu umarmen . . . und
ich mache noch einmal meine grosse Danksagung für
ihre so viele mühe, liebe und Freundschaft, die sie
für mich gehabt haben und sind sie sicher, dass ich
so lange bis an mein tod werde ich sie nie vergessen.
Ich bitte sie meine Complimente an ihre jungfer Schwe-
ster und alle die bekannte; leben sie recht wohl und
gesund und ich beharre — ihre gute freund und
diener Antonio von Isopi. — Ich kann nicht er-
warten, bis ich mein Hirsch sehe. Gott sei dank,
dass so glücklich geworden ist."
©ine weitere Schöpfung ftönig grtebridjg finb bie neuen
Anlagen in Stuttgart, barüber fdjreibt ein ftorrefpon*
bent im ÜDtorgenblatt oom Qa^r 1810:
2Ber Stuttgart fett mehreren Qafjren nid)t gefef)en f)at,
erfennt e3 gemife nid)t wieber. Ueberrafdf)enb finb bie <Sdjöpf=
ungen, bie faft jeber £ag fjeworjaubem fielet. Sie für ben Um=
fang ber ©tabt feljr grofee unb nod) immer §unef)menbe S8oIf3=
menge (25000 mit (5tnfd)luf3 von 33erg unb &e$lad)) mad)t
Erweiterungen nötig; überall fie^t man neue, jum £ei( fefjr
weitläufige 2M;ugebäube, ja gan$e Strafen emporfteigen, unb
e£ ift befttmmt, ba& mehrere Ztyoxt weiter IjinauSgerütft
werben füllen, um für bie Stabt md)x 9toum ju gewinnen.
2)od) nidjt Mob für s Jiaum unb 23equemlicf)feit wirb ge=
forgt; bie neuen Anlagen hinter bem tonigltdjen ^efiben^
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— 70 —
fd&lofc, bic feit jroei Qatyren au$ SBiefen, 3)ioraft unb iQüls*
f)öfen ju einem reijenben, uon Kanälen burd&fdfjnittenen unb
mit SBaffinS gefd&mücften ^arfe finb umgeroanbelt morben,
in roeldfjem nicf)t nur reidfjeS buftenbeS Sufdfjroerf gu trau*
lid;em Sifcen einlabet, fonbern audf) bereits eine breite unb
faft unabf eßbare $8aumreif)e mit ftarfen Oimmelanftrebenben
£tnben unb Sötrfen prangt unb Schatten giebt, jnrifdfjen
betten sierltdje ^Blumenbeete im oielfarbigften <5df)tnutfe
ftd) f)injie^eu unb bie &uft mit tyren Söofjlgerüdfjen roürjen,
finb ein ©efdjenf, roelcfjeS ber erhabene Sftonardf) bem $>er*
guögen ber SBerooljner Stuttgarts roetfjt, unb finb fdjon gegen*
märtig in iljrer 5lrt bie fdf)önfte 3^rbe ber SRefibenj. 9Jur
beut Serooljner be£ nörblicfjen palmira, iuie Petersburg oft
genannt würbe, finb foldfje 3<wberfcf)önf)eiten nidf)t ganj fretub.
— @S ift nid^t blofe ben gufjgängern erlaubt, in biefen fjerr*
liefen Anlagen, roo ftdf) tym überall nadfj wenigen ©dritten
bequeme $3änfe barbteten, ju luftroanbeln, fonbern bie beibett
Seitengänge ber grofjen 2ldee ftnb für Leiter unb Söagen
beftimmt, rooburdfj baS ©an je feljr an £ebljafttgfeit gewinnt.
— (Sintge geräumige <3trof)= unb 23orff;ütten gemäßen <Sd)u£
oor s Jiegen. 3lm (Snbe ber 2Wee roirb auf bem uon einem
grofeen SBaffm umgebenen 9ionbeH eine Poliere in Tempel*
form aufgeführt.*) — 2>aS oorbere SBaftin am Eingänge
00m Sdjloffe Ijer, meines anfänglid) baS in einer fanften
tfaSfabe fidfj ergtefjenbe SBaffer in einen breiten geraben ßanal
aufnimmt unb bann ju einem mettgerunbeten Safferfpiegel
fid) auSbe^nt, baS ©anje oon einem niebrigen, fanberen,
toeiB angepriesenen rofenbefefeten Stafet umfdf)(offen, wirb oott
Schwänen unb baS Wintere nodj größere am SluSgange uon
(Sitten unb anberem ©eflügel belebt. $te mit Karpfen unb
* dtne Slbbübung biefer Söoliere unb einen $lan ber S*. 2ln-
lagen bringt ber §of* unb 6taat&fatenber toon 1811.
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— 71 —
anbem deinen giften befefcten Kanäle hüben einige ffeiue
Unfein, 31t benen man über äierlid) geformte Brüden gelangt,
auf welchen retjenbe 23o3fett3 neben raufdjenben SBafferfäHen
Sur $uhe einlaben. 2ln bem twrberen Steffin auf ber ftei*
nemen platte, meldte beu 2lu3fluf$ be8 2öaffer3 bebedt, wirb
eine foloffale ©ruppe beä trefflichen 2>anneder, jtoei auf
ihren Urnen ruljenbe 3Iajaben aufgeteilt werben. — hinter
bem <ßarfe trifft man ein freunblicheS ©ebäube, ba8 einem
s Jieftaurateur eingeräumt ift unb ju einer Meierei gehört,
beren ^errttdje ^dtjroeijerfüEje bie ^Hefibenj gum Seil mit
Mild) oerforgen. — Unfern baoon entfpringt auf einer retchen
SBtefe bie ^eilfame Mineralquelle, bie von neuem eingefaßt
unb bebedt, burd; Döhren in ba3 fogen. &irfd)bab $um ©e=
brause be«$ ^ublifumS geleitet wirb. 2)ie fid) hinter ber
Meierei auäbreitenben liefen foHen $u neuen Anlagen be=
nufct werben. (Bin beträchtlicher £etl in ben gegenwärtigen
Anlagen ift §u einem botamfehen ©arten mit ben nötigen
©eroäd)^äufern eingerichtet unb abgefonbert eingefaßt. —
2ln ber (Ef)au)fee nadj 23erg, gerabe roo bie neuen Anlagen
burd) einen breiten gafjrweg, ber von einer Gtjauffee in bie
anbere führt, von ber R. Meierei getrennt werben, fyat ber
Monarch feit bem norigen Qatjr ein artiges &anbt;au3 für
fid) gefchmadooll einrichten laffen, roo er zuweilen ju Mittag
fpeift, unb baneben roirb ein ^weites SanbhauS neu aufge*
führt an ber Stelle, roo ehemals baS 5um £irfd)babe gehörige
3Birt$$cm$ ftanb. fctnter biefen i'anbhäufern werben lieb*
liehe ©artenanlagen gemacht. %a$ $ab fetbft foll weiter
nach hi nten oerlegt werben. 3>n wenigen fahren werben bie£
unftreitig mit bie fd)önften &uftanlagen, bereu [ich urgent» uue
•fteftbenj rühmen fann; fo wie bie Söaumpartien um baS Ijerr*
liehe fönigliche ^efibengfchlofe, bie fßlanie genannt, mit ben
flehten 23lumengehegen unb SöaffinS eine Umgebung bilben,
wie nicht (eicht ein 9ieftbenäfd)loft in einer &auptftabt fich er=
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i
t
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freut. §ier foll an bem einen 8afjin eine sartgebadjte roa|fer*
fchöpfenbe ^tyclje oon Sannedfer aufgeteilt werben. ($iefe
$bee fam leiber nidjt jur Ausführung, ftatt beffen ein fleiner
Jongleur, welker eine Sdjeibe balanciert, au« meldfjer ftd^
ein üöafferftrafjl ergießt.)
Sßetter fü^rt uns Sehr in feinen ^Briefen über Stuft«
gart unb feinen Umgebungen, woraus nur oben fdjon eine
©teile mitgeteilt Ijaben, auf bie $önig$ftra6e. ,,$er grofee
(Kraben ift herrlich, bie JtönigSfirafee prächtig. Söahrlidf) roer
(Stuttgart feit mer ober auch nur feit ben legten brei Sauren
nicht gcfe^en hat, wirb e3 faum roieber erfennen. $ommt
er DoflenbS oon ber -Worbfeite her unb fielet er nun oben mm
ber (Mgenfteige herab an ber ©teile be3 ehemaligen ©umpfeä
unb ber fpärltdfjen Äartoff elfelber , ben faum überfel;baren
holbfeligen geengarten ber neuen Einlagen, ber auf lauter
^nfeln ju fdfjimmern fcheint, ju feinen gü&en unb bann enb*
lidfj burch ben ftoljen, fdfjön geroölbten Otogen be3 f planten
ßönigSthorä in bie ilmt ganj unbefannte fdjjnurgerabe präch*
tige ßönigäftrafee mit ihren netten neuen Käufern unb ber
unübetfeljbaren gaffabe be«$ nnrflidj in feiner ©röfce unge=
fjeuren ©tallgebäubeS , er mürbe in SBahrljeit in eine ihm
ganj frembe ©tabt ju Miefen mahnen, roemt ihm nicht bie
alten roohlbefannten S3erge leljrenb zuriefen, bafe fie bodf) uodj
ba$ alte Stuttgart fei.
^Der namfyaftefte 2lrdf)iteft be§ 5löuig3 griebridf) mar
£f)ouret (1767 — 1845), gebilbet auf ber hohen $arl§fdf)ule
Sunä$fi als Üttaler, bann in florn 1793—96 311m »aumeifter
auSgebilbet, ^at er faft alle vom &of $u biefer 3^it auSge*
führten bauten geleitet unb namentlich audj fein ©efehief ju
beforatioen Aufgaben mehrfach erprobt. $n feinen fpäteren
Qa^ren roibmete er fidf) bem £ef)rfach an ber neu errichteten
$unft* unb polytechnischen ©cijule unb mar auch a ^ ^rtoat*
architeft vielfach thätig. Teufel fchreibt fchon im Qafjr 1798
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1
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über benfel6en fotgcnbeä : „Xljouret, ein junger Wlann, ift
Baumetfter unb hat in diom ftubiert. ßr ^atte bamalS als
ich ifyn fcnnen lernte, jugleich mit §eibeloff, einen Slfforb mit
bem englifchen ©efanbten gefchloffen, ber gu feinem SlbfchiebS^
feft einen fünftüchen ©artenfaal mit göumination haben wollte.
3)er ©aal, ben er im Saufe beS (Safetier ©lafer gu einem
(Bartenfaal umfdmf, mar in afiattfdjem ©efehmaef ; bie SSänbe
waren mit fünftltchem ßaubroerf, mit grünem ©egitter, mit
prächtigen melfarbigen Beverungen unb ©chnörfeln bis an
bie ©alerie (meiere ganj beleuchtet rourbe unb jierlid) be=
f leibet mar) bebeeft. 3ln ben ©eitenroänben in ben fäulen=
artigen 3roif<henräumen, welche genfter unb Spüren matten,
ftanben ftmtntetrifch gro&e s £almbäume verteilt, an bereu
©tämme jebem ein golbener ©djilb mit oerfd&lungenen Buch*
ftabeu roappenartig hing-
Oben im ©aal, auf ber rechten (Seite beS DblongS,
ftanb, fo oiel td; mich noch erinnere, eine transparente $r)ra=
mibe mit gnfdjriften. SDie Spren, bie auf Borfaal unb in
t)erfd;iebene ^iebenjimmer führten, maren fcharlachrote Bor=
hänge, roelche in ber SDWtte an bie £f)ürpfoften mit ©pangen
3urücfgebunben waren. 5Dic Beleuchtung (aHc§ maS baju
gehörte, fam au« (Snglanb) foll fehr fchön geroefen fein, rote
auch bie 3flufrt auf ben ©alerten. £>aS ©anje gab einen
tjoüftänbigen Begriff üon afiatifchem ßuyuS unb spracht.
S)er junge gefällige üJfann führte mich auch in fein 2lr*
beit^immer, unb nun lernte ich i$tt als 3eichner unb als
9)ialer fennen. Unter feinen Riffen gefallen mir fein römi=
fdjeS £h° r unb feine gürftengruft am beften. Sie «erraten
gute architeftontfehe Äenntttiffe unb einen eblen ©efdjmacf.
BemeiS t)teuon ift auch fein &\ä)tnb\i(f), welches er wäljrenb
feines 3jährigen Aufenthalts in dlom gefüllt hat. ©eine ©e*
mälbe haben alle eine unnennbare fd&öne Färbung unb mett*
eifern im gleife unb in ber s Jieinigfett mit ben beften $abi*
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nettäftüden eines Vieris unb ©erwarb $ouw. 9)Jan fef)e nur
feinen oon jmei Bacchantinnen gezogenen 2Imor. Beim 2lmor
ift ba3 jartc mäbdjenljafte 3üngltng$fleifcf) faft bi^ gum (jödtften
3beal erreicht; man fann fid) nidfjt fatt fefjen. £od) ift ba&
®eroanb ber einen Söaccljantin ju fteif; bem Sluge berfelben
ftef)t man 3U tnel bem Marmor abfopierte«, fteife« ftatuen*
mäßiges an. 3rrt aber ber f&ixd nur eine &inie breit über
biefe (leinen Schatten f)inau£, fo finbet er toieber üöflige
®enugtlmung an bem . f)errlidf)en italienifdfjen Gimmel, an
ber täufdjenben Entfernung unb bem frönen ^ßerfpeftiü be§
3kcdf)u£tempelS , groifcöen befjen Säulen bie Bacchantinnen
tanjen. Söeldjer ©enrinn für bie Kabinette gefcbmaduoller
tarnen lägt fidf) erroarteu, wenn biefer 9)fann weniger Äunfi
al* s Jiatur fopieren roirb!
UebrigenS ift er ber (jeflbenfenbftc, ber aufgeflärtefte
$opf, ber befte s J)Jenfd)eufreitnb. 3^m mürben in Stuttgart
fdfjon üielc Kabalen gefpielt, unb roer weife, ob er beSmegm
nid&t ben 9iuf, ben er nadf) SBeimar jum Bau beS fürftlic$en
S^Ioffed befommen (>at, nüfcen mirb.*)
X f) 0 u r e 1 8 erfinberifd&er Greift ift ganj ju £eforationcn
uon §of-geten u. bgl. in Befdjlag genommen; (lefen mir im
3a^r 1802 im £eutfd)en hierfür) faum baft er Seit gewinnt,
fleine Beiträge ju Cotta« ©artenfalenber u. f. ro. 511 liefern.
Ein berartige« # e ft fanb au« ^eranlaffung ber Srtan*
(jung ber Kurmürbe in 2)iai 1803 ftatt. „2lm britten £age
gab ber ßurfürft grofee 5Tafet im fogenannten SeefmuS (bei
^ubroigeburg) , roo fid) ein Sdfjafc ber auSerlefenften Bilb*
fjauer*, SJJaler*, $upferfted&er* unb Stutfaturarbeiten jufam*
mengebrungen finbet. $iefe$ SeefjauS (Monrepos) uerbient
eine forgfältige Beitreibung; ©uibal, darnieder, @cf)effauer,
&etfcf), 2f)ouret, fiarper haben eS mit auserlefenen Stüden
*) £()ouret blieb befanutlid) Stuttgart erhalten.
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gegiert, unb her Aturfürft Imt eine gro§e Meierei bamit t>er*
bunben, melcfje täglidE) oergrö&ert unb in furjem gu einer
rei^enben ed^t engltfdfjen s #illa ausmachen nrirb."
SIbenbS war im großen SIfabentiefaal freier 9J?aSfenbatt
ju 1800 SBtdetS unb am Sage barauf freie s 3leboute im
DpernfjauS für (Sreti unb spCeti. 2>er 9)}a$fenball jeicfmete
firf) burdf) fürftlidjen ©(an$ unb Slnftanb auS, inbem bie $tllet£
mit 2lu$roal)l »erteilt mürben; in ben anfio&enben Sälen
mürben ben s Ma%Un auf Soften be8 gürften ©rfrifc^ungen
gereift. — 9fod(j erfd)ien eine Tenfnumje auf bie SBürttem*
bergifdfje $ur, bie in artiftifdfjer &mfi<f)t (Srmäfnutng oer=
bient. Württemberg ftfcenb auf einem gelfenftütf, ftüfct fid>
mit ber 3^ccr)ten auf baS Wappen von 3ieu-- Württemberg; in
ber £infen ()ä(t e3 ein Steuerruber. ^Die gut unb forreft
gearbeitete gigur fifct oorroärtä gebüdt gegen bie <Stanb=
fjaftigfeit, bie if)r gegenüber fteljt, unb üjr&aupt mit einem
Detjmeig unb $url;ut fcf)müdt. hieben ber (Stanbljaftigfeit
ein Säulenftücf ; in ber gerne ba§ (£tammfd)loB Württemberg,
ber s )ioti)t 33erg. Umfdjrift: „$urdfj S8e(;arrlid^fett. " Tie
(Srftnbung ift von s $rofeffor Sd&effauer.
(58 ift rü&müd; befannt, fd^Iiefet unfer florrefponbent,
wie ber jefeigc gürft bie Unferftüfcung unb stuetfmäfjige 2ln*
roenbung ber $unft ftdd angelegen fein laffe. 2Iud) müfjle
idfj nidf)t, roo unb wenn fie fidf) mit mefjr gug unb Vorteil
jeigen tonnte, ate bei ber feierlichen ©r^ebung unb SBergröfje*
rung eincö ganjen SanbeS ! ftafjer mirb fein tfunftfreunb mit
bem £obe berjenigen übereinftimmen , bie e£ für geraten
achten, menn man bie Bürger einer Kur ober eineä Stönig*
tumS mit einem Soften unb 5lonsert abfoloiert.
3m 3a^r 1804 fdfjreibt berfelbe Rorrefponbent : „%n
bem Saue be$ neuen f leinen Xf)eater3 wirb ftarf ge*
arbeitet unb e3 fott längfienä ju 2lnfang gebruar mit £effutg$
SRatfmn eröffnet werben. Xfjouret behielt barin $u wenig freie
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£anb, als baß man, wie fein latent oerfpracfj, unb rote fein
erfter Entwurf fo fehr jufagte, ein oon ihm felbft gefchaffeneS
architeftomfcfjeS ßunftmerf erroarten bürfte. (*S foH bloß eine
2Irt $onoerfationStheater werben unb nicht über 500 s IfJen=
fdjen faffen. Xoä) aweifeln roir nicht , bag fid& bei aller 23e=
fchränfung unb allen (Stnreben fein trefflicher ©efdfjmacf unb
fein Weiterer ®eift barin barftettcu werben."
Später, im Sejember 1806 fd&reibt ein SReifenber über
Stuttgart:*) „33et meiner ^Durchreife in mein nunmehriges
neues 5kterlanb burefj biefen nicht großen Ort, ber ohne ein
anbereS germent ju h aoen > moburd) man fonft $ünftler 5U
werfen oermeint, 3. $3. Sammtungen oon ©emälben unb
©ipSabgüffen — ohne irgenb ein anbereS ^itf^mittet , als
was ber oor 13 fahren oerftorbene ^erjog $arl burdf) eine
3eichenfchu(e , einige roaefere Lehrer unb eine fehr mäßige
Beihilfe jum Reifen bemirfte — in beu üerfdfjtebenen 5lunft*
fächern mehr Männer oon oorjüglichem ©ehalt befifct, als
oerhältniSmäßig Berlin unb Bresben. Saher freute mich baS
Stuttgarter Theater fo fehr, als tdj faf), baß Tf) ourel '
ber jefcige §ofbaumeifter, in einem flehten 9taum, ber ihm
auf unb in ben dauern eines einmaligen SöirtfdfjaftSgebäubeS,
unter Beibehaltung beS 25adf)S, angeroiefen war, ein S^^eatcr
erbaut, oon beut felbft ßunftoerftänbtge eingeftehen, baß
eS unter biefen Umftäuben alle möglichen gorberungen erfüllt
unb felbft angenehmer, als manches große ins Sluge fällt.
Mehrere Söewetfe feine« Talents pnben Reh t)in unb roieber
tu Stuttgart unb JthtbwigSburg. $iele &\t mußte er oer*
fchioenbeu an £eforationen unb geten, ephemere ^robufte,
bereit Spur mit bem Tage, ber fte 1)tvvovbxaü)tt , oerfdfjwum
ben ift. Mieles toaS er gemacht, fcheint unbebeutenb, allein
eS ift bod; toirflid) richtig, weil man fielet, roaS er machen
fonnte, unb weil eS wörtlich auf beu partiellen ©efdfmtacf
*) Sciitfcher SKerfur 1807 I. @. 39.
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(Sinflufc gehabt fjat. $orfjer würben burd) ben feerjog
$arl unb feine 2lrchiteften Millionen uergeubet; $erfaille£
äffte man in ber (Solitube nad) unb bod; war weit unb
breit in ^rtoatgebäuben auch nicht eine ©pur r>on bem CS'in-
fluffe biefeS 2lufroanb3 ju fehen. Qn unb um (Stuttgart gab e£
faum ein ®artenf)au$, beffen Proportionen ba$ 2luge uidjt
beleibigten. @f)er fanb man etroaS beffereä in ben Unafy
borten 9ieid)£ftäbten , bort baute man bocb in (Stein, ging
feinen eigenen 2Beg, nahm auch manchmal einen frembcn
$ünftler an. (Stuttgart hingegen hatte feine ^rioatgebäube,
rote man fie in ber benachbarten Sd)TOei$ ju Saufenben finbet,
von ipollanb, ^yranfreid^ , (Snglanb null id> gar nichts fagen.
(Seit ^{jouret giebt e£ inbeö einige oon gefälligen anfprua>
lofen $erhältuiffen , heiter, einfach , freunblid) r»on innen unb
au&en, t;aben fie bod) einiges Gbenmafj 3nrifchen ber $öf>e
unb breite, $)a eS wenig neue ©äufer $u bauen gab, fo
liefen fidt) mehrere ihre alten nach feiner Eingabe anftreidjeu
unb nac^^elfen. $ie 2lnftreicr)erhinft t)at nun bocf) einige
gormein aus SHjouretS Ornamenten entlehnt, unb ihre alten
unfinnigen ard)iteftonifd)en ©lieber mit Monfolen unb bgl.
oerroorfen. s JJun giebt e£ audh einen 5lrd)iteften in .§ciU
bronn, 33arth, ber feine ©tubienjeit in ^aris unb 9?om
trefflich genügt haben fofl. (5r ift fdjon in 2£ürttembergifd)en
SDienften, fonute aber noch nichts aueführen. £od) follte er
jefct einem borttgen (Sinroohner ein fd)öne3 &au3 einrichten,
allein ehe er ba8 2Berf befam, fjattc fdjon ein anberer bie
Garcaffe ^ingefteflt."
©ine gelungene Slbbilbuug beS Don£&ouret erbauten
Saales im einmaligen f leinen Theater (^eboutenfaal), nidjt
ju oermechfeln mit bem beim s 2$aifenhau£ ftehenben unb 18<>2
abgebrannten Sfytattv, giebt 3eHer in feinen Stuttgarter
prioatgebäuben t>on 1806—1844; er fügt bei, er habe meit
unb breit feinen gelungeneren Saal augetroffen.
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— 78 -
2lud> ba§ grofee Sweater, ba3 el)malige £uftf)au3 fjat
our et üerbeffert; ba3 9)?orgenblatt fd^reibt barüber am
<J. 2R&r§ 1812: „tttiKnflfl würbe ba$ föniglicfje Sweater na<$
wefentlid&en Abweichungen wieber eröffnet. 2>te cortge ©e*
ftalt, welche r)alb elliptifdfj bem größeren £etle ber 3ufdjauer
tneleS üon ber Süfjne entjog unb in afuftifd^et igmfidjt feinet
weg§ genügte, ueranlafjte ben König, eine neue, beffere @tn*
ridjtung ju empfehlen. £)ie iefcige gönn be3 AubitoriumS
ift im ©rimbrijj grtecf)ifcf), ein falber $ixM. 23üf)ne
blieb unoeränbert. $er neue SBorfyang ift uon ©alerie*
bireftor uon «See tc. tiefer ftnm>oüe ßünftler blieb gan§ bei
ber 3bee eines :*>or()ang3 ftefjen, unb malte benfelben ba^er
wie ein ©emanb üon rotem $amaft, in meinem von gleicher
garbe üiele f)iftortfcf)e Xableau3 aus ben SSomöbien unb %xa*
göbien ber ©rieben unb Börner, fobann tragifc^e unb fomifcfje
3)ia3fen auf anbere Crnamentc eingemoben ftnb. Qn ber
©litte ift ein 27 gufe breite«? unb 19 gufj $o$e* £ableau,
auf welkem bie neun s $arnafftben mit ifjren Attributen bar*
geftellt ftnb. Ser gange Solang ift 51 gu& breit unb 38
?ufe Iwd)."
Sßon wetteren Sauten 3riebricf)$ feien nur no$ furg
ermähnt ber ^aüiüon ber ©arbeofftjiere, 1807 erbaut, jefct
ilunftgewerbefdfjule, ba3 QnüatibenljauiS hinter ben <5<f)lofc
gebäuben, cerbient, wie e$ in einer alten Sefdfjretbung Reifet,
wegen feiner frönen etnfad&en Sauart gefefjen ju werben;
bie 3noatiben fjaben lauter geräumige, t)eHe unb gefunbe
3intmer unb in ber 5JUtte be$ ©ebäubeS, über bem erhabenen
portal, ift ein großer fdjöner <Saal , in welkem bag&apüel
be3 SftilitäroerbienftorbenS gehalten wirb, unb ber ßönig an
bem Drbenätag mit fämtlidfjen SJhtgliebern biefeS DrbenS fpeift.
2)a3 5lönig3tf)or ift ni$t, wie allgemein angenommen
•wirb, eine Schöpfung Slönig grtebricfjS, fonbern würbe fdfwn
t>on $er§og $art im 3a^r 1748 aU (S&lingertljor erbaut,
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— 79 —
1807 ans ßönigSthor oerfefct, aber erft 1810 bem Verehr
übergeben.
3)en gcftfaal ber 2lfabemie liefe ber ftönig in eine fcof«
fapelle ebenfalls burd^ X^ouret ummanbeln, ber Saal fjattc
abwechSlungSwetfe auch als ©arnifonSs, Slfabemie* unb fatfw*
lifche Kirche gebient unb war teilmeife in einen oberen unb
unteren fton$ert= unb §örfaal geteilt.
^emminger bemerft, bie ^irdtje fei fehenSmert wegen
ihrer gefdjmacfüollen, wiewohl von ber gewöhnlichen Stirnen*
form etwas abroeidjenben (Einrichtung unb eines fehr fdjönen,
bie Himmelfahrt (Ehrifti barfteQenben SlltarS ober vielmehr
SöanbgemälbeS fymkx bemSlltar oon £etfch. — hinter ber
leichten Söanb, auf welche baS SBilb in Del gemalt ift, unb
bie fich wie ein Vorhang ausbreitet, auch wtrflich nur aus
einer gefpannten Öeinwanb beftef)t unb mit Kuliffen befleibet
ift, h^ter biefer SBanb ift mit fluger Berechnung Drgel unb
s 3)cufif angebracht, unb bie aus bem Verborgenen fommenben
Xöne erheben baS geierliche beS DrtS nicht wenig.
3n ben Schluß ber Regierung 5tönig griebrichS fällt
noch SBolIenbung ber großen ©artenanlagen gegen (Sann=
ftatt. 3}(emminger fchreibt barüber im ßunftblatt 1814:
„Unfere retjenbe ©egenb gewinnt mit jebem Qahre an 3n=
tereffe. 3er Slahlenftein, biefer liebliche &ügel, ift nun, feitbem
er bie Slufmerffamfeit unfereS Königs erregt hat, großenteils
für fbnigliche Rechnung angefauft unb auf ber nörblichen
Seite mit nieblichen Anlagen umgeben , auf ber füblidjen aber
unb auf feinem dürfen mit weitausgebreiteten, feinerjeit
ben erfreulichften 3lnblicf oerfprechenben Dbftpftonaungen be*
becft worben. 2>er Sau beS Schlöffe«, baS auf bem §ügel
ju ftehen fommen follte, ift nun ber 3ettumftänbe willen wieber
aufgegeben worben. Slber an feine Stelle werben swecfmäßige
SBorfehrungen getroffen, wie man fagt, burch einen leichten
^aoiaon, junt ©enuffe ber reijenben SluSfidjt, bie man hier
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hat unb eine neue fdjöne Strafje, bie in vierfacher Slbteiluna;
hinläuft unb von einer fünffachen S3auntrei(;e befdjattet wirb,
oerbinbet nun ben &ügel mit ben fbniglichen Anlagen bei
Stuttgart. — Stefe Strajje ift ein 2ßerf von ungeheurer
2(rbeit. Serge muffen burchfdmitten, Serge abgehoben wer*
ben." 2Ber af;nt nod) l>eute biefe Slrbeit!
2>tc Maler öetfö, ®«trf unb 9©äcf»tcr.
lEMeS MnftlerHeeblatt mirb ftetS genannt, roenn r>ou
ber Hafjlföett 3eit ber Stuttgarter ftunft bie SHebe ift, fie
aüe üerbanfeu ihre StuSbilbung ber fyofytn ßarlSfdjule unb
haben ftdj mett über bie 2lnnalen fd^roäbifdrjer .Uunftgefd)id)te
hinaus unfterblidjen 9iuhm erroorben. Qefet freilid; gudt man
bie Sldjfeln int Sinblid ihrer SBerfe unb finbet fie abge*
fd)madt! — 2Inbere Seiten, anbere 2)ienfchen.
(SS liegt nic^t in unferer 2lbfid)t, üoQftänbige ^Biographien
über biefe ftünftler ju geben, bafür ijaUn fchon §aafh unb
^intterlin geforgt; nur etngelne (Spifoben unb (Sharafteriftifen
aus ihrem ^eben f ollen folgen, nebft Urteilen von 3eitgenoffen.
&etfd) ift geboren ju Stuttgart 1758 als ber Sohn
eines Stabtsinfeniften, ber ähnlich wie darnieder, gegen ben
äßiDeti feines Katers, vom &er$og felbft bie Aufnahme in
bie KarlSfdjule fidt> erbat. 2>ort roaren feine £ef)rer ©uibal
unb fearper; mit bem Sitel eines Hofmalers ging er mit
herzoglicher Unterftüfeung 1780 nad) s }>ariS, wo er fid) an
bie Schule beS 3. W. $ien (1716-1809) unb 8. Sawib
anfdjlofe. 1782 gurüdgefehrt , ging er 1785 nadrJiom, roo
er bis 1787 weilte unb bann als ^rofeffor an ber Marls*
fd)ule angeftellt mürbe.
„Qu Stuttgart gef)t bie tfunft nun nad; Srot," Reifet
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_ 81 —
e£ in ÜNeufelS fcr)on öfter genannten Stttejetlen. „^er&erjog
tfjut im eigentlichen s l>erftanb nichts für fie. £af>er erflärt
fidt) eine gereifte 3JZutIoftgfeit ber bofigcn ßünftler, bie man
gar balb bemerft. &etfcr), (MbalS erfter Schüler, ift wirb
lief) im begriff mit Sacf unb ^acf nach Italien ju stehen,
um roie e£ fdjetnt, nicht roieber ju fommen; benn er ift
roillens, ehe er abgeht, eine Verweigerung in feinem §aufe
angufteden. SDic noch übrigen ßünftler fuct)en ber ftnfenben
Äunft aufju^elfen, burdj ben ^pian einer unter fich ju erridf^
tenben Runftaf abemie. s iln biefem $lan hängt nun ihr SBunfct)
unb ganjeä jQerj. Sie Ijoffen bie Seftätigung baju oorn
Öerjog ju erhalten." £etfd) hielt fid) nun roirflidf) längere
3eit in Italien auf unb rourbe 1798 von &erjog griebricr)
jum (Mcriebireftor ernannt. 1801 hatte er bie greube, r»on
ber berliner Slfabemie ju ihrem orbentlichen 3)iitgliebe erroärjlt
ju werben. Sdron balb sieht e£ ir)n aber roieber nach 5Hom,
roaS fcrjon au« einem ©rief oonSchid an ben $upferfted;er
<Hp3 oom 7. 3lpril 1802 hervorgeht. 3" Anfang Dftober
trifft Scr)id gu 9fom ein, roo er oon öetfcr) fer)r freunbUcr)
empfangen rourbe. „&err 2)ireftor £etfcr) ift äroar immer
ferjr höflich unb freunbltdf) gegen mich," fdfjreibt Schid am
1. 3lpril 1803, „roeil ich ihm feine Urfache gebe, anberä gegen
mich ä u f^in ; boct) jroingt er fich baju, id) merfe leicht, bafc
ihm nicht recht roohl bei meinem 5lnblid ift — unb ob ich
fdjon allem aufbiete , ihn jutraulicher 511 machen , j 0 fann ich
boch nicht ba$u fommen, ihm bie jähe 9tinbe oon feinem
föerjen 5U nehmen. (£r hält fich auc h oou au * en übrigen
beutfehen $ünftlern entfernt, unb fpielt recht im (Srnft ben
3)Ufanthropen. SßaS für ein Unterfchieb jroifchen ihm unb
^rofeffor Sanneder! ©ie verhalten fidr) beibe jufammen, roie
bie üunft gur s Jtatur, roie bie Seele jum Serßanb!" — 3"
einem fpäteren Briefe 00m 14. ü)ki Reifet e$: „<Qerr Sßro*
feffor §etfch, ber roäfjrenb meiner 2lbroefenheit t>on $Hom
«art, Stuttgarter ftuuft. 6
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mich mehreremale befugen wollte, empfing mich bei meiner
2lnfunft fef)r freunbfchaftlicf). — — @r wirb bid nä<f)ften
(Sametag oon 9famt abreifen unb fo baS jroeite 3af)r feines
Urlaubs in 2Bien oerleben. 2Bir fielen jefet fo gut wie möglich
jufammen, wie eS fommt, weife idj felbft nicht. SBon SBien
aus wirb er mir fd^reiben unb baS (wie er fagt) fobalb er
bort aus bem SBagen geftiegen fein werbe." — 3>n einem
weiteren SBrief an 2)annecfer oom 18. 3uni fommt Schief
nochmals auf &etfd) jurücf. „2>a6 feine (Eäcilia unferem
Äturffirften nicht gefallen ^at, t^ut mir wahrhaftig leib.
2Bie fehr gefallen Sie mir baburd) , ba& Sie, inbem anbere
baS $üb fdfjarf fritifierten, baS einzelne ©ute barinnen auf*
fugten unb eS lobten."
2Iudf) ber Seutfdje hierfür läßt fidf) barüber f ^reiben:
„Unfer $)ireftor §etfd) ift bereits feit Qafjr unb £ag in -Horn
unb wirb fiefj jefet nach SBien begeben, um bafelbft einige
bei ihm befteHte SBerfe auszuführen. Äürslich ^at er feine
längft erwartete (Säcilie ^ereingefd^idtt, worüber bie 5lunft*
fenner, ßunftf rittler, 9tochwäfcher, bermalen fefjr oiel gloffieren."
(Sben bajumal war auch baS gro&e 33ilb: $)er blinbe
DebipuS mit feinen Töchtern oor X^efeuS nadf) Stuttgart ge»
fchidt unb fanb gute Aufnahme. 2ludh 3)anneder gefiel eS.
Sdf)id fchreibt barüber: „5Die gute Aufnahme beS SöilbeS
fefct mich nidr)t in $ermunberung ; benn wo ift benn in Stutt*
gart etwas 23ef}ereS, mit bem fie eS oergleichen fönnten?
folglich, fo lange fie fein ©emälbe oom erfreu ftang fennen,
fo lange ift ilnten alles gut; ba$u tjat &etfd) einen Vortrag,
ber in bie Augen fällt unb beinahe in ganj £)eutfd)lanb ift
Schönfärberei auf Unfoften ber SBafjrfjeit aboptiert."
Qm Ardt)io für ttünftler unb Munftfreunbe erfdf)ien bie
offizielle Annonce: „$er .fiurfürft oon SBürttemberg bat bem
(Meriebireftor unb Hofmaler ^rofeffor £ etf cf), wegen eines
für it)n oon bemfelbeu bei feinem legten Aufenthalt in 9iom
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verfertigten ©emälbe«, jur Sefräftigung feine« l)ödfjften SeU
falte , ben er bem Jlünftler münblidfj ju bezeugen geruht fyatte,
150 £oui«b'or« aufteilen laffen. Debipu«, ben £l)efeu« mit
feinen beiben £ödfjtern wieber Bereinigt §at, ift ber ©egen=
ftanb be« 15 ©dfju^ langen unb 9 ©dfnif) Ijoljen Silbe«. 1 '
2Belc§e &ocf)adS)tung <5ty\d feinem e^maligen £ef)rer ent-
<gegenbrad()te, trofebem er na<$ bem Urteil anberer, ifjm über*
legen mar, gefjt au« folgenben ©äfeen fceruor, bie er nadfj
Empfang ber 9kcf)ridf)t uon ber Ernennung ©eele« jum
©alertebireftor au« 9fom fdfjrieb. — „QSirflidf)! §err ^>ro*
feffor £etf<f) bauert midfj; bie 5tränfung ift gu tief für ifyn,
bafj man if)m einen Nürnberger ©olbatenmaler an bie Seite
fefet."
Srofcbem fd&etnen bie Sejiefmngen ©dfjicf« &etfd) md£)t
immer bie ^erjlid^ften gewefen §u fein, ba« gefjt au« oer=
fdfn'ebenen ©teilen au« feinen ^Briefen fjeroor. Öetfdj mar
trofc aller i^m gewollten 2Inerfennung , tmQaljr 1808 erhielt
er ben 3wloerbienftorben , ein Neuraftljenifer na$ moberner
2ln«bru<f«wetfe.
2lm 24. 2Wai 1805 fd)reibt ©d&tcf an SDannecfer: „Son
§errn Streftor §etfdf) befam idfj einen fef>r meland&olifdjen
Srief; ba« (*nbe be«felben mufj idfj S^nen bot!) mitteilen,
ber ©onberbarfeit wegen: ,2)ie SRadjjridjjt t)on ber balbigeu
SHoflenbung Qf)re« Silbe« interefftert midf>; ber (Erfolg baoon
fann für ©ie nidf)t anber« al« günftig au«fallen. ©ie fabelt
red&t, e« bem ßurfürften §u fcf)icfen, man fann ja nuf;t
wtffen, roa« für Seränberungen vorfallen, bie 3$nen bei
biefer Gelegenheit, menn e« eine s l*acatur giebt, nüfclidb
werben fönnen. ©ie üerftefyen miti) unb werben glauben, bat?
idfj mit 2Iufrid£jtigfeit 2C.' 28a« benfen ©ie baju, befter £err
*ßrofeffor! ©d&eint 3*)nen uidf)t barau« fidjtbar ju werben,
ba& &err £treftor fietfef) glaubt, idf) warte mit Verlangen
auf feinen Xob? @« ift fdfjrecflidj), meldfj trübe Qbeen fu$
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biefer 2ftann ohne Urfache macht. 3dfj roünfchte von fersen,
er wäre gefunb, unb noch mehr münfcht* ich bieS für fein
©emüt, al$ für feinen Körper."
3m 3a^r 1809 befugte &etfdj gum jroeitenmale sparte,
um bafetbft für fein ©emätöe, ber Himmelfahrt (S^rifti, <5tu*
bien ju machen. £)a$u fdfjreibt ba8 3)ZorgenbIatt : „tlufer
erfter feiftoriemnaler §err ©aleriebireftor x>. föetfdfj ift nadh
anberthalbjährigem Aufenthalt in ^ariS roieber ju uns äurücf*
gefommen unb J)at ein bort oon ihm gefertigtes ®emälbe
mitgebracht. @3 ift melleigt ba3 fchönfte SBitb, ba3 er je
oerfertigt hat, oon ganj ungemeiner, man möchte fagen von
be^aubernber SBirfung. ü)ton fte^t jroar auf bem grofeen
Raunte nur brei ober eigentlich nur jmei hanbelnbe äBefen
unb auch biefe jroei in feierlich ftißem 2lfte gerabe gufammen»
fteheub, mehr au£ Qnnen al£ burdf) ©ebärben fidf) auSfpre«
chenb; aber ein magifcfjer 9tetj erhöbt felbft ba$ gefdjicbtliche
Qntereffe unb feffelt unä fo fef)r an biefe $orfteHung, baft man
fie nur mit roachfenber Teilnahme fefjen unb mieber feheu fann.
2)er (Begenftanb ift au£ bem Seben beS j ungern $3rutu3
gewählt unb fteöt ben 2lbfdf)ieb be3felben von feiner geliebten
s ^ortia oor. — ©eit feiner 3urücfhmft V on }>ari3 tyat &etfch
ein anbereS, auch fehr anjiehenbeS Öemälbe geliefert. (53
[teilt bte junge gamilie beg ^rinjen ^Saul oon SBürttemberg,
au$ brei äufterft liebenSroürbigen ftinbern beftehenb, oor unb
mürbe oon bem $ater berfelben ©r. $?ajeftät bem Könige
beftimmt, ber fidf) in biefen eblen Unfein unenblich glücflid)
fühlt. ®$ fmb feljr ähnliche s $orträt£; alfo um fie nicht nach
bem Schlage ber gemeinen Porträts $u befjanbelu, h ß t fie
ber ftünftler in ber natürlichen £radf)t ber ©euien gemalt,
unb fo, bafj bie groei älteren ba$ fleinfte einjährige ßinb auf
ben 3lrmen unb in einer ibnflifcben ©egenb, mie im Xriumpbe
einhertragen/
iUuf ber erften ÄunfkuSfteflung in (Stuttgart im %at)t
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1812, oon toeldjer fpäter nodfj bic föebe fein toirb, fteHtc &etf<fj
ba« „^errlidje 93ilb 23rutu« unb^ortia unb eine fdfjöne £anb=
fd&af* au«", rote e« im Seric&t barüber im Sttorgenblatt Reifet.
Später f)ören mir nid&t mef)r oiel oon bem $ünftler, er
oerfiel in Sd&roermut unbXrübfinn, fein 33itbni^ ber Königin
Jlatfjarina (jefet im fünfter §u Ulm) fanb feinen ^Beifall bei
&of, toa« tyn oeranla&te, im 3afjr 1816 alle feine Slemter
nteber$ulegen. 80 Qa^re alt ftarb er burdf) Äörper* unb
©emüt«leiben ferner gebrüeft am 31. $>e$ember 1838. @ine«
feiner legten Ijiftorifcfjen ©emälbe mar 9)Jariu« auf ben Xrüm*
mern oon tetfjago, jefct im Sdfjlo& s 3JJonrepo«.
©ottlieb Sdfjtcf, ber Soljn eine« bieberen Sdfjneiber*
metfter« unb 2Bemfd)enf«, geboren am 15. Sluguft 1776 ju
Stuttgart, mar toofjl ber talentoollfte unfere« $ünftlerflee=
blatte, grüfje regte fidfj im fyeranioad&fenben Knaben ber
fünftlerifdfje ©eniu«, unb fein SBiberftreben be« SBater«, oer*
modfjte beffen umoiberfte&lidfje Neigung jur SJfalerfunft jurütfs
jubrängen. Sdfjon mit 10 Qa^ren trat er in bie $arl«f dfjule
ein mit ber SBeftimmung al« Mnftler. £>ort fdfjlofe er fidjj
an ben jungen SBenebift an, ben ©rünber be« befannten
SBanffjaufe« ©ebrüber 23enebift. Seine ßefjrer roaren &etfdfj
unb £annecfer, benen er ^eitleben« eine große 2lnf)änglicf)feit
bewahrte.
2Bie äu&erlidf) geförbert unb toie innerlich reif er au«
ber f)eunatlidf)en Schule Ijeroorging, ba« jeigte fidEj, al« ber
ueunjefynjäfjrige Qüngling bie l^ofye Sd&ule oon ^ari« bejog.
21 u« biefer 3^it finb nodf) einige Briefe erhalten, meldte un«
einblidfen laffen in fein tiefe« ©emüt unb feinen ^eiteren
©eift. ©o fd)reibt er einmal an feinen greunb SBenebift:
„3dfj bin toirflidfj ©Ott fei gefungen unb gepfiffen rvofyl unb
munter unb male fleijjig in bem 2ltelier oon 2)aoib, toeldjje«
oon morgen« 9 ilf>r bi« mittag« 3 JUfjr roäfnrt; barauf
geid^ne id) nodf) eine Stunbe im s 3)iufeum unb ge^e nadf^er
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Sinn -äftittageffen, roo e$ mir fe^r gut fdfjmecft, roenn midf>
$amb oor^er im Atelier gelobt fjat. SBon meiner ©fi^e
fagte er oor ein paar £agen: eile est si tonne, que je
voudrois l'avoir fait. 3)u mirft bir oorfteHen tonnen, wa&
mir baS für eine greube madfjte. Qcf) bringe miä) roirflia>
fester um, um balb beneu, bie nod) vor mir finb, juüorju*
fommen , mir finb etlid&e 30 im Atelier unb 5 finb nodf) uu*
gefäfjr oor mir, bie idf) nodfj §u überbringen Imbe." — Unb
an anberer ©teile , nadfjbem er Senebift fragt, ob er jufriebeu
fei: „id& felbft fann nid(jt fagen, baß tdfj roirflidf) jufrieben
märe, idf) felje mit Vergnügen in bie »ergangenen £age surücf
unb freue midf) nidjt in bie 3ufunft. 3n$ari$ bin idfj audf>
nicfjt gerne. $)ie granjofen finb nidfjt für midf), befonberä
bie ^arifer, e3 ift eine lieberlidfje tHaffe oon s J)ienfdEjen, baju
fommt nodfj, baß idf) nodf) nidt)t oöüig gefunb bin unb bafr
mir ein ^Jenfdfj fef)lt, ber mit mir ft;mpatl)ifiert, mit einem
SBort ein Öenebiftle. 2ldf) tonnten mir bie ^piane ausführen,
bie mir manchmal in glütflidfjen ©tunben gemalt E)aben,
jufammen in ber ©dfnueij ein SanM;au3 gu bewohnen, ober
roa§ mir lieber märe — in ^angueboc, roeldfjeS geroiß ein
Ijerrtid^e^ £anb fein muß, benn felbft ba£ t)ieftge Heine bei
^ariS, ift fdfjon oiel gemäßigter als in 2)eutfdfjtanb, bie
33äume finb nodf) grün (2. s jtooember) unb bie £age finb nodf>
3iemüdt) roarm."
$)urdfj ein 3af)rgelb be3 &ersog§, einen ftontraft mit
&errn o. (Sotta, bem er 3 e ^^ngen für £afd)enbüd)er 311
liefern übernahm unb ba£ eigene flehte Vermögen in beu
©tanb gefegt, trat ©dfjicf im fcerbft beS Sarves 1802 bie
Steife nadf) s Jfom an. 3Rit bem 5lufentt)alte bafelbft beginnt
erft bie bebeutenbe (£oodf)e feiner £aufbaljn. Söunberbar fd)iieÜL
unb fräftig mirfteu bie ©inflüffe s Jtom$ auf bie Belebung unb
(Srfjöfmng feine« $unftleben$. $)te 2lnfd;auung ber füblidjeu
Oiatur unb be$ füblänbifdfjen Golfes, bie (Simmrftmg ber flaf*
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fifdfjen 3Berfc her ßunft, von benen er ftdf) umgeben fah, ber
Umgang mit ^oc^gebilbeten Männern ber eigenen Nation,
rote Re bamals burch glücflidje pgung in diom fic3& jufammen«
fanben, ber SBerfehr mit ftünftlern aller Nationen, unter benen
bie §errfdfjaft einer etnfettigen Schule feinen 9iaum fanb, ber
33erfef)r mit folgen $ünftlern, unter benen bie Sxabitionen
beS üor roenigen Qahren oerftorbenen GarftenS, biefeö erften
s 2öiebererroecfer3 ber neueren $unft, lebenbig roaren, enblid)
ber 2Betteifer mit Meiftern berühmten Stauten*, benen Schief
tidj ebenbürtig, ja balb überlegen füllte : OTeS biefeä braute
feinen ©enüiS im Saufe von roenigen 3<*h ren $u fo glücflidher
Steife, bajj bie allgemeine Stimme ber (Sinfichtigen in ben
Herfen be$ jungen ÄünftlerS bie Morgenröte eine« neuen
3eitalter3 begrüßte. (Saaffr.)
(§3 ift ein roa^rer ©enufe, feine un£ erhaltenen Briefe
aus dlom an feine gamilie, an 2) an ne der unb anberegreunbe
§u lefen. 3« fer)en, roie innig er an feinen ®efcf)rotftern
hängt, roie er fidf) für alles intereffiert, roa£ in feiner &ei*
mat Borgest unb mit roeldfjer Siebe unb greubigfeit er feinem
Berufe nad&geht. SJiit einer echt jugenblichen SBegcifterung,
man möchte faß fagen Selbftüberhebung, fpridfjt er von feiner
Aütnft. „(SS ift mir gar nicht bange, in jebem SBtnfel ber
(Srbe mein gutes SluSfommen ju finben. ($8 finb von vtx-
fchiebenen §öfen fteutfchlanbs ^rofefforen hier, bie mir ge=
roifj (o^ne Unbefdfjeibenheit gefagt) bie Schuhriemen nicht auf*
löfen bürfen, unb bie inbeffen an ihren fcöfen in großem
s Jiuf)me als gefchicfte Maler fielen. 2Benn idh v)kx in Wom
in bem ©rabe in meiner $unft fortroachfe, als eS bis auf
biefen Säugenblicf gefdjehen (unb ich benfe, meine gortfchritte
follen hier fiärfer als an irgenb einem anberen Orte ber
SBelt fein, ba diom bie SBiege ber ftunft ift), fo mufe einmal
mein 9iuhm an bie Sterne reiben, fo werbe idfj unter bie
erften $ünftler gerechnet roerben, bie SJeutfdfjlanb je h«nior=
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gebrad&t f)at — Dixi — ja ladf)t nur, e£ ift bodj
roaf)r !"
$te 2ln^ängli<$fctt an bie alte £eimat brüdft ft<$ be*
fonberS audjj in feinen Briefen an SD an ne der au§. ©o
fdfjreibt er 3. 33. am 29. Januar 1803: „2öie beftnbet fi<$
bie grau $rof efforin ? benft fie audfj nodj an midjj, unb an
meine fd&redtidfje s Jiarr^eit? roie aergnügt war idf) nidfjt, als
id; if>r ^orträt malte! &ier in 9tom ift mir aud& ein gami*
liengemälbe befteflt — grau ©räfin $umbolbt mit 5 ßinbern,
bie alle ferjr fjübfdf) finb. Qdf) gef>e gleidf), nadf)bem idf) biefen
SBrief geenbigt Imben roerbe, borten jum 3ttittageffen unb
miß 3^re ©efunbljeit in gutem Florentiner trinfen.
örüfjen Sie 9iapp oiel lOOmal, unb bitten Sie tf)n,
bafc er mir auef) einmal ein paar SBorte fdf)reibe, bamit tdfj
ifjn bod^ audj roieber einmal reben fjöre; feine Unterhaltung
l)at mir immer fo üiel Vergnügen gemacht."
©ine ftete ßlage ift in feinen Briefen über bie ©aum*
feltgfeit ber ftorrefponbenj au3 ber §eimat. ©inb bann aber
enbltdfj Briefe angelangt, fo ift er glüdfelig. ,,©etb mir mtU
mal gegrüßt, meine Sieben ! Unb nef)mt meinen »ollen $anf
für ßure troftreidjen Briefe! lefe fie unb lefe fie roieber,
unb fann midf) ntdfjt fatt an ifjnen lefen. Ueberall trage id^
fie mit mir fjerum, unb wenn id) nadf)t3 ins 23ett geftiegen
bin, fo lefe idfj fie nodf) einmal als ben Slbenbfegen unb laffe
fie neben mir auf bem ©tu^le fdfjlafen."
3)a8 erfte ©emälbe, roeld)e3 © df) i d in dlom für ben Kur*
fürften malte, mar £at>ib oor ©aul, jefct in ber f. ©taatä*
galerie. £>erfelbe fdfjreibt barüber an darnieder 20. 9ior. 1803:
„3Bic gut mein SBtlb in :Hom aufgenommen mürbe, unb
roa3 für ©d)meid)eleien man mir barüber fagte, roie ölige*
mein e3 gefefyen mürbe unb mie angefefjen iclj nun felbji unter
ben $ünftlern bin, alleä biefeä barf id) nid&t einmal gan$
fimpel roteberfagen, oljne mid) bei 3tönen in ben SBerbad[)t
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einer unbefdjeibenen SRufjmrebigfett 511 fefcen. 3$ will erft
treffen, roaS man irt Stuttgart unb roaS befonberS Sie, liebfter
&err ^rofcffor, barüber fagen, ef) idj 3(men ba3 betaillierte
Urteil ber fjtefigen ßünftler unb ßenner beriete."
(Snblid) im 3)Mrj 1804 erhält ©d>i<f bie SKadjrid&t, bafe
fein ©emälbe gefallen fjabe unb baf? ber $urfürft gnäbigft
befrebiert, iljm eine weitere ^eifeunterftüfeung $u gemäßen.
Sie ferneren Briefe ergäben mel oon feiner £iebe mit
ber Sodjter beS engltfd&en SanbfdjaftSmalerS SöalliS, mit
melier er fitf) im ^a^x 1806 oerlobte unb balb barauf aud)
trauen lieft, ©eine Arbeit mar ju biefer &\t ein größeres
©emälbe, ba3 Opfer 9loal)%, jefet ebenfall« in ber f. ©taatä*
$alerie, r»ottenbet im 3uni 1805. ©<$i(f fdjretbt barüber:
„3Jtein ©emälbe mar 15 Sage im ^antfjeon ausgestellt,
unb ganj Moni lief, eS gu fefjen. $)er $lafc oor ber Rirdje
mar einigemale mit $utfd)en überfät, bie E)erfuf)ren, ba$ ©e*
mälbe ju feljen. Son allen ©eiten erfd&ollen nur ©lücf*
roünfdjungen unb SobeSerfjebungen. 2ln Safein, auf ©parier*
Rängen fprad) man »on bem Silbe, ba$ ber 2>eutfd)e in bem
Sßant^eon auSgefteflt. 2Bie glaubt 3$r rooljl, bafj mir el)r=
füdjtigem 2Henfdjen babei §u TOute mar?" — %m 3 e & ruar
1806 gef)t ba3 ©emälbe nadj ©tuttgart ab, fommt aber erft
äu (Snbe be$ 3af)re3 bafelbft an.
(58 fanb nidjt ben erwarteten Seifall unb ber Äünftler
mufjte lange roarten, bis tfmt ber £önig 80 £oui3b'or3 bafür
auäjatylen liefe.
©ein lefcteS größeres Silb Slpotto unter ben Birten begann
er im ©ommer 1806 unb roHenbete eS unter mannen ©dj)id-
falen unb SBiberroärtigfeiten mit feinen Leibern im &erbft 1808.
2)a3felbe mar nebft anbern SBerfen ©d)idte im ^alaiä beä bat)*
xifd&en ©efanbten ausgestellt unb fanb allgemein Seifall.
2lud) ba3 ©tuttgarter ÜJiorgenblatt läfjt fidt> barüber von
Mom treiben. (1809 ©. 338.)
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— 90 —
©ine eiugefjenbe SBürbigung SdjidS finben wir in einer
ßorrefponbenj au« $om r>om 4. SDejember 1810, au§ meiner
mir folgenbe Stelle entnehmen:
„$er 9tttf biefeS oerbienftooHen beutf^en ftitafUer« ift
fo allgemein gegrünbet, baß, inbem man oon feinen Arbeiten
fpridf)t, von felbft uiele 9tüd|id)ten wegfallen, bie in ber bieget
felbft bei bem unbefangenen flunfturteile in SBetrad;t gejogen
werben ntüffen. 3iur wenige tfünftler befinben ftd) in einer
£age , in meiner man bie fjödjften ^orberungen ber Jtunft
anf i^re SBerfe anroenben barf, inbem felbft ber ridf)ttgfte
£abel bodfj jugleid) eine partielle Ungeredfjtigfeit enthalten
fann. SDie $illigfett fdjeint ju verlangen, baß man bei jebem
Äünftter, ef)e man if)m nid^te überfielt, abwarte, biä fid() ent*
meber ein non plus ultra feinet Talent« au£gefprocf)en fmt,
ober bi« er ju folgern s J)iaß ber (Sntwidlung feiner Gräfte ge*
langt ift, baß man mit fixerer Erwartung feinen ferneren gort*
fdjritten entgegen fierjt. fiter ift bann bie (Strenge be£ Urteile
boppelte ^ßfltd&t. Sie fdfjabet bem Wufe unb üDfute be3 $ünftler£
mdf)t, fie fpornt ilm im (Segenteil — üorau3gefefct, baß ba$
Urteil waf>r unb genau erwägenb abgefaßt fei — immer ba3U
an, ba$ ^ollfommenfte ju leiften, ma$ in feinen Straften liegt.
3n biefem lefeteren galle befinbet fidj fierr ©dfjitf.
3luf langem, mühevollem äBege, im Stampfe mit Schwierig*
feiten unb fiinberniffen aller 2lrt, fmt er ftd; ben tarnen
eine« ßünftlerS erworben, ^e^rere feiner Arbeiten, nament*
lidt) fein fdf)öne3 23ilb Apollo unter ben fiirten, ließen über
feinem tiefen Sinn für bie £arfteüung be$ ©Delften in ber
Hunft, wie über bie burdf) Stubium unb gleiß erlangte me*
d^anifd^e gäfngfeit feineu 3^eifel übrig unb fo würbe in ber
allgemeinften Meinung ein Urteil über fierrn Sdjid begrünbet,
baS fdjmerlidj mefjr burd) irgenb etwa« erfdf)üttert werben
wirb, fo lange ber (Seift, ber bisher ben ßünftler befeelte,
in ifjm fort wirft."
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— 91 —
Schon feit 1809 flogt ber ftünftler über förperlidje
Seiben in feinen Briefen, bie fidf) bann im Qa^r 1811 fehr
Weigerten unb il)n jmangen, bie 2lrbeit ganj nieberjulegen.
„Qn meiner &ranfhett ^atte ich auch (Gelegenheit, meine greunbe
fennen 3U lernen," f dfjreibt Schief am 7. 9lpril 1811, „unb fah
mit Vertonnberung, bafe id^ baoon mehr fjatte, als ich ver-
mutete. 3$ rourbe mit allem oerfehen, roa§ idf) nötig
^atte; oiele boten fich mir &ur ÜNachtroache an, anbere trugen
mir©elban, roeun ich beffen benötigt märe , anbere fcf)icften
mir 51t effen, toorunter auch grau oon Uejfüll, bie mir
manche gute fchroäbifche üöifelein fehiefte, anbere fanbten mir
frembe Seine, bie Vornehmeren, Reicheren trugen mir ihre
Sagen unb ^ßferbe an, um ju jeber 3ett, roenn ich rooHte
unb ber 2frst eS erlaubte, ausfahren. Sa« meine Emilie
gethan hat, baoon mag ich 9 ar nid^t anfangen. Sie ift oor
Kummer fehr abgefallen; babei nahm fie fich toeber sunt Gffen,
noch äum Xrinfen Qeit, un & fdfjmächte ihren SJiagen baburch
fehr, fo bafe fie ebenfogut wie ich Erholung nötig h<*t. ©ottlob
ba$ §eftigfte ift überrounben; bis ich ^df) bofi nächfte mal
fchreibe, gebe ich oiefleidf)t Nachricht oon meiner gan$
roieberhergefteüten ©efunbheit. Sebt inbeffen toohl, bebonft
(Such auch für biefen SBrief, benn er ift ein grofeeS Stücf
Arbeit, ich fyabt brei £age baran gefchrieben, roeil ich "och
immer fcfjmach bin." —
(Schief, welcher feine 3lbreife oon dlom auf diäten feiner
Slerjte befchleunigte, reifte am 1. (September 1811 oon bort
ab unb traf im Dftober in Stuttgart ein.
Sein Seiben oerfchlimmerte fich jufehenbs, faum mar
ihm oergönnt noch ein paar £age in ber £>eünat außer bem
Söette jubringen ju fönnen.
„2lm <Qimmelfahrt$tage, 7. 2)Jai 1812, rang fich ber
®eift btefeä jungen aber grofeen s JJianne3 oon feiner irbifdjen
&ülle loS unb fchmebte hinauf ju bem Sichte, beffen Sohn
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er war," fdfjließt her 9Jefrolog, meldfjen $app im borgen*
blatt üom 19. ÜJlai bem 2lnbenfen beS ßünftferS roibmete.
„SBerroetlen wir nodE) einen ShtgenMid bei feinen ^or*
ttm. (Schreibt Aggers im fceutfd&en ftunfttfatt 1858.) SBir
fennen aus eigener Slnfd^auung nur ein« berfelben, unb ge*
rabe baS lebensgroße SilbniS ber Butter beS grei^errn oon
(Sotta, n>eld()eS er jnrifdfjen feinem ^arifer unb römifdfjen
9tofentf>alt ausgeführt tyat $)ie 2)ame fifet auf einer ©arten*
banf im greien. 9tatürlidfje 2lnmut beljerrfdfjt bie ganje gigur
unb brüdt fid^ audfj in ben nadj bamaliger Sitte unbefleibeten
Ermen aus. $n bem lang Ijtnfließenben weißen unb f)odj=
gegürteten ©eroanbe, baS burdf) einen öo^roten ©^aml ge^
Ijoben wirb, ift ber ©igenfinn ber ÜJiobe burd^ bie gorberungen
fünftlerifdfjer Slnorbnung be^crrfd^t. 9htr bie *Qaartradf)t, meldfje
bamalS lange unb fe^r bünne £oden über bie «Stirn warf,
l;at ber £ünftler nidf)t 51t befiegen oermodfjt, roeldjeS in biefem
galle um fo meljr §u bef lagen ift, als ein fe^r auSbrurfS*
ooHeS $lntlife baburcf) beeinträd)tigt itnrb. gügen nur $u ben
ermähnten Sßorjügen nod& eine fet)r gefunbe unb lebenswahre
ßarnation, fo erhellt, baß er fd&on bamalS 3luSge$eichneteS
im ^porträtfadfj leiftete.
SBon feinem SBilbniS ber Softer &umbolbtS behauptet
*ß latner,*) baß feit bem 16. Qa^unbert n>ohl fein SöilbmS
in fo h&h em ßunftftnne gemalt roorben fei. 9ttan wirb burd)
bie treue unb geiftooHe Sluffaffung ber Snbimbualität , oer=
bunben mit fo viel Sd&önheit unb ©rajie, burd; bie $8oü%
fommenljeit ber $arnation unbbießraft, Klarheit unb fdfjöne
Uebereinftimmung ber garben, burd) bie ungemeine £iebe unb
Sorgfalt, mit ber adeS, bis auf baS ©eringfte ausgeführt
ift, an bie SBilbniffe ber großen 9)ieifter erinnert; unb roenn
*) ©ruft ^latncr, OTalcr unb ftiinftic&rififtefler, geb. 1773 $u 2cip*
Sig, t 8U föom 1855.
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€>d)icf bie£ nidf)t erreicht fjat, fo f)at er nad) langer 3 e ^
juerft roieber bie roafjre 23afm in ber SBilbnifcmaleret betreten.
$ie £ame mar oorgeftellt, roie fie auf ber ©uitarre fpielt,
an einem offenen Salfon fi&enb, welker bie 2lu$fidfjt auf
eine römtfdfje ©egenb gewährt, ^on bem ^Heij unb ber
Sftannigfaltigfett, roeldje Sdfjicf in bie Slnorbnung foldfjer
^orträtg ju legen nmfete, fann man fidf) eine Sßorftelhmg
madfjen au3 ben Dielen mit ber geber gezeichneten Cntroürfen,
meldte in ben nadf)gelaf[enen Sttappen noa) enthalten finb.
(Bebenren mir nod) eineö meiftertjaften ^orträtä, roeldjeS
nod) t)eute im 33efife be3 SofmeS ift. (58 fteüt feine liebend
roürbtge greunbtn Caroline oon fcumbolbt, bie ©attin 2Bi(*
l)elm$ cor. (Sie liebte eine turbanartige Äopfbefleibung unb
pflegte, roenn fie über irgenb eine s JJiaterie nad)badt)te ober
über eine oorrommenbe 2lngelegent)eit mit ftd) felbft ju s Jiate
ging, ben £opf auf bie eine Seite gu neigen, bie Slugen 5U
fdtjliefeen unb bie ftänbe im Sd)ofee 511 galten. Qn biefer
Situation t)at fie ber 5lünftler gemalt; unb biefeä 23ilb läfet
uns allerbingS in bie Vobfprüdfje ^latnerS einfiimmen."
©. g. (Sberljarb ©ädtjter geboren am 29. gebruar
1762 |U Halingen, wo fein 3Sater bamalS herzoglicher Cber*
amtmann mar, trat fdjon 1773 in bie 5larl£fct)ule ein unb
foHte bie 23eamtenlaufbar)n ergreifen. Tod) feine unüber*
roinblidje Neigung pr ßunft liefe itjn, nicht obne ftd) baburd)
heftigen SBiberftanb ron feiner gamilie unb bem £erjog 5U
erfpareu, beftimmen, 1781 unter bie ÄUmftler 311 gehen. Tod)
fcfjon am 2. Januar 1784 mürbe er entladen unb ging nach
Mannheim, wo er fid; burd) bie bortigen reid)entoiftfamm*
lungen befonberS angezogen füllte, SBalb barauf liefe er fidt)
beftimmen mit Cotta unb*3« ©■ 3W ü 1 1 e r, bem ttupferfiecr)er,
nad) ^ari3 über^ufiebeln, mo er im 2Itelier$- 33. 9iegnault£
arbeitete; burd) bie s ^eoolutton 1793 oertrieben, oerroeüte
er mieber einige 3eit in Stuttgart unb ging bann naö) 9tom,
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it>o er jum ßatboltaiSmuS übertrat unb eine Römerin fjei*
ratete. £)ort entftanb fein 33ilb $iob unb feine greunbe,
roeld)cg er übrigens erft 1824 in Stuttgart üollenbete, je^t
ein &auptanjief)ungSpunft in ber föniglidfjen ©taatSgalerie.
Sott ben üBerljältmffen gebrängt, oerltefe er 1798 9tom unb
30g nad^ 2Bten, um bort auf beffere 3 e ^ en J u warten.
$od(j bie befferen 3*iten famen eben mdf)t unb fdjon im erften
feiner Briefe an feinen greunb Uej^ütt (1803) flagt er über
feine Sage , bie fidf) nidf)t geänbert l)abe. SBien fei audf) nid&t
ber Ort, „roo in ber leeren Walerei fid& geroiffe ©efüljle
fo ju entnuef ein Gelegenheit fjaben, bafj fold&e in ^ede flammen
auflobem". @r fe^nt fidf) nadfj Mom surütf, um fein geliebtes
SBeib nrieber §11 i^ren Renaten jurücfjufübren. „(ES fte^t nun
tu ©otteS §anb, roaS über mid) befdfjloffen werben foH" —
f dfjretbt er an llerfüll 1806. — „Qdfj werbe üorfäfcliclj feinem
Sege auSroeidfjen, ben mir bie $>orfef)ung eröffnen mag."
(Snblidf) entfd<e&t er fidf) im Srü^a^r 1808 uadfj Stuttgart
über^ufiebeln, boeb nid^t für immer, fonbern nur als lieber*
gangSftation ju feinem geliebten 3iom. $)er $rteg t)on 1809
hielt if)n aber jurücf unb fo fal> er nie wieber, maS er audfj
almte, feine beilige s J*oma.
1810 mürbe er üom $ömg mit einem ©ef>alt oon 500 fl.
ald ^nfpeftor beS neu gegrünbeten 5lupferftidf)fabinettS an*
gefteflt, roaS aber ganj unb gar nid)t feinem ©efd&marf ent*
fpradfj. „ s Jiid(jtS ift feltener für midfj," fc^reibt er im 3a^r
1813, „als midf) als Jtünftler befestigen ju bürfen, unb eS
märe fein 2Bunber, wenn irgenb ein mir abf)olber Sfribent
unter ber WaSfe eines 2)urdf)reif enben , mid) nrieber einmal
als s Jüd)tarbeitenben an ben Oranger fteHen mürbe."
3m 3af)r 1814 Ijätte 2Bäd)ter feine Tage uerbeffern
fönnen, bod) fdfjeiterte baran fein Slünftlerftols , ber eS nidf)t
julaffen fonnte, ber 9tod)folger eines Seele $u werben, unb
feine Sdfjüler 511 übernehmen, ein Wann, ber, wie fdjon er*
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itmfjnt, aud) in ben 2lugen eines Scljitf nur als Solbaten*
inaler tariert rourbe. $)er SBiberroille, ben 2öädf)ter gegen
bie 9totroenbigfeü empfanb, mit feinen Arbeiten auf ben
s Maxtt ^crabsufteigen # ftanb bei tym in genauem Herfjältni*
51t berfiö^e feiner Qbee oon bem SBefen unb ber Seftimmung
ber $unft. SBortrefflicJ) bejeidjmet er bie roaf>rf)aft großen
ttünftler, als „jene Seelen, in benen bteihtnft nur ber Stoff
ift, um i^re ©röjje 51t jeigen." (Straufe.)
$urdj bie befonbere ©unft Jlönig SöilfjelmS erhielt ber
^DJeifter int $af)r 1817 bie £>ergünftigung, von ber iljm
läftigen ^Befestigung mit ber ßupferftidjfammlung enthoben
%u werben; er fonnte fidt) jefct ber tfunft in üoHem SHafce
lüibmen unb e* entftanben bis 1839 nodfj eine ^ei^e von
(^entälben, meift mntljologtfdjeu ©eures. 3n bem genannten
3af)r mürbe feine s ^enfion auf 900 ©ulben erljöfjt, meldjen
(g^rengefjalt er bis §u feinem im neunjtgften Lebensjahre, ben
14. 2luguft 1852 erfolgten Tob bejog.
2Iudj ber SIBürttembergifdfje Äunftoerein fudjte ben greifen
Äünftler nadf) Gräften §u unterftüfcen, inbem er if)m feit feiner
©rünbung im 3af>r 1827 alIjäf)rUcf> ein 23Ub abfaufte. So
rvax ber LebenSabenb beS DleiüerS roenigftenS oon 9Jaf)rungS=
forgen befreit. Seine treue ©attin granceca überlebte ifyn
no<$ bis $um 13. Qanuar 1854.
2Bäd)ter mar eine burdjauS eigenartige Slünftlernatur,
burdjbrungen oon ber fyoljtn ^ßeftimmung, roeld&e bie Äunft
für ben 9J?enfd)en (;abeu foü; er mar beSfjalb audfj gar fein
greunb ber Obernien, meldte er für überflüffig f)ielt. So
befvridt)t er in feineu Briefen an ben Hrdfjttcften gifdfjer audfj
baS üon 3Banflen|ehn im 3al)r 1817 ausgegebene Söauprojeft
für ein iütnftgebäube in Stuttgart, für roeldjeS er audj amt=
lidf) ju einem ©uta«f)ten aufgeforbert mürbe. „£aS meinige
mar nun, roie eS ftc§ gejtemte, nämlid), ba& id) in einer
Sadfje, bie i(f) nidfjt ftubiert f>abe, fein fompetenter rKid&ter
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fein fönnc — bofe idj aber bodfj glaube, roernt je etwas ber*
gleiten folltc (jier ju ftanbe fommen, bafj e8 aHerbingS uon
Söidfjtigfeit fei, einem folgen ©ebäube einen (£f)arafter gu
geben, ber fdfjon oon aufeen e8 für ba3 anfünbige, ma$ e&
fein foHe, nämli$ für ben ©ife, von rvo aus ber gute ®e*
fdfmiacf über ba3 gange liebe SBaterlanb fidfj üerbreiten foOe.
— 3$ glaube bei allem biefem bodf), bafj ^ier nie t)iel für
Hunft gefdfjefjen toirb — felbft £err (il Greco) fdfjeint
bie giügel etioaS eingebogen ju Imben, unb fidt> weniger §u
oerfpredjen. 3lnftatt anfangt fo mel Wärmen ju machen, märe
e§ beffer geroefen, bamit anzufangen, etroaS 9Jief)rere£ für bie
jefet bafeienben Äünftler ju tljun, um tf)re (Sfiftenj in etioaä
ju fidlem, um weniger oon i^ren ©tubien abgezogen gu werben,
unb bann erft, bei weiteren Gräften unb eingetretener Orb*
nung im ©taate, fernere ©dritte für baS ©mporfommeu ber
Jtunft ju t^un."
2luf SDannecfer fd^etnt SMdjter gar nid&t gut ju fpredfjeu
gemefen ftti fein, wie aus $orftef)enbem f>eroorgef)t; nodfj beut*
lidfjer geljt ba3 au3 nadfjfolgenbem ©^reiben an gifdfjer oom
23. Sluguft 1817 Ijeroor:
„3u ben oielen Heränberungen unb ^rojeften, wooon
man l)ier fpridj)t, gehören audjj mancherlei 23auprojefte. ©o
fprid)t man oiel oon einem neuen Sweater — fonberbar, oon
meiner 2öidjtigfeit ^eutjutage bie Sweater gerabe ftnb — ,
oon einer neuen 23ibliotl;ef, einem ftranfenl)au£, einer 2lfa-
bemie unb ©Ott weifc was aOe* nod) mefjr (oon einem ßünftler*
fjofpital Ijabe idf) uo<$ nidfjt reben gehört). — (S£ tfyut mir
eigentlich leib, bafe idf) Q^nen feine nuova scandalosa son
unfern ßünftlern mitteilen fann; id; märe gerabe aufgelegt
5itm räfonnieren. %<S) weife oon niemaub etwas, felbft von
bem öreco nicht . . . 2Ber ift benn biefer ©reco? 9ta ba
hab' idt) wieber auSgefchwafct! (£3 ift biefer ©reco ein weit*
berühmter Mann, ber aber nur in einem ganj fleinen 3itf^
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befannt ift, freilich unter einem -Namen, her, wenn alles roahr
fein foflte, roaS griffe Herren mit fo grofjer Swüerua^t in
bie 2Belt ^inauepofaunen , noch lange nidf)t bie 2Bürbe beS
SubjefteS auSbrütft, unb beffen man fidfj nur bebienen mufc,
bis ein abäquateS 2$ort erfunben roorben." ÜB. traf sufäüig
in &eibelberg mit £annecfer jufammen. Serfelbe mar in
granffurt bei Seemann unb befah ftch bann in fceibelberg
bie 23oifferee*<Sammlung.
3n einem Briefe an ben ÜHündfmer ituuftfchriftfteHer
Dr. W. SHarggraff oom %a\)i 1839 erjagt ©achter oiel
QntereffanteS aus feinem i'eben unb feinem 23ilbungSgang,
bem mir folgenbeS entnehmen.*)
•iftachbem Söäd^ter r»on feinem Aufenthalt in SBien ge=
fprodjen hat, fährt berfelbe fort: ,,$urd) eine Heine <5rbf#aft
in ben Staub gefegt, SBien enblidt) roieber uerlaffen ju fömten,
jögerte ich feinen Augenbltcf biefeS auS3ufüf)ren. £er Pan
mar nach s Jiom jurücf. Familienangelegenheiten falber foüte
ber 2öeg über Stuttgart gehen. (£S mag fef)r unpatrtotifdf)
Hingen, aber ich mufe eS bennodf) fagen, ba& fdfjon ber erfte
Anbltcf beS üon ber gerne r)er fich erljebenben grauen 5lird>eu*
turtneS, ber bei ber trüben Witterung ftch nicht einmal einer
ftreifenben 2lbenbbeleud)tung §u erfreuen hatte, eine nicht
weniger als angenehme Senfation in mir erregte. Sollte eS
2U)nbung geroefen fein?... -Wach roenigen Söocfjen bortigen
Aufenthalte fchroang bie ^riegSfurte ebenfalls ihre fd&recfliche
^acfel (1809)... Söohin nun in folcher 3eit? 3dr> mufjte
mich gebulben unb bleiben. Qefct liefe ich »h aar bereben,
einige Dorn uerftorbenen ßönig angefaufte £upferftichfamm=
lungen burdEjjufehen unb in Drbnung 511 bringen, ein ©efchäft,
rco ich gegen 3 3ahre geopfert, ©elb unb 3*it verloren habe,
unb roenig 2>anf geerntet. . . (Sine Stelle an einer bamalS
* mbgebrueft im 6d)»nb. 2flerfur 1883, <5. 213.
Sart, 3tuttQflrter fiunft. 7
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projezierten Kunftafabemie Ijabe idfj ftaitbt^aft ausgeflogen,
wie aud) früher an einem anberen Ort (TOndjen), ob idfj midf)
ßtetdj fpäter^in bei ber neuerrid&teten fogenannten tfunftfdfjule
ben Stfcungen ber SMreftion berfelben, unter bem £ttel eines
(gezwungenen) -DiitgliebS aus potitifcfjen Örünbeu nidr)t ganj
ent^ieljen mochte. Unter folgen Umftänben fonnte bie Hebung
im ^raftifdfjen ntd&t geförbert werben, ^nbeffen finb naä) unb
nadf) mandje Silber entftanben, unter bie menigft fdfjledfjten
berfelben mären allenfalls §u gälten: „3uliuS (Säfar auf ben
(SJefUben SxojaS", „Güne (Grablegung ", beibe als 3^nungen
fdfjon in SBien entworfen, ferner „Cornelia", „Sucretia",
„Konter, am gluffe 9)MeS feine ©ebtd&te nieberfdfjreibenb",
„9Inbromadfje", „Sd&iff beS Gebens", „(Simon", „ßerfufeS
am Sdjjetbemege" u. f. w."
51m Sdf)lu& beS Briefes giebt er noef) Antwort auf eine
Jvrage fnnfid&tlidf) feiner $unftanfid?ten.
@S ift ron Sntereffe tlnt felbft barüber fpredjjen 511 frören:
„$em 2Bef entließen nadj Ijabe icf) oon Slufang an bis jefct
immer baSfelbe 3W verfolgt. $dfj Ööbe bie ftuttjl immer
Moj3 um tyrer felbft nullen geliebt, weber um rcidt) 5U werben,
uodf) mid) mit anbern ju meffen, ober oergletdjen ju wollen.
2ludf) fam mir niemalen in ben Sinn, bie Lanier biefeS ober
jenes 3)ieifterS nadfjafjmen §u wollen, nodfj ben Stil unb Senf*
weife, nodf) ben momentanen 2lnfidf)ten ber 3«t ober ben
SBed^fet beS ttunftgefdjmadS 311 reränbern. (Sin bunfleS (Be-
fühl festen midj) l)ierin ju leiten. (SS führte midfj auf bie
Unterfud)ung, ob ein Vorwurf an fidf) ber 2)iü£)e lofme, ben*
felben bar jufteüen , fobann ob er aud) bilblidf) unb flar fidj
barftellen laffe, unb als ein für fid) befteljenbeS ©anje im
SBefentltdfjen fidf) felbft erfläre. — 25ie Söürbe ber Äunft liefe
mid& füllen, bafe ü)r <Qaupt$med fei, nidr)t baS materielle 9luge
ju beftedfjen burdj unnötige, wenn audf) nodj fo bejaubernbe
Siebenfachen, fonbern womöglich auf baS ©emüt }U roirfen
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— 99 -
unb überhaupt, ba{$ man eigentlich ntd)t malen follte, roouon
man fid) felbft nicht burchbrungen fühlt. 2)iefe« mein gleich
förmige« Streben toitt auch ein entfernter greunb nach einem
an mic§ gerichteten (Schreiben erfannt fyabtn. — Slber ich
fage ©treben nicht (Erreichung. — Sottt Sollen jum Können
ift noch roeit hin« 9tbcr reölich mar mein SBollen, biefe^
3eugni« barf ich wir felbft geben unb roa« auch fd)lechte« ober
fehlerhafte« in meinen ^ßrobuftionen fein mag, fo ift nur
eine abfid)tliche iöernadjläffigung bie Urfache baoon. Cft finb
e« beengenbe $erhältniffe, fobann fanu niemanb bie ©dfjranfen
überfteigen, welche bie Natur einem jeben gefefct hat."
Sie ftimftbcftrcbuufteu ftönig äÖUhelm« I. in ber erfteu
Hälfte feiner Regierung.
Mit beut Regierungsantritt be« König« Silhelm be=
ginnt eine neue ^eriobe ber Kunft in ber §auptftabt. (Schon
grieberiefe 23run, bie geiftreiche ©chrtftftellerin , fchreibt
an 3)Jatthif)on im grühiahr 1817: „3$ fyabt eine fehr gro&e
Meinung r»om neuen Könige. (Sr geht mit einer großherzigen
Offenheit ju 2£erfe, in melier er mir auf beut $3unbe*tage
feinen Nebenbuhler 5U hoben fcheint. 3>te maeferen Schwaben
üerbienen aber auch «inen folchen König, unb bie ihn nicht
üerbienen, wirb hoffentlich feine geftigfeit in ihre ©renken
jurüefmeifen."
(Stroa« hart flingt bie 2leu&erung von ©traufs in feiner
Sebenäfttfte be« König«. „SDie Kunft empfanb unb fehlte
König Söilhelm roie bie weiften ®ro&en nur al« ©innenreij ober
3eitr>ertreib, be§iehung«meife ^eforation; ein tiefere« 33ebürf=
ni« unb SBerftänbni« für biefelbe ging ihm ab; baher ift unter
feiner Regierung roohl manche« für Kunft gefdjehen, e« finb
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— 100 —
Prachtbauten aufgeführt, (Semälbe unb <Statvitn befonberä
weiblichen ©efdfjledjtS beftettt unb angekauft, auch ein $unfU
gebäube, eine ßunftfchule in ber &auptftabt errichtet worben;
aber eine belebenbe Anregung hat fte üou ihm nicht empfangen,
unb ba3 Xfytattx, oornehmlid) muftfalifdjen SlnteüS, ^at unter
feinem f chledjten ©efchmacfe, feinem SBiberroiHen gegen ba&
(Smfte unb ßlaffifdje vielfach su leiben gehabt."
©e^r verübelt hat man bem Könige , bafj er gleich im
Anfang feiner Regierung bie 23urg feiner W)twi nieberretfjen
liefe, um bort eine ©rabfapetle für feine vielgeliebte ©emahliu
Katharina ju erfteüen. ,,-iDton hätte wünfchen mögen," fagt
^emminger in bem SBürttembergifchen 3ahrfwch *><>n 1820,
„bafj bie Qbee eines ©tammfchloffeS bei bem neuen SBerfe
erhalten worben märe, ba aber bie vorhanbenen Ueberrefte
von ber 2lrt waren, bafj fie fich auf feine SBeife bamit oer=
trugen, auch an fich weber ta*<j Wter noch 23ef<haffenheit
befonbereS Qntereffe erregten, fo mürben fie fchon im ©ommer
1819 abgetragen."
©ogar ©ttmmen mürben laut, raelche Stuttgart einen
bebenf liehen Sftücfgang in Su*fi$t ftellten: bie bracht beS &ofe£
fei oerfchmunben, ber tfönig lebe einfam in bem Keinen £anb=
hau3 SBeHeoue, baS Xfyeattx habe feinen ©lanj oerloren, bie
bewunberte Menagerie, bie fef)en8werte Meierei fei aufge*
hoben, unb wa8 ba3 fchlimmfie fei — ein grofjer £eil ber
^anjleien auf ba$ £anb oerfefet.
Anberg lautet baS Urteil ftappä über bie 5luöfic§ten^
welche ber 5lunft eröffnet werben.
„Unfer guter Äönig, ber fo gerne jebe UnbiU vergüten,
jebe Söunbe fytikn unb alleö Sßerfäumte wieber herfteüen
wollte, hat fich bereite barüber erflärt unb feine (Sntfchlie&ung
ift feft, bafj SBürttemberg eine bleibenbe unb wohlbegrünbete
5hmftfchule h a & en fott , bie nach bem SBebürfnte unb ben
Gräften beS ©taatS beregnet wirb. 2ln ihrer ©ptfce wirb
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— 101 —
3)an neefer fielen unb toir bürfen barauf jählen, bafc eine
toeniger prunfenbe, als üiel nnrfenbe Slnftalt ben Slnforbe-
rungen beS ©efdfjmacfs unb beS ÄunftgeiftS oölltge öefriebt*
gung gewähren werbe. (SS ift ferner befd&loffen, bafj bie jer-
ftreuten Äunftfchäfee unb Sammlungen Bereinigt, unb foroohl
$ugänglid), als beleljrenb gemalt werben fotten. 2XQc^ biefeS
ftünbe üietteicht fdfjon, l)ätte nicht baS au&erorbentltdfje 9tot-
jaf)r (1817) jebe gro&e Unternehmung gehemmt. 23alb werben
mir aber einen ermünfdfjten Anfang unb fröhliche* ©ebenen
t>erfünbigen bürfen."
3m Jahrbuch 18r9 läßt ftch bann 9(app noch näher ein
auf ben $md unb baS SebürfmS einer ^iefigen &unftf$ule.
„@S ift bereits burdf) eine neuere Söerorbnung entf Rieben,
bafe bie ßunftanftalten jur ©taatS* unb 9tattonalfache gemalt,
unb auf biefem SBeg au« einem prefären Suftanb in ben gefe|=
lieh begrünbeten übergeben f ollen. Qn biefer föniglichen <5nt*
fd^liejBung liegt eine fdfjöne ©ewährletftung, bag bie SBolfS*
erjie^ung nie wieber eine fo wefentltche £ücfe fühlen foHc,
wie fie eS bis auf unfere Seiten gefüllt §at; benn was in
fpäteren fahren für bie taft in Württemberg gef drehen ift
unb fo fdfjöne grüßte getragen fjat, baS mar nur @rfcf)ei=
nung, t>on bem Söitten unb ber Sanne beS Regenten ab^än*
genb. Slber eben biefe (Srfdfjemung hat uns belehrt, bag auch
in unferem $olf ftunftfeime ruhen, bie unangerührt unb oer-
fannt fdjlummem, jebodf) bei jeber (Gelegenheit fxdt> auf eine
2lrt entmicfeln, woburdfj bie 9<*attonalehre nicht weniger ge*
winnt, als bur<h bie bisher faft auSfdfjliefjlich betriebene wtffen*
fchaftliche SBilbung."
£er $lan ber Errichtung einer Shmftfchule fam freilich
noch nidht fo balb jur Ausführung, 9tapp fuchte aber in
ben SBürttembergifchen Jahrbüchern immer wieber ^ropa-
ganba bafür ju machen. 2öir lefen im Jahrgang 1820/21:
„3>en bisherigen Langel einer öffentlichen Unterrichts*
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anftalt fyat ber @ifer uuferer berühmten Weißer gebeeft, meldte
Unterricht unb Diat jebem, ber fie fudfjt, unentgeltlich erteilen.
Unfer £)annecfer tf)ut fidfj auch barin heroor, ba er für
bie 3ct<$ttUtt0 nfl d) Statut unb $np3 9taum unb Slmoeifung
in feiner eigenen Wohnung fchenft. 9üißer biefem ift für ben
notbürftigften 3eidfmenunterricht in unfern s ^rimärfchulen ju
Stuttgart unb anbenoärtS geforgt morben; unb fo Reifen einft*
roeüen flehte Wittel ba, wo ba$ große noch nicht geleiftet
werben fann, lobenSroürbig nach.
£aß e3 aber recht bringenb fei, aud) ben höheren Unter*
rieht auf eine bauernbe s Beife ju bele6en, ba3 beroeifen mir
leidet burd) eine unleugbare ©rfcheinung. Leiber fyaben mir
burdf) bie Unbill ber 3rit unb bie bi^fjerige Nichtbeachtung
eine gange Generation in unferer Mterlänbifchen Münftlerreihe
verloren. 3^ifd^en ben hohen au§ früherer 3*it abffammenben
Anführern, unb beut jefct aufftrebenben 3iad)itmch3, ift eine
gar |u fühlbare Sücfe; ba oon ben Wenigen, bie ftd) aus
eigener 5traft nachbrangten, beinahe nid;t-3 übrig geblieben
ift, feit ber treffliche S d) i cf (roofjl würbig, bie große ©palte
ju füllen) feinem S<f)icf|al unterlag. Unb bod) ift ein $olf,
ba3 fo oiel natürliche Einlage unb fo oiel ©tun für ba£
Sdfjöne unb Sßaljre in fidj trägt, ber ^orforge mürbig, bie
man auf bie ©ntroicflung biefes angeborenen ebleren Sinnet
riermenben foll unb ann!"
$on ben jüngeren äünftlern, bie jefet in Stuttgart ibren
2Bor)nfife genommen haben, ift junächft ber Vanbfdjafter Steina
fopf |it nennen, non welchem fchon ber 33eridt)terftattcr be£
ßunftblattS, ©raß, im 3af)r 1809 aus 9iom eine tflußlaub*
fdfjaft mit 2luöftd)t auf baä Weer befonberS rühmt. Stein*
fopf ift geboren ju Stuttgart am 1. Wärs 1779 als ber
Sohn beS Sanbfchaft§= unb Tiermalers Q. g. Steinfopf, er=
hielt feine 2(uSbilbung in 2öien auf ber f. f. 2lfabemie unb
ging 1807 nach SRom, 1814 ßnben mir ihn wieber in SBien,
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1821 aber nebelte er ganj u ad) Stuttgart über. 3 n biefem
3af>r ftettt er eine Sanbfdmft au3: UliffeS oor 9taufifaa bei
feiner Stnfunft auf ber <pf)äafeninfel. Schorn berietet bar*
über mit großer Sinerfennung im Munftblatt. Uebertmupt
fehlte e8 bem 9Jieifter nie an Verehrung unb aüfeittger 2In>
erfennung; faft jebeS neue SBerf »on ifjm mürbe im Kunft*
blatt befpro<f>en. 1825 imtte er bie Gl;re aU 2Jiitglieb ber
SQabcmie ju Berlin aufgenommen ju werben. 1829 mürbe
ifjm ba$ £ef)rfad) ber Sanbfdjaftämalerei an ber neuerridjteten
5!unftfdjule in Stuttgart übertragen, 1836 e&rte if>n bieSBiener
2tfabemie ber ttünfte unb 1853 mürbe i^m ber Drben ber
v Bürttembergifdjen ttrone ju tetf. fiodjbetagt ftarb er am
20. 9Jtoi 1860. $ie Stiftung beS ätteifierS mar bie fjerotfebe
&anbfdjaft, burdj fein (Bemälbe „ilapeße auf bem s Jtotf)en*
berg" fjat er fidj in feiner §eimat eine große Popularität
erworben, biefeS 23ilb, üon R. iQeinjmaun lithographiert, Ijat
alz ftimmtrffymud eine große Verbreitung gefunben. iHapp
befprid^t ba$ 53itb im $unftblatt oon 1825 mit großer SBärme:
„$er pnfel unfereä trefflichen Steinfopf Ijat ein neues
33ilb Ijeroorgejaubert, unb mir bebienen un£ abftd)tlid) biefeS
2lusbrucf£, um mit einem 2Borte ausbeuten, baß ber magifdje,
biefem Reiftet ganj eigene £id)tf djimmer über bie neue $ro=
buftion faft nodj retdjtidjer auSgegoffen ift, als über bie
früheren, bie mir um biefeS SBorjugS mitten fo feljr benmu*
berten. 2öir feljen ba3 SBUb in einem Gffeft, ben bie 2öorte
nie erreichen merben."
(Sin anberer Saubfdjafter mar (Sfjrifiopf) 9iift au*
Stuttgart, ©eine ©emälbe üerbienen bie 2lufmerffam!eit be£
$unftfreunb£ in ^o^em ©rabe, fdjreibt ©dmrn im Äunftblatt
1820. (Srft fpät Don immer me^r beroortretenber Neigung
beftimmt, roibmete er fidj ber Äunft unb feine erften Arbeiten
beglaubigten aud) fd)on fein Talent. (Sine große i'anbfdjaft,
bie er im 3af)r 1816 in SBien üoüenbete, ermarb i&m ben
)gle
^keis ber f. f. SIfabemie. ©eitbem mar er im Stubtutn ber
SRatur, roie in 2lu$füf)rung von ©etnälbcn unermübet tljätig
unb §eigt audfj burdfj feine neueften Arbeiten, roie ernftlidfj er
üorroärtä ftrebt.
Raxi £1). Segbolb, geb. am 19. 3)Jär$ 1786 ju ©tutt=
gart, ©ofm be$ nadf) 2öien überfiebelten ftupferfted&erS Qolj.
$r. £ei)botb, erhielt feine SluSbilbung in SBien, ging 1807
nacij 9tom, roo er fia) fteben Qafjre auffielt. $um &iftorien*
maier beftimmt, mußte er notgebrungen jur 33Übm£maleret
übergeben. $urdfj Cotta üeranla&t, jog er 1821 nadf) Stutt-
gart, mürbe 1829 als ^rofeffor an ber $unftfdfjule ange*
fteöt unb \f)m 1842 nod& bie Qnfpeftion ber neu gegrünbeten
<Staat3galerie übertragen. ©djon im ^afjr 1836 fjatte ifjn
bie Söiener 2lfabemte jum (Sfjrenmttgliebe ernannt.
SDie 2Beimarifdf)en Jiunftfreunbe machten im Qafjr 1826
ein ^rei$auefdf)reiben für eine &anb$eid(jmmg. SNotto
mürbe aufgegeben ein neugriecijifdfjeS ©ebtd^t „(Sharon", ba£
fid) in Ueberfefcung nebft einer ftritif ber fedfjä t)on ©tutt*
gart eingegangenen Arbeiten im ttunftblatt 1826 9ir. 10 unb
11 finbet. öoet^e giebt bort ber 3etdf)nung ^egbolbS unbe*
bingt ben ^ßreis.
lieber bie 33ilbnij)e £ei;bolb8 läfjt fidfj ein Irtifet im
Huuftblatt 1829 alfo oerne^men: „2>er SBcrfaffer biefer $t\i?n
(®rüneifen?) ^at je feltener ted&nifdjje Jyertigfeit unb äft^e=
tifdfjeS @emüt fid(j in einem ^nbunbuum auf bie redete SBetfe
burcfjbrtngen unb üoHenben, mit um fo mefyr Serounberung
unb &iebe immer bie SBilbmfJe 8 e i) b o l b 8 betrautet. $)iefe$
KünftlerS Seftrebungen gehören in ber Xfyat ju ben glücf*
lichten, um bie ^Porträtmalern beS neunzehnten 3a&rf)unbertä
auf bie in ted&ntfdjer unb getftiger öinfidfjt fyofye ©tufe ju
ergeben, auf roeldfjer bie 23ilbniffe ber großen italienifdfjen unb
beutfdfjen 9)teifter be3 fe^e^nten 3al;rl)unbert$ fteben. SBenn
gtetdfj jroifaien beiben 3eitepoa)en ber flunft immer ber dfjaraf*
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teriftifdje Unterfchieb noch fte^en bleibt, bag bort ber ©ffeft
aus ber 9totur fommt, mährenb er §icr ju ber 9ktur gefugt
wirb, unb ba& jener früheren ^eriobe ber Storjug ber rein
htftorifchen Xreue unb ber greUjeit t»on theatralifdfjer 3flufion
angehört; fo barf unb wirb nie in Slbrebe geftettt werben,
bafe namentlich Setjbolb in unfern £agen ben feltenen s #er*
«in ber 9iaturmahrheit unb poetifd&er SBehanblung — lefetere
weit entfernt t>on theatralifcher effeh^afd^ung — gefunben
habe."
2U3 neuefte Söerfe fetner §anb werben nur bie 33ilbniffe
ber jroeiten ©attin $>annecferS, ba£ ^orträt ber Serjogin
Ißauline r»on Staffens unb bie Silbniffe be« gürjttidj &ohen*
lohe Sangenburgif dfjen ^aareä eingehenb befprodfjen. 33e*
fanntlich malte er auch ben $önig 2öilhelm mit ©emahlin,
bie Königin ©ophte ber 9tteberlanbe unb oiele anbere bebeu*
tenbe ^erfönltchfeiten.
gaft gleidfjalterig mit £et;bolb, geb. 1787 in Siberach,
als ilinb armer ©Item, fam 3ohann grtebrich Bieter ich,
nachbem er in München unb 9iom mit llnterftü&ung be$
Königs griebrich feine ©tubien t-oUenbet hatte, im 3af>r 1816
nach Stuttgart, wo er auf ber in biefem Qafjr ftattfinbenben
Munftau^ftedung fein S3ilb: „(Shnftuä mit ben Qüngern in
<5mmau3" aufteilte, mag tym bie Steigung ber föniglichen
gamilie erbrachte. $er ßönig bewilligte ihm ju einem jroeiten
Aufenthalt in Italien auf brei 3af)re eine jährliche ^enfion
von 700 ©ulben unb er reifte im ^afjr 1818 bar)in ab.
<Srfi 1822 feljrte er jurücf unb erhielt fofort ben Auftrag,
für ba§ im Söau begriffene £anbf)au$ 9iofenftein Rompo(itionen
für bie ©iebelfelber unb für ben Sßlafonb be3 ©peifefaal*
$u entwerfen, rooüon fpäter noch bie s Jiebe fein wirb. 1829
erhielt er eine Sßrofeffur an ber Jlunftfchule. hieben ber ^or=
trätmalerei, für welche er befonberS befähigt mar, legte er
ftdfj in feiner fpäteren oorjugSroeife auf bie religiöfe
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SMerei unb führte eine ganje fHei^c oon Slltargemälben au«*
3n Stuttgart finbet ftdf) oon i^m bie Sluferfteljung (grifft
in ber fatf)olifdjen (Hiertyarb«firdf)e. (Sr ftarb am 17. 3anuar
1846 unoermäf)lt.
„$ieteridfj war in jebem Sinne jum Münftlcr ge*
fdjaffen," fd^reibt ein greunb, ginanjrat (Sfer, in bem tym ge*
loibmeten 9iad)ruf. (Sdfjriften be« Ulmer 2Ut ertumsoerein« IV.}
„Wlit feiner lebhaften ^^antafie ftanb ein reid&e« ©emüt oott
edfjter grömmigfett unb -üftenfd&enliebe im fd&önften ©inflang,
unb ben in reidjer güÖe juftrömenben 3been gab eine ooEU
enbete, jebe Scjroierigfcit leidjt befiegenbe £edfjnif, fogleidf>
$orm unb ©eftalt. 2ttit eblem, bem wahren fttotfiler fo
wof)l anftefjenben Selbftberoufjtfein bltdte er auf bie Sßerfe
feinet reidt) begabten ©eifte«, inbeffen er felbft bie getoöfjn*
liefen £eben«bequemlid()feiten, burdf) toeld&e er feine greitieit
gef ä^rbet glaubte, oerfdf)mäf)te. 23ei feiner unbefted(jlid&eu
3£al)r()eit«liebe oft oerfannt, wirb fein 2lnbenfen jebem teuer
bleiben, ber ifjn ganj erfannte, unb feine gebiegenen SBerfe
werben bie Unfterblid&feit feine« Kamend ftd&ern, roenn e£
tym gleicf) bei minber günftigem ©efd)idf nidjt oergönnt war,
ftd) ben europäifdfjen SRuf 31t erwerben, beffen feine grofeen
2)iündfjener greunbe, meldte iljn gerne al£ einen Ebenbürtigen
erfannten, ftd) freuen."
2tn biefe Dealer reiben fidt) uodf) eine ganje 3lnjaf)l oon
ßupferftecfjern, bereu X^ätigfeit teihoeife bt« auf bie etye*
utalige $arl«fd(jule jurücfjuöerfolgen ift.
2ßir (jaben ba« Sd&idfal 3o&aim ©ott^arb WüU
lerä tri* 511 ber Seit oerfolgt, als tym am 15. 3uni 1797
bie unbebingte @nt$ief)ung feine« ©eljalt« eröffnet tourbe.
Einen balD barauf an ifjn ergangenen 9htf nadfj £)re«ben
fdjlug er au«, ba if)m ber tasroifdfjen jur Regierung gelangte
fierjog griebrtd), toeldf)er loie man fagt, in Englanb am föntg*
ltd&en §of feine ßunft erft fdrjäfecn gelernt f)atte, eine ^enpon
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von 600 fl. auSfefcte, mit roeldfjer er bic &upferfted&erei*2ln*
ftalt bei freier Söenüfcung ber uor^anbenen SRäumlid&fettcn unb
Utenfilien als ^rioatinftitut fortzuführen ftd? entfdjlofc. Seine
23emül)ungen um bie SBiebereinrtdfjtung einer Hunftafabemie
fefete er fort unb übergab ber Regierung am 25. 9to»ember
1801 einen Sßian baju. 1802 erhielt ber Keifte einen Ur*
laub na<$ 5ßariS unb erhielt no$ in bemfelben Qa^re einen
rWuf nad) 2£ten an bie f. f. 2tfabemie, meldte efjrenooüe
Stelle er aber au£fdf)lug mit Mücfftdfjt auf eine SBieberanfteH*
ung im Sßaterlanb. $n ber £f)at erhielt er audj feinen ©e=
fyalt auf 1200 fl. erljöljt unb mar fo Württemberg erhalten.
3efjt mar SRüHet* 3uhmft gefi^ert unb er Imtte aueb
ba3 ©lütf, feinen Sof)n griebridf) maefer emporftreben $u fefjen;
berfelbe reifte ju einem nid&t minber gefd&icften Mupferfted&er
fjeran, erhielt eine ^rofeffur an ber f. SIfabemie in Bresben,
uerftel aber in ein Siedfjtum infolge Ueberanftrengung unb
ftarb geiftig umnähtet erft 34 3a^re alt auf bem Sonnen*
ftein bei ^ima am 3. 9M 1816.
2ln äufjeren (Streit folgte je&t faft jebeS 3af>r irgenb
ein $vixDaä)ä, faft jebe bebeutenbe 2lfabemie ernannte ben
großen Sfteifter jum ^itglieb, unb ber ßönig efjrte ifjn burd)
$erleifmng t)erfdf)iebener Drben. SDod) fcfjon 1804 Flogt er
über Slbnafjme feiner Slugeu. 3 U biefer &it erfcfjien aud)
fein berühmter Stiel), bie 9)?abonna bella Sebia. 1809 üofl-
cnbete er feinen Stid& bie 1)1. Cacilia oon $)omimdf)ino ; fd^on
1812 ift er ber ältefte unter ben roürttembergifcfjen ftflnftlero,
meldte bie bamalige erfte 2lu$fteffung befdf)ieften. 1815 folgte
nodf) bie fjt. 5latfjarina üon 2. ba $inä unb im 3af)r 1819
nafmt er 2lbfdf)ieb üou bem Spublifum mit feiner breifeigfteu
unb lefeten platte ber , ( 9)?ater Sancta" nad; SioneÜo Spaba.
9iodf) bis ju feinem Tobe, melier am 14. 3Jiär$ 1830 er*
folgte, befcfjäftigte er fidf) mit Seidenen, worin er e$ ju einer
feltenen $olIFommenf)eit gebraut f)atte. Seine fef)önften 2lr=
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betten biefer 2lrt beroahrt baS Kabinett 9)iüller im f. ftunfc
gebäube in Stuttgart.
ÜJlüHer roar üon ^o^er fdjlanfer Statur unb hatte aus*
gezeichnete getftooHe ©efichtSjüge ; er erfreute ftdj bis in«
hödjfte Lebensalter einer burdj bie regelmä&igfte £ebenSroetfe
unb häufige Bewegung im greien, bie ihm fein SBeruf ju
boppeltem Söebürfmffe machte, befeftigter ©efunb^eit; fein
©etft nahm an allem ©eiftigen bis ans (Snbe feines Sebent
regen 2lnteil, unb bie Statur unb bie öerounberung tfjreS
Sd)öpferS befdjäftigte ihn fo lebhaft als bie Äimft. Sein
(S^arafter jeidjnete ftdj burdj Sftebltchfeit unb ftrenge iHecht-
lidjfeit aus unb feine SBaterftabt betrachtet feinen fpäten £ob
als einen noch immer fdjmerjlidjen SBerluft. (iftapp.)
3lufeer Füller waren noch als einmalige 3öglinge ber
tfupferftedjerfchule in Stuttgart bis ju ihrem £ob thätig:
^of). ^ubro. 9Jecfer, geboren ju Stuttgart 1756, rourbe
1781 gum §offupferftedjer ernannt, errichtete nach Aufhebung
ber ßarlSfdjule eine ^rioatseichnungSfchule in ben Räumen
ber Slnftalt unb mar bann Diele Qafjre als 3««$iiung«Iehrer
am ®i)mnafium thätig.
21 bei, geboren ju Stuttgart 1763, arbeitete oiel für ben
Suchhanbel. <5r ftad) unter anberem ben frönen ^Slan ber
Stabt Stuttgart oon 179-4.
Sepffer, geboren 1774, Sohn beS DberamtmannS in
(Sannftatt, ging 1802 nach 2Bien, rourbe con ßönig grtebrid)
als §offupferfted)er angefteßt unb erhielt im Qaljr 1820 bie
3nfpeftion beS fbniglichen ÄupferftidjCabinettS. £erfelbe roar
ein geroanbter Sanbfd)aftS$eid)ner unb Steuer, üon ihm haben
mir bie erften guten Stiche üaterlänbifdjer ©egenben, roooon
bie beiben Blätter igohenftaufen unb Sdjlofc Württemberg bie
befannteften finb. Schon im $ahr 1814 gab er ein &eft
Württembergifche 2lnftd)ten heraus, bie platten oerroahrt noch
bie fonigliche ßupferftichfammlung. 3n ben breijjiger 3<*h ren
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faf) man von ihm fleifcig behanbelte Slquarelllanbfchaften t>on
großer ÜNaturroahrhcit unb malerifcher Sefjanblung auf bcn
Stuttgarter HuSftellungen. (Sr ftarb 1845.
$uttenf)ofer, (S^r. griebrich, geb. 1780, arbeitete für
ben (Sottafd^en Verlag, für &umbolbt£ Reifen, für ba$ 9)fufee
Napoleon u. f. ro. 2luf ber erften (Stuttgarter 2hi$fteUung
1812 ftettte er „jroei treffliche 3^^nungen nach ber 9ktur
unb jroei fchön geflogene Sanbfchaften" au«, (Sr ftarb 1846
&u &eübronn.
hieben 3)annecfer unb ben fchon früher genannten
Bilbhauern Scheffauer unb 3fopi # treten nun noch weitere
Bilbfjauer auf ben Sdjauplafc, äunächft bie beiben 9ftacf unb
Siftelbartf).
Johann Subroig 3)1 a df , ber ältere, geb. juSubnugä*
bürg 1766, trat 1782 in bie ÄarUfdjule ein unb erhielt
fpäter ben £itel &offtucfator unb mürbe nach Aufhebung ber
ÄarUfd&uIe mit 75 fl. SBartgelb entlaffen. Seit 1818 erhielt
er aus bem ©tat ber in Bilbung begriffenen ßunftfdjule 250 fl.,
mu&te aber bafür am ©nmnafium Stt^Kunterricht erteilen,
1829 rourbe er als £ef>rer in bie 5lunftfdjule eingeteilt. Gr
ftarb 1835.
£ubroig 2ttacf, ber jüngere, geboren ju Stuttgart
27. Oktober 1799, ift ber ältere Sohn beS Vorgenannten,
unter beffen Leitung er bie Slnfangggrünbe ber SBilbtjaucrei
erlernte, bi3 er in 2) anneef er8 Schule treten fonnte. 9Rtt
fdjönen Äenntniffen ausgestattet unb uon ungewöhnlichem (Eifer
für feinen Beruf befeelt, ging 3JJacf im 3af>r 1822 nach
Bresben, roo er bie Jlunftafabemie befugte unb bie Äunft*
fammlungen, foruie bie ermunternben Belehrungen BötttgerS
unb &afe$ benüfcte. s Jiad) einem fürjeren Aufenthalt in Berlin,
fefjrte er nach Stuttgart jurücf unb erhielt einen Staate
beitrag ju einer Stubienreife nach Italien 1824—25. $a3
in $om t>on ihm angefaufte Basrelief „2lmor unb s £fi)che"
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i)at ber ßunftoerein erworben. 3n ben folgenben 3af)ren
arbeitete er an bem, nadj einer töompofttion 2)ietertch3, ihm
übertragenen &odjrelief für ba£ nörblidje ©iebelfelb be£
föniglidjen StanbhaufeS s Jiofenftein. 1829 gab er feine Rom*
pofitionen in Umriffen, lithographiert von &ol)bauer herauf
bereu Aortfetmng aber buref) feinen £ob unterbrochen würbe.
<Sr ftarb am 8. Auguft 1831. £er (Sifer für feinen 23eruf
batte t^n frühe ernft unb ftreug in feinem Umgang unb
Urteile, wie im Ausgehen gemalt unb fcheint auch unter bem
Ritigen unb (Streben beS ©eifteä ben jarten Körper oergehrt
311 h^ben. (Sr mar mit einer Xodjter be£ als ©chriftfteöer
befannt geworbenen Pfarrers Hagenau uermählt, welkem
er auch oiele Anregungen für eine höhere ftunftbübung oerbanft.
(Aus bem Wefrolog Shmftblatt 1834.)
Siftelbarth, ©eorggr., geb. 5U £ubmigSburg 1768,
in bie tfartSfcfmle eingetreten 1782; nach fetner ßntlaffung
geht er nach 9iom, bann nach ^ariS, wo er 1803 bei ber
^eftauration bes ^ouore befdhäftigt ift unb jährlich mehr als
2000 &iore uerbiente. Auf £annecfer£ betreiben fommt er
nach jehnjährigem Aufenthalt in ber $auptftabt §ranfreid)3
$urücf unb tritt al3 ©ehilfe in fein Atelier ein. 1808 wirb
er nad; CSarrara gefdjitft, um ben bireften üDJarmoranfauf
wieber in ©ang §u bringen. s Jiach 8d)effauer* Ableben erhielt
er beffen ^enfiott. 1818 wirb fein ©ehalt auf ben (Stat ber
Äunftfchule gefefet, wo er audj fpäter aß Lehrer 2>erwenbung
fanb. hieben -äNacf arbeitete er an bem toniglichen ^anbhauä
Wofenftein unb für 2)anne<fer führte er bie fchöne s Jh;mphen=
gruppe in beu t Anlagen auS. ÖOtt ihm ift auch bie $afe
im ©arten beä königlichen ttunftgebäubeS. 3 ule ^ roar er au $
3)fitglieb ber fönigltdjen unftfdjulbireftion , er ftarb 1836.
$ie 23auluft be£ JtönigS Wilhelm t)at fu$ gleich nad)
bem beginn feiner Regierung auf$ fräftigfte entfaltet. £>urdh
feinen £ofbaumeifter ©alucci liefe er feiner frühuottenbeten
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(Bentaljlin ftatfyarina auf bem ^Hot^enbcrg eine ©rabfapelle
in gorm einer griedfjifd&en föotunbe erbauen. 2)ie örunbftetn*
legung gefcfjaf) am 29. 9Hai 1820, bie SMenbung erfolgte
1824 (oergl. bie Sefdfjretbung im 3)torgenblatt 1823 mit
2lbbilbung). Sdjon früher, 1818, liefe ber Äönig burdf) ben*
felben 23aumeifter an ber Stelle beä ehemaligen Sllofter* Seil
bei @6(ingcn ein i*anbf)au$ erbauen. 2)iefe$ Sdfjlöjjdfjen würbe
bamate, roo bie öaufunft nodfj fo tief gefunfen mar, befon--
berS berounbert.
„2>a$ ©ebäube ift ganj üon Stein," fdfjreibt bas 2Bürt=
tembergifdfje Qafjrbud) t>on 1819, „aufjerorbentlid) feft unb
bauerljaft unb ein roürbige* $>enfmal von ber Bauart Äönig
SBilljelmS. Steine, SBacffteine, fiolsmerf unb alle Materialien
ftnb mit berjentgen ftimfi augeroenbet, meldte man an ben
©ebäuben Italiens fo fefjr berounbert. £en grofjen ©runb=
fafe im Sluge: je mel)r man bie 3)taffe Bennert, befto roe*
niger mu6 man ba$ einzelne üerotelfälttgeu , roufete ber $au=
meifter feinem SBerfe baS 2lnfef>en einer ©rö&e ju geben,
meldte man bei bem Umfange be£ ©ebäubeä nid&t erroartet."
Slngefüfjrt fei nodf), roaS Meifter Sein« in feiner geft*
fd&rift*) jum 25 jährigen 3ubiläum ftdmg RaxlS barüberfagt:
„$)er S3au uon quabrattfdfjer ©runbform, f)at nur ein @rb*
gefdfjofe unb ein Stodfroerf barüber, von einem ringsum lau*
fenben, äußeren bebeeften Slltan umgeben, ber oon (Stfenfäuld&en
geftiifct ift. 9Bir bemerfen, rote auf ber Seite, roelcfye ber
bebetften 3lnfa^rt gegenüber liegt, eine 3lrt Saal burdjj 2Beg-
laffung ber Sd^eiberoänbe gefefjaffeu rourbe, bie Saft ber
oberen SBänbe auf Säulen übertragenb unb baneben in bem
Speifejimmer an ber ftüdroanb bie 3lnorbnung be$ SBuffetS.
Köllig anfprudfjloä roie in ber äußeren (Srfdjeinung , jeigt fid^
aud^ ba3 innere in feiner fdfjltdjten 2lusftattung ; nur bie
*) $te öoftagcr unb ßanbftfce be$ 28ürttemb. SRegententjaufcS
@. 71 ff.
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SBanb* unb Secfenmalereien, in einfacher Crnamentif oon
Italienern ausgeführt, geben ben 3^ mnterre ^ en etroaS Sor*
nehmeS, unb baS von oben beleuchtete Treppenhaus mit
hübfdfjem ßuppelgeroölbe hatte etroaS, für jene 3«t wenig*
ftenS, nicht ©eroöhnlicheS. $er Architeft mar ber bamalige
§ofbaumeifter Salucci aus 3)tontua, früher im ©eneralftabe
Napoleons L, üou bem ber £önig auf Steifen einige fein
Vorgefallen erroeefenbe ^Bauausführungen gefe^en hatte. £ie
folibe 2üi8füf)rung unb bie (Sorgfalt ber inneren Einrichtung
unb AuSftattung roaren bamalS roieber neu, ba lange ßriegS*
jähre jebe ernftere Sauthätigfeit gehinbert Ratten , unb roa£
gemalt mürbe, fyafiiQ unb meift in gad&merf ausgeführt werben
mufjte, fo ba& alle Ueberlteferung tüchtiger Steinmefcfunft unb
feinere Uebung in ben anbern Saugeroerben erft roieber 3U
erringen maren.
3u einer &eranbtlbung gut geübter Sauleute hat Salucci
roef entlieh beigetragen, namentlich burch ben Sau ber Capelle
auf bem Rothenberg, ©in Siunbbau mit öier jonifchen s }>or*
tifen in Anroenbung ber ©runbform beS gleicharmigen grie*
chifchen ftreujeS. £ie Schärfe unb pinftlichfeit ber Arbeit,
bie bei biefem ganj in Duaberroerf ^ergefieDten 3Jionument
nötig maren , gab eine treffliche £ehrroerf ftätte für ein Sanb,
baS rote baS unfrige, bie 2luSroal)l unter oortrefflichen Sau*
ftoffen h^t. 25er §ofbauinfpeftor Schmolj h<*t *fa grojjeS
Serbtenft um bie Einübung ber Steinmefcen unb fonfltgen
Sauarbeiter, roelche ben Stamm $u ber heutigen gutgefcfmlten
3lrbeiterfchaft abgaben."
3)ie grofeartigfte Schöpfung beS Königs in feiner früheren
3eit roar aber ber Sau beS 9t* of enft eins. Schon ßönig grieb*
rieh ^atte bie 3bee, auf bem bamalS fogenannten flahlenftein
cinSanbhauS ju errichten, baS nun in beträchtlich erweitertem
Umfang als förmliches Schloß im flaffigiftifchen Stil bur<$
Salucci erbaut rourbe. (*S follte gleichseitig ju SBohnjroecfen
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unb geftlidjfeiten bienen fönncn unb roarb mit einem präa>
tigen s ßarf umgeben. $>a$ Qnnere rourbe mit ben erlefenften
Äunfiroerfen angefüllt.
SDer 23au b^ann 1822 unb mürbe 1829 ooflenbet. 2Bir
motten bie £efer nidjt mit einer Söefdfjreibuna, be3 ©ebäubeS
ermüben; fdfjon ba3 ftunftblatt von 1825 bradfjte eine fold^e
ber ardfjiteftonifdfjen Anlage unb ber Qafjrgang 1830*) eine
einge^enbe Sdfjüberung ber plaftifdfjen toftroerfe unb greäfen.
9hir auf ba3 SWgemetne, foroeit Stuttgarter Künftler in SBe*
tradf)t fommen, foH nocfj eingegangen werben.
ift roofjl ber rüfymenben Sluerfennuug mertf), bafe
ber iftofenftein ein fleineä ÜKufeum oaterlänbifdf)er ^unftroerfe
ift, roeldje jum Xeil felbft bem ©ebäube unmittelbar unb
urfprünglicJ) angehören, jum £eil burdf) be<S Königs Vorliebe
in beffen ©emädfjern aufgefteQt finb" ; fagt ber 33ericf)terftatter
im $unftblatt oon 1830. 2)ie §roei größeren grontomS, meldte
auf ber öftlidfjen unb meftUd&en Seite be$ SanbfjaufeS ftefjen,
enthalten Reliefs mit Sarftellungen aus ber gried)ifdf)en Sflutfje
von §elto$ unb 2lrtemi3 Selene. 3)ie ^ompofttion mar bem
3)ialer £) teterief), bie 2lu§füf)nmg in Stein bem ^ofbilb-
fjauer SDifte Ib artf; unb bem Silberner £ubroig 9Hacf
übertragen. Ste oier {feineren grontonS über ben Seiten*
portalen finb ilompofttionen von £f)eobor $ö agner.
„3Öof)t barf man mit dlntyn biefer fämtlid&en plaftifcfjen
SBerfe gebenfen unb i^re gefd&macfüolle Slnorbnung unb 2Iu3=
fü^rung ben Ornamenten, Statuen u. f. ro. gegenüberlagen,
mit melden nodjj im oorigen ^a^unbert Sdfjlöffer unb Sitten
oft nur $u freigebig auSgeftattet roorben finb unb meldte fid(j
fo redfjt 9J?üf)e ju geben fdfjeinen, mit oerrenften ©liebem
unb flattemben ©eroänbern bie 3Jiobe be£ UngefdfjmacfS 51t
üerfünbigen. ©Ott fei 2)anf, ba& (Sanooa ber mobernen
^piaftif bie franäöjtfdfjen ^errücfen abgenommen Ijat."
*) Srgl. aud) SBürttemb. 3af)rbücf)er 1830, S. 307—360.
töad), Stuttgarter fiunft. 8
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$er SJtittelfaal be$ ©ebäubeS enthält bie pradjtooüe
©alerie uon 16 gelbmarmorierten Säulen mit bem grie8
von 2Beitbred)t, barfteöenb länblidje Söefd^äftiguttöcn in
ben uicr QafjreSgeiten. (Umriffe baoon gab bic (Sottafdje
Söud^anbtung f)erau3.) ift unmöglidj," fäfjrt ber Seriell
erftatter fort: „alle @injelnr;eiten biefer reiben unb immer
iued)felnben ßompofition I;erjuja^len. $ux ßljre be£ finn=
uoüen $ünftler£ aber mu& gefagt werben, baft er nid)t nur
mit aufmerffamem 2luge baS Sanbtebcn unb bie 33efdt)äfti-
gungen ber Sanbleute in iljren roid)tigften $erf)ältniffen auf*
gefa&t, fonbern audj mit feinem 23licf ba3 Gl)arafteriftifcfje
forooljl, als ba» Schöne baran IjerauSgefunben unb tmeber=
gegeben tyabe. 2)a3 ftoftilm fdjroäbtfdjer Sauern unb SBein*
gärtner ift mit genialer grei^eit be^anbelt, fo ba§ alle$ ju
einer plaftifdjen gorm unb ju anjiefjenben , lebenSoolIen
©nippen fidt) runbet, ofjne ben lofalen Gfjarafter unb ba£
nationale ©epräge ju uerlieren. — SBeit entfernt, ^ier einen
©egenfafc gegen bie Slntife ober eine blofje 9kd)af)mung ber=
felben ju ftnbeu, glaube id) barin gerabe ben nidjt antifeu
©eift biefer Slrbeit ju ernennen. Sie ift ganj eigentümlid),
ein treuem SBilb länblidjer ©egenroart. Sie nähert fid) in
ber äußeren gorm ben Slntifen nur sufäflig, fofeme in beiben
jebe (Srfdjeinung eine fd)öne unb fjarmonifdje ©eftalt geroütnt. . .
Sugletcr) ift eine 9iatürlid)feit in ben ^Bewegungen, eine
^aioität in ben einjelnen Scenen, eine 2Baf)rf)eit in ben
^f)i)fiognomieu, wie fie nur ein frifdjeS £eben in ber 9ktur
unb unter bem $olfe, oerbunben mit finniger 2tnfd)auung
unb poetifdjer Saune, ^eroorrufen fann. 2ß ei t bredjt f>at
im antifeu ©eifte, in lebenbiger 3tuffaffung be3 erfdjeinenbeu
Sebeu« ein nationale« s }i>erf geliefert, in meinem fid) ber
regfame gleiß, bie fräftige Xreuljerjigfeit unb jooiale ^Bcife
ber Sßürttemberger abfpiegelt. Sein grieS gehört jum Öe=
beutenbften, ma$ an tfunftfad)en ber SRofenftein aufjmueifen
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t)at, unb ba3 2luge be£ ftunftfreunbes, von ben finnigen
jlompofttionen unb bcm herrlichen Kolorit ber greSfogemälbe
gefättigt, fe^rt immer mit neuem Vergnügen ju ben anfpruch*
lofen ©eftalten unb ©nippen be£ griefeä jurücf, beffen geift*
reiche (Srfinbung unb Sehanblung fidfj mit aller Slufmerffamfeit
unb Siebe nie ganj erfchöpfen lägt."
„3u ben größten Sorjügen auch beS SanbhaufeS 9iofen=
ftein gehören feine SBanbgemälbe. $ömg 2Bilf)elm fyat fidfj
bafür namentlich ben 3)Jeifter erfehen, ber früher in SHom
burdfj fein greSfobilb „fcerfule* unb Dmphale" ben Beifall
unb bie SBerounberung ber funftliebenben Sefudfjer au« allen
fultbierten Nationen erroorben fyattt, unb §u ber 2Bahl
egenbau er 3 fam bie ntdjt minber glücf liehe ber WlaUx
SDieteridf) unb ©utefunft."
£)ieterich erhielt ben Auftrag, ben ^lafonb be3 ©peife*
faalS burdfj ©cenen au$ ber Wlyfyt be3 $)iont)fo8 §u beleben,
©egenbauer follte ben ©egenftanb ber garneftna, bie
gäbet oon 2lmor unb $Pfi;dje, nach feinen micf)tigften 23e*
jie^ungen an ber großen ©alerie ber Stoppel unb auf oier,
unter ber Kuppel ihm oom 2Irdfjiteften ungeteilten ^enbentifS
ausführen unb ©ute fünft burdf) anbere, aus berfelben gäbet
entlehnte Silber auf acht fleinen oblongen gelbern unb jroei
Duabraten ilm unterftüfeen.
33on ben ©egenbauerfdf)en Silbern ift wie oon allen
Seiftungen biefe£ jungen SJJeifterS, baS 3 arte > ©innige ber
ßompofttton oorerft ju rühmen — er ift ein s i)tater ber
©rajie. ©eine $ft)che erfdfjeint überaß mit einer gemiffen
&olbfeligfeit , feine SenuS ift eine fräftige raeiblidfje gigur
in allem ©lan^e ber gorm unb be§ Kolorit«. Slriabne,
Dmphale, bie SJhifen gießen gleichfalls anerfennenbe Hufmerf*
famfeit auf fidf). 2lmor ift hier baS 3beat beS fidr) entfall
tenben Jüngling« u. f. ro.
Sluf ben SHeifter macht ba$ ßunftbtatt oon 1821 erftmals
— 116 —
aufmerffam, e£ Reifet ba: „&err ©egenbauer aitd SBangen
mar feit 6 3;aljren 3ögK n 9 ber $unffofabemie in 2ttündfjen unb
obgleid^ genötigt einen großen £eil feiner 3eit auf Erwerbung
feine« Unterhalts ju roenben, gab er bodj balb in feinen 3*id) s
nnngen nadfj 0tp8 33eroeife üorjüglidfjer Anlagen unb ()at ftd)
burd) feinen fjeiligen Sebafttan unb fein eigene^ SBttbniS a($
einen gefdfjtdten unb talentooHen diäter beroiefen, ber feinem
gad) unb fetneu s J)ieiftern @f)re mad&t."
£)ie ^ompofttionen ©utefunftS jetd^nen ftdfj burd)
poetifdfje 2Baf)t unb SBeljanblung aus. 3)tc ©ruppe ber ßinber,
bie bem $inbe s £ft)df)e s 2kref)rung unb Siebe joden, bieget*
tung s $ft)d(je3 burdj ben glu&gott, ifjre s Jiüdfef)r au£ bem
§abe$ finb üortrefflidf) entworfen.
$ie ornamentale 2Iu$fcf)mücfung ber üerfdfjiebenen Säle
unb 3immer finb oon bem lombarbifdfjen 9Mer ©aiani unb
feinem ©efjüfen gemalt. Won einfjeimifdjen Malern haben
ftd; Gelier in Stuttgart, Sauter oon 2lulenborf unb gudfjs
in ßeilbronn babei beteiligt.
Sämtlidjje 3intmer unb Säle be3 SanbljaufeS fdmtürfte
ber funftfinnige ßönig mit einer oon Qal;r 511 Qafjr ftd) me()=
renben Sammlung oon ©emälben unb plaftifdjen 2lrbetten,
bie freilid) mausern 3Becf)fel unterworfen roaren, befonberä
nad) ber gertigfteHung ber Söilfjelma, tuof)ut fpäter faft alle
orientalifd&en Sadjen oerbradfjt würben. 2>er SHuf ber ©alerie
brang balb in alle SBelt unb faft fein grember, ber nad)
Stuttgart tarn, oerfäumte e£, ftcfj bie Sadfjen an^ufe^en.
2öir befreit barüber eine df>arafteriftifdf)e Sdfjtlberung eines
JadfjmanuS g. (SggerS in Berlin, melier anläfjlid) ber all-
gemeinen 2)eutfd^en flünftleroerfammlung im 3a^r 1857 bie
©alerie befugt Ijat unb barüber im £eutfdfjen flunftblatt
alfo fdjretbt:
„Söettremten unb <Qeerfd&au, $olf$fefte in©egenroart ber
f)ödfjften &errfdf)aften gieren, wie üblidfj, als (SrutnerungS*
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tafeln abgebilbet, bic erften 3intmer , Sßferbeftficfe fehlen na-
türlich nicht. Unter ihnen einige DonHarl kernet, lauter
arabifcheS Vollblut mit Xürfen unb ©rieben, Porträt« non
^ferben, 2lnfidt)ten oon ©eftütshöfen. Ueberhaupt üerfefete
ein§ biefer 3immer in ben Orient, ba man aufjer einer Dor*
trefflichen Stnfidjjt üon Sllgier üon ©ubin bei brillanter
2lbenbbeleuchtung noch anbere Silber ber 2lrt fanb. ©o
manche Sarftellung t)on von -INaijr, von feiner im ®e*
folge be3 ^erjog§ ÜJiaj: in Tawern gemalten Steife nach
Slegnpten. ferner ein ^orträt be3 BHceföntgä 9Jtehemeb 9lli
»Ott Slegnpten , lebenSgrojj, in ganjer gigur auf einem SDioan
rufjenb, ben ^>lan von Slleyanbrien in ber &anb Don ^ßor*
taeU, von bem auch ba£ SBruftbilb einer ©flatrin au$ feinem
Serail herrührt. 2a $ame be üflajareth — fo Reifet fie —
SCtgte ftch in einfachem griechifthem ßoftüme unb ber grofee
9ietS ihrer 3**9* fog ungleich mehr in bem eigentümlich be*
3aubernbeu, fd^roermüttg * cutfcr)loffcnen 2lu$brucf, alä in
ber befonbem Schönheit ber fiiuien." 9ioch ift ju bemerken
oon ©imonfen: „ein $arthäufer, ber gefangenen Giraten
im innern Raunte eines SlocffchiffeS prebtgt," foroie an
^laftif ein orientalifche$ Räbchen in 3Jkrmor oon SBagner.
©in anbereS Qimmtt enthielt meift fpanifche 2lnft<hten. Unter
ihnen glänjt vox allen ber in biefen Stoffen h^M e
Soffuet vantyvtx, ber f)tcr reidt) oertreten ift, burch 2ln*
ficf)ten au£ ber Sllhambra, au£ ©ranaba, ©eoilla unb ßorbooa.
2ln fßlafüf ift ju nennen ber ©chilb be$ &erfule£ r>on
©chroanthaler. 3 a ^ reic ^ e $arfteHungen ftnb beifammen
r»on guten gleifchmalern. Sluguft Giebel unb fein ftach*
eiferer ^ollaf finb oielfach oorhanben. $on jenem nennen
mir bie befannte, Überaug liebliche unb mahrhaft märten*'
hafte ©afuntala.
gerner eine Äranjminberin mit naeftem Dberleibe. SDamt
ift Natale ©djtaüoni ba, ber unerfchöpflidje -ättaler von
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— 118 —
grauenbtlbern, bcnen er ftetS trgenb eine ©emütsftimmung.
als ©runbafforb ifjreS 2luSbrucfS einjupflansen pflegt, gerner
@mil Jacobs, bem orientalifdfje Sflärdfjen ober <5flat>enfcenen
Gelegenheit jur Darlegung von grauenreisen geben. —
Mcaife be $et;fer mit jener Italienerin am Brunnen,
bie mir aus bem 2Bagnerf<f)en (2tid;e fennen. ©ie ertappt
einen ©djmetterling , ber ifjre nacfte 6djmlter für Blumen-
glanj genommen f>at; 9teff mit einem babenben •äfläbdfjen
oon gan$ ungemeinem 9ieig ber (Srfd&einung. $on Sofep^
Stieler finb sroei 23ilbniffe aus ber ©alerte ber (Schönheiten
in ^ündjen. (Sin franjöfifcher 9)?aler 23outeboune (Tanten
in« Sab fteigenb, lebensgroß) jetdfmet fidf) ebenfalls burcf>
eine leucf)tenbe $arnation aus. — Ueber^aupt oiel grauen*
fdjönfjeit, meiftenS fef)r fdf)ön, mitunter aud) minber gelungen,
jur Slnfdfjauung gebraut. SielfadfjeS Qntereffe gemährte eS,
frühere Silber oon SNeifiern gu fe^en. 60 ift hier eins ber
crften Oelbilber ßaulbad)S: „<poefie unb Siebe", toeldfjeS
unmittelbar nadf) feiner s 3Menbung unter ber SBejetchnung,
„Slnafreon" eine fo große Serounberung in s 3ttüncfjen erregte.
(Sin ibeal gefleibeter Jüngling mit einem Sorbeerfranj in ben
§aaren, fifet neben einem 9Käbdfjen; fie lefen in einem Suche;
©enien umfcfnoeben fie. @S ift namentlich in ben ©enien»
geftalten $ au Ibachs auch feinen 5lugenblicf $u verfemten.
Diegarbe ^at eine berauf cfjenbe ©lut, baS ganjeStlb einen
fröhlichen unbefangenen (Sljarafter. 2lu<h oon ftirner finb
einige ausgezeichnete ©enreftücfe oorhanben. Son 2Ubrecf)t
21 b a m bie Schlacht an ber s Df oSfroa unb bie bei DlegenSburg.
Sanbfchaften oon ben Sdfjroeijern (Salome unb $)ibay, oon
granj Gatel unb (Sari SR Ott mann eine Anficht üon s ])ieffüta.
9Ioch }U ermähnen mären bie frönen SRachtftücfe oan
SchenbelS „©emüfehänblerin" unb „9llmofenfpenberin",
SöfflerS Sanbfturm in ber SBüfte unb bie orientalifcfjen
Scenerien oon Hofmaler grtfdf) in $armftabt, melier ben
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— 119 —
©rafen £aubenheim auf feiner Steife nach bem Crient be*
gleitete, ^taftifd^e Serfe fütb faft in aßen 3immern verteilt,
aufcer einheimtfchen SRetftern bemerfen mir eine ganje £Retr>c
moberne vtalienifd>e SBerfe t>on ÜNarcheft, Xenerani, ^ifant,
Sifetti unb anbern.*)
£ie 8oifjer6efd)e ©cutälbefammliMö.
(Bin für ba§ Stuttgarter Kunftleben fyöfyt bebeutungS*
Dottel ©retgnte war bie Sluffteöung ber $Boifferee*23ertram*
fcfjen ©emälbefammlung im ehemaligen Dfftjieräpaotllon, jefct
tfunftgewerbefchule in Stuttgart.
3roei 33rüber au£ einer fef)r angef ebenen gamilie in
ilöln, Dr. Sulpifc unb 9Mcf)ior Soifferee, befdfjäftigten fich
fdjon in früheren 3af)ren au$ einem natürlichen £rieb mit
ßunfigegenftänben unb mit bem Stubium ber altbeutfdfjen
23aufunft. 2)aju bot ihre SBaterftabt mit ihren alten 5tirdf)en
unb S3auroerfen hinlänglich Gelegenheit. $>er ältere ber
trüber wibmete fich hauptfächlich bem Stubium ber gotifchen
23aufunft unb gab bei Gotta baS feinerjeit epochemachenbe
2Berf über ben Kölner &om heraus, von welchem mir fpäter
noch fpredrjen werben; ber jüngere trüber Melchior fuchte
mit bem glücflichftcn Erfolg bie ©efchichte ber altbeutfchen
s J)tolerfdfmlen 3U erforfdfjen.
25er 2>rang nach Erweiterung ihrer $enutniffe r»erau=
la&te bie beiben trüber mit ihrem Qugenbfreunb 3. 23. $er=
tram nach ^ari^ ju gehen, um fich bort in ben fahren 1803
unb 1804 fijftematifch au^ubilben. SBährenb ber Seit, al«
*) <£tne ausführliche 93efd)reibuug ber Srunftraerfc auf bem SHofen*
ftein finbet ber ßefer in Dr. SBüdjelcS Stuttgart unb feine Um*
gebungen 1858.
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bag nun unzertrennliche Kleeblatt in granfreidfj ba3 Schöne
unb ba£ SBahre an ber Quelle fudjte, würben in &öln burcr)
bie fran$öfifchen 23ehörben »tele Älöfier unb Äirdfjen einge*
jogen unb eine Sttenge ber barin befinblichen ftunftmerfe oer*
fd&leubert ober gar gerftört. $)iefe ©reuel fa^en fie nach
itjrer 3urücffunft mit Unwillen unb 2Ibfd)eu; unb al£ ein
3ufaH fie eben auf bie Strafe führte, als ein altes Flürchen*
gemälbe weggetragen würbe, ^anheften fie barum unb er=
gelten es.
Sie faxten nun ben SSorfafe, gu retten, was noch ju
retten war unb Salb farjen fie fich in bem $Beft& einer SReihe
eljrwürbiger £enfmäler ber früheren ßunftperioben. So
fonnteu nad) unb nach 250 Silber gefammelt werben, ju
bereu Unterbringung e£ ben ^öeftfeern mit ber &it fe^r an
$lafc mangelte unb fie ba^er nach einem neuen geeigneten
2luffteüung$ort fich umfehen mußten. 3n &eibelberg, wohin
bie 23oifferees im 3af)r 1810 übergefiebelt waren, l)atte ftcr)
bie Sammlung fcf)on bebeutenb oermehrt, unb e£ war bau*
genb geboten, jefct enblicf) nach neunjährigem Aufenthalt ba=
felbft, eine Gelegenheit 51t würbigerer 3luffteüung ber Samm*
lung su fud&en. SDicfe Gelegenheit bot fidr> nun auf* fd&önfte
unb augenefjmfte , inbem fich Röntg 2Bilf)elm bereit erflärte,
bafür in Stuttgart ein Sofal ju fdfjaffen.
Sd&on 1810 fyatten fidf) bie S3rüber in Stuttgart auf*
gehalten unb würben bort oon Sannecfer, 9iapp, (Sotta unb
auberen Munftfreunben aufs ^erjlid^fte empfangen.
Später als $önig SBityetm bie 2lbfid^t hatte, eine £unft=
fcfjule ju errieten, war e3 namentlich 9iapp, welker ben
Monig auf bie Sammlung aufmerffam machte unb fo fonnte
bcrfelbe am 6. Quli 1818 an Sulpifc in &etbelberg fdjjretben:
„meine Bemühungen um ein paffenbeS £ofal in Stuttgart
waren uon (Srfotg; ber Jtönig unb bie Königin intereffteren
fidt> für bie Sache — fommen Sie fo fdt)nelX als möglich
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— 121 —
hierher." Sulpifc antwortet barauf am 8. Quli: „2ln meiner
©teile roirb mein 23ruber ober §err Bertram bie ^Heife machen
unb ade« mit 3(jnen in Drbmmg ju bringen fitzen. 2öa£
bie SBofmung für un$ betrifft, fo mufj ich bod) oorläufig be-
inerten, ba& wir bieS in bemfelben ßofal mit ben ©emälben
finben mü&ten, e$ gehört bieg notroenbig §ur forgfältigeren
SBerroahrung ber Sammlung. 3nbeffen mürben babei feine
befonbere SBergünftigung roünfchen, fonbern fej)r gerne eine
Witte nach ßanbeabrauch entrichten."
@in weiterer mistiger Schritt ju ©unften ber lieber*
fieblung nach Stuttgart mar ber $efud) beS ÄönigS unb ber
Königin am 29. Dftober in §eibelberg. der $rief, melden
Sulpifc gleich barauf an dannecfer nach Stuttgart fdjrieb,
ift noch erhalten unb lautet:*)
„3<h mufe 3h"en gleich ersählen, bafe mir ^eute bie
greube gehabt haben, 3*>*en ßönig unb Königin mit ber
ßaiferin Butter bei un£ ju fehen unb bafe bie §errfchaften
mit ber Sammlung in höchftem ®rab aufrieben geroefen finb,
ja bafe fte trofc ädern, mag man ihnen bauon gefagt, bie
dinge roeit über ihre (Srroartung gefunben haben. So äufeerte
fich bie itaiferin unb befonberä auch ber Stönig. dergleichen
laffe fich befchreiben, fagte biefer. Ueberhaupt mar ber
Äönig heiterer unb gefprächfamer unb jeigte ein lebhaftere«
Qntereffe für bie Shmftroerfe, als mir uns nach bem, ^aS
mir üon ihm gehört, gefdjmeichelt hatten, die Königin machte
ihn gan5 befonbere auf bie fterbcnbe Tlaxxa aufmerffam, al$
er aber nachher bie Anbetung ber Könige, SBerrunbigung,
darbringung unb ben £ufa« von @pcf fah, entfchieb er
fich burchauS für biefen SHeifter. die grünblid&ere (Sharaf*
teriftif unb bie größere SSeftimmtheit in ber Söehanblung geben
in feinen Slugen bem (*ycf ben SSorjug ror Schoreel. SBon
*) 2tbgebrucft in ber (3cf)tt)äMj($e!t (^ronif 1878, @. 1937.
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bcm tfopf beS *<ufa3 fagte er namentlich, bie beften $orträt£
oon 9iapf)ael, bie er in Mom gefehlt, übertrafen biefen nidfjt.
$odfj idfj müjste 3bnen einen bogenlangen SBrief fd&reiben, wenn
iö) QEjnen alle SBemerfungen wieberfwlen woüte, weldfje 3^re
#errfd)aften unb weldfjc bie Jtaifertn gemocht, bie eben einen
aufeerorbentlidfj grofcen ©efallen an ber 5lunft unb oieleßennt*
mffe jeigte.
3df) brause Q^nen ntcfjt ju oerftdfjern, ba& bie SBerfe
beS SDJeifterö Pentling i()re nodf) nie oerfefjlte SBirfung
traten, bafc ber 1)1. ©^riftop^ mit ber aufgefjenben Sonne
in (Srftaunen fefete unb bafe CS^riftuö jur Verehrung unb 5ln*
bad&t jroang. 2)ie Staiferin fagte: nun ba£ ift wahrhaft ©Ott
ber ßrlöfer! 2)er ßönig meint, er Ijabe nichts oon ^apljael
gefef)en, was ifmt ben ©inbrucf gemacht. (53 fei ba$ 23ilb
allein eine ©alerie wert, unb fo mefjrereS. Qx geftanb enb*
lidf) offenherzig, nie eine gute Vorftellung oon ber altbeutfd&en
tfunft gehabt ju ^aben, aber mm f)abe er ftdf> eines anbern
überzeugt. — ©enug, ber §err ift gatt3 warm geworben unb
bat, nrie Sie ju fagen pflegen, etwas gefpürt!
$ie &errfd(jaften blieben über brei Stunben. £urdf)
eine feltfame Vernadfoläffiguug waren wir nicf)t oon bem fyoljen
23efu<3j benachrichtigt worbcn, wäfjrenb wir gerabe wegen ber
uielen Umftänbe, womit bie $aiferin reift, am aüererften eine
2lnfüubigung erwarten mufeten, wann fie ju im* fommen
wollten. So gef dfmh eS benn, ba& wir ()eut morgen nadfj
9 Uhr ganj unoorbereitet überrafcht würben. 3Bir Ratten,
weit weber geftern abenb noch ^eute früh irgenb etwas be*
rietet worben, uns gan§ ruhig unferer gewöhnlichen Gebens«
weife überlaffen, unb hätte mein Sruber nicht jufällig Stiefel
angetrabt, fo hätten wir bie 9)tajeftäten gerabeju in Pantoffeln
empfangen müffen. Sie fönnen benfen, maS baS im erften
2Iugenblicf für einen Sdfjredfen unb Verwirrung gemalt ^at,
jebodj) ba bie oornehmen ©äfte fo unenblid; freunblich unb
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gnäbig waren, fo festen wir uns balb gurecht. 3ludf) half
uns bei biefcr Gelegenheit, bafe aufeer ben brei Hinteren Sim*
mern, bic grcunb $app gefehen h<*t, noch brci größere nach
Dornehin mit ©emälben beftellt finb, roo man für bcn erften
Slnlauf Unterhaltung ftnben fonnte. — ©. 9)t. ber $ömg
fpradfjen mit mir manches, vorläufig erfunbigenb über baS
Verhältnis, worin wir rüdfichtlidf) ber Sammlung unb unferer
SBirffamfeit mit irgenb einer Regierung ju treten wünfchen,
über unfere Sage gegen Greußen u. f. w. — Scfj unter-
richtete ihn com 2öef enthaften , bafe aber von eigentlichen
^öebingungen nicht bie s JRebe mar, werftest ftdt). £er Äönigin
banfte ich für ihre gütigen ©efinnungen rüdfidfjtlid; beS SofalS
unb äußerte bie 2lbftcf)t, normal wegen biefer ©adf)e nach
Stuttgart ju fommen. (SS hängt alfo jefct nur baran, bafj
mir ben Kaifer granj abwarten, ober Nachrichten empfangen,
ba& er nicht über ^ier fömmt. ©obalb baS eine gefchehen,
ober mir über baS anbere gewife finb, werben wir uns bei
3hnen einfinben. ©ie geben uns unterbeffen wof)l Nach 5
rieten, wie ftch bie 33iajeftäten bei t^rer Nütffehr geäufeert.
SBtr werben alles, was ©ie unS barüber mitteilen, unb was
$erfcf)wiegenl)eit forbert, ebenfofehr im Vertrauen halten, wie
wir von $f)vn Seite überzeugt finb, bafe ©ie unfer (Erwarten
beS $ai)erS im engften Vertrauen Ratten werben. @S ift
nötigenfalls immer beffer, fid& in Pantoffeln überrafdf)en, als
fich nachfagen ju laffen, bafe man oergebenS auf einen, wenn
auch felbft oerfprodjenen l)ol;en $3ef ud) gejä^lt §abt\"
tarnte der f treibt barauf am 1. Nooember: „©eftern
um ^lb jwölf Uhr erhielt i<h %l)x ©^reiben unb 1 2 ©tunbe
nachher bie Slnfünbigung unfereS ßönigSpaarS, bafc fie fogleid)
5U mir fommen wollen. SDaS gefchaf). ®aS erfte SBort war,
wir haben bie fdfjöne ©ammlung ber Herren Sotflferle ge=
fehen. Qdj antwortete: ach ba« freut mich, MS habe an ©ie
gebaut, war mir aber etwas bange, bafe biefe ©ammlung
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feinen üoüfommenen (Sinbrucf mad&en möchte, benn biefe 511
fefjen, mufc nidEjtä auf bem fierjen brücfen; iä) badete an ben
2Ibfdfjieb, (midj) an bie Königin roenbenb) ber ju feljr tyx
&er$ einnehmen mürbe. Qfjre Slugen füllten pdf) audf) fogleicij
mit Streuten."
3)er 5^önig fragte m\ü) , „roa3 §at Qfynen am meiften
gefallen? 3a ber (S&riftuS, nidfjt maljr?" Antwort: „@ure
URajeftät, e£ bleibt ein Söunberbilb, aber e$ ift nidfjt ganj
mein GjjriftuS!" — 2lm 14. $e$ember 1818 Ratten bie Srüber
Soifferee Slubtenj beim Äönig nnb ber Königin, meldte anbert*
Ijalb Stunben bauerte. SDie Silber roaren ins <5cf)lofi getra*
gen unb in ben 2Bof)njimmem beS ßönigS aufgeftellt roorben.
Seibe SWajeftäten — fdtjretbt Sulpifc — empfingen mid& aufs
freunbfdfjaftltdfjfte; ber ftdtttg trat feljr rafdfj herein unb roie
er auf un$ jufam, fagte er: „2Bie freut e3 mtdfj, Sie f)ier ju
feigen." ^ Sie festen ftdt> nun üor bie Silber unb balb roenbete
fid? ba3 ©efprädfj von ben Silbern ab, auf nnfere 2lbftd&t
Ijieljer ju fommen. 2Bir fpradfjen nun unfere 2Bünfdf)e frei
unb franf au§, roie mir ben OffigierSpamHon gan$ ju fjaben
roünfd&en, roeldfje Seränbermtgen bort §u tnad&en mären, furj
alles, ma« mir im Slugenblicf einfiel unb alles roarb tum
bem Könige gleidE) genehmigt. 2)er $önig fagte beim 2öeg=
gefyen: „y&ix motten 3tönen ben Slufentfjalt in Stuttgart
fdjon angenehm mad&en." 8(3 bie -äflajeftäten fidf) entfernt
Ijatten, fagte gräulein t>on Saur: „$a3 f)aben ©ic gut
gemalt, ba& Sie vom $ömg felbft afleö begehrt Ijaben, benn
nun ift bie Sadje entfdf)ieben nnb bebarf feiner Unterfjänbler
mefjr." 2öa8 fie bamit fagen roollte, Ijaben mir nadfjfyer,
mo mir bei Cotta mit Stopp unb SDannecfer ju Wittag afjen,
bie bis um 4 Uf)r auf uns gemartet Ratten, erft red^t ge=
fü^lt, benn biefe maren alle in ßrftaunen barüber, bafe ber
$önig alles fogletdf) gugeftanben unb fjeute, mo mir beim ©er*
50g äBityebrt fpeiften, mehrere Sefannte fanben, üerrcunberten
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ftd) alle, bafj e$ fo fdfntell gegangen, liefen borgen, roo
mir beim StaatSfefretär t». 33ellnagel waren, um U;m Seridfjt
ab&uftatten, mar er uom Röntge injiruiert unb uemueS uns
an ben SHintfter beä Innern o. Ctto, ber baoon fdwn untere
rietet fei. £)ie greube über unfer ^ter^erfommen ift aß*
gemein, furj, unfere 2lngelegenf)eit fte^t für ben Moment fo
fd)ön unb gut, al£ e8 nur fielen fann."
$te Königin Äatfjarina, meldte fid^ fo fefjr für bie
Sammlung intereffterte, erlebte bie Ueberftebelung (eiber nid&t
mefyr, fte ftarb am 9. Qanuar 1819. 9fapp fdtjrcibt barüber
an 2Md)tor 33oifferec: „SBie gerne Ratten mir if)r audf) ben
Stunftgenufj, bem fte fo oerlangenb entgegenfaf), gegönnt! —
(£3 ift sunt £eil audf) u)r SSerf, baß Sie nadf) (Stuttgart jtefjen
unb fo üerbanfen mir ber großen Seele mit fo meiern an-
berem audj biefe$ ©efdfjenf. 3cf) fjoffe, fte fjabe bamit Stutt*
. gart me§r gegeben, als fte in ic)rer S3efd^eibent)eit geahnt
()at. £)ie ^unftliebe mtrb roieber ermuntert, angefeuert unb
befeelt roerben."
(Snbe -üftärj ftebeln bie trüber mit &erm Bertram nadj
Stuttgart über, 9iapp brücft ftd& barüber f)ocf)erfreut in
einem Briefe folgenbermaßen au$: „ s J)ftt taufenb Vergnügen
empfing idfj Ijeute mit Ql/rem 23rief bie 3todfjridf)t, baß ba3
fernere SSerf nun fo triel at£ r»oflbradf)t ift unb baß mir ade
am Montag Slbenb att teure Stuttgarter Sie empfangen
bürfen."
lieber bie gute Slufna^me ber Silber in Stuttgart
äußert ftdfj Sulpifc öftere in Briefen an greunbe. So
fdfjreibt er unter anberm an grau o. fiellroig aus Stuttgart
am 12. Wlai 1819: „$er 3roecf unfere« Streben« gef)t Da*
E)in, unfere Sammlung unb roaä mir nodf) weiter ba$u bringen,
für ba$ gefamte beutfdfje 58ater(aub, au einen gefd&idfltdf)en Crt
unb auf bie ferne 3ufanft f>in, a(3 einen unoeräußerlidfjen
ßunftfd&afc feft §u grünben unb roomögltdf) audf) unfere eigene
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Tfjätigfeit lebenslang baran ju fuüpfen. — T)arum war
benn unfere eigentlidje 2lbfid(jt, uns bie Sequemlid^feit §u
üerfd&affen, bie un* in «geibelberg fjinftd&tlidf) ber Slufftellung
ber Sammlung unb ber gehörigen Umgebung von Äünftlern,
2lrd)iteften u. f. ro. abging, oljne un£ von bem lieben 9tyein
$u roett entfernen. 5Dicfe Slbfidfjt fjaben roir nun ooU*
fommen erreicht, ber Jlönig l>at uns ein fef)r geräumiges unb
paffenbe« ©ebäube gegeben unb na<f) unferem SBunfdf) ein--
rieten laffen, of)ne uns bafür an irgenb etroa£ ju binben.
$3ir finben von allen Seiten bie befte 2(ufna^me unb leben
unter gefdfjeiteu, talent* unb gemütootten 3)ienfdf)en, in einem
frönen Sanbe; ba fönnen wir ber (Sntroicfelung unfereS
Scf)itffal£ roieber etwa* gebulbiger jufeljen."
2lm 23. Quni 1819 fdfjreibt bann Sulpifc an ^reujer
in $eibelberg: „Won ber SBirfung, reelle bie ©emälbe auf
bie Stuttgarter (Sinroofmer machen, fönnte idf) 3(men nidjt •
genug erjagen. T)a jeigt fid) bie (£igentümlidf)feit ber Sd&roaben
von ber beften Seite. Seit einigen Söodjen ftrömen bie $3e*
fuaje au* aßen Stäuben com s l>ornef)tnften In« jum ©e=
rtngften, oom Slelteften bis jum Qüngften unb baS betet ftdf)
uid)t einanber nadf), fonbern jebeS finbet auf feine Seife eine
Jyueube, 23elef)rung ober (*rf)ebung. SBefonberS fönnen fid^
bie bibelfeften SBurgerSleute n\ä)t fatt genug feljen an biefen
Spiegeln eines gefunben, frommen, feelenooHen ßebenS." —
SDer 23efud; roar fo ftarf, bafj oiele Seute abgetöteten
roerben mußten. Bertram giebt in einem Briefe an Sulptfc
eine Statiftif über ben Sefudfj. „3d& jä^lte am genfter 86 $er*
fönen, bte abgeroiefen werben mußten, unb fo gef)t eS alle
Tage, geftern(12. 3uli 19) roaren 56, oorgeftern über 100 bei
ben Silbern, Montag unb Dienstag 60, Sonntag 150. ftie
Sadfje fteigt unb roäajft o^ne eines 9)ienfdf)en 3 ut & un our $
fid) felbft oon Tag §u Tag. — ftafe unfere Sammlung eine
Spenge grembe nadj Stuttgart $ie&t ift bem ^ublifum eine
127 —
aufgemachte 6ad>e. $er 2Birt im ftönig oon (Snglanb oer=
fidfjert, baß bie gremben, bie fonft um 9 ober 10 Uf)r ju
2) an necf er gegangen unb bann weiter gefahren feien, jefct
ben ganjen £ag bleiben, roeil eS bei uns §u fpät raäre."
3lud^ ^^orroalbfen, roeldjjer, wie föon ermähnt, in biefem
3af;r Stuttgart befugte, äußerte fidf) an ber £afel bei ber
grau &er$ogtn SouiS Oßrinj £oui$, f 1817, mar ber Sruber
beä Königs griebrid)) mit großer £od)ad)tung über bie Silber.
(Sr oerfidfjerte, oon s Jiom bis r)ter^er babe i^n nichts fo mit
Setounberung erfüllt unb als ftünftler nichts fo befdfjämt wie
biefe Silber. Sie ^erjogin fei barüber fo in (Srftaunen ge=
raten, baß fie fidt> gteid; burd) Sanneder Ijabe ibren Sefud;
anfagen (äffen.
Ueber bie (5inrid)tung ber Sammlung fd&retbt baS
Äunftblait Qa^rg. 1819, 9ir. 146: „Son ben größten ®e*
mälben, fmb bie oorjüglidfMten in fedt)3 3immern, jebeS allein,
ober an einer befonberen SBanb aufgehellt, bie übrigen aber
in jroölf anbeten 3i mm * rn verteilt. Qn allen biefen $\nu
mern finb Sßänbe unb Aiißböben mit einer milben bunfe(-
grünen garbe befleibet. — $ie größeren ©emälbe ftnb fol=
genbe: 3of)anne3 o. (5i)d, Slltargemälbe, i^erfünbigung,
Anbetung, £arbringung im Tempel; oon bemfelben: ber
f)l. SutaS, bie fjl. Jungfrau malenb ; ber £ob Märiens oon
Sdjoreel; oon£ufa3 oau^eijben: bie fyl Bartholomäus,
Sgne*, (Säcilia, 3of)anne* ber Käufer, Margareta, SafobuS,
(S^riftina; oon Reinting baS ^eben ber Ijl. Jungfrau; oon
s J!)Ubufe Rreujtragung , oon £)ürer Semeinung (Sf)tifti
unb oon ^elfter Bttpfyan bie 2(pofte(."
„®$ ift un* nid)t befannt," — fd&ließt tfiapp biefen mit
großer Söärme unb Segeifterung gefdjriebeuen 2lrtife( — „ob
irgenbtoo anberS ein gürft einem ^rioatmann fo aufprudf)* 5
loS bie $anb geboten, ob anberStoo ein ^rioatmann mit fo
oiel Aufopferung, bie ^iittoirfung eines dürften annahm, um
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feine Sammlung bem ©enufe unb bem duften be3 $publifum£
ju meinen." — lieber ben h°h cn 3Bert biefer unoergleich*
liefen Sammlung altbeutfdf)er Silber äufeert fidf) 9iapp in
einem fpäteren Slrttfel be£ ßunftblattS nodfj ausführlicher.
„SBenn ein tiefer unenblidfj jarter SluSbrucf ber @mpfin=
bung mit fü&er 2lnmut, ftiller ©rö&e unb ben retnften SBechfel*
begiehungen aller Gharaftere unter ftdj für roefentlidjje $ebing=
ungen eines ftirnfhoerä gelten ; wer ben ©eift lieber ber 2Bahr*
heit im ©efüfjle, als baS 2luge bIo§ bem leeren Sdfjeine in
ber Sefchauung ^ingiebt; roer oor allem bie Statur in ber
flunft unb nicht baS (Srfünftelte barin fudjt unb liebgewonnen
hat ; roenn audfj gletft unb $el)arrlichfeit in ber Ausführung
etroaS gelten, nicht als folche barin ängftlidfj erfdfjeinen, fonbern
roeil fie im Streben nadjj 2öat)rr)cit unb in ber Siebe beS
MnftlerS jum eigenen 2ßer!e DöHig untergegangen, unb fo*
mit baS Jiünftliche gteichfam jur $unft geworben ift; wenn
hoher garbeng(an3 unb eine lebenbe griffe i^reö 3ufammen=
wirfenS fein müfngeS Spiel ber S^eorie, fonbern ein besau*
bernbeS Littel finb, bie Qbeen um fo lebenbiger fjerüor*
$uf)eben, je mehr fie biefe bejeid&nenb mit ihr unb unter fidfj
im (Sinftange ftehen; wer cnblidr) bei unuerfennbar höchfter
Üfteifterfdjaft in triefen teilen ber £ecf)nif ba unb bort baS
noch Mangelhafte mehr bem ©ebredfjen ber 3*it, aus meinem
eS fjeroorgütg, als einer fraffen llnmiffenheit jener 3Mfier
rjcimjuftellen geneigt ift, ber wirb gewtfj üor biefen SBerfen
mit innigfter Führung geftanben fein."
Salb würbe baS SebürfniS laut, eS möge t>on biefen
herrlichen Sdfjätjen, bie hier erfimalS in größerer $a\)l ocrs
einigt waren, auch 9iadfjbilbungen in ben $unfthanbel fommen,
unb fo entfchloffen fidfj bie Sefifcer, ben fcfjon burdf) fein
Sdfjlei&heimer ©aleriemerf rühmtichft befannt geworbenen
Lithographen Strijner nadfj Stuttgart fommen ju laffen, um
bie beften 2öerfe ber Sammlung $u lithographieren.
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Striper tarn mit einem 3et$ttet unb groei ^rudern
1820 von ^ünd^en an unb ging nun ungefäumt an« Sßerf.
s Jiapp fd^reibt barüber in feinem ^unftberidjt im Qahr*
gang 20 21 ber ©ürttembergifdfjen Qahrbüdfjer. „Schon ftnb
4—5 3^nungen fertig, bie alle« übertreffen, mag man je
von Steinbruch felbft bie fcf)äfebaren früheren SBerfe Strij>
ner* mit eingetroffen , gefeiert hat. 9li€ f>at eine Äunft
folche Sftefenfchritte gemacht, al« bie Lithographie unter
Strtrner« fiänben !
@« finb jefct jmölf bi« breijehn ^ahre, bafe mir biefen
neugefunbenen Huuftjweig hier in Stuttgart nod) in feinen
3öinbe(n faden, unb an feiner möglichen 2Iu«bilbung mit ar=
bciteten; aber mit allen geredeten Erwartungen fonnten mir
ba« nid)t glauben, roa« mir jefct fehen."
2Mdf)tor fdfjreibt an ben ÜDJaler Softer in igeibelberg am
22. mhx\ 1822. „$ie Einrichtung ber $rucferei ift uollenbet,
einige Silber reftauriert. — 23ei un« im &aufe felbft habt
Qh* neben ber herrlich aufgehellten Sammlung eine flehte
ttunftafabemie; ba« ltthographifcf)e SBerf befd)äfttgt 15 2)ien=
fdfjen. . . Strien er ift ein burdjjau« talentooHer Äünftler
unb roirb Eud) barin gefallen. $)em Stuttgarter ^>ublifum
fpenbet er alle« £ob; unter ben ^öljeren Stänben finbet fid)
eine gro§e Qa^i funftoerftänbiger Männer, an eigentlich ge-
lehrter Silbung gehen bie Schwaben geroife allen aubern £eut=
fchen ooran unb bie« ift über alle klaffen Derbreitet, gür Euch
mürbe $5anneder« 23efauntfchaft allein t)on grofjem ^ntereffe
fein unb neben il)m giebt e« noef) anbere recht braue $ünftler."
3m 3a^r 1822 waren bereit« 6 &efte oon bem 2Berf
erfdjienen, ba« JRunftblatt berichtete regelmäßig über ben gort*
gang be« Unternehmen«, mit 117 blättern mar ba« 2Berf
abgefd&loffen. ^ietjefjn 3af)re hatte ber ßünftler mit feinen
Schülern unb ©efjUfen baran gearbeitet, Don weldjen mehrere
fid) einen tarnen gemalt haben.
$ a di, Stuttgarter ftunft. 9
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s )tun trat bie Jrage an bie Regierung Ijeran, ob nid&t
bic Sammlung für bic projezierte ilunfrfdfjule ankaufen
wäre. $aju fd&ien nid)t allein bei &of, fonbern audj in ben
mafjgebenben Steifen äße Hoffnung twrfjanben fein. $er
(Staat fjatte feitfjer bie Soften für (Sinridjtung unb ^8eauf=
ftdfjttgung ber ©alerie getragen, was einen jäfjr Udjen 2luf*
wanb oon 1251 ©ulben crforberte, welche Summe nodf) im
©tat für 1826/28 oon ben (Stäuben genehmigt würbe.
(£§ mürbe twn ber Siünftlerfommtffton, an beren Spi£e
San neef er ftanb, ein ©utadfjten eingeforbert, baS aber im
allgemeinen nidjt günftig lautete, iöefonber^ fdjeint baS ©ut*
adfjten (Sber^arb 2öädf>ter3 beftimmenb gewefen $u fein,
bafj man auf ben 2(nfauf ber ©alerie oerjid&tete.
$iefe£ ©utadf)ten lautet:
„(Sine im ©ebiete ber fd&önen fünfte fefjr auffallenbe
(Srfd&einung ift jene iHid&tung be3 ©efdfjmacfS, bie in unferen
ueueften Reiten an bie SageSorbnung gefommeu, unb bie ftdfj
f)auptfäd)licfj in £eutfdfjlanb weit ausgebreitet ^at. — 5)ief>rere
talentoode Stünftler, uon eblem (Sifer befeelt, glaubten in tfirem
Stubium gleid&fam jur SBiege ber neuern Äiunft jurüdfjufefjren
unb an jene früheren 9)?etfter ftdfj anfd^liefeen §u müffen, bereu
SBerfe burd& if)re Unbefangenheit unb (iinfadjjljeit wirflidf) üiel
iHnjiefjenbeä für ein unoerborbeneS ©emüte fjaben. — 2Bir
wollen bie 2lbfidf)t biefer reblitf) ftrebenben s J)?änner ni$t nur
nid&t üerfennen, fonbern otelmefjr oerefjren, benn bie Malerei
mar fd)on lange rjer oon iljrer Söürbe (jerabgefunfen, alle«
bramatifc^e Qntercffc barau3 oerfdjjwunbeu , unb eine Mofce
öanbroerföferttgfeit ba£ (Streben ber meiften Jtünftler geworben.
@3 famt aber bodfj nidjt geleugnet werben, ba& man in
Scfjäfcung jener früheren Sßerfe viel 31t weit gegangen fei.
viugenblidfje ©emüter geraten leidet auf Uebertreibung, unb
fp fam man barauf, ba£ s JJtyftifd)oMigiöfe für ben etnjtg
wahren $mtä ber 5tunft 3U galten, ja mandfje oerloren fi$
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— 131 —
bi$ in* ^antaftifdje unb befonber* mu&te ber Stil ber
neueren ^robufte unb ifjr Vortrag gang bie äußere 3?orm
ber altern annehmen! 2)a aber im allgemeinen bie dlafy
afjmungSfudfjt ofjnelu'n nur anberäu&erenSd&ale Rängen
bleibt unb an jenen früheren Söerfen ber ©efdfjmacf überbies
nodj) wenig auSgebilbet tft, fo füfjrt bie in 9)tobe gefommene
logenannte neubeutfdfje ober neualtertümUdjje ßunft fdfjon in
biefer Benennung ir)rc Verurteilung mit ftdj!
£5iefe vorläufigen Semerfungen fdfjienen mir ju befferer
Beantwortung ber mir vorgelegten jroei fragen notwenbtg;
idjj fjabe aber belegen nidjt bie Slnmafjung, ein Urteil
au$fpredf)en gu wollen, fonbern eine blofje Meinung,
unb audj biefe nur, weil idfj förmlich baju aufgeforbert bin,
unb midfj nid&t surücfgte^en fann.
s Bae atfo 1. ben ttunftwert ber bewußten Silber be*
trifft, fo fann mit :Kedf)t fe&r oiel ©uteS unb SobenSroerteS
barüber gefagt werben; einige berfelben finb in if)rer 2lrt
für üortrefflid) gu galten, ja in funftgefdfjtdfjtlid&er &infidfjt ge-
währt n>of)l bie ganje Sammlung viel Qntereffe, unb mag
als efjrwürbigeS £enfmal altnieberlänbifdfjer ßunft jebem Ort
3ur 3i er ^ c geteidfjen. @3 fragt ftdfj aber audfj 2. eignen fidfj
biefe ©emälbe für eine $unfc ober potytedfjnifdfje Sdfjule als
dufter ju SBilbung be« GJefdfjmacfS?
3a; l)offe nid&t, ba& man midfj einer ^artettidfjfett ober
<5infeitigfeit werbe befdfjulbtgen tonnen, wenn idt> e* wage,
einige 3 roe W herüber auSjufpredfjen.
SluSbilbung be3 Sdjönf)eit$ftnn3 — ein &auptbebingni£
aller frönen ftimß — fofl bodj ba$ üorgfiglid&fte Söeftreben
einer Schule fein! 9tun ift aber gewife, unb bie roärmften
tterefyrer biefer Silber müffen eS felbft eingeben, bajs ge=
rabe f)ier ir)rc fdfjwädfjere Seite fidf) geigt, unb ba§ in 23e*
jiefjung auf ©rofcartigfeit be8 Stil*, üerftänbige unb würbe-
volle ^ompofttion, Sftdfjtigfeit ber 3^$nung, Harmonie ber
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— 132 —
garben u. f. ro. felbft bie befferen biefer Silber bie genannten
(Sigenf dfjaften lange nicht in bem ©rabe beftfcen, rote bie erft
fpäterfnn, befonberS in gtalien (unb ba nur auf furje Seit)
noch h ö h er unb fdf)öner auSgebilbete ßunft foldfje entfaltet
hat, unb ba& fie folglich nicht als roa^re dufter für ©e*
fcbmacfsbtlbung gelten bürfen. — 3$ erfenne jroar unb be-
rounbere bie gro&e Sßollenbung im medjanifchen Teil ber ßunft
(befonberS in untergeorbneten Sachen) unb roill auch ben guten
(Sinflufe, ben einige ber belfern auf einen benfenben unb
fcrjon etroaS auSgebilbeten ßünftler, ber baS ©ute überall
herauSsuftnben weife, fjaben fönnen, nicht gerabeju beftretten,
aber ben abfoluten 9lu&en §u bem beabftd&tigten Sxocd fann
ich nicht erfennen, unb bennocb müfjte biefer fet)r grofj fein,
um mit bem für ben <&taat gegenroärüg fer)r bebeutenbeu
©elbaufroanb in einem richtigen Verhältnis 5Ü fielen.
(Sfjreu mir alfo (rote billig) jene fchäfcbaren SRejie einer
ehrroürbigen ßunftepoche, aber fyüttn roir uns ja, bie-
felben als ben Seitftern auf unferem (roegen ber in unfern
Xagen fo ferjr ftcr) burcf)freu$enben Alunftanftchten freiließ fcl)r
unfidfjer gemalten) ßunfipfab ansehen unb als SDiufter
ber Nachahmung auf § u ft c I len.
£ie ©efäf)rlichfeit ber jefcigen ©efdjmacfsrichtung (info=
ferne fie bie rjöf)ere Malerei betrifft) habe ich fd&on oben be=
merft; fie fü^rt aur Sentimentalität, unb fud&t in ber
Ausführung Schönheiten §u erftrebeu, roeldje
ber gute Stil in ber flunft oerroirft.
3er) fehe nun freilich uon oielen Seiten fyex 23licfe beS
Unwillens fo mancher ebler, ber neuen 2ef)re ergebener Äünftler
unb Munftfreunbe gegen mich gerietet! @S ift mir biefeS um
fo mehr leib, ba ich niemanben gerne ein unangenehmes ©e*
fühl r»erurfache; aber boch roeit mehr leib müfjte mir ber Vor*
rourf r»on feiten meines VaterlanbeS fein, wenn fpäter*
h t n bie Erfahrung jeigen mürbe, bafc ber beabfichtigte 9Utfcen
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bcr grofjen ©rtoartung nidfjt entfprodfjen f)ätte, tote er tyr
audfj meinet dafürhalten« nid)t entfpred&en fann ! @tn Vor-
wurf , bem tdf) nidfjt entgegen fömtte, roenn idfj gegen meine
Ueber^eugung auf biefe jroeite grage würbe geantwortet l)abeu.
©efdjrtcben im $escmber 1825. (Sber&arb 2Ba$ter."
£ie Seftfcer ber ©alerte treten nun in Unterfjanblungen
mit Tawern ein, roo eben bamal« ber ßönig Submig beftrebt
mar, für feine Sfteftbenj s JJJündf)en ßunftfd&ä&e au« allen ^Hidt>*
tungen fjer ju fammeln. 2lu« ben Briefen Soifferöe« ent*
nehmen mir nodf) einige ©teilen, roeldfje 2luffd(jlu& über ben
Slnfauf ber ©alerie burdE) ßöntg &ubroig geben.
2lm 27. 3uni 1826 fommt ber banerifd&e ©alertebireftor
von billig nadjj Stuttgart, um bie Silber ju fefjen. (Er tonnte
Udfj bi« junt Slbenb md)t fatt fefyen unb fagte in Strtrner«
©egenmart: ,,2Ba« (Sie mir fjeute gezeigt, Silb für Silb, bie
grofjen roie bie flehten, tft eine 2lu«naljme oon flafftfd&en
^eiftermerfen."
9todfj ber ganje folgenbe £ag mürbe mit Seftd&tigung
ber Silber jugebradfjt.
Sbtt 27. Sanuar 1827 fdfjreibt Silli« au« münfyn, ber
Mönig motte eine 2lu«toal}t oon 50 Silbern um bie Summe
oon 180 000 ©ulben faufen. 3Benn aber bie (Eigentümer
auf ber Veräußerung iljrer gefamten au« 213 ©emälben be-
fte^enben Sammlung unabänberlidf) oer^arren, fo motte ber
Mönig bie Summe oon 240 000 ©ulben bafür bejahen.
Sulpife reift nun 3lnfang ^ebruar felbft nadf) 2Jiündf)en-
unb am jmölften biefe« 3ttonat« mirb ber Vertrag abge-
fa)loifen. Sertram f dfjreibt au« Stuttgart am 28. gebruar:
„3n brei Sagen t)attc ftd& bie 9ta<f)rtdf)t roie ein Lauffeuer
in ber Stabt oerbreitet. $)er Slönig felbft oerfunbtgte fie
juerft auf bem &ofbatt, er trat 31t SBedtyerltn, Sdf)mibltn,
Sei«f>aar unb (Sotta mit ber 2leufeerung: „Nun meine &errn,
ber tfönig oon Samern f?at bie Soiffereefd&e Sammlumj
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- 134 —
gefauft, er fauft fic aus feiner £afdf)e unb fd)enft fie bem
Staat."
3m Quni roirb bie Sammlung eingepaeft unb Gnbe beä
Tlonatä ftnb bie Silber in Schleif™ angefommen. $odf>
mar nodh ein 3al)r nötig, um bie Silber bem ^ublifum ficht*
lief) 3u machen.
2Me ehemaligen Sefifcer sogen ihren ftunftf$ä$en nadjj
unb am 1. 3uli fonnte 9ReI<$ior f ^reiben: „SDie SBaßfahrten
bahin fommen jefct erft redjt in ©ang, täglich finb grofee
®efellfcf)aften bort, billig ift ganj feelenoergnügt." — 2)er
Jlönig begegnete mir heute auf ber Strafte unb rief mir ju :
„Sin in ©d)leif#ehn geroefen, prad&tooll, pra^toofl!"
2)amit enbet für Stuttgart bie ©efdhtd&te ber Soifferee*
fdjen ©emälbegaterie, fie bilbet jefct einen fiauptteil ber Wim*
dfjener ^inafothef unb neibifdfje Slugen bliefen mit SBe^mut
barauf, in bem ©ebanfen, ba8 Ratten mir in Stuttgart aud>
^aben fönnen! 95Mr haben ben Schafe au8 fleinlichen ^ücfftd&ten
oerfdfjerjt unb baburdf) bem in fo fdfjöner (Sntroicflung befinb*
liefen flunftleben ber Stabt ben £eben£faben abgefdfmitten.
Die Weuerrtthtung einer ftunftfäule.
Seftreben, nadf) Aufhebung ber hohen $arl3fdf)ule,
roenigftenä bie Älunftlehranftalt roieber ins Seben ju rufen,
mar, roie mir fc$on im erften Kapitel gefehen fyabm, immer
mieber angeregt unb von ben üerfdfjiebenen Regier ung3nach=
folgern bes ^erjogS ßarl (Sugen ftetS auch befürwortet
roorben; aber an ber 3äh*9tot ocr SWentfammer, welche bie
nötigen Littel ju bereinigen hatte, unb ben fd&limmen 3*\U
»erhältniffen am (Snbe be8 uorigen Qahrhunbertä ift ber s ^lan
ftet$ mieber gefdfjeitert.
— 135 —
2öie bic ©ad)e am @nbe bed $ahre3 1801 ftanb, bar*
über werben wir am beften burdfj ba$ Schreiben belehrt,
roeld&e« ber ßupf erftedjer $rof effor Füller an ben 9)ttnifter
ü. 2öin|ingerobe richtete.
„33011 (Surer ©jceHenj aufgeforbert, meine Qbeen ju ($r*
ridfjtung einer 3 e ^ en? un b 3HftI«t»8Habemie anzugeben,
eile ich, um ba3 mir baburdfj erwiefene Vertrauen einigem
maßen ju üerbienen, &odjbenfelben über btefen ©egenftanb
einstweilen im Allgemeinen nur baS mitzuteilen, was mir
von ben SBeratfchlagungen über eine wieber ju errid)tenbe
ßunftanftalt, meldte fchon uor 7 Qafjren auf Befehl be§
&er$og$ Subwig balb nach Aufhebung ber l)of)en Karls*
fdfjule üon bem ehemaligen ßünftlerfollegium oorgenommen
mürben, noch erinnerlich ijt
£a£ 9ftefultat jener unferer SBeratfchlagungen unter bem
^öorftfe be3 ©e^. 9*atS Kaufmann mar ein betaillierter ^lan
gur 2ötebererridf)tung einer tunftafabemie, beffen 2lu3füf)=
rung bi^^er nur burdfj bie fchnell erfolgten ^Regierungen
oeränberungen unb bie gortbauer ber ftriegSunruhen uer*
hinbert würbe, welcher aber oietteidfjt nach wieberholter
Prüfung ben gegenwärtigen llmftänben mehr angepaßt
werben unb in einzelnen teilen einige Abänberuugen leiben
bürfte, befonberS auch in Sftücfficht ber Äupferftecherei unb
ßupferbrueferei, meldte beibe Anftalten nach jenem Sßlau
au<$ mit ber neuen ftitttjlafabemte in Sßerbinbung gefegt
werben follten, meldte mir aber feitbem, nachbem mir al£
öffentlicher £ef)rer mein ganjer ©ehalt entzogen warb, al£
Sßrtoatanftalten überlaffen mürben.
9tach jenem pan nämlich foflte baS 3*i$tninfittut in
brei klaffen abgeteilt werben, unb bie 3 ö glinge ben Unter-
richt unentgeltlich erhalten. 3n ber erften klaffe mürben
bie Anfänger nach Originaljeichnungen aller Art fopieren
lernen, unb von 3—4 Unter lehrern ben Unterricht er*
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— 136 -
galten. £)tefe ßlaffe würbe bei weitem bie meiflen 3<>9 5
Unge enthalten, weil jeber junge &anbwerfer ba$ ©rubium
ber freien öanbjeidntung 51t benüfcen fuchen wirb, welche
ihm ju ^eröoüfommmmg feiner fünftigen Arbeiten fo nötig
unb nüfclidj ift.
3n ber jweiten ttlaffe fottten bie geübteren Qtifyntx jum
©tubium nach ©ipSftguren übergeben, unb wenn fie hierin
einen gemiffen ©rab oon ©efdjttflidftfeit erreicht haben, in
bie britte beförbert werben, wo nach (ebenben Lobelien
gezeichnet unb mobelliert wirb, unb worin nur Diejenigen
3öglütge aufgenommen werben foßten, bie ju ßünftlern
felbft Anlage unb latent oerraten.
3n biefer klaffe werben bie ^rofefforen felbft wechfete*
weife Unterricht erteilen unb ^gleich bie Dberaufftdjt über
bie jwei erften ßlaffen über fidt> nehmen.
$>er ^lafc in bem 2lfabemiegebäube , welcher ehemal«
ben Äunftübungen gewibmet war, tonnte leicht wieber für
biefeä Qnftitut eingerichtet werben, inbem biefe ©äle feit
einiger 3*ü blofj ju Aufbewahrung einiger $heaterbefo*
rationen bienen.
Maä) bem Entwurf gebauten Spian« bürfte bie Unter»
Haltung be3 SnftitutS fo t)iel mir nodj erinnerlich, jährlich
gegen 4000 f(. erforbern. —
Stuttgart ben 25. ^ooember 1801.
(S'uer (Srcellenj
untert^änigfter ^rofeffor Füller."
3)ie nun folgenben politifetjen (Sreigniffe uerlunberten
abermals bie ^erwirftic^ung biefe« planes. 3)urch ben
^eid^«beputation^awptfd)lu6 nom 25. gebruar 1803 erhielt
Der §er$og nicht aücin bie Jlurwürbe, fonbern auch anfefjn*
liefen ©ebiet^juwach« jugeteilt, unb e£ war natürlich, baß
biefe« (Sretgni« alle anberen ^ntereffen in ben ©intergrunb
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faadjte. @3 trat in her £(jat eine geroiffe Stagnation im
ilunftleben biefer Seit ein, toeldfje fidfj crft mit ber ©rlamj;
ung ber ftömgSnmrbe im 3afjr 1806 roieber etroaä nersog.
s Jtecfer8 ^ritmtzeid&enfcrjule in ber 21fabemie fdt)cint feinen
langen 33efianb getjabt ju fmben, benn fdfjon 1803 grünbete
beffen Hollege S<§lotterbecf eine jroeite ^rit>at3eidfjenfdfmle,
unb erfterer nmrbe als S^^^nteifter am föniglid&en Nabelten*
inftitut unb am ©nmnaftum angefteHt.
9ludfj Schief in 9tom intcreffiert fidfj für bie grage ber
Ußeuerridfjtung einer 2ifabemie, glaubt aber nidfjt, baft eine
foldf)e ju ftanbe fommen roerbe. Seine Slnfdfjauungen über
ben 2Bert ber 2lfabemte lernen mir am beften au$ einem
23rief com 3. ^ejember 1808 an Stelling (ernten, anläfe*
ltdf) ber (Srridfjtung ber -äftündfjener Slfabemte.
„(58 tf)\it mir leib, bafc man in 9)ftincr)eu ein neues
£ofpital ber fränfelnben ftunft erbauen will, benn moju?
3ur (Spaltung unb gortpflanjung ber ßunft? 2Bo ift benn
bie ßunft, unb roer ftnb bie, bie ftc fortpflanzen werben?
Sie mufe ja bodt) rorfjer an bem Drte erjftieren, aflroo fie
fortgepflanzt werben foQ? — £er aufmerffam auf bie $unft
Serid&tete Sinn ift fo erlofd&en, bafe man nodf) nid&t einmal
von i^rem lang erfolgten Sbbe roetfj ; man ift fo blinb, bafe
man i^ren Seid^nam für bie lebenbe ©eftalt nimmt. Sitte
gürften üon ©uropa, faft ben fleinften nid&t auggenommen,
l;aben in ifjren ftefibenzen fo ein §<m$, roo biefe ftunftmumie
auf 6en>af)rt , erhalten unb fortgepflanzt mirb. $iefe Äunft*
(täfle, £reibl)äufer erforbern nodf) ju i^rem Unterhalte gro&e
Summen ©elbeS, roeld&e jroar tuele getfieSarme ßünftler
nähren, ber magren 5lunft aber feine fiilfe leiften, ja oicl^
meljr fie unterbrüefen. Um auf bie 2)iün<$ener ftunftfdjnile
911 fommen, fo t)abe idlj midfj bei tierf ergebenen ^ßerfonen er=
funbigt nadfj ben £ef)rern, bie babei angefteüt roorben, unb
f)öre, bafe fidt) nidjt ein einziger bebeutenber $ünftfer barunter
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befönbe. 3MeS ift ober bcr %aü bei allen jefet e^iftierenbert
Slfabemien, unb id) finbe, bafe eS notwenbig fo fein mu6,
benn biejenigen ßünftler, weld&e fe^en, ba& iljr Talent nid&t
f)inreidjt, um ft$ bur$ ifjre Äunft (S^re unb aud) S3rot gu
üerfd&affen , trotten banadf), in ein fold)eS §ofpital aufge-
nommen ju werben, um fo mit wenig ÜDhtye unb guter 23e*
folbung nebft bem fü&en $rofefforentitel ein red^t bequemes-
heften führen §u fönnen. ©ie ftnb ba Heine Könige, f)err*
fdjen über einen ©änfeftaH ooll S3uben, weld&e metftenS bie
Äinber t>on Seuten ber niebrigften klaffe finb, bie Ujre Altern
bie $unft erlernen laffen, einmal, weil bie ©Item fidfj vor*
ftelien, bafc aud; ü)r ©öfjnlein einmal wieber eine Heine ^en=
fion ober eine (Stelle als £ef)rer erhalten fönnte. ©o werben
Don dürften große ©ummen oerfdf)wenbet, um ju seigen, bafe
fte gebilbet finb unb bie fünfte befd^üfeen , unb idj bin Der-
fid&ert, bafe alle bie Obernien, bie jefet in Europa jufammen
enteren, mef)r (Mb in einem Qa^re oerfd&menben, als alle
gro&en Jtunftwerfe, bie baS 15. Qafjrljunbert fjeroorgebrad&t
\)at, jufammen gefoftet ^aben."
3n bemfelben 3af)re, als ©df>td $orftef>enbeS fd&rieb, fam
baS feit fünf ein^alb Sauren rufjenbe «ßrojeft, bie (£rridfjtung.
einer $unftafabemie in ©tuttgart betreffend wieber in glufj.
$er Cberintenbant ber bilbenben fünfte, ©taatSminifter oon
9)knbelSlof) erftattete unterm 18. 2Kär$ 1808 einen 23ertd&t
an ben itöntg, worin eS fjeifct: @r fei oon bem ©efidfjts*
yunft ausgegangen, ba& nidfjt nur ber fünftige ßünftler, e§e
er ju feinem beftimmten flunftf ad>e übergebt, einen üollenbeten,
äße üorbereitenben Steige ber $unft umfaffenben Unterridfjt
erhalte, fonbern audfj ber weitere nüfcltd&e erreid&t werbe,
ben Äunftlieb^abern aus allen ©tänben, fowie ben fünftigen
s ^rofeffioniften bie (Gelegenheit jur Silbung ifjreS ©efdf)marf£
unb $ur ^unftübung ju oerfd^affen.
!We Unter^altungSfoflen würben auf 3000 fL bered&net,
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t>orauSgefefcr, bafj ber Unterricht unentgeltlich erteilt werben
foHte, für üttamhaftmachung beS ^ieju geeigneten ^erfonalS
würbe gleichfalls Sorge getragen. Schon am 29. 9J?är&
befretierte ber ßönig, bie Sache einstweilen im Slnftanb pi
laffen, bis bie neue Schlo&fapeHe (in ber Stabemie) fertig
fei unb bie feitherige Capelle im alten Sd)lo& für bie Söiblio*
thef eingerichtet werben tonne, beren ju uerlaffeneS Sofal,
baS alte Herrenhaus auf beut Wiaxtt, bann für bie Slfabemte
jur Verfügung ftel)e. $iefe $läne famen jeboch alle nicht
§ur Ausführung, bagegen mürbe ein fleiner Anfang einer
tfunftfammlung baburdj gemacht, bafj ber ßöntg im Schlöffe
feine ftupferftichfammlung burch Slnfauf ber ^rioatfammlungen
beS iRonftftorialbireftorS 9tuoff (f 1809) unb beS Hauptmanns
Dotter (f 1812) üermehrte unb babet, wie fchon früher er*
mahnt, einen eigenen Qftfpeftor in ber ^erfon beS 9Mer*
Pächter aufteilte.
2Bie fehr ftch ßöntg Biebrich für biefe Sammlung
intereffierte , geht aus tjerfdjiebenen Briefen SBächterS an
Uerjfüll h«roor.
So fdjreibt er 23. am 15. Qanuar 1815: „2)ie oer-
gangene 2öo<$e hatte ich im Schlöffe ju thun, roo ich gegen
fünf ©tunben bei unferer aWajeftät mich befinben mufjte, welche
baS Kabinett ber Hanbjetchnungen befahen. $)er flönig mar
fehr gütig gegen mich unb gefprä<f)ig; unb ba er auch oon
meinen Segnungen etraaS ju fehen begehrte, fo mufete id>
enblich ben 33elifar, fo £err Sttuoff hatte, oorlegen; baS mar
nun nicht genug, unb er wollte noch mehrere« fehen. —
Mit bem ßönig mar ber ©raf üon Erbach, wegen beffen ber
Honig baS 3eichmmgSfabinett befah- @r wirb bemnächft auch
baS ftupferftid&fabtnett befuchen.
$3ei biefer Gelegenheit war auch oon $odj bie SHebe,
beffen 3^ichnungen ber ßönig fehr fchäfct, unb worauf er bett
©rafen befonberS aufmerffam machte. 3$ seigte ihm auch
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— 140
bie ^arrtfaturen Äodj£ von ber 2tfabemie*) ^cr, bic ifjtt
fehr ergö&ten."
Schon früher Ijaben mir erwähnt, bafe ßöntg Sttyetm
fofort nad^ feinem Regierungsantritt ben alten $lan einer
ju errichtenben Hunfifchule mieber aufnahm. Qn ber %fyat
lieg fich ber Äönig burch s JJ2inifter oon Sangenheim unb eine
ba$u beftimmte $ünftlerfommiffton im 3af)r 1817 einen aus*
fü^rli^en ^lan ju einer ftunftafabemie vorlegen, unb gleich*
zeitig würben auch, bei ber 2lu3fcheibung ber t. 3toilüfte auf
ben ©tat ber neuen ßunftanftalt, bie ^penfionen unb 2öart=
ijelber berjenigen 5tünftler, bie jum Teil noch oon ber &arlg=
fdjule her foldfje genoffen, überroiefen, mit ber auSgebrücften
Ülbftcht, bajj bie tauglichen berfelben bei ber ju erridfjtenben
^e^ranftalt follten verwenbet werben. — $iefe Sßenfionäre
njaren folgenbe: 2)annecfer, 9Wüller, 2öäd)ter, T^ou=
ret, 2)iftelbartf), bie beiben £offtucfateure griebrid)
unb Wlad, ber Hofmaler 9JI o r f f unb bie beiben ftofrupfer*
ftecher 9c e der unb 6 et) ff er.
2)iefe Herren Mlbeten jefct eine ftaatliche Äunfttommifjion
unter bem £>orfifc oon SDanneder. Schon 1818 mürbe
ein 2tftfur£ eingeführt, welcher in ben Räumen ber bort fchou
feit 1805 untergebrachten, längft aber roieber eingegangenen
.stupferftecherfchute untergebracht mar.
$a£ 9Zotjahr 1817 unb bie folgen beSfelben, oerhüu
öerten ber je&t fchon genehmigten ßunftfdfjule mehr als eine
jährliche Subvention von 350 fl. aus Staatsmitteln juju*
weifen.
Qnbefien fuchte ber unermübliche -Jiapp auch weitere
Greife für bie Sache ju intereffteren unb fchrieb im 3af>r=
buch oon 1819 einen begeifterten 2lrttfel über bie Wi<ch*
feit ber ßunftftubien , in welchem e* h e i&t: „Wödhtcn mir
*) lieber Rod) unb feine flarrifaturen f. fcaaty Beiträge <S. 11 ff.
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nur allen, benen bie fefte SBegrünbung unterer fünftigen Hunft*
anftalten anoertraut fein wirb, recht beutlich unb überzeugend
bartfmn fönnen, ba& et ^ier eine @adfje von ber höchften
SBidjtigfett gelte, unb nicht nur für baS Einzelne, fonbern
für baS Allgemeine geforgt werben müffe. tfunftbilbung ift
ein wefentlicher £etl ber s 3)ienfchenbilbung unb trägt alfo
ebenfo wefentlich jur Erhöhung ber menfchlichen ©lücffelig*
feit bei. — $ie erfte unb grö&te Aufgabe für ade Äunft*
anftalten ift alfo bie, bafe fie auf baS Allgemeine burdfj S3e=
ridfjtigung ber begriffe oom <2dfjönen unb Wahren einmirfe.
$aju gehören nun Einrichtungen nid&t in fleinlichem aWafc*
ftab, fonbern beS grofjen 3roecfeS würbig; unb »or allen
fingen Äunftfammlungen ber öffentlichen Senufcung gewibmet,
eingeweihte 2luffef)er unb oerftänbige &ef)rer."
SDer ben «Stänben im 3af)r 1820 vorgelegte ©tat fe&t
für ßunft§wecfe folgenbe Soften an: 1. öefolbungen 10051 fl.,
2. au&erorbentliche Aufgaben 1580 fL, worunter teils bie
.Uoften, meiere baS 3eicf)nen unb 3J2obeHieren nach oer Statur
üerurfacheit, teils unb jroar 311m größten Teil bie ©ummen,
welche einigen jungen Äünftlern als Unterftüfeung gemährt
mürbe, 3. 2486 jK. für Einrichtung beS £ofalS für bie 23oif-
feree=Sammlung.
3n§mifchen wollten bie i^erhanblungen wegen Errichtung,
einer ßunfifchule feinen rechten gortgang nehmen, unb Map?
flagt barüber im brüten §eft ber Jahrbücher (1820—21),
bafe er immer noch wicht in ber Sage fei, eine nähere 3ln=
geige oon ber Einrichtung unb geftfteHung unferer lang er*
warteten Äunftanftalt geben §u fönnen: „SDer ©ang ber (Sache
hat burch bie SBeränberungen in unferen SBerhältniffen einen
unoermeiblichen Sttttftanb erlitten, unb fann fich jefet nur
in bem großen, allgemeinen s J>lan für ben s #olfSunterridf)t
entmtcfeln. Württemberg war bisher nicht farg, fowohl an
Mitteln als 2lufwanb für bie Seförberung beS tnteHeftueUen
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unb fcienttfifdjjen WiffenS: el fjatte nur uerfäumt, wal gar
Ceic^t üerfäumt roirb / wenn Mo& SnteHigenj unb 2Btffenfd&aft
für ficf) forgen unb bie freunbtidf)e , allen ©enufc cr^ö^cnbc
Scfjwefter nidjt adfjten. SDiefc Sdfjwefter ift bie oon ber $or=
fefjung mit ganj eigenen SBorjügen aulgerüftete $unft, reelle
bie fdfjönften Blumen in ben ßranj bei Sebent ftiftet." „2Bir
erwarten," Reifet eS weiter, „bafj au<$ bie SteEfoertreter bei
Softe* fie (b. f). bie Jtunjitanftalt) nidf)t aul ben Slugen »er»
lieren werben; wir erwarten e$ mit befto fefterer 3uoerftd(jt,
all wir fd&on bal föniglidfje Wort bafür fjaben, unb früher
fdfwn für bie Bearbeitung eine! aulretdfjenben Lionel ge=
forgt würbe."
3n ber £f)at waren bie Stänbe biefem tyian gar nidf)t
(;olb ; in ber ftammerfifeung vom 20. s j)iai 1820 fragt ber
2lbgeorbnete DJoftfjaf an, ob bie .Uunftfdjule, bereu 2(ufmanb
größtenteils in Befolbungen beftebe, all ein ftefjenbel Snftitut
3U betrauten fei? Württemberg genieße nur eine* mäßigen
Wofylftanbel, bie Äunft aber blüfje nur ba, wo großer 9ieic!)=
tum fie befdfjäftigen fönne. (Et glaube bafjer, bafc man in
Württemberg, fo lange bie ^olfSfdjjulen nodf) nidfjt ober mdf)t
beffer botiert feien, feine $unftfdf)ule fjaben foße. dagegen
wirb oon mehreren ^fitgliebern bemerft, baß el ftdjj nid&t
um (Sinridjtung etnel neuen Qnftitutl, fonbern um (Spaltung
eine! beftefyenben fjanble, biefel 3nftttut trofc ber unbebeu*
tenben Summen, welche barauf oerwenbet werben, bem Sanbe
bic ftf)önften grüßte getragen f)abe, baß el ftdf) nidf)t nur
barum Ijanble, Hünftler, fonbern ba! $olf für bie $unfi
bilbeu unb baß auef) ber Vorteil ntd&t $u überfein fei, baf$
öurdf) biefel Qnftitut nidf)t unbebeutenbe Summen in Dal fianb
gebogen werben, ^nlbefonbere madfjt Bifdjof o. (Soara bar*
auf aufmerffam, ba§ ber fleine Staat Württemberg mit biefen
fo geringen Mitteln fo Bebeutenbel geleiftet fjabe unb bafe ben
württembergifdfjen Äünftlern im iHullanbe unb felbft auf bem
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flaffifdf)en Soben 3talien£ 3ld(jtung unb Serounberung gejoHt
werbe. — 2>er ©tat für bie igafjre 1823—26 wirb folgeuber-
utafjen f eftgcftettt : 1. ©ehalte: 1 Sireftor ($annecfer) 920 fl.,
2 Silbfjauer (3fopi unb 2>iftelbartf>) 1900 fL, 4 SRaler
(3Q3ädjter, 3Horff, bie beiben Füller) 1920 fl., 3 Jlupfer*
fted&er (Spaar, Füller, Setjffer) 1900 ft., 1 Saufünftier
(tyouxtt) 1551 fL, 3 Studfateure (Wind, griebrid^, goffctta)
750 fl., 1 (Merteauffefjer (Banner) 385 fl., 1 ©raoeur
<©trfdr» 200 fl., 1 s JJkrmorierer (Sdjroeiger) 250 fl. Summe
9776 fL 2. Sebarf für bie Uebung im 9)iobelI$eidjnen 350 fl.
3. Unterftüfeung für junge Hünftler 2400 fl. 4. Unterhaltung
be3 SlntifenfaaleS 500 fl. 5. Soiffen'eföe Sammlung 1251 fl.
3ufammen 14277 fl. TUtyx gegen ben uorfjergeljenben ©tat
820 fl.
2lu£ ben Erläuterungen, roeld^e Staatsrat ü. Sdjmiblm
$u biefem ©tat giebt, erficht man audf) beutlidf), roie bie ^er=
^ältuiffc bamaU lagen. $ie Ungeteilten finb fold&e, meldte
uon früheren s i>erf)ältniffen l)er nodf) ©ehalte bejie^en. SDiefe
(Spalte fjabe man nidfjt auf bie s $enfton$lifte übertragen rooüen,
in ber 2lbft($t, biefe Seute ntdtjt unbefdfjäfttgt 311 laffen. Sie
geben nodfj Unterricht an ben höheren Spulen (SHftelbartfj,
3flacf, Sepffer, felbft Spuret gab Unterrid&t im geometrifd&en
3eid)iten) unb werben bei ben Prüfungen ber $ünftler unb
ju artiftifdjen (Gutachten gebraust, audj erhalten fie Aufträge
§u öffentlichen Sauten, wofür fie feine Selofmung befommen.
<&5 finb barunter Diele, meldte mau bei feiner ßunftfdfjule an«
ftellen mürbe. Seim §eimfaH biefer ©ehalte fönne man auf
Littel beuten, für bie Silbung junger $ünftler mef)r ju t^un.
Um für ben 2lugenbücf etroaS weniges mehr als bisher §u
tfmn, werbe bie angefonnene Summe jur Unterhaltung beS
2lnttfenfaale£ unb 511t* llnterftüfcung junger tfünftler gerecht*
fertigt erfd&einen : benn in anberen Staaten gefebehe in s }>ro*
tnnjialftäbten mehr für bie Munft aU fykx in ber 9iefiben$*
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ftabt. &err t>. (Sotta bemerft noch weiter: £a£ Wenige, wa£
ber ©tot für bie 5lunft enthalte, fei gleichfam ein ©tipenbium
für bie Äünfiler; er fönne nachmetfen, bafj feit brei Sauren
wof)l bei 300 000 %x. für ßupferfted&er nach ^ariS getieft
worben, weil man fie im Sanbe nicht ^aben fönne. £)ie&
fei gewife eine bebeutenbe Summe für ein £anb, baS wenig,
©elb hervorbringe, unb ein oorjüglicher ©runb, ben Untere
tränen auch biefe Gelegenheit nicht )tt entjie^en, woburef) fie
fidf) auf eine nüjliche 2lrt befd^äftigen unb ihr gortfommen
fefter begrünben fönnen. @ben barum fei eS aber auch nicht
allein um bie Slunft im höheren Sinn, fonbern um bie $>er*
ooHfommnuitg beS tfunftgewerbeS 3U thun; überaß fei man
in biefer SBejiehung weiter ooran als in Württemberg; fa
feien namentlich in -Diünchen folche vortreffliche Slnftalten, ba£
jeber $ünftler, woher er auch fein möge, wenn er nur ba£
Beugnis eines gefetteten SDienfchen für ftcf) 1)aU, ju einer
weiteren SluSbübung gelangen fönne, ofme ba& ir)n ber Unter*
rieht etwas fofte. Stafc eS in Württemberg an Talenten für
bie $unft nicht fehle unb baß fc^on mit wenig Unterfiüfcung
fct)r gebiegene Talente aufgetreten feien, beftätige bie @rfaf) s
rung unb bie Seftimmtheit, bafc Männer au« Württemberg
ihr ©lücf als oorjügliche ßünftler in ben funftretchften ©täbten,
in Dfom, ^pariS unb felbft in ^erften, wo ber &offdfjreiner
ein Württemberger fei, begrünbet haben.
(5nblt<h würbe im 3a(>r 1827 wm ber Regierung ber
Pan vorgelegt, mit ber neu §u errichtenben ©emerbefdfjule
eine $unftfcf)ule ju verbinben. T>iefeS ^rojeft ftiefe auf fyaxU
uäcfigen Wiberftanb von feiten ber ginanjfommiffion in ber
Cammer. $er 2lbgeorbnete Stummel bemerfte unter anberem,
bie $ommiffton fyalU eine ßunftfchule weber bem Umfange
noch ben Gräften beS SanbeS für angemeffen. ©ollte ftch ein
Talent auszeichnen, von welchem in ber golge etwas erwartet
werben fann, fo bürfte eS biefem nie an Unterftüfcung fehlen.
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2öir ^aben ausgezeichnete ßünftler, allein wie fleht es um
bic Abnahme ihrer $unftprobufte? Sobalb fic ben 2öert von
1000 ff. überfteigen, finben fic feiten Slbfafc. SBenn eine
ßunftfdfjule einmal ba ift, fo fönnte fich baS junge ©emüt
leidet &u btefer ^inmenben unb auf biefe 2lrt ber gall ein*
treten, baß wir -bie ftafyl ber brotlofen $ünftler oermehren.
— 2)ie 2lbficht ber Regierung, fagt ber 9)hnifter, fei nicht
bahin gegangen, eine ßünftlerfdmle $u grünben, unb man
wolle burdfjauS nicht weitere ßünftler bilben , bie im glücf *
lichften galle nicht für uns, fonbern bem AuSlanb Rufcen
bringen. Allein mir bebürfen einer größeren Ausbreitung
ber Äunftbilbung überhaupt, ber 33ilbung beS ßunftgefchmacfS
unb beS ßunftfinnS, unb in biefer &infid(jt ftefje eine Runfc
fdfjule befonberS bei uns im engften 3ufammenhang m ft e j ncr
©ewerbefdfjule. Wlan motte feine ftunftafabemie, fonbern nur
eine Elementarfchule für ßunft unb ©ewerbe fchaffen. Dhne
eine folcfje SBorfd&ule rcerben namentlich bie Unterftüfcungen,
bie gu Äunftreifen gegeben werben, immer nur oon fe^r
problematifdfjem 91ufeen fein. Solche Unterftüfcungen füllten
fünftig nur als Belohnung für ausgezeichnete 3<>glinge ge*
geben werben, bann werben füe wahren 9iufcen fchaffen. Alles,
was wir neu auf bie Stunft üerwenben, ift 700 fl., bie ber
©ewerbefdfnile entzogen werben, unter ber Sebingung, baß
bagegen bie ©ewerbefdfjüler ben artiftifd&en Unterricht in ber
flunftfdmle genießen foHen. SDer ©tat mit 16 829 % wirb
bewilligt unb befchloffen, bie toftfchule fd&on im 3af)re 1829
ju errieten. 3m ©tat für 1828/29 werben bann weitere
3869 |L (im ganjen alfo 18000 fl.) für bie erfte Einrichtung
ber Schule bewilligt; ber Schule zu gute fommen jefct auch
bie heimfallenben Unfoften, welche für bie nach München ab*
gegangene $8oifferee*©alerte aufgewenbet worben waren.
Am 2. (Bcpt. 1829 fonnte bie Regierung burch einen
Erlaß im Regierungsblatt bie Eröffnung einer $unft* unb
8 a$, Stuttgarter Shmft. 10
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©eroerbefd&ule anfünbigen. $)ort Reifet eS, nacfybem äunädfjft
bie Söefiimmungen für bie Bereinigte SReaU unb ©eroerbefdfjule
erörtert roorben, alfo:
„SDen Unterridfjt im 3eidfjnen unb Sftobeüieren erhalten
bie 3 ö 9^ n 9 e * n oer für biefen ^xotd mit ber Slnftolt Der*
bunbenen Hunftfd&ule, bereit Aufgabe nidf)t blofe in ted&nifd&er
Anleitung ju ben erwähnten Runftfertigfeiten / fonbern audfj
unb üieüeidjt nodjj mef>r in ber SHfoung beS ©efd&macte, ber
©d&ärfung be$ Sltdte, ber ©nttmcflung, Belebung unb 23e*
rtcfyttgung be£ HunftjinnS i^rer 3 ö 9^ n 9 e befielt. 3 U oem
@nbe mirb biefer Unterrtdfjt in 4— 8 roödf)entlidf)en ßeljrftuuben
bie Ard&ttefturäeidfjnung unb bie freie £anbjei<f)nung, ledere
in ifjrer oerfdjiebenen Anroenbung auf menfdf)lidf)e ^igitren^
£iere, ^ßflanjen, £anbfcf)aften unb Ornamente, fobann ba8
ptaftifd^c foiooljl als ba§ matljematifdje ÜUiobeflieren ober $or*
fielen (in £f)on, 2öacf)$, ©ip3 unb &0I3) umfaffen. ©ine
mit Umfidf)t getroffene 2lu3roaf)l ber üor5üglidf)ften 2Jhtfter unb
SBorlegeblätter wirb bie Seftrebungen ber #ef)rer unterftüfcen.
$)te Schüler merben in geroiffe, ben oier oberen klaffen ber
9teal= unb ©eroerbefd&ule entfpredjenbe AlterSflaffen eilige»
teilt; ber SBefud) ber froren Abteilungen ift in ber Sieget
nur benjenigen ©Gütern geftattet, roeldfje guoor ben Elementar*
unterridjt bei ber Slnftalt genoffen Ijaben. (Siner Ausnahme
uon biefer Wegel fann nur nadf) 3Jia&gabe be§ s Jiaum3 unb
ber fonftigen ©dfjüler$af)l ftattgegeben merben. 3m übrigen
fteljt ber 23efud) ber ßunftfdwle aufeer ben 3°9Ungen ber
©eroerbefdfnile audf) anberen Jünglingen ober Dilettanten ofme
llnterfdf)teb be3 Berufs offen.
5ür bie SBenüfeung biefeS Unterrichts ift ein mäßiger
Seitrag oon einem ©ulben f>albjä^riid& an bie ßaffe ju ent*
rieten, roofür bem Schüler nidf)t aßein ber 23efudf) jeber be*
liebigen Qafyl oon £ef)rftunben , fonbern and) bie 23enüfcung
beS #ofal$ unb ber Hilfsmittel ber Jtunftfdmle jur ^rioat*
— 147 —
Übung in feinen greiftunben unter Sluffidfjt erlaubt ift. 2ludj
bleibt jebem 3 ö 9^ n 9/ oer ^ e orbentlid&en, junädjft für baS
bitter von 12—16 ^afjren beftimmten ßefjrfurfe burd&laufen
fyat, ber fortroä&renbe Sefudf) ber Slnftalt in unb au&er ben
öffentlichen Sefjrftunben, foroie bie 23enü&ung ber bei ber $unft*
fcfjule befinblid&en Hilfsmittel unentgeltlich geftattet. SDer Sei«
tung ber sprwatRubien biefer ßunfoöglinge im engeren ©inne
werben ftd& ber öofrat SMreftor v. Xanntdtx, ber ^ro*
feffor üon £l)ouret, bie SRaler 30 äd^t er / ©tetnfopf,
Senbolb unb &ieteridfj unterbieten. 3 um 3 c ^ ne ^ unb
lölobeüieren nadf) bem 9taben roirb bie oorfjanbene Samm*
lung von Slbgüffen ber auSgejeidfmetften Slntifen, ju Stubien
nad) bem lebenben 3)iobeU bie \)i^n beftefjenbe, neuerbingS
fefjr üerbefferte ©tnridfjtung benüfct werben. "
3)ie SHreftton ber Jtunftfd&ule rotrb aujüer ben genannten
$ünftlern aus bem SBorftanb ber 9teal* unb ©eroerbefdjule,
^rofeffor SBecf^erltn unb bem SJttniftertalregiftrator Sßagner
als gefd)äftsfüf)renbem 3)htglteb gebilbet; bie unmittelbare
Stufet über bie $unftfcfmle würbe bem ^rofeffor v. Sfyouxtt
übertragen.
Slufcer ben angegebenen £auptleljrern erteilen nodfj Untere
rtdf)t an ber Slnftalt bie Sübljauer 2)iftelbartf> unb Wlaä,
bie 9Mer %atob Füller aus 9iiga, SDiorff unb 6eu=
bert, ber 5lupferftedjer 2Iutenrietl) unb bie Strdjtteften
9ftü Elbach er unb 9fläntler. 3ugeteilt olme befonbere
gunftionen an ber 3lnftalt roaren nodjj ber 23ilbl)auer Qfopi,
bie ©tuef ateure griebridf) unb goffetta, ber Hofmaler
Otto Füller, ber fioffteingraoeur &irfdf) unb ber &of*
marmorierer Schweiger. Wan mu& ftauneu über biefeS
ajofce ^erfonal in ber fo funftarmen $tit.
9codfj im Qafjr 1833 gab Stttmfter v. <Scf)laner in ber
Cammer bie (Srflärung ab, bafe ber fogenannte ©tat ber ßunft*
fdfmle meift aus ^enfionen unb SBartgelbern beftef)e, bie von
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ßünftlern, roeldfje unter früheren $8er^ältniffen angcfteHt waren
unb bei @infü()rung be§ (StatfoftemS auf ben ©tot beä SDeparte*
mentö be0 Ämtern gefegt mürben, Infanten. 2)iefe Summen
fönnen gunädjjfi md)t beftnitio, fonbern erft, wenn fie ^eim*
gefallen finb, für bie ßunftfdfjute oerroenbet roerben. £a§ erfte
23ebürfni3 für bie Sdfjule fei jefct aber, bajj fie Sefolbungen
für bie £ef)rer fjabe, benn fo roeit fittb mir nod) ni<f)t, ba&
mir für biefe 5!unftfcf)ule, bie eigentltdfj blofe eine Sotföule
tft, befonbere £ef)rer Ratten , unb von ber 2lnftf)affung von
Äunftprobuften ju Sammlungen fönne erft bie SHebe fein A
rcenn einmal bie i'efyrer ba finb.
^iele uon ben genannten $erfönlid)feiten f)aben audf>
niemals Unterricht gegeben, von 2B achter roiffen mir ba£
beftimmt, für Stforff trat balb 2Iutenrietf) ein, Seu*
bert rourbe erft 1830 angefteHt unb übernahm aucf) ben
Unterricht am ©nmnafium.
$ie Hnftalt mürbe am 26. Dftober 1829 mit 52 eigene
liefen ßunftflöglingen eröffnet; am gleiten Xage fcfjenfte aucf)
Dr. Heller in Stuttgart feine Sammlung von ©emmenabgüffen
nebft 20 SBänben 3*id)nungen auS aßen ©egenben (Suropa&
nad& ber Dtotur aufgenommen ber Sd&ule. 2)er ftdttig ftiftete
weitere ßunftgegenftänbe , anbereä rourbe aus Staatsmitteln
erroorben. 3 n ben ©tat üon 1830 — 1833 roerben nur
13 251 fl. eingeftellt, worunter attein 10 742 fL ^Senfionen
unb SBartgelber, biefe Summe roirb anläßlich ber GttaU
beratung in ber Cammer roieber ftarf bemängelt; man foüe
bei eintretenben (SrlebigungSfäüen ©rfparniffe madfjen unb fie
jum Slufauf oon ^unftprobuften üerroenben. 9Jton fönne in
bem färglicf) auSgeftatteten Slntifenfaal faum einigen Unter*
ridf)t erhalten, roenn ber ^unftjögling au« biefer SBorfjafle ^er*
»orgelje, fo müffe er in« SluSlanb. Qn ber Malerei fönne
er auch nur für ben Üftotbebarf Silber erhalten, e$ fehle an
^öorbilbern u. f. ro. Neffen ungeachtet fei SBürttemberg baS-
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£anb, ba£ bie mciftcn grofeen Wlakx ber ^orjeit geliefert
fjabe. S)ie SBelt roerbe es fonberbar ftnben, bafe wir au$
nidfjt ein Jtunftroerf aufjumeifen ^aben. ©ine Sammlung von
äunftroerfen , roeldfje bie $ünftler beS SanbeS felbft geliefert
§aben, oon ber SBorgeit bis jur ®egenroart, fei ein National*
benfmal unb ber Stolj eines Söffe». — 9flan f;abe lOOOOO ft.
für grofje bauten oerroenbet ober nod) §u oerroenben unb
folle jefct aud) einmal etroaS in ber begeid&neten 9iid(jtung
tfjun. £)er bekannte Äunftfreunb SDombefan Saumann fpridf)t
ferner gegenüber bem 2Jttmfterium ben Sßunfcf) aus, bafc bie
fdfjon oorfmnbenen Slunftfdfjäfce, bie &upferfticf)fammlung, bie
düngen unb 2ttebaillen, bie römifdje unb ägnpttfcfje 3llter=
tümerfammlung, roeldfje für bie ©efd)id)te unfereS £anbeS von
fo grofjer Söid&tigfeit feien, jefet aber an Orten aufbewahrt
würben, von benen man faum fpredfjen bürfe, in einem £ofal
aufgeftetlt raerben motten, roo fie jebem gremben unb gor*
fd^er leidet jugänglidf) feien.
$on Qntereffe ift nodfj baS, roaSSBolfgang ^ienjel
in ber Cammer ber 3lbgeorbneten antäfclid) ber ©tatberatung
am 11. September 1833 gefprodfjen f)at.
„$>te $unftfdf)ule fott feine Ijöljere Slfabemie fein, fonbern
fie füll fic^ ju if)r nur fo Behalten, rote ein ©nmnaftum gur
Untücrfttät. (SS foHen auf berfelben Jünglinge nur fo oor=
bereitet roerben, bafe fie fiel) fünftig auf Dieifen unb 2(fa*
bemien ju $ünftlern büben tonnen. So oiel ift man aber
ben im Sanbe geborenen Talenten unb ben $ünftlern, bie
fünftig bem <Btaatt bieneu foüen, fdjulbtg. SDtefeS ift baS
Minimum unb baS fann audf) baS £aub ertragen. 2lber felbft
eine foldfje emgefcfjränfte Sdmle bebarf einer $unftfammlung,
bamit bie Talente fidf) burdf) bie 2lnfdf)auung bilben unb über*
bieS fann eS feinen paffenberen Ort geben, bie im SBefifce
beS Staats befinblidjen ßunftfdfjäfce aufstellen, als bie ßunft*
fdfjute. 2lbgefel;en baoon, roaS ber oor einiger 3eit gegrünbete
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— 150 —
Äunftöcrcin tfjun fönnte, bannt bie neueren SBerfe oon müxtttnu
bergifd&en Malern nidf)t, nrie bisher gefeiten ift, jerftreur,
fonbern in einem fünfte oerfammelt würben, roitt id& nur
von bem Sefte^enben unb bereit« $or()anbenen fpred&en. 3cr)
roünfd&e, baß ber Gimmel unferem Bereiten 3)annecfer
nod(j langes £eben fd&enfen möge; mir finb aber im gafle,
5U fragen, roenn er balnn gef)t, roolnn fein Gljriftu« minft,
roa« fott bann mit ben in feinem &aufe befinblid&en 5lntifett
gefdf)efjen? @« ift fein eigene« §au« unb roenn er ftirbt,
roeifj \d) ntdjt, rooljin man biefe bringen foü. 2Bir fjaben
ferner in £ubrotg«burg eine 9)fenge ©emälbe, roeldfje &u einer
roürttembergifdf)en ßunftgalerte ben ©runb legen fönnten.
£)iefe ©emälbe finb in ^ubroigSburg nicfjt nüfcltdfj aufgehellt
unb tonnten (jicr beffer oerroenbet werben.
(Snblidf) mujj idf) nocf) an bie ßupferftidfjfammlung erin*
nern, bie früher in bem ©ebäube ber 5lunftfdr)ulc mar, burd>
bie SBoiffereefdfje (Sammlung Derbrängt rourbe unb ftdfj jefct
in ber f. 23ibltotf)ef beftnbet, roo ftc nidfjt fo jugänglidf) ift,
aU wenn fie in ber $unftfdf)u(e aufgefteüt märe. 2lu« allem
biefem geljt f)eroor, bafe für biefe ßunftfammlungen im $er=
ein mit ber 5lunftfd^u(e ein Sofal notroenbig märe. @« ift
fdf)on oft ron einem foldjjen £ofale bie Siebe geroefen, man
fjat kleine gemalt unb audfj einen ausgeführt, aber ber Marren
ift ©erführt roorben. . . ^rofeffor £f>ouret f)at einen $lan
gemadjt jur ©rbauung eine« ©ebäube« im ©arten ber ®e*
roerbefdfjule , roeldje« ber ^unft* unb ©eroerbefdjule bienen
fottte. 6« rourbe aber nur ein flehte« ©ebäube für Qmät
ber ©eroerbefd&ule txbaut unb jefet bebarf e« roenigften« eine«-
Slufroanb« oon 20 000 fl„ um ein neue« ©ebäube jur <Beite
be« feiern befteljenben aufzuführen. — 2>te ßunft ger)t wxxU
lief) betteln in Württemberg, (£« wirb fein Sup« bamit ge^
trieben unb e« f oll feiner bamit getrieben werben; aber roa«
idfj §u ©unften ber $unftfd;ule angetragen Oabe, ift ba&
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— 151 —
Minimum von bem, ioa£ in einem £anbe für bie ßunft ge*
fd^e^en famt."
3n berfelben 6t&ung tritt aud) ber 93ifd(jof oon Kotten*
bürg energtfdf) für bie ^unftfd^ule ein; er Ijabe in 9tom ©e^
legenfyeit gehabt, ben 3Bert ber toürttembergtfd&en Äünftler
fennen ju lernen. Slufcer ben 3öglingen ber franjöfif d&en
Slfabemie f>at ber dlufym auf bem flaffifdfjen SBoben feinen
Äünftter fo fef)r oere&rt, als bie SBürttemberger. $er 9Jame
eines unfterblid&en Sdjid, ben ber größte 9Mer 3talienS
ben beutfdjen 9iapf)ael genannt fyat, bie tarnen eines S)ann*
eder, eines 2Bäd)ter waren ju meiner 3*it, n?o id) in 9tom
mar, §odf) geartet. ©benfo unfterblidf) mar ber SRufjm ber
beiben SJtüller in ber ßupferftedjerfunft. SCl;ortoaIbfcn
l)at unfern SJanneder unbefd&retblicf) gefd&äfct unb gerühmt,
fold)e SDenfmäler, meldte ©dfjicf fjinterlaffen l;at, Ijaben einen
bebeutenben dlufym für Söürttemberg.
Sic erften Äunftauäfteltungen in Stuttgart.
Stuttgarts erfte HunftauSfMung fanb im Qafjre 1812
flatt, Slönig griebrid^ oerfügte am 14. ©ejember 1811: „3u
fortbauernber Unterhaltung unb immer f)öl;erer SBerooÜfomm*
nung ber bilbenben fünfte in ben f. Staaten, fotoie ju mef)*
rerer Ausbreitung ber Qnbuftrie unter Sßrofeffioniften unb
fcanbroerfern unb ©noedung einer jroedmä&igen 9Jadjeiferung
unter benfelben burd) öffentliche Slnerfennung unb 33elof)tmng
beS Talents: baß nidfjt allein btejemgen, toeldje ftdj) ben
bilbenben fünften gercibmet haben, fonbern audf) ^rofeffio*
niften unb £anbioerfer, meldte irgenb eine neue (£rfinbung
gemalt, s J)iet|terfiüde oerfertigt ober überhaupt befonbere 2luS*
arbeitungeu irgenb einer 9Irt geliefert haben, berechtigt fein
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foöen, ihre gelungenen Kunftroerfe unb ^ßrobufte vom 1. Wlai
an bis jum 1. 3uni 1812 in ben ihnen ju biefem @nbe in
bem f. alten ©d^Iofe in Stuttgart anjuweifenben Sälen unb
3tmmcrn öffentlich aufteilen." £rofc ber ungünftigen &ÜU
»erhältniffe fanb bie 9lu3ftellung wirtlich ftatt unb jmar twm
1. 9ttai bt£ 15. Quni. 2Bir ^aben barüber einen fc^r an*
jief)enb gefchriebenen Bericht, welcher im SHorgenblatt er*
fdf)ienen ift. £>ort Reifet eS: „SDer erhabene ®eifi unfereS
Monarchen fyat auch biefen mächtigen §ebel für Söeförberung
ber inlänbifdjen Qnbuftrie ju würbigen unb auf eine ent*
fcheibenbe 2öeife anjutoenben gewußt. 2luf unmittelbaren Söe=
fehl beS Königs, unb gletcbfam unter feinem unmittelbaren
Schufee, foll ber württembergifche Kunftgeift unb ber biefem
fo nat; wermanbte Kunftfteifj ftch öffentlich geigen, fidt> ber
öffentlichen ©djäfcung unterwerfen unb burdf) ben giltigen
9ti<hterfpruch ber ©efamtljeit fein Urteil empfangen. & fann
nicht fehlen, bafe auf biefem 2Bege alles ba£, wa$ fchon ge*
leiftet worben ift, fein gebührenbeS Sob empfange, unb ba$,
was noch geleiftet werben fönnte, laut unb förmlich jur
(Sprache fomme. Db e3 bie rechte 3eit ober Stuttgart ber
rechte Ott fei, mit KunftauSftellungen aufzutreten, ba3 wirb
niemanb fragen, ber bie intenfioe Kraft be$ £anbe§ fennt
unb ba£ wahre 2öoljl ber einl;eimifchen Kultur beherjigt. @3
ift f)ier nicht um Dftentatton ju thun, nicht um bie @hre
mit anberen Staaten wegen be§ Vorrangs ju ftreiten; fon=
bem einzig unb allein barum, ba$ oaterlänbtfche 2>erbienft
hcroor^ujicljen unb eine ungläubige £anb3mannfd)aft oon bem
oft oerf annten SBerte ihrer Mitbürger ju ü6erjeugen." 2>er
33ertchterftatter, welcher ohne 3 roe ^l mieber Wapp ift, wirft
bann einen fu^en ^ücfblicf auf bie grofje Schöpfung §er$og
Karl (SugenS, bie h^ c KarlSfchule; „burdf) fie fyabzn bie
Silö^auerei, bie Malerei, bie Kupferftecherfunft, bie Saufunft
unb fo fiele anbere Steige äöursel gefaxt unb finb ein*
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— 153 ~
heimifdj geroorbcn. 3)ie au§ ilmen heroorgegangenen SJkifter
fielen jefct ba als SBeroafjrer beS empfangenen, um für bie
weitere SluSbrettung unb gortpflanjung forgen. . . 33or
allem berühren mir bie oufgefteHten neueren unb alteren
SBerfe ber Äunftoeteranen, bie ^ier mehr als Seifpiele, benn
als £onfurrengftüdfe gelten muffen, unb roooon jebeä uns laut
^uruft : @3 ift auch ein Söürttemberger ober ein in Söürttem*
berg gebilbeter ftünftler, ber mich h^orgebradjt fürt! 2)er
ättefte unter unfern noch lebenben ßünftlern, meldte biefe
(Sammlung gierten, ift ber Sßrofeffor o. 9)tüller (geb. 1747,
f 1830). 2lufeer mehreren feiner Dor$ügli<$en ßupferftidje
hat er, ber längft anerfannte ganj vortreffliche unb fleißige
3eidfjner, mehrere aufgeführte 3 c ^ nun 9 en aufgehängt, bie
befonberä ben ange^enben Äünftler belehren muffen, roa£
man an eine 3eicfmung forbern tonne." ($)iefe 3eichnungen
* gieren jefet ba3 Sftüllerfche Äabinett im f. ßunftgebäube.) &of*
maier ü. Öetfd) (geb. 1758, f 1838) ftellte ba« „herrliche
23tlb $3rutu£ unb ^ortia unb eine fd)öne £anbfdjaft au$",
£)annecfer feinen 3lmor unb bie Schillerbüfte nebft jroei
anberen Porträt«, ©ateriebtreftor t>. Seele (geb. 1774,
f 1814) gab ein ganj fürjlicf) erft fertig geroorbenef grofjef
Slltarblatt, ba3 einen getreusten Ghriftu« mit brei am Äreuje
ftehenben giguren vorteilt; oter mit bidjterifdjem geuer auf*
geführte Slabinettäftücfe nach $aUaben oon Bürger unb ©oethe;
eine gro&e, tuf)n bargefteQte mtlitärifche Scene; feinen frönen
©anmneb unb einige entfprechenbe ^orträtf. „5tn bie 2Berfe
biefer 9^cif)cnfüt)rer , beren 5iuf ftdj fchon gegrünbet h°*/
fdjliefeen fich nun bie Arbeiten ber jüngeren s Hieifter unb an*
ge^enben ßünftler in oerfdjiebener 2lbftufung an. £ier fteht
man grüßte, Blüten unb £eime: erfreulich für jeben, ber
in biefem treiben baä fortroä'hrenbe innere &eben §u fehlen
raeife, unb bie höhere gührung burch Sturm unb 3eitenbrang
mit Ergebung §u ehren oerfteht. 2Bir nennen roohl mit s Jiecf)t
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— 154 —
juerft ba3 grofce ^iftorifd^e 2Mlb oon Sdfncf: Slpoll unter
ben Birten, über ba£ 4iur eine Stimme gehört wirb. Sein
s Jiu^m ift tym xwrausgegangen unb bewährt fidf) jefct im wirf*
liefen ©enufj. 2Ba3 liefje bie einfjeimifdfje Äunft erwarten,
wenn fie burdfjauS mit biefem Stritte oormärtS ju bringen
oermödjte? 2ftan foßte faft fagen: ju oiel! um mit gafiumj
bie $orfteflung ju ertragen, ba& mir oon Sdf)i<f£ ^Binfel nidt)t^
weiter erhalten. 2ld) e£ wirb fein finniger unb füfjlenber
Sefdfjauer biefeö SBilb ofme eine £f)räne ber $üf)rung im
2luge oerlaffen, benn mir Ijaben erft t>or wenig Xagen tiefen
großen 2JJamt begraben! 2>on Gberfjarb 2£ achter finbet
man fieben 3eidf>nungen , als ebenfo oiele Urfunben feinet
erhabenen tiefeingreifenben flunftgeifteS, ber fein fcob oerlangt,
aber e£ befto oöUiger empfängt. SJtödfjte jeber junge Ätinftler
f)ier lernen, wie man einen ©egenftanb faffen unb bearbeiten
mufj, roenn eine lebenbige Seele in ba$ SBtlb fommen foH.
griebridfj Füller, längft als roürbiger Schüler unb 9la$*
folger feine« Bereiten SßaterS befannt, liefert jwei oorjüg^
licf)e 3?idf)nungen unb einige $upferfticf)e. Unter ben lederen
bemerft man mit ißergnügen einen ^robebruef nadf) einem
9iap^aelfdrjen ©emälbe, mooon er in Nora bie 3*idfjnung felbft
gemalt f)at unb bie platte nädfjftenS beenbigen wirb. 5ßon
bem ©rabftidf)el biefeS Rünftlerä fjaben mir noö) mehrere 9kd(js
bilbungen ber unfterblid&en Serfe !)iapf)ael3 unb 3Jftdjel*2foö es
Io3 ju erroarten , unb wie mir mit einigem StoI§ auf bie
Stürbe ber neueren Hunfigeit ^injufelen, l)öä)\t maf)rfd(jeinli<ij
audf) einen Hupferftidj) nadf) bem Sd&icffdfjen 2lpoII. Oft nidj)t
erfolgt.) &on £arl J&eibeloff (geft. 1865 in §a§furtl;,
ber befannte ©ottfer) ift ein tyiftorifdf)e3 Celgemälbe aufge*
ftellt, baä feinen ©egenftanb auä ber württembergifdfjen ®e*
fdfjidfjte entlehnt (5laifer Sftartmilian am örabe (Sberf)arb3 L),
unb ba£ mirflidf) me^r geleiftet f)at, als man nadf) ber Sage
unb ber Sitgenb be3 Äünftler« erwarten fonnte. @$ fjat
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oortreffltche (Sfjarafterföpfe unb befonberS einen alten, ber gan$
au£ bem £eben genommen su fein fchetnt. tiefer junge 9ttann
lieferte auch mehrere folorierte Seichnungen mit Straeten ber
SBorjeit, bie ihr eigenes SBerbienfl ^aben. $on einem anbern
jungen Stünftler, Dieter ich ftnb mehrere hiftorifche ©emälbe
in Del oorhanben, worunter fidf) ein ebenfalls au$ ber mürttem*
bergtfehen ©efdf)ichte genommene« Stücf burch feine einfache
unb richtige ©rfinbung auäjeidfmet. 2Benn ein anbereS grö&ereä
©emälbe: DebipuS unb Slntigone weniger biefeS SRerbienft hat,
fo mufc man ifjm bagegen eine praftifd;ere Ausführung ju*
gefte^en. 2lu*e3 sufammengenommen, fdfjeint e$, bafc SBürttem*
berg in biefem jungen 3flann einen fehr talentoollen Rünftler
erhalten roerbe. ©angloff oon Stterflingen (geft. 1814 in
©turtgart), ein bis je&t ftdj felbft überlaffener unb fidf) felbfi
bilbenber Dilettant, erregt burch feine ungemein fülmen unb
geiftreichen (Srfinbungen bie 23eumnberung aller Liebhaber unb
Kenner. Entfernt oon jeber Gelegenheit, fich burch Slnfchauen
unb Unterricht ju büben, befdfjäftigt er fidt) auS innerem
Crange, toörtliche Dichtungen im 23ilbe su bringen, unb
äeidfmet fte in Konturen. 3Rße. (Sifenlohr gab eine fd&öne
ßopie in ©ouadfje nach SRetfdfjer unb einige ^orträtSgruppen
oon Kinberu nach eigener 2lnorbnung, bie jeber mit 2öof)l=
gefallen unb Siebe betrachtet. 3>m ^iftorifcr)en $ach haben
auch einige anbere angehenbe ilünftler groben iljre£ gleifjeS
geliefert, aö: gr. Stein ein Delgemälbe: ber UlpffeS bei
bem Könige 2llfinoo3; 3. ». @$nifeet (geft. aU Hofmaler
in (Stuttgart) au0 bem f. Militär, ebenfalls in Del, eine jroar
fehr übertriebene, aber oon Einlage unb geuer seugenbe gigur:
ben SlcfulIeS am Ufer beS 2)ieere^ unb eine braun in braun
laoierte allegorifche Slompofition , bie nicht ohne ©ehalt ift;
©cht Hing er ber Sohn, als Sruftftücf in Del: ben Xob
ber Virginia. $on biefem ßünftler fieht man einige gut ge*
ratene Kompofttionen , bie nicht oljne ©ehalt ftnb. Qu ber
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— 156 —
33übni£malerei ift außer einigen gut geratenen Kopien eines
<5d)ü(er£ ber Seelefdfjen ©d^ule, Samens ©öppel, ntdf)t$
metter in Del aufgeteilt morben. $on Miniaturen fie^t man
aber fefjr fd&öne ^robufte be3 Hofmalers 2)t o r f f (geft. 1857
in Stuttgart), ber eine ßopie in biefer Lanier nach bem be=
rühmten Spannes »on $>ominicf)ino unb brei fct)r ähnliche
Porträts nach bekannten ^perfonen gegeben hat. SBon Tupfer*
ftedfjer ®roß aus &atl ift ein fdfjöneä Miuiaturbilb oon ßaifer
Napoleon unb t»on ©efretär 2B ächter (Sruber t)on (Sber*
harb 2öä«f)ter) eine golge oon mehreren 23ilbniffen in Minia-
tur aufgehängt. 2)ie lederen erfreuen un3 burcf) bie ange*
neunte Semerfung, toie roett e8 auch ber Dilettant in ber
jhmft ju bringen oermag. Sßon gezeichneten 23ilbniffen finb
von $ünftlern unb ßiebhabern oorhanben: ein fefyr inter=
ejfanteS oon bem talentreidfjen gräulein t>. SBaur; ein gleiches
von ßupferftecher 9t i ft. Mehrere als Kopien, von Tupfer *
, freier Strauß; unb ba§ 23ilbni3 9iapf)ael3, nach bem erft
füqlidf) befannt geworbenen unb nach Münzen üerpflan^ten
Drigtnalgemälbe biefeS 9Keifter8 ber Metfter, ungemein fa)ön
gezeichnet r>on töupferftedjer 23artf), ber uns folcheS nächftenS
in Tupfer mitteilen roirb. 2Iuch in ber £anbfchaft3malerei,
roeldfje bis jefct weniger als bie anberen 3w e tQ e in Söürttem*
berg gepflegt mürbe, blühen bie ftf;önften Hoffnungen auf.
billig nennen mir Ijier guerft bie Arbeit von ©ottlob 61 ei n*
fopf, einem Sofjn be3 f. £>oftiermaler£ Steinfopf. tiefer
junge Jiünftler hat ftch burdjj eine äußerft fd)ön aufgeführte
unb ebenfo fcr)ön gebaute große ßompofition in Del als
«inen finnigen unb fleißigen ßanbfchaftfmaler ge3eigt. (5r ift
galt) auf bem redeten 2Bege, unb genriß roirb er eS auf einen
fe£)r ^ofjcn ©rab bringen, wenn ifmt bie Umftänbe erlauben
feinen Aufenthalt in 9tom oerlängem unb bie fcf)öne 9tatur
bort nod; länger ftubieren |U bürfen. Nebelt ihm bemunbern
roir bie $unfter§eugntffe eines fatholifchen ©eiftlidfjen, ftapi*
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— 157 —
tular« 9tt ü [ I e r von Ddf)fenf)aufen , ber erft feit einigen
Sauren fid^ ber ßunft ergeben fyat. Slufeer aroei feljr großen
naä) 2Bt;nant« lieferte er fünf eigene Hompofitionen unb 6tu*
bien nad) ber Statur, jum SBeroetfe, ba§ glüfjenber ßifer für
ba« SBafjre unb Sd&öne ben Äünftler am fid&erften gum 3i^e
füfjre. 2tudj biefem Statine muffen wir roünf d&en, ba& fein
3ufatl i^n ftöreu ober aufhatten möge. Hofmaler SJiüller
gab brei Heinere, ober fdfjön aufgeführte £anbfcf)aften in Del
unb &offonbitor $empter ebenfall« jroei nteblidf)e £anb*
fd&aften in Del. äöir üermiffen ungern r>on biefem (enteren
groben feiner eigenen Lanier in gefärbtem (Sanb, roorüt er
ofjne 2öiberfprud& e« bt« auf einen berounberung«n>ürbigen
®rab gebraut r)at. ßupferftecfjer 6er>f f er lägt un« mehrere
fdfjöue 3 e ^nungen naa) ber Statur unb nadf) (Bemälben unb>
aua^ jroei fdf)öne £anbfdf)aften in Tupfer fef)en. (Sbenfo l;at
$upferftedf>er $uttenf>of er (geft. 1846 in Olbronn) jroet
treffliche 3eid(mungen naä) ber Statur unb jmei fa)ön ge*
ftodjene Sanbfd&aften, unb Slboofat Keller, ber fdfjon mef)=
rere Äunftreifen burdfj bie ©d&roeij, Italien unb granfretdf>
gemalt f)at, jroei fef)r roo^l geratene ^rofpefte geliefert. 3n
ber plaftifd&cn ilunft f)at fid& ein 3ögling be« üereroigten ^ro*
feffor« t>. <5d&effauer mit oter 23a«relief« unb einer f leinen
33üfte au« carrarifdfjem Marmor feine« s J)ieifter« roürbig ge=
jeigt. CS*« ift o. 3H uralt, au« 3"^ gebürtig, ben bie
Statur für ba« üerfagte ©ef)ör burdfj ein au«geaeid^nete« tfunft*
talent entfd&äbigt ^at. 3n ber iiupferfted&eret fjaben aufcer
ben bereit« berühmten Reißern fLdt> nodfj $efjler au« ber
v. Sflüllerfdfjen ©a^ule mit brei ausgeführten Tupfern unb
©rofj au« §all burdj) jroei Slquatintablätter loben«roürbig
beroiefen. 2ln folorierten unb anberen 3eid(mungen pnbet ft$
notf) üerfd&tebene«, al«: mm S Millinger (geft. 1820), bem
Sßater in Deuringen jroei ©ouadfje« unb jroei getufdfjte Slätter;
üon fieinj mann (geft. ju SHündfjen 1846) braun lapiert
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eine friegerifche Scene, ben %ob beS ©rafen Ulrich oorftettenb ;
üon Dberfinanjfammerfanjlift (Stäub Ii n brei gefärbte 3 C ^*
nungen. 2lu<§ bürfen nur nicht übergehen, bafe t)on einigen
ßetdjenfdjulen, nämlich ber ßepplerfcben in ßirchheim unb
ber ^onSfchen in Stuttgart, oerfchtebene SBlätter it^rer beften
(Brüter aufgelegt finb. 5)ie erfteren jeigen befonberS, roaS
äroerfmätfiger Unterricht in furjer 3*it gu ftanbe bringen fann,
unb im ganzen mufe e3 für bie Ermunterung ber Sehrer fo*
roof)l, al£ für bie 2lnfeuerung ber 3 ö 9^ n 9c geroifj t>on roefent*
lid^em Diufcen fein, menn folcfye anfprudjalofe ^robufte auch
ihren befd&eibenen pafc in einer $uuftau$ftellung finben. —
2luo) bie SB a u t u n ft al* fchöne &unft entroicfelt ft* in
Württemberg immer mehr unb mir werben balb bie greube
haben, an unfern Käufern ben reinen ©efehmaef mit ber 23e-
quemttchfeit unb geftigfeit oereint ju fehen. $on unferen
2lrd;iteften fyaben §roei junge hoffnungsvolle Männer, roeldje
erft üon i(;ren ftunftreifen jurücfgefommen finb, ftdt> burdj
Zeichnungen angefünbigt. ©uftau £etfch (geb. 1788, geft.
1864 al3 s $rofeffor ber Söaufunft in Kopenhagen), ber rneh-
rere 3at)re lang bie Sdjulen ber gefcfjtcfteften s 3)Jetfter in ^ari$
befugte, gab aufeer mehreren Stubien auch einen großen $lan
ju einem öffentlichen ©ebäube in ©runb unb Slufriffen nach
eigener ©rfinbung. SBon gerbinanb gifdjer (geft. al3 Ober*
baurat in Stuttgart 1860), ber nad) »odenbetem fturfuS in
Sßartö auc^ eine Steife burdj Statten gemacht hat, fte^t man
jroar nur eine, aber eine äu&erft fchön unb ridjtig auSge*
führte folorierte 3eidf)nung: bie innere Slnfidfjt be$ fogen.
Kirchhofs ju Spifa. ©abriet Ogofbaumeifter unter König
2Bilhetm), ein angef)enber Söaufunftler, ftellte ein fefjr nieb s
Iidt)eö unb roohlgerateneS Pöbelt mm ben ^ropijläen in ©ip3
gefc^nitien auf unb ferfinnbilblichte unä biefeS einft fo be*
rühmte unb in feinen Krümmern noch iefet berounberte at£)e*
nifdfje Saumerf. $on bem nämlichen jungen 2)tanne finb
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- 159 —
audj ©tubien unb 3*idjnungen eigener (Srfinbung eingefommen,
roeld&e i^m Gtyre machen. Einige ^robufte funftfertiger tarnen
bürfen wir audj nid&t übergeben. SBon gräulein £ubbman
berounbert man eine ungemein fleißige unb reinliche ©tiderei
in ©eibe, meldte eine ganje Sanbfdjaft grau in grau t>or*
[teilt unb in geringer Entfernung gan$ einer getufdf)ten 3 e ^ s
nung ä&nlidf) fie{)t. Sflab. 3)uttenf) of er, bie buref) ange*
boreneS Talent eS im SluSfdfjneiben aus freier §anb bis jur
$irtuofttät gebraut E)at, läfjt unS einige äufjerft garte äße*
gorifdje SlrabeSfen feljen unb 3Jifle. 6t über fung eine Ijübfd&e
^Blumen jeidfjnung auS." Iftadfjträglidfj gingen noä) ein von
Hofmaler §äring in Deuringen SBlumen* unb grüd&teftücfe,
von §offupfer|"tedfjer b' Urgent (Smailgemälbe, von %xl
$tnbSr>ater in Ulm eine ©$roar$funft$eicf)nung, r«on Jtarl
©pifcnafj Figuren unb anbere ©egenftänbe in $ompofitton
unb &0I5. $on 3. 9ftaud& in Ulm (Sntumrf ju einem
föniglidf)en SBabe in ©runb unb 2Iitfrtffcn, uon ©enbotb
in ©münb unb tum ©dfjönfyarb in (Stuttgart Kopien in
Del nadfj ©emälben, von Rommel, einem f unftf ertigen £af ner
in Ulm, t>erfcf)tebene Gruppen in gebrannter Erbe u. f. ro.
3df) tjabe biefen erften (Stuttgarter ßunftauSftellungS*
beridfjt mögltdfjft wortgetreu raieber gegeben, ba er mandjeS
3fntereffante bietet, foroofyl bem ©til als bem Qnfyalt nadf).
Stuf bie geroerbtid&e Abteilung ber SluSftellung fönnen mir
§ier nidrjt näljer eingeben. ©rroäfmt feien roemgftenS bie 2lr*
beiten beS ßabinettSebeniften Gonrab unb beS ©d&retnerS
SB ai f de), jum SBeleg, bajj )ä)on bamalS bie 9Höbelinbuftrie
in Stuttgart einen guten ßlang f)atte. (Sin eigentliches 5lunft=
geraerbe gab eS bamalS freiließ nod; nidjt.
(Sine groeite JtunftauSftellung fanb im 3af)r 1816 ftatt,
eS fte^t uns leiber banon fein 33eric^t gu ©ebot, ben QtiU
umftänben entfpredfjenb fdfjeint fie audfj von feiner Sebeutung
geroefen gu fein.
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— 160 —
SDieteridfj, weld&er im 2Jtoi biefeS 3al>re3 von $om
nrieber jurütf gefrort ift , ftcllte bctmalä mehrere Silber aus,
worunter befonberS „(S^riftu^ mit ben Qüngem oon @mau£"
unb bie gamilie feines s $iberad&erS 2Bof)ltfjäterS, beS $on*
bitorS Steuer, gefielen unb gro&eS £ob geerntet Ratten. SReu
auf ben Sdfjauplafc traten §u btefer 3*it $örr üon §etl*
bronn mit feinen fdjönen ftimmungSoolIen £anbfdfjaften, unb
gab er bu gaur mit feinen 2lquareu>id)nungen aus bem
ruffifc^en gelbjug von 1812; von bem fcanbfdfjafter WlülUv
von -ftiga, feit einigen Qafjren in Stuttgart lebenb, wirb be*
fonberS eine fd^öne 2lnfidt)t von ber Secf unb eine fold)e t>on
Stuttgart gerühmt.
33on ber britten ßunftauSftettmtg, meldte im September
1824 ftattfanb, braute baS &unftblatt wieber einen auSfü^r*
liefen 23ericf)t von dlayy. 2B ä dj t e r ftellte feinen §iob aus,
meldfjeS #tlb fd£>on 1807 in 3iom begonnen, bod) feiger un*
ooöenbet blieb. „Wtnn baS SBilb in ber ©alerte Wernburg
in $aris ftänbe, fo mürbe e$, obgleich feine garbe nid&t l^er*
t«orftraf)lenb ift, bodf) bur<$ feine tiefe 2Bat)r^eit unb bie un=
gefutfjte SBürbe feines Stils manches ©emälbe ber gefeiertften
SHeifter unferer 3eit ju Sdf)anben machen." — „9Höge tym
in feinem $aterlanb ein ehrenvoller ^lafe unb baburdfj in*
gleich baS 3 eu 9 n ^ ehrenvoller SBürbigung ber 3 e ügenoffen
gu teil werben;* fdfjliefjt bie ausführliche SBefchreibung. liefet
SBunfdh ift erfüllt roorben, baS 33ilb bilbet fd&on längfi eine
Sterbe unferer StaatSgalerie, eS ift unftreitig baS ^auptmerf
beS gefeierten 2MfterS. Slufeer biefem grofjen ©emälbe waren
nodfj einige anbere mtjthologifchen ©enreS ausgestellt.
5Dteteridt) braute feinen „ßingug ins gelobte £anb" unb
bie „Anbetung ber &trten" jur SHuSftellung unb eine $opte
ber 2flabonna bi goligno nach Raphael in diom gemalt.
3mei Schladfjtenbilber von 3fof. »■ Schnt&er jogen
oorjugSroeife bie 3lufmerffamfeit beS grofjen ^ublifumS auf
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fid). 23eibe finb junt Slnbenfen ber oon ßönig 2Öilf)elm im
franjöftfd&en gelbjug 1814 erfodfjtenen (Siege verfertigt. Da8
eine betjanbelt ba3 ©efedfjt oon Spinat, ba$ anbere bie <Scf)lacr)t
bei Sriemte. (Sin ibrjEifdfjeS ©emälbe oon ©egenbauer,*)
einem jungen $ünftler, ber gegenwärtig mit Unter ftüfcung be8
Königs in 9iom tueilt, jeugt von einem frönen Talent, be*
fonberS für ba£ Unmutige.
(Sin anberer junger 5Uinftler, ©utefunft (1801—1858),
meldten mir nebft ©egenbauer fd&on bei ber 2lu3fü(>rung ber
greifen auf bem s Jiofenftein lernten gelernt fjaben, [teilte einen
Keinen mnttjologifdjjen ©egenftanb auä.
5ln 53itbniffen ^atte biefe 9luSftelhtng mehrere von gro&em
23erbienft aufauroeifen, namentlich bie ©emälbe ber Herren
<q artmann in® reiben unb ßeg botbin Stuttgart; ferner
eine ^Heitje non SBruftbilbern uon 2Norff, unter melden Uf)=
lanbä 53ilbni3 befonber^ fjeroortrat, &olber (geb. 1799),
fpäter alö 2)ttmaturmaler ju großem s Jtuf gelangt, ftellt eine
!Reicje Winiaturporträtö au3. 21ud& von s £flug in SBibcrad)
roaren ©ouacfjegemälbe in feinem befannten ©enre r>or^anben.
Unter beu &anbfdf)aftern ftefjt felbftoerftänblidj toieber
©teinfopf obenan, bann Füller au£ $iga mit feinen
ita(ienifdf)en 2lnfidf)ten unb Otto Füller mit Heineren ©adf)en.
Aquarelle von ©alucci, 2lnficf>ten unb Entwürfe jutn ©d&lofc
9iofenftein, ftanben in erfier^inie; bann £anbfcf>aft5eidjnungen
oon ©erjffer unb Duttenljofer unb oon Subroig ^JJager,**)
einem jungen 9J?ann, ber al3 Dilettant angefangen l)at unb
nun entfd&loffen ift, ftd^ ber $unft §u roibmen. 2ludfj fonft
fjatten oielfacf) Dilettanten, anä) Damen au3ge)Mt.
*) <3<fcon im 3af)rgang 1821 beä tfuuftblatts lütrb ber Stünftler
fe&r üorteütjaft eingeführt, er mar bamalS üon ÜWiindjen prücfgefeljrt,
too fein ©rftlingSiuert be8 ffi. eebnfiiait in ber 2lu$fteQung Jurore
inad)te.
**) ®eb. 1791, f 1843, ein »ruber be§ ^tdjterö flarl SHawer,
Ö ad), Stuttßatter fiunft. 11
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3lujjer §errn ©alucci Ratten audfj bie 2lrd()iteften
Silin 3 hj unb Wl au c§ 3 e ^ nun 9 en ausgestellt. ElinSfnS
3eidf>nungen com fünfter ju U(m fmb nodf) Ijeute im bor«
tigen fünfter ju fefjen, fie jetdfjnen fidf) burdj fd;öne belifate
2lu3füf)rung befonberS au3.
$on ben 5tupferftedf)ern Ratten 3)iüller fein le&teä SBerf:
9Jkbonna nad) ßionello ©paba unb SRa^ I bie SDarftellung
im Xempet nadf) $ra SBartolommeo auSgeftellt. 2)uttenl>ofer
unb ©enffer fehlten audO nid^t. 3n ber Lithographie bxiU
lierte (Sfemann Slleffon mit feinen ^ferbeftüden.
2ln plaftffdjjen 5tunftroerfen roaren fiele lüften au$ge=
fteüt t)on 28agner, Wad unb Söraun.
grü^jatjr 1827 folgte eine wettere 2lu8ftellung, jefct
aber nicht mel;r im alten Sdjloji, fonbern im s Jkboutenfaal.
Unfer 23erichterftatter leitet feinen Bericht ein mit ber 93e~
friebtgung, bafe jefct, wo in SBürttemberg Äunft unb ©eroerbe*
fleife in fo rafdjem gortfehreiten begriffen fei, eine 2Iu$fteCU
ung, bie von mandjm mit mt&trauifcfjen Slugen betrachtet
roerbe, wotjl am ^la^e fei unb man ber Regierung für bie
33eranftaltung banfbar fein müffe.
$ou l)iftorifa)en ©emälben ift $roar nur eines ba: bie
erften 9)ienfchen tum ©egenbauer, „ben mir mit §off*
nungen nad; 9lom begleiteten, unb ber erfüöenb nneberf ehrte."
Lenbolb l)atte roieber eine größere 3^1 Porträts au£=
gefteüt, ebenfo s Jttorff; erftmalS tritt ©tirnbranb auf,
welker fdfjon im iafjr 1821 bura) feine SBilbniffe ber x>er=
ftorbenen Königin Katharina ftdt) einen Tanten gemacht ^atte.
SBon £)ietertdf) mar ba3 Porträt be3 ^Did^terö ^aitff
auSgefteUt, §olber ift bemerfüch üorgefc^ritten in allen
Seilen feiner Hunftart. 3™* gamilten, barunter feine eigene,
hat er recht gemütlich gruppiert unb bie einzelnen ©eftalten
roohl fontraftiert, ohne in (Srtreme ju geraten.
SteinfopfS Rothenberg f^ben mir früfjer fchon er*
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wähnt, e3 tfi baS berannte burdfj Sitt)ographie mel verbreitete
©emälbe; als ^enbant fdt)uf er fpäter baS Nedfarthal mit
bem SBlicf auf ben ftofenftem, non ©. ©dfjraab mit einem
feiner fdjönften ©ebictjte verherrlicht.
Füller aus SRiga bringt nrieber italtenifdje £anb*
fcr)aften, 3)? e t) e r au£ &eilbronn gab jroei Partien von
lingen unb jroei Schwetjerlaubfchaften, ^Büttgen fchroäbtfdfje
&anbfchaften u. f. ro.
r». Schnifcer erfreute bie ©dfjauluftigen buret) ein
gro&eS Sataillenftücf, bie Schlacht bei Gtiampcnoife, worauf
viele Porträts ber teilnehmenben Dffotere.
Sannecfer fteöte eine s ^fi)d^e aus, Wlad eine fcr)öne
^orträtbüfte, föofer Chiron unb 2ldf)tll, eine Seiftung, bie
ju größeren Erwartungen von bem SBerfertiger berechtigt.
2luct) <ß f ( u g fcr)icfte nrieber feine vaterlänbifct)en IßolU*
feenen, „gan^ nach bem £eben ber verfchiebenen £anbfct)aften,
nur nicht mit bem pnfel eines £emer£, fonbern etroaS trorfen,
faft wie mit Söafferfarben gemalt/ fagt Dtapp ironifet).
Sie ßunft ber jtvanaiger 3at)re fyat mcr)t mer)r bie Klaffi*
jität ber vorhergegangenen grofeen @poct)e, bie alten TOeifter
fterben ab, it)re Kraft erlahmt. Nur bie Söaufunft leiftet noch
in ben betben 2)leiftern Satucci unb X^ouret roirfltch Klaf*
fifcr)e£, ade« anbere aber ift von einer unbcfchreibltchen
Nüchternheit unb Simplizität, nrie r»or unb nachher niemals
ettvaS gefchaffen tvorben ift. SBafmbrechenb mar aber biefeS
Qahrgehnt burch bie Errichtung ber ßunftfchule unb beS Kunft=
vereint, welchen beibenQnftituten mir befonbere Kapitel wtbmen.
$ie Kunft* unb SnbuftrieauSftetlungen fanben in ben
breiiger 3at)ren regelmäßig alle brei 3at)re ftait unb jroar
1830, 1833, 183(i unb 1839, e£ mar ein Unternehmen
beS Staats gur fiebung unb görberung beS Kunft* unb ©e-
werbeflei&eS unb ber (Eintritt beShalb auch ftetS unentgelt*
lieh. Silber, bie bort ju fehen waren, befcr)ränften fich
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augfdfjlteßlidfj auf raürttembergifdjje ftünftler, audE) Dilettanten*
arbeiten waren gugelaffen. Der 3 u ^ au f auS ö ^ e « 6f$idfrtcn
ber ©efellfdfjaft war ftetä ein fef)r lebhafter, fo baß öfter
klagen einliefen, unb ber Söunfdf) rege mürbe, man möge an
genriffen Sagen ßntree oertangen für fotdtjc, meldte ungeftört
fid) bem ®enuffe ber Älunftrocrfc Eingeben wollen.
Der ©rf;roäbifd;e ■äJicrfur brachte regelmäßige Sendete,
(eiber nidt)t mefjr bie 2öürttembergifdf)en Qafyrbüdfjer, beren
trefflidfje $unftberidf)te nacf) bem £obe s Jkpp3 eingingen.
Setrad&tet man biefe t)ier 2lu3)Mungeu im 3ufammen=
fjang, fo begegnen un£ faft immer bie gleichen tarnen, Hainen,
meldte aud) auf ben permanenten 2luSftelIungen beS $unft*
oeremS immer roteberfe^ren unb mir gum größten 2Teil fdjjon
fennen gelernt fabelt.
(5 b erfjarb 28ädf)ter, ber 2lltmeifter ift immer nod)
tfjätig, 1830 ftellt er brei Silber au3; (Simon, ber gluß
3Me3 unb ber griebe, 1833 bie trauernbe 3)iufe, bie £uma*
nität, bie £öd()ter ber kernte, ben bidjtenben Horner, §ecuba
oor bem in glammen fteljenben £roja u. f. m. Der originelle
Seridjterftatter im Kunftblatt finbet e£ erfreultd) unb faft
rüljrenb, baß 2ö ä dj t e r in biefen Herfen gegenüber
feinen f ruberen Silbern, mit ber 3*ü in bie Stit
fd)idt unb fid) bem Verlangen nad) blüfjenbem Kolorit nid)t
nur bequeme, fonbern e£ aud) gu einer Weiteren $larf)eit unb
Harmonie auägebilbet §at. 1836 maren aiMgeftellt : £er=
fuleS am Sd)eibemege, s JJ?aria unb ijofjanneS am ©rabe,
§ero unb Seanber. 1839 §mnen unb 2lmor, Slnafreon unb
nodfjmalä fein <Qer£uleä.
Der sroeite ÜKReifler erften $ang£, roeldjer regelmäßig
auf biefen Stueftetlungen brillierte, ift D i e t e r i df). 1830 Ijatte
berfelbe nur ^orträtS auägeftellr, 1833 aber trat er mit einem
größeren Ijiftorifcben Silbe auf: „(Sl)riftu£ mit ben 3üngeru
auf bem <5ee ©ene^aretl; im ©turnte", über raeldf)e3 fid) ber
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Referent beä ßunftblatteä fef>r meitläufig in bid)terif<f)=pf)Uo=
fop^ifdjer SBeife, in gorm eines 3rotegefprädf)3 mit einem
ßritifuS oerbreitet. 1836 fefjen mir nur ^orträtä, 1839
mar ber $ünftler mit 2lu3füf)rung ber greifen in ber 5lirdje
in 83uladfj bei Äartöru^e befd)äftigt unb fehlte be^alb auf
ber SluSftellung.
(Sin britter -äfteifter, ber faft regelmäßig auftritt, ift
©egenbauer; 1833 [teilte berfelbe ein größeres l)ifto*
rifd^cö Sableau auf: „2)fofe£ ^at an ben gelä gefc&tagen,
bie ßinber 3$rael3 laben fidf)": 2lud& biefeS ©IIb fanb all*
gemeine Stnerfennung unb mürbe fefjr mann befprodfjen. (Sin
ßritifer meinte, e$ fei if)m nod; fein neuerer ßünftler sor*
gefommen, ber rounberliebltdfjere Jungfrauen unb Sßeiber ge*
malt r)a6c als wie ©egenbauer.
1836 faE> man von ifmt <gerfule3 unb Dmp^ale unb
5n?ei $enu3bilber, 1839 „$enu3 mit bem ^ariSapfel" unb
ein £anbmäbdf)en au3 ber ©egenb üon $om. SBenn jene« 23tlb
bie ^öd^fte $ergeiftigung ber Sinnlidtfeit in Sluffaffung, 33e-
Ijanblung, 2lu£brucf u. f. tu. jur 2lnfcf)auung bringt, fo rotrft
biefe3, fagt ber $Beridf)terftatter — ein ßiebling oieler Kenner,
rüfjrenb burd; ba3 in fidfj 3 ur üdgebrängte f Sinnige, faft
Sd)roermütige, ^ignonarttge ber jungen füblidjen ©eftalt, bie
nadj bem £eben gemalt ift.
SBon roeiteren jüngeren §iftorienmalern ift M e f) e r unb
Sörucfmann ju nennen. 9?ef)er trat 1830 mit einem
1) tftori)df)en Silbe au£ ber roürttembergifcfjen ©cfd&idfjte auf,
1833 mit feinem Jüngling gu Diain, ba$ allgemeine« £ob
fanb. s Jßon 33rucfmann r»on §eilbronn fafj man 1830
„UlifieS unb bie Sirenen", 1833 ben £ob Slaifer griebrid;S
Sarbaroffa, ba§ ^orträt einer Sabinerin unb eine römifdje
Bettlerin, 1836 fjatte er ein ©enrebilb auSgefteHt: „2>er
3Betnbergl)üter unb ber gudf)3" natf) £l)eofrit, 1839 „$)a#
2) iäbdE)en aus ber grembe", trofe einiger 3eidmung3mänget
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eb reiches, IjettereS 23ilb. An biefe §iftoriemnaler ift noch
Strecfer anäureihen (geb. 1795, f als ©aleriebireftor in
Stuttgart 1857). (Sr tritt 1836 mit einigen ©emälbeu auf:
„^etruS int ©efängniS", „$er gute &irte", „SJtaria mit bem
ßinb"; mit feinem 1839 auSgefteHten Bilb „$er ßic6e$*
trunfene" geroann er ficf) dielen Beifall. Sein neuefter gort-
fdjritt ift ein Sprung, ein Schwung, eine Sftetamorphofe gu
nennen, fagt ein gleichzeitiger ßritifer.
©in noch jüngerer ©enoffe ift Schmib (geb. 1808 in
Stuttgart), 1839 lieferte er mit feiner ©rfcheinung ber ßngel
bei ben Birten ein mohlberecfmeteS ©ffeftftüd.
Unter ben ©enremalern biefer <periobe ift $flug aus
SBtbcradr) weitaus ber frucfjtbarfte, feine Scenen aus bem länb=
liehen BolfSleben DberfchroabenS finb immer fehr anjie^enb,
aber trocfen in ber garbe. @in 9Jfaler äE)nIidt)er Dichtung ift
©öfer, ein £anbSmann Pflugs, fein Bilb „£er AuSjug ber
Sillert^aler", welches er 1839 ausgepellt hatte, hatte tnel
Augenfälliges unb SebenSoolIeS, bocf) mar ber Künftler feiner
Aufgabe offenbar nid)t geroachfen.
SDie £anbf<haften bilbeten ftetS ein <Qauptfontingent auf
biefen Aufteilungen. Obenan ftel;t felbfioetftänblich Stein*
fopf, an ihn reiben fidj eine grofee 3 a ^ jüngerer Kräfte :
©mminger, 2)örr, Büttgen, Sauter, ©rojj, 2Bag*
ner, 3)Ut;er, t>ie beiben 2Rü Her, 33 raun gart u. a. Bon
Imming er, bem trefflichen SanbfchaftSlithographen mirb
fpäter noch bie Siebe fein, 2)örr in §eilbronn, befannt burdf)
feine 2)Jonblanbfd;aften, Jjat fid) als feinfühliger Beobachter
ber ^ichtmirfungen befonberS ausgezeichnet. Seine fchroäbi*
fchen Sanbfdfjaften befunben einen roefentlichen gortfehritt gegen*
über ber früheren horten unb farblofen Lanier. Büttgen
liebt roilbromantifche ©egeuben, ©letfeher, Alpfeen, gigantifche
gelfen, SBinterfcenen u. brgl.; eine treue 9Jaturbeoba<htung
unb geroanbte Xea^nif fommen ihm ju ftatten. 1833 fal)
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— U7 —
man „2lusftdf)t auf Sioorno" unb einige fteine SJilbdjen mit
&idf)teffeft oon if)tn auf ber SluSfteßung, 1836 S^roarjroatb-
fanbfdjaften. ©ro& in £all f)at Diel ©efü&l für fanftc
SJJitteltöne, er malt meift üaterlänbifd^e Saitbf d^af teit , aud)
53 aper in ßeilbronn fudj)t feine 3Jiotioe in feiner Heimat.
Saut er in 9lulenborf matt Sanbfdfjaft unb ©eure. SBraun*
gart gefättt burd) feine 2lnftd&ten ber grauenfirdje in
lingen. Stets »ertreten ift aufy &oui3 üftaner; als <5r*
gebniS einer groeijäfyrigen Stubienreife in Italien l)at er im
3a^r 1833 fein Dleoano unb 2lriccia auSgefteHt, beibe ®e;
mälbe finb jefct Eigentum ber StaatSgalerie; 1839 gefiel
befonberS „Subiaco", eines feiner gelungenen SBerfe.
Otto Füller aus Stuttgart braute Hnftdjten oon
griebridfjsljafen , Saljburg u. f. ro., bann aber aud) italic*
nifd^e £anbfd)aften, bie ^aiferpaläftc auf bem Malaiin, 3)ionte
Gaffino unb anbereS mefjr. griebrief) SBagner aus Stutt*
gart treffen mir fdjon 1830 auf ber SluSfteüung mit lanb*
fdfjaftlid&en 2lnfi(^ten unb SBieltftürfen , berfelbe ift nidt)t ju
oermed^feln mit Gilbert SSagner (geb. 181« gu Stuttgart),
er fteHt 1833 erftmatS einige 3eid)nungen aus, mit gleidjem
Erfolg rotbmete er fid) ber Porträt*, ©enre=, ^anbfdjaftS* unb
Xiermalerei. ©in meiterer Tiermaler ift $3aumeifter, £ier=
arjt in ^o^enljeim (geb*. 1804 in ©münb), fdE)ou 1830 finben
mir oon tym einen s J)Jarftpla^ unb eine Scljenfe, 1833 ^ferbe»
ftüde. Porträts waren ftetS feljr ja^lreic^ auSgefteüt, in
biefem gadf) gebührt rooljl &e«botb unb Stirnbr anb bie
$rone; ber erftere t>iel beschäftigte Porträtmaler l;at 1833
burdj fein ©emälbe „ s }tympf)enpaar am Söaffer fpielenb" niel
3lnerfennung geraonnen. Stirnbrau b gefällt burd) feine
gebiegene 3*id)nung, feines Kolorit unb lebenbige 2luffaffung.
1839 fagt ber $3ert<f)terftatter: „Seine SBirtuofität ift unbe=
ftritten; juroeilen ift fie burdf) fonrentioneHe Wütffidjten unb
gorberungen bebingt; juroeilen aber treffen bie $erf)ältniffe,
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gorm be* Original*, ©efd£)irf, ber £unft Stidf) ju galten zc,
günftig jufammen. £)ann entfielt ein SBtlb, ba* afle erfreut
unb feinen 3roecf auf* erroünfcf)tefte erfüllt.
3Jlorff, ©utefunft unb namentlich igolber mtt feinen
2fitmaturporträt* gefallen ftet*. 9teu erfdfjeint im £jaf)r 1839
$arl Füller »on Stuttgart, bamal* in 5Hom burd) ein
gro&e* $3ruftbilb im ©elfte ber altitalienifdfjen $unft. $an=
ner, ©alerieinfpeftor in £ubnrig*burg ift unfer befter turnen*
unb grüd&tenmaler, Reifet e* im Slunftbericf)t oon 1833.
Sie ^taftif, roa* ja in ber 9tatur ber Sadf)e liegt, mar
ftet* fdjroad) vertreten. SDan neefer* £raft ift erlahmt,
SBolfgang 9Jienjel ergäbt in feinen SDenftüürbigfeiten, er E)abe
ben 9)fetfter faft tägltdf) gefprodfjen, roeil fein geroöfjnlidjjer
©paäiergang an feinem §aufe auf bem Scfjlofjplafc oorbei*
führte; üor bemfelben roudt)* ein 2Jianbelbaum , mit beffen
grüdjten er bie $iuber ^enjel* ju befc^enfen pflegte. M @r
mar fetjr Weiteren §umor*, jumeilen aber audf) red)t ajnifcV
2)annecfer* Sdf)üler SBagner tritt jefct in bie gufc
ftapfen feine* £efjrer* ein. Schern 1823 fagt ba* föunftblatt
von \i)m, er geidfjne fidj burd; Talent, gleifc unb öefdfjetben-
f)eit au*. Unter feinen Arbeiten uerbiene t>oqüglidf) bie gigur
be* guten fiirten mit bem oerlorenen ^amm $ead;tung. @r
gefyt jefct mit Unterftüfcung be* ftönig* nadf) 9fom; fein %a*
lent beredjtigt ju ben fd&önften Hoffnungen, eine 3ierbe in ber
3lamen*reil)e unferer üaterlänbifd&en Slünftler §u roerben. Sie
3J2armorbüften von 3Bagner, bem SBilbner be* f>t. ßufa*
in ber Capelle auf bem Rothenberg, mit au*nef)menbem gleifc
gur i&oHenbung geführt, finb feine Kopien, fonbevn nad; uor*
Ijanbenen ilunftmitteln bem £eben mögltdfjft naf)e gebracht.
1836 fyatt^ ber ßünftler eine Süfte be* tonrab 2öieberf)otb
au*gefteöt. &er SMlblmuer Sraun hatte au* Rom eine
leben*grofee ß(;riftu*ftatue in ©ip* mitgebracht, meldte er
1829 in München unb 1830 in Stuttgart aufteilte, ©d&orn
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• berichtete barüber im ßunftblatt 1829 unb tabelte ben 2luS*
brucf beö ÄlopfeS, wogegen fid^ ber Slünftler in einem Briefe
an benfelben oerteibtgt unb fid^ auf bie Urteile oon SBächter,
(Kornelius unb £$orroalbfen beruft.
Slufeer biefen ßünftlern ift nur noch 9)fad unb SSeit*
brecht mit 2öerEen auf ben 2lusftellungen oertreten.
£amit fchlie&e ich meine Ueberftcht über bie 2lu£|M*
ungen ber brei&iger Qahre.
ginben mir ^icr gortfdjritte, mie unnerfenubar im $n=
buftriefaal? fagt ber Hritifer von 1836 — allerbingl —
bodj mofyi nicht fo aulgebreitete mie bort! Gin ehrliche!
3eugni§ ber 3eit für bie noch in ben SBinbeln liegenbe unb
in ber ©ntroidlung befinbliche fchroäbifdje Runft. 5Die beiben
folgenben Qa^rje^nte bradjten roieber einen roefentlidjen gort*
fd)ritt, geftüfet burdj ben fett 9)iitte ber oierjiger Qatyre immer
mehr fid) fteigernben 2Beltoerfehr unb bie gortfdmtte ber
3nbuftrie unb £echnif, bie befonberl aud) bem SlnfchauungS*
oermögen, ber Runftbetrachtung $orfd)ub (eifteten. 2luf anberer
Seite mufj aber gefagt werben, ba& burd) biefe internationalen
SBeftrebungen ber Sinn für bie Äunft oerallgemeinert unb ba$
funftliebenbe s }>ubli£um oerroöhnt rourbe. $)te (;orje 2Id)tung,
bie man noch ju Anfang bei QahrhunbertS oor ber Runft
unb bem Mnftler l;atte, fchroanb jufehenbl, eine Verehrung,
bie man einem $anneder, einem Satter entgegenbrachte,
würbe feinem fpäteren ftünftler 511 teil. 2lud) bal fpejififch
^ürttembergifdjer»erfdjmanb, man berief 3luSlänber allJütnft*
leerer, errid)tete überall 3tiö)tn\d)uUn , TO0 jebermann Qvl-
tritt ^tte, bal $onfurren§wefen begann, eine ÜNenge frember
Künftler 50g in bie ^Heftben^; oiele Söürttemberger oer*
fehmähten ttnfere einheimifdje Äunftanftalt unb jogen nach
München, rote ja alle! 2lu3länbtfd)e oou jeher unb heute noch
un3 Schwaben befonberl imponierte.
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£er nnüttembergifrlje ßunftoeretn.
Jrtm 2. üJioocmber 1827 erfdf)ien im Sdfjroäbifdfjen Witt-
für eine Söefanntntadjimg, bie Silbung eines mürttembergtfdfjen
ßunftoeretnS betreffend
„®a3 $8ebürfni3 bcr 3*it, bie bermalige £age ber bilben*
ben £unft im SBaterlanb — unb — e£ barf nid^t geleugnet
roerben, — audfj ber Vorgang in mehreren Stäbten unb
(Staaten — (jaben einige Jtunftfreunbe oeranla&t, bie ®rim*
bung eineä DaterlänbtfdjenVereinSju t)erfucf)en, weiter
bie Unterftüfeung be$ großen 3roetfe£, foroofjl bie $unft felbft
$u förbern, als iljren günftigen (^influfj auf bie ©efamtfjett
$u oerbreiten, jidj sunt 3iele fefcte."
2>ie erften beSfmlb gemalten Schritte mürben mit
bem glücflid)ften Erfolge belohnt. — 9iad)bcm bie Statuten
mitgeteilt finb, Reifet e3 am Sdjjlufe: „S)ie bilbenbe Äunfl ift
bei un<S im allgemeinen nodfj 5U roenig gepflegt roorben, um
ü)re erfreuliche SBirfung überall äußern jufönnen; unb boef)
geljört fie anerfanntermafjen ju ben fdf)önften Mitteln ber $or*
fefjung, ben SebenSgenufj 51t erfjöfjen, (Befühle ju Derebeln
unb unfere begriffe 00m 2öaf)ren unb Schönen ju läutern,
©ie ift e3, bie bie £el;re 00m ©efdfjmacf beutlidfj unb anfd^au=
lief) mad)t; eine Seigre, meldfje ber tote S3ua)ftabe nie flar
genug entmidfelt, unb bie bodjj tueber ber 5Dic^ter , nodj ber
(Mehrte, noef) ber ®efdfjäit3mann bis 511m probujierenben
£anbroerfer entbehren fönnen, roenn ifjre Söerfe unb (Sräeug*
niffe gefällig fein motten. Sie ift e£, bie mdjjt nur unfere
^ßfjantafte unb SBeurteilungSgabe, fonbern and) unfere ^ennt-
niffe in 2Infprud() nimmt unb erweitert, bie un3 ©egentuart,
Vergangenheit unb 3 uf nnft oor 2lugen [teilt, unb uns wof)i
roett öfter geiftig, alä nur unterfjaltenb befd&äftigt. jRurj bie
bitbenbe ftunfi ift unb bleibt eine reine SBürje be£ £eben£."
— 171 —
lüöarum aber gerabe fic bei uns weniger gepflegt würbe,
al£ aubere ©egenftänbe be3 2Btffen$ unb (Srfenneirö, baä ift
eine grage, bie wir nur mit ber befchränfteu Anficht ber
früheren Seiten beantworten unb entfchulbigen tonnen, fanget
an Anlagen unb an @mpfänglidf)feit war c$ nicht, benn taum
mar in ber jweiten §älfte be£ üorigen QahrljunbertS ein ernft*
ltdrjcr QmpulS jur Bearbeitung be$ brachltegenben gelbcä
burch ben Sßißen eines funftliebenben gürften gegeben, fo
entftanb gtcidt) eine eigene unb ämar bie erfte ©pod)e für bie
württembergifdje $unft. Unb welche grüßte fie getragen,
wie mannhaft fie ftd^ gTcidt) ber ftunftfultur anberer Staaten
angereiht h<*t, baS ift jefet noch eine allgemein befannte Sache.
Leiber haben trübe (Sreigniffe biefen raffen ©ang ge*
hemmt, unb nie ift e3 fühlbarer geworben als jefct, wo mir
baä 23effere unb Mögliche erfannt fyaUn, baft bie bilbenbe
$unft einer hinlänglichen funbationSmä&igen Unterftüfcung
entbehre.
Um fo erfreulicher erfcheint nun ein herein freier Gräfte
welcher ber 5hmft baS bisher SBermifete, bie wirffame STeil*
nähme eines funftliebenben ^ublifumS ju gewähren perfpricht.
Unterzeichnet ift ber Slufruf oon ben Herren fcofrat
3J?ax;er, Dr. SleUer, ßegationSrat Söagner, s Jiegterung$rat
ftöftlin unb SNinifterialregiftrator 2Bagner.
2lm 2. Sejember erflärte ftdf) ber herein für fonftituieri;
jum ^orftanb rourbe gewählt ©ehetmer &ofrat o. 9iapp, 5U
ßonferoatoren bie Herren Dberfteuerrat ®öfc unb Dr. JMer,
Rechner $an$letrat Honig unb als Sefretär s Jiegiftrator2Bagner.
2lufjerbem gehörten bem 2lu3fd)u& an: XiegationSrat SBagner,
Dberftleutnant r. gleifchmann, ^ßrofeffor Füller, ^rofeffor
Schwab unb ©eheimer §ofrat Cotta t>on (Sottenborf.
£a8 SluSfchreiben war oon bem günftigften ©rfolg, eine
grofje 3lnjahl ber angefehenften ÜDMnner in unb außerhalb
Stuttgart* war beigetreten (654 mit 779 Slftten, bie HÖie
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p 5 fl. 30 fr.). 3um Sofal würben bem herein oom $önig
bie nötigen 3tnxmer in bem ©ebäube eingeräumt, worin früher
bie Soiffereefd&e ©emälbefammlung aufgeteilt war.
Sie erfte Silberoerlofung fanb am 30. Dftober 1830
ftatt, ba$ ftunftblatt braute barüber einen einge^enben 2lr-
Ittel. Scfjon jefct, wie e3 ja faft bei allen berartigen $er=
einen gefjt, mürben Bemängelungen über bie ©runbfäfce unb
ÜUfarimen beS Serwaltung3rat3 bei bem 2lnfauf ber Silber
u. f. w. laut; namentlidf) fdfjeint ba3 erfte Serein^blatt „(Sor*
nelia" nadf) bem ©emälbe oon 2B ä dE) t e r, rabiert oon 9i a f) l,
gar ntd&t gefallen ju f)aben. 21(3 ^enbant fam baju nod)
„(Sato ber keltere", ebenfalls von 2öädf)t er gemalt unb oon
9iaf)l rabiert, ferner als britteS S3latt bie fdjöne £itE)ogra=
pfjie oon öeinjmann, „Sie Capelle auf bem ^ot^enberg",
nadf) bem ©emälbe von Steinfopf.
£>te erften Slnfäufe waren einige ©enrebilber oon s £f (ug
in Siberadj), „25er Sänfelfänger", „£>te §au3wäf<f)e", „SDie
«Spieler" unb bie „Sanjpartie", ba$u famen fpäter noä) „SDie
3eitung3lefer". 9)ief)rere biefer Silber mürben bann in £ttl)o=
graptjie oerotelfältigt unb fjaben baburdf) eine grofje $>erbrei*
tung gefunben.
2ln biefe ©enrebilber reiften fidf) bann balb §mei ftreng
Ijiftorifdfje Silber oon 28 ä df) t e r, „Simon" unb „^nbromad&e",
bann gwei mntfjologtfa^e ©cenen „3rme" unb ber glufc
gott 9)iele3.
SRit grofeer Sefriebigung fdfjreibt ber Seridfjterftatter,
of)ne 3">eifel wteber 9^app: „£)em württembergtfdfjen ßunft*
oerein ift baS ©lud geworben, fcf)on in feiner erften Sebents
periobe meljrere SBerfe oon 2öäcf)ter U. a. $u gewinnen,
weldje tfjn irjat)rl;aft bereitem. 2ftag anberSmo me^r bas
latent einer gelungenen unb glän$enben Sarftellung ftd) t)er=
oortfjun, in &tnftdf)t ber f)iftorifcf)en tfompofttton bürfen wir
jebe Hergleidjung anhalten."
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— 173 -
„Ter Berein, toelcf)er einen 5B ödster unter feine Ber=
fctufer jäf)lt, fann in ber Tljat feine fdf)öne Aufgabe, magren
ßunftfinn, tiefe« ©efü^I für bie in mqtljologifd&e gorm ober
gefd)id)tüd)e Tarfteflung eingefleibeten ^ö^eren Qbeen be«
9flenftf)enleben« unter feinen Teilnehmern ju beförbern, nifyt
genügenber löfen, al« irenn er oorjugStoeife auf bie igeroor*
bringungen biefe« mit fo reid&er ^oefie unb jartem Sinne
begabten 9)feifter« adjtet unb biefelben ju oerbreiten fudjt."
(Sin ber oaterlänbifcf)en ©efd&id^te entnommene« Bilb,
„Utridjä Tob in ber Sdfjladfjt bei Döffingen", ift oon Sern*
f)arb9tef>er au« Biberadfj, berjeit in s J?om, angefauft roorben.
9M)er ftanb bamal« erft im 21. £eben«jar;r unb f)at buref;
biefe« (Srftlingeioerf fd&on nad; Sbee unb Tarftellung bebeu-
tenbe« geleiftet, getabelt tourbe bamal« bie Gruppierung ber
giguren unb ba« Sanbfdfjaftlidje.
„Hüffe« unb bie Sirenen" oon Brucfmann in £eil*
bronn ift gleidf)fall« ba« 2ßerf eine« jungen ßünftler«; bie
$ritif mar bem Bilb nid^t tjolb, bodf) rairb ba« Talent ber Kom=
pofitton bem ftrebenben Qünger ber ftunft nidfjt abgefprodfjen.
(Sine beffere Beurteilung fanb Strecfer« 3)?ä^berin
nadf> bem öebtd&te oon U^lanb; beraunbert mirb bie „poe*
tifdjc $raft" be« $ünftler«, bie e« »erfdfjmäljt, irgenb eine
oom Ticfyter aufgeführte Scene ju fopieren, fonbern au« einer
leidsten Slnbeutung ber 3floman$e fidf) felbft eine Scene r)cr*
oorruft.
2ln £anbfd)aft«gemälben mürben eine ganje 2lnsaf)l er*
roorben unb jroar oon Füller au« 9iiga, Sftaner oon
§eilbroun, Sauter in Slulenborf, ©rofe in <Qaß, Büttgen
in tfird^eim, «Rift au« Stuttgart, SB agner au« Stuttgart
unb Torr in §eilbronn.
311« bie ^erle oon allen toirb bie £anbfdfjaft oon
2. 3J?aner gerühmt: 3lnfidt)t oon Salsburg, audf) Törr«
fd)toäbtfcf)e £anbfdf)aften fanben großen SInflang, befonber«
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— 174 —
fein Reinsberg mit ber SBeibertreu. — 2lu$ ein plaftifdfjeä
2öerf 2ldf)itt unb (Sfjiron, SöaSreUef üon 2. &ofer gehörte
§tt ben erften Slnfäufen be§ Vereins.
S)ie jroeite $erroattung§periobe be§ Vereins fdfjlieftt mit
bem Qafjr 1833, bie einnahmen beliefen fidfj auf 17 252 fl.,
bafür konnten angefdfjafft unb jur SBerlofung gebraut werben
34 Detgemälbe, 4 Aquarellen, 5 plaftifdfje SBerfe unb 6 £itl)o=
grapf)ien; t>on $öä$ter rourbe erworben „<Qumanita3", eine
üDtabomta mit bem ßinb, eine Allegorie, „SDtfe , ©unomia
unb Qrene" unb &ecuba unter ben Ruinen von Xroja, ba$
tefctere um ben <ßrei3 oon 550 fl. $on ^ßflug in SBiberadf),
$)ieteridE>, 23ru<fmann roeitere beachtenswerte ©emälbe.
,3af)lretcf) würben roieber bie ßanbfdfjafter bebaut, 2)örr,
Büttgen, ©rofj, Söagner, 8. 2flar)er, 9Jiüller; neu
treten auf mit einer £anbfd)aft SBaier in fieitbronn, mit
einem ^ßferbeftütf Saumeifter, ©cf)mib au3 Stuttgart:
„S)er 2lbfd)ieb be3 jungen Dobias". 3)ie Spiaftif mar Der*
treten burdj Söagner, SBeitbredfjt unb Wlaä.
@3 jeigt fid) auef) bieSmal, Reifet eS im SBertd&t, ba3
Ijiftortfd&e (Slement nidf)t fo im &intergrunbe nrie bei anbern
Shmftoereinen, unb ift nur ju nriinfeljen, baß nidfjt bloß ber,
mit 70 Lebensjahren nodfj unermübete unb in neuen ©rfinb*
ungen unb (Sntroürfen jugenblidfj geiftreidfje SBädfjter, fonbern
audf) jüngere 9)teifter biefes gaep unb befonber«! bie roürttem*
bergifdfjen Zöglinge ber 2Wündfjenet (Scfjute mit if)ren (Sin*
fenbungeu nidfjt Jägern mögen.
@iue roefentlid&e Neuerung erhielt ber herein im Qa^r
1837, inbem befdfjloffeu raurbe, üon jefct ab audfj 2Berfe ntd)t
mürttembergifd^er $ünftler anjufaufen. @in ausführlicher 23e=
rieht im $unftblatt biefeS 3al)re£ Derbreitet ftch über biefe
Neuerung, bem mir folgenbeS entnehmen. „£er Sßorftanb
(jefct &ofrat t>. 5Keinbecf) betätigt feine Siebe jur ßunft unb
feine SBarme für bie SBirffamfeit be£ $unftt)erem3 buref) eine
— 175 —
«ntfdfjieben tätige 9tid)tung auf ben 3roecf beäfelben. 2)Jan
tann wof)l fagen: „$er herein lebt unb wädf)ft". @r jä^lt
etwa 1100 9Iiitglieber mit 1200 Einlagen unb f)atte in ber
lefeten ^eriobe über 16 656 f(. ju gebieten. Etwa bie §älfte
ber Slftien trifft auf bie ftefibenj.
©3 würben angefauft unb oerloft 48 Delgemälbe, 4
Aquarellen, 8 plaftifd&e Söerfe, ein £upferfttd[) , 2 fiitt)o*
grapsen unb 2 ©laSgemälbe."
9loü) immer mu& ber herein üiel Silagen oon ttnju*
friebenen f)ören, aud^ barüber oerteibigt fid^ ber 23eridf)t*
erftatter in ganj angemeffener SBeife, inbem er fagt: „25er
ßunftoerein mar bisher auf bie SBeile ber oaterlänbifdjen
Jlünftler befdjränft. Einige ber anerfannteften tyattzn if)m
nichts angeboten. 9hben mirflid&en 3J2eifterroerfen mußten
audj bie Erjeugniffe fjoffnungSootter latente berücfftajtigt
werben. &iebei waltete aber mandfjeS 9ielatioe ob; ber Stoff
mar üielleidfjt gut gewählt, bie gorm beS Vortrags aber nodf)
etwas tot); ober eine erfreuliche £edfjnif f)atte fidt> in ber
SBafjl be$ Stoffe^ »ergriffen. Wlan tonnte ba£ ©ebilb fein
5lunftwetf nennen, wollte man aber ben roerbenben Slünftler
bennod) nicf)t surüeff Breden , fjielt ber Sluäfdfjufj audf) ben
©runbfafc feft, nur bie £eiftung, nidrjt bie s )>erfon be« ßünft*
lerä im 2luge behalten §u wollen, fo liefe ftdfj boc§ ba$ nid&t
immer ftreng burd&füf)ren. 2)ie $onfequen§ eines SMegiumä
foll man nid)t auf ber ©olbwage mögen, weil bie Erfolge
ber 2ibftimmungen Ijie unb ba einer 3ufätligfeit unterliegen.
2Bar ber 2lu£fcf)uf3 einigemal in bem gaüe Mittelgut er*
werben ju muffen, fo mag bie£ 5war nidr)t ben Staub ber
oaterlänbifd^en Slunft im allgemeinen, aber bodfj ba$ £>erf)ält'
nte ber Sßirtuofitäten §u cinanber anbeuten."
(Sine fernere Erweiterung beS ftunftoereinä war bie ein«
gegangene £>erbinbung mit anbern Stunftoereinen, woburdfj ein
gegenfeitiger SluStaufdf) ber SBereuiSblätter möglich würbe.
)gle
— 176
lieber bie X^ätigfeit ber Stuttgarter ßünftler btefer
3eit giebt unfer ©eroäfjrämann umfaffenb $Bertd)t. „®ber*
f) a r b 2B ä df) t e r ift nod) immer tfjätig. Sein Marne glänzte
t>on jefjer nicfjt fo fet;r burdf) bie ^rägnanj einer burdf^err*
fdjenben £edmif, obroofyl er mit üorgerüdten Qafjren audfj
biefer Seite ber ßunft ein raad&fenbeä Qntereffe gefdjenft unb
ba|U bie beften materiellen bittet ju erhalten gefugt fjat,
al% trielmefjr bur<$ Söürbe unb Slbel feiner Qntenfionen. Wlan
fonnte juroeilen unroillfürlidf) an ba3 Söa^reUef erinnert werben.
9iie Ijat er fidf) §um (dementen, ©eroöfjnltdjen Ijerabgelaffen,
unb er fonnte fidf) über ein ©emftlbe t>on tedfjntfdfjer $irtuo=
fität nur um fo mefjr ereifern, rcenn ber Stoff niebrig ge=
roäfjtt ober nidjt finnig üerarbeitet mar.
2Bie ber Menfdfjengeift mit ben Qafjren bem roieber*
feljrenben Mannigfaltigen be$ Sebent nadf) unb nadf) abfagt,
unb fidt> 3u bem Sleibenben, ©efefcmäftigen, gu ber $bee fefjrr,
fo fjat unfer SUtmeifler ben $rei3 ber <35efdt)idr)te üerlaffen
unb fidf) jum Stjmbolifcfjen, SWegorifcfjen gemanbt.
©egenbauer, non Seiner Majeftät bem Könige jum
Hofmaler ernannt, f)at ben ehrenvollen Auftrag erhalten §u
2lu£fd)mütfung praeter Säle be3 SftefibenjfdfjloffeS mit je brei
großen gre^fogemälben. $rvti &arton§, Scenen au$ ber
üaterlänbifdjen ®efdr)idt)tc barfteflenb, finb bereite t>olIenbet.
Mit bem erften Silbe, ber gludfjt (Sberfmrb beS ©reiner^ au3
bem Söilbbabe, roill er in ben nädjften Sagen beginnen, $ie
Äunftfreunbe afmen, roie erfreulid) unb erfjebenb ft$ biefe
©efialtenroelt, in3 täufdfjenbe $arbenleben überfefct, bem Sluge
geigen werbe.
^Profeffor 2)ieteridj ijat r»or 3af)r unb £ag in eine
oberfdjmäbifdje ftirdfje ein Slltarblatt: „3>er ^eilige Martin"
gemalt. Qefet ift er in voller £f)ättgtett mit ber Vorarbeit
ju fünf greifen für eine Kirdfje in SBuladfj bei Karlsruhe,
roooon brei ßartonS fd;on fertig finb, an benen fid) Künftler
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— 177 —
unb Jtunftfreunbe erfreuen, gkofeffor 2 e \) b o I b fcfjeint burefj
bringenb erbetene Arbeiten im ^orträlfoc^e ber ©efchichtS*
maierei immer noch endogen $u fein, ebenfo Hofmaler Sftorf f;
boch fef)en mir von jenem ein frühere« fdf)öne3 93ilb: 9it)m*
phen am Söaffer, oon biefem eine hübfdfje Sanbbirne in vier*
fac§ variierter SBieberholung.
SBon unfern jüngern vaterlänbifdfjen ßünftlern biefeä
gach$ wäre manche« ©chöne 5U erwarten, -Weher ift aber
in SBeimar mit ehrenvollen Aufträgen bebadfjt; 23rucf mann
^at ein äufeerft anfpredfjenbe« gro&e« SBilb bie „SBeibertreu"
hierher gefanbt, bejfen ^rei« aber ba« 2Har;imum von 1000 fl.,
meldte« ber $erivaltung«au«fchuj3 für fidjj auf ein SBerf ver*
tvenben barf, um ein bebeutenbe« überftieg. @« rourbe für
bie fünftige (Merie angefauft. ©treefer tyd mehrere Wa*
bonnenbilber gematt, von benen aber blofe ein« jum ßunft*
verein 'f am. ©dfjmib fyat bie ßunftfreunbe mehr als mit
einem größeren Silbe, mit einem flehten männlichen Porträt
für fi$ geivonnen. Füller*) fefct in <pariS, Seibnifc**)
in Italien ba« ßunftftubium fort, ißon legerem fafjen mir
auch ein fefjr gelungene« lithographierte« SBlatt nach einem
©emälbe be« leiber unglücfltch bahin gegangenen rKobert.***)
^ßilgram, ein entfdfjiebene« Talent, h a * fthnett eine erfreu*
liehe ©tufe erreicht unb verbient alle Aufmunterung; ebenfo
3n ben 2anbfcr)aften finb mir reicher; unfer SBaterlanb
jählt hierin niebt menige tüchtige Mnftler. s ^rofeffor ©tein=
fopf ift mit unermübeter $raft thätig unb eine genriffe füb*
liehe §eiterfeit unb griffe ift über alle feine Schöpfungen
*) ©eboren s" «Stuttgart 1813.
**) Uttiverfttöt9aetd)enle^rer in Bübingen.
***) ßeopolb Robert, geb. 1797, f 1835.
t) S^ouret ber jüngere, $oft^catermaIer in Stuttgart.
Sacfi, Stuttgarter »unft. 12
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auägegoffen. 2)örr ift burd) feine früheren £ran*parent=
gemälbe in einem weiteren Äreife bem ^ublifum befannt ge*
roorben. Büttgen, £ein jmann,*) Sftaner unb SRift
gehören einer jüngeren ßünftlerepocfje an. $f)re Sanbfdjaften,
obfdjon nadj einem üerfdjiebenen ^prinjip aufgefaßt unb aus*
geführt, geroinnen fidj bod) ben Seifatt ber $unftltebf)aber.
SBaier, SBraungart,**) SHali,***) ©rofe, ©auter
finb 511m £eil fertige, jum Seil roerbenbe ßünftler.
$on &offupferftecf)er Sei) ff er unb bem Sit^ograp^en
(Smminger finb gelungene £anbfd)aften in Aquarell 5um
flunftoeretn gefommen.
3n ber Genremalerei, worin fi$ 2) a n n e r,f) ©öfer,
(Bittet litt ß, ^Pflug, ©tofe,ff) Söagner u. f. ro. un£
Seigen, Ratten mir manche bur$ 9totmtät unb Saune in ber
Sluffaffung, bura) gieife in ber 21u3füf)rung gelungene 2)ar*
fteüungen.
Unfere wenigen SBilDtjauer fjaben uns nur roenig 511=
f ommen laffen. ^rofeffor 2ß a g n e r bie 33üfte be£ $anfrer$
Subroig 00m ftap ber guten Hoffnung. Sßeitbrcd^tö £ob,
er ftarb 1837, wirb tief beflagt.
SBlitfeu mir auf bie breifadje ^eriobe be$ ftunftoereinS
von 1827 jurücf, fo feben mir atlerbingS, bajj in ber Äunft
mandjeä gefdjefjen ift, roaS ofme ifm rooljl nid&t gefdjefjen märe,
obgleidj um un« Ijer in anbern Staaten in biefer 23eaief)ung
ein £eben f)errfcf)t, ba3 nidjt ofme Ginflufe auf un£ geblieben
fein mürbe.
*) ©etoftmann, geb. 1795 in Stuttgart, <Sd)uler (Seele«, f s"
^una^cit 1845.
**) Sranngart, geb. 1803, f ju ©ßlingen 1849.
***) Hubert m\i, geb. 1818, f 1839.
f) Partner roar f. ©alerieinipeftor unb Sttfllebenmaler.
tt) ©to|j, geb. 1805 in ßubroigSburg, sog nad) SBien, »0 er
Hofmaler mürbe.
— 179 —
llnfere ßünftler finb im gangen fortgefd^rittcn. (Sinige
finb nod) biefelben wie juoor. ©elbft ein fd^einbarer diü&
fd^ritt barf uns nidf)t immer erfd&redfen. — SBenn oon Ver*
breitung ber Äunftltebe, 5lunftfenntniS bie grage ift, fo merfen
mir of)ne weiteres au<f) eine 3unal)me, obwohl ftdfj bergleidfjen
weniger meffen unb wägen läßt. §auptfäd)lidf) finb mol)l
fold&e greunbe beS ©d&önen barin fortgefd&ritten, bie eine
tätige Sftid&tung auf bie ßunft in ftdf) tragen."
Unfer ßunftoerein ift nodfj immer im SBad^fen, Reifet eS
in einem fpätereu 33cric^t Dom fcerbft 1839 (ßunftblatt
9k. 79). ßr gä^tt 1300 Witglieber mit 1465 21ftien, unb
fo ift nid&t eingetroffen, was iä) fetbft als Unglü<fSpropl)et
im erften ^rtennium mitmeisfagen Ijalf. — $aß berfelbe im
^weiten wieber abnehmen werbe. SDie Umftänbe traten baS
irrige. (SS mürben gute $unftmerfe angefauft, unb anfpre*
dfjenbere ßitf)ograpf)ten $ur Verteilung gebraut. SMe Neigung
}U Delmalereien naljm immer gu, unb eS ift jcfet in biefer
23egiel)ung gang anberS als oor gmölf Sauren. £)er JRunft*
Derein erweiterte audfj jett* unb fad&gemäß ein befdfjränfenbeS
(Befefe; alle beutfd&en Äünftler würben gur Ronfurreng ein-
gelaben ; audj) bie Verlegung beSfelben in baS großartige unb
beftenS gelegene ©ebäube beS VagarS fjat bem Verein ofjne
3weifel mand^eS wettere s 3)?itglteb gewonnen. — Vei ben 3^=
fenbungen ber ftünftler bilben fianbfcfjaften bie größte 3<*^-
— Von tüchtigen ©enrebilbem ift eben fein großer 3ufluß,
nodj eljer erwirbt ber Verein l)ie unb ba ein gutes tyifto*
rifdfjeS. Auffallen fonnte, baß gerabe unfere bebeutenbften
Ijiefigen §iftorienmaler bem Verein üjre SWitwirfung ent*
gießen. 9tur bei einer näheren Kenntnis ber Umftänbe mödfjte
man ftdfj biefe @rfd&einung erflären fomten.
$)en t)öc^ften Stanb erreichte ber Verein im Safjr 1842 mit
1448 SJtitgliebem (erft 1888, nadfjbem ber Neubau üollenbet war,
würbe biefe ^af)l wieber erreicht), 1843 erhielt ber Verein einen
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— 180 —
©aal im neuerbauten töunflgebäube für feine permanenten
HuSjieHungen. 35er herein blüfjte jufe^enb«, e$ fonnten in
ben bretjäfjrigen ^erroaltungSperioben jebeSmal mefjr als 80
Delgemälbe unb 12—15 2lquareße um bie ©umme tum 1700O
bi8 18000 fl. gefauft werben.
infolge ber 3eitoerf)ättmffe fanb aber feit 1844 eine
rapibe Slbna&me ftatt, fo baß ber herein ein 3af)r$efjnt fpäter
nur woä) 885 SKttglieber &äf>lte.
©ine bead&tenSroerte unb oon bem ^ßublifum freubigft
begrüßte Neuerung waren bie feit bem Qafjr 1847 einge*
führten großen $unftau3|Mungen im s ^erbanb ber rfjeinifdfjen
Äunftoereine. ©cfjon im Qa^re 1836 Ratten ftd^ nämlidfj bie
^unftoereine ju Äarteru^e, Darmftabt, ^iainj, 9)tonnf)eim
unb ©traßburg ju gemeinfdfjaftlidfjen SluSftellungen oerbunben ;
jefet fam baju nod) gretburg unb Stuttgart, meiere ©täbte
in einem regelmäßig beftimmten £urnu3 alle eingelaufenen
tfunftroerfe jur 2lu$ftellung brauten. 2)aburdfj mar es mög-
lt<$, baß man in Stuttgart audj mefjr al£ bisher auswärtige
ßunftroerfe ju ®efid&t befam, roaä bei ben fd^le^ten SSerfe^r^^
oert)ältniffen unb teuren gradfjtfoften bamaliger 3*ü ba=
l)in nur in einem feljr flehten ^rojentfafc möglid& mar.
£)te 3luöfteHung mar für (Stuttgart ein Ereignis , unb
foroofjl ber ©d&roäbifd&e 2Herfur als audf) ba$ (Sottafd&e
Äunftblatt bradfjten auSfüfjrlidfje ßrtttfen; im lederen finben
mir au« ber geber g. 2. 23üf)rlen$ unter bem £itel: „$)er 9ln*
fd&luß beS mürttembergtfcfjen ftunftoereinä an ben rfjeinifdfjen",
eine einge^enbe Sefpred&ung, ber mir folgenbeS entnehmen.
Der 2lrtifelf$reiber belehrt junäd&ft baS ^ublifum über bie
Vorteile be3 neuen Arrangements mit bem rfjeimfdljen $er*
ein. „3>a£ Seben beS raürttembergtfdfjen ßunftoereinS be=
burfte einer Sluffrifd&ung. — Sei biefem JhmftoereinSbunb
ift fo aiemltdjj an alles, für bie Mnftler unb für baS fünft*
ltebenbe«pub(ifum überhaupt SöünfdfjenSroerte unb@rfprießlid^e
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gebadfjt. £)er ftreiS ber 2lnjdf)auung, ber Vergleidfmng unb
Beurteilung, ber Anregung unb Ermunterung ber Äunftjög*
linge 2c. ift bebeutenb erweitert, bie ©pljäre ber Slnerfennung
ber ßünftler, bie Belohnung ifjrer gelungenen anfpred&enben
Stiftungen ift oiel auSgebe&nter als juoor, roäljrenb ben
Sd&toad&en , ben nodj auf SBerfud&Sroegen ober gar auf ber
Balm beS Ungefd&madte SBanbelnben, fdfjon ein Sticf in bie
v HereinSau$ftelIung roarnenb belehren fann, ba& er fidfj an*
ftrengen, guten s Jkt ber BJieifter fidj erbitten, bie beften SBor*
bilber fidf) ermäßen, ober — ganj ablaffen müfje t)on ber
Ausübung etneS Talents, baS tym ber Gimmel nur in un*
3ulänglid^em 3ttafje oerlte&en f)at." Unb mit anerkennend
wertem Patriotismus fäljrt ber ßritifer fort: „35ie ©eftal*
tung beS rf>eimfdf)en $unftoereinS ift roieber ein Stritt mefjr
ber Slnnäfjerung an bie $bee ber ©tnfjeit 2)eutfdf)lanbS , ja
eS miß uns bebünfen, nadf) ber uralten 9iatur ©ermaniaS
fönne eine fol<$e Einheit eben nur burdf) Vereine jur (5r=
fd&einung fommen; für eine anbere aus einem monard&ifdfjen
giufe unb ©ufj fdjjeint nun einmal ber 2>eutfdf)e nidfjt geeignet
3u f ein. " — Unter ben fieben nidf)t um einen großen toten SDid&ter
ftd) janfenben, fonbern um bie €><$ar ber lebenben Äünftler
ft<6 oerbient madfjen moUenben Stäbten ift aber audfj ©trafc
bürg, als wollte fie jetgen, bafe fie nodfj nidfjt ganj oergeffen
liabe, etnft eine beutfdfje $eid£)Sftabt geroefen ju fein. Sie
beforgt ben Suflufe franjöfifd&er, meift in ^aris entftanbener
öemälbe u. f. n>.
£aS VerStfjema ©oetf)eS:
w 3©ar mag id) feinen Jranjen leiben,
3)oa) feine SBeine trtnr id) gern"
(;at burdf) bie Qtit mandfje Variationen erhalten; j. 23. „$)odfj
feine (Stäbte, Sänber, SBeiber, fünfte, 2)td&ter, Genfer". —
Sie ftämpfenben Raffen ftdf) auf ben £ob, bie Verföfjnten
trinfen Srüberfdfjaft.
— 182 —
$>ie Hunft ift jefct eine ©efamterfdjeinung, ein ©emein*
gut, unb wie unfern Sinn baS Äunftroerf burch bie £ar*
monie wohlberedfjneter ©egenfäfec anfpricht, fo werben wir
uns auch ber ©efamtfunft nur burdf) ^ergleid&ung ber natto*
neüen (Sigentümlichfetten unb Schultypen bemufjt."
Sie SluSftellung fanb com 11. Quni bis 1. 3>uli ftatt
unb U)ar burch ca. 500 Hummern befchicft. Sie enthielt fein
in ber 2lrt ausgezeichnetes SBilb, bafe eS fd&on beim erfteu
Slnbltcf ade Slugen auf fich gebogen, — aber ihren Söweu
hatte bie 5UtSfteUung boch; — ein größtes 23ilb mit brei
lebensgroßen ©eftalten: bie ©rmorbung ber Königin ©alS=
wintf)e von gtyilaftre in s $ariS. 25aS anfpredjenbfte ^ifto^
rifche SBilb mar: bie gamilie GalaS in kernet; uor Voltaire
von ®. 2)iaitanb in ^pariS. (SS mürbe oom herein um bie
Summe t»on 700 f(. angekauft.
25o<h mir l;aben eS hier nur mit ber «Stuttgarter $unft
5U t^un unb übergeben bie auswärtigen Silber, führten
oerfdjweigt mit 2lbficf)i, roie er felbft fagt, alle aus 2Bürttem~
berg eingef Rieften Silber, ba bie Stuttgarter ßünftler mit
ber ftritil im Schwäbifchen 2flerfur fehr unjufrieben maren
unb eine (Srflärung veröffentlichten, morin fie fich über ben
anonymen 23eri<hterftatter befchweren. £>er ftunftoerein er-
warb bamalS uon einl;eimifd)en Münftlern folgenbe Silber:
Scene aus bem gelbgug in ber Schmeiß von 1799 von ^f lug
in SBiberach, Gtternfreuben von duftige, bie grauenfirche in
Clingen von 23raungart, ©öfc von 23erli<hingen oor bem
s Jtat in ^eilbronn von Büchner, ©emitter rwn SßeterS,
Syburg im £auterthale von DB ach.
2)er 2Iuffcf)wung beS Vereins, welcher burch bie (Sin*
führung ber rheinifchen großen SluSftellungen gu erwarten
war, fanb leiber nicht ftatt; ber s J)tttglieberftanb, welcher ftd>
im Qahr 1845 auf 1273 belief, fanf 1854 bis auf 885
herab unb hob [ich bann wieber bis 1859 auf 1050. 3n
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— 183 —
ber langen fiebenjäfyrigeu s ^eriobe üou 1853 — 1859 würben
im ganjen 16 050 fl. für Zulaufe uerroenbet, roä^renb in ben
brei Sauren 1843—45 allein 16 391 fl. einfd&liefelicf) ber gur
Verteilung gelangten Kupferfttcfje rerauSgabt würben.
3)ie fündiger 3af)re roaren für bie ßunft überhaupt
fefjr magere Seiten, bei ben rl>eimfdjen HuSftellungen roaren
}. 23. im 3|af)r 1851 388, 1853 302, 1854 284, 1855 282
Silber au3gefteHt. Sie 23efd)icfung bemnacf; in fteter 2lb=
nannte begriffen.
1856 rourbe mit bem s M'tnd)ener herein bie herein*
barung getroffen, bafe aEe bort angefauften Silber gegen
Uebemaf)tne üon 50 2lftien, audj fjier auägefteflt roerben
fonnten. $)aburdf) belebte fidj ber 33efud) be$ s l>erein£lofal3
etroaS, meines in biefer 3«tt öfter« geroedjfelt rourbe. 1850
50g man ins 9)?änt(erfd)e &au3 bei ber (5tift3fird)e , 1854
ins (Salroerljauä unb 1856 nebenan in« gaberfdje £au3.
2lud) in ber s l*orftanbfd)aft fanb ein üielfadjer 2öed)fel ftatt.
£Ra$ bem £obe WaypZ trat (Staatsrat d. §artmann ein,
1836 fiofrot ^einbecf, 1840 Cberft 0. ftüpplin, 1848 Ober*
tribunalprofurator Slbel. 2>a* mistige 2lmt be3 ßonfer*
üator£ begleitete feit 1827 Dr. ßeUer,*) nacf> beffen 2ob
1843 Wakx Strecfer, bann 1857 9Mer ©d&mibt.
*) beigegeben mar if)tn ^anjlcirat S3üt)rlen, ber ftunftfritifer.
2B. Flenid erjagt üon ü)m in feinen Sentoürbtgfeiten folgenbeS:
„3u ben frennblicfjften ©r|d)einungen in 6t. gehörte ber Äanjteirat
93üf)tlen, ein geborener Ulmer, ber in engen «erljäUniffen lebte unb
burd) feine Romane unb ©raäljlungen lief) ein geringes Honorar Oer*
biente, aber feine Sirmut unb 3urücffet}ung mit einem liebenSmürbigen
Junior ertrug.
@r f)atte bie einige @a)n)ad)f)eit, ein $Pf)ilofobf) fein su wollen,
fam jebod) nie über apljoriftifdie ^Betrachtungen hinan«, für bie ficf>
niemanb intereffierte. dagegen fanb man in feinen (Srjäljlungeu
eine ibnflifdje Sluffaffung feine» eigenen Familienlebens unb eine
©elbftirontfterung Don t)of)em ßiebreij. 3n bem beften feiner 9?o*
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- 184 —
$ie (Statuten würben öfter* erneuert, 1837, 1846, 1860.
SBie Heinltdfj unb fcfyroerfällig biefer Statutenapparat war,
erflärt fid) fdjon barauä, wenn wir anfügen, ba& ba« ältere
Statut nidfjt weniger als 83 Paragraphen jä()lt, roä^renb
bie neueften Statuten oon 1888 fidj mit 18 Paragraphen
begnügen.
SDie &ifte ber in ben fünfziger Qa^rcn angefauften $unft*
werfe giebt jugleidf) eine Ueberfid^t über bie bamalS in Stutt=
gart anfäfftgen ßünftler. <S$ finb bie 3Mer: £f). 2Bib*
maier, 2B. pilgram, ig. fierbtle, ©. SBudfjner,
3*. Sraun, <5E>. 9M<*lt, S. Df f terbinger, 3. Stein*
fopf, ©. Sd&mibt, 3. 9iagel, $. duftige, ^eterS,
g. Stirnbranb, s Ji. §e<f, g. SSentele, 8. Sigwart,
21. 2öagner, gunf , 51. Cbad^. 3>ann bie Malerinnen
& t>. artend unb ß. SSalfer. $)asu fommen nod^ bie
älteren 2Mer 3Worff, ©. g. Steinfopf, Sd&ni&er,
©egenbauer, 9tef)er, Strecfer, §olber, ©utefunft,
gellner; ferner bie ^^^nle^rer 5lurfc, 2) r etiler,
Heller, ber 3eidf)ner Q. S <f) n o r r, bie £f)eatermaler ^ h 0 Us
ret unb 23raafmann. SDie 33ilb^auer SQSagner, ßofer,
SBraun, ©ülbenftein unb3eU. 2)ie $upferfie<$er 9iörb*
linger, $5 er t in g er, £)ei3 unb ©u gel er, meldfj le|*
terer aber fdfjon 1856 nadf) Slmerifa auSgewanbert ift.
Sßou all ben 45 tarnen weilen heute nur nodf) jwet
unter un§: g. SBentele, jefet ^rofeffor an ber Baugewerbe*
fcfmle, unb ber ^Zeftor ber Stuttgarter ßünftler Sß. g. ^eterS.
mane, bem „(^ut^ufiaftett", fdjilbert er ftd) f clbft ganj fo, tote er mar.
(Sr batte mim lief) trofo feiner Sirmut, einen unroiberftefjltdjen $ang
ju alten ©emalbcn unb legte ftd) audj toirfltcf) eine flehte ©alerie
an. 2)tefe ßtebfwberci djarafterifterte er nun in feinem Vornan in
aflerliebft Comifct)en unb rü&renben 6cenen."
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3. 3f. Gotta unb bcr Stuttgarter ftuuftoerlag.
Sofjann griebri<$ (Sotta, bcr erftc 23udfjl)cmbler SDeutf^
lanbs, rote er fdfjon genannt roorben ift, grünbete 1787 ju
Bübingen fein ©efdfjäft, burdf) Uebernafmte ber üäter lidfjen
£anblung. ®% roar von Anfang an fein ©runbfafe, nur gute
33üd)er ju oerlegen unb auf frönen £)rucf unb Rapier ju
fefjen. „Bübingen, Gotta oerlegte", war f<$on eine fittlidf)e
(Beroätyrleiftung für ein 23udj, ba£ erfdfjeinen follte.
©anj felbftoerftänblidfj war, baß biefer rührige Verlag
audf) auf bie im vorigen 3af)rf)unbert fef)r barnieber liegenbe
SttuftrattonSfunft einen großen ©influß tyatte; bodfj nid^t allein
ittuftrierte Sudler, fonbern au<$ foftbare $upferroerfe, wie
fold&e bisher nur in $ari3 erfd&einen fonnten, gingen au£
bem Berlage £eroor. Sitte neuen ©rfinbungen, bie SBieber*
erroeefung be£ iQoljfdjjntttS, bie neu erfunbene £it^ograpf)ie,
fpäter ber <Stal)lftidfj, ber ßartenftidfj u. f. ro. fanben fofort
93erüdfftd(jtigung unb tE)atfräftige Unterftüfcung. 2)a8 Journal*
roefen, ber 2llmanadf>, ber SBolfStalenber u. f. tu. erhielt einen
bejferen llmfd&roung unb gebiegeneren ©efjalt. @in £iebling$=
plan (SottaS roar, für jeben S^eig ber ^ublijiftif, jebe %afy
roifienfdfjaft ein Statt ju geroinnen, roeldfjeS fo umfaffenb unb
erfdjöpfenb fei, baß e$ atten genüge.
3lud^ bie ßunftroiffenfdjjaft erhielt, nad&bem ©oetfjeS ^ro=
ptjläen fdfjon mit bem britten Qa^rgang i^r @nbe erreicht,
burdf) ba3 weltberühmte ßunftblatt ein erfteS größeres unb
regelmäßig erfdfjeinenbeS Organ, welches audf) bie 2lrdf)äologie
mit in ityr Programm aufnahm.
®ern t)ätte Gotta auef) ein 5larteninftitut gegrünbet, roojit
if)n eigene Neigung jog; in ber großen ßarte t>on Sonnen*
berger, 59 Statt binnen 15 Qa^ren erfd&ienen unb 23ergf)au3,
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— 186 —
Slfrifa, k bem ßletnob aller heutigen tfanbfarten, ftcOte er
s Dfufter für feine Nachfolger auf. Scroti 1786 begleitete ber
junge Gotta ben Mupferfted&er Füller nach ^ariS, rao ber=
felbe bamalS feinen <Stid) l'ubmig XIII. tJOÜenbete. GS war
fein S3eftreben, auch ber beulten Munft einen kräftigeren
2Iuffd)mung 51t geben unb fpäter l)at er ba8 burdfj bie ©rün*
bung ber litterarifd;-artiftifd)en 2lnftalt in ÜKünd^en jur Ge-
nüge bemiefen. 20. £ifchbein3 Alupferplatten wären unter*
gegangen, hätte nicht Gotta fic burdfj ein preiSroürbigeS 2ltt*
gebot entfiegelt. "Jiefcfch in 3)re£ben, ben er fpäter foft au-S*
fchüefiltch befdfjäftigte, lieferte bie Umriffe ju gauft, ju Schillert
iBallaben, 3ur ©lode u. f. ro. 2ludfj Neureicher fuchte Gotta
für feine Unternehmungen §u geroinnen; £erber£Gib ift ein glän*
SenbeS Söeifpiel für feine Xf)ätigfeit, ba8 erfte iüuftriertc
beutfdfje Drtginalmerf.
GS ift unmöglidj, ^ier fpejiett auf aüe Gottafdf)en illu=
ftrierten SBerlagSroerfe näher einzugehen, nur fei geftattet
einiget §uma( folc^eö, worüber mir nähere Nachrichten haben
unb wobei Stuttgarter ftünftler ober berühmte Tutoren in&
6ptel fommen, näher ju betrad)ten. llian erhält baburcl>
einen intereffanten Ginblid in baS Gntftefjen unb SBerbeu
folcfyer litterarifcher Gr$eugniffe, meldje noch tjeute hoch ge^
fchäfct finb.
Sunäd&ft ctroaä über bie Propyläen nou ©oethe unb
3d;iflcr§ 3)fufenalmanad).
$)urch ©filier empfohlen, liefe fidt) Üoüa befttmmen, ba&
oon ©oettye projektierte $unftjournal „$>ie ^propnläen" im
3af)r 1798 herausgeben. £aS Unternehmen fcfjlug fehl,
e3 mürben faum 450 Gremplare abgefegt. Neu mar bei
beut Unternehmen, bafc bamit eine ^reiSaufgabe für 5lünftter
auSgefdjrieben mar, roeldje für ben befteu Gntmurf eines
©egenftanbs aus bem <pomerifdf)en (SagenfreiS 20 Zutaten
unb als jmeiten }>reis 10 SDufateu 5ugeftanb. GS mürbe bie
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- 187 —
Scene gerottet, mo Slphrobite bcm $üeranbro£ Charte) bie
Helena ^ufü^rt.
©oetlje färeibt barüber an (Sotta: w 2Ba3 bcn au#ge*
festen $rei8 betrifft, fo münfd)e Uft, bafe Sie 3^rc gtutt*
gartet Künftler jur Konfurrenj aufmunteren. 2)ie 3ad)e
fie&t je&t ftein au?, bo<§ fann fie, wenn ber Anfang gelingt
unb ein paar 2>ufcenb ^eidjnungen eingefeubet werben, fünftig
für £unft unb ßünftler bebeutenb roerben. 3Bie id) ntünb*
lid) halb ba$ mehrere mit$uteilen hoffe."
Ser (Srfolg beS 2tu3fd)reibeng war fein günftiger, b. h-
auftatt ber erwarteten Sufeenbe famen nur fieben 3eid)nungett
unb 5tr»ei Celgemälbe ein. £od) fcheint ©oetfje, melier ohne
Sroeifel felbft Preisrichter mar, üoflfomnten befriebigt geroefen
3U fein. $erfelbe äufcert fidt> in ber ^iejenfion ber einge*
gangeneu Arbeiten (3. 33b. 1. Stücf 1800) fotgenberma&en :
„<So tyaben wir uns 3U freuen unb un8 ©lütf 5U roünfchen,
meil man in aüen ein (öbüdjeS Streben bemerft unb, ma$
ju ben bcften Hoffnungen berechtigt, nirgenbö etma3 ©efdjro*
bene3, Spi&finbtgeä, 2lbenteuerlid)e£, fonbern eine fdt)Lid>tc
gerabe Dichtung. 2)a3 Sfedjte ift entroeber rein getroffen,
ober e8 ift mehr ober weniger nicht erreicht morben. Steiner
hat fid) auf falfdjem SBege betreten laffen, moher feine SBieber*
fet)r mehr ift. s Mt einem eben fo billigen als ftolgen ©e=
fühl fönnen mir uns barjer auf einen höheren Stanbpunft
ergeben, unb memt mir oon baher bie ftunft aOer anberit
Stationen überbauen, poerfichtlid) behaupten, bafc unter un&
nod) ber frtfdjefte ßeim oorhanben fei, ber fid) rjerrtidj ju
entroitfeln bie Kraft hätte, menn freunbliche ©eftirne ihm
leuchteten."
2US bie beften Arbeiten mürben prämiert bie 3eici)nungen
ber Herrn g^^oinanb Hartmann aus Stuttgart unb
Heinrich^olbeauS Süffelborf. 9kdjbtlbungen in ftupfer=
ftidt> finb bem betreffenben Hefte beigelegt.
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©ine jioettc ^ßreiSaufgabe erfd)ien im brüten Qarjrgang
ber Propyläen 1800 unb fjatte jum ©egenftanb: ben 2Ib=
frf)ieb &ector8 x>on Slnbromad^e unb Ud)ffe3 unb £>io*
ineb, roeld&e ba8 trojanifd&e l'ager nädjtlidj überfaflen. 2>ie3*
mal famen 26 Segnungen unb ©emälbe ein, als Sieger
gingen fyeroor: $ofepf) jQoffmann aus $öln unb ^rofeffor
K )la\)l aus Gaffel, ber lefctere erhielt sroei brütet beä greife«
mit 20 Zutaten.
(Sin ä(mlicf)e3 StuSfdjreiben be$ (Sottafd&en Verlag«, bie^
mal aud) f ür (Begenftänbe ber SBauf unft, erfdtjien im •DZorgenbtatt
uon 1807. & mürben brei Aufgaben: für ©artenfunft, für
länblidje SBaufunft unb für $enfftetne unb finnige £rauer*
benfmale aufgeteilt.
$ie erfte Aufgabe fanb feine £öfung, bie Aufgabe für
bie länblid&e Saufunft forberte ein ©artenfmuS für eine ga*
milie r>on 4—5 s £erfonen, im Sommer ju beroofmen. 3"
ßöfuitg berfelben finb brei 3eidjnungen eingefommen, bie fidt>
aber alle mefyr 3U bem £anbf)aus ober jum ^ßradjtgebäube
be^ reiben 9)?anne3 eignen. 2£a8 bie Aufgabe für £enf=
fteine unb £rauerbenfmale betrifft, fo ift für bie erften ntdfjts
eingefommen, bagegen fürs jroeite eine s Jteil?e non 24 Seidr)^
nungen eingelaufen, bodj aße oon einer §anb, bie nid&t ent*
fprodfjen fmben. $m\ anbere Entwürfe blieben aufeer ßon*
furrenj.
Sie weiteren }>rei$aufgaben beftanben für fonfurrierenbe
Zeichnungen au£ ber QliaS, für l'anbfdjaften unb für Ijtfto*
rifcfje ©emälbe. Sen erften ^rei« für bie 3*i$nungen ä^r
3Ka3 erhielt Seele mit 40 Sufaten. £)en SanbfdjaftSpretä
mit 70 Sufaten erhielt Sftaler $aaj in Bresben, ben jtüeitcn
mit 50 Stofaten ©ottlob Steinfopf in Sßien, Solm be3
£of-- Tiermalers in Stuttgart.
2>ie ^rei^aufgabe für ein f)ifiorifd)e3 ©emälbe erhielt
nur brei ßöfungen, worunter jroei 3eidmungen unb brei
— 189 —
(SJemälbe. 2>odj formte nur einer Segnung her ^reU mit 100
$uf aten juerfannt werben unb jmar bem fdfjon früher mit
fonfurrierenben ^ßrofcffor 9tat)l au« Staffel (offne Steifet
ber ehemalige ^ßrofeffor an ber 9lfabemie in ßaffel, 3of)ann
Stuguft <Rat)I, geft. 1825). Dt)ne 2lnfprüd&e auf äonhirrenj
unb mit jttfler §8ef<fjeibent)eit fanbte ein junger ftünftfer üon
22 3af>ren, £err <ßeter Gorneliuö in $ü(felborf, fo lefen
mir mit 9tür)rung in bem (Sottafdfjen ©treiben, aud) eine
3ei<$nung ein. — „SSM* glauben mit ooüem 9*edjt, biefem
jungen JRünfttcr ©lüdE ju wünf d&en unb ir)n jur ferneren 2tuS=
bübung feine« frönen Talents ermuntern ju bürfen. 2luf
biefem SBege roirb er eine Qkxbt feinet s Haterlanbe« werben."
— 2öie fdjön §at fidj) ba« beftätigt!
Sd&tller« 3)fufenalmanadfj erfdf)ien erflmal« 1795 bei &ot>
6ud&t)änMer TOd&aeliS in 9ieuftreli&; Gotta erfährt baoon
fdjjon ein Qat^r baoor unb bewirbt fid; um ben Verlag, ber
Ujm audf) für ba« folgenbe Qatjr jugefidfjert rourbe. „2luf
ben SBerlag be« fünfttgjär)rigen s 3)Jufenalmanacf)a freue idf>
midf) unenblid^ unb mieberfjole meinen £)anf für biefen 33e*
weis S^rer @üte", fdfjretbt Gotta an SdfnUer am 7. Sept. 95.
2lber erft für 97 erhielt (Sotta ben Verlag ; fdjjon im gebruar
96 trifft Sdfjiller bie nötigen Slnorbnungen unb $anne<fer
wirb erfud)t, für bie $ecfe eine 3"tfwung §u machen. 3m
s JJJai f treibt CSotta an Sdfjiller, ob er feine befonbere Qbee
für ein ^itclfupfer t)abe. Statu f)aben mir einen Gentaueru
gewählt, ber bie ßeier fpielt, antwortet (Stiller; wenn Sie
in Stuttgart eine fd&öne 3eid&nung baoon befommen fönnen,
fo fönnte er burd) Solt ober $ot)l in Berlin geftodfjen
werben; 23olt würbe aber audfj bie 3*i$nung fönnen auf-
getragen werben. Wut müffen bie ßünftler angetrieben werben,
präcife am Anfang September ober (Snbe 2luguft fertig ju
fein. §ält bie $ecfe unb ba« Tupfer un« nict)t auf, fo fott
in bie 9ftitte September fct)on etwa« §um s ^erfenben fertig fein.
)gle
— 190 —
Später wollte Spider ©oetheS, bann als biefeS ftd&
dS unausführbar ertoicS, beS 1796 geftorbenen SDidjterS Uj
<porträtfopf als Sitelfupfer fertigen laffen; enblia? roirb
dne £erpftd;ore gewählt, welche nad) eigener 3 e ^ nun 9
fdoit geftocfjen tyat. 2lud) bie Qbee jur £5ecfe würbe öftere
<jeänbert.
„£ie ftappfdje 3eid)nung sur 2)erfe fam ju fpät an,
fte ^at and) niemanb gefallen/' f d^reibt ©filier (30. 2luguft).
„Sei ber anbern S^hnung, bie eine fimple (Stnfaffung ift,
brausen wir blo& ben Slupferftecfyer ju bejahen (Starte in
Weimar)". Sbti 17. September: „£ter ift audj ein Slbbrucf
beS »oltfd&en SitelfupferS. (SS gefällt mir nid)t fonberlidj,
aber was IjilftS. @r hat 8 ^ouiSb'orS oerlangt, bie tdj ihm
in Berlin auszahlen fd)on Crbre gegeben." llnb Stiller
an Börner, 29. September. „Sie Serpfidjore ift fe^r mtfe*
rabel ausgefallen".
$ie 3^i^wwngen sunt Jahrgang 1798 beS -üftufenalma*
ttad&S fenbet Sdjiller am 16. Quni 97 an (Sotta mit ber
Söemerfung : „§ter erhalten Sie bie neulid^ oergeffenen 3eia>
nungen jum Xitelfupfer unb gur £)ede beS 2Ilmanad)S. Ueber*
geben Sie bie Sache ja Killern (3of). ©ottharb), ba& fie
unter feiner 2lufftd)t gemalt roirb, roeil bie £id)ter in ber
jur £erfe beftimmten 3eid;nung befonberS traftiert werben
muffen, ober eigentlich aufgelöft werben foüten. Sagen Sie
ihm baS, unb bafc mir uns ganj auf feinen guten ©efchmad
üerlaffen. ©oettye hatte bie Segnungen beforgt, welche rwn
3. SReget in SBeimar (1759—1832), bem bekannten ©oethe*
ober $unft*2)ki)er genannt, ausgeführt roaren. SDer Stecher
mar b'Strgent. 2lm 23. September erhält Stiller in Qena
bie ^itelfupfer nebft ben Umfragen, er fdjretbt: „(StroaS
beffereS Rapier unb fdjönere garben hätte id) bei ben Um*
fernlägen gemünfeht, ber Umfdjlag ift gerabe baS erfte, roaS
uou bem SBud) in bie 3lugen fällt unb bei einem 3Berfe beS
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— 191 —
$up$, baä aud) barnadjj bejaht wirb, fiefyt man audj auf
iriefe ßteinigfeit. 3<f) f)abe beSroegen für notroenbig gehalten,
naä) bcm SBetfpiel ber übrigen 23udf)f)änbler , bie Umfrage
mit gefärbtem Rapier füttern 511 laffen, roeld&eS befonberä
bei ber traurigen SBiolettfarbe , bie allein taufenbmal ba ift,
fef)r notraenbig mar. SDie paar S^aler finb roofjl baran
menben." darauf f dfjreibt Gotta: „<£* ift mir leib, bafj Sie
naä) 3$rem ©üttgen oom 27. September fooiel Urfadfje haben,
mit bem Umfdfjlagpapier unjufrieben $u fein: idfj bin ganj
unfdnübig, ba \ä) 2lu3roal)l beS Rapiers 2c. gänjtic^ £errn
Ißrofeffor Füller überliefe. (SS ift mir baf)er fein: lieb,
wenn Sie ftrenge 2lu3roaf)l machen ließen, benn idf) bin fein
$reunb oon bergleid&en (Srfparnijfen."
3m 2)iai 1798 forgt ßotta fd&on roieber für Umfd^lag
unb £itelfupfer fjir ben SUmanadj) von 99 unb Sdjtüer fdjjretbt
ifjm barauf am 3. $uli, ©oetfye unb 3)icr>er fjätten e$ über*
nommen, mieber für SDecfe unb Tupfer beforgt ju fein. „5Die
3eid^nung ift fetjr f)übfdE), für ßupferftief) unb Slbbrucf merben
fie audf) Sorge tragen. Söenn Sie nur bie ©üte fjaben
motten, $u beftimmen, ma3 Sie Piepern für ba$ fertige unb
$eftocf}ene 23latt, ben Slbbrud mit geredeter, bejahen (önnen
unb motten, fo roirb er e§ immer übernehmen unb Sie finb
bie s 3Jiü^e gan$ lo3. @r bejaht alSbann ben StedEjer unb
$upferbru<fer. gür bie 3eidf)nungen, bie er jum Tupfer unb
jur &ecfe be£ oorigen 2llmanad)S geliefert, merben Sie tym
bann gelegentlidf) audf) nodf) eine flehte Vergütung geben.
Sie bejahen ifjnt bloß fooiel, als mau gemöfmlicf) an gute
$ünftler für bergletdfjen tfleinigfeiten §a^lt. 2)a3 £itelfupfer
mar bieämal eine ben Slmor fäugenbe ÜRgmp^e, gegei<f)net
von Liener unb geftodjjen oon ©uttenberg."
lieber bie SDecfe fdjreibt ©oet^e an @otta ben 25. 3fuli.
„3ur 25ede (ber Sßroppläen) merben mir ben ^erfudjj einer
neuen 2lrt anagtop^ifd^er Arbeiten (#arbenf)olsfd(jmtt) bem„
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s }kbltfum oorlegen, ich barf mir fchmeicheln, bajg biefe @t>
finbung mannen ftjpograpljifchen Vorteil ^aben wirb, inbem
man bie 3eichnungen, bie freilich baju geeignet fein muffen,
um einen leiblichen SßreiS in S3uc^brucferftöcfe wirb Der*
roanbefn fönnen.
$aS Sdjillerfche Sllmanadf) foH mit einer ähnlichen SJede
oerjiert toerben, bie benf ich, noch reifer unb beffer ausfallen
fott." 2>aS fam leiber nicht gur Ausführung. ©oetf)e inter*
effterte fidfj fe^r für biefe neue ©rftnbung unb fd&rieb audf>
einen SIrtifel über ben ^oljfd^mtt im erften 23anb ber $ro-
pnläen. SDort werben bie neuen englifchen öoljfchnitte ber
©ebrüber 23enrid unb Slnberfon befprochen, oon melden be*
fonberS bie History of quadrupeds unb bie History of
british birds oon ben erft genannten $ünftlem befonberS
fieroorgefjoben werben.
$er Sllmanach oon 1800 enthält Tupfer oon Bottich er
nach 3 e ^ungen oon SJtener.
Schiller fd>reibt barüber im Slpril 99: „Stamit aber
bem Sllmanach bie SJtannigfaltigfeit nicht fe()le, fo fjaben mir
ausgemacht, baS ©ebtdfjt*) mit oier Tupfern aufeer bem Titel*
fupfer ju begleiten, 9)1 euer macht bie 3*id)nungen unb fjat
bereits bei bem 5lupferfted^er 33 öt tiefer angefragt, ob unb
unter welchen $ebtngungen er ben Stich übernehmen fönne.
tiefer forbert 30 Rcidßtyatet für ben Stich. Sie foHen
nicht mehr Auslagen bafür haben, als für ben oorf)ergef)enben
Sllmanac^, unb bejahen alfo fooiel Honorar weniger als bie
oier Tupfer, aufcer bem Titelf upf er foften."
$te Tupfer fielen leiber nicht gut aus; ßotta fchreibt
barüber ganj entrüftet an Schiller: „©eftern fanbte mir
Söttger einen Slbbrud oon ben Tupfern jum 9J(ufenalma*
nach, bie mir beinahe einen Schlag jugejogen, inbem feine
*) „£te ©djroeftern öon Se8bo8".
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Arbeit gar ju fdf)ledf)t aufgefallen ift. 2)a idfj bieg beforgt,
fo l;abe idfj föerrn $profeffor 3Jtet)er gebeten, er mödfjle ifjm
bodfj ja feine ^ßrobebrucfe forrigieren, iä) glaube aber £err
Söttger f)at ef üermieben, bie $orreftur einjufenben —
ef ift eine fatale Sad&e, bie mir fcr)r roef)e tf)ut, man muß
fid) eben bamit tröften, bafc eä nidf)t jeber £iebfjaber t)erfter)t."
Sludfj ©oetfie t>atte fdf)on am 17. Sluguft gegen Spider
feine 23efürdf)tung wegen ber Tupfer aufgcfprodfjen: 23öttidfjer
fei ein blofjer Sßunftierer, unb auf einem Aggregat von fünften
entftelje feine gorm. (Stiller meinte, er Ijabe feine Hoffnung
\\\ä)t auf bie ©üte bef ßupferfticfjf gebaut, ba baf SpnUU
fum barin gar nid&t üermölmt fei.
3>n einem fpäteren 33rief ßottaf an Stiller Dom 27. Qan.
1800 fjören mir nodf) ein weiteres Urteil über bie 3)ici) er=
fd)en 3^it^nungen. „2Iuf bie 3ei$nung von SBaüenftein oon
s JKet;er bin td; äufjerft begierig; idf) &ojfe injmtfd&en, (Sie
Ijaben xljm meine Meinung über feine Zeichnungen nitf)t ge=
Jagt: biefe grünbet fidj auf s JiappS, S)annecferS, &etfd)3
unb anberer Urteil. 2JJir felbft ift ber gute 9ftei;er ju lieb,
a(8 bajj idf) ifm audf) nur im minbeften fränfen möchte, allein
3$r SBaHenftein liegt mir audf) ju fet)r am <per$en, als bafj
\6) ifjn nidf)t nacf) allen teilen mit bem ^orjüglid^ften jiereu
möchte. 2öa3 idf) 3ftnen t>on SBiener Hünftlern fd&rteb, tyatte
33e§ug auf 20 achter, unfern Sanbsmann, ber gegenwärtig
fidt> bort aufhält unb ein roat)rt)aftig grofjer ^ünftler ift,
biefen Ijättc idf) bie Zeichnungen madjen laffen unb Qoljn*)
ftedjen laffen."
2)ie lang erfe^nte 3eidf)nung ift enblidfj im 3)tär§ in
Bübingen angelangt, Gotta fdfjreibt am 4. Slpril. „ÜJteijerS
Seidfjnung, mit ber idfj jiemlidf) aufrieben bin, ift bereits an
3»of?u nad) 2ßien abgegangen."
* Äupfcrftcdjcr in SBtcn feit 1792, f 1843 $u Harburg in
<Steiermarf.
SB ad), Stuttflarter ftunft. 13
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(Sin anbereS §ottafd)e$ Unternehmen war ber £)amen-
falenber, ober rate ber Xitel Reifet : „Xafdjenbudj für 2)amen".
Serfelbe crfc^ien erjlmatt aufs Qa^r 1798 unb erfdjeint uon
ba an ununterbrochen bis gum Qahr 1822. Qm 3ahr 1828
erftanb er in größerem gormat unb erlebte noch brei Jahrgänge.
Sie ga^e ©ntraicflung ber Qfluftratton^funft biefer Seit
läfjt fidj in biefen Häubchen verfolgen, r»om flafitjiftifd&en
Hupferftidj be3 18. QahrhunbertS an bis junt mobernen (Stahl-
ftich. 2lud) fyitx benüfcen rair bie r»ou Vollmer herausgegebene
ßorrefpoubens (Schillers mit (Sotta, um einen (Sinblicf in ba§
©ntftehen unb SBerbeu biefeä £afd)enbuch3, foraeit eS ftch auf
3>IIuftrationen bejieljt, su gerainnen.
CSotta fdjreibt au ©chilier am 13. Oftober 97: „3n
ber Anlage bin ich fo frei, 3h rer d xan ©entahlin ben erften
fertigen Samentalenber 51t fenben, fie rairb bie ©üte haben,
i(;n unter meinen* beften Empfehlungen als ein &t'\ä)tn meiner
tiefen Verehrung anzunehmen. SBäre ich 3ti<fyntx vom Xitel*
fupfer geraefen, }o ^ätte ihr 33üb bteS gieren müffen, benu
rao ftnbct man häusliche Xugenben fchöner vereinigt? — Qd)
bin begierig, roaS 3h re li e & e 5 rau öon biefem ^jkobuft ur=
teilet." 25aS Xitelfupfer gu biefem erften Jahrgang ift t»ou
(Satel unb fteQt eine gamtliengruppe ror: einen jungen
9Jknn, ber im rechten tat ein HeineS ftinb trägt unb
mit ber linfen eine junge grau umfa&t. (SS ift herzlich fehlest
geftodjen, beffer ftnb bie anbern fecf)S Hupfer r>ou ^ßerfcel
in ber 2lrt beS (Shoboroiecft unb bie Mütter t»on b' Sirgent
unb Harber.
Sie folgenben jraei Jahrgänge enthalten raieber Hupfer
von benfelben Hünftlern, ohne befonberen fünftlerifchen Söert.
(Srft ber Halenber r»on 1801 hat raieber etroaS, raorüber bie
Horrefponbenj graifcljen (Eotta unb Öoetlje Sluffchlufc giebt.
Sort finben ftch bie Harrifaturen ber böfen SBeiber, roelchc
©oethe kommentierte.
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— 195 —
Serfelbe fdjreibt am 9. 3uli 1800 au ßotta: „Bit er*
galten in ber ^Beilage bcu flehten 9luffafc über bie Tupfer,
iä) hätte geioünfcht, baß berfelbe fetterer, geiftreidfjer unb
unterhaltenber geioorben wäre, inbeffen läßt ftdf) eine 2lu3*
füf)rung nicht roie man roünfcht, Ietften, toenn bie 2lrbett gu
einer beftuumten $t\t fertig fein foH. pflöge, biefe fei auch
geraten toie fie null, toenigftenS ber 3toecf erreicht werben,
ben unangenehmen ©tnbruef ber fünfte einigermaßen abju*
jtumpfen." ßotta hatte bie Uebung ju ben meift im oorauS
angefertigten Tupfern, erft nachträglich einen paffenben £eft
ju fud&en, toa$ ihm nicht immer gelang. Slußer ben $arri*
faturen enthält baS £afcf)enbuch nodb einen (SocluS, „bie
^auptepochen be3 menf etlichen Sebent", darüber äußert fidt)
Schiller in einem Briefe an CSotla oom 25. September 1800 :
„Dem 2>amenfalenber roünfche ich ba$ befteGHücf; roaS man
and) gegen bie Tupfer eintoenben mag, fo erregen fie bodj SWeu*
ßier burch if)re Wanmgfaltigfeit; unter ben oorberen Tupfern
(geftochen oon £eß in SM'tffelborf) befinben fidt> recht artige, ob*
gleich in allen ber ©ebanfe 4eer unb trtoial ift."
2>a3 £afdf)eubudf) oon 1802 enthält in punktierter Lanier
11 Tupfer aus ber grieefnfehen Sage, 1803 ein Xitelbilb oon
ÄKtfch, geftochen oon ^ip§ unb (J Xoilettenfcenen von Gatel.
3m Slalenber von 180-t erfcheinen bann erftmalS 3 e i<hnungen
von Schief, oon welchen in feinen Briefen in bie §eimat
öftere (Srroähnung geflieht. 1805 enthält Tupfer oon &ip3
unb SJtener, nach 3"<hnungen oon Gatel unb Söädjter.
3m £afchenbuch oon 1806 finben mir auch fct)on bie
«rften iQoljfchmtte biefer lange oernachläffigten ßunft. SMefe
^oljfchnitte finb eingeführt burch einen g|fut3 über bie gort*
fchritte biefer Xeclmif in (Snglanb unb SDeutfchlaub, toorauS
mir folgenbeS entnehmen.
„Die SBrüber 33 e n> i cf , Slnberfon unb anbere gefchiefte
unb mechanifch fleißige §ol$fchneiber in (Snglanb haben ihrer
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$unft baburdfj einen neuen unerwarteten Umfdfjroung gegeben,
ba& fie, um bie ßraft ber Haltung 5U uerftärfen, unb bie
bunfeln Sofalfarben 311 erhalten, ganj bunfle s Jiäume anlegten,
bie nur mit roetfjen ©tridjen aufgehellt unb belebt mürben.
So mürben fie (Srfinber ober roemgftenS 2lu$btlber einer neuen
burdf) Üftieblidftfeit unb föellbunfel bem 3(uge ungemein roof)l=
gefälligen Lanier, ^enn bie ältere, btSfjer überall geübte
2lrt, ftdj faft immer nur einer S^nung mögltdjtft ju na^en
fucf)te, mo mit fdjroaqen Strichen auf mei&em Rapier fdf)raf=
fiert ift, fo gleiten menigftenS in ben Sdjattenpariten bie
neuen englifdf)en goljfc^nitte meljr folgen 3eid>nungen, mo
ba3 Sd)mar3e mit s £>ei& aufgellt ift. $ei ber alten Lanier
(am aüe$ auf bie bis jefct 3U ben §arteften &aarftridf)eu ab«
geftufte Sauberfeit ber Linien an, unb barin l;at ^rofeffor
itnger in Berlin, feinen greunben unb ber ftunfi §u früf) ent^
riffen, fid) allgemeinen Beifall erraorben. Mtfyx mit ben
neueften englifd^en^anbgriffen metteifernb unb in ben Sdjatten^
Partien auf £eflbunfel I)inarbeitenb, fjat © u b i bie Äunft be£
s }>ublifum3 5U geminnen geroufjt. 2)a& iljm bie 00m Könige
geftiftete unb oon Unger juerft betteibete ^profefforefteHe be£
&ol3fdf)nitt3 bei ber berliner 2lfabemie ber fünfte erteilt mürbe,
mar geretf)te 9lnerfenmtug feinet rüf)mlidjen Strebend jur
ÜMfommenljeit; — jur 53eftimmung ber ©renken, bie unfere
^oljfd^neibefunft nidjt ofjne großen 9iad)teil überfdjreiten barf,
roerben bie beiben 23eifpiele (Ijiftorifd&e @cene unb Sanbfdfjaft)
jebem fadfjfunbigen 23efd)auer bie lef)rreidf)fte Veranlagung
barbieten. — 2lber ba£ erfte ©efefc aller £unftoerfudf)e ift,
feine Sdfjranfen 31t fenneu. $ie3 mu& ftclj oo^üglidf) ber
ßünftler im ©olsfcf^nitt empfohlen fein laffen, bamit ifjm nid&t
im oergeblidjen Wetteifer mit bem £upferfkdf)er ber treffe
ltd)e $unftritf)ter in ben s J>ropt;läen (I. 2, @. 167) 3uruft:
man fönnte btdf) bem Trompeter oergleidjjen, ber auf feinem
^nftrument ben glötenfpieler nadfjafjmen will. — Qmmer roirb
— 197 —
bie &auptbefttmmung biefer $unft in zierlichen gormfdjmtten
311 äu&eren ©infaffungen unb Verzierungen befielen. Sie
tonnen, roie manche SBerfe früherer italienifcher Äünftler, mit
mehreren Stöcfen gebrueft, ju bem lieblichften, roaS bie ber
wahren Äunft bienenbe 3ofe, bie SDeforation, erfdjaffen fann,
ohne peinliche 2hiftrengung erhoben werben. (Sinen 23en>ei£
giebt ber gleichfalls von ©ubifc gelieferte Umfdjlag biefeS
£afdf)enbuch$.''
2>er Jahrgang 1807 enthielt 12 ßompofitionen, betitelt:
„SDer Sonntag von zum 3ahrhunberten", r>on 3J?abome igenrn
in Berlin, ber „Sochter, Äunft* unb ©eifteSerbin be$ unoer*
geglichen (Shobonnecfi", geftodjen vonßenne. £te$ünftlerin
wählte jur lebenbigen Verfinnltchung i^rcS ©egenftanbs baS
Sonntagäleben einer angefefjenen 93ürgerfamilie in einer 9ieft»
ben§ 5U Anfang beS achtzehnten unb bann nueber ju Anfang
be£ neunzehnten QahrhunbertS. ($3 finb intereffante Hultur*
bilber ganj nach SCrt be3 (Shoboroiecfi, nur in mobernerem
Schnitt. 2Bir fefjen im erften Vilb ben Sonntag borgen
bargefteflt; rote bie gamilie ihre 2ftorgenanbacht hält, baneben
Zum Vergleich, bie moberne 2>ame noch im Vette liegenb, mit
einer fieftüre in ber &anb, roährenb bie 3ofe bie Sdfjofolabe
reicht. 3m zweiten Vilb fet)en roir auf beiben S)arfteHungen
eine ftirdje, roo gerabe ber fonntäglichc ©otteäbienft gehalten
wirb; bie eine ift mit anbächtigen Suhöreru gefüllt, bie anbere
moberne, faft leer. £a£ brüte Vilb jeigt bie <Qau$frau in
ber ^üche mit ihrer Softer, um noch bie lefcte prüfenbe
§aub an bie von ber Köchin vorbereitete 9)fahlzett ju legen,
wäljrenb bie moberne oerbilbete $)ame einem gelehrten Vor*
trag anwohnt.
3)a3 vierte SBilb ift bem Sonntag Nachmittag geroibmet.
3m alten &au£ ift eine Etamengefeüfdjaft beim ßaffee, von
ber Tochter bei &aufe3 bebient. £)ie neue 3^it roirb reprä=
fentiert burch ein opulente^ 2)iner am Spätnachmittag unb
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jwar auSfdjjlie&lid) &errengefeüfdfjaft. SaS nädfrfte SBilb jeigt
bie Slbenbbeluftigungen bcr gamilie; in ber alten 3 e ^ wirb
ein einfadfjer Spaziergang burdf)«! Hornfelb gemalt, bie 9ieu*
Seit beluftigt fidj in einem öffentlichen Öartenlofal in großer
©cfeüfd^aft. ©in fo frof) nnb in jebem Söetrarfjt jroedmäfcig
burcfylebter Sag üerbient burdf) ein traulid)e3 s ilbenbmat)l ge-
franst $u werben, ("ffitr folgen f)ier ber (S'rflärung.) Sie
gute <Qau£frau f)at beim &etmgel)en von ber Slbenbpromenabe
mit iljrem (Styfymn bei einem alten greunbe etngefprodfjen,
unb bie fjerjltdje (Sinlabung, baS 3lbenbbrob bei tym ju effen,
nid()t au8fdf)lagen fönnen. Sie finb eben r»om Sifd) aufge=
ftanben unb nehmen 2lbfdf)ieb, um fidfj nacf) £au£ 31t begeben-
Sie görmltd&fett be$ 2tbfdf)ieb3 tfjut l)ier ber ^erglid^feit feineu
Slbbrudj. Ser Äoutraft btefer Scene mit ber, meldte im* im
©egenftücf aufgestellt wirb, ift mof)l beS ^^t^^raumö eine*
ganjen 3af)rlmnbert3 wert. Senn man roerfe nun auch §u guter
lefct einen üBlicf auf« Qefet eineä neumobifdf)en The dansant,
roo man fidt> gerabe um bie Stunbe erft oerfammelte, wo unfere
guten ©rofjelteru gu Anfang be£ uorigen $af)rf)unbert3 tf)r : ba&
malte ©ott, $>ater u. f. w. in iljrem :)ütl)efämmerd(jen beteten.
Unfere gütige Same fömmt eben mit il)rem ©emaljl unb
Sod&ter im ^erfammlungSjimmer au unb wirb r»on bem
&errn be£ <gaufe3 mit einem inbrünftigen &anbfu& empfangen.
1808 füfjrt fdf)on gang in bie mobeme töunft über, burd>
bie Scenen aus ber Künftlerroelt nadEj s J)?eiftern ber fran=
jöftfdfjen Schule. Sann roieber ^idfmungeu non&etfdfj unb-
Sd&id unb ftolsfcfmitte r»on ©ubifc. Sie folgenben 5llma-
nadfje (äffen ben Verfaß ber Äunfi nad^ bem Stur$ be3 (S'm-
pireä redjt beuttid; erfenuen. Sie 9itepenl)aufen3*) finb redrt
langmeilig. .Seit 1814 fommen bann audf) 9kd;bilbungen
flafftfdjer Silber nadf) ßorreggio, 9iapf)ael, Sitian u. f. ro.
*) 5ra«3 unb 3of)anne8 fttepenfjauien in föom, befaimt burd)
if)rc 3öuftrattoncn 31t Horner.
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1816 braute ein franjöfiföe* £itelfupfer unb jroei Tupfer
nad) 3etdj)nungen von 9JJabemoifeu*e 9Rager, „£ie glüd*
lidf)e unb unglütflidje Butter".
(5£ Reifet in ber (Srflärung: w 51Bir fommen nun an Sßto*
bufte ber neueren Äunp unb §n»at juerfl au jroet ©emälbe,
welche oor etlichen Sauren auf ber Sßarifer ßunftauSftellung
allgemeinen ^Beifall fanben. Sie uerbienen aih äBerfe eiltet
grauenjimmerS boppelte SBerüdfidbtigung unb wenn fie weniger
auf ben (Sf)arafter ber (*rf)abenDeit Slnfprüd&e machen fönnen,
fo müffen wir itjnen bod) einräumen, baß ba§ rein Wemüt*
Iidt}e mit ungemein öiel (Smpfmbung unb 3 art ^ e ^ burcfjge*
fü^rt unb ber (£ffeft nad) ber glüdlicf)ften 23eredf)nung ge=
wä^lt ift. (£$ fd)eint übrigen«, baß bie neuere 3*tt weit
meljr nad) bem (Sffeft ober nad) beut fogenannten, bie Sinne
beftedjenben Sßifanten ringt als bie ältere. Unfere großen
$orfal)ren ueruadjläffigten biefeS Hilfsmittel efjer, als baß
fie eS mitkam gefugt hätten, oermutlicf) weil fie ben s JSert
eines Äunfiroerf* nur in bie 2Bal)rf)eit, ben SluSbrurf unb in
bie s ^oüenbung jebeS einzelnen £eüS festen; baS 3wfäÜia,e
aber nid)t t;erauSf)eben wollten."
1817 erfdfjeinen nod) einmal 3eidjnung?n »on 3ßäd)t er.
3>ie 3a&rgänge ber jwanjiger Qafjre jeidmen fid) burd; fdf)ledf)te
tnpograpfjifdje 2luSftattung befonberS aus, bie legten 3af)r*
gänge 1828—30 in größerem gormat, erboten fid) wieber
burdf) bie Seigabe ber mobernen englifdjen Stat)lftidj>e.
(Sine SBefpredfjung beS Xafd()enbudf)$ pro 1828 im
£itteraturblatt sunt s i)torgenblatt oon 1827, giebt eine s Hor=
ftellung, wie bie $>erlagSljanblung ftetS bemüht mar, etroaS
9JeueS 311 bringen unb fidf) fofort audf) alle Neuerungen im
SUuftrationSwefen anzueignen. „i&er überhaupt über ben
23üdjjerfd)wall , ber unS alljäfjrlid) überflutet, nidjt alle (*r=
innerung au baS s ^erfloffene oerloren Ijat, weiß, baß baS oon
ber 3- Ö. (Sottafdfjen SBudfjfjanblung früher erfdjiencne £afdf)en=
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— 200 -
bud) für Tanten, in mehr als 15 3abrgängen, beS ^reiS*
würbigen oteleS enthält, fiter gab ©oetbe guerft ein 23rudj*
ftücf feiner Söanberjabre. fiier fpenbete Qean tyaui oft aus
ber güfle feiner ^umoriftifd^en SMlbermelt imb öilberjagb.
2lber eS würbe ber SBerlagSbanblung immer fernerer, bei
bem Sturme, ber oon fo otelen anbern Herausgebern unb
Verlegern auf bie wenigen fttiäflet unb Rupferftedjer oon
erprobter Tüchtigkeit gemacht mürbe, Silber ^erbeijuf Raffen,
bie ihr genügten. s JJ2an fennt ja bie $alfograpf)ifd)en $)rang*
fale unb ^erjweiflungSlttaneien aller XafcbenbucbberauSgeber.
£arum trat fte lieber ganj jurüd. s JJeu erfd&eint aber roieber
baSfelbe Tafdfjenbucb für tarnen fürs $abr 1828 in Der*
jüngter ^racbt unb fierrlidjfeit, in gormat, £ru<f unb Rapier
untabelbaft, mit wenigen aber gewichtigen Beiträgen bidf)tenber
unb er$ä'blenber 3)arftelhmgen auSgeflattet, unb — wie eS
fdfjon baS Titelblatt anfünbigt — mit jebn eng lifo) en
.Siupfern. Unb wenn man irgenb etwas einen glücflidfjen
gunb nennen frmn, fo ift es biefer. Unfer wacferer unb feine
Unternehmungen ftetS oerftänbig berecbnenber SanbSmann
Leiermann in Bonbon, aus einem wanbernben <Sattlerburfcben
oon Scfmeeberg im fäcbfifcben örjgebirge unb bann aus einem
SBagnergef eilen in Trüffel gu einem ber erften &onboner $unft*
bänbler emporgemaebfen unb jefct burd) wohlgeratene ©ohne
fein ©efcf)äft bis nacb Dftinbien unb nach 9fte£ico erftretfenb,
bat oor fed&S Qabren, wie befannt, guerft baS beutfebe £afdfjen*
buebwefen an bie Xbemfe oerpflanjt. (Sein Forget me not ge=
wann fogleid) bie©unft ber frönen fentimentalen ^ritimten imb
faub balb herüber ju uns nad; 2>eutfcblanb feinen 3öeg."
2luf?er biefem S)amenfalenber erfebien bann auch baS
befannte Tafcbenbudf) für ©artenfreunbe mit ben bübfeben
fiobenbeimer 2lnfid&ten oon 1795-1798 nadj Zeichnungen
oon fieibelof f. 2)ie folgenben 3abrgänge brachten bübfebe
Entwürfe 51t Sanbhäufern unb ©artenbeforationen oon Tb 0Us
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ret unb JUinSfr), bann aud) frcmbe berühmte ©arten jur
3infdf)auung.
$)ie $ttn3ft)fd()ett ©adjen finb ade fefjr roirfungSooltges
ftodfjen unb perraten einen in ber franjöfifd&en (Sd^ulc ge*
bitbeten Seidener, Sie £(jouretfdf)en öntroürfe finb jumeift
von Sutten Ijof er, einige audf) t)on 6 et) ff er geftod&en.
©in großartigem Unternehmen (SottaS war baS $ßerf
über ben Kölner Som von ©ulpifc öoiffer^e, „(58 giebt bei
un3 nodfj fein ^radjtroerf, ba<S biefem ben s Jiang ftreitig madfjen
fann, unb felbft granaofen unb ©nglänber werben baSfetbe
mit iljren fettenften unb erften SBerfen fonfurrieren laffen
muffen", f treibt diavv in feinem Hunftberidfjt für 1822.
6, Soifferee gewann baju Stuttgarter Äünftter unb jroar
3unäcf)ft 2>utten(jof er. „Wt ben fjiefigen ^upferfted^ern Ijabe
tdj große Wifyt gehabt," fcr>retbt 23oifferee au§ Stuttgart am
21. Sluguft 1810, „fie motten mdfjt mit ber Sprache fjerauS,
ma£ bie platten foften fönnten, weil fie fold&e Arbeiten nie
gemacht, unb bergleidjen auf bem feften ßanb ganj unbe=
fannt feien. 2lm aflerjä^eften mar ber alte Füller; mit
feinem 6ofm fjabe tdj fjeute fdfjon jum brittenmal uerf)anbelt.
(Heftern fjörte idf) twn S)utten^ofer, ber ein fefjr brauer
£anbfd£)aft3ftedf)er fein foll, eine oerftänblidf)e ^Beurteilung unb
£a£e. 2)od) vox ädern muß icf) mit (Sotta im reinen fein.
i)iavv braute mir ben ginanjminifter öraf ÜJJanbelSlol), ber
in feiner Jyreube über bie Sdfjönfjeit ber 3etdf)nungen mit bem
$orfdfjlag IjerauSrücf te , fie ber Königin ju jeigen, bie aU
englifdfje $rinaeffin eine große Vorliebe für ba3 ©ottfd&e fjabe.
3fa 2)uttenf)of er f)abe idt> eine f)errlid)e 33efanntfdf)aft ge*
madjt, er f)at mir feine Arbeiten gejeigt, bie in ifyrer 2lrt
red&t fdjjön finb. Ser gute Storni ift gehörig toüt für bie
Sadfje unb feine grau faft noef) toller; er bat fidf) menigftenS
brei &auptblätter ju machen aus." — 3" einem fpäteren
Briefe fdfjreibt er, bie Königin f)ätte eine große $reube
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— 202 —
an ben 3ei<$nungen gehabt, bic fie lebhaft an SBittbfor
erinnerten.
<5ti)on 1811 fonnte 2)uttenr;ofer ben crfien 2lbbmcf an
Boifferee fluiden, bod; erft 1819 erfdfjien ba3 erfte §eft.
„SDuttenrjofer Ejat audf) bie jroeite grofje platte gu bent 2)om*
roerf oonMn geenbigt," fd^reibt 9iapp im britten SBürttenu
bergifdr)en ^afjrbudj 1820/21, „unb mit fetner beä beutfd&ert
gleifeeä würbigen Arbeit nor bem Ijofjen Tribunal ber ^arifer
flunftrid&ter aufcerorbentlid&eS £ob unb felbft Berounbernna.
geerntet. Qu $ari3 intereffierte man ftcf) fo trjätig für bac>
Unternehmen, bafe bie Slfabemie einen Sag (21. Oft. 1820)
anberaumte, roo ba£ 2öerf vorgelegt rcerben foHte. §err
Ouatremere*be s Quinci) führte ben ^orfifc in ber <5ifcung unb
[teilte ben ^erfaffer cor."
günf gan§ tjorjüglid^e beutfdfje 3^i^ner unb brei ober
oier ber erften beutfcfjen ftupferftedjer fyaben baran teil ge*
nommen, Reifet e3 in bem 9iappfdfjen ßunftberid&t oom Qarjr
1822, ber 9ieft wirb von ben geübteften ^arifer ßünftlern
bearbeitet unb t>er SDrud ber platten fomo^l aU beS £erje&
in ^aris beforgt roerben, weit uns nod) bie ^reffen baju
fehlen. 1823 ift baS Söerf t-oHenbet mit 20 tafeln, eä
foftete 120 fl. auf ^elin unb 150 fl. auf df)inefifcf)em Rapier,
©päter erfcfjieneu nod; 9iad)träge.
gaft gleichzeitig mit bem ilölner S)omroerr" erfdjienen
©au£ 2)enfmäler von 9tubien, gleichfalls im größten golio*
format in 12 heften, aber auSfdjliefjlidj von ^arifer Äiinft-
lern geftodjen. <5d)on früher, 1818, verlegte (Sotta ba3 2Berf
von (Sngelfjarbt über bie §errab von l'anbsberg, bereu 2Mlber=
(Eobe£ leiber bei ber Belagerung von Strasburg ju ©runbe
gegangen ift. 1820 unb bie folgenben3faf)re erfd)ienen ©uteu*
fotju unb ftnappS S)eittmäler cfjriftlicfjer Religion vom 4. bis
13. Qaljrfjunbert, bann bie Monumenti etruschi oon gran=
ceäco 3ngf)irami, Horner nadjj Slntifeu gejeid^net von Sttfcf)*
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— 203 —
bein. Qefet begannen aud; bie 3fl u ft ra ti° neu 5 U ©<$iHer$
33aßaben von i)ie&fd(j: ber ®ang nadjj bem ©ifenfyammer
1823, ber Äampf mit bem Srad&en 1824, Umriffe 3n öoet()e&
Sauf) 1828, ba$u fam fpäter nodfj 1833 ^ßegafuS im 3od>
unb ba3 Sieb oon ber ©lode in 43 blättern. 2lm ßnbe ber
jtoanjiger Qa^re erfdfjien audf) ein Panorama oon Stuttgart
in Steinbrucf unb weitere ar^äotogifd^e SBerfe: ©erfmrbS
antife Sitbmerfe unb 3 a $*3 Sßanbgemälbe oon Pompeji,
bann bie grofje Söefdjrctbung ber ©tabt dlom ooif ^platner
unb Sunfen 1830-42, $f)onoalbfen3 hieran b er ^ug 1835,
SöoiffereeS £enfmale ber SBaufunft am s Jiieberr!jein oom 7.
MS 13. Qa^unbert 1831 ff.
2)er (Sib von Berber, mit :Kanb$eidfmungen oon 6. 9?eu*
reutfjer 1838, mar ba3 erfte iüuftrterte Driginalroerf ber
beutfdf)en £npograpf)ie; benn toaä bisher an beutfdjen 23üdf)ern
mit <QoIsfd()nitten oor^anbeu mar, ging nid)t über ba£ WxtttU
mä&ige ^inauS, e3 raaren meift £ol$fd)mtte oon franjöftfdjett
unb englifdfjen Verlegern entlehnt. 3m oorliegenben SBerf
ift ba# tnpograpfyifdje Unternehmen roie bie fünftlerifdfje @r*
finbung oötlig bcutfct); nur gur 2lusfül)rung ber &ol3fd)nitte
mufjten nodfj englifd&e Rünftler btenen, ba bie beutfdjen no<$
ntdf)t genug auf einen fo 3arten unb leisten Vortrag mie bie
}{eureuti)erf(f)en s Jiaub§eidf)nungen eingeübt maren. Sin s ^rad^t-
titet in arabifdfjem ©efdfjmad eröffnet ba£ 2£erf. 2)te £itel*
budjftaben f)eben fidt> auf einem reidfjöeqierten Ztvviä) ab, '
über toeldfjem SImorinen fdjjreibenb, ruf)enb, fingenb unb tont*
pfenb (Spiel treiben. Unterhalb öffnet fidO ein mit SlriegS*
tropljäen aller 2lrt gefrönter Sogen, burd) meldten bie 3fa*
fid^t auf eine blüfjenbe 2anbf<$aft fidjtbar mirb, bie um
krümmer alter $ett unb oergangener ©röfje ben immer jugenb*
ücfjen grüfyling toedt. 3 eoe ^ oer mer 23üd(jer ^at mieber einen
s ^rad^ttitet, bie ^auptlinien ber Sdfjrift auf reidjer Blumen*
arabeäfe, barunter eine eiufad&e, aber f)ödf)ft gefcfjmadoolle
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— 204 —
£rop§äenarabe*fe als Vignette. $te übrigen 23ilberr>eraier*
ungen fyat ber Münftter an bic Anfänge ber SRomanjen ge=
fe&t, unb teil« als Vignetten unb ^ianbjeidfjnungen, teils als
SlrabeSfenoerjierungen befjanbelt, in meldte bie 2lnfangSbud^
ftaben mit aufgenommen finb. £efctere finb bur^gängig ein=
faef), meift ganj offen gejetd&net, um ein SBerbinbungSglieb
5tutfcf)en bem SDrucf unb ber 3ei$mmg ^ bilben. 2)te giguren
unb lanbfd(jaftltd)en ftompofitionen finb ooH £eben unb fpredfjen
<uif* £reffenbfte ben nebenftefjenben £ej;t au«.
9)tit größtem Sobe, fo fepefet ber SKejenfent im beutfdfjen
Äunftblatt, mu& aber aud) bes SDrudfö ermähnt werben, ber
in ber (Sottafdjen Dffijin in Stuttgart fo gefd&idft beforgt
morben ift, bafj er bem in ben fcr)önften englifdjjen unb fran*
3öjifd&cn ^olsfcfmittroerfen an bie (Seite tritt. — SDer beutfd&e
^Qoljfcfmittbrncf mar bi^Jjer in bem 2fta&e einförmig, unrein
unb tonlos, bafe fetbft bie englifdfjen unb franjöfifdjen ^0(3=
ftöcfe, bie bei uns abgebrueft mürben, sum teil i^re Sßtrfung
oerloren. &ier pnben mir jum erftenmal einen reinen, fräf*
tigen unb gut abgetonten 3>rudf.
lieber bie ^erbienfte (SottaS §ur (Sinfüfjrung ber fiitfjo*
$rapf)ie in Württemberg mirb in einem fpäteren Kapitel bie
9iebe fein.
2)er übrige Stuttgarter Shmftoerlag biefer 3eit ift nidf)t
fcebeutenb. SBei ^öfflunb erfdfjten fd&on im Qaljr 1804 (Stutt-
gart mit feiner ua^en ©egenb nadf) ber 9totur als ^ano*
rama in Ilmriffen mit 12 Tupfern, $ei Steinfopf baS
Xafd^enbud^ für grauenjimmer 1799 unb 1800 mit Tupfern
oon (Sfjoboroiedfi, ßüffuer unb b'3lrgent unb fjerauS--
gegeben oon Dieuffer, bort finben fidt> bie erften QHuftra*
tionen |U WaQenftein oon tfüffner.
3n &etlbroim batte ber bortige Senator 5larl Sang,
Sidjjter unb Äunftfreunb, im 3af)r 1797 eine 5lrt $unftoer=
lag errietet, meinem er ben tarnen gab: „SdEjroäbifdfjeS
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— 205 —
3nbuftrte'(Somptoit", ba3 fdfjon Teufel empfiehlt. Xoxt er-
fcfyienen einige präd&tige 2Ilmana<f)e mit Tupfern von Gf)obo*
miecfi, ßüffner u. a.; audfj Diele populäre naturroiffenfdfjaft*
lid&e Schriften: Söanberungen in bie Xempel&aÜen ber s Jktur
1808 u. brgl. &ang l)at felbft rattert, 5. 23. 9kdf)bUbungen
fd)öner ©egenben in ber s Jtälje von &eilbronu, ge^eid^net von
©auermann 1795.
Umriffe ju TOormalbfenä SBerfen erfdf)ienen 1829
bei ©ebrüber granf, unb bei (Sdfjulä bie SSerfe (SanoüaS
in Umriffen. Sei 9toft in SubroigSburg erfdfjeint 1806 ba£
Sßürttembergifdje £afcf)enbudf) für greunbe nnb greunbinneu
beS s Haterlanbe§ mit 5 Tupfern unb einer s J)Jufifbeilage. £ie
Tupfer bringen fjübfdfje 2lnftcf)ten be3 l'ubroiggburger Sfyiofc
garteuS. (Srroäljnt feien audf) nodj bie für bamalige $t\t faft
t>erein$elnb ftefyenbeu Arbeiten beS ©münber ;}eid)enlef)rer&
3of). Sebatb Saumeifter, welcher in ben Qa^ren 1805
unb 1808 bie $o§emtaufenbenfmäler in fcorcj fjerauägab unb
fpäter 1819 and) bie gamilienbilbniffe ber öo^enjollern.
3of>ann griebridf) (Sbner, bi£ 178G SDtreftor beä mit
bem fyerjoglidfjen 3Baifenf)au3 in ^ubnngSburg uerbunbenen
ÄünftUrinftttutS, worin junge £eute, befonbers audf) im Qn--
tereffe ber f)er$oglidfjen ^orjedanfabrif , mit welcher e£ in
^erbinbung ftanb, im geidjjnen, SKobeÜteren u. f. ro. unter«
richtet mürben, grünbete in Stuttgart eine Jtunftyanblung,
bie balb burd& raftCofe Tljätigfeit unb SadtfenntniS einen
großen 2luffcf)roung nafym. 2>a3 ©efcfjäftälofal mar urfprüng*
lidfj gegenüber ber Stiftäfirdfje , roo jefct ber ©aftfjof jur
alten $oft ift, fpäter rourbe e$ in 9ir. 29 ber ßonigSfirafee
oerfegt, e3 mar bie§ baS mittlere ber brei benfroürbigen
Käufer, meiere bie ftönigSfirafje, gegenüber bem $8a§ar, fo
fef;r verengten unb in ben Sauren 1827—29 abgebrochen
mürben. 2>a3 befanntefte jener Käufer mar ba3 ^rälat ©rie*
fmgerfd&e, über roelcf)e£ id) auS Briefen oon §aug an WlaU
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— 206 —
tl)iffon bic nadf)folgenben Meinte entnehme, roeldje fidfj auf ben
2lbbrud) biefe3 &aufe$ besiegen.
16. 3uti 1828:
„(Sdjon tanjcn bic 3**0*1 munter,
iöou öriefingcrS £aufe herunter;
. Mein man Ijattc mit «ot&,*>
£em Sonberling TOüt> nnb 9?ot,
$er fein Eigentum lang Dermeigerte.
£od) tft nun, moüen mir fjoffen,
©in foldjer ftontraft getroffen,
$afe Don jebem ÜUMttclgebftu
3)ie ftönigäftrafce frei,
Unb bon unten ju übcrfef)auen tft
SMS oben, mag frattlid) traun tft."
3lnt 1. Sunt 1813 übergab 3o6. %v. ebner ba3 @e*
fd&äft feinem (Sohlte ®eorg, ber e3 in unueranberter 2Beife
fortführte. (Sbner erwarb noef) ben $pla(3 tjtnter feinem
,<Qaufe an ber neu regulierten ©trafeenlinie unb liefe
fid) burdb ben Cberbaurat ®rofe ein präd&tigeS &au* er*
bauen, roeldjeä r»on nun an ber Si§ be3 ©efdjäftä blieb.
$m 9iooember 1848 rourbe eine 3J?ufifaüenr)artbIung bamit
Derbunben, unb im Quli 1854 übernahm ber ©ofjn ßbuarb
t*a§> ©efd)äft. s JJad) Skrfauf be£ elterltdjen &aufe3 rourbe
bic ^unft^anblung 1872 liquibiert unb nur ba8 s Jftuftfgefd)äft
in ber ©tjmitafium^ftrafee 11 roeitergefüfyrt.
2>on ljot)em ^ntereffe ift ber alte (Sbnerfdje ^unftoerlag,
ade bie prädjtigen Sadjen, jefet ein Stolj ber ©ammler, t)er*
banft man bem rührigen Dianne, er mar e3, roeld&er fd>on
im Qaljre 1800 ba£ erfte (Stuttgarter Slbreftbudj Ijerauägab
unb bann folgte eine Weifte 2Sürttembergita3, teils 2lnfidjten
*) 2Ber biefer Söott) mar, tonnte id) nidjt in ©rfarjrung bringen,
nacr) JpartmannS (Sljronif üon Stuttgart mürbe baB ©bnerfdje §au3
fct)on 1827 abgebrochen , im Safyx 1811 mar cä nod) im 8efl| be&
^rofefforS ©Iben.
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— 207 —
oon Stuttgart unb Umgebung, unb beä ganjen Lanbeä, teil*
gotgen oon £rad)ten, Militär, ^orträtä ber Regenten, ^ferbe*
ftüde, harten von Söürttemberg unb SBaben, bleute von Stutt*
$art u. f. ro. 2öir nennen fpejiell bie Xnfuftteit oon (Stuttgart
von §eibeloff, geftocr)en oon 9tilfon, bie Stuttgarter
2lnfichten, ge§eid)net unb lithographiert r»on Imming er,
Heller, D6ad), Wagner, SBölfflcunb anberen, unb bie
gjofee Serie fleiner folorierter 2lnftd)ten be$ ganjen SanbeS,
roeld;e in Lieferungen & 12 üBlatt erfd&ienen finb. £)ann bie
12 93latt mürttembergifche ^oiU gebraute oon s ^flug in
23tberad) unb bie £>olf£tracr)ten oon (L Reibet off, geftoetjen
oon s JHlfon. SDaS loürttembergifche Militär unter ßönig
griebrid) oon Seele, 12 $latt in ^ntperialfolio. 2lbbtl--
bungen mürttembergifcher ©eftütepferbe, gezeichnet oon Hunj,
unb lithographiert oon @ dem a n tt»9l l e ff o n. Slbbilöungen
iämtücr)er Regenten oon SBürttemberg, 15 iölatt flein golio
mit £ert oon s ^faff. SluBerbent erfdjiencn im ©bnerfd)eu
Verlag eine dkityz von 5tupferftid)en unb Lithographien, meift
religiöfen 3nf)alt^ , worunter ich nur °t e meitoerbreiteteu
Blätter QohanneS oon £ominid)tno, lithographiert oon £üft*
ner, unb Slpoll unter ben Birten nach Schirf, lithographiert
oon 6. Sct)mibt, h^oorheben möchte.
3u Anfang ber oierjiger Qafjre grünbeteu 2llb. ©bner*)
unb ftarl Seubert eine $ertag3bucf)hanblung, toeldje balb
ju bebeutenbem 9fatf gelangte, ^unäctjft mar e$ bie fteraua*
gäbe beS bekannten unb meitoerbreiteteu $unftatlaffe£ „2)enf=
mäler ber ftunft", herausgegeben oon Dr. ©uhl, Ä. £>oit
unb 3. SaSpar in Berlin, melcher erftmatö ben ganzen ©nt=
mitflung^gang ber ftunft in überftd)tlid;er 3»f^mmenftellung
$ur 2)arftellung brachte. S)a3 SBerf mar mit 3 33änben 1853
ootlenbet, bann folgte noch unter LübfeS ftebaftion ein oierter
*) (Sin ©of>n bc8 Lithographen S^ari (Sbner unb iUeffe be8
tfunfthanbler« ©eorg.
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— 208 —
SBanb, welcher bcr neueren ilunft gemibmet war. SDaran an*
fd^liegenb erfd^ten bann auch eine neue, erftmal« ittuftrierte
Auflage oon ßugler« ßunftgefchichte mit $olafchnitten unb
eine ganje s Jiei^e anberer funjlgefchichtlicher SBerfe, von welchen
wir nur nennen: ^KettbergS „Dürnbergs ßunftleben", igetbe*
(off unb Setsbarth« „Slunft be3 Mittelalter« in Schwaben",
bie „Mittelalterlichen ßunftbenfmale be3 öfterreichtfehen Äaifer*
ftaatä", herausgegeben oon §eiber unb (Sitelberger, ßuglerä
©efd)i<hte ber Sautiraft, Müller« 5lünftlerterjfon, (Saoebaä
©ef dachte ber Saubinft in Spanien, §arlefe plaftifdje 2tna*
tomte u. f. w. 21u<h baS beutfehe ßunftblatt fam im Sahr
1858 in ben (Sbnerfcfjen Verlag, leiber blieb biefer prächtig
au«geftattete 23anb ber einjige unb jugleich ber lefcte be« oon
ba an eingegangenen ftunftblatt«. £er Verleger ^atte feine 9ted^
nung babei nicht gefunben unb bie Schlu&roorte be« &erau«*
geber« g. (SggerS: „Somit foHten mir benfen, ba§ bie
jefcige Einrichtung geeignet ift, bem Horben unb Süben oon
$eutfd)lanb gleite Gelegenheit jur Vertretung im blatte unb
jur Teilnahme an unfern 23eftrebungen §u geben", tyabtn
fid) ntd)t beftätigt. 2(el)nlich ging e« mit anbern Unternef) 5
mungen be« Verlags ; ba« fo fchön begonnene 2$erf über bie
ftunftbenfmäler Schwaben« brachte e« nur ju ein paar £tefe=
rungen. (£« ift felbftoerftänblich, bafe bie $erlag«hanblung
mit einer galten Weihe oon tfupferftechern, Lithographen unb
^olsfdjneibern fidr) in Verbinbung fefcte; befonberS mar e«
jefct aber ber ^olgfchnitt, welcher neu auflebte unb in ber
Stnftalt oon Xllgatet unb Siegle }it einer bis bahin
nicht geahnten Voüenbung gelangte. 2£ir müffen e« un«
oerfagen, weiter auf biefe« ©ebiet einzugehen, nur ein Meifter
biefe« Sache« foU noch genannt werben, e« ift ber Tupfer*
ftecher 2lug. $et« (geb. 1810 ju Stuttgart, f baf. 26. 91oo.
1884), welcher burch feine 9tod&fti<$e oon SDürer« $afftott
fich einen bebeulenben Warnen gemacht hat.
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— 209 —
©df)liefelid(j muffen mir audf) nodf) beS großen SßerlagS*
gcfd^äftö üon ©buarb fiallberger gebenfen, roeld&er in bcn
fündiger Sauren burdfj Verausgabe ittuftrierter Seitfc^rtften
3U einem SBeltruf gelangte. 3unädf)ft mar eS bie „3flu*
ftrierte 2Belt", roeldf)e erftmals 1853 erfdfu'en unb in wenigen
3a()ren eine Auflage von 150 OOO (Sremplaren erlebte, baran
fdf)lo&en fid& balb aud) ber Verlag oon ifluftrierten tyxafyU
werfen an, eS rourbe eine eigene jrolograpfufdje 9lnftalt
errietet unb baS 3a^r 1858 braute als neues Unternehmen,
baS immer nod& Ijeröorragenbfte unb bebeutenbfte Verlag**
objeft, „lieber Sanb unb s Jtteer", rebigiert von ^acflänber
unb Dr. 3oöer. SBenn no<f) bie Qttuflrierte SBelt oorjugS*
roeife mit ©rjeugniffen auSlänbifdfjer, f)auptfädf)lid& franjöfifdjjer
Öolgfd^nitte gefdfjmücft mar, fo f)at lieber £anb unb 9)ieer
ftdf) baoon emansipiert unb bradfjte größtenteils Original*
arbeiten if)rer Spejialartiften. 3 U ben liebenSroürbigften
3eidf)nern gehörte befonberS ©uftau (Slofc (geb. &u ©tutt*
gart 1840, f 1870), beffen poefieooHe Sanbfd^aftSbilber ben
§allbergerfcf)en BerlagSroerfen einen befonberen SReij wrletf)en.
üBereinSmcfcn.
eUfd^aftlid^e Bereinigungen, roo fidf) Äünftler unb
äÄännet ber Sßiffenfdfjaft fanben, roaren faum oorfyanben,
f abreibt §acflänber im Vornan feines SebenS. Unb erft im
Cftober 1843 mürbe bie ©rünbung einer ©efellfd^aft be*
fdf)loffen, bie teils aus $ünftlern, (Sd^riftfteüern unb ©e*
lehrten, anbernteils aus gefreiten beuten jebeS nur mög=
lidfjen ©tanbeS befielen foHte. Qu bt» e r f* en Beratungen
&ogen mir bie 3)Jaler $arl fturfc, Füller unb duftige
bei, unb ba bie <5a<$e lebhaften Slnflang faub, aua; alles
SBarf), Stuttgarter flunft. 14
— 210 —
aus ben oben genannten Greifen e3 fid) &ur @f)re regnete,
biefer ©efeüfcfjaft beizutreten, fo roar fte balbigft fonftttuiert
unb trat, it)re roöd&entlid&en ©t&ungen im (Safe Sttarquarbt
fjaltenb, tnSi'eben. ©egltebert unb äufammengefefct roar fte
roofjl roie nie eine äfntlidfje; fie ^ic§ bie „©locfe", ^roteftor
roar ber Äronprinj , ber ben Sifcungen faft regelmäßig an*
roofnate, als ©locfenmeifter fungierte ber ^rin§ §ugo von
§o§en(o^e^£ erringen; bie Beamten gießen: ber Spred&er,
2Utgefelfe, Jammer, ÜMantel, Seil unb Sd&roengel, Strang
unb Qunfer, ber Sdfjafcmetfter Klingelbeutel u. f. ro. £>te
übrigen Mitglieber ©locf engiefjer , unter benen neben allem,
roa§ in Malerei, 2)td()tfunft, 2lrdf)iteftur unb fonft mit 2lus*
jeid^nung genannt rourbe, fidj audf) ©raf SBil^elm von 2Bürttem=
berg, ©raf SReipperg, Saron Staubenfjeim, ©eneral Dtupplut,
Söaron oom &0I3, ©raf £aube, Söaron §ügel u. a., WliU
glieber ber beften Käufer be3 Slbete, bie fidfj für ßunft unb
Söiffenfdfjaft intereffieren, foroie fjod&gefteHte Beamte befanben.
Stets 5ur Eröffnung ber 2lrbeit rourbe baS ©lotfenlieb ge*
fungen, roeld&eS £ifjt fomponiert furtte, unb baS mit ben
SBorten begann:
„fceil unferet ÖHocfe, §eil,
§eil Jammer, Hantel, Seil,
^ctl unferer ©locfe $eil!"
nötigen 3*^« gab ber SJleifter oermittelft einer
großen ©lodfe, bie von ber Secfe fjerab hing, unb rourben
biefe Seiten, roo e£ nötig roar, oermittelft fleiner ©locfen
in ber fianb jebeS SflitgliebS erroibert. £er erfte Paragraph
ber ©ef eUf d^aftSf afeitngen f)ie&: „ber Sroecf ber ©efettfefjaft
ift: gefellige Unterhaltung unb gegenseitige Mitteilung litte*
rarifdfjer unb artiftifdfjer Arbeiten, gür jebe Sifcung rourbe
abroedjjfelnb oon ben s J)litgliebern ein ^rotofod geführt, roa$
nad& unb nadjj eine intereffante, launige unb teilroeife audf)
Ijöd&ft geiftreidfje tyxonit bilbete. SDaju ^atte jeber baS 9iedf)t
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— 211 —
unb bie Verpflichtung, burdfj Vortrag über Erlebte*, forme
au£ tüiffcnfdtpaft(id;en unb fünftlerifchen (Gebieten jur Seiet)*
rung unb Unterhaltung bie fogeuannte ©locfenfpeife beip*
tragen. $ie 2Mer Brauten Sftföen unb Betonungen, häufig
auch bie bamalS fo beliebten ftarrifaturen , h^ptfächlich
©locfenmitglieber barftellenb, von benen ftdrp balb eine grofee
3ln§at)l oortreffliö) gelungener in ben Stoppen anfammelten.
Ungefähr ein Qahr nach bem @ntftet)en ber ©efellfchaft baute
biefelbe auf Slftien ein eigene* &ofal im fiofe beS (Safe 2JJar*
quarbt, beftehenb aus einem geräumigen Saale, beffen ge*
wölbte $ede nach 9lrt alter ©locfenftuben fonftruiert mar.
2lu3 biefer ©efeüfchaft ging nun im 3at)r 1850 bie
ßünftlergefeflfchaft „SBergroerf" t)eroor mit gang ähnlichen
Stenbenjen. §acflänber übernahm ben Vorftfc als Sergmeifter
unb führte biefes 3lmt 15 3at)re lang mit großem ©efdfjicf
unb ©efehmaef, fo bafe ber herein nicht allein bie Stuttgarter
©rö&en auf fixere ober längere &t\t an ftch 30g, fonbern
auch bie meiften berühmten ©äfte, meldte bie Sdfjroabenhaupt;
ftabt berührten, in feinen Äreis 50g.
3ur Einführung ber ©efellfd&aft in bie Deffentlic^feit
erf^ien im Scfm)äbifcf)en hierfür ein Serid^t, bem mir
folgenbeS entnehmen.
„63 mar ein glücklicher ©ebanfe, nidfjt allein bie foge*
nannten lulbenben fünfte, fonbern auch ^oefte, 2ttuftf unb
Schaufptel mit in ben £rei* §u jic^en. So muteten burd;
bie bunU 3)knnigfaltigfeit ber gönnen, in benen bie t>er=
fd&iebenen fünfte nrirfen, nicht nur bie gefeöigeu unb geiftigen
©enüffe erhöht, fonbern auch burdfj bie Erkenntnis ir)re8 ge*
meinfamen Stammet unb ihrer 2öe$felbejiet)ungen bie $ro*
bufte jeber einzelnen ßunftthätigfett burdfj förbernbe 2öinfe
immer mehr üerooüfommnet werben. 2öie biefeS geiftige 3u 5
fammenmirfen allfeitig anregt unb belebt, roie Scanner, bie
im SDienfte unb ber pflege ber ßunft ergraut, fidt> in ber
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Segeifterung biefes roedjfelieitigen Wetteifers Derjüngen, ba*
hat fdjon bas erfte Sereinsjahr gezeigt. Tae Sergroert
ift nach ben barin oertretenen fech$ fünften in fe<h$ 3 e< $ cn
eingeteilt, beren Aufgabe e3 ifit, gemeinfam au« ben Sd&adfjten
beS ®eifte$ bie Stufen eblen 3Hetafl<l ju Sage förbent.
2)er herein foü ein gememfdjaftlkfjer §u roetteifembem, geiftigem
Staffen begeifternber s J)fittelpunft für bie ^iejtgen ftünftler,
ein gaftlicher ©ammelplafc für frembe werben, jeber heimifchen
ftunfttl)ättgfeit $u erfolgreicher Sßirffamfeit bie $anb bieten
unb nach jeber Sejiehung förbemb auf ba$ oaterlänbifche
Hunftleben einroirfen. £er herein beftfct bereits aufjer pla-
ftifd^en Arbeiten, Dichtungen unb mufifalifdjen Äompofttionen,
ein reifes Sllbum von &anb$eichnungen unb Aquarellen ber
SHitglieber, forme von ©äften, aus welchen allen feiner &it
eine Slumenlefe ju oeranftalten unb foldfje ber Ceffentltchfett
ju übergeben beabftdfjtigt roirb." tiefer ^pian ift meinet
SBiffenS nicht jur Ausführung gelangt.
3m 3at)r 1852 begann bie ©efettfd^aft mit $arftellung
t)on lebenben Silbern im f. §oftf)eater. 2)ie erfie Aufführung
fanb am 20. 3)iär§ ftatt unb beftanb aus einem (SucluS von
12 Silbern, welche ben (Snttmtflungggang ber flunftgefdfjidfjte
in ir)ren fcauptpertoben barftellen follte. $er Reinertrag mar
für wohltätige ^roedfe beftimmt. SDie Silber fanben grojsen
SBetfaOL $)en Prolog fpradfj Söroe, üon bilbenben ^ünftlern
waren beteiligt bie Saumeifter Seins unb 2Wau<h, ber Silb*
Ijauer Söagner, bie s J)taler duftige, ßurfc, Meters,
&erbtle, 6chmtbt unb tfornbeef, ben muftfaltfd&en £eil
leitete £inbpamtner.
21m 12. April 1853 fam eine (weite Aufführung lebenoer
Silber jur 2>arfteHung. £en Reigen eröffnete nach einem
von Süroe gebichteten unb gefprod&enen ^rolog eine alle*
gortfebe Tarfteflung be$ SergroerfS unb jeigte Rübe5at)l mit
ben ©eftalten ber fecbS cdjrocfterfünfte ober 3edfjen unb einer
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— 213 —
Sd)ar arbeitenber @nomen — ein fe^r finnig jufammen*
gefteßte« SBilb oon duftige. 9ta$ biefer Einleitung folgten
jtoölf $arftettungen au« ber djriftlidfjen ßunftperiobe, um=
faffenb beren ganje Malier oon 1400 bi$ auf bie ^ieujeit.
(Sie roaren nad) oier Schulen ber beutfcf)en, italienifdfjen,
nieberlänbifcfjen unb franjöfifd&en georbnet unb jebe berfelbeu
burdjj brei dfjarafteriftifdfje ^robufte repräsentiert. So faf)
man au« ber beutfdjen Schule ben Slaubeurer &ocf)altar unb
ein Silb au« bem Seben Flavia» von 51. SMirer. 5Dic ita=
lienifdfje Sdjulc mar bargeftellt burdfj ein 33tlb oon gilippo
£ippi, „Verurteilung be« $etru« unb ^ßaulu«" in ber $ar=
meliterfirdje 51t glorenj unb bie Himmelfahrt Sttariä oon
Xiji an; von ben 9lieberlänbern gab man bie Anbetung ber
Könige oon van&yd unb bie Hinberfdjjule oon Cftabe. 9tu«
ber frau$öftfd(jen Sdfjule brachte ^ouffin eine« feiner beften
Silber, „^Hebeffa am Brunnen", ©reu je feine „£orfbraut"
unb Selarodje feinen reiben unb großartigen „$ünftler=
olptp". 2lufeerbem würbe noä) bargeftellt (Sanooa« @rab=
monument ber ßT^erjogin ©Oriftine unb be ßetjfer« „9Jkter
Pentling".
3m Qafjr 1856 oeranftaltete bie ®efeHfd&aft eine 2lu«=
fteßung oon ©emälben com granffurter ßunftoerem im Slönig
oon (Snglanb. Vertreten maren unter anberen: Sldfjenbaclj,
SDecamp«, (Sljaoet, ©übe, (Souturier, bie granffurter Surger
unb Mmvl 9)?. v. Sc^roinb u. f. to.
3ln 2tu«|Mungen roaren überhaupt bie fünfziger Qafjre
fefjr reich, ein günftige« 3 e *^ cn f i,r Stufleben ber ftunft
in Stuttgart. 1855 fteHte ber polnifdfje in gtorenj lebenbe
3Kaler Soratin«ty feine 2öerfe au«, 1857 fal) man bie
Sdfnrmerfd&eu Sanbfd;aften , Wloxty v. Sd&roinb« ßaifer
^iubolpf) unb $ofeebue« tfampf an ber Xeufel«brücfe, 1858
oerfteigerte 2t. SBagner eine größere Slnjafjt feiner ©emälbe,
1859 mar eine 2lu«ftellung oon Sd)i(Ierbilbern , bie 5lu«=
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— 214 —
flefluug beä Bilbeä uon Braufewetter, Honig m%axb III.
u. brgl. mehr.
$a$ Bergwerf ^atte audj im Sahr 1857 bic Beran*
ftaltungen $ur jweiten allgemeinen Äünftleroerfammlung in
roürbeooller äBeife geleitet. 5Die Si&ungeu fanben im Stäube*
faal flatt unb würben präfibtert uon ben Herren ^rofeffor
^eliffier aus &anau, Seufce, 2)üfjelborf, <germ. Becfer,
3>üffelborf, le&terer als Schriftführer. Bon (Stuttgarter
Herren waren nod; weiter belegiert, Dr. 3olIer unb ^rofefjor
duftige, ber lefctere begrüßte bie Berfammlung in ber ifjm
eigenen von §umor gewürgten SBeife. 2ln bie Beratungen
fdjlofeen ftdj geßH^feiten aller 2lrt an; gunädjft eine gahrt
auf bie Solitube, wofelbft im großen SHittelfaal ein folenneg
gefteffen arrangiert war. £ag$ barauf befugte man ba*
Bolföfeft in Cannftatt, weites bamatö bmd) ben Befud) ber
beiben Haifer oon granfreid) unb 9iufelanb eine befonberS
glänsenbe SBethe erhielt. $er Slbenb oereinigte bie Säfte
wieber im Bergwerffaal beä fiotel« sum Hönig oon (5ng=
lanb. „&ier faf) mau nun ba$ Bergmerf in feiner gangen
Entfaltung. s Jiing$ um bie Xifdje fafeen öie knappen in
ihrem Äoftüm. $>ie gähnen waren aufgerichtet, bie £ran$*
parente brannten, bitten im 3immer oon einem Wibe$al)l
bewacht, lagen jmei golbene mit Blumengeminben gezierte
gäffer, welche oerfchtebenfarbigeS (Betränf enthielten unb her*
gaben. £>ann erhob fid) ber Cberfieiger (fiofrat igacflänber)
unb liefe „anfahren", b. f). eröffnete mittelft §ammerfd)lägen
unb djarafteriftifdjem Sdjlufeoerfe bie Stfcung, weldje* auf
ebenfo originelle 9lrt erwibert würbe. £)ann würben bie
©äfie, bie fidj ben Bergwerföleuten angereiht rjatten, ebenfo
herzlich begrüßt, als burdj gehaltoolle unb launige Sieben,
namentlich oon Seiten ber Herren gebor £öroe, Q. ©. gifdjer,
Xf>- Herner, §offd)aufpteler ©erftel u. a. erfreut. @ineu nicht
geringen Beitrag gur Unterhaltung leiftete bie muftfalifdje
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3edje, foroohl burch ihre ©olovorträge als au<h burch bie
SBunbeSlieber , bic ebenfo dfjarafteriftifch gebietet unb fom*
poniert, als unter ber Begleitung ber Lämmer vorgetragen.
(Sin foldfjeS £ieb rourbe audfj angeftimmt, als Der Dberfteiger
einen gacfeljug anorbnete, ber baS Einfahren oerfinnlidfjenb,
in ber 2öeife ausgeführt nmrbe, bafe alle bie ©äfte bereit
gelegte SöachSferjen anzubeten unb unter bem Abfingen be£
VergwerfSliebS einen feierlichen Umgug gelten. Unter ben
humoriflifchen Sachen erfreute befonberS ber burch mimifd^e
2)arfteHung begleitete Vortrag eine* SKuderliebe« von Jgerrn
©erftel, welches in Sejug auf ßomif baS Vorjüglichfie ge*
uannt werben mufj, roaS ftdj berartigeS benfen lä&t. $ie
fonftigen mufifalifchen ©enüffe beroiefen, ba& ba* öergroerf
detail ju £age ju förbern unb in bie ©timtne ju legen roeifj.
&err Sttaler SßeterS fprach gleichfalls in hnmoriftifcher äöeife
über baS Verhältnis ber Äünftler 51t ben ^uuftoereinen. (Sc
verglich fie mit einem (Sljepaar unb f Gilberte im SBilbe blei*
benb, i^re Qfyt als eine glücflid&e, wenn auch nicht von ben
Heilten Unebenheiten, roeldje ein foldfjeS Verhältnis barbietet
burchauS uerfdjonte."
2lm legten VerfammlungStag enbeten bie vorbereiteten
©enüffe noch in einem herrlichen Schlu&atforb. 2)a3 gemein*
fchaftlidfje (Sffen mürbe im &otel 3)krquarbt eingenommen.
Unter ben wenigen Dieben 3eidfjnete fidfj ein mit jQerjlichfeit
auSgefprochener &inbticf auf bie nächfte Verfammlnng in
München burch ben ©rggiefeer g. t). Miller aus. >Dann
mürbe folgenbeS von duftige gebidfjteteS £afellteb gefungen:
2ßa8 fommt ba Dom 3ttaine, oon @lbc unb Wfjein,
S3on $)onau unb 3far gebogen?
2118 iuäre ba brausen bie (Srbe ^u Hein,
äommt alle» sunt frcunbltajen Stuttgart herein
Sflfaf bantpfenben 2Bagen geflogen!
Unb toenn 3^8 erfragt bei »1t unb bei Sung:
$a8 ift — $eutfa)lanb8 Äünftlerberfamntelung!
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— 216 —
2öei ftfct in bcm ftattliajen Saale im Sheiä,
SDtU ernften, bebad)tigen Lienen?
$a fifcet ber Jüngling, ber 2Rann unb ber ©rei»,
Unb jeglid)er rebet, fo gut er eS weife,
Ter Slunft, bie er liebet 311 bienen!
Unb fragt 3§x, wer ba fo rebet unb fd)afft?
2)a« ift — 3)eutfd)lanb§ tagenbe S^ünftlerfc^aft !
Unb bort um bie 2i|*d)e, fo gaftlid) gebeefr,
2Ber fneipt fo gemütlich unb frörjlicf)?
©8 werben Xoaft auf Xoafte geljeeft,
(£3 munbet ber Söein, bie 2J?a^Ijeit fie idjmecft,
Unb alle» ift freubig unb feiig!
Unb wenn 3^'* «fraget, fo fjört 3f)r fürwahr:
$a« ift — ^eutfajlanb« luftige ftfinftlerfdjar!
Unb finb bie brei £age mit warferem SJhtt,
Scftanben in ©rnft unb in (Sajeraen!
Sann stehen fie heimwärts unb fdjwenfeu beu £mt,
Unb brüefen bie §anb ficf> sunt 2lbfd)ieb gut,
Unb galten etuanber im Jperaenl
Unb WaS ftd) aufv 2Bieberfef)eu freuet aufSSafyr:
2)a8 ift — 2)eutfcf)(anb8 tagenbe Äünftlerföar!
$aum war man biä $u ben grüßten gekommen, al* es
3eit war, auf bie ©überburg sieben, reo ber tfünftler*
»erfammluug oon feiten ber ©tabtgemeinbe (Stuttgart eine
<gerbftfeier ueranftaltet war. £ie ©ilberburg ift ein ber
$tofeutnigefellfdjaft gehöriger ©arten, ber auf einem £ügel
uor ber ©tabt gelegen, ringsum bie reijenbfte 2lu$fid)t auf
bie Umgegenb gemährt. 2lber eine nod) fd&önere gewährte
er jefct innerhalb feiner wof) (gehaltenen Einlagen. £eun
mitten unter feinen Blumen geigten fidfj uiet fd)önc unb an*
mutige tarnen, oon ber SJlännerroelt baljin geleitet unb beu
fjcrjlidjen Empfang erljöl)enb, ben ber $err Stabtfd)ult(Ki&
r». ©utbrob an ber ©pi£e ber Vertreter ber ©tabt ben ein-
tretenben ©äften ju teil werben liefe. Sann waren im ©rünen
lange tafeln gebeeft, auf wetzen ber überreife &erbft feine
grüßte unb gaftlidje grauenljanb ben buftigen bampfenben
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— 217 —
Kaffee gebellt fjatten. 3Rie roarb liebe ©abe liebenSioürbiger
borgeboten. s ]Jton fonnte an allem erfreuen, an Slumen
unb Süften, an Trauben unb Sein. Mit fjaben mir fernere
Trauben gefel)en. SBeldj)' einen fü&en alten 9tecfanoein
fdjenften unä bie SBäter ber Stabt ein! — 3Wan tafelte im
freien unb brinnen in ben blumenbefjangenen Sälen. s 3)ton
fang unb f)örte fingen; au3 ben ßränjen be3 &erbfte8 tönten
bie (Sfyöre be« Stuttgarter £ieberfranje$. $a1)ixt\ü)t %xinh
fpriidje fällten brinnen unb braufeen. Unter bem s !sorau3=
gang ber 2Jtuftf rourbe in bunter s Jteü)e ein Umgang burdj
bie (Härten gemalt. SU* eä bunfler tourbe, oertoanbelte ein
fjerrlidf)e§ geuertoerf bie Scene in toaljrfjafte 3 a ubergärten,
unb bann, um bie 8uft ju frönen, ging'3 in ben Saal jum
£anj, ber baS S^uberfeft fröljlidfj befd&lofj.
(58 ift wofyi niemanb, ber ben lieben Stuttgartern nid&t
mit greuben jugeftanben, bafj fie roiffen, eä toofjl §u madfjen.
3m folgenben $a1)x, 1858, fanb roteber eine 33orftelIung
lebenber Silber ftatt. 2>argeftellt mürben bie oerfd&iebenen fünfte
unb 3toar alä erfteS 8(Ib bie 9JJufif, burdfj bie $)arfteüung oon
■öfojart* 2lpotf)eofe oon güfjrtdf), mit Prolog oon &ötoe;
jioeite« 23ilt> bie ^ßoefie nadj einem ©emäl&e von Sdfjtotnb,
Prolog oon Dr. Dotter; brüten« bie Sd&aufptelfunft nadf)
einer Slompofttion von duftige, Prolog oon fiöroe; oterte«
SBtlb 23ilbf)auerfunft, repräsentiert burdfj Sabina oon Stein*
bad) nad) einer Stompofition oon gellner, ^rolog oon XI).
ferner; fünfte« 23ilb bie 33aufunft, barfteflenb bie örunb*
fteinlegung be$ Ulmer fünfter«, nad& Seidfmung oon gellner,
Prolog oon Dr. Dotter, unb fec^^teö 33ilb bie Malerei,
repräfentiert burd) 2llbredf)t 2)ürer in beliebig, fomponiert
unb mit ^rolog begleitet oon duftige.
Hnlä&lid) ber elften SBerfammlung beutfd&er Slrdfjitefteu
unb Ingenieure am 23.-26. September beäfelben QafjreS,
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— 218 —
mar e8 triebet ba$ Sergwerf unter bem Sßorfifc oon Sein*,
meldjeS ben fremben ©äften in bem bamalä neu fertiggeftellten
Serger SRineralbab ein prädjtigeä fteft gab. Aud) bie ©tabt
Stuttgart ^atte roieber bie (Silberburg ju einer «Qulbigung
für bie au$ allen ©auen tyerbeigeftrömteu Sautedjnifer aus*
erforen. 2lu3 ben Serfjanblungen fei nod) hervorgehoben,
bafj ber SanbeSfonferoator &a&ler*) über mürttembergifd)e
Saubenhnäler, öübfdj aus Startende über ben altdjriftlidjen
©til unb s &oigt au3 Sraunfdjroeig über bie -äftöglidjfeit in
unferer Seit einen eigentümltdjen Sauftil §u fd>affen, fpra^
bie er in ber Slnroenbung be* ©ifenä $u finben glaubte, $ie
$er§anblungen leitete Saurat Dreymann**) unb ^rofeffor
5t n ob lau d) au$ Serlin.
3m s Jfooember 184.J fonftituierte ftd) ber ^ürttem*
bergifdje 31 Ite r tum 3 u e r e i n, roeldjer fid) bie Aufgabe
fteHte, bie im fianbe fo saf)lreid) oor^anbenen 2>enfmäler au£
bem Mittelalter unb früheren Seiten 5U erhalten, i^re Stennt*
nis ju förbern unb burd) Ausgrabungen, ber nod) unter ber
fdjüfcenben &ütte beä SobenS verborgenen altgermanifd&cn
unb römtfdjen Altertümer, fold)e an ba3 £age3lid)t ju förbern,
51t fammeln unb abjubilben.
35er herein, an beffen Sptfce ber ©raf 2BUf)elm oon
Württemberg ftonb, ^atte ba§ ©lüd, fdjon im barauffolgenben
3a^re 442 2flttglieber ju ääf)len, barunter bie angefef)enften
©elef>rten ber 9fefiben$, dürften, Stanbe£f)erren unb 2lbelige.
Unter ben ©eleljrten mar e$ befonberä SMfgang ÜWenjel,
ber feine £fjätigfeit bem herein roibmete. 2)ie Topographen
^ßaulu« unb Würrich, roooon fid) befonberS ber erftere einen
bebeutenben tarnen als Slrdjäologe erroorben fjatte, leiteten
*) 2)a$ ßanbeMonferbatorium ttmrbc eben in biefem 3af)re
errietet.
**) ©. 21. «rettmann, Sßrofeffor am ^oltotec&ntfum, f 17. Hug.
1859. SBrgl. @dm>. 3tterfur 1859 ©. 1293.
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— 219 —
mit Wentel bie Ausgrabungen beS Vereins, burdfj weld&e man
gleich in bcn erften Sauren g<wj überrafdfjenbe Erfolge er=
5ielt ^atte. föören mir barüber OTcnjel in feinen $enfnnirbig=
feiten, roeldje Shifeeidlmungen and) baburdfj unfer ^ntereffe
erregen, roeil fie feigen, melden regen Anteil ßönig 2Bil§elm
an ben SBeftrebungen beS Vereins naljm unb baburrf) gleich
fam bem 2öerf eine ^ö^ere SBei^e gab.
„9ta<ijbem icfj im Qafjr 1846 bie großen Ausgrabungen
am Serge £upfen (bei Dberfladfjt) unternommen §atte, wollte
ber ßönig bie gunbe fef)en, ber 2lu£fdf)u& beS Altertums*
üereinS empfing ifjn im äSeteittftlofaf, ber alten £egion£faferne.
Qdfj mufete bem ßöntg jum güfjrer bienen unb ijjm alles er=
Haren. AIS er bie breiten @ifenfdf)roerter fal), bie mein greunb
SDürricf) unb idf) aus alemanmfdfjen ©räbern mitgebracht Ijatten,
griff er barnacf) unb fagte: Af)a bas finb s J{ömerfd^roerter !
3aroo^l, ■2)?ajeftät / rief ein $err, ber bem £ofe ange-
hörte, unb jupfte midfj leife, bafe idt) nifyt n)iberfpre($en fottte.
$er ßönig aber t)attc fdfjon bemerft, bafe idf) nidfjt feiner
Meinung fei, unb frug mid^. 3dfj fjolte i$m nun ein edf)tee
Mömerfdfjroert ^erbei unb geigte ifjm, wie fefjr fidfj baSfelbe,
(urj, bicf unb von (Sq, üom beutfdfjen Sdjjmert untcrfct)eibe,
meldte« lang, bünn, aber breit, groeifd^neibig unb von ©ifen
mar, roe^alb man ein fo breites Sdfjroert Spaten nannte,
ba noch jefct baS Sdfjroert in Statten unb Spanien spada,
in granfreidfj epee Reifet. &iefe ^Belehrung na^m ber ßönig
fefjr gut auf, befaf) fidr) alles genau, frug nach allem , blieb
anbertfjalb Stunben unb banfte mir juni Abfd&ieb aufs freunb*
lichfte, inbem er einen fdfjarfen 23licf auf ben gereiften uor=
nehmen £errn warf unb fagte: SBenn ich foldfje Sammlungen
anfe^e, lerne ich gern etroaS 9ieueS unb miß burd&auS nid)t,
bafj man mir fdfjmeid&le, idf) müfcte von voxn herein fd&on
alles roiffen. Sßenige SBod^en nad^^er liefe midf) ber ftönig
abermals in baS Sofal beS AltertumSoereinS befdfjeiben, um
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— 220 —
meine gunbe audfj feiner £od)ter (Sophie, Königin ber SHieber-
lanbe ju jeigen. (£r begleitete btefelbe. 3Me Königin inter*
effterte fid) befonberS für bie Totenföpfe nnb ©ertppe, bie
wir t>on Dberflad&t mitgebracht unb bie idf) äße eigenfjäubtg
t>om 6<$lamm gereinigt unb mieber jufammengefefet ^atte,
wie fie bann in SdfjäbeU unb ßnodfjenlebre r»iele flenntttiffe
befafe unb fidj bauor nid&t efelte."
£amit finb wir etwas tief in ba3 ardf)äologifcbe ©ebiet
gelaugt, wir wollen aber ben l'efer baburdf) entfdfjäbigen, baft
wir jefct and) bie fünfllerifdt)e ^ätigfeit be3 Vereins tytvoT*
Ijeben, bie alle $Beadf)tung üerbienr. Unter ben bamalS in
$eutfdf)lanb beftefjenben Vereinen war ber württembergifd&e
5lItertum«oerein ber erftc unb wof)l au<$ ber einjige, welcher
feinen s J>ublifationen baburdf), ba& ba3 §auptgewuf)t auf gro&e
Slbbütmngen gelegt würbe, einen fünftlerid&en 2öert üerlie^.
$iefe Slbbilbungen befdfjränften fidfj aber nidjjt blofe auf 2Uter=
tümer im engeren Sinne beä 2$ort£, fonbern auf württem*
bergifd&e ßunftbenfmale überhaupt. 2113 erfteS Slatt erfdfnen
ber ^od^altar in ber &errgott£firdf)e $u (Teglingen, gejeid&net
0011 ©. (5. Sßilber in Nürnberg, bem warmen greunbe unb
^ere^rer altbeutfd&er Jlunfi, geftodf>en von 21. ©nautf), bem
gefdjicften l'itOograpfjen, Sßater be$ befannten genialen 2lrdf)i=
teften unb $ireftor3 ber Nürnberger «Runftgemerbefd&ule.
$on berfelben &anb nadfj 3et<ljnungen (Sbuarb &erbtle£
fameu audf) bie frönen $ontur$eidfjnungen ber Württemberg^
fcfjeu ftrafenftanbbüber in ber ©tift^firdt)e in Stuttgart.
Spezielle Seidener be3 Vereins waren ©. (5 ber lein
aus Nürnberg unb gellner au§ granffurt a. Tl. @ber=
lein, ein Sdjüler &eibeloff£, war bamals vom ©rafen 2Bil*
fjelm uon Württemberg berufen, für fein Sd;lof$ £i<$tenflein
©emälbe aufzuführen. §r war ein ütteifter in ber $ar*
fteüung altbeutfd&er Saubenfmale unb befonberS beren Drna=
mentif. ^m üerbanfte ber herein bie frönen S^nungen
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— 221 —
be$ ©rabbenfmalä (Sitel griebrid^S oon 3olIern, be$ f>l. ©rabs
ju Reutlingen, be3 römifdfjen 9)2ofaif6obenö $u Rotttoeil, ber
Söalberid&Sfapelle ju 9)htrrf)arbt, be<8 RofenfranabübS ju SEBeiU
f)eim u. be3 ©teinljaufeS $u &eim3l)eim unb ber alematt«
nifdieu ©räberfuube oon Dberflad&t. gellner jeid^nete ju
biefer ^ublifation einige f)übfcf)e Vignetten, toie audj öen
Entwurf für ba£ anfpredfjenbe SBereinäbiplom ; über i^n laffen
mir roieber SKenael fpredfjen: „Sefjr gefd^icft war ber f leine
Maler Kellner, ber oon Münzen nad) feiner s l>aterftabt
granffurt a. jurücf reifen wollte, unterwegs in (Stuttgart
ftdfj ein paar £age unb nod) ein paar £age, ein paar 2Bo<$en,
ein paar Monate, enbltdfj ein 3al)r auffielt, aber immer nur
unterwegs unb auf bem (Sprunge, feine Reife nad) granf*
furt fortjufefcen. <5o blieb er 25 $af)re in Stuttgart ofjne
Slnftellung, mit Silbern unb me^r nodf) mit ^eicfmungen
befd)äftigt. (Sr gehörte ber Mündfjener fjiftorifdjen Schule an,
bie idfj wegen i&rer langen, immer gar ju ernften unb gar
tu fel)r auf SBebeutung 2Infprudfj madjenben giguren, mit
ifyren fofetten Slpoftelbärten, mit bem loyalen Slugenauffdjjlag
ifjrer ^ßferbeföpfe 2c. nidfjt redfjt leiben mochte. 5lber gellner
befafi auSgejeidfmete äenntniffe in 3Baffen unb ftoftümen be£
Mittelalters. SBir toirften mehrere Qaljre §ufammen im
württembergtfdfjen SlltertumSoerein. (Sr war aber f)ifcig unb
überwarf fidfj balb mit Sßrofeffor M au cf), bem 2Ird(jiteften,
ber fel)r ftolj toar unb faum eine anbere Meinung gelten liefe,
als bie feine, gel In er f)atte oiele Eigenheiten, behielt immer
biefelbe SBofjnung bei unb oerüefj fie oft in Monaten nidfjt.
$ann fonnte man tyn mieber allabenblidf) fünf ©tunben lang
auf einem glecf in bem nämlidfjen SBierljaufe fificn feljen,
monatelang, bis iljm etwas in bie Quere fam unb er in ein
anbereS 50g. greunblidje Mahnungen, er fdfjabe bei biefer
&ebenSweife feiner ©efunbljeit, Ralfen ntd&ts. @r fafj oor
Slutbrang immer glüfjenb rot aus, was ifm bei einer intetti*
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genten ©efidf)täbilbung unb langen blonben paaren bem, ber
i^n nur einmal gefefjen, unoerge&lidfj madjjte. @r ftarb nodfj
in ben beften 3Kanne^ja^ren unb liefe ftdfj auf bem malerifd&en
Äird&tjof in fangen, von mo man ba3 9terfartf)al fiberfdfjaut,
begraben."
$erein3ardf)iteft mar ber ©otifer S3et$bartf), u>el<$ei*
bie frönen Blätter, Sibtftuljl ju Sttaulbronn unb ben 3)iarft=
brunnen ju Urad) lieferte, ©rroctynt feien nodf) ber SRaler
0 b a d), mein oerefjrter l'efjrer, 3Weifter im Sanbfd&aftjetdfjnen,
aud) al£ Sit^ograpf) t&ätig, bann ber gef<f)icfte fiityograpf)
geberer, ber .\plograpI) £>ei3, bie ßupferftedfjer $)er*
tinger unb ©ugeler, bie Sttaler fierbtle unb&. Äurfc,
bie ßunftbruefer s J)Jalte, Äüftner unb $aifdf), alle biefe
Jlünftler fachte ber herein ju befd&äftigen unb natym bamit
einen roefentlidfjen Anteil an bem gortfdfjritt unb ber 33lüte
ber grapf)ifd(jen fünfte Stuttgarts in ben weniger unb fünf*
äiger 3a^ren. Qd; ermähne nur eine für biefe 3^it (1856)
ganj auSgejeidjnete ^eiftuug im garbenbrud, eine $opie ber
OMaSgemälbe im (Sl)or ber <5tift3firdf>e ju Bübingen, au$ge*
flirrt tum SB. ©. 33 a i f d). ©rfdjeinen ber großen golio*
Ijefte mar eine £f)at, bie pdf) faum ein anberer, von ben oielen
bamalS gegrünbeten beutfd)en 2Utertum$t>ereinen geftatten
fonnte. Sie mürben allgemein mit grojjer Spmpatfjte auf*
genommen unb von ben bebeutenbften $unftgelef)rten, an beren
©pifce ftugler fianb, mit §od&adf)tung befprodfjen. £eiber Ijatte
ba$ regelmäßige (Srfd&einen biefer 3afjre3f)efte nur furjen 2Je=
ftanb, ba$ üerfjängniSuoüe Qafjr 1848 madfjte einen ©tridf)
buref) bie ^Hedfjnung, bie SWitglieberlifte be£ SßereinS erhielt
einen gewaltigen ©to&, fo bafj oon 542 im Qaljr 1847 am
ßnbe ber fünfziger 3af)re nur nodfj 339 9ttitglieberbeiträge
5ur Verfügung ftanben, abgefeljen von ben größeren <Sub*
uentionen ber fgl. gamilie unb einzelner begüterter ftreunbe
be3 Vereins.
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— 223 —
Jaft gleidfoeitig mit bem 2lltertum£t)erein würbe ber
herein für Saufunbe gegrünbet, welker fdjon ein paar
Safjre früher unter bem tarnen ^art^enon im ftiQen er>
ftierte; ©rünber waren bie Herren (Sfcel unb &ein3, ba=
mai$ f<f)on gefeierte Stallten. $)er erftere mar in bemfelben
$at)re, erfi 31 Qaljre alt, als SÖaurat in ben ©taatSbienft
getreten unb entwarf bas württembergifd&e ©tfenba^nnefe,
£ein3, 1840 Don $ari§ jurütfgefeOrt, wibmete fid& gunä^ft
bem s J>riuatbau unb beftanb im 3af>r 1843 ba$ «Staatsexamen.
2>er herein fyat ben3we<f: „gortbilbung im gadfje ber •
Söauhmft, neben SBegrünbung eines gefettigen, freunbfdjaft*
ltdr)en Ser&ftttmffeS unter feinen Sttitgliebern."
2Benn audjj sunädjft bie Stdjnif in ber erften 9tetf)e ber
^öeftrebungen ftanb, fo ift au$ bie $unft nid&t leer au£ge=
gangen, waä bie feit 1855 gebrueften ©ifeunggprotofolle be*
weifen. 3öir oerbanten benfelben unfere Kenntnis über bie
®efd)i<$te ber beiben SDenfmäler, welken mir ein befonbereS
Kapitel geroibmet (jaben. 3m 1856 trat ber herein
audfj für bie Haltung ber greifen am alten StänbefjauS
ein, unb eine feiner erften Aufgaben war e£, bem rerbienten
Dberbaurat c t (f 1840), ein 2)enfmal auf ber neuen
SBeinfteige 511 fefcen. $u biefem £entmal, nad(j bem Entwurf
r>on &ein3, würbe am 30. Wouembet 1842 feierlich ber
©mnbftein gelegt, biefer £ag gilt jugleidfj als (StiftungStag
ber ©efettfdfjaft. £)em herein gehörten ftetS bie angefeuerten
Slrdfjiteften unb Ingenieure (Stuttgarts an. 23i£ 511m Qafjr
1860 ftanben an ber Spifce beS Vereins folgenbe Männer:
bie Dberbauräte gifdfjer, ©fiel, 5Duttettr>ofer, Söö^eim, 33rei;*
mann, Älein unb i'evnS. Qm 3af>r 1893 feierte ber herein
fein 50jäljrige3 Jubiläum unter feinem $orfi&enben , bem
Saubireftor 0. &änel.*)
*) SBrgl. 2Ronat8färift beS »ereinS für »aufunbe 1893 unb
S$toäb. 3tterfur 1893 <S. 55 unb 57.
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— 224 —
2) er 8 erein für djrtftliche Ruitft in ber
f a t h o l i f dj e n $ t r d) e 96 ü r t 1 c m b c r g $ ift gegrünbet
1853. £er 3 lüec ^/ h c if# e8 tu ber erften Hunbmad^ung be«
«erein«, umfa&t ba« ©efamtgebtet d)riftlt(f)er flunft, 2lrd)i*
teftur, a»oterei, fcid&tfunft unb SDtofU unb bie SBirffam*
feit foll ftd; in Belehrung burd) SBort unb Schrift unb in
©rforfchung, SBefchretbung unb 2lbbilbung üorhanbener ßunft*
werfe, in ber ©orge für Erhaltung unb roürbige lieber*
herftellung berfelben unb in bem «eftreben, bafe neue tfunft*
roerfc im djriftlichen ©eifte unb Stile gefchaffen werben, äufjern.
3n nächfte 3lu«fid)t gefiettt rourbe eine 21u«ftellung roürttem*
bergifdjer ßunftbenfmäler unb frember. §err Kaplan SBerfer
in ©ffenborf hat ftdj erboten, ben ©agenfrei« ber 2Bahr$eid)en
ber fdjroäbtfdjen Stäbte ^erau^ugeben. gür chriftliche 2ou=
fünft befielt ein eigene« Drgau, roeldje« bei §aüberger er*
fcheint. (Sin eigener Sroeitperein befteht in (Stuttgart unter
bem «orftfc Sluguft Seroalb«.
2)ie erfte öffentlidje 2lu«fchu&fifcung fanb am 14. 3lpril
1853 in ©et«lingen ftatt unter bem SBorftfc be« s }kofeffor«
Dr. &efele au« Bübingen. Qn ber §roeiten «erfammlung
be« «erein« am 28. Sflärj 1854 ju ©münb befd&liefjt ber
herein, an ben 93ifd)of bie Sitte ju ftellen, er möge bie
<Pfarrgetftlid)fett verpflichten, bei 3lnf Raffungen unb Sftepara*
turen von Jtirchengeraten, &eiligenbilbern u. f. ro. immer $u*
ror ba« Gutachten be« tfunftoeretn« einzuholen, ber feiner*
feit« in jebem Sejirfe einige fadjfunbtge Männer bejeidmen
roürbe, an bie man ftd) roenben fönnte. 3ln biefen $8efd)lu&
fnüpfte fid) ber 2Bunfch, bie ^pfarrgeiftltchfeit 3U oeranlaffen,
«ottogegenftänbe foroohl in al« außerhalb ber Atirdje nur
bann auffteflen ju laffen, nad)bem fie juoor ihre 3uftimmung
ba§u gegeben haben, roa« namentlich in «ejug auf gelbfreuje,
Sübftöde 2C. oon SBidjtigfeit fei, ba biefe oft burd) ihre ©e*
fd;macfloFtgfeit nicht allein ben Äunftfmn be« «olfe« oerberben,
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fonberu auä) ftatt ju erbauen, nur SlergerniS geben. Stei-
ferem säljlt 500 2Jlttglieber unter bem $8orfife beS oben ge=
nannten £errn, bem fpäteren Vifd&of- 2ÜS hereingaben
roarcn auSerfeljen 10 big 12 platten aus VaubriS Organ für
firdf)lidf)e $unft unb für« Qafjr 1855 55 ^eidfjnungen oon
$ircf)engeräten mit erläuternbem £ej:t.
2US Organ beS Vereins crfcrjien 1857 unb 58 „$er
$ir$enfcömud", Slrdfjh) für tueiblidfje iganbarbeüen , meldfjeS
bann feit 1859 erweitert mürbe unb als „3lrd^b für cfjrift*
lidfje $unftfcf)öpfungen unb SlltertumStunbe" bezeichnet mar.
Herausgeber waren Pfarrer %x. Saib unb Dr. ©dfjmarj.
1870 ift bie 3eitfd^rift eingegangen, ftatt beffen erfdjeint jefet
baS „%Tä)ix> für d}riftlid)e Hixnft".
1857 mürbe bann von eoangelifdfjer (Seite ber „Qfyvifc
Ii e tunftoerein" gegrünbet, ber ebenfaÜS für roürbige
(Einrichtung unb SluSftattung ber Äird&en forgte, bann oor~
jugSroeife aucf) ben ©emeinben 9iat erteilen foüte in ßirdfjen*
reftaurationSfacfjen unb brgl. gerner lag bem herein ob bie
Verbreitung guter dt)rtftlidr)er Silber in (Sdfjulen unb gami*
lien , ju roeldjem 3roecfe er audf) Silber unter feinen WliU
gliebern oerlofte. 2)er erfte Vorftanb mar ber als feinfinniger
Hunftf d^rif tftellcr rüt)mli<ijft befannte Oberfjofprebiger v. ®rün=
eifen, Schriftführer mar SiafonuS Seibbranb, im 3ta*f$uj*
fafeen überbieS noch Saurat SeinS, ^rofeffor Wagner unb
Obertribunalprofurator 2lbel.
2tm 24. gebruar 1859 fanb bie erfte ©eneraloerfamm*
lung ftatt, roofelbft ein feljr günftigeS ^efultat ber bisherigen
VereinSbeftrebungen nerfünbigt merben fonnte. SDie 2ttit=
glieberjafjl mar auf 420 geftiegen, morunter 135 $orpo=
rationen; bereits hatten 62 oerfdf)iebene ©emeinben bie S^ätig*
feit beS Vereins in 2lnfpru<h genommen. 2US Vereinsorgan
erfdfjeint noch gütigen £ageS baS „(Shrtftüche £unftblatt",
raeldfjeS unter ber ^ttroirfung oon ©d^naafe unb Schnorr
«adj, Stuttgarter fitmft. 15
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- 226 —
DouCSaroUfelb mit guten &ol$f(fmitten au^geftattet, 51t feiner
Seit (*podf)e madjte, ba e3 ba$ erfte berartige Organ ber
euangelifctyen ftirdje war unb nodf) ift. DM) bem £obe ©rün-
etfeuS, 1878, fknb Prälat Dr. i>. 9)ier3 an ber Spi&e be*
Vereins, an bie (Stelle Sdf>uorr£ trat fpäter s }>rofeffor "|>fann=
fdjmibt in Berlin.
Tu Staatöfmifrjammhuiöen.
l^ie erften Anfänge einer f. Sammlung ge^en auf
König Jvriebrid) jurüdf. Serfetbe f)atte in ben Sd&löffern 51t
&ubuug$burg unb Stuttgart nicf)t allein eine anfeljnlid&e ©e~
mälbefammlung, für meldte ftete ein Hofmaler aU ©alerie-
bireltor fungierte Ogarper, £etf<f>, Seele), fonbern au$ im
Stuttgarter Sd)lofj eine Heine Hupferfttd&fammlung aufge*
fteüt, bie im Qafjr 1809 burdf) ben Stnfauf ber Sammlung
be$ Honfiftorialbireftor^ 9iuoff unb 1812 burdf) biejenige beS
Hauptmanns ^iotter bebeutenb üermetjrt rourbe, fo ba|3 in
ber $erfon be3 s J)ialer3 Söädjter ein eigener Qnfpeftor auf--
gefteüt roerben tonnte. 3n ben 3af)ren 1806—1808 ermarb
Hronprinj 2£ilf)elm in s ^ariö eine au$erlefene Sammlung
von ©ipsabgüffen ber bebeuteubften bamals in ber franjöfi*
fdt)en #auptftabt vereinigten anttf en Slunftmerfe, bie uonSann*
oder in s }>art$ felbft ausgemalt unb in beffen Atelier auf-
gefteüt mürben, 2>iefe Sammlung mürbe fpäter auf Staate
foften oerme^rt unb bilbet ben Wrunbftotf unferer heutigen
plaftifdfjen Sammlung. 1819 (amen IHbgüffe ber @lginfdjen
Marmore auä Bonbon, bie fapttolimfdfje Statu* unb ber
Sdfjeibenwerfer von :)lom, im folgenben Qafjre mürben bie
2legineten ermorben.
2)ie Söürttembergifdfjeu Qaf)rbüdfjer fdfjretben barüber:
„2)ie l Slntifenfammlung fjat einen bebeutenben Suroadfjs
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227
burdf) ben 2lnfauf her Slbgüffe von ben neuerlich gefunbenen,
jefct fogen. 2legmetifchen giguren erholten. SDiefe giguren
felbft ftnb für Württemberg fdfmn besmegen merfroürbig, weil
ein geborener Söürttemberger, Sinf au$ Eannftatt, unmittel-
baren Slntetl an bem Sluffinben berfelben hotte. Er gehörte
nämlich ju ber ©efeflfehaft von Üünftlern unb Äunftfreunben,
bte mehrere 3af>re lang auf eigene Soften in ber ßeoante
reiften, unb bort, befonber* in ©riechenlanb, Nachgrabungen
nad) Äunftroerfen unternahmen. Ein glüeflicher Stern führte
fie im Safyx 1811 auf ber 3nfel Regina $u ben Krümmern
eines noch üon anberen SlltertumSfreunben unberührten Zern*
pels unb lieft fie 15 gro&e ©tatuen finben, meldte ben 33orber=
giebcl unb ben «gintergtebel üerjiert tyatUn. Sßahrfcheinlich
ift biefer lempel einft burdfj ein Erbbeben sufammengeftürst,
unb fo lagen feiger biefe Silber in Schutt unb Erbe vtx*
graben. gür folcfje Umftänbe ftnb fie noch fehr gut erhalten
unb als unbejroeifelte Erjeugniffe einer früheren ^unftperiobe
foroohl für ben Archäologen als für ben ftünftler unb ftuttfi'
freunb ööd^ft anjiehenb unb lohnenb. 3h r ^o^er ftunft*
wert ift anerfannt unb auch burd) 23efd)reibungen fdfjon jur
öffentlichen ftenntniä gebracht. $ie Uebergeugung burch Än*
fdfjauung roirb un3 balb ju teil werben, ba bie Slbgüffe fdfwn
unterwegs finb. Sie Originale \)at ber Äronprinj von
Bayern augefauft unb fie für feine ©Inptothef in München
beftimmt."
9tadfjbem .Uönig äöilhelm §ur Regierung gelangt mar,
mürbe ba* ^rojeft ber Errichtung einer ilunftfdfjule mieber
in Anregung gebracht unb auch bie Erbauung eines eigenen
2lnttfenfaal£ beantragt ; bie ginanjfommiffion mürbe aber bei
biefem SBorte tion einem folgen ©rauen ergriffen, bafe fie
ben ©egenftanb in bem Berichte, melier ber Cammer im
3ahr 1821 vorgelegt merben follte, gar nicht ju ermähnen
magte. Erneuert rourbe biefer Eintrag im Etat 1825 26;
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Xfjouret machte audj wirflidf) einen s $lan baju, aber baS ©e*
bäube (am ni<$t jur Ausführung. — Qnjwifdfjen würbe §ur Unter*
Gattung beS StntifenfaalS bei SDannecf er, reeller fdfjon früher
ben ßunfteleoen jum Stubium eröffnet mar, im ©tat von 1823
bis 25 bie Summe uon 500 fl. uermittigt, be^gleid^en für 1826 29.
9laä) einem 33erid^t ber <Sd)uU unb UnterridfjtSfommif*
fion ber flammer ber Abgeorbneten ?om 3a^r 1833 fjatte
bie Regierung big ba^in bie Summe von 19 640 ft. für
©ipSabgüffe ausgegeben.
5Diefe Sammlung beftanb bamalS aus 26 foloffalen
Statuen, 39 Basreliefs, 7 ©nippen, 36 lüften, 13 grag*
menten, 136 @tüd Ornamente unb 33 natf) ber Sahir ge*
formte &änbe unb gü&e. 3efct füllten weitere Littel in ber
<göfje con 20 000 fl. für ein flunftgebäube üerroiHigt werben,
aber baS ging ferner, ben einen mar biefe Summe ju wenig,
ben aubem ju oiel, enblidfj würbe ber Regierung anleint
gegeben, aus ben Mitteln beS ©runbftodS bie nötige Summe
Sunt 23au eines AntifenfaalS auSjufefcen. SDie flunftfdjjule
mar im Qaljr 1829 enblidj ju ftanbe gekommen, unb bie 9ie=
gierung gab im folgenben 3af)re AuSftinft über bereu @r*
ridfjtung unb Sßirffamfeit. 2BaS bamalS unb in ber folgenben
flammerfeffion über bie DJotwenbigfeit ber (Srridfjtung einer
StaatShinftfammlung gefprodjjen würbe, baoon mar fd&on im
tfapitel über bie ßunfifdjule bie Siebe.
Slucf) bie Sdfjäfce ber Hupferftid^fammlung, ju benen ber
©eneral granquemont einen intereffantenSammelbanb$hipfer=
fticfje gefd&enft £atte, ben er im gelbjug 1814 bei SKogent für
Seine ben glommen eines 2Ba$tfeuerS entrife, unb bie Samm*
lung römifdfjer Altertümer, b. f). bie im £anbe gefunbenen
Steinbenfmale aus ber 3 C ^ ber römifd^en §errfd(jaft, meldte
in einem £ofal aufgeftellt feien, in baS man niemanb hinein
führen fönne, werben öfters erwähnt, für fie alle erwarte
man bringenb ein neues paffenbeS Unternommen.
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Slufjerbem fyatte man nodj eine Sammlung von 5llter=
tiimern, Staffen unb funftgeroerblid&en foftbaren (Geräten unb
®efäffen, ben Keinen 9?eft be3 ehemaligen fjerjoglidfjen Äunft*
Kabinetts unb ber s Jtüftfammer, roeldfje feiner 3^1 im fogen.
„^euen SBau" aufgeteilt mar unb bei bem SBranbe beäfelben
im $a\)t 1757, mit 2lu£naf)me ber $oftbarfeiten, roeld)e glücf*
ltdf)erroeife fd&on 1751 in ben ^rin jenbau gebraut mürben,
3U GJrunbe ging. 2lud(j biefe Sammlung hatte unter einem
fteten £ofalroedf)fel oiel §u leiben unb mar für ba3 ^ublifum
faft un3ugängltd). 2Bir entnehmen aus einer SBefdfjreibung
oon 1834 barüber folgenbeä: „$>ie Äuuftfammluug enthält
in ®la£fdjränfen ©erätfdfjaften frember Sßötfer, früher von
. 3. SR. gorfter unb neuerbingä von 23anquier (£. §. v. £ub=
mig auf bem .Hap ber guten Hoffnung bebeutenb bereichert,
foftbare, gefönittene unb gefdfjliffene Steine, fünftlidfje ®olb*
fdjmiebSarbeiten, Waffen oon verriebenen Seiten unb Golfern,
worunter türfifdje, oon roürttembergifdfjen bringen erbeutete
Waffen, ber Regelt §erjog $arl SlleyanberS, ben er im Surfen*
frtege führte, ber Segen, melden ^rinj SKajrimilian 3mma*
mtel von Württemberg nadf) ber Sdjjladjt bei Sßultatoa al*
©efaugeuer von s ^eter bem ©rofjen erhielt; ferner $rt)ftaH=
gefäffe, &otjfcf)m6ereten, dfjineftfdfje @lfenbeinarbeiten, oon Äru-
fenftern mitgebrad&t, weldfje bie oereroigte Königin Katharina
ber Sammlung einverleibte ; griedfjifdfje $afen, äggptifdfje 2llter*
tümer, Scarabäen mit §ieroglt)pfjen aus Sieben unb ÜWem*
pf)i$, von Srooetti unb Kapitän ^ebolo 1824 geftiftet; Sronjen,
Lobelie oerfdfjiebener 2lrt, 3)iaf deinen, namentlich eine §a^n*
fdfje ^edfjenmafdfjine."
Qnjmifd^en mar auefj benjeuigen jungen itünftlern, meldte bie
9teifeunterftü&ung nadf) Italien erhalten Ratten, bie Aufgabe ge*
[teilt morben, je ein Stlb für bie ju grünbenbe ©emälbegalerie
$u liefern. So hatte man bereits im 3af)r 1833 bret (Semälbe,
bie auf biefe SBeife in ben 93efitJ bes Staats gelangten.
)gle
— 230 —
$er X'aubtag oon 1836 braute enblid) bie ©ene^migung
einer Summe uott 80 000 fl. jum Sau eine« neuen ßunft*
gebäube*. (£3 würben glätte angefertigt, nad) benen ba£
©ebä'ube, ba3 auf ben Seewtefen errietet werben follte, eine
(SJrunbflädje oon 10 775 Cuabratfufc eingenommen f)ätte unb
an Räumen 556 000 Üubtffufj enthalten follte. 3iad> reif*
lidfjer Erwägung aller $erf)ältttiffe würbe jeboef) bie genannte
23aufteHe nidfjt äwedmä&ig gefunben unb bagegen unter einigen
anbern in $orf<$lag gefommenett plagen berjenige am Ketfar-
tfjor als ber angemeffenere gemäht, auf bem bann im grüf)*
ja&r 1838 ber Bau wirflidf) begonnen mürbe. Belnif* Ber*
wirfltdjung biefeS neuen, bebeutettb erweiterten ^latt* forderte
bie Regierung eine weitere ©umtue oon 170 000 fl., Darüber
grofee ßntrüftung in ber Cammer, bie am 20. 3uni 1839
nad) langen Debatten mit 51 gegen 32 Stimmen ben 2fa*
trag ber Mommiffton auf :*>ermilligung ablehnte. Befonber*
mürbe ber plafc bemängelt; an ber ftaubigen $ecfarftraBe,
Ijinten in ben Berg l)inein gebaut, was fefjr foftfpieltge 31b*
grabungen notwettbtg mad&e, meiere fcf)ott 30000 fl. oer^
fdjlungen fjaben, bie £unftfdf)äfec feien ben fünften be3 Siefen«
ba<$ä unb ben s Utetaßbämpfen ber 3)iütt§e au^gefefet unb ber=
gleiten metjr. & fei bisher nur oon einem Slntifenfaal
bie $ebe gemefen unb je|t verlange man einen ^racrjtbatt
mit brei glügeln.
ÜHadjjbem nun ba3 Hiittifterium erflärte, ba& eine neue
(Srjgenj von 170000 fl. unumgä'nglid) nötig erfdjeine, rourbe
nid)t ofme garten SBiberftattb ba$ Wattje genehmigt, gerner
rourbe in ben (Stat erftmal* eine Summe jur 3lnfd)affuttg
oon ©emälben, nämlidf) 800 fl. etngeftellt unb genehmigt.
Be^eidmenb ift, bafj oott üerfdfn' ebenen prioaten au£ ben
©tobten Stuttgart, Kottweil, Ulm unb Biberadf) bamal£
Petitionen einliefen um Bewilligung einer bebeutenben Summe
jum 3lnfauf von ßunftwerfen; bie Kottweiler wollten fogar
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— 231 —
3)Jarmorftatuen! Die ijeforbcrte Summe wirb befonberä oom
Slbgeorbneten 9tumme( al£ oiel }U ntebrig erflärt; man wolle
ein tfunftgebäube um 250 000 fl. erfteHen unb (>abc uidjtS,
um baS Gebäube ju füllen.
w 3n biefen leereu (Sälen mirb ein eigener Dieij für
unfere N Jtod()£ommen liegen, aHmäfjlig auf größere Summen
anzutragen; tuenn fic fidf) aber nidjt ftärfer augreifen, fo
werben fie nad; 300 3a^reu nodj Gelegenheit gaben, bie
Säle be£ &aufe3 in ber Wecfarftrajje 5U füllen."
Sdjon im %af)x 1837 Ijatte ber Staat ba* ©emälbe
oon 23rucfmann, „Die SBeibertreu" ertoorben unb in ben
folgenben 3af)ren fd&enfte X^ormalbfen feine anfeljnlicije
ÜJiobeÜfammlung. Diefe Sammlung befielt au* 54
abgüffen feiner s 2Berfe, 511 beneu fpäter nod) 77 Stücf gegen
£aufdf) ber Sdjillerftatue baju tarnen.
ßönig Söilljelm, meinem bie görberuug ber Ättttft in
feiner 9?eftbens fietö am &er$eu lag, sögerte md&t, au3 feiner
^rioatfdjatuße ©emälbe für bie an^ulegenbe (Valerie anju-
faufen, fo baft ba8 Äunjtbtatt am 1. September 1841 mit
23efriebigung fdfjreiben fonnte: „Der tfönig l)at in s Jiom unb
glorenj anfefmli<f)e Slnfaufe oon Silbern gemadjt, toeldje für
unfer nunmehr fertiget 3Jiufeum beftimmt finb." Unter jenen
©emälben befanb ftdf) ofme ^eifel au $ i eueg 23ilb von
^alma ^ecd&io, toeldfjeä 2Baagen fd&on 1842 in feineu
s Jteifebrtefen enoäljnt unb ba$ oon bem ftunftljänbler bella
^iooere in s #enebig um bie Summe oon 10 000 fl. gefauft
roorben fein foH.
Dag große ^ntereffe, roeldjeS man in ben oerfd&iebenften
Greifen ber (Srridjtung einer StaatSfunftanftalt entgegenbrachte,
erfennen mir am beften au$ galjlreidjjen Hunbgebungen, meldte
jur $dt beoorftefjenben .Üammeroerf)anblungen im Mfyv
1842 unb befonberä im Sd&toäbifdfjen SJlerfur 511m 2Iu3brud
famen. 3uuä$ft ift e3 ber 5(eftf)etifer Dr. ^ifcfjer, meldjer
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— 232 —
in einem längeren Slrttfel bafür eintritt, man fotte Kopien
von 3)kiftermerfen früherer $unftepodf)en anfdfjaffen, ba
Württemberg nidfjt in ber ßage fei, foflbare Originale anju*
faufen. greilidf) liege barin eine Sdfjwierigfett, wem man
biefe Arbeiten anzutragen f)«tte, aber e$ ftnbe ftc§ üieHetcfjt
ein 2lu8weg barin, bafe man jungen s JÜtolern, meldte s Jieife-
unterftüfcung geniefeen, bie Aufgabe ftelle, je eine ßopie von
einem 3Mfterwerfe beS 2luSlanbS ju liefern, Sreffenb fagt
Vifdfjer am &ti)ln$: „(Sine moberne tonft Ijabeu mir nodf)
nidf)t, fie ift im Sterben, in ber trüben ©ä^rung ber (Sut=
wicflung begriffen. Sie tatttt unb fott mefjr werben, als eine
matte 2Bieber£)olung unb gortfefeung beffen, was in unerreid)*
baren Vlüteperioben fdjj on ba geroefen ift ; fie mufj if)r eigenes
l'ebenSprinjip haben. 2lber jeber grofje Sluffdfjwung ber $unft
ftef)t auf ben Schultern eineä früheren, bewegt fidf) burcf; 2ln*
etgnung unb Verarbeitung be3 ftagewefeneu 5U neuem geben,
unb mir haben nod) lange von einer grofjen Vergangenheit
5u lernen, big mir bie ßraft befifeen werben, eine neue unb
felbftänbige ^unftepodfje ^eraufjufü^ren/
(Sine anbere (Stimme befpridfjt bie Unjulänglid^feit ber
für $unft$mecfe erigierten Littel. 3)kn ^abe au« ber s 3Jeft*
uermaltung 25 OOO fl. beftimmt, welche neben einem jährlichen
Safe von 4000 fl. au$ bem laufenben ©tat ber 3lnftalt für
Slnfdfjaffung von ßunftwerfen ju t>erwenben fei. 9lnn habe
fid) aber (jerauSgefteHt , ba& biefe Summe feineSwegä allein
für bie Vermehrung ber .Hunftfammlungen beftimmt fei, fon=
bern nocfj alle möglichen anberen 2lu£gaben für bie @inrid)=
tung be3 neuen ©ebäubeS unb bergleidjen baoon ju beftreiten
feien, fo ba& faum mehr bie Hälfte ber obgebad&ten
Summe übrig bleibe. Sehr warm tritt ber (Sinfenber für
eine Sammlung von Vilbern aus ben früheren &unftepochen
ein, bann aber audfj für Anlegung von ©emälben moberner
Äünftler. 9Jton bürfe jebodfj feineämegS, wie perfdfjtebene
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— 233 —
motten, fid) auf bie 2lnfchaffung mobcrner 3öerfe befchränfen;
bcnn ber Söert ber $emälbegalerien liege barin, bafj fie mög*
iicf>ft oiel Unica befifcen, Bentloge beren bie gremben ange*
sogen werben.
$5a3 2Bort „StaatSgalerie f)abe fcijon manchem einen
geünben Sdfjrecfen gebraut in ber ^orauSfefcung, bafe bamit
ein unferen $erhältntjfen ganj abnorme^ Qnftitut $u üerfie^en
fei. SlUerbingS fenne bie ®efchichte beS ©emälbehanbelä aufcer*
orbentlich h<>h c greife, welche für einzelne ©emälbe fjödjften
$iange3 bejaht werben; aber bergleicfjen Hnfäufe ftnb auch
in ben 2lnnalen ber größeren ©alerien ju ben fef)r feltenen
ßreigmffen ju rennen, unb man barf mit ben (Srfdjeinungen
beö ©emcilbemarfteä nur wenig befannt fein, um $u wiifen,
bafe bie 3)ifferen3en ber greife ungeheuer ftnb ^ ba& ®lücf£*
fäufe auch bei Herfen ber oben bezeichneten 2Crt ftattfinben,
bafj e3 einer forgfältigen Slufmerffamfeit unb jwecfmäfjigen
SBeuüfcung ber günftigeu Gelegenheit möglid; macht, t>iele$
©ute unb felbft Vorzügliche um oerhältntemäfjig bittige greife
§u erwerben." — SDaS einmal für eine öffentliche Sammlung
gefaufte 2Berf bilbenber 5lunft übt Qahrhunberte lang oou
ber SBaitb ober oom guf$geftett herab feine ftitte, aber tiefe
SBirfung aus, ohne irgenb erhebliche weitere Soften ju oer=
urfachen u. f. w.
2)a3 ^efultat ber ßammeroerhanblung am 20. 9M 1842
^atte nicht ganj befriebigt. ®§> mürben oom SRittiftethtm nur
25000 fl. bewilligt, baju für s Jlnfäufe 13 990 fL unb nach=
träglich noch au3 ber ^Heftoerwaftung 20000 fl., jufammen
alfo 34000 fl. $ie SDireftton ber ßuuftfchule oerlangte als
aufierorbentlichen Slufmanb 55 5 10 fl., worunter allein 42000fl.
für Slnfauf oon ©emälben.
$en Slntrag in ber Cammer oertrat Sombefan o. $au*
mann. (£r fagte u. a. : „Sefcheiben unb nur fchüchtern wage
ich &i für bie im ©tat fo fparfam oertretene #unft ba$ 2öort
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— 234: —
äu ergreifen; meubet mau beu #licf auf anbere Räuber, fo
muffen mir gefteheu, bat? mir fehr arm an $unftfd)ä&en ftnb,
fdf)on öfter (jat man bie (Gelegenheit uerfäumt, um geringe
Summen ftunfiwerfe aufraffen ju fönnen, er bitte alfo außer
ber fdfjon im (Stat beftnblidjen Summe eine weitere Summe
r-on 25 000 f(. gur $)i£pofttion be£ MinifteriumS ju ftellen.
ift bie£ ein Notpfennig, ben mir ber ßunft ()ier geben
u. f. id. u £>iefe Summe mürbe abgelehnt, in einer fpäteren
Sifcung ber Antrag aber erneuert unb 20000 f(. unter ber
SBorauSfefcung genehmigt, meun nicht bie Priorität einer anber*
meitigen iöermittigung entgegenftehe.
Mit ©enugt^uung bebt ber SBeridjterftatter be3 Schmäb.
hierfür heroor, baft aus beu Verbanblungeu ber 2(bgeorbneten
ju entnehmen fei, roelcf) lebfmfte£ 3ntereffe für bie Hunft t»or=
Rauben fei unb seige, baß ber mürttembergifcbe 9ktionalgeift
ben SBert unb bie $ebeutuug ber Älunft erfaßt unb ba$ $e*
mufetfein erlangt fjat, baß jur Behauptung be3 2tnfel;en^,
meldfjeS Württemberg als ein ausgezeichnetes ^ulturlanb ge-
meßt, jur harmonifchen (Sntroicflung fetner geiftigen unb roirt*
fdfmftlichen Gräfte, jur Befreiung oon mannen Ueberreften
einer früheren geiftig unb roirtfcbaftlich beengenben ©rjftenj
bic fräftige pflege ber bilbenben ftunfi erforberlicb ift. kaufen
mir bem 2luffdt)roung ber ©emerbstbätigfeit in unferem Vater*
lanbe, meldjer mabrfdfjeinlicb nid)t, roie manche glauben, beu
geiftigen ^ntereffen feinblich gegenüberfteht, üielmehr bie Vlüte
geiftiger SBilbung in eigentümlich neuer SBeife entroicfelt unb
oerbreitet , banhn mir ber SluSbefmung unfereS StaatSfler*
banbs auf mehrere größere Munizipalitäten, bie mit einer
eigenen ruhmreichen $efchicf)te in bie Vergangenheit jurücf*
reiben unb aus biefer manage eble unb erhabene 2)enfmale
ber ftunfi in bie neue $eit herübergebracht Imben. — SSeniger
über beu 3wecf, als über bie 28af)l ber Mittel jum 3roecf
fchienen uns bie 2infidjten in ber Verfammlung 51t fchroanfen.
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— 235 -
v i)iöd)te man hierin, wie in anbcrn ted)iüfdben 3)taterien, auf
bic Stimme ber Sad&oerftänbtgen büren. Unfere Stabt um*
fdfjliefet ttünftler oon gefeiertem Kamen unb grünblidjer ga<$»
bilbung, Slättner ber Sifienfdjatt, weldje ein ausgebreitete^
t^eoretifd>eS ßunftftubium §ur eigentümlidjen Aufgabe fiefj ge-
macht fabelt, Äunftfenner unb ^iebbaber, loeldtje Sammlungen
befißen unb ber Vermehrung unb Veränberung bertelben eine
umfaffenbe unb einstige Tljätigfeit wibmen.
@cf)liefelidf) wirb nodj) bie (£rridf)tung einer StaatSfunft*
anftalt auef) als VolfSbilbungSmittet ins Stuge gefaßt. „Tie
tfunft wirft unmittelbar $u bem Sinn, ben ber Schöpfet für
fte in ben ^fenfdben gepflanjt tyat, er braudjt feine gelehrten
Vorbereitungen, um für ibre (£ütmirfungen empfänglich ju
werben, um ein für biefelbe Dorljanbene* Talent in Tbätig=
feit 311 fefcen. SollStfimlidJ in eminentem Sinn ift alfo eine
tjö^ere SöilbungSanftalt, weldje jeber au« bem Volfe ju feinem
©enuffe, ju feiner Velefjrung, 5ur gürberung eines U)m inne»
rooljnenben Talente mit benüfjeu fann, obne burd) jene Vor*
bebinguugeu gebuuben 511 fein, üermöge meldjer fo viele au*
bem Volfe unb unter biefen fo manches entfdjiebene Talent
t>on ber ^Jitbenüfcung ber fjöfjeren mtfjenfdmftlicfyen SBilbungS*
anftalten fidf) auSgefdf)loffen finben. 2£er unfer Volf fennt,
ber weife, wie oiel Sinn, wie mel lebhaftes ©efüf)l für Munft
in bemfelben lebt; ber weife, bafe man mit fdfjön auSgeftatteten
ftunftfammtungen nidf)t ben fjö^er ßkbilbeten alleiit, nein aud)
ben fogen. nieberen Stänben, bem einfachen Bürger unb ^aub*
mann bie CiteHe eines eblen, reinigenben, erljebenben ©emiffeS
eröffnet wirb. 'Ber bebenft, wie baS Talent für auSübenbe
Kunft fo fjäufig gcrabe in ben nieberen Stäuben fid; fmbet,
wie Diele ber erften -Jtteifter aus biefen Stäuben beruor*
gegangen finb, ber wirb eine Stnßatt als oolfStümlid) aner*
fennen, welche ben in biefen Spfjären ftd^ finbenben Talenten
eine StuSbilbung möglich madf)t, bie fie nid&t erlangen fönnen,
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— 236 —
wenn f)te$u fdfjon auf ber, unfern ©nmnafien analogen, $or=
bereitunggftufe ber foftbare SBefudEj auSlänbtfdfjer Slnftalten
nötig ift. — Sottdtflmtig ift eine »njtaÖ, roeld&e bie ßunft
in ber Mdjtung pflegt unb förbert, in roeldjer fte Rirdfjen
mit uuirbigem Söauftil aufführt unb ba£ Qnnere berfelben
mit ebeln Silbern fdfjmücft, bie baS ©eiftige in lebenbtger
Slnfcfjauung bem f)iefür fo empfänglichen Sinn unb ©efüfjl
bes $olfe3 na^e bringen."
(£nbltdf) mar man fo roeit, bafe am 28. £)e$ember 1842
bie plaftifdEje Sammlung, unb am 1. 3)iai 1843 bie ©emäloe*
fammlung im neuen 9)iufeum ber bilbenben fünfte, nrie
man ba£ ©ebäube offigiett getauft fmt, eröffnen t onnte. Bugleidf)
fanb eine ßunftauSftellung ftatt, meldte SBerfe lebenber 3)?aler
jur ^(nfd^auung brachte. „9)iau fanu fie ein flehtet ©reig*
ni* für bie f)iefige ©egenb nennen/' fdfjreibt Dr. 3)cer5 im
Äunftblatt, unb ber aufeerorbentlidfje 3ubrang 311 ifjr bezeugte
menigftenä, ba& ein -JleueS ficf) bem Qntereffe be* $ublifttm£
bargeboten tjatte. 3)a3 neue $unftgebäube fte^t feit uorigem
fiertfi üollenbet am (Snbe ber neuen Siecfarftrafje unb ift wert,
burdfj 23efttmmung unb SDarfiellung für unfer moberneä Äunfl*
leben ©pod&e ju bilben. — 9Jiag man audfj am Sleu&ern be$
nidjt ju f leinen, aber aucf) nidfjt befonberä großen ©ebäubeS.
eine gemiffe fa^le 9tüdf)tern(jett, Mittelbau unb SBefttbule in«*
befonbere unfrei unb trocfen, beim Eintritt arm unb enge
finben, eS fte&t einmal ba, aU ein für Stuttgart ftattlidfjer,
ja mufterljafter Sau. 2ludfj im Qnnern, an bem nun nid)t*
mefyr 51t änberu ift, feien üomefjmlidO bie löblichen ©igen*
fc^aften freubig anerfannt. Qu bem unteren ©efdfjo&e befinben
fid) in smei §aupt* unb je jroei glügelfälen bie ©ipSabgüffe.
3u ü)farmorroerfen ift e3 für un£ roobl auf immer 5U fpät
geworben; mir fmb banfbar unb frof) einer fort unb fort
fid) mefyrenben 3lbgüffefammlung. *) SDie Staunte finb (>odf),
*) 3m 3af)r 1356 waren e& 175 8tü<f, 1897 667 oljne bie
Heineren Saasen.
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— 237 -
bod) foum grofe genug; bie s 2£änbe fjaben einen einfarbigen
grünlidfj grauen £on, wie er gegenüber vom lautern @ip$
nur erroünfd)t ift; bie Seden finb einfach, tt>ieroof)l nidfjt immer
mit Sorgfalt gemalt. 3n ben öftlidjen ©elaffen finb oor*
jüglidj bie 2lbgüffe älterer 2Berfe. 3m erften bie SRiobiben=
gruppe, glüdlidfj aufgeteilt ; an ber Söanb gegenüber ©^iberti^
£f)üren, leiber ntdjt übereinanber, obgleich für ba£ Sluge fo
gefdfjidter. — 2ßeiterf>in bürfte ben 9Iegineten beiber ©iebel*
felber bie 3lufftellung in SHeif) unb ©lieb ju teil werben, roie
in ber Sttündjener ©typtotfjef. (3>ie jefcige StuffteHung finben
mir nod) ungünftiger.)
3n ben roeftli(§en Räumen ftefjen oornefymlid) Slbgüjfe
^ormalbfenfd^er Söerfe, rote fte ber gefeierte -ättann bent
Ükterlanbe Stiller« §um ©efdjenfe gemacht f)at. $>er folof=
fale (SfjriftuS unb ju Seiten unb gegenüber fedjS 3um L Ieil
meifterfjafte 2lpoftel, baju ba$ liebliche ©ebilbe be$ bie grofee
s 3Jiufdf)el $um £aufbeden fjaltenben @ngel3. £ann bie weiteren
Sßunber ber an ©innigfeit unübertroffenen 5Ef)orroalbfenfdfjen
^antafte, eine Sammlung, um roeld&e fidf) Stuttgart beneiben
laffen barf. 3n einem befonberen $aume finb baneben 2lb=
güffe oon £)anneder8 Söerfen, leiber t>on feljr wenigen, unb
beffen foloffale Sftarmorbüfte Sdf)iflerä, bie einer auSjeidj*
nenberen 2luf)Mung roürbig märe. Qefct in ben frönen
neuen Räumen roett günftiger plaziert.)
3öir fteigen redfjts ober linfs au£ bem SBeftibule bie
treppe Ijinan unb treten aus bem Reffen, einfach unb füll
oergierteu ßorribor in bie Säle be$ öftlicfjen unb raeftltdfjen
glügelS. (SDer 9)tittelflügel enthielt bamalS ben geftfaal, ba$
2ltelier be$ SßorftanbS ber Sd)ule mit ■Jtebenfabinett, einen
3eidjnung3faat für3roede ber $unftf<f)ule, jroei Sd(jüleratelier3
unb bag Kabinett für bie #efu<$er ber 5hipferftid)fammlung.
SDte jmei §auptfäle auf jeber Seite finb fyodf), geräumig,
oon oben beteuertet unb erfüllen i^ren 3werf ooüfommen.
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— 238 —
£ie Staatägalerie, bie fid) au£ ber fctt^erigen be£ &ubwtge*
burger Sd&loffeS gumeift refrutierte unb auf fernere £age
unb größere Erwerbungen Ijarrt, ift in bem großen Diorb*
faale beS OftflügeU. SDie übrigen Zäunte nehmen bie $e*
fi^ungen ber ßunftfdjnle, fomie einiges 2Iltbeutf <f)e , ba$ fid)
aus »erfäumten unb mifjadjteten tafeln in mef)r als einer
unterer ^orffird^en me&rfadfj föftlidf) erweitern liefe, ein; eS
gab nod) $(a$ für mannen Mahnten auS ber feurigen 2luS*
fteQung.
s iö ä t e r ^ <piob unb Sdf)idS Slpoll unter ben Birten
ftnb bie twrnefjmfte Sterbe unb ber patriotifd&e ©tolj ber
ganzen Sammlung. 3m großen 9iorbfaal beS &MtRügelS,
nebu einigen Seitenfabinetten, Rängen bte Erwerbungen beS
MunftueretnS. £)er übrige ^Haum, namentlid) berSübfaal biefeS
glügelS, mar ber 2lu$|Mung eingeräumt. Erwerbungen biefer
Shtäftettung für bie StaatSgalerie waren: Sdjmib in ©elffc
ßoftümbilb, Scf)enbel, s Jiadfjtftüd, 9?ui)ten, bei Antwerpen, £ille*
mann« Spieler, s i)iorgenftern, 3Wonbfdjein , unb Steinfopf,
Elufium.
3m Qaljr 1847 erfd&ien erftmalS ein Katalog ber ©alerie,
weldjer fd)ou 287 ©emälbe aufsäht. (Merieinfpeftor war
ber üttaler Banner, welker fdjon in ÖubmigSburg bie ©alerie
oerwaltete, bann ber ftiftorienmaler Streder unb 1857 bis
1898 ^rofeffor duftige.
:Kacl) Dem s Jted)enfdfjaft$beri<ijt ber StaatSfinan3üerwaltung
würbe in ben Qafjren 1844-1847 für öemälbeanfäufe oer=
wenbet 45 000 fl.; ferner würben ausgegeben 4000 fl. §ur
^Heftauration ber von £ubwigSburg überführten Silber unb
12 758 fl. jur weiteren SluSrüftung beS AlunftgebäubeS, roor*
unter bie Soften jur SluSmalung beS JyeftfaalS mit greifen.
33ci ber nädf)ften Etatsberatung für 1845—1848 famen
abermals bie SBilberanfäufe jur Spraye. ES wirb befonberS
getabelt, baf? man fo f oftbare alte »Uber faufe, man folle
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239 —
mefjr neuere Silber erwerben unb bamit 5ug(eic^ bie heutige
Äunft untcrftüßen. ©in weiterer aufjerorbentlidfjer SJebarf
von 10 000 fl. jum 2Infauf oon töunftgegenftänben pro 3al>r
wirb nid)t genehmigt, fonbern biefc Summe auf 4 3^^re
»erteilt. 3n ber ginanjperiobe 1848—51 werben pro ^afjr
13 046 fl. für $unftfdfjule unb (Sammlungen geforbert, ba=
runter 4015 fl. für SBefolbungen.*) $ie ßunftfdfjulbbireftion
wollte ben ©tatöfa^ für Hnfcfmffungen auf 5000 fl. erljöfjen,
bas 9)Jiniftertum tjat aber in 2lnbetradfjt ber ginanjlage bie
Intrige Summe oon 4000 fl. belaffen. Qu SBtrtüdtfeit
fonnten aber nur 2900 fl. für Slnraufe üermenbet werben,
ba nod) ber ©^renge^alt be* 3Mer$ 2Bäd)ter unb ba$ s ^art--
gelb beS <QofgraoeurS &trfd) barauf laftete. 3n ben $8e^
ratungen bamaliger &it wirb bie tfunftfdfmle ftarf ange=
griffen. „3$ Ijalte ba* gange ^nftitut für umtatürliaV
fagte ber Slbgeorbnete Sedier, „e* flammt aus ber 3*it, wo
jebes glacfjfenfingen fid) ju einem Staat3mifroto#mo$ aufs
bläßte, wo jebeS f leine ßänbd&en alle 3roecfe ber 9)ienfdjt)eit
innerhalb feiner förenjpfä^le erreichbar madfjen wollte. . .
©ine $uuftfd)ule, namentlich eine 9)Jalerf<f)ule verlangt jeben^
falle eine grofee ©alerie, eine Sammlung flaffifcfjer ©emälbe,
unb eine foldje läßt ftd) mit ben größten Mitteln jefet gar
nidjt mel)r neu fdjaffen. 2)ian fotte lieber me^r für Weife*
unterftüfeungen ober für ben SBcfudr) einer fremben Sdfjule
ausgeben. 2)ie $arl$ruf)er Sdjule babe bereite bie Priorität
vox ber unfrigen unb foü me^r letften u, f. w."
3m gangen würben in ben Qatjren 1835—51 66 ®e*
mälbe auf StaatSfoften erworben mit einem Slufmanb oon
ca. 60 000 fl.
3>n ber folgenbeu ©tatSperiobe 1852—55 würbe ber
*) 3m ©tat 1899/1900 finb allein für 2ln^affung oon Äunfc
teerten 24 343 maxi eingeteilt.
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— 240 —
Antrag ber 5lunftfcf)ulbireftion um $ermef)rung be£ 2lnf<fjaff*
ungSetats nueberfjolt abgelehnt. $er gan$e 2lufroanb für
ßunftfd&ule unb Sammlungen betrug nod& im Qaf>r 1858
nur 14831 fl. unb erft 1862 braute ber ©tat eine (Srfjöf)*
ung bes 2lnfd&affung8foub3 auf 6600 fl.
@ine namhafte $>ermef)rung erhielt bie ©emälbegalerie
im 3a()r 1852 burd& bie SHunifkens £önig SBilfjelm L, ber
in 33encbig bie unter bem tarnen SBarbini^regange befannte
©emälbefammlung anlaufen liefe unb bem üttufeum fdf)enfte.
$)iefe Sammlung jäf)lt 244 ©emälbe, meift oenetianifc^er
2)teifter, nebft einigen wenigen au£ anberen Spulen, gran^
^ofen, Weberlänbern unb SDeutfd&e, fie rourbe am ©eburtSfeft
be3 flöntgS, ben 27. September 1852 fürs ^ublifum ge-
öffnet, nadjbem fie mit einem Slufroanb oon 9783 fl., roorunter
3000 fl. allein für neue 9taljmen oerfcfjlungen mürben, reftau*
riert roorben maren. damals ^aben bie Stuttgarter S8er=
golber geroife ein gutes (iJcfdtjäft gemalt!
3efct fjatte man mit einem Schlag eine aufefmlidfje (Valerie,
bie bis baf)in nod) etroaS leeren Säle be3 ßunftgebäubeS fonnten
gefüllt rcerben. 5llt unb 3ung lief in bie 91edarftrafje, um
bie neuen Hunftfcpfce ju fefjen, e^ erfd&ien aus ber geber be$
^rofefforS %x. -JNülIer im StaatSanjeiger ein „$unftl)iftori=
fcf)er Seitfaben jur 23etradf)tung ber ©alerie 23arbim*$3re=
gange", audf) ftanb fofort ein Katalog jur Verfügung; balb
munfelte man aber unter Zennern, bafj bie Sammlung fefjr
Diel SHinbermertigeS, oiele Kopien unb Söieberfjolungen ent=
l)alte unb mancher mit Stolj genannte tarnen bebeutenb
rebujiert ober gar geftridf)en werben müffe;
23ei ber Sfteftauratton ber giemlid& oerfommenen ©emälbe
müffen audf) munberlid^e $)inge §um $orfd)ein gekommen fein ;
fo löfte fief) §. 23. bei einem ber unbebeutenberen Silber, einer
Sarfteßung be$ oon feiner ©attin 2flegara 2lbf$ieb nefmtenben
fterfules baS obere 23ilb ooHfommen ab, unb barunter fam
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— 241 —
ein üiel wertoottere« ^um Sßorfdjein, aber feltfamermetfe eine
— Äreujigung!
3ur ©efdjichte ber ©alerte fei noch folgenbe« erwähnt.
£)ie Sammlung flammt urfprünglich au« ber patri^ifd^cn
gamilie SRantn, welche ber ehemaligen SHepublif 23enebig
ihren legten 2)ogen gab, unb fam bann in ben Sefifc be£
s ;Dcaler« 3Rtchelangelo SBarbini, ber bie ©alerie noch burd)
ben Slnfauf ber ©emälbefammlung be« berühmten 23ilbhauer«
(Sanooa bereicherte.
9laty beffen Stöbe war bie Sammlung Eigentum feiner
Xod&ter, bie fpäter mit ©iambatifta 33regan§e, Sefretär ber
gerbinanbinifchen ©ifenba^n fidj vermählte. $ie Sefdjreib*
ungen unb 9^eife^anbbüct)er über Sßenebig au« ben üierjiger
fahren rennen bie Sammlung ju ben auggejeichnetfien ber
Stabt unb grance«co 3¬to, 3Witglieb be« Slthenäum«, gab
1847 einen raifonnierenben Katalog faxauS, ber noch im 3af)r
1850 in franjöftfcher Spraye aufgelegt mürbe. SBi^ jum
3af>r 1848 mar bie ©alerie in bem ^ala^o Wlanin bei St.
Saloatore aufgefteHt unb fam bann in ben ^ala^o 3 a 9 ur *>
oon wo jie nach Stuttgart überführt mürbe.
@rft bie neuere ßunftroiffenfchaft hat ber ©alerie roieber
einige Beachtung gefc^enft unb oiele Silber neu beftimmt.
Die ^ßerle ber ganjen Sammlung ift ohne Zweifel ber
®. SBellini (9er. 16). @* ift eine 2lrt «pietä: ber ßetch*
nam be« §eilanb« liegt im Schofc ber 9Jcaria, bie in tiefer
$efümmerni« ihm in« 21ntlifc fd&aut. 9cicobemu« unb 3ofept)
oon 2lrimathia, beibe« Porträt« au« ber gamiüe Gontarini,
bilben energifche ©egenfafce ju ben eblen ©eftalten ber in
Xhränen aufgelöften Sttagbalena unb be« jugenblicrjeu 3o*
hanne«, in welchem $um erstenmal ba« oenetiantfehe Schön*
heit«ibeal ftrahlenb hervorleuchtet. (Sin jroeite« heroorragenbe«
93ilb ber ©alerie ift ba« große Slltarblatt be« Söittore Gar*
paccio (13), e« ftammt aus ber Kirche San Saloatore ju
33 ad), Stuttgarter Jtunft. 16
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— 242 —
ätturano unb Ijatte ein eigeneä Sdf)icffal, welches ber italie«
nifd&e tfunftfdjriftfteller SMmenti befd&reibt.*) $a$ 33ilb fteflt
ben (jl. SE&omaS oon Slquin bar, ber le&renb auf einem
tfatljeber fifet, ju ben Seiten fte^en ber f)l. 9flarfu$, ber ft$
9Joti$en in ein $udf) mad&t unb ber 33ifc§of #ubtoig mit
aufgeschlagenem £Judf)e, worauf eine ©teile au« ber Dffen=
barung 3of)anne$ lefen ftel;t. 2ln ber Seite be§ 23ifd()of$
Intet ber Donator. Unten fteljt auf einem 3*ttel: OP.
VJOTOR OARPATHIVS. M. D. VII.
3u bemerfen ift nod) bie SRabotma be£ SWarco Safatti,
ein in feinem Silbertou ausgeführtes $ilb (57) unb £obia$
mit bem (Sngel, oon ^alrna Sßecdfjio (27), ein SBerf, auf
bef)eu SBebeutung fcf^on Goretti**) Ijingeroiefen ^at. £)ann
eine gleichfalls bem Valuta sßecdfjio jugefcfjrtebene hl. gamilie
(17), meldte oon ^öfer***) unb SHoreflt bem SBontfacio
$eronefe jugef ^rieben wirb.
3u biefer Seit, b. f). 1852 waren bie SBefud&ftunben ber
Sammlungen auf Sonntag, ÜWoutag unb greitag oon 11
bis 1 Uljr befd^ränft, biefe 23efd&ränfung gab öfter $eran=
laffuug ju Erörterungen in ber Kammer, bie aber junäd^ft
roegen ber Soften nid)t geänbert toerben fonnte. (3)ie Huf*
ftdf)t in ben SammlungSräumett roä^renb ber öffentlichen
^3efud)^eit erforbert jefct einen Xufmanb oon 6250 Wart
pro 3a^r.)
s #on 3af)r )U Qa^r mehrten ftdf) bie Sammlungen unb
faft regelmäßig am ©eburtSfeft be£ Königs traf ein neue«
©efdfjenf Sr. s ])iajeftät ein.
*) II Carpaccio e il Tiepolo studi d'artc veneziana, Torino 1855.
**) ßermolieff, funftfrttifcf)« ©tubien über ttoltent)d)e 2Ralcret,
^eipjifl 1890 I.
***) Qaadri italiani della galleria Stociarda in ber 3citfd)rift
PÄrte u, 6. 169-173.
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— 243 -
gür bie ttupferftid&fammlung begann im Qa&r 1858 eine
neue 2lera, tnbem in ber ^erfon be$ ^rofefforS fcubnrig
SBetffer eine neue, fe^r tüd&tige Hraft als Qnfpeftor ge*
raonnen mürbe. SBeldfje greube Ijätte roo&l ber SJtonn, bürfte
er ben heutigen glor unb bie große 3u*be$mmg ber Samm*
lung flauen, lieber tyn näheres bei 2öintterlin 9ir. 38.
Sammler unb fiunftljänbler.
gehörte in früheren Seiten geroijferma&en gum guten
%on, Äunftfammlungen fidfj anzulegen unb alle alten ^eife*
büd&er machen foldje namhaft. 2ludf) Stuttgart mar nidfjt
arm an folgen ^riüatfammlungen. Sdfjon ©oet^e fpridf)t,
wie wir gefefjen fjaben, tum tyiefigen Sammlern unb Samm*
lungen; fiofrat 9tapp, £egattongrat 2lbel, ^onftftorialrat
Nuoff, s Jkgierungerat grommann, $ud&f)alter SWaner unb
Dberftleutnant 2Beng werben genannt unb befugt.
„Sludfj bei^rioatperfonen trifft manöemälbe an/' fdt)reibt
Teufel in feinem Journal. ,,3df) nenne juerft einige ©emälbe
au£ ber Sammlung beS ^errn Dberftleutnantä o. Söeng;
Hubens, granj glorte, Vierte, $oro, SRotf)e unb mehrere
anbete berühmte 9)feifter ftnb e$, beren 2Berfe brei 3^nter
aufä gefdjmadüoflfte befleiben.
}Jidf)t fo grofc, aber ebenfo reidj&altig an s J)Jeiflerftüden
ift bie Sammlung be$ Sudf^alterS 3)ianer; Söttner, oan
£)nd, &ä)iibtntt, ;Kuben3 uan Söloemen, 2lbr. u. b. Selbe,
£>arper, Deleit$ein§, 9Rortel, &unfum, 2öolf ermann, 2$er*
bufdf), Votf) mit feinen $ödf)tern oon ©. §ontljorft (geftod&en
von 3Hüfler), ftonütd Sei £ofbudfjbruder (Sotta, £anbfd(jaften
von Sdjjüfc, 91. ^ouffin, &irt 4 , flobell b. 3., 2lbr. r». b.
Selbe." @r bebauert bie ßupferftidjfammlung be$ fiernt
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— 244 —
Srtreftor 9tuoff nidfjt gefefjen gu &aben, wo man nidjt allem
ba« Vergnügen f>at, fein 2luge ju befriebigen, fonbem audj
Rünftler fennen lernt, weldfje bort roöd&cntUd^ einmal pfammen
f ommen. — „9&\t lobenSwürbig ift eine f oldje Slnjtolt, wo Äünft*
ler genauer mit einanber befannt werben, ft<$ i^re Semerhmgen
mitteilen fönnen, unb wo Siebe 311 ber ßunft immer neue
•Wahrung befommt, bie oft bie ^p^antafte beS ßünftlerS be*
geiftert unb uns Sßerfe liefert, beren Ruinen felbft nodfj nac§
Qa^r^unberten unfern Unfein f<f)öne Semetfe fein werben,
ba& <5df)önf)eit3gefiif)l audf) in unferem Shtfen nidfjt feine $err*
fdfjaft oerlor."
üflemminger füfjrt in feiner öefdfjreibung x>on Stuttgart
1816 als bie bebeutenbften Sprioatfammlungen bie gronu
mannf<$e*) unb bie 2öengf<$e ©emälbefammlung an.
„Mein ba bie Eigentümer fürjlid^ geftorben finb unb
ju erwarten ifl, ba& beibe Sammlungen werben jerfireut
werben, fo bemerfen wir ftfer nodfj einige ^auptjtüdfe ber-
felben. $ie erfte jeidfjnet fi<$ aufjer einigen oorjüglid^en
Silbern von »an ber SBerff, ^orbenone, Hubens u. a.
f)auptfädfjlid() burdfj ifjren berühmten QofjanneS t>on £)omini=
djino au£: ein ©emälbe, baS bem ßunfrfreunbe in neueren
Seiten um fo fd&äfcbarer geworben ift, als man bemfelben
einen in feiner 2lrt ebenfo ooHfommenen ßupferftidjj , baS
rüfjmlidftft befannte 23latt ton Füller, bem @of)n, oer--
*) griebrid) SBityelm g-rommann, ®el). SRat unb ftonfifiorial;
birettor, f 7. Huguft 1787, war ein eifriger Sammler bon Süajern,
#anbfd)riften unb ftunftfa$en, er mar ber erfte, meldjer ben Slnftoß
gab jur ^adjbilbung ber Äunftbenfmale SBurttemberg«, sur Äopte=
rung öon 3nfcr)rifteii, pr Rettung ber gefdna^tlidjen Slufgeidmungen
in ben alten Stlöftern u. f. m. ©eine reiche Jöibliotljef mürbe Don
$ergog Statt angefauft, barunter befanb fid) aud) bie große Sappen?
fammlung in 35 SSänben, fjeute nodj eine btelbenüljtc Oueßc für
r)eralbifcr)e unb genealogtfdje ©tubien.
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banft." 2)iefe« Stlb blieb lange in ber Erinnerung ber ©tutt*
garter ßunftfreunbe unb wirb audj no$ im Stuttgarter 2Beg-
loeifer oon 1827 erwähnt, e« tarn junädjft in ben Sefiij be«
Cberfinangrat« ©toefmeter, oon it)m faufte e« ber gürfl
^artjfd&fin, unb oon ba (am e« um bie ©umme oon 60000
Vilbel in bie Eremitage nadj ©t. Petersburg. Eine SBieber*
t)olung btefe« Silbe« befinbet fid^ in ber ©ammlung be«
trafen Earli«le ju Eaftle igotoarb, toie Magier ermähnt, e«
fd^eint früher gleidjfall« in Stuttgart im Seftfc be« eng-
Itfdjen ©efanbten ©fjee fidj befunben gu fjaben, ber e« au«
ber £interlaffenfä)aft be« SJttniftler« o. 2lbel acquiriert i)aben
fofl unb oon biefem in Sßari« au« ber ©alerie Drlean«
erftanben toorben fei. £)ie 3lbelf(t)e ©ammlung ermähnt
audj ©oett)e, ebenfo Naumann in ber ©efdjid&te feiner ©e*
mälbefammlung.
2)er ermähnte ©t)ee befafc eine anfefjnltdje ©emälbe*
fammlung, oon melier ba« Äunftblatt 1839 fdjreibt, bat}
bort audj brei fdjöne Elaube ßorrain« [big befinben,
toeld&e ebenfalls au« ber 2lbelfct)en ©ammlung ftammen, ferner
mar bort ein Stuben« unb eine 9M>onna oon gra Sarto*
lommeo. $er ©tamm ber ©t)eefdjen Silber foll au« ber
s ]Jie&lerfdjen ©ammlung fjerrityren. Ein anbere« Silb oon
SD o m i n t a) i n o , barftettenb ben f)l. ©ebafHan, pnben toir
im ^af)t 1841 im Seftfc ber Herren ^rofefforen Eieteridj
unb Söagner in ©tuttgart, bie e« jum Äaufe anbieten, e«
foll au« einem italiemfdjen ßlofier flammen unb früher für
«inen ©uibo SRent ausgegeben roorben fein.
SDie ©ammlung be« Oberftleutnant« 2Beng enthielt ge«
fdt>äfetc Silber oon Earacci, glort«, oan ber SBerff,
SNieri« unb unter ben neueren oon SBädjter, ©djtd
unb fietfdj; jroei oor§üglidje Stelrftürfe oon beut öfteren
$oo« unb fdjöne Sanbfdjaften oon Rädert, Ro%, Füller
unb s Jtein^arb.
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3n bcn aroanjiger Söhren bilbcten ftdfj neue (Sammlungen
ber Herren t>. (Sotta, fiauptpoftmeifter Sreger, Dr. Sidf,
©el>. SegationSrat Pfeiffer u. a. Später (amen baju nodfj
bie befannte Sammlung altbeutfdfjer ©emälbe be£ Ober*
tribunalprofuratorS 5lbel,*) meldte in ben uierjiger 3al)reu
bebeutenb üermefjrt, 1851 ins Sdfjlofj nadfj SubroigSburg fam
unb im %af)t 1862 t>om Staat erworben mürbe, (Sd&äfcbare
altitalienifdfje Silber befafe fiofrat £inf, bann roerben noef)
genannt: (1834) Sanfter Senebicft, Kaufmann (Sfjarbon,
ginanjrat ©locfer, Oberfteuerrat 9tittna$t, Sanfter Pfeiffer,
fiofrat s Jietnbecf, Oberpnanjrat Sföadfjter u. a. als Sefifcer
guter Silber. 1843 roirb bie ftunftfammlung be8 Kaufmann*
Sluberlen ermähnt, melier GJemälbe üon 2Bo uro er mann,
$enier£, oan %)\)d, Gorreggio u. f. m. befafc unb ein
Silb in bie ßird&e §u 3eHbad& ftiftete.
2)ie älteren Sefdfjreibungen Stuttgarts ermähnen and)
als SeljenSttritrbigfeit bie ©emälbefammlung beS ©ef). £ega*
tionärata ftöHe, Äanjleiftrafje 22. 3$ fyabt barüber nähere
9tod&rid&ten erhoben, bie ein gemiffeS Qntereffe in 3fofprud(>
nehmen, ba nodfj fjeute bie ganje ßoffeftton als Sermäd(jtnt£
SlötteS im Sefifc ber Untoerfüät Bübingen fidfj befinbet, unb-
mir in i^r ben einzig intaft gebliebenen Wtft ber älteren
Stuttgarter ^rbatfammlungen bttxafytn mäffen.
(Sljr. griebridj) ßölle ift geb. au Stuttgart 11. gebruar
1781, geft. bafelbfl am 12. (September 1848, Soljn be*
Tübinger SürgermeifterS unb &ofgeridf>tSbeififcer£ 3of). 2lbant
tyx. milt, ftubierte in Bübingen föedjts* unb (StaatSmifien*
fdfjaften, habilitierte ftdt) junäd^ft als «Priüatbojent bafelbft
unb üerfefjrte Diel in bem Uf)lanb*5ternerfd(jen Greife. Son
befonberem Einfluß auf ifjn mar aber Qolj. 9fel)fu6, ber
*) lieber biefelbe berietet SBaagen in ftunftroerfe unb Srünftler
in $eutfd>lanb II. 1845.
— 247 —
eben oon Italien aurücfgefommen unb namentlich ein burdj
gerbinanb ftartmamt fcfjon früher bei Äööe erroecftee Qnter*
effe für Mlbenbe Äünfte weiter ju entmicfeln raupte. Hölle
wibmete fid& in ber golge ber biplomatif djen Laufbahn, be=
fleibete ben Soften eines SegationSfetretär* an ben fiöfen
t>on ^ßaris, £aag, München, Karlsruhe unb Bresben 1806
bis 1812, würbe 1813 ßegationSrat ; nahm 1816 feine (Int*
laffung unb ging nach ^m f mürbe aber fchon 1817 wieber
als württembergifcher OiefchäftSträger beim römifdjen <5tuf)le
angeftetlt, wo er bis 1833 ®el). ^egattonSrat war. 3>n ben
folgenben fahren lebte er in $ariS, wo er beut ^ßrinjen s $aul
von Württemberg eine ©emälbefammlung bilben half, unb
fehrte oon bort ju bletbenbem Aufenthalt nach 'Stuttgart
jurücf. .Hölle mar ein geiftreicber ©chriftfteller oon unge*
wohnlicher, reicher SUbltltg mo jetgte als s }>olitifer einen
freien unb weiten Slicf. 2luf feinen oielen Reifen, feinem
langjährigen Aufenthalt in SKom unb $ariS hatte er reichlich
Gelegenheit jum ©rubium alter Kunftwerfe, fammelte ®e=
mälbe unb &uttfifa$ett aller Art, bie er gerne auch gremben
jeigte, wie er auch burch fein anregenbeS Clement in melen
gefelligen Greifen ungemein beliebt mar. $n feinem £efta*
ment, bat.: Dfom IMax 1833, legierte er feine ®emälbefamm=
lung einem -ftationalmufeum, welches „hoffentlich einmal er-
rietet werben wirb." $iS bahin, heißt es weiter, bitte ich ^ e
Unioerfttät Bübingen, foldfje womöglich an feuerficherem Crte
aufzubewahren , fie bem s $ubli£um ftchtbar unb in gutem
Staube ju erhalten, fiiefür beftimme ich i^r ein &egat uon
500 fl., weites ihr auch k° nn bleiben foH, wenn bie 0e-
mälbe abgegeben fein werben, unb ber Verpflegung erfranfter
Stubierenben gewibmet bleiben foO. Offenbar hatte alfo
flöße bie 2lbfid)t, feine ©emälbefammlung unferer bamalS
fchon in AuSficht genommenen Staatsgalerie ju oermachen.
Welche ©rünbe er baju hatte, nachträglich biefe Seftimmung
— 248 —
äutü(fau$tef)en , wijfen wir mdfjt, wir fönnen e8 nur aljuen,
wenn wir in einem j weiten Äobijitt oom 11. gebruar 1847
lefen: „Sollte unter was immer einem Vorwanb eine 58er*
etmgung mit ber Stuttgarter fogen. ©emälbegalerte oerfud&t
werben, fo follen meine ©emälbe ber Sßinafot^ef in Wm$tn
sufatten." <£x fdfjeint bemnadfj auf feinem guten gufe mit ber
Sireftiori ber Äunfifd^ule geftanben gu fja&en, möglid& bafj er
feine ©emälbe audfj berartig überfdfjäfcte, bafc er fte ben primi*
tioen Anfängen ber Staatägalerie nidfjt beigefetten wollte.
$af$ übrigens £ölle audfj fonft ein munberlidjjer £au$ mar,
gefjt aus anbern fonberbaren Seftünmungen feines £eftaments
^eroor. ßölle ftorb, wie fdfjon erwähnt, am 12. September
1848, feine ©emälbefammlung fam aber erft im 3uni 1850
nadf) Bübingen unb würbe burdf) ^rofeffor gallati unb Dr.
Seibnifc in einem Qmmw be$ Ilmoer fitätSgebäubeS aufge-
[teilt. $te lange Verzögerung in ber Ablieferung ^atte barin
ifjren ©runb, bafe bie (Srben bie beiben ßobijitle be£ Äötte=
fdjen XeftamentS angefügten Ratten. @rft im SRärj 1850
waren bie SBebenfen beigelegt unb unter ber VorauSfefcung,
bafe bie Unioerfität auf baS (Mblegat oon 500 p. oer$idf)te,
würbe bie Sammlung abgegeben. (Süiftweilen hatte Ober*
hofprebtger o. ©rüheifen bie ©emälbe in feiner Verwahrung,
ber auefj in einem S<$retben an Sßrofejfor $allatt auf beffen
2öunfd& nod& einige htfiorifdHrittfdfje Semerfungen barüber
mitteilte.
$ie Sammlung $äf)lt 52 Hummern. $>ie Seftimmungen
ber ©emälbe rühren teilweife oon Röüt felbft, teilweife oon
bem ehemaligen ©alerieinfpeftor Strecfer fax, weld& lefcterer
waf)rfdjeinlid& im Auftrag ber (Srben bie Silber im Söinter
1848/49 fatalogifterte unb abfd&äfcte. (Sine weitere Sd&äfcung
oon S)upui3 in ^artS fdfjeint oon 5töHe felbft oeranlafjt worben
3U fein; biefelbe ftellt ben Sßert ber Sammlung ofjne einige
erft fpäter oon ftölle erworbene Silber auf 14250 gr., eine
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Schäfcung, bie felbft in Anbetracht ber Damaligen hoben ®e*
mälbepretfe eine oiel |U f)oä) gegriffene war. 2Bir wollen
aber bamit ben SBert ber Sammlung nicht fd&mälern; es
finben ft<h immerhin einige ganj beachtenswerte Saasen bar*
unter, wenn auch oieleä 9JJinberwerte mitläuft. $öHe faufte
in $om unb ^kriS gelegentlich oon ^rioaten unb ftunft«
hänblern meift Heinere Silber, auch ©fijjen unb Stubien,
entfpred&enb feinem ©efehmaef unb.feinen Mitteln. 2)erSchmer=
punft ber Sammlung liegt in ben italienifchen Schulen, aber
auch SRieberlänber unb einige $eutf($e finben mir barunter.
8lm meiften anfpredjenb ift ein SMlbdjen oon (Sorreggio:
3lmor eine Sßfetlfptfce fdjärfenb, offenbar eine Stubie &u ber
■Sanae in ber ©alerie Sorghefe in föom. Schon ©rüneifen
bezeichnet biefeS 33ilb als baS bcfle Stücf ber (Sammlung,
uon ÄöHe in $ariS erworben unb oon eigner im 3ahr 1844
reftauriert. gerner ein 2Kurillo (ob echt?), Stubie ju
einem feufdjen Qofef, aus ber Sammlung &ambruSchmi in
inoorno fiammenb. SBon ©rüneifen wirb noch befonberS h ers
oorgehoben ein S u f a £ (5 r a n a ch, in $ari£ erworben, weib=
licheS $ilbni£ mit breitem rotem öarett, mit bem Sonogramm
beSÄünfllerS unb ber^ahrjahl 1528 oerfehen; angeblich ein
Porträt ber „Pucelle d'Orleans". SBetter baS gragment
einer Sluferftehung (E^rtfti oon ©arofalo, SübniS eines
granjt«fanermönch« oon 9toffo giorentino, ©efdjenf
be£ ©rafen $emiboff, Schwiegeroater£ ber ^rinjefftn oon
2ftontfort. (5m männlicher ftopf au£ ber nieberlänbifchen
Schule ift ein ©efchen! be£ Sßrinjen ^aul oon SBürttemberg.
2)er Ecce Homo oon Sdjtaoone, au£ einem italienifchen
grauenflofler ftommenb, ift wohl nicht fo bebeutenb wie ©rim=
eifen annimmt. S^och feien angeführt: (Earpaccio, ßar=
binal Seffarion (1395 - 1472) mit 6 Sflöndjen, etwas troefen,
aber charafteriftifcheilöpfe; Saffano, $tlbni£ be£ SaroniuS,
tfnieftücf, bann ein weiblicher $opf oon £uini, fe^r fein unb
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ebel, gut plaftifd) mobefliert, aber in beu Schatten nad&ge*
bunfelt. $on Äölle roeit überfdjjäfct ift ein tueiblid^eö 23ilb*
nis, angeblich oon ©fjirlanbajo, eine SJkbonna mit bem
Äinbe oon ^ßarmeggianino aus ber Valerie ©rimam unb
eine 9Wabonna mit bem 5linbe, angeblich oon ^erugino.
(£in angeblicher &olbein, offenbar aber altfranjöftfdj, ^)3or*
trat ber Renata oon Sourbon, ©emafjlin beS ^er^ogS Slntoine
oon Söllingen, ift nid&t ofjne 3W er *ff*/ ferner jwei f leine
oenetianifdfje 9lnftdf)ten ä la Canaletto mit fe^r lebenbiger
Staffage, (eiber fefjr trüb geworben. Einige nieberlänbifdfje
©enreftücfe, als £enier3 unb Dftabe getauft, finben audj
SBeadfjtung. $on neueren SRetflern beRfet bie Sammlung eine
i)iabonna von ©egenbauer unb der römifdje £anbfdf)af ten
oon s Balff)off (geft. ju Neapel 1822). 2)a$ bem öefudjer
äunäd&ft ins 2luge faöenbe große ©emälbe ift eine alte $opie
nac§ SCijian „SDanae".
Seit Anfang ber oierjiger 3a^re bilbete ftdj bie ©alerie
2 a n b a u e r, roof)l bie bebeutenbfte unb umfangreidfjfte ber
^rioatfammlungen Stuttgarts neuerer £eit. 2Bir müffen oon
tyr etroaS ausführlicher reben.
CberfriegSrat ©. £anbauer fammelte feine Sdfjäfce teils
auf Reifen, teils benüfete er bie ju feiner &\t fe^r ja^lreid^
Stuttgart frequentierenben ßunftyänbler, oon melden mir
fpäter nod^ ju fpredjjen f)aben. SBiS in bie fedfotger 3a$re
hinein mar bie Sammlung intaft geblieben, bann aber mußte
ber oteüeid&t über feine Gräfte IjinauS angeflrengte Sammler jicfj
entfdfjlteßen, brei feiner &auptbilber ju oerfaufen. @S waren
baS ein ^orträt oon §anS fcolbetn, eine 33aSler $atri»
jieriu, meines au« bem ßlofter Sdfjuffenrieb ftammen foll,
bann ba* 2Mlb eines 3af)lweifterS oon ©iorgione unb &>xi*
ftuS am Äreua oon 5ßelajquej. SDiefe Silber ertoarb bie
©roßfürftin 2ttarie oon s Jfttßlanb um ben §of)en s }keiS oon
10000 fl. 5lm 15. SKooember 1869 fanb eine große Iter*
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fteigerung )tatt, roeldje einen (SrlöS von 16500 ff., nadj
anberen Angaben fogar uon 280000 ff., wo* {ebenfalls über*
trieben ift, erjielt fjaben f off. Unter anberem erroarb bie
Königin Olga einen f (einen &au£altar uon 51 nbreaDrcag na
unb bie f. ©taatögaferie einen 2lltarf(üge( , angeblid) uon
Subooico 9)tafolino, ben flnaben 3efu unter ben (Schrift*
gelehrten uorftellenb. SiefeS $ilb, roeldfjes audj Sermo*
lieff erwähnt, ift monogrammiert unb mit ber 3a$rga$(
1526 uerfetyen. ift aber mdjt uon Sttafolino gerra»
refe, fonbern uon Sefenbente gerrari. 2lu&erbem er*
warb bie (Merie nodf) ein Porträt uon Sebafttano bei
^ßiombo, angeblidf) ein 3Jfed)anifer, moju oljne 3 roe *f c t oer
Sfrmfiufjf, auf tueldfjem ber in fd&tuarjer (Mefjrtentradjjt bar=
geftellte 9Rann fi&t, SBeranfaffung gegeben Ijat. Sann würben
unter anberem nodfj werf auf t ein rKubenS Sauib uor 3aul
um 4000 ff. an ben ©rafen ^alfix) in s }$eft, eine 1)1. Familie
uon ^ßalma ^ecdjjio um 1770 ff., ein tueiblidf)e$ SMfbniS
von ©. Sora ertuarb bie ©aferie in Karlsruhe um 1250 ff.
u. f. ro. Einige Seit fpäter uerfaufte l'anbauer jtuet ffeine
(SJemälbe uon 6tuaneuelt um 5000 gr. Ser immer nod)
anfefjnlid&e 9ieft ber ©alerie fam nadfj bem £obe beS $3e=
fiter« am 16.-20. Oft. 1881 jur Verweigerung. (SS waren
nod(j 105 Silber, teiliueife mit flogen tarnen bejeidjjnet. Sie
2fuftion f)atte fiele !Rauf$liebf)aber herbeigerufen, von öffent=
fidlen ©alerien mar aber nur Sarmftabt vertreten. Sie
©emälbe mürben alle tueit unter bem Sfnfdfjlag fo3gefdf)(agen.
Sa« &auptftücf mar ofjne S^eifel ber $aul ^otter, ein
fyiftorifdjj beglaubigtes 23Ub, meldte« von Xlönig ©eorg IV.
von (Snglanb feiner <Bc^rt>efter, ber Königin (Efjarfotte 5fugufie
von Württemberg, gefd(jenft tuorben mar. @3 fam in eine
granffurter ^rioatfammlung unb erhielte einen <Prei$ uon
2650 Tit. Sann von Somtuid&tno ein f)f. &tbaft\an, an*
gefdfjfagen ju 4500 Tit., fam um 2530 Tit. in engfifdfjen
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93efifc, dl cm b raubt, S3ruptbilb etneS SHabbinerS, oon zweifel-
hafter (Scheit, fam auf 1280 2)if. ©in angeblicher ^aut
SBeronefe uur 30 9Hf. ©onjalea Goqueä Porträt be3
Stifters ty. (Someliuä joon Sooft oon Slmfterbam uub feiuer
gamilie 2000 9Jtf. SDrei Saubfd^aften »on (Haube £or.
rain gingen weit unter bem Slnfdjlag fort. (5tn angeb*
lidjer Gorreggto erhielte nur 105 SRI, ein £i§ian, £eba mit
bem ©djtuan, anftatt 2000 nur 360 2Rf. 2113 9tapf>ael
würbe ausgeboten: (SfjriftuS am Oelberg mit ben fd&lafenben
Jüngern, ermähnt oon (Sroroe unb Gaoalcafelle, ©efd)i<$te ber
italienifdjen Malerei III. S. 308; e§ mürbe ju 400 SB.
loSgefd&lagen, roa3 feine 9tapf)aelifd)e ^Prooenienj jur ®enfige
entfräftet. 9ftorale3 ^^riftuS am Slreuj, eines ber bebeu-
tenbften Silber ber Sammlung , fam anftatt 1000 nur auf
300 $on oan ©teen waren jmei reijenbe ®enrebilbdjen
üor^anben ; ber Chirurg unb ber 3^narjt, freiließ üon jroeifeU
^after (Scheit, baS lefctere 33ilb erjielte anftatt 2000 9)lf.
nur 600, ber (Sfnrurg anstatt 800 nur 290 SRI ©rmäfntt
fei nodj ein Oft ab e, ein Jobbern a, roo^l baä befte £anb*
fdjaftäbilb ber (Sammlung, bann ein 9iuu3bael, ein van
2)ncf, ^orträt einer £)ame fam nur auf 110 $Jlt (Einige
2öouroerman3 mürben über ben $oranfdjlag üerfteigert,
bagegen blieb roieber ein 23accto bella^ßorta, Hreujigung
Gfjrifti, ein sroeifelloS e<$te£ fd&öneS SJilb, weit unter bem
greife, e3 fam in bie SDarmftäbter ©alerie. — 2)er ©efamt-
erlöS ergab ca. 24300 2Rf.
mt ber (Merie ßanbauer, fagt ein Seridjterftotter,*)
an bereu 3ufammenbringung überall Ijer ber Söerblidjene über
*) 23ecf im 2>ü>jefan*2lrd)to 1888 <S. 47 ff. SBrgl. aud) bic
fiirje Schreibung ber (Halene im Scfcmab. 97lcrfur 1855 <S. 631.
$>ort wirb nod) ein 33 tlb üonßeonarbo ba Sinei, bie ffL 3ttagba=
lena, al» eine» feiner ©auptftücfe erwähnt, ebenjo bei 8üe$ele, @tutt»
<jart ©. 180.
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ein &alb 3al)rf)unbert gearbeitet £ai, ift nun leiber für Stutt*
gart bie einige f)eroorragenbe ^rtoatfammlung von ©emälben
baf)ingegangen. SBo&er bie Silber alle famen, roo^in in aöe
2öinbe fie roieber gingen — roer roeifj e3 §u fagen?! Sie
roüfjten freüidjj etma£ ju erjä^len — biefe Silber alle, grofj
unb fleüt, ed&t unb unedjt, fdjön unb jmeifelljaft . . .! Habent
sua fata — picturae!
©egen ßnbe ber breifeiger Qa^re rourbe e£ üblidjj, baft
reifenbe ßunftyänbler audj Stuttgart befugten, darüber
f treibt baS Äunftblatt:
„So trifft e$ ftdfj im £eben §uroeüen günftig, bafe bie
ßunft, ju ber wir nid&t gelangen fönnen, ju un£ fömtnt. —
Statut jaulen wir mit 9iedfjt auf ba3 jeitenroeife Eintreffen
mmJtunftyänblern, bie ftdfj nie oljne roemgftenä einige red&t
gute Silber einfinben, roaS bie Siebljaber erfreut unb belehrt,
unb meiftenS audfj ju bem ober jenem erroünfdjjten Seftfce
bringt, ber tf)re (Sammlungen neu belebt. — 2lu$ unbefannter
&ueüe fam nad& unb nadfj eine 3a£l guter alter Silber Ijte*
l>er. 2öir flauten 5Rieberlänber unb Italiener, manche un*
bejroeifelte Ortginale — baS meifte nmrbe feftgefjalten. —
Später fanb ftdfj &err v. 2ttefcler r>on granffurt, ber in
Saben ein ftefjenbeS Kabinett f>at, mit trielen jum Steil fofc
baren Silbern Ijier ein. @3 mar roirfltdf) ein ©enufe, biefe
Sammlung nneber&olt ju flauen, fid& ber grojgen Ijiftorifdfjen
XableauS von £isian, Slnnibal Garacci, ©uibo 9^eni u. f. ro.,
einiger trefflid&er Slltbeutfd&en, fdfjöner ßanbfdjjaften, ©enre=
bilber u. f. u>. pi erfreuen. Später fjatte ber Porträtmaler
SBaagen aus Sflündfjen, ein Sruber beS ©aleriebtreftorä
2öaagen in Serlin unb ©atte ber berühmten Sängerin
Sdfjadfjner, eine Sammlung uon Silbern im ^eboutenfaal
aufgehellt, meldte mir bie bebeutenbften, bie je ^ier geroefen,
nennen bürfen."
3Bic früher bie v. s J)ietjlerfdf>e, fo genofe audfj bie
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äöaagenföe ©ammlung bic feltene Sluäjeidfjnung, bajj ©eine
s JMajeftät ber Äönig fie einer genauen 23eficf)tigung roürbigte
unb nidfjt unbebeutenbe 2lnfäufe barau* anorbnete.
(Einem weiteren 23ericf)t im Kunftblatt von 1841 ettfc
nehmen roir, bafc in biefer 3 e ^ c * nc ft a ^ e 9iad)frage nadfj
Silbern älterer 9)feifter fid) bemerfbar madf)t unb baS nidjt
allein in beu fjödfjften unb f>of)en Greifen, fonbern audfj bei
Honoratioren unb bemittelten bürgern, bie früher mit Stein*
brücfen ftdfj näfjrenbe 3)eforatton3luft $u einem Verlangen
nadfj öelgemälben ftdfj üerebelt fjat. — ©eit Qafjr unb
Sag £aben folgenbe grembe uns mit iljren Kabinetten be*
fudjt: fierr SBenucci aus $om; er Imtte nur wenige, aber
gute alte -äfleifter. 2>ann SBaagen, beffen mir fdjjon früher
gebadet. Herr äBeifj au$ Bresben f)atte einige fd&äfcbare
Italiener unb 9tieberlänber. ©eraume Seit mar audfj ein
Seil be* oon ©taigerfd&en Kabinette in Emmingen f)ier jur
©cfjau unb (£rroerb au^gefteilt ; ÜManega au$ ©enf jeigt mit
tnel Wüte eine bebeutenbe $af)l oon grofjen unb Heineren ©e*
mälben, baruuter einen 2)Jurillo, 2lllori, s $aul SBeronefe,
©aloator Sofa, SBol, uan ber Helft, 28ouoermann
u. f. m. fierr o. s J)fefcler aus granffurt, ber reid&fte im
©emälbebefifc, befugt un$ nun jum jroeitenmal, feine ©amm*
lung ijatte oiel 3ufprud(), fo bafj in bie Hänbe ^o^er unb
anberer ©önner eine bebeutenbe 3af>l anfpred&enber ©emälbe
überging.
1842 erfd&ien nochmals s J)fanega aus ©enf, bann 33utfd&
am Augsburg, 1843 ©Raffer aus Süfjelborf, $u£boi$ au«
^>ari$ u. f. m. 23alb Ratten jt# aud^ in ©tuttgart felbft
Äunftl)änbler etabliert; Maurer unb £tefdf)ing. Maurer be*
gann ganj flein unb befdfjeiben, fdjjroang ftdlj aber burdf) glücf*
lidfje 2infäufe unb SBerfäufe auf Reifen an ben dll)t\n, nadfj
©ad&fen, kapern, Defterreidf) balb empor unb lieferte mele
gute Söerfe. Sombefan Naumann in ^Ottenburg faufte
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manches gute 23ilb oon ihm. 1846 errichtete auch $uch-'
hänbler Röhler einen ftunftfalon.
Xtx t>or$üglichfte &änbler, auch al3 Rennet roofjlbefannt,
war aber Samuel ©ottlieb £iefdf)ing. grüner Raufmann,
§atte er falliert unb ftch in bie Sdfjroeij geflüchtet, als ihn
ber Sufafl ba3 grofee 2o& in ber granffurter Lotterie ge*
roinnen liefe. W\t feltener ©eroijfenhaftigfett 3af)lte er allen
Gläubigern jefct nachträglich am, roaä er ihnen noch f<hulbig
geblieben war; mit bem SReft begann er, oon 23afel jurücf*
gefehrt, einen Runfttjanbel, rooju ihn eine feltene SBilbung
befähigte, (St reifte öfter nach granfreidf) unb ©nglanb unb
grünbete fpäter für feine ^eranroad^fenben (Söhne eine Sßer=
lag$hanblimg, meldte fidf) oorjugSroeife bie igerauägabe d^rift-
lidfjer 2öerfe angelegen fein liefe, ©ufcforo erjagt in feinen
£eben«ermnerungen oon ihm alfo: „9to<h fielen mir bie
f cfjarfen güge be* eigentümlichen üDianneä, feine bunfeln
9lugenbraunen, fein fahler ©df)äbel, bie Stajeln, ja ©äcfe
unter ben Stugen. $afe jeboch au« biefem eroig nur jum
<5arfa3mu3 oerjogenen f of ratif <hen , ober roenn man null,
©ilenfopfe ein nur bem ^UetiSmuS unb ber eyflufiüften d^rifl-
lidfjen Slnbacht geroibmeteä $u<hoerlag$roirfen ^ätte ^eroor«
gehen fönnen, mufete raenigftenä berjenige bezweifeln, ber
ebenfo gut t>on ihm als SBud&hänbler hätte pxop^mn mögen,
er roürbe ba$ befannte ©efdfjäft oon @<$eibte, mit Rurio*
fttäten allerlei 3lrt, fyabtn begrünben fönnen. $)enn <5pott,
GpniSmuS, SBoltatrianiSmus be^err festen burdlj unb burdjj
biefeu täglichen ©aft beä 3Henjelf chen &aufe3. *) gaft möchte
man glauben, bafe if)m fein 23ilberl)anbel ben 23eroei$ ge*
liefert fyaüt, bafe ft(§ bie nad^haltige Raufluft, auch t)on
Büchern, nur im pietiftifdfj angehäufelten Greife, bei ben
deichen unb fcochgefietlten ftnbet."
*) 95rgl. 3ften$el in feinen 3>enfmürbigfeiten <S. 214.
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— 256 —
£iefdjing baute ftd) ein fdjöneS $au8 @<fe ber Marien*
unb ©ophienftrafje, feine Sammlung wirb in allen ©tutt=
garter 23efchreibungen ber breiiger unb vterjtger Qafjre ruh*
menb ermähnt. 9ludj ber Dombefan Saumann von Kotten*
bürg, ber befannte ©ammler unb 2lltertumSforfdjer fagt von
ihm, er fjabe nur auägejeidjnete 2Reifteriverfe gefauft unb
mieber verfauft, bie &unberte, ja £aufenbe fofteten. Da fjiefc
e3 bei mir: „Manum de tabula!" Dodj fyaltt er ftdj ver=
pflichtet, bemfelben feinen Danf bafür au^ubrüefen, bafj er
ihm Gelegenheit gab, fo vorzügliche ütteiftenverfe bei t^nt
ju fe^en.
Sie Anfange ber Sithogra^te unb bie !. litljögrapIjiWe
«nftalt in Stuttgart.
jftonrab Samparter r)at in ben 2Bürttembergifchen 3&h rs
büdjern 1898 einen eingefjenben Sluffafc über bie @efd)id)te
ber Lithographie in SBürttemberg veröffentlicht unb befonberS
auch ben Anfängen biefeS ßunferoetgä in Stuttgart fleißig
nadjgefpürt. 3"bem mir bie Sefer in ber igauptfache auf
biefe ©tubie vertveifen, fei e3 geftattet, nur einiget Detail
unb inäbefonbere baäjenige tytx mitzuteilen, tvaS auf bie
Sfjättgfeit ftappS unb GottaS fi<$ bezieht.
Der Sttündjner Äarl ©trohhof** braute ba£ ©eheim«
ni$ be3 ©teinbrudte im gtühjahr 1807 nach Stuttgart unb
verlangte bafelbft ein Privilegium jur Errichtung ber erften
©teinbrueferet auf jehn Qaljre.
9iapp fchreibt felbft barüber im 2ftorgenblatt :
mar im Frühjahr 1807, bafe &err Earl ©troh*
hofer aus -üftünchen fidf) entfernte, tveil er wegen ber au£=
f<f)lie&lidfj — privilegierten ©enefelbeäfd)en ©tetnbrueferei
bort fein ähnliche« Qnftitut eröffnen burfte.
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— 257 —
(§r fudfjte eine üRieberlaffung in Stuttgart geroinnen,
was in ber golge mit fönigltd&er Erlaubnis unb burdf) tytu
oatunterftüfcung audfj wtrflidf) ju ftanbe fatn. $a er nidfjt
3eid^ner aber SBeftfcer beS nadfj feiner SBerftdfjerung gröfeten*
teils felbft gefunbenen ©el)eimniffeS ber ©teinbrudferei ift, fo
mufete er burdf) ben SIbbrucf fold&er Arbeiten, für beren Qben*
tität bie Urheber bürgen fonnten, an Ort unb ©teile ftc*j
rechtfertigen. $)iefe erften groben gelangen unb würben als
eine 9teuigfeü bewunbert, of)ne jebodfj ein befonbereS, für bie
Unternehmung felbft fo ^öd&ft nötiges gnterejfe ju erregen.
®er größte ^ctl ber ßünftler fd&ien gegen ben nodf) unoofl*
fommenen ©teinbrudf gleichgültig unb überliefe bie Sadfje
tfjrem ©dfjicffal. @in eifriger ßiebfjaber hielt aber aus unb
machte SBerfuche, um auf eigenen 2ßegen ju erfahren, wie
weit bie Hoffnungen oon ber neuen ©rftnbung gehen bürften.
@r zeichnete mit ber unbe^tlflia^en geber unb bem flüffigen
£ufch £anbfd(jaften, bie baS Slnfe^en malerif<h*rabierter Sanb*
fd&aften erhielten unb hinlänglich bewetfen, bafe burdfj Uebung
in biefer Lanier noch weit mehr geleiftet werben fönne, als
man oermutet, unb bafe ftdfj au<h Haltung in berfelben h** s
oorbringen laffe. (Sine äußerft jart mit ber treibe gemalte
Sanbfdfjaft behielt in ben Sibbrücfen beS erften §unbertS ihren
hübfdfjen tyaxatUx oottfommen unb äeigte baS Socfere unb
Seichte beS SaumfchlagS, bie föurchfichtigfeit beSfelben unb
bie Abweichungen ber ^Slane gerabe fo, wie man eS auf ber
bezeichneten (BUinplatU gefe&en hatte. £5iefe Sanbfdfjaft mar
in ber Se^anblungSart baS SDelifatefte, toaS man bis bafjer
in ©teinbrucf in Stuttgart fannte, unb liefe alfo auch für
weitere 2luSbilbung beS ßreibenauftragS noch oieleS erwarten.
2)urdf) einen fpäteren $erfu<h würbe man überjeugt, bafe fi<h
treibe mit £ufcf) jufammen oerarbeiten laffen, unb gewann
baburch eine neue angenehme SluSficht, weil burdf) bie SBer*
einigung ber fräftigen unb ber jarten Lanier nun etwas
SBac$, Stuttßortft fiunft. 17
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- 258 —
weit 23ebeutenbere3 ausgeführt werben fann. dlafyfyuc tarn
es auch an bie bis jeßt nod; problematifch gewefene Aufgabe,
eine Sanbfdfjaft mit SKabiemabel unb ©rabftidjel in Stein ju
bringen, unb biefe Unternehmung gewährte burdj 3ufall eine
boppelt merfwürbtge (Srfcheinung. (SS ifl nämlich jefct nidfjt
nur ermiefen, bajj man ben reinften unb feinften fiaarftridh
fo gut als ben ftarfen (Strich oon jeber beliebigen breite mit
wenig Wlixty oertieft in ben «Stein bringen unb abbruden
fann, fonbern auch, bafe biefe Bearbeitung bei weitem mehr
Slbbrücfe liefert als jebe anbere.
9iadj fo Diel überjeugenben Sewetfen mürbe eS wahr*
haft fchabe gewefen fein, wenn eS ber primlegierten Stein*
brucferei in Stuttgart ganj an Unterftüfeung gemangelt hatte.
(Sie hat foldje gefunben unb beginnt jefct ihr Unternehmen
mit aller 23efcheibenheit, aber auch mit Suoerftdjt, ba bie be*
rühmte unb thätige (Sottafdje Suchhanblung ju Bübingen
teil genommen hat. (Sie wirb in ben nächften Sodjen ihr
erfteS Sßrobuft anfünbigen, baS in einer Prachtausgabe beS
allgemein geliebten SHetterltebS oon Schiller beftehen, unb
zugleich als $robe ber bis jefct fultioierten oerfchiebenen
Sanieren beS SteinbrucfS bienen foH. @S wirb auf fünf
gan§ großen SKealfolioblättern abgezogen werben, wooon ber
Xitel unb ber £e£t mit ber reinften Schrift in ben Stein
gegraben, bie gwet befannteren SJMobien mit ber geber ge*
fchrieben unb bie legte Scene aus 2BalIenfteinS Sager in
einem unübertrefflich frönen (Sfmrafter oon fierrn ©alerie*
bireftor Seele in Äreibenmanier bargefteflit fein wirb. 2)te
Slbbrücfe biefer le&termähnten 3*i$nung werben bie 2lnjahl
ber Auflage unb ben «ßreiS beftimmen, ba fi<$ biefe« ^nftitut
jum ©efefce gemacht hat, ihren Verlag nie mit geringen 2lb*
br ücfen ju betaften."
$ie Schrift ju bem uon 9tapp erwähnten 9ieiterbtlb hatte
Barl SluSfelb (1774-1814), ein Schüler 3. ©. Füller«,
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— 259 —
in Stein graoiert, berfelbe war aud) an ber Rosenberger*
fd)en Äarte x>on Württemberg befcf)äftigt unb fjatte für Gotta
eine 5larte r«on $eutfdf)lanb übernommen, bie Stopp fet)r am
Serben lag. „$ilf fcimmel," fd&reibt er, „SluSfelb fpridjjt
nodfj von jroanjig £agen, bie er jur Steinharte brause . . .
Sie fott feljr fdfjön fein."
Sieben 2lu$felb oerfud^ten ftdfj anbere Stupferftecfjer mit
ber ßitograpfjte ; b'2lrgent graoierte harten, 6 er; ff er,
Slutenrietf) unb Sauer seid^neten Porträts, le&terer baS
ber Königin oon 3talien, beffen 2Ut3füI)rung Ertapp „aller*
Kebft" bejetd&net.
SDer babifdfje Slrdfjiteft SBeinbrenner, melier &umeUen
3etdfjnungen lieferte, befd&äftigte fi$ gleichfalls mit Stein*
rabteren. Unter abgelieferten Slbbrücfen befinben ftdfj (Sjem*
plare oon einer 3wd&mmg ber ©räfin Qeniffon, beren ©e*
maf)l, ber f. Dberfttammerljerr, Stro^ofer eine 2öo|nung
in ber 9lfabemie eingeräumt f>atte.
Selbft 3o^. %t. Füller lieferte Setd&mmgen. S3e*
geiftert fd&reibt ftapp im September 1807: „$on SflüQer,
bem Sof)n, §abe idfj jefct eine göttliche 3*id)nung im §au$,
mit ber id& aber (eine ^robe mad&en laffe, bis bie neue 33er*
bejferung an ber treffe oorgenommen roorben ift . . ." 5tlein*
laut Reifet e£ balb barauf: „Wlit ber prächtigen 3^^"«ng
•äftüflerS toaren mir unglüdfltdfj. Sie fjat im ®rucf nidfjt
reüffiert, — unb mir müffen nun ein fconorar begaben. 3d(j
toeifj gar nidfjt, roie ijodfj man ba$ anf^tagen roirb, bodfj tyat
man mir ju oerfte^en gegeben, bafj man feine 3*ü Ki$t
umfonft leifjt. @in anbermat gerät e8 tneüeid&t beffer."
S)iefe Unftdfjerljeit ber beteiligten Stein* unb $rucf*
fünfte erfdfjroerte noef) feljr ein gortfdfjreiten ber $rucf*
arbeiten. „Oft würben platten bis jur Unfenntlid&feit oer*
borben, ober f<$on im 2lnfang ruiniert," flagt $app. ©in
<mbermal: „Stro^ofer Ijat ben Stein, baS Sdfjlo& Don
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— 260 —
SBaben, t>erhunjt"; unb nadjbem er ihn „repariert": „er ift
noch paffabel, ein beweis, bafj ber Stein ein gebulbig.
Eier ift."
9tapp wunberte fidfj, „bafc ber Steinbrud bei ftiljlettt
Sößetter beffer anfpricht als bei trodener unb grofeer fii&e",
aber bie „falte ßüdje\ tpcld^e ©tro^ofer in ber ihnt
oorübergehenb eingeräumten SBohnung in ber Slfabemie als-
£)rudereilofal biente, taugte für bie fältere QahreSjeit eben*
fomentg ; er Hefe für bie SDruderei ein 3intmer in ber alten
ßanjlei einräumen.
$)ie Schwierigfeiten, mit welchen dtcupp ju fämpfen hatte,
würben mehr noch burdfj Strohhof erS Unbeftänbigfeit als burdh
Langel an ©emanbtheit oermehrt. @r parierte nicht an ber
treffe. „6tro^ofer null fi$ nicht als Bruder gebrauten
laffen unb forbert ©ehilfen," ober „als ich hinüberfchidte,
mar ber Sßogel ausgeflogen," flingt eS burcb bie Briefe 9toppS*
3^ac§ erfolglofen Sßer^anblungen wegen felbftänbiger Ueber*
nannte ber £>ruderet burch ©tro^ofer würbe im grühjahr
1808, nach nur einjährigem S3eftanb, ber Vertrag mit ihm
gelöft. Strohhofer begab fidfj nach £)armftabt unter Verhält*
nijfen, trofc feiner bisherigen günftigen SlnfieHung, um bort
mit bem befannten Drgehrirtuofen, 2lbt Vogler aus 5öür^
bürg jufammenjutreffen, mit meinem er fd>on in 2flünchen
Sßerbinbungen hatte, Senefelber berietet barüber in feinem
Sehrbuch com 3af)r 1818. $)ie barin enthaltene Beleuchtung.
6trohhofcrS ift eine wenig günftige, auch feine „pompöfe
Slnfünbigung", welche er in (Stuttgart annulieren lief*, (er
wollte 20 — 30 000 3lbbrude oon einem Stein liefern) wirb-
babei erwähnt, diapp aber fchrieb nachträglich an (Sotta:
„SDie $armftäbter finb wahrfcheinlich noch mehr angeführt
als wir." .
SWadfj StrohhoferS Abgang war 9Japp auf feinen
Mupferbruder «Schaff er, welcher für bie injmifchen mit ber
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— 261 —
©teinbrucferei üerbunbene ßupferorucferet angeßeHt roorben
unb juüor bei Ravi (Sbner befd&äfttgt war, angerotefen.
tiefer 3. %. ebner (1748—1825) übernahm bic ©teilt*
fcrueferei ^app^otta; ftc würbe burd) beffen <2oljn ßarl
(1779—1852) betrieben, welker in ber ßupferbrueferet ber
hohen ÄarUfdjule gelernt hatte. Sflapp, ba3 ßommenbe fchon
sorauäfehenb, ^atte auch bie gerütgfte Manipulation felbft }it
üben t>erfu<ht: „ber girnifc ift gefodjt, bie treffe ift einge*
richtet ..." f treibt berfelbe unb tag« barauf am 21. Sttärs
1808: „§ter mein greunb bie ^robe. (SS geriet, unb nicht
wahr, man mödjte beim 2lnbli<f ber $)tnge etwa« fhtbenten*
mä&ig augrufen: vivat ©teinbruef, pereat ©trohhofer!"
93alb fteht man ben feinfühligen ßunftfchriftfteller „rea-
liter tt am ©tetnfchleifen unb ßreiberocfjen, balb am 9ietouchier=
tifdj ftfcen, um 2lbbrü<fe p reparieren. Qultty aber lautet
«8: „2öa§ mich betrübt, ift ba8, baft ich immer xriel ju wenig
3eit unb £uft l)abe, mtd) ins öanbroerf gu werfen" unb:
„anberweittge SerufSpfüchten entzogen mir bie ofme^n färg«
(ich jugemejfene 2Jcufe, idj mufete ba$ angefangene SBerf
feinem natürlichen ©ang überlaffen, ba8 unter ben von aller*
höchsten Orten empfangenen Sergünfiigungen noch fortgefefet
wirb." Sftapp befdjlofj feine ßit^ograp^tet^ätigfeit mit einer
£ef)rf djrift : „$)a8 ©eheimniä beS ©teinbruds in feinem
<jan§en Umfange, praftifdj unb ofme SHüdfidjt nach eigenen
Erfahrungen befdjrieben von einem Siebhaber. Bübingen,
3. ®. 6ottaf<he Sud&hanblung". 2Beldje8 Opfer an Seit
biefe Arbeit ben Kaufherrn gefoftet, geht aus fetner (Srroibe*
rung an ben etwas brängenben Verleger vom 7. 3J2ärj 1810
heruor: „3<h nötige mir faft täglich tttvtö von meiner ßtit
ab, um womöglich ein Sud) über ©teinbrud herauszubringen. . .,
aber benfett Sie nur um ©otteS mitten, ein Such unb ein ganzes
Such/ unb noch baju ein Such, ba3 eigentlich nur ein paar Sogen
haben fottte, unb bodj &u 8 ober 10 auägebehnt werben mu§!"
— 262 —
3elm 3a£re fpäter fam Strijner, wie mir fdjon er*
iätyt haben, mit feinem ^nftitut nad) Stuttgart, von bett
©ebrübern SBoifferec berufen, um bie rotd&tigften ©emälbe
ihrer ©alerte lühographifch ju oeroielfättigcn. „Xk Neuheit
biefeS SnftitutS," fagt Magier in feinem ßünftlerle|ifon 33b. 17,
„unb bie fjolje 2ldfjtung, in melier bie 23efifcer ber ©alerte
fknben, jog balb bie Slufmerffamfeit ber hödfrften Stänbe auf
biefelbe. $)er $önig unb bie ganje fönigltdfje gamüie, bie
Sflinifter, alle ^unftfenner befugten ba3 2ltelier ©trifner&
unb beeiferten ftdfj, ihm ihr SBohlroollen ju bejeugen. $>er
Äönig liefe audj fein SUbnte (nadh bem ©emälbe t>on Sdfjnifcer)
burdh if)n aeidfjnen unb beehrte bafür ben Hünftler mit einer
mit brillanten befefcten SDofe."
£ie Originaljeid^nungen ju bem aus 117 großen blättern
beftehenben ^radfjtroerf werben noch in ber 9topp*boifferee*
fd^en gamilie forgfam bewahrt. £ec§mfd& fielen bie Striper*
fdjjen blätter auf einer h<>h cn Stufe, er oerftanb als geübter
Äupferftedfjer, treibe, geber unb Sdjjabmanier glücflidf) ju oer*
binben unb oerroenbete bei bem gangen SBerfe ben Xonbrucf,
baburdjj erhielte er Lidfjteffefte, bie fonft nicht möglicf) geroefen
mären. @r mar aber auch ftolj auf feine Xed^nif ; auf feinem
fcfjönen blatt, bie berfünbigung nach 3- oan (Sijcf, f)at er
bem geöffneten f)l buche ber SHaria ben unhetligen, für nicht
©tngeroeihte faum bemerfbaren £e# in feinfter Schrift unter*
fdfjoben: „£)tefe3 blatt ift gerabe fo lithographiert roie alle
anbern, nur ganj anberg, merft'8 eudfj iljr Herren mit ben
langen Chren. 2ln St. SBalpurgtS 1821.»
SDie grofeen gortfd&ritte in ber Lithographie oeranlafetett
auch ben Staat, fidh biefer ßunft ju bebienen unb groar $u*
näd&ft jur $rucflegung ber harten für bie im Qahr 181S
begonnene £anbeSoermeJfung unb jur Anfertigung t>on £a*
bellen für Itanjleijroecfe. Um fidf) bie nötige 2ln$ahl oon
Lithographen ju erziehen, ^ei^t e3 in ben 2ftemmingerfchett
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— 263 —
Safjrbüd&ern 1822, würbe gleidf) bei bcr (Srridfjtung be$ lit^o*
grapljifd&en 3nftitut8 eine £el)ranftalt bamit oerbunben. 2tn=
fänglidfj nur auf ba8 23ebürfni8 be8 itatafterä imb bcr ^anjtei^
arbeiten beregnet, erhielten l>auptfäd^Iidt) SBaifenfnaben Unter*
rid)t in bemfelben, weld&en biefer unentgeltlich burdfj ben
3nfpeftor gleifd&mann erteilt würbe. $>a aber baburdfj baä
fünftige gortfommen ber 3öglinge auf ferjr enge ©renjen be*
fdfjränft mar, ber ßönig felber bie Slnftalt auf einen ^öfjeren
©tanbpunft gefteflt wiffen wollte, fo würbe ber $lan berfelben
erweitert unb audj auf wtrflid&e ßunft ausgebest. 3u bem
@nbe würbe ber Sitfjograpfj (5(femann*2lleffon, ein ge*
borener ©cfjmebe, ber fidfj in feinem %aä)t burdf) mehrere
Äunftleiftungen einen nidjt unbebeutenben !Huf erworben fjatte,
bei bem Qnftitute angepeilt, unb biefem nun eine erweiterte
©inrid&tung gegeben. $)tefe SBerooÜfommnung ber Slnftalt
oerbient aud) um fo größeren SBeifaH, je mistiger fidt> bie
£itfjograpf)ie in neuerer 3*it felbft als (Srmerbäjweig gemalt
hat unb je mef>r eS pi bebauern gewefen wäre, wenn gerabe
biejenige $unft, welche bem beutfdf)en (Srfinbungägeift fo oiele
Gtyre mad^t, unb worin SBürttemberg in bem §errn ©ef).
iQofrat o. Sftapp ben erften ©djriftftefler gefunben &at, ofme
Unterfudfmng geblieben wäre.
2)iefe Unterricf)t3anftalt würbe im Quli 1821 eröffnet,
nadfjbem fdfjon am 17. 9Hat ein öffentlicher 2lufruf burdf) bie
f. ßatafterfommiffton ergangen war.
3n biefer Slnftalt ift man wirflidjj mit gwei Herfen be*
fdfjäftigt, fdfjreiben bie 2öürttembergifd)en3a^rbü($er oon 1822,
wooon jebeS fein eigenes Qntereffe t)at. £)a3 eine ift oon
größerem unb bebeutenbem Umfang, ba eö SIbbilbungen nadf)
ber 9ktur oon ben oerfd&iebenften ^ferberaffen in bem gan§
einzigen f. <Qofgeftüt liefern wirb. $ie Sßferbe felbft werben
oon ben geübteften Äünftlern auf bem ^piafe gegeid^net unb
oon (Scfemann auf ben Stein gebracht. SDer Anfang oer*
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— 264 —
fpridjt nid)t nur bcm Kenner unb ^ferbejücfcter, fonbern audf)
jebem ßiebfcaber fe^r uiel. 2)a3 jroeite 2öerf umfa&t eine
ma(erif<f)e SBanberung burd) bie nmrttembergifdf)e 21(6, burdfj
beu Jßanbfdjaft^jci^ner grie^ auf geibelberg unb ben Sanb*
fcfyaftSmaler (Sfjr. Rift auf Stuttgart unternommen.
SBetbe bearbeiten i&re Ausbeute auf Stein, bie in 16
golioblättern erfd&einen unb folgenbe intereffante 2In* unb
2lu3ftd&ten enthalten roirb, nämlidfj: (Strafeberg bei Ebingen,
iQofjenjolIern, bie 33elfener Capelle, Sdf)(of3 ßid&tenftem, 9*eut*
Ungen mit Sldfjalm, bie SBefte fioljenneuffen, Stabt unb Sßeftc
Uradf), &of)en*2Bittlingen im ©eeburger Xfyal, ber Zauber
unb bie Xtd, ber Dteiffenftein , ©eiflingen mit bem &etfen*
ftein, Staufenecf, Sd&lofj iQotyen^edfjberg nebft bem §of)en*
ftaufen, ber ^ofenftein. $a biefeä 2Berf ba$ erfte ift, baS
in gefd&loffenem 3ufammenf)ang r-aterlänbtfdje ©egenftänbe
in ber neuen Lanier (Äreibejeid^nung) barftellt, unb ba bie
Stuffüfjrung, nadf) ben ^robeblättern ^u fdf)ltefien, äufeerfi ge*
fällig unb roaljr ift, fo Derbient e8 um fo me^r einer um*
ftänblid&en :öerüf)rung , aU buref) ein glücflid&ef 3 u f aTnmcn *
treffen §u gleicher $t\t bie interejfante Sd&rift: 2)ie S^etfar*
feite ber fdjroäbtfdfjen 2Ub. SBegroeifer unb s Jtetfebefd(jreibung
von ©uftao Sdfjroab, roeld)e bie nämltd&e ©egenb Utterarifdj
beljanbelt, erfd^einen roirb.
3n eben berfelben litf)ograpf)ifdfjen Slnftalt finb fürsU<$
audfj von ^rofeffor £afinger igimmeläf arten mit roet&en Stern*
bilbern auf fd^roarjem ©runb (roo^u ber Steinbrucf ba« befte
unb leidfjtefte bittet liefert) gebrueft roorben, roeld&e fe&r gut
aufgefallen finb unb SBerfaffer unb ßünftler jur ßtyre ge*
reiben. 2ÜS ein auf ben Stuttgarter Steinbrucfereien fjer*
vorgegangenes 2Berf oerbient üorne^mlid) aud& baä med*
roürbige unb ^ödjft anjie^enbe 9tyeintf)al oon Singen bis
$oblen$ bemerft ju werben, baS von ber &anb einer fünft»
finnigen SDame na<$ ber -ftatur gejeidfmet unb von bem Sanb*
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— 2(55 —
fdfjafter unb Sfjeatermaler Heller in Stuttgart auf ©tein
getragen, allgemeinen Beifall fanb.
$Die weitere ©ntwidflung ber Lithographie fjat Samparter
auöfüc)rlid& erjagt, id& erwähne nur noch, baß nach ©äemannS
£ob ©ottfriebßüftner aus greubenftabt, geb. 1800, f 1864,
als Lehrer am lithographtfehen 3nftitut eintrat unb mit bem
wetteren 3^^nterria^t ber $upferftedf)er Stuten riet h be*
traut würbe. $on weiteren Schülern beS Qnftitutg ift ju
nennen 3- Sd&eiffele, melier oiele roürttembergtfdje 2In*
fluten lithographierte, bann g. X. Sftaner, ebenfall« Lanb=
fdjaftSlttf)ograpE), unb befonberS Q. Sßötffte üon (SberSbadj,
1807 — 1893, rü^mtid^ft befannt geworben burdfj baS große
(Meriewerf oon ^ilotn unb ßöhle. gerner Rifcle, granj
Sttalte unb Slbolf ©nautf), aße fehr tüchtig im ©raoier*
fach, befonberS ber lefctere, wäfjrenb 2ftalte, f 1886, eine
befonbere Befähigung für Kartographie ^atte.
Qn ben fünfziger fahren ftanb bte Lithographie in
großem glor, unterffttfet burdfj ben fidt> Ret« mehrenben ßunft*
unb Budfjhanbel mit einem auSgebehnten 3ugenbfd^riftens
vertag, gür biefe Bebürfniffe arbeiteten befonberS ©.
ßirn, ©atternicht, öodfjbanj, Baif <f) unb anbere, wäh*
renb geberer unb £)baü) mehr Stunftblätter , ^orträtS,
Lanbfdfjaften unb bergleid&en lieferten.
ßafpar Ob ach, ein geborener 3üridjjer, lebte fdfjon feit
ben bretßiger fahren in Stuttgart, feiner ^weiten §eimat,
ein treuer jünger feiner Kunft, bie er als fleißiger 3eid£)ner
unb SJfaler, wie als pflichttreuer Lehrer einer großen 3<*hl
Don Schülern, ftetS pflegte, um in ben ber 9ktur abge*
laufdjjten Schönheiten unb in ihrem liebeoollen BerftänbmS
ben ©inn für baS Schöne unb 2Bahre ju uerbreiten. Söeit
hinaus über baS Berufsleben wanbte er feine ibeale Sebent
ridfjtung weiteren Greifen feiner liebgewonnenen neuen §eimat
au, oor aßen bem Lieberfran$, bem er ein Bierteljahrhunbert
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lang ba3 treucftc uncigennüfeigfte 3>i itgticb geioefen. @r
ftarb 15. gebruar 1865 unb Unterliefe oier Söhne unb brei
£öd)ter. Obacf)3 Xalent beftanb hauptfächlich in ber belifateit
Ausführung lanbfchaftltcher SBebuten, bie er mit ©efcfn'cf be*
hanbelte. $on Stuttgart felbft jeidfjnete er otele Slnfichten
unb Panoramen, in ber garbe mar er troefen, boef) lag ba$
in ber Dichtung fetner 3*it. 2ludf) für ben mürttembergifchen
unb babtfdfjen <Qof fanb er SBefcfjäftigung.
3wei Xcnfmäler.
JIn ben Gahmen unfereS 3 e ^abfd^nittS fallen auch gmet
$enfrnäler, oon benen eines bem Slnbenfen unfereS berühmten
SanbmannS ©dritter, baS anbere ber Erinnerung an bie
25jährige fegenSreidfje Regierung $öntg SSilhelmS I. ge*
roibmet ift.
@S ift nicht ohne 3ntereffe, bie ©efchidfjte biefer SDenf*
mäler ettoaS ju oerfolgen, benn toir lernen baburef) biefe mit
großen Schnuerigfeiten unb mancherlei 3 ro tfd&enfäHen nadfj .
einer 9ieihe oon Qa^ren enbltch ju ftanbe gebrauten 2ftonu*
mente höher fdfjäfcen; bei bem alltäglichen Schauen almen mir
junächft nicht, meldte 9Rü|e unb 3eit, meldte SBiberioärttg*
feiten unb (Snttäufcfmngen ben babei beteiligten ^erfonen ent*
fianben ftnb, bis baS Sßerf enbltch jur SBolIenbung unb 2luf*
fiellung fam.
©ine ausführliche Earftellung erfchien in ber 9JlonatS*
fd&rift beS SBürttembergifchen SBereinS für SBaufunbe 1893,
aus welcher mir unfere Mitteilungen entnehmen.
Skid Schillerbenfmal oerbanft feine (Sntftehung bem
Stuttgarter Sieberfranj, welcher 1824 gegrünbet mürbe unb
an beffen Spifce bamalS Dr. Ulbert Schott, ber Sßolen* unb
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©riedfjenfreunb, ftanb. Urfprünglid) wollte man baS £)enf=
mal in Wlaxbafy errieten, roaS aber balb roieber aufgegeben
mürbe; bie Seiträge, roeld&e diapp oerroaltete, flogen reid)*
lief), fafi jebeS 3>al)r 400 fl-/ e ^ bitbete fidj ein eigenes Senf*
malfomitee, unb man fjatte ben -äftut, fd&on im %af)x 1827 ein
©runbflücf nor bem $önigStf)or ankaufen, roeld&eS man mit
bem tarnen „©djiHerfelb'.' belegte. Die heutige <Sdf)iHer*
firafje erinnert nodf) baran, obgleidfj baS gelb roeiter weg,
jroifdfjen ber 3 U( ^ er f a ^ r ^ unb ber SReiterfaferne gelegen mar.
©S mürbe bort eine Anlage gefdfjaffen, bie aber mit ber 3«it
öftere bemängelt mürbe, befonberS audf) beSfmlb, roeU ringS
Ijerum nodf) Äartoffel- unb 2Belfdf)fornäcfer gelegen roaren,
meldte fiörenb auf bie 23efudf)er biefeS ber Erinnerung <Sü)iU
lerS geroibmeten SßlafceS roirfen mußten, unb man ersäht fidfj
fogar, £f)orroalbfen Ijabe, als er baoon 9tad(jridf)t erhielt,
erflärt, ba& er ntdfjt im (Sinn fjabe, fein SBerf jroifdfjen itraut
unb Drüben aufgepflanzt ju fe^en.
@rft im £erbft 1837 mürbe ber alte (Sd&lofcplafc für
baS SDenfmal auSerfe^en, nad&bem ber alte Sßlafe um bie
(Summe t-on 7408 fl. an bie SWilitäroermaltung verlauft
worben mar. Sftodjj im 3af)r l 834 maren aber mdf)t mefyr
als 9944 fl. für baS Senfmal beifammen, gletdf)rool)l fteefte
ber herein fein 3iel §öf)er; aus bem urfprünglidfj geplanten
einfad&en (Stein mit bem -Warnen „<Sdf>ilIer", foUte nun eine
fifcenbe (Statue, menn aud(j nur aus ©ufceifen entfielen unb
mit biefem ©ebanfen manbte man ftdf) an Xljorroalbfen.
$>erfelbe mar im Qanuar 1830 roegen ber ^erfwnblungen
über baS S^ajimilianSbenfmal nadjj SJiündjjen &u £önig £'ub~
mig gereift, bort fugten tfjn bie $omiteemitglieber ®e§. Sega*
tionSrat ü. ßölle unb Silblmuer Söeitbred^t auf, um ifm für
bie <Sadf)e ju geroinnen. äugletdf) Ratten fie ein (Schreiben
beS Komitees ju überbringen, roeldfjeS uon folgenben Herren
unter§eidf>net mar : §ofrat ^>rof eff or Dr. SReinbecf, Dr. <Sdf)Ott,
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iprofeffor ©. Sdfjwab, 2B. bitter, Stabelbauer, Serge, Dr.
«Wettjel, Wlof)i f $app, hantier, Seeger, 2Mer 2>ieteric$,
33aumeifter X^ouret, ^rofeffor fiodfjftetter, &offaplan ©rün*
«ifen. — £f)orroalbfen liefe aber bie Sadf)e liegen, jumal
<mdf) bie Beiträge fe^r fparfam einliefen, unb erft feit 1834,
befonber« burdf) bie Bemühungen be3 &ofrat$ föeinbedf, (am
«in lebhafter 3ug in bie (Sammlungen, fo ging j. 83. allein
im Saljr 1835 bie Summe oon 17 000 |L ein. SDurdj Sega*
tionärat ßöHe, bem mürttembergifcf)en ©efanbten in 9tom,
meld&er mit ^^orroalbfen befreunbet mar, mürbe nun ber
$ünftler an fein SBerfpredjen erinnert, unb im September
1835 Ratten bie Stuttgarter bie greube, bie Sfijje gu erhalten.
2Bic ftd^ biefe greube äußerte, baS lernen mir am befien
<m3 einem Schreiben fennen, welches §ofrat ^einbeef an
^fjorroalbfen richtete unb alfo lautet: „SBären Sie 3 cu Ö e
ijeroefen von bem lauten 2lu$brudje ber greube bei ber -Rad)*
rieht, bafj SchißerS Slbbtlb, burdjj meines Sie ihn üor SDeutfdfj*
lanb ehren, au« gijren Sdf)öpferhänben nun hervorgegangen
ift, unb oon ber hofj«t 23erounberung , bei ber finnigen SBe*
fcfjreibung beSfelben üou bem roürbigen $onful ftolb, Sie
mürben barau« erfannt haben, mit melier banfbaren SBer*
efjrung ber herein für ba« SDenfmal Schiller« e$ roürbigt,
baß Sie feinem Steife c j ne f 0 gjänjenbe $rone auffegen.
3<h fd^äfec mich glücftidf), ber roenn auch nur fchroadfje fooU
metfeher biefer innigen Verehrung ju fein, bie au« t>oHem
£erjen ftrömt, unb in ganj ^Deutfd^lanb mit un« bem §ofy
gefeierten ßünftler joHt, ber in beffen &iebling«bt<hter 5Deutfd§*
lanb felbft fo l)odfj ehrt unb verherrlicht. Unferem gnäbigften
Monarchen habe ich biefe frohe SBotfdfjaft alfobalb funbgetban,
ba ich bei ber erhabenen Teilnahme hö<hftbe«felben an bem
Unternehmen unb bei ber fyotyn Sichtung für <5ro. ftochmohl»
geboren, bie £öd)ftberfelbe bei jeber (Gelegenheit (unb giebt,
überzeugt mar, ihm eine große greube bamit §u madfjen.
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SBeldfj eine f>of)e beneibenäroerte 3^rbe wirb biefcö £>enfmal
für Stuttgart fein, unb roelcf) ein £ag ber geier, an weitem
baSfelbe betn SBlicfe be3 ftaunenben $eutfdf)lanb£ ent^üüt wirb.
3$ geftefje, ba§ midfj balb ein Sdfjnrinbel ergreift, wenn idf>
mir ba$ alles red&t lebhaft Dorftcfle.
SBerjeifjen Sie biefen 2tuSbrudf) be£ ©efüp ber f)o|jen
S8eref)rung unb SBenmnberung, mit rceld&em ftet3 banfbar ju
oerljarren bie (Sfjre tyat
<5ro. §odf)roofjlgeboren
gef)orfamfter Liener 2c.
Sfjorroalbfen mar bei ber Anregung, Sdf)iller in fifcenber
gigur bargufteüen, nicf)t fielen geblieben, er fjatte bie ftefjenbe
gigur gemäht, bie eingefenbete Sfigje mar bie gleite, meldte
ber 2lu3fü^rung ju ©runb gelegt roorben ifi. 2lm QafjreS*
tage, nadjbem bie Sfijjen in Stuttgart in Empfang genommen
waren, ftanben bie Lobelie fertig unb abgeformt in £f)or*
roalbfenä Atelier.
SDaä 3)iorgenblatt giebt f olgenbe Sdjjilberung : bie Statue
[teilt ben unfterblid&en Sid&ter t>or, oerfunfen in ber @nt*
roicflung eines poetifdjjen ©ebanfenS. Qn ber linfen Ijerab*
fjängenben &anb f)ält er ein 23ud&, unb ber 3«9^pw9«^ ift
in bem Sudfje an ba8 23latt gelegt, auf meines er ju fdfjreiben
gebenft. $er redete 2lrm trägt einen faltenreid&en, oon ber
Sdfjulter IjerabfaHenben 2)tontel; in ber <panb biefeS 2lrm£
Ijält er einen ©riffel. ©eine Stellung ift fefi unb rul)ig;
ber ßopf, ein wenig nadf) oorne geneigt, ift mit einem Sor*
beerfranj um bie fjerabmaHenben £otfen gefd&mücft. £)er
Körper ru^t auf bem redeten gufj, roä^renb ber linfe fyer*
oortritt, unb ba8 ©anje oerfinnlidfjt ben 2luSbru<f beS liebend
roürbigen, milben, aber bodj) männlid&en $td&ter8.
3n bem Södel be3 Sd&illermonumentS §atte Xfjor*
roalbfen pgletcf) eine projezierte 3«df)nung oon feinem 8anb£*
mann, bem 2lrdfjiteften SBinbeSböll, etngefenbet, roeldfje bei
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ber 2lulfüfjrung beuufct würbe. 3" biefem gufjgeftell §atte
er brei Salreltefmobelle geliefert, meldfje in Sronje gegoffen
werben fottten. £>al eine ©tetnbalrelief ftetlt ben ©eniul
ber ^oefie t)or, reeller in einem leisten, fjerabwallenben ©e*
roanbe fdfjroebt, bie fiebenfaitige £gra in bem linfen 2Irm,
bal ^piectrum in ber aulgeftrecften regten §anb. Ueber bal
tnilbe, im Siebe begeiferte Slntlifc ftefjt man ben ftrafylenben
€>tern bei ftidfjterl feiner 23afjn über bie (Srbe hinweg folgen.
£>al entgegengefe&te ©eitenbalrelief geigt Sßiftoria mit
entfalteten glügeln fdfjwebenb, bie ^alrne in ber redeten, ben
ßrang in ber linfen &anb. 3)al Basrelief an ber $orber=
feite fteöt ©<$illerl 2lpotfyeofe vor. (Sin Slbler, welcher in
feinen flauen bie aufgerollten SBerfe bei ©dfjriftftellerl $ält,
§ebt fi^ empor unb trägt auf feinen aulgebreiteten glügetn
eine SBeltfugel, auf melier ©dfjillerl Sftame angebracht ift.
3ur s Jiedfjten biefer SMtfugel fcfjmebt bie Sflufe ber Xugenben,
jur ßinfen bie ber ®efcf)tdfjte , gleid&fam ben fdfjmebenben
£immellrorper im ©leidfjgewid&t ^altenb. Unten bezeichnen
bie Silber bei ßrebfel unb bei ©tierl bie ^immelljeia^en,
unter weldfjen ber £)id(jter geboren unb geftorben; über ber
SBeltfugel jeigt fidfj wieberum fein 6tern, aber in ben £tmmel|s
räum fteigenb. 2luf ber 9lü<ffette bei Sßiebeftall mürben im
Relief jroei ©reifen angebracht, meldte eine £tjra tragen unb
barunter bie Safocity MDCCCXXXIX.
3)al foloffate, jweimal burcij unglücflidfje 3ufä(Ie umge*
fxürjte unb wieber erneuerte SJtobell !am 1837 glücflicfj in
bie grofje föniglidje <5r$gie&erei nad& 2Jftincf)en, bie bamall
aulge§eicf)netfte in ganj $)eutfcf)lanb , unb (Stiglmaier,
ber biefelbe leitete, übernahm ben ©u& ber ©tatue mit einer
2Rüf)e unb Uneigennüfcigfeit , meldte bie SBemunberung aller
berer erregt fyat, meldte bie näheren Umftänbe fennen. 3)al
9KobeU würbe aul türfifd&en Ranonen jufammengefcijmotjen,
bie in ber grofeen ©eefdfjladfjt von 9lat>arin üerfenft, fpäter
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ttrieber vom 2fteere3boben herauf genmnben mürben. — 21m
30. 3unt 1838 fanb bcr gelungene ®u& ftatt. — SBou ber
3ufdfjaueroerfammlung mürbe bem £iebling$bidf)ter beutfdjer
Nation, feinem 23erf)errlid&er, bem mit dlvfym gefrönten
(Sttefjeretinfpeftor unb hierauf bem tüchtigen ftünftler unb
irften Arbeiter ber ©ie&eret, gerbinanb 9Wfiller, aud^
Marino, ber Stiller formte, unb bem 23ilbf)auer £f)or*
roalbfen ein ej)renbe3 &odfj gebraut. 2ln ©dfjillerä ©e*
Jburtätag befugten &ömg Subroig unb Königin £()erefe mit
ben föniglidfjen ^rinjen unb ^ßrinjeffinnen bie (Srjgie&erei,
um ba3 üoüenbete Stanbbilb bei Seleudfjtung in 2lugenfdjem
p nehmen *)
So wie Stiglmaier feine perf online Arbeit al£ ©abe
barbradfjte, fo tyat audj £f)orroalbfen auf jebeS Honorar
t>er$idjtet. Sein 9Wat&tä, ber unter be8 3tteifter3
Leitung bie (Statue mobeflterte, unb ber $ormatore erhielten
laut RolbZ 2iuf$ei<fmungen 1217 Scubi, SBtnbeSböll für bie
3eic^nung jum Sßiebeftat 70 Scubi.
flkofeffor ^fjouret, ein Sugenbfreunb SdjjillerS, be*
forgte bie tedjmfdje Leitung ber (Srridjtung beS SDenfrnalS in
gleicher opferbereiter Sßeife roie £Jjorroalbfen unb Sttgl*
maier. 23ei feinem Entwurf für ba$ spiebeftat mar er für
ben oberen Xeil burdf) bie von ^^orroalbfen mobeflierten
Reliefs an StnbeSböüS 3ei<$nung gebunben, bie in biefem
Seit einer Sßerbefferung nidfjt beburfte, ben unUxtn Xtxi
fonnte er frei entwerfen unb mar babei entfd^ieben glücfüdfjer
at$ jener, beffen S^^nung in biefer Partie of>ne grage ju
unbebeutenb mar, SDie Ornamente mobellierte Slrd^iteft
attäntler, ^rofejfor 9Jtaucfj bie ßanbelaber, bie in SBaffer*
alftngen tion (Sifen gegoffen mürben.
SDaS Material beä pebeftals ift rötlidfj gefärbter ge*
fdfjltffener Sdfjroaräroalbgranit, ber mit gro&en XranSportfoften
*) üRad) bcr allgemeinen 3« tu nfl-
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fjergefcijleppt werben mufete; roofjer er fam, ift nidjt ganj
fidfjer, bod^ erinnern fid& £eute im @n§tf)al, bafe t>on ßegel*
hafyfyal, beim Sprollenhaus 9 km oberhalb SMbbab, in
früheren 3^iten grofee ©rauitquaber nadf) (Stuttgart geliefert
roorben feien. Sludfj fanb fidfj nodfj eine gurjrlofjnbeaafjluna,
an Särenroirt ßlumpp in SBilbbab, roeldfje barauf ^inroeift
ba& in biefer ©egenb bie (Steine gebrochen roorben fein müffen.
$a£ SDenfmal rourbe am 8. ÜTZai 1839 enthüllt. £er
Qubel roar ein unau3fpred)(idjer, oon fern unb na£ waren
bie ©änger fdfjarenroeis Ijerbetgeftrömt; baS geft roar com
r)crrlid^ftcn grü^lingSroetter begünftigt. 2lm $orabenb rourben
fdfjon bie von ferne ^erfommenben eingeholt. 3)ie Ulmer
mit 3roei prächtigen gähnen roaren bie erften auf bem gefU
plafe, jie brachten einen poettfd&en unb mufifalifdfjen ©rufe mit:
3br, iljr bort brausen in ber SBelt,
Die -Jlafen eingerannt,
Der, beffen 23ilb wir aufgeteilt,
l a« ift ber mann, ba« ift ber $e!b,
©rseugt üom ©ajtoabenlanb!
s ^ral)it nur mit euren Didjterlein,
2Ber ift'8, ber biefem gleist?
Dem 2ftann, ber mitb unb finblidj rein,
Der ftarf unb frei, feinb allem ©d)ein,
21 ud) nidjt bem beften mctcfjt.
2Bo bat ein fcelb mit fold)cm 2ttut
©efüljrt beö SBortefi ©rfjmcrtV
2Ber ijat gleicf) itjnt mit ijeil'ger ®lut
Der 9tfenfcbbeit 2Bürb unb böcbfte» ©ut
Sreibeit unb Staftt geehrt?
Drum if)r bort brausen in ber SBelt
Die 9la\tn eingerannt l
Da« ift ber 2ttann, ba$ ift ber ©elb,
De» $ilbni« tjeut bat aufgehellt
Da« beutfebe Sßatcrlanb!
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£)en übrigen Stil be3 gefte3 fönncn mir übergeben unb
bemerfen nur nodfj, bafjX^orroalbfen leibcr nic^t anroefenb
mar, aber wie S. 51 er^lt ift, tut 3af)r 1841 Stuttgart befugte.
2)amal8 foU er ben ©u& unb bie Sluffteöung ber ©tatue
aufjerorbentlidfj gelobt unb fogar gefagt Ijaben, nod& feine
feiner ©tatuen f)abe einen fo günjttgen Sßlafc erhalten. 2Han
t>erf>ef)lte i§m nidjt, bafe feine ©tatue feineSroegS allgemeinen
Seifall gefunben $atte unb bog man befonberS bie ju gebüdte
Haltung tabele. 2lHein er gab bie üerftänbige Slntroort : ,,3df)
benfe, biefe ©tatue uon @r$ wirb toof)l 300, roof)l 600
3a&re fte&en, unb bann werben bie Seute nic^t mefjr tabeln,
roarum idfj bem SDtdfjter feine übermütige unb IjerauSforbernbe
Haltung gegeben fyabe. 3$ glaubte ben mitten in einer frt*
oolen Qtit gleidf>roof)l ernft unb tragtfdfj gebliebenen 2)idfjter
banteSf auffajfen ju müffen."
. Söenige 3Ronate nadlj bem geft befugte i^n Äönig 2öil*
beim in 3Äom unb befteßte bei Unit für baS f. £anbl)au$
föofenftein bie ®rajiengruppen , bie SBaSreliefS: bie uier
3a^reä jeiten , bie fcirtin mit bem 2lmorinenneft unb Slmot
oon ber öiene geftod&en. $)ie ©efamtfoften be$ SDenfmalS
beliefen ft$ auf 45155 fL ober 77 410 3Hf., für bie ba*
malige %t\t immerhin eine ganj refpeftable ©umme.
SDie 3ubiläumS faule auf bem ©dfjlofeplafc, errietet
oon ben ©tänben be8 ftönigreicp jur Erinnerung an ba£
25jäfjrige SRegierungSjubiläum ßönig 2BUf>elm L, §at eben-
falte eine benfroürbige ©efdfjid&te. 211« am 28. ©eptember
1841 ba« Söürttemberger £anb jenes geft feierte, weld&eS in
ben Slnnalen ber württembergifdfjen ©efd&td&te ftets ein un*
üergefjlidfjeä, ein tief in ben fierjen be3 SßolfeS eingegrabenes
SJlatt bilben wirb, fam ber ©ebanfe jum 2lu3brucf, ein
bletbenbe* SDenfmal biefer Ijerrlid&en geier ju ftiften unb
$war an ber ©teile, roo bamals bie 86 gufe fjo^e geftfäule
errietet mar, eine foldfje üon bauerf)aftem 9Raterial aufju*
»o Stuttgarter fhmft. 18
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fteüen. $>er fMnbtfdfje 2lu3fdfjuf$ ergriff btefen ©ebanfen unb
auf feinen S8orfd^(ag bat bie am 23. Oftober 1841 eröffnete
Stänbeoerfammlung ben ßönig, bie geftfäule, bie ben Sd&lofc*
plafc jiere, von (Sifen als bleibenbeS 2)enfmal an ba« 3ubel*
feft aud) für bie fpätefte 5ftadf)melt ausführen ju bürfen. $er
Äönig gab bie 3uftimmung, unb barauf erfdfjien in ben öffent*
lidfjen Rättern ein Aufruf, in weldfjem bie ßünftler aufge*
forbert würben, Sßläne einzureiben. <£in £ieferung3termin
würbe nidfjt genannt, audfj junädfjft nidfjt gefagt, was bie Säule
foften foUte. (Srft auf ergangene Anfragen würbe al£ 2ln*
l)att3punft für bie etwa aufjuwenbenben Soften bie (Summe
Don 50—100000 fl. bejeidfmet.
SBiS (5nbe Wai 1842 reiften 10 Äünftfer unb ßunft,
liebljaber 31 päne ein unb jwar: 1. Strecfer, igiftorien*
maier, 2. &ofbaumeifter £napp, 3. öaumeifter Stlln in
ßannftatt, 4. Pfarrer Heller in ©emmrigljeim , 5. ©raf
s Iftontecuculi, ßammerfjerr be$ ^ringen oon 2flobena, 6. 91 eu-
reutfjer, 23aufonbufteur in Dürnberg, 7. SBaurat Sur*
nifc in granffurt a. Wl, 8. 3M>eHeur $locf in Söaffer*
alftngen, 9. 2lrcf)iteft Sfläntler in Stuttgart, 10. ^rofeffor
§eibeloff in Dürnberg. SBie nodfj l)eute öfter gefdfjiel;t,
beteiligten fidf) bei btefer £onfurrenj aud^ 9ftdfjtfad(jmänner,
fo fjatte j. 23. Pfarrer Detter eine ganj merfwürbige
nung eingeliefert. 5luf einem breifadfj terraffierten (Srb&ügel
baut er ba§ Monument auf, ju weldfjem eine breite treppe
füfjrt. SDer ftofcige Unterbau ber Säule wirb oon einem
breiten Sanbe umrounben, worauf ber geftjug bargeftettt
werben foßte. SDaS Äapitäl bilben fymbolifdje giguren
(©laube, ©eredfjtigfeit, <Qanbel u. f. w.), unb obenauf xu\)t
eine mü&enartige ßrone mit ftreuj, weldfje unter ben Sadtn
ber ßrone bie 3nfdjrift „Söt^elm" trägt. fttd&t weniger als
14 Entwürfe lieferte SBaumeifter 3eller, berfelbe, welker
ftd^ burdfj fein SBerf über bie Stuttgarter ^rioatgebäube
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befannt gemadfjt Ijat. 2ln beforatioen 3ut§aten tft ber ßünfiler
ganj unerfd&öpfüdfj, biefe unmotioierte 2)eforationSfud()t jcigt
ftdfj aud) an feinen Sauten, oon weisen roir nur ba8 §auS
9lr. 28 in ber s $aulinenftra&e nennen wollen.
9ti$t ofjne SBerbienf* roar ber ©ntrourf oon Stretfer,
er §at fi$ roof)l oon allen Seroerbern bte meifle 9Hüf)e ge*
geben, Sdfjon 1841 liefe er feine 3 c Mjnungen nebfl (Srläu*
terungen im $)ru<f erfdjjeinen, um fie an greunbe unb Qnter*
effenten oerteilen ju fönnen. Seine Säule in ftreng flafftfdjem
Stil gehalten, ergebt ft$ auf einem quabratifd&en pebeftal,
roeld()e3 an ben @<fen fanbelaberartige Säulen fd)mücfen mit
baoor ftfcenben giguren, roeldf)e bie oier Greife barjuftellen
befttmmt roaren. 2ln ben Säulen felbft roaren bie SSappen
ber roürttembergifdjjen Stäbte unb §errf haften angebracht.
9ln ber ^auptfäule, meldte eine SBiftoria auf ber Spi&e trägt,
follten im unteren drittel ßrän^e mit 3nf Triften angebracht
werben, roelcfje auf bie bebeutenbften Saaten be§ Königs f)in=
§uroeifen beftimmt roaren. 2lm Södel ber Säule roaren auf
atten oier Seiten s Mtef£ angeorbnet, roelcf)e in geiftreid&er
Söetfe erbaute Megorien mit Sesug auf bie glücflid&e unb
fcgenSretdfje s Jtegierung$pertobe be3 ßönigS barftellen follten.
Sie (Sntroürfe oon Surnifc roaren in gotifdfjem Stil
gehalten m & einer ftönigSftatue auf ber Säule, ^eureut^er
hatte eine (anneliierte forintifdfje Säule 51t ©runbe gelegt mit
einem quabratifcfjen pebeftal, beffen (Scfen oier merfroürbig
eingehängte gtguren (^edfar, Sonau, 3ajt unb Sdfjroars*
roalb) umgeben, oon ^eralbifd^em Sarocfornament flanfiert;
auf bem ßapitäl, ba$ roieber ftgural gegiert ift, fte^t baS
Stanbbilb beS dürften im $rönung3ornat.
2)er ©otifer &etbeloff hatte ba3 umf angreife Senf*
mal projeziert; eine 2lrt SRuhmeShatte in flafftfdfjen formen,
roorauS ftdfj in ber 9flUte in oerfcfjiebenen 2lbftufungen bie
Säule entroicfelt. 2luf ber oon borifdfjen Säulen getragenen
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Stotunbe fielen 25 allegorifdfje gtguren, entfpredjenb ben 25
©äulen; ber ßern bcr Anlage ift ein Stabbau, meiner am
grieS bie Sßappen bcr 64 Dberämter enthält unb burdf) eine
©tufenanlage in ein adfjtecftgeS ^oftament übergebt, roeld^ed
an ber 23afi£ oier ptaftifd^c ©nippen mit ben perfonifijierten
$)arfiellungen ber t>ier Greife SBürttembergä angeorbnet jeigt.
2)ie @()renfäu(e ifl fanneHiert unb burd) fedfjs breite mit
Relief* gefdjmücfte 23änber belebt; bog Kapital fottte mit
pier ©enien, roeldje Die roürttembergifdfjen £anbe3roappen
tragen, gefdjmücft fein, unb barüber ergebt ftdf) eine 10 gufc
hohe roeibüd)e (Segen fpenbenbe gigur. 3nnerf)alb be8 9tunb*
gangä joHtc bann ähnlich mie am ßatferbenfmal in 33erlin
ein grieä al fresco gemalt werben, welcher ben geftjug am
28. September 1841 jur SDarfMung bringen follte.
£)ie Soften für biefeS fehr reich gebaute SJtonument
mürben hödfjftenS 311 80—100000 ©ulben gefchä&t, üergletcht
man bamit bie ©efamtfumme, meldte ba8 weit einfachere
fpäter jur Ausführung gelangte 2)enfrnal erforberte, fo fann
man fagen, ber &etbelofffdf)e ©ntrourf hätte minbeftenS baä
doppelte gefoftet, al« im Ueberfd^lag angegeben mar. 3m
3ttai 1842 machte fidf) ber flänbifd&e 2lu3fchu& über bie ein*
gekommenen ©ntmürfe fdfjlüffxg. SDer ^lan öeibeloffä mürbe
jroar al« ber oorjüglid^fte aUfeitig anerkannt, allein er festen
— mit »ottem Siecht — für bie Ausführung ju foflfpielig.
6o trat ßnapp, ber SMfter ber hölzernen geftfäule, un*
beftritten an bie erfte «Stelle; fein (Sntmurf beftanb in einer
hohen ©ranitfäule mit ^ronjefapitäl, meldte« eine SBiftoria
trug, baä uierfeitige pebeftal jeigt brei Relief« mit ©cenen
aus bem ruhmreichen franjöftfchen gelbjug be$ 3öh**8 1814
unb bie $arftellung ber föulbigung ber Stänbe. Auf ben
wer (Scfen beS «SotfelS ftehen giguren, roeldfje ben fcehr*,
Wtyt*, SBehr- unb ßanbelsftanb t>orfteHen. 5Die Ausführung
nmrbe nun $napp übertragen unb bie anbern öeroerber burdfj
— 277 —
angemejfene Belohnungen entfdfjäbigt. 2)ie Arbeiten mürben
in fünf Älajfen geteilt, fo bafj in ber etilen Älaffe 40, ber
jwetten 30, ber brüten 16 SDufaten u. f. f. ausbezahlt würben.
$amit war ber erfte Slft beS ©efd^äft^ erlebigt unb man
begann bamit, fidj mit einem fpeciefleren ßoftenooranf<f)lag §u
befd&äftigen. 2Bic fdjon ermähnt, waren oom SluSfd^ufe 50
bis 100000 fl. porgefe^en, nun verlangte aber ßnapp
145 000 fl. fctebei regnete er 40000 fl. für bie Relief*,
itapttäle, SBiftoria, unb ade Ornamente in üergolbeter Bronze,
28000 fl. für bie üier ©cfftpren unb 77 219 fL für ben
©d^aft ber Säule au* tiroler Marmor, Unterbau unb gufr
geftea aus ©ranit. S)aS überleg bie uorgefefjenen 100000 fC.
bodfj aflpfe^r. Jtnapp reifte alfo nadfr 24 Stunben einen
jmeiten Ueberfdftfag ein mit 105203 fL Riebet foflten nur
bie brei erften (Stufen aus ©ranit, ber Unterbau aus rotem
Sanbftein, bie Stf)laci)tenretiefS unb bie SBiftoria oon Sronje,
Statuen, Kapital u. f. w. aus Xiroler Marmor, ber Säulen*
f<$aft bagegen nur aus Sanbftein ^ergefteHt werben.
9ttan entfdfn'eb fi<$ für bie Säule oon ©ranit unb jur 2luS*
gleidfjung ber 2Ref)rfoften eoentueH bie Statuen wegjulaffen.
ßnapp oerfpradfj baS 2öerf fo ju förbern, ba& nodfj im &erbft
1842, am ©eburtStag beS RönigS ber ©runbftein gelegt
werben fönne; bis jum grüfjjahr 1843 wäre baS gunbament
genügenb gefeftigt, um fofort o^ne alle Sorge über $ag
weiter ju bauen unb auf ben 28. September 1843, jmei
3af)re na<$ ber Qubelfeier, fteUte Änapp bie Enthüllung ber
üottenbeten Säule in 9luSftdjt. SDte ©runbfteinlegung fanb
wirflidjj an bem gebauten Xage unter Slnwefenfjeit ber
oberften &of* unb Staatsbeamten, beS ftänbifd&en SluSfdfjuffeS,
ber bürgerlichen Kollegien u. f. w. ftott.
Soweit ging alle« gut, nun aber txattn Schwierigfetten
ein, bezüglich ber Sluffmbung unb fierbeifchaffung ber Steine.
£)ie Söahl ftanb jwifdhen ©ranit unb rotem Sanbftein. Allein
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man fagte, alle alten Bauroerfe oon rotem Sanbfteut geigen
eine !)äf$lidje fcfjroarjgraue garbe, mit einiger 2Iu$naf)me oom
Xurm unb Hreujgang be§ RlofterS fiirfau. Slber roo paffenben
©ranit pnben ? 2Iuf einer gorfdfmngSreife im 3uli 1842 in
ben Dtoieren §trfau, Neuenbürg unb SBilbbab fanb £napp
allein im 9*eoier &irfau „ein Stücf roten porp^rjrartigen ©e*
fteinS", ba8 ifjm jum Unterbau jroar geeignet, aber nicf)t f)in*
reid&enb fdfjien. ©ie Ausbeute an ©ranit für ben Säulen*
fdjaft aber mar bei biefer erften SHeife nodf) nieberfdfjlagenber;
trofc Befteigung ber fjödfjften 2ln()öf)en im ©njtfjal fanb er
an ©ranit groar oiel, aber nid[)t3 Saugli$e£.
©lüdflid&er mar Rnapp bei einer jroeiten Steife im 9Jo=
oember. &ier fanb er, r>on jroei Bergleuten begleitet, im
Äin$igtf)al unterhalb Stötfjenbacr) beim fogen. $>eif$ am 2öeg
nadfj Sftötfjenberg, na^e an ber babifäen ©renje, einen großen
gelfen, fo fdjjön, bafe er nadfj garbe, Xamx^üQhit unb
3Henge nichts beffereS mefir erwarten fonnte. $urd) Bohren
unb Sdfjie&en an ferner zugänglichen Stellen brauten e3 bie
Sergleute binnen 8 Sagen baljin, bafc ber gel<3 von ber
Unterlage getrennt, ftdf) neigte. 3Han begann bie Slrbeit tum
oben, unb naef) weiteren §rcei Sagen betrug bie Senfung be*
reit$ groei gufj. £5ie trofc Pflegen unb Sd&nee gafjlreicf) oer=
fammelten Srjalberoofmer legten, „weil fie ben fdfjönen 3mecf"
rannten, unaufgeforbert fräftig mit &anb an; mit ßebe*
gefdfjirren unb Saumftämmen mürbe gearbeitet, bi£ enblidj
ber gel£ bonnernb bie fieile Bergroanb rjerabftürjte unb im
Sturj in Stüde bracr). „(Sntrourjelte Sannen flogen red)t$
unb linfS." ©rofj mar bie greube be3 BaumeifierS, als er
bie fcr)önen gefunben gelSmaffen oon allen ©rö&en ficr) befarj.
9iun glaubte er ficr) geborgen für Unterbau unb Säule.
Sofort mürben Bergleute, Saglöfjner unb Malier ange*
nommen, 2lrbeit3lof)n unb ©efdfjirrgelb bebungen, bie ©runb*
befifcer entfd&äbigt, eine Bauhütte unb Sdfjmiebe errietet, bie
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2lbfuf)r nad) Stuttgart in Slfforb gegeben. 2luf 100 ©ramt*
blöde beregnete $napp ben SBebarf für Unterbau unb Säule.
2lud) in Stuttgart würbe eine SBauljütte erridjtet, um über
ben Söinter fortarbeiten ju fönnen.
Mein ungeahnte Sd)wierigfeiten tauften auf. 2>ie
Stuttgarter Steinmauer verlangen unmäfeigen £ohn unb e£
muffen foldje oon aufwärts herbeigeholt werben, £er ©ranit
läfet fid& ol;ne Stahl, ben man oon (Snglanb beziehen mufete,
gar nicht bearbeiten ; bie Schmiebe oerftehen ben Stahl nicht
ju fpifcen, unb eä mufe in Stuttgart roie im Steinbruch neben
ber ^au^ütte eine eigene Sd)tniebe errichtet werben.
dlun aber bie Schmierigfeiten be3 £ran8port$. (Sifen*
bahnen unb $öafferftrafeen gab eä nicht, bie einjige gur $er*
fügung ftehenbe Straße hatte bi£ ju 25 ^rogent Steigung!
3Bte fotttcn auf ben fehleren Sßegen biefe rieftgen haften
fortbewegt werben? $napp beftanb barauf, ben gangen Säulen*
fdjaft aus nur fieben ©ranttblöcfen aufjubauen, fo bafe auf
jeben ein ©ewtd)t oon ca. 500 3entnern fam. £>a bie Juhr*
leute für biefe Saften Unmäfeigel forberten unb boch für un=
befchäbigten Transport feine ©ewähr übernahmen, beftimmte
ber Söaumeifter ben ftänbif djen SluSfdjufe, burch bie Strfeital»
bireftion einen eifernen 23lodmagen um 1450 fl. hieju bauen
$u laffen. 2)er guhrmann Schüler oon Stuttgart übernahm
nun ben £ran3port um 30 fl. täglich für fid), 2 £ned)te unb
8 ^ferbe; SBorfpann war ihm ju ftellen. 2)er Bauführer
Seifc ju s $ferbe unb ein 3immermamt hatten jur 23efd)affung
beS SBorfpannS, jur 2luf ficht unb Unterfiüfcung ben SSagen
ju begleiten. ßnapp felbft unterfuchte juoor Brüden unb
Pohlen unb liefe fie perftärfen; gegen baS ©infinfen beö
SBagenS im Sanb liefe berfelbe jwei ftarfe halfen ber Sänge
nad) unter bem SBagen befeftigen unb am 3. Segember 1843
begann ba3 grofee äBerf : „ber gelabene 3Bagen ging auf bem
feften fchmalen Sanbweg gur JÖerwunberung glüdlich." SlQein
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faum waren einige Sti<fje paffiert, ba brüefte an einer furjen
Biegung ber Straße bie Schwere be« SBagen« ben $amm
hinau«, unb nur bie er rennten Unter jüge am Söagen be*
wahrten guhrmerf unb <Pferbe oor bem §inabftfir$en. Später
mußte einmal ein ganje« Säulenftüd liegen getanen werben,
ba« bafür aufgelabene wog noch 300 3 cn * ner **nb fam
im £ran«port bt« Stuttgart auf 546 fl. |U fielen. (5*
braute ben begleitenben Sauführer Sei$ in £eben«gefaf)r
— ermattet bricht fein alte« SHößletn auf ebener Straße ju=
fammen, fommt unter ben baneben liegenben Steinmagen,
ba« ^ßferb geht barauf, ben Leiter rettet aber noch bie ®e*
wanbthett be« guhrmann« vot bem 3ermalmtroerben. 3ln ber
fdfjwierigen Steige bei SUpirSbadj mußten 32 SBorfpannpferbe
aufgeboten werben, bie ein §eibengelb fofteten. @in anber*
mal bei igeräogSweiler brechen bei ber %tyatfafyü bie Speiden,
woran bie Sperrfeile befeftigt waren, unb große« Unglücf
würbe nur burdfj bie 23efonnenheit ber guhrleute oerhütet,
bie im gefährlichsten Slugenblid bie ^Sferbe jum fd&ncttften
Sauf antrieben unb fo mit bem ferneren Slodwagen ben
SBerg l)inabrannten.
2lber nicht nur beim Transport kaperte e«, fonbern auch
mit ben Steinen. £)er erfte Steinbruch fyitlt nicht, wa« er
t>erfprocf)en; wenn man glaubte ein fdf)öne« Stüd gebrochen
ju ^aben, fo war e« nur gar ju oft riffig unb faul, unb
bei ben 9)?aßen, bie $napp für bie einzelnen 23löde beftimmt
hatte, war e« boppelt fdfjwierig, Stüde oon ber erforberlidfjen
@röße unb ©üte ju finben.
3m 3uni 1843 hatte ber Saumeifter auf wieberholte«
Verlangen einen neuen lleberfchlag oorgelegt, worin bie be*
reit« aufgewenbeten unb noch aufjuwenbenben Soften auf
93 567 fl. angegeben würben. 2)abei waren außer bem Unter*
bau, gußgeftell unb Säulenfchaft au« ©rantt noch weiter
oorgefehen: am Unterbau oter Schlachtenrelief«, $u welchen
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UJtoler ©djnifcer bic 3*idfmungen entworfen f)atte, barübcr
ein 2öappenfrie$, beibe« aus Söronje; am gufjgefteü üier
Heincrc SronjereltefS mit bcm SkrfaffungSbüb unb brei roei*
tercn nod& $u bcftimmcnbcn SDarftellungen, flanfiert von trier
SJtarmorftatuen ; bcr XoruS unb ber (Sid&enfranj mit tner
£irfdfjföpfen, ba3 Kapital, bic £öroen unb bie $ugel mit bcr
tBiftoria, fämtlid& au« 33ron§e. $ie Säule foütc 98 gufj
J)od(j werben, i^r unterer SDurdjmeffer ber &öf>e beS (Säulen*
fdjaftS fidf) »erhalten wie 1 : 8,5.
©enefymigt mürben aber nur bie oier Reliefs am Unter*
bau, bodfj anftatt eines merten Sdf)ladf)tenbUb£ auf ben 2ln*
trag 2öädf)ter3 ba3 Silb ber §ulbigung ber Stänbeoerfamm*
hing, meld&eS urfprünglidf) nebft brei anberen in fteinerem
SHafcftab am Sßiebeftal angebracht werben follte. 2ludfj ber
SBappenfrieS fiel weg.
Sie Fertigung {amtlicher SJiobelle ju ben Relief« rote
ju ben übrigen ©ronjefiguren mar auf $napp£ Eintrag
fdfwn im Sommer 1842 bem ^3rofeffor SBagner übertragen
unb Änopp mit Einleitung alle« weiteren für bie 2Iu«*
fü^rung beauftragt roorben. Slttein ba3 ganje Qaljr 1843
ging vorüber, ofme bafj 2ö agner twn Änapp bie ju ben
Lobelien, inSbefonbere be8 £oru3 unb be$ Kapitals, erforber*
liefen SHafje erhalten fonnte. gür ben ©u6 fefcte fidfj ßnapp
mit einem ßleingte&er in fingen, ©ottfrieb SReid&le in
Söerbtnbung, ber in Sftom bie 23ronjegte&erei geübt ^atte;
aber als er bann fjörte, ba 6 Daniel Surgfdfjmibt in 9iürn*
berg, bie <Sinridf)tung ju gro&en Sronjegüffen beftfce, liefe er
biefen gelegentlich }U einem Angebot aufforbern, meldte« aber
Änapp ju fwcij mar. 211« nun SBurgf dfjmibt im Qafjr 1844
felbft nadf) Stuttgart fam, erflärte er bem erfiaunten 2luS*
fa>jj, er braudfje jum ©uffe fämtlid&er S3ron§en 2 1 /* bis 3
3aljre!. Unb nun erft bie greife! 3m legten Ueberfdjlag
J>atte ßnapp, „um fidjjer p gelten", bie ^ronjearbeiten jum
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„fjödjften greife von 28 000 fl. angenommen"; nun mußte
er bem 2luSfchuß melben, baß 33urgfchmibt 60000 fL
forbere.
Unb meiere SBer^ögerungen gab eS triebet mit ber £iefe*
rung ber Steine! @S mußte eine ßommiffion auSgefd)icft
werben, um bie Steinbrüche ju fuchen, unb was ergab fidj.
£)er erfte Steinbruch mar oerlaffen, unb ein ^weiter, 300
Stritte abwärts auf babifchem ©ebiet mar angelegt worben;
auch biefer genügte nicht unb eS mußte bei ber fogen. Teufeln
füche ein britter, fpäter noch ein oierter im ®ruberSgrunt>
aufgefucht werben. (Snblicf) am 2)iontag ben 8. 3uli 1844
langte nach fedjstägiger gahrt baS größte Säulenftücf feftlidj
befranst unter großem 3ulauf in Stuttgart an; fdjon tagS
juoor waren i^m bie Stuttgarter bis Vaihingen a. g. ent*
gegengeftrömt. Unter perfönlicher Leitung beS Saumeifterä
mar bie ßabung unb Rührung gef drehen; 38 ber beften ^pferbe
waren angefpannt, bamit ber Söagen auf ben QoH hin in
ber 9Jütte ber fdjmalen Sanbftraße unb ber furjen Biegungen
nach Röthenbach feine gahrt behalte, wirb bie Richtung ber
2)eichfel auf beiben Seiten mit Seilen birigiert.
Sm 18. 3Iuguft trifft baS lefcte Säulenftücf ein unt>
nun wirb raftloS gearbeitet, um bie Enthüllung beS 2>enf*
mals im September noch uornehmen ju fönnen. 2lber baS
erwieö fich balb als ein SDing ber Unmöglichkeit , benn bie
plaftifchen Arbeiten waren noch nicht fertig mobeüiert, ge=
fchweige benn gegoffen. Mnapp wollte partout kleinere ©ieße*
reien oermenben, bie wenig leistungsfähig waren unb nicht
bie nötigen Einrichtungen befaßen. 2luf bie Ausführung
ber Sßiftoria würbe fchon im grühiahr üerjichtet unb nach*
bem foroohl 23urgfd)mtbt in Dürnberg als Stiglmaier
in 9Rün$en aus bem gelb gefd^agen waren, übernahm bie
©ießerei SBaffera l fingen , fowohl Kapital als Eichenfranj,
fcirfdtföpfe u. f. w., nebft ben mer Reliefs, bie lederen um
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— 283 -
bcn ^Srete oon 15000 f(., roeldfjeS Angebot audfj Stiglmaier
gemalt ^atte.
$ie oier (Sdfiguren auf bcm gufcgeftell ber (Säule fjatte
bic flommiffion gleid) im Slnfang nid^t ausführen wollen unb
jefct, nadfjbem ftd^ bie Sdfjroierigfeiten unb Soften unerwartet
geweigert Ratten, nodjj weniger £uft baju. 2lflcin ber 78*
jährige Xfjouret erftottctc im 3uni 1844 furj oor fei*
nem £obe nodf) einmal ein ©utad&ten, worin er biefe (Sdfftguren
für unentbehrlich erflärte $u SBerbinbung be£ maffigen Unter*
bauS mit ber leideren gönn ber (Säule. 3wm ©u& biefer
Statuen, weldfje SBagner mobelltert fjatte erbot fidj bie f.
©rjgte&erei in 3ttünd)en, jefet unter ber Leitung gerbinanb
o. Millers, ju bem uner^offt nieberen $reiä von 18000 fl.
unb erhielt and) biefen Auftrag im SJiärj 1845. Um ben
©ufe jweier biefer (Statuen fjatte fidf) audf) 2Btlf)elm ^elar gu£,
ber (So^n be3 (Stuttgarter Sinngie&erS 20. ^elarguä be*
worben, melier feit bem Qafjre 1842 bei SBurgf dfjmibt in
Dürnberg gearbeitet, ber ifjm ba$ 3 cu 9 n ^ 9 a &/ ^ßelarguS
fei im ftanbe, jebeS \i)m übertragene ©efdfjäft fo gut au£*
äufüfjren wie er felbft. ^elarguä mar im Segriff ftd& in
(Stuttgart eine ©iefjerei &u bauen; er wollte fiel) mit ben
jwei (Statuen einen tarnen grünben, unterwarf fidfj ba^er
jutn oorauS ber Prüfung oon Jtünftlern, ofjne bereu 33tüi*
gung man biefe Statuen xi)m nifyt absune^men brause; an
Sesa^lung verlangte er nidf)t mef)r , als für bie jwei anbern
Statuen geleiftet roerbe. Mein ber SluSfdfjufj bezweifelte,
ba& ^>elargu£ rechtzeitig roerbe liefern fönnen unb fürdfjtete
überbieg, bie groet Statuen würben in ber garbe anberä au«*
fallen, als bie 2JJüncf)ener. (Sr übertrug baf)er einftimmig
ben ©ufe aller oier Statuen ber f. (Srjgte&erei in ütfiün*
cfjen unb bem ^Jelargu£ bagegen, ben man nidfjt übergeben
wollte, ben ©ufj eilte* ber oier ^Basreliefs, ba3 tfjrn SBaffer*
alpngen ^ieju abtrat.
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3m (September 1844 begann nun ba$ 2lufjief)en ber
©äulenftütfe, roeldfjeS (£nbe Dftober beenbet war. 3)a8
2Hafdf)inengerüft §ie$u foflete nebft ben ©d&miebarbeiten an*
ftatt ben urfprünglid) oeranfdjjlagten 3500 fL nid^t weniger
als 12 455 ff. $a8 «apitäl — ber ©ufe ber SDedf platte
mar fünfmal mißlungen — rourbe im Januar 1845 von
SBafferalfingen abgeliefert, beSgleidjen (Sidfjenfranj unb iQtrfdfj*
föpfe; bagegen werben bie Relief 8 unb Statuen erft im 2luguft
1846 fertig unb fanben allgemeinen Beifall. £)ie brei in
SBafferalfingen gegoffenen Reliefs (©en$, SBrienne) unb baS
SBerfaffungSbilb roaren unter ber Seitung üon Dbergu&meifter
Sßaul ©tofc gegoffen, tljm unb bem 3Ueleur fetterer
gebührte cor allen baS £ob. % $elargu$, melier bie ©dfjlad&t
üon la F&re-Champenoise übernommen fjatte, erfd&roerte fidf)
bie Slrbeit baburdfj , bafj er e$ in einem ©tüd gegoffen Ijatte,
roäf)renb man in SBafferalfingen alle Oeroorragenben giguren
befonberS gegoffen unb montiert Ijatte.
<Snbltd(j am 3. ©eptember 1846 mirb bie üottenbete
3ubiläum3fäule bem ßönig oom SluSfd&ufj in einer Slubienj
übergeben.
SDamit mar ba3 SBerf ju einem geraiffen Slbfd&lufj ge*
bracht, aber nod) mar man nid&t im Haren, raaS man auf
bie ©äule ftetten rooUte. SDie juerft geplante $iftoria,
melier gellner eine 3etd&nung gemalt Ijatte, mar aufgegeben,
unb nun entfd)ieb ftd(j ber 2lu$fdfjuf$ für eine 5tönig$ftatue
unb SBagner rourbe beauftragt, ^obeüe nadfj 3*i$nungen
ßnappS anzufertigen. J)iefe ©fijjen gefielen aber nid&t
unb auf Sßorfd&lag ©egenbauerä rourben oon bemfelben
neue 3eidfjnungen gefertigt, nadf) benen nun 2öagner, roeld&er
mit ©egenbauer fefyr gut ftanb, Lobelie fertigte. Slber
audf) biefe rourben bemängelt, man roottte nod&malä ein Äünftler*
fomitee juf ammenberufen, roaS aber auf entfdfjiebenen Sßrotefi
(BegenbauerS unterblieb. 3unäd)ft fertigte 2B agner ein
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SRobeH von 7 gufe unb barnadf) baä nurflidjje 9JtobelI in ber
&ö&e t)on 15 gufj, weldfjeS in ber f. ©rjgiefeerei in 3Hünd&en
gegoffen werben foßte. $od& bem ©u& fam e$ nid&t,
benn injnnfdfjen war baS 3af)r 1848 Ijerangefommen unb
man wagte nid&t eine Summe von 18 000 fl. aufjuroenben
um eine ßönigSftatue aufstellen. SDie ©efamtau$gaben be*
liefen ftdfj jefct fdfjon auf runb 155 000 fl. unb ber SBenigerauf*
roanb mm 8402 fl. gegenüber bem^oranfcfjlag von 163 376 fl.
reifte nidfjt baju bie 5töiüg3fiatue auszuführen. Qnbeffen
mn&te man 2B agner für fein SRobell mit 3500 fl. entföcU
bigen unb baju nodfj ein jä^rlid^eö Stanbgelb von 50 fl.
bejahen, n>a$ in 26 %afyxtn bie Summe von 1300 fl. per*
fd&lang.
SDer ©ebanfe be3 ßönigä Stanbbilb bodfj nod& auf bie
Säule }tt fiellen, mar nie aufgegeben werben, fonbern nur
öerfdfjoben bis an be3 ßömgS £ob. SlHein äönig SBilljelm
vereitelte baS, inbem er im föerbft 1860 ben ^ßlan fa&te,
auf bie Säule eine Jtonforbia ju fallen unb ben ganzen
Sdfjlofjplafc burdjj eine gärtnerifdfje Anlage mit gontänen ju
fdjjmüdfen. $tefe Neuerungen waren im 2luguft 1863 ooHenbet.
2Bir enthalten un£ hierüber üftäfjereä mitzuteilen, ba e$ ben
Nammen unfere« 3^bfc(nittd überfdfjreitet. 23emerft fei
noä) , ba& baS 9ftobeH ber ßönigSftatue jefct in ber plaftifdfjen
Sammlung im 2Rufeum ber bilbenben fünfte aufgeteilt ifi.
ihinftbefhrebungen Äonig aötl^elmS I. in ber atoetten £älftc
fetner «Regierung.
SBeftreben be8 ßönigS nadfj »erfd^önerung feiner
sRefibenj unb feine» föefibenafdfjlojfeS mar fiets ein unermüb*
lidfjeS, unb e$ ©erging faft fein bem nidfjt irgenb
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etwas gefdfjaffen mürbe ober roemgftens ein Auftrag, eine
Anregung, eine Stiftung oolljogen würbe, bie jur Belebung
unb Unterfiü&ung ber feit ben napoleonifdfjen Kriegen fe&r
barnieberliegenben fünfte beitragen fonnte.
©dfjon jur 2luSfd(jmücfung beS ^ofenfteinS §atte ber
Jtönig einen jungen $ünftler ©egenbauer aus SBangen
befcpftigt, jefct übertrug er biefem ßünftler im 3a§r 1837
audfj bie StuSmalung uon fünf 3itnniem im f. Sfteftbengfdfjlofj,
unb jroar foHten fjter 2>ar|Mungen aus ber rufjmreidfjen .
mürttembergifd&en ©efcf)idf)te in 10 gufc fjofjen unb 12—40
gufe breiten ©emälben angebrad&t werben. @S mürbe bie
tf)atenreicf)e ritterliche 3*it beS Mittelalters gemäht uon ben
3eiten (SberljarbS beS @rlaudf)ten bis ©bewarb im 33art.
(Einem gleidfoetttgen 33erid^t entnehmen wir folgenbeS:
„SaS ^efibenjfd^loö f>at gu feiner bisherigen gefd&matf*
üollen SluSftattung eine neue 3ie*be burc§ bie funftretdfje &anb
beS f. Hofmalers ©egenbauer erhalten. — ©in Salon ift
mit oaterlänbtf d&en Scenen mit greifen gefdfjmücft; bie 2luS*
malung eines anfto&enben größeren wirb oorbereitet. $a$
erfte S3i(b jeigt uns ben ©rafen ©bewarb ben ©reiner, wie
er im SBilbbabe üon feinen ©egnem überrafdfjt, burdj) einen
§trten über baS ©ebirge ber Surg S^elftein jugeleitet wirb.
SDurdfj bie 9ttonbnadfjt lenktet oom &intergrunbe fjer baS
flammenbe Stäbtdfjen. ©bewarb, fein <5of)n Ulridf) unb ber
§irte fdfjretten als einfach großartige ©eftalten im SBalbge*
birg mit fdjjauriger §aft ba^er. — S)aS jmeite £ableau ftellt
bie rädjjenbe ©enugtfjuung für jene Unbill bar. $ie gefte
Serneef ftef)t in glammen; bie gefangenen &äupter beS
SdfjleglerbunbeS, ooran ber (Sble oon ©ültlingen, werben oon
bem jürnenben ©rafen (Sberljarb geführt, bem fein Sofjn
Ulridf), ber ©raf oon 9tedfjberg unb anbere bitter beigefeUt
finb. 9ttan fann fi<$ ben SluSbrucf ber oerfd^iebenen (Smpfm*
bungen biefer intereffanten ©cene, 3 orll > £ro&, 9todf)e,
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Demütigung *c. nidfjt lebenbiger, anfdjaulidfjer benfcn. Da«
Bilb ift oottcr ©eftalten , ftegfroljer unb befiegter, bod(j feine«*
roeg« überbrängt; bie 2lu«fü|rung forgfältig in 3 c ^ nun 9
unb Kolorit, mdfjt prunfenb unb grell, fonbern fjarmonifdf),
bem Sluge roofjltfjuenb. 3ln ber britten ©cene ift f<f)on an*
gefangen: Die ©d&Iad&t bei Döffingen. @* ift ber tragifdfje
tWoment gewählt , roo ©raf (Sber&arb feinen ©oljn Utridjj,
bem er früher roegen eine« Berlufte« bei Reutlingen fo ge*
äürnt , ba& er jroifd^en ftdfj unb itjm ba« Xtfdfjtudfj äerfdfjnitt,
nun al« ©üfmopfer fallen unb erbleichen fielet, eben jum
weiteren Stampfe ben befel)lenben 2lrm au«ftrecfenb , ba«
furdfjtbar grofefjersige Baterroort auöfprid^t : „ v JJ2ein <3o^n ift
wie ein anberer 3Ramt."
3m jroeiten ©aal begegnen un« roieber sroei friegerifäe
Slftionen; bie Belagerung von ©tuttgart burdf) Rubolf uon
£ab«burg im %a\)x 1286 unb bie ©dfjladfjt bei ©Clingen
äroifdfjen ©raf Ulrich bem Vielgeliebten unb ben oerbünbeten
Ketd&Sftäbten im 3af>r 1449. 2ln ber ^tttelroanb be« ©aale«
ift ber @tnjug fterjog ©bewarb« im 33art in bie ©tabt £ü*
btngen 1495 gemalt, eine« ber größten Bilber ber ganjen
Steide. „(Sine feftlidfje ©timmung fd^eint über biefe glüälidje
£ompofttion auägegoffen; fie fprid&t oon ben Reiter erregten
©ejidfjtern, teuftet au« bem garbenfdfjmudE ber reiben ßoftüme
unb me£)t au« ben roaUenben Bannern un« entgegen. — (Sin
üortrefflidfje« Bilb au« beffen reiben Rahmen bie ©ejklt
©bewarb« frei unb ungehemmt Ijeroortrttt, in ruhiger SBürbe
ft<$ barftellenb unb bamit bie gefdfjäftige Regfamfett ring« f)erum
etwa« moberierenb, ba« 3^1 a ^er Blicfe ber 3uf^ouer."
Die gortfefcung ber gre«fen finbet man im (Srbgefdfjofj
be« ©dfjloffe« redfjt« t>om §auptportal. Da ift äunädfjft (Sber*
fcarb* Pilgerfahrt nadfj ^erufalem im 3af)r 1468 gef dfjilbert,
meldte« Bilb burdfj ben tuel oerbreiteten ©tidfj von fterroegen
roof)l am meiften befannt geroorben ift. „Da« ganje Bilb,
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ba3 bie roärmften garbentöne mit ifjrem 3<*uber überffrömen,
ift in ber Xfjat ein ©ebidfjt voll ^eiliger Stolpe unb entjücfen*
ber 2lnmut, t>on einem gemiffen füfecn &audfj ber 2lnbad)t
unb grömmigfeit burdfjbrungen."
Gegenüber an ber Seitennmnb fe^en mir bie ©rotte be£
1)1. ©rabeä, roo ber ©raf ben 9titterf<$lag erhält, unb an ber
2Witteltt>anb ift bie $ermäf>lung be3 ©rafen mit ber ^rinjef*
fin Barbara ©onjaga von Wlantm in ber Sd&lofjfirdfje ju
Uradfj 1474 bargeftedt. „Söieberum ein ©emälbe mit treffe
lieber 2lnorbnung ber einzelnen Partien , mit finnooller SBerei*
nigung ber oerfd&tebenen Elemente, mit roo&lgefälUger, bie ja^U
reiben Figuren umfdfjroebenber Harmonie, roeldfjeS nodf) einen
befonberen SBert baburdf) enthält, bafj ber ceremonieüe 5lft in
ber Sluffajfung be3 $ünftler$ nid&t bloS malertfdf) erhoben,
fonbern geroifferma&en burdjjgeiftigt wirb unb bie f)kx fo ferner
)tl oermeibenbe Klippe be3 ©ejmungenen ober faft (Srmüben*
ben aufs glüdlid&fte umgangen ift.
3m folgenben Saal finben mir uns an ber oorberen
Seitenroanb nadfj glorenj oerfefct, roofelbft ber ©raf ©bewarb
auf feiner s Jteife na<$ 9lom begriffen Sorenjo SRebtci befud&t.
£)ie 3Jttttelroanb ift in jroet Hälften je 18 gufj lang geteilt,
beren eine bie SBerletljung ber golbenen 9iofe au« ber £anb
^apft St£tu3 IV. (1485), bie anbere bie Grabung beS ©rafen
jur f)er8oglidfjen SBürbe burdjj ßaifer 2fla£tmilian L oeran*
fdjjaulidfjt. Wlit bem oierten SBilb in biefem Saal, bem 93e*
fud&e ßaifer Maximilians am ©rabe be$ fierjogö in bem
Stifte einftebel fd&liefet auf roörbige Seife ber fdf>öne ßranj
ber Silber, meldte bem 2lnbenfen ©berljarbS im Sart ge*
mibmet finb. 3m nädjjfien Saal ift ber Moment bargeftellt,
too ©raf ©bewarb ber ©reiner ben Haifer ßarl IV. bei
3Raing oor ber ©efangennaf>me burdf) ©untrer oon Sd&roarj»
bürg rettet.
SDie 3JHttelmanb fdfjmüdft roieber ein grofjeS ßampf*
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gemälbe: Henriette oon SJiömpelgarb, ©emnf)lin©berf)arbä VI.
belagert bie 93urg gofjenjollern unb fprengt oben fjeran, um
tyren ©egner, ben ©rafen griebrtdf) doii Bollern, ber ent*
maffnet roirb, ju empfangen. &atflänber erjagt in feinen
ßebenäertnnerungen über biefeö SBilb eine intereffante Slnef*
böte: 2113 einmal ju Anfang ber fünfziger Qa^re ftönig
griebrtdf) 2Bil(jelm IV. von ^ßreufeen in Stuttgart auf 23e*
fu<$ mar, mürben iljm bie ^reäfosimmer im ©dfjlofce ange*
roiefen. £)a mürbe nun ba3 93ilb mit ber ^erjogin &en*
riette burefj eine Draperie t>erljängt. 3)er Honig roufjte aber
roof)l, ma3 ba^inter ftaef unb äußerte bem Dberjtyofmeifter
o. Uejrfüll gegenüber: „Schabe, bafj man für biefe SBanb
nod) feinen paffenben ©egenftanb gefunben fjat."
©raf (Sberfjarb ber @r lauerte, ber an ber Sptfce ber
£elbenreilje unferer Silber ftef)t, fd&liefct biefelbe $ier auf
eine fef)r begeid&nenbe Sßeife. 33on ßaifer ©einriß VII. 1309
auf ben $Reicf)$tag |it ©peier gelaben, um fidj gegen bie
klagen ber 9teidf)3ftäbte $u oertetbigen, erfd)ien er mit einem
©efolge oon 200 Gittern; aber ba ber ©ang ber SBerfjanb*
lungen fein 3JiifefaUen erregte unb feinen ©tolj beletbigte,
bradfj er in bte 2Borte au3: „io^ bih unabhängiger gürft unb
9Memanb3 Sßafall, unb ma3 Ijier im grieben nidf)t ab§umadfjen
ift, mögen bie Saffen entf Reiben!" SDamit verliefe er bie
Sßerfammlung unb jog, o^ne fid) ju oerabf Rieben, oon bannen.
2)iefe Scene fcfjübert nun ber ßünftler mit bewährtem ©e*
f$i(f unb meifter&aftet (Sljarafterifierung ber bargefteflten
Sperfönlidfjfeiten.
$a3 beutfd&c ßunftblatt (1854 9?r. 24) f treibt : „2öenn
ber ßünftler bie tefetc fianb an ein grofjeS, triele Qaljre jur
33oHenbung erforbernbeS, 2öerf legt, unb btefeS Söerf ein
rooljlgelungeneS, ru^moolle« ift, bann ift e3 roofjl an ber
3ett, fidfj beffen au<$ allgemein p erfreuen unb am redeten
Drt baoon ju fpred&en. Qn biefem galle ftnb mir mit
Söa$, Stuttgarter jhinft 19
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— 290 —
ben greifen im f. Sdfjloffe ju (Stuttgart, ju benen eben
ber 2fteifter ben legten Karton aeidfjnet, um if>n fommenben
Sommer auszuführen. 3Han farnt unferer 3«t geroiB nidfjt
ben Sßorrourf mad&en, bafj fie bie Söerfe ifjrer ßünfller nidfjt
adfjtet unb ju wenig oon tfjnen fpridjjt unb f treibt, aber
au8naf)m3meife finb bie Silber ©egenbauerS ifjren in*
fjaltreidEjen Stoffen unb iljrer trefflid&en Ausführung gegen*
über bi§ ^eute üiel &u wenig befannt unb gefeljen worben,
fie Marren nodj ber $t\t, rco blog ber wanbernbe
$ünfiler unb Runftfreunb fie auffudf)t unb fidf) iljrer erfreut,
fonbern wo fie audfj in ben weiteften Greifen bie geredete
Slnerfennung finben. SBietteidfjt fommt audfj ben greifen
auS ber Söürttemberger ©efdf)tdf)te biefe fttit, wenn fie gemj*
Iidt> oollenbet finb unb I>is fie burdfj tüdfjtigeüftadfjbilbungen*) jum
©emeingut it>reö engeren unb weiteren SöaterlanbeS werben.
SBoIIen mir oon bem ©eifk fpredfjen, in bem biefe mannig*
faltigen Itompofitionen gebadet unb oollenbet finb, fo müjfen
mir guerft bie tebenbige, gletdfj pfjantafie* wie gemütvolle 2luf*
faffung, bie burd&meg eble unb würbige Haltung anerfennen
unb bie wof>lburdj)badE)te Gruppierung bewunbem, über bie
ftetS ein 2Bof)llaut in beif einzelnen hinten wie in ben Waffen
auSgegojfen ift, bafc felbft nod& in ben oerworrenften Sd&ladfjt*
feenen wohltätige Sfalje (jerrfdfjt; bie 3^i$nung ift forreft
unb wo e$ nötig, fräftig, ttyn ober grajutö, ber 2lu3bru<f
ber ßöpfe dfjarafteriftifdf) unb Hoftüm unb -IRebenmerf ebenfo
fjiftorifcf) richtig, wie mit feinem Sinn gewählt. $or allem
aber ift bie Sefjanblung ber Malerei bewunberungSwürbig,
fo bafe geroig baS ©efüfjl eines jeben Sefd&auerS Ueber*
rafd&ung ift, über bie Uraft unb Xtefe ber garbe, über bie
*) X'ic in Originalgröße ausgeführten Sfarton« bewahrt jei^t
ba8 2flu|eum ber bilbenben ftünfte, eine pt)otograpf)iid)e Aufgabe ber
Silber gefdjaf) burd) ben $ofpf)otograpt)en Xt). Satob, Zopten bauon
enthält ba8 SBerf „^auftrierte <Sefd>t$te üon SBürttemberg".
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— 291 -
glü(flid)e Verteilung üon 2id(jt unb ©Ratten unb &ellbunfel,
überhaupt über einen malerifdfjen (Sffeft, wie er faum irgenb
in greifen gefunben wirb. &elle$ £agltdf)t unb yiafytbtkuty
tung, Sflonb unb Sonnenfdjjein roedfjfelt in ben Silbern unb
ftets bem ©egenftanbe entfpredfjenb , bag auf biefen färben*
bid&tungen ein 5Heij ber ^oefie liegt, ber baS Sluge feffelt
unb ju immer neuer Vefdfjauung aufforbert."
Halbem ßönig SBilhelm im 3ahr 1829 baS SanbhauS
9iofenftein twllenbet hatte, erwarb er §ur Vergrößerung beS
zugehörigen partes aud) no<$ alle äroifdjjen biefem unb ber
Gannfktt*£ubnrigSburger* Straße liegenben unb big an ben
norbroefilidjen £eil von Gannftatt hinanreidE)enben ©runbftütfe,
auf meldten jefet ber große, reijenbe ßompler. von ©ebäuben,
^flanjenhäufern unb ©artenanlagen liegt , welcher unter bem
tarnen 2öilf)elma weltberühmt geworben ift
3unäd(jft mürben im 3al)r 1835 bie an ben füblidf)en
Rängen beS 9iofenfteinhügelS, hinter bem &auptgebäube ber
Söilhelma liegenben, auSgebehnten ^erraffen unb treppen*
anlagen lebigtidf) nach eingaben beS bamaligen öofgärtnerS
auf§ ©eratewoljl erbaut, infofern ju jener 3*it nid^t einmal
ein Programm, gefd^roetge benn ^pläne für bie fpäter ju er*
richtenben ©ebäube vorlagen, ©iefc verfrühten Anlagen haben
fed&S $ahre fpäter bem Vaumetfter ber SMhelma, wie er
felbft fagt, fefjr mele Verlegenheiten unb <Scf)roierigfeiten
tjerurfadfjt. — Sluch baS XfytatixQzbäubt würbe 1839—40
noch t>or 2luffteüung eines baS ®anje umfaffenben ghro*
grammS erbaut, eS follte als (Srfafc für eine ©pielbanf bie*
nen, um beren Einführung bamals von mehreren (Seiten
gebeten rourbe.
3um Saumeifter wählte ber ßönig ben Slrdfjiteften
£ubwig 3onth, (geb. 1796 f 1857) er war ber Sohn
eines tSraelitifdfjen 2lrjteS in VreSlau, meiner fpäter ^eli*
gion unb tarnen änberte unb als Seibarjt beS ßönigS ron
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SBeftfalen nadj Slaffel berufen rourbe. 2)ort empfing ber
junge $antfy feinen erften Unteramt unb folgte bann feinem
Söatcr nadfj ^ariS roo er biö 1813 ba3 Lycee Bonaparte
befud&te. 3" bemfelben 3a^re fam er narf; Stuttgart unb
ftubierte unter Settung be£ bamaligen &ofbaumeifter£ gifcfyer
*2lr$iteftur. 1820 trat er eine größere Stubienreife nad& granf*
reidj) unb Stalten an, wo er ftdfj manmgfadfjen t^eoretifd;en
unb praftifdt)en Stubien roibmete unb in s £ari3 rcieber längere
3ett ucrrocilte. 2)ort oerbanb er ftd) mit bem 2lrcf)iteften
§ittorff mit bem er 1822 eine Stubienreife nadf) Stalten
unb ©Milien madfjte, ber)uf^ Verausgabe be$ 2öerfe3 „Archi-
tecture antique et moderne de la Sicile". 3 an *() befam
bafür von ber 3urt; ber s $arifer 2lu$fteHung bie grofce gol=
bene 9)?ebaiHe, rourbe aud) von ber ardf)äologtfd£)en ©efeli*
fdt>aft in Wom unb oerfd^iebenen Slfabemien jum correSpon*
bierenben ^Jiitglieb ernannt, infolge ber 3uli*SHei>olution
oon $ari$ roieber nadf) Stuttgart übergeftebelt, fcfjrieb er
eine 2Ib£)anblung über bie 2öofjnl)äufer von Pompeji unb
erhielt bafür von ber Unioerfität Tübingen ben SDoftorgrab.
tiefem fmd&gebilbeten ßünftler oerbanft man ben $lan
ju bem oielberounberten ^radfjtbau, meldjer 1842 begann unb
am 30. (Sept. 1846 burclj ein grofjeS &offeft, anläjjlid) ber
$ermäl)lung be3 ^ronprinjen eingeweiht mürbe. Später fam
baju noä) ber geftfaatbau, melier am 21. JDftober 1851
eröffnet rourbe; ber SBau be£ SBilberfaaleS aber fiel in ba£
3af)r 1853 unb bitbet ben Sd)luf$ ber Arbeiten, roeldjje unter
3&ntlj3 Leitung jur 2lu$füf)rung famen. $on anbem 2lrcf)U
teften mürbe fpäter nur nodf) roenigeä ). SB. von 20. Räumer
bie fog. S)ama3cenerf)alle unb ba$ ßüd&engebäube, beibe unter
SBenüfcung von ftanttyfytn Lobelien erbaut.
lieber btefeS fein 3fteifterroerf, worauf 3<*nt£ 14 3a^re
einer ungeroöf)nlid£) liebeoollen ^ätigfeit oerroenbet §atte, gab
er 1855 in franaöfifcfjer Sprad&e bei g. $ibot in ^ariS ein
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^radfjtroerf $crau$, roeldje* auch gleichzeitig in einer beut*
fd&en 2lu3gabe bei Stutenrieth in Stuttgart erfchien. 3n ber
furjen ^iftorifd^en Einleitung fagt er, bie 2Bilf)eIma fei in
ber 2öeife ber fürftlidfjen Sanbtjäuier Italiens erfunben, roomit
er aber blofe ba£ SBefen ber ©ejamt*$ompofitton, nicht beren
fttttftifdje SBehanblung bejeichnen raoöte. 2>er maurifche (£ttl
mar bem Äünftler burcf) ben ^Bauherrn üorgefdfjrieben. tiefer
©til mar bamalS noch ohne Sßorbtlb in 2)eutfchlanb , wenig*
ftenS war nodfj fein ernfter SBerfudfj gemalt roorben, benfelben
unferem 5Uima unb unferen SSerhältniffen anjupaffen. 2>te
©runbfä($e jener Sauroeife, wenn ihr bergleichen eigen finb,
tragen aber ba$ ©epräge einer feffetlofen Eingebung; eS Ijan*
belte ftd& alfo für ben SJrchiteften barum bie ^erirrungen
berfelben ju meiben, ohne ben Vorteilen ju entfagen, meldte
il;re oft üerführerifdfje im allgemeinen aber launenhafte 2lu3*
fdjmücfung bietet. 2)te 2lnroenbung ber gormen einer fon*
Dentionellen ^flanjenbüöung mit ihren oerroicfelten unentroirr*
baren ©eflechten fonnte ttic^t umgangen rcerben; aber biefer
roefentlidje SBeftanbteil mufjte, ohne beffen ©epräge gu Der*
imfchen, mit organifdfjen ©efefcen in ©inflang treten, bie
bort nur ju häufig oermifet roerben. 9iicht minber unerläfj*
lid^ fiten eS jene lebhaften färben anjuroenben, meldte oon
ber orientalifchen 23auroeife unzertrennlich finb, ohne jeboch
in bem 3lbroege jur SBuntfchecfigfeit ju oertrren.
2>ie $or|Mung , meldte man geroöhnlid) mit ber mau*
rifdjen SBauroeife oerbinoct, beruht im allgemeinen auf ben
Beitreibungen, nrie fie bie Orientalen ihren Härchen unb
Erzählungen entflechten, benen aber bie Sßirfltchfeit nicht
gerabe entfpricht; ntchtsbeftoroemger begrünbet man barauf
Slnfprüche an etroaS SBunberbareS , benen möglichft immer
genügt roerben fann. 3mmerhm aber mu& man biefen iBor*
ftellungen gu entfprechen fuchen unb biefeS fann nur burefj
lebhafte Anregung ber ^^antafie mittelft beS 3auber3 biefer
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Arf tteftur geff efjen, mobei man freiließ alles abjuroeifen fyat,
roa£ ber Vernunft unb bem guten ©eff maef unberfprif t.
Sftag man nun bie greifen, fo genial gebaften,
praftoott aufgeführten, in ffönfter Harmonie §u einanber
fte^enben ©ebäube mit ihren oergolbeten Kuppeln unb ff lanfen.
£ürmfen, ober bie mit tropiffen ©eroäffen gefüllten:
Srertfäufer, bie ffattigen (Säulengänge, bie präfttge innere
2lrf iteftur mit ihren ©talaftiten, s :Dtarmorfäulen unb ^orjellan*
füefjen , bem überreifen, farbigen mofaif artigen $5efor, nadfj
■äftuftern aus ber Alhambra, ben Verrüfen Äuppelfaal mit
feinen &ufeifenbögen, baS geheimnisvolle 25unfel be3 23ab*
fabinette , ben £iftfjof mit bem plätffernben Sörunnen —
ober ba§ reijenbe Arrangement ber ©artenpartien, mit bereit
Söafferfpiegeln unb monumentalem ©fmuef in§ Auge faffen:
überall erff eint uns berfelbe feinfühlige, !unftftnnige ©eff maef
beä Bauherrn unb bie feltene Begabung beS Arf iteften,
gleif ein SBerf ju geftalten, ba£ in reinfter SBerff mel^ung
ber gorm unb $bee in ber effeftoollften £)eforatton, bie
Orientalin e *)kaf t jum AuSbrucf bringt — nrie man roenig*
ftenS jur 3^t ber Ausführung fein jroeiteS ©ebäube in
(Suropa kannte. — (SS ff roebt ein eigener &auf ber s $oefie
um bie 2öilhelma, ber aus ben lieblif ften ©ärten ber $eri&
ju fommen ff eint unb unä ein rounberbareS 9flärf en au&
£aufenb unb eine -Jkf t in bie Sötrflif feit überfefct.
lieber bie (Sinroeihung be* XhcaterS am 29. 9)tai 1840
ff reibt ber ©fro. Sflerhtr: „©eftern Ratten mir ein geft oon
grofeer Sebeutung für unfern SBabeort. SDaS auf SBefehl ©r.
SMajeftät beS Königs auf ^efnung ber f . s ^rioatf äff e neu erbaute
Spater mürbe feierlif eröffnet. 3>ie Aufmerffamfeit mar
längft auf biefen feftttf en £ag gerietet, ba ff on baS äleufeere
be3 XtyaUxä, biefeS geff macfooHen maffioen SaueS mit Ar*
faben unb SBalfonen oon bem rühmlif ft befannten Arf iteften
Dr. 3 an *h erbaut, baS Auge auf bie freunbliffte 2Beifc
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feffelte. 2113 aber enblicf) am geftrtgen Tage bie innere jroeef*
mäfjige ©inrichtung, bie äufcerft jierlidje Malerei im pompe*
janifchen Stile, bie an ba3 SBunberbare grenjenbe 3Jfafchinerie
unb bie mit täufchenber ^räjifion ausgeführten Teforationen
von &erm 2Jh"thlborfer auf Mannheim, einem ber gefchidteften
jefct lebenben 3JZafd^iniftcn verfertigt # fich bem SBlicfe auf*
fdfjloffen, ba mar nur eine freubige Stimme be£ (SrftaunenS
unb be$ 3)anfe3 gegen ben erhabenen Schöpfer biefeS r>ott*
enbeten ßunfttempels. T)er ©influfe, ben ein Sweater über*
haupt für jeben SBabeort haben mufj, ift in bie 2lugen fallenb,
um fo mehr alfo für (Samtftatt, beffen Duelle unb freunbltche
Sage nicht nur Seibenbe, fonbem auch ©äfte, bie 3^rftreuung
fudjen, angießen. 2)ieS füllte jeber (Sannftatter unb barutn
mar ef auch nur <£m 2öunfch an biefem Tage, ben geliebten
ßönig cor bem Theater ju empfangen unb ihm burch ben
<Btabtfd&uItt)ei6en ben ehrfurd)t3t»olIften S)anf barjubringen.
Seine 9)tojeftät nahmen auch bie an §öchftbenfelben gerichteten
Sßorte hulbooll auf, foroie ein ©ebidf)t, ba3 auf finnige Sßeife
ber Bielen Schöpfungen, bie ©annftatt bem Könige gu banfen
hat, ermähnte. 2113 einen fdjroachen Seroete feine« tiefge*
fühlten T)anfe8 befehle^ ber Stabtrat an bemfelben Tage ben
Abbruch einiger SBohnungen, bie bisher bie Sauerbrunnenftrafce
ftörenb beengt hatten. Ueberhaupt roer Gannftatt r>or jroanjig
fahren unb jefct oergleicht, ber mufj bie SHiefenfortfchrttte aiter*
fennen, bie biefe in ftetem Aufblühen begriffene Stabt macht.
9Jföge unferem ßanbe noch lange ber gürft erhalten bleiben, ber
bie Qntereffen feine« Sßolfe« fo fräftig wahrt unb unterftüfct!"
lieber bie Theateraufführung felbft erfchien fein Bericht,
ber hierfür holte bamalä überhaupt noch feine Theaterbericht*
erftattung; gegeben rourbe ber 3auberfd)laf, pantomimifcheS
^Ballett in brei Elften nach °em granjofifcben : La belle au
bois dorment, 2Jiuftf von Sachner. $n Scene gefegt uom
Sallettmeifter Thomas . 25te greife ber ?ßtöfee waren: ßrfte
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©alerte 1 fl. 12 fr., Sperrfifc im parterre 1 fl., parterre 48 fr.,
Sroeite ©alerte 30 fr. 9lm 30. 3inu nahmen bie regelmäßigen
$orftel!ungen über bie SBabefaifon ifjren Slnfang unb jmar
TOötfjentlid) jroeimal, Sonntag unb 2)iittrood), baä Realer
begann fdfjon um 6 U^r unb enbete gemöt)nlid^ um Vi 9 Ufjr.
2ln biefem £ag gab man ben ßtebeStranf, fomifd&e
Oper in jroei Elften, SBufil oon ^onijetti. 2lm 5. Quli mar
eine ftinberoorftellung, b. I). e£ traten bie 9tid)terfd()en ßinber
auf, meldte ba$ einaftifdje £uftfpiet 2) er 2Bitroer oon 5)ein*
l;arbftein aufführten. 2lm 8. Qult folgte 3)ie ©d&roäbin,
Suftfpiel t)on (SafteUi unb fjierauf bie ^robuftion be§ ungartfdjen
©olotätt$erS $e<8$ter «Sanbor mit feiner 9tattonalmuftfbanbe.
28ie ütele Sommer biefe 2>or|Mungen ftattgefunben fiaben,
fonnte td) nirgenb£ ftnben, in ben fedj&iger Qa^ren erhielt
einmal aud) eine rran$öftfd)e ©efeUfdjaft ßrlaubntS jum (Spiel.
Seither blieb ba* Sweater unbenüfct.*)
$er einfach foliöe 23au ift an ber SBorberfeite belebt
burd) ben großen Ballon, melier mit bem goner in 23er*
btnbung fteljt, barunter beftnbet ftdr> ber föaupteingang unb
bemcntfpredjenb barüber brei große ©lästeren, 51t beiben
(Betten 9ttfdjen mit Statuen von ^rofeffor SBaguer, bar*
fteüenb bie s J)iufen ber bramatifd)en Äiunft. 2)a$ ßaupt*
gefimä jieren &afen unb eine ringsum laufenbe ©alerie. $>te
beiben Seiteneingänge führen einerfeitS gu ben £oflogen,
anoerfeitS gur Söüfjne. 2)er 3ufd)auerraum ift frei^förmig
unb pompejanifdf) gemalt; parterre unb jroei übereinanber
laufenbe ©alerten, roeldje uon get)n Säulen getragen roerben,
faffen ungefähr 600 ^erfonen. SDte ©alerien neigen fidj
gegen bie $ül)ne, bie Xtefe ber lederen beträgt 38 guß, bie
*) Wad) einer ncuefteit Mitteilung oon dl. ffr. in 9k. 119 be8 Sdjto.
2tterfur, fanb bie iefcte ißorftcüung am 14. (September 1847 ftatt unb
erft 1664 Dom 24. 3uli bte 31. 2luguft öffneten fid) bie Pforten toieber
3U 20 Söorftcttungen ber genannten GJcjeüjdjaft.
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ganje breite 58 gufe, bie SBeite ber "JkoSceniumS 33 gufj.
£>ie beiden äu&eten Settenbalfone fteljen mit ber £of*
löge unb ben ©arberobejtmmern in ^erbinbung unb bilben
unten offene 2)urdj= unb 2lnfaf>rten jum Xfjeater.
s £on Qntereffe ift aud) baS, roaS bie erfte Kummer beS Stutt=
garter £agblattS oom 24. (September 1843 fdjreibt: „^nßann*
ftatt, roo felbft im SBtnter bie §eiterfeit aus ber Statur fprid&t
imb ft<$ bie Oro&mut unb ber Äunftfinn unfereS EönigS fo trieU
fad) an ben £ag legt, ergeben fidf) immer me^r bie Spermen,
ber fjerrlidje 53au ber mannen 33äber naef) 2Irt ber 2llten,
meldte Seine ÜJtajeftät erbauen lä&t. SBä^renb bie ßolonnabe
unb Sßalaftfronte beS SHofenfteinS pittoreSf in baS unter ber
Secfe beS SöinterS fdjjlummernbe £f)al tyernieberfdf)aut, unb
bie 9)tufen im frönen Xfjeatergebäube beS bie Stabt mäd&tig
belebenben ßeujeS Marren, entroicfelt ftdfj in großartiger (Sin*
fad)ljett biefer 23au, ber foroof)l in ©infid^t beS intereffanten
©egenftanbeS, als ber @inricf)tung, feineSgleidfjen in 3)eutfd()s
lanb fud^en roirb. Sdjjöne ©arten, reiche faßten unb in be*
bedttem s Jiaum, wie jraifd&en ben Lorbeer* unb Drangebüfdfjen
Ijerrltcfje ©ebtlbe ber £unft, merben mit fommenbem grüf)*
ja^r uns fo^in noä) öfters jur alten Stabt ber Öäber lotfen."
Unter ben oielen Stimmen ber 2lnerfennung über biefen
Sßunberbau mögen Ijier nodf) einige «Stellen folgen, junädftft
bie wenigen aber in^altoollen Söorte einer ber erften
Slutoritäten , beS grofjen Orientaliften §ammer^urgftall.
„3n 2)eutfd£)lanb" fdjretbt berfelbe in feinem 2öerfe: ©e=
fd>idfjte ber (Sfjane be Ärimm u. f. w., 2Bien 1856, „t)er*
btent feine Stabt me^r ben tarnen 23agbfd(jeferai, b. i. bie
OJartenftabt, als ©annftatt bei Stuttgart, nidfjt nur wegen
ber fdfjönen unb finnreid&en SBafferfünfte beS ©artenS, fonbern
audj wegen beS maurifd&en 23aueS ber 2öilf)elma, melier bie
morgenlänbtfdjen 2Bunber ber 2Uf)ambra in baS 3aubertlml
beS s ^edtarS üerfeßt, unb an Sd^ön^eit unb ^erfroürbigfeit
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gemifc ben oon aßen Söefdjreibern be $rimm fo tyod&gepriefenen
3aubcr be« *palafte3 oon 23agbfdfjeferai bei roeitcm an ©ctyön*
tyeit unb Komantif übertrifft".
2Iud) @gle fagt am Sdfjlufe feiner fur&en 23ef<$reibung,
in ber geftfetyrift jur fed^^ten &auptt)erfammlung ber beut*
fdjen 2lrdfjiteften unb Ingenieure im Satyr 1884: @r tyabe
t>iele 2lrd>iteften mit Kamen beften Klange« in bie 2öilf)elma
geführt, barunter mand)e, roelcfje mit einem auägefprod&en
ungünfttgen Vorurteil bafyin gegangen finb, aber feinen , ber
bei ityrer $efidf)tigung nietyt roarm geroorben ift, feinen, ber
bie fciebe, roomit aüeS erbaut unb gemacht ift, m<f)t empfunben
fjabe; feinen, ber nietyt Ijodfj erfreut geroefen ift über bie barin
niebergelegte ©ebanfenfüHe, über bie Ijarmonifdfje Kulje, bie
trofc alles gormen* unb garbenreictytumS über ba8 ©anje au8*
gegoffen ift, foroie über bie grofje ©efd)icflid)feit unb ben eblen
fünftlerifctyen ©etft, bie aus SlQem tyerauSleud&ten.
Kodlj ein paar Söorte von Sein 3 aus ber gefifcfjrift
gum 25jäf)rigen Kegierungäjubiläum König HarlS mögen §um
Sctylufe folgen, um menigftenS nodf) etroaS üon ben &auptbau=
lidjfeiten bem ßefer nätyer ju bringen. „SDer geftfaal liegt
in feiner ©eftaltung roeit ab von ben formen ber ^radfjt*
räume, roie mir fie im £urm beS (SonareS ober bem Saal
beS ©eridf)t£ au3 ber 5lltyambra fennen, bie ja meift als ba£
Sefanntefte ben 3)ia§ftab ber ^Beurteilung maurifd^er Kaum*
geftaltung geben, fdfjon bie ebene £ecfe ift eine roefentlidje
2lbmeidfnmg, unb mir wrftefjen gut, roenn ber oeretyrte ßünftler
üon ben ^rinjipien ber antifen Kunft fidr) leiten liefe, bie
überall Klarheit verlangt unb ntd&tS <pf)antaftifd&e3 fennt.
$>ie ©runbrifeanorbnung biefeS Saales ift fo reijenb, bie
beiben üon £t<f)t burefiftrömten 2lu§bauten mit ben anmutigen
SBlumenf enfiern , bie oon oben bie §eüe oermetyren, finb fo
üoUenbete Kunftroerfe, bafj mir in biefem tyerrltd&en Kaum
gern auf alle Söogenformen SBerjid&t letften. £er 3<*uber ber
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burdfjauä ^armonifdjen, bis ins fleinfte abgewogenen gärbung
an SBanb unb ®ecfe macht einen folch gcfättigtcn (Sinbrucf,
baf$ man nur mit hödfjfter Verehrung be3 (Srfinberä oon einer
foldfjen ßeiftung fcheibet."
2)ie 2lrt, wie ber ©arten behanbelt ift, bie hohen ct)Un*
brifdf), unter ber ©dtjere gehaltenen 23ud)äbäume, bie Tegels
mäfeigfeit ber Seeteneinteilung, bie Austeilung ber ^flanjen
nac^ ©eftalt unb garbe, abgefehen von ben nüt betn üppigften
glor oon Kamelien unb feltenen ©eroächfen gefüllten £reib*
häufern, oerfefcen ben SBefud&er gan§ in ben füblidfjen £immel$*
ftridfj. SDie warme gefchüfcte £age, ber fdfjöne SBlicf oon ber
^erraffe in bie fruchtbare ©egenb unb in bie buftige gerne
ju ben Sinnen ber fchroäbifchen 2llb, aße$ Dereinigt fich um
ben Aufenthalt in biefem (Slpfium ju bem angenehmften, einem
funftftnnigen gürften toürbigen unb erhabenen gu machen.
(Sin geroiffeä (Sreigntä für ba£ funftarme Stuttgart mar
bie gertigfteüung beä erften farbigen @horfenfter8 in ber
©tiftÄfird&e. $a$ Äunftblatt f treibt barüber : „2lm©eburt$*
tage be£ ßönig3 (27. September 1848) trat unferem 8U4
beim Eintritt in bie ©ttftsfirdhe baS 3J2ittelfenfter be$ §hor$
im glänjenben garbenfdjmucf ber ©laämaleret überrafchenb ent*
gegen. S)er geftrebner rief bie ©emeinbe jum $)anf gegen ben
frommen ©tifter, ben heute gefeierten Regenten, fotoie jum £obe
ber $erfertiger biefeä gelungenen unb erhebenben Jlunfttoerfeä
auf. ©dfjon bei ber oor 6 fahren oeranftalteten Erneuerung
ber $ircf)enhallen fuhr er fort — habe ber ßönig bie Soften*
Übernahme oon biefer beabfichtigten 2lu3fd&mücfung gnäbig ju*
gefagt, unb mir fönnen beifügen, bafe eine foldje jum gröfeten
Teil auch für bie jroei anfto&enben $trdf)enfenfter oon ber ^ietät
beä erlauchten ©tifterS jugefidfjert roorben ift. — $er oer=
ftorbene 3)ialer ^rof effor $> i e t e r i d; hat eine (leine garben*
ffi^e für baä SJMttelfenfter hinter laffen. ^rofeffor 3] eh er
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bearbeitete mit ^Beibehaltung ber <Qaupttbeen be8 93ilbe£:
tfreusigung unb ©rablegung, meldte, wie fo manche ©cenen ber
biblifd&en ©ef<W)te, einen trabitioneflen STnpuS fjaben, ben
©egenftanb naef) feiner ßunftroeife unb verfertigte ben Karton
in ben entfpred&enben färben unb in ganzer ©röfce. Sin ben
9Rtin$enet ©formaler 6d)eerer, bamal* in 3lt^en befdf)äftigt,
erging ber Antrag, bie Fertigung beS 28erf3 §u übernehmen.
<&% gefd^ar) ; — beutle öffentliche Äunft foH feinem prooinjietten
©onberintereffe nachfragen; fie fucr)t ben geeignetften 9)iamt.
<So teuftet uns nun ba$ von bem anerkannten ßünftler unter
Sei^ilfe praeter trüber noUenbete SBerf in ber energifc^en
SBirfung reinften garbenglanjeä unb finnerfreuenber §ax*
monie entgegen unb oerfefet un$ in jene finblichgläubige 3 C ^
jurücf, roo eS für bie (Stjriftengemeinbe nodf) feine cerflärenbe
Äriti! gab." — 3n bem gotifdfjen gufegefted lefen mir auf
bret SBappenfdjüben bieSöorte: ©eftiftet von £önig 2Bill)elm
im 3a^r 1848. 3^rem Saubwerf entfprie&en Milien unb
s ^affion§blumen. darüber eröffnet fidt) bie ©rabeS^ö^e. $ie
©eftalten : Qofepc) üon 3lrimatf)ia, McobemuS, 3ol)anne£, bie
Altern 3efu. £ie grauen ftnb feljr einfach gehalten, fanft
betont, nrie grau in grau; bie -Uftutter neigt fidj $um legten
$u& auf if)ren toten ©of;n. SMS ruhige unb bodh f Corners*
bewegte SBilb macf)t einen ^erginnigen ©inbruef. — S8on bem
§auptbilbe ber $ren§igung gef)t bie fräftigfte Söirfung burdf^
leuchteten garbenfcfjmucfa au$. Dieben bem $reuje$ftamm
ftet)en Flavia unb Qohanneä; reueooü fnienb umfafct ifnt
3)cagbalena. 8 ur ® eite oe ^ ©rlöfer« fcfjroeben jmei (Sngel,
ein anbetenber unb ein jammernber; ein britter breitet bie
Sinne, nrie fegnenb ben 33erföf)nungetob , über ben §in*
fterbenben au«. 2)ie ©eroänber leuchten in ben brittanteften
£aupt* unb 2fttttelfarben. lieber bie ©cene wölbt fidfj ein
gotifcfjer ©pt&bogen mit feinem ©iebel, fruftattglcinjenb. $ie
3eid)nung beSfelben unb bie ganäe ber genfterfüHung
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— 301
ift Don bcm 2lrdjiteften SBeUbartf). 2ln ben (Stnfaffungen
bcr &auptmaffen ift bic reid^e Slbrocd^Slung unb bic gefchmacf*
»olle Slnorbnung ju loben. $ie mögltchft bünn gehaltenen
Pfeiler roirfen nid^t ftörenb burd) Unterbrechung unb ®urch=
fdjneibung ber ©eftalten; burd) fic unb bie wagrechten Schüfe*
ftäbe erfc^eint baS 2öerf wie hinter einer leisten Vergitterung;
bie SBleijüge oerfdjwinben in einiger gerne. SBährenb bie
alten ftirchenglaSmalereien burdj J)artc Umriffe, ntarfierte
3üge, berbe gormen, ecfige ©ewänber unb ganje garben
auch tytem ©etetl in gröfeere Entfernung roirfen, mu&
btefeS 33ilb allerbingS auch in le&terer recht flar, faßlich unb
fdjaubar, um feiner weicheren gönnen unb Uebergänge, ber
reinen 3*ichnung, be§ 2lbel3 unb beä 2lu£brucf3 ber ©eftalten
willen, befonberä auch in möglichfter 9Jäh e betrachtet unb ge*
roürbigt werben.
3m Qahr 1851 waren §wei weitere Silber fertig: bie
©eburt ^^rifti unb bie 2luferftel)ung. £>er ftunftbertchterftatter
im 3Rerfur fchreibt mit großer 23efriebigung : biefe Silber ge=
hören „überhaupt ju bem oollenbetften, was auf bem ©ebiet
ber wiebererwadjenben ©laämalerei bis jefet geleiftet würbe."
3m folgenben Qahr fam baju noch ba£ genfter hinter
ber Orgel, weldje£ ber ^eiligen $>ichtfunft unb Äirchenmufif
gewibmet würbe. S3eibe finb perfonipjiert burch ben ßönig
SDaoib, welcher fingenb unb bie &arfe fpielenb aus einem
&\)0t von ©ngeln h^roortritt, bie mit ihm ben ßerrn loben
unb mit Orgel, glöten unb Saiteufpiel ben ©efang begleiten.
3)ie ganje ßompofttion giebt ein fchöneS 3 eu 9 n ^ *wn btx
geiftigen SHirchbringung be8 ©toffS unb ber chriftlichen Sffieihe,
womit ber 3)ieifter feine ju befeelen wufcte.
$)ie föniglichen Slnlagen befafcen bi$ 1848 nur ben einen
fünftlerifchen Schmucf, nämlich bie herrliche 9tymphengruppe
£)annecf er3 am oberen See, je&t war e8 ba£ SBeftreben beS
flönig«, noch weitere plaftifdje Arbeiten fax aufstellen.
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- 302 —
Sdjon im Qafjr 1843 erhielt ber 33übfjauer §ofer aus
SubrotgSburg ben Auftrag, jroei foloffale ^ferbegruppen $u
mobeUieren, meldfje am Eingang in bic unteren Anlagen auf»
geftettt werben foflten. £>er töünftler fjatte fdfjon unter 3fopt
in £ubroigSburg feine £aufbaf)n begonnen, mar üier 3afjre
in SKündjen unb fett 1823 faft auSfd<efelidfj in Statten, wo
er fid) unter Stiorroalbfen junt 3Jteifter auSbilbete. Qm Qafjr
1838 au§ diom in bie Jpetmat jurütfgefefyrt, raupte er fidfj
bie ©unft $önig 2BilfyelmS gu uerfdjjaffen, roeldjer feine früher
fdf)on gehabte 3bee, Kopien üon ber SMoSfurengruppe beS
SRonte (SaoaUo oor bem Quirinal ju 9tom ausführen ju laffen,
tüieber aufnahm unb in iQofer ben richtigen 2Rann baju fanb.
$)er Äüuftler machte f)k^u etnge^enbe anatomifdfje (Stubien
auf ber f. ^ierarjnetfd^ule unb mäfylte s J)iobeüe aus ben
ebelften arabifdfjen 5ßf erben be§ f. £etbftalls, ju ben ßöpfen
benüfcte er allein fünf ^ßferbe, jum ©teigen eines ber fdfjönften
£iere, Sagbabi von 23aira<ftar, ber ifnn ein ganzes %a1)x
lang gu (Gebote ftanb, roetl er aus eigenem Antrieb ftieg.
$>te ftdj bäumenben ^ferbe werben von unbefletbeten 9Jtän=
nern im «Sprunge gehalten, unb biefer Moment, faum gu
bemältigenber ^terfraft Don ^enfd&enfraft gebänbtgt, ift aufs
tüd&ttgfte, finnlidf) anfd&aubarfte auSgefprod&en. QebeS ©lieb,
jebe mahl ift bis ins detail üoHenbet, bie fiinien in ber
SBeroegung ftnb t>ortrefftid& ftubtert, alles, audfj bie männlid&en
giguren voU $raft unb Seben, ber 9ktur abgelaufd&t. 2)ie
erften ^ferbefenner ber Stabt, rote ©raf £aubenf>etm, Dberft
t>. &amel u. a. Ralfen bem ßünftler mit il)rem Watt. 3ur
Ausarbeitung in Marmor braute § o f e r brei 3af)re in (Sar*
rara ju. SDie Ueberfü^rung gefdfjaf) §u ©<§tff von ßioorno
über Sftotterbam ben 9tf)em unb ÜJtecfar herauf bis (Sannftatt.
S)ie Sfofftettung erfolgte im Oftober 1848.
3)er neueren Silbnerfunft unb unferem ßünftler gehört
bie 2Baf)t ber orientalifdfjen SRaffe eigentümlich an, unb baS
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— 303 -
$unftroerf ift in bicfer &inftd)t ein roürbigeS unb bauernbeS
2)enfmal ber ^Bemühungen unfereS Königs ju Einführung
biefer cblcn ©attung bei unferen ©eftüten unb Verbreitung
ihrer SEüdjtigfeit burdj mancherlei Kreuzung ju oerf Rieben*
artigem ©ebraudj ber 9iotroenbigfeit unb beS Su£u8. $)ie
beiben ©ruppen finb ©egenftänbe im XtjpuS einanber ahn*
üdj, boch fo f ontraftiert , bafc baS ^ferb rechts ftch erboft
gegen feinen SBänbiger erroetft, baS anbere aber mutig aus*
greift, unb fo ift nun auch mohlbetrachtet in beiben nach gorm
unb Bewegung fein Umrife, feine Schwingung biefelbe. —
21(8 ibeale SBerfe beS 9fteifjelS finb fie ohne 3n>eifel bie be*
beutenbften SBerfe ihrer 2lrt in ber neueften $unft. Kenner
reihen fie ben antifen Jloloffen auf s JJJonte (Saoallo unb ben
beiben ©nippen auf bem Slonforbiaplafc in ^ßaris an.
3ugleich mit ben ^ferbegruppen braute &ofer t)on
Garrara bie &plaSgruppe mit, meldte 1850 oom ftönig an«
gefauft unb am unteren Slnlagenfee aufgefteßt nmrbe. $)er
hierfür braute bamalS eine ausführliche Strittf über btefe
©ruppe, eS mürbe ber SlufftellungSort getabelt unb nament*
lieh Vebenfen barüber geltenb gemalt, ob auch biefe ©ruppe
in ftttlicher ^inftcht auf ben Vefchauer nicht eher anftöfjig
als erhebenb roirfe. £)ie oon ber griedjifchen Runft oiel*
oerroenbete 9Jfc)the oon bem fdjönen Jüngling ^fas, ber als
Segleiter beS §erafleS auf bem Slrgonautenjug von Duett*
ngmphen geraubt mürbe, erinnert vielfach auch an bie beut*
fdjen üftirenfagen unb ber ßünftler hätte oielleicht beffer ge*
than, bie Scene mehr in ben beutfdjen ©ebanfenfreiS ju über*
fefcen. 2)aS gegebene 9ftotio ift wenig glücfltch behanbelt,
ber Umrifj unruhig unb bie Situation namentlich oon hinten
fehr unfehön; eS fehlt ber ©ruppe ein innerer 3ufammen*
hang, ein richtiges Slbroägen ber gormen jur anfprechenben
Silhouette, in welcher SBejiehung $>annecferin feiner 9tym*
phengruppe fo Vorzügliches geleiftet hat.
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— 304 —
9Wit ben bi^er ausgeführten Arbeiten ^atte fid^ ber
•Dieifter in ber ©unft beS Königs foroeit befeftigt, bafc er im
(September 1850 ben Äronorben unb balb barauf bie (Sr*
nennung jutn £ofbtlbt)auer erhielt. 3ugleidj gab ihm ber
$önig einen neuen großen Sluftrag , melier tlm Qahre lang
befchäftigt hat. <S$ finb baS bie Kopien antifer Marmor •
werfe, foroie einiger mobernen, meldte feit 1851 am oberen
Slnlagenfee aufgeftellt mürben. 2)er ßönig liefe ftch babei
bur<h ben ©ebanfen leiten, etnerfeitä bem ^ßublifum einen
©rfafc für bie in Stuttgart faft ganj mangelnben antifen
Sculpturrcerfe $u bieten, anberfeitS bem Schlofegarten einen
frönen unb bauerhaften Sdjmucf ju oerleihen. §ofer mar
aber nicht ber ^ann baju bie nötige ßufammenftellung gu
ftnben, er befajg gu menig funftgefchichtliche $enntniffe unb be§=
^alb läßt auch bie 9ßa$( ber Statuen oieleS 51t münfchen übrig.
$)ie 3*ethe eröffneten ber Slpoll von SBefoebere unb £>iana
t)on SBerfailleS, gebruar aufgeftellt, bann folgten 1854
£elema<h oon 33ienaime, bie $)iana üon ©abii, bie Slmajone
com Kapitol, bie Cinerea 9)Jebica, eine 3)iufe, bie SBenuS oon
2ftilo, eine GereS unb noch 7 weitere SßenuSftatuen, jufammen
14 Stücf*). SDiefe 14 Statuen mürben fämtlidf) im Qaf)r 1854
aufgeftellt.
„2lHe giguren finb oon tabellofem meinem 2Warmor ge*
bilbet, (fdfjreibt ber Sdfmjäbifche 9Jferfur) unb oerfammeln von
morgens früh bis abenbS fpät einen bieten JtreiS Don SWeu*
gierigen unb öerounberern um fidf). Qn ber Xfyat machten
biefe giguren grofjeS 2luffel)en in ber 9?e[ibenj, t)iel für unb
bagegen mürbe gefprodjen unb gefd&rieben unb namentlich
fanben ftch ftrenge Sittenrichter, meldte bie öffentliche 2luf*
ftellung mißbilligten. 2)ie öffentliche Meinung brachte eS
*) Skr ©tanbort ber ©tatuen ift in neuerer 3 C ^ wieber öfter
gemedtfelt toorben.
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— 305 —
bafjin, ba& im folgenben 3 a § rc ^enuSftatuen auf ben
s Jtofenftein gebraut würben unb an if^rc ©teile trier big bafjin
protnforifdf) aufgeteilte (Statuen famen unbjroarbic ^aHa« von
Sßelletrt, eine gortuna, eine $enuS fötetri^ unb ber ©ilen
mit bem flehten SBadjjuS. 1857 famen baju nodf) ber 2)tS=
fuSwerfer, ©ermanifuS, bie Siftoria von 9iaudfj unb eine
&ebe von £§orwalbfen. 3n eben biefem 3a£re f)ielt aud&
$rof. Dr. Qaaty &ur geier beS ©eburtSfefteS beS ßönigS einen
Vortrag über bie Slntifen im f. ©d&lofcgarten, worin er mefj«
rere neue ©efidfjtSpunfte bejüglic^ ber SBebeutung unb Spro*
Denienj biefer (Statuen jur 2lnf<$auung braute."
Qm ®eaember 1859 würbe nodf) ein weiteres 2Berf
ÖoferS, bie S^eiterftatue beS föerjogS ©bewarb im Söart im
inneren &of beS f. ^efibenjfd^IoffeS aufgeteilt unb mit gro&em
militärifcf)em tyomv enthüllt. £)ie ©tatue mürbe von Miller
in 2Jtünd&en gegoffen unb [teilt ben §erjog in Lüftung mit
erhobenem (Schwert bar. @S ift mofyl eines ber fd&wädf)ften
SBerfe beS üDfeifterS, Haltung gezwungen unb unljiftorifd;,
aud^ baS $ferb nadjj Oiaffe unb SluSftattung jeitwtbrig. $önig
$arl, melier feinen ©ef allen baran fanb, liefe baS Leiter*
bilb 1865 in§ alte ©cfjlofj oerfefcen, roo es jur Srunnenbe*
foratton begrabtrt einen wenig günftigen (Sinbrud madf)t.
3m 3a^r 1845 begann ber £fjeaterumbau, wobei
bie legten Spuren jenes wunberooflen SHenaiffancebaueS, beS
alten ^erjoglid^en fiuftljaufeS weggeriffen, eingemauert fur§
§um igerjeleib wof)l jebeS funftfinmgen 23aut)erftänbigen, oöllig
serwifdjt unb gerftört würben. ©djjon ber erfte ©inbau ber
ftfjeaterräume unter £erjog ßart, bann unter Äönig grtebridf)
(orgl. ©. 78) fjatte bem in S)eutfdf)lanb einjig in feiner 2lrt
baftef)enben $radf)tbau ben größten ©dfjaben getrau; bodj
wäre eine &erfUlhmg immerhin nodfj möglich gewefen; wer
aber fonnte unb modjjte bafür wirfen? SDer $önig war in
folgen fingen als fef)r eigenwillig befannt unb alles was
58 ad), Stuttgarter Jtunft. 20
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md&t bert maurifdfjen Sauftil betraf, felbft bic munberooflften
©ebtlbe ber s Jlenaijfance, warf er unter bem gemeinfamen
tarnen „3opf" weit oon fidfj.
2öer nidf)t bie fd&önen 3*i$itungen be3 Slrdjnteften Sei**
bartl) oon bem ehemaligen £uftf>au$ fennt, (jefct im 33efife
ber f. potrjtcd&nifc^cn ©dfjule) ober roer nid&t bie bamalä
nodfj oorfjanbenen, immerhin nod& gro&artigen ftefte faf), toirb
nid^t imftanbe fein, ftdf) einen begriff oon ber ©d&ön&eit be8
OebäubeS gu mad)en, ba3 bem heutigen, fott)oJ)l oon innen
als außen geftf)macflofen Xfjeaterbau mit feinen unprafttfd&en
Einrichtungen meinen mu&te. Qd& erinnere in biefer Söegiefjung
an bie feinergeit oon ben gliegenben blättern gebraute 3Hu*
ftration, too bie §erren (Stfele unb Seifeie mit einem Knäuel
Sinbfaben oerfefjen ftnb, meldten fie abroicfeln, um wieber ben
Ausgang be3 SttjeaterS gu ftnben. s Jtur bie oorbere Slttifa mit
ben oier^ufen: 9Mpomene, Xfyalia, £erpfidfjore unb ^oh;*
f)mnma mobelliert oon Silbfjauer 33 raun, in Qint gegoffen
von ^Jelargul Imt einigen fünftlerifdfjen ßljarafter; bodfj mar
ber frühere <ßortifu$ toeit fdfjöner unb mefjr bem G^arafter
beS anliegenben ©dfjlofteS entfpredjenb.
$on bem alten £uftl)au£ toar nodf) bie gange Sübfeite
gegen ben Sdfjlofegarten 511 mit ber greitreppe, i^ren p^an-
taftifdjjen ßarpatiben, bem gangen Säulengang mit ben £reug*
geioölben unb ben ©urtträgern, meldte fämtlid&e Sinnen be£
toürttembergifdfjen gürftenf)aufe$ mit Snfdfjrifttafeln begeid&net,
erhalten. 2Iudf) ber impofante ©iebel gegen ben ©dfjlofj*
plafe mar nur in feiner unteren Partie burdj ben Zorbau
»erbedft, geigte aber nodf) feinen fd^ön geglieberten Slufbau,
mit liegenben &irfd)en auf ben Slbfä&en unb ba3 Steinbtlb*
ni$ beä SaumeifterS SBeer, ba£, SBinfelmafj unb $ixUl in
£änben, ftdfj oben aus einem genfter beugte, toetyrenb auf
ber ©pi&e bei ©iebelä bie fogenannte SBetter^e^e (jefct nebft
bem SBaumeifterbilb in ber f. Slltertümerfammlung aufbe*
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töafjrt*) mit bem rechten Slrtnc einen itranj fjaltenb, nach bem
fommenben Sötnbe tote*.
igacflänber fdfjretbt: „2113 ich eine« £ageS bei bem neuen
S^eaterbau vorüberging, roo gerabe neue gunbamente, auch
|U bem Uebergange vom Sd&lofe ins ^^eatergebäube, gelegt
mürben, fah ich ju meinem Schrecfen, wie man im begriffe
mar, baju von jenen Säulen, Kapitalen, £reppenftufen, 23a*
luftraben, Äonfolen, furj von allem, roa$ bort entfernt roorben
mar, ju nehmen unb fudjte fogleidfj ben ^ronprinjen auf,
bem ich bie SBichttgfeit biefeä Materials für unferen SBillenbau
begreiflich machte, wobei t<h ihn bat, fid^ bei bem Könige ju
t>erroenben, bafe uns bie alten Steine jugennefen mürben.
3)a3 tf)at er auch, unb ba auch ich auf meinem befannten
Umroege fräftig &u roirfen imftanbe mar, fo fagte mir ber
Äönig fdjjon am anbern £ag ladfjenb: „9hm ja, roenn
3^nen an bem alten gelegen ift, fo nehmen Sie e3
immerhin", worauf ich bann oiele SBagen mit Säulen,
Steinen unb Krümmern belaben unb jum SBiHabau führen
liefe, roo fie ^eute noch im Saue feibft unb ju berauben
jufammengefteöt , einen intereffanten Schmucf be3 frönen
partes bilben".
©inige Säulen liefe befanntlich &acflänber auf feinen
&aibef)of bringen, ba$ metfte aber erhielt ©raf 2Btl^elm oon
SBürttemberg für fein Sdfjlofe £ichtenftein ; f)ier fann man
faft bie gan§e Serie ber 62 2l^nen be£ roürttembergtfchen
gürftenhaufeS noch fefjen, roeldfje einft in ber offenen Säulen*
folonnabe angebracht maren. §errn SftedfjtSanroalt SBaldfjer ge*
bü^rt ba$ Sßerbtenft, biefegtguren nach ihrem genealogifchen 3u*
fammenhang richtig geftedt unb mieber georbnet ju haben.**)
*) $iefelbe (Sammlung bewahrt auef) nod) eine jener präd)tigen
@cf)riftplatten, toeldje unter jebem ftürftenbilb angebracht waren, ebenfo
$roei ^oligttter in frönen geometrijdjen 9ttuftern.
**) 6. SBüritemb. S3terteliaf)r8l)eftc 1886 mit Kbbilbungen.
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(Sin gro&eä Sauroefen, meldfjeS ber ßönig nodfj am
©d&lufj feiner Regierung aufführen Hefe, ift ber ßöntgS*
bau. 2Bir laffen barü6er äunädjft einen 23ericf)t folgen,
roeld&en ba£ ftunftblatt im 3af)r 1856 braute, um bie <5tim*
mung fennen ju lernen, roeldfje bamals barüber in Äünftler*
freifen ^errfd^te. „Unfer foloffaleS neues Dbeon, wclc^eö rcir
ber s JJ2uniftsenj ber föniglidfjen ^rioatfaffe ju oerbanfen f)aben,
f freitet rüftig oorroärtö unb bie (5rb* unb ßeflerarbeiten fmb
beinahe oodenbet. (Sdfjter bie Hälfte be$ großen Qfylofc
plafce3 ift jur $auf)ütte umgeroanbelt, roo Rimberte von
rigen ©teinmefcen oon frülj bis fpät if)r fpröbeS Material
bearbeiten. 2>ie SluSfütyrung biefeS 23auroefen3 ift nunmehr
ganj in bie fiänbe unfereS talentvollen SaumeifterS ßeinS
gelegt unb man fief)t mit Vergnügen, mit roeld&em (Sifer er
fein 2öerf efjrenooll ju förbern trautet. Urfpriutglidfj ^atte
ftdf) S. ber $önig oon brei beroäf)rten f)ieftgen 2lrcfjiteften
(Sntroürfe oorlegen laffen. $ie föniglidfje ©ntfcfjeibung fiel
ju ©unften beS PanS, meld&en &ofbaumeifter ßnapp oor=
gelegt, au«, Selber mürben bie ^läne ber beiben anbern
ßonfurrenten, be$ &ofbaumeifter£ 3 an *0> btö (Srbauerä ber
©il^elma wnb be3 SöaumeifterSSetnS, be$ (SrbauerS ber fron*
prinslidfjen s 3Müa, nidfjt befannt, fo baf$ ein Urteil über bie
s £rei3nmrbigfeU ber beregten (Sntroürfe nidfjt abzugeben ift.
— 2)er als (Sieger fjeroorgegangene 23aumeifier $napp
fjatte inbeffen faum einen £eil be£ gunbamentS gelegt, als
ifm eine fernere Kxantytit befiel unb bie Fortführung be£
23aue3 notroenbig einem anbern oertraut werben mußte. $)ie§
ift nunmehr gefcfieljen, unb roie mir frören, wirb fiert Seins
ben S3au mit flehten 9flobififationen ganj nadjj feinem eigenen
@ntrourfe aufführen. <So gern mir ben foroofjl in Sftom, als
aud& burdfj ben Sau ber 3ubiläumSfäule erprobten Talenten
be3 23aumeifter£ Hnapp unfere iQodjjadfjtung bezeigen, fo barf
)icS) bie ©cfjroabenrefibenj bodf) ©lud münfdfjen, ba& ein Sttann
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wie £etnS nunmefjr an bie ©pifce eines 33aueS geftellt ift,
ber fowo&l burd& feine großartigen ®imenftonen , als aucij
burdf) ben, bem fömgltd&en Sftefibenäfdjjlofj gegenüber ein*
$unef)menben ^lafc eins ber erften (Styrenbenfmale ber fjieftgen
Saufunft ju werben berufen fdfjeint. 2Bir fielen audfj nidfjt
an, bie innere (Smridfjtung al« eine jwecloienlid&e unb gefdfjmad*
Dod fomfortable oerbürgen. 2öer bie 23tfla beS ftron*
prinjen gefefjen fyat, wirb bieS gern mit uns eingeben.
2llS bie Äaiferin von SRu&lanb faum auf biefem reijenben
£anb[t6 i^ter erlaubten ftodfjter, unferer grau ßronprinjef jtn
angelangt war, telegraphierte fie in ber greube über ben
Ijerrlidfjen Sau unb beffen fd&öner Situation fofort an ben
Äaifer nadfj Petersburg : „Olga woljnt f)immltfdfj!" — 2lud^
©. ÜH. ber Stönig von Greußen, ber ben Erbauer ju jtd&
entbieten liefe unb bie gange Einrichtung in beffen Begleitung
in Slugenfdfjein naljm, fpradf) fidfj mieberfjolt in ben gnä*
bigften SluSbrüden ber 2lnerfennung unb beS e^renoottflen
£obeS aus."
yiofy einige Bewertungen von SeinS felbft, welche er
in ber fd&on öfter zitierten geftfdfjrtft twm 3afjr 1884 nieber*
gefd^rieben fyat, mögen f)kx angefügt werben. Ter Entwurf
Don ßnapp, nadjj welkem ber ©aal ju ebener ©rbe lag
unb nur bie Borberfront ßäben erhalten follte, beren $iefe
jebodf) fefjr befdfjränft ausfiel, erhielt bie ©enefjmtgung, aber
nad) beffen Ableben mürbe ber £einSfdf)e üßorfd&lag, ben
gangen untern <5tod für ßäben ju üermenben, unb beren
$wet weitere Sfteifjen rücfwärtS an einen ©laSgang ju legen,
bagegen ben oberen ©toef beS fiauptgebäubeS ganj §u gefc
räumen einzurichten, gut geljeifjen. — ftaburdf), bafe bie 3u*
gänge für ben fcmiglidfjen &of von ber -ftorbfeite, btejentgen
für baS ^ublifum oon ber ©übfeite ftattfmben, wirb bie Be*
nüfcung beS großen ©aalS unb feiner SRebenräume in feiner
2Beife burdfj bie £aben* unb SBo^nungSanlage geftört. 2Bä&»
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rcnb bie äu&ereßolonnabe unb bie Unterfaßten beiber ©d(jmal=
feiten bie jonifche Drbnung Ijaben unb nur eine Unterbrechung
ber SBorberfaffabe burdf) forinthifdfje tnerfäulige ^ßortifen \tatU
ftnbet, bie bem SBorfaal unb ber föniglichen £oge be3 Innern
entfpredfjen, ift bieftücfroanb in groei borifd^e ^Uafter orbnun gen
übereinonber geteilt unb in bem niebrigeren ©laSgang nur
bie untere Drbnung berfelben beibehalten roorben, ber ba*
burch eine feiner SBeite entfpredfjenbe §öhe erhielt.
$a$ ©efäHe ber ÄömgSftrafce mar auf bie bebeutenbe
fiauSlänge |it beträd&tlich, um ben ©oben ber ßolonnabe mag»
redf)t legen ju fönnen, e3 mürbe beSfmlb ben Würfeln unter
ben ©äulen june^menbe &öf)en gegeben, unb baburdfj gelang
e3, bie 3<*hl ber gegen bie ©chlofjftra&e ju ftdh Ijäufenben
©tufen auf ein Minimum gu rebugieren, unb ben flaufläben
leidfjtere 3ugänglichfeit ju gemäßen.
£)a§ innere betreffend f)at ber grofje ©aal jmei forin*
thifd&e Crbnungen überemanber, in ben quabratifdfjen 3roifchen*
felbern je unterbrochen uon bünneren gufeetfernen (Säulen;
auf brei ©eiten ift er oon ©alerien umgeben. — SDie $ecfe
be£ ©aale3 befielt aus fteigenben, an ben Duergurten faffe»
tierten glädfjen. 2)a3 Quaberroerf beä 23au3 ift nur au$ einer*
lei ©temgattung, bem gelblidfj grünen ßeuper ßrgeftellt, in
gleichem Material finb bie ©fulpturen ber 2lfroterien, bie
£irfcf)* unb Söroenföpfe ber 2lttifa ausgeführt.
2lm 21. Wlai 1859 rourbe bie SßoHenbung ber Wo^av
beit burch ein geftmaß im grofjen ©aal gefeiert. 2lm 8.
Sftooember fdfjreibt ber hierfür: SDer 53au t>erfpredf)e nicht nur
eine £aupt§ierbe unferer D^efibenj, fonbern auch ein Zentral*
punft unfereS gefellfchaftlicheu unb gefchäftlichen SßerfehrS §u
merben. $)en 9. ^orember rourbe bie Stfeftauration unter
grofjem Strang geöffnet unb am 29. ©eptember 1860 roirb
ber ©aal mit einem großen §offon§ert eingeroeiht.
3ur weiteren 2ht8fcf)mücfung be8 ^efibenjfchloffeS ent*
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fcfjloß fid) bcr $önig bcn fog. roeißen ©aal im roeftlid&en
glügel be3 S<f)loffeS mit einem Secfengemälbe gu gieren, rooju
(Segenbauer ben Auftrag erhielt. (£3 foöten in einem großen
Doal, §elio3 ber Sonnengott, unb in jroei fleinen oben unb
unten an bem Silbe Allegorien pm 2lu§bru<f gebraut roer*
ben, roeldje mit ber SBeftimmung be£ Saales als £anj= unb
geftfaal im (Sinflang ftefjen.
2)er Sonnengott lenft in ftrafylenber 3Jiajeftät # auf ei*
ner Duabriga ftefyenb, in göttlidf) ruhiger Haltung bie oier
Sonnenrojfe. £eid&t liegen if)m bie Sögel in ber &anb unb
willig gef)ordjen bie 3Rojfe. — lieber ben ^ferben unb bem
SBagen, etmaS Boraus, fd&roeben bie brei ©rajien, anmutig
umfdfjlungen oon einem leidet gehaltenen unb fte umflattern*
ben Soleier. &or biefen fd&roeben bie &oren mit S3lumen
befranst unb Blumen in bie Sommerung beS fommenben
£age$ ftreuenb, unb unter ifmen bie £aujünglinge mit iljren
Amphoren faft no$ im Sunfet ber 9kdj)t. üJfeben bem t>or*
berften s Jtoffe läuft, wie roenn er fpielenb mit bem fdfmellen
£auf ber 9ioffe roetteifern wollte, ein glügellnabe f)er. Sem
Söagen f<J)ließen fidc) bie neun SJJufen an, jebe ifi für ftdfj nadf)
Atolle unb (Sfjarafter inbioibualiftert. 2ln ba£ &auptgemälbe
fd&ließen fidf) nodj) ergänjenb fleine ©emälbe an, oon benen
baS eine 2>enu3 unb @ro£, baS anbere SBacdfmS unb Ariabne
barfteOt. So orbnet ficf) Söein unb £iebe biefem galten
s J?aturbrama an unb bie galjrt be£ &elio3 ift na<f) allen
Seiten f)in mit i&ren fegenSoolIen golgen bargeftellt. 2>ter
©ötterpaare, bie oier Elemente barftellenb, gieren bie (£tf*
roinfel unter ber Secfe. Sie Ausführung geftfjaf) in ben
3al)ren 1859—60.
2ln biefe Sötlöer unb bereu Anbringung an ber Secfe
beä Saales fnüpft fidt> eine Erinnerung, bie menigftenS fyitx
ermähnt fein foll. Sie folibe Söefeftigung eines fo großen
CelgemälbeS am ^piafonb machte ben berufenen <QofljanbmerfS*
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leuten ber SRefibenj ©chroierigfeiten, roeldfje fidfj erft Ijoben,
nad^bem ein junger erft fur^ poor au« $ßart« angelangter
©tucfator tarnen« fieinria) Schaff er au« £rier, ftd& anbot
bie Slrbeit ju übernehmen, raeldfje benn auch rotrfltdf) gelang
unb jur grofcen 3ufrtebenheit be« Slönig« bemerffteßigt rourbe.
Sdf)äffer erroarb fidfj baburch bie ©unft be« $önig« in fo
hohem ®rabe, bafe er für feine SBeiterbilbung al« ßünftler
forgte. Sie äu&ere (Srfcheinung biefe« ßünftler« unb fein
ganje« Auftreten, feine mit fingen belafieten ginger, feine
SBufennabeln u. bergl. erregten balb ben 2öifc unb Spott unter
feinen 9Jtitfchülern, roeld&e e« auch bafjin brauten, bajj er al«
ßarrifatur auf bem $olf«fe(i ju einer Wlovitfyat herhalten unb
uom Leiermann befungen, fein abenteuerliche« ßeben hier jum
beften geben mufjte.
2)te fronpritijltthe Sitta in »erg.
H^er SBau ber fronprinjU^en SBitta, rote man fie fd&lecht=
hin roar befonber« an jroei tarnen gefnüpft, fiacflän*
ber unb Sein«, ßacflänber erzählt un« barüber im Vornan
feine« £eben« roie folgt: „Seit unferer SRücffehr au« Qtalien
(1844) hatte ber ßronprinj fchon öfter bie 3bee au«gefprochen,
fidf) auf einem ber fielen frönen fünfte in ber lieblichen Um*
gebung Stuttgart« ein Sanbhau« ju bauen, fein Sdf)lo& roie
9Rofenftein, auch ^ ne unroohnlidfjen SRäume roie bie in ihrer
2lrt aderbtng« unübertroffen bafterjcnbe Schöpfung $öntg
Wilhelm«, bie SBilhelma, in ihrer Originalität unb ber präd)*
ttgften, forrefteften 2lu«füf)rung be« eblen maurifchen©efcf)macf«
heute nod) ba« Sehen«roertefte in Stuttgart« Umgebung; nein,
e« foHte ein inUfche« Sanbhau« roerben, in eblen formen,
mit bequemen Räumen, fdfjöner 2tu«ftcht, in einem freunb*
liefen $arfe gelegen, unb nachbem bie« Programm feftftanb,
ging ich auf bie Suche nach einem geeigneten $piafce.
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— 313 —
Sange wrgeblidj, bi« mir eines £age« Sßrofurator ©djjott,
ber oortrefflid&e Wann unb Volf«freunb im ebelften Sinn
be« Söorte«, bie ©teile zeigte, n>o heute bei ©erg bie Villa
be« bamaligen Kronprinzen ftebt.
211« idj auf 2Beinberg«pfaben zum erftenmal ba fjinauf
fam, mar idfj geblenbet von ber rounberoollen föunbfd&au unb am
anbern Xage beglücft von bemfelben mächtigen ©inbrucf, ben
ber f)errltd&e $unft auf ben Kronprinzen mad&te. dlun mußte
bie Erlaubnis be« König« btreft unb auf Umwegen nad^ge»
fudfjt werben, roa« benn aud^ beibe« fo gut gelang, ba& er
ftd& nidfjt nur mit bem ^rojefte jur ©rbauung eine« Sanb*
häufe« einoerftanben erflärte, fonbern audfj für ben Slnfauf
ber ©runbftüdte unb bie erften Arbeiten eine mäfeige (Summe
au«fe&te unb mich perfönlich ermahnte, recht langfam ju bauen,
bamit ba« ^ntereffe feine« ©ohne« an ben Arbeiten felbft
rege bleibe unb bamit er fich baran gewönne, bie ©umme
ZU bergletdfjen ^^antafien nur au« feinen ©rfpamiffen zu
nehmen. Von (Srfpamiffen bauen! 2)aran fyattt eigentlich
roeber &err noch Liener gebadet, wie benn überhaupt ber
finanzielle ^ßunft ber fdfjroäd&fte De« ganzen Unternehmen« mar
unb blieb. 2Ber aber, befonber« oon ben melen taufenben
(Sinljemufdfjen unb gremben, bie fich an bem flolj unb herrlich
baftehenben Sau, nrie er heute in ebler fünftlerifcher Vottenbung
auf feinem $ügel thront, fdjjon erfreut fjaben, wirb e« mir oer*
argen, baß ich bamal« mit leichtem ©inn begann unb nicht
cor ber Verantwortung zunicffdfjrecfte, ©Bulben auf ben
tarnen be« Kronprinzen zu machen! 2luch märe ber 33au
ohne bie Verheiratung be«felben mit einer reiben ruffifd^cn
^rinzeffin unb nach ben erften Entwürfen be« 2lrdfjiteften
Sein« in weit befdfjeibeneren Verhältnijfen geblieben. Sein«,
ber furz oorfjer oon ^ari« zurücfgefehrt mar, roo er fleißig
ftubiert unb in bebeutenben 2ltelier« gearbeitet, hatte fidf) h* e *
fdf>on burdfj 3^ n ungen unb ^läne, auch burch flehte praf*
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tifdfje Ausführungen, bie burdjj eble SBerfjältniffe fjodfj über
bic mittelmäßigen SBauten beS bamaligen Stuttgart empor*
ragten*), bemerkbar gemacht, mar nebenbei au<# ©lodfenbruber
unb von bem bamalS fdfjon gewaltigen (Sfcel bem Kronprinzen
perfönltdf) aufs bringenbfte empfohlen morben. @r entwarf
rafdfj einen Sßlan, ber angenommen mürbe, unb als idfj bie
nötigen ©runbftücfe ju einem für bie bamalige 3eit nidjt
billigen greife ermorben, begann (1845) eine rege Sljätigfeit
auf beut bisher fo einfam gelegenen &ügel. £)aburdfj fdfjon
fjatte itf) einen £eil meines ftmtdtZ erreidjt, ber 9tame beS
Kronprinzen mar günftig in aller 9ftunbe, man freute ftdfj ba*
rüber, ba& er gerabe biefen frönen ^punft erroäfjlt, ba& burc£
ben Slnfauf ber ©üter mandjjem unbemittelten Söetngärtner
geholfen morben mar, unb ba& burdf) ben 33au beS £anbfjaufe£
felbft §anbroerfern aller 2lrt guter $erbienft gefd^affen mürbe,
damals mar ein fold&er SBau nod; ein (SreigniS; benn mit
ber 23autf)ätigfeit Stuttgarts mar eS fo fd^led^t beftellt, bafc
bem Könige oom ©tabtfdfmltfjeifjen ©utbrob in einem S3ericf)t
aus jener 3ett gefagt rourbe, bie ©tabt fange trofc aliebem
roieber an fidf) JU oergrö&ern, benn eS feien bereits amet
Neubauten angemelbet!**) —
Unterbeffen mar ber 23au nadfj beften Kräften geförbert
morben, ofme baf? inbeffen gegen ben £erbft 1845 oiel metyr
§u fefyen gemefen märe, als ber Anfang beS ©otfelgemäuerS.
2öir fjatten bis batjin 3temüd;e Serrainfdfjmierigfeiten ju über*
roinben gehabt, mußten oon S3erg eine neue ©trafje auf ben
*) §ter ift n>alirjct)cinltd) ba8 niffif^e (Scfanbfc^aftSpalai^ an
ber Sfronenftrajje gemeint.
**) $a8 ift roofyl unrichtig, benn über bie Sauten beS 3flf)«&
1845 fcfjretbt ber Sdjnjäbifc^e 5J?erfur Vir. 345 folgenbeS: „Söoljl fein
früheres 3at)v seigte i'olctie Xfjätigfeit im 93autr>cien alö baS jefeige ;
unb nod) bis gegen White $e$ember erlaubte bie Witterung bie Sort=
fefcung ber Arbeiten; bei ber gegenwärtigen Neuerung ein großes
©lücf für bie arbeitenben ftlaffen."
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— 315 —
Sauplafc bauen unb idfj na&m gleitet 3*it bie Anlegung
beä ^ßarte in Angriff, für ben mir ©raf ütteipperg, ber gro&e
©artenfunbige, einen jungen -äftann, Samens Neuner, em*
pfofjlen ^atte, ber benn audfj in einigen Sauren bort oben
tyaxt unb ©artenanlagen ins ßeben rief, bie freute nodf) bie
SBemunberung aller gremben fxnb. SDa e$ auf ber §ötye be$
&ügel3 an 2Baffer fehlte, fo mußte fogleidfj am guße be£
•Jfecfara ein SDrucfmerf erbaut unb eine SBafferfraft jutn £rei*
ben beäfelben gefauft werben, afleä $inge, bie Wltyt fofteten
unb ntdjt nur &\t, fonbern auef) (Mb in 2lnfprudf> nahmen,
ba§ femerfeitS mieber unb oft redEjt müljfam befdfjafft werben
mußte. —
SDaS SBiflabauwefen fjatte im Sommer 1846 redfjt gute
gorJfdfjritte gemalt unb mar ba§ <Qauptgebäube big jur &öf)e
be3 erften <5tocfmerfe8 fortgef dritten, audf) bie 2luffat>rt§=
ftraße oon 23erg ^ergeftettt unb ein £eil beS *ßarfe£ burdj)
ben Neuner angelegt ; ja im untern Seil ne6en ber Orangerie
grünte eä bei unferer 3urütffunft f<$on Q^i oergnüglid;.
Slucf) gefiel bie§ ber Äronprinseffin ganj außerorbentlid),
ebenfo wof)l audfj bie tyerrlidfje Sage, aU bie fünftterifdfje unb
jierlidfoe SluSfüljrung be§ Saueä. <5ie liebte e£, ben q3Iaß 3U
befudfjen, bort ben Arbeiten sujufd&auen, oor allen fingen
aber auf ben dauern um^erjuflettern, wobei idf) oft bie (£f)re
f>atte, fie begleiten ju bürfen unb if)r beim 2luf» unb 2lb*
fteigen bie Seiter ju galten.
Orangerie unb ©ewäd()gf)äufer waren nun au<$ fertig
geworben unb man mußte $8ebadf)t fjaben für ^flanjen ju
forgen, we$f)alb midf) ber 5lronprin§ nadj s Jteroi bei ©enua
f df)icfte, um bie bortigen berühmten ^flanjungen junger Orangen*
ftämme anjufe^en unb ba« Nötige ju faufen; audf) follte icf>
ben ©ärtner Neuner mitneljmen, um mit iljm uerfd^iebene
von ber ^ronpritijefftn uns begeidfjnete Anlagen in ©enua,
9Jkilanb unb anberwärtS anjufefjen, audf) wünfdfjte fie 3*id[) s
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— 316 -
nungen oon einigen QnterieurS genueftfdjer ^aläfte, weSt)alb
ich einen bamaligen talentooHen fttifyritx, tyaul 2B i r t %,
gleichfalls mitnahm, auch um ihm, ber oon ttalientfcher
2lrcr)iteftur noch nichts gefehen, jum ©tubium berfelben $u
oerfjelfen. Später t)at er auf Eingabe beS 23aumeifterS Sein 8
weitaus ben größten £eil ber wunberooßen Betonungen, fo*
toot)t für baS Sleußere als auch für baS farbenprächtige 3« s
nere ber SBifla entworfen unb lefctereS auch teilweife mit
ausgeführt, fieiber war biefeS große Talent oon feinem feften
<£t)arafter unterftü&t, ba ihn 2SirtShauSf<hilb unb bahinter
bie Skinflafche ju mächtig anzogen unb er fo, aflerbingS erft
nach Sauren, nach "nb nach oerfam unb eines Borgens tot
im üfleefar bei (Sannftatt, wohin ihn absichtslos fein fchtoan*
fenber guß geführt, aufgefunben mürbe, ©chabe um ihn, er
mar ein guter 2Kenfch unb ein großer ßünftler, unb roer
heute ben SlrabeSfenreichtum auf ber romglichen 33ifla anfehaut,
bemunbert babei baS 2Berf feiner &anb unb feines ©eifleS".
ßeiber giebt ßaeflänber über ben gortgang beS 33aueS unb
feine SBoßenbung feine weiteren Mitteilungen, ba er feine @r*
lebniffe mit bem 3ahr 1849 abf daließt. 9tur einmal noch
fommt er auf baS Sauwefen jurücf, baS ihm währenb ber
SReoolutionSjeit oiel SBerbruß unb böfeS SRachgerebe gemacht
hat; inbem man ihm oorgeworfen t>at, er fyabt unnötigen
£uruS getrieben unb ganje Äiften ooß Mobiliar aller 2lrt
aus ^SariS fommen laffen, auch ßünftler oon borther beftellt,
um bie 3* mmer ausmalen ju laffen. 9ttan fanb, baß eS
bejfer gewefen wäre, baS anne Söolf bireft mit jenen ©um*
men ju unterftüfcen, bie ber Prachtbau fdfjon oerfchlungen
habe unb noch oerfchlingen werbe. 2)ingelftebt machte bamalS
ein fcherjhöfteS ©ebicht, in bem es oon bem Kronprinzen h«ßt:
„ör baut für feine Jansen
$ort einen ©laäpalaft,
Unb naefte Einher tanjen
Untrer in fcunger&aft*.
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— 317 —
S)a3 fronprtnjUd^e ?ßaax mofmte bamals ben ©ommer
über in bcm fdfjon fertig geworbenen ©eroäd^auS im un*
teren Seil be$ ©artend unb iQacflänber fjatte Gelegenheit
Betonungen unb Stoffe für ba§ fünftige Slmeublement ber
33ttta oor^ulegen, bei beren 2öa^l meiftenS bie Äronprinjeffin
ben 2lu3fdf)lag gab, wobei fie fjäuftg bemerfte: „3<$ bitte
mir au$, feine ^arteilidfjfeit, fagen Sie nur ganj ungeniert,
baß ©te meiner 5lnft<$t ftnb," roa£ allerbingS aus bem SJJunbe
einer fo frönen grau getoiff ermaßen ein moralifdfjer Sroang
mar, bem §acflänber unbebingt nachgeben burfte, ba fie in
biefen Dingen bur<$ i^ren guten Wd unb ifjren feinen ®e<
fdfjmacf ftetä ba» s Jitdfjtige traf.
Waffen mir nun 9)ieifter £ein£ felbft reben, nrie er in
furjen Umriflen fein gefeiertes SBerf in bem Stuttgarter
güfyrer oon 1884 befdfjreibt. „^erraffen umgeben ba« ®e*
bäube auf ber Oft*, ©üb* unb SBeftfeite; auf ber 9lorbfette
bagegen gefeit t>on bem §auptgebäube jroei mit einanber
parallele, gleicf) tyolje glügel au£, meldte einen red^tedigen
§of §roif dfjen fidj f äffen, felbft aber mit Plattformen abgebest
finb, fo baß if)re ^ad;fläd^e eine gortfefcung be£ (Srbgefdfjoß*
bobenä bilbet. £)ie Mittellinie, bie biefen £of nad& feiner
£änge burdf)f<fmeibet unb audfj als Dueracf)fe burcf) ba£ @e*
bäube ge^t, ift nadfj bem f. ßanbfjauS ^ofenftein gerietet,
baS jroifdf)en ben 23aumaHeen fjinburdf), bie in ber Verlange*
rung ber glud&ten ber ^ebengebäube gepflanzt mürben, ben
©dfjlußpunft ber ^erfpeftioe bilbet. »uf ber Oft*, ©üb* unb
SBeftfeite ift ba3 erf)öf)t ftef)en gebliebene @rbreid^ burdfj gutter*
mauern gefaßt, unb feine Oberfläche mit entfprecfjenben
^reppenanlagen jugänglidj) gemacht.
Slußerbem rourbe füblidfj nocij eine $>oppelrampe einge*
fügt, bie e3 geftattet, ju SBagen oor ben bort gelegenen
©peifefaal ju gelangen. 33on bem &ofe au8 rairb ber ©ou*
terrain, in bem bie ßüdf)en mit ifjrem 3ubef)ör liegen, erhellt;
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— 318 —
SRenufe, gutterboben unb ©taflung finb in bcm roeftlidjen
glügel untergebracht, 2Badje, Sportierroohnung, foroie ba$
SlnfahrtSoeftibül unb btc 2lufgang3treppe jum (Srbgefchofe in
bem öftlidjen. SDte le&tere, mit einer oon ©äulen getragenen
©laäroölbung überbeeft, führt ju ber an ber norböftlidjen @cfe
be3 ©ebäubeS gelegenen CSingangebaÜe, an bie fid) bem Um-
fange be3 Sauroerfö folgenb bie roeiteren Zäunte für bie
9iepräfentation anfchliefjen. SDer ©petfefaal liegt auf ber
©übfeite, ber SaÜfaal, um beffen hölbrunben 2lu3bau fid^
bie äufjere ^erraffe fonjentrifcf) tyx%k1)t, auf ber 2Beftfeite,
bie 5luöfidt)t auf Stuttgart geroährenb. SMefer ©aal fjatte
feiner SluSbeljnung entfpredjenb ein 23ebürfni3 größerer &öf)e
ati bie übrigen 9iäume unb geht burdj sroei ©toefroerfe, an
feinen ßangfeiten burdj ©alerten begleitet*). 2)er 5tern ber
Söaulidjfeit nimmt bie oon oben beleuchtete treppe in ben
2öof)nftocf ein, gmei Heinere treppen für ben $)ienft liegen
neben berfelben. 2öie biejenige im öftlic^en IJtebengebäube
ift au$ ki e c & c n ermähnte gerabläufig, gmifc^en jroei Leihen
jonifdjerfannelierter ©äulen au3 roei&em carrarifchem ÜRarator,
meiere bail ©laSbach tragen. SBährenb bie untern prächtig
auägeftatteten ftäume in ununterbrochenem 3ufammenl;ange
ftehen, bilben biejenigen im obern jtoei burch ben SBaQfaal
getrennte 2lppartement£, fie finb einfacher behanbelt als bie
©äle unb 3^ mmer be§ (SrbgefchofjeS. 2)ie oier (Scfräume finb
um ein ©toefroerf ^ö^er geführt unb enthalten bie ©elaffe
für ba3 ©efolge, ber norböftliche aufjerbem noch ba8 SRefer*
rotr, in welches burch ein ÜJrucfroerf baä SBaffer Dom Stedar
gehoben wirb, um von ba bie Springbrunnen be$ SßarfeS ju
fpeifen unb ben Sebarf für bie Rüchen, bie ©täüe unb
©ärtnerei §u liefern.
*) $en $auptfcf)mucf btefcS «Saale« bübeit btc ätoet ©emälbe
fron ftarl SR filier: Sceiten auä bcm römifchen Äarncöal unb
Oftoberfeft auf ber lUlIa 93org^c|"e.
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— 319 —
$)ie Stüfcmauern beS Unterbauet, foroie bie llmfaf*
fungSroänbe ber gtügclgebäube Ttnb aus rotem £euper in
ftarf erhabenem öoffemoerf, bie oberen Stocftoerfe aus fog.
toeißem, glatt bearbeitetem ßeuper hergeftellt. (Sine bcrartige
SBertoenbung beS roten Steins in großen 9ftaffen mar bamalS
in Stuttgart noch ungewohnt, ift aber injtotfchen oielfadj
nachgeahmt roorben. Söte an bem ©ebäube felbft bie h** s
oorragenben ^rchitefturtetle burch Shtlptur belebt mürben unb
namentlich bie Dftfeite in bem über ben $anb ber bortigen
^erraffe hinaus ragenben t)on ©ülbenftein mobellterten, in
Söafferalfingen gegojfenen Sronjebrunnen, einen befonberen
SHeij erhält, ift auch ber auSgebefjnte ©arten, ber biefen £anb*
fifc umgiebt, oon zahlreichen Äunftmerfen erfüllt, meldte bie
^erraffen, bie Rauben unb bie ©rotten fchmücfen, teils in bie
dauern eingeladen, teils als freiftehenbe SJiarmorioerfe oon
hohem SBert".
2Ber irgenbmie bie Stuttgarter neuere Slrd&iteftur be*
fprochen hat, ber f)at ftetS bie 33iHa r«on £einS in erfter
&inie genannt, fte barf als ber SluSgangSpunft, für bie jefct
fo großartig entroicfelte Sauhmfi in unferer ftefibenjftabt
betrachtet raerben, fie mar balmbrechenb für bie Einführung
ber 9ienaiffance, benn bis bahin hatte man noch ocm Haf|l|ifB*
fchen 23auftil faft ohne Ausnahme gehulbigt.
r ,^)ic Söifla tum Sein«, fagt Sübfe (1870), ift baS ein*
jige unter ben mobernen beutfchen Schlofegebäuben, roelche
neben Sempers Arbeiten als geiftooüe unb originelle -Jieu*
fchöpfung im Sinne ber beften Sftenaiffance genannt merben
barf. Sieben einer eblen unb anmutigen 9iaumentroicflung,
bei roelcher in glüdlicher 2öeife bie Vorteile ber föTtlidjen
Sage auf einem QiiQd xnmxtttn ber lieblichften £anbfchaft
jur ©eltung gebracht finb, i)at ber 2lrchiteft fein SBerf
mit einer oon jugenbltcher $rtfche jeugenben güüe zierlichen
Ornaments auSgeftattet. $er ganze SBau ift bis ins fletnfte
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— 320 —
detail ba8 2öerf einer liebeoollen, mafjrfjaft fünftterif djen
Eingabe".
2lucij ßrell*) fpridfjt in einem Sluffafc über bie neuere
Stuttgarter Slrdjjiteftur fid^ fe!)r lobenb über ben Sau au3:
„Unb um ba8 2ßerf ju einem gang üollenbeten ju machen,
ftnb bann audfj bie im Stile reinfter ßod^renaiffance aus«
geführten 2>etail3 big in« (Sinjelnfte forgfam burd&gebilbet.
3m Qnnern aber finben wir eine retdfje gefd&macfuolle SDefo*
ration, bie mit ber roa^rfjaft föniglidfjen 2Iu3ftattung an ©e*
mälben unb Skripturen fidfj §ur &ert)orbringung eine« ebenfo
be^aglid^en roie Döllen (SinbrudS oereinigen".
greilidf) barf btefeö detail unb befonberS bie ganje
3nnenbeforation mit unferen mobern t>erroöf)nten Slugen nidjt
gemeffen roerben; bie Slrdfjiteftur Ijat feit 50 3°^ ren e ^ nen
großen gortfd&ritt gemalt, e§ ftnb burdj bie SSerooflfommnung
unferer 9teprobufticmgüerfaf}ren unb bur<$ ben erleichterten
SReifeoerfeljr, eine fold)e Waffe von ftfjöner unb guter $or*
bilber aller Stilepodfjen in unfere £änbe gelangt, bafe roir
nur zugreifen bürfen um §u gebrauten, wo unb roie e8 eben
pafet. 3n biefer &infi<f)t bürfte bie ßeinS fc^e Ornamentif
unb $eforation nidjjt mef)r als muftergültig ju betrauten fein.
3)er &auptt>erbienft be§ WeifterS liegt überhaupt me^r in ber
glücflic^en Slnorbnung be§ ©runbriffeS auf bem gegebenen
9taum, melier gemattete, ^erraff enanlagen unb malerifdje
©ruppierungen in reidfjer 2lbroedfj8lung bem ganzen ©ebäube*
fomplej anzufügen.
*) 3eit|d)rift für btlbeube ftunft 1875.
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— 321 -
£ie ffmtftfdjiile unb if)re (*inrtd)tunö am Pnbe ber
fünfetger 3afjre.
3für mannen £efer bürfte e£ nid&t ofnu Sntereffe fein,
aus ben eigenen Erinnerungen be3 äkrfafferS etroaS über
unfer ßunftinftitut unb feine Einridfjtungen am <5df)luffe be8
oon uns bearbeiteten 3*itraum8 ju erfahren. 3 un äd&ft feien
bie 23emerfungen oorangefteßt, meldte in ben älteren roürttem*
bergifd&en ©taatsfjanbbüd&ern über ben Qwtä ber <Sd&ule fielen.
„$ie ßunftfdjjule tyat bie 23eftimmung, bie im artiftifdjen
Xeile ber potytedfjnifdfjen (Schule ober anberroärts bereits er*
roiefenen unb big ju einem geroiffen ©rab entrottfelten 9?atur*
anlagen ju ben bilbenben fünften bei 3 ö Ö^ n 9 en fowo&l ber
ftunftgeroerbe aU ber leeren tfunft weiter auSjubilben. SDic
Sdfjüler berfelben (beren Eintritt in ber Siegel nidfjt oor bem
16. Qafjre erfolgt) erhalten in brei, ben oberen ©nmnafien
unb teilroeife ber potytedfmifd&en Sdfjule jur Seite fte&enben,
Slltcrö* unb gortfd&rittgflaffen Anleitung im 3eid(jnen nadf)
ber Slntife unb nadfj ber 9totur, unb in einer ben 3öglingen
ber leeren äunft auSfdfjliefjenb geroibmeten Abteilung in ber
fianbfd&aft*, ©eure* unb &tftortenmalerei unb im plaftifdjjen
^tpbellieren, jugleidfj befreit ein Unterridfjt in ben &ilf£*
fasern ber ^erfpeftioe unb ber ©dfjattenleljre, ber Anatomie
unb ber ßunftgefd&id&te, forme ein mit ber Sc!julbibliotf)ef
oerbunbeneS Sefeinftitut."
2ludfj ©efefce madfjte man für bie «Schule, wer ftd& bafür
interefftert, ben oerroeife id& auf ^enfdjjerä Sammlung roürttem*
bergtfdfjer ©efefce, II. Söanb 2. Abteilung 1847. geber
Stüter t>tte ba3 SHedfjt, an ben Jßergünftigungen teilju*
nehmen, roeldfje jebem afabemifdfj ©ebilbeten bamalS juerfannt
mürben, bejüglidfj be3 9)ttUtärbtenfte$ ; bodfj mu&te ftdfj jeber
S a d), Stuttgarter ft unft. 21
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- 322 —
einer Prüfung unterbieten, roeldfje in ber Anfertigung einer
2tnttfenaetd&nung unb eines 2lfteS beftanb; SBorgerücftere
fonnten felbftoerftänbtic^ audfj ©emälbe einfenben.
£)er 3 ö 3^ n 9^ roeldfjer in bie ßunftfdfjule eintrat, fam
junädjft in ben fogen. 3ei$enfaal, welcher fidf) im Mittelbau
be« 5lunftge&äubeS $u ebener @rbe linfS com Eingang befanb.
$er Baal, war roie alle (Maffe ber Sd6ule, in ein fdfjmufcigeS
©rau gefüllt, ba3 Mobiliar unb bie @inricf)tung Ijödfjft prt*
mttio. 3 unÄ( ^ft am ©ingang ftanb ein großer $ifd[j mit
einem tönernen 2öajferfrug unb einer großen Sdjüffel gleiten
SJtatertalS, nebft einem Sdfjroamm unb t>erfd(jiebene bleierne
Tabletten. Sort mar ber Crt, wo man ba$ Rapier auf*
fpannte, ober fonftige Verrichtungen üornafjm, meldte einen
beanfprucf)ten. 3wif4en je einem genfter mar eine
2Banb eingebogen, fo baß brei ßojen entftanben; biefe 2lb=
teilungen roaren einerfeitS mit ^oftamenten ausgestattet, meldte
man beliebig oerftetten fonnte unb baju btenten, bie (StypS*
föpfe aufjufteflen. 2ln ber langen §interroanb beä ©aaleS
roaren bann größere Lobelie aufgehellt, 3. 23. ber borgfjefifdfje
gelter, bie ßnödjelfpielerin, ber große SldfjiöeSfopf, ein
SJluäfelmann u. f. ro. Außerbem befanb ftdfj bort ein Sßanb*
regal mit einer großen Sammlung üon einzelnen 9ktur*
abgüffen von §änben unb güßen. 3n ber f)interften Sloje
roar bie Sogafigur be3 <5opf)ofle3 nebft einer Slnja^l 2lb*
güffe tum köpfen üon ber SrajanSfäule. gür biefe fleinen
2lntifaglien intereffierte idfj midfj fdfjon bamals als ange^enber
Ardfjäologe befonberS, ebenfo für bie gried^ifc^en unb römi*
fdjjen Snfdfjriften, bie bann unb mann auf ben ^oftamenten
ber großen <&tat\m\ eingefyauen roaren.
£>em Anfänger rourben junädfjft bie fogen. 2)uput;8fdfjen
Jtöpfe jum kopieren vorgelegt, baS ftnb fold&e, roeld&e nur
in Umriffen bie formen eines menfd&lidfjen ßopfeS in bie
^ßlaftif überfe&t, jur Anfd&auung bringen. (5£ gab ba üer*
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— 323 —
fdfjiebene Abftufungen vom einfachen Umrife bis gu ben 2ln*
beutungen ber SKafe, SWunb, Augen, D&r u. f. w. 2)iefe
prtmitioen ©npSföpfe waren flädfjig befjanbelt, um ben <5dfjüler
baran ju gewönnen, i&re 3ei$nungen nadf) ber Natur ober
ber Anttfe pnädfjft ebenfo ju beljanbeln, um bann erft pr
weiteren Ausführung ju fdfjretten.
Als Material jum 3^tc^nen biente gewöhnliches Sollen*
papier, welches mit ^eifenägeln auf ein SBrett geheftet würbe.
SDtefe Fretter gehörten jum 3nt>entar ber ©df)ule unb fyatttn
auf einer (Seite jroei bewegliche güfce, mittetft beren man
«ine Art 3ci^entifd^ ^erfteüen fonnte, beffen unterer ^anb
auf bem <5<$o& beS Qtiä)rm& ruhte. Als <5ifc biente ein
nieberer ©djemel, melier unten mit einem gadf) t)crfef)cn mar
$ur Aufbewahrung von S^nenutenrtUen.
3)iefe 9ttethobe machte faft auf alle Neulinge einen
befonberS frembartigen (Smbrucf, befonberS aud) für foldfje,
welche wie ber SBerfaffer vom $olt)ted(jnifum herüberfamen,
iüo man auf Gahmen jeidjjnete, welche auf hölzerne ©tatife
aufgelegt würben.
s JHan zeichnete mit ftohle unb führte mit treibe au«;
mar einer fo weit, bafj er einen guten Umrife aeidfjnen fonnte,
fo burfte er baS „©djjattieren" oerfuchen, b. h- feinen ßopf
in Statten unb fiid^t fefcen, fo bafc er plaflifd^ auf bem
Rapier erfchetnt. 2Bie baS aber anfangen? 5Daju erhielt
man feine genügenbe Anleitung. 9Han quälte ftch mit ber
rufeigen treibe ganj fchrecflich ab — alle Striae würben
mit einem Sappen oerwtfdfjt, bann nochmals hinein gejetdfjnet,
mit SBrot gepufct unb fo fort, bis enblidfj ein annäfjernb
plaflifcheS 23ilb erfdfjien. — ,,©ie ^aben ja einen Dohren
barauS gemacht", fagte eine« frönen £ageS ber ^rofeffor
p mir. „Klopfen fie'Ä einmal h^auS" — unb was ent*
ftanb! eine üftebelfigur, in welche man mittelft 23rot unb
allen möglichen Manipulationen wieber ein menfdfjenäfjnlidfjeS
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— 324 —
SBefen fdjaffen mufete. ©anj befonbere Schnrierigfeiten machte
faft allen Schülern bic nötige $arfMimg beS &aareS bcr
antifen $öpfe, baju gehörte fcfjon grofje Uebung, ein richtiges
Sehen ber formen, ein Streben aus bem SBalb von paaren
unb fiaargruppen, eben baS ^erau^gufinben, roaS als Kontur,
maS als ©Ratten ober Schlagfchatten ansehen ift unb rote
ftdf) bie oft anfeheinenb ganj regellos oerlaufenben Linien
perfpeftitnfch oerfürgen.
&atte man fich nun ein falbes Qahr lang mit köpfen
abgemüht, fo mar man berechtigte auch §änbe unb gü&e ju
Seidjnen unb burfte fchliefclich jum 9Jhi3felmann übergeben,
bem fehreeflichen Sfalpmenfchen, ju beffen Slbfonterfeiung man
roieber faft ohne alle Anleitung fi<h felbft überlaffen mar.
3efet nad^ Slblauf eines QahreS fam ber gro&e £ag
heran, roo man in ben geheiligten dlaum beS SlntifenfaalS
eintreten fonnte. @S mar baS pgleich ein SluSftetlungSraum
ber plaftifchen Sammlung beS Staats, mo alle SJfütrooch,
fommerS auch noch an einem anbern £age ber Sluffeher
hereintrat, mit bem man natürlich fogleich öefanntfehaft
machte. @S roaren baS oft ganj originelle ^3erfönlichfeiten,
bie man gelegentlich auch S u Meinen $ienftleiftungen heran*
30g, als Lobelie oerroenbete unb bergleichen.
3n biefem 9taum, welcher burch einen ßorribor mit bem
3eichenfaal in SBerbinbung ftanb, tourbe nur an Staffeleien
geseidfmet unb ^atte man grofje Gahmen, beren &altbarfeit
oft an ben ßöpfen ber Schüler einer $robe auSgefefct würbe.
$ie 2Bänbe biefeS Saales maren mit ben ßarton« oon
©egenbauer gefchmücft, für bie fich mancher mehr interefjterte,
als für bie falten meinen 2lntifen, ju beren SBerftänbniS man
nicht genügenb vorbereitet mar, ebenfomenig für baS, roaS
man eigentlich unter bem Mafftfdfjen SchönheitSibeal t>erftonb.
9tur etroaS erinnere ich m *<h heute n0( h gelernt &u fyabtn,
nämlich baS SBerftänbmS für baS Cfjr nnb feine gormenlehre,
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— 325 —
audfj auf bic öilbung be3 SlugeS rourbe oicl SBert gelegt,
ebenfo barf idfj midfj rühmen, im 3*i$nen von &änben unb
gü&en etroaä ©eroanbt^eit erhalten ju fjaben.
Um mid) in ba$ SSerftänbniö ber Slntifen einzuführen,
la§ idf) SraunS Slntifen 9iom§ unb Doerbedfö ©efd&idjjte ber
gried&ifdjjen Sßlaftif unb t)atte ju bem @nbe mir audf) einen
burcf)fdt}offenen ßatalog angefd&afft, in melden id& bie uer*
fd&tebenen Göttien, teilroeife audf) mit 3«i^«ungen üerfefjen,
einfd&rieb.
S)a3 £eben in biefem Slntifenfaal roar oft ein ganj
heiteret, ba ber ^rofeffor nur je einmal vor* unb nadfjmtt*
tag« 5ur ßorreftur erfd&ien unb man ftdfj ben ftrengen ^liefen
burdE) $erfd()an$ung hinter ben großen ^aljmen leidet ent*
jiefjen fonnte. 3n ber Siegel befanben fidf) audf) ©lieber beS
roeiblidfjen ©efcf)ledf;t8 mitten unter un3 ßunftjüngern , bie
aber nidf)t immer übermäßig galant befjanbelt würben, benn
rote oft fjörte man ben fonoren Refrain be3 befannten 3)ianteU
liebeä erfdfjallen:
„«Sanier breifeig 3al)re bift bu alt- u. f. to.
•fteben bem 2lntifenfaal lag ber fogen. „<5df)laudfj", b. f>.
ein fdfjmaler ftorribor, melier als 2lrbeit£faal für bie Silb-
(jauer eingerichtet roar; bort ftanben bie armen ®erl3 in
langen 2lrbeit3f)emben an il)ren SDreljfdfjeiben, ängftlidfj irgenb
ein SJtobeH in %f)on nadftfnetenb, roeld&eS bann, nach ©cf)luf$
ber £age$arbeit eingefprifct unb mit naffen Sumpen um*
roicfelt, am anbern SJtorgen roteber oon feiner &üUe be*
freit rourbe.
Wlit ber Slbfoloierung be$ 2lnttfenfaal£, roelcheS geroöt)n*
lidfj nach SBerflufe eine« 3al)re£ eintrat, mußte man fidfj
nun für ein beftimmteS gadfj ber Malerei entf Reiben; ob
£anbfcf)aft ober ©enre, für ftiftorie gab e£ eigentlich feine
©<hule, man mußte fidfj eben im allgemeinen 2Mfaal baju vox*
bereiten, bis man fät)tg roar, ein eigenes Sd&üleratelier zugeteilt
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— 326 —
ju erhalten, mo man nun von bem tetreffenben $ßrof effor befudfjt
würbe. 3)ie allgemeine 2)?alfd&ule hatte ^ßrofeffor duftige inne,
fte befanb fid& im oberen Stocf be£ &intergebäube3.
(SS mar ein mäßig großes 3immer, grau geftridfjen unb
ooöge^ängt mit Celftubien ber (Schüler, bie fykv gum £rocfnen
aufgehängt waren. Xrat man hinein, fo erblicfte man faft
nichts als einen SBalb von Staffeleien, vor benen bie (Siefen
ftefjen ober fiften / je nadfj ^Belieben ober wie eS eben bie ju
leiftenbe Aufgabe erforberte. $)te einen fopierten entroeber
Stubtenföpfe ober irgenb ein 23tlb aus ber ©alerie, bie
anbern führten oielleidfjt eine eigene flompofition aus. 2ln
beftimmten Sagen mar bann Sftobell, b. I). eS faß ein 9)iann,
ber fein konterfei ^ergeben mußte. SBeiblidfje 3Jiobefle waren
feiten; fam irgenb ein italienifdfjer ^ifferaro ober fonft ein
intereffanter $opf nach Stuttgart, fo rourbe er engagiert junt
2)fobeflft&en unb Ratten mir £anbfcf)after auch (Gelegenheit,
benfelben seidenen §u fönnen.
Unmittelbar unter bem 3)?alerfaal mar ber £anbfd)after*
faal, bie ^Domäne beS &errn ^rofeffor gunf. $ie (Sin*
rid&tung mar genau biefelbe mie oben; oon einem eigentlichen
•JJklerfenfter mar feine $ebe, eS mar eben ein breites Goppel*
fenfter mit gewöhnlichen glügeln. Sludfj ^ier beftanb ber
Unterricht barin, baß man junächft Stubien beS ^rofejfor£
(opierte unb bann, wenn man eine geroiffe gertigfeit erlangt
^atte, ©emälbe aus ber ©alerte. 3m (Sommer mürben
bann regelmäßig -ftaturftubten gejetdfjnet ober gemalt in ber
nächften Umgebung ber Stabt. $on größeren @£furftonen mar
bamalS nodfj nicht bie s Jiebe. 2ln einem ober jmei dlafy
mittagen im SBinter mar bann in einem befonberen Saal im
Öauptgebäube ber Unterricht im £anbfchaftSjeichnen, nach $or*
lagen, wo alle Anfänger teilnehmen fonnten. 2)ort fanben bann
auch ju beftimmten Stunben bie wiffenfehaftlichen Vorträge:
Äunftgefchichte, ^oftümfunbe unb bie Hebungen im perfpef*
tioifchen 3*t$nen ftatt.
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— 327
S)iefe gädjer roaren meift fehlest befudfjt, ba bie 9J?ehr*
%a\)l ber Schüler nicht bic genügenbe ^Sorbilbung unb nicht
ba3 genügenbe Qntereffe bafür befa&en.
2)ie Vorträge in ber ßunftgef deichte u. f. w. von
Söeiffer*) Ratten eben bamal3 (Söinler 185859) begonnen,
ber Wann gab fich unenblicr) oiel 2Jiühe, feine Schüler 511
feffeln, führte uns J)in unb roieber auch in bie öffentliche
23ibliotr)ef unb bie $upferfticr)fammluug, boch fanb er roenig
banfbare 3uhörer. §ür mich, ber ich fdfjon prioatim $unft*
gefc^i^te ftubiert hatte, jaulten biefe Stunben gu ben genufc
reiebften beS gangen Unterrichte. 23Ccgpptifc§c unb SBorber*
afiatifche ßunftgef deichte roaren mir noch neu, ich legte mir ein
^oüegienheft an, weichet ich 3 ei $ nun 9 en un *> Raufen
ittuftrierte.
5luch am perfpeftürifdfjen Qeifynen, welche^ jeben WixiU
roodfj im SSinter ftattfanb, nahm ich regelmäßig teil, ber
£er)rer ^rofeffor Scr)mib, ein Schüler oon ßorneliu^ in
München unb fpäter tumQngreS in $ari8, eignete ftch be*
fonberS für biefeä gacr), ba er ben, meift ohne höhere mathe*
matifche ^enntniffe ausgestatteten, (Schülern praftifch biejenigen
gertigfeiten beizubringen rou&te, welche bem £anbfchaftg* unb
Slrchitefturmaler ju wiffen nötig finb. Slufjer biefen in ber
«Schule felbft ftattfinbenben wiffenfchaftlicr)en Vorträgen, mar
auch Gelegenheit, einen 5lurfu8 in ber Slnatomie ju hören,
welchen SKeßimentgargt Dr. &eimerbinger im 9ftilitärfpital
fpe^ieH für flunfteleoen eingerichtet hatte.
2öar nun ber Schüler foroeit oorbereitet, bafe er felbft*
ftänbig arbeiten fonnte, b. h- fomeit gebracht ^atte, um
imftanbe gu fein, eine eigene Äompofttton, ©emälbe, ober
plaftifche^ SBerf ju fertigen, fo würbe i(;iu oom ^orftanb ber
*) $fr Sßorflänöcr SBciffcr* t»ar ber Sßrofcffor 2Küflcr, roeldjer
bas befannte ünftlcrlertton IjaausflGb.
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Sdjule ein eigene^ 2ltelier eingeräumt; berartige 3i mmer
waren ettua fcd&ö im ftunftgebäube oorhanben, bie tcxtö burdf)
9)?aler, teil« burdfj 23ilbhauer belogen waren, fiter erhielten
bie Schüler 23efudfje tum ben betreffenben ßefjrern unb Ratten
ba3 yitfyt, fid^ felbft Lobelie fteüen unb nadfj Belieben
alle fonftigen (Smrtdfjtungen ber Schule gu benüfcen.
$)ie widfjttgfte (Einrichtung in einer Slfabemie ift aber
ber 2lftfaal, b. h- ber Staunt, wo ber 2lft, baS lebenbe 3)iobeII
gefteüt wirb. 2öer ba$ erftemal in biefen ©aal hineintrat, bem
ift gewiß fdjon baS ®rufeln überfommen. (Ein bunfler S^aum
mit amphttheatralifdh angelegten Sifcreihen, in ber Gcfe jroei
hohe Säulenöfen, aus benen eine infernalifd&e fiifce auSftrömte
unb 51t beren Speifung ganje ©Weiterlaufen aufgef dachtet
waren. 9iing3um ©aälampen mit großen Bledfjfchirmen unb
in ber Wtitt für baS Stfobell eine 9)kuernifche mit ben oer*
fdfjiebenften Apparaten ausgestattet. $)ort faß, lag ober ftanb
in allen möglichen nur benfbaren (Situationen ein üöllig nacfter
$erl unb hatte über fidt> einen ungeheuren Bledjfchirm, wo*
burd; bie Beleuchtung reguliert werben fonnte unb ber geifter*
hafte Statten auf bie Umgebung warf, hieben unb auf ber
großen SDrehfdfjeibe, worauf ba§ 3)?obeH plaziert mar, fah
man hölzerne Giften unb Mafien, ^ßoftamente, Statife, lange
Stricfe unb bergleidfjen, bie baju beftimmt waren, bem SRobeH
als Unterlage ober Stü&punft 511 bienen. 2)ort ftanb auch
ein 9)Ju3felmann in ßebenSgröße, welcher ben fdfjauerlicf)en
(Einbrucf beS SRaumeS noch erhöhte, ©ewiß fyabzn Unein*
gcwetl)te, bie tueüeidjt einmal üerftohlen burd; bie s Jii&en ber
bid;toerfchlof)enen genfter gefehen, h^ eine golterfammer
vermutet.
2>er Uuterrid)t im Slftseidfjnen fanb gewöhnlich nur im
Söinterfemefter 5lbenbe üon 5 bis 7 Uhr ftatt unb würbe
abwed)3lungSroeife üon ben üier fiauptlehrem geleitet. Qe
eine SBodfje lang ftanb berfelbe WX, fo baß man < genug
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Ijatte jur belifateften $uäfüf)rung ; roer nur Konturen jeidfjnete,
fonntc feinen Stanbpunft mehrmals önbern unb E>atte fo ®e*
legen^eit, jroei ober meljr (Situationen auf baS Rapier ju
bringen, ®e$eidf)net tourbe mit Hofjle unb treibe, bie 23ilb*
^auer arbeiteten meiftenS en relief unb benüfcten baju ©taffe*
Ieten, roeld&e auf erster Stelle hinter ben 3 e ^nern auf«
geftellt roaren.
£5er roidfjtigfte £ag in bem fonft ganj monoton »er*
laufenben SWtagStreiben ber ©dfjule mar ber geftaft am ®e*
burtSfeft ©r. 9Jtajeftät be$ MönigS. ©dfjon tagS juoor würbe
ber geftfaal mit grünen ^ffonjen, meldte bie SBüftc beä ßönigS
umgaben, beforiert unb an ben SBänben unb in einem ober jroei
nebenliegenben ©elajfen bie Arbeiten ber Stüter auSgefteUt.*)
Sonnernb faßten bie ©efd&üfcfaloen ber, unmittelbar
hinter bem Hunftgebäube, auf ber 9lnf>ö()e be$ ÄanonenroegS
aufgehellten Batterie, unb eine oomefjme ©efeüfdjaft in
blifcenben Uniformen unb DrbenSbeforationen büxat ben feft*
üd) gefd&mücften ©aal, um bie SRebe be3 SireftorS unb be£
geftrebnerS entgegen §u nehmen. 3m s J)üttelpunft be3 ©aale*
oor ber grünen Seforation fafeen in feierltd&er 9ieifje an bem
(Styrentifcf) bie ße^rer ber ©df)ule, an ber ©pifce ber efjr*
roürbige ^räftbent t>. JRöftlin, melier ftet$ bie geier burd&
eine Slnfpradfje einleitete unb ba$ &od(j auf ben Honig au3=
braute. Sann begann ber geftrebner, geroöfntlidfj ber £ef)rer
ber $unftgefcf)icljte ober ba$ gefcfjäftsfüfjrenbe SHttglieb ber
Sireftion, ^rofeffor Dr. Qaaty, mit einem angemeffenen S8or*
trag au« ber roürttembergifdfjen ober beutfdfjen Runftgefd&idfjte**)
unb fd&liejjiicij fanb bie ^Preisverteilung an bie roürbigen
©d&üler ftatt. Sie greife beftanben teil« in ftlbernen, teils
*) Sie erfte berartige Sd)ülernu8ftellung fanb im 3al)r 1852 ftatt.
**) ©inige biefer Vorträge ftnb abgebrueft bei &aaff), „Beiträge
au» Württemberg sur neueren beutfe^cn ftunftgefd)i$te 1863".
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bronzenen SHebaillen, teils in fd&riftlid&en SUteften. $te 2luS*
ftcllung ber <Sd)ülerarbeiten mar bann bem <ßublifum ein
paar £age zugänglich unb mürbe ftetS fleißig befugt, ©e*
wohnlich ^atte auch an biefem £age ber ßönig irgenb ein
©emälbe ober auch eine ptaftifc^e Arbeit ber (StaatSfunft*
anftalt gefdjenft, welches bann befonberS in einem ber (Säle,
beoor eS in bie ©alerie eingereiht würbe, aufgeteilt war.
2ludfj nach außen gab fi<h (Gelegenheit jur Sftepräfen*
tation ber (Schule bei öffentlichen gefien unb ben gewöhnlich
bamit oerbunbenen Slufjügen.
(So hotte fich bie ®<$ute j. 33. an ber fdjönen geier
jur 100jährigen Söieberfehr oon ©chillerS ©eburtStag 1859 in
Corpore beteiligt. SDen (Schülern war aufgegeben worben,
fich eine gleichmäßige ßopfbebeefung anjufchaffen, biefe befianb-
in fchmar^en gilbten mit mögltchft breiten Krempen, außer*
bem trugen bie meiften große fdf)roar$e ober farbige $a(8*
tüdjer, bie malerifch gefnotet, bem 3unft§roang ber hettfehenben
9ttobe fich nicht unterwarfen. 2)em Sanner ber (Schule fchritten
brei 3öglinge mit fchwarj roten (Schärpen ooran, welche bie
(Symbole ber brei fünfte: 2lr<hiteftur, Malerei unb Sßlaftif,
beftehenb in flehten Lobelien trugen. Sehrer unb (Schüler
fdjloßen fich an-
heben ber bamalS fchon ftarf befugten polptedjnif djen
©chule führte bie ßunftfdjule ein befcheibeneS Safein, ihr
5Wuf als ^pflan^ftätte ber ftunft mar fein fehr h*>h cr ' au $
fonnte fte auf feine großen (Srfolge ihres bisherigen SBirfenS
jurücfblicfen. immerhin fonnte ein ftrebfamer (Schüler etwas
lernen, wenn er wollte; bem SBorftanb ber (Schule Sßrofeffor
Die her brachte jeber (Schüler eine banfbare Verehrung ent*
gegen, er oerftanb eS mit einer gewiffen Söürbe, bie alten
Xrabiüonen ber Schule, bie noch an bie glorreichen Seiten
eines <Scf)icf unb 3B acht er jurüdf batierten, aufrecht ju er*
halten. 3hm mar bie moberne SanbfchaftS- unb ©enre-
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— 331 -
nwlerei ein $orn im 2luge, feine ßunfknfchauung fdjroärmte
noch für bie 3beale ber Gornelianifdfjen (Sdfjule, aber un£
^unftjüngem wollte baS nidf)t mehr paffen, mir ftanben mit
Verehrung cor ben ©ffeftftücfen ber ©alerie, befonberä Lal)l£
SBaüenftein mit ©eni, meines SBilb auch auf mich fdjon als
$inb einen großen (Sinbrucf machte. SDie Silber ber (Merie
SBarbini SBreganja, bie man immer unb immer raieber anfah,
roaren un£ gleichfam fibpflinifd^e SBücher, bie mir nicht r»er-
fianben, bejfer gefielen bie alten Lieberlänber, befonberS ein«
jelne Porträts, bie audf) pufig fopiert mürben. .
(Sine ebenfo roürbige @rf<heinung mar ber £e§rer ber
^laftif SBagner, in ihm üerförperten ftdf) noch bie alten
Stabitionen ber 2)annecferfchen ©d&ule. 2leufjerft roohlrooHenb
unb freunblidfj im Sßerfefjr mit ben (Schülern, mar er im
©egenfafc ju Steuer, ber lange 3*it im 2lu$lanb lebte unb
fidfj ben fädfjfifdfjen $)ialeft etroaS angewöhnt hatte, ber biebere
Schroabe, ber fidt> gab, roie er eben mar, ohne ©dfjminfe unb
angelernte Lebensarten, ein treuer 6of)n feiner Sßaterftabt,
bie ihn melfadfj befchäftigte, unb roo er fidf) auch ein behag*
licheS §eim ^ergerid^tet hatte.
Luftige, ber jüngft 2)al)tngefd^iebene, mirb in jebem
Sd&ülerhergen ftdt> tief eingeprägt fjaben, burdfj feinen uner*
fdjjöpfltdfjen &umor, unb feine 2lrt ben Unterricht |tt mürjen
burdf) allerlei launige 2Bi|je unb Söemerfungen, bie oft beffer
jünbeten als roeitfcf)icf)tige afabemifche Belehrungen. 3)iir
mar biefer Sefjrer befonberS ftjmpatljtfch, man genoß etroaS
me^r greifet in fetner Slnroefenfjeit unb fonnte unbefangener
arbeiten. Luftige ^at fidf) Diele Berbienfte um baS <Stutt~
garter ßunftleben erworben, nicht allein burdf) fein Sßirfen
im Sergroerf unb ber Äunftgenoffenfchaft, fonbern auch in
feiner (Sigenfdfjaft als Snfpeftor ber f. ©taatSgalerie, inbem
er ftetS beforgt mar, h^roorragenbe ©emälbe oon auswärts
bem ^ieftgen SßubUfum $ur 2luSftelIung unb 2lnfdf)auung ju
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— 332 —
bringen. 211S 9Mer fyat er gro&e (Erfolge erhielt, er raupte
bem ©efehmaef beS <publifumä ftets Rechnung gu tragen,
feine 2Berfe, teils (heitre, teil« i&iftorienbtlber, mitunter auch
£anbfchaften, finb oielfach oerbreitet, fie jeugen oon gantafie,
Talent in ber £ompofitton unb ©efd^idf in ber malerifdjen
Senoertung oon foftümlichen SDetatlä unb anberem SDefor.
Unter feinen oielen Schülern finb rvo^l fiäberlen unb
Schaumann bie bebeutenbften.
3)er Sanbfchafter gunf, mein fpejieller £ehrer, war &ur
3eit meine« eintritt fdjon ein gicmlid^ bejahrter $ttt, jroei
3a^re jünger als Dieser, mar er als Nachfolger Stein*
fopf S im 3<rf)r 1854 gleichzeitig mit s Jteher angefteüt toorben.
3tl ber 2)üffelborfer Schule gebilbet, ein 2IlterSgenoffe £ef*
fing«, fyat er bie ßanbfdjaft in einer mehr poetifdfjen, ber
®ro&artigfett ber Natur jugleich entfpredjjenben $orm be*
^anbclt. ©igen finb ihm bie weiten fernen, mit prächtigen
Sßerfpefttoen unb vom ©türme bewegten SBolfenjügen. 2Keifter
mar er in ber SDarfteüung von Söalbbäumen unb Scenerien mit
meibenben Schafherben (@ifeüanbfd&aftcn). Seine Silber haben
faft alle langet gormat, er wollte nicht beengt fein burch
ein 9ttotio, welches nur als £ochbilb ju behanbeln mar, ba=
her malte er auch ^xnt Slrdjitefturen , biefe beeinträchtigten,
nach feiner Slnfchauung bie ßanbfchaft, beren eigentlichen
(Slmrafter er nur in ber urfprünglichen, nicht burch Sftenfchen*
hänbe oerborbenen Natur erfannte.
@r mar ein ftiller in fidt) gefehrter 2Jtann, im Atelier
meift eine lange pfeife rauchenb, umgeben oon feinen (Schäden,
feinen trefflichen Stubien au« Stirol unb Oberbeuern, aus
ben 3^l^eingegenben ^ bem SaunuS, ber ©ifel u. f. w. <5r
ftarb am 22. Nooember 1877, oon jebem betrauert, welcher
ben waeferen, rein ber $unft unb ihren 3bealen lebenben
SRanti fannte. ($hre feinem Slnbenfen!
2ln einer gefelligen Bereinigung ber Schüler fehlte e$
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auch nicht, in ber 2Bodje einmal tarn man im fogen. Sachs*
bau in bcr ßarlSftra&e jufammen, wo ein gerotffer ftuben*
tifdjer Komment fjerrf djte. 2)er ^käfeS, ein geroiffer 2lbolf
$tfcher, ber com Kaufmann jum Künftler aoanciert mar, gab
bamals feine SebenSgefchichte in gorm eines fpannenben
Romans jum beften. 2lu<h praftifd) fudjte man bort feinen
SBeruf ju förbern, inbem eingebrachte ßompofttionen gegen*
feitig befprodjen unb befritelt mürben. $er SRame biefer
alten Kneipe fam baf>er, weil baS ßofal ein überaus niebereS
mar, was namentlich ben Söerfaffer Dermöge feiner ungewöhu*
liefen Körperlänge beläfttgte, was felbftoerftänblich ben SHHfc
ber Kommilitonen h*tt>orrief.
Von intereffanten (E^arafteren unter ben 3J?itfd^ülern
roüfete ich mit Ausnahme beS fdjon genannten ©chäffer nicht
oiel ju erzählen. (Sin geroiffer 3JlüHer h^6 wegen feiner
fchmarjen molligen §aare ber „Slfdjanti", er ^at fid) fpäter
in München erfchoffen. 3m allgemeinen beftanb ein burdj*
aus frieblicheS Verhältnis unter ben ©<hülern, oon ftenitenj
ben Lehrern gegenüber mar feine 9tebe, mie eS in fpäteren
fahren manchmal oorfam; man unterjog ftdj willig allen
Slnorbnungen ber Schule, felbft oon ber afabemifchen grei*
heit mürbe wenig ©ebraudj gemacht. ftie oerfchiebenen Untere
richtSgetegenheiten unb Littel pr görberung beS ßünftler*
berufs, würben im allgemeinen fleißig benfifct, befonberS auch
ber ftets frei ju ©ebote ftehenbe SBefudj ber ßunftfammlungen
beS ©taats unb ber permanenten SluSftellung beS württem*
bergifchen KunftoereinS.
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lieber bie Stuttgarter Käufer unb i^re Ginrttljtung
fcor 100 Sauren.
Um fdftfiefclidf) nodfj etroaS ü6er bie ^rtoatbaufunft unb
ba3 ßunftgeroerbe in unferer ©tabt beizubringen, roäfjle idf)
eine ©teile aus ber SBefdfjretbung einer Steife nadfj (Stuttgart
unb Strasburg oon deiner 3 im &erbft 1801, berfelbe
fdfjreibt :
„SDie Käufer in Stuttgart fjaben ftc§ feit 15 Qa^ren, roo
idj bie ©tabt fenne, aufjerorbentlidj oerme^rt. Wlan baut
ober erneuert Käufer nodfj immer fort, unb mehrere ©trafjen
fonnte idj faum roiebererfennen. $ie 2Riete oon Käufern unb
3immern ift ebenfo teuer als in ©öttingen. — SDie ©tabt
ift ringsumher t)on Sergen umgeben, unb fjat in ber 9cäl)e
fef)r gute Steinbrüche , unb bodjj finb bie ^rioat^äufer aus
fiolj gebaut, baS 9flauerroerf beS untern ©todfö ausgenommen.
2luf$er einigen wenigen gang neuen Käufern ^aben bie metften
im legten Sa^rje^nt gebauten Käufer, §o^e gegen bie ©trage
gefeierte ©iebelbädjer. SMefe ©iebelbädjer fallen befto mefjr
in§ 5luge, ba jebeS ©toefroerf um einen falben ober gangen
gu&, über baS untere fjinauSgebaut ift. 2)iefeS §ütauS*
rücfen mit ben oberen ©toefroerfen ift oielleidfjt nirgenbS
weiter getrieben roorben als in ber SWeidfjSftabt Clingen, roo
baS groeite ©toefroerf in oielen Käufern menigftenS groet gufj
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über ba3 untere f)erau8ragt, unb biefe8 oon jenem ganj mx-
finftert wirb. 3m S)urdf)fdf)nitt fdjetnen mir bie föäufer in
(Stuttgart nod() weniger innere SBequemüdfjf eit , als äufjere
<5df)önl)eit ju fjaben. SaS <5tocfroer£ an ber @rbe bleibt faft
<janj unbenufct; roenn man in bie §au3tfyüre fyineintritt , fo
fieEjt man weiter mdjjtä, als eine grofce 2)tele, bie entroeber
ganj leer ift ober etroa einen SBagen ober altes &au3gerät
enthält. SDiefe fielen finb meiftenS fo bunfel, ba& roenn man
nidfjt in ben Käufern befannt ift, man bie Xreppe in ben
erften Slugenblicfen nidfjt anberä als mit ber iganb ober mit
bem ©tocfe ftnben fann. ®ie ^Dunfeltjcit beS untern SetlS
ber Käufer verbreitet ftdr> audfj über bie Stoppen, bie fef)r
oft entroeber §u fteil ober gu fdf)tnal finb. $)tefe (Snnrtdf)tung
ift für einen gremben um befto befdfjroerlidfjer, ba geroöfmltdf),
roenn man nadf) oor^ergegangenem klingeln in ein fiauS ein*
gelaffen roorben ift, roeber Sebiente nodf) ^äbd^en erfechten,
um ben $ommenben anjumelben ober ju befragen. 9)fan
roirb alfo fef>r oft gejroungen felbft anklopfen unb in bie
Limmer f)ineinjugef)en : rooburdf) fonberbare Ueberrafdjungen
Deranlafet roerben. Qn größeren Käufern ift jebeS ©todfroerf
ein abgefonberteS ®an$e£ unb eben beSroegen mit einer %v)üx
vtvrvafyxt, bie 9Zadfjt3 gefdfjloffen roirb. 3ttandf)e Käufer f)aben
nidfjt blofc mehrere Seroofmer, fonbern mehrere ©efifeer, oon
melden ein jeber feine £älfte oljne bie Susie^ung beS an*
bem rerfaufen fann : worauf notroenbig oerroicfelte gäHe bei
grofeen Reparaturen entfielen müffen. Qn ben 3^ mmern
läuft geroöljnlidf) eine !Weit)e genfter ununterbrochen, olnte alle
©piegelroänbe, ober gehörig breite ©piegelroänbe fort unb in
(Schimmern ift faft immer ber oorberen 9ieif)e t>on genftern
eine anbere ebenfo grofje gegenüber georbnet. SHefe trielen
einanber entfpredjjenben genfter üerurfadfjen audfj bei mäßigen
SBtnben eine merflidfje Bugluft : roeldfje man aber ebenforoenig
adjjtet, als eine anbere nodf) gefährlichere, bie burdr) baS gleidfj*
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jeitige Ceffnen üon genftern unb Spüren entfielt. 9)imt
glaubt in Stuttgart, baß 3 u 9fof* n *$t Wabe: in welchem
fünfte bic aufgeflärten mürttembergifdfjen Slerjte ganj anbercr
Meinung finb. Die Tapeten unb übrigen üftöbel finb in
guten Käufern gefdfjmacfüoller unb neuer, als bie Defen, ober
als bie Sdjlöffer an ben Xf)üren: £5odf) ^abe idfj f)\n unt>
mieber fdfjöne Cefen oon gebrannter <£rbe gefefjen, bie in £ub*
migSburg gemalt werben. $ie genfterfdfjetben finb meiftenS
in 23lei gefaxt unb nicf)t fo groß als man fte in ben größeren
nieberfädfjfifcijen Stäbten fjat. 5lnftatt baß bei uns ein genfter*
rahmen jwei große regelmäßige ©Reiben enthält, finb in ben
neuen Käufern in (Stuttgart brei länglid&te r»orf)anben, meldte
Abteilung idfj auf ber ^ücfreife häufig nod) über granffurt
fjerauS bemerft Ijabe."
Äein gutes £ob fpenbete Heiners bem Stuttgarter ßunft*
gemerbe; er f treibt: „(5S ift nodfj je$t richtig, was idfj in
früheren $eiten malgenommen f)atte, baß faft alle §anb*
roerfer teurer, unb weniger gut arbeiten, unb bie ßaufleute
weniger gute unb jugleicf) teurere SEBaren (jaben, als bei un&
(in (Böttingen). £ie geringere ®üte unb bie Ijöfjeren greife
oon Arbeiten finb bei 2Bägen unb ÜKöbeln am meifien auf*
faHenb. SBeber Stabt* nodfj s Jieifemägen finb fo leidet, fo jier*
lidfj unb bequem gearbeitet, als in unfern ©egenben. 9)Jan
ftc^t nocf) häufig bebetfte unb unbebecfte Sßägen mit niebrigen
$8orberräbern, bie unbebecften fo enge, unb unangenehm über*
fjangenb, baß ntdf)t 3 *ßerfonen bequem barin ft&en fönnen.
£ifd()e, Stühle, ßommoben unb anberer &auSrat ftnb im
Eurdfjfdfjmtt nodfj weniger gut gearbeitet, als Equipagen.
Pöbeln aus 9Hal)agoni*&ol$ foften 2— 3 mal fo tnel als bei
uns, unb ftnb bodfj nur überlegt. Stücfe aus folibem 3)ia^a*
gonis&olj finb fo feiten, baß man bie Käufer auftauen fann,
wo fie gefunben werben, geine SHöbel werben häufiger als
bei uns mit ÜReffmg eingelegt, ober eingefaßt. 2)iefe 2lr*
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— 337 —
fceiten oon Stteffing gehören bcn wenigen, bie man gut
unb billig madjt. 2Wan fönntc e£ erwarten, bafj gute eng*
lifd^c SBaren, befonberS baumwollene SBaren, in einer s Jtefibenj
«benfowofjl als in mäßigen meberfädjnfdfjen &anbftäbten ge*
funben würben. 9Jton fmbet fie entweber gar nid)t ober von
geringer ©üte. 9Zodj fonberbarer ift e3, bafj man feine
SCüdjer, mobige Beamte, feibene 3euge, &anbfdf)uf)e u. f. w.,
t>ie in gar nid&t fernen ©egenben t>on 2>eutf<f)lanb unb granf«
reid) verfertigt werben, entweber gar nid&t, ober bei geringer
Dualität nur ju tyofjen greifen fjaben fann.
3n ^üdffidjt auf 2Hoben finb bie Männer fe&r weit 3U=
tü(f. Wlan fielet an älteren Männern nodf) SHoben, oon
welken man in unfern ÖJegenben glaubt, bafj fie nur auf
cntifen ©emälben ejiftieren, j. SB. §aarbeutel*^erüdfen, bie
nie com &ute bebecft werben, mit ©tiefein unb langfristigen
9töcfen unb Söeflen gepaart. 2lud) grauen unb s J)fäbcf)en
folgen in 2lnfel)ung ber ©toffe oon Kleibern, Halstüchern
u. f. w. nur langfam ber 2)Jobe; in 9tti<fft$t auf Schnitt
ber Kleiber, unb auf (Soiffure galten fie mit ben naljen
©tra&burgerinnen ungefähr gleiten ©abritt. 2)ian flagt, bafs
ber SupiS fid^ fett einigen $a1)Ttn aufjerorbentlidf) oerme^rt
unb ber SBofjlftanb ber Familien fidfj in gleichem §Ber|aItitiffe
t>erminbert f)abe."
a rf>, Stuttgarter Äunft.
22
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0i Jf * r.
2ibrefebucf>, Stuttgarter 206.
«egineten 226, 23L
Slfabemte bcr fünfte 1 f-, 8 f.,
22, 25, 33, 61, 8&
gfabemfe in 2Ründ>en l£L
Slfabemiefirdje 79, 139.
5Xleranber«3ug üon Irjormalbfen
203.
^tUgaier unb Siegle, Xi)logra=
p^ifc^e Hnftalt 208.
Altert innrer ein, SBürttcmbcrg-
ifdier 218 f.
SUtertümerfammlung, f. 149, ML
Slmor oon ©annecfer 48.
Anlagen, f. in Stuttgart 69 f.,
79, 304.
2ln|1cf}tert, Stuttgarter, 20E f.
Sinttfen in ben I. Anlagen 304 f.
Slntifenfaal, f. 42, 55, 60, 22ß f.,
SlpoHo unter ben Birten üon Sdjicf
89 f.
Slrcbjteftenüerfammlung 212.
Slriabne üon SDannecfer 41, 44 f.,
48, 59.
SUelier Sannecf erS 42 f., 47, 53 f.,
56.
21 uferftetjung Sljrifti uon £icterid)
106.
Öacd)ii8 üon Sannecfer £L
Jöaben, SRarfgraf $arl $>enfmal
üon Sd)effaucr 23.
SSaben, ©rabmal be§ (5rbprin$en
üou Sdjeffauer 23.
Sauberem (herein f. Söaufunbe)
223.
Söibltot&ef, öffentliche in Stuttgart
18.
Rosenberger* Harte üon 2öürt=
temberg 185.
S3oiffer6e, ®enfmäler ber Söaufunft
203.
SSotanifdjer ©arten 63,
93rutu8 2lbfdjieb üon $ortta üon
Qetf$ 84 f.
SBüfte ber grau üon Sencfenborf
üon 2annecfer 62.
Rufte flöntg SBilljelm« L üon
Dannecfer 53.
SBüftc SaoaterS üon 3)anne<fer 23,
4L
23üfte ber $er$ogin 5 r i e b r i dj ©ugen
üon 3)annecfer 27.
Suite ber grau fcofratin ^iftoriu»
üon Xannecf er 52.
Söüftc ber Königin &att)arina üon
©annecfer 53u
93üfte beä fceraogS fjrtcbrtdt) (Sugen
üon $annecfer LS.
93üfte be8 £erjog8 ftarl ©ugen
üon 2)amtecfer 27.
Säfte be8 ftöntg« 3rriebrid) üon
S)annerfer 52,
»üfte be« SBanfter* ßubtoig üon
2Bagner 12&
(Säcilte bon Hetfd) 82.
(Säcilte nach Dominidjino Don
2Rüü*er 107,
©ere8 oon fcannecfer 32,
@i)tiftuS mit feinen Jüngern
@mmau8 Don bietend) Klü
(Shriftuöftatue oon ^Dan neefer LA f.
Cotta, ftrau d., Sßorträt uon
Schief 92.
(Sotta, 2L 5- unb fein ftunftoer*
lag 185 f.
£>amenfalenber (Sottafcher 194 f.
$>annecf er, Porträt feiner gleiten
(Gattin oon ßenbolb 106.
$abib Dor ©aul uon ©djicf Bö.
Xenfmat 2)annecfer8 25.
$enfmal Herzog Sriebrtcfj (Sugen
64.
$enfmäler ber flunft 2QlL
ßbertjarb im 23art, Detter ftatue
305.
Gbner unb ©eubert« »erlag 202ff.
3fre8fen im f. 9tefibensfchlo& 176,
2fiß f.
Orrübling unb SBtnter Don 8d)ef =
fauer 22,
©alerie »arbint »reganje 244 f.
©alerte in ßubmigöburg 150, 226,
©artenfalenber <Sottafd>er 200.
©au, Senf mäler aus hübten 2u2.
©emälbefammlung Slbel 246,
©cmälbejammlung 2luberlen 246.
©emälbefammlung »oifferee 119f.
141, 148.
©emälbefammlung Soita 246,
©emälbefammlung ÄöOe 246 f.
©emälbefammlung Sanbaucr 250 f.
©emälbefammlung üiefdung 255.
©emälbefammlung Bin! 24fL
©emälbefammlung ÜNarjer 243.
©emälbefammlung auf bemföofen*
ftein 116 f.
©emälbefammlung Shce 245.
©emälbefammlung SBeng 244 f.
©cmmenfammlung fteüer 148.
©efeUfchaft »ergwert 211 f.
©efeflfdjaft ©locfe 209 f.
©emcrbefchule 144, 146,
©rabfapeöe auf bem Stoltenberg
56, 103, 111 f., 122,
©rabmal ber ©rofehergogin uon
Ottenburg 67,
©rabmal »ifdjer in ßubmig&burg
oon Sfopi 67,
©rabmal be8 ©rafen 3eppeliu in
ßubtoigSburg 23, 4L
©raff $ortröt,geftocr)en üonSßüUer
16.
©utenfohn unb &napp, $enfmäler
djriftlidjcr Religion 202.
Hellberger« »erlag 208,
Käufer, Stuttgarter üor 10Q
3abren EM ff.
$eftor unb $ari& t». S)annecf er ÜL
Berber» &ib 186, 203.
$erfule$ unb Omphale 115, 165.
Herrab oon ßanb8berg, »Uber*
cober, 202,
Herrenhau» (»ibltothef) 159.
Himmelfahrt <£f)rifti oon $etfa>
79, 84,
Hiob unb feine greunbe oon ©djtcf
94.
^oljen^eim, ©d)lofe U,
Hohenftaufenbentmäler 2Q5.
341 —
$ol&td)nÜt, beutföer 204.
$ol3jd)nitt, engltfäer 195 f.
£>umboibt, grl. U., Porträt Don
e^tcf 92.
§umbolbt, Caroline b., Porträt
bon Sa^icT 93,
jpi)la§gruppe bon £ofer 303.
3Ua9, 3<t^nungen §ur, üon Seele
1SS.
3fluftrierte SBelt 208.
Snbaliben&auS (söifaliot^ef) 28.
3oljanne8 Statue oon Xanuecfer
66.
3ubiläum8fäule 22& f.
flaljlenffein 79.
arlöafabemie 1 f., 22, 80.
Katalog ber ©emalbefammlung
be* <5taati 238,
ftattjanna bte .^eilige öon 2. ba
S3tnct bon Füller 10L
flat Marina, Königin Don ilttür ttem=
berg, Vortrat 85.
flölner ©omtoerf 20L
Äönig&bab (£irfd)bab) TL
ÄönigSbau 308 f.
ftömggftrafee 72.
SWnigStbor 78.
flunft be8 Mittelalters in Scfcwa»
ben 207.
ÄunftauSfteHung im 3aljre 1812
161 f.
5?unftau3fteHung 1816 159 f. ■
ihm ftau öite Uu n gen 1824, 1830 bis
1839 153 f.
ftunftblatt, beutfd>e8 208.
Äunftgebäube 35, 180, 229 f., 2M f.
Äunftgeroerbe, Stuttgarter 336,
Äunftfcänbler 253 f.
Äunftfabinett ©enujai, SRom 254,
ftunftfabinett, Ijersoglidjc« 22fl f.
Äunftfabinett 2H anega, ©enf 254.
flunfttobinett 9ttefclcr, g-ranffurt
253.
Äunftfabinett Staiger, äRem*
mingen 2M.
ftunftfabinett ÄBaagen, 2Jtüud)en
253.
ftunftfabinett 2öf i&, ^reabcu 254.
ftüitftlenmtttut in ßubwigSburg
205.
ftünftlerterjfon oon attüHer 208.
ftünftlerberfammlung, beuti'ajc
213 f.
ftn ii [tiamni lungert, ftaatlidje 226,
231 f.
Shtnftfdjule 62, 100 f., 134* 239,
321 f.
flunftberein, d)riftlid)er 225 f.
ftunftüerein, fattjoltictjcr 224,
Äunftöerein, Qfranffurter 213.
Shtnftuerein, 9tf>einiid)er 180 f.
Äunftoerein, ©ürttembergifdjer
170 ff.
ftunftoerlag, Stuttgarter 185,204.
Äupferftedierjdmle 6 f.
$upferftid)iammlung, f. 109, 150^
226, 228, 243.
fiebenbe Sötlber 212 f., 217,
2ieberfrau$, Stuttgarter 212.
Üitljograpljic in Württemberg
256 f.
ßitfagrabl)ifa)e8 3nftiiut, f., 263,
ßubtüig XVI. Porträt, geftoa^en
bon aUitller ÜL
ßubtt>ig8burg, Sdjloügarten 205.
üut'ttjaug, ebm. 305 f.
i'iabonna beQa Sebia bon WIMtx
102.
Digitized by Google
— 342 —
Tlaxia unb SJJorcta oon $etfd) 16,
9ftariu8 auf ben Xrümmcrn Don
Srartr^ago oon ftetfdj 85,
Sftater, Sancta öon 9RuHer 1ÖL
SReierei, f. TL
Menagerie Jtönig ftriebridj« 48.
SRonrcpol 74, 85.
2Mnjiammlung, f. 149.
SUhlfenalmanad) üon Sdjiüer 189 f.
9ßufeum ber bilbenben fünfte 35,
2M f.
SWeberlanbe, ftönigin ber, Porträt
oon ßeöbolb 105.
ÜJhjmptjengruppe Don SDannecfer
58, 71* 801^ 303,
OebipuS mit feinen Xödjtern 82*
Opfer ftoaiß oon Sajicf 89.
Greftes unb (Sieftra oon Sdjeffauer
23,
^aotHon ber ©arbeoffaiere 78,
^ferbegruppen oon $ofcr 302.
plante TL
Sßrin$ Sßaul oon Württemberg,
Vortrat oon ,v?ctf et? 34.
^rioatfunftfammlungen 213 f.
Sßropoläen ü.@oetf)f 186*191, 196,
SUl'tjcrjc oon S)annecfer 53* 57.
9teboutenfaal(tleine3XI)eater)I5f.
9iefiben$f(f)lo&, f., 14, 62 f., 286 f.,
311.
Stetraite, f. ßanbbau« IL
ftoienftetn, L SanbljauS 106. 110,
112 f., 305.
(Sammlung ftrommann \^ 244.
Sammlung 3<*umann,9tottenburg,
254.
Sammlung Dotter 139* 226.
Sammlung föuoff 18, 139, 226,
Sapprjo oon ■Danitccfcr 13,
©Ritter» 23aflaben, 3öuftrattonen
SU, 203.
Sd)iücrbüftc oon $anneäer 13,
27, 35 f., 43, 58, 60.
Sdjiflerbenfmal in Stuttgart 231,
2fi& f.
Sdjladjt üon jöunfer8l)iu\ geftoetjeu
oon aWüUer 11, 16.
Sd)Ȋbifd)e& 3nbuftrie*(5omptoir
oon Sang 205.
Silberburg 216,
Solitube 77,
Stafjlftiai, englifdjer 199 f.
©ttft«fird)e in Stuttgart, (S&or*
fenfter 290.
Xbeater, f. (cb,m. ßuftfcau«) 78,
305 f.
X&eater (Oper) in Stuttgart 19,
35, SIL
Über ßanb unb 3Reer 209,
SSenuS unb 51m or 0. ©erjerfauer
IL
SBifla, fronprinjlidje 309, 312 ff.
Wappentiere ($irfd) unb ßöme)
am mcftbensf^lofe 66 f.
Weil, f. ßanb&au« HL
Wilhelm L, flönig, Porträt oon
ßeöbolb 105.
Wilbelma, t. in (Sannftatt, 291 ff.
Wilfjelma Zfytatti 294 f.
SBo&nrjaufer, Stuttgarter 3_3L
Württembergifdie ©eftütspferbe
207.
WürttembergtfdjeS Militär 207.
Württembergifaje Regenten 2QL
Württemberg. Eaicfcenbua) 205,
Württemberg. S8olf«gebräud)e20L
Württemberg. ä*olfStrad)ten 207,
3ei^en|a)ulen 168, 169,
by Google
2ibel, ftupferftedjer 8, lük
Slbam, 21., analer 11Ä.
Ülügaier unb Siegle, £t)lograpt)en
208.
2lnbcrfon, $oljfd)netber 195.
b'2lrgenr, §offupferfted>er 159,
194, 204, 259.
2tu8felb, ftupferfteä)er, 258 f.
2Iutenrietij, Sfupferftea)er 142 f.,
259. 265.
S3accio bella tyoxta, analer, 252.
Jöaii'd), ßitfjograpt) 222.
S3art&. Äupferftedjer 15fL
©ajatti, analer LM2.
»afiano, Maler 24Ö.
Sauer, »tlbfcauer 30.
Sauer, Äupferftedjer 259.
«aumetfter, analer 167, 124.
Saumeifter, 3etd)enleljrer 2öfL
Säumer, Öaumeifter 292,
©aner, ^Waler lfiZ ,174, 178.
©ecfer, £. analer 214.
©efobartf), ©aumetfter 222, 301,
8QÖ.
SeUtnt, analer 24L
iöentele, Maler LB4.
Öerotcf, ftoi^neiber 195.
©inbeSböH, Öaumeijter 269, 27L
©tfettt, ©ilb&auer US.
©ö&eim, ©aurat 228.
©olt, Äupferfteajer 189 f.
©oratinsfn, analer 213,
©öffnet »an ?)per, analer ITL
©ötttdjer (©öttger), ftupfcrftedjer
132.
©outebonne, analer, im
23raafmann, fcoftljeaternialer 184.
©raun, ©ilb&auer 162, 168, 184,
»raungart analer, 166. 178, 182.
«raujeroetter, Maler, 214.
©rettmann, ©aumetfter, Sßrof.223.
©rucfmann, analer 165, m f.,
177. 231.
©rucfner, ftupferfted)er 40.
©ud>ner, analer 182, 1S4.
©urgfajmibr, ©rjgtejjer 281, 283.
©urni&, ©aurat 274 f.
Büttgen, analer 168, 166, 173, im
I Salome, Maler US.
©anooa, ©tlbfauer, 32, 43, 49,
59, 113, 205.
(Sarpaccto, analer 24^ 249,
(SarftenS, analer &L
©atel, fflcaler, $rof. 118, 124.
Sljobotoiecft, analer unb Tupfer«
ftetfer 194, 197, 2D4 f.
©laube, Sonata, analer 245, 252.
j (Slofe, analer, 2m
(£oque8, ©onaale« 252,
Kornelius, analer 189, 321.
(Sorreggio, 3)toler 246, 252.
Digitized by Google
— 344 -
Granad), fiuta«, analer 249.
<Surfefe, 5öilbtjaucr 25.
$anne<fer, ©ilbfjauer 8, 13, 19,
23, 35, 74, 79, 8D f., 96, 109,
121, 123 l> 123 f., 140, 143,
147, 160, 153, 163, lfifi f., 189,
193, 226, 237, 301, 303.
Banner, attaler unb ©alerieauf*
fc^er 143, 178, m
$>aüib, 3ttaler 80, 85,
S)ei«, flupferftedjer 18L 208, 222.
$elaroa)e, attaler 213.
$erttnger, ftupferftedjer 184« 222.
2)tban, ättaler IIB.
fcteterid), attaler 105 f., 110, 113,
115, 147, 155, 160, 162, 164,
176, 2112.
SMftelbaril), »ilbfjauer 33, ins f.,
113, HO, 143, 14L
$ominitt)tno (3ampteri), attaler
107, 244 ff., 251.
$örr, 3ttaler 160, 166* 123 f., HS.
$>rctälcr, 3cic&enlef)rer IM
$ürer, g. 127, 213, 212.
fcuttenfjofer, Saurat 223_.
Suttenfiofer, ftupferftedjer 55, 109,
157, 162, 201 f.
öan 3)i)cf, 9Walcr 243, 246, 252.
©berlein, 3ttalcr 220.
(Sbner, 3. 5-, 3ctc^cnlc^rcr unb
flunft&änbler 205, 2fiL
ebner, ßttfjograpl) 207, 26L
@cfemann = 2Ueijon, ßitfjograplj
162, 207, 2fi3.
@gle, SBaumeifter, SBaubir. 2US,
(Stfenlo&r, attHe, Malerin 155,
(Smmiuger, ßitljograpf) 166, 178,
207.
©&el, ©aumeifter b. 2ilt. 223.
©fcel, »aumeifter b. 3üng. 222.
314.
ü. @ö(f, 3ttaler 121, 127.213, 2112.
Saber du gfaur, attaler ISO.
Sfeberer, ßitrjograprj 222, 265.
Sfcflner, 3ttaler 184, 217, 220 f.
Serrari, fcefenbente, attaler 2fiL
3fifd)er, SSaumeifter, Dbb.ft. 158,
203, 292.
&ifä)er, 521., 3Kaler.
äfoietta, ©offtutfator 143, in.
ftrtebrtd), fcofftutfator 140, 143,
142.
ftrte», analer 2M.
Reifer), Hofmaler IIS.
3fud)8, $eforatton8maler U6.
gunf, 3Raler, SjSrpf. 184,326, 332.
©abrtel, ftofbaumeifter 158.
©aiani, $)eforation«iiialer UiL
©angloff, 3ttaler 155.
©arofalo, attaler 24flL
©auermann, attaler 205.
©egenbauer, Hofmaler 115, lfil f.,
165, 176, 184, 260. 311, 324.
©torgtone, aHaler 250.
©nautf), ßityograpt) 220, 2üö_
©öppel, analer 156.
©öfer, analer 166, 178.
©raff, analer IS.
®reu§e, analer 213.
©ro&, analer IM f., 166, 173, 178.
©rofe, ©aumeifter ML
©ubiö, ©olsfajnetber 196, m.
©ubtn, analer 112.
©ugeler, Stupferfteger 184, 222.
©uibal, analer, $tr. 14, 80, 74, 80.
©ülbenftetn, ©ilb&auer 184, 819.
©utefunft, analer 115 f., 161. IÄ8-
©uttenberg, ftupferftedjer 191.
3d by Google
— 345 —
fcäberlen, Wahr, Sßrof. 332_.
$&ttef, SBaubir. 223.
fcöring, Hofmaler 159.
fcarper, ^rof., 3ttaler 16, 80, 74,80.
fcartmamt, attaler 16L 1SL
§ecf, 9i, attaler IM
fceibeloff, SR., analer 202.
£eibeloff, fcfjeatermaler 73^ 200.
§eibeloff,^,©aumeifterl54,224f.
#emsmann, s JA l al er unbßitljograpl)
103, 167, 172, 178.
fcemltng (attemling), Waler 122,
127.
©ernte, Äupferftedjer 132.
#enrt), 3ttb. geb. (Sfcobotoiecfi L92.
$erbtle, £. attaler 184* 222.
fccrbtle, $rof. 220.
£efj, äupferftec&er 195.
$etjcf), attaler, 3, 15, 19, 23, 35,
74, 79, 60 f., 153, 193^ 245.
vjcticfj, ©aumeifter 158.
§trfcf), $ofgratoeur 143, 147,
fctttorff, »aumeifter 292.
$obbema, attaler 252.
^ocfjbaiij, ßitfjograpf) 2G5.
#ofer, §of btlbijauer 163, 174. 184,
302 f., 305.
fcoffmamt, attaler 188.
©olber, attaler IM f., 168, 134.
fcolbein, Sttaler 250.
fcübfa), »aumetfter 218.
3afobS, analer 118.
le 3eune, S9ttbtanec 30.
3ngre8, attaler 322.
3oI)it, flupferftedjer 123.
Sfopt, ©ilb&aiier 13 f., 17, ßß f.,
143. 147. 302.
ftaaj, attaler 138.
ftaxdjtx, &upferfted)er 124.
ftaulbadj, attaler, Xir. IIB.
fteller, Sttaler unb Stxtynlttytx
184, 202.
fte&ler, Äupferftect)er 152.
Setterer, 3ifeleur 284.
ÄetterlinuB, ftupferftecfjer fi.
be fleofer, attaler 118, 213.
Bing, »ilb&auer 33.
Stirn, ßitrjograprj 265.
Ätrner, attalcr 113.
älein, »aumetfter 223.
ftUnSfy, »aumeifter 16^ 2ÜL
Stnapp, §of baumeiftcr 274, 226 ff.,
308.
Stnoblaudj, ©anmeifter 218,
fto4 attaler 139.
$toi)\, Äiipferftedjer liül
Äolbe, attaler 182.
Bornbecf, attaler 212,
Stifter, attaler 122.
Äofcebue, attaler 213.
SlreH, «rüttelt, $rof. 320.
Äüffner, Äupferftectyer 204 f.
fturfc, attaler, Sßrof. 184, 209,212,
222.
Äüftner, ßitf)ograpf> 222, 265.
ßeibnifc, attaler unb 3^^enler)rer
177, 248.
Sein», Saimteifjer Db.Dt. 11L 212,
217, 222 f., 225, 298, 313, 808,
312 f.
ßeonarbo ba öinef ,3ttaler 107, 252.
ßeffing, attaler 332.
ßeufce, attaler 214.
ßegbolb, $tupferfted)er 8, 20.
ßegbolb, attaler, $rof. 26, 1D4 f.,
147, 101, 167, 122.
ßippt, attaler 213.
ßips, flupferftedjer 81, 125.
d by Google
- 346 —
ßöffler, attaler 118,
ßofjbauer, £itl)ograp^ 110.
ßufa« öon ßenbcn, attaler 127,
ßimb, 3ttaler, $rof. 50.
attabuje, attaler 122.
Sttacf, b. 81. fcofftucfator 109, 143.
142.
3ttad , b. 3. »ilbfjauer 109,113,102,
168, 124.
Sttallanb, attaler 132.
2ttali, 3ttaler 118.
3ttalt, Gf)r., attaler 184.
2ttalte, ßit&ograpfj 222, 235.
3ttantler, gaumeifter 118,271,274.
3ttarcf)eft, »ilbbauer IIS.
attartcn«, ö., attalerin 184.
SKat&iä, »tlb&auer 27L
3ttaud), SSaumeifter, $rof., 159,
162, 212, 271.
9Kat>er, fr- s <ä., ßttljograpf) 265.
3ttaber, ß., 9ttaler 161,163,167,173.
3tta»er, 3ttaler 117.
Sttatter, 3ttab. attalerin 199,
3ttatier, ß., attaler, $rof. 190 f.
attiOer, (Sraßicfecr 215, 271, 283,
attorale», attaler 252.
attorff, Hofmaler 140, 143, 156,
161 f., 168. 177, 18A.
2ttftl)lbad)er, Söaumetfter 14L
attüHer, & ® Tupfer fteojer, $ rof
3, 6, 8 f., 16, 20* 36, 44, 93,
lÜfi f., 185, 140, 161, 163, 162,
171, 186, 190, 195, 198, 201*
258.
attüüer, b. 3., ftupferftedjer 154£
245, 259.
attüüer, O., Hofmaler 143, 147,
148, 161.
attüder bon föiga, Hofmaler 143,
147, 157, 160 f.
attuHer, attaler 168, 177, 318.
atturalt, ötlbfjaucr 157.
atturitto, attaler 249,
flagel, attalcr 18£
tta&l, attaler 188 f.,
ttecfer, ftupfcrftcd)er 9, 108, 137,
140.
tteff, attaler 118.
tte&er, attaler, «ßrof . 165, 173, 177.
184, 299, 330, 382.
s .ttef)er, ®eforatton8maler 116,
atcureutfjer, 3ttaler 186* 2Q3,
Weureutljer, Söaumetfter 224 f.
9Hlfon, ftupferftedjer 207.
Mittle, ßittjograpf) 265.
Mörbttnger, ftupferftedjer IM.
Dbad). attalcr unb $>i\<&!ivc&t\ixtx
182. 184. 217. 222, 265 f.
Offtcrbinger, 3ttaler IM
Orcagna, attaler 251.
Oftabe, attaler 213.
s $ajou, 93Ub&auer BL
s ?alma, Sectio, 3ttaler 231, 242,
251.
ißelargu«, ©rägic&er 283, 306,
^eltffter, attaler, $rof. 214.
^erfcel, ftupferftedjer 194.
$eter8, attaler 182, 184, 212, 215,
^fannenfdjmUr, attaler, $rof. 226.
gfljtfcjPjttj« 103,166,174,178,182.
VfttlaftK, attaler 1S2,
iiigram, attaler 184.
W\am, »ilb&auer 119,
^latner, attaler unb Äunftiajrift«
fteHer 92,
$ollaf, attaler LLL
$on8, attaler 158.
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— 347 —
*Portacl8, analer HZ.
$otter, ^alcr 25L
$ouffra, 9«alcr 213.
$ta% flupferftedier 162, 172,
SRegnault, SWaler 93.
3tetajle, (Sragie&er 2&L
SRembranbt, analer 252.
meöfd), SWaler 186, m
Giebel, analer 117.
ftiepenfjaufen, ©ebr., analer 128.
ffitft, analer 103, 173. 178, 261.
SKift, flupferftedjer 156.
Robert, analer 112.
SRoSmä&ler, ftupferftedjer 40.
töoffo, fr, analer 249.
mottmann, analer IIS.
Hubens, analer 243, 245. 25L
duftige, analer, $rof. 184, 209,
212, 214 f., 238, 326, 83L
©alueci, fcofbaumeifter llü f.,
Ifil f.
lauter, 2)eforation8maler 116,
©auter, analer 16fi f., 128.
©Naumann, analer 332.
©leerer, ©laSmaler 300.
©djeffauer, 93tlbl)auer 3, 8, 14,
22 f., 24, 27, 35, 65, 24 f., 110,
15L
©djeiffele, ßttfjograpt) 26^
©(fjenbel, analer im
©dnattoni, analer 117, 249,
©djicf, analer 42, 81, 83, 85 f.,
102, 132 f.. 151, 154. 195, 108,
207, 238, 245, 330.
©Millinger, analer 155, 157.
©c&trmer, analer 213.
©#lotterbecf,Äiipferftedjer,8, 137.
©djmtb, analer, $rof. 166, 177,
183 f., 212, 322.
©djmols, ©ofbautnjpeftor 112,
©djnifcer, Hofmaler 155, 160, 163,
184, 2fiL
©djnorr, 3 e M)ner IM.
©djnorr bon (Sarolfcfelb, analer
121, 227.
©djorecl, 3)ialer 12L 122.
©dltoantljalcr, Söilb^auer 117.
3ö)»inb, an., analer 213,
©eele, Hofmaler 78, 83, 94, 153,
188, 207.
©enefelber, ßtt&ograpf) 260.
©eubert, WaUx 148.
©ettffer, ftupferftedjer 108, 118,
140. 143. 157. 162, 259.
©igtoart, analer 184.
©imonjen, analer 112.
©onnenjdjetn, §ofi"tucfator 30.
©paba, ß. analer 102,
Dan ©teen, analer 252.
©tein, 3?., analer unb 3eidjen=
leerer 155.
©teinfopf, analer, $rof. 26, 102 f.,
147^ 156, 162, 166, 172, 177^
184, 188.
©teinfopf, 3-, analer IM.
©tcp&an, analer 122,
©tieler, analer 118.
©tiglmaier, ©rjgteöer, 271, 282.
©tirnbranb analer 162, 167, 184.
©tofc, Hofmaler 12Ö.
©tofc, ©rsgiefeer 284.
©traufe, äupferftedjer 156.
©treefer, analer 166, 173, 177,
IM f., 238, 214 f.
©trirjter, ßttfjograplj 128 f., 262.
©trof)l)of er, 2 i 1 1) o gr ap tj 256, 259 f.
©waneüelt, analer 25L
lenerant, SBilbfjauer 119.
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— 348 —
Xfjorwalbfcn, Öüb&auer 4Ä f.,
127, 151 # 203, 205, 231. 237,
262 f., 305.
Xfjouret, SBaumetfter, $rof. 14,
65, 72 f., 140, 147, 201, 27L
283.
£&ouret, $f)eatermaler 177, IM.
Xtföbem, 2Mer 39, 186, 202.
Zilian, analer 213, 250, 252.
Xrippei, Silbfjauer 32.
Unger, ^oljfönciber 196.
SSciasqucü, 2ftaier 250.
SSemet, 2Ralcr 117.
iBcronefe, 252.
SSicn, 2ttaler 80.
»otgt, SSaumeifter 218.
2Bä#ter, Waltt 26, 23 f.,
130, 139, 143, 142 f., 154, 160,
164, 169, 172, 174, 176, 195,
199, 226, 238, 245, 281, 330.
SBagner, »Ubfjauer, $rof. 5^ 60,
113, 117, 162. 168, 174, 178.
184, 212, 225, 281, 2S3 f., 296,
aaL
SBagner, H., 3Raler 167, 184/ 215.
Wagner, fr, 2ttaler 167, 173, im
SBagner, fr, ßit^ograpt) 2S2.
SBalf^off, 2Mer 250.
SBattiS, UMer 89.
SBcinbremter, 23aumeifter 259.
SBeiffer, gJrof. 243, 327.
SBeübredjt, »ilbljaucr 114, 169,
174.
SBtbmaier, s Jflaler 184.
SBirtf), $e!oratton3maler aiß.
SGBolffctmann, 2ttaler lfi.
SGBölffle, fcityograpl) 207, 265.
3ant&, »aumeifter 221 f., 308,
3eH, $tlbf)aucr 184,
3cHer, SBaumctfter 224.
Diniti7Pd b
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