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Full text of "Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Im Auftrage der Regierungen von Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha Schwarzburg-Rudolstadt, Reuss älterer Linie und Reuss jüngerer Linie"

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BAÜ-  ÜKD  KÜNSI-DEMMÄLER 


Im  Auftrage  R^erungen 


Sachsen-Weimar-Eisenaoh,  Sachsen-Meiningen  und  Hildburghausen, 

Saohsen-Altenburg,  Sachsen-Coburg  und  Gotha, 
Schwarzburg-Rudolstadt, 
Reuss  älterer  Linie  und  Reuss  jüngerer  Unie 

bearbeitet  von 

Fro£  Dr.  P.  lAhfeiOX. 


GROSSHERZOGTHUM 
SACHSEN -WEIMAR-EISENACH. 

IL  Band. 

VerwaltuiLgsbezirk  Apolda. 
Amtsgeiiclilsbezirke  Jena,  Allstedt,  Apolda  und  Buttstädt 

Iffit  31  LiehtdnickbÜdern  und  100  Abbfldmigoii  im  Te]cta. 


VERLAG  VON  GUSTAV  FISCHER. 
1888. 


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82.  (o 


.1 


n  'S  3 


Digitized  by  Google 


VJcUlc 


MallSTErzeicliDiss  des  Yerwallüpgsliezirb  Apolda. 


Geschichtliche  Einleitungen  i. 
AlIstAdt  

245.  307. 

3»7 

847 

* 

0 

»51 

Apolda  

808 

XöS 

Kirr.hii  

.  inn 

BHtllllllll.^    .  ,  

iH 

Tauffttein  Im  Superint«nd«ntar-OarUn  . 

Sil 

SttMrinUndaotnr 

Anit.--Kfirit'lit  

354 

SM 

BerKsalza  

S6fi 

S5f 

j  1  'j 

855 

Kirehe  

.  3121 

KrmiKütsino  

255 

313 

255 

314 

ficIllD^.I  

:!5e 

Kiihloüs     ,     ,  ,  

.    .t  1 1 

25R 

864 

864 

«68 

(BissinKesdorf]  b.  b«i  Grosaueohasten  . 

Möbal,  CoD»ol«D  und  lUhmeu 

860 

.  434 

GerUtbe  und  kleine  Arbeiloii 

878 

IS 

Stii  kerelen  and  Webereien  

879 

IS 

(Imnlllda  

274 

87» 

BürRel-Stadt  

875 

[WttttODK:  MaiUrbach,  KR|i«Ile| 

876 

.  17 

AlteiiKüuna  

3 

18 

K'n=b  

9 

18 

[Althansen]      bei  GroftSiieubitu>en 

434 

19 

[Akendorf]  ».  b«i  OberrouU  .  . 

356 

IV 


iDhaltsrerzeicbniss. 


IV 


SlKt« 

Bnrgan  »o 

Kirche  10 

Ktrehhof   .  ,  ,  .  ,  ^  ,  j  :  .  U 

fBnncfam]  »I 

Buttelstedt  .  ,  ,  .  ,  .  ,  .  .  .  us 

Kirch«   399 

[Kapelle]   405 

[Burp]   405 

[Wflatung  01)criidorf|   405 

Buttstfidt   405 

Kirche  .  .  ,  .  .  ,  .  ,  ,  ,  ifll 

lUlhhmn   416 

Mtirktbruiincn   419 

Wohnhau»   420 

Alter  Friedhof   420 

[OottesBclcerkircliel   «81 

[8Udtbcfe«tigTing]   i>l 

[Wästanneti  Kmaen,  Hohendorf,  8ch>f«ndorf. 

Wenigenbutuadtl   4il 

Oamsdorfer  BrOcko,  s.  Hei  Jen«  158 

Closewitz  ii 

[Bargeo  and  WüsIupk]  82 

Coppanz    n 

Kirclie  91 

Cospeda  »s 

Kirche  «g 

Kreazatein  üä 

Darnstedt  .  .  .  .  .  ,  .  .  ,  ajü 

Kirch«   »ift 

rPiterstedtl  ».  bei  Oberwdorf   »88 

Dt^l>ritHchen  23 

Kirche  :  :  ._  ^  ;  ..  ,   11 

[Schlo»!i|  24 

Dorfeulza   3i6 

Kirch«   818 

[Wttnung  Bielgt«dtl   318 

Dornbnrg  84 

Kirche  84 

R>thh»na  27 

8chl8»»er  gK.  24? 

Nördliehea  (itlti;>l  ScbloM    .     .     ■     .    29  24a 

Mittlerea  (Itleine»)  Schlo»»    .     •     •     .    Sl  848 

SBdIichr.s  (Stohinunn'gcbe»)  SchloM      .    84.  143 

Siegel  in  l'rivBlhesit«  4ft 

8t»dtb«fe>tigunK  40 

Dorndorf  40 

K-ireht  ,  ;  ,  .  ,  ,  ,  ,  .  ,  4ft 

Wohnhäuser  AI 


Dothen   41 

Kirch«     U 

Eberstpdt  ,  ,  .  ,  ,  ,  ..  ,  .  .  

KircA«   318 

[Ebadorf]  g.  bei  Oroasbrcmbafh    -     ,     .     .  411 

Einsdorf  ^  ..  ,  :  ..  ,  .  .  .  .  iifi 

Kirch«   176 

Kirchhof   177 

PriT»tbeiit»   177 

H«id«nKrfcb   1T7 

Eingingen   178 

Kirdift  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  ÜB 

Kirciihof   17g 

SlfiiB  :  !  !  !  !  !  !  !  :  •  .  Ufi 

Wg»t«  K«p«ll«   17» 

Ellersleben   411 

Kirch«    411 

TaufiUin  im  Pf«rTic«r(«ii   418 

[Emsen]  s.  b«i  Bottottdt   411 

EsBleben  .    ■   .  .  •   -    -  -  im 

Kirch«  ,  s  .  ,  ,  ,  ,  .  ,  .  414 

rFdboral  ».  hti  QroMbr«mb»ch   ....  419 

Flurstedt   319 

Kirche   320 

Frauenprieasnitt   41 

Kirch«   41 

DomlnenKebCud«   Bi 

Fachsthann,  ».  HamberghoriCMi  ....  71 

[GhlBSdal  ».  bei  Pfiffeltiach   487 

Gebstedt   114 

Kirch«   414 

[Mgnch»hof]   416 

[WüMnng  8chw«b»dorl]   416 

Gleisflberg,    Borgrnin«,  •.   KnuiUbarg  b«i 

Golmsdorf   57 

Göschwitz   5a 

Kirche   HS 

Kirciihof    »......■■■  »4 

Golmsdorf  

Kirch«   B5 

Kirciihof   ft7 

B«»ite  d»r  Gemetnd«   ft7 

Wohnh»uger  und  [Thor]   ft7 

Kunitzbnrg   B7 

Graitachen   na 

Kirche   k8 

Kirchhof   na 

PriTaUxstU   «4 


'rj  ■ 


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V 


InbaKsTerzeichniBs. 


V 


Greifbeiy,  ■.  H»a»b«rgbargeii     .    .    .    .  Iii 

Grogabrembach   US. 

Kirche   ili 

(Wendisch«  Kirch«]   418 

BAthbuiu   lai 

[JagdcehloM]   HB. 

[WBstnppeD  H»uth«l,  Ebtdorf,  P«iborn]    .  41i 

Grossboringen   m 

Kirch«   8S1 

Kirchhof   81i 

[Wflstang  GramUdt]   S2£ 

GrosslObicbau   u 

Kinb«   Iii 

Prir«tb««itB  and  Edalsits   fifi 

GrosraeabftUMn   itk 

Kirch«   AM 

Bittergat   .    »    ♦   48» 

Wobnh«aa   411. 

[Wüatungen  Alüiaasen,  Üissingesdorf,  H«o- 

dorf,  Mark  Wailandorf]   AAA 

GroBSFornstedt   SIS 

Kirche   Ufi 

GrofisschwabhaMfln   .  .  .  .  .  .  ^  s& 

Kirch«   (ta 

[Hnrghaus]  nnd  Priretbeait»      .     .     .     .  69 

[GirQnBtedt]  ».  t>ei  Oro«»hering« 

Gathmannshausen   484 

[Kirche]   i8£ 

Kirch«   4S& 

T«r«l  un  BfMhaai  

Oot   4A£ 

PriT*tb«siu   487 

[Wüatnngen  Hohenlindta,  Boekatedt]  .    ■  Hl 

[HahndOrf]  ».  b«i  Oberrei.nen      .     .     .     .  441 

Haindorf   422 

Kirche   AAZ 

Hainichen   822 

Kirche   SSft 

[Bargsudel)   229 

Hardisleben   4M 

Kirche   421 

Kirchhof   442 

(Ob«rkirche]   442 

BehloM   448 

[VorK««ehichtlichea]   444 

[Haadorf]  s.  bei  Groit8neoh»n»en       ■     ■     ■  434 

Haasbergbnrgen  7o.  212 


[Hansen]  »  bei  Poxdorf   122 

[HauthalJ  s.  bei  Orossbrembath    .     .     ■     .  422 

[Hemnite]  «.  bei  U(«nb«ch   2Bil 

Hermstedt   Ml 

Kirch«   221 

T«ii(»t«1n   82Q 

Herressen   UQ 

Kirch«   890 

Heusdorf   (Kirche,    Kiotter),  SUllgebtnd«, 

Wohngebiude,  «.  bei  Nunendorf  Bül 

Heygendorf   221 

Kirche   121 

Kirchhof   221 

Wohnbaiu   222 

[Wasinag  KaldenhaMn]   221 

Hirschroda   zi 

Kirch«   22 

Wohnhau   Zi 

[Hohendorf]  •.  bei  BnttsUdt   412 

[Hohenlinden]  «.  b«i  Giithm»nn«h«u»«n       .  487 

Hohlstedt   22 

Kirche   73 

Wobobau«   22 

lAiLA  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  24 

I.  Kirchliche  Ban-  nnd  KnnstdenkmSler  u 

StuJtkirctie  oder  Haupt-,  Michxli-,  Klonter-, 

Pfur-,  Eof  ala-KIrcb«  .....    79.  241 

Bau   21 

KuDStdeokmUer   96 

CoUegien  Kirche  oder  Pumiiiicaner-,  Paa- 

liner-,  Uniyraitita-Kirch«      .    .     .    .  103 

San   104 

KanatdankmUcr   106 

HeiliKe-Kreai-K«p«lle  od«r  CMin«llt«r-Kiroh«  114 

[Nikolausliapelle]   115 

[Mariea-l(«gd*l«D«ak«pell«]   IIB 

SpiUlkirch«  oder  Jacobskapeü«  115 
Garniaon-Kirche  oder  Qott»i>ck«r-.  Jobtnn- 

Oeorgt-Kirche   L1& 

Katholische  Kirche  oder  Johannia-Kirche  .  181 

Kirehliof   123 

II.  Nichtkirchliflhfl  R*ii.  nnd  Kirnst. 
denkmäler   ili 

Oeffentliche  fleb&nde  nnd  deren  Knnst- 

denknicller   ht 

Gymnaalutn  ;    Lande»  -  Irrenanstalt ;  Ober- 

Ikodesgericbl                                    187.  844 


L  ,j  ^  d  by  Google 


VI 


(J  e  n  a1 

KuihL.ii.  117 

Bad  .  .  .  =  :  !  1  :  :  :  III 

Knn«til<iiihinlUr  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  Läi 

ScIÜflU  I  >  1  1  :  :  9  !  !  :  ISS 

Bau  .  .  .  .  .  .  .  :  .  Lla 

ArrhaoloKinche»  Mmcum  136 

OerrTi»iii>fhe.>  Muaeam  ;  s  ;  ;  :  141 

DniversitäUbibliothek  18> 

GiBiniUb  1^  .  .  .  .  .  .  .  :  LM 

ürnckwerk  und  naodscfariften  139.  844 

WolipliäuHor  U5 

Wiihiiliims.'r  lier  Z^it  von  ilsin  tfi    tii«  nm 

die  MitU  d««  17.  J«hrliuadert«  .  .  

Atohamt  UO 

Barffkeller  146 

()ligri)farrei  146 

«>vlhnf  tnr  Rom  .  .  .  .  .  ,  .  Ufi 

fla%thiif  zur  Snnn«  IA8 

WeiKel  M-bea  Hau»  148 

Weimw'achM  H>a»  (R«KientDK)  .  .  .  148 
Porul«  IBO 

WohnhguBur  dar  Zait  »m  di«  Mitte  d—  17. 

hi«  «n  dar  dl  18.  Jthrhund«rt«  :  :  Utl 

KKltiiti\rli.>'>  llitns  IftI 

R»t'hsl<'i[]'si-hcs  Hkiis    ■  ,  ;  ;  ;  ;  LÖi 

Trffliili'x  hi^H  HRU'i  :  :  ,  :  .  ,  LIl2 

Ainlerg  Ilüiisor  158 

Furliwflriiliaiilfn  IM 

üinMlhtittn  tn  Wohnhliucrp  :  :  >  lAl 

Metallarbeiten  i68 

Figur  der  Maria  iss 

ItrürkM-H  .  ,  ,  ,  ,  ,   ■  1B3 

Knmnpn  .    .    .  im 

Denkm&lor   .  ^  ^  -    ■    ■    •  L£i 

Stadtbefeatigqng  i84 


■lenalSbiiitz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  lig 

Kirtlic  >  1  1  I  1  1  1  t  t  >  IM 

Wfil.nl.iin«  169 

Jensprieagnit»  i6» 

Kirch»   159 

laserstedt  i6o 

Kit£hfi  .  .  .  .  .  .  <  .  .  .  1£0 

[SchloMl  und  [Wartung  8cMoUwin|    .     •  160 

Kalhsriffth  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  iSS 

KiZElU  :  .  .  .  .  ^  =  :  :  :  iSl 

Kirchhof   ■   «m 

lleiilcnt;i»bcr  184 


[Kaldephnaen]  ».  M  Heygendorf     ...  »8« 


VI 


[KalthaaBCn]  »  b«i  Wiek«r»tedt  ....  .183 

[Kapelle]  »  b«i  Einiing«n   »79 

[Kapellcudorf]  »•  bei  OldUleben  899 

Kirchberg,  ».  Hnu.ibergburgen      ■  70.  g4S 


Kleinlöbichau   ,  ,  ,  ,  ..  =   i6o 

Jürcha  .  .  .  .  .  .  .  .  ,  .  Lfiü 

WnhnhiniiT    .  .  ,  .  ,  .  .  ..  .  Lfiü 

(Eisenburg]  160 

Kl«>iiiii(>iihan8an     .  ,  .  .  .  .  444 

Kir&IU  .  .  :  :  iü 

Klflinromstfidt  .  .  .  ,  .  ,  ,  .  .  aaa 

Kirche  >  •  t  i  >  >  :  :  i  :  iäS 

Kirphhnf  ■  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  aaa 

[Heidengräber,  Orabhügel]  333 


Kh'inwc.hwühhaiiitnn  ,  ,  ,  .  .  ,  ,  Lfii 

üilidlS  :  :  •      •      •  :  :  :  l£i 

[QrabhBgel]  161 


Klostcrbtlrgol.  ».  ThiObürgci  207 


KBddflritzBch  .  .  .  .  .  .  .  .  m 

Kiodia  .    :  :  :  •  448 

Kgüfltlitjt   333 

Kir.h«  33» 

Krffiii^tiiin  •  •  ■  •  •  ■  •  •  •  SSi 

lWtt»tung  ObwköwniU]  »34 


gatiinhMi  ,  ,  ,  ,  ,  ,  .  .  .  .  IM 

KiEchfl  .  .  .  .  ,  ,  .  .  .  .  LfiZ 

[Krabendorfl  ».  bei  Utonbaeh      ....  380 


Kraiithi'.ini  .  .  .  .  .  .  .  :  .  _ii2 

KinJlfl  :  :  :  :  :  :  :  :  :  :  447 

I  Vorgeschichtliche»!  449 

[Krollwitg]  »   bei  Ob<?rrel»>en      ■     ■     ■     ■  461 


Krippendorf  isi 

Eimitz  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  i£i 

Kkcbe  .  I  .  1  :  :  !  :  :  :  

ThurfHltrtCIl  :  :  :  :  :  :  :  :  :  LM 

Kaaitabarg,  ».  bei  Oolmsdorf      ....  57 


TiftnhBtadt  ,  .  .  .  ,  ,  .  ,  ..  ,  aai 

KildU    •     •     •  334 

I/andgrsfroda  »84 

Kirchiä   ««* 

Kir.l.hnf    ■  .  ,  .  .  ,  ,  .  .  .  iih. 

[lehnatfin  .  .  .  .  .  l£& 

Klr..f.«  .  .  .  .  .  .  .  .  .   166 

Schloa.  ,  .  .  :  :  .  167 


InhaltflTenei  chniss. 


L  Kj  ^ud  by  Google 


Inhal  tsverseichniss. 


VII 


T^niitontlial  H9 

Kitflie  :  :  ^  m 

Friedhof  462 

Giutbof  (RitUrKOt)  4fi8 

(WatlUDg  Neottedt]  458 

Leutra  168 

Kk£h£  :  :  :  :  :  :  :  :  :  :  1S8 

Spittol  169 

T.nlktrfii    .  .  .  .  .  .  .  ,  .  .  Ufl 

[Lichtendorf]  ».  m  stfibriu    .   .   ♦   .  8Tt 

Lobeda  .  ,  ,  .  ,  .  ,  ,  ,  .  ,  un 

KJiche  .  .  .  .  .  .  .  .  LIil 

Rattokriltr  s  .  »  -.  i  •  122 

achWt  177 

Wuhiilmm  17« 

(Lobedaburg,  gohgrt  «u  Dr«ck«ndorf,  Amt<gcr.- 
Ue«.  Rod«  in  8.-Alienborg) 

LaberschlU/  17» 

Kkdu  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  118 

Mühls-!  ■  1  s  ä  .  i  .  ,  .  ,  Ififl 

Ltbfltodt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  IM 

Kirch«  180 

Kirchhof  und  Wohnb»«.  :  :  ,  ,  .  I£A 

Lützeroda  i  .  .  .  .  .  .  .  .  .  IM 

Kirche  184 

[Mallerbacbl  ».  bei  Aii»udt  «t6 

Mannstedt  isa 

Kirolje  ir,!t 

8ic<lgÜiQl'  4B.'> 

Wohnlmus  ._  ,  ..  :  :  ,  .  4ü 

IMark  W  itllendorfl  ».  bei  Grosmeuhminen  .  AS4 

Mattstedt  aas 

Kirche  88» 

Mana   las 

Kirche  188 

Kirchhof  187 

MilMe  187 

Mertendorf  i87 

lUohs  1  1  :  .  .  .  .  .  .  .  IÄ2 

PrlT»tbesiti  188 

Mittelbauscn  aar, 

Kirctie  i>HC 

Kircliliof  'jHB 

B«ifB»ti>;uin;  awfi 

[Mölletldtirf]  a.  bei  (Hüi.lehfn      ■     -     ■     ■  299 


MCnchpfiffel  aas 

GtttagebUnde.  betw.  Kirche  887 

fitSthll»  ■  .  :  :  :  t  I  t  >  I  Ifift 

Privetbe«tt«  .  .  .  5  ,  .  .  5  s  2fit 

Mnnrhpiimda    .  .  ^  .  .  .  .  .  .  i£ft 

Kirclu.-  t  i  !  :  1  I  s  :  s  I  IM 

PrivuthMltm  .  ,  ,  .  .  .  .  ,  ,  IM 

Vorwerlc  Rnmderod«  .  :  :  :  :  .  ,  IBS 

Nauendorf  sm 

Kirflie  sag 

Hemdorf  [Klorter,  Kirehe],  SUIlgebfade, 

Wohngebtade  540 

Naundorf.  ».  bei  Wolfer»tedt  800 

Nennadorf  ib9 

KilXhl  '.  '.  :  s  :  t  :  :  .  i  IBi 

Nerkewitz  im 

Kirehe  ,  :  :  :  i  :  .  .  .  I  121 

Rinrerlber  19« 

Nermsdorf  .  ,  ..  ,  ,  ^  .  .  .  4M 

Kirche  Aft« 

Kirchhof  .  ,  .  ..  ..  ,  .  ,  .  .  ih& 

{VfüttuBg  Stiebadorfl  460 

Neneii^i'inna  m 

Kirche  IM 

WcihiihKu.-ur  188 

Privalbesiti  193 

Out  Pcir>tcn(i..rf    ■  :  ..  .  ..  ,  ,  ,  UtS 

Neustedt  a4i 

KilfilU  :  .  .  .  .  .  .  .  .  .  841 

Kirchhof   341 

rNeustedt]  «.  bei  Uotemhel  458 

[Niederndorf!  s.  bei  PfiffelUaeh    ■     .     .     .  467 

Niedorreiaaen  457 

Kirshs  :  :  s  ..  .  .  .  .  .  .  4A2 

Kirchhof   469 

NiederrOblingen  8b9 

Kirche  ^  ;  .  5  ;  ;  .  .  ,  ,  288 

Kirchhof    ■  ..  ,  ..  ,  ..  .  ,  .  .  üaü 

Gutahaua  'j9[| 

Wohiihau»  291 

[Wtotam  Wenigen-Eintingep)       •    ■    .  881 

Niederrossla  34g 

Kirche  Mg 

Kirchhof  »a7 

Schloss  »47 

Niedertrebra  349 

Kirche  149 

KitUrgat.  Wohah»n»er  361 


vm 


tnhaltsveneichniss. 


vm 


Salt« 

469 

■  A« 

[OberbofoD]  s.  Ui  PfiffeiUch  .... 

467 

[OberkÖBSnitz]  a.  M  KSatnilf  .... 

SS4 

r  OrslPTiaOri     ^    bni  NeUAtitfÖntiA 

1^3 

36S 

Poidorf   

S6f 

196 

sts 

Hkuskircb«  [WOttug  HauMo]  • 

1*6 

S63 

[PoBebendorf]  s.  bei  PgffelbKch  .     .  ■ 

lUbernaon]  >.  bei  uuitai»t«ut  .... 

JAK 
«1)0 

4C7 

OberreiBHeu   

460 

RAiinRtpi(it  

SC5 

46Q 

[Kip«lle  des  Untcrdorfti  Krtllwiu] 

«61 

461 

fl         r:    *     _.  .     1 1 A  Ii  i'.  .4  1 

4  01 



3SS 

363 

KincalbeUan  an  Wubohtuaarn    .     .  • 

.  470 

364 

35? 

SM 

.  478 

U6 

.  366 

366 

KIreha  

.  366 

367 

Bemderode.  a.  m  MiiMbwinMU     .  . 

169 

Olberalebea  

462 

[Rockstedtl  a.  b«!  Uuttimaiiushauiien 

437 

46:^ 

Rodigast  

195 

464 

Kirche  

195 

46« 

466 

[BOdichon]  a.  M  Buten  barg  .    .    .  . 

■  478 

i9l 

PJlrlicrnn   

89S 

Kirche  

196 

M6 

Rohrbach   

t98 

.  478 

V)6 

UeideDKriber  ....  .... 

898 

.  47S 

[WUsiuuK«u  Ktpelleodorfi  XdlUndorf,  PritMii- 

.  474 

Oasmaniistüdt  

362 

Oasmaritz  

194 
194 

PfiftVlbach  

4e(i 

.  474 

Kirche  

.  474 

467 

(Orabba^el]  

[Wliituugen  GK^tsela,  Niederndorf,  Oberhofen, 

467 

Rutha  

.  199 

SS3 

969 

InhaltsveneiohiÜBs. 


IX 


Sdt« 


29» 

Oril-r  

199 

rScIulfflndorf  Stidbfldorfl  >  h»i  Buiutüdi 

481. 

456 

Schöten  

Kiri>li«  

See 

310 

368 

Schorba   

20(1 

Kiriliii  

nnt  PSmma  

[Sohwabsdorf]  s.  b«i  Oebstedt    .    .  . 

SonnAndorf   

SAR 

(Fand«  vorKMchlchtlielMr  Z«it] 

ses 

Stadtfliilra  

360 

Ktrrhp  

S69 

Kuftihiiaii  

370 

[Thor«]  

371 

Stfindnite  

Kirclif  Uli«)  Kirchhof  

Stiflbriti   

871 

Kirah«  

371 

(WOttuDg  Lichtandorf]  

378 

[Stiebsdorf]  s  bei  Nrnnaadorf      ■    .  . 

466 

^Stobra  

373 

Kir(hi> 

378 

Wohnhuu  

373 

373 

Kirrh«  

573 

376 

202 

Klvrh«  

808 

IVkutenbuTK  

802 

Kirche  

808 

BnrsrniiM  

m. 

«44 

Rr«ais(iiinn  

SOS. 

206 

1  r  Ic  n n f .  1 ;  m flr&l luiiif  . 

206 

Tentleben    ....        .    .    .  . 

477 

477 

Kirchhof  

480 

Wohnhaus  

481 

Barg  

481 

ThalbttTRel  

M7 

Klrrh«  

SOS 

Kunmerftot  (Kloiterg«Liüude) 

817 

PrtirathMitl  

217 

Stäla 

ThalHtein.  %.  b«i  Wenigniwii  .       888.  844 

ITntflrwallnitt   .  ,  ,  ,  .  .  .  uji 

Kirch«      ...   «18 

j         rai^fc|fK.«T   ;  :  :  :  :  :  :  :  III 

!  Utcnbach  :  aiä 

Kirche  ^  ,  Ufi 

Pfarrhitus    380 

Krfuistf.in  8B0 

[  Wa»tuütfen  H«miDlti,  Kr*h«ndorf,  Zeptrit«]  380 

Waldock   «19 

Bufgrula«  818 

Weidet!   ,   48t 

Kksh*  :  :  :  -.  :  :  :  :  iäl 

rWetdenl  i.  bei  Pflfftlbaeh  4<7 

[Wenigenbuttetädt]  »  hei  Rutt»ttdt         .  481 


[Weiiigeii-Eiüziugen)  «  bei  Ki«derrflbllng>n  881 

Wenigenjena  819 

Kirche  .  ■.  ■.  ■.  :  ■.  ■.  213 

ThitlMtili  223  244 

Wflraaorf  ..  -.  .  ,  ,  IKÜ 

[Westerhausen]     in-i  w..iffr^t.  .ii   aus 


WgtedOrf  :  :  :  :  :  :  :  :  :   »«■ 

KiCBhB  :  s  :  :  :  :  :  :  >  •  Xlft 

Privatbesits  828 

Wickerstedt  :  :  aai 

lürdis  :  :  m 

(Burgl  »83 

[WaetnnK  K*lth»uMn|  383 


Willerstedt   488 

Kir.t...   ia-t 

PfarrhMi«   484 

[Borg)   484 


Windberg,  ».  HumbergburM"  ■  70 


Winkel  ..  .,  .  :  ,  ,  =  aiKi 

Kirchhuf   ■    .3(12 

Winzerla  .__   .    .    .  228 

Kirfhe  ..  -.  ..  ..  m 

WSllnitS,  s.  UatarwSlliiiU  818 


X 

InhaltsTerzeiobDiss. 

X 

.    .    .  so? 

I7t_  

AiTTimpm  

s«n« 

SR« 

.      .      .  AUA 

Kir<hr  ... 

Kirchhof  

IRittcrinill  ' 

805 

(GrabbÜipel) 

387 

[Waslunu  WesterhaoSM] 

.     .     .  SO« 

N«undorf  

...  «0« 

Zottelstadt  

Wormptfldt  

...  «Kl 

3S8 

...  SM 

Cpmcindifhnin 

Oasthau  

-     .     .  Sg6 

Zwätzen  

fKittenfOt]  

■     ■     .  S85 

[Zeptritz]  s.  b«i  Utenbub      .  . 

KI"J>«  

■    ■    .  880 

ftnmthnriii        .      .      .  . 

140 

Hrivathestia 

941 

Kirche  .... 

n>n«niiiiii  ,  ,  ,  , 

9AI 

aii-EiTLirT 


Vorrede. 


it  der  Einigung  unseres  Vaterlandes  ist  auch  die  Freude  an  heimischer 
Vergangenheit  gewachsen.  Namentlich  an  den  KiinsMeukniäleri)  und 
Bauwerken  der  Vorzeit,  als  den  werthvollsten  /eug:ni.sseii  der  deutscheu 
Culturgüschichte ,  hat  die  Theilnahme  neues  und  frisches  Leben  ge- 
wniiMn.  In  dem  B«etnlMii,  die  hmomigendflii  Denkmikr  vergangeiier  Zeiteii 
xn  ennittdn,  die  gewonnenen  Ergebniaae  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  machen 
und  für  Erhaltung  des  Vorhandenen  zu  sorgen,  wetteifern  iu  den  «inselnen  Ge- 
bieten die  Regierungen  und  die  Landes-  und  Provinzial-Vertretungen ,  die  Ge- 
meinden und  Vereine  auf  das  Segensreicliste.  Sie  liaben  erkannt,  dass  durch 
solche  Thatigkeit  und  Fürsorge  die  geistigen,  Icünstleriächen  imd  sittUchen 
Gtter  des  Ydkes  gemehrt  werden.  Durch  dfe  Veröffentlichungen  in  Wort  und  Bild 
erhftit  die  Wissoiachaft  die  Uaher  noch  fehlende  Grundlage  rar  HersteDung  einer 
Kmist>  und  Culturgeaehidite  Deatseblands  und  seiner  einzelnen  TheQe;  Kunst  and 
Kunstgewerbe  der  Gegenwart  empfangen  Anregungen  für  ihre  weitere  Entwickelung; 
die  Behörden  finden  Erleichterung  bei  den  praktischen  Fragen  der  Erhaltung  oder 
Wiederherstellung  von  einzelnen  Werken.  Vor  Allem  al)er  wird  auch  mit  der  zu- 
nehmenden Erkenntniss  und  Werthschätzimg  der  hcimuUichen  Kunst  in  Jeglichem 
die  liebe  zu  heimischer  Art  und  Ktte  gefördert 

V<m  diesen  GedMdcen  durchdrangen,  haben  die  Staaten  ^iflringenB:  Sachsen- 
Weimar,  Sachsen-Meiningen,  Sachsen-Altenburg,  Sachsen-Coburg 
und  Gotha,  Schwarzburg-Rudolstadt,  Reuss  alterer  Linie  und  Reuss 
jüngerer  Linie  die  Aufzeichnung  der  Kunst-  und  Baudenkmäler 
gemeinschaftlich  für  ihre  Gebiete  unternommen.  Nachdem  von  den  Landesvertretungen 
die  erfoxderiichen  Geldmittel  auf  das  Bereitwilligste  zur  YerfOgung  gestellt  worden, 
mati  im  JSshre  1884  eine  Oommission  rar  Voitersitang,  Leitung  and  üebenradmng 
des  Unternehmens  eingesetzt.  Nach  gemeinsam  festgestelltem  Plane  erstreckt  sich 
dnsaeUM  tat  sftmmtiiche  Gebietstheile  der  hiocra  Toremigten  thllringindien  Staaten, 


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rv 


Vonede^ 


IV 


auch  auf  die,  für  welche  bereits  Vorarbeiten  vorhanden  sind.  Vs  wird  ein  mögUchst 
nmfiaDgreicheB  Archiv,  bestehend  ans  Zdchmuigen  and  Photographieen,  aogel^ 
und  daiid>en  ein  Druckwerk  mit  beadiTeibeiMleDi  Tott  und  Ahbüdnngeii  henuu- 

gcgeboii.   Von  den  Anfingen  der  Kunst  bis  zum  Schlüsse  des  vorigen  Jahrhunderte 

sollen  alle  Zeiten  nmfasst,  die  Werke  vorgcscliichtlicbcr  Zeit  aber  nur  niicb  ihrem 
wirklich  künstlerischen,  omamentalen  oder  typischen  Interesse  herürksichtis^t  wi-rdeu ; 
von  den  Erzeugnissen  unseres  Jahrhunderts  werden  nur  die  hervorragendsten  kurz 
mid  duM  Beigebe  tob  Abbfldungen  Toieidmei 

Sie  Ansführong  irt  nach  andentfirto  bewihrtem  Flaue  In  dag  WeA  geaetit  Die 
ganze  Staatengnippe  erfthrt  eine  Eintheüung  nach  Amtagerichtabeziiken. 

Für  jedes  programmmftssig  nach  der  Beihe  vmacunehmende  Gebiet  macht  den 
Beginn  die  Hinausgabe  von  Fragebogen  an  Ortsvorstilnde,  Baubeaiute,  Geistliche  und 
Lehrer.  Es  dürfte  vielleicht  von  allgemeinerem  Interesse  sein,  den  Inhalt  eines 
solchen  Fragebogens  hier  wiederzugeben: 

Name  des  Ories. 

VorhanäenB  wiekiig»  Sauwerke: 

1.  Oeffentlieke  Qehäuäe: 

o)  Kirehliehe:  Kirchen,  Kapdie»,  Klöster  und  dereu  Ruinen,  Feld- 
kapeUchen,  BikMöeke,  OrueifiM,  HtOiteufigun»,  KinUafe  mU 

Grabmälem. 

.  b)  Nichtkir  chliche:  Siadttkore,  Mauern,  Thürme,  Sekanten  u.  s.  tc., 

ReUhhäuser,  Spitäler,  alte  Herhergen  u.  s.  w.,  Brunnen,  Säulen  u.  «.  ut., 
eUe  (Hünen',  Beiden-)  QrMOUen. 

2.  Frivatgebiude:  BädSeeer,  Burgen  und  deren  Bmnen,  ätte  Wehn' 
.  hdmet  (ßole-  md  Stembmden), 

Ifame  des  BeeUeere. 
Inschriften. 

Befinden  si<:h  in  oder  an  den  Bauwerken  wichtigere  Werke 

der  Bildhauerei:  QeschnUste  Altäre,  Heiligenbilder,  Crucifixe,  Epi- 
taphien, Qnibeieine  mU  Figuren,  Wappen  u.e.»^  SUdediden; 

der  Malerei:  GemSlde  an  Wänden,  Deuten,  auf  JETolv  oder  lieimeand, 
bunte  Glasfenster,  Bücher  und  Handschriften  titit  Bildern; 

der  KleinJcunst:  OUter,  Thüren  mit  Beschlägen,  Glocken  mit  oder  ohne 
Inschriften,  Krön-  und  AUarleuchter,  C'rucißze,  Kelche,  Jilonstranztn, 
Bauehfäaser,  Taufsteme  und  Taufgeräihe,  Gewänder,  Messbücher, 
Betmgdimbi&cher,  Gkorsiühk,  Teppiche,  SekrMke  und  MÖM,  Fahnen, 
Waffen,  PMe  u. «.  wJ 
CHebt  «ff  Zeichnungen,  Naehhildungen,  Veröffentlichungen  dieeer 

Bauten  und  Kumiuerice?   Wer  beeitet  tief  beme,  eeo  amd  ne  ereddmen 

und  0U  haben? 

Sind  am  Orte  öffentliche  oder  private  Sammlungen  von  Kunstwerken  und 
ÄUerthümem?  und  in  wessen  Besit»? 

» 


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V 


Mit  Benutzung  dieser  Fractohogen  und  der  l)isln'r  vcröffcintlichten  oder  hand- 
schriftlich aiift)L'\vabrten  Literatur  hat  ein  von  der  Coianiission  angestellter,  sach- 
verständiger Couservator  Ort  für  Ort  zu  besichtigen.  £r  bat  von  Zeichnern  und 
Photographen  die  Asduümem  be&ntandeiar  Denkmller  benbdlai  ni  liaseD,  den  Text 
ftr  die  TerSffiariJicliiiiig  m  sdueibeo  nnd  die  kMen  xk  besorg«. 

Ifanche  Mhere  Versuche,  etwa  durch  GewinnuDg  einer  grösseren  Anzahl  von 
Kräften  für  einzelne  kleinere,  ihnen  bekannte  Gebiete  'auf  kürzerem  und  woU- 
feilerem  Wege  ein  brauchbares  Verzeichniss  der  Bau-  und  Kimstdeukmäler  zu 
erlangen,  führten  nicht  zum  Ziele.  Vielmehr  hat  sich  in  den  Itethciligten  Kreisen 
Überall  die  Ueberzeugung  Bahn  gebrochen,  dass  für  diesen  eigenartigen  Zweck  nur 
die  Besichtigung  eines  zu  diesem  Behufe  ausgesendeten  .  Sachkenners  greifbare  Ergeb- 
nisee  in  einem  gegebeneak  Zeitnnm  gew&hrt 

Nicht  gering  finOidi  sind  die  Forderungen,  welche  ein  solcher  SAchverstfindiger 
zu  erfüllen  hat  Nicht  allein  die  Eenntniss  der  Geschichte  der  Baukmuit,  Büdnerei, 
Malerei  und  des  Kunstgewerbes  genügt  hierfür.  Er  muss  in  die  Staatengeschichte 

der  von  ihm  durchforschten  Landcstheilc  sich  vertiefen;  bis  zu  einem  gewissen 
tjlrade  tritt  selbst  da-s  Studium  besonderer  Verh&ltnissc  herzu,  wie  sie  sich  eben 
für  die  gegebene  Aufgabe  geltend  machen.  So  die  Geschichte  des  mittelalterlichen 
Bedits-  und  Lebitsweseiis,  die  der  Eirdien  und  ElQster,  der  Tracht,  der  Sduift 
ünd  wiedamm  muas  er,  usi  dem  Eonstwerlrao  adbst  mit  freiem,  dmdi  keine  wissen- 
schaftlichen Vomrthefle  be&ngenem  Auge  gegenObcrzutreten,  um  den  ihm  unterstellten 
Künstlern  die  richtigen  und  auch  errdchbarai  Au^aben  zu  stellen,  künstlerisch  und 
technisch  genug  gebildet  sein. 

Nach  manchen  Richtungen  wird  der  Sachverständige  im  Laufe  der  Arbeit  durch 
seinen  Beruf  ftr  denselben  eraogen.  &  wird  die  dem  Kunsthistoriker  von  seiner 
akademischen  Schulung  her  anhaftende  Neigung  oder  Abneigung  ehumbMm  Stil- 
richtungen  und  Perioden  gegenüber  abtuen  und  jedem  Stil ,  jeder  wirklichen  Kunst- 
bestrebung mit  gleicher  Liebe  entgegen  treten.  Und  wie  der  indische  Gott  in  der 
Dichtung,  jegliche  Stadt  als  Wanderer  l)etracht€ud ,  die  Grossen  belauert,  auf  Kleine 
geachtet,  so  wird  der  mit  der  Aufgabe  Betraute  nicht  nur  die  grossen  DenkmiUer, 
sondern  auch  die  bescheidneren  Erzeugnisse  Ubendl  nach  ihrem  Werthe,  nach  ihrer 
Bedflntnng  lllr  die  ümgebong  scihltiai.  Ifii  Becht  hat  Bergan  (üi  der  Yomde  m 
fleiner  ^eichaitigm  Arbeit  Uber  die  Mark  Brandenburg)  betont,  daas  dem  mit  der 
Gesammtarbeit  Beauftragten  Iflanches  in  andoem  Licht  erscheimm  muss  ab  den 
Speoalforachem,  weil  eben  sein  Gesichtskreis  ein  viel  weiterer  ist. 

Bei  der  Frage,  welche  Denkmaler  aufzunehmen  oder  zu  übergehen  sind,  wie 
breiter  Raum  den  aufgenommenen  zu  gewähren  ist,  kann  daher  hier  nicht  nacli  allgemein 
luaassgebenden  Grundsätzen  verfahren  werden.  Nur  von  Fall  zu  Fall,  nach  wissen- 
fldiailUehem  und  kOastkrisdiem  Takt  und  Gewissen  zug^cb,  hat  die  Entschddung 
zu  fallen.  .  Während  manchee  an  sich  minder  borvorragende  Denkmal  an  Bedeutung 
für  Am  Gebiet  durch  hohes  Alter  oder  seHteneres  Vorkommen  gewinnt,  wird  bei  einer 
grosseren  Anzahl  gleichartiger  Erachduungen  in  demselben  Umkreis  die  Sichtung 


VI  Vorrede.  VI, 

strenger,  die  Behandlung  Inischränkter  sein.  So  ist  auch  die  Aufnahme  eines  fremd- 
ländischen oder  in  Privatbesitz  befindlichen  Gegenstandes  abhiüigig  TOn  dem  Einfluss, 
dm  derselbe  auf  die  rinhrimiwJie  Kimst  gewonnen,  Ttm  der  Gewlhr  daneniden  Yer- 
bleilMS  und  dem  ane  der  YerOflRBntlielinttg  m  ezlioffendem  Nutsen  fttr  das  StndimD. 

In  der  That,  eine  nicht  geringe  Verantwortlichkeit  liegt  in  der  so  gesehü- 
derten  Art  der  Avfiselehnnng.    Widerspmeh  md  Kritik,  Beriditigong  und  Ab- 

weisong  wird  daher  stets  solche  Arbeit  später  genugsam  erfahren.  Dem  einen  Leser 
wird  die  Darstellung  zu  kurz,  dem  andern  zu  weitläufig,  dem  einen  zu  trocken,  dem 
andern  zu  külm  erscheiiieu.  Mancher  Widerspruch  wird  gerechtfertigt  sein.  Denn 
so  wie  schwerlich  ein  Baumeister  alle  jene,  einst  von  Vitruv  geforderten  Eigenschaften  in 
Bich  vereinigt^  so  werden  anäi  alle  die  Torher  geschilderten  Eigenschaften  vnd  Kennt- 
nisse nur  in  beschrftnktem  liaassstabe  in  einer  Person  vereinigt  sein.  Unbequemlich- 
keit und  Ungunst  äusserer  Verhältnisse,  unter  welchen  oft  die  Reisenotizen  geschrieben 
werden,  störendes  Wetter,  Mangel  literarischer  Hülfsmittel  au  Ort  und  Stelle,  bis- 
weilen böser  Wille  oder  Unkenntniss  der  Einwohner  eines  Ortes  und  die  stets  drän- 
gende Zeit  treten  hinzu,  um  recht  fühlbar  werden  zu  lassen,  wie  all'  unser  Wissen 
nur  Stttckwerk  ist. 

Allein  mag  immerhin  jedes  und  so  auch  das  hier  geplante  Werk  Stückwerk  und 
unTonkommen  sein,  die  Arbeit  ist  eine  so  nothwoidige  und  audi  so  mannigfaltige, 
daas  sie  in  aidi  fliran  Lobn  trtgt  Widerqnuch  aber  md  BorichtigDng,  wddie  die 
Ansichten  klären  und  die  heimische  Kunst  bekannter  machen,  seien  wSIkranmeo. 

Geht  doch  der  gcmoinsame  Kampf  noch  gegen  die  Gleichgtiltigkeit  eines  grossen 
Theiles,  auch  des  gebildeten  Volkes,  der  eigenen  Kunst  gegeiuilier.  Em  schlimmerer 
Feind,  als  es  die  Aeusserung  anderer  Meinimg  oder  besserer  Keuutniss  sein  kann, 
Ist  die  Adifloei^nti  Ihr  entgegen  m  treten,  iit  die  Qaaptaufgabe  der  Denknülw- 
Veraeidmmig.  Und  oft  Ist  in  der  That  die  Uebenrindnng  jener  GkldkgOllIgkeit 
aehcm  die  Frucht  der  Bdae  aeDwt  durch  die  nnmitteHwre  Einwirkung  des  Con- 
seryators  und  seiner  Genossen.  — 

Die  Veröffentlichung  soll  allmälich  und  in  einzeln  käuflichen  Heften  fortschreiten. 
Jeder  Amtsgerichtsl)czirk  wird  der  Regel  nach  ein  Heft  bilden.  Ein  sehr  grosser 
Bezirk  kann  auf  mehrere  Hefte  vertheilt,  ein  kleiiicriT  mit  einem  andi^reii  Bezirk  in 
einem  Heft  vereinigt  werden.  Doch  nur  Bezirke  desselben  Staates  sollen  zusammen- 
geheftet aein;  ao  iat  jedem  Kinfer  die  Möglichkeit  gegeben,  sidi  anf  die  Ekwobong 
der  nnf  ein  einseines  Staatsgebiet  besflfl^chen  Hefte  na  besduflnlnn. 

Mit  einem  nach  den  Stilperioden,  den  Kunstarten  und  deren  Meistera  geordneten 
Nachschlage-Register  wflrde  gemäss  dem  von  den  betheOigten  Begienmgen 
Tereinbarten  Plane  daa  Unternehmen  seinen  AbeeUnss  finden. 

Alsdann  hoffo  ich  aber  noch  zu  einer  weiteren  Arbeit  schreiten  zu  können:  sor 

Ermittetnng  und  Darstellung  des  Gesamrat-Ergclmisses  aus  den  Einzel-Erscheinungen 
durch  statistische,  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  geordnete  Zusammenstellung^ 
und  durch  eine  Entwickelungsgeschichte  der  Kunst  Thtiringens. 


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VIT 


Vorrede. 


VII 


Je  deutlicher  und  genauer  später  dieses  zusammenfassende  Bild  werden  soll,  um 
so  schärfer  und,  ohne  Seitenwege  zu  nelmieu,  muss  in  den  Heften  jede  Einzel-Erschei- 
nung verfolgt  und  für  sich  klar  gestellt  werden.  Häufig  wiitl  in  ähnlichen  Werken 
einer  ungeduldigen  Lesewelt  zu  Liel)c  schon  in  den  Kinzel-Besprechungen  allgemeine 
Kunstgeschichte  zu  gehen  versucht,  und  so  entstehen  oft  ül)erflüssige  Zusätze,  Wieder- 
holungen oder  auch  Annahmen,  die  sich  nachher  nicht  bewähren.  Das  ist  schädlich 
und  gefährlich;  schlicht  und  nur  aus  sich  heraus  sind  die  Bauten,  die  grösseren 
und  kleineren  Kunstwerke  zu  erklären  und  zu  würdigen. 

Dieselben  Grundsätze,  welche  uns  beschränken,  um  unsere  Veröffentlichungen 
desto  nutzbringender  zu  machen,  haben  auch  dahin  geführt,  den  Text  möglichst 
systematisch,  nach  festem  Gefüge  anzuordnen.  Stets  ist  dieselbe  Reihenfolge  beilw- 
halten,  an  gleicher  Stelle  kann  der  Leser  überall  das  finden,  was  er  sucht,  denn  das 
Werk  soll  im  wahren  Sinne  ein  Nachschlagebuch  sein. 

Eine.\tAngabe  der  nach  mannigfachen  Erfahrungen  als  die  beste  anerkannten 
Reihenfolge  dürfte  vielleicht  erwünscht  sein. 

In  jedem  Amtsgeriohtfibezirk  folgen  die  einzelnen  Ortschaften  nach  alphabetischer  Anordnung. 

Die  Orte  stehen  jedesmal,  und  zwar,  wenn  mehrere  Orte  zu  einer  Gemeinde  gehören, 
mit  Angabe  des  Hauptortes,  unter  dem  Amtsgeriohtsbezirk,  zu  welchem  sie  gehören. 

Innerhalb  des  Ortes  sind  zuerst  die  Eirohen  und  möster  angefahrt.  Bei  der  Be- 
Bchreibung  der  Kirchen,  wie  bei  den  in  ihnen  enthaltenen  Gegenständen,  ist  der  Uebersicht* 
lichkeit  wegen  jedesmal  vom  Osten  (bezw.  dem  Chor)  ausgegangen,  ebenso  erst  das  Innere, 
dann  das  Aeussere  behandelt  Ferner  ist  stets  f.u  Anfang  die  Gesammt- Anordnung ,  Ent- 
stehungszeit und  Stilrichtung  angegeben;  dann  die  Einzelbeschreibnng ;  zxdetzt  Material 
und  Maaese  und  die  bezügliche  Literatur.  Demnach  gestaltet  sich  das  Verzeichniss 
folgendermaassen : 

Eirohe,  Gesammtgnmdriss  und  Bauzeiten,  bezw.  Wiederherstellungen. 

Einzelbeschreibung  des  Innern:  Krypta;  —  Chor;  —  Querhaus;  —  Langhaus  mit 
festen  Emporen;  —  Thurm  - Erdgeschoss.  —  Beschreibung  des  Aeusseren  in  derselben 
Reihenfolge.  —  Einzelausbildung  der  Fenster  und  EingangsthQren.  —  Thurm-Obergeachosse. 
—  Material.  —  Literatur. 

Für  die  innere  Ausstattung  geht  der  Weg  von  dem  Mobiliar  und  den  im  festen  Zn- 
sammenhang mit  dem  Bau  befindlichen,  bezw.  dem  Nutzen  dienenden  Gegenständen  zu  den 
beweglicheren,  in  loserem  Zusammenhang  mit  dem  Bau  stehenden  Uber;  innerhalb  der 
gleichen  Art  von  Denkmälern  wieder  von  Innen,  wieder  vom  Chor  beginnend;  bei  jedem 
einzelnen  Gegenstand  findet  sich  am  Anfang  das  Geschichtliche,  am  Schluss  das  Technische. 

Saoramentsohreine,  (Tabernakel)  wenn  in  der  Wand  befindlich,  oder  Sacra- 
mentsh&uachen,  wenn  auf  eigener  Unterstützung  stehend.  (Blosse  Nischen  für  G©- 
rftthe  oder  für  Heiligenfiguren'  werden  beim  Bau  selbst  genannt). 

Emporen,  welche  nicht  organisch  zum  Bau  selbst  gehören. 

Orgel 

Klrohstflhle,  Bänke  und  derartige  Möbel,  Schränke,  Stühle,  Lese- 
pulte, Nummernbrotter. 


VIII  Vorrede.  Vm 


TaufeteiD.   Tanfgestell,  wenn  von  Hols. 
Kautel;  oft  zusammen  mit  dem 
Altftr  CKhm). 

AlUrvork  (Altmnteta»  AllMMliniB).  Ctonaiiii^iMidniig;--llgailidMl!lk8ae;  — 

Fi  garen  (Beste  von  ehenallgeii  Altlnn,  Oelbflif,  grtMtn  Qnttün,  tUttm,  htU. 
Grab,  Eeiligeostataen  etc.). 

Grrabffläler  (grössere)  and  Grabsteine  (Platten),  welche  sich  im  Innern  der 
Cndie  befinden;  mit  Figuren;  mit  Wappen  und  Insohrifteo.  Sftrge. 

Qedenktafeln  (Epitaphien,  nur  mm  GedftohtDiaa,  nieht  notbwendig  an  Aer  B«gilb> 
■iwlellt  watgMi)  ia  FluUk  md  UümL 

Wftp]p«A;  —  Ahneiif ohilder  «Ift.  —  Insekriftttfeln,  wiloht  «tun  kem- 
am  W«ft  iMUn. 

Gitter  and  Besohlig«  an  Thllrw  und  Fmrtto. 

Wetterfahnen. 

Eirohenkasten  mit  Beschlägen. 

Prooessionskreuie.  ProoeBsionBlenohter. 

Omolfize  uul  Zr«iiit  ^eUmn  wat  dm  ilte)  «lo. 

Altftrlenftktar.  Kr*mUit«kttr.  Wftndleiiekter.  Btsadleiiekter. 

Tavfkanne.  —  Taufschale. 

Weinbehfilter  (Weiiiilaeche).  —  Weinkanne  (AbendBahlakuuw). 

Kelch,  eingctheilt  in  Fuss,  Schaft  mit  Knauf,  Kopp«. 
Fatene  (Abendmahkteller).  —  EelohlöffeL 

H«iti«Bkllokie  (ObtaftaiidoM). 

BlnmettTftteii.  —  KlingelbenteL  —  S«ftd«kr. 

Medaillen,  Sokmnek,  Andenken  nnd  andere  inderBfdw  Mfbvmlttle  G«gM> 
■ttnde,  die  nicht  in  eine  der  vorherigen  Abtheilungen  gehSni. 
Decken  fflr  Taufstein,  Kamel,  Altar,  Kelek  etc. 
Gew&nder. 

MftlertitB  an  Wtadm»  QmvdlMii  mid  IhigonB. 
eiaikilder. 

Tafelbilder  in  Leimfarbe,  Tempera,  Oel  (null  Auulixne  der  bei  Kirohstahlen, 
Kanzel,  Altarweik  od«r  Gedenktafeln  beeser  im  7iin>miiMiBli«iif  mit  dieaen  sn  behaBdelndcn 
Malereien). 

Zeiobnnngen,  seltnere  Stieb«  ete. 

B lieher  mtt  beeonden  enrthneuwertken  Abbildimgen  oder  Terdertan  Deahda. 
Gleeken,  aaeh  CMne  geordnet 

KkMterlMuilialikeitm  an  der  Siehe ;  Xkmiagaavt  FAurrtums,  Kbohlkof  seiner 
baalloben  Gestaltung  nach;  KirohhoflLapelle. 

Darin  befindliobe  Figuren,  Stationen,  Grabmäler,  GrabsteiB«;  Grab' 
krens«  eto.  verdau  Jedeamal  bei  dem  sugebttrigen  Bau  genannt 


Dann  folgen  die  Öffentlichen,  nicht  IdrohliobeD  Oebftnde  im  Ort,  nach  dem  Alpha'bete 
geordnet,  t.  6.  Bergamt,  Bathhaus,  Schloss.  Erst  Bauzeiten  ond  Baubesohreibang,  dann 
bemerkenswerther  Inhalt  mit  jedesmaliger  Angabe  des  augenblickliohen  Aufbewahrungs- 
ortes der  Gegenstände.  Hier  ist  die  Beihenfolge,  wie  vorher  beibehalten  (MObel,  grössere 
Geräthe,  plastische  Werke,  kleinere  Gegenstände  aus  Stein,  Holz,  Thon,  Elfenbein  o.  dergL, 
Metall,  Glas,  textile  Arbeiten,  Malereien,  Illustrationen),  oder  wenn  es  der  besondere  Fall 
erfordert,  eine  AuMhlung  nach  der  Beihenfolge  der  Bäume. 

Wohnhäuser  aus  Stein,  ans  Holz.  Diese  sind,  jeder  Orts-Eigenthflmliohkeit  entsprechend, 
nach  den  alphabetigch  folgenden  Namen  der  Besitzer,  nach  den  Strassen  oder  nach  Bauzeiten 
geordnet.  —  Innerhalb  des  Hauses  bemerkenswerthe  Ansstattong,  H9bel,  Geräthe  etc. 

Portale,  Belieft,  Figuren,  Eiaenarbeiten  und  andere  ältere,  wichtige  Einzelheiten 
an  sonst  iminteressanten  oder  modernen  Bauten. 

Sinseldenkmäler,  nach  dem  Alphabet  geordnet,  z.  B.  Brücken,  Bronnen,  Denk- 
mäler (Bildsäulen),  Kreuie  innerhalb  des  Ortea 

Sammliingen ,  auch  einzelne  Geräthe,  Bilder  etc.,  mit  Angabe  des  Besitzers, 
insofern  sie  nicht  bei  den  Gebäuden,  wo  sie  bewahrt  werden,  genannt  werden,  also,  wo  die 
Baulichkeiten  selbst  keine  Bedeutung  für  das  vorliegende  Verzeiohniss  haben. 

Ortebeftstignng ,  Mauern,  Thore.  ThorthQrme  und  blosse  MauerthOrme  sind 
unterschieden. 

Borgen  und  Ruinen  ausserhalb  des  Ortes  mit  Angabe  der  darin  noch  vorhandenen 
Denkmäler. 
Warten. 

Kapellen,  Heiligenhäusohen,  EirohhSfe,  welche  sich  entfernt  vom  Orte  vorfinden. 
Kreuzateine,  Wegedenkmäler,  Grabbügel  eta 

Von  Abkürzungen  und  Zeichen  sind  nur  die  bekanntesten  gewählt.  Die 
eckige  Klammer  ist  fQr  Bauten  und  Gegenstände  aufgespart,  welche  nicht  mehr  am 
Orte  vorhanden,  aber  der  Erwähnung  wertb  gefunden  sind. 

Dem  VerständDiss  eines  Theiles  der  Leser  bin  ich  schuldig,  die  ungefähren 
Zeiten  anzugeben,  ionerhalb  deren  in  Deutschland  bezw.  Thüringen  die  verschie- 
deneu  Stilrichtungen  nacheinander  ihren  Weg  nahmen. 

Romanismus       von  etwa  1000 — 1200 

Uebergangsstil         „  1180—1250 

Gothik  „  1200—1540 

Renaissance  „       1600—1600  (z.  TU.  bis  1700) 

Barock  „  1560—1725 

Zopf  „       1700  (bzw.  1750)  bis  1800 

Roccoco  „  1725—1760 

Neuclassicismus  „  1800—1840. 
üeber  diese  Bezeichnungen  und  Zeitbestimmungen  gehen  die  Ansichten  der 
Kunstforscher  bedeutend  auseinander.  Die  Erörterung  der  Gründe  und  mancherlei 
Studien,  welche  mich  zu  den  angegebenen  Zahlen  und  Ergebnissen  leiteten,  würde  daher 
hier  zu  weit  führen,  ebenso  die  Angabc  der  charakteristischen  Kennzeichen,  welche 
freilich  bei  den  Stilen  der  letzten  drei  Jahrhunderte  oft  genug  misskannt  werden. 


i^co  Ly  Google 


Yomde. 


X 


D«B  Tai  bagUtoD  Abbildungeii,  theih  ZinMiorttitwmgan»  (iieflt  liehtdiiiek». 
8m  «nd  Ml  dar  grOsanen  Menge  der  fifr  dw  AnhiT  mgHwnwuiltea  BdattUnni 

aasgewftUt  worden.  Um  aber  den  eiodriDglicber  stadirendea  Leser  auch  mt  die 
Schätze  des  Archivs  zu  vcnvcisp.n .  sind  die  dort  vorhandenen,  nicht  im  Druckwerke 
veröffentlichten  Zeichnunt^eu  und  Pliotograpliiet'ii  durch  ein  (A)  im  Text  angezeigt. 
(Bei  den  Grundrissen  ist  möglichst  der  leider  nicht  in  allen  Werken  befolgte  Grundsatz 
fertgebaltoi,  die  Noidaeite  oben  anmieliineB.)  Die  AbbOdongen  eoOen  der  Hauplndie 
nach  das  Verstüidniaa  des  Textee  eridchtem,  doch  hat  bei  der  Auswahl  auch  die 
Rücksicht  gewaltet,  w^enn  auch  in  tx  schränktem  Maasse ,  AuregimgeB  und  Toibilder 
fiOr  die  heutige  Kunst,  besonders  fOr  das  Kunstgewerbe,  zu  geben. 

Der  Beginn  der  Reisen  in  Thüringen  erfolfrte  1884.  Herr  Profes^^or  K  lo]) fleisch 
in  Jena,  dem  das  ^'erdienst  gebührt,  schnii  vor  2;')  Jahren  Anregung  zu  iihuniia.ssigcr 
Erforschung  der  heimischen  Kunstdenkmälcr  gegeben  zu  haben,  übernahm  die  Leitung 
des  üntenidmieiis.  Nacii  swei  Jahren  swang  ihn  Enaldwit  zam  Bfldrtritt,  und  ao 
winde  ich  as  aeine  Steile  bwiifiBn.  Auaer  tigener,  die  Lücken  in  der  Bereiaong 
ansfldlaader  Beaicihtigiings-Thätigkeit  fiel  mir  die  Ao^abe  m,  des  Vorgängers  zer* 
streute  Reisenotizen ,  welche  er  in  bedeutender  Menge  gesammelt  hatte,  aber  nicht 
mehr  l)earbeiten  konnte,  zu  l)earbeiten  und  unter  Benutzung  der  angefertipton  Üei.se- 
skizzen  druckfertig  zu  machen.  Dies  rauss  hier  erwähnt  werden.  Denn  dadurch 
war  manche  Ungleichheit  gerade  filr  die  ersten  erscheinenden  Hefte  (die  Amtsgericfcte- 
bedrke  Jena,  Allstedt,  EiaeDberg,  Bod«,  KaUa,  Frankadmiaen,  Sehlotlieim  und  Gam- 
bmg)  nnTermeidlidi,  welche  bei  dsa  apiteren  VerOlbntlidiinigmi  finrtfallen  wird. 

Schon  stand  eine  im  Yerhältnise  stattliche  Anzahl  von  wissenschaftlichen  und 
künstlerischen  Mitarbeitern  dem  jungen  Unternehmen  dauernd  oder  vorübergehend 
zur  Seite,  deren  Hingabe  bereits  rühmend  erwähnt  wenlen  darf.  Dazu  tritt  die 
Schaar  jener  stillen  Mitarbeiter,  welche  durch  Winke,  Rathschläge  oder  Mittheilungen 
in  dankenswertheeter  Wdae  das  Unteraehmoi  IDiderten.  Dne  Zahl  wichst  in  dem 
Ifaasae,  wie  Zwe<±  nnd  Bedentnng  unaerer  Arbdten  bekannter  woden^  und  gerade 
diese  Theflnahme  trägt  vnd  hebt  das  geplante  Werk.  — 

Zum  Schluss  sei  ein  Blick  auf  das  gesaramte  Unternehmen  und  auf  die  kunst- 
geschichtliche Ucbersicht  am  Platze,  welche  ich  nach  Beendigung  des  Druckwerks 
zu  gel>en  beiibsichtige.  Gerade  in  den  thüringischen  Landen  ist  die  Arbeit  der  Denk- 
mäler-Aufzeichnung eine  besonder  mühsame  und  eine  besonders  dankbare.  Das 
Gebiet,  wenn  auch  ans  Ueineien  Staaten  bertctoid,  iat  im  Gänsen  dne  nicht 
zu  uBterschätzende  Ländennasse.  Es  umiasst  an  12  900  Quadratkilometer  (das  König- 
reich Sachsen,  um  einen  Vergleich  mit  einem  abgerundeteren  Lande  heranzuziehen, 
hat  IniW  Quadratkilometer)  und  beinahe  3000  Ortschaften,  welche  in  69  Amts- 
gerichtsbezirken Uegen.  Das  Land  und  seine  Btizirke  sind  auf  <las  rnregelmässicr.ste 
vertheilt;  vielfach  finden  wir  Enclaven  und  Exclaven,  so  dass  oft  die  zubummeu 
an  einem  Bezirk  gehörenden  Orte  weit  yon  einander  liegen.  Innerhalb  des  Landes 
«ft  der  gvflaate  Vechael  an  Sprache,  Sitte  and  Kunst  in  schneller  Reihenfolge  der 
Gegenden  und  anderenelta  wieder  wandelbar  Zusammengehöriges  an  weit  von  ein- 


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XI 


XI 


ander  gelegenen  Orten  und  zum  Trotz  der  politischen  Eiiithuüung.  Uuraas  ergiebt 
sich  die  Voiridit,  mit  weldmr  dem  Ywhnif  der  thflringiachen  Kmistgeecbidite  nach- 
gegMignii  Herden  mnae.  Bmoso  Tenridtelt,  vie  andereraeits  interesBunt  ist  die 
geacUditliche  und  kunstgeschichtlichc  Erforschung.  Was  die  germanischen  Urein- 
wohner und  die  fränkischon  und  slavischen  AnsicMiler  geleistet,  ist  zunächst  zu  unter- 
scheiden. Verschieden  g(!nug  ist  (iann  die  Kunstanschauuiig  im  Mitt^-lalter  uiiti;r 
den  nördlichen,  östlichen  und  westlichen  Theilen.  Gerade  aber,  inwieweit  etwa 
Bichfiiseh  •  thflringische ,  oeterlladiache,  frftakische  oder  vogtUadieehe  Ctdtnr  und 
Knnstflbang  Gleielurligee  nnd  Alnieidiendes  liatten,  bis  m  wekshem  HaMse  de  auf 
einander  einwirkten,  wie  andererseits  Einflösse  von  aussen  aus  weiter  Feme  her  in 
oft  üheniiscliender  Wi-isc  auf  unseren  Ocbinten  sich  geltend  machten ,  auch  das 
wird  zu  Rchildeni  sein.  Zu  erkennen  schliesslich ,  was  den  Landen  die  Uerrscher 
und  Fürstenhäuser  waren,  unter  welchen  die  Staaten  in  mannigfaltigstem  Wechsel 
enroriNB  nnd  wieder  TortasMiht,  vereint  nnd  zersplittert  wurden,  welche  Falle  von 
Stoff  bietet  sieh  hier  nicht  darf 

So  wird  sich  hoffentlich  das  geplante  UDtemehmen  als  ein  tOditiges  Glied  ein- 
oidnoi  in  die  Kette  ähnlicher  Unternehmen;  die  Glieder  alle  zusammen  aber  mögen 
ein  kräftiges  Band  mehr  bilden,  das  ganze  theure  Vaterland  zusammenzuscliliessen. 
Ans  der  Erkenntniss  der  Verschiedenartigkeit  und  der  Vielseitigkeit  der  deutschen 
Stimme  und  Landschaften  erwflehst  auch  das  Gefühl  der  Zusammengehörigkeit  und 
die  Fnode  am  gemeinsamen  Vateriand. 

P.  Lehfeldt. 


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Inhaltsverzeiehniss. 


Die  OrtschAftoD,  w«lche  H«rr  Professor  Dr.  KLorPLEiHCH  allein  betacht  hat,  »tnd  indem  iDhalUverseichniM 
mit  (Kl.)  beieiehnet ;  die  anderen  Orte  «ind  tticib  vuu  wir  «Hein,  theils  von  Herrn  Profeuor  Dr.  Ki^ppleibcr 
und  von  mir  besuclit.  Die  ^eschichtlicben  Nachweise  »ind  zum  Thei]  von  Herrn  Da.  LoKEH«  in  SHllgl>r^l»ll^«n 
und  der  ArcbiT-Verwaltung  in  Weimer  (Herrn  Oberarchivar  Dr.  BoBKBAaDT  and  Herrn  Du.  lliizacHU) 
bdmlKllat  ui  wir  nr  Tiiflgaug  fcutelit  worden.   Den  Artikel  flbv  dlt  IfiMlmglhuwB  bat  Bmrt 

Dr.  Louu  «Umb  b«urb«itat 


Einleitung  und  geechichtlichu  Uebersioht 


dee  AmtsgeriobtsbenikB   i 

Altengönna  (Kl.)   S 

Xinba   S 

iJUMrilMk   4 

SlMb»  .  4 

Boffbot«   • 

Bsnliiiti  (Kl.)   9 

Kirch»   » 

Bvdtt   it 

BlNh*   » 

Bnrgel-  Stedt  <KL)   1« 

Kirch«   14 

Kinihof   ir 

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BaihhMa   it 

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BOrgelin.  Mkt  IMMtairi  Mf 

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Seite 

Camsdorf  er  Briloke,  aielM  M  Jw»    .  .  .16« 


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Kirch«  14 

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H«rdBdi«a  (altes)  Sebloti  U.  MI 

Mitilar««  (UaiD««)  Schloa«  ....  tl.  MI 
SOdlUsbat  (Stohnuuin'MlM»}  »Mna    .    U.  MS 

ai^pd  la  PriratbadU  40 

fltMiMhttigniig  40 

DcnlHf  (KL)  40 

Kirch«  40 

WoluMiiMr  4t 


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XIV 


Inlialtsvemicliniss. 


XIV 


Dothen  (Kl.)       .  . 

Kirch«  

Frauenprieasnit«  (Kl.) 

Kirche  

DomIn«ng«btad« 


Puchsthurm,  »ieh«  H»n»bergbtirg«n  .... 

Glelesb«rg,  BargmlD«,  tlth«  KaniUbnrg  bei 

Golmsdorf  


41 

41 

.  4S 
43 
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QOeohwitx 

Kirche  . 
Kirchhof 


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Kirche   •  fii 

PriT»tb««iU  und  Edeliits  M 


QolmBdorf  (KL)  .  .  ■  ■ 

Kirche  

Kirchhof  

Beeiti  du  Oem^nd*  . 

Wohnhiaser  und  [Thor] 
Kaniuburg     .    .    .  ■ 


GnitBohen  (Ki  ) 

Kirche  .  ■  ■ 
Kirchhof  .  . 
PriretboüU  . 


Greifberg,  «lehe  H»o»b«rgborfen 

(jhrosslobiobaa  (K1.)  .... 


ftfi 


G^oBBBchwahhaTuen  ........ 

Kirche  

[BargfaMu]  ond  PrlTStbeilU   &t 

HaoBbergburgea   m.  14« 

  ZI 

  11 

  U 


Hinohrods 

Kirche  . 
WobnhMi 

Hohlstedt 

Kbche  . 
Wohabau 


  U 

  lA 

  I* 

Jena   ^ 

L  Kirchliche  Bau-  und  Kunstdenkmiler  i? 

Studtkircht  oder  Haupt-,  MicheeU-,  Kloeter-, 

Pfkrr-,  EngeU-Kirche  IL  «** 

B«.   ^ 

KunttdeokmUer   ^ 

CoUegien-Kirche  oder  Dominicaner- ,  Penliner-, 

üniver»iUlt»-Klrche   ^ 

Be«                                                .  m 

KanatdenkmUer   ^ 


HA 


Heilice-Kreai-Kepelle  oder  CanneHUr-KIrche  IIA 

[WltoUuskepellel  

(Merien-Mtgd&lenenkepelle]  

SpiUlkirche  oder  Jacobskapelle 

Gemuon-Kirehe  oder  GotU»»cker-,  Johaan- 

Oeorgt-Kircbe  ^ 

—  -  111 

US 


KAtholieche  Kirche  oder  JobMule-Klrehe 

Kirchhof  


U.  Ifichtkirchliche  Bau-  ond  Kunstdenk- 
müer  ^ 


Oeffentliche  Gebäude  und  deren  Kunst- 
denkmäler  

QTinnulam)    Luide»-Irrenanstalt{  Ob«r- 

iMidesgerieht  

Belbhaos  

Bau  

Kanstdenkmller  

8chloM  .  

Ben  

ArcbSologisehee  Moeeum  

GermeniMbee  MoMam  

UnireniOtobibliothek   

Qemilde  

Druckwerk  and  HudtchrifUn 


ISA 


Wohnh&user  

Wohnhtnser  der  Zeit  von  dem  Ifi.  bis  am 

die  Mitte  de«  11-  Jehrhoadertt    .    .  • 

Aichunt  

Burgkelier  

OberpCarrei  

Gasthof  nr  Bose  

Gasthof  «ar  Sonne  

Weigel'scbee  Haus  

Weimar'scbes  Haus  (Ee^eronK)    .    •  • 

Portale  

Wohnbloser  der  Zelt  um  die  Mitte  dee  iL 
bis  tu  der  des       Jahrhunderts  .    ■  ■ 

KalbiU'scbes  Haus  

Bachiteio'sches  Bans  

Trebiu'sches  Haus  

Andere  Häuser  

Fachwerkbauten   •  . 

Einaelheiten  an  Wohnhinsem   .    .    .  . 


Metallarbeiten 
Figur  der  Maria 
Bracken  .  . 
Brunnen  .   .  .  ■ 
Denkmftler  .  . 
Stadtbefestigung 


LH 

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XV 


XV 


Jenalöbnitz  (Ki.)   .  iss 

Kirche  '.    .  168 

WobohMM   159 

J«naprieimili  (EL)  ,  ,  ,  ,  u» 

Kirch«   Ii* 

  ICO 

  160 

[SeUon]  and  [Wa»tuug  Bchlottwda]     .    .  1(0 

Elrcbberf?,  siehe  Htwbwgbargra    .    .     70.  243 

XkiolObiohaa  (KL)   im 

Brdta  .   .  .'   liO 

Wobnhiaser  ......ISO 

[EUenburg]   160 

KleinaeliwAbliaiuan   i6i 

  i«i 

  i«i 

KkatnbOKgd,  Mb»  Tbühttttü    .  .  .  .  Mf 

XOtBoban   lei 

Kirche   IM 

iinppeadorf   IM 

Klnbt   IM 

Koniti   168 

Xiidw   IM 

  IM 

ff  mmam  um  «w^rfotf  •    •    •    «  VI 

  IM 

Kirche   1«« 

SchloM   167 

Leatra   .  168 

XlNb*   166 

fljitm   168 

IMMtb   ITO 

LoMa  (Kl.)   170 

Kirche   170 

B^Aifit^iiy.   ne 

SeUMt   m 

WohulMU   ITB 

(XiObdaburg,  gehört  za  Drtckendorf|  AMibftr.* 
Bei.  Rods  in  S.-Ältenbarg) 

LObersohats  (KL)    .  .  .  .  ^   i78 

KMs   178 

MOkto   180 

LOModt.   IM 

  uo 

  IM 


LQlnnds  ..<,.   'lu 

Kirche  .    .  \                                        .  184 

WohnhAH   18& 

  H$ 

  Itt 

KlnUiof   187 

Ufthle   Iii 

Mertandoxf  (KL)   is? 

  rtT 

  IM 

Hflnohenrodft .                       .  .  .  i88 

XinlM   188 

MfilbNita   IM 

Vorwwk  ITwifllnit                           *   .  m 

ÜTciUlBdorf  (KL)   18t 

Kirch«   188 

Neikswtti   ifi 

Kirch«   191 

RioggrUber   192 

KeaangSnaa  (KL)   i88 

Klnha   in 

WobnbituMr   lOS 

PliTMtb«8iU   IM 

  IM 

  IM 

  IM 

MBdwA»   MO 

Poppendoif  OD*)   IM 

Kirch«   194 

Porstendorf,  sieh«  bei  M«aengSnna  ....  193 

Poxdorf  (KJ.)   196 

KInke   185 

Han»kirche  [WQstang  HaoMo]      ....  198 

Beiuderode,  lieh«  Htatknatvi»  ...  *  .  189 

Bodijput  (KL)   186 

Einte   IM 

IMHgM   196 

Kirch«   186 

Bothenstoin   18« 

Kirch«   196 

KirehhoT   19» 

HofthOT   199 

Sotha   199 

Bnte   IM 

IPE8»6im  


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XVI 


InhaltgTeneichai^ 


XVI 


ABO 

.  .  9oa 

S05.  10« 

S08 

Kammergnt  (KlosUrgMnite)    .  4  . 

.    .  SIT 

PrivaUiwit«  (Kl.)  

.     .  217 

ThalBtein,  siehe  b«l  Wmügßalmit  .  . 

ISS.  m 

WdM   tit 

Wohnhau   >!• 

Bargrnin«   tl* 

W0nlg«A]ana   tlt 

Kirche  «   tlt 

Urabhof   tlt 

Tfcilrtiln  tlt.  tu 

WMiiiiffn.)   tlt 

Kirche   ««8 

Pr{7»tb«sits   2S8 

Wnidbeig,  siah«  HMubwfbnrgtti   ....  ft 

Winitrift   ttt 

Kirche      ..>.   tlt 

WSllniii^  sWm  TMmwUUttM   tlt 

Ziegenhain   m 

Kirche    SM 

Zwätzen   SM 

KMh«   ttt 

Comtharet   IAO 

PriTklbMiU   S41 


Der  Amtsgerichtsbezirk  Jena. 


ic  früheste  Oeschichtc  des  AintsscrichtslK'zirlvs  Jona  knüpft  sich  an  die 
(iuschiuku  ilcr  Stadt  Jena  und  ihrur  Uiuguhung.  Dieselbe  gchöi-te  während 
des  13.  Jahrhunderts  den  Hemm  vmi  Lobdnbui^  und  zwar  schliesslich 
als  gemeinsames  Besitzthum  der  Via  linien,  in  die  sich  gegen  Ende  des 
13.  JalirhunilcrtH  jenes  ( Icsclüedit  sj)altctL'.  l'ifX)  kam  ein  Viertel  dieses  Besitzes  in 
die  Hände  I'riedrichs  des  i'reidigon,  als  er  die  Klisal)etli  von  LolMlaburg-Arnshaugk 
heiratete;  1315  erwarb  dieser  Fürst  durch  Vertrag  von  Biiss«  vun  Lubdaburg-Klster- 
berg  fdn  zweites  Viertel  1881  bradite  Friedrich  der  Enmthafte  durdi  Kauf  von 
Albrecht  und  Johannes  von  Lobdaburg-Leuchtenburg  die  /weite  Hälfte  von  Jena  an  sich. 
1485  wunle  das  Amt  Jena  mit  den  Aemteni  Hur^niu,  W  indberfi,  r.leisslMM'g  vereinigt. 
Bei  der  Theilung  von  1485  kam  es  anläugUcii  an  Albrecht,  wenige  Wochen  darauf  aber 
an  dessen  Siteren  Brodw  Emst.  der  Aufhebung  des  reichen  St-Midiael>Konnen- 
Klosters  zu  Jena  um  1525  kamen  die  bisherigen  Klosterdörfer  Löbstedt,  Cospeda, 
C'htsewitz,  Lützeroda,  Nerkewitz  und  Hainichen  zum  .Icimer  Amt  liiiizii.  welches  sonach 
bis  1547  einen  Theil  des  Kurfürstenthums  Sachsen  bildete.  Als  in  diesem  Jahre  durch 
die  Witteuberger  Capitulation  Johann  Friedrich  der  Grossmüthige  die  Kurwürde  und 
einen  TbeO  seiner  Lande  an  die  albertiniache  Linie  verlor  und  auf  Thtlringen  besdurtnkt 
wurde,  verblieb  das  Amt  Jena  \m  letzterem.  Bei  mehrfachen  spBteren  Tbeilungcn 
unter  den  Xachkommen  Johann  Friedrichs  wurde  Jena  jedesmal  dem  Weimarischen 
Antheil  zugetheilt,  bis  unter  den  Söhnen  \MUieIius  IV.  1072  eine  Theilung  in  der  Weise 
vorgenommen  wurde,  dass  der  jüngste,  Bernhard,  Jena  sls  eigenes  ^rzogthum  erhielt. 
Hit  dessen  Sohn  Johann  \\  ilhebn  starb  IG^K)  die  Linie  aus,  und  Jena  fiel  nun  zum 
Theil  an  die  Hauptlinici  Weimar,  zum  Theil  an  die  durch  einen  andern  Sohn  Wilhelms 
des  IV.  gebildete  Linie  Marksuhl-Ki^enach ,  imd  zwar  an  Wilhelms  Enkel,  Johann 
Georg  II.  Des  letzteren  Bruder  Johann  Wilhelm  hielt  in  Jena  Hof,  bis  er  in  der  Folge 
das  gsiim  Henogthnm  MarksuU'Eäsenach  erbte.  Audi  dieses  erioseh  mit  seinem  Sohn 
Wilhelm  Heinrich  1741  und  mit  dessen  I^and  kan^  das  Amt  Jena  an  die  Hauptlinie 
Weimar  (unter  Emst  An^'ust),  bei  welcher  es  seitdem  gelJiehen  ist.  Die  zum  Amts- 
gerichtsbezirk Jena  gehörigen  vormaligen  Commenden  des  deutscheu  Onlens  /wat/en 
und  Ldiesten  sind  auf  Qmnd  der  Verträge  von  1815  und  1816  dem  Groasberaogthum 


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s 


ALLOKtaim  fimLErruKO. 


Jena.  2 


S.-Wdmar  zugeMen.  Bei  EinfOhrung  der  neuen  Gerichtsordnang  wurde  das  Amt 

Jena  um  11  weitere  Gerichtsbezirke  vcrgrössert.  Vom  1.  Juli  1879  ab  gehören  auch 
Sämmtlithe  Ortschaften  des  bisherigen  Justiziuntes  Bürgel  zum  JemuT  Amtsgericht 
Der  heutige  Anitsgerichtfibe^sirk  grenzt  somit  im  Süden  und  Osten  an  (iubiutätheile 
Too  S.-Alteiibiirg,  im  Nordoetea  an  die  prrassisehe  Provims  SaeliBeii,  im  Norden  an  die 
meiningische  Endave  Camburg,  im  Nordwesten  und  Westen  an  die  AmtsgerichtslMjzirke 
Apohla,  Weinmr,  Rlankenhain.  Er  wird  in  der  Riehtuii;^'  N<»rd-N(»nl-0)>t  von  der  Saale 
in  vielen  Windungen  durchflössen,  deren  Thal  hier  eins  der  malerischesten  in  ganz 
Thflringeii  ist. 


Betreffs  der  besoirieren  und  ortsgeschichtlichen  Erlftuterongen,  die  unsere  Deuk- 
miler-BescIireibaiig  begleiten,  wn  folgendes  Toraaugeeebidtt:  Die  sicherste  Quelle, 

au  der  ein  derartiges  Material  geschnpft  wenlen  muss,  die  Urkunden,  ist  fQr  das 
von  uns  bearbeitete  Gebiet  leider  noch  nicht  so  weit  zuijiintilicli,  das?  sie  in  aus- 
giebiger Weise  hätte  benutzt  werden  können.  Das  Jenaer  Lrkundenbuch  wird 
gegenwärtig  von  bewBlirtw  Hand  erst  zusammengestellt  Der  Redaktemr  desselben, 
Herr  Dr.  Martin  zu  Jena,  der  unsere«  Arbeit  in  dankeuswerthester  Weise  unter- 
stützte, konnte  seine  Manuscrii)te  iioeli  nicht  zur  Verfü^nnig  stellen.  Die  sämmtlichen 
Urkunden  der  Weimarer  Archive  vor  dem  Erscheinen  dieses  Werkes  eigens  zu  durch- 
forschen, wäre  in  Anbetracht  des  von  uns  zu  erreichenden  Zweckes  nicht  geeignet ;  und 
so  ^d  die  angestellten  ortsgeschichtlichen  Forsdiungen  fost  ansschiiesslich  anf  die 
l)ereits  veröffentlichten  Arbeiten  früherer  Spezialhisforiker  angewiesen.  Bei  möglichster 
Vollständigkeit  wurden  alle  derarti^'en,  irgend  zuj^änglicben  Veröffentlichungen  1)0- 
rücksichtigt.  Eine  besondere  reiche  Ausbeute  bot  nach  dieser  Uichtung  hin  diu  Gross- 
herzogUche  Bibliothek  zu  Weimar,  deren  Vorstand  —  Herr  Dr.  KOhler  —  in  liebens- 
würdigster Weise  unseren  NachforBchnngrai  entgegen  kam.  Unter  der  bedeutenden 
Anzahl  der  durcli'^eseheiuMi  Schriften  waren  jedoch  mr  wejnV«' ,  auf  deren  Angaben 
mau  sich  unbedingt  verlassen  kann.  £s  wurde  deshalb  der  Grundsatz  festgehalten, 
nur  das  Nothwendigste  und  sicher  Feststehende  zur  Erläuterung  heranzuziehen.  Daher 
sind  nicht  wenige  Punkte  noch  unzureichend  an^^ehflOt,  manche  Angabe  wird  nach 
dem  Erscheinen  sicherer  TTrkundenbilchcT  iHTichtigt  werden. 

Diejenigen  Werke,  die  nur  einen  Theil  des  Amtsgerielitslx-zirks  Jena  «»der  einzelne 
Orte  desselben  behandeln,  werden  an  den  zugehörigen  Stellen  iuigefühi  t  werden,  liier 
seiffli  die  Bacher  angeführt,  deren  Inhalt  die  Gesammtheit  des  Beziikes  baührt  Es 
werden  dieselben  daher  sp&ter  nur  an  den  Stellen,  wo  es  besonders  nOthig  erscheint, 
wieder  ange&hrt  weiden: 

AoBUK  Bbisr,  Gwgraphus  Jeneiisis  oder  .-ibbildung  der  Jenischrn  (hegend,  Grund  und 
Bodens.  Jem.  1662  «,  2.  Juß,  1673.  —  Asb.  Bbikb,  jdiAenarum  6oiarum,  ein  iietzek»' 
Msdijrw  Mnmt€iipl  mf  4tr  OwbtnUHOiUitkdt  am  Jnm,  dar  mmM  Brntä,  /hm  tuä 
Ihi^^gmi  lalsmMM.  —  G.  BaBonsB,  DuilMir4^kei§em  ra*  F^wttau  tmd  nSrüigtiu 
Geiekiekt»  utd  Slatistik.  1893,  —  Bduueot,  StammUffebi  d»r  Brmutimitekmt  Utltm  dtt 
Hauses  Sachten  Weimar,  ff'eimar  1885.  —  J.  QOmthkr,  Jena  und  die  Cmge^^end,  Jena  1857.  — 
H.  Hxaa,  i)  die  noch  erhallenen  millelalteriicken  Bauiverke  im  weimanschen  Ureise  des 
GnuktrngOvm  If^tkMr-mimmek ,  ZtiUtkr,  dts  Ftrttm  /.  tkarhtg,  6«iekMU»,  Bd,  #7, 


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3  Jttia.  Äuttm&KBA.  S 


der  Umgegend  »,  ff^«lmar  u.  Jena,  ZeiUckr.  da  Ftniiu  f.  tküring.  GeseA.  {1861), 
p.  23  ß.  —  HoBTLKDBK  {f  1640),  ein  Quartband  Manusrript  {vom  Jahre  1633),  die  ein- 
xeliuH  TkeiU  d«$  IHtrttemtkumi  ßf^eimar  Mundeüid,  außewakrl  in  dem  GeA.  Ht^t-  und 
SiMtttrMf  Mm  AFWmt.  —  0.  KMmawa,  dhrfudit  4tt  SnutarMtgtkmM  Saeitm 
fFtimKt-^KtaMtk,  Wwim»  WS,  — >  LMnuaav,  ffrAncAratfiMtr  ^  MMaekat  Lndg, 
1790.  —  H.  Ortloff,  Jena  und  Umgegend,  1864.  —  R.  Rittkh,  Führer  durch  Jena  und 
Umgegend.  Jena  1885.  —  £.  Schmid,  Die  LoMehurg  Ifei  Jena.  Jena  1840 ;  werthvoll  wegen 
dtr  ke^iedrueklen,  för  den  gnnsen  Amt^erieAtahtxirk  wicAUgen  Urkunden.  —  Sobcltss,  Direc- 
tnriam  diphmütktm  «der  «kitMhg»  geordmetn  jtunMgt  m$  täamUMt»  Sttr  dt*  G*$ekiekU 
Obersachjens  wmrkmtiamm  Urkunden,  reichend  bis  122,9.  2  Bde.  ^Ulenburg  1820.  —  ScHunun, 
Landeskunde  von  H'eimar.  —  Z^iltehrifl  des  f'ereins  fitr  thürinf;ische  Geschichte  und  Aller- 
Ikumskunde,  Bd.  1 — 8  und  neue  Folge  1 — 3.  —  J.  C.  Zjuixks,  Aistorisek-topograpAiseAe» 
Tuehütiiek  *M  JShm  tmi  Mämr  Vmgebung.  /mc         —  «mA  OniiR'.  Annnw» 

Krilisehes  Flwteiekwin  dhr  Lmdkartm  und  vwrmekmMten  Inpograpiiiekm  BliUnr  der  «leA«. 
Laudr.  Mri%sen  1818,  interessant,  weit  viele  .fbbildungen  aus  dem  .4mls^erirhtsbrz.  Jena 
darin  aufgezählt  werden.  —  B.  G.  WwNAliT,  f'ersucA  einer  Literatur  der  säcAsiscAen  Ge- 
sekiekte  und  Staatskunde,  Tkeil  I:  LUermtwr  dar  Tapogrupkie.    1790,  p.  604  ff. 


AltßngÖnnfl,  (froher  (lyinm.  (Hnuiii  <r(;nannt)  5^«  km  lumlnordwestl.  von  Jena; 
zuerst  »irkuiHllich  en^älnit  11 als  (It-ni  KIosUt  Ilfusdorf  von  Alb.  v.  Lobiila 
gfscbunkt  (StAaUüirch.  Weimar),  wcitero  Krwähiiuiig  12ü7,  iier  ramilieuiiame  von 
der  Gönna  noch  heute  zahlreich.  Bis  1809  der  Comthuroi  Lehesten  unterstellt,  bis 
1815  unter       stchs.  Obeibohei^  seitdem  so  Seduen-Weiinar  getafirig. 

Kirche,  aus  (hüii  KI.  und  17.  Jahrhund(!i1,  mit  Ikinutzuiig  spiitgothisclier  Thcilc, 
1817  (laut  iiischrifl  au  der  Thurm-Südseite)  reätaurirt.  Der  Chor  ist  gerade  geschlossen, 
an  der  Ostadte  mit  einer  mit  geschweiftem  Giebd  überdeckten  Blende  versebeD,  md 
hat  eitle  Hol/decke,  wie  das  eben  so  breite  Langhaus.  Die  Fenster  (nur  an  der 
Südseite)  sind  jetzt  unref^ebnii.'isifr,  spitzlxtf^if^  und  rechteckifz,  theilweise  etwas  ge- 
glieiiurt.  Aussen  sind  an  der  Südseite  Kupf-Cunsolen  vermauert,  welche  einst  im  luneni 
Gewölbe  trugen  (A).  Die  N(ndfldte  iit  so  hodi  angeschflttet,  dass  ein  zugemauerter 
Rundbogendngaag  Inlb  in  der  Erde  stedct  Ebenda  em  zugemauertes  Fenster.  Die 
Tliüren  der  Westseite  sind  aus  dem  16.  Jahrhundert,  nocli  niittclalterlicli  und  hübsch 
protilirt,  die  untere  spitzbogig,  mit  I''a.ssetten  an  den  Kanten,  die  darüber  zur  i:iii]Mtn' 
führende  ruudbogig  (A).  —  Auf  dem  Chor  ein  Thurm,  eingeschossig,  1  acliwerk,  mit 
SchweifkuppeL 

Tavfstein,  ans  dam  17.  Jahrhundert  [Fnas  lUiU].  Sehall  and  Beeken  ^UadiiMh, 
sehr  gross.  Kalkstein. 

Kanzel,  barock,  auf  f,'e\vun(b'ner  Säule  mit  llalbkuj^el-Verniittelunu'  in  fünf  Seiten 
lies  Achtecks  hübscli  entwickelt  und  geschnit/t.  Der  Sockel  Imt  lickconsulen ,  zum 
Theil  uüt  Kngelsköpfen  verziert,  und  an  den  Flüchen  dazwischen  Rankenwerk.  Delier 
dnem  Gesims  hat  dmr  HaupttheO  an  den  Ecken  gewundene  jimiscbe  Sinlen,  die 

l* 


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4 


Jena.  4 


Fällungen  als  BlendthOren  nüt  Ohren  gedacht.   Das  AlwiBhhmiigritilHr  ist  reich  ge- 
gliedert, mit  Ranken  werk  in  dem  Fries.  Holz  (Ä). 
Altartisch  ron  Stein. 

Altar  werk  spätgothisdL  Der  HanpUhefl  ist  dreiilagelig;  ebenso  der  Sockel 
damnta,  doch  dessen  Mitteltheil  noch  durch  zwei  KlappAOgel  TerscUieeslMur.  Fi- 
guren: Im  Sockel  im  Mittelschrciii  die  kleine  rainiliL'n-rJnippo  dos  zwischen  der 
sitzenden  Maria  und  Amia  stchcmk-ii  und  nsich  einem  von  LetzU'rer  gereichten  Apfel 
laDgenden  Jebu^kiadCd  (duimiler:  ^tif  &p  |>ctiigc  frowe  e.  anna  falpöritt);  im  Uuupt- 
thefl  im  Mittetadireln  Maria  mit  dem  Jesmkind  stehend,  swfaden  Petms  und  PaahiB, 
an  den  Innenseiten  der  FIfigel  links  U.  Nikoluus,  rechts  Martin.  Die  Flgimn  sind 
leidlich  geschnitzt,  am  lu'stm  die  beiden  in  den  Klügeln,  während  die  von  Petnjs  uml 
Paulus  mit  aulialleud  kleinen  Köpfen,  wie  nachgearbeitet  auäseheu.  iSie  sind  übrigens 
recht  gut  «rbalten  mit  Farben  und  y«goldn»g  mid  guldgemostertem  Hintevgnmd, 
sowie  den  recht  hübsch  durchbrochen  geschnitzten  Baldachinen.  —  Qem&lde:  im 
Sockel  :uif  den  Klappthflren  iniieti  die  Iii.  l'arliara  und  Kalliarina,  aussen  Steidiainis 
und  Launnitius,  an  den  Seitriifi  lilern  Mar^arethii  und  A]in|I(»nia,  mit  Ausnahme  der 
beiden  Diakuueu  .sclilcchi  üt>crmalt  (A).  Im  ilaupttücii  an  den  Ausseuseiten  die 
Verkflndigong,  fiudt  te^gaagen. 

Grabstein-Beat  als  Stafe  Tiur  dem  iltar  verwendet;  laaohiift,  hem^  auf  Abd 
Eoinbart  f  1579. 

G  rabstein  im  Laoghaus-Fussboden,  16.  Jahrh.  iün  griechisches  Kreuz  (gemeint 
ist  das  Dentsch-Ordenskreuz),  darflber  eb  halbTerlSschtes  Wappen  und  Insehrüt: . . . 
All  AB  HOUS-FEU)  DOIONVS  IN  mLENBVBO  ORDINIS  OOMMANTATOR  IN 

LEEST  . . . 

Oelgemälde  im  Chor:  Pf.  Job.  Ueiiir.  KInm  ItiS..;  J«h.  Chr.  Ketschau,  um 
1700;  —  Job.  Mich.  EuLscbau  1719;  —  alle  schlecht. 

aioeken.  1)  18S0.  —  8)  1888.  ~  8)  1767  von  J.  Oeorg  a.  J.  OMtfr.  Ulri«h  in 
Apolda,  Hilter  Har.  v.  Berlepsch,  Landf.  u.  StadthalliT  ('.  F.  KrnniMiulz,  II.  T.  Praef.  Hailuv. 
Thuiiag.,  dcMeu  Wappen  auf  dem  Ordenakreuz.  Fries  von  Bocoooo-Muscbela  in  Blattwerk. 


Ammerbach,  km  sndwe-^tl.  von  Jena;  874  ümprodi  (V),  1 2-JO  Amersbnch,  1305 
Amhirbach  ((iünther,  Jena  u.  rniucli,  S  Laut  iTkuiideii  der  Weimarer  Archive 

befand  sich  \  22^  nur  eine  ivapelle  d(»rt,  welciie  zur  Pfarre  LolM  ila  guhürte,  seit  1;>29 
nach  Burgau  i  ingoiifarrt  1294  hatten  die  Herren  von  Lobdaburg-LeuditeBhiiig  dort 
Besttsmigen.  —  Qnt,  mrwtH,  Ankh  mu  H^ttmtr,  —  S.  Sohhim^  Mdtimrg,  Jmm  1840, 
S,  92.  m,  m.  tu— 131, 

KIrehe,  ein&cher  Bau  (A) ;  quadratischer  Chor  von  8,3  m  Seite,  mit  einem  Kreuz- 
gewölbe; Trinmphbogmi  oeanKeh  fladi  mit;  1744  im  Schlnaaatdn;  Langhaus  etwas 

breiter  als  der  Chor,  11,2  m  lang.  Vorhalle  von  Fachwerk.  Auf  dem  Chor  ein 
Thurm  mit  Schwcifkupiiel.  Wetterfahne  mit  l)rachenkoi»f,  Lötz,  Kunsttopo^raphie  I, 
47.  —  liüBs  üi  Ztsthr.  d.  yer.  f.  Thür.  Gesch.  u.  ^it.  111^  155.  —  Aussen  an  der 
Oataeite  dea  Tianghaiiw«  iat  eb  Stein  Yennauert  mit  Bestmi  efaier  romaniadicn 
Bhittraiikeii>Venienmg  (A). 


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5  Jena. 


5 


Kftnsel  eiiifiwhooiiaoleDaitig,  ndits  luidliiilas 

welche  mit  verkröpftem  Gebftlk  vor  einem  hinteren  Pilastcr  vorspringen.  Rechts  mid 
links  über  den  flachbogigen  Sacristcicingängen  sind  grosso  Ifaiucke  Blattomamentc 
angebracht.  —  Der  Schalldeckel  ist  mit  Vorhaugsquastenoniaweut  und  dem  Mono- 
gramm fimst  Angiuts  Teniert;  an  der  Spitie  das  Dralede  der  Dreiialtigkcit,  im 
WoOnn-StrBlilflttkniis.  Holi. 


Altarwerk,  spütgothisch,  ungemein  reich  und  schön,  von  ausgezeichneter  Er- 
haltung der  übrig  gebliebenen  llieile.  Es  war  dreitiügelig,  doch  so,  dass,  wenn  man 
die  SeiteDflUgd  nildappte,  nochmalB  dahinter  Flflgel  sichtbar  vwden.  Der  UitAel- 
Bchrein  hängt  jetzt  dicht  über  dem  Trimnphbogen  (A).  Er  enthält  bemalte  und  mit 
Vergoldungen  versehene  Holz -Figuren,  in  der  Mitte,  wo  er  im  Rochteck  hnhcr 
geführt  ist,  die  Figur  der  gekrönten  Maria,  mit  dem  Ivind  im  Arm  auf  der  Mond- 
sidiel  atdiend.  Neben  dieser  Mitteinisehe  stehen  Jcderseits,  durdi  schlanke  Pfeilerchen 
mit  Baldachinen  getrennt,  drei  Figuren  von  Heiligen,  lüAs  die  gekrOnte  Barbara 
.zwischen  Sebastian  und  Nikohius,  rechts  die  gekrönte  Katharina  Einschen  Apostel 
Jacobus  und  dem  mit  der  Papsttiara  gekrönten  und  eine  Tnwbe  Hltenden  Ur- 
banus. —  Die  inneren  Seitenflügel  hängen  jetzt 
Aber  dem  Mittdsdirein ;  aadi  sie  haben  innen  je 
drei  Figuren.  Im  linken  SeitenHQgel  steht  in  der 
Innenseite  links  Laurentius  zwischen  der  gekrönten 
Margaretha  und  der  mit  Kopituch  bedeckten  Magda- 
lena; im  rediten  FMgel  Dorotbeft  swisdien  Itotinis 
und  Erasmus.  Die  Baldachine  sind  sdir  fän  geeelmitzt, 
der  nahmen  mit  hOlischen  Blumen  gemustert.  Da  das 
Mittelfeld  des  Mittelschreines,  wie  erwähnt,  über  die 
andern  Theile  in  die  Höhe  ragt^  ist,  um  auch  diesen 
Thefl  za  dedianf  an  den  Seitenflügebi  in  den  tasse» 
ren  Edun  eine  entsprechende  Platte  angebracht.  Auf 
dieser  befinden  sich  Gemälde  ^.4J,  Brustbilder,  imd 
zwar  am  linken  Flügel  innen  David  (mit  Spruch- 
bend: Gandete  jnsti  leetos  deoet  coUandatio);  am 
rechten  FUlgel  Jeaaias  (mit  Spruchband:  Letainni  cü 
jhshu  et  m  .  .  .  .  a  omnesque).  Die  Ausscnseiten  der 
bctreflfenden  Flügel  enthalten  wohl  uucli  Malereien, 
Iconnten  aber  nidit  besichtigt  werden,  da  die  Flügel 

zu  fest  an  der  Wand  befestigt  sind.  —  Der  eine  der  ehemaligen  hinteren  Flügel  entJi&It 

ebenfalls  Gemälde  (A);  auf  der  einen  Seite  dieVeikflndigung  mit  den  Schriftbändcm: 
Ave  gracia  etc.  und:  Ave  ancilla  etc.  in  der  üblichen  Auffa.ssung,  aber  farbenprächtig. 
(Der  blondhaarige  Engel,  dessen  braune  Flügel  nach  aussen  zu  dunkler  werden,  trügt 
ein  grttnes  Gewand  Uber  dem  iraissen  ünterUeid,  darüber  dnen  rothen  Mantel.  Maria, 
mit  hellbraunem  Haar  trilgt  ein  blaugrünes  Kleid  tmd  weissen,  rosa  gefütterten  Mantel. 
Die  Wiind  im  Hintergrund  ist  grau,  doch  hinter  Mariens  Gestalt  riiu-  rotho  Tapete.) 
In  der  darüber  befindlichen,  dem  Mittelfeld  des  Altars  entsprechenden  Deckjdatte 
ist  das  Brustbild  des  Erzvaters  Jacob  (Spruchband :  orietur  Stella  ex  Jacob  de  radice 
jesae).  —  Auf  der  andern  Seite  des  Ftflgeb  stdit  der  U.  Georg  den  Diadien  tstend 


Bahmeii  •  Verziarung  vom  AlUrwerk 


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AmtKBBAca 


Jena.  6 


.     ^  .d  by  Google 


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8 


AviinMCB. 


Jena.  8 


(stahlblaue  Rfistung,  f^oldene  Knie-  und  F.lllK>^(!nsc'1nitz('r;  (\vr  Drache  mit  ficUxmi  lieib, 
gi'ünem  Kücken  und  bniuncn  Flügeln),  und  m  ben  iimi  der  hl.  WiIk-tIus  (rothe  Bischofs- 
mütze, graugrüner,  üben  gelb  verzierter  Krummstab).  lu  der  l'latte  darüber  Abraham 
(Spruchband:  Gaudete  juati  in  dlk>).  —  Mar  «fikM*  jüunufßmt»  mrgL  B,  Ihn.»  »tr 

einige  mittelalterliche  Hohhildwerke  in  der  Umgegend  ».  fVeimar  u.  Jena,  Zeitsckr.  d. 
fWeifu  für  thiiring.  Gesch.  u.  ^llerthumtk.  Bd.  IF.  S.  36,  mit  m.  Thl.  andern  Raanek- 
nungen.  —  C.  KBOirru.D,  Lundetk.  II.  f,  253154.  —  Lötz,  Kunsltopograpkie  I,  656. 

Gottoskasten  auf  der  zwuiton  südiichuu 
Smpore.  EinbMua  ron  ISohwhols  3,17  m  lang 
64  om  breit,  71  cm  hoeh. 

Taufschalc,  von:  1755;  ii^e^-chlageoe  Ai^ 
beit  am  Boden,  mit  Mustern  iilterer  ücberliefo- 
ruug,  Weiubliitter  und  Trauben  (A).  Messing. 

Kelch,  spitgotidadi.  Der  Fun  hat  einen 
mit  Kreisen  in  übcrecksteheuden  Vierecken  ver- 
zierten Rund  und  ein  anfgele«,'tes  Crucifix  auf 
eingravirtem  Kreuz  mid  Terrain.  Am  Knauf 
WflxfBidiai  mit:  it>e«u0,  zwischen  gevondenen 
MaaaBirorlrraniemngen;  fiher  dem  Knauf:  ^ilf 
gott,  unter  ihm:  maria.   Silber,  vergoldet. 

HoBtienbfluhso  mit  •ingoschaittMUHn Mal- 
theserkreuz  (^).   Silber,  vergoldet. 
Aliarlenehter»  Ton:  1735,  mit  loidlichon  Verzierungen.  WoinigiuM. 
Sanduhr  in  der  SacriBtei,  down  osanes  Gestell  mit  gothiairendem  Bhittwerk 
verziert  ist 


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9  Jena. 


Amukkbacu.  Bkutnitz. 


9 


Oewandreite  ntt  «Uu  Süba^itaak  (Jy, 

[Messbuch,  nach  Jena  gekommaL  —  Ldmr  Brftunlichf  IfltthdL] 

aiooken  1)  frOhgotUiah: 

imri  u  1  Ti  B 


mit  Belielk  —  8)  Glookengiesserwappea  mit  (links)  Y  und  J.  B.  F.  S.  P.;  (rechts)  W. 
und  &  T.  E.  9.  ChgiMMB  unter  H«onog  milidii  (dMWi  Wivptn  Mbrt  dar  Jahfamhl: 
1688)»  8np«r.  vle.  Ghenittitlii%  Saperint  Hdbnani  und  Puter  WdUoL  ~  8)  1849. 

Anf  dem  Kirchhof: 

Grabttelii  aa  d«r  SodMlto  In  dw  XinUMAnaiMr.  llr  Ifagd.  ffi«hteritt  1784. 

Hofthore,  mit  Inschriftcu  des  18.  Jahrh.  (A). 


BavtaHZ,  18  km  nordAstl.  y.  Jena;  1271  «dU  loent  ukmidL  erwAhnt 

(Sfants  -  .4rek.  ff^eimar ,    fflosf^rurk.    v.   Oberweimar),   1343  (ßMU,  Pincernarum  etc.  i». 

KKiO£aici  /.  Herren  von  Beutnitz  1377  u.  1422  genannt.  —  Ueber  Siegel  siehe 
Stau  in  Thür.  Ztukr.  II,  153. 

Kirche.    Tni  diese  machte  sich  die  von  1402 — 1444  hier  wohnende  Klausnerin 
Klisubetli,  die  Ilse  genannt,  durch  Einsammlunt^  von  Almosen  verdient.    Sit;  licss 
die  Südseite  des  Gotteshauses  eine  Kapelle  anbauen.   1471  kam  die  Kirche  durch  Tapst 
Ftaü  n.  an  das  Kloster  Fbaan  bei  Zeits  («.  Vrbmim  im  SMttftk,  mt  iTcAMr). 

Der  gerade  geschlossene  (^or,  auf  dem  der  Thurm  ruht,  ist  spätgothisch, 
und  hat  ein  Kreuzgewöll)e  auf  RundlM»gen,  sowie  noch  auf  der  Ostseite  drei  sehr 
schlanke,  mit  Höherf&hruug  des  mittleren  angeordnete,  aussen  spitzbogige,  innen 
nmdbogige  Fenster;  auf  der  Sfldsdte  ein  zi^emaumtes  Spitsbc^faiBter.  Der 
Triumphl>o^en  ist  rundbogig  durch  spätere  Aendening.  —  Das  einschiffige  Laagbans 
(unter  welcheni  ein  Begräbnissrauni  der  Herren  v.  Techwitz  u.  A.,  seit  lxr>r>  zuge- 
setzt), ist  Umbau  von  WM'y,  Doch  ist  noch  von  dem  spätgothischen  Bau  Einiges  er- 
halten. So  an  der  SQdwestecke  innen  vor  der  zur  Empore  führeudcu  Treppe  zwei 
Thftren,  die  eine  mit'Flachbogen  geachloeaen  md  oben  ohranartig  ansgernndet,  die 
andere  mit  einon  anf  den  abgerundeten  Ecken  aufsitzendun  Schweiflxigen  geschlossen. 
An  der  Südseite  ist  ein  Portal  (A)  in  den  Gewänden  hflbsch  mit  Kehlungen  und  je 
zwei  eingelegten  UundstHbeu  gegliedert,  welche  im  Untertheil  und  Sockel  gefällig 
verziert  sind,  aber  dann  ohne  Gapiteü  bis  zum  Scbritd  laufen.  Znr  Seite  des  Portales 
sind  Blenden  angebradit,  Knks  dne  schweUbogige,  redits  eine  qae^getheOte.  Vor 


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10 


Bkutvitz. 


Jena.  10 


Innenuislcht  d«r  Kirche  la  Baatnits  nkch  dem  Chor« 


dem  Portal  ist  ein  Vorljau  mit  einfacher  Spitzbogenthür,  in  deren  Giebel  über  einem 
gctiügeltcn  Engelskopf  ein  Spruchband  mit  der  Jahreszahl:  1578.  —  Aussen  an  der 
I^ghaus-SQdseitc  ist  ziemlich  niedrig  ein  nach  dem  Portal  hin  gebrochenes  Dach- 
traufgesinis,  dessen  gothisches  Proiii  sich  am  Dachgesims  wiederholt.  —  Von  dem 


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11  Jena. 


BnmTz. 


11 


N«chb«rliaas  des  Herrn  Ed.  Sieber  fthrt  ein  Gang  in  die  Kirche.  —  P».  Ifonaa, 
Mitlk. 

Tauf  stein,  spätgothisch,  achtockif?,  eigenartig  einfach.  Auf  der  Sockelstufc, 
welche  durch  Viertelkehle  etwas  eingezogen  ist,  ruht  unnuttel1>ar  das  Hecken,  das 
im  Ganzen  ein  knospcnartiges  Profil  hat,  also  oben  ruud  ist,  wahrend  der  Uebergang  zu 
dem  eddgen  Sodnl  dudi  aclit  sdirSg  gesdmittene  FUchen  mmittelt  ist  Stein  (A). 

Kansel  an  die  südliehe  TrimnphbogenTorlage  angddmt,  mit  JahrwMHthl  1618 
and  Steinmetzieiclien:  Eine  toBcaniaehe,  mit  braitgedTfldkter  ftttiBdier  BasiB  ver- 
sehene Säule  trägt  unter  Verniittelung  eines  Kämpferstückes  die  in  fünf  Seiten  des 
Sechsecks  geltildete  Brüstunj;,  welche  unten  und  oben  dmch  kräftig'  ausliidende,  dabei 
gut  protilirtc  Gliudeniog  abgefichlosseu  ist  und  au  den  I'liieheu  durch  zurücktretende, 
(frOlker,  irte  es  scheint,  boMlt  geweeeoe)  Bimdho^nftMar  «nd  darüber  vortretende 
Ideine  Löwenköpfe  belebt  ist.  Stein.  —  Der  Scballdeckel  ist  ans  dem  18.  Jalirhmi- 
dert,  nut  Rankenwerk  in  Laubsfigiearijeit  bekrönt.  Holz. 

AI  rartisch  mit  Weihekrouzon.  1437  wurde  aus  den  von  der  Klausnerin  Ilse 
gesammelten  Almosen,  sowie  aus  Svheukuugto  der  Herren  von  Meldingeu  zu  Lehesten 
ein  der  Dreifaltigkeit  geweDiter  AUar  eniditet  {ßtamutirtk,  mm  fß^täMr). 

ürabsteine,  nnr  mit  InadiilfleB,  in  der  Brebe,  m  1678,  1690,  1714,  1715, 
1716,  17SSi  —  in  te  TeilMll^  ven  168i. 

Gedenktafel  über  dem  Triumphbogen,  fflr  Macbi  Hagin  f  1717,  Gemälde. 
Christus  am  Oellier;,',  im  Dunkel,  in  welches  der  F.njzol  mit  Kreuz  und  Ki  lcli ,  vou 
Glorie  umgeben,  einen  Lichtschimmer  wirft;  rechts  die  schlafenden  Junger,  in»  liint4jr- 
gnmde  Jemsalem  in  dnor  Beiglandscbail,  ans  welcher  Jodas  und  die  Hisdier  kommen. 
Blittelm&ssigc  Arbeit,  der  Mantel  Christi  und  das  Landschaftliche  ganz  giit.  Oel- 
malcrci  auf  Holz.  Der  mit  Schnörkeln  vecäerte  R*hm«n  jgt  mit  Akanthusranlcen 
und  Laul)sträugen  bemalt. 

Boschlag  am  Südportal,  spät- 
gottdseh,  gnt  Eisen. 

Tanfsebale;  1696. 

Kelch:  spätgothisch.  Der  Fuss 

besteht  aus  sechs  TSliittem  mit  Mittel- 
rippen (AJ.  Auf  einem  Feld  ist  auf- 
gelöthet  eine  kleine  Reliefgruppe  der 
hl.  Anna  nnd  Ifaria  mit  den  «Tesos- 
kind  ;  der  Rand  des  Fusscs  hat  eine 
Viei-i)assverzieninf,'.  Der  Knauf  hat 
vertlaute  Maasswerkverzierungen  und 
Bantenwflrfeldien  mit  den  Zdchen: 
IHESI'S;  am  Schaft  unter  dem 
Knauf:  ALVRLV,  Uber  ihm:  IHESUS. 
Silber,  verf,'<ddet. 

Sanduhr. 

üntersetser  von:  1678,  ge« 

tlHiMrt  tUlt  BlBttfllllUA, 


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18 


Buoiu. 


Jena.  12 


Urkunden.    Brief  von  Graf  Ueinr.  Ranss  zu  Plauen  1377,  betr.  GeschoBB 
von  Beutnitz  u.  Golmsdorf.  —  Abla.ssl»ricf  von  14H0  mit  Siegel  des  Bisch,  v.  Maumbttrg. 
M  c  s  8  Ii  u  c  h ,  Mainz  1497,  mit  zierlichem  Verschluss. 
3  Glocken:  1878. 

In  der  Mauer  des  Schulgartens: 

Schlvssstein  (1869  dort  eingemanert;  Twdem  Ober  der  Tbflr  eines  liinter  der 
Kirche  stehenden  Geuieindehaases,  nach  Pf.  Winter  vielleicht  aus  der  fr(ihcr  der 
Kirdio  angebaut  gewesenen  KaiMjlle:  Kluse  stammend),  spat'jdtliiscli,  kieLsförmiK. 
Darin  ein  Mittelkreis  mit  einem  Meuscheoautlitz,  von  sechs  Kreisen  mit  liosetteu 
umgeben. 


Budn,  7  km  stldweetl.  wn  Jena;  in  den  firflhesten  Uriomden  schwer  ni  adieiden 

von  deu  gluichnauiigen  thüring.  Dörfern  I>ci  Ziegenrück  und  im  Krais  Edavtsberga. 
Im  (Ircissif^iiUirigeii  Kriege  wurde  Buclia  und  Unigegend  arg  verwüstet ;  davon  zeugen 
noch  heute  die  in  der  l'Iur  von  Bucha  gelegeneu  Wüstungen:  Wiegelau,  1360  (Wil- 
gelow,  1454  WUgula  u.  1473  Wilgawc  im  Zinsregister  v.  KapeUendaxf  erwähnt), 
Niederb V eh«  o.  Uhrda,  von  denen  heute  noöh  Htaerreste  vecbanden,  sowie 
Irits.  —  Ueber  Siegel  siehe  Sun  i»  TUr,  Zuebr.  II,  W, 

KIrehe  (A),  Der  Osttbeil  besteht  aus  einem  lang  rechteckigoi,  Jetit  gleich  fareiteD 
Baum,  der  alwr  in  seiner  westiiehan  HSUke  als  Ghor,  in  seiner  Milden,  durch  die 
Wand  des  Kanzelbaues  abgetrennt,  als  Sacristei  dient.  Diese  beiden  Räume  sind 
zwar  einheitlich  geworden  durch  ein  (viel  zu  tiefes)  Tonnengewölbe,  in  welches  auf 
der  Südseite  in  Chor  und  Sacristei  je  eine  grosse  hassliche  Stichkappe  für  ein  Fenster 
eingeschnitten  ist.  Doch  ist  anznnehmen,  dasa  dieser  Chor  und  die  Sacristei  von  ver- 
sebiedenen  Bauzeiten  stammen,  wie  denn  auch  nur  auf  der  jetzigen  Sacristei  der 
Tliunn  sitzt.  Die  Annfiliiiie  liegt  nulie,  dass,  wie  öfter  in  der  Gegend,  der  jetzige 
Chor  der  ältere  Tlieil  ist,  der  si)äter  nach  Osten  zu  erweitert  wurde.  Dem  wider- 
spricht freilich,  dass  nicht,  wie  sonst  bei  derartigen  Chorerweiterungen  der  Thurm  auf 
ftem  ilteren  StAek  sieh  erliebt,  sondern  hier  auf  dem  Ostraom.  Ferner  ist  abwei- 
chend, dass,  während  sonst  der  iiltere  Chortheil  der  romanischen  Zeit  angehört  und  die 
Erweitennig  nach  Osten  deutliche  Spuren  fh  r  ( lotliik  an  sich  trägt  (z.  B.  dreiseitigen 
Schluss),  beide  Theile  hier  romanisch  zu  sein  scheinen.  Wenigstens  die  beiden  ver- 
mauerten  Rondbogenfanster  der  Ostseite  (weldie  aussen  von  einer  grotesken  nea- 
gothisdien  Pntzverziemng  umzogen  sind),  scheinen  romanisch,  wie  manche  Tfaeüe  des 
MauergcfÖges  eben  dort.  So  ergicbt  sich  die  Annalinie,  dass  entweder  schon  in  ro- 
manischer Zeit  die  östliche  Erweiterung  des  ("hores  mit  dein  Auiljan  des  Thumies 
hier  erfolgte  (der  dauu  iu  den  letzten  Jahrhunderten  stark  verändert  wurde)  oder  der 
Thnrmanfban  fai  naehmittelalterlicher  Zdt  mit  Bointzung  romanischer  Theile.  Jeden- 
falls ist  auffällig,  dass  das  sehr  starke  spitzbogige  Tonnengewölbe,  wie  eiwähnt,  auch 
im  jetzigen  Chorrhoil  um  seiner  Dicke  willen  unter  den  Tnunipbliogen  bcralireicht.  Dies 
macht  den  Eindruck  des  späteren  Stützens  (Unterfangens),  ol^lcich  jetzt  keine  Last  mehr 
daranf  ruht.  Sichere  Zeugen  dnea  ursprünglichen  romanischen  Baues  sind  eben  dieser 
reehtockig'proiiUrte  Triumphbogen  selbst  und  dn  an  der  SOdseite  des  Lsaghauaes  aussen 


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13  Jona. 


Bdbokl. 


13 


sidiäNures  RandbogenfaiBter.  (Am  romaiiiflelMr,  oder  gotUscher,  jedenfUb  inittdalter- 

licher  Zeit  sind  die  reehteddgen  Blenden  Ionen  au  der  Ost-  und  Südseite  des  Cltores, 
md  die  kreuzförmige  aussen  au  der  Ostseite  des  nördlith  vortretend m  l.uiiKliiiuses). 

Von  spätereu  Umbauten  und  Aeuderungen  int  besunders  bemurkeuswerüi  das 
Nord-Portal  ans  guter  Beiudfltiiiee>Zdt  des  16.  J.  mit  fMMttirleB  Gaieden  der 
Bteinemen  Einfiassimgeii.  Die  Hofasthflr  selbst  mit  ihrem  EiaenbescUag  ist  weit 
später,  laut  Inschrift  in  Kisen  V(tn  1037  (A).  Um  diese  Zeit  des  17.  Jahrh.  und  später 
erfolgten  die  rniänderuugeu,  denen  die  Kirche  ihre  haui)tsiulili(  he  jetzige  (Jestalt 
verdankt.  Es  sind:  Die  mit  einigen  stuckirten  tunraluuungsliuicu  verächeue  IIolz- 
decke  und  die  HoIs^Emporen  des  Lang^ofleB,  die  gnween  Flaehbogenfenster  an  der 
Ost-,  Süd-  und  Westseite  (keines  ist  an  der  Nordsei tc),  das  flachl)ogige  Westportal, 
die  Umgestaltung  des  Nordportals,  auch  die  theilweise  Zerstörung  desselben  und 
Unterbauung  zur  Anbringung  eines  massiven  Kmporenaufganges.  —  Der  'iliunu  tmt 
am  ersten  Obergesehoss  ScblitM;  das  zweite  ist  ?on  Hols  (neu  Tenehiefcrt),  eborao 
die  Scliweif Inippel  mit  Tabemakdanfsatc. 

Lesepult  auf  dem  Altar,  ndt  der  ZaU:  und  etwas  Sdmitierei  und  Ma^^ 
lerei  (A). 

Kanzel,  aus  dem  18.  Jahrb.,  unten  drei  Kundbogenöifnungen,  oben  die  vier- 
eckig Tortreteode  ausgebauchte  BrQstung  und  zu  den  Seiten  Gitter.  Einige  Ver- 
ziemngn.  Heb. 

Grabstein  im  Clior-Fussboden,  17.  Jahrhundert,  InschrifItafBL 
Platte  eines  ehcmaligeu  Altartinc-hoR,  und  Grabstein  mit  verMaehter  lusclirift,  beide 
im  Fussboden  nahe  dem  Nordportal.  Saudstciu. 

2  Grabkreuse  vom  BOrddurf^  in  der  SaerMcL  ESsen. 
Ootleikaaten  In  der  SaariaM,  mit  BSseabeedilag,  ms  1600  <ji). 

Tau  f. schale,  U).  Jahrhundert,  mit  gebuckeltoi  Ottern,  in  der  Mitte  den  be- 
kannten ringsum  hiufeuden  Buchstaben,  und  geschlagenen  Hlättem  am  ILmde.  Messing. 

Kelch,  laut  Tn<ichrift  unter  dem  Seolispassfuss  von  am  runden  Knauf  ge- 

buckelt.  Silber  vergoldet 

Eeleh,  laut  Lisebrift  am  randen  Fase  ven  Anton  Schamard  und  Antnsia  BiesiBg 
1665  gestiftet    Silber,  vergoldet;  beschädigt 

2  HosticnhOcliscn,  18  J.    S.  D.  0.  W.  mit  st'trnckiii'tfn  UlmiK'n.    Silber  vergoldet. 

2  Loutihtor,  mit:  J.  E.  G.  S.  C.  G.  1798  am  vcnüei-teu  drKlHeiUgeu  Fuss.  Zimi. 

8  Vasen,  mit  A.  C.  L.  1798  (J). 

Klingelbeutel,  TSn  1745  mit  venierter  Platte.  Silbor. 

8  Oloeken,  von  1862. 


BOrgel  (Stadt),  12  km  oetnordOsUicb  v.  Jena;  11S8  erwflhnt,  im  Besits  des 

markgräilichen  Paares  Heinrich  und  B<irtha  von  (Heissbem  Ks  kommt  auch  ein  Ritter- 
geschleclit  gleichen  Namens  vor.  12M  waren  <lie  Kimvolmcr  in  Alihüii^''j:keit  vom 
Kloster  Bürgel,  lö;')!)  ist  Bürgel  eine  Sta<lt  mit  Marktgerechtigkeitf  sie  kommt  1040 
in  den  Besitz  des  Herren  v.  Meusclmch,  und  hatte  im  16.  und  besonders  im  17.  Jahrfa. 
unter  grossen  Brinden  m  leiden.  —  Ueber  Siegel  wn  1640  u.  sp.,  siebe  Sbabk  «  Tür. 


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14 


BOboil. 


Jena.  14 


Zeittchr.  II,  134—144  (J).  —  OrhaHhmiuek  dhr  Siait  MUrgtl  kis  1S$1,  ia  BMoMtaig 
besriffan  (Br.  Mmaasn). 

KMe,  vier  Mal  dnich  Feuer  veniditet:  1517,  1641,  1682,  1754,  wird 

gegenwürtiji  iniu^r  (lurchgreifondt  n  Knieuening  unterzogen.  SiKit^'oiliiscli  sind  der  drei- 
seiti^'e  Chorschluss,  die  einfaclit  n  Aussenstrebepfeiler  und  die  der  Miuisswerke  \m- 
raubten  Fenster.  Im  Uebrigcn  ist  der  Bau  im  17.  Jahrhundert  iu  sciocr  jeUdgeu  uücb- 
terom  hlBsHcfaem  Weteae  angestaltet  mmten.  (Oberhalb  des  SAdportab  sind  swei  Tafelii 
mit  Inschriften,  Ton  denen  die  links  sich  auf  den  Neubau  1601  unter  dem  Administrator  . 
Ktnrsachscns  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von  Sachsen  und  ilus^cn  Rnnler  Johann  iHjzieht. 
Die  rechte:  IIAKC  DOMVS  SACRA  DIRO  VOLEMK  FATO  MDCLXXXII  D.  XXI. 
MART.  WLCANO  etc.  bezeichnet  den  lirand  1G82  und  die  Wiederherstellung  unter 
Johann  Wilhelm,  wie  auch  in  dem  Mörtel,  welcher  bei  der  Einsetzung  der  Tafel  ein- 
gestrichen wurde,  sich  die  Zahl  1  l)efindet.  Eine  Inschrift  am  Strebepfeiler  der 
Xordwestecke  meldet,  dass  unter  Pastnr  Ma^ji^tcr  Martin  drei  Pfeiler  vermauert  w(trden 
sind).  Im  Innern  tragen  viel  zu  dicke  überputzte  Holzsäulen  mit  steiuemeu  Sockehi 
und  toecanisehen  Capitenai  das  su  dflnne  Gesims  der  Holadedie.  Einige  HoLuinlai 
stehen  unter  der  Orgelempore,  einen  rundbogigen  Durchgang  MUend,  mit  consolen- 
artig  ab»;enm<lct('n  Ecken  (A). 

ßeinerkenswerth  sind  die  beiden  Portale  an  der  nördlichen  und  südlichen  Laug- 
seite. Das  reiche  Hauptportal  an  der  Sfidaeite  ist  interessant  durch  die  Ver- 
miachnng  froherer  Stilartai  mit  dem  ^trenaiasance-Bau  des  17.  Jahrhunderts. 
Gothisch  ist  der  Si)itzlK)gen  und  seine  Gliederung  mit  Kehlung  und  Ihmdstab,  welche 
dann  unter  dem  Capitcll  wieder  am  Pfeiler  auftretend,  nach  kurzem  Lauf  (etwa  nach 
OjGT)  m,  in  Höhe  von  l,t)i)  ni  ül>er  liem  Erdboden)  der  glatten  Fläche  Platz  macht ;  wahrend 
ein  Zurückgrdfen  auf  romanisdie  Formen  durch  die  viereckige  Umrahmung  des 
Portals  und  den  nahe  den  Ecken  wagerecht  gebrochenen  Giebel  l»ezeichnet  wird. 
Die  Einzelheiten  sind  hü1i<ili  verziert,  leider  lieschiuliirf  :  da^  l'i^nirliche  wiuiLrer 
gelungen.  Die  li'eüercapi teile  und  die  ol)eren  lü;kcons(den  zeigen  die  Kettenglietl- 
Yerzierung.   Eine  Inschrift  der  Zwickelfläche  unter  dem  Architrav  lautet  links: 

HOC  TEMPLV  CIUK)  PiaXUl  VEllBOQ  SACKATVM 
DE  SERVATOmS  NOIONE  NOME^r  HABET; 
rechts:  [In]  Christo  dis  Kirch  Eingeweiht  Ist 
Sein  Wort  dem  Gebet  Salvator  heisst 

Der  IJii-ienscheitel  imd  die  Zwickelfläcben  sind  mit  geflni4«'lteu  Knirelsköpfi'n  ge- 
sehmiickt,  die  Kekeniisoleii  nuten  und  ulierlialli  des  Arebitravs  mit  Männer-  lir/w  Kin- 
derköpfen.   Das  BruütbÜd  (Jbribti  im  Gielielfeld  i&i  steif,  besonders  iu  der  (k  waiidung, 

seine  Nase  verstümmelt  Links  von  seinem  Kopf  einige  SSejebco  N.T.  j^^.  Auf 

der  hier  ge4?ebencn  Alibilduu^  ist  die  wohl  ursprünf?lic]ie  lU;krönung  durch  ein  Crucihx 
gegeben.  In  Wirklichkeit  ist  (in  Folge  der  ungeschickten  Frnt^uerung  nach  s.  S.  IG) 
Ober  der  Giebelspitze  erst  eine  auf  einem  ungeglieilerten  Kragstein  stehende  un- 
gelenke Figur  «ngeschoben,  welche  in  der  Rechten  dn  Winkelnmass  (?)  hält,  die 
Linke  auf  einen  Schild  mit  dem  sftchsischen  Wappoi  stützt.  Darflbcr  (von  anderer 


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t6  BOMkl.  Jcon.  IG 


Stewart)  ein  umgekehrtes 
Coiisf»!  als  liiiMachiii,  auf 
(It'iii  (voll  aiuierer  Steiii- 
lurt)  ein  Crucifix  unter 
dner  Bedadiung.  Diese 

Figur  hat  flhrigen» 
scliltrhtc  Vi-rhaltuisseund 
Ciewauiluiig  und  schräg- 
Stehende  Kreuzanne.  O^o 
den  Seiten  des  Crucifizes 
sind  dir  lu'idcji  ol>en  <T- 
Wiiini  ten  Inschrifttafel  ii 
eingemauert,  die  linke 
vageredit,  die  rechte 
senkrecht  gestellt ;  vor 
ilciii  Brande  und  der  dar- 
auf bezüglichen  Tafel  hatte 
wohl  die  Unke  Tafd  ihren 
PktB  fkber  dem  Crucifix). 

Das  el>enfalls  Rjnt/- 
bogige  Nordportal  hat 
Aber  dem  S^eitd  tauen 
Yon  einer  nri^eran  Udne- 
ren  und  zwei  grösseren  Eckconsolen  unterstfit/lm  Arcliifrav;  auf  dt-niscllten  ist, 
begrenzt  von  zwei  S-fJtnnigen,  in  der  Mitte  krouzurtii,'  auslack'Tidcn  Voliiti'it'-<  linör- 
keln,  eine  Tafel  mit  (.früher  zwei,  jetzt  nur  noch)  eiueni  verslüniuiclten  ijt}^el.->k()iif. 
Aus  den  unterai  VolutensehnOricdn  und  den  fameren  Kreusesannen  geht  dne 
Akanthuäruuke  nach  dem  inneren  Felde;  an  diese  Iliinke  reihen  dch  rundliche 
(it'bilde  von  Früchten  (oder  Wolken?).  ()l)crhalb  des  Architravs  ist  in  einem  (Üebcl- 
feld  ein  Crucifix,  dessen  Kreuzeäurme  hinter  den  oberen  Ausläufer  des  Yoluten- 
flduiMels  durchgesteckt  rind.  Hierllber  folgt  ein  kleinorer  Ardiitrav  mit  dreieckigeiu 
Giebelaufsatz,  in  dessen  Feld  ein  fast  zerstörter  Engciskopf,  za  oberst  ein  Obelisk. 
Der  Gi(>b(;l  macht  in  seinem  jetzigen  beschädigten  Zustande  einen  traurige  Eindruck. 
Beschlag  am  Portal,  gotliisch,  schön.  Eisen. 

Weinkanne  in  Seidelform,  in  reicher  Spätrenaissance,  wohl  bedeutend  früher 
geaibeitetf  als  gestiftet  Unter  dem  Fuss  steht:  Haurieh  Jacob,  Wiget  44  Loth; 
darQber  Wappen  (links  I.V.A.  mit  einem  giiechisdien  Krcu2,  rechts  D.V.II,  mit  einem 
mittleren  Balken  und  als  Ilelnischmuck  einen  amilosen  gekrönten  Mann)  und  Unter- 
schrift: 1630.  Der  wulstfönoige  Fuss,  Cylinder  und  Deckel  sind  gebuckelt.  Am 
Henkel  Belieb,  untereinander:  Eäne  Rosette  mit  FMchten;  bärtiger  Kopf  mit  spitzer 
Kappe;  Nische  mit  nackter  Frauenfigur,  welche  die  Hechte  auf  einen  Säulenstumpf 
legt;  weiblicher  Kopf  mit  Kinntuch;  Xisclic  mit  Fraueiifigur,  wie  vorher;  weiblicher 
Kopf,  wie  vorher.  Am  lleukelansatz  unten  ein  leeres  NN  apiienschild;  auf  tleni  Sclianiier 
oben  die  Statuette  des  hl.  Georg  mit  dem  Drachen.  Der  Deckelkiu»pf  ist  als  Ananas 
auf  vier  adorlich  frei  herausgearbeiteten  BaakensdmOrkefai  gebildet  Prachtstflck  von 
Silber,  veigoldet  (Ä}. 


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17  Jm. 


Bomil. 


17 


WsiakftiiB«  Bit  iriMnaladiBtai  Wollt)  mf  4aB  die  jAhreeiahl  1745.  Ziiu. 
i  KanrntB,  Uiiik  Sbu. 

Kelch,  spitgolliiMli.  Auf  dem  Fuss,  dessen  Riad  mit  VieiptBslMiid  geiiert  ist, 

eis  auJjgelöthctes  Crucifix;  am  Knauf  unten  und  olx^n  Maasswerk»  mid  in  der  lütte 
RAutonwürfelchen  mit:  t^ctv«;  unter  und  über  dem  Knauf;  «M  hm«,  benr.:  «VC  m. 

Mittelgross. 

Kelch.  Auf  dem  Fuss,  dessen  Rand  mit  rohen  llanken  verziert  ist,  ein  kleines 
Chidflx.  Am  sehr  fttdien  Knauf,  der  nmr  oben  mit  maasswexkartigen  Blvmen  mid 

Palmetten  verziert  ist,  sind  Rautenwürfelchcn  mit  leichten  Bhuienrosetten  und 
Kügelchcn.    lieber  dem  Knauf:  maria,  uiul  ein  Kreu/  mit  vier  Zwisclienblilttchen, 

Kelch.  Sechspa.ssfu5s  mit  Widmungsinsclmft  und  der  Zahl:  1712,  sowie  der 
Gewichtsangabe  27  I.K>th  (uro  Itaud).  Am  ächaft  erhabene  und  gravirte  Blatt- 
▼enderungn.  Der  nmde  Knauf  hat  unten  und  oben  Etestabnmater;  die  Kuppe 
sechs  einfache  erhabene  und  gravirte  Kfttter  am  mitareii  ThdL  Von  addanker  Fenn, 
Silber,  schwach  vergoldet. 

Kelch.  Dor  weitaiisladendo  Fnm  liat  am  liand  einfn  gechsfach  gebrochenen  Pries 
mit  abwechselnd  grösserea  uud  kieiueren  liundbögen.  Am  Knauf  Spiralmuster  uud  Kauten- 
wfliMehea  mit  Bosettsa.  Foss  und  Knaof  sind  tob  Ki^far,  dOnn  vügiildet;  die  EopiM 
v«a  SUbai^  targoUst 

KelchlOffel,  krensnimig  dmrdibrochen,  mH  KMpf  imd  Ehüidilmigen  am 

Stielende. 

Patene,  auf  ein  Eelohuntertbeil  gesetzt  Der  Fuss,  au  welchem  die  Inschrift:  Utiurkk 
Jaeoi  Um  ieä  gtnaimi  mu  äSrget  im  mmmt  Ftim  Uaät  vtntr  kk  im  ik  Mkak  am 
Bmti  1961,  ist  rand  uad  ndt  wrtntoadfla  Sahtfbea  vsndert;  der  Knauf  mit  dxeifMdi  in 
«iaaader  g«NM«n  Boganlinien. 

Patenen,  3  silberne,  %  kupferne,  leicht  vergoldet. 

Münze,  auf  der  einen  Seite:  in-'if',  und  Juhil&umsinschrift,  auf  der  anderen 
Luther  mit  der  Bibel;  auf  der  Bibel:  iü:ui.  Silber. 

MUnze  „i'athenmün/e",  mit  Inschrift,  vume  das  Jesuskind  auf  der  Weltkugel 
und  die  Insdirift:  Dos  Fttüm^M  mUtt  Ckrkim  gäb;  auf  der  Bfldneittt:  In  $ektm    •  - 
JBlut  Tod  Kreus  und  Grab,  und  Christus  mit  Kreuz  und  Rohr  auf  einem  Stnne 

sitzend,  auf  dem  ein  Kelch  sich  befindet. 

[Alte  Ctemälde,  u.  A.  eiucs  von  P.  GotÜand,  bei  der  liestauration  aus  der 
Kirche  gethan,  später  verbrannt.]. 

'  8  Qlooken  Ton  1758  tob  Qwg  Ulileh  In  A|Mdda.   Anf  eÜMr  der  Spruch:  /dl 
ni/ir  Gatte»  F(M  smmnmb,  GM  GoU  mm-  wkkt  iti  FtmrJUmmt». 

l^hera.   Kirchhof,  jetzt  (iarteu  des  Pfarrers: 
Grabstein,  barock. 

WbM.9tt 

Grabstein,  barock;  mit  rntersrlirift:  Hier  ruhet  in  (lotf  Johann  Friederidt 
SeldichtegroU  gebohr en  den  H  Api^l  Ao  lOft.i ,  Starb  im  Herren  den  20  No- 
vembe  dieses  Jahres  sanft  und  selig.    Von  naiv  origineller  Anordnung  bei  rdhester 


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18 


BoxaxL. 


Jena.  18 


AoBfUimiig.  Der  Grabstdo  entfafllt  in  fleinem  oberai  Thdl  die  in  WoUcw  sitsen- 
den  Halbfigurai  Gott  Vaters  und  Christi,  welchu,  jener  in  dor  rechten  Hand 

das  Sceptcr,  diosi-r  in  der  Linken  den  IJcidisapfcl  halten,  wiihrend  ihn-  bri<U'n 
anderen  1  laude  gemeinschaftlich  eine  von  der  Taube  —  dem  lieil.  Geiste  —  überschwellte 
Krone  tragen.  Unter  diesen  Figuren  lialten  zwei  geäugelte  Engel  eine  der  Quere 
nach,  dodi  ebi  iveDig  sdurig  gestellte  Platte  mit  d«D  auf  einem  Kissen  liegenden  im 
Trageklcidclwn  dargestellten  Kinde.  Ein  Sprucbband  mit  den  Worten :  liier  F.mi^fangett 
du  die  Crom  von  meiner  Hand,  zieht  sich  von  olwn  nach  unten  (hinter  der  Krone 
zwischen  den  Händen  Gott  Vaters  und  Christi;  durch  bis  zu  deu  gefalteten  Hunden 
des  Kindes.  Alles  ist  bunt  bemalt  in  besonders  geUien,  grünen  und  grauen  Farben 
auf  braunrothem  Grunde  (Ä). 

Grabstein  des  StadtSfhnlthi'ips  Sdilichtgroll  f  1704,  gross,  plump.  Im  Sockol  droi 
(verletzte)  Wappen;  in  der  Mitte  die  Iiistdirifltafel  als  Haninn'udes  und  von  einem  Sdiwt'rt 
durchbohrtes  Hm,  von  einem  Laubkranz  amgoben,  über  dessen  Eudeu  eine  Weintraube; 
darüber  iwei  Engel  mit  dar  Krone. 

Grabstein  eines IQndes  ScbliehtegroU  f  1682,  mitUumen,  Engeln  und  Frueht- 
scbnflren. 

Am  HMfitalt  Tafel  mit  Refa'efB  ans  dem  16.  Jabrhundert  Rechts  ein  hl. 

Bischof  mit  erhobenen  zusammengehenden  Händen,  in  Auffassung  und  Faltenwurf 
noch  gothisch;  links  ein  Gekreuzigter  (ohne  Kreuz),  der  Henaissance  an^umhert 

BatUuraSy  1617  abgebnant^  ebenso  1764,  nash  wdeher  Z«t  das  Jetiige  Qebiiide 

■    -         •*•//.  as7. 


Im 

Alte  Krilge  und  Fliesen. 

Im  Besits  von  Herrn  HfltnMuni  Bttdi: 

Kaffeekanne  und  Milchkanne,  mit  punktirtcn  Verzierungen  von  Banken 
und  Blumm,  unter  dem  Ausguss  mit  don  kursftchsischen  Wappen.  Zinn. 

Im  Besitz  von  Fran  Amtsoommissar  ChAler: 

Oelgemälde,  holländisch  (?),  Hahn  mit  Regenvurm  im  Schnabel  und  Henne; 
sehr  gut  in  Auadruck  und  Farbe;  wohl  erhalten. 

Im  Besitz  von  Horm  Herrmann  Hohl : 

Zucker  dose,  vom  Ende  des  18.  Jahrlmmlerts;  auf  einem  Zinn^estell  von 
autikisirenUen  Filssen,  als  farbiges  tUas,  durchbrochen,  mit  eiuer  Bacchantiiitigur  (il).  — 
GIftser,  zum  ThcU  mit  Scherzsprachen  (z.  R:  JDet  eUe  JSäam  tmm  nUM  nJm, 
Er  \at$  gähan  md  trirtb  «odb  Änm). 

Im  Besitz  von  Herrn  Waguermeistur  Bernstein: 

Lade,  barock,  zu  üSaen  vermittelst  dner  Yorderklappe,  irdcho,  durch  dm  Deckel 

^'ehalUui,  beim  Oeffnen  dessellK'n  nach  vorne  heruntcrklapj)t.  Die  Seitenflilchen  der 
Lade  halM'n  eingelegte  Arbeit  und  verzierte  IJeschläge.  Die  Vonlerkhi))]»*  bat  an  der 
Aussenscite  ein  l^istenwerk  iu  Form  einer  liar«)ckthür,  in  deren  Bugen  eingelegt  die 
Figur  der  Judith;  zu  den  Seiten  der  Thflr  te  eingelegter  Arbeit  ein  Zimmer-Inneres. 


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BOBOIL.  19 

Die  btnenaeite  der  Vorderkluppi;  hat  eingelegto  Mtmieii.  Die  geöffnete  Lade  zeigt 

wirklich»  und  blinde  Scliubfiichcr,  dazwisciica  eine  Thür.  Diese  Theile,  wie  die  Inmai- 
seite  des  Deckels,  sind  eb«iiaUB  mit  eingeli^ter  Arbeit  versehen.  Die  I^ade  ist  von 

Holz;  klein  und  schnuil. 

Kännchen,  verziert;  Steingut. 

Im  Besitz  von  Uerm  Ikktor  NeumArker: 

Oelgem&lde,  besddtnet:  Semae  1S06  (angeblidi  frtlier  efaunal  in  der  Tbal- 
bflrgeler  Kirche  gewesen).  Kopf  Ghriati  mit  der  Dornenkrone,  realistisch  im  Schmensen»- 
ausdmck,  von  leichter Beliaiidluiiiu;  in  meist  dunkeln,  lirüiniliclieM  Karlieii,  ;iiis  denen  nur 
einige  Theile  des  (iesichtes  und  das  l'leisch  v(»n  Hals  uihI  Brust  heller  hervortreten. 

Im  Beflitz  von  Herrn  Drechsler  AdaiU  SdlMidt: 

Krug,  17r>7,  blaugrünes  Steingut. 

*     Im  llesitz  von  Herrn  Fiirbermeistor  Frledr.  Schmidt: 
Druckform  für  Zeug  mit  Ansicht  von  Jerusalem. 

Im  Schwäbischen  Hause: 

Schrank,  barock,  mit  verzierten  I-xk-  und  AlittelstUtzeu ,  thürartigeu  Füll- 
ndunen  und  consolengetnigenem  Auftatz,  der  in  durchbrodiener  Arbeit  gekritat  ist 
Gross. 

Im  BssHs  ▼(«  Hemt  Flehnhermdster  Sdiw«^: 

Glasbild,  Boooooo,  all«gorisobe  Frsnengestalt  im  Herbstes;  grob  gsawlt  nnd  b«sebidigt 

Im  Bsdis  Tsa  SlMlgelt 

Stvhl,  Booeoeo,  «in&di«  gnt  geschahst 

Tm  Bostts  von  Hem  Bnehdroekereibesitser  Tfgiel: 

Gliebtfs  aas  der  fitther  Sehrdber^sehen  Dmokerd,  vom  16. — 19.  Jahifanndert  {A^ 

Stedtbefestigung.  Au  der  Südseite  der  SUult  steht  noch  dus  Baderthor, 
von  einem  Facbwerkbans  fHNnrbaut    Der  Spitzbogen  auf  der  Stadtseite  ist  spit^ 

gothisch,  der  Rundbogen  der  Aussenseite  ans  iler  Ilenaissance,  das  Tonneiigi^wöllje 
•ler  Durchfahrt  Frneuenuig  {A).  —  'An  den  Seiten  des  Tlmres  scliliessen  sich  ßeste  der 
alten  Stadtmauer  an.  —  Noch  sichtluir  iüt  der  jetzt  ausgefüllte  Cirabeu. 

Kloater  Bftri«!  siebe  unter  ThalbflrgeL 


19  J«na. 


8* 


ao 


BUBOAV. 


Jena.  20 


Bültiaiy  8V«  km  sOdsOdSsttieli  rm  Jena.  Du  Dorf  hat  seiiieii  Kam»  touA 
der  im  Mittelalter  daselbst  errichteten  Bwg,  teit  dem  12.  Jaluliimdert  im  Besitie 

der  Herren  von  Lobdaburg.  Die  Herren  von  Burj^au  (Berpow.  Bergan)  sind  am 
Ende  des  14.  Jahrhunderts  nicht  mehr  Herren  des  Ortes,  sondern  derselbe  steht 
seitdem  watet  laadediarrliclier  Oberhobeit  (1370 erliidt  Gkmnd  tob  Wflnboig  die  Vogtei ; 
_  BxMM.  Bmm  TkäriHr*  Fertiiu-Zeiigtir.  2SS)  mit  dcD  «mliegenden  Odaehaften 
ein  Amt  bildend,  das  seit  1486  mit  dem  von  Jena  vin  itiigt  ist.  E.  Sohiiio,  IMr 
Lobdeburg,  S.  23.  40—52.  7.9.  151.  —  Tküringea  und  der  Uars  ,  historisch  -  romtiUMe 
Beteknibtmg  der  Schlösser  u.  s.  w.  .{ISiSf).  Bd.  S.  140.  —  Uuber  Siegel  siehe  SrAlK 
«I  Ti§r6ig.  Ftnüt-ZtiUekr.  It,  148. 

Kirche,  von  Friodr  von  Cospoth  (f  1701)  erbaut,  der  auch  in  dem  Grabge- 
wölbe unter  der  lürchc  beigesetzt  ist^  laut  Inschriften  an  den  I^angwiuiden  des  Innern 
1703  eingeweiht,  1884  restanrirt;  rechteddger  Chor  toh  5,3  m  Brdte  mid  6,5  m 
Läni^e;  lircitereB  einsehiffiges  Langhaus  von  9  ni  l'.n  ite  und  in  ni  Liinge,  mit  zwei 
Ki'ilien  iiolzeraporen ;  gewölbte  II<)lzd(!cke  mit  vtwas  Malerei  und  den  geschnitzten 
Wappen  der  Cospoth  (drei  Sterne)  und  einer  anderen  Familie  (weisse  und  rothe 
Sduchbrettfelder)  aa  dem  Mlichai  und  iraatlidieii  Ende.  Bediteekige  Feaster. 
üeher  dem  Cbxu  der  Thann,  viereddg,  oben  aditeckig,  mit  SdiweiIhmipeL 

Taafiteia,  aaf  eineia  Feas  da  TiereeUger  abgafioter  Sobaft  mit:  Aano  1798,  aad 
Albkngelbeoken.  Sandstein. 

Kanzel  u.  AltaY,  spätbarock.  Die  Ilückwand  hinter  dem  Aliar  hat  zu  jeder 
Sdte  eine  gewundene,  von  Aehren  nmraakte  Sftvle  mit  korinthiachem  Capitdl,  dar 
zwischen  die  Brüstmig  auf  einem  Consol  dreiseitig  vortretend.  Das  fJeb&lk  ist  fllier 
den  Säulen  uml  mit  deni  elxMifalls  dreiseitig'  vertretenden  Schalldeckel  verkröjtft.  Alle 
Flächen  der  Kanzelwand  und  brUstang,  Cuusol-  und  Säuleusockel  sind  mit  geschnitzt  auf- 
gelegten AlcanthusbUltterB  und  Iiaabstringen  ganz  nett  verziert;  an  der  Torderen 
BrflstongBflidie  daa  Doppdw^poi  der  Cospoth  und  d«v  Familie  mit  dem  Sehach- 
brettwappen.  T)ur(  lil)r(irhene  mit  Blattwerk  geschnitzte  Einfa.ssbretter  sind  zu  beiden 
Selten  der  Kanzclwimd,  vor  denen  die  ligurni  des  Moses  und  Johannes  stehen. 
Ueber  den  Säulen  sind  geschweifte  Giebeleudeu,  darauf  Eugelsfiguren  liegen,  während 
in  der  Mitte  eine  Christusfigur  mit  der  Kreuzesfahne  steht.  Hinter  dem  Giebd 
steigen  Bretter,  Wie  die  Seitöieinfassungen  durehbrochen  geschnitzt,  schräg  auf  zu  be- 
deutender Hnhe,  so  ein  Dreieck  ))ild('ii(l,  in  dem  eine  Sonne  mit  Strahlen.  Uols, 
braun  gestrichen,  die  l^igurt  u  weiss,  die  Sonne  vergoldet. 

Ctrabsteia  aa  der  Langbaus-Noidwand ;  InschrifttafBl  ftr  Pf.  Petar  Ifieh.  Ztidler 
t  1711,  ia  AkaathuablattUnuahmnag:  —  Orabataia  aa  der  Sodwaad  gegeaflber,  fBr 
Sophie  Zaidler,  geb.  Müller  f  1718,  dem  varigea  eatspreoheud. 

Tiedenktafel  an  der  ( 'lior-Nordwand  oben,  als  grosses  Wappen  der  ("ospoth. 
Auibchriit  an  der  vorliangäluihch  geschnitzten,  unten  Ijefestigten  Tafel:  Der  Weil 
EodümMgtbom«  Herr  Herr  F^rieäriek  von  Kossbo^  Brhherr  mtf  Bmrgim  h.  gtildm 
Cfrotsa,  S.  hlhügl.  Majt.  in  Polen  u.  Churfürstl.  Durch!,  eu  SacJisni  IIiM-hbestalt  gc 
wesener  Geh.  Uath  n.  Ohrrnußehfr  der  (Irafschaft  Manssfdd  ist  ijch.  den  'J-i.  Juni 
A.  C.  1630,  seelig  verschieden  d^n  14.  Okiober  Hol,  hat  also  sein  gottgef.  Lehen  gebr. 
auf  71  Jahr  3  Mon.  Das  Mittelwappcu  mit  den  drei  Sternen  auf  dem  Wappenschild 
unter  dem  Tundrhdm  ist  umgeben  wa  66  kldneren  Ahnenwappen;  darüber  die  pol- 


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21  Jena.  BoBOAV.  21 


Dische  Krone;  jcderscits  eine  wciblicko  Figur  mit  Schwert  und  Hund  (Sinnbild  des 
kricgeriBchen  Lebens  und  des  Todes  im  Frieden).  Frei  darflber  ein  TarDirhelni. 

Holz,  geschnitzt,  and  neu  bemalt  und  vergoldet  —  Zu  den  Seilen  des  Vfuj/ipeaB 

hiiiif^t  des  VerstodMinen  Schwert,  bczw.  Kommandostab. 

2  Blumenvasen,  18.  Jahrhundert,  ganz  hübsch.  Zinn  (A). 

filockon  1)  faVbntb    krnksto    aVoVsto    iikkkDItateM   rniNCIrATVs  IsnaOknuIs 

QbTlNKNTK  KOS  TBBB  X  qYatVoB  KKFVgAK.           JOH.    ilEINKICU  CiBAUUüU  U08  UN8  IN  AMHBKBACa 

MDooaai.  —  Habeeiiflr  FiiM  von  geplatzten  Gnnat&pfeb  iwisohen  Banken  nnd  Beeren  — 
Henkel  mit  Engdsk^tfuL  —  108  om  Dnrolimener.  —  2)  Hit  ^eiehen  Inmbriften,  wie 

l),  nur:  iolj).  t>einrict>  oto-  gothischcn  Mimigkoln.  —  Vonsicrimgi  —  8)  IttsdulAaii,  wie 
bei  2).  —  Blattspiialen-Vonierung.  —  EngelakOpfe  am  Henkel 

Auf  dem  KMUi«f : 

Taufstein  (?),  Becken,  auf  einen  Grabstein  des  18.  Jahrhunderts  «osctzt,  barock, 
sechsseitig,  von  der  Form  des  byzantini.schcn  geschweiften  Caititdls  mit  cini^ni  Ilals- 
ring  (darunter  ubgubrochun).  In  jede  Fläclie  ist  ein  Rundbogen  eingearbeitet  und 
abwediselnd  vertheilt  als  Fallimg  derselben  dar  Kopf  dnes  Geisäiehen,  zwei  EngBl 
und  drm  Beschlagsomamente.  Alles,  einst  wohl  von  guk>r  Ar1)oit,  ist  sehr  vorwittert; 
elienso  von  den  lin  jeder  SeiU)  unter  diesen  RnndlMt-ron  iK  findlicbcu  Worten  nur  er- 
kennbar:  SAMVEL  ALBEIIT;  PFAHRHERR;  BARTUEL  RITTER ;  BVRGAV ;  AJSNO 
1500;  DEN  ....  Sandstein  (Ä). 

Grabstein,  18.  Jahrhundert,  lusobriflen  in  Zopf  -  Umrahmiuigen.  Darunter  einer 
mit  Imdhriftfafd  für  den  Weimanelieit  Amfanrarwalter  Job.  Aadr.  Eesdtf  f  1788,  von 

obdi^ikartigi  iik  AuDmii,  in  dessen  Sockel  das  (vorwitterto)  Relief  dnee  traaeraden  Engels; 
an  den  Seiten  die  Figaxva  ren  Glaube  and  liebe;  als  BekrOnnng  «ine  ünie. 

IBughan,  versdnranden;  stsnd  auf  «Unter  AnliShe  im  Dorfe.  Es  war  in  der 

frflhcstcn  Zeit  im  Besitz  der  Herren  von  Lobdaburg,  die  am  jenseitigen  Saalnfer  ihr 
Scliloss  hatten.  Die  wahrscheinlich  diesem  GesclibH-htc  angehörigcn  Bur^'grafen  star- 
ben 1460  aus  und  waren  bereits  Ende  des  14.  Jhdts.  nicht  mehr  im  Besitze  der 
Berg.  IMeselbe  gehörte  seit  dieser  Zeit  den  LandesfOrsten  (1370  Conrad  von 
Würzbui^  als  Voigt,  1380  die  Brüder  Puster  belehnt).  1449  wurde  sie  im  HriKlor- 
kriege  zerstört,  aber  kurz  darauf  wietlcr  auf^fc]):mt  und  bereits  14M2  wiciU:r  uikunill. 
erwähnt.  1755  wurde  das  Scbloss  wegen  Baufälligkeit  gilnzlich  abgetragen.  Bei  Hokt- 
uron,  /cfc.  Fl  ist  die  uns  zugekehrte  Seite  der  Ansicht  ein  fester  Bau  etwa  des 
16.  Jahrhunderts,  mit  Riradbogmithttr,  wenigen  hoch  angebrachten  RechteckfBnstem, 
einigen  vortretenden  Fjrkem  und  einem  ol>mi  Torgekragten  Eckthürmchen  mit  Fachwerk- 
aufbau und  Scbweifkuppel  {J)}. 


Cainsdorfer  BrÜCice,  siehe  Stadt  Jena. 


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32  Cu)8swm.   CoppAHz.  Jena.  23 


GIO80WltZ|  auf  der  Hoehfi&cbe  links  der  Saale  S'/«  km  nordnordwestl.  von 
J«Ba.  1816  ein  Weinberg  zu  GL  von  Heinr.  v.  Gloeewiüs  dem  Komeiddoeter  zn  Jena  > 

geschenkt.  IMO  kommt  der  Fxlelsitz  dieses  Ritters  an  IL  von  Molewitz  uiid  wird 
von  (lioseni  IMäl  ans  Nonnen liloster  von  Jena  geschenkt.  —  Üeber  Siegel  siehe  Suui 

iW  Thüring.  Fereint-ZeiUckr.  II,  153. 

Kirche  brannte  lsi8  ab.  Der  in  drei  Seid'ii  ^'(";»  lil()sscne  Chor  ist  gnthiscli,  das 
ebenso  breite  Langhaus,  laut  Inschrift  über  der  Stidihiir,  von  isi^o.  Im  Chor  ruhen 
zwei  üratgewülbe  des  lü.  Jahrhunderts  auf  einfacli  gcgiiedertvu  Cousoien.  Der,  wie 
seine  Wandpfeiler,  reehtedt^  imd  abgebste  Triumphbt^  ist  hn  oberen  Thede 
um  der  späteren  und  tieferen  Gewölbe  des  Qiores  willen  verschalt  und  ven)utzt.  (An 
soiiiLi  Stirne  eine  kleine  Verzierung  und:  E.  /.).  Die  zwei  Fenster  im  Chor  sind 
siiitzbugig,  später  in  der  Leibung  rundbugig  erweitert.  Innen  uu  der  Nord-  und  Südseite 
je  eine  Reditednlsehe,  «issen  das  einfnche  Sockelgesinis  wohl  erhalten.  —  Das  unbedeu- 
tende Lani^us  hat  efaie  tonnenfönuige  Holzdecke.  Auf  dem  Cbor  bt  der  neue  Thurm 
mit  Bttcksicht  auf  den  dreiseitigen  Sebluss  ini  ersten  (H)erg(!schoss  seebseckig,  daiui  üher- 
g^brt  ins  Achteck  und  hat  Schweifkuitpel  mit  hohem  Aufsatz,  darauf  eine  zweite  Kupiiel. 

Taulkauuti  iu  äeidelform  mit:  Ernestina  ChrüUana  Agatha  üenguitiu  IT 46,  lu  einem 
Enuu.  Zinn. 

Ehem.  Kol  (  h,  Glaa^  18.  Jahrb.;  oingoechlifffin  du  Sefatfer  nnter  BAomeb,  darflber: 
BIN  GUTEK  MUin  DAS  RESTK  GUTII. 

Cruoifix  auf  dem  Altar,  mit  Uuteisohrift:  HANS  ANDliJiL^S  i'mSKU  1759;  die 
Figur  von  Zbm. 

2  Blume Bvasen,  18.  Jahrh.  Sbm. 

Oloeken  von  ttXL 

Im  Berits  des  Ldiren  Heim  Sdikr: 

Taufstcin-Beekfln  (ans  der  Crohe)  im  Hof,  Halbkngel,  oben  ab  Aohteek  ge- 
schnitten. Sandstein. 

Oolgemälde  von:  Id.  Beek  IITJ,  sctüafeude  Nymphen,  frei  nach  liabeus. 

[Nach  Adhuw  Bsier  {(irof^rafikus  Jenrnsis ,  Jusgabe  lh'72)  hätte  ehemals  bei  dem 
Dorfe  ein  festes  Schlo.ss  gestanden,  di(!  Uunehurg,  auch  \V  i  ni  m  e  1  h  ii  r  g  ^lenannt.] 

[Bei  Closewitz  bcluud  sich  auch  die  Wüstung  Czizkow  (Czischko,  Zitkau). 
AnazAii  BftBB,  Geogr,  16$3*  j».  938,  —  t.  Hrazuni^  «v«.) 


CippttBy  5  km  sfldwesfl.  v.  Jena;  frflher  in  Besitz  der  Bui^grafen  von  Kirch- 
berg  wurde  Kopancz  l.*l')f)  von  diesen  an  die  Stadt  Krfmt  verkauft.  \m  Druderkrieg 
mirde  es  giinzlicb  zci-stört  und  Mieb  ülier  Jahre  eine  Wüstung.  1723  wurde  es 
mit  Erlaubüiss  lierzog  Ernst  Augusts  wieder  aufgebaut. 

Kirche,  1812  erbaut,  unbedeutend,  klein,  neucnlings  wieder  liergestellt.  Recht- 
eckiger Chor  und  breiteres  einscbilTiges  Langbaus  mit  Holzdecken.  l'en-ter  neu.  im 
Chor  ein  rundes,  im  Laughaus  rechteckige,  am  erneuerten  Thurm  über  dem  Clior 
spitzbogigc.  ITmrmhelm  vierseitig. 


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23  Jena.  GottricoA.  DOBUTBomoi.  23 


Kansel,  RenaisBance,  ganz  bttbedi,  viendtig  Tortreteiid.  Durch  eb  Zwisehen- 
gesims  mit  Zahnnchnittwi  wird  ein  unterer  Thcil  gebildet,  der  fasscttirtc  F(lllunKcn  zdgt^ 
nnd  ein  oberer  mit  nuiullioLMMiliK'iKlt'ü  in  don  Felihim  zwischen  verzierten  Eck-ilcnnen. 
Oberes  Abscblussgesiais  mit  Zaliuscliuitteu.  UuLü,  uit  braun  und  etwas  grün  gemalt  (iL). 


Cospeda,  8  km  nordwestl.  v.  Jena;  friiher  Sitz  einer  Adelsfamilie  von  Cnssi- 
ImmIc,  Kosslxide,  Ivossweda  (Hortlkbsh).  1;54>!  wird  das  Dorf  Vdii  den  Vitzflnuuen 
zu  Apulda  erworben,  13ü9  von  ilmen  ans  Nonnenkloster  zu  Jena  verkauft.  {Gotkaisek. 
SUMf-jM.)  1811  Ooflbode,  1S46  GoBsebode,  1448  Ocwebode. 

Kircbe,  laut  inschrilt  auf  einer  im  Zopfstil  umrahmten  Talel  Uber  der  ÖUdtbUr 
1699  gebaut  Jedodi  der  rediteckige  ndt  «iaem  OrstgewSlbe  Tenwiheae  Chor  und 
der  rundbogige  Trium]>hlK)^'cn  sind  noch  romanisch  nnd  in  den  Neobau  hineingezogen, 

bczw.  der  Chor  mit  flachlxigigen  Ft'iisfern  und  Thflix'ii  versehen,  die  sich  auch  im 
Langbaus  lindeu.  Die  Decke  desscll)cn  ist  eine  tonnenfr»nni^;e  von  Holz.  —  Ueber 
dem  Chor  ist  der  Thurm  nur  uoch  in  einem  kurzen  (jescboss  mit  jetzt  rechteckigen 
Fenstern  und  Zeltdach  erhalten,  aber  frflher  hoher  gewesen. 

Tauf 8t ein.  17.  Jahrb.,  einfaoh;  anf  viereckigem,  an  den  Ecken  abgeschrägtem  Sookd 
und  dickem  kairzem  Schaft  sitzt  das  wenip  vnrtrutonde  rylindrischo  Bocken.  Sandstein. 

Kanzel,  barock,  auf  einer  Mit telsitule  in  sieben  Seiten  des  Achtecks  vortretend. 
Zwei  dieser  Seiten  dienoi  zom  Kingang.  An  den  Ecken  der  BrOstong  sind  gewun- 
dene Säulen  auf  Consolen  angebracht,  an  den  Fliehen  Randbogenblenden  mit  fasset- 
tirtcn  Pfeilern  und  Bögen.  Holz,  die  Siiuh«ii  mit  "Raiikenwork,  die  Füllungen  mit 
ganz  hübscheu  Tulpenoraamenteu  in  sclnvarz  und  roth  auf  grttuem  Grund  bemalt 
gewesen,  aber  (nnnöthigerweise)  Abenveisst  {A). 

Kronleuchter,  17.  Jahrb.,  eine  Kugel  an  dneni  Taxierten  Stab,  an  dem  xwel 
Bfiihen  nhereinander  /S-formig  geschwungene  Anne  ansitzen.  [Zwei  der  oberen  Anne 
fehlen].  Messing.  Der  darttber  befindliche,  seinor  FlOgel  beraubte  Doppeladler  ist  weit 
älter,  uoch  Erzga&s  (A). 

Weinkanne  in  Seidelform,  mit:  UfBL  1742.  Zbin. 

Glo ck on  1)  vea  1869.  —  S)  in  muttm  t  (fc  t  bctt.  Ulf,  scgeffm  o«tiKit  t  — 
8)  Yen  1853. 

KreustelB,  auf  dem  etwa  1  km  vom  Dorfe  Cospeda  entfernten  WindknoHen- 
hergc  bereits  1480  in  einer  Urkunde  des  GEensogs  Wilhelm  von  Wdmar  erw&hnt  „auf 
dem  Windknol". 


Döbritschen,  8  km  westlich  von  Jena.  128()  Dietrich  Leo  von  D.  als  Zeuge  in 
einer  Urk.,  1202  Dietrich,  Schenk  v.  D.,  1298  Conrad,  Schenk  v.  D.,  1321  Rudolf 
Sehadc  von  Kebra,  Herr  in  D.  ((Bntskni.  Mmpt- Staat»  ^jM,  AFMur).  Das  Dorf 
(Doberczen,  Doberzdiene,  Deberzen,  Doberzen,  Dobirschen,  DObirtsdiin),  am  ISOO  im 

I?csitz  der  Schenken  v.  Apolda,  kam  von  diesen  an  den  Frzbischof  von  Mainz,  der  es 
an  die  Grafen  von  Orlaniünde  gab.    Fni  14.')0  war  der  Vitzthum  r>enihard  Fit(»>n- 
thümer.   Da  er  den  Zorn  Friedr.  d.  Sanltuiüthigcn  erregte,  wurde  1450  Döbritschen 
glüislidi  zerstört  —  UeUer  Siegel  siehe  Braas  üt  rUMv-  Ztieir.  I/,  W. 


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24  HtmnmmBL  Doinnno.  J«Mk  84 


Klrcbe.  An  ihr  wurde  um  lös;?  t,'ebaut,  wozu  die  tOateÜ.  Waldungen  das  Bau- 
holz unentgeltlich  zu  liefeni  hatten.  Nach  de  Wette  soll  die  Kircliu  172.'>  wiodor  ^'aiiz 
neu  aufgebaut  sein  (Kkoittblo,  LamdeMt.  Ii.  S.  261).  Sie  ist  uiibodcutuud,  uut  ilul/üecke 
mid  Fl«Abog8DfeiiBtenL  Thurm  anf  der  Westicite  ob«  «chteckig  mit  Schweifin^pel. 

HerrseliaftsBtuhl,  18.  Jahrh.,  imZapMil,  mit  darabluMlieiiMi  gMdudMtn Buken 
and  Blnmenraeen  als  Fällungen.  Holt. 

Kanzel  über  der  Thür  zur  Sacristei,  wühl  liest  einer  grösseren  Kanzel  des 
18.  Jidttk.  im  Ze^lstiL  Pafanbiame  mit  aus  Spifanen  geechuitztea  BUtten  dfenen 
ab  Einfunmg  der  Thttr.  Ob«i  einige  Veraemiigiii:  Uattraihcn  and  ein  Engelakopf 
an  der  Uuterflilche,  Raukenwerk  am  Fussgesims,  Frucht strilnf^c  an  den  Brüstungs- 
ecken, Fruchtbündel  in  ilcn  achteckigen  Fülliuigcn,  Uaiikcnwcrk  als  Soiti^ncinlassung, 
Engelsköpfe  am  oberen  Gesims.  Der  Sclialldeckel  hat  ebeulallb  lOugelsköiile  an 
dflB  HidMD,  unten  die  Tanbe,  oben  zwischen  Bhmienvaeen  die  Figur  des  segnenden 
ffwüMiilff  mit  der  Kreuzesfahne,   llulz,  weiss  mit  Vergoldung. 

2  Altarleuehter,  mit:  M.  A.  L.  MHUtr  1731,  mit  BioaiM  vaideit  am  drei- 
seitigen Fuss. 

Stein  amm  an  der  SiddioAuaaa«',  mit:  l$34t  ehemaliger  OpfenloeL  SaadsteiiL 
Gloek  e.  %nno  pK  pnu  (1518)  gM  nM>  ^x.  In  faitr  ahim  etc.  —  Auf  der  dnen 

Scit(<  ein  Medaillon  mit  dUT  Anbetung  der  Könige,  auf  der  anderen  eines  mit  der  Id. 
Anna  zwischen  der  hl.  Sin«  und  mitticirenden  £ngeln  sibsend  (4).  —  100  cm  Durch« 

messcr. 

[SeUiMS  bei  Döbritacben,  Sita  der  verschiedenen  fiesitaer  des  Dorfes,  14Ö0  zersU>rt]. 


DiniiNJrg  a.  S.,  lOVt  ^  nordnordOsÜ.  von  Jena;  wohl  aus  „Doringcbnrg** 

(Thüringerburg;  nicht  Burg  des  Gottes  Thor),  entstanden  und  sehr  alten  Ursprunges 
(wenn  auch  nicht  Stelle  einer  alten  Kaiseiijfalz,  wie  früher  meist  gcglaulit  wurde,  da 
die  gleichnamige  Pfalz  an  der  Elbe  zu  suchen  ist).  war  stet.s  Besitz  der 

Burgherren  (s.  Schlösser  S.  28)  oder  der  von  ihnen  eingesetzten  Verwalter;  schon  1020 
eine  Stadt  (boanu,  ^MdMhoidSr  /I,  aes),  wurde  es  besonders  snt  dem  spftten 
Mittelalter  gross  und  blOhOBd,  wie  es  auch  1584  einen  Jahrmarkt  bekam.  Während 
des  dreissigjährigen  Krieges  war  es  mehrfachen  Plündermigen  durch  die  Croaten 
ausgesetzt  und  verlor  ungemein  an  Grösse  und  Bedeutung.  Stadtmauerreste  und 
erhaltene  Flurnamen  (z.  B.  alte  Apotheke)  lassen  noch  den  Yormaligen  Umfkng 
erkeuien.  1717  brannte  die  Stadt  fast  ganz  ab  (an  Kirche,  Hathhaus  und  Schloss 
wurden  thi'ilwt  isc  Neubauten  nntlüg);  sie  erblühte  aber  wieder  durch  dit;  Gunst  des 
jetzigen  ilen-scherhauses,  besonders  Karl  August's,  dem  sie  die  Anlegung  der  Chaussee 
von  der  Saale  verdankt 

LUmOKr  tUki  tti  im  SeMkterm  5.  JMl  —  fMw  di§  SMuUm  «.  Snona  4i  TkBräig» 
reriia^-Zeüttkr.  Ftt,  469. 

Kirche  in  der  Stadt,  wohl  an  derselben  Stelle,  wo  diejenige  stand,  welche  1223  dem 
Bistlinm  Manrnbug  nntentellt  vnnle  CBanwiM,  DmAmrg^  S.  7fy  Der  Chor  ist  ans  fBnf 
Seiten  des  Achtecks  gebildet  und  viel  schmaler  als  das  vierfenstiige  Tinnghans  Nörd- 


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25  Jeiu. 


lieh  TOn  dem  Laofßum  (vor  der  zweiten  Axe  vmi  Ostai)  tritt 
ein  Anbau  in  fünf  Seiten  des  Aclitccks  vor;  südlich  in  dem 
Winkel  zwisclion  Chor  und  L;uij,'haus  die  Sacristei.  Westlich  von 
dem  Laughaus  der  starke  i  hunii,  schmaler  als  das  Langhaus, 
unten  viereckig,  oben  achteckig. 

Der  Bau,  im  Ganzen  nach  dem  Brande  von  1717  erbant,  hat 
d«)ch  noch  manche  ältere  Tlu  ilc  Der  Thurmnntorhan  mit  dem 
GrutgewöllH!  im  Enlj^eschoss  iliirftc  wohl  ncuh  uns  diT  frsti-n 
Bumseit  sein,  als  welche  mau  die  Zeit  um  1220  uimehmeu  kauu. 
Von  einem  spttgotirieehen  Bau  des  15.  Jahihanderte  stammt 
der  OUMTSchluss  mit  den  äusseren  Strelxtpfeileni,  sowie  der  Nord- 
vorhan, weklier  wohl  als  Thumi  f^eplant  war  und  kurz  unter 
dem  Dacli  endet,  vielleicht  auch  früher  hinger  war,  da  zu  dem 
Ghor  eigcntlidi  der  gewdutm  Banweise  nach  ein  lücht  so 
breitee  Tanghans  gehlM.  Darauf  «firde  auch  die  jetzt  etwas 
eingezw&ngtc  TliOr  dtniten,  welche  auf  der  Ostseite  in  diesen 
Anbau  führt  und,  mit  dem  spiitgothischen  abgesetzten  K»irbbügeu 
bedeckt,  Protilirung  von  Uundstäben  und  Kehlen  hat.  Im  Thurm- 
obergeeehoss  ist  femer  noch  an  der  SflMsdte  der  Rest  des  Maass- 
werkes  im  Spitzlwgenfenster  erkennbar.  —  Aus  dem  IH.  Jahr- 
hundert rührt  daiui  das  Langhaus  mit  grossen  Tlundbogciitln^tem 
hur,  die  ebenso  gestalteten  Fenster  des  Chores,  das  Innere  mit 
der  spiegelgewSIbe-Ihnlich  gebogenen  Holzdedce  Aber  Chor  und 
Langhaus  und  den  dreifachen  Kmporenreihen  im  I^ighaus,  sowie 
die  S('hwcifkui)i)dii  über  dem  Nordanl>au  und  Wi-stthunii,  die  letz- 
tere mit  hohem  Laternonaufsatz.  Diu  Kirche  wirkt  etwas  nüchtern, 
aber  ganz  einheitlich  und  stattlicL 

BimwABB,  «.  «.  O.,  Im.  S.  Iß. 

Kanzelbau,  18.  Jahrb.,  spatbarock,  gross.  Von  einer  drei- 
fadieii  hohen  Sockelalistufung  winl  die  Kanzelwand,  aus  welcher  die 
auf  einem  Cousul  ruhende  Brüstung  dreiseitig  vortritt,  geti-agen, 
sowie  die  zwei  die  BrOstnng  einfiissenden  Sftnlen,  welche  ge- 
wundene Scbflite  und  korinthische  Cupitellc  haben.  Zu  den  Seiten 
der  Säulen  set/t  sich  noch  die  Wand  des  Kanzelbaues  als  Yei- 
täfeluug  fort  und  hat  seitliche  Ausseueinfassungen  von  als  lUnkeu 
durchbrochen  geschnitzten  Brettern.  Auf  dem  verki-öpften  Gebälk 
befinden  sich  an  den  Ecken  Engelsgestalten,  über  den  Säulen 
steigt  em  thorartiger  Aufsatz  lüdi  anf,  nach  ölten  schmaler 
w«'rd(r!id  (in  der  damaligen  Xciürung  zu  o])eli.<kaiti;4t>m  Umriss) 
und  einen  Strahlenkranz,  bezw.  die  krönende  Cluistusügur  tra- 
gend. Holz,  mit  Weiss  und  etwas  Gold. 

KirohenBtuhl,  18.  Jahrimndsrl»  mit  duehbiodien  gssohniia- 
(am  Schiebegitter. 

W  e  i  n  k  a  n  n  e ,  gute  llenaissance,  von  1576.  Die  Kaime  selbst 
ist  ein£Bch  gehalten,  Henkel  und  Deckel  dagegen  reich  ver- 
zierL  Der  Deci^el  hat  in  der  Mitte  dnMedailhm  mit  Wapptmschild, 


26 


DOSHBUBO. 


Jona.  26 


darüluir  die  Zahl  1576 ;  riugsuui  drei  Modaillons  und  da^swischcn  drei  Maskenköpfu  mit 
l'niclit-  iiiid  lUuiiioinvci  k  Der  Heukt>l  li;if  t  iiic  lU-iln-  vi>ii  Tliicr-  und  .Mt'iistlu'iikö])fiMi  und 
( )lH;rknri>eni  unter  einander  zwischen  Curtouchon,  Körben  und  Ptianzenwerk.  Kin  nied- 
licher Geuieuoborkfirper  zwischen  Vuluten  sit/.t  uu  dem  durch  eine  Rosette  ausgezeichuo- 
ten  Schanrier  des  Deckeb.  Die  Arbdt  stanunt  wahndidididi  aas  Angrimg;  in  dem  aa- 
ninthifjon,  italienische  Motive  aufnehmenden  Stile,  der  den  Ueberganj^  zum  Barock  vermit- 
telt; die  Ausführung  ist  meisterhaft.  Silber  vergoldet.  Die  Kanne  ist  2<icni  hoch  (-4). 
Kelch,  der  Ueberlieferung  nach  von  der  Herzogin  Anna  Marie  zum  Geduchtuiss 


Ktloh  in  dar  Kirche  lu  I>orabwg. 


I 


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27  J«iuL 


DomtBimo. 


ihrer  Errettong  von  dm  KrotttenfiberfUI  1681  gestiftet,  dodi  w^t  frfäm  gefertigt, 
wolil  elicnfüls  Augsbur^rcr  Aibelk  aus  der  Spätzeit  des  16.  Jalirlmiulerts,  mit  Vcr- 
aieningCTi,  welche  dm  ri  lMT'/initr  von  <ler  deutschen  italienisirenden  Ilen.iissaiic('  ins 
Barock  zeigen,  während  die  (iliuderung  noch  gothistrt  Er  ist  überreich.  Der  Acht- 
paasfius  hat  an  den  mehr&duai  Gliederange»  des  Randes  Rdhenvenderungen.  Auf 
den  8  Fddem  des  Anlaufts  dnd  ahweehsdnd  die  Enmgdisten  unter  Engelsidtpfcheii 
und  autlcn"  Enfi('lsk«i)fe  unter  Ulattwcrk.  Am  Knaufe  ist  interessant,  wie  die 
irotlii-clioii  Würfolchcn  durch  vortretende  Knuelsoliurleilior  einsetzt  sind.  Die  IJaum- 
iiuhlulluiig  der  Kuppe  durch  weibliche  Oberkürper  und  Kngelsk(>pfe  zwischen  einem 
leichten  Band-  und  Blattwerk  mit  Baldachinen  und  ParadieevOgeln  ist  dne  so 
geschickte,  wie  die  Kinzelausfühnm?  von  schwungvoller  Zeichnung.  Die  Pi-acht  der 
Aus-sUittunj?  wird  dadurch  f;esfeii,'crt,  dass  ausser  den  getriebenen  und  'r:esebla;,'encn 
lieliefs  des  silbcruen  und  vergoldeten  Kelches  uauieutlich  in  der  oberen  Kuppe  Emiüllu 
auf  vertiefteni  Gmiide  in  leUuften  Farhen,  Mau,  violett,  grOu,  rosa,  hdüsnim  und 
schwarz  hinmtritt  HOhe:  21  cm. 

Kronleuchter,  17.  Jahrhundert,  htd»ch  mit  einer  Kugel  veraehen,  von  der 

Stichs  Anne,  S-ftinnig  ge1)ogeu  und  Leuchti»'  tragend,  an^dien,  wihrend  ohen  einige 

Vcrzieruugen  vou  Lilicu  und  Itaukeu  sich  zeigen  (A). 

Glocken.  1)  und  3)  1718  vou  Sorber  in  Kiiurt  unter  Amtmann  Aniold  und 
Pastor  I^gelmauu  nach  dem  Brande.  —  2)  177G  vuu  Uehr.  Uhich  iu  Apolda,  mit 
Arabedcen- Fries.  — 

Bathhaus,  au  Stelle  des  1717  abgobranutcn  172S  gebaut;  mit  einem  von  ehn» 
Schweifkuppcl  gekrönten  Dachthurm.  —  v.  Kkosiok,  CescA.  Dornburgs,  II,  39. 

Statuette,  Figur  eines  bartlosen  Mannes  mit  etwas  chinesisch  geschlitzten 
Augen,  Kuppe  und  kunem  Wamms,  welche  heide  dnrdi  ein  Halstuch  ansammen- 
gelullten  sfaid.  Der  redite  Aim  ist  hi  die  8dte  gestemmt,  der  Imke  i^  Wanmis 

verborgen.  Alles  ist  auf  das  R(»hcstc  gearbeitet,  der  K«5ri)er,  wie  die  Gewandung. 
\vi  der  unbearlieiteten  IJückenseite  ein  viereckiger  llaken-Vorsprung ,  d<'r  auf  den 
Zweck  einer  Befestigung  an  einem  andern  Gegenstand  deutet.  Die  Figur,  im  Ib.  Jalir- 
hundert  gefunden  (ausgegraben  oder  im  Brandschutt  1717  geitanden?),  wurde  In 
Alter  und  Bedeutung  weit  übci-schiitzt.  Schwabe  (der  dieselbe  ausführlich  bespricht) 
erklärte  sie  in  einer  Schrift  1767  für  heidnisch  und  eine  Darstellung'  des  Gottes 
Thor,  Ueydenreich  für  eineu  alten  Deut.schen,  Krause  für  „aus  den  Ililterzeiteu  des 
liittdakers'*,  ein  anderer  Gelehrter  „des  determinirten  mid  mgleidi  würdigen  AH" 
Sehens  und  der  ansdrucksvoUen  SteUnng"  wegen  fttr  dnoi  Helligen  oder  Apostel, 
Büsching  för  altheiduisch  (übrigens  auch  für  Kupfer),  Schwabe  dann  für  frühmittel- 
alterlich. Lepsius,  der  keine  Zeitbestimmung  aussi»racli.  traf  ilarin  das  Kichtige,  dass 
er  die  l'igur  für  eine  Klciderverzienmg  ansah.  In  \Mrkiichkeit  ist  es  eiue  solche,  an 
einem  Wams  oder  Tasche  befestigt,  eine  Handwerkerarhelt  des  16.  Jahrimnderts 
(daher  auch  die  Tracht),  in  Erz  {(iluckengut)  gegossen ;  etwa  H  cm  hoch,  —  Sokwam, 
Dornburg  1825,  18  f.  mit  Stich  von  Götz  und  eingäbe  der  früheren  Literatur. 

Gcmeinilesiegel  (.4).  1)  ^V<l]ll  aus  dem  16.  .labrhundert.  Figur  des  Stadt- 
beiligeu  Jacobus  d.  A.  in  Pilgriiustracht  mit  Stab  und  Hasche  vou  vom  gesehen; 
roh.  Umschrift:  «. tcf  fta^ ^onibc||V.  —  2) Wohl  17.  Jahriimidert.  HL  Jaoobus,  stark 


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88 


DoBVBUBa. 


Jena.  28 


ausschreitend,  soitwärtB,  feiner;  ringsum:  S.  DER  STAT  DORNBVRGK,  -  3)  Za 
ilicii'ii  unter  der  Kurkrone  gnipi»irl:  Ihis  Mi>iin<:riinim  Knisf  Atiixusts,  das  Iv;iutenkranz- 
wapptu  und  der  bl.  Jacobus  u  guu/  kleiner  Figur,  vuu  vom  gesehen,  lüngsum: 
F.  S.  W.  U.  £.  STiVDT  DURNBURG  1741.  —  Vgl.  Sw  im  TUkng.  ZUekr,  U, 
134,  148, 

Drei  SehUfsser  liegen  neben  einander  ungemein  milerisch  auf  hohem  steO  an- 
steigendem IMatcau  ilkir  der  Saale  (A). 

Das  nördliclie  Scliloss  ist  die  ei^'eiitliehe  I'ar<,',  an  weldie  sich  die  ( leseltielito 
Iloruburgü  kuUpft.  Zwar  uiclit  Tlalz,  mag  sie  doch  im  frUhou  Mittelalter  Keicliäbesilz 
gewesen  eeiii;  wm  1340  mur  de  in  «Ibd  IBttades  der  Schenken  von  Tautenburg.  Im 
Jahre  1344  mirde  ae  von  densdben  nebet  Stadt  Dombarg  nnd  Don^orf  an  die 
Grafen  von  Schwarzburg  und  Orlaniiinde  verkauft,  welche  den  Besitz  von  den  Land- 
ßraf'eti  zu  Lehn  übertragnen  bekamen.  i;J."><S  im  vollständigen  IJesitz,  setzten  sie  liurg- 
niunnen  ein,  welche  dort  wohnten.  So  Weydcmann  von  llaldeck,  1415  Conrad 
von  Sommeriatte,  1425  die  l^etesen,  wdchen  die  Landgrafen  die  baalidie  Unter- 
haltung auferlegten  (dies  nni.ss  also  damals  nöthig  gewesen  sein),  1429  Ulrich  Schenk 
von  Tautcnl)urg,  14:55»  Curt  Tliunie.  Daiirlun  k<minien  Pfundherren  vor:  l.'»»»,)  (iil)- 
bardt  vuu  Querfurt,  1375  Herren  von  llutheleiiKjn,  (ieswende  und  lienin,  137.H  Ludwig 
von  Hadcebom,  l'd^l  Herren  von  Witzlebeu  und  Tausteleu,  1410  Frau  von  Botilstcdc, 
1462—68  die  Vitsthume  (Verwandte  der  einstigen  Besitzer).  Später,  doch  nicht  an 
bestinmieu,  wann,  kam  der  Besit:;  an  die  Kurfürsten  von  Sachsen  selbst.  Bei  den 
T.andestlieilungen  gehörte  er  eine  Zeitlang  der  albtTtinischen  Linie  an,  kam  dann  an 
die  ernestinische  und  machte  1603 — 72  einen  Theil  der  alteuburgischeu  Laude  aus.  Das 
ScUoss  wurde  von  Verwaltern  bewohnt,  dirate  aadi  Öfters  als  Leibgedinge  oder  Wittwen- 
sitz.  So  namentlich  von  1612—43  der  Herzogin  Anna  Miuia.  1672  fiel  der  Besitz, 
Amt  und  Stadt,  an  Sachsen  -  Weimar,  und  zwar  an  den  in  Jena  residirendeii  Zweig, 
dann  KJIX),  da  dieser  ausstarb,  hall)  an  Jena  und  halli  jui  Kiseiiacb,  und  blieb  seit- 
dem bei  Sachsen-Weimar,  dessen  Fürsten  sich  öftei-s  in  Doniburg  aufhielten.  So 
besonders  Hensog  Wilhehn  Emst,  dann  Carl  August,  weldier  dort  gerne  mit  Goethe 
vei-weilte  und  das  Schloss  zur  Eröffiiung  des  i  isten  weiniarischen  Landtages  erycählte.' 
Auch  der  jetjst  regierende  Grossherzog  bewohnt  das  Seliloss  fast  alljährlich  zeitweise. 

Bbchiteih  ,  (rftf*  maier.  u,  romanl.  Deutscht.  III)  ThUrini^rn ,  2.  Atiß.  {ohne  Jahr), 
102  J.f  mit  Antieht  der  3  Schlösser.  —  Aj>b.  Bbisb,  GeograpAus  Jenetuis  (166Ö),  S.  21. 
141,  14S,  914,  SSO,  —  0.  GaoBtono^,  lOtlbu  «m/Amiw  Saiu  fbnä  itoen^AmNM  «Mmn- 
que  a^tuaUSm  9fpiionim.  1584,  S,  20.  —  Hm,  rtmam,  Bmattrite  TUb-^igmu, 

in  Thüritif;.  Irreins- Zeitschr.  III  {1853)  156  f.  —  H.  Hess,  die  mittetatierUeken  Rmi- 
werke  im  Kreise  ff  'eimar,  Tküring.  l'ereint- Zeitsehr.  ßd.  FI  {lüb'ö)  S.  184.  —  Kho>- 
nu>,  Landeskunde  U,  S.  262.  —  v.  Kbosiok,  Gesch.  Domhurgs  a.  S.,  I  als  Manuseript 
gainieitt  II  IFtim».,  lt^MdnK»arei  1878.  —  If,  K.  Larsios,  kl  StkrifUn,  jOkmai' 
lung  über  die  ,,Pfahstadt"  Dornburg,  die  wiekiig$te  unlrr  den  Sehr0m,  welche  jm» 
Pfalz  mit  Recht  bei  Harhy  an  der  Elbe  suchen.  —  Lötz,  Kunsltopographie  I,  171.  — 
Buk  in  Thüring.  Fereins-ZeiUchr.  253.  256.  264.  266.  —  B.  Kiiru«,  Führer  durch 
Jmm  mi  ümgegend,  Jma  1885,  S,  SO.  —  B.  tam»  ät  J.  C.  ZmUi's  Jdrttrüek- 
gtßgrapUitim  TudkiiM»  vom  Um  (18Sg^,  S.  ISS.  ~  Borna,  &a»  m  Ihnbwrg, 


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89  Jena. 


BOBMBDBO. 


29 


tmi  im»,   Cttmttk  1864.  —  J.  8.  Q.  Bmuw,  JUUmM^HpuMe  Naek- 

richten  von  der  ehemalig  kaiserliehen  Pfalzstadt  Dornburg  a.  d,  Saale  1825,  bes.  S.  ßlf,— 
O.  Sticxsl,  Statuten  der  Stadt  Domburg  a.  S.  von  1625,  nebst  loealgeschickt lieher  Ei»* 
leitung,  Jena,  Frommuin  1868  u,  im  Tkiaiitg.  KertinM-Zeiltekr,  Bi.  F  {1867),  S.  236  ff.  — 
TMtÄigm  m.  dtr  Bmn,  kUimrUek-romamtheke  äueättUmg  Ar  SeU8$»tr  m.  «.  w.  (/AU)» 
Bd.  II,  S.  97  ff.  —  F.  Wachlbb  in  Ersch  und  Gruben  mlfgamaiiier  Eneyklopädie,  Sekt.  /. 
Th.  27.  Leipzig  1836.  S.  162—163,  stellte  die  Gründr  zusammm,  wlcJu  etwa  ii$  JamOm, 
JJornburg  a.  S.  sei  die  h'önigspfalx,  rechi/rrli^rfi  konnten. 

Frühere  AkkiUungen :  Matthasus  Mkrian  ,  Topogrtpkia  tuperioris  Saxoniae.  1650. 
jtmUmg  in  kkU»m  Bogen,  dnrauf  Sekiou,  wtir  SMOMk,  ~  tm  tmr  Mappe  auf  4tr 
CroBtätraagt.  MOlMUk  (Tämnakam),  wakke  dh  jtmkklm  MneUeieaar  Mrä^iaker 
Ont  aalUtt,  befinden  sich  zioei  äÜara  j/WUmgen  in  Octav.  —  Prospekt  in  kalb.  Bogen, 
0.  BoDBintBB  fec.  et  exc.  A.  F.  —  Die  Herxogl.  fVeimarische  Stadt  Domburg  an  der 
Saale,  Scbwabz  fec.,  halber  Bogen  gelusekl,  wie  eelorirt  in  BasixKOfF,  maleriseke  Reisen.  — 
jitMiekt  In'  iat  Fi^pianaSUa  taf  Danktfg  a.  S,  ia  imaaaUaa  f^arka,  {wgi.  Cm,  Avauaa, 
kritisches  ferzeichniss  ier  LmMairm  mai  Mnwiliwim  kfpagi^fktaakaa  Mütter  iat  täei- 
üaakaa  Laad»  1818). 

Das  alte  SeUoflS  macht  jetzt  einen  ehrwürdigen,  doch  veriasaenen  Sndniek. 

Es  ist  ein  f'oii-^loinerat  vmi  Tlunlcn  iiuR  verschiedenen  Bauzeiten,  welclic  s(t  in 
einander  gebaut,  aucli  Kelci^ciitlich  der  Anbauten  und  Umbauten  viMündcrt  worden 
sind,  dass  eiue  strenge  Scheidung  unmöglich  ist  [Von  der  iUtesten  Anlage  ist  so 
wenig  ^aa  tfbrig,  wie  von  dem  Bau  dea  11.  Jahilmiiderta,  obgleich  man  im  vorigen 
Jahrhundert  in  den  unteren  Rilumcn  eine  Holzsäule  mit  der  .lalireszaU  1022  ent- 
deckt haben  wollte  ]  In  der  Hauptsache  wiid  das  Schloss  durch  drei  an  einander 
8toss«udu  i  lügel,  einen  (ungefähr)  oördlicheu,  einen  östiicheu  und  einen  ganz  kunsen 
sOdlichen  gdiildet,  welche  so  in  ihrem  Winkd  einen  [firOher  vielleicht  auch  ani 
den  anderen  Seiten  umbauten]  Hof  begrenzen  (A).  Die  ältesten  Theile  steelren 
in  dem  Xordflügel,  nacli  Osten  zu,  die  machti^'e  Wand  mit  dem  von  der  unten  !)efind- 
liclien  Küche  nach  oben  aufsteigenden,  hoch  in  der  Luit  endenden  Schornstein  (dessen 
Aufsatz  allerdings  neuer  ist)  wohl  aus  dem  13.  Jahrhundert  stammend.  Dort  auch, 
von  der  Nordaeite  «aasen  stehtbar,  ein  im  Unterbau  ebenso  aller  Tliann,  und  eln^ 
aadeie  anstossende  Bautheile.  —  Andere  Theile  sind  aua  dem  14.  Jahrhundert;  80  der 
aoasen  an  der  Ostseite  (die  hier  «ewälilten  Orientinrngsangaben  sind  nicht  ganz  ge- 
nau, aber  der  Kürze  wegen  angewendet)  nach  der  Saale  zu  sich  an  das  Schloss  in 
einon  vorgebanten  TheQ  antehnende  runde  Befcstiguugsthurm,  der  in  seinem  oberen 
Theil  jetzt  in  das  Dach  des  llauaea  mit  hineingoiommen  ist  {A).  —  Die  Hauptbauzeit 
des  Sdilosses  füllt  aber  wohl,  wenn  auch  mit  Benutzung  älterer  Theile,  in  die  Früh- 
zeit des  IG.  Jahrhunderts.  Hierher  gehören  he.sonders  di(^  noch  niittelalterüch  mit 
Buudstiihen  und  Kehlen  schön  in  Stein  profilirten  Thiireu  des  Hufes  (diese  sind 
z.  Thl.  spitnr  vwaetzt,  wie  die  in  der  Ecke  dea  NordflUgds  dies  deotiidi  neigt)  und 
einiger  oberer  Bäume,  welche  bei  gldcher  GUedening  zum  Theil  noch  den  Spitz- 
lM»g('n  und  schon  den  Rundlmgcn  zeigen.  Ebenso  sind  die  unregelmässig  einzeln  oder 
paarweise  augeordueteu  Fenster  spätestgothiscb,  rechteckig  mit  wulstigen  und  gekehlten, 
nur  die  ohne  Hftlfte  dnnehmendoi  OUederungen.  Dann  dw  in  dem  Wbikel  der  beidoi 
grossen  Flügel  in  drei  Seiten  des  Achtecks  vortretende  Hanptemgaag,  der  mit  da* 


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OoKNBtma. 


J«iiB.  30 


SpibsbogeDthür  und  eigciu>ni  krönenden  Dacldielni  einen  reizvollen  Einclmck  macht; 
das  sogenannte  T  f  a  1  z  p  r  a  f  e  n  /  i  ra  m  e  r  und  der  Iieherrschendo  Thurm  des  Schlnases, 
welcher  sich  achtetikiK  auf  dem  Dach  des  Nordfliigels  in  einem  (Jeschoss  crhel>t.  Die 
Sehweifkuppel  dieses  Thunn»'s  mit  dem  vorgc^setzten  ZiergielK'l  fällt  in  die  Harock/eit 
des  17.  Jahrhunderts.  In  dieser  Zeit  wurde  für  die  dort  mit  vielem  Aufwand  resi- 
dircnde  Anna  Maria  das  Scbloss  neu  hergerichtet.    Das  Meriansche  Watt  gieht  eine 


Kordanilcbt  (Im  aiteu  Schloftaea  zn  Dornbnrg. 


Darstellung  V(m  1631 ;  Croaten,  welche  das  Schloss  geplündert  und  die  llerzctgin  ver- 
wundttt  hatten,  werden  v<»n  herlwigeeilten  handleuten  und  Soldaten  die  Felsiiu  herahge- 
jagt.  (Der  Hofhält  stür/te  dimn  die  Fürstin  in  Schulden  und  Unannehmlichkeiten.)  Von 
der  Ausstattung  sind  noch  mancherlei  L'el)erl)leih8el  erhalten.  In  dem  älteren,  übrigens 
aber  in  den  Mauern  kaum  früher  als  auf  das  14.  Jahrhundert,  in  den  Thüren  auf 
das  Itj.  Jahrhundert  zurückzuführendem  Haupt saal  des  Obergeschosses  wurden  da- 
mals Wandmalereien  ausgeführt,  welche  jetzt  nur  noch  in  Spuren  unter  der 
Tünche  sichtbar,  doch  deutlich  den  S(i>uipel  der  diunaligen  Zeit  an  sich  tragen.  Kine 
durch  Malerei  hergestellte  architektonische  (Uiederung  in  antikisiren<lem  .Simie,  alle- 
gorische (verhältnissmiUssig  nicht  grosse)  Frnuengestalten,  Dlunum  und  Fruchtstninge 


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31  Jena. 


81 


«ragen  yod  flotter  und  wedudvoDer  ZeichniiDg  und  frisdier,  fturbenreidier,  aber  derb«', 

im  Figürlichen  sellist  roher  Ausfühnnig  (Ä).  Aus  der  gleiebon  Zeit  sind  tiudi  noch 
einige  profilirtc  fl<i!/halkeii-Deckeu  erhalten  und  zwar  in  diosnii  /immer,  wie  in  den 
durch  Tbeiluug  des  grosseu  Uittursualus  in  unsemi  Jahiitundert  hergestulltoii 
Zimmem  des  vormalignn  Juaüsamtes.  Aus  jener  Zdt  auch  die  beiden  adritoen  dnidien- 
IcSpfigen  Wasserspeier  in  dem  Winkd  flb^  dem  Eingangs- Vorbau  (Ay, 

[Nach  einem  Inventar  von  1(W6  war  das  Schloss  damals  in  trefflichem  Zustande, 
mit  einer  grossen  Anzahl  von  Bildnissen  fürstlicher  Personen,  deutsdier  wie  aus- 
ländischer, geschmückt.  —  v.  Khobiok  JJ,  7.] 

Sdt  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts  wurde  das  SeMoss  aUmSlig  znrfIdigesetKL 
Zwar  li(!ss  Herzog  Emst  August  noch  zwischen  1726  n.  17:W,  wohl  um  ein  Tromiietcr- 
c«n-]is  IVstlitlikcitcii  aufzustellen,  die  sogen.  Tronipeterstuhe  herstellen,  einen 
h<»i/enieu  ge.schlosseuen  Krker-Aultau  an  der  äusseren  Nordfront  (daher  von  iltr  aus 
nodi  ein  deshalb  verloren  gegangenes  Fenster  des  16.  Jahrhunderts  sichtbar  ist); 
dodi  wurde  auf  seine  Veranlassung,  um  der  durch  doi  Krand  von  1717  vuramten 
Stidt  aufzuhelfen,  im  ersten  Ohergcschoss  eine  Barchent-  und  Bauni\v()llen-Si)innerei 
eingerichttit  (w»'lche  bald  aufgegeben  wurde),  ein  anderer  'Iheil  für  die  geretteten 
Archive,  und  nur  wenige  lläume  der  ll»)fhaltung  vorbehalten.  Als  vtdlends  1747 
das  mittlere  Schloss  vollendet  worden,  wurde  das  alte  Schloss,  in  welchem  Emst 
August  wfhrend  des  Baues  nur  ein  Zimmer  zeitweilig  lu  \v(>1inte,  gans  anfsegehen,  . 
und  zum  letzten  Male  UfM)  bei  dem  lluldigxingseid  für  den  Ueiasog  VOtt  Saatfeld 
(Ubervornunid  des  i'rinz»!n  von  Sachsen- Weimar)  benutzt. 

Das  Golian<lo  zwi^^ohon  dorn  alten  und  mittl8r«n  SobloBS,  wirthsßhaftlißhen  Zweclcen 
dienend,  hat  keinen  bosondorcu  Kunstwertb. 

Das  Mltllere  Schloss  (auch  das  neue  Schloss  genannt)  wurde  an  Stelle  von  22 
Privathäusenj  1730  47  errichtet  |nachdeni  ein  17.">4  auf  den  Fundamenten  dieser 
Häuser  aufgeführter  Bau  wegen  rnsicherheit  abgetragen  werden  niusste]  und  zwar 
von  .dem  I3aunieister  Krone  nach  den  Plänen  des  Italieners  Struzzi.  Es  zeigt  dn 
maass volles  und  fdnes  Roococo  bei  massigen  RanmvorhftltDissen  und  ooncentrirter 
Anlage.  Dem  sehr  verschiedenen  Terrain  entsprechend,  ist  das  Erdgeschoss  nach  der 
Saale  hin  bedciitciHier  als  nach  der  Stadtsrite  zu,  wo  die  Kingangsseite  nur  durch 
einen  Terraineinschnitt  gewonnen  wurde,  wahreml  der  von  der  Stadtseite  her  kom- 
mende ebene  Weg  durch  Vermittdnng  wen^er  Stufen  und  dner  brOdcenartigen 
Uet)erfllhrung  (Aber  den  Weg  des  Erdgeschoss-Einganges)  zu  dem  als  1  Iaui)t  ge.Hcho68  stattp 
lieber  entwickelt^!n  Oliergeschoss  führt.  Da  üIkt  diesem  nur  ein  llalht^cschoss  nm^h 
angelegt  ist,  erscheint  das,  Schloss  von  der  Stadtseite  eher  als  Schlö.->.schen  (wie  es 
auch  heis-st)  und  wirkt  auch  durch  den  Dachabschluss  mit  seiner  geschweiften  Ifittd- 
Itoiipd  und  den  Neheninqqpeln  mit  hdien  Stangen  darauf  weniger  imposant  als  sierlleh. 

Die  Eingangsthflr  schmückt  das  sächsische  \Vai>p(;n  im  zierHdi  geschweiften  Auf- 
satz (A);  darüber  ist  ein  cllipfisc-lics  Fen-^ter,  die  übrigen  Fensterumrahmungen  sind 
flachbogig,  mit  ^'eschweifteu  leichten  .Autsätzen,  darüber  im  Mittelbau  clliptiscbe. 

Die  Anlage  des  Grundrisses  ist,  wie  ei-Mahnt,  cumpendiös  unter  Vermeidung  von 
Flurgängen.  Die  Lösung  der  Trepp«ianlage  als  runder  Wenddtreppe  im  Inneren 
des  Hauses  veranhMste  wdd  den  Arddtekten,  dem  Vorsaal  seine  Gestalt  sn  gehen, 


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82 


DoiKBTmo. 


Jena.  32 


mniMli  er  ein  Achteck  wurde,  dessen  vier  Schrägsuiten  kürzer  und  eingolMiicht  sind, 
während  nun  die  geraden  Stiteiiwüiule  rechts  und  links  vom  Kiiitrctcndcn  auRpt'l)auclit 
angelegt  und  so  an  den  Wänden  hülische  liek'Uchtungsi'ftVcte  crziflt  wenlen  (^4).  Dem 
Geschniuck  der  Zeit  entspi-ach  es,  da.ss  auch  der  (unvermittelt  vom  Vorsaal  zugäug- 
lidie)  HauptBBal  mit  abgenmdeteii  EgIemi  gebadet  wurde.   Im  ErdgesehoBs  sind  die 


OnmdriM  im  iniuleren  SchloMes  Bn  Dornbarg.    1 :  SOO. 


dunkelblauen  Wönde  dieses  Saales  (als  des  Speisesaales)  gesclunackvoU  mit  Meisaener 
Port ellan  geecbrnflckt);  im  Eidgeschoes  ist  der  Saal  als  Festsaal  (in  welehem 
181G  die  LandtagaerSffiiung  statt  fand)  mit  farbigem,  vorzugsweise  warmgeti^nten 
Stukniamior  überzogen.  (Kennzeichnend  für  die  erste  Iliilfte  unseres  Jahrhunderts 
ist  die  IJebertünchung  dcrsullMin  unter  dem  Minister  (jirafen  Edling,  welche  der  jat/A 
regierende  Grossherzog  wieder,  beseitigen  Uess).  —  In  dem  zwischen  diesen  bdden 
SAlen  entstehenden  Winkel  liegt  links  vom  Herankommenden,  wie  erwAhnt,  die 


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I)OBIIBUM. 


Jen.  34 


Treppe,  rechts  ein  entsprecheDder  Banin,  der  jedodi  nur  als  Abetdlnunn  dient  and 

daher  nicht  wie  die  Treppe  der  guten  Erscheinung  wegen  ahgenindet  ist.  Zu  jeder 
Seite  sind  dann  noch  zwei  Zimmer  und  dazwischen  ein  Alkoven  angeordnet,  welcher 
mit  einem  dritten,  bis  auf  die  schra^n  ThQrwäudu  frei,  vortretenden  Zimmer  unmittel- 
bar vertHindeo  ist  Die  Zimmer  rar  Itediten  riad  die  der  Fran  Groasiierzogin,  rar 
Linken  die  des  Grossherzo^'s.  —  In  sämmtlichen  Räumen  sind  hübsche  Stucic- 
(lecken,  alle  verschieden,  auch  in  den  Alkoven,  trotzdem  sie  die  Hand  eines  einzigen 
Künstlers  verrathen  und  alle  in  zartem  Relief  die  üblichen  KiuderKcstalten,  Blumen 
und  FrOdile  und  Baudomameotik  etc.  haben.  Sie  sind  im  Geschmacke  der  da- 
maligen Zeit,  d.  h.  bedentogsfoll  für  diese  Zeit  des  Uebe^ganges.  Augevteles 
Boecoco  zeigt  eigentlich  keine  einzige  Decke.  Die  des  nördlichen  Zimmers  nach  der 
Saale  hin,  wohl  die  hübscheste,  zei^t  in  ilwer  Gitteroniamentik  noch  die  Anklänge 
an  den  'Stil  Louis  XIV.,  die  des  llauptsaales  schon  Annäherungen  an  den  ZopÜBtil. 
Die  Deelmi  sind  jetzt  gewdsst,  mOgen  aber  «ueli  mrsprflni^di  lart  gefibbt  gewceei 
'sein.  —  Von  der  Ausstattung  der  Zimmer  sind  ein  kleiner  Spiegel  im  Vorsaal, 
zwei  Kronleuchter  aus  G!;i.<j  und  einige  Gefässe  in  Böttger- Porzellan  hervor- 
zuheben. —  Von  dem  Hauptsaai  betritt  mau  nach  der  Saale  zu  einen  durch  herr- 
liche Aussicht  ansgeseicfaiirteii  Bsloon,  dessen  Gitter  Prachtstücke  der  Eisentechnik 
vom  AnAmg  des  17.  Jahiftmiderts  sind.  Die  UeberHsiBmng  madit  sie  freOidi,  irie 
gewöhnlich,  älter  imd  lässt  sie  einem  verbrannten  H:iuse  B<;nvenuto  Cellinis  entstammen, 
Insnichtigt  ist  aber  wohl  der  Glaube  an  italienischen  Ursprung.  Es  sind  einzrlnr 
Felder,  zum  Theil  gerade,  zum  Theil  flachbogige  (diese  übrigens,  wie  der  Augenschein 
Mirt,  an  dem  jetzigm  Batcon  nidit  passend  eingesetst),  an  irdchen  in  sdir  kOnst- 
lidier  Mischtechnik  schmiedeeiserne  Blattwerk-Verzierungen  mit  gnsseisenien  Foim- 
gossstOiAen  verflochten  (ü))er-  und  untergesteckt)  sind  (A). 

Aussen  vor  dem  Eidgeschoss-Eingaog  ein  hübsch  omamentirter  Laternen- 
truger  aus  Eisen. 

(Das  mittlere  Schloss  war  dai^enige,  in  welchem  anfangs  Herzog  Carl  August 
und  Goethe  wohnten,  wfhrend  der  Letitoie,  der  nach  Gsil  Angnsts  Tode  im  Unnen 
Schlösschen  m^te,  noch  im  Harmorsaal  dieses  Sddosses  die  vsrandunen  Besuche 

empfing.) 

An  der  Vorderseite  des  Schlosses  führt  eine  Ternusse  zu  dem  sogenannten  Fünfeck 
und  darunter  zu  einer  Grotte,  in  welcher  Herzog  Emst  August  Goldmacherei- Ver- 
suche angestellt  haben  soll,  dnem  Fünfeck  mit  auf  einer  Mittelsänle  rasammen- 
stossoidai  Gewftlben.  Der  vor  dem  Schloss  liegende  Garten  ist  von  der  von  der 
Stadt  aus  vorbeifuhrenden  Strasse  durch  tun  grosses  prfichtiges  osemes  Gitter  im 
Zopfstil,  mit  zwei  EinglLngen,  abgeschlossen  {A). 

Das  südhche  Schloss  ist  das  Stohmannsche  oder  kleine  SehlSeschen.  Es  war 
PrivaäMsits  bis  1824,  wo  es  dem  Besitser  Stohmaan  als  Kammergut  abgekauft 
wurde.  Diesem  Scldoss  gegenüber  tiad  wir  in  der  sonst  seltenen  Eage,  Nach- 
richten und  Inschriften  des  Baues  als  viel  zu  späte  annehmen  zu  nifis,s<')i,  wejin  man 
anders  die  Steine  selbst  reden  lassen  darf.  Die  Schrötersche  Chronik  lässt  das  Schloss 
1595  von  dem  Amtsschrdber  Zsehetifaig  eibanen,  und  die  Eingangsthflr  hat  die  Jahres^ 
lahl  ld06;  und  doch  kann  der  Bauart  nach  das  SditiSeschen  nicht  anders  als  in  der 


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3ö  Jena. 


tknmno. 


35 


Zeit  zwiadien  1680  und  spAtestens  1570  entstand»!  Bein,  w&hrend  dwoso  die  Zunmeiy 
ThOren  iks  (Obergeschosses  mit  der  Jabnendil  1716  mehr  ab  hundert  Jahre  AMw 

sind,  als  dit  sf  Zahl  ergiebt  (A). 

Das  ächloss  entstammt  seiner  vcrliältnissniässig  wolilerbaltenen  ilauptaulagu  nach 
der  BHltheadt  der  deutselieii  Renaissance  (dem  GharaktOT  nach  wie  die  entspredien- 
den  in  die  Zeit  um  1530— 4(J  fallenden  Bauten  des  Torgauer  und  Dessauer  Schlosses 
und  des  Altenburgcr  Rathhauses);  ein  eiiifaclu^s  TUcliteck  mit  Zimmern  in  zwei  Ge- 
schossen, welche  zweireihig  rechts  und  links  vom  llaupteingang  und  dem  nifu  htigen 
das  gaiue  Haus  theileuden  Haupt-  und  Mittelraum  liegen.  Dieser  war  urbprüuglich  wohl 
unten  und  oben  dn  Tertindender  Vorsaal,  winde  aber  sum  Treppenhai»  dngeriditet, 
da  hier  fJocthes  wogen  auf  Carl  Augusts  Anordnung  eine  hölzerne  gerade  Treppe  an- 
gelegt wunle.  Die  ursprüngliche  steinerne  Wendeltreppe  sity.t  in  dem  unten  vier- 
eckigen, oben  achteckigen  i'reppenthurm,  welcher  in  der  Mitte  der  nach  der  Stadt 
gelegenen  Langseite  vortritt  Die  Fenster,  wohl  nrspranglich  regelmässiger  angeord- 
net, zum  llicil  pa^in^eise,  sind  ähnlich  denen  des  alten  Schioeses,  rechteckig  mit 
noch  [^othisirender  tiliederun^^  in  der  ol)eren  Hälfte  der  rechteckigen  rnirahniuiif?. 
Die  Eingangsthür  im  lliunuvorbau  ist  von  trefflichen  Verhältnissen  und  prächtiger 
AusfQhrung,  auch  sie  mit  ihrer  feinen  antikisirenden  Archivoltengliederung  und  den 
aehrig  in  den  Pfeileni  angeordneten  besdilagfenierteo  Nischen  mit  den  Sits-Oon- 
aohm  entspricht  der  )>esten  Zeit  um  1540.  Sie  ist  bei  ihrem  Reichthum  nicht  über^ 
laden;  die  lieschlagverzierunf^en  an  den  Pfeilern,  die  Kftpfe  in  der  Mitte,  die  Eier- 
stube und  Zahnschnitte  in  deu  Arclüvulten,  die  geflügelten  Engelsköpfe  in  den  Zwickel- 
flftehen  (Ä\  aOes  verrtlih  dnen  Icflnstlerfach  geInMeten  ArcUtekten  jener  Zeit  (Abhild. 
S.  3G).  Ans  gleicher  Renaissanceziit  sind  auch  die  beiden  steinernen  gegliederten 
Einfassungen  der  ranullMt^'fiithüren  im  Treppcnhaus-Obergeschnss  (denn  Unlz-'l'hüren 
und  eiserne  Bänder  jedoch  aus  dem  18.  Jahrhundert),  und  der  Kamiu  mit  cousol- 
artig  profilirten  Seitenwangen. 

Die  Giebel,  welche  an  der  alt  erhaltenen  kurz«)  Seite  als  wirldicher  Dachgid)e], 
an  den  Langseiten,  an  den  Ecken  und  auf  der  Saale-Seite  auch  in  der  Mitte  ab 
Ziei'gieljel  auftreten,  zcium  als  let/tvollendeter  Ikiutbeil  seh<in  den  Ix^^^innenden,  wenn 
auch  noch  maassvoll  einlachen  Barockstil  mit  geschweifleu  und  geiMgenen  Dach- 
kanten. Doch  mag  hier  sidi  auch  schon  ein  Umbau  des  17.  Jahrhunderts  geltend 
machen.  Denn  anf  diesoi  weist  mancherlei,  wie  der  Erdgeschossanhau  an  dm 
Thurm  mit  der  Rundlx)genthür  und  die  Versetanng  von  Fensteni  und  besonders 
der  Renaissance  -  Thür ,  welche  vordem  keinesfalls  an  «ler  jetzigen  Stelle  sass 
(vielleicht  in  einem  Einbau  /wischen  Thurm  und  Hausmauer,  wie  am  alten  Schloss). 
Dieser  Umban,  vielleicht  auch  ein  VoUendungsbau,  mag  der  von  Sdiröter  ange- 
gebene Bau  sein ;  und  (trst  damals  kann  der  (auch  in  seiner  Fassung  erst  dieser 
Zeit  entqprechende)  Spruch: 

Gaudeat  Ingrediens,  laetetur  et  aede  recedens, 

His,  qui  praetereunt,  det  l)ona  cuucta  Dens  * 

mit  der  Jahreszahl  ICiOS  hier  eingefügt  worden  sein.  Ob  das  U(di(^f  des  (üeliel- 
feldes,  der  Oberleib  eines  Knalnin,  welcher  zwei  Wappen  hält,  aus  dieser  Zeit,  oder 
Ton  dem  Ursprungsbau  stammt,  lasse  ich  dahingestellt  Aus  dem  Anftng  dea 
17.  Jahrhunderts  sind  audi  die  Thdle  des  innoen  Ausbaues,  welche  das  deutliche 

3» 


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86 


DORKBUBO. 


Jona.  3G 


Clepräge  des  Früh  -  Barockstils  tnigen.  Vor  Allem  dw  zwoi  prächtigen  Holz- 
thüren  des  Carl- August- Zimmers,  welches  sich  im  Ohei^eschoss ,  vom  Flur  aus 


EingiingsthQr  des  Stohinaiin'achen  Schlosse»  sa  Dornburg.    (Text  S.  95}. 


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Tlilr  in  SlolmMim'MhoD  SehloM  sa  Doralnuv»  (Text  8.  M). 


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88 


DORMJMIBS. 


Jana.  88 


gerechnet,  gleich  rechts  befinden  (Abbild.  S.  37).  Sie  sind  von  toscanischeu  Pilastern 
eingefasst,  hinter  denen  Verzierungen  in  'I'hüifonn.  Das  verkröpfte  und  mit  drei 
vurtreteuden  Cousuleu  geschmückte  Gebälk  tragt  den  von  Vuluteu  uiugefassteu  Aufsat/, 
der  d«r  Hauptsache  nadi  als  eine  Kische  zwischen  POasteni  entwickelt  und  von  einan 
Abschlussgebälk  gekrönt  ist  Die  ThQren  sind  ungemein  reich  bedeckt  mit  Schnitzwerkf 
das  i.  Tli.  kriiftig  vortritt,  antikisirende  Motive  und  Cioldscluniedetechnik  mit  einander 
vermischt  und  treti  lieh  eingelegte  Arbeit  in  den  Flächen  hat  iJL).  Die  Thüreu  haben 
dimdL  Uebemaluug  .sehr  gelittm,  namentildi  sind  die  Efadeeonuter  umriMliig  ver- 
aenrt  und  barbaiisirt  weiden.  In  dem  Aufsatz  der  einen  ThOr  ist  das  Wanieii,  wie 
am  Hiuipteiiigang  (geflügelter  Oberleib  mit  Pfeil  und  Bogen)  und  die  Buchstaben  E.  Z. 
(/sclu  t/.iiig?).  An  der  anderen  Thür  als  Wappen  eine  weibliche  Figur  mit  Bhimen 
in  beiden  Uäudeu  und  die  Buclistabeu :  W.  Z.  iJie  Jahrei>zal  171U  hierbei  kann  aus 
stüistisdien  GrOnden  nidit  auf  die  wirldiche  Heretellung  der  Thttren  gdien,  sendem 
wiedffum  nur  bei  einer  baulichen  Veränderung  jenit  /^it  hinzugeCBgt  worden  sein. 
Dass  aber  damals  eine  solche  stattgefunden  hat,  Ut^i  wi  Iclier  Wände  gezogen  (in  einer 
sulcheu  Wand  zwischen  dem  C^l-Auguät-Zimmer  und  dem  daneben  behudlicheu  sogen. 
Bettsinmier  belindet  iddi  die  eine  Tliflr)  und  der  ursprünglich  ungetheilte  grosse  Saal 
rechts  vom  Treppenflur  in  mehrere  Zimmer  ge&ält  wurde,  bezeugt  die  Ehdusididdroit 
der  (rücksichtslos  durchtheilteii)  Decke  mit  ihren  energisch  im  Geiste  des  Frilhburock 
l>rotilirten  Haiken.  Auch  der  entsprechende  SSchlosstheil  im  l'-rdgeschoss  unter  diesen 
Ziumieru  zeigt  in  seiner  duichgeheuden  (zum  Theil  jedoch  zerstörten)  Holzbalkcndecke, 
dasB  die  Theflung  in  vier  Zimmer  qMierer  Zeit  angehört  IKese  Decke  ist  Obrigois 
weniger  kräftig  profilirt;  ebenso  die  Decke  des  Trcppenflorcs  üu  Obergeschoss ,  wo 
aber  durch  die  sparrenartig  schräg  gestellten  Füllbretter  eine  hübsche  Wirkung  her- 
vorgebracht ist.  —  Der  aus  der  Symmetrie  fallende  Südaubau  als  Fortsetzung  dee 
tBcMCsBciiaBS  ftOt  woU  aodi  in  das  18.  Jahrhundert  —  Die  auf  der  anderen  Seite  des 
Treppenfluree  belegenen  sogenannt«!  Goethezimmer  haben  nichts  von  der  alten  kflnst* 
lerischcn  Ausstattung  erhalten. 

Von  den  Gegenständen  in  diesem  Scblösschen  sind  besonders  hervorzuheben: 

I.  Im  Treppenflur  des  Ol>ergeschosse8: 

Unter  den  vielen  an  den  Wänden  liäugeudeu  Oclgemäldcn  antiken  allegori- 
schen  etc.  Inhaltes  ist  dasjenige  mit  dem  roooooo-gesehnitzten  Rahmen  ganz  kidlidi, 

in  der  Weise  Boucher's  ausgefülu-t,  nach  Herrn  Hofgartner  Springer  auf  den  Selbst- 
mord des  Frl.  von  I,ii.s.sherg  in  der  Ilm  zu  deuten.  Fiiie  junge  vornehm  gekleidete 
Dame  eilt  vorwärts,  veraweiflungsvoll  ein  Taschentuch  in  der  Hand  haltend,  waluend 
in  den  Wolken  eine  Amorette  schwebt ;  unten  vonie  eiu  weissbärtigcr  Wassei^ott  mit 
der  Amphora. 

Leuchter,  18.  Jahrhundert,  klein,  auf  drei  Fflssen  mit  hübschem  Bankenwerk; 

Eisen  {A\ 

Uhr,  18.  Jahrhundert,  gn)ss.  Das  ZilTerblatt  ist  l)cmalt,  seine  Einfassung  wie 
die  des  Kastens  ist  durchbrochen  in  Blech  geschnitten,  bezw.  mit  Meerjimglrauen 
bemalt;  ein  Aufsatz  auf  dem  Zifferblatt  ebenfalls  durchbrochen  in  Blech  als  krauses 
Ornament  geschnitten  und  vergoldet  (.i). 

IL  Garl-August-Zimmer: 

Truhe,  16.  Jahrinmdert,  mitgothisireDden  FlUIimgai,  rdch  und  gcsdunadcvoU  (ii). 


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39  Jena.  Dobhbdbo.  39 


Truhe,  mit  Jalireszahl:  1720,  kldn,  mit  «ingnlegtir  Arbeit 

S  t  o  1 1 0  n  s  c  h  r  ä  Ti  k  c  h  e  n ,  Renaissance. 

Schrank,  gross,  aus  dein  17.  Jahrliundert,  doch  wohl  stark  restaurirt.  Der 
GfWammtaufbau  zeigt  schon  den  Yereiulacbt42U  Geschmack,  während  die  die  liahmcn 
und  Fonangen  bedeckenden  «üjg^elegten  Schnitzwerke,  welche  meist  Trauben  danteOen, 
den  Schrank  ruch  erscheinen  lassen  {Ä). 

2  Tische.  Ifarmoxplattan  mit  florontiiier  «ngelegteir  Arbeit,  auf  gewnDdeiien 
llolzfüssen. 

Ofen,  wom  Anfang  unseres  Jahrhimderts,  mir  etwas  vecdert,  aber  charakteristiadi 
ftr  den  seilher  ziemlich  terschwundenen  Anflbaii  ans  swei  sdurflggesteUtoi  mid  oben 
abgerundeten  Tlieilen  yoo  GnsseiseD. 

Stülile,  vom  Anfixng  unseres  Jahrhunderts,  einfach,  aber  ebenfalls  bcdeutimpsvoll 
durch  die  runden  Können,  welche  seltener  geworden  sind,  als  früher  vergangene  (A). 

Porz  eil  au- Gegenstände,  u.  A.  Vase  in  Böttger-ForzeUan ;  —  kleines  Itelief 
eines  roocooo-umrahmten  und  bemalten  Franoibfldnisses  (Ifarkgrflfin  von  Bairaith), 

feine  altmeissener  Arbeit;  —  unter  den  Bisquitfiguren  eine  das  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  kennzeichnende  Gruppe  der  Jalireszeiten  als  vier  nnnmthiger  Fraueo- 
gestalten,  die  um  einen  Obelisk  sitzen;  —  andere  im  Eckschräakchen. 
^  Elingelzug,  18.  Juhrhundort,  mit  lilunien.  Eisen. 

Der  Vorgarten  dieses  Schlössebens  ist  wie  der  andere  durch  ein  kunstvolles 
eisernes  Gitter  von  der  vorbeifOhrenden  Chaussee  getrennt 

Kiu  Gebäude,  uouh  weiter  Büdlich  vom  Stohmann'sehou  Sohlössokon,  ouihiüt  mahUi 
HerTonagendeR. 

Die  drei  Schlösser,  in  ihrer  Gesaumitheit  betrachtet,  gewähren  dnen  ganz  eigen- 
artigen Reiz  dadurch,  dass  sie  nach  der  einen  Seite,  nach  Saale  und  Ehwnhahn  hin, 
hoch  anf  schrafliBn  Felsen  Be|^  dort  besondere  das  atte  Sddoss  aar  Geltung  kommt 

und  so  das  Beherrschende  und  T^oinuiitische  hervortritt,  wähi'end  iiacli  der  anderen, 
der  gleichhohen,  theilweise  auch  höhereu  Stadtseite  hin,  wo  die  beiden  moderneren 
Schlüsser  mehr  in  die  Erscheinung  treten  und  die  einzelnen  Gebäude  durch  reizende 
Gartenanlagen,  Teirassirangen  nnd  maanigfoche  Wege  in  TerUndung  gesetst  dnd, 
mehr  das  WohnUehe  und  Annmthige  zum  Ausdruck  kommt.  Dazu  kommt,  dass  der 
Beschauer  ininior  wieder  Domburg  mit  dem  kunst?:innigcn  Fürsten  und  dem  grossen 
Dichter  in  Vei  biudung  bringt.  Treffend  und  mit  Behagen  schildert  Goethe  selbst  die 
Lage  seines  Antuithiltes  dem  Oberst  von  Benbriti:  „Dn  ssh  ich  w  mir  anf  schroffw 
Felskante  eine  Keihe  ehizdner  ScMOsser  bb^iesteDt,  in  den  verschiedensten  Zeiten 
erbaut,  zu  den  verschiedensten  Zweckcti  erriclitet.  Hier  am  nönlliflieii  Ende  ein 
hohes,  altes,  unregelmässig  wcitlautigfs  Scliloss.  gmsse  Sääle  zu  kaiserlichen  Tfulz- 
tagen  muschliesseud^  nicht  weniger  genügsame  Ivuume  zu  ritterlicher  Wohimug.  ¥& 
mht  anf  staiton  Ibmem,  an  Sdiuts  nnd  Tmts.  Dann  folgai  spftter  hinzngesellle 
Gebäude,  haushälterischer  Benutzung  des  umheiliegenden  Feldbesitzes  gewidmet.  Die 
Augen  an  sich  ziehend  aber  steht  weiter  südlich,  auf  dem  solidesten  ünterl)au, 
ein  heiteres  Lustschloss  neuerer  Zeit,  zu  anständigster  Hofhaltung  und  Gcnuss  in 
gflnstiger  Jabresaeit  ZnrOddcdirend  hieninf  an  das  sOdUcbste  Ende  des  steilen 
AUuuiges,  finde  ich  aiiletst  das  alte,  nun  auch  mit  dem  Ganzen  vereinigte  Freigut 


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40 


wieder,  (l;i>?i  lhe,  welches  mich  so  ^'jistfreundlich  eiiihul.  Auf  diesem  Wego  nun  hatte 
ich  zu  buwuuduru,  wiu  die  bedeuteudeu  Zwischenräume,  eiuer  still  abgestuften  Lage 
gemäss,  dardi  Temssengänge  m  ebm  Art  mm  auf-  und  atetdgmdeni  Labgrriatl» 
ardütektonisch  auf  das  Sehicldiehste  verschränkt  worden,  indessen  ich  zii^fliGh  die 
Bämmtlichen  Ober  einander  zorQckweicIieaden  Lokalitäten  auf  das  VoUkonunenste 
grünen  und  blOhen  sah**. 

Im  Besitz  des  Herrn  Lehrer  Thiene: 

Siegel,  sehr  verlöscht,  15.  Jahrh.  Eine  Heilige  mit  einem  Buch  in  der  Rechten 
und  antikisireudem  I'alteuwui'f  des  Kupftuches,  Ruckes  und  Obcr^e\v;iudcb  (su  weit 
sich  dies  noch  eriEConea  Hast),  steht  in  einon  nngWchBeitigen  (laoSBezogenen) 
VieipasB.  Bingsinn  ehie  Ibschrift  hi  gothisdien  MimMirftin :  g .  AbotifMC  pctcrsbcvg  (Äj. 

Stadtbefestigung,  unusog  wohl  ui-sprüuglich  nur  die  Stadt,  dann  Stadt  und 
Schhws  mit  doppeltem  Graben,  war  sdion  1689  trOmmeiliaft  lud  ist  Jetst  seratBrt 
Us  auf  geringste  Reste.  -  Bcbwabb  s.  4,  iranach  eine  Btur  V4  km  nordmudOsUieh 
von  Domborg  die  Gyriaksburg  hiess. 


Oorndorfj  uutcrhulb  Domburg  am  rechten  Ufer  der  Saale,  lU'/t  ^  uurduord- 
ML  T.  Jena,  einst  Besits  der  Sehenkeoi  von  Dombarg  (•Tantraboig)»  1344/46  von 
ihnen  an  die  Grafen  von  Schwanburg  u.  Oriamflnde  veifcanf^ 

Ebontsid,   Landesk.  II,   S.  264.  —  p.  Esosiok,  Gesch.  v.  Dornbnr/:  a.  S.  I,  21.  - 
B.  F.  Ii.  T.AüiiN,  Lillerae  quihus  ff'itkego,  Numburgeans  episcoptu,  convtntui  Sanclimona/ium 
in  Brisenit*  eccletitm  in  Dorndorf  adiixit.    4.  Loagotal.   1160.  —  l/e^er  Siegel  »ieke 
8xABK  dt  TkaHag,  rmtiHt-Zeilaekr.  II»  146  (mm  f«M>,  133. 

l)i(!  iilte  Kirche  wurde  1727  ubg(!tra|.reii ;  die  jetzigt;  laut  Inschrift  an  der  Süd- 
thür innen:  1724,  iui  der  Nordthür:  1755,  entstanden,  nüchtern,  mit  zwei  Emporen- 
reihen und  Flachtonnen-Decke. 

Kirehenstithle,  s.  TU.  mit  dedidhen  HoUgittam. 

Kan/el,  im  Zopfstil,  gross,  dreigeschossig.  Im  Erdgeschoß  >  die  Thflr  zwischen 
Laubgewinden  des  (a-täfels  \<n-  den  Kckpfeileni.  Im  Mitlelgeschoss  tritt,  von  zwei 
gewundenen  Säulen  eiugefasst,  die  Kauyx'll>rüstimg  vor,  mit  der  l-'igur  Christi  am 
mittleren,  Laubgewinden  an  den  seitlichen  Feldern;  oben  der  Schalldeckcl  mit  der 
Tanbe.  Zu  den  Seiten  des  Mittelgeschosses  stehen  leben^rosse  Figuren  von  Guristos 
und  Johannes  d.  Ev.  Der  oberste  Aufbau  trägt  die  Figur  Cliristi  mit  Kreuzesfahnc 
und  <-cgiiciid('r  Rechten.  Zu  den  Seiten  des  ganzen  Baues  spriessen  I.aui)Strauge 
in  mehrfachen  Windungen  aus  (ütterwerken.  Diese  sind  das  Beste  an  der  Kanzel.  Hob!. 

Grabstsine,  RenaisBance,  ohne  beeondercn  Koostwortb. 

Kelch,  spfttgothiBch,  mit  Inschrift:  |>ilf  gor  ontiMtiA.  i|>9  frpe  marc  fili.  Am 
Knauf  unten  und  oben  Maasswerkver/ierungen,  theils  arabeskcuhaft,  theils  mit  Blumen 
umgebildet,  mit  Figuren,  wie:  Dreipass,  Vierpass,  Drudeufuss  und  Bose  in  der 
Spitze  (A). 


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41  Jwn.  DouDonr.  Dom«. 


IIi>sticnbüchse,  barock,  von  {^rtricltener  Arbeit.  Inschrift  auf  dem  Deckel: 
Zu  luüiiium  Gedächtuiss;  auf  der  Mitte  des  Deckels  Muoogramm:  C.  D.  B.,  mit 
darfibersteheuder  Krone,  von  Palniblättern  rechts  und  links  eingerahmt;  als  Band: 
BaokMi  mit  Blnmoi;  oben  tind  unten:  BUtterknout,  darttber  eine  bogig  gabelte 

Platte.    Das  Blumenmuster  nicht  übel.    Kupfer,  ver/innt. 

Malerei  uii  der  Decke,  hübsches  riankcnwerk  des  IM.  Jahrb..  | .SaiiiiiiÜRhe 
Emiwren  und  die  gau^e  Ducke  wareu  mit  z.  Thl.  ügurcurcicUeu  biblischeu  Ciemaldeu 


OMlMBTeniariug  in  dar  Kirch«  m  OohtdoffC 

bedeckt,  welche,  kttnsäeriach  «erthloe,  bei  einer  Beitaantion  des  Inneren  vor  einigen 
Jahren  flbertftncht  wurden]. 

Glockon:  1)  1G14  von  Nicol.  Bausch  unter  Henog  ^RlUielnt  Btmt,  Hofr.  Ht^pen, 
SapuiuL  «Ahianmiai  eto.  3)  nnd  8)  von  1874. 

Ehem.  Hof,  des  Franenpriessnitser  Klosters,  Fnm  W.  Gnu  gehfirig; 

Holzbau.  Im  '/immer  vertiefte  Täfelungen,  die  gailM  Wsnd  dmidllDCiid,  und  BalkeiK 
decke  mit  schräg  gestellten  Schalungshökem. 

Haag  des  Harm  0*  Enniie»  idt  Insduift  fühu  dem  Ther:  F,  D»  JT.  I.  JE.  — 

AP.  JT.  1Ö07. 

Der  Gemeinde  0ehOxig: 

Eelter,  ]iein«ilialllioh%  alte^  teohnisoh  interwsaat 


DotlMn,  Ib'/t  i™>  nui^dösti.  vuu  Jena.  Dur  Ort  scheint,  wie  die  i^iimnlage 
beweist^  slaTistiben  Urspnmgs  zu  sein.   KionuD»  Lmmluk.  Ii,  S.  904. 

Kirche,  Umbau  einer  romanischen,  von  welcher  noch  die  jetzt  als  8a.cristui 
dienende  Apsis  erhalten  ist,  wuhreud  der  Triumphbogen  fluchbogig  gehauen  ist. 

Eansel»  Im  Zop&tU,  die  ArlMnng  in  flnf  Sdten  des  Aekteoks  mit  «wk  unten  Tsr- 
jOngten  Be^iiastim:  die  Fliehen  mit  nndbogigen  Blenden,  denn  Bügen  ftssettenbeseM 
sind;  an  den  Seiten  LanbeSgevenienuigaii. 


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42 


Dofmni.  FBiinniPiinnnnTB. 


Jon.  42 


KreuziRungsgruppo,  Ilenaissance.  Christus  von  cnisteni  Gcsiclitsausdnick, 
Maria  und  Jobannes  vuu  schön  empfundeuuu  Gefühl;  die  Figuren  kräftig  mit  leid- 
Beher  Körperkenntoiss,  die  Gewäiider  naturalistisch,  noch  von  weidittn  Fluss  besonders 
der  Mmtelfalten.  Hols,  lebenBgnnse  Ugaren  (A). 

Hostionbüehso  mit  Monogramm:    J.  ^\  E.  und  Zahl:  1692. 
Glocken.  1)  Unno  mccccc^ip.  aqpa  portar  lignom  lignom  corpt)«  crieti 
t^iitgrivm.  —  Kleeblattbogenfries  (Ä).  —  2j  und  a)  1839  von  Ulrich  in  Apolda. 


FrauenprieSSnllZ  (Prysnitz  1281,  Bressinze,  Briesnitz),  15  km  nonlöstl.  von 
Jena;  hat  seinen  Namen  nach  dem  frilhor  daselbst  vorhandenen  (Fraueu)-Klostcr,  dem 
heiligen  Moritz  geweiht.  lieber  die  Gründung  desselben  sind  sidiere  Naehrichten 
nicht  ni  finden.  Es  scheint  im  Aufaug  des  13.  Jahrhundert  von  den  Schenken  zu 
Taotenlmig  gestiftet  ni  sein.   EhrÜmt  in  UifcnndiBii  1274  (Urfcmide  vom  Usdiof 

Meinhard  V.  Naumburur.  Lbpsius  ,  fiMOl.  tler  Bisehöfe  v.  Naumburg,  8*  100  Jpi  1281 
(ATUumr,  Gesehiehte  der  Burggrafen  von  h'irchberg  1741,   Vrk.  38),  1327,  gehörte  ZOT 

Diöcese  Naumburg.  Es  wurde  1525  im  Bauernkriege  zerstört,  doch  erst  1547  sjU^ula- 
risirt,  da  es  damals  Besitzthnm  der  Albertiner  war.  Von  den  Sdienken  von  Tanten- 
burg nach  erfolgter  Aufhebung  erworben,  wurde  es  Sitz  einer  der  drei  Linien  der 
Schenken,  die  sich  da.sL'lbst  im  Aiif;iTi<s'  des  17.  Jahrhunderts  ein  Schloss  bauten. 
1638  wurde  der  Ort  durch  die  Schweden  fast  vollständig  eingeäsclicrt,  die  Klostenirkun- 
den  gingen  leider  dabei  zu  Grunde.  1640  erlosch  die  ÜitLringischc  Linie  der  Tautcn- 
Imigar.  Die  Emfttrstai  von  Sachsen  veifflgten  Uber  das  Dorf  als  Ldmsherrai  und  legten 
1776  den  Sitz  des  Justizamtes  von  Tftntenlmrg  dorthin.  1815  kam  das  ganze  Amt 
ausser  fünf  an  Preussen  gefiUlenen  DOifani  sm  Sachsen- Weimar;  adt  1822  mit  Thal- 
bürgel vereinigt 

Aman,  jtxuig.  f.  Kuai.  d,  For»eit  I,  190  ff.  —  0.  G&oxaK,  J^ieon  deuUcktr 
Sl^  mt  A  S,  159,  —  HwAmr»  rmnutekm^  «MMqr.  üto^  TUfrütg.  Ftnim- 
E^tttekt.  Bd.  nU  {Wt^  S,  94.  —  H.  Sau,  Zeilsehr.  d.  Fer.  f.  tkBr.  Gesch.  Bd.  H 

(1865),  S.  118.  —  KRONFKLn,  Landesk.  //,  p.  264.  —  LAunir,  Litterae,  quibus  H'itkego, 
Kumburgauit  episcopus,  conventui  saRctimonalium  in  Briitailz  ecelesiam  in  DorndorJ  ad- 
^Sxit,  iiMgmdl  n$0,  —  ScHinuinr,  Laaitdnmit  «m  Wdmar,  S,  39,  —  Tnunw»  iRr«« 
Mtnkit      fiMeA.  d,  MtUm  w,  TarnttHkurgt  USO.  —  Znna,  Müiar,  Mfafr.  TamAmi- 

buch  i'.  Jena  ii.  s.  w.,  p.  120.  —  .Abbildung  v.  Fruuenprietsnitz  bei  Matth.  Mmur,  Topo- 
grapkia  superwr.  Sazoniae  {1650),  S.  82.  —  üebtr  Si^el  siehe  Stakk,  Thür.  Ztsehr.  JJ,  152. 

Kirche.  Die  alte  Cistercieuserinncn-Kh)Sterkirche  dos  hl.  M.nivitins  wurde  im 
Bauemkiiegü  um  1525  zerstört.  Kilo  \vurdc  sie  von  Agnes,  (iemahlin  des  Sdienken 
BinUiardtt  wieder  hergestellt,  zugleich  als  Begräbnisspktz  fUr  die  dort  ansässigen  Tauten- 
burger.  Am  12.  Mai  1688  wurde  diese  Kirche  von  den  Schweden  in  Braod  gesteeirt. 
Der  jetzige  Bau  war  ursprünglich  spätgotlüsch  angelegt  und  zeigt  siutne  Verände- 
rungen. l>er  frühere  rechteckig  Chor  wunle  mit  Durchbrechung  der  Ostwand  bis 
auf  einen  stehen  gelassenen  spitzbogigen  Ourtbogen  um  ein  langes  dreiseitiges  ge- 
scMossenes  ScUns^oeh  v«rUogert.  Ferner  wurde  das  ui^prünglich  einschiffige,  brrit«r 
als  der  CSior  angelegte,  gegen  diesen  duvefa  einen  abgestuften  Rundl)ogen  geOfinete 
Langhaus  um  em  Nordschifi,  die  sogenannte  „Sciieiliceogruft",  erweitert)  indem  zwei 


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43  Jtuik  Vmmamaen.  48 


Pfeiler  und  entsprechende  Vorlagen  stehen  gelassen  wurden.  Nönllich  vom  Chor  ist 
eine  (gef^'en  das  Hiuii)t.scliitl  vorspringende,  g^en  diis  Nordschill  zurücktretende) 
starkwandige  iSucristei  (einst  wühl  Unterbau  eines  nicht  ausgeführten  Thunues). 
BfldUdi  tritt  vor  den  iroillidien  Thdl  des  HaaptBchüfes  der  quadratiaciie  Thnmi  vw, 
in  seiner  WeetDUllwr  in  gleicher  Flucht  mit  der  des  Langhauses.  Vor  die  Ifitte  der 
1  ■Mighana- Westadte  qnngt  ein  Vorbau  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  tot. 


Das  Chur- Schlussjüch  hat  ein  sechskuppiges  Kreuzgewölbe  von  kehlpruölirten 
Rippen  anf  kmzen  Dienststflckoi  (mm  Theil  ohne  Venuittelang)«  «rddie  ihreradts 
auf  Cunsolen  ruhen  (A).  Fünf  der  Consoleu  sind  ul  n  gt-ude  Figürchen  gestaltet,  das 
sccliste  ein  Lauljcou.sol.  Im  Schlussstein  ist  der  Auferstehende  (mit  mitschickt» 
Beiustellung)  mit  der  Kreuzesfaluie  iu  der  Itechteu  dargestellt  {A).  Das  (Jhur-WosQoch 
hat  eia  Yierkappiges  KremgewOIbe,  ebenfidb  anf  IMensten  imd  Oonaoleii,  Ton  denen 
das  eine  einen  Kopf  und  z^ei  andere  Fflanxenbildungen  (durch  Kalk  sehr  verschmiert) 
zeigen,  das  vierte  mit  Maasswerken  unten  und  Laubwerk  olx;n  geziert  ist.  Schluss- 
stein mit  dem  rdikan.  —  I)<  r  üc^Tahnissranm  besteht  aus  einer  von  Osten  (aussen- 
her)  zuganglichen  uuteriixUsclien,  iu  zwei  liaume  getheilten  Gruii  imd  cmer  von  dem 
Ghor-Westgoch  aus  ngln^ehen  Erdgesduwshalle  von  Flaehbogea  auf  Pfeilern.  — 
Das  Langhaus  ist  Umbau  vom  .\nfang  dea  17.  Jalirhunderts.  Das  Hauptschitl  hat 
eine;  flache  Decke,  das  Nordschit!  drei  KreuzgcwöllK!.  Die  stehen  gelassenen  Pfeiler 
und  Vorlagen  zwischen  den  beiden  Schiff  sind  im  Grundriss  laug  rechteckig  ge- 
bildet, ndt  Abstnfting  nadi  dem  Ifittelschiff  hin,  die  swd  fMateienden  Pfeiler  noch 
mit  kleiner  Vorlage  nadi  dem  Nebenachiff  hin.  Eine  steinerne  Thür  im  limem, 
inschriftlich  von  1605,  aeigt  baroclw  hllbache  VohiUmbdoOiinng.   Ansäen  atahen 


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44 


J«iuk  44 


^'othische  Strebepfeiler  am  Chor  und  einer  in  der  Mitte  der  Langhaus-SüdwMd,  Sinti 
dachere  sp<ätere  vor  der  Noniwand,  den  Joch-Anfängon  ontsprechc^nd. 

Diu  FcuäUsr  im  Chur  hubuu  FiücUblasen-iSlaaäswcrke,  die  des  Laughauses  ruud- 
bogige  llaasBwavke  mit  groBaen  IfodaiDoiiB  (Ä).  —  Auf  der  SOdsdte  des  Laoi^unHNe  ist 
das  Hauptportal,  ein  ausgezdrimetes  Renaissance- Werk  des  16.  Jahrhunderts  (Ä^  Zwei 
auf  hohen  Sockehi  ruhende,  canelUrte  Säulen  mit  attischen  Btisvn  und  toscanischen 
CapiteUen  tragen  ein  schön  gegliedertes  Gebälk,  dessen  unterwärts  hUbsch  verzierter 
Aiddtntf  doreh  einen  frinen  Peristab  swdg^thdlt  md  denen  hober  Fries  dnrdi  ein 
hfibsches  Rankenmuster  zvrischen  einer  mitderen  und  swei  Edc-BoBetten  geadunflckt 
ist.  Innerhalb  der  so  gebildoteii  F.infassung  niht  auf  einfachen,  nur  an  den  Leibungs- 
tiächeu  mit  Rahmen  gefüllten  Pfeilern  und  dt;ren  toscaiiischem  Kämpfergcsims  ein 
Rundbogen,  dessen  Archivolte  ebeuiälls  mchrlach  und  schön,  zum  Theil  durch  deu 


Vom  WifocM  dar  Kinka  m  FmaanpiimBlti. 


Fedstab  gegliedert  ist,  und  im  Seheitel  ab  Sciiliiaaateiii  einen  ainrirta  acüianendBB, 
statt  der  Mftlme  von  AkanthusU&ttero  umgebenen  Löwenkopf  von  vortreffUdber 

Bildung  zeigt  Die  zu  den  Seiten  des  Bogens  übrig  bleibende  Zwickelfläche  hat  zart 
rclictirtc  Ranken  in  der  Weise  der  deutsclu-n  Hescbhig -Ornamentik  (mit  Nägclkopf- 
uucliuLiiiUijgeu;.  Aul  dem  Gesims  ruht  eiu  wulil  etwas  späterer,  auch  ziemlich  ver- 
nitterter  Aafaati,  und  zwar  idne  InechrilttnftI,  von  einfiMdien  Püastem  eingebest  and 
von  einem  Gielxil  mit  auf  der  Spitze  sich  erhebender  weiblicher  Figur  des  Glaubens, 
mit  Becber  und  (zerbrocbenem)  Kreuz  bekitot;  so  viel  scbmaler,  als  das  Gesims,  daaa 


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45  JenAi 


FKADBXPBmsanz. 


46 


zu  den  Seiten  nodi  aufzeigendes  (schon  InrodcgeBtaHetes)  Vohiten-  and  Ranken- 

werk  zur  VirniitUüIung  Migebracbt  ist  (Ä).  —  Die  höl/emen  ThüHIflgel  sind  aus 
«lein  IS.  .lalirluiiidert,  ganz  pt'ftlllif?  mit  etwas  einfachem  IJoccwo-njihnictiwcrk  ge- 
schnitzt {A).  Der  ThunUf  unten  quadratisch,  oben  achteckig,  hat  vier  eiufaclie  bpitz- 
bogenfBostv,  darttber  SiMtse,  darüber  dttpHecte  Oedtaungcn,  ind  mSti  mit  einer 
Sdradflnippel. 

LoTü,  Runsttopograpkie  I,    218  nach  Auy8£88,  Anzeiger  für  XtOUU  4u  ältek.  MHUt- 
miitr*  /,  190.  —  Harn  im  TäUring.  Fertimt-ZeiUehr.  /  I,  178. 

Emporen  aaf  ganz  gnten,  zuai  TIkmI  im  Schaft  gedrehten  Sftolen.  Hols  {A). 
Sacra  tu  0  II  t  H  <>  Ii     i  n  an  der  rimr-nxlscito. 

Taufstein,  im  Stil  des  i'ortals,  duch  etwas  sjutter,  pulialiunuig,  von  guten 


TkolMaia  in  dar  Kireb«  sa  FrauanitrieuiiiU. 


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46 


FiuomuKSBirrK. 


JflUk  46 


Verfaftltnissen  des  runden,  auf  Socketetufe  und  ftttiscber  Basis  ruhenden  Schaftes  und 

des  aussen  cylindrisch  gestalteten  Beckens.  Die  Bcschlagsomamentik  am  Schaft  und 
Hc^cken  nimmt  am  letzteren  schon  mehr  den  c^rtouchenartif^en  Chanikter  der  liarock- 
zeit  des  17.  Jahrhunderts  an.  la  dun  Hunden  des  Beckens  sind  das  Saclisische 
Wappen,  der  Thflringische  LSwb,  das  Monogramm  Gbristi,  SdiOder  und  Felmen- 
ornament  Stelii;  1887  nqgeschidit  neu  bemalt 

Kanzel,  Spätren^asano«^  deeb  unfertig  uud  beechädigt,  im  Gänsen  eiofiMh,  in  flDnf 
Seiten  des  Sechsecks.  Sohalldeekel  mit  Eckpilastera ,  gemaltem  VtammnA  an  den 
FttUangea  wd  ZahiwehaHlgeUlk,  twi  der  Figw  Ohiipti  mit  der  EnuUme  bokHiiii 

AltaranfBatz,  barock,  mit  (  odboI -Schweifungen,  weichte  ein  Gebälk  tragen.  Auf 
demselben  stehen  an  den  fksken  Granatäpfel;  iu  der  Mitte  ein  Aufäaiz  mit  der  Figuren- 
Chroppe  dea  Qeknaidgln  Ib  Meidmidiehaft;  daairiialMa  ja  «In  SeUMtaltar.  Dl«  Fignnn 
atttd  achlocht,  «!•  daa  Soakal-Qamild«  dea  AbandmnUa,  einige  Soekalonnmente  da* 
gegen  siadieh. 

Grabsteine  der  Schenken  von  Tautenbuig  in  der  westUchea  Hülfle  des 
N<inl>:cliifl'es ,  in  der  sofrcn.  Rclxmkengruft ,  in  vier  Reihen  zu  je  drei  al>  l  uss- 
budeiipiatteu ,  daher  subi-  verlöscht  —  h'ür  diese  uud  die  folgenden  Deukuialer: 
Vamm.  Ta.  BoMmaaa,  fMar  iat  ttit  SrUiigriti$iu  d$r  Sei.  ».  T.  iä  Frtiiuiprütmtttt 
NMtmburg,  IViU,  1890,  —  Fknmmnoc,  ai$tarit  PtitMrmnm  rväm  TmittiAmrgk»' 

1)  Hans  Sdienk  (1461  in  JOTusalon  gewesoiX  »ebmi  seiner  Gemahlin.  Umschrift: 
Ho.  tni ....  ift  9cv(lofb«i'^«r  ÜSbU  »Hb  tDo^lgcborne  ^r.  «Saim  Bc^F  ^cn  <0m 

2)  Burkliart  Sch.  (f  1471),  des  Vorigen  Bruder,  gerüstet,  neben  ihm  seine  Ge- 
mahlin. Zu  den  Füssen  l)eider  ihre '\Vai»p(  ii.  Umschrift:  .  .  bcr  r^rl  Vtt^  toolgeboritt 
^i>rfl>art  f.  0(^enP  »nö  l)cr      tamcnborg  öcti  ©ot  genaöc  . . . 

.3)  Rurkart  S<.;h.  (der  mit  steinen  lirüiU'ni  viel  am  Schhiss  'lautenhurg  1482  baute), 
uud  seine  Gemahlin  (iSthweslcr  ,  mit  Umscluift:  "Jto  ^^ti  1512  iar  ist  vorfd;>ir&eti 
IwftlKHfte  ^äfmiH  ^  I»  tavccnborg.  cMiHirina.  nwone  (?)  vn  im  (?).  got  gitafte. 
Beide  Stetim,  ton  vom  gesehen,  neben  einander  und  halten  Kosenkrän/e,  sie  in  den 
gefalteten  Händen,  er  in  d(!r  linken  Hand,  während  seine  Rechtci  s(-hlart'  licrahhiiit'^t. 
Er  trftgt  eine  auch  das  lüun  umschliessende  Kappe  und  eine  lauge,  dicke,  erst  unter 
d«m  Knien  endende  Schanbe  mit  HalsaniSBcfalag  (ähnlich,  dodi  nicht  gleich  ein^  UCndm- 
kutte);  sie  ebenfalls  einen  ganz  langen  gflrtellosai  geechkrasenen  Mantel,  der  nur  am 
Hals  das  Kleid  sichtbar  werden  Ifisst  und  mit  dem  Kopftuch  verbunden  ist,  während 
auch  das  Uutertheil  des  Gesichts  durch  das  Kinntuch  venleckr  ist.  Handwerkliche 
Arbeit,  besonders  missluugeu  iu  dcu  steilen  wulstigen  Falten.  Ein  Wappen  ist  so 
angebracht,  daas  es  gerade  sein  redites  Bein  verdedct  {A). 

4)  George  Sch.  (1461  eben&lls  in  Jerusalem  gewesen),  mit  Umschrift:  2(o.bni 
mcccc  InVFUi  ^  90«f(^cibc  D^ge  f«^ctkN  ^  $u  tameitbms  rvbolfM  f»ii  beiit  got 
gitAb«.  Der  Verstorbene  gerüstet,  doch  ohne  Hehn,  die  Unke  an  das  Schwert  legend. 


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Orabstcin  von  Um«  und  Dorothe«  Schenk  von  Tnutanburg  in  der  Kirch«  cu  FroueupriessniU.  (Text  S.  48.) 


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48 


IhuimanaBBKta. 


J«Hk  48 


ebenfalls  in  tsagBaMädtr  gespreizter  SteUnng.  Neben  seinem  rechten  Fme  das 
Wappenschild  (Ä). 

5)  Ritter  und  Gemahlin  mit  rmschrift:  ir)12  tar  let  rorfd^iebett  ^fr  lK^clc  t>ii> 
IDolgebor  .  . .  ^orq  Bcbcitd  tger  )»  MVtcnIwrgf . . .  ^itn4.  <0cborti  ^reil  .  . 
@ct>Ieitttt;  öcn  (P>ot  (Öcna&c. 

G)  ilans  Scbtiiik  (Eiaführcr  dur  Ilefonuation),  und  seine  Genialiün  Dorutlie^i 
(Tochter  des  Grafen  ni  Mannsfeld  in  SeeborgX  mit  Umsdirift:  AO  DNI  16ßl  IST 
IN  GOT  VOHSCHIKl).  DEll  F.DEI.E  VNI)  WOLGPJiORXE  HEU  HER  HANS 
S('in-:NCK  DE  KLItK  ZV  TAVTKNIA  RO  .  .  .  DOHo'I  KA.  (i  .  .  .  Audi  di.'srr  Cral»- 
sti'in  ist  mehr  handwerklich  ausgefiilut,  dwh  eine  gewisse  iäorgfalt  auf  die  Tracht 
gelegt  und  durch  das  Arm-Unter&ssen  der  Gatten  eine  ganz  lebendige  Zufälligkeits» 
«iriEong  erstrebt,  die  freilich  etwas  nusdungen  and  drastisdi  herausgekommen  ist 
(Abbild.  S.  47). 

7)  Gehhard  Sc-henk,  di'S  vorigen  jüngster  Sohu,  als  Kiiabe  gestorben:  AH  I>n- 
MINI  1551  IST  IN  GOT  VOK-SCIilEDEN  DER  EDLE  VND  \Si)L  GEliORN  HER 
GEBHART  SCH£NK  ZV  TAVTENBYRG.  Die  Ausf&hrung  verrftth  das  oltoban» 
Bestreben,  doreh  die  räche  Tra^,  die  eigene  Haltmig  der  Anne  and  die  Kopf- 
neigung den  Verstorbenen  jugendlich  und  vornehm  ecschtünen  /u  hussen;  sie  ist  in 
Bezug  auf  Kenntni.ss  der  Köri'erfornieu ,  wie  des  Beliefstils  ganz  gut  durchgeführt 
uud  charakteristisch  genug  (Abbild.  S.  49). 

8)  Georg  Schenk  und  Gemahlin.  Nur  Beider  Wappen  und  Inschrift:  AO  - 15  *  79. . . 
ET  GENER0SV8  D.  GEOBG  SCHENOK  ET  UBER  BARO  IN  TAVTENBVRG 
DIEM  SVVM  ORIIT  •  I  OCTO  AIVI  A  SVE  42  lELVS(TRIS)  AVTEM  ET  GENE- 
ROSA  CONIV.K  .M ADALENA  CXiAllTlSSA  DE  GLEICHEN  A  lö-71'  DIE  VE- 
NERIS  PT-  RECiVM. 

9)  Rudolph  Schenk,  in  Rflstung.  Umschrift:  DER  WOLGEBORNE  VND  EDLE 

herr  rydoiiph  8chengk  ist  den  i  tak  loni  in  gott  seeuglichen 
entschlafi«:n  anno  1597. 

10)  Rurkhard  Schenk,  nur  Wappen  und  Inschrift:  AO.  DOMINI  IHiC  Dl-N 
2.  SEPl'BR  IST  IN  GOTT  SEELIGLICH  ZV  DRESDEN  VERSCHIEDEN  DER 
WEILAND  WOHLGEBORNE  VND  EDLE  HERR  HERR  BVRCKUARDT  SCilENCK 
FRETHERR  ZV  TAVTENBVRK  VND  FRAVENPRIESSNITZ  CHVRF.  SECHS.  FVRp 
NEHIIER  GEHEIMTER  RATH  CAMMERHKKR  \'XD  OBERHEVRTMANN  ZV 
FREYBVRCK  VND  ECKAU'ISBEKG(;  SELICIIKK  LOBLICIIEU  (JEDECHTNIS. 
WELCIUiS  SEi-XE  BEY  GOTT  DER  LEIB  ABER  ALLHIE  RVHET  DEM  DER 
ALLME(3HTIGE  AH  IVNGSTEN  TAGE  EINE  FROUCHE  AVFFERSTAEHVNO 
VERLEIHEir  WOLLE. 

11)  Seine  Gemahlin  Agnes,  geb.  Grftfin  von  Eberstein;  Wappen  und  Inschrift, 
ohne  Anführung  des  Todestages  oder  Lahres,  nur  mit  dem  Sinuch:  Herr  Deine 
Toden  werden  lelxjn  etc. 

12)  Unkenntlich,  vielleicht  Heinrich  Schenk  f  1626  au  Leipzig,  und  1G27  ins 
Erbbegribnias  flbergsfllhrt 

Särge  der  Scheuken,  in  der  Gruft  unter  den  Grabsteinen,  von  Metiill,  1819  von 
Schutt  befreit,  gereinigt  mid  s.  TM.  restaniirt 


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50 


Fuonpunsim. 


Jea».  50 


Jm  westBchen  TheU: 

a)  laut  Aufschrift  des  Burkhard,  geboren  1566,  f  1605  zu  Dresden  (Gral>- 
Stein  10).  Der  Deckel  ist  durch  Hravirung  mit  allerlei  Inschriften  in  hübschen  I  ni- 
rahmuDgen  im  Spätrenaissance-Stil  versehen.  Auf  dem  olieren  Theil  die  recht  schön 
modellirte  Hochrelief-Figur  des  Gekreuzigten  befestigt.  Oberhalb  der  Kreuzarme  ist 
links  der  Spruch  Phil.  I:  Chnstiu  itt  nutn  LOm  etc.,  rechts  1.  Joh.  II:  Dat  Bhd 
Jnm  CStrisH  etc.  Unter  den  Krcuzarmeu  linhs  der  ^ruch  Matth.  XI:  Kommet  her 
tu  mir;  rerbts  Kv.  Joh.  X:  kleine  Schafe  hören  etc.  .\uf  dem  Gesims  der  l'm- 
rahmung  dieser  Sprüche  sind,  ebenfalls  in  feinen  gravirten  Linien  die  beiden  uuf 
LehnsttlUen  sHsendea  und  sehrefbenden  EvaageliBteii  (fibiks  Matth&os,  rechts  Johannes) 
mit  ihren  Sinnbildera  dargestellt.  —  Im  untereii  Theil  der  Platte  ist  eine  Umrahnmiig 
mit  rlcni  Sj)n]ch  aus  llioh  XIX:  Ich  weiss,  dass  mein  Erlöser  leht  etc.,  darunter 
der  Pchkan  mit  der  Hnistwuiidt^  zu  seinen  Seiten  in  Kreuzumrahmung  die  beiden 
Wappen  der  Schenken  (Lüwc  und  Schragbalkeu) ;  zu  unterst  die  Inschi'ifttafel  mit 
den  Lebemnaehrichteii  des  Verstorhenen.  ^n.  (Licfaidmdc). 

b)  des  Vorigen  Gemahlin  Agnes  geb.  Gräfin  von  Eberstein,  laut  Aufschrift  1576  ge- 
hören, 1598  verm&hit,  f  1636  (Grabstdu  11).  Kiffer,  mit  Malerei  und  Yercptldung. 


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Theil  des  Sargdeckels  a,  vom  Burkard  Schenk  zu  TaTitenburfj 
in  der  Kirche  zu  Frauenpricsanitz 


Vtrtag  toh  Ouilav  fiiehir  in  Jena. 


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51  Jena. 


Fk&mmii88inTz. 


51 


c)  des  Georg  (1819  fast  zerstört  gefunden  und  wieder  zusammengesetzt)  f  1613. 
Im  Östlichen  llieil: 

d)  der  Tochter  Burkhards  Anna  Magdalena  (stand  vor  1819  auf  Sarg  a),  geboren 
1605,  1 1620  (an  Stelle  des  zerstörten  Sarges  der  Anna,  Burkhards  Schwester  f  1631>  und 
des  Sarges  eines  1632  f  Kindes  von  Christian);  mit  einem  Crucifix  auf  dem 
Deckel.  Zinn. 

e)  des  Sohnes  von  Burkhard,  Christian,  Herrn  zu  Tautenburg  u.  Toiuia,  ge- 
boren 1599.  t  164t).  Die  barocken  nüchternen  Schnörkel,  geflügelten  Engtil.sküpfe  und 
SprQche  sind  Malereien  mit  Vergoldung  auf  Kupfer.  (Lichtdruck). 

-  f)  der  Gemahlin  Christians,  Dorothea  Sybilla  geb.  Gräfin  Reussig  (Reuss),  geb. 
1609,  vermählt  1627,  f  1631 ;  wiederhergestellt.  Zinn. 

Inschrifttafel  an  der  Vorderseite  der  Begräbuiss-Halle,  aus  dem  Tauten- 
hurger  Schlosse  stammend. 

2  Gitter  zwischen  dem  Hauptschiff  und  der  Begräbnisshalle,  17.  Jahrhundert, 
schön  gearbeitete  FlQgelthUrcn ,  besonders  die  Füllung  des  Flachbogeus  ist  |wohl- 
gelungeu.    (Abbild.  S.  50.)  Eisen. 

Kelch,  spätgothisch.  Am  run- 
den Fuss  zwei  gravirte  Medaillons 
mit  den  Figuren  der  hl.  Nikolaus 
und  Georg;  dazwischen  die  Inschrift: 
BRISSYNNITZ  (darOl)er  ein  Crucifix 
aufgelöthet  gewesen).  Am  Knauf  vor- 
tretende Cylinderchen  mit:  IHESVS 
zwischen  Eichenlaubverzierungen. 
Unter  und  über  dem  Knauf  das 
Wort:  SACERDOZE. 

Hostie nbOohse,  Unt  Inschrift 
am  Boden  von  1629.  Der  Deckel  enth&H 
aussen  am  Rand  den  Spruch :  ^1*9  hat 
Gott  die  ff^elt  gelipelt  das  er  teinen 
eiMgebormem  Sokn  gab;  oben  in  Gravi- 
rang  ein  von  Olorienstrahlen  umge- 
benefl  Craoifiz  mit  der  Umeohrift:  Ich 
bin  das  Brodt  des  Lebemt  wer  von  mier 
itiet  wirdi  leben ;  innen  das  von  einem 
Kram  omgebene  Wappen  der  Schenken 
von  Tautenburg  mit  den  Sohrügbnlken 
und  Beischrift:  A.F.G.S.Z.T.B. 

Sanduhr,  18.  Jahrhundert,  eiser- 
nes Scheiben-Gestell  mit  Ranken  (A). 

Von  eigenem  Interesse  sind  meh- 
rere dem  17.  Jahrhundert  angehö- 
rende Schmuckgegenstände,  welche,  den  1819  gwiffneten  Gräbern  der  Schenken  ent- 
nommen, in  dem  Sacrament.schrein  «ler  Kirche  aufl)ewahrt  wenlen.   Heniorzuhebeu : 

i* 


K«leh  In  d«r  Kirche  sn  FnoenpriMutU. 


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&2  ^unmiMiifs.  Sa».  62 


Ordonskette  faus  Sarg  a),  von  sehr  Mnvr  Arlxjit.  Die  Halskette  besteht 
aus  einem  grösseren  Medaillon  mit  dem  kursiichsischen  Wappen,  und  links  14, 
rechts  13  kleinereu  Medaillous  mit  dem  Kunsuppeu,  dem  Tautenburger  W  appen  und 
figflilichtti  DantellitngNi.  Die  Medaillmn,  dnrdi  je  drei  Kettenglieder  getrennt^  sind 
in  zierliches  freigearbeitetes  R&nkenwerk  gefasst.  In  der  Mitte  büngt  an  eiueui 
(Ircifat-hen  Kettchen  ein  grosses  Medailton  mit  dem  Knrwaspen  herab.  Alles  reich 
emaillirt  (Ä). 

Damenhalskette,  von  besonderer  Schönheit  (aus  Sarg  d).  Abwechselnd 
zwisdien  je  sind  KrtCen^iednii  sitnm  echte  Perlen,  Filigraukügelchen,  z.  TU.  mit 
Masse  ausgefüllt,  und  mit  wneilKrten  Feiten  besetaste  &|>eddien.  Am  Hab  hingt, 

an  Hals  und  S<^hwiiiiz  befestigt,  ein  Kranich  (aus  dem  Reuss'st-hcn  Wappen),  mit 
Illauem  Kmail,  ( !i>klscliratririnig  und  mit  Edelsteimüi  iH'setzt,  in  der  einen  Klaue  einen 
Edelstein  haltend,  au  dem  noch  eine  echte  Perle  hängt  {^A). 

Uhr  kette  (aus  Sarg  a),  von  Gold. 
2  Breche -Beste,  mit  IHS  und  den  Ereosesnlgeta  verseheD. 
2  Ringe  (dner  aus  Saig  a,  dner  ans  Saig  e)  mit  Tflridsen,  von  denen  der 
eine  an  den  Seitentheilcn  zierlich  gwnustert  ist,  der  andere  an  der  Stmnein&asnng 

mit  Palmctten  verziert  (A). 

2  Binge,  kleiner,  onbedeutender. 

Haarnadel -Rest,  kreuzförmig,  schwarzblau  mit  emaillirten  Ixken. 
Buckbesohlag,  mit  EngelskSpfen ;  Meaaiiig; —  Scheibe,  mit  Engelskopf;  Bronze, 
misriv;  —  Eamm-Bsil;  SUhdMb. 

Bttchumechlag-Best  fehnes  Andaehtsbttchldns,  aus  Sarg  a],  gestidl  Auf 

dem  im  Ganzen  dunkclbrftunlichen  Oi-und  wird  die  Wirkimg  hauptsächlich  durch  den 

Wcclii^el  «1er  Seideiischnfire  (deren  Farben  leider  sehr  verwittert)  mit  Gold-  und 
Silbcr-Drulit  Lc^bildet,  und  sind  die  Blumen,  besouders  die  Mittelrosette  verhaltniBS- 
mässig  stark  erhaben.  (Lichtdruck). 

Buchumschlag  (wolil  von  einem  NutizbQchlein,  aus  Sarg  f)),  der  Grund  ist  hier 
Inrftmdicher  Attas,  die  oberen  und  unteren  Fnbnetten,  sowie  die  Ürnnenkdche  an  den 

unteren  Ecken  und  mit  (jetzt  veilchenblau  scheinendem)  Mctalldraht  gestickt,  da- 
zwischen die  weissen  Perlsrhnüre  als  Lichter.  Die  Blumen  der  Mitte  und  andere 
kleine  Blumeu  und  Blatttheilc  sind  Plattstich  in  roher  Seide;  sorgfältig  gearbeitet 
(Lichtdznek). 

Qemllde  an  dar  BOekidle  derÜMMl,  Simeon  mit  dem  Jesoalind;  to  K«ff  Simeooi 
gralbdh  (4%  de»  mAU  Kind  and  die  Gewmidmig  beaeer. 

S  Glocken,  18M  und  1689  vea  Ulrich  in  Apolda  gegoesea. 

Gräbst  ein,  mmsb  am  Oh«,  17.  Jahih.,  ftkr  SaperinL  TUensana 

DomSnengebSude,  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Klosters,  bezw.  des  (1(>37 
geplünderten)  Schlosses.  Einfacher  Bau,  aus  Erdgeschoss  und  einem  übergeschuss 
bestehend,  mit  viereckigen,  noch  mittelalterlich  prdUirtm  Fenstern.  Das  Haiqitporta] 
(ICKtT)  neben  den  Schildhaltem)  ist  reich  und  gnt,  im  Benaissancestil  des  Kirchen- 
portals (A).  Zu  den  Seiten  tragen  Pfeiler,  mit  toecanjedten  Sftnlen  davor,  und  nie  diese 


.   ^  i  y  Google 


t 


Buchumschiage  in  der  Kirche  zu  Frauenpriessnilz 


1'i.rlaf  von  finttap  Fluthtr  tn  J'ho- 


l^ifhifirurk  t^ft  liifmmler  A  Jun  .ix  in  l)rt»Atn, 


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Domänengebäude  zu  Frauenpriesnitz 


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53   JeM.  Fkauiui'pkussnitz.   Göschwitz.  53 


rustica-artig  gebildet,  das  dorische,  in  den  Mctojxn  des  Frieses  mit  Löwenköpfon 
geschmückte  Geb&lk  uud  umüassen  ein  Ruiidbugeuportal.  Währeud  das  Käiupfcr- 
flMiiDS  dflsaellMii  mir  durdi  efmo  Busttcaqnader  (in  FOTtsetmng  der  ümndimiingB- 
pieiler)  gebildet  ist,  zeigt  die  Fülluug  des  Cog(;upfeiler8  [links  zerttOvt],  der  Archi- 
volten  und  der  Zwickel  reizende?  Rankenliildungcn  in  Bcschlai«?manier  und  der 
Bogen  -  ächlusssteiu  einen  Lüwenkopl.  Auf  deu  durischen  Gebälk  stoben  an  den 
Sdoen  BittcrgcstaHeii  mit  Sehüdni,  beediidigt,  aber  im  efner  heü  derartigen  Aiteiten 
damals  Terhältnissmässig  seltenen  sehr  guten  Bildung;  in  der  Mitte  eine  Kundbogea- 
umrahraung  mit  Reli<'ffülIun]iT,  und  zwar  eine  allegorische  Figur  mit  dt  n  beiden 
Tautenburg'schen  Wappenschildern,  uud  darunter  in  Cartouchenuniraliniung  <ier  Sj)nK'h: 
NON  EST  POTESTAS  NISI  A  DiX)  etc.  —  Zwischen  dieser  Reliefplatte  uud  den  beiden 
Bdilgureu  tStam  zwei  Fenster,  weldie  somit  in  die  ganze  Coniposition  dee  offenbar  spi- 
ter  so  ausgeführten  Portals  ganz  gescUclrt  lüneingezogen,  etwas  kräftiger,  als  die  übrigen 
Fenster,  doch  einfach  umrahmt  und  von  einem  leichfon.  eintin  Giel>el  bildenden  Voluten- 
werk bekrönt  sind.  Dieses,  ebenfalls  an  die  Seitenumamente  am  Aufsatz  des  Kirchen- 
portalee  erbnend,  ist  sdun  mehr  barock  gedacht  —  lieber  dem  Portal  und  den  zwei 
Fenstern  tritt  ans  dem  Oder  mit  der  Laageelte  entiang  bnfiniden)  Dadi  ein  ein- 
facher ,  a})€r  gmiB  barodt  mit  SpiratrokrteB  geUUeter,  also  erst  t^iter  veOendeter 
Giebel  vor. 

Portal  am  Thurm  des  früheren  Amtsgebäudes,  Renaissance,  weniger  hübsch. 
Zwd  basenlose,  auf  liolieii  Sockdn  atdieade  canellirte  Säulen'  mit  toscanischen 
CaiiiteUaB  tragen  ein  vn  einer  Beihe  Gonsidelien  (zahnschnittartig)  unterstütztes 
Gebilk  und  umfasaen  das  Keilbogenportal,  dessen  Pfeiler  mit  vortretenden  Platten, 
dessen  Arcliivolten  mit  mebreren  Gliederungen,  zum  Theü  mit  Peristäben  ver- 
siert sind. 


GSSChwftZ,  5  km  m^].  von  Jena; 

Nach  Khokfkii.,  Landesk.  II,  S.  266  slavisch-wcndischcu  Ursprungs.  1464  wird 
in  einer  Urk.  Kurfüret  s  l'riedrich  d.  Sauftmütbigun  der  Ort  als  Jeschewicz  er- 
wilmt  (M.  Unpi-  u.  SlatlMr^.  «.  Wttmr).  »  Ueber  Siegel  siebe  Stau,  Ai 
TkOtiHg,  #Mw-Z«AMIr.  U,  US. 

Kirche,  il(  r  Anlage  nacli  spatgotliisch,  1752  laut  Inschrift  über  dem  Triumph- 
bogen rcbtaurirt.  Der  Chor  ist  in  drei  Seiten  gesclilossen  und  bat  Jetzt  wie  das 
aussen  gleich  brdte  f4ingha«s  eine  Üadie  Holzdecice  mit  ebügen  tiiniewnmrahmnngen  in 
Stuck.  Der  TriumphlMgcu  ist  noch  alt  erhalten,  spitzbogig  mit  rechteckig  abgeffistem 
Profile.  Das  Ostfenster  und  tlas  östliche  Fenster  der  nördlichen  und  südlichen  Lang- 
seitu  sind  spitzbogig  mit  Fischmaasswerk  in  rothem  äaudsteiu,  das  folgende  der 
EMdseite  spitzbogig  ohne  Ifaaasweric  (das  mittlere  der  Nordaeite  zagematiert),  die 
beiden  westlichen  der  Nord-  und  Südseite  rechteckig  erneuert 

Auf  der  Westseite  ist  eine  Spitzhogenthiir  mit  Protilirung  von  Ruiidstäben,  die 
am  Kämpfer  und  Scheitel  sich  etwas  abzweigen,  uud  Kehluugen.  Links  von  ihr  ein 


uiLjni^L,ü  Ly  Google 


54 


Chifoiwini. 


Schildcheu  mit  dem  Kauteukranz,  rechts  eins  mit  den  Kurscbwcrteni.  Je  eine  rechte 
eckige  Nische  befindet  sidi  iimeii  m  der  Södostseite  und  tamm  an  der  Noidseite. 
Der  Cbat  ist  im  Innern  6,3  m  breit,  5,8  m  lang;  dm  T-nghn*  im  Lmem  in  Folge 
tUMAenr  Hauern  6  m  breit  and  9  m  lang  (Ä). 

Eaiis«L  BrlMmg  «eUg  gsbroehea  mit  gvwimdAMii,  grauten  SiolMi  an  du 
Bdkwn. 

Tauf  schale,  mit  Inschrift:    Jaeoh  Zwm       1721i  am  Bande  Kleeblattbogen. 

MtMiiig. 

WeiAkanae.  Auf  dam  DmU:     He  AMk  Mete*  CImM*  i7M. 

WeihraneligefABS,  ans  dem  16.  Jalurhnndert  Auf  aeeheecldgem  Fasse  ist 

die  Sdlftle  als  Halbkugel  gedacht,  aber  an  drei  Seiten  flach  abgeschnitten.  Dem 
entsprechend  ist  dt!r  Deckel  aus  drei  auf  die  Fhächen  der  Schale  passenden 
Giebeln  und  drei  Trapezen  dazwischen  gebildet,  welche  oben  durch  Knicke  in 
den  krönenden  Sedneddielm  llbergelien.  An  den  verlier  erwAlmten  Seitenflidien 
treten  Halbkugeln  heraus,  welche  demnach  zur  Hllfte  nur  Schale,  zur  H&lfte  zum 
Deckel  gcliiiren.  Die  Luftlöcher  sind  einzeln  oder  gruppirt  zum  Theil  Ober  recht- 
eckigen OcSiiungen,  dadurch  leise  an  Maasawerkfenster  anklingend.  Erzguss.  20  cm 
hoch  {Ä). 

EUngelbentel,  an  dar  Flatta  etwas  roesoeo-Teniai^  an  dam  BanUl  «ine  apMan 
Platte  mit  F.      €,  JT.  N,  ms  natar  ainar  Krana.  SQbar. 

Elingelbeutelgehäuse,  mit  dar  JahraanU  1780  and  atwnaMalwai  an  d—Flichaa, 
Sobnüaarei  an  den  Seiten.  Holz. 

2  Glasbilder  im  Ostfenster  mit  Wappen  aus  dem  16.  Jahrhundert.  Linkes 
Wappen:  Schild  iu  drei  Dreiecksfeider  getheilt,  im  mittleren  ein  springendes  £in- 
h<nn,  darObor  ein  gekrönt»  Ttonieriielm  mit  undmendcm  Etnhctn*  Bedites  Wippen: 
Sdiild  mit  Jagdhorn,  ein  gleidies  Uber  dem  Hebne. 

2  Flttgelgemftlde  (eines  ehenudigen  Altares)  oben  im  Chor,  sichsischer  Sdrate 

um  I.tOO,  .\usgicssung  des  lü.  <ifistes  nm\  Mariae  T<h\  Ganz  gut  gewesen  mit  lieb- 
lichen Ge-sichteni  der  Frauen,  cbaraktervulleu  der  Männer,  sorgf&ltiger  Durchfühning 
auch  des  Beiwerks  und  frischen  l'arbeuj  durch  Ilestauration  gänzlich  verdürben. 
Hflbedie  BslunenTeniemng  in  Fladireliet 

Gernftlde,  lauft  Unterschrift  am  Bahmen  tmi  1618.  Ourlstos  sidit  in  einer 

Rundbogennische,  mit  der  rechten  Hand  segnend,  in  der  linken  die  Weltkugel;  unter 
italienischem  Eintiusse  entstanden,  statuarisch  aufgeüasst  in  antikisirendor  Tracht 
Lebensgrossc  Figur  mit  zu  kleinem  Kopfe. 

Gemilde:  Büdate  Luthers  In  ganaer  Figur,  mbr  seUeeht. 

Glocken.  1)  1632  von  Ad.  Larenüus.  GOTTES  WORT  YSh  LVTHERS  LEHBE 
YERGEHET  NIMMERMEHR.  —  Arabeskenfties.  2)  Ohne  Inschrift. 

UnUMfs 

G  r  ab  stein  an  der  Xordwcstseite  der  Kirche  aus  dem  18.  .Jahrhundert;  zwischen 

zwei  geflügelten  Fngelsköpfen  ist  die  Figur  eines  kleinen  Miidchens,  das  in  der  Rechten 
eine  Tuli)e,  in  der  linken  eine  Traube  hält;  auf  ihrer  Brust  ein  lierz  mit  einem 


56  Jm» 


Gaschwitz.  GtouisDOBr. 


55 


Sprache  und  auf  dsr  Sdiflize  die  Worte  Maria  Bm^  ....  die  IHnigeD  Ludniften 

▼erlöscht. 

Grabstein  aus  dem  achUduik-u  Jahrhundert;  Loppclingobriß  fOr  Blupaar  Wohlfeld 
mit  BlattumrahmuBg  und  zwei  Engeln,  xiemlich  Terwitteri 


Golmsdorf,  «  km  nonlöstlich  von  Jena;  1377  (Jolmolstorf,  Galmisiiorf. 
Die  friüicäiüu  Uerruu  der  Ortes  waren  die  Grafen  von  Glei&sberg.  Ausserdem  stammt 
von  dort  ein  Bittergeschlecht;  IStö  suent  erwfihnt  Walter  tod  Golamestof  (tgt, 
Banpi'  u.  staatMrek,  s«  ff^i^mar}.  Weitere  Beeitier  in  Gobutdoff  «areii  Herren 
von  P(<)tilstcte,  von  Meldingen ,  von  liditenliajn.  —  Ueber  Siegel  eiehe  Sxiax  Ai 
TJUaiKg.  Fenmt-ZnUeh-,  II,  153. 

Kircke.  Der  rechteckige  Chor  ist  aus  dem  15.  Jahrhundert,  sp&tgothisch,  hat 
ein  EreugewOlbe,  dessen  Bippen,  auf  guten  Diensten  nihaid,  in  einen  SeUnssstom 

mit  dem  Gottcslamm  zusammenkummcn ,  und  an  der  Südseite  ein  Maasswerkfenster, 
während  das  Ostfenster  später  abgerundet  ist.  Der  Triuiuphbogeu  ist  clHjnfalls  durch 
Unterfangung  des  ursprünglichen  Spitzbogens  rimdbogig.  —  Das  Langbaus,  laut  In- 
schrift am  Nordeingang  von  1685,  hat  eine  gewölbte  Holzdecke  und  zweifache  Em- 
poren mit  BibelsprOcbai  an  den  BrOstmigen. 

Kamel  am  sfldL  TriamphbogenpCBilerf  ans  dem  17.  Jahiliaidert,  in  der 

gewöhnlichen  Weise  der  Zeit.  In  den  nmdhogigen  BrüstungsfBllungen  befinden  sich 
Gemälde  der  vier  EvaiiL'clisten.  Der  Gesaninitentwurf,  /eichnnnfr,  Kcii»fe  und  Farben 
Bind  recht  gut,  besonders  bei  den  Figuren  des  Marcus  (S.  56)  und  Lucas  {A).  Die 
Anordnung  der  Symbole  ist  natOrüch;  der  Engel  des  Matthäus  steht  hinter  ilmi,  üun 
das  Tintenfass  hinhaltend;  die  thierischen  Symbole  sind  mehr  als  zufallige  zucomponirt, 
¥ne  auch  das  Beiwerk,  z.  B,  Pinsel  und  Palette  bei  dem  als  Maler  verehrten  Heiligen, 
ganz  feine  Züge  sind.  Aus  späterer  Zeit  und  von  einer  weniger  tüchtigen  Hand  sind 
die  Figuren  Christi  im  Mittelfeld  und  Johaimis  d.  T.  und  Mosis  an  dem  Treppen- 
aulsaBg.  HoIb,  die  Gemilde  in  OeL 

G^otteskasten  in  dar  SaoiisM,  BenaisniMe. 

Wettarfahn«. 

Tanfaehala:  Onn. 

Weinkanne,  von  1681. 

Kelch,  laut  Inschrift  auf  einer  Würfel-Raute  des  Knaufes  von  1579,  mit  treff- 
lichen R<"nais.sance  -  Verzierungen  \m  .streng  gothischem  Aufl>an.  Der  Sechspassfuss 
hat  am  llaud  die  Eugelsköpfchcu  im  liaukeuwerk  heraustretend;  das  Crucifix  auf 
dem  einen  Feld  ist  on^rfOthet  Die  reizend  angeordneten  Muster  am  Schaft  unter 
und  Aber  dem  Knauf,  sowie  zwischen  den  Enaufwttrfekhen  sind  sauber,  wie  mit  dem 


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uiyui^L,ü  Ly  Google 


« 

57  Jcaa. 


GOUfSOOBT. 


57 


Stempel  geadlageD;  inteieeeaiit  die  üeibenetnuig  der  am  Knauf  in  der  Godiik 
ablichoi  MaaagwerltyelriegnngBn  in  die  antiUnrende  Finrnenapradie.  Sttber  ver- 
lp>ldet 

Patcne,  mit  hObechem  Weihekreiu!. 

AbondniahlEdecke,  grOjiseiden,  mit  einer  Spitze,  wie  dio  ao  den  Untersetzern  fon 
1746  und  1765,  aus  goldbeqfonnenea  Seidenfäden, 

Oemilde  an  dar  Ohar^MHita»  Aoteitahang,  gering. 
Gemllda  ebenda»  BiUniaa^linit  to  8tnngu(rX  aehr  lentBri 
OamiUe  an  der  Eaaaetiiand»  (Ariataa  nadi  dein  Bkief  daaLentnhia  anfgolhüit  Auf 
Holl  geaudlk  die  Leenien  n  sehr  nnchwiiadeB,  un  den  Wecfh  in 

Glocken.  1)  in  bem  anno  bomini.  m.  b.  loü.  9«f.  mUlf  edf^art.  Pvg^  ftt. 

—  l.ilicnvorzieniiig  (A).  —  2)  Unno  bomitti  m.  ccccc.  pjrv.  Irtt»^ate  bMlimwi 
omnce  gentee  lapbace  cvm  omnce  poppü  ftt'  —  lUeeblattbogcnfries  (Ä). 

Kirclil&of: 

Tanfstein,  Benaiesance,  lant  foidirift  oben  am  Band  ton  MDLXXXÜI,  ans 
zwei  Thfnlen  bestehend.  Der  untere,  aus  Sandstein,  mit  Eicrstabvcrzicrungen; 
der  obere,  ans  KiUkstoin  mit  .senkrechten  Verzierungen,  pokiilföniiif,' ,  nbne  Fuss. 
Die  UnterstUtzungssäulc  wird  in  der  Mitte  schuiuler  und  ist  hier  von  einem  vor- 
tretenden, un  UlelpanB  am^eechnittenen  Ring  umgeben,  darunter  und  darflber  mit 
laaggeiogenen  Eierstiben  verziert  Das  Bedien  hat  am  Bancb  eben&Ils  Eier- 
attbe  (Ä). 

Im  Besitz  der  Cremeinde: 

Pokal,  lant  tusdirift  Festgeecbenk  der  Bürger  sor  ftvnnenfiBge  176S;  Boeooo, 

«Dten  kelchartig,  aber  mit  hohem  als  Schweifkuppel  gebogenem  Deckel,  welchen  eine 
bannertragende  Knaberfigur  krönt,  während  an  seinen  Seiten  unten  sechs  Löwenköpfe 
angebracht  sind  mit  Hingen  im  Maul,  au  denen  admörkulumrahmte  Schilder  mit 
den  Stiftemanien  h&ngcn  {Ä). 

HKuser  mit  origineUen  Wetterfahnen  als  Drachenköpfen,  eine  mit  der  Jahres- 
zahl 1745  (Ä). 

TiMr  am  Kotdende  des  Ortes,  vor  wenigen  Jaliren  niedergelegt  —  Fl  Wmter. 

Knnitalkarg  innerhalb  der  Flur  von  ri()bii.s<b>rf  ^'elcgen.  Ks  ist  die  alte  Buig 
Gleissbcrg.  Die  ursprfinglidie  Burg  lag  auf  dcni  einzeln  stehenden,  gloeken- 
formigen  alten  Gleissberge  zwischen  den  Orten  Loburecbtttz ,  Graitschen  und  'J'au- 
padel.  Sie  bildete  den  Kern  des  grossen  GQtcrcomplexes  der  Herren  von  Gleiss- 
berg,  eines  namhaften  Adelsgeschlechtes,  dessen  bereits  im  10.  Jahrhundert  hier 
und  da  Erwähnung  goschieht.  Die  Burg  bat  wahrscheinlich  ihren  Ursprung  einem 
deutschen  Könige  zu  venUuikcn  und  war  unter  g(!wiss(;  Vögte  gestdit ,  die  sich 
allmählich  Eigenthumsrecht  erwarben.  (Kkukmukicu,  antiqu.  GUubtrg  mtpt.  im  Staatt- 
mrMi  MM  Wthmr,)  Der  Gntfentitel  wird  in  neoner  Zeit  den  Hemi  von  COeissbeig 


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8S  QoLiuDonr.  JiUL  58 


mit  Unrecht  zugesprochen  (».  B.  bei  Albiwus,  Meism.  Lanietekronik ,  S.  42S  MUf  fAnE> 
eivB,  orig.  Sax.  LH.  3.),  im  Mittelalter  ist  ihr  Titel  bald  domini,  bald  advocati  de 
GUzberg,  im  13.  u.  14.  Jhrt.  schlechtweg  de  Glizberg  uder  milites.  Dunkel  herrscht 
noch  ül^r  die  FamflienheEBtanuinuig  dieser  Voigte  Ton  Glisberg.  Nadi  einigen  soll 
Graf  Ekbert,  der  StomniT»ter  der  Yoigtlftndar  Voigte,  auch  derjenige  der  Gleiss- 
berger  gewesen  sein  (Bkc«,«b,  Heussplauen.  Stammtafel,  S.  8.  271),  eine  Ansicht,  die 
gegenüljer  anderen  (KöaBK«,  kitt.  Nachrichten  vom  f  'otgt/anäe,  S.  S'J;  Lobetuteiner  In' 
teUigtn*btaU  v.  1791.  S.  116)  die  lueiätc  Wuhischeiulichkeit  für  sich  hat  —  Tkäring, 

Id.  der  BeOw  derer  Ton  .Gleisdxsrs  findet  toA  mancher  berOhmte  Name,  s.  B. 
Hennann  v.  Gleissberg,  Heerführer  unter  Heinrich  TV.  Die  Burg  Gleissberg  wunlc 
von  Heinrich  V.  erobert,  1290  wird  sie  auf  Ikfehl  Rudolfs  von  Habsbnrg  laut 
Beschluss  des  Beichstags  von  Erfurt  mit  tX)  anderen  thüring.  liurgen  zusammen 
zerstört.  1360  nehmen  die  Landgrafen  von  TUlringeii  Ton  der  Herrschaft  Gl.  Besitz 
imd  laasen  die  Bnrg  durch  die  Vitzthmne  wieder  aufbauen.  1468  wird  sie  wiedenm 
lerstOrt  vnd  Hegt  seitdem  in  Trtbnmem. 

GonscHAU,  Burgen  und  Btrgseklötter  1  (IBlif^  HS.  mit  Amh.  —  H.  Ens,  di« 
mittelalterliehen  Bauwerke  im  fVeimariseken  Kreise,  in  Tkilring.  Fereint-ZeiUekr.  Bd.  VI 
(1865),  S.  186.  —  G.  Kaoxrau),  LaMUtktmi*  vom  S.-Weimar,  II,  S.  267.  —  Lots, 
KKuttofograpkie  I,  391,  —  lfm,  CkrmXk  At  Emsm  JInm,  S,  4ß.,  9.  7.  <->  Xa- 
UMamw,  in  tnmmrH  JtUtfAnm  «äitr  eurinue  Bnekreihung  von  aitem  Bergsektiuen 
(1781*),  S.Un  ff.  —  Ed.  Schmidt,  Geschichte  der  Rirckbar^$eken  Sek/ötnr  (1830),  S.  .32. 
59.  84.  87.  —  E.  Schmid,  die  Lobdeburg  bei  Jena,  {1840),  S.  69.  77.  83.  126.  —  Aue. 
8cBin.TS8,  direeior.  diplomaticum  über  die  Gesck.  Okenaektaiu  (1825),  Bd.  I,  p.  303.  305. 
U,  S,  113,  130.  aSO,  848  f,  mUl  Jamarihmg,  —  nUMv»  «.  Ar  Man  mit  Orm  Mari- 
»MirMlMi,  UUttMk-rmmOeka  AmMmiv,  M.  /,  5.  181  f„       S.  148  f. 

AkHUuHg  der  Burg  bei  Mxriait,  Topograpkia  super ior.  Sa.roniae,  danach  und  nach 
anderen  alten ,  s.  Tk.  Pkautasie  -  Bildern  die  Photographien  von  Bartkls  u.  BjsOHOr  III 
Jena;  —  der  Ruine  bei  Roux^  malerische  Ansichten  von  Jena  1806,  Bl.  ii. 

Der  einst  grosse  Hurghe/irk  erstreckt  sich  von  Nonlen,  wo  er,  mit  dem  übrigen 
Plateau  des  ,^ufeisens''  zusammenhängend,  durch  einen  kflnsthchen  Graben  ge- 
scMHst  wurde,  nach  Sflden,  wo  der  Berg  steO  gegen  die  Saalebene  abfiUlt  Hier 
ist  dfff  Best  ^les  ehemaligen  Wohngebftudes  erhalten  (vor  einiger  Zeit  restaurirt), 
dessen  zwei  grosse,  tiefe,  rundbogige  Fensternischen  mit  Sitzbänken  den  Bau  dem 
16.  Jahrhundert  zuweisen.  —  Nördlich  davon,  tiefer,  die  Spur  eines  Kundthurmes.  — 
Ansserdem  dnd  'vlelfiudk  Maneneste,  besraders  der  üm&ssnngsmauer,  eilialteB,  aber 
so  trOmmeriiaft  mid  durch  das  Stürzen  der  Bergtheile  so  Iflckenhaft,  dass  eine  Fest- 
Stellung  des  Einzelnen  nicht  zu  geben  ist.  Namentlidi  nach  Sflden  in  orlmmt  man, 
wie  das  Bergplateau  selbst  früher  grösser  war. 


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69  J«M. 


50 


GrftitSCh6ll|  10  km  nordösü.  voo  Jeoa;  Groitzsclien ,  Circutäcben ,  Graitschcu 
genmt,  Us  188S  anr  HUfle  freimariBch,  nr  Hllfte  altoiburgiscb.  —  ü«lwr  Siegel 
siehe  Bnam  im  TUbiag*  #MH-Mw4r.  U,  133. 

Kirche.  Der  ursprüngliche  Bau  war  grösser  als  der  jetzige,  sy&tgothifich,  wohl 
vom  Aafiung  des  16.  Jshihmidflrts.  Von  dfesemi  ist  noch  die  OeOiehe  HMfte  flbrlg, 
ein  langer,  (istlidk  ditiseitig  geschlos-senor  Riiiiin,  welcher  nur  in  seinem  östlichen 

Theil  als  Chor  und  in  seinem  westlichen  Thoil  als  Lmmhans  dient,  rrsprlln^lich 
war  wohl  dieser  ganze  Kaum  ein  Chor,  der  uuä  einem  Schlussjoch  und  (westlich 
davon)  einett  Beehtei^-Joch  bestand.  Au  diesen  letzteren  legt  sich  nördlich  eine 


mm 

PI 

V 

1 

Omdfia  dar  KiniM  so  Onütochia.   l :  lOO. 


rechteckige,  später  angebaute  Kiq>elle,  bezw.  Sacristei.  Westlich  sdüoss  sich,  durch 
dnen  q^tsbogigenf  raditeekig  ndt  sbgefhssten  Kanten  profilirten  Trimnphbogai  ge- 
trennt, ein  entsprechend  grosses  I^\nghaus  au.  Dieses  Langbaus  ist  jedenfalls  im 
17.  Jahrhundert  untergegangen  und  dafür  an  den  TriuniphlM»g('n  eines  riicksiclitiilos 
angebaut,  welches  schmaler  als  der  alte  Chur  und  su  kurz  ist,  dass  nur  der  bisherige 
Ghonehhias  (sieht  einmsl  das  ToUe  Seblussjoch)  zum  Cühor  genonunen,  das  andne 
(Stück  ScUuscgoch  und  Rechtecbjocfa)  aber  zum  Langhaus  hinsngenonimen  wurde. 
Wo  der  neue  Langhausbau  an  den  TriuniphlKigcTiyifeilcni  beginnt,  sind  nördlich  und 
südlich  die  Wände  um  ein  j^^anz  kurzes  Stück  herauijgerückt ,  nördlich  schmal  recht- 
eckig, südlich  sogar  mit  einer  schrägen  Wand,  so  dass  hierdurch  der  Gruudriss  uoch 
mehr  verdorben  ist  WesfHdi  ein  Thunn.  IKe  ganze  Sjrehe  hat  mit  Ananahme  des 
krenagewölbten ,  nördlich  vom  Chor  Mcgenen  Raumes  eine  flache  Holzdecke.  — 
Aussen  stehen  am  älteren  Theil  Strebepfeiler.  An  der  Ost-  und  Südseite  des  alten 
Chorbaues  ist  noch  in  fünf  Spitzbogeufeustem  spätestgothisches  Maasswerk  mit  Fisch- 
Uasen,  aneh  Kleebögeu  (sdum  von  mnder  Fefu  md  unter  Bondbögenj;  der  Lang* 


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61  Jena. 


CfaunMmf. 


61 


hausbau  hat  nflchtern  rundbogige  Fenster.  I)it>  Huu))tthfir  führt  von  Sdden  in  das 
Langtuius,  (  ine  'I  hüre  zur  Eniimre  ist  auf  der  Noidseite  in  dem  heiauigerflckteii 
ätUck.   Dachreiter  auf  dem  Tai^Iia^is, 

Üelwr  dem  Portal  der  Sflda^  ist  „das.  UAnndien"  eingemauert;  eine  Platte 
mit  dem  hier  irtedeigesebeiien  BeUef,  der  OrtaflberiiefiBroiig  nach  ein  GOtnobUd,  aher 


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trotz  seiner  unglaublichen  Scheusslichkeit  doch  crf;t  ein  I-lr/eugiuss  des  Mittelalters 
(das  nicht  ciunuil  der  romanischen  Zeit  anzugehören  liruiuliti. 

SacramentschreiQ  liest  an  der  Chor -Nordseite,  spätgotliisch,  mit  Schweif- 
bogen. 

Uerrschaftsstuhl  der  Familie  von  Wangenheim  an  der  Nordseite  über  der 
Thftr  zur  SdtenkapeUe,  Ton  1756,  Booeoco,  mit  emblematisdieii  groben  Halereiai  am 
den  4  Bdlstungsfeldem ,  and  zwar:  ein  Altar  mit  Compass  darauf  und  Umadnül: 
Darnach  streb  ich  für  und  für.  dass  ich  finde  Ruh  in  Dir;  -  Sonnenblume  gegen 
die  bonne  gewendet:  Gott  mu  folgen  alle  Zeit  bin  ich  toilUg  und  Itereii;  —  Hirschkuh 
nadi  der  Sonne  «npondMnend:  KaA  QoU  miä  ieinm  Wort  tdm*  idt  miA  fort 
und  fori;  —  Baum  emporstrebend:  Mü  dem  tm  der  Bimmel  fügt  hlOb  iek  aOeaeU 

Taufst  etn,  FrBhranlMuio^  oben  TonmiUtet 

Kanzel,  laut  Inschriften  an  den  zwei  mittleren  BrOstungsfeldem  unten,  von 
](■.(;.">,  mit  Malereien  von  ITä.').  Ihre  Brüstung  ist  in  vier  Seiten  gebrochen,  mit  Kck- 
säulen,  ül>er  welchen  vorhangverzierte  Gesimse.  Nach  unten  ruhen  Consuleu  uuf 
znrttekstdMnden  Eckpfosten,  die  mit  LOwenlcSpfiBn  geniert  dnd.  Von  den  Brftstungs^ 
fehlem  gehen  Bänder  nach  dem  (lesims,  dort  an  Rosetten  befestigt.  Die  Felder 
sind  o]>eu  rundhogig,  doch  mehrfach  gebroch^'n  unirahmt  mit  durchbrochenen  Ver- 
zierungen. Unter  der  Kanzel,  welche  gegen  den  Altar  bedeutend  vortritt,  befindet 
sich  in  einer  Flachbogenblende  nriadien  Ffiseten,  «ddie  niwen  eeitwfrte  mit 
Bankeinrark  vomiert tind,  «In  imbedeatendes  Oemftlde  des  AbendmaUs.  Die  Kanzd 
iBt  HoLdM». 

Crnoifix  Unter  der  Xamd,  spitgotUsoh,  alMBhreekend  ndiitlselL  Hdi. 
Orneifiz  Biel»  fMÜigoChisdi.  Hdi  (ii). 

Btwa  14  G-rnbsteine,  nm  gmeen  9M1  nnlesedieii  gemrien,  <iie  besstren  mit 

IIolzplatt«n  bedeckt,  (rrabsteine  im  Chorfussboden,  Heinrich  Wilhelm  von  Wangen- 
heim t  ICyß-  —  .Johann  Goor^  v.  W.  f  mit  Barock-Ver/.iorungon.  —  Heinrich  v.  W, 
t  1775,  umgeben  von  zahlreichen  Wappen.  —  Georg  von  W.  t  1691  als  Kind.  —  Georg 

Ton  W.  1 1710;  dw  beste  Grabstein.  Insdirift  in  Lmibkraaz  Uber  einem  trauernden 

Engel,  oben  rechts  und  links  ein  trauernder  Engel  ?on  hübschem  Gesichtsausdruck, 
als  Wappenhalter.  —  Andere  GiabsteiBe^  mittelml— ig;  nun  Thüle  abgetreten,  einige  mit 
dem  Maltheserkreuz. 

(ledenktafel  im  Oior  an  der  Südseite  neben  dem  mittleren  Fenster,  för 
Balthasar  von  Wangenheim  f  ItKX).  Die  Malerei:  in  der  Mitte  die  Auierstehuug,  ist 
msniriert  und  nnhnimoDiseh  in  der  Fhrbe,  am  besten  die  Gtristasfigar.  Bedits  und 
Knks  begrenzen  das  Gem&lde  jedoch  hübsch  mit  Hnmenwerk  geechmflckte  Säulen 
mit  den  Wapjien  von  Goltackcr,  Baumbacb,  M-  ruiipcn,  Kitzscher.  Schleinitz,  Röder 
und  zwei  anderen  Familien.  Die  innere  Umrahmung  des  (icmäldes  ist  mit  zierlichen 
oraamentirten  Schildchen  geschmtickt  Oberhalb  ist  ein  Triglyphengebälk  mit  Engels- 
köpfen  in  den  Metopen  und  frei  herausgearbeiteten  Gonsolen,  die  in  der  Mitte  und 
an  den  verkröpften  Ecken  vom  Arclütrav  zum  zahnschnittverzicrten  Gesims  aufsteigen. 
Ein  oberer  Aufsatz  darauf  enthält  in  einem  Rundbogen  eine  unbedeutende  Himmel- 


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63  Jen». 


Gkaitschsr. 


63 


fahrt;  zu  den  Seiten  stehen  Säulen  mit  wagercchtett  Riegelbändern,  an  deren 
dahinterstehenden  Pfeilern  sich  HalhlM>geufeUier  mit  naturalistiscbcm  BluuMmwwk 
anschliessen.    Das  (lunze  ist  in  durchbrochener  Arbeit  umrahmt.    Holz  (A). 

Gedenktafeln  an  der  Chor-  (kt-  und  Südwand,  mit  Tctenkronan  etc.,  unbedeutend 

Wappen  reohts  und  links  Uber  den  ontereu  Bögen,  der  Familie  ron  Wangenheim, 
PoMna  und  BalMfl 

Daok«  alt  iHw  Spiin. 

Glocken:  1) 


Darunter  kleine  BeUeüs  der  Jdaria  und  zweier  heiliger  Bischöfe;  einer  auf  einem 
Drachen.  — >  2) 


3)  Die  älteste,  in  Kuhschellenform,  ohne  Schrifl;  und  Verzierung;  mit  gegosseneu 
eriMngrosMD  SchaUlOcheni  anf  zwei  Seiten  (Abbild.  S.  64). 

Anf  dem  üreKM: 

Grabmal  eines  Maliers,  Oottfr.  Weidner,  18.  Jahrhandert;  vierseitiger  auf  zmi 
Sockeln  mbrader  Obelisk,  mit  Blomenwerk  an  den  Seiten  und  Insehrifttafeln  (in 


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G4 


GlUiTSCUSH.  Gkosslöbichao. 


J«M.  64 


noch  z.  Tbl.  barock  geächweifteu  UiuraiimiuiKcn)  so 
wie  Abzeichen  des  Mii!It'igew<!rl«'s  umi  allegorischen 
l<'igureu  an  den  äeiteu  des  ubtiruu  Bockels  und  auf 
der  Spitze  (A). 

Or»1>Bt«iii  u  der  SfldMito,  tob  1714,  mtt  im> 
rahmten  Insohrifttafeln. 

Grabstein  an  der  Eingangsthür  auf  dor  Südsoite, 
l'Qr  swei  gestorbene  Kinder  von  Waugeuheim :  Johanna 
Ouolim  t  1750  vnA  ObMbm»  BfMitiM  f  1758;  Ib- 
BduiAan,  m  iMnulten  Wi^en  UDgabtn. 

Im  Besitc  yon  Herrn  Pfrmr  BrekMer; 

Heftnadel -Rest,  aus  aneinander  gerdhten 
Kügelcheu  Inistehcnd     Erz.  —  Münzen,  beson- 
ders meiuiugensche.  —  2  hübsche  Krüge,  davon 
einer  ein  Ferlkrug.  —  Glas,  mit  Inschrift  1617 
s.ai«oi<«i.teniti»nOiiMMi».   imd  eiiiMSiMTiA  mdawä  ltottge«eic 

figurcu  in  antikisirender  Tracht  (Ä). 
(Auf  dem  nstlichiüi  (Üjifel  des  Uei  (jraitsclit'n  gelegenen  (Jleissbergs  wurde  1870 
ein  heidnischer  Opferherd  ausgegraben.  —  Kmsruji,  Landesk.  II  S.  'J68.) 


^mMUm,  8  km  ML  tttD  Jeu.  Aw  dm  Dorfe  G.  •Iiimit  «Ine  |M«b- 
namige  Adelsfamilie,  die  dnt  «inen  Edelhof  beeaas,  erwüint  m  128S  v.  Lubediowe, 

1301  Villi  I.ultichowe  (fieh.  Haupt-  u.  Siaatsarch.  fH^eimar);  das  Geschlecht  stiirli  jeden- 
falls früh  aus.  1287  niujus  I.ubiciiowe,  1337  Löbichowe,  1409  Lobicbuw  genannt  — 
J.  GOmthsr,  J«Ha  u.  Umgebung,  S.  102. 

Kirohe  mit  Inschrift  Ober  der  Noidthttr  des  t^miaWi^  betreffiend  BauMit(?)  1347 : 

XLVÜ 


Der  Chor  ist  ^UgoOiiedi  (ans  der  iwdten  HäUto  des  16.  Jahriranderts)  eilialtai, 

länglich  mit  dieteeitig  gebrochenem  Schluss ;  das  Lanc^ians  ist  einschiffig,  auf  der  Süd- 
seite; mit  (U'in  (Thor  in  gleicher  I'liulit.  anf  der  Nordseiti;  gegen  ihn  etwas  vortretend  (A). 
—  Der  Iriumphbugon  ist  gedrückt  ruudbogig  auf  einfachem,  aus  Gusiniä  und  unten 
ahgesdirftgter  Platte  bestehendem  KAmpfer.  Die  Decken  sind  flaebe  Hdadeckmi, 
die  des  ('hores  mit  Balken  und  I'üllhrdzeni,  welche  beide  hübsch  (in  der  Weise  des 
Id.  Jahrhnnderta)  mit  Kehlangen  und  Bundstiben  gegliedert  sind.  —  Das  breitere 


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Altarwerk  in  der  Kirche  zu  Grosslöbichau 


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66  Jena. 


66 


Ostfenster  im  Ch(»r  ist  si>ifzlMif,n^' ,  mit  Fischl)las('n  und  K]e(lilattl>ö<jen  von  noch 
vurluUtui&smässig  reiner  und  ächarier  Protiliruug;  die  lieiden  anderen  l-'euster  der 
Sehrt^Bsitni  fäsA  lunttflniiig,  ein  Ideines  anf  der  Sttdeeite  schwach  spitdwg^  (A). 
Die  anderen  Fenster  im  Chor  (je  eines  auf  der  Nord-  und  Sadseit«)  sind«  wie  alle  des 
I-:inghauses,  neueren  Ursprungs,  wiilirend  die  Xonlthür  des  Langhauses  noch  den 
romanischen  Bogen  hat.  -  Der  Chor  ist  im  Innern  7  m  lang,  6,1  m  breit,  das 
Langhaus  12,6  m  lang,  7,2  m  breit 

„Näpfchen**  und 
Schlt'iffurchen  aussen  an 


in  drei  Seiten  vortreten- 
den Sdneines,  wddier  tabemakdartig  oflira  war  durch  zwei  frd  vortretende  [jetst 
lieUende]  Säulen  und  Halbsftulen  im  Anschluss  au  die  mit  einer  Tbttr  versebrae  Rfidc- 

wand.  Auf  den  Säulen  ruhrn  drei  rüchcl,  mit  Kantenblumen  und  Kreuzblumen  ge- 
schmöckt  und  die  danint(;r  hctindliihen  inehrfach  gegliederten  Kleeblattbögen  nm- 
schliesseud;  ein  dahinter  dreiseitig  aufsteigender,  gegen  die  Wand  anlaufender  Helm 
ist  in  seinem  obraren  Thdle  abgebrochen.  (A)  Stein. 

Kanzel,  einfa^^ih,  modern  angestriehen.  Sohalldeokel  mit  kroBttnarÜg  iasanimen> 
laufendem  Rankonwerk;  auf  d«>r  Spitze  ein  Stan.  Holl. 

Altartisoh  mit  Weibekreuzeo. 

Altarwerk.,  spätgothisch ;  die  Figuren  stellen  im  Mittelschrean  die  Jungfrau 

Maria  mit  dem  Jesuskind  dar.  zwi.sclien  acht  IleiUgeu  in  den  beiden  Reihen  au 
jeder  Seite;  in  jedcni  Seitenflügel  je  drei  .\postel  in  zwei  Reihen.  In  der  Sockel- 
Nische  das  Abendmahl:  hinter  dem  mit  einem  weissen,  blaudurchwirkten  Tuche 
gedeckten,  mit  Lamm,  Brot  und  Geräthen  besetzten  Tische  sitzt  Christus;  an  seiner 
Brost  liegt  Johannes,  ihm  zur  Seite  sitzen  je  zwei  Jttnger,  an  den  Sdunalsdten  des 
Tisches  je  drei:  vor  dem  Tisch  (in  einem  Einschnitt  desselben  des  Platzes  wegen 
angeordnet)  Judas  Jscharioth  mit  dem  Siickel,  <lem  Beschauer  den  Rücken  wemb'dd. 
Die  Figuren  sind  Hob:,  bemalt;  die  weiblichen,  besonders  Maria,  uumutliig,  die  uiaiui- 
liehen,  besonders  die  Apostd  von  herberem  Ausdruck.  Die  Figur  des  hl.  Michael  im 
olwren  Aufsatz  ist  sehr  hübsch.  Die  Baldachiuschnitzerei  dieses  Aufsatzes  ist  I  i  .--rli  uligt, 
besniidt  rs  fehlen  die  lieiden  äu.s.sem  Seitenbögen.  (Lichtdruck).  Die  Malerei  der 
Ausfienseiten,  eine  VerkdndigUDg  mit  Maria  und  dem  Engel  aul  jo  einem  1-  iügel,  ist 
im  Gegensatz  zur  Schnitzerd  nodi  mdv  ideafisirt  gehalten.  Die  Köpfe  haben 
etwas  KindUdieB;  die  Gestaltoi  sind  sehr  sddank,  die  des  Eogds  mit  eigenartiger 
Verbeugung;  der  Faltenwurf  ist  weich  geschwungen  l>ei  schon  einzeln  beginnenden 
bruchfalti'n  ;  die  Farbe  hat  etwa.s  Helles,  Duftiges,  besonders  im  Untergewande  des 
i^Ingels.  Im  Hintergründe  oben  befindet  sich  eine  l..andschaft;  in  beiden  Flügeln  nach 


Basis  und  Capitell  ruht 
das  schwere,  einem  do- 
rischen Capitell  ähnlich 
gebildete  Fussgesims  des 


Mipfehra  uusen  an  der  Kirche  la  Oroulöbieliaa. 


4 


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66 


GvosBLönaBAV. 


.  den  inneren  Ecken  der  Flügel  hii  r  ein  das  (Icinach  I>e7.eichDender  Teppich,  welcher 
■zum  'Dieil  lniitt>r  Maria  siclithur  wird,  wiihruud  ihn  von  det  anderen  Seite  der  lüngel 
mit  der  rechten  liaud  zum  Eintritt  lüftet  (A). 

Crucifix,  frohgothisch.  QuistoB  hängt  mit  schrig  nufw&rta  gehenden  Amua 


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67    J«M.  GBOMLdMOHiO.  67 


Kopf  das  Engab  vom  AltaiganlM«  in  dar  KIrck«  n  GraaitSbieban. 


am  Kreu2,  so  daes  seia  Kopf  tiefer  ist,  als  die  Kreuzuug  dur  Kreuzesanue,  und  an 
efai  KnisffBld  mit  dem  Gottednun  tHdkOmr  ymA ,  wabnnd  die  Eimuetr 

mit  dflD  EvangdistMuseieheD  in  der  gotbiacliai  (|^^  Umrahmung  geschmadct 


sind.  Boll,  mmnlidi  grosa,  Idder  sehr  besdiildigt  [Unlrar  Aim  feUt]  {Ä). 


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68 


Orftbstein  beim  Aufgang  rar  Ransel,  mit  Inschriit  fOr  das  T^chterlein  de«  Herrn 
Peter  Friederioh  off  Qroeeen  L^ibiohau  beider  Boohten  Doktoren  und  bei  der  Umversität  su 
Jeu  IMmmht  etok  BlaeiMn  1 ^  Knut»  «Ii 

Gedenktafel,  mit  der  ^eidien  buditift  imd  einem  Gemllde,  auf  wddiem 
das  Kind  im  Totenkleidchen  von  einem  schwebenden,  mit  KeblUmtem  Gewand  be- 
kleideten, geflügelten,  liarfflssigen  Engt'lskindlein  am  Arm  uiitorj,'t'f;v*st  und  geleitet 
wird;  im  Eindruck  rQhrend,  in  der  Farbe  nicht  Übel,  einer  Wiedurherätellung  und 
besMien  FklxeB  wQrdig.  Od  auf  Leineinuid,  die  auf  eine  tMitefel  gezogen  {Ä). 

decken.  1)  1787  wn  Job.  Christoph  Bote  in  Apolda.  —  2)  Des^^  —  8)  1870. 

Im  Ffanhans: 

Wappeneehild  (rar  Kirche  gehltri^  der  FamiÜe      FeraAmr:  Sondbogen- 

fenster,  zweitheilig,  mit  je  4  Butzenscheil)enfeldeni,  von  denen  die  2  obersten  und  2 
untersten  geOffiiet  sind;  auf  goldenem  FeM.  Helm  mit  Krone  und  3  Beiherfedeni-(4)' 

Ln  Besitz  von  Honen  B.  Fischer: 

Krag,  1746;  Thon  mit  achfiner  MiyoUca-Malerei 

Edelaiti  sfldlieh  von  der  Kirche,  eine  alte  Wasserimis,  nur  noch  in  den  Ctaund« 
Bumen  alt;  dagegen  inlt  Best  tob  Wall  und  Waeeargrebm. 


Grossschwabhausen,  7>/t  km  westl.  von  Jena;  sehr  alten  Ursprungs,  874 
Soabohusa  f Stkbblb  m  Tkäring.  Fereini^Zeittckr.  Neue  Folge  I,  133),  frilher  auch  wohl 

Deutedi-SdiwabhauBen  genannt  cum  Untereehiede  von  Kkin-Sdiwabhainen  (Windisdieno 

SchwaUiattseu).  1268  eine  Familie  v.  Suabehausen  mrkundl.  i-rwilhnt  {Geh.  Havpt- 
und  Staatsarek.  H'eimar),  elums«)  1279  fif.  Die  -Herren  v.  Ix)lKlal)urg  hatten  hier  Be- 
sitzimgen,  die  Oberhoheit  stand  den  Burggrafen  von  iürchberg  zu,  die  sie  1350  an 
Erfiirt  veikanften.  Anfang  des  15.  JahrhundorlB  waten  die  Hemn  von  Ijehtenhain 
dort  «nsissig.  Das  Dorf  gehörte  sp&ter  smn  Amte  KapeUendorf,  darauf  zur  Voigtei 
Magdala. 

Kinhe,  der  lidUgm  Ifaria  n.  l&iguretiia  geweiht  Von  dm  vomaniBehen  An- 
lage ist  ein  kleines  Rundbogenfenster,  jetst  als  Blende  erhalten  zwisdien  den  Fenstern 

der  LAUghaus-Südseitt'.  Von  einem  spätfjothischen  Bau  stammen  der  Chor  mit  ^K^wn 
ursprünglich  spitzbogigen  drei  schlanken  Fenstern  der  Ostseite  und  die  plumpen 
Strebepfeiler,  wdche  Chor  und  Langhaus  trennen.  Das  Chor-SOdfenster  ist  sp&ter 
qiitihogig  Teifareitert;  an  der  Nerdmnte  ist  eines  mit  verwmfaditwn  Voihangbogen  in 
seiner  äusseren  Gliederung  erhalten.  Der  Triumphbogen  ist  spitzbogig  erhalten,  mit 
rechteckigem,  nach  dem  Lanf^haus  zu  als  Platte  über  der  ausgeschweiften  Kehle 
gegUederteu  Prohl,  welches  sich  unter  dem  Kämpfer  ein  ätück,  aber  nicht  bis  zum 
Fueeboden  ÜDctaetst  Das  Kftmpferprofil  selbBt  ist  sdion  ein  antfldsiread  toscaniadws 
(vielleicht  dnidi  spätere  Veränderung).  Ein  Umbau  des  Langhauses  fand  1707  und 
1710  statt,  wovon  die  l''en,ster  des  Langhauses  (je  drei  an  den  Langseiten)  stammen, 
gross,  flachbogig  in  rother  äandsteineinfiusung.  Aus  noch  sp&terer  Zeit  sind  einige 


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69  JfMk 


09 


AendmmgeD,       die  AbnuKlimg  der  Glior>08tfSBiiBter,  die  Hentelhiiig  der  flachen 

Holzdecke  im  Chor,  der  runden  Decke  im  Langliaus.  Im  Jahr  1863  wurde  die  Westseite 
mit  dem  Portal  und  dem  Fmistcr  darüber  unter  Beseitigung  des  alten' Portales  durch 
den  Architekten  Timler  in  Jena  liergcstcllt.    Auf  dem  Chor  erhebt  sich  ein  hölzerner 
Dachthurm  des  18.  Jahxliunderts,  viereckig,  darflber  achteckig,  mit  Scbweifhelm. 
AlUrtiioli  TOD  SMa. 

Keleh,  8odupi«ftM  vll  MmmgiMi«;  C     O,  S.  1791,  Onwifiz  v.  Lmhi  M«; 

Enanf  rund.   SUbar,  vergoldet  (Ä). 

Glocken.  1)  1767  von  Gebr.  Ulrich  in  Apolda.  Spnioh:  ES  RVFFT  MEIN 
SCHALL  EUCH  ÜBEKAL  VON  WELTGElUMMEL  HIN  NACH  DEM  HIMMEL.  Viele 
Namen,  dM  Conunis.  Meckbach  etc.,  Akanthusblfitter-Beihe.  SAehsisobes  und  üliieh'iohM 
yfvpttm.  —  S)  1858.  —  8)  1796  van  Gebr.  Ulridi  ia  Apolda,  Kanun,  im  Antt- 
adhalili.  r.  Oerstenberg 

Kanzel -T^e«tc  aussen  auf  dem  Kirchhof  nahe  der  Stidscite  des  I>anghaaseB, 
4  Bnulistiu  ko  von  der  lH(i.J  abgebrocheneD  Brttstung,  zwei  Platten  bildend,  jede  mit 
Rundl>«)genl»lünde.  Auf  der  einen  das  von  einem  Engel  gehaltene  sächsische  Wappen 
mit  Umschrift:  V.  6.  6.  lOHAN  ERNST  HERTZOO  ZD  SACHSEN  DIE  19  MARr 
TIY  1607.  Auf  der  anderen,  sehr  verstümmelt,  die  Taufe  Ghrtoti,  mit  Umdurift: 
TOBIAS  r.OTTLICH  AMPTSSCIIOESSER.  Alabaster. 

Grabstein  auHson  an  der  Cbor-Nordmauer,  des  PfarrerB  Christoph  Friedr.  Demelius 
t  1772,  Bocooco,  InB«hrift  in  einer  Gartoachen-Umndimiing  iwisohen  den  Eigona  von  Glaube 

Grabkreui,  mit  mehr  in  die  Höhe  entwickeltem  Rankenirark,  yvn  gefiUUger 
FoiBL  Eiflen. 

[Bnri^su  noidSeäidi  von  der  Kirche,  der  Herren  von  Soabehneen,  die  1831 

suletzt  erwähnt  werden;  verschwunden.  Im  Bezirk  derselben  wurde  eine] 

Half^bnr^'e  etai«  RingeliNUHMn  1880  nroi  Motor  ttof  goAmdOB,  Hem  Ffloiw 
Alherti  gehörig. 

Im  Besitz  des  Herrn  J.  Grosse: 

Ofen  platte  von  einem  abgebrochenen  Hause,  mit  Reliefs  trefflicher  deutscher 
Renaissance.  In  der  Mitte  die  Göttin  der  Gerechtigkeit  über  der  Inschrift:  DAS 
TREWE  AVF  DER  ERDEN  WACHSE  VNT  GERECHTIGKEIT  VON  HOIEL 
SC^AVWE.  PSL.  H.o.  Ringsum  je  eine  Rose,  eine  Phantaiieblumo  und  zwei  Trauben 
in  Hankt  nwerk,  sehr  httbsch  die  Mitte  zwischen  Stilisinn^  und  Naturalismus  haltend, 
üusseiseu  (Ä). 

Im  Besitz  vnn  Ilerm  0.  Scheide: 

Ehem.  Kreuzstein  als  Tborstein  verwendet,  weshalb  der  eine  Arm  abgehauen  und 
die  Fl&chen  zum  Iheil  abgearbeitot  worden. 


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10 


Jtm.  70 


Die  drei  HauSbergburgen,  ttr«if beif >  Wlndberg  und  KtrehbeiiK,  heute  bis 
«at  wenig»  Reste  vendnra^n,  lagen  2—4  kai  tafHdi  von  Jen«  am  redileii  Saalolinr 
auf  dem  Hausberge,  der  mi^rett^  eben  von  jenen  SddÖBBern  oder  festen  „H&asern** 

seinen  \anicn  hat.  Es  i?t  ein  scharfkantiger,  von  Ost  nach  West  sich  streckender 
Ilflgel ;  sein  Rflcken  hat  im  sHiiftaiistcif^cnden  festlichen  Theile  niK'h  einige  Breite, 
verengt  sich  al)er  nach  Westen  zu  immer  mehr  und  fallt  schliesslich  steil  zur  baale 
Un  ab.  Eben  so  eteü  sind  die  AbUbige  im  Sflden  vnd  Norden.  Auf  dieeem  teiUltnlBs- 
mftBsig  schmalen  Grate  lagen  die  drd  S^Msser.  Ihre  früheste  Erbaoungszeit  I&sst  sich 
nicht  l)estimnien;  ohne  Zweifel  waren  es  anfönglich  deutsche  Orenzhurgen,  zum  Schutze 
gegen  die  Sorben  dienend  uud  vielleicht  schon  in  der  Karolingerzeit  errichtet 

Die  Borg  Kirehberg  mur  die  bedeutondate  nnter  ihnen,  der  Sita  eines  mich- 
tigen  Adelsg(>schlecbte8,  welches  schon  zu  Otto  des  Grossen  Zeiten  blühte,  und  wohl 
schon  früh  auch  Winrtherf;  und  (irLifberg  unter  sich  hatte.  In  der  zweiten  Hälfte 
des  12.  Jahrhunderts  erscheinen  die  (irafen  von  Kirchburg  als  Burggrafen.  Das 
Geschledit  erreichte  in  der  zweiten  Hitfte  dee  13.  Jahrhunderts  nnter  dem  Bug- 
grafen Otto  IV.  seine  bOchste  Blfltbe.  Aber  nnter  eben  demselben  Grafen  brach  auch 
das  schwerste  Unglück  ülx^r  dasselbe  herein.  Er  gerieth  in  Streit  mit  den  Bürgern 
von  Erfurt,  welche,  aufgestachelt  durch  den  Landgrafen  von  Thüringen,  im  Bunde 
mit  den  MUhlhausem  und  Nordhäusem  im  Jahre  1304  die  drei  Bu^en  belagerton. 
Zuerst  wurde  Kirdiberg  eingenommen,  dann  Greif  berg  und  addieaslidi  aneh  Windberg, 
fflrehberg  und  Windberg  wurden  geschleift  (letzteres  nicht  ganz,  siehe  weiter  unten), 
Greifl>erg  Hess  man  stehen.  Im  .Talire  1314  gelaugte  es  wieder  in  die  Hände  der 
Grafen  von  Kirchberg  zurück.  Windberg  wurde  einige  Zeit  nachher  wieder  aufgebaut, 
Ton  dmn  MratlMn  Kircbberg  schweigt  von  mm  ab  die  Oeschiebte.  —  GreiflNsg  wird 
1346  an  den  Landgrafen  von  Thflringen  abgetreten  und  von  da  ebenldla  nlebt  mAa 
erwähnt.  Wiiidberg  kam  1331  durch  Kauf  an  die  Grafen  von  Schwarzhurg, 
durch  Vertrag  an  den  I^andgrafeu  l'riedrich  den  Strengen.  Von  da  ah  wiirflcn  die  drei 
Burgen  unter  dem  Namen  der  lierröchaft  Wiudberg,  welche  ein  Amt  auäuiuchtc, 
zun  Meissner  oder  Osteriaade  gerechnet  14S5  kam  das  Amt  an  Friedrich  den  Streit- 
baren. Davon,  dass  die  Hausl)ergshui:^en  im  Bruderkriege  ca.  1450  zerstört  worden 
seien,  nu>ld(':t  die  Ceschichte  nichts  Sicheres.  Bei  der  Theiluag  1485  erhielt  Albrecht 
W  indberg,  trat  es  aber  bald  an  seinen  Bruder  Emst  ab. 

Ungeviss  ist  die  Reihenfolge,  in  der  die  Bargen  von  West  nacb  Ost  btaitereinandar 
tagen.  Atsmahv,  E.  Scioiid  (GtieA.  d.  KireAktrg.  Scäiöutr,  89)  nnd  Ostlopp  nehmen 
von  West  nach  Ost  folgende  TJeiheiifolge  an:  Greifberg,  Kirchlwrg,  WiTidherg.  Hort- 
ijaim  (JHaiiuseript)  und  Aokiav  Bshk  (Geogr.  Jenem.  S.  256)  jedoch  glauben,  \\  indlxTg 
babe  in  der  Mitte,  Kirchberg  am  weitesten  nach  (Osten  gelegen.  Wie  es  scheint, 
ist  trots  der  nenersn  Bebaiqitangen  diese  Ansicht  die  riehtigwe.  kwmum  (Auy- 

f^rafen  von  h'irchbrrf)  und  auf  ihm  fussend  Owiapf  {im  Tküring.  FereinM-Zeitickr. 
120)  herufeii  sich  auf  das  \\  andbild  in  der  Kirche  zu  Ziegenhain ,  auf  welchem 
drei  Burgen  abgemalt  seien,  von  denen  die  mittlere  ein  einer  Kirche  älmliches  Ge- 
b&ude  selge,  also  sei  die  mittelste  Burg  Kirehberg  gewesen  (vgl.  Ziegenhain,  Kkehe). 
Das  Bild  stammt  frühestens  ans  einer  Zeit,  wo  die  Burgen  schon  sehr  verfallen  und 
zum  Theil  schon  nb'^'etni^M-n  waren,  um  ihre  Steine  zum  Ban  der  Canisdorfer  Saal- 
brücke herzugeben.  Die  erwähnte  .Vbhihlung  ist  also  ohne  Zweifel  im  Ganzen  nur 
dn  FbaniaaiestQcic  und  kann  als  solches  zum  Beweis  nicht  dienen. 


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71  JCM. 


71 


Höchst  irmhTMheinlich  lag  Windberg  in  der  Mitte,  Kirehberg  im  Osten.  Letarteres 
mr  die  bedevtendste  Burg,  der  eigentlidie  Sits  der  dienuüigen  Bm^pgrafen:  es  nnuB 
als  8(ddwr  an  der  Stelle  des  HauslHTus  gelegen  haben,  die  sich  am  besten  zu  einer 
solchen  ausgedehnten,  die  nöthigeu  Woliii-  und  Wirthschaftsräume  umfassenden  Burg- 
anlage eignete,  und  einen  bequemeren  Zugang  darbot.  Es  kann  nach  dieser  Seite  iiin 
mir  der  Oefliche  tedtere,  Ton  Osten  her  leichter  mgftnglidie  Thefl  des  Hügelrdekois 
in  Betracht  koiUBUl.  Nach  Westen  hin  verengert  sich  der  letztere,  wie  schon 
erwiümt,  so  dass  nur  für  lediglich  militärisch  wichtige  Befestigungsanlagen  Raum 
bleibt.  Diese  Beobachtung,  die  sich  am  besten  von  der  Höhe  des  Fuchsthurms  aus 
madieB  Usst,  wird  inifrigVdi  dnrdi  die  Berichte  der  Geediidite  bestätigt  —  Als  die 
EMvIw  1804  die  OnMbwgsburgen  behgero,  wird  zuniehst  Kirchbeig  genaomien, 
natürlich  die  Bui^  dift  t«m  Osten  her  zuerst  und  am  bequemsten  angegriffen  werden 
konnte.    Nach  Kirchberg  wurde  dann  das  westlichere  Greifberg  und  schliesslich  das 
mittlere  Windberg  erobert  —  Ym  den  drei  Schlössern  zerstörten  die  Ik-furter  das 
wegen  leinor  Lage  besonders  feste  Ordlbog  nicht  Windberg  wurde  zwar  serstiM, 
aber  bald  wieder  aufgebaut.  Auch  dazu  stimmt  unsere  Annahme,  wie  der  heute  noch 
stehende  Fuchsthurm  beweist,  welcher  als  st&rkster  Bergfried  eben  den  festesten 
Rückzugspunkt  bildete  und  zuletzt  erobert  wurde.   Hätte  derselbe  zu  dem  damals 
ihr  immer  Tendehtetsn  Kirdiberg  gehört,  so  wäre  er  olme  Zweifel,  wi«  alle  aodarea 
Baulichkeiten  dieser  Burg,  der  Wuth  der  Feinde  zum  Opfer  gefallen  oder  unbenutzt 
im  Laufe  der  Jahrhundtirto  zerbröckelt.    Aber  er  gehörte  zur  mittleren,  wieder  auf- 
gebauten Burg  Windberg,  daher  steht  er  heute  noch.  —  Die  sichere  Benennung  der 
drei  Burgen  wurde  bei  dem  weiter  fortschreitenden  Verüall  in  der  zweiten  H&lfte 
des  15.  Jahrhunderts  immer  weniger  raO^ich,  so  dass  die  Einwohner  von  Segenhain, 
wie  uns  Hortleder  berichtet,  bereits  1689  nichts  mehr  von  den  drei  Schlössern 
wussten  und  nur  noch  ein  wüstes  Dorf  Schleendorf  auf  der  Nordseite  des  Ilausbei^s 
namhaft  machen  konnten  {vgL  TAürimg,  Fereins-Zeiucär.  III,  136).   So  ist  denn  auch 
heute  nodh  die  Lage  der  drei  Burgen  streitig. 

Kurz  vor  den«  siclHiiijahri^Hsu  Kriege  1756  liess  Hcr/.(»^'  Ernst  August  GonstaatiB 
auf  dem  Hausberge  nachgralten  und  Scliutt  aufräumen,  aber  durch  die  darauf  folgen- 
den Unruhen  wurde  die  Arbeit  wieder  unterbrochen  [vergL  WisDuuBe,  FueAstAurm, 
5.  47,  »«mit  TUrmg.  FinilU'Zta$ekr.  M  ///,  347  ff,,  W9  ik  htreffauUm  tmtdekm  St- 
rickte tt^gtinda  Miaiy. 

Von  (Irn  Befestigungen  der  drei  Burgen  ist  heute  nur  noch  wenig  vorbanden, 
wenn  sich  auch  die  StAtte  einer  jeden  au  vereinzelten  wallaluilicbcn  Ueberbleibseln 
erkennen  lasst.  Den  Hauptrest  unter  den  irümmcm  bildet  der  stattliche  Fuchs- 
thnrm,  ohne  Zweifel  ein  im  Jahre  1904  nicht  zerstörter  BestandtheO  der  iltesten 
Befestigungen,  worauf  .schon  der  runde  Grundriss  deutet  {vgl.  TküHng.  fereins-ZeitteAr, 
Bd.  y,  S'Jü  ff.  u.  Bd.  n,  204  ß.)  Sein  Name  stammt  otfenbar  au.'?  einer  Zeit,  wo  die 
Namen  der  drei  Burgen  bereits  verschollen  waren,  und  ist  woiü  von  d(>n  zalüreichen 
ihldiMii  hefgenoDunai,  die  froher  in  dm  Biinen  bansten.  (En«  andere,  iveoiger  riA- 
tigei  mdir  ttudeatbohe  Deotoag  das  Namsu  afl,  btt  A.  Bms,  Cmgr-  S.  iSö;  twmuataa, 
Gesek.  V.  Tküringen,  S.  272 ;  Mklissantbb,  Bergsehlösser,  S.  181 ;  "Webeh,  Deiitsekland  {182S)f 
S.  209;  Zeitung  „Deutsehland''  Nr.  233  vom  25.  Aug.  1884.)  Die  Erhaltung  des  ThurmoS 
verdanken  wir  zunächst  dem  Herzog  Johann  von  \\  cimar,  welcher  ihn  im  Jalire  15ti4 
hu  ngtasna  lassen.  Jm  Jali»  1784  hat  Profinsor  Wiedeboig  den  lliium  besichtigt 


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72  UAUBBiaoBUBeiui.   Hikhchboiml  Jana.  72 

und  Termittelst  eii^esamiiielter  Beitrige  tine  Treppe  hinanffOhren  lassen.  Diese  Anlage 

war  jedoch  bereite  im  Anfange  unseres  JahrbuDderts  selir  /.erfüllen,  so  dan  mao  im 
Anfallt:  dci-  I)reissij.'t'r  .lahrc  auf  Anreffung  des  Hofadvukateii  Schwabe  daran  ging,  die 
Truppe  und  den  steruwarteuäluilichcu  AufsaUc  herzustelku.  l>er  jetzige  Kingaug  wurde 
boi  der  Wiedeburg'sdien  ReBtaniatioii  in  die  Maaer  gebrodwD.  Der  frohere  fBlurte  anf 
der  Ostedte  etwa  in  der  Hölie  des  untersten  Drittels  in  den  Thurm  hinein.  Dies 
unterste  Drittel  war  ursi»röiii:licli  mit  einem  flachen  ncwülbt'  (llicnlockf .  wcirlies 
W  iedeburg  \mm  liau  der  Trepjn!  abbrechen  Hess.  Auch  die  niedrige  Siiit/iiauhi  des 
Thumies  wurde  von  Wiedeburg  entfernt  und  schon  damals  durch  ein  .sechseckiges 
Häuschen  ersetzt  Der  untere  Durchmesser  des  Thnrmes  betrigt  etwa  9  m,  nach 
oben  Teijüngt  sich  der  Bau  auf  7,5  m  Durchmesser.  Die  Mauern  sind  unten  etwa 
8'/}  ni  stark.  Nach  Nonlen  /ii  zeigt  sich  eine  Aiisl tauchung  in  der  Thurmwaud, 
oäenbar  von  einer  etwa.s  eiligen  lieparatur  herrührend. 

Atsmaiim,  BetekreikuHg  äet  wtittm  aatf  wtü  MUmtm  €tt€äMklt$  itr  iUieit-  umt 
BarggrafitM  «m  ifärMerg  im  TMrügtm  2747  (aiA  Btumtmmg  itr  dtr  MMtoMt  m 
C«$»el  bffindlicken  Hanisekriftem  Httr  die  Gtiek,  äer  Burggraf,  von  Kirchherg  von  PavIi 
JoTTOB  u.  Caspar  SAdiTTABicB).  —  Adhiam  Bbirr,  Geofrrapkui  Jenensh  {166J).  —  v.  Falkbn- 
aniM,  tküring.  t'hronika  (173S)  Back  Ii,  c.  14,  S.  786.  —  H.  Hss«,  äie  müte/a/lerUeken 
Bmamrig  im  wtiiMriMkM  Krtkt,  im  TMMtg.  Ftrtiu-Zeiltekr,  Md.  Fl  304— iOS.  — 
B.  Lbobiri,  Cttahgus  reg.  TiiinlKg.f  eata/og.  eomititm,  bei  Mkhgkbi  jcr^piw.  rar.  Germ.  Iii» 
t809,  eap.  'Jfi.  Lötz,  Kunt/topngrapkte  I,  .V//.  M BLiBSANTKa,  Des  erneute  Altei  thum 
od.  curieitse  Besckreibung  einiger  »erelörter  Bergiektot$er  (i7äl),  S,  171  Jf.  —  H.  Ubtloff, 
ZM»  IfaariTyifaiywi  tm  Jm»,  w&m  Mt$wig,  ntlrimg.  yonuu-ZeilKkr.  Bi,  III  {1839), 
IIS  ff.  —  TMMi^eM  «.  4»  San  m, «.  m,  II,  i17,  —  Ed.  Scaxni,  CdMMnIlt  4ir  Ifirtk- 
kerg'scken  Schlösser  auf  dem  Hausberge  bei  Jena,  I83ü.  —  Wintnnnia,  kurse  Nachricht 
von  dem  uralten  sogen.  Fuehstkurme  bei  Jena,  1784.  —  Thiiring.  t'ereins-Zeilsckr.  Bd.  Ulf 
177.  156  f.  347  f.  —  Seilt»»,  Die  sieben  ff^under  von  Jena.    Jena  181  ö,  S.  31  ß'. 

Die  vorhandenen,  sftmmtlich  geschichtlich  unb<^ründeten  Abbildungen  der  alten 
Burgen  gehen,  wenn  es  nicht  blosse  Pbantasiestflclce  dnd,  auf  das  Wandbild  in  der 

Ziegenhaincr  Kirche  zurück:  so  die  Hilder  bei  Avemann,  Schniid,  Wiedeburg,  wohl 
auch  die  wenig  werthvoUc  Malerei  im  Bestauraüonsziuimer  am  Fuchsthurm. 


Hirschroda,  11  >/,  km  nordnordösU.  v.  Jena.  Ueber  8i«g«l  liehe  Suis,  in  TkBrittg. 
rarnmt-ZaiUcär.  II,  146  («o«  1640),  153, 

KÜNlieiy  but  Inschrift  von  ]7l's.  Atis.stattung im  Roccoco,  U^sonders  die  Kanzel. 
Die  Pimporen  im  steifen  „BlOmcheustil",  mit  hanptsftchlich  blauer  Farbe;  mit 

Bibelsprüchen  beschrieben. 

Kupferstich,  den  Gekreuzigten  darstellend,  von  nicht  übler  Technik,  (lland 
sof ressen,  daher  KllnsÜer  nicht  zu  bestimmen).  37  cm  brdt,  70  cm.  hodi. 

Kmu.  Hausthflr  in  guter  Renaissance.  Die  Pfeiler  unten  mit  einem  an  der 
Vorderfllche  vortretenden  Sitxconsol,  am  obersten  Stüde  des  im  ttbrigen  i^ten 
Schaftes  mit  abwSrts  geltehrten  glatten  Blattern  geschmückt,  das  Kampfeigesuns 


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73  JttMk. 


HOHI^ISDT. 


73 


mehrfiach  gegliedert,  wie  udi  an  dem  flberdeckendeB  Randbogen  die  Arduvolten, 
denn  eine  ÜMettirt  ist«  reidi  md  hflbidi  gefiedert  sind.  Stein  (A). 


Hohlstedt,  8*/»  km  wcstnöidwestl.  von  Jena;  wird  als  Ilaholtestat  schon  957 
erwaliiit  als  vom  Grafen  HillunK  an  Otto  d.  (Ir.  .iliL't'frctcn  (Gkrif.k,  cod.  diphm. 
Brandenburg.  /,  23;  Sobübidt,  Orig.  tiuelf.  If^^  508}  Bchclteb,  üirector,  dipiomat.  1,  7ü). 

Im  Jnbre  12&9  unter  den  Bedtznngen  den  Kleetm  Ki^eUendiNrf  nrft  au^elBhrt, 
1350  von  den  Burggrafen  v.  Kirchberg  «a  Erftirt  verkanft,  gehM»  es  spftter  m  den 

Dörfom  i\v^  Xmtrs  KaiMUcmlorf,  —  E.  Schmidt,  Kirekherg.  Sck/ÖU9rt  S.4ß.13,14B^  — 
Uebmr  Si^el  üehe  Stabs,  m  Tküriitg.  ytrtiiU'Zeil$ekr.  II»  247. 

Elrebe,  Dar  Chor  ist  rechteckig,  das  Langhaus  wenig  breiter.  Von  der  ro- 
manischen Anlage  ist  an  der  Südseite  des  Lan>i:hauses  aussen  zwischen  den  zwei 
grossen  modernen  Fenstern  noch  ein  Ideines,  rundbogiges,  ebenda  oben  liukb  ein  ugch 
kkineres  (woU  von  andener  SteHe  hhiversetsst)  sichtbar.  Gothiache  Reste  finden  sidi 
in  dem  wohl  dem  Langhaus  angefügten  Chor:  innen  an  der  Nord-  uiul  Siid^^uite  je 
eine  kleine  Hechteck-Iilende  und  der  spit/.lK)f?ige  rechteckig  i»r(»filirle  Triumphbogen. 
Im  Uebrigen  ist  die  lürcbe  Emeuerungsbau  (um  17U;')),  bezw.  von  1H5Ö  (Inschrift 
fllnr  der  Westthflr),  mit  Holzdedcen  nnd  flachbogigen ,  auch  rechteckigen  Fenstern. 
Aussen  an  der  nördlichen  Tmghaiwweite  sind  einige  Kragsteine  (von  einan  frflher 
hier  befindlichen  Oberbau)  eingemauert.  Uelicr  dem  Chor  ist  der  Thurm  jetzt  kurz 
ül>er  dem  Langhausdach  abgebrochen  und  mit  einem  neuen  Zeltdach  versehen.  Kii  ht 
Uai  unter  sitzen  neue  breite  llechteckfeuster ,  etwas  tiefer  aber  äuid  au  der  Kord-  uud 
SQdseite  noch  die  alten  SchlltsOffhungen  lerfaalten. 

Taufstein  18.  Jahrh.  Auf  nuuhnt  Fasse,  rundem,  mit  Lanbstriagen  venderton 
Schaft  ist  das  Becken  unregeliiiiasig  achteddg,  und  sdne  lingeren  Seiten  tm- 
geschweift.    Sandstein  (A). 

Kanzelbau,  im  Zopfstil  des  18.  Jalirh.,  als  Wand  den  östlichen  llieil  des  Chores 
abtrennend.  Unten  drei  Flachbogendurcbgiinge,  oben  Aber  dem  mittleren  em  Bond- 
bogendürcbgang  zo  der  in  fünf  Seiten  vortretniden  BrOatimg.  Unten  treten  an  den 

Seiten  des  Mitteldurchgaogs  toscanische  PUaster  vor,  oben  darüber  korinthische. 
DarülMT  das  Gebälk,  auf  welchem  der  ebenfalls  fünfeckig  vortretende  Schalldeckel 
sitzt,  darüber  ein  üogeugiebel  mit  seitlichen  Akroterieu  für  ülumeuvaseD  und  einer 
mittleren  fttr  einen  Strahlenkranz.  An  der  Hansel  befindet  sidi  etm»  Sehnltserd, 
und  zwar  imter  der  Brüstung  hängendes  Blattwerk,  an  den  Ecken  aufsteigende  Blatt- 
theile,  an  den  Flachen  Fruchtbündel,  über  den  seitlichen  unteren  Thüren  bekrönendes 
Blattwerk,  an  den  Öeiten  der  oberen  Umrahmung  gewunden  aufsteigendes  Blattwerk. 
Holz,  fibanrasat,  mit  etwas  Oold. 
AltartUohpIatte  von  Stele. 

Figur,  Pietas,  hochgothisch.  Muri.i  frieren  linker  Arm  fehlt],  zu  gross  gepen 
die  Christusfigur  | deren  rechter  Arm  und  l'nterkiirper  fehlt],  aber  schön,  iwlürlich, 
von  mildem  Scluuerzeusausdruck,  mit  feinem  Faltenwurf,  trotz  des  Sitzeus  gothisch 
geschwimgen;  Ghiistna  weniger  gdnngen,  pqnienhafk  (J).  Hob,  83  em  hoeh. 

Fignr  auf  den  Baehboden,  tnhngä,  18.  JahA.  Hols. 


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74 


HOHLSQDT. 


[Kttloh,  iMtUifc.  tan  Seh.  HMipt>  vaA  SteatMuioUT  n  Wttanr,  tm  Htnbg BniiIihI 

dem  Grossen  1631  geschenkt,  nicht  mehr  vorhanden,       KMumn»,  Landesk.  II,  271.'] 

Glocke,  ohne  Inschrift.  11.  Jahrb.,  daran  ein  grosses  Lincar-Rclii  f,  dt-r  hl.  Martin 
stehend,  in  echt  gothisch  h(>liscbcr  Haltung  und  Tracht,  für  deu  kuieeuden  Krüppel 
seinen  Mantel  zerschneidend.  —  Ringsum  laufende  Verzierang  eines  Laubstabes. 


Haas  des  Herrn  dottfr.  Eulenstein  mit  Spruchtafel:  C.  M.  £.  R.  1599.  M.  £.  G. 
HA8CE  STRVI IV8SIT  OBI BOOCIVS  ILLE  lOHANNES  AEDES  QVI HIC  SVMUI 
PASCrr  OVES.  (Der  Pentameter  offenbar  dureh  Schuld  des  Stebmetsen  der  mit  dem 
Ramn  nicht  auskanu  veninglürkf)  F.H'-'cschns«  von  Sfcin,  Ohergeschoss  Farhwprk, 
mit  hübsdien  Motiven  der  Balkeufülluiigoii.  Lhiran  Tafel  mit  Inschrift,  bczüfilich  auf 
den  Pastor  Bock  als  Erbauer.  Im  Innern  ist  das  01)ergeschosszimmer  gut  erhalten  mit 
Sdmitswerk  der  BaUrandedce,  der  Femter  mid  Thflren.  Die  Mauer  deeselben  snm  Hof 
führend,  ist  in  der  damals  häufipen  W«ise  durch  ein  grosses  und  iliinel  en  ein  kleineres 
Rundbogen thor  f,'eöflne( ;  letzteres  hühi^ch  an  den  Pfeilern  mit  nmsclii  ivi'rzicrfcr  Nische 
und  Sitzconsol,  in  den  oberen  Bogengliederuugen  mit  Facetten  geschmückt  {A). 


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15  Jm. 


75 


JnUl,  am  Hnken  Ufer  der  Saale  gelegen.  Die  frübeete  Geeehicbte  des  Ortes 

ist  in  tiefes  Dunkel  gehüllt.  Früher  wurde  es  vielfach  mit  Gross -Jena  an  der 
Unstnit  verwechselt,  wo  Ekkehard,  Mark^'raf  von  Meissen  im  Jahre  1<M>J  he}^al)en 
wurde.  Was  die  ftlteren  üistorücer,  z.  B.  Adrian  Beier  und  die  lleihe  der  sich  anf 
Qui  stfllMiMlai  Wfifc«!  Uber  Jena's  Ursprung  und  frflheste  Vetgaogenbeit  berichten, 
ist  alles  bis  Beki  der  Fabel  zu  verweifleo.  Erst  ans  dem  12.  Jahrirandert 
finden  ''ich  einige  sehr  spärliche  Nachrichten  über  den  Ort,  und  erst  vom  14.  Jahr- 
hundert ab  lässt  sich  die  fTe,«chicht<>  der  Stadt  in  einigem  Zusammenhange  erzählen. 
Der  Name  des  Ortes  wird  im  Mittelalter  auf  die  verschiedenartigste  Weise  geschrieben : 
Oenea  (1090),  Gene  (1145),  Jene  (1884),  Jhene,  Jahne,  Jhenae,  Gena,  Gaaa,  Jana, 
Jaina,  Janae,  Jhen;  Jehna  (18.  Jhrt.)  Im  Jahre  1284  wird  Jena  zum  ersten  Male 
als  Stadt  genannt  (r/^/.  (rVA.  Staats-Arek.  «.  H'eimar.  firkd.);  rv.  gehörte  damals  den 
Herren  von  der  ljolxlal)urg  und  zwar  schliesslich  den  vier  Linien  derselben:  Lobda- 
bnig-Leuchtenburg,  Lofadabnrg-Bnrgau,  Lobdaburg-Amahani^,  Labdabtng-Elstsibetg 
gemeinschaftlich  (vgl.  E.  Schmidt,  Die  LohMitrg  hti  Jtm»  1840,  S.  26  a.  Ürt.  89. 189, 
/.9.5.),  einem  Gesrhlechte,  das  in  der  damaligen  Zeit  ungemein  begütert  war  und 
seine  ausgedehnten  und  verstreuten  Besitzungen  durch  starke  Befestigungen  zu  sichern 
pflegte.  Auf  diese  \N  eise  wird  auch  Jena  schon  früh  mit  Mauern  und  Gräben  ver- 
sebea  worden  sein.  Die  Thdhmg  der  Herren  von  l^obdaburg  in  verecbiedeiie  Linien 
war  von  Einfluss  auf  die  Schicksale  der  Stadt.  Im  Jahre  1289  stari)  der  letzte 
männliche  Spross  der  Linie  Lobdaburg-Anishaugk  und  hinterliess  nur  eine  Tochter 
Elisabeth,  die  sich  um  1300  mit  dem  Markgrafen  Friedrich  vermählte  und  diesem  in 
ihrem  Erbe  auch  ein  Viertel  von  Jena  zubrachte.  So  gorieth  ranicbst  ein  Thefl  Ton 


76 


Jena.  76 


Jena  unter  die  unnuttalbnre  landesherrMie  OberiiolMit,  die  schon  im  nichsten  Jahre 

dahin  ^loltend  gemacht  wurde,  dass  der  Mark^rriif  mit  Zustimmung  seiner  Gemahlin 
und  der  Herrn  von  Lolnkburg  die  von  den  letzUsren  Ix-reits  12!)ö  ins  Werk  «eR«>t7:tc 
Abtretung  des  ratruuatsrechtes  Uber  die  Michaeliskirche  an  das  Xonneukluster  zu 
Bßdä.  bestttigto  (vgt.  Gtk.  Slaattmrtk.  gm  MMmt,  jtktm  #.  S140.  914»,  —  TkBriHg.  Feredu- 
ZeiUekr.  Neue  Folge  II  (1882),  jenaische  Urkunden  mitgetheilt  MN  Dr.  If  AKTIN,  S.  428 ß.).  — 
1315  erwarb  derselbe  Markgraf  Friedrich  der  Kreidige  von  der  Linie  Lobdaburg- 
Elsturbcrg  ein  zweites  Viertel  der  Stadt  Jena,  und  im  Jahre  i:i31  erhielt  sein  Sohn 
•  dardi  Kauf  die  nocli  Obrige  HAlfte,  so  daia  'voo  von  ab  die  ganze  Stadt  anter  der 
Herrschaft  der  thflriagiBehen  Landgrafen  stand,  damals  flbrigens  noch  zun  Osterlande 
gerechnet.  Bei  der  T.andestlu  ilniig  14"^'»  kam  Ten;i  zum  thüringischen  Anthcile.  Die 
thüringischen  Landesherrn  liehan(b'lteii  dii"  Stadt  '-ehr  ^iiadii:;  l.')32,  sowie  14<Xi  treten 
weitgehende  Befreiungen  von  Abgaben  ein,  sowie  die  Verleihung  eigener  Gerichts- 
bari^di  1368  werden  mit  Eriaubniaa  Friedrichs  m.  die  Befestigmigmi  erweitert 
1480  erlangt  die  Stadt  für  mX)  C.ulden  die  GerichtshadEeit  Ober  die  gaaae  Stadtflnr, 
ist  übrigens  })is  1S5<)  im  Besitze  (bTsellH?n  verblieben. 

^«ine  vollstaudlig  erlialtene  SUdtonlnung  von  1540,  revidirt  um  1553,  subeint  hinsichtlich 
der  BMMtdnvBg  ia  manehea  Pttnklen  allgemein  biteranuit  genug,  am  sie  hier  wOfdieh  folgen 
so  Immd: 

XrV.   Von  Gebäuden. 

51.  Als  vnd  wie  in  furstlictier  aufgegangener  Ijandeeordnung  der  gebende  halhenn 
geordtoet,  das  mann  zum  wenigsten  in  autbauung  Neuer  heuser  denn  vnterstten  gaden,  vnd 
also  denn  flice  steinerne  banenn  soll  vnd  was  sonnstemi  ferner  daseUwt  Ina  AurstUoher 
Lsadsordtnung  d\i\  gebende  belangende,  ange/eigi  benholenn.  Dasselbe  alles  wiel  man  mit 
gRntKem  enwt  hiermit  erinnert  vnd  gebothea  habenn,  rieh  mit  deaa  gebeadea  darnach 
xurichtten. 

BS.  IKe  Tbohtag  aan  denn  hewsemn  Icegena  deaa  gassen  vnd  statassena  spllea  voit- 
hiae  gannta  nmd  gar  Terbetteaa  srina,  bei  der  Baess  eiae  mark  silben  vnni  niobta  destsr 

weniger  denn  Baw  abztithnnn. 

53.  Niemandt  soll  seincnn  Giebel  mit  Schindel  vorsclilagGD,  noch  mit  rebenu,  Strohe, 
noch  dergleicbenn  Teimaohen,  noch  auch  denselben  vngeklebet  stehenn  lassen,  die  Bues  wie 
aeehsi 

54.  Auch  soll  nienumds  seinn  Dach  hoher  vonn  unten  anif  mit  sohindel  dsekenn, 
dann  dreifach  Rondem  dantbor  dasBelbe  vber  dreifach  Schindel,  lautier  mit  Ziegel  dedun, 
weit  auch  eines  JÜurchauB  mit  Ziegel  decken,  das  steht  ihm  frey. 

55.  Sehanp  (BtrohbOndel)  mr  daehong  sellena  geslsIieheBa  veibethsB  ssiaa. 

56.  Vnd  nach  dem  es  alhie  Stadtubliehenn  ist,  vnnd  auch  also  in  vielenn  fellenn  so 
in  die  Stadtbiifhcrp  verleibt  befundenn  wirtt-,  das  des  Nachtbars  haus,  Weichs  das  nidrigste 
ist,  die  daohrinnen  auf  beider  nachtbarnn  vnkostungen  tragenn  mus,  weil  es  also  das  Nid- 
rigste ist^  sb  ssH  solohs  nochmalB  binforder  gehaltenn  werdenn,  Tnnd  denn  tberbangendeaa 
hMisnmn  snf  der  selthsnn,  seil  abgebroehea  eder  die  dermesseaa  gerieht  werdenn  dnndt 
ssina  aaditbar  der  do  banet,  der  hohe  halben  sein  blei  recht  (Bleirecbt  =>  BseU^  den  Baa 
laeb  dem  Sonkblpi,  senkrecht  zu  erhöhen)  bekiimmen  vnd  habenn  muge. 

57.  Ynud  nachdem  sich  offtmahls  der  abzuchte  halbenn  Zwischen  denn  nachtbarnn 
imng  sntcigemi,  sellan  dieselbenn,  wie  T«n  alters  hcmebneht  blieben,  nd  ohne  erisvbans 
vnnd  bewillignng  der  mMAtÜNtiaa,  eo  ee  ^laoals  IMM,  msht  Teibanet  wsidsan. 


Jau. 


77  ) 


.^8.  Die  Scheun  mnd  andere  gebende,  dergleichfun  anch  die  Zennne  solenn  dem  fatter 
des  Stadtgiabeju  mit  aiohtte  xu  nalie  gebaut,  sondema  aufs  wenigste  fvnff  Butbein  vom 
MlbMi  Mtar  guM  «iBiniL  W«l«k«r  Mhcr  imt  Bmu^  tut  mU  ftaaff  Ffiud  pfeiuiag 
rar  ImMN  gobm,  Tiid  n&elite  Mm  mmgu  imuSbn  Bm  w  weitt  vi«  obw  gmM, 

Temcken,  oder  gar  abthonn. 

59.  Secrett  vnd  Sprachheiisorc  sollen  il^TmasPcn  von  geinps  nachtbars  geheude  L't  liinu't 
vnd  Tonrahret  werdeni,  auf  das  seinem  nacbbarn  vnjtd  andern  keüm  vulost  viind  scbadeu 
dsf«BB  «nMab«  mug«.  Do  jßuamdS»  «Ims  tmui  bäum,  dmiii»  d»  «mar  Mai  gwrtiiiiiMii 
m  iMnen  wfllenns  das  Mdl«  «hr  wie  vor  üttra  dni  Mkae  Ton  saiBM  ■Mhttwnn  g«beiid» 
ohne  desselbenn  anlast  rnnd  schaden  setzen  rai  Baaenn. 

60.  Es  pnll  niemanndt  iu  Vörstetten  »eine  behausting  ob  die  Banfellij^  wcre,  abbrechenn, 
Solohs  were  dann  zuuor  besichtigt  vnd  dem  Bath  zu  erkennenn  gegebeun,  vund  was  als- 
dn»  iunii  denn  Baft  dannf  «ilanlih  -wird»  Bm  mH  mm  üA  iwaMmaMrmUMbmn. 

TUtiKg.  nrtiaf-Ztikekt,  iV.  P.  U,  SMf.t  wgL  MunEnr,  SiaHmrima^  S.  41  f. 

Im  hkn  1668  miide  die  VirfTnittit  gegrOndeft  vnd  «tadiireh  eine  ungemein 

wichtige  Quelle  des  Wohlstandes  für  die  Stadt  geschaffen.  (Wbokls,  in  Thüring. 
Vereins  -  Zeitsckr.  II,  181  f.)  In  den  Jahren  nach  174H  wurden  die  buiifallig  gewor- 
denen Befestigungen  abgetragen.  Bekannt  ist  Jena  durch  die  öchlacht  vom  14.  Üc- 
tober  1806.  Vor  und  naeh  dendben  hatte  es  von  den  diirdifeesirenden  Fnuuoien 
viel  ni  leiden.  Der  EichpUtn,  an  der  Stelle  tob  Sl  damak  abgdxramiten  HInaeni, 
erinnert  jetst  noch  daran. 

BscBSTSiR,  [Das  malerische  u.  romanl.  Deuttekl.  'J.  Aufl.  ohne  Jahr.  Leipx.  llt) 
TJUiriMgem  S.  SSI  /.  mit  Anrieht.  —  Ask.  JBukb,  ArekHectus  Jt$ttm»iti  oder  AMiUiatg  der 
ftmaAeäm  MM.  im.  1681,  —  Abb.  Bnia,  Geograpkus  Uimui$  Mfar  JtkUmg 
4ar  juMktm  g<ywwC  8,  1885,  1878,  —  An.  Bna,  Maaiuaipt  mtf  der  BMmnaMt- 
bihliothek  {AtAenarum  Stitanarum)  im  17  Bänden,  von  denen  besonders  wichtig  Bd.  III  u.  A'l 
Ha  Xiy.  —  J.  A.  Fasklutn,  neueste  Beschreibung  der  Stadt  Jena,  1806.  —  J.  GOmu£k, 
Jeam  und  die  Lmgegend,  Jena  185T.  —  JetM  im  dreiuigjährigen  h'riege.  —  Dts  unter 
dm  BotkßknHiekm  Btuud  ßft  MmA  J«m  mi.  —  lh$  im  Jmkrt  1738  UUmtät 
Jena.  —  H.  Rsiiz ,  die  miltelalterlieken  Bauwerke  im  9Ftimtriscken  Kreise,  TkSril^, 
Vereins-ZeHschr  Bd.  VI  {1865),  S.  181 — 198.  —  Klopflkisch,  in  -.  Drei  Denkmäler  m.  M, 
Malerei  etc.,  Jena  1860,  erwählt  S.  126  J.  nach  Ass.  Bnaa  der  untergegangenem  KmUh 
warte  JmHU.  —  Immwaaf  ImMhmie  m,  s,  w.»  &  SIS^^SW,  —  IboHMn*,  M.  PMidr. 
i,  fiSrame.  5airfMmbM[r  /.  1888,  —  J.  Gn.  OuuanM,  rwnm  Tämräigieurtim  Sym- 
tagma,  1704.  Bd.  I,  5.  202.  Rr';rhrr{h>ini;  >•.  .Jrrui.  —  H.  Ortloff,  Jena  und  die  Um- 
gegend, 1864.  —  rcrrrucB,  Denkmale  der  Baukunst  de*  Mittelalters  in  Sachsen.  1.  Abth. 
Bd.  2t  Bauwerke  im  Saektem' Hoetmar,  S.  17.  —  Richtbr  i«  TAürä^.  Fereitu-Zetadar, 
S,  F,  II,  m§,  —  B.  Bimi,  rairw  4mrah  Harn  tmi  Ümgegmd,  Jem  1885,  —  Bün, 
in  der  Encyklopädie  von  Kbscq  u.  Gkubke,  Secf.  II,  TA.  15.  —  Saxonia,  Museum  ßlr 
»icksische  l'aferlandskunde,  Bd.  I,  S.  4f).  0'8.  7.V.  —  M.  Schmbiiki.,  Abn'fS  zu  einem 
Collegio  publica  über  die  Uistoria  der  Stadt  und  Universität  Jena.  1728,  —  E.  QoBMSa, 
He  LMMerg  kei  Jeam,  1840,  wtrIlhaU  m^b  der  teige/ugtem  IMtmduit.  —  0.  floam- 
BU  u,  A.  FXana,  /hm  mm  seinem  Ortprunge  Iw  «0*  meuetleH  Zeit.  Jena  1850.  — 
H.  Sbslbh,  Jrnrnsia  nolatu  dignis  observafionib.  cTposila  in  Act,  Saer.  Saec.  /dead.  Jenems, 
—  TASrimgem  u.  der  Uar»  mit  ikren  Merkwiirdigkeitem  u.  $,  w,,  Bd.  IU,  S.  63  ff. 


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78 


Jnu. 


Q.  A.  SB  YfMtxa,  P/urer  *.  MelUngt»,  Kvm^^Utehm  Jtm  u,  s.  w.,  Jen»,  J7Ö6.  —  J.  £. 
%  Wmamm,  Bmakmbung  tUr  Statt  Jmm  m.  «.  w.   Jtm,  rt8S.  M.  L  —  Tiärmg. 

MB  ff^emar,  Jma,  Erfurt  «.  Vmgtgmi,  aawk  Neu»  Potge  Bi,  II  {1883),  S.  42.'i  ff., 
jtamitehe  OrkundtH,  mitgetheilt  von  Dr.  VAxm.  —  J.  G.  Zbhbm,  ki$ttriitk-4af9gn^kiieät« 
Tatekeaiueh  von  Jena  und  seiner  Umgebung,  Jena  1836. 

Wohl  nur  wenige  deatMlie  Stidte  hmbea  eine  so  grooM  AanU  m  Abbildungen  aller 
Alto  aotenraiBU,  «ie  gante  Smk.  Kor  di«  «klitifriw  Müs  lite  tnilhik:   i)  *ia 

UohseAnitl  im  Quart  aut  der  »weiten  HUfle  des  16.  Jakrkttmderu,  GesammtbiU  von  Jenm, 
unter  Glas  und  Rahmen  im  Manutcript- Cabinet  dar  Univertiliubibliolkek.  —  2)  Prospekt 
WM  Jena  in  Lang-Quart  in  fiBjL.CK-UoBjuij<xKa,  Täeatrum  urbium,  —  3)  Prospekt  in  Quart 
Ar  Butn,  «obtimbI.  rar.  Gerwt.  1808.  —  4)  Pripakt  Ar  Mit  tti  IIbbu«,  Topogr^Ua 
super ioris  Saxoniae  1650.  —  5)  Prospekt  in  klein  4.  in  Makt.  Zkiuk'»  l tiner.  Gerwmdat 
1H58.  —  ß)  Prospekt,  Folio,  S.  C.  Norib.  ad  viv.  delin.  1674.  —  Bei  Chkibt.  Adbluho, 
{kritisches  Ferseieknis  der  Landkarten  und  vornehmsten  Blätter  der  säehs.  Lande,  Meissen. 
1818),  M  SSSjöS,  flato  M  15  dtnrtigir  Ita^iito  vwnldM«!,  nitr  Aimb  dalge 
der  bereite  genwiiifam.  —  Sine  ttberetn  «rgiebige  Fandgrabe  für  derartige  Abbüdangen 
sowohl  thOringischor  Orto  flljcrlifuiyit,  als  aufh  ganz  besonders  von  Jena  ist  eine  grössorft 
Mappe,  die  im  Thurmhaus  der  Urosshersogl.  Bibliothek  *u  H'eimar  aufbewahrt  wird.  Bei 
der  von  üerm  Dr.  Köhler  gütigst  gestatteten  Durchsicht  s&hltea  wir  nicht  weniger  als 
Über  drdMig  aoleli«  Bllttar  t«b  TendiiedeDfllMi  FteuBtea,  mebtenUi^  sni  dm  f«rigeft 
Jahrhundert,  sowohl  die  Gesanuntstadt,  als  auch  ihre  einxelnen  Theile,  beeonden  den  Ibrtt 
darKtellend.  Unter  ihnen  verdintien  folgende  vier  besonilers  hervorgehoben  fti  werden: 
/)  ein  Uolsseknitt  in  Gross-Fo/io,  etwa  1710,  besüglich  auf  die  in  Jena  heute  noch  viel 
aräikUe  Spaignekiektf  ia  dar  CkriUaaakt  HllS  {eaiUirtate»mSnmg  im  IFaiakergshimsekaa), 
ttüU  eia  GesammthiU  der  damaligea  Staät  ae^el  Ihag^aag  dar.  —  S)  ^BUUaag  dar  /Brat' 

lieh'Säehsischfti   wrltberühtnten   rniversifätsstadt  Jena,    in*  takhe  fon   Nordost  anzusehen, 
geaeiehaet  und  gestochen  von  Jon.  Ciia.  Müubb.   DoppaÜtgea ,  Gera  nid.  —  Prospekt 
amd  €raadriss  „der  Stadt  md  IMatPsität  Jaaa  aeht  der  kanaaUegeadea  angeatkaua  Gagaad 
wad  dta  nauü^tta  Sa^gtcklttaarat  HOnAarg  Ael  Amb  Kaataaam»  Dapp^Aafta  aaa  1T^8» 
0  AUar  GramMaa  vom  Jaaa  aUt  dm  J'lwftMf    r4iB»  Han  dW.,  Buin  «e.,  m4«b  aaddeattkL 

Farn  mmerea  ^Hildungen  seien  nur  die  bei  ScBSUnB  u.  Fäbbbb  (Jena  von  seinem 
Ursprünge  u.  s.  w.,  Jena,  18'>(i)  erwähnt,  unter  diesen  xwei  Reproduclionen,  Seile  16 ß.: 
J)  jdbküdung  in  gross  Folio  von  1730  von  Q.  fiBcaSB,  Gesammibiid.  —  2)  Abbildung  in 
Qaart,  waktgetungaaer  HalaseMtt  aaa  B.  Abb:  Jaaa  im  Jakra  1757.  —  jiaek  aiff  die 
wMgetungene  Abbildung  bei  WiKOUime  /.  sei  hingewiesen:  längliches  BogaaUsM  au't  Ge- 
sammtansieht  der  Stadl.  Hocx,  Mairr.  Ansichten  MM  Jaaa  1806,  aut  Teaet  aaa  SubBu, 
schlechte  .4nsichleu  der  Stadt  u.  der  Saalbriicke. 

Ueber  die  H^'ahr zeichen  der  Stadt,  die  sogenannten  sieben  If'under  Jenas:  ara  ^Durch- 
gang anter  dem  Alter  der  Stedttirehe);  eapat  (SchnapphaoB  an  der  Bathbramilir);  drata 
(nun  Scherz  von  Studenten  im  17.  Jahrh.  Busammeagestelltos  Skelett);  mens  (der  Hausberg); 
pons  (Camsdorfer  Brücko);  iiifperula  lurris  (Puchsthiirm) ;  ßf'eigefia/ia  domus  (W"'ij<*'lV<  hes 
Haue  in  der  Johannisgasüe)  siehe  £i>m.  Spiebs,  die  7  ßf 'ander  von  Jena.  187b,  mit  Angabe 
dir  LHatraüo'  S.  18  ff.  a.  JaaaiKka  Zeitung  1883  Saaah^fOaH^  Mr.  3t  {29.  Jaii). 

Ueber  Siegel  lieh«  Stau,  m  TäUriag.  Feraiat-Zailaeh'.  II,  134. 


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79  J«iUL 


Jnü. 


I.  Kirohliohe  Bau-  und  Kunstdenkinfiler. 

Die  Kirchen  Jenas  ha^Min  mannigfache  Namen  für  denselben  Bau.  Dies  und 
die  der  Stadt  eigenthünüiche  Lage  macht  es  wüiischeuswertli,  entgegen  dem  sonst 
dngehaltaiai  Gnmdsats  der  alphab^jadieD  BoOienfoIge,  der  UeboniAtlidikBit  wegui 
hier  eine  mehr  der  Bedeutusg  und  der  OrUidien  Lage  der  Kirdien  entsprechende 
Anoxdnimg  eintreten  su  lassen. 

Die  Hnaplktrehe  ist  die  Stodt-  oder  MIchMUklTCke  (auch  Klosteis  Flhir- 

Urehe,  nach  dem  Erzengel:  Eagelakirehe  genannt),  auf  dem  hOchstoi  Punkte 

inmitten  der  Stadt. 

Die  CoUegien-,  Dominicaner-,  Paoliner-  oder  UniTerslUtskirche  liegt  weiter 
nwQkk  an  dum  Odlegienplals  und  dm  KottMBilaiL 

Die  HcUlge  KreubveUe  neben  einem  CaraeltterklMter  (WOhefaniterkloBter?) 
in  dar  Safikgasse  hint»  dem  Enge^ta,  in  Bestem  Torhaiidm. 

[Di<i  NIkoIauslrapelle  vor  dem  Rju\lthore,  verschwunden.] 
(Die  Marlen-Magdalenenkapelle  in  der  Saalvorstafit,  verschwunden  ! 
Die  Spitalkirehe  oder  Jaeobskapelle  an  der  Ecke  der  Domburger-  und  .Sa<U- 
hahmtraMe. 

Die  KathoUBdie  oder  Johanniskirehe  und  die  GaraliM«^  €h>tte8aoi[ar^,  oder 
Johann-Georgs  (zu  Unrecht  auch :  Nene  Johanniaidrehe  genannt)  liegen  beide  im 
Bezirk  des  Kirchhofea,  nördlich  von  der  Stadt 

DieStedttlrdM»]Imf«UTChe,8tHlfliMlri^^  frfttwr  ancfa  iroU  KlMlns 
Pfkrr-  oder  Elgdakirche  genannt,  ist  eine  der  grössten  Klnlwil  Thüringens  und 
von  Alt<'rs  her  mit  den  Geschicken  Jena.«  eng  verknüpft  gewesen.  Wie  ilie  letzte- 
ren, ist  auch  die  älteste  Geschichte  der  äituitkirche  in  Duukel  gehüllt,  das  erst  etwa 
v«B  1800  ab  geüehtet  nird,  als  der  Mark-  und  Laodgnf  Friedrich  der  Frddige 
ndt  Zustimmung  seiner  Ctemahlin,  einer  geborenen  von  Ixibdahurg-Amshau^  and 
der  TTerren  von  I.tilidaljurg,  die  l>ereits  1295  erfolgte  Verleihung  das  Patronat.sreclitvs 
über  St.  Michael  au  das  Cistercienser-Nonneukloster  von  lioda  bestätigt.  Bereits 
1301  ward  dann  von  jenem  Bodaer  Kloster  eine  Niederlassung  zu  St  Michael  errichtet, 
deren  Besitzstand  in  der  Zeit  bis  zur  Refmnathm  immer  auBgedebnter  wird.  So  besaas 
das  Jenaer  Kloster  allein  in  Jena  das  Patronatsrecht  über  die  Johanniskirche,  ül)er 
die  St  Nikolai-,  St.  Jacobi-  u.  Marien-Magdalenen-Kapelle,  sodann  vielen  Grundl>esitz 
(z.  B.  1344,  1340  erworben.  —  Vgl.  TAiirüg.  yertiM-ZaUcAr.  /,  2öü.  256.  258.  269). 

Die  das  Blmter  bildenden  Gebinde  sind  beute  nicht  mehr  vorhanden,  umfassten  aber 

wohl  den  ganzen  Bezirk  um  und  hinter  der  Kirche,  besonders  nach  der  Stadtschule 
hin.  Die  Aufliehung  des  Klosters  geschah  152.')  auf  Hefehl  des  Kurfürst*!ii  Johann 
und  seines  Sohnes  Johann  Friedrich.  —  Die  ehemals  zum  Kloster  gehörige  St.  Michaels- 
khrche  wurde  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahihimdieita  nni  gebaut,  dar  Thurm  erat 
gagea  Ifitta  des  16.  Jahrhunderts  voDendet  (vgl  die  unten  aagefllhrtni  lasdiiiften).  — 
Im  Jahre  IGOO  wurde  am  Kirchengtibäude  eine  Reuovation Torgenoinnien.  Das  ursiirüng- 
liche  Dach,  aus  Hohlziegeln  bestehend  nmi  auf  der  östlichen  S^-ite  mit  cinrni  l  inigange 
versehoD,  wurde  1770-1771  abgeuomuieu  und  durch  ein  Schieferdach  urseL/l.  Da  sich 


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81  Jwa.  JntA,_Stodarireh<.      ^  61 

im  Jahre  1787  die  Gewölbe  der  SdliA  in  bedenklicher  Weise  schadhaft  gezeigt 
hatten,  wurde  1788  iiu  Frühjahr  die  Kirche  von  Neuem  resumrirt.  Nach  den  Schlacht- 
tagen im  Oktober  1800  diente  sie  eine  Zeit  lang  als  Lazareth.  Im  Jahre  lä07  wurde 
de  wiedemm  nnavirt,  nie  Ib  der  buigiriihiiiigeii  bischrift  Aber  der  innereD  Hta|ittiiar 
auf  der  SAdeaite  beriditet  wird.  Ehre  jetzige  Gestalt  verdankt  die  Kürdw  der  sehr 
gründlichen,  Tom  Baurath  Spittel  geleiteten  Restauration  von  1873. 

Amujm,  Gesch.  der  Burggrafen  von  Kirckbtrg  1147  {betreff*  der  Griindung  des  h'to- 
sitr»}.  —  Abb.  Bbisr,  Areküeettu  Jeiteaiü,  cap.  38 — 43,  S.  434 — 648,  wichtig,  weil  er  mauohe 
leSl  wtA  todnadea^  JcM  TCndiwindaM  Kuitdnkmil«»  iubM.  AlHxe  «ed  ChntaMM^ 

wj|ri|H**'  «Khmw.  S,  71,  ->  täuun,  NemU§  JlMelraAmgr  «*• 
t,  5.  33  ff.  —  3.  Gürra»,  Jena  u.  Umgegend  1851,  S.  31(32.  —  0.  Freiherr  v.  Gsons, 
Lexieon  Deutscher  Stifter  I.  S.  254.  —  HiavAirK,  rerseieknitt  der  Motter  tn  Thüringern,  im 
TAüring.  yereins-ZeiUekr.  FW,  S.  34.  —  H.  Haw,  die  mitteUtlerUektn  Btttimrke  im  fFeim*- 
rMm  MttiM,  dtn.  ZaUtdiir,  Bd.  Fi  {188^  S,  IM— M,  »  "Lm,  KtmUi§fgn^ia 
/,  311.  —  Ott«,  Kunstarekäologie  (1885)  II,  408.  —  Pdttbich,  Denkmale  der  Baukumi  4. 
Mittelalters  in  Saeksen  I.  ^hlh.,  Bd.  2,  Bauwerke  in  Sechsen- ff^eimar,  S.17,  mit  Abbildung. — 
ScHUiBn  u.  Plams,  Jena  v.  seinem  Ursprünge  m,  s.  w.,  S.  104 — 144.  —  Whiobiib«,  Bt- 
tdUt^uMg  d.  Stadt  Jmm  1795,  S,  19$  Jf.  —  J.  G.  Vomoi,  BmOr.  dar  StatA,  Jmm  m», 
mit  AkMdmg.  —  TkSrmg.  F«nms-Z«t*ckr.  N.  F.  Bd.  II  {1882),  S.  439ß,  ^  Jmaitekt 
Urkunden,  mifgef heilt  von  Dr.  Maktih;  ein  (resuoh  dee  Bathos  vom  Jahre  1544,  aus  icm  cr- 
gicbtlicb,  daas  um  jenee  Jabr  der  Tharm  noch  anvollendet  und  der  fiau  •prangweise  bis  dabin 
fortgeftthtt  war.  Die  dem  Bathagesnohe  b^gefllgten  Ib^en  von  Urtamdea  des  14.  Jahiw 
hoaderlB  g«be>  AubeUnn  Uber  die  Orflndong  des  MiehaeUtlosten.  —  Wiohttg  Dir  dl»  Ge- 

■ddehte  der  Kirch  p  sind  noch  die  bei  E.  ScHxni,  Geschickte  der  h'irchherg'seken  Schlösser 
u.  s.  w.  1830) ,  S.  129  ff.,  nad  die  LohMwg  in  Jena  i^84tf),  S.  SS  ff.,  gsbiaohtea  Ur- 

kondcnauszOge. 

Unabhängig  von  diesen  geschidlÜiehen  Nachweisen  lässt  uns  der  Bau  seilet 
folgende  «rahitdAoniedie  Entwidreliiiig  etkeimen: 

Ajn  der  Nordseite  sind  im  5.  und  6.  Joch  des  Langhaiuee  noch  Theile  aus  der 
Uebergangszeit,  ht-zw.  Frühfj^othik  (urn  12<>>)  erhalten,  so  im  frechsten  .Idch  m\  Kh-e- 
bogenportal,  welche  Theile  jedoch  in  den  späteren  gothischen  bau  hineingearbeitet 
wurden.  Der  dgentUche  Bau  begann  in  der  Zeit  der  flochgothik  (wie  die  S&ii> 
sttbe  bezeugenX  ssog  ddi  aber  in  die  Bpitgotbische  Periode  bindn.  BewaiB  MnUlr 
sind  ausser  den  Kehlprofilcn  zwei  auch  von  Wtebkuüho  (/,  198^  und  von  Schssibsr 
und  FiHBER  (5.  lOS)  angeführte  Inschriften  um  mittleren  Kirchengewßlbe  nach  Norden 
zu;  1)  Ueber  dem  FUrstenstande:  anno  t>omini  mccccvt  tet  perbrof^t  gm>elb 
auf  ^cn  «iMHt»  vincnl«  petri.  auf  bieee  $dt  eittb  baitmdfccr  gm>«een  mit  iM^nmt 
mic^ael  @k}ryff  unb  aeme  pfoleteibec  unb  ^IM  ^olb.  —  2)  mehr  nach  dem 
Altar  hin:  na^  (friert  grburt^  mcccc  in  bem  jrppii  iar  ist  rolbrabt  bis  gnvelbe 
an  eant  petete  unb  paule  tage.  —  Weitere  Baufortschritte  werden  durch  die  auf 
der  eOdficheB  Seite  des  Gewftlbes  eingetragenen  Zahlen  1442,  1486,  1667  bezeugt 
(Abbaw  "amaa,  JrcUtmtta,  S,  480  ff.). 

Der  Thunnban  begann  erst  1474  laut  einer  biachrift  in  der  sogen.  „Mehlkammei'*. 
So  hiess  früher  der  untere  TheU  des  Tliurmes  im  Innern  deshall»,  weil  hi(>r  vormals  das 
an  die  Armen  zu  vertheilende  Mebd  aufbewahrt  wurde  (Ai>b.  üBisa,  Mchitectus,  S.  6i£). 
Die  Uer  (in  der  Nihe  der  in  die  ffirche  fBhrfinden  Thür)  angebrachte  Luduift  lantet: 


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8* 


H 


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JuA,  Stadtkirolie. 


Die  TSdam  dar  Wakmcikv  kotoD  danadi:  Teuerkauf,  Töpfer,  Holpir(Hofer?X 
Alter  mdsler  (oder  ist  dies:  Altmeister,  und  der  Name:  Peter?)  und  Wgel  (vielleicht 
»  für  Weigel,  da  der  Raum  nicht  ausreichte).  —  Eine  weitere,  12  Jahre  jüngere,  ebenfalls 

,  auf  den  Anfang  des  Thurmbaues  bezügliche  Inschrift  iiudct  sich  auf  der  äusseren 
BftdtwKBd  des  TlninD-ErdgeecboBM«,  unter  dem  Rdiefirilde  dea  heiligai  Miduwl:  Km» 
^m  tnccccl^|;p>i  rdFarb  toppt^er  (Töpfer)  ambrosiue  bornrr  raciaimiftcr.  (otM 
altenburgF.  bans  eatvlic^  bAumeierer  (mit  Meisterzeichen)  paul  Purt  mei«ner  tyn 
meiacer.  of  ^iitetog  pentccpatee  iet  angrUtt  &terr  bau.  —  So  wird  der  Beginn 
dea  Banea  aoiroU  anf  1474  ala  andi  auf  1486  angegeben,  wir  haben  demnach  Hühl  an- 
"Ff**»«^,  daaa  nach  der  enteil  Gnmdateiiilegimg  (1474)  der  Bau  nur  laagaam  fort- 
gegangen oder  gar  ins  Stocken  gerathen  ist,  und  erst  im  Jahre  1484  wieder  ener<risch 
in  Angriff  genommen  wurde,  üeber  die  Art  der  Baufortschritte  in  jener  Zeit  giebt  uns 
eine  von  Dr.  Uaxom,  im  Tkürimg.  FertiwZdiMkt,  S,F.,  Bä,  I  {l{i82),  S.  439  ff.  mitge- 

theOte  Urinmde  iBteresaaaten  AvbeUnaB:  Sie  Banketten  worden  aus  dem  KircheoTer- 

mOgen  beetritten ;  „wenn  man  eme  Zeit  lang  gesammelt  hatte,  hat  man  ein  Stflck  am 
Kirchthurm  davon  gebauet".  Der  Bau  schritt  also,  wie  schon  die  eben  angeführten 
Inschriften  zeigen,  ruckweise  mit  Unterbrechungen  vorwftrts.  —  In  Bedr&ngmss  scheint 
die  Banverwahong  gerafhen  ta  aein,  als  im  Jahre  1525  bei  der  SiedlariBation  dea 
Klosters  die  Eircheneinkflnfte  eingezogen  worden  waren.  Im  Jahre  lb44  wandte  sich 
daher  der  Itath  von  Jena  an  den  Landesherm,  damit  dieser  der  Kirche  St.  Michael 
das  ihr  zustehende  Einkommen  wieder  überweise.  Es  wird  dabei  auch  auf  den  un- 
vollendeten Theamban  hingewieaen.  So  haben  wir  ea  uns  au  eridftren,  daaa  ent  in 
der  llitto  den  18.  Jahihnndorta  der  Thum  fiartig  gestellt  wurde.  [Baa  Jahr  1557 
bezeugte  eine  von  Aoa.  Bete«,  ArcAiteeius,  S.  77,  angeführte  Inschrift,  die  nach  der 
Angabe  dieses  Gelehrten  auf  einem  Gewölbe  zu  lesen  war  in  dem  Ilaume,  „wo  die 
Crewichte  des  Uhrwerks  hangen".  Sie  lautete:  atmo  Dommi  1551  des  Montags  am 
JJbmi§  BaHMmari  iti  HSrnt  Thurm  mit  dkr  «mmt  ZugASnmg,  wie  w  Augmt, 
gäntgUeh  und  vonkömndiA  voBbnicht,  die  Zeit  smd  regierende  Bürgemeister  gewesen 
Hermmm  Nebdin§  md  Jtikmm  WoJ^hm  «md  Smmteiekr  Hem$  Sekmid  der  Qerber, 
J,  r,  F.  FJ. 

Inwieweit  bei  der  AnfiRUmmg  des  gesammten  Kirehenbanes  iltere  Banlichkeitn 

neben  der  Kirdie  oder  Strassenzüge  zu  berücksichtigen  waren,  steht  dahin ;  auffallend 
ist,  dass  der  .grosse  quadratische  Westthunn  nur  der  südlichen  Iliilfte  des  Langhauses 
vorgebaut  ist,  also  ohne  Kücksicbt  auf  die  Schiäe;  femer  ist  die  Orientirung  des  öst- 
lichen Theiles  eine  andere,  als  die  dea  weetHehen,  ao  daaa  daa  Langhaus  ent  ein  wenig 
mehr  nach  Nesden,  dann  (nach  dem  Thurme  zu)  nach  Süden  geht  Weam  nicht  die 
In.schrift  vorhanden  wäre,  würde  man  demnach  vermutheu,  dass  der  Thurm,  wie  bei 
so  vielen  Kirchen,  älter  ist  \ind  dass  dann  das  tJbrige  vom  Chore  aus  mit  nicht  ge- 
nügender Einhaltung  derselben  lüchtung  gebaut  wurde,  so  duss  für  ein  Zusauunen- 
treflte  der  einseinen  TheOe  die  EinUegong  der  Ijanghamweiten  nOtiiig  winde.  [Viel- 
leicht stand  also  doch  vor  dem  Bau  des  jetzigen  an  gleidier  Stelle  ein  Thurm,  der  aber 
bis  auf  den  Grund  abgebrochen  wurde,  so  dass  eine  neue  Grundsteinlegung  stattfand; 
dass  ein  lliurm  1346  vorhanden  war,  bezeugt  der  „unter  dem  Thurm"  damals  er^ 
wihnte  Lanientfaia-Attar.  —  Ttbäig.  Ferehu^Beiueir,  330], 

Der  Chor  liegt  so  hoch  gegen  das  T<anghaas,  dass,  da  umgekehrt  der  Eidboden 
von  Westen  nach  Osten  sich  senkt,  unter  dem  Ghece  noch  ein  bedeutender  Raum  übrig 


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84 


JxNA,  Stadtkirche. 


Jena.  84 


DnrcbgBDgsball«  anter  dem  Chor. 


bleibt  Derselbe  ist  durch  eine  Queniiauer  in  zwei  Theile  getheilt,  von  denen  der  eine 
die  Fläche  zwischen  den  drei  schrägen  Schlussseitcn  einnimmt.  Dieser  Theil  ist  nach 
den  drei  Seiten  hin  durch  mächtige,  kehlprufilirte  Spity.Uigen  auf  achteckigen  Trage- 
pfeilem  geöffnet.  So  entsteht  eine  sehr  malerische  Durchgangshalle  von  Norden 
nach  Süden  (eines  der  sogen.  7  Wunder  Jena's)  *),  während  nach  Osten  der  Fussboden 
zur  Strasse  abfallt.  Diese  Halle  hat  drei  dreikappige  Kreuzgewölbe,  deren  kehlprofilirte 


»)  Siehe  oben  S.  78. 


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85  Jena. 


Jbmi,  Sladtkirche. 


86 


a  c 


Rippen  yon  den  inneren  Ecken  der  zwei  östlichen  Tragepfeiler,  und  in  der  Mitte, 
wie  an  jeder  Ecke  von  dein  westlichen  Wand-Abschluss  ansgohen.  Die  (jonsolen  diesev 
Kippen  sind  einfach,  vcricelirt  pyramidal;  die  Schlusssteiue  ci^jcuartig  alterthümlicb, 
leider  sehr  verwittert. 

Der  Raum  unter  dem  Chorrechtock,  eben&Ds  baulich  ausgenutst,  ist  von  dem 
Inneren  der  Kirche  erreiclibar.  Durcli  eine  'Hieihingswand  ist  ein  grösserer  nördlicher 
Raum  gebildet,  die  L  ii rtst engruft,  mit  einem  Kreuzgewölbe  von  kehlprofiUrten 
Rippen,  Begräbnissurt  für  den  hier  1678  beigesetzten  Herzog  Bernhard  von  Jena 
und  seine  OemaUin  Maria,  sowie  für  einige  Prinzea  des  JeoaiBchen  Fttntenhsnses. 
<n<HiswsBi  s.  Vm,  /m  «. «.  V.  iimo,  S,  ist,  Migt  €]»•  Al»MUinig  d«r  QaSk,  sswis 


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86 


Jwu»  StMltkiraheb 


Jon.  8ß 


«bw  BiMbnibaiig  dM  konttfoll  nmiMm.  iMnofl^dMn  Sarges.  YergL 
ftiidlwifaiy  ».  Jmm  h  S.  SW),  Wartlidi  Ton  Our  liegt  die  alte  Sacrlttel  nit 

ebensolchem  Kreuzgewölbe  und  einem  krausblättrigen  Schhissstein,  und  davor  ein  zu 
ihr  führender  Gang,  der  durch  (nnc  (in  ihrem  Lauf  einmal  gebrochene)  Treppe  mit 
dum  Ostjocli  des  Laugbiaus-äüdsclüüeä  in  Verbindung  stdit. 

Im  InmereaMdliBUrAe  iknUdk  einheitlich  (jene  VewciMetolwIt»  nddie  eigent- 
lich alle  Joche  muregelmisaig  macht,  nidit  bemerkbar),  besonders  in  Folge  der  sehr  gründ- 

liehen  Restauration  1873  durch  den  Baurath  Spittel  (Lidhtdruck).  Es  ist  eine  Hallenkirche. 
Die  achteckigen  Zwischtinpfeiler  und  cnt sprechenden  Vorlagen  an  der  Ost-  und  Westwand 
haben  einfache  öockel  und  sind  durch  Ihre  entsprechend  pruülirten,  spitzbogigen  Scheide- 
bflgnokMXiii^ptevBAaiidBB.  An  WftndeDimdPliBilenisttxenanf  kurzen  DicnststOmpfBn 
inMiiitgiMh  ab  KOple  oder  mit  Lairinrerk  oder  liusBwwk  gebildete  Consolen  ( A\  welche 

die  kehlprofilirten  Rippen 
der  Stemgewölbe  tragen; 
acht  SddiuisCeiiia  iind  mit 
Wai>pen  Yeräert  (llb«r  dtoie 

rergl.  Adb.  Bsikr,  .■frcMfertus, 

S,  006;  SCHBEIBXK,  u.  FX&BXE 

S.  109).  In  den  Chorschlnssp 
ecken  kreueB  M  dieBip- 

j>en  in  den  Anfängen»;  da- 
zwischen enden  oben  die  von 
unten  aufsteigenden,  durch 
FlgnreD  auf  Conaolen  and 
unter  Baldachinen  unterbro- 
chenen Dienste.  Dies  Alles 
Erneuerung  der  letzten  Ke- 
stauration.  —  Auch  in  den 
Emporen,  welche  auf  der 
yordseitc  eingebaut  sijid, 
läuft  Altes  und  Modernes  in- 
einander. Die  unteren  zwi- 
Bchen  den  ScUfEsplälem  ein- 
gespannten Bögen  sind  rund- 
bogig  und  mit  Kehlprofilcn 
'  mid  Bimstäben  ohne  Regel 

auf  «eist  modernen  Goneolen  0m  6.  Joch  abf  einem  titerea  WappeasdiÖd  mit  einem 
Baum)  gegliedert  Ebenae  die  QTat))ögen  zwischen  den  Jochen  unten.  Die  steinernen 
Brflstungen  im  Emporengeschoss  sind  alle  neu  Im  (istlichsten  Joch  des  Nonlschiffs  ist 
die  neue  hölzerne  Emporentreppe  augebracht  (statt  der  früheren,  noch  zugänglichen, 
weldie  in  einen  nadi  wMseii  Torspringenden  AditeiiiaKTliflniM^  am).  Die  B3f«he  bat 
Sterngewflibe,  im  Nordadut  jedoch  im  2.  und  3.  Joch  eine  nem  Holzdecke,  im  4.  ein 
dpitzlx^ges  Tonnengewölbe  mit  Stichkappen,  deren  Rippen  kehl])rofilirt  sind,  im  5.  Joch 
Stemgewölbe  mit  kehlprofilirten  Rippen,  im  und  7.  ein  Kreuzgewölbe  mit  kehl- 
profilirten Ri^)en.  In  diesen  beiden  Jochen  sind  zum  Theil  die  alten  als  Köpfe 
gestdtelm  OölfliBlen -ttiMlfen,  Im  6.  Joeh  ea  der  Kindinuid  die  K4i|ie  tm  EIMg 


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Inneres  der  Staatkirche  zu  J'=na. 

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88 


Jni,  StaultkirQlUh 


imk.  88 


und  KOnic^.  Dieaelbeii  sUmb  da,  wo  das  aUe  KleeUattbogeu-Portal  «mm  Fiats  Imt, 

etwas  in  der  Wand,  in  Folge  einer  Verstärkung  derselben.  Z^nschen  dem  5.  und  6. 
Joch  tritt  auch  ein  Treppeuvorbau  in  fünf  Roiteu  des  A(;htecks  in  die  Kirrlio  unten 
hinein.  An  seiner  Sfldwes^äche  ist  die  spatgothiscbe  Einfassung  eines  ansteigenden 
Bechteck-Fensters  sichtbar;  au  seiner  SOdost-  und  Ostfl&che  sitzt  eine  originell  gestaltete 
Thttr  (AbbOd.  &  87).  Die  ianara  PNfilinmg  dendben  idgt  die  in  d«r  SpUe^rthik 
häufige  Form  der  Korbbogen-Ueberdeckung  mit  durch  Absatz  liöher  geführtem  Mittol- 
stück ;  aussen  ist  der  spiltgotlüsche  Schweifbogen,  mit  seitlichen  Bögen  verbunden,  offen- 
bar eine  Iteminisceuz  an  den  Kleeblattbogen  des  alten  Portals.  —  An  der  Südseite  am 
zweiten  Pfefler  führt  eine  etwas  oberhalb  des  Fnssbodens  angebrachte  (jetzt  durdi  eine 
Hobsteiqiipe  aogftngliche)  Thür  zu  einer  in  einem  Ausseuvorbau  liegenden  steinernen 
Wendeltreppe,  und  diese  wiederum  zu  einer  über  dem  Südjwrtal  in  dem  Vorbau 
befindlichen,  nach  innen  durch  einen  Spitzbogen  geöl&ieten  Logen-Empore  und  weiter 
hinauf  bte  zur  DachhOhe.  —  An  der  Westseite  (^1)  mhen  die  Kreuzgewölbe  einer  Orgel- 
anpore anf  den  zwei  westlichen  Haup^feilem  und  einem  achteckigen,  in  den  Flächen 
eingebogenen  Pfeiler  dazwischen-  (Diese  Gewölbe  mit  kehlprofilirten  Rippen  sind 
auseinander  gegangen  und  durch  einen  Eisenanker  gehalten,  welcher  aber  selbst 
wieder  in  gefahrdrohender  Weise  gerissen  ist).  Eine  Thür  führt  in  die  Sacristei; 
ihr  Gewände  bat  an  jeder  Seite  drei  zwisdien  tiefen  Kehlen  anf  gewundenen  Sockeln 
auÜBteigende  kantige  Stäbe,  welche  innen  im  Spitzbogen,  aussen  im  Schweifbogen 
verbunden  sind,  ohne  Kämpfer,  aber  mit  J'ortsetzimg  bozw.  Durchschncidungen  der 
Stäbe.  —  Die  Sacristei  im  Thurm-Erdgeschoss  bat  ein  Stemgewölbe,  dessen  kehl- 
proiHrte  Rippen  vnmittelber  ans  der  Wand  wadiaen  und  oben  UUnfilnnige  Spitien 
haben.  Der  Scheitel  im  Mittelfeld  ist  aus  vier  gegeneinander  etMBOiden  Kleeblatt- 
bogen  mit  Tiilienenden  gebildet;  ein  Wippen  in  dar  Mitte  (Ä), 

Aussen  giebt  die  Kirche  zwar  in  ihrer  OrOsse  ein  leidlich  einheitliches  Bild, 
ist  aber  in  ihrai  eimebien  nuihn  meikwllrdig  ferschieden,  nicht  nur  in  Fdge  der 

zeitlichen  Unterschiede  in  der  Bauausführung,  sondern  auch  bei  offenbar  i^leichcn 
Phasen  der  (»nthik  verschiedene  Hände  oder  Geschmacksrichtungen  bekundend. 
Während  die  Südseite,  nach  einem  verhältnissmassig  grösseren  Platz  hin  gelegen, 
mit  ihren  rddien  Portalen  mcbr  in  die  Erscheinung  tritt,  entsielit  sieh  die  Nord- 
Seite,  an  einer  engen  und  ansteigenden  Gasse  gelegen  und  besonders  in  ihrem  wei^ 
liehen  Theil  durch  den  ihre  Baufluchtlinien  Ijegleitenden  Burgkel]trl);iu  fömilich  ein- 
geengt, mehr  den  Blicken  des  Yorübergelieuden.  Gerade  sie  bietet  des  Interessautcn  viel 
An  Chor  und  beiden  Xebenschiffen  treten  yerhiltoissmässig  sdmale  Strebepfeiler 
heraus,  an  den  Ecken,  auch  denen  des  Langhauses,  schräg  gestellt  Stärker  treten 
aus  dein  A(htw;k  gebildete  Treppeuthünne,  die  bis  zur  Dachhöbe  reichen,  vor.  in  der 
einspringenden  Ecke  zwischen  Chor  und  Nordschitf,  am  dritten  Pfeiler  der  büdscite, 
sowie  an  der  Westfront  genau  zwischen  dem  Nord-  und  Mittel-Schiff.  Ausserdem 
Steigal  kleine  Vorbauten  und  Kinbanten  auf,  und  zwar  an  der  Südseite  rechts  vom 
Uauptportal  ein  auf  einem  Consol  vorgekragter  Treppenthurm  (der  von  innen  zu- 
gänglich) ,  links  eine  kleine  Kapelle  (zum  Zeigen  von  Reliquien ,  fälschlich  für  eine 
BusskapeUe  er  klart),  so  dass  dadurch  schon  ein  gewissermaassen  ungeordnetes  An- 
sehen entsteht  Dies  wird  nidit  gsmindert  dadnrdi,  dass  das  Hauptgesiois  ans  dem 
11.  Jabrinmdert,  aatiUsimid  und  nttditeni,  im  Tanghaws  viel  niedriger,  als  im  Clior, 


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89  Jeaa. 


JxKA,  Stadtkirobe. 


89 


MSrdlicbtr  Aafris*  d«r  Sudtkirch«. 


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90 


JnA,  Stedtkirohe. 


Jana.  90 


sowie  das  UauBardendadi  ndt  gemeinen  flacMiogigMi  Dacherkeni  dm  gunen,  nun 

Tlieil  doch  prächtigen,  Bau  unw^iniig  abschliessen. 

An  den  Strebepfeileni  selbst  zeigt  sich  ganz  verschiedene  Bildung.  Dazu  tritt 
noch  der  Fussbodenunterschied  zwischen  Osten  und  Westen;  so  kommt  i»,  dass  das 
SocfcdgesiiBS  zum  Tlieil,  wie  an  der  Oetlichen  Nordthttr,  gewiltiige  Absitze  mr  Ana- 
gleich  ung  macht.  Am  Chor  und  an  der  Sfldostecke  des  Langhauses  haben  die  Strebe- 
pfeiler ühereckstehcndc  Sockel  und  über  dem  gutgebildeten  Sockelgesims  kleine  Pyra- 
miden zur  UeberfUhniug  in  die  Rechteckfläche  der  Pfeiler.  Wie  das  Sockelgesims 
geht  das  KaflSg^esimB  durch.  Etwa  in  WSb»  der  Fenstennittai  haben  die  Strebepfofler 
noch  ein  ringsum  laufendes  Gesims  mit  Ziergiebeln  an  der  YiHderfläche,  wie  sie  audi 
oben  in  Höhe  der  Fensterscheitel  Ziergiebel  vor  den  schräg  gegen  die  Wand  laufenden 
Pultd&chem  haben.  -  An  der  Nordseite  haben  der  östliche  Eckpfeiler  und  die  beiden 
folgenden  Langhauspfeiler,  sowie  der  westliche  Eckpfeiler  einander  gleiche,  mdur  dar 
wfitfjoümi^  Vereinftidumg  entspnehflDde  BfUhmg:  ein  gedrfieklsB  RooketgwdinH, 
Kaffgeshns,  darüber  in  Höhe  der  Fensterkftmpfer  Ziergiebel,  oben  einfache  Pultdächer. 
Ebenso,  doch  ohne  den  Zwischengiebel,  sondern  nur  mit  einem  olx^ren  Zwischengesinis 
an  der  Yorderfläche  versehen,  steigt  der  (von  Osten)  siebente  Pfeiler  auf.  Der  fünfte  und 
SBchste  Strabepiofler  sind  unten  dnndi  eiBen  miditigiD,  flUtotehtslos  eingesprangtM^ 
flachen  Spitzbogen  (mit  zwei  Bimstüben  als  Verzierung  der  Leibungen)  verbunden. 
DarülH.'r  tritt  die  Oberwand  in  der  vollen  Stärke  der  Pfeiler,  eine  Emporen-Erweiterung 
bildend,  vor.  Hier  finden  sich  mancherlei  Spuren  von  firOhereu  Bau-Aendeningen,  nfim- 
Udi  ein  im  Absats  Uber  den  Bogen  gefohrtee  Gesims,  links  eine  Rdhe  flbereinander  ans 
dem  Bau  heraustretende  stdnornar  Balkenenden,  ein  deutliches  Zeichen  von  Unr  frttMr 
sich  anschliessenden  Baulichkeiten;  ebenso  die,  wie  man  sieht,  schlecht  zugemauerte 
Rundbogenöfinung  im  vierten  Joch,  wo  also  auch  der  Bau  Fortset-zung,  bezw.  Ver- 
bindung gehabt  haben  muss  (das  Fenster  hier  ist  zwar  alt,  aber  jedenfalls  von  anderer 
Stelle  spftter  in  die  Flidie  eingeftlgtX  und  zwar  nach  dem  ftüheren,  anf  der  Noidaeite 
belegenen  Kloster.  Diese  Verbindung  muss  übrigens  im  vierten  Joch  nur  oben  Uber 
die  Strasse  j,M'f,'an?^cn  sein  und  auf  einem  KrcuzgewöUx;  geruht  haben,  denn  in  den 
Ecken  der  Strebepfeiler  sieht  man  Consolen  und  kehlproüiirte  Rippenanfjänger,  sowie 
darunter  die  einer  Ansseidladie  entepndiend  behandelte  Qaadenmg  mit  abgestuftem 
Sockclgesims  (vgl.  Aduak  Ban^  ^f«L  S.  499,  Schbeibkr  u.  Fluu,  S.  108). 

Der  (mit  der  Nordseite  zusamnien  zu  behandelnde)  Theil  der  Westfront  nördlich 
von  dem  grossen  Thurm,  zeigt  in  dem  einspringenden  Winkel  einen  vor  der  West- 
front einige  Meter  vortieiendMi  IVeppenToiban,  welcher  jetzt  mit  dem  links  (nördlich) 
davon  befindlichen  kleinen  Achtecksthurm  gleiche  wesCüehB  flncit  hat;  aber  aneh  hier 
neigen  das  dazwischen  befindliche  schlechte  Mauenverk  und  die  senkrechten  Fugen, 
dass  beide  einst  getrennt  waren,  und  eine  Lücke  tnior  vorspringende  Mauer  vor  ihnen 
sass.  Das  Thflnnchon,  bis  zur  Langhaus-Dachhühe  reichend,  hat  eine  einfache  Recht- 
nefcthOr  nnd  FensterseUitse,  oben  aber  den  originellen  Abeddnss  mit  einem  auf  dem 
Kegddach  hockenden  Löwen  {JC^ 

An  der  Südfront  enden  sämmtlichc  Strebepfeiler  mit  Verkröpfungen  püasterartig 
mit  dem  Hauptgesims  und  wirkt  dies  AntUüsireu  über  der  mittelalterlidien  Gliede- 
mng,  doppelt  stürend.  Bis  anf  diesen  Umstand  entspridit  der  Osffldie  Edntnbe- 
pfeiler,  wie  erwähnt,  denen  des  Cfliores,  bat  jedoch  (wie  wohl  früher  vidleicht  all«, 
oder  ein  Theil  der  Pfeiler)  Ober  dem  KaflipwimB  drei  nnterw&rts  mit  Kü^fm  Ter- 


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92 


Jihjl,  Stadtkirdie. 


Jana.  92 


nerte  CSonaoleB  und  «ntqnrediende  IMducMiwt,  unter  deren  mittebtem  noch  nb  einzige 

Figur  die  einer  Maria  enthalten  ist  (S.  96).  Der  folgende  Pfeiler  gleicht  den  ersten  drei 
der  Nordseite.  Der  dritte  und  vierte  sind  in  die  Architektur  des  Portales  hinein- 
gezogen, und  sollen  daher  mit  ihm  im  Zusammeuliaug  besprochen  werden.  Der  fünfte 
mid  achte  habra  keine  Zieigiebel,  aber  Uber  don  Kafljseeims  Unterbrednnig  dvreh 
ein  hübsch  gothisches,  übereck  gestellt  vortretendes  Tabernakel  mit  Zwischenghederung 
durch  verzierte  Blendgiebel  und  mit  HelmaMeckung  ülxjr  zwei  Zicrjrieltehi.  Der 
sechste  und  siebente  Pfeiler,  welche  das  Portal  einfassen,  haben  statt  des  Kaflgesimses 
Ziergiebel,  Aber  denen  einlBidme,  übereck  gestellte  FfeOer,  «eldie  bis  znr  EimpferiiOhe 
dar  Fenster  raehen,  mit  Kendbögen  gefallt  und  mit  Giebeldien  abgeschlossen  sind  (A). 

Fenster  sind  in  reicher  Menge  in  jedem  Joch  angebracht  und  zeigen  alle 
Phasen  und  Arten  der  Spätgothik.  Die  l)eginueude  Spätgoüiik  bezeichnen  die 
Ideineren  Fenster  in  den  Chor-Unterbauten  schon  mit  Kehlprofilen,  aber  noch  mit 
spitzbogigen  KleddettbOgen  und  Piaaen  im  Hanaewerk.  Die  Fenster  am  Chor,  am 
litniJiaiHl  im  1.,  2.,  3.,  6.  und  7.  Joch  der  Nordseite,  im  1.,  2.,  4.,  6.,  6.  und  7.  Joch 
der  Südseite,  im  Nordschiff  vor  der  West-'^eite,  am  Thurme  im  ersten  Obergeschoss 
an  der  Nord-,  West-  und  Südseite,  im  dritten  Obergeschoss  an  der  Ost-,  Nord-,  Sfid- 
nnd  Weet-Seite  sind  die  gewöhnlichen  SpitaEbogenfBBBfeer  der  SpätgothilE,  zwei-  oder 
dreitheilig  Cm  der  Ostpartie  zum  Theil  ungemein  lang)  ndt  Maasswwk  von  Fischblasen 
oder  schon  aus  dem  Rundbogen  entwickelten  KleeMattbfigeii  (die  im  ersten  Thurm-Ober- 
geschoss  der  Pfosten  beraubt,  bezw.  zugemauert  sind).  Sclnveiflogcnfenster  mit  Maass- 
mack  sehen  wir,  zu  dreien  gepaart,  an  der  Südseite  über  dem  ilauptportal;  Yorbanga- 
bOgeo  in  siveifiidier,  dreilhdier  mid  vierftdier  ESnUegnng  im  4.  Joch  dar  Nardaeite 
(Ä)  und  im  Thurm-Erdgeschoss  an  der  Südseite;  drei  unpassende,  romanisircnd  mit 
Höherführung  des  mittleren  angeordnete  Rundlnigen  mit  Kleoblattniaasswerk  sind  im 
5.  Joch  der  Iianghaus-büdseite,  einfache  Spitzbögen  schliesslich  im  zweiten  Thunu- 
ObergeadMMs  angebraelit 

Was  die  Eingangsthflren  betrifft,  so  sitzen  einfach  rechteckige  an  der 
Nordseite  im  4.  I>anghauRioch  und  an  den  Tistlich  und  westlich  dort  iKjfindlichen 
1Vep|)enthürmen.  Das  einfache  schiefe  Spitzbogcuthor  im  ersten  nördlichen  Laoghaus- 
joch  ist  woU  Folge  von  Profil-Abrndaaetangen.  Ein  got  mit  Bimstaben  gegliederter 
Spitzbogen  führt  in  den  Westvorbau  neben  dem  Thurm.  ESne  originelle  Veiinndnng 
von  dem  in  der  Mitte  durch  Abstufung  h(>lier  geführten  Korbbogen  und  darüber  einem 
durch  Pocken  rechts  und  links  unterltroditiien  Schwcif1)ogen  erscheint  sowohl  unten 
am  Eingang  des  westlichen  Vorbaucä  neigen  dem  Thurm  (die  Aussenprufilirung  ist 
sdiwer  eikeunbar)  als  hn  Lmeni  in  der  Thflr  znr  Thurmkammer  (Ä).  In  das  Nordsddlf 
führt  In  das  dritte  Joch  ein  Spitzbogenportal  (A),  welches  in  den  Selteneinftasungen 
Nischen  mit  auf  Säulen  ruhenden  Consolen  und  ziei  liehen  Raldacliinen  hat  [während 
dazwischen  die  Bildsaulen  fehlenj.  Auf  den  Kämpfern  und  einem  steinernen  Mittd- 
pfosten  mht  ein  Balken,  vreldier  die  zieriiche,  ans  Stangen  nnd  nasenbesetnten  Klee- 
blattlH)gcn  gebildete  Füllung  des  Bt^enfeldes  trägt.  Die  Bugengliedenmgen  haben 
Kehlen  zwischen  Hnndstäl>en  (^4).  —  In  das  sechste  Joch  der  Nordseite  führt  ein  früh- 
gothisches  Kleebogen -Portal,  welches  energisch  durch  drei  Rundstäbe  und 
einen  Bimstab  zwischen  Kehlen  gegliedert  ist  {Ä).  Diese  Gliederungen  fangen  erst 
in  einiger  Hohe  Uber  dem  Sockdgesims  an,  sind  aber  dann  durch  keine  Kümpfer 
mterbroehen.    Bechts  tmd  links  ?ott  ton  Portal  sind  Spüadragenbknden  mit 


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Jbu,  Stadüdrobe. 


Kleeblattbogen  im  Bogenfeld  ver/iert,   unter  diesen  aber  nochmals   ein  tiefes 
Rechteck  ausgciiischt.    Oben  sind  sie  durch  ein  Gesims  abgedeckt,  an  dem  (nn 
augearbeiteter  Vorsprung  die  einstige  Bestimmung  verräth,  Bildsäulen  zu  tragen. 
DioBBs  FMtal  1IIII88  den  AicMtekteD  der  Spätgothik  nicht  idch  genug  gewoeen  aein, 
und  BD  wurde  denn  ein  us  einer  Doppdsftale  gebildeter  MiUelpfostea  eiagafülgt, 
der  auf  einem  aus  Stäben  gehildetcn  Cniiiti'll  einen  untenvärts  als  Korbbot^^m  mit 
erhöhtem  Mittelstück  gestalteten  Querhalkon  trägt.    Derselbe  sit;^t  so  tief  unter  der 
Kämpferhöhe,  d&ss  ein  sehr  hassiicheä  Bogenfeld  oben  übrig  bleibt,  welches  mit 
üaaünrerk  vm  FtaehUuen  und  einem  Dreipeas,  sowie  mit  einem  Krems  an^cfUlt  ist 
Alle  diese  Zus&tze  suad  zwar  an  die  zu  diesem  Zweck  erneuerten,  zunächst  liegenden 
Quadern  des  Gewändes  angearbeitet,  verrathen  aber  ausser  durch  ihre  Formen  durcli 
ihre  flache  und  flaue  Profllirung  die  spätere  Zeit  —  Auf  der  Südseite  ist  im  dritten 
Jodi  ein  ungemein  reiches  spätgothiaehee  Portal  (Uditdradc).  Zwei  im  Schweil^ 
bogen  flberdeckte  Durchgänge  mit  willkürlichen  Maasswerkformen  und  flberreicher. 
Bekrönung  von  Kanten  und  Giebell)lumen  sind  durch  eine  mitth're  Fiale  getrennt  und 
von  seitlichen  Fialen  eingefa&st  (A).    Zwischen  den  Schweif bugeustücken  sind  an  der 
Hinterwand  rechteckig  umrahmte  Kleebogenblenden,  darin  Consolen,  für  Bildsäulen 
hesthnnt   üm  das  so  gebOdato  Portal  seigt  sieh  an  den  Seiten  und  oben  eine 
Rechteck-Umrahmung,  und  zwar  ist  der  oIkmc  wagerechte  Theil  unterwärts  von  ein«n 
Klecjblattbogenfries  liegleitet.    Die  senkrechten  'i'heile  der  Umrahmung  sind  al>er  nur 
in  ihrem  oberen  Iheile  sichtimr,  im  übrigen  durch  das  hier  l>egiimeude  Fialeuwerk 
der  SetteneinfasenngM  verdeckt   Die  didit  anliegende  sdurlge  lidbung  hat  zwei 
Blendbogen,  dann  folgen,  um  die  Ecke  gehend  (also  an  der  SfldroauerflächeX  ein  Blend- 
bogen, dann  witnler,  im  rechten  Winkel  gebroolien,  an  den  einander  zugekehrten  Fliu-hen 
der  dem  Portal  zunächst  liegenden  Strebepfeiler  zwei  Blendbögen,  schhessUch  an  der 
VordArttdw  dieser  Strebepfeiler  eine  solche  Blende.  Diese  Blenden  sind  aDe  mehr- 
fadi  gefiedert,  der  Hauptsache  nadi  als  Schweifbögen  auf  Capitellen  sddanker 
Dienste,  mit  Füllung  von  Kleeblattl)figen.    An  den  Seiten  und  oben  zeigen  sich  die 
üblichen  Blumen  und  Fialen.    An  den  Blendflächen  (wie  auch  an  dem  Mittelpfosten) 
sitzen  auf  kurzen  Diensten  Consolen,  sowie  darüber  Baldachine  [für  Bildsäulen].  Oben 
wird  die  Oliederang  an  den  Strebepfeilern  und  der  eigentlichen  Portaleinfoaeung  eine 
verschiedene.   Denn  an  den  Strebepfeilern  sitzt  über  jeder  der  geschilderten  Blenden 
ein  Gesims,  darauf  ein  ül)ereck  gestellter  Pfeiler  mit  Xistrhen,  darin  S<K-kel  [für 
flgurentragende  Säulen]  und  im  Schweifbogen  vortretende,  von  Kleeblattbögen  begleitete 
Baldachine  mit  Kanten-  oad  Giebdbhunen,  getremt  und  eingefust  dnrch  Fialen.  In 
zierlicher  Weise  sind  darauf  nochmals  zwei  übereck  stehende  Blenden  mit  in  der  Mitte 
(also  über  den  Scheiteln  der  Baldachine)  aufsteigenden ,  bis  zu  den  Giebeln  der 
Blenden  reichenden  Fialen  angeordnet,  über  denen  dann  ein  ilelm  gegen  den  von 
da  ab  glatten  Strebepfeiler  anlftnft  In  der  elgentUeben  ThOrdnfueang  aber  ruht  «her 
der  erwähnten  wagerecbten  Bahmenprofilirang  dne  auf  diagonal  gestellten,  ungemein 
schlanken,  durchbrochenen  (an  moderne  eiserne  erinnernden)  Consolen  eine  Steiu- 
iialkenilecke,  welche  bis  zu  der  Vorderfläche  der  Strebepfeiler  reicht.  Auf  dieser  Decke 
ruht  diu  nach  dem  Innern  geööhete  Empire  (S.  89),  und  steigt  die  Oberwaud  als 
VoiImhi  bis  smn  Hanptgeainas  anf ,  dnrdi  die  drd  erwihnleii  Sdmeifbegienftiistw 
erleuchtet    Vom  hat  die  Decke  keine  wdtere  Pfeilerunterstfltznng,  und  ist  die 
Brüstung  daher  unterwärts  kühn  and  interessant  abgeschlossen  durch  einen  auf 


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9i 


Uu,  94 


Consolen  ruhenden  Schweifbogenfries,  welcher  von  je  zwei  Kleeblattbögen  antertheilt  ist 
Zwischen  einem  auf  diesem  Fries  ruhenden  Gesims  aber  und  den  überfenstem 
dtnii  swd  BOfHi  flbewlBMidir.  Der  oben  Fhchbogea  ist  der  sptfisotliiadie,  kaU- 
profilirte.  Der  danmter,  mit  fluer  mtüdsireiider  Gliodonmg,  ist  eingeMhoben  (statt 
der  beabsichtigten  reicheren  Maasswcrkgliederung).  Die  dabei  hergestellten  Streben, 
and  die  kahle  Putzfliche  stören  das  Aussehen  der  ganzen  Südfront  erheblich.  —  In 
die  Architektur  diesoB  Fmttia  sind  aneh  die  beiden  hepftchbarten,  «iBeen  in  den 
eiBspciagendai  Winkeb  der  beiden  Btreb^tfeiler  Pietz  fiadend«  BratbeOe  Unein- 
gezogen.  Nach  Osten  zu  ist  auf  einem  oberhalb  des  Sockels  angeordneten,  mit 
Kleeblattl>ogenfries  verzierten  Consol  das  von  innen  nach  der  Empore  über  dem 
PuruJ  und  weiter  fiilureade  Treppenthürmchen  im  Achteck  vorgelura^  Dasselbe 
seigt  Blendbogen,  draen  des  Streb^Ceflen  f^eieh,  und  dertber  die  Fortaetsmg  des 
Gesimses,  darttber  freilich  nur  Bdnnale,  seUank  bis  zur  Höhe  steigende  und  dnrch 
Spitzbögen  veri)xmdene  Kcklisenen.  In  die  westliche  Strebepfeiler-Ecke  ist  die  oben 
erwähnte  kleine  Schaukapelle  eingebaut,  die  durch  ein  Treppchen  von  der  Westseite 
ber  «igfagKfh  ist  vnd  ein  KreosgewQlbe  bat  Bm  Wand  ist  im  Uebrigen  der  eot- 
flimdiende  Thdl  der  Stdmaner  und  der  Strebepfeiler  salbet)  und  ruht  das  Gewölbe 
aus^^or  auf  einem  freistehenden  Pfeiler  nur  auf  Vorlagen  vor  der  Südwand  und  dem 
Strebepfeiler.  Der  freistehende  Pfeiler  hat  ursprünglich  dieselbe  Blendenanordnung 
wie  der  Strebepfeiler  gehabt,  wovon  der  untere  Dienst  mit  Consokivitell  danaf  Zeug- 
nies  glebt  Oben  aber  eind  der  f*!**"**»*  gplfrbagw,  das  flacho  Dadtgeeims  und  das 
Dach  darauf  nachraittelalt«rlicher  Nothhau,  sowie  die  glatte  Stirn  Hher  der  als  Fenster 
zu  bezeicluieuden  Oeffiiung.  Hier  ist  iiaiulich,  wahrscheiulicb  in  Folge  von  der  E^h- 
iosigkeit  des  Ideinen  Baues,  eine  traurige  Zerstörung  eingetreten,  welche  die  Klee- 
bogen-Ifaasswerkgliedemng  Uber  dem  ?ergittBi'tea  Fenster  nur  noch  ahnen  liest 
Die  Thttr,  wdche  westlich  in  den  kleinen  Bau  führt,  ist  jetzt  ganz  TtimadiHtwigt, 
wie  diese  Seite.  —  In  das  sechste  Joch  der  Südseite  führt  ebenfalls  ein  ganz  reiches, 
aber  gegen  das  grosse  Uauptportal  an  Beichthum  und  besonders  an  Eigenartigkeit 
sarflektaratendea  Portal  Es  iiteineinderGofhik  bftnllgtt<>niUii«iioB  derT^ 
dem  Fenster  darüber.  Die  dreifache  Abstufung  mit  Bimstäben  zwischen  Kehlen 
steigt  bis  oben  hinauf,  hier  zum  Fensterspitzbogeii  verbunden.  Unten  ist  dazwischen 
nur  mit  einigen  ilun  selbständig  gehörenden  GUederungen  ein  Schweifbogen  eingefügt 
Qm  BogenÜBld  modernes  Holzmaasswerk),  w&hrend  auf  seinem  Rücken  die  Theilungs- 
pfostei  des  Fenaters  nemüdi  mKKganisoii  anCrteigen. 

Der  mächtige  viergeschossige  Westthurm  kommt  in  der  Nähe  wegen  der  engen 
Strassen  weniger  zur  Geltung,  als  in  der  Fenie,  wo  er  in  der  That  die  alte  Ueber- 
lieferung,  dass  er, Thüringens  höchster  Thurm  sei,  glaubhaft  macht.  Seine  Fenster 
Bind  eehon  oben  besprocben.  Von  seinen  Geeimaea  suid  die  drei  Zvisttegesnaae 
mit  Eleeblattbogenfriesen  darunter  mittelalterlich,  das  Dachgesims  mit  dem  Rundbogea- 
fcies  natürlich  nicht.  Sehr  eigenartig  sind  die  durch  das  zweite  und  dritte  Ober- 
geschoss  geführten  EckÜBOien  und  die  im  zweiten  Obergeechoss  angebrachten  Bogen- 
reste  (Ä).  In  goistvidlfir  Weise  aliiUdi  Uelm,  ma  den  üebergaug  vom  Tiereddgen 
Qnmdriss  des  ersten  sam  achtedrigen  dee  sueitan  an  vendtteb,  bezw.  die  eittfidie 
Pyramiden- Vermittelung  zu  decken,  von  jeder  der  vier  Ecken  auf  Sockeln  (die  noch 
erhalten  sind)  aufsteigend,  reclits  und  links  zu  den  nächsuiii  Iteideii  I'/Cken  des  Acht- 
ecks ein  halber  frei  herausgearbeiteter,  einem  Strebebogen  uiciit  unuiuihcher  Schweif- 


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95  Jena. 


Jkxa,  Stadtkirche. 


95 


bogen,  mit  KantenbluiDen  und  Giebelblunie  besetzt.  Er  lief  etwas  oberhalb  der  Mitte 
der  Geschosshöhe  gegen  die  Ecklisenc  an,  und  sind  an  dieser  Stelle  noch  die  Kest«^ 
der  Ansätze  erhalten,  welche  zugleich  Zeugniss  von  der  feinen  Arbeit  gelxin  und  die 
Zerstörung  lebhaft  bedauern  lassen.  (Die  Zeichnung  giebt  die  Schweifbögen  restaurirt 
wieder),  üelwr  die  den  Thurm  krönende,  dem  16.  Jahrhundert  angehörende,  lang- 
weilige Schweifkuppel  mit  ihren  vier  Ziergi»'beln  lässt  sich  nicht  viel  sagen.  Der 
Tal)emakelaufsatz  heisst  wegen  der  grQn  gewordenen  Kupferl)edeckung  das  grüne 
Thttrmchen.  —  An  der  Nordostecke  steigt  über  dem  ersten  Obergeschoss  in  dem  durch 
das  Achteckig- Werden  des  Thurmes  entstehenden  Absatz  ein  kleiner  Achteck-Thurm, 
angelehnt  an  den  grossen,  auf,  welcher  von  dem  dritten  Gesims  des  grossen  Thurmes 
mit  umzogen  wird,  in  halber  Geschosshöhe  darunter  ein  ebensolches  Gesims  mit 


96 


Kloeblattbografries  für  sich  alleiu  hat,  uud  kurz  über  dem  dritten  (iesinis  dos  Haupt- 
thurmes  mit  einem  einfiichen  Zeltdach  endet.  Rechteckige  kleine  FeoBter  erhellen 
das  Thürmchen. 

So  stellt  ddi  die  Jenaer  StedtUrche  im  Einzelnen  dar,  deren  Gesammterschei- 

nuQg  zugleich  das  Bild  blQhendcr  Kunst  und  traurigen  Verfalles  darbietet.  Sie  würde, 
geschickt  restaurirt,  d.  h.  unter  Zugrundelegung  der  besten  an  ihr  vorkommenden 
spätgothischen  Formen,  auch  im  Aeusseren  eine  ebenso  stattliche,  wie  lebendige 
Wiikmig  maeheD. 

Im  Gegensatz  zu  der  grast  eingehalteneD  Reihenfolge  mflgen  die  ansäen  an 

der  Kirche  angebrachten  Bildwerke  gleich  hier  angeführt  werden,  da  sie  mehr, 
als  sonst  gewöhnUch  an  Bauwerken,  mit  dem  Huu  selbst  verknüpft  und  auch  zu 
verwittert  sind,  um  selbetfindigeu  Werth  für  das  plastische  Gebiet  zu  habeu.  £s 
sind  ihrar  nicht  viele,  da  der  reich  geplante  Figarenscfamuek  an  Portal«!  und  Strehe- 
pfeüeni  wohl  in  Folge  der  eintretenden  Refurmation  nicht  zur  Ausführung  gekommen, 
auch  ausgeführte  Fii^^nren,  besonders  katholischer  Heiliger,  damals  vielfach  wie  ander^ 
wärts  zerstört  sein  mügen. 

Figur  der  Maria  mit  dem  Jesuskind  im  Ann,  am  MUttdm  StrsbeplUler 
des  Langhawsee,  qAtgolhiMfa,  mit  rundlichem  Gesk^t,  gdMgener  Haltung,  weichem 
Unienfluss  der  vielen  parallelen  Falten  und  von  ganz  sorgfältiger  Ausfühnmg  (A). 

Figur  des  hl.  Michael  ül)er  dem  liegenden  Drachen,  am  Thurm  -  Erdgeschoss 
auf  der  Südseite  in  einer  Nische  über  der  Tafel  mit  der  Bau-Iuschrift  (Ä).  —  Der 
klfline  Nisehenban  hingt  dem  Sbme  nadi  mit  dem  Inhalt  der  Tafel  zusammen  mid 
hQdet  i^disani  ihren  Schatz  und  Bekröuung.  Sie  ist  von  gefiUliger  Wii^ong,  ein  mit 
StAben  zwischen  Kehlen  gegliedert(?r  SjtiTzlMtgen  mit  Scheitelkreuzung  und  einer  einen 
ächweifbogen  Uber  der  Mitte  bildeudeu  Abzweigung  äusserer  ProHllinien;  darüber 
Kantokblumen  mid  dne  sehr  grosse  kreasftrmJge  GkbeRdume.  Zn  den  Seitsn  ist 
die  Nische  eingefusst  von  hohen  Fialen,  die,  im  unteren  TheD  ansgenischt,  ein  Gonsol 
mid  Baldsichin  [wiederum  nicht  vorhandener  Figuren]  haben. 

Gedenktafel  an  der  Westseite  des  Thunu-Erdgcschosses,  laut  Beischrift  für 
P.  Kmi  MsissBer;  spätgotihisches  Relief  des  Gekreuzigten  zwischen  Maria,  zu  deren 
Füssen  der  Stifter  kniet,  nndJohamieaC^).  Schon  gewesen  in  Beeng  anfKiiiperiunntmss, 
Haltung  und  antikisirende  Gewandung,  schon  mit  Ndgung  xnr  lUhrenaisBanee,  leider 
sehr  zersttirl.    [Christi  Füsse  ganz  aligebrochcu[. 

Treten  wir  nun  wieder  in  das  Innere  der  lürche. 

[Altar,  durch  ein  Gitter  ven  der  Sidie  abgetrennt,  früher  mit  vielem  BOd- 
und  Scfanitzwerk  vendert  Letsteres  wurde  1540  auf  Yenrnkasmig  des  daaul^eB 

Predigers  entfenit  und  zum  grösstcn  Thcile  in  die  im  Thurme  befindliche  „UeU- 
kammer"  gt  schallt.  löGi  wunie  da.s  alt4-,  den  Altar  umgehende  Gitter  abgebrochen.  — 
Vor  der  Ilelormatiou  waren  in  der  Kirche  10  Altäre,  die  von  Adrian  Beier  aufgezählt 
und  besprochen  werden.  Von  ihnen  hatte  M  Us  in  die  neueste  ZeÜ  der  Elisabelh- 
Aegidius-  imd  der  Matthaeus-Laurentius-Margarethen-Altar  erhalten,  ersterer  in  einem 
GewOll)e  an  der  unteren  Sacristei,  let^cterer  in  der  MMehlliammei*',  —  Aue.  Bmn, 
S.  482.  490.  —  ScHauBKE  u.  Jj'abbbb,  S.  110  J.] 

Aa  der  Oior-Südwand  tritt  dne  stdneme  Bank  heraus,  eingefiust  ;fon  swel 
fibereck  stehenden  Pfeilern  mit  Fialen-Krönung,  und  hat  als  dne  Art  BaUaddn  vier 
auf  RosettenooDSolen  imi  besw.  einer  ahgehrodienen  Mittdsftale]  ausammenkommende 


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97 


97 


profilirte  Flachbogen,  lilxT  welchen  kral)lHJulH!setztt!  Gielxil  Kwiadien  Fialen  eine 
KrünuBg  bUdeu  [sämmtlichu  Giebelbluiueu  sind  abgebrochen]. 

Ohoratflhl«,  spitgottiimli  mit  einigen  alten  Besten,  doeh  mmäHA  «nmoi  Holt. 

(Tanfstein,  im  WttalMhift  n«a). 

Taufstein,  au-j^cr  Gclirauch,  im  Westjoch  des  Nordschiffes,  spilt^'othisch ;  acht- 
eckig, gross  [der  ^Schaft  fclütj.  Der  Fuss  ist  unten  mit  Wülsten  und  Kehle  prolilirt, 
darüber  au  deu  Schrägfl&chen  mit  Blendmaasswerk  vuu  Yierblätteni  und  Fischblasen 
vennerl  Das  Becken  hat  Ober  einer  kleinen  Profilinmg  in  den  acht  Fl&chen  Blend- 
luiiasswerk  und  zwar  je  einen  Bnndbogen,  imterfbeilt  zwei  BundbOgm  mit 
Schlussriug  (Ä). 

Kanzel  an  dem  zweiten  Südpfeiler,  üpat^uthisch,  wurde  ll>ü9  erneuert  uud  ist 
jetzt  dnrduMiB  reetanrirt  An 
den  Sdiifipfeiler  ist  eine  ge» 
wuiid(!ne  Säule  mit  Bliitter- 
tupitell  gelehnt,  tiber  der,  durch 
bugige  Vurkragung  vermittdt, 
die  Kanzel  in  vier  Seiten  des 
Sechsecks  vortritt.  Unter  ihrem 
hübsch  profilirten  Fussgesinis 
ist  ein  hftngeuder  iileebogen- 
fries.  Sie  bat  an  den  Edtoi 
auf  Postamenten  dreifache,  im 
untertm  Thcil  gcwuinleiif  Dienst- 
bttudel,  vor  denen  oben  Wap- 
penschilder angeheftet  sind.  Die 
Fliehen  der  Kanzel  haben  als 
mdigelegtes  Ornament  stark  ge- 
wundene Zweige  mit  verschie- 
denem Blattwerk.  Im  Ab- 
dadmng^iesims  ein  Lanlietab. 
Die  Treppe  iat  neu,  ebenso  die 
Bemalnng  und  Vergoldung  (A). 

Figur  innen  auf  dem 
sBdlidien  lIiAmibau ,  sp&t- 
gothisch,  ein  Biachof  von  wür- 
diger Haltung,  mit  einer  Kirche 
in  der  Hand.  llubi(V),  restau- 
rirt  und  neu  bemalt.  Hmb  Ai 
nSrmg.  FtreuwZtiUeär.  IF,  37 
u.  danach  Lötz,  Kumttopographie 
I,  311.  [Andere  von  Has  und 
Lötz  ebenda  erufäinle  Figuren, 

eine  Gruppe  Glaiaü  mit  Maria 

und  Magdalena,  von  Holz, 
14.  Jalirli.,  roh,  ein  gekrönter, 

holzgeäClmitZtur    Heiliger    mit  Figur  iuueu  «ut  dem  »Udlichau  TbQrvQrbaa 

7 


C'JU 


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iiak,  Stadtkircho. 


oüener  Tasche  etc.,  sind  bei  der  Restauration  beseitigt  Die  Figuren,  welche  in  das 
aicliäol(^;ische  oder  germanische  Museum  gekommen  sind,  siehe  dort  Die  Figuren 
im  ÖKnwhliiBi  afnd  iwn]. 

Relief  in  der  Sacristei,  17.  Jahrh.,  links  die  Taufe  Christi  mit  2  Eugelsfigurcn, 
rechts  ((Hclit  (laiuibou,  aber  ohne  inneren  Zusammenhang)  Luther  u.  Melanchthon.  Von 
Italien  beeiutiusst,  manieristisch  {Ä).   Kalkstein,  mit  Ilesteu  von  Vergoldung. 

Grabplatte  Luthers  (UditdradE).  Das  in  En  gegossene  lä)en8grQ(Bse  BüdniBS 
dM  BiionMtors  ist  als  eine  in  der  Silhouette  amgeMdmittene  Relieffigur  ausgeführt, 
gegenwärtig  senkrecht  aufgestellt  auf  einer  hölzernen  Hint«rgrun(l])liitte.  Die  Klei- 
dung, cl)en.s()  wie  die  Füsse,  waren  früher  mit  schwarzer  l'arbe  überstriciien,  um  —  wie 
die  Sage  angiebt  —  im  dreissigifihrigen  Kriege  den  YftgQi  der  Bronee  wt  dn  Exiegs» 
vOikem  m  verbergen.  Nach  der  Bestauration  der  Kirche  1807  ist  dieee  Farbe 
entfernt  worden.  —  Das  Denkmal  ist  (iff*>nh;ir  nach  dem  [verlorenen]  Kraaach'schen 
Bilde  hergestellt,  übrigens  ziemUth  plump.  Es  stellt  den  Reformator  dar  im  schwer- 
faltigen  Predigergewande ,  die  Rechte  mit  der  üibel  an  der  Brust;  rechts  vom 
Haupte  das  Wqppoi  Lnthers,  in  einer  Roee  ein  mit  einem  Emu  bededrtoe  Hen 
mit  der  Unterschrift:  vivit;  links  vom  Haupte  der  Vers  Jesaias  52,  7:  QUAM 
SPECIOSI  PKDES  EVANGELIZANTIV.M  PACE.M  Um  den  Riind  sind  folgende 
Worte  zu  lesen:  ANNO  MDXLVI  XVIU.  FiliRUARU  REVERENDUS  Vüt  MAR- 
TINUS  LÜTHERÜS  D.  TH.  OONSTANTER  ETIAM  IN  IPSO  MORTIS  ARTIGULO 
TESTIFICAKS  VERAM  ET  NECESSARIAM  ECCLESIAE  DOCTRIXAM  ESSE  QUAM 
DOCUISSET  ET  ANIMAM  SUAM  DEO  IN  FIDE  DOMINI  NOSTllI  JESU  CHRISTI 
COMMENDANS.  —  Uelwr  dem  Haupte  steht  (als  Fortsetzung  der  eben  ange- 
fülirten  Worte):  EX  HAC  MORTAU  VITA  EVOCATUS  EST  ANNO  AETATIS 
SVAE  LXm  CUM  EOGLESIAM  DEI  IN  HOC  OPPIDO  (d.  h.:  in  Wittenberg)  ANN08 
AMPLIUS  TRIGINTA  PIE  ET  FfXICITER  TEXUI8SET,  CORPUS  VERO  EIÜS 
HIC  (d.  h.  in  der  Schlosskirche  von  Wittenberg)  SEPULTUM  EST.  Aus  diesen 
Inschiiften  geht  benor,  dass  das  iiild  ur.sprüngiich  für  das  Grab  Luthers  zu 
Wittenberg  bestimmt  war.  Ab  nach  der  Schlacht  Ton  Mflhiberg  Wittenberg  an  die 
andere  Linie  des  Hauses  Sachsen  abgi  treten  war,  wurde  der  Herzog  Johann  Wilhelm 
dazu  bestimmt,  das  Bild  im  Augu.st  ir>7l  in  der  Micluieliskirche  zu  Jena  aufstellen 
zu  lassen.  Davon  zeugen  ausser  einem  alten  Kupierstich  mit  der  Jahreszahl  1571 
cwd  bschriften,  die  eine  in  Prosa  über,  die  andere  in  Distichen  unter  dem  Bilde. 
Die  entnre  lautet:  Nm  äd  gnü»  Jck  CMMmm  ätue  8m,  Ltmdgr,  Dmuigiat 
Marchio  Misn.  LtUhert  effigiem  non  cultus  sed  memoriae  graüa  httc  poauimm 
A.  MDLXXI.  Darunter  der  IIt:xamet(!r:  Pestis  eram  vivus,  moriens  ero  mors  Tua 
Fapa.  —  Die  vom  Professor  Hierou.  Osius  vcrfussteu  Distichen  unter  dem  Bilde 
hüten: 

Haeo  erat  cffigics  operose  facta  I^utliero, 

Posset  ut  ad  cineres  eins  lialxire  locum. 
Passa  fuere  tamen  non  illuc  tempora  poui 

Tune  qoae  concussis  anxia  rebus  erul 
Ai^jFtDg  liac  San»  OniJhdmns  in  aede  locari 

Jussit,  et  huic  urbi  (d.  h.  Jena)  tale  dicatit  «^os; 
Nen  ut  van.i  fides  aliquo  celebretur  aluisu, 

Signa  sed  admuneuut  huius  ut  ista  viri, 


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GraVplp-lte  Liilhcr.s  in  di-r  Stadlkirfihe  /ax  Jena 


Vtritt'j  iign  tlutiitv  Fi-':chtr  i.i  Jriiit. 


Oigitizcd  by  \^00 


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90  Smk 


Swu,  Stadtkirche. 


Anspice  Teutonicis  quo  fraus  innotuit  oris, 

Qua  Christi  populos  impi:i  Roma  premiL 
Qui  tulit  augustuä  Luüi  Septcmvir  honores 

Imperii  magniB  Jan  FHderieiu  afis; 
Esset  ut  haec  sanctae  doctrinae  strenua  custos, 

Condidit  ad  Saliie  piilchrn  fliienta  scholaiti, 
Quae  tumidos  docto  coufuiideret  ore  boplüstas, 

Kee  B&MNt  ftUa  dognusta  wa  premi 
Sed  quia  moz  aetaa  mnndi  trabet  aegra  nmubii, 

Pullulat  erronira  nunc  numcrosa  seges. 
Christe,  tui  uobis  ergo  decus  asscre  vcrbi, 

Ut  siut  qui  vera  Tc  pictatc  colant. 
EtaM  Brwihmug  dw  Dtaknab,  becw.  BeMimilNiBg  ftidti  rieh  In  Hut  «nen  die 
MlehaeHeklrehe  betreffenden  Sobiiften  (elaibe  die  ZusammeuätRlloag  denelben),  iusln  soudere 

hc\  Adr.  Beim,  Arehitectus ;  Scububer  u.  Färber,  S.  123 ;  "WiEiiKBURti  11.  s.  w.  Vergl  'awAi 
„die  Stimme  des  Geistet  m  Martia  Lutkert  Grabe.  Predigt  bei  seiner  Todtenfeier  in  der 
SüHtOMe  9m  Jena  am  Smnta^  JMmiU  g»Mtm  »m  Dr.  Bokwabz,  1840;  mM  ini 
Beilage»".  —  Lon,  Rmsttopograpkm  /,  361  mit  Ferweit  ik  rarmtU  1833,  i,  'MtfU, 
Taf.  S.  —  Falk  in  fossitcAe  Zeitung  1887,  Sonntagsbeil,  ifr,  X. 

Grabsteine  im  westlichen  Joch  des  Südscliitfes  an  der  Siulseito: 

1)  Ittr  Frau  Soph.  Barb.  zu  Streitwitz  f  1099,  barodc  Unten  ein  einen  Spruch 
enflialtender  Vorhang;  darttber  ein  oralor  Schild  mit  langer  Inaehrift,  amgd)en  v<hi 
einem  Kranz  von  Wappen ;  oben,  grösser,  der  YerBtorbenen  W^n^  KnllKihen 
Inhalten,  zu  den  Seiten  Blattwerk; 

2)  für  Fridenke  Katharina  von  Kospoth  f  1648,  16  Jahre  alt; 
8)  Or  ihren  Vater  Friedrich  vim  Kospoth  f  1632; 

4)  für  dessen  Gemahlin  Katharina  von  Kospoth  f  1676. 

Die  hier  (durch  Lichtdruck)  wiedergegebenen  Grabsteine  zeichnen  sich  nicht 
sowohl  durch  künstlerische  Ausführung  aus,  als  vielmehr  durch  sclüichte  Treue, 
saldiere  Arbeit,  sorgflQtige  Wiedergabe  der  Trachten  und  Wappen  und  daher  auch 
durch  die  gite  Edialtang;  iveldie  aie  au  sehr  lehrreidMn  Beispietai  macht 

Grabstein  im  Südschiff  an  der  Westwand  [Schrift  fehlt],  um  15G0;  Renaissance. 
Der  Verstori)ene  ist  in  g;ui/iT  Figur  dargestellt,  (üne  würdige,  bärtige  Gestalt,  ein 
Bodi  in  der  Linken,  mit  Kuppe,  pulfänneligem,  im  Ilock  gemustertem  Uutcrgewaud 
vnd  lang  herabhiagendem  üeberwnrf.  Er  atdkt  in  einer  Bnndbogennlsdie»  nddie  an 
den  Pfeilerfüllungen  und  Zwickeln  mit  feinem  Blattwcirlc  geziert  ist  Tüchtige  Azbdti 
besonders  das  Stoffliche  gut  behandelt. 

Godenktafeln-Iieste,  kleine  Figuren  von  Stein  und  Ornamente,  Renaissance^ 
im  Wee^odi  der  Südseite,  an  der  Erde  md  anff  den  Ko^otfa^tadien  Gralntdnen. 

[Angaben  Aber  andere  Grabdenkm&ler  bringt  Ana.  Bmaa,  Jrddt,  S.  SM ß. 

m,  SCHHMBRB  U.   PXhREB,   S.  /53  ff.] 

Weinkanne  (Kannenform),  mit  Inschrift  auf  dem  Deekel:  Martinus  Breme 
dar  etdare  anno  1611^  barock.  Getriebene  Verzierungen  von  lilumenwerk  und  Masken, 
od  tn  den  beiden  Seiten  in  0?alen  die  Leidaisirerlczeage;  Tom  dn  an%degte8 
Omcifix.  Der  Henkel  mit  einem  Frauenkopf,  das  Glied  zum  Zurflcksdüagen  des 
Dednla  als  hübsche  filattvolate  (4).  Silber,  TOcgoldet  gewesen. 

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100 


Jmu,  Stodtkink«. 


J«M.  100 


Kelch,  mit  iDschrift  am  Schaft  unter  dem  Kaaaf:  «ifi»  bnl  mccccipt  f.  p. «. 
gotUsch.  Sechspassftiss  mit  eckigem  TierpaseUendoi-Friee  am  Band  und  aufgelegtem 

Crucifix  auf  einem  Feld.  Am  Knauf  Itautcnwiirfcl  mit:  ifytwt,  zwischen  Blcndmaass- 
iverken;  am  Schaft  ülH;r  dem  Knauf:  it>e6pe  crifh>6.    Silber,  verf^oldet;  hocli. 

Kelch,  um  14»0,  spat^othisch.  Unter  dem  Fuss  uiugekratit  (iu  Haudachrift 
etim  des  16.  Jahrhunderts)  wnt  mii^i«.  Sechspassfoss  mit  sieilidirai,  dnreh- 
•  brodienem  Fischmaasswerk-Fries  am  Iland  und  einem  Crucifix  auf  einem  Feld.  Am 
(jetit  verkehrt  eingefügten)  Knunf  sind  Rautenwürfch  hen  mit:  ibcfre  zwischen  I{osetten 
und  offianen  Maasswerkverziurungeu.  Am  Schaft  darüber:  ave  martA,  und  darunter 
(«iedur  verkehrt) :  m«vto  üMf^c  (wohl  statt :  Maria  hilf  mir  sOnder).  Silber,  vergoldet 

Kelch,  mit  eiBCm  unter  dem  Boden  sitsmiden,  sehr  htlbschen,  unter  Gks  ge- 
malten Wappen  und  Monograinm  der  l)(tn)tliea  Siis;iiin:i  (Job.  Wilbehiis  \Yitt\ve), 
sowie:  1574  (in  wolcliem  Jahre  ibis  gemeinschaftliche  Consistorium  von  Weimar  nach 
Jena  verlegt  wurde),  spätgothischer  Form  mit  Renaissance-Verzierungen.  Am  Rande 
des  fifyJiBpMnftiwww  der  l^mch  1.  Cor.  10.  Am  Knauf  sitzen  su  Fassetten  gewordene 
Bautenwtirfel  in  reizenden  kleinen  Cartouchen  zwischen  Eiern  (Entartung  des  Uaass- 
werk-Umrisses)  mit  gravirteni  lUattwerk.    Silber,  vergoldet. 

Kelch,  mit:  H}t9V9,  und:  an  den  Rauteuwilrfeln  des  Knaufes,  und  der 

Stiftungsinschrift  des  Bürgermeisters  Jacob  Bndolf  und  Frsn,  von  spätgothisdierFoim 
mit  Renaissance-Verzierungen.  Sechspassfuss  mit  abwechselnden,  geschlagenen  Kreisen 
und  Kreuzeben  am  Rand.  Auf  ilen  einzelnen  Pa-ssflächen  un(!  am  oberen  .\blauf 
zum  Schaft  sind  zierliche  lilumen  und  Linien  (im  Entartungsniu.'^ter  des  geschweiften 
Spitzbogens  eingerahmt)  eingravirt;  ebenso  am  Knauf  zwisclieu  den  Würfeln  auf 
Mem  und  am  Schaft  unter  und  Aber  dem  Knauf  und  an  einem  zackenförmigen  Teller, 
auf  den  die  Kuppe  aufgelegt  ist.    Silber,  vergoldet. 

Kelch,  18.  Jabrh.,  «infftoh.  Am  Sschspasafuss  Wappen  und  Initialsn:  C.  /.  tf.  Z.  S, 
S.  G.  M.  Z.  B.  y.  H. 

Keleh,  18.  Jahrh.;  am  nndoi  Ensaf:  JESUS,  ffilber,  veigoldeL 

Hostien büchse,  laut  Inschrift  auf  dem  Deckel  von  Prof.  Am.  Friederid  1671 
gestiftet,  rund;  eigentlidi  .schon  im  iiusL'cbildeten  Zopfstil;  juiffrillciul  frühes  Datum 
für  die  ganz  in  der  Weise  der  2.  Uälftc  des  Iti.  Jahrhunderts  aultreteudcu,  geürieheueu, 
natürlichen,  mohnartigeu  Blumen  an  Bflchse  und  Deckel.  Silber. 

Hostienhtehse,  mit  demsdben  Ws|qpen  und  Inttislsa,  wie  dar  als  verlelrier 
nannte  Kelch.    Silber,  vergoldet 

Hostiousohale,  lant  Untersohrift  auf  und  unter  dem  Fuss  von  Dr.  JoL  Hmt 
und  Frau  lt>93  gestiftet    Silber,  vergoldet 

Hosilenbflehsohen,  laut  LuwhrUt  auf  und  nnler  dem  Deekel  1687  gestifkat  von 
Jm.  Stmwe,  geb.  BerUch;  sehr  klein,  rund  mit  hi  nunlaufcndon  giavirtea  BUtttu^  Slbor, 
etwas  vergoldet  mit  Gold  aus  der  Saalp  («-benfalls  inscbriftlich). 

Besohiag  einer  Taufbckleidung,  laut  Inschrift  1763  zur  Friedenafeier  von  den  ledigen 
liiUMspenoaaa  gssUflel^  Boeoooob  di»  Taufe  Ohiistt  und  uoBehflaa  Sdmirkel  in  getaisbeaer 
AAsit  Silber,  lianlioh  gross. 

(Gef&sse  und  Geräthe:  A.) 

2  Altarleuchter  mit  Inschrift:  17.1,1,  und  Monogramm:  J.  S.  am  Fuss,  im 
Miscbstil  von  Roccoco  und  Zopf.  Der  1'  uss,  von  der  üblichen  i'  orm  der  nach  drei  Seiten 
austanfonden  SpiralvohiteB,  hat  an  den  FUchen  Bktt-  und  Muschelvertierunffm. 


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101  tan.  Jnu,  SlidttlnlM.  101 


Darauf  dur  hohe  Leuchterständer  mit  runden,  ziun  Theü  sechskantigen  Gliedern,  die, 
ans  melurfiMli  flberräumder  geordneten  Wülsten,  KeUen,  Kelch-  und  GeOkasomrissen 
gebildet,  mit  den  bekannten  Veraennigein  in  getiiebeiier  Aibeit  sieodiich  leidi  Tefselien 

sind  (Ä).    Sil])cr,  12  cm  hoch. 

Gemälde  au  der  Chor-Südwaud,  beweinung  Christi,  nach  dem  herrlichen  Ddrer- 
flcheii  Bild  toh  eiDem  Sclittler  gwult,  daher  fliienso  in  der  Composition, 

im  Ausdruck,  in  der  gegenadtigeii  Aliwlgaiig  der  Loltaltifiie,  ab  mangdlialt  in  der 

Ausführung ,  besonders  der  Modellirnng  der  KSrper ,  von  einer  Dilrer  unähnlichen 
Zeichnung  der  Linien  im  Auge  und  Nasenflügel  (mit  Ausnahme  des  CniristuHk(>i)fes 
selbst).   Dies  vielleicht  auch  eine  Folge  der  Restauration  (Ä).   Oeknalerei  auf  üolz. 

Gemftlde  im  Os^odi  Hia  UndacliiBeB  zmadien  Emporentreiipe  und  Ghonchranken, 
Verkülmng,  um  die  sweite  Wßttn  dea  10.  Jalurli.  gemalt,  cum  TheQ  flbermalt,  Tenpera. 

Gemälde  ebenda,  die  DrcifaltiL'kcif,  mit  vielen  Engeln,  welche  zum  Theil  die 
Leidenswerkzeuge  tragen,  aus  gleicher  Zeit  und  Schule.  Einzelheiten,  wie  der  Kopf 
Gott  Vaters  {Ä),  gut. 

7  Gemftlde,  augenUiddicii  im  PftnliaaB,  in  einem  ihrer  mnrflrdigen  Zustand 
der  Verwahrlosung: 

1)  Gedenktafel,  laut  Unterschrift  1483  für  .Tnhfinncs  Giesentz,  Vicar.  Der  Ge- 
kreuzigte zwischen  Maria  u.  Katharina  einerseit^s  und  Johannes  und  FJarbara  andrerseits. 
Drei  Engel  mit  Kelchen,  um  da^i  lilut  aufzufangeu,  schweben  am  Kreuz.  Uuten  kniet 
die  kleine  Figur  des  Stifters  mit  Spruchband,  dahinter  dne  noch  kleinere,  ftst  knaben- 
hafte. Goldgrund  mit  Reliefinoetern.  Das  BOd  ist  einfach  schön  mit  ganz  gater 
Modellirung  der  (Gesichter,  meist  gelungenem  Faltenwurf,  besonders  des  Johannes 
Mantel  (weder  in  gothischur  Weichheit,  noch  in  Knickfalten).  Die  milden,  .schönen 
Faiben  sind  im  Ganzra  wohl  erhalten,  doch  anter  einer  dicken  Sdmmtzsdiidit;  Tempera. 

2)  ,  3)  und  4)  sind  Gedenktafeln  von  gleicher  Hand,  Oelgemälde  auf  Holz  mit 
laugen  lateinischen  Distichen  darunter,  und  auf  den  unter  3)  und  4)  genaimtcn  Bildern 
PK  (Peter  Gottland  von  Koddelstedt)  15(>4.  Es  ist  jedesmal  eine  kleinügurige, 
knieeude  Stifterfauiilie  vor  einen  biblischen  Hergang,  der  in  einer  Art  Stimmungs- 
landachaft  abspielt 

2)  Ffir  den  ersten  evangelischen  Pforrer  Jena's,  Ani  Mosa.  Grossere  Figur  des 
auferstehenden  Heilandes  im  Glorienschein,  zu  dessen  einer  Seife  ein  Bergdurchstich 
eine  Landschaft  mit  Wasser  und  BrUcke  durchscheiueu  lässt,  auf  der  andern  Seite  in 
fernem  Hinteq^de  eine  Stadt  Im  Vordergründe  knieen  Luther  and  der  Verstmheiie. 

Die  beiden  andern  BiUer  sind  Gegautad»,  mit  Udneren,  mehr  Uatoriaeben 
Landschaften. 

3)  Für  den  Lehrer  der  hessischen  fcjchule,  Erhart  Schnepf  *).  l  aufe  Christi  (sehr 
nenrtört)  mit  dem  Hintergrund  einer  dichten  südlichen  Baumgruppc,  welclie  in  der 
Mitte  den  Dnrdiblick  auf  eine  fwne  Stadt  mit  Thflrmen  freilässt 

4)  Für  den  Theologen  und  „Dichter"  Stigel.  Das  Schiff  mit  (Christus  und  den 
Jüngern  bei  stürmischer  Seefahrt  (schon  niulir  eine  Landscli;ift  mit  Staflage),  im 
Uiutergruude  links  eine  Ötadt  im  Chaiukter  derer  des  uiittellamüsclicn  Meeres.  Die 
TKRdere  Gruppe  wird  tco  don  Haopfbild  dnrdi  eine  Bogeoreihe  in  Gestalt  einer 
lOniadMB  Wasseileitang  getrennt 

•)  8iiB  CtaMriB  B.  II». 


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103 


Iba,  Stadtkürohek 


Jen»,  loe 


Die  Bflder  Temthen  italiepiflche,  doch  andi  Biederhtodiaclie  Städten.  Aber  wih- 

rend  in  der  Composition  und  den  zum  Theil  sehr  mftssigen  Figuren  der  Künstler  nichts 
Ungewöhnliches  vor  seiner  Zeit  voraus  hat,  ist  t^r  eigenartig  in  der  „heroischen" 
Auffassung  des  L<and8chaftlichen  (z.  B.  in  den  Bäumen),  wie  in  der  Beobachtung  der 
Töne  der  Atmoaphlre.  So  ist  auf  dem  SeebOd  die  didte,  graue  Wolkenniaaee  UiikB 
oben  au^Iend  gegen  die  klare,  duftige,  gelbliche  Sonnenstimmung,  die  rechts  Uber  dem 
Meere  lagert.  Der  Miiler  ist  hierin  direkt  ein  VorhUifer,  und  zwar  ein  sehr  tüchtiger, 
von  jener  kUustlerischeu  Richtung,  welche  die  Malerei  später  in  Frankreich  annahm 
(Ponsain,  sowie  Claude  Lorrain).  Leider  sind  die  Bilder  beecb&digt  und  verschmatzt. 
Ua,  OauUtftgMpUi  I,  $a.  Sanmuiw»  Gbuuob  A  949,  /H,  J%  bebmdfllt  die 
Bilder  im  Figürlichen  ausführlich,  wird  aber  der  Bedeutung  des  I^ndsdialUidMii 
nicht  Keri^cht,  weldies  er  als  vielleicht  von  Bemmel  und  zwar  fOr  noch  sdhvidMr 
gemalt  hält. 

5)  Gedenktafel,  17.  Jahrlu,  Imiwuidf»  FmhUIb  tot  der  Dantethmg  im  Tempel, 

and  Auferstehung,  weniger  bedeutend. 

6)  Geden  ktafol,  Bildnissgruppe,  lebensgrnsRc  Kniestücke  eines  Mannes  mit 
grauem  Haar  und  Knebelbart,  sowie  einer  Frau,  dreier  Knaben  und  eines  Mädchens, 
alle  mit  geÜEdteten  Hiadeai.  Die  Tnditen  sind  aDe  die  dnfiwtoi,  acbwanen 
mit  wdieen,  glatten  Kragen  nnd  Stn^wn  (bei  der  Fran  auch  noch  weiss:  geftlteltes 
Hemd,  Schürze,  Kopftuch  mit  langem  Schleier).  Das  Bild  ist  wohl  von  einem 
niederländischen  Van  T)yck-Schüler,  und  macht  den  Findruck  eines  Künstlers,  der  in 
seiner  Jugend  vortrefiTlich  gemalt  hat  (mit  sehr  wohlverstandener  ModeUiruug),  und 
meisfeeiliaft  mit  den  Fartoi  nmzagdiai  wasste  (s.  B.  in  den  Angenpartien  im  Gesidit 
des  Mannt  s),  aber  im  Alter  etwas  verblasener,  üaner  in  der  Malerei  geworden  ist 
(bes.  in  dem  Gesicht  der  Frau,  den  Händen). 

7)  Gedenktafel,  Gemälde  mit  vielen  kleinen  Ftgonn,  GliristOB  vor  den  drei 
Iforien  and  dem  Volk,  im  Hinteigrmid  recihts  bergige  Landsöhaft,  links  fsn»  Stadt; 
gans  vom  knieend  die  Stifterin  in  Wittwentracht.  Um  1640,  anter  InUlndisehem  Ein- 
fluss,  mit  (l(!r  Absicht  ein  volksthünilielies  Bild  des  Herganges  zu  frelien,  etwas  bunt 
und  unter  der  Gleichrcihigkeit  der  Köpfe  leidend,  besser  in  dem  landschaftlichen  Theil. 

[Glasmalereien,  1574  beseitigt  —  Busb,  o.  a.  0,] 

Glocken: 

A)  In  der  Gtoduattidbe.  1)  TUmo  ^omiiti  milefimo  quatHTgefimo  <|i>into* 

bectmo  t  ^  gl^ric  Vtni  Ct»m  pace  amen.  Der  Mantel  ist  durch  grosse,  oben 
und  unten  in  Lilien  endende  Zickzacklinien  in  Dreieckfelder  getheilt,  in  denen  je  eine 
Relieffigur,  meist  mit  Beischrifteu  in  alterthümlich  undeutlichen  Majuskeln.  Ks  sind 
oben  nur  in  Linlan  daigssMH:  hlL  Muia,  Ohristos  am  Kreas,  Jobannse»  der  Loossstfer,  der 
Johanncs-Adlor,  Nikclsnu!,  der  Hatthäus-Engcl,  der  Marons-I^öwc.  In  den  unteren  Droiodkea 
wechseln  ßeliofa  in  Linienmanlcr:  hlL  Paulus,  Petrus,  Katharina,  Barbara  und  Hochrolinfs: 
je  zweimal  die  hll.  Michael  nnd  Georg.  —  134  cm  Durchmeeser.  —  2)  Ohne  Inschrift, 
aber  swisdien  Strick-Omamentoi  MedaiDons  von  versdiiedener  GiÄsse,  anf  denen 
in  schlechtem  Abdruck,  noch  von  romanischen  Modellfonnen :  der  Gekreuzigte  zwischen 
Maria  nnd  Johannr?;  Christus  sitzond;  Maria  mit  dem  Jesuskiiul,  Nikolaus  (noch  mumien- 
artig), die  EvangdiateuzeichoD.  —  120  cm  Durchmesser.  —  3)  mAri(V  o  rep  glorte  crtfipa 
ptiti  com  pAce  «nno  bomini  m**  cccc  j:^  v.  amen.  —  In  Zickzacklinien,  wie  bei 
dar  ersten  Glodn,  sitien  Bdieb,  aber  aQe  in  Liniepunriaaen:  eben  abwedunlnd  je 


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106  JflUk  Jena,  Collegienldrche.  lOS 


ein  Engel  und  Obmtus  als  Knabe,  am  Kreuz,  als  Auferstandener,  unten  hll.  ß<o«hus  (?)  Agnes, 
JohtuMS,  ninlftiia^  OtaMoplioniB,  Ealbarinft.  —  Am  mteren  Band:  ^cvm«imM  berg* 

fret.  —  100  cm  Durchmesser.  -  4)  WENN  MEIN  SCHALL  DVRCH  DEINE  LUEFFTE 
DRINGT  SO  SCHAFFE  DAS  BEI  DHl  DES  IKH'HSTEN  LOB  EKKLINOT.  — 
DISPULSAM  ME  MALF^UE  —  REPARATAM  D.  WILHELMVS  REINECCIL'S 
ET  HEINBICVB  FMDERICVS  ROSTIVS  GONSVLES.  —  NEC  NON  D.  lOAXNES 
A00LFHV8  FVER8TENAV  STKDIGV8  FVNDI  DENUO  CDBABANT  PEB  NICO- 
LA VM  lONAAf  SOBEUUM  EBFFVRTIA  A.  C.  M.  D.  CCXXm.  —  R'irhe  Akanthus- 
blättcr,  Siichsischcs  Wappen.  —  Jenaisches  Wappen.  — -  78  cm  Durch nuisser.  — 
5)  hoch  über  den  andern  Glocken,  klein,  daher  die  Inschrift  nicht  erkennbar. 

B)  Im  Thunnaufsatz  (,^Quen  ThOrmcheo").  1)  Verkehrter  Kleeblattbogenfries. 
—  7hm0  mcteqflvm  iore.  gotr  htm  «iNm^nolgcn  0)  9»  Mft  9n  tn  nuirfen  «it 

iO|><infen  bcn  Id^  gcgofe.  —  IJt  lit  f  des  Gekreuzigten  zwischen  Maria  und  Johannes. 
-  110  cm  Durchmesser.  —  2)  (Botree  njort  bleibet  in  ewi^Pett  anno  "^jcp  (=  ISIS) 
i&p  it>L  gor.  gegoe.  —  Gl  cm  Durchmesser. 

[Die  Klostergebättde  verschwundeo.] 

€»ll«gi«ilJni0»  aadi  Dominicaner-,  Pavliner-  oder  üniveraitttB- 
kirche,  za  einem  ehemaligen  Dominieaneridoster  der  M.  Maria  imd  FanluB  gehörig. 

Unsicher,  doch  wohl  noch  in  das  13.  Jahrhundert  &Dend  ist  die  Stiftung,  1286  nach 
den  Angaben  auf  den  verschwundenen  Gottinger  ChorstülÜLii  (Rein,  in  Thüring.  Fertins- 
Zwifeir.  ///,  61  /.).  Was  Adrian  Beier  und  die  auf  ihn  fuä.sendun  Schriftsteller  (Iber 
die  Stiftnng  und  den  Anlaas  dazu  berichten,  entbehrt  der  Begrftndnng.  Seit  dem 
14  Jahrinmdert  werdoi  die  Domimcaner  hier  erwähnt  So  rdeh  war  das  Kloeter  nicht, 


.   1  ,  I   I  T   I   I  I 

GrudriM  dar  ColliglwiMwfc*, 


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104 


Jkha,  Gollegienldroli«. 


JeuL  104 


wie  das  IfidiMfiBhloBter,  dodi  immerliiii  nicht  unbedeutenden  BedtieB  (Vi^  a.  B.  Ban, 

6i  Tkvring.  Fereins-Zeittehr.  y,  'Jb'4  u.  ö.).  Es  ward  1548  aufgelöst  und  zunächst  eine 
höhere  humanistische  Schule  darin  unteigebracht,  welche  1567  in  die  Universit&t 
umgewandelt  wurde. 

Die  Kirche  ist  ihrer  ursprOoglichen  Oeetalt  nach  spftteatgefliiach,  1498  Tollendet, 
wie  die  Liachiift  an  einer  Tafel  iet  Sfldwaud  innen  Inssagt:  ^nno  bni  IUPS  ifl 
bie«  wergF  üorbrad>r  t>o.  ^c:  gefVrngcn  vnt>  fcfte  vlrtcb  t>ö  lidtti^al  ^c  ft)  rcflamtt 
hy  t>ifr.  clofhr  gemoct^t       (A).   Sie  hat  ein  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  gebildetes 
Schlus^och  and  dann  neun  unter  aich  nicht  ganz  gleiche  Rechteclgoebe  den  Uaupt- 
adiiÜfea  dine  TrimnpUbogen  dasulBdien  (A),  DoA  iat  trotz  der  fehlenden  üieOmig 
anzunehmen,  dass  der  Chor  iiunier  dreijochig,  d.  Ii.  iler  klösterlichen  Bestimmung  ent- 
sprechend lang  gewesen  ist.   l'if  llii^iicn  des  iliuiiir.s«  hirtes,  unmittelbar  aus  den  Wänden 
herauswachsend,  haben  Kchlprutüc  und  ciuluclic  Sclilusssteine.  Die  Kirche  ist  auffallend 
hoch,  and  mnsa  ea  noch  mehr  geweaoi  .aein,  die  &ßt  Foaaboden  durch  die  jetsige 
Dielung  erhöht  wonlen.   Auch  die  Längenwirkung  war  früher  eine  noch  bedeutendere, 
da  die  zwei  letzten  Westjoche,  welche  jetzt  als  Vorhalle  unil  Trt'iiiienanlage  für  die 
Orgelempore  durch  schlichte  üolzwäude  ohne  jede  künstlerische  I<ösuug  abgetrennt  sind, 
rarnrche  sosoieihen  rind  (Uehtdroclt).  —  Ainaen  treten  am  Chor  Strebepfeiler  vor, 
welche  flbor  einem  (ziemlich  hoch)  an  der  Vorderfläcbe  angeordneten  QeaimB  absetz^f 
und  kurz  darauf  mit  Pultdächeni  fzegen  die  Wand  anlaufen  (A).  —  Die  zweithciligen 
SpitzlKigenfenster  zeigen  die  denkbarste  Entartung  des  Maasswerks  in  phantasielosen, 
vielfach  geraden  Linien  imd  Schueidungen  oder  Zackenbögen.    (Versuche,  Christi 
Lddenawerkzeuge  danusteDen).  An  der  SAdseite  reichen  die  alten  Tianf^iamfenster 
nnr  etwa  bis  snr  Hftlfte  der  Chorfenster  und  fehlen  ganz  in  einigen  Jochen,  wo 
aussen  Baidichkeiten  anstiesscn.    Hier  sin<l  vielfache  Veränderungen  erkennbar.  — 
Ueberhaupt  hat  die  Kirche  im  Laufe  der  letzten  drei  Jahrhunderte  viel  an  Bau- 
Aenderongen  dnichanmadjen  gehabt  Alle  dieae  Bind  mit  g^cher,  ana  Sparmmkdta- 
Rflcksichten  herroigegangener  Schonnngaloeigireit  gegen  das  Alte  und  in  solcher 
Kunstlosigkeit  ausgeführt  worden.  (I.'v^=  es  schwer  gelingt,  auch  kaum  in  der  Be- 
schreibung lohnt,  die  einzelnen  Perioden  auseinander  zu  halten.    Zunächst  wurde 
1657  nach  dem  Plan  des  Nickd  Grolmaun  durch  den  Bau-Aufseher  Nickel  Beriet, 
andi  Zöllner  genannt,  die  Kirche  im  Lmem  yerlndert,  die  Emporen  beaeitigt,  der 
Westthumi  angebaut.    Dann  fand  in  Folge  der  Verwjüirlosung  ein  Emeuerungsbau 
namentlich  Ifi'J-i  statt;  sodann  1673,  und  besonders  gründlich  (und  schädlich)  1782 
unter  persönlicher  Leitung  des  Professors  Wiedeburg.   Dem  Stil  nach  zu  urtiieilcu 
war  ea  wohl  in  der  BaiqMriode  dee  17.  Jahrhunderta,  dasa  die  Erweitenrag  vm  ein 
Nordschiff  stattfand  (alao  nidit  ursprüngliche  Aidage),  welches  den  sechs  westlichen 
Jochen  des  Lanu'linnses  entspricht.    Die  bisherige  X(trdwand  wurde  durch  einfache, 
im  Schaft  mittekt  blosser  Dreieck- Abschrägung  achteckige,  im  Kämpfer  (und  wohl  auch 
in  dem  miter  dem  jetzigen  Holzfussboden  steckenden  Sockel)  viereckige  Pfeiler  ersetzt, 
welche  durch  rechteckig  profiUrte  addaake  SpttahOgan  verbanden  sind.  Den  Pfiaüem 
entsprechen  an  der  Nordwand  rechteckig«  Vorlagen,  und  müssen  dii'sc  mit  jenen 
einst  durch  rundbogige  fiurtbögen  verbunden  gewesen  sein,  welche,  in  ilu\'n  Anfiin^H'u 
au  der  Nordwaud  sichtbar,  jetzt  in  die  flache,  geputzte  liolzdecke  des  Nordschids 
Terachwinden«  Die  Fenater  dee  Nordechiffea  aind  gefilngniaalhnlidi,  hoch  und  qoap 
diatiach,  mit  Fladibogenleibimg.  Dnrdi  Fhchbogenblenden  mta  den  Fenatem  wird 


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105  Jana. 


JniL,  GolleigieiikiidMb 


106 


der  himtHfliis  Eliidmk  da  Lmeran  gesteigert  —  Du  vestliclie,  j«Ait  abgeschloeaene 
Joch  ÜBSt  ainsen  nach  Nord  und  West  noeh  ein  in  der  Bamraiae  dea  16.  Jahr- 
hunderts profiUrtes  Fenster  sehen.  Darüber  sind  aber  an  beiden  Seiten  wieder 
schlechte  Fenster-DurchltrechuTigeii  und  Wieder-Vcmiauennigen,  an  deiisell)ei)  <lie 
Spur  einer  ursprünglich  la-eisforuiigcu,  ziemlich  giossen  Feusterüfihuug.  —  Au  tlcr 
Sttdaeite  wurde,  ala  die  anasen  TtwUegaaden  Bauten  abgebrodmi  warm  (s.  unten), 
wohl  im  18.  Jahrhundert  eüie  Rdhe  rechteckiger  Fenster  mit  Flacbbogenlelbung 
unregehnässig  eingebrochen  (A ). 

Ein  hflbech  prufilirtes,  allein  verwitteites  Kuodbogeuportal  der  llenaissance  führt 
nördlich  in  das  Thurm-Erdgeaehoss  und  so  in  die  Khrehe.  —  Das  in  das  sweite  Nord- 
schiff-Joch  führende  Portal  zeigt  sich  ün  unteren  Theil,  wo  es  ein  Doppelportal  mit 
Mittelpfüsten  ist,  noch  gothisch,  mit  Rini^tiUxii  /wisclicn  Kehlen  in  der  Umrah- 
mung. Wenn  das  Nordscliitf  selbst,  wie  oben  angenommen,  spätere  Anlage  ist,  so 
ist  ein  vorhandenes  Portal  l)eim  Anbau  jedenfalls  wieder  verwendet  worden.  Der 
obere  Ahsdduas  mit  dem  KorfobogenMd,  der  Sftole  unter  dessen  Scheitel  und  der 
SdiweilbdoOnung  darOber,  ist  denn  auch  schlechteste  Nengothik  vom  An&ng  dea 
18.  Jahrhunderts. 

Rechts  von  diesem  Portal  ist  noch  in  einem  Strebepfeiler  eine  Verliehe  gothischo 
(also  auch  filtere)  HeiBgen-Kisdie  mit  Kleebogw-UdMrdeckung  und  unten  mit  tinem 
achteckig  vertretenden,  an  den  FUeben  mit  Kendmaasswerk  verzierten  Cous^^l. 

Der  Thurm,  154^  vom  Baumeister  Zilllner  erl)aut,  jedenfalls  früher  achteckig  im 
()l)erbau,  verlor  letzteren  und  hat  dafür  im  Jalire  UM  einen  hüsslichen  erhalten,  der 
fisUich  gerade  abschliesst,  also  unregelmässig  fünfeckig  ist  Darauf  eine  SchweifkuppeL 

An  die  Stidsdte  der  Kirche  stiessen  Kreuagang  und  Klostergebiude. 

Südlich  waren  dem  Hauptschiff  rcditeckige  Kapellen  mit  Kreuzgewölben  vor- 
gel)aut,  von  denen  nur  die  im  (von  Osten)  zweiten  und  vierten  Joch  erbalten  sind. 
Wegen  ihres  theilweisen  Abbruchs  [der  nebst  dem  des  anschliessenden  Krcuzguuges 
schon  1567  unter  Nidcel  Mehlhoni^  Auftidit  aum  Thdl  erfolgte]  wurden  die  sttdlichen 
Clior-StrebepfeOer  in  ihrem  unteren  Stück  dnrdi  weit  heraustretende  Strebe])feiler 
mit  Strebebögen  verstärkt.  Trotzdem  scheint  später  die  Xumauenuig  der  Strebe) io.;en 
zu  weiterer  Verstärkung  nothweudig  gewoi-den  zu  sein.  Drei  der  Strebepfeiler  musstcn 
nodunals,  wohl  im  18.  Jahrhundert  bei  Abbrudi  weiterer  Gebäude,  eine  dfittie  Vor» 
läge  unten  erhalten.  Zwischen  den  Strebepfeüem  werden  aussen  unter  den  Fenstern 
rechteckige  Umrahmungen  sichtbar,  welche  wohl  mehreren  schon  im  17.  Jahrliundert 
vorgenommenen,  aber  wieder  zugesetzten  Durchbrechungen  zuzuschreiben  sind.  Spuren 
abgebrochener  Gebäude  zeigeu  sich  liier  mehrfach  (alle  keine  besondere  künstlerische 
DurdhbSdung  Teiratiiend). 

Zum  Theil  eriialteii  i.st  der  Kreuzgang  in  seinem  Sndflügel  und  zwar  schmale 
S|iitzbogen  auf  kunstlosen  Achteck-Pfeilern  mit  Hohlprolilcii,  im  Iti.  .lahrbundert  vor- 
mauert, um  lunenräume  zu  gewinnen  (jetzt  Anatomie  etc.).  Leber  dem  kreuzgang 
waren  die  bescheidenen  Wohnungen.  Bei  einer  Erhöhung  dieses  Bantheües  hat  man 
ruhig  das  alte  Dachgeshns  stehen  lassen. 

Nördlich  schliessen  sich  ebenfidls  an  die  Kirche  Anbauten.  Sie  sind  aus  ältoer 
Zeit,  mit  einzelnen  Spitzbogenthüren,  aber  ebenso  schmucklos,  als  verwahrlost. 

Adh.  Bbikh,  Jrchil.  Jenen»,  1681,  S.  558 ß.  —  Bukkiiabdt,  in  TAüring.  t'ereins- 
ZeitscAr,  ir,  231 JJ'.  {btt,  S.  23'J f.  tüe  i\amea  aller  ft'erkmeisier).  —  Fam.  v.  Gaora, 


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106 


Jui,  Collegieiikiroh«. 


JeoB.  106 


tmAm  imU»tktr  8t^  «Iv.  A  9S4.  <— >  Hnunr,  IMMv«  ^tnün-Miekt,  nn,  88  f. 
—  H.  Hm,  in  nUrißg.  JTereMs-ZeitteAr.  FI,  t9S  f,  —  Lon,  KlmstUftgr*  /,       —  Biam, 

Prof^ramm  Eitenach  1857,  S.  37.  —  C.  Sioittahics,  momenta  hist.  et  moHum.  kitf.  lemptt 
Jen.,  Jena  1120,  S.  9  Jf.  —  Sohubbi  u.  Fäkubb.  Jm«  «m  «.  Urtfr.  eie.,  S.  89  ff.  — 
WnDRBCBo,  Betehreih.  itr  St.  Jmm  1785,  I,  211. 

Orgel,  1701—1703  vom  Orgelbauer  Ibeysoer  aus  Merseburg  eriiaut,  im  Zopf- 
stil, mächtig,  fllnftiwiHg,  in  drei  Gesdiofiseo.  Das  imterste  niedrige  Geschoss  enthftit 

zu  den  Seiten  je  zwei  Korbljögen  zwischen  starken  Postamenten.  Auf  diesen  Posta- 
menten ruhen  korinthisclu',  canellirtc  Pilaster.  welche  den  Pfeifen  entsprechend  ver- 
schieden hoch  gehen,  und  dabei  arcliitektunischen  Zusammenbang  haljeu.  Rechts  uud 
finks  vom  BGttelfeld  des  Hauptgeachosses  steigen  nämlicb  gepaarte  Pilaster,  Aber  den 
iK-iden  nächsten  Sockeln  einfache  Pilaster  auf,  und  ruht  ül>er  den  beiden  seiüichen 
'Iheiiiingen  eiti  vcrkrö])ftes  fiehiilk,  ülier  diT  Mittelfläche  alnT  geht  nur  das  Gesims 
desselben  durch  (so  dass  hier  die  Pfeifen  höher  gehen).  Hierauf  erhebt  sich  ülnjr 
den  beiden  gepaarten  Pilastem  je  ein  brdter  Pilaster,  der,  nochmals  eine  Mittelfläche 
mit  Pfeifen  einschliessend,  oben  ein  Gebälk  mit  Dreieckgiebel  hat,  trthrend  sein 
Sockel  rechts  und  links  fortgesetzt  als  Attika-Ahschluss  für  die  beiden  nächsten 
Flächen  aufzufassen  ist,  alxjr  über  den  rwhts  und  links  unten  stehenden  Pilastem 
wieder  Pilaster  trägt.  Au  den  beiden  äussersteu  Ecken  schliesslich  steigen  Pilaster 
anf,  fai  (^cher  Höbe  mit  den  anderen  im  Hauptgeschoss  mid  mit  dnem  TeilcrOpften 
Gebälk  versehen,  al)er  nicht  mit  jenen  verbunden,  so  dass  hier  die  Pfeifen  bis  ins 
drifte  Ccschoss  durchstehen  niitl  inii)  die  vorher  als  seitlich  erwäliiiteii  Pilaster  und 
gleichgestaltete  auf  den  Kckgebalkeu  ruiiuude  Pilaster  mit  einander  durch  ein  Ciebälk 
verbünde  sind.  —  Bfe  nidit  dimdi  Pfeifen  eingenonunenen,  amdüiemd  sviekBlartigeB 
Flächen,  die  Bogennrickel  unten,  die  BrflsUmgeii,  GeblUdMese  und  eberen  Pilaster 
sind  mit  Plumen-  und  Blattwerk  von  zum  Theil  krauser  Bildung  und  durchbrochener 
Schnitzerei  reich  gefQllt,  Laubetränge  auch  oben  als  Seiteneinfassungen  und  Giebel- 
krönuugcu  augebracht. 

Abgesehen  vmi  der  Orgel  nadtt  die  Bjidie  iuiBn  emeD  BwUdi  kaUen  Bndmck, 
trotsdem  in  dem  NoidBcihlff  md  den  kteten  Jodie  des  Iboptaddfo  Grabsteine  und 
an  den  Wänden  des  HauptscbifiiBS  zahlreidie  Gedenktafeb,  freilich  meist  in  »onlicher 

Höhe,  angebracht  sind. 

Diese  Gedenktafeln  sind  zum  Theil  höchst  beachten swerth.  —  ALi  eia  Werk, 
welehfle  die  Denkmiler  der  GoU«|^enkirQhe  behandelt  mnas  hier  enrthnt  ««den:  Our. 
Saaftunw,  mmmUa  tiUoriea  af  niMiMMite  Im^rA'  Jmnaü  meaimiei,  fuad  w/jfv  tmud 

,,Die  Collegien- Kirche"  accedunt  epilhaphia  et  inscrip Hönes  sepulcrales  huliis  templi, 

Jenae  1720.  Doch  gi'-bt  Saeittariiis  nur  die  Ins<dirifleu  der  Monomeute,  oluie  diOM  selbst 
nach  ihrem  Kuastwerth  zu  würdigeu  uud  zu  besehreiben. 

In  der  nadifolgenden  Beschreibung  gehen  wir  erst  im  Gher  an  der  Nordtrand 
von  Osten  ans  entlang,  dann  an  der  Sfldwand;  dann  im  Lao^mns  an  der  Haiqrtsehiff- 

Nordseite,  die  Scheidcbi>gen  entlang,  dann  an  der  Sfldwand  desselben;  flChüeBalich 

im  Nordscbitf  an  der  Ostwand  und  Mordwand, 
A)  an  der  Chor-Nordwaud: 

1)  Zwischen  dem  1.  nnd  S.  Fenster,  für  Johann  Hvsaeus  (J),  f  1681  (SAaw- 
taam,  «.  o.  0.,  S.  49.);  die  Figur  als  Oberkfliper  des  Yersteciienen  gans  individndl 


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107  Jena. 


jMSAt  Coltogienlrirch«. 


107 


gehalten.  Sie  tritt  anf  dnem  von  etam  Engelafcopf  anteretfltsten  Oonaol  tot  ebar 

elliptischen  Fläche  vor,  welche  einen  linglich  achteckigen,  blattrerzierten  Rahmen  hat. 
Kings  um  den  Rahnien  laufen  schwülstige  Verzierungen  mit  Volnten,  Blattwerk  und 
Fruchtbimdeln.  Das  untere,  ann&hcmd  herzlürmige  Ornament  umfasst  die  Inschrift; 
an  den  obrnn  Schrtgadten  deaselbeD  liegen  Knibcben  in  BKttern;  die  kreosartige  6e- 
kroiHing  hat  iiiiun  die  Wappen  des  VerstOEbenen  (Todesabzdchen  in  dem  dnen).  Ol^en 
befindet  sicli  ein  Engel.    Grauer  Marmor,  aussen  im  Rahmen  schwarz  angestrichen. 

2)  Zwischen  dem  2.  und  3.  Fenster,  für  Yirgilius  Pingitzerus  {Ä)  vom  Jahre 
1619(Sa«»ABn%  5.  i0)-  Grosse,  gute  Holzschnitzerei  mit  Malerei,  mit  barock  gehaltenen 
Seiteneinfiwungen.  Unten  ist  dn  Ungendee,  durchbrochen  geedudtiteB,  geidnreifitis 
Oinanient,  welches  die  gemalten  Wapijcii  und  in  der  Mitte  die  1734  erneuerte  In- 
schrifttafel  enthält.  Darauf  folgen  vier  Ilaupteintheilungen,  durch  Gebiilke  mit  Zahn- 
schnitten und  anderen  antikiüiruuden  Cili^^erungeu  getrennt.  In  jedem  Absatz  oder 
Gesebofls  «fad  eine  bemalte  MitteltafU  von  einer  ümralmrang  mit  je  einem  reehts 
und  links  vortretenden  Pilaster  bezw.  von  Säulen  eingefasst.  Die  drei  unteren  Tafeln 
sind  rechteckig.  Im  Sockelgeschos?  ist  ein  Gemälde,  welches  die  Knmilie  des  Verstor- 
benen darstellt  Die  Seiteneiufassungeu  sind  Pilaster  auf  Cousolen ;  diese,  wie  Jene  mit 
Engelsköpta  Toniert  Ln  Hauptgeschoss  ein  Gemülde  des  jüngsten  Geridlea,  «n 
den  Seiten  (Ober  den  unteren  Pflastern)  reidigegliederte  Hermenpfdler  mit  Fnuran- 
Ol)erkorpeni.  Auf  iliren  Köpfen  tragen  jonischc  C'apitelle  frei  vor  das  Gebälk  vor- 
tretende Consoleii.  Ein  ihnen  entsprechendes  Mittelconsol  ist  etwas  anders  gestaltet. 
In  diesem  Theil  ist  recht  viel  hübsche  Schnitzerei.  Es  folgt  ein  etwas  schmaleres 
Anfittts-OemSlde:  ChriBtos  rm  dem  Volke;  an  den  Seiten  korinthiaelie  Slnlei^  «ddie 
mit  Weinlaub  und  Schildwerk  verziert  sind ;  zu  den  Seiten  aussen  Einfasaillign.  Ober- 
halb der  Ilermenpfeiler  knieen  Engel.  Der  olierste  .\ufsHtz  ist  wieiler  etwas  eingenickt. 
£r  enthält  eine  rundbogige  Mitteltafel  mit  einem  Gemälde  der  Taufe,  zu  den  Seiten 
sehr  hflbech  gesclmitste  Hermen^ailer  [darüber  als  oberste  BelcrOnnng  ebie  jetat 
fehlende  Figur  zu  denken,  deren  Conml  noch  erhalten  ist].  An  den  Bfld-Ümrahmungen 
sind  überall  Elachomaniente  aufgeU'gt,  zum  Theil  auch  so  hübsch  geschnitzt,  wie  die 
llaoptgliederungen.  Die  durchbrochen  geschnitzten  Einfassungsbretter  sind  weniger 
gut  Die  Gemälde  sind  unbedeutend  und  verblasst.  Das  architektonische  Gerüst  ist 
in  der  Hanptwaciie  weiss  mit  wenigen  Farben  und  YergoMni^en. 

3)  Zwischen  dem  3.  Fenster  und  dem  1.  Scheidebogen,  Holz  mit  viel  Bildwerken 
ond  Ornamenten,  für  Ortolphus  Fromanus  (A)  f  KirU;  Renaissance,  nur  das 
hängende  Ornament  mit  der  Inschrifttafel  und  die  seitlichen  Einlassungen  und  oberen 
Anftitse  barock.  Es  ist  der  Hanptsadm  nach  ein  Quadrat  mit  starken  VerkrOpfangen 
rechts  und  links,  von  frei  vorgestellten  korinthisiAen  Säulen  eingefasst.  Im  Sockel 
darunter  sind  an  den  Säulenpostamenten  Wappen  angeliracht  Doch  ist  das  Mittel- 
Stück  des  Feldes  rechteckig,  nach  oben  erweitert,  so  duss  das  erwähnte  Gebälk  daran 
totl&uft,  und  abgerundet.  Auf  ihm  neben  dem  so  gestalteten  Aufsatzstflcke  ge- 
Btredcte  Gonsolen,  ein  oberes  Gebilk  tragend.  In  dem  Mittelfeld  ist  ein  fignrenreiches 
Relief  der  ehenien  Schlange.  Vor  dem  Relief  knieen  zu  beiden  Seiten  des  in  der 
Mitte.' aufgestellten  Crucifixes  etwas  puppentheaterhaft  die  vielen  kleinen  Figuren  der 
Familie  mit  gefalteten  Händen.  Links  und  rechts  von  den  Säulen  stehen  unten 
Moses  nnd  Johannes  der  Tinftr.  Ueber  dem  Gebälk  der  Slnkm  an  den  Ecken  sind 
HfHAfif  der  Grablegung  und  Anferstehung  in  CartouGhen-Umnüunong  [Uber  der  einst 


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106 


JsHA,  CoUegieokinliAi 


Jena.  106 


eine  Engelsfignr];  dartber  das  ReKef  der  Taufe  in  Umralmiiing  mit  fiigefaMpfen,  so 

()l)(;rst  ein  Engel  mit  dem  Schädel.  Die  Sftnton  Bind  dmkel  marmorirt,  die  Familie 
in  den  Farbi^n  der  Zeittracht,  das  Uebrige  vonogsweise  weiss  mit  einigen  blassen 
Tönen  und  Vergoldungen. 

4)  Unter  dem  Torigen  hingt  als  Ged«iikbifti  ftr  Graf  m  Solms  (^)  f  1596  ein 
düiitisdieB  Bronzeschild  in  schlhister  Benaissanee.  Die  Insdurifttafel  in  einem  Bahmoi, 
wi'ltiicr,  voti  r('rl<tab  und  F^ierstab  einficfasst,  ringsum  die  meisterhaft  gegossenen  und 
ciselirtcn  \Va]>iieii  (mit  den  Unterschriften  auf  feinen  Cartoachen)  enth&lt. 

B)  au  der  Ghor-SUdwand : 

1)  Aosnahmsvrdse  unten,  fIBr  Professor  Walcb  f  1778,  neadassisdL  Di  einer 

an  der  Unifiissuiif,^  mit  vUsiis  Laub  verzierten,  steinernen  Kiscbe  li^  auf  einem  Stein- 
sockcl  ein  kuiifenies  JJuch  und  darauf  eine  kupferne  Tme  mit  dem  getrieboien  Brust- 
bild des  Yersturbeneu.   Auf  der  Nische  eine  antike  Laiu|>e  vuu  Kupfer. 

5)  Zwisdien  dem  1.  mid  2.  Fenster  oben,  barock,  fttr  Prolessor  Phil.  Richter 
und  2  Töchter  (A)  f  16(33  und  1669  (BAemABivs,  S.  4St).  Unten  ein  hängendes  Oma- 
nient,  br'^teliend  aus  drei  im  verkehrten  l>reieck  angeordneten,  ovalen  Cartoucheii  mit 
Inschrifttafelu ;  zwischen  den  oljeren  2  'J'afeln  ein  Engel  mit  Totenkopf.  Der  Haupt- 
theil  ist  zwischen  verkröpftem  Fuss-  und  Deckgesims  in  drei  Felder  getheilt  durch 
auf  Consoiett  mhende,  frei  TortreAmde  OUederm^ien,  von  denen  die  beidan  hmami 
als  braunmarmorirte,  korinthische  Siiulen ,  die  beiden  iuisseren  aber  als  natürliche 
vergoldete  Palmbäume  gebildet  sind.  Im  Mittdfeld  \^\  das  in  Oel  gemalte  Bnistbild 
des  Verstorbenen  unter  einer  aus  Wolken  gereichten  Krone.  In  deu  Seitenfeldem 
stdien  auf  Consolen  zwei  iveiUidie  alle^iische  Figuren ;  die  Unke  hilt  Glocke  und 
Wage,  die  rechte  Buch  und  Herz.  Auf  dem  Gebälk  Uber  den  korinthischen  Säulen 
stehen  Obelisken  mit  angobefteten  Wappen  dahinter, "als  Mittelaufsatz  ein  grösseres 
Wappen  in  Barockrahmen,  bekrönt  von  einem  sitzenden  Engel.  Aussen  ziehen  sich 
um  das  Ganse  von  oben  etwas  schwfUstige  Fruchtstränge  herab.  Die  Gedenktafel 
ist  von  Holz,  vorzugsweise  weiss  mit  Vergoldung,  schwarz  in  den  EQntergrtnden 
der  verschiedenen  Tafeln,  sowie  roth  in  den  Wappen. 

.3)  Zwischen  dem  2.  und  3.  Joch,  ffir  Georg  Wolfg.  Wedel  II  {A)  f  1721,  i>an)ek, 
sehr  prunkvoll  und  mit  gro.ssem  Aufwand  (Einfluss  Bemini's).  Unten  ein  sarkuphag- 
artiges  Glied  mit  der  Schrifttafel  an  der  Vorderflftehe,  nnterstlltct  vm  einem  Toten- 
koj)f  mit  l'lederniausflügeln,  von  denen  sich  Blumenstränf^e  um  den  Sarkophag  ziehen. 
Dartiber  der  Haupttlieil:  vor  eitieiii  mit  geschweiftem  (Jiel)eldaoh  ü1»erdeekten  Zelt- 
vorbaug  stehen  rechts  und  links,  frei  herausgearbeitet,  weibliche  Gestalten  in  theatrali- 
sdbem  Faltenwurf^  die  linke  mit  Hörrohr  und  Schlange,  die  rechte  als  Ifimvni  mit 
FOllhoni  imd  Speer;  adiwebende  Engel  sddagmi  Aber  ihnen  die  schweren  Yoifaftnge 
EOrfick;  in  der  Mitte  liegt  tmtcn  eine  weibliche  Gestalt,  welche  in  der  rechten  Hand 
eine  Schlange,  in  der  linken  ein  Schild  mit  di-ni  Belief  des  Verstorbenen  halt.  Auf 
dem  geschweiften  Giebel  dieses  liaupttheils  ist  ein  dreieckiger  Giebel,  darüber  in  der 
lütte  Wappen,  rechts  mid  ttnks  Urnen  mit  einer  dartber  adiwebenden  Figur 
der  Zeit. 

C)  Im  I.aii^'baus  an  den  ScheidelMvgen : 

1)  Zwischen  dem  1.  und  2.  Bogen,  f(ir  Joanu  Bechmann  f  1^^^  (SAaii- 
TAsnm,  S.  3S)f  barock,  reich  mid  eigenartig.  Unten  ein  hängendes  Ornament  mit 
Inschrifttafel  in  ehier  hfibaehen  Oartondie  mit  Engeln  hi  Blattwak.  Darüber  der 


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109  JflOik 


109 


Haopttheil,  cingcfasst  durch  zw<'i  frei  vortrütondc,  kräftige  OlHilisken  rechts  und  links. 
Sie  siud  von  Oelzweigcn  iiuiwunden  und  ruheu,  durch  Kugelfüsse  vcmiittdt,  auf  ver- 
£ierten  Postomeuteu ,  diese  wiutlur  auf  zapfeuarUgen  Cousolen  in  Form  voii  auf- 
stdgindeii  Bl&ttern.  Die  snrlldctreteiide  Flidie  miadien  dimen  Obdisken  ist  in  der 
\\ '  ise.  ausgebildet,  dass  zwischen  den  Postamenten  ein  Sockelfries  mit  Spruchtafel  in 
dvv  Mitte  sitzt,  darüber  (zwischen  den  Obelisken)  eine  Rechtecktafi-l,  wt  lclu'  in  einem 
kreisfurmigen,  hübsch  durchbrochenen  Blattrahmeu  das  (m&ssige)  Oelbildniss  des  Ver- 
stotfaeDeoi  und  in  dm  Tier  Ecken  Bhimenwerk  entiillt  Aussen  sind  rechts  und  links 
ab  Eiufusung,  Ranken  und  Blätter,  diese  etwas  kratis.  Fein  dag^^  ist  diis  Gebftlk, 
nddies  verkröpft,  auch  hinter  den  Oln-lisken  entlang  geführt,  an  d(Mi  Frkoii  blatt- 
artige  Knöpfe,  in  der  Mitte  einen  Iluudbogeugiebel  tragt.  Zwei  Engel  sitzen  an 
diesem  zu  den  Seiten  eines  in  der  Mitte  befindlichen  Wappens.  Uolz,  grau  mannorirt 
mit  Vogoldimg;  das  Wa^Mn  aneb  düt  roth  and  achwars. 

2)  Zwischen  dem  2.  und  3.  Bogen,  für  (Namen  unleserlich)  1671.  Klein,  Holz. 
Fin  vergoldeter  Lorlieerkrauz,  als  Rühmen  um  das  bemalte  Relief  von  Jacobs  Tmum, 
ist  eiugefasst  von  C^touchenwerk  mit  Blumen  und  1-rüchten.  Weiter  unten  befindet 
dch  daran  die  Inschrifttafel  awisdien  awd  Wa)ip«i;  redita  nnd  links  je  awd  Wappen; 
oben  im  Dreipass  augeordnete  Ideine,  gemalte  I>iust))ilder. 

3)  Zwischen  dem  3.  und  4.  Scheidebogen,  barock.  Eine  rechteckige,  dreifache 
Inachrifttafel  füx  Friedrich,  David  und  Benjamin  Gloxinus  (1654)  (SAsn- 
suBVB,  S.  27)  iflt  äsgebsst  Ton  nrai  koriBlJii8die&  Sinkn,  weldie  mit  Weinblttteni 
bonalte  Sdiafte,  mit  Beschlägen  verzierte  Postamente  und  daran  herabhängende  Zapfen 
zeigen,  .sowie  ein  verkrf)})fteR  Gebälke  tragen.  Ringsum  sind  die  f^'escliuitzten  Fin- 
fassungsbretter  mit  ziemlich  hässlich  breitgedrückten  Voluten  versehen.  In  dem 
unteren  ein  verblasstes  Gemälde,  in  den  ob^en  Wappen.  Hechts  und  links  oburlialb 
der  Sinlen  stehen  Ueino'  Avbatdngdn. 

4)  Zwischen  dem  5.  nnd  6. Scheidebogen,  für  Andreas  Yultus  (Ä),  der; Gedenk- 
tafel 1.  dieser  Seite  in  der  Gesammt-Anonlnung  ähnlich,  aber  nüchterner  und  gr('>l»er. 
Die  Zapfen  unter  den  Postameuten  fehlen;  die  Obelisken  sind  den  ägyptischen  wolü 
ihnlidiflr  und  schlanker,  als  die  Ton  1.,  Oberragen  aber  darum  in  hAsslidier  Weise  das 
obere  Gebälk.  Die  Einfasswigen  unten  and  an  den  Seiten  siud  schwerer;  der  Sockel 
wird  durch  di<!  mittlere  Sc^hrifttafel  unterbrochen,  während  an  den  Seiten  noch  Relief- 
Brustbilder  angebracht  sind.  Das  Medaillon-Purtrait  des  Verstorbenen  wird  unten  von 
zwei  Engeln  eingefasst,  iraldie  auf  einem  an  den  Seiten  gekehlten  Sockel  sitzen. 
Die  Einfiosimgen  an  den  Ecken  der  Obelisken  umgeben  zwei  Medailiotts  mit  Wappen, 
die  ziemlich  grossen  Engel  auf  dem  Schweifbogengiebcl  halten  ein  Schild  mit  einer 
Spruchtafel.  An  dieser  Gedenktafel  ist  das  Figürliche,  sowie  Obelisken  und  (iel«ilk 
weissgrau,  im  übrigen  dem  damals  beginnenden  Geschmack  untsprucheud  vielfach 
braim  nnd  Gold. 

D)  An  der  Langhaus-Südwand: 

1)  Für  Reinhard  Russius  (A)  17.S3;  barock,  im  Ueberganp:  /nm  Zn)»f,  der  3.  Ge- 
denktafel der  Chor-Südseite  nicht  unähnlich,  in  der  Gesammt-Anordnung  aber  weniger 
pomphaft.  Der  saikophagartige  So^el  ist  hier  &8t  ganz  Yeidedtt  dnrch  einen  Vorhang 
idt  eincsr  finehrift ;  die  Voluten  zu  dessen  Seiten  sind  dnfiush,  daa  faiogendfl  Omar 
ment  danmter  mehr  ein  stilisirtes  Akanthus-Rankenwcrk  in  durchbrochener  .\rbeit. 
Der  Hanpttheil  enthält  in  der  Mitte  das  gemalte  Brustbild  des  Verstorbenen  in  einem 


110 


Jbu.  OoUeglenkinht. 


ituk  110 


ovalen,  vergoldcteu  Reifen ;  zu  den  Seiten  stehen  Fraacngestalten,  die  linke  mit  Buch 
und  einer  antiken  Lampe,  die  rechte  in  Rüstung  mit  einem  Lorl>eerzweige  und  einem 
Kreuz,  unter  dem  rechten  Arm  dasa  noch  ein  Bach.  Ueb«  dem  Ifitteltheil  ist  ein 
ZeltviNilug  mit  etnem  geflflgelten  Engelakopf  in  der  Mitte,  durOber  ein  SdnroUigiebel 

(dies  Alles  ziemlich  nflchtem  gegenülx'r  doin  Woderschen  Denkmal).  Oben  in  der 
Mitte  sitzt  auf  einer  gestiniteu  Kugel  eine  weibliche  Gestalt  mit  einer  Strahlensonne. 
An  den  Ecken  Urnen  mit  Hammen.  Das  Denkmal  ist  Stuck,  vorzugsweise  weiss 
mit  Gold. 

2)  Für  den  Cliirurgen  und  Anatomen  Job.  Arnold.  Friederici  f  1672(81«»- 
TAarra,  S.  41),  liarock,  derb.  Uebcr  eirieni  mit  S<:hädeln  verzierten,  hängenden  Om.'inKmt 
ist  ein  Sockel  mit  Inscbrifttafel  in  füllbomartigem  Cartoucbenwerk  und  Seiteuvensienmg. 
DarOber  der  HanpttheO:  dn  OelgonSlde,  Kuiestfli^  des  VenKNrbeiMii,  in  ein&ehan, 
ovalem  Rahmen,  unter  einem  im  Lorbeerkranz ' befindlichen  Wappen;  an  jeder  Seite 
zwei  korinthische  Säulen  und  vor  jeder  eine  auf  ein  Consol  gesetzte  F.ngelsfigur.  Die 
Säulen  tragen  ein  verkröpftes  Gebälk,  an  dessen  Fries  rechts  und  links  ein  vortreten- 
der Rundbogen  in  wunderlicher  Weise  gewählt  ist,  um  jedes  Säulenpaar  gleichsam  zu- 
aammenaafiusim.  Ab  Anfimta  ist  in  der  Mitte  eine  Sproehtafd  in  nuhonuartiger 
Cartoucho,  von  einem  Kngelskopf  betnOnt;  rechts  und  links  anf  gebroehmen  CKebel- 
stQcken  antike  Lampen  mit  Flammen  aus  Holz  und  Stuck  (!). 

3)  Im  4.  Joch  der  Bildseite,  für  Maximus  Löffelhoitz  v.  Culberg  aus 
Ntlmberg  f  1680  (SAvmixnm,  S,  48),  täm  Ueiiiere  reditedcige  Tafel  mit  htthseh  aus- 
geführtem Wappenschild;  aus  Sandstein. 

4)  Für  Bernhard  Detrich,  „Bildhauer  von  Freiborgk  in  Meissen"  tl626; 
Renaissance  mit  Neigung  zum  Barock.  Unten  die  Inschrifttafel,  eingefasst  von 
SchnOrkefai.  Im  Haupttheil  treten  rechts  und  links  auf  starken  Zapfen  über  einem 
Fussgeäms  PostaneDte  vor,  tot  welche  noch  die  kleinen  Fignrai  dee  Ventorbenen 
und  seiner  Gattin  einander  gegenüber  knieend  gestellt  sind.  Auf  jedem  dieser  Postamente 
steht  ein  Paar  korinthischer  Siiuh'n,  im  oberen  Theile  des  Schaftes  braun  marniorirt, 
im  unteren,  mit  Engelskopf  verzierten  Tbeil  des  Schaftes  mid  am  Capitell  vergoldet. 
Die  zvracktretende,  rechteckige  Fttche  swiachen  diesoi  Stalen  (iraldie  bis  herab 
gebt,  so  dass  also  die  eigentlich  den  Postamraten  entsprechende  Sockelfläcbe  fortfUlt) 
hat  »'inen  I^nlinien  mit  Bescblag-Verzieningen,  darin  eine  nnid]K>gige,  flach  vertiefte 
Nische,  so  dass  Zwickel  übrig  bleiben,  die  mit  Köpfen  und  Schnörkeln  besetzt  sind. 
Das  RondbogenfSeld  eaÜOlLt  das  malerisch  gedachte,  miter  itsÜBDiadiem  Bnflnss,  aber 
dabei  etwas  naiv,  offenbar  tod  Detrich  selbst  ansgefOhrte  Relief,  eine  Yerehrong 
Gottes  nach  der  Offf-nlwnmg  Johannis  darstellend.  Unten  kniet  auf  Wolken  Christus, 
umgeben  von  niusizirenden  und  ministrirenden  Engeln,  König  David  etc.  Oben  sitzt 
auf  dem  Thron  iu  Glorienschein  Gott  Vater  mit  einem  Buch,  an  welchem  sich  das 
Lamm  anfrichtet,  wihrend  m  den  Stufen  des  Thrones  die  vier  Erangefisten-AbaeicheD 
gelagert  sind.  Links  und  rechts  ausserhalb  der  Säulenpaarc  sind  Einfassungs-Ver- 
zierungen und  davor  die  Franengestalf  des  Glaubens  mit  Buch  und  die  der  Barm- 
herzigkeit mit  Kiudergestalteu.  Die  Säulenpaare  tragen  ein  verkröpftes  Gebälk  mit 
Engelsköpfchen  im  Gesbns.  —  Ein  reicher  Anfeotz  entwickelt  sich  anf  demG^bilk.  In 
der  Mittt;  wird  ein  Medaillon  mit  dem  Relief  des  Lammes  Gottes,  (nach  der  Offen- 
banmg)  auf  hohem  Bt  rge  von  der  Schaar  der  Gläubigen  fingebetct.  eingefasst  v<tn 
korinthischen  Sauleu,  welche  einen  barock  gebrochenen  Giebel  mit  drei  Eugelstiguren 


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112  Jrha,  GoUeg^enkirohe.  Jodil   112 . 

tragen;  rechts  uud  liuks  stehen  (uberhalb  der  Säuleupaare)  auf  Sibii<irkclgiebelu  vorn 
uud  hinteu  je  zwei  der  cbrü>tlicbeu  Uaupttugenduu.  —  Dieses  Deukmal,  leider  uu- 
gflnstig  bdeiühtet,  ist  gerade  interassaiit;  es  nigt  eiiM  liebevolle  und  sorgsame  Baad, 
im  Einzelnen  Gutes  mit  Schlechtem  merkwürdig  vermischt.  Die  Farben  sind  in  zer- 
stnnitor  Verthcilun^'  (Ut  Töne  weiss,  linmii.  schwarz  und  pild;  die  Anweudunji  des 
Guides  bei  deu  Itelicls  ist  feiner  abgewogen  Ot^ü^uiscben  Studien  entsprechend),  als 
es  sonst  bei  diesoi  ArbeÜen  der  Fall  ist  Sandstein  und  libnrmor. 

6)  Unterhalb  des  vorigen,  für  den  Brandenburg' scheu  Gerichtsrath  Georg  Al- 
bert f  17;j8  und  dessen  riciiialilin ;  sorgfalti^^  ;uis;Lrrfiibrt,  alier  im  ,L;ewöIiiiliclnMi  Stil 
der  Zeit.  Auf  eiuem  PosUuueut  steigt  in  der  Mitte  ein  aligestuiupfter  Obelisk  auf, 
der  Aber  eiuem  von  Engeln  gehaltenen  Wappenschild  die  Inschrift  unter  einem  Vor- 
hang und  einer  von  einem  Engel  gehaltenen  Krone  enth&lt  Links  von  dem  Obelisk 
ist  nocb  Platz  für  die  mauierirte  Figur  des  Glaubens  und  rechts  für  einen  Unilien- 
korb.    [Die  Bekrimung,  wahrscheinhch  eine  Urne,  fehlt].  Sandstein. 

G)  Zwischen  dem  4.  und  5.  Joch,  für  Ottu  und  Arnuld  von  der  Hage  (Si- 
onTABiDs,  «.  0.,  S,  13  H.  13),  bis  auf  die  seitlichen  Einfassungen  in  edler  llenaissance 
gehalten  md  von  vroU  abgewogenen  VecbAltnissen.  (Abb.  S.  III).  Die  beidai  aUe- 
gori-rbi  ii  Frauengcstalteu ,  welche  auf  den  Consolen  zur  Seite  stehend  gezeichnet 
sind,  stehen  augenblicklich  falschlich  oben,  da  die  Brüstung  der  Oigelempoie  den 
Piat^  unten  l)eschränkt  Marmor. 

7)  Unten  in  der  Eeke dicht  an  der  Ilolzwand,  für  Sigmund  Orlic  Freiherr 
Yon  Laeisca  f  1878*  bi  einem  Tulpenkranz,  darüber  bi  der  Ifltte  ebi  liegendes 
Knfibchcn  mit  Schädel  und  Sanduhr;  reditB  und  Unks  Wippen  auf  EngdskSpfen.  Sehr 
geschmacklos ;  Sandstein. 

E)  Im  Nordschiff: 

1)  An  der  Ostwaud,  für  den  Rechtsanwalt  Michael  Stromer  (A)  f  1603 
(BAensAnm,  m.  0.,  5.  //),  im  beginnenden  Baroek;  umrahmte  LrachrifttalBl.  Die 
Reliefs  des  Cartouchenwerkes,  der  Besdilagsoinamentik  und  der  Wappen  sind  zart  ge- 
halten.  Grauer  Alabaster. 

2)  Neben  dem  vorigeu,  für  des  Syndikus  Flörcke  Frau  und  Kinder,  von  ihm 
1715  gesetzt,  barock.  Inschrifttafel  in  ein^  Blfttterkrauz,  und  vor  einer  Vorhangs- 
venierung,  aus  welcher  rechts  und  links  ein  Engelskopf  hervorschaut,  wihrend  darüber 

zwei  schwebende  Engel  den  Vorhang  halten.  Rechts  imd  links  treten  in  gekünstelter 
Weise  hinter  dem  Vorhang  und  dt;n  Engel.'^fü.ssen ,  aber  vor  der  Ilauptfliichc,  die 
jonischeu  l'ilaäler  vor,  welche  über  GebälkätUckeu  einen  in  der  Mitte  uu  iiuudbogcu 
herurngdtthrten  Giebd  tragen,  so  dass  in  der  Fliehe  noch  dn  Plats  entsteht,  der  un- 
geschickt von  einem  Akanthusblatt  über  den  Engeln  und  dem  Vorhang  ausgefüllt  ist 
Auf  dem  Gesims  sitzen  an  den  Ecken  Engel,  wahrend  oben  eine  Flanimenumc  steht. 
Au  den  Pilastem  (die  übrigens  ohne  Basen  gebildet  sind)  sind  unten  zwei  Wappen 
befestigt  Das  Ganse* ruht  auf  einem  sarkophagartig  profilirten  Unterbau  mit  Schädel 
und  Blumenstraag.  Sandstein. 

3)  An  der  Nordseite,  für  Burkhard  Gotthelf  Struve  f  1738.  Das  Hrust- 
bihl  des  Verstorbenen  ist  auf  den  SaiHhtpin  gemalt,  da-  Ci  l  rige  grau  mit  Gold,  die 
luschrifttafel  schwarz  mit  guldeuen  Buchfituben,  das  Wappeu  farbig.  —  Das  Grabmal 
zdtftnet  sieli  weniger  durch  gute  Efnzelaiwfthmng,  als  durch  eine  schwungvolle 


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113  Jena. 


JiMA,  CoUegienkircho. 


118 


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114  Jnu,  Coll«(^«iildrobe,  Heilige-KraiB-Eapelle.  Jieoft.  114 

npsaniint-Anordjmng  aus,  und  kann  als  eins  der  besseren  Beispiele  dit-ncn  fQr  vide 
derariigi',  mit  allcfiorischen  FrauengestalteTi  ^'oschmückte  DiMikmiiler,  Sandstein. 

4)  Ander  2\ordscite,  für  Theodor  Schenk,  genannt  von  Burgstadt  (^)  vom 
Jahre  1671  (SAenrAsniB,  m.  0.,  S,  4ff),  barodc,  flberhden  und  geechmacklos.  Eine 
rechteckige  Platte  enthält  unten  die  ovale  Inschrifttafel,  umrahmt  von  lüMfl»!«,  nnmeo 
und  einem  Scliädel.  Danll>er  eine  achteckige  Tafel,  enthaltend  ein  ungeschicktes  und 
in  derben  Farben  liemaltes  Relief  der  Auferstehung,  und  aussen  an  den  vier  Scliriig- 
seiten  Engelsköpfe.  Die  grosse  Platte  ist  an  den  Seiten  von  Schnörkeln  eingefasst 
und  hat  dn  Gesima  mit  einem  Engdabop^  darflber  zwei  Engel,  iraldie  dne  Krone 
Aber  einem  ^pniduchild  halten.  Sandstein. 

5)  Grabstein  unten,  durch  die  mittlere,  durchgehende  Holzwand  der  Voiriialle 
/.um  Th(>il  venieckt.    Inschrift  für  Caspar  Legatos  1 1608,  umgeben  von  gut  go- 

arlHjiteten  Wappen.    Scbwur/j-r  ?*Iarniiir. 

Ausser  den  beschriebenen  DeukmiUero  befindet  sich  gewiss  noch  eine  grosse 
Ansahl  dendben  anf  dem  Fmahoden  im  Ghoce.  Laäiet  werden  diosdben  durdi  die 
IKefamg  desselben  voHst&odig  verdeckt,  nur  eine  bronzene  Platte  ragt  sum  Thefl 

unter  den  Dielen  hervor.  Die  Tnsdiriften  dieser  unerreichbaren  Grabdenkmäler  vfinl 
Sa^fittarius  in  seinem  Buche  wohl  mit  angeführt  haben ;  ausser  den  Monumenten,  auf 
die  bereits  verwiesen  wurde,  zählt  jenes  Buch  noch  an  die  fünfzig  weitere  Inschriften 
auf,  anf  die  an  dieser  Stelle  bloa  verwiesen  seL  Wohl  unter  ihnen  befindet  sich 
die  Im  Lots  etc.  erwihnte  dee  Ulridi  von  liditeohain  f  1501. 

Gitter  au  der  Südtiittr  (AidiivthOr)  mit  gutem  Bankenwerk,  Schmiedearbdt 
des  18.  Jahrhunderts  (Jl). 

Wappen  aus'jon  am  Thurm,  frrosses  sächsisches  (Lichtdruck).  Der  Hau]»fflieil 
des  Wappens  und  die  Unterschrifttafel  sind  1557  von  llernnann  Werner  von  (iutha  und 
Hermann  von  Freising  (Name  in  der  unteren  Oartouche)  in  letzterem  Ort  hergestellt, 
und  ein  PradrtstOdc  der  deutschen  Renaissance  an  technisch«'  Anaf&hrang  des  kräftigen 
CartOUChenwerkes  am  Schild  und  der  rmrahmung  des  Distichons.  Uel>er  den  Köpfen 
der  einfassenden  Gestalten  ist  das  Wappen  al)gebrochen,  und  von  andiTer  Stelle  her 
ein  Oberstück  (wolü  des  i^lelmbusches  wegen)  angefügt,  welches,  schon  barock,  das 
Verstftndnisa  fttr  das  g^ensdtige  VrahAltauss  von  Hintergrund  und  Belirf,  sowie  filr 
Band-  und  Oartouchenwerk  verloren  hat.  Djus  hier/u  gehörende  Wappen  muss 
schmaler  gewesen  sein,  als  da.s  jetzige,  so  dass  die  Fram  ii-()l>erkf»r]»er  nicht  zu  den 
unteren  Figuren  gleich  stehen.   Sandstein.  —  Lnr.,  s.  oben  bei  der  Kirche  selbn. 

Heillge-Kreuz-Kapelle  nicht  mehr  vorhanden,  stand  neben  dem  Karmeliter- 
lEloster,  dessen  im  Anfimge  des  \h,  Jahriranderts  suerst  siehere  orfcundlidie  Er- 
wähnung geschieht  Im  Jahre  \h2h  wurde  es  von  (l<  ii  Bauern  zerstört,  im  Jahre  1G69 
wurden  die  Koste  seiner  Gebäude  abgetragen  und  an  ihrer  Slt'll<!  di'r  Gasthof  zum 
(blaaen)  Engel  gebaut  Die  Kapelle  l>iieb  noch  längere  Zeit  danach  bestehen ;  sie  war 
tor  dem  Kksler  b«rdte  1882  gegrflndet  wwden  und  wurde  nadi  dar  Befonnatlon 
dem  BaOe  vntentdlt   Amuv  Bubb  hat  de,  da  sie  1682  nodi  verirnnden  war, 

einer  eing(>hen(l(5n  Besidltigung  unteinyorftni  und  liericlitet  {Jrckiteci.  p.  414  ff.) 
Genaues  über  die  GemlUe,  mit  denen  sie  damals  reichlich  ausgeziert  war.  —  Heute 


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Vtrtitg  von  Cuifriv  Fitvher  in  Jtna. 


115   Jena.     Jkma,  Nikolauskapello,  Marien-Magdaloooukapcllu,  Spitalkircbe.  115 


8in<l  iilh  jene  Gebäude  verschwunden  bis  auf  einen  spärlichen  Rest  in  der  SackgasBe 
nebeD  dorn  Gasthof  zum  Engel:  einem  Pfeilersockel  mit  einem  Stück  Schaft. 

Abb.  Brisr,  Arckit.  S.  407 — 4t. 9.  —  Freiherr  v.  Gbothb,  Lexie.  deutscher  Stifte  u.  s.  w. 
B.  I,  S.  264,  —  HsaMAitir,  Ferseiekn.  d,  tkürmg.  Klöster  in  Tküring.  Vereint  -  Zeitsekr. 
nn,  33—84,  —  Hin»  im  'miHmg,  Feniu-ZeiMir.  Fi,  19$.  —  Soanm  v.  FXun, 
S.  280.  —  WiBDSBVBo,  S.  184—190.  —  Die  Stiftungiurhada  äet  CtmaUttrUtttT* 
9M  1418  $,  im  Tkärimg.  Ftrwu-Zmitiekr,  V,  (186S),  411  /. 

[Die  Niliolaaskapelle,  niclit  mehr  vorhanden,  stand  vor  dem  Saulthore.  Nach 
kam,  Bnu,  Ar^^  S,  890^  soll  die  Kapelle  1319  vom  Rathe  zu  Jena  gestiftet  vorflen 
sein;  1481  habe  Papst  Sixtns  71.  die  Stiftmig  anb  Nene  beatfttigt  1564  kaufte 

die  Universität  dem  Rathe  das  Kapellen-Gebäude  ab,  und  richtete  es  seit  1592  zum 
Studentoii-IIospitalc  her.  Im  Jahre  1784  wiirde  es,  weil  es  hei  einer  rel)erschwem- 
muug  schwer  gelitten  hatte,  abgebrochen.  —  Adbuh  Bbisb,  AreA.  ^.  VJti.  üßö.  389  Q, 
—  aa—Hwa  a.  TlaaiBr  5.  191,  —  WxMamnm,  I,  MJ]. 

[Die  Marien-Magdalenenkapelie»  nicht  mehr  vorhanden,  befand  dch  auf  dem 

Gebiete  der  Saalvorstadt.  Sie  gehörte  zu  dem  fiir  venimitc  Frjuien  errichteten 
üospitale,  und  wurde,  wie  eine  ülnir  ihrer  Thür  ein^'ciuiuune  Inschrift  angab  (Adeiak 
BniB,  ArdUt,  S,  897  i  WaunBinto  /,  289)  im  Jahre  1504  von  Dr.  Ck>nrad  Stein  ge- 
gründet in  der  Ifitke  unaeree  Jahrhimderts  mude  sie  ahgebrocbon.  (Sonanaa  «. 
Fua,  5. 108  J,)] 

SpItalUrche  oder  Jacobs  kapeile.  [Im  14.  Jahrhundert  wurde  au  der  Strasse 
nach  Zwätzen  ein  dem  hl.  Jacobus  geweihtes  Hospital  gegründet,  das  wohl  auch 
ZwAtsener  Hoapital  genannt  wird.  In  neoeror  Zdt  wurde  an  Stelle  dee  alten 

IIospital-Gebjiudes  ein  neues  errichtcit).  Die  noch  heute?  erhaltene  Kapelle  wurde  im 
Jahre  1482  durch  den  Bürgcniieister  Theuerkauf  gestiftet,  der  auch  dort  «eine 
Ruhestätte  fand.  [^Die  Imchrifl  diaes  jetzt  verteAtputiäenea  Grabsteines  bewahrt  Adb.  BkibbJ. 

Der  jetage  Ben  ist  swar  ermcbtUdi  nodi  mittdalteriiclien  ürspranges,  in  fliei>en 
Seiten  des  ZirQlfedcs  (aussen  und  innen  dies  im  Putz  ziemlich  abgerundet)  geschlossen, 
aber  .lehr  dürftig,  verwahrlost  und  klein,  mit  Ilolzdccke  und  Hechtcckfenstem;  oben 
ein  kleiner  hölzerner  Dachreiter  als  Tuhern.iki  Iclicii  mit  Schwcifkuppel. 

Kirchstuhl,  18.  Jahrb.,  mit  durchbruchuu  geschnitztem  Gitter  (Urnen  in 
Ranken).  Holz. 

Kanzel,  16.  Jahrb.,  füufseitig  vorgekragt  [jetzt  das  Yorkrageglied  auf  den 
Fnssboden  stoseend,  frtther  hlHier  aaf  einem  Pfeiler],  mit  den  Bdiefr  der  Efangdiatm 
an  den  FÜcbcn,  Ecksäulchen  imd  gans  feinem  Abdeckongagebtik  mit  Oonsolenreihe 

und  Zahnschnittreibe.  Holz. 

Ältar,  Stein. 

[Unter  den  ehemals  in  der  Jacobskapelle  vorhanden  geweseneu,  schon  zu  Beierns 
Zut  reeht  'vobfichenen  Bildern  bebt  dieser  {JtrMt,  S.  884  J.)  ein  Gemälde  hmor, 
die  Maria  mid  Cauistus  darstellend,  wie  sie  emen  Sflnder  besehUtaen;  und  —  Unter 
dem  Altar  —  ein  BOd  dea  bL  C!bristo|lionis.]. 

8* 


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116 


Jm,  Garuifioukirchd. 


Jm.  IIG 


Cbrnisonklrdie  und  kufttllMke  Drehe  liegen  auf  dem  jetzt  gemeinsamen, 

höher  als  die  Stufit  f^eh^gcnon ,  grossen  Kirchhof  nahe  aneinander  und  in  niigeffi.hr 
gleicher  La^e  bezüglich  der  N'ordsUdhnic   Die  grossere  GamisonJcirche  liegt  nördlich 
•   TOD  dnr  kiHuUBdien  mid  hifher,  da  der  Beeiifc  von  Sttden  nach  Norden  ansteigt 

Die  Garnteonklrche  oder  Johann-Georjrpkirche,  ohne  (Iriind  neuerdings 
„Johanniskirche"  genannt.  Der  flrund  zu  dieser  Kirche  wurde  am  16.  Augu.st  Itiyij  gelegt, 
unter  Beisein  und  Mitwirkung  der  Herzöge  und  Prinzen  von  Eisenach,  Weimar  und  Jena, 
auf  Betreiben  des  Generalsuperintoidenten  GHItae.  Q«weiht  wurde  der  beendete  Bau 
aai  16.  Juli  1093  und  ihm  der  Name  Johann-Oeorgskirche  gegeben  (nach  Joh,  Georg  I 
von  FJsenach,  der  den  Grund  legte).  Im  August  1 71.3  wurde  die  Kirche  zur  Gamison- 
kirche  geweiht,  auf  Befehl  des  Herzogs  Ernst  August  wurde  sie  im  Jahre  1735 
renovirt,  und  triri  es  jetst  im  Kmem. 

Die  Kirche  itt  ein  einfacher,  aber  würdiger  Raum  im  Uebergang  vom  Zopfstil 
zum  Ni'uclassicisnms,  von  guten  Verhältnissen  und  klarem  Auflinu,  v<)r  vielen  anderen 
Kirchen  Thüringens  «lurch  Berücksichtigung  der  Emporen  schon  hei  dem  Baue  selbst 
ausgezeichnet  Der  Chor  ist  iu  filnf  Seiten  des  Achtecks  gebildet,  und  trägt  den  1702 
renorirten  Thum.  Das  (Uaflenstrige  T.i»nghani  ist  dräsebifllg.  In  der  eimpiingenden 
I'lcke  zwischen  Ch<*r  und  Langhaus  auf  der  Nordseite  ist  eine  kleine  Sacristei.  — 
Die  Sacristei  ist  flach  gedeckt.  —  Der  Chor  hat  ein  sehr  hohes  Tonnengewölbe 
mit  spitzbogigeu  ätichkappeu  (wohl  um  der  Fenster  willen,  die  jedoch  jetzt  weit 
tiefer  Bitcen).  Er  üSfaei  sich  durch  einen  Rnndbogmi  in  der  Weise  gegen  das  Lang- 
haus, dass  keine  Wandvorlagen  angeordnet  sind,  also  von  der  Chorseite  aus  gesehen 
die  Bogenknnte  aniiiiilich  iu  die  Wand,  luizw.  das  (JewOlhe  vcrliiuft,  w<'lches  liier,  statt 
auf  der  geraden  Bogeustim,  auf  einer  ihm  kuppelformig  entgegenkommenden  Ilun- 
dung  aufsitzt  —  Das  Tianghana  ist  weit  hoher  gefUurt  Das  Mittelschiff,  in  der 
Breite  den  Chor  fortseliend,  hat  dn  aus  Hob  gefalldfltes  SpiegdgewAlbe,  dessen 
Voluten  in  Stuck  einige  T.iiiienumrahnmiig  und  wenig(!  f'artouchen,  dessen  Spiegel 
kräftigere  Uiurahimuig  von  einem  I.orlteerkraiiz  nn<i  darin  ein  Oval  von  einem  Akanthus- 
krauz  zeigen.  Die  Seitcuschitie  haben  unten  und  Uber  den  Emporen  flache  Decken, 
weiehe  gegra  die  VoIntraHÜntorkaote  des  Ifittebchifies  anfanifi».  Die  Empore  sieht 
sich  auch  um  die  Westseite  herom,  so  daSB  also  ein  dreiseitiger  Umgang  um  das 
Mittelschiff  tintsteht.  Die  Empore  wird  in  der  durch  je<les  Seitenschiff  gebildeten 
Ecke  durch  einen  I^feiler  gestützt;  vor  diesen  i'feiler  sind  nach  jeder  Kichtung  der 
Emporeoineht  Sinlen  ▼«nrgestellt;  femer  steht  je  eine  Sinle  frei  vor  dem  fistlieheD 
Ende  des  Nebenschifies,  eine  doppelte  in  jeder  Üngsmitte.  Diese  Pfnler  und  Siidra 
stehen  auf  hohen  Postamenten  nn<l  liaben  wie  diesem  und  die  von  ihnen  getragene  Em- 
porenbrüstung streng  classische  Gliederung;  übrigens  Alles  von  Holz.  Die  Säuleu 
haben  jonische  Capitelle  mit  diagonal  gestellten  Voluten  (wie  die  des  Satamtempels 
zu  Rom),  die  EmporenbrOstong  ist  als  atttsch-jonisclieB  GehiDc  geUUet,  läuft  übrigens 
ohne  architektonisclie  Lösung  gegen  die  Ostwand  an.  Auf  diesen  Fknporen  ruhen  an 
den  entsprechenden  Stellen  Stützen,  welclie  (hxs  elvenfalls  antikisirende  Deckengebälk 
(gt^en  welches  die  Seiteuschitldecke  anlauft,  und  von  welchem  die  Mittelschiffvolute 
aofeteigt)  tragen.  Diese  oberen  Stfltn»  sind  einstwatoi  rohe  Stinder,  solhn  aber 
ebenfalls  als  Säulen  umkleidet  werden,  wie  überhaupt  augenblicklich  die  ganze  Kirche 
im  ImuHn  einer  durchgreifenden  Erneuerung  untenogen  mrd.  An  der  Ostseite  läuft 


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117  J««k 


JniA,  GamiMnkirohe. 


in 


innen  um  den  Chor  unten  ein  KirchenatoU,  der  im  Erdgeschoss  mit  Ohren  versehene 

Eingangsthttrcn  hat,  und  in  einem  P^mporcngt^srhoss  eine  offene  BaliLStrade  als  BrHstung 
zeigt.  Das  Gebälk  zwischen  diesem  Stuhl  und  der  Kn)p«)re  tritt  in  der  Mitte  der 
Ostsette  im  Viereck  vor,  an  der  Vorderseite  durch  zwei  Pfeiler  gestützt. 

Aitf  flni  steigt  die  Kftnselmoid  auf,  in  der  Mtte  durch  die  Thflr  nnterlirodien; 
Kansd  und  Schalldeckel  sind  ihr  vorgekragt  (1835  errichtet).   Alles  dieses  hOdut 

einfach,  aber  rationell  angeordnet.    Die  Kircli(;  ist  im  Inneni  überall  ^reweisst. 

Das  Aeusscre  ist  möglichst  einfach  {^ehalten,  dabei  aber  durch  einige  Ni.schen- 
gUedemng  belebt ;  das  fensterlose  Erdgeschoss  durch  ein  Gesims  vom  Emporengeschoss 
getrennt  Dieses  wird  in  den  Mitten  der  Langseiten  dnrch  den  grossen,  etwas  {«vfiUrten 
Randbogen  dnrchschnitten  und  überragt,  welcher  die  Portalnischc  bildet;  die  übrigen 
Nischen  des  Erdgeschosses  sind  im  Chor  rundbogig,  im  lianphaus  korbbogig  zwischen 
Pilasteru.  Diese  Nischen,  die  dun  oberen  Fenstern  entsprechen,  sind  wohl  fUr  die  Auf- 
steUnng  tob  GntbstriDen  besänunt,  und  dienen  zum  Thdl  andi  diesem  Zweek.  Ln 
Emporengeschoss  stdien  flbor  den  materen  Wandpfeilem  obere  Wandpfeiler,  zwischen 
denen  die  Flilchen  zurücktreten,  uikI  welche,  mit  dem  unteren  Thril  des  Haui)tgesimscs 
verkröpft,  gegen  den  oberen  anlaufen.  Am  Chor  sind  sie  mit  dem  ganzen  Gesims 
verkröpft;  denn  hienraf  ruht  der  länglich  achteckige,  hohe  lliormaafbaa,  welcher  bis 
somThamidach-GesimB  dmdigehende  EdqtOaater  und  an  den  FUchen  einige  elliptische 
und  rechteckige  Fenster  hat.  -  Die  säraratlichen  Gliederungen,  Kiimpfergesimse,  Archi- 
volten,  SchluRssteine,  Fensterumnibmnngen  und  Zwischengesimse  bestehen  nur  aus 
wenig  vortretenden,  gerippten  Platten.  —  Den  Thurm  deckt  eine  Schweifkuppel  mit 
hohem,  offanrai,  kuppdgekrOntem  Tabemakel-Anfeats. 

Die  Feinster  hal)en  innen  Flaehbogen,  aussen  am  Chor  Rundbogen,  am  Langhaus 
Korbbogen.  In  die  Mitte  der  Nord-  und  Südseite  des  LanghaiLses  führen  rechteckig 
umrahmte,  mit  Ohren  in  der  Proliliruog  versehene  Thtlren,  von  denen  die  südliche 
jetrt  iiMB  ngemimrt  ist  Ueber  der  nOrdficheii  M  inBaeB  ehi  Schild  mit  den 
Honogrsmm  fon  Enut  August,  umgciwD  von  WnffiBO.  &n  binem  hat  diese  Thflr 
einen  Holzvorbau,  der  in  seiner  Architektur  neuerdings  der  der  Kirche  nachgebildet 
ist.  Elxinso  die,  Holzwand,  welche  unten  vom  Westschitf  einen  Vorraum  abschneidet 
Eine  Thür,  welche  hier  iu  diese  Westseite  führt,  ist  aussen  ganz  einfach  rechteckig 
umrahmt  VAnamt  Mtitkrt&iaig  dl  SttA  /hm,  5.  72  §,  —  Bnunirm  n.  FlaBB^  Am 
von  s.  Urspr.  bis  nr  MWflv  Zdf  1850,  S,  162,  —  WtMamm,  Stfekt,  d,  StaA  Jna, 
nas,  I,  S.277. 

Die  Orgel  stammt  aus  dem  Jahre  1784. 

Gedenktafeln  in  der  Kirche: 

A)  im  Chor: 

1)  An  der  Nordwand,  für  Johann  Christoph  Tanneburger  f  1714,  im  Zopfstil, 
reich  und  wirimngsvoll.  Efai  hängendes  (annähernd  einem  Dreieck  mit  der  Bpitse  nadi 
unten  gleiches)  Ornament  hat  im  durchltrochen  geschnitzten  Akanthuswerk  in  der 
Mitte  ein  ovales  Schild  mit  der  Inschrift  Itechts  und  links  olnjn  schweben  je  zwei 
Knäbchen  mit  Spruchtafeln  [die  rechte  ist  zerbrochen].  Der  Haupttheil  darüber  hat 
ein  stark  gekröpftes  Fussgesims,  auf  dem  rechts  und  links  (über  dem  lüiabenpaar)  je 
suei  kofrintUflche  Btaten  an£Bteig«i,  sowie  dahinter  ebe  Wand,  welche  sich  noch 
anrnnhalb  jeder  ftnaaeren  Siule  ein  Stack  nach  redits  und  links  fortsetzt  Das  oben 


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118 


Abscblussgel)S.lk  dieses  nau])tthei1es  länft  daher  hinter  dem  verkrOpften  Gebälk  der 
Säulen  in  {glatter  Linie  durch,  und  fangen  die  Giobelecken,  die  sich  Ober  dem  Ilaupt- 
theil  erheben,  erst  von  den  Säulen  aua  au.  Der  Giebel  ist  ein  unterbrochener 
Dreieckgiebd,  xviaeben  dessen  Stllcken  in  der  Mitte  anf  der  Hintenrand  eine  ge- 
schweifte Fläche  auisteigt,  welche  das  als  l  lachbogengiebel  gestaltete  EinsatzstQck 
trägt.  Das  Fussgesims,  der  Fries  des  olierun  Gebälkes,  die  drei  Giebelstücke  sind 
mit  Blattwerk  verziert,  ebenso  das  Mittelfeld  des  Uaupttheiles  in  seiner  Medaillon- 
UmrduDiing  (daiin  ein  scUecbtee  OeObOd  der  Beweinung  Christi),  wlfannd  tu  den 
vier  Ecken  ringsum  Engelsköpfe  Platz  finden.  Innerhalb  der  beiden  S&olen  des 
Ilaupttheils  stellen  ;illt'<.'()ris('b('  FnuuMigcstaltcn,  lÄvhc  und  Glaul«',  iiusscrbalb  der  Säulen 
nach  links  als  l'rauengestalt  die  Ewigkeit  mit  Uiug  und  Phönix,  rechtes  die  Zeit  als 
bärtiger  Manu  mit  Sense  und  Sauduhr.  Auf  dem  Einsat^giebel  sitzt  auf  Wolken 
eine  Franengestalt  mit  dem  Knnx  der  Volleiidimg;'  auf  den  seltlidieD  OiebetetOeken 
lagern  weinende  Frauen,  rechts  und  links  stehen  Urnen  mit  Flammen.  Holz,  gewdsst,  mit 
einzelnen  Vergoldungen  am  Blattwerk,  CapiteUeOt  Fries  etc.,  sowie  HaMreo,  Geinukd- 
S&umen  und  Abzeichen  der  Figuren. 

2)  An  der  Chor-Südwand,  für  Martin  Tanuenberger  f  1707,  im  Zopfstil.  Ein 
hiagendes  Ornament,  mit  Alnntlraa  um  die  Lischrifttafeb.  Der  AmpttheO  ist  Aber 

einem  verkröpften  Fussgesims  in  drei  Abtheihmgen  geg^edert  durch  zwei  innere, 
korinthische  Säulen  (unter  welchen  vor  dem  hängenden  Ornament  niedliche  Kinder- 
gestalten als  Unterstützung  schweben)  uud  durch  zwei  äussere  naturalistisch  gehal- 
tene Pahnenbinme  anf  Oonsolen.  Das  Mittelfdd  enfliftU  in  einem  akanthnuvenierten 
Rahmen  ein  unbedeutendes  Oelbild  der  Auferstehung.  In  den  seitlichen  Felden 
stehen  die  Frauengestalteu  der  Barraher/igkoit  und  des  GlauK'ns  |  Abzeichen  der  letz- 
teren verloren].  Ausserhalb  der  Palmenbäume  durchbrochen  geschnitzte  Einfassungs- 
bl&tter.  Ein  verkröpftes  Gebälk  trägt  za  den  Seiten  laubnmvundene  Pyramiden  auf 
Kog^UUesen,  daziriäclien  einen  Tozopften  KleeUattbogengiebel  mit  AioBthnsUitteni 
innen  und  aussen,  in  dessen  Bogenfeld  ein  Wappen  ungebnicbt  ist;  ausserhalb  zu  den 
Seiten  imd  oben  drei  Engel  mit  den  Sinnliildern  der  Vergänglichkeit  (Seifenbbise,  Saad- 
nhr  und  Schädel).   Holz,  weiss  und  grau  mit  Vergoldung,  das  Wappen  farbig. 

B)  im  Nordschiff: 

1)  An  der  Ostwaud,  für  Clara  Christiua  MtUIer  geb.  Bamberger,  aufgericlitet 
HDGIVG  (1696),  idein uideiiifMlk;lilagende8 Ornament;  InadirifttafeliDBlattwwk; 
Anfimts  mit  den  Wappen.  Sandstein. 

2)  An  der  Nordwaud,  für  Philipp  Bodisch  1722,  zopfig;  Inschrifttafcl,  darunter 
eine  S])ruchtafel ,  darüber  Monogramm  iiiitor  der  Krone;  zusammengefiisst  durch 
Schwei!-  und  Blattornament,  an  dem  links  uud  rechts  Kugel  mit  Sanduiu-  uud  Schädel 
angeheftet  sind.  Stein,  iraias  mit  Teigoldnngai,  die  Scbiifttaftln  sohwaiz. 

Ebenda  fOr  Franz  veo  WitzoKlorf  f  1716^  imgwuein  nirinnigsvoll,  nenn  andi  aelir 

manierirt.  Die  lebhafte  Bewegung  der  Figur  der  Zeit  und  der  Vorhangsfalten  sind  be- 
zeichnend für  den  damaligen  Gescliinufk,  wie  die  freie  Anoixinuug  des  Ganzen,  Der 
Vorhang  mit  der  vergoldeten  Insciuilt  iiat  rutheu  Grund,  wie  der  des  farbig  gehaltenen 
Wappens.  Weiss  rind  die  lunimgeBeblsgBBen  Theile  des  VeilttageB,  die  KOiper  mid 
Gewänder  der  Figuren;  Vergoldungen  an  sämmtlichen  Säumen  des  Vorhanges  und 
der  Gewänder,  der  Flüg^  der  i<>aa8en  und  Troddeln  dee  Vorhangs  und  der  SchikL- 


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119  Jena. 


JxMA,  Garnisoukiruhe. 


119 


nnmliinnng.  Der  Vurhimg  ist  mit  seiner  Hattptfliidie  vor  (Iii*  Wund  gelegt,  so  daas 
die  imigefldüage&en  Theüe  firai  bnaiugeariieilet  sind,  ebenso  das  Sdiild  und  die  fügoran 


ganz  vortreten,  die  s*  Invohonde  Figur  der  Zeit  sogar  in  sehr  kOhiier  Weise  Dor 
mit  den  beiden  Iliiiuicu  hefestigt  ist. 

4)  Ebenda,  vou  Frau  Aima  Elisabeth  Malier  geb.  Bucte  für  Verwandte  1700 
gestiftet,  hiaeodk.  InscilirifttafBl,  danmter  Spmchtafel,  darfilwr  eine  BmtSL  mit 
Aikentliiiswerk,  dazu  BosOTkrtozea,  EielMn,  EDgetdrapf  und  dne  Krone  haltendem 
Engel;  olme  Wertlt 


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ISO  Jim,  GtfiilMaklNhfli  J«a.  ISO 


C)  Am  südlichen  SchifFspfeiler,  ffir  lleischermeister  Beyer  +  1746,  barock, 
prunkvoll.  Der  Sockel  hat  ausgeartete  W-rkropfuujislinien  mit  frei  herausgearbeiteten, 
uach  voru  und  den  Seiton  gebenden  Cous«)len,  denen  Troddeln  und  Engelsköpfe 
vorgesetst  sind.  Der  Hanpttbeil  wird  hierauf  efngeCuat  von  zwei  Pflastern  und  frei 
davor  gestellten  joniscben,  cannellirten  Sftulen  mit  diagonalen  Volnteii.  In  der  Mitte 
stehen  lüe  Figuren  des  (ilaul)ens  und  der  Liel)e,  zu  den  Seiten  eine  Urne.  Darüber 
ein  mit  einem  Engel  neben  einem  Schädel  in  der  Mitte  besetzter  Vorliang,  der 
nach  den  Seiten  hinter  den  Sftulen  fort  an  den  Pflastern  vorbei  von  zwei  aossen 
schwebenden  Engeln  gezogen  wird.  Ausserhalb  der  Säulen  stehen  noch  auf  Vor- 
sprüngen dir  Figuren  der  Fruchtbarkeit  und  der  Sanftmuth.  Das  ru  tiülk  über  den 
Säulen  ist,  wie  auch  das  Fussgesims  danmter,  in  der  Weise  verkröpft,  dass  es  gerade 
an  den  S&olen  übte*  Eck  gestellt  vortritt,  lieber  dem  oberen  Gebälk  eine  Lambrequins- 
BeOie.  Als  Anfisatz  ist  Goasoten-  und  Blattweric  mit  der  Figur  der  Zeit  in  der  Mitte, 
Schädel  etc  an  den  Selten.  H0I2,  freifls  mit  Yergoldimg,  sddecht,  CoDdltorstil. 

D)  Im  Südschitt': 

1)  Au  der  Ostwaud,  für  Prof.  Heinrich  Wismar  f  l7iM,  im  Zopfstil.  Hängendes 
Ornament,  darin  die  LisdirifttaSBl  in  Aknntiins-Werk,  mit  Engeb.  bn  Hbmptthefl  an 
jeder  Seite,  zwei  korinthische  Säuhn,  «eiche  ein  vcrkröpftes  Gebilk  tragen.  Im  Mittel- 
feld ein  Relief  der  Auferstehung,  zwischen  den  Säuleu  Figuren  von  Glaube  und  Lielie, 
aussen  durchbrochen  gearbeitete  SeiteneinfiAssungen.  l>er  Aufsatz  ist  ein  Kundbogen 
mit  seitlieh  horinmtsler  Fertsetsang;  im  BogenfeMe  in  Rdaf  «in  Btaanengewinde, 
darüber  ein  Buch  mit  flammendem  Herz.  Ansäen  nriachen  nnCtueilc  an  den  Seiten 
Engel,  oben  die  Rüste  des  Vcrstorl)cnen.  Das  Ganze  ist  heMOt  gedacht,  als  MtS» 
geführt.   Sandstein,  als  verschiedene  Steinarten  angestrichen. 

2)  An  der  Südwand,  klein,  für  Jobann  Gottfir.  Liudemutb  1 1753,  Koccoco,  ein- 
frch.  bsdiriflen  und  Abseidieai  anf  vier  fiberahrnnder  nnr  kee  veibandflnen  Tafthi 
mit  SchnOrkeln.   Holz,  weiss  mit  Gold. 

3)  4)  5)  An  derselben  Wand,  Inschriften  in  Barock -Verzierung,  Holz  oder  Stein 
mit  Farben  und  Vergoldung,  alle  unbedeutend.    Bemerkenswerther  ist 

6)  die  ovale  Bronzetafel  mit  bsehrift  für  die  Familie  Veiehischt,  in  einem 
Lorbeerkranz  unter  der  Krone. 

7)  Darunter,  17.  Julirh. ,  viereckige  Tafel  mit  2  W'api>en  in  den  oberen  und 
Bl&ttera  in  den  unteren  Ecken,  darin  in  einem  Lorbeerkranz  die  Lischrift  für  eine 
Enkelin  Luthers  f  1697  mit  ihrem  Mann  und  Kindern  (A). 

8)  AngenUieiclich  snr  Seite  geetdit,  für  Georg  Adam  Koiel  f  1716,  bnroeL 
Sefarüttafel  in  einem  T.nrbecrkrnnz ,  umgehen  vou  Akanthus-Bankenwerk,  oben  mit 
Wappen.    Hulz,  weiss  und  vergoldet 

£)  an  der  Westseite: 

1)  FAr  Johann  Balthasar  Wiemann  flTlS,  barock.  InsdiriftlafiBl  mit  Lorbeer^ 

lanmz,  umgeben  von  Blättern;  im  Aufsatz  Engel,  Wappen  haltend. 

2)  Für  Christian  Wilhelm  Rüdisch  (V)  f  1713,  im  Zopfstil.  Inschrifttafel  in 
Palmenkranz,  darüber  ein  Engel  mit  dem  W  appenschild  vor  einem  Vorliaag,  über  dem 
die  Krone,  bn  Sockel  Schidd  und  Gebeine,  Holl  nnd  bemalt  Leidlieh. 

3)  tt.  4)  Am  Treppenaufgang,  mit  BsliefB,  18.  Jahih.,  nnbedeatend;  ebenso 
6)  die  Tafel  ebenda  mit  Malerei 

11  Oelgemäldeaufdcr  Empore,  Bildnisse  von  Pastoren  in  Lebensgrösse. 


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181  J«nik 


Jau,  IbrilioUMlie  Kir^ 


181 


Katholische-  oder  St.  Johauniskirchc,  der  Udierlicfcrung  uach  eine  der 
ältesten  Kircheu  Thüringens.  Im  Jahre  1307  wii-d  das  ciuieterium  St.  Johannis  in 
einer  ITrlniiide  erwAhnt  Von  ltS®6 
— 1596  hig  die  Kirche  wüht ,  :-eit 
Kitztercm  Jahre  wurde  sie  wieder 
benutzt  iwd  zwar  lediglich  bei  Be- 
gr&bnissreden  bis  ungefÜLbr  1786. 
Im  Jahre  19SS  imrde  sie  der  kar 
thnlischei!  (lenieinde  übergehen,  re- 
staurirt  und  als  katliolische  Kirche 
eingeweiht.  —  Vuu  einem  rumaui- 
aehoi  Bm  dee  18.  Jahrhunderts 
rflhrt  in  der  Gesammtanlage  der 
quadratische  Chor  und  da.s  nach 
beiden  iSeiteu  verschieden  breitere 
F^"e^***«  her.  Ferner  von  Etnsel- 
hfliten:  der  ehemalige  Chorschhiss- 
Bogen  mit  rfoiU'r-("ai»ifellcii ,  <lio 

mit  ilxrer  noch  autikisiruuden  Vemening  (das  eine  zeigt  die  Talniette,  das  andere  den 
letzten  Nachklang  des  Eierstabes)  die  ältesten  bauhcheu  Kunstformeo  bilden,  die  Jona 


Orundriw  dar  kaUioUachw  Kirch«. 


PMlampitolU  mb  ChoncUtiM  d«r  JuthoUaelimi  Kirche. 


besitzt ;  ferner  zwei  kleine  Fenster  an  der  Langhaus-Noiilscitc  luid  eines  (nach  Westen  ^ 
zu)  an  der  Südseite.  —  Bei  einem  spätjitithi.schen  Knieuerunf^shau  von  If/.H)  (Jahres- 
zahl Uber  der  SUdtliUr)  entstand  an  Slclle  eines  früheren  Gewölbes  da^  Ivreuzgewölbc 


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122 


Jkha,  KathoUaehe  Kircbo. 


Jena.  12g 


Uber  dem  dicnquadrat  mit  kehlprofilirtcn  Rippen,  auf  älteren  Köpfen  an  der  Ost-, 
und  Consolchen  an  der  Westseite.  Im  SchlussstL-in  Christi  Haupt  (wohl  auch  älter). 
Das  Langhaus  hatte  immer  eine  einfache  üulzdecke  (freilich  eine  andere,  als  die 
jetzige  neue).  Wohl  bei  jenem  Bsn  wurde  [der  ursprüngHch  jedenfalls  Teriumdone 
HalbkreiBsdiluss  des  Chores  abgebrochen  md]  one  Abschluss-Wand  mit  zwei  8|üti- 
l)ogonfoii8t(Tii  darin  in  den  Chorlwgcn  gczof^O,  8<><hinn  auf  der  Rüdseite  im  Clinriniadrat 
eines,  im  Langhaus  zwei  alte  Fenster  sytitzbogig  erweitert  und  vergrössert.  Die  Sjiitz- 
bogeuthür  auf  der  Südseite,  welche  die  erwähnte  Jahreszahl  enthält,  ist  aber  gerade 
MifliftDender  Weise  in  hochgothischer  Profilimng  mit  dnem  Birnstab  xwischen  Kehlen 
profilirt,  (lass  hier  der  Gedanke  an  Benutnmg  älterer  Bautheile  von  einer  andern 
Stelle  nahe  lit  i^t.  —  Dagegen  macht  das  grosse,  aus  der  Mitte  gerückte  Fenster  filier 
der  Thür  auf  der  Westseite  mit  seiner  Itechteck-UmrahmuDg,  darin  zwei  lluudbügeu 
mta  Yiecbl&ttern,  einen  gar  nengothiachen  Eindmek.  Im  Laufe  der  totsten  Jahr- 
hunderte fimden  mehrfache  Veränderungen  statt,  denen  wir  die  grosse  Breite  der 
Ostfenstcr  5!uzuschreil)en  hahen ,  den  Anbau  der  schmucklosen  Sacristei  mit  Tonnen- 
gewölbe und  Rechteckfenstern,  den  Dachreiter  unter  dem  Chor  mit  offenem  Achtcck- 
Tabemakel  und  Schweifkuppel  (dies  im  18.  Jahrhundert)  und  (in  modemer  Zeit)  die 
ProlUirung  der  apitsbogigen  Weatthfir,  daa  Zumauern  der  SUdfiillr,  aehliesalicb  die 
geschickte,  auch  farbige  Kestaurinmg  des  Innern.  —  H.  Hess,  über  einige  Bauwerke 
der  romnnischrn  Bauzfit  im  östl.  Thijrirtf.,  in  Thüring.  Fereins-Zeilschr.  III,  liff.  —  Kaplan 
BOttkkb,  /f  erA  über  die  Kirehe  vorbereitet .  —  Lötz,  Kuiuttopographie  I,  311.  —  Scukbibkk 
u.  Flam,  m.  «.  0.  S,  iS8,  —  WninniM,  «. «.  0.»      SftS  /. 

Sacramentachrein  an  derChor-Nordwand  (vonanaaen,  einer  Stelle  links  von 

der  Südthttr,  her  versetzt),  gothisch,  ein  Spitzb«)gen  mit  Kletihlatthogen,  restaurirt  und 
benuilt,  wie  die  äusseren  abweichend  flach  und  wirklichen  Blumen  ähnlich  gebildeten 
ICantcnblumeu.  Au  der  ilinterwaud  der  Nische  ein  Joliunnes-Kopf  in  Itelief  auf 
einer  SchOssd,  adiOn,  von  mihton  Ausdruck  ohne  Todeaandeutung. 

Gedenktafel  aussen  links  oberhalb  der  SAdthttr,  mit  ümsduift  am  Rahmen: 

 @o©.  %mvm.  H. 

(DaaoiixxBn  jsjma 


,    (Nadi  AsBUX  Bann,  AreUteehu  Umh».  1681,  S,  591,  soll  diese  Insduift 

folgendermaassen  gelautet  hahen:  SM  t>rott>  C^utta  Öclbcrj  t)cr  (Sott  g.  1397. 
Beier  giclit  die  Lebensverhältnisse  der  betreflcnden  Frau  Jutta  an  derselben  Stelle 
an,  aus  denen  hervorgeht,  dass  sie  am  Ende  des  14.  Jalurhuuderts  gelebt  habe.) 
Hodigothisdi.  In  einfachem,  viereckigem  Rahmen  mit  Gesimsverdaehnng  oben  be- 
findet ddi  dn  Hoduwlief.  Unter  zwei  tröstenden  Ekigeln  hangt  Christtts  am  Kreuz; 
ndien  ihm  stdit  auf  der  dnen  Sdte  Johannes  der  Täufer,  und  kniet  auf  der  andern 

Seite  eine  weibliche  Figur  mit  Spruchband: 

•  Die  Ausführung  ist  ftuss^  roh  und  kindlich,  besonders 


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188  Jfln.  Jm,  EBttioBMbe  nnh«,  lOnhlMiC  129 


Johannes  mit  ungewöhnlich  grossem  Koj)f,  scheinbar  eine  ältere  Zeit  verrathend. 
Gerade  aber  wegen  der  Zeitangabe  ist  die  Gedeoktafel  lebrreicli  zum  Vergleich  mit 
aadjerai  AxMkiä  i^eldm  Stflis,  welcibe  der  Qemtdltmgs-Angabe  entbehren  (Licht- 
druck). 

(Naeh  Ai»iui  Bau»  jMUteäu  Jmmk  (I«fil>    S83,  Utt»  dl«  Hrohe  tot  dnr  Be- 

fomiation  3  AltSro:  Fiohnlcichnampaltar,  St.  Atnlrr-aKiiltar,  St.  Rartholomänsaltar.  Als  im 
Jahre  1*)37  die  Stadt  geplündert  wurde,  ist  der  Ilucbaltar  der  Johaimiskirche  sdner  Zier- 
rathen  beraubt  worden.    Später  wurde  er  beseitigt.] 

[Am  Endo  dm  17.  JiArh.  war  di«  Siiehe  dnroh  nunoheitd  jetat  nldtt  mehr  mhaadrae 
Xiulirafta  n^geilert,  wie  aus  Adrian  Beier's  Sdiild«nuig«ii  la  aMihen  tot;  besonders  sind 
711  erwähnen  eine  ganze  Reihe  vormaliger  Wapponmalereien  an  den  Männcrstülileu, 
so¥rie  ein  Gemälde,  aua  dem  Jahro  1597  stammend,  das  sich  reohte  vom  Altar  auf  der 
SQdwHul  Aber  dem  Saeriatel^ingaDge  befind  nnd  die  Eufbauptung  Johamito  dea  Hkaftm  itx- 
■ieUfte.  —  Adb.  Braa,  ArdiiUct.  Jetmu.  168U  S.  383.  —  ScEBsiBm  o.  Flun,  Jma. 
S.  156 ß.  ~  Jon.  QsKtiKO,  Die  heilige  fVeihe  «nMT  tMmUuOm  Minkt.  1898.  — >  WnUB» 
BUBo,  Beschreib^;,  d.  Stadt  Jena.  /.,  274  ß.] 

S t a  t  io n  s  t  a fei  südlich  von  der  katholi.'^chen  Kirche,  auf  achteckigem  Pfeiler 
und  mit  Schutzdach  versehen.  Da  auf  der  eiueu  Seite  diu  dritte  Statiuu,  der  Pull 
duristi  bei  dar  Kreozestragimg,  anf  der  anden  die  zwölfte,  die  Krendgnng,  dargnatellt 
ist,  mus8  nunMUiehmen,  dass  hier  des  Raummangels  wegen  nur  sieben  Doppeltafelu  auf- 
gestellt waren,  und  der  Stationsweg  anf  der  einen  Seite  hin  und  auf  der  andern  wieder 
zurückging.  Das  Itelief  des  Gekreuzigten  zwischen  den  stehenden  Figuren  der 
hl.  Ibrift  und  des  JohanneB  und  der  kmeenden  Frun  des  Stifters  hat  die  ünterscfaift  des 
Letzteren :  ^Aiifl  gronig,  das  Steinmetzzeichen  und  Monogramm  des  Paul  Kurt  Meisner 
(des  Bildhauers  vom  Michad-Reliif  an  der  Stadtkirche)  und  die  Zahl:  J^8Ä;  das  des 
Falles  mit  siel)cn  Kel>entiguren  hat  die  Unterschrift:  I>ilf  il^ee  maria  und  dasselbe 
Künstlerzeicheu.  An  den  beiden  Schmalseiten  sind  hl.  Petrus  und  Paulus  dargestellt 
Es  ist  eine  tOchtige  spfttfothiscihe  Arbeit,  gut  in  dra  Baum  oompoiiirt  und  einfiuih 
natltrlich,  in  Haltung  und  Faltenwnirf  von  der  nflmberger  Schule  becinflusst.  Sand- 
stein, leider  verwittert  und  beschädigt  —  AmoAii  Bsna»  JnskitKttUf  S.  611.  — 

ScHBBISaB  U.  flRBSB,  Q.  ü.   O.,  S.  169. 

Der  Kirfilitf  ist  mit  den  beiden  darauf  handlichen  Kirchen  in  so  enger  Vop- 
Mndiffig,  dass  er  hier  vor  den  andern  kirchlichen  Bauten  Jena*s  behandelt  wird. 

Wohl  von  Alters  her  au  derselben  Stelle,  jetzt  um  beide  Kirchen  gehend 
und  von  einer  gemeinsamen  Mauer  umzogen  (ein  neuerer  stGsst  westlich  an  die 
Maner  an),  zerfid  er  früher  in  zwei  T^eile,  deren  sfldHdier  eme  Enraiterung  Ton 
1578  ist.  Eine  Mauer,  der  Quere  nach  ihn  theilend  und  von  Osten  nach  Westen 
nahe  der  Südmuuer  der  Gamisonkircbe  laufend,  ist  1.^94  erriclirt  f .  Klijö  erneuert. 
(ÄDK.  Behs,  Arckitecius,  S.  602.)  Diese  Maucr  ist  nur  zum  kleineu  Theil  erhalten 
in  ihren  Stücken  nahe  der  Ost-  und  Westmauer,  in  ihrem  letzteren  Theil  mehrünch 
als  cdinie  Bogensteihmg;  denn  es  tvaren  flherhanpt  nnr,  wie  es  sdieint,  scfamneUose 
Ilachbogen  auf  Pfeilern  mit  Nischen  fttr  die  Erbbegrlbnisse,  m  deren  Sdrnts  die 
Bogen  mehrfach  Vorkragungen  hatten. 

Uiemach  lasst  sich  eine  ungefähre  Platzbestimmuug  der  in  Folge  der  Jahi- 


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Jkma,  Kirchhof. 


Jena.  124 


hunderte  langen  Bentttnmg  siemlich  regellos  angeordneten  Grabmälor  geben.  Es  sind 
flhrigenfl  meistens  solche  v«»Tii  Eudc  des  17,  .Tahrli.  und  vom  18.  Jahrb.  (Vf,d.  über  sie 
Am.  Bma,  Arehileet.  Jene$u.    1681,  S.  613.  —  äcauiBSB  u.  Fäbbu,  S.  16öff.) 

BanericenswerUi  dnd  beeonden  folgende  (alle  tod  Sandstein): 
iu  Zwisclien  der  Katholischen  und  Garnisonkfittlie: 

Grabstein,  jetit  der  Fimlie  KMti,  an  der  Oetmaner  nahe  der  enrtdmten 

Scbeidcniauer  zwischen  den  beiden  Kirchhrtfen.  Er  ist  aus  dem  Ende  des  in.  Jahr- 
hunderts; Sp!ttrenais.sance.  Ein  später  wohl  iihi'rarlteitetes,  mit  antikisireiidem  Sockel 
und  Gesims  versehenes  Postament  mit  i'aimbkilt-Verzieruug  in  den  Füllungen  der  drei 
Theile,  im  mUtlerai  Thsil  Tortreteod,  trtgt  die  hohe  Platte  mit  einer  (jetat  dnrefc 
die  neue  Inschrift  eingenommenen)  Tafel  in  einem  Kranz,  unter  dem  eine  häbeche 
Cartüuche,  und  iilnir  dem  zwei  Wappen  sind.  Dauelioii,  auf  dem  zurücktretenden 
Theile  des  Postamentes  steigen  Spirulvoluten,  mit  Fruchtsträugen  beh&ngt,  au^  bis  zu 
(Reicher  HOhe  ndt  dem  oheren  Platten-Ende.  8o  raht  über  diesem  Tlicü  gemein- 
achaftüch  ein  Uber  der  Platte  vortretendes,  sehr  hflbeches,  attisches  Gebällc  mit  ver- 
ziertem Fries  und  mit  einem  FIac)iiinn;oiigiel>el  über  dem  mitÜeren  Stück.  Im  Glohcl- 
feld  ist  ein  Wappen.  Auf  dem  (iiebcl  ein  auf  einem  Schädel  liegendes  KnulK  heu. 
An  den  Ecken  (also  Aber  dem  Gebälk  oberhalb  der  Voluten)  stehen  Piuieuzapien. 

Grabstein  der  Familie  Kmiboger  an  der  Sdieidemaner  nahe  der  Oatecke, 
Sputrenaissance,  T«n  1678.  PoBtament  mit  antiUsirenden  Gesimsen  in  den  mitt- 

.  leren  Theil  vortretend;  in  jedem  der  drei  so  entstehenden  Felder  Füllungen  mit 
Akanthus.  Auf  dem  mittleren  Theile  .'^toht  die  Platte.  Sie  enthält  die  Insclirifttafel 
in  einem  Eichenkranz,  darunter  Füllhüruer  mit  Blumen  und  Früchten,  darüber  in 
Akanthus-  und  Gartoodien-Ümralmrang  zwei  Wappffli.  Zu  den  Seiten,  also  smüdctretend, 
steigen  Plattcnstücke  in  geschweifter  Verjüngung  auf,  mit  Blumen  und  Frucht- 
strängen  l>ehäugt.  Oben  l)etin(len  sich  au  <len  Ecken  dieser  letzte  ren  Theile  je  zwei 
Gonsolen,  die  nach  vom  und  den  Seiten  gehen.  Diese  tragen  das  über  das  Ganze 
gehende,  attische  Gebilk  mit  veniertem  Fties;  darfiber  an  Dreieckgiebel,  im  Giebel- 
feld ein  Oartonchenadiild  mit  Spruch.  Die  Arbeit  ist  deib,  aber  gut  iA). 

Grabmal  inmitlai  des  Kirchhofs  nach  Westen  zu,  fttr  dm  Fechtmeister 
Kreussler,  barock,  srmsf!;  Das  Postament  tritt  im  mittleren  Theil  als  Inschrift- 
tafel vor,  in  den  seitlichen  1  heilen  zurück,  mit  durchbrochen  gearbeitetem  Akanthus- 
werk,  nach  ob<m  ansladend.  Darfiber  ein  Gesims.  Anf  diesem  stdit  über  einem 
gekehlten,  mit  einem  Wappen  verzierten  Sockel  der  bärtige  Gott  der  Zeit,  sehr 
theatralisch,  mit  flatterndem  Gewände  und  nach  der  Saiidulir  in  der  erhobenen  Linken 
schauend,  liechts  und  links  sitzen  Glaube  und  iluilnuug,  ebenfalls  manierirt  in 
Haltung  und  Faltenwurf,  aber  von  tüchtiger  Arbeit  {A). 

Grabmal  hinter  dem  vorigen,  für  die  Familie  Eseusder,  17^  etc.,  im  ZopfetiL 
Auf  hohem,  schmucklosem  Unterbau  steht  ein  geschweiftes  Ornament,  mit  Vorhängen 
und  Scliäileln  verziert.  Darauf  eine  abgestumpfte  Pyramide  mit  joiiischen  Voluten, 
einem  antiken  Dreifuss-Üutersatx  nachgebildet;  sie  enthält  die  Inschrift  (deren  Ende 
am  Sockel  steht);  auf  der  Spitze  eine  Flammenume.  Zu  den  Seiten  der  Pyramide 
stehen  dne  friedlidie  mid  eine  kriegerische  Franengestalt  [TeKstflmmelt]. 

Grabmal  in  der  Richtung  des  yorigen,  an  der  Westmaner  (oder  viehnehr  die 
kttnstlmBche  Verideidnng  der  Maner)  der  Familie  (?),  jetst  der  Familie  Grilfe  gehörig 


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125  Jana. 


Jwu,  Eirohliof. 


125 


md  durch  da  dAYorstebendes  Zqpfdenkmal  zmn  Thefl  venteDt,  was  um  80  bedauer- 
licher ist,  da  diesem  Denkmal  dis  jüteressanU^stü  dvs  ganzen  Kirchhofes  ist   Es  ist 

echte  deutsche  Frührenaissanre.  Eine  Fluchliogenniscln'  mit  kchlprofihVfeni  Rogen 
wird  eingefasst  von  zwei  S&ulen,  welche  quer  geriefelte  i'ostamente,  kandelalMirartige, 
im  uteren  Tteile  Mittyeraiwto,  im  oberai  IMe  mit  anigen  senkrechten  Kehlen 
MadHrte  Schafte  nnd  toecaaische  OapiteOe  haben.  Auf  diese  sIimI  knrKe  Pfostmi 
f^RRetzt,  welche  das  über  den  Bogen  fortlaufende,  wagcrcchte  AMeckungsgesinis  ti^igen. 
Die  der  Holzlmukunst  angenälierte  Auffassung  ist  bezeichnend  fflr  die  erste  Tliase 
unserer  Kenaissanoe  iu  der  FrQli/eit  des  Juhrh.  In  der  Nischenwand  sind  nocli 
Worte  eines  lateinieclMn  Dtotidioiis  ericemiber,  danmter  Weppmi,  von  Engeln  ge- 
halten (A). 

Grabsteine  nahe  dem  vorigen  an  der  Westniauer,  aus  dem  ralirli.,  mit 
den  gewöhnlichen  Inschriftiafeln,  piianzUelien  und  sinnbildlichen  Darstellungen  der  Zeit. 

B.  An  der  Mauer  der  (larnisonkirclie : 

Grabstein  au  der  Südseite  iu  der  zweiten  Nische,  i!irbbegräbniss  der  Familie 
V.  Gdiran,  arsprlaf^eh  der  Familie  Propst  etc.,  ans  der  1.  HUfte  des  18.  Jabrii. 

lascbrifttafel  in  einem  Lor]»eerkranx:  Akanthus-Einfassung;  Aufsatz  als  BogenfeM, 
SWei  Knaben,  Wappen  haltend.  Dies  Denkmal  zeiclinet  sieh  durch  gnfe  Erhaltung  aus. 

Grabstein  an  der  Westseite,  mit  rmschsclirift :  IHC  IA(  I'.T  ( '()Ul'US  VENE- 
RABILIS  ET  Di^CTIS.    Vllil  EUIlHAliTI  SNEI'FII  IlAYLl'iU  NXEN'SIS  .  .  .  (ilA 

C  SEV  . . . .  LINGVA  DOCVIT  XXXIU  ANN06  VERA  DOCTRINA 

DEO  IX  RE  .  .  .  S  PROPHET:  ET  APOSTOL.  OOMFRAEHEXSAM  IN  ECCLFSIIS 

ETACADEMIIS  PVUE  DOCVIT  KT  CONSTAN  SVS  OUDT  I:  Clli.'O.  I 

DIE  NOVE  .  B  ANO  SAL  .  MDLVVIU  .  AN  .  A  . .  IS  . . .  Der  Verstorbene  steht 
in  ganzer  Figur  in  geistlidier  Tracht  oater  emem  anf  Goasolea  ruheaden  Rimd- 
bogen,  ia  dessen  Zwickdn  Eagdsfigono.  Za  adnea  Filsaen  hftlt  ein  Kigd  sda 
Wappen  (A) 

drall  st  ein  an  der  Nordseite,  angelehnt  an  die  Sacristeiwaud,  klein.  Inschrift 
an  der  einen  Seite:  ANNO  15Ö4  DEN  29  OCTOBRIS  IST  ANDREAS  SCHROT  IN 
GOT  SELIGUCHEN  ENTSCHLAFFEN  DEM  GOTT  GENADE  .  lOHAN.  H.  —  An 
der  andern  Seite  in  FladmiKef  ein  Crucifix,  zu  dessen  Seiten  der  Verstorbene  links 
steht,  die  Frau  rechts  kniet.  Dazwischen,  sehr  undeutlich:  AM)U]KAS|  S('IIU(>|T 
KA|THARINA  SCll|li;()iT  jS.      An  einer  SeitAintiatlie  iler  I5ihlliauername:  NEiUENZ. 

Grabstein  an  der  Nordseite  in  der  2.  Nisclie,  iuschrifttafel  fOr  Candidat 
Heinr.  CHur.  Lamm  f  1714;  ia  AkanUroa  «id  Bindern.  Aufeata:  au  dea  Sdtea 
weinende  Knalwn,  in  der  Mitte  ein  gekehltes  Postament  mit  dem  ^^';^llI)en,  darauf 
eine.  Pyramide  mit  Spruch  und  ringaum  Früchte,  die  Krönung  fehlt.  (Jetzt  ein 
Kinderkopf  aufgesetzt.) 

Grabsteio  an  der  Kordseite  in  der  4.  Niadie,  für  Rath  Tkosoa  f  1761;-  In- 
adirift  im  Sodnd  uad  an  dem  Obdisken  darOl)er,  der  zwisdiea  [serbrodienen]  Kaabea- 
gestillten  steht,  und  o])en  Flammenherz  und  Krone  liat. 

Grabstein  in  der  ö.  Nische,  Inschrifttafel  für  Postmeister  Reinhard  f  1778, 
auf  einem  Obelisk,  an  dem  oben  swd  Ton  der  ffidid  getrennte  Henea  vbbA  da 
PoB^Mfa.  Zu  den  Sdten  des  Obeliskes  die  Frauengestdten:  Glaub(>  imd  Lidie.  Im 
Sodnl  ein  trauernder  Knabe  mit  Sanduhr  an  einem  epbennmrankten  Baum. 


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126 


JiHA,  Kirchhof. 


Jena.  12G 


C)  Auf  dem  Bezirke  der  üamisonkirche  nach  Norden,  von  der  ehemaligen 
Scheidemauer  an: 

Erbhegrähniss  an  der  Ostmauer,  nahe  der  Scheidemauer,  für  die  Familien 
Lobenstein  - Cröker,  18.  Jahrh.,  Kapelle,  doch  nur  mit  au.sgebildeter  Front  al.s  ver- 
schönernder Holzverkleidung  des  dürftigen  Fachwerkbaues.  Vier  korinthische  Pilaster 
trennen  die  Flächen,  von  welchen  die  in  der  Mitte  eine  Korblwgenthtir  mit  eisernem 
Oberlichtgitt«r,  die  seitlichen  el)en  solche  Ilundbogcnfenster  enthalten.  Ganz  hübsche 
Cartouchen  sitzen  ül)er  jeder  der  Oeffnungen,  die  mittlere,  höhere  an  dem  von  den 
Pilasteni  getragenen  Gebälk,  lieber  dem  Mitteitheile  ruht  ein  Quergiel>el,  der  gegen 
das  der  Länge  nach  laufende,  gebrochene  Schieferdach  anläuft.  Im  Verfall,  l)esonders 
die  Hölzer  miten  verfault  {A). 

Erbbegräbniss  der  Familie  Heydenreich,  an  der  O.stmauer  neben  dem  vorigen, 
IH.  Jahrh.,  Kapelle,  ebenfalls  nur  mit  entwickelter  Front.  Zwei  Seitenpfeiler  mit  vor- 
gesetzten, jonischen  Pilastem  und  dazwischen  der  grosse,  auf  toscanischen  Filastern 
ruhende  Korbbogeu  der  Thür  mit  hül)sch  verziertem  Schlussstein  sind  von  Stein. 
In  der  Lücke  zwischen  Bogen  und  dem  olwren  Gebälk  sind  zwei  gut  als  Rankenwerk 
geschmiedete  Eisengitter  mit  Wappen.  Das  Gebälk  mit  dem  wapjxjngeschmücktcn 
Dreieck-Giebel  ist  wiederum  Holz  {A). 


Orabmal  des  Johannes  Lkateobacb  und  seiner  Frau. 


127  Jena. 


JsNA,  Kirchhof,  ßaihhaos. 


127 


Erbbegräbniss  der  FmnUie  Bczcl  an  der  Wcstniiuicr,  nahe  der  Kirdie, 
18.  Jahrb.,  KaiMilb;  mit  Frontt'iit\vi(  kfhin<?.  Steinbau.  FlacblMi^Mf,'c ,  mit  Olircn  vcr- 
sebene  Thür.  Das  Schloss  mit  uiiicr  TrauU:  verdeckt  Ganz  mit  wildern  Wuiu  bu- 
wachsen. 

Grabstein  an  der  Westnumer,  nahe  der  nördUcben  BrchlM^bunier,  18.  Jahrh., 

Inschrifttifcl,  oben  ein  Kugel  mit  Krone,  seitlich  kleinere  mit  Vorbang. 

Grub  mal  inmitten  des  Kirchhofs,  nördlich  von  der  Oaniisonkirche,  des  Jobannes 
Luutenbach  Ordiuis  pliilosopliici  adjuucti  senioris  etc.  f  und  seiner  l'rau;  in  der 
Sarkophagfonn  das  eimdge  adner  Art  «nf  dem  KireUiof.  Die  Lebena-Insdiriften 
stielen  auf  den  grossen  Bfittelschildem ,  auf  den  sdtKdien  lateinische  Sprüche.  Das 
Denkmal  wirkt  sehr  malerisch  in  sauer  Umgebung,  auch  durch  die  unbestimmte 
Färbung  des  Verwitterungs-Zustandes. 

Grabmal  in  der  Nalie  des  vorigen,  fOr  WoUigaug  Klets  f  1788,  im  StQe 
Louis*  XVI.  (Uebergang  vom  Zopf  zmn  Neudaasiciamiu).  Daa  gniae,  viereckige,  mit 
gutem  Sockel  und  Ahdeckungsgesims  versehene  Postament  zeigt  an  den  Flächen 
missverstandone  Anwendung  hellenischer  Formen,  wie  Triglyphenschlitze  an  der  einen 
Flädie  (daran  ist  ein  Schild  mit  dem  Anker  darauf  an  Blumenwerk  aufgehängt),  an 
da*  anderen  die  Inadurifttaföl  ala  Tbltarpiofil  (mit  Ohren),  aber  «Ue  Tropfisnreihe  da- 
runter. Auf  dem  Postament  ist  ein  Sockel,  an  den  Fl&chen  mit  BlunicnkürlK  ii  ididlrt 
Darauf  eine  grosse  Urne  mit  Blumenumkrftnaung  und  aageh^tem  Schild  {A). 

(MXbatlidbe  Glebäude  und  deren  Ktmatdenkmller. 

CfymBaaliun,  1874  von  Baurath  Siiittcl;  Landee-Irrenanstalt,  1876  Ycm  Archi- 
tekten Qn^ioa  und  Schmieden;  ObevlHidMgMic&l»  1878  von  OberiMorath  Streich- 
hau  gebaut 

Das  Bnttlniu.  Die  Eibanungszeit  ist  nicht  genau  festzustenen.  IHoVermutbung 
Wiedeburg's,  dieselbe  sei  'das  IB.  Jahriumdert,  wird  durch  die  spätgothiscbe  Art 
d(T  I^auanliige  widerlegt..  \Vabrscbeiidi(h  enf.^tninl  der  heutige  Hau  nicht  all/.uhuige 
Zeit  vor  otler  nach  I  KN).  Nach  Schniei/.el  {  jcnaiscMc  Stadt-  u.  Universitätschronik, 
Memuscript)  sollen  1440  Strebepfeiler  angebaut  worden  sein,  jedenfalls  der  westliche 
Pfeiler  auf  der  Sfldfiront,  der  Ostliche  ist  erat  in  neuerer  Zeit  hinzugefügt  Am 
dritten  Schwibliogsn,  fou  Süden  her  gerechnet,  wurde  durch  den  Bflrgermeistor 
Philipp  V.  Herden  ein  Erker  angebaut  und  KISO  von  dessen  Fnkel  enu'.uert.  Im 
Jahre  1775  wurde  das  lUthhaus ,  da  es  baufällig  geworden ,  auf  lielebl  des  Landes- 
herni  restanrirt,  der  jetzige  Thnim  gsiwut,  und  bei  dteser  Gelegenheit  die  OernftUc, 
«ddM  die  Vordeifront  zierten,  fibertOncht,  wenn  de  nidit  schon  IrOher  vernichtet 
worden  sind. 

Das  Gebäude  ist  zweigeschossig,  ziemlich  einfach,  ohne  hervorragende  Gliederungen 
oder  l'rotiliruugen ,  aber  ganz  wirkungsvoll  nach  dem  Markt  hin  dnrdi  die  breite 
Laganrng  und  die  sechs  Spitsbflgen  des  Erdgeschosses,  welche  durch  Näherung  der 
Viar  mittleren  giuitpirt  sind.  Der  eine  mittlere  Durchgang  ist  später  mit  einer  Wand 
Termauort  und  durch  ein  EUipsenfensUir  Uber  einem  Stichbugeufeuster  erhellt.  Dar 


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129   Jeaa.  Jou,  Bstbbaua.  129 


hinter  liegt  das  altbekannte  Gastzimmer  der  Zeise,  zu  welcher  der  daneben  befindliche 
Durchgangsbogen  mit  dem  priichtigeu  Oberlichtgitter  führt.  D&ss  zwischen  der 
mittleren  Bogengruppe  und  den  äusseren  Bogen  rechts  ein  Fenster  angebracht  ist, 
stört  die  Front.  Im  ersten  Obcrgeschoss  sind  je  drei  neuere  Rechteckfenstcr  zu  den 
Seiten  des  in  der  Mitte  naiv  vorgekragten  Schornsteinpfeilers  angeordnet.  Für  die 
Erscheinung  des  Ganzen  ist  das  hohe  Dach  charakteristisch,  rechts  und  links  der 
milchtige  Walm,  in  der  Mitte  der  Thurm,  der  im  Uebrigen  die  gewohnte,  unschöne 
Form  des  Achtuck-Oberbaues  mit  Schweifhelm  und  hohem  Aufsatz  und  nüchterne 
llechteckfeuster  zeigt 


'1 


OberUclitciU«r  an  dem  Gingang  sar  ZeiMi 

Die  Front  nach  der  Ijöhdergasse  zu  zeigt  nur  Mauermsissen  mit  zwei  Noth- 
strcbepfeilem  und  einem  späteren  Rcchteckfenster. 

Nach  der  llathhausgas.se  zu  sind  zwei  Theile  trotz  der  gleichen  Fluchthnie  er- 
kennbar. Der  der  LölKiergasse  nähere  hat  im  Erdgeschoss  zwei  Spitzbogenthore, 
Durchgänge  vom  Markt  her  und  im  Obergeschoss  drei  Spitzbogenfenster,  bezw.  statt 
des  vierten  jetzt  ein  grosses  Rechteckfenster.  Der  folgende  Theil  hat  im  Erdgeschoss 
ein  Spitzbogenthor  (ehemals  auch  Durchgang)  und  ein  gepaartes,  noch  gothisch  pro- 
filirtes  Fenster;  im  Olxirgcschoss  jetzt  unrcgelmässige  Rechteckfenster,  lieber  dem 
mittelsten  derselben  ist  noch  der  Rest  eines  Ellipsenfenster-Obertheils  sichtbar.  Ein 
Consol  und  Bahlacliin  an  der  Fx-.ke  der  Rathhausgasse  und  Iir>l)derga.sse  (A)  sind 
zierlich  spät^othisch  mit  krausem  Laubwerk  [leider  der  Figur  dazwischen  ermangelnd]. 

Bku-  fiaA  KawUwkM,  TbOrlMU«.  S.-WilBW.  IL  9 


130 


Jva^  130 


Das  Erdgeschoss  hat  in  seiDen  zwei  offen  gebliebenen  Durchgängen  (welche  der 
Ecke  nach  der  Löbdergossc  zunächst  liegen),  bezw.  den  jetzt  durch  Wände  zu  Innen- 
räumen gemachten  anderen  ITieilen  einfache  Kreuzgewölbe.  Von  dem  zweiten  Durch- 
gang fuhrt  eine  gewöhnliche  Treppe  in  einem  Lauf  in  das  Obergeschoss  und  zwar  zu- 
nächst io  eine  sehr  grosse  von  vom  nach  hinten  gehende  Vorhalle,  als  Vorsaal 
dienend,  zu  dessen  beiden  Seiten  nur  Platz  für  kleinere  Zimmer  bleibt.  Der  Vorsaal 
war  früher  ein  einheitlicher  Raum;  der  Quere  nach  theilten  ihn  sieben  spitzbogige 
Scheidebögen,  welche  von  der  Marktfront  ausgingen.  Sie  waren  einfach,  rechteckig 
mit  Abkantung,  auf  entsprechenden  achteckigen  Pfeilern.  Zwischen  den  beiden  letzten 
nach  der  Kathhausgasse  zu  wurde  1842  die  jetzige  steinerne  Wand  gezogen,  und  darin 
wohl  eine  mittelalterliche  (korbbogige,  im  Mitteltheil  abgesetzt  höher  überdeckte)  Thür 
angebracht,  wie  auch  an  der  andern  Seite  eine  noch  mittelalterliche  Treppe  sich  an- 
lehnt. Andererseits  gehört  jeder  der  Theile  rechts  und  links  von  der  Wand  zu  dem 
Vorsaal  (so  dass  ihr  Nutzen  nicht  recht  ersichtlich  ist).  Nach  der  Marktseite  sind  die 
ursprünglichen  Bogenstellungen  noch  in  der  Scheidewand  zwischen  dem  jetzigen  Zimmer 
des  Stadtschreibers  und  Gemeindevorstehers  sichtlmr.   Ausser  durch  diese  liauptwand 


Vorsul  dM  B«lbh«asM. 


lai  Um.  Jau,  U^SbhMM. 


erfolgte  die  Unterstützung  der  Balkendecken  durch  je  zwei  mächtige  Steinpfeiler  in 
joder  Abtheflöiig  des  Banines.  Nur  der  eine  ist  noch  in  seiner  alten  gntsn  Form  dos 

16.  Jahrhunderts  erhalten  (der  auf  der  Zeichnung  links),  der  andere  in  der  Al)- 
theilung  nach  der  Löbdergassc  zu  ist  schon  dürftij^er,  einfach  achteckig,  mit  weniger 
Profilirung  an  Sockel,  Ba&is  und  starkem  Consolcapitell,  aus  dem  17.  Jahrhundert; 
die  beiden  anderen,  tos  mseran  Jahrhundert,  sind  nheste  HobEpfBiler.  80  aeigt  sidi 
auch  an  diesem  Bau  die  Versclücchterung  im  Lauf  der  letzten  drei  Jahrhunderte. 
Unter  dieser  leidet  der  ganze  Vorsaal  mit  seinen  mannigfachen  hölzernen  Einliauten, 
Verschlagen,  Schranken  u.  s.  w.,  besonders  der  Decke  mit  ihren  zum  Theil  ange- 
fudtai  md  nothdfirftig  gehaltenen  Ballran.  [Ehemals  mr  eine  Dedm  wü  dem  Oe- 
mSlde  des  jOngstoi  Gerichtes  da.]  Nur  an  der  Seite  nach  Westen  zu  hat  sich  noch 
ein  künstlerischer  Rest  erh.alten,  eine  steinerne  Treppe  (die  au  der  üben  en»'!ihnten 
Wand  anlehnt)  zu  einem  kanzelarti<:  aus  der  Wand  auf  einem  Oonsol  vorspringenden 
und  mit  schlechter  hölzerner  Brüstung  verscheueu  Podest 

Das  Raths-fi^tzungszimmer  ist  noch  das  einzige,  neidies  seine  innere  Einrichtnng 
im  Geschmack  des  17.  Jahrhunderts  beibehalten  hat.  Ueber  der  Thfir  (Abbild.  S.  132) 
die  Inschrift:  Michael  Danneberger  B.  /ff*.?,  in  der  Mitte  Christoph  Neuberger  B., 
Heimiek  Gottfried  Marquardt  B.  Das  üulzwerk  der  Füllungen  und  des  Giebels 
ist,  ifie  die  gewundenen  Sftnlen,  brann  gestrichen  in  versebiedenen  Abtönungen.  IMe 
sie  umwindenden  Weinranken  sind  braungoMi^  lackirt,  die  Traulxjn  und  Blätter  grün- 
lich, die  Capitelle  und  Kr)pf(<  in  den  Giel>elfeldi!ni  goldig,  die  Michaels-Figiir  inid 
die  Traubengchängc  auf  den  (iie)>eln  in  natürlichen  Farben;  da  alle  diese  1< ariden 
aber  dunkel  und  gedämpft  gehalten  sind,  wirkt  die  ganze  Thfir  sehr  harmonisch 
mid  gut,  ist  auch  in  neoerer  Zdt  gesdiidct  inedn  heti^estdlt  norden  mit  veaa 
Yersinnnng  der  sdilhiBn  BeseUage  Ut). 

Ana.  Baal,  Areiäeetus,  S.  254  ff.  eap.  23.—  H.  Hshr,  die  mittelalterlichen  Bauwerke 
im  fFeimaritehen  gMie,  in  Thüring.  l'ereint-ZeiUckr. ,  Bd.  f/  {18G5),  196—198.  — 
ScBUDBB  u.  FÄBBn,  Jtn€  V.  s.  Ursprünge  u.  s.  w.,  S.  77  ff.  nebtl  einer  nickt  allzu 
aekufimjtMkba^t  B§»  äaMm»  m  JIhm  mrttSS,  —  WnuMm,  imdtrnbuHg  v.  Jmm, 

(Eängehendere  Beschreibungen  der  im  Bafhhanse  einst  und  jetzt  Toriumdenen 

Gemälde  und  Bildwerke  finden  sich  bei  Scbbjusbr  a.  FIhbeb,  5.  Sl  ff»,  sowie  besonders 
fOr  die  Zeit  um  1681  bei  Adbiah  B«i»b,  Arekit.  S.  258  ff.) 

Uhr  an  der  Marktfront.  In  der  Mitte  des  Zid'erblattes  ein  menschlicher  Kopf, 
weldier  beim  Anschlagen  nach  dnem  Apfd  schnappt,  aus  Bledi;  der  „Schnapphans" 
(eines  der  siebsD  Wunder  Jenas,  c^put;  «üpC  Toinoi^  CiRrdMAttM,  Bi,  m,  SU), 

Im  Sitzungszimmer: 

Tisch,  Arbeit  des  17.  Jahrhunderts,  auf  krftftigen  KugelfÜssen,  mit  gemnetrischen, 
eingelegten  Ornamenten  auf  der  Platte. 

2  Lehnstühle,  18.  Jahrhundert,  mit  sdiön  geschwungenen  Vordeibdnen  und 

Ziq>fen  auf  dem  Kreuzsteg. 

Riinfte,  um  1720,  Roccoco  (A.)  Das  an  den  Seitenflächen  ein  Kreuz  bildende, 
gebogene  und  mit  Muschehi  etc.  verzierte  Gestell  ist  vergoldet.  An  der  Vorderthür 
ist  unten  Diana  mit  Endymion,  frei  nach  Titian  gemalt;  an  den  Seiten  unten  stets 
anf  WoOBen  an  jeder  Seite  ein  Enge^paar  mit  einem  Schfld,  besw.  KOeher,  und  eine 

»• 


181 


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Jgak,  BathhauB. 


J«BB.  132 


Thür  dea  UalhMitsungiainimora.    (S.  ISI). 


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133  Jeuk 


JuA,  Rsthhaus,  Sobloflfl. 


133 


Muse;  n  dar  ffintaneite  (also  auf  gobogenor  Ftodw)  Dbma  und  OaUsto.  Alto 

Büder  in  gemalter  Roecoco-Unnluuiiiig,  fein  deoonÜT  md  flflditig,  a«di  ymMmn, 
aber  frisch  nnd  reizroU  fforaalt 

Krooleachter,  17.  Jahrhundert;  Kugeis,  bezw.  KmUife  zwischen  Kehlen,, mit 
einem  Minen  Sdiüd  imd  Speer  baHnden  Bitter  oben  und  einem  LOweokopf  mit 
Zugring  unten.  In  zwei  Reihen  flbeniDaBdir  gehen  dte  S-fitemig  gewdnnmgeBm  LiidiV 
talger  ans.  Brou^c  {A). 

Im  Meldeamt  : 

Schrank,  um  lübO  gearbeitet;  der  Höhe  nach  getbeilt  durch  drei  oanellirte,  auf  zwei 
I^riuNBlai  firareiaander  rabende  Pfbwter,  der  Bnite  naeb  in  je  ivel  Faider  gelbeilt  mtt 

BeehteckfOllmig,  in  welcher  orale  Sto<?-KahmeB mit  den  Seitenmitten  verbunden  sind.  Faesetten 
flach  aufgelegte  Ornamente.  Ein  im  Ganzon  Tr»Fi$;voll  geradM  ZalmaehniMigWiflU  ala  Ab- 
sehlofls  des  Granseo.   [Dae  oberste  Gesims  fehlt  wohL] 

Das  Sehloss,  efaie  mregelmiasige  Anlage  der  letzten  vier  Jahrhunderte,  ver- 
schiedenen Zwecken  dienend,  nimmt  zrvar  einen  panz  h»edeutenden  Kaum  ein,  ist 
aber  im  Ganzen  nicht  von  bedeutender  Wirkung.  Es  umschließt  der  Hauptsadie 
mdh  einen  gronen,  reehteeidgenflof  (Ä).  b  dem  nltodHchen  Drittel  Mhet  sich  dieaer 
Bmi  gegen  einen  kleineren,  rechteckigen,  der  mit  der  Stadtbefeetigung  in  Verbindung 
steht.  —  In  welche  Zeit  die  ültt'stc  Sclilo-'satilatic  zurtlckrcicht,  lässt  sich  nicht  ermittelii. 
Die  erste  sichere  isrwähnung  rührt  aus  dem  Jahre  1446  her,  wo  Herzog  Wilhelni  seine 
Vermählung  auf  dem  Schlosse  zu  Jena  feierte.  Von  dem  damaligen  Baue  scheint 
mm  noch  «nnig  fioriianden  in  sein;  ohne  Zndftl  geht  aaf  dmeeHMB  der  Bund- 
thurm  in  der  Nordusteckc  des  kleineren  nördlichen  Holte  mrflck.  Dieser  Thtimi 
gehört,  entschieden  zum  ältesten  Theile  der  ganzen  GebÄudegnippe ;  die  jetzt  noch 
sichtbaren,  unteren  Theile  gehen  wohl  über  das  Tierzehnte  Jahrhundert  hinaus,  die 
Fondamente  rind  tielleieht  nodi  llter.  Auf  das  16.  Jahihnndert  wdnan  nna  iefaie 
nmdbogige,  von  einfachen  abwechselnd  grosseren  und  kleineren  (^utdem  ein- 
gefasste  Thür  vom  Hof  aus  und  das  starke  riewölln;  im  Innern.  —  Ebenso  alt  ist  das 
an  den  Thurm  sich  anschliessende  Ötück  der  unteren  Kordmauer  nach  dan  Fürsten- 
graben bin,  mit  einem  rierpasaflirBugea  Sdnesaloch  und  dem  einfKchen  Spitzbogen- 
Aoro  Uneben. 

Westlich  v«)m  Rundthiinn  auf  der  Kordseitc  dos  Hofes  stand  ohne  Zweifel  auch 
dae  älteste  Hauptgebäude  des  ganzen  Schlosses.  [Der  1446  erwähnte  Herzog 
Wilhelm  liess  dassellnj  im  Jahre  1471  erweitem,  wovon  eine  jetzt  unterge- 
guigene,  von  Ana.  Bnna,  JroUitei,  S.  MO  ober  bewabite  Ibifldirift  Zengnta  ablegt 
Im  Jahre  1620  wurde  anf  Befehl  Hensog  Johann  Ernstes  die  efaM  HiUte  jenee  alten 
Gebäudes  niederf^erissen  und  neu  aufgebaut.  IH.öi»  aber  sammt  der  andern  Hälfte 
wiederum  abgetragen.]  16&9  ward,  mit  theiiweiser  Benutzung  der  alten  Nord- 
■aner,  das  heute  nocii  bestehende  Gebinde  an%eflhrt,  das  1061  berefts  vollendet 
war.  [Denn  damals  konnte  aaf  seinen  Dache  die  einst  viel  Aufsehen  erregende 
„Hinimelskugel"  aufj^estellt  werden  —  eine  hohle  Kugel  aus  Eisenblech  nach 
dem  Entwurf  des  berühmten  Weigel  mit  steniförraigen ,  die  Gestirne  darstellenden 
Löchern.  Dieselbe  wurde  wi^en  ihres  allzu  grossen  Gewichtes  bereits  1692 
nieder  entfernt  1718  innde  daa  Dndi  rostnnrirt  md  ndt  IS  groseeD,  ans  Hob 
gearbettetea  aOegorisdien  ügnren  geadunfldrt,  die,  durch  die  Witterang  verdorben, 


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134 


Jena.  134 


•dKm  1751  wieder  herabgmoumMn  trardea  mossteD}.   Ln  Jahre  1767  «ude  des 

ganze  nördliche  Hauptgebäude  —  nach  seinem  P'Htauer  dae  neue  Wilhelm  ine r 
Sc  bloss  genannt  —  restaurirt.  Dasselbe  zcif^t  jotzt  nach  dem  Hofe  zu  eine  Frei- 
treppe; vor  dem  Mittelbau  und  m  diesem  einige  Verzierungen  über  den  Fenstern 
im  Stil  des  18.  Jahriumderts,  Aber  der  Thflr  des  eftchabdie  Waiipen  md  du  Hono- 
gramm  von  Emst  August.  Im  Innern  ist  eine  ganz  bemerkenswerthe  Treppenanlage 
mit  Kreuzgewöllien  des  Ganges  um]  der  Trei>penläufe.  Zwischen  rechteckigen  Gurt- 
bögen sind  einige  verzierte  Stuckdecken.  Aussen  bildet  dieses  Gebäude  die  Fx;ke 
des  Fflrstengrabens  und  der  Sehlosegasse.  Es  dimt  heute  als  UBterkanft  ftr  wiseon- 
sdiaftliche  Sammlungen  und  enthält  n.  a.  das  orientalische  Hünzkabinetf 
das  archäologische  und  mineralogische  Museum,  sowie  einige  Hörsäle. 

Auf  die  Restauration  im  18.  Jahrhundert  ist  auch  der  auf  dem  alten  Rundthurm 
stark  ziulickgesetzte,  achteckige,  obere  Bau  mit  der  Schweifkuppel  zurückzuführen. 
Dieser  Banfhefl  CDthidt  jetzt  das  germanische  Museum. 

Die  Weetidte  des  grossen  Hofes  bildet  der  an  der  Schlossgasse  gelegene 
Flügel,  dessen  einer  Theil  die  Wohnung  des  Grossherzogs  bildet.  Dieser  Flügel 
wurde  gebaut,  wie  die  Inschrift  am  Treppeuhause  nachweist:  IM  lAR  157ü  D£N 
84.  TAG  um  IST  DIS  HAÜS  IM  GRUimE  ANGEPANGEK,  und  zwar  m 
Herzog  Jdumi Wilhelm,  weshalb  dieser  Gebäudetheil  auch  wohl  Johann  Wilhelmer 
Schloss  genannt  wurde.  liier  springt  ein  runder  Treppenthumi ,  durch  rauten- 
förmige Fenster  erleuchtet,  vor,  jetj^t  mit  dem  Gebäudedach  abschliessend.  Neben  dem 
Thurm  das  habsche  Eingangsportal,  ein  Randbogen  mit  Facetten  an  den  Pfeiler-  und 
BogengUedaroBgn,  tOHcaniirttfln  Capitellen  und  mit  raditeckiger  sahnsdmittverBierter 
Umrahmung,  darül>er  ein  ebenso  profilirtcr  Dreieckgiebel. 

Die  Verbindung  dieses  Johann  Wilhelmer  Schlosses  mit  dem  1661  fert%  ge- 
stellten Nordbau  —  dem  neuen  W  ilhelniiner  Schlosse  —  liess  Herzog  Bernhard, 
„damit  er  ans  dem  neoen  Wilhelminer  Schioes  einm  freteo  Gang  hi  das  Johann 
Wilhelmer  Schl<).ss  hak;",  herstellen  durch  den  heute  noch  stehenden  Zirischenban  im 
Nordwesten  des  Hofes,  dessen  üntertheil  si)iiter  als  Sj) ritzenhaus  verwendet  wurde. 

An  das  neue  Wilhelminer  Schloss  wurde  1660  östlich  (nach  dem  Rundthurm 
an)  «in  Anhan,  die  SehhMs-  und  MiUtirarresthans- Wache,  gemacht,  ans  mputitem 
Fachwerk,  unbedeutend. 

Gleich  nn1)C(leuten<l  ist  das  Reith  ah  ngebäude,  welches  die  Ostseite  des 
Hofes  bildet  und  1G6S  an  Stelle  der  llofschmiede  errichtet  wurde.  Es  enthält  das 
landwirthschaftliche  Museum  und  geht  mit  der  östlichen  Aussenfront  nach  der  Saal- 
balmstrasse hin,  mit  dor  Sfldseite  stOsst  es  an  die  NadibaKgehiade. 

Den  südlichen  Flügel  des  grossen  Schlosshofes  bildete  der  Marstall.  Nach 
Hortleder's  schriftlichen  Aufzeichnungen  (Zesim'b  lopopraphfschet  Tasekenbuek  S.  3i) 
wurde  das  Gebäude  lö8ö  gebaut  und  mit  eigenthUmhchen  Zierrathen  in  der  Front 
geschmflckt  (Scnanma  n.  FXaaa^  S.  73).  FrOher  diente  es  als  Kornboden  und 
wird  wohl  aucli  jetat  nodi  so  genannt  Gegenwirtig  befinden  sich  die  herTselMfliliehen 
Stallungen  darin. 

(Ein  hier  in  der  Front  oben  vermauerter,  mänulicber  Kopf  soll  der  Sage  nach  der  eines 
begnadigten  Yvdtttn^u»  mn,  welcher  snr  Sobne  als  Heisterstflck  ein  Faehwerkhaos  gau 
ebne  Btaeaalgal  in  dar  sOdHeh  an  daa  BeUeaa  •fawMndon  Gaaaa  gebant  habe.  Nadi  «taMr 
aatoen  Sago  baota  «in  begaadlgter  Teilweeher  di«  1919  abg«bnwh«n«  L8bd«ri>illQk«  and 


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136  Jena. 


Jm,  Sobloaa. 


136 


brachte  auf  derselben  seinen  Kopf  an.  Wiedcburg  8ab  di>  scn  Kopf  noch  nnd  dabei  eine 
Inschrift  mit:  tßOG,  mit  welcher  Zeit  dio  Technik  dos  Kopfes  im  Sclilosshof  stimmt.  Es 
ist  also  wohl  möglich,  dass  dieser  Kopf  von  jener  Brücke  stammte  und  vielleicht  den  Baa- 
BMtatw  «dar  toch  gar  kam  bofinrnte  FtertnUdiktit  dantoUt«.  W\»  w  hiiiflg  kniffte 
■iflli  aadi  fete  die  Sonlptnr  «nt  die  rananiiaeli«  Deutung,  und  ininlea  dm  ipMor  omIi 
mehrere  Ueberliefeningon  zusammuBgaBMUgL  —  Tffi»  dbrMir  Bmw,  Mm  Wm/ar 
V9m  Jena,  Jena  1&78,  S.  21). 

Inder  Südwestecke  des  Schlusähufes  liegt  dus  sogenannte  Amtshaus,  in  dessen  • 
imtwen  Stock  das  AmtBgerieht  iich  befindet  Es  stOest  an  den  MarstaD  nach  Osten, 
■n  das  Johann  Wilhelm  Schloss  nach  Norden  ni,  und  wmde  16S0  anter  der  Begienuig 
Herzogs  Johann  Ernst  des  Jüngeren  gebaut. 

I^e  öüdwestecke  des  Hofes  ist  nicht  geschlossen,  da  die  zu  verschiedenen  Zeiten 
gebauten  FHlgel  etaander  nicht  berOhren,  und  ist  hier  ein  Stück  Mmmt  ib  AbieUnsa 
goiommen,  welches  an  der  West-,  sowie  an  der  Südseite  je  ein  mit  dnigen  Wnbten 
and  Kehlen  des  16.  Jahrhunderts  prr^filirti  s  Rondbogentbor  bat 

HiM  im  Ttäriag'  Fart6u-ZmtK*r.  fJ,  198. 

Unter  den  Sammlungen  im  Sddoes  aind  beafi^idi  der  Knnat  bedeatungarell 
daa  archäologische  und  das  gemaniadie  Moaeam. 

A)  im  archäologischen  Museum: 

Gipsabgüsse,  Modelle,  Zeichnungen,  Kupferwerke  und  Kunst- 
blätter.   Ausserdem  manche  Originale,  unter  denen  hervorzuheben: 

1.  Römische  Marmorwerke,  aus  Göttling's  Nachlass  durch  Schenkung  in 
daa  Huaeum  gekmomen:  Statuette  der  Diana  ton  E^naoa,  von  Diake  ergiut; 
—  Kopf  eines  älteren,  kahlköpfigen  ROmers;  —  Kopf  tines  Hit^iedea  der  Familie 
der  Antonine;  —  Kopf  eineB  Satjm,  klein. 

2.  Vasen. 

Manche  Stücke  helleuischeu  Fundortes:  Zahlreiche  Vasen -Seherben,  zu- 
aamniMi  geAmden  in  der  Hermesstrasse  an  Athen,  meist  mit  der  Darstellung  einer 
jugendlicfaen,  männlichen  Jlantelfigur,  die  neben  einem  Altar  oder  zwischen  zwei 

AltÄren  steht  iIo(  h  auch  einige  mit  anderen  anziehenden  Makrt  im  (con  denen  0.  Jah» 
mehrere  »/i   der  Jrch&ol.  Zeitung  1857,  S.  105—109,  Tttf.  CFUl  veroffenllicht  kat)i  — 

Zierliches  Salbgefäss  mit  deutlichen  Spuren  reicher  Bemalung:  Aphrodite -Leda 
(0.  Jan  «•  Am  BtrMam  4ar  FgL  Sieit.  Gm.  i.  tFiat.  am  Ufya^,  pkiL-Uit.  JNnM  1833, 

I,  S.  14,  mmd  Ml/  trefflicher,  farbiger  Abbildung  in  Goeltlingit  Oputcula  aeademica  S.  315 
bis  320)  ;  —  Lekythos  mit  brauner  Zeichnung  auf  l'feifenthon :  Hermes  mit  Herold- 
stab und  Ruthe  vor  dem  durch  ein  Fass  repribcutirten  Eingang  zur  ünterv^elt,  die 
ans-  und  ehifliegenden  kleinen  Seelen  lenkend ;  —  Bmehatfldr  einee  beeondera  groasen 
Prachtkrate  i'B :  Dionysos  und  ArimliH:  mit  Eros  auf  dnem  Lager  YOT  tinem 
Temp<^l  ruhend;  Thcil  der  ü1)ersten  Reihe  der  Darstellungen. 

Zahlreiche  Vasen  italischen  Fundortes,  aus  dem  Besitz  des  Marchese  Campana 
in  Rom,  durch  S.  Hoheit  den  Herzog  vun  Altenbuig  dem  Muaenm  geschenkt 

8.  Terraeotten. 

Eine  Anzahl  VOB  Beliefplatten,  theils  mit  figürlichen,  theils  mit  omamen- 
talen Darstellungen,  ans  der  Sammiimg  Qampana,  Wiederiiolungen  (aus  dem  Alterthnm) 


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136 


JnA,  Sobloss. 


J«na.  136 


der  ym  Gampena  in  BtSstm  Opera  in  plastica  verOffiBotliditni.  —  8  tidblidie  Figuren 
ans  Tanagra  {peröffentUekt  von  Oiannan:  3T.C.  —  Siatueiten  aus  Tantgrt.  Am  ItM). 

4.  Bronzen;  u.  a.  ein  schönes  wohlerhaltcues  Rauchfass, 
Von  den  nicht  zahlreichen  mittelalterlichen  und  neueren  Originalen  ist  vor  Allem 
zu  nennen: 

Relief  in  Holz,  Krönung  der  Maria  (Lichtdruck).  Dieses  ganz  vorztlgiicho  Werk 
war  vormals  in  (kr  StadtkirclR',  daiiii  im  Burgkeller  zu  Jena.  Das  Relief  fseiner  Farl>en 
beraubt)  ist  eines  der  schönsten  Thüringras,  doch,  wie  es  scheint,  bisher  nicht  erwähnt 
(auch  nicht  von  Hess  gel^entlich  der  Holzbildwerke,  die  er  bei  der  Jenaer  Stadtkirche 
in  der  IMMng.  Yenina-Zeftsdir.  17,  87  aaflUiri;).  Jkm  Werft  seigt  Tenmidtp 
schalt  mit  der  Nümbergischen  Kunsfwuist;  am  Axisgang  des  If).  Jahrhunderte,  insbe- 
sondere mit  den  einen  pleichen  Vorwurf  behaTuIelnrten  Arbeiten  des  Veit  Stoss  und 
Adam  Krafft.  An  die  Nürnberger  Kunst  jeuer  Zeit  im  Allgemeinen  erinnert  die  ganze 
Goinpositkni  in  ihrer  IhidividnalbinDig  der  einadnen  Gestalten  bei  arcMtektonlMhon 
Gesammtaufbau,  dann  die  Gewandung  mit  ihren  weitbauschif^en  Falten,  die  Arimuth 
der  Maria,  die  Würde  Gott  Vaters  und  Christi.  Mit  Adam  Kratft  theilt  das  W  erk  die 
monumentale  Ruhe  und  einfache  Volksthflmlichkeit.  I>er  mächtige  Kopf  Gott  Vaters 
mit  den  herrHdi  gdodrten  Bart  ist  dnrdtanB  dieses  Masters  wSid^,  nnd  die  kMwen 
EngelgfigiiTen  haben  gerade  in  ihrer  etwas  täppischen  Bewegung  etHsnfalls  das  Ooprige 
der  Krafft'schen  Werkstatt.  Dass  das  Relief  aber  nicht  von  Krafft  selbst  lierstammt, 
bezeugt  die  weniger  gedrungene  Körperbildung,  die  mangeUiaftere  Kenntaiss  der 
Anatomie,  besonders  die  schlechte  Bildung  mancher  Binde.  Was  an  Veit  Stoes 
danken  liast,  ist  die  meisterhafte  Befaerrschang  der  Holzschnitz  -  Technik ,  die  dem 
KrafiFt  überlegene  Art  der  Hochrelief-Technik  imd  besonders  die  Figur  Christi  mit  dem 
kühnen  Kopf,  der  heroischen  Haltung  und  der  eigenthünilichen  Anordnung  des  Mantels 
auf  dem  nackten  Körper.  Doch  gerade  dieser  nackte  Körper  zeigt  auch  einen  rechten 
CK^ensatz  zn  den  flbennässig  gernndetiai  Brustkasten  der  Fluren  des  Veit  Stoss;  zudem 
sind  die  Körper  weniger  schlank,  die  Bewef,'ungen  weniger  dramatisch  lebhaft,  auch  der 
Faltenwurf  weit  rulliger,  als  liei  diesem  Meister.  Man  sieht,  dass  das  Werk,  in  mancher 
Hinsicht  der  Leistung  jedes  der  beiden  Nürnberger  Hauptmeister  ebenbürtig,  doch 
von  Beiden  m  abweii^ende  Züge  tragt,  um  es  ^Mn  dersdben  oder  sdner  Werkstatt 
zuzuschreiben.  Dazu  kommen  noch  mancheriei  andere  Wahmehmtmgei.  Die  etwas 
weiche  Auffassung  der  Maria,  die  Haltung  des  K(»i)fes  und  der  IlJindc  bekundet  ein 
noch  stärkeres  Haften  an  der  gothisehen  Ueborlieferung .  als  die  Nürnberger  Werke, 
auch  ist  Überuli  eine  geringere  Neigung  zu  realistischer  Schürfe.  Die  Gewandfalten 
sind  weniger  knittoig  gefarodien,  manche  EinzelhildoDgen  flberhavpt  ideallsirter.  Die 
Anordnung  des  Hintergrund-Vorhanges,  noch  mehr  die  ganzi-  Figur  Christi  wdst  auf 
einen  st.ärkcn^n ,  wenn  auch  vermittelten  Finfluss  der  italienisciieu  Renaissance  (Fra 
Bartolumeo)  hin.  Schliesslich  aber  zeigen  sich  auch  manche  Eigenheiten,  welche  diese 
sehOne  und  interessante  Arbeit  sls  das  Werk  dnes  hochbedeuteuden  einhdmisdien 
(thüringischen)  Meisters,  der  alrer  seine  Studien  in  Nürnberg  und  anderwärts  ge- 
macht hatte,  deutlich  erkeiuien  lassen.  Fcht  thiiringiscli  (der  Saalfelder  Werkstatt 
entsprechend)  ist  die  Cesicht-sbildung  der  Maria  und  der  <  »bereu  Kngel  mit  den  rund- 
lich heraustretenden  Backenknochen,  deu  scharf  geschnittenen  Augenlidern  und  den 
ebenftlls  scharj^  dodk  dflnn  vertretenden  Lippen,  wodurch  die  Geeidtter  etwas  NaiT- 
ludividneDes  eriialten,  fiamer  auch  eigeDthfimHdi  der  ^dehen  Werkstatt  die  maogel- 


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Holzrelief  im  archäolo^^tschen  Museum  im  Scliloss  zu  Jena 


Li-  ü'Jt  II- 1,  <"i|f  l{  !.•  nr  •K  I  >■  I   ,<  JiKI  t.>  In   /ifi- >  f  ■ /l. 

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137  J< 


Jiau,  SeUoflB. 


187 


hafte  Berttdtsiditignng  der  riditigen  GrOasoiTeifaUtaiaM  der  cinMlnn  Flguno 

gegeneinander,  sowie  der  Köri>ertheile  unter  sich,  welcher  Mangel  al>cr  durrh  dio 
liebevolle  Ausfübniiig  und  die  uiigeuKÜn  künstlerisclif  Auffassung  dos  (iegottsbuidüfi 
nicht  so  störend  bemerkt  wird,  als  es  eigentlich  der  lall  iät. 

AanecdfliD  flind  dm  m  mnMu: 

Bronse-PIaqnett«  ^na  Moderno:  HeroohB  und  Oaem,  ia  2  Ex^plaren,  aiit 

der  Inschrift  Opas  Modcnn  («•  QOSIUhs  i'a  den  J«nenser  Lectiontkalahga»  Stmmer  1859 
und  ff^'inler  18ß2j63,  und  Gabdbcskii«  m  4m  FtrkinMM^tm  d.  37.  Vttn,  4,  MiM.  u. 

Schulmänner  in  Dessau,  S.  208  f.). 

K«tal»g  9*m  GQttldio:  Dt  arekäologiaeke  Mtueum  »u  Jeiut.  Jena  1846,  2.  Auß.  1848, 
8.  Juß.  1M4  mU  ntklmg  1S$S,  —  Osaamaam,  Umutr  WtntktbmuuufkU'Br^ramm 
1988»  S,  8  f.  —  Hofeatli  and  Fkot  J)r.  Qimmaamn,  UmhekrtJUkl»  MUtlmL 

Das  gernaaische  Moaeiim  zu  Jena  beatehi  Torhenadieiid  ans  einer 

praehistorischen  Sammlung,  welche  l)esonders  Fiuidgcgenstilnde  aus  den 
thüringischen  Lunden  enthält;  eine  besondere  Benicksiclitipiiiu;  ist  der  Keramik  der 
ältesten  Zeiten  zu  Theil  geworden,  weil  dieselbe  sowohl  in  Technik  als  auch  in 
OnauMBttk  berafni  encbeint,  zur  üntencheidQiig  der  ilteeten  Zei^»erioden  und 
TftllnntrOnivngen  eine  henonageDde  Bolle  ni  fielen. 

T>!o  wichtigsten  Fundstellen,  welobe  Ifaterial  fDr  das  germani<:cho  Museum  in  Jona 
lit'ferieiK  wind  für  die  St«inxelt:  Taubach ,  Jena,  Hirschroda,  Schinditz ,  Sulza  (Saline), 
Mertendorf,  Allstedt,  Einsdorf,  Oldisleben,  Nerkewitz,  Hainiohen  bei  Dornburg  und  Hainichen 
(B.-Aliaab.)  bei  SehUkB,  fmm  fleUo«  Tippaoh;  von  aHea  WohnaHttaa  dar  BMaaeü:  die 
Ackerflächen  in  der  Umgebung  der  Gembdenbrflcke  bei  WenigeaJwni  Ammerbach,  WSUnitz, 
Grewlöbichao,  der  alte  Gleisberg  bei  Löberschütz,  die  Befestigungen  auf  dem  Jnnzig  und 
dem  Johaiuiisbe^  u.  s.  w.  Für  die  Bronzeaeit  sind  die  wichtigsten  Fundatellen:  Allstedt, 
Sasdorf;  HafaUhaa  M  Dordmrg  «ad  Batadehn  bei  SohkSlen,  fldnMkaeok,  Orftlpa,  Dora- 
barg,  der  Jeaiig  bei  Jeaa»  daa  Leithaaftld  bei  Jeaa»  fltaüaa  der  Bhön,  das  Hauptuneer 
in  der  Bamberger  öftjend,  Mflnchenroda  bei  Jena,  TJastenberg,  Flurstedt,  Viensehnheiligen, 
Nerkewitz ,  (ireussen ,  Vippacb  edel  bansen ,  Sondheim  vor  der  Rhön,  Umgebung  der  Teufela- 
Ideher  bei  Jana  etc.  Für  die  Eisenzeit  sind  von  Fundstellen  su  nennen:  Boipter  Aae  bei 
CMaar  dar  MHandarOekeB"  bei  Saodhdni  vor  der  Urite,  ütenbaeh,  Nledenimnieni,  Tieiaehn- 
hailigen,  Legefelder  und  Poseeudorfer  Torfmoor  bd  Berka,  Weimarschmiodo ,  Udestedt, 
Flurstedt,  Dienstedt  bei  Remda,  Vippachedelhausen,  Berlstedt;  von  slavischen  Fuudstellen 
der  jOngsten  Eisenzeit  sind  vertreten:  Wenigeigena,  Possendor^  Camburg,  Taubach,  Kleiu- 
lOBMtadt»  Kxifpeadiai^  Keetsehgnmd  bd  Naaaritnxg. 

Von  adttatalteriiitoi  Gegeustiiiden  aind  fooi  lataeaae: 

PieUagruppe  (an  dar  StadtUicfae  ataauaeod),  apttgothiadL  Die  hl.  Maria, 

gleich  ausgezeichnet  durch  edle  Züge,  mild-schmerzensvollen  Gesichtsausdmck  und 
schönen  Fluss  der  Gewandung  und  des  künstlerisch  angeordneten  Kopftucbea;  CShnsUiB 
dagegen  merkwürdig  steif  und  ungeschickt.    Stein  {A). 

Figuren  von  Gedenktafeln  des  17.  Jahrhunderts,  aus  der  Stadtkirche  stammend. 
Btae  OhriatMligvr  am  8teiB  [deien  Arme  ÜsldeD]  adt  den  vacgeatreckten  rechten 

Fvss  auf  einem  Schädel  stehend,  wie  ein  hellenischer  Heros  aufgefa.sst,  auch  in  dem 
nackten  Körper  und  diwi  hinten  herabfallenden  Mantel  gaas  antüdairend,  ist  recht 


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186  Jkha,  Sohloflfl.  Hm.  138 


tflchtig  (A).  —  Die  kleinen  Holzfigiiren  des  Johannes  und  Paulas  sind  maniarirt,  im 
gewöhnlichen  Zcitgesclunack  gehalten,  dalwi  von  giiter  Gewandung  (A). 

Figur  einer  Braut  aus  dem  14.  oder  15.  Jahrhundert,  aus  Thon. 

Crucifix,  romanisch,  Kupfer. 
Darabrettstein,  tMuvauaamitt  ans  Wippra. 
Abgvas-Stftcke  eines  romaniachen  Krooleiichters  ans  WqipnL 
Siegel  und  SiegelabdrAck«  ans  den  thttringisdiai  Landen. 
Bracteaten  und  M ü uzen,  mmie  Udmre Beate  von  konstgewerblichen 

Gegenstiinden  des  Mittelalters. 

Abbildungen  mittelalterlicher  thüringischer  Malereien  (von  Auschwitz,  Lichten- 
hain, Lobeda,  GroaalOUciuni,  Weida,  SangeriuHneo,  Tonndorf  v.  t.  w.). 

Yen  Qageaatliidm  aoi  dar  Zalt  dar  dantodiMi  Biai— aea  lak  banadui  «fa»  grtmra 
Aanid  von  Holz8ohoittblättern,  aus  alten  Dmotwerken  stammend,  rorhanden.  Darunter 
die  Meister:  IM  (1409);  Mifhael  Wolgemuth;  Urp  Gnif ;  Hans  Holbein  d.  J. ;  der  unbe- 
nannt« „Meister  der  französiauheu  Gt»botbQoher" ;  Ambrosius  Holbeia;  Anton  von  Worms; 
Luaaa  Graaanh  dar  Aeliara;  Haaa  Sehloileiii;  flaaa  Sabald  Bahan;  Ana  SpriBgUUaa; 
H.  B.  ==  Hans  Baidung?;  Wolfgang  Rescb;  Virgilius  &tlis;  Nidas  Meldemann  1531: 
AI'  =  Adam  Petri;  Peter  Gottland ;  Jobst  Amman:  Tobias  Stimmer :  Meister  C.  H.  S  ;  Mcloliior 
Loreb;  Wolfigang  Stdrmer;  Hans  Bocksberger;  I.  Spörl;  Abraham  von  Werf;  J.  J.  von  Sand- 
rart;  EBaa  Fanaliaa;  Mdater  IL  L.  afai  ata. 

1  altera  Matallaahnittblitkar.  eiMav«i/d7«,  nad  vwaaUadMw  ular  Holbaia^ 
Eialinaa  mtrtaadaaa  mit  daa  Henagcamm  IF. 

Yen  Kupferstichen  nennon  wir:  Albrecht  DHrer;  Daniel  Hopfer;  Melchior  Lorch?; 
Jobst  Amman;  Virgiliu»  Solis;  J.  van  Campen;  Collacrt;  Vischcr  et  Golsins;  Wendel 
Dietterleia;  Cornelius  Kioolas  Schurts;  Callot;  Israel;  J.  J.  von  Sandrart;  Laurentius 
da  SaadiBit;  Ch.  Eagelbreoht;  Job.  UMeh  Kiaiuaa;  HattUaa  M«tlaa;  P.  Tnaahal;  Jab. 
Dtlrr;  Rembrandt?;  de  Lanncssin;  Picard;  IMatham;  Melchior  KUsell;  Paul  de  Cock ; 
G.  Sadler;  loan  Speward;  Petnis  de  Jode;  J.  Pt'tnis  (Jena):  21  Blittar  Copiea  aaob 
Dürer;  Cliodowiecki ;  J.  H.  Tischbfin ;  B.  Kode  (Bfriin);  Job.  Balzer. 

Steindrucke  von  Kehlen;  K.  Malier  in  Karlsruh;  Winter;  Sebastian  Wolf;  Chr. 
HluBn  ete. 

HandaaiehnaBgaa,  darunter  TTil  wakhaan  va»  LudirigBtditer,  EuqdlnaBa  vmPbMiii. 

Erwähnung  venlient  eine  Saiuudung  von  Kuchenformen  aus  den  17.  und 
18.  Jahrhuiiiiert  (fiir  die  deut.sche  Mythologie  wichtig);  meist  decorativ  ausgeführt, 
bieten  sie  besonders  in  Bezug  auf  die  Trachten  vorzügliche  Muster,  so  dass  die- 
selben eine  ganz  beaondere  Kategorie  von  kunstgewetbliehen  Dflnkmikim  bilden. 

Ton  dar  Torgasehiehtliaban  Samttlnng  gedankt  der  Oenaarfator  deaMoaeoma^ 
Harr  T'n.f  Dr  F.  Klopfleisch,  einen  wieaensohaftliohen  Katalog  mit  Abbildungen  heraua- 
zngeben.  Von  demselben  ist  in  den  porgesekiektlichen  Denkmälern  der  Provinz  Sachsen 
{Heft  I  tt.  II)  bei^its  die  ausfQhrlicho  Besprechung  der  Denkm&ler  der  ältesten  Zeit  be- 
gonaeta  imdan.  Dia  btalogisirung  dar  anttetolterlidien  nnd  Benaieeanee  Denknilar  vifd 
naeb  «folgter  NeaadMeUnag  bi  den  niehatan  Jahren  in  enafthriielMr  Weiaa  in  ha^^  ga- 
Bommen  werden. 

amäteAr^,  MittktOnigtm  mm  Heim  FMl  Da.  Fa.  Kumuiacn. 


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I 


139  Jw».  JmA,  UniTenit&tobibliothek.  189 


tilT<wHIMMMtott«fc^  atatllidier  Ban      1868.  Darin  besonden  bemeikeas- 

irerth: 

In  den  unteren  Bibliotheksälen  : 

Gemälde,  Tod  Märiens,  altdeutäcli,  uüt  sehr  guten  Einzelheiten. 

Oemilde,  nUrddie  Bnuibfldiiisfle,  n.  a.  Johann  Friedridi,  seine  iwd  Sfthne^ 
viele  Professoren  (u.  a.  Matth.  Flacius),  zum  Theil  ganz  gut. 

Bibel  „36-zeiligc  lateinische",  wohl  als  erster  Buchdruck  (nach  Dr.  Linde)  von 
Gatenberg  in  Mainz  hergestellt.  Trefflicher  Druck;  gute,  mit  theils  ronianisireoden, 
tiioOs  ginz  natflilidien  Bhnnen  mmäuBa»  Mtialan  nnd  Randvenierungen ;  darin 
einiges  Figürliche,  das  weniger  gelangen.  Besonden  hllfaeeh  i.  B.  der  Anftng  vom 
Buch  der  Könige. 

Im  Handschriften-Kabinet : 

Codices  in  grosser  Anzahl,  zum  Thuil  mit  äliniaturen  und  Initialen  auf  das 
BeldiBte  anageatattet  Die  nieihtigBten  mitgen  in  Folgendem  angHltthrt  werden.  IMe 
BemeriEongen  keinen  naUrlicb  nur  den  Zweck  haben,  Fingeneige  för  das  Sitezial- 
studium  7M  geben ,  welches  diese  Werke  der  Menge  ond  Bedeutong  nach  wie  hin- 
sichtlich ihres  Kunstwerthes  verdienen. 

Evangeliarium  aus  dem  10.  oder  11.  Jahrhundert  Die  Titelseiten 
zeigen  anf  tersehiedeDfitrbigem,  in  StreiliBn  zerlegtem  Gnmde  grosse  Kapitalboehstaben 
mit  Band- Verzierungen  in  irischer  Art.  —  Der  Deckel  zeigt  vom  in  der  Mitte  ein 
aus  Elfenbein  geschnitztes  Relief,  Mcuria  mit  dem  Kinde  in  der  Manier,  die  an  Poccio 
erinnert,  an  den  Ecken  drei  Elfenbeinreliefs  (das  vierte  ist  verloren  gegangen),  Hei- 
ligenbilder darstellend.  Dazwischen  auf  dem  Deckelraade  länglich-viereckige  Bronze- 
püttchen  mit  Gravinmgen  von  RenaiasaDce-Lanbweric  und  anegoriseb-diriatüehea  Dar- 
stellungen, auf  dem  oberen  Pliittchen  vielleicht  die  Stifter  vor  Christus  kniend.  Die 
Rückseite  des  iKickela  zeigt  unter  durchsichtiger,  pergamentartiger  liodockung  eine 
höchst  interessante  Miniaturmalerei  auf  eiuem  Pergamentquartblatt,  wohl  aus  einem 
allen  Codex  heranageaehnitten:  in  der  Mitte  der  heilige  Luurenttna  anf  dem  Roste 
gemartert,  links  der  König,  rechts  Henker.  Die  alterthflmliche  Zeichnung  staaunt 
wohl  noch  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Lothar. 

Theil  der  Vulgata,  enthaltend  Propheten  und  neutestamentliche  Briefe,  der 
Schrift  nach  um  1100  gefertigt,  mit  sehr  schönen  romanischen  luitialen,  Ornamenten 
mit  TUerrerschliDgongeo,  wenig  meoaddicben  Gestalten.  Letstere  nur  anf  Seite  1. 
81'.  45\  65».  57.  64'.  92.  93».  132'. 

Theil  der  Vulgata,  enthaltend  Theile  des  alten  Testaments,  Ähnlich  dem 
vorigen  und  aus  derselben  Zeit 

Tractate  des  Angustia  Uber  Psalter  u.  s.  w.,  l'Z.  Jahrhundert,  bemerkeuswerth 
wegen  des  Deekels,  der  im  MeWlbesehtag  einen  Bondbegenfkiia  leigt 

Panlinisehe  Briefe,  lateiniaeh,  nm  1160  mit  lateia.  OoouMatar;  aehr  foiae 
zierliche  Schrift  mit  ebensolchen  Initialen.  Das  Weiss  ist  als  Deckfarbe  aufgesetat 
an  den  Blattzacken.   Besonders  gut  sind  die  reichlichen  Goldplättchen  erhalten. 

Textus  sententiarum  Petri  LombardL  Aehnlich  ausgestattet  wie  das 
vor^pB  Werk  mit  i^eidiett  feinen  Initialen. 

Decretalien  enthaltender  Pergamentband, spAbtemaideehe  Sehilft  mit  elaigwt  Ldtialea, 
die  das  Leben  der  GeistUohkeit  behaadela. 


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140 


JiMA,  UniTWBit&tebiblioUiek. 


Jeiuk  140 


Otto  von  Freising,  de  reb.  Frider.  L,  bertthmte  PergamttBthaiidBchrift  aus 
der  2.  Hiüftc  des  12.  Jahrhunderts,  mit  einer  Menge  von  Illustrationen  innerhalb  des 
'l'extcs  auf  diesen  bezaglich,  ausgeführt  mit  elufachen  schwarzen  iiederstricbeu,  nur 
spärlich  erscbeint  etwas  Both. 

Tra«taU  d«r  KirehtnvftUr,  FmgMMittaiid  des  14  JMmiMa,  mnm  «iiüg« 
Blätter  mit  Tnhalt.svorzoichnis8.  Auf  dem  1.  Blatt  Mit  dar  Fedir  «twas  Utk  gtsult:  Maria 
mit  der  Tanbe  und  Maria  mit  dem  Chrietkind. 

Bibeihandschrift.  Lateinischer  Text  aus  dem  14.  and  15.  Jahrhundert  mit 
einer  Initiale  Ii,  die  nach  römischem  Muster  gezeichnet  ist 

Jenaer  Minnesingerbandsehrift  (bekaunte).  Obne  ikngabe  Uber  Ort  mid 

Schreiber.  Schrift  des  15.  Jahrhuadorts  mit  einigen  InitialvendermigeD.  40  cm  breit 
imd  50  cm  hoch.   Deckel  mit  Lederpressung  und  Broncebeschlag. 

„Decretum  Gratiani  cum  glossa".  Pergamentband  mit  Inschrift :  Äic  liber 
fmt  magisiri  Jacobi  Molitoris  de  Grypka,  gtian  testatus  est  monasterio  beate  Marie 
goMeHqtte  NköM  sn  GfflobiqnB*  Ursprung  der  ^genidiBetoii  Initlaleo  woU  itaUeniadi. 
Erstes  Blatt :  Krönung  dea  Nikolaus  zum  Papst  und  Krönung  Kaiser  Friedrich  des  OL 
(1452).    Darüber  Christus,  von  Engeln  umgeben.    Darunter  Nirolaus  de  Bononia. 

Decretalien,  Fergamenthandschrift,  mit  Initialen  verziert,  die  das  Leben 
der  Geistlichkeit  behandeln. 

Deeretales  Gregorii  pontifieis,  Ferganirathaodachilft:  Im  Anfiuig  ein 
Doppelblatt,  auf  der  einen  Seite  ein  König,  einen  Stammbaum  haltend,  auf  der  andern 
ein  Jün^linf,',  einer  Jungfrau  einen  Ring  zeigend.    Schöne  FJnbanddecken. 

biblia  latiua  mit  Vorrede  des  Hieronymus.  5  Bände  aus  der  2.  Hälfte 
dea  15.  Jahriiunderta.  Im  L  Band  auf  Seite  1.  und  256.  Initialen,  desgleichen 
Anfiug  von  Band  ü,  mar  omamentaL  In  den  Hbrigen  Binden  staid  LOeken  für  nidit 
ansgefohrte  Initialen  gelassen. 

Handschrift,  enthaltend  einen  Anp^ne  aus  dnm  alten  und  nenen 
Testament.  Laut  Titel:  aus  alter  und  neuer  üü;  gesohriebon  und  verziert 
anf  BealeUnng  das  Herren  Sohmals  ana  Weiebmertting  yoa  Talfgang 
Wvlflngar,  Gapallan  tn  8i  Marien  in  Ovxhafen  1452.  Der  Tezi  einer  jeden 
Seite  geht  um  eine  In  der  Mitte  befindliche  Miniatnrbildergnippe  von  grOasersn  ond 
kleineren  Biliiern  hemm,  die  nicht  beBonders  in  der  Ausführung  sind. 

£ine  Gruppe  von  8  einander  ähnlichen  Messbücbern  in  Gross-Folio, 
a)  Hessbnch  etwa  aus  dem  15.  Jahrhundert,  mit  Ifieiatnren  inneriialb  dea  Noten- 
textee,  in  Bngnnd  (oder  am  mederrbein)  fitr  den  apftteren  Kaiser  Maximilian  berge- 

stcllt.  Die  Miniaturen,  thcilweise  prachtvoll,  zeidiriL'ii  sich  iius  durch  weichen  Linienfluss, 
weiche  Farbenübergftnge ,  herrliche,  luilde  Farben  in  den  I,oca!t()nen  und  feine  Aus- 
führung- Frührenaissance  mit  italienischen  Studien  und  gothisch-nicderläudischen  Nach- 
klingen. Das  Gold  ist  besonders  weieb  au^gesetat,  was  ebenfalls  auf  boigondiaeben  Ur- 
sprung schliessen  lässt.  —  Auf  dem  Anfanglblatt:  Jungfrau  Maria  mit  dem  Kinde,  anf 
der  Mondsichel  schwebend,  in  der  Glorie  von  zwei  Engeln  gekrönt.  Fernere  Blätter: 
Erzherzog  Maximilian  Icuieend  vor  dem  betpult  mit  zur  Seite  gelegter  Herzogs- 
krone, binter  ibm  ^  Engel  den  Doppeladlendiild  haltend,  üeber  dem  reohta  be- 
findlichen Vorhang:  haU  mass  m  aUen  dingm.  Durch  die  SäulenfBoatcr  bliekt  man 
auf  eine  Hasenjagd  in  felsiger  Landschaft.  —  Bababargiufaes  Kaiserwappea,  ungeban 


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141  Jana. 


Jbha,  Umversitätsbibliothek. 


141 


▼on  Insignien  des  goldenen  Vliesses,  darunter :  halt  mau.  —  Vor  dem  Kjrie-eleison : 
Christi  Auferstehang.  Unten  auf  dem  Rande  Wappen  von  Oesterreich,  darunter  das 
YOD  Biugund.  —  Erzherzog  Max  knieeod  unter  einem  Zelt  vor  einem  Betpult. 
Hiitar  ihn  Ludwig  der  HeOige  tou  Fmkreieli,  in  Hinu  rgrund  Eänbliek  in  eine 
Stedt«  in  der  Bewaffnete  sich  bewegen.  Darunter  ein  grosses  Wappen.  —  Im  Vor- 
deigrundu  links  Kaiser  Friedric'h  III.  im  Ornat,  rechts  Erzherzog  Max,  beide  knieend ; 
dahinter  liaks  Maria  mit  dem  Kinde,  rechts  der  Baum  der  Erkenntniss.  —  Darunter 
Job.  Sootus  in  Einsamkeit  knieend,  Papst  Nikolaus  IV.  im  Ornate.  —  Auf  der  nächsten 
Seite  am  Kopf  die  BildaiBae  von  Aleiander  m.,  Innoeeu  V.,  Bktns  IV.  Zu  allen 
diesen  Männern  ihre  Aeossatmgcn  über  die  unbefleckte  Empfängniss  hinzugefügt  — 
Maximilian  als  König,  die  Krone  zur  Seite  gelegt,  knieend  vor  dem  Pulte,  hinter 
ihm  der  heilige  Georg.  Darunter  Wappen  von  Burgund,  umgeben  von  blauem 
Sdmalbpmdiband  mit  fnaclirift:  Hmmjf  aoüt  gut  mal  y  peiue.  üeberall  auf  den 
Rändern  der  Blfttter  aentreot  finden  sich  verehizelte  BImn«D-  und  Thierdarstellungeo, 
nach  der  Natur  gemalt  —  S.  42*  Gruppe  von  Bildern.  Das  grösste  in  der  Mitte: 
Maria  sitzend  im  Nimbus,  in  beschaulicher  Stellung  die  Hände  im  Schooss  gefaltet, 
umgeben  toh  Scenen  ans  Oiiiiti  Leben  (Krauatragung,  Chitetna  im  Tempel  lehrend, 
Fludit  nadi  Egypten,  Kicaidgang,  BciUagnog,  GraUegung,  Dantdlung  im  Tempel. 
—  Um  diese  Bilder  Initial-C  aus  Ranken  gebildet,  dazwischen  Vögel,  Schnecken, 
Schmetterlinge.  —  S.  43.  Max  als  Erzherzog  im  Gemach  vor  dem  Pult  kiiieenrl, 
hinter  ihm  der  heilige  Franciscus.  —  Darunter  Abbildungen  zweier  Jungfrauen ,  von 
denen  die  eine  woU  Ifaiia  rmi  Borgond  hi  Henoeiin;  hinter  ihnen  eine  Dame  in 
Wittwentracht  mit  einer  Krone  in  der  Hand.  —  Darunter  wieder  zwei  Flranen  knieend 
(Maria  mit  ihrer  Mutter?),  dahinter  links  die  hll.  Maria  und  Katharina. 

Der  zweite  Theil  des  Codex  ist  von  anderer  Hand  liiustrirt  und  zeigt  eine  sehr 
üiA  detbera  Art  Harpyenartige  und  andere  Halbfiguren,  die  aus  Blattwerk  wachsen, 
malerisch,  etwa  im  Stil  des  Giulio  Romano  aufge&sst.  Namentlich  zeigen  sich  in 
den  Initialen  groteske  Köpfe  mit  phantastischen  Helmen.  Dazwischen  allerlei  wenig 
tu  einem  Messhuch  passendes  Beiwerk,  z.  B.  ein  Kopf,  dem  eine  Zange  auf  die  Nase 
geklemmt,  eine  Figur,  die  sich  mit  den  Fingern  den  Mund  aufreisst  Häufige  An- 
Windung  tob  schnatsig-rother  und  grüner  Farbe  mit  viel  Gold  auf  braon  aofgeaetit 
Sdion  Ucbeigang  sooi  Bareck;  aber  gut  vnd  aanber  ansgeaibeilet 

b)  Messbuch,  das  sich  als  eine  roho  Nai  hahmung  dos  zweiten  Thcils  von  Mossbneh  a) 
darstellt.  —  Bas  südisische  Wappen  im  Anfang  int  wohl  diu  erst  später  in  sSoba-thOxing. 
Landen  g^ft'rtitrto  Uebornialung  einer  vrTtiischteu  frühenni  WapiM'n-Gnippining. 

o)  Messbuch,  dem  Measbuch  b)  sehr  ähnlich,  eine  rohe  Imitation  von  MMsbaoh  a), 

Ml 

d)  Messbuch  niederrheinischeB  Urapnings,  um  1610  entstanden.  EiaselDe  Blfttter 
mit  Bandmnrahmwng,  gothisireDdea  Bankenwoil^  VBgel,  Btamen  vsn  wiwndflr  NatOi^ 

lichkeit.  Auf  jedem  der  umrahmten  Blätter  zwei  Darstellungen,  gewöhnlich  obea  ein 
Figurenbild,  unten  in  einem  Viereck  Initialen  mit  naturalistischem  Beiwerk.  Von 
den  Figurenbildern  sind  namentlich  bemerkeoswerth  Seite  2U' :  Maria  gekrönt  iu  einer 
Mnsehdniadw  iiIaeBd,  daa  stehende,  aaekte  Ghristnskfaid  anf  dem  Bcheosa  swisehen 
musizinnden  BSngdn;  reizende  Mischung  niederländisch-gothischer  und  italienischer 
BenaiasaneeweiBe.  —  Seite  30:  oben  Friedrich  der  Weise  betend;  hinter  ihm  steht 


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142  JiBA.  ÜniTwaHlMnUMiiA.  Stm.  143 


eine  geflügelte  Eugelsgestalt  von  entzückender  Haltung,  I^ockenhaar  und  feiner  Tracht. 
Darüber  ein  Band  mit  dem  Wahlspruch :  tant  que  je  pyus  (A.)  —  Blatt  43"  Maria 
mit  gefalteten  H&oden  auf  der  Mondsichel  stehend,  umschwebt  und  getragen  von 
venhreiden  EsgdB.  — Der  sweit«  Th«il  iet  vod  aadenr  Hand  ilhiitrirt  nd  fai 
anderer  Art  Einzehie  poMe  Initialen,  andere  kleinere  groteske  Köpfe  aas  Ranken 
wachsend,  ähnlich,  aber  weit  harmloser  und  naiv-heiterer  als  die  in  Mombnch  a) 
und  b)  und  noch  mit  gothisohen  Anklängen. 

e)  Meesbuoh:  Band  aus  verBchiedeuen  Theilen  zosammengefletit  Theil  1  begiunt  mit 
dem  Sfaiioli  Fiiedriek  d«e  WeisMi:  Uutt  que  pyus  oad  dem  deiitMli«&  Wappen  (Zeit  seinw 
BeiohB-Yioarisfat).  Initialen  lediglich  kalligraphisch  mit  nur  wenig  SMeBTenierang,  wie  in 
Hessbuch  d)      Tlieil  2  ist  ähnlieh  den  fheil  %  T<m  Mead^ndi  a).  —  Theil  8  ihaUeh 

dem  Tlu'il  2  von  Messbudi  d). 

f)  Mv'ssbuch  au«  2  vcrschifdfm'n  Tlu'iK'ii  /.u.^aumieügfsctzt  Theil  1:  ähnlich  dem 
Messbucb  b).  Nur  auf  den  ersten  Blättern  Miuuituren.  Maria  mit  verehrenden  und  krönen- 
den Engeln.  —  Der  Ewftrst,  wie  in  MeaslNieh  d),  mit  heiliger  lathaiiaa  dahinteBi.  Dies 
Bild  zwar  ganz  geschickt,  dooh  weniger  schön  als  die  ähnlich*'  Dantsllnag  in  Msaabneh  dX 
Darunter  fin  säihs.  Kurwappen,  wohl  gleichfallt;  einf  U«'bi'niiulung  aus  späterer  Zeit.  — 
Auf  den  ep&teren  Seiten  lediglich  kalligraphiache  ZirkeL  —  Theil  2  zeigt  ähnliche  feine 
und  heitere  Hinlatnran  wie  Thdl  %  von  Measbnoh  d). 

g)  MeasboA  vSX  laiiialea  wie  in  Theil  t  ven  ^.  flisr  iHedenm  cb  «ohafaMhss 
Wippen»  wohl  eheafttUt  an  Stelle  einer  weggewieehten  Ktnintar»  ▼«  demselbea  Maier,  wie 
in  h)  amgeAhzi 

h)  Heerimeh  wie  Memlmeh  g X  eheafUls  mit  aaohgomalten  dfadw.«fliOilngisdien  Wappen 
?erdeit 

Die  neutestaraentlichcn  Pericopen.  2  Binde.  Bd.  1:  Die  Evan- 
gelien. Ist  l:uit  Tit(-lhlattaiitial>e  ir»07  gefcrtifi;t  unfllmt  drei  TitdMiittttr.  Titel  1 
xeigt  alleiu  das  kurlürätiiche  Wappeu  mit  den  Schwertern.  Titel  2.  Das  kurfürstlich 
flOdmiflche  Wi^ipen,  umgeben  von  den  EbiBe1wapi>eu  der  kinftnilichen  und  henof^- 
■BiehBlachen  Linder,  darunter  Unterschrift  mit  der  Jahreasaihl  1507.  Titel  3.  Die 
Kreuzigung  —  wohl  von  Dürer,  meisterlich  gemalt  ~  umgeben  von  Randzeichnungen, 
in  denen  die  sächsischen  Wappen  schweben.  Es  folgt  dann  der  fortlaufende  Text  mit 
Initial-Bildchen  und  Rankenverzierungen,  die  über  den  ganzen  Rand  hinlaufen;  die 
Zeichnnngen,  aaagefUirt  in  spfttgothischor  Miniatarmanier,  »igen  lebhafte  Farben  und 
h&nfige  Anwendung  von  Gold ;  besonders  reizend  sind  Kinder-  und  Thiergestalten  gemalt 
Hervorzuheben  ist  die  Malerei  auf  Seite  14  Rückseite,  auf  Pfingsten  bezüglich.  — 
Der  Deckel  des  Bandes  ist  in  der  Mitte  verziert  durch  ein  in  byzantinischer  Weiae 
gemaltes  Christosbild  unter  Glasplatte ,  an  den  Tier  Dednl-Ettan  von  gegoeaenen 
Evangelisten-Gestalten  umgeben;  zwischen  diesen  befinden  sich  emaillirte  aichaiach- 
tbflringische  Wappen  und  (auf  der  rechten  Deckelseite)  zwei  in  Messingplättchen 
gravirte  Mitnnergestalten.  —  Band  2:  Die  Episteln.  Zu  gleicher  Zeit  wie  Band  1 
gefertigt  zeigt  er  dieselben  Titelbl&tter  1  und  3  wie  jener.  Titel  8  ent- 
hilt  hier  U)  die  prichtige  DOrei'iehe  Bembnng  Obiiatt  (verUMUeh  flr  das  Ge- 
mälde in  der  Stadtkirche),  umgeben  von  ähnlichen  Randverzierungen  wie  Band  1. 
Ebenso  sind  auch  im  Text  Initialen  und  Randbildtf  dieselbeu  wie  dort.  —  Der 


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Tilelblatt  zu  den  Eptstel-Pericop*?n  von  1S07 
in  der  Universitätsbibliclhek  zu  Jena 

l'fWwj  von  fViLT*!!«'  t'i»rlier  in  Jrna.  tit-htttrurk  ttm  li&iuuittr  if-  Juii-.it.<H\'Ift*4'ä({by'  VjOOQIC 


Titelblatt  zu  der  Bibel  Johann  Friedrichs  des  Grossmüthigen 
in  der  Universitätsbibliothek  zu  Jena 


Yftitif  (yji  tiunlm'  f'isiiitr  in  .Jena. 


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148 


Jwu,  Ü^TwnMMfbBoaidc. 


148 


OedBel  zeigt  in  der  Mitte  unter  Glas  den  Paulus  sitzend  mit  Schwert  und  Buch, 
amgeben  an  den  Deckel-Ecken  von  den  gcgosseueu  Figuren  der  Kircbeuv&ter,  da- 
zwischen die  säcbäisch-thQriogischen  Wappen,  wie  in  Band  1. 

Die  von  Luther  verdeutschte  Bibel  Johann  Friedrichs  des 
OroBsmllthigeii.  FoHo,  anf  FwrgameDt  gedrackt  bei  Luft  in  Wütenlmg  1641. 

Innerhalb  des  Textes  Holzschnitte,  mit  Farben  ausgetuscht.  —  Sehr  bemerkenswerth  ist 
das  Titelblatt,  da-s,  wie  diis  Schlänglein  rechts  l)eweist,  von  Cranficli  d.  J.  1543 
(ScBUOBABOT,  GsAHACH  uad  danach  LOTZ,  Xiuittlo/tograpAie  I,  668  gelftn  lö4ö  an)  gemalt 

wmde^iclitdruck).  Die  eigcnthilliididie  Symbolik  vradientAiifmeiluaiDkeit;  der  Inhalt 
«rimieit  an  das  Bild  in  der  Weiniarar  Stadtldrche.  In  der  Mitte  des  Bildes  ein  Baunif  das 

Gemälde  in  zwei  Abtheilungen  trennend.  In  der  rechten  A])theilung:  Christus  am 
Kremi,  davor  der  sündige  Mensch,  nur  mit  Schurz  Injkleidet  (die  Züge  Junker  Georgs 
tragend),  an  seiner  Brust  vom  Blute  des  Gekreuzigten  getroffen ;  neben  ihm  Johannes 
der  TlirfiBr,  mit  FeD  mid  rothem  Mantel  bekleidet,  anf  das  Kreux  vreiaend,  an  dessen 
Fuss  das  Gctteslamm.  Auf  der  anderen  Seite  des  Kreuzes  Christus  vor  einer  dimklen 
Höhle  über  Tod  und  Hölle  triumphirend.  Im  Hint^'rgninde  auf  den  Felsen  ül)er  der 
Höhle  eine  Landschaft,  darin  die  Verehrung  der  ehernen  Schlange;  rechts  vom  die 
Empftngmaa  der  Maria.  Die  EmpfilngiiiBB  ist  venirabildliclit  dareb  einfln  StnU, 
der  von  einem  in  Wolken  schwebenden,  kreuztragenden  und  von  fiigefai  migelicnen 
Kinde  auf  die  Maria  hin  ausgeht.  Die  Alitheilung  links  vom  Baume:  rechts  im 
Vordergründe  steht  Moses  (vielleicht  das  Portrait  einer  Person)  und  weist  den  neben 
ihm  stdienden,  mit  Amtstimdit  bddeideten  KmfDnteD  auf  die  Gesetiestafebi.  Liiilcs 
hl  der  AbtiieilaDg  die  sieben  Todaflnden,  doreh  inenschliche  Figurai  (Wdb,  Papet 
U.  g.  w.)  versinnbildlicht,  in  den  llöllenflammen ,  anf  welche  von  der  Mitte  her  die 
Gestalten  des  Todes  und  des  Teufels  den  sündigen  Menschen  hintr(!it«'n.  In  der 
Hintergrunds-liandschaft  der  Süudenfall,  ol)en  Christus  in  der  Glorie.  Das  Ganze  ist 
ein  treffliehes  Bild,  besonders  sdiMi  das  Cmdfix.  Die  Farben  sind  lebhaft,  vom  viel 
warme  Töne,  nach  hinten  zu  mehr  Grün  und  Gelb.  Häufig  ist  Gold  statt  Glanz- 
lichter mit  feinen  Pinselstrichen  venvendet.  Unter  dem  BiUe  stehen  mehrere  auf 
dasselbe  bezügliche  Sprüche  aus  dem  neuejQ  Testament. 

Schöner  Druck  des  Theuerdank.  Auf  Pergament  aus  dem  lü.  Jahrhundert 
idt  den  bekaont»  beq^maUrsehaB  Hdaehiitten  innerhalb  des  TsxIm. 

Antitheaia Christi  et  4iitichritti,  Pergameatband  in tsdraehiseher Sprache, 
au  verBdriedeneii  Bestandthdien  bestehend.  —  Jeder  der  vier  Theile  des  Handt^  ist 
mit  Miniaturen  und  Initialen  verziert,  die  für  die  Entwicklung  der  böhmischen  Malerei 
aus  der  Zeit  nach  14.'H)  sehr  lehrreich  sind:  1)  Handschrift  mit  Inschrift:  liohuslaus 
de  Ceechtig  (?)  aue  camsa  metnorie  manu  propria  me  feciL  Der  Gegensatz  zwischen 
Christna  md  AntidiriBt  (PH»t)  wird  in  vielen  niaatrationeD  verauehanlidit,  soletat 
IIuss  auf  dem  Scheiterhaufen.  Die  Malereien  sind  vielfach  ungeschickt,  aber  in  leb- 
haften Farben  unter  reicher  Anwendung  von  Gold  ausgeführt  (bes.  S.  12  die  Kreuz- 
tragung).  2)  Drack  in  tschechischer  Sprache  über  Huss;  einige  Seiten  mit  huntfarbigen 
Vendeningen  nmrUidert  8)  Dmdc  ihnlieh  wie  2),  in  tadiediiacher  Sprache  Aber  Hnaeena 
Tod.  4)  Tsdiediiaebe  HandschrifL  —  Ueber  diesen  interessanten  Codex  vgl.  Cukibtoph 

Mtutti,  memorabilitt  hibliolhecar  academicae  ienrnsit,  Jena  1746.  S.  324  ff.  —  Wii.b.  Skt- 
iBio,  cvmmmMi»  4*  Joh.  Husti  vita,  ed.  Gas.  Mxim,  Jena  1743.  S,  43—48.  —  Srawroi, 


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144 


Abu,  Unl?enitttibibI!othek. 


Jena.  144 


obtervaiiones  Uaiaues  Utia.  S.  164.  171 — ISS.  —  JoK.  WoLrnn,  im  leetiomüu»  memTa- 
kHtm,  im,  //.  JU,  7/2—747. 

Livre  de  propriet4s  des  elioset,  traaslMA  de  latiB  m  frmnfais  ds  eon- 
mflDdeDNnt  Charles  le  V.  roy  de  France  (f  1389),  par  niaistrc  Jchan  Corbechou,  de  Tordre 
Saint  Angustin;  PHrganieTithaiidschrift.  I^ut  handschriftlicher  Notiz  auf  dem  Deckel 
küiiute  Üb  von  Jeau  du  Buurges,  llofmaler  Karls  d.  Y.  ausgeualt  sein.  Sehr  feiue  irmiü- 
dsdie  Minitturen;  hoch  interessant  Beeonden  henomdielMn  die  l^ldMr- Anfinge.  So 
der  von  Budi  1 :  4  Bilder,  Christus  mit  Sonne  und  Mond,  Christus  vor  dem  Meere,  Christas 
mit  Buch  vor  allcritn  Thieren,  ein  Geistlicher,  der  dem  König  von  Frankreich  das  Bttch 
überreicht.  Iliugs  herum  Distelblattmuster.  Alle  vier  Bildcht»,  sowie  die  Qbrigen  Bilder 
des  Codex  zeigen  als  Hintergrund  fioin  ausgemalte  Teppiche  in  verschiedeneu  Mustern. 
Buch  II,  ChristoB  mtd  Enengel  hn  Kampfs  gegen  die  TeufeL  Buch  III,  SeU^fiing 
der  Era.  Buch  lY,  Mensch  zwischen  den  vier  Elementen.  Buch  V,  Ein  Arzt,  Kranken 
und  Krüppeln  eine  Büchse  überreichend,  üuch  VI,  Ein  Greis  und  ein  Mann  in  vor- 
nehmer Zeittracht  im  Gespräch,  wahrend  ein  Jüngling  einem  mit  Kreisel  spielenden 
EiDde  »isebaiit;  des  Game  eine  Verslimbildlidhimg  der  vier  Lebensalter.  Bndi  VH,  Eüi 
PtoImww,  tot  Zultitreni  demonstrirend  (über  Krankheiten).  Buch  YIII,  ChrLstns  ud 
Gott  Vater,  von  Stenicn  und  Eugeln  im  Himmel  umgeben.  Buch  IX,  Professor,  vor 
Zuhörern  Sonne  und  Mond  erklärend.  Buch  X,  Vier  Engel,  Medaillen  (Darstellungen 
TOD  Stadt  und  Land)  haltend.  Bach  XI,  £in  Professor,  seinen  Zohörem  über  die 
Seele  und  die  Leidensdisften  Unterricht  gebend.  Bach  XII,  Vögel  im  Walde. 
Buch  XIII,  Christus,  aus  dem  Himmel  auf  das  von  Fischen  angefüllte  Meer  schauend. 
Buch  XIV,  Fiii  Professor,  seine  Zuhörer  (Iber  ein  Rundbild  mit  Bäumen  belehrend. 
BuchXY,  Befestigte  Stadt,  von  aussen  gesehen.  Buch  XVI,  Ein  Professor,  seine  Zu- 
hjMrer  Ober  Metalle  unterrichtend.  Buch  XVII,  Blnae  im  Wälde.  Bush  XVm, 
Thiere:  Hirsch,  Löwe,  Einhorn,  Pferd.  Buch  XIX,  Ein  Professor,  seinen  ZuhAnm 
die  Farben  erklärend.  Biuh  XX,  Unterricht  über  die  Töne  (ItanonstnUionflD  SB 
einer  Glocke).        Mvliüb,  memurabiha  tlibliolhec.  Jen,    S.  348. 

Bibel  in  französischer  Sprache.  Besteht  aus  den  zwei  stärksten  Bänden 
der  Jenenser  BibUotheiL  Kach  ehier  handsehiÜKliGhen  Notis  im  Deeksl-Inneni:  UUe 

de  Guiars  M^Mpft  (vgl  Ed.  Reuss,  fragments  litteraires  et  critiques  relatifs  k  Phistoire 
de  Ift  bible  franeaise,  Revue  de  th^olog.  XIY.  Janv.  et  Fevr.  1857).  —  Die  Minia- 
turen sind  ähnlich  den  Bildern  im  Brevier  Grimani  zu  Venedig,  aber  weniger  fein. 
Um  den  Titel  des  zweiten  Bandes  ein  hflbsehes  Domblattmoster.  Erwlhnenswerth 

ist  der  mit  vier  starken  Eckrosetten,  mit  scliSner  Lsderpreesong  geiisrts  Einband. 

Die  Bibel  war,  wie  eine  Inschrift  am  Fiido  df"?  f  r^tpii  Bundes  bezeugt,  Eigenthum 
des  Charles  de  Croy,  comte  de  Chiniay,  der  der  Krzieher  Karls  V.  war.  Die  Ent- 
stehuagszeit  der  Bibel  fällt  somit  in  das  Ende  des  15.  Jahrhunderts.  ~  Cu. 
Unna,  3ffJ. 

Boetias,  de  consolatione  (Pergamenthandschrift)  in  firanzOsischer 
Spradie  aus  dem  ImkIc  des  If).  Jahrhunderts.  Auf  dem  Titelblatt:  Ueberreichung  der 
Uebenetzuug  an  eine  von  ihren  Begleiterinnen  umgebene  Prinzessin  (A),  Auf  diesem 
und  dem  folgenden  Blatt  ein  htibedies  Domblattmnster.  —  Mnios^  S.  9Se. 

Lea  problemes  d'Aristote,  translatfe  et  expos^  de  latin  en  fran^ais  par 
maistre  Emrad  de  Conty.  Pergamenthandschrift.  Bemerkenswerth  das  Titelbild :  Aristo- 
teles docirend;  Leute  der  verschiedenen  Stände  nähern  sich  ihm.   Milium,  S.  35t. 


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145  Jana. 


iwKA,  Umversit&tabibliotbek,  WobnhSaior. 


145 


L*hi8t'oir6  de  Gyras,  n>y  de  Pene,  compoeöo  per  Xenopboo,  le  phOosoplie, 

translat^  de  Gr^c  eii  Latin  par  Po^  de  Florence  et  de  Latin  en  Frangais  par 
Vasqae  de  Lucene,  Portugalais,  anno  1470.  Pergament-Handschrift.  Sehr  feines,  mit 
zierlichen  Ranken-Umrahmungen  versehenes  Dedicationsbüd:  Carl,  Herzog  von  Burgund, 
Lothringen  und  Brabaat,  aitxt  auf  einem  Throne,  von  den  Gfoeeen  seines  Hofes  au- 
geben.  Ihm  überreicht  der  Uebenetzer  Yasqm  de  Lucene  mit  gebeugtem  Knie  das 
Werk.  Dann  S.  40:  Ritterzug  vor  einer  Stadt.  S.  Ansprache  eines  Königs  an 
seine  Kitter.  Zwei  Heere  stehen  sich  kanipfgerüstet  gegenüber.  S.  136.  Die  Füh- 
rer der  Hyrkanier  vor  pyms  zwischen  den  beiderseitigen  Heeren.  S.  167.  Heerea- 
«nanig  des  Gyn»  mit  Knnenen.  8.  20S.  Ojm  mf  dem  Throne  im  Onnt  vor 
Rittern.  —  Mtu™,  S.  .1.5 1  ff. 

Lc  Grant  vita  Christi  en  fran(;ois.  Impressus  est  hic  liber  in  mcmbrana, 
et  ab  initio  nitidissime  coloribus  exomatus.  Französische  Pergament-Handschrift 
aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts,  zvei  gesondert  gebundene  Bände.  Vortitel  in 
Bd.  I:  B[reos^mig,  'voo  Ranken  nmnhmt  Titel:  Udicrreidimig  des  Baches  dordi 
den  üebersetzer  (fröre  Guillaume  Lemenaud).  S.  2'  Der  heilige  Frandscns.  Durch 
den  ganzen  Band  sind  Mitiiattirhildchen  verstreut,  interessant  wegen  ihres  Einflusses 
auf  den  damals  sich  entwickelnden  Holzschnitt,  im  übrigen  ziemlich  wenig  künstlerisch 
ansgef&hrt  —  Bd.  H  ist  dem  ersten  sehr  ähnlich. 

Talertns  Haximns  en  Fran^oii,  yolames  S.  Fttgameni>BiBiidadirifL  Nw  im 
ersten  Bande  vier  Bilder  aof  dem  Titel  in  mittelalterlicher  AnfTassnng,  von  Bistelinnstem  um- 
geben, bezQgUcb  auf  die  von  Valerius  erzählten  Oeschicbteu.  Vergl.  Ende  von  Bucli  1  :  Sy- 
mou  de  Heldin,  de  1  hospitai  de  saiot  Jebao,  dooteur  ett  tbeologie,  begann  diese  Iran- 
UMm  üebüMtaug  im  Jahre  1880. 

9*tr^  itr  dt  frvaSrndtm'  Spmtkt  gtteirMuiM  tygmmU^tiim ,  mmA  der 
•hm  m^lftwtkUm  MmHUkr  i$t  sv  Umtrkm,  iu$  dtueOm  imAI  mw  ^  BAUelUt 

der  /Ierzr>s;r  von  Cleve  stammen  j  wie  schon  ffir  nfl  cingezn'rhnrtrri  rfm'^rhen  ff^appen 
und  der  cielfach  am  Ende  einet  Codex  angemerkte  Name  Philipps  von  Cleve  kund 
tAuen.  SiigUa,  die  Tochter  de»  Herzogt  Johann  vom  ClePOf  keiratiiete  1537  de»  Kurßirtlem 
JMam  Pirkdriek  dem  QroetadMfgai.  Nmek  mmd  h^^tge  diuer  Beekmeä  wurdem  Jeme  keeAarem 
Pergament- Bandtehriften  ohne  Zioeifel  von  Cleve  nach  IVittenberg  und  von  dort  tpäter  VOH 
Johann  Friedrieh  «1$  hewegiiehe  Hebe  fw^fökrt  mmd  hei  Begrümdiaig  der  ümteenäU  maek 
Jena  getendet. 


Wohnliäuser. 

Die  Wohnhäuser  Jena's,  welche  bemerkenswertb  sind,  gehören  im  Grossen  und 
Ganzen  zwei  Epochen  an.  Die  eine  ist  die  von  etwa  der  ersten  Hälfte  des  16.  bis 
»ur  uralten  HiUte  des  17.  Jalurhmiderts;  die  andere  die  um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hmdertn. 

Wohnhäuser  der  Zeit  von  dem  16.  bis  um  die  Mitte  des 

17.  Jnhrhanderts. 

Die  H&aier  der  ersten  Epoche  eind  mehr  einfiMsh,  als  groflsartig  eder  reidi, 
aber  toq  gediegner  irohlthuender  Wirinmg.   Eigenartig  ist  die  Mischong  von 

■n.  Ol  XmnMiU^  TMktaflM.  t^Hammll.  \q 


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146 


Jena.  146 


mittelalterlicher  Kunst  und  Ileuaissance.  Die  Profilirungeu  werden  noch  gerne  mit 
Rundstäben  und  Kehlen  gewählt,  die  rechteckigen  Fenster  haben  die  der  Gothik 
eigene  Art,  dass  nur  der  obere  Sturz  und  die  Seitengewände  in  ihren  oberen  zwei 
Dritteln  gegliedert  sind.  Die  Benaissance  ist  in  den  Buudbögen  der  Portale,  in  der 
Fronde  an  antüdairaiden  Bftnlen-  und  GcdniB-FwiDen  mm  Ansdnadc  gekommen,  die 
deutsche  Renaissance  speziell  in  der  Anwendung  von  Facetten  (IMemeiitqiiadflniX 
besonders  als  Besetzung  einzelner  fortlaufender  Glieder,  welche  dadurch  vor  den 
anderen  Profiltheileu  hervorgehoben  werden,  sowie  in  der  Flächen- Verzierung  mit 
Beschlags-Omamentik. 

AufiEallend  ist  die  Beliebtheit  einer  bestimmten  Art  von  Portal- Ausbildongi 
welche  so  häufig  wiederkehrt,  dass  sie  gkich  hier  ein  für  allemal  angedeutet 
werden  mag,  wenn  auch  natürlich  im  Einzelnen  Abweichungen  vorkommen.  Es  sind 
grosse  Ruudbogenthore.  Die  Pfeiler  sind  abgeschrägt  und  ausgenischt  und  in  der 
NieelMiiÜclie  UsweHen  mit  BescUagsminteni,  benr.  mit  Mnaebd-yenianmg  in  den 
oberen  Abrondmigen  gefüllt  Sitze  sind  in  den  Nischen  als  Consolen  angeordnet 
Die  Kämpfcrgesimse  sind  den  toscanischen  nachgebildet,  mit  manchen  Bereicherungen, 
dagegen  die  Gliederungen  der  Bogen  noch  mittelalterlich  mit  Kundstäben,  Kehlen 
und  Platten.  Oft  treten  daswischen  srosse  Facetten  an  dnem  der  Glieder  auf,  im 
Bogoi,  wie  an  den  Pfeilern  (im  Bogen  allein  hinfiger).  Die  Gesammterscheinung 
eines  aoldien  Portales  giebt  dem  gaaMii  Haine  etwas  Behafl^iches  und  Malerisches. 

Der  Gesammt-Aittblldnng  Uner  Front  nach  sind  zo  enrilineii: 

Jenergasse  Nr.  4  (Aichamt).  Eine  kurze  Front  (A.)  zeigt  ein  Rundbogen- 
portal der  üblichen  Art,  doch  von  besonders  guter  Erhaltiiiit.';  oben  in  zwei  Ge- 
schossen Aber  Kuruies-Ge^imseu  je  eiu  rechteckiges,  noch  miiicialtcrlich  prohlirtes, 
in  den  mittleren  Gewflndegliedem  faeettirtes  Fensterpaar.  An  diese  Front  solüiesst 
sich  in  stumpfem  Winkel  der  weitere  San  an,  der  zwei  vorgekragte,  jetzt  überputzte 
Fachwerk  -  Obergeschosse  zeigt;  das  zweite  mit  schitfHkehlprofilirten  FUllhalken. 
Kach  dem  Hofe  zu  ist  ein  rund  vortretender  Weudeltreppeu-Thurm  jetzt  in  das 
Innere  gezogen,  einselne  sdner  ansteigenden  (rantenfitrmigen)  Fenster  abor  noch  mit 
altsn  Pn^en  erhalten.  Im  Erdgeschoss-Hausflur  ist  eine  steinerne  Tafel  mit  Bild 
und  Inschrift  zum  halben  Mond  (ebemaUgem  Gastbef)  in  Gartoachen-Umrahmiuig, 
sowie:  i-'i'-'»  eingelassen  (A). 

Burgkeller,  eines  der  volksthümlichsten  Geb&ude  Jena's,  um  lö4t>  gebaut,  in 
derber  Hochrenaissance.  Die  Frontoi  nach  der  Johannisstrasse  (A)  und  dem  Krens 
liaben  einander  gleiche  Feasteiipiedenmgen,  die  des  II.  Obergeschossee  mit  einer 
Mitteltheiluii:^  durch  eine  ionische  Säule.  Die  ungleiche  Anordnung  der  Fenster 
übereinander  fallt  in  Wirklichkeit  nicht  so  auf,  wie  auf  der  Abbildung,  wohl  zum 
Theil,  weil  der  Erdboden  nach  derselben  Richtung,  in  der  die  Oeffuuugen,  von  oben 
nach  unten  gerechnet,  sich  nach  rechts  Torschieben,  starlc  aMUlt  Die  Vorkragung 
des  Kachbarhauses,  welche  gerade  nur  das  Portal  fi-ei  lässt,  wirkt  dazu  mit,  die 
Unregelmässigkeit  malerisch  erscheinen  zu  lassen.  —  Adb.  Beieb,  Jichit.  S.  32:i.  — 
LObss,  (ietek.  der  deul&chen  Ueiiaissanct  {1682)  II,  368.  —  SrAsaiuiBKUtt ,  Uandbueh  der 
vtntorh,  GMu-lm  v.  $,  vt.  —  Seosm»  e.  'Slam,  S.  147  ff. 

Oberpfacrei  (SnpecintsndentDr),  Johannisstrasse  Nr.  4;  16.  Jabib.  Brdgo- 
sdhoas  mit  gs^edertem  Bnndboganthor  i«r  oft  wiedeilnhrsuden  Aii  DaiObor  ein  auf 


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,  Google 


148  Jau,  WohnhAuMT.  3mk.  148 

nalaMnMtfgw  Todatgang  ndtandar,  dnMh  bcidfi  OlMrgMehMN  gehwder,  noUaaktgor  Idnr 

mit  einiger  im  18.  Jabrlnudert  ziigefUgter  Ro<^c(uvo-Vcrziening  an  den  Pilaster-Gapitellen  und 
Bechteckfenstern.  Gleiche  Verzierung  und  Fenster  liat  auch  iio  flbrig(>  sonst  einfache  Front, 
oben  in  der  Mitte  eine  Mansarde  mit  DreieckgiebeL  Der  untere  Durcligang  enth&lt  rechta 
nrai  indllito  BiuidbogenttillnB  mit:  ItfAft 

Gsathof  inr  Hw,  JohsudMlnaw.  Seit  d«m  Jahn  1561  Im  Badli  der  üiiver- 
aittt,  wurde  das  Qeb&ude  das  ScheiiTchausi  di  r  alca^^cmi schien  Brauerei.  Im  Jahre  1578 
vrarde  es  renovirt  Weitere  Erneuerungen  fanden  statt  im  .lahre  1635,  1738,  1782,  die  be- 
deutendste 1830,  wo  die  Bose  nach  dem  FQrstengraben  hin  erweitert  wurde.  Portal  von 
dar  hioflg  wiedartthnndok  Iii  [die  Oonaolen  feb]«n].  Im  linken  Zwldrel  da«  Belief  einee 
uMiliieben  Eosenzweigea  im  Bosenkranz,  1872  erneuert  Im  I.  Obergeechoss  ein  breiter, 
aber  wenig  auf  einigen  Gesiinsprofilirungen  hervortretender  Erker.  Reohta  flndan  aioli  nooh 
gothieoh  profilirt  eine  iiundbogenthür,  darflber  ein  Treppenfenster. 

Gasthof  tut  Sonne  am  Markt,  ursprünglich  im  16.  Jahrb.  gebaut»  1583  von  dem 
damaligem  BOig«rai«Ailar  «lagariebtel,  ipUer  maliifiMh  nttaiui,  60  untar  Hinra- 

ziehnng  einee  daneben  gelegenen  Hauses,  der  neuen  Snme,  modemisirt  Erhalten  ist  von 
dem  ersten  Bau  ausser  einigen  na^!h  ileni  Hof  hin  gelegenen  Fenstern  mit  tiefen  Leibungen 
und  Steinbänken  noch  das  Eingangsporta],  welches  zu  den  ältesten  derartigen  Hausportalen 
Jena's  gebort  und  neeh  elnfbohen,  dnrebana  gofbiwAen  GhanUar  zeigt.  Der  Spitzbogen 
iat  mit  aebU^rofilirten  BuneUben  iwiaAen  Kehtm  gegUedevt  (leider  bunt  angeaMahe^X 
die  unverzierten  Pfeiler  im  oberen  Theil  scbrrig  aiiggenisoht.  so  dass  der  Sockel  als  (]aW 
glatte)  Steinbank  bleibt.  —  [Quergebäude,  abgebrochen,  mit  verziertem  Portal  (A).] 

Ehemaliges  VV  eigei'sches  Haus  in  der  Johannisstrasse,  laut  Inschrift  1667 
(bis  1870)  'vom  ProfeeMV  der  Matbematik  Wcigcl  gebaut,  renofirt  1768  und  1782; 
wegen  seiner  Innenanlage  einst  zu  den  7  Wundem  Jena's  gerechnet  Ea  iat  in  einer 
schwerfälligen,  pedantischen  Hochrenaissance  gebaut.  Im  Erdgeschoss  gliedern  drei 
tüscanischc  Pilaster  mit  dicker  Schwellung  der  Schafte  die  Front,  welche  in  den 
beiden  Flächen  dazwischen  zwei  einfache  Bundbögen  entbfilt.  Dieselben  sind  in  ihrem 
rechteckigen  Theil  bis  zur  K&mpfehObe  als  Tbttren,  im  Bogen  Aber  einer  (gegen  die 
Pilaster  etwas  zurücktretenden)  Gurtung  als  Fenster  geOfinet;  die  Zwickel  zwiacben 
Rundbögen  und  Pilastem  haben  Kreisöflfnungcn.  Auf  den  Pilastern  ruht  ein  ver- 
kröpftes  Gebälk;  darauf  läuft  unter  den  Fenstern  des  ersten  Obergeschosses  eine 
nend-Balimtrade  entlang,  welche  mit  wnnderUch,  flammenartig  gewundenen  ObeUsknn 
als  Balnstem  besetzt  ist,  während  in  der  Mitte  der  Front  ein  Stein  halbkugelförmig 
■vortritt  Auf  dieser  Balustrade  hat  das  Obergeschoss  zwei  niedrige,  rechteckige 
Fenster,  wiederum  zwischen  toscauischen  Pilastern  mit  geschwellten  Schäften,  welche 
ein  unverkröpftea  Gesims  tragen.  Es  folgt  noch  ein  zweites  und  drittes  Obergeschoss, 
acbmockloe,  mit  Beehtedr^Fenstefn,  daranf  ein  ganz  abeonderliebea  Dach :  drei  Auf- 
sitze  mit  etwas  vortretenden  dreieckig  gegiebelten  Mittelrisaliten,  dabei  ganz  einfach, 
gipfeln  sich  übereinander,  bezw.  hinttTcinander  auf.  Alles  dies  Motive,  die  den 
persönlichen  Liebhabereien  des  gelehrten  Bauherrn  entsprechen.  An  den  Friesen 
zwischen  den  Oesehoasen  sind  Sprttche  anlgenialt 

Ltan^  ee$ek.  dtr  im^ktm  9mmb$nM  (/MS)  //,  982,  —  «.  Flaaaa,  S,  23. 

Weimar*Bc]ieB  Hans,  ehemalige  Begiernng.  Der  FlOgel  in  der  Jehannis- 
Btnsse  1618  jm.  ¥wm.  PrafiBSBor  Pingitier,  dnr  Fltigel  in  dnr  Lentnigasse  1666  Tom 


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149  Jena. 


Jkka,  Wohnh&OBer. 


Tbeil  der  pou«n  S«ald«cke  im  Weimar'schea  Hause. 


160  Ava.  Wobnliiiimr.  jr«na.  180 


Bürgermeister  Jöcher  erbaut.  Die  Krönt  nach  der  Johannisstrasae  ist  sehr  breit,  im 
Uebrigen  mit  ihreo  Kecbteck-FeDstem  einfach  bis  auf  ein  rundbogiges  Uauptportal 
und  einen  Erker.  Das  Portal  hat  die  wiederkehrende  (oben  geschilderte)  Gestalt, 
doch  EreisAfiDungen  in  den  Zuidceln  und  darflber  ein  auf  drai  Gonaoln  rahndeB, 
verkrOpftes  Gebftlk  mit  dreieckigem,  in  der  Mitte  durch  einen  canellirten  Hermen- 
pfeiler unterbrochenem  und  mit  Beschlags-Ürnamentik  und  zwei  Wappen  geschmücktem 
GiebeL  Das  Fortal  ist  um  der  Mittelachse  willen  aus  der  Mitte  etwas  nach  rechts 
gwOdrt.  Denn  Hnki  davon  steigt  «in  auf  dnem  kamiesfitomigen  Ooinol  Torgekragter 
Bechteck-Erker  in  den  Obergeschossen  auf.  Unschön  ist  dieser  (ebenfalls  der  Sym- 
matrie  wegen)  so  nahe  an  das  Portal  gerückt,  dass  er  in  dessen  Giebel  einschneidet. 
Im  Innern  sind  im  Obei^eschoss  einige  prächtige  Stuckdecken  erhalten  (A). 

1.  Grosse  Saaldecke  (11  m  .  6  m)  mit  3  Deckenfeldern  zwischen  2  massigen  Ti&- 
gern,  reich  atoddrt,  mit  nmlanfendem  Zahnschnitt-Oesima,  ebifMaendm  Geeirasen  and 

reichem,  in  jedem  Feld  wechselndem  Ornament,  mit  weiblichen  Büstenköpfen.  In  den  ellip- 
tischen Mittelfeldern  Darstellungen  des  Frühlings  (Abbild.  S.  149),  Sommers  und  Herbstes 
in  fast  frei  herausgearbeiteten  Knabenfiguren,  kräftig  and  virtuos  behandelt.  —  2.  Zim- 
mer mit  Erker  nach  der  Strasse,  Steins&ule  mit  Gonsol,  dia  innwoi  kräftigen  Fenater- 
bOgcn  tragend.  Die  Dedn  dnrch  atarice  Träger  in  zwei  Felder  getheilt  Oleidw 
Anordnung  wie  im  Saal.  Mittelfigaren:  in  dem  einen  Mittdfelde  unschOn  gestaltete, 
weibliche  Figur  (Venus,  auf  einem  Rade  schwebend,  mit  Schleiertuch),  im  andern 
Amor  mit  Bogen  und  Köcher,  hübsch.  An  Stulle  der  Büstenköpfe  in  der  Saaldecke: 
rtadge  Blamenatränsae.  —  8.  Smmerdedre,  kleiner,  mit  Wandgesfans,  auch  am  Träger 
nndanfend,  und  zwei  Rundfttllungen,  mit  Lorbeerlaub-Gewinden  umgeben ,  mit  ata^ 
nachgedunkelten,  anscheinend  biblische  Darstellungen  behandelnden  Oelbildcni  (kaum 
erkennbar).  In  den  Fensterbögen  und  Leibungen  überall  Füllungen  mit  liorbeer- 
Zweigen  in  flacherem  Belief  und  hübscher  Anordnung.  —  4.  Groeser  Yorsaal,  durch 
Einipnng  der  einen  Bdn  unregelmiang  geataUet  (14  m .  7^  m).  Die  awei  Sdunalutade 
mit  Pfeil erarcadea  (die  eine  mit  4,  die  andere  mit  5  Oeffnungen),  in  den  BogenfÜllungen 
kräftige  Blumen-  und  Frucht-Gehänge.  Darüber  omamentirtes  Wandgesims.  Die  Decke 
der  Länge  nach  durch  einen  mächtigen  Träger  iu  zwei  Felder  getheilt,  mit  je  zwei 
nmraluDten  Bnndfeldem  (laer)  und  groBaen,  mit  kriegeriaelien  Emblemoi  geaierten 
Mittelfüllungen.  Die  der  Fensterwand  entgegengesetzte  Langwand  hat  einen  frei- 
stehenden und  einen  Eck-Kaniin.  Beide  hüben  massip^e  Untertheile  mit  Umrahmungen 
und  nach  innen  geschweifte,  schlanke  Aufsätze  mit  je  zwei  frei  gearbeiteten  Knabeu- 
fignren.  —  Banm-Höhe  nur  :^,:X)  m  und  3,60  m. 

Die  vorher  erwähnten  Portale  haben  sich  so  häufig  an  sunst  modernisirton 
Hfiiuem  erhalten,  deren  einzigen  Schmuck  sie  dann  bilden,  dass  hier  die  am  mcisleu 
in*a  Auge  ftltonden  eine  Ao&lhlmig  verdienen.  Ea  aind  aoldie  an  folgenden  Hänaem 
(nach  Strassen  geordnet,  mit  Hinsoflgttng  aonatiger,  beaditeDawertlier  EinaellMiten, 

Inachriften  etc.): 

Stadthaus  in  der  Johannisatraese.    Hier  auch  im  unteren  Flur  ein  profilirti^r  Kund- 
bogen-Durohgang  zur  Treppe.  —  Johanuisstrasse  Nr.  22;  über  dem  Bogen  die 
JaimaaaU:  1S83,  [Die  Gonaden  frartgeaeldagen].  —  Nr.  16  [desgl.].  —  Jener-  * 
gasse  Nr.  f.  —  Nr.  A.  (ohne  Nummer,  an  der  zur  Universität  führenden  Sackgasse), 
mit  Schildern  aviachm  den  Facetten.  —  Nr.  12  (in  dieser  Gaaee).  Linke  vom  Portal 


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161   Jena.  Jnu,  W»bii1itDter.  151 


eine  Tiifel  mit  einem  springonden  Hirsch  und  Timschrift:  DAS  HAVS  STEHET 
IN  GOTTES  UANT  ZVM  GROSSEN  IIIRSCU  IST  ES  GENANT,  1Ü(>4;  rechts 
«Im  Tafel  mit:  F.  K.  1664  swiBcheo  Pfeilerchen  (A).  Leutrastrasse  Nr.  12i 
16.  Jahrh.;  Kattweilc  als  BogenfUhuig.  —  Nr.  4,  an  der  ebemaligen  Pwt  ~ 
Bathhaasgasse  Nr.  3;  zwei  Portale  fdas  grössere  seiner  Bogcngliederung ,  das 
kleinere  der  Consolen  beraubt],  das  kh'incrc  mit  Mnnoüramm  im  Schlussstein.  — 
Collegiengasse  Nr.  1;  zweireihige  Zuhuschuittc  iu  der  BugcugUuderuog ;  Schluss- 
steiii.  —  Löbdergasse  Nr.  6;  im  ScUussstdn:  lS9a  and  Monogramm.  —  Nr.  4; 
Obergeschoss  vorgekragt,  wie  am  Haas  zur  Rose.  -  Nr.  1  [Consolen  fort].  —  ünter'm 
Markt  Nr.  1;  wie  Collegiengasse  Nr.  1.  -  Obere  Lauengasee  Nr.  20. 
—  Nr.  19.  —  Nr.  14.  —  Scblossgasse  Nr.  14;  Scbloustein  mit  Spruch  und: 
in  einer  der  Bogeogliederungeo  ein  iätfvtal).  —  Schloasgasse  Nr.  7.  — 
Bachgasae  Nr.  86,  Thor&hrt  —  Unterer  LObdergraben  Nr.  6. 

Am  Helmrich'schenOut  in  der  Saalbahuhofstrasse  Nr.  5  ist  eine  etwaa 
abweicliLiide  Thorfahrt  des  17.  Jahrhunderts,  indem  der  grössere  und  der  kleinere 
Rundbogen  nur  abwechselnd  vortretende  Einfassungsquadem  haben,  und  an  den  Vor- 
derfi&chen  der  beiden  Einfassuugspfeüer  am  kleinen  Tbor  Consolen  heraustreten.  Das 
Portal  bt  oboi  wagereeht  geschlossen,  liat  in  der  flbrig  Ueibenden  Stimlidie  drei 
Krrisöffnungen  und  über  dem  Mittelsttick  eineh  Dfdeckgiebel,  zn  dessen  Seiten  swei 
Muschel -Pal motten  als  Akroterien  sitzen. 

Oaoz  einfache,  nur  etwas  prolilirte  Rundbogea-Fortale,  aber  gerade  zum  Theil  ftlterer  Her- 
kunft: Bathhansgasse,  BOekseite  der  Hofopotheke.  —  CollegiongaBso  Nr.  6, 
von:  1^0.*—  Markt  Nr.  6.  —  Sehloasgaase  Nr.  IS,  von:  1387.  —  Orietgaaso, 
Gasthof  mr  Krone,  Thorfahrt  tui:  lSf9;  ganz  «inlhoh;  dis^  "'■P'Hir*^''*  Bef  an.  — 
GerbergasBo  Nr.  7. 


Wohnhäuser  der  Zeit  von  der  Mitte  des  17.  bis  zu  der  des 

18.  Jahrhunderts. 

Ealbitz'sches  Haus,  Leutrastrasse  Nr.  28;  17.  Jahrhundert  Ausge» 
zeichnet  durch  kräftige  Dreiecke  und  Rundgiebel,  welche  Uber  den  Fenstern  und 
der  Thflr  heraustreten,  flbrigens  mit  diesen  nicht  verbunden  (durch  vortretenden 

Spiegel).  Die  Fenster  sind  schlanke  Rechtecke  mit,  an  den  Ecken  gekreuzten,  Rahmen; 
Laubstrftnge  um  und  unter  einigen  Fenstern  der  heidon  (Mier^cschosse,  olx^nfalls  stark 
hervortretend.  Zwei  korintlüsche  Eckpilaster  fassen  das  ganze  Haus  ein.  Putzbau. 
[Eine  Terrasse  mit  httbsehem  EisengeUnder  ist  abgdwodien.] 

Mehrfach  kommen  liausfrouten  vor,  welche,  in  den  Hauptgliederungen  ziemlich 
iitlehtem,  unter  und  Aber  den  Fenstern  Boeeoco-Zopf-Omamente  aus  der  Mitte  des 

vorigen  Jahrhunderts  haben,  die  sehr  flach,  nur  im  Putz  aufgelegt  und  von 
charakterloser  Bildung,  bisweilen  ganz  fein  und  gefällig  sind,  biswdlen  aber  geradezu 
an  Zuckerverzinrungen  auf  Torten  erinnern. 

Remerkeuswerth  sind:  Bachstein's  Hans,  Bathhausgusse  Nr.  1,  Ecke 
LObderstrBBse.  Yerldddung  der  drd  auf  dem  Erdgeschoss  durch  Balken  nach  der 
Edte  zu  immer  stärker  vorgekragten  Fachwerk  -  Obergeschosse.  Als  FacettengUe- 
derung  dienen  candlirte  Pilaster  mit  GompoeitrCapitdlen.  Hier  ist  auch  im  ersten 


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1S8  Juk,  WolukhüiMr.  J«n.  162 


Obergcsclioss  die  Stiibendecke  eines  Zimmers  f^ut  erhalten:  zarte  Profilininj^,  in  den 
Ecken  Cartouchen  mit  liegendeu  Fraucngestalteu  der  vier  Jahreszeiten  in  Flachrelief, 
swischen  wechselndeD  Mastern,  in  der  Mitte  eine  Rosette  (A).  Geschnitzte  Holzthüreu, 
rar  Decke  passend. 

Trebitz'sches  Haus,  Saalgasse  Nr.  6,  Boeoooo;  die  Froot  gat  lUsaiiH 
mengehalten  (A).  Das  Erd^'cschoss  ist  glatt,  dann  folgt  eine  Voifcragung  auf  vier 
Gonsolen,  auf  welchen  vier  Pilaster  etwas  Capitell-Verzicrun^^en  haben.  Sie  gliedern 
die  drei  Obergeschosse,  welche  Schnörkel- Verzierungen  au  den  i' eusterbrUstungen 
zeigen.  Das  dritte  ObeiJgeBchofls  ist  mit  einem  Giebel  (Hier  dem  Mitteitheil  so  «ngeerd- 
net,  dass  die  horizontalen  Dachgesirose  der  andwen  Theile  daran  abbrechen.  Darüber, 
etwas  zurücktretend,  das  vierte  Obergeschoss  mit  Stichkappen-Giebel  in  der  Mitte. 
Die  FliichüD- Verzierungen  sind  wohl  im  Ganzen  dem  vorhur  aufgeführten  und  den 
anderen  ähnlich  an  flachon  Relief,  aber  besser  erfunden  und  eoxgsainer  lieqpetellt 

Andere,  stsmlicii  mtalge:  Saalgasse  Nr.  28.  —  Nr.  22.  —  Wagnergasse 
Nr.  24. 

Fach  werkbauten  mit  sichtbarem  Holzwerk  sind  wenig  ans  Alterer  Zeit  er- 
halten; alle  noeh  bestdienden  sind  ans  dem  Ende  des  17.  und  dem  18.  Jahrhundert, 

nvr  mit  schwachen  Geschoss-Vorkragungen  und  wiederkehrenden  Schiflskehl- Profilen 
an Schwelloi  oder  FUlibalken  als  einziger  Venderung.  So  Untere  Lanengasse  Nr.  9. 

Sonst^  Einielheiten  an  manchen,  im  Debiigen  nnbedentenden  odermodemi- 
Birten  Bauten: 

Hofapotheke  am  Markt.  Mitteitheil  des  ersten  Obergeschosses  aus  dem 
lü.  Jahrhundert,  auf  einigen  Profillinien,  wie  am  liaus  zur  Kose,  vorgekragt,  noch  mit 
den  alten  Rechteck-Fenstern. 

Marktgasse,  Raus  des  Buehbinders  Borsdoif.  Die  jetst  rediteddge,  Von 
sehlanlran,  etwas  canellirten  Pilastern  eingefasste  Thürverdacbung  hat  einen  sehr  hohen 
Fries,  welcher  vier  rechteckij,'e  Felder  mit  prolilirteu  Rahmen  hat;  in  zweien  der- 
selben sitzen  als  Flachreliefs  iiosetteu,  im  dritten  das  Chursäcbsisohe  Wappen,  im 
Tkrten  ein  Fenster  (A). 

Markt,  Ecke  des  Krimergftsaehens.  Fenster  qiitgothiscb,  als  Spits- 
hogen  mit  einem  inneren,  begleitenden  Schweifbogen,  der  etwas  über  dem  Kämpft» 
ans  einem  Kleeblattbrif,'en  (der  also  baldachinarti^  vortritt)  entspringt  und  einige 
kreuzende  Linien  am  Aufaug  und  Scheitel  hat.  Kehlprotile. 

Sehlossgasse  Nr.  3,  Gasthaus  zum  Wolf.  £ia  reohteokiger  Erker  des 
17.  Jahrhoadecto  tritt  ans  der  IGtts  der  F^nt  im  enten  und  nraltea  ObergesehMS  tot,  auf 
fttnf,  nach  allen  Richtungen  gehenden,  frei  herausgearbeiteten  Yelnten-Consoleu,  welche  durch 
hängende  Laubgewinde  verbunden  eind.  Ab  seinen  swei  Fenstern  Obeceinander  etwas 
BrOstungs-  und  Giebel-Verzierung. 

Seifenfabrik  von  Trebitz,  Sohloesgaese  Nr.  2,  ehemals  PzopeteL  Einfacher, 
•teinenier  Treppengiebel  dss  16.  Jshibunderts,  mit  Sieus  eben  (A). 

Haue  der  Bosensile  in  der  v«m  der  JenergSMe  naeh  dem  FOntengnben  Tor- 
springenden  Ecke,  modemigirt,  bis  auf  einen  dem  17.  Jahrhundert  angahSrendeD,  kunwn, 
aehteekigen  Oaobäinrm  mit  Sohweifhelm.   Holl,  flberputzt 


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Ib3  Jena. 


JsBA,  WohnhAoser,  MetaUarbfliten,  Brfloken. 


153 


Fr«imftnr«rlog«,  tm  nntami  UbdMguib«  Vfw.  13;  «In  gsu  «tigiBitter,  mi 

ersten  Obergeschoss  in  drei  Seiten  des  Achtecks  vor^ekragter  Erker  (Fachwork,  Oberputzt), 
der  dicht  Ober  dem  HaoBdaob,  durch  ein  Geflims  nun  Achteck  TerroUsttndigti  eiiie  stark 
eiogekehlte  Schweifknppel  Mgt   (Die  Loge  seit  188Ü  darin). 

Thflrflttgel  am  Haus  Hinter  der  Rinne  Nr.  6;  16.  Jahrb.,  restaiirirt,  ge- 
sdmuM^voD;  in  j«d«r  Seite  drei  FttUimgeD;  in  der  oberen  und  unteren  hinter  zwei 
DelpUnen  aufstehende  Palmctten ;  in  der  mittleren  links  unter  einer  Krone  ein 
(bronzener)  T  h  ü  r  k  1  o  j)  f  <<  r  als  I  .öwenkopf  mit  Sdüange  im  fiachen,  rechts  ein  Wappen. 
Die  Schlagleiste  als  Lorbeerblätterstrang. 

■eteUatlMitoBy  beseoders  achmiedeeiBeme,  neigen,  daaa  ridi  Urnbci  der 

gnte  Geedimack  bis  auf  unsere  Zeit  erhalten  hat  Ausser  dem  Obcrlicht(<:itter 
der  Zeise  zeugt  manche  treffliche  Arbeit  von  der  einst  hier  blühenden  Kunst. 

Oberlichtgitter  am  Hause  Leutrastrasse  Nr.  6,  dem  früheren  Ober- 
appeHationsgericht,  ehemals  Uber  dem  Eingangsportal,  jetzt  Ober  dem  Hofdurchgaog; 
im  1716,  mit  Badmiwerir  und  Btamen  einen  der  nm  Besteo  erimltenen.  —  Ober- 
lichtgitter  am  Hause  Löbdergasse  Nr.  12;  17.  Jnhilinndert,  reidi mit swei  ein 
Wappen  unter  der  Krone  haltenden  Löwen. 


Sebildtrftger  nn  den  WirthdUtneem  inm  Greif,  Obere  Lavengnaee  Nr.  7 
(A.);  —  mm  HIneb,  nm  Holsmaikt;  —  snr  Krone,  in  der  Gxieliguee. 
Thflrklopfer  am  Hans:  Hinter  der  Rinne  Nr.  8. 

Figur  der  Maria  am  sogenannten  alten  Kloster  an  der  Jenergasse  (Eingang  zur 
Universität),  aussen  an  der  Ecke  oben;  sp&tgothisch,  um  1500,  ganx  tüchtig.  Sie 
Steht  anf  einem  von  zwei  Wappen  gebildeten  Ooneol  und  unter  einem  sehr  kransen 
tummMü.  fiiMiiiatwin,  gnni  gentridien. 

Brfleken.  Camsdorfer  Brücke  (eines  der  7  Wunder  Jenas)  führt  über  die 
Saale  nach  Camsdorf;  wird  bereits  zu  Anfang  dee  15.  Jahrhunderts  erwibnt  [die 
1877  enrtümte  ist  webl  eine  andere],  wnr  aber  damals  wahmdimiKch  vcn  HoIb.  Ana 
Stern  wurde  sie  gebaut  gegen  Ende  des  1&  JahrtumdertB,  wie  es  heiast,  von  den  Stdnen 


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154      Jm,  Bronnen,  Denkm&ler  und  Bflsten,  Privatbwiti,  Stadtbefestigung.  Jena  154 


der  Hausbergsburgen.  Im  Jahre  1575  wurden  die  beiden  östlichen  Bögen  hinzu- 
gefügt, der  äusserste  nach  Camsdorf  zu  im  Jahre  1655  von  neuem  gebaut,  nachdem 
er  im  30jabrigea  Kriege  zerstört  worden  war.  Von  dem  Neubau  berichtet  eine 
latefaiiflche  bnehrift  auf  der  nditeii  (sfldlidiai)  Seite  des  Bogens.  [Frflher  itand 
als  Grenzstein  des  Stadt-Weichbildes  ein  steinernes  Kreuz  auf  der  Blitte  der  Brücke, 

dil?  1  ^^42  in  die  Sajlle  gestürzt  wurde.]  —  Zwei  .-IbhiUhin'^rn  der  Brücke  in  der  Croxs- 
Aerzogitcken  Bibliothek  tu  ff^eimar,  halb.  Bogen,  von  C.  C.  ScmtAMif,  Quart,  eolorirt  von 
Omti  —  Sflunn,  Ork,  Gtsek,  v.  Wenigenjena  «.  C«m4orJ,  Jana  1846^  S.  n  f. 

Lachenbrflcke  vor  dem  Saahliore  flliTt  Uber  die  Mflhfcnledie  nach  dem 
Steiiimge  in  nvei  BOgen,  wurde  1523  gebant^  apftter  erneuert. 

Bnumen.  Brunnen  in  der  oberen  Lauengasse  (schon  an  mehreren  anderen 
Stellen  aufgestellt  gewesen),  17.  Jahrhundert;  ein  stehender,  brüllender  Löwe  hält 
einen  Schild,  an  dem  ein  Oceannskopf  Wasser  speit  Das  Becken  geschweift,  trog- 
artig, mit  blattartigen  Ganfilen.  Ganz  wirkougsvoIL  Sandstein.  (A.) 

Lutherbrnnnen  am  Leutraplata  (Litterplat?.),  etwas  von  der  Strasse  ziirOckliogend,  oino 
Ciatecne^  von  einem  einfachen  Tonnengewölbe  tlberbuiit.  An  der  Bogenstini  ist  eine  Tafel  einge- 
mauert mit  einer  lateinisohen,  auf  Luther  bezQglichon  (erneuerten)  iosclu-ilt,  und :  MDLXXYIl 
(1577).  Bbüge  StnfiBn  flhiea  henb;  dam  (einet  in  einer  den  Bnunun  dnfiMBsnden  Mlaelie) 
eine  Unu^  ane  dar  SpilHtt  das  18.  JahrlivndflrH  von  Bandatein. 

(Die  DenlEinBler  und  Biistcil  bfrühmtor  Männer,  welche  Tena's  Strai-scn  und  Plätze 
schmflcken,  sind  alle  aus  muerom  Jahrhundert;  so  das  bedeutendste,  das  Staudbild  des 
Kniftrsim  Johann  Frisdiieh  doe  OroBsmllttdgen  anf  den  Meifct»  1858  voa  Dnke  anegeflUnt; 
dae  üursrlionschaftsdonknul  auf  dem  Eichplatz,  1883  von  Doudsif;  die  Bflsten  von  Fkiee^ 
Sohohie  und  Oken  am  FOrstengnüMo,  leUter«  Ton  Ihake.) 

Von  .Summluugen  im  PriratlMSltz  ist  zu  erwähnen,  dass  Herr  Hofrath  Professor 
Preyer  eine  AnsaU  wn  adiQnen  Mfibeln,  GerUhen  und  Oefitoeen  beeitst;  Herr 
Lithograph  Hunger  Gegenstände  verschiedenster  Art,  liesonders  Waffen  und  All- 
bildungen, welche  ortsgeschichtliche  Bedeutung  haben,  sammelt.  —  Mancherlei  (iegen- 
stAode,  vorzugsweise  kunstgewerblicher  Art,  sind  auch  in  anderweitigem  Privatbesitz, 
manche  redit  werHiTolI.  Andreneita  läid  Gegenatlnde  de»  Fknüfienbeeitiee  mebifiicb 
in  neuerer  Zeit  ans  Jena  fortgekmnmen. 

Stadtbefestigung.  [Sie  war  zum  Theil  bereits  in  der  zwi'iten  Hälfte  des  13.  Jahr- 
hunderts vorhanden.  Die  duualigeu  Herren  über  Jena,  diu  von  Lobdaburg,  pflegten 
ihre  Beeitzungen  durch  ausgedehnte  Befeetiguugen  zu  ricbem  und  werden  dies  acbon 
frühzeitig  auch  mit  Jena  gethan  haben.]  13.5()  wurde  die  Stadt  vollständig  ummauert 
Die  Mauern,  Thürme  und  Gräben  wurden  bis  in  das  17.  Jahrhundert  hinein  erhalten; 
seitdem  verfielen  sie,  bis  am  Anfange  dieses  Jahrhunderts  die  Mauern  zum  grossen 
TbeOe  abgetragen,  die  Griben  anegefttUt  wurden.  Die  fibrigen  ThorOeik  worden 
im  Jabre  1844  niedergeriaflett. 

Adb.  Bsm,  Arehiteehu  l$8t,  tttp.  If — 10,  S.  83—18,  wAul«^,  weÜ  er  —  im  mOtrUngt 


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1&5  Jena. 


JbU,  SlMUb«fe<itiguog. 


155 


SoKRKBn  u.  FlUBB,  Jena  von  seinem  Ursprung  u.  s.  w.,  S.  10  ff.  —  Wiessbubg  ,  Be» 
sehrtibuHg  der  Stadt  Jena  1,  cap.  .9 — 10,  S.  144 — 165  schildert  die  Befestigungen  in  über- 
$iektlicher  fVeise.  Der  Bestand  war  damals  {1785)  ungefähr  derselbe^  wie  su  Adr.  Beierns  Zeit. 

Die  Befestigungen  umzogen  die  Stadt  in  einem  l&oglicheD,  von  Südsüdwest  nach 
Norduordost  gestreckten  Rechteck.  Die  alte  Anlage  l&sst  sich,  wenn  auch  zum 
grOsston  TMIe  sintOrt,  twSk  heute  noch  liemlich  genau  yerlblgeii.  EaneiaeitB 
nAmlich  hftben  sich  die  vier  rundeo  Eckthfirme,  sowie  auch  sonstige  Mauerresto  mehr 

oder  minder  gut  erhalten,  andrerseits  ist  der  Zug  des  Grabens  ringahemm  noch 
deatlich  erkennbar  und  durch  entsprechende  Namen  gckemizeichnet. 

Die  nördliche  Seite  jenes  Vierecks  liegt  am  ]<'Ur8tengrabeD.  Der  hier  stehende, 
BordHMUdie  Eekthnrm  wurde  herdts  erwihnt  (s.  Bdlkm  S.  13dX  ebenio  diB  m- 
etoBBUide  ManerstQck  mit  dem  Spitzbogenthore.  Auf  den  Fundamenten  der  vetteren, 
jetrt  yerachwundenen  Nordmauer-Theile  ruht  jetzt  die  nördliche  Aussenmauer  des 
BchleweB  und  der  folgenden  Häuser  am  Fürstengraben.  —  Schbxisbb  u.  Fians  S,  14, 
/Mtekt  mktHH»  AUiUmg  (4)  vom  Fürstengrabem  WB. 

mnter  dem  Frieedenkmal  ist  ein  Btfldi  Mnner  erhalten.  Die  Hlnserihieht  tritt 
liiff  dahinter  zürQck. 

Vor  die  nordwestliche  Ecke  tritt  im  Dreivicrtclkreis  nach  aussen  ein  sehr  stark- 
wandiges  Bollwerk  vor.  Es  ist  im  Kern  13  m  hoch,  hat  wiederum  drei  lialbkreis- 
Torsprünge,  welche  also,  von  innen  aus  gescheu,  Nischen  bilden,  und,  aussen  auf  drei- 
fiMtoi  Steineonaolen  amgekragt,  swiadieD  diesen  ancih  noch  GjessachlottHOeifiiOBgeB 
haben.  Von  diesen  Halbkreis- Vorsprängen  hat  jeder  zwei  auf  einem  Pfeiler  zusammen- 
kommende, grosse  Ruudbogen-Oeflnimgen ,  dann  über  dem  Scheitel  eine  rechteckige 
Üeffhung  und  ist  oben  durch  gewaltige  Zinnen  bekrönt  Diese  drei  runden  Vor- 
spränge dtxen  so  hodi  Qher  dem  HanpIkSrper  des  Bdlwerin,  dass  die  swischen 
ihnen  übrig  bleibenden  Lücken  desselben  selbst  als  Zinnenöi&inngen  dienen.  Darunter 
zeigt  das  betreffende  (zwisehen  den  Niadien  flbrig  gebliebene)  PbOerstflck  recht- 
eckige Schiessöffnungen. 

Auf  dem  von  diesem  Bollwerk  umschlossenen  Bezirke,  etwa  5  m  von  der  Mauer- 
Luenkante  entfernt,  steigt  der  mAditige  Pnlverthnra  auf  (Abbild.  S.  156),  etwa  2&m 
hocli,  nmd,  einfach,  mit  Rechteck-Schlitzen,  woblerhalten  bezw.  restaorirt  bis  zum  ober- 
sten Gesims  auf  einem  Si)itzbogeufries  (einzelne  Spitzbögen  bei  einer  Restauration,  wohl 
1850,  durch  Rundbögen  ersetzt)  mit  zinnengekrönter  Plattform,  auf  welcher,  etwas 
zurOdEtretend  (also  einen  Umgang  freilassend)  der  Kegelbehn  mit  einer  im  Untertheil 
erhahenen  Spitneu  Verzierung  anbteigl  Auf  die  Plattfonn  illilirt  eine  steineiiie,  alte 
Rtmdl)ogenthür.  Oben  ist  der  etwas  unter  der  Plattform  vorgekragtc,  aber  in  einer 
Zinne  versteckte,  schmale  Giessschlott  (oder  Abort?)  sichtl)ar.  Eine  1836  gebaute, 
steinerne  Treppe  steigt  von  einer  Ecke  des  Bollwerks  auf  und  führt  venuittelst  einer 
BrUdm  za  dem  altai,  etwa  8,|(  m  über  dem  Erdboden  gelegenen  Spitzbogen-Eingang. 
Die  Tre|q|ie,  die  einst  im  Innern  liiuaufführte ,  ist  zerstört  bezw.  durch  die  neue 

hölzerne  ersetzt.  —  Beschreibung  auch  bei  H.  Hess,  die  mittelalterlichen  Hatnitrhe  im 
H^mmoritchen  Kreise  in  Thüring.  yereins-ZeitscAr.  H  {IHÜS)  S.  189—190.  —  Der  Pulver- 

thurm  ist  übrigens  älter,  als  das  der  Spätzeit  des  16.  Jahrhunderts  angehörige 
BoUweik;  in  seinem  Hanptban  ans  dem  fiide  des  16.,  oben  ans  dem  16.  Jahrinmdert 
Hier  beginnt  der  weetlidie  Mauerzug.  Derselbe  ist  verschwundoi  oder  verbant 


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156 


Jkha,  Stadtbefefltignng. 


Jena.  156 


Dm  Pulvertbum. 


bis  auf  ein  Stück  im  nönllichcu  Drittel.  Am  Ende  der  Johaiinisstrasse  steht  der 
Johaunisthor-Thurm  [früher  mit  noch  einem  Vorthor  verbunden,  das  gegen 
Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  al)gebrochen  wurde].  Der  Thurm  wird  1383  urkund- 
lich erwähnt  (Wibdbbubo,  /,  /.5.V),  ist  aber  in  seiner  jetzigen  Gestalt  spätgothisch,  aus 
dem  15.  Jahrhundert.  (A.)  Er  wurde  1816  roparirt  (Bei  dieser  Reparatur  fand  man 
auf  einem  Steine  die  Jahreszahl  1304  ?)  Das  fünfgeschossige  Thurmgebäude  hat  unten 
Spitzbogeu-Durcligänge  und  ein  Gratgewölbe.    Die  Steinringe  des  alten  Fallgatters 


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169  UUL. 


Jwu,  fitidttMAattgai«. 


167 


sind  hier  noch  erlialleu.  Die  ObiirgüscIioäSü  zeigen  nach  drei  Seiten  schmale, 
nach  der  Stadtseite  etwas  Incitere,  rechteckige  Oeflhungen.  An  der  nach  aussen  ge- 
kehrten Front  treten  einige  Steinbalkenköpfc  froher  sich  anschlie-ssender  Bauthefle 
heraus.  Oben  tritt  in  ziemlicher  Höhe  ein  Erker  auf  bogiger  Vurkragung  (von  drei 
kräftigen,  einfachen,  geüassten  Consolen  und  dazwischen  je  zwei  diagonal  gestellten 
kehlprofilkten  Rippen)  im  imd  hat  stememe  BrOstangstafidn  mit  Kled>1attbogen- 
Blenden.  Auf  der  Stadtsetto  traten  Aber  dem  Thor  vier  steinerne  Consolen  [des 
eheiualigeu  Wehrganges]  heraus,  darüber  Steinbalkenköpfc;  oben  in  der  Mitte  ein 
Blätter-Cousol  und  Maa&swerk-Baldachin  [einer  ehemaligen  üeiligenfigurj.  An  dem 
in  den  Profilen  gut  erhaltenen  Haaptgesims  treten  in  den  ym  Ecken  Wasserspeier 
mgeredit,  stark  Imrans  (einer  durch  eine  glatte  Bimie  ersetst).  Oben  das  alte 
steinerne  Kegeldach  mit  steinerner  Giebelblume  (und  1816  hergestellter,  eisener 
Wetterfahne  darauf).  Der  Thurm  ist  etwa  30  m  hoch.  —  Hm,  m  nSrüg.  ß^wnäu' 
ZeiUekr.  VI,  188  f. 

Welteridn  nadi  Sflden  sa  hat  sidi  anf  der  Weatsdte  der  Name  des  Teicb- 
grabens  erhalten.    [An  der  Westseite  war  der  Anatomietsidi,  an  der  Sttdaeite 

ebenfalls  ein  Teich.] 

Die  südöstliche  Ixkeder  Stadtbefestigung  ist  bezeichnet  durch  den  Anatouie- 
thnrm,  wekher,  einige  Meter  hoch  Uber  der  Erde,  in  den  Jahien  1780—1860  einen 
Anfbaa  trog,  der  von  1886  bis  nadi  1860  als  Anatomie  diente  und  dann  abgebcocJMn 
mude. 

[Auf  der  Südseite  befand  sich  etwa  am  Üsten(ie  des  t-rstcn  westlichen  Drittels 
das  Löbderthor.  Ueber  demselben  befand  sich  ein  Thurm,  der  schon  1353  ur- 
knndlich  erwihnt  wird.  Das  Äussere  Thor  war  1461  gebant  lant  einstiger  Inschrift. 
Eine  Brücke  fahrte  über  den  Graben.  Im  Jahre  1819  wurde  das  Thor  abgetragen. 
ScHBsiBn  u.  FIkbkb,  S.  12,  Abbildung  lies  Löbderthors.  Ueber  einen  an  der  lirflcke 
befindlichen  Kopf  siehe  S.  134:  Schloss,  Marstaligebäude.]  —  Der  südliche  2d&uerzug 
endigt  nadi  Osten  ebenftUs  in  ebiem  Edcthnrme,  frflher  der  nene  Thurm  genannt, 
im  unteren  Theile  alt,  oben  aus  einem  neuen  Rundgebillde  bestehend  (Privatbesitz 
des  Herrn  Bauuntemehniirs  Müller).  [An  diesem  Thurme  befand  sich  noch  zu 
Wiedeburg's  Zeiten  eine  alte  verwitterte  Inschrift  auf  einem  etwa  1  m  grossen  Sand- 
steine mit  der  Angabo,  dass  im  Jahre  1490  eine  Bestauration  dieses  Thnzmes  sow<dü, 
wie  der  ganaen  Befestigong  stattgefimden  habe.} 

[Der  östliche  MaufTzuj;  ging  am  unteren  LöbdergraiHm  mid  an  der  Lache  entlang 
bis  zum  Schlosse.  Von  diesem  Theil  der  Mauer  ist  .seit  1840  nicht.-  nu'br  erhiilten. 
Zu  erwähnen  ist  auf  dieser  östlichen  Seite  das  einstmalige  Saaithor,  im  südhchen 
Drittel  der  Ostseite,  sehen  in  Urinmden  dee  14.  Jaluirnnderts  erwähnt  Im  Jahre 
1844  wurde  es  abgetragen.  Es  bestand  aus  zwei  gesonderten,  überbauten  Thor- 
fahrten. Der  Thurm  über  der  inneren  wurde  bereits  im  Anlang  des  18.  JahrhondertS 
abgetragen.  —  Schbbc,  Lithographie  von  1844.  —  WxiDBBUBa,  ü.  löü.\ 

[Ausser  den  bereits  erwähnten  Tbflimen  und  thanm  erwähnt  Wiedebnrg  noch 

eine  Pforte  auf  der  Nordsette,  die  noch  1806  stand,  aeehs  Theve  in  den  Vorstädten, 

einen  Rundthurm  auf  der  Ostseite,  südlich  vom  Saalthor,  zwei  auf  der  Südseite, 
einen  Halbthurm  (Schaale)  im  Osten,  zwei  im  Süden ,  einen  im  Westen  und  zwei  im 
Norden.  —  WunaBiaa  /,  322,  üherstchtiieher  Piaa.} 


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168 


Jaoik  168 


Jenalöbnitz.  8  km  nordöstlich  von  Jena;  gehiirte  als  Niederlöbnitz  frflher  zum 
Amte  Windberg.  1395  wurde  das  Dorf  von  der  ätadt  Jena  angekauft  und  heisst 
sdtdem  Jenalöbiiits. 

Kirche,  erneut  (in  der  Gemeindelade  das  Erlaubnissschreiben  für  eine  Sammlung 
cum  Bau  yon  16G6);  der  Triumphbogen  noch  schlank  spitzbogig. 


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159  Jtn. 


Swuximm.  Jwuttmmim. 


Hoitienbttohse,  laut  Insohrift  von  1717,  an  Seiten  und  Deckel  schleohte,  gestanzte 
BhiiBMi  und  TtMilmn 

Klingelbeutel'Platte,  18.  Jalirhundcrt,  mit  hflbsdier  BUUterTenwmiig,  weldie 

in  palmcttenartiger  Anordnung  geschickt  den  Ilaum  ausfallt. 

Glocken:  1)  MU  Gottes  Hüffe  gos  mich  Nicolaus  Rausch  in  Zeitz  Anno  lasi. 
—  Ghrisiophorus  Beyer  Pfarrherr  G.  G.  K  D.  K.  H.  K.  Altarleute.  —  Hübsche 
BaaktaTerrieraiig.  —  S)  Die  liisdiiift  soll  wolil  bedeuten:  O  re[x]  gßoriae]  v[enlj 
Itnni]  jure  [et]  pece. 

Knu  foiiHemi  Fr.  Bausche,  mit  gegliedertem  midtsairligwriertemTnig^ 
tMlken,  an  welchen  sn  erkennen:  tMc  •  ton  ^$f». 


JanspriaSSnNl^  6  km  teffich  von  Jena.  Die  dortige  PIkrrei  war  frflher  ein 

Lehn  der  Burggrafen  von  Eirdliberg,  wurde  aber  von  diesen  1292  dem  Kloster  Bosau 
ülx'ftra^'ei)  Nach  der  Reformation  kam  das  Püurlelm  an  Jena.  —  Uebw  Siegel 
siehe  Stau  ia  TAüring.  Fertiiu-ZgiUekr,  JJ,  ISS. 

Kirehe.  Die  alte  Kirche  brannte  1637  ab ;  von  di\r  heutigen  ist  der  Chor  gothisch, 
rechteckig,  im  Uebrigeii  die  Kirche  1856  restaurirt.  —  Im  Chor  ein  Kreu/gewölhe, 
dessen  Bippen  auf  Diensten,  diese  auf  Consolen  ruhen.  Drei  derselben  sind  Köpfe, 
das  vierte  mit  Ibassweik-Yemienmg.  SeUnssstun  mit  Christuskopf  vm  nodi  frOh- 
gotidsdiem  l^ns.  An  der  Ostseite  ein  Lanaett'FeDSterchen.  Triumphbogen  scUaiik, 
spitzbogig.  —  Das  Langhaus  ist  breiter,  ciusctüffig,  mit  Flachdecke. 

Crucifix  auf  dem  Dachboden,  frfihgothisch ,  mit  enggefalteltem,  zum  Knie 
reichenden  Schurz.  Die  Kreuzung  der  Kreuzanne  zeigt  eine  viereckige  Platte,  ebenso 
die  Arm-Enden,  welche  nodi  die  Namen  der  Evangelisten  tragen  [während  die  dma 
befestigten  Medaillons  mit  Ihren  Zddien  aerstOrt  rind].'  Eola. 

[Heiligenbilder,  ehemals  dort  befiadlidi,  wdeh«  rar  Bosse  naehBoigan  gstngen 

wurden.  —  Adhun  Bkykh.] 

Grabkreuz  auf  dem  Dachboden  für  Johann  Jacob,  1 1679,  mit  hübschen  Ranken 
und  Blumen  von  Schmiedeeisen  und  im  mittleren  Kastchen  mit  der  in  Od  gemalten 
knieendra,  Ueinen  Figur  des  Verstorbenen. 

Gedenktafel  in  der  Sacristei;  Mittelbild  [eines  ehemaligen  Dreififlgel-Bildos],  18.  Jahr- 
hundert, unViedciitondca  Oelgemälde  des  Gekreuzigten  zwischen  Maria  und  Johannes. 

Kelch.  Sechspassfuss  mit  Aufschrift:  MARTIN  STAVTE.  F.  S.  FÜRST- 
IIEISTER  ELISABETH  STAVTIN  VXOR 1623  HABEK  DIESEN  KEUM  IN  DIESE 
KIBGHE  VOBEHBET,  und  anf  jedem  Feld  ein  Engebkopf  (in  zwei  Abwechsehmgen). 

Knauf  rund  mit  Beschlags-Omamenten  der  Renaissance. 

Patene  mit  Tvreuz  und:  Hans  ff  eise  liichler  Z.  f.  Grtatktrgk  »erthrU  der  Kireke 
1633.  —  Pateue  mit  Kreuz,  loitialeu  des  Stifters  und:  1114. 

Glocken:  1)  1718  von  Job.  Olirist  Beee  vonVolksted  inOsmaneted  —  OeMts 

Wort  mä  Lttiher  Lehr  vergehen  nun  und  mmmemMftr.  —  Hflbsche,  lingsnmlaafcnde 
Venderung  von  Akanthnsrankmi.  —  2)  Von  1820. 


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160 


laeiHTSDT.  KumOiöBicHAir. 


Jeu.  160 


hterttodt,  6V.  km  mttaaOmtfSA  tob  Joia;  vir  in  IfitCsUter  der  Siti 
dnes  Tekte  AdehgeBeUeciitee.  1200  finden  nir  Hdnrieh  von  Innstedt  «rinuidlidi 

erwähnt.  Im  13.  Jahrhundert  werden  oft  Vertreter  des  Gcschh'chtes  genannt;  dtt- 
selbe  war  auch  zu  Lehesten  ansässi«,'  Um  133."?  vielleicht  schdn  ging  die  Bui^ 
Isserstedt  in  den  Besitz  der  Yitzthume  von  Niederrosla  über  und  bildete  während 
des  Bniderkrieges  mit  Kotschan  und  Semderode  zusammen  eine  VogteL  1452  liess 
der  Herzog  Wilhelm  das  Schien  la  Isserstedt  zerstören,  doch  wird  es  1466  (oder  67) 
wieder  erwähnt,  ist  aber  ganz  verschwunden  [stand  an  der  Südostseite  des  heutigen 
Dorfes].  —  Kk»  in  Thüring.  f'ereitu  -  ZeitseAr.  26b'.  —  £.  Sobmis,  LoUeburg,  69. 
73.  109.  121.  144.  ~  Ueber  Siegel  siehe  Stau  in  Ttaring.  rtnüu-tattsekf.  II,  149. 

Kirche.  Chor,  rechteckig  geschlossen,  mit  Uolzdecke;  in  der  Anlage  spätgothisch, 
wovon  drei  tinfiadie,  schlanke;,  mit  Hftheiflihnnig  des  mittteran  angeordnete  Spits- 
bogisnfenster  an  der  Ostseite,  ein  gleiches  an  der  Nordseite,  ein  grösseres  mit  Fiseh- 
maasswcrk  an  der  Südseite  ühv'vj:.  An  der  Südseite  ist  eine  grosse  Schweifl)ogenblende 
innen  (ehemals  Thür'?),  daneben  eine  Piscina  mit  fünfeckig  vortretender  Ausguasplatte. 
Aussen  an  der  Nordseite  eine  kleine  Schweif  bogenblende.  —  Das  Langhaus  ans  dem 
18.  Jahrhundert  hat  ^ne  Hobdedte  und  Koihhogenfenster  in  zwei  Beihm  flbereinHider. 
Auf  (hm  c:hor  ist  ein  Holsthum  von  dw  üblichen  Form,  Tiereddg»  dann  achteckig, 
mit  Schweifkuppel. 

Kanzel  bau,  als  Trennungswand  im  Chor  zwisohen  Altarraum  nnd  Saoristei,  ans  dem 
18.  Jahrhundert,  zweigeschossig;  unfan  dnt llaelibogeD-Oeffiiaiigen,  oben  eine  aoUhe  hi  der 
lOtte  SU  dir  in  ttai  Sattea  foilrelendsn  BiMnng  flihraid,  sn  den  Saiten  AbaohlOsse.  Hob. 

MeHsglOokohen  im  Chor,  !(>.  .Tahrhnndert,  ErignSB. 
2  Leuchter,  Roooooo,  mit  lundem  FoM.  Zinn. 

(i  lock  eil,  neu. 

fSchloss  siehe  oben.] 

[Wüstung  Schlottwein,  1350  erwähnt,  gehört  zur  Flur  von  Isserstedt  —  Ran 


KMaimthttB,  8  km  MUdi  von  Jena. 

lÜFdw,  1676  vom  Herzog  Bernhard  tod  Jena  in  Folge  eines  GeMbdes  eriMUit 

und  in  seiner  Gegenwart  eingeweiht.  Die  Bausteine  wurden  den  TrOnunem  der  Abtei 
Thalbürgel  entnommen.  Die  Jürche  zeigt  einen  dreiseitig  geschlossenen  Chor. 

Taufstein,  Bocoooo. 

Kaniel,  Boooooo,  mit  den  blao  in  blau  gemalten  ErangeliBten. 
Altartiseh,  SMn. 

[Figuren,  gofhlsoh«^  toi  HelUgan,  ans  Hob;  in  dss  Jenmaer  Osimanisehe  Mnsenm 

gekommen.] 

Glocken,  1)  1723  von  Joh.  Ghrisi  Böse  in  Apolda.  —  2)  1748  aus  Apolda. 
HSnser  mit  Bohleudecken. 

LEisenbarg  soll  auf  dem  Bisenberge  am  Eingang  des  Sohillerthales  gestanden  haben.] 


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* 


161  Jena.  ELsniscHWABiuuflai.  Kötbchao.  161 


KleinsdlWtlllllllten,  9V«  km  mstfieh  vod  Jena;  hieas  frOher  Windischen- 
Sehfrabhanten  min  üntendiiede  voo  Deotoch-  (Gnws-)  Schwabliainn. 

Kirehe.  UrsprüDglich  eine  romanisclie,  kleine  Kirche  mit  quadratischem  Chor, 
auf  dorn  ddi  der  Thurm  erbebt  [lud  «nsdilieBaender  Apeis].  Von  ihm  ist  noch  das 
Ifaoflnrark  erhalten,  femer  d(  r  einfache  Triumphbogen  und  der  zur  Apsis  führende 
Bogen;  an  der  Südseite  des  Langhauses  ein  kleines  Rundbogenfenster  zwischen  den 
modernen  Fenstern,  sowie  das  i  hurm-Ubergeschoss  mit  Fensterscblitzen,  einem  Icreuz- 
fSrmigen  aa  der  Ostoeite  (4).  —  la  gotbisdier  Zeit  vmxde  aa  den  alten  Chor  (totlidi  eine 
ebenso  breite  VerlAngenmg  mit  dreiseitigem  Scblnss  gdiant,  vaian  noch  an  der  Sfldseite 
des  Chores  das  Fenster,  wenn  auch  in  der  Leibung  sj)äter  etwas  rundbogig  erweitert. 
—  Aus  dem  17.  bis  19.  Jahrhundert  (am  Triumphbogen  die  Jiablen  1775  und  1875) 
stammen  die  hölzernen  Decken  der  Kirche,  die  Erweiterung  des  öüdfeusters  im  roma- 
niacbfln  imd  des  Oetfensters  im  gotbischen  Chor,  sowie  die  grossen  Laogbaosfimstar 
and  die  neue  Aufinauerung  der  Westwand  (ohne  ThQr),  schliesslich  der  kurze  Uolz- 
aufsatz  auf  dem  Thurm  und  dessen  Zeltdach.  Jetzt  ist  der  romanische  Chor  wieder 
Altarraum,  und  der  gothische  Chor  durch  eine  Kanzelwaud  als  Sacristei  abgetrennt 
Ob  die  Fenstw  in  dm  bdden  Ghortheilen  auf  der  yordsdte  zugemauert  sind  oder  dmt 
sieh  nie  welche  befanden,  konnte  ich  wegen  der  Ueberputzung  nicht  erkennen.  Leln- 
tere  Annahme  ist  mr)glich,  auch,  dass  sich  hier  Bautheile  angeschlossen  haben,  von 
denen  die  aussen  hier  am  romanischen  Chor  sichtbaren  Kragsteine  übrig  sind. 

Lesepult  auf  dem  Altar  mit  hübsch  verziertem:  G.  K  1674  und  einigem 
RaalnniNrii  in  dmdibnNto  geschnitxter  und  aufgeleimter  Arbeit  Hob  (J). 

Tanfstsin,  17.  Jabrbnndett,  «iuflMh;  auf  rundem  Fuss  uad  Sehaft  «bi  Hslbkiigel- 
heeken.  Sandstein. 

Kanzel,  laut  luschrift  von  ItUT),  bezw.  1810.  Die  in  tUnf  Seiten  vortretende  BrflstOBg 
hat  t<i8C4inisclie  Ecksäulchen  und  facettirte  Kintassungen  der  Kundbogeiifeld»5r.  Holz. 

Kelch.  Fussruud,  mit  Aufschrift ;  ÜEOIIGIVS  EGENDORFF  1Ö24.  MARGKEDA 
D.  Z.,  nnd  an^ftthetem,  kleinem  Crucifii.  Knan^  Ton  einem  anderen  Kddi,  mit 
Rautenwürfeln;  darauf:  IHESVS,  zwischen  den  Wflileln  etwas  gravirtes  Maasswerk. 
Silber  mit  Vergoldung,  welche  am  Knauftheil  besser  erhalten. 

Klingelbeutel  mit:  /74,'J  W.  K.  und  hübscher  Verzierung  der  Platte.  Silber. 

Oloeken.  1)  Bingsuulaufende  Verzienugen  mit  Engelköpfcheu.  —  ANNO  1U75. 
Kamen  des  AmlmnvaUaa  u.  a  w.  GLOBU  IN  EXCSLSIS  DSO.  —  DVBCH  GOTTES 
HILm  aOfiS  IDOH  HAUS  HBOnnOH  RAmn  in  EBFüBDT.  —  S)  Zwlsehea  swei 

Blätterkränzen:  GOS  MICH  NICOLAUS  KtXAS  SORBER  IN  BRFDRT  ANNO  1721.  — 
Monogramm  und  Wahlspruch  Herzog  Ernst  W  ilhelm  s.  —  Sächsisches  Wappen.  —  3)  HA£C 
CAMi^ANA  POSTQUAM  DLSUVPTA  DENVO  FVSA  EST.    Viele  Namen. 

Orabhttgel,  östlich  von  der  Kirche,  nahe  dem  Gasthof  zum  Theil  von  Professor 

Klopileisch  aufgedeckt 


I,  8'/«  km  nordwestlidi  von  Jena;  1183  bereits  urkundlich  erwähnt, 
ebenso  1200  ifkmnamt  ^mior,  d^ttmmt.  H,  408)  nnd  noch  <tfker  im  13.  und  14  Jahr- 

B.  ,1 


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162  EöTscHAü.   Kripfkhdosf.  Jena.  162 


boDdert;  Cotisowe,  Cokiowe,  CkNchowe,  Cozsowe,  Koozenauw;  vod  Landgraf  ("riedrich 

1434  an  I?usse  Vitzthum  d.J.  vorkauft  —  Reim  in  Tkäringer  yerftns-Zeiisrhrip  F,  263. 
—  äcHHiD,  Die  Kirekberg' sehen  Schlosw,  S.  IS,  148,  14,9.  —  Ueber  Sieg«!  Siehe  Stark 
dv  Tkiiringer  FtTtiiu-ititMckriß  II,  153, 

Klrrlie,  aus  dem  18,  Jahrhundert.  Chor  rechtockip;  das  cinschiftige  Langhaus, 
vou  derselben  lireite,  mit  rccbteckigen  Fenstern.  Auf  duui  Chore  ein  kleiner,  bülzenier, 
fersdüeferter,  achteckiger  Avtete  Miit  8AweiflnQ|ieL  Bbe  Sageltfigar  von  «Ben 
GtabaWii  (mn  1700)  ainwii  an  der  GhenOdieUe  «tegeiaaurt. 

Sacramentschrein  im  Chore  an  der  Nordseite,  sp&tgothisch ;  Aber  der 
eisernen  GitU'rthflre  oiii  fjesrhweifter  Spitzbogen,  darül)er  ein  Halbkreis  mit  zwei 
Kleeblattbogen;  Fischblasen  zwischen  diesem  und  der  rechteckigen  StabeinCassung, 
sowie  swiscben  dem  Halbkraiie  oad  dam  Sdnioftogen  {A). 

Tanfstein,  sp&tgothiseb.  Der  Posa  iat  an  Rand  nit  16  SpitzbSgen  Ten«dMm, 
der  Schaft  mit  16  gekreuzten  Stälien  umsetzt,  die  zur  Veranschaulichung  der  Ijist 
des  darauf  ruhenden  Beckens  in  (I(>r  Mitte  leicht  geknickt  sind.  Das  Bedien  sfdber 
ist  halbkugelig,  mit  geflochtxinen  St!il>cn  umspannt.    Sandstein  (A). 

Kelch,  1634,  einfach,  edel;  der  Fuss  über  einer  \Nulstplatte  rusenfÖrmig  aus- 
gebaucht; der  Knauf  lIleberfBnnig  gespalten;  der  Schaft  darunter  und  darOber  aditr 
eckig,  mit  Rosetten,  rm.schrift  desRamliv:  Ihr  Fr.  Ge.:  Herr  Bernhardt  Uerzogk 
Sit  Sachfsen  Jülich  Cleve  und  Bergk  etc.  hat  den  frolteshäufscien  Ifohfedt  vnd 
Kötßsehau  diesen  Kelch  verehret  den  7  January  Ao  1634.  Silber,  vergoldet  Ilühe 
10,7  cm,  Darchmesser  der  Kuppe  10  cm.  [A). 

Patene,  ans  d«n  gleiehen  Hateriale.  Tasebrift:  BenättA  Hermg  m  SteifSmi  Jmlieä 
Cleve  mai  Bergt.  Silber,  vefgoldeL   12,0  em  im  DurehmcMer. 

Weinkanne,  aeidelftrnüg;  beseiebnet:  /  .  tß^.  i*  und  Jena.  Zinn. 


KiSppeildOrfy  5'/t  km  nordwestlich  von  Jena;  1181  zuerst  urkundlich  erwähnt 
(flemnasm,  üteelm;  diphmut,  II,  280),  1357  als  Crepend(»rf.  —  Kmmwta,  Unieetimde 

II,  m. 

Klndl6«  Romanische  Anlage :  Langhaus  mit  viereckigem  Altarraum.  Ab  diesen 
mnde  in  qillgoUilsdwr  Zeit  Qetiidi  ein  in  drei  Sdten  geaddoaeener  Ciwr  angebaut 
wohl  an  Stelle  der  früheren  Apns,  deren  Bogen  im  gedrückten  Spitz1)ogcn  stehen 
l»Heb,  aber  durch  Abfasung  der  l>eiden  Kanten  (mit  der  Uebcrfflhnmtr  zum  Sockel 
durch  Pyramiden- Yermitteluug)  verändert  wurde.  Ein  ebenso  prohlirter  Tnuniph)H>gen 
Offiiete  sieh  nach  dem  Lani^uae,  welches  jedodk  im  Wesentlidien  in  seiner  jetzigen 
Gestalt  ein  Bau  von  1(529  (Inschrift  an  der  Südseite  des  Thurmes)  ist  (A).  Der  Rest 
ist  von  17.'i'5.  Itezw.  1844  (Inschrift  über  der  Westthiir).  Gothisch  erhalten  ist  noch 
im  Chore  das  Kreuzgewölbe,  welches  aus  zwei  rippen  losen,  vierkappigen  Gewöll)en  auf 
Kopf-Gonsolen  besteht  (swei  dieser  GewOlb»-Anf%Uiger  sitzen  auf  den  Chor-Schrfigseiten). 
Dan  Oatünaler  ist  apitabogig,  zwaitheilig,  mit  spiteatgothiaohen  Klaebiattbagni, 
sowie  einem  Vieipass  im  Sehlmae.  Auf  der  SOdseite  des  Ghorea  ein  modern  ver- 


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163  Jena. 


Ebifpxhmbf.  Eirnm. 


163 


bnitertas,  BussweridiMee  Fenstar,  auf  der  Nordseite  keiM.  Bm  LaaghauB  bat  eiM 

Holsdecke  und  an  der  Nordaeite  ein  rechteckiges  Fenster  [wohl  zwei  yennauert], 
an  der  Südseite  ein  rechteckiges  und  ein  spitzbogigea  fscnvie  (  in  vermauertes]  Fenster. 
Auf  dem  Altarraume  erhebt  sich  der  verwitterte  Thurm,  achtedüg,  zweigeschossig 
(oluie  Zniaeheagesims);  Hiw  ihm  tarn  Scbweifkuppel.  In  jedem  TbnrmgeschMie  be- 
indet  dcih  anf  der  Nord-  md  SlIdMite  ein  graasea  RnndbogaftoBter  (J.). 

Sacramcntschrein  an  der  Cbor-Nordwaad,  apitgothiadi,  Mihr  TeffstflnuMlt; 

Schweifl>ogen  zwisclien  Fialen. 

Taufstein.  Achteckiger  Fuss  mit  der  Jahreszahl  1630;  der  Schaft  ist  mit  ge- 
wundenea,  herumlaufenden  Wülsten  verziert;  das  Becken  einem  Kelchcapitell  mit 
Blattwerk  Ümlich  gdulten.  Kalkstein. 

KanzelbrastuDg,  dicht  am  Ohw,  bnwi^  mit  faeettirtaa  Axebivoltn,  ron  Heb;  Im 
Felde  Malerei  der  Taufe  Christi. 

Cnici  fix  an  dorn  Ostfenster  innen,  laut  Inschrift  von  ItJSß  bf>zw.  1718,  schlecht,  Holz. 

Ta  11  f k  ii  n  n  e.  Tiuiobrifl  in  einem  vi>n  zwei  En^iehi  gflinltcncn  Blätterkmnzo:  DIESE 
K4NE  VÜUKlißE  ICH  HAKö  I^AVL  ENOELllABT  JJEli  KIKUUE  ZV  GiilFPKNDORF 
ANFO  Zinn  U). 

Keleh.  Fom  tmi  der  loMNntan  BedaellMi  des  SedtspeaNe;  Knavf  eUhnnig  mit  ab- 
wärt« jjekehrtem  und  anfwürfs  gekehrtem  Eierstab.    Insehrift :  •]  .Vnno*»  •*  172ß.  -lECOLB- 

SUä  KHIPrKN      DORFF  .  SACIiUM.   Silber,  vwfioldi" t ;  H«he  28  cm  (A). 

Pateno.  Inschrift:  ECCLESLfi  KriPFENDOrFF.  SACKUM  1726.  (Die  kleineu 
Bnebitaben  swisoben  den  gronea  dnd  wobl  aMebtsloB  gesetal). 

Decke,  grfln  Damast,  darauf  in  Gold  und  weiss  gestickt  unter  cin«r  Ejnm: 
GOTTFRIED  LEUBSCU  1715;  darunter  zwei  Tauben,  die  eme  mit  Hostie,  die  andere 

mit  Kelch  in  den  Schnäbeln;  alles  in  Palmen-Umrahmung. 

Gl  Orken.  1)  Doppelter  Blattfries.  —  GOTr  ZV  EHREN  IST  DIESE  GT-OOKE  AUF 
DEli  KIUCHEN  V.  QEM.  KOSTEN  UMGEGOSSEN  IM  EVANGEL.  lUÜELIAHli  1730.  — 
H1LFF  LIEBER  HERR  UND  60TF  DASS  IBDER  eLOCEENSGHLAO  DEN  SÜNDERN 

HIE  ZUR  BUSS  ANS  HERTZE  SCHLAGEN  MAG,  —  Namen.  Südisiscli.^s  Wappen, 
(llm.-^flirift:  HERIi  KüNST  AMGrST  HEmOG  ZI"  SACHSEN  WISMAR.)  -  DURCH 
GOTTES  HÜLFFE  GOÖS  MICH  lOHANN  CHRISTOPH  ROSE  IN  APOLDA.  —  Nameu. 
—  2)  von  1818. 


Kunitz,  4'/^  km  nordöstlich  von  Jena,  am  Fu.ss  des  Gleisb<'rgs;  Condiz  1247 
(Kein,  /t/oster  Hausdorf),  KuDtlicz  UJ4<-»,  Kunicz  I4ÖÖ;  im  Mittelalter  Grossconditz 
genannt  im  Gegensatz  zu  der  an  der  Uundskuppe  gelegenen  heutigen  Wüstung  Klein- 
kondüs.  Htm  ee  flrtiwr  eine  Stadt  gewesen  aei,  iat  geechiehtlfadi  nidit  eorwieBen,  wobl 
aber  bat  der  Ort  schon  frltb  eine  feste  Statatenordnung ,  iümlicb  deiu^nigen  von 
Stallten,  gehabt.  Bei  der  Theilung  von  1485  wurde  Kunitz  vom  Amte  Jena  losgelöst 
und  zu  Domburg  geschlagen ;  mit  diesem  kam  es  ItX);)  au  die  Linie  Altenburg.  Als 
diene  Linie  1672  amitarb,  gelangte  Enniti  an  Weimar  mrtek  —  An.  Ünm,  Cmst. 
i9BS,  S.  m-^m.  3Se,  —  Xamnui»  //,  S8S.  —  Znain^  kiUtr.-itftgr.  Tuekmik. 

II* 


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1G4 


Kubitz. 


Jana.  164 


S.  124—126'.  —  TküriKg.  Fereiit9'Znt»ekr.  Bd.  II  {186S),  129  ff.,  die  SttkUtm  4$$  lhffo$ 
JAnAs.  ^  Ueber  Sienel  siehe  Smbx  öi  TktbiMg.  Ftnäu-ZmUeär.  II,  155,  . 

Klrehe.  [Die  iUteete  Anlage  brannte  1540  nieder,  die  dann  gdiaute  zweite  17G4.J 
DiB  jetiige  KiTdienhaiui  wmde  1774  erbant,  der  Thnim  ent  1800  vollendet 

[Altarwerk,  vun  Lote,  KuiuitopegrtfMt,  367^  mtA  Em  äi  TMn'tig,  fmvmi- 
Zaitekr.  IF,  44  erwiAni,  fortgekommen  ] 

Sclilosshcschlag  an  «Ut  Sütlthür,  hübsch,  mit  Dclitliin  als  Klinkt'  (.'1). 
Weiukanne,  mit  di'ii  Stiftpnminon  und:  lb'S7  in  einem  Kliiiterkraiiz.  Zinn. 
Patent',  d*>r«>u  K'n'\r/       itn  Endi'n  gcgaJx'lt  und  darin  mehrfach  gezackt  ist.  Sill>er. 

Ältai'gemaldej  dreiHUgulig,  sp&tgothisch ;  Oclgemälde  auf  gemustertem  üold- 
grand  (Ä),  Das  Monogramm  A  an  der  GOrteMaache  des  dritten  Königs,  am  Schirort 
eines  der  Ritter  im  Hintergründe  und  au  Pferdegeschirr-Rosetten  {Ä).  Im  Mittelfeld  die 
Anlx'tunf^  der  Könige,  interessant  durch  die  Trachten.  Maria  (mit  weissem  Kopftuch, 
goldenem  Uutergewand  und  dunkelgranem,  mit  goldenen  Adleni  durchwirktem,  rosa 
grfttttertem  Mantel)  sitst  wc  don  SjtaU  anf  einem  Bänkchen  und  b&lt  das  Kind  Mal 
dner  Windel.  An  der  Thür  steht  Joseph  (mit  rothom  Gewand).  Der  eiste  KMiig  (mit 
hr&unlicher  Kaputze,  rothem,  pelzverbrämtem  Manti^l,  gold(aieB  Sdiellen  am  schwarzen 
Gürtel  und  g()ld('n(!n  S|»or<?ii)  hat  seine  Krone  auf  die  Erde  und  seine  Gaben  auf 
einen  Tisch  hiuter  Maria  gestellt  und  Icttsst  knieeud  des  Kindes  Uaud.  Der  Mohren- 
iBBuig,  nach  dem  Vorgang  der  Niederlinder  (Bogier's)  ab  FOrst  nicht  gaoi  schwarx, 
aber  gelbbraun,  und  von  ausgesprochenen  Negerzügen,  (mit  der  Krone  Ober  dem  weissen 
'l'url)an,  langem,  braun  und  schwarz  durchwirktem  Brokatgewand,  aus  welchem  die 
rosa  Aermel  des  Rockes  berausgucken)  steht  und  legt  die  Rechte  in  orientalischem 
Grass  sich  aufs  Haupt,  mit  der  Unken  efai  Weihranehgsftss  haltend.  Hinter  Sm  steht 
dar  swrite  KAnig  (mit  einer  Krone  Aber  dem  weissen  Taiban,  weitlraieiigem,  rosa 
Wams  und  darüber  einem  Lcdcrkoller  mit  Achselfransen,  Gürtolflaschc,  anliegenden 
Hosen  und  Wickelsticfeln)  und  trägt  in  der  Linken  eine  Monstranz.  Dieselbe  fasst 
zugleich  ein  kuieender  Begleiter  des  Mohreukönigs  (dieser  ist  schwarz,  bekleidet  mit 
langem,  grOnem  Obergowand,  das,  an  der  Sdte  geschUtst,  die  brsmieD,  engen  Hosen 
sehen  lässt,  mit  rosa  Gürtclschilrpu  und  einem  grossen  Säbel  mit  schwarzer,  goldbe- 
schlagener Scheide),  der  in  der  Linken  seine  Turbanmütze  trügt.  Links  von  ihm  kniet 
in  kleiner  Figur  der  Stifter  in  weissem  Gewand,  mit  BischoCstab  in  der  Hand;  seine 
Blscbo&mfltie  befindet  sida  ndMn  ihm  am  Boden,  ein  Sdniftbaod  (mit  TerUaditsr  Schrift) 
Ober  ihm.  Im  Hhitergronde  gedrftngte  Haufen  von  Volk  und  GebamisehteD  mit  Pferden 
und  Kameclcn.  -  Auf  dem  linken  Seitenflügel  stehen  an  der  Innenseite  der  heilige 
Bonifacius  und  Erasmus,  auf  dem  rechten  Flügel  Martinus  und  Maternus.  Aussen 
auf  dem  linken  l'  lügel  Dominicus  und  Grcgorius,  rechts  iieniliardus  und  Frauciscus. 

Gedenktafel,  nahe  dem  Altar,  Oelgemälde  des  (bekreuzigten;  vor  ihm  der 
Stifter  xaä  die  Stifterin  (der  Sage  nach  die  letzten  der  Hensdwr  ton  der  Kmdtz- 

bürg).  Aufschrift:  Chn§bi8  mein  Trost  hat  mich  erlöst.  Das  Bild  ist  flüchtig  aus- 
geführt, etwas  grau  in  der  Färbung,  al)er  von  schön  empfundener,  düsterer  Stimmung, 
mit  oben  vom  Kreuz  ausgehender  Helligkeit,  tiefen,  von  einigen  Lichtspiegelungen 
imterbrochmiai  WoUnnsduittBn  zur  linken  und  sonnigem  Schki^icht  Aber  der  Land- 
schaft mit  einer  Buig  sor  Bediten;  an  Van  Djck  aakUngend. 


.  kj  ^  i  y  Google 


166  Jena. 


166 


166 


LmSTBB. 


Jena.  166 


Glocken.  1)  185<».  —  2)  und  3)  GLORIA  IN  EXCELSIS  DEO.  —  DURCHS 
FEUER  ZERELOS?  K^H,  AUF  KOSTEN  DER  GEMEINDEN  KUNITZ  UND 
LAF^AN  GOSS  MICH  JOil.  CiEORG  UND  JOH.  GOTTFRIED  ULRICH  IN  APOLDA. 
1769.  —  Ringsumlaufendo  Verzierung {A).  —  S&chsischee  Wappen  und:  A (Altenburg). 

Thorflüirteil  an  Häusern:  dee  Uerni  E.  Nebeling,  mit  Köpfen  (Ä);  —  des  llenu 
Ed.  EUmt  TtA  1697,  Fr.  Winni  toh  1601,  0.  Sehlcg«!  im  1648,  nit  8pi11dh«D  {A). 


LflllMililly  6  km  nOrdlieh  von  Joia;  1074  vom  EnUsdiof  tos  "KJSta  don  KIoBter 
Saalfeld  g^eben  (v.  RmHnnar,  Regest.  J.  Graf.  v.  OttuOmk,  S,47),  war  der  Sitz 
eines  Adelsgeschlechtcs,  das,  mit  der  Familie  der  Herren  von  Isserstedt  (siehe  dieses) 
verwandt,  um  12Ü0,  dann  1257  als  Leitzstein,  1272  als  Lessen,  und  öfter  in  der 
nraltea  ffiOfte  dae  18.  Jabtanderto  mtfemdlich  enrilmt  ward,  ?wi  Legtiii,  tiflistiB, 
Letten.  Es  8«diane&  VasaUen  der  Hearren  von  Kirchberg  gewesen  zu  sein,  welchn 
letstwen  das  Schloss  zu  Lehesten  gehörte.  Dasselbe  ^nirde  1304  von  d(!n  Erfurtern 
zerstört,  scheint  aber  wieder  aufgebaut  \^rden  zu  sein.  Mit  dem  Tode  des  1263 
als  Mitbesitzer  genannten  Heinrieb  von  Isserstedt,  sive  de  Lesten  endete  1309  das 
Bedtiredit  (die  Familie  erst  um  die  Mitte  des  15.  Jahrhrnidarts,  nach  der  Uifarade 
im  Staatsarchiv  zu  Wdmar)  1414  (Vrk.  im  Crottherzogl.  St.-Arckiv)  und  Später  stand 
es  unter  den  Herren  von  Meldingen;  doch  wird  1414  ein  Herr  von  Gräfendorf  als 
Lehnsmann  von  Orlamünde  zu  Lesten  geuannt  {Grouherzogl.  Si.-^rcAiv  und  y.  Kkitzkk- 
mm,  Rtgait,  d.  &nfim  «m  OrkmM»,  S.  214).  160S  wmde  LelMateD  Tom  Bersog 
Oeolg  Ton  Sachsen  an  doi  Dentsdiorden,  Bailei  Thfiringen,  verkauft  und  wahrscheinlidi 
(später?)  der  Commende  /w&tzen  eiuvcrknht  und  mit  dieser  18W  aufgehoben.  181.5  kam 
es  mit  ihr  an  Sachsen- Weimar.  —  Hksmanh,  f'erseicAtiüs  der  thürimg.  SU/ter,  in  Thüritig. 
ymini'ZtUtdtr.  Fltl  {lS7f),  38.  —  B.  SauiD,  Kirckh,  Scklöutr  S.  77.  —  Schdmakm, 

dhwhwwfa  VM  SaUam-^timmi'  S.  73. 

Kirche  (vor  der  Reformation  zur  Mainzer  Diöcese  gehörend)  ausserhalb  des 
alten  Schlosses,  kleiu,  in  drei  Seiten  geschlossen;  laut  einer  Inschrift  im  Chore 
erbaut,  1888  renovirt;  die  Fenster  siiid  im  Rundbograi  gescbloesen.  Ueber  der  Slld- 
tiillie  aussen  befindet  sich  eine  grosse  Steintafel  mit  dem  sächsischen  Bautenkrauz-Wappen 
onter  dem  HermgBhate;  darüber  ein  Sfuruehband:  C.A.U.Z.S.,  unten  die  Jahressahl: 
168»  (A). 

Tauf  stein,  pokalförmig  mit  dickem,  balusterartigem  Schafte  und  halbkngeGgem, 
mit  einigen  Rippen  verziertem  Becken. 

Crucifix  auf  dem  Boden  der  Kapelle,  bez.:  IS^S  remtv  1683,  der  schmertlidl 
leidende  Ausdruck  des  Kopfes  ist  gut  getrotfen;  die  Figur  71  cm  lang. 
Ta n  f  s  c  h  a  1  p ,  boz. :  Fried.  Ben.  Tieme  1720  gtm.  Zinn. 
Weinkunne,  17äO,  Seideiform.  Zinn. 
Tanfkanae,  17^,  Seidelform.  Zinn. 

Glocken.  1)  ym  1820.  —  2)  dem  Anscheine  nach  aus  dem  14.  Jahrhundert 
UnveiBtAndliGfae  Inscfaria  in  Mi^uskehi:  ERMA  ET  MENERANDES  (?)  FVI  EANFO 


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167  Jena. 


Lkuksten. 


(V  oder  V  ?)  R  (?).  Die  Buchstaben  erscheinen  umgedreht  und  vielfach  auf  den  Kopf 
gestellt.  Dicht  unter  dieser  Inschrift  ist  zweinaal  an  entgegengesetzten  Seiten  das  Bild 
eines  Bischofs  abgedrückt;  derselbe  steht  auf  einem  Drachen,  hält  rechts  einen  Kelch 
(oder  hat  lediglich  die  Hand  zum  Segnen  erhoben?),  links  einen  Krummstab.  Um 

ihn  herum  schlingt  sich  ein  Spruchband  mit  der  Inschrift  in  Majuskeln :  EASP  

Dasselbe  Stück  ist  an  der  Form  der  Glocke  zu  Graitschen  abgedrückt. 

Schlofls,  früher  im  Besitz  des  Deutschordens,  jetzt  Grossber/ogliches  Kammergut. 
Die  Gebäude  desselben,  soweit  sie  erhalten  sind  (theilweise  einfacher  Fachwerkbau), 


m 


Kirche  and  Schloss  la  I<ehc«tcn. 


168 


Lnnmi.  .  Livnu. 


SmuL  168 


pchliesson  sicli  als  drei  Flügel  nördlicli,  westlich  und  südlicli  um  einen  grossen  Ilof  (J). 
Au  der  Südseite  desselben  steht  der  gro&se  Kuadthumi,  au  der  Nordseite  das  Wirth- 
schaftsgebäude ,  ein  eio&cher  Steiobau  mit  einer  Rundbogenthflre,  daran:  IS^O  and 
zwei  Wappen  (Ordeoskrens  nnd  Botte).  Der  Thurm  liat  sehr  didra  Mmem;  im 
Untergeschoss,  in  welches  ein  modemer  Eingang  ftlhrt,  ein  Gratgewölbe  mit  (jetzt  zu- 
gesetzter) Scheitelötfnung.  In  das  zweite,  mit  einer  Balkendecke  versehene  (icschoss 
führte  eine  Aussentre]>pe,  deren  Kragsteine  noch  erhalten  sind ;  rundbogiger  Eingang  mit : 
tJSl;  Fenster  rechteckig,  tfefgeniecht.  Die  jetzige  Eingangsihttr  von  der  Holztreppe 
ans  ist  die  des  ehemaligoi  Kuniins.  i^Mlc  diesem  Geschosse  drei  weitere  Balken- 
peschosse  mit  rechteckigen  Frnsteni;  im  zweiten  ein  Kamin  mit:  Als  Dach 

dient  eine  plumpe  iSchweifkuppel.  —  Die  Ostseite  war  durch  einen  jetzt  zugeschütteten 
Graben  eingenommen,  der  swischen  Schloss  und  Kirdie,  an  den  drei  anderen  Seiten 
aber  aineeriialb  heramlief  mid  an  der  Nordseite  aocih  Tochanden  ist.  —  H.  Hm% 
mUelalterliehen  Ramwtrie  än  tFtimaritekm  SrriMf  ätTäSriitg,  FtrtiiU'Z$il$ckr,  Bd,  H 


LBUtr&y  6  km  südlich  von  Jena;  urkundlich  erwähnt  1328,  1434.  Kronpiu», 
Uuätttmie  Ii,  2AS.  —  Ueber  Siegel  siebe  Stau  m  TAUring.  y«rwu-ZeUsekr.  U,  153, 

Unke  [der  VeberlielBniiig  mch  einst  zu  einem  grossen  Klostw  gehlirig],  im 

üebergangsstil  um  1250,  mit  späteren  Veränderungen.  Von  dem  Urs])rungsl)au  ist 
die  Anlage  erhalten  :  der  breit  rediteckiije  ('h(ir  mit  dem  miichtigen,  in  vier  (iescbopsoii 
ohne  Gesimse  aufäteigeudeu  Thurmbau  und  das  nur  wenig  breitere,  auä'alleud  kurze, 
an  jedor  Llngeadte  nur  zvei  Fenster  und  an  der  Südseite  nodi  dazwischen  eine 
Thflr  zeigende  [frflher  lii^  gewesene?]  Langhaus.  Das  I^nghans  ist  ohne  Verband 
mit  dem  Tlmmi,  also  beide  zu  verschiedenen  Zeiten  gebaut ;  doch  erscheinen  die  unteren 
Schichten  des  Langhauses  so  romanisch,  dass  diese  eher  älter  sind,  als  der  Chor. 
Bb  bleibt  die  Annahme ,  dass  dieser  in  spfttromantseber  Zeit  angebaut  (daher  auch 
nur  wenig  schmaler),  dann  aber  (in  nacbgothischer  Zeit)  das  Langhaus  theilweiso 
zerstört  und  in  seiner  Jetzigen  Gestalt  aufgebaut  wurde.  —  Von  Einzelformen  sind 
aus  dem  13.  Jahrhundert,  daher  zum  Theil  spätromanisch,  zum  Theil  frübgothisch, 
erhalten:  der  spitzbogige,  einfach  rechteckige,  über  der  jetzigen  Decke  im  Thurm- 
Obergesdioss  si^Ätbare  Triumphbogen ;  ferner  das  aussen  auf  der  Ostsdte  hi  Umrissen  er- 
kennbare, zugemauerte,  schwach  spity.bogige  Fenster  rechts  von  dem  grossen  mittleren. 
(Dieses  s(rlbst,  rundbogig,  ist  naebmittelalterliche  Verbreiteruni,' ;  und  Imben  wir  uns  hier 
ursprünglich  die  öfter  wiederkehrende  Anordnung  dieier  äpitzb(»genfeuster  mit  Iiöher> 
führnuf^  des  mittleren  zu  doiken).  Dann  stammen  aus  dem  UebergangstO  über  diesem 
mittleren  Fenster  das  Zwölfpass-Feuster  (aus  einer  quadratischen  Platte  herausgeschnit- 
ten) {A)\  sowie  die  Rechteckseblitze  im  ersten  und  zweiten  Thurm-Obergestboss;  im 
dritten  Thunn-Obergeschoss  an  der  Nord-  und  Südseite  die  spitzbogigeu  Feusteqjaare, 
welche  auf  einüachem,  unten  und  oben  viereckigem,  im  Schaft  durch  Abschrägung  acht- 
eckigem Pfeiler  zusammenkommen.  Das  Fenstorpaar  auf  der  Ostseite  ist  rundbogig  (ich 
konnte  nicht  erkennen,  ob  noch  romanisch  oder  nachmittelalterlich),  das  auf  der  Westseite 
durch  ein  späteres,  einfaches  Bundbogoifenster  ersetzt.  Ungewötinlich  hoch  ist  der 


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160  Jena. 


lilüTBA. 


160 


Triumphbafleii,  um  so  mehr,  da  der  ursiir(iiii>;liche  Fossboden  noch  tiefer  lag,  als  der 
jetzige.  Dieser  Urastand  und  ein  Maucral>satz  im  Innern  von  etwa  2,7  m  Höhe  üher 
dem  Fussboden  lassen  der  Vermuthung  Raum,  dass  der  Chor,  dem  Klostergebrauch 
entspreehend,  eisst  aa  dem  Absats  aeineo  Ftusboden  hatte  imd  etwa  durdi  eine 
Treppe  vom  TiMghauB  zogftD^ch  war,  w^rcnd  sich  unten  eine  Krypta  befand. 
Jedenfalls  muss  die  Kirche  ebenso  bedeutend,  wie  ^rossartig  gewesen  sein.  —  Ver- 
ilntleningen  des  17.-  19.  Jahrhunderts  sind:  die  gemeinsame  Holzdecke  über  Chor  und 
Langhaus,  die  rechteckigen  Fenster,  sowie  die  RundbogenthUr  des  Langhauses.  Das 
Walmdaeh  Aber  dem  Tlnirm,  veklieB  angenehm  gegen  die  Schweffbelme  der 
mebteta  Thflrme  der  Gegend  absticht,  ist  zwar  Erneuerung,  doch  im  Sinne  der 
ursprünglichen  Anlage  (.1).  —  Ein  roher,  ausserdem  durch  neuere  Bearbeitung  ver- 
dorbener Kopf  ist  aussen  oben  an  der  Langhaus-Südseite  eingemauert  (der  Ortsüber^ 
HeCwmig  nadi  zum  Andonken  an  einen  bei  dem  Bsn  hemntergestflnsten  Arbeiter)  {Ä), 
Die  Kirche  ist  von  stattlichen  Verhältnissen;  der  Chor  7,25  m  lang,  4,76  m  breit, 
das  Langhaus  9,16  m  lang,  4,86  m  breit,  der  Triumphbogen  03  cm  breit 

Be  sc  Ii  lag,  an  der  SOdthür,  Ri)ät4?othisch,  gut.    Eisen  (A). 

Kelch.  Der  runde  Fuss  (darunter:  '"igt  XA'XAT/l  LOT)  mit  reilucirten  Vier- 
paaeblendua  aui  Rand  und  eingravirtem  Kreuz  und  die  Kuppe  sind  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert Das  Mittelstack  gethiseh,  schiin.  Zwischen  den  mit:  i^efbe  versehenen 
Rautenwüi-felchen  hat  der  Knauf  oben  (Mlclgothische  Maasswerke,  unten  aufgerichtete, 
gezahnte  Blätter.  An  dem  Schaft  darüber  und  darunter  stehen,  durch  Siiunie  von 
Kfigelchen  cingefiisst,  die  Worte:  at>c  maria  und:  cjracta  pliita.  Silljer,  vergoldet. 

Glocken.  1)  HANS  BERGER  VON  WEIMAR  GOS  MICH  ANNO  1652. 
Namen  des  Pfiirrers  v.  a.  —  Ringshoromlaufende  Rankenverrierung.  —  Grosse  Relidii 
verschiedener  Herkunft :  SAchsisches  Wappen ;  Kaleb  «nd  der  Kundschafter  mit  der 
Traul^i,  derb;  Salomon's  Urtheil,  feine  Renaissance.  —  122  cm  Durchmesser.  — 
2)  GOS  MICH  UIERONYMVS  VND  MELCHIOR  MOERINGK  ZV  ERFl- VRÜT  IN 
VOLKSTEDT.  —  Ringshenunlanlende  Baakenvendemng  mit  Kirschen.  »  Einzehie 
EngdskOfilb.  —  8)  (ssgenaonte  sQbeme  Glocke),  interessant  wegen  des  Meisteniamens; 
in  Majuskeln:  m»  OCGC«  L»  HERLIN.  —  Am  Glockenholz:  lesä. 

Grabstein,  aufsen  an  der  SOdmauer,  Iiisrhrifttafol  filr  .Tdli.  Meister  t  1726,  swiflckon 
Engeln,  oben  Medaillon  mit  der  Auferstehung.    Robe  Arbeit,  bemalt  gewesen. 

Sfftlel,  iroetlieh  von  der  Kirche,  vermnthlich  efant  zn  dieser  gehBrig,  ans  der 

Frühzeit  des  16.  Jahrhunderts  stammend  (A).  Es  ist  ein  kleiner  Bsn,  an  dessen  süd- 
liclu  r  Front  noch  zwei  Rechteckfenster  mit  gothisirender  Gliederung  und  eine  Rund- 
bogenthür von  Sandstein  sich  befinden  (A).  Doch  ist  jede  Profilirung  durch  Glutt- 
meisseln  verloren  gegangen.  Die  tlbrigen  lümem  sind  knnsthM,  besw.  vertiUen;  ein 
Stflck  anschliessender  Mauer  nach  Osten  su  konnte  anf  einstige  VeiUndnng  mit  der 
Kirche  deuten 

[Die  flbrigon  K 1  ostergfb  ii  n  d  e  sind  verschwxindeii.  Es  kimiiten  dieselben  wohl  im 
Norden  von  der  Kircbe  gestanden  haben.  Kordöstlich  von  ihr,  jenseits  des  Kirchhofes  und 
des  nOrdUeh  an  ihm  vubeOsaftadenWsgis  hssen  im  Acker  gerade  ZQge  und  besondsis 
da  reclitsr  mnkel  eikennen,  wdehs  wolil  von  der  Fnndamsnt-Msner  flbrig  geblieben  ssin 
können.  —  Sehriftliohe  Anfiniohnnngai  Ober  du  Elostsr  finden  sieh  niigenda] 


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170 


LonDJi,  Krohe. 


J«M.  170 


Eliemaliger  Taafstein  .  an  einem  hfibBchon,  sohattigen  PlMze  an  der  Leutra,  gegenflber 
der  Srhulo  pietätevoll  aiif^i^Htollt,  einfaclu»  KfiiaiRpance ;  der  halbku-relipe  Fuss  und  dfti 
Uiübkugelbeokea  sind  durch  einen  kurzen  runden  Schaft  verbunden.   Sandstein  {Ä). 


Lobeda,  Stadt,  4  km  sQdsOdöstUch  von  Jena.  Ihre  Geschichte  ist  mit  deo  «Uen, 
östlich  von  ihr  auf  dem  Johannisberge  liegenden  Schlössern  verknüpft,  nnter  deren 
Burgheiren  wohl  auch  der  Ort  stand.  (Siehe  unten  Schloss.)  lieber  Siegel  siehe  Siauk 
A  TUMitf.  #MwJBMteir.  //,  194  (m»  t94Sy.  m, 

Kirche.  Eine  St.  Pctor  -  Kirche  zu  Lolwda  (Lobede)  wird  1228  erwähnt 
als  zu  Naumburg  gehörig  (Scbttuis,  dimt.  dtpiom.  11,  643).  Der  Osttheil,  nämlich 
der  Chor,  welcher  aus  dem  dreiseitig  geschlossenen  Schlus^och  und  zwei  Ioumb 
Laagjochen  besteht,  und  die  quadnÜBdie  Sacristei  sfldlich  tob  westlichen  Joch,  sind 
qAtgothiadi,  ans  der  swtiten  Hilfte  des  15.  JaliriiinidertB;  das  nur  wenig  tmitere 


Langhans  ist  laut  Insdirift  Ober  dem  Sttdportal  1622  nraficiret".  Der  Chor  hat  em 

Ober  Schlussjoch  und  Lan^ochc  (»hnc  Untcrbrec^huiig  gespanntes  StemgewOIbe,  clwnso 
die  Sacristei.  —  Die  Fenster  im  Chor  (wie  der  (irundriss  zei-jt,  in  unrcgelmi'issi<ier 
Folge  zwei-  und  dreitheilig)  halien  schon  in  den  S|titzl)ögen  h1.s  Waasswerke  Fisch- 
blasen und  aus  dem  Rundbogen  entwickelte  KleelK>gen,  aber  noch  reine  Verhjiltnisse 
and  Profile.  KaflisesiiiMe  sidien  rieh  ansäen  nm  die  Streiwpfiriler  liemm,  wekihe 
darüber,  etwa  in  mittlerer  Höhe,  einmal  an  der  Vorderfliche  schräg  abgestuft,  in 


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171  Jena. 


Lobboa,  Kirohe. 


171 


FenatariiSlie  mit  PaHdBehen,  «o  der  Vorderfllehe  is  Ziei^beln  enden.  Auf  dem 
Dach  ein  neuerer,  schlanker  Dachreiter.  —  Das  Langhaus  hat  im  llitteltheil  eine 
tonncnförmige ,  über  den  Emporen  flache  Holzdecke  und  schlanke,  ganz  hübsch  ge- 
schnitzte £mporeD- stützen  (welche  zugleich  die  Decke  tragen)  und  Gesimse  der 
EnfKireik  (J)*  Dfe  Orgelempore  ist  ab  diadih»eiMiie  Pftflecgakrie  behnttddt  —  Lm, 
mm$lt»ptgnipUt  A  884f  muk  Hm     Tkärikg,  y9ttaw2«a$tkr,  IF,  49  «.  #7,  m* 

Kirchensttthle,  gotbifleb;  oben  mit  liabsehem  Laobstab  und  ZinnadaOnang. 
Eols  (J). 


Lesepult  im  Thurm-Eidgeschoss ,  laut  Inschrift  (am  Sockel)  ]iV>->  gearbeitet 
und  (Inschrift  an  der  Mittelflächc)  lOOH  restaurirt,  wolnii  es  ge.schmacklos  bemalt 
wurde.  Es  ist  au  der  Vorderseite  iu  kräftiger  bpätreuaissance  als  Architektur-Nach- 
ahmung entwid^dt  und  durch  voll  vortretoide  zwei  Mittel-  und  zwei  Ecksäulen  der 
Breite  naeh  in  drei  Fdder  getheilt.  Die  Sinlen  liaben  hohe  Sodcd,  toacaniadie  Basen, 
je  einen  Schaftring  im  imteren  Drittel  des»  Bonst  glatten,  Schaftes,  toscanische  Ca])i- 
telle  und  tragen  ein  hohes,  verkröpftes  Gebälk,  welches  statt  des  Architravs  und  unter 
dem  Gesims  eine  ticUuppeuleiste,  in  der  Gesimsgliederung  eine  Zahnschiüttleiste  und  ^u 
oberat  eine  Zinmnreflie  liat.  IMe  Flidien  sind  in  die  doi  Sinlen  entepredienden  Hohen 
getheilt;  im  Sockel  sind  sie  mit  einer  aufgelegten  Verzierung  versehen,  in  dem  Theil 
zwischen  Basis  und  Schaftriiig  der  Säulen  (wie  Fonsterbrtistungen)  mit  Rabmcn-Profili- 
rungen,  unter  denen  Zahnschnitt-,  bezw.  Schuppenleisten,  über  denen  aber  Facetten  an- 
gebracht sind ;  daraber  in  den  Haiaptflldinn  nb  xondbogige,  fitoettirte,  anf  toBcanisdien 
Filasteni  ndiende  Biwdfliflren,  von  denen  die  bdden  seitlichen,  schmaler  und  niedriger 
als  din  mitUerc ,  noch  eine  profilirte,  mit  Ohren  versehene,  Umrahmung  und  einen 
(noch  geraden,  aber  iu  der  Mitte  schon  durch  einen  Obelisk  unterbrochenen)  Giebel 
haben;  im  iries  des  Gebalkes  wieder  mit  aufgelegter  Verzierung,  bczw.  den  Buch- 
staben: S.  F.  Die  beiden  sebrlgen  Sdtenflidien  des  PuHes  sind  nnr  mit  einer, 
allerdings  sehr  reich  gegliederten  Umrahmung  versehen.  [Das  Pult  hatte  nodl  oben 
ein  durchbn)chene8  Gitterwerk,  von  dem  Reste  vorhanden  sind.]    Holz  (A). 

Schrank,  gothisch,  bemalt  mit  Wel>emusteni  (eckig  gebrochenem  Klechtwerk, 
Zinnenreihe)  und  stilisirten  Blättern  zwischen  auf-  und  abwärts  laufenden  Bändern 

Taufgestell-Deckel,  ebenda,  Spätrenaissanoe,  fndil  auch  um  1520,  achtseitig, 
mit  natnnUstiBdien  Blmnenranlmi,  lieraustreteiider,  dnrdilHrodinnnr  Sdmitierd  an 


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172 


Jena.  172 


den  Fckcn  und  an  der  eine  Krone  bildenden  Spitze,  sowie  antikisirenden  Motiven, 
wie  Triglypheu  und  Öclmppcnleisteu.  Holz. 

Kanzel,  1556  von  N.K.  T.  A' (Inschrift  und  Zeichen         an  der  Westseite  der 

Kanzelbrüstung),  in  echt  deutscher  Hochrenaissance,  die  Füllungen  in  sich  kreuzendem 
Stabwerk  noch  gothisirend,  die  Gliederungen  antikisirend ,  aber  in  derbes  Deutsch 
übersetzt  (gegenülHir  der  zierlichen  Frührenaissance).  Stein  (.4).  —  Schalldeckel, 
wohl  um  1(122,  Spatrenaissance  (dem  Lesepult  verwandt);  abgestuft  über  einander 
gegliederte  und  mit  Triglyphen ,  Zahuschoitten  und  Viertelbögeu  venierte  Gesimse. 


Kan>«l  in  der  Kirche  zu  Lobeda. 


Holz  (A).  —  Die  dazu  gehörige  Bekrönung  befindet  sich  jetzt  einzeln  im  Thurm- 
Krdgeschoss.  Sie  ist  sechsseitig,  mit  fiicettirten  Bleiidb<>gcn  an  den  Flächen,  tos- 
canischen,  im  Schaft  verzierten  llenuenpfeilern  an  den  Ecken  und  mehrfach  geglieder- 
tem, mit  Zahnschuitten  etc.  verziertem  Gebälk.  Holz  {A).  —  Hbss  in  TAünng.  Fereins- 
Zeitsckr.  200. 

(Altärchen,  1839  vou  Hofniann,  mit  einer  Darstellung  des  ungläubigen  Thomas  in 
feiner  Porzellanmalorei.) 


173  Jena. 


Lobeda,  Kirche. 


178 


Belief,  an  der  Westseite  eingemamirt^  frahgothisch.  der  Gekreuzigte  swisohen  Maria 

und  Johannes,  mit  alt«'rthnmlichen  Zilircn,  z  B  Am  Ivrenz  wenig  über  dio  lioiiien  andern 
Figuren  ragend;  des  Joliamies  ro(-liter  Arm  Ktoif  erhoben.  Stein,  sehr  besoluidigt,  besondent 
au  (iesiohtem  und  BrQsten  sehr  abgowittcrt  {A). 

Figur,  spätgothisch,  Maria  aitaeDd  mit  dem  Jesnaicind.  Hute  iat  intereasaiit 
wegea  der  individuelleii  GeBichtsbildwig  und  Tracht  in  aoigfUtiger  Stoffbehandlnng 

an  Haube  und  schöngcfalUiltoni  Mantel ;  das  Kind  ])uppeilhaft,  miafllungen.  —  Lon 
a.  «.  0.  Hack  Hkw  m  TkürtHg.  F'trtint'iCeiUekr.  jy,  42. 


Ornoifiz  elnee  Ttageknoies,  gethlaelL  Holl  (J,). 

Grabstein  (an  der  Noidwand)  dea  Wi^pirM  JoaMm  wm  TnOuo  ('JTrei^ow) 


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174  LooM,  Dnb«. 


f  1691.  Inschrift  in  einem  Ixjrbcerkranz,  von  dem  Akanthus-lUDken  ausgehen.  Ausser- 
dem vier  Blätterrosetten ;  auf  derjeuigen  uuteu  iu  der  Mitte  liegt  ein  Schädel,  <iuf  der 
oben  iu  der  Mitte  ein  Engel  mit  goldenem  Haar  und  Flügeln.  Riugsani  die  Wappen 
von  Treskow,  WOsteohofen,  Sehöning  ind  Schientet  Stein,  bemalt  {Ä). 

Graltstein  (neben  dem  vorigen)  des  Heinrich  von  Thina  (Tbüna),  eines  Herren 
von  der  Lobdabuii-'  t  If^''^'  «  i'H'  schlichte,  tüchtige  Arlwiit.  Bemerkenswerth  ist  die 
charakteristische  Haltung  mit  der  Hand  am  Schwert,  während  die  andere  den  Helm 
hält,  und  die  sorgsame  Ausführung  des  Kopfes  und  der  Rüstung.  Ringsum  die 
Wappen  von  ThOna,  P...,  £..  und  Y.  Grauer  Alabaster  (liclitdnidi;). 

Gedenktafel  an  der  Chor-Ostwand,  Gemälde,  für  M.  Job.  Heinr.  Körber  f  1634 
(von:  HAHP  gemalt).  Die  aus  Mann,  Krau  und  Kind  liestchende  Familie  vor  dem 
Crucitix  kuieend,  im  Hintergrund  eine  Stadt  in  giauem  Ton  und  dunkle  Wolke.  Der 
Kopf  des  Mannes  ist  recht  wohl  gelungen,  weniger  das  Kind.   Gel  auf  Uolz. 

t  Oadenkiafeln  im  üidiebdil  der  Fndli«  TUflAeoh,  Oalganiilde  anf  Laiad- 
wand  :  1)  fUr  die  Kinder  ChrisUaa  Heinr.  Strow«  f  1691  nnd  Chr.  FUI.  Sbnwa  f  1692; 
2)  für  Frau  Reg  Job  Mar  Thierbach  t  1751 ;  —  mitteltn&ssig. 

fJedenktafel  über  der  kleineren  Kordthür,  Gemälde,  für  die  Frau  des  Cantor 
Becker,  Maria  gel).  Krausoldt  f  1612,  sehr  gut  gemalt  von:  FSP  (am  Kreuzcsstamm 
nd>en  dem  Seliidd).  ISe  kniet  (in  adiwancr  &nbe  mit  grauer  Einfimang,  groner 
Halskrause,  schwarzem  Mantel)  vor  dem  Crucifix ;  im  Hintergrunde  eine  Berj^kindMAaflt 
mit  Jerusalem.  Das  Bild  zeichnet  sich  vor  vielen  gleichartigen  durch  die  ungezwun- 
gene Gruppirung  aus,  indem  das  Crucifix  etwas  schräg  gestellt  und  sie  seitwärts 
(also  mehr  dahinter  im  BOde)  vnd  dadarch  etwas  naeh  dem  Beschauer  zogeirandet 
kni(!t.  Ebenso  ist  auch  der  Körper  des  (bekreuzigten  recht  gut.  Die  Landschaft  ist 
im  Vordergrund  lidifor,  realistisclier,  wübrcnd  d(T  bläulicbe  Hintergrund  und  die 
düsteren  Wölkten  eine  melancholische  Stimmung  hereinbringen  {A), 

[Wandgemälde,  Maria  und  Heilige,  verschwunden.  —  Han  tuti  Um  «.m.O.] 
Malereien  an  den  EraporenbrüsUmgen,-  als  Gedenktafeln  verschiedener 
Stifter  mit  dem  Namen  nnd  eridixenden  Venen,  in  Tempwa  gemalt 

A)  An  der  ersten  Nordempore: 

1)  Von  Tobias  f/eii/i/in,  pfar/irr  gestiftet,  OrpheuB  mit  den  Tbierea  in  gebiigiger  Land- 
sübat^  mit  Burgen  im  Hintergründe.   Dazu  der  Vers: 

Oqdiaiia  die  hsipflSm  Mhleohi  (MhUgt)  somil 
Und  singt  aaeh  mit  lieblichem  Schal. 
Dem  boren  m  Baum  Tliier  und  Stein 
Wer  wolt  der  Musik  nicht  hold  sein. 

2)  Von  Frau  Judith  von  AW«,  gei.  Seheiikiii  von  Staußenberek  1582,  Sie  kniet  in 
•ahwanem,  welMverbrimten  Qewinde  und  Kopftaoh  vor  dem  Orndftz;  hinter  ibr  der  Tod 
als  Skelett  mit  Ssadahr;  bn  HiitoiKnuide  «ine  Stadt  Beehts  nnd  links  vom  Krens  ihre 
beiden  Wiypen. 

Herr  erbarm  Dich  mein:  — 
0  Hein  Gott  wann  ich  nnr  habe  dieh 
Naeh  Hfansl  nnd  IMan  nieht  tng  ieh 
Was  mir  gleich  Ldb  und  Soel  versob  macht 
Dein  erents  msia  hertaen  grossen  trost  macbt. 


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176 


LomiA,  Draht,  Ratt»1ra11er. 


J«aa.  176 


3)  Von  Hrii^lins  ff^'ittwe  Kalfian'nn  1'>8'2.  Christus  in  Wolken  und  Strahlenglani^  Mtf 
doB  Gerippe  dee  Todes  und  die  vielköpfige  Schlaage  der  Hölle  tretend:  1582  vioi.  — 

Tli«di  iQ&d  teuffeL   L«bea  and  auch  guad 
Li  haüb  als  «in  rigAnl  iah  hib 
Ans  heohster  nott  loh  fam  eirettot 
All  die  in  glauben  2U  mir  trotten. 

Die  Zeichnung  ist  bei  mancher  Anlehnuüg  an  Craoacb  schon  manioristisch  und  etwas 
grob,  ilic  Farben  zn  tonlos;  das  Inhaltliche  ansiehender  als  das  Künstlerische; 

Ii)  Au  der  crstou  Südeinporc: 

1)  Olme  üntenehiift  (nach  Klopfleiach  an  PMer  Gottland*8  Welse  erinnernd). 

Vor  dem  Crudfix  knieen  rechts  eine  Frau  mit  ihrem  Töchtercheii ,  links  der  Mann 
mit  dnn  erwacltscucti  und  einem  kleineu  Sohne;  im  Hintergrund  rechts  Schneeherge, 
links  eine  Bauerogruppe.   Die  Köpfe  sind  recht  natürlich. 

2)  DI«  DnUUtigkeit,  naeh  DOraKs  HelaohaHt;  obedUflUieh. 

^  (Dies  in  Od  auf  Lebewand).  MagiakM,  Tad^  äa  Mtgvwtitltn  Eterki» 
f  lS77p  war  Linken  des  !5ildes  knieeii'l;  in  der  Mitto  der  Gekreniigle,  redits  der  Auf- 
erstandene, mit  Kreuzesfahne  und  segueuder  Beohten  Uber  dem  Sarkophag  (dann:  Jaküuie»  Äl) 
und  einem  schlafenden  Kriegsknecht. 

Tauf  schale,  um  1700^  mit  hübschen  Blmnenranken. 

Kelch,  mit  Inschrift  natar  iea  Fnss:  Lobeda  1678.   Der  Enanf  ist  rund,  mit  sechs 

Kehlungcn  iwischen  Rippen,  mir  noch  wenig  vortretenden  elliptisclien  Platten,  auf  denen: 
lEJSVSf,  und  von  diesen  PlattiMi  ausgehenden  I'reililütt-Ver/ieruugeu.  Silber,  leicht  vergoldet. 

Wandmalerei,  im  Thurm-Erdgeschuss  [über  einem  eiusügeu  Seitenaltar j,  gut 
erhalten«  spitgothisdi,  vonOc^  (Abbild.  S.  175).  In  dgenaitigw  Avffusnng  er^ 
scheinen  vor  dem  als  König  dargestellten  Christus  die  heilige  Annn  selbdritt,  Michael 
und  andere  Kugel.  Darunter  links  eiu  Wappen  mit  schön  geschwungenem  Blattwerk, 
(der  Platz  rechts  gegenüber  ist  frei),  darunter  in  der  Mitte  das  ächweisstuch  der 
heiligen  Vennika  mit  einem  CSiristaskoirf      edlem  Ausdnidi.      Hns  im  TkStb^, 

r«r€iiU'Z»U$tkr.  Fl,  199. 

Glocken  1)  ,,h'nm  Lobeda  köre  du  des  fföcktlen  Lekre."  —  (^Inn'd  el  piefas  vta- 
jorum  mt  scissam  rejundi  curavit  a  iV.  J.  Sorkero.  IITJ.  —  2)  Ibidem  Jusa  ac  rettaurata 
ew»  tili  mtiia  a  iV.  J.  Sarhfro  ErfftarM  1733,  —  Waaa  du  mai»  Sekäü  kStaai,  kam  das 
du  Gau  araal.  —  8)  1SS7, 

Grabstein,  iistlieh  ron  der  Kirche,  fQr  Eud.  Gottfr.  Matthesius,  eiu  Jahr  alt  t  1700; 
naiv  roh.  Auf  Hankenwerk  liegt  ein  fioniua,  die  Hechte  auf  einen  Si-liädel  gestfitrt,  mit 
der  Linken  eine  Sanduhr  halteud.  i)arUber  wächst  aus  Palmen  der  uberkürper  des  Kiudes, 
das  «11  der  Hand  m  dem  ans  Wolkoi  rsidiendsn  Obilsbu  hinaufgexogen  wirl 

Grabstein,  stldlidh  von  der  lirbh«,  f&r  Reg.  Joh.  Thierbach  f  1764,  im  MiaobsliL 
Die  Insrdirifitafel  hat  Roecoco-TJtii rahmung;  wihrend  die  ÜMaauntfum  sopflg  ist  Auf  dem 
Bmidbogen-Abschluss  sitst  ein  fingel. 

Rathskeller.  Wappen  der  Stadt,  ein  springender  Löwe,  barock.  Hinter  dem 
Wappenschild  steht  Maria  mit  dem  Kind  im  linken  Arm  und  einer  Lilie  in  der 
Hechten  im  Strahlcukrauz.  Die  ilenueuüguren  zu  den  Seiten  und  der  Eugelskopf 
oben  in  der  Mitte  sind  durch  die  Fruchtgewinde  frei  und  geschickt  verbünd».  Stein. 
(Abbild.  8. 177.) 


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177  J«tt.  LoanA,  BitbgkeUer,  SoUoml  177 


SflIüoM,  Im  Orte  gelegen,  ww  das  ftHhere  üntendiloBB  der  drei  LoUalmigni, 

deren  beide  aoderaD  oberhalb  des  Ortes  lagen,  und  deren  Ruinen  heute  zn  Drat^endotf 
im  Amtsgerichtsbezirk  Roda  (R  Altenburg)  gehören.  Es  war  Besitz  der  f?eit  996  er- 
w&hnten  Herren  von  Lobdaburg  und  theilte  die  Geschicke  der  oberen  Burg,  kam  um 
die  Mitte  des  14  Jahrhimderts  an  die  Maricgnte  jaaMakmm,  bei  derThettimg  1448 
m  Ante  Bugini,  bei  der  vmi  1608  mit  dieeem  Amte  «i  SedNen-Weimar.  Wilumd 


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178  Loam.  Sehl^ea.  Hw.  LftimmHfln.  Jena.  178 

aber  die  oberen  SdiUtaser,  der  Hauptbedti,  den  Henen  von  der  Lobdabvig  «Btmgeii 

worden  zu  sein  scheinen  (den  andemn  Lehnstrftger-Namen  nach  zu  ürtheilen),  blieb 
dag  Unterschloss  hei  der  Familie  und  wurde  noch  von  dem  Stammcsletztcn  bewohnt 
1468  wurde  es  von  Kurfürst  Emst  als  Lehn  an  Jb'riedrich  von  Londersteten  gegeben, 
dflr  «8  ant  1615,  nie  6b  hdnt,  nit  den  StdMD  der  beidn  obereo  Burgen  «teder- 
hentellte 

Das  Sc  bloss,  jetzt  Wirthschaltshof  im  Besitze  des  Herrn  RittergutsbedtierB 
Friedr.  Richard  Thierbach,  dem  Aussehen  nach  eher  Neubau  als  Wiederherstellung 
von  lölö,  ist  ein  einfaches,  dreigeschossiges  Gebäude  mit  rechtecl^igen  Fenstern  und 
eiBen  im  Adttedt  TortreteDdoi  Treppeiitirarm,  der,  um  ein  OeBAoM  hdlier,  raditeddge 
und  nmdb<^ge  Fenster  und  einen  wenig  geschweiften  Koppelliehil  hat;  an  seiner 
andern  Seite  schliesst  sich  noch  ein  Theil  des  Gebäudes  an,  vor  ihm  erst  in  einer 
älteren,  oben  beschädigten  Mauer  vortretend,  dann  nochmals  in  einem  im  Erd- 
geschoss  steinernen,  im  ersten  Obergeschoes  «na  Fadiwerk  hergestellten  Bautbeil  {A), 

Haus  des  Herrn  Fleischer  Fuchs,  Fachwerk  mit  hübschem  Schnitzwerli  der 
BalkMi  «Bd  des  Treppenaliadecs  (il). 


LiHwrSChOtz,  9  km  nordöstlich  von  Joia.  1341  verkanften  die  Herren  von 
Gleisherg  ihn;  dortige  MQhle  an  das  Kloster  BQrgel.  —  KEoir»«tD,  Landeskunde  II, 
286.  —  £.  ScnuD,  LuUebwrg,  S.  16—11.  83.  120.  —  Ueber  Siegel  siehe  Stabx  i« 
T^HMy.  Fwrmf-Znttekr.  II,  168. 

Kirelie,  1456  von  Urnnann  von  Baidestedt  mit  kiufürstlichem  Consens  gestiftet. 
Chor  gothisch,  aber  im  östlichen  Theil  erneut,  wie  die  übiige  Kirche,  laut  Inschrift 
an  der  AmeDMite  1687  wlhrand  der  Begienmg  Wilhefaii  Bniet*8  uater  VonnmKlMliaft 
Johann  Wilhelm's.  Der  Triumphbogen  ist  noch  spitzbogig,  doch  nach  dem  Langhana 

hin  durch  einen  Rundbogen  unterfangen.  ~  TAäriiig.  Vereins- Zeitxchr.  y,  265. 

SacramentschreiD-RflSt  an  der  Ghor-Nordaeite,  qAtgoUiisch,  mit  Fisch- 
blasen. 

wBdelmanaisivhl'*,  «fast  d«r iHoilie  fea  Faaatorar  gehörig,  inf  derlToidMlIe^  am 

dem  17.  Jahrhundert,  sehr  fest  gebaut,  einfach.  An  einer  Soite  das  Femterer'sche  Wappen 
(doch  anders,  als  in  GrosslObichau,  nur  mit  unten  geöfTneteu  Feuptertheilen);  an  den  zwei 
Torderen  BrüBtnngsfeldem  Gemftlde:  links  die  Krscbaffung  Eva's  mit  Thieren  in  der  Um- 
gebimg und  die  SprOehe:  StmkmMfMt  m,  ladt  Sitte  Mmmtk  Sr4t  Utt  4k  Buk  tr^ttUi 
Er4$  tr&ttim  Erdm  mUnOi}  leahta  lüNfhlMi  and  die  flpAdie:  Btimr  Mf  m$n,  aad:  Jm 
GtUtt  Seegen  ist  tOu  gtkgm, 

Taufsteiii,  von  1595,  nnviidarW  aohwecftUig^  viellaieht  ana  «aam  aittolaltwrltohea 

Weihwasserbeck  en  hergestellt. 

Kanzel.  Auf  toscanischer  bäule  ist  die  Brüstung  vierseitig,  mit  canellirten 
Edniidehw  und  Zahaadmittgarima.  h  im  BHala^Mim  die  aahedealfiia  Qe- 
aAlde  d«r  BtaagtHalii;  aa  dir  Inpf  Pete,  Mae  aad  Chiiilaa  mit  Slkedaana. 


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179  J«Bft. 


179 


SdnlMeclEBl,  wclMWcMg,  ntt  BlbctaprOctan  imtcii  nad  «m  FHea,  wd  MMdmi  an  da 

Ecken ;  im  oberen  Theil,  der  kronenartig,  tttA  tiMchildlgt  Hob. 

Altartiaoh,  Stein,  frisch  behauen. 

Sandahr,  mit  auf  die  Platten  geklebten,  dooh  meist  zeratOiten  Holaachnitten  von 
ZüuUMni  mH  HgfliUehen  DanteUngen. 
Weinkanne:  2705.  ZSnn. 

Kelch,  Sechspassfass ;  Eierstab  am  Knauf.    Silber,  Tergoldet 

Oelgomäldo.  Im  Chor:  Bildaiss  des  Pf.  Greg.  Hoifmaim  t  1676;  und  Kreuzigung 
mit  Maria  und  Johannes;  linke  ober  halb,  des  Eingangs:  Bildniss  eineeWeimahsohen  Forsten; 
Ob»  dtn  Ebgaog:  labetaig,  sni  dam  17.  Jaludnudttt^  auuderirt  vad  bnat;  —  alla  «ab»* 
deotend;  —  Aber  der  Sacrieteithflr :  Bildniss  des  Pf.  Job.  BaL  l^oher  f  1755,  Iflldlleb  gai 

Glocken.  1>  Mit  >fLHlaill()ns ,  in  denen  Blumen,  ein  Adler  etC  Vttd  CilMni 
frOhgotbischeu  CruciAx.  —  2)  Kleeblattbogenfries  und  luschrül: 


C9t. 

12* 


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180 


LOüKKäCiiÜTZ.  LöBSTSOT. 


Jen.  180 


8)  Ton  Joh.  Georg  and  Job.  Gottfr.  Uliioh  im  ipdda  1767.  —  BlAgniMlaifml«  Ter- 
d«nmg  mit  Weininab«!!  und  P&lmetten. 

In  d«r  AB-oiiMito  der  Brohhafinwior;  aedenkUfel-Baat»  rom 
nUe»  mit  nni  MdiOiieii  gut  edudtoMB  Tkoran. 


LHwImN;  3  km  BordnordOsUich  tod  Jena;  froher  LobgeBchec  (1323),  Lobegestits 

(l'ni  ),  Lobgeschicz  (1443)  genannt.  Otto,  Albrecbt  und  Hartmann,  BarggrafBii  von 
Kirchlierg,  verkauften  das  Dorf  1323  an  das  Nonnenkloster  Rt.  Michael  zu  Jena. 
Bei  der  Aufhebung  des  Nonnenklosters  um  1525  kam  Löbstedt  au  das  Amt  Jena.  — 
Xwma,  Luie$»mid0  //,  286—81.  —  £.  Schkis,  Kirtkbtrg.  Seklöuer  S.  61—38,  64. 
—  Ueb«r  Siegel  Sidie  8bu»  im  TUMig.  Fenüii-Ztä$etr.  Ii,  153. 

Kircbe,  um  1616  reparirt.  Der  dreiseitige  Chorschluss  ist  von  einem  älteren 
Bau  urbalten,  und  dient  jetzt  das  ehemalige  Schlustyuch  als  Chor.  Im  Uebrigen 
Zopfbau,  1712  antor  Pf.  Dietr.  Bobm  geweibt  Itut  baduift  an  einer  von  Akantima- 
Rahmen  mit  Engelsköpfen  umgebeaeD  Tafel  Ober  der  Sfldthar,  1856  renovirt  lant 
Inschrift  an  der  Wand  dur  Glockenstiilic :  anspruchslos  mit  llolzdecken.  Häadiche, 
rechteckige  Feostor  iu  zwei  Hoiheu  Qberemauder  und  ebeüäolche  TbUren  auf  der  SQdseite  und 
Weetoeite.  Ueb«r  dem  Chor  ein  siemlioh  breites  Aohteok-Geecboss  mit  Beohteckfenstem; 
damof  «ine  Sehireiftappd,  mit  Qeainu  und  Sehw^elm  bebtat 

Taafgestell,  17.  Jahrhundert  Auf  einem  achteckigen,  mit  Lorbeerkranz  um- 
mmdenfin  Soc-kc?!  steht  eine  recht  niedliche  Knal>enfigur  aus  Holz  (modern  übermalt), 
die  in  ge£Üliger  Haltung  mit  beiden  Händen  üijcr  dem  Kopfe  die  Schale  trilgt. 
Diese  ist  Yon  Kupfer,  mit  der  geschlagenen  Iluuaissance- Verzierung  ringsum,  aus 
gewundenen  Bnekefai  (EDtartung  der  FlBchUaae);  darauf  als  Deckel  eine  in  Zinn- 
rand  gefasstc,  hölzerne  Krone  TOD  «in«ftl«w*  AkantimabUttern,  nelcha  einen  Knopf 
(geplatzten  Granatapfel)  tragen. 

Kanzelbau,  laut  Inschrift  im  Vieri)assfeld  (siehe  unten)  1712  von  Tob  Gans 
und  Elisab.  geb.  Stage  gestiftet,  ganz  originell  und  massvoU,  bei  schou  bcgmueuder 
aotikiaiKiider  Neigung;  eine  Wand,  wdebe  den  GhorBcfalusa  ab  Sacriatei  von  dem 
Altarraume  trennt  Rechts  und  links  vom  Altar  sind  nur  Rechtcckthüren  mit  dem 
AbdeckungBgesims  und,  als  Ranken  durchbrochen  geschnitzten,  Anfsatzbretteni.  Hinter 
dem  Altartisch  steigt  die  Kanzelwand  auf,  eiugefasst  an  jeder  Seite  von  zwei  frei  vor- 
gestellten Siul«i  auf  (mit  Engelsköpfen  venierlen)  Postamenten,  mit  gewundenen 
Schäften  und  korinthischen  Capitellen.  Das  Ifittelfeld  swiachen  den  Säulen  ist  rechte 
eckig,  mit  herabhängenden  Lorljeerstrilngen  an  den  Ecken  und  einem  Vierpass  (mit 
römischem  Blattstab  als  Umrahmung)  in  der  Mitte  und  Blattwerk  in  den  übrig  blei- 
beodfln  vier  Ecken  (Abbüd.  S.  182).  Darüber  tritt  auf  einem  Zapfen  und  einzelnen 
uBlecwlrtB  mit  Thmben  Tsnierten  Blattcwiaolen  die  Kansd  fBn&eitig  vor,  an  den 
Ecken  mitvocgeBetsten,  gewundenen  Sinlen,  an  denFlidien  mit  Blenden,  darin  Frucht- 


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181    JeML  LöBSTSDT.  181 


bdüdfll  unter  Mwcheln.  Das  Abdeckungsgeb&lk  ist  zn^ddi  das  Gebilk  der  den  Ben 

einfasseoden  Säulenpaare,  also  stark  verkröpft.  Oben  ist  als  (zurflcktretoider)  Aufrats 
die  Eingangsthür  einfach  und  mit  Gebälk  versehen,  welches  wiederum  mit  starker  Eck- 
verkröpfuDg  zugleich  den  f&nfseitig  vortretenden  Schalldeckel  bildet.  An  den  Ausscn- 
seiten  des  Thürrahmena  wie  der  untereD  Säulenstellung  sind  durchbrochen  geschmiztu 
EinfMaiiBgBlnetter  angebndit»  mit  Baoknmiuteni,  Hols,  jetet  «d»  mit  etwas  gelb. 

Altarwerk  oben  an  der  Chor-Nordwandf  ipitgotiuieh,  am  ISOO.  Im  Hittel- 
achrein  sind  die  IIolz-Figuron  des  Gekreuzigten  zwischen  Maria  und  Johannes 
schlanker  und  eleganter  behandelt,  als  von  der  dumali^^on  sächsischen  Schule,  aber  auch 
ohne  die  fränldscben  Knickfalten,  so  dass  wir  mehr  an  westliche  Einflüsse  gemahnt 
irerden.  Jebiaiies  (mit  traoignr  jugeodUdiem  Kopf  ak  aomt)  ist  yaM  am  Besten 
gelungen,  ebenso  der  Schmerzensausdmck  Marians,  nicht  so  gut  der  Kopf  Christi,  am 
Wenigsten  in  Anordnung?  und  Ausführung  die  drei  Engel.  Die  Figuren  sind  ganz  gut 
in  der  Bmalung  erhalten,  aufliallend  herrscht  Blau  (in  aUen  Innenseiten  der  M&ntel, 
Christi  Schurs,  Hintergrund)  und  Gdd  (Anssenseiten  der  Kleider  imd  lOntel  andi  an 
den  Engdn  und  Christi  Schurz)  vor  (Uchtdmck).  Dar  geschnitzte  BaUacliia  ist  mehr  mit 

• 


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183 


Löbstedt. 


JouL  182 


BiMilidMB  (Paidoi»-)  BlmiMii  md  moigir  knms  gBiehiiitol  als  MMwt.  —  Ab  den 
FUlgBln  diid  Tempera- Gem&lde  angebnMslit  Auf  den  ^enseiten  LeideuieeMB 

Christi,  links  oben  der  Oelberg,  in  der  Fonic  Judas  mit  den  Häschern ,  unten  die 
Domenkrönung,  rechts  oben  Ausstellung  vor  dem  Volke,  unten  Kreuztragung.  Die 
Bilder  sind  handwerklich  tüchtig,  ohne  besondere  Körper  kenn  tniss,  aber  gemttthvoU 
und  lebeidig,  ia  tnmtoi  Furben,  mit  Freude  am  Beiweric,  Tim  euon  imter  immittel- 
barem, eiederilndMdiMii  Einflan  stehendeD  Kflnstler  gemalt,  daher  mehr  geichiehtlidi 


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188  Jen». 


LöBSTSDT. 


18B 


Interessant  namentlich  auch  durch  die  genau  angegebenen  Zeittrachten  und  die  Hinter- 
grunds-Städte (A  ),  in  denen  offenbar  wirkliche,  damalige  Stadtbüder  zu  suchen  sind. 
Auf  den  Ausaenseiten  der  Flflgel  die  stehenden  Figuren  des  heiligen  Dionysius  und 
eines  andern  heiligen  Bischofs,  gross,  einfach  und  edel,  leider  sehr  zerstört  (A.) 

Der  Altar  M  «fei  ftdkt  MKnite  Beispiel  dafür,  wie  melmn  und  in  w 
addedenen  Schulen  gebildete  KtBidw  an  dnem  aoktai  Werii  ia  gontiBiaiiBr 
Werkstatt  zusammen  arbeiteten. 

Glaskelch,  18.  Jahrhundert,  von  geüUliger  Form,  einfach  geschliffen,  mit  anf- 
naetmiden  (etwas  beech&digtem)  Deckel  (A.) 

Heatleakflehie;  aif  dam  Deekel  Monogranua:  M,  €,  F,  U9t  im  23»  0$em* 
lalir  «ia«  Ina«;  aaf  EagdflüMa,  nad.  Xtaa.  (A.) 

Altarleuchteff  maaiiiBdi,  aus  dflm  12.  Jahrhundert.  Drei  FOsse,  unten  als 
Tatzen,  darüber  froschartig  gestaltet  sind,  durch  unbestimmbare  Ornamente  (Drachen- 
kopf von  vom  gesehen?)  miteinander  verbunden,  und  ruht  darauf  in  der  Mitte 


AlUrlfMhtw  dir  Xinbo  la  Lpdbttadt. 


der  nnd»  Sdnft  mit  madem,  darehbrocbeBem  Kaanf;  darauf  der  lichtteUer,  von  drei 

molch&hnlichen  Drachen  unigo1)en.  Technisch  bemerkenswerth  ist  die  voniehtige 
Vertheflnng  der  GuastheUe  und  LOdun  in  dem  sehr  kaplurlialtigen  Eagam  und  die 


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184 


J«n.  184 


Nachdselirung.  Der  andere  Leuchter  ist  ein  späterer,  nach  dem  ersten  getreu  (doch  ohne 
feinere  Ciselirung)  gefertigter  Nachguss,  wohl  mit  Zinkzusatz.  Ebenfalls  neu  ist  der 
Aufsatis  auf  beiden  Leuchtern  mit  Lichthülse.  Die  alte  Form  ist  nur  mit  einem  auf 
dem  rigentHcben  TeUer  hochatehendeH  Don  xo  dflakeo. 

KMaUvohtar.  IM«  IGlMMug*  all  Bdiw  vw  Kigalii  mid  Kahlaa  «baniiiHMlar. 
An  der  untersten,  grössten  Kugel  eine  Inschrift  und:  IIU.  Kingeum  drei  gekrOote  Doppel- 
adler, ein  ungekrönter,  gröRseror  an  der  Spitze.  Die  Lichtir&ger  gehen  in  zwei  BallltB 
Qbereiaaader,  su  Mchsen,  S-förmig  geschwungen  nach  allen  Seiten.  Meeaing. 

%  Blamenrasan,  18.  Jaluiuidari»  mit  hmwdi«  Henkdn.  ZiuL 

Oelgemildfl  aa  der  Gior-SadwaiMlf  un  1640  gemalt  Iffiktnisagnippe  (laut 
Ueberschriften)  des  66  Jahre  alten  Pf.  Joh.  Ketschau  mit  Frau ,  drei  Söhnen ,  einer 
Tochter  und  einem  auf  dem  Tische  liagen4en  WickeUdnde,  mit  einzelne  recht  guten 
Köpfen;  zum  Theil  verlöscht. 

Die  Oelgamild«  daaabeu  (Ereuzigong)  und  daiOtr  (Ffemriiildniai  too  P.  Heek 
1 18W)  riad  ehM  KuatwerUi,  wie  daa  Oeaiilde  an  der  Oeteeke  der  «raten  Bupore,  FL 
Ibtthäi  mit  Familie  vor  dem  Cmoiflx,  um  1640  gemalt. 

Bibel,  Bünden,  Detleflben  1713,  in  gepreestem  LederiMnd  mit  yenierten  Metall- 

beschlagen.  (A.) 

Glocken.  1)  1860.  —  2)  1701  von  Johann  Boso  in  Yolkstaed.  Viele  Namen.  — 
BenkanMea.  —  8)  1760  Ten  Joh.  Geeig  DMeh  in  Apolda»  mit:  GLORIA  IN  BZOBLSIB 
DBO,  vielen  Namen,  Bankenfriee  und  Eiohelfiries,  Ober  dem  einxelne  Tulpen,  sowie  ein« 
gegossenen  Medaillons  mit  dem  durch  Umschrift  erklärten  Ringkaaqif  Jaooh'a.  (A.) 

Opferstook  aosseu  vor  der  Westthtlr,  eln&ch.  Stein. 

Clrahateine  «iMlida,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  Insohhftea  mit  Umrahmung  von 
BlattweA  ud  BBgebkflpOn. 

a-rabkrevi  snf  dam  EbeUidl  Etaen.  (A) 

Haus  von  Herrn  Uflttig.  Steinernes  Firdgeschoss ,  an  dessen  Rundbogenportal 
eine  Sitznische;  aber  dem  &cettirteu  Bogen  die  Zahl:  1586.  Darüber  ein  Fachweric« 


LÜtzerodfly  4 Vi  km  nordwestlich  von  Jena;  1236  urkundlich  erwähnt,  gehörte 
frflJMr  mm  Jenaer  Nomienldfleter.  Ueber  Siegel  sidie  Bubs  üt  TUMgr,  #Mw> 

Xlrclie*  Chor  rechteckig,  von  romanischer  Anlage,  mit  Tonnengewölbe.  Der 
TrinrnpUMgan  iat  rundbogig.  Dae  wenig  breitare,  knrie  Langhaus  am  neuerar  Zeit 

hat  eine  Holztonneu-Decke.  Im  Chor  ist  an  der  Westseite  ein  zugemauertes  Rund- 
bügeufenster ;  im  Ucbrigen  sind  die  Fenster  in  Chor  und  Langhaus  moderne  Erneuerung. 
Aussen  sind  an  der  Ostseite  drei  Steine  mit  den  Kelieüs  einer  flachen  Hand,  einer  • 
SQege  tmd  eines  von  vom  gesehenen  Kopte  vermauert  Der  Chor  ist  im  Dmen 
3,85  m  lang,  3,62  m  breit  Auf  ihm  ein  TlmrmaiiteAK  ven  H<dz,  viereekigi  mit 
kleiner  SchwöikuppeL 


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186  JtM. 


LOnnnkA.  Maua. 


186 


Sacramentschrein  an  der Chor-Nordwand,  gothiscb,  klein,  spitzbogig,  etwas 
prnfilirt.  Die  Gliedenmg  meist  zerstört;  aussen  liefen  ringBom  Bosetten.  —  Gitter 

vur  dciiisclbeo,  von  Eisen,  ebenfalls  uiit  Rosetten. 

Tauf  stein,  ans  dem  17.  Jahrbondert  [Pubs  fehlt].   Aohteokiger  Schaft;  Halbkugel- 

Kanzel,  aus  dem  17.  Jahrfainidiirt;  auf  emem  caiiellirte&  Pfeiler  in  Bdur  Mlliadier, 

noch  reiner  Sp-itrcnaissance  verziert.  Hennen  an  den  Pilastem  mit  Köpfen  und 
Facetten  unter  den  Consolcu;  RundlxiLcenblenden  an  den  l'lätlien  mit  SchlusssteineDk 
Der  untere  Theil  ist  an  Ecken  und  1  Liehen  als  Sockel  ausgebildet ;  oben  ein  gut  ge- 
gUedertes  Zthiwchnittgerim  Hob.  Malord  von  Banken wo-k  in  zarter,  grOner  Um- 
rahmung und  roth  mischen  den  SAulen;  in  dcD  FODuDgen  duwiediai  EngelBkOpfe 
in  Gold.  (A ) 

Altar  tisch,  gothisoh,  einfiush.  Stein. 

Tanfkanne,  in  Sdddftni,  tob:  Act.  Stfk.  Fo§kagam  1129,  Zänn. 

Taufsohale,  mit  eingraTirtem  Sxeos  auf  dem  Boden.  EopAr.  66^«  an  BweluneHer. 

Kelch,  18.  Jahrliundert  (Stempel:  1675  und  1743).  Zinn. 
2  Altarleuohter,  von:  J.  A.  M.  U«U  i767,  mit  zoffiger  Venierung  des  dreiseitigen 
Fuases.  Zinn. 

9  BlnmaBTneen:  J,  C,  T.  1392.  Ztain. 

Altardeok«,  mit  geBtioUn  BialiiM»«D  nnd:  HBöS,  W«iM  hiam. 
aiookea,  m  184d. 

Haus  VM  Hemi  Heiner,  mit  Rosten  aus  dem  16.  Jahrhundert.  Am  Eingang  des 
Hofes  eine  grosse,  steinerne,  zerstörte  Rundlwgen-Einfahrt,  Daneben  ein  kleineres 
Thor  (mit  der  sputer  eingekratzten  Jahreszahl:  1694).  Die  Mauer  ist  zum  Theil  er- 
halten mit  rechteckigen,  jetzt  aussen  vecmauerten  Ooffnongen  ehemaliger  SdiieadOdier. 
An  dem  im  Udingen  neoen  Hans  iet  die  ateinene  Randbogenlliflr  den  EiiigaiigB 
ebenfidla  alt 


Maua,  6  km  sOdlich  mni  Jena.  Ueber  Siegel  siehe  Sun  in  TküriBg,  r«nü»- 
ZtiUekr.  U, 

Klrehe,  brannte  1640  ab.  Der  Chor  ist  qpitgtithiach,  von  146S  lant  Inaefarift  am 
nonUSetlichen  Strebepfinto: 

2(nno  bni  m'cccc»  Ip» 

mit*  feri«  . . .  (pntca?) 

 iticcp 

t«  eft  bec  «trvctvra 

perrt>9  m&wtv  pl  bn; 
er  besteht  aus  einem  dreiseitig  endenden  ächlusiyoch,  das  au  ein  Recht«ckjt>ch  sich 
anaiÄileHt  Dm  ebenso  bteite  Langhaus  stammt  lant  Lisdirift  Uber  der  Westthdr  Tom 
Jabie  1819L  Jm  Chor  ruhen  die  hochprofilirten  Rippen  der  Kreuzgewölbe  auf  Consolen, 
welche  zum  TheQ  als  Köpfe  gebildet  oder  mit  Maasswerii  verziert  waren.  Die  westliche 


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186  J«M. 


Hm. 


186 


GewOlbekappe  des  Chorrechtecks  verläuft  in  die  flache,  geweiBSte  Holzdocke  des  Lang- 
haases.  Die  Fenster  des  Schlas^oches  im  Chore  sind  schmal  spitzbogig  mit  sehr 
starker  Abschrftgung  [das  an  der  Nordseite  ist  zngemaaert];  die«  des  Beditedgochei 
sind  dmch  modone  Erwdtenuig  flachbogig  wie  die  des  fiMgiwwiiiwi  Rechteckige 
KiadMO  befinden  sich  in  der  Nordostwand  und  SQdwand  des  Obores.  AuKScn  stehen 
Strebepfeiler,  mit  energischem  Vorsprung  und  Kaffgesinis,  welche  Aber  eiueni  Ziergiebel 
in  steiler  Neigung  gegen  die  iüichenmauer  anlaufen  und  su  nebst  dem  einfachen,  doch 
gut  erbaltenen  Steingesin»  der  inaaecen  Architektur  des  Chores  ein  gutes  AusseheB 
Tvrleihen.  (Ä.)  Dagegen  sticht  das  mit  niedrigere  Langhaus  und  die  als  Nothwand 
aus  Fachwerk  errichtete,  westliche  Oberwand  des  Chores  h&ssUch  ab.  Der  CShor  ist 
im  Innern  5,5  ni  breit,  7  m  lang;  das  Langhaus  15  m  lang. 

Sacramentschrein  an  der  Chor-Nordwaud ,  spätgothisch,  missig  verziert, 
mit  einem  Oiebd,  bestehend  ans  ziroi  verkehrten,  mit  Nasen  besetzten  HalbbOgen. 

Za  den  Seiten  dieses  Giebels  links  ein  Vierpass,  rechts  ein  Spitzbogen. 

Tanfengel,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  faai  lebensgross,  ans  Holz  goscbnitzt 
Altarwerk  auf  der  Empore,  gothisch,  aus  der  Frühzeit  des  15.  Jahrhunderts. 
Im  Mittelschrein  die  Figuren:  Maria  mit  dem  Leichnam  Christi,  zwischen 
Nikodemus  und  Jesef  von  ArimalUa;  die  Flügel,  jeder  mit  den  Flgm  sweier 
Kirchenv&tv,  mad  anseinander  genommen  und  daneben  gestellt ;  sie  sind  etwas  streng, 
einfach,  mit  zu  grossen  Köpfen  und  zu  kleinen  Händen,  noch  an  die  Hochgothik  er- 
innernd, während  die  ebenfalls  verhältnissmässig  einfachen  Baldachine  darüber,  durch- 
brochen geschnitzt,  schon  den  geschweiften  Spitzbogen  unter  Fialen  zeigen.  Die 
Bahmen  sind  mit  Blftttem  im  Bdief  geschmfldct  Die  Flgorea  sind  Ton  Holz,  bemalt 
md  vergoldet,  in  halber  Lebensgrösse.  (A)  —  Gem&lde  an  den  Auffienflflgcln, 
hll.  Michael  und  Sebastian,  sehr  verlöscht  —  hon,  MtuuttoptgrtpU»  /,  4S3,  m«A  Hsw 
U)  Thüring,  FereiRi-Zeitsekr.  IF,  387. 

▲Itarwerk,  um  1600,  spätgothisch,  thüringischer  Schule.  Im  Mittelschrein  die 
Figuren  der  Marin  mit  dem  Ghiistkind  snisefaen  den  hU.  Magdalenn  lud  Bailian. 

An  den  Flügeb  innen  die  kleinen  Figuren  der  zwölf  Apostel,  in  je  sirai  Reihen  zu  dreien 
geordnet  (A.)  —  An  den  Aussonseiton  der  Flügel  die  Vcrktlndigung,  sehr  verlöscht. 

[Glockenstuhl  auf  dem  Chunlach,  aus  dem  19  Jahrhundert,  aus  eisernem 
Stangenwerk,  ganz  originell  gebogen,  soll  entfernt  werden.j 

Giborinm-TlMa,  in  ZepfttO.  Der  ¥vm  [dessen  unterster  Absali  fiaidt]  ist 
rund,  von  aiuigei»nchtem  Umrisse  mid  mit  getriebenen  Blumen  und  Blättern  geziert. 
Auf  der  Mitte  entwickelt  sich  als  Schaft  und  Knauf  zugleich  eine  durch  zierliche,  frei 
heraustretende  Ranken  vermittelte  und  von  Blättern  umgebene  Tidpe.  Sie  hat  drei 
innere  und  drei  äussere  Blätter,  au  den  letzteren  die  Zeichen:  T.  D.  S.  1749.  Aus 
ihrem  Kekh  steigt  lochmab  zwisehen  frei  gearbeiteten  Ranken  ein  siieiter  gesdivreifter 
Schaft  auf,  welcher  den  unteren,  mit  Blumen  verzierten  Theil  des  Aufsatzes  trägt 
[letzterer  selbst  fehlt].   Silber,  vergoldet,  das  vorhandene  Stück  19,5  cm  lioell.  (A.) 

Glasbild-Rest  im  südöstlichen  Chorfenster,  Figur  eines  Heiligen. 

Oelgemild«  an  der  Wand  d«s  l4Mgbsnsss,  17.  JabbnnderV  HalMIgar  dss  dsaan- 
gsbenton  ChriBtus  zwIieheB  dem  Hflbsapiieilflr  snd  KiiegdaMektatt.  SeUeoUe  Nashahrnnsg 
eines  gnteo  Vorbildes. 

Glooken.   1)  1Ö4Ö  von  Johann  Bstfer  ans  Weimar.  —  Namen  dos  i:'£urerg  eto.  — 


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187  Jana. 


UäxuL.  MnxBMnor. 


187 


MMUlliB  vtt  im  anegntoab«  ngmcB  vm  liebe^  eomUiglMI  ud  Bflta««;  «iMt  ntt 
Joeua  und  IftUb  (wie  in  Leatra).  —  2)  1648  von  JdiMui  Berger,  ntt  Sj^eh :  MVr 
vertrauet  etc.  —  3)  liMit  laMniflcher  Imehiift  lenpnuigen  vad  ITSS  t«i  K.  Q.  TJMtt 

»OB  Apolda  gegossen. 

Kirchhof. 

Zwei  Grabsteine  an  der  Weetaeite  der  Kirche,  18.  Jahrhundert,  Zopfstil. 

HAUe,  Herrn  G.  l^et^sch  gehörig,  an  der  Laodstrasse  von  Gösch witz  nach 
BothensteiD  und  der  hier  abzweigenden  LandstraBse  nach  Batha  (Roda).  An  der 
GQaehiritser  LandatraBse  dn  Thor  «na  dar  SpitrenaiMaMe.  Ei  haateht  ana  einain 

grossen  Tlior.  dessen  Pfeiler  mit  je  einer  Volute  verziert  sind ,  während  die  Archi- 
volten-GliederuiiKcn  als  Schlussstein  einen  männlichen  Kopf  zeigen  und  daueben  einen 
vermauerteu  ätein  mit:  ^»no  1623.  Rechts  dicht  neben  dem  Bogen  eine  Tafel  mit: 
B.  G,  F.  L.  1748.  DiiMbeD  ein  kMnea  Rnndbogenliior,  hsbadi  vcndcrt  ia  den  ak 
Muschelnische  gebildeten  PfeüaKKAhechrägungen  und  den  üacettirten  InUvolten.  —  Ab 
der  Ruthaer  Landstrasse  ein  grosses  Rundbogenthor  mit  noch  b<'^eren  Profilirungen 
und  einer  Mnschelnische ;  daneben  eine  Tafel  oüt:  DER  HERR  BEWAHRE  DIS  HAVS 
ALLE  KB  DABUnr  COEHN  EIN  ODEB  A.V&  WOLF  LEIZ.  AENO  10». 


Msrtondorf,  16  km  nordöstlich  yon  Jena,  2  Stundn  iltlich  Ton  Domburg; 
1252  wird  ein  Hcydenroich  von  Merthindorf  urkundlich  genannt.  Die  Dorfanlage 
Bchönt  slavisch  zu  sein.  —  £.  Schhid,  LoMeiurg  s.  7J,  iV«.  6^.  —  Ueber  Siegel 
■iehe  flxux  n  nUrüig,  rtrehu-EeÜtdir.  II,  W. 

Kirche,  mit  dreiseitig  geachlosaenem  Chor  und  flachbogigem  Thumphbogen; 
unbedeutend. 

Kanael,  tob  1700,  «inlheli,  am  }maäL 

Tertragekrevi»  laut  fiDsehzift  am  obaraa  AbseUiMB  der  Staag»  Tea  1714,  ntt 

dnigen  ganz  gefälligen  Yerzienmgen.  Die  Stange  ist  im  unteren  Theil  glatt,  im  oberen 
oberhalb  einos  mohnkopfartigen  Knaufes  mit  einom  Spiralband  umwanden.  Darüber  der 
obere  capitellartige  Abeohlass,  beetehend  aus  einer  Perlschnur  als  Halsglied,  darüber  einem 
miiB  fliantaVniriartaa  banf  ud  iavillir  «fawa  84hmig  profilirten,  mtt  heiabfUl«nd«B 
(▼ier  den  Eera  UBMeUieeeeBden  und  vier  darflbw  «oh  legeäden)  AkaattnublAttera.  Saa 
Gmclfii  seAak  darüber  ist  unbedeutend.  Schftdel  und  Gebeine  sind  an  seinem  Sockel  an- 
gebracht; an  seiner  RQckseite  am  Stamm  eine  herabhängende,  mit  Rosen  und  Gebeinen 
verknüpfte  Bandsotüeife ,  an  den  drei  Kreuzanuen  Blumen-Rosetten.  Holz,  mit  Schwarz  an 
d«B  diaBlar  dMStenM»«  «nna«ad«B  CHledm  Bad  der  iuierai  AkaafMÜttn-BeOi^  ntt 
Geld  an  den  Eiern  des  Eierstabes,  daa  luwBW  AkaattBaUlttani  und  daa  TentanuigMi 
der  Rückseite  des  Kreuzes.  (A.) 

Taufsch  a  1  0  ,  bekannte  (wohl  Nürnberger)  Beckenschliger-Arbeit  des  17.  Jahrhunderts. 
In  der  Mitte  die  Verkündigung  (.Maria  am  Betpult  knieend,  in  das  Ohr  Strahlen  aufoebmend, 
diaT0Bd«nel»«Badnr«3>«ad^Adlaraa«gdMa;  vor  ihr  tadaand  der  aeeptertngeada  CMnlil, 
iwiidiaB  h«id«i  dar  Btataataofc  inTopl);  ili^jnn  dl«  (aaf  Lnttiar  «toi  gadaoMa)  baoluift 


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188 


J«UL  188 


VM  wOlUilltib  nMKBnoigflfllalUeii  Mi^iwiwlii  vaA  Mfanilnbi;  am  Bud  flminfg^Mmm, 
der  innere  von  eiamliMii  BoMttOB,  d«r  lUBtn  TWL  eiiMr  BlniMiiMhuir  g«UUfi  MMriaf^ 
•tark  ver?chliffen. 

Qom&lde  über  dem  Altar,  DaiBtoUang  aus  der  Offenbarung:  Vor  dem  kuieenden 
Johannes  steht  Chiiatufl,  ma  dMMtt  Mmid«  aiik  Sohirait  ausgebt,  im  Obrisudnii»  bmMoi 
der  ti^>en  Lenohtar,  auf  der  raohiem  Hand  deben  Stona  PMrtelL 

Glocke.  Tttino  bni  mcccd^^p  Hve  mavia  c{raci«plcit«.  (A.)  Schild  mit ZddnD. 
—  Oben  und  nuten  Fries  v<m  einzelnen,  in  drei  Lilien  angeoidneten  Venienragai. 

Vor  dem  Hms  dee  Hern  Oek<m«aen  TSpfer: 

Taufstoin  aus  der  Poppendorfer  Kirche,  17.  Jahrhundert,  barock,  achteckig, 
becherförmig.  Der  Ilinschiütt  zwischen  Sockel  und  Beckim  ist.  nur  wenig  tief,  mit 
umgelegtem  Eundstab;  das  Becken  au  deu  iiachcu  ubweckselüd  mit  lieliefs  von 
fiigelBlGBiiiBn  und  nradifbOnddo. 

Am  Haus  dee  Herrn  Ed.  Kliuis: 

Tefel  Uber  der  Thor  neben  der  Tbnfldui,  mit  erloeeboMr  Insebiift  Ton  1789,  in 
einer  akanflms-f  eeehmOektaa  Umnbmnng. 


HflilChSnrOda,  51/2  km  westlich  von  Jena. 

Kirche  (an  der  Ostmauer  aussen  eine  Tafel  mit:  I6öi  und  laJS)  rechteckig, 
unbedeutend  und  im  Verfall.  Der  rechteckige  Chor  mit  einer  geraden,  das  etwas 
breitere,  rechteckige  Tiangbaiw  mit  einer  tonnenftrml^  Holideeke,  iMide  mR  hlasp 
liehen  Fenstern.  Doch  ist  der  Bau  in  seiner  Anlage  romanisch,  wovon  ein  kleinen 
Rundbogenfenster  an  der  Westseite  links  über  der  Thür  und  oben  ein  kreuzförmiger 
Schlitz  zeugen.  £in  anderes  HundbogeufcDst«r  auf  der  Nordscitc  ist  zugemauert.  Auf 
dem  Chor  ein  achteckiger  Holzthurm  mit  eingebogen  construirUmi  Helm. 

Oruoifiz  auf  dem  Altar  mit  Insehiift  am  Seekel:  Jokmm  S$kuliaa  Ittta  im  1  Jm- 
KmrHrm,  Zinn. 

%  Altnrleuehter  Ten:  IWlor  MAanft  i774.  Zinn. 

Am  Kirchhofthor  die  Zahl:  ni4. 

Glocken.  1)  Ringsumluiifendo  Venierungen  von  Köpfen  zwifschen  Itanken.  Ba- 
zwiflchen  DVKüü  UITZ  YND  FEYIiUi  BIN  ICH  GEFLOSSEN  WEl^Dii^LlNYS  BEBGEB 
IN  lENA  HAI  HIGH  (3BG088KN  IN  NAMEN  GOTTM  M.  TOB.  SflSIN  FFABSR 
HANS  BIBOH  ALIABI8I.  —  Bngel.  Bngdalütpfe,  rikbaieebes  und  Henog  Benhaid'a 

Wappon  von  1t^64.  Auf  der  Rückseite  das  Glockengieesorwapppn  und  Spnich  Psalm  95. 
Am  ülockenholz  die  Zahl:  lü(j5.  —  i)  ANNO  MDCCV  ÜÜS  xMlCH  MELCHIÜK  MüE- 
RINGK  ZV  EßFFVKDT.  —  liaukenfries  mit  Einjchen.  Namen  des  Pfarrers  etc.  — 
8)  608  MICH  lOHAN  OHBiaTOFH  BOSS  IN  yOIKSIAEDT  1718.  Bukenfriee. 

Im  Berita  des  Herrn  SliiMidenBeirten  Wledenftoss 
Bettdecke,  daienf  geeliekt:  1716,  und  Boeetten  in  BIkelarbeü 


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189  JmL 


Mduchbooda.  NnraaDOKP. 


189 


Handtuch,  darauf  in  EimtM±  in  Boft,  Bkn,  Qrtbi  und  Tklitt:  T  S,,  lowi« 

Figuren,  Vögel  und  Bäume. 

Zinnteller  der  Schueider-Innung  mit  M.  J.  G.  ti.  S.  1728, 

2  km  Büdlich  vod  Manchenroda: 

Aemderode  Vorwerk,  früher  Keiabotiuroda,  Keiubodeuroda  geuauut,  gehörte 
frfliMr  änm  Klostor  fifligri,  nadi  d^neii  ZentOnng  «•  frOito  lag,  dami  der  flnnilie 
Spttmer,  adt  1818  dv  Paiiaia  WdM. 

Taufßtein-Eest  im  Hof,  Halbkugelbecken  mit  Umst^brift:  PHILIPP  DONDOBF 
PFABR  Ä.  L.  M.  BOLL  H.  ROSENH.  1607  und  Blattverzierungen.    Sandstein.  (A.) 

'/«  Stande  sfldlich  von  Mtincbenroda  liegt  in  einem  Kiefemwalde  —  der  ehe- 
maligen Dorfflor  —  auf  einer  Wiese  die  Wüstung  Moebis.  Die  Fundamente  man- 
cher  Hänur,  sowie  der  Kapelle  alnd  noch  denUich  erkennbar. 


NennsdOif,  4*y«  km  aadBOdweatlkh  von 

Kirche,  romanisch  erhalten,  bis  auf  durchgebrochen t;  Fenster  und^ThOrcn  ;  klein, 
mit  gewölbter  Bundboc^nische  und  Flachdecke  im  Lavgbaus.  Der  Beet  einer  Säule 


IT 


OmdriM  im  KInIw. 

(die  nordöstliche  von  4  S&ulen),  20  cm  über  den 
jetzigen  Fussboden  ragend,  zeigt  im  (Querschnitt 
eigenartig  reidie  ProflUnuig  tod  Rmdstlben 
nriwhen  Edüen.  Die  Weataeite  ist  glatt,  bis  auf 
obere,  kleine  Kreuzfenster,  mit  eingebogenen  Arm- 
Endigungen.  (A.)  An  der  Südfront  dne  ver- 
mauerte Rundbogeuöflhung.  Die  Chomieche  schlieeet 
MMMDmitkiiftigemKeUgeriBii.  (AblnUL  &  189.) 

Keleh,  mit  bsehxifl  an  ebem  Band: 
2%r  I^.     Btrr  BmAardt  Htnug  m  Smdum 


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190 


NxmrsDOir. 


Jena.  190 


OsUntlcht  der  Kirche  in  Nennsdorf. 


Jülich  Cleve  undt  Bergk  eic.  hat  dem  Gottesihauss  eu  Nensdorff  diesen  Kelch  verehret, 
den  7  January  Ao  1634.  Gefällige  Form ;  der  Fuss  ist  rund,  aber  darüber  läuft  der 
Schaft  im  Secbspass  an;  am  Knauf  Wilrfelcheo  mit  verschieden  gemusterten  Rosetten. 
Silber,  vergoldet,  17'/«  cm  hoch. 

Glocken.  1)  15.  Jahrb.,  mit  Inschrift  in  Majuskeln  (wohl  nur  das  Alphabet 
in  zum  Tbeil  falscher  Anordnung),  sechs  Medaillons  (dann  die  Reliefs  der  Evan- 
gelisten-Zeichen, des  Gotteslammes  und  des  Pelikans),  sowie  dem  TQmpling'schen 
Wappen.      2)  ohne  Inschrift 

MittAeiluMgeM  de*  üerrn  Architekt  Timler. 


191  J«M. 


191 


NsrktWit^  8*/«  km  nördlich  von  Jena;  gehörte  früher  zum  grossen  Theil  den 
Herm  vm  LoMalnig:  1406  wfcanfke  die  Witfcwe  HartmaoB's  tod  Lobdaburg  ihr 
lieibgedinge  in  Nerfkewits  dem  Nomiaikloeter  in  Jen.  Splter  geliOrte  Nerkewils 

der  Comthurei  Zwätzen  und  kam  mit  dieser  1815  an  Sachsen- Weimar.  —  KKOKrsLo^ 
Lanämhaiät  S.         —  B.  fionus^  MMurg,  S.  ISJ.  ^9.  218  imä  Z.  14Ö  Ii:  248, 

Kirdie^  Der  Osttheil  gotliiidi  imUelMKpsg  nur  SpitgoUük,  das  T^«gfc«"T  imt 

Inschrift  an  der  Thür  zur  Süderapore  aussen  von  1654  (an  dem  hölzernen  ThürflQgel 
in  Eisennägeln  die  Zahl:  Hj84\  Der  dreiseitig  geschlossene  Chor  hat  eiu  Kreuz- 
gewölbe von  kehlprofiUrten  liippeu  auf  Köpfen  als  Consoleu.  Der  nordöstliche  Kopf 
ist  jelst  irarlniirt  [der  nordOetUche  und  alldwestUclie  fehteo].  In*  derChor-Nordwaod 
sitzen  Spitzbogenfenster  mit  atarker  Abschr&gung  der  Leibung ;  neben  dem  sQdlidieo 
ist  im  17.  Jahrhundert  ein  grösseres  Rundbogenfenster  durchgebrochen,  das  nordliche 
ist  vermauert.  Der  Triumphbogen  ist  später  mit  einem  Korbbogen  unterfangen  und  seine 
PfBilef  terttiriEt  Das  Langkaos  hat  eine  Hobdecke,  aehleehte  Hobemporen  mit  Rimd- 
hegwitantar»  —  DcrTburmbau  auf  dem  Chor  ist  gothisch  noch  recht  gut  erhalten.  Im 
ersten  ObergeadlOM,  wo  eine  steinerne  Thür  mit  geradem,  an  den  Ecken  von  Kragsteinen 
anterstfltztem  Start  in  den  Langhaus-Dachboden  führt,  sind  nur  rechteckige  Fenster- 
aehlitie.  Im  zweiten  Obe^ieaehon  aind  iweitheilige  Spitzbogenfenster  mit  Kleeblatts 
bOgn  kl  d«r  UntartbeOag  «ad  efnem  Bdihns,  der  an  einer  Seile  von  einem  V}»- 
pass,  an  den  drei  anderen  Seiten  von  einer  geometrisch  gebildeten  Lilie  durchbrochen 
ist  Die  kehlprofilirten  Gliederungen  sind  noch  scharf,  ebenso  in  der  starken  Vertie- 
fung rechts  und  links  die  Steinb&nke  uuveraetut.  Den  Thurm  deckt  eine  Schweif- 
koppel das  18.  Jahrknnderta  mit  LnlemenanCnti.  (A.) 

Saeramentsehrein  aa  der  Gher-Verdwand,  spätestgothfaeh.  Die,  «ehoB 
nmdbogige,  Oeffhung  wird  an  den  Seiten  von  reducirtem  Maasswerk  eingefasst  (ml- 
ches  durch  die  Kanzeltreppe  amn  Tbeil  verdeckt  wird)  md  nkt  auf  einer  Brflstuig 

von  Vierpassblenden.  (A.) 

[Taufstein,  1884  beseitigt;  im  Besitz  des  Maurers  Liebeskind]. 

Kanselbau,  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts;  eine  Wand  im  Chor  trennt  seine 
aetUche  Hllfte  ah  SacristeL  Der  untere  TheU  hat  in  der  lütte  hinter  dem  Altar 
einen  korbbogigen  Dnrchgang,  an  den  Sdten  zwei  nmdbogige  und  dazwischen  zwei 

Consolen.  Den  Oberbau  bilden  eine  grössere  Hundbogenöffnung  in  der  Mitte  fUr  die 
dreiseitig  vortretende  Kanzelbrüstung  und  zu  den  Seiten  zwei  kleinere  Rundbogen- 
blockaden, mit  Relief-Urnen  gefüllt  Da  der  Oberbau  schmaler  ist  als  die  Chorbreite, 
eo  ist  der  an  Jeder  Seite  Hbrig  bleibende  Rann  durch  ein  gani  origindlee  BrOstonga- 
gitter  mit  Rosetten  in  den  Kreuzungen  der  St&be  auagefallt  Auf  den  vorher  erwähnten 
Consolen  zwischen  den  drei  Theilungen  sitzen  die  am  Oberbau  vortretenden  Sockel 
und  korinthischen  S&olen,  welche  das  verkröpfte  Abschlussgeeims  tragen  helfen. 
Ei^BiitUknÜGk  bei  dem  eoost  misaig  bedentenden  Werke  iat  die  Stflmiaeking.  Die 
Stolen,  fiogenprofile  und  Bogenpfeiler  sind  achoo  neuclassisch;  unter  den  Oonaolen 
sitzt  ein  Roccooo-On^ament;  im  Zopfstil  sind  einige  schlecht  durchbrochen  geschnitzte 
Bretter,  welche  der  Oberbau  einfassen,  und  andere  von  den  oberen  Ecken  aufstei- 
gende, einen  Giebel  bildende  Schnitzwerke.  (Im  Giebeidreieck  aind  die  Bretter  mit 
dn  gsitta  Zdte  der  DiäUtiglnil  mit  dn  dni  Ttafte  tai  StnklaknH 


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192  NxuutwiTs.  NBonraOnu.  Jena.  192 

iMWWiWngB  ganz  roh  flbemalt).  Dm  Game  ist  Holsban,  einig»  FUdun  «ad  GUe- 
dcnmgen  mit  einfachen  Yerzienuigen  versehen ;  eine  Benalimg  ndt  Wciis,  Bon,  Grin 

und  etwas  Gold  zum  Theil  moderne  Wiederherstellung. 

Marienfigur  auf  dem  Thurniboden,  spätgothisch,  mit  mildem  Lachein,  weich 
gebogenem  Körper  und  fliesscndem  Faltenwurf^  sehr  bescbÄdigt  [die  Nase  und  der 
link»  Ann  mit  dem  Snd  felden].  Hob. 

Grabstein  als  Ohorstofe  wmnd^  und  daher  vsrillsdit  SSn  Idumnlterioranti 
danmter  und  dartth«  ein  BdischbrattilrieB.  AnfMlirift:  JOHANNES  §  8GHH  §  W 
ÜBIIT  18  MAY  1562. 

Gedenktafel  am  Triumphbogen  oben,  klein  und  schwer  erkennbar,  17.  Jahr- 
hundert; Inschrift,  umgeben  von  ganz  eigenartig  gemalten,  grflnen  und  rothen  Arabes- 
ken  anf  Holx. 

Weinb  eh  älter  mit  Schraubdeckel,  von:  JA.  Nik.  BiuMimkiäm  tlOO,  Zinn. 

Eiiemalige  Weinkanne  in  Seidelform,  von:  1723.  Zinn. 

Kelch.  Unter  dem  Fuss:  Casparus  Lämricht  Pastor  NmrJm.  ^Utgite  «Mr, 
Maria  Caiharina  dicarunt  sacris  Nerketoisianis  Ä.  C.  1702. 

Glocken.  1)  Reihe  Akanthueblätter.  —  GLORU  IN  EKCELSIS  DEO.  HE 
FVDEBUNT  ÜIAIGH  FRATRE8  APOLDAE  ANNO  MDOCLXmni.  —  Akanthns- 
biltter.  —  Kursächsisches  Wappen.  —  100  cm  I)urchmes,ser.  —  2)  wie  IX  nur  statt 
des  ersten  Spruches:  CONCORDIA  RES  PARVA E  CRESCUNT,  und  noch  das  Wap- 
pen von  Apolda.  —  80  cm  Durchmesser.  —  3)  iteihe  Palmetten.  —  DA  PACEM 
DOMINE.  —  HE  FDDERUNT  ULRIGH  FRATBE8  APOLDAE  HDOOLXXXIUI.  — 
Palmetteni 

Ringgr&ber  in  der  Nähe  von  Nerkewitz  im  Walde  Dobeno,  1864  von  Pro- 
fessor Klopfleisch  zum  Theil  aufgedeckt,  beschrieben  von  ihm  selbst  in  rifiruvw 
rereins-ZeiUchrif  t  /7  {IH65)^  376— 379  i  desgleichen  später. 


NcUBngönna,  8  km  nordnurdöstllch  von  Jena;  soll  vom  Kloster  Pforta  auf- 
gebnnt  sein.  1448  gehörte  es  dem  Amte  Jena,  kam  aber  1482  vieder  an  Plbrtn. 
1816  kam  es  an  Sachsen-Weimar.  —  Ueher  Siegel  liehe  StAii  i»  TkartHgtr  y^mbw 

Ztitsehriß  tl,  154. 

Kirche,  1722  aus  einer  gothischen  erweitert.  Am  dreiseitig  geschlossenen 
Chor  sind  noch  gothische  Theile  vorhanden:  Spitzhof^cnfiiiister,  aber  jetzt  ohne 
Maasswerk,  aussen  nach  Osten  eine  kleine  Spitzbogenblcude  mit  Giebelblumen  und 
Christüskopf  darin;  an  der  Nordaeite  eine  zweite,  im  Ornament  sehr  verstttmmelte.  — 
Vor  der  Kirche  im  Rasen  auf  der  Westseite  stellt  das  Bmdistlldf  einer  gotUschsn 
Giebelverzierung  (Kreuzblumen-Postament). 

Kirchsluhl,  von:  l'^)o,  der  Familie  von  Wurmb  gehörig,  mit  Wappen  (A). 

Altarwerk,  spätgothisch,  dreitlUgelig.  Im  Inneren  stehen  geschnitzte  und 
bemalte  Figuren.  Im  Mittelschrein  steiit  Maria,  gakxOnt,  im  StrsMenkramt  mit  dem 
Kinde,  welches  einen  Apfel  hält  und  Maring  Hab  unftsst;  neben  Maria  links  hl.  Ka- 


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Ttriag  von  Gu'tav  Ffiehtr  in  Jtna. 


Lithtifrutk  von  RSmtnttr  t  Jouat  tu  Prerätn. 


,  Google 


198  J«M. 


NioneOnu.  PournDotr. 


tiuNrimt,  ndits  Btrbwa  [deren  Attribut  der  rediten  Hand  Mdt].  Die  amnuÜiigMi 

Gesichter  sind  voa  thttringisch-s&chsiscbem  TjpOB.  Der  Faltenwurf  ist  weich;  in  der 
Tracht  ist  erwäbnenswerth  die  Form  des  Kragens  und  des  Mieders.  —  In  den  Flögeln 
stehen  die  Apostel  zu  je  drei  in  zwei  Reihen  auf  jeder  Seite.  Die  meisten  Apostel 
tragen  B&rte.  Der  beste  Kopf  ist  der  des  Johannes,  die  Behandlung  der  Figuren 
etwas  troeken  (Ä).  —  OemAlde  amsen  an  den  FMgehi  ia  Oel.  Aof  der  linken  Seito 
befindet  sich  Maria  als  Schmerzensmutter  mit  dem  Schwert  im  Herzen,  von  weichem 
Faltenwurf,  aber  flüchtiger  Farbenbehandlung,  rechts  Christus  mit  den  Leidenswerk- 
zeugen, in  der  Behandlung  des  Faltenwürfe  cranachisch.  Jetzt  sind  die  Flflgel  vom 
Mittelachrein  getrennt  (Ä). 

Keleh  m:  1$^» 
Hostienbllehse,  rendMl 

EMly  mit  stfliaeiner  TbordurahMirt  im  17.  Jalidunideriii^  dann  beettiiier  Bofaa, 
ÜMahfll-linsehe  att  Sttnoniol  {Ä). 

Hans  von  HflRn  Beinhold  KrOger,  HoIiInhi  des  18.  Jahrhnndarti  mit  venisrt  ge> 

sehnitzten  Deckenträgern  (A). 

Im  Besitz  von  Herrn  Eduard  Prelseer: 
Sohasael,  alt,  gut;  Steingut 
Im  BflsitB  WH  Wium  äSktai  B«j<r: 
Kanae,  hObeah. 

Im  Besits  fm  Herrn  Carl  Lobenalelli: 
DeakmtlBien,  16.  Jahrhundert 

PaiStMldorf^  Vit  km  sQdlich  von  Neuengönna;  bekannt  durch  die  Urkunde 
TOD  1181  Ober  die  Zusprechung  des  Besitzes  au  Kloster  Pforte  (wichtig  filr  die  Ge- 
schichte der  Stammesrechte  und  als  eines  der  frühesten  Zeugnisse  für  die  Aufoahme 
des  römischen  Eechtes  in  Thüringen);  vorübergehend  Stätte  eines  Yom  Bischof 
Bruno  II.  too  Meissen  gestifteten  Augustiner  -  Oiorhernistiftes  und  einer  Kirche. 
Ausser  Pforte  hatte  der  Deutsch-Orden  dort  Eigenthnm,  wdches  Pforte  1226  erwarb. 
Jetzt  Gut  des  Grossh.  Schlosshauptmanns,  Herrn  von  Wurmb.  —  K.  Schulz  in  Thüring. 
Foreiiu-ZtiUckr.,  Neue  Folge  I,  löö,  mit  jingabe  der  volUtäadtgem  Lileratur  in  Ait- 
wmrha^  9  mi  tU,  S.  430 /,t  itmk  StpmO-jMnui,  Jma  1878. 

Im  Lueni: 

Babylonische,  bemalte  Ziegdxeste.   Assyrisehe  Zegeheste  und  KeQ- 

inschriften. 

Verschiedene  Holzschnitzereien.  —  Kronleuchter  von  Holz.  —  Meh- 
rere K&stchen.  —  Schachbrett,  17.  Jahrhundert.  —  Aushängeschild  (ehe- 
mab  des  Barbien  LBber  in  der  SehloisatnuHe  so  Jena),  Schmiedeeisen,  mit  scbS- 
ner  Endblume.  —  Tapeten,  Paris  1819  (sehr  selten).  —  EasbtMb»  vwi  Biedingsr, 
Jagden  nad  fftcda  I7öa,  1760, 


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IM 


OflBmuxz.  PomanMBr. 


J«M.  194 


OtMIAritZ  (Osmerits,  UsUobriz,  Usseobritz),  5'/«  km  sadsüdwestlich  um  Jena; 
war  frUlier  ein  jenaitditB  Bathsdoif ,  gehörte  mm  BrOckmkoipitale  oid  itnd 

bis  1850  unter  dem  Stadtgericht  von  Jena.  1358  übergab  HermaDn  von  Lobda- 
burg-Elsterberg  das  Dorf  Ossmaritz  jenem  Nikolaus-Hospital  zu  eigen.  (Urkunde  hei 
£.  ScHMiD,  Lobdeburg  S.  133—136  Nr.  221  und  322,  $ome  S.  143  Nr.  24t).  Herren 

Ton  Osmeris  tierden  1882  uknndlldi  geuant  (SoBnB^  UUtk^  S,  lU  Hr*  IM).  — 
üebcr  8i«gd  mhe  fliiu  im  TUMtg.  Fträn-^IaUtakr.  II,  W, 

Klrdhffk  An  den  swei  ifldlidien  FaMtafstanen:  und  J7»9,  tn  der  nOcd- 
lichen  Tburmihflr:  tI84,  Der  rechteckige  Chor  und  das  etwas  breitere  T«gham 

haben  Holzdecken  und  rechteckige  Fenster  und  Thilren.  Doch  auf  der  Ostseite  be- 
findet sich  ülior  einem  (nachmittelalterlich)  rundbogigen  Fenster  der  Rest  eines  gothi- 
scbeu  Maasswerkes  mit  ibclilussriug ,  von  einem  zweitheiligcn  Fenster,  lieber  dem 
Chor  ein  Dachreiter  flblidier  Form  mit  SdiweUheha. 

Gotteskftiten  mit  Besehligen  von  Eisen. 

Taufkanne:  1682,  Zinn. 

Tauf  schale,  16.  Jahrhundert,  Nürnberger  geschlagene  Arbeit  mit  dem  Lamm 
Gottes  in  der  Mitte  und  der  bekannten  Umschrift,  bezw.  Ilandblümchen.  Messing. 

Glocken:  1)  von  1881.  —  2)  in  Mtüuskeln  PoBRBD  YSIYDr  YMANE-B  (?). 
Belief  des  Biichofr  «nf  dem  Drachen. 


Pöppendorf,  17  km  nordöstlich  von  Jena. 

Kirche,  ursprünglich  romanisch, 
wovon  die  Mauern  des  rechteckigen 
Chores  mit  Halbkreisschluss  stehen; 
ganz  erneut)  andi  in  den  Oherfenstem. 

[Tauf stein  nach  Hertendiraf  in 
Besitz  des  Herrn  Tt^pfsr  gekommen, 
siehe  dort]. 

Taufschale,  Beckenschläger- 
Arbeit  des  16.  Jahrhunderts.  Die 
Oranataplel-Venlerang  der  Mitte  ist 
hübsch ;  ringsum  der  Buchstabenfries; 
am  Rand  Blattverziemng.  Messing. 

Glocken:  1)  1786  in  Laucha 
gegossen  (V)  mit:  GLORIA  IN  £S- 
0EL818.  8)  QUmk  IN  EX- 
CELSIS  DBD.  —  ME  FUDERTT>n' 
ULRICH  FRATRES  APOLDAE 
MDCCI.XXXVI, 


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196  J«Qft, 


FomMMv.  Ikmum. 


Poxdorf,  12  km  ostQordöstlich  von  Jena;  soll  von  den  Bewolmern  des  im 
Bradorkriege  zerstörten  Dorfes  Hausen  erbaut  sein,  dessen  Wüstung  noch  in  der  Nähe 
xa  sehen  ist  (ßüumm,  LtmbsHmh  II,  39i).  Die  romaniscben  BestandthcUe  der 
Kirche  aber  deuten  auf  Irttherai  Uiqnrang. 

Kirche.  Von  dem  romanischen  Bra  stammt  noch  die  Chorapsis,  mit  einem 
Ueinen  Bimdbogeiifinitar  and  ansäen  liMnen  mit  Bnndboganfries  (A).  Ln  Uebiigsn 
ist  die  Kirche  laut  Inschrift  über  der  Sfldtbflr  Emeoenrngsbaa  von  1718  unter  Moritz 
Wilhelm  von  Sachsen-Zeiz.  —  Die  unteren  Emporen  ruhen  auf  httbsch  pro&lirten  Hola- 

StAnderu  (A),  die  oberen  haben  Balken  mit  Scbiffskehlprofilen. 

Kanzel,  im  Barockstil  ganz  reich  entwickelt  Die  Brüstung  ist  dreiseitig  ge- 
biodMn,  mit  groben  Malereien  (Ohiistus,  Petras  imd  Paalns)  in  den  Felden,  nnd 
ruht  auf  dnem  Consolzapfen  mit  Akanthus,  mit  ihm  durch  drei  aufwirtS  gerichtete 
Akanthusblätter  verbunden.  Die  Pforten  ihrer  Thür,  in  den  Füllungen  mit  herab- 
gehenden Fruchtschnüren  geschmückt,  haben  seitwärts  ausladende  Voluten  mit 
Blattwerk  nnd  tragen  über  einem  GeUlk  canellirte  ümen,  nlhnend  in  der  Ifitte 
ein  Rundbogen  mit  WeDnngdifldflB,  mn  ein  Dr^ifolti^^tsbild  beram,  assgelQUt 
und  mit  einem  Kreuz  bekrönt  ist  Der  Schalldeckel  hat  an  den  Ecken  Spiralvoluten 
und  Akanthusblätter  und  ist  mit  Facetten  und  Zahnschnitten  sowie  mit  der  Taube 
geschmückt,  oben  mit  kronenartig  zusammenlaufenden  Akanthusblättem  endend. 
An  der  Unterilifilw  ist  die  Drei&ltigMt  gematt.  Bobban. 

Keleb,  spIfeeitgotliitdL  Am  Fnss  sin  andSgelBtiMAes,  sienlieh  graNWt  Orndfiz; 
am  Band  die  Umschrift:  pdfcba  nofht»m  t>int>m  oUtvs  (statt  oblatus)  cxift09 
iraq^  epvlempr  (epulcmur)  (A).  Der  mit  Maasswerken  geschmückte  Knauf  hat 
fiautenwürfelchen  mit  Facetten;  unter  und  über  dem  Knauf  die  Umschriften:  ^tif 
«Mci*  md:  (>tlf  got.  8ittMr,  wgoldet.  —  Paten«  mll  elnMiem  Weihetams. 

%  eieeken  187». 

Am  Hansberge  die  sogenannte 
JBbuukireh«",  Stelle  froherer  Ansgrabongen. 


Rodigast,  9V*  km  oetooidlistlidi  ^  Jena. 

Kirche,  romanischer  Anlage,  mit  Chorapsis,  welche  sich  nach  dem  um  drei 
Stufen  tiefereu  Langhaus  im  Ruudbügeu  öüuet,  und  einem  kleinen  Rundbogenfenster 
an  der  Ostseite. 

Wetterffthne  ndt  Jabieettld  l84ß  imd  ebem  ESnlmni,  das  als  Dtaehe  endet 

Eieen  (A). 

Glocken:  n  ANNO  1654  DA  GOS  MICH  HANNS  BEKGER  IN  WEIMAR. 
lEREMIAS  BEYER  PASTOR.  —  2)  Inschrift  in  Mjynskeln,  die  nicht  entziflert: 
PUDER  (statt  PATER  oder  FRATEB?)  SBERDS  (S.  BEBNABDVB?)  AHVEET 

IS* 


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196 


BODHOAST.     liuDIQSN.  fioTHSHSTHM. 


Jena.  196 


(AMEN?)  (A).  —  Darunter  Figur  des  heiligen  Biaduxb  Mf  dem  Dnehen,  «to  an 

4er  Graitschener  Glocke,  (der  heilige  Bernhard?). 

2  S&ttlenbasen  vor  der  Kirclie,  die  eiue  attisch,  die  andere  mit  einer  l&ngeren 
KeUung. 


RÖdigSII,  0^/4  km  nördlich  von  Jena;  gehörte  früher  zur  Couithurei  Lehesten 
md  kam  mit  dieser  1816  an  Saehaen^Wefanar. 

Kirche,  anscheinend  aus  dem  Beginn  des  17.  Jahrhunderts.  Der  Chor  ist 
rechteckig,  das  Langhaus  wenig  breiter.  Die  Fenster  sind  zum  Theil  rechteckig, 
nm  ThaQ  nmdbogig;  ffie  geaammte  Kiidw  hat  eine  gewUlbte  Balsdedce.  Ueber 
dem  Langhause  befindet  sidi  ein  aebteddgar  Daehtfaurm  mit  einer  Schiraifkappd, 

die  in  einen  LatemenaalEsatz  endigt. 

Taufst  ein»  in  plumpen,  sohmnokloBsn  Formen,  etwa  ans  dem  Anfange  d«a  17.  Jahr- 
hunderts. 

Kanselban,  18.  Jahrhundert,  ihaHsli  dam  m  Hohlstedi 

Taafsehale,  am  Bande  ein  Bend  von  taanbeafilniigea  Versierungen ,  ausgepniat; 
in  der  lOtte  das  Oidesskiwis.  Kofkr. 

aieeken.  1)  1729  TW  Job.  Ohiisl^li  Bsse  in  Apelda,  mit  Namsn  dar  Beamtop. 
—  S)  T«B  184&. 


Rothenstein,  8  km  südlich  von  Jena  am  linken  Saalufer;  sehr  alten  Ursprungs, 
796  Kodostein ,  einer  der  (damals  wenigen)  Orte  Thüringens,  wo  Slaven  wohnten, 
874  Zitemo-rotenstenni  (Stschbls  in  Tküring.  Fereiiu-ZeiUehr,f    Neue  Petge  I,  138. 

iSS^t  ond  Kirdilflim  der  Herren  kha  QidibMg,  müde  von  dienen  im  Jahn  184S 

dem  Michaeliskloster  za  Jena  bedingnogs-  und  tMUchweise  überlassen.  1553  bnamta 
das  ganze  Dorf  bis  auf  wenige  Häuser  nieder.  —  Avsiuhk,  Geschichte  der  Herren  von 
Kirekberg,  Hr.  94.  —  P.  Schjo»,  h'irchierg.  ScMoster,  S.  177,  Mr.  134;  S.  58,  65, 

m,  —  Ztazn,  küluH$ek-topognifU$tk9»  TuekmiM,  S.  143.  —  Ueber  eine  Dorf* 
gewohnheit  von  1480  ly/.  Ssnoa  6t  lürAy.  IMm-ZMMIp.  Ftl,  469,  —  Ueber 
Siflgal  siAh«  Sttas  «M.  //,  US, 

Ehrdhe,  malerisch  anf  einer  durch  einen  Stofimwag  ersteigbareo  Hohe  am  Ende 
der  Stadt  gelegen.  Ob  die  beiden  Inschriften  in  Tafeln  am  nordOatlidifln  StnbeiilBOer: 

■Jlmto  bttt  py"  Up  CO 
^ie  j:t  milliptn  t>irginom 
inccpt«     fytc  flrvc 

fM^mt  plbiw  (plebantia) 


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197   Jen».  RoTMuarnw.  197 


und  über  der  Termauerten  Spitzbogentbür  der  Südseite: 

■Änno  ^«^  m^cccc^pfn^ii"  fia  (feria) 

qnra  (quinta)  p'''  (post)  marci  tncepta         (hec)  fttuc* 

tvvA  ^^^ecclte  (ecclesiae)  filio  ^n^  tticolai.| 


Kirch«  BD  Botb«nite!n. 


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Jwk  196 


von  Anfang  an  flort  pescsseii  liaben,  ist  zweifelhaft.    Die  ältere  Kirchen-Anlage  wnrde 
bei  dem  grossen  Brande  löö3  zum  Theil  zerstört.  Jodeufklls  zeigtldiu.Kirche  mancherlei 
Bau-Aenderungen,  Versuche  m  YergrOBserungen  and  Khwfihrfalningen ,  md  isfc  «nt 
durch  eine  modnne,  aebr  eingNifende  Beetaimtioii  cinlMMieh  gewordflaL  Buttdi  stellt 
sie  sich  dar  als  aus  folgenden  Theilen  bestehend :  Chor,  aus  fünf  Seiten  des  Achtecks 
gebildet;  Langhaus,  einschiffig,  elienso  breit,  auffallend  kurz;  West-Thumi,  ebenso 
bfeit,  quadratisch.   In  der  Mitte  der  Langhaus-Südseite  tritt  ein  quadratischer,  nicht 
gitmer,  doch  mit  der  Kirdie  gl^di  hoher,  mit  dnem  Qoergiebcl  abgesdikmeiNr 
Vorbau  heraus  (A).   Chor  und  Langhaus  haben  jetzt  flache  Decken ;  das  nur  durch  fdne 
Thür  vom  Langhaus  zugängliche  Thunn-Erdgeschoss  hat  ein  achtkappiges,  rippen- 
loses Kreuzgewölbe;  der  Thurm-Oberbau  ist  aus  Holz.  Alle  Fenster  und  lliüren 
dnd  modam,  bei  d«  Bestraratieii  in  hodigoUüBdienk  8tQe  hergestellt  •  .Trots  der 
durch  den  WiederlierstellmigB-  und  Reinigungabea  erschwerten  Beconstroctioii  scheint 
mir  die  Kirche  nicht  nur  verschiedene  Bauzeiten  ,  sondern  auch  geplante  und  wieder 
aufgegebene  Umbauten  hinter  sich  zu  haben.    Eigenthümlich  ist  namentlich,  dass  nicht 
nur  die  gewöhnlichen  sechs  Strebepfeiler  am  Chor  stehen,  sondern  noch  einer  in  der 
gleichen  Entfennmg  mit  den  beiden  benachbarten  an  der  Nordseite  des  Langhaasee, 
nihzend  der  entsprechende  sQdliche  in  der  einen  lUner  des  genannten  Vorbaim 
stecken  mag.   Dies  und  anderes  erklärt  sich,  wenn  man  folgende  BaiigescWchte  an- 
nimmt. In  frühgothischer  Zeit  (oder  Uebergangszeit)  zu  Anfang  des  Iii.  Jahrhunderts 
mnde  eine  Etdb»  gebaut,  rm  freldier  noch  das  Tluiini-ErdgesdiosB  und  die  Maneni 
des  Langhauses  stehen.  In  diese  Zeit  gehören  auch  die  vermanerte  Spitzbogenthttr 
an  der  Südseite  und  der  rechteckige  Fensterschlitz  links  davon.    An  das  Langhaus 
schloss  sich  demnäclist  ein  frühgothischer  Chor.    In  der  spätgothischeu  Zeit  des 
15.  Jahrhunderts  wurde  beschlossen,  die  Kirche  zu  vergrössem  und  zwar,  wie  ge- 
wOhnUeh,  mit  dem  Chor  beginnend,  das  üebrige  albnilig  abKureiasen  und  zu  erneuern. 
Da  man  nicht  weiter  nach  Osten  gehen  konnte,  wnrde  mnidbst  das  TjinghaiiB  yer- 
kürzt,  d.  h.  in  seinem  Osttbeil  als  Recliteckjoch  des  neuen  Chores  benutzt  (bezw.  neu 
angeführt  mit  den  nöthigen  Strebepfeilern),  und  östlich  das  Chor-Schlus^och  gebaut 
Blee  geschah  noch  in  verfaftltniBsmissig  guter  Zeit  Das  Eal^geeims  (dessen  An&ng 
am  Liogliaus  den  Beginn  des  neaen  GhoilMnies  bezeichnet)  zieht  sich,  schOn  gii^ie- 
dert,  um  die  Flächen  der  zweimal  abgesetzten  Strebepfeiler,  welclie  ein  höheres 
sims  nur  an  der  Vorderfläche  haben  und  oben  fiieboldäclur  mit  einer  hübschen 
(luider  meist  zerstörten)  Füllung  des  Giebeldreiecks  mit  dem  Kleeblattbogen.  Aus 
dieser  Zeit  stammen  andi  die  Ideinai  Sdiweifbogenfanster  sn  dem  qnerhans-artigen 
Süd-Vorbau.    An  den  Chor  war  nun  wohl  ein  breiteres,  grösseres  Langhaus  ge- 
plant.  Der  Bau  blieli  dann  im  16.  Jahrhundert  liegen,  sei  es  durch  Einführung  der 
Beformation,  oder  auch  in  Folge  der  hier  sich  geltend  machenden  Terrainschwierig- 
keMen.  GewQlbe,  ftr  weldie  die  Strebepfager  angelegt  waren,  scheinen  nicht  aer- 
stBrt,  Bondera  nie  ansgefiilirt  weiden  zu  sein.  Man  begnügte  sich  nun,  Ober  und 
Langhans  gloichmässig  zu  bedecken  und  wieder  da.s  westliche  Joch  des  Chores  zum 
Langhaus  zu  ziehen.   Dann  muss  aber  die  Kirche  )»uufällig  und  im  18.  Jahrhundert 
der  Westthunn  eingestürzt  sein ,  so  dass  der  jetzige ,  zu  kleine ,  erst  viereckige, 
darttber  aehteddge,  mit  Schwei±nppel  bekrOnte,  nnr  aus  Holz  hergeeteUt  wurde.  — 
Ueber  dem  Chor  sHst  ein  medener  Dachreiter  in  TabemakelfKm,  ans  Hob,  die 
ührglocke  tragend. 


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199 


Stuhl,  17.  Jahrhundert,  mit  gedrehten  Füssen  und  sehr  hübscher  Lederpressang 
der  Kücklehne.  Ranken  und  Blumen  umschliessen  eine  Mittclblume,  aus  deren  Kelch 
wiederum  Ranken  sich  entwickeln,  auf  denen  ein  Vogel  sitzt;  das  Ganze  von  sehr 
geediidcter  Baumrerdieilaiig  imd  guter  Erittltang  (A). 

Grabstein  in  der  Thurmhalle,  18.  Jahrhnaitol^  Lnehrift  in  Unmlmimig. 

Gotteskasten  ebenda,  mit  vUmn  Boschlag. 

Taufkaune,  laut  Aufschrift  von  1790.  Zinn. 

Abendmahlskanne,  hui  AiiwtaMI  im  1787.  SSm 

Kelch,  Isnt  Insclurift  rm  1589,  in  der  Anotdnnng  gothisch,  in  der  Ver- 
zierung gothisch  mit  Spätrenaissancf,  pnuhtig.  Der  Sechspassfuss  (unter  welcbeni 
die  TTiPchrift:  N.T.P.N.P.E.P.  A  .  31  Luth)  hat  sim  Rand  l  int-n  Haiitenfries ,  an 
den  einzelnen  Pausen  im  Anlauf  und  Ablauf  geschlagene  Rauken  und  Blumen  (in  ( )rna- 
mentstich-Manier)  und  ist  durch  ein  kleines  Gesims  vom  Mitteltheil  getrennt  Die- 
ses hat  an  den  Flftchen  unter  und  Aber  dem  Knauf  maiWilgfliflM»  Yendennigai  von 
Schuppen  und  Rosetten ,  der  Knauf  selbst  Baatenwürfelchen  mit:  15  . 89  . 1 .  X .  R .  I . 
und  dazwischen  die  damalige  Fonn  der  aus  den  Maasswerkverzierungen  gewordenen 
Eier  mit  Ranken-Mustern;  die  Kuppe  ist  am  untersten  Theil  auch  noch  etwas  mit 
Blattwerk  verzierL  Sflber,  vergoldet. 

Kelch,  mit  Inschrift:  Ar  BenkarA  Btmg  an  Saek$m  hat  im  Gattukmu  mu 
Rotketutein  diesen  Ketek  verehret  im  18.  Fttnmf  1S94.  SÜbsr,  WgoMet  (A).  — 
KaoanW),  Landetkunie  II,  292, 

S  Glooken  von  1877. 
Kirchhof : 

Grabkreuz,  18.  Jahrhundert,  mit  mehr  in  die  Breite  gezogenem  Rankenwerk. 
Elten  (A). 

Hofthor  des  Herrn  Ii.  Kemmler,  Spät-Renaissance ,  ziemlich  zerstört.  Ein 
grosses,  rundbogiges  Einfahrtsthor,  an  dessen  Zwickelfläche  links  eine  Tafel  ein- 

geoHHiert  ist  mit:  AMNO  ,  rechte  dne  mit  dem  Spmeh:  DER  HERR 

BEHYETE  etc.  Links  von  dem  grossen  Thor  ist  ein  kleineres  Ruudbogenthor,  über 
welchem  Wappen ;  links  eine  Hand  mit  Vergissmeinnicht,  darflber;  lACOB  TEVSCHER, 
rechts  ein  Bind  und:  ANNA  TEVSCHER  (A). 


IMl,  8Vi  km  eOdefldBetMch  von  Jene.  —  Deber  Siegel  eiehe  Sbuk  A  nUHv 

Kirche,  von  1842. 

Opferstoek,  limsisssBes,  dafeek;  kezs«  lAOir  mit  sn  diri  Sotten  gsftUig  gegUe- 
düilom  Saekel  imd  AwhfanaMH  UmtHmII    SandaMn:  68  cm  koeh. 

WeikrevekfefftsB,  IHIhgofideoh,  mhl  otkaltNi.  Bnmo.  (A). 

Glocke.  1)  Zwischen  tauförmigen  Streifen:  i4>  |>«n6  ourut  (?)  »rot  Äitito 
mpm  (1502).  —  2)  ANNO  1656  GOSS  MICH  lOHAMN  BEBGER  ZY 


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800 


Brau.  SoBom.  8minm& 


Jctt.  900 


WEIMAR  Auf  jeder  Seite  ein  geflügelter  Engelskopf.  Unter  dem  einen  ein 
Wappen;  (Kurschwerter  unter  dem  Helm,  darüber:  V.  W.,  darunter:  T.B.F.S.P.F. 
V.R.G,  1653;  oberer  Helm  mit  Arm,  der  einen  Zirkel  hält). 

[Ehemalige  Kapelle,  stand  weiter  abwärts  (in  der  Richtung  nach  Sulza  lu).  Giebel- 
maaer-Beet  im  Hause  des  Herrn  Wohlfeld  eingebaut.  —  Angabe  des  Lekrert  Soholi.  — 
nnrioffte  «M  i7|}  M  itr  MrgtmmUltr^  woMei      Ki^tUt  «Am  Dnekrtiltr  ktm,\ 

[Schiendorf,  Wllstang  bei  JemprfaMaiti,  1406  entflmt,  1536  fldM»  ab 

W  üstung  od«r  Flur.  —  Ära  m  Tkünttg.  Fereimt-ZtUKkr,  III,  352.  —  0mm  rfwrfg 
lU,  i9e,  —  WnmoM^  IhtkrMt  m«  dm.  FkeAsOurm  He.  1784,  S. 


SchOrtMi  8Vt  Ion  tOdwesUieh  von  hank;  dem  Namen  nadi  von  Srabcn  ange- 
legt —  üeber  Siegel  aiebe  Brau     TUM^,  FtniuM$e»r.  U,  m.  154, 

Kbdie,  mit  langer  Inschrift  über  der  Westthür,  betreffend  die  Behörden  beim 
Bepantor-Ban  tod  1749,  neaardinge  nataiiEirt,  einftdi,  reehteeUg  mit  Bediteek- 

fenstem  in  zwei  Beihen  ttbareinander  und  6ber  der  W^estseite  mit  einem  Dadiftnnn, 
welcher,  erst  viereckig,  oben  achteckig,  mit  einem  Schweifhelm  bekrfiiit  ist, 

Taufetein,  einfach.  [Sockel  fehlt].  Eunder  Schaft  und HaLbJnigal^Beokeo.  Sandstain. 

Kanzel,  spätbaruck,  erneut   Holz,  braun  bemalt 

Oloeken.   1)  bgoe  bvitfoyeg^ic  (?).  —  2)  jo^it  VMt  Amerbo«^  %0% 

Wieb  mi. 

•/i  km  eOdSeOidi  veo  Sdmite: 

Plaen»  Gut,  jetzt  im  Besüs  d«e  Herrn  Photographen  Siebe  in  Leipzig.  Die  ehoaulfge 
Kapelle,  ans  dem  17  .Tahrlnindert ,  rechteckig,  mtt  flaflher,  ehiae  In  Idnin  itBflkiite 
Daoke,  jetst  Waschhaus  und  daher  in  üblem  Zwtand. 


Steudnitz,  12  km  nordnordöstllch  von  Jena,  2  km  noidOetUch  T(m  DondHUg. 

—  Siegel  siehe  Stam  in  Tküring.  Fereint-Zeilschr,  II,  154. 

Kirche  (unter  dem  Patronat  von  Frauenpriessnitz  stehend.  —  HmtHiirK  f« 
Tküring.  Vereins  •Zeittchr.  FIII,  24).  Beste  von  der  Anlage  aus  dem  Uebergangs- 
atD  in  einem  scbmalai,  staik  anagnsGlirtgten  Bnndbogenftnster  der  Chor^Sfldseite; 
Ton  dnem  apitgoädaehen  Bra  in  swd  aehmakn  SpHsbogenfaiBteKn  dModa.  —  Noth- 

Stiebepfeüer  an  der  Südseite  aussen. 

EirchenstOhle,  mit  durchbroehin  gaaoluiiMen  SehiebegiitteiiL  Holz. 

Taufstein,  alt,  überarbeitet 

Beschlag  an  der  Nordthür,  im  Uebergangsstil,  «ohlerhalten.  Eisen  (A). 
Q-loeken  toi  1819. 

Grahateine  iof  tai  Kirohho^  m  1691  nnd  1700,  haiook. 


201   Jena.  Stiüdkitz.  901 


Mordtbilr  der  Kirche  lu  Stendniti. 


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Tilipadel,  9  km  nonUMUeh  tos  Jena. 

Kirehe.  Yuu  eiuer  gothiscbeo  Kirche  ist  der  dreiseitig  gescblosseue  Chor  in  den 
Hanem  «rilalten.  Die  Fenster,  frie  alles  Uebrige  sind  Ton  einem  Erneaenmgsban,  der 
1680  unter  Jobann  Emst  unter  Yortnundschaft  Johann  Wilheho^s  eingewinht  wurde,  wie 
eine  aussen  an  der  Südseite  des  Lan^'bauses  cingeroauerto,  mit  SchiK^irkcln  und  Engel- 
köpfen  im  Rahmen  verzierte  Inschrift tafel  l>esagt  Die  Decke  des  Langhauses  hat 
den  Unterzog  und  die  Balken  kräftig  und  gut  gegliedert  mit  Kehlungen  und  tauartig 
gewofidenen  Bnndstiben  (A).  —  Low,  Mm^itftgrq^  l,  682  «m*  Hnm  A  TkStrü^. 

nndls-Zeitiekr.  III,  280. 

Tanfstein,  aohteokig. 
Ksnselbaa,  ein&oh. 
Altartisoh,  von  Stwn. 

Wetterfahne  idt  JahrHnaU  1680  eb  Diaohenkopf  (A). 

Weinlcannp,  vou  1680.  (Auf  dem  Deckel  drei  Stempel  eingepresst,  d^r  in  der 
Mitte  mit  einer  Traube  zwischen  dem  Namon:  .ff na  und  der  Zahl:  167^^  der  links  und 
rechts  mit  einem  einen  Pfeil  haltenden  Mann  und  der  Zahl  6'6').  Zinn. 

Keleh,  tvoU  ans  deradben  Zdt,  mit  dem  Namen:  IHBSV8. 

Hostienbflchse.  la  dar  Mitto  des  Deckels  ein  ovales  Schild  mit  UeberBchrift : 
jtf.  D.  G.  freimar  Paft.  Tawf»  amw  1730:  darunter  die  TamüMi  lingsum  Tulpen  mid  Kar- 
eissen  in  getriebener  Arbeit. 

Kronleuchter,  lä.  Jahrhundert.  Die  H&ngestange  ist  mit  einer  Tulpe  und 
darflber  mit  einem  viereek^  bredienden  Holmkiqpf  nmUddat;  wa  der  Tulpe  gelim 
Tier  AnnB  eettlicii  und  dann  gorondet  in  die  Wb»  als  Lichttiiger.  Eisen  (A). 

Oloeken.  1)  1775,  Anna  Amalia,  von  A.  J.  C.  ülrich  in  Apolda.  Ringsnmlaufende 
Weüiranken- Verzierung.  —  i)  1793,  OaroL  Augostos,  Du  Sax.  Yina.  «t  Jena^  von  Gebr. 
Ulrich  in  Apolda. 

Im  Pfarrarchiv: 

Urkunde  von  1697  (dai  Jena,  Aber  Gründung  der  Schulstelle  zu  Jenalöbnitz) 
mit  altem,  gut  erbattoiem  Oonsisfanial-Sieg«!  mit  Wq^puihalteni. 


Tautenburg,  ll  km  nordostlich  von  Jena.  Die  Geschicke  des  Ortes  sind  anfs 
Engste  mit  der  daselbst  errichteten ,  jetzt  bis  auf  wenige  Trümmer  vcrschMiindenen 
Burg  Tautenburg  verknüpft  (siehe  diese  unten,  Burgruine).  —  Das  ursprtlnglich 
1668  liier  errichtete  Justizamt  wurde  1776  nach  Frauenpriessnita  verlegt,  dieses 
nisprOnflieh  knnfiebflisebe  Amt  vnrde  1815  an  Sadmen-Wdmar  abgetreten,  mit  ilim 
auch  das  Dorf  Tautenburg.  —  It'itarvAr  tttkt  wtler  Bta^pnibm.  Siegel ,  «M*  Bxiu  in 
Tküruig.  rereüu-Zeiitckr.  II,  tS3. 

Kirehe,  neu. 

Altarwerk-Reste  in  der  Sacristei,  spätgothisch.  Figuren  von  Heiligen:  Jo- 
hannes der  Täufer  im  h&renen  Uewand,  das  Bach  mit  dem  Lamm  in  der  Ha^d, 


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204 


Jena.  204 


«inen  Drachenkopf  zu  Füssen;  Petrus  mit  SchlOssel  und  Buch;  Paulus  mit  Schwert 
und  Buch;  Bischof  (Hieronymus?)  mit  Buch  und  (neuem)  Stab.  Holz,  ls84  wieder- 
hergestellt und  dem  Aufsatz  des  neuen  Sacristcischrankes  eingefügt ;  von  kurzen  Ver- 
imtBBMD  mid  noch  flflaaigem,  nur  wenig  knitterigem  Faltenwoff  —  Oemftlde  tob 
einem  FlOgel,  Yerkflndigaiig  (A).  Die  Jungfrau  Maria  von  stattlicher,  dabei  schlanker 
Figur,  mit  au^Iöstem  Haar,  ist  von  natürlich  hübscher  Haltung  und  guter  Gewan- 
dung, welche  neben  der  Neigung  zu  Knitterfalten  noch  weichen,  schönen  Pluss  zeigt. 
Tempera.  —  Die  Ausscnflügel  sind  Übermalt,  wohl  im  18.  Jalirhundert ;  links:  oben 
Kteüigmig,  unten  yakflndigang;  loditB  oben  Anlontelniiig,  imten  Aabetong  der 
Könige,  sdOedit 

Crucifix,  ebenda,  gothisch,  1887  reBtanrirt,  auf  einem  neuen  Consol. 
Grabstein  in  der  Paramentenkammer  auf  der  Nordseite,  Pastor  Frid.  Butze 
t  1652,  von  energischer  Arbeit,  in  der  Bemalung  restaurirt,  oben  mit  einem  Engels- 
kopf zwiadien  gebrodMnen  Volateii 
gekrönt)  nnteii  anf  einem  Totenkepf. 

Taufschale,  18.  Jahrhundert, 
eigenthfimlich  in  Form  einer  Maschelt 
ganz  hübsch  (A). 

Kelch,  gestiftet:  it  .^nna 
Sdienk  m  Tkutenkorg)  ißst;  kol 

Fuss  der  Gekreuzigte  zwischen  Maria 
und  Johannes,  auf  der  anderen  Seite 
das  Tauteuburgische  Wappen.  Am 
KnanfBoeettenwOrfiBliwiadienlüuw- 
weilunL 

Patene,  mit  einer  segnenden 

Hand  im  Kreuz  CA). 

2  Blumenvaseu  von  1695. 
Die  Henkel  mit  den  weiblichen  Ge- 
stalteo  sfaid  recht  zierUdi  gebildet 
und  geschickt  mit  den  Ydaten  der 

Ansätze  vermittelt.  Zinn  fA). 

Glocken:  1)  Ttnno  &ommi  mcccccpi  o  U;>efV>  xty:  glorie  Dcni  ct?m  pace  qm 
femper  ee  lap^biUe  et  tarnen  tneffabilie.  +.  —  Spitzbogenfries  aus  einander 
schneidenden  BudbOgen  mit  je  drei  Kleeblfttten  an  den  Bpitaen.  —  Am  nntenn 
Bande:  4-      +  itosMCiiM  -f  tq;  +  io^citm  +  (A).  S)  von  1886. 

Bugnilat.  Der  Sdienk  Bndelf  von  VarguU  baute  1332  das  Schkes  Tanten- 
borg.  Seine  Nachkommoi,  die  sich  Sdmken  von  Tantenbnrg  (Tatenbeig,  TntUn- 

berg)  nannten,  vergrösscrten  ihren  Besitz  sehr  und  werden  im  13. — 15.  Jahrhundert 
urkundlich  oft  genannt.  1452  war  eine  Fehde  zwischen  den  Schenken  Rudolf 
Burkard  und  Ludwig,  in  der  die  Burg  vom  letzteren  eingenommen  wurde  (Exn  i>i 
iMrdv.  #VrHM-ZMtMir.  H4y  Am  Ende  des  16.  Jahrhnnderts  hatten  sie  ddi 
in  diel  Linien  gespalten:  Tautenburg,  Frauenpriessnitz ,  Niedertrebra.  Ihre  Be- 
litanmgeii  geh4M«i  nnter  die  Oberlehnsherrliehlnit  der  albertinischen  linie.  1640 


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205  J«BA.  %Ain!naiiB«L  S05 


starb  mit  (Aristian  tod  Ttatenbnig  der  HifliiBgiBche  Zmäg  des  Gesdiledites  ans, 

während  es  in  Ostpreussen  nodl  jetst  fortblOht ;  seine  Bi>8itzungeQ  worden  kurze  Zeit 
darauf  vom  Landesherm  eingezogen.  Im  Jahre  1780  wurde  das  alte,  baufällig 
gewordene  Schloss  abgetragen  und  aus  den  Steinen  desselben  das  Schloss  zu  Fraueu- 
piiessniti  enidrtet  (sidw  dieses). 

Die  RnineB  saigen  necih  beute  ton  dem  bedeatenden  ümCuige  der  Beleetigungs- 
anlage.  Dieselbe  bestand  aus  zwei  Haupttheilen.  Der  älteste  Theil  war  der  west- 
liche, der  in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  von  den  VJigten  zu  Weida 
belagert  wurde,  ein  mächtiger,  dreigeschossiger,  nach  Norden  mit  einem  Erker- 
thiimcihea  veradiener  Rmidban,  an  welchen  sich  sfldöstlich  der  quadratische  Berg- 
fried anscUoBS,  während  dn  schmaler,  hoher  Ben  in  dem  zwischen  beiden  nach  Nor- 
den zu  entstehenden  Winkel  Platz  fand.  —  Der  östliche  Theil  war  im  Ganzen  an- 
nähernd quadratisch ,  ein  Hof,  auf  seiner  ösüichen ,  südlichen  und  westlichen  Seite 
von  Flügelgebäuden  (das  letztere  dicht  am  älteren  Bautheil),  auf  der  Nordseite  von 
einer  gezimiten  Ifaner  mnschloesen.  Im  nordOBtUdien  FMgd  befitnd  sich  die  Kapelle, 
1232  von  Bodolph  II.  Schenk  gebaut.  Der  südöstliche  Flügel  wurde  1488  gebant 
Im  Südosten  war  die  den  Einj?ang  beherrschende  Mauer  zur  Vorburg. 

Im  18.  Jahrhundert  war  die  Bur<r  noch  wohlcrhalten,  wie  alte  Bilder  zeigen; 
nur  mit  mannigfachen,  im  Lauf  der  Zeiten  entstandenen  Veränderungen  und  Zu- 
banten,  z.  B.  den  Indien  Sehweifkappein  auf  dem  vorher  erwähnten  Erfcerthttrmchen 
and  dem  (Kapdlen?>)  Thurm  an  der  Sfldostseite.  Sie  wurde  um  1781  abgebrochen. 
—  Jetzt  sUiht  nur  noch  der  Bergfried,  mit  Zinnenkranz,  aber  dachlos,  weiterem  Ver- 
fdl  ausgesetzt  und  tief  im  Schutt  Der  ebenerdige  Bundbogen-Eingang  der  Nord- 
nette  ist  woU  nenerdiqgv  darehgebrodien,  wilirend  hflher  gelegene,  zentfete  Bond' 
bogenUiflrai  der  alten  Zeit  na  der  Koi^  und  Sfldeeite,  sowie  ein  Fenster  in  Fem 
eines  griechischen  Kreuzes  mit  gerundeten  Armen  und  Winkeln  den  Bau  (wenigstens 
in  den  unteren  'I'heilen)  in  die  romanische  Zeit  vom  Ende  des  12.  Jahrhunderts  ver- 
setzen. Im  Uebrigen  zeigen  sich  aussen  nur  unregelmäsbig  augeordnete,  schmale,  recht- 
eckige Fenster  und  Tide  LOeher.  —  Am  Sddoatag  Beste  toü  Brocken  und  kflnst- 
Ucben  Oilben  (A). 

EUatberger  Chronik,  mit  Ansieht.  —  Fsidibici,  historia  Pincemarum  1721 ,  mä  jlm^ 
sieht.  —  H.  Hkss,  Die  mittelalterlichen  Bauwerke  iia  ff'eimaritehen  Kreise,  in  ThUring. 
Fereims-ZeiUekr.  Fl  {1865)^  119,  Btsekrtibmg  der  Burgruüten,  —  Kbomfild,  Lan- 
MMMfc  CM  Smkim'lf^0äMr  II,  993— $3,  —  B.  Idnm^  Cktaiog.  reg.  THräig^ 
eattiog,  «oaUäm.  tt^»  tat  Hnpflnv»  Mr^rilm»  nr.  garm,  6.  —  L.  FMoivnBiir,  TAea- 
trum  Saxonieum  (1608)  S.  280  ff..  Die  Schenken  su  Tautenburg,  sehr  wnig  kritisch.  — 
M.  PuBLB,  Diplomatische  Geschichte  des  Geschlechts  der  Herrn  zu  Tautenburg,  handsehri/t- 
liekf  2  FoUobändc,  geschenkt  an  den  Ferein  für  Thüringiseke  Gesekiekte  {vgl.  Zeilsekr.  i, 
905  Nr,  4fy  ^  Pf,  9gSuam  im  Tnamkutf  kttuiitkHftUeke  MÜtktOmgtm  mit  FtnmiB 
auf  AmM  UM  0Mldtwli»y.  —  Stbovs,  kistoria  Pineernar.  Tautenburg,  «tl»/  Jbbilthtag 
der  Burg.  —  VpLi-nja,  Kurte  Vebersieht  der  Geschichte  der  Sekenken  von  Tautenburg 
{1820).  —  Zbmub,  Hislorisck-topograpküeke*  Tasckenbuch  S.  1191120.  —  Zeichnung  aus 
4m  Ii,  MMnArt  {frühtt  im  Bmä»  dm  üqfan  9om  OmM  in  Jmm),  ^  BOitt  im 
StUßmm  «M  iTSI  «Ml  i7M     4bp  iCMt, 

KrauKtolii  am  „toten  Mann",  mit  einiBli9mn«n  Schwert  (A). 


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206 


Tumnou. 


J«UL  206 


Krauitdbii  im  Wald  im  Scblag  „KrenzBtem**;  mf  jeder  Siite  emgehanon  ein 
OideiiBkraiii  anf  einer  Stange  (A). 


KimMa  im  W«M  bw  THtMibaK. 


KreoMlelB  im  Wald  im  Seidag  ^^BsMeM^  anf  den  aogenanntan  Wildeidiain, 

ihnlicb. 

Auf  deiD  Salzkopf: 

Um  Wallung,  aus  einem  grösseren  und  einem  kleineren,  südlich  daran  stoSMD- 
den  Tbeil  bestehend;  beide  aim&henid  Rechtedce  mit  abgerundeten  Seiten.  £Sn- 
glage:  in  den  kkinerai  Tbeil  von  d«r  SOdseU»  nnd  Osteeite,  In  den  grOaseren  von 
der  Sfldaeite  vom  UeineieD  aus  und  too  der  Nerdseite. 


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207  Jena. 


THiUtOBesL. 


907 


Kirtbe  lo  ThklbQrgeL 


208  IiAudMtt.  SOS 


UmIm,  zmn  TheQ  Raine  des  «bgmaligen  BeoedietiiNiinflnduUoeten  Bui^:ulin, 
Burgelin,  der  Heiligen  Maria  und  Gcoig  geweiht,  weldieB  1138  von  Bertha,  Ge- 
mahlin des  Markgrafen  Heinrich  von  der  Lausitz  gegründet  wurde.  (Die  Annah- 
men, dass  hier  zunächst  ein  Nonnenkloster,  später  daneben  dn  Mönchskloster  ge- 
stiftet, dieses  letztere  1208  durch  Cistercieoser  refurmirt,  das  Nonnenkloster  aber 
TOT  1488  ufgehoben  worden,  sind  nadh  einer  schrifUlchen  Mittbeflnng  des  Herrn 
Archivar  Dr.  Mitzaddce  iq  Wdnur  theils  unerwiesen,  theils  falsch.)  Das  Kloster 
trat  1510  der  Bursfelder  ConfZTepation  bei;  1525  ward  der  letzte  Abt  von  den 
Bauern  vertrieben,  1526  das  Klusler  au^ehoben,  die  Einkünfte  von  Kurfürst  Jo- 
baan  Friedridi  eingesogen  und  apiter  anf  deren  Orondlage  das  Amt  Bürgel  ge- 
bildet 

AdUnilMr  Mm  am  SMku. 

Die  Kirche  wurde  1142  gebaut  ab  eine  romanische,  dreischifilge  Pfeilerbasilika 
mit  vortretendem  Querhaus.  Der  Chor  war  seiner  Planbildung  nach  einzig  in  Deutsch- 
land, ein  Quadrat  mit  Halbkreisschluas  und  je  zwei  Nebenchören  ebenfalls  mit  Halb- 
krdBBChlflsaen  zu  jeder  Seite.  WeetUch  von  dem  Gior  war  die  Qun  i^eidi  breite 
Vierung,  w&hrend  jeder  der  beiden  KrensflSgel  so  lang  war,  dass  er  noch  ein 
Stück  über  die  Nebenchöre,  also  ganz  bedeutend  über  das  Langhaus  hinausragte. 
Vor  die  Vierung  wurde  dann  ein  Vorchor  erbaut.  Nach  Vollendung  des  Osttheils 
ward  1150  die  Kirche  vom  Bischof  von  Naumburg  geweiht,  dann  vrurdeu  nach  zwei 
Jalnen  nltodlicii  und  elldlicli  vom  VoTchor  qaadmtiscüie  Tlinnnbanteii,  dorm  Unter> 
bauten  sich  sti-uctiv,  also  auch  zeitlich  unmittelbar  an  den  Ostbau  anschlössen, 
in  die  Höhe  geführt  und  1174  unter  Abt  Thegenhani  vollendet;  dann  in  Fort- 
setzung des  Vorchores  und  der  Thurm -Erdgeschosse  ein  siebeqjochiges  Lang- 
hana;  vor  dem  T^anghai»  weeCHdi  eine  draiaclüffige  y<»]iiMslie,  «nten  ala  YcdiaBa 
oder  Paradies,  oben  als  Emporo,  daraber  ein  Oeaclioas  als  Glockenhans.  Die  er- 
neuerte Inschrift  im  Bogenfenster  des  westlichen  IIaiii)t]i()rtals :  AD  PORTAM  COEM 
PRIOR  EST  HAEC  PORTA  FIDELIS.  HAKC  EST  ABLVTIS  BARI  ISMATE 
PORTA  SALVTIS .  MCIC,  und  der  Beginn  von  weiteren  KlosterbauUchkeiteu  1215 
aeigen,  dass  zu  Anflug  des  18.  Jahrhunderts  der  Bau  vollende  war.  Das  Letzte 
war  die  Anafllhmng  der  Obermauem  des  TianghaiweB  gewesen. 

Die  sämmtlichen  Chorapsiden,  die  Nebencböre  und  die  West-Vorhalle  waren  ge- 
wölbt, die  übrigen  Räume  mit  Balkendecken  versehen.  Die  nördlichen  Nebenchöre 
waren  gegeneinander  jeder  durch  einen  Gurtbogen  geöffnet  (die  südlichen  nicht), 
ebenao  s&mmtlidie  gegen  die  KrenzflOgel;  dann  jeder  Kreuzflflgel  g^en  den  Thurm 
durch  ein  Doppelportal  Der  Vorcbor  war  vom  Langbaoa^Uittelachiff  durch  einen 
Lettner  (im  imteren  Theil  des  Gurtbogens)  geschieden. 

Später  fanden  einige  Veränderungen  statt.  Im  Jahre  1449  wurde  die  Haupt- 
apsis  abgebrochen  und  dafür  eine  gothische  mit  dreiseitigem  Schluss  und  äusseren 
StnlMiiMlem  errichtet  Im  Jahre  1499  wurde  in  spltgothiadur  Weise  das  nOrdUdie 
Thurm-Erdgeschoss  zur  Anuenkapelle  eingerichtet  und  gewQlbt  (an  der  von  ihm  zum 
Nordschiff  führenden  Thür  stand  in  der  nördlichen  Leibung:  anno  bm  abeeto 
metrcrcta  (falsch  \m  Hess  und  Puttrich)  anna  incltta,  an  der  südlichen:  fanct 
onna  ivt  feltgFeit),  und  ebenda  einige  Veränderungen  an  TbOren  und  Fenstern  vor- 


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210 


TbalbOboL 


Joift.  210 


Die  Mäher  aOgemdne  Annalime,  daas  die  Braeni  1635  die  KksterUrehe  «ratOrt 

haben,  ist  nii^ends  urkundlich  überliefert,  steht  vielmehr  in  directeni  Widerspruch 
mit  einer  archivalischcn  Nachricht  vom  Jahre  1533,  in  welcher  die  „schöne  Kirche" 
des  Klosters  erwähnt  und  ausdrücklich  hervorgehoben  wird,  dass  dieselbe  von  den 
Banem  nicht  qpolüiel  worden  m.  IHe  Kirche  stand  aber  damals  unbenutit  und  das 
vird  die  üteaehe  ihres  beginiMnideii  imd  fintaehreitendcn  Verfalls  gewesen  sein.  Ln 
Jahre  1549  wollte  der  Inhaber  des  Klostorj^utes  Bürgel,  Bernhard  von  Mila,  einen 
Theil  der  Klosterkirche  abbrecheUi  um  Wirthschaftsgeb&ude  zu  errichten,  erhielt  aber 
die  Genehmigung  dazu  uicht. 

IbUS  wurde  ein  ümhau  der  Blrche  TOrgenommen,  es  liest  aidi  nidit  erinuMO, 
wie  weit  sie  damals  schon  verfallen  war. 

Von  einer  ebenfalls  bisher  angenommenen  Restaurirung  im  Jahre  1585  wissen 
Akten  und  Urkunden  nichts ;  gegen  sie  spricht  die  sonst  dafür  augefülirte  Thatsache, 
dass  ein  Qrabstnn  toh  1586  bei  der  Bestaurirong  mit  vermauert  worden  sei.  Einen 
gans  neuen  Grabstein  hat  man  gewiss  nicht  als  Baumaterial  benutzen  dttrfoi.  Da- 
gegen fand  eine  Wiederherstellung  (nach  den  Qmllen)  erst  in  der  schlechten  Zeit 
von  1653  statt.  Chor  und  Nebenchöre  waren  inzwischen  ganz,  der  Nordthurui  bis  zur 
Uauptgesims-Uöhe  der  Kirche,  der  West-Vorbau  in  seinem  oberen  Theil  eingestürzt, 
die  Eirehe  altar  Didier  boraubt  Der  Vorekor  wurde  nvn  als  Sacristd-Banm ,  das 
bisherige  Mittelsdiiff  des  Langhauses  durch  Zumauern  der  Scheidebogen-Oeffnungen 
(hier  der  Grabstein  von  1585  in  der  Südseite  vermauert)  und  Anbringung  einer  Decke 
dicht  über  den  öchoidebögeu  als  ganz  bescheidener  Kirchenraum  hergestellt,  auch  ein 
Dach  darauf  gesetzt ,  auf  den  demUdt  aech  in  der  alten  HOhe  erhaltenai  Sudthnnn 
sdUiesalidi  ein  schlechter  Achteck-Aufbau  mit  Schweifkuppel.  Eine  1863  begonnene 
Bestauration  durch  Baurath  Siiittel  erstreckte  sich  auf  die  Wiederherstellung  des 
nördlichen  Langhaus-Schiffes  und  Oetfaung  dessell)en  gegen  das  Mittelschiff,  auf  Aus- 
besserung der  Vorballe  und  mehrere  Einzelheiten,  besonders  das  Hauptportal.  Die 
Wiedeilientettirag  des  SfldsdiifiiBS  war  begonnen,  als  der  Bau  wegen  Mangels  an 
Geldmttteln  eingestellt  werden  musste. 

Danach  stellt  sich  die  Kirche  in  folgender  Gestalt  dar. 

£s  stehen  von  der  Cborpartie  die  Grundmauern  bis  zur  Sockel-Oberkante  und  ein 
Theil  dw  sfidlichen  Wand  des  mittleren  Langehors  (im  Ansdilnss  an  dm  Tiernngs- 

bogen).  Derselbe  hat  in  Resten  an  der  Aussenscite  noch  ein  vortretendes  Abdeck- 
gesinis  der  Pultdächer  der  Nebenchöre,  das  Widerlager  des  Toiiiiengewolbes  dersel- 
ben, das  (aus  einer  Platte  mit  darunter  befindUcher,  schui)penl)o..set^ter  Schräge  be- 
stdiende)  K&mpfergesims  des  Gurtbogens  zwischen  dem  Querhaus  und  dem  Südchor 
nnd  ein  oberhidb  dieses  Gnrtbogens  an  der  Qnerliauswand  hinlanftndes  Gortgedms 
bewahrt.  [Der  Laagdior  war  durch  hochgestellte  Fenster  erleuchtet]  {Ä).  —  Nord- 
und  Südseite  der  Querhausmauem  sind  1'/,-  2'/,  ni  hoch  über  dem  Boden  erhalten. 
Dagegen  stehen  der  südliche  und  westliche  Yienmgsbogen  noch  in  voller  Höhe  un- 
vennlirt,  so  die  Hauptersdieinmig  der  Ruine  von  dieser  Seite  aas  bestimmend,  la 
den  westlichen  Vierungspfeiler  ist  die  jetzige  östliche  Abschlusswand  der  Kirche  ge- 
baut, schlecht,  üben)utzt,  mit  einer  Thiir  und  mehreren  Fensteni.  In  den  sich  an 
das  Thurm-Mauerwerk  anlehnenden  Theili  n  der  Westwand  sind  noch  die  Sohlbänke 
ond  Gewände  zweier,  mit  einfadier  Schräge  pruhlirter  Fenster  in  Höhe  der  Ober- 
fenster  des  Langhauses  eriiaHen.  —  Die  ^^erungsbOgen  ruhten  auf  den  vom  Boden 


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'■';!  v.ij  niisl.ir  fif  U-f  In  ./r(i>l. 


211  JvA, 


ThaIiBOBOL. 


aafataigepdflB  Pfeilflni  mit  attiMher  Btäksi  beiw.  mit  dinelben  in'  vmgekebrter  Form 
als  K&mpfergesims ;  der  westliche  ausserckn  aodi  inf  Ynligai,  «äcli^  iit  lialber 

WBbe  auf  Consolen  ausgekragt  sind  (Ä). 

Je  eine  Thür  führte  sOdlicli  vom  Querhaus  nach  den  hier  bdegenen  Kloster- 
geb&ttden  und  dem  Kreuzgang. 

Daa  ErdgeadioM  der  Thflnne  mat  mcqHrSn^ch  sowohl  nach  dem  Enänunn,  als 
nach  dem  Vorchor  durch  Gurtbögen  genffnet.  Die  beiden  Bögen  des  Südthurraes 
sind  schon  in  romanischer  Zeit  bis  auf  eine  niedrige,  rundbogige  Thür,  welche  vom 
KreuzflOgel  aas  hineinführt,  vermauert.  Nach  den  Nebenschifl'en  zu  ist  nur  im  Nurd- 
ttnnii'eine  Thflr  mit  sebOn  pn^Ürter  Umndmnmg  aagelog^  Wilmnd  ein  nädi  dam 
Vorchor  führender  Scheidebogen  des  Nordthurmes  später  vermauert  ilt,  steht  die 
nach  dem  Querhaus  führende  noch  jetzt  in  alter  Weise  als  ein  Rundbogen,  untertheilt 
durch  zwei  in  der  Leibung  etwas  zurüclctretende,  auf  kräftiger  S&ule  mit  spätromar 
aiadiflr  Edailalt-Baäa  nBaarnnttkommendA  Böndbögeu  (Ä). 

'  Dia  Oitthttmie  batten  nuten  nur  Fenetenchlitise  in  Hohe  des  Kirchen>Däch- 
bodens,  eine  Tliflröffnung  und  im  oberen  Oef^choss  sechs  durch  Räulchen  mit  attischen 
Basen  und  kräftigen  Kampf ersteiuen  getheüte  Schallfenster,  die  des  erhaltenen  iSüd- 
thurmes  sind  jetzt  zugemauert. 

Von  den  BpiAgotMBdien  Verlndonngeo  eind  bler  eikenniMur:  dne  bi  die  Köxtf- 
wand  des  Querhauses  durcbgebrochcnc  Thür,  die  Änfftnger  der  profiliitai  Rippen  im 
Nordthurm-EtdgesclMMU,  ein  in  d»  Nordtluum  gebrodwnea  Fenster  mit  Fieduumin- 
werL 

Im  Langhaus  (Liditdrack)  sind  die  StMnen  ungemein  kriftig,  tut  gednmgen  und 
fianlicli  ong  gestellt  Es  sind  reeUM&ige  Pfeiler  mit  starken  Einkeblungen  der  Kanten, 
in  welche  schwächere  Halbsäulen  eingelegt  sind,  während  stärkere  Dreiviertel-Säulen 
vor  die  Fläclieii  in  Richtung  der  Scheidebögen  vortreten.  Die  den  Gliederungen  ge- 
meinschaftlicheu  Sockel  sind  vorzüglich  gearl>eitet,  attische  Basen  auf  Plinthen  und 
nodnnala  anf  eininn  lAitenals  fon  ViertdkeUB  nnd  Fiinäie  stehend  nnd  dadurch 
sehr  energiadi  niAend.  Die  gemeinschaftlichen  Kämpfergesimse  haben  Profile,  der 
umgekehrten  attischen  Basis  gleich.  Die  Säulen  haben  noch  selbstäntiige  Basen  mit 
vorquellendem  Wulst  und  Eckblättem;  ihre  Gapi teile  haben  theils  einfache  Würfel- 
tam  mit  aclmialem  Rondbogeortam  lings  der  eeitUchen  Halbkreise,  thdb  aolebe  mit 
Palmetten-  und  Band-Verzierungen  von  einer  geradezu  1)emuidarangs\v (in Ilgen  Ffllle 
der  verschie<lensten  reizenden  und  feinen  Muster;  auf  der  Südseite  auch  schon  freier 
modellirte  Kelchcapitelle.  Die  Scheidebögen  sind  nach  jedem  Schiff  hin  einmal  abge- 
stuft mit  eingelegtem,  bezw.  vorgelegtem  Wulst  and  Kaatenlcelihmg  der  mittleren 
Abstnftmg;  (Sfldsdiiff  mit  etwas  anderer  ProlUinmg).  Gans  eigenartig  ist  die  Um- 
rahinimg  der  B^en  im  MittelschiflF.  Von  den  Pfcilermitten  steigen  Stäbe  auf,  die 
oberhalb  der  Bogenscheitel  durch  gleiche,  profilirte,  wagereeht*'  Bänder  verbunden  sind 
(ähnlich  Maulbrouu,  Pauliuzelle,  Petersberg  bei  Erfurt,  Hamerslebea,  S.  Godehard  in 
Hadesheim).  Anf  der  Nofdaeite  eind  diese  Stibe  keldprolUirt,  nnd  die  wageroebteii 
Bänder  zeigen  wiederum  auf  der  Nordseite  über  jedem  Bogen  neue  andere  Blatt- 
fries-Verzierung (A).  Auf  der  Südseite  sind  die  Umndimnng»Knien  drei  Bundstäbe 
zwischen  Kehlen,  nur  die  wagerechten  unverziert.  •  :  •  . 

'  Dicht  Uber  den  Umrahmungen  sitzt  jetst  die  Deeke  dss  Haaptsdiifte,  also  'nieht 
IriHwr/slB  ^  des  MoidscUAs.    ;  :       ;  < 

14  • 


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212 


Jena,  212 


Wllnrend  dis  NordsoUff  gute  BnndbogeDfemrter  (etwas  grOflMr,  ab  die  romani- 
schen) zeigt,  ist  die  Südseite  in  dem  ganzen  oberen  Thdl  der  ehemaligen  Scheide- 
bögen —  jetzt  Fensteröffnungen  —  rerglast ;  eine  unschöne  Wirkung,  gesteigert  durch 
die  hölzernen«  ungleichen  Theilungs-Sprossen  der  Fenster.  Dazu  kommt  die  auf  die- 
ser Seite  vorgebaute  Holzempore ,  die  ebenso  stOrt,  wie  ihre  Stflizpfdier  im  Sdbea- 
MDStil.  Noch  trauriger  ist  der  AnbUck  Tom  Mittelschiff  nach  Westen  (Ä).  Dort  sieht 
man  einen  flachlxjgigen  Triumphbogen  statt  des  ehemaligen  Rundlwgens  (durch  Ein- 
schraukuug  der  Oetfuung  zwischen  den  Weilern),  links  davon  eine  profilirte  Rund- 
bogenthür, rechts  das  Bruchstück  davon,  in  der  linken  Ecke  zwei  kleine,  edle,  roma- 
nlsehe  SAden,  den  Best  des  einstigen  Lettners  (von  dem  andi  die  anderen  Stalen, 
bis  zu  ihren  Basen  erhalten,  die  frühere  Gestalt  erkennen  lassen)  (A\  oben  schlechten 
Putz  der  Wandvermauerung  des  Nothbanes,  darüber  wiedemm  abge&llenen  Putz  und 
gewaltige  Mauerrisse  (die  alte  ThumphboguDliuie  entlang),  in  der  Oeffirang  schlechte 
BohGODBtmetioBeD  der  Kanzd  und  einer  Empore  darüber,  kurz  ein  Bild,  das  in 
grellem  Widerspruch  steht  zu  dem  alten,  welches  eine  der  herrlichsten,  romanischen 
Kirchtn  Deutsdilands  zeigte.  Nicht  ganz  so  hässlich,  aber  immerhin  hässlich  genug 
sind  die  hölzernen  Kircbstühle  und  die  Orgelempore,  die  der  \S  eätmauer  vorgelmut  sind. 

Den  sieben  unteren  Scheidebögen  cutsprechen  nicht  die  acht  oberen  Fenster, 
dodi  fiÜDt  die  Verschiedenheit  der  Axentbeihmg  nidit  sehr  anf.  Die  Obermanem 
sind  im  Innern  schmucklos.  Die  heutige  Decke  der  Kirche  sitzt  dicht  über  der 
Scheidebogen-Umrahmung.  (Eine  Zwischendecke  ist  noch  zwischen  ihr  und  dem 
Dach  eingeschobeu).  Die  Auäsenseite  der  Oberwand  ist  durch  Wands&ulchen  (statt 
ÜRONii),  yndd»  mit  Edd>]atiteaiB  and  Sockel  anf  dm  rortaltmim  AfadeckgesiBis 
der  NebenachiffiB  aufsitzen ,  und  durch  einen  reiche»  Bogenfties  auf  mannigfachen 
Consolen  gegliedert,  Das  Profil  derselben  luisteht  aus  einer  von  zwei  kurzen  Ab- 
sätzen eingefassten  Kehle  und  wird  über  dem  Consolcheu  in's  Viereck  zurückgeführt 
(ähnlich  dem  Bogenfries  an  den  romamscbem  Nebenapsiden  des  Naumboiger  Dcnnes). 
Das  Hanptgesims  ist  mit  zwei  KieUn  and  grosser  HdUUmUa  gefedert. 

Paradies  f^).  Von  der  Vorhalle  sind  alt  erhalten:  Die  Scheidewände  zwischen 
den  drei  Schiffen  (auf  der  Südseite  ^'anz,  auf  der  Nordseite  unvollständig,  auf  beiden 
Seiten  die  Westpartie  restaurirt);  Erneuerung:  Die  Nord-  und  Westwand  des  Nord- 

Die  drei  Rundbögen,  welche  die  Schiffe  trennen,  haben  in  der  Leibungsmitte 
Stllkere  Wulste  vorgelegt,  in  die  Ecken  schwilduTe  eingelegt.  Sie  ruhen  an  der 
Ost-  und  Weetwand  auf  Vorlagen  mit  Hockeln  und  i^ämpferu,  wekhe  an  den  etwas 
gekeUtsaVintelidMii  vorgelegte  und  in  die  Edm  iingelegte,  adnridMre  Stoleii,  alle 
mit  Basen  über  und  0^>itellen  unter  den  BampfcrgMimaea»  haben.  Die  Zwischenstfitzea 
sind  verschieden,  und  zwar  die  östliche  jedesmal  ein  dicker  Rechteckpfeiler  mit  einer 
den  Wandvorlaf^en  gleichen  Gliederung;  die  westliche  eine  kräftige  Säule  mit  Sockel 
und  Eckblattbasis,  stark  veijüugtem  und  stark  geschwelltem  Schaft,  am  Bauch  mit 
Pafanetten  veMfattem  Würfelcapitell  und  eigenartig  an  den  Ecken  mit  KnoUen  ge- 
ziertem, stark  Muladendem  Blm^Braufsatz.  Auf  jedem  Schiff  waren  zwei  rippenloee 
Kreuzgewölbe  mit  rechteckigen,  profilirten  Schildbögen,  welclie  mit  ebensolchen  Qurt- 
bögeu  auf  jenem  gegliederten  Pfeiler  zusammenkommen,  an  der  Nord-  und  Süd- 
wand der  Nebensdiiffe  aber  auf  vorgestellten  Bilden.  Im  Nordsehiff  ist  eine  sokhe 
wieder  hMgeelellt,  ebemo  in  Jedem  der  twei  Felder  der  Nerdseite  and  dem  einen 


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213  Jena.  THiLBOsasL.  213 


InnuiMulcht  des  Parftdietet  (der  Vorb«lle)  «d  der  Kirche  lu  nudbOrsel. 


der  Westseite  ein  auf  einer  Mittelsäule  gepaartes,  yon  gemeinsamem  Rundbogen 
umzogenes  Fenster  angeordnet  (nach  G.  Lübke  ungehörig,  vom  Oberbau  her  ent- 
nommen). 

Von  den  drei  Schiffen  der  Kirche  aus  führten  Portale  in  jedes  Schiff  der  Vorhalle. 
Die  des  Nordschiffes  ist  jetzt  zugemauert;  im  SUdschiff,  wo  die  Trennungswand  unregel- 
mässig in  Erdgeschoss-Höhe  erhalten  ist,  zeigt  sich  eine  einfache  Thür.  Dagegen  ist  das 


914 


Jan.  214 


Mittelschiff- Portal  nach  der  Vorhalle  zu  sehr  reich  ausgestattet,  im  Ganzen  dem  Paulin- 
zeller  ähnlich,  aber  kräftiger  in  den  Gliederungen  (il).  Jede  Gewände  Seite  hat  eine  vier- 
fache, rechteckige  Abstufung  und  ist  in  hflbscher  Wdae  das  Sockelgcäims  herumgefohrt, 
und  an  der  AuBsenflftclie  der  finssenten  der  Abetnfongoi  wie  an  den  inneren  Leibongs- 
flächen  im  rechten  Winkel  hemm  und  wagerecht  in  die  Höhe  geführt  bis  zum  K&m- 
pfergesims.  In  die  Alistufungon  sind  Säulen  gelegt,  aber  frei  vorgestellt  mit  Basen 
und  Capitellen,  wahrend  die  Sockel  unten  und  die  Kämpfergesimse  über  den  Capi- 
teUen  in  gemeinsehafUichen,  gebrochenen  Linien  sich  lortseteen.  Die  Bogengliedenmg 
luit  ebenfalls  vierfache  Abstufung  (aussen,  und  innen  wied»  die  Sodcelgesiius-Linien 
herumgeführt,  doch  zum  Theil  zerstiirt),  doch  eine  Abwechselung  dadurch,  dass  den 
(von  innen  gerechnet)  ersten,  zweiten  und  vierten  Leibungsflächen  mächtige  Wulste 
eingelegt,  einer  aber  in  die  gekditte  Voidarflieh«  der  dritten  Abstafung  vorgelegt 
ist  bn  Bogoifeld  ist  in  ringsumlanfender  PalmetteBlIiies-Vcnkniiig  ein  Erenz 
relicfirt  (hier  ringsum  die  Schrift).  Alles  ist  Restauration  von  Spittcl,  nach  alten 
Resten,  doch  die  Säulen  bei  zu  starker  Verjüngung  zu  wenig  geschwellt,  daher 
uukraftig  wirkend.  [Zwei  alte  Säulen  sind  in  den  Weimarer  Park  (Grotte  unter 
dem  römischen  Hanse)  gelcommen.] 

Von  der  Empore  steht  das  Brüstungsgesims.  Der  Bau  ist  aus  Quadern  von 
theils  grauem,  thcils  rothem  Buntsandstein,  die  in  der  Nähe  gebrochen,  hergestellt. 

Die  Kirche  von  Thalbürgel  ist  eine  der  interessantesten  von  ganz  Thüringen. 
B»  wügjL  anffidlMid  das  gegenseitige  Veiliiltniss  der  KUtoter  and  ibmt  Braten  in 
jener  Zeit  Wenig  jflnger  als  die  von  Paulinzella  (in  Schwanburg-Rudolstadt)  steht 
sie  in  engem  Zusammenhang  mit  ihr,  und  wie  dieser  Bau,  von  Mönchen  aus  Hirsau 
ausgeführt,  Eigenthümlichkeiten  jenes  schwäbischen  Kircheubaues  aufuimrui,  so  ge- 
wahren wir  auch  hier  manches  der  thüriugisch-sächsiächeu  Bauweise  Ungewohnte :  in  der 
Gnmdrisflanlage  die  in  Fertaetsong  der  Kebenaehilib  angeordneten  KebendiOre,  den  zwi- 
schen (^erhans  nnd  Lantus  eingeschobenen  Vorchor  mit  Nebentiiflnnai  nnd  die 
Vorkirche,  im  Einzelnen  das  starke  Verhältniss  der  Stützen  zum  Raum  und  die 
Capitell-Umsaumung.  Hirsau  aber  ist  der  Vorort  Caonj's  in  Deutchland  in  gei- 
stiger nnd  lEflnstleriBdier  ffinsidit;  Thalbflrgel  aeineraeitB  irizkte  yorMUlich  snnichst 
fUr  Klosterlausnitz  (in  Sachsen-Altenbnrg) 

Die  Kirche  bat  «och  in  der  Literatur  eine  ganz  besondere  BerOcksichtjgnng  geftuidni. 

Arderas,  Kurse  aHttjuarische  Betekreibung  des  fffotters  BvrgeUnt  itt  Cruse*s  DeutteAem 
Alterthum  II,  2,  42.  —  Adbum  Bim,  Geograpktu  Jenensit  1683.  —  Dohkb,  Getehickte 
der  DtuUcken  Baukuiut  1885  S.  41.  48.  ÖO,  mi  ItmeHOiuiekl,  rorkaUe  tmd  Capitell; 
9gL  «mI  &  —  ViSMmnaam,  TkMrä^üu  ekruHÜBa.  — >  Bbus  t.  Ommnnmr,  Milt' 
riieh«  Betekreibung  der  vormaligen  berühmten  jibtey  und  Kloster  SmrgMt,  Jena  1729.  — 
O.  Qbotb,  Lexieon  DeutteAer  Stifter  etc.  1881,  S.  67.  —  E.  Hkrhanv,  FerseieAnits  der 
Tkäringieeken  Stifter,  in  Tküring.  Fereins-ZeitteAr.  FW,  14.  —  U.  Kim  in  TkOring. 
FantnMiekr,  III,  S39 /,  —  EmuMan,  muUrMtam  I,  828,  —  ÜhuflMa  Zaitung, 
La^MHT,  1987,  S.  31  f.  mit  Ürmirikt  ani  SardoUamiiekl.  ~  Kaxkobm»,  jttbt  mar 


1)  Die  Kirche  von  Msalbronn,  1178  (reweiht,  hat  im  Inneren  mit  Thelbilr)?«!  OemeiiiMmes.  8!«  gebSrt, 
wie  BinMi,  snm  Biathutn  Sp«ier,  ist  aber  Cistercieuserbau.  Daraus  kCnnte  auf  Uautbttlgkait  der  Citterci eoser 
In  nulbargel  geschlossen  werden ,  welch«  TMUlaht  >n  dem  OlMbM  «iner  kirchlichen  lUforaulMa  teth 


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315  Jim. 


215 


Gfschichte  der  deutseh-mittelatterlichen  Baukunst,  1847,  ytbbildungeH»  —  KvnsB,  Gesekitki$ 
der  Baukunst  II,  405  mit  Stück  Innenansicht.  —  Loti,  Kunsttopographie  I,  131.  — 
G.  LüBKE,  freundiiehe  Mitthnlmg  teines  MoHUsertptes  für  eine  von  ihm  und  V.  EHan- 
lum  MtUm  vmnßmOMt»  treffäeke  JImfkmkme  naktt  fFiederhenUUmtgtim-ndi  im  dm- 
pnmtMieM  Zeitschrift  ßr  Bauwesen  1887,  S.  2l>3  f.  und  mitlas,  Blatt  28—30.  GntHsHts, 
Aussenansiehten,  Längenscknitt  und  Theil  desselben,  H'estportal  und  Einzelheiten  von  Basen, 
CapiteUen,  Fernster ,  Sockel  und  Gesimsen).  —  Orra,  Geschichte  der  remtnüchtH  Bauäwut 
im  MmAM  m4,  SSt  /.  —  0«B,  BaaAtKk  dw  MviUUM  JNtulankHhgjg  /# 
{UM),  37%,  —  PvfnMB,  Ornkmia»  itr  Mmdtmut  ät  Sm««m»  I.  ^M.,  IL  Bd.  iiif  {U^.  tS 
u.  16),  S.  18,  mit  Grundriss,  Schnitt  und  Einzelheiten.  Taf.  8 — //.  ßierauf  gehen  die  meisten 
späteren  Ahbildungen  furäck.  —  rcnucB,  system.  Darst.  d.  Enttmckelung  d.  Bauk.  in  d. 
•kanieki.  Lämitr»  vam  10, — 16.  JaärA.,  Leip;  2832,  mit  Grundr.,  Durehsehn.,  Portal-jänsieht 
v.  AMMk».  —  flanuuB,  CeieUekte  dw  tiUaUm  Oiutt  IF  {mi%  S.  9S4  mit  SHhk 
Innenansicht  S.  362,  Pfnier  S.  365.  —  Schttitss,  directorium  diplomatieum  I,  3 IS. 
321.  —  Studirendo  der  Berliner  Bauakademie,  Denkmäler  der  Baukunst,  Romanische  Bau- 
kunst Blatt  37,  Grundriss  und  Einzelheiten.  —  Thüringisch-Sächsische  Jahrbücher  III,  43. 
—  nardv^  merm,  firmeof.  {1731),  S.  134.  —  Zwot,  BiOeriBdi-topograpkittkat  Tatekm- 
Mk  warn  Jmä  mmd  fh^tgend  S.  130.  —  AUiUmng  hei  Matth.  Merian,  Topograpkia  tuptr, 
Saxoniae  1650,  S.  35.  —  Volhtnndigc  Aufnahme  vmi  Spificl,  im  Ministerialankkt  #H 
Weimar  befindlich.    Danach  isi  der  hier  gegebene  Grundriss  ge$eichnet. 

[Chorstühle,  nach  der  Wartburg  gekommen.  —  Hbm  m  Tküring.  Fertiw 

[TanfBteiii  und  Weihbecken,  beide  romaiuHch,  forigdamunen,  von  Hess 

gesehen     -  Thüring.  Fereins-Zeitschr.  III,  279]. 

I'ietasgru  ppc,  vom  Eude  des  15.  Jahrhunderts,  leider  morsch,  und  an  Hän- 
deu  und  FUsseu  verletzt.  lu  dem  Marieukopf  ist  der  Ausdiuck  tieferustou  Schmer- 
les  gnt  wiedergegeben  und  das  Kdfrflneh  wirinmgsvtril  behandelt.  Li  dem  vor  der 
Maria  liegenden  Christus,  welchen  die  Mutter  zu  sich  emporzieht,  während  sein  Haupt 
auf  die  Sclmlter  zurücksinkt,  ist  die,  reali.stisclu'  Richtung  stark  ausgeprägt,  wie  dies 
auch  in  dem  scharffaltigen  Mantel  der  Maria  und  dem  Schurze  Christi  der  Fall 
igt  {A).  —  Eam  im  TUbittg.  FtrtüwZailtdtr,  ilt,  378  imd  IF,  4$, 

Grabstein  im  alten  Thum  (frOher  im  Nordadiill)»  Figar  eines  Ritten  f  UXNK, 
mit  dreithci1i;?eTn  Schild. 

Gedenktafel,  Spatrenaissance,  im  Uebergang  zum  Barock;  llolzrahmenwerk 
am  ein  Gemälde.  Dies  letztere  stellt  die  Anbetung  der  Hirten  dar,  unter  der,  uns 
ragewendet,  die  FamQie  der  Stiftcrin  kniet,  in  der  Mitte  der  Gatte  (durch  ein  Krens 
als  verstorben  bezeichnet)  und  nach  links  zu  hinter  ihm  drei  Söhne  (der  älteste  mit  dem 
Todeskreuz);  dem  Gatten  gegenül)cr  erst  zwei  kleine  gestorliene  Tr>cliter,  dann  in  der 
Ecke  rechts  die  Gattin.  Die  Zeichnung  ist  hart,  die  Farben  aber,  besonders  der  An- 
betung, woUthaend  nnd  milde  trots  Bnntiieit  Bas  Licht  geht  vom  tod  dem  JesosUnd, 
hinten  von  dem  oben  mit  einem  Spruchbande  (Gloria  in  excelsis)  schwebenden  Engel  aus. 
Genrehafte  Züge,  wie  der  kleine,  bucklige  Schalmeiblä.ser  hei  Ochs  und  F -clciii  (  Der 
untere  Hand  mit  den  Namen  der  FamiUe  ist  abgebrochen,  das  Monogramm  des  Malers 
NR  in  einer  leeren  Stelle  zwischen  den  Bildnissen).  —  Das  Rahmenwerk  ist  ganz  reich 
gestaltet  Unten  eine  Platte  mit  einem  hflbsdieo  Baokenmnster  Ten  cjgmfhflfflliGh  anf- 
geleimten  Salinen  gebildet,  in  der  Ifitte  ein  in  Belief  forteetender  LOfmkopf:  Zn  den 


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916 


Um.  »6 


Seiten  des  Bildes  sind  zunächst  rechts  und  links  Platten  mit  hell  wirkender  Bema- 
lung  Ton  heligrOnen,  graublauen  und  rötUichen  Oniamenteii,  vergokieten  Beschlag- 
Naduthmungen,  goldgeflUgetten  Engelköpfai  imd  goMencD  LOwenkOpfen  anf  wdsBem 
Grande.  In  der  Mitte  tritt  vor  diese  Platte  ein  Pilaster,  welcher  auf  einem  ab 
Diamantquader  gebildeten  Sockel  ruht  (dieser  Sockel  ist  zu  den  Seiten  der  unteren 
Platte),  und  in  seiner  unteren  ü&lfte  als  Herme  mit  Beschlags-Omamentik  (im  Tiscbler- 
stil),  in  seiner  oberen  H&lfte  als  frei  herausgearbeitetes,  mit  einem  Löwenkopf  ver- 
aivtes  Gmaol  gebOdat  IbI,  oben  aber  nit  «inem  dMiabrendcn  Gapiten  endet  Auf 
diesen  Capitellen  ruht  ein  Gebälk  und  zwar  erst  ein  zur  Leiste  reducirter  Archi- 
trav ,  dann  ein  Fries  mit  einem  mittleren ,  löwenkopfgozierten  und  zwei  an  den 
Ecken  angebrachten,  triglyphirten  Conaolen,  zwischen  denen  die  beiden  Füllungen  mit 
BhmMn  bemalt  and  mit  einem  ZahnBchnittleiBten  gekrOnt  sind;  zu  oberst  ein  stark 
aniladendes  Gesims.  Dartiber  an  den  Ecken  je  eine  Drechsel-Spitze,  dazwischen  ein 
hoher,  gebrochener  Giebel,  in  dessen  Mitte  auf  Diamantquader-Sockel  ein  Obelisk 
aufsteigt,  während  die  Giebelstücke  nach  diesem  zu  volutirt  sind.  Durchbrochen  ge- 
schnitate  und  ao^seleimte  (zum  Thefl  nnr  so  gedachte)  Sdmörkelmaster,  wie  sie  an 
dn  FHastan  anfbatan,  sehmfleken  auch  die  OiebeUekler  nnd  die  OMiataaifttehe, 
sowie  auch  in  gleicher  Weise  zu  den  Seiten  der  Gemälde- Einfassungen  äussere  Rahmen - 
bretter  geschnitzt  sind;  diese  auch  noch  in  der  Mitte  durch  einen  Engelskopf  liclebt. 

Qedenktaf«!  für  Babenalt,  Gemildo  der  Aafeistehung  mit  Untersohiifk  in  lateinischen 
IMsttakia.  weldi«  ng^ek  duMognausafladi  (dmk  foft  harvoiiMaaa  ZsUaaMiehea) 
dsB  Jähr  dsrCMank  16S0  nnd  d«aT»des  1(94  aageb«!,  nihrend  die  Isiri»  ZdU  denlsA: 
Dan.  Xn.  „Die  Lehrer  werden  leuchten,  wie  des  HimmelB  Glanhs  und  die  bo  viel  lur  Ge- 
rechtigkeit woisen,  wie  die  Sterne  immer  und  ewiglich",  den  Beruf  de«  Verstorbenen  &n- 
giebt.  (Die  Anfangsbuchstaben  der  beiden  ersten  WOrter  D.  L.,  eben&Us  roth,  geben 
TislMohl  dsB  IbMgnmm  im  Vaim;  nsah  dem  Wate:  „fflaats"  stahl  ttsr  d«m:  „nad~ 
in  lateinischen  Buclistaben :  Hinc.)  Unter  der  Auferstehung  kniet  die  zahlreiche  Familie 
des  Yerstorbenen,  daruuter  die  Zahl  1595,  das  Jahr  der  MalereL  Das  Gem&lde  ist  manie- 
riatitoh,  mit  Nachklängen  der  Cranachschen  Schule,  die  BUdniaakOpfe  der  Männer  gaos 
UUttftk.  Die  Usordammg  ist  in  danUmshsnir  Aibsü  mit  UMSttan-Tsiderang  (^ 

eedenktafel  aa  «laamVMte  d«rSU«aad.  ftr  sinliBd,  mlllnMhilft:  inaa  168» 
ist  Hftnsgen  Richter  in  Gott  onischlatha.  2wei  Lilien  stehen  rechts  and  links  am  unteren 
Buide  dee  SteinrahmeoB ,  am  Grund  der  Figur  Blumenranken,  in  der  Mitte  Weintrauben 
nnd  ob«n  Weinblftttei ;  oben  in  den  Ecken  bürgerliche  Wappen,  links  eines  mit  Nelken, 
rsehls  äae  Hud  mit  MoslheL 

Wandmalerei  -  Spuren  hinter  dem  Orgelaiub«D  Ober  der  Yoihalle  (Rsnaiwance  ?),  Rankenp 
Gemälde,  17.  Jahrhundert:  Verspottung  (Christi,  im  Hintergrund  Jerusalem, 
vom  vor  einer  Gallehe  sitzend  Christus  mit  gebundenen  Binden,  in  welche  ein 
Spltttar  den  Bohrsteagel  zn  stecken  im  Begriff  ist,  zu  gleidier  Zeit  die  Mtttse  hOhniach 
Iflftend,  während  än  anderer,  am  Boden  kanemd,  den  Herrn  verspottet  Besonders 
der  Letztere  ist  naturalistisch  anfgefasst,  italienisch  beeinflusst,  der  Christuskopf 
mehr  holländisch.  Die  Zeichnung  des  Nackten  ist  leidlich,  die  Farbengebung  zu  ober» 
tiachlich.  Umschrift:  Cemite  mortales  quam  vos  ardenter  amavi, 

Oenite  ai  valeat  par  dolor  esse  meo. 

Tot  prabm  tot  piagas  tot  vufaHva  paama  et  iraa 

In  emoe  res  vaster  dignor  amon  morL 


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817  J( 


OeaiU«.  QnblegQiig^  18.  Jduiiiiiitel^  «hamktMlw  od  ftMUigi  dlt  ligar  OhiMi 
«twas  besser,  als  die  anderan. 

Glocken.  1)  Tlnno  bm  m''ccccc'j:tt  t>ojr  me«  »ojr  Vitt  »oco  roe  ot)  f<icr« 
»enite.  (D  •  0  •  (Beorgws  ora  pro  nobie.  —  2)  AVS  DEM  FEVER  BIN 
ICH  ENTSPROSSEN  ECKHART  KVCHER  HAT  MICHIN  ERFVRT  GOSSEN 
MDCLsJLsliJLL  —  An  der  einen  Seite  die  Kreuzigung,  an  der  anderen  Wappen  Ton 

Volckmar  von  Beulbar  (liingSKctheiltes  Schild  mit  Rautenfrltl)  ~  3)  Schrift  unten 
am  Rand:  ANNO  AERAE  CHUIST.  MDCLXXXII  DIE  29  MENS  AVGVSTI  CVRA 
lOHANNIS  SCLEMMH  SVPERINT.  HFJfRICI  CHRISTOPHORI  SCHLICHTEGRAL 
PRAEFEOTL  GEGOSSEN  VON  NIOOLAVB  KAVSCEL 

Kreuzgang-Bestc  aus  gothisdier  Zdt  leigen  sich  sfidlich  in  Fortsetzung  der 
Langhaus- Westmauer.  Uuten  11  (jetzt  zugemauerte)  SpitzWigen ,  darüber  Bruch- 
stücke eines  Gesimses  und  eines  Oberbaues  mit  Iiechteck-Oefl5iungen,  sowie  ein  (ül)er 
dm  2.  Zvischenpfeiler  sitzendes,  jetzt  zugemauertes)  Fenster.  Alles  in  schlechter 
AwflUiniiig.  —  Am  Sttdnde  düeser  Maner  befindet  sich  nodi  ein  kleines  Stflek 
ronuyaischen  Mauerwerkes  mit  einer  einfachen  Rimdbogenthflr.  [Der  romanische 
Kreazgang  ist  verschwunden  und  war  mit  Balkendecken  versehen.  Die  Wölbung  in 
gothischer  Zeit  bezeugt  das  Einstemmen  von  spitzbogigen  Schildliuien  über  der 
nmuHdadieH  Thür  im  QneiluHH,  welche  in  den  Kreozgang  fUnte.  (Heichfidls  sind 
die  Schildliuien  an  der  gotUachen  Mauer  des  Kiwiagangna  erirannbar.]  —  Bm  m.  c  O: 

S82.  —  LüBTE  u.  ENe>uuw  S.  230  f. 

ElCMtergebSnde  bis  auf  einige  Kelleranlagen  verschwunden ;  Einiges  von  Bauten 
des  16.  Jahrhunderts  in  die  der  Kirche  benachbarten  (südwestlich  gelegenen)  Amts- 
ge bände  des  Kammergntes  Terbani  So  aidit  man  an  dem  Hauptgebäude  Treppen- 
giebel  nndein  Doppelwappen  {Ä).  —  Hsw  a.  a.  o.  283 f.  —  Lübke  «.  EMoKutAitH  230. 

Gemälde,  als  Kest  einer  Gedenktafel,  Roccoco.  Das  Gemälde  ist  das  einer 
vornehmen,  in  eiueu  Mantel  gehüllten  Dame,  in  rosigen  Farben,  Oel  auf  Blech.  Die 
Umrahmung  war  vorhangsartig,  oben  eine  Urne  und  jederseits  ein  Engelskopf,  unten 
der  Sciuld  mit  Luduift:  Fran  Sophie  Dorotina  Erbfinu  zu  Schfrana,  geb.  1700, 
SU  Jena  1 1780. 

Im  Besits  des  Hena  Omtar  am»  W •  Slnuner  (nach  Klassen). 

Malereien.  Bildniss  von  Ohodowiocki,  von  Chr.  Strasser  (dem  Vater  Am  Bpsitzers) 
auf  Elfenbein  gemalt,  sehr  gut  —  Perseus  und  Andromeda,  sehr  fein.  —  Aquarell,  Büduias 
des  Hildburgbausen'schen  Ministers  Straeser.  —  Aquarelle  von  Stnaser  und  de  Olansin.  — • 
Eapfarstiehe  and  Badirnngea  LaadsohaMieh«  eilsilit»  Amlehtn,  G.  Adam, 
Thunnberg  a.  Rh.  wt^  J.  VifllMl  fce.  —  Destatus  (geschabte  Manier).  —  P.  M.  Sohmn 
1802.  —  Haldewang.  —  Ebener.  —  Nilson  nach  Hess.  —  Eiohler.  —  Schröder.  — 
Hoiläadiache  Badimngen  ohne  Bezeiohnung.  —  A  W.  —  Ltltoke.  —  A.  G.  Dies.  — 
Kkagd  1775.  —  G.  W.  WdM  1778.  —  P.  Bttokar  1791.  —  Hader.  ~  G,  D.  Hoaaaan. 

—  J.  G.  Geisler.  —  F.  0.  Eloas.  —  HddlofL  —  T.  H.  Meyer.  —  J.  Haitmann.  —  J.  G. 
0.  Hendschel  1797.  —  Wemme  1773.  —  E.      Ghendt  —  Sibylla  Krausen  geb.  Kttelen. 

—  Job.  Stridbeck  jun.  —  Schleich.  —  Rom.  -  Malier  v.  H.  —  Canali.  —  Venzo.  — 
WiaUar.  —  GotÜ.  Hees.  —  ö.  Adam.  —  J.  Wolff.  —  Duiet  —  G.  W.  Knoir.  —  Schenk. 

Knaia  —  X.P.  Manyn  1799.  —  Sehmn  1786,  1791,  Analektoa  vam  BaaUiial, 
Jana,  EaniWiaig.  —  Pinehar  in  BiaaBaalitraig,  JagdaMekab  —  Bladingat:  —  BMrth, 


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218 


üiviRWOiiunn. 


J«M.  218 


Figuren.  —  Textor,  deagl.  —  Memskero,  desgl.  —  V.  Leftvre.  —  Nusabiegel.  —  Gruger 
1777.  —  M.  KQBaei.  —  C.  Sohut  —  W.  Arndt  —  F.  Eetios  nach  (loltriua,  aus  Ovid's 
IMuMipliMNi.  —  J.  H.  W.  —  Otto.  —  BAmk.  —  GhnlMniw.  —  Hih.  —  D«  Toi.  — 
Vt.  M.  Qnmrttdo.  —  HertaL  —  BaMdnrt  —  0.  Gort  nek  ISitd.  Za«eui  —  BMh 

Berghem.  —  N.  Ponce.  —  Durmisfleau.  —  Van  Somer.  —  E.  Noanel.  —  Gr.  Balostr».  — 
Fr.  Keiser,  Weimar  1802.  —  B.  Picart  1697.  —  Zanson.  —  Buchhorn.  —  Ulmer.  — 
ZOrcheheoho  Ausrafbilder  1748  (?).  —  Degmair.  —  Das  Baoh  Mollenkopt  —  Gasp.  HubertL 
—  J.  nm  SiuB^,  Tonnis,  Toidffii  —  DeaartMO.  —  J.  J.  tob  HmImL  —  BnitMil.  — 
C.  W.  Bock.  —  Gio  de  Pian.  —  A.  Blooteling.  —  Rngendaa.  —  B.  Vogel.  —  Nettling.  — 
Sdralc.  —  MI.  —  HjniL     Fkob»,  lUMh  Bembrandt  —  H.  B.  (nieh  Beiobniidt?)  1751. 


UlrterwUlInltZy  2Vi  km  sOdsadöstlich  TOD  Jena.  Am  diesem  Dorfe  stammte 

ein  Rittorgeschlecht  von  Welnicz,  deren  Vertreter  bereit.s  in  der  ersten  Hälfte  des 
13.  Jahrhunderts  mehrfach  erwähnt  werden.  Nach  ihnen  hatten  mehrere  andere 
Adelsfamilien  Besitzungen  im  Dorfe.  1483  wird  Erhard  v.  WUrzburg  mit  Wölluitz 
behbnt  (Dmi.  Ctpttlbaek),  Im  Torigoi  Ja]irinmdert  gehörte  es  den  Herren  von 
Segesar.  —  'EaamrwLo,  Landetiunde  II,  298.  —  Zikksr,  AiMtor.  topogr.  TamAmA.  S,  IJff. 
—  lieber  Siegel  «iebe  Stun  m  TkäriHg,  Fervdu-Ztiudw.  II,  1S3. 

KInhe ,  auf  der  Ost-  und  Westseite  in  drei  Seiten  geschlossen,  so  da.ss  sie  als 
unregehnÄssii^cs  .\chteck  erscheint.  Der  Bau  ist  von  1743  (doch  liegt  die  Annahme 
nahe,  dass  der  Ostchur  noch  von  gothischer  Zeit  stammt),  sehr  hoch.  Vier  Wand- 
pfeiler treten  an  den  Anfängen  der  Schrftgseiten  stark  vor,  welche  jetzt  in  Holz- 
Nachahmosg  Aber  don  Hittdranm  ein  viet^appigee  Eramsgewölbe,  an  den  Seiten 
dreikappipfc  mit  den  entsprccheodiai  Gurtbögen  tragen,  so  dass  wiederum  die  An- 
nahme einstiger  Stoirigewölbe  von  gleicher  Anordnung  nahe  liegt.  Die  Kirche  hat 
flachbogige  Thüreu  und  ebensolche  Fenster  in  zwei  Reihen  übereinander.  —  Aussen 
ist  an  den  beiden  Langseiten  der  Mittelranm  dnrch  du  liiSbw  anfimgendes  nnd  in  der 
lütte  etwas  in  die  Höhe  gebogenes  Dachgesims  ausgezeichnet.  Ueber  dem  Mittcl- 
raum  erliebt  sich  ein  Dachtlinnn,  aclitedtig  mit  SdiiieiXkiqpd  nnd  Tibemalrai- 
Ao&atz. 

Emporen  sind  im  Innern  zwiidMn  die  Pfeiler  gespannt»  vmi  Holz»  in  zwei  Reihen 
flberdnander,  nnd  swar  KofUbogen-Arkaden  mit  eingehen  ZfriadmBtQtMn.  Nur  an 
der  Westseite  tragen  zwei  dorische  Holzsäulen  eine  hier  in  die  Kirche  dreiseitig 
hineintretende,  untere  Empore,  vor  welcher  in  der  Mitte  die  Kanzelbrüstung  heraus- 
tritt, wahrend  dahinter  die  Zuhörer-Empore  vorbeil&uft  In  der  oberen  iteihe  lauft 
die  Empeie  wieder  ein&ch  gegen  die  entsprechenden  Wandpfiaikr,  so  dass  ganz 
künstliche,  perspectiviscbe  Wirimngen  dar  im  UeMgen  einfMsh  gehaltenen  Hob- 
oonstructionen  entstehen. 

Taufgestell,  neuclassisch,  Holz. 
Cmoifii,  18.  Jahrhundert,  Holz. 

Tanfkanne:  /«Anw  CIrAfapA  JSim*  StkHUng  jtmn  J748,  Baa. 

Taiifschale  bekannter  Form  dos  16.  Jahrbundorts  nut  dor  VeikBadigong^  liags- 
amlanfeadsB  Buohstabon  and  BlOmohoB  am  Baader  gesetalagen  in  Moesiag. 


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219  Jena. 


WaLDXCK.  WKMUiKSJXMA. 


219 


Wslnkftnne  in  Seidelforra.  Auf  dem  Deckel:  M.  Joh.  Christof  irentsel  Fae, 
PAH.  Jen.  yldjunclus  1691.  Au  der  Kauiio  zwei  Engel,  Scepter  und  Palme,  beaw.  BlttintB 
in  deo  Händen,  darunter  ein  £ngel  mit  dem  Sohweisstaolu   Alles  roh  gravirt»  Zinn. 

K«loh,  1&  Jaliritnndtd»  ntt  Seeh^iaAua  Sabar,  Tergoliet 

Leuckter,  hrnt  bsehrUt  yon  1091,  in  Foim  eines  itdioiden  Wappen-LOwen, 
der  die  linke  Vordertatze  auf  ein  Wappen  mit  Inschrifttafel  {Joh.  Friedr.  Krattss, 
Numburg.  3Iissnicus  medicinae  äociorandus  169f)  gtfltst,  in  dAT  BttfhtWl  den  lÄch^ 
teller  hoch  halt.   Sehr  gefiülige  Arbeit  Zinn. 

%  BlnineaTaten,  18.  Jahihnndort  Zinn. 

Glocken  In  elnon  eiuMMeliendeB  OIoekenhmiB  iwiaohen  Ober»  nnd  üntonrOllnltB : 

1)  ALT;ES  WAS  ODEM  HAT  LOBE  DEN  HERREN.  —  MICH  GOSS  .T.  C.  VND  J.  H. 
UHLKICH  AVS  APOLDA  1782.  TI.Tiiinlaiifendes  Ornament.  —  2)  WÖLLNIZ  IM  lAHR 
CHßlSn  1688  6£äOSS£N  ZV  YOLKSTIiU)  VON  lOU.  BOSE.  Ueber  und  unter  der 
Imoluift  koramlnafHide  Yantovangen. 


WlMOCk^  12  km  dfltlidi  von  Jena. 

Hiw  des  Hentn  BQigerauiflIien  nit:  1813  an  dar  BoUendeoka^  walohe  «tms  Taniart 
Iii,  wie  anok  das  eebAlk. 

j^us"  akamaUgan  Fsndlia  v.  Waldaak.  Es  ist  nnr  nadi  Briilttrang  Tan 
dnar  aUiftisakan  ümwallnng  eikannbar  ( J). 


WenigenjMa,  l  km  nordöstlich  yon  Jena.  1.307,  1308,  1317  werden  Pfarrer 
von  Wenlgenjcna  (plcbani  de  parvo  Ihcn)  urkundlich  bezeugt  (E.  ScHnin,  die  Lobde- 
burg,  S.  loa,  108,  114.  Vrk.  n.  168,  161,  113).  1381  besass  Gerhard  von  Winnigea 
Ibene  «n  Gut  in  Nerkeniti  (B.  BonaB^  LMMurg,  S.  140.  Utk.  m,  93fy  Das  Doif 
gehörte  sp&ter  zum  Amte  Windberg  und  wurde  mit  diesem  dem  Amte  Jena  einTer> 

leibt.  -  -  Apr.  Bbier,  Geogr.  {166.')),  S.  277,  —  Db.  Schadbb,  ürkundi.  (iesch.  von  tVenigen- 
jena  u.  Camtdorf  {1846).  —  £.  Scmos,  Kirckberg.  Seälöuer^  S.  87.  —  lieber  Siegel 
siehe  Stabe  in  Tküring.  Fereint-ZeitMchr.  II,  133. 

Klrebe,  ursi)rünglich  zu  Eliren  der  hl.  Maria  in  prächtiger  Weise  hoch- 
gothisch  im  Uebergang  zur  Spätgotbik  begonnen,  dann  während  des  Baues  liegen 
geblieben  (Steine  wurden  zum  Thurmbau  der  Jenaw  Stadtkirche  verwendet)  und 
spAter  kurz  tot  der  BefonnatUm  notbdflrftig  vonndet  {Urk.  im  »kUm.  Kaahmt  «■ 
Jena),  bezw.  in  Einzelheiten  verfallcTi,  1828  wiederhergestellt,  unter  Beseitigung  von 
Maasswerken  etc.  Der  Chor  ist  stattlich  anfjeUifrt,  bestehend  aus  dem  in  drei  Seiten 
geschlossenen  Schlus^och  und  einem  Laugjoch,  von  dem  Laughaus  durch  einen  spitz- 
bogigen,  lediteckig  prafflirten  Trimnpbbf^  getrennt  Von  seineii  firflkerai  Krens- 
gewOlben  sieht  man  die  auf  Kopf-Consolen  ruhenden  Anftnger  der  kdilprofilirten 


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820  WnaonuiSA.  Jena.  220 


Ripprn  Jetzt  hat  er  eine  flache  Ilolzdecke,  wie  das  kurze  (dreijochipre)  Langhaus. 
Seine  ächlussjoch-Seiten  habeu  (pxit  Ausuahme  der  Nordseite,  wo  jetzt  zwei  Rechteck- 
femter  nach  dem  Thnm  hin)  hohe  Spitsbogonfeiwter,  irolche,  zwdthaflig,  sebc»  splt- 
gothisches  Maasswerk  von  Fischblasen  und  aus  BimdbOgen  entwidcelten  Eleeblattbögen 
doch  noch  bei  scharfer,  guter  Profilirung  zeigen.  An  der  Südseite  ist  das  Fenster 
jetzt  nur  in  seiner  oberen  H&lftü  erhalten,  in  seiner  unteren  U&lfte  zugemauert  bis 
auf  ehe  Bediladdlribre  rar  Empore  (weldie  dmeh  eitte  liOlienie  Freitreppe  zugäng- 
lich ist).  Eine  gut,  nodi  mit  ffinstftbai  swIkImii  KflUen,  ge^Sederle  8|ntzbogenthflr 
fBhrt  südlich  in  das  Langjoch ;  nördlich  geht  hier  eine  Thür  in  die  quadratische,  mit 
einem  rippenlosen  Kreuzgewölbe  bedeckte  SaiTistei.  Diese  ist  das  Erdgeschoss  des 
hier  geplanten  Thurmes,  der  jedoch  nicht  ausgeführt  ist  und  nur  uiu  Obergeschoss 
mit  bfisdiehem  Fenetor  Migt,  darflber  aber  ein  gegen  das  Ghordadi  anlaiiftiiMies  Keth- 
Pultdach  hat.  Bei  der  Wiederherstellung  von  1828  mude  deshalb  hier  in  dem  ein- 
springenden Winkel  (nach  Osten  zu)  ein  achteckiger,  bis  zum  Dach  reichender  Treppen- 
thunu  in  Fachwerk  hergestellt.  Im  Innern  dieses  Thurmes  sieht  man  einen  aus  der 


iMllI  I  I  I  I  1  II  I  I  I    '  !  I 

OnnMM  te  ttnkt  m  WMfm«H. 

Chor-Nordwand  heraustretenden  Kopf  mit  geöfihetem  Hund  (und  Spitzmätze  nocb  des 
14.  Jahrhunderts),  von  einer  ehemaligen  Piscina.  Am  Dach  ist  hier  noch  ein 
Wasserspeier  erhalten.  Die  aussen  angebrachten  Strebepfeiler  zeigen  zun&chst  ein 
«D  den  fsaieii  Chor  kafimdeB  (Uber  der  Sfldthflr  durch  einen  Absatz  hoher  ge- 
führtes) Sockdgesims,  dann,  etwa  in  FenstenDitte,  em  Geshmi  mir  aa  der  Vordeiillelie 
and  enden  oben  in  Pultdächern  mit  vorgesetzten  Giebeln.  Der  Strebepfeiler  der 
Nordostecke  hat  no{-h  seine  Fialenbekrönung  bewahrt.  Das  Chordach  ragt  weit  über 
das  Langiiaus,  wa£  der  lurche  eiuu  hassliche  Gesammterscheinung  gieht.   Das  Lang- 


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222 


WunaxBJxKA. 


Jena.  222 


liau  bat  modern  fladi-  oder  nmdbogige  Fenster  und  ui  der  Kofdidte  keine  Strebe- 
pfeiler, dagegen  drei  Consolen,  Zeichen  früher  hier  vorhandener  Anbauten.  An  der 
Südseite  stehen  einfache  Strebeptriler.  welche  nach  einem  Vorderflächcn-Gesinis  mit 
einem  Pultdach,  etwa  halb  so  hoch,  wie  die  Ghor-ätrebepfcUer  enden.  Die  beiden 
weetUeh«!  Str^bepftflOT  eind  tot  einem  reich  und  achte  mit  Stiben  und  Kehlen  in 
den  Gewänden,  mit  nasenhesetzten  Kleeblattbögen  (Zackenbögen)  in  dem  Bogen  ge- 
gliederten Spitzbogenportal  durch  einen  Vorbau  verbunden,  welcher,  ein  wahres 
PrachtstücJL  der  Spätgothik,  leider  in  ganz  trflnunerhaftem  Zustande  dasteht.  Die 
Nocd«  imd  SlIdBdte  dieies  P<»rtal-VorbMieB  iit  gwcMowen,  die  Wandflidien  ra- 
nidist  dorch  fllnffiulie,  nnaenbesetste  Kleeblattbogen-Blenden  belebt  Die  xwifldnii 
den  beiden  Seitenwänden  und  dem  Portal  übrig  bleibende  Wandfläche  jederseits  ist 
zunächst  der  Thür  durch  zwei  Nischen  mit  vortretindeu  Consolen  und  (in  halben 
Scbweifbögen)  vorgckragten  Baldachinen,  dann  durch  eine  höher  angebrachte  Eckhaie 
gliedert,  so  dass  hier,  die  mancherlei  Kantenblnmen  und  OiebelUumen  hinzu- 
gerechnet ,  ein  heiteres  Spiel  verschiedenster  Ueberschneidongen  entsteht.  Diese 
Wirkung  wird  dadurch  v(»miehrt,  dass  in  den  Eck^n  und  vom  neben  den  Blend- 
bögen der  Seiteuwünde  Büudeldienste  aufsteigen,  die  sich  einerseits  zu  SchUdbögeu 
und  (kehlprofilirten)  Rippen  eines  Gewölbes  über  dem  YoriMn  vereinigen,  anderorseits 
Bqipenbandel  wiederum  von  den  erwähnten  Btlndeldiensten  in  anderer,  nach  Bedarf 
gewählter  Höhe  unvermittelt  herauswachsen  Diese  haben  ihre  Wendung  nach  vom, 
so  dass  sich  nicht  entscheiden  lässt,  ob  sie  in  der  Mitte  zusammentreffend  sich  nur 
zu  einem  dreikappigen  Kreuzgewölbe  vereinigten  und  wir  als  UnterstQtzung  einen 
in  der  Bfitte  vor  dem  Portal  frei  vorgestdlten  Pfeiler  zu  denken  haben  <wie  z.  B. 
beim  Dom  in  Regensburg)  oder  die  Rippen  noch  über  den  Mittelpunkt  hinausgehend 
ein  vierkappiges  Kreuzgewölbe  bildeten  und  wir  dann  zwei  freistehende  Eckpfeiler 
zu  ergänzen  haben.  Jetzt  fehlen  alle  diese  i*leiler,  die  lüppen  sind  oben  in  ungleichen 
Höben  abgebrochen,  die  feineren  Serg^eder  zerbrochen  und  die  Thür  mit  rohem 
Bretterwerk,  der  Vorbau  mit  einem  elenden,  selbst  vcrfalldrohenden  Dach  bedeckt, 
so  dass  das  (ianze  einen  höchst  betrübenden  Eindruck  macht.  Denn  das  noch  Vor- 
handene zeigt  die  feinste,  sorgfältigste  Ausführung,  da  ein  ganz  ausnahmsweise  vor- 
trefiflicher  Kalkstein  verwendet  worden  ist  Aussen  rechts  und  links  vom  Vorbau 
bezeugen  noch  zwei  Gonmlen,  dass  auch  im  Uebrigen  die  Kirche  zierlich  ansgeschmfickt 

werden  sollte.  —  Abb.  Bmek,  Geogr.  8.  387  /,  —  Hkss  in  Tküring.  Ftn6u-Zeittehr . 
Fl,  200  f.  —  Kaoarau»,  LMuduAund»  mm  S.-fF^imar  S.  296.  —  SoxAun,  fFtnigei^ma 

etc.  S.  53  J. 

S*crAmentBChreiii  im  Cbor  an  der  Nordoetwand,  im  üebergang  zur  Spät- 
gothik, ein  mit  sehr  gut  gemeisselten  Kantenblnmen  mid  GHebellilumcu  besetzter 
Schweifl)ogen  um  einen  Kleel»lattl>ogen,  eingefasst  von  zwei  (Ibereck  ^.teilenden  Pfeilern 
mit  Fialenkrönung,  etwas  beschädigt  und  in  der  Spitze  verdeckt  durch  den  Emporen- 
FuBdMden. 

Kanzel  am  südlichen  Triumphbogen-PfiBUer ,  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts, 

rund,  S-ffirniig  geschweift,  aber  mit  antürisirendem  Eussgesims  (hasisartig,  mit  Dia- 
gonal-Flechtmnster  im  oberen,  als  Toms  gedachten  Wulst)  und  Abschlussgesims  (darin 
ein  Perlstab  als  Bindeglied).  Stein. 

Grabstein  im  Chor,  in  der  Ecke  zwischeai  der  Ost*  und  SOdoetsdte,  für  Pfarrer 
J.  C,  Hertel  f  1677.  Platte;  unten  Belieb,  links  ein  auf  einem  Tisdie  itehendes 


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223  Jenft. 


WmonxEHA,  HsQB  ThalsteiiL 


Licht,  von  dem  Mund  eines  aus  Wolken  sichtbaren  Hauptes  ausgeblasen,  rechts  ein 
Segelschiff  mit  einem  Manne  darin,  Ton  einer  am  Wolken  reidkendeii  Hand  in  den 

Hafen  gezogen.  Darüber  in  einem  Kranz  die  Inschrift,  oben  redits  und  links  Wappen, 
in  der  Mitte  darüber  ein  auf  einem  Schädel  liegender  Engel  mit  Saadnhr.  Ver- 
hältnissmässig  gut  ausgeführt  in  schönem  (Seeberger?)  Sandstein. 

Gedenktafel  an  der  Nordostecke  des  Chores,  oben,  für  drei  Frauen  eines 
Gdatlichai,  18.  Jalulnnidert,  in  maniefMem  Hiidistil  von  Boecooo  und  Zopf.  üeb«r 
einem  hftngenden  Ornament  ist  der  Unterbau  consolenartig  mit  in's  Grosse  gezogener 
Gliederung  von  Kamies,  Kehle  und  Viertelstab  übereinander.  Darüber  der  schmalere 
Haupttheil  als  eine  Art  Tafel,  oben  mit  einem  in  der  Mitte  gesenkten,  an  den  Seiten 
Tdntirten  Gedvw  endend,  wahrend  dahinter  die  ungefähre  Form  eines  Dreieckgiebels 
sichtbar  wird,  der,  oben  abgeflacht,  mit  allerlei  Vermittelungen  ein  Postament  tvigt 
Auf  dit'seni  sitzt  der  Glaube  als  Frauengestalt  mit  Krone,  Kelch  und  Kreuz;  rechts 
und  links  darunter,  sehr  unsicher  auf  den  Voluten,  die  Fraueugestalteu  der  Liebe 
und  Hofihung;  auf  den  Eckm  des  Unterbaues  Urnen.  Abgesehen  von  anderen  Ver- 
riemngea  sitien  in  der  Mitte,  alle  wageraditen  Linien  gerade  dmchsdnieideiid,  vn- 
symmetrisch  mit  dem  bekannten  gerippten  Muschelblattiraik  untrahmt,  %WlldW  mit 
Inschriften  und  Wappen.   Gross,  geweis.ster  Sandstein. 

Gedenktafel  im  Chor  an  der  Nordostseite,  für  Johannes  Wagner  f  ^611^  der 
mit  seiner  Frau  vor  dem  Crucifix  kniet;  Malerei  auf  Holz. 
Beschlag  an  der  WeetUiflr. 

Weinbehälter  mit  Scliranbdeclral  von:  iMtf  mid  i747;  Welnkanne  ven: 

1747.   Zinn,  32  cm  hoch. 

Glas  malere  i -Reste  in  den  Maasswerken  der  Fenster  olMD. 

Messglöckchen  über  der  Südempore  noch  erhalten. 

Glocken.  1)  anno  bm  mt>c  1500)  |>eilf  eanctA  anna  felp^rtct.  —  lÜO  cm 
Doiehmesser.  —  8)  <E>  t  MX  QfJLOTiOit  VitnO  Citm  pMSt  mm33( 
t-  Dazwischen  und  darunter  kleine  Medaillons  mit  WiqppSB  Ud  EvangeHstm- 
Zeichen.  —  3)  Avemariaglocke  mit:  TiVit  m2Ui3^ 

Auf  dem  Kirchhof: 

2  Urabsteiue  vor  der  Wwtseite  der  Kirche,  Sohrift  in  Bocooco-Umrahmung,  darauf 
Bogel  (benr.  «tu  andorwUls  hentammendfls  Ornament). 

Grabstein  ebenda,  aus  dem  18.  Jahriiundert,  ganz  hflbsoh«  Luehrüttafel  in  Un- 
rahmuDg,  dartlbor  zu  den  Seiteu  Encrolsköpfe,  oben  Flachbogenanfinli  mit  laBnendem  Pinien« 
apfel.   Zu  den  Seiten  waebaeu  aus  Blattern  Frauen-Überkörper. 

Hau  Thalffteln  bd  Jena,  Besitz  des  Legationsrathes  und  Bittmeisters  a.  D. 

Herrn  Wolf  von  Tümpling.  In  dem  Hause  Ix-findct  sich  eine  p^osse  Anzahl  kunst- 
geschichtlich werthvoller  Gegenstäiidc,  (hiruuter  besonders  Möbel  und  Geräthe.  Der 
Hauptsache  nach  Familienstücke  und  Gegeustaude  spanischer  Herkunft,  letztere  ge- 
sammelt 1876  bei  Gelegenheit  einer  diplomatifldien  Seadnng  nach  Madrid,  gehören 
sie  meiatena  dem  17.  nnd  18.  Jahrhundert  an.  Am  bemerkensmrtheaten  sbid: 
A)  Sammlungsgegenstände  deutschen  Ursprunges. 

Zunächst  interessirt  uns  eine  Reihe  v<)n  grösseren  und  kleineren  Werken,  sowie 
Resten  dei'selben  aus  dem  17.  Jahrhundert,  welche  einer  Familiengruft  der  Familie 


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224 


WxnanjnA,  HaoB  TbalstoiiL 


Jena.  224 


TOD  TOmpling  in  der  Bartholom&iukirche  zu  Altenbaxg  entstanunen  und  dnidi 

den  jetzigen  Besitzer  1877  hierher  übergeführt  wurden.  Darunter:  Grabplatte 
aus  gelbem  Marmor;  luschriftUifel  für  Johann  Friedrich  von  Tümpling,  geb.  und 
t  1657,  Sohn  Philipp  Heinrich's  von  Tümpling,  in  Cartouchen-Umrahmung,  von  vier 
Wanpen  (TOmpHiig,  Sack,  Gottfutli,  Breitaibradi)  umgeben.  —  2  Gedenktafeln 
ans  Hobt,  in  Faibeo,  17.  Jahrhundert,  derer  von  Osterhausen  und  von  Burkersrode. 
—  W  a  p  p  K  n  aus  Holz ,  d(>s  altenburgischen  Hofmarschalls  Philipp  Heinrich  von 
Tümpling  auf  Tümpling  (bei  (jamburg  a.      Kasekirchen  und  Heiligenkreuz  (f  16.  Juni 


GraelAx  hn  Hütt  Tkalitoia. 


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t 


225   Jena.  Wihiokhjkna,  Hans  Thalsteio.  236 


1669),  in  Farben,  von  Eogeln  gehalten.  —  2  Grncifixe  aus  Zinn,  von  den  Sar- 
kophagen desselben  wie  seiner  Mutter,  sehr  gut  modellirt  —  Inschrifttafel-Rest 
am  ann,  wvm  der  Onbiiktte  Phil^  Hdnridi^  vni  Tampling.  —  Sehmnek  «ob 
dem  Sarge  der  Mutter  des  Marschalls,  Katharina,  geb.  von  Got^rth  (f  zu  Tümpling 
7.  März  1669)  und  zwar :  2  (Ohrringe,  zierlichst  als  Schlänglein,  cmaillirt,  mit  farbifron 
Köpfen  und  eingesetzten  Diamanten  als  Augen  (Ä) ;  —  Uals-Kreuzchen,  ebenfalls  fein 
anailUrt,  mit  aafgel^^tem  Gmdfix  (die  Hfinde  des  Gekreuzigten  mar  so  groea 
«rbeitat)  und  daran  h&ngendem  Totenkopf  (A).  Diese  G^enst&nde  wurden  1876  in 
einem  Gra]>gewölho,  vor  der  Krypta  der  Hartholomäu.skirrhe  gefunden.  Endlich  Grnb- 
tafel  mit  gemaltem  Wappen  ffir  einen  1710  gestorbenen  Sohn  Georg  Wolf  I.  von 
Tümpling  auf  Sorna  bei  Neustadt  a.  0. 

Von  anderen  GegenatiBden  und  Kunstwerken: 

SchreibBchrank  von  Eichenholz,  18.  Jahrhundert,  welchen  der  Feldraarschall 
Schwerin  (ein  Ahne  des  Besitzers)  wülircml  dos  7  ifilirifTPu  Krieges  auf  dem  Packpferde 
mitgeführt,  eio&ch,  naohtrigUoh  mehr  vorziert  —  Ebenso  der  silbemo  Feldbecber  dos 
Feldmanohalls,  in  neoenr  Zelt  TOm  Tatar  dsa  BsritwrB,  dem  ehemaligen  oonunandirenden 
Q«B«ial  V««  Tümpling,  mit  «rtilnoder  ünuMhilft  Tsmeken.  —  Pistolen  des  Faldmaradial]a, 
mit  Elfenbein  belegt,  und  Pistolen  von  Seydlitz. 

Kommode,  vom  Ende  des  18.  Jahrhnnderte,  mit  «ingelegten  Holxem  in  geome- 
trischen Mustern. 

Knek anformen  ans  Hob,  16.  and  17.  Jalurlmndert,  damutar  iwrt  mit  den  Wappen 
r.  Tümpling  und  r.  Wunibk  fon  ld4S. 

8  Eronlouebter,  17.  Jalurhnndoii;  in  liokaantea  Formen  mit  Engdn  und  Do^^- 

adler,  in  Bronze. 

6  Schalen  (Taufschalen,  wohl  der  Nürnberger  Beckenschlägerzunft),  ebenfalls 
mit  bekannten  Zierrändem,  sowie  Ifittel-Dantelluiifen:  die  Kundachafter  mit  dar 
Weintranbe,  Verkündigung,  heiliger  Getng,  hefliger  Sebastian,  HirBch,  versogener 

Eierstabkranz. 

ScbQssel  aas  Zinn,  rou:  1710,  mit  Blomoa,  in  der  Mitte  das  Lamm  Qotlea. 

Sappenachil8»el  aus  Silber,  Koccooo. 

Ql&ser,  U.A.  xwei  Tampling'sche ,  ein  Dodcel|^  mit  eingeaehliffanam  Wappen, 
aue  dem  18.  Jahriiundert^  und  ein  GQia  ndt  Wippen  in  BmaiUai  Ton:  1718. 

Glasbilder  versdiiedener  Herkunft,   in  einem   gothischen  Stand-Rahmen 

zusammengesetzt:  Betende  Maria  (wohl  aus  einer  Geburt  Christi,  ftlr  das  l'ebrige 
eine  Teich-Landschaft  eingesetzt;,  Keuais&auce,  schöne,  satte  Farben ;  —  zwei  Stücke 
eines  Männerkopfes  und  eines  Pferdekopfes  (vielleicht  beide  von  einem  heUigen 
Gemg);  —  Wappen  der  Stüdte:  JOuiuif*  und  „Dülmen**  leoi ;  ~  andera  Wappen; 
— ^  Fianen-Fignren  der  Barmherzigkeit  und  Gesundheit  (?)  in  Sepia-Ton. 

Zeichnung,  Grossfolio  in  schwarzer  Kreide,  mit  Weiss  gehöht,  von  Matthäus 
Merian  d.  J.  1600,  Bildniss  (Kniestück)  des  altenbui^schen  Hof-Marschalls  Philipp 
Heinrich  vou  Tümpling  (in  Paria  1880  in  einer  Sammlung  Meiian*kcher  Handzeich- 
mmgen  geAniden). 

Oelgemälde,  EniestOck  des  Rudolph  Heinrich  von  TOmpling  auf  Casekirobon, 
t  10(!4  zu  Paris,  N^fTe  den  Vorigen.  —  T)er  um  das  Qemälde  gehende  (giQflaero)  Rahmen, 
im  Boccocostil,  stammt  aus  Sohloss  Waokerbartbsmhe  bei  Dresden. 

Bm- u«  Kinillnla.  TUili«iiM.  MmmmTt.  15 


WmonJBu,  Hmu  Tbalstein. 


Um.  226 


B)  apaniMhe  IxbritaB  der  Kantt  und  dM  KmniBmriMB: 

SogenanDter  Calatrava-Scbrank,  17.  Jahrhundert,  Schrdbeflknllr mit «iner 
auf  ausziehbaren  Hölzern  nihenden  Klappe.  Hinter  derselben,  sowie  im  unteren 
Theile  Bind  SchubkAsten.  Dieses,  auch  durch  seine  Holzarbeit  herrorragende  Möbel 
igt  betonden  amgeBeieliiNt  dnrdi  Mine  leidien,  in  QoUbniue  amgeflUirtea  (mit 
roHwm  Sammet  hinterlegten)  BeschlAge,  welche  die  BfhlBMfr  umgeben  und  die  Platte 
zieren.  Sie  sind  zum  Theil  in  eckigen  Umrahmungen  angeordnet,  was  dem  ganzen, 
einfach  gegUederten  Schrank  seine  massive  Wirkung  giebt,  und  mehrfach  mit,  an 
Schamiereo  befestigten,  bewegiichon  Metallklftppeln  in  origineller  Weise  yers^en. 
INaMiudiei,  ab  Zeichen  dee  einst  geistUdien  OalatnTarBitterordens,  ist  an  dnseben 
Stellen  angebracht  (Ä). 

Schrank,  auf  einem  Tisch-Untersatx  mit  hohen,  gedrehten  Füssen  stehend,  in 
reicher,  zierlicher  Spätreuaissauce,  mit  Schildpatt  belegt  und  Goldbronze-Beschl&gen. 
Das  HanptinotiT  bildet  ein  redits  vnd  links  von  gepaarten  Sinlen  eingefiuster  Jflttel- 
theil,  welcher  tone  Tbtlr  (mit  dem  Bronze-Relief  eines  Hercules)  einscbliesst  und 
Ton  einer  kleinen  Blend-Balustrade  überragt  ist,  während  Seiten-Abtheilungen  mit  j« 
vier  Schubkasten  Obereinander  angeordnet  sind,  bei  pilasterartiger  Ausbildung  der 
Ecken.  Ueber  dem  HOttelthefl  erhebt  sidi  ein  Anbati  mit  gewundenen  Sftolenpaaran; 
die  beiden  inneren  Stah»  überdeckt  ein  Bnndbogengiebel,  auf  welcbon  das  Brons»- 
Figürchen  einor  Minerva  steht.  Die  Voluten  im  Aufsatz  rechts  und  links  von  dem 
Mitteltheil  sind  später  statt  des  ursprünglichen  Abschlusses  hinzugefügt  und  minder 
fein,  als  das  Uebrige.  Sehr  geschmackvoll  sind  besonders  die  Beschläge  (auch  die 
bewifßidieD  Grift  an  den  Seitenflichen)  und  die  oberste  Abechlnssgalerie  an  den 
Seitenflächen.   Der  Schrank  ruht  auf  6  bronzenen  GreifenUuen  (^1). 

Schrank-Üntersatz  (sogenannter  Altar),  Renaissance,  tre£fliche  Holzarbeit 
Die  Platte  ruht  rechts  und  links  auf  Seitentheilen ,  welche  in  asbi  gefiüliger  W  eise 
ab  je  drei,  mitni  imd  oben  dureb  Balkaa  Tertnmdene,  gedredudte  Stabn  gegliedert 
■ind.  Die  mitUenn,  iMiimreB  dieser  Sinlen  haben  (als  LtngsverstiebiiBg)  mit  eb- 
ander  Verbindung  in  Form  einer  hübschen,  durchbrochenen  Arkaden-Galerie,  welche 
aus  Rundbogen  auf  vier  Säulchen  und  darunter  wie  darüber  durchlaufenden,  mit 
Kettenverzieruugen  geschnittenen  Langshülzem  gebildet  sind  (Ä). 

StollensehrAiik,  portogiesiBch,  auf  höh»,  gedrehten  Fnäaen,  SpatrenajiWMiWb 
mit  vielen,  mit  BromtetwiMthUgwi  verzierten  Sdmbkasten,  veihAltnissmässig  einüadi. 

Kasten,  Renaissance,  auf  vier  bronzenen  Greifenklauen,  mit  Schubkästen,  in 
Tülfftnhftin  nud  Schildpatt;  an  einer  mittleren  ülappthUr  das  in  Elfenbein  eingelegte 
Beiter-FigOfdHB  iet  heiligen  Georg,  «aU  am  iUerar  ZelL 

Beiehl&g«  von  Sdutnkn,  Goldfaroosa,  tkA  melurftdi  an  mämm  HBbch  vw- 
«endet  worden. 

Spiegel-  und  andere  Rahmen  in  grosser  Anzahl  und  Mannigfaltigkeit,  reich 
geschnitzt  und  vergoldet  Unter  den  grösseren  fallt  ein  reich  und  kraftig  geschnitzter, 
veehteekiger  Silegel  des  17.  Jabrinnderts  nif,  ndt  Blattnoiken  mad  BhmeD,  wddie 
an  den  Ecken  in  sehr  hübscher  Lösung  in  Blattwerk  spitz  auslaufen,  sowie  einem 
Engelskopf  in  jeder  Seitenmitte  (A).  —  Ein  rechteckiger  Rahmen  des  17.  Jahrhunderts 
(jetzt  um  eine  kleine  Copie  eines  Murillo 'sehen  Coucepciou-Bildes,  der  Madonna  auf 
der  Mondsichel  im  Hueom  del  Prado  m  Madrid,  von  Siguenza  [EMMHial])  ist  d(q;>pelt, 
indem  nm  einen  inneren  IHattknmi  ein  inasever  Mnft,  an  welchem  die  Ecken  in 


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227  Jena. 


WraeufJuiA,  Haus  Thalsteio. 


227 


Vohitn  heraoitretea,  die  Ifittan  dm  and  imten  aber  in  kräftigem  Laubwerk,  aa  den 

Seiten  in  FflUhömern  (Ä).  —  2  klein(>re  Spicf^el  des  17.  Jahrhunderts,  in  der.Haupt- 
forin  länglich,  nach  unten  schmaler  werdend  und  mit  Aushauchungen  oben  und  unten, 
mit  feinem  Blatt-  und  Leistenwerk  im  ßegeace-Ötü;  an  den  oberen  Ecken  Schwei- 
ftmgni,  welche  YÜgd  tngiii,  ii  der  Ifitte  eine  an^eriditete  BUltteriamie.  Ln  Spiegel- 
glas sind  eingeschliffen  die  Figuren  des  Apollo,  bezw.  der  Diana  unt«r  Vögeln  (A).  — 
2  der  Uauptform  nach  den  vorigen  ähnliche,  doch  ohne  die  Vögel  und  mit  stärker 
ans  den  Seitenmitten  nach  oben  und  unten  wachsendem  PÜanzensclunuck;  nicht  ganz 
10  MUtai  anqgrfHbrt,  wie  die  vorigen.  —  Viele  Ueinere  Balunen  dnd  als  Bilder^ 
nniekniangMi  benntst,  ao  einer  ndt  dem  alten,  einkSpfigen  Adler  um  ein  Bildniss  dee 
Kaisers  Wilhelm  und  einer  mit  dem  habsbnrgischen  Doppeladler  als  Spiegelrahmen  (Ä). 

Reliefköpfe,  17.  Jahrhundert,  eines  Papstes  (Ä)  und  eines  Bischofs,  meisterhaft 
in  Holz  geschnitzt.  Die  Profilköpfe  sind  von  frappant  charakteristischer  Auffassung 
vnd  Tirtooeer  AnilUiniiig. 

S  Wandlampen,  alt-maurisch,  mit  Hähnen  und  Rosetten  verziert  BitHize. 

Schüssel,  maurische  Mi^olica  (sehr  selten),  mit  dem  Abbild  des  Hahnes,  von 
roher  Zeichnung,  aber  prächtig  goldig  glänzenden  Farben,  Itruun  auf  gelbem  Grund. 

24  hohe  Stühle,  bezogen  mit  Cordovan-Leder,  Kindergestalteo,  in  BUui  and 
Gold  gepreaat 

Wmmaltge  Altardeeke  mitB3imen  in  bnnten  Faitai,  Qold  und  Silber  geeti^ 

in  der  Mitte  die  Anbetung  der  drei  Könige. 

2  Wandteppiche  (Gobelins),  sehr  gut  erhalten  in  den  Farben,  trefflich  in  der 
Zeichnung.  Die  kraftvolle  Auffaäsuug,  die  derbe  und  ungemein  schwungvolle  Dar- 
atdhiBg,  kflhne  Hahangen  der  Figoren  und  flatternde  Gewinder,  pnchtigos  Beiwerk 
(u.  A.  die  seit  RafaeVs  Wandteppichen  beliebten,  gewundenen  Sftulen,  hier  mit  P'rachtea 
geschmückt)  und  Reichthum  der  Phantasie  weisen  die  wirkungsvollen  Arl)eiten  der 
zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  und  einer  unter  dem  Einflusa  der  grossen 
aerülaniBGben  nnd  lilmieclien  Ifaler  jener  Zeit  stehenden  Werkstitte  so.  Aa  dramar 
tiükher  Gonnpodtiflo  ragt  die  eine  Darstellung  hervor,  weiche  wohl  die  Aller  Qm 
17,  Jahrhundert  auch  von  Herrera  dem  Vater,  wie  dem  Sohne)  gemalte  Himmelfahrt 
des  Westgothen-Ueihgen  und  Kitters  Hermengild  zum  Gegenstand  hat.  Der  Inhalt 
der  anderen  Darstellung,  eine  Frauengestalt,  vor  einem  Ritter  knieend,  ist  wohl  der 
Aenäde  entnomneiL  —  2  Wandteppiehe,  liemUdi  gnt  in  den  Farben  er- 
halten, ebenfalls  aus  dem  17.  Jahrhundert,  mit  Schilf-  und  Fruchtbortfln,  TeRatiien 
mehr  den  Einflu.ss  der  italienischen  Eklektiker  (Carracci's  Schule).  Die  anziehendere 
Darstellung  ist  die,  welche  iiisther  vor  Ahasver  knieend  zeigt  —  Ein  Wandteppich 
friniOeiBebflB  Ursprungs,  in  Medien  Farben,  ist  oben  an  der  Decke  befeetigt,  mit 
einer  Itaraetfe-Dantelhmg  in  der  Art  von  Watteau  nnd  dessen  Zeitgenoesen. 

Unter  den  Oelgem&lden  treten  am  meisten  zwei  kleinere,  schmale  (vielleicht 
einstige  Altarflügel)  aus  dem  17.  Jahrhundert  hervor,  mit  den  Figuren  der  iieiligen 
Johannes  und  Nikolaus,  von  charaktervoller  Zeichnung  und  saftigen  Farben. 

C)  Ausser  den  genannten  Gegenständen  sind  von  Werken  aus  anderen  Ländern 
hervonohebcn: 

BOmiaclie  Krilge  und  Lampen  ans  Thon,  bei  Bingen  geftmden. 
Sekrank  au  Ben,  mit  üäkn  Sehabftdnm,  baiock;  Aniimti  nea. 

Ii* 


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WxHioxHxnA,  Haufl  Tbalateiii.   Wstidokf.   Wihxbi.a.         Jena.  228 


Trnlia  au  Bora,  tob  1S64. 

SchrankffilluDg  (als lUhmen un eine Fhotognphfo dar HoIbeinladMnMa^^ 

verwendet),  schweizerisch,  barock. 

H  ä  n  g  e  s  0  h  r  ä  II  k  c  h  e  u ,  schweiiserisch. 

Stuhl  aus  Bern,  mit  Jahreszahl :  17 36^  zwei  Bären  und  Doppeladler.  —  Stuhl 
Tan  der  Grimsel,  mit:  teea  und  Voluten. 

Lowe,  ale  Wappenhalter  stehend,  17.  Jahriiandert,  ans  Lanaanae;  gut  Hüls. 
Tellerbrett,  frieaisdi,  ana  Hob,  achwan,  mit  nrthen  Roaen. 
Behrinkchen,  fitieiiaeh,  oAn,  mit  darehbroehenen  Seatoithaikn,  gritai  and  ro^ 


Watzdorf,  12  km  uordöstUch  von  Jena.  —  lieber  Siegel  siehe  Siabk  m  TäiirAff, 

f'er  eins- Zeihe  Ar.  II,  153.  154. 

Kirche,  mit  [abgekratzter]  Inschrifttafel  über  der  Nordthür  in  recht  feiner 
Umrahmung  vom  ausgeprägten  (in  der  Gegeud  seltenen)  Stil  Louis'  XIV.  um 
1680—1700:  Banken,  emUTienartige  Blatter,  hängende  Blumen,  Gittenrerk,  Mittel- 
mnadwl  ete.  (A.) 

Tanfflteiu:  —  Kanzol;  -  Vortragekrenz;  —  AU«  Boeooo».  —  BbaBM  di« 
leidlich  hObBchon  KeBelilflirf  an  der  Wf^ttbür,  von  Eisen. 

Glocken  im  Glockeuhaus  neben  der  Kirche^  1830  und  1881. 
Bei  Herrn  Wirth  ('lans: 

Glas,  Kocooco  mit  geäctüiffeuen  Blunen,  Baaken  und  InBchrift:  Ein  gnädigen  Gott, 
gefOBden  leib,  «in  Wiehes  Bette  and  UalMa  frelb^  galt  genung,  ein  gutt  glas  wein  was 
TaqEnllKtan  kan  anf  «idan  mül 


Wiimrta,  4  km  südlich  von  Jena;  erwähnt  1326,  Wintzem  (E.  ScmciD,  Lohdf 
bürg,  S.  120  Dir.  185),  sclieiut  früher  zur  Herrschaft  Lobdaburg  fs't'hürt  zu  haben, 
1516  hatte  der  Besitzer  der  Lobdaburgen,  Puster,  Eigenthum  in  Winzerla  (Winczerle). 
—  Ueber  Siegel  siebe  Stau  im  Tküring.  ytnfm-XtStKkr.  II,  153. 

Kirche,  Jalirhuiideri;  Wetterfahne  von  1771.  Die  Kirche  ist  einfach,  der 
rechteckige,  im  luueru  5,3  Meter  breite  und  5  Meter  lange  Chor  und  das  8,6  Meter 
breite  und  34  Meter  lange  Langhans  haben  flache  Holadecken  mit  dnigen  Liaien> 
Verzierungen  in  Stuck.    Der  Thurm  auf  dem  Chor  hat  ein  quadratiachea  Obei^ 

geschoss,  darüber  ein  achteckiges  und  Schweifkuppel. 
Taufgest«!!  um  1800,  achtfikig;  Holz. 

Taufsohale  mit  einigen  geschlagenen  Verzierungen  and  den  Namen  .dana  Maliena 
Btmttr  Marhm,  lawia  «ingekittieH^  aber  mit  zeitgeaaesisoher  Sohiiftaurt:  aaa*  1199.  (Die 
Staapel  Ten  1710)>  &na. 


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S89  Jtaft.  Worznu.  Zibokihaib.  229 

Welakftiiii«  In  SaUdfinm;  auf  im  Deekd:  I.F.C.1768. 
Eeleli  an  dem  18.  MubinidMt 

Glocken  1)  ICH  BIN  DVRCHS  FE  WER  GEFLOSSEN  HAT  MICH  HANS 
BVRGER  VON  WEYMAR  IN  WINZEKLAE  GEGOSSEN .  1638.  Dann  Namen, 
Medaillon,  darauf  die  Kundschafter  mit  der  Taube  (s.  Leutra),  und  Spruch:  DER 
HERR  BEHYTE  etc.  d8  cm  Durchmesser.  —  2)  1683  von  Joh.  Rose  in  Volkstad. 
Kamen  md  Baaluiifries.  —  8)  I.W.B. A.D. F. O.M.M. 8. H.H. G.G.  168». 
BMlmifriM. 


Zl6|0lllnin  (Cigenhain,  Czegeobain),  3  km  ottiadBBtlieh  TOD  JcDft.  Der  Sage 
nach  idl  Bomifacius  zu  Ziegenhaia  das  Christenthum  gepredigt  haben.  LAsst  sich 

dies  auch  nicht  geschichtlich  belegen,  so  dürfte  Ziegenhain  von  recht  alter  Gründung 
seio.  Dass  eine  Kirche  bereits  vor  968  vorhanden  und  der  Bischof  von  Merseburg 
TOT  aeiner  Ordination  die  Aufsicht  Über  dieselbe  führte,  beruht  auf  Vervrechselung. 
1804  soll  Zjageahain  zum  TheU  zeratArt  worden  eein.  Im  Anfang  dee  16.  Jahr- 
hunderts war  Albrecht  HL,  Burggraf  von  Kirchbeig,  der  Herr  über  Ziegenhain, 
welches  damals  nach  Jenapriessnitz  eingepfarrt  war.  —  Adb.  Beiek,  Geof^raph.  Jen. 
(166S).  —  Dr.  MimcaxB,  schrißt.  Mittkeil.  —  Kbohtsu),  Landetk.  JI,  299.  —  Sosood, 
MtM.SMitr  S,  U,  es  /.  8t  Ork,  a.  m,  lU,  —  WniMW,  JMr.  «.  Fkeki- 
Umtm  S,  S8,  —  Znin,  JUtHr.-^aptgr,  Ttuekmtuek  S,  184, 

nrehe.  Unter  Albrecht  UL  von  Kirchberg  wurde  um  1424  eine  Kirche 
„neu"  (?)  gebaut  {Ork.  n.  144  M  E.  Schjos,  Rü^kkerg'SekUuer).  Diese  ist  in  ihren 
iwwalllclMMi  Thtßm  noch  henta  eriialten.  Dns  ehemalige  Laagluma  M  Biiine. 
Der  Chor  wurde,  als  mit  Ebtritt  der  Reformation  die  Wallfahrten  aufhörten,  durch 
eine  Mauer  abgeeondert,  da  er  fttr  den  Gotteedienst  der  Ortseinivohner  gerftnmig 
genug  ist 

Naeb  der  iMmlicben  üntenmdrang  ei^ebt  aidi  ftdgenda  Entvidnlmg.  Der 

&I teste  Bautheil  ist  der  quadratische  dreigeschossige  Thann  ivestlich  vor  dem 
Langhaus  -  Südscbifif ,  in  seinem  Mauerwerk  noch  romanisch.  Im  15.  Jahr- 
hundert (Ablasa  1425)  sollte  nun  die  Kirche  bedeutend  erweitert  werdoi. 
Man  kam  aber  erst  in  spätgothischer  Zeit  g^en  Ende  des  1&  Jabr- 
bondarta  (AbUm  14B&  1466)  anm  Ban.  Ea  murde,  wie  gewObnIich,  mit  dem  Ober 
begonnen ,  und  der  Thurm  stehen  gelassen ,  wahrscheinlich  in  der  Absicht ,  beim 
weiteren  Fortgang  des  Langhaus-Baues  den  Thurm  niederzureissen  und  weiter  mit 
dem  Kirchenbau  nach  Westen  vorzugehen.  So  erklären  sich  nicht  nur  die  Kürze 
dea  {etzigen  Langhanaea  imd  die  swei  Scbülb,  iOBdeni  nameotiidi  aneb,  da»  der 
Thurm  nicht  winkelrecht  gegen  diesea  atebl  Naeb  Vollendung  dee  Chores  wurde 
der  weitere  Fortgang  des  Baues  gehemmt,  und  man  baute  mit  geringeren  Mitteln 
in  spätestgothiscber  Periode  (Formen  von  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts) 
das  jetzige,  dre^jochige  Langhaus,  welches  aus  einem  an  den  Chor  sich  anschlieesenden 
Hanptachiff  und  dem  an  den  Thurm  atoaaenden  Bfldaehiff  beatebt  Zuletst  blieb, 


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mm  I  I  I  i  j  I  I  I  I  I        I'  H  ■■,  t 

GrudriM  int  Kirek«  sm  SUfMliaia. 

wobl  in  Folge  der  Befonnation,  der  Bau  ganz  liegen,  denn  es  scheint,  als  wenn 
die  geplanten  Kreuzgewölbe  im  Langhaus  uud  dessen  Dach  nie  zur  Ausfühnmg  ge- 
kommen sind.  So  steht  es  jetzt  da,  ib  traohgem  Verfall  begriffen  uud  als  Baum 
Ton  Hob  etc.  beontst  Der  Chor  wurde  durch  eine  schlechte 
Nothwand  gegen  das  Langhaas  abgeschlossen,  erhielt  statt  der  GewOlbe  eine  Bretter- 
decke und  bildet  jetzt  allein  die  Kirche,  das  dreiseitig  endende  ««hliif^of-h  alg 
Altarraum,  die  fünf  Langjoche  als  Gememderanm. 

Im  Chor  sind  noch  die  Anftnger  der  kehlprofilirfen  Rippen  r<m  den  thenuligen 
Oewftlben  siefaAar,  unmittelbar  ans  der  Wand  henumradiseDd.  FOnf  spUgothiaehe 
Fenster  sind  erhalten,  grosse  Spitzbogenöffnungen,  jede  von  zwei  Spitsb<igen  unter- 
theilt,  mit  einem  Spitzbogen  im  Schluss  (die  Reductionsweise  des  hochgothischen 
Maasswerkes).  Die  Bogenrundongen  sind  jetzt  zugemauert,  so  dass  die  Fenster 
inwoidig  lediteciEig«  Bahiimi  Migaa. 

Im  Langhani  ndMn  dia  ifttriwgigai,  leditecUg  mit  AUwimg  prafilirten 

Scheidebögen  auf  zwei  kämpferlosfll,  achteckigen,  schlanken  Pfeilern  mit  einfachen 
Sockeln  uud  entsprechenden  Vorlagen  der  Ost-  und  Westwand.  Die  zwei  Fenster 
der  Südseite  sind  Spitzbögeo,  von  zwei  Spitzb^en  untertbeilt,  mit  einem  Spitzbogen 
im  ScUnss;  die  Kordwaod  ist  mm  ThaU  bis  mtar  die  Fenster  aantflrt  An  der 
Waatietta  iat  eine  mtt  atazlnr  AnabaUmg  mid  Bimdatiben  pidUirta  BpitabogairtliOr, 


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231  Jenft. 


ZnaoHinr. 


231 


SddoaUiuicht  (Ur  Kirch«  bu  r.iff^nh^in 


darüber  ein  Fenster,  wie  die  anderen,  doch  in  reicherer  Profilirung  mit  Kleeblattbögen 
in  den  Untertheilungen  erhalten.  Vom  Südschifl  führt  eine  SpitzbogenthQr  in  das 
Thnrm-ErdgeschoBS. 

Aussen  (A.)  stehen  an  Chor  und  Langhaus  Strebepfeiler;  die  des  Chores  zeigen 
die  ältere  Bauperiode.  Ihr  Sockel-  und  Kaffgesims  umläuft  die  ganze  Kirche. 
Ueber  einem  dritten,  nur  an  der  Vorderflftche  angebrachten  Gesims  sind  die  Pfeiler 
zurückgesetzt  und  enden  dann  in  schrägem  Anlauf  gegen  die  Kirchenmauer.  Die 
Strebepfeiler  des  Langhauses  laufen,  dem  niedrigeren  Dach  entsprechend,  dicht  über 
dem  dritten  Gesims  schräg  gegen  die  Mauer. 

An  der  Nordseite  zeigt  sich  aussen  am  östlichsten  Joch  des  Chores  eine  zu- 
gemauerte, kleine  Spitzbogenthür;  femer  an  diesem  und  dem  folgenden  Joch  die  auf 
einfachen  Eck-Consolen  ruhenden  Anfänger  von  Kreuzgewölben  eines  ehemaligen 
Anbaues,  darüber  (über  dem  Kaffgesims  des  zweiten  Joches)  eine  grössere  Rechteck- 
öffnung; im  dritten  Joch  eine  zugemauerte,  spätestgothische  Spitzbogenthür. 

Der  Thurm  hat  ein  Zwischengesims  nur  unter  dem  obersten  Geschoss.   Die  ge- 


888  TSmmmm.  Jmm.  299 


paart  rundbngigen,  beziehungsweise  rechteckigen  Oeffnungen  III  diMNin  GeBChoflB  smd 
nachmittelalterlich,  ebenso  das  Zeltdach  auf  demselben. 

Hm  m  TMHHg.  Feniiu-Ztitaetr.  FJ,  200  f.  —  hem,  «muttofograp/tie  I,  249. 
—  Dr.  UxmcMMM,  teär^,  Mütknl.,  wemadk  JA  AmAm  vbm  KrMmim  «or  4mr 
15.  Jakrkuitiert  faUek  ist.  (ßomanitcker  Profanbau  benutzt  7)  -  -  Schwab^  Dtrtbwrg  «.  S» 
lS2öi  S.  15,  IS,  mit  Feruteis  auf  Thüringer  ralerlandskuntie  1824,  f. 

Eirohstuhl  an  der  Nordseite,  18.  Jahrhundert;  etwas  geschnitzt  mit  ein&ch  durch- 
broehwcn  CHtteni  Beta«  nDtona  6«wdionM,  RaelitBUDgflii  aa  dra  PfiwteD  des  «iMrai 
Owohosses  und  Blattranken  an  dem  dmndibnMdienen  Brett  der  Krönung.  Holz. 

Trnlio,  18.  Jalir! Hindert;  «weithHlig  an  Tjangsoiten  und  Deckel  durch  ofwiis  pro- 
filirtesi  rechteckiges  Hahmenwerk.  In  den  Feldern  sind  Cartoaohen  durch  Bemal ung  gd- 
UlM  Hob;  di«  Bamahiag  Iii  Blau  und  e«Id 

Taafstaia,  ntttdaltoiUali,  Soekol  uid  Bede«  Mhteekig  [Sdnft  ftUi] 

Altar  tisch,  vou  Stein,  gothisch  mit  htttwdi  profilirtem  Deckgesinos  («in 
Bimstab  unter  der  Kehle  und  Platte.) 

Kanzel,  18.  Jahrhundert  (A).  Zwei  Palmbäume  mit  Spänen  als  Blättern  (und  an 
der  EBnteneite  nur  nrai  anf  PfaOtr)  umgeben  die  miesig  geschweifte  Kusel  und 
tragen  den  Baldachin,  welcher  auf  dem  Gebälk  mit  zwei  Urnen  und  zwei  ein 
Medaillon  (mit  dem  Christuskopf)  tragenden  Engeln  giischmückt  ist,  während  in 
der  Mitte  oben  eine  durchbrochene  und  mit  Weintrauben  in  Belief  gezierte  Pyramide 
sicli  ethelit,  davor  eine  kranifSmiige  Dorcbbrechung  für  eine  daihinter  aagebndito 
EDgelsfignr.  GekrOnt  ist  die  Pyramide  von  einer  Kugel  und  Strahlenlcranz.  Hols 
und  Stuck  mit  bunten  Farben.  —  Ein  dazu  gdlttrigss,  durchhrocheil  geschnitltes 
Verzierungsbrett  liegt  auf  der  südlichen  Empore. 

Altar  werk- Reste  eigener  Art.  Es  war  ein  grosser,  mehrflügeliger  Altar  aus 
getUseber  Zdt;  in  jedem  Flflgel  dnreh  die  im  Aehtedr  vortretenden  ThcihmgestreiliBii 
der  Rückwand  drei  Nischen  gebildet,  in  denen  Heiligenfiguren  standen  (die  LGcher 
der  Ht'iligciischeino  sind  erhalten),  ühenieckt  von  Baldachinen  mit  geschnitzten  Maass- 
werk-Durchbrechungen, Ton  denen  sich  einige  erhalten  haben.  Später  mtlssen  diese 
Heiligenfigaren  verloren  gegangen  sein  und  wurden  dann  auf  die  übrig  gebliebenen, 
veigoldetea  ffintergrttnde  im  17.  Jahibimdert  mmittelbar  Bilder  gemalt  Diese  Bilder 
sind  sehr  roh  ausgeführt  ,  aber  merkwürdig  und  bewusst  nach  mittelalterlichen  Vor- 
bildern (Holzschnitten V)  von  [.^iiter  Composition  Anf  der  Nordempore  stehen  die 
beiden  Flügel.  Auf  dem  einen  Moses  und  die  eherne  Schlange,  auf  dem  andern 
GnriBtaB,  mit  segnenden  BRiiden  anf  der  Weltkogel  Hwiniend,  nvisdien  Johannes  dem 
Täufer  und  Maria  und  zwei  blasenden  Engeln.  —  Der  Ifittelschrein  steht  hinter  der 
Kanzel.  In  der  Mitte  der  Gekreuzigte  zwischen  Johannes  und  Maria,  zu  den  Seiten 
Christus  mit  der  Kreuzesfahne,  beziehungsweise  Isaak's  Opfer.  —  Usss  in  Thitring, 
rtrtlm-Ztittekr.  MF,  39 /.  Uä  äk  BiUtr  ftbekUek  für  frükgotkitdi.  ~  Lon^  Samtt- 
fi)Nfr>  A  S4», 

Crucifix  im  Langhaus. 

[Grabstein  im  Laughaos-FuBsboden,  Bisohof  Boso  von  Merseburg  t  370 ?,  erwähnt 
bei  Schwabs,  Dornburg  a.  S.  18,  nach  Dr.  Hrxmhzb  Fhantasiegebild«  fioBWAra'B.] 
%  Altarlanebter  von  16S7. 

Tanf Bebele,  unTerzieit,  Kupfer,  60  om  im  Durchmesser. 

Weinkanne  in  Seidelform  mit  Inschrift:  (s.  Abbild.),  sehr  aerlicb  mit  Blatt- 


233  Jm.  &Mwar.  M 


WiiakMM  in  4m  Unk«  ra  Stfiahaiii. 


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234 


ZaemuaL 


JcBik  234 


werk  unten  und  oben  umsftumt  and  mit  Frauenfigar  am  Henkel;  ebenso  der  Deekel 

mit  dcu  drei  Köpfen  in  umrahmenden  Bändoni.  Silber,  an  den  Säumen  der  Kanne 
untiiD  und  oben,  am  Ausguss,  dem  Rand,  Knopf  und  Anfassglied  des  Deckels  vergoldet. 

Kelch.  MitU;  17.  Jahrhundert:  Fuss  rund,  mit  aufgelöthetem  ürucifix,  und 
Schaft  unter  dem  Knauf,  mit  Zickzack-Vorzienuig.  Dm  Uebrige  spAtgotliisch ,  um 
1600:  Knanf  mit  BanteDwfliMclieD,  «n  denen:  ümOOX;  swisclien  gstriebenn 
Epheublattem  auf  punktirtcm  Grund,  und  Sdiaft  dirflber,  mtt  dmeh  Bnnkai  Ter> 

bondenen  Rosetten.   Silber,  vergoldet 

Patene,  ipilgothiaeh,  mit  YiuiMs  an  Bed«n  mi  T«iii«rten  WeOieknai.  Silb«r, 
rvgoldei 

Eelehanfsatz;  auf  der  einen  Seite:  M.S.A.G.L. A.G  .  1720,  auf  der 
andern  ein  Eren»,  dam  einanaer  toBmend  die  Bndutntoi;  J.B.S.P. 6.  Der 
AdfaafeB  ist  in  abweiehendw  IVim  TieraAlg.  SOber,  vorgoldet 

(Siegel  eber  üilnnide  dee  Ift.  Jabrlmnderli;  eb  TäUtae  mit  Filuw  swliehen 

«wei  Wappen  und  in  einem  Kranz  von  16  Wappen;  ümschrilt  mit  dem  vollen  Titel 
der  Herzöge  von  Sachsen,  Jülich,  Cleve,  Berg  etc.  —  Siegel:  .  GESAMBTER 
IVNGEKER  LINKEN  .  REVSSEN  .  HEHREN  VON  RAVEN  .  HERREN  ZV 
GBEUZ  .  GRAMHIGBDmxr  .  GXStk  .  SGHLEITZ  .  YIXD  .  LOBENSIXIN  . 
CmfiSEffiBES  .  INSmOEL  .  ) 

Kirchenfahne.  Der  Best  einer  solchen  wird  beim  Cantor  des  Ortes  auf- 
bewahrt und  besteht  aus  einem  etwa  */,  m  langen,  '/i  ni  breiten  I>ein wandstreifen, 
auf  dem  sich  auf  beiden  Seiten  Reste  von  bunter  Oelmalerei  erkennen  lassen.  Auf  der 
lütte  der  Vorderseite  l&Bst  sich  das  Bild  des  GekreosigtMi  ziemlicih  denüidi  ericeiuien, 
TMbti  md  Inka  wm  Knoi  je  eine,  nor  nodi  in  idmadien  Umrlawn  eriGennban 
Heiligengestalt.  Auf  der  Rückseite  befand  sich  eine  Hdligcnfigur,  die  aber  nur  noch 
zum  Theil  nach  der  Mitte  zu  erhalten  ist,  der  rechte  Arm  trägt  das  ein  Buch  durch- 
bohrende Schwert,  das  Beizeichen  des  heiligen  Booifiacitts.  Von  einer  Zahl  1028,  die 
tfeiCidl  angegeben  wird  (m,  ß.  Taanm»,  LnitthmH  il,  300  v.  Oisuot,  TUriig, 
Fertiiu-ZeiUekr.  III  [/*5.9],  124.  -  Lon  «.  a.  0.  —  Schwabi,  Dombvrg  a.  S.,  S.  IS)^ 
findet  sich  keine  Spur.  Keinesfalls  würde  diese  Zahl  die  Entstehungszeit  der  Bilder 
angeben.  Dieselbe  ist  vielmehr  der  feinen  Gew&nderbehandlung  nach  die  zweite 
Hüfte  des  15.  Jahrhnnderts.  [Nach  Orüoff  a.  O.  h&tte  unter  den  BOd  dee  Bonifacius 
gaatnden:  Banete  Boniftd,  oia  pre  noUa.] 

Wandmalereien -Beite  findn  aidi  an  der  Nofdwaad  in  der  HBhe  der 

Emporen,  von  dieien  theilweise  terdeekt  Dia  etwa  8*/,  m  breite  und  ebenso  hohe 
Bild  ist  durch  einen  Inschriftstreifen  in  eine  obere  und  untere  Hälfte  zertheilt;  die 
Inschrift,  soweit  sie  noch  leserlich,  lautet:  ....  (r)egee  t^areie  et  ineple  monera 

^ffveom  UV          Demnach  itelk  dee  OemiMe  die  Anbetung  der  drei  Kflnige  dar. 

Den  Hintergrund  (im  oberen  Tlieil)  bildet  eine  gebirgige  Gegend,  aus  der  drei  bnig^ 
gdcrSntc  Berggipfel  emporragen.  Die  Schlösser  sind  ofifenbar  in  Erinnerung  an  die 
drei  Ebuisbergsbui^en  gemalt  und  scheinen  eine  etwas  phantastische  Reconstruction 
derselben  darzustellen.  Die  Gebäude  und  ThOrme  zeigen  spätmittelalterlichen  Stil, 
der  Gnmdrias  der  Thftrme  ist  viereckig,  bei  der  mittleren  Borg  hebt  ildi  der  «Dein 
mnde  Fndnthmm  charaktaiiiMi  herfor,  früher  atiad  in  sdnaner  lliMnhniaflhiift 


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235  Jena. 


23ö 


neben  jeder  Burg  ihr  Name,  nur  am  rechten  Rande  lässt  sich  das  Wort:  oitlb...* 
noch  erkennen,  die  zweite  Hälfte  desselben  ist  durch  die  spätere  Randbemalung  ver- 
deckt. Die  Namen  der  beiden  linken  Burgen  lassen  sich  nicht  mehr  lesen.  In  der 
Mitte  links  oberiudb  der  mitflawm  Bmig  sieht  man  eine  von  Engeln  umgebene,  strah- 
lende Sonne.  Die  untere  Abtheihmg  dee  Kldes  ist  kidsr  weiss  «bertOndit,  nor  die 
KOpfe  der  darin  dargestellten  Figuren  lassen  sich  noch  erkennen,  besonders  das  strahlen- 
gekrönte IIau])t  der  Maria.  —  Das  durch  Kiuder-Muth willen  arg  entstellte  Bild  ist  in 
spätgothischer  Manier  gemalt,  welche  ebenso  wie  die  Minuskelschrift  auf  das  Ende  des 
lA.  oder  den  Anfmg  des  16.  Johihnndsrts  als  EMstehnngsseit  schlieeeen  ttsst  Das 
Gfanze  scheint  von  späterer  Hand  grob  flbennalt  sn  sein,  auch  wurde  es  Bit  einem 
breiten,  plump  mit  runden  und  viereckigen  Schilden  verzierten  Rahmen  umzeichnet, 
durch  den  die  Randtheile  des  Gemäldes  verdeckt  wmlen.  So  ist  durch  ihn  die  am 
rediten  finde  des  mittler  on  ünsdniftstreiftns  heihidHfJie  Jahresiahl  rar  grOsteren 
Hälfte  anleeerlich  gemacht.  —  Avemann,  Ortloff^  E.  Schmid  haben  den  oberen  TheO 
des  Bildes  als  geschichtlichen  Beleg  für  die  Geschichte  der  Ilausbergsburgen  (siehe  diese 
S.  70)  verwendet.  Das  Gemälde  aber  entstand  zu  einer  Zeit,  wo  die  letzteren  schon 
sehr  verfallen,  ja  zum  Theü  schon  abgetragen  waren :  bereits  14Ö0  wurden  die  Steine 
dendben  zum  Ben  der  Camsdoilbr  Seaibrfleke  verwendet  Auch  snf  die  sweÜBUtsfte 
Beihenfolge  der  Burgen  lässt  sich  aus  dem  Bilde  nichts  schliessen,  da  Windbei^,  das 
doch  von  Ziegenhain  aus  gesehen  in  Wirklichkeit  die  am  Weitesten  linke  Bur^  war, 
auf  dem  Gemälde  laut  Inschrift  als  die  rechte  erscheint.  —  LiteratuTf  ».  s.  10. 
Glocken  von  1809. 


Zwätzen,  3 Vi  km  nordnordöstlich  von  Jena;  1252  Zwozen,  1256  Zwezen,  1291 
Suezen,  1302  Zwecen,  1352Zewetin.  Im  Anfange  des  13.  Jahrhunderts  erwarb  der  deut- 
sche Ritterorden  in  Thflringea  Beeitsnngen,  die  den  Oesammtnamen  „Bailei  Thttringen** 
führten  und  in  Comthureien  eingetheilt  wurden.  Bald  nach  1220  wurden  auch  B^itzungen 
in  Zwätzen  erworben  und  daselbst  eine  Comthurei  errichtet,  die  zugleich  der  Sitz  des 
obersten  Landcomtburs  der  Bailei  Thüringen  vrurde.  Die  Güter  der  Comthurei  be- 
standen aas  Ackerland,  Wald,  Wiesen  und  Weideland.  (1430  Weiderecess  mit  Jena. 

—  apt*.  MdL  ^  /M.  mrf  iamOt  i»  TUriag,  fMMMtalr.  1,  8»,)  Um 
die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  ging  der  Wohlstand  der  Gonänni  Zwätzen  zurück, 
ein  Theil  der  Güter  musste  verpfändet  imd  verkauft  werden  und  zwar  um  so  mehr, 
als  im  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  die  Bailei  Thüringen  sich  mehr  und  mehr  auf- 
löste. Bdd  fud  audi  (fieRefennation  bei  den  OideDsbrOdora  Eingang.  Der  Orden 
blieb  jedoch  im  Besitz  der  Comthurei  Zwätzen  bis  1809,  in  wdchem  Jahre  nadl 
dem  Tode  des  letzten  [.andcomthurs  der  Kurfürst  Friedrich  August  von  Sachsen 
Zwätzen  einzog  und  den  Universitäten  Leipzig  und  Wittenberg  zu  Besitz  überwies. 
1816  kMn  Zirittitt  an  Sachsen-Wetauur. 

Ana.  Bbb,  Gtograpk.  {166S),  S.  STB.  —  J.  Qtmm,  Jmm  wmi  Üf  Vmgtgmd,  S.  91, 

—  B.  Bnunr,  /irwMfl.  4,  lkSH»g,  81^  «•  IMMy.  Ftniu  Ztthekr.  FIU  {ßiJi), 
es.  —  JmoMi»,  lanMmit  U,  BOOfSOL  —  Kann,  am  UMtrtt  dv  M«. 


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236 


ZwiTZIM. 


Jena.  236 


UmiB  i  (nU^        ^  IMKB,  KmaUtfgrafUt  l,  t59,  ^  Bm^  fftr.  merm,  ST».  — 

J.  Voigt,  Die  DeuUeke  Onlens-Baliei  ThäringeH,  tn  Tküring.  FernM'ZaUaeir.  i,  01  ß.  — 

Zbnkkb,  Histor.-topogr.  Tatchenbuck  von  Jena  u.  s.  w.,  S.  153. 

Ucbor  Siegel  siebe  Stark  «Vi  Tküring.  f'ereint-Zalsekr.  II,  154, 

Kirche.  Dor  vom  Cliorschluss  bis  zur  Stellung  des  Westthurmes  ungleichartige 
Grundriss  zeigt,  dass  der  heutige  Ziistaud  des  Gotteshauses  das  Ergcbuiss  mehrfacher 
Bauten,  Aenderungen  und  Zerstörungen  ist.  Welcher  Art  die  Waodlongen  waren, 
die  das  Ootteshans  im  Lauf  der  Jahibimderte  eriebte,  Hast  sich  dagogen  mcht  melir 
feststellen,  so  dass  man  sich  beschränken  mnas,  die  einzelnen  Theile  nach  ihrer  Ent- 
stehungszeit namhaft  zu  machen.  Aus  romanischer  Zeit  stammen  abgesehen  von  dem 
starkwaadigen  Thurm-Erdgeschoss  mit  dem  FensterschUtz  an  der  SUdseite  unten, 


GnudriM  der  Kirch«  la  ZwIImh  1 :  S50. 


welcher  eigenartige  Abtreppung  der  Sobll>auk  im  Innern  zeigt,  noch  zwei  kleine, 
Muaen  sichtlMure  RimdbogeDfiBiwter  an  der  Nordseite  (das  mediche  in  naehmittd- 
alterlicher  Zeit  in  der  Um&ssuDg  ausgebessert)  mit  den  dazu  gehörigen  Mauer- 
theilen,  sodann  die  südliche  Eingangsthür  mit  ihrem  schachbrettverzierten  Gewände. 
Frtthgothisch,  aus  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts,  ist  ein  schlankes  Spitz- 
begenfBuater  in  der  Weatwaad  des  SMvorbaties  und  dn  mar  ansseo  siditbaiM  ta  der 
Laii^iift>SttdBeite,  sowie  die  beiden  ThQren  zwischen  Langhaus  und  Thnrm-Erd- 
geschoss.  Ferner  das  rippenlose  Kreuzgewölbe  im  Tliunn-F.rdgescho.ss ,  die  Strebe- 
pfeiler am  Chor  {A)  au  der  Ost-  und  Nordseite,  welche  vielleicht  früher,  wie  der  west- 
lichste zeigt,  an  der  ganzen  Langseite  sassen  und  verbältuissmässig  klein  und  elegant 
sind,  mit  Innimisnfcndem  Sockel-  und  E8%eeims  (letzteres  noter  den  Fenstern  dnrch 
einen  Absatz  tiefer  geführt)  und  Giebeln  im  Abschluss  ihrer  Dachschrägungen.  üeber 
dem  westlichsten  der  Nordseite  zeigt  ein  mit  Kehle  und  Platte  erhaltenes  Stück 
in  der  Wand  steckendes  Dacbgesims,  wie  viel  niedriger  damals  die  Kirche  war. 
Spätestgothisch,  wohl  ans  der  Zeit  dnes  bedentenderen  ümbaaes  von  1518  (Tafid 
an  der  Sfidsdte  des  Thnim-Erdgcschosses  oben:  Ttnno  bni  ip»  ptt  inc^pt^^  est 
torrü)  stammt  die  ErbOlinng  der  Kirchemnaneni,  dann  die  beiden  durch  Gesimie 


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237  Joa. 


ZwiTzn. 


387 


getreoBten  Thmno-Obaiesehoflse,  die  aa  der  Tbnm-Bfldseite  im  Erd-  und  eraten  Ober- 
geeilliOBS  befindlichen  Rechtecicfenster  mit 

gekreuzten  Stäben  und  Kehlen  in  den  Ge- 
wänden, die  grossen  Spitzbogenfenster  im 
nraiten  Thurm-ObergeeeboaB  an  der  Kord- 
and  StUtoeite,  im  Tnwn  mit  Steiiibiiikeii 

in  den  tiefen  Nischen ,  mit  beschädigtem 
Fiscbmausswerk  (Ä)  sodann  die  spitzbogigcn, 
wohl  ihres  Maasswerkes  beraubten,  am  Chor 
und  dar  KordseÜe  iwisduD  den  Stiebe- 
pfeilem.  Weiteres  ist  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert, wohl  1674  (laut  Inschrift  Aber  der 
rundbogigen  £ingangstbür  in  den  Südvor- 
ban),  80  die  fladien  HoladeckeD  im  Oior  und 
Langhaus,  die  h&sslichen  Rechteckfenster 
auf  der  Nordseite  des  Langhauses  über 
dem  Kundbogenfenster,  an  der  Südseite 
wesUieh  unten  und  oben,  an  dar  Weatasite 
de»  SfldTOilMuieB  oben,  im  Thum  im  eteten 
Obergeschoss  der  Nordseite  und  im  Erd- 
geschoBs  und  zweiten  Obergeschoss  der 
Westseite,  schliesslich  der  Schweifhelm  auf 
ihm.  —  Vom HerstcDungeban  ven  1866:  die 
Sfld-  und  Ostwand  des  Südvorbaues  und  das 
an  letztere  stossende  Stück  der  Chor-  bezw. 

Langhaus -Südwand.     1847  ist  die  Kirche      Sadlkhe  EingMgsÜiar  an  der  Kirche  tnZiriUeii. 

lant  Inachrift  an  der  Sfldirand  reatanrirt 

Lilmitiir,  $iek0  «Am  tmi  Hsn  /«  TkiHmf.  Fertüu-Zeittekr.  Ilt,  159  f. 

Kirchstuhl  der  Comthurei  im  Südvorbau,  Sp&trenaissauce  des  17.  Jahr- 
hunderte (Ä).  Im  Lmem  dnd  YerttEBlnngeD,  an  der  Bildwand  zwei,  an  der  Weatwand 
eine  Korbbogenblende  auf  toscaniadieD  Püastem,  denen  nochmals  schmalere,  korin- 
thische, stark  verjüngte  Pilaster  vorgestellt  sind.  Die  verkröpft  durchgebenden  Sockel- 
und  K&mpfergesimse  zeigen  maassvolle  Profilirung,  auf  den  toscanischen  Pilastem 
sitzen  nochmals  Pfosten  mit  Füllungen  von  Lorbeergehängen  ab  Wandtheibmgea 
BwifldMD  den  EertibogMi.  Die  achteckigen  Hauptfelder  der  BogenMendfln  Imben 
einfa(;he  FülhiBfn  mit  rechteckigen,  an  den  Ecken  dreimal  gestuften  Rahmen  und 
darin  das  gemalte  Wappenschild  j(;  i>iiu's  Comthnrs  (in  der  westlichen  das  des  letzten, 
Herrn  von  Berlepsch  t-1808).  Das  Archiiektunische  ist  von  iiolz,  weiss  mit  Gold. 
—  Nach  dem  Eirch-Innem  zu  zeigt  der  Gomthureistnhl  unten  Schiebegitter  mit 
durchbrochen  geschnitzten  Ranken,  dann  eine  in  einfachen  Linien  vert&felte  Brflatong, 
rechteckige  Emporenfenster,  deren  Pfeiler  mit  herabhängenden  Laubsträngen  verziert 
Bind,  und  über  dem  Ataechlussgesims  einen  etwas  reicheren,  oberen  Aufsatz  in  Form 
einen  KoihbogaM  mit  Akaathnianlten-FaDung.  Heb. 

Ta«fg«8tell,  17.  JabriraDdert,  dem  an  Löbstedt  ihnUoh,  nach  hflbaeher  {Ä). 
Auf  medrigem,  mit  einem  Loii)eerkrans  belegtem  Soekel  steht  eine  Knabenfignr  vead 


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238 


Zwinn. 


Jena.  238 


h&lt  Uber  dem  Haopt  das  Bednn.  Der  Deckel  ist  eben&Us  beadiCaiiBwertli,  eino 

Reihe  von  nach  der  Mitte  zu  etwas  aufsteigenden  Akanthusblättern ,  welclie  ein  In 
der  Mitte  liegendes  Deutschordenskreuz  gewissermaassen  festhalten.  Holz. 

Kanzelba tt,  Holzbau  des  18.  Jahrhunderts,  barock,  ungemein  reich,  hoch  und 
schwer  entwickelt,  rOmiBche  Studiea  des  Kfinstlers  besengend.  Das  Priudp  der  Vor- 
kragung ist  stark  betont,  durch  cbie  Combination  der  von  mittelalterlichen  Altar- 
aufsätzen überkommenen  seitlichen  Viertelkreis-Ausladungen,  welche  hier  blätterbesetzt 
zwei  grosse  Engelsiiguren  tragen,  mit  der  seit  der  Benaissance  üblichen,  auf  einem 
skanthus-TenüarteB  Gonsol  ftnfnitig  tot  einem  Wandanfben  vortretenden  Kanzel. 
Im  mittleren  Brflstungsfelde  ist  das  Deutsch-Ordenskreoz  im  Verein  luit  dem  säch- 
sischen Wappen.  Die  Oberwand  selbst  ist  nach  antik  römischem  Vorbilde  entwickelt, 
durch  vier  vorgestellte,  auf  laubstrang-verzierten  Sockeln  ruhende,  korinthische  Säulen 
benv.  Eclqiilaster  in  drei  Felder  getheilt,  von  denen  das  mittlere  den  Durchgang  zur 
Kaud  ab  ga^^kderten  Rundbogen  auf  Pflastern  zeigt,  wihrend  die  SettenfeUer 
Medaillonfüllung  haben.  Als  Seitcneinfassungen  des  Aufbaues  ziehen  sich  durch- 
brochen geschnitzte  llauken  herab  zu  den  (im  Bogen  niedriger  werdenden)  durch- 
brochenen Brüstungen  der  hier  Platz  findenden  Empore,  welche  rechts  und  links  zur 
Wand  gehen.  Die  erwihnten  vier  Stfttsen  tragen  ein  vMkrfipftes,  reidigegHedertes, 
wohlabgemessenes  QebftUc  Darauf  befindet  sich  eine  Engelsfigur  mit  Spruchband, 
dahinter  aber  die  grosse  Figur  des  Heilandes  mit  der  Weltkugel  in  der  Linken  und  der 
segnend  erhobenen  Hechten  in  einem  mächtigen  Strahlenkranz  und  ringsum  eine  nach 
den  Ecken  des  Gebilkes  vermittetaid  herabgehende,  mehr&di  gebogene  Volnten- 
Omrahmung  (im  Kleinen  ähnlich  dmn  Jnbünte  mancher  Jesuitenlcirchen).  Begegnen 
wir  hier  barock-römischen  Motiven,  so  erinnern  die  Engelsfiguren  in  ihren  Formen 
und  etwas  herben  Bewegungen  eigenthUmlich  an  die  italienische  Frührenaissance,  der 
linke  fast  an  Michel  Angelo's  Giovanino  im  Berliner  Museum.  Bei  allen  diesem  ist 
die  Kanzel  dn  individnelleB  Werk  eines  ganz  bedeutenden  Kflastiers.  Leider  daiah 
ganz  weisse  Ueberpinselung  neben  den  ebenso  wetaaen  Mauern  der  Kirche  in  aelner 
Erscheinung  beeinträchtigt,  ist  es  immer  noch  interessant  und  wirkungsvoll. 

Altarwerk  an  der  Cbur-SQdwand  oben  (Liditdruck),  spätgothisch,  dreiflügelig. 
(Anf  dem  GemiUe  der  heillgettBlisBbeCh  die  Zahl:  J^U  — 1517).  Im  Iffittdadiiein 
sind  die  dargestellten  Figuren:  Unks  oben  Maria  mit  dem  Kind,  rechfta  zwei  ver> 
ehrende  Engel ;  in  der  zweiten  Reihe  links  Moses,  Aaron  und  Johannes  der  Täufer,  rechts 
Johannes  der  Evangelist,  Petrus,  Paulus  [dessen  Schwert  verloren  gegangen]  und 
Jacobus  der  Aeltere  (?).  In  der  dritten  Reihe  links  Christophorus,  Bischof  ApoUi- 
naiia  xMbm  beiden  Lamantins;  dnm  Stephanna;  redhta  ffieronymna,  Papat 
Gregor,  und  zwischen  beiden  Bemhardus  (?),  dann  Ambrosius  und  Augustinus.  Zu 
Unterst  links:  Katharina  [linkes  Abzeichen  fehlt],  Barbara,  zwischen  beiden  (>ine 
Heihge,  dann  heilige  Clara;  rechts  Maria  Magdalena,  Salome  und  eine  unbesümm- 
hare  HeDige.  —  Im  linken  Flügel  ist  die  oben  Heilige  AvUiarinn,  die  nntere 
Kunigunde,  im  rechten  Valentinns  von  Terradna  (?),  unten  Mönch  Hugo  (?).  Dia 
Schnitzerei  zeigt  in  den  Halbfiguren  auf  Wolken  den  Anklang  an  Veit  Stoss's  Rosen- 
kranztafel  und  Aehnliches,  ist  aber  ganz  der  thüringisch-sächsischen  Schule  zugehörig, 
einea  der  boMewn  Weih»  in  Bezug  auf  individuelle  AnfEBssung,  Ansdnidc  und  sorg- 
fiUtige  Anafthnng  andi  der  Traditen.  ItaMxdig  ungeacMckt  sind  die  m  kmmn 
UnteritOrpor  der  ganm  FtgnraiL  —  H.  Harn  dt  TUMig*  Ftnäu-Ztimir.  iF, 


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339  Jeaa. 


2irin. 


S.  41  f.  —  Lok,  Rumitiopogr.  —  Die  Aussenseiten  der  Flügel  haben  Gemälde  {Ä). 
Links  reicht  Maria,  mit  aufgelösten,  dunkelblonden  Locken,  von  üppiger  Figur,  in 
blaugrünem  Kleid  und  grauweissem  Mantel,  dem  feisten  Kind  eine  Traube,  w&hrend 
«8  eiiMn  ApCe]  sehoD  hUt;  redits  EUaabeCh,  Krag  und  Bedier  in  den  HlndeD,  In 
iraiaaer  Haube,  rothem  Kleid  mit  schwarzbesetztem  Mieder  und  grünem  MuAd.  Die 
Figuren  sind  derb ,  aber  natürlich ,  die  Gewänder  fliessend ,  bei  Neigung  ni  Kniek- 
üalten.   (Nach  Prof.  Klop  fleisch  an  Cranach's  firühe  Mal  weise  erinnernd.) 

Kreuz  von  einem  Crucifix,  gothisch,  mit  aofgel^tem,  romanisirendem  (V)  Kreuz 
mit  Bra^tasen  an  im  Am-Endn.  Bobs  {Ä). 

Flgvr  Ohiiitt  v«r  «iami  QmoUb,  ftOhgofliiMli,  adur  Mhldlgt  Holl. 

Figur  Christi  als  Heiland,  sp&tgothisoh.  Holl. 

Grabsteine  im  Fussboden  am  Chor,  Wappen  und  Umschriften  {A). 

1)  (Von  Nordan  anfii^gaiid)  17.  Jahrhnadart,  laaduift  in  BanMk-Umialuniiqg,  t«w 
Mi 

2)  %nno       p»c\f  iwt  t>(f  e.  ntargreten  Abende  ifl  porfc^ieM  &er  wvr^rge 

3)  %nm  ^tt?  fotkf  i«re  ben  nec^fie  togF  mö)  petri  ot^  pmli  i|l  OMft^itÜ 
bc»  n>5rbtge  ^ert  conra^^  d9  tttoifobc  fad  0)  vr^.  f. 

4)  5)  ümschrifl  verlöscht 

Grabstein  an  der  Südwand,  1684;  Inschrift  für  Anna  Sophia  von  Freschow, 
geb.  von  Teutleben  (f  1683J  in  einem  Lorbeerkranz,  je  zwei  Wappen  oben,  links  und 
redita  von  der  Mittelta&l;  darflber  FladigidMl  mit  Krone.  Sehr  lein  aoageftUirt  in 
(Seebeiger?)  Sandeteln. 

Grabstein  im  Sfldvorbau,  neuclassisoh.  Postament  mit  Inschrift  ftlr  Erdmuthe  Henr. 
V.  Felgenbauer  f  1785,  darüber  ihr  Wappen.  Auf  dem  Postament  steht  eine  groH«  Un« 
mit  Sehlaiige  und  Blumengewinde. 

e^edenkUlaU  od  BuMhattaka  tu  mUIimi,  wm  ISOm  nit  MaM,  in  ffanm* 
Brdg«a«iMaat  17.  aad  18.  Jahrinatei  fn  fnrtkaaa  dla  Ar  1)  CfluiattaB  Angoat  Vnl]rina 

t  1693  mit  rotbon,  grünen  und  schwanen  Farben  und:  ff^ann  ihr  dock  mir  j  sott  ttkttt 
AgrtiMsle  Eltern  mein  j  wie  um  micA  rümb  kergehen  /  die  lieben  Engelein  j  wie  miek 
WMät  Jtam  kSetet  /  mt  seinem  Liekts-Mmnd  j  keim  ZäkrUim  ehr  9«i^ie$t$t  /  dtm  iek  bim 
gmu  g$tmis  -r  S)  Fiaa  SatanMI  1688;  Iiigel  oben;  Ilneliiweiga  nrft  Sahldd  mlan.  — 
8)  Ohne  deutlichen  Namen  mit  3  Kreosen,  Lorbeerkranz  und  Engelskopf,  schildförmig« 
Umgrenxnng.  4)  Schildförmiger  Umrisa  mit  unregelmässig  geschnittenem  Band ,  der  in 
Voluten  ausgeht;  in  den  Farben  schwarz,  roth  und  grün.  5)  Tafel  von  vergoldet; 
ein  Kana  mit  Akaaflmanakw  lloft  xinga  hemm,  oben  iat  eine  Baae  nrit  KUur  geaulk 
und  dem  belgeaehrielwaen  S^neh:  gnm  briekt  a»  Rose  »uf^        äek  dr  g0r  dhn/, 

dPMN  nabm  Gott  dies  ßöfsgen  an,  damit  er's  nickt  besehwteiam  kann. 

Tafel  von  1597,  bemalt  mit  dem  anhaltischen  Wappen  und  Inschrift  „Insignia  lllu- 
stnssimiaoLaudatiBsimi  Priuoipis  et  donüni  dn.  Bernhard!  Prineipis  Anhaltini  üonütis  Asoanift 
eto.  fid  eum  per  f  annoa  et  aeneee  adminiBtaaton  baUift  in  Ihaiingia  egieaei,  deleetoa 
eet  dneler  eqpitam  mille  ad  beUnm  eenfaa  Maliemetea  elai  Ao  MDZOTI  die  ZZmi  Horenh. 
 flompleds  aanis  XXY  dlebns  XXZ. 

BesehUg  an  der  SQdtiiar,  nmaniadi.  Eiaen.  (Abbild,  a.  S.  237.) 


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340 


ZwiTBHI. 


Gifter  im  Westfemter  des  SudvoitaiMS,  frflligotfaifleh.  Ebm. 


Ootteskasten.   Einbanin  im  Thurm -Erdge- 
scikoss,  mit  psenbeachlag. 

Kail  DO  mit  dem  Ordenskreuz.  Zion,  vei^ldet 
Kelch,  wohl  von  ItjSH  mit  klfinem ,  erhobenem 
Crucifix  am  Fiu»;  Silber,  vergoldet  Daza  gebfirig  eine 
Patene.  ebemfUIs  v«rgold4ftett  ffilb«r,  mit  Insobrift: 
„ififd  imfi»  WMum  uMUiim  eil  paeiüum  tuektrüiietm 
e/auslris  nefarie  fraelis  ae  sarris  maligne  Irmerafit  id  pio- 
rum  benignitale  restilutum  Anno  ClOIJCLXXXlII,  mense 
maio  capitaneo  Baliviatus  Tkuriagiaci  Joachimo  Fiperto  TrescAow,  pattore  animarum 
Mnum  KMeHm.  Auf  d«n  Bude  befladat  rieh  ^ae  Kimisblvm«  im  Krei«.  Stn  gehörig 
«ine  HofltienBellftolitel ,  einfach  ruud.  auf  dem  Deckd  die  Tnschlift:  BUw  Bage  Geriekt- 
sekäpße  und  Müiler  allhier  ämt  Gott  »u  Härm  äiem  in  4it  Kirche  MP«lr«f.  XmÜMtm  1883. 
Silber  rnit  Vorgoldnng;. 

Patene,  gothiscb,  in  concentrischeD  Kreisen  gravirt.  Im  äussersten:  7tX}it 
(ülUICtni  pittXnL  DOmDH;  dann  eine  Beihe  von  adiniilMnartig  lings^ 
um  geführten,  Z-Ilmlidifln,  gBometräidie&  Unieo;  zn  imient  «me  Bosette.  Silber, 

vergoldet.  (A). 

[Üiborium  und  Ranchfass,  von  Lot/.  a.a.O.  erwähnt,  nicht  mehr  TOrhaodeiLj 
Harnisch -Rest  im  Thumj-Erdgescho.ss,  IG.  Jahrhundert. 

Glocken.  1)  und  2)  188ü.  —  3)  ANNO  1608  1>A  UUä  MICH  MELCHlUli 
MOEBINOE  Z7  BREFTBUT. 

Ehemalige  Comthureigehäude  (siehe  oben),  jetzt  Staatseigentbum ,  far  die 
Zweck»  der  AdmlMnncbale  beontrt.  Die  AnsBen-Ardütdrtnr  ist  einfiuli,  von  der 
früheren  Innen- Architektur  ist  nichts  erhalten.  Von  der  ehemaligen  Austattang: 

Im  (mineralogischen)  Saiiitiildngszimmer : 

3  Gemälde,  18.  Jahrhundert,  Roccoco,  rechteckige  Tafeln,  darin  elliptisch  um- 
rahmte, mit  Laubkränzen  ums&umte  Medaillonbilder,  je  zwm  geflOgelte  Kindergestalten, 
mit  den  Abnidien  des  Ordens  spidend;  redbt  niedlidi  in  grOnen  Tflnen  auf  Gran 
gemalt  {A), 


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241  Jens. 


ZwÄTzn. 


241 


3  Kaieuder  (2  identischj,  grosse  Wandtafeln,  Stiche  von  Jaa  Friedrich  nach  Eichler 
1768  In  Tud«Iy  uid  Qtng  Henaaiiii  SMh  Klrab«,  im  0«iite  der  Zeit  nit  ▼ielem  Bei- 
werk von  allegorischen  Figuren,  geschiohUichen  DarBtellongen  und  Sttdtebildem.  Unter 
den  Geachichtsbilderti  sind  vier  bcsondirp  interessant,  welche  offenbar  nach  berühmten 
Bildern  der  Spätrenaissance  (die  in  einem  Kesideuzschloss  des  Deutechordens  befindlich?) 
die  für  den  Orden  bedeuteamen  Insignien-yeileihangen  dnrob  den  Eaiaer  Friedrich  IL,  den 
Pf^el,  den  KBnig  von  Frankreieh  und  den  EOnig  ron  Jenunlem  mit  etkUmadai  Yenen 
darstellen. 

Im  Rittersaal: 

4  Gemälde,  Copieeu  ganz  derselben  Bilder  (Entdeckung  des  Herrn  Dr.  Kleinstiok), 
in  halblebeusgrussen  Figorou,  grau  in  Grau  gem«lt,  in  elliptischer  Umnlunang.  (jf). 

4  OemftHe,  HlldwlM»  tob  Oamtlraren,  danuter  das  gans  gute  des  Herai  ma.  Beclepeeh 
1766  von  Qt.  Andr.  EUnum  ^efinaler  des  HwiogB  von  WUrttanbog-Oeli)  genalt 

Im  Besitz  des  ilerru  Zange: 

Ofenplatte,  too  1691,  mit  dem  Ueinilgmrigeii  Bolef  der  Tanfe  Ouisti,  dar 
neben  die  grössere  Figur  eines  sceptertragenden  Engels;  technisch  rob,  al»er  nadi 
guten  Vorbildenif  besonders  die  letztere  Figur.  Gusseiaeii.  {A). 

1  km  nOrdUch  von  Zwfttsen,  etwas  obeiiialb  der  Channee  nach  Dombnrg  richtbar: 
Hans,  Ruine  (Ä\  1569  gebaut  laut  Inschrift  nebst  Wappen  von  Bnttler  an  der  Thür 

und  einem  der  Rechteckfenster;  ein  eiufacher,  vicreckip:er  Paimi,  mir  im  Erdgeschoss 
erhalten,  mit  Steinbänken  in  den  tiefen  Fensternischen ;  oben  ein  modernes  Nothdacb. 
Auf  dieses  Dach 'wurden  vor  etwa  15  Jahren  durch  den  Baumeister  Spittel  zum 
Scherz  an  den  Ecken  zwei  Wasserspeier  von  einem  anderen  Gebäude  angebracht, 
sowie  eine  sehr  rohe  Figur  aus  dem  17.  Jahrhundert  (wohl  schwerlich  aus  der  ab- 
gebrochenen Vorhalle  der  Jenaer  CoUegienkirche,  wie  die  üeberlieferung  geht),  ein 
lütter  mit  Knebelbart  und  autikisirender  Rüstung,  der  einem  Löwen  den  Rachen 
anfteiflst  Eine  entsprechend  handwerUieh  rohe  FIgnr  des  heiligen  Georg  mit  dem 
Drachen  steht  unten  ansäen  auf  einer  an  der  Edce  aus  der  Mauer  vortretenden 
Steinplitte. 


n. 


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I 


Zusätze  und  BerichtiguDgeiL 


Pornbiui;  a.  S.  S.  28.  Die  mtsOioiDe  haben  uic^  1468,  wMMbni  1486  ihrai 
Bedte  von  Donilnug  aufg^eben  (Sobwabb,  Dornburg,  s.  6S).  Ein  wichtign  Jthr  dam 

Besitzwechsels  muss  nach  Entdeckung  von  Herrn  Professor  Dr.  Klupßeisch  1522 
wesen  Bein.  Im  östlit  hcn  Flügel  des  alteu  Schlosses  im  Erdgescho.s.s  ist  auf  der  dem 
H<rfe  zugekehrteu  liückäcitc  des,  jetzt  zum  l^orstamt  gehörigeu,  sogeuaauten  alten 
GewiduhaoMB,  auf  einem  Beste  ebiea  intereasanteD,  alten,  vendarten  Holzbaues  mit 
Sinle  nnd  Tragebalken  diese  Jahreezahl  (v*  pfu)  angebracht ;  ebenso :  1S22  an  meh- 
reren Flursteineu  der  Kammer-L&ndereien,  was  auf  damalige  Bauthätigkeit  und  neue 
Flurvermessung  schliessen  läSSt.   —  Professor  Dr.  Klopfueisch,  schriftliche  Mittheilung. 

In  Duruburg  (ä.  29)  wurde  1886  bei  Gelegenheit  von  Umbauten  im  alten  Schloss 
von  Hern  HannnMiatar  Kiuue  eine  Liachrift  geftmden.  Sie  Unft  xings  um  den 
Spitzbogen  einer  zugemauerten  Thflr,  welche  vom  Corridor  in  das  erste  Obergeschoss 
des  achteckigen  Thurmes  (jetzt  Vorrathsraum  des  Forstgeh ülfen)  in  dessen  Westseite 
fahrte,  und  zwar  ist  die  Schrift  auf  der  Ck)rridorseite.  Sie  lautet:  RVDOLF  .  H . 
(oder  Pe.)  NOfö  .  tEBd»  .  OSTRVXIT  .  HAO  .  OAFEIXAM.  Die  maagelhalle 
Ausfabrung  der  Inschrift,  in  der  z.  B.  die  AhkOrzangaieieben  bei  HAG  und  08TRVXIT 
(Abkürzung  für  CON)  nicht  ausgeführt  sind,  lassen  verschiedene  Lesarten  zu.  Herr 
Oberarchivar  Dr.  Burkhardt  liest:  RVDOLFVS  HVIVS  NOMINIS  TERCIVS  CON- 
STRVXIT  HANC  CAPELLAM  (welcher  Lesung  ich  mich  anschUesse),  Herr  Ober- 
bibUothekar  Dr.  Köhler  nicht:  HVIVB,  sondern:  PINCERNA,  Herr  Pmftnor 
Dr.  Klopfleisch  liest  ebenso  und  sieht  in  dem  Zeichen  über  TERdYS  eine  Ab- 
kürzung für:  SVL  (Herr  Oberarchivar  Dr.  Burkhardt  hat  übrigens  auf  eine,  nicht 
mehr  vorhandene  Inschrift  über  einer  Thür  an  der  Kapelle  im  Tautenburger  Schloss 
ab  anf  ein  genanes  Vcfbild  der  Dombnrger  Insebrift  auCmeriauun  gemacht.  Siehe 
S.  244.)  JedenMs  ist  hiermit  die  Zeit  eines  Baues  um  die  Mitte  des  13.  Jahr- 
hunderts festgesetzt,  in  welcher  Rudolph  III.  Schenk  von  Tautenburg  lebte.  (Der- 
selbe Rudolph  war  überhaupt  ein  baulustiger  üerr.  —  FAzsauoi,  äütoria  Pineer' 
mnm  «i».  XIXI,  Jhm,  S.  U  mi  Tvxpnn,  hwra«  Vt^trrida  Ar  AmA.  Ar  Stkatkm 
V.  r.  iJ»0,  S,  $  trwäkm»,  mU  LUm-Mat^tig^km ,  An  Am  «m  IbMpkiMmt  Uwm. 
Ktienberg  bei  Eisenach  durch  jenen  Rudolph  III.  um  das  Jahr  1255.) 

Die  Thür  mit  dem  stumpfen  Spitzbogen  entspricht  zwar  der  Zeit  Rudolph's  III. 
(FrOhgothik),  ist  aber  nur  als  DecorationsstUck  von  einem  älteren  Bau  hier  verwendet 


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243 


243 


worden.  Der  Thurm  selbst  gehört  iu  seinem  Mauerwerk  der  i- rübreuaissance  des 
16.  Jalifhimderts  «o,  der  bneii'AiMban  des  ersten  Obergeechosses  mit  sdnen  Flach- 
bogen  imd  dar  kuppelförmigen  Hcdzdecke  einer  noch  jfingeren  Zeit,  der  Corridor  ist 

weit  später  vorgebaut.  Die  vermauerte  Spitzbogenthtir  zeigt  sich  vom  Thurni-Geschoss 
aus  mit  eineui  wagerechteu  Sturz  bedeckt;  die  jetzige  Verbindung  vom  'riiuriu  geht 
in  dessen  Südostwand  durch  eine  Flachbogentbür  in  die  innercu  Gemächer  des 
Schlosses.  Doch  scheint  der  Saum  auch  nach  dem  Mittelalter  als  Schlosskapelle 
gedient  zu  haben,  wie  eine  an  der  Ostseite  befindliche  Nische  (wohl  für  Altar,  bezw. 
Kanzel)  und  zwei  kleine  tabemakelartige  Wandnischen  an  der  Südwestseite  und  der 
Nordseite  und  eine  noch  kleinere  an  der  Westseite  (neben  der  zugemauerten  ThOr) 
SQ  bezeugen  scheinen.  Die  Erhdlung  des  Bamnes  geschieht  nngenOgend  durch 
schmale  Schlitze,  muss  also  immer  unter  ZuhOlfenahme  einer  ktlnstliehen  Beleuchtung 
(Kronleuchter^  stattgefiindeii  haben.  —  Obnrarohirar  Dr.  Bohkhahdt,  Bauinspektor 
HouB,  Oberbibliothekar  Dr.  Kühleh,  Profeuor  Dr.  Klovilbisch  und  Uau«mar*chaU  Graf 
TOV  VsDU.,  ickriftiielu  MütAeilungen. 

Herrn  HansmanehaU  Onfen  von  Wedel  sind  fDlgende  Hittbeilungen  sa  tsi^ 

danken : 

S.  32.  Im  Speisesaal  des  mittleren  Schlosses  befindet  sich  ausser  dem  meissener 
auch  japauisches  Porzellan  und  delfter  Steingut. 

8.  34.  Die  Firbung  der  Studtdedcen  im  18.  Jahrhundert  sieht  Herr  Qraf 

Ton  Wedel  iu  Zweifel. 

S.  34.  Das  Balcoii-Gitter  ist  von  Seiner  Königlichen  Iluheit  dem  Grossherzog 
iu  Baveuua  bei  einem  Antiquar  gekauft,  welcher  behauptete,  es  stamme  von  einer 
casa  Oanossa. 

S.  86.  Die  Anlage  der  hUienien  T^pe  im  Stdunaim'schen  Bchlfleschen  unter 
Garl  August  geschab  nicht  Goethe's  wegen. 

S.  38.  Das  Oelgemälde  im  Treppenflur  soll  die  Grifin  Cosel,  Geliebte  Königs 
August  des  Starken  vorstellen. 

Hansbergbni^en.  S.  70. 

Herr  Architekt  Tiniler  theilt 
mit,  dass  im  Sommer  1887 
gelegentlich  eines  Wege- 
baues auf  der  Nordaeite 
unterhalb  der  Stelle,  wo 
ehemals  die  östlichste  Burg 
(nach  Hortleder  also  Kirch- 
berg) lag,  dn  bebanener 
Stein  gefunden  wurde,  wel- 
cher jetzt  im  Fuchsthurra- 
häuschen  aufbewahrt  wird. 
Er  ist  dar  Rest  eines  ehe- 
maligen  Fenster-  oder  Thflr- 
gewftndes  und  in  seiner  wenn 
auch  einfachen  Verzierung 
mit  Tim-Omainaaten,  «elehe 


844 


ZuUm  und  BeridttifongsiL 


944 


mit  Sicherheit  auf  die  zweite  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  weist,  doppelt  interessant; 
eiomal;  weil  verzierte  üliederuDgen  an  romauisohen  BurgbauteD  überhaupt  selten, 
in  der  jenaiidiM  Umgegend  aber  somt  ftst  gßt  Dicht  MunitraiBa  liad,  dam  aneh, 
weil  er  eine  Zeitbeetioimiing  flir  banlielM  Thiti^keit  an  dner  Hanabeig-Bttig  saUeat 

Jena.  S.  80.  Der  MaaiMtab  der  budikirche  ist  1 :  äua  S.  121.  Der  Maass- 
atab  der  kathoUacbeD  Kiitba  iat  1 :860. 

&  197.  GymaaaiQiD,  naoh  dem  Tode  Spittele  von  Begierongsrath  Bredit  in 

Badolstadt  vollendet;  Oberlandesgericht  von  Oberbaudirektor  Streichhan. 

S.  l-lo.  r n  i  V  eroi  1 11  tabi bl i  o  t  hek.  Die  Handschrift  des  Otto  von  Freising 
bietet  iu  ihren  Abbildungen  in  uiehrfucher  Hinsicht  so  bedeutendes  Interesse,  dass 
die  Wiedergabe  einer  derselben  als  Probe  angemessen  erscheint: 


TantMitar?.  8.  906.  [Die  nicht  mehr  voriiattdene  Inaehrift  Uber  einer  Thflr 

der  Kapelle  des  Schl-.sses:  ANNO  DNI  MCCXXXII  RVDOLFVS  SECVNDV8  HVIVS 
NOMINIS  OSTRVXIT  HANG  CMM-.F.LAM,  bennerkenswerth  als  Vorbild  der  über 
der  KapellenthOr  des  Domburger  Schlosses  gefundenen  Inschrift  (S.  242),  ist  erwähnt 
bei  twawtam,  hittwia  Pinermantm  eie.  S.  ff]. 

Thalsteln.  S.  227.  Bei  den  Spiegelrahmen  mua  es  heinen:  18.  (nicht  17.) 

Jahrhundert. 


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BÄÜ-  ÜSD  KÜUSI-DEfiKMlLEE 

THtEIieEIS. 


Iq  Anftnigo  der  RflgiemogBii 


Saohseii-WeiinaF-Eisenaoh,  Saduen-Meiningen  und  fflldburgluMiflen. 
Saefasen-Altenburg,  Saohsen-Cobiirsr  und  Gotha, 
Sohwanburg^RudoIsUdt, 
R0U88  iXt  linie  und  Reuas  jüng.  linie 


Prof.  Dr.  P.  lielifeldt. 


HBFTXm. 

6B0SSHBRZ0GTHUM 
SAGHSEN-WEIMAR-EIgENAGH. 

Amtsgeiiclitsbezirk  Allstedt 

Mit  5  Lichtdrackbildem  und  30  AbbildongeD  im  Texte. 


VERLAG  VON  GUSTAV  FISCHER. 


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Inhal  tsverzeiehniss. 


te  eirit  Mtli  VW  mr  toUhdfi.  —  IM*  UMmtv  M  vom  Bm  OyrnaMMMiwr  »r.  Lob»  ia  Mmogßt- 
htanm       Bm  MiBadMkar  Dtv  ]lA«tnr  to  J«w  bMKMIit.  Di*  BtHnym  bOte  db  IMMMnt 

H  «mw      AMi|«ldilibnlrltM  Jan. 


Geschichtlich«  Binledbog   t46 

Allstedt   MT 

Stadtkircb«   tM 

WIgp«rtikireha   SU 

BBfhhrai  .   .   ]   SM 

SaperintendMlar  IM 

WobnluHM   tS4 

AuttfiMA   Ui 

Mahle   SS6 

PiiTAibtsitB  Ml.  U6 

•tedtlMlMgnr     .........  MB 

Krfnistein«   .  295 

Kirchhof   166 

BdiloM   IM 

Bma   SB8 

lUptU«   M4 

■wilr/liiliMi   M4 

Fiifur,  Oefen   tM 

M6b«l,  CooaoUn  and  Bahmeo  .... 

0«rUht  ud  kWM  ArMtaa    ....  17t 

.   .   .   .  t7S 

  S74 

PriTaUtflritB   t75 

.  .  .  .  tM 

.  .   .  .  SVt 


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IV 


InhaltareneiohniM. 


IV 


Lasd^rafrodtt   ISA 

Kircbe   SSft 

SlKhkof   m 

[IbUwIlMh]  •.  bd  Albtoft   tT6 

IDttelhaaBen   ssa 

SirdM   S8« 

kmumt   nt 

B«rMtiKnDg   IM 

[MOUendorf]  ■.  M  OMhUb«   Mt 

MAnohpfiffel   tM 

Xircbe   IST 

  »87 

.....  M» 
  SM 

NMBtoC  Mm  M  WdftNtidl  .....  M« 

IfiedaaBbllDgiM   M9 

Kirch«   180 

Kirchhof   SSO 

Galtbau»   MO 

Wflluibiuw   Ml 

WMtnf  WolgwBu^w   Ml 

OUUcbfln   Ml 

  Mt 


(Oldisleben) 

Kunmtrgot   MC 

  MS 

  Mt 

  IM 

wnKipilliBtof   tM 

MWaBtof   SM 

ff      PitetHidfliC  >•>•«-«• 

Bwtef   Mt 

Sohtaftdoif  IM 

Slnte  tM 

«Mb«  tM 

[Wenigen-EiiuiDgeii]  t.  bd  tttodHiCbUHM  SM 

[WetttKbMitft]   brf  wdiKMit .  .  .  .  tM 

Winkel  .  . 

Kirche  . 
Kirehbof 

Wolfentodt 
Kr«b« .  . 

Kirchhof 
Wo 


uiyui^L,ü  Ly  GoOglc 


Der  Amtsgerichtsbezirk  Allstedt 


•  I  AmtsgeriehtabeBiflc  Albtodt  liegt  aligetrannt  tod  den  flln^^  Thdlen 

*ltis  Grossberzogtbums  Sachsen- Weimar  nOrdlich  vom  2.  weimarischen  Yer- 
waltungshezirk,  zu  dem  er  gehört,  am  Ostrande  des  die  „güldene  Aue" 
genannten  Uelmetbales;  an  der  SUdgrenze  fliesst  die  Unstrut  vorüber, 
jenseits  dieaes  Flusses,  msCsOdvesÜidi  vom  Besirk  AlIrtBdt,  li^  die  zu  diesem  ge- 
bSrige  ExdaTe  Oldisleben. 

Den  Mittelpunkt  in  der  geschichtlichen  Entwicklung  des  beutigen  Amtsgerichts- 
Iwzirkes  bildet  seit  dem  10.  Jahrhundert  Pfalz  Allstedt  mit  den  zu  ihr  gehörenden 
Gütern.  Der  Umfang  des  Bezirkes  hisst  sich  zuerst  1340  laut  einer  Gerichts- Urkunde 
bestimmen;  es  gebttrten  damsls  snm  Geriditsbesirk»  Allstedt  ^e  Orts  Einsdorf, 
Mittelbausen,  Wolfeistedt,  Einsingen,  Röblingen,  Winkel;  ob  noch  weitctre  Orte,  Iftast 
sich  nicht  sicher  sagen  In  einem  im  Geb.  Haupt-  und  Staatsarchiv  zu  Weimar 
aufbewahrten  Foiiobande  „Amts  AUst&dt  Wappen  und  Erbbuch"  vom  Jahre  1527 
sind  die  nodi  liente  svm  Amtsbeziifee  gehörigen  Orte  bereits  anfgeflihrt,  mit  Aus- 
nabme  von  Oldisleben  und  Landgrafroda.  Letzteres  ist  wahrscheinlich  nur  ans  Ver> 
sehen  weggelassen,  Oldisleben  gehörte  damals  noch  nicht  zu  Allstedt 

Die  Pfalzgrafäcbaft  wurde  im  Anschluss  an  den  bereits  vorher  befestigten  Haupt- 
ort wohl  in  der  l.  Hälfte  des  10.  Jahrhunderts  von  den  s&chaischen  Kaisern  gegründet 
mid  eiliielt  qriUer  den  Nsmen  die  „siehsisditi^.  Sie  blieb  andi  «eiteridn  ksiser- 
licher  Besitz,  bis  sie  1180  an  die  Landgrafen  von  Thüringen  kam,  1247  an  den 
Markgrafen  von  Meissen,  Heinrich  den  Erlauchten.  1280  sagte  Kaiser  Rudolf  l. 
seinem  ächwiegersohne,  dem  Herzog  Albrecht  H.  von  Sachsen-Wittenberg  aus  dem 
Hanse  Asksnien,  die  Pfidsgraftebsft  sn,  aber  andi  Maxkgai  Heinridi  wn  Brenden- 
bürg  wurde  mit  der  Verwesung  derselben  betraut.  1320  belehnte  Ludwig  der  Bayer, 
jedoch  ohne  Erfolg,  den  Grafen  Berubard  von  Anhalt  und  seine  beiden  Oheime 
Albrecht  und  Woldemar,  13ö7  der  Kaiser  Karl  lY.  den  Kurfürsten  Rudolf  11.  von 
Saehaen  ans  dem  Hanse  der  Askanier  mit  der  Pfalzgra^haft;  doch  führten  die  Land- 


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246 


BnunoMAi 


Allitodi  2 


gnüm  TOD  ThOringen  den  Titel  FfidsgfaÜBii  Yon  Saduen  ivdter.  Allstedt,  Bmg  und 
Stadt  nebet  den  dam  gehftrenden  Dttrfern,  aW  ohne  die  Pfalzgrafen-WUrde,  war  in 

jener  Zeit,  wie  es  scheint,  als  Pfand  im  Besitz  Gerhard's  v(in  Qnerfurt  und  Friedrich's 
von  Beielilingeii  l^l'L*,  Ilinz's  von  Wornisdorf  i;50-l,  Alhrecht  s  von  Hakel)orn  K^13  und 
des  Grai'eu  Burkhard  von  ^unbteld  1316.  Als  Friedrich  der  Streitbare  1423  (1425) 
mit  der  KurwQrde  von  Saduen  bddmt  wurde,  kam  Albtadt  unter  die  Oberidma-Herr^ 
adtaft  der  Wcttiner.  Als  Lehnsleute  derselben  besassen  Schloss  und  Ort  Allstedt  in 
den  folgenden  Jahrhunderten  die  Herren  von  Querfurt,  später  die  trafen  von  Stoll^erg- 
Schwarzburg  und  iNfansfeld,  und  zwar  im  Ganzen  mit  einer  gewissen  Selbstständigkeit 
Die  wittenberger  Kapitulation  von  1647  wies  Allstedt  dem  slbertinlsdien  Hause  su, 
der  naumburger  Vertrag  aber  1554  gab  es  an  die  Emestioer.  Nachdem  im  Jahre 
ir>75  der  Vormund  der  letzteren,  Kurfürst  August  von  Sachsen,  die  Schulden,  die 
die  mausfelder  Grafen  auf  iiir  Lehen  Allstedt  aufgenoniiuen  hatten,  an  die  Grafen 
von  Stolberg  bezahlt  hatte,  gehört  seither  die  Pfalzgrafschaft,  aus  welcher  das  Amt 
Allstedt  geworden  war,  unsDittdbar  sum  ernestiniadien  FOrstenbause.  Bei  den  mdir- 
fachen  Theilungen  wurde  sie  bald  dieser,  bald  jener  Linie  desselben  zugewiesen,  bis 
sie  endlich  1741  nach  dem  Erlöschen  der  eisenaclii;r  Linie  an  Sachsen-Weimar  kam. 

Oldisleben  wurde  gegen  Ende  des  16.  Jabrhuuderts  vom  ernestiuischeu  llause 
erworben.  Bei  der  Landestheilang  von  1640  stets  der  SenioFstdinie  dessdben  über- 
wiesen, gdiOrt  es  sdt  1821  sn  Sadisen-Weinisr,  sdt  1867  sum  Amtsgerichtsbeairk 
Allstedt. 

üiering,  Mannesfold.  Bergwerk  1734.  S.  41.  45.  51.  —  H.  fioettgei,  DiOoesan- o.  Gau-Urenxon 
IQ.  a  160  £  211-216.  220.  -  G.  Brflckner,  OenkwflrdigfcdtBB  mm  Fniimt  od  TUhl^^  Q»- 
■ehichte  a.  Statistik,  H.  1,  1852.  —  C.  A.  H.  Burich ardt,  Getdiichte  der  sSclis.  Kirchen-  und  Schol- 
Vfcitationon.  Leipzig  1879,  S.  141  145.  Bürkuor,  in  der  Weimar.  Zfitung  1887,  Sonntigsbeiltge 
III  Nr.  84.  -  D  a  8  8  c ,  Querfurtijwhe  Chronica,  S.  43J^,  441.  -  J.  E.  F  a  b  r  i ,  Geographie  I,  IV,  S.  67  GO. 
—  R  (Mir.  Franc ko,  Historie  d.  Grafsch.  Manstfeld,  Leipsig  1723.  S.  26-36.  —  liMChichtsblätter 
f.  Magdeburg  1888  (XXIIl),  8.  331.  —  Oeschlchtsquellen  d.  PIwy.  Stcbsen  XX.  S.  453  ff.  501.  Heiue. 
in  .Nruo  Mittheilungen  J.  Thurinfr.  u.  ü&chs.  Verein»  XIV  (Halle  1876),  S.  1(11  — liJ3.  —  v.  Heina« 
mann,  Cod.  diplom.  ADbaltiniu  1.  S.  &  12  f.  50.  54.  61.  74.  143.  406.  57&  731;  III,  S.  401.  847.  — 
H.  H«it,  Di«  Doeh  «riniteiwn  nHtelalteiliehen  Bnnrark«  Im  «eiinubelMO  Kreiw  dM  ChNMahersog^ 
Ihiuni  WdiB»-B»«pnach,  Zfitsclirift  d.  Vereins  f.  tliOring.  i Ji^rhidit.?,  Bd.  VI,  S.  147  IT  (Hoydon- 
reieb),  Vcnodl  einer  Uiütorie  d.  PCaltx-Giafea  zu  SachMo,  Erfurt  17401,  S.  165  £212  III  —  C.  Kroa- 
UM,  Indfldmad«  d.  OroHbenogtlnmii  8«dw«ii-Wainar>HMiuMsk,  Walawr  I87a  —  F.  Kvrie,  0*- 
Bchirhto  d.  sächsischen  Pfalzgrafschaft  bis  zu  ihrem  Uabllgango  in  ein  TerritorialfQrBtcnthum,  in  Neue 
Mitüioilungen  d.  ThOring.-S&ch«.- Vereins  XVU  (BsUe  1889),  &  276-837.  —  Leonhard i,  Erd- 
baadirdbang  d.  Büch».  Land«,  &  Anfi,  1790,  II,  a  780-789.  —  Benjnnin  Lenlari,  GatalogM 

regnm  et«  Tburinfjia«  ...  bei  Mencken,  t«ni.  III.  rer.  Gormanar.  p.  1809,  citalop.  II,  caj).  4.  - 

J.  0.  Leuckfeld,  Antiquität  Walkenricd  III,  S.  131  ö.  -  J.  G.  Leuckfeld,  Boschreibung  dreier 
Oito  ia  der  gfildeaen  Aue,  1725,  S.  217-314.  A  Nebe.  Geadiiehte  d.  SddoMea  n.  d.  Stadt  Alktodk 
ia  Zeiteehrift  d.  HuiTweins,  Bd.  XX.  S.  18-96;  die  neuMto  u.  best«.  —  Riedel,  Cod.  diplom. 
BrandenboTg  A.  XtU,  8.  312;  Bd.  I,  a  461;  U,  S.  59.  232.  -  Schmidt,  Gesetze  d.  Kürsteuthuius 
Weimar  VII.  S.  3.  -  Schultes,  Diroctoriuin  diploniaticum  oder  chronolog.  geordnete  Auszflge  VOB 
■imutUchen  fl.  d.  Geschichte  ObemdiMan  Torhandeneo  Orkuoden,  rdchend  hia  1828,  2  Bde.,  Alteaboif 
1881,  Bndotetadt  188&  —  JL  SehnmnBo.  LadcoB  von  Sachsen  I,  &  18  £;  XIV.  8.  32-84,  — 
('.  F.  L  Selm  mann,  Weimar-Eisonachische  Landeskunde  1836,  S.  22—25  u.  86.  —  Sebiobt,  in 
ZeiUchr.  d.  Uaraver.  1888  (XXI),  &  43-49.  —  6.  &  Sobr,  Ueber  die  Tf«^«t«»Hi'  nUigrafan,  mit 
Anawk.  a.  aiani  Aatuuig*  t.  Cbr.  R  Waiis«.  in  Weiate,  Menea  HoMtni  t  d.  aidit.  OiMsUelito, 

Bd.  UL  H.1  (1802),  8.  113  177;  H.  2  (1804).  S.  8o  fl'.  Span  gen  be  rg,  <lMdhrt.  n.roi.lk,  S  438. 
44L  —  Spaaganberg,  üächs.  Chronik.  -  E.  ütockmann,  Alstidtiacha  Uaiaa  Chronik  in  YerMn, 
BMbag  na,  BL  81  (ja  DSanlar^  Beitaiga,  &  66).  -  Wolfram,  ia  TkU^  Taniafr-ZaltMhr. 


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3  AllrtaAi  iBpMmnw.  Aaropt.  24? 

1887  (lT.F.n&«71.1%wuMiniaMr{BAlbt8db  -  Waritveia,  ThulBgbi  «t  BcbMdia.  a  IVT 

Das  Herafelder  Zehntverzeichnisfl  (um  SOO)  nach  Abschrift  d.  11.  oder  12.  Jahrh.  a.  bei  Literator  »on 
Bau»  0.  KuMtdeakm.  Tbdr^  Amtogerichtsb«!.  Gotha,  o.  in  Zeitachrifl  des  Hamereioa  XI,  S.  828  S.  — 
Dk  Balbtwimif  Mttrfkd  ma  1400  in  Z«itKhiift  d.  tatalor.  T«r.  fl  NladwMdmB  1801;  &  48-«.  — 
Ym^  «Mb  dh  Utai  Aiiitv«ieMriiMiik  Jmm,  &  St  ■■rg*taiMi  W«k» 


Allstedt,  Stadt  am  Robueflilsscheu,  gehört  zu  dcu  Ältesten  Stätten,  an  wolchen 
das  Christeutbuui  iu  NurdthüriogeD  festeu  Fuss  fasste,  wenn  auch  die  Urkunde  von 
777,  Didi  welch«r  Kail  der  Grosse  die  W^tbertusldrdie  dem  Kloster  HenÜBld  flber- 
«ries,  eine  FiladinDg  aus  der  2.  H&lfte  des  10.  Jahrhunderts  ist  (Boboer-Mahi- 

bacher,  R*g  imp.  I,  Nr.  207).  93Ö  wird  Allstedt,  Altsteti,  zuerst  mit  Sicherheit  erwähnt 
(MonuD.  tierm.  hiat  in  V.  Diplom,  reg.  et  imp«rat  I,  S.  74,  Mr.  41),  960  die  \N  igpertikirche 

(capella)  daselbst  («bendn  S.  847  £,  815),  979  mit  der  Kirche  in  AHstedi  aneh  da« 
Sehloea,  casteUnm  Alstediburch  (ebenda  n.  a  8X7  ff.,  Nr.  191*X  Ort  und  Burg  sind  auch 

im  hersfelder  Zehntverzcichnisse  mit  aiifgefilhrt.  Besitz  und  Schicksale  der  Stadt, 
welche  besonders  im  dreissigjÄ^brigen  Kriege  zu  leiden  hatte,  dagegen  unter  der 
Regierung  der  Herzogin  Anna  Anialia  und  des  Orosslierzogg  Karl  August  erblQbte, 
dnd  mgleidi  die  dea  AmtagwiehtahesirinB  mid  dect  nutgeüieilt 

Anieer  den  oben  genaonlca  W«rk«a  (an— ttinl  N«b«)  aind  iMh  Mgwri»  iMMiiiMi  ab«  ik 

Stidt  bändelnde  anzuführen: 

Codex  diplom.  äaz.  reg.  I,  I,  S.  135.  m  Sia  321.  324.  332  £;  1.  II.  S.  74.  30ä  -  L. D  ftum  1er, 
Beitrtg»  wm  CfaNOik  d«r  abMiwUro  nUiM  AUatedt  b  der  gSMeMO  An«^  Albtedt  188a  "  Dit- 

mari,  »'hronicon  ed  Wagnpr,  NOmb.  1807,  S  IIH  ICß.  190.  204.230  Geschichtgqnellen  d.  Provioi 
Sachsen  XX,  S.  394.  415.  454  f.  589.  674  —  Jenaiscbe  Literataixeitang  im,  bd.  1,  8p.  134.  — 
Kronfeld,  Landeak.  II,  a  177  180.  -  IL  Chr.  Laurentina,  Origineg  Doringieae,  S.  116  £  ~ 
A.  Leiachan,  Stille  Blicke  in  die  gflldene  Aoe,  in  Tbaringia,  Zeitachrifl  z.  Konde  des  Vaterlandea 
III,  1843,  Mr.  21,  8.  29-31.  —  Leuckfeld,  Historische  Nachricht  von  der  alten  KaiserL  Pfah  All- 
■tedt  1721,  in  Beschroibung  dreier  Orte  in  der  gOldenen  Aue,  S.  217  ff  -  Mouunienta  Genn.  bist 
Sa  II,  &  811,  XVI.  ä  154;  D^ploB.  io  iM,  &  74  9S.  95  £  105.  14a  146  £  278.  897  tj  U.  &  74-77. 
96  S  104  f  184-1S6.  181  f.  191  £  198-808.  817-818.  S88-S8a  -  Neb«  in  Zeftachiift  d.  Han- 
vereins  XX,  8.  95  u.  Anm.  2.  •  Nene  Mittheilungeu  d.  ThariDgiHch-S  iclin.-N  t'relns  XIV  (1878),  S.  139. 
141.  143.  161—163.  —  Mieolai,  Zar  Chronik  von  Allstedt^  im  AUatedtw  WoehenbL  1881,  Mr.  69 
Ua  71,  IL  in  Thftring.  T«rainn>2aitMlir.  N.  P.  Tü  (1881).  —  Oettarley,  Hiitor.-geo((rapL  Wailav- 
buch  8.  Allstedt  und  die  dort  angeftthrten  Werke.  —  Rain,  in  Archiv  f.  d.  efichs.  Geschieht«  I 
(1868),  a  420,  Ann.  44.  —  Sagittarina,  Antiquität« AtatadMuea  1687.  —  0.  Schmidt,  Crkunden- 
boob  d.  Hoebat  Halbanladt  f,  Nr.  811  44.  61.  181  18L  m  Aml  m  a  8tt  tj  H,  Nr.  1888.  - 
Schoettgon  et  Kreysig,  I^flMD.  II,  p.  790.  —  A.  Schamann,  Lexikon  v  Sachsen  1,  S  19— Sl| 
XIV,  a84-8a  -  U.  F.  L.  Sabanann,  Landeskunde.  S.  22.  -  Stark,  in  Thünog.  VaNb» 
ZeitMhr.  n  (186B),  a  188-U8.  aber  Siagel.  -  EL  Staeltniann,  AUatidtische  Reimebnoili; 
Stoiber^,'  1712,  verkOnt  bei  Däuinler  a  <>.,  S,  45  56.  Thüringen  u.  d.  Han  mit  Ihren 
Merkwürdigkeiten,  Volkssagen  u.  Legenden,  Bd.  1,  8.  186  ff.  —  Urkundenbuch  dea  bistor.  Vereins  für 
Ni^dersachsen  II,  a  7.  SOa  310  £  396-398;  HI,  a  291-298.  ~  A  t.  Wersche,  üeber  d.  nieder 
iiodiachra  Kolonien  im  nOrdL  Dentachland  II,  8.  879  £  —  Zeitaebiift  des  Hamereina  I,  &  51;  U  8, 
ä  186.  146.  150;  U.  4,  S.  198;  IU,  ä  687;  IV,  &  85.  65;  T.  a  la  608;  VI.  a  16.  8&  Sa  76  t  88, 

346. 602;  VII,  s.  32  88  1U8;  vm,  a  94;  IX,  a  6a  98;  h,  a  iia  iBa  i8i  8oa 888 1;  Hl.  as6a 

664;  XX.  a  15-95;  XXI,  ä  48. 

1* 


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248 


Allstedt,  Stadtkirche. 


Allstedt  4 


Stadtkirche  des  heiligen  Johannes.  [Eine  illtere  Anlage,  1400  in  der  Imlher- 
Stüdtcr  Matrikel  erwähnt,  wurde  17G2  niodergerisseu.J  1775  gebaut,  von  der  ( iriiiuh  iss- 

Forin:  r  Der  Chor  ist  (im  Innern)  11  m  lang,  S  m  breit,  das  l^ng- 

h.uis  2".  ni  lang,  17,7  ni  breite  der  Westthumi  4,7  m  lang,  4,1)  ra  breit.  Die  Kirche 
bietet  iu  ihrer  inneren,  wie  äusseren  Erscheinung  den  Charakter  des  luaassvoUea 
Roccooo.  Der  Chor  bat  aussen  PUaster-Verziening.  Dw  WottÜmm  wird  von  V«r> 
bantai  für  die  Tropen  tSogthaat  Hanp^ortale  an  der  Nord-  und  SOd-Seite  mU 
einfach  gegliederten  Pfosten,  flachbogig,  mit  einem  vorgelxtgeiien  Schltissstein;  dar- 
über ein  eigenartiger  Schweifgiebel,  iu  dessen  Mitte  eine  (leere)  Tafel  von  Muscbel- 
und  Blatt-Werk  umrahmt  wird,  nochmals  von  einem  Flachbogen  -  Gesims  bekrönt, 
«ihrend  sich  nach  den  Edcen  hin  Blnlidies  nattwerk  mit  Vduten  rieht  Die  Portale 
an  der  nOidlichen,  sOdlicben  und  westlichen  Seite  des  Thumea  sind  von  derselben 
Bildung,  nur  einfacher.  Ebenso  sind  die  sämmUicheu  Fenster  von  einfachster  (ilie<le- 
ruDg,  mit  vorgebogenem  ächlussstein;  diejenigen  im  Erdgeschoss  niedriger,  die  darüber 
befiadlidien  höher,  die  Fenster  des  llanaardengesehoBsae  snid  ^eieh  denen  des  Erd- 
geschosses und  haben  ansserdem  innen  geschweiften  Giebel.  Der  Thurm  bat  oben 
Ober  einem  Consolenfries  zwischen  zwei  Gesimsen  flache,  dreieckige  Giebel,  in  deren 
Feldern  sich  flache  Ochsen-Augen  befinden,  und  eine  zierliche,  achteckige  Schweif- 
kuppel mit  Tabernakel-Aufsatz.  Die  an  der  Westseite  des  Thurmes  befindlichen 
Fenster  sind  ehenftlls  Odumi-Aug»  mit  qlaogaiartigem  Scidossstein ;  anter  dem 
Dachsims  grössere,  an  den  Seitentheilon  kleinere,  flachbogig  geschlossene.  —  Burk- 
hatdt,  Kireh«ii-  a.  Sehol-Viiitkt,  S.  144,  Aom.  L  —  D&amler,  B«iträ|;e  i.  Cbromk  v.  Albtodt» 
8.  £  —  Nadulabt  vea  Lagaag  das  QmOMbm  war  Ifadie  fai  AlMidt  in  tMu/Sum  Wefaiuur 
176at.  —  Nebe  in  ZeiUcbr.  d.  Hamerems  XX.  S.  43  f.  71.  79.  -  Sehoettgcn  et  Kreysig, 
DipleBttar.  n,  p.  7M.  —  A.  Schamean,  Lexikoa  t.  SachMO  XIV,  S.  87.  —  Thflringen  n.  d.  Han, 
Bd.  I,  8.  ISa  —  Welfram  ia  Zeitsohrift  i,  Ymdm  t  tUrfif.  OeicUefate  1887  (N.  F.  T),  &  »1  ft 
—  Z«>itaehr{n  d.  hiator.  VereinB  t  medemehaen  186S,  8.  50. 

Emporen  in  drei  Reihen  über  einander,  vor  den  Vorbauten  der  Sacristei  und 
der  KirchcnstUble  in  einer  Brechung  zurückgebogen,  ehe  sie  die  gerade  Flucht  der 
flhrigen  Emporentheüe  erreichen,  wodurdi  «in  ganz  maleiiacher  Ahsehhus  des  Kirchea- 
Innem  entsteht,  mit  Pikstem  und  Veriollpfimgen,  ohen  mit  FladihOgen  und  einfiidi 
umrahmten  Füllungen. 

Orgelempore,  dreifach  in  Flachbögen  gebrochen,  ebenfalls  auf  Pilastern. 

Kanselban  hinter  dem  Altar,  grossartig  gedacht  Im  Erdgeschoss  eine  Wand 
mit  drd  Thfirai;  zwinclieii  dar  Ifitteltiiflr  und  den  beiden  seitliciMB  steigen  je  swei 
gepaarte  Sftulen  auf  einer  gemeinsamen  Platti;  hoch  auf,  mit  Comi)ositcapitellen, 
welche  oben  neben  der  Kanzel  zwei  Gebälkstücke  und  Hrüstungsstücke  tragen;  auf 
diese  folgen  zwei  gepaarte,  mit  anders  gestalteteu  Compositcapitellen  versehene  Säulen 
und  verkrOpftes  Gebllk  mit  Flrocfatstrlngen  hn  Fries,  Aber  diesem  ^  Rnndbogen- 
Giebel,  in  der  Mitte  unterbrochen  für  ein  zwischen  ihn  ragendes,  vom  geraden  Ge- 
bllk aufsteigendes  Crucifix,  das  oben  mit  Strahlen-Glorie  abschliesst,  darin  in  Wolken 
das  Dreieck  der  Dreieinigkeit,  lieber  den  Seitenthüreu,  die  mit  einem  Roccoco- 
Omament  gekvltat  sind,  befinden  M  Aber  einander  je  drd  Bundbogen-Oeffiiungeu, 
von  denen  die  zwei  tiefer  stehenden  von  gleichen  Dimenrionen  sind  und  sierUche 
Pahnetten  von  Terschiedener  Form  als  KrOnung  in  ihren  Oesfanaen  tragen;  neben 


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5  AllitedL 


Äusxan,  Stadtkiroha. 


240 


dioen  hingt  Laobwerk  seifliiA  alnvftrts.  Die  oberan  Oeflbuogoi  diid  in  i^dier 

Höhe  mit  den  daneben  stehenden  S&ulen  und  tragen  etwas  mehr  verschnörkelte 
Roccoco- Palmetten  als  die  vorigen.  Auf  ihrem  unteren  Gesims  stehen  zwei  Vasen. 
Hinter  den  gepaarten  Säulen  befinden  sich  Pilaster  mit  Bosetten-Verzierung  ihrer 
CmpUOa.  An  der  ein  wenig  zurOcktretenden  fTudUKilie  nüt^m  densellMD  tritt 
die  Kansd  anf  einw  Oonaole,  die  von  einer  grosaen,  nach  eben  atrebenden  Blflfhen- 
hülle  eingeschlossen  ist  und  Ober  einem  mehrfach  gegliederten  oder  gebrochenen 
FussResinis  vor,  iu  Gestalt  einer  aufwärts  strebenden,  doppelten  Blätterkrone,  deren 
Blattspitzen  nach  aussen  sich  herabbiegen.  Unter  dem  Lesepulte  gehen  Uber  einem 
BIfttterknuuEe  Lanbstringe  ana,  an  dem  oberen  Kanzelgesims  sich  bogenftnoig  hin- 
ziehend, in  der  Mitte  mit  hAogendea  Trauben,  an  den  Seiten  alt  Fraehtgewinde  ge- 
bildet. Der  Schalldeckel  ist  mit  einem  nach  oben  zeltfönnig  zusammengefassten,  nach 
unten  in  Yorbaugs-Ausschnitteu  und  Troddeln  herabfalleudeu  Behang  verziert  und 
oben  mit  einer  Yolntenkrone  geediloflsen,  ans  deren  IGtte  eine  ananasfthnliclie  Spitze 
bennswicbat.  Daa  Ganse  Ist  ein  atattUdias  Werlc,  Hob,  mit  Stnek,  geneittt. 

Eaniel-BestSb  iltu%  Unter  d«  JeUgsn  Emwl,  mit  den  OamlUen  OluMi  nnd  der 
BraagellsteMelehen,  sehr  basshMlgt  nnd  ven  giringar  AibstL 

Kanne,  mit  einem  neu  eiogravirten,  säehsiBohen  Wappen,  aber  der  Jahreezahl:  f6!f7 
und  luBchrift:  Johann  Wäkebn  Herzog  zu  Sachsen  Jülich  Cleve  und  Berg  Engem 
tt.  Wcatphdlen  Graf  zu  Sayn  u.  Wiiüjeiiskin  ;  gross,  Silber,  vorgoldot  gewesen. 

Kelch.  Auf  dem  Sechspass-Fuss:  Friedrich  von  Uder. Anna  v.  Uder  gebome 
von  SdtmAen  amo  J94i;  am  Rand  desselben  ^neiblittei^yendemng.  Am  Knauf 
Bantenirilxfel  mit:  I.H.E.S.V.S.  zwischen  Maasswerk-Veraerungen ;  der  Schaft 
unter  und  über  dem  Knauf  zeigt  ein  triuschirtes  Ornament.  Die  Klimpe  liegt  auf 
einer  sechsfach  gezackten,  kcUhurtig  utrigelutgencn  Platte. 

Kelch.  Unter  dem  Sechspass-Fuss :  Emptus  est  hic  calix  pro  templo  Ahtedtciisi 
aO  1641  Supermtendente  dn.  Johanne  ürsinus.  Der  Kelch  muss  wohl  aus  katholischem 
Besiti  gskanfl  sdn,  denn  die  anf  den  Flftdien  des  Fossea  in  Punkten  dngraTirten 

Bilder  zeigen  zwar  gothische  Anklinge,  aber  Barockstil  in  Gewändern,  Haltung 
und  Sinnbildern.  Es  sind:  Maria  gekrönt,  mit  dem  Kind  auf  der  Mondsichel; 
Veronika  mit  dem  Schweisstuch ;  Herz-Oniament,  darin :  IjijS,  darunter  Kohr,  Lanze 

und  Pfeil-Dreizack,  darüber  Weltkugel  mit  dem  Gotteslamm;  Laurentius  mit  dem 
Best;  GbiistDS  im  Leiden,  Hera-Ornament  mit:  Maria  (verwisciit  oder  oonigirt  in 
MarisX  wie  bei  dem  vorigen,  nur  ohne  Bohr  und  L&nze.  Knauf  sehr  gedrückt,  mit 

Rautenrosetten,  welche  wagerccht  mit  den  Ecken  in  einander  l;>nfpii,  wie  auch  oben 
bis  zur  Kuppe.  Diese,  sehr  weit,  hat  unter  dem  Rande  aneinandergereihte  Blatter- 
schnOre. 

Keleh.  üntar  dem  Seehipsss-FasB:  3L  «Tek.  Oatp.  Sehmiäi,  CMMorM  Jasen. 
PaaL  und  Superiat  m  Allstedt  tmd  Anna  JimKA  SekmiäHn  psborem  JHenerm  a$mo 

1731;  auf  ihm  ein  Krens  und:  Gott  zu  Ehren  und  den  Communicauien  #U  heilsamem 
Gebrauch.    Knauf  bimförmig  und  mehrfach  gegliedert.    Silber,  vergoldet. 

Hoatienbachse,  rund,  mit  einem  Schild,  darauf:  FrieUrid^  Förster,  F.  S.  Amta- 
vermiUer  m  JOskäi  mt.  UM  mehiftoh  gegUoderk,  mit  ein«  Fraeht  ab  Kaspf 
Silber,  reigoldfli 


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860 


AiiMSDT,  Slidttinli«. 


AUitedi  6 


GloekoD.  1)  D.T.O.T.M.  non  faVsto  qVae  taCta  fVI  qVaskataqVb 
FBRBO  soLennI  rfsonanr  sVM  reparata  die.  SVPERINTENDEXTE  M  .  ERNESTO 
STOCKMAÜNO  CONSVLUiVS  CASPARO  IVNGLINGO  N  P .  C .  WILHELMO  MVL- 
LEBO.  DHrdb  mHi^egtBdclm  &on  Um  <dk  mbnoei  gesprungen,  Ooek  M  m&in  Cm^ 
gta  Nicol  Itauschen  wohl  gelungen.  Zur  Pr^Ugi  ruf  ich  euch,  zur  Hockneit,  Tauf 
und  Grab.  Gott  wende  Sturm,  Schlag,  Brand  und  Alles  T^nglürk  ab.  am  28  Juni 
Anno  MD CLXXX III.  Oben  ein  doppelter  Arabcskeufrius,  der  ubere  mit  Pal- 
metlenkranz,  der  untere  mit  Eogelsköpfen  zwischen  Ranken ;  unten  am  Rande  wieder« 
bolt  ddi  der  FiliiNtteiiiHes.  —  8)  Der  Sage  nach  atw  der  Spelle  llaUerbedi  (siehe 
diese  weiter  mten;  —  DtamUr,  Brih.  i.  dmo.  ▼.  ilMidi  &  H       !)•  Umadirift: 

%biu  sm^  amm»  wftb  Elfs 


(Hilf  n«)(t,  Miiria  berath,  anno  doraini  niillesimo  tricesimo  XXXXV  gegossen  in 
der  Ci  vic  (Zeitz?)  evohen  oder  ovohrn  (Ephorie?).  Vorn  und  hintftn  je  ein  einge- 
gossenes Medaillon,  das  grössere  mit  dem  Gotteslamm  und  cntsprecbeuder  Um- 
schrift (j1),  das  Ueinere  mit  dem  dnkOpfigmi  Adler  der  Pfids;  fenier  vier  Thiere 
in  Relief,  von  denen  drei  drachen- 
Abnlicb  sind,  eines  adleriihnlich. 
—  3)  MDLXXVII.  HIMEL  VND 
ERDE  WERDEN  VERGEHEN 
ABER  MEIN  WORD  BLEIRET 
EWIG.  ECKIIART  KVCHER 
GO  MI.  Schöner  breiter  Ara- 
beekenfries. 


Rdiefr  an  der  X  Glocke  in  der  Stadtkircbe  cn  Allstedt 


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7  Allstedt. 


Atisnüt,  WigpcrUkirche. 


251 


Wigpertikirche,  vom  Volke  „Dum",  der  Thurm,  auch  Miliizcrthurm  (luiss- 
verstiUidBcli  Mtmterthunn)  genannt,  gehört  so  den  ittmteii  KirdMD  in  der  goideaen 
Aue.  Die  Urkunde,  nach  welcher  sie  von  Kari  dem  GnwseD  an  das  Kloster  Hersleld 

gesclu'Tikt  wurde,  hat  sich  als  eine  Falschunjr  aus  der  Zeit  der  Ottonen  erwiesen ; 
doch  gehörte  jene  KapellL'  wohl  im  8.  Jahrhuutlurt  zu  jenem  Kloster.  Sie  ist  viel- 
leicht sogar  eine  Gründung  desselben;  wenigstens  scheint  der  Name  „St.  Wigberts- 
kirdie**  darauf  m  deuten,  da  St  Wlgpert  der  llltere  Sehutspatron  von  Hersfeld  war. 
979  erwarb  Otto  II.  die  Kirche  durch  Tausdl  und  gab  sie  an  das  ottonische  Kloster 
Memlebon.  Als  dioses  nebst  seinen  Hesitzimpcn  lOl.n  durch  Heinrich  II.  dem  Kloster 
Hersfeld  überwiesen  wurde,  kam  auch  jene  ullstedter  Kirche  an  die  früheren  Besitzer 
mrflek  und  wurde  nun,  wihrend  sie  bis  dabin  wahrscheinlidi  aus  Hols  gebaut  war,  aus 
Stein  neu  aufgeführt.  Im  Jahre  1282  kam  sie  an  das  Kloster  Wilkenried  und  ver- 
blieb in  dessen  Besitz  bis  zur  Reforinatioii.  Thomas  Münzer  war  von  1.^2.3 — 24  an 
ihr  (nach  Wolfram  a.  a.  O.  an  der  Stadtkirche  St.  Johannis)  „versuchsweise"  als 
Gebtlieher  angestellt  Uier  wiegelte  er  zuerst  das  Volk  auf  und  soll  falscher  Sage 
nadi,  ab  ihm  das  Betreten  der  Kirehe  verboten  war,  aas  den  SeballlOdieni  des 
Domthurmes  heraus  gepredigt  haben.  Höchst  wahrscheinlich  wurde  die  Kirche  im 
folgenden  Jahre  von  den  Bauern  zerstört,  so  dass  sie  bei  der  Visitation  1.583 
als  wüst  bezeichnet  ward.  Der  Thurm  blich  stehen  und  wurde  als  ein  Walirzeicheu 
dner  ernsten  Zeit  seitens  der  Gemeinde  im  baulieben  Zustande  erhalten.  Man  ver« 
muthet  unter  den  gegeuwürtig  an  Stelle  der  alten  Kirche  erbauten  Häusern  eine 
Krypta.  In  rühmenswerth«  r  Weisf  haben  in  AÜstodI  1SS7  mehrere  Bürger  einen 
Verein  gebildet^  um  geeiguutu  Schritte  zur  Kestaurirung  des  alten  WigpcrtiUiurmcs 
zu  thun. 


Giundiiss  der  ehemaligen  Wigpertikirche  zu  Allstedt  i :  ^oa 


Die  Kirche  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  ist  zum  Theil  Ruine,  der  Chor  zu  einem 
Wohnhause  benutzt.  Dieser  tot  spMgothisdh,  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts, 
das  etwas  schmalere  Langhaus  und  der  breit -rechteckige  Thurm  aus  dem  Ueher- 
gangsstil  um  1200.  In  den  Chor  sind  moderne,  rechteckige  Fenster  ciiip  Indi  hen,  doch 
in  der  Mauer  die  Spitzbogen-Fenster  an  jeder  der  fünf  Seiten  erkennbar,  ebenso  der 
spitzbogige  Triumphbogen,  dessen  Pfeiler  verzierte  GapiteUe  haben  (A).  Das  Lang- 
haus ist  in  seinen  Mauern  erhalten;  an  der  Sttdseite  ein  Spitzbogen-Portal;  an  der 
Nordseite  nach  Westen  nt  ein  ilteres  Kleebogen-Portal  mit  sahnsduittartigen  Ver- 


252 


Allstedt.  8 


i 


Nordost-Ansicht  der  ebemaligen  Wigpertikirche  zu  Allstedt. 

zieruDgen  in  drei  Reihen  über  einander  in  der  Bogon-Umfassung  und  mit  dem  Relief 
des  Lammes  Gottes  im  Bogen.  Am  besten  erhalten  ist  der  in  drei  Geschossen  ohne 
Gesimse  aufgeführte  Thurm.  Im  Erdgcschoss  hat  er  an  der  Westseite  über  zwei 
vermauerten  Portalen  zu  den  Seiten  zwei  kleinere  und  darüber  in  der  Mitte  ein 
grösseres  Rundbogen-Fenster,  im  ersten  Obergeschoss  an  der  Ostseite  ein  kleineres. 
Im  zweiten  Obergeschoss  nördlich  und  südlich  je  eines,  an  den  beiden  Langsciteu  je 
drei  auf  Mittelsäulen  gepaarte,  jedes  Paar  von  einem  gemeinsamen  Blendbogen  um- 
zogen.  Die  Zwischens&ulen  sind  zum^Theil  verziert  und  zwar  mannigfaltig,  einige 


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9  Allstedt. 


253 


mit  cannclirten  Schäften,  einige  ] 
an  den  Capitellen  mit  Köpfen 
oder  Würfeln,  oder  mit  einer 
Vervielfachung  des  Würfel- 
capitell- Motivs.  —  An  der  Ost- 
seite sind  einige  Capitellc  von 
anderer  Stelle  vermauert,  mit 
Röllchenfries  am  Viertstab  und 
Rosetten  an  der  Platte  dar- 
über verziert ;  ebenso  ein  Men- 
schenkopf (A).  —  Das  Thurm- 
dach  ist  spätgothisch ,  ein 
Walmdach  mit  behelmten  Dach- 
erkem  in  den  Flächenmitten 
und  Dachreiter  auf  dem  First 

Burkhardt,  G«tch. d. Eircheu- 
n.  Schul-ViBitationeii,  S.  144.  —  L. 
D  ä  0  m  I  e  r ,  Beitrige  inr  Chronik 
von  AUitedt  1888.  8.  19  ffi  —  Her- 
zog,  Real-Encjklopidie  d.  protostant 
Theologie,  2.  Aufl.,  Bd.  X  (1882), 
S.  367  fL  ;  Allgemeine  deatache  Bio- 
gTaphi^  Bd.  XXni  (1886).  8.  42  ff. 

—  H.  H;e>»,  in  Thüxing.  Verein»* 
Zeitachr.  m  (1869).  ä  155,  nnd  VI 
{1865X  8.  ISa  -  J.  G.  Lenck- 
f  e  1  d ,  Antiquität  WalkenredeoBes 
(1706),  8.  181-136.  8.  164.  - 
Lenckfeld,  Beschreibung  dreier 
Orte  in  der  gflidenen  Aue,  S.  282  S. 

—  Lötz,  Kanittopographie  I,  S.  39. 

—  Monamenta  Germ,  histor.  in  4*. 
Diplom.  I.  8.  297  f.;  II,  S.  217  S. 

—  Nebe,  in  Zeitechrift  d.  Han- 

»ereina  XX,  8.  18-20.  82  f.  43-72.  95.  —  NördhJuier  Zeitung  1887,  Nr.  99.  —  SangerhJuner 
Zeitung  1887,  Nr.  28,  8.  2  u.  a  —  G.  Schmidt,  Urkundenbach  d.  Hochatifte  Halberttadt  I,  Nr.  44. 
132.  135.  172;  n.  Nr.  1395.  —  A.  Schumann,  Lexikon  von  Sachsen  XTV,  8.  3&  —  Spangen- 
berg. Siebs.  Chronica  1585,  8.  605      —  E.  Storkmann, 
Reimchronik  1712,  Bl.  11  ff.  20.  —  Thöringen  und  der  Hars  u.  s.  w., 
Bd.  I,  8.  188  t  —  Urkundenb.  d.  histor.  Voreins  f.  Niedersachson 
n.  S.  80a  310  f.  896— 39a  -  Wenk,  Hessische  Lande«gesch.  III, 
ürk.  Nr.  64  t  —  Wolfram,  in  Thflring.  Vereins-Zeitechr.  XIII 
(N.  F.  V,  1887).  a  271.  —  ZeitachrUt  d.  histor.  Vereins  t  Nieder- 
sachseo  1862,  S.  60. 

[Elisabethkapelle,  nicht  mehr  vorbanden, 
sollte  schon  1533  niedergelegt  werden;  Standort  un- 
bekannt. —  Barkhardt,  Kirchen-  n.  Schul -Visitationen, 
8.  143.  —  Nebe,  in  ZelUehrift  d.  Hanvereins  XX.  S.  69.  71.  — 
Wolfram,  in  Tharing.  Vereins-Zeitachr.  XIII  (N.  F.  V,  1887), 
S.  271.  Anm.  1.] 


Thurrofenster  der  ehemaligen  Wigpertikirche  zu  Allstedt. 


Capitell  im  Thurmfenster  [[I 
der  enemaligen  Wigpertikirche-  • 
zu  Allstedt. 


864  Aiuim  Bifthni,  Sap«rinteid«ftiir,  Wohriiaau,  Amts^        AUitedi  10 


RathhftiS.  Im  Erdgeschoss  spAlBodiiidie  Maaerreste  mit  einer:  ttber- 
dedEten  TbOr,  flb«r  der:  «o  bni  ntcccc^^.  Sie  fuhrt  in  einen  Rnm  mit  vier 

Kreuzgewölben  auf  einem  achtedugen,  mit  Kelchcapitcll  versehenen  Mittelpfeiler.  — 
Das  Uebrige  ist  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert,  ücber  der  Eingangs-Tlifir  vom 
Markt  her  ist  das  Allstedter  Wappen  (der  üalbirte  Keicbsadler  und  die  Kurschwerttir, 
darttber  ein  wilder  tfann  ab  Sddldliilter)  und:  1888,  Ueber  einer  sweiten  Eingangs» 

Thür:  15t8.  -  d  a  u  m  l  e  r  a.  a.  O,  &  UL  -  Hak«  fa  ZdlMibill  te  Haimniw  ZX  8.  - 

lUbingen  n.  d.  Han,  Bd.  I,  S.  189. 

Der  Sitzungssaal  hat  Holz- Ausstattung  von  1672  laut  Jahreszahl  im  Wappen  des 
Thür-Aufsatzes.  Diese  Thür  zeigt  zu  jeder  Seite  auf  gemeinsamen,  beschlagverzierten 
Sodnin  Hennenpfeiler  mit  ieniedien  OqiitelleD.  Des  Gebftlk  darOber,  im  Fries  mir 
über  den  Pfeilern  mit  Blattwerk,  im  Gesims  mit  einer  Zahnschnitt-Reihe  zwisclicn 
grösseren  Consolen  verziert,  trägt  einen  schmaleren  Aufsatz.  Dieser  hat,  rccht- 
eclüg  umrahmt,  in  der  Mitte  eine  Rundbogen-Blende  mit  dem  Stadtwappen^  zu  den 
Seiten  toeeanisdie  Hennenpfeiler  und  oben  dn  dem  unteren  ihnUebes  GeUlk.  Der 
Ueberstand  zu  den  Seiten  des  Aufsatzes  zeigt  eine  unschöne  Vermittelung  dnrcb  eine 
barocke,  mehrfach  ein-  und  aus-geschweifte  und  mit  Schnörkeln  rcliefirte  Platte  (.4). 
Die  Decke  des  Saales  hat  einen  kr&ftig  consolartig  profilirten  Hauptbalken,  darüber 
zwei  mit  Leisten,  Kehl-  und  Rand-Stab  profilirte  Querbalken,  darflber  quer  dagegen 
die  mit  Randstab,  Kehloi  und  Leisteben  Terderten,  parallelen  Deckenbalken  mit  den 
dazwischen  eingesteckten  Schaalbrettem.  —  Diomler  a.  i.  0.  8.  la 

Aktensohrank  im  Sitziing-Rsaal,  auch  um  lfi70,  oinfaoh  harook,  profllirf.  Fr 
ist  zweitheilig  durch  drei  auf  Sockeln  ruhende,  toscanische  Pilaster,  welche  das  wageroohte 
GebAlk  mit  Zabnscbnitt-GeflimB  tragen.  In  den  Fliehen  datwischen,  den  Pilaater-Sockeln 
«dm^niboA^  J«  nrai  Beditaek^Unuebmimgen.  Dailbw  «in  wagenehtee  CMna,  «debei, 
da  die  beiden  Eokpilaster  höhere  Sockel  haben,  als  der  mittlere,  deren  Basenprofile  fortsetzt 
und  am  Mittelpilastcr  sich  tot  läuft.  Jcdfi  obore  Fläche  ist  als  Blondthdr  ausgebildet,  ein 
Rundbogen  auf  i^astem,  zu  jeder  Seite  eine  auf  facettirtem  Sookel  ruhende,  oannelirte, 
toMMisdh«  HdbMtale,  walehe  ein  im  FMm  an  den  Beimi  mU  Triglyphen  gMobmflektea 
Gebälk  trägt;  darauf  ein  glatter  Aufsatz  von  oingebanchtem,  dann  flLer  einem  wagerechten 
Gesims  verkehrt  lUienfiinnif  geaelUoMenem  Unulaa.  Oben  auf  den  8ehiaDk>Eeken  atehende 
Pinienzapfen  {Ä). 

Oelgemälde  im  Sitzungssaal,  Stadtansicht  aus  der  Zeit  Henog  Friedrich  Wilhelms 
ven  SadMwn,  deaaea  Bttdnlaa  in  der  ebaran  Eeke  beigeftigt;  aebr  beaabUigl^  doeh  lutaramaal 
wegen  d«  altn  Sbuifkirahen-Ibunnfli  und  der  StadHtefeiHgnng. 

S  Wappen  auf  der  GäDerie,  sftfJiaindie,  gut  wbalten.  Sandstein. 

Superintendentur,  Ende  des  17.  Jahrhunderts  (nach  1680),  Holzbau  mit 
maanig&dien,  hflbsdien  Versierungen  am  Dacbgesims  (il).  —  Nicelai,  Zar  Chndk  tm 
Altatodli  in  AIMadtw  WodunUatt  1881,  Nr.  flSl 

Wohnhaus  ron  Herrn  Alb.  Goldschmidl,  18.  Jahrhundert,  Holzbau  mit  strickartigen 
TenierongeB  an  den  Ffillbalken  (J). 

JUn  Amtsgericht:  TbUrklopfer,  hUbaob,  als  Delpbia. 


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11  Allstedt.    AuirrKDT,  Muhle,  Privatbe^iU,  StadtbefestigiiDg,  Kreuzsteine,  Kirchhof.  255 


Ab  d«r  MDIllS  ein  Bogut  adt  llngarar  biakilft. 

Im  Besitz  dea  üerrn  Bürgermeisters  (iielMer: 

0«lg«mAlde,  den  Kampf  Lallieni  nit  d«B  Pqal  tdinUldltoli  danteUead.  Beide 
nwm  ib»  Kilfta  durah  «inai  die  WOm  TwbiiidMidtt  SliMc;  Lofhtr  anfrMhl  kideeiid, 

hinter  ihm  riiripfiis;  der  Papst  schon  rafh  vomwürts  fallriid,  obgleich  von  Cardinälen  ge- 
halten; im  Hiiitergriindf  Waldlandsohaft  mit  einigen  kircliliohen  Bauten.  Der  Inhalt  ist 
interessant,  aurb  die  Figuren  mit  BilduisezQgen,  die  Malerei  aber  schlecht 

Stadtbefestigung.  Mauerreste  an  verschiedenen  Stellen.  —  Dftumler 
a.  a.  0,  &  2&  56.  —  Nebe  in  Zeitschrift  d.  Hanveteins  XX,  S.  6&  66.  83.  88.  —  Stockmann, 
Belndinaik  1711^  Bl  191». 

5  KrSUZSteine,  unmittelbar  an  der  Strasse  nach  Niemstedt,  in  der  Nähe  des 
Eidebtr  ThAfte.  Sie  stendeii  frOhar  Us  1815  aa  ¥mm  im  Galgeabeigea,  orsprangliob 
9  aa  der  ZahL  Ten  dwk  miriw  aie  fon  den  gegeovIrtigeB  Badlnr  dea  FMdgraad- 

Ftllckep  an  ihren  jetzigen  Standort  gebracht.  Manche  Sage  knflpft  sich  an  sie  an.  Unter 
ilinon  befindet  sich  ein  versintnmoltcs  Kf^mit;,  eine?  mit  eingebogenen,  nertelkreisfönnigen 
Ausfüllungen  der  Winkel  zwischen  den  Armen  (A).  —  Vgl  D&amler  a.a.0,  S.21.  — 
Nebe  in  ZaMNhrill  des  Ban*wdM  ZI^  &  Wl  -  ThfliiB|Hi  n.  d.  Ban,  Bd.  1,  &  ISa 

Auf  dem  Kirchhof: 

E rb b egrib n  i  ss  des  Antmamfl  Job.  Voigt  tob  1714 ;  Uehier,  viereckiger  Brach» 

steinbau  mit  Quaderungcn  der  Ecken  und  eines  antüdsirenden  Gebälkes,  auf  dem 
ein  steinernes,  im  Umriss  kurniesformiges  \Valnid:ich  in  drr  Mitte  durch  die  FiKur 
eines  Fahnenträgers  bekrönt  ist.  In  der  Mitte  der  Vorderfront  ist  ein  Korbbogen- 
Eingaug  mit  Eiseogitter-Thttr  und  besonders  gut  geschmiedetem  Gitter  des  Bogen- 
ftldes  (Blittermrk  um  dnen  anf  Akantiinnnuiken  mhenden  Blumenkorb) ;  mit  Sddu»- 
stcin  im  Bogenscheitel  und  eingefasst  von  zwei  Pilastem,  die,  in  Kämpferhöhe  des 
Korbbogens  mit  einem  etwas  vortretondcn  Schaft(iuader  versehen,  sonst  glatt  auf- 
steigen und  auf  kleinen  Capitellen  das  wagerechtc  Ueberdeckuugs-Gesims  der  Thür 
tragen.  Dieses  sclilieBBt  sieb  mit  einem  niedrigen  Dach  immitteRwr  miter  das  Gebälk 
des  Baues  selbst  an ;  darüber  (also  nur  in  der  Fnmtmitte)  ein  Dreieck-Giebel  mit 
I)opppl\vai»pen  im  Giebelfeld.  —  Im  Innern  ein  kreuzgewölbter  Raum.  Darin  an  der 
üinterwand  ist  der  Grabstein,  nur  in  Resten  erhalten.  Giebel  mit  Dreifaltigkeits- 
Draieck  in  Wolkeii  und  Stnüdenkranz,  auf  der  einen  Seite  noch  ein  anbetender 
Engel,  Das  obsitte  Gesims  ist  flacbbogig  als  ein  an  den  Ecken  umgecolttes  Band 
gestaltet.  Die  Büste  des  Verstorbenen  stand  auf  einem  Consol;  darüber  die  ver- 
stümmelte Krönung  mit  einem  Spruchband :  Herr  ich  traue  auf  dich.  Auf  dem  Sockel 
unter  der  BUste  die  luschrifttafel.  Darunter  ein  von  Palmen  und  Akanthus  um- 
rahmtes Belief,  der  Verstorbene  in  einem  Smmer  an  onem  llsdie  stebend  und  eine 
von  einem  Diener  dargebotene  Schüssel  mit  Sinnbildern  der  weltlichen  Macht  und 
Pracht  zurückweisend;  (iarüber  ein  Spruch:  In  Gott  vergnügt.  Auf  den  unteren, 
sarkophagartig  vorspringenden  Ecken  seitlich  von  der  Büste  die  plumpen,  doch  gut 
gewaadeteii  Figuren  von  Gkabe  und  Hoffiiung.  Zu  den  Seiten  BInmenstrftnge,  nadi 
MMBSB  Akanthufr-Verziaruiig.  Dw  Gntatdn  irt  fan  Ken  von  grauem,  in  dem  plas- 
tischen  Schmuck  von  weissem  AUbMter;  das  j^tuchbaiid  im  Giebel  wgoMst»  mit 
scbwarzen  Figuren  C^i). 


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256 


AumoT,  Kirchhof,  Privatbesitz,  bchloes. 


Allstedt  12 


Grabstein.  Ritter  in  der  Tracht  um  169Q,  mit  OommaildMteb;  smiWappai 

in  den  oberen  Ecken.   Sehr  verlöscht  Sandstein. 

Grabstein  der  Frau  Maria  Heimannin,  aus  dem  17.  Jahrlmiidert,  mit  Toten- 

schadel,  mit  hübsch  halbdurchbrüchtincm  Ornament 

Grabstein  des  Diacon.  Heimann,  f  ^'^^  ^  der  Pest,  stehend  mit  Buch  in 
der  Unken,  mit  der  Rechten  ein  links  von  ihm  befindliebes  Schild  mit  der  Inachrift- 
Tafel  haltend,  Aber  dessen  oberen  Rand  die  Köpfe  der  sechs  so  der  Fest  gestorbenen 
SöiiDe  und  vier  Töchter  vorragen  (Ä). 

Grabstein  des  Diacon.  Rosen,  f  1681,  wegen  der  Tracht  interessant 
Orabetein  einer  von  voni  gesehenen  Frau,  welche  an  jeder  Hand  ein  von  der  Seite 
geseheMi  Klni  Ult  (J.). 

Orabstein,  18.  Jahifanndert.  Heber  einer  von  bUbeeheii  BageUidipte  «ingeAunten 

Weintraube  die  Inschrift- Tafel  in  einem  Kram  van  I^nben  und  Aepfeln,  dessen  aber  eia- 
ander  gehende,  obere  Enden  von  den  Händen  zweier  Engel  gehalten  werden.  (An  ihren 
Sohenkeln  auch  Inschrift.)  Mit  den  anderen  Händen  halten  sie  einen  oberen,  kleineren 
WelkflBknas  nm  eine  herfeniUnme  (A). 

Orabitein,  18.  Jahihnndert;  IsiehiUl-TiiM  reehtoeUg,  JedenNito  ehigefliert  rtm  einer 

im  Umriss  karmesf^nnigen  Verzierung  derben  Blattwerkes  mit  Maiskolben.  Aufsatz  von 
zwei  gut  gearbeiteten  Wappen  zwischen  £^-fiirmig  sich  laakenden  Blattwerk  und  unter 

einem  grösseren,  uiedlicbeu  Engelskopf 

Grabstein,  Bruchstttck  an  der  Ostmauer,  des  Biligermeisters  Jüngling  (geb.  1622), 
mit  einer  Dantdlong  der  Stidt  AUsMI  mtt  ihrer  Unnaaenng  (4). 

Grabstein,  beroek;  in  ObeUdmAm,  der  CMMder  Hetarieh,  t  1717,  beetr.  aif 

der  anderen  Soite  dee  Jeh.  Grossmann,  f  1722 ;  mit  verschiedenen  Wappen  und  Vorlmng- 
Bildnngen,  sehr  meeriren  Engelsfigaren,  aber  liQbeoher  fiadimoepe,  von  sorgsamer  Be- 
handlung. 

Grab  steine,  ans  den  18.  Jahrbnnderi^  ndttefanlarig,  ndt  den  flblidMu  Binnbilden; 

Frauen  als  Glaube  und  Ho&ung,  Lclionskrone;  Hand  auB  Wolken,  Wein  ausgiessend 
oder  Trauben  etrenead;  brennendes  Hen;  Arm  mit  Lamm;  (kiuifiz;  Toteakoj^;  Sandolir; 
trauernde  lüngel. 

Im  Besitz  des  Herrn  Dr.  Rauch: 

Chronik  von  1719,  von  Prof.  Leuokfcld  in  Helmstedt,  mit  Karten  Uber  Allstedt, 
WaUhaosen,  Tttleda  und  Genealogie  der  Beiohliuger  CtaeiBn. 

Sc  hl  088,  etwa  1  km  nördlich  über  der  Stadt,  hoch  und  beherrschend  auf 
einer  Bergzunge,  welche,  nach  Norden,  Westen  und  Süden  steil  abfallend,  auf  diesen 
drei  Seiteu  von  der  Rohne  umflossen  wird;  nach  Süden  zu  auch  noch  Uber  einem 
Tddi  {Ä).  Es  ist  die  Stätte  der  kaiserliehoi  Pfab,  nelehe,  zvost  979  ah  Alsteti- 
burch  neben  dem  Ort  erwähnt  (früher  noch  in  dem  hersfelder  Zehntregister?),  jeden- 
falls schon  in  der  1.  Hälfte  des  10.  Jahrhunderts  angelegt  oder  vorhanden  war,  da 
sie  zum  Schutz  der  damals  beetehenden  Stadt  diente.  Sie  wurde  zeitweilig  von  den 
sAehsischen,  salisdien  und  den  bohenstanfiadien  Kaisern  bewohnt,  das  letzte  Ual  1900 
Ten  EBnig  Plülipp.  Mit  der  Uebeigsbe  an  die  Lndgraftdinft  verminderte  sich  ihre 
Bedeutung,  nekbe  sich  beim  Anfeil  des  Besitzes  ao  das  kurfilrstUche  Hans  wieder 


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13  Allstedt. 


Allstedt,  Soblosa. 


257 


gahobeft  m  haben  seheint.  Denn  dunala  mtias  ein  grOeserer  Ban  begonnen  haben, 
der  IltflSte  der  nuch  vorhandenen  Bautheile.  Während  von  jenen  früheren  Bauten 
manches  Mauerwerk,  alier  nichts  von  architektonischem,  hezw.  künstlerischem  Werth 
erhalten  und  mit  verbaut  sein  mag,  stammt  sämmtliches  Erhaltene  aus  dem  15.  bis 
18.  Jakrinindert  Maneheriei  Bantbitigkeit  entiriAelte  aieli  mttor  der  eiaeMdier 
Fflrstenlinie,  unter  weldier  das  Sddoea  aeitweOig  Wittwensitz  war.  Dum  mtar  den 
weimariaclien  Henfigen,  Ernst  Angost,  besonders  der  Henogin  Anna  AnaUa,  Ckrl 


GnndriM  des  Sddoflws  su  Allsledt  iziaooi 


August  (welcher  sich  dort  wiederholt  mit  Goethe  avifliielt).  Der  jetzt  regierende 
Grossherzog,  welcher  sich  gewöhnlich  dort  im  Herbst  um  der  Jagd  willen  mit  seineu 
Gästen  einige  Tage  aufldtt^  bat  Ar  die  Erinltung  und  Viederhentettung,  bsapoders 
aber  Ar  die  AiMtattnng  des  innerii  nagenein  viel  getbaii. 


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ALLSTun;  SohloM. 


Allatedt  14 


Du  SehloBS  besteht  im  Otmen  $m  drei  granen  Bangnippen,  einer  eOdUdiMi, 

einer  kleineren,  nördlichen  mid  einer  nc^rdwcstlidiai  (Udttdraek).  Am  Ende  des  rechts 
herum  nach  alter  Weise  heraufgehenden  Burg^'eges  liegt  das  Vortltor,  ein  in  seiner 
jetzigen  Erscheinung  dem  17.  Jahrhundert  entstammendes  Duppelthor  (ruudbogige 
Doidifikrt  aml  iedilMi^ger  Eingang  daneben)  mit  einem  von  ScbiesgfeDetern  dnreh- 
bfodienen  Uaner-An&atz  und  redUs  eingefasst  von  einem  deckenden,  jetct  ernie» 
drigten,  gezinnten  Tluirm,  links  von  modernen  Gebäuden  statt  des  festen,  ehemaligen 
Schutzes.  Hinter  dem  Thor  führt  der  Weg  ein  kleines  Stück  weiter  rechts  herum 
gebogen  und  von  Mauern  eingefasst  über  die  einstige  Zug-,  jetzt  Stein-Brücke  zu  dem 
EingugB-Thor  nntar  d«m  Tlinnn  des  YOidenn  ScUosses  (4).  Mftehtige  WaDgilben 
vmzieben  die  ganse  Bautengnqipe  und  trennen  die  flatlidie  von  der  wesflidien. 

Der  südliche  Theil,  das  vordere  Schloss,  besteht  aus  einem  grossen  Sü<lflüge], 
iu  dessen  Mitte  sic  h  der  iiui(:iiti;^i!  'riiurin  über  dem  Vorder-Kingang  erhebt,  sowie  aus 
vier  kleineren  Flügeln,  welche  einen  fünfeckigen  Hof  umschliesseu ;  es  dient  jetzt  vor- 
sugsweise  als  prinslkdies  AbsteigeqBartier,  Wohnung  des  Gesttttsinspectors  und  sein«' 
Beamten,  bezw.  wirthachaftlichen  Zwecken  (Ä). 

Nach  hinten  schliesst  sich  ein  östlicher,  untergeordneter  Klfl^d  an.  Weiter 
nach  hinten  ist  der  nördliche  Bautheil,  aus  einem  kurzen  Osttiügel  (Försterei)  und 
einem  im  rechten  Winkel  sich  anschliessenden  NordÜügel  (alles  Brauhaus)  gebildet, 
jeCst  fttr  die  Zweclie  des  gnnshenEOglichen  Gestftts  bestimmt 

Der  nordwestliche  Banthefl,  das  hintere  Sddoes,  ist  durch  eine  alte  Brücke 
(ehemals  Zugbrücke,  jetzt  Steinbau),  welche  von  dem  hinteren  Hof  des  östlichen 
Baucomplexes  über  den  Graben  nach  dem  Ostfiiipel  dieses  letzteren  Schlosses  führt, 
zug&nglicb ;  es  besteht  aus  vier  Flügeln  um  einen  üof  und  ist  im  ilauptgescboss  das 
Absteigequartier  des  Grceshersogs  und  sdner  QSste  bd  Jagden,  durch  eine  modnne 
ifoizbrOcke  in  seinem  Sttdflflgel  mit  dem  vorderen  SchloBse  verbunden  {Ä). 

Bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Selilösser  ist  zu  bemerken,  dass  manche 
Üäume  mehr  wegen  ihrer  Ausstattung  hier  namhaft  zu  muclieu  sind,  als  wegen  ihrer 
liaulichen  Ausbildung.   Denn  diese  ist  verhältuissmässig  einfach. 

Wie  der  Grundriss  ergiebt,  ist  die  Anlage,  den  verschiedenen  Banieitea  und 
Bedürfoissen  entsprechend,  unregelmäasig,  so  dass  die  Angabe  der  einzelnen  BAume 

nach  der  Himmelsrichtung  nur  einen  annähernden  Anspruch  auf  Genauigkeit  machen 
kann.  Iilbenso  sind  die  Bautheile  verschieden  hoch  und  wie  bei  all  den  alten,  festen 
Schlössern  nach  aussen  zu  tiefer  herabgeheud,  also  höher  wirkend,  als  von  den  Höfen 
aus  gesehen;  man  kann  aber  meist  die  HOfe  als  die  Haupt-Standpunkte  betrachten 
und  demnach  das  ganze  Schloss  als  zweigesdiosaig  bezeichnen. 

Vorderes  Schloss.  Der  SüdflUgel  ist  der  Ilauptbau.  Nach  aussen 
(Süden)  in  seinem  östlichen,  grösseren  Stück  vorspringend,  ist  er  im  Erdgeseboss 
(vertheidigwigsmissig)  glatt,  im  eisten  und  zweiten  Obergeschoes  nach  Sflden  und 
Westen  mit  Rechteck-Fenstern  versehen,  von  denen  zwei  im  ersten  Obergeschoss  des 
zurücktretenden  Theiles  etwas  profilirt  sind  (A).  Mit  einfachen  Rechteck-Fenstern 
ist  auch  die  (nördliche)  Hofseite  gestaltet,  alles  ohne  Gesimse.  Die  Thor-Durchfahrt 
in  der  Mitte»  nach  aussen  zu  durch  eben  Spitzbogen,  nach  dem  Hofs  durch  dnmi 
Korbbogen  gefiflheti  mit  emem  Tonnengewölbe  flberdedct  —  Udler  dem  Tccder« 


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15  Allstedt. 


JUUTIDT,  SollloBB. 


259 


Tliurm  des  vorderen  Schlusses  zu  Allstedt. 


ilktedi  U 


Thun»  der  Thorfahrt  steigt  der  Thumi  auf,  in  seinem  Hauptbao  noch  mittelalterlich, 
aber  schmucklos,  wahrend  der  Aufsat/  mit  seinen  schflchfenien  Gesimsen,  seinen 
unter  Uöherführung  des  mittleren  zu  dreien  gruppiruin  Uuiidbügeu  au  jeder  Seite 
Belum  der  deutschen  FrfÜnenaiaBaiice  vm  1590  (den  damaligen  Bauten  an  Dom  und 
ReaJdena  in  Halle  a.  S.  gleichend)  entspricht,  nur  wenig  überragt  von  dem  zu  kleinen, 
in  der  Mitte  aufsteigenden,  sechseckigen,  mit  Schweifkuppel  versehenen  Dachreiter  Im 
ersten  Obergeschoss  des  Südflügels  befinden  sich  über  dem  hinteren  Theil  der  Durch- 
fahrt der  Speisesaal,  westlich  vom  Thuimban  zunächst  die  Zimmer  des 
Prinsen  Herrmann,  dann  die  des  Erbgrosshersoga,  vor  den  ersteren  der 
Empfangssaal. 

Die  vier  übrigen  Flügel,  welche  den  Hof  des  vorderen  Schloiises  umschliessen, 
sind  dürftige  Nutzbauten  mit  Ausnahme  des  Mittelbaues  vom  Westüügel  nach  dem 
HMia  zu,  sowie  der  beiden  Eck-Pavillons  des  nordOsdielien  und  nerdweaUidmi  Flügels, 
welche  eine  Strasse  nach  dem  Vurhof  des  Gestüts  zu  zwischen  sich  frei  lassen.  Diese 
Art  der  Anlage  (höh(T  geführte  Pavillons),  sowie  die  etwas  gegliederten,  korbbogigeii, 
mit  flach  vortretenden  Scblusssteinen  versehenen  Fenster  und  Thüreu  deuten  auf 
Entstehungszeit,  bezw.  Ausbau  gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts. 

Hinteres  SchloSS.  Der  OstflOgel  ist  selbst  ein  etwas  unregelmässiKer 
Bau,  in  der  Ilauptsui  lie  aus  drei  Theilen  bestehend.  Der  grössere,  sehr  starkwaudige, 
südliche  Theil,  welcher  die  (von  dem  Vorhof  und  der  Brücke  über  den  Graben  her- 
kommende) DnrehfBhrt  enthält,  und  der  an  der  NordostpEdte  dieses  Schlosses  liegende, 
ebenso  feste,  thumiartige,  quadratische  Bau,  welche  in  den  Mauern  aus  dem  14.  und 
15.  Jahrhundert  stammen  und  in  schiefem  Winkel  gegen  einander  liegen,  sind  durch 
einen  beide  Tbeile  vermittelnden,  nach  aussen  gebrochenen,  nach  dem  üofe  geraden 
Ban  elwa  des  16.  oder  17.  Jdalmoderts  Yerbunden.  Naci  ansaeii  Ida  eia^eint 
der  nördliche  Theil  unbedeutend.  Der  noitdere  Theil  zeigt  im  Erdgeschoss  eine 
Rundbogen -Thür  der  Fnihreniiissance  (mit  zwei  !.'iebelf(»rmig  gegen  einander  ge- 
stemmten und  an  der  Unterlhiche  in  der  Bogenrundung  ausgeschnittenen  Quadern 
Qherdeckt),  jetzt  zugemauert,  darüber  eine  Blende  zur  Entlastung  und  wohl  für  eine 
dnst  eingdasaene,  nicht  mehr  vorhandene  Platte  mit  Wappen  bestimmt;  rodita  davon 
ein  modemishtes,  aber  noch  derselben  2mt  angehüriges,  rechteckiges  Fensterpaar. 
Im  Obergeschoss  ein  einfaches  und  ein  gepaartes  Rechteck -Fenster.  Der  süd- 
liche Theil  des  Ostflügels  zeigt  über  der  korbbogigen  Durchfahrt  eine  Kechteck- 
Blende,  von  einem  flachen,  geschweift-spitzbogigeu  Blendbogen  (Ende  des  15.  Jalir- 
hunderts)  umzogen.  Links  davon  ein  Rundbogen -Fenster.  Im  Obergeschoss  unregel* 
missige,  kleine,  breite  Rechteck- Fenster.  —  Nach  dem  Hofe  zu  hat  die  ni^rdliche  und 
mittlere  Hälfte  eine  zusammenhängende  Front  (denn  das  nördlichste  Stück  ist  in  den 
NordflOgel  dieses  Schlosses  verbaut)  mit  einfachen,  rechteckigen  Fenstern  und  Thoren 
in  dem  emenertoi  Erdgeschoss,  w&hrraid  die  Rechteck-Fenster  des  Obergeschosses, 
zum  Theil  gepaart,  noch  einige  ihrer  maassvollen  Profilirungen  des  16.  Jahrhunderts 
bewahrt  haben.  Der  südliche,  zurücktretende  Theil  gelangt  bis  auf  die  Durchfahrt 
kaum  zur  Erscheinung.  Die  Durchfahrt  selbst  hat  zwischen  den  beiden  Korbbogen- 
Portalen  eine  Ueberdedrang  von  jswei  durch  einen  Giirti)ogen  getrennten,  flachen, 
rippenlosen  Kreuzgewölben.  Die  der  Aussenseite  nilberc  Hälfte  der  Durchfahrt  erweist 
dch  als  die  nenere,  mit  l^lachbogen-Ausniadiung  der  Seitenwand;  die  dem  Hofe  alliece 


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17  AMM. 


Aanm,  SoUmi. 


sei 


H&lfte  zeigt  noch  lioks  eine  Spitzbogen-ThOr ;  eine  ebensolche  (vermauerte)  in  dem 
TOT  der  Durehfifthrt  vortretenden  Stflck  des  mittleren  Theika  Tom  Ostflflgel. 

Da  das  ganze  hintere  Schloss  im  ObergesdioBS  von  einem  rings  heramlaufeDden, 

nach  dem  Hofe  zu  liegenden  Verbindungs-Gang  (Corridor)  umzogen  wird,  dieser  aber 
in  der  Südost-Ecke  fehlt,  ist  hier,  also  sowohl  in  dem  zurückliegenden  Theil  des  Ost- 
flQgels  (von  der  Durchfahrt  au),  als  auch  in  dem  nächsten  Stück  deö  SüdflügeL»,  eine 
modene,  hübsche  ItobgaUerie  anf  Stiadeni  foigebaat.  Diese  Oallerie  ist  mit 
Schnitzereien  verziert,  welche  aus  der  jenaer  Stadttdrcbe  stammmi^lMile  Ton  Kircben- 
StOhlen  der  Barockzeit,  1873  beseitigt). 

Der  dahinter  in  der  Südost-Ecke  des  Hofes  aufsteigende,  achteckige  1  uchwerk- 
Thurm  mit  Schweifkuppel  ist  ebenfalls  neu,  1878,  aber  nach  dem  Muster  des  vorher 
ebndort  beflndlidian  hsrgeststtt 

Der  Sfidflttgel  ist  in  der  Architektur  des  hinteren  .Schlosses  der  unbedeutendste. 
Nach  aussen  hin  nur  (>inig(!  Scbiesslöcher,  darüber  ein  flachbogiges  Fenster,  ganz  oben 
modern  durchgebrochene  Fenster,  Seine  vertheidigungsiuässig  abgerundete  Südwe^st- 
Ecke  zeigt  neben  neueren  Fenstern  im  Obergeschoss  ein  rundbogiges,  ganz  oben  mehrere 
an  einander  gereihte  Randbogea-Blenden,  Beste  froherer,  bedentenderer  Aräütektttr. 
Nach  dem  Hofe  hin  ist,  Wirthschafisawecken  dienend,  Fachwerk  vorgebaut. 

Der  Nordflügel  ist  aussen  nur  durch  eine  grosse  Rundbogen-Blende  in  der 
Mitte  unten  und  durch  einen  an  der  Nordwest-Ecke  im  Halbkreis  vortretenden, 
unter  dem  Dach  des  Schlosses  abbrechenden  Thurmstumpf,  den  einzig  Übrig  geblie- 
benen Best  der  eigentlichen  Bewdinmg,  beachtenswerth ,  nach  dem  Hofe  za  dnich 
eine  Rundbogen-Thür,  im  Uebrigen  erneuert,  bezw.  neu,  mit  Rechteck-Fenstern  und 
rl'hüren  und  zwei  nach  dem  Hofe  vorspringenden  £ck-Vorbauten,  welche  Verbindongs- 
treppen  enthalten. 

Der  WestflQgel  bietet  am  meisten  Beste  der  sp&tmittelalterUchen  Bauzeit 
vom  Ende  des  15k  und  Anfiuig  des  16.  Jahihmidevts  dar,  gepaart  soft  soldien  des 

17.  Jahrhunderts.  Er  springt  gegen  den  Nordflügel  ganz,  gegen  den  südliehen  Flügel 
fast  ganz  vor,  so  dass  seine  Giebelseiten  aussen  sichtbar  sind,  oben  durch  Staffelgiebel 
gekrönt;  der  südliche  derselben  ist  im  Stil  der  Frübrenaissance  mit  liuudbogen-Blendeu 
in  ittnf  Beihen  flbw  einender  belebt,  iralehe  in  je  zwei  Beihen  dnrdi  wagerechte,  dnrdi- 
g^shmde  Gesimse  zusammengefasst  sind.  (Hier  schliessen  sich  die  erwähnten  Blend- 
bogen-Reste des  Südtlügt.'ls  iui.)  An  fler  Aiisscnfront  erblicken  wir  (abgesehen  von 
den  auch  hier  vorherrschenden,  einfachen  Uecbteck-Eenstern)  an  der  Westseite  zwei 
fermanerte  Bondbogen-Thflren  und  im  ersten  Geschoss  nahe  der  SUdeeke,  sowte  an 
der  slldUcben  Giebdseite  je  ein  grosses  Flachbogen-Fenster;  dies  Formen  ans  dem 
17.  Jahrhundert.  Die  Hoffront  ist  durch  den  in  der  Mitte  rechteckig  vorspringenden, 
mit  einfachen,  rechteckigen  l'enstern  (deren  KaiiteTi  abgefa.st)  und  Thür  versehenen 
Treppen-Vorbau  getheilt.  Der  linke  (sUdlicbej  ibcil  entlialt  im  Erdgeschoss  links 
eine  Spitsbogen-Thfir  cur  sogenannten  SeblosskAche,  daneben  zwei  jetat  flachbo^^e 
Fenster  zur  Erleuchtung  derselben;  der  rechte  Theil  enthält  eine  (restaurirte)  Vot- 
hangbogen-Thür  zwischen  zwei  ebensolchen  (alten)  Fenstern,  welche  unten  glatt,  im 
oberen  Stück  der  Seiten-Einfassungen  und  iu  den  Bogeutheilen  sich  kreuzendes  Stab- 
wwk  enthalten  {A). 

Der  Westflflget  enthiUt  noch  tonnengewfilbte  Keller. 


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262  Allstedt,  ScUosb.  illstedt.  18 


Die  Schlossküche  in  diesem  Flügel,  ehemals  vornehmeren  Zwecken  dienender 
Raum  (wohl  Speisesaal,  doch  kaum  jemals  Kapelle,  wie  bisweilen  angenommen  wurde), 
jetzt  Holz-  und  Kohlengelass  und  verwahrlost,  ist  der  einzige  Bautheil  des  ganzen 
Schlosses,  welcher  im  Innern  seine  spätgothischc  Einzel- Ausbildung  bewahrt  hat. 
Vier  unregelmässige  Kreuzgewölbe  [das  eine  derselben  ist  jetzt  zerstört]  wachsen 
mit  kehlprofilirten  Rippen  unmittelbar  aus  den  Wunden  und  aus  einem  achteckigen 
Mittelpfeiler.  Die  tief  herabgeführten  Scheidewände,  welche  auf  den  ebenfalls  unregel- 
mässig, rechteckig  profilirten,  spitzbogigen  oder  kehlprofilirten,  tiachbogigen  Gurtbögeu 
aufruhen,  dürften  spätere  Unterfaugung  zur  Sicherung  des  Baues  sein.  Zwei  der 
Schlusssteine  enthalten  das  querfurter  Wappen,  das  eine  mit  reicher  Helmzier.  Das 


Sogenannte  KUche  im  Schlosse  zu  Allstedt. 


19  Allfliedi 


Aij,STKi>T,  Schloss. 


263 


Südfenster  ist  tief  ausgenischt,  mit  einem  kleioen  Kreuzgewölbe  und  Sitzbänken  in 
der  Nische  (A). 

Im  Obergeschoss  befindet  sich  noch  eine  Thür  (im  Corridor  nach  Süden  zu)  aus 
gleicher  Zeit,  scharf  profilirt  mit  sich  kreuzenden  Rundstäben  zwischen  Kehlen,  leider 
zum  llieil  durch  vorgesetzte  Tapezierung  verdeckt. 

Im  Obergeschoss  des  hinteren  Schlosses  liegen  die  sämmtlichen  Zimmer,  wie 
schon  erwähnt,  längs  der  nach  dem  Hofe  zu  gelegenen  Corridore.  Die  einzelnen 
Zimmer  sind  zum  Theil  so  reich  ausgestattet,  dass  die  heutige  Bezeichnung  der  Haupt- 
sächlichen zur  Auffindung  des  Einzelnen  hier  vorerst  angegeben  werden  mag.  Im  Ost- 
flügel liegt  (von  dem  Eingangs-Tbor  aus  nach  Norden  gehend)  die  Schloss  kapeile 
(der  Einfügung  in  die 
Gesammt-Anlage  wegen 
nonlsüdlich  orientirt,  so 
dass  der  Altar  im  Süden 
steht),  dann  die  Zim- 
mer des  Prinzen 
Wilhelm  (das  ehema- 
lige Rechnuugsamt  ein- 
nehmend), in  der  Nord- 
ost-Ecke das  FUrsten- 
Zimmer.  Daran  an- 
schliessend im  Nord- 
flQgel  (von  Osten  nach 
Westen  zu  gehend)  das 
Arbeitszimmer,  das 
fürstliche  Schlaf- 
zim  mer,  das  gross- 
herzogliche Schlaf- 
zimmer, von  da  ein 
kleiner  Durchgangs- 
raum zum  gross- 
herzög  liehen  Wohn- 
z  i  m  m  e  r.  Im  Südflügel 
trifft  der  von  dem  vor- 
deren Schloss  her  kom- 
mende Verbindungs- 
Gang  den  Süd-Oorridor. 
Von  da  aus  nach  Westen 
zu  gehend,  betreten  wir 
das  Lesezimmer, 
das  Billardzimmer 
mit  einer  Nische  nach 
Westen ,  deren  Wand- 
Ausgleichung  in  der  Öst- 
lichen Nische  des  Spiel- 
zimmers liegt. 


Thür  im  hinteren  Schlosse  zu  Allstedt. 


2* 


264 


Allstidt,  Scblosft. 


AUitedi  20 


DlaaiUt,  Baltatige  zur  ChronOr  Allstedt  1SS3,  bos.  S.  8. 12.  15  f.,  W8w87  fT.  -  GeschichU- 
qMDtolProTiinSadiMaXX,  &461.4GT.6S1.  — Heai,  iaThtUing-Teniii^^ZtHNlir.  V  (1863),  &  310. 
m.  m.  837;  VI  (1868),  &  15B~18a  —  A.  Leitelian,  8eU«w  AlMcdt  in Ttarfaigl^  Zdlidiilllll, 

1843,  Nr.  21.  29-31.  Louckfold,  Bpschreibung;  dreier  Orte,  S.  219  ff.  -  Lutz,  Knnsttopographie 
I,  S.  666.  —  MonomeDta  G«iiii.  biat  in  4*.  Diplom.  II,  S.  217  £  —  Nebe,  in  Zeitechnft  d.  Hatx- 
vwaiM  XX.&Wtflr£aiL»im96.  -  B«ia  ia  AmUv  £  1  tSdm.  QmOl  I  0.90),  &  419  £  — 

—  G.  Schmidt,  ÜB.  d.  Höchst  nalberstailt  I.  Nr  4i  —  A.  Schumann,  Lexikon  von  Sachsen  XIV, 
&  35.  —  Stapel,  in  Mittheilongen  d.  Kgl  sächs.  altertlL  Vereins,  U.  X  (Dresden  1867),  &  67,  n.  in 
Boaberg'i  Mbcb.  1  pnfct  Sioknik  188B^  Sp^  SSL  —  Tbariqgn  «od  der  Hm  I,  &  188  C 

Eine  AettweiBe  sehr  reidie  Auastattimg  des  Inneni  find  im  Obergesdioss  des 

hinteren  Schlosses  in  den  schweren,  derben  Formen  des  Sp&tbarock  vom  Ende  des 
17.  Jahrhunderts  statt,  datirt  durch  einige  Ofenplatten  mit  der  Jahreszahl: 
und  dem  Wappen  des  Herzogs  Friedrich  Wilhehn  von  Sachsen,  sowie  durch  die 
Jahreszahl:  170Ö  an  der  Decke  des  FOrsteiizimmers.  Von  dieser  Ausstattung  sind 
besonders  mehiere  in  Stack  ausgeflüirte  Decken  imd  der  ganie  Iimai-Ausban  der 
Schlosskapelle  erhalten;  jetst  AUes  flberweiflst.  Die  Stuckirung  ist  ungemein  flott 
entworfen  und  weniger  fein,  aber  lebhafter,  als  die  des  eisenberger  Schlosses  (siehe 
Westkreis  Alteuburg,  S.  210  ff.),  mit  grosser  technischer  Sicherheit  ausgeführt,  nach  der 
donudigen  Wdse  nidit  in  Formen  gegossen,  sondern  nnmittellNur  ans  finier  Hand 
modellirt,  so  dass  \m  architektonisch  glei(  hnuLs.siger  Eintheilung  Im  Ganzen  doch 
anniuthige  Freiheit  und  Abwechselung  in  den  Einzeltheilen  auftritt.  —  EL  BtockmaBa, 

Keimcbrouik  1712,  Bl.  19  b  t 

Schlosskapelle  {Ä).  Die  Decke  ist  ein  im  Stuck  nachgeahmtes  Spiegelge- 
wOlbe,  dessen  achtseitiges,  zam  Tbefl  geschweiftes  and  gekrOpftes  Ifittelfeld  leer  ist 
An  jeder  Wölbflächen-Mitte  i.st  ein  Schild  mit  Mittelpalmette  angebracht,  vun  Neta- 
werk  umrahmt,  an  den  Fcken  einfachen-  SchiMer;  von  ihnen  Akanfhns-  und  Lorbeer- 
Stränge  ausgehend.  In  dem  Schild  über  dem  Fürstenstuhl  ist  das  sächsische  Wappen 
gemalt  —  Fflrstenstuhl,  auf  einer  von  swei  Oonsolen  getragenen  Brüstung  mit 
BankenverseUingmigen,  Akanthos,  Rosetten  und  Palmetten.  Die  seitlicben  Pfeiler 
sind  mit  I^Iattkelch-Sträugen  verziert,  üebcr  den  drei  Fenstern  ein  Gebälk  mit 
Akanthusranken  im  Fries.  —  Kanzel,  in  fünf  Seiten  vor  der  l'-niitoren-llriistung 
oberhalb  des  Altares  vortretend,  auf  fünf  freigearbeiteteu,  verkehrt  kruueuartigen 
Ranken-Güosolen  und  einem  daninf  rahenden  FussgseimSf  an  den  Flftchen  mit  flachem 
Netzwerk  und  Bandgewiuden,  an  den  Ecken  mit  abwärts  hängenden  Lauijsträngen 
verziert  Oben  fassen  den  Eingang  zwei  auf  Sockeln  mit  Reliefs  von  Akantluis- 
Rosetten  stehende  Engel  ein,  mit  aufgerichteten  Armen  den  mit  Zaduln  (Lambrequins) 
gesehmtickten  Schalldeckel  nnterstdtaend.  —  Neben  der  Kanzel  zeigt  die  Empore 
eine  mit  Balustern  durchbrochene  Brüstung.  An  ihr  sind  zwei  musizirende  Engel 
von  anderer  Stelle,  doch  aus  glriclur  Zeit  antrcliracht.  Ebenso  die  an  den  anderen 
Emporen  -  Brüstungen  verstreuten  Figuren,  Liuibgcwinde,  Con.solen  und  anderen 
Zieraten,  welche  aus  der  jenaer  Stadticirche  stammeu.  —  Oberhalb  hinter  der  Kanzel 
steigt  die  durchbrochene  Orgelempore  mit  Akaathns-Tozierung  derSAuhdien  an. 

—  Dftnmler  a.  a.  0.,  S.  40.  -  Thflringen  nnd  der  BjU%  Bd.  I,  S.  19S  £ 

P'ürsten  z immer- Decke.  P^in  sehr  grosses  Mittelfeld  wird  durch  ein  läng- 
liches Achteck  mit  kurzen  Schrägseiten  geliildet,  umrahmt  mit  Protillinien,  zwischen 
denen  ein  Laub-  und  Frucht-Strang  herumgeführt  ist    An  der  Mitte  jeder  der 


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21    Allstedi  Allstedt,  Sohloss. 


265 


kürzeren,  gerndcn  Seiten  hängt  (etwas  ungeschickt)  eine  Knabenfigur  an  der  Frucht- 
schnur, gleichsam  dieselbe  stützend ;  an  jeder  der  langen  Geradscitcn  trägt  ein  eben- 
falls (aber  besser)  an  der  Fruchtschüur  angebrachtes  Knabenpaar  die  Herzogs-Krone. 
An  joder  der  vier  Fxkeu  der  Decke  ist  Akanthus  -  Blattwerk  mit  einer  daraus 


Stuckdecke  im  grosshorzoglichen  Arbeitszimmer  des  Schlosses  zu  Allstedt  (s.  folg.  S.). 


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AUitedi  22 


wachsenden  Nymphe  angeordnet ;  und  so  bleibt  in  jeder  Mitte  ausserhalb  der  Um- 
rahmung des  Mittelfeldes  ein  Kreisfeld  übrig.  Diese  Hauptmotive  sind  dann  noch 
mannigfach  durch  kleinere  gegliedert.  Das  Relief  ist  sehr  stark  mit  ganz  frei  heraus- 
gearbeiteten Theilflo,  deib,  aber  frisch  und  Uar.  Li  dem  achteckigen  Hittelfdd  nod 
dm  beiden  grösseren  da*  Kreisfelder  (anter  der  einzelnen  Knabenfigur)  sind  Malereien 
unteigeordnefpr  Art  aus  der  Apollo-Sage,  in  den  beiden  ;in(i(<reri  Kreisfeldeni  ein 
gemaltes  sachsisches  Wappen  mit:  no3  und  Monogramm  des  llerzogs  Johann  Wilhelm 
eingefügt  {Ä). 

Arbeitssimraer  neben  dem  Fürstenzimmer,  Becke  (Abbild,  anf  Yor.  S.), 

wesentlich  feiner  in  Relief  und  Erfindung,  besonders  in  den  zierlichen  Rosenzweigen, 

welche  sich  von  den  Mitten  um  die  Ecken  herumschwingen.  Im  mittleren  Oval  ist 
das  eingelassene  Crem&Ide,  Orpheus  mit  den  Thieren  darstellend,  ebenfalls  ohne 
Kunstwertb. 

Grosshersogliches  Wohnzimmer*  Decke,  die  rekhete  und  durch  die 
kleinen  Abfreichnngem  im  Einzelnen,  z.  B.  in  den  Knabenfigoren,  gegenttber  der  allge- 
meinen Symmetrie  ausgezeichnet;  sie  ist  dabei  strenirer  und  zusnmmcngehaltener  in 
der  Composition.  Diese  Decke  hat  einen  bestimnitcu  Charakter.  In  dem  Mittelfeld 
ist  Minerva  auf  Wolken  zwischen  Trophäen,  über  deren  Haupt  ein  Genius  einen 
Lorbeerkranz  hilt,  braim  in  brann  gemalt  Die  vier  Medaflieiw  in  den  Seiteamitten 
sind  als  Schilder  gestaltet  und  umschllessen  spangenartig  und  in  schöngeschwungenen 
Linien  die  innere  und  äoasere  Umrahmung,  beide  dadurch  gut  verbindend,  In  den 


Stuckdecke  im  Wohnammer  des  Schlosses  zu  Allstedt. 


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23  Allstedt 


A1X8TKDT,  ScbloBB. 


S67 


vier  Medaillons  sind  die  allegorischen  Figuren  der  Elemente  braun  in  Braun  gemalt. 
Bcmerkeuswerth  sind  auch  in  den  Ecken  die  Muscheln  mit  den  aufgelegten  Früchten. 
Das  WandstUck  der  Schornstein-Vorlage  oberhalb  des  Kamines  in  der  einen  Wand- 


Kamin  im  Wohnzimmer  des  Schlosses  zu  Allstedt. 


mitte  ist  mit  in  die  Dekoration  hineingezogen,  als  ein  vorgekröpftes  Rahmenwerk 
mit  Füllung  und  mit  seitlich  an  den  zurücktretenden  Einfassungen  herabhängenden 
Fruchtstr&ngen  über  einem  reichgegliederten  Fussgesims,  welches  unmittelbar  dem 
Abdeckungs-Gesims  des  Kamines  aufgesetzt  ist 


268  AuMiDT,  Sahkis.  Allitott.  24 


Spielzimmer.  Zwickel  des  Korbbogens,  welcher  die  \ische  uraschliesst,  mit 
Blattzweigen.  Die  Pfeiler- Verzierung  eb^da  mit  herabhäogeaden  Blumensträogeu  ist, 
von  uHlner  Stelle  hargtanoMiid,  neoardings  geschiekt  «ng^iiBt  (Ä). 

Von  dem  reichen  Flgureiuchiirack,  mit  welchon  bei  Gelegenheit  dieser  Barock* 
restauration  das  Schlots  ausgestattet  wurde,  ist  nur  eine  Figur  als  Torso  [ohne 
Kopf]  erhalten  und  jetzt  in  der  südöstlichen  Ecke  des  hinteren  Schlosshofes  aufge- 
stellt. Es  ist  eine  weibliche,  allegorische  Figur  der  Geduld,  mit  eiuum  Bru^ipanzer 
and  laltMiraidiem  Gevraade,  im  Unken  Am  ein  Lamm  tragend,  die  nebte  Hand  dnnb 
eine  Kette  an  den  rechten  Fnss  gefesselt;  rein  dekorative  Arbeit  In  Sandstein  {Ä). 

(Oefen,  Möbel  etc.  von  dieser  Einrichtung  siehe  unten.) 

In  ähnlicher  Weise,  wie  wir  eine  der  Barockzeit  angehörende  Äustattung  im 
hinterai  SehkMs  erkennen,  aind  Beste  einer  einst  dnheitliehen  Ansstattang  in  m&asigan 
Bocooco,  um  1740  ausgeführt,  in  mehreren  Zimmern  des  vorderen  Schloases  beaditena» 
wertli.  E?  sind  dies  Zimmer,  welche  im  vorderen  Schluss  im  ersten  Obergcschoss 
des  SUdäügels  (im  westlichen  Tbeil)  hegen.  Hund  zurücktretende  oder  nur  flache 
Rundbogen-Nischen,  im  Wohniimmer  des  Prinzen  Herrmann  auch  ein  Pfeiler,  welche 
die  typiadie  Vom  des  vereinfiMüiten,  fladi  in  Stmfcreliefii  ansgellUirten  MQsehd>nati* 
mnsters  an  Kämpfern  und  Bogcn.schcitcIn  zeigen  (.^4).  Eine  Reihe  Oefen  geltftot 
ebenfalls  hierzu,  deren  beroerkenswertheBte  jedoch  besser  im  Zusammenhang  mit  dmi 
übrigen  besprochen  werden. 

Denn  dfe  beiden  BddOesor,  und  besonders  das  hintere,  Meten  eto»  soldie  FOlle 
von  Einrichtunp-StOcken,  Möbeln,  grösseren  und  kleineren  Ger&then  und  GegenstBnden, 
welche  zum  Theil  au":  verschiericuen  Ausstattuugs-Zeiten  des  Schlosses  stammen,  nun 
aber  ihre  Stelle  mehrlach  gewechselt  haben,  so  dass  tbeils  auch  einst  zusammenge- 
hörige TOD  dnander  gskrenal  sind,  thefls  aber  von  anderen  Orten  nadi  dem  SdUbisB 
an  Anstedt  gekommen  sind.  Deshalb  md  da  die  einidnai  Gegensllnde  Oller,  den 
jeweiligen  Bedürfnissen  und  Wünschen  entsprechend,  ihren  Plat^  wechseln,  ist  eine 
Anordnung  nach  den  Gegenständen  geboten,  wobei  auf  die  im  Herbst  läS6  bestehende 
Aufstellung  Bezug  genommen  werden  soll. 

Zn  der  Barodc-Einrichtang  gekOrk  eine  Menge  von  gnssdaemen  Natten  als 
Ofen-Üntersätzen,  ffeküie,  jetzt  theihrab»  an  anderer  Stelle,  zum  Ofen-Ünter* 
Satz  oder  als  Dekoration  verwendet,  im  ganzen  Srldoss  verstreut  sind.  Zu  Oefen 
verwendet  sind  die  nach  alteren  Vorbildern  geformten  Platten  im  Billardzimmer, 
«eldie  efaie  etwas  «iflklrlidie  Zosammensetsnng  terscMedenartiger  FormstOcke 
leigsn,  ein  Zeugniss,  wie  damals  die  Eisengiesser  von  sUerwIrts  her  sich  Modell- 
Stflcke  vorachafften  (T.ichtdruckl  TMe  Dreifaltigkeits  -  Gruppe  auf  der  einen  Platte 
zwischen  den  vier  Medaillons  mit  der  S(böi)fung  des  V\(!ibes,  dem  Sündenfall,  dem 
Propheten  Jonas  und  der  Auferstehung,  sowie  auf  der  anderen  die  Steinigung  des 
Stephanns  weisen  anf  die  nllmberger,  .gothisirende  BcBaissance  nm  1600,  die  beiden 
geflügelten  Gestalten  unmittelbar  auf  Dürer,  ^rtüirend  die  beiden  Medaillons  mit  den 
bildnissartigen  Köpfen  in  pflanzlicher  Umrahmung  auf  süddeutsche  (augsburger  oder 
tyroler?)  Hochrenaissance  zurückgehen,  und  der  geflügelte  Engelskopf  in  liankenwerk 
einheimiBcbfthflringischer  Knnstriehtmig  entspricht.  (Der  Oberthell  stammt  ans  der 
Roccoco-Eänrichtung  des  vorderen  Schlosses.)  Die  Platten  am  Ofen-Untersatz  dee 
Spielzimmers  zeigen  ein  herzogliches  Monotrrnmm,  hezw.  da.s  auf  ein  gut  componürtes 
Vorbild  zurückgehende  Relief  mit  der  Darstellung  von  Diana  und  Aktaou. 


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25  AlbWÜ 


Allstedt,  ScUobs. 


269 


Der  Ofen  im  Speisesaal  des  vorderen  Schlosses,  welcher  in  den  Platten  des 
Untersatzes  das  Wapj)on  Johann  Wilhelm's  mit:  1694  und  sein  Monogramm  zeigt, 
ist  auch  im  Mtgolika-Obertbeil  barock  erhalten.  Das  Motiv  ist  eine  auf  zwei  Ffcileru 
ruhende  Rundbogen-ToiDne.  Die  PleQer  sind  an  den  nach  aussen  gerichteten  Ecken 
mit  Tortreteoder  AtndnffitBg  verseboi  and  etwas  mit  Laubwerk,  ESpfen  and 
Schildcni  verziert;  das  Schweif- Walmdach  trügt  eine  Urne.  Die  Farben  sind  weiss, 
in  den  Vorzienini^'eu  uiit  Grün  iiud  I  jU,  in  den  CapiteUen  der  Pfeiler  und  des  Dadies 
mit  grauer  und  rother  Marmoriruug. 

Yon  einseinen  buoeken  Ofenplatten,  welche,  meist  mit  Wappen  oder  OinameDtra  ver- 
riar^  firti  ilthMi  «dar  in  Winde  «ingskumn  tiad,  befinden  rieb  twd  in  den  YenUndug»- 
raum  zwischen  dem  grossherzoglichen  Schlaf-  und  Wohnzimmer  (mit  Diana  und  Aktfion, 
und  mit  Frauengestalt  der  Gerechtigkeit);  —  eine  im  n'irdliehpii  Corridor  des  hinteren 
Schlosses;  —  zwei  im  Leaeiimmer;  —  zwei  im  Billardzimmer;  —  zwei  im  Spielzimmer 
(eine  mit  Diana  vnd  AkUon);  —  ein«  am  ioaseren  Torflior'dss  SeUiMaMs;  —  eine  mit 
dem  Lllnebnrger  Pferd  am  Stallgebäude  (eine  dazu  gehörige  Platte  mit  dam  Wappen  das 
HeiMgS  Ohristian  von  Braunschweig-Lflneburg  im  Lesezimmer). 

Der  Ofen  im  Zimmer  des  Erbgrossherzogs  ist  im  Regentschafts-Stil  entworfen, 
und  zwar  die  vordere  Gusseisen-Platte  des  Untersatzes  mit  einem  sehr  feinen  Muster 
(Tlroddd-Baldadiin  über  and  zwischen  Band-  and  Banken-Vanddingangen).  Der 
Majolika-Obertheil  ist  auf  einem  durchgehenden  Sockel  als  Rundbogen-Thor  auf  zwei 
Pfeilern  gedacht,  der  Rinidbogen  aber  der  Technik  entsprechend  durch  Biegung  in  die 
Horizontale  an  den  Seiten  übergeführt:  ..y-^x  der  Rundbogen  ist  auch  an  den 
SeiteaificheB  nb  eine  Uer  nnmirtiTirtii  YaraBrnng  wisdeilialt  Dw  Bodtd  und  die 
Pfeiler  an  den  längeren,  dnander  zu-  und  ab-gekehrten  Flächen  haben  m&ssigen 
Formguss-Schmuck  von  Pflanzen  und  Figuren;  Tor  den  Vörderflächen  der  Pfeiler 
treten  korinthische  Pilaster  vor,  wie  sich  auch  sonst  an  den  Gebälken  Zahuschnittc 
(au  falscher  Stelle)  und  Neigung  zum  Antikisireu  zeigt.  Diu  Krönung  hat  die  Form 
eines  oben  abgeplatteten  Zeltdaches  mit  GebiUL,  darauf  ebn  i^igal  {ß), 

Ofen  im  Wehmbnmer  des  Riinsen  Hemnnn,  Booooee»  der  Majolika-Obertheil  als 
Rundbogen-Thor  mit  geschweiftem  Zeltdach,  das,  oben  abgeplattet,  einen  Knopf  trügt.  Ein- 
fach, doch  überall  an  Sockel,  Pfeilern  und  Bedachung  vortretende  Kundstäbe  statt  Canneli- 
rungen,  welche  das  Ueberlaufen  der  grünen  i^'arbe  in  die  weisse  geschickt  verateoken. 

Ofen  im  TiiiiwimiBsi.  Boeooee;  anf  linihdNm  Üntenats,  der  Obeidieil  mit  geeehweiftom 
Sednl  dann  ab  abgeplatleler  Obelisk,  mit  giebdftmiger,  gesohweUkor  Bedsehugi  dsianf 
eine  BekrSnnngaUame.   Gxttn  in  Weiss  mit  Bnnn  msimeiirtL  —  IMitagMi  od  der  Bai^ 

Bd.  I,  S.  192. 

Von  Möbeln  und  anderen  Holsarbeiten  sind  die  bemcrkenswerthesten : 
Ehemalige  Kirchstahl -Beste  der  jenaer  Stadtkiiehe,  borodc,  jetit  verarbeitet 
als  eine  ThQr  im  Corridor  zwischen  dem  hintoen  and  vorderai  Sddoss,  als 

Schranke  vor  der  Nische  im  Billardzimmer,  Verzierung  an  dor  Wand  im 
FiXpeditioiisziiiiTuer  des  Herrn  Gestütsinspektors,  an  der  inneren  Treppe  im  nördlichen 
Conidor  und  der  neuen  Yerbiudungs-Galleric  im  ilof  (sielie  oben). 

8  Schrftnke  im  westikdMn  Cnzidor,  vor  dem  grossherzogUehen  Wehnrimner 
und  Schbfidmmer  (aus  Eisoiadi  staaimeiidX  inschrifilich  too  16^,  qifttbarodc  Ci); 
Lorbeerblätter  -  Geh&nge  am  Bahmenweric,  Äkanthusranken  als  Gonade  anten  und 


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270  AuMDV,  StthloBS.  AUstedi  26 


ebensolche,  tnfiUeh  durchbrochen  geschnitzte  an  den  Flächen,  in  S-förmigen  Ver- 

sthlinf^unjrm,  welche  schon  den  Uebcrgang  zum  Zopf  kennzeichnen,  sowie  hübsches 
Abschluss-Gesims  mit  Cousolen.  (Füsse  neu;  ein  dazu  gehöriger  Untersatz  in  der 
^Theekdche''). 

2  Schränke  im  Ostcorridor  und  an  der  sogen.  Haupttreppe  des  hinteren 
Schlosses,  vom  Anfang  des  17.  Jahrhunderts,  mit  vortretenden,  viereckigen,  in  den 
Ecken  getreppteu  FQUungen,  auf  welche  neuerdings  Muster  gemalt  sind. 

Schrank,  ebenda,  stark  erneuert  mit  Benutzung  alter  Theile  waU  einei 
daniiger  Sdmnkes,  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrlranderts,  harodc,  gron,  von  Nuss- 
baumholz,  polirt.  Eingelegte  Flächen  zwischen  drei  korinthischen  Pilastem,  ivelche 
ein  Gebälk  mit  Rankenfries  und  mit  einem  Adler  in  der  Mitte  tragen. 

Stollcnschrank  in  der  Ecke  des  Fürsteuzimmers,  barock,  auf  gedrehten 
Fassen;  die  Elapptfallren  in  den  FlSdien  haben  Yerziwnng  von  Blendfhflren,  welche 
seitlich  vnd  oben  geschweifte  Umfassungen  zeigen  (.^4). 

Schrank  im  Fürsteuzimmer,  einfacher,  aber  noch  mit  Kälten,  im  Geist  der  Renaissance 
gehalteneu  P]?ofiliniJigeu ;  gedrehte  FOsm ;  KasBetten,  au  den  Thoren  neu  bemalt;  dasDeok- 
gesiniB  in  dar  IDtle  als  Bandbagen  anMaignid. 

Truhe  im  Oataairidor,  ans  dam  17.  JTahzfanndaii,  an  der  Verdataaite  gasohnitak  mil 
Ftgnraaaehmnck. 

SchrÄnkchen  im  Fürstenzimmer  auf  dem  Stollenschrank,  aus  dem  Anfang  des 
18.  Jahrhunderts,  Ebenholz,  mit  gerundeten  Ecken,  gegliederten  Uolz-Gesimsen  und 
ümnlimnngen  und  in  Zinn  eingslegler  Arbeit  ven  Banken;  in  der  Mitte  zwischen 
solchen  eine  Janglingsfigur  unter  einer  Krone  (A). 

Schr&nkchen  im  Lesezimmer,  ans  dem  17.  Jahrhundert,  mit  Einlege- Arbeit  von 
schwarz-grarirtem  EUfenbein,  Simsou  mit  dem  Löwen,  Jagd-  und  Kampf-Soenen. 

i  Tiaehe  Im  Spidiimmer,  basw.  bn  Oatemider,  naammengMetit  aas  ebiliwhen 
Roccoco-Fflnsan,  neuen,  marmorartig  gestrichenen  Holiplattaft  und  aehr  bflbsoheB,  als  Eqif- 
bänder  der  Platte  dienenden  Tlioiloin,  welche  (r.u  i^iosom  Zwecke  von  aiiii<  rshpr  genommen 
und  zersftgt)  reiohei,  fein  geschwungenes,  durchbrochen  in  kc&ftigem  Keiief  geachnitstes 
Akanthna-Blattwaik  dea  18.  Jahrhunderts  zeigen  (Ä). 

i  Tisehe  im  gnaabanaf^iBban  Wobannnner,  aas  don  18.  Jahrhandart^  mit  emga- 
le<:tcr  Arbeit,  Jagdrtflek,  benr.  Narraaflgur  in  Umnhmnng  von  Bsalran,  Binman  und 
Sobmett(>r1ingon. 

Tisch  im  Lesezimmer,  um  1720,  in  reizendem  Uebergang  vom  Regen tscbafts- 
Stil  zum  BooGoco,  mit  zierlich  durchbrodien  geschnitzten  Seitenwai^iai ,  in  draen 
die  Mittelninschel,  aber  noch  symmetrisch  auftritt. 

Tischchen  im  grossherzoglidien  Schlafzimmer,  um  1680;  runde  Platte  auf  einer 
nackten  Kuabentigur,  hübsch  {A). 

Lehnstnhl,  mit  Monogramm:  S.W.  und  sSdisischan  Wappen  auf  den  Sdten- 
Wangen,  von  Hentog  Emst  Wilhelm  von  Wdmar  eigenlilndig  geschnitzt  and  seinem 
Leibju;,'er  Krause  geschenkt  (laut  Notiz  an  der  Rückseite),  spätbarock,  mit  aiit^c- 
arbeitetem  Blumenwerk  an  Füssen,  Seitenwangen  und  Armlehnen  in  sehr  gediegener 
Technik  (A). 

Bettgestell  im  gTaasberaa^ehan  Sehlafwmmer,  ana  dem  18.  Jahrbnndert,  mit 
Rankenwerk,  vergoldet.  —  (Das  Himmelbett  im  ftrattieban  SeUafidauaar  bat  kaum 
aoob  alt  sa  naoaeade  Theile.) 


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27  AUstedt 


AuiODT,  SchloBB. 


271 


Stühle  an  verschiedenen  Stellen,  besonders  mehreie  gnte  im  Ostcorridor ;  ganz 
glatt  in  Füssen  und  Sitz;  Rücklcbiicn  im  Stil  der  süddeutschen  (tyroler)  Spiit- 
renaissADCti,  aus  einem  Brett  mit  etwas  Relief  geschnitzt,  in  hübsch  ^'Lscliwuugenen 
ÜmiiflB-Liiiieii  Blaltvark  loit  Yolntai  und  Köpfen ,  n.  a  FrmtUDküpfeu ,  tmd  die 
AnfiMa-Oeffimng  in  geediidcter  Weise  in  die  Compoeition  hindngeerbeitet 


Stuhllehnen  im  Schlosse  zu  Allstedt. 


Wappenschild  im  Ostcorridor,  aus  dem  17.  Jahrhundert,  mit  Aufschrift: 
SM.  (Symbolnm)  CMl«  fjN  «ieo,  UM  morier^  liflbsch  Ton  Gonsolen  in  Kopffonn, 

Kan-atidcn  und  oberer  Bekrönung  eines  Kopfes  umrahmt.  Cliriste,  tibi  vivo,  tibi 
iiiorior  ist  der  Wahlspruch  des  1640  gestorbenen  Cbristian  Schenken  und  Froihorni 
von  Tautenburg  über  seinem  Wappen  von  1617  in  der  Matrikel  der  Universität  Jena, 
Winterhalbfahr  1617  bis  1618.  —  T«q|L  J.  Chr.  Frid«rfei  (E  6.  StrvT«),  Hktori» 

pincernanim  Varila-Tantenbarfncorum  (1722).  8.  96.  —  Wolf  T.  TflflipliBff,  GcMk  d.  GmoUmMi 
von  TOmpUog.  Bd.  n  1888 1;  &  89.  148  Anm. 

2  Consolen  im  Veririndnngs-Gaag  swisdien  don Torderen  und hinterai  SdiioSB, 
ans  dem  17.  Jahihiindert,  gefiUlig  dturcbbrochen  gesehnitst. 

2  Consolen  in  iler  Spiclzimnicr-N'ischo,  um  170O,  mit  einem  Kopf  zwischen 
cartoucbenartigeu  Schnörkeln,  Voluten  und  Blattwerk,  reich  durchbrochen  geschnitzt 
und  vergoldet  (Ä). 

OoBselen  in  Fam  tw  LidfauierkOpfea,  um  17S0,  in  4  Baihen  Ton  }•  9  Hb«  ein- 
ander  angeordnet»  lo  dass  stets  eine  Fignr  die  folgende  ConBole  auf  einer  Muschel  trä^ 
fnnr  ein  paar  verschiedene  Muster),  vergoldet,  weniger  konstvoU,  als  MigineU  gesehnitit 
und  für  die  Liebhaberei  der  Zeit  bezeichnend  (Ä). 

Heliflaseh«,  mokwOrdig,  in  Ftonn  einer  Pllgwflaeche  anf  Fibmn,  woM  engHseb« 
Arbeit,  mit  Benutzung  indischer  Motive,  i.  B.  an  den  Flächen  eine  Schlange  in  Relief  ge- 
Bchnitzt,  zwischen  Blnmen  (auf  der  anderen  Seife  statt  der  Schlange  ein  Wl^enX  swd 
Schlaogen-OberkOrper  als  Henkel,  FratzenkOpfe  als  Dickelknopf  (A). 

S  Ba Knien  um  gemalte  Brustbilder  eines  s&chsischen  Kurftirstcn  und  seiner  Gemahlin 
(eben  to  SulinO,  sos  dem  18.  Jehrbnndert,  haieok,  trefflieh  gssdndts^  ndt  flni  ge- 
eibeitatun  GMoadien-Atanthnsweik  (J). 


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873 


Aium»,  SoUmb. 


Allatedt  28 


Die  Bil  der  rahmen  um  einige  der  rielen  im  Schlosse  vertbeilten  Bildnisse,  ans 
dem  18.  Jahrhandert,  sind  eiofaoher,  zum  Theil  auoh  recht  gat  geschnitzt.  Alle  übrigens 
in  oralem  Format 

Spiegel  im  Lesezimmer,  um  lt>!X),  wohl  aus  der  Barock-Einrichtung;  der  vier- 
eckige Rahmen  an  jeder  Seite  von  durchbrochen  in  Relief  gesclinitztcm  und  ver- 
goldetem Akanthus-Rankcnwerk  eingefasst;  an  dem  unteren  Theil  zwei  einander 
gegenüber  in  den  Blättern  knieende  Knabengestalteu ,  an  dem  oberen  ebensolche, 
«ÜMO  Blumenkocb  mit  Früchten  baltend;  an  jeder  seltKchen  eine  nackte  Fnnen- 
gestalt.  Trefiliche  Arbeit  In  schön  geschwungener  Gomposition  (A). 

Sp  i  e g el  r ah  m  e  n  im  Schlafzimmer  des  Prinzen  Wilhelm,  a>is  dem  18.  Jahrhanderl, 
im  Zopfstil,  viereckig,  mit  reichen,  aber  monotonen,  naturalistischen  Mustern  in  Hessing 
getrieben  (A). 

Spiegelrahmen  im  gvonhmoglielMn  SoKhftimmw,  ma  der  S.  Hilfte  d«e  18.  Jahr> 

honderts,  im  Zopfstil,  viereckig  um  die  ovale  Spiegelscheibe,  so  dass  vier  Zwickel  entstehen, 
welche  mit  reichem,  naturalistisohem,  aber  etwas  zu  krausem  Jilattwerk  in  getriebener 
Zinuarbeit  gefUüt  sind  (Ä). 

Spiegelrehmen  im  Leaeiimmer,  Booeoee. 

St&nderspiegel  im  gnedienoi^elMn  Wohmimmer,  Booooeo,  mit  Benetiln» 

Schnitzerei ;  beecbftdigi 

Spiegel,  Tenetianisohe,  aus  der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts,  mit  Glasrahmen, 
valolie  im  Umrin  tad  dnnli  AnrnddelftB  der  BflokMito  Telvten,  Sj^lnlea  nnd  Peilen  in 
▼erseUfldeMB,  doeh  im  Gemen  nflehtemen  MnitaEn  nigen  (Ä).  Solche  beflnden  sich  je 
einer  im  vorderen  Schloss  im  Schlaf-  und  Wohn-Zimmer  des  Piinien  Hemnann,  im  SeUaf* 
und  Wohn-Zimmer  des  Erbgrosslierzogs  nnd  im  Fflrstonzimmor. 

Uhrgehäuse  im  fürstlichen  Arbeitszimmer,  aus  dem  18.  Jahrhundert  (ahnlich 
dem  in  Obemeosnka),  mit  schADe»  Banken  und  fintägen  Emaillen,  in  Botb,  Grfln, 
Sdiwan  nnd  Ginn  und  Ferlmntter-Einlagmi;  graaB. 

Wandleuchter,  aus  dem  18.  Jahrhandert,  barock,  klein;  eine  Sinnplatte,  in  den 
Umrissen  mit  Eankenwerk  in  Scbn^'irknln  und  beranswacbponden  Figuren  geschnitten  und 
mit  naturalistisohem  Schmuck,  Palmetten,  Zadeln  (Lambrequins),  Urnen  etc.,  in  flach  ge- 
triebener Arbeit  ao  venierlt  daas  in  der  lOtte  rin  freiea  OutoMkenftld  ftr  ebe  vorgelegto 
Flaehnlief-Figvr  bleibt  Seieher  finden  neh  beaonden  in  den  6  Corridoren  rertholt,  etwa 
23  mit  einer  Büste  im  Nori- ,  Ost-  und  West-Corridor  und  im  Corridor  des  vorderen 
Schlosses,  16  mit  einer  Apollo-Figur  im  Nord-  und  West-Corridor  und  im  Corridor  des 
vorderen  Sohlosses,  2  mit  einer  Minerva  im  Nord-  und  Ost-Gorridor,  1  mit  einem  Jfiger  im 
(M-Oofiidor  [mehrara  d«  Toigelegten  Figuen  beiaabt]  (Ä). 

Humpen  auf  dem  Tisch  im  Spielzimmer,  aua  der  1.  H&lfte  des  17.  Jahr- 
hunderts, italienische  Majolika  -  Malerei ,  mit  einem  antikisircnden  Koj)f  zwischen 
Trophäen  und  Masken,  sowie  Blattwerk.  Schöne,  lebhafte  Farben,  vorzugsweise  unten 
auf  blauem,  darüber  auf  grünem  Grunde  die  Figuren  mit  braunen  Schatten,  oben 
auf  gelbem  Grunde  die  Figuren  mit  Idauen  Schatten  und  weiaaen  lichtem. 

Vasen  im  Spielmnmer,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  Steingut,  mit  Zeiehen: 
blau  geblümt  und  mit  Figuren  bemalt 

Krug  auf  dorn  Ofen  im  Spielzimmer,  irden;  auf  kleinem  Fuss  i."?!  der  Mitteltheil 
üilurmig,  zwiächeu  zwei  Säumen  unten  geriefelt,  in  der  Mitte  mit  Kaukenwerk  und 


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29  Albtatt. 


Allbtbdt,  Soblosa. 


273 


zwei  Schildern,  darao  Wappen  und:  nso,  oben  mit  ZaeksnkrtoBeii ;  lllwr  der  Ebt* 
zieimng  der  Hals  mit  einem  Menschokkopf  als  Ausguss. 

Wasch-Einrichtung  im  Empfangzimmer  des  vorderen  Schlosses,  um  1750, 
fein  und  reich  in  gelblichem  Thon  (pate  tendre)  modellirt.  Der  Wasserbehälter, 
mddier  eigentlidi  auf  efaier  Gonsole  stehen  soll,  hat  der  Hanptsadie  nach  Unien» 
gestalt.  Der  Fuss  und  Scliaft  wird  umgeben,  hezw.  gebildet  von  vier  waieerspeicnden 
Delphiiu'ii  mit  aufgerichteten  Schw&nzen.  Der  Obertheil  ist  dreitheilig,  unten  gebaucht 
und  mit  einem  Maskenkopf  für  die  Einführung  des  (inuderncn)  Messinghahues  in  den 
Mund  verseben ;  in  der  Mitte  mit  aufrechtem  Blattwerk  verzierte  Einkehlung,  darüber 
gerader  Anfriss  mit  etwas  Verbrdtenmg  nadi  oben,  an  dieser  Fliehe  mit  Kindern  und 
Voluten  rcliefirt,  während  rechts  und  links  ein  aus  zwei  sich  in  einander  schlingenden 
Schlangen  gebildeter  Henkel  heraustritt.  Die  Urne  ist  mit  einem  etwas  eingebaucht 
kegelförmigen,  blumenverzierten  Deckel  versehen,  der  jedoch  nur  in  der  oberen 
Hilfte  wiildidi  als  Deckel  abnehmlMur  ist  Die  %iitie  krönt  ein  Schwan.  Das  Bednn 
dara  ist  einfoch,  halbkreisl&miig,  aussen  mit  vortretendeii  Eiern  {A), 

Trinkgläser  im  Speisezimmer,  bemcrkenswerth  nanuntlich  ein  Kelchglas  nach 
venezianischem  Muster,  auf  schlankoni  Fuss,  mit  rothen  Glasfiiden  und  feinsten 
Ranken,  darunter  nach  dem  Knauf  zu  facettirt;  —  Kelchglas  mit  Deckel  (Mono- 
gramm: J.W.)  und  sächsischem  und  Reichs- Wappen  und  schönem  Rankenwerk;  — 
Kdchglas  (neuer),  von  eigenthflmlicher  Form,  mit  kleinerem  WdngU»  auf  dem  Deckel 
und  zwei  erhabenen  Verzierungen  über  dem  Knauf  und  auf  dem  Deckel  als  Basis  des 
oljeri'U  <  ilases.  enthaltend  eine  Hirschjagd  ;  —  Vcxirglas,  oboii  mit  drei  hohlen  Ilirsch- 
körperu,  von  denen  nur  der  eine  ein  offenes  Maul  hat;  —  Gks  mit  Deckel,  von  derber 
Foim,  dodi  humoristisch  mit  eingeecUiffenen  Figuren  ^es  reifirOcUgen  MSdchens 
xwisdien  Binmeu,  eines  eine  Laterne  anzündenden  Offiziers  mit  Perrücke  auf  dem 
Kopf,  Rines  springenden  Hengstes  und  mit  den  Sprüchen:  Wenn  artige  Mädije)i  yiirlf 
küitern  und  l(ichen  und  schwehre  Carthaunen  nicht  donnern  und  kr<ichett  und  mtUhigc 
SeHgtk  mdd  Mfyf«»  wnd  springm,  so  reUtm  m  kmun  mhuUgmDmgm,^  {A). 

Fayencen  im  Billardzimmer. 

OhincsisdMa  Porsellan  im  BUlarddmmar  und  im  Lsssdmmsr. 

Poriellaafignrsn.  aas  dem  18.  Jahrhondoi  stohsisohe,  auf  dam  Kunhi  im  gnas- 

berzoglichen  Wohnzimmer,  19  musizireude  Beigleute,  wdn;  —  im  fQrstlichfln  Schlafdmmer, 
Kind  auf  einem  Bette,  mit  einem  TInnd  spielend  (mit  dem  mcissner  Fabrikzeichen),  bemalt; 
—  im  Spielzimmer:  Sau,  von  Huudeu  gestellt;  —  im  fQrstiichen  Arbeitszimmer,  viele,  meist 
bemalt  (eine  mit  dar  höchster  llaAaX  danintar  sosanrnMagehOriget  s.  &  die  Mraats. 

(Der  Brantbeeher  hn  fhntliehen  Arbeitsnmmer  ist  Copie  aaah  dem  hi  Wien  ba- 
findliehon  Oiigual  vw  1680.) 

r.  ilu  1  in  der  Schlosskapelle,  Nürnberg,  Emlter,  1702,  mit  gepresstem  Leder- 
Einbaud.    Im  vonleren  Kinband  ein  kleines  Relief  der  Grablegung  in  Alabaster, 

meisterhafte,  wohl  itulitMiische  Arbeit  (^). 

Polster  un  Sitzen  und  Lebneu  von  StObleu,  gestiokt;  im  fürstlichen  Arbeitszimmer 
fllaes  hn  ZopMÜ  von  Mnsror  AiM^  in  natmaliittsaher  Uauahm»^  in  einem  Medaillon 
auf  dem  ffils  «in  Hirt,  anf  der  Lehne  «üie  ffirtin  swisehsa  ihnn  Schsfhserden  dv- 
geBtaUt(Jl> 


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874  luLBTEDT,  Sohlo«.  AÜitodi  dO 


Webeteppiche,  verschiedene,  zum  Theil  zusaraniengehörende  Folgen  ( mehrere 
von  anderwärts  horstaniiuend) ;  vor  etwa  30  Jahren  mit  dicker,  klecksiger  Oelnialerei 
so  au^ebessert^  dass  vielfach  der  Ch&rakter  des  Gewebes  ganz  verloren  gegangen 
ist  Die  betten  sind  Vögel  in  LftiidsehafteD  mit  Hintergnmds-Gflbindeii,  in 
natnnüistlscljtju  BIuraeDborten,  wohl  aus  der  Harock-Einrichtung  um  1700,  in  der 
Gesammt-Erscheinuiit);  ^'Ut  wirkend,  farl>ig,  duch  mit  vorluTrscliendeni,  wolilthuendem 
Grün;  die  Borten  geschmackvoll  componirt  (A).  Von  diesen  betinden  sich  ö  im 
Spielzimmer,  1  im  groeshenoglichen  Sddafzimmer  vor  dou  Bettg^teU,  1  im  West- 
Corridor  vor  dem  gnwBhemi^dien  Wolmzimmer.  —  Jagdbilder,  nm  1750,  balb- 
lebensgTOfwo  Figuren,  vorzugsweise  von  Jägern,  Reitern  und  Hunden  in  Landschaften,  jetzt 
ohne  Borte,  3  im  Billardzimmer,  2  im  SiUi-Corridor.  Diese  sind  besonders  durch  die  Ueber- 
malung  verdorben. —  Aas  Ovids  Metamorphosen  hgoreareiclie  Darstellungen;  Borten 
Too  I^beablelt'&lMen  und  S6bn9rkela  mit  FHIditea,  wohl  immer  tiemlieh  r»h  gewem. 
4  im  West-Corridor  vor  dem  grossberzoglicben  Schlafzimmer  (2  in  einem  als  Diener-Schlaf» 
limmer  abgetheilten  Raum).  <»b  die  auf  Papier  in  gloicInMii  Stil  geinalte  im  Sfld-Corridor, 
welehe  yfohl  einmal  gemacht  worde,  als  man  zu  einer  Gesammt-Ausstattung  noch  ein  Bild 
bnHMbtek  freie  Eribdimg  des  BMtaaratom  «dar  Copie  «inea  damala  Ti«U«ioht  in  vetdoibMiMi 
Webrti^pielia  gaweBen,  bleibt  dahiogestellt  —  Spielende  Kinder  in LandsoluAeB»  ana 
dem  18.  Jahrhundert,  holländisch;  3  im  Lesezimmer.  —  Biniug  eines  Pascha,  aus 
dem  18.  Jahrhundert,  in  der  Nische  im  Billardzimmer.  —  Thier d  in  Laadsohaft,  im 
Fflratenzimmer  (.zur  ersten  Folge  gehörig?). 

Tap  ete  in  Leinenwirkoel,  in  dw  grosien  Oavderoibe  (Owridor)  dea  Tordenn  SeUoaiea, 
aus  dem  18.  Jahrhundert,  grossmustcrig  in  Streifen:  Ober  einander  angeordnete,  phantastisch 
veränderte  Melonen,  Palmetteu  und  Ananas,  eiugefasst  von  aufsteigendem  Blumen-  und  Blatt- 
werk (A).  —  Tapete  in  ächublouuumalcrei,  in  der  Nische  des  Spielzimmers  (aus 
dem  vorderen  SgUobb),  Rest,  spätgothisch ;  braune  Haster  auf  Goldgrund  und  schmale 
Borten  mit  Gold  auf  l'.raun,  dazwischen  breitere  Streifen  mit  dem  gleichen  Muster. 
—  Tapeten -Beste  in  der  Silberknmmer ,  aus  d«m  18.  Jahthnndart^  danatar  Cliina- 
Kaohabmungen.  —  ThOiingeii  nnd  dei  Huz,  Bd.  I,  8.  IM. 

Wandaohirm  im  WeeM>nridor,  tm  dw  8.HIUIe  d«B  18.  Jahihnndarla,  im  Zopfstil, 
grosB,  dreltbrilig,  bematt;  unten  Jagd-  und  Vtaeherel-Soeaen  und  Gerlihe  in  Palmblatt-KiSnien, 
oben  Ober  Fahnen  Akanthusrankcn  tmter  einer  federgeschmückten  Krone,  handwerklich  (A). 

Ofenschirm,  um  1720  (wohl  aus  der  damaligen  Einrichtung  des  vorderen 
Sciiluäses  und  eines  der  besten  ätücke  desselben),  klein,  Leinwand,  bemalt,  im  reizend- 
sten RegentsdiaftB-Sta,  sitsende  Diaaenfigor  unter  einem  BaUachin,  umgeben  von 
Banken  und  verschiedenen  Ornamenten.  Die  Raum-Vertbeilnng  ist  ebenso  geschmack- 
voll, wie  die  Erfindung  anmutliig  uiul  fein,  die  Linien  schwung\'oll,  ohne  auszuarten, 
die  1^'arbeu  zart,  heiter  und  harmonisch  aut  hellblauem  Grunde  {A). 

Oelgem&lde,  vide  grossere  und  Ueinere  Brusttnldnisse  des  17.  und  18.  Jaluv 
hunderts,  in  vergoldeten,  etwas  verzierten,  ovalen  Rahmen;  fOrstliidie  und  andere 
Persönlichkeiten ;  die  Manner  in  Rüstung  oder  als  Cavaliere,  von  der  .Mhmgen- 
perrückenzeit  bis  zum  Zopf,  die  Frauen  ebenfalls  in  Iloftrachten,  die  meisten  unter- 
geordneten Werthes.  Im  vorderen  Schlosse  beiluden  sich  11  solcher  im  Empfaugs- 
simmer,  4  im  Wohnzimmer  des  Erbgrossherzogs.  Im  hintormi  Sehloss:  7  im  Farsten- 
Zimmer  (darunter  dn  hflbsches  an  der  Nordwand,  Ichcnsgross,  junge  Frau,  um  die 
Mitte  des  Ib.  Jahrhunderts,  mit  etwas  rothem  Fleischton,  doch  gut  modellirt,  mit 


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31  Allstedt. 


AU.8TSDT,  Schloss,  Privatbesitz. 


275 


frei  antikisirendem,  blauem  UelHirwurf,  welcher,  durch  eine  blaue  Schliessc  am  rechten 
Arm  zusammengehalten,  das  weisse,  mit  Gold  durchzogene  und  besäumte  Kleid  und 
den  am  rechten  Arm  herabhängenden  Schmuck  frcilasst);  3  im  fürstlichen  Arbeits- 
zimmer, das  eine  an  der  Nordwaud  wieder  ein  hübsches,  lebensgrosses  einer  jugend- 
lichen Frau,  um  die  Mitte  des  IH.  Jahrhunderts,  zart  und  etwas  weichlich,  aber  sehr 
lieblich  im  Gesicht  und  Uals,  das  gestickte  Untergewand  über  der  Brust  sichtbar 
unter  dem  graublauen,  durch  Heftel  an  Brust  und  Arm  zusammengehaltenen  Kleid  {Ä\ 
2  im  fürstlichen  Schlafzimmer,  0  im  grossherzoglichen  Wohnzimmer,  das  an  der 
Nordwaud  ein  reizendes,  viertellebensgrosses  einer  jugendHcheu  Frau,  um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  (A).  —  Die  reicher  umrahmten  (s.  o.)  Bildnisse  des  Kurfürsten 
und  seiner  Gemahlin  waren  1HÖ6  noch  nicht  aufgehängt.  —  Thüringen  und  der  Han, 
Bd.  I,  S.  192. 

(Bildnisse  im  Speisesaal,  in  viereckigen  Rahmen,  Reibe  der  Forstmeister,  schieoht.) 

Die  Oelgem&lde  mit  Darstellungen  sind  meist  Copieen  nach  bekannten  Gallerie- 
bildem  (besonders  Dresden)  oder  neueren  Ursprunges.  So  die  grossen,  guten  Copieen  der 
Jagdbilder  nach  Rubens  und  Suyders  (die  4  Thier-Jagdstflcke  im  Ost-Gorridor  nnd  Nord- 
Oorridor,  die  LOwenjagd  im  letzteren),  die  minder  guten  in  der  Nische  des  Spielzimmers  und 
im  SOd-Corridor  die  kleineren  nach  3  Watteau'scheu  und  mehreren  anderen  französischen 
Bildern  mit  Jagdmotiveu  oder  Luftslimmungs-Landscbaften  der  Schule  von  Claude  Lorraiu 
(zum  Theil  beschädigt).  —  Unter  einigen  Originalwerken,  deren  mehrere  holländischen 
Ursprunges,  aber  unbedeutend  oder  auch  verdorben  sind,  ist  am  künstlerischesten  eines  im 
Wohnzimmer  des  Prinzen  Wilhelm,  vom  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  einen  Hirten  zwist  hen 
zwei  Kühen  und  Schafen  darstellend,  mit  gebirgigem  Hintergrund,  von  guter  Keuutuiss  der 
Tbiere  und  warm  dunkler  Farbenstimmnng.  —  Oanz  gut,  etwas  weichlich,  das  Gemälde 
iui  Nord-Corridor,  aus  dem  18.  Jahrbund ert,  Venus  auf  Wolken  liegeud,  Uber  Aiuor  gebt^ugt, 
der  mit  ihrer  Halskette  spielt. 

(Kupferstiche  und  Radirangen,  zum  Theil  von  Werth.) 

Im  Besitz  des  Herrn  Oekonomieraths  Brendel: 

Taschenmesser,  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  von  recbt  genilliger  Form. 


Mcs.scr  im  Besitz  des  Hcrm  Oekonomieraths  Brundel  zu  All.stcdt. 

Heidengräber.  Spuren  befinden  sich  auf  dem  Schlossberge.  Ausgrabungen 

und  Funde  vorgeschichtlicher  Alterthümer.  —  Archiv  für  Anthropologie  V  (1872),  S.  545. 
—  Bericht  Ober  d.  5.  allgem.  Versammlün^'  d.  deutsch.  Gesollsch.  f.  Anthropologie  otc.  1875,  S.  64.  — 
( 'orrespondenzbUtt  d.  deuicch.  OeseUsch.  f.  Anthropologie  etc.  1870,  S.  74.  —  Jahresbericht  d.  thQring. 
sichi.  Vereins  1825  {Ul),  S.  32  t  u.  Abbild,  auf  Taf.  VIII,  Nr.  1.  -  Fr.  Klopflelach,  in  Conegpon- 


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276 


AiUXBDT,  Heidengr&ber,  MallerbacL   EotSDOBi.  Allstedt.  32 


dentblatt  der  deatichen  Gcspllschafl  für  Anthropolö^^io  otc.  1871.  S.  76  f.  78.  —  VorgawshichtL  Altor- 
tfaflmn  d.  Frofini  Sachsen,  AbthaiL  I,  Heft  I,  &  48  mit  AbbUdangen  im  Text  a.  Tat  I,  Haft  II. 
&7S  C  Btt  AblHldimgen  im  IM  «.  Tat  IT«  &  19  arft  iUOdn««  tan  Ttet  -  ZdtMhiifk  dai  Han- 
Tuniai     8.  tot 

[Mallerbach,  WUstuag,  1289  Alrebach,  1290  Malrebach,  Kapelle  1524  zerstört 
—  AOgtadm  imMbt  Biogniplih  XXm,  &  4&  —  Dival«T     a.  0^  8.  S4  £,  Ann.  u.  &  IM.  — 

Herzog,  EedUEncyclopädie,  2.  .\wfl ,  X.  8.  369.  —  J.  G.  Leockfeld,  Antiquit.  Wallonrod.  (17051 
S.  134.  —  Seinecke  in  TbariugeD  and  der  Harz,  ikLII,S.  951—  £.  Stockmann,  Kcinichronik 
171^  BL  Ub.  —  ürknadenbttch  d.  hiator.  VeNiM  t  KladenaehteB  II,  &  336.  400.  -  W  olfram.  in 
TItflring.  VerciBB-Zoitschr.  XIU,  (N.  F.  Y,  1887,  &  S74-S79.  mit-  Zaitaehiift  daa  Hamentaa  Vffl, 

8.  879  L,  XX,  ä.  ää  52-69.  69. 


Einsdorf,  5'/»  km  nordöstlich  von  Allstedt;  im  hersfeldcr  Gütervcrzcichnias 
Einesdorpf,  1154  Einestor]),  wo  das  nahe  gelegen«'  Müuchskloster  SitticheDbach  (.iüter 
erwirbt.  Das  Pfarramt  wurde  hin  zur  Keforujuüuu  voo  dem  genanntea  Kloster  ver- 
waltet.   Der  Ort  wurde  im  dr^Bsigjährigen  Kriege  sehr  Terwüstet.  —  B«tiger, 

JÜBceua-  u.  Gan-Grenzen  III,  S.  215.  220.  —  B  u  r  k  h  a  r<l  t ,  Kirchen-  u.  Schul-Visitation'-n,  P.  144.  — 
OeaebichtaqneUeB  d.  FroTini  Saebaen  XX,  ä.  291.  393.  41(jw  437-454.  52&— tirOaalerin  Zeiacbrift 
daa  Hamonln  m  8.  90;  YDI,  &  104;  XI,  8.  m  «5;  Nabe  «besda  XX,  8  ».  74v  —  Kraa- 

feld,  Landeskunde  II,  S.  180.  -  Schoettpen  u.  Kreysig,  Diplomat  II,  S.  719.  —  Schulteg, 
Direct  diplom.  11,8. 105.  —  Stark  in  Tbariog.  \  ereiua-Zeitecbr.  U,  ä  163,  aber  Siegel  -  ZeiUehr. 
4  Uitor.  Yanliia  t  MladanadHae  1881^  &  5Qi 


innen  18  m  lang,  G,8  m  breit,  der  nach  Süden  die  Mauer  fortsetzende  WesttbuTlD 
im  Krdgesrhoss  m  lang,  4J)  m  breit.  Von  der  romanischen  Anlage  ist  an  der 
äüdsüitc  nach  Wustuu  zu  ein  rortal  zum  Tbeil  erhalten,  dessen  Kundbogeu  sich  der 
HufeiBeD-Fonn  nfihert  Die  Begra-YerMudung  der  vortreteDden  Pfiailer  ist  lerstört, 
ebenso  die  des  eingelegten  Dienstes.  Die  Capitelle  und  Kämpfer  zeigen  kräftige;, 
schöne  l'rofilirung  und  den  häufig  auftretenik'n  rahuettenschmuck  (Ä).  —  Von  einem 
sput^othischen  Umbau  von  l.')!«;  ist  der  dreiseitige  Churschluss  geblieben,  ferner 
aussen  an  der  Südseite  des  Langhauses  eine  rechteckige,  mit  sich  kreuzendem  Stab- 
nexk  in  der  Umfassung  und  mit  BrOstungs-Gesims  darunter  gezierte  Heiligennisolie  (J.\ 
unter  welcher  eine  Tafel  mit  der  erwiihuten  Jahreszahl  zwischen  zwei  \Vap]»eTi?childern 
mit  gekreuzten  Schwertern,  bezw.  gekreuzten  Schlüsseln  (Pauli  und  Pctri  i  eingela&seu 
ist  Dann  im  Thurm  unten  einige  kleine,  rechteckige  und  spitzbogige  Peuster,  oben 
solcbe  mit  Uaasswericen,  und  zwar  da^ige  aof  der  Sfldseite  spitzbogig,  sweitheilig, 
mit  aus  den  Rundbfigon  (  ntnirkeltcm  Kleeblatt-Bogen  und  herzförmiger  ()«  HMung 
darülK-r  im  Schlusf5,  das  auf  der  Nordseite  mit  verstflmmelteiii  Maasswerk,  das  auf 
der  Ostseite  (zum  Tbeil  verstümmelt)  gleicht  dem  ersten,  hat  jedoch  zwei  Pischblasen 
im  ScMnss.  —  Von  der  BaitMltoUmgestaltung  .sind  die  hOlzemea  Emporen,  weielie  in 
einer  unteren  Reihe  um  die  Nord-,  West-  und  Süd-Seite,  und  in  einer  oberen  Reihe 
an  den  beiden  Langseiten  lang  laufen^  l)emeriranBwertli,  nüt  lliren  StAndem,  welche 


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33  Allstedt 


filMSDOUr. 


27t 


Sockel,  mit  geschwellten,  spiralisch  aufsteigenden  Wülsten  gedrehte  Schafte  und  anti- 
kisirende  Capitelle  haben  (A).  —  [Auf  dem  Thurm  war  ein  Holz-Aufsatz,  welcher 
zu  Anfang  unseres  Jahrhunderts  abgebrannt  ist.] 
Taufgestell,  laut  In- 


schrift: 777.?  von  E.W.  r(odt), 
Roccoco.  Der  Fuss  ist  dreiseitig, 
auf  drei  Kugeln  ruhend  mit 
5-fÖmng  aufsteigenden  Akan- 
thusranken ;  der  Schaft  prisma- 
tisch gebrochen,  das  sechs- 
kantige Becken  oben  mit  roset- 
tengeschmUckten  Vorhängen 
geziert  Auf  dem  Deckel  ist 
das  Lesepult  augebracht,  mit 
Blumeu  und  Ranken  und  an 
der  vorderen  Seitenfläche  mit 
der  erwähnten  Inschrift  in 
einer  geschweiften  Schild-Um- 
rahmung. Holz. 

Kanzelbau,  einfach,  ober- 
halb ein  DeckengesimB  mit  einer 
Bekrönmigs-VerzieruDg. 

Taufscbaie,  von:  1773. 

Zioo. 

Taufechale  (im  Pfarr- 
haus), Beckenschläger-Arbeit  be- 
kannter Art,  mit  den  zwei  Keihen 
Bucbstabeu  nni  das  Relief  des 
Sündeufalles.  Messing. 

Kelch,  um  1700:  am  Knauf 
einige  Eier. 

HostienbUobse,  von : 
I7{t4,  mit  einfachen  gravirten 


Mustern. 

Q  locken.    1)  und  2)  von  Sadportal  der  Kirche  zu  Einsdorf. 

1803.   ~  3)  von  1883. 

Kirchhof.  &  Grabsteine  in  der  Mauer,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  mit 
Sinnbildern,  Herz,  Glaube  etc. 

Im  Besitz  des  Herrn  Pfarrers: 

Urne,  dickbauchig,  mit  Dreieck-Verzierungen  am  kunsen  Halse,  Messer  aus 
Serpentin;  in  der  Flur  gefunden. 

H6id6n9''&h.  —  Klopflelicb,  in  Vorgeichiehtliohe  AlterthOmer  der  Provinz  Sacbieu, 
Abtb  I,  Heft  I.  S.  44;  Heft  LI.  S.  81  £  86.  89,  mit  ÄbbaduDgen. 


Bia-  uo4  Kuatldnakm.  Thllrlii(M*.   S  .Wdowr-KlMnich  II. 


9 


2?8 


ElNZING(:N. 


Allstedt  34 


EinzIngSn,  4  km  nordnordwestUch  von  Anstedt;  Enzingu  itu  hersfelder  Zehnt- 
vcrzeicbuisK.  11^4  sclieiikt  Bischof  Theodorich  zu  Haiherstadt  dem  Kloster  Kalten- 
born einige  Güter  in  dem  Dorfe  Entzingen.  1527  wird  der  Ort  unter  dem  Naiueu 
Euczingen  aufgeführt,  vuu  1539 — 1609  war  Einzuigen  Filial  von  Miederröblingen. 
Im  dTei88igjilirige&  Kri«^  hatte  es  flbenaa  sn  leidoi,  von  1640—1641  vrar  es  g&nz- 

lich  verödet.  —  Böttgor.  Diftc.-  u.  Gau-Crnnzcn  TU,  S.  215.  220.  -  IJurliharJt,  Kirchen-  u. 
Scbol-ViüUt,  &  144.  —  Geschiehli^aeUeii  d«r  Pioviin  Sadueu  XX.  &  454.  529.  tii5.  -  Kronfeld, 
iMdadraad«  n,  8.  180.  —  O.  8«hnidt,  Uiknadflotaeh  4  HodHi  Hdbantadt  I,  a  9091  S9S.  - 
Bchoettgen  u.  Kroyaig,  Diplom.  II.  S.  731.  738,  -  A.  Scbuniann,  Lexikon  vou  Suchaon  II, 
a  370  £;  XV,  &  630.  —  C.  F.  L.  SchutDann,  LandMkond«,  8.  23.  —  Zntaduitl  des  Uuzvereiiis 
Wn,8.Wt;Ym»8,9l.4l»ttll».  m.  «tt;ZI,  a  8».  TL  74.  —  ZtUMibift  i.  hktor.  YeniM  1 
NiedflMMhMD  m  a  SO.  tt 

Kirche,  einfach ;  Chor  und  Langhaus  bildeu  zusammen  ein  Rechteck  von 
16^  m  Länge  und  6  m  Bidte,  weldu»  der  4,5  m  lange,  4,6  m  breite,  in  den 

Mauern  stärkere  Westthnrm  fortäetst  Einige  q>ät^othi.s(:lu!  Reste,  an  der  Ostseite 
ein  lOeeblattbogeu-Fenster,  am  Thurm  gepaarte,  schlanke,  schweifbogige  (^1). 

Kanzel  bau,  im  Uebergang  vom  Barock  zum  Koccoco.  Die  Oberwand  steigt  hinter 
dem  Altar  auf,  eingefasst  vou  Pilastem  und  vorgestellten,  korinthischen,  auf  Sockeln  mheud»u 
Bftolen ;  jedenetts  vom  Altar  eine  rar  Saeristei  fahrende  Tbflr  mit  gebrochenem,  geschweiftem 
Stnn.  Deaen  Mitte  krBnt  «in  AkBDänu*VoInteiHniiameat  mit  ICItelpaimetta^  auf  der  nMh 
ein  obeliskartiger,  b]attverzicrt«r  Aufsatz  beträchtlich  hoch  steigt  Mit  dieser  BekrOnang 
sind  durch  SibwiMfnngen  die  in  Stuck  gebildeten  Akanthusranken,  welche  dit*  riiastor  aeit- 
lich  einfassen,  verbunden.  An  der  Überwand  tritt  die  Kanzel  auf  einer  Coosole  mit  vasea- 
artigem  Zapfen  reehteekig  vor,  mit  noehmala  reehteddg  herawlreteader  Yorderflicheb  deren 
Miii  lf  I  I  ein  Sehfld  in  Akanthus  l'aliinenwerk  zeigt  Ueber  der  tut  Eaiml  fbhrenden 
VorhaiiLrlügen-ThOr  und  den  Säuleu  ruht  das  verkröpfte  Gebälk,  an  welchem  der  der 
Kanzel  eutfiprecheud  gebrochene  Schaildeckel  mit  der  Inschrift:  sursum  corda  und  mit  der 
KxBnnng  des  Bantenktani-Wappeus  unter  dem  Hwsogehat  vertritt,  wihzend  eben  auf  jeder 
veifcv^Aen  Bek«  ein  mnetdrendea  Enibohen  eitil,  in  der  Mitte  ein  Anteti  mit  dem  Drei- 
fidtigkeits-Dreieck  in  Wolkeustrahlen. 

(Kliugelbeutel-Besohlag,  1860,  aber  gaas  bjamtiniairead  gefertigt) 
3  Glooken  1819. 

Auf  dem  Kirchhof: 

Grabstein  mit  CHebel;  auf  der  einen  Seite  in  alterthflmlieber  OntBivBoiirifi:  hab  ich 
flwm  Herr  Jeam  C^rist^  ao  frag  ieft  «lieM  naA  JESmmd  wttd  Erden;  daiaber  tia 
Kreuz.  Auf  der  anderen  Seite:  . . .  itteml  ....  lictsr,  darflber  ein  Krens. 

Grabsteine,  vou  1750  und  1759,  Roccoco,  mit  Figuren  des  Glaubens  und  der 
Traner  au  der  Seite  und  mit  mittehuäeaigen  Oruamenteu.  —  Grabmal,  von  1791,  mit 
Urueu-Au&atz  Ober  der  lueobrift-TafeL 

Stein  am  Derfteich,  eigenfliOmlieh  mit  nhhrdeben,  eingetriebenen  Kigeln  (die  dann 
haftenden  Sagen  änd  nnbedentend). 


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i'hut.  ßräunlith  in  J*na.  LiclUdrvck  von  Bömmitr  S  Johos  in  Druden, 

Kanzelbau  in  der  Kirche  zu  Heygendorf. 

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Vertag  u>n  Uuiiav  Fifchtr  in  Jrna. 


36  Alktoai  temMB».  tiiTaiiiixn*.  2?^ 

pfttate  KAp6ll6  auf  dem  Coppelbei^  (Kapellenberg).  —  A.  SelmiiiAaB,  LoxUton 
voD  Sacha«a  II»  & 970.  —  GL  F.  L.  SehnaaBa,  laidaikuid^  a  28.  —  fltawteWiriftädi  t  A-iTämt 
1864,  S. 


HtygMMlorf,  4  km  sfldlieh  von  Allstedt»  an  der  Hdme  gelegen ;  Heiendorpf  im 

hcrsftlder  Zehutverzeichoiss ,  1273  Hei^endorp,  wo  Graf  Burkhard  vuu  Muosfeld 
dt.'iu  Kloster  Sittichenbach  Güter  schenkt.  Die  Pfarrei  war  vor  der  Reformation 
Patrooat  der  Grafen  von  Mansfeld.  Im  Aufaug  des  16.  Jahrhunderts  gehörte  das 
Dorf  den  Herren  von  Geusaa.  —  Bottger.  DiOb-  n.  GM-tiranzen  iii,  s.  I60.  215.  220.  — 

BurkbarJt.  Rinken-  i.  Sdnl-Visitat,  S.  14 i.  -  GeschichUqnellen  d.  Provinz  Sachsen  XX,  S.  428  £ 
436.  452.  528.  —  Kioiir»U.  Uadflckond«  U,  S.  ISO.  —  A  SebvmaBB.  Lexikon  foo  SadiMo  IV, 
S.  61  f.;  XVI,  8.  888.  —  C.  F.  L  Sehnntno,  L•B4Ml^md^  8.  SS.  —  IMnnideBbvdi  d.  liUor.  Ter. 
l  Nicdorsachüen  II,  S.  393,  Nr.  43;  III,  t?.  297,  Nr.  13«.  -  Zoitachrift  U.  Har/voreins  VU,  S.  91.  165; 
XI,  &  223.  :£25;  XX,  S.  S7.  41.  71.  74;  XXI,  8.  43.  —  ZeitKhnft  d.  hiitor.  Vereini  L  MMdenacbMO 
m  &  W.  -  UAw  Si^i«!  tiAe  Stark  ia  IMring.  Vardaa-ZailMhr.  II,  & 

Kirche,  mit  Rfnut/ung  einer  gothischen,  von  welcher  Strebepfeiler  erhalten 
sind,  iu  der  lleuaiääaucezeit  gebaut.  Der  G  lu  lauge,  ö  m  breite  Cbur,  auf  welchem 
der  Thurm  ruht,  Sflüiet  ddi  in  einem  Flacbbogen  vollständig  nadi  dem  12,2  m  langen 
Mittelschiff  des  dreiadiiffigeu,  im  (iauzeu  ll,N  m  breiten  Langhauses,  dessen  Neben- 

schifte  nach  Westen  zu  um  4,:')  m  kürzer  ^\ud,  so  dass  also  <lit'  Oesaiumtgestalt  der 
Kirche  eiue  kreiizföniiige  wird.  Chor  uud  Mittelschift"  des  Langhauses  haben  Flach- 
bogeu-Deckeu,  die  SeiteDschifiTe  flache.  Die  Orgel-Euipore  im  Ghur  hat  eiue  einge- 
bogene Brflstung. 

Kirchstuhl  im  Chur,  mit  hüb.scheD,  durchbrochen  geschnitzten  Gittern  noch  in 
Hcn.iissaiiCf-FoniH'ii.  Wahrend  das  eine  Gitter  (.\l)l>il(i.  auf  folg.  S.)  Uiehr  einfatlie 
Kaukeuverschliuguugen  zeigt,  entspringt  das  andere,  mehr  antikisirend,  in  Form  von 
Blattranken  mit  Haupt-  und  Neben-Zweigen  und  ausgehenden  Blättern  gebildet,  aus 
einer  mit  Eierstähen  gerippten  Vase,  deren  Henkel  ebenfUIs  In  VolutenbOdong  den 
unteren  Raum  geschickt  ausfüllen. 

Taufgestell,  barock,  mit  Thieiflsien  ttad  .YoifaangB-rädungtn,  äbnlioli  dem  sn 
Blnsdorf,  doch  vou  dürftiger  Arbeit. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  au  die  Orgelempore  gelehnt,  wodurch  die  Wirkung 
beeinträchtigt  wird  (Lichtdruck).  Er  ist  ein  Fraehtwerk  italieniseher  Arbeit  der  Spät^ 
renaissauce,  die  Fornien  der  Architektur  kräftig  und  dabei  maassvoll ;  die  Figuren  weit 
üImt  das  liumiil.s  in  diesen  Gegenden  Deutschlands  Geleistete  hinau.sgehcnd.  Durch 
eine  Tafel  mit  dem  Spruch  aus  1.  £p.  Job.  5,  1  erläutert,  steht  links  der  Glaube  mit 
seinem  Schild,  den  einen  Fuss  auf  die  Weltkugel,  setzend,  auf  der  das  [oben  jetzt 
serbrochene]  Kreuz  mht ;  die  hiwdnreh  hqrvoigemfane  Bew^^ong  ddr  Fcanengestalt  ist 
schwungvoll  und  dabei  geschickt,  Faltenwurf  und  Gesicht  fast  klassiseb.  Ebenso  ist 
auch  die  durch  den  Spruch  aus  1.  ¥.]).  Job.  4,  16  erläuterte  Figur  der  Liebe  in  der 
Gewaiuiuug  schön,  uud  hier  eine  leljeudigere  Ilaltuug  dadurch  hervorgerufen,  dass  sie 


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280 


HstOKHDOBP. 


Allstedt  3c 


ein  Herz  in  der  Linkeu  emporh&lt,  nach  welchem  das  Kind  auf  dem  Arm  [ihm  ist 
leider  der  rechte  Fuss  abgebrochen]  emporschaut,  während  das  andere  in  anrauthiger 
Bewegung  m  der  Frauengestalt  hinaufstrebt.  Die  Figur  des  Heilandes  ist  schon  eher 
etwas  nianierirt,  aber  die  Körperkenntniss  trefflich,  der  Ausdruck  von  wohlthuender 

Milde.  Die  seitlichen  Urnen  auf  dem 
Aufsatz  sind  das  mindest  Gute.  Das 
sorgfältig  ausgeführte  Werk  ist  ganz 
von  Marmor,  von  grauem  der  Sockel, 
von  buntem  die  Kanzel-Vertäfelungen, 
von  weissem  die  Säulen,  Urnen  und 
alles  Figürliche ;  Christi  Haar  und  Bart 
bemalt. 

Gruoifix  an  der  Cbor-Nordw&nd, 
von:  Ib'!ö,  gross,  handwerklich,  von  Holz. 

Gedenktafel  an  der  Ecke  zwi- 
schen Chor  und  Südschiff,  für  Oberst- 
lieutenant Christoph  Abraham  von 
Pritzelnitz  aus  dem  Hause  Machnitz, 
t  1714,  zwei  obere  (wohl  erhaltene) 
Wappenschilder,  ein  mittleres  und  ein 
unteres  Schild  (stark  verletzt)  in  hüb- 
scher Umrahmung  mit  geschwungenem 
Blattwerk,  durch  seitlich  herabfallende, 
schmale  Vorhänge  zusammengefasst, 
treinich  ausgeführt  in  Alabaster  (Ä). 

Gedenktafel  an  der  Chor-Nord- 
wand, Spätrenaissance,  mit  Künstler- 
Kirchstuhl-Gittcr  in  der  Kirche  zu  Heygendorf     zeichen :  W.  K  und  Jahreszahl  am  Fuss : 
(s.  vor.  s.).  1594  und  mit  Unterschrift  im  hängen- 

den Ornament,  sowie  Ueberschrift  im 
oberen  Aufsatz;  Der  gestrenge  und  ehrenveste  Lewin  von  Geusau  zu  Heigendorf  und 
Furnstadt  des  obersäehsischen  Kreises  hestalder  Kriges  Obist,  er  ist  den  16  May 
aö  94  eu  Wolckersdorf  in  Oesterreich  auf  seiner  gegen  Ungern  wieder  den  Türken 
und  Erbfeind  der  Christenheit  vorgenommenen  Reisse  gestorben  und  daselbst  in  der 
Kirchen  in  weiland  des  Herrn  von  Stamherck  Begrebnis  beigesetet  und  vorgraben 
worden.  Seines  Alters  51  J.  Die  Inschrift-Tafel  des  hängenden  Ornamentes  ist  von 
Cartouchenwerk  umrahmt,  welches,  nach  unten  durch  seitliche  Viertelkreise  und 
mittleres  Rechteck-Stück  herabgeführt,  hier  in  einem  Engelskopf  endet.  Zu  den 
Seiten  des  hängenden  Ornamentes  treten  einfache  Consolen  vor,  mit  flachen  Beschlag- 
omamenteu  und  stark  reliefirtem  Löwenkopf.  Auf  einem  nur  aus  einer  Platte  be- 
stehenden Fussgesims  (hierin  die  Jahreszahl)  ruht  der  Haupttheil  des  Epitaphs. 
Pilaster,  welche  sich  auf  den  erwähnten  Consolen  erheben  und  in  ihrem  Sockel  mit 
je  einem,  im  Schaft  mit  je  vier  Wappen  geschmückt  sind,  tragen  auf  ionischen 
Capitellen  ein  wagerechtes  ViertelstalnGesims ,  welches  über  den  Pilastercapitellen 
als  Verkröpfung  vasenartig  prolilirte  Vorsprünge  und  an  der  Fläche  Beschlag- 


37  AlUtedt. 


HnonMttv« 


281 


ornainente,  sowiu  sechs  vorgertHiciteto  Wappenschilder  zeigt.  In  dem  von  diesen 
GliederuDgeu  uuirahmteo,  recbteckigeo  Mittelfelde  ist  ein  Kelief  vuu  tüchtiger  Arbeit 
aDgebndii  Vor  dem  mit  flattenideiii  Sdnin  bekleideten  Gdoneozigten  kniet  in  etiras 
grösserer  Figur,  in  Froül  gesehen,  der  Venbnbene  in  Rßstung,  den  Helm  vor  den 
Kniecn,  die  Iläude  über  der  (mehr  von  vom  gesehenen)  Brust  faltend,  in  kh.'ineren 
Figuren  hinter  ihm  zwei  Söhne,  ihm  gegenüber  die  Gemahlin  mit  drei  Töchtern,  alle 
in  TnnerUddimg,  mit  BÜdninzagen.  Im  Hbitergnmde  dee  KrraMs  Jeninlem,  Soiuie 
und  Mond,  oben  zu  den  Seiten  des  Kreuzes  je  ein  Engel  mit  Kreuz  beiw.  Kelch,  dieie' 
etwas  ungeschickt  ausgeführt.  Das  Relief  ist  von  einer  auf  Pilastcrn  mit  Capitellen 
ruhenden  Kleebogen-Blende  eingefasst,  und  zwar  etwas  eigenthümlich,  so  dass  die 
tassersten  knieenden  Figuren  unten,  sowie  die  Engel  oben  vor  diese  Blende  compooirt 
sind,  in  ihrem  Sdieitel  flberdies,  didit  Aber  Cbristi  Kreon  ein  die  Phantasie  störender 
Schlussstein.  Auf  dem  Viertelstab-Gesiros  ruht  ein  seitlich  eingeschränkter  Oberlbeil 
mit  Aufsatz  —  diese  Partie  die  beste  des  ganzen  Werkes  in  noch  edler  Ri^naissancc, 
nach  römischen  Vorbildern.  Die  grosse  Inschrift-Tafel  wird  üingeüasst  vuu  den  beiden 
Frsnengestalten  des  Gkubens  mit  der  Bibel  imd  der  Stärke  mit  dner  Bilde  «tf  der 
Schulter ;  diese  tragen  ein  gerades,  antikisirendes  Gesims,  auf  welchem  zn  den  Seiten 
sitzende  Geniengestalteu  ruhen,  in  der  Mitte  ein  Aufsatz  mit  dem  Relief  des  Ober- 
körpers Gott  Vaters  (mit  Scepter  und  Reichsapfel),  oben  abgeschlossen  durcli  ein  in 
der  Mitte  rundbogiges,  an  den  Seiten  wageredites  KrOnungsgesims.  Platten,  welche 
die  GedenktaJid  aussen  za  den  Seiten  der  mterea  Gonsolen,  der  Pilaster  im  Hai^t- 
theil  und  des  Obertheiles  einfassen,  sind  dagegen  schon  mit  den  der  Barockseit 
eigenen  Ausschnitten  in  Form  von  Kreisbögen,  Voluten  und  Hörnern  im  Umriss  ge- 
staltet, an  den  Vorderflächen  mit  Beschlagmustem,  lüiöpfeu  und  Facetten,  die  des 
Oberthmk  amserdem  mit  je  dnem  LOwenkopf  geschmflckl  Das  Werk  ist  ytta  Said- 
Stein,  leicht  bemalt,  so  die  Ornamente  gelb  auf  steinfarbenem  Grunde,  die  ihnen  auf- 
geset^iten  Köpfe,  Blumenrosetten  und  Wai>i)(?n,  <ler  Starlt-IIintorgnind.  die  Figuren 
farbig  (Christi  Schurz  gold  mit  grünblauer  Innenseite,  die  allegorischen  Gestalten  mit 
rothen  und  grünen  Gewändern)  {Ä). 

Glocken.  1)  1783  yon  Gelnr.  Ulrich  in  Apolda,  mit  Spruch:  Lang  totm  mm- 
venehrt  für  die  Reliffion  dit  ErU  tu  Ileügendorff  im  feierlichen  Tim.  —  2)  1783 
wm  Gebr.  Ulrich  in  Apolda,  mit  Sprach :  Zu  hmer  Hanumie  gosa  man  mÜh  mn, 
ntU  Gott-es  Wort  stimm  euer  Christenthum. 

Grabstein,  au  der  westlichen  Ecke  des  au  der  Südseite  betiudlichen  Treppen- 
Aufganges  eingelassen,  des  Gust  Job.  Gliiist.  Steffms,  f  1723,  mit  zierUeben  Akan- 
thosranken,  deren  Blätter  sich  am  geschweifte  GUtter  winden.  Die  Blätter  waren 
grOn,  die  Gitter  röthlich  bemalt. 

Grabstein,  neben  dem  vongen,  des  Joh.  t.  See,  f  verstflmmelt,  mit 

einem  Engelskopf  in  der  Bekrönung. 

12  Grabsteine  au  der  Südseite  der  Kirchhof-Mauer,  mit  zum  Theil  uuleser- 
liehen  Insdiriften.  Darunter  einer  barock,  mit  TerstOmmeltcni,  weiblidien  Figuren  zu 
den  Seiten  einer  von  sehr  hfibmAcm  Laubwerk  umrahmten  Tafel,  w  elche  einen  Baum 
unter  Wolken  enthalt;  —  einer  v(HI  1771,  mit  den  Genien  des  Glaubens  und  der 
Trauer;  —  einer  von  1741,  mit  nacirten  Genien  gleichen  Inhaltes  und  hübscher 
BekfOuag;  —  einer  fon  1771,  mit  dem  Genji»  dee  Gtanbens  und  dem  geflügelten 


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282 


HnonDOw.  gumaunrE. 


AlUiedt.  38 


des  Todes;  —  einer  mit  der  Anfentelmng  G3iri8ti  in  einem  von  Engdn  getragenen 

lledAillon;  —  einer  in  der  Erde  steckend  und  Terstflmmelt,  aber  mit  guten  Figuren, 
den  allegorischen  I'rauongestalten  zu  den  Seiten  der  Inschrift-Tafel  und  Kugeln  zu 
den  Seiten  des  Cruciäxes  in  der  Bekrönung;  —  einer  von  1773  mit  den  Figuren  des 
Glnubens  and  der  Liebe  mit  brenneudem  üerzen  und  hübsch  omrankter  Insdirift- 
Tafd. 

Wohnhaus,  oeben  dem  Pfarrhaus,  Holzbau  dcä  17.  Juhrhunderts,  mitStrick- 
nnd  Znlmschnitt-Vergierang  am  Gesims  und  geschwellt  geschnitsten  Selten-Uinnüi- 
nrangen  der  Fenster  (Ä). 

KaldenhUSen  (WOstung),  1188,  bei  Heygendorf  (Herendorp)  und  Schaafsdorf 

erwähnt.  —  J.  G.  Leaekfeld,  Aotiqait  Walckaond.  (1706),  &  412.  —  K.  PrsuM.  8tut»-AaMigfr, 
bM.  B«0.  Nr.  9  T.  &.  Ulli  im,  8.  4.  —  nrinndnbnch  d.  Urter.  Teraos  l  NudecMduan  II,  &  4& 
60.  ea  96.  137.  222.  889;  Hl,  &  197.  Nk  186L  -  Ztitidiiift  4.  HiimnfiM  TUl,  &a64  £>  Ui  8.ST. 
74;  XXI,  &  47.  48. 


Kalbsrieth,  h  km  südsüdwcstlich  von  Allstedt  an  der  Ileltiie;  es  hiess  im  Mittel- 
alter, wie  auch  aiirioie  Orte  im  Helme-  und  Unstrutthale,  Hiadc,  Riada,  Rytha.  Ob 
es  das  Riudu  iöt,  wo  Heinrich  I.  93ö  die  Ungarn  schlug,  ist  zweifelhaft.  Im  Jahre 
1486  hatte  es  die  Fainüie  von  Ealb  zn  Lehen,  nach  der  es  den  jetadgen  Namen  er- 
hielt. Böttger.  DiöcoBan-  u.  Gao-Grenzon  HI,  S.  160  220.  -  Burkhardt,  Kirchen-  u.  Schul- 
Vtntei,  8.  144.  —  OAamler,  Bflitrige  i.  Chroaik  t.  Allctodt»  S.  48.  —  Grflstler  in  ZottMbnft  d. 
HanraniM  VIII,  S  180.  —  Kronfeld,  landadcand«  n,  8. 181.  —  K.  Pmiml  StMti-ABnIger,  Iwr 
Beil.  Nr.  9  v.  5.  März  1870,  S.  4.  A.  Sehn  ni  ann.  Lexikon  v.  Sarhson  IV,  S.  425  f.;  XVII,  S.  162  f. 
~  C.  F.  L.  Scbamann,  Landeskunde,  S.  24  £  —  Stark  in  Tharing.  Yeieia»>ZMtMhr.  U,  S.  14U, 
'  Uber  megO.  —  ürhuidaibadi  d.  hbter.  TaniM  l  NiedanadiMB  lO;  &  81,  Mr.  6Glk  —  ZaitMdnift  d. 
H.mv(<roiiu  VI,  S  31  ;  VTI.  S.  165;  VIII,  &  180;  ZD;  a  868;  XX,  &  SA  4L  74  -  ZritMbr.  d.  tSA 
Vereins  £  Niedeisachsen  im,  a  29  £  58. 

Kirche,  I821  neu  erbant  —  Krosfcld  «. «.  a  —  A.  BehvaaiB,  Laiikw  voa 

Sacluon  XVn,  S.  162. 

Tauf  Stein,  aus  der  2.  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts,  in  Urneuform,  mit  Laub- 
gewindni  am  oberen  Sand. 

Altarwerk  im  (Thor  hniter  derKanzä,  spUgothisch  (Lidtdrad).  dreiflOgelig  im 

Haupttheil,  wie  im  Sockel.  Im  Sockel  stehen  im  Mittelschrein  drei  Relifpiien- 
Büsten  der  durch  (Unterschriften  benannten  Heiligen  Erasmus,  Sebastianus  und 
Augustinus  unter  zierlich  geschnitzten  Baldachinen  vor  einem  Hintergründe  mit  drei 
gran  in  Onra  gemalten  EngdskOpfen.  Die  Flflgd  endialten  in  Malerei  Einsd- 
figuren  von  Heiligen:  (innen)  Cyriacu.s  mit  der  Palrae,  den  pcfipscltcn  Drachen  zu 
Füssen,  und  Laurentius  mit  dem  Rost,  sowie  (aussen)  Veit  mit  dem  Buch,  worauf 
der  Hahn,  und  Aegidius,  den  hirächkopf  in  der  Hand.  Zu  den  Seiten  ladet  der 
Sockd  im  Bogen  ansgesdnrdft  in  Gonsden  (zur  üntetstatnmg  dds  brdtnren  Hauj^tp 
thefles)  ans,  mlclie  mit  Bankeniferk,  Ittllthen  und  Beeren  grau  in  Gran  gemalt  sind. 


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39  AUirtadi 


283 


Im  Haupttbeil  zeigt  der  Mittelschreiu  die  drei  dreiviertel-lebeDsgrossen  Figuren 
der  Maria  mit  dem  JesosIdDd,  swiBchen  der  hdligen  Katharina  [reehter  Unterarm 
mit  dem  Sehwert  abgebrochen]  and  Barbara  auf  blumenisemastertem  Goldgrund,  mit 
bunten  Teppich  fransen  mich  unten,  sowie  oben  mit  Maueni,  gestirntem  Himmel.  Die 
FigDien  sind  technisch  treälich  und,  abguächuu  vuu  der  jeuer  Zeit  und  Schule  eigenen 
ModeDirimg  mit  glatten,  bohai  Stirnen,  starken,  nmden  Badranknoehen,  geziertem 
Lächeln  und  höfischer  Hahung,  doch  von  kriftig- guter  Auffassung  uml  gross  ge- 
dachter Gewandung  mit  nur  geringer  N'eiginig  zu  Knitterfalten.  -  An  den  Flügeln 
sind  inneu  die  vielen  Figuren  dadurch  in  gefalligen  rhythmischen  Gegenäatz  gebracht, 
dass  jedesmal  ein  zwischen  zwei  weibliche  Heilige  gestellter  Heiliger  mit  einer 
zwifldwn  swei  hoiligeii  Ittanem  stehenden  Franengestalt  abwednelt  (Unkn  oben: 
Genovefa  zwischen  Jacobus  und  Georg;  links  unten  die  Heiligen  nicht  zweifellos  za 
bestiumicn ;  rechts  oben  Johannes  zwischen  Margaretha  und  Magdalena ,  unten 
Dorothea  zwischen  Petrus  und  Paulus.)  luuerhalb  dieses  lihythmus  zeigt  sich  wieder 
eine  Abstnfimg,  wie  in  dem  Gegenflber  der  beiden  i^eichartigen  Heiügen  Georg  und 
Margaretha,  und  wiederum  Petrus  und  Paulos,  ein  Zengniss,  wie  der  Künstler  die 
Monotonie  bei  zwölf  stehenden  KinzelfigurcTi  zu  vermeiden  suchte.  Die  weiblichen 
Heiligen  sind  alle  gekrönt  Die  Haltungen  sind  individuell,  die  Trachten  innerhalb 
der  anttUsiienden  Oleichartigkeit  doch  künstlerisch  verschiedaiartig  genug;  bei  cok 
zehien,  wie  besonders  dem  JohamMB,  das  Anlehnen  an  anerkannte  Muster  offenbar 
damals  von  volksthümlicher  Wirkung  begleitet  gewesen  Besonders  zierlich  sind  die 
Baldachine;  auch  die  Laubstabe  und  Zinnen  der  ötaniisockel  der  Heiligen  zeugen 
von  der  liebevollen  Durchführung  der  ganzen  Arbeit  —  Aussen  au  den  Flügeln  biud 
Gemftlde,  grosse  paarweiie Gestalten  der  Bischüfe BonifufaiB nnd  Yatontinns,  beiw. 
Wolfgang  und  Nikolaus  in  der  Gesammt-Auffimsuig  und  im  AasdmdL  sehr  gnt,  in 
den  Farben  schlecht  oder  verdorben  {A). 

Bezüglich  des  Inhaltlichen  sei  noch  auf  Folgendes  aufmerksam  gemacht.  Von 
den  vierzehn  Nothhelferu  kommen  sämmtliche  weibliche  (nämlich  drei),  von  den 
miiimHehwi  nur  fDnf  vor  (oder  sechs,  falla  der  von  mhr  nicht  zn  bestimmende  ExS^ 
mit  Buch  und  fehlendem  linken  Abzeichen  noch  als  ein  Nothhelfer  anzusehen  ist, 
obgleich  keiner  der  fünf  noch  übrigen  Nothhelfer  auf  seine  Erscheinung  passen  will); 
dem  Diakon  Laurentius  ist  statt  des  sonst  üblichen  Ötephanus  der  Nothhelfer  Cyriacus 
gegenttbensestellt  AoihllflBd  ist  die  bedeutende  Anzahl  der  heiligen  Bisehiife. 

Welnkanne,  vsn:  169$^  mit  nndem,  into  Mitte  duoh  einen  wagerabhten,  geglie- 
derten Streifen  getheiltem  Bsneh,  der  in  jeder  Abthdlug  eben  und  unten  herBusgetriebene, 
idiilf  gestellte  BiefUnngen  hat,  sewie  adt  langem,  gebogenem  Ansgusa.  Zinn. 

Kelch,  klein.  —  Kelch,  unter  dorn  Sechspass-Fuss :  O  die  StifhmgB-Inschrift  dos 
Alex.  Ludw  Kalb  und  der  Doroth.  Snpbio  Amalie,  geb.  v.  Mcngelbach;  auf  dem  sechsfach 
gebrochenen  Knauf  ihre  beiden  Wappen  eitignivirt;  sehr  kleine  Kuppe.  Silber,  leicht  ver- 
foldei  —  Keleh,  m:  1734,  eiafüdi.  —  Keleh,  8edupas»>Fni%  an  den  Kanten  mit 
au^eiiohtelen  BUttem  venieit;  am  Knanf:  IBBDS. 

Gemälde  an  der  Hinterwaud  der  Kauzelthür,  Bildniss  des  C.  A.  v.  Kalb  (der 
wrihn  iid  Herzog  C^l  August's  Mindeijihrigkeit  die  Begentscbalt  iQhrte),  habecbaas" 

geführt  in  Pastell. 


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384 


KiiMBun.  LinrasuaoM.  Allstedt.  40 


Gloeken.  1)  Aus  dem  14^  Jahrfaundert  mit  der  Inschrift: 


(Vox  domini  summi  resonu  ad  populum  voco  ad  sacra,  gloriae  princeps  Cbriste  veoi 
enm  ptce.  WiedertSnaid  des  nsduton  Wort  mP  das  Volk  ich  mm  Heik.  Der 
Ehren  Fürst  Christus  komm  mit  den  FMideo.)  Dans  lo^  das  A  mid  12,  mit 

Kreuzen  verschnörkelt.  —  P.  Kruie.  Dentoche  AlterthOraer.  Bd  I,  H.  II.  S.  68— 61  (mit  Nach- 
bildnag  der  Inschrift  «af  Tat  m,  I),  H.  m,  S.  23  fl  27-28.  35.  —  Jahmber.  d.  tbflring.  ■ichi.  Verains 
m  QSm,  8.  ea  -  0.  7.  Il  SekamaaB,  I^iidMtaBdib  &  M.  —  8)  1781  von  Joh.  GhristisB 
und  Johann  Heinrieb  Gohr.  Ulrich  in  Apolda,  gestiftet  von  C.  A.  t.  Kalb.  —  8)  1881 

Auf  dem  Kirchhof: 

Grabmal  des  kurfürstl.  Sachs.  Fähndrichs  Friedr.  Christoph  Hirschel,  f  17-^* 
OUibelr,  mit  vier  Seiten,  an  deren  zweien  je  ebi  Wappen,  an  den  mderen  hriegertadie 
Embleme  und  das  Sinnbild  der  aufgehenden  Sonne  daigeetdlt  shid,  oben  eine  aUe- 
goriscbe  Figur  mit  der  Krone  des  Lebens. 

(OesUidi  vom  Ort: 

2  HaldengrSlier,  nach  H.  Thieme  sn  Kalberieth.) 


Landgrafrtda,  5  km  sfldsHdOstlieh  Yoo  Allstedt,  mnthmaasdich  zwei  dicht  an- 
einander liegende  vereinigte  Dörfer:   Gozwynisrode  (Goswinsrod e) ,  welches  Graf 

Ludwig  von  Stolberg  1322  dem  Kloster  Rossleben  eignet,  später  Schweinsrode  (Swins- 
rode)  genannt,  und  Lantgrevenrod,  bei  welchem  Graf  Burchard  von  Mansfeld  1330 
dem  Kloster  Walkenried  HShter  eignet,  1560  einmal  Scblankgravenroda  und  Schlan- 
graiTeroda  genannt.  In  der  halberstidter  Ifolrikel  Ton  1400  sfaid  beide  Dlhrfbr 
(Nr.  16  und  .5.5  in  banno  Coldenborii)  aufgeführt.  Auf  Tilemann  Stella 's  Karte 
der  Grafschaft  Mansfeld  in  Ho  mann 's  Atlas  scheint  der  Name  Lautgrauen[ro]da 
die  nordwestliche,  der  Name  Schuueinsroda  die  südöstliche  Seite  des  Ortes  zu  bc- 
neidmen.  Auf  Herian's  Karten  von  1660  findet  eich  nur  der  Käme  Schwninsrodei 


.  kj  ^  i  y  Google 


41  AllBtedt. 


285 


an  dessen  Stelle  um  1760  (Schenk's  neuer  sächsischer  Atlas)  der  alleinige  Name 
Landgrafroda  tritt.  Im  dreissigjähngen  Kriege  hatte  der  Ort  viel  zu  leiden.  — 
P.  ÄlbinaB,  Newe  Hejrioiehe  Chronica  (1680),  8.  89.  —  B Ottger,  Diöeegan-  u.  Gaa-Grenzen  m, 
8.  m  m  —  BftrkDer,  in  WtinHiMh»  ZeUnng  1887,  SomtagibfiL  n  Ht.  101.  ~  Barkhardt, 
Ifaehfl»-  V.  SebnhrUtat,  &  114  —  KrAnfeld,  LudMknide  Ii;  SUlUC—  (Otto),  Thnringia  laera 
1737,  8.  741    -  Schamelins.  Kloster  RoMleben,  S.  A  !3cll«MaDn,  I^xiVon  von  Sachfien 

V,  8.  287:  XVU,  8.  704  L  —  C.  Spanganberg,  QaerfutiMhe  Chroflioa  (1590),  8.  4Sa  -  Stark 
in  ThBifag.  ▼«nbt-ZaitMihr.  II,  8.  146.  140,  Uber  im  OaueindeaiagaL  —  (hkondaobvdi  4.  hiii  Yar. 
f.  NiedersachBcn  ITI,  S.  16B.  Nr.  «63.  -  Zed ler ,  Üniversal-Leiikon,  Bd.  36,  Sp.  293.  —  ZeiUchrifl 
d.  HaiSTaraiiu  VUI.  8.  187.  401  f.;  8.  99;  XI.  8.  192;  XII.  8.  571;  XX,  8.  36.  5&  -  Zeituhria 
d.  Uilw.  7«nlM  l  KMflnMliMB  186IL  &  4B  «.  BL 

Kirche  des  heiligen  Petnu;  Grundrias-Form:  |       p ,  einüBcb,  barocke 

Erweiterung  und  Erneuerung  einer  gothischen,  dreiseitig  geschlossenen  Kapelle ;  der 
Chor  ist  •1,.5  m  lang  und  ^  ni  breit,  das  Langhaus  1.3  m  (das  westhche  neuere  Stück 
davon  8  m)  laug  und  5,ö  ui  breil;  auf  dem  östlichen,  ö  m  breiten  Stück  des  Lang- 
hanfles  dar  Thann.  TriunpldiogMi  gedrOekt  flnchbogig.  Emporen  auf  sum  Theil 
etwas  gedrehten  Holzatänden). 

Kanzplban,  TJotiroco,  nntcn  jederseits  Plachbogen-Thüren ;  Oberwand  zwischen 
F*ilastern  und  vorgeptellten  Säulen,  daran  die  ungleich  gebrochene  Kanzel  mit  einfarben 
Täfelungen.  Am  mehrfach  Terkröpften  Geeime  der  Schalldeokel.  Durchbrochen  geschnitzte 
Seitabntter  gehen  bis  sn  den  Oh«fwlnden. 

Tnnfsehnle,  t«b:  17S3.  Harn. 

8  Gleeken  18S4. 

Anssan  an  der  Herdnuner: 

Grabstein  fUr  Vt  Sun.  Friedr.  SeliBidl,  f  1789,  baieek,  InsohriA-Tafel  mit  obner 
Pahnetten-Verziening,  von  welcher  Bänder  und  AkantlinE!  neitwärts  anBlanfen.  Ueher  dem  ge- 
bogenen Geeims  ein  Rundbogen-Aufsatz  mit  den  seitlichen  Figuren  des  Glaubeuä  und  der 
Barmherzigkeit,  im  Feld  die  Bibel  mit  Sonne  darüber,  oben  zwei  Engel.  Ganz  gute  Arbeit 


Miftelhausen,  2'/.^  km  südsüdwestlich  von  Allstedt,  bereits  991  in  einer  Ur- 
kunde Ottd's  III.  erwähnt:  die  Grossrautter  rlos  Kaisers,  Adelheid  tauscht  den  Zehnten 
von  Middühusen  vom  lüoster  Memlebeo  ein.  Im  hersf eider  Zehntverzeichnisse  Midel- 
hnsa.  Im  13.  Jahrhundert  kommt  eine  nadi  dem  Orte  benannte  AdelsfemiUe  vor.  — 

Böttger,  Diöoeean-  u.  6»u-Grenien  III,  S.  215.  220.  —  Burkhardt,  Kirchen-  und  SchulviMtat^ 
&  144.  —  GeMshiobtiqiiaUeD  dar  Proriiu  Saehmn  XX,  8.  191.  464.  492  £  528;  —  Herren  tou  Mittal- 
bauMD!  ebanla,  &  1».  181.  417.  —  ITronfald.  LaDdaakimda  ü.  &  18&  —  Uttbeflaiigni  a.  d.  Geb. 
hiFtor.-antiquar.  Forschungen  V  (1827^  S.  66.  —  Schnltos,  Durect  diplom.  I,  S.  116.  —  A.  Schn- 
maon,  LexikoD  von  Saehien  VI,  &  604  f.;  XVIII,  8.  165.  —  C.  F.  L.  Sehamann,  Laadadnmde, 
&  Sa.  —  starte,  ia  Tharing;  TaniiM-SeHnbr.  II,  &  149t  Hb«  d.  QanafaidariegaL  —  Weaek,  H«aa 
LandMjfMicb.  m,  ürknndenb.  8.  34.  —  Zeitscbrift  d.  Harzvereins  VIT,  S.  93.  123;  Till,  8.  IM { 21 
8.  222.  225;  XX,  8.  39.  74.  —  2eitMbi.  d.  hiator.  Yeieias  L  Niedersachsen  1802,  8.  49. 


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286  HiTTELHADSKN.  MöMCHrriPFKL 


KirchSu  Jm  Jaiu«  1402  criMnto  dar  Uebeffietemg  nadi  Bruno  von  Qnerfnrt 

die  Kirche.  Doch  ist  der  rechteckige,  3  m  lange.  4  m  breite  Westthurni  noch  roma- 
ni^cli ;  an  seiner  Ostsoite  befinden  sich  im  obersten  Oeschoss  sechs  Rundbo;ipn- 
Oetinuugun  auf  fUiif  Saulcu  mit  WürfelcapiteUuu  und  Kampfer-Aufsatzeu,  bezw.  auf 
der  Wand  aufctdgvmd,  auf  der  Nord-  und  Süd-Seite  je  vier  Oeffiiungeo,  alle  vemiaoert 
bis  auf  zwei  der  N'ordseite  (A).  Die  übrige  Kirche  dagegen  stammt  aus  neuerer 
Zeit  Lun^'haus  12,)'>  in  lan^'.  8,2  m  breit,  Chor  rechteckig,  4,7  m  lang,  5  m  breit 
liolzdecken.  —  KronfclJ  a.  a.  0. 

Kelch,  spätgothiscb.  Fuss  ruud,  mit  Weihekreuz ;  am  Knauf  Rauleuwurful 
mit:  i^Mve  sinBchen  Haaasweikeii,  am  Schaft  darQber  und  danmtv:  gM  ^ilf,  besw. 
«ve  iiMci«.  Silber,  mit  Vergolduog. 

Kelch,  spätgothiscb,  wie  der  vorij^e,  nur  am  Sohaft:  AM  ilMtto  (besdiidigtX  benr. 
ItlAtra  (versetzt).    Silhor,  mit  Vergoldung. 

H OS  t i  en  h  üc  h  8  ü ,  von:  ntK'i,  mit  nrliabenpni  rriioiftx  auf  dt-m  DeokeL  Silber. 

Gemälde  Ober  dem  Altar,  aus  dem  17.  Jabrhuudert,  Qbermalt. 

8  Gloekea  1775  von  Job.  Georg  Ulrich  in  Apolda.  S&mmtlioh  mit  kleinem  Weio> 
tnnb«nfii«0,  die  iweMa  aumidam  mit  Bwwoodkta. 

Auf  dem  Kirchhof: 

Grabsteiu,  ?on  1708,  in  Obeliskeiiform,  iwei  Seiten  mit  Wappen,  zwei  mit  In- 
schriften. 

Befestigung.  Rund  um  den  Ort  zog  sich  die  Spur  eines  Gralwns.  der  auch 
jetzt  noch  in  mehreren  Gärten  kenntlich  ist.  [Ausserhalb  de,ssell)en  befand  sich  eine 
Schanze,  iiuiui  Wegebau  wurden  in  der  Nahe  des  Ortes  Pfeihspitzeu  und  mensch- 
liehe  Gerippe  gefunden.]  —  Kreafeld,  LaMwle  E,  &  181 


AUfltedt.  42 


MülIClipliffWi  2  km  Bttdweatlieb  von  Allstedt;  im  hersfelder  Zehntreneichnisse 

Bablide,  dann  Pfeffelde,  Pfkftel,  Pfiffel,  bekam  den  Namenszusatz  daher,  dass  1231 
das  MöDchskiostor  Walkenried  dort  in  Pefledo  Besitzungen  t>r\varb  und  einen  Hof 
(unter  einem  Hufmeister)  aidegte.  [1273  ward  die  Kirche  iu  Peüelde  von  Grat  iSurk- 
hard  von  Mansfdd  dem  Kloeter  Sittiehenbach  geschenkt,  1277  von  diesem  dem  IQoster 

Walkcnried  gegeben.]  1531  flberliess  Walkenried  den  Ilof  dem  nachmaligen  KurfQrstBm 
Jnhann  Friedrich  gegen  Pacbtzablung  und  verkaufte  ihn  1Ö4S  an  den  Grafen  von 

Mansfeld.  —  D&umler,  üfäts.  zoi  Chron.  t.  AUatedt,  S.43.  —  Eckatorm,  Chronie.  Walckeond, 
&  91.  W.  104.  109.  ISl.  las.  16S.  -  OewblditMiiieDeB  der  Pro?.  SsdiMa  XZ,  &  416.  4M  C  497  £ 

wo  ',:J2.  m.  470.  fi-71.  688  69«.  -  H er m  n  nn ,  in  Thflring.  Voreins-ZeitBchrift  VH!  (I871\  S.  41.  - 
Hess,  obt'nda  VI  (Itkiß),  S.  158  f.  -  Kronfeld,  Loodeakunde  II,  8.  183.  -  J.  G.  Leuckfeld, 
Antiquitutes  Walckearedenaoa  (1705),  8.  164  t  406  C  —  J.  0.  Levekfeld,  BeMhnilronf  df«ier  Orte 

in  der  {rüldsnon  Aup  1721),  S.  2S1.  2D0.  •  Neue  Mitthoil.  d.  thörinp.  säch».  Vereins  :XIV  S  161.  — 
K.  l'rcuss.  bUuU-Anzeiger,  boa.  BciL  ^r.  9  v.  5.  MArz  iö7U,  &  4.  —  Beinecke,  ia  TliOiingeQ  und  der 


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MMcamfiBi. 


287 


Han  III  (1840).  S.  94  iT.  -  G.  Schmidt.  ÜTknndenbnch  de«  HochstifU  Hklbentedi  II,  S.  32&  452. 
466  t;  III.  S.  m.  501.  -  SchopttKen  et  Krejsig,  Diplomat  II,  &  711.  714.  774.  A-Schn- 
niftlli,  Lexikon  von  Saehaen  VI,  8.  543  f.:  XVIII,  S.  199.  -  C.  F.  Ll  Schamann,  Landeeikund^ 
&  aS.  -  Uikuidenbaeh  d.  bUb  Vanin  t  Niedaiaacham  II,  S.  136  f.  30&  SlO.  342.  883.  391.  303.  m. 
S99;III,  8.  Sl.  174.  I94.S90.SM.SM.— ZailNkriftdMEtnmiiMim&IOi;  AaB.8;  VO.  S.  97; 
XI,  S.  223.  22r>;  XII.  8.  5r,8  570;  XX.  S.  32-48.  6a  71-79.  80.  8S}  XU.  &  46-4ft-  ZaMadirift  d. 
htttor.  Yeietiia  L  Niedenaduea  1862,  &  139. 


Die  jetzige  KirOh0  ist  1836  erbaut,  ein  einfaches  Beehteck,  der  Breite  nach 
orioitirt,  11,7  su  7,2  m,  mit  Hcdsdedn. 

I«l«h,  von:  ifOS,  ntt  Sttdnpaai-FaH  und  gadxOoktom  KMmr.  Slbw.  ~  K«loh, 

von:  1746',  Sechspass-PoM ;  am  Eoanf  wulstftinDige,  gebogane  TerzieruDgen  (Vereinfachnng 
des  GuirlandenmotiT»),  in  welche  kloine,  dreieckige  BUttdien  reichen.   Silber,  vergoldeL 

Hos t  i  e n  b  II  c  h  sc ,  mit  Inschrift:  nuxilium  ttirnni  n  Domino  rmoind  Hillfe  vom 
Henm).  Auf  dem  Deckel  eine  Stratileurosette  in  getriebeuer  Arbeit,  an  seinem  Band  ein 
Ktanriak  Wübrn. 


SvttgebSudo.  Duin 

verbaut  eine  K  i  r  C  h  6  aus  roma- 
nischer Zeit,  Hnint!  (A).  Auf  dem 
Chor  eriiob  sich  der  Thurm.  Die 
bflidea  Bögen,  wdehe  den  (äor 
nach  der  [jetst  fehlenden]  Chor^ 
nische  und  dem  Langhaus  öffne- 
ten, stehen  noch  auf  ihren  Trage- 
pfcilcm,  letzterer  mit  Kampfer- 
geaima  (das,  von  unten  geregnet, 
ans  swei  Sduigpl&ttcheu .  dann 
abwechselnd  zwischen  Kehlen 
einem  stärkeren,  einem  schwä- 
cheren  und  einem  st&rkeren  Rtmd- 
stab  nnd  einer  Platte  gebfldet 
ist)  {A).  F.bensü  im  obersten 
Geschoss  an  jeder  Seite  ein  auf 
einer  Mittdsäule  gepaartes  Rund- 
bogen*Fen8ter.  Die  Basen,  Trapez- 
capitcllc  und  volutirten  Aufsatz- 
Kämpfer  zeigen  ;in  den  ver- 
schiedenen Seiten  etwas  Ab- 
weiehnngen.  —  Haat  a     o.  — 

Leurkffld.  Antiq  \Vp.V\  .  S.  m  ff. 

Mebe,  in   Zeitachrift  des  Uan- 
fenäwZZ(lM7k  B.  68.  -  Beiaeek« 
a.  0. 


'"-LissJ'^  'W^'Tr-- ■^■'■K^ 


Tbomfeitster  der  chcinHligen  Kirche  im  GnliKdilude 
zu  Möochpfiffel. 


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2S8  MMCHrmm.  Allstedt.  44 


Im  Thurm  hängt  noch  eine  Glocke  (A)  des  14.  Jahrhunderts  mit  der  Inschrift: 


(In  honorem  beatissimae  Mariae  virginis  iubileo  domino,  d.  h.  für  die  Ehre  der  seligsten 
Maria  dem  Herrn  zum  Ergötzen)  und  dem  rohen  Relief  des  Gekreuzigtem*' 


Thurmfenster  der  ehemaligen  Kirche  im  Gutsgebäude  zu  MOnchpfiifel  (s.  vor.  S.). 


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« 


f'h<4.  Brduniick  im  Jena.  Lü-htdrtifk  von  liimmlti  J  JottM,  Z>rM<irn 


V/irtlishausschild  »n  Mönchpfiffe'.. 


Ftilat  von  Cut  tat  Fitchir  in  Jtna. 


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46  Allstedi 


llöHCHPFirFEL.  NiXDBXBOBLIliOlll. 


Gasthaus  vuu  Herro  August  Pfeifer  (gehörte  wohl  dmt  zum  Kloster),  daran 
RMte  T<ni  Thor  und  StrebepfeQeni.  Das  einguiiaiiiarte  Schild  von:  tJ88^  welches 
in  sdiiar  linken  Darstellung  anf  die  frOlier  Sur  Sdunke  gehörige  Hufrdimiede  deatrt 
(UeUdrack),  ist  von  Sandstein. 

Im  BeaitK  des  Herrn  MiOkr  Kleaim: 

Gem&Ide  dM  Abendmahls,  laut  beigeschriefaener  Jahreszahl  von  1577.  Einige 
Köpfe  darauf  waren  leidlich  gut,  auch  die  Composition  und  Fiirln-n.  Am  interessan- 
testen sind  die  beiden  Landschaften,  welche  die  Feuster-Durchsichteu  der  Ualle 
zeigen.  Unks  ist  Allstedt  mit  d«ni  Sdiless  gut  geseidmet;  redtts  M5nelii>fillU  mit 
der  alten  Kirche  (Langhaus,  Chor  und  Thurm  mit  Holz- Aufbau  und  Walmdach); 
dahinter  der  frühen;  Kornboden  (jetst  StalluDfi^  und  die  anduett  Wirthschaft»- 
Gd)&ude  des  Gutes  {A). 


lliederriMIligoil,  2Vt  km  nordvestUeh  von  Allstedt,  im  Mittelalter  Befeningen 

(1364),  Rebeningen  (1527)  oder  Niederrebeningen  (1498),  Rebenungen  inferior  (1400) 

genannt.  —  Barkh^rdt,  £ücheii-  u.  Scholnutat,  &  144.  —  G6MhiehtMia«U«n  d.  Piov.  Sachien 
XX,  S.  431.  454.  —  Eronfeld,  Landeakande  II,  8.  18S.  —  L.  Bcbamann,  Lexik  od  Ton  Saeliun 
XVin.  S.  339.  -C.  F.  LSchumann,  Landeskunde,  S.  23  t  -  Staatshandbach  f.  S.-W.  1864,  S.270. 
—  ätftik,  io  ThfliiiiK.  Vaniiw^teohr.  n,  S.  148^  ab«r  daa  GflBandwMseL  —  Zoilichiiffc  das  Hao* 
fMdu  m,  a  «86  £|  YIK  a  97  £;  XX.  &  S9.  74s  XXI,  &  la  OL  —  ZiÜNtaift  d  VUtiu.  YmiDi  t 
ttioilMMiohna  VM,  a  la 


Kirchs.    Grundriss-Form:  C         _3  ■    Dt;r  {j;othische,  7,5  m  lauge,  5  m 


breite  Chor  ist  besonders  1077  (s.  unten)  erneuert  in  seiner  Felderdecke  und  in  den 
Fenstern.  Das  eine  an  der  SttÄteite  hat  eine  iänftssong  von  abveehsdnden  Rund- 
Stäben  und  Leisten,  welche  in  Kämpferhöhe  durch  einen  Knick  in  den  stumpfen 
Spitzbogen  übergeht.  Der  Triumphbogen  ist  jetzt  rundbogig.  Im  Chor  und  dem 
14,7  m  langen,  8,2  m  breiten  Langhaus  Uolzdecken.  Zwei  Reiben  Holzemporen  haben 
leÄt  gefällig  in  veiaebledenen  Mastern  geschnittene  und  gedrehte  Stttasen,  mit 
Gsnddabor^MotiTen,  Uebergftngen  der  viereekigen  zur  achteckigen  Form  durch  S^ten- 
Abrundung  und  Einziehungen  über  dem  Sockel  mit  Wülsten,  Kehlen,  Schrägen  und 
Plüttciieu  {A).  Am  Architrav  der  südlichen  Empore  Steht:  A.N.N.  Michael  Zuhroä 
anno  /677.    Westthurm  4  m  laug,  4,ö  m  breit 

Kirehstnhl  u  dir  Cher-Nevdsitts^  bsnok,  mit  ioitaah«!  Bc^ilislmn  und  efewis 
Rankenweik  an  den  Fliehen. 

Kanzel  einfach;  seitlieh  auf  dam  Omlms  der  Obemaad  swd  Iweaneade  Henen;  am 
Scballdeokel  nuten  die  Sonne. 

Kelch,  laut  Inschrift  von  Georg  fiüttuer  vüu  üatavia  1759  verehrt.  Seckspass-FuBs: 
O  mit  avQsdMhetMn  OmeUz;  Bohaft  Aber  dem  Fois  mit  d«m  Zadel- Ornament  tot- 
tretend.  Am  runden  Eaanf:  lESYS  zwischen  ^'-förmigen  Gravirungen;  am  Sobaft  dsnmter 
ead  darfiber  achiftge,  besv.  leakreebto  Gfaviilinien.  SUbei^  veigoldeL 


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KiedkkbObukgkm.  Allstedt.  4i] 


Kelch,  aus  der  2.  Hälfte  des  18.  .Tahrhtmderts.  Sechapass-Fusa.  Knauf  tod  ge- 
drückter Form,  unteu  und  oben  mit  rosetteuartigeni,  getriebenem  Blattwerk,  in  der  Mitte 
mit  eiiMT  k«ttMdIuJiflh«n  Tendtfaiig.  üntar  dem  Enaiif  «iae  Rtaike  Binkvlilaiig,  Ober  dm 
Knauf  eine  becherförmige. 

Kelch- Untersetzer,  von:  I7i:j,  mit  aufgenähter,  gestickter  Litze  und  Krone. 
Malereien  in  2U  Feldern  der  Chordecke  i,4  Keiheu),  mit  Inschrift:  Ex  gratUudine 
oc  amore  in  dewm  dommnque  ejus  feekHram  ekori  AiffM  atnmi  Hon»  Wmkr  (Ans 
Dankbarkeit  und  Liebe  gegen  Gott  und  deam  Han  sofgto  Ham  Winter  fttr  die  Decke 
dieses  Choresi  nnuo  !f!I7.  Au  Jpu  Ecken  sind  die  Felder  fast  ganz  durch  angebaute 
PrivatstUblü  verdeckt.  In  der  Felderreihe  im  Chori^chlugs  iHt  ein  iu  Wolken  fliegender 
Engel  dargestellt  mit  Spruchband:  FürM^  Gott  und  gebet  ihm  die  Ehre,  dahinter  eine 
ÜUel  mit  der  erwilintea  bnehrUt  In  der  anten  Feldendba  des  Ohor-Beehleeki  befinden 
sieh  ein  sechsflttgeliger  Cherub  und  zu  den  Seiten  die  Evangelisten  Lucas  und  Jobaunes 
mit  ihren  Zeiehen,  in  der  folgenden  das  Jehovu/eichen  im  Strahlenkranz,  mit  UuiHolirif: :  heilig, 

heilig,  heilig  ist  Gott  der  Herr,  und  einem  zu  jeder 
Seite  knieanden  Engel,  in  der  dritten  wieder  ein  Cberab 
und  die  Evangelisten  Marcus  und  Matthüu»  mit  ibran 
Zeichen.  Die  Malerei  ist  handwerklieb,  die  Figuren  in 
grell-rothen  TOnen  auf  blaugrOnem  Biutergrund  (die  Küpfe 
des  Marens  und  Jebannea  di«  beitinX 

Glocken.  1)  bscihrift:  Eh  ego  etmpana  nun- 
quam  pronuncio  vana,  laudo  deum  verum  plebem 
voco  cmigrego  clerum  M1>LXXXXVI\  dann  die  Zeit 
des  Gusses  durch  lleruiauu  Konigk  zu  Erfurt  1Ö96 ; 
die  Namen  des  damaligen  ScbOsBers,  Superintenden- 
ten, Pasturs,  Sdraltliein  u.  A.;  grosse  Belte&  des 
säcli-ischen  Wappens,  von  Petrus,  Johannes  und  dem 
Gekreuzigten.  —  2)  DVCIU)  TKAUijOK  AYDITG 
VOGO  VOS  AD  SACRA  V€NIT6  (Wenn  ich  ge- 
zugen  ireide,  se  bOret,  ich  rufe  zum  Heiligtbum, 
kommet)  ii.yi.  Reliefs  eines  Hasen,  eines  mideut- 
lichen  Thieres,  eines  Adlers,  eines  Wappeus  mit  einem 
Löweu,  des  Giesserzeicheus  {Ä).  —  3)  1733  von  Job. 
Georg  mrich  in  Loudia. 

Auf  dem  Kirchhof: 

Grabsteine.  Einer  der  bessereu  barock,  mit  ver- 
Itaebter  lusehrift,  Ober  der  ein  Sohnetteriing  und  ein 
ngleieh  di«  aeitUebe  Endigoag  bildender  Blnmenkiaas; 

Ober  dorn  in  der  Mitte  rundbogigen,  an  den  Seiten  wage- 
rechteu  Gesims  die  Bekröuung  mit  drei  Engelaköpfen  In 
gut  gearbeitetem,  in  Yolnten  endendem  Blattwerk. 

Gutshaus  des  Herrn  Otto  Hoch.  Das  Portal  ist  iuschriftlich  die  1708  her- 
gestellte Ilrneuerung  eines  Renaissance-Portals  von  1507.  Der  Mnieucruug  gehört 
wohl  diu  Fkcbbogeu-Gliederuug  iouerbalb  der  rechteckigen  Umrahmuug  au;  hier  iu 


Rdief  des  Petrus  an  der  f.  Glocke 

zu  NicderrOblingen. 


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47  Albtedi  NnranftBuvon.  (kauum.  291 


den  Bogenzwickelu:  IPSA  HAEC  QT'Al':  POSUIT  VKL  MANUS  TF.CTA  VIATOR 
AGNOSCAS  CHRISTO  SANCTA  VIUISQÜE  BONIS  (Dieses  gedeckte  Haus,  das  die 
Band  gesetzt  bat,  o  Wandrer,  Christo  ist  es,  erkeouX  edeleu  Männeru  geweiht)  und 
Beitontrt  äiturtk  etc.  1708;  der  elten  Zeit  die  kOrbisartigen  Eck-Aa&ätae,  sowie  die 
in  der  Mitte  von  PUastem  und  Gesims  eingefiuste  Tafel  (mit  Inschrift:  Vcm  Gott 
allein  ist  dies  geschehn  etc.)  mit  Früchten  als  Eck-Aufsätzen  und  einer  mittleren 
Rundbogen-Hekrönung  (in  deren  Feld:  Iö67  SOLI  DEo  GLOKIA).  —  Oben  tritt  ein 
mndrnr,  in  den  Gliedenmgen  vwstllmindter  Erker  vor,  auf  doppelt  vorgekmgten 
Ouisolen  (früher  auf  drei,  jetzt  nur  noch  zweien),  als  ein  durch  fünf  Pfeiler  mit 
einfachen  Capitelleu  in  vier  Felder  getheilter  Vorhau,  der  zwischeo  tiesimsoD  unten 
unverzierte  Brüstungen,  oben  die  Fenster  eutbiilt  (Ä). 

Wohnhaus  dea  Herrn  Gustav  Schobess  (aegAlieh  dieaial»  das  Gut  der 
Familie  des  Otto  TOD  Gttttridte),  mit  zwei  Wappen  von  1687  und  1700  an  der 

Nordseite. 

Wenigen-Einzingen,  zum  Theü  Wüstung.  —  zeiudmii  d.  Hanvor«iiw  xi,  s.  m. 


Oldisleben,  ungefähr  14  km  südwestlich  von  Allstedt,  an  der  Unstnit  gel^ui, 
in  der  Niihe  der  sachs»!nliur^'er  Pforte.  l>i(!  Gfschichte  des  Ortes  knüpft  sioli  an 
das  früher  dort  vorhandene,  reiche,  dem  heiligen  Veit  geweihte  Benedictiner-Kloster, 
als  dessen  Stifterin  bis  in  die  neueste  Zeit  fälschlicher  Weise  die  Gemahlin  Ludwig  s 
des  Saliors,  Adelheid,  genannt  irarde.  Viefandir  war  Grifin  Kunigunde  von  Beicli* 
lingen  die  Gründerin,  und  zwar  wahrscheinlich  im  Jahre  10S[).  Sie  wandte  auch 
späterliin  ihrer  Stiftung  manche  Güter  zu.  Der  Ort  wird  im  Mittelalter  Adeslebeu 
(1101  und  1136),  Aldesleve  (1124  und  llüb,  faLschlich  als  Adelheidslebeu  ausgelegt), 
Oldesleiben  (1147),  Oldisleibe  (1227,  wo  Papst  Gregor  die  Besitzungen  des  Klosters 
bestitigtX  Oldesleben  (13^),  Oldisleuben  (1498)  genannt  V(%te  über  das  Kloster 
waren  früher  die  Grafen  von  Beichlingen,  seit  i;J20  die  Grafen  von  nohn.stL'in  (rechts- 
widrig), später  die  Landgrafen  von  Thüringen.  Im  Bauernkriege  wurde  es  zei-st5rt; 
bald  darauf  s&cularisirt,  und  auf  der  Grundlage  der  Klosterbesitzuugen  das  sp&tsie 
Amt  Oldideben  gebiUtet,  unter  Oberhohdt  der  Landgnfi»  von  Thflxingeo.  Ton  1565 
bis  1591  gehörte  es  den  Grafen  von  Mansfeld.  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von  W'eimar 
brachte  es  in  letzterem  Jahre  wieder  an  das  wettinische  Haus.  Hei  der  Landes- 
theilung von  1(>40  wurde  ausgemacht,  dass  das  Amt  dem  jedesmaligen  Senior  der 
emestinisehett  Lbie  snstdien  sollte.  1821  brachte  der  Grosdienog  Carl  August 
dieses  seitherige  Senioriatsamt  durch  Abfindung  der  Bethfnügten  ganz  an  Weimar. 
Na(;h(leni  es  in  Bezug  auf  Rechtspflege  eine  Zeit  lang  zum  schwarzburgischen  Amte 
Frankenhauseu  gehört  hatte,  wurde  es  1867  zum  Justizamte  Allstedt  geschlagen. 
Von  1180— 189S  kommt  ein  Adelsgeschleeht  von  CHdisleben  T«r.  —  Arndt,  AnMr  d. 

lleha  Ge«cUchte  III  (1786).  S.  451-460.  —  BOttger.  DiOcesui-  u.  Ow-Onnzon  IV,  S.  357.  - 
Barkbardt,  QawUAhte  d.  ifelw.  BnImii*  a.  Sdulmitationai,  S.       —  CM«  diplom.  äai.  reg. 


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^  OfiNttttur.  Allstedi  48 


],  I,  S.  88;  I,  IT,  S.  142  —  Copialbnch  im  Geh.  StaataarchiT  zn  Weimar,  F.  566.  —  Fabri,  Odographie 
^  IV,  S.  58.  —  FalkensteiD.  ThOring.  Chronica  1788,  Bd.  n.  1809-1328,  Kl  VII,  c.  23.  —  J.  P. 
Follor,  Dee  BrauDschweig-Lfineburgiscben  HausM  gsDealogische  Hiitorie  (Leipzig  1717),  S.  289.  298 
bü  SOI.  —  GeMhichtablittor  t  Mi«d«bug  XXU  (1887)^  &  897.  417.  -  G«MhiehtHa«UMt  dar  Protiai 
Sachaen  VI,  n,  Nr.  613;  XXII,  Nr.  1151.  1285;  XXm.  Nr.  156.  323.  451.  48L  S8ft  BS9.  B6a  610.  - 
J.  Fr.  Hau«  SU  er.  Kurze  Beschreibung  d.  Entatehong  d.  ehem.  BenodictXDorklostors  o.  nanmehrigeu 
äeoiorataamtea  01ditUb«ii^ Fraakanbaosea  1817.  —  t.  H«iii«Bi»nD,  Co<lex  diplom.  AaluUiiL  I,  Nr.  34S. 
WL  411  64L  890;  H.  Nr.  868.  880.  801.  610.  OllL  6iO.  6i&  «81.  788.  870;  HI.  Nr.  8ia  849.  804. 786. 
IV,  Nr.  34.  35;  V,  I,  Nr.  506a.  511a.  -  Hormann.  in  ThOring.  Vorcins-Zcitschr.  vni  8.  U. 

—  Heaa,  in  Tbaztng.  Veteiai-Zeitachr.  VI  (1865X  8.  206  L  —  Heaae,  in  Nene  MittheUongen  des 
tMriof.  alflba  Taniu  XI,  &  4 £  86.  —  CL  F.  roa  KsnieBiky.  PmümIm  ScUldenBir  ^  niOriag. 
I,:indschaft,  die  (jfllJonf"  .\uc  genannt,  nolst  Nachrichten  von  denen  in  solcher  und  deren  Nachbarschaft 
liegenden  Uertern,  herausgeg.  v.  Chr.  A^Brann,  Leipzig  1886^  S.  12—14.  93£  —  Erejasig,  Beitr. 
t,  Biitoiie  d.  aleha.  Lande  U  (im),  8.884-S4&  -  C  Kronfeld,  Laadeak.  I.  a  TS  C;  n,  S.  183 
Mb  186.  —  Leuckfeld,  Antiquitates  Burafeldenses  '1713),  S  122  f.  174.  —  Leuckfeld,  Antiquit. 
Wnlekenred.  vl7ü5),  S.  229  £.  ~  Lünig,  Beiche-Archiv  Pars  spec  Cont  II,  Abth.  IV,  S.  577-679, 
Beeeaa  von  1668.  —  Menke,  Scriptorea  rer.  German,  tom.  I.  Lip«.  1728,  8.  618—074:  Oldislobensia 
Diplomata  (197)  e  oodiee  mic  SagittariL  —  Herian,  Topognphia  SaioniM  enperiorii,  B.  167.  161. 

—  lüttheiL  d.  Sgl.  aleha.  alterth.  Vor.  XXI  (1871X  S.  98.  -  Hitieehke.  Beriebügungon  za  Nebe, 
Geach.  d.  KL  Oldisleben  in  Zeitachr.  d.  Harzver.  XX  (1887),  ebenda,  S.  573  -  580.  -  J.  J.  Müller,  Staate- 
CMnnrt  I,  8.  802-m  ~  J.  8.  Maller,  SIeha.  Anndan,  antar.OldiaUbMi''.  —  Nebe,  Geecb.  d.  KL 
OUidalMO,  te  SSaitMlttift  Htmartiiu  TS.  (1887),  tS.  ffiS— 440,  mit  veielMa  Utenliir>ABgi]Mn.  — 
Oesterloy,  Histor.  geogr.  Wörterbuch  d.  d.  M.-A.  (18831.  S.  TM.  —  PiBtorius,  Scriptoros  ed.  III, 
cur.  Struve  I,  S.  426.  1142.  180a  -  Bein,  Xboiingia  aaci»  L  &  4ä.  62.  96;  Ii.  S.  128.  216.  219.  - 
Bein,  in  Thtril«.  TenfBe-ZailMlir.  Y.  &  840  ■.  ff.  -  Badolpbl,  Getto  dfplinniliM  18n.  &  88i» 
ungenügend.  —  S.  J.  M.  Scham elioi.  Historische  Beschreibunf::  des  Benedletinerklosters  zu  Oldi^ 
leben,  Naomborg  1730.  —  0.  Schmidt,  Urknndenbuch  d.  Höchst  Ualbezrtadt  I,  Nr.  281.  454  f.  — 
Sehnltet,  Direet  diplom.  I,  &  818;  H,  8i.  188.  20L  688.  —  iu  8«li«HtBn,  Leiikon  von  Sachaen 
VIT  (1820),  S.  808  -812;  XVIII  (18321),  S.  413  f      C.  F.  L.  Schumann,  I^deskunde  (1836),  S.  m  f. 

—  StaaUhandbuch  f.  Sachsen-Weimar  18(54,  270  f.  —  K.  B.  Stark,  in  ThOring.  Vereüu-Zeitochr.  II, 
S.  14«i.  151,  über  Siegel  —  Steehele,  in  llifiring.  Vereina-Zeitschr.,  N.  F.  II,  S.  153.  —  ThOringen 
u.  d.  Harz  HI  (1840),  S.  82-88.  —  Thuringia  sacra,  P.  II,  n.  VI,  S.  709-727,  Oldislebensia  monasteifi 
deseriptio  historiea,  Ueberaetzong  d.  Abhandlung  von  Schamelins.  —  Weisse,  Mnseam  £d.Blcbn. 
Geechiehte,  Bd.  III,  Stück  H  (1796).  S  24-69.  —  Zedier,  Dniversal-Lezikon  XXV,  8.  1180  £  - 
ZMttebrift  dea  Uaimraiaa  YIU,  8.  280;  IX.  EigliinusdL,  8.  83  (SiegelJi  XU.  &  6L 

Kirchs  des  heiUgeu  Juhuuueä.  Das  Erdgeschoss  dos  Westthurmes  kaoD  aocb 
romamBdi  sflin,  nadi  dem  Manenroric,  wciehes  von  den^jen^ra  obeilialb  des  GesiimeB 
abwetchtt  tmd  der  Vennaueruiig  einiger  alter,  in  der  Form  oicbt  mehr  festzustellender 
OeffBungen  zu  schliessen.  Ihre  Ilauitti^estalt  verdankt  die  Kirche  der  Spätgothik. 
Daher  die  Grundriss- Anlage  mit  dem  dreiseitigen  Chorschiuss,  die  Spitzbogen-Feaster, 
von  denen  die  Oberfenster  des  nnnmes  an  der  Ost-,  Hord-  nod  8<ld-8dte  ihr 
Maasswerk  bewahrt  haben  (die  Kleeblatt-Bögen  schon  aus  dem  Rnndbogen  genommen, 
aber  hübsche  Pfosten tbeiUing  mit  C:ii)it('ll(ht'n)  (A).  Femer  das  Hauptportal,  ein 
Schweifbogeu :  C\  '"it  sich  kreuzcudeia  btabwerk,  die  Gesimse,  das  Zwischengesims 
des  Thurmes,  iu  geschmackvoller  Weise  den  Conflict  mit  dem  First  des  Langhauses 
vermeidend.  Die  Hohsdecken  und  Emporen  sind  ans  spAteren  Jahrbonderten,  ebenso 
auch  der  Emporen-Aufgang  auf  der  Südseite,  dessen  Treppendacb  auf  ganz  hübsch 
geschnitztem  HolzstAnder  ruht  Bedeutende  Veränderung  1704  (Erucuerungs-Insclirift 
von:  1782  an  einer  vermauerten  Tafel  unter  dem  nördlichen  Dachgesims).  —  Uenke 
1,  &  6UL  —  BehaaeliBi  a.  a.  a  &  7L  —  A.  SehamaaB.  IoObm  VH,  &  SIL 


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48  ADitodt 


Oldislkbiv. 


203 


Taufstein,  Best,  ursprOoglich  wohl  spätgothiscb,  an  den  Ecken  in  Wülsten 
und  KeUn  «ii8is«aclmitltt. 

Altar,  TOB  Stdn.  Auf  flun  der 

Kanselban  (von  «idiKr  Btdle  hnmatlit);  hmA,  anf  einer  Hiklmnle,  in 

fünf  Seiten  vortretend,  mit  reich,  aber  in  willkQllichen  Stilmischungen  geschnitzten 
Fuss-  und  Dt'ck-Gpsimsen,  sowie  Ecksiiuleu  und  getäfelten  Feldern,  welche  letztere 
um  zwei  Felder  au  der  Südseite  nach  Osten  zu  und  um  eines  an  der  Westseite  ver- 
mehrt  sind.  So  entstellen  im  Ganzes  acht  Felder,  welche  mit  den  Bildern  der  Tier 
grossen  Propheten  und  der  Evangelisten  bemalt  sind.  Eine  Inschrift  am  Fussgesims 
der  Kanzel  besagt:  Im  Jahre  Christi  IGSO  Hat  M.  Hans  Daniel  Köhler  Salpeier- 
sieder  Aüei»  Oott  eu  ehren  Diese  CanUel  MeMen  Uuäen.  Johannes  NicoL  Buckart, 
Km$t  Mahbr  m  Weimar.  Die  PrapheteB  tbd  in  romantig^  Lendschnftea  gesetct, 
die  Evangelisten  in  Gemächern  schreibend,  diese  mit  hubsdier  DnrrteDnng  der  Innen- 
ansichten und  der  Gerithe,  wie  flberbaopt  des  Beiwerits. 


Altarwerk,  spiltfiotbisch.  Die  reiche  Gruppirung  der  Figuren  zeigt  den 
Wunsch  des  Künstlers,  etwas  recht  Hervorragendes  zu  schaffen,  einzelne  Köpfe, 
DUMBtiicli  die  ein&eh  bfligeilidira,  sind  gans  vobl  gdnngen,  aoirie  manelie  der 
Stellungen  redit  —«liMiliVli  Aber  das  Bestreben,  möglichst  realistisch  und  drsatiBdi 
darstellen  zu  wollen,  wirkt  an  manchen  Stt:llen  rührend,  während  es  an  anderen 
zu  unfreiwilliger  Komik  führt  So  hat  der  Bildschnitzer,  um  die  Uenker  und  Wider- 
sacber  möglichst  gemein  tn  schildern,  die  Bewegungen  bis  zur  Karrikator  verserrt, 
wahrend  die  höfisch  zierliche  Stellung,  welche  der  Ueberli^erung  nadi  Magdalena 
einnimmt  (nach  einer  selteneren  Form  der  Legende  f^lngt  sie  Christi  Rhit  mit  ihrem 
Körper,  hier  mit  den  Iländeu  auf),  mit  der  mangelhaften  Körperkenntuiss  zusammen 
auch  nicht  stimmen  will.  Eine  Reibe  guter  Einzel-Beobachtungen,  wie  auf  dem  Bilde 
der  Gefiuigennahme  der  Kriegsknecbt  mit  der  Hand  vor  dem  Helm,  in  der  Odberg- 
Gruppe  die  Stellung  des  schlafenden  Jobannes  (dieeer  hat  einen  der  besten  K2^|ife)t 
auf  dem  Kreuzigungsbilde  der  ernst  Imwegte,  auf  das  Kreuz  weisende  Hauptmann, 
dazu  die  sorgfältige  Durchbildung  der  Trachten,  kurz  so  mancherlei  macht  uns  das 
Bildwerk  amiehend,  ivihrend  doch  wiedenm  die  mangelnde  Kenntoiss  der  Groppirung 

fco.  ■*  ImiMmHi,  TWrt^i.  fll-Wiln»«MMch  n.  4 


Gnmdrin  der  Kirdie  zo  Ot^Ualdben  1:90a 


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294 


Ou>IStXBBi. 


Allstedt  50 


Sadost-Aiuicht  der  Kirche  zu  Oldisleben. 


und  des  Reliefstils,  wie  die  verschiedene  Grösse  der  Figuren  auf  demselben  Bilde, 
und  manche  in  die  Augen  springende  Geschmacklosigkeiten  uns  abstossen.  Das 
Schnitzwerk  ist  sehr  gut  erhalten.  —  An  den  Aussenseiten  der  Flügel  sind  Ge- 
mälde, die  Darstellungen  wie  im  Innern  zu  je  zwei  auf  jeder  Seite  angeordnet,  aus 
der  Legende  des  heiligen  Veit,  sehr  verletzt^  aber  in  vielen  Beziehungen  einen  guten 
Meister  zeigend.  Links  oben  sein  Verhör,  unten  die  Geisselung,  rechts  oben  Gebet 
im  Gemach  vor  der  Erscheinung  Christi,  unten  Mccresfahrt. 


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61  lllitedi  (hMomg.  895 


6  Wappen  der  Familien  t.  Geisaii,  t.  Bylen,  t.  Sohlotbeim  u.  A.,  am  PiiTaMohl 
der  Cha^WmnA  in  Otl  gtmali 

WeiBk»nne,  mh  Inidiiilt  in  einer  Eelile  zwischen  dem  (erneuerten)  Foss  nnd 

Bancb:  Monumentwn  anni  pesÜferi  quo  CCCCLXXXIII  cirrifer  hmiines  fatis  hie 
cesserunt,  in  usum  Deo  ter.  opi.  tnax.  servatori  saerum  ecclesiae  Oläislebietm  dicatum 
a  Wolfgango  Balgtceilaro  Aetuario  amto  MJXJLXXXI.  (Alt  Dflokml  dei  Pee^ahrefl, 
in  welehem  an  483  Menschen  dem  Oeschick  erlagen,  nun  Oebraoeh  ftlr  Qott,  dem  diei- 
einig;pn,  allmächtigen  und  allgdtigen  Erhalter,  ist  dieses  hoilinro  Geftss  der  oldislebener 
Kirche  geweiht  von  Wolfgang  Jialgweiler,  Aktuar,  im  Jaiire  1081.)  Der  nach  obeu  Hieb 
«nraitemde  Baach,  mit  weit  vorspringendem  Henkel  und  tief  ansetzendem  Aaegnss,  bat 
«iaen  Ei9pdd«ektl,  weklier  «bait  und  nin  Sohanler  natmiMe  Theila  Migt  Sflbor. 

Kelch;  am  Schaft  unter  dem  Knauf  die  Zahl:  ii44  (die  dritte  Ziffer  unsicher), 
und:  i)i\{f)  vti0,  Uber  ihm:  mariOi  von  der  gewöhnlichen  Knanfform.  Silber,  ver- 
goldet. 

Keleh,  mit  Imolirift  mtar  den  SeehspMB-FoM:  1708^  tut  ilun  «in»  Kimiigiingn> 

Gruppe.   Am  Knauf  Bantanwflrfel  mit  JESUS  zwischen  Eiern :  TJ.   Silber,  vergoldet 

Kelch,  mit  emencrtom  Fuss  von  Messing,  daran  ein  Cruciflx  vom  älteren,  spät- 

gothiacben  Kelch  aufgelothet;  am  Knauf  BantenwOrfel  mit:  tf>C0P0  swiaehen  Maaaawerken. 

Am  Sohaft  duflbar:  ^ilf  gor,  daronler:  moff«  l»c(i»tbe). 
H^tiienteller  und  Haatianbflehae,  odt  Wifpen. 

HostienbOchßc.  von:  lo'S/,  mit  eirifrravirteiL  naturalistischen  Blumen-  nnd  BlitU 
Kaukou,  an  der  Seite  ein  Medaillon,  darin  ein  Knabe,  sich  an  l  inen  Baum  lehnend,  an  deeeen 
Stamm  ein  Schädel  liegt,  au  der  anderen  Seite  ein  Medaillon  mit  einer  Quelle  im  Mittel- 
pnakt,  an  welche  der  Hiraeh  tritt,  hinter  Ihm  da  VogeL 

Kronleuchter,  vou:  1724^  mit  SchfldhaltNT  an  der  Spitze. 
Gemälde,  Bildnisse  Luthers  (pjanz  gute  Copicii  nach  Graoach,  vielleicht  VOn 
dem  Maler  der  Kanzel)  und  des  PI.  Demelius  (um  1730). 

Gloekeo.  1)  1603  von  Hdehior  Moenngk  zn  Erfkirt  ~  Akantbnaranken-FrieB 
mit  Waldthieren,  hübsch.  —  Die  drei  anderen  Glocken  in  einem  beeondena 
ftatis  nelien  der  Kirclu-.  Davon  1)  confolor  viVA  flco  morttxt  pello  nodva  «Ittio 
|ft>"piii  (151;?)  Auf  jeder  Seite  ein  grosses  Relief  der  Maria  mit  dem  Jesuskind 
auf  dem  llalbmoud  (Abbild,  auf  folg.  S.).  —  2)  Oben  Fries  von  hängenden  Akanthus- 
bUttem.  Dann  jam  nnd  hinten  Fdder  in  Bahmen  voi  Akanthnsraakm,  mit  la- 
schriftcn,  unten  abgeacMowen  durch  ein  Relief  des  Kaleb  und  des  Kundschafters  mit 
der  Traube.  Inschrift  vom,  dass  die  Glocke  1773  gesprungen  und  wieder  gegoeeen 
von  Job.  Georg  Ulrich  in  Apolda;  hinten  Spruch: 

Boft  Bveh  der  Gleeken  Seball  m  hOraa  Jma  Wwt, 
So  kommt  nnd  lernet  da  den  Weg  zur  Himmeliplhii 
Verlasset  gantz  Wae  Welt  und  eitel  heisst, 
Das  Lebens  Wort  —  YeijOnge  Euren  Geist 
Unten  am  Rand  Weinrankeu-Omament  —  3)  wie  2),  nur  kleiner.  Spruch: 
Vorher  seigt  ich  die  Standen  an  —  nad  diente  diesem  Ort 
Jetit  rieht  mich  jeder,  der  es  kann  —  Zn  hoeren  OMfe?  Wort. 
Vgl.  A.  Schumann,  Lexikon  VII,  S.81L—  C.  F.L8cbaman&,  L«id«eknad%  S. 86l  -  ThOriogMl 
nnd  der  Han  m,  &  86. 

Grabstein  an  der  Sodsitta  mma,  Ar  Ft  Bdiwaaengel,  f  lftl7;  ebne  TcnianQg. 


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296 


Oldislkbkx. 


Allütedt  52 


Relief  an  der  Glocke  von  1513  in  der  Kirche  zu  Oldisleben  (s.  vor.  S.). 


Kammergut,  ehemaliges  Kloster  der  Benedictiner,  sehr  alter  Gründung. 
Inschriften  sind  nur  aus  spätgothischer  Zeit  erhalten;  so  au  der  Südseite  eines 
Wirthschafts-Geb&udes  (welches  noch  mehrere  Tonnen-  und  Kreuz-Gewölbe  enthält): 
ano  t>ni  mcccc  jpcii  facta  eer  fytc  t>om?.  abbacialie  et>b  regie^  penerabilte  parrte 
[önij  i;cncici  abbatie.   (im  Jahre  des  Herrn  1492  ist  dieses  Abtsgebäude  unter  der 


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63  Allrtedt 


OuNBUBU. 


297 


HMnehaft  dos  «hrwardigen  ITatera,  des  Hem  JMm  Htfirich  erriehtet  worden;  — 
der  dnnUge  Abt  hiess  Heiurich  Wiemann  iumIi  üMmO.  vm  Bma  JmhMtoiklnr  Db.  Berk- 
hardt). —  An  der  Ostseite  des  Wohnliauses :  anno  bitT  mcccc  et  qt>arto  tfvb 
AbbMe  ^cnvico  ^plctv  (completum)  cb  X>i  (dei)  obiotorio.  (Im  Jahre  des  Herrn 
IdflS  unter  dem  Alit  Heburidi  vvdleodet  unter  Oottei  Beietend.  —  Dagegen  sind 
noch  manche  romanische  und  frObgothiedie  Banreete  erhalten  (Ä),  ao  ein  Wandstüek 
mit  zwei  schlanken  Diensten,  daran  palmetten-geschmOckte  Capitelle  durch  ein  ge- 
meinschaftliches, antikisirendes  Gesims  verbunden  sind.  Neben  diesem  Dienstpaar 
zeigt  sich  links  ein  Spitzbogen  (jetzt  Blende),  rechts  ein  üuudbogeu  (vermauert), 
dieeer  indd  ans  nadtmitte]alteifie1i«r  Zeit  —  Beete  einee  Pfeflercapitelle  mit 
Schachbrett-Verzierung  befinden  sich  im  Rathhaus,  ein  sehr  schöner  Rest  bei 
Herrn  Wein  eck  in  der  Mühle,  ei{j:enthümlich  durch  die  Canelliniiigsart  des  Schaftes 
und  die  Perlschnur  des  Haisgliedes  (Abbild,  auf  folg.  S.).  —  aeachiehte  nad  litantar 
baaltfkli  im  Kkatm  Mk»  «baa  bat  dar  OitafaaaliMit^  baa.  BahaBallaa  a.  a.  0,  B.  61  M 
Behameliai  ist  eine  Abbildung  des  Kronzginges  und  eine  der  „wflsten  Eap«Ile"  von  1719  nrilüt 
ainam  damab  dort  gewesenen  Grabatein  det  Urafen  Johann  roa  Baichliogan  Ton  i486.  —  Uebfii 
teolida  Baata  TgL  Haaiinor  a.  ».0,  a  10.  —  Heu  a.aO.  — Lots,  XiMtlaitafliqUa  ^  &4BB. 
—  Hab«  a.  a.  0«  B.  4401  —  IhlliiDgaa  and  der  Baa  m.  &  8& 


WandatOdi  am  ehemaHgen  Kloatar  au  ddialebaii»  jataigen  KaauneiBiiL 


Wohnhaus  von  Herrn  Landwirth  Munzel,  mit  Tafeln,  datanf:  V.D.M.I.E, 
HANS  GLEICH  ANKO  1568,  und  Anker  und  Kreuz  {Ä). 

Wthibaut  dee  Herrn  BOigenneieterB  Hinse^  von  1606. 


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S98 


Oldisukbüh. 


AlhMt  54 


Pfeiler  in  der  MtlUe  «lu  dem  ehemaligen  Kloster  su  Oldisleben. 


Im  Besitz  von  Herrn  Kaufniann  Kahlenbei^:  Schrank,  dt,  schön,  mit  Ein- 
lagen. —  Tapete,  Stück  aus  dem  17.  Jahrhondert,  hflbsche  goldene  Ornamente  anf 
raflmn  Grand. 

Jm  BeaitB  toh  Fii  Bnuwk  W^lf:  Sehrank,  too:  i7$4,  mit  geechnitzten  und 
banalten  Felder-Umralimangen. 

Im  Berits  von  Frau  FBnter  EtaiUeBoeeBtial:  Kftstchen,  ans  dem  16.  Jahr- 
hundert, aus  Königsheig  gtammend,  mit  BchOnen,  theOa  gegoaeenen,  theila  ciaeKrten, 
vogoldeteii  Venioningen. 

Im  fiftSthaiS  Ton  Hern  Stoibarg:  Wfteehemangel,  van:  1S99^  mit 
hflbsdien,  geometrischen  Ehi6dmitt*Venienin^  nach  frioBiBcher  Weise.  ESdienhda. 

Im  BesitK  von  Fri.  8<teldt:  ühr,  httbsehe  Arbeit  des  18.  Jahrimndwts. 

Im  Besitz  des  üerm  Pfarrers  Wacker: 

Gern  Aide,  ans  dem  17.  Jahihnsdert,  mit  den  vier  Eirehenviteni,  inteceisaiit. 
Od  auf  Leinwaiid. 

Heidengräber  im  Forst,  und  Funde  vorgeschichtlicher  Alterthümer.  — 
Aidib  t  AaOntepolocfo  T,  1871,  B.  646;  —  Becklit  tt.  d.  B.  Mgm.  Yemmmlniiig  d.  dmtHhn  OeMÜ- 

»chaft  f.  Anthropol.  etc,  1876,  S.  54  f.  -  Haassner  a.  ».  0  ,  S.  10.  Kl  opfl  eisch,  in  Correspon- 
densbUtt  d.  deatschen  GesclUchaft  f.  Antbropolofne  etc.  1S7I,  S.  77  f.  Sc  b  am  diu  b,  Bescbr.  d. 
IL  OMialeben,  S.  71  f.,  mit  Abbildung.  -  TbOiingen  und  der  Harz  III,  S.  86.  —  Vorgeechicha  Alter- 
tMam  d.  Pmt.  BtOutn,  AML  I,  Heft  II,  &  86^  Dit  AbbOdnas.  -  ZeÜNlu:  d.  Hanraraiai  V,  &6(tt. 


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55  Allstedt. 


OUMBIAn.  SoiAfSDOW. 


299 


[KapeHsndorf,  ORppdlliidtrfl;  0»ppdadMff,  Wiitug,  aardlldi  m  OlMbn.  1S90. 

1294.  1297.  1319.  —  v.  Heinemann,  Cod.  dipkM.  Aahdt  II,  Ib  6SL  —  H«b«  a.  ft.  0, 
&  m  401.  416.  -  Sebftmeliat  t.  ■.  0,  8.  24.] 

[■MtondOlf,  MelBdorfl;  MdiBdoifl;  WtMnng.  wiMUoh  tob  OldUsboL  1S69.  186fi. 

1290.  1294.  1302.  1308.  1332.  —  t.  HeinemBnn  a.  a.  0.  II,  Nr.  296.  ßSl;  III,  Nr.  161.  227. 

-  Meaek«  I,  &  681.  63&.  64L  66L  666.  —  Mitiaehke  a.  k.  0,  8.  676.  -  J.  J.  Mflller,  8t»at»- 
OiUMfel&aii  -  Nabe  a.  i.  0..  &  t»4  e  m  £  404  e  40e  e  41B.  4M.] 

[Priesendorf,  PriBendorfl;  Wüstung,  nordöstlich  von  Oldisleben.  1117  I20;l  m\. 
1322.  13Ö&.  1484.  —  t.  Heinemann  a.  a.  0.  II,  Nr.  76S;  III.  Nr.  287.  -  Mencke  I,  S.  640. 

-  Mltiaabb»  a.  a.  0,  &  SW.  —  Miliar,  StaaMhbiMt  I,  a  164.  -  Naba  a.a.a,  am408. 
40a  426.  -  V.  Reitienitein,  BagaM  d.  T.  OrianBid^  a  S7  (laban  m  PltiiwdailX  — 
Sohamelin«  a.  a.  0..  8.  4a] 

[Rumsdorf  oder  Börnsdorf,  Rndonestoif,  Bomundistorff,  Runandlidori^  Wttitaig,  lird- 

lich  (?)  von  Oldisleben;  8.  (12.)  Jahrhundert.  12f'0.  1294.  —  t.  Heinemann  a.  a.  0.  II. 
Nr.  681.  —  Heenache  Voreiiw-Zeitachr.  X,  S.  191.  ~  Landau,  in  Zeitachr.  L  Hess.  Gewh.  X,  8.  191. 

-  Nebe  a.  a.  C,  8.  399.  —  Weaek,  Hess.  Laadeegeeehiehta  Wl  8,  17.  —  Wtraabmrf,  ia 
JabrbAahar  dm  K.  Ikad.  la  Büutb  M.  F.  ZU  (1884^  a  100 


Schaafsdorf,  4  km  sfldJich  von  Allstedt;  Scbafsdorph,  Schapsdorpp,  Schafsdoip; 
hier  werden  1265  von  Heinrich  von  Kirchberg  Güter  an  das  Büoster  Sittichenbach  ver- 
kauft, auf  welche  1267  die  Grafen  von  Cletteoberg  verzichten,  und  welche  1237  Graf 
Bnrldiard  von  Manafeld  dem  Klostor  Obertrlgt;  1968  OberiiaBt  Gnf  Gebhacd  ?on 
If  ansfeld  das  Dorf  dem  Herzog  Rudolf  von  Saduen ;  Üb  1451  man  dio  Hnnen  von 
Querfart  damit  belehnt,  dann  die  Herren  von  Geusau.  —  GeacMchtaqaellen  der  Prorins 
SadlMn  XX.8.424£4S8£4S6.462.629.—  Kronfeld,  Laadtakonde  II,  8.186.  —  a  Sehmidt, 
mandaibadi  d.  Bodub Bdbantadt  II,  Vi;  Uli.  — A.  Sabvnan«,  Ladkaa  vaa Baabaia i;  a  Mt; 
XVIU,  S.  662.  —  GL  F.  L.  SabVBaBB,  laaiaAlBde,  8.  24.  —  Stark,  in  ThQrin^.  Vereios-Zeitschr. 
n.  S.  149,  flbor  daa  Oemebdedi^l  —  TTrknodenbach  d.  bistor.  Veroins  L  NiederBacbsen  II,  S.  891, 
Nr.  ä4;  S.  893,  Nr.  43;  S.  895,  Nr.  49;  m,  S.  297,  Nr.  186.  -  ZeitMhrift  d.  Hanvereini  VII.  8.  166; 
vni,  S  104;  IX.  S.  96;  X,  8.  112;  XZ,  a  SB.  41;  ZU,  a  481  74.  -  Zflitaduift  d.  Uatab  Taraba  L 
Miadersachsen  1862;  &  60;  Nr.  8L 

Kirche,  1865  neu  erbaut,  Quadrat  Ton  81,2  m  Seite,  mit  kleiner  ApiiB,  nadi 
Süden  orientirt  —  Kronfaid  a.  a.  0. 

In  der  Nähe  unterhalb  des  Waldes  bei  Schlangenthal  finden  sich  zwei  Steinkisten- 
Gräber,  das  eine  1,8  m  lang,  1,2  m  breit,  das  andere  nicht  mehr  messbar.  [Der 
Inhalt  des  einen  au  Scherben  von  Urnen  ist  von  Herrn  Dr.  Bauch  dem  germanischen 
Miueinn  so  Jena  geschenkt.] 


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aoo 


WiHKBL. 


AUstedt  56 


Winiwl,  4  km  taUich  Ton  Allstedt,  zum  EOnigshof  Allstedt  gehörend ;  im  hers- 

felder  Zehntverzeichnisse  Uuinchilla;  991  Zehnten  in  Winkele  durch  Ariclheid,  die 
Grossmutter  Otto's  III.,  vom  Kloster  Memleben  eingetauscht;  1179  hat  das  Kloster 
Kaltenborn  Zinsen  daselbst;  1369—1496  ist  der  Ort  wie  Allstedt  Besitz  der 
H«mn  TOD  QuArfnit,  ftllt  dann  an  die  KnrfUntan  von  Saduen,  die  IfSi  Graf 
Albrecht  von  Mansfeld  damit  belehnen,  1575  an  die  Ernestüier;  litt  1684  und  1736 
durch  Brand.  —  H.  Bottger,  DiOcetu-  a.  Gao-Grenzon  III,  8.  SIE.  22S  —  R  Barkner,  Zar 
Geschichte  ron  AViakel.  Eio  Beitrag  zar  Heimathskonde  d  GrouhenogthumB,  in  Weiinariache  Zeitung 
1887,  Sonntagibeilage  zn  Nr.  84.  89.  95.  101.  107.  -  Burkhardt,  Kirchen-  n.  BchalenTkitat,  8. 144. 

—  Geeohichtsquellen  d.  PMTini  Sadutn  UL,  8.464.  fiS8.  —  GrO««l«r,  m  ZeitMluift  dM  Hamemini 
Vn,  8.  96;  IX,  8.  68;  U;  8.  M.  Wtt.  —  Kr«Bf«ld,  Lindeikaiida  it  8.  19t.  —  Kttttalhmg«!!  tau 
dem  Gebiet  hittor.«uit  ForscbungeD  T  {IW),  &  66.  —  Nebe,  in  ZeitMbrift  d.  Harzvorcins  XX,  S.  19. 
20L  88.  74  —  Q.  Sohmidt,  ürknndenb.  d.  HmM.  Halb«ntadt  I,  Nr.  284  n.  Anm.  S.  263,  Mz;  337. 

—  SeboettgsB  XL  Kreyeigr,  Diplomat  II,  &  78Ä.  —  8eh«li»«,  Dinetor.  di|d«m.  I,  &  IM; 
n,  &  868.  282.  290.  338,  mit  Literaturangaben.  —  A.  SchomaDn,  I.eiikon  r.  Sachsen  XIII,  S.  116 
bii  118;  XVni,  8.  100&  —  C.  F.  L.  8ebamann,  Laadeekonde,  S.  24.  —  Sebiobt,  in  Zdtachiift 


1506^  apAter  vnrlndert,  besonden  1788.  Eine  hSmaS  iMsflgUdie  laadirift  tiber  der 

Eingangs -Thür  ist  übertüncht,  als  1874  die  Kirche  erneuert  wurde.  Von  der 
ursprünglichen  Anlage  besteht  noch  der  dreiseitige  Chorschluss,  der  spitzbogige,  als 
Kehle  zwischen  zwei  Schrägen  profilirte  Gurtbogen,  welcher  das  Mittelschiff  des 
mit  dem  übm  ansaiiimen  18,3  m  langen,  5,6  m  breiten  Langbanaee  nun  3,4  m  langen, 
8,8  m  breiten  Thurm  hin  Sffiiet,  ein  Schweifbogen-Fenster  an  der  Nordost-,  Südost- 
und  Süd-Seite  des  Chores,  an  der  Thurm-Südseite  [mit  verstümmeltem  Mittelpfosten], 
ferner  unten  sowie  oben  an  seiner  Nord-,  Ost-  und  Süd- Seite  ein  Spitzbogen- 
Fenater,  ivdches,  foi  iwei  Bnndbogen  nnterthdlt,  den  Uittelpfoalen  dendben  bia 
smn  Spitsbogen-Sdiettd  nacb  oben  verlängert  zeigt  (Ä).  In  dleier  barbarischen 
Goihik  haben  wir  aber  vielleicht  eine  el)ensolche  Ueberarbeitung  zu  sehen,  wie  sie 
einen  im  lunern  au  der  Chor-Nordwand  beliudlichon  Sacrament  sehr  ein  betroffen 
hat.  Derselbe  zeigt  sich  jetzt  als  eine  Blende  mit  schräggestellten  und  ausgebauchten 
Selteow&nden,  welche  oben  dnrcb  einen  Giebel  mit  eingebogenen  Sehrlgadtm  flber^ 
deckt  ist.  Ueber  ihm  folgen  einige  dem  Giebel  parallele  Profillinien  und  dann  eine 
Art  Fialen-Aufsatz,  der  durch  üeberarl)eitung  im  ümriss  in  eingebogenen  Schräg- 
linien aufsteigend  statt  der  Giebelblume  in  einem  übereckgestellten  Viereck  schliesst, 
80  daas  jetst  der  ganxe  ümrin  nngeAbr  dam  efaies  Spielkegels  gleicht  An  der 
Fl&che  dieses  Au&atzes  ist  in  dem  Yleredc  der  Spitze  ein  ebensolches  mit  einge- 
bogenen Seiten  als  Umrahmung  einer  Blende  angeordnet,  in  welcher  das  alte:  tt>e 
erhalten  ist.  Darunter  an  der  halen -ähnlichen  Fläche  tritt  ein  Schild  mit  Steinmetz- 
Zeichen  vor,  darunter:  1708  (vielleicht  das  Jahr  der  Bearbeitimg,  mit  Benutzung  des 
alten:  ISOS)^  nnd  m  den  Setten  dee  gesehweiften  Giebeldadiea  swd  natOrUebe  Klee- 
blitter  an  Stielen  und  die  verdorbenen  Buchstaben:  G.S.IQ.S.  (A).  Sandstein.  —■ 
An  der  Südwest-Ecke  des  Langhauses  führt  eine  steinerne  Freitreppe  zu  den  Emporen; 
rechts  daneben  ein  gegenwärtig  bis  auf  ein  Fenster  vermauerter,  älterer  Kundbogen- 


Kirehf.  Gmndrisa-Form 


:  C  J,  spttgotUsciier  Anlage  von  1488  bis 


57  AllstodL 


WoiDb 


Emgug.  —  Dte  in  swd  BeOMO  aageoRbietra  HolBempwai  des  18.  Jalirininderts 

ruhen  auf  zum  Theil  etwas  verzierten  Pfosten.  Im  Chor  ist  eine  Holzdccke  unter- 
halb der  alten  Decke  so  tief  angelegt,  dass  sie  den  Kanzel- Aufsatz  durcbachneidet.  — 
Bflrkner    i.  0,  Nr.  84  a.  107. 

Eanselba«,  mit  JahreoaU:  ttSff  xaA  Mmmm  im  SfifMn  an  «ümmd  Qtäma. 
Untaa  41«  Thflr  nr  SaoiiM;  ihr  Ston  tat  ipltor  mit  der  Umndkuniie  d«a  aiaet  Hier  dem 

Altar,  jotzt  an  der  Empore  bofindlichen  Abendmahl-Bildi:'?  vprziprt,  welche  Lanbgewinde  und 
Palmblätter  zeigt.  Zu  den  Seiten  der  Thür  stehen  Pilapter.  l);»rauf,  die  Oborwand  ein- 
fassend, grössere  illafiter  mit  iouisireudea  Capitellen.  Die  iu  fünf  Seiten  vortretende  Kanzel 
hat  aa  den  Edtaa  Lanbitiinge  teSk  BiMMiM0-8«hiiCik«lii,  an  den  Fllehaa  In  ^«m  Seekel- 
glied  KankcQwerk,  im  Hanpttheil  viereckige,  an  den  Ecken  gekrSpfle  Fällungen  mit  flachen, 
aufgelegten,  durchbrochen  pesehnitTiten  Ornamenten.  An  den  äuBseron  Seiten  der  Pilaster 
btelioh  durehbroobeu  geschnitzte  Bretter  mit  Akantbusranken  und  Genien,  weiche  Sprueh- 
MhUdar  haUaa.  An  d«r  Xanielflillr  abeii  abi  gemaltea  BnHlblld  Lathen.  Aof  dem  Ab- 
■ehlnw  Qeilni  «riiebt  äeh  «in  (oberlnlb  der  eiagesogenea  Deek»  aiehtbarer)  Drdeek-QMMl 
mit  der  Taube  Auf  der  Giebelspitze  ist  ein  ?lltero8  Kreuz  angebracht,  dessen  Mittelpunkt 
in  einem  Medaillon  das  gemalte  Gotteelamm  zeigt,  während  von  den  vierpasflfSnnig:  Q 
gestalteten  Enden  der  drei  oberen  Erensanne  die  beiden  seitlichen  die  Bnehstaban:  ^  und 
ü  anilKanalt  utgm.  Htatar  dar  SiebaUpitM  tat  «in  Um  mit  goldeaMi  Stenea  baniUar 
Himmel,  daiin  dii  fibeauUa  BnuttlU  Ohitali  mit  dam  BäehnpftL  —  Btrknar  a.  a.  0, 

Nr.  107. 

Kelch,  um  1720.  Der  Fuss  aus  acht  abwechselnden  P&asen  und  Stenzaekan  ga> 
bildet;  der  Knauf  bimfSnnig.    Silber.  —  BOrk  ner  a.  a.  0.,  Nr.  107;  Tgl.  Nr.  101. 

Ciborium,  von:  1726^  zierlich,  oval  mit  vortretenden  Pfeilerchen,  welche,  mehr- 
faeh  gegliedert,  oben  herabMende  Blfltiien  in  Randbogen-Umrahmiuig  zeigen,  sowie 

seitlich  Ranken.  Die  Ztyiadwilflfichcn  haben  in  gebrochenen  und  geschweiften  Bogeu- 
feldem  Schilder-Verzierungen  mit  Rankenwerk.  Der  Deckel  ist  in  entsprechender 
Weise  reich  und  fein  gegliedert  und  geschmflckt;  auf  der  Spitze  ein  Crucifix.  Silber, 
—  Bflikaar  a.  a.  0,  Nr.  107. 

Sanduhr,  ana  dem  18.  Jahrhundert,  mit  httbadiein  GeatelL 

Altardeek«,  tmi:  1740,  mit  eiaem  Gotteelamm  b  KrennHeh;  diei  wi«  die  Wld- 

mnngs -Inschrift  in  versiertem  Rahmen.  Braune  Seide.  —  Barkner  a.  ».  0,  Nr.  107.  — 
V  0  r  h  al  t  e  1 11  c  b  ,  von:  lf)89,  in  Seidenwirkerei,  abwechselnd  braangelbUab«  ond  gOMIgeibe 

Streifen  s  liwarz  Ix^süumt,  sowie  J^lumen-  und  Blatt-Ranken. 

S2  Gemälde  an  den  unteren  Emporen-BrtlBtuugen,  1730  von  Bud.  Christian  Buder 
ans  Allstedt  gematt.  An  der  unteren  nArdliohen,  weatliahea  und  sfldliohea  Empore  swsi 
Braphstengnippen,  swiii  Apoattlgnq^peat  EfaiselgestsltaB  aas  dam  alten  Tastamsai,  asM 

Johannes  dem  lHofer,  Joseph  und  Stepbanns  und  (an  der  Ostecke  der  SOdempore)  Mehncbthon. 
Handwerklieh  roh  ausgeführt,  in  Oc]  auf  Leinwand,  neuerdings  flberraalt.  —  Bilder  der 
Evangelisten  an  den  KirchenstUhlen  im  Chor,  auf  Holz  gemalt.  —  Bflrknor  a.  a.  0.,  Nr.  107. 

Glocken.  1)  ANNO  MDLXXXX  DA  GÜS  MICH  MEIXHIOR  MOERINCK 
ZV  ERFVRDT  Hl  NAMEN  GOTTES.  Benaissanee- Fries  mit  Akantbasranken 
und  Trauben  (A).  —  '2)  1842.  —  8)  1854.  —  (Nach  Pf.  Bürkner  ist  dort  eine 
gothische  Glocke  mit  Inschrift:  o  umvIa  ftof  oivgiuvm.  Nicht  mehr  vorhanden?) 


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302 


Wuub.  Wmjwtivt« 


AlbMi  58 


Auf  dem  Kirchhof: 

T&ttf stein,  von  1585  laut Inidirift  arnrnndeo,  glatten  Scbaft.  Der  Fobb,' frahl 
seratSrt,  besteht  jetzt  nur  aus  dem  obursten  Glied  (abgewässerte  Platte),  welch«  s  auf 
eine  j^rosse,  viereckif^e  Stufe  gesetzt  ist.  Das  Becken,  in  runder  Bexherforiu,  hat 
Gaueiliruug  von  vertieften  Eiern  und  ist  mit  dem  Schaft  durch  einen  als  Strick  ver- 
sierten Wulst  vecbonden  (Ä).  Stnn.  —  Btrkner  «.  «.  0^  Nr.  107. 

Orsbitein  Sössen  sn  der  Thnm-SfldwsBd,  lllr  des  Fhirsr  Jshsui  Andrsss  Wehl- 
fdd,  t  1682,  gauze  Figur  in  getsUiehw  liksshl  nik  sn^tsehlsgsnem  Bush  (dsnnf  die 
Jshrenahl:  1883  gesotrt).  —  Bflrkner  a.  a.  0,  Nr.  107. 

Grabmal  an  der  Nordwest-Seite  des  Kirchhofes,  von  1768,  Roccoco,  das  beste 
der  dort  befindlichen  Grabmäler.  Unterbau  von  geschweiftem  Umriss,  mit  Schnörkeln 
und  Spruch  in  Vorhang-VerzieniDg.  Hauptthtil  mit  gepaarter  biscIirift-Tttfiel,  durch 
öne  von  ei.  i  Souueublume  sidi  hersbsenkende  Pflanzenranke  getrennt,  elDgefiust 
von  Schnörkolii  mit  Blumenwerk ;  an  den  Seiten  darauf  weibliche  Standfigtiron, 
üoüuuug  (zerstört)  und  Glaube,  von  guter  Bildung.  Obertheil  als  eine  obeliskartige 
Flatte,  mit  der  Kraie  des  L^ens  auf  der  einen,  Blitter,  Troddel-  und  Gittenrerk 
auf  der  anderen  Seite.  Aufsstz  als  Sockel  von  kelchartigem  Umriss ;  darauf  sitzt  in 
manierirter  Haitang  ein  geflügelter  Engel,  auf  einem  Knochen  blasend. 

Grabsteine,  mit  Inßohriften  und  allegoriechen  Darstellungen,  aus  dem  18.  Jahrhundert, 
für  Job.  Georg  Herrmann.  in  der  Krönung  eine  Palme  im  Strahlenkranz  —  von  1750,  mit 
den  swoi  jsgeiidli^Mi  Qväm  des  Qlsnhess;  mit  Cfeskn  des  Olsnbsns  und  dss  Tsdss;  — 
der  Eva  LOtltoh,  mit  FtawssgestsHwi  m  CHsnlie  und  Helhnng;  eben  swsl  Esffd  mit 
Spmchtafel;  —  zwei  daneben,  sehr  ähnlich. 

Grabstein,  Roccoco;  im  Mittelfeld  unter  dem  Dreifaltigkeits-Dreieck  iu  Relief  zwei 
sioh  die  Bftnde  reieheude  Kinder  zwischen  dem  sie  an  den  Armen  haltenden  Elttrnpaar, 
gsns  intecesisnt  wegen  der  sorgfältig  widdergegebenen  htssUehen  Ikneht  der  Zeit  (der 
Vater  mit  Isngem  Beek,  gesehweifton  Bsektssehen,  Stnlplimebi,  langsr  HshMsde  und  ge- 
kräuselten Manschetten;  flio  Miittrr  mit  nber  rior  Bnift  gekreuztem  Band  der  UebMn 
Sobflirae).   Im  Au&atz  ein  Tolaten-nrorahmteg  Sobild  unter  der  Krone  dea  Lebens. 

Qu  der  Umgegend  wurden  Funde  aus  vorgeschichtlieher  Zeit  an  Armringen 
aus  Bronse  etc.  gemacht.  —  Lehnr  Laadeeliali«.  MtttiMa) 


WslArttsd^  3  km  nordSstBeh  von  Allstedt;  im  hersfelder  Zehntvendohnisse 

TTuolfheresstedi;  901  tauscht  Adelheid,  die  Grossrautter  Otto's  III,  Zinsen  in  Wolfer- 
steto  vom  Kbtstor  Mcndeben  ein;  1179  bat  das  Kloster  Kaltenborn  Zinsen  in  dem 
zum  Küuigshofe  Allstedt  gehörenden  Dorfe  Wulferstede;  1201  tritt  lieinrich  von  VVolfer- 
stedt  dem  Rdehe  mehrere  Hufen  dort  ab;  1368  flbeittsst  Graf  Gebhard  Ton  Uans- 
feld  Wulfirstede  dem  Herzog  Rudolf  von  Saehsen.  1501  hdsst  der  Ort  Wolffirstete. 
Seit  1630  ist  Wolferstedt  Besitz  der  Herren  von  Trebra;  litt  1515  und  1783  durch 
Brand.  —  H.  Bottger.  Discana-    Gan-^hwiai  m,  a  815.  m  —  BArknec.  in  Wdaiaaidie 


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59  AUstedt 


WOLTKitöTKDr. 


303 


/eitun^f  18.S7,  Sonnta^isbeil.  zu  Nr  84.  B  o  rk  h a  rd  t ,  Kirchen-  n.  SchulvisitÄt.,  S.  144.  —  Gepchictits- 
qaeUra  d. Proniu Sachaen  XX,  S.  304.  46L  464.  529.  670 1  —  GrOtalex,  in  Zeitocbr.  d.  Hamereiiu 
▼n,  8.  97;  IX,  a  CBi  XI  8.  m.  906.  m  m  -  KsbIk.  AdddndbMi  m.  &  litt  £  -  Krön, 
feld,  Landeskunde  II,  S.  174,  187.  -  Mittheil.  a.  d.  Gebiet  hiit-Mit  Fondnafn  V  (1R27),  S.  66. 
Nebe,  in  ZoiUchrift  d.  Harzvereins  XX,  S.  19.  29.  38.  54.  71.  74^  —  0.  Sehml dt.  ürkundenbuch  d. 
Hochatiftt  Halbentadt  I,  Nr.  284  iL  Avnerk.  lO  8.  988,  Nr.  997;  m,  Hr.  2418.  —  Scboettgeno. 
Kreygig,  DipLniat  II,  S.  699.  710.  719.  721.726.  -  Srhnltos.  Dircct  diplom.  I,  S.  116;  ü,  S.  258. 
262.  290.  338.  A.  Schumann,  Lexikon  von  Sachsen  XllI,  S.  237  f.;  XMTI.  S.  1019.  —  0.  F.  L. 
Sc  ho  mann,  Landeskunde,  S.  24.  —  Sehl  cht,  in  Zeitschr.  d.  Harzvereins  XXL  S.  49.  —  Stark, 
in  Thflriag.  Verabu-ZattBcbr.  II,  S.  148,  Ober  das  GemeindeiiieKeL  —  v.  Strombeck,  in  Zeitaohr.  d. 
Idstor.  YerabM  t  Ni6d«mdiMn  186!^  8.  49.  19.  —  Wenck,  Eoan.  Landesgeieh.  m,  &  84. 

Kirche  (schon  vor  1.3f/>  Patronat  des  Klosters  Naundorf),  von  romanischer, 
kreuzförmiger  Anlaitre,  nach  Brand  I7s;?  erneuert  (^1).  [Der  chemali!.re  Halhkrcis- 
schluss  ist  abgebrochen.]  Von  Einzelheiten  des  ursprQnglicheD  Baues  sind  nur  er- 
haHoB:  die  auf  Pfefler-Voitegen  rnhendeii,  einfedi  reciiteekig  profilirten,  randbogigeo 
Vierungsbögen,  deren  Kärapfi  rgi --inis  die  Gliederung  Uber  einander  von  Viertelkehle, 
Platte,  RuDdstab,  Kehlchen,  acharfkaotigen  LeiBten,  Keblcben  «od  Platte  aeic^  {Ä\ 


sowie  d;i.s  stattliche  Südj)ortal.  Die  VVürfeh'apitelle  seiner  einfassenden  Säulen  haben 
noch  die  guten,  scharfen  Kuustfonueu  bewahrt,  der  herumlaufende  Perlstab  ist  Ao- 
aibeituiig,  die  Bogeiifeld'yerziairag  Uebenutdtaog  des  16.  JahrhimdertB.  —  IKe 
dem  vorigen  Jabrlmiidert  angehörendea  zwei  Reihen  HolsemporeD  tuhen  auf  etwas 

geschnitzten  Pfosten.  Ebensolche  haben  die  Brüstungs-Flüchen  der  Fra])oren,  sowie 
die  tiachbogige,  westliche  ()r;;elenipore  (A).  Ueber  der  Thür  am  Anbau  das  v.  Trebra- 
sche  und  zwei  andere  Wappen.  —  Burkhardt.  Kirchen-  und  Schulvisitat,  S.  144.—  Nebe 
a.a.aXX,&74.  —  &  Selimidt.  Urkandnbaeli  4.  HAdirt;  SUbtMi  la  &  618  £ 

Taufstein,  barock,  pokalförmig;  der  runde,  verkehrt  karniesförmig  profilirte 
Fu>-  h;it  eine  aufgelegte  Reihe  herabfallender,  mehrfach  gelappter  Blätter,  der  runde 
Schaft,  oben  und  unten  mit  einem  strickverzierteu  Wulst  versehen,  ist  in  der  Mitte 
fos  eisem  Mte»,  dicken  Fracht-  und  Blitter-Eranz  umlegt,  aa  wddieni  Oia  ge- 
iOgelte  EngelskOpfchen  vortretni.  Das  adttkantige  Becken  ist  im  untereo  Thefl 
durch  Leisten  in  Felder  seilegt,  von  denen  swei  den  thttringischen  Adler,  zmi  die 


Gnmdhss  der  Kirche  zu  Wolfeistedt  1:300. 


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904 


WoursBSTXDT. 


AUstedt.  60 


Obertheil  des  Portals  an  der  Kirche  zu  WolferstedU 


Sächsische  Raute,  die  anderen  ein  einfaches  Beschlags-Ornament  zeigen,  am  oberen 
Rand  mit  einzelnen  stilisirten  Blättern  und  Weintrauben  geziert  (Ä).  Sandstein. 
Fuss  und  Schaft  jetzt  übertüncht,  das  Becken  farbig,  BescUags-Omamente  schwarz 
und  golden  auf  bUnlichem  Grande,  die  Leisten  rosa,  die  Bl&tter  und  Trauben  am 
Band  golden,  besv.  bkn. 

Kanzelhiui,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  barock,  reich  und  etwas  schwer,  doch 
immerhin  noch  maassvoll.  Im  Erdf?(>R(hoss  drei  Rundbogen-Thüren,  von  denen  die 
mittlere,  breitere  Thür  reichere  A kau thus- Verzierungen  hat,  die  seitlichen  einfachere, 
hObache,  mit  Fabnetten  eombiuirte.  IMe  ObOTwand  atdgt  auf  dem  Mittelthea  an^ 
mit  CSasscttirungen  der  Flächen  neben  der  Kanzelthür  und  mit  Pflastern,  auf  denen 
das  verkröpfte  Gebälk  ruht.  Die  Kanzel  tritt  in  drei  Seiten  vor,  auf  einer  reichen 
Fussgliederung,  die  aus  einem  akanthus-verzierten  Kamies,  einem  Rundstab,  mit 
Moschelcan&Ien  Tersebenen  Wulst  und  Gesims  besteht,  sowie  auf  einer  Oanwle  mit 
JJamtbns-YenienmK,  wdeln  Aber  der  mittlenD  TbOr  anfingt  Sie  bat  diaihDe  an 
den  Ecken  Akanthusranken,  an  der  vorderen  Fläche  dn  Oartouchen-Sdiild  mit  einem 
Engelskopf.  Ri!chts  und  links  von  der  Kanzel  gebt  Gitter-  und  Uaukenwerk  nach 
deu  Seiten  uberhalb  der  Seitenthüren  hin.  An  dem  verkröpften  Gebälk  der  Ober- 
wand tritt  der  Sdiandedral  vor,  Tora  mit  einem  Engelskopf  geadmittdrt,  wibrend  an 
den  Elten  oben  zwei  Engel  aufwärts  schweben,  Palmzweige  in  der  einen  Hand,  mit 
der  anderen  nach  oben  deutend.  Zuoberst  ist  ein  Aufsatz  angeordnet  als  eine  mit 
Schweifkuppel  proälirte  Schildääche  mit  der  Füllung  von  drei  übereck  gestellten 
Viera^en  (in  Andeutung  der  Dreifaltigkeit),  seitlichen  Alcanthnsranken  und  der 
Krönung  durch  einen  EageUkopf ;  anf  der  Spitie  dea  SchalMechda  steht  anf  einem 
gescbweiflni  Socknl  Ghiistns  ala  EriSier  C^). 


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61  AUitodL 


WounmM. 


806 


Figuren,  im  Uebergang  zur  Spätgothik,  Maria  (beschädigt)  uud  Johannes, 
flbenehlank,  von  gutem  Oesfchts-Ansdrock  und  reiGhem  Faltenwurf  {Ä).  Hols. 

Orielfiz,  MkniaiMum^  ■tttdgraiBi  Holl. 

WeiBkftBnt,  vm;  tf98,  nü  w^ßgtMkmAg  IwualMifliMln  Bukib.  Zfaut. 

Eeloh,  mit:  !(>80  und  Stifter-Inschrift  am  Sechspass-Fuss ,  der  am  Band  in  den 
Ecken  etwag  Blattwerk  zeigt;  der  Schaft  mit  dem  Pubs  durch  Blätter  verbunden;  Knauf 
rund  niit  Eiern:  U,  welche  Palmetten-  und  SohnOrkel-Venierung  haben.  Crrow.  SUb«r, 
tauMo  nUeelit  ?HgoIdii 

EeUli,  m:  i7A5,  Fan  Inratt  und  koeh;  EiiMif  Toiakit  Unftnalg;  dank  XeUn 
utMi  und  oben  vom  Schaft  getrennt,  oben  ftllt  ein  Bl&tterkranz  abw&rti^  im  Uebrign 
rilMB  noch  am  Knauf,  am  Schaft  danmter  und  dem  Wulst  zum  Fuss  einzelne  getriebene^ 
theÜB  naturalistisch  gehaltene  Zweige,  theils  Boccoco-Omamente  in  Vorhangs-,  bezw.  Muschel- 
Fgm.  SQbei^  inaai  T«qpddei 

S  Levekter,  von:  17$$^  Fna  dniMitfg  raf  TogolUanw  md  mit  tbigebognai 
Fl&oben,  die,  mit  Sohweüungen  und  Yolnten  verziert  und  profllirt,  Schilder  mit  der  Stiftunga-  ^ 
Inschrift,  bezw.  mit  Kumenwerk  unnhmea.  Der  obere  Iheil  iel  doppelt-kegeUBmlg;  mit 
flachem  Teller 

Sanduhr-Gestell,  ganz  hübsch  verziert  (Ä). 

Glocken.  1)  1788  fon  Gebrtlder  lüridi  in  Apolda.  ENkc&er  Boceooofries. 
—  2)  1785  von  Gekrtlder  Cbkk  in  Apold«.  HflksciMr  Boceooofriea.  Sprach:  Auf 

späteste  Zeiten  toene  unversehret  hier  unser  Erz  für  die  Religion.  In  Heü  und 
Kraft  My  Ckristu»  hier  verehret  bis  mu  des  WOigeriehk  Poeauneitto».  —  3)  1883. 

Auf  dem  Kirchhof: 

Grabstein  des  Hem  von  Trebra,  f  1700,  in  Hacker  ObeliBk-Fcnn;  am  Unter- 
bau sein  Wappen  mit  dem  You  BiNnrofh*8chen;  je  eckt  Wi^poi  an  der  Ost-  und 
Westseite  des  Obelisits. 

Am  Hans  TOD  Herrn  Hemann  Zenker:  3  Wappen  md  Inackiifk. 


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a06  WoLnMnvr.  Alktedi  62 


[WeSterliailMII,  Wflstmig.  -  Gr«*tUr,  teZ^MkUt     BumnlMm  8.410;  H, 

&  306.] 

Naundorf,  2  km  von  Wolierstedt,  im  hersfelder  Zchutverzeichnisse  Nigendorph, 
war  früher  ein  dstercienserkkwter.  Es  wurde  1260  gegründet  (1252  zuerst  ein  Propst 
erwIhntX  vieDeieht  in  AbhftogigiEeit  ym  Walkeufed  (?),  1626  im  Banara-Anfttaiid  ge- 
plündert, um  1351  säcularisirt,  1542  dem  Grafen  von  Manaidd  als  Gut  eingeräumt, 
der  es  später  käuflich  erwarb.  Jetzt  ist  es  Domia«.  [Die  IKapelle  ZU  MaUerbach 
stand  in  AbbäDgigkeitsvcrbältniss  zum  ivloster.] 

Von  dem  ehemaligen  Klosterbau  haben  sich  nur  wenige  Theile  mit  einigen  äput- 
gothiBchen  Fenstara  eriialtmi.  üetter  dem  Sdiuttboden  die  Jahreesald :  HVCXV  (1616). 

Bo«ttg«x,  Diocesan*  a.  Oan-Greoien  III,  8.214.—  Bflrkner,  in  Wcinuiiebe  Zeitoag  189?, 

Sooaligabcn.  zu  Nr.  84.  80.  Geichicbtoquellcn  d.  Prorini  Sachsen  XX,  S.  20.  29.  76.  191.  306.  961 
441.  46L  487  L  G30  f.  C84.  —  Grösiler,  in  Zeitschrift  d.  Harzvereins  VII,  S.  93;  VIII,  S.  105.  S88. 
886  t;  XI,  S.  222.  -  H.  Her  mann,  in  Thfliiig:  Yereins-Zeitechrift  VUI  (1870).  S.  42.  —  H.  Hess, 
in  dert.  Zeitschrift  VI  (1865),  S.  159.  —  Kawersn,  in  Zeitichrift  d.Hamerein8  XIII,  S.  330-335.— 
C.  Kronfeld,  Landeskunde  II,  S.  187.  —  t.  Ledebur,  CorreBpondenzblatt  XIV  (1866),  S.  58.  — 
J.  0.  Leuckfeld,  Antiquität  Walckenred.  (1705),  S.  261.  -  J.  G.Leuckfeld,  Beschreibung  dreyer 
Orts  in  dar  gflUMMU  Am  (nU),  S.  168-164.  28L  SOO.  -  Lndawig,  fi^iqn.  I.  S.  273.  -  Nebe, 
in  Zthaäu.  i.  Hmmril  VfUly  8.  40;  XX,  S.  89  £  4t.  6S-6K.  Eft  68.  7t.  85.  —  (0  tto)  Thoringia 
Sacra  (1737 1,  S.  744  — Bein,  Thuringia  pacra  II,  S.  142.  -  Rein  ecke,  Das  Kloster  Naundorf;  in 
.Thfliingen  o.  d.  Hu*  H  (1840),  S.  166  C  —  Seinecke,  in  Zeitacbr.  d.  üamer.  IX,  &  1S7— 169. 

—  Ck  8«1iinidt,  IMondanb.  d.  Hodufc  BalbantMit  m,  Nr.  t418.  —  Seboettgen  «t  Krejaig, 
Diplomni  II,  S.  710.  714  f.  717.  733.  80.3.  -  A.  Schuniaiui.  Lexikon  von  Sachsen  VI,  S.  721.  — 
Bcbieht,  in  Zeitachr.  d.  Uanreieina  Xil,  &  4&  —  Urkandenbuch  d.  bist  Vereins  L  Niedemebsen 
I^a8«k396;IIl,&SLI0GL  —  Wolfram,  in  TbflilDg:  TeniMiMtNhr.  N.  F.  ▼  {iBSlh  a  t74C 

-  EriWhr.  d.  VUbm.  Ytnim  £  »kdwwwl— i  UM,  &     »r.  87. 


OMh.  a  BtAaMmdMMi  m  M.  Mb  Im  J«Mk  —  m 


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BAU-  UND  KÜNSI-DENKMILER 

 H^0^^  

Im  Auftrage  der  Regierungen 

von 

Saohsen-Weimar-Eisenach,  Sachsen-Meiningen  und  Hildburghausen, 
Saohsen-Altenburg,  Sachsen-Coburg  und  Gotha, 
Schwarzburg-Rudolstadt, 
Reuss  ält.  Linie  und  Reuss  jung.  Linie 

bearbeitet  von 

Pro£  Br.  P.  Xielifeldt. 


HEfT  XIV. 

GROSSHERZOGTllUM 
SACHSEN-WEIMAß-EISENACH. 

Amtsgericlitäbezirke  Apolda  und  Buttstädt. 
Mit  6  Uehtdrockbildeni  und  aO  AkMkixa^  im  Texte. 


VERLAG  VON  GUSTAV  FISCHER. 
1898. 


Aantsgericlitsbezirk  Apolda. 


Inhaltsverzeiehniss. 

Dm  Litintar  fUr  die  AmUgerictiLiboiirke  Apolda  niid  BatMIdt  ist  fast  vnllstJiodiK  von  dem  leider  iMWiwhtB 
T«tst4>rb«n«n  UDiver>iUU»-Blblioth«lMr  Or.  Mabtix  ia  Jen»  bMurbeiUt  wor4«n. 


SWIe 

Geschichtlich«  Sbdattong   107 

[Alzendorf]  •  bei  ObamMU   M6 

Apolda   308 

Kirch«   309 

iapariatendentn'    311 

Kaihhma   Sil 

Bergsalza   sis 

Kirche   SIS 

PfiUTbMU   SIS 

WohiihXiiMr   314 

Schlf><is   314 

[BieletedtJ  >  Ui  DorfMlu   318 

Damstodt   si& 

Kirah»   SIB 

Rreuzsteln    Sl# 

[DitorPtedt]  ».  bei  Otaradsrf   SM 

Dorfsols»   SI6 

Eirch«   816 

[WMnc  BMitadt]   818 

Ebentedt   sis 

KIrabo   818 

FlniBtedt   319 

Kirebe   SM 

OnadiMrfiigui   321 

Unh*   321 

Kirahhof   822 

[Vffunat  OribuMdi]   326 

Grossromstedt   326 

Kirche   886 


[Grflnatedt]  ■.  bat  OnwbwIiitMi .    .    .    .  St5 

Hainichen   as? 

Kirch«   888 

(BvgrtiM]   m 

[Hennnitz]  a.  M  UtwbMli   880 

Hermstedt   329 

Kirebe   SS9 

TtaAMn   880 

HeiresBen   sso 

Kirche   330 

Heusdorf  ».  bei  Nanendorf   340 

[KalAMMlB]  t.  bei  WickwraUdt  .    ...  888 

KlttamniiMt   ssi 

Kirche      ..........  338 

Kircbbof   888 

(HaUMtpChar,  OnbUfd]   M8 

[BÜhcadoff]  «.  ui  vtnbMh   ....  880 

KOssnitz   833 

Kirche  388 

KnoHtaia                            .    .    .  SSA 

[Wflfltang  OUrkSMdla)   884 

Lachstedt   s84 

Kirche   884 

[Lidhtandaifl    w  WtMi»    ....  87t 

MatModt   885 

Kirebe   889 

Naaendorf   sss 

Kirche   338 

Heoidoif   840 

jKloiter.  Kirrlu  j   340 

SUllgebiode,  Wobogebkude  ....  340 


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VI 

luhaltsvcrzeichniss. 

VI 

VT  1.  31 

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S<S 

[Futnlc  vorgtichiditUehfr  Zali|      •    .  - 

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371 

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[OborköSSOitz]  ».  bei  KössniU 

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[WUttiiPgt'D  Hermniu,  Krabendorf,  Zepuilij 

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WiekantAdt 

381 

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S8S 

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383 

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Buuutedt  

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SST 

SS7 

SS8 

110.  S«6 

888 

SSO 

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Der  Amtsgerichtsbezirk  Apolda, 


«i^fSC^  ^'^  Amtsgerichtsbezirk  Apolda,  Theil  des  gleichnamigen  Verwaltungsbezirks 
§1^^^  des  Grossherzogthiuus  Sachsen- Weimar,  grenzt  im  Nordwesten  und  einem 
^K^t  Stack  des  Nordens  an  den  Amtsgericihtsbesirfc  Bnttstldt,  im  Norden  an 
^BaSSd  den  preussiscben  Regierungsbezirk  Merseburg,  im  Osten  an  den  meinin- 

gischeü  Amtsgerichtsbezirk  Camburg  und  weiter  südlich  an  den  weimarischen  Amts- 
gerichtsbezirk Jena,  im  SUdeu  an  denselben  und  im  Westen  an  den  Amtsgerichts- 
bezirlc  Weimar. 

Unter  den  aftcheischen  Kaiaem  geliArton  die  Ortaehaften  im  Ganzen  cum  Oatergan 

(Hndtin).  Die  Landgrafen  haben  mit  dem  12.  Jahrhundert  hier  Fuss  gefasst  und  die 
Lehnshoheit  erworlien,  mit  am  frühesten  in  der  Gegend  um  Sulza,  als  Nachfolger 
der  Püalzgralcu  vuu  Sachsen.  Hauptsächliche  Theile,  aus  denen  der  heutige  Amts- 
gerichtabecirk  sich  snaammenaetate,  waren  die  Ortsehaften,  welelie  dem  Kloster  Heos- 
dorf  gehörten  und  mit  diesem  1533  das  ^eichntmige  iünt  bildeten,  welches  dann 
unter  die  Aemter  NitHierrosslu  und  Domburg  vertheilt  wurde;  forner  eben  dieses 
Amt  Nicderrosla,  dessen  Stamm  die  1447  von  den  Yitzthumeu  von  Apolda  an  das 
thüringische  FQrstenhauB  gekommenen  Orte  bildeten;  femer  GOter,  welche  ursprüng- 
lich dem  Borggralon  von  Kkehberg,  besw.  der  Stadt  ErCcurt  und  dem  Khwter  Kj^ellen- 
doif  gehörten  und  im  1(3.  Jahrhundert  an  die  Ernestiner  kamen.  1815  wurden  einige 
der  1485  zum  Antheil  der  Albertiner  gekommenen  Orte  (Lachstedt  und  Neustedt)  vom 
Königreich  Sachsen  an  Sachsen- Weimar  abgetreten.  1Ö79  wurden  die  Stadt  Apolda 
und  daa  Amt  Niederrossla  zum  Amt  Apolda  yeradimolzen  und  ihm  die  Thdle  des 
Amtes  Doraburg  einverleibt,  lieber  die  früheren  Besitzverhiiltnisse  jener  Theile  des 
Amtes  Domburg  und  die  Erwerbung  derselben  durch  das  Haus  Wcttiii  giebt  die  J^in- 
Idtung  zum  Heft  Jena  und  die  Geschichte  Domburgs  in  demselben  Heft  Auskunft 
—  Im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  muss  in  den  Bezirken  Apolda's  und  Buttst&dt's 
ein  sehr  beachtenswerther  BanmeiBter  und  Bildhauer  Nikolaus  Teiner  th&Ug  ge- 
wesen sein. 


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308 


SSnumnre.  Apolda. 


Apolda.  2 


Böhmer  and  Mflhlbaeher,  Regcsta  imperii  I,  S.  681,  Nr.  14f)2  Bcittger,  Diöces.  u- 
Gaagr.  IV,  S.  366  £  -  Dronke.  Cod.  dipL  Faid.,  Nr.  610.  -  Dionke.  Tra4  JPold.  Up.  8^ 
S.  71  ft;  Oapi 4&  —  J. E. Fabrt,  GeognpUflk  Tk I,  Bd.  IT,  &  86-8a  iSt  ~  J.  D.  6iehv«Bd, 

Eisenbergisch»  Cfcwidk,  S.  ßf>3  ff.  —  Heas,  in  Thflring.  Vereins-Zeitechr.  VI,  8.  159-166.  —  Kron- 
feld,  Landeskunde  von  Sactucn-Weimar  I  (1878);  II  (1879),  beaondors  II,  S.  188.  —  Mittbeilongen 
dea  GeschichU-VereioB  so  Eisenberg  I  (1886).  S.  40  iL  —  (Otto),  Thoringia  sacra,  S.  321—454.  601— 004^ 
—  Rein,  Thoringia  sacra  IL  —  Schnltes,  Director.  diplomat.  I,  S.  S8v  Nr.  116,  mit  Litoraturan- 
gabon.  —  A.  Schumann,  Loiikon  v.  SacbEcn  IX,  a  469£;  XIV,  &  622  f,  —  C.  F.  L  Schumann, 
Landeskunde,  S.  86  ff.  —  S  c h  w ab  e,  Nachricht  v.  Munlmenten  u.  Reliquien  Lnther'a,  S.  66  ff.  —  Staats- 
bandbucb  t  Sachsen-Weimar-Iilisenacb,  1864,  S.  195  ff.  —  Stecbele,  in  Thflring.  Vereiu-Zeitachr. 
N.  F.  I  (1879).  S.  321  f.;  vgl  II  (1882),  S.  U.  49;  TgL  N.  F.  V  (1887),  &  130L  —  Wornebuig,  in 
Jahrluchor  J  K.  AkadflBle  in  EOatk,  N.  F.  Xü,  &  1 S  —  Wflrdtwnin,  Tbningln  et  KidiAldii, 
S.  83 1  d6  £ 


Apolda,  13  km  ostnordöstlich  von  Weimar,  1119  Appolde,  1123  Abbolde,  1145 
und  VJdi  Apoldc,  llü.")  Aljolde,  12W  und  1340  Apoldia  und  Appoldia.  1119  Stadt 
mit  zwei  Kirchen  (von  denen  die  jetzt  stehende  als  ausserhalb  der  Mauern  bezeichiict 
ist),  Burg  und  Befestigung,  Uauptort  einer  Grafschaft,  bezw.  des  Grafen  Wichmuun 
(Schwi^enolmes  Ludwig  des  Saliera?X  welcher  beide  Kirchen  dem  erflorter  Marien* 
kloster  gab.  1123  (Schulte»,  Dirwt  diploro.  L  S.  273  f.)  wird  neben  ihm  ein  Dittrich 
genannt,  Stammvater  der  Vitzthume  (Vicedomini ,  Statthaitor;  Glieder  der  Familie 
waren  auch  Kämmerer,  Truchsesse  und  Schenken  des  Erzstiftus  Mainz)  (ünden,  Co4 
dIpL  I,  &  817.  917)  von  Apolda,  wdche ,  haupteftchlich  im  15.  Jahrhundert  .and  durch 
ihre  Wiedererregung  des  Bruderkrieges  bekannt,  an  Besitz  damals  gewannen  und 
wieder  einbüssten,  sich  aber  in  Apolda  hit^lfcn  und  mit  .Anton  Friiilrich  Uj31  dort 
ausstarben.  (Die  Vitzthume  von  Apolda  leben  noch  in  den  zwei  Seitenlinien  der  Vitz- 
thume von  Egersberg  in  Böhmen  und  der  Grafen  Vitzthum  von  Eckstedt  in  Sachsen.) 

—  Adr.  Bojer,  Geographos  Jenensis,  S.  134  —  141;  über  das  Stadtwappen,  &  134.  -  C.  Boy  er, 
Urkundenb.  d.  St  Bifart  (GeBch.-Quellen  d.  Prov.  Sachsen  IXUl),  1889,  0.,  s.  InbaltsTeraeichn.:  „Apolda" 
nnd  „de  Apolda*.  —  J.  LEckardt,  Tria  diplomata  archiri  duc  ^daariensia  1782,  —  Eratb,  Cod. 
diploni.  Quedlinburg,  S.  106.  -  t.  Falckenstein,  ThQring.  Chronik  II,  S.  931  ff.  1868t  —  Funk- 
binel,  in  Tbflnng.  Tenine-ZeitKlir.  1861  (lU),  8.  160  £:  Aber  die  Henen  Toa  Apolda,  —  Gnden, 
Cod.  diplom.  I.  &  87. 17&  180.  IM.  »17.  —  Bote,  in  ThSring.  Ventne^Eettidir.  1866  (VI),  8.  180, 

—  Hofken,  Archiv  f.  Brakteatenkunde  ^  8.1611^  Aber  diu  Siegel  der  Schenken  v.  Vitzthum.  - 
Eronfeld,  Qescb.  n.  Beschreib,  d.  FabiÄ-  n.  BaadelBst  Apolda  o.  deren  nAcbster  Uiogeb,  1871, 
dwin  &  18  C  Ober  Wappen  nnd  Siegel  —  Kronfeld,  Ltndeeknnde  von  Steheea-Welnnr  I,  8L  817; 
U,  S.  189.  —  Lepsin«,  Kl.  Schriftm  IT.  S.  77  f.  Ober  die  Vitzthume  u.  ihre  Siegel,  mit  Literatur- 
Angaben.  —  Martin,  Urkundenb.  d.  SUdt  Jena  I  (TbOring.  Ue8ch.-(^aelleo  N.  F.  111),  1888,  0,  s.  d. 
Inhaltmia:  «Apolda«'.  —  Morina,  Topogr.  Sex.  inp,  a  108.  —  (OttoX  Tliviagin  OMn,  «rter 
Heusdorf.  —  Rein,  Thnringia  sacra  II,  unter  Ettersburg  u.  Heusdorf,  bea.  S.  115,  Anm.  24,  n.  Cod. 
diplom.  sax.  reg.  I,  II,  S.  6t>  u.  0.  —  V.  Rudolph,  Zeitbficblein ,  unter  J570.  1674.  —  J.  W. 
Sehiffenberg,  Voin  Geenndbranncn  in  Apolda  1787.  —  Bohaildt,  Oeeotn dei  FOntaaUnnaa 
Weimar,  VTI,  S.  101.  —  A.  L.  C.  Schmidt,  VerfasBung  d.  hcrzogl.  sächa.  Gesammtakadcmie  la  Jens 
(1772),  S.  79  tl  —  S  chultes,  Director.  diplom.  I,  S.  251.  273  f.;  U,  S.  19.  57.  75.  n.  0.  —  A  Schu- 
mann, Lexikon  v.  Sachsen  L  S.  167.  173;  XIV,  S.  159»'.  —  C.  F.  L.  Schamann,  Ludeekudeb 
S.  94  f.  —  Schwabe,  Nachricht  von  Monimenten  u.  Rel.  Luther«,  S.  64  ff.  169—174.  —  Ptumpf, 
Acta  Mogont  sec  XII,  S.  145.  —  StaaUhandbncfa  f.  Sachsen- Weimar  1864,  &  195.  —  Stark,  in 
TMiiig^TenMcllMhr.  1867  (1^  8. 140^  Ober  Siegel  n.  d.  Munfiwtu^Oolkf.  —  Bjetamai  BaMbnib. 


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3  Apolda. 


Apolda,  Kirche. 


309 


•U«r  ÜesondknaUMB  n.  Biderl,  1801,  B.  77U— 772.  —  U.  F.  Teichm«>er,  Nachricht  vod  dem  tu 
Apolda  «ntq^roBgeiMD  miaeraL  Wumt  od.  (Joraadbr.  1737.  —  Q.  A.  Woito,  NaAriohtM  T.  W«ia«r 
U,a.UOIL—  Wflrdtwein,  Thor.  okBohat,  a84kAiiiii.ua  107.  ML 

Kirche  (soll  durch  eine  neue  ersetzt  werden).  Se  [atdit  an  der  Stelle  cinur 
angeblich  IUI»,  sicher  1227  (Schultei,  Direct  dipL  I,  s.  25L  273)  vorhandeneuj,  be- 
steht aus  eiueiu  grossen,  rechteckigen  Chor  von  9,0  m  innerer  Länge  and  7,2  m 
Breite,  dann  einem  iumd  eboiao  Mtm,  iime»  infiilge  itlrlnMir  llaimn  20  cm 
aclmialereD  Mittdbau,  mldwr  den  Thnrm  tMgt,  jetzt  nmi  Oememdewmm  ngengen, 
und  aus  einem  22,3  m  langen,  9,6  m  breiten  Langhaus  {A).  Au  der  Südseite  des 
Chores  tritt  eiue  grosse,  moderne  Sacristei  vor.  Im  Uebrigen  haben  wir  einen  spät- 
gotbischeu,  wohl  stets  einfach  gewesenen  Bau  vor  uns,  der  durch  Aenderungen,  na- 
mentiidi  Dnrchbrediimgeii  tob  saUreidien,  vefsdiiedeiiartigen  Fmistem  und  Thflroi 
im  16.— 19.  Jahrhundert,  besonders  durch  die  Restauration  nach  dir  Ueberschwem- 
mung  von  1613,  dann  1830  und  1864,  auch  durch  eine  erkennbare  Erweiterung  des 
Langhauses  nach  Westen  hin  zu  einem  ebenso  grossen,  wie  unerfreulichen  Gebäude 
geworden  ist.  Ea  ist  mOglich,  dasSi  wie  bd  M  ^len  Ähnlichen  Kirchen,  d«r  Mittel- 
bau  auf  noch  ftltore  Zeiten  nirlUdqSBht,  doch  haben  sieh  keine  kennzeidmaidmi  Konat- 
formen  erhalten.  Die  grossen  Rundbogen-Oetfnungen,  welche  das  Thurm-Erdgeschoss 
mit  beiden  Nachbar- Räumen  verbinden,  sind  ganz  einfach,  bezw.  verhauen.  Kin 
rundbogiger  Gurtbogen  innen  vor  der  Westmauer  des  Langhauses  ist  wohl  auf  eine 
hier  nttdiig  gewordene  Vertiefang  der  LaogJianB-llaoem  zorflcksaflUiren,  wie  aneh 
sonst  eine  Reihe  eiserner  Anker  aussen  an  den  Langwänden,  nicht  gerade  verschönernd} 
sichtbar  sind.  Die  Decken  über  den  drei  Räumen  sind  Üache  ilolzdecken  mit  vor- 
tretenden Leisten,  aus  dem  18.  Jahrhundert.  Von  den  lenstern  und  Thüren  sei 
Folgendes  bemerkt  Die  grossen  Sfitzbogen^Fenster  an  den  Langhaus-Langseiten 
sind  noch  die  qAtgothiBChai,  die  swel  an  der  Weitseite  und  die  «{dtabogige  Eingangs^ 
Thür  an  der  Langhaus-Südseite,  nahe  beim  Thurm,  erscheinen  vom  älteren  Bau  wieder 
verwendet.  Zwei  Rundbogen-Portale  ziemlich  in  den  Mitten  der  Langhaus-Langwände 
(.einander  nicht  gegenüber)  gehören  dem  17.  Jahrhundert  an;  sie  sind  die  einzigen 
Oelhungen,  wdche  etaugermaasaeii  Sdmra^  zeigen,  nimlidi  PUaater  mit  UmralunuBg»- 
Linieo,  go^ederte  Kämpfer  und  Archivolten  in  der  Weise  der  nQchternen  Spät- 
reoaissance.  Die  übrigen  Fenster  und  Tliüren,  grosse  und  kleine,  rechteckige,  flach- 
bogige  und  clUpüschc,  nach  Willkür  durchgebrochen,  sind  ohne  Gliederungen.  Das 
Langhaus  ist  beträchtlich  höher  als  der  Chor  und  enthält  vier  Geschosse  Emporen 
Uber  einander.  Der  Timrm,  bis  snr  Hfihe  des  Langbana-Dachea  maashr  anlirt«igend, 
hat  darüber  ein  von  Uolz  aufgeführtes,  achteckiges  Obergeschoss  mit  Schweifkuppel, 
darauf  einen  Tabernakel-Aufsatz  (oftenes  Achteck-Geschuss  mit  Arkaden)  und  Kuppel- 
Abschluss.  Einige  ganz  gute,  durchbrochen  geschnitzte  Bretter  linden  sich  an 
der  BekrSnnng  der  n(tedlidien  Empore  im  Thorm-ErdgeschosB  und  ala  Vergitterung 
einer  Empore  an  der  ntedüchw  Langhans-Sdte  gegen  taao  benachbarte  Empore. 
Daa  Stadtwappen  an  der  nördlichen  Empore,  in  einer  Cartouche,  ist  laut  Inschrift 

1885  von  neuem  gemalt  —  A.  Eokardt,  Tria  diplom.,  8.  9.  17.  -  Funkhlnol,  a  178.  — 
Onden,  Cod.  dipL  I,  S.  67.  —  Hess,  S.  160.  —  Kronf«ld,  Geich,  d.  Stadt  ApoMa,  a  ttL  ttC 
63  £  80.  268.  390  f.      K  r o  n  f  e  1  d ,  Laudeskundo  II,  S.  193.  —  S  chmlte«,  Mr.  dqL  i  & 
a  6ia  -  stampf,  Act  Hag^  a  146.  -  Wflrdtwoia  a.  a.  0. 

1* 


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310 


Amol,  Eirobe. 


Apolda.  4 


Kanzel  an  der  Südost-Ecke  des  Langhauses  vor  dem  Tragebogen-Pfeiler,  mit 
Beischrift,  dass  sie  Fleischer  Christoph  Hahner  und  Frau  1699  haben  „mahlen  und 
renoviren"  lassen.  Sie  kann  nur  einige  Jahrzehnte  früher  hergestellt  worden  sein; 
die  Malereien  hingegen  müssen  iu  derselben  Zeit,  wo  die  Malerei  an  der  Nord- 
empore entstand,  also  1885,  beträchtlich  und  gut  erneuert,  Figuren  und  Gebälk  ganz 
neu  hergestellt  worden  sein.  Die  Kanzel  selbst  zeigt  guten  Renaissance-Stil.  Auf 
einer  Mosesfigur  ruht  sie,  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  gebildet.  An  ihren  Ecken 
treten  auf  Postamenten,  bezw.  darunterhilngenden  Trauben  die  Figuren  der  Apostel 
Andreas,  Simon,  Johannes,  Petrus  und  Bartholomäus  mit  ihren  Abzeichen  als  Träger 
des  darüber  verkröpften  Gebälkes  vor.  An  den  Flächen  sind  Christus  und  die  Evan- 
gelisten gemalt.  Das 


Ganze  ist  von  Holz, 
geschmackvoll  holz- 
farben  mit  Vergoldun- 
gen gestrichen,  Muster 
in  farbigen  Hölzern  an 
verschiedenen  Stellen 
eingelegt. 

Lesekanzel,  in 
Zeit  (2.  Hälfte  des 
17.  Jahrhunderts)  und 
Stil  der  Kanzel  ent- 
sprechend ,  1885  er- 
neuert und  in  braunem 
Holzton  gestrichen.  Den 
Grundriss  bilden  drei 
Seiten  des  Achtecks. 
Sehr  hübsch  sind  die 
aufgelegten  Muster, 
technisch  gut  ausge- 
führt. Holz. 

Relief-Tafel 
aussen  an  der  Chor- 
Kordseite  vermauert 
(aus  der   Kirche  zu 


Lcsekanzcl  in  der  Kirche  zxi  Apolda.  Schöten  Stammend,  S. 

dort),  zwei  mit  den 

Schwänzen  in  einander  verschlungene  Lindwürmer,  romanisch.  Sandstein.  —  Hesa, 
ä  160.  —  Eronfeld  II,  8.  213.  —  Kronfeld,  Apolda,  &  31. 

2  Grabsteine  an  der  Ostwand  des  Chores,  südlich  vom  Fenster,  in  der  An- 
ordnung einander  gleich.  Auf  dem  linken  ist  die  Figur  eines  gerüsteten  Mannes 
(mit  ganz  modern  wirkendem  Bart)  mit  erhobenem  Arm,  der  zu  Füssen  links  sein 
Wappenschild,  rechts  den  Helm  hat;  auf  dem  rechten  seine  Gemahlin,  in  Matronen- 
tracht, in  den  gefalteten  Händen  ein  Buch  haltend.  Jede  Figur  steht  in  einem  mit 
Voluten  versehenen  Rahmen,  hinter  welchem  ringsum  ein  Arabeskenfries  sichtbar  ist; 
den  Aufsatz  bildet  die  von  einem  Engel  gehaltene  Inschrift-Tafel.  Nun  sind  aber  die 


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5  iifolia.      Amim«  Soparinlaidmiiar,  ViäAnaMa,  UMmB. 


InschriftrTafelii  jedenfalls  verwechselt :  über  dem  Gndwtdn  des  Bitters  beändet  sich 
die  Gnbfldirift  der  YeittorlMneD,  Cathnriiut  von  VUstumb,  geb.  von  Dresig,  f  1558, 
wahrscheinlich  also  Ober  IbreiD  Grabstein  die  des  Gemahls,  doch  ist  diese  zu  sdur 

yerschmiert  und  verdorben,  um  sie  erlclären  zu  können.   Sandstein,  verstümmelt. 

Grabstein  an  der  Chor-Ostwand,  nördlich  vom  Fenster,  mit  Inschrift  vou  1588, 
jedenfalls  eine  Frau  von  Vitzthum  bergend ;  Figur  der  Verstorbenen  in  Matronentracht, 
in  einer  Mnedwhrfiidie;  sv  den  Seiten  Je  drei  Wappen,  davon  die  obwen:  Vitetimtb 
und  Knnw  (Bflnan),  cü®  mitilerai:  Marschalk  imd  Lichdenhayn.  Sandetein. 

(Die  Grabsteine  sind  hauptsächlich  dadurch  his  zur  ünkenntlichkoit  verdorlKin, 
dass  sie  nicht  -nur  in  gewuhiitcr  Weise  dick  mit  Oelfarhe  überstrichen  sind,  sondern 
noch  in  die  larbc  Saud  gemischt  wurde,  um  ihr  den  Sandstein-Charakter  zu  geben, 
also  alle  Frafile  getilgt  eind.) 

Kronfeld.  Apold«,  S.  17L  196,  Anm.  886. 

Grabstein  im  Thurm-Erdgeschoss  an  der  Nordwand  unten  in  einer  dunkeln 
Nische  und  durch  Verwittern  unkenntlich,  Figur  eines  Kindes.  —  Kronfeld,  Apolda, 
a  m  Pwobwltog  «na  bNhillb 

Orneiflz,  auf  einer  verkröpften  Console,  Aber  welcher  sich  die  Stifter-Inechiift 

des  (leipziger)  üniversitiitsvorwalters  Petrus  Schorcht  und  Frau  1776  befindet»  VOn 
Holz,  die  Figur,  in  hallxir  Lebensgrösse,  bronzei'arben  gestrichen. 

Weinkanne,  aus  dem  17.  Jahrhundert,  in  Seidelform,  mit  einigen  getriebenen 
Blumen  am  Auagnn  nnd  Henkei  Silber,  mit  Tergolduugeu. 

HoBtienbUehee,  rund.  Anf  dem  Deekel:  C.W,K.i797  swisdien  Ranken. 
Diese  sind  in  Messing  getrieben,  wie  die  rings  um  den  Cylinder  des  Gefftsses  sich 
(durch  Stempel)  wiederholenden  Meerweibchen  mit  Kelch  und  Hostie  zwischen 
Blumen,  und  erinnern  an  die  an  Taufschalen  bekannte  Beckenschlägerarbeit.  Im 
Innern  ist  die  HoBtieobflchse  verzinnt,  übrigens  ziemlich  gross,  im  Durchmesser 
UVfl  em. 

2  Glocken  (in  einem  Gloekenhaus),  1722  von  Christoph  Rose  in  Apolda  ge- 
gossen, mit  dem  öfter  wiederkehrenden  Arabesken fries  (Ornamenten  mit  Engelsköpfen), 
die  1)  mit  Angabe  einer  Geld-Zuwendung  von  Job.  Fr.  Bauch  und  Sprüchen:  MEIN 
HALL  ERTÖNT  YOR  GOTTES  EHREN  UND  RUFET  SEIN  WORT  ANZU- 
HÖREN und:  NON  MIHI  SED  ALHS  BONO  (Nicht  mir,  sondern  Anderen  zum  Guten), 
150  cm  im  Durchmesser;  die  2)  mit  Angabe  der  letztwilligen  Zuwmdnng  durch 
NikL  Wintzer,  120  cm  im  Durchmesser.  —  Kronfald,  Ap«Ub,  &  887. 

8iporint0lldentMr-Garten.  Taufbecken,  gotUacb,  baDtkogeUg,  acht- 
kantig, mit  Dreibiftttem:         an  den  Fliehen.  Bandatein. 

Mädchenschute.  Daran  {iKe  Tafel  mit  T^oiief  zweier  Nennen,  in  Ideinoi 
Figuren,  aus  dem  15.  Jahrhundert,  unbedeutend.  Sandstein. 

R at Ii  hftU8,anB  der  lütte  des  16wJahrhmulflrts,  ein  einfiMsher,  iweigeaduMriger 

Bau  mit  rechteckigen,  noch  gotbisch  profilirten  Fenstern.  Bemerkenswerth  sind  nur 
der  Treppenthurm,  welcher  im  Erdgeschoss  rund,  darüber  (aus  dem  18.  Jahrhundert) 
achteckig  vortretend,  mit  einer  Schweif kuppol,  dann  mit  Tabernakel-Aufsatz  und 


312 


Amlda.  Bithliuu,  Bmg.  BaonuA. 


Apdda.  6 


Hehn  bedeckt  ist»  und  de  rnndbogige  Eingaags-Tlittr,  mit  Pftüer  ohne  E&mpfier,  aber 
mit  mebifiuih  gefiederten  Archivolten,  in  deren  einer  Gliedenrag  Halbkageln  als 

Verzierung  vortreten,  im  Scheitel  die  Jahreszahl :  1S58.  An  der  Mauer  darüber  eine 
Tafel  mit  dem  Stadtwappen  und:  1S59.  —  Krosfeld.  Apolda,  &  79.  142.  169-171.  lä& 

MLttitt&SnL 

Ehemalige  Burg  der  Grafen  von  Apolda  [mit  Burgkapelle,  in  welcher  Graf 
Wichmann  begraben,  1123  genannt  (Schulte»,  Direct  dipL  I,  S.  278.  nach  Guden,  Cod. 
dipL  I.  8.  68)],  dann  ScbloBS  der  Vitztbume  vom  12.  Jahrhundert  (?)  bis  zu  deren 
AnasterbeD  1831,  dMnab  der  LandeeheRsduilt  heimgefollen,  Haa  Akademie  jm  Jena 
geschenkt  und  jetit  Landgut  dieser  Universität.  Bei  Gelegenheit  der  Beafsstreitig- 
keiten  wurden  von  ihr  1751  Pämmtliche  ältere  Gebäude  niedei^erissen  und  zeigt  sich 
die  Spur  der  älteren  Anlage  nur  in  der  Situation  und  in  dem  Mauerwerk  des  einen 
festen  Gebäudes.  —  In  Zusammenhang  mit  der  Borg  stand  die  Stadthefestigung, 
welche  aber  ebenfalls  bis  auf  geringe  Beste  verschwunden  ist  —  Fnnkh&oel  a.  a.  0. 

He £8  a.  0.,  8.  159.  -  Xronfeld»  UiMlwhiiidit  I,  &  217.  191{  Q,  &  189.  —  Kronfold, 
Apolda,  &.  25-27.  81.  7a  142  fL  382. 


Bergsulza,  ll  km  nordöstlich  von  Apolda,  1182  Sulcc,  1189  Solzaha,  1046 
burchwardus  Sulza,  den  Pfalzgrafen  von  Sachsen  gehörig.  1056  stiftet  Pfalzgraf 
Friedrich  in  Sulza  eine  dem  heiligen  Petrus  geweihte  Propstei;  1063  genehmigt  Erz- 
bisehof Siegfried  Ton  Mains  die  Erridttong  des  neoen  (Aorfaerrenstifts  und  wies 
demselben  den  Zehnten  von  XfPBIf  Dörfern  zu.  1064  auch  von  Kaiser  Heinrich  IV. 
mit  dem  3.  Theil  des  Palzertrafros  bof,'a]>t,  wtirde  das  Kloster  1144  von  Kaiser  Kon- 
rad III.  und  1266  von  Landgraf  Albrecht  dem  Bisthum  Merseburg  zugeeignet,  blQhte 
im  Laufe  des  Mittelalters  und  wurde  nach  der  Reformation  säcularisirt.  Möglich  ist, 
dass  hei  (westiiidi  tou)  Betgsnlza  (s.  aveh  Dorf-  mid  Stadtsnlsa)  die  Borg  des  vieOeidit 
schon  1029  erwähnten,  im  12.  und  13.  Jahrhundert  blühenden  Rittergeschlechtes  von 
Sulza  stand.  Als  dies  in  der  Mitt*;  des  14  Jahrhunderts  fortzog,  wurde  die  Familie 
von  Ebersberg  mit  den  Orten  Sulza  belehnt,  welche  dort  auch  noch  im  folgenden 
Jahrhundert  Antheil  hatte.  —  AnnUrta  flixo,  in  Homiin.  Oerm.  Mit  BS.  VI.  flSOi  —  Bvder, 
Nfltzlicho  Siitrmlung  nngedr.  Schriften,  8.  430  ff.  —  Job.  Coci.  Boricht  v.  der  Propste!  fu  Snltza  a. 
1&64,  in  Kr ejaig,  Bejtrlg«  i.  Hirt.  A  Sidu.  Laad«  I.  &  343-846.  —  Cod.  dipL  Su.  reg.  L  Hraptth. 
X  a  Sil  S18.  SM;  a  m  SM.  8891:  STB;  n.  Hraptth.  I.  a  im,  nU  Utantar-ABKilMB.  —  W. 
H.  G.  Eiscnacb,  Daa  Saluer  TImJ,  1821,  8.  13  20.  34  39.  42  ff  50.  —  0.  Gerstel,  Neneete 
SoliMr  Chronik  1888^  &  10  C  15  C  -  CkMbiilittqneUcn  A  ProTiin  SachMD  XXI.  &  42.  206.  3S6;  XXII, 
a  Sa  isa  SBA  — HermaBn,  ia  TMiliif.  yerriu-ZrflMlv.  1871  (Vm),  a  BA  —  (H«yd*Br*leli) 
EntwuTf  e.  Hist  d.  Pfalzgmfen  in  Sachsen.  S.  73  f.  —  Kronfeld,  Landeskunde  II,  S.  194.  215  f.  — 
Lop  Sias,  Ueber  das  Alterthum  tob  Snlia,  iashMondere  z.  Gesch.  A  Klosters  daselbst,  in  MittheO. 
a.  Ä  Gebiet  Utt-tntiqmr.  Fonehmwn  IV,  I8M»  a  101  ff,  nnd  in  Lepsin Kleine  Schriften  II, 
18B4,  8.  67-77  mit  AbbfldnQg  des  Propsteisiejyels.  —  Lepsins,  Gesch,  d.  Bischöffl  v.  Naumburg  I, 
8.  212.  —  (Otto).  Thnriag.  lacra  1737,  S.  379.  —  Rein.  Thuring.  sacra  II,  S.  13S.  147.  169.  172. 
]7<;  200.  202.  204  u.  a.  a.  0.  —  Chr.  Schoettf;en,  De  burgwardia  Salza,  in  dosspti  Opuprula  minoit 
1767,  &  S2-8A  -  Sehnltes,  Direct  dipl.  I.  S.  163.  176  f.;  II,  S.  44.  —  A.  Schumann.  LedkoB 
T.  SadiMB  I,  a  8131;  Ziy,  aS67  C;  XVIU,  S.  834.  -  Schwabe.  Kacbricbt  v.  MoniineBteB  nad 


BaMBOLU.  818 


BaliqiL  Luther^  S.  148  IE  —  Staattbandbudi  t  &-Wfliiiisr-ElNiueli,  1864,  S.  196.  2.  —  Stnmpf, 
Bei«h>kanzler  II,  S.  300,  Nr.  3486.  -  W.  TonTflmpling,  Geteh.  dM  GeschleehtM  Ton  TOmpIiag 
188&  1888^  II.  S.  8.  16.  78-8&  175-26&  -  IL  Wille,  Top^alHutphU  SalMiiait.  &  5-&  — 
Wolff.  Ctaoiäk  im  KIortBn  Pftirta  I.  8.  Ml-IM,  H.  14L  m  181  —  0.  A.  B.  Wolff.  Chnnifk 

des  Klosters  Pfort«  I.  S.  1P1-I94.  240:  II.  S  141.  172. 188.  —  Wflrdtwein,  Thnringia  et  Eichsfeldia, 
8.88.  305.  S58t  888 iL  —  Zeitoehiift  d.  Hux-Tnraii»  ID,  &  678t:  VIU,  888£j  XII.  &  406.430;  TgL 

Kirche  [an  Stelle  einer  älteren  und  mit  Steinen  des  alten  Petersstiftes  ge- 
ballten], aus  dem  18.  Jahrhundert,  ein  für  Chor  und  Langhaus  ^gemeinschaftliches 
Redlteck  von  14^  m  innerer  Länge  und  8,5  m  Breite,  mit  äacber  Ilolzdecke  und 
rediteckiger  Urnnümiing  dar  ThOr  nid  der  in  zwd  Roiheii  ttberainaader  angMidaetai 
Fenster;  die  swei  OBtüehen  Fenster  <Am  haben  innen  ümrahminig  mit  Ohren  i^) 

und  daran  einige  atnddrte  Blumengrii&nge.  Aus  der  Mitte  der  Sfldaeite  (etwas  mehr 

nach  Osten)  tritt  der  Thurm  vor,  innen  im  Frdircschoss  .^,3  m  lang,  2,3  m  breit,  in 
unmittelbarem  /iisammenhangi;  mit  dtiP  Kirche  und  mit  tiacher  Holzdecko  versehen. 
Aussen  bilden  (zu  schmale)  Filaster  eine  Gliederung  der  Wände ;  der  Thurm  hat  ein 
aehteidgeB,  beseUefertes  ObetgeachoBs  vnd  SchweiftaippeL  ^  Kroefeld    a  IM. 

Eirchstithle  an  der  Nord-  und  Sfid-Sdte  des  Obotes,  au  dem  18.  Jahriinndwt, 
.  mit  durehbrodien  geseknitaten  Gittern.  ^Ix. 

Eanzelbau,  hinter  dem  Altar,  um  1800  gefertigt,  ähnlieh  dem  von  Stadtsul?^ 

Im  Erd^reschosR  drei  Flachlwgen-Durfh'jjiTi^o  mit  üniralimun^cn,  auf  deren  seitlichen 
geschweifte  Gii  bel-Anfange  mit  Urnen  betcrönt  sind ;  der  mittlere  wird  von  zwei  vom 
Boden  aufsteigenden  Säulen  [deren  Capitelle,  ursprünglich  korinthisch,  durch  das 
Felden  der  entsprodienden  Tlidle  za  dorischen  geworden  sind)  dngefiust,  mid  tritt 

sirisdien  ihnen  die  Kannd,  vom  Omndriss:         ,  mit  dnigen  Versierangen  ver- 

seheo,  oben  der  entspreehende  Schalldeckel  vor,  auf  dessen  Edcen  Eogelsknäbdien, 

Posaunen  blasend,  stehen.  Dahinter  ist  das  Haiiptgel>&lk  höher  geführt,  an  den 
Ecken  ebenfalls  mit  Posaunen  blasenden  Engeln  besetzt,  zirischen  denen  ein  mnge* 
bancbter  Sockel  ein  Crucifix  trägt.  Holz. 

Weinkanne,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  in  Seidelforra.  Zinn. 

Kelch,  aus  dem  18.  Jahrhundert^  trotz  der  Stifter- Inschrift:  TT. v .  Jlf  (Meoius) 
i8l7.   Fuss  in  Sechspass-Form :  O  ;  Knauf  apfelfftrmig.    Silber,  vergoldet. 

Glocken  von  Gebr.  Ulrich  in  Apolda.  1)  und  2)  von  1789,  mit  hübschem 
Zadel-(Lambrequin-)Fries  (Ä)  und  Wappen  des  Herzogs  Carl  August,  die  1)  100  cm 
im  Durchmesser,  die  2)  noch  mit:  GLORIA  IN  EXCELSIS  DEO,  68  cm  Dnrchmesser. 
—  3)  Hit  demselben  Spruch.  66  cm  Dnrchmesser. 

PfftPrhauS.  im  Hausflur  ein  ganz  hübsch  mit  Koiifljändern  geschnittener 
Holzpfeiler  des  18.  Jahrhunderts  {A).  Im  Hofe  ein  mittelalterliches  Weihwasser- 
Beclcen  (Tanfbedren?)  ans  der  ehemaligen  Kirdie  (J),  untn  rund,  mit  Wulst, 
darüber  (ähnlich  dem  Würfclcapitell)  in  das  Yieredl  flberg^Bhrt  und  mit  eineo) 
platten  Glied  oben  beendet  Sandstein. 


7  Apdda. 


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314 


BnoBOUA. 


•Apdaik  8 


Wohnhans.   Hofthor  ron:  1611;  grSssere  Bandbogen-Durchiahrt  auf  Pfoilen, 

welche  einfaclie  Basen-  nnd  KSmpfcr-Proftle  nor  an  den  einander  zugekehrten  Fl&ohen  Migtn, 
und  Uemdror  Baadbogen-Durchgaiig  au  der  achr&g  dag^eu  gestollton  Maaer  {A). 

Wohnhaus  wa Htm  SwiMHMwImitiH»  Thtrfahrt  mitloMhiUI:  HANBSCHE8SB 
HüE  TA8  TOB  QBIIAI  IN        swiMhen  primittm  WndBialMk,  unter  dasni  Zilui> 

Mhtftt-SUM 

Sehl 0  88  (1889  des  Herrn  Freiherm  von  Gerstenbergk ,  vielleicht  aus  dem 
Besitc  des  alten  OoDogiatstiftes  oder  dem  der  Bitterlyiug  mtstaDden,  jedenfiJle  an 
der  Stelle  dos  Bittergates,  nehbes  1595  vom  Herzog  von  Weimar  aa  Hann  von 
Dennatedt,  von  diesem  1598  an  Herrn  von  Tümpling,  1690  von  diesem  weiter  ver- 
kauft wurde),  einfacher  Bau;  am  Eingangs-Thor  Wappen  (heiliger  Georg,  auf  dem 
Drachen  stehend)  und:  1836.  —  Erosfeld,  Landetkonde  II,  S.  184.  —  von  Tampling, 
a«idt  H  8L  8Bft  ton 

Im  Innern  befinden  sich  Möbel  etc.,  zum  Theil  von  herroiragendem  Wertti»  tbefl- 
weise  geschickt  restanzirt  Auf  Fotgandea  sei  aufiDerkaam  gemacht: 

Im  Erdgeschoss: 

Truhe  im  Flur,  aus  der  Zeit  um  1620,  aiederl&ndinch,  mit  eingelegten  und 

aufgelegten  Oraaiuenten. 

2  gleichartige  Schränke  im  Wohnzimmer  rechts,  aus  der  Zeit  um  1570,  sehr 
adiOn.  Auf  KugelftflaeD  ein  Socicelglied.  Darauf  HanpttheO  swisdien  Pflaatem,  die 
auf  PoBtaaMuten  ruhen ;  Fläche  als  Rundbogen-Thür,  verkröpft,  mit  profilirten  Um- 
rahmungen,  geometrischen  Mustern  als  Ffillung,  Gebälk  und  bereits  etwas  geschnör- 
keltem  Aufsatz.  Obertheil  gerade  durchgehend.  Hölzer  theils  geschnitzt,  theik  hell 
und  dunkel  eingelegt  —  Unter aats  eines  Schrankes,  truheoartig,  vom  Ende  des 
16.  Jahihunderts.  FÜlungen  von  ardiitelioniaeh  umrahmten  Muachelniscfaen  mischen 
stark  verjüngten  Pilastem.  Aufgelegte  und  eingelegte  Ornamente.  —  Schrank  ebenda, 
vom  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  ans  verschiedenen  (ursprünglich  nicht  zasammeD gehörenden) 
Tbeilen  zusammengesetzt,  mit  guten  Einzelheiten.  Drei  gebuckelte  Säulen  auf  Maskeu- 
Oonsolea.  Untere  FOllnngen  aehteeUg,  vvAsftpSk,  nH  LSweskSpftn.  Obere  FOlluiigeD  mit 
Kuudbogen-NiBohen,  darin  später  eingesetzte  Hermen-Gonaden. —  Schrank  ebenda,  aus 
dum  Anfang  des  17.  Jahrhundert.s,  wohl  augsbiirgisch,  ausgezeichnet,  zweitheilig,  zwei- 
geschossig {A).  Sockeltheil  mit  Schiebfachem  zwischen  den  Siiulensockeln,  welche  mit 
MuschelniBdian  gafllQt  afaid.  Dam  die  beiden  Hauptgeschosse,  jedes  zwischen  ge- 
drehten Siidai,  «ekhe  (unten)  anf  ganisehtai  Postamenten  und  (ehen)  anf  trefflichen 
Blattconsolen  ruhen ;  jedes  d(!r  vier  Felder  belebt  durch  eine  Muschelnische  zwischen 
ionischen ,  auf  Consolen  niheuden ,  gedrehten  Säulen  mit  Gebälk  und  geschnitzten 
Giebel- Aufsätzen.  Darüber  das  fein  antikisirendo  (unverkröpftc)  Hauptgesims.  Die 
sftmmtlichen  Verhftltnisae  und  Profile  sind  auf  das  Beste  abgewogen.  Köstliche  Metall- 
bescUage. 

Im  ersten  ObergeaduMS: 

Schrank  im  Flur,  um  1800,  holländisch,  mit  eingelofjloi:,  far1)i?ren  Hölzern,  Oma* 
menten,  sowie  den  Figuren  der  Tugenden  in  den  FlQgelthOren  imd  im  (riebelfeld. 


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9  Apolda. 


BntaeuLZA.  DiimiDT. 


315 


Schrank  im  1.  Salon,  ans  dem  17.  Jabrhnndert,  auf  gewundenen  Füssen;  die  Thür- 
fOllaogea  eingelegt  mit  bandartigen  Verschlingongen  und  einem  £ngel  in  der  Mitte.  — 
Or«d«Bttohraak  «iMods,  vm  1700,  anf  etiiem  üntenati,  gelh«Dt  dnnh  «Im  HenM; 
die  Thoren  obea  rerkrBpft  und  mit  Bondbogen-AbscbUiBs ;  i\h  soitlielieii  FaUmgOk  Ton 
SftoIeD  eingefosst;  schönes  Abschlass-Gesims.   In  den  FOliangea  Bilder. 

Mebel  (Sopha,  Tlsoh  and  Stahle)  im  Schlaftimmor,  vm  1760,  im  UeboigMag  vom 

Koccoco  zum  Zopfstil. 

Kästchen  im  2.  Salon,  aus  dem  17.  Jahrhundert;  viele  Schicbfächer,  mit  perspeo- 
ttfiielm  StaMMianrifllitMk,  «iiq^egt 

MObal  im  Wohnnmmer  (StflUe»  StoOeiiBclinak,  Tiadi,  EekschrukX  ^ 

17.  Jahrhundert,  im  Stil  der  niederlftodischen  Renaiflnnee,  au  Ebenholz,  mit  EUbü- 

bein-Einlagen,  sehr  gut,  besonders  ein  Glassohrank. 

Uhr  im  Schlafzimmer  des  Herrn,  französisch,  Roccoco;  auf  fein  geschwungener 
CoDsole,  von  leichtem,  höchst  gefälligem  Aufbau,  mit  vergoldeten  Ornamenten. 

Im  zweiteu  Obergeschoss : 

Kommode,  am  dem  18.  Jahrhimdert,  von  geediwimgeiier  Form,  durch  die 
guten  BeaeblSge  bemodMoewerCh. 


DsnttfSdt,  9'/t  km  nordöstlich  von  Apolda;  1195  Damstede,  Tainestetc,  Tar- 
nestat  (Droake,  TaO.  MMana.  9. 74,  Nr.  17S.       1815  an  Sachsen-Wdmar  gekommen. 

—  Eigenach.  Snlzaer  Thal,  S.  47  f  54  f.  -  Krath,  Cod.  dipl.  Qaedlinb,  S.  106.226.—  Gerite), 
Saluer  Chronik,  S.  14.  17.  —  Kronf old,  Landeskond«  H,  S.  194.  —  Kronfeld,  Apolda,  8.  48.  — 
Selialt*«,  IMsMt  d^iIaiB.  II,  8LSm  —  SakamaBa,  Ladkoa  vaa  Baa>aia  1^  8.  fl7  CtX?,  &  101 

-  Stark,  in  ThQring;  y«NinR-Z<>it.«<-hr.  TT.  S.  155,  «bw  da*  OwMiBdedegaL  —  Wolff,  Chnoik  das 

Coaters  Pforta  II,  S.  »4-S67.  272.  291.  31L  m 

Kirche,  von  1769  (Jahreszahl  am  Triumphbogen).  Der  innen  4,3  m  lange 
und  5,8  m  breite  Chor  ist  von  dem  ebenso  breiten,  >^A  tu  lan;.'on  I^anghaus  durch 
eine  Mauer  getrennt,  welche  ausser  durch  den  2,8  m  breiten,  rundbogigen  Triumph- 
bogen nodi  durch  zwm  neoore  Beddedc-Durchgäuge  mit  äem  Chor  'vei1)nnden  ist 
Beide  Rftume  habmi  fladie  Hobdeeken  und  flaebhogige  Fenster-  nnd  Thflr-Oefflrangen 
von  regdnftssiger  Anlage.  EiKenthümlich  sind  die  zwei  mächtifron  Strebebö<jen  vor 
don  Ecken  der  Westseite,  welche  (inneu  iu  annäherndem  Vicrtelkreis,  aussen  in  Koraden 
Lmien  erst  schräg,  dann  vertikal)  zur  Erde  führen,  eine  aus  Noth  entstandene  Wiedcr- 
▲ofhahme  gotUscher  Form.  Avf  dem  Walmdaäh  der  Kirdie  dtat,  sionüdi  nadi 
Westen  zu,  ein  kleiner,  achteckiger  Dachrmter  mit  8cbweifkiip|wl,  kleinem  Tkber- 
nakel-Ansatz  und  Helm. 

Kelch.  Fuss  iu  Sechspass-Form :  O.  Darunter  ist  zunächst  die  Jahreszahl: 
1726  eingekratzt;  dies  die  einzig  ächte  Zahl.  (Ausserdem  sind  verschiedene  Buch- 
staben und  Jabressahlen:  1988,  1744,  1708,  /749  und  77^4  angeschickt  dngeritst)  Auf 
einem  Feld  des  Fusses  ist  eine  Kreuzigungsgruppe  aufgelegt.  Der  Knauf  besteht 
aus  sechs  Budcehi,  bezw.  Kngdstflcken,  vor  deren  jeder  ein  WOrlel,  vom  mit  einem 


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316 


Daumidv.  DniMUA. 


Apolda.  10 


geflOgelten  Engelskopf  besetzt,  vortritt  Silber,  vergoldet,  die  Kreuzigungsgruppe  aus 
Silber. 

Glocken.  1)  1^6.  —  2)  (oben  hingend)  1755,  mit  Namen  und  bteiniadier 
Ineehiift 

Krensfltein  elldHdi  vom  Dorfe,  an  der  Straeae  nach  Viedertnbn  (melir&di 
auf  Ueine  EDtfemimgen  versetzt  worden). 


DorfiSUlza,  ll  km  nordöstlich  von  Apolda;  vielleicht  der  Stammsitz  des  Ritter« 
gflsdileditea  tob  Sulza,  welches  angeblich  schon  1029  in  dem  Helferich  Bitter  von 
Salza,  aidier  aett  118S  Torkommt  Ein  Graben,  auch  Mauerreete  (an  varacUedenen 

SteOen)  wurden  früher  filr  Reste  ihrer  Burg  „Altenburg"  gehalten ;  doch  dürfte  (nach 
Kronfeld)  die  Familie  frühzeitig  nach  Bergsulza  (s.  dies  und  Stadtsulza)  gezogen 

sein.  —  £iseD*ch.  Du  Soltaer  Thal.  S.  40  t  93  f.  —  Geritel.  Solxaer  Chronik,  a  7.  12  £  52. 
—  KroBfald,  iMdeeknndo  U,  S.  196w  tO.  —  Sehoettfen,  Baigwudte  Bitaa  (ja  tjßA  OfOM. 
mfaora)  a  81-84.  —  M.  Wille,  Tt^^^aimiUi  BüumäB,  MMhs  AagibM. 

Kirche.  Der  im  lanem  4,8  m  lange  mid  4fi  m  Mte  Chor,  welcher  den 
Thann  trigt,  iat  in  der  Anlage  romamaeh,  ana  wdeher  Zeit  auch  ein  kleines  Rand- 

l)ogen-Fpn«ter  an  dor  Südseite  erhalten  ist.  Von  einer  spfitgothischen  Bauzeit 
stammen  das  aus  dur  Wand  wachsende,  rippenlose  iCrtMi/gewölhe  des  Chores  (A)  mit 
seinem  starken  Spitzbogen-Profil  der  Kappen  und  der  Triumphbogen,  femer  das 
Udne  yoriiangbegen>FenBter  an  der  Ostadte  im  eraten  Obergeedioaa  dea  Tfaurmea. 
Weitera  Bantbfttigkeit  im  17.  und  18.  Jahrhundert,  1817  (Jahreszahl  Aber  dem  aus 
einem  romanisclien  Fenster  verbreiterten  Flarhl)opcn-Fenster  der  O.stfront)  und  182G 
(nach  dem  Kirchenbuch).  Von  daher:  das  14,6  m  lange,  8,2  m  breite  Langhaus  mit 
aeiner  eSxt  SpiegelgewQlbe  naehalimendeai  Hda&dm,  dfe  tiraHa  randbc^geQ,  tbeils 
rechteckigen  Fenster  und  Thflren  an  (Aor,  Thnrm  und  Langbaoa  (an  den  Langaeiten 
des  Lruighaiises  je  vier  grosse,  roni.n'isircnde  Rundbogen-Fi-nstor  und  unter  dem 
östlichen  «Ilt  Südseite  eine  Rechteck-'l'hiir;  besonders  die  Westfront  mit  Rundbogon- 
Fenstem,  bezw.  Ruudbugeu-Nischeu  zwischen  Waudsaulen  ist  eine  für  den  Anfang 
UBserea  Jahrhoaderta  charakteriatiBdie  Miaehmig  von  antildairendem  nnd  romani- 
sirendera  Stil)  und  der  Tburm-Oberban  mit  Zwiebelkappel  und  Helm.  1886  warde 
die  Kirche  im  Innern  resfaurirt.  -    Eisenach.  S.  92.  —  Gorstel,  S.  52. 

Leuchter,  aus  dem  18.  .Jahrhundert,  gut,  auf  rundem  Fuss  und  randelaber- 
fihnlicbem  Schaft,  mit  zwei  hübsch  geschwungenen  Armen.   Bronze  (Gluckengut). 

Weiaflaaohe,  von:  JioA.  Aiubr.  OrMmr  1747,  mit  Sohnubdeokel.  —  Wein- 
kanne,  von:  Mar,  EKa.  Oriiiehner  1737^  in  Seidelüwm.  San. 

Kelch.  Fuiis  in  Sedispass-Form,  darunter  die  Inschrift  bezüglich  auf  die  letzt- 
willige Stiftung  durch  Pfarrer  Tob.  Alliiii  und  Adj.  \V^lf^^  Goritzer  1646i.  Knauf 
aus  sechs  Buckeln  Lreltildt;! ;  Schaft  .sechseckig.    Sill)er,  vergoldet. 

Hostieubaohäe,  von:  T.G.W.17b'3,  mad.  Ziuu. 


11  Apolda. 


DOBPBÜUA. 


317 


Inncn-Ansicht  der  Kirche  zu  Dorfsulza. 


Glocken.  1)  1695  von  Melchior  Moeringk  zu  Erfurt,  |mit  Arabeskcnfrics, 
darunter:  EHRE  SEI  GOTT  IN  DER  HÖHE  und  aufgegossenes  Crucifix.  100  cm 
Durchmesser.  —  2)  1582  von  Melchior  Moeringk,  mit  Crucifix.  88  cm  Durchmesser, 
—  3)  1874. 


318 


Apolda.  12 


[Wüstung  Bielstedt,  nordöstlich  von  Dorfsulza;  Bilstat,  Fulda  zebntpflichtig; 
1268  fiilstete.  —  Droake,  Tnäit  Faid.  Cap.  Sa  -  StuMwidbiMb  ftr  SaduM-Waimw  1864^ 
S.  m  4  —  Waaek,  Hm,  laadMgwdi.  H.  Uik  a  17.  -  Zeitaslirift  £  hm.  OmA.  X,  B.  19L 


Eberstedt,  7  km  nordöstlich  von  Apolda;  1203  Eberestete  (Dronke,  Trad.  fuld., 
8.  73,  Nr.  146),  Eberestat  (ebd.  S.  132),  EberStat  (Falda«r  Fälschung  ia  874,DroBke,  Cod. 

fiploBL  nu.  Vn  610)1 1261  mid  1265  Eberstete,  in  AbsehrifteB  am  äm  14.  Jahrirandert 
Ebirstete;  gililMe  deD  Gnfen  von  OrlamOnde,  von  denen  es  vor  1317  an  die 
Schenken  von  Kefemburg  verlidmi  wurde,  kam  aber  134^5  an  das  landgräfliche  Ilaus. 
—  Eiaenach.  Sulzaer  Thal,  S.5ö.  —  0.  Franke,  DasBottw  Bach  von  Weimar,  Gotha  1891,  S.  32. 
61.  -  KroDfold,  Landeekonde  I,  &  183  HB.  l«l  «ttL  —  E.  Vaatal,  TboBM  tob  BnlteMid^ 
ialCttheiL  d.  Thaiin<f.-S«chii.'7ereiD8  XII.  S.  464.  —  Mich  eisen,  üric  Ansgang  d.  Grafsch.  Orlamflndp, 
&  81.  —  (Otto),  Thüringia  lacra,  S.  349  f.  376.  —  Rein,  Thoringia  sacra  II,  8.  52.  147.  154.  195. 
210.  —  T.  Reitzenstein,  Regeeten,  S.  169.  —  Schumann,  Lexikon  Ton  Sachicn  II,  S.  327  t; 
XT,  8.46%  —  Sehnmann,  Landeskunde,  S.  87.  -  Stark,  in  ThOring.  Yereina-ZeitHluift  U,  B.  164» 
«bor  du  GflBMiadMi^  —  Wolff ,  Chronik  d.  Eloeten  PforU  I,  8. 246  n.  a.  a.  0. 

Kirche.  Ein  Stein  zwischen  den  beiden  westlichen  Fenstern  der  Südseite 
enthält  iTisohriften  bezüglich  auf  einen  Bau  von  1588,  die  thttringische  Sündfluth 
1613  und  den  1743  begonnenen,  175ö  vollendeten  Neubau.  Der  4,7  m  lange,  4,6  m 
breite  Chor  luit  ein  in  Hok  nadigeahnitee  Kreuzgewölbe,  das  dnrdi  dnen  Trinmpb- 
bogen  getrennte,  16  m  lange,  8,3  m  breite  Langhaus  eine  über  den  Emporen  flache, 
über  dorn  Mittelraura  tonnenfBrmig  Kpb<l"ene  Holzdecke,  wie  die  Kirrhe  r.w  \ieder- 
trebra.  Dieser  gleich  öffnen  sich  die  Seitenschiffe  unten  und  in  zwei  Emporciirtuhen 
ftbereinaader  als  Korbbögen  zwischen  dorischen,  bezw.  ionischen  und  koriutliischen 
Ffoeten;  in  ganz  stattlicber  Wirining  und  wie  in  Niedertrebra  sind  aneh  die  Utagfi- 
fronten  des  Langhauses  entwickelt:  je  eine  in  der  Form:  — ^""^  überdeckte  Eingangs- 
Thür,  über  welcher  ein  Flachbogcn-Fenster  Platz  hat,  und  zu  den  Seiten  (östlich  eines, 
westlich  zwei)  grosse  Flacbbogen-Fenster,  mit  vortretenden  Umrahmungen  und  ein- 
fiiehen  Scblnassteinen  in  den  Scheiteln.  An  der  Westfnnit  ist  nvr  tine  Rnndbogen- 
Thür  angebracht.  Der  Thurmbau  zeigt  an  den  drei  freien  Seiten  im  Chor  flachbogjge,  im 
(zweiten)  01)orgeschnss  rechteckige  Fenster  und  oben  statt  der  sonst  üblichen,  hftss- 
lichen  Schweifkuppeln  ein  neues  Walmdach,  mit  geschmackvollem  Dachreiter  darauf. 

Kanzelbau  lünter  dem  Altar,  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  mit  Aus- 
nahme des  Aofeatzes  in  reinen  Formen  der  Benaieaanoe,  gross  and  von  eigoier 
Wirkung  dadurch,  dass  die  zwei  übereinander  angeordneten  Geschosse  nicht  durch 
ein  <lurchgolien(l('s  Gesims  getrennt  sind.  Es  gehen  an  der  Bretterwand  vier  theilende 
Sauleu  von  uut^ju  so  hoch,  dass  ihre  Postamente  fast  die  Höhe  der  drei  zwischen 
ihnen  angeordneten  Bnndbogen-Darcbgänge  erruchen.  Oben  entsprechend  zwischen 
den  vier  frei  vorgestellten,  korinthischen  Säulen  an  den  Seiten  rechts  und  links  Flach- 
bogen-\i.schen  mit  den  hineingestellten  Figuren  Christi  und  Jolnmnis  des  Tiiufers 
auf  Consoleo;.  in  der  Mitte  der  obere,  rundbogige  Kanzel-Eingang;  davor  tritt  auf 
einer  Conaole  die  Kanzel  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  vor,  von  jS-förmigem  Umriss, 


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18  ApoUi. 


319 


mit  Geh&Dgen  und  Volatoi  an  den  Kanten,  mit  FrnehtbADdeln  an  den  FlAchat  be- 
setzt Darüber  der  entsprechend  gebrochene  Schalldeckel  vor  dem  bohoi,  stark  ver* 
kröpften  Gebälk.  Auf  diesem  ruht  der  Aufsatz,  in  der  Mitte  als  eine  rechteckige, 
von  Pilasteru  eingefasste  Tafel,  mit  dem  Dreifaltigkeits-Dreieck  im  ötrahkukran/  <^(\- 
fOllt  und  mit  der  Figur  Christi  zwischen  zwei  Engelsknaben  bekrönt,  währeud  uu  duu 
Seiten  sidi  Schnörkd  ab  Umrisae  von  Halbgiebelii  zu  den  Aussen-Ecken  herabziehen. 
Der  ganze,  gut  ausgeführte  Holzbau  ist  weiss,  mit  Vergoldungen  gefiürbt,  wogegen 
die  grell  -  blauen  Tuchbekleidungen  und  Vorhänge  vor  den  Durchgängen  sehr  ab- 
stechen. 

Wappen  an  der  Südempore  oben,  eines  Herrn  Braun,  welcher  hier  um  IbtiH 
a&B&ssig  gewesen,  in  das  Gefilngniss  gekommen,  entsprungen,  in  Indien  zu  Beichthnm 
gekommen  und  der  Kirche  eine  rothseidene  Altarbekleidung  und  dies  Wappen  (links 


dreimal  das  Motiv :       in  der  Mitte  Strauss  mit  Schlange  im  Schnabel,  rechts  Löwe 


Bit  zwei  Schwertenif  oberhalb  ein  behelmter  Mann)  gestiftet  haben  aolL 

Ein  alter  Grenzstein  wird  in  te  Bnhe  aufbewahrt,  welcher,  von  der  Form  eines 
einfachen,  oben  giebelfSrmigen  Pfeilers,  auf  beiden  Seiten:  ISSS^  auf  der  einen  Seite  aoeh 
die  Kursohwerter,  auf  der  anderen  den  Bauteakranz  zeigte 

Graoifix  auf  dem  Altar,  von:  1740.  Holz. 

Weinflasohe,  von:  1730,  mit  SehiaubdeekeL  Zinn. 

Kelch.  Der  Fqsb  Ist  nodi  gotiiisch,  rund,  mit  einem  Rnndmurtw  ftm  diodi- 

brochenen  Kleebogm-SteUangen ;  ebenso  der  runde,  mit  getriebenen  Banken  wirierte 
Schaft;  der  Knauf  AUS  dem  18.  Jahrhnndert,  ^ibflckl  kugelig,  mit  Canellinmgen. 

Silber,  vergoldet. 

Glocken.   1)  1804  von  Gebr.  Ulhcb.  —  2)  1850.  —  3)  1884. 


Flurstedt,  5  km  nordöstlich  von  Apolda  ;  1051  und  1052  Flogerstete,  kaiserliches 
Gut,  Sitz  der  von  1242  bis  1450  genannten  Herren  von  Flurstedt,  sowie  mehrerer 
anderer  Adelsfiunilien  (so  im  17.  Jahrfamdert  der  von  Ebeistein  mid  ym  Cmtri^ 

^osigk  ?),  im  18.  Jahrhundert  von  L}Tlcker).  —  B  e  r  t  u  c  h ,  Chronicon  Portense  (1612),  S.  147. 
—  Rfioettger,  Diso.- a GM^Oteaieii IV,  8. 866.868. —  0.  Franke,  Daa  flotlioBiuh  von  WoiiiMi^ 
&  IS.  86  £  IIS.  —  GMeUdiliqiidka  d.  Prav.  StdiMB  XXm  (C  Beyer,  Uifauideiil».  d.  Stadt  Brftirt 
1,  1889),  Nr.  154.  215.  228.  230.  364  —  v.  Gl eic hen » tein ,  Closter  Barfrelin,  Diplom.  S.  87.  — 
V.  Ueinernftna,  Cod.  dipL  Anhalt  I,  8.  108.  —  Heit,  ia  ThOring.  Vereint-Zeitachr.  VI (1866J^  S.  181 
kam.  —  Kreafeld,  Lndiik.  II,  8b  196.  —  Kroafold,  Apolda,  &  S4  07.  7&  90.  —  Lopoiat,  fa 
Mittheilangen  a.  d.  Gebiet  hütor.-antiqa.  Forc^cliunt^pn,  H.  I,  W  f.  —  Lepiius,  Kleine  Schriften  I, 
&  29.  —  Lepiioi,  OoeeUehte  der  BiaehOfe  des  Hochstilts  Navunbnrg  I,  S.  26.  214—817.  —  Bein, 
Thnliigia  aaom  II,  8.  77.  188. 174  and  aa  vMmi  «adana  Stottan.  —  v.  Boitsoaatoia,  Bafaatao, 
8. 164. —  Schulte»,  Direct.  dipl.  I,  S  273f.  —  A.  Schumann.  Lexikon  Ton  Sachsen  II,  8.659;  XV 
&  788  t  —  IL  Fl.  L.  Schamann,  Landeeknnde,  8.  95.  —  Stark,  in  Tbflring.  Vereint-Zeitachhft  II 
(18B7X  a  147,  «bw  Btagri.  -  Stvaipf,  Asla  UagaA  mc.  XU,  &  1S4. 


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320 


Apolda.  14 


Kirche  (II23  dem  Marienstift  zu  Erfurt  übergeben,  1577  unter  der /watzener 
Cumtburei),  aus  der  2.  Hälfte  des  Iti.  Jahrbunderts^  mit  Beoutzuag  älterer  Tlieile, 
vm  sonderbarem  Orimdriss.  Dar  CSmmv  auf  wek^em  der  Thnni  ndit,  im  Imieni 
dnrdischnittlich  5,5  m  lang  und  5,1  m  breit,  zeigt  unregelmässig  (durch  VerhaoeDV) 
abgeniodete  Aussen-Eckcu,  das  15,5  m  lan^^e,  s,7  ni  breite  Langbaus  bat  aber  von 
Begian  au  vorgesebeue  uud  so  stark  abgerundete  Ecken,  dass  in  den  Abrundungeo 
Fowter  gnade  Flata  Itaben.  Weatüdi  iet  ixm  Langbaue  ein  43  m  langer  and 
d)eo8o  bfeiter  Vorraum  vorgebaut  Die  Edc-Abrundungt  in  dem  Beetreben  gemacht, 
der  Centralform  nahe  zu  kommen,  ist  nicht  gelungen,  vielmehr  erscheint  sie  bei 
«Icr  sonstifT(!n  N'üchtei-nheit  und  iii;issigon  Ausführung  des  (lebaudes  als  ganz  über- 
ÜUssig.  Der  (Jhor  bat  eine  wubl  aus  einem  ebemaligeu  Tuuueugewülbe  formlos  ver- 
hauene Deeke,  Laoghaue  und  Vorranm  e^ivOhnliebe  fladie  Holsdecken.  Sie  erhalten 
SU  reicblidies ,  unruhiges  Licht  durch  viele  grosse  Flachbogen-Fenster ;  unter  den 
mittleren  der  Langseiteu  sitzt  jedesmal  eine  Fhichbogen-Thür,  ebenso  unter  dem  der 
üstseite.  Fenster  uud  Tbüreu  haben  glatt  vortretende  Umrahmungen  mit  einfachen 
Scbluessteiiien.  Der  Thurm  steigt  bis  zur  Hohe  dee  Langbaus-DacbeB  maasiT  auf; 
dann  folgt  ein  g«;putste8  Aditeek-Gesehoea  mit  Sehweifkiq>pei,  Tabrnnakel-AuitatB  und 
Helm.  —  Qttdta,  Cod.  diplom.  I,  s.  57. 

Kanselbau,  wohl  kurz  vor  1803  (welche  Jahreszahl  die  gestickte  Kanzeldecke 
sdgt)  hergestellt.  Unten  drei  Kuudbogen-Durcbgänge  zwischen  konutbischen  Säulen  mit 
GebUk,  welche  so  hoch  anfoteigen,  daaa  die  in  der  Mitte  halbkreisfbnnig  vortretmide, 
gebaudite  Kaasel  am  Gebälk  der.Sinlen  herabhSngt  Oben  erhebt  slefa  in  der  llitte 
der  oliere,  rundbogige  Kanzel-Eingang  zwisclien  gedoppelten,  korinthischen  Pilastem 
mit  geradem  (lehillk;  daneben  stehen  ohetliaib  der  Capitelle  der  unteren  Säulen  die 
Figuren  der  vier  Uaupttugenden ,  vuu  schöner,  schun  ganz  classiscb  durchwehter 
BOdung.  Diese  too  Gips,  das  Uebrige  rm  Hols. 

Grucifix  im  Vorraum,  aus  dem  17.  Jahrhundert  Hols,  drdTiertd-lebensgross. 

Grncifix  auf  dem  Altar,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  gans  gut  Hols. 

Taufkanne,  von:  1753,  mit  gravirtcn  Ornamenten  und  auf  dem  Deckd  mit 
^em  Kreuz  unter  der  Krone;  als  Deckelknopf  ein  Kreuz.  Zinn. 

Kelch,  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts.  Fuss  im  Sech.-pass:  O,  mit 
aufgelegtem  Crucifix.  Am  Knauf  Wulste,  mit  Maasswerkeu  gravirtj  am  Schaft  darüber, 
besw.  darunter:  i^cfnf  und  mario.  Silber,  vergoldet 

Ciborium,  vom  Anfong  des  Ift.  Jshrhnnderta.  Fase  im  Sechspass:  O.  Am 

Knauf  treten  Würfel  vor,  mit  (zum  Theil  verkehrten)  Buchstaben:  I.L.Q.fl.O.  (?) 
und  Rosette.    Kuppe  mit  Halbkugel-Deckel,  dessen  Knopf  fehlt.    Kupfer,  vergoldet. 

AbendmahlB-Daeke.  mit  eingesticktem:  (x-F.ni'J .  und  abwecbuelud  Feldern  von 
FUetaibflit und  veiMsr Leinmad.  —  Abeadmahls-Tach,  mit  geetioktem „Q.M.Y.  1794, 
anf  blauer  Seide;  mit  Slberlkaasen. 


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15  Apolda. 


Gaoeaiuaiiioiai. 


321 


SrOSSheringm,  U  km  nordOstUcli  ton  Apolda;  in  der  lüldner  Filiehmig  874 

Ileriuga,  1219  au  das  durch  Markgraf  Theuderich  von  Moisson  nach  Kisenberg  (von 
Zwickau  her)  verlegte  Nonnenkloster  gegeben,  kam  löCXi  in  den  Belitz  der  Scheuken 

von  Tautenburg;  litt  15^  durch  Brand.  —  fiang,  llianng.  Chronik  1598,  &  187b.  — 
A.  Ik  Baek,  duron.  ▼.EiMaHig  I,  &  1S6;     8.87&  — Bertaeh,  TcfuttcliM  PffrattadiM  ClumiiaoD, 

S.  61  t  —  Bertuch,  Chronicon  Portcnse,  S.  134.  —  t.  Gleichenstein,  Closter  Burgelin,  Docum. 
&  12  fll  —  Üroitscb,  Libelios  contia.  salae  flaTÜ  deacnpi;  beiaosgeg.  t.  ächameliua  1728,  ä.  14 
(H«ringam).  —  J.  D.  Qtehwend,  EiMaibeTgisebe  Chrooka,  S.  664  C  —  Kronfeld,  Ludetkud« 

II,  S.  197.  —  Merian,  Topogr  S:u.  snp,  S.  102.  173.  —  Mittheil.  d.  Geschichts-Vereins  i.  Eieenberg 

I,  Ö.  40.42.  —  A.  Schumann,  Linkoa  v.  Sachsen  III,  S.  5U2;  XVI,  b.  43Ü.  —  C.  F.  L.  Schumann, 
Landeek.,  S.  54  —  Stark,  in  ThOring.  Vereins-ZeiUchr.  II  (1867),  S.  148,  Aber  d.  SiogeL  —  Stechele, 
in  TfaOring.  Voreina-ZeitMhr,  N.  F.  I  (1879),  B.  132.  322;  U  [iSSi),  &  H  igL  Dronk«,  Cod.  diphna» 
Nr.  610.  —  Strave,  Hittoc  pincem.,  Cap.  4»  8.  HO  £ 

Kirchs  (um  1213  und  1219  dem  Kloster  Eisonberg  geschenkt).  Der  C3lor, 
welcher  den  Thurm  trägt,  ist  im  Innern  5,3  m  laug  und  ebenso  breit,  das  Langhaus 

II,  2  m  laug,  8,9  m  breiu  Der  Osttbeil  ist  im  Mauerwerk  romanisch,  auch  im  Putz 
umm  wbA  innen  die  Spar  einer  grossen,  Termnuerten  Sundbogen-CMbrang,  naadich 
den  Chorbogens  [zu  der  dnst  anscUiessendm  ApsisJ  zu  sehen;  ferner  ausaen  an 
der  Ostscite  <iLs  Tliurmes  ein  jetzt  zugemauertes  Kreuz  (über  dir  Kundbogen-Spur) 
und  ein  romanischer  Gesimsrest  vom  Protil:  Der  glatt  in  die  V\aud  herab- 
geheude  Triumphbogeu  ist  dagcgeu  judeufalls  in  der  Zeit  des  18.  Jahrhunderts  zu 
seiner  j^aigem  Gestalt  wrhMxua  und  mit  einem  VeistArkangs-Bogen  nnterwärls  nnter- 
StQtzt  (unterfangen).  An  der  Nord-  und  Sad-Wand  des  Chores  sieht  man  ganz  unten 
je  eine  Blende,  welche  auch  noch  aus  einer  gepaarten  Ruiidbogeu-LMeudo  entstanden 
sein  könnte,  jetzt  aber,  durch  Beseitigen  der  Zwischeusaule  und  rücksichtsloses  Ver- 
bauen dar  beiden  Randbögen,  gani  formlos  (mit  zwei  UladibOgen  gedeckt)  getnnden 
ist  iA}-  Im  Uebrigen  ist  die  lurche  im  18.  Jahrhundert  schlecht  und  eilfertig,  sogar 
unter  Benutzung  von  Graljstt  iu-StOcken  des  1 7.  Jaliihund('rts  aufgeführt  worden  (der 
Kirchthurm  1723  laut  Inschrift:  Dieser  Kirchthurm  allhier  zu  G0TTE6  Ehre  ist 
Aö  Chri.  MDCCXXIII  an  d.  ^.  aber  erbaut  worden^  als  der  hochgebome  Herr  Graf 
Mm»  «m  8tuät»m  Kw^mtpafrm  im  JmM  TmUenburg  md  grotsm  SmitgM  ge- 
Wesen,  oben  an  der  Tliunu-o-tsi-itc  aussen;  s.  S.  32.3);  mit  tonnenförmigen  Holzdecken 
im  Chor  und  im  Laugliaus,  mit  rechteckigen  Thür-  und  Fenster-Oetfnungen  in  zwei 
iteiheu  übereinander  (uhue  Umrahmungen,  trennende  Gesimse  etc.)  und  mit  einem 
Tbaim>Oberban,  dar  unmittelbar  (ebenfEklb  ohne  trennendes  Gesims)  durch  Dreikant- 
Vennittelungen  in  das  Achteck  ttbefgeht,  mit  Schveifkuppel,  TUieniakel-AafBats  und 

Knrod.  —  T.  Gloichenit«iB  a.    0.  —  OiekwMd  El  a.  0.—  MMMlaiifai  dM  G«aahMlrti> 

Vereins  in  Eisenberg  a.  a.  U. 

Kirchstuhl  an  der  Chor-Sfldseite  hinter  dem  Altar,  vou:  i/Vöf,  mit  durch- 
brochen geschnitten»»  Gitter  in  Fonn  eines  aufrecht  stehenden  Thiores  swlBchm 
Banken;  primitiv.  Holz. 

Kanzel  bau  hinter  dem  Altar,  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  gross  aufge- 
baut Krdgeschoss:  drei  hohe  t  lachbogen-Durchgänge  zwischen  ionischen  Wandsäulen; 
wagerecbtee,  durchgehendes  Gebalk.  Obergeschoss:  oberhalb  der  Seiten-Durchgänge 
swei  geschweifte  Giebd-Anflage  mit  angesetzten  Urnen;  obeilialb  des  Mittel-Dareh- 


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322  GMaauuBOM.  Apolds.  16 


ganges  die  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  vortretende,  mit  Cartouchen-Schild  an  der 
YorderflÄche  und  mit  Blumen-  uod  Frucht-GebängeD  aa  den  Seiteofeldern  besetzte 
Kftnsd  mid  liintir  (bow.  Ober)  ihr  der  obere  Kanzel-Diirchgaiig  mit  einv  ao  den 
Ecken  wagerechten,  in  der  Mitte  rondbogigen  Ueberdeckung ;  der  Mittelbau  eingefittst 
von  korinthischen  Wandsäulen  und  äusseren,  mit  Akanthusl)I;Ut(im  dun-lil)n)chen  ge- 
schnitzten Einfassungs-Brettcru  und  überdeckt  von  einem  waberet  hteii,  an  den  Ecken 
verkröpfteu  Gebälk,  in  dessen  Mitte  der  (der  Kanzel  entsprechend  gebrochene)  Schall- 
deckttl  TOrtritt;  iBber  dem  Mittebtödc  dee  GebAlkes  ein  Draieck-Oiebd  mit  dem  Beiief 
des  Pelikans  im  Giebelfelde.  Aufsatz  über  dem  Mittelthcil  des  Obergeschosses :  hohes 
Rundbogen-Feld  mit  einem  spätgothischen,  dem  IG.  Jahrhundert  entstammenden,  leid- 
lichen, hier  eiogefügteu  Cruciüx  in  (dem  18.  Jahrhundert  entstammenden)  Wolken, 
eiogefittst  von  Pfoeten  mit  Baad-  und  Gehänge- Vendenrng  und  tob  inneren,  ab 
Ranken  durchbrochen  geschnitzten  Einfassungs- Brettern.  Die  Pfnsten  haben  al)- 
schliessende  Gehalkstdcke,  so  dass  auch  der  obere  Abschluss  die  Form  zeigt.. 
J)er  Kanzelbau  geLmrt  zu  den  besseren  seiner  Art  und  zeigt,  abgesehen  von  den 
Barock-Giebeln,  eiue  maassvolle  Spätrenaissauce,  bezw.  Zopfstil  von  guten  Verhalt- 
niaaen,  ist  ton  Hols,  wdBS,  mit  Gran  und  etwas  Gold  bemalt 

[Altar.  —  JgL  B«kanaaa,  LoDtgo  tw  SMha«  m  (ISlQk  a  SOt,] 
Weinkanne,  Ten:        in  Stlddüma.  Zian. 

Hostienbflohse.  einfach,  nind,  von  Zina,  aber  eohätzensworth  wegen  der  Angabe: 
Jae.  Fritee  Kannengiesser  und  seiner  drei  Giesserzeiohen  (/6*ff/,  bww.  1676'  Ober 
gekreuzten:  Schlttasei  und  Schwert,  J.F.  tlber  halbem  BadV). 

Ki]|rebllOf,  beiw.  Ansaenmaner  der  Kirche. 

Grabsteine,  tmi  Sandstebi,  aussen  aa  der  Oits^  des  Thnmiea,  unten  in 
Erde  nnd  Stranebweik,  deshalb  besoiiders  in  ihren  unteren  Theilen  veniittert  und 

schwer  lesbar. 

1)  Rechteckige  Platte,  darauf  eiue  ruudbogig  umrahmte  Inschrift  für  deu  in  Gross- 
heringen Itilö  geborenen,  fürstlich  sächsisch -tauteuburgischen  iSchultheissen  Jacob 
Bonnebuig,  f  1683;  aa  den  Zirickdn  eine  grobe  Vohiten-Ymierung,  wie  aneh  eben- 
ndche  missrerstandener  Art,  mehr  an  Kunstleistnngen  der  Wilden  erinnernde,  aber 
gerade  wegen  der  bauerlichen  Kunst-Aufiassung  amüsante  Schnörkel  und  Windungen 
an  dem  in  wunderlicher  Schweifung  aufsteigenden  Aufsatz  reliefirt  sind ;  in  der  Mitte 
derselben  zeigt  die  aufgeplatzte  Frucht  Aber  dem  £ngelskopf  ebenfalls  charakteristische 
Entartung  des  alten  Motivs. 

2)  Inschrift  fttr  die  1G87  gestorbene  Eheliebste  des  Pfarrers  Mylius,  Anna  Elisab., 
•^eb.  Hoser,  in  einem  Bliitterkranz  als  Umrahmung  eines  Rundbogen-Feldes,  welches 
oberhalb  mit  drei  geflügelten  Engelsköpfen  und  ebeDÜaUs  ganz  planV>8en  Schnörkeln 
{A)  bekrönt  ist. 

3)  Aebnlidi,  sdion  im  Zopfstil,  eiafiieher,  ftr  ^  Kind,  nnleseri^  bis  auf: 
Vkiona  ich  hm  m»  Buk»,  oben  eine  Krone. 

4)  Aehnlich,  für  einen  Pfarrer,  f  1702,  mit:  Schaut,  diese  kühle  Gruft  bedeckt 
bis  Jesus  ruft  Ben,  drr  die  JtmmerweH,  Da»  »dmöde  Uiränentdt  (I)  . . . .  Oben 
ein  Engelskopf  zwischen  zwei  Blumentöpfen. 


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17  Apolda. 


323 


Grabstein  des  Schultheissen  Konneburg  auf  dem  Kirchhof  zu  Grossheringen  (s.  vor.  S.)> 

Gedenktafel  aussen  an  der  Thurm-Ostseite,  oben  links  vom  Fenster,  die  Bau- 
Inschrift  von  1723  (8.  o.  S.  321)  in  achteckiger,  mit  etwas  Schnörkelwerk  cartouchen- 
artig  umzogencr  Umrahmung  {A). 

Grabmal,  in  verschiedenen  Stücken  aussen  in  die  Ost-  und  Süd-Mauer  (nahe 
der  Ostecke)  des  südlichen  Langhauses  vermauert,  war  eines  der  besseren  der  hie- 
sigen Grabmäler.  An  der  Ostmauer  befindet  sich  der  Haupttheil  (A),  in  Gestalt 
eines  (infolge  der  Einmauerung  nur  an  der  Vorderflüche  sichtbaren)  Obelisken  mit  der 
ungemein  scharf  erhaltenen  Inschrift  für  den  in  Lachstedt  1650  geborenen  Maurer 
Hans  Fischer,  f  1716,  unter  einem  geflügelten  Engelskopf;  links  von  diesem  ist  ein 
zweiter  geflügelter  Engelskopf  von  einer  anderen  Seite  desselben  Grabmales  ver- 
mauert. Oberhalb  dieser  Engelsköpfe  (unter  dem  romanischen  Gesimsrest)  ist  die 
Figur  des  Aufsatzes  (V)  vermauert,  leider  mit  abgebrochenen  Füssen,  eine  Mädchen- 
gestalt, weniger  gut  am  Kopf  gebildet,  als  von  anmuthiger  Haltung,  mit  wallendem 
Haar  und  gefällig  und  natUrUch  fliessendem  Kleid,  welches  die  woblgebildeten  Arme 
und  den  rechten  Fuss  sichtbar  werden  lässt;  sie  schürzt  mit  der  rechten  Hand  das 
Kleid,  während  sie  in  der  linken  eine  umgekehrte  Lampe  trägt.  An  der  Ostwand 
unten  links  von  der  Pyramide  ist  ein  Stück  des  würfelförmigen  Untersatzes  dieses 
Grabmales  vermauert,  dessen  sichtbare  Fläche  den  Vers:  In  Jesu  leb  ich  hier,  in 
Jesu  schlaff"  ich  ein,  In  Jesu  soll  auch  dort  mein  ew'ges  Leben  sein,  von  einem 
Schilfblatt-Zweig  umrahmt.  An  der  Südwand  des  Langhauses  aber  (nahe  der  Ost- 

Uiu-  oiiii  Kunstdcnkm.  Thünngaai.  S-Wehnar-Ktpnidi  IL  2 


324 


GSOSSHKSIMOBH. 


Apolda.  18 


ecke)  sehen  wir,  in  Car- 
toucben  -  Umrahmung,  des 
Maurers  Abzeichen ,  mit 
einem  gewissen,  an  die 
älteren,  guten  Zeiten  er- 
innernden Meisterstolz  hier 
angebracht  und  gegenüber 
so  vielen  phrasenhaften 
Emblemen  dieser  Zeit  als 
ein  verstiindliches,  wohl  be- 
rechtigtes. 

Grabsteine  aussen 
au  der  Südseite,  von  Osten 
gerechnet 


Sockel  vom  Grabmal  des 
Maurers  Fischer  an  der  Kirche 
zu  Grossheringen. 


1)  Die  Verstorbene  ist 
laut  Beischrift  and  In- 
schrift auf  der  Rückseite 
die  Gemahlin  des  Huf- 
schmiedes Sam.  Andres, 
Martha,  geb.  Koch,  nach 
zwanzigjähriger  Ehe,  1 1690; 
links  steht  eine  Tochter 
„Susan",  rechts  ein  „Söhn- 
lein ,  todgebohm" ,  mit 
einem  Kreuz  von  Tannen- 
zweigen in  den  Händen. 
Dies  Grabmal  fällt  zunächst 
nur  durch  seine  plumpe 


Grabstein  der  Hartha  Andres  auf  dem  Kirchhof  zu  Grossheringen. 


Ungeschicktheit  und  durch  das  ebenso  (wie  bei  dem  vorher  angegebenen  Grabstein  au 
der  Ostseite  der  Kirche)  misslungene  Beiwerk  an  Früchten,  Palmetten  und  Engels- 


19  Apolda. 


325 


kttpfen  anf.  Alsdam  aber  erfrent  uns  der  Vermcb,  iiadi  dem  dreisBigjflIkrigeD  Kriege 

ans  dem  Volke  heraus  eine  eindrucksvolle  Darstellung  zu  schaffen ;  die  PersAnlichkeitea 
jener  Zeit  siii«!  noch  werthvoller,  als  die  Allegorien,  Tracht  und  Haltung  sogar  mit  un- 
beholfener, rührender  Sorgfalt  wiedergegeben  (die  Ausführung  des  Ganzen  ist  ungemein 
sauber),  und  zudem  interessirt  uns  das  durch  die  Aufgabe  der  Composition  von  selbst 
eich  eifiebeDde  ZniHdcgKÜBn  auf  die  alte  Form  des  Kkebogens  als  Umnümnmg. 

2)  Inschrift-Tafel  für  den  Gemahl  der  Vorigen,  den  in  Camburg  geborenen 
Meister  Sarauel  Andres,  f  1700,  in  einem  Kranz;  oben  ein  geflügelter  Engelskopf. 

3)  Relief- Bild  {Ä),  in  ganzer  Figur  (Inschrift  auf  der  liUckseite  verwittertX 
«keFran  in  ZeittraeH  um  1700,  plump  ausgeführt,  in  einer  Flaehbogoi-Nische,  weldie 
von  massigen  Voluten  und  gesdiweiften  Akanthnsblittein  ohne  Gesehmack  unnogen  ist 

4)  Inschri  f  t,  bezüg- 
lich wohl  auf  ein  1674  ge- 
BtoibeotiS  Kind  (Leichentut: 
Lasset  die  KkuUein  etc. 
und,  ans  Banich  4,  v.  19: 
Ziäut  hin,  ihr  liehen  Kinder 
etc.),  unter  einem  Schüdel 
eine  Rnndbogen-Blende  swi« 
sdien  korinthischen  Säulen; 
ausserhalb  und  oberhalb  der 
S&ulen  allerlei  Schnörkel- 
nnd  Knorpelwerk,  oben  auch 
eine  Sanduhr. 

Orabkreuz  an  der 
Ostwand  der  südUchcn  Laug- 
haus-Seite, aus  dem  18.  Jabr- 
hondert,  ein  Beispiel  ein- 
facherer Art  der  so  vielfach 
vorkommenden  Kreuze' von 
mit  liaukeu  ausgezogenem 
und  mit  Knmen  an  den 

Enden  anageedilagenem 
Schmiedeeisen ;  an  diesen 
Werken  allein  haben  sich 
der  gute  Kunstgcschuiack 
nnd  das  VerBtindniss  der 
technischen  Forderungen  bis 
in  den  Anfang  unseres  Jatir- 
huuderts  erhalten. 


Gnibkreuz  anf  dem  Kirchhof  zu  Groosheringen. 

[Wüstung  Grilnstedt,  1294  Gmnestete,  1346  Grynestetc.  —  suatahtaMi  t 
SMbNO-Wamar  1864,  8.  2Uk  &  —  A.  U.  «b  £r«th,  Codex  diplom.  Qnedlinbnrg.,  S.  472.J 


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326 


GaOaSBOMSTKDT. 


Apolda.  20 


GraSSnUllllill^  6  km  sOdsOdwestlieh  yon  Apolda;  in  der  fUdaer  FibcJiimg 
874  Bomaatat,  1203  BamBtete»  wo  die  Kapelle  oder  Kirche  und  sp&ter  auch  Güter 

vom  Burggrafen  von  Kirchberg  dem  Kloster  Kapclloudorf  gegeben  wurden;  1259  Rum- 
stete,  1261  Western-Runistete,  1304  Oberrounistete  (supcrior  Roumstete),  seit  1344 
Grozon  Itoiustete,  135^3  Grossrumstete  (niaior  Karastete  und  Romstete  maior).  — 
Avenann,  iteschr  J.  Burggr.  v.  Kirchberg  (1747),  an  vielen  Stellen.  —  Buhn,  Vierzehnheiligen, 
S.  30.  78  ff.  -  Dronke,  Cod.  diplom,  Nr.  610.  —  Dronke,  Tndit.  FolcL,  S.  5S,  Nr.  86,  S.  131  — 
Kronfeld,  LandeBkunde  n,  &  197.  —  Martin,  Urk.-B.  d.  St  Jena  I  (Thflringiaehe  Geachichti- 
qaeUen,  N.  F.  UI,  I),  Nr.  8.  64.  100.  280  f.  480.  -  Meneke,  Script  rer.  Germ.  I,  S.  676  £;  III, 
&  1046.  -  E.  Sehnid,  Geschichte  d.  Kirchberguhen  üchlOaer,  &  6«,  148  £  —  A.  SehamaBB, 
Lerikon TOD  SaelMMi  TU.  &&81;  XVI,  s  541;  XVni,  S.  617 £  —  G  F.  L.  BehninaaB,  LudetkoBd«, 

S.  55.  —  Staatehandb.  £  Sachsen- Wfimar  18^4,  8.  196,  7.  290.  -  Stark,  in  Thüring.  Vereins- Zeitschr. 
U  (1857).  S.  146.  168  L  ftb.  d.  GemeindeaiegeL  —  Steehele,  in  ThOiing.  Vereiiu-ZeitMhr.,  N.  F.  I 

(i87ex  B.mm, 

Kirch 6  (vor  1603  Filial  von  Kapelicudorf,  dann  von  Vierzehnheiligen).  Der 
Chor,  welcher  den  Thurm  trägt,  ist  im  luuera  5,3  m  lang  und  5,4  m  breit,  das  Lang- 
baus 13,8  m  lang,  7,1  m  breit  Nördlich  vom  Chor  an  cweigeschoesiger  Bau,  welcher 
nntea  ehemab  die  sweQodiige  Saeristd  enthielt,  nttidlieh  vom  liang^iia  (aiemlich  in 
der  Mitte)  ein  Vorbau  für  die  Emporentreppe.  Chor,  alte  Sacristei  und  Langhaus  sind 
spiitgothischer  Anlage  des  16.  Jabrliundertiä,  der  Langhaus- Vorbau  und  einige  Bau- 
Aenderungen  im  KenaissaDce-Ötil,  aber  ebenfalls  aus  dem  lö.  Jahrhundert,  während 
dn  umfassender  Beparatiir>Ban  des  17.  Jahriinnderts  sich  wieder  an  die  Gotbik  ange- 
schlossen hat^  so  dass  die  Feststellung,  inwieweit  die  gothischen  Formen  dieser  oder 
jener  Epoche  angehören,  zweifelhaft  ist;  auch  sind  sie  alle  einfach,  ohne  besondere 
kOnstlerische  GUederung.  Es  sind  von  Einzelheiten:  der  Triumphbogen,  welcher, 
vom  Profil:  KJt  nIMlidi  in  die  Manw  variinitf  sfldlich  an  asinem  Fnae  dnrdi  eine 
etwas  profilirte  Drdeck-Absekiignng  in  einen  viereekigaD  PfaQer  tbeigekl  und  aus 
der  Mitte  nach  Norden  gerückt  ist,  so  da.s.s  neben  ihm  durch  seinen  SidUdien  Pfeiler 
oben  noch  eine  pLundbogen-OelTuuug  als  Kanzel-Eingang  durchgebrochen  ist,  femer 
die  zwei  rippenloseu  Kreuzgewölbe  der  ehemaligen  Sacristei,  eine  giebelförmig  über- 
deckte, ehemalige,  doch  verideinerte  Xisehe  innen  an  der  €3ior-Kordwaad,  nahe  der 
CMecte,  die  westlich  davon  vom  Chor  in  die  Sacristei  führende  Spitzbogen-Thflr,  die 
grossen,  einfachen  Spitzbogen-Fenster  (eines  an  der  Ostseite,  zwei  an  der  Südseite 
des  Chores,  drei  an  der  des  Langhauses;  die  Kordseite  ist  fensterlos).  Die  ehemalige 
Saeriatd,  weldie  an  den  Ecken  neu  verquadert  ist,  zeigt  nach  Norden  und  Westen 
je  ein  Ueines  Becliteek'Fenstw  ans  gothis«äier  Zeit,  von  daran  das  der  Nordseite 
später  vergntssert  ist;  dafür  ist  an  dieser  Seite  noch  der  alte  Spülstein  (Piscina)  er- 
halten und  über  dem  Fenster  eine  (aus  einem  Stein  ausgeineisselte)  Blende  in  Schweif- 
bogen-Form :  Ci  >  aussen  sichtbar.  Das  Obergeschoss  dieses  Baues  war  wohl  früher  im 
Ganzen  Herrsdhafks-Empore;  jetxt  ist  es  durdi  eine  Wand  mit  Bechteck-ThOr  in  einen 
(nach  der  Kirche  zu  ddi  öffiienden)  geschlossenen  Emporenstand  und  in  einen  Vorraum 
für  eine  Emporentreppe  getheilt;  seine,  wie  man  erkennt,  ursprünglich  spitzbogigen 
Fenster  sind  später  in  den  Scheiteln  abger\uidet.  Der  Langhaus- Vorbau  entstammt 
dem  16b  Jahrhmidert,  mit  seinen  Tonnengewölben  mit  Stichkappen,  einer  in  daa 
Innere  der  Kirche  f&hrenden  Bnndbogen-Thllr  und  emw  nach  aussen  gdienden, 


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1 


21  Apolda.  GBoasiomm».  H*inoHiii.  327 


grossen  FiMhbogen-Oeffiniiig.  Ans  den  letzten  Jahrhunderten  rühren  her:  die  flache 
Holadeeke  Aber  dem  Chor  nnd  die  tonneofftm^e  fOm  don  Langhana^  die  hladidie 

Gestaltun-,'  der  Westfront  (Rcchteck-Thilr,  darüber  in  der  Mitte  ein,  darüber  rechts 
und  links  zwei  Kreisfeuster) ;  der  nach  Blitz^chla;;  von  1627  erneuerte,  hölzerne, 
schlechte  Tburra-Oberbau,  ein  mit  Brettern  beschlagenes,  viereckiges,  dann  ein  be- 
addeÜBTtes,  aehteddgee  Oeschess,  Schweiflnippelf  Tabemakel-Anftati  nnd  Kuppel.  — 

Bohn,  Viunhuheiligen,  8.  30.  72  ff. 

Kirehstuhl  an  der  Ostseite,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  mit  etwas  durch- 
hroehener  (zuni  Theil  zerLrucliener)  Schnitzerei.  Holz. 

Tauf  stein,  162ä  von  Cathar.  Woch  (wühl  der  Gemahlin  des  unten  Genannten) 
gestiftet  laut  Inschrift  am  achteckigen  Becken;  Fuss  achteckig,  Schaft  als  spiraUsch 
gedrehte  Sftide.  Segenamter  jenafaeher  Hanner. 

Kanzel  an  der  Westseite  des  südlichen  Triumphbogen-Pfeilers  (von  der  vorher 
erwähnten  Rundbogen- Oeffnung  im  Pfeiler  aus  zugänglich),  laut  Inschrift  (am  Fuss- 
gesims) von:  Nikolaus  Laupfer  (?),  H.M.  Peter  Paul  Woch^  fürsü.  S.  Hoffm.  $u 
Damlbmf,  S,  Gottfried  Sdmieädferg^  F.D.  AhM  Sckduett  etwa  in  gleich«  Zdt,  wie 
der  Taufstein  gestiftet,  in  einfachem  Renaissance-Stil,  fünf  Seiten  des  Achtecks,  mit 
korinthisclicn  Siiiilen  im  dvw  Koken  und  mit  (schlecht  erneuerten)  Gemälden  Christi 
imd  der  Evangelisten  an  den  Flächen ;  der  ScbaUdeckel  von  entsprechender  Brechung, 
als  Gebälk.  Holz. 

Beeehlag  an  der  Noidthflr  des  Tiaw^mieii,  ans  dem  16^  Jahrimndert,  mit 
geraden,  stdlenweise  durch  Halbkreis-Ümbiegungen  unterbrochenen  Bindern.  Eisen. 

Taufkaane,  mit:  174$;  Weiakanna,  mit:  ÜM;  Tamfaohale,  mit  gcvunter 

Tsniening.  Zinn. 

Eolcb,  aus  dem  17.  Jahrhundert  Fuss  in  SMlupaas>Fonu:  O;  Knauf  road,  mit 
giBVirten  Eiern.    Silber,  vergoldet. 

Glocke,  1655  Ton  M.  Joh.  Berger  in  Weimar,  mit  Namea  und:  Symbohm  b.  LtUktri 
M  ife  «I  «Mie.  —  Behn,  Tienehnhtilifaa^  8. 78  e 


Hainichen,  ><^l,,  km  ostsüdöstlich  von  Apolda;  1279  hat  Hcinr.  von  Isserstedt 
zu  Lehesten  einen  Wald  Ilain  bei  dem  Dorfe  Hain  (iuxta  villam  Indaginem)  von 
den  Burggrafen  von  Kirchberg  zu  Lehn,  welchen  1284  die  Burggrafen  dem  Kloster 
Heofldeif  aberttagen;  1860  eignet  Dietr.  too  Knerstedt  dem  NonnenkloBter  sa  Jena 
eine  Hufe  im  Dorfe  zu  dem  Hayn,  die  Busse  Vitztum  von  Apolda  inne  hatte,  V^M 
eignen  die  Burggrafen  von  Kircbberp  demselben  Kloster  das  ganze,  von  den  Herren 
von  Mollwitz  erkaufte  Dorf  zu  dem  Hayn  sammt  der  Kirche,  aber  mit  Ausnahme 
den  YorweikB,  das  die  Burggrafian  sieh  noch  Torliebalten,  und  1366  eignen  die  Ytts- 
tume  von  Apolda  dem  Kloster  noch  eine  Hufe  daselbst,  die  dasselbe  von  Hermann 
von  Buttelstedt  f^ekauft  hat.  Hainichen,  1369  zu  dem  Ilaynchen,  blieb  jenaisches 
Klosterdorf  bis  zur  Aufhel)unp  des  Klosters.  —  Im  13.  und  14.  Jahrhundert  er- 
scbeiueu  in  der  Umgegend  und  iu  Hainichen  selbst  mehrfach  Herren  de  Indagine, 


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328 


Apolda.  22 


von  Heinchen  und  genannt  vom  Hayn.  —  ATemann,  Beechreibong  d.Beichi-  iLBorggrafea 
von  Kirehb«rg  (1747),  S.  67  and  ao  rielen  and«ien  Stellen.  —  A.  Bei«r,  Oeogr.  Jana»,  &  365.  — 
Eronfeld,  Landeekoode  n.  S.  198.  —  Martin,  ürkiuidank  d.  Stell  Jaiia  I  (ThOitegiidte  Oa- 
■eUehtgqnellen,  N.  F.  m,  I),  an  vielen  Stellen.  —  Bein,  Thor,  laeia  n,  S.  17B  23ß  -  E.  Schmid, 
Gaaddahta  dar  XiraUaigiahaii  ScUfliiar  (1830),  &.  S4.  6L  —  C.  F.  L.  Sahnmann,  Laadeaknnda, 
8.  C&  —  maihifcMiaiwMh  1  flathaa-WatMW  tm,  a  »1^  7.  -  Staahala.  ta  IM^YmMäMbg. 
n  (188^81 4L 

Kirche,  eio  für  Chor  uad  Langhaus  gemeinschaftliches  Bechteck  von  14  m 
Lfiage  mid  5,8  m  Breite.  Ronuuiiseh  ist  die  an  d«r  Sfldaeite  naeb  Osten  so  Upende 

Thür,  wohl  noch  einer  der  wenigen  Reste  der  1.  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  in  diesen 
Gegenden,  in  schweren  Formen  charakteristisch  verziert  Der  Pfeiler  ist  unten  abge- 
stuft: ~^-|  geht  oben  durch  einfache  Linieokrümmung  in  die  viereckige  Grundriss- 
Form:  ~~\_  über  und  zeigt  in  der  Abstufung  eine  stämmige  Säule  eingelegt,  deren 
WUrfelcapitell  oben  in  die  gekrümmte  Fläche  verschwindet  Die  Archivolte  des  Bund- 
bogeitt  ist  enlapfediettd  dar  FMIetfante  «bgeetnft  tmd  in  die  Atotnftuig  eto  Bandstab 
eingelegt,  der  als  Soekd  oder  Anfimgs-Stein  ein  veikehrtes  WflifekapiteQ  hat  nnd 
somit  auch  den  Uebergang  in  die  einfache  Ecke  vermittelt.  Von  einem  spätest- 
gothischen  Bau  stammen  da?  Spitzbogen-Fenster  an  der  Südseite,  nach  Westen  zu, 
und  ein  verhältnissmässig  wuhiuriial teuer  Sacramcutschrein  innen  an  der  Ost- 
seite (Ä^  Dieso'  ist  ein  Schweifbogra :  mit  EantenUnmen,  nwtedien  Fialen;  der 
eigentliche  Bogen  der  Oefnung,  welcher  den  Schwdfbogen  innerhalb  umzieht,  hat 
bereits  wieder  Rundbogcn-Fonn,  die  Fialenstützen  sind  Säulen  mit  Schaftringen  in 
Kämpferhöhe  i  auf  der  Spitze  des  Schweifbogens  erhebt  sich  in  Belief  ein  Crucifix, 
Ihiks  nnd  redito  dafoo,  auf  GomoImi  Uber  dem  Schweifbogen  stdiend,  die  Figuren 
Märiens  nnd  Johannis;  der  gaose  Saeramealsdirdn  tritt  als  rechteckige  Platte  vw^ 
indem  senkrechte  Ümrahmuugs-Linien  hinter  den  Ilalensäulen  noch  ein  Stück  auf- 
steigen und  oben  durch  eine  wagfirechte  Platte  mit  einer  '/innenreihe  als  Verzierung 
abgeschlusseu  sind.  Aus  den  letztcu  Jahrhunderten,  besonders  von  dem  Bau  von 
1096  (zwei  WanMii*  vnd  9.B.  ndtst  dieser  Jahressahl  sind  anssen  links  ter 
der  SQdfront  eingefdgtX  Stammen  die  sonstigen  Theile  der  Kirche:  die  tonnenförmige 
Holzdecke  im  Innern,  die  flachbogigcn  Fenster,  welche  im  Uebrigen  die  Kirche  er- 
hellen (drei  an  der  Nordseite,  eines  in  der  Mitte  der  Südseite,  eines  an  der  West- 
seite naöh  Korden  ro)  md  der  1878  erneuerte  Dadneiter  auf  da  Westseite;  dieser 
heschirfert,  viereckig,  dann  achteckig  ete^  wie  gewOhnfich. 

Kanzelbnn,  als  Attar-Aidtote,  neu,  mit  Benntsong  von  TheUen  des  18.  Jahr- 
hunderts, einfiich;  dieKanaei  von  der  Gfundrise-Form:  ~L,^_^J~ ,  mit  einigen  Blumen- 

Ornamenten  an  den  FUdien;  zn  den  Seiten  der  Kanzel  stdgen  korinthische  Säulen 
auf,  mit  Gebftlk  darauf;  aus  diesem  tritt  der  Schalldeckel  vor,  mit  geschweiften,  als 
Krone  zusammenkommenden  Cionsolen,  auf  deren  Spitze  eine  Christusfigur.  Holz, 

weiss  mit  Gold. 

Stein  in  der  Einfassung  des  östlichen  Fensters  der  Kordseitc  vermauert,  aus 
dem  16.  JahihnndMt,  mit  eingehaoener  Axt  ^test  einea  W^kreuzes?). 

Vergitterung  des  Sacramentsdurdnes,  aus  dem  16.  Jahihundert,  wohlerhaltui, 
Diagonal-Stibe,  in  der  lOtte  hflbscbes,  btamenitoniges  Schild  mit  Anfius-Bing.  Eisen. 


23  Apolda. 


HAinORUi.  liKRHSTIDT. 


329 


Kelch,  aus  dem  16.  Jahrhundert.  Fuss  rund,  mit  durchbrocbenem  Stogmuster 
am  Rand.  Am  Knauf  treten  Würfel,  mit  Rosetten  an  den  Vorderfl&chen ,  vor; 
zwiscben  ihnen  gewuudeue  Eier;  am  Schaft  Uber  dem  Knauf,  wie  auch  (verkehrt 
flu^geoetst)  unter  ihm:  ^tlf.  ^ber,  vergoldnt. 

%  BluMeiiTftseii,  gtäUM  m:  G.8.  Af»,  fünO,  Sädu.  KamMUffe»  mm 
MAmMi  (n  CtoO»)  1707.  Zinn. 

Glocken  (in  rinem  Olockenhans  vor  der  Westseite  der  Kirche).  1)  IWI.  — 
2)  1688  m  S«kart  KiMh«r,  mtt:  SPES  MEA  IN  OHBISTO.  68  em  Dunbrnwaar. 

[Burgstadel,  wüste  statte  eines  ehedem  den  Burggrafen  von  Kirchberg  ge- 
hörenden Schlosses,  1354.  Spuren  von  Wall  und  Graben.  —  Kronfelda.a.0. — 
Martin,  TAtkradeabneh  der  Stadt  Jena  I  (ThOringisobs  Gewhiehtsqnellen,  N.  F.  IQ,  ^  Mr.  SG6. 
-Ed  SehBiid,  UnUMiiMlM  SddOH«,  &  Si.  61  ~>  StaatAudlnidi  £  MTämu^bmiA  1864^ 

S.  213.] 


HMIMlilNf  4*/t  kn  sOdHeh  you  Apolda;  von  coneuiitriBclier  (sibniBdier?) 
Anlage,  in  der  fuldaer  Fälschung  um  874  Herimstestat ,  1250  Hergrimistete,  1292 
Ergrimistete ,  gehörte  als  Bestandtheil  der  Herrschaft  Kapelleudorf  den  Burggrafen 
von  Kirchberg,  welche  üufen  daselbst  i2Q'd  an  das  Kloster  Kapellendorf  versetzten; 
sie  Tcrkanflen  1362  die  Herrschaft  Kapellendorf  an  die  Stadt  Ertort,  die  1866  mit 

Hermstedt  belehnt  wurde.  —  ÄTemann,  Barggr.  t.  Kirchberg,  a.  E.  Schmid,  Kirehb. 
Schlösser,  an  vielen  SWlen  -  Drenke,  Cod.  dipl,  Nr  fiio  Dronke,  TradiL  faldeni.,  8.182.  — 
J.  Ch.  Joannes,  Rer.  Magunt  I  (1722),  8.872.  —  Kroafoid,  Apolda,  S.  67.  73  £  —  Eronfeld, 
Laadadnmdo  II,  S.  199.  —  Martin,  Urkondenb.  d.  Stadt  Jena  I,  an  mehreren  Stellen.  —  Meneke, 
nr.  Gmod.  I,  S.  084.  733  t  n.  an  andern  Stellen.  —  [Otto],  Thndagi»  nea,  S.  877.  402.  — 
C  F.  L.  Selmmann,  Landeikonde,  S.  66.  —  Staatohandbach  t  S.-Wdnuur  1864,  &  SIS,  8  —  Stark, 
in  Thflring.  Vereina-ZeitBchr.  VI  (1867),  8. 147  üb.  d.  OomeindesiegoL  —  Stechele,  in  Thflring.  Vcreina- 
ZeitMdir.  N.  F.  I  (1879),  8. 182.  888.  -  Valpiat,  Cuiodtitaa  Y,  &  28L  —  Wftrdtwein,  Thai. 
•I  Behrf,  a  97. 188. 

Kirche,  der  Anlage  nach  wohl  noch  das  Gottesbaus,  dessen  Patronat  1348 
von  den  Burggrafen  von  Kirchberg  dem  Kloster  Kapellendorf  gegeben  wurde,  aber 
in  den  erhaltenen  Baufonnen  aus  der  W'iederherstellungs-Zeit  nach  der  Verheerung 
durdi  SoMateo  1641.  Der  Gior,  weldier  den  Tlninn  trtgt,  ist  innen  8,3  m  langt 
6  m  breit  und  hat  eine  flache  Holzdecke;  das  (durch  eine  gr088e|  jetst  gerade  flber- 
deckte  Oeffnunj.,'  auf  Pfeilern)  mit  dem  Chor  verbundene,  11,3  m  lange,  7,7  m  breite 
Langbaus  hat  eine  geputzte  Holzdecke  von  spitzbogiger  Tonnenfonu:  A.  Die  Fenster, 
groase  Spitzbögen  (je  eines  an  der  Ost*,  Nord-  und  SOd-Selte  des  Chores,  xwei  an 
jeder  Langhans-Langseite)  und  die  Westthtlr  stammen  aus  dem  17.  Jahrhvnd^;  die 
rechteckige  Ostthür  aus  tmaerem  Jahrhundert,  wie  auch  der  Thunn-.Vufbau  von  1848 
(Jahreszahl  oben),  derselbe  ist  tlicils  geputzt,  theils  l>eschiefert.  von  üblicher  Form, 
als  Achteck-Geschoss  mit  Schweifkuppel  etc.  —  Avemann,  Keicbsgrafen  0.  Barggrafen 
T.  BnUm»  &  18&  —  Heaek«,  Script  m.  Gena.  1,  &  788  C  —  Wflrdtweia  a.  1.  0. 


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Kaazelbau  hinter  dem  Altar,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  im  Mischstil  von  Barock 
und  Ilnccoco.  Iiu  Erdgcschoss  drei  Korbbogen  -  Durchgänge ;  dazwischen  steigen 
durcbgeüeude  iSäulen  hoch  auf,  mit  ionischen  Capitelien  (mit  diagonal  gestellten 
Voluten  rSmiacher  Art).  Zvisdieaii  ihnen  tritt  die  Kamel  in  ftnf  Seiten  des  Aditeeks 
vor,  von  geadiveiftm  Umiiss;  Aber  ihrem  oberen  Dmdigftng^  der  die  üeberdecknng: 
hat,  der  ihr  gleich  gebrochene  Schalldeckel,  üeber  dem  stark  yerkrOpften 
GdMÜk  der  Siulen  erhebt  sich  ein  von  d(;r  Strahlen-Sonne  unterbrochener  Flachbogen- 
Giebel.  Alles  dies  ist  barock,  schwer,  aber  ganz  grossartig  gedacht ;  die  durchbrochen 
geachuitzten  Einfassungs-Bretter  zu  den  Seiten  oben  aber  haben  Roccoco-Motive. 
Hols,  weias  mit  Gold. 

Gedenktafel,  für:  Ätma  Marg.  Egendph,  f  3  Woite  alt  16Sfi,  kMn,  mit 
Klappthüren,  auf  welchen  Sprüche ;  auf  der  einen  Seite  innen  Ifoees  mit  der  ehenieil 
Schlange,  auf  der  anderen  der  Gekreuzigte.   Malerei  auf  Holz. 

Kelch.  Der  Fuss  hat  abweichende  Form :  [fo\  dwanf:  1743N.I.C.LIPP£R 

GANTOR.  Knanf  rnnd.  Süher,  Tergoldet 

Ehemaliger  Ta  uf  s  t  e  i n  aussen  vor  der  Westthür,  in  guter,  einfacher  Renaissance, 
rund,  mit  Fuss  vom  Umriss  des  halben  Bundstabes,  stark  geschwelltem  Schaft  und 
Üalbkugei-Becken.  Sandstein. 


H6IT6886n,  2V2  km  südwestlich  von  Apolda;  Hirzen,  Herizen  etc.,  wo  1289 
die  Oüter  des  Ritters  von  Wechmar  von  dessen  Hinterbliebenen  dem  Kloster  Heus- 
dorf überlassen  wurden,  Sitz  der  von  1226  bis  1425  vorkommenden  Familie  von 

Herressen.  —  Krenf«ld.  Undadmiide  D,  &  SOO.  -  (Ott»X  Ihnringb  noa,  a  m  SMl  40a 

402.  602t  —  Bein,  Thuringia  ^acra  II  an  vicic-u  StallM.  —  Bd.  B«kni4,  BnUMI|.  BoMaMW, 
8.  6&  —  C.  F.  L.  SchamaDD,  Landukunde,  ö.  87. 

Kirch 0.  Der  IttrChor  und  Langhans  gemetniam  durchgehende,  in  drei  Seiten 

geschlossene  Bau  ist  spätgothischer  Anlage;  von  ihr  erhalten  sind  von  den  Fenstern 
je  eines  an  den  drei  Schlussseiten  und  das  nächste  an  der  nördlichen  Langseite,  die 
zwei  nächsten  au  der  Südseite,  grosse  Spitzbogen,  welche  noch  mit  tiefer  KelUe  und 
Flittdien  in  der  Einfassung  gegliedert  sind.  Weitere  Banthitigkeit  1689  mid  1639; 
ein  Stein  mit:  A.C.u]2fi  ist  an  der  übrigens  inodemen  Westmauer  des  an  die 
Nordscite  der  Kirche  (nuch  Westen  zu)  vorgeliautci)  H;ilirenhäusrhens  eingelassen,  zwei 
Tafeln,  die  eine  mit  einem  Kreuz  und :  Christus  amor  meus  crucifixus,  Christus  meine 
Liebe  tri  gebretuiget,  Miehad  LobemMn  Mtariat  (Altarmann)  hei  J&hammg  dieser 
JEtrdkm,  A.O.ieSB,  die  andern  mit:  Bmu  Ei$eeelt  AUariet  hei  Erhatumg  äSemXSkrAe 
Jb"J9^  sind  innen  an  der  nördlichen  Wand  unter  der  Empore  eingemauert.  Von  (fieesr 
Bauzeit  stammt  die  an  der  Südseite  (westlich  von  den  erwähnten  beiden  Rundbogen- 
Fenstern)  hereinführende  Itundbogen-Thür,  deren  Archivolteu,  mit  einigen  Oruamenteu 
im  BenaisBance-Sti],  Sternen,  Kreisen  und  SchnOrkeln  vendert,  aof  starken,  nur  in 
einem  Wohrtprofil  vortretenden  KAmplbm  ruhen.  Das  Udnige  aus  qtftteren  Zeiten 


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85  Apolda. 


331 


und  UDÜedeuteud:  die  tlache  iiukdecku  im  Innern,  die  schlechten,  rechteckigen  Fenster 
(eines  anf  der  Nordsefte  sviBchen  dem  SpttibogeD-Fenster  und  dem  BahraihiinelieDt 

eines  an  der  Südseite  oben  zwischen  dem  2.  Spitzboj^'cn-Fcuster  und  der  Rundbogen- 
Thttr,  drei  an  der  Westseite  nbereinander) ,  die  n  rlitcckige  Eiiiiiorciithür  (an  der 
Südseite  westlich  von  der  Rundbogen- i'bür)  und  der  auf  der  Dstseite  ruhende^  kleine, 
achteckige  Dachreiter  mit  Helm.  —  Eronfeld  a.a.O. 

Taufstein  in  der  Ecke  zwischen  Sadost-  und  Süd-Seite,  aus  dem  17.  Jakr> 
himdert;  noch  im  guten  BeDainanee-StU,  und  bei  einftdier  Fenn  durch  gute  OUe* 
dorong,  maassvolle  und 

geßlllige  Verzierungen 
and  saubere,  genaue 
AiMt  auBgeMiehiiel, 
ein  Beispiel  vieler  in 
den  Kircben  der  Ge- 
genden befindlichen 
Taufsteine,  bei  denen 
gerade  hier  lange  die 
reinen  Formen  beliebt 
geblieben  and.  Sand- 
stein. 

CMasbild  im  Oit- 
liohtn  Fenster,  mit  dem 

CMoceudglen  und:  teie. 

Altarbekleidung 
fflr  die  Fastenzeit,  mit 
eingesticktem  Spruch, 
Kamen  und:  19B0^  anf 
valiMm  Leinen  und  mit 
gebSkelten  Spitzen. 

Glocken.  1)  1761 
von  Job.  Q.  Ukiob  in 
Apolda,  mit  Laobstri» 
Fries  und  Arabesken» 
Fries  ans  verschlunge- 
nen Bändern  und  Eicheln, 
Namen,  dem  Sprueh: 
GLOBIA  IN  RXGBLSI8 
DEO,  dem  sfichsischen 
Wappen  und  Unter- 
schrift: DAS  F0RST£K- 
HAT7S  ZU  SAOHBEN 

I.ASS  IIÖrnSTKR  BLÜHN  UND  WACHSEN,  sowie  den  Vt-rson  am  unteren 
0  GOTTHEIT  IN  DES  HIMMELS  THRON  T..\SS  DOCH  DURCH  CHRISTUM  DEINEN 
SOHN  NACH  SO  VIEL  KBEüZ  UND  BLUTVEKGIESSEN  DEN  LIEBEN  FRIEDEN 
UNS  GENIESSBN.   74  em  Durchmesser.  —  2)  1761  Ton  Ulrieh,  mit  den  gieiehen 


Taulstdn  in  der  Kirche  xu  Henressen. 


L.y,u^uu  Ly  Google 


382  p— — »a—   IbamoinnM.  Apolds.  26 


FriMMB.  einem  üraoifix  und  Unterechrifl:  CHRISTI  TOD  UND  LEIDBN  BUFT  UNS  ZUM 
EWQBN  FREIDBH,  abgegoaMMa  Hlbufiniiuiii,  Mvfo  d«r  Bnd>UmMluift:  WENN  DICH 
HEIN  LÄlTTER  KLANG  ZUR  EIRCKE  RUFEN  MUSS  BEDENKE  lENBN  SPRUCH 
BBWAHBE  DEINEM  FUS&  66  am  DanlmManr. 


Kleinromstedt,  5  km  südlich  von  Apolda;  1282  Untern-Romstete  (Romcstete 
inferior),  1330  und  öfter  Wenigeu-Iiomstete,  wo  die  Herren  von  Isserstedt  dem  Kloster 
KapeUendoff  eine  Hufe  eignen ,  eine  Hufe  demselbeo  Kloeter  Burggraf  Hartmann 
TOD  KircUtorg,  irfthrend  14.H5  dio  Markgrafen  vou  Meissen  einen  Kauf  bestätigen.  — 
Aveniaon.  Buggr.  t.  Kirchberg,  S.  200.  216.  m  227,  nebtt  Urk.  -  Bohn,  Yienehnheiligen,  8.30. 
72  ff.  81  ff  —  Eronfeld,  Landeskunde  II,  S.  200.  —  Martin.  Urkondenb.  d.  Stadt  Jena  I,  Nr.  S6. 
■430.  471.  —  Heneke,  Script  I,  S.  697  a.  a.  a.  Stellen  III.  S.  104fi.  -  E.  Schmid,  Kirchbergscbe 
SeUOHw.  —  SehunsBii,  Landerinuid»  &  66.  —  Btark,  in  Thflriag.  YmaHa^^mta^aA  U  (1867J^ 
8L 148,  fllier  1.  a«meiBdaiieg«L 

Kirche.  Der  in  drei  Seiten  geschlossene,  8,3  m  lange  und  4,4  m  breite  Chor 
und  das  7  m  lange,  15  m  breite  Langhaus  sind  von  gothischer  Anlage;  von  daher 
am  Chor  innoi  an  der  Nordaeite  doe  Bleode  in  Schiraifbogen-Form :  C\  und  mihwd 
dehtbar  an  der  Sfldseite  ein  ideioes,  zugemauertes  Spitzbogen-Fenster;  feiner  iat  aa 

der  erneuerten  Westseite  unten  ein  kleines,  schmales  Rechteck-Fenster  wieder  ver- 
wendet. Her  Chor  hatte  Kreuzgewölbe  (welche  erst  1856  eingestürzt  sein  sollen)  auf 
Consuleu  m  Form  von  Mannerköpfen,  deren  eine  innen,  eine  andere  aussen  in  die  Süd- 
maner  vennavert,  sielitbar  sind.  Im  üebrigen  WiedwherMeUnngB-Ban  von  1686  and 
1726  (wo  das  Langhaus  nach  Westen  um  etwa  l'/t  m  verlängert  wurde):  flache 
Holzdec  ke  über  dem  Chor,  tnnnenfömiige  über  dem  l.anphans;  ein  flachbogiges  Fenster 
au  der  Cbor-Ostseite,  ein  rechteckiges  an  der  Chor-Südseite,  rechteckige  Fenster  an 
der  Nord-  und  Sfld-Seite  Oder  nncli  ebensolche  Tiiflren  unten  sor  Empore)  des  Lang- 
hauses. Auf  der  (reditecldgen)  Westpartie  des  Chores,  in  hftsslicher  Stellung,  auch 
mehr  als  Dachreiter,  wie  als  Thurm  und  in  mangelhafter,  künstlerischer  Verbindung 
mit  dem  hier  massiv  bis  zur  Firstböhe  des  Chor-Osttheiles  aufsteigenden  Mauerwerke, 
sitzt  ein  viereckiges,  verbrettertes  Geschoss  mit  einem  durch  Knicke  in  das  Achteck 
flbergsfilbrten  Helm.  —  Belm,  TioiduilMaigmv  a  w.  n.  O 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  afis  dem  IS.  Jahrhundert,  im  Barockstil,  bine- 
rischer  .\ufFassiing.  Im  Frdgeschoss  ist  die  Wand  im  Grundriss  dreiseitig  wie  der 
Chorschluss  gebrochen,  mit  drei  rechteckigen  Durchgängen  versehen  und  mit  wage- 
rechtem, verkrftpftein  GebAlk  ob«i  abgesdüessen.  Auf  den  sdtlidien  Thefloai  des- 
selben steigen  gesdiweifte  Stflcke  eines  gebrochenen  Giebels  mit  Akanthusbl&ttem  in 
den  Giebelfeldern  gegen  ilen  Mitteltheil  an.  Hier  tritt  die  Kanzel  in  fünf  Seiten  des 
Achtecks  zwischen  korinthischen  Säulen  vor;  ebenso  oben  am  Gebälk  über  den  Säulen 
der  Schalldeckel ;  Kanzel  und  Schalldeckel  haben  einige  Verzierungen  an  den  Flächen. 
Zu  dm  Sdten  dnrcbbrochen  gesdmitste  Elnfessongs-Bretter.  Oben  steigt  ein  ge- 
brodiener  Flachbogen-Giebel  so  hoch  zur  Decke,  dass  der  zwischen  den  GicbelstOAen 
aniiobrachte  Sockel  seinen  krönenden  .Aufsatz  entbehren  muss.  Der  Holzbau  ist  ziem- 
lich ruh  ausgeführt,  bunt,  mit  Blau,  Roth  und  weissgelber  Marmorirung  bemalt. 


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27  Apdda.  KuDOMmamf.  Ktanif.  aSS 


Weinkanne,  von:  nfüK  Zinn. 

Glocken.  1)  Neu.  —  S)  1797  roo  G«br.  mricb  va  Apolda  90  «m  Dnrohmwser. 
—  8)  Hml 

Kirchhof. 

Grabstein  uii  der  Nordseite  der  Kirche,  zwischen  Chor  und  Langhaus,  der 
Dorothea  Vulpiiu,  f  17^«  freisteboDd,  mit  «iner  gans  got  geUUeleB,  aber  besdililigteii 
[der  Nase  und  der  Anne  beraubten]  weiblidum  Fignr,  «eldie  aidi  auf  ein  Sdiild 
stutzt  Sandstein. 

Einige  andere  Grabsteine,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  im  Oblichen  Zop&til, 

unbedeutend. 

[Hoidengräber,  altere  Fumie  vori^eschichtlicher  Alterthümcr.  —  Klop- 

fleisch,  in  Correspondeniblatt  d.  Deatschen  Gesellschaft  f.  Anthropologie,  Ethoologia  o.  UrgMchichte 
1871,  S.  79.  -  Fr.  Kras«,  Deutacb«  Alteftbflnwr.  Bd.  I.  H.  III,  S.  14  £  -  (Ynlpiia)  CnriodtlteB 
T,  &  a»  i,  alt  AbbOdn^«.] 

[Grabhftgel  auf  dem  \yegc  nadi  Snlcbach  zu,  1886  von  Pn£  Klopfleisch 
dundiloaeht;  bihalt  nadi  Jena  gekommen.] 


Kösnitz,  6  km  östlicli  von  Apolda;  um  1217  vrrkauft  der  BiRchof  Eckard  von 
Merseburg  Hufen  in  Cosence  au  das  Kloster  Ueusdorf;  um  1312  wurden  zu  Ober- 
kOenite  Tom  Landgrafen  Albreeht  dem  Kloater  Heusdoif  alle  Ottter,  die  es  erwerben 
wollte,  zugeeignet;  1601  wird  dem  Kloster  die  Jorisdiction  daselbst  bestütigt.  — 

Kronfeld,  Landesknnde  II,  S.  201.  -  Martin,  Drknndenb.  d.  Stadt  Jona  T,  n  (Otto)  Thnringi» 
Sacra,  S.  372.  —  Rein.  Thurin^ia  t<acra  II.  &  127.  24&  —  Schumann,  Landeskunde,  8.  56.  — 
Staatshandbuch  f.  Sachsen- Weimar-Eigentob  1864,  &  SlS.  —  Otsrk,  In  IbOlfSf:  IwSm^Mtt,  VI 
(US7X  &  INSk  ab«r  d.  Gamtadetliffd. 

Kirche,  FfHal  von  Utmbadi.  Dw  Chor,  welcher  den  Thurm  trftgt,  und  das 

Langhaus  bilden  ein  Rechteck  von  1.3,6  m  innerer  Länge  und  5,4  ra  Breite,  von  un- 
^jpwulmlicher  Höhe  (Chor  7  m,  Langhans  H>  ni  hoclii  Von  einer  spätgothischen 
Kirche  stauimen  die  Anlage  und  das  grosse  Sj>itzbogeu-Feustor  au  der  Chor-Südseite, 
das  Uebrige  von  dem  Neubau  nach  dem  Brande  von  1715.  Der  Chor  hat  eine  flache, 
das  Langbans  dne  Ober  den  Emporen  flache,  Ober  dem  llittelraom  tonnenIBnnige 
Holzdecke,  Fenster  und  ThUreti  sind  feehtecUg  (zwei  verschobene  im  Chor,  vielleicht 
etwas  ältere,  sind  flachbogig) ;  der  Thurm  hat  ein  massives,  bis  zur  Hr>he  des  Lang- 
hauses reichendes  Obergeschoss,  dann  einen  hölzernen,  hohen  Aufbau:  geputztes  Acht- 
eck mit  bescbiefiwter  Knppd,  darauf  Sdiweükuppel,  Tftbenakel-AnfMitz,  Kuppel  und 
noch  Helm.  —  Kroafold  a.  a.  a 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  ganz  originell.  Im 
Erdgeschoss  drei  Durchgänge  mit  Korbbo'_'en-T'e1)erdeckinm :  r  ^.  Im  Obercresrhoss 
ist  der  Mitteltheil  glatt,  uui*  hoch  aufsteigeudes,  von  dem  oberen  Kanzel-Eingang 


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334 


EOSUn.  liAOORIDT. 


Apolda.  28 


nnterbroclMDes  Brrttanrark  ist  mit  eioer  pyrunidciiftmugeii,  mit  VoluteDtrark  dnrdi- 

brochen  geschnitzten  BdnOnung  versehen;  unten  tritt  die  Kanzel  in  fünf  Seiten  des 
Achtecks,  mit  LauhstrSngen  an  den  Kanten  verziert,  vor,  oben  der  Schalldockel.  Der 
Aufbau  ist  nicht  besonders  gelungen,  auch  durch  weissen  und  blauen  Anstrich  im 
Eindruck  geschädigt.  Vor  diesem  Holzbau  treten  aber,  von  unten  ao&teigend,  zwischen 
den  drd  Bflgen  swei  Palmeiibliime  mit  einzdn  geedunttoieii,  lebliaft  grfbi  bemaltai 
Blftttem  vor,  welche,  nach  oben  immer  schlanker  werdend,  in  der  Spitze  bis  zur  Chor- 
decke reichen;  kurz  unter  ihren  Spitzen  sind  Kronen  (von  der  richtigen  Form  einer 
Königskrone)  herumgelegt,  und  etwas  tiefer  ist  vor  jeder  ein  schwebender  (leider  Uber» 
weisBter)  Engel  angebracht.  Arasefdeni  rind  als  Wand^AmcUiua  redits  irad  linka  vier 
Cypressen  ans  Brettern  als  Silhonetteii  (ibnlieb  ebier  Theateideooration)  geschnitten 
und  an  den  Flächen  mit  Blättern,  unter  den  Spitzen  wiederum  vnu  Königskronen  um- 
zogen, bemalt.  Das  Ganze  ist  zwar  derb,  aber  höchst  wirkungsvoll  gedacht.  Die 
Bftume  sind  naturalistisch  in  den  Formen,  doch  rationell  durch  die  einfache,  grflne 
Bemalmig  in  den  Farben  stiliairt;  sie  leiden  unter  der  adilecht  ementen,  flbrigen 
Färbung  des  Holzwerkes  (Weiss  mit  Bim)  und  unter  dem  grellen  Blau  mit  Weiss, 
welches  die  sämmtlichen  dazu  gehörigen  TQcher  (Bekleidttogttn  des  Altars  und  der 
Kanzel  und  Vorhänge  der  Durchgänge)  zeigen. 

Kelch,  ans  der  Zeit  nm  1700.  Fase  im  Sednpass:  O,  Schaft  am  Anlauf 
mit  Zadelfries:  y\A.  umlegt;  Kaanf  nmd,  mit  dni  geflflgeUen  EngelskMBn  veniert 
Silber,  vergoldet. 

Kelch  für  Kranke,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  zierlich;  Fuss  rund,  Knauf  kugelig, 
mit  sechs  vortretenden  Würfeln.   Kupfer,  vergoldet,  16  cm  hoch. 

Glocken.  1)  ia08.  ^  2)  1784  von  Gebr.  UMch,  mit  Aiabflehaafriea.  78  cm 
DnrdUMSaer.  —  3)  1810.  —  Kr*af«U,  ApoUi.  am  —  Kronfeld,  Ludesk.  II.  S.  220. 

Kreuzstein  in  der  Flur,  mit  eingehanener  Axt  nnd  (links  davon,  im  Arm  des 
Kreuzes)  dem  mainzer  (erforter)  Bad. 

[Wüstung  OberkSsnitz,  1212  Ober-Kosenitz,  1362  superior  Kosenia.  —  (Otto) 
IkoriagiR  noa,  a  87IL  -  B«ln,  Ikariagla  man,  n,  &  11&  -  SlMlAMdM  C  BMhMi-Wiatauyr 

laeiaiu^ia] 


Laetetsd^  12  km  nordMUch  von  Apolda;  Lachestete  ab  einer  der  an  die 
Abtd  Fulda  zehntpflichtigen  Orte  bezeichnet,  1212  Lochistet,  früher  dem  albertinischen 
Hause  gehörend,  1815  an  .'^aclisen-Weimar  gekommen.  —  Dronke,  TradiL,  &  74,  Nr.  18& 
—  Kronfeld,  Landcsk.  11,  S.  201.  Schultes,  Direct  diplom.  II,  S.  473.  —  A.  Schamana, 
Ledkon  von  Suchsen  V,  S.  277  f.;  XVII.  S.  696.  -  Schnroann,  Landoskunde,  S.  56.  -  Stark,  itt 
ThfiriniT.  VereioB-Zaitaehr.  U  (1867),  8. 16%  flb«  da«  Siegel  (mit  einer  Fraa).  —  8t«ebele,  in TMiiag: 
Tenint-Zeitachr.,  N.  F.  I  (1879),  S.  838.  —  ZeHidirift  dea  Hanvermna  VH,  &  US. 

Kirche.  CUor  uml  L;in!j;haus,  ein  Rechteck  von  12  m  innerer  Länge  und 
12,2  m  Breite,  sind  romanischer  Anlage  des  12.  Jahrhunderts,  wovon  auch  das  kleine 
Itimdbogmi*FeBater  an  der  Südaeite  dea  Langhansea  (nahe  der  Weatecke)  erhalten 


29  Apolda.  LuniB«.  Uitimw.  335 


ist  Sie  beiden  Fenster  der  Oeteeite  imi»i  nnprünglU^  sdHm  Hebe  Spiubügen 
vm  einen  frflhgothischen  Ben  des  18.  Jahiluniderts,  sind  tter  jetst  etwas  vastBnimelt 

und  in  der  Leibung  erweitert  (der  Ursprungs-Bau  könnte  sich  demnach  auch  von  der 
2.  Uiilfte  des  12.  bis  in  die  1  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  hingezogen  haben).  Das 
Rundbugen-Fenster  Uber  dem  Uukeu  (nördlichen)  der  beiden  Oslfenster  ist  neueren 
Unprungs.  Von  einon  spitgotiuschen  B«n  (Ende  des  15.  JaiurlnindeTts)  rOhrt  ein 
Saerament Schrein  innen  an  der  Nordseite  (nahe  der  Ostecke)  her;  er  ist  klein, 
aber  zierbch  zu  jeder  Seite  von  zwei  Ruudstab-Säulcheu  eingefasst,  deren  innere 
auf  spiraliscb  gedrehten  Fflsseo  ruhen  und  oben  unmittelbar  (ohne  CapiteUe  der 
Sioldifln)  Yoa  einem  GaiiM  mit  eingebogenen  Seitenlinien  ttberdeckt  werden.  Im 
Uebr^ien  stammt  die  Kirdie  ans  dem  17.  bis  19.  Jahrhundert  and  ist  nnbedeutend, 
mit  flacher  Heizdecke,  rechteckigen  Thür-  und  Fenster-Oefifnungen  (ausser  den  schon 
genannten)  und  mit  hölzernem,  kleinem  Dachreiter  nahe  der  Ostseite,  in  Form  eines 
Achteck-Tabernakels  mit  Schweifkuppel  versehen. 

[Altarwerk- Rest,  mit  den  Figuren  der  drei  Könige,  soll  von  dem  vorigen 
P&rrer  entfernt  winden  sein.  —  PiroC  KUpfl«it«li,  lOtttaiL,  sMb  Angab«  Oubm 

4iir  Kirche.] 

Kaoselbau  hinter  dem  Altar,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  iu  Üblichem,  hier  einfachem 
Anfbao.  Unitn  dni  Durchgänge  nntar  Gsbilk;  obta  ibar  den  leiflioben  Dorchg&ngea  iwei 
gwehweift  sasliigMde  HilbgldMl,  im  Hltt«lth«a     in  Üaf  Ssitm  d«  Aehtaeis  vortrsteade 

Kanzel  zwischen  ionischen  Säulen,  oben  der  Schalldeckel  TW  dem  CfsbClk  dtr  Slalan.  Hols. 

HostienbQchse',  mit:  ll.'iJ,  achteckig.  Zinn. 

Glocken.  1)  1666  von  Joh.  Berger  zu  Weimar.  tJ^  cm  Durchmesser.  — 
2)  Aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  {Ä),  mit  schlechter  Schrift,  (dreimal:)  |>tlf 
HH0otHh  (sweinud:)  mariAHh  (drdmal:)  i  (Jesus)  Hh. 


Mattstedt,  km  nördlich  von  Apolda;  1243  Matstat,  1274  Matstete,  seit  1218 
Mter  erwähnt  gelegentlich  von  Schenkungen  an  die  Klöster  Heusdorf  (durch  Vitz- 
thum von  Apolda,  den  Landgrafen  Albrecht)  und  Kapelleudurf  (durch  Herrn  von 
Wormstete  etc.),  Sitx  der  von  1282—1307  Twfeommenden  Familie  von  Bfatstete,  ge- 
hörte den  Grafen  von  OrlamQnde,  seit  dem  Anfange  des  14.  Jahrhunderts  denen 
von  Kefemburg,  wurde  diinn  landgräflich,  war  lilt?  Lelm  Vitztlmnie  von  Rosshi. 
—  0.  Franke,  Das  Rotlie  Buch  von  Weimar,  S.  62  f.  —  Krön  fei  d,  Landeskunde  I,  S.  183;  II, 
S.  201.  —  Kronfold,  Apolda,  8.  102.  —  Martin,  Drkundenb.  d.  Stadt  Jena  I,  Nr.  310  u.  ö.  — 
Micbolaon,  OrlamOnde,  S.  31.  —  (Otto)  Thoringia  aacn  (1737),  &  337.  375.  394.  —  Bein,  Tkor 
ringia  sacra  II,  an  Tielen  Stellen.  v.  Reitsenstein,  Reg.,  S.  169.  —  A.  Sehn  mann,  Lsilkon 
von  Sachnen  XVm,  S.  69.  -  C.  F.  L  S c h amann,  Landeskande,  S.  8&  —  Schwube,  Nachricht 
T«o  HoDioB.  Lathen^  8.  15«.  —  Stutriundlmdi  t  SMhMO-WeiiiMr  1864.  S.  187.  IL  -  Stark,  in 
IMring.  7aNiii»>ZdlMlir.     &  168^  Aber  dtt  GtmefndMiageL 

Kirche  (12*i7  Patronat  des  Klosters  Heusdorf),  zeigt  .im  Chor,  welcher  den 
Thurm  trägt ,  romanische  Anlage  ■  und  gothischen  Umbau ,  sowie  spiitere  Wieder- 
herstellung, besonders  1707,  womit  vollständiger  Neubau  des  Langhauses  verbunden 


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336 


Ap*Ua.  30 


m.  D»  Chor  bfldet  mm  ein  merkwflrdiges  Bild  verschiedenartiger,  iirterawiuiter 

Bauthätigkeit,  das  ahcr  in  Folge  der  heutigen  IIolz-Einbauten  für  die  Ktasd  und 
deren  Aufgang  sich  nicht  khir  genug  auiilysiren  hi^st.  Als  den  ursprünglich  romani- 
scheu  Chor  habeu  wir  wohl  deu  hinter  dem  Triumphbogen  sich  auschUesseoden,  jetzt 
wesäiehen,  innen  2,86  m  langen  und  ohne  die  nördliche  and  Bfidliche  Ansnist^nng 
3,65  m  breiten  Chortbeil  aufzufassen,  hinter  welchem  die  bretterne  Kanzelwand,  dann 
der  60  cm  tiefe,  3,65  m  breite  Bogen  liegt.  Die  nördliche  und  südliche,  j(>  1,20  ni 
tiefe  Randbogen-Niscbe  muss  früher  ein  offener  Bogen  zu  einem  NebenrauDt.  gewesen 
Min.  Denn  die  Anseenwand  didit  dahinter  mit  dem  bidten,  «naaen  rediteddgen, 
innen  flachbogigen  Fenster  ist,  wie  dieses,  ein  sichtiicheB  Enengniss  des  17.  Jahr- 
hunderts ;  zum  TTeberfluss  zeigt  sie  sich  auch  als  spätercri  Bau  durch  die  Risse,  durch 
welche  sie  vom  Rundbogen  abgetrennt  ist.  Hieraus  gclit  hervor,  dass  die  Kirche  früher 
grösser  gewesen  sein  muss,  der  Chor  früher  nach  forden  und  Süden  vielleicht  einen 
toDstlnAgai  Krensarmf  ^eOeidtt  anoh  nnr  eine  Halbkreie-Apsis  (irfe  nicht  selten  vor- 
kommt)  gehabt  haben  muss,  welcher  Bautheil  dann  im  17.  Jahrhundert  ganz  beseitigt 
wurde.  Aehnliches  ergiebt  sich,  wenn  wir  den  Chor  weiter  nach  Osten  verfolgen.  Die 
Bretterwand  des  Kanzelbaues  trennt,  wie  erwähnt,  den  östUcben  Theil  als  schmale 
Saeristei  ab.  Hier  sdien  irir  im  Erdgeechoss  die  Pfriler^Vorlagen  des  ebeofidh  ab 
romanisch  erwähnten,  3,65  m  breiten  Bogens,  dann  eine  dnrch  rarfli^tretaide  PftOer- 
Vorlagen  gebildete,  4,45  m  breite,  80  om  tiefe  Oeffnung  eines  zweiten  Bogens,  dann 
den  eigentlichen,  ganz  schmalen  (1,15  m  langen)  5,3  m  tiefen  Sacristeiraum  und  dann 
die  östliche  Aussenmauer.  Ein  brettemer  Fussboden  über  dem  Sacristeiraum,  welcher 
IBr.den  Kansel-ZogaDg  gemacht  ist,  Undert  den  weiteren  Blick.  Oben  aber  (auf  diesem 
FtiBsbodea)  siebt  man,  dass  die  beiden  PfiBilw-Vorlagen  in  der  Hütt  oben  durch  Bögen 
zusammengeschlossen  sind,  dass  der  westliche  der  beiden  aneinander  stossenden 
Bögen  (der  schmaler  geöffnete,  also  ur^rflnglich  niedrigere)  ein  romanischer,  in 
gothischer  Zdt  aber  spitzbogig  yeräaderter,  der  tetliche  (breiter  geJ^bete)  aber  ein 
in  gothischer  Zeit  hergestellter  Spitzbogen  ist  Vom  unteren  Eirchen-Fussbodoi  bis 
zu  seinem  Scheitel  sind  4,87  m  Höhe.  Der  schmale  Sacristeiraum  steigt  nur  etwas 
höher,  f),0.")  ni  bis  zu  seiner  llolzdeckc  an.  Er  erweist  sich,  wie  die  nun  folgende, 
1,05  m  breite  östliche  Abschluss-Mauer  mit  ihren  aussen  rechtecl^igen,  innen  flach- 
bogigen Fenatem  wiederum  als  Eteeogniss  des  18.  JahrhnndCTts.  Wir  haboi  danach 
bezüglich  der  Ostpartie  folgende  Schlüsse  za  machen:  In  romanischer  Zeit  war  die 
westhche  der  beiden  Oeffnungeu  als  Chorbogen,  zu  einer  wolil  dahinter  befindlichen 
Apsis  führend,  vorhanden;  in  gothischer  Zeit  wurde,  wie  öfters  geschah,  die  Apsis 
ahgetnochen  md  daflir  dn  längerer  Qm  angehuit,  hieibti  der  Bandbogen  gespitzt 
md  daneben  aus  constructiven  CrrOnden  ein  swdter,  br^terer,  sj^tzbogiger  Tnge- 
bogm  gesetzt;  im  18.  Jahrhundert  wurde  dann  dieser  gothische  Chor  wieder  bis  auf 
das  kurze  Stück  Sacristeiraum  abg(;brochen  und  die  jetzige  Aussenwand  aufgeführt. 
Der  Thurm-Aufbau  ruht  nun  auch  erst  auf  dem  ui-äprüuglichen  Chor-Rechtedi,  und 
seine  Obergeschosse  treten  gegen  den  Sacristdranm  zurflck.  Der  Thurm  ist  bis  etwas 
über  Dachböhe  des  Lan^^nses  auuMiv,  in  Mauenverk  und  einigen  Fensterschlitzen 
alt,  doch  oben  mit  jüngeren,  grossen  Flüchbogen-Fcnstem  unterbrochen;  oben  mit 
achteckiger  Schweifkuppel,  Tabernakel- Aufsatz  und  üelm  abgeschlossen.  Der  Triumph- 
bogen  syrischen  Chor  und  Langhaus  ist  dnrch  TeKtndemngai  an  sefar  entstellt,  um 
Sddttsie  m  ziehen;  er  ruhte  auf  lümpSam  Ton  PMem,  welche  nadi  Westen  sn  er- 


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31  Aypida. 


337 


htlten  Bind,  nach  Osten  za  in  die  Wand  verlaufen.  Das  grosse,  14  m  lange,  8,46  m 
breite  I^aaghana  ist  gindieh  interasBeloa,  vAt  fladMr  Hdidedw  nnd  Tiden,  nun 

Theil  sehr  langen,  rechteckigen  Fenster-  und  Thür-Oeffnungen ;  ebenso  ein  modemer, 
schmalerer  West-Vorbau  mit  Thüren  und  Fenstern,  wie  ein  gewöhnliches  Wohnhaus. 

1Ö6&  fand  eine  Restauration  der  Kirche  statt.  —  (otto)  Tbariogia ucra,  S. 363.-  Roia, 
IlMiiigia  Mcn  n,  &  im  -  Wtr4tw«ia,  fhutacb  «t  BahdUdk,  &  81. 

K  an  selbau  hinter  dem  Altar,  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  im  neudasrinehen 

Stil,  doch  einerseits  mit  Benutzung  des  itlteren  Baues  vom  Anfang  des  18.  Jahr- 
hunderts und  andererseits  neuerdings,  wohl  1S65,  restaurirt  nnd  vereinfacht.  Die 
Wand  hat  ein  Erdgeschoss  und  voUstandiges  (d.  h.  rechts  und  links  durchgeführtes) 
Obeigesehees,  bdde  mit  dnrdigehendfln  Gdillken,  mid  ist  im  ErdgesdioBS  dnrdi  vier 
imÜBche  S&nlen,  im  QbeigeedioflB  durch  ykx  knöfinthisehe  Pilastar  gegliedert.  Oben 

tritt  xwiselien  den  mittlarem  Pilastem  dia  Kaasel  vor,  im  Omodiiss: 

Blumengehftngen  an  den  Kanten  und  einer  TeniMnmg  von  Kelch  und  Budi  an  der 

Vorderfläche;  zwischen  den  anderen  Pilastern  sind  Rundbogen-Nischen  angeordnet 
und  darin  die  allegorischen  Gestalten  der  kirchlichen  Lehre  und  des  Glaubens  (die 
linke  mit  Buch,  die  rechte  mit  Kelch)  aufgestellt.  Aul  dem  oberen  Gebälk  stehen 
über  den  inneren  Püastem  Urnen  (kein  Sdulldedral).  Hob. 

Keleh,  mit:  CUn  BsUm  BügiurJaMi»  m»  Smim  ie$J  anf  einem  Feld  des 
SeehspaaS'Fasses.  Am  Knauf  Wflrfel  mit:  IE8C8,  dasviseheu  Eier:  U.  Silber,  tw- 
goldet. 

Kelch.  Fuss  in  Sechspass-Form,  daran  die  Scbenkungs-Ioscbrift  durch  den 
Gericbtsschöppen  Ad.  Ftseher,  Steuereinnehmer  Frank  und  dessen  Schwester  Eva 
SdiepliiBr  1701.  Knauf  rund,  mit  vortretenden  Engehdrl^fchen.  Silber,  veiieoldet 

Hostienbflehse,  mit:  Qünäur  «.  Bleiehar  1893  unter  dem  Boden,  rund,  mit 
getriebenen  Mohnblumen  etc.  Silber. 

Grabsteine  aussen  an  der  Südseite,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  mit  den  flbliehen 
Sinnbildern  und  Verzierungen,  darunter  bemerkeuswerth : 

Grabstein  für  Heinr.  Casp.  Binder,  j  ni>G;  Sockel  mit  Inschrift  in  Hoccoco- 
VerzieruDg;  Haupttheil  ganz  originell  angeordnet,  mit  Inschrift -Tafel  in  Kaokeu- 
Umrahmung  und  darüber  eihmn  aufgel^;ten  Grudfiz,  su  dessen  Füssen  du  Sdildel, 
Gebein  und  eine  Schlange  liegen. 

Grabstein  für  Joh.  Christoph  Eberhard,  f  1764,  mit  den  allegorischen  Figuren 
des  Glaubens  (mit  Kreuz),  der  Hofihung  (lüiabe  mit  Anker)  und  links  einem  umge- 
stürzten Blumenkorb. 


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338 


KAonDOBr. 


Apolda.  32 


Nauendorf,  3  km  nordöstlich  von  Apolda;  im  12.  Jahilmiidert  als  Neuendorf 
TOD  den  Biiieni  beaiedeH,  welehe  das  benfJiharte,  damals  snm  Klostergut  gewofdene 
Heasdorf  veriiesseii  (and  ihre  urqwflng^che,  dortige  Kapelle  an  das  Kloster  aligeben 

mussten),  gehörte  aber  (icnisclbon  zu  -  Eronfeld,  UnMkniii»  n;  &  MI  Beia, 
Thariagu  aacn  D,  &  251.  nach  (Otto)  Ibariogü  ncra,  &  418. 

Kirchs  (diemals  die  Kapelle  des  Dorfes  oder  des Kketer-Hospitals?),  ein  fftr 

Chor  und  Langhaus  gemeinsamer  Raum,  in  drei  Seiten  geschloasen,  innen  12,7  m  lang, 
4,7  m  breit,  innen  sehr  oinfach,  aussen  dürftig.  Die  Anlage  ist  gothisch,  vom  Ende 
des  15.,  bezw.  Anfang  des  lü.  JaUrlmuderts  (eine  Inschrift  aussen  an  der  Südkante  der 

Ostwand:  Knno  Uu  «nfe  pnInuMmit  vlgilto ....  kmnte  ich  nidit  vollstfiadig 

lesen);  dwnso  die  (mit  Kantenstab,  Kelile  nnd  Wnlst)  etwas  gegliederte,  schlanke 
Spitzbogen-Thür  an  dt  r  Südseite,  nach  Westen  zu ;  ebenso  das  steinerne  Gesims,  das 
sich  über  dieser  Thür,  auf  der  Süd-,  Ost-  und  Nord-Seite  herumzieht.  Die  Kirche 
ist  nämlich  aufhllend  hoch  für  ihre  Kleinheit,  und  sind  die  Fenster  auf  diesen  drei 
Seiten  «st  flbw  dem  GesimB,  in  EDpofenUhe  sngeordnet  Von  diesen  Fenstern  sind 
die  besseren,  mit  einander  übereinstimmenden  (je  eines  anf  der  Südseite  nach  Osten 
zu,  auf  der  Südost-,  Ost-  und  Nordost-Seite)  Erneuerung  aus  unserem  Jahrhundert, 
In  romanischer,  nicht  ganz  verstandener  Weise  (ein  grosser  Rundbogen,  von  zwei 
BnndbOgen  untertheilt,  denen  aber  der  mitüere,  irie  die  seitfichen  Pfosten  fehlen,  so 
daas  die  Bftgeo  in  K&mpferhöhe  aufhören,  femer  mit  Schlussring  über  den  Theilungs- 
bOgen,  neben  welchen  noch  seitlich  der  Rest  des  Bogenfeldes  durch  Dreiecke  mit  ge- 
bogenen Seiten  nach  gothischem  Maasswerk-Motiv  ausgeschnitten  ist).  Das  Fenster 
der  Nordseite  nach  Osten  zu  ist  ein  einfacher  Spitzbogen  des  17.  Jahrhunderts,  eine 
Thflr  an  der  Vordaeite  nach  Westen  su,  in  die  Empore  IBhrend,  ist  nor  von  Höht, 
nnd  ist  davor  ein  geradezu  elender  Treppen-Vorbau  aufgesdüagen.  An  der  Sidstito 
nach  Westen  zu  (Ober  der  Eingangs-Thnr)  ist  ein  zwar  unpassendes,  aber  ganz  gut 
gearbeitetes  Fenster  um  lltiO  eingesetzt,  tlachbogig,  mit  einfachem  Schlussstein;  die 
Westfront  ist  erneuert  (ohne  das  Zwiscfaengesims)  nnd  untauglich,  mit  einem  breiten 
Flachbogen-Fenster  und  einem  rechtedtigen  Fenster  oben  rechts  (südlich)  darüber. 
Das  Inncrc  deckt  eine  flache  Holzdecke;  ganz  interessant  ist  das  /war  hölzerne,  über 
einem  steinernen  im  17.  Jahrhundert  aufgesetzte  Dachgesims  mit  vortretenden  Balken- 
köpfen und  Füllbalkeu,  welche  die  bekannte  Profiliruug  von  Kehlen  und  W  ülsten,  mit 
sehnabdlBnnigem  Auslaufen  nach  den  Enden  hin  sdgen.  Auf  der  Ostseite  ?rieder 
ein  werthloser  Dachreiter,  erst  ein  verbrettertes,  viereckiges,  dann  ein  ebensolches 
achteckiges  Geschoss,  daniher  beschiefertc  Schweifkuppel,  Aufsatz  und  Kuppel. 

Kanzel  an  der  Südwand  des  Chores,  in  gutem  Renaissance-Stil  um  1580  ge- 
arbeitet und  neuerdings  sachverständig  vom  Baumeister  Blumeutritt  restaurirt.  Ueber 
der  Kanzel  tritt  aus  der  Wand  der  entsprechend  gerochene  SchaUdedEd  vor,  und 
ist  die  Wand  selbst  zur  Vermittelung  mit  einer  (leider  nicht  mit  restaurirten)  Ver^* 
täfelung  zwischen  ionischen  Pilastern  bekleidet.  Hübsche  Muster  in  Holz-Einlagen 
sind  an  den  Postamenten,  den  Kanzclfeldem  und  der  Wandbekleidung  vertheilt;  das 
ganze  Holzwerk  in  Naturfarben  gehalten.  —  h««s,  io  Tburiog.  y«nii»z«itodur.  Yi  (1866). 
8^  lO.  —  StodtaUlttir  dw  IÜiwImmv  HodMlnK  AbWUuif  (dasaeh  di»  naWnrtdmd  g^abcoe). 


3.1  Apolda. 


339 


Kanzel  in  der  Kirche  zu  Nauendorf. 


Taufscbale  (die  kirchlichen  Gefussc  befiDdcn  sich  im  Kammergut),  bekannte 
Beckenschläger-Arbeit,  mit  der  VerkQndiguDg.  Messing. 

Taufkanne,  mit  Namenszug:  J.P.W,  und:  1126  auf  dem  Deckel,  seidelfOrmig.  Zinn. 


Grundriss  der  Kanzel  in  der  Kirche  zu  Nauendorf. 

itu-  und  KiuuUenkB.  Tliil/lufeiit.  S.-Wdiur-13MUcii  U.  'i 


340 


Kauhdou,  HioaDOit. 


Apolda.  34 


Keleh,  wm  dem  17.  Jabriraiidni  Foh  nmd,  mit  WeUiekmu;  Eutitf  kugelig,  ge- 
rippt; der  Schaft  duontir  mit  gatriebanen  Bosetten.  —  Hostienteller  mit  Welliekitni. 
Slber,  Twgoldei 


HSUSdorff  zu  Nauendorf  gehörig,  1  km  südwestlich  davou,  1140  Uugisdorf,  1146 
UagestMf,  Stfttte  eines  der  beriÜmiteBteii  KlÖBter  Thflringen«. 

Dieses  Benedictinerinnen-Kloster,  deu  Heiligen  Maria  und  Godhard 
io  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  von  Frau  Bertha  vuu  Schlceuditz  (Ökuditz) 
gestiftet  (nach  Hess  yon  Bortha  von  Groitseb,  Gemshlin  des  Gisfon  Dedo  von  Wetting 
von  ihrem  Suluu',  Bischof  Otto  von  Haiborstadt,  vollendet,  ward  1140  als  Huisthoip 
vom  Erzbischot  von  Mainz  bestätigt  iiiul  in  den  Schutz  genommen.  Die  Schutzvogtei 
gehörte  erst  den  Herren  von  Isserstedt,  spater  den  Scheuken  von  Apolda,  zuletzt 
den  Landgrafen.  Vielfach  von  geistlichen  und  weltlichen  Herren,  besonden  von  Land- 
graf Albreeht  (1265—1308)  begünstigt  und  begabt,  dahnte  sich  das  Kloster,  aneh  durch 
Kauf,  Besitz  (in  72  Orten)  und  Macht  ((ierichtsbarkeit,  s.  Gesch.  d.  Amtsgerichtsbez.), 
bedeutend  aus,  kam  aber  im  1>").  Jahrhundert  herunter.  Es  ward  1435 — 144Ö  von 
Landgraf  Friedrich  dem  1- hedlertigen  von  allen  Diensten  und  Lasteu  befreit,  dann 
1446— '146&  von  Hersog  Wflhelni  von  Weimar.  DamalB  worden  die  Gebinde  ab  bau- 
fällig bezeichnet;  übrigens  sind  gerade  Reste  erhalten,  welche  auf  Bauthätigkeit  ans 
der  1.,  wie  aus  der  2.  Hälfte  des  1.').  Jahrhunderts  hinweisen.  Infolge  der  Reforma- 
tion wurde  das  Kloster  1525  von  den  Nonnen  verlassen  (welche  nach  Niederrossla 
flüchteten),  von  den  Bauern  zwar  geplündert,  aber  nicht  zerstört,  dann  aufgehoben 
and  Staatsiwsitz,  besw.  1533  in  die  Kirche  dn  Pfiarrer  eingesetzt,  ans  den  ehemaUgmi 
Klosterdörfern  ein  Amt  gebildet.  Das  Klostergut  selbst  ward  1544  vom  Kurfürsten 
an  die  Familie  von  Denstedt  gegeben,  1595  aber  vom  LandesherrU}  dem  Herzog  von 
Weimar,  zurUckgekuutt  und  zum  Kstmmergut  gemacht. 

Der  Klostcrbezirk  lag  zu  beiden  Seiten  und  auf  dem  Gdiiet  dw  jetsigmi  thttrin- 
gischen  Eisenbahn  und  ist  dnrdi  den  GSsenbahnbau  1845  viel  seistftrt  worden. 

[Die  Kirche  lag  links  von  der  jetzt  über  die  Eisenbahn  führenden  Briicke, 
mag  wohl  seit  dem  17.  Jahrhundert  verfallen  sein  und  ist  ganzlich  verschwunden.  — 
(Otto)  Thui^  neit,  a  n&  —  Bein,  Thnlagia  man  H,  8.  6B  £] 

Erhalten  sind  von  den  ehemaligen  KlostergebBnden:  Reste  an  den  swei  der 
Kirche  von  Nauendorf  gegenflber  liegenden,  mit  den  Ecken  smammenstossenden 
Oeb&nden,  und  zwar  am 

Stallg8bälld6  das  Erdgesduws  im  Mauerwerk  von  1419,  wie  es  die  Jahres- 
sahl (}X19)  flbor  der  q»itsbogigen  Eingangs-Thflr  besengt,  ateo  ans  der  Klostflneit; 
femer  das 

Wohngobälld6  des  Kammerguts-Pächters,  ein  grosser,  doch  einfsudier  Bau 
des  18.  Jabriionderts,  mit  steummen  Feoster'Ehifaflaaiigfio. 


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Wnim>OB>»  ttwKWMf.  KBuniuf. 


341 


C.  Bejer,  ürkondeBbu  d.  Stadt  ErAutl  (Gwehiebtiqiienfla  d.  Pmt.  BadiMO  XXm,  1889),  S.  74. 
164.  221.  246.  -  Codex  diplom.  Sax.  reg.  I,  II.  a  98.  104.  262.  344  -  J.  E.  Fabri,  OeoiTraphie,  T.  I, 
Bd.  IV.  8.42.  -  Falkenatein.  Tbflriqg.  ChroBik  H.  8.  1247-1262.  —  r.  Gleiehenitvia, 
dofter  Bargelin.  Diplom.,  &  97.  —  Hernanii.  ia  Thflifag.  Y«niiw-ZaitMiirift  YHI  (1871).  8.  81.  — 
Haib,  in  IMriDg.  VerebB-ZeitMihilift  TI  (1865),  S.  1(51  f.  —  Kronfeld,  Landeskunde  U.  S.  202  f.  — 
Kroafeld,  Apolda,  S.  50-56.  »—77.  80.  94.  142.  146-152.  -  Martin,  Urkondenb.  d.  Stadt 
3tmX9^  1. büidtmnaMn.  —  K.  If est«!,  TbomM  r. ButtrftteJt, In N«m MUÜManigvD  d. niaitac> 
Sftchs.  Vereins  XIT  (18ß9i,  S.  481.  —  (Otto)  Tharingia  sacra  1737,  S.  321-454.  602.  629;  grflsaawr 
Aoiaatx.  —  fieio,  Tboriogia  laera  II  (1866),  S.  86  -67;  118—264  Urkooden.  —  G.  Sebmidt,  \J> 
Imidntodi  d.  H«diit  HMbentidi  I,  Kr.4S4C  —  A.  8«liQaiaaa,  LnOtoa  tob  BadiMa  I?,  &  6BC| 
XVI.  8.  871.  —  C.  F.  L.  Schumann,  LandeskunJe,  S.  87.  —  Stumpf,  Acta  MagunL  sec  XII. 
ö.  99.  135.  142  1.  —  wardtwein,  ThoriogU  et  Etcbsfelilia,  S.  109.  202.  20&  —  ZeitMsbziA  dei 
üitfwgaiai  XX;  &  M 


Neustedt,  S'/,  km  nurdlicU  von  Apolda;  um  118(i  Nuwen.stide,  wo  Güter  von 
lierrD  vou  Teutleben  dem  Moritzkluäicr  zu  Naumburg  gegebeu  wurdeu,  kam  1346 
Yon  den  Grafen  von  Oritmflnde  aa  die  Lsodgrafen  und  so  1486  an  das  albertiniBdie 

Haus,  ward  später  der  Vogtei  Gefaatedt  (s.  d.  in  Ämtsgerichtsbezirk  Buttstädt)  eÜ!» 

geordnet,  ISl,^  an  Sachsen-Weimar  ali^'etrften.  —  Cod.  dipl.  Sri.  rejr.  I,  II,  S,  380.  409.  — 
0.  Francke,  Da«  Rothe  Buch  von  Weimar,  H.  59  L  92.  -  Kronfeld,  Landeskunde  L  S.  188; 
U,  S.  204.  -  K.  Menzel,  in  Neue  Mittheilungen  d.  ThOring.-SSchs.  Vereins  XU,  S.  464.  — 
Hiebelsen,  OrlamOade,  S.  31.  —  v.  Keitienstein,  Begeeten  d.  Qr.  t.  OrlamOnde,  S.  169.  — 
A.  Sebnmann,  Lexikon  ron  äaebaen  XVm,  S.  ^7  £  —  CF.L.  Scbamann,  Landetkondeb  ä.  88. 
-  Wolff.  XL  Fftirt»  I,  &  S87. 

Kirch  Ol  dürftiger  Bau  aus  dem  IH.  Jalirhundcrt,  1819  (Jahreszahl  obeo,  am 
Pota,  an  d«r  Oitieite  des  Langbauaca  afldlich)  restaurirt,  die  Anlage  dea  8^  m  langen 
und  3,6  m  breiten  Caionss,  weldior  dm  Thurm  teftgt,  Tiellddit  ilter.  Dar  Our  hat 

eine  flache,  (la.s  9,4  m  lange,  6,4  m  breite  Langhaus  eine  dreiseitig  gebroebciie : 
Holzdcckt',  ein  niodcnier,  dem  Langhaus  gleich  breiter  Vorbau  des  Langhauses  eine 
flache  Uolzdecke.  Die  Fenster  am  Chor  und  Langhaus  sind  flachbogig,  mit  Schluss- 
atein,  die  Fenster  des  West-Vorbanes  und  die  Westthflr  reditecidg;  ein  anf  diem  Chor 
ruhendes  I'liurm-Obergeschoss  hat  Rundbogen-Fenster.  Anf  dies  Thurm-Geschoss 
folgt  die  Deckung,  eine  Schweifku])]>el  von  starker  Bauchung,  welche  mit  dem  Achteclt' 
Aufsatz  unil  /wiebelkuppel  an  eine  Wasserkaralfe  dieser  Form  erinnert. 

2  Leuchter,  vou:  J.  O.  ßeyer  17ö7,  mit  dreisuitiguiu  Fuss  uud  einiger  Veixierung. 

2ä]UL 

aioeken.  1)  17S9  ven  Boee  ia  Apolda»  mit  Akaattiafrlis.  100  em  Ihuehmssser. 

~  S)  1877.  —  8)  1880. 

Kirchhof.  Grabmaler,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  in  Zopfstil,  eines  für 
einen  1771  Yffstorbenen,  als  Obdiak. 


8» 


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Apolda.  36 


NiBderrOSSla,  2^/,  km  uurdwüstlich  vou  Apolda;  gehörte  dem  seit  1119  ge- 
nannten Adelsgeschlecht  von  Boda,  kam  aber  vor  1906  an  die  Vitzthume  von  Apolda. 
Der  bekaontaste  dieser  Familie,  Apel,  llberiiefla  im  Bruderkriege  1447  neben  eeinen 

anderen  thOringischen  Besitzungen  Niederrossla  dem  Herzog  Wilhelm,  der  dasselbe 
etwa  2<)  Jahre  später  an  Herni  von  Brandenstein  verlieh.  Später  kam  der  Ort  wieder 
an  die  Laudesherrschalt  und  war  von  1740  bis  Itiöü  Mittelpunkt  eines  Justii^auites. 

Er  litt  besonders  1666  dardi  Brand.  —  Beyer,  üfknadaab.  dStedtfithrt  1(1881),  Nr.  111. 

m.  240.  m  304.  —  Eck  ar^n ,  Tria  diplom  archivi  doc  Thu,  S.  12.  —  Ho in  ThOriiig.  Ver- 
fint-Zeitocbrift  VI  (1866),  8.  1Ü4  Aom.  -  Kronfeld.  LudMkUBde  I,  &  224.  244;  II.  S.  205  £  — 
Kroafeld,  ApoUa,  &  Mf.  101.  U411 14&  SIS.  -  Mitttieihugm  d.  QeMUehto-Ver.  n  BbtolMiK  1. 

S.  40.  —  J.  S.  Mflller,  Annales  d.  Hansoa  Sachsen,  S.  26.  50  u.  0.  —  Rein,  Tharingia  saera 
II,  S.  184  f.  n.  0.  —  A.  ächomann,  Lexikon  von  Sachsen  VII,  8.  313  f.;  XVIII.  S.  340;  (das  Amt:) 
IX.  a  4li9;  XVm,  a  6921  —  G  F.  Ii.  Sebamsnn.  Landeskunde,  8.  88  f.  -  Staatshandbuch  für 
Sachsen-Weimar  18(54,  S.  197,  14.  -  Stark,  in  Th «ring.  Vereins-Zeitschrift  II  (1857).  S  154,  nbpr  das 
Siegel  mit  dem  alten  ScUomImui.  —  Stechele,  in  TbOring.  Vereina-ZeiUcbi.,  N.  F.  II  (1882),  8.  4Ü. 
-  WArdtwtla.  Thutagfe  a4  EMuMdi^  a  8lL  ~  Z«jts,  0«Mh.  d.  MuktJL  BrnbOA^  a  ISa 

Kirche  [an  stelle  einer  IGöü  abgebrannten],  1670  begonnen,  aber  erst  1721 
unter  Herzug  Wilhelm  Emst  (1683—1721)  eiugeweihL  (Die  Stellung  des  Thormes 
könnte  auf  Benntsrang  filteren  Baues  seUiessen  lassen,  dann  jedodi  nur  in  Betreff  der 
Fundamente.)  Sie  ist  ein  gutes  Beispiel  der  grösseren,  in  jenen  Gegenden  zu  Au- 
lang  des  18.  Jahrhunderts  errichteten  Bauten,  bei  dmen  wieder  drei  Schiffe  des 


GiundriM  der  Kirdie  sn  NiedmoMla. 


Lanc^ianses,  wie  im  Ifittdaltar,  aber  dnreh  Holsoonstmetion  hergestellt  verdeo.  Dw 

Chor  ist  ziemlich  breit  gegenflber  seiner  Länge.  Ihn  fallt  ganz  der  mächtige  Kanzel- 
bau  aus,  welcher  mit  der  gesammten  Architektur  der  Kirche  so  in  Zusammenhang 
componirt  ist,  dass  er  gleich  hier  mit  zu  besprechen  ist  (Lichtdruck).  Er  erinnert  in 
maadier  Besiehung  an  die  katholischen  Hochaltftre  SOddentschlands.  Unten  werden 
durch  seinen  Bau  die  beiden  Triumphbogen-Pfeiler  des  Chores  vollstfindig  verbanden. 


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Briuiatch  in  Jtmt.  Liehtdnick  von  lUmmUi  *  Jonai,  Dn»ilm. 

Kanzelbau  in  der  Kirche  zu  Niederross'.a 

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37   Apolda.  NiKOUuwäMx  343 


Die  unten  sn  den  Seiten  der  mitOeren  Oeffirangen  Vortretenden,  grossen  Engelsligineii 

halten  in  den  Händen  Tücher  als  Altar-Einfassungen.  (Ihnen  gegenüber  stellen  sich 
hei  den  Abendmahls-Handlunf^cii  Knahen  auf,  welche  die  anderen  Enden  der  Tücher 
halten.)  Ueber  den  Figuren  steigen  Fruchtbündel  auf;  darüber  tragen  Engel&köpfe 
■b  Coiwden  die  Terkröpfung  des  Gebilken.  Zogt  diese  Lösung  in  ihrer  Zeichnung 
unmittelbare  Studien  sfldlidier  Kniwt,  so  verriOi  die  Gliederung  des  gsm  im  Stil 
der  Steinarr-hitektur  profilirten  Gebälkes  speciell  die  römische  Spätrenaissance.  Auf 
den  itUf^seren  Ecken  des  Gebälkes,  dicht  am  Triuniphbogen-Pfeiler,  stehen  die  lebens- 
grosseu  Figuren  Mosis  und  Christi;  in  der  Mitte  steigt  der  eigentliche  Kf^uzelbau 
als  OI)er1>«tt  reidi,  in  ausgesprodienen  Jesuiten-Stil  auf.  Im  Gmndrise:  V^,/  ge- 
Irildet,  zeigt  er  zumal  an  der  Vorderseite  höchst  lebcuidige  Gliederung  durch  die  zwei 
Säulen  mit  hohen,  durch  Schilder  (daran  Gemälde  der  Geburt  und  der  Verkündigung) 
verdeckten  Postamenten,  gewundenen  und  von  Reben,  bezw.  Aehren  umrankten  Schäften ; 
diese  lassen  die  im  Ganzen  rechteckig  vortretende,  aber  mdufaeh  gebrochene  Kanzel 
ein  und  tngm  ein  bidies,  tlberall  rateii  Terkrflpftee,  in  tor  Mitte  durek  den  vor- 
tretenden Schalldeckel  noch  stärker  unterbrochenes  Gebälk.  Zur  Verstärkung  der  I.eb- 
haftigkeit  wird  der  obere  lünizel  -  Eingang  von  Stuck-Vorhängen  eingefasst  und 
von  einer  oifenen,  unter  dem  Schalldeckel  schwebenden  Krone  bekrönt  Den  Effect 
Steigert  das  Gebftllc,  auf  dessen  Ecken  die  Figuroi  der  Holfining  und  Barmbersigkeit 
stehen,  darüber  nochmals  eine  hohe,  rechteckige,  mit  dem  Gemälde  der  Kreuzigung 
gefüllte  Tafel,  deren  als  Einfassung  herabhängende  Fruchtstränge  und  aussen  herab- 
geführte Schnörkel  mit  Voluten  gar  zu  unruhig  vrirken ;  noch  mehr  das  von  Consolen 
getragene  Abscfaloan-Gekilk,  «eldiea  VoUangebOde  md  vmi  aftiende  Engel  mit  dem 
^pmdibund:  JSliv  asi  OeU  iii  dbr  IßA  trftgt.  Immerhin  ist  der  Gesammt-Aüfbau 
durch  seine  absoluten  Maasse,  wie  durch  die  Verhältnisse  der  Haupt-Abtheilungen  von 
unleugbar  imponirender  Wirkunv'  Das  eigentlich  Künstlerische  und  der  Figuren- 
schmuck  sind,  wie  bei  allen  damaligen  Werken  der  Gegend,  weniger  gelungen,  auch 
im  EünsebieD  ohne  liebevolle  Sorgftdt  ausgefOhrt  Der  Kanselbau  ist  von  Hols,  mit 
Gips  und  Stuck;  abgesehen  von  den  Gemälden  in  einftushcD  Farben,  weiss,  braun« 
grau,  marmorirt,  mit  theilweiser  Vergoldung  gehalten.  Zur  vollen  Wirkung  des 
Kanzelbaues  an  dieser  Stelle  trägt  abrigens  bei,  dass  die  Triumphbogen-Pfeiler  unge- 
«ftbnlicb  stark  in  das  Innere  vortreten.  Infolge  deeaen  flUt  nlmUeh  das  von  den 
Fenstern  der  Nord-  und  Sttd-Seite  dee  Ghoree  her  strahlende  Udit  nicht  direkt  in  dm 
Gemeinderaum,  sondern  ist  abgedeckt,  und  der  Kanzelbau  erscheint  dadurch  in  vollerem 
Licht.  Das  starke  Vorspringen  der  Triumphbogen-Pfeiler  bietet  auch  den  Vortheil, 
dass  im  Langhaus,  wo  die  Aussenmauern  nicht  starker,  als  sonst  gewöhnlich  gegen  die 
Chormanem  vortreten,  nun  die  durch  die  tingebauten  Emporen  entstehenden  Seiten- 
schiffe viel  breiter  sind,  also  auch  viel  schAner  mr  Geltung  kommen  als  nmlst  bei  dieser 
Art  der  Construction.  Diese  Emporen  steigen  an  den  Langseiten  in  einer  dorischen 
und  darüber  einer  ionischen  Ordnung  aul,  während  eine  dritte,  korinthische  Ordnung 
die  Decke  trägt.  Die  awischen  Fibstem  «eit  gespannten  KorbbOgen;  r — \  neigen  in 
ihren  Archivolten,  vrie  die  darttber  unverttrOpft  durchgehenden  Gebftlke,  den  ernsteren 
Classicismus  des  17.  Jahrhunderts;  die  Brüstungsflächen  der  Emporen  enthalten  je 
drei  durch  einige  verkröpfte  Linien  umzogene  Felder,  deren  mittelstes  jedesmal 
Cartouchenwerk  oder  einen  gemalten  Apostulkopf  zeigu  Au  der  Westseite  {Ä)  ent- 
spricht eine  untere  Empore  der  ersten  dtr  Lragseiten»  nur  dass  hier  in  der  Mitte 


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344 


NlBDE&IU)SSLA. 


Apolda.  38 


der  mittelsten  Abtheilung  das  weimarische  Wappen  in  Relief  vortritt,  in  jeder  seit- 
lichon  eine  sinnbildliche  Darstellung  (die  linke  mit  dem  knieenden  Herzog  Wilhelm 
Ernst)  gemalt  ist.  Au£faUend  ist,  dass  in  der  Ecke  keine  Stütze  steht;  so  treßen 
hier  zwei  Stücke  der  KnrbbOgeB  avf  dnander,  und  ist  der  Trefipunkt  dnrcb  einen 
berabhiiigeiideii  Zapfen  maridrt  Em  zwdtee  Emporai-Geeeboei  der  Westseite  ist 
durch  ihren  nach  Westen  im  Grundriss:  _  zurücktretenden  Bau  reicher  bewegt; 

auch  hier  fehlen  an  der  Stelle,  wo  der  Knick  ist,  Stützen,  sd  diiss  die  Korbbogcn- 
Stücke  in  ihrem  Lauf  einander  tretfen  und  eine  ganz  complicirtti  LiDienfOhning  da- 
dnreh  entetebt,  dass  die  beiden,  vngleich  BogenMOdce  in  leiser  Schweifimg 

gegen  einander  hoch  geführt  sind.  Um  die  Mittelpartie  als  Fürstenloge  stärker  zu 
kemsseichnen,  sind  ihre  beiden  Stützen  als  kräftige,  dorische  fniclit.  wie  bei  den 
Langseiten,  ionische)  Pilaster  behandelt  und  mit  ßlumenwerk  hübsch  gefüllt  (weiss  mit 
Vergoldungen),  in  den  Zwickehi  darüber  aber  (mittelmässig  ausgeführte)  Engelsfiguren 
anfgestellt,  weldie  Fstamiiweige,  besw.  ein  Iber  der  Ifitte  angeheftetes  Sehüd  mit 
dem  NaroenszTig:  W.E.  halten.  Weniger  glücklich  ist  es,  dass  als  feinere  ünter- 
theilung  des  Fürsten  Standes  die  in  jedem  Feld  droitheilige,  mit  dem  Gesims:  — > 
überdeckte  Fenster-Architektur  den  Gesammtzug  nicht  mitmacht,  sondern  im  Grund- 
riss in  einer  geraden  Linie  sich  fiirtsetst  (Dadnrdi  entsteht  in  den  seitlichai  Feldern 
der  Westseite  zwischen  der  oberen  Bekrönung  dieser  Untertheilung  und  jenem  tragenden 
Schweifltogen  eine  bässliche  Leere).  Die  beiden  Figuren  der  Gerechtigkeit  und  des 
Glaubens,  welche  rechts  und  links  die  Westempore  schmücken,  haben  ebenfalls  keinen 
guten  Standpunkt,  sind  auch  ziemlich  rdi  awgeltthrt. 

ÜMier  dem  FOntenstsnd  ist  die  Westempcfn  mit  den  gemalten  Brastbildem 
Davids  und  zweier  Propheten  geschmückt  TTdicr  ihr  ist  dannlnine  weitere,  tragende 
Pfosten-  und  Bogeu-Stellung  angebracht,  vielmehr  verschwindet  die  Decke  des  Mittel- 
schiües  nach  Westen  hinter  dem  hier  aufragenden  0  r gel  bau,  welcher  einiges  Schnitz- 
werk, auf  den  oberen  GehSlken  titsende,  mnsidrende  Eagelsfigmreo,  in  der  Mitte  aber 
das  gemalte  Brustbild  des  Henogs  Ernst  August  in  rdchem  Goldrahmen  und  darüber 
seinen  Naraenszug  zeigt. 

Die  Decke  selbst  ist  von  Holz;  Uber  dem  MittelschiÖ  als  Spiegelgewölbe  mit 
Wdlbflftchen  an  der  Nerd-  und  SAd-Seite  gedacht,  mit  einigen  Umrahmungs-Linien 
der  WAIfafladimi  und  des  Spiegels,  sowie  dem  (Tid  su  Umnen)  Gemftlde  Gott  Vaters, 
Christi  und  der  Taube  im  Mittelfeld  des  Spiegels  und  den  Brustbildern  von  je  zwei 
Propheten  in  den  Wölbfläctaen.  lieber  den  Seitenschiffen  und  die  Holzdecken  flach, 
einfach  geputzt 

Ebenso  shid  die  Wände,  sowie  die  Emporenfllcben  ▼orsngsweise  weiss  mit  etwas 

Grau.  Abgesehen  von  dem  bereits  geschilderten,  farbigen  und  goldenen  Schmudc  im 
Osten  und  Westen  und  den  gemalten  Medaillons  an  den  Brüstungen,  ist  nur  zu  er- 
wfihnen,  dass  die  Schafte  und  Postamente  der  Pfosten  und  die  Zwickel  marmorirt 
gemalt  sind,  was  zu  grob  gemacht  ist,  um  zu  täuschen,  und  so  nur  einen  kalten 
Eindruck  macht  (Der  jetzige  kunstvecständige  Pfarrer  beabalcht^  einen  neuen  An- 
strich  durchzufilhren.)  Auch  die  KirchenbSnke  sind  grau  marmorirt.  An  den  Wangen 
derselben  befinden  sich  ziemlich  grosse  Malereien  einzelner  Halhfiguren :  an  den- 
jenigen nördlich  und  südlich,  nahe  dem  Altar,  beüuden  sich  Chriätus  und  Johannes; 
an  den  Eingangs-Thflren  zur  südUcben  dieser  beiden  Bänke  und  an  denen  der  fbl- 
geaden  nördlichen  und  sOdlichen  Bänke  je  etu,  zusammen  acht  Apostel,  welche  sich 


39  Apolda. 


NlEOKaKOSBLA. 


mit  vienn  an  den  ThQrcn  der  im  Westen  aufgestellteD  Bänke  ergänzen;  an  den 
Thoren  zu  den  Bänken  am  Xordjiortal :  Moses  und  Aaroii.  Diese  Ilalbfigurcn  sind 
die  besten  Malereien  der  Kirche  und,  soweit  sie  nicht  übermalt  sind,  ganz  rühmlich 
in  Bewegung  und  AusfOhruug.  An  den  Emporen  der  Langseiteu  sind  unten  und 
oben  Je  imi  Paare  Pta^eteo,  alao  im  OanceB  adit  dangeatellt  AiMb  aa  den  Schrig« 
wAndcn  des  Chores  sind,  in  ziemlicher  Höhe,  OcmäMe,  Auferstehung  und  Himmelfahrt, 
diese  schlecht,  nach  gewöhnlicher  Vorschrift  aasgeRUirt,  in  Stuck-Umrahmungen  vom 

Umiiss:  j  |  . 


(Alle  diese  Gemälde  an  Wänden,  Riinkcn,  Emporen  und  Kanzclhau  haben  nur 
decorativen ,  keinen  selbständigen,  künstlerischen  Werth  und  sind  darum  der  Be- 
sprechung der  einzelnen  Theile  angereiht  worden.) 

Das  Aeassere  der  Kiielie  tat  ganz  stattUeh,  aucb  durch  regelmftssige  Anlage  der 
Oefihungoi  bemerkenswcrth,  aber  nüchtern  und  unkirchlich.  Alle  Fenster-  und  Thflr- 
Oeffnungen  an  Chor  und  Langhaus  sind  rechteckig;  an  jwler  Seite  des  I^ani^hanses 
je  drei  in  zwei  Geschossen,  davon  die  mittelste  der  Nordseite  die  Thür  (früher  auch 
der  Südseite,  jetzt  bis  auf  eine  Fenster*Oefliiung  sugeniaaflrtX  disse  mit  einiger 
Fn^imng  des  mit  Ohren:  ^fj*  gebOdetm  Sturses  (darin  der  Sprach  aas  Prediger 
Salom.  4,  17)  und  bekrönt  von  zwei  Löwen  mit  Cartouchen-SchiW  (darin  der  Spruch 
aus  1.  Mosis  28,  17  und:  I72:i).  Hässlich  ist  das  Ober  Chor  und  Langhaus  gehende, 
geschweift  gebrochene  Walmdach  mit  den  Erkerfenstern.  Der  Thurm  reicht  bis  fast 
snm  First  desselboi  mit  seinen  beiden  ersten,  dmrch  kein  Gesims  getrennten  Ge- 
schossen, von  weiehen  das  Erdgeschoss  an  der  Nordseite  eine  Bechteck-Thllr,  das 
erste  Obergeschnss  an  jeder  Seite  Fenster  mit  der  üeberdeckung:  — zeigt. 
Ueber  einem  Gesims  steigt  der  Thurm  gewaltig  auf,  in  seinem  obersten  Gescboss  auf 
Jetor  Seite  Ten  einem  grossen,  ebenfalls:  ^^.^^-^  liberdedrten  FenstR  irateriirochen. 
Einige  im  Pnts  hergestellte  Lisenoi,  verkrOpfte  Felder  und  ebene  OonsoIeB-OesfaBS 
suchen  die  grossen  Flächen  etwas  zu  beleben.  Oben  schliesst  der  ma^^^ive  Bau  mit 
einem  Dach  von  vier  an  den  Spitzen  barock  volutirten  Walmen,  darüber  folgt,  zurück- 
gesetzt, eiu  beschiefertes  Achteck -Geschoss,  mit  Scbweifkuppel  und  nochmaliger 
Zwiebdiciq[ipel. 

Kronfeld  I^&lMl—  SekBrnann,  Ledbn TII,  äSlS.  —  8«lianift«i,  Laniedtwiih&ttlL 

Grabmal  an  der  Ostwand  hinter  dem  Kanzelbau,  im  oberen  Abschluss  von 
dem  Podest  der  Kanzeltreppe  verdeckt ;  schwülstig  barock.  Hängendes,  von  Carfouche 
mit  Früchten  und  Schnörkeln  umrahmtes  Schild  mit  Inschrift  für  den  fürstl.  sächs. 
Amtsrerwalter  Fischer  sn  Hensdorf,  f  1672,  TemilhH  mit  Anna  Katharina,  geb.  Ziege. 
Im  Haupttheil  BeUeÜB:  zwei  HeniH-n  mit  Fruchtbündeln  besetzt,  oben  mit  mensch- 
lichen Oberkörpeni ,  von  seitlichen  Rankenwerkeii  übertriebenster  .^rt  (darin  die 
Wappen  der  Familie)  eingefasst,  tragen  ein  verkröpftes  Gebälk.  Unten  vor  den 
Hennen-Postamenten  knieen  einander  gegenüber  die  Idefncn,  Imserst  plump,  fast 
komisch  gesrbdteteD  Figuren  des  Ehepaares;  swtaehen  ihnoi,  an  der  von  den  Hermm 
eingeschlossenen  Fläche  die  11  Kinder;  darüber  an  der  Fläche  ein  Bibelspruch,  ein 
zweiter  darüber  in  einer  Draperie,  von  Engeln  gehalten  unter  einer  Krone ;  darüber 
kleiD%uriges  Belief  Christi,  zwischen  jubilirenden  Engeln,  Kronen  und  Wolken,  von 
eharakteristiseher  CMechmaekloB^eit,  in  einem  Rnndbegen.  Ueber  dem  Gebllk  an 
gebauchter,  gebrochener  Giebel  mit  Schnörkeln,  Engdsimpf  und  Frttchten  um  ein 
Sprucbschikl;  oben  ein  Schttdei  mit  Gebein  und  Schlangen. 


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346 


NtEi>ino«.A. 


Apolda  40 


Grabstein  im  Fussboden,  vor  dem  Altar;  Tafel  mit  langer,  lateinischer  In- 
schrift für  den  wt-iland  orzliischofl.  magdcl)urgischen  Rath  und  Präsidenten  der 
Salinen  zu  Halle,  dann  des  durcblauchtigsteu  FtLrsteu  von  Sachsen,  Jülich  etc.  Amt- 
nuBii  in  Boadft  und  SftliDeniiMpector  in  Sola,  Gaq».  Goldstdn,  f  20.  Dw.  1619,  vob 
seiner  trauernden  Wittwe  Marg.  GerstttdMTg  gestiftet,  mit  Wappen  in  den  Ecken 
and  Schildwerk  als  seitlichen  Umrahmungen. 

Grabstein  an  der  Südost- Wand  des  Chores,  zum  Theil  durch  die  Kanzeltreppe 
verdeckt.  Umschrift:  ....  1558  DEN  22  TAGK  NOVEMBRIS  STARB  DKR  ERBAR 
VND  WOLERFARNE  THOMAS  ZSGHIBP  DIE  ZEIT  SCHOSSER  . . .  DEH  GOTT 
6VEDIG  VND  BaSHERZIG  SEI.  Darin  ein  von  korinthischen,  gewundenen  Säulen 
getragener  RundlK)gen,  in  dessen  Archivolte:  MARGARETHA  CONH^XX  THOMAS 
IOANES  BALTHASAR  MAITHEVS  WOLFGANGVS  ET  VITVS  FlUI  STATV- 
ERYNT  1599.  In  dem  Bondbogen  steht  der  Verstorbene,  mit  Hirt,  in  Amtelnd^ 
mit  Peib,  eine  Bolle  in  den  Hfenden  Aber  der  Brost,  von  reelit  tOdit^  Arbeit 
Weniger  gelungen  die  in  den  Zwickeln  ruhenden  Adam  und  Eva.  Schiiner  Sandstein, 
aber  weich,  daher  verwittert  [Nase  der  Figur  fehlt];  oben  noch  wohlerhalten,  besonders 
die  Inschrift  scharf. 

Grabstein  an  der  ChOT-Nordvrand,  der  Marg.  Kestner,  geb.  Ifackeroth,  f  1574, 
Sehvestmtoditer  Lnthen,  mit  Inschrift  in  Versen: 

MABTINVS  LVTHEB  WELTBEEAmUT,  SEIN  SCHWESTER  DOROTHEA 

GENANT 

PAVL  MACKENROT  VERTRATET  WAR  IM  ESTANDT  MICH  MIT  EIN 

GEBAR 

HEIN  NAH  MABGBETH  ANZEIGET  FEIN  MEI .  KEVSCHEIT  WIE  EIN 

PERLEN  (Margarita)  REIN 
MEIN  ElfA  (ElUMnn)  SAMVEL  KESTNER  WAR  MIT  DEM  LEBT  ICH 

 23'/,  lAHB 

ACHT  KINDER  VNS  BESCHERET  GOTT  ZWEI  WIEDER  ABGEFORDERT 

HAT. 

ALS  MAN  NV  74  ZELT  DEN  6  APRIL  MEIN  GOT  GEFELT  (gefällt) 
MICH  AVCH  NACH  MEIM  SCHMERZE  (?)  GROS(S)  ZV  SICH  ABHOLT  IN 

SEINEN  SGHOS 

DER  LEIB  IN  DER  ERDE  LEIT  Oiegt)  DIE  SF.LE  LEBT  IN  EWIGKEIT. 
Darüber  in  Relief  das  Brustbild  der  Verstorbenen  in  betender  Haltung,  zu  lieiden 
Seiten  des  Kopfes  Engelsköpfe  und  unter  dem  linken  Kestner's  Wappen,  unter  dem 

rechten  die  Buchstaben  und  Zeicheu  des  Steinmetz:        u  (?). 

0>ehwend,  EiMobogiMbe  Chronik  (1758),  &  76  Amn.  Z.  —  a  L«b«r,  Hiitorie  tob  Boihm- 
bnrg  17S2,  8.  8W£  —  D.  Blehtor,  G«BmL  hMmna^  8.  S4— 16.  —  BeliQiBtBB,  LBrikoB  VII, 

S.  314.  Schumann,  T.amloeliunde,  S.  88.  —  J.  G.  8.  S  ch  wab e,  Histor  Nachr.  v.  d.  zahlK  Ibi 
Grotsherzoptb.  S.-Weimar  bef.  Moniinenten  u.  Rol  I.uthers  1817,  S.  6.  58  f.,  mit  Abbild.  Tȣ  1. 

[Genialdo  Luther's  auf  Holz,  ohne  Kunstwerth.  —  Schwabe,  8  94] 
Glocken.    1)  1774  von  J.  G.  Ulrich,  mit  Arabeskenfries,  der  Angabe  des 
Chtsses  QBtflT  Anna  Amalia  und  Oari  August,  zur  Ehre  der  DreilUtigkeit,  dem  Sprodi: 
AD  SACRA  VOCO  FUNERA  PL  ANCO  HORAS  DESIGNO  NOCTÜRNAS  ATQÜE  DI- 
UBNAS  (Zum  HcOigfhiiiiie  rufe  ich.  Tote  beUage  ich,  die  Stunden  des  Tages  nnd  der 


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41  Apolda. 


347 


Naeht  verklliide  ich)  mid  dem  «einariadien  Wappen.  —  2)  1777  ven  Gebr.  UMdi 

in  Apolda,  mit  barockem  Oroamentfries ;  Spruch:  GLORIA  IN  EXCELSIS  DEO, 
den  betr.  Namen  und  weimarischem  Wapiien  .^4  cm  Durchmesser.  —  3)  1774,  mit 
Doppelwappeo,  Spruch:  SOLI  DEO  GLOKIA  uud  dem  Oroamentfries,  wie  an  der 
Toiigen  Glocke.  07  cm  Darchmesser.  —  4)  1715,  mit  Akantfaiublfttteiii  nnd  Uliich^s 
Wappen.  50  cm  DardmeBser. 

Grabmal  aussen  an  der  Nordmauer,  hoch  aufgebaut  Sockel  mit  mehrfachen 
Absätzen;  darauf  Sarkophag-Nachahmung,  mit  zwei  ^'egen  einander  gekehrten  Sprucli- 
achildero.  Links  steht  auf  ihm  die  Figur  der  lloÜhuDg,  rechts  sitzt  die  des  Glaubens 
mit  Krwu  nod  Bock,  diese  von  redit  geftlliger  HattoDg.  In  der  Mitte  eihebt  eidi 
ein  Obelisk,  daran  ein  grosses  Cartouchen-Schild  mit  der  Inschrift  far  den  fBiatt. 
Land- Rentmeister  Georg  Christ  Hans,  f  darttber  ein  Sprucksckikl  in  Dcaperie; 
als  Aufsatz  eine  Urne. 

Kirchhof  Auf  den  Einganga-PfeOem  3  lebensgrosse  Figuren,  aus  der  Mitte 

des  18  Jahrhunderts,  links  eine  Fran,  mit  einem  Fuss  auf  einer  Kugel,  die  Hände 
betend  erhoben,  rechts  ein  JfingHng  in  vornehmer  Tracht  der  damaligen  Zeit,  die 
Linke  betheuernd  auf  die  Brust  l^end.  Die  Figuren  sind  lebhaft  bewegt,  manierirt, 
aber  sehr  sebwnngvoU  und  kOnatleriaeh  geaibeitet,  auch  gut  erhalten,  sehen  nur  durch 
aufgetragene  und  stellenweise  abgeblätterte  Farbe  weniger  wii^sam  ans,  als  rie  es 
bei  Beseitigung  der  Farbe  und  foridoeem  Schuts-Anstrieh  sein  vflrden. 

SeblotS,  geborte  im  12.  JahrimnderC  den  Bitlera  w«  Boda,  adt  dem  14 

den  Vitzthumen  von  Apolda  zu  BjmUbl.   Als  es  Apel  1447  mit  dem  Ort  an  ifonog 


Wilhelm  gab,  hielt  dieser  sich  dort  zeitweilig 
auf,  feierte  auch  dort  seine  Hochzeit  mit 
Katharina  von  Brandenstein,  deren  Vater  dann 
Ort  und  Schloss  von  ihm  erlkielt  Ans  dieser 
Zeit  stammen  die  ältesten  erhaltenen  Thdk 
des  Gebäudes  her;  andere  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert und  von  1739,  in  welcher  Zeit  das 
Gut,  wieder  landestan^  geworden,  Sita  fer- 
schiedener  Aemter  war.  1779  kaufte  Goethe 
(las  Gut  und  besass  es  10  Jahre  lang.  Jetzt 
Kammergut,  ist  es  nur  /.um  Theil  bewohnt 
und  modernisirt;  gerade  die  mericwOrdigen 
Theile  dienen  als  Vorraths-B&nme  oder  sind 
ganz  ausser  Gebrauch.  So  ist  die  Erscheinung 
trotz  der  stattlichen  Ausdehnung  und  des 
grossen  Thunues,  des  ehemaligen  Berg- 
f  ri  ed  s,  von  wenig  kunstgesehiditfiehem  Werth, 
und  es  sind  nnr  die  liervorrageuderen  Einzel- 
heiten herauszugreifen.  Das  Schloss  hegt  in 
der  Ebene,  nur  durch  Wasser  ringsum  ge- 
sdiOtst,  an  der  Nord-  und  Westseite  doneh 


die  Dm,  welche  an  den  beiden  anderen  Seiten  l4«e|ibui  desScUowes  m  Niodenonhu 


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348 


NlKDXUlOBSLA. 


Apolda.  42 


im  Graben  henungefQhrt  ist;  Brücken  ftUiren  an  der  Ost-  und  Sfld-Seitc  herOber. 
D'wsv  An1:i'_'('  tjchört  erst  dem  17.  Jahrhundert  (nicht  dem  12.  oder  13.,  wie  Hess 
meint)  an  Die  Gebäude  sind  im  Aeusseren  einfach;  nur  der  im  Osten  gelegene 
Haupt-Eingang,  aus  dem  18.  Jahrhundert  (A),  zeigt  einen  Korbbogen:  r  ^  auf 
PfUIern,  dngaliaast  tod  Fflasteni  mit  OompoBitcapitelleDf  fveldie  ein  starlE  veilcrOpftes 
Gebälk  von  der  Form:  ^^y^.  tragen;  über  der  Mitte  ein  Cartouchen-Schild  mit 
dem  Rautenkranz,  Namenszng  Ernst  Aut^ust's  und  Herzopshut.  Durch  den  Durchgang, 
welcher  Kreuzgewölbe  und  an  der  Wand  eine  Wasserstands-Marke  mit  Inschriften 
(Cbm«  annum  imtttdatiems  «l  aqiuumm  aXHUudmem  (so)  und  Cerm  H  hoe  palaHmm 
a  gloriosissi$no  Emesto  Augwto  novo  et  concinno  habUu  dtmattm  otmo  173.9)  von 
1739  und  Monogramm  in  Cartouchen-Ümrahmung  hat,  gelangt  man  in  einen  Vor- 
hof.  Einfache  Gebäude  im  Osten,  Norden,  Süden;  nach  Westen  Gartenland.-  Der 
OstflOgel  soll  zu  einem  ehemaligen  Kloster  (V  höchstens  Klosterhof)  gehört  haben. 
Duidi  tinen  Darebgaog  desselben,  der  sidi  dann  so  ein«'  spitsbog^gen,  dem  15.  Jähr- 
hnndert  gehörenden  Durchfahrt  verbreitert,  gelangt  man  in  den  zwdten  Hof.  Dieser 
ist  klein,  unrepelrnftssic  fünfeckig,  ringsum  von  nlttm  Gebiiuden  umgeben.  An  der 
Sfldwest-Ecke  dieses  Hofes  erhebt  sich  der  rechteckige  Thurm  bis  zu  56,4  m  Höhe, 
mit  alten  FoiBtendiHtsnn  nnd  ernenertem  Helm  nnd  WetterfUine  (reich  geschmiedet, 
mit  blasendena  Engel).  Das  Ostgebäude  des  Hofes  zeigt  eine  einfache,  rundbogige 
Eingangs-Tliör  dos  10.  Jahrhunderts,  eine  spit/bopifjc  Thür  im  ersten  Ohergeschoss. 
Im  Nordgebäude  sind  mehrere  Fenster  spätgothisch  (15.  Jahrhundert),  rechteckig, 
mit  Mittelpfosten  und  einiger  Profilirung.  Im  Nordwest-Gebäude  eine  rund- 
bogige  Erngangs-Thtlr  des  16.  Jabrhnnderts.  Im  Slldwest-Geb&nde  Ahrt  im 
Erdgeschoss  eine  spitzbogige  Thür  mit  Wulstprofilen  des  16.  Jahrhunderts  in  einen 
Lagerraum,  der  friiher  ein  Rittersaal  gewesen  sein  muss  und  profilirte  Deckenbalken 
bewahrt  hat;  darüber  ebenfalls  eine  Spitzbogen-Thür.  Im  Westgebäude  befindet 
sieh  im  »reiten  Obergesehoss  ein  grosserer  Remn  mit  profilirten  üeekmibalkett.  In 
denselben  führt  yom  Hof  ans  (durch  (3al1erie  vermittelt)  eine  Thür  des  15.  Jahr- 
hunderts, der  interessanteste  Rest  des  ?cblo?ses.  weil  solche  jirofilirten  Holzthüren  selten 
erhalten  sind.  Sie  zeigt  zunächst  einen  mit  Wülsten  und  Kehlen  profilirten  Spitz- 
bogm,  der  aber  von  einer  nochmals  schön,  mit  Wulst  und  Kehle  profilirten  Umrah- 
mrog  mit  der  oberen  Ueberdeekmg:  nmaogen  ist;  dann  ist  die  ganze  Thflr  noch 
rechteckig  umrahmt,  mit  regelmässigen,  senkrechten  Einkerbungen  und  Abkantungen 
als  Verzierungen  des  ol)eren  Stückes  über  dem  Sturz:  A  Derselbe  Raum  enthält 
an  der  gegenüber  liegenden  Seite  noch  eine  profilirte,  rechteckige  Thür;  an  der  Ost- 
sdte  eine  rundbogige  des  18.  Jahrhenderts.  Im  dritten  Obergeeehoes  des  Ostflflgels 

eine  S])itzbogen-ThOr.  —  Heeg,  in  ThUring.  Vereins-Zeitiichr.  (1869).  III.  S.  162  u.  (1866),  VI, 
8.  162  L  —  Baaiasp.  HentiDger.  IDtUMiL  —  Kronfeld,  UndetkoDde  I,  &  »ü;  II.  &  206.  — 
KYttaf»ld.  Apolda.  8.  146  Amn.  —  Loti,  Knofttopognphie  I,  S.  47Sl  —  Beia,  Tinning»  not 
n,  &  IM,  Ahm.  09.  —  8«liiia»Bii,  Loikin  YIl.  &  Sil 


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43  Apold». 


NUDEBTUBKA. 


349 


NiodOliralira,  7  km  owdöstlich  von  Apolda,  im  hersfelder  Zehntverzeichnissc 
Dritrara;  913  cortis  Dribnra  (CMber-  und  Niedertrebra)  in  pago  Hnsitin  in  oomitata 

Bftrdonis  von  Kaiser  Komrad  I.  dem  Kloster  Fulda  geschenkt;  1216  von  Pf.  Drusing 
in  Apolda  dort  Besitz  gekauft  und  dem  Kloster  Ileusdorf  geschenkt.  Der  f>rt  kam 
1815  von  Kursacbsen  an  Weimar.  Familie  von  Trebere  1146 — 1334  erwähnt  — 
H.  B0itK«r,  PKUMt»  «.  Oan-BMnna  IT,  8w  MB.  MB.  —  Droalt«.  Cod.  /äpl  Ftfd,  8.  974.  MB 
(Nr.  610.  668).  -  Dronke,  Tre<l.  ftdd..  S.  71.  Nr.  93.  98;  vffl  aach  S.  882.  —  Eisenach-SaliMr 
Thal,  8.  55.  —  t.  Faickenstein.  Thflring.  Chronik  II.  S  1373.  -  0.  Francke.  Da«  Rothe  Bneb 
r.  Weimar,  S.  15.  86.  185.  —  Qad«n.  Cod.  dipL  I.  S.  172.  —  Kneschke,  Deataehes  Adelt^Larikoa 
Vin,  S.  143;  IX.  8.  263  Kronfold.  Landeskunde  ü,  S.  207.  -  T.  .'i  n  d an,  in  Re«»..  Verein»-Zeito<-hr 
X,  S.  188l  —  Monum  (lorm.  bist.  4".  Diplom.  I.  S.  9.  -  Neue  Mittheilangen  dee  l*hür.-SÄch«.  Vereina 
XIV.  S.  520.  —  Bei  n,  Thuringia  sacra  II.  S.  124  Anm.  u.  an  mehreren  andeniSMIen.  —  v.  Boitzen« 
atein,  Begeaten,  8. 164.  —  Sehnltea,  Diraet.  dipL  II,  S.  51.  -  A.  Schamasn,  Lcodkon  Ton  Sachara 
Vn.  8.  339;  XVIII,  8.  345.  —  C.  F.  L  Schnnann.  Landeskunde.  S.  9Sf.  —  Stark,  in  Thflring. 
Vereins-Zoitschr.  H  (18.^7),  S.  146.  153,  flher  Siegel.  -  Stechelp,  in  Tharini,'.  Voreins-ZciUchr.  N.  F.  I 
(1879).  S.  i2a  m  -  B.  6.  Strnv«,  fliatori«  piaMnanm  (1722),  &  23.  27.  SO  Anm.  109L  114  Anm. 
—  Wenk,  H«H. LandfläkiiBd»  n,  ÜA.  ai7.  —  Wernclmrg,  in  JtkAOehv  lAkii.  raBiAvfc  HI, 
8.  89  t  -  Wolff.  Ckmrfk  d.  DiMtm  Pftrta  H  &  6i  M4  ff  -  Wlrdtwcla.  Ihni^l»  «t 
Eicbsfeldia,  8.  M. 

Kirch  6,  um  1750  gebaut  (nicht  1789;  vgl.  die  ihr  gleiche  Kirche  zu  Eberstedt), 
gross  lind  stattlich,  jiinc[st  auch  im  Innern  (.<4)  in  verhültnissmässig  reicher  Weise  nach 
Flauen  des  Architekten  Timler  erneuert,  soll  auch  farbig  im  Inneni  ausgeschmückt 
werden.  Der  im  Innem  6,60  m  tange  vnd  6  ■  ImitB  Chor,  wekfcer  den  TlmrD  tr&gt, 
ist  mit  einem  KreoigeivOlbe  geechloeeeo,  das  82,70  m  lange  mid  11,25  n  bnite  Lang- 
haus hat  eine  Ül)cr  den  Emporen  flache,  über  dcni  Mittelrauni  toiinenfönnige,  stuckirto 
Holzdecke  mit  tiachem  Spiegel.  Die  Pfeiler  der  in  zwei  r.eschosseu  angeordneten 
Emporen  sind  umkleidet  und  ganz  stattlich  unten  mit  dorischen,  darüber  mit 
ionischen,  oben  mit  korinthisdien  Gapitellen  ausgebildet.  IHe  Fenster  und  Tlillrea 
sind  regelmässig  angeordnet ;  am  Thurm  befindet  sich  im  Erdgeschoss  und  im  ersten 
(durch  kein  Gesims  getrennten)  Ober^eschoss  je  ein  Fenster  an  der  Nord-  und 
SUd-Seitc,  im  Langhaus  in  der  Mitte  der  Nord-,  Süd-  und  West-Seite  je  eine 
Eingangs-ThOr  und  darttt»er  ein  tdrinwes  (an  der  Westseite  iwei)  Fenster;  in  den 
Seiten  derThflr  sind  grOssete  Fenster,  und  swar  an  jeder  Langsdte  Je  swei,  an  der 
Westseite  eines  angeordnet.  Die  sämmtlichen  Oefhiungen  sind  flachbogig,  mit  Faschen 
(vortretenden  I'mrahmun^en)  und  Schlussste.inen  von  einfacher  Ausbildung  versehen, 
die  Thüren  ausserdem  mit  einer  nochmaligen  Umrahmung,  welche  im  Sturz  die  Form : 
hat,  80  dass  bti  aller  Besebeidenheit  und  yflcbtemheit  diese  Kireihe  vor 
vielen  den  Vortheil  der  Ebenmässigkeit  hat.  .\uoh  der  Thurm  ist  stattlich  und  Ober 
einem  bis  zur  Höhe  des  Langhaus-Daches  reichenden,  vierseitiijjeii,  fensterlosen  Ober- 
bau noch  nut  einem  (ebenfalls  ausnahmsweise  massiven)  achteckigen  Geschoss  ver- 
sehen, weldies  an  den  geraden  Seiten  unten  durch  die  das  abediHeBaende  Gesbns 
des  erwfthnten  Oberbaues  sienmden  GHebd,  in  der  Uitte  durch  flachbogige,  den 
unteren  gleich  g^liederte  Fenster  belebt  und  oben  mit  einer  Sdiiveiflnippel,  daianf 
Tabernakel-Aufsatz,  und  Kuppelchen,  bekrönt  ist. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  aus  der  Zeit  um  1750,  in  einem  Mischstil  von 
rOmisch-deutachem  Barodr  und  Zopi  g^nz  grossartig  entwidcdt  und  pyrsmidal  snf- 


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m 


NiXDUTKKBBA. 


Apolda.  44 


gebaat  Im  Erdgeschoas  Ofitaen  aidi  M  B4)geD,  mit  Omamentm  an  ihren  Sttmeo 

geschmückt,  zwischen  glatten  Pfeilern  und  (in  der  Mitte)  hohen,  frei  davor  gestellten, 
auf  Postamenten  ruhenden,  ionischen  Pfeilern.  Auf  ihren  verkröpften  Gel»älken  ruhen 
Uber  den  Seiteo-OeffnuDgeD  Ualbgiebel,  welche  in  Schweiflinieu  von  ganz  geschickter 
Bereehnimg  nneh  dem  MitteKheil  hin  ansteigen,  oben  froher  Urnen,  aeit  der  neuesten 
Restauration  die  Apostel  Paulus  und  Johannes  tragend.  Im  MitteltheQ  aber  erhebt 
sich  der  IIolz-Aufbau,  welcher  den  flachliogigen,  von  einer  rechteckigen,  verkropften 
Einfassung  umrahmten,  oberen  Kanzel-Eiogang  frei  lasst,  und  vor  ihm  korintbiscbe 
Pilaster,  während  zu  den  Seiten  Einfasaungs-Bretter  geschiiBrlnlt  und  durchbrochen 
gesehnitit  sind.  In  der  Mitte  tritt  dann  anf  einer  Oonaole  die  Kansd  in  lllnf  Seiten 
des  unrcgelmässigen  Achtecks,  in  S-förmig  geschweiftem  Atifriss  vor,  oben  derSdiaU- 
deckel  Auf  dem  verknüpften  Gebalk  der  einfasseudeti  Pilaster  sind  auf  den  Ecken 
Urnen  aufgestellt,  in  der  Mitte  erhebt  sich  nochmals  ein  geschweifter  und  geschnür- 
kelter  An&ata,  von  dem  Dreifidtigteita-Drdecic  im  Strahlenkrans  bdorBni  Holz,  farbig. 

Altarwerk  hinter  der  Kanzel  oben  angebracht,  gross  und  bedeutend.  Figuren, 
bezw.  Gruppenreliefiä  im  Mittelschrein  und  an  rlon  Innenseiten  der  Seitenflügel.  Im 
Mittelschrein  steht  Maria  (115  cm  hoch),  mit  Krone  und  Scepter,  das  Kind  auf  dem 
Arm,  auf  der  Mondsichel;  zu  ihren  Seiten  sind  Darstellungen  in  zwei  Reiben  (Unks 
oben  Y^Mndigong,  unten  Anbetnng  der  Könige,  rechts  oben  Heimsadning,  miten 
Gtebnrt  Jesu)  in  46  cm  hohen  Figuren  gearbeitet.  In  den  Seitenflügeln  stehen,  eben- 
falls in  zwei  Reihen  Ober  einander,  je  drei,  durchschnittlich  45  cm  hohe  HeiUgen- 
figuren.  (Im  Unken  Flügel  oben  ein  Heiliger,  dessen  Abzeichen  verloren,  vielleicht 
aber  Fanlas  darstellend,  dann  Mauritivs  und  Barbara,  unten  ete  lieiliger  Bischof 
mit  Bndl,  vielleicht  Bonifacius,  dann  ein  bartloser  Heiliger  mit  Buch  und  Katharina; 
im  rechten  oben  Dorothea,  ein  heiliger  Bischof  mit  Buch,  vielleicht  Nikolaus  dar- 
stellend, und  ein  beiliger  KAnig,  wohl  Heinrich  II.,  unten  Margaretha,  Petrus,  trotz 
leUenden  Abzeichens  genflgend  dur«ih  den  Typus  g^nnnieiltoet,  und  Jolunnes.)  Die 
Maria  ist  pappenhall,  andi  das  Bind  nngesdiidct  ansgeflihrt,  ebenso  die  12  Heiligen, 
mit  zu  grossen  Köpfen,  nicht  gelungen.  Diese  Schnitzereien  erinnern  noch  mehr  an 
Hochgothik,  dürften  also,  da  sie  doch  wohl  frühestens  in  die  Zeit  um  148o  fallen, 
nach  Alteren  Mustern  von  einem  älteren  Bildschnitzer  gemacht  sein.  Ungleich  besser, 
wohl  von  anderer  Hand  vnd  spAter  ansgefBhrt,  sfaid  die  vier  Soenen  ans  der  Vorgo- 
schichte  und  Kindheit  Christi,  lieben.swQrdig  in  der  .\uflassung,  besonders  gefällig  in 
den  Bewegungen,  natürlich  und  Beobachtung  de.';  Zufälligen  bekundend  (wie  z.  B, 
auf  der  Darstellung  der  Heimsuchung  Maria  und  Elisabeth  sich  die  ü&nde  geben); 
die  Falten  etwas  kleinlich,  aber  ganz  gut  durchgeführt  An  den  Anssenidten  der  FlOgel 
befinden  sidi  Oemilde,  Unks  Maria  im  Gemach  stehend  und  betend,  rechts  Christus 
am  Oell)crg,  dies  das  bessere.  Sie  sind  wohl  erst  um  IrV^O  ausgeführt,  ganz  tüchtig, 
von  Tiefe  und  Wärme  und  interessant,  weil  sie  an  die  Psoudogrünewald-Bilder  er- 
innern, welche  von  Manchen  für  Crauach's  Jugeudwerke  gehalten  werden,  von  dem 
bekannten  Granach'schen  Stil  aber  weit  entfernt  sfaid  und  starke  oberdentache  Ein- 
flösse verrathen. 

Weinflasche,  mit  Schraubdeckel,  darin:  1743  K.M. 

WeiDkanne,  von:  H.M.H.  1799,  in  Seidelform.  Zinn. 

Kelch  (von  1667).  Fuss  in  Sedupass-Form:  O;  auf  einem  Feld  die  Krewdgnnga- 
gruppe  anlegt,  auf  zwei  anderen  Wappen  (dreizinkige  Gabel  und  senkrecht  ge- 


uiyui^L,ü  Ly  Google 


46  Apolib. 


351 


theUter  Schild):  W.A.V.D.Q  nnd  M.U.V.G.&.B.  Der  Enanf  ist  aas  sechs 
Bnckdn  gebildet,  vor  deren  Jedem  ein  in  Form  eines  NageliropleB  «idender  WOifti 
vortritt.  Silber,  vergoldet 

Kelch.  Kii«?  in  Scchsin^s^-Forni :  O;  auf  einem  Feld  das  Wappen  der  Brüder 
Bodo  uud  Du;tricb  von  Bodenhauseo  Ualbmunde)  und:  1668.  Kuauf  rund,  luit 
Eiermuüter:  D.   Silber,  vergoldet 

Gloeken.  1)  HÖBT  IHB  HEIN  TONBNI)  RUNGEN  EÜF  ICH  ZDM  GEBET 
ÜNB  SINGEN,  ICH  ZEIGE  AN  FBEÜD  UND  LEID  WIE  ES  MIT  SICH  BRINGT  DIB 
ZEIT,  Fa^s  mit  versclihinf^cnen  Bäudeni.  Geschichte  der  Glncke  und  des  GusseS 
durcli  Gebrüder  Ulrich  iu  lateinischer  Sprache,  Namen  der  Behörden  u.  A.: 

tkMpobk  qVo  Bicals  ViX  tVtI  tktk  DoLkbat 
awHa  syspLum  LK)oLa  saXmiIab 
(Damals  als  laut  seufzend  beklagten  Saxoniens  Söhne,  Ob  des  Ausgangs  bang,  ihres 
Gebieters  Geschick.  Das  Chrono}?ramm  giebt  1757).  Ausserdem  ist  ein  Crucifix 
aufjgegosseu ,  eine  abgeformte  Medaille  eingegossen.  HO  cm  Durchmesser.  — 
2)  Zwei  Reihen  AknntlrasbUltter,  daswieehen :  DIIBOHS  FEUER  BIN  lOH  OBFLOBSEN 
GBOfiG  ULRICH  VON  LAUCHA  HAT  MICH  NEU  0M6EG0SSEN  (.so).  ]748.  Wappen 
«les  Ol.  V.  Bodenhausen  und  mehrere  Namen.  Die  Glocke  ist  olicn  ungewöhnlich 
breit,  unten  95  cm  im  Durchmesser.  —  3)  Laubstab-Fries.  TEMPORE  QUO  NOVÜM 
STUDIO  EXSTRUEBATUR  INGOLIS  LOCI  TEHPLUM  (In  der  Zeit,  als  mit  Eifer  den 
Einwohnern  des  Ortes  ein  nener  Tempel  erridit^  wurde).  Fries  mit  Huscheln.  In 
lateinischer  Sprache  Name  und  Geschichte  des  Glodrangnsses  durch  Gebrftder  Ulridi 
1786.  77  cm  Durchmesser. 

Ehemaliges  Rittergut,  1410  UmdgrAfliches  Lehn  der  Schenicen  von  Tanten- 
burg, kam  nach  deren  Aussterben  an  H.  v.  Daube  und  D.  v.  Werthem,  1656  au 
Herzog  Moritz  von  Sach?eii-Weis.seiifels,  dann  au  die  von  Erffa,  nsicli  IHOt;  an  die 
von  Bodenbausen,  von  diesen  durch  Kauf  181Ö  an  die  Gemeinde,  welche  es  lälü 
wieder  in  Privatbesitz  verkaufte,  als  welcher  es  1879  Hferm  Baumbach  gehOrte.  So 
die  Obevlittbrtan  Naduriehten.  In  Wiildldikelt  muss  eher  die  Familie  von  Bodenhausen 
hier  schon  lange  vor  1668  und  müssen  seit  dem  16.  Jahrhundert  überhaupt  zwei 
Adelsfamilien  zugleich  im  Ort  angesessen  gewesen  sein,  den  Kelchen  in  der  Kirche 
und  den  erhaltenen  Kesten  au  zwei  Wohnhäusern  zu  Folge.  Am  Thor  des  Baum- 
baob'schen  Hauses  befindet  sich  ein  Stein  mit:  H.S.T.H.Z.W.^  W.G'.Z.S.N. 
G.8.  G.  —  S.A. I.E.  Y.S.  ANNO.  —  DOMINI  1567.  Im  Hof  ein  älteres  Ge- 
bäude mit  zwei  Rundbogen-Fenstern  dieser  Zeit  um  1567,  darunter  die  Wappen  eines 
von  Bodenhausen  {D.Z.V.B)  und  seiner  Gemahlin  (?)  F.H.N.  in  Cartouchen- 
Bahmen.  Am  Hofthor  des  Herrn  Zeitachel  findet  sich  ein  jedenfalls  «bist  hemchaft- 
Uchea  Bnndbogen-Portal  des  16w  Jahrhunderts  mit  Sitseonsolen  und  Musdidnisehen 
an  den  Pfeilern  und  mit  Kehlen,  Wülsten,  Diamantüriea  und  Schachbrett -Fries  an 

den  Ardiirolten,  sowie  dem  Melstemidien: 

lilnitB;  a  iH»  dM  Ortet. 


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352 


ÖBBBMDOliff. 


Ipold».  46 


Oberndorf,  5  km  südwestlich  von  Apolda;  nach  SchnlteB,  Dir.  dipl  T.  8.  41  viel- 
leicht Obiminestorpf,  1315  Oberndorf,  1356  Ubemdorf,  wo  Kloster  Kapellendorf  Besitz 
erwarb,  andern  im  15.  Jahrhundert  die  Klöster  in  Heusdorf  und  Jena.  —  Avemann. 
Keichografen  u.  Burggrafen  v.  Ktrchb«rg.  Anhang  Diplom.  S.  56.  84.  92.  ^.  107.  139.  220.  -  Krou- 
f«ld.  Undeskoade  II,  S.  207.  -  Martin,  Urkondonb.  d.  Stadt  Jen»  I,  S.  867.  388.  -  MflDOke,  Script 
ter.  Germ.  I,  S.  Ttt  742.  —  Bein,  Tbarbgia  saen  II,  8.  ttll  SSL  —  A.  Sehamtnn,  LankoB 
TOD  SMbMii  Vn.  S.  624;  XVUI,  S.  379.  -  C.  F.  L.  ächumaBS,  iMdMkiudflb  aSSl  -  8t»rk.  in 
ThUaf.  Vaniiii>ZflitMhr.  (1867)  II,  8.  164^  flbw  dM  SitfeL 

Kirche,  FUial  voo  Solzbach.    OmndrisB-Fona:  |     \j2 .    Der  Osttheil: 

OilbMi  (elieiualige  Sacristei)  im  Innern  4,4  m  laug  und  3,8  m  breit,  und  Chor,  4,7  m 
lang  und  bicit,  welcher  den  Thurm  Mgt,  stammai  in  ilnw  Anlage  wu  dem  Mittel- 
alter, Wühl  dem  14.  JuhrbuiukTt ;  ebenso  das  rippenlose  Kreuzgewölbe  über  der  Sacristei 
und  der  spitzbogige  Triuiuplibugen  zum  Langhaus.  Dieses  selbst,  10,8  m  lang  und 
Ü,ä  m  breit,  wie  die  Ubrigeu  Einzelheiten,  sind  von  1713  (Jahreszahl  über  der  west- 
lidiMi  Eingnge-Thflr)  und  unbedeutend.  Dw  Qior  hat  eine  tonnenftrmigef  das  Lang- 
haus eine  flache  Holzdecke;  die  Sacristei  je  ein  rechteckiges  Fenster  an  der  Ost- 
und  Süd-Seite,  der  Chor  ein  solches  an  der  Südseite,  das  Langhaus  drei  riachhogige 
«u  jeder  Laugseite  und  eine  rechteckige  Thür  unter  dem  mittelsten  Fenster  der  Süd- 
seite (im  Stuiz  Btamenomameate  und:  S.D.G^  d.  h.  SoU  Deo  Gloria),  eine  Tlilir 
mit  Sturz:  _0-  an  der  Westseite.  Der  Thurm  ragt  mit  einem  it^öenieo,  von 
grossen  Rundbogen-Fenstern  erhellten  Obcrgeschoss  nur  wenig  Ober  das  Langhaus- 
Dach  und  hat  ilanii  iiofh  ein  veibroncrtes  Gi!.sciios.s  mit  Kechteck-Fenstern  und  ein 
Walmdach.  Bretterwand,  welche  jetzt  den  üsttlieil  der  Sacristtä  vom  übrigeu 
Baum  trennt^  mit:  1773  und  «dnigen  angelegten  Vanieningett. 

Kanselbau  hinter  dem  Altar,  aus  dem  18.  Jahrhundert  Unten  einfach,  mit 

drei  rechteckigen  Durchgängen.  Oben  als  Empore:  rechts  und  links  Brüstungsfolder 
mit  Sprüchen  in  Lorlit'Lrkhiiizcn,  in  der  Mittr  die  Kanzel,  im  Cit lUKiiiss:  mit 
Laubsträugen  au  den  Kanten  und  mit  Frucbtbündelu  au  den  Flachen.  Der  obere 
Eingang  wird  von  korintbiscbeu  Säulen  eiugefasst,  welche  das  verkröpfte  Gebftlk 
mit  dem  Sdudldeckel  und  ab  BekrOnung  eine  segnende  Ghiistuafigur  tragen;  sie  sind 
eingefasst  von  Brettern  mit  Früchten,  aussen  noch  von  auf  Voluten-Consolen  eteheuden 
Engelefiguren.    Uolz,  weiss  mit  P>luu,  Grün,  Gold. 

Kreuz,  in  der  Sacristei,  mit  aulgomaiter  Oluistusfigur,  aiu  dem  17.  Jahrhundert,  gut 
gewesen,  dooh  stark  verwittert 

Weinflaaehe,  mit  SehnmbdedfceL:  1799.  San.  —  %  Blnmenvaaen,  mit:  1791. 

Zinn. 

Altardeeke,  mit:  /77.7,  auf  rsth«  SsMe  und  mit  Goldspitien. 

Glocken.  1)  ANNO  DPI  XVCXVTI  (1517)  HILF  SANS  ANA.  80  cm  Durch- 
messer. —  2)  1799  von  Gebr.  l'lritili,  mit:  Midi  hts<jrgte  die  Gemeinde,  weil  sie  waren 
Gottes  Freunde,  ihren  Nahmen  schreibet  Gotty  dm  sie  dieses  Werk  getkan,  ewig  in 
den  Himmel  an.  65  em  Dniehmesssr. 


47  Apolda. 


363 


Am  Wohnhaus  von  Herrn  C.  Salzmaiui:  Hausthür,  aus  dem  Anfang  des 
16.  JulirbuuderUi,  iu  selir  güküustcltur ,  über  pruclitiger  Spätfjutbik,  aus  Haustuin. 
Oben  ist  es  dn  tief  gdiAUter  Sdiweifbogen:  C\  mit  Kanteostiben,  welche  eidi  mehr- 
fach (in  der  Stirnfläche  sowohl,  wie  in  der  üntt  ran-icht)  kreuzen,  au  den  Känipfem 
und  im  Scheitel  sich  gabelud.  Die  Seitenfl&cheu  siud  aber  schon  im  Geist  der  Ile- 
naissauce  abgeschrägt  und  ausgeuischt  (auch  unten  mit  Sitz-Consoleu  versehen),  und 
80  enden  .diene  Niadieiiflftehen  in  swar  gans  fdgeriebtiger,  aber  infBnirier  in 
gekrflmmten  Schweifbflgen,  auf  denen  also,  statt  auf  K&mpfenif  der  grosse  Schweif- 
bogen  des  Fortales  nilit.  Diese  Thür  ist  für  ein  Dorf- Wohnhaus  ganz  ungewöhnlich; 
sie  soll  auch  aus  dir  Kirche  von  Diterstedt  staniuien.  [DitCTStedt  war  ein  Dorf 
nördlich  von  überudori,  das  1200  zuerst  urwakut,  aui'augs  dem  Kloster  KapeUeudorf 
geiittrte,  durch  Kauf  1387  an  die  Burggrafen  von  Kirchbeig,  1360  an  die  Stadt  Erfiirt 
kam,  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  nadiweidich  noch  existirte,  aber  1572  schon 
als  Wüstung  genannt  wird;  die  Einwohner  waren  nach  Oberodorf  übergesiedelt,  wo 
sie  aber  noch  im  vorigen  Jahrhundert  eine  besondere  Gemeinde  bildeten.  Wenn  dem- 
nach das  erwfthote  Portal  zur  diterstedter  Kirch 6  gehörte,  muss  nothweudig  an 
derselben  noch  eine  bauthatigkeit  um  1520  stattgefunden  haben.]  —  Avemann,  Bug- 

gnttn  von  Kirchb«rg,  S.  G8.  200;  Anhang  Diplom.,  S.  21  f.  61.  -  Kronfeld,  Landuskood«  II,  &S06l 
—  Meneke,  Bcriptore«  1,  ä.  tiäü  £  7U1.  707.  —  SchumaDn,  Lexikon  Vll,  S. 


OberrOSSla,  2»/*  km  wesüich  von  Apolda;  13.13  Ober-Rosla,  wo  1.306  das 
Kloster  Heusdorf  vom  Morilzkloster  in  Naumburg  Besitz  erwarl»;  Sitz  eines  Zweiges 
der  Vitzthum«  (Schenken)  von  Apolda,  im  13.  Jahrhundert  unter  der  Lebushobeit 
der  Grafen  von  Weimar-Orlamflnde,  im  14.  anter  der  der  Landgrafen  von  Thüringen. 

~  ().  Frau(  ko.  Da«  Rothe  Buch  v.  Weimar,  S.  70.  -  Kronf.  ld,  Landrekundo  U,  8.  — 
Kein,  Ihohngia  lacn  II,  S.  180.  201.  m.  m.  -  A.  tScbumann,  Lexikon  von  BachiM  Yll, 
&66L  —  C  F.  8.  B«h«iiiaBn,  Ltadedraiideii  S.  M.  —  Sehwabe,  Nacfariefat  too  MoainiHtMi 
LafhMi  (1817),  S.  07  ff.  169-174.  —  Stark,  iu  Thflriag.  Vereins-ZeiUchr.  II  (1857J,  S.  153,  über  du 
Sfagtl;  in  llkfliing.  Vereina-Zeitschr.  V  (1803),  &  253.  265,  Ober  iächMik.  -  WQrdtweia.  XboiiDgU 
•tiadiiMdi%&tt.l70C 

Kirche.  Der  auf  der  Westseite  befindliche,  im  Innern  5,3  m  lange  und  5,1  ni 
breite  I  hurm  stammt  in  seinem  gewölbten  Untergeseboss  (dem  früheren  Erdgeschoss, 
das  aber,  jetzt  tiefer  wie  die  Kirdie,  als  Graft  gilt),  sowie  der  som  Langhaus  führenden 
(jetst  halb  im  Boden  steckenden)  Spitzbogen-Thdr  und  einer  vermauerten,  aber  noch 
innen  ganz,  aussen  in  der  Spur  erkennbaren  Spitzbogen-Thür  an  der  Westseite,  sowie 
einer  äpitzbogeu-Thür  im  ersten  Obergeschoss  (zur  I.angliaus-Kmpore  führend)  aus 
^dem  15.  Jahrhundert.  Alles  Uebrige  von  1773  (und  später).  Das  Langhaus,  welches 
gegen  den  Thurm  ein  wenig  an  der  Südseite  sorUcktritt,  stalle  an  der  Nordseite  Tor^ 
tritt,  ist  14,7  m  lang  und  6,7  m  breit  und  geht  in  den  ebenso  breiten,  in  drei  Seiten 
(mit  sehr  flachen  Schrägseiten)  geschlo.ssenen  Chor,  welcher  5,9  m  lang  ist,  über; 
südlich  vom  Chor  eine  moderne  Öacristei.  Heizdecken,  diejenigen  im  Chor  und  Lang- 
haus tonnenföxmig,  flberputzt ;  Üachbogige  Fenster  (aum  Tbeil  in  svei  Bd3m)  nnd 


OmaoaaU.  AptUa.  4d 


Tkflren  in  Qim  und  Langhaus;  rechteckige  an  Sacristei  und  Thann.  Derselbe,  gut 
gefligt  md  mit  ^pttvmMkoiEdqaadflnit  hat  flbar  dem  Fhat  des  Tianghaiw-Dadwa 

ein  geputztes  Aditedc-GMehOBs,  beschieferte  Schweifkuppd  und  daraber  unmittelbar 
(ohne  vermittelnden  Tabernakel  -  Aufsatz)  eine  zweite,  kleinere  Schweifkuppel  uod 
Helm,  wodurch  er  in  seiner  (jesammt-Ersclieinung  ganz  massig  wirkt. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  mit:  C.J.B. 1775  im  Mittelfeld  der  KimseL 
Er  ist  in  Gnaiidiin  etwas  dieisdtig  (lladi,  nach  Osten  snrOdrtreteDd)  gebioehan. 
Unten  drei  Flachbogen-Durchgänge,  getrennt  durch  korinthische  S&ulen,  welche  das 
durchgehende  Gebälk  unterstützen.   Darauf  an  den  Seiten  die  Figuren  Mosis  und 

Aarons;  in  der  Mitte  tritt  auf  einer  CSonsole  vom  Profil:  ^  die  Kanzel,  mit  neun- 
kantigem Grundriss,  im  Aufriss  von  ausgebauchter  Form  vor,  an  der  Vorderflftche 
mit  einem  Cartoucheo-Schild  von  Koccoco-Formen  (darin  die  oben  genannte  Bezeich- 
nung). KorintUsehe  Sftulen  bilden  den  oboren  Eingang  uud  «erdai  aussen  Yon 
geftUig  geschweift  geschnittenen  Brettern  eiagebsst  Ueber  dem  Qebilk,  tot  welchem 
der  Schalldeckel  vortritt,  ruht  ein  Krönungsbrett  von  mehrfach  geschweift  geschnit- 
tenem (im  Ganzen  annähernd  rundbogigem)  Umriss,  welches  in  der  Milte  der  Vurdtr- 
fl&che  ein  Cruciüx,  auf  den  Spitzen  aber  die  Strahlensonne  zwischen  zwei  sitzenden 
Engebi  enthllt  Holz,  weiss,  blau  nod  ve^goMet 

Kirchbftnke,  Herrenstand  und  PCuistand  (diemals  Fnigat«8teod)  im  Ge- 
meinde-Raum nahe  dem  Chor  nördlich  und  südlich,  sowie  die  Emporen  zeigen  ähn- 
liche, doch  einfachere  Formengebung,  wie  die  Kanzel,  mit  korinthischen  Pilastem. 

Lesekanzel  an  der  Chor-Südwand,  ausser  Gebrauch.  Auf  ihr  soll  Luther 
1539  gepredigt  haben;  doch  gehört  sie  den  Formen  nach  in  die  Zeit  um  1630.  Sie 
Ist  bei  aller  EinfroUieit  hübsch  in  den  VeiltiltBisseB,  geftUig  dveh  sanbera  Ans* 
föhrung  und  von  sehr  hübscher  LinienfOhnmg  der  die  Felder  füllenden  Rankenmuster; 
leider  durch  Anstrich  im  18.  Jahrhundert  miaahandelt.  —  8«bw«b*,  Maduiipbt  t.  Moni- 
BMftn  Lotttiib  &  e& 

Kronlenehter,  ans  dem  Ende  des  17.  Jabziinnderts;  Mittelstange  mit  Kngeln 
vnd  Kfliden,  daians  sedis  ä^Arme,  oben  sechs  fibuneoTSnlna  entwadisen.  Messing; 
Uein. 

Gefässe,  neu.  —  [Kelehe,  Oiborinm  ata,  1588  vorhanden,  momIb  aualHft  gt- 
■ndit  M  Kronf  eld    a.  0.] 

4  Oelgemille,  aeiadtahen-BOdaliss^  danuter  Job.  Maid,  f  1687,  und  PMsr 
Horn,  t  1650,  gut;  Luther  und  Melsnehfhon  sohlodit  (lfi87  goslt  gewesen)  lad 

1817  übermalt,  d.  h.  verdorben.  —  Schnnisnn,  Landosknnde,  8.  90.  —  J.  &&  Schwab«, 
Hiat  Machrieht  von  den  xahlreicben  im  Groaabenogtb.  S.-Weiiiiar>Eiaenach  iMflalL  KoiiimentMi  a. 
IMIqiiM  Di;  IhitiD  Ldbnt  (1817),  S.  68-781  97.  —  Lathen  BUdnln  durah  Abogtanbea  und 
«ine  Denkmünze  bekannt  geworden,  vgl.  Dahoim  1872,  Nr.  14,  S.  224.  —  Thuringial,  1811,  Nr,M^ 
&  47Sw  -  T.  ZlegUr,  LabjiiaUi  d.  Zeil»  &  Vm,  UMb  IbMtc.  Eon^  TU,  S.  186b. 

Kirchhof. 

Grabitein  weiÜioh  Tom  Sad-ISngaag,  fitr  PI  Christoph  FOokler,  f  1748,  Terwitteri 

Sockelglied  mit  Vorhang  und  Leichentext;  anf  dem  rerkröpften  Gcfvims  abgestumpfte 
Pyranüde  mit  Inschrift-Tafeln  und  BlumenBtr&ogen,  darüber  zwei  Schilde.  Zu  den  Seiten 
tiaaerade  Fiauengeetalten:  Qlaube  mit  Bueh,  und  Liebe  mit  FbunmeaberL 


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49  Apolda.  Obkrbossu.  355 


Grabstein  OflÜioh  rom  SOd-Elngang,  verwittert,  fOr  einen  Pfarrer  ans  dem  18.  Jahr- 
hundert. Sockel  mit  Vorhang;  auf  dem  verkrOpften  GesimB  an  den  Seiten  Scb&del  mit 
Fledermaus-FlflgelD,  in  der  Mitte  erhebt  sich  eine  die  Inschrift  enthaltende,  hohe  Platte 
mit  verkrOpftem  Gesims  von  der  Form:  and  seitlichen  Ginfftssungen,  welche  anten 

und  oben  5-Voluten,  dazwischen  herabhängende  Blumenkelche  leigen.  Rechts  und  links 
Frauengestalten :  Glaube  (mit  Ereui  und  Buch)  und  Unschuld  (mit  Taube) ;  auf  dem  oberen 
Gesims  ein  Garben  bindender  Engel 


Lesekanzel  in  der  Kirche  zu  Oberrossla. 


Wohnhaus  von  Herrn  Bierlich.  Thorfahrt-Theil  [zerstört  ist  die  Durch- 
fahrt], erhalten  der  rechts  von  der  Durchfahrt  befindliche  Durchgang,  aus  dem 
16.  Jahrhundert,  rundbogig,  mit  Consolchen  und  Zahnschnitten,  zwischen  denen: 
HANS  FRANTZ  SCHER.  Darüber  (eingesetzt):  I.  CS  (Slevoigt?)  1743.  Links 
davon  eine  Tafel  mit  der  Erbauungs-Zeit:  1581^  B.W.  (Wcrmsdorf?)  und  den  Kur- 
schwertem.  [Vielleicht  ist  dies  der  Rest  des  Freigutes,  welches,  1466  für  Hans 
Rudolf  vom  Herzog  Wilhelm  UI.  von  Weimar  gebildet,  später  viele  andere  Besitzer 
hatte,  u.  A.  1621  den  Pfarrer  Job.  Gerhard,  1765  die  Familie  Slevoigt.  1798  kaufte 
es  Goethe  von  der  Witwe  Maria  Magdalena  Schlutter  und  deren  Erben,  verkaufte  es 
aber  wieder  1803.  Später  wurde  das  Gut  zerschlagen.  —  Kronfeld  a.  t.  0.,  mit  An- 
gabe der  einielnen  B««itzer.  —  Schamann,  Lexikon  VII,  S.  661.  —  Schumann,  LandeBknnde, 
a  90.  —  Schwabe  a.  a.  0.,  S.  6a  —  R.  Spriager.  Weimai'i  klassiiche  Sutten,  Berlin  1868, 
8.  9—12.  —  Direktor  Dr.  Bnrkhardt  and  Direktor  Dr.  Snpban.  Mittheilongen  aoi  dem  Stutt- 
b«fw.  dem  Goetho-Archir. 

Bta.  aa4  EuMMmkia.  TtiililiicnM.  &-WUar-ElMauk  U.  4 


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356 


ÖBKBB0B8LA.  OBXBTUBlLi. 


Apolda.  50 


[AtaendOlf,  Aldibdorff,  mstaofdirMdidi  vn  Obendorf-  gelegen,  wohl  im 
Brndtrkriege  zerstört  —  0.  rr«ike.  Du  Bothe  Booh  t.  W«iBH^  &  TA,  —  Xroafcld  i.  & 


Obertrebra,  6  km  nordlhllidi  TOD  Apolda;  912  genannt  (s.  Niedertrebia). 

ÜTBpfttni^cii  leheinen  Ober-  und  Niedertrebra  einen  einsigea  Ort  gebildet  zu  haben ; 
die  Trennung  in  Ober-  und  Niedertrebra  erscheint  erst  seit  der  Mitte  des  13.  Jahr- 
hunderts, 1261  superior  Drebere,  1328  Drebyr  superior;  Sitz  einer  in  der  2.  Hälfte 
des  13.  Jahrhunderts  (1261)  erscheinenden  Familie  von  Oberdrebere,  1292^  erwirbt 
das  KloBter  Heuadorf  Beetti  daselbBt  Filial  Toa  Fhintadt  —  B*rtiioh,  Cbwriem 

Portense,  8.  186u  —  Bertnch,  TeuUches  PfortiBchos  Chronilton,  S.  63.  —  0.  Prancke,  Das  Bothe 
Buch  r.  Weiiiiv,  &  94.  —  Kronfeld,  Landukand«  II.  8.  209.  —  [Otto]  ThnringU  aacra,  ;&  858C 
—  B«iB,  nnitagk  nm  II.  &  14a  178.  ISSL 188.  SM.  8ia  -  A.  SebamaDo.  LaikMi twi  8MhM 
VII,  8.  684;  XVin,  &  891.  —  C.  F.  L  Schumann,  Landeskunde,  8.  90.  —  Staatshandbnch  t  S.- 
Weimar 1864»  8.  197,  1&  —  Stark,  in  ThOriiig.  Tereioa-ZeitMhr.  U  (1857),  8.  146.  151,VlbM  Siegd, 
fiaiMdit  mit  dM  bdL  BodfiMiM.  —  Walff,  OuNÜt  d.  XlMtan  Hloii»  0,  &  61  U»C  SOL  en 

Kirche  (1269  Patronat  des  Klosters  Pforta),  aus  der  2.  Hälfte  des  18.  Jahi^ 

bunderts,  von  der  gewöhnlichen  Gnmdriss-Form :  C]      |3  .   Der  innen  3,9  m  lange 

und  5,5  ni  l)reitc  Chor  hat  eine  tonnenförmige  Holzdccke,  da.s  durch  einen  rund- 
bogigcn  Triumphbogen  getreuute,  13,7  m  lange,  8,2  m  breite  Langbaus  und  das  4,2  m 
lange,  5,8  m  breite  Thurm-Enigeschoss  haben  flache  Holzdecken.  Die  Fenster  sind 
regelmsaaig  angeordnet  (j«  <lnee  an  jeder  gecaden  Chondte,  je  fllnf  an  den  Lang- 
haus-Langseiten), flachbogig,  mit  vortretenden  Einfassungen  und  eingehen  Schluss- 
steinen (wie  in  Niedertrebra  etc.),  unter  jedem  Mittelfenster  des  Langhauses  eine  ThOr 

mit  Ohren:  ]~  und  der  Ueberdeckung :  r\  Der  Thurm  hat  in  den  ersten  drei 
massiven,  gesimslosen  Geschossen  theil.'^  rundUogige ,  theils  rechteckige  Oefihungen 
(auch  eine  ilachbogige) ;  darauf  folgt  der  beschieferte  Oberbau:  ein  viereckiges,  noch 
stdnemas  GeBdraea  mit  Beehteek-Fenstara,  «in  achteckiges  Fachfreik-GesdioeB,  dann 
Schwdlkiippel,  Tabornakel-AnftatB,  Kiqn^.  —  Wolff,  CkmSk  d.  n  Etort»  n;  &  lOd 

Kanzel  bau  hinter  dem  Altar,  aus  der  Bauzeit  der  Kirche,  recht  stattlich. 
Erdgesclioss ;  drei  schlanke  Bogen-Durchgänge,  g(!trennt  durch  classicistisch  gebildete 
Säulen  mit  Composit-Capitellen,  welche  ein  gerades  Gebälk  tragen.  Der  Oberbau  ist 
rechts  und  Unks  als  BrOstung  gebildet,  welche  durch  vier,  auf  den  Säulen  aufruhende 
Filaster  getheilt  nnd  in  den  adtUchen  AbtbeUangen  von  einem  Gesims  überdeckt  ist 
Auf  den  insseren  Pilaatvn  stehen  Enabenfigoren  mit  Kekh  und  Spruchband;  an  den 

Fliehan  der  beiden  seitUehan  Brflatangsfelder  aber  treten  Sockel  von  dar  Form:  /V 

vor,  welche  die  auf  dem  Gesims  in  Mitten  der  seitlichen  AbttieihingeQ  stehenden 

grossen  Figuren  Posaunen  blasender  Engel  tragen.  In  der  mittleren  Abtheilung  tritt 
die  Kanzel,  auf  einem  Eugelskopf  ruhend,  im  Urundriss:  k^,  im  Aufrias  iS-f&rmig 


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5l  Apolda. 


önanikftA. 


357 


vor.  D«r  obere  Kauzel-Eingang,  thürartig,  mit  Kehle  und  anderer  Qliederung  der 
BfllorOnuBg  gebildet,  idrd  von  korinfhiBdieii  (anf  den  miUlereii  Fflaatcni  ndunden) 
Sinkn  ebgebsst,  welche  ein  GeUlk  und  ein  geschnörkelt  «oflgescbnittenes  6ekr5- 

nungs-Brett  mit  Schnitzwerk  tragen.    Der  ganze  Holzbau  vorräth  trotz  mancher 
Schweiflinien  sclion  die  Bestrebungen  zu  maassvolleren,  rein  antikisirenden  Formen. 
Opferstook,  mit:  I. E.H. 1784. 

TanfkftBtt«,  ntt;  tJSe  vaA  fSagßgmnm  KreqrigOBgBrdlef  Mnaater  Art  ImDwkel, 
seideiförmig,  von  Zinn.  —  Wtlnkftiik«,  tbeiiM^  nr  mit:  WS  ud  Kmuamg:  Ä.H^ 

M.H.  Zinn. 

Ciborium,  aus  dem  17.  Jahrbondert,  mit  rundem  Faas  und  apfeU&rmigem,  geripptem 
EuaC  Kupfer,  vergoldet  gewemi. 

Kelch,  mit:  1891  «Ml  den  Namen  des  Pf.  J.  A.  Tschirp  und  des  Superinten- 
denten M.  J.  Schlemm  unter  dem  Fuss,  welcher  Sechspass-Form :  o  uiid  nin  aufge- 
legtes Crucifix  hat.  Knauf  gedrückt  apfeUftnuig;  Schaft  sechsseitig.  Kupfer,  ver- 
goldet, gross. 

Altardeeke,  der  in  der  «aenbeqinr  OotlendEerkirdie  anlbewahrteo  tiudidi 
{s.  Westkrds  Altenburg  S.  195),  also  wohl  auch  um  1676  gefertigt,  Filetarlieit  aüt 
Mustern;  eingestickt  (schwer  erkennbar):  V.V.E.G.,  F. P.W  (wohl  Wamliach) 

Glucken.  1)  Tinno  ^ni  ivcff  (1520)  goe  midf  fy.c.  m  9nnt  anna  er 
(Ehre).  Rdief-HedaQlon  der  Maria  im  Oarten  mit  dem  Einhecn  in  bekannter  Attf- 
fassuDg.  Relief  des  heiligen  Christoph  (den  Baum  iu  der  rechten  Hand,  das  Christ- 
kind, welches  die  Weltkugel  hält,  über  der  linken  Schulter)  nebst  dein  Einsiedler  in 
kleiner  Figur  zur  Seite.  1 10  cm  Durchmesser.  —  2)  Wie  die  erste  Glocke,  nur  mit 
der  Bezeichnung  für  1521,  das  Wort:  ttt  ausgeschrieben  und  statt  des  Marien-BeliefB 
eines  mit  der  Kremignng.  104  cm  Dnrelmieeser.  —  Sdileeht  in  Oraamnten  und 
Schrift,  aber  reich.  FHes  Ton  stehenden  Pinienzapfen.  OMNIA  AD  MAIOREM  DEI 
GLOKIAM.  ALL  MEIN  ANFANG  ZU  DIESER  FRIST  GESCHFJIE  IN  NAMEN 
lESÜ  CHRIST.  Akanthusfries.  VOX  MEA  DEPERDITA  FELICITER  RESTITÜTA 
EST  (Heine  Terlorene  Stimme  ist  ^fleldleli  wiederhergestellt).  Die  Namen  des 
PfiHrrere  etc.  Grosses  s&chsisclieB  und  weimarisches  Wappen,  rel  er  dem  Schlagring 
zwölf  KurfQrsten  -  Medaillons.  MDCCII.  Am  Rand:  GOSS  MICH  lAC.U.lOH. 
CHR .  BIENSTOCK  IN  WEYMAR  VOR  DIE  GEMEIN  Zü  OBERTREBER.  72  cm 
Durchmesser. 

Wohnhaus,  an  stelle  des  ehemaligen  Edelhof 68.  Davon  erhalten  eine 
Tafel,  rechts  von  einem  neueren  Spitzbogen-Thor  eingesetzt,  welches  ein  Wappen 
(zwei  einander  greifende  Löwen,  über  dem  Visirhelm  entwächst  ein  CMmniiMhter), 
als  Uebersdirift  ein:  B,  ab  Unterschrift:  Ao  MDGLXXTl  enthalt  (Dies  B  «Irde 

mit  dem  Namen  des  von  Kronfeld  S.  210  als  Besitzer  im  Jahre  1674  genannten 
Dr.  Job.  Yolkm.  Bechmann  stimmen;  Herr  Pf.  Alberti  bezeichnet  im  Fragebogen 
das  Wappen  als  das  eines  frühereu  Besitzers  von  Wambach.) 

KrtUZStelil  am  Ende  von  Obertrebra,  nach  Niedertrebra  zu,  jetit  ab 
wdaer  benatiti  ans  dem  16.  Jahrhmiderti  mit  eingehanenem  Sehwert 


4* 


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ÖmuxMtm. 


Ossmannstedt,  6  km  westlich  von  Apolda;  956  Azmenstat,  wo  Kaiser  Otto  I. 
Eigentbum  dem  Kloster  zu  Quedlinburg  flbergab,  Sits  mam  seit  1123  geDannteu,  nur 
Familie  derer  von  Liebetodt  gebOnndeii,  bedratendeii  AdehgeaeUechtea  fon  Azeman- 

stede  (Azman  stete),  welches  1290  seine  Burg  dem  Kaiser  Rudolf  zu  Lehn  übertrug  und 
mindestens  bis  1440  behielt;  1332  waren  die  Ritter  Vasallen  der  Herren  von  Lobde- 
burg  (134Ö— 1372  hatten  Herren  von  Ossmannstedt  als  Pfand  die  Lobdebuiig).  Später 
«■ren  die  Herxeo  tob  Harru  BedtMr,  seit  der  Mitte  des  15.  Jahrimiderts  das  Hans 
Saehsen  Lehnsherr.  Anderen  Besitz  im  Ort  hatten  seit  dem  13.,  bezw.  14.  Jahr- 
hundert die  Klöster  zu  Kapellendorf  und  Erfurt  gewonnen    Der  Ort  litt  besonders 

durch  Krieg  1640  und  durch  Brand  1720.  —  ATemaoo.  Boiclugnfra  a. BuggrafeB t. 
iMcg,  B.Vt  t  m  199;  iaibtag  DlploiB,  &  19.  U.  64.  —  Beitg«r,  DiecM»  iL  OftB-GnvMO  I?, 

S.  367.  Cod.  diplom.  Sax.  rog.  I,  II,  8.  128.  —  Erath,  Coi  dipl.  Qaedlinb.,  S.  10.  —  0.  Franke, 
Dai  Bothe  Buch  r.  Weiiiuki,  Gotha  1881,  &  116  1  ISS.  —  QndeD,  Cod.  dipL  I.  &  170.  —  Q,  Cht. 
Joaaii«  Spidkg.»  aWE-  Kr«Bf«td.  ImMlU.  am  Sil  -  Karti»,  (ModHi.  I.  Statt 

Jm  I,  Nr.  «1.  160.  IM.  S12.  21&  346.  890-898.  -  Mencke,  Script  rer.  Genn.  I,  8.  716.  7191  - 
Vonain.  Qena.  bist  in  4*.  Dipl  I.  S.  267  1  —  Monnm.  Genn.  bist  Sd.  X,  S.  176.  —  Bein,  Thuxingia 
■aera  II,  S.  64.  66  £  77  n.  Anm.  131  u.  Anra.  19a  200.  202.  221.  239.  —  Beta,  Ja  TMjteg.  ▼«!«{■■- 
Zeit8chrift  Y  (1863),  8.  249.  260.  262.  263.  266.  257.  258,  aber  die  Herren  von  Azmanst^t^.  —  Val. 
Rndolph,  Zeitbflehlein  (1586)  unter  1583.  —  EL  Schmid,  Lobdebnrg,  S.  66.  84.  99.  126-127.  — 
E.  Schaidt  Ercbborgacho  Schlosser,  S  46.  -  Schaltei,  Direei  dipl  I,  S.  70  t|  11,  B.  67.  — 
A.  Sohamann,  Lesikon  r.  Sacbioa  VIU,  &  48  XTUI,  8.  4Sa.  —  GL  F.  L.  Sdianaan,  Landea- 
konda^  &  9a  —  Staatdundbadi  t  &-W«tiBar  188i  a  197,  la  —  8te ekele,  ia  TbOiaag.  Voreiaa- 
MMhK,  N.  F.  I  (19%  a  «Si  n  (Hm,  a  4a  -  Wardtvela,  Tkub^  et  MUUUUia,  a  8B  £ 

Kirchs  (deren  Patrooat  die  Herren  von  Lobdeburg  1297,  von  ihren  dortigen 
Lebsgatttn  gstnanti  dem  Kloster  Bmaoeogmi  oder  Himmdgartan  io  der  GrsfMbaft 
HoDSteiii  scheidrteBX  gross  und  besmiders  von  bedeutender  Höhe  des  Laaglianses  ud 

Chores,  welche  zusammen  einen  gemeinsamen  Raum  von  23,8  m  innerer  Länge  und 
9,8  m  IJreite  mit  dreiseitigem  Ostschluss  bilden.  Die  Anlage  derselben  gehört  der 
Spätgothik  an,  ebenso  der  eigentliche,  massive  Thurmbau,  dessen  Anlage,  in  seiner 
Nordmsner  stark  gegen  das  Tianghaiis  zarfidrtaretend,  in  sdner  SOdataner  etwas  gsgsa 
das  Langhaus  vortretend,  noch  aus  früherer  Zeit,  vielleicht  dem  18.  Jahrhunderti  liei^ 
stammt.  Der  spätgothische  Bau  muss,  nach  dem  Erhaltenen  zu  urtheilen,  ungemein 
bedeutend  gewesen  sein,  in  der  2.  Uülfte  des  15.  Jahrhunderts  begonnen  und  sich 
bis  in  die  Renaisaanoe-Zdt  am  daa  8.  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  hingezogen  luben. 
Sp&ter  ist  die  Kirche,  irie  alle,  innen  and  aussen  verftndert,  durch  Einbrechung  Ton 
Oefinungen,  Erneuerung  von  Decken  und  anderweitig  misshandelt  worden,  besonders 
1610.  Damals  fand  ein  so  bedeutender  Restaurationsbau  statt,  dass  er  vielfach  (fälsch- 
lich) fQr  einen  vollständigen  Neubau  gehalten  wird,  besonders  da  dies  au  der  mittelsten 
Platte  der  Brftstmig  der  Plattform  des  Sfld-Voitanes  steht:  AKKO  GHRI811  1610 
AEDIFICATV.M  EST  HOC  TEMPLVM  PASTORE  CASPARO  LONERO.  IST  DER 
MEISTER  GEWESEN  NICr.WS  DEINER.  Darunter  ein  Wappenschild  mit:  N.T. 
(d.  h.  Nicolaus  Teiner)  und  dessen  Meisterzeichen*).  Ebenso  eine  Inschrift  an  einigen 
BrOstnngstefob  der  Treppanvangen  disüs  VortNnies,  die  interessaiit  wegen  einer  BeOs 

•)  Ba  tot  diM  <Ur  Mahdfa,  SS  Jahn  ipSUr  aetk  am  fMaduHtalB  m  Oatha  «bMga  niWDihUr  Mk. 
MBwr,  kMw.  IMmt.  V|L  Bmi.     Kmd«te.  THr.  Bek  «Mm,  8.  «1. 


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53  Apoldik 


TOB  Naaeii  Ist:  LORENTZ  UV  WELT  BICBTER  TST  BAWHER.BETES  (PMer) 

LEPPER  .  FRIEDRICH  BRENGEL  .  EUHART  BIEL  HAXS  KICHLER  .  WOLF 
SCHLONK  ZIMMERMANN.  ANNO  KilO.N.T  (d.  h.  Nicolaus  Teiner)  S.W.^Aber 
dieser  YortMU  selbst  stammt  nicht  von  1610,  sondern  aus  dem  16.  Jahrhundert  her, 
«ia  d«r  Bm  zeigt.  Eine  Tafel  innen  an  der  Chor-Ostwand  oben  enth&lt  achliefldich 
dM  Raatanntiras-Jahr:  UM.  Verandiaii  trir  am  dan  EänaaQiaitam  dar^BSehaTibfe 
Entstehungs-Zeit  anzuweisen,  obgleich  dies  nicbt  leicht  ist,  da  Meister  Teiner  offenbar 
sehr  geschickt  ältere  Theile  zu  benutzeu  und  mit  seinen  Zeichnungen  zu  vereinigen 
wosste.  FrQhgothisch  ist  zun&chst  noch  die  an  der  Nordseite  des  Thurmes,  nur  noch 
Bitt  dam  ÖbarÜMil  ana  der  Erde  banranagande,  apitzbogige  Thttr  ao  afaMm  ThnriD- 
gewOlbe  (ehemals  Gruft  der  Familie  von  Bttnau).  Der  Thurm  steigt  massiv  in  drei 
(äusserlich  durch  keine  Gesimse  getrennten)  Geschossen  bis  etwa  zur  halben  Dachhöhe 
des  Lang^Qses  auf.  In  seinen  unteren  Geschossen  (wo  er  aussen  Schräg- Verstärkung 
erhalten  hat)  zeigt  er  nur  einige  Liehtopaltea,  wie  sie  wälirend  des  ganzen  Mittelalters 
flhMdi  «nw;  dia  ggflaDarca  SpitsbogaiHFeiiatar  in  aafnam  swattaa  OhMgaaehaai  gehAran 
wnh1  schon  der  Sp&tgothik  des  15.  Jahrhunderts  an.  Jedenfalls  aus  dieser  spätgothi- 
schen  Bauzeit  rühren  die  grossen  Spitzbogen-Fenster,  welche  hauptsächlich  die  Kirche 
erhellen  und  wirkungsvoll  gestalten,  ihrer  Anlage,  hoch  Uber  dem  Fussbuden,  und  ihrem 
adiSiian  ümriss  nadi  her.  dad  je  eines  an  jector  der  drei  Sddnsaseitan  und  an  dar 
Ghfli^fldseite,  je  zwi  i  an  der  Kord-  und  SQd-Seite  des  Langhauses  angebracht.  Sie 
waren  einst  alle  durch  Pfo.sten  '^etheilt  und  mit  Maasswerk  gefüllt.  Nur  das  nordöst- 
liche Fenster,  das  Ostfeuster  und  das  linke  (östliche)  der  Langhaus-Nordseite  haben 
nadh  aUain  das  Maaaswark  und  das  Endstück  des  Mitte^osteas  bewahrt;  übrigens,  in- 
teressant  genug,  in  ihrer  Verschiedenheit,  Zeugaiase  Jenes  spitgothiseheo,  sieh  bis  in 
die  1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  hingehenden  Baues  (aus  der  Zeit  um  1530  das 
Maasswerk  des  Ostfensters  und  das  des  Langhaus-Fensters,  mit  Fischblasen:  und 
abgerundeten  Bögen,  deren  rundbogige  Untertheilung  ein  viertheiliges  Fenster  voraus- 
aalat)  vnd  dea  Beatearatimisbaves  toH  1610  (von  daher  daa  Ifaaasweilc  des  Sfldoat^ 
Fensters,  welches  schon  ganz  des  gothischen  Gefbhls  entbehrt,  ähnlich  dem  der  jenaer 
CoUegienkirche,  freilich  auch  wohl  noch  später  mit  Holz  restaurirt  worden  ist).  Die 
übrigen  Maasswerke  und  Pfosten  werden  wohl,  wie  in  den  meisten  Kirchen,  dem 
Idditiiedttifniss  des  vorigen  und  des  Anfangs  unseres  Jahrhunderts  zum  Opfer  gefalleo 
sein.  Dordi  aalehe  ragdlosea  Oeflkrangen  und  Anbauten  leidet  überhaupt  das  An- 
sehen der  Kirche.  An  der  Südseite  haben  wir  zunächst  im  westlichen  StOck  des 
Langhauses,  gleiche  Flucht  mit  der  Thurm-SOdmauer  haltend,  einen  Vorbau,  welcher 
unten  einen  geschlossenen  Vorraum  zur  Kirche,  oben  eine  Plattform  für  eine  Thür 
siir  Smpnra  eathllt  aad  dem  eolspreehe&d  an  aainer  Ostaeite  eine  hinaof  fthreada 
Freitreppe,  an  seiner  Südseite  ein  Portal  hat.  Dieser  kleine  Vorbau  ist  an  sich  durah 
gute  Verhältnisse,  besonders  aber  durch  ausgezeichnete  Ausführung  in  prächtigem 
Sandstein  recht  schön;  er  leidet  jedoch  unter  dem  hasslicben,  bölzenieu  Dach- 
ond  Oelinder-Bau  neuerer  Zeiten.  Das  Portal  {Ä)  ist  ein  sehr  beachtenswerthes 
Werk  dar  Stainmatakonat.  Ein  mit  Kantenst&ben  etc.  profiUrter  Rundbogen  auf 
Pfeilern  (ohne  Kämpfer-Vermittelung),  welche  mit  reizenden  Beschlag-Mustern  gefüllt 
sind,  wird  von  den  Aussenkanten  der  Pfeiler,  die  sich  nach  oben  fortsetzen,  in  recht- 
eckiger Umrahmung  eingefasst,  während  die  so  entstehenden  Zwickelflächen  mit  ge- 
flflgdtan  EngeUkOpfen  gefüllt  sind.  Ein  wagaraehtaa  Gabftlk  über  dam  Bnndbngan 


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Ap«Ua.  54 


ist  mit  einer  Gonsolenreihe  (aneh  als  Fries  von  gebogenen,  groesen  ZthMcbnitten  auf- 
zufassen), ILiügcpIatte  und  Kamies:  fein  gegliedert  und  trägt  einen  Dretodc- 
Oiebel,  in  dessen  Feld  das  mittelmässig  gearbeitete  Brustbild  Gott  Vaters  mit  segnen- 
der Rechten  und  Weltkugel  in  der  Linken  in  starkem  Relief  vortritt  Dieses  Portal, 
besonders  die  Beschlag-Moster  der  FfeOer  mOssen  in  der  Zdt  der  besten  deutschen 
Beniinanoe,  um  1640,  hergestellt  sein,  eineüebenutbeitaiig  des  oberen  PortaltbeUes, 
•aeh  die  Herstellung  des  Reliefs  mag  um  1610  stattgefunden  haben.  Vielleicht  auch, 
dass  das  ganze  Portal,  welches  mehr  an  die  Schloss-  und  besseren  Haus-Portale  des 
16.  Jahrhunderts  als  an  kirchliche  erinnert,  von  einem  solchen  hergenommen  und  für 
den  Kircbenban  von  1610  verwendet  wnrde.  Die  Brflstang  der  Plattform  und  zum 
Theil  der  Treppenwangen  besteht,  monumentaler,  als  sonst  gewöhnlich,  aus  grossen 
Sandsteiti- Platten  mit  Vertifelungs-Profilen,  an  deren  Vorderflächen  die  oben  erwähnten 
Inschriften  gemeisselt  sind.  Ein  zweites  Rundbogen -Portal  an  der  Südseite  zwischen 
den  bdden  Östlichen  Fenstern  dieser  Seite  ist  ohne  besonderen  Sclimuck ;  bässUch  ist 
die  Dnrchbrechnng  eines  Fensters  von  fiut  qnadratisdier  Fenn  Aber  diesem  Portal 
und  eines  ebensolchen  Fensters  an  dieser  Front  aussen  links  unter  dem  Dach,  Er^ 
Zeugnisse  neuerer  Zeit.  An  der  Nordseite  ist  an  die  Stelle  des  hier  einst  angeordnet 
gewesenen^Chorfensters  eine  zur  Empore  führende,  rechteckige,  aber  noch  gothisirend 
IMvfflirte  Thtbr  gstvBten,  «elehe  noch  von  dem  Ban  des  17.  Jahrfannderts  stammt;  die 
Rechteck-Thttr  unter  dem  folgenden  Fenster  der  Nordseite  und  das  Iweit-Techteäkige 
Fenster  rechts  oben  unter  dem  Dach  sind  wiederum  Durchbrechungen  neuerer  Zeit, 
welche  die  lürche  recht  verunstalten,  ebenso  die  Fenster  an  der  Langhaus- Westseite. 
An  dieser  Seite  ist  im  Uebrigen  nichts  weiter  Beachtenswerthes.  Im  Innern  der 
Kirche  eine  flache  Holzdecke,  ttbor  dem  Chor  eine  tonnenftrmige.  Ober  Chor  and 
Lani^us  ein  gemeinsames,  sehr  hohes,  langweiliges  Walmdach  mit  Erkerfenstern, 
das' den  .\nfang  des  Thunndaches  hässlich  überragt;  dieses  selbst  ruht  gleich  auf 
dem  massiven  Steinbau  in  Gestalt  eines  vierseitig  anfangenden  Zeltdaches,  welches 
dann  durch  Knidce  und  ohne  Lösung  in  dne  dickMneUge,  aditsdtige  Kuppel  Uber« 
geht,  welche  ihrerseits  von  Tabernakel-Aufsatz  und  Schweifknppel  bdarOnt  wird.  — 
Kronfeld  II,  8.  211.  -  Lenckfeld,  Bwehr.  d.  Klortcre  S.  Georgii  rn  Kelbra  (1711),  &  174—178. 
—  E.  Bebmid,  Lobdeburg,  8.  98  f.  -  StruT«,  ArohiT  II  (1719),  a  363-36a 

Orgel,  aus  dem  17.  Jahrimndert,  adt  etwas  Sdmitewerk. 

Tauf  stein,  an  der  Zeit  Teiners,  um  1610.  Die  Form  ist  eine  etwas  derbe, 

aber  die  Art  und  Weise,  wie  die  Engelsköpfe  abwechselnd  an  Schaft  und  Becken 
angebracht  sind,  originell ;  auch  geben  die  Verzierungs-Muster  ein  gutes  Beispiel,  wie 
die  Beschlag-Ornamente  der  deutschen  Renaissance  im  17.  Jahrhundert  einen  anderen, 
freOich  nicht  beiseren,  nondeni  weniger  kOnstlerischen,  d.  h.  mehr  trocknen  und 
leeren  (Aankter  annehmen.  Sandstein. 

Kanzelban,  aus  dem  17.  Jahrhundert,  schon  in  maassvollerem  Spätbarock, 
aber  jedenfalls  in  einfacherer  Gestalt,  als  ursprünglich,  vor  uns  stehend  (A).  Erd- 
geschoss:  drei  flachbogige  Durchgänge,  getrennt  durch  Pfeiler,  deren  Capitelle  zugleich 
dasGeballc  bilden,  wolebes  über  den  seitlicbea  Durchgängen  die  Form:  -Tk-  hat;  auf 
deren  Scheiteln  Stehen  die  maoierirten  und  in  den  Bewegungeil  llbertriebenen,  aber 
dramatisch  aufgefassten  und  mit  schßnen  Faltenwürfen  gearbeiteten  Figuren  des 
Johannes  und  der  Maria,  wohl  von  irgend  einer  Kreuzigungsgruppe  des  16.  Jahr- 
hunderts her  genommen.  (Jetst  verwechadt  angestellt,  dass  sie  nach  der  falschen 


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86  iyto> 


OaaxAnstKDT. 


361 


Riehtaiig  mImd;  aaii  hat  Bich  die  Harn  links,  don  Johannei  leehto  za  denken.) 

ObeqpBielMMs:  in  der  Mitte  die  Kaasel,  wm  OrandriBS:      ▼om  Aofries:     ,  mit 

etwas  Zadel -VerderuDg:  s/v,  wie  ebenso  oben  der  Schalldeckel;  rechts  und 
links  von  ihr,  über  den  mittleren  Pilastem  des  Untergeschosses,  hohe,  glatte  Posta- 
mente und  weinumraakte,  korinthische  Säulen,  welche  das  stark  verkropfte  Gebalk 
tragen ;  anmdialb  der  Sinlen  derbe,  bandartig  geschnörkelte,  geschnitite  Einfassungs- 
Bntter;  nnf  dem  Oebftlk  ein  gelivodieiner  Giebel,  in  deieen  Mitte  der  Heiland  mit  der 
Siegeefitbne  vor  der  Strahlengkxrie  steht  Holz. 


Trafttciii  in  der  Kifdie  n  OBBomiiiitedt» 


Ehemalige  Lesekanzel,  Theile  auf  dem  Dachboden,  in  Zeit  und  Arbeit  zum 
Taofsteio  gehörig,  in  den  Einzelheiten  etwas  plumper.  Sie  muss  im  Grundriss  recht- 
eckig, doch  mit  gemodeter  Vorderfliehe  gebildet  gewesen  sein.  Erhalten  sind  su- 
niehst  zwei  Platten  von  flach-rundem  Querschnitt  (etwa  Vt«  Kreisbogen),  welche  in 
einer  durch  Pfeiler  und  Rundbogen  gebildeten  Blende  Reliefs  enthalten,  und  zwar  die 
eine  Platte  die  Darstellung  Christi  als  Knaben  und  darüber  die  Halbügur  Gottvaters 
mit  Rriduapfel  nnd  segnender  Bechten,  wie  am  SQdportal,  die  andere  Platte  aber 
Christas  am  Kreuz  unter  zwei  geflügelten  EngelskOpfen  [deren  einer  abgeschlagen 

ist].    Eine  dritte  Platte  vom  Querschnitt :  I  enthält  in  f,'leioher  Bogenblende 

das  Relief  des  im  Jonlau  stehenden  Ileilandes,  ein  dazu  gehöriges  Stück,  mit  Engels- 
kopf, ist  abgebrochen.  Die  Figuren  sind  klein,  die  Darstellung  aber  lebendig  und 
beaditansfwrth,  andi  mgen  ihrer  AnsIlUinuig  in  Sandstein. 


862 


OMiuamnaiT. 


Apolda.  66 


Grucifix  ao  der  Südost- Wand  oben,  ans  dem  17.  Jalnlliliidflrt,  gut  in  d«r 

Körperbildung.   Holz,  geweisst,  '/^-lebensgross  die  Figur. 

2  Grabsteine  ionea  ao  der  Ostwaod,  leider  versteckt  und  zum  Theil  durch 
die  an  ihnen  (oben  Hnks)  TOfiMiftthrende  Kanidtreiipe  verdeekt;  Figiiren  in  Band> 
bogen-Blenden,  die  auf  Pilastern  ruhen.  Der  rechte,  mit  einer  gerüsteten  Figur,  hat 
die  ümachrift:  ANNO  1570  DEN  ?0  SEPTEMBRIS  IST  IN  GOT  .VORSCHIEDEN 

 (?  WILHEL)M  VON  HARRAS  .  GOTT   Der  Unke,  etwa  aus  gleicher 

Zeit,  zeigt  ebenfalls  einen  Ritter  von  Harras,  von  liOdist  individueller  Bildung,  mit 

langem  Spitsbark;  ümedirift:  (IV)liII  IST  DER  QEBTBENQ  VND  ER  

. . . .  SEINES  ALTEBS  70  IHAR  DT  QOIT  8EUGTOB8GDAIOEN.  GOT  VORLEI 
DIE.  . .. 

Tafel  im  Chor,  oben,  aus  der  Zeit  um  1640,  klein.  In  Maierei  anf  Holz  ein 
von  swd  atdienden  EngelB  eingebMtfls  Wappen,  laut  Uebendirift  das  des  Eoatadiina 
nnd  der  „sembtlicben'*  von  Harras. 

2  AI  tarleuchter,  aus  f^pm  VnA^  Apr       .Tahrhrnuiiffta;  mnf  Hfnpfl«^:)»ifflim  Vtnm 

eine  in  mehreren  Knäufen  gebildete  Stange.  Zinn. 

Tauf  schale,  Beckenschläger-AriMtt  bekannter  Art,  mit  Adam  undEva.  Messing. 
Glocken.  1)  1788  von  Rose  in  Volkstedt;  mit  AiabeeknofrioB.  O  06SMANN- 

STED  DU  LIEBER  ORT  ICH  RUFE  DICH  ZUR  HIMMELSPFORT .  KOMM  THÜ 
BÜSS  SING  BET  HÖR  GOTTES  WORT.  Arabeskenfries  mit  Engelsköpfen.  Wappen 
und  Namenszug  des  Herzogs  Wilhelm  Emst  von  Weimar  und  Vers  auf  dem  Umguss 
der  Glodn  nadi  285  Jalma.  116  cm  DuduMasor.  —  8)  ud  8)  nea. 

Grabstein  in  einer  Garlemnaner,  irdeha  an  der  Noidsdte  der  Srdie  neben 

der  Eingangs-Thflr  vorspringt,  vermauert  (aus  der  Bfinau'schen  Gmft  in  der  Kirebe 
her  versetzt),  Wappen  und  danmter  Inschrift  bezüglich  auf  Heinrich  Graf  v.  Bflnau, 
österr.  Rath  unter  Karl  VU.  und  Franz  L  und  Rath  August's  IL  und  OL  von  Polen 
[Todesjahr  1768  mrischt].  —  Tgi  8«bamsaB,  InilM  vta  BtOmm  vm,  &  4t. 

Rittergut  [\ielleicht  an  der  Stelle  des  alten  RittcrsitzRS  derer  von  Azmanstedt 
und  dann  ihrer  Besitz-Nachfolger]  der  Ritter  von  Harras  (vom  15.  bis  zum  17.,  viel- 
leicht aach  18.  Jahrfanndert),  welches  1766—1762  Statthalter  Graf  von  BOnaa,  1798 
US  1808  Wielaad  besass,  dann  der  Sdiotte  J.  Gtaat  of  Glon  Mbrrisson,  jetit 
dessen  Wittwe  Die  Gebäude  sind  sämmtlich  neu.  —  Joanni«,  Spidleg.,  8.387  (cMtnun). 
—  Kronfeld,  LaadMkuidd  H,  8.  SIOl  —  Sehamain,  LuideaL,  8.90.  —  Schamaaa,  LaiikoD 
VW  8a«bMB  Tn(  &  4i|  Xir,  a  Ml  -  IL  Springer,  Wtkmf»  UmUw  fUmm,  $.  Vt-n. 

Sehrank,  mit  dam  Wap|»en  der Fandlie  von  Bodenstein  von:  leso.  —  Tmbe, 

ungefähr  aus  gleicher  Zeit;  an  der  Vorderseite  tragen  vier  POaster,  mit  dem  Doppel- 
adler geschmückt,  das  Deckgesims  und  trennen  drei  Felder,  deren  mittelstes  in  einer 
Rundbogen-Blende  eine  Blumenvase,  deren  seitliche  in  Umrahmungen  von  BlendthQren 
mit  Ohm  nnd  Anfbats  die  Flgoren  der  Trene'  nnd  Barmbendi^eit  oitbalten.  Hda, 
mit  eingelegten  und  angelegten  Hölzern.  —  Schr&nkchen,  aus  der  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts,  in  Roccoco,  hübsch  (A),  unten  als  Kommode,  die  durch  einge- 
bauchte Einziehung  schmaler  wird ;  darauf  der  Schrank,  oben :  _ /"x—  abgeschlossen, 
mit  Klappthttren.  An  den  Vorderäächen  der  Kommoden-Schiebladen  sind  Blumen- 
und  Fmchtstriage,  an  den  Sdirankthflren  zwei  Scb&fnraoenen  in  BiAtter*  nnd  Hnschel- 
Rahmen  redit  8Md»er  mit  ibiUgen  BOlscni  eingelegt 


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I1u>t.  BtäHtitieh  in  J*na. 


Lichldnck  von  Kfmmitr  t  Jonnr  in  tlrttätn. 


Grottenanlag^e  im  Schlosspark  zu  Ossmanstedt, 


Vertag  von  Otitlav  t'iich<r  in  Jtna. 


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57  Apolda. 


OmunanDT.  ProBUBoia. 


363 


Im  Garten  («o  Wietand,  f  1818,  begnboi  ist)  lind  vencUedna,  benorim»- 

werthe  Reste  von  steinemen  Denkmälern.  Zur  ehemaligen  SchloBS-Anlage  gehören 
Theile  eines  Wassercaslells,  welches  1756  Graf  Bflnnu,  offenbar  begeistert  von  dem 
dresdener  Dianenbade,  anlegte.  Es  wurde  aber  nie  fertig  nod  verfiel  Der  Haopt- 
OwO  ist  äo  Grotten baa  hi  Gestalt  eines  Waaserbedcens  mit  einer  Irttantleriidi 
ausgebildeten  Abschlusswand,  deren  Rustica-Bildung,  mit  den  consolartig  an  den 
Seiten  vortretenden  Voluten,  sowohl  unmittelbar  die  dresdener  Studien  (nach  Pöpd- 
mann  etc),  als  auch  mittelbar  die  römischen,  wenn  auch  bedeutenderen,  Vorbilder 
ibDliclier  Art  verrftth  (Lkbtdnuk).  Das  Ganze  ist  Ton  einem  Heerweibchen  anf  Mittel- 
Postanent  and  wa  Vssen  snf  SettsB-FoitaiMnleD  bekrOnt  gewesen.  Wenn  saeh  diese 
Grotte  verfallen  und  in  den  Einzelheiten  beschädigt  ist,  so  macht  sie  doch  gerade 
in  ihrem  ruinenhaften  Zustand  und  von  Epheu  und  wildem  Wein  umwachsen  einen 
höchst  malerischen  EindrucL  —  2  Köpfe,  welclie  ebenfalls  fQr  diese  Wasserkunst 
bestimmt  waren,  liegen  weiter  hin  im  Garten. 

TanfsteiB-Bedmi,  tos  der  Kirche  sn  Hetlstedt  bei  StadtÜB  (oder  ans  der 
SU  Thalbfligel)  hwgsbnidit,  vooMniadi,  aehtkantig,  vom  FftAl:  'y^,  mit  Vofailen- 

und  Falmetten-  (niebt  Weinlanb-)yenienmgen  (nodi  radit  antOdairend)  an  der  tshr 

hohen  Platte.   Rother  Sandstein.  -  Hm«,  in  TbIriS»  Tiiiiiai  Ttdlmbiilt      8L IN^  a 

&  166.  -  Loti,  Koiuttopognphia  I.  &  491. 

Stein,  wohl  vantanundter,  ehemaliger  ][rennrt«in,  mit  dem  etftuiir  Bad  ond Sehwert. 


Pfuhlsborn,  6*/,  km  ostnordnstlich  von  Apolda;  im  12.  Jahrhundert  Pholes- 
bninnen,  1334  Pholsbrun,  litt  besonders  durch  Brand  1744.  Im  14.  Jahrhundert 
kommen  Herren  von  Fhobbora  vor.  >  Drsak*.  iVefftftU,  B.76,  Hrt»  -  Jae.  Orina. 

in  Z«itKhr.  f.  deatachei  Altertbnm  II  (1842),  S.  26?  ff.  —  Eronfeld,  LandegkandD  IT,  S.  211,  mit 
TenehicdeiMo,  aaf  ganiuuiiicb»  VoxMit  beiOglklMn  SeUAnao.  ^  Martin,  Drkundeab.  d.  Stadt 
Jen«  I,  Nr.  aor  C  tlA  4»  ft  m  4M.  -  Beffe.  ThnlBgfa  HMfa  Ii;  &  101-101.  tO-ttt.  - 
A.  Schnmann,  LeiiVon  von  8ftch«en  VIII,  S.  886  t;  XVIII,  S.  463.  -  C.  P.  L.  SchamaaBt  Taäiw 
bmde,  S.  57.  -  Stark,  in  TbOring.  Teraat-ZeitMlirift  U  (1867),  &  153.  166^  Ob«r  da»  ttagd.  — 
Steeh«le,  in  Thflriag: TomIm iMmbi,  H. F.  TL  QBBK),  a 4t.  -  Wölfl.  Ctoaik  d. Portwa  Phrtt 
U,  &  m  SOd  610l 

Kirche  [an  Stenn  einer  1744  abgebrannten),  un  1750  gebaut,  einftdL  Der 
rechteckige,  innen  6,7  m  lange  und  5,3  m  breite  Chor  mid  das  durch  einen  nmd* 

bogisen  Triumphbogen  getrennte,  m  lange,  8,6  m  lircife  Langhaus  haben  flache 
Holzdecken  und  regelmässig  angeordnete,  flachbogi<ie  l'cnster,  t'l)ensolche  Westthören 
unten  und  in  Emporen-Höhe  mit  vortretenden  Einfassungen  und  glatten  Scblusa- 
steinen.  Anf  dem  Camr  der  Thurm:  ein  massives  Oeseboss  mit  je  einem  reebteeldgen 
Fenster  an  der  Nord-  und  SQd-Sdte,  darauf  ein  achteckiges,  geputztes  Fachwerk- 
Geschoss,  beschieferte  Schweifkuppel,  Tabernakel- Aufsatz  und  Schweifkuppel  mit  Helm- 
spitze. Modemer  Treppen- Vorbau  an  der  Westfront,  schlecht  — £roBf»14a.a.O, 
—  Bebsmana,  Lmlh«^  &  187.  -  Bebvmaee,  T(wdM|snil%  &  B7. 


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364 


FIransBOBH. 


Apolda.  58 


Tauf 8t ein,  aus  neuerer  Zeit,  von  der  FamiUe  Handwerk  gestiftet,  vom  Bild- 
hraer  Walther  zu  Apolda  gefertigt,  recht  schOn  entworfen  und  auch  leidlich  ausge- 
führt Er  ist  achteckig,  Schaft  und  Becken  mit  Laubgewinden;  dahinter,  durch 
Akantbusbl&tter  vermittdl,  ein  Sockel  für  eine  betende  Engelsfigur.  Sandstdn. 

Kansel,  nu  dem  18.  Jalnrlimidert,  statOidi  mid  besondert  dadnreh  wirkimgs- 
Ton,  dass  ein  hoher,  mit  schlanken  S&ulen  aufsteigender  Oberbau  Ober  einem  niedrigen 
und  einfachen  Erdpeschoss  sich  erhebt.  —  Das  Erdgerohoss  ist  nur  durch  «wei  dicke 
Pftüer  in  drei  Abtheilungeu  getheilt,  deren  seitliobe  dnreb  TbOren  von  der  Form  des 
Stonw:  _rv_  miterbroeh«  sind,  und  ist  doroh  ein  dnrahlanfuidee  Gedms  abgesehlonuL 
Heb«  Ihm  UMen  anf  dn  leiflichen  Abtheilnngen  nur  die  Anfinge  geschweifter  und  ge- 
broehener,  gegen  einander  gerichteter  Giebel  (noch  naeh  dem  Schema  des  römischen  Barock) 
je  einen  Aüfeat?:,  welcher  von  einer  hohen  Flammenurue  bekrOnt  wird.  In  der  mittleren 
Abtheüung  aber  entfaltet  äob  hier  die  eigentliche  Arohitektor  {Ä).  Zwei  anf  hohen  Posia- 
mtittn  rahnd«,  kerlnfhlsehe  audenpoare,  im  Gimidilaa  so:  "Kj — ur-  geatalU»  tatBgtn  ein 
hoA  tnd  stark  gegliedertes  und  weit  ausladendes  Grebälk,  welches  so  verkrOpfk  M,  dass  es 
zwischen  den  inneren  SSnlen  ganz  bis  stur  HintoTwand  snrOoktritt  Infolge  dessen  engteht 
eine  ftkr  hiesige  Yerhftltnisae  ungewöhnliche  IKefe;  ebenso  ist  aneh  die  Breite  der  Nische 
bedeutender  als  soimI  1b  dar  lOH»  tritt  am  Ihr  die  Khuat  tot,  wiM»  Oa  QrmAto- 

Fonn:l  J  hat  und  in  dem  Aufriss  eigenflieh  mehr  die  Gestalt  einer  nldiigsi  OoBMleb 
deren  starke  Ausladung  dann  zugleich  das  Fussgesims  bildet,  und  einer  kurzen,  in  der 
SOhonette:  J  gestalMiii  Brüstung  hat  Bbsmo  aobwabt  IM  iwiNlien  da&  ianra  8liil« 
dar  tbsr  dam  rsditodJgen,  obem  Eund-EfaigaDg  In  gMabain  ChmndriM  f«nlnlenda  SsbaU- 
decke! ;  er  vtaÜ  dadurch  sehr  leicht,  dass  er  nur  als* Gesims  mit  unten  hängendem 
Zadel-Fries:  \y\/  gestaltet  ist,  wahrend  darflher  frei  j^earheitete  5- Voluten  mit  Akanthus- 
Yeinerung  eine  Krone  bilden,  als  deren  etwas  hereingesenkten  Knopf  man  die  Ton  ihr  ge- 
tragene Kamel  auaben  kann,  welohe,  m  Wolkaagebildan  nmgebaa,  wiadanm  eia  Hail 
nU  dem  sieh  «pftndan  PeHkan  sn  tragen  bestimmt  tat  Si  OnBelui^  aaf  EM  naeh 
Jeeuitenart  ausgehender  Weise  entwickeln  sieh  über  dem  Sohalldeokel  in  der  Nische  Strahlen 
und  "Wolkeneehilde.  welche  sich  nach  oben  immer  weiter  ausdehnen,  so  den  flher  dem  Ge- 
bälk der  inneren  Säuleu  aufsteigenden  üiebel  fast  ganz  verdeckend  und  Qberragend  und 
«b«a  daa DfaiftUgketta-Dreiaek  (oH  dei  Mahn:  IHS  darii)  «mgobaiHL  in  den  Aiam- 
seiten  ahw  ranken  rieh  noch,  von  den  SftnIensahallaB  anagehend  (ohne  L9snng),  Beben  mit 
Trauben  seitwSrts  in  die  Höhe  ziir  Unterstützung  von  anderen  Wolkengchilden.  —  Auf  den 
Wolken  über  dem  Schalldeckel  schwebt  je  eine  grosse  Engelsfigur  (sonach  aussen 
rechts  und  linl»  von  dem  S&ulengebälk)  knieend.  Der  linke  Engel  h&lt  isk  den 
H&nden  einen  Pafanenzweig,  bezw.  das  Kreuz,  der  rechte  Engel  einen  Palmeniweig, 
bezw.  den  Keleb.  Die  flgnren  sind  zwar  manierirt  und  etwas  künstlich  in  der  Be- 
wepung  des  Knieens  und  Rchwebens,  aber  von  einer  geradezu  wunderschönen  Modcl- 
lirung  und  seltenen  Anmutb  ihrer  lockigen  Häupter,  nackten  Arme  und  FQsse  uud 
dassisehen  Gewandogg.  Ldder  sind  die  Flügd  mm  Theil  aerstOrt,  denn  gerade  der 
an  dem  rechten  Engel  eilialtene,  weit  entfaltete  Flügel  zeigt  die  technische  Meister- 
schaft des  Künstlers,  der,  wenn  nicht  selbst  ein  Italiener,  sicher  in  Italien  seine 
Studien  gemacht  bat.  Das  zeigt  der,  wie  man  aus  der  Beschreibung  erkennt,  in 
vielen  StOito  rümische  und  oberitalieniscbe  Vorbilder  dieaee  charakteristiadMn 
KirdMoatfles  verrathende  Geeammt-Entwurf;  trotz  seines  beschekleiieD  Aufbaues  in 


59  Ap«ldft,  TwüBUBaoMM.  Rinrnn«.  365 

Hob,  der  dnrdi  gering»  Firlmig  aoierer  Zeit  (weiss  mit  Gold)  gar  nidit  zur  ge- 

ntgenden  Geltung  kommt;  die  die  Engel  unterstQtzendeu  Beben  sind  von  Eisen. 

2  Kirchbänke  für  den  Geistlichen  und  den  Altarmann  (1S88  an  der  nörd- 
lichen und  südlichen  Langhaus-Wand  zunächst  dem  Chor,  sollten  verl^t  werden), 
aus  dem  18.  Jalurhimdert;  oben  Gitter  mit  durcbbrocheoer  Sdmitierei  in  Umrissen 
eines  Doppeladlers,  bezw.  einer  BlmnenTase,  reclit  guter  Zeiehnoag.  Ebensoldie 
Schiebegitter  lind  Jelst  in  dem  ernten  Empofen^SeedhoBB  ab  Fensteqgitter  yw- 
woidet.  Holz. 

Figur  auf  dem  Dachboden,  aus  dem  18.  Jahrboodert,  Tauf-Engel  mit  Palme,  im  Stile 
derer  an  dar  Kund,  aber  aoUeehlar,  eadi  Ueiier.  Htli,  gemiert. 

Weiaknaae,  oral,  idt  Blppen,  und  Weinknniie,  nUdftimlg,  bdde  nil:  17U, 
fon  Zino. 

Glocken.    1)  1746  von  J.  0.  Ulrieb  in  Laaoba.    86  om  DorohmeaBer.  —  Die 


Rannstedt,  7  km  nordnordöstlich  von  Apolda ;  in  der  Aildaiscben  Fälschung  zu  874 
Ratingesstat ;  1263  und  12.56  wird  ein  Rittor  von  Ranstete  genannt,  1285  die  Vogtei 

als  landgräflicbes  Lehn.  —  Droake,  Cod.  dipL,  Nr.6ia  -  Drooko,  Tkadü  fiild,  S.  68.  Nt.  38; 
&  m  Nr.  »».  M6i  a  m  -  XfmhU,lmMkmä»  II.  a  tllL  -Moaeko,  fleripta;  l  a  «81. 
-  Rein,  Thningia  uvsn  II.  a  1S9.  198.  —  A,  Schumann,  Lexikon  von  Sachsen  Tin,  8.  7B5  f.; 
XVni.  &  648.  —  aF.  LSchamaaa,  Loodeokondc^  &  91.  —  Staatshandbuch  für  Saehsen-Weiniar 
lan,  a  lia  Nr.  Ml-  stark.  laTlilrinfrVowlMtdlwbi.il  (MW),  a  146. 149.  Aber  daa  0«meind«. 
lioteL  —  Steobolo.  ia  Thttrioi?.  YeroiiH-ZeiUchr,  N.  F.  I.  S  133.  323;  n  (188S).  &  44.  -  Wolff, 
Chnnik  d  Doikn  PtMta  II,  &  606  t  —  Wardtwein,  Thoriagia  et  EiishdUdia,  a  9&  198. 

Kireht  (vor  der  Rafnimnlimi  PUronnt  de«  Moiitddoatert  in  Nnamburg),  ans 

dem  18.  .Jahrhundert,  einfach.  Gnindriss-Fonn:  |  b,  der  innen  6,6  m  Uuigie, 
4,9  m  breite  Clior  mit  flacher,  das  10  m  lange,  7,5  m  br(!ite  Langhaus  mit  tonnen- 
förmiger  Uolzdecke.  Rechteckige  Fenster-  und  Tbür-OetTnungen,  regelmässig  ange- 
legt. Auf  dem  G3ior  der  Thurm,  ein  massives  Obergeschoss ,  das  Langhane-Dacii 
Qberragend,  darauf  ein  Walmdach,  Aber  dran  als  Dachreiter  ein  hölzerner,  aehteddger 
Tabemnlnl-Aufbau  mit  Schweifkappeldien  sidi  erbebt.  — WfirdtweiBa.a.0. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  aus  d«n  18.  Jahrhundert,  in  seiner  Weise 
originell.  Erdgeschoss:  drei  Flachbogen-Dorchgänge  zwischen  breiten  Pfeilern,  von 
denen  die  äusseren  noch  vorgestellte  Kirchstühle  mit  durchbrochen  geschnitztem 
Oittenrark  haben.  Aof  dem  i^tt  durddanfiniden  Gebilk  des  ErdgesehosaeB  ist  der 
Obertheil  als  ein  mächtiger,  steil,  dann  schräg  aufsteigender  und  im  ümriss  will- 
kOrlich  geschnörkelter,  aber  im  Ganzen  doch  annähernd  j2;iebelartiger  Aufsatz  ent- 
wickelt, lo  demselben  sind  rechts  und  links  schlanke  Rechtecke  als  Durchbrechungen 
und  snaseitelb  deren  noch  BeUei^tandbüder  Petri  und  Fttili  aagebneht;  io  der 

Mitte  nber  tritt  die  Kanzetl,  im  Grundrias:  >  und  Uber  dem  mehteckigen, 

obenn  Knud-Eingang  ebenso  der  Schalldeckel  vor.  Hols. 


366  Hmbwidt.  BiiDOMr.  8<aift»Bi.  kfolin.  60 

Tauf-Engel,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  tod  Hob,  Ueiiif  stehrad,  mit  berab« 

hängender  Rechten,  währenfl  die  erhohene  Linke  ein  gesimsartiges  Becken  trägt. 
Darin  die  Taufschale,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  mit  vertieften  Eiern  und  heraus- 
getriebeneu  Buckeln  am  Raud.  Kupfer,  verziert.  —  Taufkauue,  von:  /7i7,  in 
Seidelform.  Zimi. 

Kelch,  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts.  Fuss  rund,  mit  hflbachem  Band- 
muster  von  durchbrochenen  Vierp&ssen :  £3 ;  auf  einem  Feld  ein  Cliristus  mit  aus- 
gebreiteten Annen  (ohne  Kreuz)  aufgelöthet.  Am  Knauf  treten  bochkantige  WQrfel- 
ahea,mit:  ^.il.f.0.d.  and  eiaerBoaette,  vor;  am  Schaft  darOber, trie danmtar:  ^ilf 
001.  —  Hostientellar,  dam  geWg.  Silber,  vwgoldet. 


Reisdorf,  lO'/t  km  nordSadich  von  Apolda;  theils  zur  Vogtei  Gebstedt,  theils 
cum  KloaterPforta  gehörend;  um  1881  Ragesdorf,  im  15.  Jahrirandert  Bndigesdoif.  — 

Pf.  Bertuch,  Teatache«  Pfortixchen  ChronikoD,  benugeg.  tod  Schamelias  (1734),  8.  97.  — 
0.  Franke,  Dm  Botiie  Bach  too  Waimar.  &  60  1  —  Krosfeld,  Lmdeekiuide  II,  &  SIS.  — 
Martin,  ia  IhtriaK. YeniH-EdlMhr.  N.  F.  V  (IBSTH  &  ISa  -  A  8  eh vm 

IX.  8.160;  XVm,  8.586  (unter  Rengsdorf).  -  C.  F.  L.  Schumann.  Landesknnde,  S.91.  —  Stark, 
in  TMäag.  Veteine-Zeitiohr.  n  (1867X  &  162,  Aber  SiegeL  -  Wolf  f,  Chronik  d.  EL  PforU  II.  8. 66a. 

Kirche  [1712  abgebnumtL  iriadevgebanl,  neuerdings  abgariaien],  neo.  — 
Kronfeld  a.  ^  0. 


SchlfM,  2V«  km  Bfldlieh  von  Apolda;  SeSteo,  wo  1181  Nov.  27  Kaiaer  Fried- 
rich I.  die  Schenkung  einer  Hufe  von  Seiten  seines  Ministerialen  Dietrich  Ton  Kirch- 

herg  zur  Errichtung  eines  Nonnenklosters  in  Kapellendorf  best&tigt;  Schetin,  seit 
1241  durch  allmäligen  Verkauf  (u.  A.  im  13.  und  14.  Jahrhundert  von  den  Schenken 
von  Apolda,  1319  vom  Marschall  von  Gosserstedt)  in  den  Besitz  des  Klosters  Heus- 
dorf gekommen.  —  KronfeU,  Lnatoknd«  H  a  »&  -  Kroafel«,  ApeU^  &  ML  It  — 
[Otto]  Thuringia  sacra,  S.  840  f.  370.  376.  4S8.  435.  —  Rein,  Thnrin^  gacra  U,  S.  4S.  CiL 
1331  146.  188.  197.  221.  m  243.  246.  253.  -  K  Sehmid,  Kircbberg'sche  SchlflMer,  8.  36  n.  IM^ 
«o  wegen  der  beiden  enden  in  der  üikande  gennatai,  nahe  liegenden  Orte  Stebm  nad  Ktiiipflndorf 
anstatt  Scölen  n.  Scholen  Scöten  u.  Schöten  la  lesen  sein  wird,  wie  im  Ref!:i8t<>r.  Fbenao  bei  Are- 
mann,  Uurggr.  v.  Kirchborg,  Anb:in^'  Diplom.  8,  1 1.  Vgl.  Stumpf,  Reichgkanzler  II,  S.  888  t,  Nr.  4328. 
—  A.  Sebnmenn.  Lexikon  von  Sachgen  X,  S.  521  Schoden};  XVllI.  S.  711.  -  C.  F.  L.  Scbu- 
■  ana.  Landeaknnde.  S.  91  £  —  StaaUbiadbacb  f.  8.-Weiniar  1864.  8. 198,  22.  —  Stark,  in  Tbflrinf. 
Vereiae-Zeiteehr.  U  (1867),  8.  166,  aber  dee  Siegel  —  üeber  eine  neoh  dem  Orte  geoannte  Fanilie 
v^  Martin.  IMmatek  d.  Stadt  Joa  I.  B«Mv. 

Kirche  (von  12t30  un  auf  dem  GrundeigeDthum  des  Klosters  Heusdorf  gebaut). 
Der  innen  4^  m  lange,  4  m  bidte  Chor  nnd  die  auf  Ihn  rabenden  (dnxeh  Inia 
Gesima  Anaaeriieh  gekannieidmeten)  drei  munna  Obergeadioaae  abd  in  ihrem 


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^1  iptUa.  ^Mtf.  ^ 


Mauerwerk  romanisch,  aus  dem  13.  Jahrhundert  erhalten,  auch  noch  einige  Oeff- 
nimgeB  von  dieser  Banseit,  nimMdi  ao  der  Ostadte  im  entea  Obergaschoes  eine 

in  Form  eines  Kreuzes,  im  zweiten  eine  in  Forai  eines  kleinen  Vierpasses:  O; 

an  der  Nordseite  unten  ein  kleines  Rundbogen-Fenster;  im  ersten  Obergeschoss  ist 
in  ein  vergrössertes  Fenster  als  Tbeiluug  ein  StQck  Schaft  von  dem  ehemaligen 

TheUungspfeUer  eines  gepaarten  Rundbogen -Fensters  (von  der  Form:  jJQ^)  in 

späterer  Zeit  roher  Weise  eingeschoben;  im  zweiten  Obergeschoss  sehen  wir  die 
rechte  Hälfte  eines  solchen  Fensterpaares,  dessen  linke  Hälfte  vermauert  ist  (kennt- 
lich an  dem  in  der  Mauer  steckenden  linken  Stück  und  daran,  dass  die  Axe  des 
MittalplBileni  genau  Aber  der  Axemnitto  das  oDterai  Rundbogen-Fensten  sitst),  und 
zwar  ein  Featterpiur,  an  welchem  in  einfachster  Weise  der  Mittelpfeiler,  wie  der 
Eckpfeiler  nur  eine  Kämpfer- Auszeichnimg  in  Gestalt  eines  Wulstes  an  den  einander 
zugekehrten  Flächen  hat  An  der  Ostseite  im  zweiten  Obergeschoss  der  Rest  eines 
entsprecbeoden  Fensterpaarss.  Im  Uebrigen  steht  die  Kirche  in  den  Aendemngen 
nnd  Zubauten  des  16.  Jahrhunderts  {S.U. 1556  aber  dem  SQdfenster  des  Chores 
aussen)  da,  namentlich  aber  nach  dem  Brande  von  1781,  wo  das  Langhaus  in  recht 
stattlicher  und  verhältnissmässig  guter  Weise,  mit  regelmässiger  Anlage  vun  je  drei 
grossen,  hohen  Flachbogen-Feustern  an  jeder  Langseite  des  Langhauses  gebaut  wurde. 
Aus  einer  ni  mit  (sor  NOehternlieit)  flllurendM  Neigung  nur  BegelwUmiiglwit  int  die 
Umfassung  des  westliehen  Fensters  der  Südseite  und  des  mittleren  der  Nordsate 
bis  zur  Erde  geführt  und  so,  durch  Anwendung  einer  wagerechten  Zwischentheilung, 
unten  die  (sonach  rechteckige)  Thür,  oben  das  Fenster  gewonnen  worden.  Aus  jener 
Zeit  stammen  nudi  die  tonnenftraiigen  Hobdedien  Uber  Chor  ond  l^wghant,  das 
recht  grosse,  nach  französischem  Muster  in  zwei  Linien,  unter  Anbringung  eines 
Zwischengesimses  gebrochene,  mächtige  Ziegeldach  des  Langhauses  und  das  dritte 
Thurm-Obergeschoss,  welches  den  First  des  Langhaus-Daches  etwas  Uberragt  und 
dann  (in  einer  vom  Gewöhnlichen  abweichenden,  rationeUeien  Art)  mit  einem  durch 
dne  CdeUlnie  ebenfidlB  in  swd  Theile  gebroehenen  Zeltdneh  llberdedct  wurde.  Der 
Versuch  einer  etwas  künstlerischen  Verzierung  zeigt  sich  am  Thurmbau  an  einigen 
Linien  und  an  dem  Gesims  zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Obergeschoss,  welche  nur 
in  Puu  hergestellt  sind,  und  in  der  Linienführung  des  Dachgesimses:  _rv—  (Nach- 
klang der  Ziergiebel).  Koch  ist  so  erwihnen,  dass  an  der  Thuim-WestniMier  ein 
Notli-Strebepfeiler  südlich  unten  vortritt,  und  dass  ausser  den  erwähnten  Fenstera 
sich  noch  je  ein  rechteckiges  an  der  Ostseite  und  an  der  Südseite  des  Chores  und 
an  der  Südseite  (dies  nach  Westen  zu  verschoben  und  innen  in  die  Tonnendecke  ein- 
schneidend) des  ersten  Thurm-Obergeschosses,  die  Hnmionie  etOvend,  sich  befinden. 
(IHe  WeetfroBt  iet  gsns  ohne  OeONOigiii.)  —  Ivonfsld,  UaMEna^I^  &m  -  Beta. 

IhuingU  SM»  n,  S.  146  £,  Nr.  68.  —  Sehamann,  LaadHkmlB^  8.  91 

Kanzelb  au  hinter  dem  Altar,  von  1782,  im  Zopfstil,  mit  einigen  Nachklängen 
des  Barock.  Erdgeschoss  einfach:  drei  Korbbogen-Durcbgänge  und  wagerechtes  Ge- 
sims. Obergeschoss:  Uber  den  Seiten  BrOstungs-TaMn  mit  au^egtem  Sdudtsweck 
als  rahmenartige  Fl&chen- Verzierung  und  über  diesen  Brüstungen  geschweifte  Halb- 
giebel mit  Akanthus-Ranken  an  den  Flächen,  welche  gegen  den  Mitteltheil  ansteigen. 
An  diesem  tritt  die  5-fÖrmig  gehauchte  Kanzel  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  vor, 
zwischen  zwei  auf  Consolen  mit  Lugelskopf-Verzierung  aufsteigenden  Säulen,  deren 


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368 


ipoid».  62 


O^ltdl  ifloiMlM  Volntai  in  Diagoiial-Stdiiiiig  (umIi  rtmiielNm  VoibOd)  Iwi  Aqf 
dem  Ctobilk  derselben  too  der  StnUeiuoiiiM  unterbrocheoer  Flachbogsn-Oieb^. 
Holz,  weiss  mit  Vergoldungen. 

Ehemaliger  Tauf- En  gel  auf  der  Ost-Empore,  aus  dem  17.  Jahrhundert,  ähn- 
lich denen  zu  Löbstedt  und  Zwätzen  (s.  Amtsgehchtsbezirk  Jena,  S.  181.  237),  minder 
httbsch.  Holz. 

Kelch  Ar  firaake,  sos  dem  17.  Jaliriiaidffft,  selur  geidmmekvoll  in  der  Form. 

Fuss  als  Sechspass:  O,  durch  gefällige  Gliederungen  mit  dem  Schaft  verbunden,  der. 
Ober  dem  Knauf  ebenfalls  von  Sechspass-Querschnitt,  über  und  unter  dem  Knauf 
mit  Blumen  gravirt  ist.  Knauf  von  Querschnitt  sechspassförmig,  im  Umriss  aus  zwei 

gegen  einander  stossenden  ätücken  vom  Profil:       mit  Leiste  dazwischen  gebildet 

Kupfer,  vergoldet 
Glocken  neu. 

[fielief  zweier  Lindwürmer  mit  verschlungenen  Schwänzen,  romanisches  Sand- 
Bteiii-Relie^  be&od  deh  frtther  an  der  Kirdie  oder  am  Kirdihof,  gab  Aalaas  m  Sagen 
von  Drachen,  welche  von  einem  Ritter  erschlagen  wurden  und  einen  Sumpf  gehütet 
hatten,  dessen  Zuschütten  (schöien!)  in  gewagter  Gelehrten-Etymologie  für  die  Er- 
klärung des  Urtsnamens  herbeigezogen  wurde.  Der  Stein  wurde  (zu  Anfang  unseres 
Jahrhunderts?)  nach  Apolda  gebracht  und  erst  am  Friedhof-Thor,  seit  1868  in  der 
Kindl-llaiier  (b.  S.  310)  eingelassen.  —  Hl  DSrlaf ,  Dto  IMwtimc  la  tat  BtUttmopr  M 
A90M%  in  Thniägi%  ZattMlv.  t  Cond«  d.  Tatadndüb  Ahl«.  I,  UU,  Bf.  S~1L  at-88.] 

In  Boaite  des  Herrn  Pfuren  Thiemo: 

Siegelstempel,  aus  dem  15.  Jahrhundert  (Ä);  ia  höchst  sauberem,  stark 
vertieftem  Schnitt  ein  £icbh6niGheD  und  Umschrift:  Hh  ^  *i*  ^ttfic^  ^  von  nrfl* 
btnfele  +. 

Kreuzstein  an  der  apoldaischen  Fliugieiiie^  mit  eingehauenon  (verwittertem) 
Schwert. 


Sonnendorf,  ll</j  km  nordostlich  von  Apolda;  1700  entstanden.  —  Eronfeld, 
Uad«6kiuide  II,  &  214.  —  A.  8«b««i»DS.  hvükou  von  8««hMD  XI,  8.  Sll{lXVIII,  &  788  t  — 
aF.JLJ8ehm»aiia,  ^Lgwimdit  &  Ml  -  Stark,  la  Ihiriag.  TeiiMdlMta.  U  (18B7X  &  Utt. 

[Funde  vorgeschichtlichw  Alterthflmer  am  Sonnenberge  daselbst  —  jAhi««b«richt 

d.  Tbflring.-SSchi.  Vereini  U  (Naumbnrg  ISSi),  S.  20;  UI  (1823),  S.  1  mit  1  AbbUd.  —  Lepaias, 
MXtta»  SchnftMi  II,  &  6&  -  Sehamann,  Laodkoa  XVIII.  8.  78S.—  Sohamaan,  I^ndMk,  &  tt.) 


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63  ApoUik 


Suranuu. 


369 


Stadtsulzfl,  11  km  nordöstlich  von  Apolda,  im  Gau  Thüringen,  in  der  Grafschaft 
des  Markgrafen  Otto  gelegen,  Erbbesitzung  des  Pfaizgrafeu  Friedrich  von  Sachsen, 
eriiielt  auf  Ersuchen  des  Letzteren  1064  Dec  5.  von  Kaiser  Heinrich  IV.  Markt-, 
Mflns-  nnd  Zidl-Redit  (was  Dach  einer  edir  gweifelhafteii  Urknode  schon  1089  Kaiser 
Konrad  II.  auf  Verwenden  des  Ritters  Hdferidi  Ton  Sulza  gewährt  haben  sollte),  zu- 
gleich mit  der  Erlaubniss,  Salz  zu  sieden  und  zu  verkaufen.  Das  Rittergut  in  Stadt- 
Bulza  (urspranglich  vielleicht  Sitz  des  Ritteigescblechts  von  Sulza,  vgl.  Bergsulza  und 
Decftnlza)  gehörte  Ende  des  16.  und  Anfimg  des  16.  Jaliriiimdfirte  den  Henen  von 
Ebersberg,  dann  den  Herren  v<hi  Tflmpling,  die  es  1675  an  Herrn  von  Raschau  Yeritanftan, 
von  welchem  es  1693  an  Herrn  von  Schleinitz  überging.  1541  brannte  die  Stadt  fast  ganz 

ab  und  1714  vrieder  der  grösste  Tbeil  derselben.  —  TokAlbiaai,  Dm  guMs  SAdu. 
AManborg'.  Fflfttwitlmm«  «dlat  voIlgedniekfeM  SsltamMtMii,  itm  bt:  «Ibs  D«iiab>Pk<edigt  von  dem  Salti* 

u.  Wander-Brana  za  Sulza  in  TbUrin^'eo,  Jan  1634  —  B^y  or,  Bad  äulu,  seine  Qeschicbto  nnd  seine 
Ueil^aellen,  mit  AbbUdaogi  Jen»  iötfl.  —  Btjer,  Soolbad  äolaa,  Weimar  1871  —  H.  BOttger, 
XHOcaniw  wd  Oan-GnoMB  IV,  &  3481  —  Bnder,  Nfltdieb»  BKaaümg,  &  4»  C  —  Oadn  diploB. 
Saxon.  reg.  I,  I,  S.  324;  I.  II,  S.  32(4.  327.  360.  —  F.  Cr  am  er,  Soolbad  8«ln»  IMmMw  Skizze. 
Weimar,  Druck  von  J.  Usdimaon.  —  Eisenacli,  Das  Solzaer  Thal  l&ii.  -  Oertt«l|  Haoarte  Snlsaer 
Ghnoik  M881  -  Di«  HdlqiMllaa  ud  BUw  n  Sdn.  J«m  1818^  &  —  [H«7d«iir«ioll],  BMwvf 

0.  Historie  d.  Pfaltzgrafen  rn  Sachsen,  S.  72  f.  —  r.  Hofken,  Braeteatenfdnd  xa  Saka,  im  Archiv  t 
üracteatenkoode  I,  8.  295  ff.  568  f.  and  io  ThOriog.  Voreiot-Zeitschr.,  N.  F.  VI  (imi),  8.  483  fi:,  mit 
Abbildungen  der  gefundenen  Manzen.  —  Kr«af«ld,  Landeakonde  II,  8.  216.  —  Lepsias,  Stadt  n. 
KL  Sulia  a.  d.  Ilm,  in  Mittlioil.  a.  d  Geb.  hist-antiqu.  Forschunfi^en  IV^  (IH24|,  S  101  tf.  -  Lepsius, 
Kleine  Schriften  II  a852),  S  02  ff.  Lünig,  iteichia-ArchiT,  ?.  spec.  Coat  Ii,  AbiL  iV,  S.  7til.  — 
Neue  Miltheilungen  d.  Thüring.-SichB.  Vereins  XIV,  S.  163,  Anm.  L  —  [OttoJ,  Thuringia  sacra  (n87x 
&  878.  —  Bein,  Thuringia  sacra  II,  S.  161  t  —  £.  Rost.  Führer  and  Bathgeber  dnieli  Bad  Snlia 
und  Mioe  Umgebung,  für  Kurglste  and  Einheimische,  4.  Aufl.,  Sudt  Salsa  1881.  —  Y.  Badolpb, 
ZeitbOchlein,  unter  1541.  —  H.  Schenk,  Das  Verhalten  des  Kurgastes  in  Soolbad  Salza,  Salza  a.  L 
(Büt  Abbüdang  der  Stad^  -  ttebmidt,  ««tttM  d.  l^taataBth.  Wcinar  VIII,  S.  50.  -  Sebultas, 
Dlnek  diplom.  I,  &  176.  876.  —  A.  BchananB,  Lntkon  tob  SadHtn  XI,  &  290;  XYIII,  &787.  — 
C  P.  L.  Schumann,  Laudeakonde,  8.  83.  —  Schwabe,  Nachricht  Ton  Monimenten  Lather'a,  S.  159 
bti  18L—  Staatahaadbnch  L  &-Waimav-Efa«naeb  1864,  8. 198, 24.  -  Stark,  in  Tbttriag.  VeniiifZeiticbr. 
U  (1687),  a  14Sv  V.  Hefken,  eb«ad%  V.  ¥.  VI  (im),  8.  600,  «bn  d»  Stadtmgd  uit  dam  h«a 
Mauritius.  —  Stumpf,  Reichskanzior  U,  B,tMi,  Nr.  2665.  —  W.  v.  Tümpling,  GescL  d  GeschL 
von  TOmpUng  I  (1888),  II  (1888^89),  aa  vldn  Stellea.  —  L.  de  Vaienti.  VorUnfigw  Beriebt  tob 
dwa«ieUeltodw  •agMWBBtm  msMaAnrvnta»  !■  StadtSdn,  Nocdhatuen  ISA  —  O.  A.  d«  Watte, 
Histor.  Nachrichten  von  Weimar  II,  8.  284  f.  —  M.  Wille,  Top-hali-graphia  Sulzensis,  das  ist  der 
Bergk-Stadt  Soltaa  pp.  Beschreibuag^  Jena  1670.  —  Wo  1  ff,  Cbrooik  des  Klosters  Fforta  I,  &  304. 
806;]],  a  U4-M7  «.  aa  aadarai  SUDn.  -  Wtrdtwala,  TMa^  «t  BAaMdi^  &  88  £  — 
ZeiUchrift  d.  FTarzvemns-  ITT,  S.  5781;  VII,  &  12111;  XII,  S.  40f.  -  ZoK'ba»,  8«ha1i  Hall|liailaB 
and  B&der  (mit  1  lithograph.  Tafel  a.  Hobnebnittaa  im  Text),  Salza  1853. 

Kirchs,  (nach  dem  Brand  der  alten,  Wohldes  heiligen  Mauritius,  1714)  in  der 

1,  Hälfte  des  18.  Jahrluinderts  vom  Hofziminermcister  Palm  (laut  Kirchbucii)  gebaut, 
der  schmalere  Westthurm  1022.  Doch  verrath  der  Grundriss  Schonung  älterer  Mauern. 
Die  Eizch«  irt  Im  Osten  in  drei  Seiten  geschlossen,  iamem  6,5  m  breit;  anf  der  SQd- 
seite  BddieBSt  Bich  die  Ltagswiiid  unmittelbar  an,  an  der  Neidaeito  aber  mit  einem 
Heraustreten  um  95  cm,  so  dass  die  innere  Breite  der  Kirche  im  Uebrigen  7,45  m  be- 
trägt. Die  Kirche  deckt  innen  eine  stuckirte  llolzdecke,  welche  über  den  Seiten  flach, 
in  der  Mitte  rund  gel>ogeu  ist  Thüren  und  Fenster  sind  Üachbogig.  i>as  Gotteshaus 


370  dnonoui. 


sieht  durch  die  vollständige  üeberweissung  aller  Wände,  auch  des  Kanzelbaues  etc , 

im  Innern  ftoaserst  öde  aus.  Eiteofteh,  Salmr  Tlua,  8. &  65  £  74 f.  —  Gerat«!  «.&.0, 
&  SL  -  de  W«tt«  1. 1.  Ot  a  M. 

KABselbfta  Unter  den  Altar,  in  der  Mitte,  1716  von  dnem  itaUenieebeB 

Stuckateur  (nach  dem  Kirchbucb)  gemacht,  einfach.  Unten  nur  eine  gewöhnliche 
Wand,  mit  rechteckigem  Durchgang,  aber  dem  ein  geflOgelter  Engelskopf.  Ueber 

einem  GesiniB  tritt  die  Kanzel  in  der  Grundriss-Form:  k.^^^^   vor,  mit  einem 

Blätterkranz  an  der  Vorderfläche,  gekreuzten  Palmzweigen  an  den  Seitenflächen  und 
Lorbeerstr&ngen  an  den  gekehlten  Kanten  verziert.  Ihr  oberer  Durchgang  hat  ge- 
«MorMdM  Ffaaten  und  eine  Ueberdeckung  von  der  Fonn :  „^.^^-^ ,  vor  «raldier 
der  Mitte  der  SdiaBdeckel  rechteckig,  oben  mit  Ueiaea,  eitaeDden  Knibehen  beeetst, 
vortritt,  wie  auch  auf  den  Ecken  Knäbchen  stehen.  Dieser  Durchgang  ist  an  den 
Seiten  von  einem  mit  Blumengehftngen  besetzten,  unten  in  Voluten  sich  verbreitemdeD 
Bretterwerk  eingefasat,  welches  mit  einem  der  Durchgang- Ueberdeckung  entsprechenden : 
-"""V.  Gesims  abecblieest;  darauf  stehen  in  der  Mitte  dn  Kreut,  an  den  Edcen 
Engelsfiguren.  Holt.  —  EU«aa«h  a^  a.  O,  &  W  Abb. 

(Helief  n  der  aQdUdnn  Empore  deeGboces,  Bmstbild  in  Medailk»  voi  1808, 

Marmor.) 

Kelch,  sp&tgothiscb.  Fuss  in  Sechspass-Form :  o,  mit  Vierpass-Muster:  £3 
am  Rand,  danmter  das  Doppelwappen  (A)  Ton  Ossmannstedt  und  einer  anderen 

Familie  (drei  Lilien  im  blauen  Feld)  und  ein  Weihekreuz  zwischen :  y .  n .  Am  Knauf : 
ifyt9V9;  dazwischen  Blätter,  schon  im  Renaissance-Stil.  Am  Schaft  damnter:  f^if 
gOt;  der  Schaft  über  dem  Knauf  ist  erneut.    Silber,  vergoldet. 

Kelch,  sp&tgothisch.  Fuss  rund,  mit  Yierpass-Mustem  am  Rand.  Am  (ver- 
kehrt eingefOgten)  Knanf  WOifol  mit:  c.v.l.o.i.  (erlOee),  d«nriidMii  eflinieMMas> 
werke.  Am  Schaft  über,  besw.  unter  dem  Knauf:  nuir.      und:  i^cfbC  c?  (Cbriatui). 

{Ay.   Silber,  vergoldet. 

3  Glocken,  1716  von  Nie  Sorber,  mit  Friesen,  sächsischem  Wappen,  Mono- 
gramm und  Nameu  des  Pfarrers  etc.;  ausserdem  am  Schlagring  (der  1.,  122  cm  im 
Dordunesser  haHenden):  EHRE  8E1  GOTT  IN  DER  HÖHE,  (der  2^  105  cm  im 
Durchmesser  haltenden)  FRIEDE  Al'F  IIRDEN,  (der  3.,  80  cm  UD  Doehmeaaer 
haltenden)  UND  D£N  MENSCHEN  EIN  WOHLGEFALLEN.  —  BUeaaeb,  Mn« 
Tbai,  S.  76  f. 

Rathhaus,  nachdem 

Brande  von  1714  neu  ge- 
baut, einfach.  Daran  ein 
Scbildbalter  aas  glei- 
cher Zeit  (doch  von  anderer 

Stelle),  mit  htlbschen  Blumen 
und  Ranken  in  Schraietie- 
eiseu  [das  Schild  dazu  fehlt]. 
-  Eii6B»«h  a.  «.0..  8.74.  — 
Oeritel  a  a.  0.,  8.  21.  — 
d«  Wette  a.  a.  0.,  8.  8ö8. 


Apolda.  64 


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Vntiij  Ousl'li-  Fi  > ':  Ii  !•  r  iil  .ffttii. 


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1 


dbyG 


66  Apolda. 


Stadtbouu.  Stobbits. 


371 


[Naumbnrger-Tlior,  1468  erbant,  1960  aligdn«imt  Eekartsberger- 
Thor,  stand  noch  1813.  —  Blieifteh  0,  a  9.  —  Geritol  «.  a.  0,  B.  SS.  - 
T.  Hofkea  a.  «.  O.J 


Stiebritz,  7  km  ostsUdöstlich  von  Apolda;  1156  Stebhue,  kau  im  Laufe  des 
Ifittebltera  unter  das  Kloster  HeutHlorf;  ist  FOial  von  Hainiehen.  —  t.  Ol«le1iflii* 

stein,  Kloster  BarKeKll,  DoenUL,  S.  90— S^3.  —  Eronfold,  Landeskonde  II,  S  21G.  -  Martin, 
UrkoodeDlmeb  der  Stidt  J«a»  I,  Kr.  368.  -  (Otto)  Thuingia  na«,  S.  S80.  886  £  404.  iSL  437. 
608  £  —  ]t«ln.  Ibnioch  Mon  H  &  4S.  «.  IUI  14a  m  IM.  SOft  llft  mm  M4  - Bekvl tot, 
Dbvctor.  diplom.  II,  &ia5.—  A.Schnniann,  Lexikon  Ton  Sachsen  XI.  R  :m.  XYIU,  S.  813.  — 
G.F.L.  Sehamann,  LandMlmiid«,  8.  57.  —  ätaatahaadbneh  £  &-W«imar  1S64,  ü.  214»  22.  — 
Stark.  Ib  Thari^  YmiaMbK^  U  (im  a  Ua  «b«  BkgoL 

K  i  r  C  h  6 ,  der  Anlage  nach  aus  dem  17.  oder  18.  Jahrhundert,  unbedeutend. 
Der  rechteckige,  inneQ  4,G  m  lange  und  5,6  m  breite  Chor  und  das  ungetrennte, 
aber  (abwdchend  von  der  gewfthnlichra  Fonn)  etwas  sehmalere,  8,7  m  lange,  53  m 
bfeite  Laughaus  haben  eiue  gemeinsame,  in  der  Mitte  flache,  au  den  Seiten 
tonnenförmige  Holzdecke.  Kechteckige,  gewöhnliche,  zum  Theil  hölzerne  Fenster 
und  Thür  aus  unserem  Jahrhundert;  an  der  Westseite  ein  schlechter  Vorbau,  auf 
dem  «estlichen  Theil  des  Langhauses  ein  hölzerner  Dachthurm:  erst  ein  Tier- 
eeUges  (jetst  dnrdi  EiliOhiuig  des  Lanf^ums-Dadies  in  dieseai  Tersehirindeiides), 
dann  ein  bescbiefartei,  achteckiges  Geschoss  mit  Bchweifkiippfl],  Taberaakd-Aulints 
und  Kuppel. 

Tauf-Eugel,  aus  dem  18.  Jahrhundert.  Holz. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  (Lichtdraek). 
&  ist  «faduher  üb  maadier  der  hi  den  voiher  genaimtim  Orten  genannten  Ibnzd- 
bautAB,  aber  einerseits  maassvoller,  andererseits  wa  besonders  saaberer  Aosfllbnmg 

tmd  ausgezeichneter  Erhaltung,  Er  kann  somit  als  Beispiel  für  die  zahlreich  in  der 
ganzen  Gegend  herge.stellten  \Nerke  u'i'Iten  iiiid  zeigt,  wie  bei  aller  ül)rigen  Ver- 
kuuuienheit  der  Kunst  und  ihrer  Eutfrciuduiig  aus  dem  Volke,  worunter  besonders 
die  Kirchenbanten  nnd  die  St^-Ardütektnr  sn  leidea  hatten,  anf  gewissen  Gebieten 
sich  KunstleistUDgen  erhielten,  welche  in  den  Gemeinden  in  Verständniss  und  Liebe 
wurzelten.  Bei  manchen  trockenen  Einzelheiten  ist  der  Schwung  der  Linien  be- 
merkenswerth,  ebenso  die  Wirkung  bei  aller  Bescheidenheit  des  Materials  und  der 
F<Minengebung.  Auch  dacanf  mOge  anteeriiaam  gemacht  «erden,  wie  dis  in  dem 
ZMtgeschmacif  liegende,  emUematisdie  Siidit,  die  soMt  so  leicht  in  pedantisdie 
Sflielerei  ausartet,  unter  Umständen  naiv  künstlerisch  wirken  kann,  wie  hier  die 
Palmenbaume  nnd  die  Weintrauben.  Die  N  umm  er  u  bretter,  welche  sonst  iu  den 
meisten  Kirchen  rolie  liolztafeln  und  in  störendster  Weise  befestigt  sind,  sind  hier 
ebeniUls  kOnstleriseh  behaadeli  Sie  enthalten  die  Kaasensboehstaben  des  Stttters: 
J,Q.W.Z.  Alles  von  BoIb,  neu  gestrichen. 

Eirchbailke  an  der  nördlichen  und  sfldlidMD  Chorwand,  ebenfalls  aus  dem 
18.  Jahrhundert,  mit  durchbrochenen  Gittern  oben,  hl  sehr  guten  Mustern  {A).  Holz. 


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dt2  Smtntn.  Swbka.  Apolda.  66 


Gluckeu.  1)  1886.  —  2)  Aus  dem  15.  Jahrhundert)  mit:  ^Uf  gor  maci« 
gito^  (goad)  vm  coin.co  (?);  in  Uaien-Bdieft:  Omdfiz,  Johannes  and  Maria«  die 
vier  Evangelist<>D ,  Glockengiesser- Wappen  (Glocke  in  einem  schrägen  Wappenschild 
unter  eiiioin  Helm,  darüber  ein  SchrifthaTid,  welches  in  äusserst  schwacher,  undeut- 
licher und  verkehrter  Schrift:  t^er.man  uud  tpUn  (?)  zu  enthalten  scheint).  72  cm 
Dorchmeeser. 

[Wfistung  Lichtendorf.  -  (Otto)  Thonngia  Sacra,  S.  404  t  4SI.  —  R«iii,  ÜMBi^wem 
U,  8.  4fi.  Bl  eO.  1G9  Anm.  —  StaaUhaadboch  f.  S.-W«üur-EiMiiicli,  &  214.] 


Stobra,  S  Icm  aadUcfa  wn  Apolda;  1290  Stabace,  vendiadier  KfederiasBiiiig, 
wovon  die  noch  wfcennbare,  concentrische  Anlage  erhalten  ist;  1181  erwarb  dort 
das  (zu  gründende  Kloster)  Kapellendorf,  von  1290  an  auch  Heusdorf  Besitz,  1350 
wurde  das  Dorf  von  den  Burggrafen  von  Kirchberg  au  die  Stadt  Erfurt  verkauft 
(die  1356  vom  Erzbischof  von  Mainz  mit  demselben  belehnt  wurde);  litt  besonders 

1784  durch  Brand.  —  ATomaan,  BnrggnlHi  «on  Dnhbwg^  S.  67C  IML  IM;  AAmg  Diplom, 

S.  11.  90.  186.  —  0.  Franke.  Das  Rothe  Buch  ron  Woimar,  S.  116.  —  Kronfeld,  Landeskunde 
II.  &  m  817.  —  Martin,  in  Thfliing.  Vereins-Zeitschr.  1887  (N.  F.  V),  &  136.  —  E.  Schmid, 
IMitoj^teh»  flahiliMi;  B.  ML  8&  61  TS.  —  A.  SchinaBii,  Ladkon  Sadtacn  ZI,  &  Mt: 
XYIII,  8.  814.  -  C.  F.  L.  Sohnmann,  Landeiknnd«,  8.  67.  —  Staatshandhnch  f  S-Wäau  IMi 
8w  214,  23.  —  Stark,  in  ThOring.  Vereina-SeitMhr.  II  (18S7),  S.  IH  Ober  das  .Siegel 

Kirchty  aus  drei  Tlieilen  bestehend,  GnindriM^Fonn:  I   b» .  Die  «ludnif- 

tiscbe  Saerittei  im  Osten  ist  spAtgotHUsohw  Anhge  [viellneht  an  Stdk  einer  abge- 
brochenen romanischen  Apsis];  an  ihrer  Ostseite  innen  ein  Sacraraentsch  rein: 
rechteckige  Oeffnung,  von  einem  mit  Krabben  verziert  gewL-scuen  Schweifljogen  über- 
deckt, in  dessen  Bogcnfeld  ein  Christuskopf  relielirt  ist,  zu  den  iSeiten  von  Fialen 
anf  tibereck  stehenden  Pfeilern  eingefasst;  das  Ganze  reebtedüg  vortretend  und  oben 
mit  ^er  wagerechten  Zinnenreihe  abgeschlossen.  Der  etwas  breitere,  rechteckige 
Chor,  welcher  den  Thurm  tragt,  dürfte  noch  romanischer  Aulage  sein,  hat  jedoch 
keine  Einzelform  bewahrt.  Seine  Decke,  ein  rippenloses  Kreuzgewölbe  mit  nach  oben 
hin  Terlaafenden  Graten,  gehört  wohl  dem  Wiederherstellungs-Bau  nach  Beschädigung 
durch  Soldaten  an.  Aus  dem  18.  Jahrhundert  ist  die  flache  H<dsdecke  ttbw  der 
Sacristei  mit  aufschablonirten  Blättern  bemalt;  femer  der  Thurm- Aufbau :  ein  vier^ 
eckiges  Crsrlioss  mit  Rechteck-Fenstern,  dann  ein  achteckiges,  beschiefertes,  mit 
Schweilkuppei  etc.  in  üblicher  Form.  1886  fand  durch  den  Baumeister  Kurth  aus 
Weimar  ein  Tollstftndiger,  recht  geschmackvoller  Neubau  des  Langhauses,  mit  flacher 
Holzdecke  statt;  hierbei  exhidt  dies,  wie  die  ganze  Kirche,  neue,  grosse,  spitzbogige 
Fenster-  und  ThOr-OciTnungen,  ebenso  eine  Wand  zwischen  Chor  und  Sacristei  mit 
SWei  spitzbogigen  Durchgängen.  —  Schumann,  Landesknnde,  S.  67. 

Taufst  ein  in  der  ISacristei,  aus  dem  16.  Jahrhundert  (^1).  Der  Sockel  ist 
als  achteckige  Stufe  roh  erneuert.   Der  Schaft  ist  ein  achteckiger  Pfeiler,  mit  ge- 


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67  Apolda. 


37d 


kehlten  Schrflgseiten ;  eingelegt  amd  nuide,  bis  zur  halben  Höbe  des  Schaftes  reichende 
Sinten,  mldw  in  ihrer  Anngnig,  nie  «ncii  in  ihrer  Oepiteil-Bildiiiig  die  in  dieser 

Zeit  seltene  Anlehnung  an  Romanismus  verrathen.  Das  Beckoi  ist  im  unteren  Theil 
kugelig,  mit  vortretendeo  Eiern,  in  Nachbildtiog  antiker  Marmomsen  gebildet,  im 
oberen  Theil  von  Cylinderfonn.  Sandstein. 

[Holzgemälde,  Epitaph  (V),  au  der  Empore  des  Laugbauses,  beinKeubau  be- 
seitigt, soll  nicht  gans  ohne  Werth  geiresen  wän,  —  FC  Thi«ne»  VtagriMfw.] 

Glocken.  1)  Zwischen  zwei  Reihen  von  AkaDthnsblUtem :  VERBUH  DOlflNI 

MAXET  IN  AETERNUM.  Namen  der  Personen  und  Bezug  auf  den  Gn?s  der  drei 
Glocken  in  Stobra  (alle  1780  von  Gebr.  Ulrich).  In  zierlicher  Rankeu-Uuirahmung: 
HEIL  üNÖEilM  ilEKZOG  CARL  AUGUST  DES  VATERLANDES  WUNSGU 
UND  LUST.  95  cm  Durdunesaer.  —  2)  Zwischen  Terdeningen,  vie  an  der  ersten 
Glocke :  GLORIA  IN  EXCELSIS.  Inschrift  bezüglich  auf  den  Onss  durch  Gebr. 
Joli,  {'hr  unil  Job.  K.  Ulrich  aus  Apolda  178Ö.  73  cm  Durchmesser.  —  3)  (Scbul- 
glocke;  zwischen  gleichen  Verzierungen:  SOLI  DEO  GLORIA.  ACH  GOTT  LAS 
UN8ERN  GliOGEEKSGHALL  ZUM  BESTEN  DIENEN  ALLE  MAL.  eOon  DaMb- 

Ali 8  von  Frau  Ther.  Scheide,  neu.    Darin  eine  Tafel  mit  ileni  säch- 
sischen (nicht  dem  kirchbergischen)  Wappen,  der  Jahreszahl:         F.K  und  darunter: 


SulllNICht  4  km  sfldwestlich  rm  Apolda;  um  874  Salabah,  120O  Snldieehe, 

1249  Sulzbeche,  Reichsgut  der  Herren  von  Gleisberg,  gehörte  theils  der  von  1216 
bis  1^61  vorkommenden  ,\delsfamilie  von  Sulzbach,  theils  (durch  allmählichen  Kauf) 
den  Klöstern  zu  Heusdorf,  Kapellendorf  und  Oberweimar.  —  Avemann,  Burggnfen  t. 
Kirehberg,  S.  70.  80l  181  187,  Apbaiig.  Diplom.,  a  88.  181  —  Dreak«,  Ood.  d^UniL,  Vt.  810.  — 
Drenke,  TradiL  fald,  S.  53,  Nr.  36;  i^.  132.  -  L  W.  H.  Heydenreieh,  Histor.  d.  Fflrstl.  Hauses 
SchwarUboig  1748,  S.  61  —  Kronfeld.  Landukond«  II,  S.  217  1  —  Sronfeld,  Apold«,  &  M. 
181  —  L«ii«kf »14,  BoMbr.  4.  BMan  Kdbra,  1  801  -  Kartla.  Hkknadiolmeh  d.  Stadt  Jma  i; 
Nr.  129.  271.  301.  499.  -  Mencke,  J^scriptor.  rer.  gerni.  I,  S.  682.  709.  742.756.  75R;  III,  S.  lO«.  - 
(Otto)  TbarinKi«  «acr»,  S.  362.  -  Bein,  Tboriogia  8«cra  U,  S.  53.  10».  121.  124  f.  142.  155-157. 
181  181  181-Ml  101  m  C  18L  811  814  i  8».  SU  -  Sekamelins,  B«tchreib.  d.  Klosten  la 
BoatMten,  74.  —  Schannat,  Diooo  tuld,  S  240.  —  R  Schmid,  Kirchbergscbe  SchlöBser,  S.  77. 
^  A.  SchuniaDD,  Lexikon  von  Sachsen  XI,  S,542;  XVLU,  K  834.  —  C.  F.  L.  Sebamann,  Lande*-  ' 
künde,  S.  9H.  —  J^taaUbandbach  t  S.- Weimar  1864,  S.  198,  25.  —  Stark,  in  Thftring.  Vereins-Zeitacbr. 
II  (1867),  &  162,  Aber  Jas  Siegel  (Kiau  mit  SchlOsBel).  —  Stechele,in  Thttring.  Yereina-Zeiteebrift 
1879  (N.  F.  I),  &  138.  323;  II  (1882),  S.  49.  -  Stampf,  Acta  Magoot  aec  XU,  &  142.  -  Wflrdt- 
w*in.  TMgia  «I  tUkMUk,  1  81  -  UMU»  im  HttSNMiM  XI,  8. 81 

Kirche.    Grundriss-Form:   [    [T1  .    Baugeschichte  die  gewöhnliche:  Der 

3,3  m  lange  und  4,.'J  m  breite  MitteltheU  ist  romanisch,  das  ursprüngliche  Chor- 
Rechteck,  mit  Thurm  darauf,  aus  dem  Ende  des  12.  Jahrhunderts;  der  Osttheil, 


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374 


Apolda.  68 


4,6  m  lang,  3,9  m  tneit  (diudi  atftikera  Uanwn  in  ^^:her  Flucht  wmm  mit  dsm 
dior>BediteckX  ist  in  ap&tgothiselier  Zeit  um  1480  an  Stelle  der  romanischen  Halb- 

kreis-Apsis  getreten;  das  Langhaus,  12  m  lang  und  7,6  m  breit,  mit  Benutzung 
spätgothischer  Anlage,  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Dazu  Veränderungen  nach  roher 
\N  iUkür,  Eutstelluugeu  uud  HestauratioueQ  aus  allen  folgeudeu  Zeiten.  You  Eiuzel- 
fonnen  sind  romanisch  erhalten:  der  nmdbogige  Gborbogen  (xwiadieD  Chor-Bechteck 
und  Osteaum),  der  rundbogige,  wenn  auch  (wie  an  der  Decke  zu  sehen)  später  hlUier 
fortgeschlagcne  Triumphbogen  (zwischen  Chor-Rechteck  uud  Langhaus),  zum  Theil 
die  Fenster  im  zweiten  Thorm-Obergeschoes.  Es  war  an  jeder  Seite  ein  rondbogiges 
FoDSterpaar,  aaf  ^ner  Sftule  mit  Eekblatt-Basis,  tdibmlnm  Schaft  und  Wfltlieilcapitidl 
zusammentreffend ;  das  der  Südseite  ist  noch  vollatlDdig  in  dieser  Form  erhalten,  das 
der  Ostseite  halb,  das  der  Nordseite  ganz  zugemauert,  das  der  Westseite  (jetzt  nach 
dem  im  17.  Jahrlmmlert  höher  geführten  Langhaus-Dach  führend)  seiner  Mitlclsaule 
beraubt.  Au^  der  Spatgothik:  das  steiuerue,  uugeuaue  Tonnengewölbe  iui  Ostraum 
(dieses  wurde  im  18.  Jahrhundert  geimtst  und  mit  WoOceu  in  Stüde-Arbeit,  wohl 
auch  mit  dnem  Deckengemälde  versehen,  welches  jedoch  später  wieder  der  beliebten 
Ueberweissung  wich) ;  vier  Cousolcn,  nahe  den  Ecken  (nicht  in  den  Ecken  selbst, 
also  keine  Träger  eines  ehemaligen  lü-euzgewölbes),  wohl  für  Statuen  oder  Emporen 
bestimmt;  der  famen,  an  der  Ostsdte  befindliche  Saeramentaehrein  in  Gerialt 
dnes  Kleeblatt-BogoiB:  A,  umzogen  von  einem  Schwdfbogwi:  C\  und  dngefiust  von 
Fialen,  mit  dem  bekannten  Schmuck  von  Giebel-  und  Kanten-Blumen,  ganz  gut  er- 
halten, das  Ostfeiister  (ursprünglich  ein  schlankes  Spitzbogen-Fenster,  später  oben  ab- 
gerundet), eine  kreuzförmige  Oetfnung  darüber,  im  Dachgiebel ;  eine  ebensolche  im  Dach- 
giebd  der  Westfront.  Aus  spiteren  Zdten  die  srastigen  Fenst»  (je  ein  reditedi^es 
an  der  Sfldadte  de.s  OsttheQes  und  an  der  des  Thurmbaues  im  Erdgescho.ss  und  erstmi 
Obergcschoss,  ein  kreisförmiges  und  weiterhin  zwei  rechteckige  an  der  Langhaus- 
Kordseite,  unter  dem  mittelsten  derselben  auch  ein  flachbogiges,  vier  rechteckige  an 
da*  Laagbans-Sfldadta)  und  die  Thoren  (eine  adiledite,  spitzbogige  unter  dem  2. 
Fenster  der  Laaghaua-SOdadta,  swei  flachbofi^  an  der  Westidte  uataa  und  zur 
Emi)or(!,  letztere  mit  Roccoco-Mustem  des  18.  Jahrhunderts  in  dem  Holzflügel); 
femer  der  West-Vorbau  und  der  hölzerne  Thurm-Aufbau,  ein  Achteck-Geschoss  mit 

krönendem  Helm.  —  Hvit,  in  Tbflziiig.  Vor«iiu-Zeit«chr.  III  (1858),  S.  158;  VI  (1865),  &  166.  - 
Loti,  bMttDpafiipUa  ^  fi.  678.  . 

Kan  B  el  b  a  u,  liiDter  dem  Altar,  das  Thnrm-Erdgesdioss  vom  Ostranm  absdiHeaanid, 

ans  dem  18.  Jahrhundert.   Erdgeschoss  einfach,  mit  drei  Korbbogen-Durchgängen. 

Obergcschoss:  über  der  mittl<Ten  Abtheilung  in  der  Mitte  die  Kanzel,  vom  Grund- 
riss:  KJ,  mit  einigen  VerzienniLrcn  in  aufgelegter  Schnitzerei,  mit  Eckpilastcm  uud 

den  Gemälden  Christi  und  der  Evangelisten  in  den  thürartigeu:   ]     Blenden  der 

Flächen  ;  zu  den  Seiten  korinthische  Pilaster,  welche  ein  Gebälk  mit  Triglypheu  im 
l'  ries  tragen.  Ueber  den  Seiten-Abtheilungeu  steigen  Bretter  von  jS'-förmigem  Umriss, 
mit  Voluten  unten  und  oben  versehen,  von  Aen  ftusseren  Ecken  gegmi  die  Pilaster^ 
capitelle  an;  sie  sind  mit  sehr  schlechten  Roecoco-Schfldem  bdegt  Dagegen  ist 
wirkungsvoll  erfunden  und  steigert  die  Höhen-Entwickliinp,  wenn  auch  vom  Gewöhn- 
licheu  abweichend,  dass  der  Schalldeckel  erst  oberhalb  des  Gebälkes  (im  Grundriss: 
k^)  vortritt  und  flber  ihm  firdgearbeitete  ^-Volut«!  eine  Krone  bilden,  auf  wddier 


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<»  ApiUA. 


875 


rechts  und  links  Engel  in  Wolken  sitzen,  in  der  Mitte  aber  das  Strahlen-Dreieck  den 
AbBdduB  des  Oanzeii  tildeL  BxUm^  yni»  mit  Gold. 

[Grabmal  der  Grifin  Aga.  vm  MaoBfeld?  —  Bstbf  db«r,  BflMhnik  d.  Goalia«- 
gdl«rie  n  Goth»  1889.  S.  U&] 

Kelch,  1748  von  Pf.  Job.  Chr.  Grundmann,  laut  Inschrift  auf  dem  Fuss,  weldier 

Sechspass-Form :  O  hat    Knauf  rund,  mit  sechs  Eiern.   Silber,  vergoldet. 

Eeloh  für  Krank«  and  Hostienteller,  am  dem  18.  Jahrhundert  Zinn. 

1  Altarlenekter,  von:  Amia  Ohr.  WoAt790,  mtt  dnUldrigaa  Fn«  and  einer 
ane  binfln  eleu  gebUdebu  Steaga.  San. 

2  AltartOoher,  mtt:  /77f,  im.  lefliw  SeMe  mtt  eÜbemer,  bw.  fen  gcOaer  Seide 

mit  goldener  Spitze. 

Glocken.  1)  17.S7  von  Job.  Chr.  Rose.  100  cm  Durchmesser.  — 2)  Aus  dem 
14.  Jahrhundert,  mit  Buchstaben  (wie  an  den  Glocken  zu  Ammerbach  und  Graitschen 
im  Amtsgoricbtabezirk  Jena,  e.  ^ft  I,  B.  9  md  88X  iralche  einen  mir  nnveretftnd- 
liclien  (oder  wahrscheinlich  gar  kainen)  Sinn  haben:  MRSTPONFDS  RAMPDePD 
DGARYBF  (?).  97  cm  Durchmesser.  Hess  ».  a.  0.  —  3)  1758  von  G.  Ulrich  in 
Apolda,  mit:  GLORIA  IN  EXCELSIS  DEO,  eingegossenem  Crucihx,  drei  Denkmünzen 
nnd  dem  mimarischen  Wappen.  55  cm  Durehmesser. 

Kreuzstein,  auf  einem  Hügel  ausserhalb  des  Dorfes,  mit  eingehauenem  BeiL 


Utenbach,  4  km  östlich  von  Apolda;  einer  der  ältesten  Orte  der  Gegend,  874 
in  der  Fuldaer  Fälschung  Otumbah,  95-S  Otunpach  im  Gau  Ilsiti  vom  Grafen 
Billung  dem  Kaiser  Otto  I.  überlassen,  kam  dann  wohl  im  Verlauf  des  13.  Jahr- 
hmiderts*an  die  Sehenkan  toh  ApeUa,  gegen  Ende  deeeelben  an  den  Jduaniterorden 
unter  der  Propstei  von  Droissig  (im  Kr.  Weissenfeis).  Dies  blieb  bis  1561;  damab 
wurde  ütenbach  in  i^oistlioher,  also  wohl  auch  in  weltlicher  Beziehung  vom  Herzog 
Johann  Wilhelm  eingezogen.  Der  Ort  litt  besonders  1639  durch  Einäscherung,  auch 
der  ffirehe,  Pfarre  md  Schule.  —  A.  Beier,  Oeogr.  Jen«ns.  (1672),  S.409.  -  B.  Bfittger, 
DiOcewn-  n.  Gaa-6renzen  lY,  B.  M6.  3G8.  —  Bnrkbkrdt,  Kirchen-  a.  Schnlrisitationen  (1879X 
&m-  Dronke,  Cod. dipL fiild,  Ni: 610.  -  Drenke,  Tndit  Md,  &  182.  -  r.  F»lekenstein» 
Tbtriag.  Chronik  n;  8.  fiSl  —  Hermann,  in Thflitefr.  Venlin-KaHMAr.  YIII  (1871),  &  87.  —  Het*. 
in  Thflring.  Vereins-ZeiUchr.  VI  (1865),  S.  165  Anm.  -  Kronfeld,  Landeeknnde  H,  S.  218  ff  — 
Kronfeld,  Apeld«,  8.  66.  68.  141.  289.  —  MooBmenta  Q«rm.  bist  in  4*.  Diidom.  reg.  et  imp.  I, 
&  178^  Nr.  IM^  woudi  (bm  Jabr  WI M  Stvmpf,  BaldiikiBder  H  8. 18»  Nr.  ttl  v.  in  da  dort 
anpef.  Qaellon  tn  berichtigen.  -  (Otto)  Tbaringia  eacra  (1787),  S.  601-604;  TgL  auch  S.  389.  397, 
400.  -  Sein,  Thoriogia  ucn  II,  S.  ISS.  160.  169.  187.  210.  216.  216  (oiizia>.  217.  220.  226.  228.  28a 
Wt  M4  —  A.  SohvBaBB,  Ladkm  von  HadMoa  XI^  B.  180.  —  0.  V.  L  Behnnaaa,  Taadoo- 
knnde.  S.  57  f.  —  Schwabe,  Ibduieht  von  Monimenten  Luthers  (1817),  S.  158-154.  —  Stark,  in 
ThOring.  Vereini-ZeitMhr.  II  (1867),  8. 68,  Aber  das  Siegel  —  Stechele,  in  Thariag.  Yereiiu<ZeitidB; 
N.  F.  I  (1879),  8.  SM»;  U  (imj.  S.  44.  ~  Wflrdtwein,  ThuringU  et  EioluftUli%  &  84  Aam.  98. 
in  t  XML  -  SriMMft  d.  Hiii-Yoniu  TD,  B.  ISt;  XI,  8.  »4}  II.  & 


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m  Thaaum.  Apolda.  70 


Kirche,  wäre  die  l>cdcutendste  und  schönste  des  ganzen  Bezirkes,  wenn  sie 
nicht  im  Luufc  der  letzten  drei  Jahrhundertc  so  übel  zugerichtet  wäre.  Grundriss- 

Fonn:  .  Der  weatUdie,  ianeii  16,2  m  lange  und  9,&  m  brate  (lAiitfiaiis-) 

Baum  und  der  mittlere,  5,8  m  lange,  6,8  m  breite  Thurmban  (to  niaprüngliche 
Gbor)  entstanden  im  12.  Jahrhundert,  die  erhaltenen  Einzelformen  weisen  auf  den 
edelsten  Romanismus.  An  die  Ostseite  des  Thurmbaues  schloss  sich  jedenfalls  eine 
Halbkrria-ApaiB.  Diese  irarde  aligebrocIieD,  ab  fOr  die  Zwecke  des  DentadiordeDS 
ein  grOnerar  Cbm  nBtUg  wurde,  imd  ao  entstand  in  der  Sp&tgoäiil;  dee  15.  bis 
10.  Jahrhunderts  der  9,6  m  lange,  7,5  m  breite  Osttheil,  welcher  unter  dem  Chor 
eine  Gruft  (Krypta)  enthält.  Weitere  Kauthütigkeit  nach  dem  Brande  1639  (der  al,so 
die  Kirche  nicht,  wie  man  gewühuUch  liest,  ganz  zerstört  hat)  und  später,  auch  in 
oeaestOT  ZeH.  IntereeBant  ist,  daes  der  gottdaehe  BanmeiBter  Thflile  dea  romanigeheo 
Baues  wieder  verwendete.  Durch  die  vielen  Umänderungen  und  Misshandlungcn  ist 
die  Kirche  fast  an  jeder  einzelnen  Stelle  von  der  benachbarten  abweichend.  Der 
Osttheil  der  Kirche  zerfiel  in  ein  liechteck-Joch  und  das  Schlussjoch.  Unter  dem 
letzteren  Hegt  der  Gruftrauia,  bo  tief,  dasa  die  ihn  an  derOat-  und  Slldoflt-Sdte  er- 
hellenden Fenster  nur  wenig  ans  dem  Boden  hervorragen;  dieee  rind  nmAogit- 
romani'^ch,  vermuthlich  die  der  atten  Apels  dazu  benutzt.  Eine  Treppe  im  Chor- 
Rechteck  führt  zu  der  an  der  Westmauer  dieser  Gruft,  nahe  der  Nordwand  f^elegenen 
Spitzbogeu-ThUr.  Zwei  Pfeiler  mit  schlichten  Trapez-Capitelleu  stehen  in  der  Mitte 
dea  RauNa;  auf  flineii  imd  den  Wänden  rohen  rippenloie  und  elme  treonende  Onrte 
aufsteigende  Kreuzgewölbe  (acht  vierkappige  Gewölbe  und  swei  Kappen  dazu  von  den 
Schrägseiten  aus).  Der  Chor  ist  ebenfalls  einst  gewölbt  gewesen,  aber  jetzt  mit  einer 
flachen,  weiss  geputzten  Holzdecke  überdeckt,  welche  bei  der  jüngsten  Restauration  mit 
goldoien  Stemehen  und  einer  Mittelroaette,  einer  Zinunertapete  Ähnlich,  bemalt  wude 
und  dadmidi  Jeden  fBierlidi-kirdilidien  Gbankter  eingebdaat  liat  Yom  den  frttheren 
Gewölben  zeugen  noch  die  Strebepfeiler,  welche  aussen  ziemlich  krttfUg  Tortreten. 
Ein  Sockelgesims  (dies  schon  oberhalb  der  Gruft-Fenster)  und  ein  gut  (mit  gekehlter 
Schmiege)  proälirtes  Kafi'gesims  umziehen  den  ganzen  Chor  in  energischer  Gliederung, 
etwaa  höher  halMO  dann  die  Strebepüsiler  noch  htkbsdie,  karnieefSrmige  (7)  Vordm- 
flächen-Gesimse  und  Pultdächer,  über  denen  sich  die  Pfeiler  in  halber  Stärke  bis 
ziemlich  unter  das  Dach  fortsetzen,  dort  unter  dem  (modernen,  hölzernen)  Traufge- 
sims  in  steilen  Pultdächern  mit  Ziergiebeln  endend.  Bei  aller  Einfachheit  ist  die 
Endieimmg  des  Chores  aussen  gut  Hierzu  tragen  msaa  den  Geeimaen  die  groiaen 
holten  Fenster  M  Qt  eiaea  an  der  Kerdoet-Selte,  an  der  Ostseite,  SMeafr'Seite  nnd 
an  der  Sddaeite  flowoU  im  Sdünaqiodi,  als  aodi  im  Beditedt-Jodi);  es  sind  adiOn  ge- 

aeielmete  SpitabOgen,  in  der  Leibimg  vom  Querschnitt:  '^'"N^,  aweithsiUg  dvreh 

Kleeblatt-Bögen  (schon  mit  rundem  Ümfassungs-Bogen)  und  darüber  das  Bogenfcld, 
welches  mit  einem  I^reis,  Dreipass:  <2>  oder  Vierpass:  dieser  aber  wieder  in  mannig- 
fMbeo  Hostem  mit  Flsehblasen:  ^  imd  KrelsatadGUi  gefüllt  war.  Jetzt  ^d  diese 

Maasswerke  zum  Theil  herausgeschlagen,  auch  alle  Theilungspfosten  und  Sprossen  durch 
hölzerne  ersetzt ;  immerhin  ist  soviel  erhalten,  dass  sich  eine  Ergänzung  aller  Einzel- 
heiten gut  bcwerkstelligeu  Uesse.  Mehr  stört  besonders  im  Innern,  dass  io  neuerer  Zeit 


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71  AfMä. 


377 


die  Maasswerke  mit  Backsteinen  zugesetzt  sind  und  in  ganz  willkürlicher  Weise  eine 
OeffDong  zugemauert,  eine  andere  offen  gelassen  wurde.  Das  Fenster  im  Kechteck- 
Joch  n  der  Sfldadtt  des  Ghont  ftngt  (wie  «ach  du  betrefiEeade  Stade  des  KaS- 
geiÜDsei)  hoher  an,  als  die  Obrigan,  nod  es  befindet  sidi  danuittr  ein  grasBes,  adtSnes 
SpitzhoKen-Portal ,  dessen  Leibung  gut  und  kräftig  (von  innen  aus  gerechnet:  mit 
Rundstib,  tiefer  Kehle,  Birnstah,  Kfhle,  Kantenstiib,  flacher  Kehle)  profilirt  ist.  Die 
Kordseite  des  Chores  ist  feusterlus ;  am  Rechteck-Joch  sind  in  ziemlicher  iiuhe  aussen 
eine  Ueine  Kleebogen-Blende  and  daronter  eine  ehemalige  GewOIbe-Consote  in  Form 
eines  Maudunkopfes  vermauert,  beide  von  dem  nunanischeD  Bau  verwendet  und  die 
Kleebogen-Blende  im  oberen  Bogentheil  etwas  zugespitzt  Der  Chor  ist  sehr  hoch, 
so  dass  der  Thurm  zwischen  ihm  und  dem  Langhaus  mit  seinen  ersten  drei  Ge- 
BdoMB  darimtedt.  FMber  mnn,  fon  ansMO  gwelm  {Ä),  der  Anblick  der  Dächer 
und  somit  des  Ganzen  ein  besserer  gewesen  sein.  Das  Langhaus-Dach  hat  zwar 
noch  seine  steile  Neigung  vom  Mittelalter  her;  das  Chordach  aber,  welches  der 
neueren  Dachneigung  (mit  Schieferdeckung)  Rechnung  trägt,  läuft,  trotzdem  es  in 
weit  grösserer  Höhe  anfängt,  als  das  Langhaus-Dach,  im  First  nicht  viel  höher  als 
dieses  gegen  den  Thurm  an.  Es  mm  IHUwr  den  Thum  an  dessen  Ostaeite  in  noch 
grösserer  Höhe  verdeckt  haben;  allerdings  war  dioser  adbnt,  so  wie  er  mächtige 
Breiten-Ausdehnung  hat,  sicher  auch  vor  1639,  wo  er  sammt  dem  Glockenstuhl  aus- 
brannte, erheblich  höher.  Das  Erdgeschoss  des  Tburmes  zeigt  an  der  Nord-  wie  an 
der  Sfld-Seite  noch  ein  wohlerhaltenes,  romanisches  Fenster  von  jener  nindbogigen 
Geslntt^  wie  sie  der  spitsren  Zeit  rlllneUisft  kisin  arsehsint;  sein  reehtaeUg  pro- 
filirter  Bogen  nach  Osten  zum  Chor  hin  und  sein  rechteckig  mit  Abstufung  profilirter 
Triumphbogen  nach  Westen  zum  Langhaus  hin  sind  in  spätgothischer  Zeit  spitzl)ogig 
zugehauen,  die  Pfeiler  und  iiämpfer  aber  romanisch  erhalten  worden.  In  den  letzten 
JahrlmndMten  sind  sUe  Stellen,  am  Pkts  für  ESnbaaten  ^  sn  madien,  roll  Torbaneo. 
Die  Beitaurati<m  von  1888  hat,  anstatt  die  Profile  wieder  herzustellen  (was  weder 
schwer,  noch  besonders  kostspielig  gewesen  wftre),  durch  an  sich  v^ohlgemeinten  An- 
strich mit  glänzender  Oelfarbe  das  Aussehen  der  verstümmelten  Glieder  nur  noch 
widerwärtiger  gemadit  Trotzdem  erkennt  man  noch  (besonders  an  der  Sfldseite), 
dass  die  Kimpfin'  Profile  mit  HalbkeUen  unter  Platten  hatten,  und  dass  an  enteren 
vortretende  Rosetten  als  anmuthige  Verzierung  gemeisselt  waren,  ähnlich  denen  an 
dem  später  zu  besprechenden  romanischen  Sfldportal,  Aus  spätgothischer  Zeit  stammt 
das  jetzige,  rippenlose  Kreuzgewölbe  im  Thurm-Erdgeschoss,  welches  auf  Consulen 
vom  veikdurter  Pyranidenfonn  mhi  Die  ersten  bddon  Obergesehoese  weisen  nadi 
Norden  und  Soden  nur  die  kleinen  Lichtspalten  auf,  welche  keine  bestimmte  Periode 
des  Mittelalters  erkennen  lassen.  An  der  Ostaeite  des  zweiten  Obergeschosses  be- 
finden sich  verschiedenartige  Fenster  links  von  dem  hier  anlaufenden  Theil  des 
Langhaus-Daches  (von  aussen  gesehen),  eines  aus  dem  17.  Jahrhundert,  von  gewOiui- 
lldwr  Bediteek-Bildnng,  rechts  ein  romanisdies,  ein  Kleebogen-Paar:  «n  dessen 
Uittelpfeiler-Kanten  Dreieck-Einschnitte  herablaufen;  zwischen  beiden  (aussen  vom 
Chordach  verdeckt  und  daher  nur  innen  sichtbar)  ein  Fensterpaar,  dessen  Anordnung 
in  der  Mitte  und  schlanke  öpitzbogen-(Lanzett-)Form  die  spätgothische  Bauzeit 
bekundet  Das  Erdgesehoes  und  die  beiden  ersten  Obergeeohosse  sind  darefa  kein 
Gesims  getreniii  lieber  dem  zweiten  Obergeschoss  erhebt  sich  auf  trennendem  Hol>- 
Gesims  ein  geimtites  Fachwerk-Gesdioss  des  17.  Jalirhunderts,  mit  BechteGk'Fenstem; 


378 


UXSHBACH. 


Apolda.  72 


darüber  das  neuerdings  sauber  beschieferte,  aber  in  Formen  hässliche  Thurmdach: 
erst  vier  schräge  Trapezfläcben  und,  dazwischen  aufsteigend,  vier  (von  dcu  Ecken 
ausgehende)  verkehrt  gestellte  Dreiecke,  so  dass  eine  achteckige  Grundriss-Form 
erreicht  wird,  darauf  durch  einfachen  Kuick,  ohne  künstlerische  Vennittclung,  ein 
kurzes  Achteck-Geschoss,  darauf  eine  etwas  vorstehende  Schweifkuppel,  welche  dann 
durch  Schweifung  in  das  ein  Stück  senkrecht  aufsteigende  Dach  übergeht,  um 
schliesslich  von  einer  kleinen  Schweifkuppel  bekrönt  zu  werden,  —  kurz,  der  Triumph 
der  modernen  Schieferdeckerei  über  die  Gesetze  der  Architektur  mit  Vermeidung  von 
Gesimsen  oder  sonstigen,  die  Arbeit  vielleicht  erschwerenden  Kunstformen!  (Diese 
Dachdeckungsweise  ist  aus  Bequemlichkeits-Gründen  in  der  Gegend  sehr  häufig.) 

Das  Langhaus  hat  im  Inneren  eine  Holzdecke  vom  Querschnitt:  _/  \  . 
Drei  Emporengeschosse  ruhen  auf  toscanischen  Pfeilern.   Alles  ist  von  Holz  und 

neuerdings  in  roher  Weise  bemalt: 
-  -^^.^  die  Emporenbrüstungen  sind  weiss 

mit  Gelb  und  Hellgrau,  die  Decke, 
welche  sich  der  Maler  als  Zelt 
ausgesonnen  hat,  auch  noch  mit 
etwas  Hellbraun  behandelt;  zu 
dieser  ganz  unkirchlichen  Farben- 
gebung  kommen  einige  Ornamente 
von  kindlichem  Geschmack.  An 
jeder  Langseite  des  Langhauses 
erhellen  dasselbe  drei  grosse,  regel- 
mässige, doch  jetzt  ganz  schmuck- 
lose und  nüchterne  Rundbogen- 
Fenster,  welche,  wenn  sie  mit 
etwas  Gliederung  oder  Theilung 
versehen  wären,  eine  ganz  andere 
Wirkimg  machen  würden.  Zwi- 
schen dem  2.  und  3.  Fenster  der 
Südseite  zeugt  von  ehemaligem 
Keichthum  und  Schönheit  das 
hier  dargestellte,  leider  arg  ver- 
stümmelte Portal.  In  der  Ab- 
stufung seines  Pfeilers  hat  man  sich 
eine  Säule  zu  ergänzen,  welcher 
der  Wulst  in  der  Bogengliederung 
entspricht;  die  gekehlten  Kanten 
an  Pfeilern  und  Bögen  waren 
mit  Rosetten  und  Voluten  in 
mannigfachen  Mustern  besetzt, 
welche  die  Pfeiler  und  Bogen 
reizvoll  belebt  haben  müssen ;  die 
oberen  und  unteren  Enden  der 
Kehlen  bildeten  umgeschlagene 
Palmetten.    Die  Westfront  des 


I 


ii^vj, 


Romanisches'_SQdportal  der  Kirche  zu  Utenbach. 


73  Apolda. 


TjTMMMÄOa. 


379 


LmghaoaeB  iririrt  kahl  und  nnfremidEeh;  wir  bemoHcen  an  ihr  imtan  eine  whIicilitB 
Beehtedc-Thttr  am  neuester  Zeit,  darüber  ein  rohes,  aus  der  Ifitte  nach  finks 

gerticktos  Flachbogen-Fenster;  oben  aber  im  Giebel-Dreieck  befindet  deh  noch  ein 
romanisches  Kreisfenster. 

Ans  der  Betrachtung  der  Einzelheiten  ergiebt  sich,  dass  eine  neue,  geschmack- 
voHe  und  eachvarstindige  Beetaaration ,  selbst  wenn  sie  in  beschränkt«!  Grensen 
stattfände  uud  nur  auf  die  Wiederherstellung  der  durch  ihr  Fehlen  allzu  störenden 
Theile  und  auf  die  BoseitigunR  des  Schlechten  ercnchtet  wäre,  diepcm  ehrwürdipen 
und  gewaltigen  Gottesbause  gegenüber  sehr  dankenswertb  w&re.  (Bei  dieser,  wie  bei 
manehen  taätna  Eirohen-BeetauratioDen  diftogt  sieh  der  Qedaake  ant  dass  dl«  Gemeinden 
■Mi  bsMar  tiraa,  mitdMig  nnd  naeh  «taikelflielieBi,  vrn  kuwtnnllndlfar  Hand  aufie- 
arbeitetem  Plane  vorzugehen,  anoh  wenn  mit  begrreiflieher  Rflckslcbt  anf  die  verfllgbaren 
Gelder  eolobe  ReBtauration  in  längerem  Zeitraum  und  nur  allmählich  bis  zur  Vollendnng 
des  Gauen  erreicht  wird,  als  wenn  sie  Bich  durch  billiger  erscheinende  Anerbietungen 
•ptewUBger  Ibvrar,  Haler  und  Hialilar  wa  Maaiiregeh  veiflllinn  laneea,  mleihe  kenaeh 
aas  Mangel  eines  einheitlichen  Flmei  nnd  eines  ron  einander  abh&ngigen  Torgeheni 
ebenso  riel  Geld  und  mehr  kopit^n,  nnd  fle  w«lk«Toll«,  Würdig«  ond  irehlthniBde  Biidielmig 
des  Gotteshauses  beeinträchtigen.) 

H«B8.  in  Thflrin^.  Vereina-Zeitechr.  m  (1859X  8.  168  f.;  VI  (1865),  S.  16S  f.  —  Kronf«ld, 
Apolda,  S.  239.  —  Lötz,  Kanittopoflrrapliie  I,  8.000.  —  8«hnBaBa.  LsudsAmd»  8.  S8L  — 
Sebwabe  a.  a.  0.,  8.  15S1  —  Wflrdtwein  a.  a.  0.,  8.  161. 

Altarplatte,  ans  dem  15.  Jahrhundert,  uüt  zwei  Wetbakreuxen  in  Fonn  des 


Relignien-Oelhimig  in  der  Ifitte.  Sandstein. 

Kanzel  am  südlichen  Triumphhogcn-Pfeiler.  ftus  der  Zeit  um  lß.30,  in  sehr 
gutem  Renaissancestil  (Ä).  Auf  einer  Mittelsäule  mit  gewundenem  Schaft  und 
korinthischem  Capitell  und  durch  eine  achtkantige,  halbkugelige  Ausladung  vermittelt, 
iet  die  Kassel  im  Onindriie:  gddUet,  mit  korinOisdien  EdEBftnkn,  iraldm,  auf 
hüb.Hchen  Consülcn  ruhend,  das  verkrSpfte  Deckgebälk  tragen  und  mit  Rundbogen- 
Blenden  in  den  Brüstungs-Feldem,  welche  mit  FruchtbOndeln  in  kräftipem  Relief  ge- 
füllt sind,  verseben.  Schnitzwerke  in  durchbrochener  Arbeit  hängen  an  den  Unter- 
fauBten  derKumi  imd  bilden  ab  aufgelegte  Baakenwerke  die  FOllangen  derFUdieii 
zwischen  den  Ed^CSoasdlaB  nad  ab  geflügelte  EngelsUtpfe  die  Friea-VerziemogeB  des 
Deckc:obSlkes  An  dieser  Kanzel  ist  auch  noch  die  Trepppnwanj»c,  als  Rahraenwerk 
mit  riankenfüllung  gezeichnet,  erhalten,  ebenso  die  untere  Thür  zur  Treppe,  welche 
aus  gut  im  Holzstil  gehaltenen  Pilastem  nebst  einem  als  Gebälk  mit  Triglyphen  und 
Zahnsdmitten  geadmitsten  Stnrs  besteht;  darauf  UMm  an  dea  Ecken  anfrecMa,  ge- 
schnörkelte  Spitzen,  in  der  Mitte  eine  von  SebnOrkelwerk  eloge&flate  Pslmetten- 
Mnschel  di(!  gefällige  Bekrönuns-  Holz. 

6rabBt«in  im  Chor,  am  nördlichen  Chorbogea-Pfeiler,  Insehrift  f&r  den  Pfarrer  Job. 
Ohr.  IM  t  17Mt  Kbaanknas;  danubr  der  Letohealezt  iwiseben  swil  Engsln  vad 
aatar  «in«r  Kieae. 

Grabstein  im  Langhaus  an  der  Nordost-Eoke ,  fllr  Pfarror  .Ad.  Fricdr.  Winkler, 
t  1760;  Inschriften  anf  dem'Sockel  nnd  der  Platte,  welche  mit  Ranken,  Voluten  und 
Blnmeu  verziert  ist   Zu  den  Seiten  stehen  Frauengestalten  mit  Krens  und  Kelch. 


tmd  mit  eiaer  Tiareddgea  DeCst  keraa,  sogeg^pston] 


380  IThwm«   WBOMni.  IpaUi.  7i 


QrftbBtein  neben  dem  vorigen,  für  (Frau ?)  Winkler,  1 1764;  mit  Seiteuligureo :  re«hti 
4i»  Hdhong,  »beii  llnki  aia  CMais  mit  SduiftroUe,  reeUi  «in  iiingeitlinter  BhuBaiknfe. 

Weinkanne,  von:  1774,  seidelfönnig.  Zinn. 

Kelch,  aus  dem  16.  Jahrhundert,  von  schlanker  Forni.  Fuss  als  Sechspass:  O- 
Am  Knauf  treten  Würfel,  hochkiuitig  stehend,  vor;  dazwischen  oben  und  unten  statt 

der  sonst  gewohnten  Maasswerke  kantige  Vorsprünge  von  fQnfseitigcm  Umriss : 

Diese  Ausführung  war  hedingt  durch  dAS  zum  Kelch  verwendete  Material:  Brome, 
mit  etwas  Zink-Zusatz  gegossen. 

3  Glocken,  1776  von  J.  Georg  und  J.  Gottfr.  Ulrich  gegoaaen,  mit  Akanthns^ 
blitteni,  die  1.  nodi  mit  dem  weimarigebep  Wappen  nnd:  VERBDH  DOMINI  etc., 
lOB  cm  Durchmesser;  die  2  mit:  GLORIA  IN  EXCELSIS  DEO,  82  cm  Durchmesser; 
die  3.  mit:  SOU  DEO  GLOfilA,  67  cm  DurchmeaBer.  —  TaigL  Kronfeld,  ApoMl^  a  m 

Pfarrhaut.  Am  Thor-Eingang  eine  steiDeme  Platte  dngemanert,  mit: 

Ttnno  mcccccf;lpt .  f>einric^  ec^vppe  und  seinem  Wappen.  (Dies  ist  der  Pfimrer, 
welcher  bei  der  Visitation  1554  da.s  drastisch-schlechte  Zeiigniss  erhielt,  das  Eron- 
feld  H,  S.  818  wiedergiebt)  —  Ueber  dem  kleinen  Eingang  das  Johanniter-Kreuz.  — 
Sekwabe,  NiflMdil  TOB  MeiriMBlaB  Lritei,  a  m. 

Kreazstein  am  weatUchen  Ende  des  Dorfes  nach  Apolda  zu. 

[Wüstungen:  HsmillitZ,  sfldwestUch  von  Utenbach,  1335  und  1353  Hermenics. 
-  MartiB.  IMoMk  «.  Stadl  Jana  l  S.  SNl  -  Beta,  Itariagia  mm»  II.  8.  M8.  -  KrabM- 
dorf,  Tvrahndorf,  Knmdorff,  nnrrlöstlich  von  Utenbach.  o  F  ranVe  Pas  Rothe  Bucb 
von  WMmu,  S.  64.  —  Stattohaadbach  f.  ä.-W«iiBai<>EteeBaeh  1864,  198.  —  Wernebarg,  fai  Jahr- 
Mm  dff  Ahad.  IB  lifM»  R  F.  Xn  (1884),  &  90.  -  Zeflfritz,  1349  Zteprics.  —  (Otto) 
Thmtagla  lana,  S.  8881  —  Bala,  TkaSa^  «ma  ü.  &  88.  IIOl] 


Warttforf,  6  km  nordveatlieh  ?on  Apolda ;  1369  als  Ort  genannt,  «o  das  Klostar 
Heuadoirf  Zinsen  erwarb,  1506  Wemsdorfi^  hatte  vor  dw  Beformation  einen  eigenen 

Pfarrer  an  der  Xikolaus-Kapelle,  welche  1533  einging,  und  ist  seitdem  Filial  von 
PfiflFelbach  (Amtsger.  Buttstüdt).  Im  dreissigjährigcn  Kriege  (nach  Schumann  im 
schmalkaldischen)  verwüstet,  wurde  Wersdorf  seit  1708  wieder  aufgebaut.  — 
0.  Franke.  Das  Rothe  Buch  von  Weimar.  S,  64.  —  Kronfeld.  Landeakonde  II.  S.  220.  —  Martitt, 
ürknadeab.  d.  Stadt  Jena  1.  Nr.  639.  —  Rein.  Thnrinfna  «^n  II,  s  53  2'21  —  A  Schamaaa, 
LedkOB  TOD  Sachten  Xn.  S.  721 ;  XYIII.  S.  982.  —  C.  F.  L  Scbumano.  Landoskande,  &  9S  t  — 
Stark,  in  TbOring.  Vereint-ZeiUchr.  II  (1867),  a  IH»  4bar  da«  SlaflaL  —  Staahala,  In  TMliac. 
Y«niiw>ZMtMbr.  M.  F.  U  (1888),  &  48. 

Kirche,  1746  begonnen,  1789  vollendet  (Jthreszabl  am  Scheitel  der  OstthflrX 

1866  restauciit  (JahresssU  Aber  einem  Fenster  der  Nordseite),  einfaches  Rechteck 
von  13,4  m  innerer  Lfinge  und  6,5  m  Breite,  mit  einer  Ilolzilecke  vom  Querschnitt: 
—r\~  .    An  der  Nordseite  und  Südseite  je  drei  rechteciuge  Fenster;  unter  dem 


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881 


mittelsten  der  Südseite  ein  Flachbogen-Portal  mit  vortretenden  Einfassungen,  fliii 
ebeoBolcbes  an  der  üstseite ;  im  Uebrigen  ist  das  Gotteshaus  aussen  kahl.    Auf  der 
Ostseite  du  bObenier,  beseUeferter  Dednrdter,  Achtedr,  mit  Sdiiieifkappel  etc. 
KroBf«ld  a.  Ii  O. 

Kanselbmu,  hinter  dem  Altar,  mit:  G.H.R .  17.94^  im  Stil  der  ttbrigen  Iijer 

vorkommenden  Kanzeln,  ziemlich  einfach.  Der  Grundriss  ist  nach  Osten  etwas  aus- 
gebogen.  Im  Erdgeseboss  werden  durch  zwei  Äussere  dorische  Pilaster  und  zwei 
innere  ionische  SBiden  die  üblichen  drei  Abtheilnngen  gebQdet;  die  beiden  sdtlicben 
endmlten  Rundbogen-Ihirchg&nge.  Ueber  durchlaufendem  Gebälk  stehen  auf  den 
<?eitlichen  Alitheilungen  geschweifte  Giebel-Ansätze  mit  Urnen  (ähnlich  wie  in  Pfuhls- 
bom) ;  über  den  ionischen  S&ulen  steigen  korinthische  Pilaster  auf,  welche  ein  Gebälk 
tragen  (Aufeatz,  Einfassongs-Bretter  und  ähnliche  Bereicherungen  fehlen  hier).  Da- 
swiseben  die  Eaosei,  bii  Onudriss:  vortretend,  bn  AnfHss:  Afilrmig.  Hok, 
neiss«  marmorirt  md  golden. 

Tanfkanne»  ton:  H.  Mriumtr  tt99^  sciddflMIg.  Zba. 

8  Lonobter.  von:  /.  rf99,  ait  dreiflIoUgam  Fuss.  Zinn. 

Glocke.  Uno  bomint  ISSO  ft>«a  et  baprisata  wm  in  I>onorem  fancte 
fcolaetice  Dirginie.  (Sp&tes  Datum  für  HeOigen-Verebrung.)  Kleeblattbogen-Fries. 

62  cm  Durchmesser. 


Wickerstedt,  Ö  km  nordöstlich  von  Apolda;  Wicgerestat  und  Wicgerestete  an 
Fulda  lebntiiflichtig,  1068  Wickerstette»  dessen  Zebnten  der  Enbiscbof  von  Mains  dem 
Kloster  Snlsa  meignete;  gehMe  im  14.  Jabitnndert  den  Grafen  von  OKtamlBde,  seit 

1346  den  Landgrafen;  Sitz  eines  von  1251—141)6  genannten,  adeliRen  Geschlechtes 
von  Wickerstet,  das  vielleicht  bald  darauf  erlosch,  denn  14'14  wunle  das  Dorf  vom 
Landgrafen  dem  Herrn  von  Friemar  verpfändet,  1437  den  Vitzthumen  von  Apolda  zu 
Lehn  gegeben.  Es  Htt  besonders  dnreb  Brand  1719.  —  AvemaBii.  KlidiWir.  Aabnif 

Diplom.  S.  21.  —  Codei  diplom,  Sm.  n>tr,  I.  II  S.  104.  389.  -  Drenke.  TraJit.  fuM,  S  71.  Nr.  93; 
a  78,  Nr.  394.  —  Sittnaoli.  Salzaer  llial,  8.  14.  66.  -  0.  Franke,  Dm Bothe Bach  von  Weimur. 
&  IS.  «L  61 1  8ik  M.  115.  ~  «•«hwend.  BmAmrIhIm Chnaft.  a  649.  664  «a  -  Kroafeld. 
Luideilrande  T  S  m-  n  <  320.  -  Kronfpld.  Apolik.  S.  67  7S  102.  -  Mencke,  Scriptores  L 
S.  680.  —  Michelsen.  Grafschaft  Orlamande  (1866).  S.  31.  —  MittheOanKen  d.  OeMhiebtt-Vereint 
n  Ebunbeiyr  I.  S.  40.  -  (Otto)  TIniriDgU  nen.  a  829.  8S1.  800.  864  £  889C  IM  4M.  408.  467. 
409  m-i.  -  Rein  Tbnrin>da  »acr»  II.  an  rielen  StaUra  (■.  Re^rt^r);  n.  S.  147  Anm.  R9,  flbar 

die  Herren  tod  Wickerstedt  und  ihr  Wappen.  —  v.  Reittenatein,  K«f;e8ten  (1871)i,  S.  169.  — 
Schamelias.  Klotter  in  St  Moritz  ror  Naambarfr.  S.  16  f.  —  Scboett^en.  Conrad  der  Orowe, 
S.  286.  —  Sobnltei.  Diiect.  diplom.  I.  S.  177;  n.  S.  18.  242.  486  538  mit  Literatur-Angaben.  — 
A.  Schnmann.  Lezikön  von  Sachsen  XIl.  S.  780;  XVm.  S.  •)88f.  -  F.  L.  Schumann.  Lande«- 
knnde.  S.  04.  —  .'^taatehandbach  f.  S.- Weimar  1864.  S.  198,  28.  —  Stark,  in  Thflrinfr.  Verein«- 
ZaitMhr.  II  (1867),  &  147,  Ober  das  äieg«L  -  8teeh«le,  in  ThOiü«.  V«raia*-ZaitMbr.  N.F.  n  (1882K 
a  44.  —  Stvflipf.  A«t»  Hagnnt  mc  XII,  a  Uft  —  Wolff.  Glmik  In  UmImi  FM  1,  a  18S| 
II,a80L4».607  C8«8t 


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ApoUk.  76 


Klrcl0,  mit  Benntnmg  emiger  Üteran  Maueni  1680,  dwi  nacii  dm  Bnnd 
^  1710  neu  gebrat,  1873  lepwbrt  und  iiineii  «nflgemalt,  änfoch.  GnmdriBS-Fwm: 

Die  1876  nen  gebtnte  Apris  hat  4,6  m  Halbinener  bei  6,1  ™  Breite, 


das  CSior-Becbteck,  welches  den  Thurm  tr&gt,  ist  6,2  m  lang  und  6  m  breit,  das 
LapghaiiB  18,8  m  lang,  9,7  m  bndt  Die  i^ds  hat  eine  gqiatste  FladidedM,  der 
Chor  ein  geputztes  Kreuzgewölbe  aus  Holz  mit  einigen  UmrahmingB-Linien  und 

Ornamenten  in  Stuck,  das  Langhaus  eine  Decke  vom  Querschnitt:  -J'\-  mit  einigen 
stuckirteu  Umrahmuugs-Linien,  darin  Bilder  von  1873.  Au  der  Apsis,  an  der  Chor- 
SOdaeite,  an  der  WeetBoite  und  an  jeder  Langhans-Seite  befinden  Bich  grOesere  Spita- 
begen-Fenster.  Die  Fenster  des  T^ngii^««««,  je  3,  sind  noch  mit  Scheitelfuge  versehen 

(also  aus  dem  17.  Jahrhundert); 
unter  dem  mittelsteu  jedesmal 
eine  neuere  Rechteck  -  Thür, 
ebenso  anter  dem  der  Westatite ; 
zwischen  den  drei  Fenstern  der 
Nordseite  entstellen  noch  zwei 
breite  Flachbogen-Fenster  diese 
Front  Der  Thurm  steigt 
masuT,  doch  schmucklos  bis 
etwas  über  das  Langhaas-Dach ; 
dann  folgt  ein  beschiefertes 
Achteck-Geschoss  nüt  Schweif' 
knppel,  Tkbemakel- Anftata  und 
Euppelchen.  —  Kronfold  n, 
8.  28L  —  8«haitt»nii,  Lude«» 

Tavfstein,  ans  dem 

17.  Jahrhundert.  Er  giebt  ein 
Beispiel  von  den  vielen  iihnlichen 
und  doch  in  Einzelheiten  und 
in  künstlerischer  Ausbildung 
abweichenden  Tanftt^en  der 
Gegend,  welche  nebst  den 
Eanzelbauten  zu  den  besten 
Leistungen  der  kirchlichen 
Knnst  nadi  dem  Mittelalter 
und  der  Renaissance  gehören. 
Die  Verjüngung  des  Schaftes 
vom  Sockel  aus  bis  zum  Becken 
betont  die  Standfestigkeit,  die 
Einsiehnag  dagegen  die  Ela- 
sticitüt.  Die  Muscheb,  Akan- 
thusblatter  und  Kelchgehänge 
Taufsteio  ta  der  Kirche  zu  Wickerstedt.  sind  derb,  aber  gut  gearbeitet. 


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77  Apolda. 


WlORBSnDT. 


wobei  die  damals  seltener  gewordene  Technik  in  Stein  in  Betracht  kommt  Der 
Deckel  ist  wohl  im  18.  Jahrhundert,  aber  gans  etilgem&ss,  hinzugefügt,  aus  Holz. 
Seioe  KritaniagBUiiiiieii  dieneii,  wie  dJes  Mler  vetkomiDt,  so^eidi  ab  Unterstlltsaog 
dee  darüber  angebrachten  Lesepultes. 

Kanzelbaa  hinter  dem  Altar,  neu.  Holz. 

Figuren  von  der  ehemaligen  Kanzel,  auf  dem  zweiten  EmporengeschoM,  aus 

dran  18.  Jahrhundert,  Moses,  Johannes  der  laufer  uud  zwei  Kugel.  Holz. 

Altarcrucifix,  bezeichnet:  1774.  J.B.  Die  Christushgur  ist  in  einer  vom 
Ueblichen  abweicboKlea,  stark  hAngenden  SteUnng  in  Holz  geschnitzt  und  Tergoldet. 

Am  Sockel  ist  auf  der  Rückseite  iu  eingelegter  Arbeit  ein  sitzender  Mann  mit  Hut 
auf  dem  Kopf,  einem  Kelch  in  der  Hand  und  in  Zeittracht  dargestellt,  möglicher 
Weise  der  Geistliche,  welciier  das  Crucüix  gestiftet,  vielleicht  auch  gar  selber  ge- 
achnitst  hat 

Kelch,  Tim  1687.  Fuss  In  Sedtspass-Fonn:  O,  mit  Band^Unster  von  hoch- 

kantigen  Quadraten  und  mit  hübschen,  geschlagenen  Renaissance-Ornamenten  auf  den 
Feldern,  den  Anlauf  und  dem  Schaft  unter  dem  Knauf.  An  diesem  selbst  treten 
hochkautige  Würfel  mit:  1  .N .H.I .  lä .87  vor;  dazwischen  Eier  mit  Kenaissance- 
Hnstern.  Sflber,  vergoldet 

Keleh,  atisser  Gebraoch,  1079  unter  dem  Fl  P.  Hftrtd  von  Joh.  BOdra,  Fran 
A.  M.  Bilcke,  Vulp,  Hesse,  Zeigermann,  Kleinvogd  nnd  Korn  gestiftet  laut  Inschrift 
unter  dem  Sechsi»as8-Fuss.  Am  runden,  durch  wagerechte  Leiste  getheilten  Knauf 
sind  oben  und  unten  Bliitter  mit  umgeschlagenen  Spitzen  getrieben.  Silber,  vergoldet. 

2  Blumenvasen,  von:  Anna  Maria  Weidner  17 80.  Zinn. 

Glocken.  1)  1719  von  Joh.  Chr.  Boso  in  Ossmanstedt,  mit  dem  «eimarischen 
Wappen  and:  GEDENKE  DASS  DU  WILT  GOTT  DIENEN  DANKEN  EHREN. 

ZUR  KIRCHE  GEH  WENN  ICH  AUCH  LASSE  HÖREN.  102  cm  Durchmesser.  — 
2)  1741  von  J.  C.  Rost!  in  Apolda,  mit  Inschriften  zwischen  Akanthus-Fricsen,  be- 
zttglich  auf  den  Brand  uud  Wiederguss  unter  Herzog  Emst  August,  sowie  mit:  SOLI 
DEO  GLORIA  und  dem  weimarischen  Wappen.  90  cm  Doicfameseer.  —  3)  1825. 

Kirchhof,  a  Grabsteine  an  der  Thurm-SOdmaoer,  ans  dem  18.  Jahr- 
hundert, im  Zopfstil  üblicher  Weise,  einer  als  ObeUsk. 

[Birg,  im  Grafenkriege  1844  leratOrt  —  t.  Btititaattin.  BqiMiMv  &  1C7.  - 
GL  r.  L  Sebeaana,  TaadMhmd^  8.  94. 

[Wüstung  Kalthausen,  1289  Kalthusen.  —  (Otto)  Ihuingia  Mm,  8.  362.  366  f. 
868  f.  876  t  -  Rein,  Thariogu  uen  U,  S.  6&  ITOL  181 1  186  L  -  t.  B^IttSBttein,  Keg.  d. 
Grafen  v.  Orlamandc.  S.  109.  —  SUatshandbach  C  a>W«iinar  1864,  S.  198,  2a  -  Werne  barg 
a.  «.  Ü,  S.  109  hat  die««  WSstang  oba«  Angab»  eiiiea  Gnadat  in  di«  Flor  Kablwiakel,  waattiob  von 
Ubn  wlagL  NaA  OtU,  Ibnliigh  &  88%  aad  B«la  II,  a  1817.  %  181  ilui  dat  Onf 
■Bttr  dM  huiütiiniobw  Tafte  tcb  PalloMaill,  tag  dabar  JtilfIM'i?  bMKA  adw  iMdmOidi  Toa 
WkkMntadt 


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I 


884  Woiunavt.  Afolda.  78 


Wormstedt,  6  km  östlich  von  Apolda ;  als  Wrmherestat  im  10.  Jahrhundert  an  « 
Fulda  zehotpflichtig;  Bö8  Vurmtirstat  im  Gau  Uaiti,  von  Graf  Billung  dem  Kaiser  Otto  I. 
flbe^eben  (wie  Utenbich),  mr  nodi  1207  kainrUdu»  Ldm,  im  folgendoii  Jahrhundert 
laudgräfliches  ;  litt  besondon  1637  dureh  Brand.  Von  1180—1400  kommt  eine  Ädds- 

familie  von  Wormstedt  vor.  —  H.  Bottger,  DiöceMtn-  und  Gaa-Grenzen  IV,  S.  366.  368.  — 
Codex  dipL  Sml  reg.  I.  Ii.  &  306  £  —  Dronko,  Tndit  fald..  S.  71,  Hi.  di.  -  Kronfeld,  Landei- 
knade  a  SIL  —  KrOBf«ld,  Apolda,  S.  12S.  -  Martin,  ürirandenlK  d.  Stadt  Jena  I.  ■.  dai 
BegittaL  —  Monumenta  Germ,  bist  in  4°.  Diploni.  T,  S  278,  mit  Literatur-Anffaben.  —  Nebe,  in 
Zeitaellrilt d.  Han-Veroins  XX,  S.  22.  ~  (Otto)  Thurin^'ia  sacr.-i,  S.  333.  '660.  307.  —  Bein,  lltiringi* 
Mcra  iL  S.  63.  166.  170.  174.  183.  186.  189.  2u3.  JIB,  J18.  ^20.  22*  f.  226.  —  Schulte».  Dir.  di|L 
U,  S.  448;  Böhmer  und  Ficker,  BegesU  imperii  V,  S.  47,  JNr.  166,  mit  lÜeiator-Angaben.  — 
A.  Sehamann,  LexOcon  v.  Sachten  Xlli,  S.  319-S21;  XYIII,  8.  lOSS.  —  G  F.  L.  Sehamann, 
Landeiknnde,  &  68.  —  Staatabandbaeh  f.  S.- Weimar  1864,  S.  214,  2S.  —  Stark,  in  Thflring.  Vereina- 
Zeitaehr.  Ii,  &  16S^  Ab«  da*  8iflg«L  -  Sttehele,  in  TbOriog.  TeMia^Zatoehr.,  M.  F.  I  (1879jb 
&  824:  n  (1882X  &  41.  -  W«TitweiD,  Tlinl^  ft  EkhiftUli»  &  M. 

Kirche,  1392  erwähnt,  nach  Schumann  1617  nea  erbant,  1717  renovirL 

Orandrias-Form:        \Z)  *  nOrdlieh  Tom  Chor  noch  ein  genOtanlidier,  rechteddger 

SaaiateihBu.  Der  innen  5,9  m  lange,  4,5  m  breite  Westthurm  stammt  in  seinen 
drei  massiven  Geschossen  aus  dem  Uebergangsstil  um  1200  und  hat  von  Einzelheiten 
jener  Zeit  ein  Kleeblatibogen  (A)  -Feoster  im  ersten  und  ein  zierliches  Kleebogeu- 
i/^  Fenster  im  zweiten  ObergeedMWs  an  der  Westseite  bewahrt  Die  Anlage  dee 
Langhansee  und  des  Chores  ist  spätgothisch.  Von  daher  die  grossen  Spitzbogen- 
Fenster  an  der  Ost-Seite  und  Südost-Seite  des  Chores;  das  kleeblattbogige  (schon  ^ 
mit  Rundbogen- Umrahmung)  au  der  Thurm-Südseite  und  der  Sacramentscbrein- 
Best,  der  jetzt  zu  hoch,  oben  au  der  Chor-Nordwand,  neben  der  Herrschafts-Empure, 
angclwaeht  ist  Es  ist  der  Obertheil  eines  Kleeblatt-Bogens  aoA  rechts  und  linln 
die  Fialeuspitzcii,  zwischtti  denen  die  Figuren  des  Gekreuzigten,  Maria  und  Joluiilies 
in  schwachem  Relief  vortreten ;  darüber  vermitteln  drei  blinde  Kleeblatt-Bögen  einen 
wagerechten  Abscbiuss,  über  weichem  Gebälk  und  ein  Dreieck-Giebel  mit  eiDgebauchteu 
Linien,  imkn  mit  IcMnen  Kaatenblnmea,  die  BelcrBnang  büden.  Im  Uebrigen  ist 
die  Kirche  Erzeugniss  von  Restaurationen,  beaonden  woU  nach  1637,  des  18.  Jahr- 
hunderts und  1884.  Die  flachen  Holzdecken  im  Chor  und  Thurm-Krdgesrho.'^s  und 
die  tonnenförmige  im  Laughaus  haben  Putz  mit  einigen  Verzierungsliuieu ;  Triumph- 
bogen und  Mauer  zwischen  Langhaus  uud  Thurm-Erdgeschoss  sind  fortgeschlagen ; 
ein  grosser  Halbkreis-Bogen  im  Chor,  sur  (ehemaligen)  Herrsdiafts-Empore  durch- 
geschlagen. Fenster  uud  moderne  SQdthQr  rechteckig;  auf  dem  massiven  Thurni- 
Theil  ein  überputztes  j\chteck-Geschoss  mit  Schwcifkuppel,  Tabernakel- Aufsatz  uud 

Uehuspitze.  —  XioDfeld  Ii.  8.  m  -  Martin,  Urkondenb.  1,  Ht.  m.  -  A.  Scbumaon, 
Larikm  XII^  a  ttl»  ftcgL  saok  a  SMi  -  C  F.  L  BehumaaB,  LuAuAmd»,  8.  Sa 

Xaaselbam  Uulsr  dam  Alter,  ensnl,  ron  flUidur  Anwdmmg.  Hels. 

Beliefgruppe,  Taufe  Christi,  1884  im  Schutt  des  Altarraumes  gefunden  und 
anfgestcllt,  italienischen  Arbeiten  des  17.  Jahrhunderts  ähnlich,  klein,  Ton  Holz. 

[Lutherbild,  in  Holz  geschnitzt,  1817  noch  vorhanden,  Jetzt  ftrtgekenunMI.  — ■ 
J.  G.  aScbwabe,  fjachhcbt  von  Monimenten  Lutben  (1817>,  S.  98;  Kr.  3.J  ' 


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79  Apdda. 


nrOBMnByf. 


385 


Tsafkaniie,  vou;  Florian  Bottg&r  aus  Erfturt  1626,  mit  deasea  Wapp«n;  in  ge- 
bWMbtor  MeUbnn.  Oan,  U  «b  Mu 

TftUfiehftl«,  m:  Afoßti»  TriAmr  WS,  Ziu. 
Weinkftan«,  Tn;  JoL  i77i9.  Ziaa 

Kelch,  au8  d«  18.  Jabrhniidflri    Sediipaw-BMi;  EMvf  apftUIhmig,  gwiifi 

.  Silber,  Tergoldet 

HostienbAohse,  von:  Joh.  Zöpterite  lb'7.5,  rund.  Kupfer. 

Glocken.  1)  Zwischen  Strick-Liaieu :  in  öcm  litij  iarc  (1554)  ben  id)  ge« 
0oe9en  worren  pn  porbvofjen  (uDvenlrosseD).  126  cm  Durchmesser.  —  2)  ICH 
RTF  EVCH  DVBGH  MEINEN  KLANGK  DER  GEIST  EVCH  DR06T  (trtsf t) 
DVRCH  SEIN  GESANK  BIS  DAS  IHR  KOMET  IN  HIMEI.  HINEIN  DA  EWIGER 
SABT  (Sabbath)  VND  FREVD  WIRD  SEIN  .  ECKHART  KVCHER  GOS  MICH  VodO. 
Akanthus-Fries.  1 12  cm  Durchmesser.  —  3)  1857.  —  a.  Schamann,  Leiikon  XIII.  8. 321. 

Grabstein  aussen  an  der  Südseite  links  von  der  Südthür,  Inschrift  für  Burk- 
hard Leriii  von  WolfinuiMdorf  auf  WonutBdt,  Hardtmaimadoif  und  Dfimnbergk, 
1 1876;  sa  den  Seiteo  die  Wappen  dw  FamiUMi  von  Wotframsdorf  (sw«inal>,  Endit 

(dreimal),  Ende,  KIHkdha  und  Creussan. 

Grabstein,  aussen  nichts  von  der  Südthür,  Inschrift  für  Kath.  Sabine  von 
Nauendorf,  f  14  Jahre  alt,  zu  den  Seiten  Wappen  von  Naundorf  (zweimal), 

Ende,  WoÜramsdorf  (zweimal),  Eacht  und  Schamotii. 

Diese  Grabsteine  Bellten  nadi  1888  in  das  bmoe  der  Kirdie  Tenetit  werden. 

Grabstein,  aussen  links  vor  der  WestthOr,  Inschrift  fltar  Maria  von  Wolftams^ 
dorf,  geb.  von  Schauroth,  f  1680;  ^nttehe,  von  den  Wappen  von  Wottramsdorf, 

Schaurotb  und  von  K.  (V)  umgeben. 

Grabstein  rltenda,  rechts  von  der  Westthür,  Inschrift  für  die Frao  dee Pfiumn 
Telemann  in  Magdeburg,  Maria  geb.  Haltmeyer,  f  l(>8ö. 

Gattbaut  anr  Erhohmg.  Schildträger  ans  dem  18.  Jahriinadert,  mit 
Raakenverit.  Schmiedeeisen. 

[Ehemaliges  Rittßrg  ut,  ursprtlnglich  wohl  Sitz  der  Herren  von  Wormstedt,  gehörte 
im  17.  Jahrhundert  der  Familie  von  Woiframsdorf,  dann  Ptiug,  Anokelmaon,  von  Milkau, 
fiel  bei  deren  Aussterben  1819  an  die  Laudesberrsehaft  und  wurde  ron  ihr  verkauft  und 
leneUagM;  dar  Haapttheil  gohOrt  JsW  Hem  Ad.  vea  dar  Gfiaa«^  eaOilt  aber  nlahli 
Aoiteres.  —  Eronfeld  a.  a.  0.  —  A.  Sohnvann,  LnUnB  XIII,  8L  m  —  GL  F.  L  Böhm- 
mann,  Laadatkuadeb  8.  5&J 


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Znnonur. 


Apolda.  80 


Ztamsrn,  8  km  ostsUdüstllch  von  Apolda;  1354  CSBjiiMni,  1366  und  1433 

Zcymmern,  wohl  vorher  landgraf liebes  Lehn  der  Vitzthume  von  Apolda,  dann  der 
Familien  von  Leyre  und  Sommerlate;  litt  besonders  175'J  durch  Brand.  1281  er- 
scheint ein  Hermann  von  Cimbcr  als  Burgmann  in  Dornburg.  —  Kronfeld,  Lande«- 
konde  II,  8.  223.  -  Martin,  Urkuudenb.  d.  SUdt  Jena  I,  Nr.  23.  255.  268.  271.  278.  27a  301.  — 
A.  Sehamann,  Lexikoa  v.  SmIimo  XXQ,  a  6891:  XYIII,  S.  im.  —  C.  F.L.8ekaa»iiB,  I^adM- 
kaadi^  8.  68  £  -  StaatriMidlNiA  C  a^Waimv  186i  &  %Xi,  26L 

Kirche.  Der  rechteckige,  innen  7,2  m  lange,  6,4  m  breite  Chor,  welcher  vor 
1751*  eiofii  Thurm  trug,  stammt  wohl  in  seiner  Anlage  aus  älterer  Zeit,  ist  aber,  wie 
(las  14  m  lange,  5,8  m  breite  Laughaus,  nach  dem  Brande  der  alten  Kirche  1759 
gebaut  Alks  ist  einfach.  Geputzte  Holztonnen  über  dem  Chor  und  dem  durch 
eben  nmdbogigm,  abw  dditlidi  spfttar  erhöhten  Triumphbogen  getrennten  Lantus; 
im  Chor  rechteckige  Fenster,  im  Langhaus  flachbogigL  riiiii-  und  Fenster-Oeffnungen 
von  regeluiilssiger  Anlage.  Der  massive  Bau  des  üsttheiLi  reicht  bis  (itwas  über  das 
Langhaus -Dach.  Dann  deckt  ihn  gleich  ein  Walmdach,  auf  desseu  üstseite  ein 
wiasiger  Tabemalml-Auftati  mit  Zeltdaeh  sieh  erhebt  ~  Irtaftld  «. «.  a  —  C.  F. 
L.  Sahamaaa,  InadMkuulai,  &  C8  C 

Kanzelbau,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  hinter  dem  Altar,  stattlich  und  reich, 
dem  zu  Eberstedt  ähnlich  J)ezüglich  der  Mittelsäuleu.  Im  Krdgeschuss  Inlden  ein 
mittlerer  Rundbogen  und  zwei  seitliche,  breitere  Korbbögen,  welche  auf  Kämpfern 
and  toBeanieeben  Pfeflero  mhen,  die  drei  Dnrchg&nge.  Kur  die  seitlichen  Abtheilungen, 
deren  Zwickel  mit  einigen  Roccoco- Schnörkeln  gefOllt  sind,  werden  von  wagerechton 
Gebälk  überdeckt;  denn  zwischen  dem  mittleren  und  den  seitlichen  Durchgängen 
steigen  iSaulcu,  welche  auf  hohen,  mit  Roccoco- Verzierungen  gefüllten  Postamenten 
ruhen  und  attische  Basen,  glatte  Schafte  und  römisch-ionische  Capitelle  haben,  bis 
SU  gewaltiger  Hohe  empor,  so  hoch,  dass  Uber  ihnen  nur  dn  ebenfidls  hohes,  vn^ 
kröpftcs  Gebälk  und  darauf  eiu  kleines  Dreifaltigkcits-Dreieck  zwischen  zwei  Engeln 
(nicht  eine  grössere  Giebelbekrönung)  Platz  hat.  Das  Gebälk  setzt  sich  rechts  und 
links  (.ausserhalb  der  Säulen)  noch  ein  Stück  fort,  dadurch  mächtiger  wirkend, 
und  wird  in  diesem  Thefl  von  den  swei  grossen  HalbgiebelB  nntentOlst,  weMw 
den  beiden  Äusseren  Ecken  der  seitlichen  unteren  GebiUce  ans  aufeteigen.  Diese 

gdien  in  kflbnem  Schwünge,  in  dner  Linie:         in  die  Höhe,  die  in  der  Mitte 

ihres  Laufes  Engelsfiguren  der  Wahrheit  (mit  einem  Spiegel;  und  des  Glaubens  (mit 
Edch)  tragen  und  an  ihren  Vorderflieben  mit  derbem  Scfanitiweric  in  ungefthrer 
Bildung  einer  Blattroeette  belegt  sind.  Zwischen  den  beiden  ionischen  Säulen  schwebt 
Ober  dem  unteren  Mittel-Dundtgaag  die  Kansel  auf  gegliederter,  weitansladender 

CoDSole,  im  Grundriss:  vj,  im  Anlrifls:     und  oben  unter  (also  nicht»  wie  s(nwt,  vor) 

dem  Gebfilk  der  ihr  im  Grundriss  ent^recbende  SchaUdeckeL  Heb,  mit  einig» 
Firinmg: 

Kanne,  mit:  M.JS.B.J.M.Bram  i748  auf  dem  Dedcel,  von  gesohweiftar  Form. 

Zinn. 


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61 


Kelch,  ftnB  dem  16.  Jahrhundert.  Fuss  rund,  mit  dnrehbroehener  Btegreihe 

als  Randmuster.  Am  Koauf  hochkantige  Würfel  mit  Rosetten-Fnllung,  dazwischen 
gewundene  Eier;  am  Schaft  darttber:  ^Uf,  darunter  dasselbe  Wort  (jetzt  verkehrt). 
Silber,  vergoldet. 

Kelch,  ans  dem  17.  Jdulniii- 
dert,  wohl  augsburger  Arbeit  Der 

Fuss  hält  in  Serhspass-Forra  und 
Bandmuster  noch  die  Gothik  fest; 
im  Uebrigen  ist  der  Kelch  ein  in- 
teressantas  Betepid  flr  die  reichere, 
aber  deiiMre  Gestalt  der  Pa  naissance- 
Moster,  welche  man  aus  dem  IG.  Jahr- 
Inindert  flbemahm.  Au  dem  Kuauf 
aiiid  bereits  die  Haasswerke  gothi- 
■eher  Kelche  zu  Eiern  geworden, 
welche  ihrerseits  in  freier  Weise  mit 
theils  pflanzlichen,  theils  geometri- 
schen Motiven  gefüllt  sind.  Die  (au 
lirfljienii  KdelMB  TOTtratendeii,  hoeli- 
kentigen)  Würfel  sind  zu  hochkantigen 
Vierecken  mit  eingebauchten  Seiten 
geworden,  nur  durch  kräftige  Kehlen 
Ten  jenen  Eiern  getrennt  uid  nn 
Utrar  Vwderfläche  mit  NagdkOiiftn 
in  cartouchenartigen  Umrahmungen 
gefüllt,  welche  übrigens  die  reizendste 
Verzierung  des  Kelches  bilden.  Die 
Verhillnisee  aind  ^Oddidi,  im 
Ganzen  kraftig  und  dabd  eleiltifrh 
Silber,  vergoldet 


a.  Kdcb  in  der  Kirche  nt 


In  einem  QltCkenbaat  «eüidi  von  der  Kirche:  Glocken  (Ä).  1) 
Anbesicenflrieien:  GLORIA  IN  EXCELSIS  DEO.  Inschrift  besflgüch  anf  den  Brand 

4.  Mai  1759  und  den  Guss  1764  durch  Gebr.  Ulrich.   Wappen  von 


am 


Weimar  und  Ulrich.   100  cm  Durchmesser.  —  2)  1836.  —  3)  1804. 

[Rittergut,  dam EnuMgat gewwdM,  1819  imdilagSB;  ü» Qeblnda abgalngw. 
KxeafeU  il  a.  0.  —  CL  F.  L.  flahaBaan  ^  &  (X] 


(Grabhflgel,  vor  mehiecen  Jibien  von  Pra£  Kiopflelidi  »ugegraben.) 


388 


ZOTTXLSTKDT. 


Apolda.  82 


Zottelstedt,  5  km  nördlich  von  Apolda;  im  hersfelder  Güterverzeichnisse 
Zotaoesstede,  in  der  iuldaer  FälscbuDg  zu  874  Zotanestat;  1245  Zodeostete,  gehörte 
im  14  Jahrhundert  sum  TheO  dem  Kloster  Rtmdxaty  am  TheSk  den  Gtaleii  rtat 
Orlamünde,  von  welchen  es  vor  1317  an  die  von  Kefemburg  verlieben  ward,  kam 
aber  1346  (Czoteustete)  an  die  Landgrafen.  1719  zci-störte  ein  Brand  den  grössteu 
Theil  des  Ortes  (75  üäuser).  Im  13.  und  14.  Jiihrhundert  kommen  Herren  von  Zoten- 
stete TOT.  —  DroBke,  Coda  dipl  fUd,  Nr.  61(K  —  Droako,  Tndit  Md.,  8.  ISSl  — 
0.  Franke,  Das  Uotho  Buch  von  Weimar,  S.  >:3  80.  89.  -  Kronft  hl,  Landeskunde  I,  S.  183; 
II,  &  m  —  Ijandan,  in  HeHiMhe  Vereta»-ZeitKhr.  2,  S.  188.  —  Martia,  Urkondenb.  d.  Stadt 
Job»  I,  Nr.  SS7.  818.  —  H iokeliaii,  Atug.  d.  Giafteh.  Ofbinaiido  (1868)^  8. 8L  —  lOtÜMilaiigai  dot 
Gesohichtg-Vereins  lu  Eisenberg  I,  S.  43.  —  Neue  Mittheilungen  d,  Thflr.-?^üLhs.  Vereins  XIV,  S.  502  f.  — 
COtto)  Ihaiingia  Mcra,  i>.  340.  344  l  361.  375.  —  Bein,  Thoiingia  sacn  II,  S.  53.  134.  138.  160. 
im  J88l  m-t  19S.  810  £  817.  88L  888.  —  T.  BeitiABateia,  lUgool«  d.  Gr.  Orbm,  a  18^  — 
Schulte«,  Direct  dipl.  T.  S.  41;  II,  S.  486  ABB.  SOd  888.  —  A.  SoliamailB,  Lexikon  von  Sachsen 
XIII,  &  687;  XVUI,  S.  106Ü.  -  Ü.  F.  L.  Sehanann.  landodnndo,  8L9A  —  Schwabe.  Nachricht 
TOB  MoalniMtM  LirtbM^  S.  161  -  Sieal'o  Lelprigw  Jahrbflebor  (1T19X  n,  S.  87.  -  Staatdiand- 
buch  f.  S.-Weinar  1R64,  S.  198,  29,  ~  Stark,  in  Thürinf^.  Vereins-Zeitschr.  II,  S.  149.  Ober  das  Ge- 
meindesiegoL  —  Stechele.  in  Tbüring.  Vereins-Zoitschr.  N.  F.  I  (1879),  S.  128.  322;  II,  .S.  49.  — 
Wenk,  Hess.  Landosi^esch.  II,  Urk.  S.  17.  —  Werne  bürg,  in  Jahrbücher  d.  Akademie  in  Erfurt 
N  F.  XII,  S.  C6.  -  Wolff,  Chronik  dea  Xloatan  Pfbrta  II,  &  804.  —  Wardtwoin,  Thud^gia  «t 
Eichsfeldia,  ä.  83  (Chottiiutet}.  167. 

Kirchs  [«n  SteOe  dner  1319  vom  Jlaikgnfen  Dietrich  von  HeisBeit  dem  Kloster 
Eiaeoberg  flbergebeoen].  Gnmdrise-Form:  [Ij  )  .  Der  Weetthnrm  stemmt  in 


seinem  unteren  Theil  aus  dem  14.  Jahrhundert  und  führt  eine  SpitzU^en-Thür  von  ihm 
in  das  Iianghaiis.  IHeses  uild  der  Ghw,  spitgothiseher  Anh^  verdanken  im  Uebrigen 
ihre  Gestalt  dem  18.  Jahrhundert;  ebenso  der  ganze  Nord- Anbau  am  Thurm,  welcher 

ausnahmsweise  gediegen  aus  Steinen  hergestellt  ist.  Im  Innorn  haben  wir  über  allen 
Thcilen  der  Kirche  flache  Uolzdecken.  Eine  rechteckige  Thür  fuhrt  vom  Thurm- 
Obergesdioes  zur  LangbaiiB-Enipore.  Die  Fenster  im  Chor  nnd  Lang^uuis  sind  regel- 
mässig angele^.;!  (Je  eines  an  Jeder  der  drei  SchlnsaSeiten,  drei  an  jeder  Langseite) 
und  flachbügig,  zum  Theil  mit  vortretenden  Einfassungen  und  Schlussstcinen,  aus  dem 
18.  Jahrhundert  erhalten;  unter  jedem  Mittelfenster  der  Langseiteu  befindet  sich  eine 
Thür,  von  denen  die  nördliche  die  Ueberdeckung :  .^y-s^  und  ebenfalls  vortretende 
Einftssmigen  und  Sdünsssteine  zeigt,  die  südliehe  dagegm  modorn  rechteddg  und 
schmucklos  ist.  Der  Thurm-Anbau  zeigt  an  der  Nordseite  unten  eine  den  Fenstern 
des  18.  Jahrhunderts  gleichartig  gebildete  Thür;  darüber  ist  die  Fläche  glatt  und 
sind  drei  ältere  Platten  (s.  folg.  S.)  eingemauert;  an  der  VVestaeite  des  Anbaues 
unten  und  oben  ein  schlidites  Fhudibogen- Fenster.  Der  lliarm  steigt  massiv, 
schlicht  bis  etwas  Uber  das  an  dieser  Kirche  auffidlend  gut  hergestellte  Langhaus- 
Dficli,  im  nliersten  Geschoss  mit  einem  Rechteck-Fenster  an  jeder  Seite  erleuchtet; 
darauf  folgen  eine  achteckige  Schweifkuppel  und.  ein  hoher  Helm.  —  HittheUnngon 
dea  OwcMctoTawlM  m  BbeabMg  I,  &  48.  —  8«katt*a,  IHiMi  dipL  11,  S.  638,  vgl  S.  486 
Anm.  200.  mit  Utentw^AiigdMii.  —  A  SehanaBB,  Lenkoa  XUI,  &  «87.  -  Wardtwein 
a.  a.  0.,  Ü.  166. 


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83  AgMm. 


889 


Taufst  ein.  Er  ist  na  der  Ifitte  des  18.  Jahriinnderts,  irle  die  nn^mmetri- 
sehen  Muschel-  und  Palmblatt-Umrahmungen  am  Becken  bezeugen,  deren  Formen 

für  die  in  hiesiger  Gegend  damals  übliche  Mischung  von  Roccoco  und  Zopf,  bei  be- 
merkenswerth  maaasvoUer  Zurückhaltung,  ein  recht  charakteristisches  Beispiel  geben. 
Die  Hauptgestalt  und  Frofilirung  hält  tiieit  an  den  Formen  des  17.  Jahrhunderts  fest, 
und  80  ist  dieser  Taufstein  bei  aller  Schüditheit  ein  treffliches  Zeugnlss  des  Im 
Volke  wach  gebliebenen,  guten  Geschmackes  und  Sinnes  für  kQnstlerische  AtuibQdlUlg 
in  jener  sonst  ernsteren,  kirchlichen  Auijgaben  gegenüber  so  würdelos  und  abgesehmadct 
gewordenen  Zeit. 

(Epitaph,  von  Lt.  v.  Menin  1733,  künstlerische  Umrahmung;  wesentikdl 
Bronze;  nidit  gesehen.) 

Kelch,  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert Fuss  rund,  mit  beschä- 
digtem Rand,  der  mit  einer 
Kreuzchenreihe  (wie  der  ältere 
Kekh  in  Zimmern)  gemustert  Ist; 
auf  dem  Fuss  ist  ein  Crucifix  auf- 
gelöthet,  über  dessen  Kreuzes- 
armen zwei  Korallen  befestigt 
sind.  Am  Knaof  treten  hoch- 
kantige  Würfel  (leer)  vor;  da- 
zwischen gewundene  Eier.  Am 
runden  Schaft  über,  bezw.  unter 
dem  Knauf:  UTaria  |>ilf,  bezw. 
onbe  Iwfft  (beradieX  Silber,  ver- 
goldet 

Glocken.  1)  1748  von  Job. 
Chr.  Rost;  in  Apolda,  mit  Akan- 
thusfiries,  weimarischem  Wappen 
nnd  den  Sprflehen:  YEBBÜH 
DO&nNI  etc.  und  GLORIA  IN 
etc.  122  cm  Durchmesser,  — 
2)  Ttnno  ^ni  mcccccm  confolor 
vb»a  fco  «iMCv«  pcll0  fioctiM 
(Lebende  trOsf  ich,  beweine  die 
Toten,  vertreibe  das  Uebcl).  115 
cm  Durchmesser.  —  3;  1615  von 
Melchior  Möringk  in  Erfurt,  mit 
dem  bei  ihm  wiederkehrenden  Or- 
namentfriee.  94  a 


Taa&tefai  in  der  Kirche  sa  Zottdatedt 


Die  drei  Platten,  mit  ludiriften  und  ReUeb,  velche  an  der  Nordfront  des 
Thurm-Anbaues  in  der  Weise  vermauert  sind,  dass  zwei  neben  einander  und  die  dritte 
in  der  Mitte  darüber  eingefügt  sind,  lassen  Zweifel,  ob  wir  es  mit  Grabsteinen  oder 
Gedenktafeln  zn  tlum  haben.  Sie  sind  almnitlidk  dem  Stil  etc.  nach  aas  der  Zeit 
vm  1580.  Der  Inhalt  ist  folgender: 

6* 


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Apolda.  84 


Plmtte*  links  anten.  Die  obere  Hälfte  wird  von  einer  Cartoucben-Umrahmuiig 
eiogeDommeD  mit  den  Worten:  VON  GOTTES  GNADEN  FRID-RICH  WILHELM 
VND  lOHANNES  GEBRÜDERE  H .  Z  .  S.  (Herzöge  zu  Sachsen.  Es  können  damit 
nur  die  beiden  1562  bezw.  1670  geborenen  Söhne  Johann  Wilhelms  Ton  Weimar,  die 
StamnKViter  der  heutigen  OOringiBdMi  Fflrstoahftneer  gemetait  sein).  Ii  der  ontereo 
Hftlfte  zvrei  Knaben-Kniestflcke  in  Relief. 

Platte,  rechts  unten.  Die  obere,  wie  die  untere  Hälfte  wird  von  einer  Car- 
touchen-Umrahmung  eingenommen;  in  der  oberen  steht:  ANNO  1581  FLORIAN 
JEOER;  in  der  nnterai:  F,I.Z.W(jBioitim  iigßt  sn  W«iiiiar?X  dannter  ein  Jagd- 
iMni  und  ein  springender  Vmilm  («to  in  der  Kirebe  sn  QrnwBwnTwiiw  im  Amte- 
gnkhtsbezirk  Buttstädt). 

Platte,  in  der  Mitte  oben.  Relief  des  Gekreuzigten  zwischen  Johannes  und 
Maria,  darunter:  MICHAEL  BECKERIN. 

Alle  drei  Platten  tragen  denselben  Namenazug  des  Btdnmets-Meisters: 
und  zwar  die  erstgenannte  Platte  hinter  dem:  H.Z,8.^  die  zweite  zwischen  den 
beiden  Cartouchen,  die  dritte  links  vom  Crucifix.  Ich  halte  die  Reihenfolge  für:  N.T.L^ 
und  diese  Vermuthung  wird  dadurch  bestärkt,  dass  zwischen  der  Cartouche  und  dem 
BeUef  der  ersten  Platte  nodunab  getrennt:  If.T.  steht  Ist  dieae  Annalme  riditigi 
so  könnte  man  noch  weiter  gehen  und  in  dem  N.  T.  den  gleichnamigen  Vater  des 
Baumeisters  Nikolaus  Teincr  wiedererkennen  (der  1610  als  Meister  an  der  Kirche  zu 
Ossmannstedt  tbätig  war,  s.  dort  S.  358) ;  die  Technik  und  die  Schriftformen  sprechen 
ebenüaUs  für  einen  Zusammeuhaug.  (Oder  wäre  der  hier  und  in  Ossmannstedt  thätige 
KflnaUer  eine  Person  nnd  der  in  Gotha  fliitige  der  Sohn?)  In  dem  «Ira  damit 
vielleicht  der  Anfangsbuchstabe  der  Herkunft  (des  Oeburts-  oder  Werkstatt-Ortes) 
fQr  diesen  immerhin  vor  vielen  Zeitgenossen  hervorragenden  und  darum  interessanten 
Meister  (Langensalza?  Leipzig?)  gefunden. 

66ineindehaU8,  ein  schlecht  ausgeführter  und  nUdit  sonderlich  geschonter, 
aber  für  ländliche  Verhaltnisse  auffallend  bedeutender  Bau,  unten  Stein,  oben  Holz. 
Der  Grundriss  iüt  ein  einfaches  Rechteck;  im  Obergeschoss  sitzen  jetzt  schmucklose 
Bechteck-Fenster;  im  Erdgeschoas  aber  öfihen  sich  nach  der  Längsfront  hin  zwei 
grosse  Bundbogen,  und  auf  dem  Walmdach  ruht  ein  Ihr  das  Hans  TeriAhnissmissig 
breiter,  hoher  Thurm,  zunächst  ein  Achteck-Gkischofls,  darauf  eine  Schweifkuppel,  ein 
Tabemakel-Aufeatz  mit  Uhr,  zweite  Schweifkuppel,  wiederum  achteckiger  Aufsatz  und 
schlanker  Helm.  So  entsteht  eine  malerische  Erscheinung  des  ganzen,  kleinen  Ge- 
bindes, das  TieDeicht  Toriier  zu  einem  Bittergut  gehArt  haben  mag.  Das  Gemeiade- 
Baehfcans  stSsst  daran.  —  YgL  Bekamana,  LmÜem       &  «Vs  XVm,  a  106a 


Amtsgerichtsbezirk  Buttstädt. 


Inhaltsverzeiehniss. 


Sdü! 

6«« 

Gesohiobtlloh«  Einleitung  

897 

486 

[Althaosen]  t.  bei  OroMD«nhaa8«a  ■    .    .  . 

«SV 

488 

[BiBSingOSdorf]  «.  bei  OrouneahaiueD      .  . 

484 

48» 

48» 

3»8 
89» 
405 

(WQitauK«»  HaDthftl,  Bbidorf,  Felborn] 

42» 

48« 

406 

Kirch«    

480 

406 

483 

434 

Buttstädt  

406 

[WtUtnogen  Altb»aieo,  Bi9sin|fe«dorf,  Hm- 

407 

484 

416 

484 

419 

436 

480 

486 

4S0 

T*fel  »m  Brubkus                              .  , 

486 

481 

486 

4SI 

487 

[Wüstungen  Emsen,  Hobendorf,  SebAfendorf, 

(Wa»tungen  Hohenlindeo,  Rockstedt)     .  . 

437 

Wenigenbattatfdt]  

481 

461 

489 

487 

4SI 

487 

491 

43» 

488 

439 

[Emsen]  ».  b«i  BaneUUlt  

443 

481 

443 

483 

448 

488 

444 

[Felborn]  ».  bei  OroMbrembach  ..... 

48» 

[Haadorf]  ».  b«i  Grossnenbaasen  .... 

484 

[Haathal]  s.  b«i  Grossbrembacb  

48» 

467 

[Hohendorf]  ».  bei  Bnttstxdt  

481 

Gebstedt  

484 
414 

[Hohenlinden]      bei  OutbmanD!ih«aseD    .  . 

487 

485 

Eleinneohansen  

a4 

436 

444 

L/iyij^uJ  Ly  Google 


394 


InbaltsraiMioluilBB. 


IV 


EödderitHOh   44« 

Kirch   446 

Eraatheim   447 

Kir«]M   447 

[▼«tfnahkhlikhM}   448 

PMUntti]  t.  M  OhanriMn   m 

Leutenthal   449 

lUi«be   44» 

Wimm   «6t 

Oa«thof  (Ritt«r^t)   4fiS 

N«iut«dt,  Wastaag   45S 

Mamiatedt   4M 

Kirdn   4M 

8i«d«lhor   455 

WohniMM   445 

[Mark  Wallendorf}  s.  m  OrMMMhiMn  .  4S4 

timaaiad   45« 

Klreh*   454 

Kirchhof   456 

[8ti«b»dorf,  Wfiitnng]   4M 

[Neustedt]  «.  b«i    4^$ 

[Niederndorf]  ■.  M  FlikIkMk   4C7 

NiederreiBien   401 

Kirch«   497 

KMdwr   4M 

mzaidMf   446 

IBM»   4t» 

[OMioAo]  •.  M  MfUhMh   467 

[ObmidOlQ  ».  M  Battobtadl   4M 

Obemissen   440 

KirelM  An  ObwdorlM   440 

KlitUior   4fl 

[Kapell«  dM  UnUrdoiftt  KvaUwite]  ...  Ml 

[Hobndorr,  Wlitaag]   441 

Olbenleben   402 

Kirch«  d«»  Ob«r4orfu   4«] 

[Kirch«  im  Vitardorf]   4^ 

0»*   464 

[Habadorf;  Waataag]   «es 


Pfiffelbaoh   4M 

Kirch«   4M 

OrabhUg«!   MT 

[wa»tonK«D  GasMla,  NMeradorf;  Obvrholin, 

Paschenilorf.  W«ld*n]  46f 

[PaBohendorfj  •.  b«i  Pfiff«ibaeh   M7 

Bastdobeig   4*7 

(KiNk»]   4M 

Kfa«he   469 

lathbau   M9 

StadtbcfMtignnc   471 

Batpeobwrg   471 

(WlrtMH  MdOdwi]   471 

[RMklMf]     b«i   '  .   .   .  MT 

[BSdiahen]    bd  i«MbM«   41t 

BohibMh   4Tt 

Klr«b*   47t 

KiNbiMr   47S 

Rittcr^at   47t 

[Biuargat]   474 

KfWHima   474 

Bodendorf   474 

Kirch«   474 

PCuvha«»   47« 

WohahMs   4TT 

QBdiafendorf]  s.baBalMUk   4ti 

[Stiebsdorf]  s.  bei  Nermsdorf   4M 

[Sohwabsdorf]  •.  hü  CMMtodt   4tt 

TeoUebeu   47T 

Kir«h«   477 

Kirchhof   4M> 

Wobnhaii*   4tl 

Bug   481 

WtMtn   4ti 

Kii«h«   4tl 

I  [Weiden]     b«i  Pflffalbach   447 

!  [Wouigonbnttsttdt]     bai  BatMiiI  .   .   .  4tt 

Willeistedt   4n 

nnb«   4H 

Pr.rrhao»   484 

[Borg]   4t4 


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Der  Amtegerichtsbezirk  Buttetädt 


er  AmtsgsriolitBbezirk  Buttstädt  grenzt  im  Norden  and  Osten  an  den 
preosflischeii  Begieruugsbezitk  Merseburg,  im  SUdostoi  an  den  Amt»* 
i^eriehtabeeiik  Apolda,  in  Biden  «n  den  AmtigerichtilwBbk  Weimar  imd  Im 

^\'esten  an  den  ebenfalls  weimarischen  Amtsgerichtsbezirk  Grossrudestedt. 
Unter  den  sächsischen  Kaisem  gehörten  die  Orte  im  Ganzoi  zum  Oetergau 
(Hositin),  wenige  zum  Gau  EngU. 

Fast  aQe  Orte  des  Besifkes  sind,  irie  es  seheinti  im  Laufe  des  18.  JslvlinndertB 
anter  Lehnshidielt  der  Lsndgraftn  nm  niflringBn  gekommen.  Einige  Orte  hatten 
vorher  dem  Bistbum  Naumburg,  einige  vor  1346  den  Grafen  von  Orlamündc  gehört 
Was  die  Einordnung  der  Ortschaften  betritft,  so  gehörten  sie  zu  einzelnen  Vogteien, 
bezw.  den  im  16.  Jahrhondert  dafür  eintretenden  Aemtem,  welche  im  Laufe  der 
Jahxliaaderte  als  Ldm  oder  Pfimd  an  venehtedene  adelige  Familien  kamoi«  Em  Theil 
gehörte  snr  Vogtei  Gebstedt,  wädie  im  18.  Jahrlnmdert  anligdQst  wurde,  besir.  sa 
dem  (aus  der  Vogtei  Vogelsdorf  entstandenen)  Amt  Brembach,  ein  anderer  Theil  zu  dem 
1590  gebildeteu  Amt  Hardisleben;  diese  beiden  wurden  1735  zum  Amt  Hardisleben 
vereinigt.  Daneben  waren  selbständig  das  Amt  Buttelstedt,  welches,  vor  1374  als 
Vogtei  entstanden,  1644  Us  auf  die  Stadt  veningert  war,  und  die  Stadt  Bnttstidi 
Aus  allen  dieien  Theflen  nnd  einigen  1815  vom  Königreich  Sachsen  an  Sachsen- 
Weimar  gekommenen  Orten  wurde  1817  der  Amtsbezirk  Buttstädt  gebildet. 

Die  Didcese  ßattitadt  in  kirehlieh-^eaehiehtliflher  o.  ftatistiMher  Hinsicht  Dem  ArchidiMomie 
IL  GiMabenogl  Oboreoniletoiial-Bathe  m  Weimar,  Hern  Job.  Qottfr.  Zankel  an  adnem  EOfllir.  Amte- 
Jubelfeste  am  6.  Mai  1842  als  Festgabe  daigeibncht  von  B&mmtL  Geistlichen  der  DiOeese  Buttstädt 
Mit  d.  Ansichten  d.  Eircben  zu  Niederreissen  o.  n  fiuttstftdt  Weimar.  —  0.  Frank»,  Dm  Both* 
Bocb  Ton  Weimar  (P.  Mitischke,  ThOringiscb-sIchs.  QesehichtsbibUotbek  II),  Qodia  IflÜ.  —  Heil, 
in  Thflring.  Vereins-Zeitschr.  1865  (VI),  S.  18Ü— 183.  —  Eronfeld,  Landeskmd«  dn  OroMhenogai. 
Sachsen-Weimar  I  (1878),  Geschichte,  n.  n  (1879).  Landeskuuk  bes.  8.  288  «ad  b«i  dan  «fnebm 
Orten  (namenÜ.  Battelstedt  Buttstidt  Groaebnmbadi.  Hardisleben).  X.  1C«BieI,  IN«  AnhtMamig 
des  Thomas  Ton  Battelstedt  Aber  die  Landgrafschaft  Thflringea  1440—1443,  in  Nene  Mittheilungen 
d«a  IbftriagiNh^ldM.  y«niM  JR  (im),  8.  4dl  ft  -  MichelKB,  Ukkudl.  Amgßag  dae  QnfiMhafk 


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398 


Emjmnto.   BxnnLsrxDT.  Bnttst&dt  2 


OrijuaflndOb  J«u  1866^  &  81.  —  J.  &  Maller,  Det  Hauet  Seebaen  Amialee  too  1400—1700,  Waymar 
m>l  (L  BnpMiiMv  «nter  IhMVath.  IMMiMt  Batumy  GMÜ  BMidA«X  —  C  CkL 
Frhr.  t.  Belil*BiteiB,  Begreiten  der  Qnfen  tod  Orlunflnde,  Bajretith  1871,  8.  189.  —  Valentin 
Iladolph,  ZdMlcUeiii,  8.  Aufl.,  Krfoit  1680.  —  A.  SehamanD,  Lexikon  von  Saobaen  XY,  a  78  L 
-  a  P.  L.  8«h«naaB,  Wdmm^ammOMkb  LmMkm^  VcwMt  &  a  W  &  44-511  — 
Stochple,  in  Thflring.  VereinB-Zeltwhr.  N.  P.  I  (1879),  &  SSI  tt;  H,  8.  39—42;  vgl.  Böttger, 
DiOceeao-  o.  Gaa-Oraiaen  IV,  B.  366 IL;  vgl  &  861.  364.  —  Wflrdtwein,  Thudiisia  et  Eichafoldia. 
&  «-TL  81-81 106L 


BlMlhlBdl,  7  km  sttdHflli      BotMIdt;  eine  der  ilteslen  GdtnifttttiB  Thi- 

ringens,  war  wohl  schon  zu  den  Zeiten  der  sächsischen  Kaiser  ein  Reichsgat  und 
Sitz  einer  der  4  hauptsächlichen  Gerichtsstätten  (Dingsttlhle) ,  in  dem  hersfelder 
Zehntverzdchnifis  aus  dem  8.  (12.)  Jahrhundert  Botalastat  lObl  und  1052  verlieh 
Kaiser  Heiiuridi  IIL  die  Gerichtsbarkeit  (comitatnm)  in  Boldelstete  (Botelstete)  dem 
Biaehirf  ym  Nmminng,  der  gegen  Ende  des  13.  und  Anliuig  dee  14  JalvlniiiderlB 
urkundlich  auch  als  Oberlehnribenr  endheint  und  die  Landgrafen  von  Thflringen  mit 
Buttelstedt  belehnte,  doch  muss  es  vor  1334  (1321?  siehe  Rastenberg)  unter  die 
Lehnshoheit  der  Landgrafen  selbst  gekommen,  auch  schon  eine  Stadt  gewesen  sein 
(denn  damals  wurden  ihre  Statuten  und  Bedite  vom  Landgrafen  bestätigt);  ebenso 
Site  einer  ms  Buttelstedt  und  mehieren  Nidibaiwlen  (die  jetst  sn  den  AmtsgeriditB- 
bezirken  IHeselbach,  bezw.  Weimar  gehören)  bestehenden  Vogtei.  Wir  hören,  dass 
eme  Burg  von  Burgmannen,  so  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts,  von  Mitgliedern 
der  Adelsfunilie  von  Worm  (s.  Olbersleben)  innegehabt,  dann  1374  die  Vogtei 
SB  «ilwtt  Vilitan  versetst  worden  Adelige  Herzen  fon  Botilstete,  weUhn  Im  14  JUl^> 
bnndert  hier  und  dann  andemfrts  genannt  werden,  kOnnen  möglicherweise  mir  als 
Burgmannen  den  Namen  gehabt  haben.  Die  Vogtei  gehörte  sp&ter  p&ndweise  der 
Familie  von  Hetschburg  (s.  dies  im  Amtsgerichtsbez.  Blankenhain),  ward  dann  wieder 
VOM  den  Lehnsherren  eingelöst,  aber  1434  an  die  Herren  von  Qott&hrt  versetzt,  welche 
seit  Idas  schon  ntt  ebem  Theile  der  Stadt  beliehen  waren.  1468  eiUett  din  Stadt 
ihre  Rechte  und  Oeaetse  vom  KaijUrsten  geregelt  1466  bekamen  die  im  Mensebatih 
SU  Schwerstedt  (s.  dies  in  Amtsgerichtsbezirk  Weimar)  Stadt  und  Vogtei  zu  Lehn, 
80  dass  wir  die  später  als  in  theilweisem  Besitz  der  Stadt  bezeichneten  Gottfahrts 
wohl  nur  als  Besitzer  der  Burg,  bezw.  des  Rittergutes  aufzufassen  haben.  Aus  der 
Vogtei  wurde  nun,  dm  Begelungen  des  16.  JshrinnidartB  CBivreehend,  ein  Amt, 
welches  1489  um  einige  Orte  mnnindtrt  und  unter  Tofbelmlt  eines  Wiederfcan&s  von 
dem  Kurfürsten  von  Sachsen  den  Meusebach's  bestätigt  wurde  und  dann  1544,  jedoch 
nun  um  allen  Besitz  ausser  der  Stadt  selbst  verringert,  ask  den  Kurfürsten  zurück- 
kam. (Die  übrigen  Orte  blieben  in  Anrechnung  der  Schuldsumme  den  Meusebachs.) 
Damals  wurde  der  fflts  dee  benaiAbarten  Amtes  Brembadi  Uerimr  veilegt  1617 
erwarb  der  Kanzler  von  Goechhausen  (f  1660^  sdn  GnU>mal  in  der  Kirche)  einen 
Theil  des  Gottfahrt'schen  Privatbesitzes  (der  andere  blieb  jener  Familie),  erhielt  aber 
1633,  bezw.  1H5<.)  vom  Landesherrn  die  Gerichte  Ober  Stadt  und  Amt  Buttelstedt. 
Diese  blieben  bei  seinen  Guts->iachiol^ern  bis  IböO,  wo  sie  dem  Staate  Weimar  unter- 


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3  BntMiidi 


389 


staut  md  die  Stadt  dem  Ante  Buttstädt  doTerlelbt  wnrde.  —  i.  Beisr,  Geogr. 

J«Baot,  8.  147— UOl  —  B Ottger,  DiOeetan-  a.  Gaa-GrenMO  IV,  S.  366  £  —  Codex  dipl  8u. 
NC.  I,  n,  &  SU  —  IM»  DiOOM»  Battrtldt  (1842),  S.  12  £  —  0.  Franke.  Dm  fiothe  Bach  von 
Wataur  (1801),  &  IL  48l  M.  m  —  G«MhiditwiaeUeo  <L  ProTiat  Suebma  XXin  (Beyer.  Ürk.-B. 
d.  Stadt  Erftirt  I),  8.  200  £.  Nr.  810.  -  Heinemann,  Cod.  dipL  Anhalt  I,  S.  103.  —  Heeg,  in 
TbIiiHg.  VereiiM-Zeitaehr.  (Ifltt)  VI,  &  181  Ann.  28.  -  Kroifcld,  Undadnude  H.  S.  224  iL  - 
Kr«afeld.  Apolda,  8.  81  —  Landai,  in  Em».  VataiBB-ZeilNlir.  Z,  &  US.  —  C.  P.  Lepiioi, 
eaaak  d.  BiachOfe  d.  Hochat  Naombnrg  I  (1846X  S.  26.  120.  214  -217.  821.  -  Lepaiaa,  Kleine 
SciriftH  I,  &  28.  —  MarüB.  UcJoudaab.  d.  Stadt  J«q%  in  Thariegjaaha  QaaehkhtiqadleB  VI.  1 
(H.F.miX  a  lOL  188.  SBOC  868.  89&  411.  IM£  4782  484  £  511  618.  818  £  -  Veneke.  Script 
nt.G.]t  a8B0;  III.  S.  1046  t  119&  —  Morian,  Topogr. aopar.  Saxoniae,  S.  32.  144  -  ^UttbeUangeB 
daa  11trin«r.-8lelu.  Vereioa.  H.  I  (1822),  S.  46  L  —  J.  8L  Mailar,  SAeba.  AaBalae  (ß.  Haapi-Begiatar 
BrtMatedt).  -  (Otto)  Thoringia  aaerm  (1787),  a  881  —  (Pfaffarkora)  Gaaeh.  d.  Landgni&ebafk 
ThOringen.  S.  247.  —  Rein,  Thoringia  lacra  II.  S.  79.  85  Amn.  15.  2U  254.  -  Rein,  in  ThOriiig. 
Yereina-Zaitaabc  V,  &  8(8.  -  V.  Bodolpb,  ZaitbOaUaio  aotac  1566.  1573.  147&  1680. 1688. 1686.  — 
Sagittarlaa,  ffiatar. d. <3ra&ck  Oldoben,  8.188.  800.  —  Sabmidt,  Geeetae dee POntentt. Wabnar 
Vn,  S.  296.  322.  —  G.  Schmidt,  ürkundenbuch  d.  Hochat  HalberBtadt  I.  Nr.  I4&  —  Schultea, 
Diraot  dipL  I.  &  264.  —  A.  SehumanB,  Ladkoa  tob  Sachsen  1,  &  614  XV,  &  70  £  —  a  F.  L. 
8«k«ttBaB,  LaadadEBada,  a  46.  —  Saliwaba,  NaAr.  t.  Maabnentn  Latbai^i^  a  187£  —  StailB- 
kaedkneb  t  Sachten- Weimar  1864.  a  209.  —  Star^,  in  Thttriag.  Vereiot-Zeltachr.  (1857)  II,  a  140. 
141k  ÜMT  Stadtmgal  aiit  dam  haO.  Hikolaoa  (nielit  Bonifadaa).  -  Stachala.  ia  Ihfliiag.  VaniBa* 
ZaMadir.  0879),  M.  F.  I,  a  III  881}  (1881)  N.  F.  n.  a  48  £  -  Waak,  Haaa.  laadaigaaok.  II, 
ÜA.  XU,  S.  16.  -  WernebBTf»  ia  Jahrbücher  d.  Akad.  lu  Erfurt  (1884).  N.  F.  XU.  &  4a  — 
Q.  A.  Wette,  Hiatomcbe  NaakrfdktaB  tob  dar  £aaidaBa-ijtadt  Weimar  1787,  H,  &  178-817.  — 
Walff.  GMk  d.  IL  Pftwta  ];ai98;ll.ai80£80ia8i  4M-4aa  447. 48L  4M  £  SQlL  807.  - 
Wflrdtwein,  Thnrin^a  et  pjchsfeldia.  S.  81.  -  Zedier,  Unireraal-LailkaB  DT,  a  808a  —  Atta 
and  Dana  TbOiiasiMha  Cbronieka,  Fiaakfiut  and  Leipiig  1726»  &  68-6a 

Kirchs  dee  heiügeB  NDnleiiB.  GniiidriB»>Fenii :  Fi  )  .  CSior  und  Leng- 
hme  bilden  euRammen  einen  eefaHditan  Benm;  in  dem  weetUchen  Theil  dee  Lang- 
hauses ist  der  Thurm  eiDgebaat,  so  dass  seine  Nord-  und  Ost-Mauer  auf  Tragebögen, 

bezw.  im  Erdgeschoss  auf  einem  stehengebliebenen  Eckpfeiler  ruht.  Die  Stellung  des 
Thurmes  spricht  für  sein  Vorhandensein  vor  der  Anlage  von  Chor  und  Langhaus. 
Diese  stammen  aus  spatgothischer  Zeit;  aussen  an  der  Südseite  zwischen  dem  (von 
Oeten  geredmet)  1.  Eenster  (welchee  anprflngüdi  ein  GioTfenflter  war)  und  dem 
2.  Fenetar  lautet  eine  bedtfift  auf  einer  eingelassenen  Steintnfld:  ^imo  Mi 
mcucli:j:j:vt  tnc^OAtt>m  efl  praefene  aebif)ctt>m  qvinra  feria  ante  afcenetotiem 
^omini  in  ^onore  fancct  niFolai  tpiecopt  (Im  Jahre  des  Uerm  14^6  ist  gugen- 
frirtiges  Geb&ude  ange&ngen  am  fünften  Tage  vor  dar  Himmelfahrt  des  Herrn  zur 
Ehre  des  heOigen  Biseheft  Nikohnn.  —  Dia  iNoaaaa  BsiMBd^  a  la  —  Sakwak«  a.  a.  0., 
&  167.  -  Wette  IT.  a  811  ftX  Ib  den  folgenden  Jahrhunderten  fanden  die  an  allen 
Kirchen  üblichen  Ver&ndeningffli  und  Misshandlangen  statt,  besonders  aber  scheint 
im  Jahre  1815  (Jahreszahl  im  Glas  des  Ostfensters)  eine  barbarische  Restauration 
im  gothischen  Geschmack  der  damaligen  Zeit  die  Kirche  in  ihren  jetzigen  Öden  Za- 
itand  venetat  m  haben.  Aas  der  Zeit  das  spitgoChisdicn  Baues  haben  steh  einlga 
Fenster  und  ThOran  mehr  oder  minder  gut  erhalten.  Ln  Gher  an  der  Ostseite 
ein  dreithefliges,  an  der  Nordost-  und  Südost-Seite  je  ein  zweitheiliges  Spitzbogen- 
Fenster,  ziemlich  gross,  in  angemessener  Höhe  über  dem  Erdboden  und  mit  hübschen, 
mannigfachen  Fisch -Maasswerkeu:  /7  gefüllt,  jetzt  aber  in  den  Leibungen  glatt. 
An  dir  Södadte  ist  daa  ante  Feoator  wn  Osten  [diea  als  nmi  Chnr  gehOfig  ni 


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400 


BoxmanoT. 


Bnttatftdt  4 


denken,  mnn  andi  dar  Triumphbogen  s^tacben  Chor  und  Langhans  abgeriasen  ist] 

dreitheillg,  das  reichste  und  am  besten  erhaltene  der  Kirche,  das  folgende,  zwei- 
tliciliy,  schlecht  erhalten.  Weiterhin  tritt  ein  j^rosses  Portal  vor,  schweifljogip; :  r\, 
mit  (iliederuiig  eines  im  Scheitel  sich  gahelmlen  RuTulstalios  zwischen  Kehlen  und 
Kauteustab,  leider  in  den  Pieileru  jetzt  glatt  gehauen,  und  daher  nur  als  lang- 
tveiligu'  Vorsprang  erscheinaid;  Consolen,  oben  za  den  Seiten  des  Portales  [trugen 
einst  Heiligenfiguren];  weiter  westlich  fulgt  ein  Spitzbogen  -  Fenster ,  schon  cum 
Thurra-Erdgeschoss  gehörig;  es  fängt  in  gleicher  Höhe  mit  den  übrigen  Fenstern  :in, 
ist  aber  niedriger  und  verrath,  mit  Wülsten  und  Kehlen  übrigens  gut  profilirt,  die 
Herstellung  im  lü.  Jahrhundert  (lölä  bis  alsu  lauge  Dauer  jener  Bauperiode). 

Das  Thuim-Eidgesdioss  ist  änssttlidi  Tom  Langhans  durch  nichts  getrennt  Ziemlich 
uul)erechtigt  erscheint  daher  sein  erstes  Obergeschoss  mit  einem  das  Traufigesiins 
des  Langhauses  fortsetzenden,  nur  stiirkcrcn  Gesims.  Immerhin  kommt  der  Thurm- 
bau  auf  dieser  Seite  am  günstigsten  zur  Geltung,  da  ditis  (leschoss  wie  zwei  folgende, 
ziemlich  hohe  Geschosse  jedesmal  durch  Gesimse  organisch  gegliedert  sind.  Das  oberste 
Oeschoes  wird  durch  ein  einst  dreitheiliges  [jetzt  des  einen  der  beiden  Zwischenpfosten 
beraubtes],  sp&testgothisches,  schon  im  Ganzen  rundbogiges  und  in  den  Maasswerken 
flaues,  aber  grosses  Fenster  an?  dem  17.  Jahrhundert  (1652)  belebt.  Die  etwas  ver- 
nachlässigte Nordfront  der  Kirche  enthalt  nur  in  der  Mitte  ein  [verstümmeltes,]  spät- 
gothisches  Portal,  mit  der  Ueberdeckong:  und  Profilinmg  von  Kantenstab,  Kehle 
und  Wobt  Öfterer  auf  mndnn  Sockd  mit  gewundener  Ganndining)  und  nach 
Westen  hin  oben  ein  kleines  Spitzbogen-Fenster  (dessen  obere  Hälfte  mit  dem  Bogen 
aus  einem  einzigen  Block  herausgehauen  ist).  Abscheulich  aber  wirkt  jetzt  die  West- 
front Die  Linie  des  nördlichen  Langhaus-Daches  erreicht  an  einer  beliebigen  Stelle 
die  senkrecht  aufsteigende  Thunn-Maner  (innerhalb  seines  zweiten  Obergeschoeses), 
jeglichen  Yennches  einer  kOnsilerischen  Losung  «itbehrend.  Um  so  bäfinondlichar 
ist  das  zweite  Thurmgesims  nach  Norden  weiter  geftthrt,  die  Linie  des  Laughaus- 
Daches  wiederum  an  einer  l)eliebigen  Stelle  treflend ;  das  erste  Thurmgesims  aber  hört 
mit  dem  Thurm  selbst  auf,  trotzdem  die  Wand  von  Thurm  und  ISchitl  glatt  durchgeht. 
So  geschmaddoe,  wie  die  Westfront  im  Ganaen,  sind  aneh  ihre  zwei  Oelfoungen: 
UBten  dn  (um  d^  Thunn-Maner  willra  ein  wenig  nach  Nwden  verschobenes)  Portal 
TOD  1815,  mit  einem  Stnn:     in  rechteckiger  Umrahmung,  wdche  in  thOiiditer  Weise, 

wie  du  gothisches  (xesims:  profilurt  ist;  oben  gans  Imks  ein  unbedeutendes 

Bundbogen-Fenster.  Der  Thurm  hat  in  seinem  obersten  Geachoss  an  der  Westseite 
ein  Fenster,  dem  der  Südseite  gleich  gross,  doch  ohne  Maasswerke ;  an  der  Nordseite 
(welclie  hinter  dem  Langhaus-Dach  in  die  Höhe  steigt)  ein  zweitheiliges,  welches, 
noch  spitzbugig,  in  seinen  Maa^sswerkeu  die  ernüchtertöte  Spätgothik  des  17.  Jahr- 
hunderts verrfttli.  Ben  Thurm  deckt  eine  durch  Knidce  in  das  Achteck  flbergefOhrte 
Scbweifkuppel  mit  Tabemakel-Aufeatz  und  Helm.  —  Betrachten  wir  das  Innere  der 
Kirche,  so  sei  eine  unter  dem  Chor  befindliche  Gruft  (Krypta)  vorweggenommen. 
Diese,  durch  eine  an  der  Nordost-Seite  des  Tianghauses  herabführende  Treppe  zu- 
ganglich, beschränkt  sich  nur  auf  drei  iüiume,  welche  vun  den  drei  Schlussseiten  und 
drei  in  einiger  Entfernung  von  denselben  ihnen  parallel  laufenden  Wänden  nebst  den 
Querwai  >l(  n  gebildet  werden.  Darüber  muss  also  einst  derOhor  entsprechend  durch 
Sftulen  in  einen  Idittelchor  und  einen  Umgang  getheüt  gewesen  sein,  dem  Umgänge 


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6  Battattdi 


401 


entspricht  die  Gruft  Drei  schlichte  Kreuzgewölbe  mit  spitzbugigen  Schildbögea 
decken  ihre  drei  Joche,  dn  q^tzbogiger  Gurtbogen  trennt  das  DordOstliche  Joch 
Tom  SetUchen,  eine  Wand  mit  nmdbogiger  Oeffimng  das  östliche  yom  südöstlichen. 
—  Chor  und  Langhaus  wirken  zusammen  gross,  aber  jetzt  unfreundlich  und  öde. 
Den  Raum  unterbricht  ziemlich  in  der  Mitte  des  westlichen  Drittels  der  glatte, 
nur  im  Sockel  etwas  gegliederte  Pfeiler,  welcher  die  Nofdost-Ecke  des  Thurmes 
stfUst;  ibm  entspridbit  eine  rediteddge  Vodage  an  der  SOdwand,  keine  an  der  Weet> 
wand.  Ebenso  sieht  man  den  Tragebogen  der  östlichen  Thurm-Mauer  in  ziemlicher 
Höhe  und  vcrmisst  denjenigen  seiner  Nordmauer.  Die  tonneufnrinigo,  nach  dem  Chore 
hin  abgewalmte  üoizdecke  wird  von  mächtigen,  unprotilirten  Holzbalken,  welche  als 
Anker  die  Winde  verspanneD  mOssen,  unterzogen.  Winde  and  Decke  sind  mit 
wessen,  grOnücIi«!  mid  bliididien  (sdmmtaig  gewordencB)  faitai,  mit  irenigen 
Theilmigaliaien,  bemalt  ffienra  weissblauer  Oelfarben-Änstrich  der  Bänke.  Hols- 
Emporen,  in  zwei  Geschossen  an  der  Nord-  und  West-Seite  des  Langhauses  herum- 
gefOhrt,  scheinen  gar  nach  dem  Muster  von  Ladentischen  weiss  mit  grauer  Marmo- 
rimng  and  einigen  naiven  Umrahmongs-Liniea  bemalt  An  der  Kosdaelte  des  Chores 
konnte  ein  sweigeschoenger,  fortretender,  geeddeesener  Stand,  etwas  reicher  ausge- 
bildet, unten  von  zwei  korinthischen  Säulen  eingefasst,  oben  durch  vier  korinthische, 
in  den  Capitollen  vergoldete  Säulen  getheilt,  infolge  der  Architektur  ganz  leidlich 
sein,  sieht  aber  auch  durch  die  Bemalung  sehr  übel  aus.  —  Die  Diooeae  Battotadt,  &  it. 
'4  —  Heti,  &  lU.  -  Eroaf«ld  Kam—  B«kvab»    a.  a  -  Wette  D,  &  «U  ft 

Nieht  nm  Wenigsten  Uidst  ins  Innere  des  Qotteslianaw  dnnb  die  AnMngnng  der 
/ersehiedenartigsten  Erinnerungs-Zeiohen  und  Denkmäler»  welche  nicht  die  geringste  BOck- 
sichtnahme  auf  einander  und  auf  dio  Architektur  bezengen.  Ist  dies  ein  Uebolstand,  unter 
dem  die  Wdrde  und  sittlich  erhebende  Wirkung  der  meisten  Kirchen  weit  mehr  leidet,  als 
man  Ihm  Qewieht  beizalegen  gewöhnt  ist»  so  ist  ^  bnttslstedter  Kbehe  tin  besonderes 
Beiqiel  dsftr,  wie  dnxok  wülkBdMis  Anerdnang  dar  Cheabdenfanilsr,  ChabcMne,  Gedenk- 
tafeln, Wappenschilder,  biblischen  Gemälde,  Bildnisse  und  klefaMCen  Tafeln  mit  Namen  und 
Ehrenzeichen  die  einzelnen  guten  Werke  dem  Anblick,  am  wie  viel  mehr  noch  der  Wttrdigung 
verloren  gehen  und  der  tiesanunt-Eindraok  des  Geb&ades  selbst  ein  unkirchlioher  wird. 
Bsgdmissige  Fenstu^Anlage,  wOrdige  Barbeabehsadlnng  des  Lmam  und  gasdiiekte  Auf- 
stellung der  Üsnstdsakndkr  wflrdan  die  buttebtedlar  Eirohe  sn  nagsahatsr  miknag  Wagen. 
Die  jetzige  Anordnung  (wenigstens  war  es  1888  so)  erschwert  auch  ein  Auffinden  der  hier 
zu  crwähnonden  Kunstdenkmäler,  so  dasB  im  Folgenden  wiederholt  der  Plati  Jedss  einxeluen 
augegeben  werden  wird. 

Kaaael  an  dar  Sfldwand  des  Langhauses,  xwisdien  den  Fenstern,  ana  der  Zdt 
um  1680  (AbbUd.  auf  folg.  8.).  Sie  zeigt  in  ihren  Verzierungen  in  geringem  Maasse 
die  Neigung  zu  Schweifungen  mid  nichtssagenden  Schnörkeln,  in  manchen  Motiven 
der  Füllungen  etc.  das  Festhalten  an  den  Formen  der  deutschen  Renaissance  im 
lü.  Jahrhundert,  dabei  aber  auch  eine  stärkere  Vertiefung  des  Sinnes  für  antike 
Profiliruagen  und  ist  daher  ein  interessantes  Muster.  Dabei  ist  die  Wirlrang  eine 
durchaus  dnlieitliche,  die  Abwägung  der  Verhältnisse  sehr  wohlbedacht,  die  Ausführung 
sauber  und  manche  Einzelheit  voll  Anmutit  und  Feinheit,  was  bei  Steinariwiten,  wie 
diese,  seltener  ist.    [An  der  Treppenbrüstung  fehlt  das  Deckgesiuis.J 

Grabmal  an  der  Nordost- Wand  des  Chores,  für  üans  Wilhelm  von  Gottfahrt, 
t  1721,  barock.  Efai  mehi&ch  gegliedeiler,  oonsdartiger  Sockel,  wehsher  noch  auf 


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^DTULMID'ti 


einem  Postunent  steht,  wird  durch  einen  Vorbang  mit  der  Insduriit  nm  Theü  be- 
dedrtb  Dinaf  der  Haapttheil  als  Aufbau  mit  ionischen  Pilastem,  zwischen  wdchen 
eine  Ton  einem  CJartouchen-Schild  und  Kankenwerk  umgebene  Nische  die  lebcnsgrosse 
Bflste  des  Verstorbenen  enthält ;  darüber  sein  Wappen  in  CartoucheD-Umrahmung  und 

dann  in  dem  mehrfach  geschweiften  Giebel :  in  einem  Schild  sein  Namens- 

zug. Aus  den  Voluten  der  seitlichen  Pilastercapitelle  schlingen  sich  Bandschleifen, 
welche  durch  die  Augenhöhlen  zweier  SchMel  (mit  gekreuzten  Knochen  darunter) 
gezogen  sind.  Dm  Gaaie  mafacbt,  aber  efleetvoll,  bis  in  das  Ftnater  ngend;  loa 
Sandstein,  bemalt  und  mm  Theü  twgoUat 

Grabstein  u  der  Chor-Ostwand 
links,  eines  Herrn  von  Gottfalirt  (wdiher 
laut  Ueberlieferung  den  Zug  Karr.s  V. 
nach  Tunis  mitmachte),  ohne  Inschrift,  um 
IöTOl  Der  Verstorbene  kniet,  gerflstet, 
den  Helm  zu  Füssen,  mit  gefalteten 
Hilnden  und  im  Prohl  gesehen,  auf  einem 
Löweu,  ein  Crucitix  anbetend,  in  einer 
Bnndbogeu-Bleude   zwischen  ionischen 
Pflaatein,  anf  deren 
Gebälk  ein  Rundlx)- 
gen-Giebel.    In  der 
Mitte  und  links  das 
Gottfahrt'sche,  rechts 
ein  anderes  Wappen. 
Gnte  Arbeit 
achlichter 


r  Kivdie  m  Bellelrttdt  ^  wv>  S.). 


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9  fisIMI^ 


403 


Natnrwahrheit,  bd  «hn»  stdfer  Hdtimg.  Saiid»leiii,  fibenrataat  —  Hett.  a  18L  — 
Ktonfeld  n.  &  225  m«ix>t  wohl  dieMO flnbrtita  BÜ  dsDotaHl  dM  100        ük  yiiJiMHi 

VM  Oottikhrt  —  Wette  II,  S.  214. 

Grabstein  an  der  Chor-Ostwand,  rechts,  für  den  Gründer  des  neuen  buttel- 
Btcdtiachep  lUttersitzes,  den  Geheimeratb,  Kanzler  und  Präsidenten  des  weimahschen 
Ministsriums  Samud  von  GoedihaiuHn,  Erbsass  auf  Battelstedt,  ans  der  Zeit  um  die 
Mitle  des  17.  Jahriranderta.  Der  Verstorbene  steht  in  der  damaligen  Bittertracht, 

mit  Stulpstiefeln,  einer  Ehrenkette  um  den  Hals,  mit  der  rechten  Hand  den  Mantel 
ergreifend,  die  Linke  am  Schwert,  dem  Beschauer  zugewendet,  in  recht  lebendiger 
Haltung  da.  Zu  beiden  Seiten  des  Kopfes  Wappen  (der  Upende  Hirsch  wohl  das 
Goedduui8en*8che ;  gekreuzte  Gabdn  das  Hopfgärtea'sdie?).  Randstifrhi,  leider  llbar- 
tflncfat  —  Watt«    &  114. 

Gedenktafel  oben  swiscbeD  dem  Nordost-  nnd  dem  Ost-Fenster  des  Obores. 
Inschrift  fQr  Samuel  Heinrich  von  Goechh&usen,  f  1712,  nnd  darül)er  dessen  Oel- 
Brustbild  in  achteckigem  Rahmen,  umgeben  von  reichem  Akanthus-Bl.ittwerk ,  in 
welches  viele  Wappen  vertheilt  sind  und  auf  welchem  zwei  sitzende  Genien  das 
GoedibaaseB^sebB  Wappen  halten.  Die  Axbeit  ist  sehr  gut,  ebouo  die  Eibaltung. 
Hds,  bemalt  md  reich  vwgoldei 

Wappentafel,  oben  zwischen  dem  Ost-  und  dem  Sttdost-Fenster  des  Chores. 
Inschrift-Tafel  für  Samuel  Gottfried  von  Goechhauscn,  f  1700;  darüber  ein  grosses 
Oval  in  Schüsselfonn ,  in  dentn  Vertiefung  das  grosse  Wappou  des  Verstorl)enen, 
ringsum  am  liande  die  sechzehn  Ahnenwappen ;  das  Ganze  von  Baaken  und  Blumen- 
striLngen  umgeben.  Zu  beiden  Seiten  sdiwebeo  Genien  und  tragen  Bankenwerk,  über 
welchem  ein  Spruchband  und  eine  Krone  das  rdch  ans  Eds  hergestellte,  bemalte 
und  vergoldete  Schild  oben  a!)sch1iesst. 

Gedenktafel  an  der  Laughaus-Südwand  zwischen  dem  2.  Fenster  und  dem 
Portal,  laut  Inschrift  für  Phil  Heinr.  von  Gottfart,  t  1720.  Sockeltheil  mit  drei 
Gonaolen;  auf  der  mittelsten  ein  Postament  und  «fei  von  E^phen  mnrankter  (^elisk, 
aaf  den  sdtlichen  sitzen  FYanengestalten,  die  eine  mit  Wage  und  Fblme  als  Allegorie 
der  Gerechtigkeit  und  des  Friedens,  die  andere  mit  Anker  und  Spiegel  als  Allegorie 
der  Hoffnung  und  Wahrheit.  Haupttheil  mit  der  von  Akanthusblattern  umgebenen 
Inschrift-Tafel  in  einer  Blende  von  korinthischen  Pilastem.  Auf  deren  vurkröpftem 
Gebfilk  ein  gebrochttier  Giebel,  von  weldiem  BfauneaBtränge  herabhängen;  im  Giebel- 
feld das  Gott&hrt*sche  "Waffm,  anf  den  Seiten  des  Giebels  sitzende  Genien.  Holz, 
weiss,  bemalt  und  vergoldet 

2  Wappentafcln  an  der  Langhaus  -  Südwand  oben  zwischen  dem  1.  und 
2.  Fenster,  bezw.  zwischen  dem  2.  Fenster  und  dem  Portal,  derer  von  Goechhausen, 
das  eine  des  Samuel  von  Goechhausen  16^7,  in  Cartouchen-Schild  mit  Krone ;  das 
andere  des  Samuel  E.  von  Goechhansen,  in  dnem  Kranz  von  Eichralanb.  Holz,  bemalt 

(In  dar  lütte  derOboivOitwaBd  bat  «in«  Insahrift-Taf  «1  illr  den  "KOtg  1870/71,  von 
weissem  Marmor  mit  vergoldeten  Bnohstahen  Platz  gefanden.  Eine  Inschrift-Tafel  ftUr 
1818,  mehr  als  einfiuh,  grfln  geetriohenes  Holz,  in  Glasrahmen,  bildet  jetzt  einen  Aufsatz 
Giabateines  des  Kanzlers  von  Qoeohhausen.  Die  durch  Feuchtigkeit  bunt  sohillemde  SOdost- 
Waad  Migk  als  eladgea  Sdunnek  «Ine  kleine,  glatte,  sehwan  gestridüm  Tafal  mit  «iMn 
in  Veto«  Fuh«  «al^ssdiriabeneB  Hamen  nnd  fMlgflaagdtanBmaselahiii  mid  sieht  gsgan- 


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404 


BonsutiDt. 


BattBtftdt.  S 


«Mr  im  flv  aitBprMhwto  IVMhtilaikiiiil  MBriut^s  um  m  ktUw  m.  WUiraid  dl« 

Nordwand  des  Langhauses  durch  Emporen  eingenommen  wird,  zeigt  die  SQdwand  zunächst 
iwisohen  dem  1.  und  2.  Fenster  die  Kanzel;  zwischen  ihr  und  dem  Sohalldeckel  IrI  ein 
Oelgejaftlde,  Bildniu  Lather's,  aogehaftet,  doch  aus  der  Mitt«  veraohoben.  —  äohwabe, 
HMbMt  vm  MmlaMrtM  bOtiX  a  m  Vt.  a) 

■ 

Links  Yca  der  Kansd,  tiber  dar  Eanadtreppe:  Gedenktafel,  OelgemSUe  iiif 
Hob.  fideende  Familie  dea  Predigen  Kminult  Daring.  Vmn  daa  OMflz,  Unteii 
eine  Stadt,  darunter  in  einem  gemalten  Cartoucben-Rahmeo  mit  Früchten  ein  deutsches 
Gedicht;  das  Bild  wurde  früher  dem  jüngeren  Cranach  zugeschrieben.  Einzelnes  ist 
ganz  schön,  so  der  Kopf  des  Familienvaters  mit  weissem  Bart,  der  mit  aufgeschla- 
genem Bodi  snnidiBt  am  Kreoi  kniet  Doch  erhellt  sieh  das  Ganze  nieht  Aber  die 
Beihe  der  gewMratidieD  Epitaphien-Klder.  Die  Anordnung  ist  eine  ganz  typische, 
auch  die  Ausführung  verräth  eine  ganz  gute  Schule,  aber  keine  Künstlerindividualit&t. 
Es  ist  freilich  stark  ttbenoalt  und  mit  dicker  Schmutzkruste  bedeckt.   Die  Zeichen : 


ma  ^  am  Krensesstmnm  vennkHSten  Schachardt,  in  dem  Haler  Peter  Gott- 


land von  Roddelstedt  zu  erkennen.  Doch  giebt  die  jetzt  erkennbare  Malweise  dieses 
Bildes  keinen  weiteren  Anhalt  dafür,  noch  für  das  Lob  Schuchardt's;  besonders 
fehlt  das  Warme,  Stimmungsvolle,  die  eindrucksvolle  und  charakteristische  Farben- 
gebung,  was  die  Gem&lde  dieses  Malers  zeigen,  die  derselbe  für  die  Stadtkirche 
zn  Jena  (a  Heft  Jena,  S.  101)  gemslt  (übrigens  mit  PB  beseidinet)  hat  —  DkDiSMM 

BattsUdt,  S.  12  {.  mit  Inschrift.  —  Lötz,  Kunettopographie  ],  8.  Itt  CltCi  8«hm«hardt,  LMM 
Cranach  I,  S.  249 ;  UI,  S.  103.  —  Schwabe  a.  a.  ü.,  S.  157. 

Oelgemalde  über  dem  vorigen,  der  Frau  Cantor  Kesselring  (der  auf  der  Glocke 
von  1715  als  Pastor  genannt),  geborenen  (V)  Heine,  f  1701,  in  einem  aus  Holz  ge- 
aehnititn,  weissen,  mit  Yergoldungen  hemalten  Lorbeerinaas-Bahman. 

(Usher  dissam  OemiMe  hingt  die  iitts  aoodbhaaasa'sehe  Wappestaftl;  die  snders 
xwisohen  dem  2.  Fenster  nnd  der  Gottbhrt'sohen  Gedenktafel,  wie  oben  beBohrieben.  Die 
Sclinitiwerke  stechen  in  ihren  bewegten  Linien  und  bunten  Farben  in  absonderlicher  Weise 
von  den  genannten  (iemälden,  sowie  von  einer  Beihe  Oelgem&lde,  Bildnissen  von  Güst- 
liflhea  sh^  wdehe,  in  gevihniishaB  sehmnea  Bdunen,  llherall,  ohne  Sjjmmetaia  oder  Tsr- 
BBsh  ainsr  besfimmtea  Anordnong^  nuM  so  Tsrihellt  sind,  diss  sie  nnr  eis  donUe  Beeht- 
•oke  mit  unheMimmten  Umrissen  wirken  nnd  ein  ürtheil,  ob  sie  bloss  werthlose  Tnw 
unstaltungeu  der  Wände  bilden  oder  eine  Reinigung  und  würdigere  Aufhängung  verdienen, 
unmöglich  ist  ä  derselben  hängen  an  der  Ostwand  dea  Chores,  1  an  der  Nordost-Wand, 
X  an  der  SOdeskWand,  8  an  der  Udmad  des  Langhsessi^  1  uniedialb  dissw  drsL) 

Keleh,  IMtS  am  S&  Siftsmber  gAavft  fon  den  Bddn  A,J.9M.  (eott&hrt)  und 
J.H.t.Q,  nnd  «Inlgsa  BBigeni  ton  BnltaliMt  dnroh  BooMgug  das  Fulim  Jf.C.B.. 

bat  lat^nisober  Luchrift  unter  dem  Fuss.  Dieser  hat  Sechspass-Form :  O  und  einige 
grobe  Gravimngen  darauf;  ebenso  der  mnde,  mit  voxtietonden,  boohkantigon  Würfeln  ver- 
sehene Knauf.    Silber,  vergoldet. 

Kelch,  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Scchspass-Fuss :  O,  der  Schaft  mit  einem 
Fries  umlegt;  der  Knauf  gedrückt  apfelförmig,  mit  hochkantigen  Würfeln,  welche 
KnOpfchen-Verziernng  vom  haben,  aber  nur  fladi,  durch  Kehlen  y<m  Etern  getrennt, 
vortielen.  ffllber,  Tergoildet. 


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9     Buttflt&dt.  BUTTELSTKDT.     BüTTSTÄDT.  4Ö& 


Kelch,  ans  dem  18.  Jahrhonderi  Sedispasa-FoBB.  ITnanf  «pfalfliimig,  mit  Baokeln, 
au  denen  in  Gravirung:  I.E.S.U.S  HH.   Silber,  rergoldet. 

Olooktn.  1)  17U  vm  N.  J.  Sorb«  In Biftari  »II  Ataunünafiiaii  Kuim  im Moai 
B.  H.  Fr.  T.  GoeohhaiiMii  et&  Qftd  MiiMb«B  Wipp«n.  100  om  DudimMMr.  —  S)  178S 

von  den  Gebr.  Ulrich,  mit  oberen  OnumMotfrifleen,  dem  Sprach:  GLOBIA  IN  EXCELSIS 
DEO,  mittlerem,  gutem  Fries  (mit  Troddeln)  und  unterem,  originGllem  Fries,  sowie  einem 
Bisohof  mit  Wappen  (darin  ein  Löwe).    76  cm  Dorohmeaier.  —  3)  1863.  —  Wette 

II,  &  ai4  £ 

[Kapelle  st  Jacob  oder  Hoapitiükirche,  1593  nur  Scheune  gemadit;  ver- 
Bchwunden.  —  Wette  H,  &  SW  £] 

[Burg,  nördOSeh  toh  dar  ffirdw  gemten,  noU  im  12.  Jtbiliiiiidert  anedegt, 

mit  landgräflichcQ  Burgmannen  besetzt,  so  um  1250  mit  denen  von  Worin,  später  zu 
dem  Besitz  der  Gottfahrt's  gekommen  und  lü38  abgebrannt.  Der  noch  vor  wenigen 
Jahren  erhaltene  Untertheil  des  Bergfrieds  ist  durch  den  an  der  Stelle  errichteten 
Neubmi  dee  Herrn  Scbortmann  beseitigt     DieDiseeeeBotMidt,  s.i4  -  GeMUAto- 

qiMllen  d.  ProTini  Saehien  XXTTI,  8.  201  (castrum).  -  Hess,  8.  180.  —  Eronfeld  H  &.  224.  226. 
—  Lepeine,  BieehOfe  I,  8.  ISO.  -  Heoeke  UI.  ü.  1046  £  —  Wette  D.  S.  180-18&  —  Wolff» 
ÜMteFMaD^aiM. 

[Oberndorf,  nabe  Buttelstedt,  seit  der  Zerstörung  1641  Wüstung.  —  Eronfeld 
D.  8.  226.  —  A.  Schamann,  Lexikon  XV,  S.  71.  —  C.  F.  L.  Schumann,  Landerinrnde»  S.  46.  — 
Schwabe,  Nachr.  r.  Honimonten  Lather*«,  8. 167.  —  Wntte  II,  S.  218.  —  WArdtweia,  IhaiiBcia 
et  EiehiÜBldU,  &  88.  —  Kircbe  daselbst  —  Wette  II,  &  811] 


Buttstädt,  17  km  nordnordöstlicb  von  Webaar;  Buotestat  augeblich  874  dem 
Stift  Fulda  dnspdiditig;  1195  Bodinetetfai,  ?po  daa  Kioater  Fforta  Zinaeo  tanacbiraiae 
an  die  MtA  Ifdasen  abtrat,  1199  Buthstete  maior,  wo  mit  Zustimmung  des  Land- 
grafen von  Thüringen  das  Kloster  Ichtershausen  Güter  erwarb,  demnach  wohl  unter 
der  Lehnshoheit  der  Landgrafen  stehend ;  Sitz  eines  von  1209 — 1264  genannten  Adels- 
geschlechtes von  Butstedt  Der  Ort  bekam  bereits  1408  (wohl  in  Zusammenhang 
mit  dem  damala  Bdion  beatebendeD  VieJuiiarkt)  ToÜBtliidige  Gericbtsbarlnit  nnd  daa 
Vogteirecht  und  scheint  damals  Stadt  geworden  zu  sein.  Bei  der  Theilung  1485 
kam  Buttstädt  an  das  cmcstinischo  Haus  und  ist  bei  demselben,  seit  1547  stets  bei 
Weimar  geblieben.  Die  Stadt  blühte  besonders  im  15.  und  16.  Jahrhundert  (Kirchen- 
bau  1510,  1551,  1584;  Rathbattsbau  1501,  1604),  litt  aber  oft  durch  Brand,  nament- 
Heb  14106  vaA  1684  1817  wuide  aie  Mittdinmlct  der  biaherigen  Vogtei  HanUrieben. 

—  Gemilde  im  Rathhans,  die  Stadt  b»m  Brande  1606  darstellend.  —  Alte  nnd  nene  ThOringiMhe 
Chimiieke,  Fnakfort  o.  Laipu^  1726,  S.  66—68.  —  A  Beier,  Qwgt,  Jeaena,  8.  160-164.  —  Codex 
Mlfim.  SnoB.  nglM  ^  n,  a4W£  -  Me  DfOeeie  BiMrtldt^  IMH  a^lli  -  Dreeke,  Oed.  4ipL 
flÖd,  &  274.  —  Droak«^  Srad  fold.,  8  53,  Nr.  84.  —  0.  Franke,  Daa  Rothe  Buch  t.  Weimar, 
aa».  91  m-m.  —  H««e,  in  Ibariog.  Yereiaa-ZeitMhr.  1866  OTI),  8. 182 £  —  Kronfeld,  Laodee- 

7* 


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11  Battettdt. 


BmTBTlDT,  Eirohe. 


407 


knad«  H,  &2S7fl:  28&  —  Kroafeld.  Apolda,  S.8&  —  Martin.  Uikandeob.  d.  Stadt  Jflt»  I,  S.98. 
IMI  m  m  «n.  m  SU  —  K.  M eBiel»  nonaa  T.  BulMiMt  in  New  MMlMiL  d  ThOn^letaL 

T«nhu  Xn  (1869\  8.  461  ffi  —  Meri&n,  Topof^raphia  Saioniae  Buperioris  1650,  8.  82  f.,  mit  Stadt- 
Anieht  —  J.  S.  Malier,  SAobi.  Annaloo  (i.  Haopt-JEtflgister  unter  BattsUUlt).  —  Das  Begentenbucb 
(nadi  3.  O.  &  S«bwab«,  HMnIa  mMm  BtHUUkmi»  HHararb,  ^nntiM  17711^  f».  S  Abb,  «Im 
handschriftl  Chronik  im  Stadtarehir  ra  BattatÄdt).  —  Rein,  Thuringia  sacra  I,  S.  71;  TT.  S  52.  101. 
146.  149.  219.  —  Laar.  Beinhard,  Kane  Nachricht  von  dem  ZwejhaQdertjfthrigen  Jubüfto,  welches 
dfotol^llrdw  MBMrtadt  inTbOfüicM,  irakto  Mk  1661  am  lOehMlia-FMt  tat  fltawjWNyM  mOm, 
an  dam  gfedachten  Michaelis-Tage  den  29  Sflpt«nibor  17ßl.  Gott  lu  Ehren  feyem  wird,  Leiprig  1761. 

—  Y.  Bndolph,  Zeitbachlein,  anter  150L  1510.  1551.  155ä.  1573.  1674.  1676.  167a  1679.  1584-1686. 

—  8«binidt,  OiwtM d. gflnlMtk Wdmar  VD.  &S4L-  Sebaltes,  DirMtdipLLS.41;  n,&flOL 

—  A.  Bebamann,  Lexikon  Ton  Sachsen  I.  S.  617-  ßl9;  XV,  S.  74—77.  —  C.  F.  L.  Schamann, 
Laadeakonda,  B.  45—47.  —  J.  0.  S.  Schwabe,  Machricht  tou  Monimenten  Lather's  (Weimar  1817), 
&  96L  100.  166  t  —  Stark,  in  Thflrlng.  Veidns-ZeitMhi:  1867  (II),  S.  140  C  Ober  die  Stadtnegel 
(h.  Ißchael).  -  Steche le,  in  Thflring.  Vereüu-Zeitechr.  1879  (N.  P.  I),  S.  182.  321;  1881  (n),  S.  39 
bis  4L  —  Stampf,  Acta  Magunt  sec  XII,  S.  139.  —  Teuscher,  Geschichte  der  Stadtschule  zu 
Battttidt,  Neutadt  il  d.  0.  1828.  —  ürkundenbuch  d.  hittor.  Yereina  f.  Niedersachsen  U,  S.  191.  — 
G.A.  Wette,  Nachrichten  yon  Weimar  n,  P.  167-172.  Wulff,  Chronik  d.  Kloaten  Pfinte  1, 
8.  m  227;  n,  S.  62  £  -  wardtwein,  ThaiingU  et  Eichsfeldia.  S.  68  f.  132.  179. 

Kirche  (8t  lüebaelis).  GnmdriBS-Fomi:  |  _JID .  D«r  Ohor,  frOher  jedm- 

ialis  au8  einem  Schlusi|iocli  uud  zwei  Recbteck-Jocheu  (Langjocbea)  bestehend,  ist  im 
Ameni  17,7  m  (imgewIHiBliehV  lang  und  8  m  brdt;  swiadien  dem  bohen  Tlnum  imd 
dem  Langhaus  ist  ein  im  Dreiviertelkreis  vortretender  Treppenthurm  eingelegt.  Das 
Langhaus,  10  ra  lang  und  14  ra,  also  ziemlich  breit,  ist  durch  je  drei  Pfeiler  iu  drei 
Schiffe,  deren  mittlere.s  die  Breite  des  Chores  fortsetzt,  unter  genieinsamem  Dach  ge- 
theilt  (Hallenkirche).  Au  der  Nordseite  ein  jüngerer  Vorbau  vor  dem  Chor  für  bevor^ 
sagte  Stftnde  imd  einar  wt  dem  Lengbans  für  die  Empore.  Der  nnum  giebt  in  eeineii 
Theilen  die  Hauptperioden  d«  gmisen  Eirchenbaues  wieder,  Erdgeschoss  (jetzt 
Sacristei)  und  drei  Obergeschosse  von  quadratisc  hein  Grundriss,  dann  (durch  Dreikant- 
Ueberführung)  der  massive,  im  Grundriss  achteckige,  zwei  hohe  Obergeschosse  entr 
haltende  Bantheil,  schlieselidi  das  zurücktretende,  aus  Fachwerk  hergestdlte  Achteck' 
QeeduMe  mit  dem  stenilicli  hoben,  ane  Zwiebeikappel,  Tabonakel-Aubats  xauä. 
Schweükappel  bestehenden  Dach.  Der  viereckige  Tburmtbeil  stammt  nebst  dem 
anschliessenden  üntertheil  des  runden  Treppenthurmes  in  den  Mauern  noch  aus  dem 
13.  Jahrhundert  (somit  der  älteste  Theil  der  Kirche);  im  Uebrigen  ist  er,  wie  der 
1610  begommne  Ghorbau,  sp&tgothiscb.  Diese  Bauperiode  ist  die  beste  an  dem 
ganzen  Gebinde,  durch  grosse  Verhältnisse,  Grtsse  an  meh  and  klare  Gestaltung 
aoflgeidcihnet  Eine  Tafel  aussen  unter  dem  Ostfenster  des  Chores  enthält  die  latei- 
nische Ob  goldenen  Buchstaben  auf  blauem  Grunde  erneuerte)  Inschrift: 


"Jlnno  öni  miUe« 
flmo  qptgeteflö 

t^CCOitCf  l«Mf 
i  Iftpi«  pmariüe 


(Im  J;ihr(;  des  Herrn  Tausend 

fünfhundert 

10  am  zweiten  Pfiugst- 
fciertage  ist  gsootit 
worden  der  erste  Stein 
dieaes  Oiorea.) 


^t>t?  c^ori.  (Zum  Schluss 
ein  Distelblatt) 


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408  BuTTRiOT,  Kirche.  Buttsttdi  12 


An  dem  EmporeDgeachoss-Portal  der  nOrdüdien  LangluMtt-Sdte  nnd  dem  unteren 

TheQ  des  Wes^rtales  (vgl.  unten)  finden  wir  das  Stefaunetz-Zeichen :  ^  I;  (Zeit  nm 

1590),  an  dem  oberen  Theil  des  Westportales  das  Zeichen:       (Zeit  um  1550). 

Eine  dritte  Hauptperiode  fallt  in  die  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  wo  Gothik 
und  Renaissance  einander  das  Feld  streitiR  machen.  Das  Portal  an  der  Nordseite 
vom  Vorbau  zum  zweiten  Emporengeschoss  und  das  Portal  an  der  Langhaus-Südseite, 
iraldie  bdde  die  glddie  Hand  nnd  die  edite  dentsefae  Kenaissance  leigen,  tragen  in 
den  Zwickeln  die  (zum  Theil  verwitterten)  Inschriften,  und  «war  das  Nordportal: 
GORGE  HEDOST  AT  (?).  ERHARD  STEINMEZ  BAWHERRN  G  E  WESSEN.!  55 1 ; 
das  Südportal:  MATES  TRAVE  .  HANS  HOERMA  (Hörraaun)  SIND  IM  lAR  1551 
ALS  MAN  DIE  KIRCHE  ANGETANE  HAT  ZV  BAVE  ALTELEVT  (Altarleute) 
GEWESEN.  1661  (in  dieaeni  Jahre  worde  am  MidiaeliBtage die ganse  Kirelie gsweOitX 
während  der  massive  Thurm-Obertheil,  wekiifir  erst  1584  begonnen  sein  soll,  sich 
viel  mehr  an  die  Gothik  anschliesst.  Ein  grosser  Brand  beschädigte  die  Kirche  1084. 
Der  hölzerne  Thurm-Aufsatz  gehört  dem  darauf  folgenden  Reparaturbau  an;  ihm, 
der  sich  bis  in  das  folgende  Jahrhundert  hineinzog,  ungefähr  gerade  die  Regierungs- 
Mit  Henogg  Wilhelm  Ernst  (1683^1728)  ^nehmend,  verdankt  bat  die  ganse  innere 
Ausgestaltung  von  Chor  und  Langhaus  ihre  Gestalt  Endlich  erfolgte  eine  an  ver- 
schiedenen Stellen  eingreifende  Restauration  1839,  welche  Jahreszahl  wir  auf  den 
Nummembrettem  lesen,  die  an  den  Brüstungen  des  nördlich  und  Büdlich  im  Lang- 
haus sich  hinziehenden,  ersten  Emporen-Geschosses  befestigt  sind. 

Das  Aemsm  der  Kirche  hat  mit  mehr  den  Charaktw  des  16.  nnd  16.  Jahr- 
hnnderts  bewahrt,  ab  das  luiere.  Den  herrorragendsten  Theü  bilden  Thnrm  nnd 

Chor  (lichtdruck).  Zumal  die  Fenster  sind  am  Chor  aus  gothischer  Zeit  gut  erhalten, 
mit  stark  gekehlten  Leibungen,  hoch  und  schlank,  dreitheilig,  durch  profilirte  Eck- 
und  Mittel-Pfosten  und  im  Schluss  mit  verschiedenem  Pass-  und  Fisch-Maasswerk 
gefüllt  gewesen,  wovon  die  des  Ost-,  Nordoat-  und  des  folgenden  1.  Nord-Fenstnrs 
erhatten  sind.  Es  befindet  aich  je  dn  Fenster  an  jeder  ScUussseite  und  dann  auf 
der  Nordseite  drei,  auf  der  Südseite  zwei  (das  dritte  wird  infolge  des  Thurmbaues 
durch  eine  Thür  ersetzt),  und  entspricht  diese  Anordnung  den  aussen  an  jeder  Seite 
vortretenden  Strebepfeilern.  Hieraus  ergiebt  es  sich,  dass  früher,  wie  oben  bemerkt, 
der  Qmt  in  ein  Sddnsqjooh  nnd  swd  Rediteek-Jodie  getheilt  gewesen  sein  wird, 
welche  Jodie  durch  Kreuzgewölbe  überdeckt  waren.  Die  Strebepfeiler  springen 
kräftig  vor.  Gut  gothisch  sind  das  Sockelgesims  und  das  Fensterbank -Gesims, 
welche  alle  Flächen  des  Chores  umziehen ;  ebenso  das  folgende,  nur  die  Strebepfeiler 
an  ihren  drei  Seiten,  etwa  in  Höhe  der  Fenstermitten  umziehende  Gesims ;  oben  enden 
die  Streb^foUer  knix  nnter  dem  Dach  in  Pnltdldiem  mit  fflergiebdn,  deren  Bchmndr, 
Qiebelblumen  etc.,  nur  trihnmerhait  erhalten  ist.  Vor  dem  letzten  Joch  dar  Nord- 
seite tritt  ein  im  Innern  erwähnter,  modemer  Vorbau  kahl  und  nüchtern  vor,  mit 
Rechteck-Thür  und  Kundbogeü-Fiiiistiini  in  zwei  Geschossen  an  seiner  Nordseitc  ver- 
seheu;  im  Uebrigen  aber  wirkt  die  üstpartie,  im  Verein  mit  dem  massiven  (weiter 
raten  zu  besprechenden)  Thurm-Oberbau  m&chtig  und  eindrucksvoll,  am  besten  unter 
aSen  Kirchenbanten  des  Besirtces. 


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Ostansicht  der  Kirche  zu  Dutistädt. 


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13   BottaOdi  BcrrsTiDT,  Tirche.  409 


Das  Langhaus  hat  an  der  Nord-  wie  an  der  Süd-Seite  drei  regelmässig  angeord- 
nete Haupt-Oeffuungen  (Äxen)  von  Fenstera,  welche  in  so  überaus  grosser  Höhe 
liegen,  dass  sie  haoptriUMeli  das  sweite  imd  dritte  Emporen-GMclioes  beleoditeik 

und  dass  das  krftftig  profiUrte  (  ^  )  Kaffgeaima  an  der  Sttdfront  ein  Stück  unter- 
halb der  Fensterbänke  läuft,  darunter  aber  aodi  ein  ganz  stattliches  Portal  Platz 
hat  Wenn  auch  sonst  Fenster-Anlagen  in  grossen,  gothischen  Kirchen  oft  viel  höher 
sind,  als  der  heutigen  Anschauung  entspricht,  ist  hier  doch  die  Erscheinung  eine  so 
anfiallende»  da»  maa  nach  iigendirckheii  (mir  ildit  mehr  «ckemibantt)  Gritadea 
daftr  sucht,  sei  es  Ar  eine  früher  ganz  andere  Ranm-Gestaltnng  im  Innern,  sei  es 
fbr  Verindemngen  des  äusseren  Terrains  in  späterer  Zeit.  Die  drei  grossen  Fenster 
sind  Rchftn  in  den  Umrissen  des  Spitzbogens  und  der  Profilirungen,  wie  der  Fisch- 
Maass werke:  ^,  von  denen  das  1.  und  2.  der  Kordseite  die  beste  Erhaltung  aller 
TMtMMihrfta«  der  Eirdie  zeigt  Unter  dem  1.  Fenster  führt  eine  neuere,  durch  eine 
Freitreppe  erreiehbare  Beehtedc-ThUr  in  das  Langhaus;  interessanter  sind  die  Pertale, 
welche  zwischen  dem  1.  und  2.  Fenster  der  Nordseite  sowohl  in  das  Erdgeschoss,  als 
auch  unmittelbar  in  das  zweite  Emporengcschoss  des  Langhauses  führen.  Beide  Portale 
müssen  der  gleichen  Zeit  und  zwar  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  angehören» 
trotidem  —  kenmeidmmid  genug  —  das  ErdgesdMwe-Fertal  im  Rnndbogen,  das 
EmporengeschoBS-Portal  im  Spitzbogen  gewölbt  ist.  Bei  beiden  yerr&th  die  Art  der 
Meisselführung  dieselbe  Schule;  das  Erdgeschoss-Portal  bat  ein  vier^liedriges  Profil 
von  kräftigen  Kanten-  und  Ruud-Stiiben  und  tiefen  Kehlen,  das  Emporengeschoss-Portal 
hat  ein  dreigliedriges,  eine  Kehle  zwischen  zwei  Kundst&ben,  welche  aus  mannigfach 
cannelirten  Sockehi  ond  Basen  ^ewade  deren  Zdefanimg  beaengt  das  16.  Jalirhmiderti) 
entwachsen.  Hier  befindet  sich  am  inneren  Sockel  der  linken  Seite  das  eine  der  an- 
fangs wiedergegebenen  Steinmetz-Zeichen.  Das  obere  Portal  liegt  so  hoch,  dass  nicht 
weniger  als  18  steile  Stufen  der  Aussentreppen  rechts  und  links  (vgl.  die  Abbildung) 
hinaufführen.  Wie  die  obersten  dieser  Stufen  beweisen,  muss  ursprünglich  der  Zu- 
gang ein  anderer  gewesen  sdn;  dar  jetzige  Votban  mit  der  Doppdtreppen-AnUige 
stammt  von  1561  (s.  vor.  8.)  und  verrftth,  wie  oben  bemerkt,  gans  tflchtige,  wenn 
auch  ptelleiiweis  recht  von  der  Antike  entfernte,  deutsche  Renaissance.  Die  obere 
Plattform  ruht  auf  einem  Kreuzgewölbe ;  <ladurch  wird  unten  für  das  Portal  ein  Vor- 
raum gebildet  (in  Thüringen  „Cavate"),  dessen  Wände  ausgenischt  und  mit  Stein- 
binken  versehen  sind  und  dessen  ftnaserer  Eingang  als  dn  Rundbogen-Portal  aus- 
gestaltet ist  Beebts  vnd  linlB  Pfbfler  ün  Qnersehnitt:  aber  dordi  ein  gemein- 
sames Klmpfergesims  (mit  einem  ffsmiftirtep  Fries)  verbunden.  Die  inneren  Pfeiler- 
stücke tragen  den  Rundbogen ;  die  äusseren  Pfeiler,  welche,  auf  hohem  Sockel  und 
nochmaligem  Postament  ruhend,  in  ihrer  Flächen -Verzierung  die  Nachahmung  von 
Holzgetäfel  nicht  verleugnen,  tragen  nochmalige,  den  Bogen  überragende  Pilaster, 
auf  denen  nnn  das  wageredite  Absebluss-Oebilk  mhen  kann.  ADe  Profile  sind  ein- 
fach kräftig;  etwas  naiv  ist  die  Füllung  der  oberen  Pilaster  (links  ein  Lorbeerzweig, 
der  ein  Kreuz  bildet,  ein  Jünglingskopf  mit  Barett,  zwei  naturalistische,  aber  wunder- 
lich zusammengestellte  Eichenzweige,  rechts  zwei  sich  kreuzende  Eichenzweige  und 
zwei  sich  kreuzende  Epheuzweige);  in  den  zwischen  diesen  Pilastem  und  den  Portal- 
bogen entstehenden  Zwicheb  ist  Knla  die  S.  406  emihnte  Ban-bsehrift,  lecihts  ein« 


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410 


BvmriOT,  Kiroh«. 


BnttrtldL  14 


stflisirte  Lilie  gemeisselt  Die  Freitreppen  haboi  wohl  1689  die  UeberdacbungeD  and 
gedredudten  Bakutnden  von  Hob  bekoniien,  welche  den  Steinban  beeintriehtigen. 

An  der  Südseite  des  Langhauses  befindel  ddi  ziemlich  in  der  Mitte  ein  Portal, 
welches  dem  unteren  Rundbogen-Eingang  zum  Nord-Vorbau  ziemlich  ähnlich  aus- 
gestaltet ist  und  im  linken  Zwickel  die  ebenfalls  S.  408  wiedei^^jebene  Bau- 
Inschrift  enthalt  Ueber  dem  Portal  l&oft,  wie  bemerkt,  ein  ZwiBehengeriinB  glatt 
durdi;  darüber  die  drei  bedeotenden,  anf  dieser  Seite  ganz  rar  ErBcheinoiig  komiMD- 
den  Fenster.  Da  sie  seit  den  Emporen-Einblllteii  des  17.  Jahibnuderta  nidit  mehr 
genug  Licht  nach  unten  gaben,  hat  man  unterhalb  des  Zwischengesimsee  noch  links 
von  dem  Portal  zwei,  rechts  davon  ein  Fenster  von  l&nglich-elliptiacher  Form  durch- 
gebrochen. 

Sie  WeitfroDt  anOlll  eb  adiBiiQB,  nmdbogiges,  aber  woid  nrsprflnglich  spits- 
bogig  geweeenes  Hauptportal;  in  seinen  unteren  Gliederungen  entspricht  es  dem 

Emporengeschoss-Portal  der  Kordscite  und  hat  auch  hier  dasselbe  (etwas  einfacher 
gemeisselte)  Steinmetz-Zeichen;  in  den  ol)eren  Tbeilen  ist  es  etwas  jünger,  zeigt 
auch  oben  links  und  im  Sturz  das  andere  der  wiedergegebenen  Steinmetz-Zeichen. 

Am  grossen  Sttdthurm  vor  dem  Chor  ist  die  massige  Wirkung  des  quadratischen 
ersten  TheÜes  dordi  miditige,  ram  Thefl  später  Unsugtfligte  Strebepfeiler  (zwei  an 
der  Ostseite  und  zwei  an  der  Südseite)  ud  geringe  Durchbrechungen  gesteigert. 
Sockelgesims  und  zwei  höhere  Gesimse  umziehen  die  Strebepfeiler  [Zwischenstücke 
fehlen  jetzt]  und  bilden  kräftige  Schlagschatten ;  oben  Pultdächer.  In  den  drei  ersten 
Obergeschossen  sind  die  kleinen  Bediteek-Fenster  gothisch,  das  grosse  Erdgeschoss- 
Fenster  an  der  Südseite  in  neuem  Zeiten  für  die  Saeristei  dorchgebroehen.  Die 
Anlage  des  achteckigen,  zweiten  Thurmtheiles  ergiebt  sich  aus  dem  Lichtdruck.  Das 
untere  Gesims  ist  schön,  mit  Cionsolen  belebt,  das  obere  mit  kräftigem  Wulst; 
ebenso  bilden  die  schlanken  Ecksäolen  (Dienste)  in  den  beiden  Cieschossen  charakter- 
volle Kanten-Betommg  als  Ansklingen  der  Gothik;  die  in  dem  oberen  dieser  beidea 
OeeehoBse  (im  Ganzen  also  dem  fünften  Obergesehoss)  angabraditeii,  mageren,  ÜMfls 
rechteddgen,  theils  elliptischen  Fenster  verrathen  schon  die  Bauzeit  von  1689;  die 
Ten  1839  das  oben  abschliessendo,  schlichte,  aus  Holz  hergestellte  Gesims  und  die 
bessere,  durchbrochen  geschmiedete  Gallehe;  die  Thurm-Dachung,  aus  dem  Anfang 
des  18.  Jahrhunderts,  hat  veriiilbüssmiaslg  sddaak»,  sdiOiw  Fonaan,  und  es  adiUettt 
ihr  ümriss  den  Thnnnben  g^OckUeher  ab,  als  es  scust  bei  den  meisten  dieser  an 
Stelle  alter  (ausgeführter  oder  doeb  geplaiiter)  Hfltane  getrateneB,  geednraiftfla 
Gliederungen  der  Fall  ist. 

Der  in  die  Ecke  zwischen  Hauptthurm  und  Langhaus  eingelegte,  runde  Treppen- 
thurm ist  in  seiner  jetzigen  Erscheinung  hässlich.  Denn  auf  ein  mächtig  breites 
ErdgesdiOBS  folgt  ein  schmaleres,  erstes,  dam  ein  wieder  admutores,  zweites  Ober- 
gesehoss, dann  ein  ganz  dflnner  Holz-Anfbaa  mit  unvermittelt  ausgesetztem  Achteck- 
Geschoss  und  Schweifkuppcl ;  alle  oberen,  schmaleren  Theile  setzen  sich  aber,  ohne 
jegliche  Gesims-Vermittelung,  mittelst  gewöhnlicher,  mit  Zink  abgedeckter  Abschrä- 
gungen  an  (so  dass  die  Gesammt-Erscheinung  unwillkürlich  au  ein  Fernrohr  erinnert); 
femer  sind  die  Obergeschosse  mit  rtftUiehem  Pats  bedeckt  gewesen,  der  mm  Thea 
sdimiitiig  geworden  and  ebgefalleii  ist,  und  imregelinisiigBii,  nobedeiitendeii 
Fenstern  dnrchbracben. 


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15  BilMIdi 


Im  Innern  ist  der  Chor,  wie  er  durch  seine  Länge  aufiallt,  auch  von  besonderer 
Hohe;  namentlich  ist  die  Hohe  vom  Fasshoden  bis  zu  den  Fensterb&nken  flbcmschend. 
Die  rtnmlielie  Ausdehnung  legt  den  Gedanken  nahe,  dass  er  einst  zur  lOtbemitziing 

einer  Ordensgeistlichkeit  gedient  habe,  die  Höhe,  dass  ursprflnfi^ch  hier  eine  Qmft- 
kapellc  (Krypta)  mit  Zwischentheilunf?  (Gewölbe  bezw.  Zwischenboden)  unter  dem 
(dann  durch  Stufen  zug&ngUch  gewesenen)  liochchor  bestanden  haben,  welche  beseitigt 
irordMi  M.  Der  Ghor  itt  In  den  Wftndeu  jetzt  schmncUos,  mit  Aiwnalmift  eines  an 
der  Ostwand  ganz  oben,  vsataat  der  Deeke  angelnelileii,  fiffbigra,  weimarieehen  Wappen» 
'Wilhelm  Emst's  mit  Inschrift  von  1689;  an  der  Nordseite  stOren  die  flachbogigen 
Oeffaungen,  welche,  zu  zweien  nebeneinander,  im  Erdgeschoss  und  Obergeschoss,  wohl 
1839,  nach  dort  angefögten  Logen  hin  durchgebrochen  sind  und  um  derentwillen  hier 
die  Fenster  in  ihrem  onteran  SMdE  sogeouaert  sind.  Im  imtem  des  Langhauses  sind 
die  SdiJflQpfBiler  ans  Stdii,  in  eigenthlbnlidier  Geataltang  etwa  8  m  senkrecht  auf- 
steigend, dann  nach  allen  Seiten  im  Bogen  sich  erweiternd,  aber  kurz  über  dem  Beginn 
dieses  Bogens  jetzt  wagerecht  abgeschnitten,  um  das  erste  Emporeugeschoss  zu  tragen. 
WiU  man  nicht  etwa  annehmen,  dass  die  Pfeiler  lediglich  zum  besseren  Aufnehmen 
der  Last  sieh  nadi  oben  erweitern,  ao  wird  die  Yermiithnng  rege,  dase  sieii  einet 
Seheideh^n  von  Pfeiler  zu  PfaÜer  nnd  Qner^heidehOgen  nach  den  Seitenschiffen 
und  nach  dem  Mittelschiff  hin  gespannt  haben ;  fiir  das  MittelschiiT  tritt  freilich  das 
Bedenken  entgegen,  dass,  wenn  man  die  Bogenlinie  der  Pfeiler  fortsetzt,  ein  zu  flacher 
Bogen  entsteht.  (An  ein  fflnfschiffiges  Langbaus  ist  wohl  Icaum  zu  denken.  Vielleicht 
an  eine  IbterUrcbe?)  Die  flbrige  Innen-43eBtaItang  dee  Lenghmises  gehOrt  dem  18. 
nnd  nneeram  Jahriinndert  an.  Anf  den  steinernen  Pfeilern  ruhen  die  hOlsemtn 
Emporen  stützen  des  ersten  Emporengeschosses.  Zuerst  sind  noch  zwischen  dem  Erd- 
geschoss und  dem  ersten  Obergeschoss  an  den  Steinpfeilern  Pilasterstreifen  in  Form 
von  Platten  angebracht,  deren  Formguss  in  weissem  Stuck,  sowie  das  sich  sechsmal 
niedeiliolende,  missferetindlldi  antiUeirende  Mnster  (eigentlidi  nur  anfrecbt  stehende 
Blomen,  welche  umgedrelit  sind)  die  Zeit  von  1839  verrathen ;  darfibor  aber  iÄ)  dnd 
die  vom  ersten  Geschoss  zum  zweiten  gehenden,  ungegliederten  Pfeiler  und  die  vom 
zweiten  Emporen  geschoss  über  das  dritte  fortreichenden  Holz-Pilaster,  welche  die  Decke 
stützen,  von  1689.  Die  Brüstungsfelder  der  ersten  beiden  Holz-Emporen  zeigen  Yer- 
tttftlnngen,  mit  MaleraieD  (s.  folg.  &).  IMe  oberen  Stfltsen  sind  gans  rationell  gedacht 
und  mässig  versiert,  als  tosamische  Filaster  (grauroth  marmorirt),  auf  denen  Kämpdar 
(als  Sattelhölzer)  von  stark  gebogen  ausladender  Gestalt  (mit  Rosetten-Büscheln  be- 
malt) die  Venuittelung  zwischen  Stütze  und  Decke  übernehmen,  so  dass  hier  die 
Form  der  Scheidebögen :  aus  der  Gonstniction  entsteht  Die  Brüstung  des  zweiten 
Emporengeechosses  l&oft  gegm  die  Pflaster  an,  nnd  sind  ihre  Schwellen  eben&Hs  in 
der  Form:  ausgeschnitten;  die  Brüstungen  selbst  sind  gemeine,  aus  Holz  ge- 
drechselte Balustern,  wie  man  sie  an  Haustreppen  findet.  Einige  durchbrochen  ge- 
schnitzte BekrÖDUQgs-Bretter  sind  in  den  Emporen  hier  und  da  angebracht  lieber 
Chor  und  Langhuis  spannt  sich  eine  fortlaufende  Holzdecke,  Aber  dem  Chor  und  dem 
liittdsehur  des  Langhauses  ab  Tonne,  Aber  den  SeitenaehÜini  flach,  also  im  Gänsen 
vom  Querschnitt :  _ rv_ .  Da  die  Tonnendecke  dee  f  Jnghanww  tiefer  anfängt,  als 
die  des  Chores,  aber  gleiche  Scheitelhöhe  mit  jenem  erreichen  soll,  ist  sie  steiler  ge- 
bogen ;  die  ungleiche  Spannung  ist  freilich  bei  dem  Mangel  künstlerischen  Ausgleiches 
z^^schen  dem  tieferen  und  dem  höhereu  Bogen-AnÜEUig  in  beiden  Goiritadetiieflon 


412 


Bnttittdi  16 


aoschöD.  Die  GewinDung  gleicher  Scheitdhöhe&  in  Chor  und  Langhaus  gesdtth  zum 
Zwedc,  giflidie  Anndunflcknng  ia  beiden  Theüen  dnrchniflUiren,  die  1790  yoa  Freue 

Dominic.  Minetti  aus  Florenz  erfolgte  (Ä).  Der  Raum,  der  im  Langhaus  von  dem 
Anfang  seintT  Tonnenfläche  bis  zu  dem  der  Tonnenflächen  im  Chor  übrig  bleibt, 
ist  durch  eine  Reihe  von  sechs  Rundbogen-Blenden  auf  dOnnen,  toscanischen  Pilastem 
ausgefüllt,  welche  somit  im  Aufsteigen  die  TonnenkrOmmung  peinlich  fÄr  des  An^ 
nntmeeheD;  in  dieBkiidea  enf  Ooneolai  gesteilUe  Cufaign  Figuren  Gbrieti  nnd  der 
Apoetd  aus  Stack  sind  echiig  nach  vom  flbergebeogt,  so  dass  sie  stets  herunter- 
zustOrzen  scheinen,  übrigens  mittelmässig,  in  römischem  Manierismus  ausgefOhrt. 
Wie  diese  Decoration  nach  Osten  zum  Chor  hin  keine  Lösung  der  Ecke  ündet,  eo 
endet  eie  ein  Stüde  vor  der  Westmaoer,  dann  tritt  ib  letitea  ^«tein  ein  grteeiHwr 
Begen  mit  einer  Art  Hds-Stlelilnppe  ein  (um  hier  einem  die  Orgel  bdenAtenden 
Fenster  Platz  zu  geben);  vom  ist  ein  Stflck  Balustrade  eingeschoben,  üeber  der 
Blendbogen-Reihe  beginnt  die  für  Chor  und  Langhaus  gemeinsame  Decoration.  Zu- 
nächst zieht  sich  eine  Reihe  von  Medaillons  mit  Malereien  in  Cartouchen-Rahmen, 
weldie  almedieelnd  von  Engelpaaren  gehalten  «erden«  entlang,  ganz  gut  in  Stüde 
«negeAhrt  SirfllMr  ist  die  Tonnenflid»  fai  1)eiden  Gel>inde-TheUen  jedesmal  ein- 
heitlich behandelt.  Hier  wie  dort  werden  einige  Felder  von  rechteckiger  Form  mit 
Einkehlungen  an  den  Ecken  und  Mitten  der  in  einigen  Profilirungen  gegliederten 
Stuck-Umrahmungen  gebildet  und  sind  ebenfalls  mit  Gemälden  gefüllt. 

Die  summtlichen  Malereien  an  Decken  und  Wänden  in  der  1.  Hälfte  des 
18.  JahrliundertB,  ebenfUto  von  Fr.  Dom.  Ifinetti  ausg^hrt,  dienen  ledi^eh  der 

Decoration  des  Ganzen  und  beanspruchen  keinen  selbständigen  Kunstwerth.  An  den 
Brüstungsf(!ldem  der  lieiden  unteren  Emporen  sind  es  Darstellungen  ans  dem  Leben 
Christi  und  sinnbildliche  (emblematische)  Bilder,  in  rothen  Tönen  ausgeführt.  An  der 
Decke  sind  die  Medaillons  mit  Bmstbildera  der  Propheten  und  anderer  alttestamen- 
tariedier  Persönlichkeiten  gefüllt;  die  groesen  Fddv  enthalten:  im  Gbmadilims  das 
Drelfaltigkcits-Dreieck  in  Wolken,  im  Laiigc^hor  Cluistus  mit  Gott  Vater  m  Wolken 
thronend,  darunter  Engel  mit  den  Leidens- Werkzeugen,  im  Langhaus  das  Oelberg-Gebet 
imd  die  Verkündigung.  Alles  mit  rothen  Tönen  gemalt,  im  mauiehrten  Jesuitenatil, 
doch  ohne  dessen  Schwung. 

AM»  od  MM  noitai^Mfee  diraiteika,  &  BT  £  (TInim  8.  M).  —  A  B«t»r,  Ctoogr.  Jml,  8. 188. 

—  J.  Einhard,  Thflring.  Chronü»  (161S),  &  «0.  130.  -  Di«  Diflce«e  Battatldt,  S  8  f.  ~  Heu, 
8.  182.  -  KroDfold  II,  &  229.  —  L.  Beiahardt  a.  ».  0.,  S.  6  C  (Tbam  1584  erhobt,  S.  6).  - 
Bvdolph  a.  i.  0.,  1510. 156L  IRL  IBHL  —  A  S«1i«nana.  LoIkM  1.  a  «17.*  -  C.  P.  L 

Schnmann,  Landpslcunde  S.  46.  —  Wette  II.  S.  168 f.  170.  171  (Brand  1684).  —  Schatienrwerthe 
FngebogeD-BeaDtwortaag  vod  Herren  BOrgermeiiter  Fancbke^  Kirchenrath  FOrtteh  (jetzt  ijoperint  in 
HaDiagw)  ud  BaUn  KnnUd 

Orgel,  1721  von  FeCer  Herold  ans  Apolda  gebaut,  mit  SduitiereL  "  Db ]mo> 
MM  BotMidi;  &  a 

Emporen-Tlieile  mit  gesdmitsten  Bdarthrangen. 

Tauf  stein,  aus  der  Zeit  um  1720,  achteckig,  harock  (A).  Auf  einem  zu 
schmalen,  etwas  gegliederten  Sockel  ruht  der  Schaft ,  ein  stämmiger  Pfeiler  mit 
kräftigem  Obcrgesinis,  welches  an  den  Kanten  von  diagonal  gestellten  Voluten- 
Oensolen  unterstützt  wird,  an  jeder  Vorderfl&che  aber  von  dem  Kupf  und  den  er- 
liohenen  Armen  einer  tut  frei  voigearbdteteD  Knabenfigor;  fon  deren  Annen  lanftii 


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413 


Binder  schräg  Dach  den  Kanten  herab,  hier,  an  deren  onterem  Theil  durch  Frucht- 
bOodel  (weldie  sonteh  den  oberen  ConaoleD  du  kOaidetiiehe  Gldtiigffwicht  haUia) 
zusammengehalten,  —  ein  recht  gefUliges  Motiv,  etww  migwifthklrt  aasgeftthit.  Dib 

halbkugelige,  achtkantige  Becken  zeigt  an  den  Kanten  vortretende  Blätter  und  Con- 
solen,  an  den  Flächen  lYuchtbündel,  bezw.  an  einer  das  Wappen  von  J.H.D;  unter 
dem  kraftigen  Gesims  lauft  eine  Platte  mit  dem  Spruch  aus  Marcus  10,  v.  14:  Lasset 
iU  KwMm  ete.  entlang.  Sudstete. 

Kanselbau  hinter  dem  Altar,  1727  vom  Bildhauer  Poppert  zu  Jena  gefertigt 
Er  ist  ungemein  bewegt,  sowohl  im  Grundriss,  wie  im  Aufbau  (Abbild  auf  folg.  S.). 
Dass  der  Künstler  Vorbilder  in  den  italienischen  Jesuitenkirchen  gehabt  hat,  ist 
ersichtlich;  doch  auch  französische  Studien  sind  einäussreich  gewesen.  Der  Bau  ist 
besonders  darmn  interessant,  mSi  man  an  flun  einige  Walmelinrangen  über  die 
kanstlerischcB  Strömungen  der  Zeit  um  1720—1780  nnd  Aber  die  verschiedenen 
Stilrichtungen  machen  kann.  Gerade  das  Zusammenwirken  der  puritanischen  Spät- 
renaissance (Palladio  etc.),  des  etiectvollcn  Barock  (Giac.  della  Porta  etc.)  und  des 
subtilen  K<^geuce  (Germ.  BoöVaud  etcj  lassen  sich  hier  im  Kleinen  gut  erkennen. 
Dem  Barodr-Gedanken  gehören  die  SchrigsteBimg  nnd  die  Sdiweiftuigen  sn,  die  im 
Grundriss  (freilich  wiederum  durch  Renatssaaoe-Schulung  gemässigt)  vorkommen,  dann 
dit'  Art  der  Gipfelung  im  Aufbau,  die  perspectivischen  Wirkungen  und  theaterähn- 
lichen Fiffecte  in  Durchblicken,  Disposition  der  Statuen,  die  Freude  an  stets  wechseln- 
den Schattenwirkungen  je  nach  dem  Stande  des  Lichtes,  kurz  alles  zusammen,  was  das 
Ange  des  Besebansn  von  der  Mitte  nach  rechts  nnd  links  und  nach  oben  fttbren  und 
in  Bewegung  erhalten  soll;  im  Einzelnen  auch  die  Kanzel  selbst  und  ihr  Dnter- 
stützungs-Mütiv,  die  sämmtlichen  Giebel,  die  M'olkengebilde,  die  Stellung  jeder  Figur. 
Der  Spätrenaissance-Stil  wird  festgehalten  in  der  Zeichnung  der  Säulen  und  ihrer 
Postamente,  der  Gebälke,  kurz  der  architektonischen  EiozelgUeder.  Der  Regentschafts- 
Stil  aber  seigt  ridi  in  der  luftigeren  Bildnng,  .bii  dem  Znrilektreten  der  Theile,  welche 
das  Gerflst  bezw.  das  Rahmenwerk  bilden;  dies  kommt  besonders  in  dem  Aufsatz, 
sowohl  in  dera  Freischweben  des  Wolken-Rahmens  über  den  Engeln,  als  auch  in  dem 
freischwebenden,  obersten  Giebel  zur  Geltung.  Bezüglich  der  Stellung  des  ganzen 
Kanzelbaues  an  hiesigem  Platze  (vor  den  Chorschlnss-Seiten)  ist  zu  bemerken,  dass 
sie  nh^  gana  gflnstig  isL  Sokiie  michtigen  Banten,  dwen  Wirknng  in  den  sOdKehen 
Kirchen  dem  Meister  dieses  Werkes  vorgeschwebt  hat,  bedürfen  mit  ihren  makrisdHa 
Gestaltungen  und  Durchblicken  solcher  Lichtquellen,  die  etwas  seitlich,  wenig  von 
hinten  her,  besonders  aber  von  oben  her  poetisch,  ungeahnt  wirken.  Hier  aber  geben 
die  drei  sehr  grossen  Fenster  viel  zn  viel  und  zu  zerstreutes  und  nachtemes  licht; 
besondeis  das  hintere  (Ostlicbe)  sISrt  dadurch,  dass  das  Ange  unmittelbar  hinein 
sieht,  also  viele  Theile  des  AHarbanes  dnnkel,  die  oberen  zerflossen  sieht.  —  Der 
figürliche  Schmuck  ist  an  AusfÖhning  der  schwächere  Theil  des  sonst  mit  ungemeiner 
Sorgfalt  gearbeiteten  Werkes,  aber  in  Gedanken  schön.  Unten  stehen  links  Moses 
und  Aaron,  rechts  Jobannes  der  T&uftr  nnd  Cairistns;  oben  anf  den  Edm  die  vier 
(nicht  dreil)  Ensngel  nnd  awar  anf  den  seitBchen  üriel  nnd  Ralul,  welche  die 
GnadenlUle  versinnbildlichen,  anf  den  mittleren  Michael  (dies  ist  zugleich  der  Stadt- 
heilige) mit  dem  Schwert  der  Gerechtigkeit  und  Gabriel  mit  der  Lahe  der  Verkün- 
digung; zwischen  dem  inneren  und  äusseren  Engelpa&r  aber  Petrus  und  Paulus;  in 
den  oberen  Wolken  der  mpp'y^^  Hedmid  mit  der  KieaMB&hne;  anf  dmn  hSidisten 


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19   Buttstädt.  BoTTSTiDT,  Kirche.  415 


Giebel  ragt  die  Halbfigur  Gott  Vaters  aul  Uolis,  mit  Stuck  und  Farben.  —  Jü» 
Di«MM  Battatldt^  a  8  £  —  W«tt«  H  &  ITt 

Gmcifiz  an  der  Ghof^Sfldwaiid,  ans  dem  17.  Jalirirandert  Höls,  Hut  lebem- 

grosse  Figur. 

Gedenktafel  an  der  Chor-Südwand,  im  Regentschafts-Stil.  Unten  Inschrift- 
Tafel  für  Superintendent  Joh.  Ant.  Mylius,  f  1724,  in  Vorhang-Schnitzerei ;  darunter 
ein  hängendes  Oruament,  in  dem  ein  Schild  die  Stiftung  der  Tafel  durch  die  Familie 
des  Vmtorimiea  aogieH  AuortSlMil:  Medafllon  mit  Od-Bnutbild  des  Verstorbenen, 
TOT  Vorhang-Schnitzerei;  davor  Iflwr  einer  Ueinen  Gliederung  von  bekannter,  sarko- 
pha<:!:artig:er  Profilirung  sein  Wappen,  fm  swei  Engeln  gehalten.  Holz,  weiae,  mit 
Vergoldungen;  das  Wappen  farbig. 

Cruoifix  in  der  Saoristei,  1700  von  der  Frau  Oaotor  Johanna  Wilh.  Meb,  geb.  Isleb, 
laut  iHohrift  am  SoqM.  Hd^  kldn. 

Tanf  schale,  mit  JTahressahlen.  Der  Boden,  mit  gravirtem  Krens  und  Sprach, 

nebst:  scheint  bei  der  Aufarbeitung  1737  benatzt  worden  zu  sein,  bei  welcher 
der  gebuckelte  Rand  mit  aufgelegten  Reliefs  von  Engelsköpfen  und  einer  [halb  ser^ 
störten]  Taufe  Christi  bereichert  wurde.    Zinn,  gross,  62  cm  Durchmesser. 

Weinkanne,  1728  von  Doroth.  Soph.  Bejer,  geb.  Kauffinann,  in  Seidelfom.  Silber, 
ndt  Tngoldong. 

Kelch,  vm  UOO  gefertigt;  Fnas  in  Seehspass-Form:  O.  Darunter:  ANNA 

GEBORN  GI;RSTENBERGN  VEREHRTE  SA>PT  IHREN  SÖHNEN  lOACH .  SIGISM . 
YXD  HIRONIMO  SCHLAGINHAVFFEN  DER  GEPLINDERTEX  KIRCHN  ZV 
BVTSTAT  DISN  KÖLCH  ZVM  NEVEN  lAHK  GOT  HELFE  RIDLICH  1638.  Auf 
einem  Feld  des  Faases  das  Weihekrens.  Am  Knanf  treten  Banten-WOrfel  vor  mit: 
IHESVS,  dasvisebeo  oben  Blend-Maasswecke,  unten  sehen  gravirte,  natUrUdie  Bl&tter. 
Am  Schaft  oben,  bezw.  unten:  CRISTV,  besw.  MABIA.  Silber,  vergeUet  — 
Hostien  teil  er  dazu,  mit  Weihekreuz. 

Kelch,  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Sechspass-Fuss :  O.  Am  Knauf  liauten- 
Würfel  mit  gravirten  Rosetten,  dazwischen  mehrfach  gerippte  Eier.  Am  Schaft  oben : 
IH8SV8  Cmkehrt).  Silber,  vergoldel 

Kelch,  aiu  dem  17.  Jahrhondert,  mm»  aber  aus  einer  kathoMsdien  Kirehe 
S&ddeateehlands  stamBen.  Auf  der  Meren  Bandplatte  des  Sedispaw-FuBSes  sind 

die  Goldschmiede- Zeichen:       nnd  ein  andeoäiidies  (angsbnrgv  FinienaiilU?); 

auf  einer  folgenden,  wulstförmigen  Fuss-Ümränderung  ist  Rankenwerk  getrieben.  Auf 
drei  Feldeni  des  Fusses  sind  zwei  Wappen  (springender  Löwe  unter  M.  O  und  ein 
mit  einer  Klappmütze  bekleideter  Mannes-Oberkörper  unter  M.W),  sowie  das  ver- 
schlungene Zeichen :  1 1^  S  .  MAR  in  Lorbeerkränzen  augebracht.  Am  Knauf  sind  die 
Wflifel  (mit  Füllung  von  Boeette  und  Knopf)  nicht  mehr  vortretend,  nur  durch  Kehlen 
voa  den  (ans  dem  Maaaamrk  geirwdenen)  Eton  getcemit  SillMr,  Teigoldet.  — 
Hostienteller  dam,  mit  Welhekr«». 

Hostienbflohse,  17S9  von  J.  0.  Böhme,  hak  Luwhrifi  unter  dem  Boden,  aohteskig, 

«iafitoh,  mit  etwas  gebogenen  Seiten.  Silber. 

Gemälde  an  der  Chor-Südwand,  zu  hoch  hängend  und  undeutlich,  laut  langer 
ElUinmg  darunter  1705  gemalt.   Das  Oelbild  stellt  Christus  vor  Eaiphas  dar;  viele 


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416 


Zuschauer,  darunter  auch  Persönlichkeiten  des  17.  Jahrhunderts  mit  Bildnisszagen 
und  Zeittracht,  hatten  Sddlder  ait  SprOdiflii. 

Bildnisse  wn  Gefsäieben  an  dw  Novdr  nnd  Slld-Wand  dm  Ghoxen,  OdgeniU«, 
zum  Theil  in  reich  gcschnititeaBahnien;  das  beete  wold  das  des  Bektors  mid  Diakonus 

Joh.  Baltb.  Scheffler. 

[Bildniss  Lutber's,  in  der  iürche  gewesen.  —  Sohwabo,  Madiriefat  Ton MoniinMiteB 

Glocken.  1)  1842.  —  8)  1686  von  J.  O.  Platsert  in  Eifärt,  mit  reidiem,  von 

Engeki  belebtem  Fries,  mit  Sprüchen:  GLORIA  etc.  and:  ALSO  HAT  GOTT  etc. 
nnd  mit  dem  Stadtwappen  (s.  Ilathhaus  und  MarktbrunDen).  115  cm  Durchmesser. 
—  L.  B«inhard  «,  a.  0.,  &  &  —  3)  1709  von  Gebr.  Ukich  in  Apolda.  —  VgL  C.  F.  L. 
Bekanann,  htaMkniß,  B.  47. 

Rathhaus.  Dasselbe  steht  nach  drei  Seiten  frei.  Der  OstäQgel  hat  die 
Hauptfront,  welche  nach  dem  Markt  gerichtet  ist;  der  Südflügel,  der  Kirche 
gegenüber,  tritt  etwas  zurück;  der  Nordflügel  geht  mit  seiner  Front  nach  einer 
Nobeustrasse  des  Marictes.  Der  NordflOgel  ist  dreigeschossig,  die  beiden  anderen 
Flligel  zweigeschossig;  tfmmtiidie  Fenster  in  bdden  sind  rechteckig.  Das  Rathhaus 
Ist  reich  an  (zum  Theil  an  anderer  als  der  ursprflnglidien  Stelle  vermauerten  und 
verdorbenen)  Inscliriften,  welche  zeigen,  wie  viel  Erneuerungen  der  Bau  durchgemacht 
hat.  Am  Nordgiebel  des  HauptflUgels  haben  wir  in  der  unteren  der  drei  Keiheu,  in 
wetehe  das  Giebelfeld  getheilt  ist,  die  eigentliche,  erste  Baa-lnadnrift  von  1601  (die 
Gedankenstriche  geben  inmior  die  neue  Zeile  an):  TkuM  1>iil  mcccccmlbi  Mftr  — 
gcban»  «it0e^  (angeluigen) .  J|  (Zeiehai  £Br:  ea  iraren)  vf  hy  t^cit      —  vor 

(Stadtvogt,  BOrgenneister)  peter  btdtv,  niclav«  ^tyn  vn^  niclaoe  chttid)  mtift. 
(Meister)  fh>^>mä  ctit;  ltd)m<x  (?).  Eine  weitore  Bauthätigkcit  fand  kurz  nach  der 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts  statt.  An  der  Frunt  des  SUdflUgels  huden  wir  in  den 
Gebftlk-Friesen  der  Obergeschoss-Fenster  die  Namen  der  städtischen  Bdifirden  und: 
MDLXY;  im  Giebel  Aber  der  Erdgeschoes>Th11r  verschiedene  Namen  des  Stadtvogtes 
etc.,  die  leider  bei  der  neuesten  Restauration  durch  Unkenntniss  der  Arbeiter  nun 
Theil  falsch  geworden  sind,  wie  auch  die  Jahreszahl  im  Schluss :  MDL  zu  einem : 
MDF  geworden  ist.  Eine  dritte  Bauperiode  wird  durch  die  beiden  Tafeln  unter  dem 
Uer  an  der  IVont  des  Nordflügels  genau  bestimmt  Die  finke  meldet:  ANKO  IGOi 
IST  DIESER  —  BAW  DTR(M  —  HEINBIOH  RVDIGER  STAD  —  VOIGT  — 
VALTEN  RENTZSCH  KAMMERER  —  MICHAEL  STEINMETZ  VND  —  PETER 
FRANCKE  BEISITZER  —  ANGEF AGNEN  WORDEN;  die  rechte:  ANNO  1606 
DEN  Ü  MAI  IST  —  DIESER  BAV  DVRCH  lOAClIIM  GERSTENBERGK  STA. 
(Stadtvogt)  -  lOHAKN  FRIESE  KAHUERER  PETER  FRANCKE  MARX  WINNE 
BEISITZER  GEORG  —  ESGHENBACH  STADTSCHR .  (StadtMhzelber)  VOLENDET 
WORDEN.  Am  Fusagesims  des  Erkers  steht:  SOLI  DEO  GLORIA  GQRI8TOPH0RVS 

^  GERUAN  LAPIGIDA  ET  ARCHITE(n^S  EKTRYXIT  HOa  Wir  sind  hier  in 

der  selten  angenehmen  Lage,  zugleich  den  Namen  eines  Architekten  und  sein  Heister- 
zeichen kennen  /u  lernen.  Dasselbe  Zeichen  timlet  sich  an  dem  recliten  Rustica- 
Pfeiler  des  Kellerportales  links  vom  Erdgeschoss-Portui.  Vuo  Modemisirungen  und 
Wiederimistdlangon  unseres  Jahriiundats  giebt  uns  dne  Aber  der  Tafel  von  1601 


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bvTTSTlDT,  Bathhand. 


419 


Nordaosicbt  des  Rathhauses  za  Buttstädt. 


am  Nordgiebel  eingelassene  Tafel  mit  einem  Schilde  Kunde,  in  dem  unter  einander 
die  Jahreszahlen:  1820  —  1854  —  1880  stehen,  während  ganz  oben  im  Giebelfeld 
die  Maler  der  neuesten  Zeit  sich  in  Anfangsbuchstaben:  E.S.  und  J.S.  und  Jahres- 
zahl: 1888  verewigt  haben. 

Betrachten  wir  nun  den  Bau  (nur  das  Aeussere  ist  interessant,  wenn  man  von 
einer  grossen,  stattlichen  Versammlungs-Ualle  im  Obergeschoss  mit  schlichter  Balken- 


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418 


dedee  absiehtX  so  ist  dne  genaoe  Abgnonmg  der  cIdmIimii  Zriten  nicht  festzostdleiL 
Yielmehr  scheint  jOngere  Baathätigkeit  an  einigen  Stellen  die  &ltere  fortgesetzt,  an 
anderen  sie  verändert  zu  haben.  Im  Ganzen  gehört  der  östliche  oder  Hauptflagel 
dem  Bau  an,  welcher  im  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  begann.  Er  stimmt  mit  den 
ähnlichen  thüringischen  ilathhausbauten  in  Neustadt  a.  0^  Pössneck  etc.  überein, 
errdcbt  diese  aber  nidit  an  durakCervoDer  Wirkung. 

An  der  Marktfront  ist  die  Eingangs-Thtlr,  mit  Einfassung  von  ionischen  Säulen, 
in  einer  Weise  erneuert,  welche  die  1.  Hälfte  unseres  Jahrhunderts,  also  wohl  das 
Restaurations-Jahr  1820  kuudgiebt;  ebenso  sind  es  alle  Erdgeschoss-Fenster  Im 
Obergeschoss  führte  aber  der  Eiugangs-Thür  ursprünglich  eine  grosse  Spitzbogeu- 
ThOr  nnf  dnen  [abgebiechenen]  Altan,  ist  abw  jetst  Ua  auf  ein  Fenster  sngemanert, 
dessen  Eantenstftbe  zwischen  Kehlen  sich  an  Kämpfern  und  Sehsitel  gabeln,  bezw. 
kreuzen.  Auch  die  flfarigen  Fenster  des  ObergeadMaaea  haben  noeb  dnige  Profr- 
lirungen  bewahrt. 

Das  nördliche  Qiebelfeld  ißt  der  reicbate  Theil  dea  Balbhanaea.  Drei  AbtheUiingen 
über  einander  smd  durch  trennende  Geeimse  gebildet;  in  der  vntersten  derseDbea 

dient  als  Flächenbelebung  in  der  Mitte  eine  grosse  Flachbogoi-Blende  (links  davoa 
die  Tafel  mit  der  Inschrift  von  1501  und  darüber  die  Tafel  mit  den  Jahreszahlen 
aus  unserem  Jahrhundert),  zu  deren  Seiten  eine  Beihe  Kundbogen-Blenden,  welche 
mehrfache,  durch  Abatnfiuigen  gebildete  EinfiumngB-Glieder  haben  und  oben  mit  ihren 
SdnraÜbOgen  in  ein  Yorhangbogen-MotlT  flbeigdien;  in  der  mittleren  fieihe  swei 
groaae  Yorhangbogen-Fenster  und  zu  den  Seiten  blinde  Gitterkreuzungen;  in  der 
obersten  Blenden  von  Kreisen,  mit  entarteten  Fiscbblasen-Mustem  gefüllt  (zu  oberst 
die  neueste  Maler-Inschrift).  —  Die  südliche  Giebelseite  zeigt  im  Obergesdioss  zwei 
Beehtedt-genater,  im  GHebeiftld  adlitt  miidiiiniliiige  fiddiimg  von  Blenden  neben- 
md  flbenfamnder,  wekbe  wiUkflrlich  bochnndlvdt,  randbogig,  scbweifbogig  etc.,  xnm 
Theil  mit  Fenster-Durchbrechungen,  die  Fläche  (iberziehen.  Sehen  wir  so  die  Gothik 
unsicher  werden,  wie  es  in  der  1.  Hälfte  des  Iti.  Jahrhunderts  der  Fall  war,  so  tritt 
um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  ein  Baumeister  ein,  der  die  lieuaissance  völlig  be- 
bemdite  nnd  sogar  ein  ganx  bedeutender  Kttnsller  gewesen  sein  mnaa.  Er  dttrfle 
wobl  deredbe  gewesen  sehi,  der  die  Portale  an  der  Kirche  1661  madite,  und  Ton  ilun 
werden  wahrscheinlich  beide  Seitenflügel  der  Hauptsache  nach  zwischen  den  Jahren 
155()  und  1565  gebaut  worden  sein.  Der  Stil  stimmt  Oberein,  und  ausserdem  kommt 
auch,  wie  am  nördlichen  Kirchenportal,  so  unter  dem  Giebel  des  südlichen  Itathhaus* 
Portales  derselbe  Name  Steinmetz  als  einer  der  Batinherren  vor,  die  als  BanbebOcda 
walteten.  (Hier  ist  nämlich  das:  STEINMETZ  nur  als  Familienname  au&afMBen, 
während  bei  der  lateinischen  Inschrift  am  Erker  der  Nordseite  als  Name:  Christoph 
Grerman,  als  Beruf:  lapicida  et  architectus,  Steinmetz  imd  Architekt,  zu  lesen  ist.) 

Die  Front  des  NordüUgels,  welcher  gegen  das  Nachbargeb&ude  so  weit  vorspringt, 
dasa  an  der  Ostaeite  nodi  ein  Fenster  in  jedon  Oborgesehoss  Platz  hat,  ist  der  beste 
Theil  des  Rathhauses.  Trotzdem  an  dem  Erker  sich  der  Baumeister  von  1604  Ter> 
ewigt.  hat  (wie  öfters  die  Baumeister  des  17.  Jahrhunderts  ohne  Scheu  gerade  an 
den  älteren  ITieilen  eines  Baues,  an  dem  sie  thatig  waren,  ihre  Thätigkeit  angaben), 
sprechen  die  Hauptformcu  fUr  den  Meister  von  1650,  die  gut  gegUederten  Gesimse, 
namentlidi  das  Haoptgesims  (dessen  Oonsolenreibe  in  der  AbbUdong  leider  nicht  mehr 
zur  Geltnng  kommtX  der  Erker  selbst  mit  seiner  sehliditen,  aber  in  Verbältnisaesi 


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23  Bottstadi 


BdttstIdt,  ^thhaoB,  IfarktbniimeiL 


and  Gliederungen  wohl  abgewogenen  Erscheinung,  die  Fenster,  welche  noch  nach 
gothischer  Weise  den  untemi  Theil  der  Einfassungen  glatt  zeigen,  und  das  pr&chüge 
Erdgeschoss-Portal.  Die  Torderan  BrOstnogsfelder  des  Erkers  enthalten  in  BeUeb 
dM  aidiaiadie  oad  das  stftdtisdie  Wappen. 

Am  südlichen  Flügel  ist  im  Erdgeschoss  die  Eingangs-Thiir  von  ionischen  Säulen 
eingefasst  und  mit  einem  Dreieck-Giebel  überdeckt  (in  diesem  die  erwähnten  Namen 
etc.),  alles  von  guter,  klarer  Zeichnung.  Die  Fenster  des  Erdgeschosses  sind  moder- 
nisirt,  im  ObergesdioBB  sind  sie  vm  ioiiiselien  Sinlen  oder  Pflastera  ciageiuBt,  denn 
Sockel  maonidifMhe  Bildung  haben,  deren  Gebälke,  mit  Zahnschnitten  bereichert, 
Giebel  von  strenger  Renaissance-Gestaltung  in  Form  und  Profilirung  zeigen.  Die 
an  das  Nachbargebäude  stossende  Westecke  springt  etwas  vor;  hier  ist  als  ab- 
schliessende Decoration  unten  eine  cannelirte,  oben  uiue  glatte,  dorische  Säule  ange- 
ftgt,  vidlekht  mit  Venieningen  versehen.  Dies  liest  sich  nidit  erkeonen,  da  bei 
der  neoeeten  BflBtenntiAn  Alles  flberpntzt  Ist,  «och  das  sehr  hflbache  HanptgeaimB. 

Auf  Rechnung  des  Baumeisters  von  1604  ist  wohl  ausser  anderen  Umgestaltungen 
und  Ausbauten  das  Portal  links  vom  Garküchen-Portal  zu  setzen,  welches  in  seiner 
Stellung  die  spätere  Einfügung  bezeugt,  wie  auch  seine  schwere,  derbere  Gliedenmg 
die  bewusste  Spätrenaissance  verräth,  welche  zu  jener  Zeit  von  vielen  Architekten 
Thttringens  (z.  B.  an  einem  Portal  in  Burgtonna  im  Amtsger.  Toni»  etc.  durch 
Jahreszahlen  festgestellt)  dem  kurz  zuvor  sur  Hemduift  gdtommenra  BamskstQ 
gegenüber  aufrecht  erhalten  wurde. 

Weitere  Aenderuugen  an  Kellerfenstern  und  anderen  Theilcn  fanden  zunächst 
nach  dem  Brande  von  1684  (der  bezüglich  des  Rathlmuses  früher  Uberschätzt  wurde; 
denn  ^  voUstindiger  Neubau  entatand,  wie  man  eielit,  keineanegeX  dann  im  18.  Jahr- 
hundert statt,  die  Modemiaimng  der  sämmüichen  Erdgeschoss-Fenster  wohl  vorzugs- 
weise 1820.  Das  Neueste,  von  1888,  ist  die  Ueberputzung  des  Rathhauses,  welche 
einen  grossen  Theil  der  feineren  Gliederungen  zugedeckt  hat  und  in  den  Farben 
nicht  sehr  glücklich  ist.  Sämmtliche  Wandflächen,  Blenden  etc.  sind  grau  gerappt 
(rauh  behandelt),  die  Sockel  aller  Portalgliederungen  (auch  der  SänlenX  die  Belieb 
tafeln  (auch  der  Giebel)  mit  dunkelgrüner  Oelfarbe,  die  Kanten  der  Gebäude,  die 
vortretenden  Theile  der  Giebel  und  die  Fenster-Einfassungen  (auch  die  Säulen  und 
Pilaster  der  Obergeschoss-Fenster  an  der  Marktfront)  mit  weisser  Kalkfarbe  dick 
überstrichen. 

Alte  0.  ii«De  Thflringuehe  Chroniek«,  8.  67  £  —  L.  Beiahard  «.  a.  0,  &  8.  —  T.  Badolpb 
a.  a.  0.,  S.  1601.  —  A.ScbamaDD,  Lexikoii  I,  S.  617 ;  XV,  &  TS.  —  G.  F.  L.  8«hnBaaa,  JMÜm 
kllBd^  a  4fi.  -  Wett«  H.  8.  m  17L  (Bnad  IdM). 


Marktbrunnen  vor  dem  K'itbhans.  Die  Umfassungs-Mauer  des  Bassins  ist 
neuer,  aber  von  dem  alten  Brunnen  von  1597  steht  noch  die  interessante  Brunnen- 
figur. (Ue  ursprflngliehe  Inaehrift  am  Soekel  ist  Terdeekt  durdi  eine  Beetaurations- 
Inschrift  von  Job.  Christian  Frohwein  1712.)  Es  ist  der  Stadtheilige,  Erzengel  Michael 
in  der  (im  Mittelalter  häufigen)  Stellung  als  Seelenwägcr.  In  der  einen  Hand  hält 
er  das  Schwert,  in  der  anderen  (wie  z.  B.  an  dem  einen  Altar  in  Friesau,  s.  Bau- 
u.  Kunstd.  Thdr.  Heft  Reuss  ä.  L.,  S.  53)  eine  Waage ;  in  der  einen  Waageschale  liegt 
die  Seele  dee  Henechen  in  Gestalt  eines  nackten  Kindes  (welches  froher  in  der  Hand 


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420 


BonsxJLi»!,  Marktbnuuien,  WohahaoB,  Friedhof 


BattBt&dt  24 


das  SilinUU  der  Unaelnild,  di«  LOie,  Udt;  vgl.  die  ElgBren  an  EanseUMn  in  der 
Kirche,  &  413),  in  der  anderen  Schale  ein  Mühlstein  (wohl  das  Sinnbild  der  Sünden- 
beschwenuig  niidk  Matth&os  18,  t.  6),  ein  Teulel  sucht  diese  nodi  lieiabsusielien. 

WohnhftUS  von  Herrn  Hocke,  am  Marktplatz.  Aus  dem  Anfang  des  17.  Jahr- 
Ininderts  wSt  ein  Portal  eriialten;  Pfeiler  und  Bundbogen  abneduelnd  mit  Bncfcdn 
und  Qnadeni  faoettirt;  loriftig  profilirte  K&mpfergesinise  und  ebensoldMr  Sdilaas- 


stein,  an  welchem  ein  Steinmets-Zeichen:  X  .  Gut  geeehmiedetes  OberHdit-Gitter 


aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts.  Auf  dem  Portal,  über  einem  Sockel  die  Figur 
der  Feetigfcait  mit  Sade  und  Sduld.  Links  davon  die  Eingangs-Thflr  ans  dem 
18.  Jahrlmndert,  mit  Schlussstein,  darin  ein  abgestorhener  Bamn  nnd:  S.;  dartber 
eine  ilteie  Oartmiciie  im  Benaiasanee-Stfl  Tonrandet 

Alter  Friedhof.  Die  Anlage  stammt  aus  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts. 
Ursprünglich  muss  es  ein  ziemlich  regelmässiges  Quadrat  mit  einer  Einfassung  nach 
itafieDisdiem  Muster  gewesen  sein,  indem  nimlich  vier  Hallen  ftr  Erbbegrtbniese 
rings  herum  liefen,  deren  dem  Friedhof  zugewendete  Seite  durch  Säulenstcllungcn 
geöffnet,  deren  Aussenseite  durch  die  Friedhof-Mauer  gebildet  wurde.  Die  Säulen 
zeigen  gute  Renaissance-Bildung,  schöne  Verhältnisse,  hohe  Postamente,  mauuichfach 
verzierte  Schafte  und  toecanische  Capitelle.  Ja  den  HaUett,  imter  weldien  durchweg 
Grabgewölbe  liegen,  sind  Denkmftler  theils  fni,  theils  in  den  Flaehbogen-Nisehen  der 
Aussenwand  aufgestellt  gewesen;  die  Decken  sind  nur  von  Holz.  Der  Eingang  be- 
findet sich  in  einer  Äbschrägung  der  Südost-Ecke ;  das  Porüil  ist  ein  Rundbogen  mit 
Zahnschnitten  und  Eierstab  in  der  Bogeugliederung,  im  Schlussstein  eine  Lilie  mit:  SS 
in  «inem  Kraus;  das  hAbeme  Dacii  dieser  SOdostpAbschrägung  ist  dnreh  einen  kleinen 
Thurm  in  Form  eines  Ijesehieferten,  achtecldgen  Holz-Aufsatzes  mit  Schweifkuppel 
und  Helm  darüber  bekrönt.  Von  den  beiden  Hallen  stehen  nur  die  östliche,  mit 
10  Säulen,  und  die  südliche,  mit  8  Säulen;  die  beiden  anderen  Seiten  sind,  um  den 
Friedhof  zu  erweitern,  abgebrochen;  die  frühere  Grenzflucht  der  Westseite  wird  noch 
dnrdi  die  dortige  gerade  Reihe  der  Grabsteine  beaeidmet  Aueh  die  stellenden 
Tlieile  sind  in  eüiem  Itbein  Zustande;  alle  Dicher  sind  verftudt  und  tarn  TheÜ.aas 
dem  GefDge  genAen,  so  dass  die  Säulen  nun  Theü  ebenfidls  bedenklich  schief  stehen. 

In  den  Hallen  stehen  sowohl  im  freien  Baum,  als  auch  in  den  Nischen  xahlreiche 
Grabsteine  aus  dem  18.  Jabj-hnndert  mit  Blatt- nnd  VorhaDg-YeniemDgen,  sinnbildlichen 
fieiiefe  und  allegohscben  Figuren,  meist  Arbeiten  gewöhnlicher  Art  Eine  ältere  Gedenk- 
tafel Ist  in  der  nMebsten  IHsabe  dir  WesMIe  eingelaesen:  «bar  einem  ITatasftH  mit 
Xaeehiift  fdr  desi.  Briekeaer,  t  1^^%  ^  IMie^Tifil  mit  der  knieenden  Vlimilie  des  Yer^ 
storbenen,  darüber  in  Wolken  Gott  Vater  mit  dem  Heiland  im  Sehoosse,  von  der  Taube 
OberBcbweM;  za  beiden  Seiten  Engelsfiguren.  —  2  Grabsteine  an  der  letzten  Nische 
der  Südseite  enthalten  die  lebensgroesen,  in  starken  ReUefs  rortretenden  Figuren  des  BartoL 
Matbäi,  t  1620,  und  der  Fma  Magdal  Mathäi,  f  1658,  beide  in  ZeHtMeM»  in  Kleebegen- 
Xnsehea  sfeehead,  in  denn  Zwiekeln  Bagelakflpf»  geseeieselt  rind;  sehr  Tenrittert 

8  Grabmäler  stehen  in  der  Torher  erwähnten,  die  frOhere  Grenzflnoht  des  Fried- 
kefes  kenueiehnendea  Beihe^  eiad  etsric  rerwittect  nnd  sehen  gsas  msieiiseh  m,  mit  drei* 


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25  fiottattdi    BuTTRlDT,  OottandEiilMe,  8tftdtb«featigaiig  eto.  PitiBWimif  421 


Mttigem  Sockel,  tanf  •eUuk«  Fpnäim  mit  flkUAh»  Fvmja  ud  yendemngeü;  rf» 
gMcM  ir»M  aD»  d«r  FiMito  Bämum  vaA  fiaA  m  ITK  m.  t 

Grabmal  ziemlich  in  der  Mitte  des  Friedhof«  ftr  F.  H.  Joaoh.  Kflnemund,  f  1751; 
dreiseitiger  Sockel,  darAof  auf  SabMein  ruhender  ObeliaL  TiriiftltniMinlMiy  am  bort» 
aoflgeftUurt  und  erhalten. 

[Gottesackerkirche,  des  heiligen  Johaimes,  1684  abgebraimi —  DieDisoeN 

ButtpUdt,  S7£  —  Kronfeld  II,  S.  229.  -  L.Rf>iiihard  a.  ü.  0,  a6L  —  C9,h.  Selim- 
mauD,  Lande«kuDde,  S.  47.  —  Wflrdtwein,  Xboringi»  et  £ichifeldia,  8.  €8.  1781. 

[Stadtbefestigung,  1529  ernchtet;  ganz  beseitigt.  —  Alte  and  nene  ThfL- 

lingiMhe  Chroniek«.  S.  67.  —  A.  fieier,  Qeogr.  Jml,  &  163.  —  J.  Binh«rd,  Ihflr.  Chroo,  Sw  106. 
—  KroDfeld  II,  a  88&  —  L  Beiahard,  &  S,  ~  T.  Bndolph  a.  a.  0,  &  I6M1  —  A.  8eha- 
maai,  XiMdkMi  XT,  8.  77.  —  Wetta     &  IMJ 

Grabhügel,  bei  Buttstädt  gefandeo.  —  Patech«,  inMittlMiLd.TogtUUid.  «U«tt. 
Ter.  1810  (XV),  a  M  C;  1841  (XVI),  a  48  £ 

[Wflstuogen,  bezw.  Dörfer,  im  Brudefkriege  smtOrt:  EmMB,  im  8.  (IS.)  Jahr* 

hundert  ümisa,  1063  Imese,  127G  Emese.  —  Ei«onach,  Das  Sulxaer  Thal,  S.  14.  — 
Sehaltea,  Dir.  dipL  I,  a  177.  —  Weok,  Ben.  LaodeifeMli.  U,  a  17,  and  H«m.  YeniBt-ZdtMhi; 
X,  a  19L  -  Warnabmrc,  In  AM.  d.  Akad.  hi  EMM^  N.  F.  XI^  &  81  -  Wolff,  IL  IM  H, 

a  198 1  SMC  -  Hohmidorr.  —  ScteftnJart  —  i64i  soisurt:  Weniganbolt- 

Städt,  1506  Butstet  minor,  extra  (muros)  Butstet,  —  Kirche.  Trümmer  von 
Herzog  Emst  August  zum  Bau  eines  Jagdhauses  bei  Grossbrembach  benutzt.  Eine 
Glocke  1660  nach  Buttstädt  gekommen,  dort  umgegossen,  eine  andere  nach  Aller- 

atedt  bei  Wiehe  verimnft.  —  am«  «id  nem  ThOringUch«  Cfawleka  (1787),  a  6a  -  Die  IMSen» 
Buttatadt,  a  8.  361  -  Kronfeld  II,  S.  230.  -  A.  Scbnmann,  Lexikon  I,  8.  619;  XY,  a  76.  — 
G.  7.  L.  Schamann,  Landeekonde,  a  46.  47.  —  Stechele.  in  Thttring.  Yeraiiu-Zettaehi.  1881 
(N.  F.  n),  a  88.  4L  —  Watte  II,  a  im  —  Wtrdtwein,  Thoringia  et  BabMdla,  a  <a] 


Ellersleben,  7»/«  km  westnordwestlich  von  ßvittstadt;  1209  Elrichisleibin,  ge- 
hörte zu  Grossneuhausen,  dessen  Besitzer  es  theilte  (a.  d  ).  Das  Patronat  der  Pfarrei 
hatte  daa  Stift  zum  hdHgeo  Kreuz  in  Nordhaneen.  — >  Die  Diaeeae  B«tfartidt  18U^  a  14 

bia  IG.  -  0.  Franke,  Das  Rothe  Buch  tod  Weimar,  a  47.  49.  94.  —  Geechichtequollen  d.  ProT. 
SMshMin  XaU,  a  42.  —  Krosfeld.  Laodeekande  H,  a  m  -  (Otto)  Thnringi»  eacia  (1737)^ 
&  881  —  Befa,  Thnringia  aaera  &  68  188  810.  —  A.  SebaBana,  Loikeii  tob  Sadnea  O, 
a  413;  XV,  a601.  C.  F.  LSchnmann,  Landeskunde,  a  50.  —  Staatshandbach  t  a*  Weimar 
1864,  a  809.  —  Stark,  in  Thtlrio«.  Veieine-ZeitMhx.  U  (1867),  8. 147,  Aber  daa  Siegel  —  Stechele, 
ia  IhflriBg.  TenMdleebK  188I>(N.  F.  n),  a  89l  -  Weiaebarg .  ia  JahiMoher  d.  Akad.  la 
Ubit  18H  (N.  F.  XDX  &  40.  —  WArdtweia,  nariBgia  et  BdiAMa,  &  88. 

Kirche.  Der  in  drei  Seiten  geschlossene  Chor  und  das  Langhaus  bilden  einen 
«miammeiihiwgeiidam  Banm  wn  IM  ^  hkogfi  imd  8,6  m  Breite;  neatUcih  dar  ebenso 
breite  Thann.  Ben  um  die  Mitte  daa  16.  Jahxfaonderta,  in  Fonnaii,  die  theUs  der 

8* 


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422 


BtHriMi  96 


Sp&tgothik,  theils  der  Renaissance  angehören,  gleiche  Zeit  verrathend.  So  sind  die 
Fenstar  la  dn  M  Sdihawdtea  spitzbogig,  minig  gross,  zwaKlieilig,  mit  einfuhsten 
Iflaasswütai  (sam  TheQ  nndbogig  nnaogenen  Kleeblatt-BOgeD)  gelont,  m  Langhaim 

auf  der  Nordseite  das  (von  Osten)  3.  Fenster  rundbogig,  mit  guten  Wulst-  und  Kehl- 
Profilen  des  16.  Jahrhunderts;  die  Oeffnungen  der  unteren  Thurmgeschosse  sind  ein- 
fache Schlitze.  Später  sind  besonders  Fenster  und  Tharen  willkürlich  verändert  und 
■nds»  dnrdigsbroebeii,  wunendieh  die  Nordfront  dadareh  entstellaMl.  Hier  sitst» 
ron  Osten  gerechnet,  erat  oben  ein  kleineres  Rundbogen-Fenster  mit  Profilen  des 
17.  Jahrhunderts ;  dann  etwas  schief  darunter  eine  flachbogige,  schmucklose  Eingangs- 
Thür;  weiter  ein  grosses,  hohes  Flachbogen-Fenster  des  18.  Jahrhunderts  mit  schlicht 
vortretenden  Einfassungen  und  Schlussstein ;  unter  dem  vorher  erwähnten  Rundbogen- 
Fenster  eine  moderne  Bediteck-Thflr;  zuletzt  ziemlidi  tief  ein  breites  Flachbogen- 
Fenster  des  18.  Jahrbnnderts ,  dem  grossen  gleich  umrahmt.  An  der  Sfldseite  in 
regelmässigerer  Anordnung  drei  Flachbogen-Fenster  des  IS.  Jahrbunderts  mit  vor- 
tretenden Einfassungen  und  Schlussstein;  unter  dem  mittelsten  eine  Rechteck-Thür. 
Der  Westthurm  geht  massiv  glatt  durch  bis  etwas  Ober  das  Langhaus-Duch ;  hier  in 
seinem  obersten  Oesdioes  Rechteck -Fenster;  darflbor  Schweifkuppel,  Tabernakel- 
AofMitK  und  Schweifkuppelchen.  Auf  der  Ostseite  der  Kirche  ein  kleiner  Holz-Dach- 
reiter, viereckiger  Aufsatz  mit  einem  durch  Knkke  in  das  Aditeck  ttbogefiUirteii 
Helm.  —  Die  I>iO««M  BattstAdt,  S.  15. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar.  In  der  liQtte  steigen  von  unten  Säulen  mit 
canneHrten  Schäften  und  Gompo6itrCq)itellen  auf;  wekbe  nebst  Gebilk  moderaisirt 
nnd;  dazvrischen  die  Kanzel  selbst,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  vom  Ghmndriss:  KJ^ 
mit  dorischen  Eckpilastem  und  mit  Blumengehängen  an  den  rechteckig  umrahmten 
Flächen.  Die  Seiteu-Abtheilungen  sind  wieder  in  unserm  Jahrhundert  hergestellt, 
mit  ^tterwerk,  das  in  Schweifbogen-Fom  €h>tliik  nachalunen  zu  wollen  scheint, 
Holl,  weiss  und  vergtddet  Die  Eanzeltreppe  führt  von  hinten  bor  nicht  unmittelbar 
zur  Kanzel,  sondern  Aber  eine  Brücke,  deren  Seitenwangen  auf  Brettern  die  vier 
Evangelisten  geroalt  zeigen,  in  rolier  AuafBhning,  aber  inniger  AnfCsssung«  die  an 
Altere  Vorbilder  erinnert. 

f  auf kanme,  vom  bde  dis  18.  JüiiAmMß,  mit:  0,K  und;  H^A,  in  geeekvriflar 
FoTBL  Zinn. 

Kelch  von  1656,  von  kräftiger,  guter  Form.  Der  Fuss  ist  rund,  oben  durch 
Treiben  in  den  Sechspass:  O  verwandelt.  In  den  Zwickeln  zwischen  den  Feldern 
gravirt;  ANNO  SALV ATORIS  NATI;  am  Randstreifen:  MDCLVI,  dann:  SVB 
PASTORE  ANDBEA  GOLTHOBN,  ALTABI8TA  A.HENNBIGH,  dann  punkürt  ge- 
schlagene Lilien;  auf  den  Passfeldem:  GHBI8TI .WERTHER  (A  NORVM?)  ELLEBS- 
LOEBIENSIS  EXISTENS.  Am  Knauf  treten  sechs  hochkantige  Würfel  vor,  in  deren 
einen  die  Zeichen:  I.H.S,  in  deren  anderen  die  Leidens- Werkzeuge  gravirt  sind;  da- 
zwischen Eier.  Am  Schaft  sind  über  dem  Knauf  naturalistische  Blumen,  unter  ihm 
Rosetten  gravirt  Am  mitsien  TbeQ  der  Kuppe  theOs  gravirte,  theils  getriebene 
Tulpen  und  Mohnblumen  (frohei  Datum  fttr  dieee  TerrierangsweiBeX  oben:  BDUTE 
EX  HOC  OMNKS.    Silber,  vergoldet. 

HoBtienbQchse,  aas  dem  17.  Jahrhnndert,  rund;  auf  dem  Deckel  das  gravirte 
Cruoifii  zwischen :  CHRISTI  VEBBVM  EST  CORPYS  MKVM  (Christi  Wort  ist  mein  Leib). 
San. 


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27  BüttBt&di 


Gllkbslkbkm.  Esbisbkh. 


423 


Pfarrstrttn.  Tamfsteia,  ans  d«ii  Ift.  Jahrhondert,  ciaM,  ia  gater, 

derber  HeDaissance.  Viereckige,  oben  kreisf&nnig  flberg^hrte  SockdBtafe;  runder 
Schaft  [über  einem  fehlenden  Zwischenstück,  daher  zn  kurz],  durch  einen  Schaftring 
gegliedert;  Halbkugel -Becken  im  oberen  Stück,  mit  starker  Platte  vortretend, 
fitadttein. 


Essidben,  6  km  nordnordöstlich  von  Buttstivdt;  1063  Usenlebe,  dessen  Zehnter 
vom  Erzbischof  von  Mainz  dem  Kloster  zu  Sulza  zufj:eeignet  wurde,  während  das 
Kloster  Heusdorf  seit  1197  Besitz  in  Uusseleibe  (V6ö2  in  Uslejben  von  den  Buig- 
manaea  wm  Battstedt)  emarb,  kaai,  1666  dem  Kaifllnten  Aagast  voa  Saehsea  ge- 
hörig, damals  von  ihm  durch  Kauf  an  den  sächsischen  Hofmeister  Wolf  Mülidi  la 
Hardisleben,  1585  nebst  Hardisleben  durch  Kauf  an  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von 
Weimar,  später  verpfändet,  1673  an  Chr.  H.  v.  Uffeln,  dann  an  Kursachsen,  1815  an 

Weimar.  —  Die  Ditk»««  Buttstädt,  1842,  S.  16-18.  -  Eiienach,  Da«  Sukaer  Thal,  S.  14.  — 

0.  Frank«,  Dm  Roth«  Boch  ron  Weimar,  S.  68.  -  Kroafeld,  Landrakunde  II,  S.  231.  — 
K  Mensel,  Thömae  ».  BnttelitÄdt,  in  Neue  Mitthefl.  d.  Tljür.-Sächi.  Vereins  1869  (XII),  S.  48L  — 
(Otto)  ThuriDgia  sacra  (1737X  S.  332.  S42.  349  -362.  384.  —  Bein,  Thuringia  sacn  II,  S.  62  C  120  £ 
18«.  146  (Nr.  66.  67).  Ii7£  »0-162.  169.  171.  179.  198  C  206  f.  2111  224.  -  Sebaltes.  Dir.  dipL 

1.  S.  177.  -  A  SehnrntBO,  Lexikon  tob  Sachten  n,  &  668  £;  XY,  S.  710.  —  <X  V.  L.  Seha* 
mann,  Landeckande.  &  47.  —  Steehel«»  in  Thflring.  Venuw-Z«itMhr.  1880  (N.  F.  IIX  8.  W. 
Wernobnrg,  in  JahiMcbw  d.  Akid  M  Kflul  1884  (K F. ZI^  & 40. ->  Wflr4twetB,  1limii«in 

Kirche  (1906  ven  der  Wtttwe  Dietricli%  von  Ooatewito  and  fluea  Kiadem  dem 
Kloster  Baiudorf  flbergeben),  von  1700  laut  Inschrift  an  der  Wetterfahne.  Der  innen 
4,7  m  lange,  4,2  m  breite  Chor,  welcher  den  Thurm  trägt,  hat  eine  flache  Holzdecke, 
das  fhirch  einen  nindbogigen  Triumphbogen  verbundene,  12,3  m  lange,  7,6  m  breite 
Langhaus  eine  tonnenförmige  Holzdecke.  Rechteckige  Thüren  und  Fenster  (am  Chor 
oben  aach  da  kniifliimiges).  Therm-Obeibaa  aebteeUg,  tod  geputztem  fiuliiieilc, 
mit  Schweilfaippd  und  Helm  (Form  der  Tickclhaube).  —  Dit  IMMm  BatMlil^  &  17. — 
(Otto)  Thniingla  sacn  1737,  S.  360.  —  Rein,  Thnringia  sacra  II,  S.  167. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  aus  dem  18.  Jahrhundert  Aufsteigende  Wand; 
unten  daran  vier  ionische  Stützen,  von  denen  die  inneren  als  Säulen,  die  äusseren 
abPOaeter  vortretea;  iwisdiea  ibaeadrdFladibogeB-OeffiiaageB.  Aaf  ihrem  Gebtik 
steigen  an  den  Seitea  geschweifte  Halbgiebel  aiit  Urnen  als  Aufsätze  zum  Mitteltheil 
des  oberen  Geschosses  an.  Dies  besteht  aus  zwei  korinthischen  Pilastem,  zwischen 
welchen  die  im  ümriss  gebauchte  Kanzel  in  fünf  Seiten  des  Achtecks  vortritt,  während 
aussen  noch  Einfassungs-Bretter  etwas  durchbrochen  geschnitzt  sind.  Gerades  Ab- 
BcUass-Gebilk.  (DsrOber  keia  Aaftate  wegen  Fktsmsagds  ia  der  HOlia,  dach 
dürfte,  wie  bei  den  andern,  fthnlichen  Kanidn,  ein  solcher  gedacht  gewesea  sein.) 
Holz. 

2  Blumenvasen,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  mit  Blumen  in  punlctirter  Gra- 
virung  und  mit  Köpfen  au  den  Henkeln.  Zinn. 


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424 


Ebslebkr  GbbstAdt. 


Buttstädt.  28 


Glocken.  1)  Tlnno  önt  mccccc  .  confolor  Viva  f\eo  ntovtva,  pello  noctpa 
(Lebeude  tröst'  ich,  beklage  die  Toteo,  vertreibe  das  Uebel).  Relief  mit  Anbetung 
der  Kflnige  und  Maria  im  Garten  m  bekannter  AoffMBiing.  106  cm  DnrdmieaBar. 
-  2)  Ken. 


6eb8tädt,  7Vt  km  südöstlich  von  Buttstädt;  Gehunstete  im  8.  (12.)  Jahrhundert 
dem  KIcBler  HeniUd  aelmipfliehtjg,  Oebenatat  vnd  Geberieheetat  angeblich  874  dem 
Stift  FUdA  linapfliditig;  106S  in  Gebenatetle  vem  SfsUadiof  vm  Mains  dem  Kloeter 

ni  Sulza  die  Zehntpflicht  flberlaaBen;  Tor  1069  ebendort  Land  vom  Kaiser  einem 
Ritter  Morichon  geschenkt,  mit  welchem  später  das  Kloster  Paulinzelle  dotiert  wird, 
dem  auch  das  Patronat  der  Pfarrei  gehörte.  Der  Ort  war  Sitz  eines  zu  Aufang  des 
18.  Jalizfamiderts  wwilmten  Adebgeaehledites,  später,  Ton  den  Gfatai  yon  Oriamflnde 
1846  an  die  Landgraftn  gdEommen,  einer  Ycgtei  ontsr  den  Landgrafen,  welche  im 
17.  Jahrhundert  sehr  zusammenschmolz  und  dann  in  dem  Amt  pfckartsberga  auf- 
ging; die  Landeshoheit  war  14S5  bei  der  Tbcilung  zum  meissnischen  Antheil,  d.  h. 
an  die  Albertiner,  gekommen  und  wurde  1815  von  diesen  (während  der  Haupttheil 
des  Amtes  EekartdMiga  an  Frenssen  kam)  nebst  Kddderitneh  an  Baehsen-Weimnr 
abgetreten.  Der  Ort  litt  besonders  1G44  durch  Brand.  —  Aoemilller,  ürknndenb.  t. 
Panlinielle,  in  ThOringiictae  Geschicbtsquellen  VH  (N.  F.  IV),  S.  1.  64  f.  —  Bertuch,  Chronic.  Por- 
tense,  8.  109  f.  —  Böttger,  Diöcesaa-  u.  Gau-Grenxen  IV,  S.  1Ö6  f.  367.  —  Droake,  Cod.  dipL 
fidd,  8.  274.  —  Drenke^  Tradit  fuld,  S.  132.  —  Eisenach,  Das  Sulzaer  Thal,  S.  14.  -  Hetse, 
Gesch.  d.  EL  Paolinxelle,  S.  a  16  ond  Urk.  I.  —  Kronfeld,  Landeskunde  I,  S.  183;  II,  S.  238  £  — 
Land  an,  in  Hess.  Yoreins-Zeitachr.  X,  S.  188.  —  Lepsias,  Bischöfe  r.  Naomborg  I,  S.  817.  — 
Michelsen.  Ansgang  d.  Orafiich.  Oriamflnde,  S.  31.  —  J.  S.  Mflller,  Sacbik  Anaalen,  S.  362.  451. 
602.  59&  —  (Otto)  Thniingia  «aera  1737,  a  37a  -  Bein,  ThnringU  saera  II,  S.  52.  180.  142 
150—162.  19&  201.  205.  210.  —  t.  Beitzenstein.  Begesten.  S.  169.  —  Schnltes,  Dir.  dipL  I. 
8.  41.  177.  179;  II,  8.  470.  —  A.  Schumann,  Lexikon  ron  Sachsen  m,  S.  55;  XV,  S.  1021  f.  — 
a  F.  L.  Sehomann,  Lande«kaDd^  8.  87.  -  Stechele,  in  ThOring.  Yerains-Zeitschr.  1879  (N.  F.  IX 
&  19&  m  822;  1880  (II),  S.  89.  -  8tn  mpf ,  Acta  Hagunt  s«c  m  8. 140.  —  Wenk,  Heia.  Land«*- 
fMeUehte  II.  Urk.  8. 17.  -  Wol f f,  Chronik  d.  Klost  Pforta  I,  8. 188 £ ;  U,  S.  124  IffL  —  W«ldt- 
v«ittp  niufaifia  «t  Ei<lial6ldt%  &  69.  —  Zötoduift  dM  Banrtniu  ZZ,  8.  880. 

Kirchs,  auf  einem  Htigel  gelegen.   Grundriss-Form :  |  .  Die  Anlage 

ist  spätgothiscb,  aus  dem  15.  Jahrhundert;  im  Einzelnen:  das  Mauerwerk  des  nörd- 
Hch  Tom  Chor  gel^^enen«  viergasdiossigen  Thnnnes  mit  zwei  Gesimsen,  wddie  das 
Ecdgesdioss  vom  ersten  Obergcschoss  und  das  zweite  vom  dritten  Obergeschoss 
trennen,  gut  erhalteu ;  ferner  eine  jetzt  halb  im  Boden  steckende  Spitzbogen-Thür 
vom  Chor  zum  Thurm-Erdgeschoss,  eine  Spitzbogen-Blende  aussen  an  der  Nordseite 
des  Thurm-Erdgeschosses,  je  ein  schlichtes  Vorhangbogen-Fenster  im  ersten  Thurm- 
Obergesdioes  an  der  Ostseite  nnd  an  der  Kovdseite,  einige  seiner  Fenstersehlitse  nnd 
die  grossen  mit  Maasswerken  versehenen  [aber  ihrer  Zwischenpfosten  beraubton] 
Spitzbogen-Fenster  im  dritten  Thurra-Obergeschoss.  Im  Uebrigen  Bau  des  18.  Jahr- 
hunderts nach  dem  Brande  von  1644;  im  Innern  die  an  den  Seiten  flachen,  in  der 
Jditte  tonnenförmigen  Heizdecken  Qber  Chor  und  J^anghaus;  ferner  die  grossen  Flach- 


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GraSTlDT. 


bogen-Fenster  mit  Schlussstein  (eines  an  der  Chor-Ostseite,  je  zwei  an  der  Chor- 
SOdseite  and  Langhaus^üdseite) ;  die  rechteckigen  Fenster  im  zweiten  Thurm-Ober- 
geBchoes,  die  rechteckige  Weetthttr  des  Lan^nses,  dartber  amsen  eine  foeehrift- 
Tafel;  aas  neuerer  Zeit  stammen  die  zwei  Rechteck-Fenster  aber  dieser  Thflr,  die 
rechteckigen  Thoren,  welche  in  der  Mitte  der  Langseiten  in  das  Langhaus  führen,  und 
die  spitzbogige  Eingangs-Thflr  an  der  Nordseite  des  Thurmes.  Den  Thurm  deckt  eine 
durch  Knicke  in  das  Achteck  übergeführte  Schweifkuppel,  ohne  weiteren  Aa£Batz.  <— 
H«ia*  te  lUi^  TmnMMv.  18»  (VI),  B.  181  -  lr«Af*14  a.  a.  0. 

Tauf  stein,  im  Renaissance-Stil.  Achteckiger  Fuss ;  Sockel  in  Balaster-Umrta; 
Becken  halbkugelig,  uchtkintig,  mit  Eiern,  dannf  die  Inachrift  der  Stiftung  dordi 

dem  am  bottstidter  Bathhans  sehr  ähnlieh  ist  Sandstein. 

Knnselbaa  hinter  dem  Altar,  nea.  pMe  alte  Kamel  ist  nach  Bastanberg 
geikonimen  und  im  Rectorats-Garten  zu  einer  Laube  verwendet  worden.] 

Gedenktafel  an  der  sfldöstlichen  Chorwand  oben.  Links  knieet  in  Relief  ein 
Geistlicher,  rechts  eine  Ehefrau,  laut  lateinischer  Lobschrift  {Ä),  Pfarrer  Theodor 
Stheim,  f  1603,  und  seine  Wittwe  Elisabeth,  die  Stifterin  der  Gredenktafel;  fHbet  dem 
Ehepaar  ein  Gesims,  dam  ein  sdunakrar  Anfiuits  mit  dem  Relief  der  Tanle  Ouristi, 
darüber  ein  Randbogen-Feld  mit  dem  Relief  Gott  Vaters  als  Halbfigar ;  der  Bogengiebd 
igt  cartonchenartig  aufgerollt.    Das  Ganze  leidlich  ausg«'führt,  von  Stein,  liherweisst. 

Kelch.  Auf  dem  Ablauf  die  Inschrift  der  Stiftung  unter  Pf.  F.  C.  Hennings 
1782.  Der  Fuss  besteht  aus  vier  grossen  und  acht  kleinen  Schweifangen.  Der  Schaft 
geht  in  den  acihtthciligcu  Knauf  Abor;  die  Kuppe  ist  stuk  geecbweift,  irie  ancb  der 
gaoM  Kelch  graes,  26Vi  cm  hoch,  ist  Silber,  mgoldet 

Hostienbflchse,  aus  gleicher  Zeit  mitdemKeldi,  in  g^eidier  Weise  gdiogen, 
bei  im  Ganzen  ovaler  Form.   Silber,  vergoldet. 

Klingelbeutel   Platte  mit:  1720.  A.D  H.  nnd  gravirten  Mußt^rn.  Silber. 

Glocken.  1)  1731  unter  den  Anspielen  Ernst  AugUBt's,  Herzogs  etc.  von  J.  Chr.  Roee 
in  Apolda,  mit  Akanthusfries  and:  S(axo)-W(imaria)  TIVAT  ET  GRESGAT.  90  om  Darob- 
niflSMr.  —  S)  1715  tum  Jml  8«ber  In  Wut,  tM  AkmrtMlittaP'IMaa  an  Durah- 
miM.  »  Z)  SOKHABV  KVOBSB  flOS  lOOH  1690.  60  «m  DnehrnM. 

[MSnChshof,  in  der  Mitte  des  Dorfes,  Sitz  des  Vogtes  gew^en.  Das  Gnt  wurde 
am  Ende  des  18.  JahrhnndeitB  lersohlagen,  die  Geb&ade  abgeriasen.  —  Eronfeld  a.  a.  0.] 

[SdmnMtrfy  lOeS  Snabemdaip^  ISOl  Suamlstoiph,  1S66  SuaUsdeii;  flfihsr  ein 

Dorf  gewesen,  im  Bruderkriege  untergegangen,  jetzt  ein  Gut.  —  Anemflller,  ürkundenb.  t. 
Paolinzelle,  in  Thflringücho  Geachichtmiaellen  YII  (N.  F.  IV),  S.  69.  —  Eisen aob,  SoliMr  Thal. 
S.  14.  —  Eronfeld  a.  a.  0.  —  Bein,  Thnringi*  «acra  II,  &  63.  142.  196.  20&  —  Sehaltaa, 
Dir.  dipl  I.  S  177.  —  A  BehnmaBB,  LirihOB  ZVm.  &  m  —  SiMtdianiM  C  a-Wdur  186I| 
a  tu,  Hr. »] 


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426 


Qaoatmujoim. 


BntMftdt  30 


Grossbrembach,  6  km  westlich  von  Buttst&dt;  Brantbah  im  8.  (12.)  Jahr- 
hundert dem  Kloster  Uersfeld  zehntpflichtig,  angeblich  874  dem  Stift  Fulda  zins- 
pflichtig; 1203  Brantbach,  gehörte  vielleicht  schon  damals,  jedenfalls  1390  unter 
die  Lehnshoheit  der  Landgrafen  bezw.  der  sp&teren  Kurfürsten  und  Herzöge  von 
Saduen.  Von  aeliMin  Lehndienii  fnurd  et  1846  der  Stadt  Erftnrt  vad  vor  1487  den 
KurdAuserldoeter  zu  Erfurt  verliehen,  dann  1538,  endgültig  1561  vom  Kurfürsten 
eingezogen  und  zum  Mittelpunkt  einer  Vogtei  gemacht,  welche  sich  fast  vollständig 
mit  der  im  15.  Jahrhundert  bestehenden  Vogtei  Vogelsbeiig  (im  heutigen  Amts- 
gerichtsbezirk GroBsmdestedt)  deckte,  deren  Vogteisitz  freilich  im  Jahre  1544  in  den 
«mweriialb  der  Vogtei  Hef^eiideii,  gar  nicht  dun  gdifirigen  Ort,  Bnttdetedt,  verlegt 
wurde.  Die  Vogt«i  umfasste  7  der  Orte,  welche  heut  zum  Amtsgerichtsbezirk  Butt- 
städt gehören,  und  4  andere,  welche  aber  1672  an  das  Fflrstenthum  Eisenach  kamen 
(heute  zum  Amtsgerichtsbezirk  Grossrudestedt  gehören);  1735  wurde  die  so  ver- 
kleinerte Vogtei  Bmnitm^  mm  Amt  Eerdidebm  (s.  d.)  geschlagen.  Der  Ort,  welcher 
nrqprOngUcli,  den  versduedeaen  VwbeeitMni  zufolge,  au«  zwei  selbstlndigeo  Ge- 
meinden (deren  jede  eine  Kirche  hatte?)  bestand  und  wohl  erst  im  17.  Jahrhundert 
vereinigt  wurde,  litt  besonders  1678  durch  Brand.  —  Bertach,  Chronicon  Port^nse, 
8.  120.  12a  —  Die  Diöcese  Buttrtidt,  1842.  8.  18-20.  —  Dronk«,  CoA  dipl.  füll,  S.  274.  — 
Dronke,  Tradit  fuld.,  S.  182.  —  0.  Franko,  Das  Rothe  Buch  von  Weünar,  S.  47  £  61 1  7Bl  7a 
91.  —  Kronfeld,  Landeakande  II,  S.  226.  233  1  —  K.  Menzel.  Thomaa  t.  finttelatedt,  in  Neue 
MittheiL  d.  Thflr.-SÄchs.  Vereini  1869  (XU),  8.  462  f.  —  J.  S.  Müller,  Sichi.  Anualen.  S.  362,  451. 
602.  62a  —  (Otto)  Tharingia  »acra  1737,  S.  333.  342  t  349.  354  f.  -  Rein,  Thoringia  saera  II, 
&  62.  100.  122.  137.  146w  153.  164.  168.  170.  209.  212  £  —  Val  Rudolph,  Zeitbfichlein,  ontar  1669. 
1679.  1684.  —  Schaltea,  Dir.  dipL  I,  8.  40;  II,  8.  420.  444.  —  A.  Schnmann,  Lexikon  von  Sachaen 
m,  &  481  C;  XVI.  S.  407.  —  C.  F.  L.Sehamann,  Landeskunde,  a  47  f.  —  Staatshandbaeh  £ 
&-Wfliimr  1864^  S.  210.  —  Stark,  in  ThOriag.  YeniM-ZaitMhr.  1857  (n).  8.  160  t  Aber  Siegd  mit 
d«m  ML  Albin.  —  Steehele,  in  Thflring.  Yerwua-Zeitacbr.  1879  (N.  F.  I).  S.  12&  ISL  8S2;  1880 
(H),  8.  39.  41.  —  Wenk,  Heaa.  Laodeagesch.  n,  S.  17       Wenk.  Hcsa.  Vereina-Zeitachr.  X,  S.  188, 

109.  -  Wolff,  Chzonik  d.  Eloaters  Pforta  I.  S.  809;  n,  S.  60.  123  £  14L  192  £  190  £  907  £ 
160  C  186  £  54S.  -  Wflrdtwain,  Tbnrii«»  et  Eidufoldii^  &  6&  14L 

Kirche,  st  Wigpert  (Eidolpli,  ZriüAdiU^  TMiate  8.«.  Onmdiifli-Fonn: 
f       rh.  Der  mittkn  Theil,  der  im  Erdgaedioas  8,4  m  lang«  und  4^6  in  Mt» 


Tharmbm  let  rmneaiselier  Anlage;  der  Ohorbogen  [za  einer  ebemaUgen  Apsis]  und 
der  Trinmphbegen  sind  noch  nindbogig  erhalten.  In  spfttgothieelier  Zeit  des  15.  Jahr- 
hunderts wurde  östlich  [statt  der  Apsis]  der  6,2  m  lange  und  4,6  m  breite  Chor, 
nördlich  der  zweigeschossige,  alte  Sacristcibau,  welcher  unten  die  ehemalige  Sacristei, 
oben  die  Uerrschaftsempore  enthält,  und  westlich  das  ziemlich  bedeutende,  20,6  m 
lange  und  18,4  m  breite  Langhaus,  weldiee  an  jeder  Langswte  vier  Oeffnungen  hat, 
gebaut  Erhaltene  Einzelheiten  dieses  Baues:  die  BjreiugewGlbe  Aber  Thurm-Erd- 
geschoss  und  Sacristei,  eine  etwas  gegliederte  Spitzbogen-Thür  zwischen  diesen  beiden 
Käumen,  die  zwei  sch]ank-spitzl)ogigen  Fenster  an  der  Ostseitc  des  Chores,  die  ein- 
fachen Fensterschiitze  im  Sacristei-Erdgeschoss.  Dieser  Bau  wurde  bis  tief  in  das 
16.  Jalirbnndert,  bla  1679,  fortgeaetst,  besw.  ToDendet  Ana  dieoer  Zeit  atammen 
die  Treppe  und  Bnndbogen-Thflr  an  der  Oataeite  der  Herradiaftaempore,  lienier  der 


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31  BnttMdi 


427 


steinerne  Treppen-Yoibaii  zwischen  dem  9.  imd  3.  Fenster  der  Langhaus-Südseite 
ftr  dfe  Empora.  Wie  in  BvttstBdt  (dudiclMr  noch  in  Omnannstedt  im  Amtsbeiiik 
Apolda,  8.  d.  S.  369)  Albrt  rechts  and  links  eine  Anssentreppe  die  Mauer  entlang 
auf  die  Empore;  der  massive  Unterbau,  in  den  eine  einfache  Ruodbogen-Oefifnung 
führt,  ist  im  Innern  kreuzgewölbt;  in  der  linken  (westlichen)  Wandnische  ist  eine 
«tmt  imdeotHdie  Bta-Inschrift  des  16.  Jahrhunderts  eingelassen : 

DIESEN  KURCHBAV  GEtTRET  HANS  WOLF  HOETZLEIN  VND  CAS.  (Caspar) 

SEIN  80N  CASPAR  VORM  END  YOBSCHIEDEN  IST 

VND  HIER  BEGRABEN  ALS  EIN  CHRIST 

SEINS  ALTERS  XXXI  IHAR. 

SEINS  ABSCHIEDS  DAG  S.CLEMENS  WAR 

IN  WELCH  MAN  NACH  CHRIST-GEBVRT 

DAS  WEISSEN  SEINS  LETZTEN  WORTE: 

NACH  TREV  VERGOT  ACH  VATER  GTT 

HAST  MEIN  LEBiai  BEHVET  GVT 

Die  Brüstung  der  Treppe  und  der  oberen  Plattform  besteht  aus  Steintafeln ;  die  der 
Plattform  sind  drei,  an  deren  rechter  und  linker  die  Namen  der  Orts  Vorsteher  etc. 
gemeisselt  sind»  in  der  Mitte  ein  Engel  mit  dem  Ortswappen  (zwei  gekreuzten  Fischen) 
und:  isy».  Die  Kirdie  wnrde  1678  dordi  den  Braiid  ataik  beaiAidigt  mid  nadi 
nochmaligem  Brande  von  1727  gründlich  restaurirt  Von  da  her:  die  tonnenfönnige 
Holzdecke  über  dem  Chor  und  die  flache  über  dem  Langhaus.  Die  Breite  ist  so 
gross,  dass  zwei  Reihen  starker,  von  unten  aufsteigender  Pfosten  die  Decke  stützen, 
80  dass,  im  Verein  mit  den  seitlichen  Emporen,  der  Eindruck  einer  fOnfschiffigen 
AnUtge  entstdit  Femer  atammen  y<m  dem  Ran  dea  18.  Jalurhonderta  die  atmm^elMii 
Oeffiiungen  des  Langhauses,  nfimlich  an  der  nördlichen  Langseite  je  drei  Fenster  in 
zwei  Reihen  übereinander  (die  unteren  niedriger)  und  z\^ischen  dem  2.  und  eine 
Thür,  an  der  sttdUchen  Langhaus-Seite  erst  zwei  grössere  Fenster,  als  dritte  Oeffuung 
unten  (wo  sich  der  Vorbau  befindet)  und  oben  eine  Thür,  als  Tierte  Oeffnung  ein 
Fenster  «atea  und  oben,  wie  an  der  Nordseite,  sodann  an  der  Weetaeite  eine  Eingangs- 
Thür  (alle  diese  Oefinungen  sind  flachbogig,  mit  voitralenden  EiniSuamigen  und 
schlichten  Schlusssteinen)  über  der  Westthür  noch  ein  EUipsenfenstcr ;  schliesslich  am 
obersten  Thurmgeschoss  die  grossen  Rundbogen-Fenster  und  die  noch  unter  dem  First 
des  jetzigen  Langhaus-Daches  beginnende  Thurm-Bedachung  in  Form  einer  adit- 
ookigen,  oben  hodtgesogenen  Sehmifkoppel,  mit  Tnbeniakel-AnfM  nad  Kuppel  nebat 
hoher  Spitze.  Aus  unserem  Jahrhundert  stammen  die  beiden  Flachbogen-Fenster  der 
Chor-SUdscitc,  der  ganze  neue  Sacristeibau  südlich  vom  Thurm,  die  rechteckigen 
Fenster  der  alten  Herrschaftsempore.  —  Die  DIomm  Battotidt,  —  Kronfeld  II, 
&  184.  -  TaL  Badelph»  ZdtMghMii.  aatar  UTa  -  G.  F.  L.  SehBmaaa,  LndMlnitk  a  48. 

Knnsel,  am  aOdUdien  Triamphbogen-Pfeiler,  ans  dem  18.  Jahriiuiidert  {A\, 
Auf  einer  korinthischen  Säule  und  S-förmig  ausladendem,  an  den  Kanten  mit  Lorbeer- 

atrftngen  geschmücktem  Vermittelungs-Glied  ruht  die  Kanzel,  im  Grundriss:  KJ,  mit 
yerkröpftein  Fussgesims,  an  welchem  durchbrochen  geschnitzte  Ornamente  hängen, 
dann  gerade  aufsteigend,  mit  Fruchtgeh&ngen  an  den  Kanten  und  Fruchtbündeln  an 
den  Fliehen  gnnn  hllbeeh  aoa  Hob  geaehnitat  —  y.  Badelph,  ZsMMiMb,  Tom<«  a  4. 


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GaosnsBfBACB. 


BvtMML  32 


Ehemaliges  WeihwasBerbecken,  jetzt  OpferstodE  in  der  Ecke  zwischen 
Trimnphbogen-PfeQer  and  Lnp^ans,  aus  dem  16.  Jahrhundert,  ein&ch,  gut,  besonders 

in  den  Verhältnissen;  viereckif^c  Sockolstufe;  achteckiger,  unten  durch  Kantenschlei- 
fuQg  in  (las  Viereck  gcfülirter  Sclmft,  achtkantiges,  unten  halbkui^eliges,  oben  über 
einem  Wulst  senkrecht  aufsteigendes  liecken.  Stein. 

Kelch,  spätgothisch,  aus  dem  15.  Jahrhundert,  reich,  gut  (Ä).  Fuss  in  Sechs- 
pttHhFann:  O,  aiit  mehrfiteher  BaiidgUAdeniiig,  u.  A.  Stridk-Onamoit  Auf  den 
einnlMi  Piasen  treten  Kreis-MedailkRns  heraus,  darin  kleine  Darstellungen  :*Erea- 

zigungsgnippe ,  Zeichen  des  Matthäus,  des  Marcus,  Lucas,  Johannes,  Gotteslamm; 
dazwischen  auf  den  Kanten  des  Ablaufs  (als  ungewöhnliche  Bereicherung)  kleine 
Edelsteine  in  Boeetten  gefasst  Am  Knauf  treten  fibereck  stellende  WQrfel  kr&ftig, 
mit  Platten  Tom  ümrisB  der  KeUe  nrisehai  Widsten  vor,  darin:  i.^.e.f.v.«;  dar 
zwischen  oben  offene  Maasswerke,  an  den  Kanten  (zwischen  den  Wflrfeln)  frei  ge- 
arbeitete Rosetten.  Am  Schaft,  welcher,  sechseckig,  als  Abschluss  zum  Ablauf  und 
zur  Kuppe  mehrfache,  u.  A.  gerillte  Glicderchen  bat,  stehen  über  dem  Knauf  die 
Badutaheo:  nv  fiify  (verkehrt  statt:  ^ilf  t>n,  d.  h.  hilf  uns);  unter  dem  B^unif: 
mofia.  Kuppe  nock  eiftnaig.  Silbw,  Tei^gddet;  19  cm  hock. 

Kelch,  spätgothisch,  gross  und  kriltig.  Sechspass-Fuss,  darauf,  auf  einem  der 
Passfelder  (aufgelegt)  die  Kreuzigungsgnippe,  auf  zwei  anderen  (gravirt)  das  Wappen 
von  Grossbrernbach  und  die  Inschrift:  CASPARVS  A  HOST  VINARIENSIS  PASTOR 
BREMBACHIENSIS  1665.  Knauf  sehr  originell,  vom  Querschnitt:  J^x  ;  an  den 
Flächen  treten  abwechselnd  kleine  Würf eichen  und  Gylinderchen,  von  Ranken  einge- 
ftsst,  for  [swd  ftUen].  Kuppe  hoch,  geschweift.  Silber,  vergoldet;  23  em  hoch. 

Gloeken.  1)  Bankenfries  mit  Köpfen.  Gekflnsteltes,  lateinisckeB  Distichon: 
FDLSOB  EGO  BOPALO  (^örtalw  Kettle)  FEBBI  FBÜ8TBA  ABBEA  (nimlick  ego 
campana)  PEB8T0  MALLEÜS  AST  VERBI  MOLUACOBDA  FACIT  (Ich,  von  En, 
mit  dem  Klöppel  des  Eisens  geschlagen,  bestehe,  aber  die  Herzen  erweicht  doch  nur 
der  Hammer  des  Worts).   ANNO  1678.  Namen  der  Behörden  etc.,  in  Blattkranz. 
Sächsisckes  Wappen.  180  an  Doiduneaser.  —  2)  Zirisdmi  iwd  mit  Kflpfen  vensiertea 
Baakeafrieaen  stehen  Namen  and  in  bteiniseker  Spiad»  dfe  GoMkichte  der  OkMke 
nad  ihres  Umgoases  durch  Job.  Ileinr.  Rausch  und  Job.  Wolf  Gelw  1678.  Dann: 
FAXIT  DEUS  UT  AD  FINEM  MUNDI 
SONANTE  PURO  DEI  VERBO  IN  TEMPLO 
HOC  NOVO  SONET  ETIAM  HAEC  CAM- 
PANA DONEG  MAONAE  DEI  TUBAE  SONTTU 
EXCITKMITR  OMNES  AD  VITAM  AETER- 
NAM .  FIAT .  VENI  DOMINE  lESU .  FUT. 
(J)t&  walte  Gott,  dass  bis  zum  Ende  der  Welt,  wenn  das  reine  Wort  Gottes  tönt,  in 
diesem  neuen  Tempel  auch  diese  Glocke  töne,  bis  wir  durch  den  Klang  der  grossen 
Posaune  Gottes  alle  zum  ewigen  L^ea  gerufen  werden.  So  gesduk*  es.  Komm, 
o  Herr  Jesus.  So  gesekek*  es.)  Sächsisches  Wippen.  116  cm  DarckmenBsr.  —  3)  1818. 
—  C  V.  L.  SahnnaaB,  fiwaMhmik  &  48L 

[WttldItCbv  KlrcbOi  von  wdeher  1842  noch  Spuren  zu  bemerken  waren. 


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33  Buttatädt. 


Gbossbskwbach.  GhioesKRTTHAxrazir. 


429 


Rftthkaii,  Tafel  vermauert,  mit  Belief  aus  dem  18.  Jahrhimdert  {Ä);  zvei 
Mftnner  mit  sasammengAinidiseneo  KOrpen  und  unter  einem  gemeinsamen  Hute 
blasen  gemeinschaftlich  auf  einem,  mit  zwei  Mundstflcken  versehenen  Hmi,  eine 

sinnbfldliche  Andeutung  der  Vereinigung  beider  Dorfgemeinden,  von  derber  Komik. 

Stein,  bis  zu  den  Knieen  des  M&nnerpaares  erhalten.  —  Kroafeld  II,  8.  234»  bilt  du 
Bon  flr  äam  VM.  —  JL  Sckaaaaa»  L«rilmi  m,  S.  481 

[Jagdschloss  too  Henog  Emst  Angnst  für  dto  Bnteajigd,  mit  SMiMii  der 

Kirchennline  von  Wenigenbuttatädt  gebaut,  verschwunden.  —  Die  DiOeeae  Battstftdt,  8.  18.  — 
Sronfeld  a.  a.  0.  —  A.  Sehnmann,  LesikoB  a.  a.  0.  —  C.  F.  L  SebamanD,  Landatkande^ 
8.4KI 

[Hairibal,  Wüstung,  bis  vor  konem  Onmdmanem  der  KlrelM  erhalten;  Ebs- 
dorf; Feiborn,  1251  Vilbume,  uud  andere  Wüstungen.  —  Die  Dioeeae  Battotidt,  8.  18. 
—  Franke, 'Dm  Rothe  Buch,  S.  52,  nad  Alberti,  in  Thttring.  Vereing-Zeit^chr.  1891  (N.  F.  VII), 
8.  678^  Beiichtiguiig  daia.  —  Kronfeld  a.  a.  0.  —  A  Schamana,  Leiikon  a.  a.  0.  —  C.  F.  L. 
Sehaaaaa,  Lmdiriftmda,  &  4a  —  Welff,  Dort«  Ptete  1%  &  6&] 


Grossneuhausen,  lO  km  nordwestlich  von  Buttstädt;  im  hersfelder  Zehntver- 
zeichnisse aus  dem  8.,  bezw.  12.  Jahrhundert  Ninihusun;  1360  Ni-  und  Nyhusen, 
1383  Grossen  Nyhusen,  wo  das  Severistift  in  Erfurt  Hufen  erwirbt;  1435  und 
1445  Grossen  Ne-  und  Nnhiuen;  lfi06  Nehosen  svperior;  gebArte  anter  der  Lehn»- 
hohrit  der  Landgrafen  von  Thüringen  als  Lehn  den  Grafen  von  Beichlingen  und 
zwar  zu  deren  Herrschaft  Frohndorf.  Von  den  Grafen  von  Beichlingen  kam  die 
Herrschaft  Frohndorf  1448  pfandweise,  1467  endgültig  au  die  Grafen  von  Stolberg 
und  von  Schwarzburg  und  dann  an  die  Herren  von  Werthem,  die  1519  auch  den 
flbrigm  Thea  des  Besitiea  der  Grafen  tod  Beiddingen  ^warben.  1617  worde  Omur 
nenhansen  von  Frohndorf  getrennt.  Die  Lehnshoheit  war  inzwischen  bei  den  Thei- 
lungen  1445  an  Wilhelm  den  Tapferen,  148,5  an  Herzog  Albert  den  Beherzten  und 
dessen  Nachfolger  gekommen.  Als  1815  die  Albertiuer  Theile  ihres  Landes  abtraten, 
wurde  auch  der  Wertfaem'sche  Besitz  zum  Theil  Preussen,  zum  Theil  und  zwar  Gross- 
nenhanseo  (mit  EUenleben)  Sadueii-WebMr  einveileibt  —  Bcttf  er,  INmimii>  «.  Gm- 

Grrnzon  TV,  S  361.  364.  —  Die  Diöceie  BnttstAdt,  1842.  S.  20  -  22.  —  0.  Franke,  Das  Rothe  Bneh 
von  Weimar.  S.  76;  TgL  a.  S.  46  Anm.  S.  —  Kronfeld,  Laadegknade  II.  S.  284.  —  Landan,  in 
ttuäaAt  ▼twlM^rilrtlMf.  J,B.mt^  Beia.  in  IfefMaff.  TeniMiZailNfe  ISt  (1)^  &  SM  f.  vd 
1861  (IV),  ä.  189,  Ober  die  lettten  Grafen  Ton  Beichlingen.  —  Bein,  Thoringia  lacra  II,  S.  23.  110. 
Mr.  77.  7a  —  A  Sehamann,  Lexikon  ron  Sachsen  III,  S.  619;  XYI,  S.  460  f.  —  C.  F.  L.  Scho- 
maaa*  Laadedruda^  a  tOL  —  8taatabaadba«h  f.  &-Weinar  186i  a  tVk  —  Stark,  fn  Thftringr. 
Yereins-Zeittchr.  1867  (U),  8.  IBO,  Aber  Gemeindesnegel  mit  dem  heil.  Georjf.  —  Stechele,  in  Tbttrinff. 
Yereina-ZeitMdir.  1879  (N.  F.  I).  S.  128;  1880  (II).  &  40.  -  J.  Fr.  Weidler  (J.  Chr.  Werther). 
De  nataU  eolo  kgia  BdicM  diMpii«,  Vitamh.  1786^  & 42-6&  -  Wenk.  HeHi  Laadeak.  II,  UrL  S.  17. 
—  Wornebnrfr,  in  Jahrbflcher  d.  Akad.  «a  Irftnl  1884  {JS.W,V^  a  10^  —  W*r4twei», 
Tbaringia  et  Eicbtfeldia,  S.  79.  m-m. 


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430 


OBOflsnoBAonni. 


Kirche,  oitBaaAanmg^wMmmdmWBtt)^^ 

Kirche  des  heiligen  Georg,  welche  1728  abgerissen  wurde,  1729  gebaut,  gross,  statt- 
lich uiid  eiiilieitlicb,  besonders  im  Innern;  hier  ist  die  Ausschmückung  charakteristisch 
für  den  Uebergang  des  Barockstiles  in  den  französischen  Regentschafts-StU  und  für 
dessen  Uebertragung  in  die  deutsche,  eltwu  derbere  Fonnensprache,  besw.  bei  einer 
HenteDoDg,  Ihr  welche  nnr  Heb,  Pvlz  mid  Sliidr  xor  Yerlllgiiig  staiid«.  Der  in 
drei  Seiten  geschlossene  Chor  und  das  Langhaus  bilden  einen  gemeiiuuu&en  Banm 
mit  naclipeahmtem  Spiepelgewölbe,  dem  sich  östlich  eine  kleine  Sacristei,  westlich  ein 
etwas  schmalerer  Thurm  anschliesst  Das  Aeussere  ist  etwas  nüchtern,  schon  zopfiger, 
aber  ebenfalls  ganz  eindnHdcmolL  Ebe  Beihe  Ton  Je  sechs  im  Pnti  ketgeeteUtea, 
toacaniadien  FÜaateni,  deraa  verioOpftes  Gebdk  aieh  mit  dem  l^anfgesims  dea  Dadies 
gMChidcfc  Tereinigt,  theilt  die  Fronten ;  zwischen  den  Pilastcm  sind  die  grossen,  ^ach- 
bogigen  Fenster  mit  vortretenden  Einfassungen  und  schlichten  Schlusssteinen  (je  ein 
Fenster  an  der  Ost-  und  den  beiden  Schräg-Seiten,  sechs  an  jeder  Langseite  von  Chor 
ond  Langhaus)  regelmässig  angeordnet;  unter  dem  1.  md  2.  Fenster  jeder  Langseite 
eine  xeditedägtt,  mit  Dreiedc-Giebel  flberdeeirte  EingangB-Thttr.  Die  kleine  Snerislai 
hat  an  der  Ostseite  ein  rechteckiges,  darüber  ein  elliptisches  Fenster,  an  der  SQd?eite 
eine  Rechteck -Thür.  Zwischen  dem  westlichen  Pilaster  und  der  Westecke  des  Lang- 
hauses bleibt  ein  Stück  leere  Wand  übrig,  eine  Folge  des  Anschlusses  an  den  älteren 
Thann.  Dieser  aeigt,  ausser  einigen  iHeren  IJchtqialtaD,  eine  BeditedEoThtlr  an  der 
Südseite,  sowie  flachbogige,  mit  Schlnaasteioen  vetseheM  mid  elliptische  Fenster  in 
vier  (durch  kein  Gesims  getrennten)  Obergeschossen  übereinander;  darüber  eine  stark 
eingezogene,  achtseitige  Schweifkuppel,  die  aber  oben  so  abgeschnitten  ist,  da.?s  der 
auf  ihr  ruhende,  geschlossene  Achteck-Aufsatz  ziemlich  breit  ist;  auf  diesen  folgen 
Sehireifknppel  und  Hehn.  —  Dfo  DteoMo  BvlMBdt  &  iL  —  Kroaftld  a.a.O.  ~  A.  S«hm- 

mann,  Loxikon  von  Sachsen  XVI,  S.  461.  —  C.  F.  L.  Sehnmann,  Landetkaad*»  &  M.  — 
8t«cbolo,  in  Thflrins.  Vereins-Zeit»chr.  N.  F.  11,  S.  40.  —  Wftrdtwein,  S.  70. 

Ausstattung  des  Inneren.  Hier  ist  das  eigentlich  Architektonische  mit  den 
Eiuricbtungs-Gegeuständen,  Decken-Ausbildung,  £mporen,  Stühlen,  Kanzel  und  Altar 
in  Zusammenhang  gesetzt  An  der  DedEenflüdie  über  Chor  nnd  Langhaus  werden 
dnreh  Stack  einige  Felder-Umrahmungen  gebildet,  deren  Hanptmotive  über  dem  Chor* 
schluss  ein  Kreis  und  Ober  dem  Langraum  eine  Ellipse  von  vielfach  gebrochenem, 
ein-  und  aus^elwgenem  Umriss  zwischen  zwei  Feldern  von  ebenfalls  der  Ellipse  ent- 
sprechend eingebauchten,  sonst  mehrfach  gebrochenen  und  gebogenen  Linien  sind, 
wihrend  die  WOlbeflichen  an  den  Wftnden  (Vontra)  dnrch  nnregelniissige  Seehs-  nad 
Acht-Ecke  mit  mehrfach  eingebogenen  Seiten  und  durch  hübseh  geschwungene  ^^nVfflH 
und  Bänder  in  Stuck  belebt  werden,  Im  Verhältniss  zu  anderen  Dorfkirchen  schwung- 
voll und  dem  Geschmack  des  Kirchenpatrones  und  Bauherrn  Carl  von  Werthem  Ehre 
macIlMd  ist  die  Gestaltung  der  Emporen  an  den  Langseiten,  in  zwei  (jeschossen. 
Auf  doriachn,  mit  Bindern  verzierten  Ffitdlern  ruhen  die  Emporen  des  Lsnghausea, 
an  den  Brüstungen  mit  Blumen,  KOrben  nnd  Ranken  in  Stuck  geziert;  reicher  und 
lebendjcjer  sind  die  an  den  Chor-Langseiten  aufsteif^enden,  geschlossenen  Herrschafts- 
stande  decorirt  (Lichtdruck).  Interessant  ist  dabei  die  Wieder-Aufnahrae  der  mittel- 
alterlichen Form:  r\  An  der  nördHchen  Brüstung  des  Emporen-Obergeschosses  ist 
der  Nameascng:  0.«.IF(Cari  m  Werthem)  in  d«r  GartouGlie  über  einem  Bitter- 


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i  hut  tit.iuululi  »H  J<nu. 


Innenansicht  der  Kirche  ?.u  üs-ossrisuhaiiSGii 


^'"-<'-'  od  by  v^oo^le 


35  Battstftdi 


431 


köpf,  an  der  südlichen  sein  Wappen  (Fuchs  mit  Ring,  Jagdhorn,  Querscheit)  zwischen 
wilden  Männern;  an  dem  nördlichen  oberen  Aufsatz  ist  wiederum  der  Namenszug, 
u  dem  BfldUelieo  adn  gnMsea  Wappen  swiechMi  LSwen  aagelnrMiht  Die  Farben  der 
Wappen  sind  heraldisch ;  im  Uebrigen  sind  die  Färbungen  der  Winde,  Emporen  and 
Decken  schon  die  des  Roecoco,  weiss,  mit  Rosa  und  Hellblau. 

Der  Kanzelbau  gehört  ebenfalls  zum  Gesammtbild  des  Inneren  in  seiner 
stattlichen  Entwickelang  nach  oben ;  seine  Formen  verrathen  schon  die  2.  Hälfte  des 
18.  Jahriranderts,  mit  ihrer  Neigung  m  nutassvoDen  Formen  und  zom  Claagiciamng 
hin ;  der  figflrllehe  Tfaefl  ist,  wie  meistens,  wenig  gelungen.  In  dem  mittleren  Feld 
des  Erdgeschosses,  zunächst  Ober  dem  Altar,  befindet  sich  ein  Ool^'omälde  des  Abend- 
mahles in  achteckigem  Blätterrahmen,  ausserhalb  dessen  die  kleinen  an  den  Ecken 
Qbrig  bleibenden  Dreiecke  darch  yenderte  MedaiUons  mit  den  Oelgem&lden  der 
Evugeüaten  gefttUt  werden;  in  dem  Tortretenden,  Ueinen  Schild  an  der  Veiderilidie 
der  Kanzelbrflstung  ein  Oelgemälde  der  Bergpredigt.  Der  Figur  des  Moses  mit  dem 
Sehlangenstab  entspricht  auf  der  anderen  Seit^  Johannes  der  Täufer,  oben  Christus; 
dieser  schreitet  recht  ungeschickt  aus  seinem  Wolkenrabmen  heraus.  Von  den  kleinen 
Engnhl  hiltdoronten  links  stehende  Engel  Erenz  and  Sdiale,  der  folgende,  sitsoode, 
ein  Badi,  der  dritte  eine  Sandnlir,  der  anasen  redita  atehaide  einen  Kelch  imd 
Anker.  Die  vier  oben  kribbelnden  Engelchen  halten  Fackeln.  Unter  dem  Schall- 
deckel ist  Luther  als  Bibel-Uebersetzer  zwischen  Engelsköpfen  dargestellt  Die  Büsten 
Luthers  und  Melanchthons  vom  zu  den  Seiten  der  Kanzel  sind  neu,  von  Gips.  Im 
Ueliffigen  IM  der  KiUwmfffffB  von  Holz,  mit  Gips  etc.,  weiss,  mit  Gold  geHäiH 

An  der  nördlichen  and  sfldlichen  Wand  des  Chorea  bilden  kleinere  Kirchen - 
stände  eine  Verbindung  zwischen  Herrschaftaempore  und  Kanzelbau  unten;  sie  sind 
mit  geschnitztem  Bandwerk  bekrönt,  in  dessen  Mitte  ein  Schild  unter  einer  Krone 
je  eine  biblische  Scene  gemalt  zeigt  —  Bemerkenswerth  sind  noch  die  vor  dem 
Altar  za  beiden  Seiten  abschUesaenden  Brttstnngen  mit  den  mebr  als  sonst  fw- 
zierten  Pfoeten.  Ebenso  die  Chor  and  Langhaus  scheidende,  im  Grundriss  in  der 
Mitte  nach  Westen  eingebogene  Balustrade ;  sie  ist  oben  mit  einer  Reihe  von  Granat- 
äpfeln besetzt,  in  der  Mitte  mit  dem  Schnitzwerk  eines  Pelikan-Nestes,  welcbee  daa 
Lesepult  trägt;  daneben  eine  Sanduhr  in  verziertem  Eisengehäuse. 

Kirchstuhl  an  der  Westseite,  zeigt  im  durchbrochen  geaehttitaten  Giftsr  den 
Doppeladler  unter  der  Krone. 

Orgel,  ebenfsDB  aas  der  Zeit  am  1760,  hat  dar  Kamel  entapiadwnde  Sdml«»- 
werln. 

Taufstein,  aus  gleicher  Zeit,  ein  Knäbchen,  das  auf  hoch  gereckten  Armen 
die  Schale  trägt,  plump  im  Einzelnen,  aber  irirkongsvoll  im  Ganzen,  mit  der  Qbrigen 
Ausstattung  vereint.  Sandstein. 

Kelch.  Inschrift:  O.  Weidler  P.  (Pfarrer)  Ao  1106  unter  dem  Fuss,  «eklmr 
Sediqwss-Fonn:  O  hat  Knanf  nmd,  achtkantig.  SOber,  wrgoldet;  groas,  die  gsoae 
BDh«  SS  OD,  die  Koppe  allein  11  Vt  cm  hoch,  im  oberen  Darchmesaer  11  Vt  cm  breit 

Kelch  fQr  Kranke,  aus  dem  18.  Jahrhundert  Sechspass  -  Fuss.  Am  Knanf 
Wttrfel  mit:  I.E.S.V.S.  +  ;  dazwischen  Eier.   Silber,  vergoldet;  17*/»  cm  hoch. 

Glocken.  1)  1634  von  Hier,  und  Melch.  Mehring  (Moehringk)  in  Erfurt,  mit 
verschiedenen  ^'amen;  Arabeekenfriee  mit  je  drei  stehenden,  musicireudeu  Engeln. 


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Qaommmäxmf. 


BattettdV  36 


188  ein  DmcbiiMaser.  —  Dia  DIbmm  BotMU^  a  SL  —  2)  Sehr  intenMut  fvegw  des 
bohfln  AHen  and  GlodwngieaaeniaineDa.  In  Umrissen:  TUm  bnf  VKcd^fpm  in  Ut 

talijni  mgr  (Magister,  das  g  ist  verkehrt)  Poppet;  Christus  mit  ausgestreckten 
Armen,  doch  ohne  Kreuz  (auf  den  ältesten  Typus  zurilckgehend).  94  cm  Durch- 
messer. —  Die  DiooeM  Botut&dt,  S.  23.  —  3)  1777  voo  Gebr.  Ulrich  in  Apolda,  mit: 
SOLI  ete.,  sftchsischem  Wappen,  zwei  kldnen  Arabeskenfriesen  oben  und  einem  dritten 
am  Bande.  60  cm  Dardunesser. 

8  Grab  steine  «usen  an  den  Pilasteni  der  Sfldseite,  von  1750^  1760;  1785^ 
Inschrift-Taftbi  mit  Venlarmgen  and  aUegoriscben  Figuren  bekannter  Art 

Rittsrgut  der  gräflich  werthcrn - beichlingenschen  Familie ,  ausgedehnter 
Complex.  Das  Sehloss  gehört  jetzt  Herrn  Freiherrn  Thilo  von  Werthern.  Es  ist 
1710  errichtet,  ein  einfadier  Bau,  mit  glatten  Rechteck-Fenstern;  nur  in  der  Mitte 
ein  Bnndbogen-Portal  swisdien  ionischen,  gedoppelten  Pilastem,  die  GebttDc  und  Giebel 
tragen,  darin  das  weimsriscbe  Wappen.  Im  Innern  ein  eingelegtor  Fnasboden  in 
Roccoco-Zimmer.  Dagegen  sind  Möbel,  Geräthe  und  Gef&sse  von  hervorragendem 
Werthe;  auf  einige  derselben  mag  hier  aufioaerksam  gemacht  werden.  —  Dm  DioceM 
MMM,  a  »  £  -  a  T.  L  SekaiaanB.  iHidatedib  &  M. 

Bebraak  ist  AibettsrfnnMr  dss  Mbem,  nm  1780,  m  Nnsslianm,  pdiit,  idt 
kminflrisdun  Filsstera;  ia  den  ThttrfllUmigea  Boeooeo-YemeroDgen.  «—  Sebraak  baT«^ 

simmer  {Ä),  gross,  aus  dem  17.  Jahrhiindprt ;  korinthische  Siiulen  mit  kr&ftigem  Geb&Ik. 

—  Schrank  im  Gewebrzimmer  (Eckzimmer),  aus  dem  17.  Jahrhundert,  auf  hohen  Kugel- 
fOssen,  zweithoilig  durch  drei  cannelirte,  ionische  Säuleu,  welobe  das  Gesims  mit  vortretenden 
EDpfiNi  tngSB.  —  8  Ooaselen  ebsaiis»  alsUgaes,  CMiilk  tngead.  —  G^lassebraak- 
üatsrfbdl  ebenda,  aus  dem  16.  Jahrlioadsii  in  deutscher  BeoMssanoe,  mit  gewnadentn 
Säulon.  —  Schrank  im  (2.)  Wohnzimmer,  ans  dem  17.  Jahrhundert,  auf  hohen  Kugel- 
fÜ88on,  mit  Rundbogen-Abschluss.  —  Schrank  ebenda,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  unten 
als  Kouuuode,  geschweift,  Obertheii  mit  originellen  Band-Y ersohlingungen  in  den  Füllungen, 
obsn  mit  gertuft  aastaigsadem  Gesims.  —  Sebraak  im  Sah«  aebea  dem  Bnsfanms^ 
ans  dem  17.  Jahrhundert,  mit  eingelegter  Arbeit. —  2  gleiche  Schränke  im  Bibliothek- 
zimmer, um  1680,  wohl  süddeutsche  Arbeit,  einthOrig,  trefflich,  ziemlich  restaurirt  (Ä), 
mit  zwei  an  Postamenten,  Schäften  und  korinthischen  Capitellen  lustig  in  Beschlag- 
Motiven  geschnitzten  Pilastem  und  facettirtem  und  mit  Schoitzwerk  belegtem,  geradem 
Gebälk;  die  Klappflftcbe  ansäen  mit  einer  unten,  an  den  Seiten  und  im  GAM  teSA 
verzierten  Blende  in  Thürform  versehen.  In  die  Blende  des  einen  Schrankes  ist  dne 
ältere,  etwa  um  1600  gefertigte  Johannes-Figur  gesetzt;  in  die  des  anderen  eine  neue 
Aposteltigur.  —  Truhe  ebenda,  in  deutscher  Beniüssance  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahr- 
bundeits,  Meerweiber,  welche  ein  Wappen  halten,  in  Ornamente  auslaufend;  Eck-Hermen. 

—  Ebenda:  Sebemel  des  17.  Jabrbmiderts,  mit  dnrdibrocben  geedudtster  Ldme 
und  Klapptisch  mit  origineller  Stegverbiudung  der  gewundenen  FUsse.  — 
Schrank  im  Saal,  gross,  sehr  breit,  von:  ///.;,  mit  drei  korinthischen  Pilastem; 
reich  verkröpfte  Thürfüllungen,  auch  auf  der  Mitte  der  Pilaster,  mit  reizenden  Metall- 
Einlagen,  im  Begentschafts-Stil  (A).  —  Schrank  aas  Spanien,  dem  Calatrava-Schrank 
des  Freiberm  von  TflmpUag  anf  Tbalstein  (s.  Bau-  jl  Kimstd.  Thftr.  Heft  Jena,  &  226) 
ibnlidi.     Sehrank  auf  dem  obeieB  Oonidor. 


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87 


488 


Spiegel,  im  Koccoco-Zimmer,  aus  der  Zeit  um  1730.  Der  Rahmen  zeigt  in 
sart-doftiger  AQBfahrnng  die  gebogenen  Banken  und  Bfinder  des  Regentschafts-Stflea, 
verbanden  mit  dem  Muschel-  und  Sehilfblatt-Werk  des  Roccoco,  dessen  geMige 
Spielerei-Willkflr  bei  der  Bekrönung  zur  tidkn  Henachaft  kommt  (ni^thig  ist  «e  oicbt» 
aber  möglich,  dass  nebenbei  die  Ab- 
sicht war,  den  Anfangsbuchstaben 
des  Fieiberm  Carl  von  Werfhem 
anmdeatan),  während  unten  noch  die 
voUbmunene  Symmetrie  herrscht 

Schraubkanne  im  Arbeits- 
zimmer, aus  dem  18.  .Jahrhundert, 
gewunden  cannelirt.  —  Zinn-Salz- 
f ASS  tmd Kanne  ebenda,  tun  1720^ 
mit  gravirten  Mustern;  letztere  ein 
gutes  Beispiel  geschickter  Raum- 
Ausfüllung  bei  Trennung  von  Hals 
und  Bauch  (Abbild,  auf  folg.  S.)- 
Kupfer.  —  Taafachale  dMads, 
BeckenschlÄger-Arbeit  des  16.  Jalir- 
hunderts  bekannter  Art,  mit  dem 
Sündenfall.  Messing.  —  Feuer- 
kästcheu  im  Eckzimmer,  um  1720. 
Kxtpkt.  —  Kronleachter  ebendSi 
aus  dem  17.  Jahrhundert,  mit  sscbs 
Duppelarmen.  M^ing. —  Hftnge- 
leuchter  ebenda,  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert, aus  einer  Synagoge,  unten 
seht  Dodithslter,  oben  vier  lieht- 
halter;  interessant  —  Nflmberger 
Schale  ebenda,  mit  Ornamenten. 

—  Kelch  im  2.  Zimmer,  1713 
(unter  dem  Fuss);  einfadie,  gute 
Form  in  Erzguss.  —  Backtrog, 
aus  dem  18.  Jahrhundert,  mit  ori- 
ginellen Eck- Verzierungen.  Kupfer. 

—  Blumenkorb  im  Saal,  aus  dem 
Anfang  des  18.  Jakifamderts,  in 
Knpftr  getfiflbea,  mit  Adkikftpfon 
mter  eber  Krone;  intersssnnt. 

Krflge  und  Kannen,  aus  dem  17.  und  18.  Jnkrknndert,  nsmentlieh  reckt 
gute  Seidel:  holländische  Gefässe.    Steingut  und  Thon. 

Relief  im  Eckzimmer,  aus  dem  17.  Jahrhundert;  Darstellung  der  Auferstehnng 
auf  einer  Kupferplatte  getrieben. 

Mehrere  Oelgem&lde,  aus  dem  Iti.  Jahrhundert,  u.  A.  Bilduiss  des  Freiherm 
Friedemann  von  Werthom,  im  Sekm  neben  dem  Essrimmer,  ganz  gut  Aknenbilder 


Spicgvl  im  Roccoco-Zimmer  des  Schlosses 

zu  Grossneuhausen. 


434 


Bottsttü  38 


im  giMMii  Etanmmer,  von  Wertii 
für  die  FandKe,  kiinstgegdriditlich 

mehr  als  decorativer  Wandschmuck 
beachtenswerth ,  da  sie,  in  recht- 
eckigen Balimen,  die  ganzen  Wand- 
flAdien  bededun;  Brustbild  der 
Freifrau  Anna  EUsab.  von  Werthem, 
f  1703,  im  grossen  Saal,  sehr  sorg- 
fältig ausgeführt ;  B  11  d  n  i  s  s  des 
Kriegsministers  von  Wertheru  mit 
dem  Band  des  schwaneD  Adler- 
ordens ;  daneben  die  IMMtii—  aeiiMSr 
beiden  Gemahlinnen. 


DU)  DiO«6w  BstteOdt,  S.  20. 


Funde  TOigwchichtlichcr Zeit. 


Wohnhaus,  Pfarrgasse  Nr. 
153,  Herrn  Freiherm  von  Werthern 
gehörig;  Unteraa  Portal,  darin  ein 
Wappen  eingemauert,  dn  Greif 
nnd:  F.W.v,G.m9. 


Kanne  im  Schlosse  zu  Giossneuhausen  (s.  vor.  S.). 

[WQütnngen:  Alfhausen,  oiibugen,  Altbasen;  Bis-,  Bessingesdoif,  Haudorf, 

1866.  -  Die  DiOceae  Butt«tüdt,  S.  27.  —  Weidler  a.  &.  0,  S.  46.  —  Mark  WallfndOrf. 
—  Die  DiOoaae  Bottgtidt,  S.  27.  —  Neue  Mittbeilangen  d.  mril§(4ldH.  Tmfni  Bd.  ],  E.  1  (IBM), 
a  Uk  -  StMtebMidkiMh  1  a-W«iiDW  m*,  8.  mj 


€llllllllliinhUit6li^  3'/t  km  weatnotdwestlich  von  Bnttstfidt;  Wodaoealinaan  im 

8.  (hezw.  12.)  .Jahrhundert  dem  Kloster  Hersfeld  zehentpflichtig;  üuoteneshusa  an> 
geblich  874  dem  Stift  Fulda  zinspfiichtig;  Sitz  einer  von  1256  bis  1614  genannten 
Adelsfamilie  gleichen  Namens,  gehörte  später  verschiedenen  Besitzern,  so  im  16.  Jahr- 
Irandart  den  Herren  Marscbalk,  im  17.  denen  ivn  Ifilttts,  besw.  denen  wtm  Knoblandi, 
dann  denen  von  Werthem  und  1776  bis  1792  denen  von  Ende,  und  atand  unter  der 
Lehnshoheit  der  Grafen  von  Orlaniünde  bis  1372,  dann  der  Grafen  von  Gleichen 
bis  16.31.  der  Grafen  von  Hohenlohe  bis  1769;  die  Lehns-Oherhoheit  über  die  Grafen 
hatten  die  Landgrafen,  deren  Nachfolger  1769  auch  die  Lehnsherren,  1850  die  Orts- 
lierTen  irarden.  Vor  der  Reformation  var  der  Ort  8iti  einer  DeehaneL  —  Tafel 
Über  der  westlichen  Eirchthür,  verwittert,  zur  Erinnerung  an  einen  Dorfbrand  1793. 
—  Bettgrer,  DIOceMn-  o.  Oao-Orenien  IV,  S.  366  £  —  Die  Dioeeae  BnttoUUlt  1842,  S.  22—24.  — 
Dronke,  Cod.  dipL  Mden,  8.  274.  -  Dronk»,  Tndit  MdeiM,  8.  70  (Nr.  S8.  64).  S.  71  (Nr.  83). 
8L  TS  0*1^  »1).  a  98  gfeb  MI).  &  m  -  0.  Frank«,  Dm  Bo«hs  Book  vm  Wdmm^  a  6L  H,  — 


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38  BatWIdL 


436 


GMdMMMimlln  «.  PMr.  fkAmm,  &  «H.  if9  C  —  HmImIm  TmiM-MlMkr.  X,  8.  m  IM  (Nk  UL 

181).  —  Knoschke,  Adehloiikon  IV,  S.  HO  ~  Kronfeld,  Landeskunde  II,  S.  236  t  — 
Mlehelten,  Aiuguig  d.  Onbchaft  OrlAmflnde,  &  3L  —  (Otto)  Thnxingü  uon.  S.  847  £  485.  — 
B«Ib,  Tbnringi»  nun  II.  aM.  t&  SSl  147-148.  160.  SIS.  —  B»ltieBit«iii.  BofWti^  BLIW. 
—  Rudolph.  Z«iitbOchlein,  nntw  1668.  —  Saglttarlu»,  Hiit  GotL,  S.  131  1  —  Pt  Schmidt 
m  aathmuuuluaMo,  HuidMliiiftL FMtbatkht  mx  aOO>jlhr.  Jabdbkr  dw Kirabe  1887.  —  Sobultei, 
Dir.  dipl  I,  8.  4t  —  A.  BekwMii,  Ladkon  tob  BaAam  TU  &  4BT£;  &  640C  —  a  V.  L. 
Schumann,  Landeskunde,  S.  SOI  —  Stark,  in  Thflring.  Vereint-Zeitsebr.  1867  (TI\  S.  149,  Ober 
daa  SiegaL  —  Steehele,  ia  ThOiiog.  YcniM-ZcitKlir.  1879  (N.  F.  l),  8.  132.  881;  1880  (HJ^  ä  84. 
»£  -  W«nk.  Hm  lutafiML  K  a  17.  -  Wolff,  OMk  d  KL  MMto  H;  a  1».  14L  S»C 

an.  -  wflrdtwciB.  lüMd^  «I  Bimiiiit.  a  «8  £  iml  ul  »a 


[Kirche  des  heO.  Petrus,  auf  einer  Anhöhe  nördlich  vom  Orte,  1682  beim 

B«a  der  Benen  Kizche  ehgerieaen.  —  Dfe Umm  BMMM^  asa  —  KroiftU  a.  a.  0.  - 
Bthmidt, 


Kirche,  lOai  vollendet.  Der  rechteckige,  7,4  m  lauge  und  5,9  m  breite  Chor, 
weldier  den  Thnrai  tilgt,  und  dae  18,1  ■  lange,  9,2  m  teeite,  1868  eriiShte  Leag- 
haae  (eettden  etedBen  die  Pfeiler  des  Triumphbogens  in  der  Wand)  haben  tonnen- 
fÖrmige  Holzdecken.  Am  Chor  befindet  sich  nördlich  und  südlich  je  ein  mässig 
grosses  Spitzbogen-Fenster,  im  Langhaus  an  der  Nordseite  erst  zwei  ebensolche,  dann 
zwei  grössere  (tiefer  herab  geführte)  Spitzbogen-Fenster  [in  der  Mitte  noch  eine  jetzt 
ragemaaerte  Thflr];  an  der  Sttdseite  folgen  ebenftlb  zwei  kleinere  Fenaler  (fon  denen 
das  erste  jetzt  rechteckig  ist),  dann  zwei  grössere,  spitzbogige;  der  Unterschied 
zwischen  dem  östlichen  und  westlichen  Theil  des  Laughauses  hängt  mit  dem  Umbau 
der  ursprünglichen  Emporen  und  Beseitigung  einer  Aussentreppe  an  der  Nordseite 
zusammen,  welche  18ö3  erfolgten.  An  der  Westseite  sehen  wir  erst  eine  Rechteck- 
Thir  (darllber  die  too  1794),  darflber,  regefanisaig  angeoidnet,  swei  grfleaere, 
darflber  swei  kleinere  Spitzbogen-Fenster,  zu  oberst  ein  kreisförmiges.  Der  Thoxm 
zeigt  üher  dem  Chor  ein  durch  Gesims  getrenntes  Obergeschoss  mit  FIachl)ogen- 
Fenstern,  welches  das  Langhaus-Dach  genügend  überragt;  darauf,  1817  imd  später 
öfter  erneuert,  die  durch  Knick- Vermittelung  achtseitige  Schweifkuppel,  Tabemakel- 
Anftata  und  Schweif  kuppel.  Allee  an  der  Kirche  ist  ein&ch,  aber  gat,  beaenden  an 
rühmen  die  sehr  saubere,  1874  hergestellte  Verputzuug  aussen,  bei  der  die  (glatten) 
Fenster- Einfassungen  durch  weisse  Farbe  wohlthuend  hervorgehoben  sind.  Das  Innere 
wurde  1817  angestrichen ;  der  Sacristei- Verschlag  und  Patronatsstuhl  1774  hergestellt. 
—  Di*  DÜMB  BalMiat  a  la  —  KroBfeia  a  ■.  a  -  Bebntat,  IMMehi  nf  tei  Bn 


Taufgestell,  km  5ockc\:  F.W.v.P.  n87  .C.B. v,E.  (Emie).  Dieser  ist 
eine  viereckige  Stufe,  darauf  ist  das  Taufgestell  antikisirend  als  runde  Urne  gedacht, 
mit  einem  durch  Kehiung  schmaler  werdenden  Fuss,  mit  einem  in  doppelter  Bogen- 
flUirung  gebauchten  Leib,  der  oben  ait  Binden-Haebahimmg  anlegt  iat,  imd  nit 
einem  dngebogen  kegelförmigen,  mit  den  Wappen  von  Ende  (Hund)  und  v.  P. 
(Schwan,  oder  soll  es  die  sehr  entstellte  Gana  der  Putlits  Beb?)  beaetatea,  oben  mit 
einem  Zapfen  endenden  Deckel.  Holz. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  1709,  Bildhauer- Arbeit  von  Jac  Zaubitzer  aus 
Gaberndorf.  Stattlicher  Anfban  in  swei  Qeachoesen,  wi»  manAn  dar  Umgegend;  in 
Bdbat&ndiger  Einsd-AasbOdong  aber  iriederam  die  M*"»'*'''****Hl^'^  dieser  Knast- 


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436 


ävBlIAltatAlbllH. 


fiattBtldt 


dankmftler  des  18.  Jahrlraiiderts  darthuend.  Du  Erdgeedion  kt  dnrch  yier  höchst 
OTigmeDe  Säulen,  tralche  viereckige  Postamenta,  gewundene  Schafte  und  GapiteDe  m 
Form  von  Palmbl&ttem  mit  vergoldeten  FrQchten  haben,  in  drei  Abtheilungen  mit  Flach- 

bogeu-Durchg&ngen  getheilt.  Im  Uebrigen  zeigt  der  Kanzolbau  Spätrenaissance-Stil; 
auf  veriüropftem  Gebälic  bilden  oberhalb  der  unteren  Säulen  vier  korinthische  Säulen 
drei  Abtheilungen,  deren  seillkilid  als  MoaehdniBdieii,  linkB  mit  einer  dnich  l^pnieh- 
band  ab  Maleachi  gdcennwichneten  flgiir,  reehts  mit  «ner  Moeeefigur,  anegeUUrt 
sind;  die  mittlere  Abtheilung  enthält  den  oberen,  rundbogigen  Kanzel-Eingang.  Vor 
ihm  tritt  unten  auf  einer  halbkugeligen  Ck)nsole  die  Kanzel  im  Grundriss:  KJ  vor, 
mit  gewundenen  Ecks&ulen  und  iiechteck-Umraiuuungen  der  Flächen,  an  denen  die 
FlgueD  Clristi  imd  der  EvaogelisteD  auf  Gonaolen  (mit  ihren  Abnidien  verseliai) 
stehen.  Ausserhalb  der  feorinddscheD  Sftulen  dnd  dnrdibrodien  gesdmitste  ISn- 
fassungs-Bretter  als  Abschlösse  angebracht,  oberhalb  der  Säulen  folgt  verkrOpftes  Ge- 
b&lk,(mit  dem  in  der  Mitte  vortretenden  Schalldeckcl  und  über  der  Mittel-Abtheilung 
noch  ein  reicher  Aufsatz:  über  dem  Schalldeckel  Christus  (zu  kleine  Figur)  auf  der 
Weltkugel,  hinter  üun,  hoher  stdiend,  Ctott  Vater,  in  segnemler  Haltung,  in  eiiin 
goUenen  Kranz;  zu  den  Seiten  dieses  Figurenwerkes  sind  bvrite,  püasterartige  Ein- 
fassungen mit  der  Figur  eines  stehenden  Engels  gefüllt  und  tragen  auf  /S-ftttmig  WOM 
Mitteltheil  ansteigenden  Giebelstflcken  noch  Urnen.   Hobs,  weiss  mit  Gold. 

Die  Gefässc  sind  neu.  Dagegen  interessant,  weil  in  Thüringen  höchst  selten, 
ein  viereckiger  Kelchdeckel,  laut  Umschrift  17öO  vom  Geleitsmann  Joh.  Andr. 
ißxstü  md  seiner  Frau  Kathar.  gestiftet,  mit  einem  auf  der  Fl&dte  stehenden  Orneifiz; 
von  Silber,  14  cm  an  jeder  Seite  lang. 

81oeken.  1)  1678,  mit  Namen,  mit  defpflUna,  von  EngdaklBirflB  hdeblam  Fki«, 
CßLOBU  eto.  und  mit  dem  Wappen  dm  Xirohanpetnos  Jak  t.  Werttien.  118  am  Dmnh- 
miSiir.  —  2)  and  8)  18S2. 

Am  Brauhaus:  Tafel  mit  Wassorstands-Zeichen  von  1613. 

Ehemaliges  Rittergut,  oder  2  Güter  (7),  da  vendiiedene  Familien  i^dmeitig 

vorkommen.  Während  die  Marschalk  (im  16.  Jahrhundert),  dann  die  von  MiltitS 
(oder  von  GebseuV  im  17.  Jahrhundert),  dann  die  von  Ende  bezw.  von  Werthem 
erwähnt  werden,  tritt  Philipp  von  Knobloch  (Knoblauch,  vgl.  Bau-  u.  Kunstd.  Thflr. 
Heft  Touua,  S.  44)  1667  hier  anf,  1671  belehnt,  1673  aber  zwei  Brflder  G.  und  Chr. 
ym  Knoblauch,  weide,  1608  lu  Döllstedt  bexw.  Sondhaosen  anslssig,  mit  ihrem 
Bruder  Philipp  Volkmar  auch  hier  belehnt  werden,  später  der  letztere  allein  und 
dann  dessen  Erben  bis  zum  Erlöschen  des  Geschlechtes  1735,  worauf  der  Besitz  in 
verschiedene  Privathände  kam.  Das  Gut  des  Herrn  Ackermann  ist  jedenfalls  das 
ehemals  Ende'sche  (nach  Zeyss  das  Knobhuich'sche).  Im  Giebel  der  einfachen  Front 
befindet  sieh  der  Best  eines  Doppelwnppens  derselben  FamiUen  von  Ende  vnd 
von  P.,  wie  am  Taufetein  der  Kirche.  In  einem  Erdgeschoss-Zimmer  ein  Ofen, 
üntertheil  von  Gusseisen,  neu,  Obertheil  aus  der  "2  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts, 
von  glasirtem  Thon  in  Gestalt  eines  Bugen-Durchgauges,  au  dessen  Pfeilern  Keliefe 
Yoa  Franen  mitnnmen,  an  dessen  Bogensddnss  ein  FtanedBopf  Tottritt,  wAfarend  der 
Anfsati  als  mngebaaditer  KtgA  mit  kiniptortigem  Ahschlnas  anfiitdgt 


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4i  ^itetftdi  dnnunniimü.  Hunuä,  48t 


Am  Gemeinde-Backhaus  eine  Tafel  mit:  PHILIPS  VOLKMAR. KNOBLOCH. 

—  1619.  S . IDU.  —  SEVEE.  SCHNEIXER  UND  —  BÜDOLF  OLPBEGHT. 

a  &  IMnlB  dM  OrtML  —  B«jsi,  D«  MwWlictwi  BüMäbm,  &  M  An. 

Im  BmIIs  dM  Hmtd  Fto«  MmMt: 

Behrank,  vom  IMe  des  18.  Jahriiunderts,  unten  ab  geMkvnfte  Kommode, 
oben  als  Klappeeeratlr,  mit  liAbwIwr  Eialege-Aibeit 

Im  Beaiti  d«  Hnn  Willi.  CMfaiCfwald: 

Sa  mm  lang  höchst  origineller  Art,  aus  (regenständen  mannichfachster  Herkunft  und  ver- 
schiedensten Werthes  bMtehend,  u.  A.  vielfache  Coriositäten  und  naturwissenschaftliche  Stöcke 
atu  fremden  Läudern,  MOiuen  u.  dergl.,  dann  Funde  vorgeeohiohtlioher  Zeit  (n.  A.  aus  der 
Chgand  t«B  Blwleiliwjt  mid  vom  Kjflhiosar  in  d«  üntokemekaft  Sokinnlniiy-BiidaliladQ; 
Waffen  aUtr  und  aeiMir  Zeit,  von  denen  herTonuheben:  «in  sogenannter  KufllntendegeQ 
aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  mit  den  gravirten  und  vergoldeten  Figuren  der  Kur- 
fflrsten  an  der  BHinge  und  mit  verziertem  Sticbblatt;  ein  österreichischer  Pagendegen  mit 
Doppeladler  und  ^lamenszog  dee  Kaisers  Frans  I.  und  mit  einem  Minerveukopf  am  (jhff; 
fnnar  CMmnolicgsgenBlInd^  v.  A.  efai  Feuerieag  ans  dem  Itede  d«  18.  Jalukunderts 
(von  oomplioirter  Constmotion),  mit  gravirten  Mustern;  ein  Modell  tuch  von  Leinen,  worin 
alleilel  Muster,  Yoilnlder  etok  und  das  Bntstehnng^hr:  mö  inKreussttelieB  eiagsstiflkt  sind. 

[Hohenlinden,  WOstung.  —  A.  Schumann,  Lexikon  XVI,  S.  641.  —  C  F.  L.  Schä- 
me nn,  Laadeekimde,  S.  6L  —  Staatahandbaeh  L  &-Weimar  1864^  8. 210.  —  Rockstodt,  WOstnng. 

-  0.  rreake»  Des  BoOe  Beck  f«a  Wataur,  &  64.  -  Kionfeld,  T^idselwad»  O;  &  Mk  - 
A.  Schamenii,  Ledken  XVI,  a  ML  -  StariäteadbMh  t  fipWeinr  1861»  &  tUO  (Nr.  &  ISj.  tll 
(Nr.  30).] 


Haindorf,  7'/,  km  südwustUch  von  Buttstadt;  früher  Heygendorf  uud  Beyen- 
dorf; Yor  dw  Baformation  mur  die  l^cani  des  keil.  pTriacw  Fatronat  der  Herren 
von  Meusebach  (1458—1525  Pfandbesitzer  von  ButtstädtX  die  Vicarci  der  heil.  Maria 
Patronat  des  Schotteuklosters  in  Erfurt  (siehe  Krautheim);  jetst  Filial  vo-n  Krautheim 
(s.  dieses),  dessen  Besitzeru  es  auch  gehörte,  indem  es  (nadi  1600?)  an  den  Kanzler 
Gerstenberger  kam,  von  diesem  dem  neu  gebildeten  Gerichtsbezirk  Schwerstedt  ein- 
verleibt  wurde  und  mit  diesem  spiter  an  die  von  Menaebadi,  dann  die  von  HeUdoff 
kam,  bis  1880  die  Lehes  und  Qoidtte  auf  den  Grogdienog  von  Sachsen-Weimar 

übergingen.  —  Kronfold,  Tjmdegkunde  II,  S.  164.  IM.  —  K  Hemel,  Thomu  v.  Battel- 
itodti  in  Neu«  MittbeiL  d.  Tbar.-aAcba.  Vereina  1868  (XU),  &  469.  —  A.  Sehn  mann,  Lexikon  von 
BaebMi  IT,  a O;  Xn  & 881  -  GL r. Behvaana,  Isadsihma»  a  lUl  -  Stark,  in IMiisc. 

VereiD«-Z«it8chr.  1B57  (II),  8.  147,  Aber  das  Siegel.  —  Sie c hole,  in  ThUih^  VwimSUMu,  1880 
QU.  F.  II),  ä.  4Ö.  —  Wflrdtwein.  TboiiDsia  et  Eicbileldia,  S.  82.  106. 

Kirchs,  aas  dem  17.  Jahrhundert,  bezw.  von  1788  (Jahreszahl  auf  der  Wetter- 
fahne), einfach.  Der  4,7  m  lange,  3,6  m  breite  Chor,  welcher  den  Thurm  trägt,  und 
das  9,5  m  lange,  6  m  breite  Langhaus  haben  flache  llolzdecken  und  regelmässig 
angelegte,  rechteckige  Feaater  C|e  einee  an  der  Nordr  und  Sfld-Seite  dea  Chores,  je 

9* 


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43d 


ButtBttdk  42 


an  denen  des  Laoe^umses),  ziviadnn  denen  der  Laagluiiis-^fldBeite  dm  Fladi- 

bogen-Thflr.  Der  Thurm,  ein  StQck  unter  dem  Langhaus-Dach  durch  ein  Gesims 
unterbrochen,  steigt  dann  noch  beträchtlich  über  das  Langhaus-Dach  in  zwei  massiven, 
glatten  Obergeschossen  auf,  mit  Lichtspalten  im  ersttni  und  mit  grösseren  Flachbogen- 
Fensteru  im  obersten  dieser  Geschosse;  dann  folgen  in  recht  hübscher,  schlanker 
LinienfUtmng  eine  unten  stark  etogesogene,  adhtecUge  Sdiwdftaq^pel,  Tabemaket- 
AulMtB,  8dn?dfknppel  mid  Spitse. 

Kanzelbaa,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  barock,  nur  in  der  Mitte  hinter  dem 
Altar,  aber  mächtig  in  die  Höhe  geführt  durch  zwei  riesige,  von  unten  aufsteigende, 
auf  hohen  Postamenten  ruhende,  korinthische  Säulen.  Neben  diesen  Säulen  sind 
axmea  sdunalerei  koiiatliudie  Slnko  angiebiacht,  weldi«  in  «nigiiMiUer  GraipoBitioD 
swar  die  i^eidie  HO!»  eomidwii,  alMr  «rst  in  halber  HOhe  der  Hauptstoden  aa- 
fangen:  von  den  Basen  der  Hauptsäulen  nämlich  gehen  in  mehrfachen  Schweifungen 
Bretter  als  consolenartige  Erweiterungen  aus,  welche  erst  diese  Nebens&nlen  tragen, 
dann  aber  (als  Rückwand  und  Einfassungs-Bretter)  noch  weiter,  höher  und  breiter 

ansteigen,  im  Hauptumriss:  ^  geschweift,  so  dass  nun  auf  diesen  Brettern  und  den 

Neben-  und  Haupt-Saulen  das  wagerecht  durchgehende,  aber  stark  verkröpfte,  über 
den  Ilauptsäuleu  vortretende,  über  den  Nebensaulen  und  Einfassungs-Brettern  zurück- 
tretende Gebälk  ruht.  Diese  Eiufassuugs-Bretter  haben  Flächenbelegung  von  ge- 
adnutiten  Blnmengehängen.  Zwischoi  den  Hauptstnlen  (besw.  deren  Postamenten) 
befindet  sich  unten  ein  Flachbogen-Durchgang;  darflber  tritt  auf  rddi  gegliederter, 
starker  Ausladung  die  Kanzel  vor,  im  Grundriss:  mit  Fruchtgehängen  an  Kanten 
und  Flächen,  an  der  vorderen  Fläche  auch  mit  einer  hübschen  Fiillungs-Umrahmung; 
sehr  gut  gegliedert  ist  ihr  Deckgesims.  Darüber,  zwischen  den  Uauptsäulen,  der 
obere,  ilachbogige  Kanse^Eingang.  Auf  dem  wagerediten  Gebftik  der  Sinlen  «ad 
Efaiftssungs- Bretter  schliesst  der  Aufbau  wiederum  eigenartig  barock.  Von  den 
äusseren  Ecken  (der  Eiufassungs-Bretter  also)  geht  ein  elastisch  gebogener  (zwischen 
Flachbogen  und  Rundbogen  die  Mitte  haltender)  Giebel  an  beiden  Seiten  in  die  Höhe, 
wird  aber  au  der  Stelle  unterbrochen,  wo  die  oberhalb  der  Hauptsäulen  aufgestellten 
trmen-Auft&tie  die  Ecken  des  vortretenden  Thdks  marfchren.  Dann  sotit  dch,  nadi 
der  Lücke  dieser  Unterbrechung,  der  Bogengiebel  in  gleicher  Linienführung,  nur  eben 
ein  Stück  davor,  fort,  so  dass  im  Ganzen  die  Linie:  O  (von  den  zwei  Lücken  ab- 
gesehen) herauskommt,  ein  ganz  anmuthiges  Spiel.  Das  vordere,  mittlere  Giebel- 
Stück  mht  nun  aber  auf  einer  annähernd  senkrechten,  nar  etwas  au  den  Seiten 
eingebogenen  FUdie,  so  dass  derai  Unteiinnte,  wo  sie  das  wageredite  Gebftlk  (Aber 
den  Hanplsftnlen)  trifft,  gerad»  da  anfttOsst,  wo  onten  die  Aussenkanten  der  Kanad 
ebensolche  senkrechte  Linien  zeigen  —  und  diese  Linien-Üebereinstimmung  ist  dazu 
benutzt,  um  das  Gebälk  hier  im  Mitteltheil  nochmals  zu  verkröpfen  und  den  Scball- 
deekd  dort  aunbrfaigen.  Der  Baa  ist  von  Hob,  mit  Weiss  und  Gold. 

Fignren  auf  dem  Fossboden  des  Vrarsnmes  zur  Kansel  oben,  von  «inam  Altar- 
weik,  um  IGOO,  Christus  als  Auferstandener,  der  heilige  Nikolana,  Wol%ang  und 
Petrus  (?X  mit  gutem  Faltenwurf,  leidlich  erhalten.  Hob,  faririg. 


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4b  BatMUL 


439 


Hardisleben,  sv.  km  nördlich  von  Buttstädt,  einer  der  ältesten  Orte  des 
Beririns,  wenn  «leh  «rat  1266  ein  Heimidi  too  KfftiaUinben  in  IblseUebeD  und 

1300  der  Ort  selbst  erwähnt  wird,  in  welchem  Jahre  Ilardisleiben  zu  denjenigoi 
Orten  (wie  Buttelstedt)  gehört  zu  haben  scheint,  deren  Ohorhoheit  dem  Bischof  von 
Naumburg  zustand.  Kirchlich  blieb  der  Ort  unter  dem  Muritzklustcr  zu  Naumburg, 
weltlich  aber  gehörte  er  schon  1337  den  Grafen  von  Orlamüude  und  kam  von 
diesen  1846  nebet  9  anderen  Orten  des  heutigen  Amtflgerichtsbesirkee  an  die  Land- 
grafen von  Thüringen.  Von  diesen  ward  er  Torübergehend  1376  an  Gebhard  von 
Querfiirt  verpfändet,  vom  Kurffirsten  1548  an  die  Familie  von  Mülich  übergeben, 
kam  aber  1585  an  die  Lundesherrschaft  zurück,  und  es  ward  nun  nebst  vier  anderen 
Ortschaften  1690  ein  herzogliches  (altenburgisches)  Amt  Hardisleben  gebildet  Ort 
und  Amt  kuMi  dmn  1687  dnrdi  End  an  die  Funifie  rm  Bagm^  1660  an  die  wn 
Uffeln,  1673  an  den  Herzog  von  Weimar.  Das  Dorf  litt  besonders  durch  Brand  1679. 
1707 — 1738  war  es  Wittwensitz  der  zweiten  Gemahlin  des  Herzogs  Johann  Emst  HI. 
von  Wdmar,  der  Charlotte  Dorothea  Sophie,  geb.  Landgr&fin  zu  Hessen-Homboig. 
Wlhrend  dieser  Zeit,  1786,  wurde  das  Amt  um  die  Yogtei  Brembach  (s.  Groeihreni- 
bacb)  tergrteeert  und  Amtnits  (etatt  des  UaberigMi  Bnttebtedt).  1817  wnrde  der 
Sitz  des  Amtes  aber  nach  Btittstädt  verlegt.  —  Die  Dioceie  Battetidt  1842,  S.  24-27.  — 
a  Franke,  Du  Roth«  £ach  voa  Wennr.  &  1&  77.  88-8&  81 1  14L  -  QcMhieiiteqiMllM  d. 
Fkvr.  Sadim  l  a  177;  ZXm;  a  lia  M».  -  Krenf«14,  läaMkmS»  l  a  188;  II.  a  m  - 
LepiiuB,  Kleine  Sduiftfln  I,  S.  73.  —  Kicbelsen,  Ansguig  d.  Graisch.  OrUmflnde,  a  8L — 
HtttlMUaosAn  d«  Qmth^  o.  AltarthunafondL-OMUMh.  im  OtterludM  VI  (1863-66),  &  8»  £  — 
T.  BeltiCBiteln,  Besettan.  a  167.  168l  —  A  Sebtinano,  Ledkoa  tob fkchwn III,  a  681;  XVI, 
S.  679  £  —  C.  F.  L  Schamann,  LandealniDde,  S.  4a  —  Wflrdtwein,  11Uuta|il>  ^  ■ulahMfa, 
a  60  t  208.  -  Zedier,  UmTwwl-LeiikMi  XU,  a  640;  XXII,  a  188  £ 


Klreh0|  ehemalige  üntarkirditt»  des  ImD.  Jolunmes;  bnamte  1679  nieder  und 
wurde  bis  1684  auf  dem  alten  Omnde  wieder  wOgfibuL  Der  Ohor  ist  11,6  m  lang, 

7,2  m  breit,  das  Langhaus  12  m  lang,  0,7  m  breit.  Die  Anlage  stnmmt  aus  der 
Spätgothik  des  15.  Jahrhunderts  (1496  wurde  die  Kirche  dem  Naumhiirgcr  Äloritz- 
kloster  einverleibt),  Inschrift  aussen  an  der  Ostseite  unten:  anno  fvtot»  cdpcA 
(oompleta)  tft  ^.fixptß 
mnt  (Im  Jahre  1605 
ist  vollendet  dieser 
Bau).  Nördlich  vom 
Chor  in  der  Ecke  am 
Langhanstrat  ein  etwas 
ftHerer,  bei  diesem  Bau 
geschonter  Thurm  vor, 
[welcher  später  bis  auf 
den]  Unterbau  mit  der 
gewiiIliten8acri8C«i[sl>- 
gerissen  ist];  doch  ist 
eü)  Stück  seiner  öst- 
lichen Mauer  mit  dem  Gniadrin  der^KircbeXzu  Hardisleben  1:300. 


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Buttstädt.  44 


hochgothisch  profilirten  Sockelgesims  erhalten,  and  die  nördliche  Ecke  zwischen  Chor 
und  Langhaus  zeigt  sidk  noch  inuuer  abgerundet  Von  dem  Bau  des  15.  JahrhimdertB 
flmd  F&ub«  und  die  TUlr  mm  TM  erhalten  (wekhe  qjftter  im  ZnneainnwihMig 
besprochen  werden).  Ein  ümbao  bezw.  Ausbau  erfolgte  um  1550,  wobei  einige 
Ocflfuungcn  verändert  wurden.  Eine  verwitterte  und  leider  mir  unverständliche  Inschrift 
befindet  sich  aussen  an  der  Südseite  des  Langhauses  unten,  nahe  der  Westecke: 

SEPTIMA  SEXTILIS  GHBISTIANE  BÖSERE  (?)  FAVEBAT 

FROGUTE  (?)  BIS  T0TIE8  ILLA  BEVECTTA  NECAT 

lAM  CANI8  mSM  ZAGHABIAE  T..IVS  OBTVS 

VICIN  AT 

Einen  unofangreichen  Emeaerungs-Bau,  welcher  am  Ende  das  17.  und  Anfang  des 
18.  Jalitlimidwrti  im  Herzog  Johaim  ErmA  UL  ud  dann  fon  deam  Wittm  mm- 
geflihrt  wnxde,  bezeichnen  verschiedene  Wappen  und  Biadaifteii  in  Innern;  seine 
VoUendung  die  Tafel  aussen  an  der  Ostseite  (über  der  Inschrift  des  15.  Jahrhunderts) 
mit:  Ao.MDCCXV  UENO  VA.  Damals  wurde  (ausser  den  Veränderungen  an  Fenstern 
und  Thoren)  die  Decke  des  Innern  in  ihrer  jetzigen  Form  (s.  unten)  hergestellt, 
ftnier  «aid  der  KordUmm  abgebrodien  («ia«  Saaiatei  mit  Kreugeninbe  iriedülier- 
geatdlt)  und  auf  dem  weatUchen  Thoil  des  Langhauses  ein  neoer  Thurm  errichtet. 
Zwei  Mittelpfeiler  theilen  zwar  im  Innern  die  Kirche  ziemlich  gleichmässig  in  drei 
Theile;  da  aber  der  Thurmbau  nur  zwei  dieser  Theile  einnimmt,  so  ruht  dessen 
Ostmauer  dementsprechend  nur  auf  den  beiden  Pfeilern  und  einem  vor  der  Vorder- 
waad  oadi  inneii  sa  Torspringenden  Waadpfeiler,  beiw.  anf  swei  dlebe  Pfeiler  w- 
hindanden,  mndbogigen  Tragebfigen,  seine  Sfldmauer  im  Innern  der  Kirche  tad 
FÜBller  vnd  Wand  (hier  ist  in  der  Zeichnung  zu  viel  schraffirt),  ohne  Vorlage  aa 
der  Westwand  oder  sichtbaren  Tragebogen,  was  ziemlich  h&sslich  aussieht,  zumal 
der  Thurm  selbst  laug  und  schmal  ist;  aussen  aber  ist  auf  der  Westseite  das  plötz- 
Hdie  Anfrteigen  der  westi&difln  Thuimmaner  Uber  dem  Böhm  Sllldc  das  Laaghaoaea 
ohne  den  geringsten  Veranch  irgend  einer  UnaUerisdieD  LQaaag  ebeoao  geschmack- 
los, wie  auf  der  Südseite,  wo  unten  von  einem  Thurmbau  gar  nichts  zu  merken  ist, 
derselbe  aber  oben  ziemlich  über  der  Mitte  der  Dachschrägung  heraustritt.  Sein 
oberer  Aufsatz  nimmt  nur  die  nördliche  üäfte  des  unteren,  vorher  beschriebenen 
Baues  ein  (so  daas  abo  der  Aber  der  südlidwn  Daehsefarfigung  bemnastshende, 
eben  genannte  Theil  von  einem  kleinen  Walmdadi  bededct  ist,  das  durch  flachere 
Steigung  noch  den  First  des  Langhaus-Daches  erreicht  und  dann  aufhört).  Der 
Thurm-Aufsatz  selbst,  aus  Holz,  Acbteck-Geschoss,  Schweifkuppel,  Tabernakel  und 
darüber  (statt  der  sonst  gewöhnlichen  Kuppel)  ein  hoher,  schlanker  Helm,  von  glück- 
UduD  Yerhflltaissen  und  Umrissen,  versöhnt  einigermassen  mit  dem  img«aehi«ton 
Aussehen  des  unteren  Baues  und  giebt  sogar,  von  Weitem  und  mehr  von  Osten  geaslkeB« 
der  ganzen  Kirche  ein  wirksames  Ansehen  (Ä).  Sie  könnte  auch  bei  einigermassen 
regelmässiger  Gestaltung  der  Durchbrechungen  im  ganzen  Aeusseren  ein  würdevolles 
und  wohlthuendes  Aussehen  erlangen.  Jetzt  zeigt  sie  ein  solch  bontes  Gemisch  von 
grossen  und  Ideinen,  unregefenlssig  angelegten  Fenster-  und  Thlir-OeAiungmi  der 
leisten  rier  Jahrhunderte,  dass  es  nöthig  ist,  sie  hier  einzeln  der  Reihe  nach  dnrdl- 
zimehmen.  Im  Chor  an  der  Nordost-,  Ost-,  Südost-  und  Südseite:  je  ein  grosses 
Spitzbogen-Fenster  aus  dem  15.  Jahrhundert,  im  18.  Jahrhundert  erweitert  und  mit 
glatten  Leibungen  estaurirt;  in  der  abgerundeten  Ecke  nördüch  zwischen  Chor  und 


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45  Buttstädt. 


441 


Langhaus  im  Obergeschoss  eine  jetzt  vermauerte  Rundbogen -Thür  dos  16.  Jahr- 
hunderts, eiDSt  zu  dem  hier  beündlicheu  Thurm  führend.  Langhaus-Nordseite  (von 
Osten  an):  ein  Fenster,  trie  die  am  Gbor  (aber  immer  noch  die  alte  Profilirang 
zeigend)  and  darüber  ein  EUipeen-Fenster  des  17.  Jabilnmderts;  ein  Ellipsen-Fenster 
des  17.  Jahrhunderts;  im  Erdgeseboss,  sowie  im  Emporen-Geschoss  eine  Rundbogen- 
Thür  des  16.  Jahrhunderts;  im  Thurm-Theil,  im  zweiten  Obergeschoss  ein  modernes 
Bechteck-Fenster.  Langhaos-Südseite :  ein  Spitzbogen-Fenster:  A,  uüt  Proälirung  des 
16.  JaludMmdeilB,  innni  im  17.  Jalurhandert  fladibogig  enraitert;  ein  Fenster,  wie 
die  amOior;  eine  Thflr  des  16.  Jahrhunderts,  schweifbogig :  C),  mit  Gabelungen  imd 
Kreuzungen  der  Kantenstäbe  an  Kämpfern  und  am  Giebel;  alle  jedoch  im  letzten 
Jahrzehnt  erneuert;  darüber  ein  Fenster,  wie  das  1.  dieser  Seite;  oben  ein  kleines, 
hassliches  Bechteck-Fenster.  VVesti>eite;  unten  ein  Spitzbogen-Fenster  des  17.  Jahr- 
honderts,  im  ersten  Thmrm-OlMrges<tai  ein  Ueines,  im  sweiten  llnirai-ObergesclioBS 
zwei  grOsme,  moderne  Becüiteck- Fenster,  (fm  aditeekigeii  Thnnn-GeaeliosB  sind 
Bandbögen  zngemanert) 

Im  Innern  ist  dagegen  die  Ausbildung  und  Ausstattung  in  Holz,  Stuck  und 
Farben  eine  sehr  einheitliche,  am  Ende  des  17.  Jahrhmiderts  hergestellt  und  um 
1885  (wobei  andi  die  Kirche  neu  mit  Fliesen  belegt  wurde)  sanber  au^efrischt, 
in  den  banliehen  Theileii  (der  Enqwren,  StflUe,  B^msel)  meist  weiss  mit  Sdiwan 
und  Gold,  so  dass  dieser  Theil  der  Kirche  zwar  weniger  den  Formen  der  GoUdlc, 
als  denen  des  massvoll  verständigen  Barock-  und  Zopf-Stiles  entspricht,  doch  harmonisch 
und  erfreulich  aussieht  Ueber  den  Chor  und  das  dem  Chor  gleich  breite  Mittelschiff 
des  Langhauaes  geht  eine  gemeinsame  Dadm  in  ¥«m  eines  Spiegelgewölbes  dondi, 
im  lisfligham  auf  frei  stehenden  Pfosten  rnhend,  wihrend  die  scbmalen  Bdtenschiffia 
▼on  den  Pfosten  bis  zu  den  Langmanem  flache  Decken  haben.  Diese  sind  mit  den 
gemalten  Brustbildern  Christi  und  der  Apostel,  den  Wappen  von  Sachsen- Weimar  und 
Namensbuchstaben:  C.D.S.L.Z.Ü.H.  (Charlotte  Dorothea  Sophie,  Landgräfin  zu 
^aMn-Hsadmig)  1684  gsniArt  Im  Spiegelleid  stelleD  grossere  Qemilde  das  jüngste 
Geridit,  die  TnH»  CSuristi  and  den  Untergang  von  Sodom  nnd  Gomorrha  dar,  wfthrend 
dazwlsdien  allgemeine  geschichtliclke  Angaben  verzeichnet  sind.  Am  fürstlichen 
Kirchenstand  der  Nordseite  (von  1687)  das  Wappen  Johann  Emst's  und:  I.E.H.Z. 
S.DENATYS  1707,  an  dem  der  Südseite  das  prächtig  ausgeführte  Wappen  der  Her- 
segln  mid:  CD. 8. L. Z.H. H.  imd:  OONIUGATA  1604.  —  dib  ubom  Bottriid^ 
a  16  £  —  Sehmmann,  IsailwIwMli^  8L  I& 

Taufgestell,  ebenfalls  Holz.  Sprüche  und:  1689  im  hohen  Fries  des  Gebälkes, 
als  welches  das  achtseitige  Becken  ausgebildet  und  an  den  Kanten  dieses  Frieses  mit 
Schilden  verziert  ist;  durch  ein  Güed  vom  Profil  der  Kehle  und  des  dorischen 
(}apitell-Echinus :  wird  der  Uebergang  zum  Schaft  vermittelt,  welcher  den  Um- 
riss  einer  Baluster  hat  und  mit  yortretenden  Maiskdben  veniert  ist;  er  ruht  auf 
ein&ebem  Fuss. 

Kansel,  am  sOdMclien  Trimnplibogmi-FfBiler,  zeigt  an  der  Thür  zur  Treppe 

die  Stiftungs  -  Inschrift  .Tohann  Emst's  und:  1ß87;  sie  tritt  auf  halbkugeliger,  acht- 
kantiger Console  vor,  im  Grundriss:  kJ,  mit  Hermenpfeileni  an  den  Ecken  und 
Blenden  an  den  Flächen,  welche  die  Holzfiguren  Christi  und  der  Evangeliäteu  ent- 
halten. —  Dto  IMnoiW  ffiiMlilt  8L  XL 


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442 


Altar-Aufsatz,  recht  bedeutend.  Ein  rundes  T&felchen  mit  der  Stiftungs- 
Inadirift  des  ftntlkh  ■Bdufsdieii  Amts-  md  MdrtaieMben  Laube  (1684) 

ist  Aber  dem  Gesims  des  SockeHbeiles  angebracht  Dieser  SockeltheO,  'welcher 
das  Gemälde  des  Abendmahls  in  einem  Rechteck -Rahmen  enthält,  erweitert  sich 
seitlich  durch  geschweifte  und  geschnitzte  Consolen.  Darauf  der  Haupttheil:  rechts 
und  links  ein  Paar  dorischer  S&nlen,  davor  Figuren  Mosis  und  Christi,  aussen  noch 
gesehnilste  Einliumigi-BnttMr;  iwImImii  den  iniMreii  Sinlai  ein  groMM  G«milde 
der  ExmdgUg.  Dies  reicht  etwas  höher  als  die  Säulen,  deren  gerades  Gebälk  wie 
nach  aussen,  so  am  Gemälde  abschliesst,  während  nun  der  obere  Gemälderahmen 
Uber  dem  Gebälk  eine  Art  Sturz  vom  Ausschnitt:  r — ^  bildet.  Das  obere  Abschluss- 


fßiA  dieses  Starsss  ist  «ageiecht;  rechts  und  links  ist  der  Abochluss  leider  durch 
dne  etwas  imgwchiekte  Venierang  gobUdst,  besw.  maskirt  Oberhalb  dem  oberen 

Abechluss  -  Gliede  aber  erhebt  sich  nochmals  ein  dem  Krenzigungs- Gemälde  gleich 
breites  Gemälde  der  Himmelfahrt  in  einer  oben  flachbogigen ,  von  reichem ,  durch- 
brochenem Schnitzwerk  gebildeten  Umrahmung,  deren  unter  dem  Gemälde  entlang 
lanftodM  8tflck  ndt  swei  Wappensdrildeiii  besotst  ist  Die  kflwtterieehe  AuMbning 
der  Sculptur  und  Malereien  tritt  gegen  das  Arehitektoniscbe  sorflck.  —  IM»  mann 

BrtMIdt»  B.  1&  -  Kronfeld  n.  8.  m 

Temfaehale,  vom:  Suptrmimid,  «k  Kinkmfair.  Bmt  170$.  ffiin. 

Weinkanne,  vom:  ftlrstl.  sfiehs.  Amtnehrdb« LsidM  hntbwdurift  lutor  dem. 
Fuss;  BeideUQrmig.   Silber,  vergoldet 

Kelch,  aus  dem  15.  Jahrhundert,  mit:  It>boIf)  bebit  unter  dem  Fuss.  Dieser 
hat  Sechspass-Form :  O,  durchbrochene  Stegreihe  als  Randmuster  und  auf  einem  Feld 
ein  aufgelegtes  CmeifiK.  Am  Knauf  treten  zwischen  ofienen  IftaaasweEken  Wflifel 
ndt:  i.v.^.c.0.9.c.  (Hdleidit  vnvollttlndig  fBr  lei  indneonnn  fed)  vor.  Am 
Schaft  darOber,  bezw.  darunter:  ^ilf  got  a  (ave),  bezw.  «t>e  fiMrift.  Hostien- 
teller dazu,  mit  fieipaaBfitomig  (£3)  vertieftem  Boden  and  Weihekrens  am  Band. 
Silber,  vergoldet. 

Kelch,  aus  dem  17.  Jahrhundert  Sechspass -  Fuss.  Knauf  aus  sechs  Kugel- 
Buckeln  bestehend  (Uebeigang  zur  gerippten  Apfelform),  vor  deren  jedem  noch  ein 
bochkantig  gMteUttt  Wflilid  etwas  auftritt;  anf  den  Wlbcfdn:  I.B,E.8T,B.  Schaft 
aedwewkig.  Silber,  wgoldel. 

Kelch,  aus  d^  18.  Jahrhundert  Sechspass-Fuss.  Knauf  gedrückt  rund,  eben 
vnd  unten  mit  getriebenen  Boekebi  (fut  Eiern:  U)  beeetit  Silber,  vergoldet 

Platte,  von  einem  Kasten  (oder  Buchdeckel?)  herrfthrend,  dOnn,  aus  dem  An- 
fang des  17.  Jahrhunderts,  süddeutsch :  Maria^  gekrönt  in  der  Glorie  auf  Engeln 
stehend,  hält  in  der  Linken  das  Scepter,  mit  der  Rechten  das  Jesuskind,  welches  die 
Hand  segnend  erhebt  Die  Arbeit,  eigentfaflmHdie  lUsehnng  mittelalterlicher  Motive 
^  Omppirong  und  Gewandung)  ond  barocker  Gedanken  {jn  AIÜBCt  nnd  Effect) 
zeigend ,  ist  känstlich ,  theils  gelrieben,  tfaeüs  vertieft  geaibeüet  BObar,  die  Hatte 
16  cm  hoch,  11  Vx  cm  breit 

Glocken.  1)  1728  von  N.  J.  Sorber,  mit  zwei  Omamentfriesen,  sächs.  Wappen 
und  Monogranun  des  Herzogs  Emst  August   102  cm  Durchmesser.  —  2)  neu. 


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47  Bottrtldi 


HAiDnunn. 


448 


KirehboC  Portal  der  Oitseito,  am  deai  17.  Jahrinnidflrt,  UbemadMDd 

pr&chtig  und  gediegen,  in  edlem  Sp&traiaiaRaiice  -  Stil.   Pfeiler  mit  stark  gefugten 

Qnadam  (Rustica  des  römischen  Barock)  tragen  auf  Kämpfergesimsen  einen  Rund- 
bogen, dessen  ebenfalls  rusticaartig  bossirte  Keilstein  -  Quadern  gleich  so  geschnitten 
aiiwl:  r?S1 «  dass  ihre  Aussenkanten  die  Pfeiler-Aussenseiten  fortsetzen  und,  die  Kecbt- 
eek-Fonn  vervoUatlDdigend,  oben  die  wageraebte  Linie  büdeo,  über  mkher  IcrSftig 
gegliedertes  Gebälk:  Architrav,  sehr  hoher  Fries  und  Gesims  ruht  In  schöner 
ZeichnuTif?  ist  der  Fries  mit  Schildwerk  gefüllt  und  durch  drei  vortretende,  verzierte 
Quadern  an  den  Ecken  und  in  der  Mitte  belebt,  letztere  Gliederung  ist  durch 
Architrav-Verkröpfuug  mit  dem  verzierten  Schlussstein  des  Bogens  in  Verbindung 
gesetst  Auf  dem  Gesfans  mlieD  eii  den  Ecken  Kqgdlniiiife,  daswisehflo  etrigt  em 
Drejeck-Giebcl  (von  ungewöhnlich  classischer  Bildung)  auf,  mit  einem  eartouchen- 
artigen  SchUd  gefUlt  und  mit  einem  Obelisk  bekittnt  Alles  gut  «ugefnbrt,  in 
iüükstein. 

Grabsteine  aussen  am  Chor  der  Kirche,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  a.  a.  der  des 
IhnO.  BatiiM  nnd  AmtmaoMO  Andr.  Jsr.  Ootto. 

[Oberkirche,  der  heil  Maria,  1538  eingegaagm.  —      mtmm  BriMd^ 

8.  26.  -  Kronfeld     a.  0.J 

Ehemaligee  8chl088,  jetit  groashersoi^ichee  Kammigttt  aad  Försterei  Die 

Stelle  dürfte  die  der  alten  Burg  sein,  welche  in  späterer  Zeit  wiederholt  umgestaltet 
wurde.  Jetzt  lässt  sich  etwa  Folgendes  erkennen  und  feststellen.  Der  Bezirk  bildet 
ein  ziemlich  regelmässiges  Quadrat  mit  abgerundeten  Ecken.  Die  an  der  Südost-, 
Oat-  und  NordoBt-Seite  nach  N<nden  so  ffieasende  Loesa  bildete  fllr  die  Ostseite  die 
Wasaer-Decknng,  während  ein  Grsben  von  ihr,  an  der  Bildseite  des  Bezirkes  aus- 
gehend und  an  der  Nordseite  wieder  einfliessend,  die  drei  übrigen  Seiten  umgab. 
Ein  etwa  4  m  hoher  Wall  lief  innerhalb  des  Grabens,  die  Terrasse,  auf  der  die  Ge- 
bäude standen,  begrenzend;  ein  Aussenwall  wuchs  in  dem  Maasse,  wie  sich  der  Be> 
sirk  von  der  Lossa  entfernte.  Diese  Anlage  entspricht  der  Weise,  wie  sie  im  Laufe 
des  17.  Jahrhunderts  üblich  ward;  jetzt  ist  (abgesehen  von  der  Lossa)  der  Grsben 
an  der  Westseite  des  Bezirkes  und  an  allen  Ecken  am  deutlichsten  erkennbar,  daf^egen 
an  der  Nord-  und  Süd-Seite  allmählich  nach  der  Mitte  zu  zugeschüttet,  denn  hier 
lauft  jetzt  ein  von  Süden  nach  Norden  (von  Buttstadt  nach  Kastenberg)  gehender 
GemmnnieatioMw^,  welelier  den  ganzen  Bezirk  in  zwei  annähernd  gleiche  Hälften 
serl^.  Oestlich  von  diesem  Weg,  nahe  der  Südseite,  finden  wir  noch  ein  Stück 
rundes  (nach  Südost  gekehrtes)  Bollwerk,  innerhalb  der  Umwallung,  also  älter,  aber 
auch  nicht  über  das  16.  Jahrhundert  zurückgehend.  Die  DitoeN  BatMId^  fi,  34.  — 
Hess,  ia  Thlling.  Twiisi  TJtaiilii  1866  (YI),  &  181 

Was  ana  die  Baoliehksttaa  betrifll,  so  sind  ümObm  rinftdi,  andi  bei  e«l«g«Dhelt  t«b 
MödaiBlairBagsasom  Zwecke  ihrer  JsWgwBsBoisBngtinllMhergam^  AaderBUfleMliA 

Vtm  Communioatiooaweg  befindet  sieh  dae  von  Süden  nach  Norden  gestreckte  Kammer- 
gnts-Geb&ade,  ein  rweigeeohoBnger  Ban.  deeeen  nach  Westen  gerichtete  Front  von  fünf 
Fenstern  and  einer  MitteltbOr  unten,  bezw.  eeohe  Fenstern  oben,  dem  17.  Jahrhundert  an- 
gshAit;  die  Fsnster  und  die  Thnt  haben  Stune  mit  seiUichen  Yoisprflngen  (Ohren:  1  )  und 


444 


HixDiBLiBni.  KmxwKOBkvwau 

—     I       IUI  Ijüil  IM  ilL',  \]'L  W 


BvtMIdiL  48 


einigen  Profilen  nuuusToller  Art  Die  SQdfiront  ist  modern,  dae  Uebiige  unbedeutend.  Wert- 
Uih  fiB  dw  OuunilMiHmiweg  liegt  im  Ob«rf5nt«r«i-G«biiide,  Ufbumr 
Bm  •«  dam  ktSn%  dw  18.  Jahilniiid«!!!,  d«  im  ^bmn  tiiigt  Stulntoekni  im  1»eaoii«l- 
d«BiiB  BtgentMhafts^til  mit  dem  herzogliclieD  Wappen,  im  Solilaizimmer  anch  noeh  eine 
Mnschelnisehe  aas  jener  Zeit  enthält.  Dieses  Gebäude  ist  dasjenige,  welclies,  ehemals 
Beohnongsamt,  bezw.  Amtagericht,  im  18.  Jahrhundert  ron  der  Herzogin  Charlotte  Dorothea 
bewdmt  vardM  mr.  IN«  lllitigeii  CMUii»  ilad  all«       jegliche  Bedntiug: 

Wir  wimeii,  diM  dM  tU»  SdilMi  1679  »libniiiite  «ad  diM  Hefiof  Jebana  Bmt  m 
Ende  des  17.  und  Anfang  des  18.  JaluiillBderte  hier  Qeb&ade  fOr  seine  Gemahlin  errichtete. 
Vielleicht,  dass  die  eben  beschriebenen  zwei  Oebände  die  Stelle  des  alten  Schlosses  ein- 
nahmen, das  Kammerguts-Geb&ade  etwa  mit  Benotzuug  von  Hanem  desselben,  vielleicht 
aber  auch  (und  wahrsoheinlieher),  dasa  diese  Qeb&ade  orsprOnglich  Nebengebäude  waren, 
dM  atte,  1670  abgebnimte  SeUem  a]»w,  Mrdlleh  ven  dieMB,  beide  jeWge  HUfteo  das 
Bedrkes  und  den  Oommunioationsweg  einnahm.  Infolge  der  jetzigen  Benatzungs-Yerhältniase 
l&8st  sich  nichts  mehr  klarstellen,  sind  doch  stets  LandwirtbMhaft  und  Fontbetrieb  die 
ruhigsten,  aber  sichersten  Zerstörer  jeglichen  Alterthums. 

Kronfeld  a.  a.  0.  —  Zedier,  Univ.-Lexikoo  XQ,  &  64a 

[Ausgrabung  eines  Menschcngerippes  mit  einem  Streithammer.  —  F.  G.  L  e  o  n  - 
bardi,  Bidbeedaeibeag  der  aiebi.  Landen  8.  And,  Bd.  &  790.  —  A  Sohemaua,  Lnkoa  HI, 
&68LJ 


KleinneuhailSan,  lO  km  nordwestUch  von  Bnttstildt;  mn  1381  Nybuen,  1480 

uid  1445  Wenigennehusen,  1506  Nehusen  minor,  gehörte  stets  zu  Grossneubausen 

(s.  d.)  und  theilte  dessen  I3esitzer.  —  Bettger,  Dieoanii-  end  Oan-OnaMB  lY.  8.  367.  — 
Die  Dioeew  Bnttitldt  184S;  8w  S7-S9.  -  Kronfeld  II,  &  S8&  —  Martin,  In  Thflring.  yenina- 
ZeitMhr.  1886  (N.  F.  TX  8.  134.  —  A  Schamann,  Lexikon  tod  SachMO  IV,  8.  668;  XYII,  8.  356  £ 
—  a  F.  L.  Schamann,  Landedrande.  8.  5L  —  Stark,  in  ThOring.  Voeina-ZeitMhr.  1867  (11^ 
8. 162,  aber  das  SiegeL  —  Steebele,  in  lliaring.  Yereina-Zntiehr.  1880  (N.  F.  —  Wflrdt» 

veia,  Ihnlieift  et  EMuMdii^  &  m  »O-Mk 

Kirch6|  den  Heiligen  Mauritius  und  Andreas  geweiht,  1739  gebaut  Die 
Sacristei,  weldie  den  Thurm  trägt,  ist  5,75  m  lang,  4  m  breit  und  mit  einer  flachen 
Holsdedn  bedeekt  Von  ibr  dnnh  eine  Brettermnd  geeidiieden,  ist  das  10,5  m 
lauge,  12  m  breite  Langhaus  —  zwischen  der  Bretterwand  und  den  beiden  ersten 
Pfeilfim  steht  der  Altar  —  durch  je  sechs  frei  aufsteigende  Pfeiler  in  drei  Schifite 
gethoilt,  die  Seitenschiäe  mit  flacher,  das  Mittelschiff  mit  korbbogiger  Holzdecke 
(Spi^elgewölbe)  bedeckt.  Die  Emporen  ziehen  sich  auch  um  die  Westseite,  hier  im 
Bogen  hemmgeheod  und  auf  zwei  kleineren  Pfdkn  mhend.  Die  AnabiWimg  des 
Innern  ist  der  der  Kirche  zu  Grossneuhanaen  ähnlich,  nur  einfach,  aber  eigentlich 
besser,  ruhiger  wirkend.  Die  Schiffstützen  sind  im  Erdgeschoss  als  dorische  Pfeiler, 
durch  Flachbögen  verbunden,  ausgebildet;  über  kurzen  Pilastem  und  Fostameuten, 
weldie  dnrdi  die  Emporenbrfistongen  fttbanden  sind,  folgen  ionische  Pflaster  lör  das 


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445 


erste  Emporengeschoss,  unter  den  Brüstungen  desselben  durch  herabhängende,  durch- 
brochcD  geschnitzte  Gitterwerke  verbandeu ;  darüber  korinthische  Pfeiler,  welche  vom 
zweiten  EmporengesdioeB  Ut  zur  Decke  nidwiL  Die  Emporenbrflttnngen  zeigen  Ver- 

ttÜBlnngni  ron  Kreisen  iwlflchen  Tafeln  Tom  Hoti?:  j     C  ,  an  der  nOrdlidwn  Empore 

sind  einige  Felder  bemalt,  ebenso  die  Decke.  Das  Aeussere  ist  wie  an  der  Kirche  zu 
QT088n«ihaiuen  durch  je  sechs  Pflaster  an  den  LangseÜen,  welche  bis  zum  Trauf- 
gasims  rdcben,  in  fünf  Abtheilungen  getheilt ;  nur  treten  diese  PEaster  wirklich  ge^ 
mauert  (nicht  nur  in  Putz)  vor  und  bilden  an  den  Ecken,  dem  bequemeren  Gnindriss 
zufolge,  geschicktere  Abschltlsse.  Jede  Abtheilung  ist  durch  ein  unteres,  niedrigeres 
und  ein  oberes,  grösseres  Fenster  mit  Sehfanasteinen  in  den  vortretenden  Ein- 
fusnngen  erleuchtet;  in  der  Mittd-Abthdlnng  ist  unten  statt  des  Fensters  eine 
ThOr  angebracht,  rechteckig,  mit  Ohren  am  Sturz,  hohem  Geb&lk  (Spiegel)  und 
Flachbogen-Giebel.  Die  Westfront  hat  Ausbildung  mit  Pilastern,  Thür  und  Fenstern 
gleich  den  drei  Mittel -Abtheilungen  der  Langseiten.  Der  Thurm,  unten  an  den 
Ostecken^  duch  nltiitig»  Noth-Strebepfeiler  gesichert,  steigt,  bis  Mf  «in  Effipaeii- 
fenster  an  der  Ostseite  unten,  glatt  Ms  Aber  das  Tiangharo-Dach  auf,  hier  in  seinem 
obersten  Geschoss  mit  Flachbogen-Fenstem  versehen  und  mit  achtseitigw  Schweif- 
kuppel,  Tabernakel-Aufsatz  und  hohem  Helm  bedeckt,  wie  der  in  Groesneuhaosen.  — 

Die  DiOeeM  BattstAdt,  8.  27  o.  28,  Nr.  9.  —  EroDfeld  a.  a.  0. 

Kanzelbau  hinter  dem  Altar,  von  1744.  Unten  drei  Duiehglülge  zwischen 
frei  Torgestdltett,  korintfaischen  Sftnlen;  oben  nur  Aber  den  mittleren  Sinlen  eben- 
Bokhe^  frei  yorgestellte,  daswiadin  die  KüimI;  Qber  den  Ecks&ulen  die  Figurao  um 
Moaea  und  Ghiiatna.  Hdi^  wd»,  gm  inA  iwa  iMiBorirt,  mit  Vergoldungen. 

Kelch.  Lischrift:  G.Z.E.V.D.L.  (wohl:  Gott  zu  Ehren  von  dem  Legate) 
SCHIRLIZES  WEIB  ANNO  1684  .  D.  B.I .M  U.  D. S.T  (wohl  auch  Abkürzungen, 
auf  die  Vermittelung  der  Stiftung  bezüglich)  unter  dem  Fuss.  Dieser  hat  Sechspass- 
Form,  mit  kleinen  Rosetten  an  den  Kanten  der  Pftsee.  Knauf  rund,  mit  Eiern  und 
dazw^ehea  fortretenden  KnOpAn.  SÜber,  wgoldil 

Kaloh,  ans  dam  18.  Jalulmdaii  Fass  nrnd;  Xaanf  apAUBnlg»  gar^;  Sehaft  nlt 
gratixlaB  Bhnaaa.  Knpte»  faifolda^  biashliilgb 

Glocken.  1)  Ttntto  bomini  vc'^fpi  (1522)  .confolor  Viva  fleo  mortoa  p.n. 
(pello  nociva).  Relief  der  stehenden  Maria,  welche,  mit  dem  Scepter  in  der  Linken, 
in  der  Hechten  das  Jesuskind  trägt;  auf  beiden  Seiten.  125  cra  Durchmesser.  — 
2)  1770  von  Gebr.  Ulrich  in  Apolda  umgegossen,  mit  Weinlanb-  und  Trauben-Fries 
md  mit  den  ObliciMn  Naawn.  100  cm  Dmrchmeaaer.  —  8)  1800. 


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446 


TTönnKBiTzscn. 


Bnttstädt.  50 


KMMIach,  8V«  Icm  aaiuakiä  von  Bottgtldt;  1947  Oodim,  1387  Kodirte, 

1341  Kodertsch.  1282  verkaufte  Landgraf  Albrecht  die  Vogt«!  in  Codriz  an  das 
Kloster  Reinhardsbrunn  unter  der  Bedingung,  dass  das  Kloster  sie  einem  aus  der 
Familie  Bertholds  von  Codriz  übertragen  sollte:  der  Ort  wird  demnach  Stammsitz  der 
FaniUB  vm  Godris  (ESddetlteeli)  gBnami  a«bi  mter  dw  Leimdiolieit  dar  Luid- 
grafen  von  Thttringen.  Bei  der  Thdlnag  1486  kam  derselbe  an  die  Albertiner  und 
unter  das  Amt  Eckartsberga.  Der  Besitz  war  später  getheilt;  der  kleinere  Theil 
des  Ortes  mit  der  Kirche  gehörte  zur  Vogtei  Gebstädt  (so  1633)  und  kam  bei  deren 
Auflösung  unmittelbar  unter  Eckartsberga,  der  andere  Theil  gehörte  den  Herren  yon 
HaneU  in  (den  jetzt  prenarieelMn)  BurghoUiMiaei.  Ah  1815  du  Amt  Eefauti- 
berga  von  Sachsen  an  Preussen  kam,  wurde  KBdderilndi  loegenrolgt  und  an  Saehsen- 
Weininr  al)g(>treten.  Vor  der  Reformation  war  die  Pfarrei  Patronat  des  Klosters 
Reinhardsbrunn.  Jetzt  ist  der  Ort  Filial  von  Nirmsdorf.  —  Kronfold.  Landeskunde  n, 
&  m  m  -  Martin,  ürknndmib.  d.  Stadt  Jena  I.  S.  165  £  174  l  -  Hencko,  Script  III,  S.  1045. 
Meiler,  Reinhardibnuin,  S.  69.  -  Rein,  Thnringia  gacrs  II,  S.  52.  193.  m  226.  —  A.  Sehn- 
mann,  Ladkon  t.  SMhMB  IT.  &  T78.  —  Stark,  iaThflring.  Vereins-Zeitichr.  1867  (II),  8. 147,  aber 
du  SMgeL  -  Staebala,  in  IMt^  YanMflitMhr.  1880  (N.  F.  U),  B.  4&  -  Wolff,  Chrouk 
&  IMan  Pltarla  HS.  U  t  KL  m.      Mt  -  Wftritwaia.  Ttail^  «1  BfltaMdl%  a  97. 

Kirche,  I6O4-I629  gebaut.  Der  Chor,  welcher  den  Thurm  trägt,  ist  4,5  m 
lang,  3,7  m  breit  und  hat  eine  flache  Holzdeckc,  wie  das  (durch  keinen  Triumph- 
bogen getrennte)  9,6  m  lange,  5,5  m  breite  Langhaus.  An  denoi  Nord-  wie  SOd-Seite 
nrai  ReditedL-FeMter;  unter  dem  linken  der  SQdseite  ein  Stein  Tenttaueit  mit: 
ANNO  1604  P06ITVS  EST  LAPIS  ISTE  TEMPORE  PASTORIS  VOLCKMARI 
REINHARTS  (Im  Jahre  1604  ist  dieser  Stein  gesetzt  zur  Zeit  de,s  Pfarrers  Volkmar 
Keinharts).  Zwischen  den  beiden  Fenstern  der  Südseite  eine  Kechteck-Thür  mit  selb- 
ständigun  Rmdbogeo- Giebel  darauf  (iwiacben  beiden  TheOen  die  ZaU:  etee 
ebensolche  Thflr  an  der  Westseite,  wo  auch  oben  ein  kleines  Rechteck-Fenster.  Der 
Thurm  steigt  ohne  Gesimse  bis  etwas  über  das  Langhaus-Dach,  im  obersten  Geschoss 
mit  Rechteck  -  Fenstern  versehen,  darüber  von  einem  neueren,  durch  Knicke  in  das 
Achteck  übergeführten,  schlechten,  aber  hohen  Helm  bedeckt. 

Tauf-Engel,  jetzt  auf  dem  Dachbodeu,  aus  der  Zeit  am  1717,  knieend,  etwas 
sekwfllstig  and  mit  ta  grossem  Koj^  sJber  edel  im  GeriditB- Aimdraek  and  gnt  in  der 
Bewegung,  besonders  der  hfibseh  geeehnititen  Arme.  Holz,  gut  erhalten,  bis  auf 

fcWende  Einzelheiten  (u.  A.  Flügel],  leidet  durch  schlechten  Anstrich.  Er  trug  einst 
einen  Zapfen  von  Holz  und  die  dazu  gehörige  Taufschale,  die  von:  Marün 
Müüer  1717  gestiftet,  oval,  mit  getriebenen  Ei-Buckeln,  von  Messing  hergestellt  ist. 


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M  ButtettdL 


KMäXftEMaL 


U1 


Krautheim,  8*/«  km  westsüdwestlich  von  Buttstädt,  im  bersfuldur  Zebatver- 
nidiiiiBBe  (8.,  beiw.  12.  Jahih.)  Gratheim;  am  1206  gab  Graf  Siegfried  von  (Mtb- 
mflnde  dem  Kloster  Hensdorf  Güter  in  Cruteim  als  Erbantheil  seiner  Töchter,  um 

1216  erwarb  das  Schottenkloster  zu  Erfurt  Besitz  daselbst  nnri  hatte  auch  bis  zur 
Reformation  das  Patronat  der  Pfarrei.  An  der  alten  Strasse  Magdeliurg-Krfurt  gelegen, 
war  das  Dorf  bedeutend,  auch  ein  berühmter  Wallfahrtsort.  Seit  dem  14.  Jahrb. 
gehörte  Knntiieim  den  Landgrafini,  wmrde  im  Laufe  des  15.  JahriiimdertB  mit  dem 
Amt  Buttelstedt  au  die  von  Meusebach  verpilüidet  und  kam,  als  das  Amt  Buttelstedt 
1544  von  dem  Kurfürsten  eingelöst  wurde,  mit  den  den  >feusel)achs  gchlielienen  Ortr 
Schäften  unter  die  Verwaltung  von  Schwerstedt.  15%  ging  der  gesammte  Besitz  an 
den  weimarischeu  Kanzler  Gersteuberger  über,  der  aus  allen  seinen  Orten  einen 
GeriditsbeiiriE  mit  dem  Sits  in  SdiwersCedt  bildete.  XMeeer  kam  Ton  den  Oenten- 
berger'schen  Erben  au  die  von  Meusebach,  später  an  die  von  Helldorf,  1850  an  die 
LandesherrschafL    Im  12.  und  14  Jahrhundert  kommt  ein  nach  dem  Orte  benanntes 

Rittergeschlccht  vor.  —  Ana,  ia  TblUüag.  T«niiu-ZeitMhc  1858  (Ol),  &  317— m  —  Ave- 
mann,  Burg^afen  t.  KiMtsg,  Anbang,  8.  Vk  IM— 198.  —  0.  Franke,  Dm  Botbe  Bnefa  tob 
Weimar,  S.  144.—  Geschichte  lupllen  d.  ProT. Sachsen  rXIII.  Nr.  73.  74.  535.  607.  G09.  Kneschke, 
Ad«Ul«iikon  Y,  S.  274.  —  £ronf«ld.  T«d«whin<li>  O,  S.  164.  m  m  —  Kronfeld,  Apolda, 
Smi  —  landnn,  in  Heu.  TmHat-ZtOkbr.  X,  &  188.  —  K.  Ventel,  Tlionu»  t.  BotMrtedt,  in 

ItttiML  ä.  TbOrinp.-Sach.i,  VomnR  1869  (XIl),  S.  469.  -  J.  S.  MOUer,  SSchs.  .\nnalen,  S.  lOL  — 
Bnin,  ThuingM  sacn  U,  S.  &2.  6&  123.  126.  ISa  191.  215.  -  Scbaltei,  Direct  diplom.  U,  ä. StL 
868.  447.  614  —  €.  F.  L  Bebnnana,  IndeAande^  8.  lU.  —  Bteebele,  in  Tbflriiv.  Yuda^ 

Zeitachr.  1879  (N.  F.  I),  S.  120.  321;  mo  (II),  S.  46.  -  Wenk,  in  flees.  T.andeeseschichto  II,  TM, 
&  16.  —  Wolff,  Pforte  II,  S.  16a  —  Wfirdtwein,  Tlinriiigü  et  üädufeldia,  S.  88. 

Kirchs,  um  1063  benr.  1194  dem  lieO.  Hicoluu  in  Oilemflnde  ttbeisnbeo, 

einst  Wallfahrtskirche  des  heil.  Moritz.  Chor  und  Langhaus  bilden  zusammen 
ein  Rechteck  von  20  m  Länge  und  8,8  m  Breite;  der  im  Erdgeschoss  3,6  m  lange 
und  ebenso  breite  Westthurm  ist  an  den  Seiten  von  zwei  Nebenbauten,  welche  die 
Langhauft-llMMra  liia  nr  Westfront  de»  Thunnet  Unrtnetsen,  der  nArdlidie  f&r  die 
Tiinrmtniipe,  der  sUdlidie  flir  das  ArebiT,  eingebwt,  so  dies  er  jetit,  da  die  West- 
front ganz  glatt  durchgeführt  ist,  nur  als  Dachreiter  der  Westseite  erscheint  Gerade 
dieses  Thurm-Erdgeschoss  ist  aber  der  älteste  Theil  der  Kirche,  aus  dem  12.  Jahr- 
hundert; die  romanischen  Eckpfeiler  mit  dem  einfachen  Kämpferi)rutil  (Schräge  unter 
Platte)  sind  aoeh  eidialteii,  daimf  vier  veiAieckig  profilirte,  rundbogige  SdiildbSgen, 
welche  einet  ein  KrrasgewOlbe  miterstHtsten;  Jetzt  ist  dies  jedoch  durch  eine  flaelie 
Holzdecke  ersetzt.  Bauthätigkeit  zur  Zeit  der  Früh-  und  Hoch-Cothik  wird  uns 
durch  Ablässe  in  den  Jahren  1317  und  1378  bezeugt.  Von  daher  stammt  noch  die 
Spitzbogen-Thür  vom  Thurm-Erdgeschoss  zum  Archiv;  von  einer  Bauperiode  des 
16.  JehrimndertiB  die  sn  der  Notdfrand  des  Glmres  innen  nahe  der  Osteeke  (Idnter 
dem  Stand  des  Altsrmannes)  befindliche,  rundbogige  Socramentsnische  mit  etwas  ge- 
gliederter Einfassung.  Alles  Uebrige  aus  den  letzten  drei  Jahrhunderten,  besonders 
von  1712  (zerbrochene  Tafel  mit  Inschrift:  MDCCXIl  etc.  aussen  über  der  West- 
thur)  und  der  Bestauration  1882.  Die  Decke  ist  eine  hölzerne,  über  den  Emporen 
flaehe,  tUber  dem  Mittebaom  tonnenfinnige.  An  der  Ostseite  befinden  sich  zwei 
ein&di  reditecUge  Fenster  aus  miseram  Jahrimodert,  an  der  nördlichen  und  sfld- 


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I 


448 


Battatadi  52 


UdMD  Langseite,  BOirait  Chor  joA  fanghiiw  rakhen,  je  drei  Fenster  und  unter  dem 
mittfllsteii  Fenster  eine  ThAr,  alle  diese  Oeffirangnn  rediteddg,  mit  Olinn,  im  dem 

18.  Jahrhundert;  dann,  den  Thurm -Nebenbauten  entsprechend,  je  eine  moderne, 
schlicht  rechteckige  Thür  zur  Empore;  an  der  Westfront  eine  Thür  des  18.  Jahr- 
hunderts, rechteckig,  mit  Obren  und  Dreieck-Giebel.  Dass,  wie  erw&hut,  im  Uebrigen 
die  Weatfont  kiU  ist»  slArt;  der  als  Dadmiter  die  Front  flbemgende  Tbefl  dee 
TlmmieB  ist  fieiecldg,  in  seinem  oberen  Stüde  beschiefert  und  von  dnem  nenen, 
durch  Knicke  in  das  Achteck  übergeführten,  schlanken  Helm  bekrönt  —  Aue.  in 
Tbflriog.  VereiiM-ZflitMdir.  m,  &  817.  S1&  —  Codtt  dipL  Su.  n§.  I,  I,  &  348.  —  Fritsch«,  in 
IGMML  L  OiManL  Yanfai  TB,  XflO,  &  7.  —  t.  B«lts«ait«ia,  Bi«,  a  ML  —  8«k«lt«a, 
nr.  «Id.     8L  86L 

Kanzelbau,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  im  Mischstil  von  Barock  und  Zopf  (^). 
Die  beiden  geschlossenen  Stände  für  den  Altarmann  und  den  Geistlichen,  welche  an 

der  Nordost-  und  Süd-Seite  um  die  Ecke  geführt  sind  (im  Gnmdiiss :   \^  )  und ,  von 

korinthischen  Pilastem  eingefasst,  hübsch  durchbrochene,  geschnitzte  Fenstei^itter 
haben ,  sind  in  ganz  ansprechender  Weise  mit  dem  Kanzelbau  verbunden ,  indem  ihr 
oberes  Abschluss  -  Gesims  sich  als  Zwischengesims  zwischen  Erdgeschoss  und  Ober- 
geschoss  des  Kansdbanes  fortsetzt  Dieses  Erdgeschoss  besteht  ans  drei  Korbbogen- 
Durchgängen  zwischen  vier  Pfosten,  vor  welehen  am  oberen  StOd[  statt  der  Püaster- 
capitelle  hübsche  Gonsolen ,  mit  angebundenen  Kelchgehängen  verziert ,  das  Gesims 
tragen.  Oberhalb  dieser  Cousolen  steigen  die  vier  korinthischen  Stützen  (die  inneren 
als  glatte  Säulen,  die  äusseren  als  Püaster  mit  Trauben-  und  Blatt- Verzierung)  auf, 
wddie  em  Iwhes,  verkrOpftes  GdtAtt  tragen.  Ansserhalb  der  FOaster  sind  noch 
durchbrochen  geschnitzte  Einfassungs  -  Bretter  angebracht.  Die  drei  Abtheilungen 
zwischen  den  Stützen  sind  wirkungsvoll  durchbrochen ,  als  offene  Flachbögen ,  mit 
hübsch  geschwungenen,  vom  Scheitel  zu  den  Kämpfern  herabgehenden,  leichten  Dra- 
perieen  geschnitzt  Zwischen  Püaster  und  Säule  stehen  die  mittelm&ssig  gearbeiteten 
Figuren  Mösls  und  Johannis  des  Ttofera  (dessen  Lamm  nab  tot  den  PilasterAiss 
gestellt);  zwischen  dflB  inneren  S&ulenpaar  tritt  die  Kanzel  in  Cbnmdriss:  ^  vor, 
mit  Traubengehängen  an  den  Kanten  und  mit  Blatt  -  Umrahmungen  unter  Muscheln 
an  den  Flächen  besetzt;  vor  dem  verkröpfteu,  oberen  Gebälk  in  gleichem  Grundriss 
der  Schalldeckel,  mit  Altanthusbl&tteni  mid  Mittel -iuiauf  gekrönt  Ein  drittes 
Kanadbao-Gesdioss  erhebt  sidi  Aber  der  mittelsten  Ahtbeilang  in  Gestalt  eines  hohen 
Sockelgliedes.  Auf  diesem  tragen  Ecksäulen,  als  Palmbinme  gebüdet,  ein  vei^rOpftee 
Gebälk  mit  geflügelten  Engelsköpfen  als  Eck-Aufsätzen ;  sie  lassen  innen  einen  freien 
Baum,  darin  die  Figur  des  segnenden  Chhstus  zwischen  zwei  gebogenen  Palmblatt- 
Cd.  h.  fthnlidi  Schilfblattp)  Zweigen.  Zuoberst  die  Strahleosonne  mit  dem  hebräischen 
Gottes-Zddiea.  Beehts  nnd  links  von  dem  obersten  Geschoss  steigen  an  den  Anssen- 
ed^en  nborhalb  der  korinthischen  Pilaster  nnr  kurze,  bald  abgebrochene  BogeDgid>el- 
Stücke  auf,  welche  die  gut  gestellten,  aber  schlecht  geschnitzten  Figuren  je  eines 
Engeiknaben,  mit  l'almzweig  und  Blomenstrauss  in  der  üand,  tragen.  Holz,  weiss 
mH  Geld. 

Kelch,  ans  Theüen  veradiiedener  Zeiten  znaanunengesetat  Fuss  und  Kawat 

sind  Arbeiten  oder  Umarbeitungen  des  17.  Jahrhunderts;  ersterer  hat  die  ForiA  von 
sechs  Pissen,  wdche  aber  (mdit,  wie  im  Mittelalter,  in  scharfen  Kantoi  manuneii- 


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stossen,  sondern)  durch  Kehl-Ansrundungen  mit  einander  verbunden  sind ;  Kandmuster 
▼Ml  Blmdstegen ,  anf  einem  Fmb  ein  Gracüix  «ifgelegt;  am  Knauf  treten  hoeli- 
kantige  Wflrfel  zviachen  getriebenen  Eiern  vor.  Die  beiden  Schafttheile  unter  und 

Ober  dem  Knauf  (orsterer  Theil  unten  zu  kurz  abgeschnitten)  und  die  Kuppe  sind 
aus  spätgothisclusr  Zeit  des  16.  Jahrhunderts.  Der  seclimickige  Schaft  enthält  über 
dem  Knauf  in  Gravirung:  ^iif  (etwas  undeutlich:  ^il^j  6.  (sancta;  unten  AJS  (liu- 
■ettehen)  NA  (Boeettdien);  om  den  unteren  Theil  der  Kuppe  ist  ein  Friea  von  ein- 
ander admeidenden  Rundbögen  (mit  den  Oeffnungen  nach  oben  gericht^)  ausgeschnitten 
und  umgelegt.  Silber,  Yortrefflich  vergoldet,  daher  der  Kelch  trots  der  ZiMammen- 
setzung  sehr  schön  aussieht 

Gemälde,  au  der  Chor-Kord  wand,  Biidniss  eines  llerm  von  Kraft,  f  1694,  in 
geschnitztem  Bahmen.  —  Franke,  Dm  Both«  Badi,  a  144. 

Gleohen.  1)  1760  von  Merfin  Boia  tat  Apolda»  mit  AkaadnilH«i»  mit  Namen  dm 
Vütdt.  AL  V.  KrenHB  ete.,  den  AnihngsbuohilalMn  dm  Spmohoe:  Verhm  Dämmt  ete.  und 
dem  weimarisclien  Wippen.  120  cm  INuehnkMier.  —  t)  von  H.  Jae.  EOnig  inBifiui 
95  om  DordimMser.  —  8)  1848. 

[FOld  voigeecUchtlieher  Alterthttmer.  —  8«h«aiann,  iMdMkondik  &  tUL] 


Leutenthal,  8  km  sOdsüdwestlich  von  Buttstädt,  1250  Lutental,  welches  das 
Kloster  Pforte  damals  mit  allem  Zubehör  und  mit  3  Hufen  in  Sachsenhausen  (im 
Amtageciehtsheibk  Weimar,  e.  d.)  vom  Kleeter  Wlchterevrininl  (in  Franken)  kaufte; 
nach  Aufbelnmg  des  Klosters  Pforte  kamen  beide  Dörfer  unter  die  Landesherrschaft 
und  zwar  an  Kursachsen,  bei  welchem  sie,  dem  Amtsbezirk  Eckartsberga  eingeordnet, 
als  Lehen  verschiedener  Besitzer  bis  1815  blieben,  wo  Sachsen-Weimar  sie  erlaugte. 
Die  Kirche  wird  provisorisch  von  Rohrbach  aus  besorgt.  —  Bertuch,  Teutsche«  Pfor- 
MMhM Chronicon,  heniug.  t.  Schamelim  (1734),  S.  ä  Ii.  50.  56.  58.  —  Die  DiOc«8e  Buttstädt,  1842, 
8.      £  —  0.  Franlie,  Daa  Rothe  Bnch  t.  Weimar,  8.  116.  —  Eronfeld,  Landeskunde  II,  S.  240. 

—  Meneke,  Script  I.  S.  776.  -  Pertnch,  Chron.  Port  (1612),  a  65  t  62.  64  f.  131  i  141.  147  t 
182.  —  Bein,  Thoiingia  sacra  II,  S.  206  (a.  Regster  untar  Botental).  —  A  Schumann,  Lexikon 
TOD  Sachsen  V,  S.  660  f.;  XYU,  S.  864.  —  C.  F.  L.  Schnmann,  Landeskunde,  S.  48.  —  Stark, 
ia  ThOring.  Vereins-Zeitochr.  1857  (II),  S.  148,  Aber  das  Siegel  —  Steohele,  in  "niflring.  Vereina- 
Zeiteehr.  1880  (N.  F.  II),  S.  46.  —  G.  A.  B.  Wolff.  Chronik  d.  Klosters  Pforta  II,  S.  51-53.  G3-65. 
181  1  »04.  233.  290.  426.  491.  494  l  499.  601  £  600.  638.  fi4»-66&  669.  661.  fiSA  688l  6M.  641.  «SA 

—  WlIrdtwaiD,  Tboziiigi»  et  Eich«faldi^  8.  St 


Kirche.  Grundrisa-Fem:  1     M  .   Der  hohe,  aber  ohne  Gesimse  glatt  auf- 


steigende Thurm  an  der  Xordseite  stammt  aus  romanischer  Zeit  und  hat  von  daher  in 
seinem  Erdgeschoss  und  den  drei  Obergeschossen  die  Lichtspalten  bewahrt,  im  vierten 

(dem  obersten)  Geschoss  au  der  Westseite  ein  gepaartes  Rundbogen-Fenster*  , 

dessen  Mittelstütze  eine  [verhauene]  Basis,  einen  unten  und  oben  viereckigen,  da- 
zwischen durch  Abkantung  (die  Ueberfahrung  ist  bugig)  achteckigen  bcliali  und  eine 
durch  Kehlung  ausladende  Kimpfu^]!onaole  zeigt  An  der  Nord-  und  Ort-Seite  ist 


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460 


LrominiAtii 


Battalftdt  &4 


das  «DtepradMiide  gepaarte  Fenster  im  17.  Jalnlnuidert  mter  Beeeitigung  der  Mittel- 
sttttie  za  dnem  groaaeD,  korbbogigen  verbreitert^  an  der  Sfldseite  darch  ein  einfoches, 

rundbogiges  ersetzt  worden.  An  den  Thurm  ist  im  Laufe  des  Mittelalters  der  Chor 
angebaut  worden ;  zu  ihm  führt  vom  Thurm-Erdgeschoss  eine  Thür  mit  der  Ueber- 
deckuDg:  die  wunderliche  Aussen- Verzierung  des  rechteckigen  Cbor-Ostfensters 
(redite  und  linltB  swd  aenlcreciite  Kehlen,  die  nur  tinen  Theü  der  FensterhUhe  «ni- 
kflrli<^  einnehmen,  oberhalb  des  Stunee  noch  zwei  Vertiefungen  Ton  der  Form : 
mit  rechteckigen  Füllungen)  dürfte  der  naiven  Nachahmung  eines  spätgothischen  Vor- 
haugbogeu-Feusters  im  17.  Jahrhundert  ihr  Dasein  verdanken.  Im  Uebrigen  ist  die 
Kirche  1717  bzw.  1841  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  ausgebaut;  den  Chor  und  den  ihm 
^dch  breiten  TheO  des  Langhauses  bedeckt  eine  tennenftrmige,  den  nOfdlidien  TlieO 
des  Langhauses  eine  flache  Holzdecke  in  ganz  geschickter  Lösung;  das  nördliche  Chor- 
fenster ist  flachbogig,  die  übrigen  Fenster-  und  Thür-Oeffnungen  sind  rechteckig ;  auf 
dem  'I  hurm  befindet  sich  ein  durch  Knicke  in  das  Achteck  übergeführter,  erneuerter 
Uelm.  —  Die  DiOceM  Battrt&dt,  S.  29  iL  —  Kroate Id  ft.  ■.  0. 

Ranselban,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  mit  Benntsnng  einer  Kanad  des 

17.  Jahrhunderts,  originell;  ein  Zeugniss  für  die  Mannichfaltigkeit  der  Lösungen, 
welche  diese  Bauten  im  vdrigen  Jahrhundert  fanden  (A).  Vier  hohe,  um  den  Altar 
gestellte,  uaturaUstische  Puimbuume  tragen,  an  die  Baldachine  alter  Altare  erinnernd, 
eine  geb&lkartig  profilirte  Platte.  Auf  dieser  stehen  links  und  rechts  die  Figuren 
Mode  nnd  Johannis  des  Tftnfers,  dasvisdien  aber  arhebt  sidi  ein  GerOst,  in  Fonii 
einer  steilen,  ebra  abgeflachten  Pyramide,  auf  einem  hohen,  etwas  stärker  geböschten 
Sockel  (also  von  derselben  Silhouette,  wie  der  Eiffelthurm).  Dieses  Gerüst  ist  an  den 
Seiten  mit  durchbrochen  geschnitzten  Bankenwerken  bedeckt;  die  Vordertiäche  aber 
in  ein  kleineres  unteres  und  ein  höheres  oberes  Gescboas  getheilt  Dies  Theilungs- 
Terhftltniss:  SoekeIhShe  snr  Höhe  des  ersten  and  snr  Höhe  des  sweiteo  Gesdwnes 
gleich  2:3:6  ist  vortrefflich  in  statischer  und  Ästhetischer  Beziehung  gewählt;  Inder 
entspricht  die  plumpe  Einzel- Ausführung  der  Gesammt- Anordnung  nicht.  Die  Theilung 
wird  durch  den  im  Grundriss:  vortretenden,  gebälkartigen  Schalldeckel  markirt, 
auf  dessen  Eeken  awei  ungeschickt  gearbeitete  Engdsknaben  ein  quer  gespanntes 
SchrifttMmd  mit  dem  Spruch:  HeOig,  heiUg,  heiUg  it*  Gott,  dar  Strr  Zeba^a  hsltea. 
Der  Theil  unter  dem  Schalldeckel  bis  zum  Sockel  zeigt  rechts  und  links  (als  Ver^ 
kleiduug  des  Gerüstes)  Bretter  in  Gestalt  aufsteigenden  Blatt-Rankenwerkes;  dahinter 
den  von  Lorbeerblättern  begleiteten  und  eingefassten  Rundbogen  des  oberen  Kanzel- 
Dnrchganges.  Die  Kanzel  selbst  nimlicli,  dne  redit  geadmadweBe  nnd  sanbere 
Arbeit  im  Spitnosinance-Stü,  ?om  Qnindriss:  VJ,  mit  Ikeettirtem  Sodnlglied,  vor 
dem  in  der  Mitte  noch  das  frei  gearbeitete  Schnitzwerk  eines  Pelikan-Nestes  vortritt, 
mit  facettirten  Blcn(llir»i;eu  der  Flächen ,  mit  dorischen  Säulen  an  den  Ecken  und 
mit  einem  von  EugeLsk()pfen  belebten  Gebälk,  nimmt  gerade  die  üöhe  des  vorher 
erw&hnten,  grossen,  gebösditen  Sockels  ein,  so  daas  von  ihm  leehts  und  Unks  nur 
Stttcke,  mit  Fmchtkränzen  besetzt,  übrig  bleiben.  Das  obere  Geschoss  des  Kaasel- 
baues  zeigt  an  der  Vorderfläche  ein  Oelgemälde  der  Auferstehung  in  ovalem  Lorbeer- 
blatt-Rahmen und  darüber  vier  aufsteigend  gruppirte  Engel.  Holz,  weiss,  mit  einigen 
Farben.  —  (Vor  dem  linken  Theil  des  oberen  Eanzelbau-Sookels,  iim  und  die  Moses-Figur 
TNdsaiknd,  ist.  dsp^slt  ilflnnd,  wsü  m^ymmsMsdk,  eins  sehwane  Tafel  sdjiPBldlt 
vscdn,  welAs  die  Nsnisn  dn  1870/71  geUlsnen  StswehMt  Lenlenthib  cnihili) 


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66  BvMOL 


LnlxunUL. 


461 


Altarwerk,  Mittelschrein,  an  der  Chorwand,  aus  der  Zeit  um  1480.  Figuren. 
In  der  Ifltte  sitzen  CSiristns  mit  segnend  eriiobener  Bediten  vnd  der  WeUkngd  in 
der  Linken,  sowie  Maria  in  betender  Haltung,  beide  gekrönt.  Links  von  dieser  Gruppe 
ein  Heiliger  mit  Buch,  wohl  Paulus  [das  Schwert  in  der  Rechten  fehlt];  rechts 
Petrus,  ein  heiliger  Diakon  (Stephauus  oder  Laurentius)  und  ein  Heiliger  mit  langem 
Bart.  Die  Figuren  sind  besch&digt  und  durch  Restauration  1882  sdir  Tnrdorben. 
Doch  Hast  stell  nodi  Folgendes  fiBstetellra.  Die  Zeit  gebArt  dem  üdM^aag  von  der 
Hochgothik  (grosse  KOpfe,  hölzerne  Modellirung,  fliessender  Faltenwurf)  zur  Spit- 
gothik  (S-förmige  Haltung,  kleinliche  Motive)  an;  Vieles  übrigens,  z.  B.  der  Puppen- 
kopf Marias,  ist  auf  Uecbnung  der  modernen  Nachschnitzerei  zu  setzen.  Die  Farben 
vnd  Vergoldungen  mam  reldi  and  schOn,  und  kenn  msn  denifidi  des  nn  wenigen 
Stellen  eriultene  gute»  alte  Gdd  von  der  schleehteDf  greOen  Anftragnng  nenwer  Zeit 
nnterscheiden.  Die  Sockelstofe,  anf  die  die  Heiligen  gestellt  sind,  ist  mit  (zum  Theil 
erneuerten)  Vierpässen:  S3  durchbrochen  geschnitzt,  der  Hintergrund  ist  blau,  auch 
ein  derb  gothisirender  Baldachin  [an  Stelle  eines  früheren,  geschnitzten]  gemalt.  — 
[Von  denFUIgdn  mit  Halereion  war  der  eine,  Heiligenägaren  anf  Goldgrund  ent- 
haltend, bis  1882  erhalten.  —  Vtagebofn.] 

Crncifix,  seit  1882  Aber  d«n  Altarwerk  an  der  Wand,  ans  dem  16.  Jahr- 
hundert; die  Figor  Christi  recht  schön,  mit  guter  K9rpeikmintniss  und  weicher 

Modellirung  gearbeitet.  Holz,  lebensgross. 

[^Steinplatten  mit  Wappen  und  gut  erhaltenen  Frauenbildcrn,  sowie  Reste  von 

Ritterdegen"  in  einer  Gruft  1841  bei  dem  Bau  gefunden,  beseitigt.  —  Dia  DiooaM 
BstMil^  8.  Ml] 

Sanduhr  an  obwn  Seded  des  Kanselbaaes,  ans  dem  18.  Jahihondert,  in 
eisernem  Gehinse  mit  Banken. 

Kronleuchter  nadi  altem  Muster  des  17.  Jahrhunderts,  mit  KninÜBn  der 
H&ngesäule  und  .Bankenarmen  in  zwei  Reihen;  hübsch.  Messing. 

Taafksnne,  mit:  17.57,  in  Seidelform.  Zimi. 

Kelch  (A),  von  schlanker,  eleganter  Form,  1794  von  C.  M.  A.  V(»n  Fensterer, 
laut  Inschrift  auf  dem  runden  Fuss.  Zwischen  Knauf  und  Anlauf  tritt  ein  mit  dem 
römischen  BlattfirieB  getriebener  Wnlst  vor;  Knauf  UrnAnDig  (bezw.  TssenfÖrmig), 

im  oberen  Theil  Aber  einer  henunlBofanden  Leiste  gerippt  und  durch  eine  Kehle  ndt 

der  S-förmigen  Kuppe  verlmnden.  Silber,  vergoldet,  l'G'/»  cm  hoch;  unterer  Fuss- 
Durchmesser  gleich  dem  oinsron  Kuj)i»en -Durchmesser  lU^/j  cm.  Dazu  geh«tren 
Hostienteller  und  Uustienbüchse,  beide  mit;  I7.'>4^  letztere  von  einfacher, 
mnder  Form. 

Altardeeke,  mit:  O.Ä,M,9.F.  (FenBtorar)  1794,  bi  SÜhw  nnf  grtne  Sdde  gs- 
sHflkt;  mit  8ab«splls«i. 

Malereien,  1719  hergestellt,  1882  unter  Leitung  des  Prolessors  Händel  in 
Weimar  durchweg  erneut.  An  den  Eraporenbnlstungen  Theilungen  und  rechteckige 
Felder  mit  Piinilkil-Darstellungen  aus  dem  alten  und  neuen  Testament.  Am  Tonnen- 
gewölbe des  Chores  uud  des  Laughauses  ist  im  unteren  Anfang  je  eine  Reihe  von 
sechs  lebenagroesen  Pnpheten-Bmstbllden  in  Medaillons  gemslt;  in  der  lütte  der 
Tonuenfl&die  sind  drei  grosse  Felder  hinter  einander  von  Bahnen  mit  etwas  Oar- 


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ButWidi  M 


touchen-Werk  umgeben,  und  enthält  das  (von  Osten)  1.,  von  der  Form:         die  Dar- 
stellung des  Abendmahls,  das  2.,  kreisförmige,  die  Taufe,  das  3.,  von  der  Form:  < 
jubilironde  Engel. 

Glocken.  1)  176S  yod  0.  WOh.  Beeker  umg^osaen  unter  der  Regierung  dee 
KufllrBten  Friedrich  August  und  der  Amtsverwaltung  des  Dav.  Gottw.  Tischler  eto, 
mit  zwei  Omamentfricscn,  einigen  Ober  Natur  abgefonnten  Blittem  und:  SOLI  DEO 
GLORIA.  118  cm  Durchmesser.  —  2)  1876. 

Friedhof.  Tafel  in  der  Maner,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  mit  etwas  Banken- 
werk und  der  Lndurift:  Alle,  die  «Ar  vorübergehet,  sehet,  wie  es  um  uns  sUKef,  toa» 
ihr  seid,  das  waren  wir,  und  was  MHT  »ind,  das  werdet  ihr;  beschftdigt  und  in  den 
Buchstaben  neu  schwarz  gemalt 

fiattllOf  nnd  Bnnerei  des  Bern  O.  BmnkiH  ekanik  RltUrg  u  t  [bin  1860 
Wirthschafkahof  des  Kkwtan  Wichterswinkel,  dann  des  Klostefs  Pforte  bis  an  dem 

Aufhebung].  Das  Gut  gehörte  1578  dem  sächsischen  Landrentmeister  Lanterbach 
auf  Etzdorf,  das  Vorwerk  158*^  dem  Hans  von  Wertheni  (s.  Grossneuhausen).  Von 
1741  bis  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  war  das  Gut  im  Besitz  der  Familie  von 
Feniterer,  Anftng  nnsens  Jahrhunderts  in  dem  des  henmgL  Leibanrtes  Joli.  Oiristiaa 
Stark,  Elb-,  Lehn-  nnd  Gerichtsherm  auf  Leutenthal.'  Das  Gebäude  ist,  seiner 
Jetsigen  Bestimmung  cntsprcrlicnd ,  schmucklos  und  in  jeder  Beziehung  vereinfacht. 
Zwei  Seiten,  mit  den  Fronten  nach  aussen,  die  östliche  und  südliche  (die  gegenüher 
der  Kirche)  sind  annähernd  gleich  lang  und  stossen  rechtwinklig  aneinander ;  auch  die 
beidoi  anderen  Selten  stossoi  im  rechten  Whikel  an,  sind  jedoch  is  ihrem  wdteren 
Lanf  gebrochen,  abgestuft  und  in  der  Nordwest-Ecke  abgeschrägt  (dies  woU  dnrA 
spätere  Acnderung),  so  dass  kein  richti^'es  Quadrat  entsteht  Von  der  so  gebildeten 
Baugruppe  sind  jetzt  nur  etwa  zwei  Drittel  der  Ost-  und  der  Süd-Mauer  in  Bebauung 
erhalten,  und  so  stehen  ein  Ost-  und  ein  bild-Flügel,  vor  deren  einspringender  Ecke 
nach  dem  EioHd  sa  ein  Treppenthnrm  im  DreiTiertel-Kreis  vortritt  Das  BMudtese 
bekundet  sIs  Ampt-  und  Ursprungs-Bauzeit  die  2.  QÜfte  des  16.  Jahrhunderts;  von 
einer  Erneuerung  durch  die  Familie  von  Fensterer  zeugt  eine  Inschrift  am  linken 
(westlichen),  übrigens  modernisirten  Portal  des  Sfldflügels:  D.E.v.F.1741  DE?J 
22  lULI  BIN  MIT  GOTT  IN  DIESES  HAUS  EINGEZOGEN  nebst  dem  Fensterer- 
schen  Wappen,  und  ein  Ston  mit:  &.v.F.tt88  an  dem  Thorweg  links  von  dem 
Portal,  weldier  bereits  ausserhalb  des  jetzt  bebauten  SüdflQgels  li^  Wie  gross  das 
Gebäude  war,  zeigt  der  jetzt  vorhandene  OstflOgel  in  seinen  acht  Fenstern.  Von 
Einzelheiten  lässt  sich  nur  Folgendes  feststellen.  Die  Mauern  sind  ungemein  stark; 
die  rechteckigen  Fenster  sitzen  daher  (nach  dem  Zimmer  zu)  in  tiefen,  rundbogigea 
Nisdien.  Im  ersten  Obergeschoss  war  an  der  SOdost-Ecke  «n  hoher,  reidi  snsgs- 
bildeter  Saal,  mit  drei  Fenstern  Front,  zwischen  denen  noch  alte  Säulen  erhalten 
sind  und  mit  orifiinellen  Deckenträgern.  Die  Thoren  sind  von  Stein,  stark  profilirt 
mit  Kehlen  und  eierstabartigen  Verzierungen.  Im  Treppeuthurm  führen  steinerne, 
jetzt  sehr  ausgetretene  Wendelstufen  hinaut  Das  ganie  Gebinde  hat  Keller  mit 
Tonnengewölben,  die  zum  Thdl  der  Sicherheit  wegen  unterfangen  oder  sugemanert 
rind.  —  A.  Sehinana,  LaslkM  v«a  Bachwa  XVII,  &  8Bi 


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57  BnttstftdL 


453 


[Neustedt,  Wastung,  nordwesUMi  m  LMtnfhd;  lS6a  BtmM^  m  IMl  KI«rtw 
Horta  Gflter  erwirbt,  1859  wflflt  —  Witt,  Chmoik  d«  Ikislm  Mwli  II,  &  OL  ML  M». 

SSa.  484  t  498.  608.] 


Mannstedt,  2Vi  km  nordwestlich  TOD  Buttstädt;  Mannestat,  angeblich  874  dem 
Stift  Fulda  zinspflichtig;  UTK)  Mannestede ;  1341  Manstete,  wo  Graf  Friedr.  von  Beich- 
lingeo,  1351  die  Grafen  von  Schwarzburg-Amstadt  und  Sondersbausen  dem  Stift  zu 
Bibra  Güter  eignen;  im  Bruderkriege  1450  Ton  den  kuifOrstUclien  Trappen  zeratört; 
1470  Ldtn  derar  loa  Witdeben  imter  dm  Gnftn  von  Beiddingen ;  um  1578  ontar 
der  Lehnshoheit  der  Grafen  von  QteiclieD-BIankenhain  Besitz  des  Marschall  von  Gatfa- 
roannshausen,  von  welchem  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von  Weimar  es  1586  kaufte. 
Mannstedt  wurde  dem  neu  gebildeten  Amte  üardisteben  (s.  d.)  eingeordnet  und  theüte 
aeitdem  denaa  Beaitiar.  Die  Tiehnahohfät  trat  der  Graf  ym  Gleidien  1696  an  den 

Herzog  ab.  —  Alt»  «.  «rae  ThOringüd»  Clvoaieln,  Fisakflut  o.  UifOg  17»,  &  264  fl  -  Codex 

dipL  Sax.  reg.  L  II,  S.  SSa  -  Die  DiöccBe  BnttstÄdt  1842,  S.  31ff  —  Drenke,  Cod.  dipL  fuld., 
8.  274.  —  Dronke.  Tr»dit  fiild,  8.  132.  —  0.  Franke,  Das  Rothe  Buch  von  Weimar,  S.  54.  — 
KtCDfeld,  LuidMkiiiid«  II,  a  S40.  —  J.  &  Maller,  AniMleii,  S.  204.  220.  —  Rein,  Tbaringia 
ncn  I,  8.  73;  n,  S.  62.  130.  147  C  —  Bein,  in  Thflring.  Vereins-Zeitnchr.  V,  S.  239.  —  Chr. 
Schoettgen,  Oputc  min.,  S.  258.  —  A.  8chamanD,  Lexikon  von  Sachsen  VI,  S.  127;  XYIII, 
aSSl  —  C.F.  Ii.8ehamann,  Undeikonde,  S.  48  1  —  Staatebaodbaeh  C  8.- Weimar  1864.  8.  210. 
—  Stark,  in  ThflrinK.  Vereinn-Zeitochr.  1857  (II),  S.  152,  aber  das  Siegel.  —  Stechele.in  Thüring. 
Vereioa-ZeitBcbr.  1878  (N.  F.  I),  &  132.  323;  1880  (U),  S.  38.  —  Wolff,  Chronik  de«  Klotten  PforU 
],&196£»II,&GflL  -  Wardtw«ia,  llariBgia  «t  BduMdli»  B.  ITBL  848  £  848  C 

Kirche.  Der  5  ni  lange  und  4,2  m  breite  Chor,  welcher  den  Thurm  trägt, 
und  ein  Theil  des  lö,6  m  laugen,  8  m  breiten  Langhauses  mögen  in  ihrer  Anlage 
ans  dem  Mittelalter,  bezw.  von  dem  Umban  1685  herstammea;  die  Kniptgeatalt  ver- 
dankt die  ganze  Kirche  aber  dem  Bau  von  174-1  (in  der  Inschrift  an  der  Thurm-Süd- 
seite: ANNO  1744  IST  DER  TIIUR.M  Mi  r  GüTTES  HtLFFE  ERBAUET  WORDEN 
lOHANK  CHRISTUN  KROMAYER  PASTOR  ist  an  dieser  Kirche,  im  Gegensatz 
zu  anderen,  eine  zu  eng  begrenzte  Bauthätigkeit  angegeben).  Das  Thurm-Erdgeschoss 
bat  ein  KieazgewSlbe  mit  LoibeerstrftDgen  ata  Yeniening  der  Grate,  daa  dvrcb  einen 
hoch  bis  zum  Gewölbe  reichenden,  ryndbogigen  Triumphbogen  getrennte  LanghaOB 
aber  eine  tonnenformige  Holzdecke.  Die  Finister  sind  regelmässig  angelegt,  je  eines 
an  der  Nord-,  Ost-  und  Süd-Seite  des  Thurmes,  sowohl  in  dessen  Erdgeschoss,  als 
in  d^sen  durch  ein  Gesims  vom  Erdgeschoss  getrennten  zwei  massiven  (die  lürche 
rationdl  flberrageeden)  ObergeachoeaeD,  je  flinf  an  Jeder  Langhana-Seite;  alle  aind 
gross  and  haben  die  eigenartige  Form  Ton  Fladlbogen  -  Fenstern  mit  Ohren  und 
Sclilussstein  an  den  etwas  vortretenden  Einfassungen.  Unter  dem  mittelsten  Fenster 
der  Lunghaus-Südseite  befindet  sich  eine  Eingangs-Thür  von  gleicher  Form,  doch  mit 
einem  wagerecht^  Geh&lk  darüber  bereichert.  Den  Thurm  deckt  eine  achtseitige 
Sdnreükairpd  mit  TUieiaalBel-Anftate  und  Hdm.  Emeoerangabanten:  itfM  (Jahrea- 
sahl  unter  derlnaehzift  lan  1744);  tod  daher  die  Ucine  Enrettenmg  dee  Tiangbawawi 

10* 


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464  MiCTOTiPt.  Bpttatftdt.   58  .;. 

nach  Westen  und  AmibildiiBg  der  Westfront  mit  einer  (wieder  geeddessenen)  ThAf 
und  darüber  drei  romaDisirendeti  Rnndbogen-Fensteiii  auf  Pfeilern  mit  Kämpfer- 

gesimsen;  ferner:  1S6(\  von  daher  die  im  Langhaus  vor  die  Triumphbogen-Pfeiler 
gesetzten,  korinthischen  Pilaster  und  das  im  Chor  an  der  Nord-,  Ost-  und  SQd-Seite  .  .* 
laufende,  antikisirende  Gesims;  sowie  Auffrischmig  des  Lmern,  beiw.  AnsMalung,  ^ 
EBporenveniening  etc.  (i.  UdtMtJi  —  Dl»  DiOeaw  Batwid^  a  81  —  KronfeU  a.  s.  O. 

Kirehbinke  an  der  Westseite  des  LtnglianNa^  ans  der  lütte  des  18.  Jahr-^^j 
InmdertB,  mit  durdibrocbener  Sdinitaer^  Hob. 

Tauf  stein  von  1562  (Lichtdruck).    Die  Arbeit  gehört  der  guten  Hochrenaissance 
in  kräftiger,  deutscher  Ausführung  au  und  verdient  wegen  der  Abwägung  der  Verhält- 
nisse Beachtung.  Die  Inschrift  am  äockei  lautet:  £v.  Job.  3, 5:  NISI  QVIS  B£NATVS  ^-^ 
FVERIT  £K  AQVA  ET  SPQtlTO  SAKCTO  NON  FOTE8T  INTRABE  iBEQNUlI  >J 
DEI  (Es  sn  denn,  dsss  Jemand  wieder  geboren  werde  etc.).  An  der  Platte  über  d«n 
Schaft  steht  der  Narae  des  Stifters:  CONRAD  VON  BEVMFLBERG,  RITTER  1562;  ' 
am  Schaft  ist  ein  Wappenschild  angearbeitet,  an  den  Stegen  zwischen  den  Canneluren 

Anfangsbuchstaben  und  Zeichen  des  Steinmeta; :  TT.  ;  U.  \  nn  der  oberen  Platte  des 

Beckens:  MAKCI  VLTIMO,  QVI  CIIEDIDI'.HIT  ET  BAPTISATVS  FVERIT  SALWS 
£RIT  (Marci  am  Letzten;  Wer  da  gluubet  und  getauft  wird  etc.).  Sandstein. 

Kanzel  bau  (Lichtdruck),  aus  der  Zint  bahi  nach  1744,  18(>0  geschickt  reparirt; 
ein  gutes  Beispiel  der  Anordnung,  bei  welcher  die  Sauleu,  die  von  unten  aufsteigen, 
SO  hoch  g^Dhrt  sind,  dass  sie  die  Kanad  iind  ihr  GebftUc  ndt  dem  Sdiandeckel  eiii' 
üH^lifi^HWn»  und  bei  welcher  femer  dadurch,  dass  nur  der  Hittelraum  des  Chores  hinter 

dem  Altar  benutzt  wird,  eine  flotte  Linieufübrung  and  hochstrebende  Wirkung  entsteht 
Auch  sehen  wir  an  diesem  Kanzelbau  die  Fuhi^^keit  des  18.  Jahrhunderts,  bei  geringen 
Mitteln  durch  gute  Verhältnisse  schönen  Eindruck  zu  erzielen;  im  Einzelnen  die 
Misdimig'  Ton  bsiocken  (besw.  Renaissance-)  Formen  (Gartoadien,  Sehweifiingen)  mit 
Zopf  bezw.  beginnendem  Classicismus  (unter  Ausscheidung  des  Roccoco).  Besonders  die 
seitlich  frei  vorgestellten,  korinthischen  Säulen  macheu  *ich  sehr  gut.  Das  Gemälde 
des  Rundbogen-Feldes  im  oberen  Aufsatz  stellt  die  Bergpredigt  dar,  die  auf  tiem 
Giebel  lagernden  Gestalten  Glaube  und  Hoffiiung.  Die  durchbrochen  gechnitteneu 
BekrSnnngs-Bretter  Aber  den  Thflren  (zum  Sacristei-Verschlag)  rechts  und  links  Tom 
Kanadban  kommen  in  solcher  Anordnimg  an  den  anderen  Kirchen  der  Gegend  nicht 
TOr,  geben  somit  einen  neuen  Beitrag  zu  den  Versuchen,  eine  Lösung  des  Wand- 
Anschlusses  zu  finden.  Der  ganze  Bau  ist  von  Holz,  mit  einiger  Färbung  und  Ver- 
goldung aus  neuerer  Zeit.  —  Kirchenbach,  Akten  bezUgL  Bepantar  1869  o.  1860,  nebit  Gmnd- 


Nnmmornbretter  ans  der  Mitte  des  18.  Jahriimiderts,  mit  dnrehbrodien  g»- 

sduitzten  Rahmen. 

Tauf  schale,  Beckenschliijjer- Arbeit  bekannter  Art,  mit  einer  Traube  and 
Weinblättem  im  Boden  und  ilt  r  zweifachen  Randschrift.    Messing  {A). 

Kelch,  1692  vom  Schuldiener  Job.  Freudenreich  und  seiner  Gattin  gestiftet, 
laut  Insdirift  auf  einem  Feld  des  Fusses,  welcher  Sechspass-Form :  O  hat  Knauf 
nrad,  mit  getriebenen  Kern  nnd  das  wischen  den  kanm  vortreteaden,  nur  noch  dudi 
KeUeA  getifsniiteni  hoddantigeh  Wflifein.  Silber,  vwgddflt 


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i  Jiot,  liräunUch  in  Jtnu. 


LielitJntek  mn  Jtd 


Innen-AnsichL  der  Kirche  zu  Mannstedt 
nach  Ost. 


Vtrlag  von  OH§tav  Fisektr  in  ./»n* 


69  BirtWidL 


466 


Kelch,  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Fuss  rund,  mit  getriebenen  Kreisen  als 
Randmuster,  auf  der  Oberfläche  durch  getriebene  Buckel  secbspassfönnig  gestaltet; 
zwificheo  den  Buckeln  sind  lianken  gravirt.  Knauf  gedrückt  rund,  daran  Würfel, 
nur  dordi  KeUeo  toh  Eieni  getrannt;  auf  diesen,  irie  im  Sduift  gfavirte  Ornemente. 
Silber,  veigddet 

Keleh  Oat  Eiukt,  ulk:  M»J,  CWmmI.  mS.  Dhil 

HosiieBbflehee,  mitt.itraj^J^eiNlam'MdbCI!^^  Silber. 

Glocken.  1)  1804  mQebr.iniieb  in  Apelde.  1,45  em  DniehnMww.  —  S)  1840 
TOtt  denaelbeB. 

Sogenannter  Sied^lliof,  17S8— 1766  dem  kulllntlidiett  Commiaaionanlih 

und  tennstedter  Kreisamtmann  Lauhn  gehörig,  ward  Ton  deeaen  Nachfolger  der 

Universität  Leipzig  vermacht  und  wird  von  dieser  verpachtet.  Am  alten  Wnhn- 
gebäude,  der  jetzigen  Küche,  befindet  sich  noch  eine  Rundbogen-Thür  im  Kenais- 
saace-Stil,  mit  schön  in  melirereu  kräftigen  Wülsten  und  Kehlen  gegliederter  Archi- 
Tolte,  deren  RnndbegBn-FMer  unter  dem  Kftmpfergesims,  als  eine  Art  GapiteD,  ein 
Balfl^ied  mit  Cannelirungen  (wie  das  Xordportal  der  buttstädter  Kirche  von  1661) 
zeigen;  während  die  Innenkanten  dieser  Pfeiler  sich  in  dem  Rundbogen  fortsetzen, 
steigen  die  Aussenkanten  senkrecht  in  die  Höbe,  bis  sie  die  Archivolte  Uberragen,  so 
eine  Rechteck-Umrahmung  bildend,  und  werden  von  einem  wagerechten  Gesims  oben 
abgeediloflaen.  In  der  Hnken  der  bo  auf  einbehste  Weise  entstehenden  Zvidnlfliche 
ist  das  Entetebungs- Jahr:  1558  angegeben.  Im  neuen,  schmucklosen  Wohngeb&nde 
befinden  sich  in  einem  Zimmer  des  Obergeschosses  Oelbilder,  Brustbildnisse  wohl 
eines  Vorbesitzers  aus  der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts,  mit  Allongenperücke, 
sowie  dessen  Gemahlin,  dann  des  Commissionsrathes  Lauhn  aus  der  Zeit  um  1766 

nnd  seiner  Gemnhlin.  —  Xroaftld  «.  a  —  RF«,  &  Lamha,  äm»  Udm  vüm  «uni- 
«dv^  Upi.  1771,  &  ti.  —  A  Sehmnaaa,  LnlkiM  XVm,  8.  tt 

Wohnhaus,  schräg  gegenüber  der  Kirche;  zwischen  Thor  und  Thür  eine 
Figur  von  einem  Grabstein  des  18.  Jahrhunderts,  allegorische  Gestslt  des Qlaabens 
(mit  Kelch)  eingesuuieri 


Normsdorf,  5'/,  km  südwestlich  von  Buttstädt;  Nemannestorjih  des  fuldaer 
Zinsverzeichnisses  von  augeblich  874;  1368  Nermisdorff;  bis  1346  unter  der  Ober- 
lehnsherrschaft  der  Grafen  von  OrUunünde,  dann  der  Landgrafen  von  Thüringen. 
Bis  nun  16.  Jahriinndert  hatte  das  Stift  som  heil  Krens  in  Nordhansen  Besits  und 

das  Patronat  der  Pfarrei  daselbst.  Um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  wurde  der 
Ort  der  Vogtei  Brembach  (s.  Grossbrembach)  eingeordnet,  1735  mit  dieser  dem  Amt 
Hardisl^en ;  es  gehörte  bis  1850  unter  das  Grericht  des  Rittergutes  (Gottfahrt  bzw. 
CrOebhansen,  dann  Schortmann)  za  Buttelstedt  —  Die  Dio«ese  Battaudt  1843,  &  33-36.  — 

Dronk«,  Tndit  fall,  8.  182.  —  Dronke,  Cod.  diplom.  fall,  S.  274.  —  0.  Franke,  Dm  Both« 
Badi  Toa  W«imi^  &  47.  4a  —  Kx«af«ld,  UatokMd»  B,  &  ML  -  Mi«heli*a,  kugu%  d. 


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456 


Nkbmsdobf. 


Bnttst&di  60 


OnfipcL  OrlamOnde,  8.  31.  —  Oesterlej,  Historiacb-geograpfa.  WOrt«rbnch,  8.  474  —  Bein, 
ThnriogU  saera  II,  S.  227.  —  t.  BaitiemteiB,  BagagtaDt  &  169.  —  A.  Sehanaiiii,  Lexiko« 

V.  Sachsen  Tl.  S.  816;  XVUX  S.  264.  -  C  P.  L  Schnmann,  Landeakonde,  S.  51.  -  StaataihlBt> 
bach  £  8.-Weiiiuur  1864^  8.  2iL  —  Wardtwoin,  Thoiingia  et  Eichafeidia,  S.  82.  106.  268. 

Kirche.  Der  7  m  lange,  5  m  breite  Chor,  welcher  den  nmmi  tiflgt,  stammt 
aus  dem  13.  Jahrhundert;  von  daher  der  rundlwf^ige  Triumphbogen  und  ein  scbmalos, 
bereits  spitzbogiges  Fenster  an  der  Ostseite  («iu  ebensolches,  zugemauertes,  an  der 
Südseite).  Alles  Uebrige  aus  den  Jahren  1776—1778.  So  die  tonnenförmige  Hola- 
dedre  im  Qior,  ivdehe  im  Sdieitd  den  Scbdtel  des  (steOer  gewUblen)  ItinunphbogoB 
erreicht.  Femer  das  ganze  Langhaus  und  der  Thurm-Aufbau.  T»aiitfMiiig  18  m  lang, 
9,1  m  breit,  mit  tonnenförmiger  Holzdecke ;  vieles  Licht  durch  breite,  grosse  Fenster 
in  zwei  Reihen.  Kegelmässige,  gleichartige  Anordnung  an  der  Nord-,  Sttd-  und  West- 
Seite:  jedesmal  oben  (Empore)  drei  Fenster,  unten  zwei  Fenster  und  statt  des  mitt- 
leren di»  Thflr.  Die  Thflr  d«r  Weetfront  bat  dieUeberdeckung:  w^-v^  aOe  Obrign 
OeffiiuDgen  sind  flachbogig,  die  Oefinongen  der  Westfront  mit  Schlusssteinen  vendien. 
Flachbogig  sind  auch  die  grossen  Fenster,  welche  je  eins  an  der  Nord-,  Ost-  und 
Süd-Seite  des  massiv  in  zwei  Obergeschossen  (und  nicht  unterbrochen  durch  Gesimse) 
aofeteigenden  Thnnnes  angeordnet  sind;  den  Tbnrm  dedtt  eine  aditeckige  Schmtf- 
knppel,  daranf  unmittelbar  ein  Belm.  —  Di«  dünn  BalMidt  1841^  &  M. 

Kanselban,  Unter  dem  Altar,  ans  dem  Ende  des  18.  JahrimndertB,  einfiMli. 

Erdgeschoss:  drei  Flachbogen-Durchgänge.  Obergeschoss :  zwei  korinthische  Sinko, 
dazwischen  die  Kanzel,  vomGrundriss:  kJ;  rechts  und  links  Nischen  mit  Postamenten 
und  Urnen,  schon  vom  Anfang  unseres  Jahrhunderts;  ebenso  oben  auf  einem  Auf- 
satz. Hols. 

Altarlenebtei,  von:  1773,  mXk  disifliebigem  Jwm.  Zbm. 
Weinflasebe,  r«n:  /714,  mtt  SehiaabdeeksL  Qu. 

ftloeken.  1)  Tsn  Bekbari  KneUw,  mH:  BH  BGO  QAMPAKA  NTHQTAM  FBO- 

NVNCIO  VANA  LAVDO  DBTM  VEBVM  PLEBEM  VOCO  OONGBEGO  OLBRVM  (Siehe 
ich  bin  die  Glocke,  yerktlnde  nie  Eitles,  ich  locke  Priester  und  YolkWMbauen  snm  PtVM 
äotkoB,  des  wahren).   105  om  Durohmesser.  —  2)  1820. 

Kirchhof.  Orabkreane  des  18.  Jabrinoderti,  mit  Banken-  und  Btamea- 
Veniemngen  bekaanter,  bObscibar  Art.  SdmuedeeiRen. 

[SllObsdtrf,  WOstanft  tar  Unr  gshitiig.  —  Ivoafeld  a.  a.  0.  -  A.  Sebamaas. 

LedkoD  T.  Sachsen  XI.  s.  387;  X7ni,  8.  81«.  —  StMUhHOBCb £ S^Wfliiav  1881»  &  108 aal«  1Mb- 
atldt  0.  &  211  aater  HiederieieseD.] 


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61  IhrtWUi  NiDiDWB.  457 


NMerrtllSeil,  2V,  km  tim^  Battstldt;  1888  Nydem-Rynen  unter  der 
l<hnehiibdt  des  LandgnfiMi  Briflieimr;  FOial  von  OberreineD;  ward«  1468  mit 
anderen  Orten  vom  Herzog  Wilhelm  III.  an  die  Herren  von  Meusebach  gegeben  und 
so  dem  von  ihnen  gebildeten  Amt  Buttelstedt  (s.  dies)  eingeordnet,  jedoch  1489  l)ei 
einer  Neubest&tigung  des  Amtes  nebst  einigen  (jetzt  zu  den  Amtsgerichtsbezirken  Viesel- 
baeh  ond  Weimar  gehörigen)  Orten  fom  Knrftrsten  nirückgenommen  nnd  dm  Amte 
Weimer  einferleibt^  dem  es  (vor  1644)  an  die  Vogtei  Brembach  imd  so  1736  an 
das  Amt  Hardisleben,  1817  an  den  Amtsbezirk  Buttstädt  kam.  —  Die Dioccse Buttstädt 
1842^  S.  86  £  —  0.  Franko,  Dm  Botha  Ba«h  tob  Wdaar,  &  116.  —  Kronfeld,  Ludeikaade n, 
&  9».  ML  —  B«la,  Bnineb  MMra  H  B.  BSlltL  -  A.  Sebvnaaa,  UtSkom  t.  SmImi  m 
8.  S09:  xym,  a  t8BL  ~  ß  r.  L  BehimaBa.  UaÜMtaiiaiib  a  Ift  —  StMtdMOdbwb  C &-WifcMr 
1864k  &  Sit 

Kirchi.  Das  8,7  m  lange  und  4,2  m  breite Gbor^Beehtedi;  weldies  den  Thnnn 

trägt,  die  sich  östlich  anschliessende  Halbkreis  -  Apsis  von  3  m  Breite  and  das 
westlich  sich  an  das  Chor-Rechteck  anschliessende,  10  m  lange,  7  m  breite  Langhaus 
sind  romanisch,  aus  dem  12.  Jahrhundert,  in  den  Mauern  90  cm  stark ;  erhalten  sind 
wm  SiBMlheiteB  der  Zeit:  die  Halbknppel  der  jetst  als  Sacristei  dienenden  Apsis, 
jedoeh  tedieh  ond  efldHdi  an  ihr  £e  Fenster  rechteckig  erneuert,  «esilidi  der 
rundbogige  Chorbogen  (Oeffnung  zum  Obor-Eechteck)  bis  auf  eine  Thür  zugemauert ; 
der  romanische  Triumphbogen  (Oeffnung  zwischen  Chor-Rechteck  und  Langhaus) 
ist  zwar  noch  rundbogig,  aber,  wie  man  sieht,  später  höher  ausgehauen;  auch  die 
Pfriler  sind  rflekBichtdoe  terhanen,  wihrrad  ihre  efniSwJien  Kimpfergesimse  (vom 

Profi] :        )  noch  erhaltai  sind.  Vom  Langhaus  stehen  nur  die  Uanem  bk  ihrem 

unteren  Stück  (etwa  2 — 3  m  hoch)  vom  romanischen  oder  einem  späteren,  doch  noch 
mittelalterlieben  Bau,  was  man  dentliefa  an  der  Schichtung  aussen,  besonders  an  der 

Wostfront  sieht  Alles  üebrige  ans  der  2.  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts,  schmucklos. 
Einfache,  rechteckige  Oeffnungen,  je  ein  Fenster  an  der  Nord-  und  Süd -Seite  des 
Chores,  je  drei  Fenster  au  jeder  Langseite  des  Langhauses  und  unter  dem  mittelsten 
eine  Thür.  Kord- Vorbau  zur  Empore.  (Westfront  kahL)  Sehr  grosses  Langhaus-Dsdl. 
Der  Tlrarm  steigt  masBiT  vnd  ohne  Zfrisdtengesims  nur  ^  StOek  Aber  den  Ghor 
auf,  südlich  und  nOidlich  von  Licbtspalten  erleuchtet;  dann  folgt  ein  h^emes  Acht- 
eck-Geschoss,  das  Tiur  wenig  den  Langhaus-First  Uberragt,  und  dann  das  Thurradach. 
Dieses,  eine  mächtige,  nur  wenig  geschweifte  und  darum  wirklich  einer  Domkuppel 
ähnlich  gezeichnete  Kuppel,  darüber  ein  nicht  hoher  Tabernakel -Aufittts  und  <Äen- 
missiger  Hehn  stechen  Ton  den  metaten  ähnlichen  Thurmdächem  jener  Zeit  durch 
vorzügliche  Slhoiiette  und  mächtige  Wirkung  in  wohlthuendster  Weise  ab  und  geben 
darum  der  fT^nzen  Kirche  hier  eine  ausgezeichnete  Erachidnung,  anderwärtiger  Nach- 
ahmung zu  empfehlen.  —  Die  Diöcese  Battst&dt,  8.  35. 

Taufstein,  in  gutem  Renaissance-Stil  (J.).  Auf  viereckiger  Sockelstufe  bilden 

drei  immer  schmalere  Wulste  die  Vermittelung  zum  runden,  als  Baluster:  ^  profilirten 

Schaft,  der,  oben  in  einem  Ueberfall  gebogen,  wiederum  gefällig  zum  Becken  über- 
geht.  Dieses  ist  antikisireud,  vasenähnlich,  im  unteren  hauptsächlichen  Theil  halb- 


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458 


Buttittdt.  62 


kugelig,  schön  geschwellt,  mit  eingemeiselten,  eiförmigen  Rinnen  und  an  einer  Stelle 
mit  xwd  «igeirbeiteten  SchOdtn,  anf  denen  die  AnAugsbadutabeo  des  Stiftm: 
M.T.P  (M.  Tetehmann,  Pastor?)  und:  iGio  stehen;  im  oberen  StOck,  flach  einigen 
feinen  Gliodcrungen  (Plättchen  und  Kehle  zwischen  Wülsten)  eine  gerade  Platte 
mit  ringsum  laufender  Schrift:  ES  SEY  DENN  DASS  fflR  WERDET  WIE  DIE 
KINDER  etc.,  und  einem  Steinmetzzeichen,  welches  mir  das  des  um  1610  in  der 
Gegend  YieUteh  thfttigBii  und  tüchtigen  IHkolMis  Teiner:  (eielie  Onmannstedt, 
Sfidvorbau  der  Kircbe,  im  Amtsgcrichtsbez.  Apolda,  S.  358  und  Zottelstedt,  Grabsteine 
an  der  Nordfront  des  Thurm-Anbaues,  ebenda  S,  31M))  zu  sein  scheint.  Oben  läuft  um 
den  Beckenrand  die  leider  undeutlich  gewordene  Inschrift:  lOHANES  TEICÜMAN 

8C0L . I .  AN  (TL)  EIEN  (?)  W.Xi .  ASSk  YATEB8  EHST  GETAVFT.  BtaiB. 

Opf  erf  took.  SH  dem  Aafine  17.  Jakrhondflita,  dem  TraMoin  llmliek,  cinfiMdier. 
(Sookel  fthÜ]  Schaft  als  knne,  stark  geschwellte  S&ole,  durch  Halsrhig  verbanden  mit 
dem  beokenartigen ,  halbkugeligen,  MhtkMtlgen,  tok  Jeder  Fliehe  mit  elftndger  Rinne 
gemeiselteii  Qabenbehälter.  Stein. 

Kanzelbau,  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  interessant,  barock,  mit 
Mischung  von  Regentschafts-Stil  und  Zopf  (Ä).  Er  nimmt  nur  die  Fläche  hinter  dem 
Alter  (ohne  SeitenoAnadilasB)  «in,  ist  dafür  aber  riemlkdi  Mt  entwickelt  Im  Erd- 
goschoss  stehen  rechte  vnd  links  Pflaster,  welche  an  den  Flächen  Weintrauben-  und 
Bluim'iikL'lch- Gehänge,  an  einem  Ilalsglied  Muscheln  angearheitet  zeigen  und  unter 
Vermitteluug  eines  bogenförmigen  Ausschnittes  ein  verkröpttes  Gebälk  tragen ;  dieses, 
im  unteren  Theil  so:  _ /«*n_  ausgeschnitten,  bildet  demnach  zugleich  den  Sturz  der 
unteren  DarchgangB-OeAnnng.  Darauf  folgt  als  Zwisdrantheil  eine  Brüstuog  (auch 
als  Attifca  aufisu&ssen).  An  den  Ecken,  oberhalb  der  Pilaster  tritt  dieselbe  als  Posta- 
ment rechts  und  links  vor,  die  Vorderfläche  dazwischen  ist  mit  Ranken  werk  verziert; 
doch  tritt  in  der  Mitte  der  Brüstung  eine  in  trefflicher  Gliederung  und  leidlicher  Ver- 
ifmmg  staik  aMis4taids  GoMOle  besw.  FuBsgesims  vor,  welche  die  im  Grnndriss:  KJ 
gebUdete,  an  den  Kanten  mit  Kelchgehingen,  an  den  Seiteoflichen  mitBaohmniuik,  an 
der  Vorderseite  mit  einem  Cartouchen-Schild  (darin:  GOTT  ALLEIN  DIE  EHRE) 
verzierte  Kanzel  trägt;  zwischen  dieser  Console  und  den  Postamenten  treten  an  der 
Brüstung  zwei  schmalere  Ck)nsolen  vor,  welche  die  (mftssigen)  Figuren  Mösls  und 
Johannis  des  Tinfins  tragen.  Hinter  dieser  Brüstung  steigt  die  Obervand  des  Kanid- 
bsnes  statUidi  an^  in  der  Hanptform  oben:  ..j^,  mit  krtfügst  gegliedertem  GidMl 
abgeschlossen  und  den  oberen,  flacbbngigcn  Kanzel-Eingang  umschliessend.  Die  Ecken 
dieses  Giebels  treten  in  starker  Verknüpfung  vor;  denn  hier  bilden  sie  das  Grebälk 
für  zwei  auf  den  erwähnten  Postamenten  stehende,  frei  vorgestellte,  korinthische 
Säulen  edler  Bildung.  Auf  den  Yerkröpfungen  stdien  Engelchen  mit  den  Ab- 
lochen des  Glaubens.  Dsbinter  aber  steigt  noch  ein  mehrfach  gebrochener,  mitBlatt- 

werk  besetzter  Giebel,  im  Ganzen  vom  Umrlss:  auf,  vor  dessen  Flftdie  der 

Schalldeckel  vortritt,  von  einer  Figur  Christi  mit  der  lüreuzesiahne  bekrönt  und  auf 
weldiera  der  Wollmn^traUenkrans  den  Absddnas  Uldet  Kodi  manehevld  Sdinits- 

werk,  z.  B.  der  hübsche,  im  echten  Rcgentsduifts-Stil  gehaltene  Schild,  welcher  die 

Vermitteluii<4  des  unteren  Cebulkes  zur  Kanzel-Consnle  bildet,  verdient  Beachtung  an 
diesem  in  Manchem  fehlerhaften,  in  Manchem  aber  trefflichen  Bau,  der  von  IIols, 
weiss  und  golden  gefärbt  ist.  —  Die  Diocew  Batutidt^  &  36. 


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65     Buttstädt  NlXDEKRUSSKN.     NmUDOBF.  450 


Ilostienbüchse,  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  oval,  klein,  mit  her- 
ausgeschlagoaen  (uicht  getriebeDeo),  naturaliBtiscben  Blumen  am  Körper  und  Deckel. 
Silber. 

GUekea.  1)  1886^  Umgarn  äiar  m  1618.  —  S)  1768  tin  J.  0.  üliibh,  ntt 
Mbai  WimMB.  Oniflillx  und  Akuttiidte  6S  an  Bqnhnimr. 

Kirchhof.  2  Grabsteine  an  der  westlichen  Mauer  (wo  ein  Haus  angebaut), 
aus  dem  18.  Jahrhundert,  zienüich  zerstört,  auch  in  den  Inschriften,  mit  ganz  guten 
RiniiallidIteB  der  tfUblMm  iJlegoijflii,  Engel,  FrauengesteheB  md  SaiMUeni. 


NhlMdSrfy  6 Vi  km  sfldOstlich  von  Buttstädt,  Nezemannestorph  der  fuldaer 
Ffttachnng  wa  874;  1274  NydeemMkwf  1011  Ditmar  im  WiUeistedt  inr  eelbetliidigeD 

Parochie  erhoben,  das  Patronat  der  Pfarrei  Willerstedt,  welcher  es  bis  dahin  einver- 
leibt war,  übertragen  unrl  von  dieser  bis  ins  17.  Jahrhundert  behalten.  1673  wurde  das 
Patronat  an  die  üerren  von  Witzleben  auf  Wendelstein  verkauft  und  von  diesen,  wie  1656 
das  Dorf,  der  EloiterMlMiIe  Boadaben  «berkaBen,  bei  der  ea  Us  18B0  Ulab.  Bia  1815 
atand  der  Ort  unter  kOnigl.  sftdiaMer  Oberimheit,  1816  kam  er  an  Saehaen- Weimar. 

—  Die  DiOoflM  Buttatadt  S.  87-39.  57  f.  —  Dronke.  Co4  dipL  fiild.,  8.  274.  —  Dronke,  Trai 
füll,  &  18&  —  G«0chicht8qae]leo  d.  Fror.  SacbMO  XXIH,  Nr.  428  (Medemidoif).  —  Kronfeld, 
Ludeskonde  II,  8.  242.  —  Oeiterl»j,  HM«riMh-gMgimpk W«itatlNNh,  B.48ISw  —  A.  Sehamanii, 
Leiikon  v.  Sachaen  VII,  S.  380;  XVIII,  8.  355.  —  C.  F.  L.  Schnmann,  LandMkande.  S.  51.  — 
StMtsbandbnch  t  S.-Weiinar  1864,  &  211.  -  Stark,  in  Tb&rin«;.  Vereins-ZeitMhr.  1857  (U),  &  158, 
aber  daa  Si«geL  -  Steehale.  ü>  Tbfliing.  Vagtaiai-ZailMlu:  1880  &  88  (NUiMapHdaif)L  — 
WflrdtwciB,  nnriagia  et  BehdUdie»  &  7«K  14& 

Kirch 6.  Chor  und  Langhaus  von  1841,  romanisirend.   Westthurm  von  1741 

(JahnasaU  auf  der  Wetteifüme),  mit  Sdiiraifkappel,  Taberaakei-AnÜBati  and  Kuppel 

-  IN»  Diaeeee  BMriUk,  8.  88L 

8  Fignren  anf  dem  IMbodM,  aaa  dna  18.  Jahilnudeit»  van  «iaaa  Inaelbia. 
Hoeee  and  Christus.  Hols. 

Kronleuchter  in  der  Sacristei,  aus  dem  18.  Jahrhundert.  Glas. 
2  Altar]  euch  ter,  von:  R .  M .  S  .T .  1777,  mit  dreiflftohigem  Foss,  etwas  versiert; 
2  Blumen VBsen,  von:  A.D.  Wilcken  1744.  Zinn. 

£  Qlaekea,  1778  von  Gebr.  Ukieh,  mit  Akanthosfries  nnd  dem  Witdebeanditt 
Wappaa;  80  and  70  «m  DurelunfliMr. 


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Buttstädt  64 


OberrSiSSSn,  4  km  sadUch  von  Buttstadt ;  Kysen,  bestand  früher  aus  zwei  ge- 
tnnnteD  Oemeiiideii,  dem  sOdliehen  Oberdorf  dem  eigrafBehen  Obemrben,  welehM 
1268  (nebst  dem  Patronat  der  Pfarrei)  den  Herren  von  Heldrungen  als  Beiehdehii« 
später  bis  184i^  den  Besitzern  des  |  nicht  mehr  vorhandenen]  Kittergiites,  so  im 
18.  Jahrhundert  denen  von  Schenlt  ^ebdrte,  und  aus  dem  nördlichen  UiUerdorf  oder 
Krellwitz  (Cröllwitz,  KroUewitz),  welchem  [noch  1720  eigene  Kapelle  und  Friedhof  hatte 
und]  der  Stadt  Buttstidt  (vidleidit  wrdem  WenigenbntBtBdt)  gehSrte.  Bis  1815  war 
Oberreissen  mit  dorn  Amt  Eckartsberga  verbunden.  ~  Die  Diöceee  Bututidt  1842»  8.  39 1 
—  0.  Franke,  Du  Bothe Bach  TonWsimar.S.  89  £—  Kronfeld.  Laadetkiinde II.  8.  243.—  Rein, 
Thnringia  saen  I,  8.  1&  132.  —  V.  Bodolph,  Zeitbflchlein,  unter  1671.  1679.  —  Schaltet,  Direet. 
dipl.  II,  S.  466.  537  and  die  dort  angefÜÜulBB  Werke.  —  A.  Bchamann,  Lexikon  von  Sacbaon  vil, 
8.  647  f.;  XTID,  &  384.  —  G.  F.  L  Sehnmann,  Tianfledniiidis  B.  6L  —  StMtduodbiub  t  S.-Weiiiiar 
1864.  8.  SIL  —  Stachele,  in  Thilriqg.  YenB^Zaitadir.  1880  (N.  F.  II),  &  8a  -  üiknndMi]».  im 
rartoft  Todns  £  NMainata  n,  &  Ml,  Hi;  180  C  -  Wir  Atw«ia.  nnii^  «ft 

Kirche  (des  Oberdorfes),  Grundriss-Form :        '  'p  .  I>er  Chor,  welcher  dem 

Langhaus  fast  gleich  hoch  geführt  ist,  ist  4,4  m  lang  und  4,7  m  breit,  das  LAnghaus 
15,3  m  lang  und  6,4  m  breit,  der  Westthunn  2,6  m  lang  und  2,6  m  breit;  regelloseste 
Aslage  der  Fenster  and  Thüren,  welche  in  Folge  desBcn  dnadn  betrachtet  werden 
mHaBODf  Tenmflieii  die  venchiedenaten  Banadten.  Wir  kOmicii  hanptatchKcfa  unter-  . 
scheiden :  eine  Bauthätigkeit  des  12.  Jahrhunderts  (Romanismus),  eine  vom  Ende  des  15. 
und  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  (Spätgothik,  1517  der  ähnliche  Thurm  von  Ruderadorf 
datirt),  eine  von  1617  (Inschrift  am  West-Vorbau  aussen  unter  dem  Nordfenster: 
W.K.D.W.ieiT)^  eine  von  1719  onter  dem  Patnm  Hem  tw  Sdienk  (inadirift 
imien  aa  der  Oatwaad,  in  Stein:  Jbmo  OtB  ut  äimea  QüUmkmus  gMumdt  umd 
das  Singechor  in  die  WOiB  gAnaeht  worden  und  «md  die  Herrn  Patroni  der  Kirche 

H.  W.V.S.,  C.S.v.S.)  und  eine  Erneuerung  von  1879  (Inschrift  innen  über  der 
NordthOr).  Romanisch  ist  die  Anlage  de.s  Westtburmes  und  des  Langhauses  bis  zu 
etwa  zwei  Drittel  seiner  jetzigen  Länge  (nadi  Osten  zu) ;  hier  an  der  Kordseite 
(also  Ostlidi  vom  Ebnqi^iortal)  nofdi  ein  Ideines,  nmdhogiges,  ansien  später  recht- 
eckig verhauenes  Fenster.  Spätgothisch :  das  rippenlose  Kreuzgewölbe  des  Thurm- 
Erdgeschosses;  die  von  hier  zum  Langhaus  führende  Thür  (Spitzbogen,  Rundst&be 
aul  gewunden  cannelirten  Sockeln,  Scheitelkreuzung  der  Stabe);  der  Thurm- Auf  bau 
in  mehreren  massiven  Geschoesen,  welche  durch  ein  Sodcelgesims  und  zwei  gute 
Zwisehengesimse  in  drei  TheOe  getheOt  sind;  an  der  Thurm-Nordseite  zwischen  dem 

I.  und  2.  Zwischengesims  zwei  Fenster  übereinander;  an  der  Thurm-Südseite  zwischen 
dem  Sockelgosinis  und  dem  1.  Zwischengesims  zwei  Fenster  schräg  übereinander; 
zwischen  dum  1.  und  2.  Zwischengesims  das  untere  der  beiden  Fenster;  an  der 
Thurm-Westseite  swisdien  dem  SoekelgeBims  und  dem  1.  ZwisdiengesimB  swd  Fenster 
flibeireinander,  getrennt  durch  eine  tiefe  Rechteck-Blende ;  an  derselben  Seite,  zwischen 
dem  1.  und  2.  Zwischengesims  zwei  Fenster  tlbcreinander  (alle  diese  Fenster  haben 
die  Entartungs-Form  des  Vorhangbogens:  über  rechteckigem  Ausschnitt  und 
schräge  Leibungen,  welche  glatt  sind,  aber  nach  noch  gothischem  Princip  im  untersten 
Drittel  des  Gewandes  durch  Abschrägung  zum  rechten  Winkel  übergehen) ;  im  obersten 


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65  IhilWML  Qnnnav.  461 


Thurmgeschoss  an  jeder  Seite  ein  grosses  Fenster  (die  der  Nord-  und  Süd-Seite  spitz- 
bogig:  A,  das  der  Westseite  schweifbogig :  f^),  mit  verstümmeltem  Fisch-Maasswerk : /7, 
zweitlieiUg  gewesen  [der  Mittelpfosten  ist  abgebrochen];  an  der  Langhaus-Nordseite 
das  Bpttibogfge  Mittelporta].  Am  dem  17.  Jahifaimdert:  die  Veiliiigeruiig  des  Lang- 
baute  and  der  Ohotbau;  die  Hohdecke  des  Langfaanses,  veUhes  Uber  den  Emporen 

UH^eidie  IHUnngi  nimlicb  deo  Qnersdiiiitt:  ^  ^^">^  bat;  das  r^n^enloae  B^ram- 

gevOlbe  des  Gbone;  an  der  Laagbana-Nordaeite  daa  etnaa  gei^iedate  Rnndbogwi- 

Fenster  oberbalb  des  Portales;  an  der  Langhaus-Südseite  das  1.  der  dort  angeordneten 
Fenster  (gross,  spitzbogig);  an  der  Chor-Südseite  das  Fenster  (ebenso);  aus  dem 
18.  Jahrhundert  und  8|>äter  (gleichgültig,  weil  schmucklos,  auch  aus  früheren  Ge- 
irtattmgnB  iravdorben) :  an  der  Thorm-Sadseite  das  Fenst»  zwischen  dem  Sockelgesims 
und  1.  ZniaehengeBina  (ndcbee  oberiialb  des  ErdgeMhoaa-Fenaten  aitst);  an  dmiben 
Seite  das  Fenster  zwiscben  dem  1.  und  2.  Zwischengesims,  oberhalb  des  wibang- 
bogigen  Fensters;  an  der  Langhaus-Nordseite  das  1,  und  2.  Fenster  (in  Emporen- 
höhe) und  die  letzte  (also  ö.)  Oeffnung,  nämlich  eine  von  einer  Freitreppe  aus  er- 
leidAan  Eingangs-TbOr  sor  Empore,  daa  acbmale,  ontoi  vemsiHrto  Chtr-Oatfanslir 
(dieie  aimmtUeben  Oeffimngen  acbmuddes,  lediteekig);  daa  inaaent biaatidM  nmim- 
dach  in  Form  einer  unförmig  gestreckten,  achtseitigen  Schweifkuppel  mit  Tabernakel- 
Aufsatz  und  Schweifkuppel,  die  formlos  in  eine  Helmspitze  übergeht.  —  Die  Diooaw 
Buttstädt  1842,  a  39.  —  H eis,  in  Tharing.  Vereins-ZeiUchr.  VI.  S.  183.  —  Kronfeld  a.  a.  0. 

Kauzeibau,  hinter  dem  Altar,  aus  unserem  JahrliuuderL,  mit  Verwendung  von 
Süllen  nnd  anderen  üinsellieiten  des  18.  Jabrbundeita;  einftdL  Hiola. 

Lade,  aas  dem  16.  Jabrbimderti  ndt  EiaeDbesebl&gen  von  X-F<»m. 
-   Orneifiz  m  der  Saoistei,  mit:  tiso  mif  der  Bflekaeita;  Uein.  Hbls. 

Kelch,  mit:  E.W.^.S.  (Schenk);  C.P.P.O.noQ  unter  dem  Fuss,  welcher 
Sechspass-P'orm :  o  und  auf  einem  Feld  ein  aufgcltigtos  Crucifix  hat.  Knauf  apfel- 
förmig  mit  Eiern  und  durch  Kehlen  getrennten  Wttrfehi,  auf  denen:  I,B^E.8.7.S. 
Silber,  vergoldet,  25  cm  hoch. 

01oeken.  18S8  vn  X  E  Ubieh  ia  Ipolda. 

Kirchhof.  Grabstein  fOr  Jungfer  Kath.  Wagenknecht,  f  1746;  dreiseitiger 
Sockel;  darauf  ein  weibliches  Figürchen,  welchee  die  rechte  Hand  auf  den  Arm  stfltst, 
von  anmuthiger  Haltung  und  Gewandung. 

[Kapelle  die  üaterdorfes  KraUwiti,  an  te  SUIe,  wo  jetrt  MiB  im Bttgsr- 
miMtn.  — >  Dii  riirnHi  BaMrildi  8.  Wi 

[HehMlOlf,  WUstaag,  im  BndHkilage  amaUlrt.  —  Xrtnfeld  «.  a.  0.] 


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462 


Olbkeslebkn. 


Buttstädt  66 


Olbersleben,  6  km  nordwestlich  von  Buttstädt;  1317  Albredideybyn;  1347 
Albrechtisleiben,  zerfiel  in  ein  Oberdorf  und  ein  üntcrdürf  mit  zwei  Kirchen  und 
zwei  Rittergütern.  Der  eine  Theil  (wohl  das  Unterdorf  V)  stand  unter  der  Lehnshoheit 
der  Grafen  von  Orlamünde,  im  15.  Jahrhundert  unter  der  der  Grafen  von  Beiddingen 
imd  gehörte  mit  GroenMNihuuwii  (s.  d.)  imter  deren  Hemdiall  Frohndorf,  irddM 
1467  an  die  Grafen  von  Stoiber^  und  Schwarzburg,  später,  nur  als  Lehn  des  Hauses 
Sachsen  (bezw.  1485—1815  albertinisch)  an  die  Familie  von  Wcrthem  kam,  die  1643 
das  Patronat  der  Wigbertikirche  im  Obwdorfe  hatte.  Der  andere  Theil  (wohl  das 
Oberdorf?)  kern  1847  nnter  die  Lehnshoheit  der  Landgrafen  und  gehörte  (nodi  im 
17.  Jahilumdert)  ab  Lehastrigeni  deraettmi  den  Herren  rm  Wenn  (s.  Buttelstedt). 
Um  die  Mitte  dee  16.  Jahrhunderts  wurde  Olbersleben  der  Vogtei  Brembach  (s.  Gro8B> 
brembach)  eingeordnet,  1735  mit  die?;er  dem  Amt  Hardisleben.  —  Bottger,  DiOfleuo- 
und  GM-GreDien  DT,  S.  864  867.  -  Die  Diöceae  Battgt&dt  1842,  8.  41—43.  —  0.  Frauk»,  Dm 
Ilothe  Bach  von  Weimar  1891,  S.  54  -58  (mit  BerichtigTing  eine«  InrthaiH  Khttfeld'B  aof  S.  56).  76. 
77.  89.  141.  -  Kronfeld,  Landeskunde  U,  S.  243.  —  K.Meniel,  Thomaa  von  Buttelatedt,  In  N«ae 
Hittheil.  d.  Thflrinpr.-SichB.  Vereins  186y  (XU),  iä.  463.  -  Michelson,  Ausgang  d.  Grafwjh.  Orlamfinde, 
S.  31.  —  Rein,  Tbaiiagia  Mcra  H,  8.  66.  80.  19r>  210.  213.  ~  v.  Reittenatein,  RegettoD,  &  14ft. 
169.  176.  —  A.  SehnmanD,  Lexikon  von  Saduen  Yll.  S.  807  t;  XYUI.  &  418  £  —  G.F.  L.  Scha- 
mann, Landeiknnde,  8.  49.  —  Staatshandbach  f.  S.-Weimar  1884,  8.  211.  —  Stark,  in  ThOring. 
Vereina-Zeitschr.  1857  (11),  S.  153,  Aber  das  Siegel.  —  Stecbele,  in  ThOring.  Veraiaa-Zeitaehr.  1880 
(N.  F.  U),  &  89  £  -  Wolff.  CbioDik  4m  Qortm  FIbit»  U,  686.  -  Wazdtweia.  Thnmigia  «fc 
Eicbafeldia,  &  TOi  10&  IM. 

Kirche  [des  OberdorfiBS,  ehemals  des  hefligen  ll?igbert].  GnmdrisB-Fonn: 


der  hohe  Thurm,  nadi  Norden  aw  der  Kitte  verrfl^  Die  Anlage  des  tetEdien 
TheQeB  bis  zn  etwa  swei  Dritteh  des  Lang^iHes  stammt  aus  der  SpUgolhik  Tom 

Ende  des  15.  nnd  Anfang  des  16.  Jahrhunderts.  Im  Einzelnen  Folgendes:  die  beiden 
spitzbogigen,  etwas  profihrten  Sacramentnischen  innen  an  der  Ostwand,  das  Fenster 
der  Ostseite,  diu  der  Nordost-  und  Südost-Seite  und  die  beiden  1.  (östlichen)  der 
Nordsdte,  weldie,  spitzbogig,  xweitheSig;  Ifiaaaamike  mit  FlaehUaaeii:  iF  und  geo- 
metrischen Mustern  zeigen;  das  2.  Fenster  der  N<«dBdte  mid  das  8.  dar  Sodaeite, 
spitzbogig,  aber  der  Maasswerke  beraubt  und  später  vei^össert  Fortsetzung  dieser 
Bauthäügkeit  fand  um  1550  statt.  Von  daher:  der  im  Grundriss:  r\  vortretende, 
geschlossene  Vorbau  vor  der  3.  Oeduuug  der  Nordseite,  mit  östlich  angefügter  Frei- 
treppe snr  Empore,  aoide  der  Vorban  Ter  der  4  Oefihnng  der  Sfldseite  in  Gestalt 
einer  Aufmauerung  für  eine  rechts  nnd  links  zur  Empore  hinaufführende  Freitreppe 
(wie  in  Buttstädt,  S.  409,  Ossiiiannstcdt,  Auitst;eriditsbcz.  ApoWa,  S.  .^50),  sowie  die 
Thoren,  welche  vom  Landhaus  unten  in  den  N'ord -Vorbau  und  von  diesem  Vorbau 
oben  östlich  zur  Emporeutreppe,  und  die  vom  Laughaus  unten  in  den  Süd- Vorbau 
imd  TOB  diesem  VortNm  miten  Unana  (hier  die  Worte:  SEUO  SIND  DIE  GOTTES 
WORT  HÖBEN)  führen,  sodann  die  Thür  unter  dem  1.  Fenster  der  SMseite;  alle 
diese  Thüren  rundbogig,  aber  zum  Theil  noch  mit  gothischen  Profiliningen  von  Kehlen 
und  Wülsten.  Ein  Emeuerungs-Bau  von  1605  ist  durch  mehrere  Inschriften  bezeugt. 
Von  daher  rührt  zunächst  die  in  den  Nord-Vorbau  führende  Nordthür  her;  ferner 


28,9  m  lug.  Wesdieh 


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67  Btaumt  Otnuu. 

das  mit  Balustern  Tenehene  Treppengelfinder  des  Sfld-Vorbanes  und  die  Ueberdeckung 
seiner  oberen  Plattform  mit  einem  auf  Balmter-Stalen  ruhenden  Sdratadadi  in  Form 

einer  Schweifkuppel  her.  An  dem  (älteren)  Vorbau  selbst  Plattforiii-Brüstung  (Ober 
der  älteren  Thür)  und  zwei  Tafeln  nebeneinander  eingelassen.  Die  linke  enthält  die 
Worte:  aoLI  Deo  oM>[IpotentI  sIt  (iLohU  (Cbronogramm  1606).  ANNO  1605  IST 
DIE  KIRCH  ERLENOERT  (wriängcrt)  VND  ERHEET  (erfaSht)  WORDEN .  DAMALS 
AM  JWIS  CffiWESEN  PANKBATZ  VOK  VOLLENOOLDT  (?X  HEINBIOH  WORM 
rVNKERN  und  verschiedene  Namen  der  damaligen  Ortsvorsteher  etc.  (daneben  steht : 
ERNM883.A.D,  d.  h.  Anno  domini  1883  erneuert).  Die  rechte  Tafel  enthält 
Distichen  in  so  auffallendem  Gemisch  von  feinem  Latein  und  Künsteleien,  sowie 
metrlKhm  FeUem,  dass  der  Veidadit  nahe  liegt,  eine  L»elirift  von  einem  wirk- 
lieben  Geldurten  sei  tob  angeObter  Hand  zoieehtgeatntxt  worden. 

soLI  Dbo  oMnI  potkhtI  bIt  gLorU 
REX  TIBI  cnRISTE  SACKAS  TVAS  (!)  HAS  GBBX  QfiEDVLENS  0)  AEDES 
CONSILIO  ET  STVDIO  CONDIDIT  VNANIMIS 
TE  DVCE  CONATVS  TE  SVPPETIASQE  FEBENTB 
BIO  LABOR  ET  FELIX  BOG  BENS  OBSSEF  0PV8 
ERGO  TIBI  (!)  SIT  HONOS  OVTBVS  QVOD  OVTLE  PARASTI 
QVODQVE  GREGES  REGIS  HIC  MEMINI  (h  CORDE  TYO 
HIC  VOTA  EXAVDI  TVA  DOGMATA  PVRA  RESEBVA. 
HIC  PBOOVL  A  PAGO  NOXIA  QVOQVE  FVGA 
PASITOB  ADBSTO  TTO  PA8I0SI  0HBI8TB  GBSeiQTB 
PASTOREM  ATQVE  GREQEM  DVC  TEGE  PASCE  BENE .  — 
IN  LAV'DEM  DEI  ET  HYIYS  ECCLESUE  GRATVLATIÜNES  ERGO  FBCI. 
M.NICLAVS  AGRICOLA  flVIVS  LOCI  PASTOR  SVM.BT  ERKCTVM 
ym  CAL.NOYEHB. 

(DsalMh  etwa  so:  Ehre  sei  dir  alleia,  dem  allmiehtigeB  Qotta. 

(AzisloB,  EUtaig,  dun  heiUgis  Haas  bat  die  glinbig«  Haeida 

Dir  gecrrnnriet,  im  Rath  einig,  sowie  im  Eemflhn. 

Pflhrest  du,  ist  der  Beginn,  mid  bringest  dn  Hnlfo,  bo  iat  aaoh 

Hier  die  Arbeit  in  GlQok,  trefflich  voUeudet  das  Werk. 

Ehre  sei  dir  von  daa  SeluifiHL  Daas  dn      Bflnle  banttel» 

Und  dau  die  Hserdea  da  flUirBt,  sei  hier  im  Henea  fsdenk. 

HOre  GelQbde  hier  an,  und  rein  deine  Lehren  erliallS. 

Feme  hier  von  dem  Dorf  treibe  die  Uebel  hinweg. 

Hirt,  deinem  Hirten  steh'  bei,  o  Ghnstas  und  deiner  Heerde. 

Qrtetn  uid  Beerde  Ahr',  sohMn  sie,  witds  rie  gai  — 
Zur  Ehre  Gottes  und  als  Glflckwünsche  dieser  Eirohe  habe  ich  dies  gt>n\acht.   Idl  Ub 
M.  Niclaus  Agricola,  dieses  Ortes  Pastor.  Errichtet  am  23.  October.)    Eine  Inschrift  aussen 
an  der  Südost-Seite  oben  sagt  noch  genauer:  ANNO  1(505  IST  DIESE  KIRCHE 
VERNEBBEia  (erneuert),  16  ELLEN  ERLÄ^■GERT  VND  6  ELLEN  HÖHER  ALü 

ZWOB  EBBAYET .  GOTT  DEN  DANK  VND  EBBE  .  C  ^  G.  Damals  wurde  also 
das  Langhaus  nach  Westen  am  ein  Drittel  TerlAngert  nnd  der  Thurm  angebaut 
Dmelbe  erhebt  sich  noch  ein  Stflck  höher  alt  das  ziemlich  hdie  Langhaus-Dach, 
maasiT,  aber  ohne  Geatmae  und  hat  in  den  eisten  Gesehoeaen  nur  Fenstnaehlitae. 


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464 


OlilOaTilBBI. 


I 

ButtsttdL  68 


In  seinem  obcnten  Cteadiow  zeigt  er  grteaere  Flaehbogen-Fenster;  diese  gehören 

aber  der  Form  nach  erst  in  das  18.  Jahrhundert  und  ebenso  die  liolien,  flachbogigen,  | 
mitlSchlusssteinen  versebenen  Fenster,  welche,  je  eines  nördlich  und  südlich,  das  , 
letzte  Drittel  des  Langhauses  beleuchten.    Sodann  aus  dem  18.  Jahrhundert:  die 
flachen  üolzdecken  des  Innern,  das  elliptische  Fenster  an  der  Langhaus-Südseite  (das 
8.  dieser  Seite);  dis  Thmmdadi  in  Form  einer  Sdiweifkiqipei  mit  DsdirEricem  und 
darauf  folgendem  Tabernakel-Aufsatz  und  Kuppel.   Aus  unserm  Jahrhundert  O^tzte  | 
Restauration:  1S67):  die  drei  rechteckigen  Eingangs-Thüren  unter  dem  1.  Fenster 
der  Langhaus-Nordseite  und  an  der  Langhaus-Westseite  südlich  vom  Thunnbau,  so-  ^ 
frie  oben  zur  Empore  an  der  Langhaus-Sfldseite.  —  Di«  Dioceu  Batutidt,  8.  4L  — 
Heai,  in  1liilif;Y«i«iM<KailMhi;yi,  &  181  —  Kr^nfeld  a.  a.  a  —  Wflrdkweia  e.  a.  O. 

Kanselbau  hinter  dem  Altar,  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  einfach.  Erd- 
geschoss :  drei  Korbbogen-Durchg&nge  zwischen  Säulen  mit  ionischen  Capitellen  (deren 
Voluten  nach  römischen  Vorbildern  diagonal  gestellt  sind).  Obi  rgeschoss :  die  Kanzel, 
Tom  Gmndriss:  KJ^  zwiscben  Icoiinthischen  S&uloi,  unter  Gebälk,  auf  dessen  Ecken  I 
ünieD  stellen.  Hob.  I 

Kelch,  aus  der  2.  H&lfte  des  15.  Jahrhunderts.  Fuss  in  Sechspass-Form :  O 
mit  Stegen  als  Randmuster  und  einem  aufgelegten  Crucifix  auf  einem  Feld.  Am 
Knauf  tiefe  Blend-Maasswerkc ;  dazwischen  treten  hochkantig  gestellte  Würfel  vor, 
auf  denen:  H.  A.B.I.A .  B  (berathe  ins).  Am  Schall  Aber,  beiw.  nuter  dem  Knauf: 
M ABIAH,  beiw.  IHESYS.  Die  Knppe  ist  in  einen  stiUsiiten  Blitterlmldi  eingeeetst 
Silber,  vergoldet 

Kelch,  aus  dem  16.  Jahrhundert,  beschädigt.   Sechspass-Fuss  mit  geschlagenem 
Randmuster  von  Vierpässen:  £3  in  hochkantigen  Quadraten;  auf  einem  Feld  ein  auf- 
gelegtes CMfiz.  Knauf  mit  Wllrfebi,  daianf:  [i]e[e]i>.e.  [die  eingeUammertsn  | 
Bndistfliben  nnd  hinansgebrochen].  Silber,  vergoldet  ' 

Kelch,  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Fuss  rund,  aber  an  der  Oberfläche  zum  | 
Sechspass:  O  getrieben.  Knauf  gedrückt  rund,  mit  wagerechter  Theilungsleiste  und  i 
sechs  Kippen,  an  den  Flächen  mit  Weinblatteru  gravirt.  Kupfer,  vei^oldet  —  | 
Sit  DIOMM  BaMrtltt,  a  4L 

Keleh,  mit:  +  noe  auf  einem  Feld  des  SechqMss-Fusses.  Knauf  apfelförmig,  j 
gerippt,  mit  sechs  flach  vortretenden  Wfliüsln,  dannf:  I.E. 8.  V.S.'h.  Silber,  , 

Wgoldet.  I 
Kelch  für  Kranke,  ans  dem  18.  Jahrhundert.   Sechspass-Fuss;  Knauf  apfel-  | 
fftrmig,  gerippt  Bronse,  vergoldet  />*  I 

Glocken.  1)  1859.  —  2)  1631  von  Hieron.  Melch.  Mochring  in Brfkirt  mit  groggem 
Bankenfriee,  Bächsischem  Wappen  und  den  Sprüchen:  EHRE  SEI  GOTT  etc.  und:  GOrfES 
GÜTE  UND  TREU  IST  ALLE  MORGEN  NEU .  100  om  Durohmesser.  —  3)  1810,  von 
Ulhoh  in  Apoldab 

[Kirche  im  ünkudeif;  des  heiligan  Teit  «ingegangan,  der  Ihnim  ent  18tt  abg»- 
tn^aa.  —  Die  INsewe  DaWeim,  a  4L  —  Xroafeld  &  a.  a] 

Gut  des  Herrn  KOhlmaon.  Es  ist  ans  den  beiden  ehemaligen  Rittergütern  ver>  I 
schmolsen,  dem  ehemaügeB  Gut  der  Buna  von  Werthenn  (nodi  im  17.  JaliilMindert)  . 
oder  der  sogenannten  Philippabnrg,  welche  gUudidi  ud^diatit  an  sein  sdiein^  ' 


Digitlzectby  Gocj^Je 


69  Battsttdt 


Ol  iWlBKlilBlB.  PnRILBAOB. 


466 


nid  dem  der  Bimw  toh  Wann  (Wofm,  ebenftlb  im  17.  JalulHiiidert),  ep&tar  derHemn 
venBjJb  (bis  Anfang  des  18.  Jahrhunderts),  dem  sogenannteii  Schieferhof,  iveldier 

ganz  verschwunden  ist.  Nur  am  Pächtergebäude  ist  noch  eine  Eingangs-ThQr 
aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  erhalten,  korbbogig  mit  Schlusssteiu  [iu  dessen 
Roccoco-Umrahmung  ein  Wappen  gemeisselt  gewesen  sein  dürfte],  eingefasst  von  zwei 
PflMteni,  wekhe  Urnen  tragen;  nn  der  (neuen)  Gartenmauer  ist  eine  Talel  mit  (will- 

kfliBcfcrertanrirter)  Ihichrift  eii^BBiaeeen;  ^  7ff  (nmn  natOilicli  1676  luiMett) 

GOT  MIT  YNS  CASPAR  WOBM  .  DER  HERR  BEBOTE  TMS  ete.  — 
a.  a.  a  -  1.  Sekumena,  UaOm  Xmi,  a  411  —  SUkt  mJk  OrtywMthti  BL  ML 

[HalHMlOrf,  WiMaag.  -  Kroafeld  a.  a.  a  -  EMMtAmdM  t  St-Wikm  a.  a.  0.] 


PfifiMbach,  7  km  südlich  von  Battstftdt;  Phephübeche,  Phefelbeche,  PfeffUbeche, 
adieint  in  Slteator  Zeit  dar  fflta  dner  nadi  dem  Orte  benaimten  Addafunflie  gewesen 
an  aein,  Ton  weldier  Glieder  von  1888  bi»  1818  in  Erfint  TMkommea.  Der  Ort, 
1S65  erwähnt,  gehörte  noch  1369  unter  Lehnsboheit  der  Landgrafen  den  Grafen  von 
Orlamflnde,  Ende  des  14.  und  im  15.  Jahrhundert  den  Vitzthumen  von  l^ossla  (bezw. 
Apolda,  siehe  Niederrossla  im  Amtsgerichtsbez.  Apolda).  —  o.  Franke,  Dm  Bothe 
Badi  T.  Wete».  8.  SS  £  IIT.  —  OeMUsMiqwIlMi  d.  ttw.  BtnOma  UXB,  Mr.  IIL  S68.  SM.  107. 
609.  —  L.  W.  H.  11(^7  den  reich.  Historie  dei  FflrstL  Hanse«  Schwartzbnrjf  174.3,  58.  64  — 
Kronfeld,  Laadeskaade  n.  S.  m  84S.  -  Kronfeld.  Apolda,  S.  95.  102.  228  f:  -  Martin» 
XhknMk  d  fli  J«ui  1.  a  m  -  ll«n«k«,  8«ript  I,  &  718;  II(  8. 10401  -  B«iB,  Ttariagia 
•aocal,  R  1S4.  139;  n,  S.  63.  219.  231.  -  A.  Schumann,  LexUcon  v.  Sachsen  VTTI,  S  23n  f.;  XVIU. 
&  489  t  —  CF.L.  äcbamann,  Landesknade^  S.  90.  —  Steehele,  in  ThOnng.  Vereia»-ZeiUchr. 
1880  (M.  V.      a  4a  —  Wolff.  Ctaarik  d  Kkrtm  FAnla  II,  a  81. 184  £  80&  Sea 

Kirchs.  Der  Chor,  welcher  den  Thurm  trägt,  ist  3,4  m  lang,  .3  m  breit,  flis 
Langhaus  22,9  m  lang  und  8,8  m  brtiit ;  südlich  vom  Chor  ein  modenier  Sacristeibau. 
Von  einem  älteren  Bau  stammt  wohl  noch  die  Anlage.  Chor  und  Langhaus  werden 
dnrdi  dnen  Bogen  getrennt,  der  aller  nieht  als  Trinm^begen  taten  zur  Geltung 
kommt,  vielmehr  steigen  die  Pfeiler  bis  Aber  den  (hOIzemen)  Zwischenboden,  welcher 
in  Höhe  <ler  Kanzel  den  Chor  deckt,  und  schliessen  sich  erst  Ober  diesem  (als  Trage- 
bogen der  Tluirni  -  Westmauer)  zusammen ;  ebenda  erkennt  man  auch  Spuren  eines 
ehemaligen,  herausgeschlagenen  Kreuzgewölbes.  Im  Uebrigeu  ist  die  Kirche,  nadi 
den  Kriega-Beeehädignng«!  fon  1634  und  Brand  1718,  Im  IS.  Jahiinmdert  IrargeateUti 
in  unserem  erneuert  und  ziemlich  bedeutungslos.  Die  Decke  im  Lanc^iana  iat  eine 
tonnenffirmige.  geputzte  Holzdecke.  Ganz  hübsch  sind  die  Holz -Emporen  in  zwei 
Geschossen  auf  tnscaiiischen  Pfosten  und  korbbogig  darüber  ausgeschnittenen  Gebalk- 
stücken. Die  Fenster  und  Thüren  sind  rechteckig,  an  den  Langseiten  unregelmässig, 
aber  ^nunetriBch  angeordnet  (jedeamal  von  Osten:  Fenster,  Fenster,  darunter 
Tbür,  Fenster,  Tiillr),  an  der  Ost-  und  West-Seite  der  Kirdie  je  ein  Fenster;  der 


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466 


BilWiaL  70 


massive  Thurm -ObcrtMII  kahl,  bis  etwas  über  das  Langhaus  reichend;  darauf  folgt 
ein  bcschiefertes  Achteck-Geschoss  mit  Schweifkuppel,  Tabernakel-AufBAtE  ttud  Kuppel. 
—  Kronfeld  a.  a.  0.  —  8eham*an,  LMidaAmid^  8L  9L 

Orgel,  aus  dem  18.  Jahrimiidcrt»  mit  etnas  SdmitsereL 
Kaaselbau  hinter  dem  Altar,  ans  derUitte  des  18.  Jaluimiiderte,  im  adniereii 
BirockstQ  M)>  ErdgesdiosB:  im  Qnmdiiss  '^\_y  ^  ,  dni  BnndlMeeB-Diirdi- 

glnge,  die  auf  toecaDiadieD  Püasinni  ndian,  getrennt  durch  TOrtretende  Pflaster,  von 
denen  die  äusseren  schlicht»  die  inneren  mit  eaaaelirten  Schäften  und  ionischen  Capi- 
tellcn.  Verkröpftes  GebJÜk;  auf  dem  der  äusseren  Abtheilungen  steigen  Bogengiebel- 
Stücke  zur  Mitte  an,  auf  £ck-Au£s&tzen  die  ]?'igurea  der  Evangelisten  Lucas  und 
Johannes  (mit  Buch  und  Feder,  ihre  Thitf^AhieidiBB  m  Fflssen)  tragend.  Kanzel- 
Oberbau,  nur  Aber  der  mittelsten,  unteren  Abtheflnng,  aber  höchst  stattlich  in  zwei 
bedeutenden,  durch  verkröpftes  Gebälk  von  einander  getrennten  Gesdiossen  aufge- 
baut und  efifectvoll  durch  Nischenbildung  der  Fläche.   Der  Grundriss  hat  nämlich 

(nach  Vorbildern  des  Jesuitenstils)  die  Form:  Lj^^~"\J  ,  und  die  Gebälklinien 
ziehen  sich  um  alle  Abstufungen.  Am  ersten  Obergeschoss  Eck-Pilaster  und  davor 
(aber  den  unteren  Säuleu  stehend)  frei  vorgestellte  Säulen  von  trefflicher  Bildung 
ihror  hohen  FMamente,  attischen  Basen,  canneKrten,  abw  im  unteren  Drittel  in  den 
Oannelnren  (nadi  tOmiBdiem  Huster)  gefüllten  Schafte  und  ihrer  korinthiadm  Oifrttelle. 
Ltt  zweiten  Obergeschoss  des  Kanzelbaues  sind  vor  die  Pilaster  die  Figuren  des 
Matthäus  und  Marcus  mit  ihren  Sinnbildern  gestellt,  auf  dem  obersten  Gebälk  an  den 
Ecken  Engel  mit  Leidens- Werkzeugen.  Zwischen  den  Eck-Pilastem  tritt  der  Kamsei- 
bau  dn  gnnsee  Stflck  snrflck;  hier  im  ersten  Obergeedioss  nntm  die  Kaniel,  im 
GrandriBs:  KJ^  im  Anfriss  ausgebaucht,  einfuh,  Us  auf  ein  Spruchschild  sa  der 
Vorderfläche ,  und  darüber  ihr  flachbogif,'er  Eingang  zwischen  Vorhang  -  Schnitzerei 
anter  dem  hübschen  (hier  Tiicht  an,  sondern  unter  dem  Gebälk  vortretenden)  Schall- 
deckel,  auf  dem  ein  Engel  mit  Leidens-Werkzeugen ;  im  zweiten  Obergeschoss  ein  von 
Vorhang-Werk  einge&astes  Gndts,  Aber  dem  obersten  Oebilk  noch  ein  AnÜBats  von 

der  Form:         ,  mit  Sdiüd  an  der  Votderflldie  nnd  tibemgt  von  dem  Welkeii- 

Strahlenkranz,  welcher,  in  gehäufter  Symbolik,  die  Weltkugel  mit  dem  darauf  ruhenden 
FeUkan-Nest  nrnseUiesst  So  ist  gegenflber  dem  etwas  tengweiligen  Erdgesehoss  der 

Oberbau  voll  Charakter  und  Leben ;  Obrigens  sind  s&mmtliche  Gebllke  nnd  Gesimse 
reich  (mit  Eierstäben,  Zahnschnitten  und  Consolen,  welche  unmittelbare  römische 
Stadien  verratheu,  die  Friese  mit  Rosetten  etc.)  geziert,  die  eigentlichen  Flächen 
(Kanael,  Stadenpostamente,  Pilaster  nnd  ITisehen)  glatt  gehalten.  Der  KOrper  des 
GdEremdgten  ist  recht  wohlgebildet,  die  Übrigen  Figuren  mangelhaft  and  steif  ge- 
arbeitet. Der  Bau  ist  von  Holz,  dardi  neueren  Anstrich,  meist  weiss  mit  Gold,  beein- 
trächtigt; er  würde  bei  tieferer  Farbengebung  weit  vornehmer  aussehen.  —  In  un- 
wOrdiger  Weise  sind  in  neuerer  Zeit  auf  Consolen  rechts  und  links  von  der  Kanzel 
GipsfigOrdien  Ton  Lnther  nnd  Helanchdiim  angebracht  nnd  swar  dicht  neben  dmi 
korinthischen  Süden  (deren  Schafte  nun  Uber  die  FigQrchen  um  zwei  Drittel  ragen, 
während  der  GcQsse  der  Figürchen  der  daneben  sichtbare  Jflhannee-Adler  ent^ridit). 

Taufkanne,  mit:  JJf^n,  in  Seidelfonn;  Weinkanne,  mit:  1733^  in  Seldslfum,  am 
Fuss  und  Hab  mit  Baakenwerken  and  Tulpen  giavirt  Zinn. 


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71  £ateMdi 


467 


Keloh,  aus  dam  17.  Jahrhondori  Seohspus-Fon,  Knauf  apfeUfendg,  secbskaDtig. 
SUlMr,  ?«cgoldrt. 

[E«l«]i,  m  Am  Selnreta  gmilil  —  Kr«Bf«U  «, «.  a] 

S  Leuchter,  von:  ChnttkteJpM  Jy39,nAixtäMMgmVvm,ätiu^  SBlmiea- 
Tasen,  mit:  1789.  Zinn. 

Glocken.  1)  1791  von  Gebr.  Ulrich,  mit  zwei  Friesen,  lateinischer  Angabe  des 
Ga88«6  zu  Ehren  der  Dreifaltigkeit  anter  Herzog  Carl  August  eto.  und:  AD  FBECES  ET 
8A0RA,  TOGO  (Zu  Gebel  md  Opte  nfo  iohX  116  am  Snrduneamr.  —  2)  1880.  — 
8)11878. 

[Crrabhflgel?  2  km  eadlich  von  FMelbaoli,  auf  der  sogenannten  Harke.] 


[Gassela  (Gassola),  Puschendoif  (Botzindorf,  Pesebendorf).  Niederndorf,  Weiden, 

Wüstungen  von  zum  Theil  schon  vor  dem  Bruderkriege  zerstörten  Dörfern,  und  das  ehe- 
malige Schäfereigut  Oberhofen.  —  O.  Frank«  a.  a.  0.,  &  64  £  (Gamla  o.  B«tsindoiff).  — 
Heydeareicb  a.    0^  &  68  (Oado  1302).  —  Kronfeld  a.  a.  0.  —  Heneke,  Solpt  1,  &  718; 

III,  S.  1046.  -  Rein,  Thurinpa  eacra  II,  S.  52.  117.  137  t  141.  1R7  fNitherenthorf  1170),  S.  34.  M. 
82.  196.  214.  231  (de  Boxo-,  Fucz-,  Pocxendorf  1318).  —  A.  ächumano,  Lexikon  XVLU,  ij.  4Ö0.  — 
C  F.  L.  SebamaBB,  LMMUaknnde,  8.  901  —  Staatshandbach  i  S.-Weimar  1864,  ä.  211.  —  Wolff, 
Chronik  des  Klosters  Pforta  n,  S.  124  (Widin  1265).  339  t  366.  422.  601.  6ia  633  f.  (Pattoa^  Po4m»v 
Focncbeodoif).  —  Zeitschiift  dea  UanvereuM  1887  (XX),  &  416.  576  (FoeModoiff  1367). 


RaSflBnborg,  6'/»  km  nOrdUdi  von  Buttst&dt ;  Raspenberch  (unbegrtndeter  Ueber- 

lieferung  zufolge  von  Heinrich  Raspe  angelegt),  stand,  wie  andere  Orte  des  Bezirkes 
(siebe  Buttelstedt,  auch  Schlüssvi])|)ach  im  Bezirk  Grossrudestedi)  unter  der  Oiier- 
hoheit  der  Bischöfe  von  Naumburg  (die  auch  das  Patronat  der  Pfarrei  hattuuj  und 
l^hOrte  Lehn  dendboi  1260  Bebst  der  Bmg  dem  TMisees  Sibodo  toh  Raspen- 
berch, seit  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts  aber  (1288.  1306  u.  f.)  'den  Landgrafen 
von  Thfiriiigen,  welche  1333  und  1347  die  Grafen  von  Orlamflnde  auf  Lebenszeit 
damit  btlehuten ,  1372  die  Lehen  von  jenen  zurückerhielten  und  gegen  Lude  des 
14.  Jahrhunderts  liassiuburg  zur  ätadt  erhobeu.  Um  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts, 
Tleneieht  im  Bmdeikrieg,  in  der  Entniekdnng  starii  aortlckgegangen,  1464  nur  noch 
ab  Flecken  beseichuet,  aber  1482  wieder  als  Stadt  bestätigt,  erblühte  Rastenberg, 
welches  wohl  um  diese  Zeit  der  Vogtei  Brembach  (siehe  (irossbrenibacli)  eingeordnet 
wurde,  besonders  im  IG.  Jahrhundert,  wie  viele  Ileste  reicher  Privatbauteu  noch  be- 
zeugen, und  wurde  stark  befestigt.  Dafür  (und  im  Zusammenhange  damit)  litt  die 
Stadt  oitsetdieh  im  dreisaigi&hrigeD  Krieg,  mirde  besonders  1631  ausgeplündot, 
1637  (nach  Müller's  Annalen  1636)  und  1642  eingeäschert.  Dann  Uflhte  sie  wieder 
auf,  zum  Theil  infolge  von  Heilquellen,  welche  (1G4G  entdeckt,  verschwunden, 
wieder)  IG'Jö  hervorbrachen  und  durch  grossen  Ruf  viele  1'  ürsten  und  Vornehme  an- 
zogen. Besondere  Theilnahme  hatte  Herzog  VV  ilhelm  Ernst  von  Weimar  für  Quelluu  und 
Ort  and  gab  ihn,  dem  Amte  Hanüdeben  eingeordnet  (sielie  diessaX  dessen  GeacUcfce 

•N>aa«IiMMMtai.niM«iM.  apW«MUMHhn.  11 


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468 


er  nun  tbeilte,  nach  dem  Tode  seines  Brudors  Johann  Ernst  III.  1707  der  Gemahlin 
dfsselbeii,  i^ophie  Dorothea  von  Hessen-Houiburg  (t  1737)  zum  Witthum  (Tafel  von 
1711  mit  darauf  bezüglicher  Inschrift,  mit  noch  anderen  Names,  Joh.  13.  Kost,  des 
Kammerratfaes  etc.  an  der  Sadweet-Ecke  der  Stadtmauer  eingdassen).  Wahrsud 
dieser  Zeit  (1735)  kam  llastenberg  mit  der  ganzen  Vogtei  Brcmbadl  anter  Amt 
Hardisleben  (s.  d.).  Durch  öfteres  Zerstören  der  Quellen  im  18.  und  unserem  Jahr- 
hundert in  Folge  von  Naturereignissen  und  durch  einen  grossen  Stadtbrand  1824 
gingen  Bad  und  Ort  wieder  zurück,  nehmen  aber,  besonders  seit  der  WiedergewiDDung 
der  Quellen  1807«  netten  AuMwimg.  —  AUe  it  im»  IbflitagiidM  dmnSO»,  VmSM  n. 

Leipzip  1725,  S.  320—322.  -  A.  Bei  er,  Gcogr.  Jenens.  1672,  S.  216.  226.  29(j.  -  Gründl  Bericht 
wcgto  derer  su  Kauaabugk,  im  WejJiuriMhen  li'anteDtliamb  hinter  BataUtt  geleiten,  entepnvgsiieD 
Hdl-BtamiMi,  im  UaImo  0«tt  m  Vtatm,  tnmmm  Gfatatan  aber  in  Niti  and  Baitan  aiHigittafbl  aad 

g&druclLt  den  12.  Angust  Anno  1646.  —  Systcinat  Beschreib,  aller  Gesandbr.  a.  BSder  der  MuLtadaTt 
von.  Deatichlaodt  Bd  I,  Jem  o.  Leipzig  1801,  ä.  048- SöL  -  Böhmer,  Bag.  imp.  1846—1818^ 
&  18fT,       8601  —  Dia  DiSeaM  BvtMidt  1841^  &  M-4a  -  t.  Falckaaitaia,  ThfiifagiBflha 

Ctaronik  II,  S.  911  £  —  0.  Franko,  Das  Rothe  Buch  von  Weimar,  S.  69.  77.  88  £  144.  —  Gutta» 
FrOblieb,  Bad  Basteoberg  anweit  der  goldenen  Ane  ia  TbOr.  1867.  —  Geaebicbtaqnellen  d.  fioviaa 
BtäbmaXnit  Nr. S78 (EqMlH  —  Tob dan OaaandhnBBaa  Imj BaMabaif ,  iaFaillfiil  ZM klilBMide 

erbauliebe  Lurt  1697  (III),  8.  1014—1021».  -  Uaeutle,  in  Thflring.  VereinB-Zeitechr.  1SR3  (V), 
ä  l&St  —  Kalticbmied,  Kurze  jNachhcht  von  dem  lUasenberger  Geaund-Br.,  deesoo  Würdrang 
and  GdmHieh,  taa  im,  V.  —  Kronfaid.  LaadMkoada  I.  &  188;  II.  &  844  £  -  J.  O.  Kflha, 

Sjstemat  Beschreib,  der  Gesundbrunnen  n.  B&der  Deatacblands,  Breslau  1789,  S.  237.  —  Lepsius, 
tieacb.  d.  BiachOle  d.  UodiaL  .Naomboig  I.  ä  120.  32L  —  v.  Liliencr  on.  Uiator.  VoUtsiieder  I,  ii  10. 
—  Martia,  (Mnndniu  d.'8lidt  Jana  I,  Nr.  148. 188.  190.  m  —  Mallaaaataa  (J.  a  GiagoiiiX 

BergschlöBser,  2.  Aufl.,  1721,  S.  340-344.  —  K  Monzel,  Thomas  v.  Buttelstedt,  m  Nene  Mittheil.  d. 
Tbür.-S&cbs.  Verein«  XII,  6.  463.  —  Michelaen,  Ausgang  d.  <ira(scbaft  OrlamOnde^  ä.  8L  —  Job. 
Caap.  Mailar,  KufM  Naeliiicht  von  denaa  in  «inani  Triaagal  aaha  bajBawuwi  Uaftodaa  Oaaand> 

Br,  welche  bey  der  im  FQrstentb.  Weimar  1  Meile  Ton  Buttatädt  geh  Rt  Rassenbnrg  cDtapmngen,  und 
in  dieaeo  17iä.  Jahre  so  wie  An.  1646  und  1696  ihre  groese  Kraäl  pp.  wiederum  bekommen  haben, 
Weimar  den  7.  Sept.  1718^  40.  —  J.  &  MflUar,  AaBales  des  Uaoaea  Sachaen-WeiiMr  ITU,  8.  187. 
18&  238.  353.  3(J2.  371.  45ü.  511.  547.  654.  m.  646.  —  G.  Oelwein,  Stahlbad  Rastenberg  in  Thür. 
1878.  —  Oeateiley,  Uistor.-geogr.  Wörterbuch,  £>.  548,  und  die  dort  angelohrten  Werke.  —  £.  Oaanii, 
Pfa|rikaL4Badiein.  DantelloDg  der  bek.  HeilqaeUen,  2.  Anfl,  Bd.  II,  1841,  8.  868  £  —  (Otta)  Thniagia 
B.  868.  —  Mich.  PetruH,  De  funtis  Boterii  Rast^uburgici  efTectu  oratio,  Sehlensingen  1697.  — 
Peneer,  Battenberg,  iu  Thühngcu  u.  der  Harz  Vlll  (Sappl.  1644),  169—168.  —  L.  Pfeiffer, 
ThOriDgena  Bade-  u.  Kurort«  1872,  S.  175  L  —  Proller,  ThOiii^gana  Bidar.  Koroate  u.  Sommer» 
frUchen,  2.  Aufl.  1888,  S.  42  f.  —  Rein,  Tlmrin).'ir\  sacra  II,  S.  162.  166.  171  f.  —  Rein,  ia  Thaii«g. 
Vereins-Zeitachr.  1065  (Vlj,  S.  16  u.  Anni.  über  die  Lebusboheit  der  Grafen  von  Orlamflnde.  —  Dr. 
Lanrentiaa  Beinbard  (Superintendent  in  Battatädt),  Historie  von  der  boehfllratlicben  Landatadt 
KiiBponburf,'  1752  (narh  Pcupit  S.  l^^Sj.  —  v.  K <■  i  tz o n  s  1 0  i  n  .  Repcsten,  S.  150.  165.  169.  —  Jolu 
Christoph  Ködor,  Fuotioalia.  lüulenburgic«,  oder  Koatouborgisdio  Brunnen-Fejer,  gebalten  aui 
8.  Aagaatt  1688,  Nachmittage,  war  der  VUL  Sanntag  nach  Tkinitatia,  anf  den  mit  mehr  ala  8000  Men- 
aehan  aagefBUeten  lustigen  riatzo,  bi^y  dem  nen-ontspruDgenen  Gnaden-  und  Heil-Brunncn  pp..  Weimar 
1686k  4*.  —  Röder,  Verauiwurtungsschreibca  über  die  VorläuniUer  des  Rastenburgischon  Ueü-  and 
Friedeoabronnens,  WeissenfeU.  —  Budolpbi,  Gotha  diplom.  I,  S.  717;  U,  S.  186.  —  Sammlung  von 
Nator-  u.  Medicin-,  wie  auch  Künste  u.  Literatur-« iischirliten  VI,  Breslau  1719,  S.  2008—2010.  ~ 
Schamelius,  Kloster  Momlebon,  IS.  131.  —  ächoiidt,  Gesetze  d.  i-'ürsteuth.  Weimar  VLU,  S.  1.  — 
ScbOttgen,  Inventar.  dipL,  S.  179.  1804,  Nr.  &  —  A.  Sehraekenbacb,  Baatenberg  in  TbOr. 
Gesuudbr.  u.  Sommerfrische  18><1.  —  A.  Srhumann,  Lerikon  VOB  Sachsen  1821  (VIII),  S.  773—776; 
iÜ^'S  (XVlllj,  552.  (J.  F.  L.  Schumann,  Ijandcskundc,  8.  62.  —  ätaatshandbuch  fl  S.- Weimar 
1864,  8.  211.  —  Stark,  in  HiAring.  Verems-Zeitschr.  1857  (II),  S.  145^  aber  Stadtsiegel  (mit  einem 
Ritter,  wie  am  Rathhaup)  -  Stechelo,  in  Thüring  Voreins-ZeiUchr.  1880  (N.  F  II)  !>.  40  t  — 
S.  Steuerlein,  Von  dem  Raatenborger  Wunderbrannen,  Scbleaaingen  1720.  —  Tont  sei,  Supple- 


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73  Batwut 


409 


aNOte  Uli  GofbiBM,  8.  4SSL  —  Wibnr  Untorriebt  tod  dw  iMf  doB  SIlMflin  BiateDborg  rot  nan- 
mahr  60  Jahren  allda  gewweiMn,  aojetio  »ber  im  1698.  Jahre  wiedergefuudenen  Oesand-BnmncnB 
Oebnoeh  und  Minbrucb,  lu  Tiel«r  TtaModan  Kntieo  io  Ej\  waSgetetut  ron  £iiieiii  tnoeo  Fnond 
all«r  Henicboi^  EriRirdt  1696,  4*.  —  BiehtigM  TeruMm.  derar  Penonen,  So  dueh  die  dhrllTCkMids 
KrafFt  Qotto«  bej  denen  am  20.  JonU  dea  1686steD  Jahres  nea-entaprangenen  OerandbroniMD  n 
fiMt«&hinf  pp.  geaond  nad  heil  wocd«!^  Jim  o.  J.,  4<*.  —  J.  C.  W.  Voigt,  Hineralogiiebe  BaiMO 
9mA  dMHenogthom  WdniK  n,  Flmniiifc,  Tb.  I  (1782),  8.  IIS  C  —  G.  A.  Wette,  Hiator.  Naebriebt 
von  Weimar  II,  8.  263  f.  —  Wolff,  CbionUc  des  Klosten  TforU  II,  8.  198 1  204.  327.  353  £  404.  — 
Wflrdtvein,  Tharingw  et  EiebifiUi^  &  70  £  10&  20L  —  J.  A.  Zapf,  Knrtao  Beechreibong  derar 
ta  mam  Triangul  nahe  beyeiiiaiidir  BmrnidMi  Oamad-BnuiiMi^  veldM  bej  der  ia  Fantentbamb 
Wejmar  unweit  Buttstädt  gclogonen  Stadt  Rassenbarg  nenlieh  entsprangen.  Benebeoit  einem  Ber.  t. 
d.  Matw,  Eigwucbaffi»  WOrckong  and  CMmneh  >okb«r  G««uid4)iMll«i,  J«i»  1696L  —  Zapf,  Orflsd* 
Hab  nd  MrfSbiliali  birtor.  SMdadiranMB  an  afaian  gotan  IVeimd  t.  d.  in  «.  THangil  ulw  b.  afat  L 
Qatnndqaellen,  welche  b.  d.  im  Fflrstetith.  NVeimai  anweit  Buttet&dt  gel  Städtchao  Battenberg  im 
Juina  d.  1696at«n  J.  «ntapr.  aind.  Nebet  beiget  medie.  Unten,  t.  d.  Nator,  JSigeiMb,  Wirkong  u. 
Gebr.  dieaer  Gceoadbr.,  Le^Mdg  1608.  —  Zapf,  Knrtw BaaebwjboBg  pp.  mm  Ihindil  geduldet;  aewobl 
an  der  Materie,  als  auch  mit  einem  Kupferstich  vermehret,  FrancVfartor  u.  Leipziger  Heaae  1696,  4*.  — 
Zedier,  UmTenMl-Lexilcon  Bd.  XJLK  (1741J,  Sp.  908-910i  —  J.  F.  Zfiokert,  Sjateout  Beadueib. 
•llar  Oeaandbr.  «.  BIdar  DMtMtthMK  Badin  «.  Ldpdg  1768^  8. 130  t 

[Kirchs.  Die  ursprüngliche  Pfarrkirche,  des  heiligen  Kilian,  stand  auf  dem 

jetzigen,  der  vormaligen  Pfarrei  benachbarten  Gottesacker;  der  Oberltaii  war  15.50 

bereits  verfallen.  —  Die  DiAceae  Battatidt,  ä  46.  —  Kronfeld  II,  ä  24&  —  f  eacer,  in 
ThfldagaB  nad  dar  San»  B.  188] 

K i r C h 6.  [Sie  ist  aas  der  Kirche  eines  Nonnenklosters  entstanden,  welches, 
seit  r2*J4  erwähnt,  nach  der  Reformation  einging.  Die  Kirche,  der  Jungfrau  Maria 
geweiht  gewesen,  brannte  bei  der  Zerstörung  der  Stadt  1637  ab,  wurde  I6Ö7  wieder 
geballt  imd  ging  18S4  in  FIümwb  ant]  Nenibflii  von  in  romanischem  Stil 
Attwtittung,  GoteM  md QMm  ebeafidU  neo.  —  iMa  noaeaa  BulMU^  a  4&—  Kroa- 
faU  I,ain;I^&168Ll8ai4B.ttflL  -  Pamaar  a.  a.  a  -  Sabraakaabaab,  &  1&  U. 

Rath  haus.  Die  Marktfront  hat  eine  unregelm&ssig  gebrochene  Grundriss- 
Linie  und  zwar  ünks  einen  zurflcktretenden  Theil,  dann  durch  Abechrägung  vor- 
tretend einen  vorderen  TheÜ,  aus  dessen  Mitte  wiederum  der  Treppoithurm  als 

rechteckiger  Vorbau  vortritt;  die  drei  anderen  Fronten  sind  regelmässig,  rechtwinklig 
gebaut  Ilohes  Erdgeschoss  und  Obergeschoss.  Nur  die  Marktfront  bietet  Interesse, 
iiier  sind  einige  Theile  eines  ßaues  von  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  abge- 
sehen von  Mauern  und  einigen  einfachen  Kellergewölben  einer  wohl  noch  Siteren 
Anhige.  Das  in  den  Treppen- Vorbau  führende  Portal  ist  fladibogig,  die  xwu  Fenster 
darüber  sind  rechteckig;  doch  zeigen  Portal  und  Fenster  noch  die  von  der  Gothik 
in  das  iü.  Jahrhundert  herübergeuommenc  Profilirung  mit  kräftigen  Kehlen,  Rund- 
und  Kauteu-Stäben,  die  Fenster  mit  Stabkreuzuug  im  Sturz  und  mit  Freilassung  des 
unteren  GewIndediittdB.  Links  von  dem  Treppen-Voiban  ist  rnidi  noch,  ziemlidi  in 
der  Mitte  der  Fliehe,  eine  Tnfel  mit  dem  Stadtwappen  in  Belief  eingehssen,  der 
„schwarze  Mann",  nämlich  ein  Ritter  in  der  Tracht  um  1550,  welcher  in  der  rechten 
Hand  eine  Fahne,  in  der  linken  ilas  Schwert  hält,  in  einem  Schild  zwischen  Blattwerk; 
doch  dürfte  dies  Wappen  eine  Copie  sein.  1G42  ist  nämlich  das  Rathhaus  angezündet 
ivwden  vnd  vnude,  vde  es  adieint,  nothdflrftig  wiederliergestellt,  erst  hn  Iblgaiden 

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470 


Rastbmbebo. 


Buttstädt  74 


Jahrhuodert  gründlich  aufgebaut.  Ueber  dem  Wappen  besagt  ein  Schriftband :  AEDES 
OPIDANA  RASTENBERGENSIS  MDCCXXXVII;  zwischen  den  erwähnten  Fenstern 
des  Treppen-Vorbaues  ist  das  Wappen  mit  einer  Gerechtigkeitsgöttin  und:  SWM 
CVIQUE  1739  versehen.  Im  Uebrigen  macht  das  Kathhaus  mit  seinen  unregelmässig 
angelegten,  theils  flachbogigen,  thcils  rechteckigen,  meist  ganz  glatten  Fenstern  etc. 
der  letzten  beiden  Jahrhunderte  keinen  günstigen  Eindruck;  nur  der  Treppenthumi 
ist  etwas  hervorgehoben  durch  ein  steiles  Zeltdach,  auf  dem  als  Dachreiter  ein  kleiner 
Tabernakel-Aufsatz  mit  Schweifkuppelchen  ruht.  —  Kronfeld  n,  S.  246.  —  Peucer,  io 
ThOriDgon  a.  d.  Hau  VIH,  &  187. 


Einzelheiten  an  Wohnhäusern. 


Am  Rathhaus  Nr.  39.  Ein  kleines  Rechteck  -  Fenster  mit:  1582  C.Zgiebt 
zugleich  die  Entstehung  des  daneben  beändlicheu  Rundbogen  -  Portales  an ,  welches 
Pfeiler  mit  glatter  Nische  und  Sitzcunsolen ,  Kämpfer  mit  Zabnschnitten  und  eine 
Ärchivolte  mit  Kreuzung  der  Stäbe  im  Scheitel  zeigt, 

Uerrengasse  Nr.  18.  Portal  vom  Ende  des  16.  Jahrhunderts;  Pfeiler  mit 
Muschelnische  und  Sitzconsolen;  Archivoite  mit  Zahnscboitten;  rob. 

Neben  der  Uerrengasse 
Nr.  26,  das  sogenannte  ehemalige 
Gut  Raspe's,  Herrn  Bürgermeister 
Kalkof  gehörig.  In  der  Vormauer 
des  Hofes  befindet  sich  eine  grosse, 
neuere  Rundbogen-Durchfahrt.  Da- 
neben ein  Rundbogen-Eingang,  in- 
teressant ,  prächtig  gewesen ,  der 
beste  Architektur-Rest  Rastenbergs. 
Cannelirte  Pfeiler  mit  Kämpfern, 
welche  das  eigenthUmliche  Proiii 
des     ionischen     Voluten  polsters: 

L(auch  mit  Perlstab-Theilung) 
haben.  Die  Archivoite  ist  im 
unteren  Theil  durch  umge- 
setzt vorspringende  und  zurück- 
tretende Dreieck-Flächen  (die  einige 
Rahmenlinien  haben)  von  ebenso 
einfach  rationeller  Herstellung,  wie 
kräftig  lebendiger  Schattenwirkung 
gegliedert,  darüber  mit  einem  im 
Halbkreis  herumlaufenden  Band 
umzogen,  darin  die  Inschrift:  .  .  . 
THOMA  RASPENBERGISCHER 
AMTS  [Verwalter?].  Die  Aussen- 
kanten der  Pfeiler  steigen  noch  ein 

Stück  über  den  Kämpfern  senkrecht       Fortal  am  Haus  des  Herrn- Kalkof  zu  Rastenberg. 


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75  BufMUk 


471 


auf,  dann  wagerecht  verbunden,  so  dass  das  Portal  rechtecidg  umrahmt  wird;  in  den 
10  «■titahmdn  Zwtekefai  M  Bowtft«  and:  Ainro.1641  dngBBMiMlt  Du  Jtlur 
giebt  die  Zeit  an,  in  der  die  Stadt  am  meiiteD  tmter  der  Kriegsnoth  litt;  dies  aeigt, 

(lass  (Inmals  Unternehmungslust  und  Wohlstand  nicht  so  gesunken  waren,  wie  erst 
nach  dum  grossen  Kriege.  Kennzeich n(;n(l  für  die  Zeit  ist  freilich,  dass  über  dem 
Portal  dieses  st&dtiscben  Wohnhauses,  einzig  in  seiner  Art  erhalten,  ein  kleiner  Auf- 
satz anüsemaaert  Ist  (an  der  ExMto  dnrdi  ein  oberhalb  des  Portales  doreUaiifendes 
Oesims  getrennt),  welcher  in  Sdnesssoharten  geOffiiet  ist 

Wohnhaus  zu  Nr.  59,  gegenüber  dem  Rathbaus.  Q rosse  Tborfahrt  des 
17.  Jahrhunderts,  mndbogifi,  mit  der  aus  dem  antiken  Perlstab  entstehenden  Ver- 
zierung :  oioioi  und  Zahnschnitten  und  Wülsten  an  Ffeiler-K&mpfem  und  Arcbivolten. 

Stadtbefettigoig,  muss  einst  in  Oam  aanshendeo  Bediteek  die  Stadt 

umzogen  haben,  das  ungefähr  nach  den  Himmelsrichtungen  (etwas  schrfig  dagegen) 
orientirt  war.  Erhalten  ist  <lie  Sddniauer  (eigentlich  also  von  OstsQdost  nach  West- 
nordwest laufend)  und  die  anschiieääouden,  benachbarten  Stücke,  das  Östliche  etwas 
länger.  An  der  SQdwest-Ecke  (eigentlich  WestsQdwest-Ecke)  ist  aussen  die  vorher 
genannte  Taftl  iva  1711  eingdassen;  in  der  Mitte  der  SOdseite  springt  ein  Hslb- 
tburm  rund  vor.  DieOitmauer  zeigt  ebenfalls  eine  eingelassene  Tarel  und  zwar  kurz 
ehe  Sic  aufhört,  aussen.  (Tafel-Inschrift:  AT.LE  DIE  MICH  KENNEN  DEN  GEBE 
GOTT  DASS  SIE  MIR  GÖNNEN  deutet  auf  Verwerthung  einer  vorhandenen  Platte). 
Diese  Msner  war  übrigens,  wenigstens  im  ersten  Stock,  verdoppelt,  vnd  man  sieht 
noch  den  Zog  der  insseren  Ifoner;  eine  Pforte  Itthrt  an  der  SBdost-EAe  in  den 
einstigen  Mauer-Zwischenraum ;  östlich  davon,  also  die  Aussenmauer  deckend,  steht  ein 
Rundthurm,  der  am  besten  erhalteiu!  Rest  der  Stadtbofestigung,  ein  einfacher  Bau  mit 
wenigen  schmalen  Ilechteck-Fenstem  und  Kegeldach.  Die  sämmtlichen  Befestigungs- 
bauten bekunden  Herstellung  im  15.  und  16.  Jahrhundert  and  spätere  Reparaturen, 
heeonden  sa  Anftag  des  18.  Jahrhanderts.  —  Kr«af»ld  D.  &  MB»  hllt»  wohl  wegen 
der  Tafel,  die  ganse  Mauer  ttat  einen  Ben  von  1711.  —  T«^  P*n»«T  a.  a.  O,  &  Iflft 
—  8ehr«ok«Bbaeh  a.  a.  0,  &  14 

Raspenburg,  nördlich  vm  der  Stadt  aof  der  Anhflhe,  der  UeheiliefBnng 
nach,  wie  oben  bemerkt,  von  Ileiniidi  Raspe  im  12.  Jahrhnndert  gegründet  und  1321 
von  Landgraf  Friedrich  dem  Gebissenen  zerstört.  Die  Zerstörung  soll  eine  vollständige 
gewesen  sein,  doch  kann  man  annehmen,  dass  der  I^age  und  Befestigung  des  Ortes 
selbst  zufolge,  wie  bei  der  wichtigen  Position  am  Abhang  der  Finne  (dem  nördlichen 
Sehnt^pebirge  Thflringens),  qpäter  hier  wieder  eine  Befestigung  ai^egt  worden  ist, 
die,  wie  die  meisten,  erst  im  dreissigjährigen  Kriege  zerstört  wurde  und  dann  verfiel ; 
denn  geriide  1G37  hören  wir,  dass  die  Plünderer  der  Stadt  von  don  auf  den  Burg- 
berg geflüchteten,  also  gewiss  in  einer  Deckung  stehenden  Bewaffneten  der  Stadt 
beschossen  wurden.  1804  .soll  man  beim  Ebnen  des  BergrQckens  die  Fundamente 
eines  mnden,  8S  m  im  Dnrchmeeser  and  2,5  m  in  den  Mauern  starken  BergfiriedeB 
gefundiMi  hal  en.  —  Jetzt  ist  Alles  unter  Anpflanzung  und  Rasen  so  verdeckt,  dass 
sich  keine  weiteren  Schlüsse  mehr  auf  Zeit  der  Entstehung  und  Zerstörung  machen 
lassen.  Doch  dürfte  bei  Ausgrabungen,  bezw.  Fortschatfen  von  Erde  sich  noch  mehr 
Architektoniscbes  finden  lassen,  als  man  jetzt  dem  Aeussem  ansieht;  die  Tiden  Un- 


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472 


BattstädL  76 


elmbeiteii  spvedND  dalBr.  Et  mOaieD  fflirigeiu  zwei,  vieDdeht  vw1nnd«M,  aber 
doch  getnoBte  Bnigeii  geweBen  adn,  jede  mit  einem  Hauptthann  md  tch  Wall  mid 

Graben  umgeben;  die  Stelle  heisst  noch  mit  Recht:  die  Burgh&user.  —  7.  FAleken- 
•  tein  a.  a.  0.  —  H««utl«,  in  TbOriog.  Terans-ZeitMhr.  V,  S.  IBS  £  SIL  3S8;  VI,  8.  m  — 
Kronfeld  n,  8.  m  —  Leptlni,  ffisAOfe  I,  &  130.  —  Mallif  atUi  a.  0.  —  Beia,  im 
AnUr  f.  d.  Sldm  G«tch.  1S63  (I\  S.  409.  417-419.  —  Schreckenbach  a.  a.  0.,  S.  11.  —  C.  W. 
Sebvmacli«!,  KMhiicliten  s.  ErUoL  4  Siel»,  bei.  EäMuaohiMhan  GeMh.  1768  {N},  &  8  L  — 
A.  Selmmftna»  Utäkn  TUt  &  776  £|  X?II^  S.  6BSb  —  Thiitag«  u,  d.  Man  YÜI,  &  170  ft  — 
Wolff,  BMtar  Flbcte  & 


[INMicInil,  WflStmig.  •  0.  Fraak«,  Du  IMIm  Boeh  von  Weimar,  S.  6&  —  Kronreld 
«.  a.  0.  —  Staatsbandbaoh  t  a-WaiMr-BMHwk  1884,  &  BU,  Ni;  ML  —  ROCkStdlt^  Wflstnilg, 

8.  Guthmannsbausen.] 


Rohrbach,  7Vi  km  südlich  von  Buttstädt;  Borbah,  dem  Stift  Fulda  angeblich 
sinq^iehtig.  Borbedie,  wo  Landgraf  Friediidi  von  Thflringen  dem  Klotter  Heudorf 
1381  Snsen,  1346  Gflter  eignet,  kam  damals  von  der  Lehnshoheit  der  Grafen  von 

Orlamünde  an  die  der  Landgrafen;  der  Ort  gehörte  den  jedesmalignn  Besitzern  des 
Rittergutes  (s.  d.).  Um  die  Mitte  des  IG.  Jahrhunderts  wurde  er  der  Vogtei  Brem- 
bach (s.  ürossbrembach)  eingeordnet,  1735  mit  dieser  dem  Amt  Hardisleben.  Im 
18.  Jdirhiradert  kommt  doe  Adehfunilie  von  Bonbedi  vor.  —  Dia  Disow  Bnttatidt 

1842,  S.  48  H  —  Dronke,  Trad.  fald.,  S.  132.  235.  —  0.  Franke,  Das  Bothe  Bach  von  Weimar 
1881.  8.  47.  Bl.  —  Kronfeld,  Laadadnude  n,  &  247.  -  K.  Measel,  Thomu  t.  Batteirtodfe,  in 
Neae  WttilMiL  d.1fe0ifav.«8ldu.  Temiai  XII,  B.  468.  —  Hielielaen,  Ansf^np:  d.  Gnftek  Odaaiflade^ 
S.  31.  -  Oaatarlay,  Hüt-geograph.  Wörterlucli,  S.  575,  -  (Otto)  ThuriDf,'ia  sacra  (1737),  S.  381.  — 
BeiD,  Tkana^  man  II,  8.  800.  208.  —  v.  fieitseniteio,  Begeeten,  S.  169.  —  A.  Bebamann, 
LeiikoB  TOB  SaehieB  IX.  &  888;  XVIU,  a  616.  —  G  F.  L.  BelivBaaa,  Iiaaderikoade^  &  6BL  — 
Steatahandbuch  £  S -Weimar  18r>4,  S.  211.  —  Stark,  in  Thflring.  VeroinB-Zeitschr.  1857  (II),  S.  152, 
aber  das  Siegel  —  Steobele,  in  Thflnog.  Teraioa-ZeitBebc  1880  (M.F.IQ,  8.46.  —  Wolff.  Chionik 
4m  Xbatm  Pfinta  II,  &  888.  SSO. 

Kirche  [an  SteUe  einer  1719  abgebrannten],  1715  gebaut,  schmucklos.  Chor 
und  Langhaus  bilden  zusammen  ein  Rechteck  von  13,5  m  Länge  und  7  m  Breite 
mit  tonnenförmiger,  nach  Osten  zu  abgewalmter  Holzdeckc  und  an  jeder  Ijangseite 
dfd  Rediteefc-Fenitem,  anter  dem  mittleren  der  NoidieUe  einer  ebeosoldien  Tbftr. 
WeetUch  der  3  m  lange  nnd  3,2  m  breite  Thunn,  ndt  einer  Becjhteek-Thflr  nn  dar 
Westseite;  ein  beschiefertes  Aditeck-Gesdiofls,  darauf  eüie  breite  Schweifkuppel  und 
ein  hoher,  schlanker  Helm  geben  zusammen  dem  Thurm  eine  «iflmlifih  wirkungevoUe 

Höhe.  —  Die  DiöccBe  Butt«tAdt  1842,  S.  49.  —  K  r  o  n  feld  II,  S.  24a 

Kirchstaud  an  der  Chor-Nord  wand,  aus  dem  IS.  Jahrhundert,  mit  geechnitsten 
Gittern. 

Kanselbnn  hinter  dem  Altar,  nnr  die  Mitte  einnelimend,  ans  dem  18.  Jahr- 
.hundert,  groee,  etwas  roh,  aber  effoctvolL  Zwd  anf  Postamenten  ruhesde^  korinthische 


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77  wum. 


Säulen  steigen  so  hoch  auf,  dass  ihr  verkröpftes  Gebälk  den  oberen  Abschluss  des 
Baues  bildet.  Zwischen  ihnen  unten  ein  grosser  Rundbogen -Durchgang,  über  dem 
nnoitUllMr  aohr  guter,  freier  Wirkung)  die  stark  ausladende  Gonsole  der  Kanzel. 
DI»  KmbmI,  üb  Onudriai:  U  ^  der  Wand  swIielMii  den  Sinlen  TOrtcetend,  mit 
kräftig  gegliedertes  Oeifaeen,  zeigt  Blamcn  -  Stränge  als  Kanten -Verzierungen  und 
Kränze  an  den  Flächen ,  darin :  G.L  Tl.  (Glaube ,  Liebe ,  Hoffnung).  Vom  Säulen- 
Gebälk  aus  tritt  in  der  Mitte  der  Scballdeckel  vor,  niit  Engelsköpfen  verziert  und  mit 
einer  Ghiirtnfigiir  bekrOnt  Engel  stehen  auf  dem  Eftulesgebilk.  Dieses  aber  setct 
sich  von  den  fiinteii  nach  auasro  ein  Stüde  wagerecht  fort,  in  stumpfon  Winkel  nach 
hinten  gebrochen,  ruhend  auf  einem  mit  Schnitzereien  verzierten  Brettwerk,  welches, 
von  den  Säulen-Postamenten  aus  nach  oben  zu  sich  verbreiternd  (wie  eine  gewaltige 
Console),  in  vielen  Absätzen,  mit  Gesimstbeilungen,  geschweift  und  geschndrkelt,  auf- 
steigt bneilialb  dAMelbeo  ein  kleiner  Engel  mit  FrOehten,  in  BDlie  der  Knud  eine 
Oonaole,  welche  die  dentfdi  grossen  Figuren  Johannes  des  nnfers  besw.  Uosis  trägt 
Holzbau,  von  gewöhnlicher  Färbung. 

Malerei  an  der  Langhaus  -  Decke,  von  1719,  ganz  bedeutend,  Darstellung  des 
jflngsten  Gerichtes.  In  der  Mitte  thront  Christus  auf  der  Weltkugel;  unten,  näher 
gedadit,  sind  Omppen  laa  Engeln  besehfiftigt,  die  Toten  ni  enpeeken,  beiw.  links 
die  Seligen  in  den  Himmel  sn  lioien,  nflneBd  rediti  TediBl  die  Verdammten  fort* 
schleppen ;  in  der  Afitte  ein  roth  gekleideter  Engd  mit  der  Posaune.  Das  Gemälde 
ist  von  dem  Manierismus  der  Zeit  befangen,  ohne  liebevolle  Durchführung  (freilich 
auch  zum  Theil  verdorben),  aber  durch  gute  Farbengebung  und  schöne  Bewegung 
hnrroiragend.  Einsdne  Gestalten  fesseln  dttreh  malerische  md  lebendige  AdEusung, 
so  die  Knieende  vmm  links,  wddie  ans  den  Röcken  dreht  Sie  venräth,  wie  auch 
manches  Andere,  das  Studium  derselben  italienischen  Vorbilder  (römischer  Fresken 
der  Eklektiker),  welche  den  Maler  des  jüngsten  Gerichtes  in  der  Kirche  zu  Dracken- 
dorf (im  Amtsgerichtsbez.  Roda  siehe  Westkreis  Alteuburg,  S.  8)  70  Jahre  früher 
begeisterten. 

Glocken.  1)  und  8)  nen.  —  S)  178S  Ton  Ulrich  in  Apolda,  unter  dem  Erb-, 
Lehn- und  Gerichtsherm  von  Eoppenfels  gegossen,  mit:  SOLI  DEO  GLORIA.  65 an 
Ouidimesser.  —  [Usber  8  Utan  Gloeken  vgL  Sw  Jübcm»  Battitadt,  &  4a] 

KIrelihtf. 

Ehemaliges  Tanfstein-Becken  an  der  nordöstlichen  Eirchmauer,  hdb  in  der  Bide 
steckend,  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  halbkugelig,  von  binifbrmigem  Umrips. 

Grabstein  an  dur Ostseite,  umgeworfen  und  zumThcil  in  der  Erde  steckend,  für  Louise, 
Tochter  dee  GeL  Bathes  von  Koppenfels,  f  1795  {&\ia  dem  Bittergutspark  1853  hergebracht), 
mättehaisiig,  mit  einer  dtseadeB,  lebensgroasen  Fmneafeslsll^  welohe  sieh  Aber  dne  Uns  beugt 

Ehemaliges  Rittergut,  unter  welchem  einst  das  Dorf  stand,  gehörte  der 
Familie  von  Wurm,  Nachkommen  der  Besitzer  von  Buttstädt,  Olbersleben  (siehe  dort) 
und  anderwärts.  17Ö2  dem  Herzog  von  Weimar  zugefallen,  wurde  es  von  diesem  an 
die  Familie  von  KeppenlUs  gegeben,  kam  von  diesen  dnvbh  Eibsdialt  sn  Anfimg  nnsens 
Jahilinnderts  an  die  von  Witzleben,  dann  in  verschiedene  Hände  und  gehört  jetzt 
Herrn  Ernst  Das  Wohngebäude  stammt  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  und  ist 
ein  bescheidener  Bau  mit  m&ssigen  Verzierungen.  Im  Giebel  der  Vorderseite  steht 


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474 


ROHRBACB.  RlTDEBSDOBF. 


Buttstädt  78 


der  NameDBzug  des  Geheimratbs  und  Kanzlers  von  Koppenfels  und  seiner  Gemahlin : 
I. F.K. 1770  .M.K^  in  dem  der  Bflckfront  das  weimarische  und  Koppenfela'sche 
Wqipen.  An  der  tod  diiriMiMn  niastara  gestStsteD  EbwptIxenM  ei^ 
Geländer.  In  der  Kflche  vier  Kreuzgewölbe  auf  einem  dorischen  Mittelpfeiler;  in 
der  Verwalterstube  im  Erdgeschoss  links  eine  Decke  mit  einigen  Stuck-Verzienugen. 
—  Die  DiOceae  Battatftdt»  ä48.  —  Eronfeld  II.  S.  248.  —  Sehamann  DL,  8.  388;  XVUI,  Sw61& 

[Rittergut  derAniUe  tm  der Ug^  vielleidit  ^Iter  nrit  du  niigu  TWiiidgl» 
jedenftlle  ▼emdimdeii.  —  Dl»  OtoMM  BatMIdIk  8. 4ft  -  Kreafeld  a  a. 

KrBUZSteln  am  Ende  dia  Dorfes,  nach  Phffelbach  zu,  mit  Sporen  eines  ver- 
irittortaD  Wappeaa. 


Rudersdorf,  2'/,  km  südöstlich  von  Buttstädt;  im  hersfeldcr  Zehntverzeichnisse 
Rudunestorf,  lOö'd  Itudardesdorp,  vom  Erzbischof  von  Mainz  dem  Kloster  zu  Sulza 
Mhnlpfliditig  erUirt;  1190  enrarb  das  Kkater  Bainliardtabniiiii  GHkter  daadbat. 
Der  Ort  stand  sshon  1185  unter  der  Lehnshoheit  der  Landgrafen  von  Thtlringem 
(1199,  B.  Eein,  in  Thflring.  Vwiliis-Zeitechr.  V,  S.  239),  dürfte  aber  dann  unter  die  der 
Grafen  von  OrlamUude  gekommen  sein,  da  er  zu  den  Orten  gehörte,  deren  Lehna« 
hoheit  1347  von  diesen  an  die  Landgrafen  abgetreten  wurde.  Herren  von  Ruders- 
dorf kommen  fom  12.  bis  14.  Jabrbmidart  vor.  Dna  Patranatnebt  über  die  Kapelle 
überliessen  die  Herren  von  Rastenberg  1315  und  1323  dem  Kloster  FCnrta.  — 
Codex  dipL  Saz.  leg;  I,  O,  &  380.  —  Die  DiAeeaa  BnttatAdt  1842,  S.  60  £  —  Eisenaeb,  Dm 
Solsser  Thal.  S.  14.  —  0.  Franke,  Da*  Bottw  Bach  von  Weimer  1891,  a  80  f.  —  Eronfeld, 
Landeeknnde  II,  S.  248.  —  Landau,  in  Hecriecho  YoremB-Zeitschr.  X,  S.  191.  —  E.  Hemel,  Tbomaa 
T.  Bnttelrtedt,  in  Neoa  MittheiL  d.  ThOr.-fiichs.  Yereüu  XII,  S.  480.  —  Mieheleen,  ▲ügaiig  d. 
Gnifiicli.  Oriamflndev  &  SL  —  Msller.  Beinhardtsbmnn,  8.  S5u  —  Bein,  nnuiiigia  laon  II,  8.  6S. 
126.  134.  162.  176.  20L  m  227.  234.  247.  251.  -  r.  Beitieaatein,  Begeston,  &  160.  169.  — 
SchnlUa,  Dir.  dipL  1^  &  117.  264;  II,  8.  680.  623.  —  A.  Sehnmana,  Lazikoa  voa  8a«ha«a  IX, 
8.  ISS  £;  XVm,  B.  688.  —  C  P.  L  Bcbtinann,  Landedrande^  &  —  Stark,  tä  IMilng.  Tet^ 
einB-Zeitschr.  1857  (II),  S.  151,  aber  das  Siegel  (viell.  mit  d.  hell  NikolaoB).  —  Stechele,  in  Tliflring. 
Yeieina-Zeitoehi;  1879  (N.  F.  IJ,  &  129j  1880  (N.  F.  O),  8.  38.  4L  -  Stampf»  Acte  Ifagiiiit.  iaaci 
Xn,  a  1&  ISS  £  —  W«Bk,  B«n.  ludeageidL  II,  ürk.  a  IT.  —  Werii«1»vrK,  Ib  JüaMtm  d. 
kgL  Akademie  zu  Erfurt  1884  (N.  F.  XTI),  8.  96.  —  Wolf  f.  Chronik  des  Kloster«  Pforta  I,  &  182  t; 
n,  &  198  £  202  IL  264-26&  279£363&m404.437  £  462  f:488  £  607.  672  1-  Wardtwcin. 
Ihniingia  «t  VMMS»,  a  TL  »1 

Kirche  des  heiligen  Nicolaus.  Der  im  Errlgeschoss  3,5  m  lange  und  ebenso 
breite  Westthurm  ist  spätgothisch,  von  1517  (Tafel  an  seiner  Südmauer  mit:  antto 
bnt  ISI\\  und  dem  der  Kirche  zu  Oberreissen  (s.  dort  S.  460)  durchaus  ähnlich, 
mnr  weit  beeser  erbalten  (mit  AnsDabme  dea  Helmea),  dmnib  ein  SodEdgaBima  md  awei 

Zwischengesimse,  welche  gute,  kräftige  Bildung  habmi  (Schmiege,  durch  Kehle  in  zwei 

SchragpUlttchen  zerlegt),  in  drei  Haupt-Abtheilungcn  zerlegt  und  steigt  schlank  zu 
bedeutender  Höhe  auf.  In  jedem  dieser  Theile  befinden  sich  an  der  Ost-,  Nord-  und 
Süd-Seite  ein  oder  zwei  übereinaudur  angeordnete,  kleiue  l  euätur  von  der  Form  des 


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79  PnlWIdt 


476 


vereinfachten  Vorhang-Bogena :  Ober  rpchteckif^em  Oeffnungs-Aasscbnitt ;  im 

obersten  Geschoss  aber  dafür  (an  der  Südseite  über  einem  dieser  kleinen  Fenster)  ein 
groflsfls,  spitzbogiges,  zweitheiliges  Fenster,  das  an  der  Nord-,  Süd-  und  We6t>Seite 
noch  mit  gnteo  FisdiblMeD:  ü  und  geometriselieni  MaaiBwerk  gefüllt  ist,  an  d«r 
Nord-  und  Ost-Seite  auch  noch  mit  deo  vollständig  erhaltenen  TbeniiDgspfoBten  steht. 
Darüber  das  Thurin-Dachgesims,  von  einem  Fries  von  einzelnen  Linien  unterwärts 
begleitet  und  das  (nach  Blitzschlägen,  besonders  dreien  unseres  Jahrhunderts)  modern 
hergestellte  Thnrmdach  in  Form  eines  schlanken  Achteck-Helmes  mit  vier  Ziergiebeln 
am  An&ng.  Die  Thttren  vom  Thurm-l&rdgeechoss  nnd  erstem  Thurm-ObergeedHne 
zum  Langhaus  bezw.  dessen  Empore  sind  noch  die  spätgothischen  Spitzbogen  mit 
Stäben,  die  sich  am  Kämpfer  und  Scheitel  gabeln  und  kreuzen.  Das  21  m  lange, 
10,5  m  breite  Langhaus  selbst  ist  (laut  loscbrift  aussen  an  der  Ostwand)  1718  wieder 
aufgebaat,  bedeotungsloe,  mit  Holzdecke  vom  Querschnitt:  -r\—  Aber  IflttelMddir 
und  Emporen  nnd  mit  achlichtra,  rechteoldgen  Thür-  n&d  FeDster-Oefningeii.  — 

Die  IH0O6M  Bottetidt,  S.  60  £  -  Eronfeld  a.  a.  0.  —  Bein,  Thnringis  sacra  II.  S.  234.  851. 

Ta_üfs"tein.  Unten  steht:  HANS  GEORGE  BOETTNER  MICHAEL  BOETTNER 
DONATORES'MDCCXXL  Der  StU  hält  noch  das  Barock  fest;  nur  in  den  Yorhang- 
Nachalimmigen,  die  abri- 
gens  sehr  wdiw^fflgroW 
angeordnet  sind,  und  in 
den  Palmblättem,  welche 
eher  Schilfblättem  glei- 
dien,  ttinmt  er  bereits 
Motive  von  Boeeooo  nnd 
Zopf  an,  hält  sich  jedoch 
von  des  ersteren  llu- 
sjmmetrie  und  Muschel- 
Bahmenwerlc  noch  ganz 
lera.  Das  Blattwerk  des 
obersten  Ueberfalles  be- 
ruht direct  auf  der  Wie- 
deraufnahme classischer 

Kunstgedanken.  Das 
Bedien  wirkt  gegen  den 
kurzen  Schaft,  der  bald  in 
den  zu  wenig  ausladenden 
Sockel  übergeht,  zu  mas- 
sig, ist  aber  an  sieh,  mit 
den  Engelsköpfen  nnd 
dem  Wechsel  von  glatten 
Flächen  und  Ziermotiven, 
trefflich  ausgedacht 

Kanselban,  hinter  dem  Altar,  ans  dem  18.  Jahrhundert,  B.  Kekad  Bais, 
Smuor  und  AmbtsschulMe  gestiftet  (Inschrift  unter  dem  Abendmahls- Gemälde),  in 
seiner  Weise  eigenartig  entwickelt;  in  den  Details  einfach.  Hinter  dem  Altar  selbst 
Steigt  die  Wand  in  einem  hohen  Geschoss  auf,  eingefasst  von  zwei,  auf  Postamenten 


Taufstein  in  der  Kirche  zu  Rüdersdorf. 


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476 


Buttstädt  80 


stehenden  WandgliederuDgeD,  von  denen  die  ftosiereD  als  ionische,  frei  vortretende 
Sndeii,  die  imrareD  als  dorische  Pflaster  goHUefc  rind.  Zwisdm  den  beiden  inneren 
Pilasteni  tritt  Aber  einem  (sdüechteo)  Oelgemilde  des  Abendmahh  die  Kinnl  im 

OmndriBs:  tot;  swisdian,  benr.  Unter  dem  famenn  Pilaster  md  der 

ftneseren  SAnTe  ttnft  jedeemal,  mgettbr  in  HObe  der  Schaft-Mitte,  ein  Stüde  oBeaw 

Balustrade  als  Belebung  der  Zwischenflflche.  Die  Tier  StQtzen  tragen  ein  wagerechte«, 
verkröpftes  Gebälk,  oberhalb  dessen  Aber  dem  Mittelfeld  ein  Aufsatz  mit  der  Figur 
Christi  von  dorischen  Pilastem  eingefasst  und  von  einem  Dreieck-Giebel  bekrönt 
wird,  inhrend  noch  rechts  nnd  links  von  den  Füasttni  5-Ydnten  gegen  dieadben 
anlaufen.  Rechts  nnd  links  aber  mm  dem  ganien  Kansdban  selber  schliesst  sich 
nnten  an  die  innische  Sflule  noch  ein  Rundbogen-DoiebgMig  an,  in  Form  von  dorischen 
Ffdlem  und  einem  darauf  ruhenden  Bogen  (ohne  weiteren,  oberen  Abschluss),  welcher 
auf  seinem  Scheitel  die  (sehr  ungeschickt  bewegte)  Figur  eines  Moses,  bezw.  Johannes 
des  Tlnfers  trägt  Diese  Bogenstdlnngen  laSMm  dfe  Yailiindnng  des  Kanzdbaues, 
zwar  nicht  mit  der  Nord-  und  Sfld-Wand  sdbst,  sondem  mit  einem  davor  gestdltea, 
hBhmien  Kirchstaad.  Der  Kansdban  ist  von  Bob,  wdat  mit  Geld. 

Taufschale,  von  1563,  wohl  sflddentscb,  sehr  interessant  wegen  der  hier  selten 
vorkoirmietidcu  Gravirungs-Arbeit  in  solchem  ümfaDge  (A).  Im  Boden  ist  die  Taufe 
Christi  gravirt,  mangelhaft  ausgeführt,  aber  offenbar  nach  einem  trefilichen  und  höchst 
adbetibudigen,  malerisdien  Vorbild.  (Arlstns  steht  betend  Us  m  den  OberMhenkdn 
Im  Wasser;  rechts,  d.  h.  hinter  ihm  knicet  Johannes,  gegen  Christus  dne  Riesen- 
gestalt,  mit  dem  Knig  in  der  Trinken,  die  Rechte  über  Christi  Haupt  erhoben ;  hinter 
Johannes  Andeutung  des  Waldgebirges.  Links  von  Christus  drei  ferne  .Tflnger;  ober- 
halb Gott  Vater  mit  der  Weltkugel,  als  Halbfigur  über  der  Taube  in  Wolken  schwebend. 
Drd  Rdben  ümsdirifken  enthalten  (snm  Tbdl  mit  ForUassong  oder  Znsaanneniidnuig 
der  Buchataben)  die  bekannten  Sprüche:  WER  DA  rj,F.rRFT  (!)  VND  GETAVFT 
etc.;  GEHET  HIN  IN  ALLE  WELT  etc.;  VND  ER  HERTZETE  SIE  etc.  und:  /.?«?.?. 
Am  Rande  die  Umschrift:  CHRISTVS  SPRACH  ZV  IHENEN  (hier  schliesst  sich 
das:  Ge^t  hin  an)  und  das  Meisterzeichen:  Ö.H.  Die  Taufschale  ist  von  Blei, 
43  cm  im  Dnrdmieiaer. 

Kol  eh.  Die  Widmoaisa-Ittsdirift  des  GerlelitaadiQiiBB  Matth.  BOdiger  1790  ataht 
in  punktirten  Buchstaben  auf  dem  Fuss,  welcher  aus  vier  grOasem  und  acht  ideinaren 
Pässen  gebildet  ist.    Knauf  oval,  mit  den  Ei-Mustem.    Silber,  vergoldet. 

Hostienteller.  Unter  dem  Boden  die  Widmuiii^'s-Angabe  der  Susanna  Victorin 
(fälschlich  wohl  steht:  VIETORIN)  1664  und  ihr  Wappen  (ein  eine  dreistielige  Blume 
haftender  LBve  auf  der  Ifondddid).  Silber,  vergoldet 

8  Altarlavehter,  von  JM.  Mieh.  Leisering  1719.  Rothguss. 

Clloeken,  nen.  [Eine  Glooke  im  dreisugjftluigen  Krieg  statt  Eriegszahlung  ge- 
nommen. —  Kronfeld  a.  m,  0.] 

Pfaprh  SU 8,  nach  dem  Brande  von  1835  gebaut,  schlichi  Tafel  in  der  Hauer 
des  GehsflM,  ziemlich  vnrwittprt,  betreffend  die  Grundsteinlegung  170.(?),  unter  Henog 
Johann  Georg,  dem  Amtaschösser  in  Eokartsberga  eto.  Tafel  in  der  (neuen)  Gartenmauer 
rennancr^  mit:  AMNO  1588.1I8.YTB.BAWHER  SWn.  —  Dl*  DiaeM»  JMtrtM^  &  SL 


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81  BnlMidL 


477 


Wo'lnlavt  von  Hmib  Friadritth  W«lMr.  Tafel  diK«BM«rt,  nit  dum  Wippen- 

■ahild,  wohl  des  16.  Jahrhunderts,  deraen  Wq>p«ii  abtt  (nobl  im  18.  Jahrhundert)  aas- 
gemeii^isclt  und  durah  di«  loke  WiadMigü»  Ton  W«iki«i|g«ii  (AmlM^i  Senae  und  ffecd»- 
xaspel)  ersetzt  ist. 


TBUtlebsn,  4  km  nordöstlich  von  Buttstädt;  schon  in  alter  Zeit  bedeutender  Ort 
(hinfig,  80  anch  von  H  e s  s  und  K  r  o n f  el  d  verwechselt  mit  Teutleben  im  Amtsgerichts- 
bMiik  Gotha,  welchee  819  Tdtilflbo  hieia  nod  1065  Stammsits  der  Brttdflr  von  lleut- 
löbea,  d«r  HOfder  da  FfHbgndn  ^  Badneii  war);  108B  vom  Enbisehof  von  Uaini 
dem  Kloster  Salza  zehntpfiichtig  erklärt,  Sitz  und  Besitz  eines  von  1140  bis  zum 
13.  Jahrhundert  erwähnten  Rittergeschlechtes  (von  Tuteleiben,  1199  etc.),  dann  Anderer. 
Vom  15.  bis  zum  18.  Jahrhundert  kommt  eine  Adelsfamilie  yon  Teutleben  vor,  deren 
UrsproDg  auf  Teutleben  bei  Gotha  (s.  dieses)  znrflckgefOhrt  wird,  und  wdeher  der 
IfitbegrOnder  der  Fruchtbringenden  GeseUsdiaft  entstammte.  Der  Ort  Teutleben  bei 
Buttstädt  stand  im  14  Jahrhnndert  anter  der  I.ehnshoheit  der  Grafen  von  Orlamftnde, 
seit  1346  unter  der  der  Landgrafen,  wurde  1585  dem  neugebildeten  Amt  Hardisleiben 
(siehe  Hardisleben  S.  439)  einverleibt  und  theilte  dessen  Geschicke.  Es  litt  besonders 
dnrdi  Brand  1820.  Die  Pfkrrel  war  im  Mittelalter  Fatronat  dee  KlMtem  IforlenfhaL 

—  Die  Didoeee  Bnttatadt  1842,  S.  53  55.  —  EiiPnach.  Da«  Suhaer  Thal,  8.  14  (Latenlebe  « 
Tenttobeo,  vgl  Sohnltei  ».  ».  0.).  —  0.  Franke,  Dai  Botbe  fiaeb  ron  Wmmar  1891.  &66k  88L  — 
Kaeeehke,  Adebleifkon  IX,  8. 177.  —  Kronfeld  II,  8.  S49.  —  K.  Meniel,  Thomaa  von  BntM- 
■tedt,  in  Nene  MittheO.  d.  Tbflrittg.-Sleha.  Veretna  1809  pCII),  S.  4^f.  —  Hichelsen,  Ans^n«:  d. 
Onfteh.  Odunand«,  &  St  —  Bein,  Thnriniri*  II,  &  6S.  146.  149.  188  (Henen  von  Toatleban). 
IIB.  m  198  C  18L  m  —  Bein,  in  Thfliing.  yeraiB»>Za«aehr.  V,  &  IS».  ~  Beitievateiv. 
Reiiretten.  S.  169.  —  Schalte*,  Dir.  dipL  I,  S.  177.  —  A.  Sehnmann,  Lexikon  von  Sachsen  XI, 
&  861;  XVH^  8.  8S8.  —  C.  F.  Ii.  BehamaBa,  T.^4-fc«B4«,  8.  SO.  —  StutdiandlMdi  L  S.-Wein)ar 
1861»  8.  Sil  —  Steehel  e,  in  ThOrinf.  TorafMJEaHnkr.  188D  (H.  V.HX  8.  S9. — YII  aar,  Iftentargewsh. 
23.  Aufl.,  a  285.  -  Vulpiu«.  Curiorititen  1816  (V),  S.  35-40.  —  Werneburg,  in  Jalnbfldier  d. 
kgL  Akadeode  za  Erfbrt  1884  (N.  F.  UD»  S.  48.  -  WArdtwein.  Thuiagia  et  BclMftldia,  &  TL 
IM.  IST.  -  SadUn  fMnnd-lMftM  XO,  &  IfliL 

KirchBf  die  interessanteste  des  Bezirket  wegen  ihrer  mancherlei  erhaltenen 
Alterthflmer;  Grundriss-Form :  p~  p>.  Die  ganze  Anlage  ist  noch  die  romanische, 
aus  der  Mitte  des  12.  Jahrhundorts:  die  3,15  m  lange,  .3,7  m  breite  Apsis,  das  4.8  ra 
lange,  4,25  m  breite  Chor-Bechteck,  welches  den  Thurm  trä<;rt,  und  das  13,5  m  lange, 
6,0  n  bretta  Langhaus,  wdebci  dnsdi  «bift  Qnertheilung,  in  Gestalt  vm  nrai  anf 
einer  mttalsiale  snaainnMnkonuiMndeB  Basen,  in  efaiea  flstüdmiTlMD  fen  10  mUnire 
and  einen  westlichen  Raum  von  2,65  m  LftniE:e  gctheilt  ist;  derselbe  dient  unten  als 
Vorraum,  oben  als  eine  auf  der  Bogenstellung  ruhende  Empore.  Von  Einzelheiten  ist 
Folgendes  zu  bemerken.  Die  Apsis  zeichnet  sich  vor  anderen  Kirchenbauten  durch 
treflUehe  QoadecfQgung  (in  rothen  Sandstein)  ans.  Ihr  Inneres  deckt  noch  die 
romaniaehe  Halbfcnppel;  a«ch  das  Ostfenster  bt  noch  das  ursprOngliche,  kleine,  mnd- 
bogiRc,  da.s  SQdost-Fenster  ist  rechteckig  vergrösscrt,  das  rechteckige  Xordost-Fenster 
Überhaupt  erst  später  dorchgebrochen.  Der  Ghorbogen  ist  einüu^i  rundbo^,  recht- 


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478 


IbvmBBi. 


BvtMSdi  82 


eckig  profilirt;  seine  Pfeiler-Capitelle  mit  Schuppen- VerzieruDgen  wohl  erhalteo.  Im 
Chor-Rechteck  gehört  die  flache  Hokdacke  dner  der  «awichtigen  Wledeiientdliiiigeii 
der  letston  Jahiliiinderte  an.  An  der  Nord>  mid  Sfld-Seite  befindet  aleh  je  ein  gnasee, 

spitzbogiges  FenstOT,  efneVergrOsserung  des  ursprQnglicben  Fensters  in  spätgothischer 
Zeit  [vdr  haben  uns  nach  dem  gewöhnlichen  Gang  der  Veränderungen  ein  kleines 
Rundbogen -Fenster  im  12.  Jahrhundert,  dann  dafür  ein  massig  grosses  Spitzbogen- 
Feaater,  vieDeidit  uit  Ifaaavuefk,  im  15.— 16.  Jährhaadert,  dann  ein  immer  atiikerea 
Forfhanen  vnd  Verderben  der  LeibiingeD  mit  dem  meliaenden  LiditbedttrfiiiaB  im 
17.  nnd  18.  Jahrhundert  zu  denken],  mit  späterer  Flachbogcn-Erweitenmg  im  Innern. 
Der  Thurm-Aufbau  erhebt  sich  ohne  Gesimse  bis  etwas  über  das  Langhaus-Dach  und 
gehört  im  Oberbau  einer  spätgothischen,  in  den  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  fallenden 
Baiqieriode  an.  Nw  im  ebeisten  GeedioaB  befindet  deb  an  der  Notd»,  Ost-  and  Sfld- 
Seite  je  ein  grösaerea  Fenater  ana  jener  Zeit;  die  der  Süd-  und  OstrSeite  (dieses  am 
besten  erhalten")  sind  spitzbogig,  zweitheilig,  mit  Fisch-Maasswerk :  i?  gefüllt,  das  der 
Nordseite  hat  einen  mehrfach  geschweiften  Vorhang-Bogen.  Das  Thunndach  ist  nach 
dem  Brand  von  1820  erneuert,  eine  acbtseitige  Scbweifkuppel  mit  Tabernakel- Aufsatz 
md  Imhem  Halm.  Der  vom  (äunr^Bediteek  zam  Laoghaua  deb  Oflbende  Tiimnph- 


bogen  ist  wieder  sehr  gut  romauiäch  erhalten  mit  den  Capitellen  seiner  Pfeiler,  welche 
genau  der  nrkebrten  attischen  Basis  treffHehster  Bildung  (mit  der  zum  Abakna 

gewordenen  Plinthe)  gleichen.  Im  Langhaus ,  das  jetzt  eine  gewöhnliche  Holztonne 
deckt,  ist  der  Wcstthcil  hikhst  bemerkenswerth.  Die  Empore  nibt  auf  zwei  rippen- 
losen Kreuzgewölben,  und  spannen  sich  die  rundltogigen,  rechteckig  profilirten  Gurt- 
bögen von  der  mit  altr omanischer  (eckblattb>ser)  Basis  und  WUrfel-Capiteli  versebenen 
Mittelaftnle  naeh  der  Kord-,  Weat-  und  80d-Wand  bin,  wo  sie  Auflager  anf  recbt- 
cckigen  Wandvorlagen  und  vorgesetzten  Wandsäulen  (Querschnitt:  )>)  mit  Würfel- 
Capitellen  finrlcii.  An  der  Nordwest-  und  Südwest-Ecke  ruhen  die  Kreuzgewölbe 
auf  (beschädigten)  W  iirfel-Capitellen  [deren  darunter  befindliche  Säuleu  ganz  fort- 
gekommen sind].  Die  West-Empore  selbst  hatte  einen  Fussbodcn-Belag  von  10  cm 
im  Geviert  groesen,  ana  Oipe  becgeatdlten  Platten,  welche  in  vertiellsr  Zeicbnung 
theils  Thiere  (Löwen),  theils  pflanzliche  Muster  (Palmetten,  Rosetten,  stilisirte 
Ranken  etc.)  von  kö=tlichrr  Erfindung  bei  aller  Einfachheit  zeigten,  wie  auch  die 
diese  Platten  in  bestimmten  AbsUlnden  trennenden  und  einfassenden  Friesstreifen 
mit  trefflichen  Ranken -Ornamenten  gezeichnet  sind  {Ä).  Leider  ist  dieser  höchst 
selteoe  Fosaboden- Belag  im  Veracbwinden  begrüTen.  Orgslbautsn  iflckaiebtabweater 
Act  dea  17.  und  18.  (viellfliebt  micb  uuerea)  Jabrhmiderta  beben  ibn  tbeila  Tec^ 


Fus^oden-Fliesen  in  der  Kirche  zu  Teutleben. 


83  SnttstÄdt. 


TcOfutBior. 


479 


deckt ,"theils  zerstört  und  das  Erhaltene  aus  den  Fugen  gelockert;  Nichtachtung, 
früher  auch  Muthwille  der  auf  der  Euipure  sich  aufbalteuden  Schuljugend  haben  das 
nuige  dam  gethan;  1888  waren  noch  geringe  Reste  rnrhaiideD.  Von  TliOr-  und 
Fenster -Oefhungen  des  Langhaases  befinden  sich  an  der  Nordsflito  mn&chst  (von 
Osten  gerechnet)  zwei  wohlerhaltene,  romanische  Fenster,  lehrreich  wegen  ihrer  Klein- 
heit für  heutige  Verhältnisse  und  ihrer  hohen  Anbringung,  Dann  folgt  eine  neuere, 
unbedeutende,  rechteckige  IhUr,  dauu  ein  ebensolches,  grosses  Fenster.  An  dsrSfld* 
Seite  soniebst  swnl  Fenster,  in  der  Anlage  denen  der  Noidseite  entsprsehend;  doch 
das  eiste  sp&ter  nach  unten  verlängert  und  in  der  Auaaenldbung  spitahsi^  gemacht; 
das  zweite  zunächst  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  zum  Rundbogen,  mit  guter 
Wulst-  und  Kehl  -  Profilirung  vergrössert,  dann  im  18.  Jahrhundert  nach  unten  ver- 
längert und  in  di^em  Theil  der  Leibung  glatt  gelassen ;  dann  eine  jetzt  in  den  Fvh 
fflen  ^tte  Baadbogen  •Thflr;  weiterhin  eine  moderne,  reehtaekige  Emporen -ThOr, 
erreiehbar  durch  eine  aussen  an  der  Südmauer  aufsteigende,  massive  Treppe.  Zum 
oberen  Theil  ihres  Geländers  hat  man  ein  längeres  Stück  eines  Vürtreölich  gemeisselten 
romanischen  Frieses  [von  einem  ehemaligen  UesimsJ  benutzt,  übrigens  verkehrt  ver- 
mauert (die  beigefügte  Zeichnung  giebt  die  richtige  Stellung  wieder).  An  dar  West> 


.,,iJ.--lll|{J'"';"" 


Romanisches  Kruchitück  der  Kirche  zu  Teutlebetu 


front,  deren  treflliche  bis  zum  Giebel-Dreitx:k  ruicheudc  Quaderung  (in  gelblich-rothem 
Saaibtein)  ans  wieder  anffltlH,  bemerken  wir  onten  rechts  and  links  ein  nea  heiige- 
steUtes,  aber  kleines  und  nur  aus  einem  Quaderstein  gehauenes  StdiUtcfenster,  oben 
ein  romanisches,  aus  einer  Quader  gehauenes  Kreisfenster;  im  neueren,  schlecht  auf- 
gemauerteu  Giebel  -  Dreieck  ein  aus  der  Mitte  gerücktes  Rechteck -Fenster.  Auf  der 
Spitze  eine  Weiterfahou  mit  dem  Reparatur -Jahr:  1J90.  Eine  auf  dem  uordlicheu 
Langhaus-Dach  noch  forfaandene  AnnU  von  oben  dankd  geehrten,  unten  spita  su- 
laufenden,  28  cm  hrdten  und  &9  cm  fangen  0)  Daehziegeln'gehArt  der  spitgothiichen 

Bauzeit  an  —  Die  DiOcese  Buttstädt  1842,  S.  68  t  —  Hess,  in  Thflring.  Vereins-Zeitechr.  III, 
S.  160  t  (Bauwerke  der  ronuui.  Vorzeit  in  d.  OatL  TheUeD  Thür.);  Vi,&ltia.  —  KroafeldIl.&m  — 
Loti,  KoiHttepogiapUe  i;  &  C8S. 

Tanfstein,  mit:  ANNO  1586 .  DEN  9.IVLI  und  Namen  der  Stifter  am 

runden,  glatten  Schaft,  der  durch  einen  ;i!s  Strick  verzierten  Rundstab  mit  dem  wenig 
geschweiften,  runden,  jetzt  durch  Verhauen  trogförmig  gewordenen  Becken  verbunden 

ist.  Der  runde  Fusa  besteht  aas  GUedeni  fon  antikisirendem  Profil; 


Hess,  ia  Thflring.  Yereias-Zoitschr.  III,  S.  151,  h&lt  den  Taufstein  fQr  altromanisch ; 
«in  mMuk,  einflwbw  1686  copixt  woidan  Min.  —  Lots,  KaMttopogtapU«  I,  SL  fiSä 


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480 


BotMidL  84 


Altar,  Platte  aus  dem  Mittelalter,  von  Stein,  mit  einer  Tiflreckigen,  durch  eine 
Gipsplatte  terschloesenen  ReliqnienOffiiiiiig  anf  der  Oberseite. 

Kanzel,  hinter  dem  Altar,  zwar  nicht  zu  der  dnftch  würdigen,  romanischen 
Kirche  passend,  aber  in  seiner  Weise  bedeutungsvoll,  gross  und  prächtig.  Der  Haupt» 
bau  musa  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  hergestellt  sein,  die  Kinfassungs- Bretter 
und  das  FigOrliche  50  Jahre  flpAter;  die  Malerei  ist  1858  erneuert  Erdgeschoss:  «in 
mitUerer,  kocbbosiger  imd  awd  seitUehe,  mndbogigeDaidiglDge,  iwiadieD  korinthjedwii, 
auf  Postamenten  ruhenden  Pilastem  wagerechtes,  verkrOpftes  Gebälk,  im  Fries  mit 
Rosetten  und  Engelsköpfeu  besetzt ;  es  läuft  nur  im  Architrav  ganz  durch,  l&sst  aber 
in  Fnes  und  Gesims  das  Mittelfeld  frei,  denn  hier  entwickelt  sich  gleich  von  unten 
die  flachkugelige,  oben  geschweifte,  hobsch  mit  AkanthiMi  venterte  GoMfile,  ivelehe 
die  Knud  Mgt  Dieie  liat  den  GnindriaB:  aa  den  Ecken  dorisehe,  ceaMÜrte 
S&ulen  und  an  den  Flächen  Rundbogen-Blenden  auf  dorischen  Pilastern,  mit  FQllung 
von  Gem&lden  (Kreuzigung  und  Evangelisten  -  Brustbilder) ;  der  obere,  rechteckige 
Kanzel-Eingang  ist  vuu  geschoitzlem  Vorhang- Werk  eingefasst  und  mit  einem  Kngels- 
kagS  bekiQttt  Das  Obergesdum  des  KmiwUmmmw  nimmt  nur  den  Mltteltbeil  mit  der 
Kanzel  «in;  anf  den  innena  Stutzen  den  EidgesdneMB  steigeii  snrOddiegeBd 
korinthische  Pilaster  auf,  mit  Blumengebängen  an  den  Schäften.  An  ihrem  Gebälk, 
in  dessen  Fries  an  den  VerkröpfuDgen  Rosetten  angebracht  sind,  tritt  in  der  Mitte 
der  Schalldeckel  (der  zurücktretenden  Wand  wegen  nun  als  vollständiges  Achteck) 
Tor,  an  der  Unterfliche  mit  einem  Gemilde  Christi  und  Gottvaters  geschmflokt,  oben 
mit  Granatäpfeln  nnd  Akaothus  bekxOnt  Darüber,  am  Gesims  des  Geb&lkes,  tritt 
nochmals  ein  Baldachin,  im  Grundriss:  ^  vor,  mit  Akanthus  bekrönt  und  einen 
Sockel  mit  dem  Dreifaltigkeit»  -  Dreiecke ,  darüber  die  Taube,  tragend.  Links  und 
rechts  von  diesem  Dreifaitigkeits-Dreieck  Christus  und  Gottvater  sitzend,  weiter  aussen 
Stehen  Engel  mit  Leideos- Werkzeugen.  Die  korinthischen  Pilaster,  welche  das  Kanxel- 
Obeigeschoss  einfassen,  sind  aussen  noch  von  dnrchbrochen  geschnitzten  und  mit 
Spruch- Schildern  besetzten  lirettern  eingefasst.  Auf  dem  Gebälk  der  seitlichen  Erd- 
geschoss-Durchgänge  stehen  oberhalb  der  Bogenketten  die  Figuren  Petri  bezw.  Pauli, 
au  den  Ecken  Granatäpfel.  Su  entsteht  im  Ganzen  eine  höchst  wirkungsvolle,  belebte 
Abstufung,  bezw.  pyramidale  Gipfelung  des  Kanzelbaoes,  der  sich  anch  dnrch  gute 
Verhältnisse  und  Einzelheiten  der  architektonischen  Theile,  wie  der  SialflB,  der  41»- 
bälke,  der  Kanzel  auszeichnet;  freilich  ist  1858  Alles  vortrefllich  restaurirt  worden. 
Minder  glücklich  ist  die  Malerei  und  Scuiptur,  letztere  auch  zu  viel  Spielraum  ein- 
nehmend. Die  Farben  des  Holzbaues  sind,  abgesehen  von  den  Gemälden,  weiss,  mit 
Gelb,  Blan  und  Gold. 

Weinkanne,  von:  Benedict  und  Clara  Krüger  no8^  in  Seidelform.  Zinn. 

Kelch,  von:  1660  laut  Inschrift  auf  dem  Sech5])ass-Fuss.  Am  Knauf  flach  vor- 
tretende Würfel  mit  Rosetten,  durch  Kehlen  getrennt  von  Eiem.   Silber,  vergoldet. 

3  Glocken,  von  iÖ2I  mit  langen  Inschriften  {A), 

KirClihtf.  Grabstein,  nahe  dem  Thurm,  für  Pf.  Labes,  f  1758,  unddessen 

Frau.  Der  Untertheil  mit  S-fÖrmig  ausladendem  Umriss,  geht  in  der  Mitte  in  eine 
als  Cartouchen  -  Schild  gezeichnete  Inschrift  -  Platte  über  und  trägt  au  den  Seiten 
F'rauengestalten  mit  Kelch  und  Kreuz.  Im  Ganzen  stark  verjüngt,  von  schöner  Liniuu- 
fithrang  nnd  bedeoteDd;  2,5  m  hoch.  ~  Dte  dmmm  Batliiidt,  s.  64»  tt«  K  "Uäm, 


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85  Buttstädt 


Tbdtlibkh.  Wkidkh. 


481 


Grabstein.  Inschrift  -  Tafel  für  Pf.  Joh.  Rüder,  f  1680,  io  einem  Kranz  von 
Lorbeer  und  Aiuuitbus,  darüber  Kelch  und  Lesepult  zwischeo  gut  gearbeiteten  Eogels- 
kflpfBO. 

Wohnhaus  von  Herrn  Reinh.  KleinachmidL  Thor  fahrt,  mit:  11 11  Ben»- 
diet  Krüger  (Stifter  der  Weiukanne). 

Ebemal.  Burg  der  Herren  von  Teutleben;  Trümmer,  jetzt  Herrn  Jul.  Widitor 
und  Frau  Lina  Prange  gehörig.  Spärliche  Reste  der  Mauer  eines  Rundbaues,  etwa 
6  m  lang,  6— 7  m  hoch  und  3  m  stark,  sind  erhalten,  diese  aber,  als  Verblendung 
TOD  sehr  guter  Saadttdii-Qiiadening  mit  dalüntar  befiiMHichem  Qusi^lUunniwlc,  «nf 
sehr  hohes  Alter  (tUlleieht  11.  Jaliriiiiiiil«rt)  deoMod.  Spnran  von  Wall  ind  Qnbea 

erkennbar.  —  Die  DiCcese  ButUtidt  1842,  a  63.  -  Hess,  in  Tharing.  Vereina-Zeitadn;  T,  &  KZ} 
VI,  ä  18S.  —  KroBfAld  a.  ».  0.  —  Vilm»!,  litantatgaMhlchtfl^  IL  Ana,  &  381. 


Weiden,  ,7  km  westlich  von  Buttst&dt;  um  1440  Wydin  and  Wida,  ward  1460 
vom  Herzog  Wilhelm  oebst  Buttelstedt  (s.  d.)  uud  aDderen  Orten  an  die  Herren  von 
Meusebach  gegeben  und,  als  die  Stadt  Buttelstedt  ir)44  an  das  Haus  Sachsen  zurück- 
kam uud  das  Amt  aufgelöst  wurde,  mit  den  den  Meuscbucb's  gebliebeneu  Orten  unter 
deren  Gut  sn  SehirerBtedt  (b.  dies  im  AmtgerieiitslMBirlc  Weimar)  gestellt,  hatte  eo- 
mit  dasselbe  VerhältalM,  ivie  Krautheim  (s.  d.),  dessen  Besitzer  es  auch  fernerbin 
Uieilte,  bis  1850  Leben  und  Gerichte  an  Sachsen- Weimar  kamen.  Filial  von  Nermsdorf. 
—  Bertaeh,  Cbronitt.  Porteaae^  S.  110  (Tontaehea  rfoitiachea  Chronieon,  iS.  41).  —  Di«  Dificeaa 
BvtMIdfe  iStSt,  &  «6-67.  —  Kroaf*ld,  läaMtmä»  II.  B.  m  Sf».  —  K.  Meoiel,  TIinmw  twi 
Bottelstedt,  in  Nene  MittheiL  d.  Thlri^(>8lch».  Yereins  XTT  (Hallo  186!)],  8.  469.  —  Bein,  Thniingia 
aMim  n,  IS.  90.  —  A.  Schamana,  Lolloa  tob  Suhian  XU,  S.  m-,  XV,  &  70  L;  XVIU,  &  »53.  — 
a  F.  K  SehvBaaa,  LudMkaada^  &  lU.  Stark,  to  HHrfi»  Twfc^ftHwhr.  (UX  a  147, 
ober  das  Biegel  —  Stecbole,  ia TM»^ Y<Wlht-gllHwhr.  1880  tJX.V,Ui,  &  47.  —  Wftrdtwaia, 
ibahngia  et  £icliafeldi%  &  83. 

Kirchs,  nubedeatmid.  Der  in  drei  Seiten  geadiloieene  Chor  und  das  Langhaus, 

welche  einen  zusammenhängenden  Raum  von  14,6  m  Länge  und  G,4  m  Breite  bilden, 
und  der  2,5  ni  lange  und  2  m  breite  Westthurm  sind  spatgothisch,  von  IG  12  (Inschrift 
aussen  über  der  nördlichen  Langbaus-ThUr  nebst  Namen:  Jacob  Schwartse,  Kicolaus 
Keyser,  Fhüipp  Mensel,  KirduMler  nnd  lateiniechem  Cltnt  nun  FB.  181 :  Der  Herr  MMe 
etc.);  doch  ist  die  Kirche  öfter,  so  im  18.  Jahrhundert  und  1822  grflndlicfa  reparirt. 
Oeftere  Erhöhung  zeigt  sich  im  Mauerbau,  wie  im  Fussboden.  Chor  und  Langhaus 
deckt  eine  Holzbalken-Decke,  das  Thurm- Erdgeschoss  ein  Tonneugewölbe.  An  der 
Ostwaud  ein  zugemauertes  Flachb<^en-Feuster ;  au  der  Nordost-,  Südost-  uud  Nord- 
Seite  (nach  OBtn  zu)  je  ein,  nn  der  SOdBeite  swei  Fenster,  «delie  von  1888  etammen, 
reehte^ig,  mit  vortretenden,  doch  bis  auf  die  Schlusssteine  schlichten  Einfassungen ;  an 
der  Nordseite  (nach  Westen  zu)  eine  Rundbogen-Thür  von  1G12  (darüber  die  Inschrift); 
zwischen  dieser  Thür  uud  dem  Fenster  die  Spuren  einer  zugemauerten,  auch  halb 
in  der  Erde  steckenden,  einstigen  Thür.   l>er  Thurm  ist  nur  in  drei  Geschossen  er- 


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482  Wbou.  Wauuxn».  BnttBtftdL  8^ 


halten  und  «igt  in  den  unterai  GeKboasen  lichtapalten,  im  iweitw  ObeignchosB 
an  der  Nord-,  Slld-  md  West-Seite  ein  Fenster  mit  dem  weinfhcIrteBten,  dem  Jahre 

1612  entsinreclienden,  spAtgeÜilBdien  Torbangbogen:  ^       ^;  eine  ebenMddm  Tlillr 

fahrt,  durch  eine  an  der  Thnrm-Nordseite  anbteigende  Freitreppe  zogldeh^  hier  in 
die  Westempore  des  Langhauses.  Der  Thurm  ist,  wie  bemerkt,  so  weit  abgestutzt, 
dass  er  nur  die  Höhe  erreicht,  wo  das  I^angh aus- Dach  dahinter  östlich  aufsteigt,  und 
ist  nun  mit  einer  Fortsetzung  desselben  gedeckt;  dies  sieht  sehr  hässlich  aus,  ver- 
bunden mit  einem  über  diesem  Daeh  nun  aufgesetzten,  kleinen  Dachreiterchen  mit 
Sdnveiflrappel.  —  DU  Dühmm  BitMadt;  &  GS. 

Oeistliehenetand,  hinter  dem  Altai;  ana  dem  17.  Jahrbondert,  nrit  fuet- 
tirten  Rundbogen-Blenden  und  gebrochenem  Giebel. 

Altar,  bedeckt  mit  einer  Holzplatte,  darauf  ein  (Gemälde  dm  Abendmahls,  aas  dem 
18.  Jalirhimdert,  vom  Kanselbaa  genommen. 

Kanzelbau,  hinter  dem  Altar,  aas  dem  18.  Jahiiiondert;  zwiadicm  einfachen 
Vwbrettenmgen  die  Kanael,  im  Gmndriss:  yjy  glatt  (Gemftlde  der  Geburt,  dea  Od- 
berggebetes,  der  Kreuzigung  und  Auferstehung). 

Glocken.  1)  1722  von  Job,  Christoph  in  Apolda.  70  cm  Dutchmesser.  — 
2)  1776  von  Gebr.  Uhrich  in  Apolda,  mit:  SOLI  DEO  GLüiüA.  50  cm  Durchmesser. 


Wnierstailt  6'/t  l^m  sOdAstUeh  ^  Bnttstidt;  Sita  eines  seit  1110  genaantsB 

Adelsgeschlechtes  von  Willirstede,  welches  noch  1325  vorkommt  Die  Borg,  die  im 
14.  Jahrhundert  zu  den  Besitzungen  der  Grafen  von  Orlamünde  gehörte,  wurde  1345 
im  Grafenkriege  zerstört  und  durfte  nicht  wieder  aufgebaut  werden;  das  Burglehn 
TerUeh  der  Landgraf  dem  Kristan  von  Witaleben,  das  Dorf  erbidten  die  Orafisn  von 
OrlamOnde  als  Isndgiif  liehea  Lehen  auf  Lebenszeit  zurttck.  Die  Pfiorsi  war  bis 
1656  Patronat  der  Herren  von  Witzleben  auf  Wendelstein  und  fiel  dann  mit  der 
Besitzung  Wendelstein  an  die  albertinische  Linie  des  Hauses  Sachsen,  die  auch  seit 
der  Laudestheilnng  von  14^5  die  Oberhoheit  hatte,  und  zwar,  als  nach  dem  Tode 
des  Kurfttrstea  Johann  Georg  (1656)  dessen  vier  SOhne  das  Land  thmlten,  an  die 
Linie  Sachsen-Weissenfels  (Herzog  August),  und  unter  das  Amt  Wendelstein,  nach 
deren  Erlöschen  1736  an  das  Haupthaus  Kursachsen  zurück,  1815  aber  (während 
der  grösste  Theil  des  Amtes  Wendelstein  au  Preussen  abgetretim  wurde)  au  Sachsen- 
Weimar.  —  Codex  diplom.  Sax.  regüw  1,  11,  ii.  22.  380.  —  Die  DiOce«»  Buttstfidt  1842,  i>.  57-58.  — 
0.  Franke,  Dm  Bothe  Bach  tob  Weimar,  S.  4.  6.  —  OeaddehtaqoeOeB  d.  Fror.  Sactuen  XZm, 
Nr.  428.  —  Kronfeld,  Laodeikand«  II,  S.  24<).  —  Michelsen,  Ausgang  d.  Grafsch.  Orlamflnde^ 
S.  30  fil  —  Monam.  Germ,  bist  in  4".  DeuUche  Chroniken  II,  S.  318.  —  Oesterley,  Historiseh- 
geogr.  WOrterbneb,  &  767.  —  Boin,  TbuiDgia  lacra  I,  8.  123;  II,  S.  120  (CL  d.  Wappen  der  Hwran 
T.  W.).  136.  160.  165  f.  158.  180.  182.  18«.  225.  —  Rein,  in  Thflrinf?.  VercinB-ZeitBchr.  1865  (VI),  S.  16 
Anin.  — .  V.  Beitzenstein,  Regesten,  S.  150.  168  f.  —  A.  Schumann,  Lexikon  von  Sachsen  XIIX, 
8.  831;  ZVni,  S.  1001.  ~  C.  F.  L  Schamann,  Landeeknnde,  S.  50.  —  Staatsbandbaeh  f.  S.«WeiiiMr 
1864,  S.  212.  —  Stark,  in  ThOring.  Voreina-Zeitechr.  1857  (TT),  S.  15;i  flbor  das  Siocrnl.  -  Stochele, 
In  TbOriog.  Vereins-ZeiUchr.  1880  (X).  S.  39— 4L  —  Wölfl,  Chronik  des  iüosters  i'forta  I,  ä.  271; 
I^8.UIL]88Lm2niSI»L  -  Wirdtwein,  üiaiiagia  tt  VtSbäU^k,  &  71.  ISK 


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87  Bnttstftdi 


WiLLKBSTSOT. 


483 


Kirche  dw  bäUgaii  Alban,  1743  ertwnt,  1799  mxmrt,  1840  im  Imrani 

vollendet;  Thurm  1800  erhöht  Der  Chor  und  das  Langbaus,  welche  zusammen  ein 
Rechteck  von  16  m  Länge  und  9,1  m  Breite  bilden,  haben  schlichte  Gestaltung  aus 
dem  Iti.  bezw.  unserem  Jahrhundert,  mit  üolzducke  von  der  Form:  —TV-  und  regel- 
miaiiger  Anlage  von  ncbteckigen,  in  zwei  Reihen  augeordneten  Fenrtem  und  statt 
des  mittieren  Fensters  an  der  Ost>,  Nocd>  und  ^kd-8eite  je  einer  dwasoidMi  TMr 
(drei  Axen  an  der  Ostseite,  je  fünf  Axen  an  den  Langseiten);  Ober  der  Nordthür 
aussen  ein  Schild  mit:  DEO  TRIUNL  Die  Spitzbogen-Thür,  welche  vom  Langhaus 
in  den  schmaleren  Westthurm  führt,  ist  spätgothiscb,  vom  £nde  des  lö.  Jahrhunderts; 
ebenso  der  ganse  Thum  selbst  in  seinem  Steinban.  Er  eriiebt  sieh  saaichst  glatt  Ms 
etwas  llbw  den  Dach-Aafong  des  Langhauses,  von  einigen  schmalen  Beehteck-Fenstem, 
die  übereinander  sichtbar  werden,  erleuchtet,  an  der  Westfront  unten  auch  noch  mit 
einer  verstümmelten,  schweifbogigen,  von  Fialen  eingefassten,  aussen  rechteckig  um- 
rahmten Blende  verziert,  darunter  die  Worte :    .  bni          Sein  durch  ein  Zwischen- 

gesima  von  den  eisten  Geschossen  getrenntes,  das  Langhaus  •Dach  fibemigendes, 
oberstes  Geschoes  hat  an  der  Nord-  und  SOd-Seite  ehk  grosses  Spitzbogen-Fenster 
[dessen  ehemaliges  Maasswerk  herausgebrochen  ist],  an  der  Westseite  dafür  ein  Flach- 
bogen-FoDster  des  18.  Jahrhunderts,  mit  Schlussstein.  Auf  dies  Gcschoss  folgt  der 
hölzerne,  beschieferte  Oberbau  des  18.  Jahrhunderts,  in  unserem  Jahrhundert  erneuert: 
zonicbst  ein  Achtedc-GeschosSi  bei  dem  der  Uehergang  vom  Viereek-Ban  dnreh  yiat 
diesem  aufgesetzte  2&^giebel  von  der  Form :  n_  wmittelt  wird,  dann  Schweif* 
kuppel  und  darüber  gesetzter,  schmaler,  doch  im  unteren  Theil  zwiebelformig  ge- 
schwellter Helm  von  ganz  wunderlich  asiatisirender  Form  —  Die  Diöcese  Buttstädt,  S.  58. 

Tauf-£ngel,  aus  dem  18.  Jahrhundert,  knieend,  auf  Kopf  und  aufgereckten 
Hftnden  das  mit  Akanthus  verzierte  Becken  tragend,  derb  von  Holz  geschnitzt,  neu 
bemalt 

Kanselban,  ans  dem  18.  Jahilinndert»  modernisirt   Im  Ecdgescboss  drei 

Durchgänge  mit  der  Ueberdeckung :  r\_,  getrennt  durch  vier  vom  Boden  auf- 
steigende, auch  (las  Obergeschoss  einnehm(mde,  dorische  Pilaster;  vor  den  beiden 
mittleren  stehen  noch  koriutbiscbc  Säulen.    Zwischen  diesen  im  Obergeschoss  die 

schlichte  Kanzel,  vom  Gnmdriss:       vom  Aufriss:  ^  .  In  den  seitlichen,  offenen, 

ebenfalls:  r\—  überdeckten  Abtheilungen  stehen  die  Figuren  Christi  und  Mosis. 
Verkröpftes  Gebälk  mit  daraus  vortretendem  Schalldeckel.  Ueber  den  seitlichen  Ab- 
theilungen  steigen  Schweifgiebel-Stücke  auf,  auf  deren  Ecken  Postamente  mit  fiugehi. 
Ueber  der  mittleren  Abtheilnng  an  den  Edcni  anfiiteigende  Bogengiebd-BtidEB,  eben- 
falls mit  Engeln  darauf;  in  der  Mitte  ein  Crudfix  zwischen  korinthiächen  Pfeilern, 
welche  einen  Flachbogen  tragen.  Der  ganze;  Holzbau,  durch  die  vielen  Durchblicke 
charakteristisch,  zeigt  schon  classicisti.sclie  Einfachheit  der  Decoration,  zum  Theil 
auch  Vereinfachung  im  Gefolge  mit  der  kürzlich  stattgehabten  Restauration;  er  ist 
weiss  gestridien,  adt  Vergoldungen. 
Tanfkanne,  von:  174S.  Qnn. 

Kelch,  aus  der  Zeit  bald  nach  15(.)0,  kräftig,  gut,  sehr  schön  gearbeitet,  Fuss  rund, 
mit  blindem  Randmuster  von  Diagonal-Kreuzungen ;  auf  der  Oberfläche  ein  aufgelegtes 
Crucifix.   Der  Knauf  ist  sehr  schön,  ein  Beispiel  der  kräftigen  Art  um  den  Anfang 


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484 


WlUUUTSDT. 


BnttBt&di  88 


des  15.  Jahrhunderts,  mit  durchbrochenen  Maasswerken  in  tiefer  Profilirung,  scharfem 
Schnitt  und  starker  (durch  (Einbiegung  der  Seiten  gesteigerter)  Kanten-Betonung, 
sowie  der  sich  damals  geltend  machenden  Zierlust  und  Bereicherung  mit  natura- 
listischen Ilosetten.  An  den  Würfeln  steht :  i .  ^ . e .  e  .t> .  6, 
dasselbe  am  Schaft  Uber  dem  Knauf ;  an  dem  darunter : 
maria.  Kuppe  leise  geschweift.  Silber,  vergoldet  — 
llostientcller,  mit  vierpass-förmig  vertieftem  Boden 
und  Weihekreuz  am  Rand. 

Kelch  für  Kranke,  aus  dem  17.  Jahrhundert,  mit: 
H.P.II,  am  Fuss.  Dieser  ist  rund;  ein  steiler  Ablauf 
steigt  zu  dem  im  Querschnitt  runden  Schaft ;  dieser  ist 
unter,  wie  über  dem  apfelf5rmigen,  mit  Leiste  qucrge- 
theilten  Knauf  weit  länger,  als  gewöhnlich,  und  mit 

mehreren  Wülsten  und  Gliedern  vom  Umriss:  ^,  also 

mit  trennenden  Einschnitten  (nicht  Kehlen)  gebildet 
und  dies,  wie  die  scharf  halbkugelige  Kuppe,  giebt  dem 
ganzen  Kelch  die  charakteristisch  straffe  und  herbe 
Form,  die  in  der  Zeit  und  dem  Material,  vergoldetem 
Messing,  liegt. 


Mitteltheil  vom  älteren  Kelch 
in  der  Kirche  zu  Willerstedt. 


Pfarrhaus,  stein. 

DiOceM  Butt«tAdt,  S.  5& 


Rundbogen -Thor.  —  Die 


[Burg,  1345  zerstört.  Der  Hügel,  östlich  von  der  Kirche,  lässt  noch  die  alte 
Stelle  erkennen.  Es  ist  eine  ungefähre  Plllipse,  südlich  und  südöstlich  vou  der  Willer 
geschützt,  auf  den  anderen  Seiten  durch  einen  Graben,  dessen  Vertiefung  an  der 
Ostseite  der  Burg  sich  am  deutlichsten  zeigt.  Die  nördliche  iiälfte  des  Ilügels,  der 
Pfarrei-Besitz,  ist  im  Ganzen  erhalten,  die  südliche  Hälfte,  Besitz  der  Gemeinde, 
wurde  vor  einiger  Zeit  durch  Abgrabungcn  verringert.  [ Hierbei  fand  man  künstliche 
Unterbauten,  erst  Steine,  darunter  Lehm,  zuletzt  ein  mächtiges  Eichengerüst,  aus 
einem  liegenden  Rost  und  stützenden  Balken  bestehend.  -  Hesi,  in  TbOring.  Ymina» 
Zeitachrift  VI,  S.  183.  -  Kronfeld  o.  a.  0.  -  Michelsen  a.  a.  0..  S.  32.  -  Stoatthandboch  1864. 
ä  212.] 


Oraak.  8  BaADchdradufoi  Tun  U.  YMm  in  Janu  —  Mö 


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